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Full text of "Deutsches Wörterbuch"

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DEUTSCHES 


WÖRTERBUCH. 


VIERTEN  BANDES  ERSTE  ABTHEILÜNG 


DRITTEE  THEIL. 


DEUTSCHES 


-^ 


WÖRTERBUCH 


VON 


JACOB  GRIMM  UND  WILHELM  GRIMM. 


m 


L 


VIERTEN  BANDES  ERSTE  ABTHEILUNG 

DRITTER  THEIL. 
GETREIDE    -GEWÖHNIGLICH 
Bearbeitet  von  Hkkmann  Wumokrucu.  ^  />  31 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  S.  HIRZEL 

1911. 


^7 

Al,hl 

YORWORT. 


Fem  dem  akademischen  leben,  aus  dessen  mitte 
die  ersten  lieferungen  zu  Heidelberg  entsprangen, 
schlieszt  dieser  band  in  Berlin,  die  befOrchtungen, 
die  ich  für  die  fortschritte  meiner  arbeit  an  den 
Wechsel  von  ort  und  beruf  knüpfte,  haben  sich  zu 
meiner  freude  nicht  erfüllt,  und  ich  glaube,  dasz 
das  werthvollste,  das  mir  die  lange  lehrthätigkeit 
gab,  auch  auszerhalb  des  rahmens  der  hohen  schule 
sich  weiter  entwickelt  hat. 

Auch  der  universitas  litterarum  suchte  ich  in 
steigendem  grade  näher  zu  kommen,  und  die  dar- 
stellung  der  worte  gewissen,  gewisz,  gewohnheit, 
gewitter,  gewaffen,  gewappen,  gewehr,  geweih,  ge- 
wild, getreide,  gewänne,  gewerk,  gewicht,  gewerbe, 
gewinn,  gewirkt,  gewebe  greift  in  theologie  und  Philo- 
sophie, naturkunde  und  kriegskunst,  jagd,  ackerbau, 
bergbau  und  handel  so  tief  ein,  dasz  die  regungen 
und  Wandlungen  deutschen  geistes  und  deutschen 
fleiszes  in  ihrer  eigenart  wie  in  ihrer  abhängigkeit 
von  fremdem  an  den  Schicksalen  der  sprachlichen 
hülle  abzulesen  sind. 

Die  innigste  fühlung  muszte  ich  mit  der  rechts- 
sprache  nehmen,  der  worte  wie  gewähr,  gewerf, 
gewette  ganz  angehören,  während  andere  wie  ge- 
walt,  gewerbe,  gewerk,  gewinnen,  gewohnheit  in 
bedeutsamen  zügen  ihrer  ent\vicklung  darauf  zurück- 
führen, hier  wäre  es  verlockend  gewesen,  die  reich- 
haltigen Sammlungen  auszunützen,  die  als  vorarbeiten 
für  ein  groszes  deutsches  rechtswörterbuch  unter  der 
leitung  von  ghr.  Richard  Schroeder  in  Heidelberg 
geordnet  werden  und  die  einzelnen  anfragen  bereit- 
willig geöffnet  waren,  wobei  ich  namentlich  Eber- 
HARDT  freiherm  v.  Könssberq  zu  dank  verpflichtet 
bin.  aber  eine  planraäszige  ausbeutung  meinerseits 
wäre  doch  nicht  durchführbar  gewesen  und  hätte 
überdies  den  zwecken  des  rechtswörterbuches  un- 
gebührlich vorgegriffen,  auszerdem  hielt  mich  ein 
grundsätzliches  bedenken  davor  zurück,  meine  eige- 
nen Sammlungen,  die  ich,  namentlich  bei  gewohn- 
heit, gewohnheitsmäszig  und  gewohnheitsrecht,  aus 
den  quellen  selbst  ergänzte,  durch  solche  anleihen 
ins  ungemessene  zu  erweitem,    die  entwicktung,  die 


die  fachwörterbächer  der  deutschen  spräche  zur  zeit 
nehmen,  nöthigt  den  darsteiler  der  gemeinsprachc, 
die  grenzen  für  sich  selbst  enger  zu  ziehen,  um 
sich  nicht  auf  fremden  gebieten  zu  verlieren,  wenn 
der  Sprachforscher  an  dem  einzelnen  wort  alles  be- 
leuchtet, was  thatsächlich  in  der  form  sprachlicher 
entwicklung  zu  tage  tritt,  dann  hat  er  auch  dem 
Wissensgebiet,  dem  diese  entwicklung  erwächst, 
einen  dienst  geleistet,  und  wenn  bei  den  Vertretern 
der  rechtswissenschaft  im  kämpfe  um  die  begriffs- 
bestimmung  von  gewohnheit  und  gewohnheitsrecht 
die  neigung  durchbrach,  von  der  Wortbedeutung 
selbst  immer  mehr  abzusehen,  so  ist  es  jedenfalls 
dem  Sprachforscher  geboten,  am  worte  festzuhalten. 

Die  engeren  fachgenossen  werden  bemerkt  haben, 
dasz  meine  darstellung  hauptsächlich  in  zwei  rich- 
tungen  neue  wege  einschlug. 

Mit  dem  worte  getreide,  das  gegen  fracM  und 
körn  sorgfältig  abgegrenzt  wurde,  fand  das  be- 
streben schon  ausdruck,  die  brach  liegende  Syn- 
onymik tiefer  umzupflügen  als  früher  geschehen, 
diesem  bestreben  sind  auch  die  späteren  lieferungen 
treu  geblieben,  vor  allem  bei  gewinnen  und  bei  ge- 
wohnheit war  die  gelegenheit  gegeben,  auf  .dieser 
bahn  weiter  zu  schreiten. 

Das  eine  vnirde  mir  bei  diesen  abgrenzungs- 
versuchen  klar,  dasz  die  Synonymik  aus  der  bloszen 
begriffsbestimmung,  mit  der  sich  ältere  darstellungen 
begnügten,  nicht  so  viel  nutzen  ziehen  kann,  dasz 
vielmehr  die  Stilistik  zu  hülfe  gerufen  werden 
musz,  die  auch  auf  dem  gebiete  der  deutschen 
Sprachforschung  anzubauen  ist. 

Einer  tiefer  greifenden  deutschen  Stilistik  in  die 
band  zu  arbeiten,  das  habe  ich  als  eine  der  haupt- 
aufgaben  des  deutschen  Wörterbuches  betrachtet 
neben  den  neigungen  einzelner  Schriftsteller,  ganzer 
landschaften  und  Zeiträume  wurde  daher  der  unter- 
schied zwischen  festen  und  lockeren  Verbindungen 
beim  einzelnen  worte  sorgsam  beachtet,  wurden  die 
bedingungen  gekennzeichnet,  denen  die  wortl)edeo- 
tung  unterliegt,  je  nachdem  sie  in  der  form  des 
hauptworts,  Zeitworts  u.  a.  aasdruck  gewinnt  daraus 


IV 


VORWORT. 


rechtfertigt  sich  die  ausdehnung  mancher  meiner 
artikel;  doch  ist  es  mir  nicht  immer  geglückt,  dieses 
ziel  so  eindringlich  vor  äugen  zu  stellen,  wie  ich 
wünschte,  in  Heidelberg  haben  ungünstige  äuszere 
Verhältnisse  zuweilen  die  energie  gelähmt,  die  zur 
beherrschung  der  massen  nöthig  ist,  zumal  wenn 
ein  wort  aus  zwölf  Jahrhunderten  nie  versiegender 
Oberlieferung  belegt  erscheint,  wie  gewalt.  darum 
danke  ich  dem  kgl.  preuszischen  ministerium  der 
geistl.  und  der  Unterrichtsangelegenheiten  auch  an 
dieser  stelle  dafür,  dasz  es  mich  1902  an  die  kgl. 
bibliothek  zu  Berlin  berufen  und  dasz  es  dort  seit 
1905  für  eine  entlastung  in  meinen  dienstgeschäften 
sorge  getragen  hat.  durch  die  rücksichtnahme,  die 
die  generalverwaltung  der  kgl.  bibliothek  in  dieser 
richtung  bewies,  war  es  mir  möglich,  meine  arbeits- 
kraft  zu  einem  guten  theil  dem  Wörterbuch  zu  wid- 
men und  hier  den  einzelnen  fragen  nachzuspüren, 
ohne  auf  den  äuszeren  ertrag  sehen  zu  müssen. 

Dem  reichsamt  des  innern,  das  mich  schon  1898 
bei  meinen  bemühungen  um  die  gewährung  einer 
hülfskraft  unterstützte,  habe  ich  die  mitwirkung  bei 
einem  vertrage  mit  der  königl.  preusz.  akademie  der 
Wissenschaften  zu  danken,  der  mir  auch  bei  der  neu- 
regelung  der  arbeiten  am  Wörterbuch  die  freie  ent- 
scheidung  über  form  und  Inhalt  meiner  darstellung 
zusichert. 

Nicht  alle,  an  die  ich  mich  im  einzelnen  wenden 
möchte,  kann  mein  dank  erreichen.  W.  Wilmanns 
ist  vor  Vollendung  seiner  groszen  deutschen  gram- 
matik  jäh  aus  dem  leben  gerufen  worden,  und  dem 
Trübnerschen  verlage,  der  mir  die  zur  syntax  hinter- 
lassenen  vorarbeiten  anbot,  muszte  ich  mich  um  des 
Wörterbuchs  willen  versagen,  so  nahe  mir  auch  in 
diesem  falle  die  erfüllung  der  dankespflicht  lag. 
E.  Matthias,  der  die  philologenversammlung  zu 
Halle  auf  die  nothlage  des  Wörterbuchs  aufmerk- 
sam machte,  hat  die  Wirkungen  seiner  rastlosen 
bemühungen  nicht  mehr  erlebt. 


An  seine  stelle  traten  Ph.  Strauch  und  Friedrich 
Kluge,  der  mich  mit  rath  und  that  weiter  unterstützt 
und  in  schweren  stunden  zur  weiterarbeit  ermuthigt 
hat.  auch  der  eifer  meines  freundes  Qaebel  in 
Hohensalza,  der  selbstlos  mit  lesefrOchten  aller  art 
beisprang,  spornte  mich  immer  wieder  an,  wenn  der 
gedanke  niederdrückte,  eigene  arbeiten  zu  gunsten 
des  Wörterbuchs  zurückhalten  zu  müssen. 

Meinen  herrn  assistenten,  Georg  Schöpfe  (bis 
1901),  M.  G.  LüDTKE  (bis  1904)  und  W.  Nickel  (bis 
1910)  darf  ich  für  treue  und  verständniszvolle  mit- 
arbeit  danken,  aus  den  lesefrüchten,  die  sie  auf- 
gespeichert haben,  zehre  ich  und  werden  andere, 
die  am  G  arbeiten  werden,  sich  noch  erfreuen,  auch 
eines  jungen  freundes,  Siegfried  Treskow,  soll  da- 
bei gedacht  werden,  der  mir  mit  fröhlichem  arbeits- 
eifer  in  krankheitstagen  zu  hülfe  kam. 

Die  theilnahme  weiterer  leserkreise  am  Wörter- 
buch ist  ebenso  gewachsen,  wie  die  arbeit  auf  dem 
weiten  umkreise  der  wortkunde  stärker  einsetzte,  die 
von  Kluge  herausgegebene  Zeitschrift  für  deutsche 
Wortforschung  bietet  ernstern  bestrebungen  dieser 
richtung  einen  willkommenen  mittelpunkt;  dort  habe 
ich  über  einzelne  lieferungen  dieses  bandes  genauere 
rechenschaft  gegeben.  Hermann  Fischer,  Müller- 
Fraureuth,  Reinh.  Steig  berichteten  in  der  presse 
über  die  fortschritte  des  Wörterbuchs,  pfarrer  Risch 
in  Landau  wies  seine  fachgenossen  auf  die  Unter- 
suchungen zu  gewissen,  prof.  Perels  in  Heidelberg 
die  seinigen  auf  das  rechtssprachliche  gewähr  hin. 
dr.  Wilhelm  Biltz  in  Göttingen  hat  den  littera- 
rischen nachlasz  seines  vaters  dem  Wörterbuch  zur 
benutzung  überlassen,  die  centralsammelstelle,  die 
das  reich  in  Göttingen  gegründet  hat,  wird  später 
zu  würdigen  sein,  allen,  deren  theilnahme  meine 
arbeit  begleitete,  die  durch  beihülfe  oder  kritik  sie 
förderten,  sei  herzlicher  dank  ausgesprochen,  vor 
allem  darf  ich  die  sonne  preisen,  die  mein  heim 
durchleuchtet. 


Frohnau  bei  Berlin,  october  1911. 


HERMANN  WUNDERLICH. 


4453 


(iETRBIOE  I  (rormeo) 


GETREIDE  I  (b«deuluDgs«ntwiekluDg)     4454 


GETnEIDE,  feln\At,  ».,  t«rbaUub$Unla  tu  tra|eii  (i.  i.) 
geliArl  iler  neueren  ijnaehe  nur  in  (i/i#fii  ttttt  du  themaUg*H 
bedtutungtumfangts  an,  in  dtr  vtrmtndung  für  frumtnlum,  fruget. 
dtr  um/üttendt  ttnMndungikreis,  dtr  $ich  in  dUtrtr  ztii  auf  dir 
gruxdliige  dtt  ttr\>al%uhilanlm  entwickelt  hat,  Uitt  tick  uhon 
!■:  den  teOrterbüehern  Uberbltcktn  :  allh.  gdragide,  potJOito  GtArr 
,  .Ol ;  mhd.  nftrf ►eile,  gepdek,  kdung,  beuregltchfi  gut,  bentt- 
,um,  lebrntmittel,  klttJung,  hautrat,  bodenertrag,  trdfrüchtt  mlid. 
teb.  3,  n'.  Lkib«  I,  91',  nachtrag  204.  leAon  in  den  vocabu- 
larien  itt  jedoch  der  ganie  umfang  auf  dU  etnt  parallele  gelreide, 
/ri(w*ii<um  tutammengescliruuipp.  die  vertcandten  tprarhen  ter- 
lialtin  lieh  nach  beulen  teilen  ablehnend,  für  du  aUgemeinert 
iedeulung  verieichnH  Schillbk-LOibcm  2,  SO*  einen  eintigen 
beleg:  für  die  engere  bedeutung  trttfn  in  nitderdeutiehen  rocu- 
hiilaiitn  dei  l.%.  jahrh.  vertintelle  rnllehnungen  aui  dem  mtttel- 
i!euliehen  ipraehgfbiete  .luf.  davon  abgetehen  halten  die  idmi- 
lifhen  geimanisehen  tpraehen  an  dem  lynoni/men  körn  fest,  dat 
im  gotischen  schon  belegt,  auf  deutschem  boden  lange  vorhrrrtchtt 
«nii  noch  heute  m  norden  überwiegt,  wie  et  auch  anderwdrtt  in 
len  tutammensettungen  wte  kornhaus,  kornmarkt  u.  a.  als  die 
inikitümlichere  form  sieh  kennieiehnet.  gelreide  in  dieser  be- 
deutung  gehört  dtr  uhrifttpracht  an,  in  d>e  es  vor  allem  durch 
LiTnuR*  «in/Zuis  —  allerdingt  begünttigt  durch  gleiche  neigungen 
der  batrisch- fränkischen  mundarttn  —  aus  dem  mitUldeiäscJien 
Sprachgebiete  eingedrungen  iU. 

I.  erstes  auftreten,  formen,  btdeutungsenlwicklung. 

1,  d)  die  althd.  penode  Idsst  das  tubttanliv  ettt  in  der  jüngeren 
litleialur  in  den  voidergrund  treten,  et  durchkieuten  sich  hier 
anfangs  verschiedenartige  bildungen  vom  selben  verbalslamme.  in 
den  btbtlglotsen  begegnet  als  jüngere  Variante  lu  grziucli  das 
»bstracte  femininum  getregida,  giiragida  Steimibter^Sietkii 
I,  66&.  bei  NoTRBR  ist  das  femininum  nach  analogie  anderer 
mit  dem  prdfix  ge  gebildeter  abstracto  in  die  klasse  der  neutra 
abirgetreten :  getrogeiie  Hattemer  3,06'  vgl.  Wilmahss  deutsch* 
gramm.  II  §  364, 3.  dieses  neutrum  bildet  die  grundlage  der 
mei4  veruendrten  formen  unseres  Wortes,  über  das  masculinum 
Iraid,  getraid  vgl  sp.  Wo». 

h)  in  der  mittelliochdeutschen.  periode  sind  die  vollen  formen 
auf  oberdeutschem  boden  nur  noch  vereinziU,  in  mitlldeul sehen 
belegen  dagegen  herrschen  sie  vor.  gelrugide  begeynet  in  der 
Wiener  genesis,  getrrgede  in  den  glossen,  in  der  Ittanei,  in  dtr 
livldndischen  reimehronik,  in  den  predigten,  die  Lbtsbr  heraus- 
gtgebtn,  in  Varianten  <u  Konrad  von  WCkzrurc.  getreide  tritt 
suerst  in  der  jüngeren  Judith  auf,  bildet  du  rci/W  bei  Kokbad 
von  WCtrzBDRC  und  in  den  bairischen  rtchtsdenkmdlern.  auf 
mitteldeutschem  boden  erscheint  geiri-ide  er>t  im  \i.  jalirh.  in 
konkurrens  mit  gctroigede ,  getregede,  so  im  Freiberger  stadt- 
recht;  b<i  JhRuscHiN  und  andern  tst  die  dtphtoniiiertt  form  der 
eontraction  durchgeführt,  in  anderen  mitteldeutsi hen  quellen  stiebt 
diese  nieder  der  monophthongierunij  xu :  grtrcdc. 

c)  auch  im  tnlaul  und  auftaut  machen  sich  gegensdtse  swischtn 
oberdeulitcher  und  mittel! eutscher  sprachwetse  giilend.  das  prnßx, 
das  in  der  oberdeutschen  aussfirache  verstummt,  fehlt  auch  in  ilen 
bairischen,  ostfrdnktschen,  ostschicdbischen  dtnkmdlern  xirong- 
losert*  Stils  tsp.  44ä7  ff.),  dageqen  entspricht  es  mitteldeutscher 
»tigung  lur  bretle,  wenn  dort  das  sufßx  arb.  ecb,  ich,  das  m 
ülkn  mundarten  tu  bestimmten  swecken  veruendet  wird,  in  der 
form  getrridich.  );elreidig  eine  mundartliche  concuirmsform  für 
das  i^chnftsprachUche  gelreide  biUen  hilft,  als  solche  ist  sie  jedith 
auf  die  mundarten  nicht  beschränkt  geblieben,  sondern  sie  hat 
sieh  auch  lilleraritch  in  späterer  seit  bethätint,  weshalb  sie  tiiient 
iarsleUung  beanspruchen  darf,  bei  Lotbbb  findet  sii  sich  nur 
in  den  in/imi<rn  regungen  seines  spraehlebens,  in  den  eigtntikhin 
buchausgaben  ist  die  schnftform  an  die  stelle  getreten. 

d)  für  die  Schreibung  des  diplithongs  lassen  sich  du  aUgtmeinn 
beobachlungtn  heransiehen,  die  an  dem  schrei'i)ebrauciie  für  altts 
ei  gemoelit  worden  sind,  im  besonderen  hat  hier  der  tlymoto- 
güiChe  gesichtspunkt,  du  xitrück/ührung  des  trortes  auf  das  wtrkum 
tragen,  tugunsten  des  ai  ein  ewirkt.  in  den  mörterbürkem  dtt 
17.  und  18.  jahriiundtrts  triU  die  seJirribung  mit  ai,  sofern  tk 
nicht  oberdeutschen  Ursprungs  vd,  stets  im  susammenhang  mit 
der  etymotogisfhen  erkläiung  auf:  traide,  gelreide  ..  dintiir  • 
tragen  SriüLkB  23  0:  getraid  ..  Iraid  ist  von  trogen,  getraid 
ist  das  ciillcctivum,  ulles  was  Her  acker  von  kOrnern  tragt. 
Fbiscr  i,  3»0.  —  dt«  sciireibung  mit  ei  flniet  sttk  bn  Mtilia*ca 

IV. 


MI.  ABitone  S,  «n.     GaiMi  dusttdu  frMMMttl  !■  Sil  ttknBt 

getraide,  bemerkt  aber:  man  »clirtibl  auch  f«irei4e,  web«, 
was  Oberali  gescbehen  konnte,  da  wir  ci^at  aasspreclw«. 
die  ntuttltm  mtrttrbüchtr  roa  Hbtiib  und  P«ol  but*9  im  fmm 
gelreide 

t)  iit  aptkep«  des  autUttttnd«»  •  Imismt  te  •mttru  wtrU 
nur  in  bair.-bütrr.  queOtm^  imt  tktr  ii«/l|  wU  •amtutÜtk  i»  an- 
lammenutsungen  vor,  in  dtm  tlktrinttiktu  dtnkmtttn  itt  «KrtTM 
verrdth  sich  auch  am  rollrn  autlaul  iai  tchriftmitäft  itt  varfM. 

3)  in  dem  urtpiUnglichen  bedeutungtumftn§  itt  MWteXtat 
lasten  tich  anknüpfungen  an  die  manntijftUigtUn  •mwaäMfr* 
des  rerbumt  tragen  erkennen,  wo^<i  das  mrMmtmtm  <•  in 
verschiedensten  functionen  auftritt. 

a)  strittig  ist  die  deutung  des  ältesten  Meft,  it»  Ht  ttgnt- 
liehe  Ittteratur  auftuweiten  hat:  sümelicbtr  ist  eböol  ai«  fist 
iieedele.  tcmo  iz  aber  iefd  ist  lürb  «In  irm  fttriif*4e 
ihunc  nobilitas  notum  factt.  sed  inctutut  auguttia  rei  fawMttftt, 
maltet  esse  tqnolus).  Notkeb  [Boetiuut)  t,  46*  BtUemer.  es  lieft 
hier  nahe,  an  ein  nomtn  actionit  t*  denken,  um  st  mehr  alt 
in  anderen  späteren  brlegen  für  dat  subst.  der  begriff  der  tebtnt' 
lührung  deutlich  hervortritt,  andererseits  lietu  sieh  die  vertten- 
düng  det  wartet  in  unserem  susammenhamie  auch  auf  den  all' 
gemeineren  begriff  für  besitz,  possessio  turückfihren ,  der  auf 
anderer  grundlaije  fustt  {vgl.  c). 

a)  ein  nomen  actionis  tritt  deutlich  hervor  in  ibtt1n§enen 
verivendungen  der  mittelhochdeutschen  dichtung: 


e  man  beginne  »uoclien  in  mit  Isiteriiclier  hleyda: 
len  ereu  vlielie  er,  tarn  der  «iliJe  tiaburne  s'eiaer 
dur  ein  krank  geirrgtl« 
laia  er  sieb  ichanile  vahtn  oibt    {'ter  biber). 


seyde : 


KoKRio  T.  Wiiaiauac  minne*.  r.  ä,  liagou  t,  SSy ; 
den  reinen  wibeo  tprecbei  wol, 
vor  meide  man  »i  krceoeo  sol: 
wDrdt!  ui  dvr  meide  nilit  ein  wip 
so  nOrile  aucti  nimmer  mannes  lip 
geborn  von  lielner  meide  .  . 
wOrde  UI  der  meide  iiitii  elo  brut. 
so  were  ei  l^rsnk  getrelda« 

MiKi«rii'"<;»r  ».  li.  Hat»n  i,  IIV. 
ß)  weniger  deutlich  sind  die  folgenden,   std  ebenfalU  kierker 
gehörigen  beispiele: 

dax  er  gar  lluierltchen  rcbelo 
an  der  vil  sclitünen  meide 
vi!  wOoneclicb  geircide 
lac  ao  ir  kbeiem  lebeue. 

Ko<«a>D  V.  weRiaca«  tngelkard  »74; 
*        dl  mlie  glene  er  rluwevar 
von  der  silitünen  meide, 
da;  maiteiliclie  geirride 
da;  mun  d&  lieiiet  iittren 
da;  liimde  er  tiefe  mdren 
in  eines  edeln  tierten  gnint.       tt40. 

b)  in  aUen  anderen  Verwendungen  des  substantirs  treffen  mir 
eine  objectivierende  tendem  an.  <i%geHitände,  du  mit  dtf  mt- 
bilbedeutung  in  irgendwelche  betieliung  gesrttt  werden  k4nnen, 
treten  in  den  bedeutungtumfaug  des  sni>*lantimms  ein 

in  besonderem  maasu  fruchtbar  kat  tsek  natk  dieter  teilt  itr 
in  dem  verbum  tragen  ruhende  begriff  ier  f-lbfwegmnn  tr- 
witsen.  aus  ihm  lasun  sKh  du  wieiaten  iUerm  weTwmdmnf'n 
des  subüantivums  ohne  swana  erUirru.  denn  et  tit  fte^ti«  ftr 
die  ältere  seit  hier  en  lebendiger  zn^emwtenkamf  tmitikem  ntr» 
bum  und  verbalsubüantie  «i.«i<-Mick,  wie  tnk  tcktm  dornt  <r- 
kennen  lAsU,  dast  im  WiUehalm  tan  ÖHerreik  (IM*  vft.  Ult« 
I,  917)  getreide  noch  für  iragbabre  {daß)entfe^  wmit  feU>feu 
wird)  gebraueilt  wiid.  so  durje»  wir  die  frnndUft  tms  ftit^i» 
darin  erblicken,  dass  et  olles  sus^mm'^fasilf  tut  frtnsfr«  «M, 
getragen  werden  kann.  rgL  antk  Sciiatuia  l%  M«:  «rf.  lr«g«t, 
traget«  f.,  was  man  auf  einoMl  tragen  kann.  Scwai»  nkwtk. 
wb.s.\iy  die  weitere  bedenlmn§ttmtwstkkin9  kingß  ■«•  d»nm 
ab,  ob  der  aUgemeinere  begfif  net^teftbÜH  wi  ■«|«f«ff 
wird,  oder  ob  der  ra  dem  «KfmrÖMm  btfeig  twlkalkm  mke» 
sonderfoimen  altwtigL 

a)  an  itn  wettteH'innttm  iet  aUftmuminm  htrti**  <••(• 
tick  ttkkt  mlirsdMMem  ra  ie^n  ist  mha^tdewlnt  li*^*§ 
bUibty  «Ml  takktt  t»  iemem  tk  tm  fmkn 
kinnt  tnrkektnit, 

\))  a))  xm  dm  «ntertm  darf  ••■  mI  M^ 
rrcknnk  dort  war  fkr  de*  «/terra  |liai>Blsi^s<*wflif  d*t  to* 
l^fffjcAr  imptnaat  wsäiemna  miwtniekut  gctiiKb  (v«l  irsrnfl 
wiedergtftben  traritn.    jknfert  koadt^infiim  pmtknm  im  *»- 


; 


4455       GETREIDE  1  (ältere  bedeutungen) 

stimmlem  zusammenhange  hiefür  auch  dem  neueren  worte  gc- 
tregida  eingang,  so  in  der  bibelstelle  l.  chron.  22,  5  et  constituit 
ex  eis  latomos  ad  eedendos  lapides  et  poliendos  ut  edißcaret 
domum  dei.  ferrumque  plurimum  ad  clavos  ianuarii . .  et  dixit 
.  ,  .  preparabo  ergo  ei  necessaria.  et  ob  hanc  causam  ante 
mortem  suam  omnes  preparavit  impensas  (vnd  vinb  disse  sach 
bereyttet  er  vor  seinem  tode  alle  lerung.  bibel  von  1483  bei 
Koburger;  als  schaffet  David  viel  Vorrats  vor  seinem  tod. 
Lütheb);  vgl.  Steimikveb-Sievers  1,462.  die  gleiche  glosse 
findet  sich  wieder  für  Daniel  14,  5:  vnd  ein  abtgott  war  bei 
den  Babiloniern  mit  aamen  Bei  vnd  in  dem  wurden  verzert 
oder  auszgeben  durch  einen  iegkiichen  tag  zwelff  masz 
semein.  vnd  viertzig  schaff  und  sechs  krüg  weyns  ...  der 
könig  sprach  zu  in.  nur  allein  ir  saget  mir,  wer  der  sei 
der  da  essze  dise  zerunge  {impendebantur  in  eo  per  dies 
singulos  simile  artabe  duodecim  et  oves  quadraginta  vinique 
ephorae  sex  ...  quis  est  qui  comedat  impensas  has)  bibel  von 
1483  Koburger.  dieselbe  Zusammenstellung  von  gezeug  und  ge- 
treide,  nur  mit  dem  unterschiede,  dasz  sie  nicht  als  synonyma, 
sondern  als  ergänzende  begriffe  auftreten,  'findet  sich  auch  später: 
item  unsern  herren  den  geczeug  sehen  lassen  auch  das  ge- 
treid  ob  er  wil  sehen,  d.  städtechron.  11,464;  vgl.  unten. 

b))  ebenso  gehört  hierher  die  Schilderung  einer  plünderung,  die 
Ulrich  von  Zazikhoven  beschreibt  und  in  der  die  beutestücke 
tusammengeti agen  werden: 

er  gap  in  silber  unde  golt, 

des  er  da  guote  State  vant. 

swaz  Jweret  der  wigant 

het  Verlan,  daz  was  da  gar, 

unde  was  gesamenet  dar 

vil  getregdes  üz  der  mäze.      Lancelei  9221  Hahn. 

e))  im  Zusammenhang  damit  steht  der  begriff  packung,  ladung, 
der  für  getreide  in  beispielen  der  mittelhochdeutschen  dichtung 
verschiedentlich  belegt  ist.  meist  sind  ts  lastthiere  oder  lastschiffe, 
die  das  frachtgut  hier  von  einem  orte  zum  andern  tragen: 

a))  michel  was  des  hers  schal. 

er  vfirte  olbenten  ane  zai. 

si  mohten  chume  haben  waeide. 

die  trugen  daz  ir  getreide. 

si  vörteu  vil  waegene. 

mit  spise  geladene 

hyrze  unde  binden. 

si  yflrten  vil  rinder; 

schar  unde  geize. 

tincbel  unde  waeize.    jüngere  Judith  136,14  Diemer. 
Pi)  si  tuot  als  diu  Sirene 

der  stimme  ist  also  schoen«  ; 

daz  si  mit  ir  gedoene 

die  kiele  au  sich  geziuhet 

und  si  dan  under  diuhet  ' 

mit  liute  und  mit  getreide. 

Ko^RAD  V.  Wi^RZBURS  Engelhard  2221 ; 

d6  sie  ür  daz  mer  quämen, 

ir  rüwe  sie  da  nämen 

mit  allerleie  getregede. 

man,  wib  und  megede, 

linder  unde  pferde 

vürten  sie  vil  werde 

gebunden  und  gevangen.     Livländ.  reimchr.  72S9, 

ebenso  im  passional,  vgl.  Bech. 

d))  auch  in  anderen  Verwendungen,  die  sich  nahe  berühren 
mit  einer  weiter  unten  zu  besprechenden  gebrauchsform,  liegt  die 
verbalbcdeutung  des  herbeitragens  an  der  Oberfläche:  die  purger 
habent  gesetzet,  swer  wein,  chorn,  saltz,  boltz,  hän,  oder 
ander  gelreid  zuo  der  stat  füret,  daz  der  selb  der  stat  ge 
ieit  bat.,  stadtrecht  von  München  §  379  Auer. 

2))  die  Vorstellung  des  beweglichen  hat  im  besonderen  in  der 
Sphäre  des  eigenthumsbegriffes  fortbildung  erfahren:  getregede 
(rt((  hier  in  den  gegensalz  ein,  mit  dem  sich  der  bewegliche  besitz 
vom  gebundenen  besitz  scheidet,  getregede  erhält  geradezu  die 
bedeulung  fahrende  habe,  wie  nahe  diese  entwicklung  lag,  zeigt 
die  interpretalion  des  letzteren  begriffes  im  Schwabenspiegel:  daz 
varende  gfit  beizzet  daz  soln  wir  iv  sagen,  goll  vnde  edel 
gesteine.  vnde  silber.  vnde  vihe.  vnd  ros.  vnde  allez  daz 
man  gctriben  vnde  gelragen  mag.  §  16S  Laszberg.  die  parallele 
getregede  =  fahrnisz  findet  sich  in  der  rechts-  und  verwaltungs- 
litteratnr,  so  im  abschnitt  de  ferramentis  vel  rebus  monasterii 
(§  3j2.  l)  der  Hohenfurter  benedictinerregel :  des  clöstris  getrei- 
gede  in  Isene  oder  in  gwandin  oder  in  den  anderin  sacbin 
besehe  der  abbit  und  bevelhe  si  ce  beb6tene  und  widir  ce 
saroende  den  brftderin  des  lebenis  und  des  site  er  gwis  si. 
ztitschr.  d.  nlterth.  16  Seherer. 

3))  von  da  ab  bildet  sich,  unter  abstreifung  der  besonderen  form 
des  besitzes,    die  allgemeinste   bedeulung    getregede,    eigenthum 


GETREIDE  I  (ältere  bedeutungen)       4456 

aus,  die  allerdings  vereinzelt  bleibt:  posessio,  getrt^gede  im 
summarium  Heinrici  (5,  19)  SiEifJüEYER-SiEVERs  3,  117.  ebenso 
in  den  glossae  Herradinae  ebendort  3,407;  die  liezin  als  ir 
gut  vnd  ir  getregede  durch  sine  predige  vnd  volgetin  im 
vnd  trugin  snode  cleidere  durch  gotis  Ion.  predigten  aus  dem 
\i.  jahrh.  Leyser  78;  des  wart  er  so  sere  gebezzert  daz  er 
dachte,  wie  er  sich  berflvve.  vnd  wie  er  suliche  böze  ane 
gevienge.  der  gel  geruchle  vnd  da  mit  er  genesin  mochte. 
ZV  den  selben  stunt  ging  er  vz  allem  sime  getregede  vnd 
ging  vf  einenen  öden  kirchof.  ebenda  72. 

ß)  die  Verengerung  des  allgemeinen  begriffes  läszt  die  einzelnen 
formen,  in  denen  der  bewegliche  besitz  auftritt,  nacheinander 
von  dem  worte  besitz  nehmen,  wir  finden  getreide  ==  hausrath, 
kleidung,  nahrung  und  lebensmittel. 

1))  suppellex,  getregede  aus  Heinrici  summarium  Steinheyer- 
SiEVERs  3,260;  alle  di  vas  des  clöstris  und  alliz  daz  getreigede 
beselie  er  alse  di  beligin  vaz  des  altaris  (omnii  vasa  cunc- 
tamque  substantiam).  Hohenfurter  benedictinerregel  31,  16  (de 
cellerario  monasterii)  vgl.  substantia,  getregede  Steinmbyeb- 
SiEVKRs  3,  258;  Silber  und  golt  und  ander  getregete  zu  haben 
iz  ist  nicht  sundc.  predigten  aus  dem  14.  jahrh.  Liyttr  146. 

2))  daz  si  di  gemeinen  stöle 

entfän  zu  ir  getregede.    litanei  996; 
pis  für  in  ritden  in  dem  tan 
mer  dann  vier  hundert  man, 
auch  alls  da  manigeü  fraü. 
die  pegünt  er  vast  an  schaQ, 
die  fürten  alleü  reichew  wat, 
die  jmmer  wol  zeloben  stat. 
kostleich  waren  ir  getrait. 

erzälilnngpn  nus  alideutscheti  handsehriften 
Kellbr  83,  33  (jod,  von  Wirtemberq). 

3))  ez  mag  chain  frau  an  irs  wirtes  willen  nichts  hin- 
geben, wan  was  zerleichs  getraides  in  irm  bau»  ist  (Variante 
traiz).  stadtrecht  von  München  §  118i4uer; 

da  begund  er  wahsen. 

manech  wilt  fahen. 

abe  gescozze  und  ab  jagede 

nam  er  sin  getragide.     iViener  geneiis,  Diuliska  3,  66; 

do  sich  wol  gespiste 

daz  pantier  mit  geiegde 

mit  guotem  getregde 

da  Ieit  ez  sich  vnde  slief 

balde  in  sin  hiuli  tief 

gelichir  wis  der  megde  zart 

do  er  dur  vns  gesattet  wart 

von  menger  spise  weide. 

H.  V.  Langknstbin  Marlino  98,  102  Keller; 
es  sullen  all  käuffel,  die  gest  sein,  alles  getraid,  daz  sie  her* 
bringent,  nur  auf  dem  pücbel  niden  auf  dem  markt  ver- 
kauffen  ....  und  die  käuffel,  die  purger  sein,  Süllen  ir  ge- 
traid bey  der  kapeilen  vail  haben,  stadtrecht  von  München  440; 
waz  die  chäuffel  getiaids  chautfent  auf  dem  land,  daz  Süllen 
sie  ze  Münichen  auf  dem  markt  hingeben.  §  426.  noch  heute 
hält  traid,  troad  im  unteren  Pusterthal  an  der  bedeulung  butter, 
käse  u.  a.  fest.  Schöpf  tirol.  idiot.  750. 

c)  aus  den  letzten  beispielen,  in  denen  sich  getre\Ari  =  nahrung, 
lebensmittel,  aus  der  gruppe  der  im  begriff  'fahrende  habe'  ent- 
haltenen gegenstände  absondert,  lassen  sich  Übergänge  zu  der 
haupiverwendung  des  Substantivs  getreide,  frumenlum,  leicht  ge- 
winnen, um  so  näher  läge  diese  erklärung,  als  gerade  die  feld- 
früchte  in  den  deutschen  rechlssatzungen  durch  ihre  eigenartige 
doppelstellung  wiederholt  die  abgrenzung  der  falirenden  habe  vom 
liegenden  gut  veranlassen:  unter  der  fahrenden  liaab,  so  in  das 
gläsz  dienet,  wird  verstanden,  nämlich  wein,  körn  bafer, 
roggen,  heuw,  ämbd,  vich,  rosz,  rinder,  hausrath,  bettgewaml, 
schulden,  baarschaft.  öfnung  zu  Rheinau  Grimm  wetsJ/i.  1,  291 ; 
wann  auch  ain  herr  ainen  menschen  erbt,  der  abgangen  ist, 
hat  er  gelegen  gut,  das  den  fründten  zugehört,  ob  darauff 
gebauwen  ist,  es  sye  höw  oder  körn,  was  denn  den  grundt 
nit  mer  begryfft,  wann  das  körn  an  die  wid  kompt,  und  das 
höw  an  die  birling,  so  ist  es  dann  varendte  haab.  öfnung 
zu  Tannegg  1432  Grimm  weisth.  1,7.1b;  item  es  soll  auch  der 
pluem  (ertrag)  aller  frucht,  die  da  wachset,  gelegen  guet 
heiszen  und  sin,  dicwil  si  uf  dem  feld  stond,  untz  uf  s. 
Jobannstag  des  töfers  im  summer  zu  sunnwendi,  und  aber 
darnach  vürint  guet  sin  und  genempt  werden,  erbrechtssatzung 
zu  Altstetten  1475  Grimm  weisth.  5,  205.  trotz  allem  aber  wird 
die  erklärung  der  parallele  getreide  =  frumenlum  einen  arideren 
ausgangspunkt  suchen  müssen,  sie  wird  an  die  bedeulung  von 
tragen  =  hervorbringen  anknüpfen,  hiefür  spricht  der  einzige 
und  anscheinend  frcigebildete  mittelniederdeutsche  beleg  gedracb, 
gedrag,    ertrag   ScuaLKn-LGsBEN  2, 30*.     ebenso    uugt   hierfür 


4457 


r.ETRKIt)R  n  (fruraentutn) 


tint  jüngtrt  deuttche  mrwendung,  in  der  die  nnnfifA«  grund- 
b0dtvtung  girad«  naek  dteur  riehiung  noek  lebendig  Ut:  pillulte 
et  galbtili  «t  cacbryei,  dai  getreydl  oder  zapffeD,  lo  etlicb 
bOum  iiAbend  der  fnicbt  babcml,  aU  die  baiel  und  de«  nuaz- 
baumei  zapITen.  Faiüiu»  vgl.  ScaiiBLLea  l',  Md. 

n)  auch  dte  vereiHselUn  biupteU,  in  denen  getratde  tm  alt- 
gemftnsten  sinne  den  ertrag  der  flur  iantelU,  »fUtke*  /ftr  ik 
tben  angenommene  bedeutung: 

iti  «In  «lnd«r.  aeint  dei  war 

an  dar  lietian  beide : 

die  bii  er  gemeitel  und  den  grOenco  wall; 

bittoinen  unda  vögele  tingen  lel  In  gar  tergin; 

tl  tlnl  beide  miKevar. 

•ehi  an  Ir  gsirelde: 

dat  Itt  allet  von  dem  leiden  rtreo  kalu 

NRIBH4HT  3H,  6  Keim; 
aieder  dem  male  daz  der  gilte  berre  aeal«  Jobanne«  dar 
quam  «ü  wart  daz  wilde  lant  gebezzirt.  daz  da  nv  von  golit 
genuden  ist  wozzer  vnd  körn,  akir  vnd  wiogartin  vnd  ander 
getregede  vnd  gerete.  predigten  aut  dem  U.  jahrh.  Leyter  78. 
ß)  in  der  brdeutung  von  getreide  im  engeren  linne  tnt- 
$tamvun  die  dUesten  belege  des  worlet  titmlich  gleiekteitig  dem 
bairischen  und  dem  mitteldeutschen  Sprachgebiete. 

1))  dai  geireid  (trald  varimiie}  wart  oucli  »ö  tiwer, 

dai  die  iiul  vertagten  darab: 

den  mutte  liorne>  man  gap 

umb  vieriig  und  umb  leben  phunt. 

Ottokari  ifimiiii.  M.ih'i  Sfemütlfr  u.a.; 
item  Juliua  daz  itt  ein  monet  gentieg  heiz  und  in  dem  monet 
so  sneident  die  ieut  vnd  daz  getreid  des  erdrrichs  ze  snm 
pringent.  wiener  arzneihandschr.  det  i!).  jahrh.  Haupt  M8;  item 
lasz  aucb  üfTenliicb  berufen,  daaz  niemand  kein  getreid  für- 
ban  au4  unserni  lande  gebe,  noch  verkaufe  bis  auf  andre 
unsre  geschafTie,  und  dessen  widerrufen,  und  dasz  niemand 
den  obfjenannten  getreid  nicbt  anders  kaufe  noch  verkauft- 
.  .  .  dann  in  obgescbriebener  maasz  nachgehe,  landgebot 
heriog  Heimtchs  von  Landshut  1437  Krinxbr  4,  95  «.  a. 

*''))  nu  lebeot  sie  doch  blütBt  nie, 

wani  nernt  ilch  an  der  weide 

von  vruchte  und  von  getreide, 

Albrxcut  V.  IIalrkkiit«dt  (iiieiamorphoten  16,84) 
20U  llarttchi 

ele,  obi,  getreide,  hönic  vnd  wio, 

laub.  gras,  blumen  vml  kle, 

vnd  manik  wunder  in  dum  se. 

11.  V.  Taiaatiio  rtnner  117; 
dA  kAmcD  aä  vil  hSuscIirecken  geflogen  von  Ungern  durch 
Orsterreich  und  durch  l'oiern  auf  Ober  den  Sant  den  Muin 
ah  gegen  dem  Hein,  daz  si  96  vii  getraides  verderbten  uuf 
dem  veid,  daz  manich  günman  verdarb.  Konrad  v.  MtctN- 
BKRC  buch  der  natur  76,  1  Pfeiffer;  welcbez  mensch  vil  pluotei 
hAt,  daz  altet  acbier,  rehl  sam  daz  getraid  tuet,  daz  ze  vil 
fQubten  bAt.  1I6.  2; 

do  der  ouweat  was  Irgln 

und  d!  herbisiiii  initlio 

und  di  dii  geleide 

allls  Ir  getreide, 

dat  io  gewachsen  was  dai  jir, 

In  dai  »eibe  vorburtce  gar, 

db  quam  der  commentür  vorgeseil 

i\  vorburc  da  grwiiiiiende 

und  abir  gar  vorbrinnende 

•was  auch  di  wa*  loaende, 

beide  gebuide  und«  koro. 

dai  vrai  gar  da*  vi^riü  lorn. 

N.  V.  Jrroschin  23,  IM.    ^hrnt»  19,  114. 
II.    getreid«    tm    eueren    «inn«,    abgnntung   in    gebrauch, 
formen  und  bedeulung. 

I)  landschaflltche  abgrenxung.  tt  sind  bestimmte  epraehgtbiete, 
die  an  dem  Substantiv  die  engere  bedeutung  ton  frumntum  aus- 
geprägt haben,  Jas  südöstliche  und  das  mtUlerr  Deutschland,  erst 
von  hier  aus  und  durch  lilteransehe  Übermittlung  drang  die  ver 
Wendung  in  den  weiten  von  Oberdeutschland  und  in  niedtr- 
deutsehet  Sprachgebiet  ein.  die  rereimellen  bnsjnele  aus  den 
vocabitlarien  lassen  tick  in  demselben  sinne  erklären,  die  be- 
treffenden oberdeutschen  vocabulare  weisen  auf  östliche  beein- 
(lussung  hin:  getrade,  /Vu^rt  |iiKFE>a*CH-WCi.c(BK  öl$;  fruges 
Ketraid  im  vocab.  rrr.  rom  an^an;  des  li,  jahrk.  OtirBNi.  249': 
getrejd,  friicht,  weitz  gemma  gemmarum  von  1512  bei  DicriKa. 
-i49';  annon.i,  jarliche  frucbt,  getreyd  oder  fruchte  BaAct  vfi. 
DiHFKNBicH  36'.  vgl.  datu  getreckty  ebendoel  M  Dibfchbach 
nov.  glots.  lat.  25*.  für  die  niederdeutsdi«*  MC«hii«re  ist  ge- 
treide blosse  lehnform,  ein  fremdling  mu  itr  kockdt^ätcktn 
!Chrip$praeke ,  tgl.  gheirede  6«  DiBFExaAca- WOlckbb  ets; 
ghetrryd,  ghetreyde,  ghelredde  germ.  sax.  $ic»mhr.  frumttntmm 
KiLiAN    k  s'.     innerhalb    det    ureprünglitkeu    §«Umn§iktmilm 


GETREIDE  II  (rrumeotum.  baimdie  belege)     4458 

UM$tre$  iubctanlnm  ä»ä  di»  »kern  tnikalm  mumiaethehem  ««ir». 
formen  tn  e«neii/T««s  mit  itr  k»mf$ftrm  m  bmtkln:  m  btmimkt» 
und  frdnkitchen  munimtm  H$  mf  iMtfUkm  Mf«  tituttkltt 
form  treid  neben  in  nkrißgtwtiim  mMm  fttm;  Ml  tririaifcsa 
Sprachgebiete  allein  neben  dem  n/iil/«m  4m  ■■«ifiiänw  lf«M, 
ia§  wielUtekl  ton  tornehetein  ahme  prißm  ffNUH  mar;  mf 
mitttUtuückem  Men  das  bieiU  fUreMIc* 

«)  iit  ftrwun  in  bairiiekn 

«)  iu  mauultnum:  iraid,  getrau. 

I))  den  Iraid.  Traunüeintr  ttraforinnuf  om  tSTt  SainKLiM 
t*,  e48;  es  «ollt  aucb  am  jedlicber  in  all«  miimnit  iam 
iraid  io  kastn  dienen,  reehu  des  Utftet  Aimoni  (l4"IC)dhr(k.t 
i$terr.  wtitth.  I,  271 ;  ao  acbaff«  irh  ir  all«  lueia  gtll  ii*  «ock 
bia  auf  St.  (iergrntag  acbirial  verbaodicn  ist  .  .  fOlt,  wUptll, 
geriebt,  lehmgelt,  dienst,  ateur,  allen  tratet  ao  »ait,  khorn, 
habern,  geraten ;  scbweine,  biener,  bnrigeld,  pflegegeld.  zebrol, 
gOll,  darinn  nichts  auagenohiaeD,  obngefehrlicb.  dietclb  fOh 
alle  sol  mein  liebe  bauafrau  bis  uf  St.  Georgtotaf  ( 
und  meiner  seel  darvon  gedenken,  als  geirair. 
J.  KuehUr  montim.  fioica  5,  Mb;  wer  acbuldif  ist  itn  IraM  n 
dienen.  HoUein  i.s.  jA.  äster.  weisth.  1.  Hl;  wollen  den  (raid  wei- 
feil damit  machen.  L.  Wid«a!«rs  ekronik  n«  BrfWitiwf  (IMI) 
i.  ttädteehron.  15, 09.  ebenso  bei  kiacMAta  dnilatfidfaMlM 
(1519  —  33)  vgl.  Schöpf  (ir«/.  idtot.  760.  jünger«  ktnitjuttltu 
führen  gern  an  stelle  des  einfiehen  trald  die  ooUer»  form  ten, 
tgl.  t.  b.  di«  tu.*atu  im  stifltrecht  des  domcapileii  pmi  Saltkurg . 
den  traid  soll  man  anheben  zu  dienen,  wann  sich  ain  garbeo 
gegen  der  andern  kert,  damit  umb  den  heiligen  drei  kAoig»- 
tagen  aller  in  unserm  casten  aei  Ijünfere  kani:  den  getraid 
gleichfalls  zu  den  angesetzten  lAgen).  iittrr.  meittk.  l,  7.  «sa 
der  lilti-ratur  ist  das  maieiiÜRMm  okne  prd/Ls  vielfach  bti  hanncken 
schnftttellern  su  belegen  (roL  auch  traid,  neutr.):  aus  lauter  griU 
dürffen  sie  ir  gelt  nit  angreiflen ,  verbergen  Jreo  treid  und 
wollen  jhne  ehender  nii  verkauffen,  bis  er  gar  Ihewr  worden 
aey.  ALBhRTiiics  tiusinan  v.  .Alfarehe  iMUncktn  1615)  1.  25«  ■.  a. 
t»  den  mundarten  des  bairitchen  tpraehitehietet  herrscht  dun  foem 
noch  heule  vor,  vgl.  traed,  trje'  oberpfäliitek  traid  ^ei  Sciatuta 
1*,  648;  traid.  Iroad,  m.  und  n.  getreide  Scaöpr  torol.  idtiL  IM. 
tb«nio  in  der  Kärntner  mundart,  vgl.  KaoanAN.'«  5,  24*.  du  formM 
nicht  SU  verwechseln  mit  trat,  brach feU  hei  ScaacLLta  eimke. 
wirterb.  240. 

2))  wir  wollen  auch,  dasz  du  offentliib  verrufen  lassest, 
wer  heuerigen  getreid  habe,  ea  sey  koro,  weitzeo  oder  gersien, 
der  nicht  ausgedro-icben  sey,  dasz  den  ein  jeder  zu  stund 
an  ausdreschen  lasse,  und  dasx  ein  jeder  denselben  gelrri4, 
der  vor  ausgedrosehen  ist,  oder  noch  ausgedrosche«  wird, 
einen  jeden  baumann,  oder  andern,  die  zu  baue«  fcabai,  fato 
und  verkauffe.  hersog  Heinrieht  landgebot  von  1437  tjuMni  M 
Krbnnbr  4,93;  wie  in  unserm  furslenthumb  ia  soadarkMt 
der  getraidt,  aucb  andere  pfenntbei  t  memals  auf  porc  ftt 
bober,  dann  um  par  gell  verkauft  wrrde.  lanifat  «s  vkm" 
und  Niederbayem  1516  1.46*;  da«z  sie  den  liebseiifMI  fMnMl 
in  die  müntel  jhrer  kästen  oder  scbewren  verapcrrca  mai 
nicht  «erkaulTen  nucb  bergeben,  er  werde  dann  sehr  Icwr 
und  werth.  Alb^rtims  Gutman  r««  Alfarthe  {Münektm  iai5) 
«09;  es  soll  niemand  kein  geweicht  guet  ■•ck  pl— tig  gn- 
wand  oder  uogewunden  getraid  noch  kein  fcMigMwH  Ia 
wissen  des  gerichts  kaufen,  itlerr.  »eitth.  (Wtniimk-Iltlrm 
n.  jahrh.)  1,313.  item  als  die  landleut  vermaioM,  M  aeOe 
allzeit  tu  dem  mimsln  ain  jardenst  getraid«  hmmitn  ia 
der  ÜOffrogg  in  dem  kästen  bele.hen  tu  MliHfk 
und  der  geschlOs.ser,  das  nit  besehe«,  auch  wie  d« 
äussern  leulen  den  getraid  in  bosaera  kauf  gebe,  dan  de« 
landleuten.  eb«ndort  1,  914. 

3))  in  der  präfigierten  form  tH  it  asaMUUmm  aack  es*  iem 
sehwibischen  gebiete  su  verzrukntu:  ain  yaitr  atOcr  ««h  .  .  ^ 

i  rakrtafea  «der  k«««lk«a. 


einem  jeden  der  im  seinen  gelrayd 
mit  vieisz  bewam,   getreulich   maln  vnd 
mOlUrordnung,  Hecixiiii  opiunU«  24«;    die  khaw 
danindar,  ao  dan  girb  und  malraAleo  (wMf  I 
ainander  gericht  werden,   das   dar  gHrajd   ndcr 
sonst    nyendert   hin,    dann    eoanÜtcB 
loch,  in  den  lauff  fallen  ni«>g.  eikead* 
TiacLtn«  lakntfitfd  (ist«  E  4*. 
fl)  in  »«atram  Iraid.  frtraid.    n 

newlrmn  sw  la|«  a«  ArMa.    ae  ßkta 
Aimtat  (14.  -  1«.  jukHLh  ü*  <<•• 


■nd  Mffaa 


ii  4ir 


SM« 


4459        GETREIDE  II  (fränkische  belege) 

von  getreideabgabe  verwenden  (den  traid  in  kastn  dienen, 
Osten,  weisth.  l,27l),  das  neutrum  an  derselben  stelle  in  der 
allgemeineren  bedeutung  auf:  der  aber  in  iiastn  zu  dienen  biet 
und  dient  nit  und  das  traid  verkaufft,  der  selb  ist  unnach- 
lesziicber  straff  straßmässig.  im  allgemeinen  läszl  sich  jedoch 
eine  bedeutungsabgrenzung  zwischen  neutrum  und  masculinum 
nicht  durch/ühren,  um  so  weniger,  ah  in  zahlreichen  fällen  das 
genus  gar  nicht  ersichtlich  ist.  diese  letzteren  beispiele  werden 
hier  dem  neutrum  zugezählt,  auch  zwischen  der  vollen  form  mit 
jiräfix  und  der  präfixlosen  form  besteht  für  das  neutrum  kein  anderer 
unterschied,  als  dasz  die  letztere  mehr  auf  der  ausspräche,  die  erste 
mehr  auf  dem  schreibgebrauche  beruht  oder,  wie  z.  h.  in  der  ge- 
bundenen spräche,  anderen  bedingungen  unterliegt  (vgL  oben  aus 
Ottokar  und  unten  aus  Hans  Sachs. 

1))  und  erscblug  allez  daz  traid  daz  auf  den  veldern  da 
was.  4.  {bairische)  fortsetzung  der  sächsischen  weltrhron.  monum. 
germ.  vernac.  II  3T2,  22.  in  den  Österreich,  weisthümern  über- 
wiegt trait,  vgl.  6, 12  ff.,  7,  403.  235.  255  «.  a.,  vor  allen  in  den 
zahlreichen  Zusammensetzungen  wie  traiddienst,  tiaitmesser, 
traitiTiarkt  u.  a.  vgl.  getreidedienst  etc.  das  gleiche  läszt  sich 
in  bairischen  Chroniken  (vgl.  d.  städtechron.  15,  230)  und  bei 
AvEKTiN  beobachten;  daneben  taucht  jedoch  gerade  bei  Aventin 
auch  die  schriftform  auf:  Trajanus  Hadrianus  römischer  ge- 
weicbter  kaiser,  pabst  zu  Rom,  zum  andern  mal  burger- 
maister:  durch  beschlusz  des  rats,  das  kiiiserlich  geiruid. 
werke  l\^  864  ichronik  2  cap.  149).  in  anderen  beispielen  beruht 
die  schriftform  auf  späterer  redaction,  so  riyi.  die  Chronik  (buch  1) 
werke  IV',  41  mit  der  Frankfurter  ausgäbe  (VM)  12'. 

2))  im  bairisch-schwäbischen  grenzyebiete.  im  rathsdecretenbuch 
von  Augsburg  findet  sich  anfangs  nur  kern,  körn  und  rocken, 
erst  in  der  zweiten  hälfte  des  Jahrhunderts  dringt  —  anscheinend 
von  Baiern  her  —  das  allgemeinere  traid,  getraid  ein:  das 
ungeit  dez  wins  und  dez  traids.  s.  i\6  (aut  14561;  ufTsumstag 
vor  dem  sonntag  Letare  balbvasten  .  .  haben  Hans  häniiart 
und  J.icob  Stimmier,  als  geschworen  knrnmaister,  auf  ains 
rautg  bevelcb  der  statt  geiraid  alles  zu  iiherscbliiben  und 
ainem  raute  in  schrifft  übeizuantworten  ..  alles  traid  in  scbrift 
ainem  raute  üherantwort,  s.  n'  (1479);  im  \6.  jahrh.  werden  die 
beispiiie  für  getieide  dort  häußger,  vor  allem  in  der  Verbindung 
körn  und  getreid  (vgl.  unten),  bei  den  Chronisten  dieses  ge- 
bietes  überwiegt  die  mundartliche  form  treid :  so  lang  der 
reich^tag  hat  gewert,  ist  das  traid  in  disem  kauff  gewe^sen 
Senders  chronik  von  Augsburg,  d.  städtechron.  23,  81;  ebenso 
23,  95.  traid  in  der  Weissenhorner  chronik  bei  Baümann  quellen 
1,  46  u.  a.  traid  6«  Sebastian  Fischer  in  seiner  Ulmer  chronik 
vgl.  Veesenmeyer  s.  216.  {andere  belege  aus  Ulm  mit  der  schuf t- 
gtmäsien  form  vgl.  unter  d.)  in  den  Verhandlungen  über 
Thomas  von  äbsberg  sagt  ein  aus  Donauwörth  gebürtiger  kneeht 
aus:  dl  gefangen  in  ainem  casten,  darein  man  ireid  legt, 
gethan.  litterar.  ver.  114,  419.  selnst  Abraham  a  Santa  Clara 
macht  von  dieser  form  noch  gebrauch:  ich  förchte  augenblick- 
lich, er  wurde  mit  den  sack  zu  boden  sincken,  der  meinung 
war  ich,  es  müsse  trayd  darinn  seyn.  Judas  der  erlzschelm 
(Kürschners  nat.-litt.  b.  4o)  s.  68.  noch  KrOnitz  18,  19  belegt  als 
oberschwäbische  dialektform  drait. 

b)  die  fränkichen  mundarten  nehmen  an  der  kürzeren  form 
ireid  um  so  gröszeren  antheil,  je  näher  sie  an  der  bairischen 
Sprachgrenze  liegen. 

1)  die  meisten  beispiele  gruppieren  sich  um  Nürnberg:  rait 
er  zu  besehen  der  statt  zeug,  auch  körn  und  treid.  Tuchersche 
fortsetzung  der  Jahrbücher  {Variante  getreid)  d.  Städtechroniken 
11,464.  Müscatblüt  verwendet  traitt,  ebenso  Hans  Sachs  treid; 
bei  letzterem  geben  die  hedürfnissf.  des  versmaszes  auch  gelegent- 
lich der  volleren  form  einlasz ;  tm  ^roszdiebe  zu  Fünsing'  (Kelleb- 
Götze  17)  steht  nebeneinander: 

sonder  verzieht  bi.<z  nach  dem  schnit, 

so  das  treyd  kooib  vom  veldt  hinein,     s.  98; 

wir  mOssen  vor  den  dieb  drumb  fragen, 

ob  iliro  sev  dieser  rhatschlag  eben. 

thut  er  sein  willen  daizu  geben, 

so  lasz  wirn  lauITen  u/cys/i  (tus  vurgprechpn,  sieh  tpäter 

tum  yiviilvolltwi  ei'ttiififlirn),  mltler  zeit 
ein  ieder  bein  getreyd  einschneidt.      «.  tuo. 

frumentum,  aeher  trayd.  nomenclatura  Nürnberg  1530  bei  Diefen- 
BAr.B  249'.  noch  in  Huhbergs  adelichen  landlebem  {Nürnberg  1695) 
wechselt  getrayd  und  trayd  (vgl.  2,  66'  «.  a.  mit  2,  38  u.  o.J. 

.1)  nordöstlich  von  Nürnberg:  hierher  gehören  die  belege  der 
vorlulherischen  bibel;  vgl.  1  Mos.  31, 35:  vnd  allez  daz  traide  werd 
bebalten,  bei  Eggestbin    und   ebenso  bei  Koburger  (Luther  : 


GETREIDE  II  (mitteldeutsche  belege)     4460 

getraide).  desgleichen  2  könige  4, 42 ,  2  chron.  28  «.  a.  auch 
vereinzelte  schlesische  belege  scheinen  hierher  zu  weisen,  gl.  treid- 
land  noch  bei  W.  ScHfcRFFER  gedieht^  250. 

3))  westlich  von  Nürnberg:  traid  bildet  in  den  eingaben  der 
zünße  von  Rotenburg  an  der  Tauber  die  regel,  vgl.  Baum  an  n 
quellen  zur  geschichte  des  bauernkriegs  aus  Rotenburg  an  der 
Tauber  (litt.  ver.  139)340;  ebenso  in  der  Rote nb.  ehr.  des  Eisen- 
hart ebend.  602  u.  a.  vgl.  das  man  Vürgemelt  traid  gleyclier 
masz  soll  austailen  aim  yeden  burger  so  weyt  es  raicht  .  .  . 
soll  auch  kain  burger  soliches  traids  verkaufen  bey  seim 
geschworen  eide.  zunftverhandlungen  in  Rotenburg  ebenda  344. 
nur  bürgeimeister  und  rat  bedienen  sich  in  iliren  sehreiben  der 
schriftgemäszen  volleren  form:  das  sie  unsern  guten  freunden, 
burgermaistern  und  rat  zu  Windshaim  wollen  schreyben  und 
beschaid  geben ,  uns  oder  unserer  gemaind  das  geiraid  so 
geuielter  unser  commentur  zu  Windshaim  iigen  hat,  voigen 
und  sunst  nyemand  kains  eingriffs  darein  zu  tun  gestatten 
wollen.  397. 

4))  in  weisthümern  aus  der  Rhön  tritt  früh  die  präßgierte  form 
auf:  item  brengt  einer  das  getredt  selber  dem  moller,  so 
sali  der  molier  von  dem  achtel  neraen  'la  moimctzeo,  holet 
es  aber  der  moller,  so  sol  er  nemen  ein  molmeizen.  ueis- 
thum  zu  Schontra  (15.  jahrh.)  Gkimm  weisthümer  3,  8S9 ;  zu 
Michelawe  auch  so  hat  der  schuithesz  ein  summeien  gedreits 
vff  den  eckeren  zu  Neiizenborn,  so  der  dregt,  vnd  wan  er 
dregt,  sali  er  ein  sommeryn  darvon  nemen.  weisthum  zu 
Schonterfeld  und  Micheltu  (1469)  Grimm  3,538. 

4))  out  fränkischen  mundarlen  wird  tiüd  noch   heute  belegt: 

wenn's  träd  g'räih  in  Sand, 

wird's  theucr  in  land. 

fprichwörier  uu-i  Franken  bei  Fbohuakn  6,322 
nr.  Z2i.  vi/t.  auch  ebenda  4,  bi'i.il;   6,129. 

e)  für  Thüringen  und  Sachsen  gelten  die  volleren  formen. 

a)  wie  schon  erwähnt  ist  hier  die  mundartliche  lieblingsform 
das  verbreiterte  getieidich ,  getraidig  (s.  d.).  in  der  litterutur 
wird  dieses  vor  allem  in  den  rechtsau fzeichnungen  verwendet,  so 
in  denkmalen  aus  Arnslein,  Zeitz  u.a.  von  Chronisten  treten 
Stolle  und  Kantzow  hier  in  den  Vordergrund,  während  als 
Schriftsteller  Luther  und  Zesen  den  bedeutsamsten  antheil  an 
dieser  nebenform  haben,  aus  den  Wörterbüchern  vgl,  getraiileg, 
idem  quod  getraid  Hemsch  158«;  getreydig,  hart  vnd  weich 
getreydig,  frumentum  F.  M.  Whbner  pructicarum  juris  observat. 
(Francfurt  1624)  224.    vgl.  Stieler  2309. 

ß)  getregede,  getreigede,  getrede,  getreide:  des  seibin  jares 
wart  an  deme  phmgistage  groz  bail  undc  ungeweitere  (hagel 
und  Unwetter)  in  Doringen  lande,  also  daz  vil  getredes  unde 
vilies  davon  vortarb.  thüringische  fortsetzung  der  sächs.  welt- 
chronik  monumenta  germ.  vernac.  II  292,  31 ;  ist,  daz  die  beckere 
oder  kein  man  gebt  vor  daz  thor  oder  uf  daz  velt  unde 
koufet  getreigede  da,  ee  iz  in  di  stat  her  kumil  uf  den  marct, 
der  sal  zu  rehte  ein  phunt  geben  an  di  stat,  he  si  becker 
oder  nielcer  oder  wer  he  si.  unde  nicheine  underkoufer 
sullen  hi  sin  zu  dem  getregide  zu  keiner  zit.  daz  getreide 
sal  kumen  hi  zu  dem  marcte  und  sal  vri  sin,  daz  ein  iklich 
man  selbe  dazu  gee  unde  koufe  wol  habe  wol  une  under- 
koufere.  Freiberger  stadtrecht  cap.  42  §  12  Ermisch;  hat  ein  man 
sus  ein  nerswin,  daz  da  billiche  ledic  ioufot,  tut  daz  einen 
schaden,  also  an  obze,  an  getreide  oder  woran  iz  ist.  ebenda 
cap.  49  §  15;  vorwär,  vorwär  sage  ich  üch:  nur  daz  körn  des 
gelreides  valle  an  die  erden  und  sterbe,  oder  iz  hübet  alleine ; 
stirbet  iz  abir,  so  brengit  iz  vile  vruchle.  Beheims  cvangelien- 
buch  Johannis  12,  24  (waitzenkorn  bei  Eggi-steyn,  Koburger  und 
bei  Luthek);  und  schaffe,  das  er  amptleute  verordne  im  lande, 
und  neme  den  fünfften  im  Egyptenlande,  in  den  sieben 
reichen  jaren,  und  samle  alle  speise  der  guten  jare,  die 
komen  werden,  das  sie  getreide  aufschütten  in  Pharao  korn- 
beuser  zum  vorrat  in  den  stedten,  und  verwarens.  Luther 
1  Mose  41,  37 ;  da  aber  Jacob  sähe,  das  getreide  in  Egypten 
veil  war,  sprach  er  zu  seinen  sönen,  was  sehet  jr  euch 
lang  umb?  sibe,  ich  höre,  es  sey  in  Egypten  getreide  veil, 
zihet  hinab,  vnd  keufft  uns  getreid.  l  Afos.  42, 1;  aber  der 
weitze  und  rokken  ward  nicht  geschlagen,  denn  es  war  spat 
getreide.  2  Mos.  9,32;  zu  der  zeit  wird  die  heirligkeii  Jacob 
dünne  sein,  vnd  sein  fetter  leib  wird  mager  sein,  denn 
sie  wird  sein,  als  wenn  einer  getreide  einsamlete  in  der  ernte, 
vnd  als  wenn  einer  mit  seim  arm  die  ehren  einerndtet  und 
als  wenn  einer  ehren  lese  im  tal  Hepbaim.  Jesaias  17,5; 
Ire  (der  hirschen)  jungen  werden  feist  und  mehren  sich   im 


4461      GETREIDE  II  (oberdeuUche  belege) 

getreide.  Hieb  SO,  4.  in  alltn  falltn  haltt  du  toi luth*riteht  bihtl 
ändert  iynonyma.  Llth»*!  vurlubt  für  uniti  wori  üt  btkannt 
und  trheUt  auch  aut  ändert»  beiipielen,  die  »pditr  auftufuhrtn 
sind,  ah  gegentolt  ivm  oberdtultclier,  worttchatu  vurde  dim 
ntigung  ir/ion  von  den  uilgrnoiien  empfunden,  dtnn  gpirside 
gihärl  tu  dm  worltn,  d\e  Pkthi  im  Batter  naehdrwk  dt$  ntutn 
leslamtntet  {von  ta23)  leintn  landtleuUn  ttrdeutuht:  getreydc, 
körn,  frucht,  vgl    KnoMHAiR  0,4?. 

y)  auf  mitleldeutschem  boden  allein  bat  die  präfigitrte  form 
mundartUchen  ehorakter: \etTäi'^,  da$  schon  tm  ehrontkon  Itltbienu 
erseht ini,  bfUgt  ItCHJ,  wOrterb.  dtr  Montfrlder  mundart  (IH^h)  i": 
all  djaleclform  neben  jdrUde,  getreide;  für  Brolteroät  teiid 
geilrue  btteu(it  ton  Hertel  Sohungtr  wörterb.  (1803)  18,  wo  für 
Salzuiiyen  ttlbit  getreide  ah  nicht  gewöhnlich  hinter  körn,  fruclit 
suriickgcitelU  wird, 

d)  das  vtrhaUeii  det  weslliehen  Oberdeultehkndt  kennxeiehnelt 
rieh  tehon  in  den  vocobuhrien,  von  denen  nur  tereinulte  und 
nach  asten  weisende,  das  Substantiv  buchen,  vgl.  dagegen  Truge«, 
iiurn  0.  fruchte  int  oberdeutschen  dictionatiu$  des  M.  jahrh. 
bei  DiEFBNBArH  nov.  gloss.  183'.  wdhrrnd  Petri  das  Lutherseht 
getreide  aU  fremdwort  terdeutseht,  fehlt  es  gam  in  den  Wörter- 
büchern von  Daiipodios  und  NUalir,  ebenso  noch  bei  Frisius 
(1616)  und  itiiiKiiuR.  SchO.mlkder  (1663)  vtru-eist  unter  ge- 
treide auf  körn;  HuLStus,  der  in  den  ersttn  ausgaben  nur 
körn  vtiuichnett,  führt  in  der  ausgabt  von  16^0  t.  167  getreide 
ein.  ebenso  verfährt  die  ausgäbe  des  Frisiui  von  I7()0;  Ürktzler 
(1677)  verutchnet  das  wort  1I6,  desgleichen  Wriishann  (1715)  156. 
den  mundarltn  dir  Schweiz  ist  et  noch  heute  fremd,  hier  hat  sieh 
rruclit  mit  uusfchliesiUchkeit  gehalten,  vgl.  im  Schwtistrisehtn 
idiotikon:  rriirht,  f.,  1.  coli,  getreide  d.  h.  was  die  erde  als 
baiiplnuhrung  des  menüchen  bervorbriogl  (also  mit  nusscbliiss 
TOD  baumfrüchlen,  beeren  u.  d.  gl.)  im  gegensotz  zum  futter 
des  Viehs  (iiusgemminen  bafer)  und  zwar  nicht  nur  von 
dem  (!eernieten  und  ausgedroscbenen  geireide,  sondern  auch 
von  dem  noch  auf  dem  felde  stehenden  (die  frucbt  steht 
•chOn).  TüBLRR  und  StAua  l,  1272. 

n)  in  Strassburger  quellen  leigt  sich  die  mue  tehriftform  ver- 
höUnvmtisrig  früh,  indem  touol  der  kamleistil  alt  dit  eigentliche 
litterarische  tradition  dem  «orte  bahn  brechen,  et  begegnet 
schon  in  denStrasib.  sun/t-  u.  polizeirerordn.:  es  soll  ouch  debein 
brolliecker  noch  kornkoufer,  noch  nirmim  in  unner  stat  debeio 
körn  küuTen,  es  sy  «elher  hande  körn  oder  gediilgde  es  wolle, 
in  ditem  burghan,  noch  in  der  halben  mite  uf  den  slrussen, 
weder  uf  wiigen  noch  uf  karchen,  sunder  se  sollent  sollich 
körn  oder  ^etriigrde  olles  uf  dem  kornninrckt  koufen  an 
ofTenem  roerckte  {Ib.  jahrh.)  ürdcker  tOb;  als  dann  vormiils 
in  der  stiit  Struszburg  nrlickelbuoibe  verordenet  und  by  buber 
pen  verholen  ist,  das  niemans  weissen,  habern  oder  sust 
einicher  bände  getrOgde,  so  noch  uf  den  ackern  . .  stot,  fürkoufen 
soll.  :.8e  u.a.;  alle  thir  tunemuier.,  die  bäum  fruchtt)aren, 
<l;i8  feld  getreyd  trogen.  Fiscbart  Garg.  neudr.  9i  und  öfters. 

ß)  in  den  südwestdeutschen  druekweiken  vollzieht  sich  überhauit 
aUmählich  eine  einbiirgerung  der  schnflform,  vgl.  j.b.  ItMCMAfi.Ns 
l'iifar,  wo  frucht  überwiigt,  in  einzelnfn  stellen  jedoch  gelieide 
eindringt:  sogar  danz  die  kriegszieut  etliche  tag  kein  getreid 
betten.  68*  in  der  Frankfuiter  ausf^abe  von  1668;  sobald  die 
oheriten  in  Briltanien,  die  nach  der  schlecht  zu  dem  keyser 
kommen  waren,  solch»  erkaonien  vnnd  sahen,  dasz  den  Hörnern 
schifT  und  frucht  mangelt,  .  .  tprucbi*a  sie,  es  were  wol,  dasz 
man  sich  widert,  dem  keyser  getreid  versagt,  vod  oaruof 
wehret,  45'. 

y)  et  eröffntn  sich  in  dtr  Verwendung  der  Synonyma  Ubhafle 
gegensatie  zwischen  dem  westlichen  und  öMchen  theile  det  schwä- 
bischen (lebietis.  heimisch  ist  getreide  in  keinem  dtr  beiden 
theile.  dagegen  ist  der  öttlicht  schon  in  der  Umgangs-  und  gt- 
lehäftisprache  stark  durch  das  bairische  wort  beeinflusit  und  öffnet 
sich  dahtr  auch  der  lilteraritchen  einbürgerung  der  neven  sehrift- 
foim  viel  leichter,  wie  dit  L'lmer  drucke  und  i'lmer  tchriflstelkr 
beweiten :ier  vierdt  orden  derhandwercksleüt,  die  allealierley 
zß  jrer  bandticrung  nOttige  insirument  machen,  dise  seind  nitt 
allein  von  allen  beschwerden  frey,  suoder  entpfaben  auch  tod 
des  künigs  kästen  gelreyd.  S.  Francs  weltbuch  193';  von  frucbtt- 
barkiiYit  der  in:<el  Cipern  bab  ich,  weil  es  sieb  zu  end  des 
octuLers  genaigit,  und  alle  (rflchtten  von  getraydt,  wein  vod 
obs  eingebaimsztt  worden  .  .  .  nichtts  suoders  gesebeo. 
H.  U.  Kkafft  rmen  und  gtfangentchaß  69.  im  wetten,  am  Ober- 
rhein dagegen  hält  sich  wie  in  der  Schweis  das  altt  fruchL  dort 
weicht  (s  autk  in  dtr  rtcMU'  »ni  Hrwultungstpratht   nitkl   «o 


GETREIDE  11  (abgr«ato«§  gegea  frudii)     4462 

bald:  nimlicb  als  btliblr  iia  rrflcblto  ioteh  iaa  fttrktoCtr 
.  .  .  uir  gek.iuft  and  biawef  gtfOrt  worden  .  .  .  daran  . . . 
uffscblag  de«  frurblfcsaffs  erslandro  und  erwschMn  .  .  .  iaC 
angesehen  das  «Her  furkanf  ipr  (rfleh;ta,  at  »j  kor«,  «ejs«««, 
tesen,  gersieo  und  babern  . .  abgeslelt  sein  . .  rerordnuag  fw 
(httnau  (Mtb)  uehr.  geieh.  Obtrils  i»,  tm.  am  Ungtttn  k4il  «t/* 
dat  im  lebendigen  gtbrautk  auisUrbfnde  mundartluHe  fnicbi  m 
den  sutammemetiungen,  du  obtrdtulsehen  tehrtpitettrr  gehen  tkrer 
alten  gewohnhett  hier  auth  in  dtr  gewäktUn  sfettkt  nark.  in 
gegtntati  wvd  besondert  dtuthck  in  den  aiwserkwngeu,  ist  Jerri 
{\;'t'l)an  eine  (Aerdeutiche  schrtfiühtr  du  %e{tt\i-  odtrhuchU^titr 
knüpft:  dort  lusammenselsungen  uu  frucbtai.irkl,  fruchlmag.zi'  , 
frucbtpre;s,  fruiblvurrutb;/iei  Justi  tetbtl  du  gleichen  btUun^n. 
aitr  «li  getreide.  dasu  vgl  aus  de»  ttrkMndUingen  dertadiidum 
II.  kammer  (30.  )uiii  U3&I :  die  betcbrlnkoog  des  fracblhw«« 
wird  davon  eine  natürliche  folge  sein  und  .iticb  das  getreide 
.nuf  einem  den  anbau  loboenden  preis  balteo  (*.  Oiksa).  andire 
beispiele  siehe  unter  den  msammensetsungen  mit  geirride. 

2)  abgiensnng  gegen  frucht  und  körn,  die  b-iden  etneurrem- 
formen  unseres  Substantivs  haben  sidi  bei  der  Und  seh  aflUchem  tb- 
grtniung  als  in  bestimmten  i.egenden  hnmisth  geuigt.  kors  bat 
den  grösjeren  terwendungskreit,  indem  et  dat  gaau  inütcka 
sprachgebiri  umfasit,  renn  tt  auch  mar«  luuftitüttfunit  te 
niederdeutschen  norden  hat.  frucht  gehirt  dem  oherdrutttktm 
gebiete  an;  vgL  getreide,  das,  ein  allgemeiner  autdruck  der- 
jenigen pflanzen,  welche  in  Ohren  und  rispen  »acbseo,  ond 
deren  aame  zur  nabrung  fOr  menschen  und  Ibiere  dirni. 
dieses  sind  alle  grasarten  und  grasartige  pflanzen,  deren 
Samen  zu  brod  oder  mebNpeise  t^iugen,  und  welche  in^n  in 
Niedersachsen  körn,  und  in  anderen  gegenden  auch  nur 
xnt'  i^oxiv,  die  frucbt  zu  nennen  pflegt  IrCritz  is,  il. 
diese  landsrhuftUche  abgientung  beider  iynonyma  wird  anitrtrteüt 
uiider  durehkreust  durch  geqensdtu  in  dem  btdeulun^fthaUit. 
a)  mit  fruciit  tiinlt  getreide  den  Charakter  einet  tawUtsH 
namens,  et  ist  aber  gegen  diesen  ecncurrenten  xnsofe  a  btgfknttifß^ 
alt  et  seinen  umfang  deutlicher  tingrentt.  alleidi  -gt  hat  fmekt 
frühteilig  nei en  setner  aliitemeineren  b  deutung  auch  dit  tnftrt 
entwickelt,  die  im  lat.  fruges  autgeprigt  ist,  to  wird  tm  nuamaHiim 
Heinriei  fruges,  frucbt  alt  tusammen fastender  Itlet  fkr  4m  ver- 
schiedenen getreidearten  tentendet  (STEiitattis-SiLTiaa  9,  llO). 
meist  aber  nimmt  das  wort  ßr  dittt  engere  bedeutung  nocA  (in 
besonderet  beiwort  an  (frucht  der  erde),  wogegen  iat  ktrter« 
getreide  von  vornArrein  im  toitheil  itL  einen  anderen  ftten- 
j(i<z  twischen  beiden  synonymen  hellt  die  t4rmeHiun§  t»  ttUftfift 
auf.  frucht,  dat  innerhalb  des  grösuren  vrrrrndufiAreMa,  4tn 
i-t  beherrscht,  durch  den  gegensati  ton  frucbt  nn^  btSte  iritdtr 
eine  btdeutungsveren'.erung  erfHirt,  vermag  den  tollen  Icrfrstaift- 
umfang  nur  im  plural  lu  behaupten,  wahrend  getreide  umge- 
kehrt fast  gam  auf  den  ringular  beschränkt  itt.  fruges,  fiücble, 
getreid.  aut  allem  dem  ergeben  tich  begüntttgnngtn  tJtr  istmms- 
nitie  für  jedes  der  beiden  »orte. 

o)  aUgemeintte  gleich iteUnng :  getreid,  /lniai«aiam  ttt  »imtn 
commune  ad  omnia  blada,  frucbt.  roco^.  incipitnt  teut.;  gelrejd, 
frucht,  weytz.  gemma  gemmarum  ton  l'Ai  DiKrtasAC«  249*; 
frumentum  frucht,  getreyd.   ilmtr  wb.  ibei  ileder  1813)  U. 

ß)  ylfichstellung  bei  umwandlun>f  des  numerus:  daaz  das  g*> 
traide  und  die  fruchte  im  felde  verderben.  Lcrait  üttkndtn 
3,  63  töistemann;  getreyd,  allerley  frOchten,  j3rlicbe  b§fktm, 
frumentum  EntL  N  3  ^:  geireyde  fruwuniumt  fru§i»  iiaeca 
17'/  u.a.;  getreide,  getraid,  getreidig,  iat  Urn^  die  ft^idte, 
curn.  ttutuh-tngL  wb.  (1718)  :6«:  das  getraid  oder  aller  pXtaa% 
fruchte.  Justi  wttmoirtn  X  anhang,  einleümnf  !•;  jcae  Moat 
man  wioler,  diese  sommerfrüchle,  oder  »inier  aod  loaair- 
getreide.  Üiitricu  naturhisL-öktmemu  vt.  (t  Jm  ISIft)  MI. 

Y)  bedeutmigsdiffiienzierunt)  »atk  4er  teite  der  faUmmg:  «ad 
assen  von  den  fracbten  der  erd.  Jaenf  k»  U  iei  Efi«»*ttt« 
und  Kobibcer;  vnd  assen  vom  gcU«i4«  de«  UmU,  •■  tmittm 
lag  Patsab,  nemiicb,  vngeseurrt  brod  «od  a«o|eo,  akta  4c*> 
selben  tags,  und  daa  man  bürel  auf  des  anders  tafs,  da 
sie  des  laudi  gelreide  assen,  das  die  kiodcr  Israel  ke.o  Maa 
mehr  ballen,  sondern  sie  aesea  des  getratds  «oa  Uad« 
Canaan.  Lorasa  Jana  &,  li  «ad  I3:  getraid,  alleriey  fiacU 
der  erden,  koru,  das«  auff  dna  b»lai  «Sckst,  fnmäaimm  far 
in  generi  HB!«tsca  lU«;  ein  lacfckficlM  »olfaile  aMaecbUher 
narung  ist  dieser  ze.t  gewesea,  das  aaa  ia  ixn.  j»r  eia  nck 


voll  blosses  geueids  vmb  viertibeftaa  pbapart,  diacM  nak 
zwen,  vod  den  babern  vn  aaderiMibra  iaalK.  aber  im 
(ralinf  de«  UTt.  jar«  war  scbr  kalt  vod  Irwacig .    ea  bvseaa 


4463       GETREIDE  II  (abgrenzung  gegen  körn) 

auch  die  veidineuse  die  frucht  ob,  das  kaum  der  dritte  theil 
zu  nutz  l(ame.  Ch.  Wohstisen  Basier  chronik  (1580)  139. 

S)  die  allgemeinheil  des  begriffes  getreide,  die  nur  specialisi- 
rungen  nach  der  seile  der  gattung  und  der  qualilät  zuläszt  {vergl. 
sp.  4471),  veranlasile  für  beslimmle  enlwicklungsslufen  entlehnun- 
gen,  so  vgl.  getreidefrucht. 

b)  gegen  körn  grenzt  sich  getreide  ursprünglich  durch  seine 
function  als  Sammelname  und  collectivum  ab;  es  vertritt  die  ge- 
sammthcit  im  gegensalz  zu  der  einzelnen  gattung,  die  masse  im 
gegensatz  zu  dem  einzelnen  beslandtheile.  dieser  ursprüngliche 
unterschied  der  bedeutung  ist  freilich  durch  den  entwicklungsgang, 
den  rjtrade  körn  genommen  hat,  vielfach  ausgeglichen  und  ver- 
wischt, immerhin  aber  wird  er  doch  noch  heute  im  einzelnen  falle 
wieder  deutlich  und  fühlbar, 

n)  die  unterschiede  im  bedei.itungsumfang  machen  sich  nament- 
lich in  den  colleclivbddungen  gellend,  die  aus  körn  ein  Substantiv 
entwickeln,  das  als  sammelwort  dem  getreide  zur  seile  tritt. 
gckOrne  wird  schon  von  Khümtz  18,  19  ah  hessische  nebenform 
dem  oberschwdbischen  drait,  bairischen  traid  an  die  sielle  gesetzt, 
aus  der  mundart  von  Zips  belegt  Schröer  54"  gekurn.  schwieriger 
sinddie  mundartlichen  formen  zu  erkennen,  in  denen  abfall  des  prä- 
fixes  eingetreten  ist.  sie  treten  schon  in  der  althochdeutschen 
Periode  auf  {vgl.  theil  5, 1813)  und  werden  noch  heute  aus  Schweizer 
mundarten  belegt,  vgl  chiren  als  sammelwort  für  weizen  und 
gcrste  im  Schweizer  idioticon  3,  469.  es  liegt  also  in  vielen  bei- 
spielen,  in  denen  getreide  für  körn  gleichwcrlhig  eintritt,  solche 
eollectiventwieklung  des  lelzleren  vor.  übrigens  hat  dieses  auch 
andere  gebrauchsformen  entwickelt,  in  denen  es  dem  getreide 
nahe  kam,  so  i.b.  den  fall,  dasz  die  einzelne  unterart  —  als 
meist  verwendete  —  gerne  für  die  ganze  gattung  gesetzt  wird, 
speeies  pro  genere.  hierher  gehört  z.  b. :  das  sie  getreide  auf- 
schütten in  Pharaos  kornbeuser.  Luther  1  Mos.  41,  35  (vgl. 
kornhaus,  kornkauf  unter  getreidehaus,  getreidekanf). 

1))  das  getreide  wird  dem  körn  als  allgemeiner  begriff  über- 
geordnet:  und  was  doch  sicher  in  rechter  warhait  so  vil 
korens  von  alierlai  getraid  hie  in  der  stat  und  alles  ander 
ding,  wes  man  bedürft.  Augsb.  ehr.  des  ß.  Zink  d.  städte-chr. 
5,  256;  körn  und  ander  traid  ward  genueg  und  guet.  ebendort 
326:  vgl.  auch  Freiberger  stadtr.  cap.  i2  $  11  oben  sp.  4460;  es 
gebieten  unnser  herren  vom  rath,  das  kein  peck  oder  beckin 
noch  nymands  von  iren  wegen  mer  weytzes,  körn  oder 
annders  getraids  fürkaufl'en  sol.  Nürnberger  polizeiordnungen 
215  Baadeb;  welcher  beck  oder  beckin  über  das  überfür  und 
darum  gerügt  wurde,  der  soll  von  einem  iclichen  sumerein, 
welcherley  getraid  das  were,  domit  er  dits  geboth  überfaren 
bette,  gemeiner  stat  zu  puess  geben  ein  pfund  newer  haller. 
ebendort  215 ;  nachdem  layder  das  getraid  alles  korns  aus 
grosser  Unordnung  und  sonderlich  aus  vil  der  kornfürkäufer 
in  hochem  kauf  und  werd  gewesen  .  .  .  demnach  gepieten 
meine  gunstigen  herren  hurgermaister  und  rath  der  stat 
Überlingen  und  wellen  das  .  .  .  auch  alle  die  jhenigen,  so 
den  markt  des  getraids  alhie  zu  Überlingen  mit  kaufen  und 
verkaufen  besuchen  werden,  solch  nachgeschriben  artickel 
vest  und  stett  halten.  Ordnung  von  1534.  zeitschr.  gesch.  Ober- 
rheins 19,  406;  allerley  getreyde,  körn,  weilzen,  rocken,  habern 
etc.  LüTBEit  über  das  erste  buch  Mose  (1527)  G3';  getraide, 
jährliche  fruchte  an  körn  und  anderen  dinge,  darvon  man 
lebt,  provianl,  cibaria,  res  frumentaria,  annona,  frumentum, 
quod  ad  annum  reponitur,  commeatus  Hbmsch  1586;  frumentum, 
allerley  korngetreid.  Calepinüs  (1570)  613;  vnd  wenn  vil 
würme  im  körn  oder  andern  getreide  sein,  so  spreng  vmb 
den  boden  mit  wasser.  Coleb  hausbuch  (7.  cap.  44)  245"  (1616) ; 
rocken  oder  körn  ist  das  gemeinste  getreidicbt  in  diesen 
landen,  vnd  hier  wird  in  der  Cbur  Brandenburg  nur  vber 
Winter  geseet.    ebenda  262  (8.  cap.  3). 

2))  wo  die  bestimmte  gattung  des  getreides  gemeint  ist,  tritt  auch 
im  Verwendungsgebiete  unseres  Substantivs  das  synonyme  körn  ein, 
vgl.  theil  5,  1816.  beispiele  bieten  namentlich  die  bairischen  rechts- 
aufzeiehnungen.  ü/J.  stadtrecht  von  München  412  Auer  u.  a. 

ß)  die  gleichttellung  beider  substantiva  knüpft,  wie  oben  dar- 
gelegt, an  die  eolleclivbedeutung  an,  die  sich  auch  am  einfachen 
körn  für  bestimmte  zeiten  und  landschaften  nachweisen  läszt, 
vgl.  theil  5,  1816.  diese  ist  in  der  Schriftsprache  heute  nicht  mehr 
üblich,  den  salz  aus  Ruprechts  rechtsbuch:  swer  chorn  oder 
gras  sneidct  (§  iO')  führt  schon  Westenrieder  {beitrage  7,211) 
im  register  unter  getreide  oder  gras  auf.  die  gleichsleltung  der 
beiden  worte  prägt  sich  entweder  in  einer  Verbindung  der  Syno- 
nyma aus  oder  in  einer  wechselweistn  Vertretung, 


GETREIDE  H  (abgrenzung  gegen  Uorn)       4464 

l))  der  erste  fall  zeigt  je  nachdem  asyndetisehe  oder  syndetisehe 
form : 

a))  die  asyndetische  form  dient  der  begriffsumschreibung  und 
erscheint  vorwiegend  in  Wörterbüchern:  fruges ,  koren,  getrede, 
alphabetisches  Wörterbuch  von  1421  Diekenbacb  nov.  gloss.  ISS"; 
getreid,  körn,  frumentum  Frisiüs  (ausgäbe  von  I'M)  112;  fru- 
mentum ..  körn,  getraide  Biancard  lexic.  medicum  (1777)544. 

ß))  die  syndetische  form  wird  unter  anderem  begünstigt  durch 
den  Verwaltungsstil,  die  kanzleisprache,  die  ja  die  doppelformen 
besonders  liebt:  die  taub  isst  neur  körn  und  getraid.  K.  v.  ÄIegen- 
BERG  buch  der  natur  180,4;  rait  er  zu  besehen  der  slat  zeug, 
auch  körn  und  traid.  d.  städlechron,  11,  464;  kein  zehenden  von 
treit  ode  kurn.  Schweizer  urk.  von  1526  bei  Staub  und  Tobler 
3,  469.  dazu  vgl.  die  belege  aus  den  Straszburger  polizeiordn.  oben 
sp.  4461.  im  Vordergrund  stehen  die  kanzleien,  in  denen  ein  mund- 
artlicher austausch  beider  formen  stattfindet,  so  in  Augsburg  an  der 
bair. -Schwab,  grenze  und  in  norddeutschen  hafenslädten,  wo  nieder- 
deutsche und  mitteldeutsche  einflüsse  sich  kreuzen :  ain  rat  .  .  . 
bat  eikant,  das  die  burger  wie  die  gest  ir  körn  und  getraid  in 
die  schrann  zu  Augspurg  zu  verkaufen  wol  füeren  . . .  mögen. 
AuQsburger  rathsdecret  über  den  kornkauf  von  151"  und  so  noch 
öfters;  alles  und  jedes  körn  und  getreidig,  so  hinfüro  in 
dieser  stadt  verkaiifll  und  geliefert  werden  möchte.  Hamburger 
kornordnung  von  1609  in  Schmollers  forschungen  8,  5,  131.  auch 
Luther  giiM  für  diese  doppelform  beispiele  ab:  körn  odder 
getreide.  der  prophet  Sacbarja  (1528)  R4';  allerley  körn  und 
getraidig.  briefe  4,8  de  Wette, 

2))  der  iweüe  fall  steht  entweder  im  dienste  stilistischer  rück- 
sichten  oder  mundartlicher  gewohnheiten. 

«))  schon  bei  Nicol.  v.  Jercschin  wechseln  die  beiden  formen 
getreide,  körn  je  nach  den  bedürfnissen  des  reimes  oder  vers- 
maaszes.  in  19114  stellt  er  inmitten  des  verses  getreide  unde 
gebuide  für  feldfrüchte  und  fruchtscbeuern  zusammen,  in 
23  16S  dagegen:      beide  gebuide  unde  körn 

daj  vraj  gar  des  vüris  zorn. 

ß))  getreid,  vide  körn  Schönsleder  (1663),  auch  Schedel  im 
waaren-lexicon  (Weiszenburg  in  Franken  1789)  1,398  verweist 
unter  getreide  noch  auf  körn,  im  teutsch-englischen  Wörterbuch 
von  1716  ist  namentlich  unter  den  Zusammensetzungen  auffallend, 
wie  spärlich  getreide  als  compositionselement  auftritt  (2  mal) 
gegenüber  von  körn,  unter  den  neueren  Stilisten  verräth  sich 
Bisharck  auch  darin  als  angehöriger  des  nordens,  dasz  er  ge- 
treide nur  gelegentlich  und  im  stetigen  rückstand  gegenüber  dem 
heimischen  körn  verwendet:  ich  glaube  deshalb,  dasz,  wenn 
der  preis  des  getreides  durch  diesen  auszerordcntlich  niedrigen 
zoll  auf  körn,  der  unter  5  procent  des  werthes  bleibt,  nicht 
afficirt  wird.  Bismarck  reden  (reichslag  %i.maiiSi{>)S,i3;  dasz 
der  verbrauch  von  körn  für  andere  Verwendung,  also  bei- 
spielsweise für  hier,  branntwein,  zugenommen  hätte,  dasz 
weniger  getreide  im  inlande  gebaut  sei  wegen  des  rüben- 
und  kartoCfelbaus.  8,  S9. 

y)  unterschiede  im  bedeutungsinhalt  gehen  von  einer  bestimmten 
bedeutung  von  körn  aus,  die  sich  namentlich  im  plural  körner 
ausprägt,  getreide  stellt  in  diesem  zusammenhange  das  ganze 
der  pflanze  dar  im  gegensatz  zu  dem  einen  bestimmten  theil  ver- 
körpernden concurrenzwort.  vgl.  das  körn  des  getreides  ob.  fp.  4460 
aus  Bebeims  evangelienbuch ;  dasz  sein  akker  ihm  mehr  scbarffe 
dürner  als  getreidig  kürner  hervorbringen. Bütschry  hohe  kanzelley 
688 ;  getraide,  wachsend  körn,  dictionarium  grammaticale  (\S.jh.} ; 
unterdessen  wird  man  finden,  dasz  die  landwirthe,  welche 
am  meisten  mit  getreide  und  körn  umgehen,  noch  diesen 
unterschied  machen,  sie  brauchen  nämlich  das  wort  körn 
auch  von  demjenigen,  was  gesäet  wird,  aber  das  worl  ge- 
treide nicht,  man  sagt  Saatkorn,  aber  nicht  saatgetraide. 
Stosch  versuch  in  richtiger  beslimmung  einiger  gleichbed.  Wörter 
2  (1777),  141.  auch  dieser  unterschied  ist  durch  die  ausbreitung 
des  Wortes  Saatgetreide  (s.  u.)  verwischt. 

3)  umfang  und  inhalt  der  bedeutung  von  getreide. 

o)  der  umfang  der  bedeutung  erweist  sich  verschieden ,  je 
nach  dem  zusammenhange,  in  dem  das  Substantiv  auftritt,  es 
sind  engere  und  weitere  begriffe,  mit  denen  getreide  zu  einer 
gruppe  zusammentritt,  und  je  nachdem  erweitert  oder  verengert 
sich  der  umfang  seiner  bedeutung, 

et)      ausz  gold,  getraid  vnd  wein, 

mag  ohn  sünd  kein  wacher  sein.   Henisch1587  aus  Pktri; 

ich  und  meine  brüder  und  meine  knaben,  haben  inen  auch 
geld  gethan,  und  getreide,  den  wuchcr  aber  haben  wir  nach- 
gelassen.    80  gebt  Jnen   nur   heuts   tages   wider  jre   ecUer« 


4165        GBTRKIDE  II  (lipdcutungsumfang) 

Weinberge,  Diegarten,  und  b«>u«Kr,  und  den  bundertetteo  am 
gelde,  oui  gelreidr,  nm  nin<>t,  und  om  Me,  da*  jr  an  joen 
gewuchert  liubi.  Liit*»  AVArtnia  &,  10  ;  daaz  etlirbe  getreyd, 
iTerd,  Kkiber,  und  dergleicben  wabr  an  ein  geld  kauffwei» 
ürbLigen,  und  vil  hölipr  dann  aulcbe  wahr  immtr  nag 
.  citb  teyn,  und  durdurcb  ein  uirrkhcben  grotten  wucher, 
uU  mlinniglicb  Mietend,  lu  wegen  bringen,  kanerl.  niajetUt 
Ordnung  und  rrfoimalion  guter  foittey.  Auyiburg  I5S0  rneh$-  | 
abtehifdt  3,  S«l. 

(i)  lucti  In  gepirgen  verr  und  nahen 

l«l  «OKcl  tinU  «illfral  iw  fallen, 
•ui'h  In  den  delern  wun  und  wdIU. 
an*  l'ayren  prInRi  man  vil  grireld, 
auch  proi  und  fltUch,  Oa»  icti  diri  kOeri 
allerley  ipectrey  und  wOeri 
dm  man  in  reclitem  kaufT. 

II.  Sacu»  lobnpmeh  der  ilat  Sahburg 
31,  465  KMUr-CMtf; 
liai  laotte  laDd  (Baitm)  in  der  geineia  ist  fnst  frucbtbor, 
icirb  an  aailt,  getreid,  vibe,  vischen,  hultx,  weyd,  wilprel 
und  kurtz  ulies  was  la  der  achnabelweyd  dienet,  tat  allda 
uhrigs  gnug.  Atk.iti:i  dironik  Frankfurter  ausgabt  (tsne)  13'  (in  ! 
der  älteren  fattung  (reid  vgl.  wirke  IV'  41);  und  diia  ist  die 
erst  spnicb.  und  umli  daa  alles  geben  sie  in  die  vogtei 
gulrait,  liüener  air  und  pfenning  mit  aller  gerecbtigkeit  als 
die  TOD  Neinkircbeo  bubvn.  wei$thum  von  Gloggnitt  (\i.jahrh.)  | 
i'slerr.  wetsth.  1,  SOI ;  wer  nicht  wein  oder  bier  hat,  die  fnsz 
XII  füllen,  der  wird  sie  mit  getreydt,  sallz,  fletsch,  kraut, 
kiimpost  und  ruhen  einfüllen.  Fiscbast  aller  praäiek  groti- 
multer  (1633)  B;  allein  der  berr  setzt  oder  legt  ihm  jarlicb 
ein  nigen  tribut  oder  Schätzung  auf,  wi  viel  er  ihm  getrnids, 
wi  viel  schuf,  wi  viel  klaider  er  ihm  gehen  sol.  Mictilus 
rac<(uf  {Germania  25)  tSül.  { 

y)  an  getreide,    inehlkurn,   malz,    hrunntwein    und   futter-    j 
srbrot    wurden    in  Stettin   verbraucht.  Tb.  Schmidt   ge^chich^^  < 
dfs  handeis  und  der  schtfffahit  Stettins  7;  dns  produclengeschaft 
in    getreide,    spiritus   und    ül    gewann   in    diesem  abschnitte   ' 
eine   erhöhte    bedeutung.  84;    die   groszen   iirtikel:  getreide,   { 
Zucker,    spiritus  und  buumwolle    erreichten    einen  so  tiefen 
Preisstand  wie  nie  zuvor,    handelskammer  tn  Hamburg,  berielit 
für  it)91 ;  die  biirse  zu  Berlin  hat  zum  zwecke  die  erleicbte- 
rnng  des  betriebes  von  bandelsgeschüflen  in  .  .  geireide  und 
mebl,  bnumalz,  .stärke,  zucker,  saal,  rübol,  petruleum,  spi- 
ritus, hulz  und  anderen  producten  und  waaren   (producten- 
lii')r«e).  retidirte  börsenordnung  für  Berlin  (iSSä).    seitscltrift  ßr 
Handelsrecht  '}t,383. 

8)  als  ob,  je  hiiher  die  getreidepreise  wären,  man  mit  um 
so  grOszeren  gelddpfern  hrud  und  ge:reide  bezahlen  musz. 
E.  HiCHTER  deutscher  reichstag  n.yaniiarlSM. 

c)   wer   ainem    grast  oder   grasen    iist   in    ainea    antern 
wüsen,  rain  oder  getrait,  den  mag  man   darumben    pfenten. 
itttrr.  weislh.  {Hohr- Schwartau)  7,  343 ;  gras  oder  getreid.  an- 
merkungen    über    den  *getrtidbiiu    Salsburg  1S90  s.  13;    erstlich 
was  Schwavghofen   nun   der   hurger   lieh  bous   vnd    draydt- 
sladel  das  sy  da  ir  lieh,  trayd,  bew,  vnd  strow  betten.  Sa- 
BASTun  FiscBRB   cAroni*   von   Ulm  -216  Veetenmeytr ;     hnbern 
und  truidt   Osterr,  weisth.  i,ibi;   bew   oder  traidt  7,  403.33&; 
getrride   und   stroh.    anmerkungen    über   den   *getreidbau     43; 
brennendes  getreide  und  stroh  aus  den  stallen  und  speichern, 
\ua  der  macht  der  glutb  emporgejagt,  sank  auf  allen  seilen,   ' 
wie  ein  slernenregen  aus  der  hübe.  Zsciioisa  {freihof  von  Aarau)   ^ 
noteU.  und  dicht.  6,  146;  alle  die  so  fueter  und  schwUres  ge- 
trait hingehen    oder  vrrkaufTen.  treisthum  von  Stockerau  1500,    ! 
•  Urrr.  weulh.  8,   447.  j 

b)  ebenso  wie  sich  der  umfang  des  Substantivs  je  nach  dem 
:usammenhang,  in  dem  das  morl  eisdieini,  ntanntgfaitig  abgrenst, 
so  entwickelt  sich  auch  der  bedeutiingsinhalt  bald  reicher,  bald 
knapper  ii\  den  auftiUilungm,  die  das  Substantiv  als  erliuterung 
und  erkldrung  begleiten. 

n)  nemlichen  das  bynnn  fürler  niemand  deheinerley  getreyde, 
als  weissen,  rocken,  hebern,  garste,  erbissen,  honen,  lynsen, 
zuybelsot,  senf,  magesot,  hanfsot,  nusse  und  anders  des- 
glichen  fürkoufen  soll,  ulldiewile  das  noch  in  dem  velde  stat 
und  noch  nit  in  hnse  oder  schüren  gefürt  ist.  Stras:burger 
poiisnveroTdnungen  Bsuctia  s.  588  {li.  jahrh.). 

fi)  allerley  getreyde,  körn,  weilzen,  rocken,  geraten,  habero, 
hirsen,  reiss  etc.  Lotiieb  über  das  ertit  buch  Mos«  (1537)  G  3*; 
alle  gewfichse,  welche  zur  faroilie  der  grSser  gehören,  deren 
saamen,  wenn  er  reif,  hart  und  rein  ist,  ru  mebl  gemahlen, 
Hud    auf  beliebige  art  veo  manschtn   ala  «in   gesunde    und 


GETRßlDE  II  (b«deutungtinh«lt)         4466 


nahrhafte  speise  geneeat«  «M,  «trim  na  ptHnii»  ge- 
rechnet. DieTRicN  naiurUMtriwk  üktmtm.  lnkmUtf.'  *aW*i. 
{Um  isio)  591;  in  dem  «leiterea  omfange  4er  bedeutuog,  4tr 
aber  nicht  der  ge«Obnlicbe  ist,  werden  oft  alle  bola«»- 
frUcble,  bobneo,  crbseo  etc.  mt  anter  itm  nabneo  im 
getraides  begriffen.  KaOniTi  16,  30. 

y)  die  gebrduehltekste  tketlumg  in  MMfüSflMdtot  fHdH  IM* 
bn  HüNinCR  durchgeführt;  er  umientMlM  (UM)  far  <■  feaar«; 
dasz  uir  dem  balm  wichszt,  frumentum,  und  ftr  tm  ifetit: 
diockelkurn,  kern,  der  aügemetnrre  begriff,  M  .m  a/tr  umf 
dem  halm  wachieiden  arten  trreinigl  sind,  mri  Iher  dem  tnfrttn 
begriff  gegenüber ge^eül,  in  dem  dn  bredfrntkt  aü  Ittmftmtkrmnp- 
mittel  des  mentehen  im  betonileren  kervortrHL  dem  «nltfrteitm 
auch  die  meisten  bettpiele  aus  älttrtr  mnd  neuerer  uti. 

I))  die  ordnnng  de«  gelraids  des  Nürnberger  rthet  mkritft 
gegen  Älbrecht  von  Brandenburg  befosit  srek  mit  babem,  kern 
und  waitt.  d.  slidtechron.  3,  S<>3;  ao  lang  der  reicbstaf  bat 
gewert,  ist  das  iraid  in  disem  kaiilT gewesen:  kaber  31  groack, 
geraten  30  groschen  etc.  d.  stddteehron.  33,  61 ;  so  liel  ich  aber 
von  einem  dolmetscher  hahe  vernoroen,  haben  sie  für  einen  ge- 
waltigen zag  und  streit  wider  weizen,  grrtten,  hafem,  malz 
ond  allerley  körn  und  getreidig,  und  wird  mancher  hiter  ki« 
werden,  und  groase  ibaten  thoiu  LoTnit  ftrtr/'«  (3*.  Cfril  tun) 
4,  8  de  WetU;  getraidig,  »dem  quod  getraid  .  .  .  M  IrMaa«, 
hordeum,  olytra,  spelta^  ticia,  avena.  IIrnisci  INI;  m*rihu 
tamen  nostru  disltnguäur  gelreydig  ein  hart  odar  «eickea. 
hart  getreidig  eontinet  triiieiini,  süiginem,  horde%m  «t  cittrei, 
als  rocken,  weitzen,  gersten,  gemanck  und  weich  kern  vnd 
gelreydig  compreliendit  arenam  habern.  P.M.  Wkskub  p^ecHe. 
juris  observat.  324 ;  die  bier  werden,  nach  gelegenbeit  des  Lndes, 
aua  unterschiedenen  getraidem  gebrkuel,  aus  waitzen,  geraten, 
babern,  dOnckel,  jedem  besonders,  aber  aurb  wol  bis»  eilen 
gemischt.  Hohbibc  (7.  eap.  93)  3, 1U6* ;  wer  habem  oder  ander 
getraid  fürkauft  und  den  wider  verfüettert,  der  aol  daran  nil 
mehr  gewinnen,  dann  was  er  über  10  ^  kauft  dran  soll  er 
nur  1  ^  gewinnen,  weistk.  von  Gars  15  jakrh.  tslerr.  wtttlM. 
H,  755.  in  der  gaunersprache  trilt  ebenfalls  der  kaber  im  W- 
devtungsgehalte  des  getreides  hervor,  vgL  Ckedkamer  -  Laadken 
s.  182  mit  $.  119.  anders  getrendelte,  gcrnlte  gatraid  ff«J!f* 
gerslenmusz.  Hbmscb  1587. 

2))  auch  neben  der  seelen  speisz,  bat  er  uns  nicht  allein 
mit  leihlicher  speisz  zu  dem  allerbesten  versorget,  als  mit 
weylzen,  apeltz,  rockcnkorn,  und  allerhand  köstlichem  getreyd, 
alau,  dasz  wir  an  gutem  herrlichen  brut  keinen  luangel  haben. 
TABeBNAEBONTANUs  wassersehots  voriede  5*;  das  getreyd,  kom 
und  weylzen  wflrd  dem  armen  am  kaufT  alzeii  zA  tbeur  und 
dem  reichen  zi^  wolfeil  sein  Fiscrabt  alter  praktik  gfermulter, 
neudruek  33;  zihet  hinab,  und  keuffct  uns  getreid,  das  wir 
leben  und  nicht  sterben.  Lcrnaa  i  Mos.  4.*,  3 ;  diaweyl  aovil 
armer  under  uns  sein,  die  dess  notturftig  «ein,  so  ist  das 
durch  uns  allsampt  beschlossen,  das  man  das  traid  allea 
tailen  soll,  und  ain  yeder  das  se^n  zu  im  nemen,  und  »eli- 
cher  es  nit  bedarf,  der  geh  es  ainem,  der  sein  notturftNl 
ist.  besehlust  der  kürsehner  bet  BAOMAnn  fiidl««  sw  fttekie**e 
des  bauernkriegs  in  Rotenbmrg  a.  d.  Tauber  343  ■.  a.;  daa  |«lraids 
halben,  so  liegt  in  beiden  coneniureyen  des  deal«4-hen  ordens 
und  zun  Hennsern,  auch  Barfusser  und  frawrncloaler  und 
ander  gaistlicber  ort,  ao  ausserhalb  etlich  krofcsityto 
chi>rherren,  so  hie  in  Holenburg  ligen  haben. 
der  bültner  und  sehreiner;  unser  gesummter  brol»  md 
consum  besteht  aber  doch  nicht  bloss  an«  den  twi« 
16  und  3u  millionen  «ariirenden  eiufabrungen  von  gtiraiif^ 
aondern  im  sehr  viel  grOszrren  theil  aas  daaa  M  «M  g»- 
bauten  getreide,  und  unsere  gesanrote  grireManrndxHo«  k»- 
trigt  im  durchschnitt  jährlich  znisrben  tao  oMtia  ■ilüana« 
cenloer  an  brotgetreide,  wobei  ich  bloss  weitM 
rechne  und  von  gerslenbrod  und  dergleicben 
kartoffeln,  gänzlich  absehe.  Bis«aicb  (14.  ;«a<  mSi 
reden  9,378. 

4)  der  geltungsberetck  des  saksaanliaa  M  mikäUimttml§  k»> 
sdsrdukL  WH  dn  weni  Umdnkaftätk  mmfmfl  M,  »  ftaiit  e» 
•mtk  m  der  wtUolktmlidUm  ftrimstf  der  ifrieke  keime  tfddr; 
e**Ma  M  e$  dtr  fs*afaMS  apradk  dm  dm/Ummg  fremd:  dm 
4k  tmttf-   umi  wnMttanfssprwAr ,  der 


tiftiUbtkt  fekiit  tUdtl  «•  raaM».  mmd  wnMttinfssprMAr .  mr 
ämhdflmiim§t  m  im  sakii^nnk«. 

«)  t»  iHiiMipilW*  dm  Atoaam  «ntf  sMAr  /Mft  dm  nwvf 
ac*«>i  ins  l«.  ftkrk.  melfmk  im  mmmit^  ssr  räcMM  aü*  ftpra  die 
MrUkBevwnf   de»   felreidetf   »md  Mimr  det  §mm  mä 


4467 


GETREIDE  II  (Verwendung) 


GETREIDE  II  (Verwendung) 


4468 


bis  in  unser  Jahrhundert ;  erst  in  diesem  wird  auch  gegen  dk  ver- 
büUgung  des  getreides  angekämpft;  vgl,  auch  unter  getreide- 
handel  und  getreidehandelspotitik. 

«)  getreidelaxen:  wer  auch  darüber  getreid  aus  unserm 
lande  gäbe  oder  höher  im  lande,  dann  eben  begriffen  ist, 
verkauft,  der  oder  dieselben  seycn  uns  zu  pön  verfallen. 
herzog  Heinrichs  landgebot  1437  KnENNER  4,93.  ebenso  die  Mrn- 
berger  Ordnung  zum  getreyde  von  1449  d.  städtechronik.  2,  302 
anm.  i  u.a.;  wer  da  kauft  oder  verkauft  getraid,  er  sei  ge- 
sessen oder  ain  gast,  der  sol  den  metzen  nemben  bei  dem 
richter.  österr.  toeisth.  8,  755  {Gars  15.  jahrh.). 

ß)  indirecte  masznahmen:  es  haben  dy  herren  von  Paiern 
in  irem  land  ein  Ordnung  im  piersieden  fürgenomen,  nämb- 
lieh  von  Georgii  pisz  auff  Michaelis  ein  masz  umb  l  w.  {weisze 
Regensburger  Pfennige)  und  von  Michaelis  pisz  auff  Georgii 
umb  1  baller  bey  groszer  straff,  weiten  den  traid  wolfeil 
damit  machen,  es  geschach  auch,  das  vil  gersten  gepachen, 
so  sonst  gesoten  wer  worden.  Wibhaukb  Chronik  von  Regens- 
burg (1529)  d.  städtechron.  15,  99;  item  lasz  auch  öffentlich 
berufen,  dasz  niemand  solchen  getreid,  er  sey  heueriger  oder 
fertiger  {ferndiger)  erhalte  {zurückhalte)  in  keine  weise,  sondern 
in  obgeschriebener  maasz  den  verkaufe,  ausgenommen  so 
viel  er  dessen  in  seinem  selbstigen  hause  bedärfend  ist. 
landgebot  herzog  Heinrichs  von  1437  6«  Krenner  4,95;  item 
lasz  auch  beruffcn  öffentlich,  wer  in  obgeschriebener  maasz 
den  getreid  nicht  verkaufet,  und  unserm  gebot  nicht  nach- 
gieng,  wo  wir  dann  solchen  getreid  erführen,  der  verhalten 
würde,  es  sey  bey  priestern,  edelleuten,  burgern,  oder  bauer- 
mann, dasz  wir  dann  diesen  zu  unsern  banden  nehmen 
wollen,  ohne  aller  gnade,  ebenda. 

y)  ausfuhrverbote  und  sonstige  Verkaufsbeschränkungen ;  sie  rich- 
ten sich  gegenden  fürkauf  des  getreides  in  den  Nürnb.polizeiordn.: 
gebieten  ernstlich,  das  hinfiiro  nyraantz  eynich  getraid,  das 
man  here  zu  marckt  bringet .  .  fürkauffen  soll  .  .  er  wolte 
dann  das  selbs  verarbeyten  oder  verpachen.  Baader  214  u.a. ; 
es  sol  auch  nyemand  durch  sich  selbs,  seinen  gewait  oder 
sunst  yemand  von  seinen  wegen  eynichem  getraid,  das  man 
her  zu  marckt  zu  bringen  vermeint,  für  die  thor  unnd  in 
der  meil  nit  entgegen  geen  .  .  sunder  man  soll  solich  getraid 
frey  on  alle  vorwort  herein  in  die  stat  auff  der  vier  märck 
einen  . .  kommen  lassen.  Baader  215;  dasz  sie  in  ihren  landen 
und  gebiethen  dem  erbfeind  keine  zum  krieg  diensame 
Sachen  abfolgen  lassen,  ihro  kayserl.  majcstät  aber  die  Ver- 
ordnung thun  wollen,  damit  das  getreyd  nicht  auszer  dem 
reich  verführt,  die  fremde  heim-  und  öffentliche  Werbungen 
verboten,  reichsabschiede  4,  6  {reichsschlusz  vom  7.  febr.  1664) ; 
alle  theile  dieser  allerhöchst-kayserlichen  Verordnung  zielen 
auf  den  nemlichen,  sogar  den  mindesten  reicbs-untcrtbanen 
erspriesziichen  endzweck,  womit  nemüch  einerseits  aller 
noth  und  abgang  vorgebeuget  werden,  andererseits  aber  das 
gelruid,  oder  aller  gattung  fruchte  wiederum  in  ainem  an- 
nemlichen  preis  .  .  zu  haben  seyn  möge.  Justi  memoiren  III 
anhang  (einl.  10);  nachdem  der  fürkauff  des  getrayds  unter 
allen  ungöttlichen  wuchern  der  allerürgst  . .  so  ordnen  wir 
vnd  wollen,  dasz  ein  jeder  unserer  unterthanen  unserer  graf- 
schafft Hennenberg  inner  lands  so  viel  getrayds,  so  viel  er 
des  ungeführlichen  zu  seiner  gebührlichen  haushaltung  noth- 
durfft,  und  nicht  mehr  kaufen  mag,  aber  auszerhalb  landen 
soll  er  getrayd  kauffen,  in  unser  herrschaft  führen,  und 
wieder  verkauffen,  so  viel  ihm  müglich.  Hennenberg,  landes- 
oränung  (1539  resp.  1720)  s.  202  vgl.  auch  Arnstädter  stadtiecht 
unter  getreidig. 

d)  bestrebunnen  für  hebung  der  getreidepreise  (s.  dort)  zum 
schütze  des  getreidebaues  (s.  durt):  niichst  dem  landniann,  als 
dem  producenten  der  fruchte,  verlieren  aber  die  handwerker, 
kaufleute  und  fabrikanten  in  den  stiidten  .  .  wenn  das  ge- 
traide  einen  zu  geringen  prtisz  hat.  über  den  freyen  gelraide- 
handel  (Leipzig  1804)  36;  bei  dem  freien  verkehr  mit  den 
Vereinslanden,  der  künftig  ein  anderer,  als  der  bisherige 
vielfach  gehemmte  sein  wird,  sind  zwei  hauptbedenklich- 
keiten  aufgeworfen  worden,  die  erleichterte  fruchteinfuhr 
aus  Würteniberg,  die  zollfreie  weineinfulir  aus  Bheinbaiern 
.  .  .  angenommen  ein  wohlfeilerer  preis  der  fruchte  würde 
auf  die  beschränkung  unseres  fruchtbaues  wirken,  so  kann 
ich  darin  durchaus  kein  unglück  sehen ,  sondern  vielmehr 
einen  vurtheil  .  .  .  die  beschränkung  des  fruchtbaues  wird 
davon  eine  natürliche  folge  seyn  und  auch  das  getreide  auf 
einem  den  anbau  lohnenden  preis  erhalten,  v.  Böcer  über  den 


deutschen  Zollverein  II  badische  kammer  30.  jum  1835;  wir  sind 
heut  im  ganzen  in  der  läge  in  der  weit,  dasz  viel  mehr  ge- 
treide gebaut  werden  kann,  als  verbraucht  wird,  dasz  schon 
jetzt  das  angebot  im  ganzen  gröszer  ist  als  der  verzehr. 
Bismarck  reden  {reichslag  2t.  mat  1879)  8,  68;  ich  glaube,  dasz 
wir  auf  diese  weise  unter  einer  Überführung  mit  getreide 
leiden.  83;  ich  habe  mich  ausgesprochen  .  .  um  ihm  nach- 
zuweisen, dasz  ich  unter  umständen  eine  höhere  Verzollung 
der  landwirthschaftlichen  producte  gewünscht  hätte  —  in 
bezug  auf  das  getreide  nicht  viel  höher,  denn  der  zoll  für 
getreide,  namentlich  für  die  getreidegattung,  die  am  meisten 
als  nahrungsmittel  dient,  für  den  roggen,  soll  meiner  meinung 
nach  kein  Schutzzoll,  sondern  ein  tinanzzoll  sein.  35. 

b)  privatrechtliche  und  allgemein  ökonomische  litteratur. 

a)  hierher  gehören  die  meisten  der  unter  11,  1.  o  angeführten 
beispiele  aus  den  weisthümern ;  ebenso:  übrigens  seint  solchesz 
die  unterthan  schultig  zu  führen  oder  zu  sämen  und  diszes 
umb  so  vill  mehr,  weilen  ihnen  anjetzo  vüll  voranfuhren 
auszbleiben;  dan  vor  jähren  gienge  vill  weniger  gedrait  auf 
im  schlosz  alsz  anjetzo,  wurde  also  der  übeischusz  in  das 
stuft  hinausz  geführt,  österr.  weislh.  6,99  (Festenburg  1738); 
bei  abrichtung  des  diensttiaids  sollen  die  undertiianen  nicht 
mit  fleisz  das  schlechtere  der  herrschaft  reichen,  sondern 
gerecht,  gleich  doch,  wie  sie  ihr  anders  gedrait  selbslen  haben 
und  auszstauben.  ebenda  u.  a.  vgl.  auch  dienstgetreide  sp.  4472. 

ß)  die  polemik  gegen  die  getreidewucherer  ist  schon  in  der 
bibel  vorgebildet:  der  do  verbirgel  daz  getreyd,  der  wirt  ver- 
fluchet vnder  den  völckern.  aber  der  segen  wirt  auff  das 
haubt  des  verkauffenden.  sprüche  Salomonis  U  in  der  vor- 
lutherischen bibel  bei  Koburger;  eine  grosse  vnbarmherzigkeit 
ists,  wann  einer  den  traidt  zur  zeit  der  thewrung  verbell, 
verschlegt  vnnd  ausz  lauter  geitz  eine  gantze  gemaind  begeret 
zu  pressen  vnnd  auszuhungern.  Abg.  Albbrtinds  Gusman  von 
Alfarehe  (München  1615)  s.  258. 

y)  zahlreiche  Verwendung  findet  das  Substantiv  in  den  öconO' 
mischen  handbüchern,  die  am  ende  des  16.  jahrh.  auftauchen: 
man  musz  auch  bald  im  anfang  fleiszig  nachforschen,  wie 
viel  ein  mandel  oder  ein  schock  garben  getreides  geben. 
Coleb  hausbuch  (8,  cap.  3)  263'  (1616);  jedoch  musz  auch  gut 
vnd  gering  körn  durch  einander  gedroschen  werden,  denn 
sonst  gibt  gut  getreide  mehr,  dann  das  geringe,  ebendort; 
wenn  einer  dieses  also  in  acht  hat,  so  kan  er  anfengllch 
leiclitlich  finden,  wie  reich  er  dasselbige  jähr  an  getreide 
sein  kann,  ebendort;  von  rechtswegen  soll  das  getreyde,  das 
man  verbrauen  will,  über  ein  jähr  nicht  alt  seyn,  dann 
würde  man  vierdiges  und  heuriges  untereinander  nehmen, 
so  würde  es  ungleich  weichen  und  wachsen  und  viel  zurücke 
bleiben,  also  kein  gut  maltz  werden.  H(ihberg  (7.  cap.  71) 
2,93'  u.a.;  wenn  das  geträyde  oft  zu  wenden  sey?  in  der 
kornblüthe  musz  man  das  geträyde  fleissig  und  offt  weniien, 
damit  es  um  diese  zeit  nichts  verderbe,  und  ichadhafft  werde. 
Bbcheu  hauszvater  54  «.  a.  nach  anderer  richtuni]  weist  die 
Schrift  von  Wolf  entdeckung  der  wahren  Ursache  von  der 
wunderbaren  Vermehrung  des  getreids  1718.  sie  steht  im  Zu- 
sammenhang mit  ähnlichen  bestrebungen  jener  zeit,  die  getreide- 
production  auf  künstlichem  wege  zu  steigern. 

c)  in  Sprüchwörtern  weisen  die  wenigen  belege  für  unser  Sub- 
stantiv auf  die  oben  gekennzeichneten  landschaflliclien  Verhältnisse 
zurück:  solche  grosse,  in  der  Christenheit,  vntreuw,  zwy- 
tracht  und  widerspennigkeit  kompt  ausz  mutwillen  des  bapsts, 
voraus  Jacobs  von  Baburck,  die  S'ch  der  Sachen,  jn  nicht 
gebürend,  vnderstehen,  vnnd  mit  ihrer  sichel  (als  das  gemeine 
spriciiwort  in  den  geistlichen  rechten  lautet)  anderen  leuten 
jr  getreyde  wider  alle  billigkeit  abschneiden,  urtheil  Ludiiigt 
des  Baiern  über  den  pabst  Johannes  bei  Aventin  chrvnik  (buch  8) 
ausgäbe  von  Frankfurt  1566,  s.  493*  (traid  in  der  alteren  fassting 
vgl.  werke  b,  HZ);  hast  du  mir  das  getreide  ersäuft,  sagte  der 
bauer,  so  hast  du  mir  doch  nicht  die  thaler  ersäuft.  Lutukr 
tischreden  253'  vgl.  Wander  1,  1640;  wenn  man  das  getreide 
wirft,  verliert  es  die  spreu.  parömta/con  2269.  Wander  l,  1641; 
getreide  säubert  man  mit  dem  winde,  die  lasier  mit  dem 
henicer.  Winrlfr  zwei  tausend  gute  gedanken  {Görlitz  l(i85)  15,00. 

d)  auch  in  der  prosa  der  scliriftsteller  überwiegt  für  den  ge- 
brauch des  Substantivs  je  nachdem  der  mundartliehe  einflitst  oder 
der  geschäflsslil  der  spräche. 

a)  in  die  erste  reihe  gehört  Luther,  bei  dem  das  wort  auch 
an  stellen  auftritt,  wo  die  sentenz  zum  Vorschein  kommt,  oder 
volkstMmlidie  anschauung  durchbricht:  dan  Christus  sagt  Matlici  6 


4469 


GETREIDE  II  (Verwendung) 


(«,  25  jedoch  andtrt  fa$iung)  ir  «olt  nicht  lorgkfeltigk  uio, 
wa«  ir  eisen  adder  trinckeo  wolt,  aoUibeo,  wur  mit  ir  euch 
becleidigen  nioditei.  lebet  an  die  vogel  de«  hymmeli,  die 
weJdrr  iren  adder  einernen,  ile  lainmeln  auch  kein  getreid 
in  die  iclieuren  und  ewei  bymroeUcher  vater  neret  tje.  aut- 
Itgung  dt$  votfruntert  I&18  mtrkt  9, 141  Wtimar;  wie  HaggBua 
«tigt:  ihr  iioml)lrt  Tiel,  aber  ich  mache  den  beute!  löcherig, 
und  blute  in*  getreydig,  dast  ihr  doch  nichts  behaltet  (IM2). 
t>,  437  Jtna.  ebento  m  zahlreichen  stellen  der  tuchreden,  vgl.  auch 
oben  $p.  8  und  9.  auch  G.  FiavTAC  tetgt  eine  verliebe  für  unter 
wort,  di4  lichtbar  auf  mundartlicher  grundlagt  beruht:  »o  kamen 
■ie  alle,  jeder  in  seiner  weise;  manche,  die  kein  geld  halten, 
boten  getreid^.  aus  einer  kleinen  stadt  (1880)  277  u.  a. 

ß)  es  wird  deai  getreyds  so  vil  werden,  dasi  mans  mit 
seitlern,  mUiten,  sQmmern,  schnfTen,  schBflein,  maltern  vnd 
Vierihein  wird  auszmessen.  Fiscrart  aller  practick  grosimutter 
(1623)  B':  Germanicus  kam  mit  einem  mUchtigKn  beere  in 
Punnonien,  denn  der  kayser  hotte  nicht  nur  freygebohrne 
darzu  geworben,  sondern  auch  bey  damabliger  tbeurung  viel 
tausend  frey-gelassene  um  getreyde  zu  kriegs-dienslen  er- 
bandelt. LoHKNüTBii  Arminius  und  Thusnelda  (I,  4)  t,  401  (1«80); 
aber  bald  wird  die  gegend  im  gebirge  rauher,  wir  aaben 
dtinneres  gelreide,  niebrentheils  noch  nicht  in  ihren  geschossen. 
Stolbbrc  reist  in  Deutschland  ete.  79.  brief;  wir  zogen  weiter 
und  fanden  das  land  zuletzt  wie  im  Saarbrückischen  zwischen 
wilden  und  rauhen  bergen  wenig  dürfer;  man  verlernte  hier 
sich  noch  getreide  umzusehen.  Götbb  {diehtuny  und  wahr- 
heil)  2i,  330;  seht  doch,  wie  schön  das  getraide  steht!  die 
bäume  brechen  fast  unter  ihrem  segen  —  der  weinstock  voll 
boCTnung.  Sciiiilcr  (riuber  3,2)  2,  lt&;  durch  herrliche  felder, 
die  eben  jetzt  mit  glänzend  grünem  mais  und  banf  bedeckt 
sind,  nach  Aversa.  ein  fortgesetzter  garten  bis  Capua.  das 
gelreide  liegt  bereits  geschnitten  auf  dem  felde.  GaiLLPAtZKS 
(tagebuch  auf  der  reist  nach  Italien)  19*,  C3S. 

r)  in  der  gehobenen  spräche  der  poesie  tritt  das  Substantiv  nur 
stUen  und  dann  vorvieyend  im  daktylischen  versmaasit  auf; 
mtist  wirkt  es  störtnd,  indem  ts  die  ansehaulichktit  aufhebt: 

so  bewegte  vor  ilermann  die  liebliche  blldung  des  mädcbeos 
sauft  sich  vorbei,  und  schien  dem  pfad  ins  getreide  tu  folgeu. 

GOtbr  (Hermann  und  lloiolhea)  4U,30S; 

hieran  sah  Ich  ein  langet  gewfihl  imelten  hinaurgehn, 
tragend  Im  wlntlgen  munde  die  mächtige  latt  des  geireldes 

Voss  üvid  (Ifyrmidonsn)  3.  43  (1798); 

'sprich,  wie  gehl  es  daheim,  ist  alle«  noch  flink  und  in  Ordnung? 
stahl  das  getraide  hoch,  und  sind  die  pdaumen  gerathen?' 
'wohl  ist  alles  noch  fliuk  und  in  Ordnung',  entg<'gneie  Hudolph, 
'das  getraide  steht  hoch  und  die  pnaumen  tiod  herilicb  geraiheo'. 
Th.  Körnkr  'iir  terlubunfj,  1.  gesany; 

solche  düfie  »Ind  ronin  leben. 

die  verscheuchen  all  mein  leid, 

bICihen  aul  dem  berg  die  reben, 

blüht  im  ihale  da«  getreid. 

Unland  gedichle  'wein  und  brol': 

feldwlnde  schlingt  sich  um  getreide 

in  holdem  leben,    doch,  o  noih, 

die  sichel  rsITi  tu  bodeo  beide 

in  lieblichem  tuiammeniod. 

K.  Matss  gedicitle*  226  'feldschrecken'. 

ß  in  metaphorischer  Umbildung  fügt  sich  das  Substantiv  auch 
der  poetischen  stilform  der  spracht:  'o  drehe  den  ring  Salomonis, 
dasz  sein  getreide  sich  mehre.  —  horch!  das  lied  dei Schnitters 
nahet,  schon  fallen  die  Shren  Ober  den  getreidekasten  nieder, 
geschwind,  beginne  den  kränz  zu  ilechten!'  da  sah  ich  hin- 
über und  sah  die  sense  des  Schnitters  durch  die  bahnen 
greifen  und  sie  sanken  über  einen  kästen  nieder,  gerade  so 
grosz  wie  das  büblein ;  es  war  gemacht  von  fünf  brettern 
und  zwei  brettrhen,  und  stand  Ober  einer  grübe  vor  einem 
feldkreuz.  BR8NTAi«o(bi<}((<r  aus  dem  tagtbuch  dtr  ahnfrau)  4,  l&S. 

III.  dit  gebrauchsformtn  von  getreide  im  engertn  sinne. 

t)  das  abstractt  in  der  bcdeutung  des  Substantivs  bringt  ts 
mit  sich,  dasz  der  pluralgelraueli  fast  ausgeschlossen  ist.  m 
mundartlichen  gebrauch  begegnen  ansdtie  sur  pluralbildung,  dit 
nnirre  Schriftsprache  bedient  steh  dafür  dtr  susammensttiung 
getreidearien  {s.  d.)  vgl.  auch  oben  sp.  10:  die  bicr  werden, 
nach  gelegenheit  des  Inndes  aus  unterschiedenen  getraydern 
gebrSuet.  Hobbbig  3, 108*.  fiiuroi  liegt  auch  vitUtxht  vtr  in: 
die  halbreifen  kOrner  erzeugen  die  brandühren  in  den  weitzen, 
und  bringen  auch  unter  dem  andern  getreiden  keine  voll- 
kommene fruchte  (den  und  dem  seheinen  vertauscht),  anmerk. 
über  dtn  getreidebau  {SaU'urg  1790)  s.  41 ;  sicher  ist  dtr  plur<il 
in:  sei  es,  dasz  unsere  eigenen  markte  oder  die  benachbarten 
IV. 


GETBEIDE  III  (gebreuchiromwo)       4470 

Sehweiter  markte  mit  den  WartenberfiselMa  |«lreMM  AWr- 
fOhrt  werden.  .NBecmus  1  Miuk$  kammtr  M.  )«w  ifU. 

3)  im  vordtrgrund  aiUr  ftbrtmik$f9rwu»  lUkt  im  tAvtbsU 
gebrauch. 

a)  sehr  btlitbt  ül  dit  tinfiknng  tknt  rnUktU 

a)  bti  maait-  mnd  vtrkJUnitkeitmmnngtn:  ick  OMtM  hk 
auch  mit  wenig  worten  etlicbcr  Hebräer  aast  crtckMW. 
Corua  ist  bey  jnen  ein  maller  (elreid,  fnieferlicb  >«bta 
Leiptziger  scbeffei.  das  wort  ,Car'  ist  noch  ia  CfcrlaM 
breuchlicb  von  einem  treidmasz.  Matbbsio«  S«ripU  IM*; 
einen  scbeffei  getreide.  Bismabcb  riitn  8, 1S> ;  lausend  latt«a 
getraide.  Rbimabus  frtii  anifukrU;  fuhren  getreide.  %btr  4t» 
frtytn  getreidehandtl  {Lttptig  1804)  91 ;  von  dem  beym  «obao« 
jeder  besonderen  gattung  getreides  ausfallenden  outzea. 
anmerk.    über   dtn  getreidbau  {Salilmrg  1790)  t.  43. 

ß)  er  igoU)  kan  auch  «bernaturlicber  weise  wolfeila  teites 
geben*,  vnd  getreid  vom  bimel  regnen  .  .  lassen.  MATiaaica 
üaripUi  1&&*:  aber  aie  haben  ja  einen  guten  bafen  ia 
Uiga,  und  es  gebt  aocb  getreide  von  dort  lucb  LObeck,  ua 
hier  gemitcht  zu  werden.  Bismabcb  rtdtn  (31.  m«  It79)  •,  tt; 
wenn  wir  getreide  zuerst  in'a  äuge  faaseo.  Ta.  Scaaiof  aar 
gtschiehlt  des  handels  und  dtr  scht/ffahrt  SUltins  84. 

y)  bei  prdposUionaherbindungen,  du  hauptsächlich  dtr  suutrtst 
lilttratur  tntttammen:  gezwang  umb  getreide  difficutUt  ••- 
nond«  Hbriscb  I5M:  die  einfuhr  von  getreide  BisaAact. 
reden  8,  8t;  bald  ward  aller  bandrl  mit  getreide  nur  wenigen 
personen  ausdrücklieb  erlaubt.  REiHAacs  aus-  und  einfuhr 
des  getraidtt  (1771)  29;  transitbandel  mit  getreide.  Buaaaca 
reden  b,  133;  terminbandel  mit  getreide  v.  BiaLirsca  dtuUdur 
reichst.  9.  Jan.  189«;  speculiert  eine  firma  in  gelreide.  ektndmt; 
nachfrage  nach  getreide  u.  d. 

I)  tinführung  mü  dem  btiiimmttn  nrltktl:  den  abkluffero 
das  getraid  darmessen.  Hbmiscb  I&86;  hie  redet  er  aocb 
von  theurer  zeit,  darinn  das  getreide  vmb  den  achten  tbeil 
auffschlagen  werde.  Matubsios  Sartpla  lU';  kaum  das 
getrSgde  nun  einkömmet,  aoll  man  in  dem  panseo  nicbt 
alles  genau  an  die  wand  legen,  auf  daaz  die  olsa«  aai 
der  dampf  über  sich  verrauchen  mügen.  BtcasB  kam$94Ur 
(1754)  54;  dasz  nach  gesperrter  ausfuhr  in  die  Schweiz 
nichts  desto  weniger  das  getraide  achier  noch  um  die  helft« 
im  preia  gestiegen  ist.  Josti  uMmotren  III.  ankang  S3; 
eine  andere  kunst,  das  getrayd  zu  vermehren,  bab  ich  voB 
herrn  Johann  Ehrenreich  Geymann  freyherrn,  bekommen  . . 
man  nimmt  eine  art  vom  getrayd,  was  man  will  «.  t.  v. 
HoBBBRC  (7.  cap.  32)  3,  39*;  denn  auf  den  cantleo,  ta 
wasser,  kommt  das  getreide  lange  nicht  iu  den  aauc  tri« 
auf  den  eisenbahnen,  und  da  ist  es  namentlich  4er  wiatar* 
wo  alle  frachten  billiger  sind,  und  wo  man  in  Rastlaod  in» 
getreide  gedroschen  bat,  da  wird  das  getreide  verfahren, 
und  ich  bin  überzeugt,  dasz  zwischen  januar  und  apnl 
die  grOszten  vorrStbe  herankommen.     BisaAaca   rtdtn  %,  7«. 

S)  dtm  relativen  gebraucht  duntn'  mtstnüiek  i*t  ptai»$mn 
pronomina,  entspreehendt  adjeetirt  gthörtn  jingtrtr  ntmilh 
lung  an  (ttr gleicht  tp.  Ul\)i  welcher  in  der  feiungsMit  bd 
tag  oder  nächtlicher  weil  einem  antem  a«in  trait  von  i«m 
acker  trueg.  itttrreiehisehe  mei$tkümtr  7,  S43  «.  «.,  tfL  ^4« 
«prirAvorl  bti  Avbmtir  obtn  $p.  44M  %.  •;  dem  nichstta  t«a4- 
mann  seinen  kornvorratb  zu  rauben,  oder  diesen  so  n  la^ 
stigen,  daaz  er  ihm  sein  getreide  gern  za  beliebicca  k»- 
dingungeo  Qberlasseu  mOazte.  HBUAata  eaa-  und  mafkkr 
dtt  gHrtidts  (1771)  0;  den  moliodiscben  provinieo  wflrd« 
es  aber  tbeuer  zu  stehen  kommen,  wenn  sie  den  hSvea 
ihr  getraide  zukommen  lassen,  und  nacbmala  von  dort  her 
sich  wieder  versorgen  sollten.  Atndort  31  ;  wenn  der  bod- 
mann  sein  so  mObsam  erworbenes  getraide  .  .  aof  «Im 
sichere  . .  aber  auch  belohnende  art  ao  Bton  btia|n  n 
können  weisz.  übtr  frtytn  fitrMtUndtl  (£#•%  MM)  a.  M; 
der  groszbSndler,  der  sein  getreide,  sdoM  kaffc«  kamU,  M 
wohl  potent  genug,  das  risiko  zu  tragen,  bis  da«  g^traMt 
und  der  kaffee  in  den  konsum  aberfchL  Gaip  itwtmim 
rrichstag  9.  Januar  18M:  denn  die  Russen  könoM  io  UhM 
ihr  getreide  nicbt  mischen  und  dazu  nicht  dcntachM  §Htw»i» 
dorthin  fahren,  waa  achennentrocken  ist,  aa  M  aK  d«a 
russischen  zu  mischen.  Bisiarcs  rtdtn  (r<«Asl.3t.aaJ  ItT^^lk 

4)  synfttittk$  mrUnämmftn. 

a)  aijMlMttkt  ülrAalf  liain  kmfMtklitk  nf  iet  Imm- 
ititknunt  itr  ifd<i|all>nj  9itr  itt  e1midamn§$stmfii  m»i  dm 
tmUandts.  vtrttnttU  •erde»  »mtk  mtntttMtkt  tifntdttfin  a*- 

2S1 


4471         GETREIDE  III  (gebrauchsformen) 

laphorisch    übertragen,     der    jüngsten   enlwicklung  gehören   die 
mittel  zur  kennzeichnung  der  Herkunft  an. 

a)  1))  was  er  jhnen  von  einer  hüben  allerley  getreyde,  vnd 
darnach  von  allen  wiesen  abzumeiben  geben  sol.  Coleb  hausb. 
(8.  eop.  18)  276*,  1616);  allerhand  getreide,  biadume  Castelli 
(1730)  1308. 

2))  hart  gefreydig,  weich  getreydig ;  s.  oben  $p.  14.  getraid, 
das  schwer  und  fuhrlich  ist,  als  dinckel,  waitzen,  garsten 
«.  s.w.  frumentum  firmum,  robustum  Henisch  1587;  zum  vierten 
solle  man  den  marktmetzen  wie  das  panthäding  vermag  an 
dem  schwären  trait  an  dem  mutth  umb  einen  melzen  dann 
zu  Corneuburg  grösser  machen  und  denselben  mit  gemaines 
markt  marktzaichen  aufrichtig  brennen  und  verzaichen.  es 
soll  auch  alle  die  so  fueter  und  schwäres  getrait  hingeben 
oder  verkauffen,  die  sollen  an  dem  gewöndlichen  marktmetzen 
geben  {Slockerau  1590).  österr.  weisth.  8,  447. 

3))  also  ward  geschlagen  der  flachs  und  die  gerslen,  denn 
die  gersten  hatte  geschosset,  und  der  flachs  knoten  gewonnen; 
aber  der  weilze  und  roggen  ward  nicht  geschlagen,  denn  es 
war  spat  getreide.  Lütber  2.  Mos.  9,32. 

ß)  Hamann  im  poetischen  lexikon  (I7l)  führt  als  beiwörter 
auf:  das  ernährende,  gelbe,  eingeerntete,  abgemeyhte,  fette, 
wallende,  gedörrte,  eingeführte,  gereinigte,  nöthige,  kräftige, 
nutzbare  getreide.  fast  alle  beziehen  sich  auf  die  entwicklungs- 
stufe  oder  den  augenblicklichen  zustand,  in  dem  sich  die  gatlung 
darbietet : 

1))  das  aufkeimende  getreid.  anmerk.  über  den  getreidbau 
{Salzburg  1790)  s.  27;  ain  ieder,  der  mit  willen  aines  pflegers 
oder  seines  richters  das  kaufrecbt  hat,  der  mag  zu  seiner 
hausznotdurft  im  gericht  Altenthann  wasz  im  erlaubt  ist 
kaufen,  ausgenommen  angewundents  getraid,  ungesotnes  garn, 
meszgewand  und  pluetige  cleider.  österr.  toeisth.  {Altenthann 
1625)  1,  23tt.  a. ;  wenn  man  sich  eines  regens  befahret,  so  lege 
man  balde  das  auffgebundene  getreyde  in  die  mandeln,  so 
beregnets  nicht  so  sehr.  Coler  276';  gedroschen  getraid. 
Henisch  1587.  vgl.  dazu  getreid,  wie  es  auff  dem  felde  stehet 
spica  et  seges  stans,  recta,  nondum  demissa.  ebenda  1587. 

2))  getrendelte  gerölte  getraid.  Henisch  1587;  gedörrtes, 
getrocknetes  getreide.    Eitzen  Wörterbuch   der  handelsspr.  316. 

3))  getraid,  das  nicht  sonders  furlich,  sundern  gering  ist. 
Henisch  1587 ;  mülbiges  getraid,  frumentum  cariosum;  verdorben 
getraid  frumentum  vitiatum.  ebenda;  wurmstichigtes  getreide 
du  bled  calandre  Schwan  (1782)  739;  das  aufsprossen  eines 
schönern  und  gegen  zwey  zoll  böhern  getreides  anmerk.  iber 
den  getreidbau  s.  27 ;  da  das  zinpsgetraide  gegen  andere  fruchte 
jederzeit  in  geringerem  preisze  stehet . .  so  könnte,  da  zur 
zeit  der  noth  auch  dies  geringere  getreide  ebenso  gut  ab- 
geht, von  den  rentkammern  selbst  durch  dessen  aufbewahrung 
bis  auf  höhere  preise  ein  ansehnliches  plus  gemacht  • .  werden. 
über  den  freyen  getrtidehandel  88. 

4))  feil  getraid,  eommeatus  venalis  Henisch  1587;  ist  es 
bey  einer  sperre  freilich  leicht  möglich,  auf  eine  kurze  zeit 
wohlfeileres  getreide  zu  erhalten,  über  den  freyen  getreide- 
handel  134. 

y)  das  liebe  getraid.  Mayb  epitome  (1604)  307*;  wenn  das 
körn  sich  wohl  beraset  hat,  fett  und  grosz  stehet,  dasz  man 
sich  lager-getreydig  zu  besorgen,  so  mag  man  nach  dem  froste 
oder  zu  trockner  zeit,  gegen  und  in  der  fasten  die  schaafe 
auf  dem  körn  wohl  gehen  lassen  .  .  dieses  ist  solchem  frechen 
getreyde  mehr  nützlich  als  schädlich.  Becher  kluger  Haus- 
vater (1699)  17. 

S)  das  russische  getreide  —  auf  dem  beruht  der  handel 
und  den  gönnen  wir  den  Seestädten,  früher  führten  unsere 
Ostseeprovinzen  von  ihrem  eigenen  getreide  mehr  aus  als 
jetzt;  jetzt  können  sie  mit  Rusziand  nicht  mehr  concurriren. 
BisMARCK  (reic/istap  1885)  reden  11,32;  wir  verlangen  eine  fest- 
setzung  von  mindestpreisen  für  das  ausländische  getreide. 
Graf  Kanitz  deutscher  reichstag  16.  Januar  1896. 

b)  verbindumjen  mit  Substantiven,  zu  den  vereinzelten  präpo- 
silionalverbindungen  vgl.  oben  sp.  4470.  von  bedeutung  werden  die 
genetivverbindungen,  die  sich  bei  enger  fügung  bis  zur  Zusammen- 
setzung aneinanderschlieszen. 

a)  unser  Substantiv  steht  im  genetiv :  ich  gibe  rechten  zehen- 
den allis  minis  getreides.  Leyser  predigten  146.  vgl.  getreide- 
zehent;  bedaucht  jhn  dasz  er  dem  gebresten  des  getreidts 
aller  leichtst  zu  bül£f  kommen  möcht,  so  die  legionen  also 
zertheilt  weren.  Ring»ann  Cdsar  (1588)  5o'.  vgl.  getreidemangel ; 
das  einführen  des  geiraydea  ist  eine  von  den  sorgfältigsten 


GETREIDE  111  (gebrauchsformen) 


4472 


arbeiten.  Hohberg  (7.  cap.  47)  2,  65.  vgl.  getreideeinfuhr;  anno 
1529  war  an  getreyd  und  holtz  ein  grosser  mangel  zu  Augs- 
purg.  damit  aber  die  burgerschaift  in  dieser  noth  bei  häusz- 
licben  ehren  bleiben  möchte,  liesz  der  rath  nach  und  nach 
eine  ungemein  grosse  menge  roggen  abhacken,  und  das  brod 
um  einen  gar  leidentlichen  preisz  verkaufen,  machte  auch 
eine  Verordnung  wider  die  Verführung  des  getreydes  aus  der 
Stadt.  Paul  v.  Stetten  geschickte  von  Augsburg  (1743)  I,  3t0; 
der  fiirkauf  des  getreides  in  der  Henneberger  landesordnung, 
auch  oben  sp.  15;  gattung  getreides.  anmerk.  über  den  getreidebau 
(Salzburg  1749)  s.  6,  40,  vgl.  getreidegattung  u.  a. 

ß)  bestimmende  genelive  stehen  bei  unserem  Substantiv  seltener : 
item  Julius  daz  ist  ein  monet  genueg  heiz  und  in  dem  nionettso 
sneident  die  leut  und  daz  getreid  des  erdreiches  ze  sam 
pringent.  wiener  arzneihandschrift  (15.  jahrh.)  bei  J.  HaupI  508. 

y)  um  so  häufiger  sind  die  Zusammensetzungen,  bei  denen 
getreide  den  zweiten  compositionstheil  bildet;  sie  fehlen  fast  alle 
an  der  entsprechenden  stelle  im  Wörterbuch. 

1))  ackergetreid  in  österr.  weisth.  7,1015;  bauptgetreide  vpi. 
Ranke  der  mensch  1,321;  halbgetreide  Chohel  4,1022,  vgl. 
Ih.  4,2,  sp.  202 ;  mischgetreide  ebendort ,  vgl.  th.  6, 2254 ;  frucht- 
getreide,  korngetreide,  wintergetraid  Henisch  1587;  winter- 
und  Sommergetreide  Dietrich  {Ulm  1816)  591. 

2))  afftergetreid  Hohbbrg  (7.  cap.  72)  2,  94";  lagergetreide 
Becher  hauszvatem  \  Saatgetreide  bet  Jean  Padl  v^I.  (/i.  2, 661. 

3))  dienstgetraid  in  den  österr.  weisth.,  so  7, 1015 u.a.;  zins- 
getreide  m.  a. 

c)  Verbindung  mit  verbis : 

a\  in  der  geringeren  zahl  der  Verbindungen  zeigt  sich  das  Sub- 
stantiv als  subjecl. 

1))  das  getraid  ist  nicht  wol  gerathen.  Henisch  1587;  getraid, 
das  ausfeilt,  ebenda;  getraid,  wie  es  auff  dem  felde  stehet. 
ebenda;  getreide,  so  noch  auf  dem  felde  steht,  gagnage 
Schwan  (1782);  739  die  felder  stehen  voll  getreid,  das  getreid 
stehet  schön.  Bondeau-Bdxtorff253;  das  getreide  stehet  gut 
oder  schön,  the  cofn  hos  a  fair  appearence.  Hilpert  470. 

2))  das  getreyde  steiget,  schlägt  auf  .  .  schlägt  ab.  Kirsch 
179".  vgl.  Schwan  (1782)  739. 

ß)  präpositionalverbindungen  sind  verhältnismäszig  selten:  vmb 
getraid  ausziehen,  frumentari  Henisch  15S6;  der  mit  getreyde 
handelt,  frumentarius  negotiator  Kiksch  179";  die  Städte  mit 
gelraide  versehen,  über  den  freyen  getraideh.   {Leipzig  1864)  183. 

y)  um  so  häufiger  ist   die  objectverbindung  des  Substantivs. 

1))  nit  .  .  das  si  neben  dem  kornfeld  auch  obsgäi  te  pflanz- 
ten, wisen  zögen,  oder  sonst  andere  gärte  baueten,  sonder 
sie  pflegen  allein  getraid  zu  sehen,  Micyllus  Tacitus  (Germa- 
nia cap.  26)  1302;  getreide  bauen  Stieler  103.  über  den  freyen  ge- 
treidehandel  154;  getraide  erzeugen,  ebend.  167,  ziehen  149;  getreide, 
so  man  einerndet,  the  harvest.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  776;  und 
jedes  getraide,  das  er  ihnen  nicht  weg  erntet,  verdanken  sie 
ihm  als  gesät.  J.  Paul  grönländische  prozesse  67 ;  man  sammelt 
nie  so  reines  getreide  ein  als  man  säet,  les  bkds  bisenl  tou- 
jours  Schwan  739;  das  getreide  schneiden,  to  cut  the  com 
Hilpert  (1845)  466. 

2))  so  yemand  getraide  her  in  die  stat  schüttet  und  der- 
selb  nicht  aygner  schüt  hie  hat.  Nürnberger  polizeiordnung 
216  Baader;  getreid  . .  beherbergen,  behausen  oder  aufschütten. 
ebendort;  getraid  auffschütten,  in  die  kornhäuser  Henisch 
1586  (aus  genesis  41,  35).  Corvinüs  272.  Rondeaü-Büxtorff  253. 
Schwan  739.  noch  in  der  einschlägigen  litteratur  an  der  wende 
des  18.  jahrh.  eine  sehr  belieble  Verbindung:  das  volk  kennt  ins- 
gemein sehr  gut,  was  ihm  lästig  ist,  sehr  schlecht  kennt  es 
die  Ursachen  davon,  und  am  allerscblechlesten  die  mittel 
dagegen  .  .  verhaszte  kornjuden  sind  ihm  alle,  welche  zu 
irgend  einer  zeit  getreide  aufschütten.  Bauckiiausen  die  poli- 
zey  des  gelreidehandels  (1804)  57;  das  getreide  in  die  scheuern 
bringen,  to  house  the  com  Hilpert  460;  das  getreid  oder  körn 
Türen,  frumentum  movere  Henisch  1586;  das  getreid  oder  die 
garben  ausdreschen  frumentum  aut  fasciculos  exculere  Heniscb 
1587;  früher  als  das  getreide  mit  dem  dreschflegel  ausge- 
droschen wurde,  wurde  als  lohn  jeder  zwölfte  scheffel  ge- 
geben. Herbert  deutscher  reichstag  n.  Januar  1896;  getreide 
mahlen.  Corvinos620;  getreide  schräptTen.  «6enda  127.  vgl. 
Heyne  deutsches  wörterb.  3,i'i9;  das  getreid  gut  putzen,  tior- 
schlag  zu  einem  städtischen  getreidemagazin  (München  1795)  144. 

3)  das  getreide  erhallen  (zurückhalten)  s.  o.  das  getraid 
halten,  bis  es  giltig  oder  werth  wirdt,  caritatem  expeciare 
Hem;>cb  1587;   getreide  steigern.  Corvinus47;    getreide  aus- 


4473  GETHEIDEArKKR— CETnEinEAUSFUHH 

fuhren,  (ibtr  den  frtytn  gttTtidehandet  \0 ;  getreide  ablaatfO. 
ebenda   119. 

GETitKIDKACKED,  m.,  wtnig  gebrduehUeht  bildung :  urhrtiUttr 
und  Truchlacker  {oben  th.  4,  1  tp.  284),  koroacker  (6,  1870);  vgl. 
dag0g*n  getreidrfeld :  im  meyen  wirt  der  meyer  die  neuge- 
pdantzte  bilum  beginnen  . .  wirt  die  gelreidfleker  jellan  und 
ertelben.  Saiiz  feldbau  (IMo)  5&;  gelreideacker,  ager  frumen- 
tariu»  hNAFT  dfuUch-lal.  Itxtcon  {Stutlgarl  1813)  1*,  MM. 

GKTKKIDK-ACCISK,  f.  Cbomil  4,  loM. 

(itlHKIItKAI.CHKN,  n  ,  infusionilhitrchen,  dan  tieh  in  auf- 
güi$en  von  brandtgem  grtrtide  findet,  tgl.  GaÄra  in  *dit  notur', 
stitung  lur  vtibrrilung  uaturwisientehafU.  kenntmiu  t  (1853)011; 
thnlieh  essicbalrhen  vgl.  (/ini  3,11*0. 

(^tTHtlDK-AiNKAUK,  m.;  mit  »olcber  unlerstUlzting  wollte 
der  knuftiiiinn  gatreide-aniianre  ausHibran,  oder  \i^tr  gegen 
Tarpfilndiing  bilden  .  .  auf  eigene  kosten  wagte  er  nicht,  das 
getreide  zu  lagern.  Tn.  Schmidt  geichichte  des  handelt  und  der 
ichiff fahrt  Stetlint  (I81.S)  81. 

GKTHKIDKAhT.  f.  eine  tutammeniettung,  dte  dem  bedürf- 
ni$te  entspricht,  den  im  grundworle  iusummengefasiten  bedeutungs- 
inhoU  SU  entwickeln  und  tu  gliedern,  die  ersten  belege  ent- 
tlammcn  dem  IS.  jahrhundnl  und  treten  im  plwal  auf.  der 
itngulargebrauch  ist  vtremtelt  und  jüngtr. 

1)  G.  H.  KoRonsiT,  die  besten  in- und  aualSndischen  getreide- 
arlen.  fifrlin  i'iGQ;  die  getreidearlen,  Itt  etpvcea  de  bled  Scawkn 
(I78i)  TM;  es  aullen  gar  keine  steuern  auf  die  gemeinsten  und 
nuthwendigsten  speisewaaren  oder  getrSnke  gelegt  werden,  mit- 
hin sollen  Heisch,  gemflsze,  alle  getreidearlen  sammt  den 
daraus  bereiteten  speisen  und  getrSnken,  von  allen  abgaben 
unter  was  immer  für  namen  frei  seyn.  Ha«l  vollständiges  handb. 
der  volkswirth.  etc.  (1811)275;  auslttndisclie  gelreidearten  wurden 
zu  ende  des  vorigen  Jahrhunderts  mit  glücklichem  erfolge 
auch  bei  uns  angebauet.  Dietrich  (1810)  503;  es  knnnen,  wie 
hei  allen  pllanzen,  ao  auch  bei  den  getreidearten  durch 
cHmatische  einflitsse  .  .  abweichungen  von  der  ursprilnglicben 
form  sich  zeigen.  WiTtürt  Über  höhere  landescultur  und  den 
9<nUieilhafli-n  anbau  neuentdeekter  getreidearten  (1821)  84;  bei 
allen  in  gleichem  boiien,  und  tu  einer  zeit  gesSelen  getreide 
arten,  die  hinsicbts  ihres  wacbxthums  nnd  ihrer  fruchtbar- 
keit,  der  farhe  ihre  iihre  und  der  gei>talt  ihrer  saamen,  in- 
sonderheit aber  hinsichts  der  zeit  ihrer  blüthe,  eine  Ver- 
schiedenheit zeigen,  ist  man  vollkommen  berechtiget,  eine  be- 
sondere species  anzunehmen,  ebendort  M;  die  getreidearten 
maszten  aie  {unsere  vorfahren)  gleichfalls  mitbringen.  F.  L.  Jahn 
2,  IU87;  so  viele  pUGTe  nnd  tritte  ich  auch  von  meinem  vater  be- 
kam: ich  verarge  es  ihm  durchaus  nicht  mehr,  dasz  er  einen 
burschen  nicht  leiden  konnte,  der  noch  in  seinem  siebenten 
jabr  die  getreide-arten  nicht  kannte,  und ,  als  er  aus  dem  capitcl 
exaininirt  wurde,  die  gerste,  trotz  ihres  langen  barie<,  mit 
dem  waizen  verwechselte.  Hrbbrl  vier  nationen  unter  einem 
dache;  wie  fUr  zahlreiche  baustiere,  so  können  wir  auch  für 
unsere  wichtigsten  gelreidearten:  weizen,  spelz,  roggen,  gerste, 
hafar,  die  Urheimat  nicht  mit  voller  sii-herheit  angeben. 
Kanrb  der  mensch  i,S2i:  nehmen  sie  einmal  den  fall,  dosz 
an  der  [berliner  börse  gewissa  getreidearten  viel  billiger  sind 
als  in  London  oder  anderen  bOrsen.  frafv.  KANrrs  äeutichti 
Ttiehtlag  9.  ;anuar  18%. 

2)  es  ist  indessen  hierbey  lu  bemerken,  dasz  der  preis 
der  einen  getreideart  bey  jeder  theurung  mit  dem  preise  der 
andern  sehr  bald  in  das  gewöhnliche  verbültnisz  tritt,  zu 
mithl  wenn  bryde,  wie  die  oben  gedachten,  fast  auf  einerley 
art  zur  speise  dienen.  Barckhadse.i  die  pottuy  des  gelretde- 
handels  (iMi4)  42;  in  England,  wo  der  roggen  sich  nur  auf 
leichtes  gebirgsland  eingeschrünkt  lindel,  der  weizen  mehr 
und  mehr  die  herrschende  getreideart  geworden  ist.  Wittin 
85;  getreideart,  frumenti  ipeties  Knsrt  1,1151;  getreideart, 
kind  of  cum  or  i^rain  HiLPiar  460;  vgl.  atuh  Eitzbr  »örHrb. 
der  handelsspraehe  SIT. 

GETKEIUEAUFKAUF,  m,:  da.<i  aie  aber  Idie  fi-üekte),  zu- 
mab!  wenn  auch  zugleich  aller  getraideaufkauf  auf  Spekulation 
verboten  ist,  lange  nicht  hinreichend  gesucht  werden,  solches 
beweisen  die  vielen  Übertretungen  zur  gnüge.  über  den  fregen 
getraidehandel  {Leiptig  \H)i)  142. 

GETRKiÜEACFKAlFEH,  m.,  /rtiinfii(<i(or  KaArr  1,  ll&l.  vgl 
fnichtsufkaufer  in  der  schrift  «6rr  den  freyen  getreidtkändel 
(Leipstq  ls04)  98  ff.  Ueimaros  verwendet  kornaufkäufer. 

GETKEinEAUSFUHH,^  bei  Rsiharos  von  der  freyen  auf-  nnd 
fxnfuhr  des  getrei4et{l-,i\)  geht  di*  Verbindung  nitlU  Mar  4$$  bimu 


GBTREinEAU8SAAT<-GETRElDEBA0     4474 

mwigtßgt  kintut;  Htm  wftkuU  i^ftfin  im  in  nkH/l  *tl«r  ttm 
frtytn  fkrtiitkandet  {l^vg  iitf«)  mil  itr  ftrm  im  mmftmm 
ab:  England,  wo  man  dia  aoifabr  des  gatrai^M  iMl MT  4arch 
primlen  ao  gar  ermunterl«,  tondern  aack  MfItM'ila  ein- 
fuhr des  fremden  getraida«  dabcy  mit  a«  B<k«trtfl  tkpkM 
belegte.  101;  um  nicht  za  «eitllullg  zo  aaya,  will  ick,  4a  0« 
ohnehin  bekaont  genug  lal,  Ober  Eagland  weder  ein  sckrtft«, 
noch  der  betrScbilichen  auimnflo  erwlboao,  «alcbe  4it  croa« 
jährlich  fQr  prSniien  auf  dia  |«trcldeau<fubr  bezahlt  «Wa- 
dort.  vgl.  aiicJi  19.  dit  snsamwuniHtna§  war  jedoch  ukm  Idmftr 
im  gebrauche:  unsere  benacbbanen  gefenlen.  HoUlcia,  Mark- 
lenburg  u.  a.  f.  mOgen  aurb  gewisz  eine«  so  aeaeboliehan 
gewinoei  als  aie  im  vorigen  in«,  jähre  durch  dia  Ibatn 
verstatlel»  gelreideaasfuhr  genossen  biben ,  uagerse  etu 
hehren.  Albaln  über  F.ttlanis  freitn  geireidekaniet,  aarkrridkl 
1.3;  wo  und  unter  welchen  umstlnden  kann  denn  nun  «bA- 
licb  ein  verbot  der  getreideausfnhr  ralb«am  leyo?  Baaca- 
iiAOaKH  die  politey  det  getreviehanieU  (iMl)  repUer;  aofMT 
eine  mSazIge  gelreideausfuhr  kann  bedenklicbe  folgen  habet. 
vortrhhij  tu  einem  stidt.  getrddemagann  {Küntken  rw)  ttT; 
Krkmner  landtagih'imllungen  4,  tS  (1904)  «mal  in  Uni- 
gebot hertog  Heinrichs  von  Landthnt  taa  1491  ih»  fetraldeaua- 
fuhrverboi.  KRO.'<rrz  18, 30 /f.  verireist  unter  getreideao»-  und 
einfuhr  auf  kornhandel.  für  frucht  eitr  kom  nt  nntere 
iutammenselsung  nicht  belegt,  getreideaoefnhr,  UforMie  fru- 
menli  Krapt  tl5l;  getreideausfubr,  erpart  of  eem  Eirzea 
»örterb.  der  handeltspracke  3\: ;  alle  weit  im  norden  rief  den 
weisen  fiiedensstiflero  betfall  zu.  bandel  und  wandel  blühten, 
l'reuszens  rbederei  und  gelreideausfuhr  genossen  die  vor- 
theile  der  neutralen  flagge,  nahmen  durch  den  allgemeinen 
Seekrieg  einen  ungeahnten  aufschwung.  TaEirscaii  iemttekt 
geschielite  1,143;  die  getreideansfuhr  war  nar  frei,  wenn 
die  königlichen  magazine  gefüllt,  fOr  die  armuth  landeaviier- 
lich  gesorgt  und  überflusz  vorbanden  war.  Ta.  Scaaitr  aar 
geschichte  des  handeis  und  der  schifffakrl  Stettins  (ISTS)«;  nnd 
die  Österreichische  regieruog  glaubte  durch  die  berahselzang 
der  getreidezOlle  eine  vermehrte  nnd  gflnsligere  getreideans- 
fuhr nach  Deutschland  für  sich  zu  erlangen,  fraf  KA!«rrz 
deutscher  rrichstag,  tO.  Januar  189& 

GETftEIDEAüSSAAT, /;:  in  einem  gemeinen  mitlelboden, 
dessen  grund  nicht  zu  kalt  oder  trocken  ist.  können  gegen 
ein  melzen  gelreideaussaat  bey  to  metzen;  auf  einen  oasseo 
acker  aber  12  bis  15  metzen  von  diesem  dOnger  aoagealrrart 
werden,  anmerk.  über  die  verbeuernng  da  fetreiibamts  [Snlt- 
burg  \-.9^^)  s.  33. 

GETKEIDEAUSTHEILUNG,  f.,  dem  Utteinistken  nackiMiH: 
ganz  natQrlich  wird  hier  Cicero  .  .  darauf  geleitet,  von  da« 
agrarischen  gesetzen,  von  der  versplilterung  der  doBlaen 
des  Staats  nnter  colonislen,  von  der  erschOpfung  des  ackatica 
durch  getreide-austheilungen  .  .  zu  reden.  Gabvr  aaai.  8« 
ücrro  offic.  2,  101;  getreideaustheiinng,  fmmentabo  Ktarr  llkt. 

GETHKIDEBAU,m.,t«*liiaf«rtfrf  nilspreefteiiifa  xmtmmen- 
tetsungen  nur  hinter  dem  allgemeintrn  feldbau  (1.  i.)  aariai, 
dagegen  übertrifft  es  an  terbrtünng  in  sfntnfme  frvckika« 
(t.  d.),  mährend  ßr  kornbau  (s.  d.)  tiberhaupt  nur  sfirlkki  mai 
ältere  belege  vorliegen. 

1)  ta  den  mörtrrbüekem  reichen  die  hekpiik  bis  in  in 
il.  Jahrhundert  surück:  es  ist  kein  getreidehau  ia  den  land«, 
kaec  regio  vaeat  omni  c«Aa  /Vniiuiiiarta  Stikler  IOS.  Stii«- 
BACR,  FaiscB,  Abelukc  u.a.  bieten  keine  belebe,  etcrScawaa: 
der  getreidebau  fagrieuUure,  le  laisaraf»  |im)  n».  MaMf* 
Camfe  3,  S53;  getreidebau,  fmmenli  tnitnm  Eatn  I,  IMl; 
getraidcbau,  cnltivation  of  frata,  efrtnillar«  fliipiar  4M.  ff(. 
EiTZEN  Wörterbuch  der  kantetupreghe  SIT. 

3)  He  litteratur  fUrt  in  die  mUU  ies  IT.  jnkrhnmiefU:  in 
Nasaauischen,  Burbacher  grOnde,  Witigenaietniacbe«  etc. 
kommen  dia  sogenannten  bauberge,  nnd  baine  der  aatertanea 
für,  welche,  unter  andern,  zum  kolen-  und  eiaen-bandel  oOslick 
zu  gebraueben  sind :  darnebet  zum  fnicht-  und  gatraMekaa, 
als  körn,  heidlof,  hafer  etc.  angewendet  wirtaa.  Caraa 
tentsehe  rechlsgeUhrk  III  (n«7)  s.  rri.  wenn  er  Man  im  |»> 
traidebaa  weniger  eintrSglich  findet  al«  wein,  oder  aoJrre 
misaig  lobaende  gewichae,  Aber  deren  rerkauf  er  berr  kieiM; 
ao  llazt  man  diese  mit  gewalt  auazrriazeo.  Raiaaara  tfa /M> 
heU  ies  getrmdehenieis  (t;«0)  «3;  der  erdsthck  uns 
besondere  dea  gebirgigen  landes  kat  weoigen  an  da 
bau  {über  iie  npokope  be%  geUeid  tfL  th.  if.4454)  pna  fkackik««« 
bodea,   nnd  grftsstcntkeila  kaltea  klina.    Mer  aMeaaa  alaa 


4475  GETREIDEBAUER— GÜTREIDEBEDARF 

der  natur  die  erdfrüchte  mit  gröszerer  mühe  und  vielem 
düDger  abgezwungen  weiden,  nur  setzet  die  Verbesserung 
des  getreidbaues  eine  nützliche  anwendung  und  Vermehrung 
des  düngers  in  voraus,  welche  ich  in  zweyeriey  gattungen 
abtheile,  anmerkungen  über  die  Verbesserung  des  getreidbaues 
überhaupt  und  vorzüglich  im  SaUburgischen  (Salzburg  1790)  7; 
es  wird  wo!  niemand  mehr  in  abrede  seyn  können,  dasz 
der  getraidebau  nicht  ebenfalls  als  eine  fabrlk  anzusehen  sey, 
bei  welcher  das  getraide  die  waare,  und  die  ackerleute  als 
die  fabrikanten  zu  betrachten  sind,  der  getraidebau  ist  über- 
dies noch  zugleich  mehr  als  ein  blosses  leichtes  handwerk 
—  es  ist  eine  wissenschaftliche  manufaktur,  wobey  die  natur, 
kunst  und  übung  noch  zu  der  erfahrung  die  mittel  vereinigt 
darreichen  müssen.  Wahrheit  ohne  schminke  über  den  freyen 
getreidehandel  {Leipzig  1804)  vorbericht  1;  die  überwiegenden 
vortheile  einer  unbeschränkten  fruchthandelsfreyheit  sind 
daher,  dasz  der  getraidebau  immer  mehr  zunimmt,  so  wie 
sich  die  allgemeinheit  des  handeis  immer  mehr  verbreitet 
haben  wird.  160;  die  fortschreitende  Vermehrung  des  getreide- 
baues,  mit  der  Vermehrung  der  verzehrer  nicht  im  verhältnisz 
stehend,  übt  einen  nachtheiligen  eintlusz  auf  die  getreide- 
preise. Rutschmann  bad.  II  kammer,  ZO.juni  1835  (vom  regierungs- 
tische  aus  wurde  ebenda  stets  das  synonyme  fruchtbau  verwendet); 
diese  kosten  (arbeitslohn,  ankauf  und  Vermahlung  des  getraides, 
disconto  und  speculalion  des  fruchthandels)  waren  im  mittel- 
alter  auf  ein  minimum  fixirt,  denn  bei  eigenem  getraidebau 
hatte  der  consument  nur  die  festbestimmten  mahlkosten, 
und  die  gebühr  in  den  bann-  und  gemeindebacköfen  zu  zahlen. 
MoNE  zeitschr.  gcsch.  Oberrheins  19,385;  wo  ist  also  da  die 
gleiche  behandlung  des  Inländers  und  des  ausländers,  nach- 
dem man  den  inländischen  getreidebau  mit  einer  hohen 
Steuer  belastet  hat,  die  ja  doch  nothwendig  auf  die  ver- 
theuerung  des  inländischen  getreides  wirken  musz?  Bismarck 
reden  (4.  febr.  1881,  reichstag)  8,  231 ;  so  sollte  man  annehmen, 
dasz  man  damals  anstatt  der  grundsteuer  eher  eine  prämie 
auf  den  getreidehau  im  lande  gezahlt  hätte,  und,  wenn  man 
keine  prämie  zahlte,  es  doch  im  höchsten  Interesse  der 
öffentlichen  ernäbrung  gefunden  hätte,  dasz  der  inländische 
getreidebau  mindestens  steuerfrei  wäre,  damit  er  recht  wohl- 
feil den  ronsumenten  versorgen  könne.  Bismarck  reden  (2.  mai 
1879  reichstag)  8,24;  es  ist  eine  pflicht  gegen  unsere  nach- 
kommen, dasz  wir  den  inländischen  getreidebau  nicht  in 
verfall  geralhen  lassen.  (l4.  juni  1882  reichstag)  9,  381. 

GETREIDEBAUER,  m.,  dem  schon  bei  Stieler  104  belegten 
kornbauer   nachgebildet. 

1)  in  dem  zweiten  kompositionstheil  scheint  nicht  so  sehr  das 
nomen  agentis  hervorzutreten,  als  der  abgellaszte  begriff  der 
stavdesbezeichnung.  menschen,  die  mit  feinerm  Werkzeug 
hantiren,  scheinen  auch  mehr  mit  hobel  und  feile  ;  be- 
arbeitet; im  alten  München  waren  tonangebende  Werkzeuge 
die  geiszel  der  getreidebauern  und  die  axt  des  flöszers.  da 
schallt's.  Max  Haushofer  der  Münchner  im  sozialen  licht  1877; 
im  Innviertel ,  wo  die  getreidebauern  wohnen  A.  Meissner 
am  Stein,  ein  skizzenbuch  (1853)  173.  die  beispiele  weisen  auf 
Oberbayern,  in  die  gegend,  wo  ackerbau  und  Viehzucht  örtlich 
sich  scheiden  und  wo  somit  auch  für  die  bauern  der  einzelnen 
gegenden  ein  kennzeichen  der  tinterscheidung  gegeben  ist.  doch 
vergl.  auch  getreidebauer,  cornmaster  FahrenkrCger  325. 

2)  in  vereinzelten  beispielen  kommt  auch  das  nomen  agentis  zum 
ausdruck:  getreidezölle  einzuführen,  welche  . .  die  läge  unserer 
getreidebauer  schützen  sollen.  Bachem  deutscher  reichstag 
l\.jun.  1S96;  welche  vortheile  und  nachtheile  wird  nicht  blos 
der  getreidebauer,  sondern  der  brodkäufer  von  dem  antrag 
haben.  Graf  v.  Schwerin  deutscher  reichstag  16.  jan.  1896. 

GETREIDEBEDAKF,  m.,  eine  lusammensetzung,  der  das  ent- 
sprechende adjectiv  zeitlich  vorangeht  (vgl.  getreidebedürftig); 
allerdings  ist  die  letzte  ernte  tbeilweise  ungenügend  ausge- 
fallen; wenn  aber  einzelne  lebensbedürfnisse  im  preise  ge- 
stiegen sind,  so  genügt  doch  die  freie  thätigkeit  des  handeis, 
mit  hülfe  der  erweiterten  communicationsmittel  den  in  einigen 
gegenden  fehlenden  getreidebau  zu  ergänzen,  preuszische  thron- 
rede  zum  \b.  Januar  1866;  es  ist  ja  in  der  gesammten  finanz- 
reform  bisher  nicht  unsere  absieht,  dem  getreidebedarf  in  seiner 
gesammtbeit  eine  höhere  finanzielle  leistung  abzufordern,  als 
bisher  Bismarck  reden  (21.niatl879  deutscher  reichstag)  s,  ih. 
an  anderen  stellen  folgt  Bismarck  auch  hier  seiner,  Vorliebe  für 
das  t)(i//(s{üm{tc/i«r(  körn  (kornbedarf  8, 65.  99  u.a.);  in  denen 
Deutschland   so   viel  getreide  geerntet  halte,  dasz  es  nach 


GETREIDEBEDÜRFTIG— GETREIDEBRENNER  4476 

der  autorität  unserer  besten  sachverständigen  seinen  getreide- 
bedarf allein  hätte  decken  können  t.  Kardorff  deutscher 
reichstag  17.  januar  1896. 

GETREIDEBEDÜRFTIG,' ai;.:  die  einwohner  groszer  Städte 
und  getreidebedürftiger  gegenden  aber  werden  nicht  Ur- 
sache haben  zu  klagen,  weil  sie  alsdann  von  den  bereicher- 
ten landwirthen  stärkere  nahrung  erbalten  können,  über  den 
freyen  getraidehandel  (1804)  155. 

GETREIDEBLASENFÜSZ,  m.  Ihrips  eerealium  Tbiel  land- 
wirthschafll.  konversationslexik.  4,  409.  vgl.  blasenfusz. 

GETREIDEBLATTLAUS,  /.  aphis  cerealis  Thiel  landwirth- 
schaftl.  konversationslexik.  4,  409. 

GETREIDEBLÜTHE,  f.,  vereinzelt  neben  dem  gebräuchlicheren 
kornblüthe  $.  d. 

GETREIDEBODEN,  m.  von  den  drei  bedeutungen,  die  der 
zweite  compositionstheil  in  den  Verbindungen  frucbtboden  (s.  d.), 
kornboden(s.  d.)  annimmt,  weist  getreideboden  nur  die  beiden 
in  kornboden  vereinigten  Verwendungen  auf.  die  ältesten  belege 
lassen  die  an  dem  synonym  als  jüngere  und  seltener  beobachtete 
bedeutung  in  den  Vordergrund  treten. 

1)  und  in  dieser  lastadie,  längs  dem  wasser  her,  auch 
fürstliche  und  der  bürgerschafft  Speicher  und  kornhäuser 
sein,  wie  dann  die  statt  und  ganze  Poromerland  gar  frucht- 
baren guten  getraid-bodcn  hat.  Tb.  Haimiofer  reisetagebuch 
(ball.  Studien  11,2)44;  bat  ein  land  keinen  getreidboden,  so 
kann  es  sich  nicht  eher  bevölkern,  und  die  bevölkerung  in 
selben  sich  nicht  eher  mit  kunstprodukten  beschäftigen,  bis 
nicht  im  auslande  für  selbes  getreid  .  .  hervorgebracht  seyn 
werde,  vorsehlag  zu  einem  städl.  getreidmagazin  (München  1795) 
93;  getreidboden,  cornland  Hilpert  460,  ebenso  Eitzen  317; 
solum  frumentarium  Kraft  1151. 

2)  für  granarium,  horreum  führt  Stieler  208  nur  frucbt- 
boden oder  kornboden  auf;  dagegen  getreid-boden  a  com 
loft,  a  granary.  teutsch-engl.  Wörterbuch  (1716)  766;  getreide- 
boden, Schüttboden,  kornboden,  getreidebehälter  Cbohel  4,  1022, 
getraidhoden,  Schüttboden  allgem.  ökonomisches  wb.  (Leipzig  1731) 
820;  getreidboden,  j;renterRoNDBAü-BoxTORrF253,  ebenso  Schwan 
(18U)  439;  vgl.  auch  Jacobsson  5,  663';  getreideboden,  ein  dach- 
boden  zur  aufbewahrung  des  getreides.  auch  werden  in  ma- 
gazinen,  wo  mehrere  etagen  diesem  zwecke  gewidmet  sind, 
diese  so  genannt,  selbst  wenn  sie  sich  nicht  unmittelbar 
unter  dem  dache  befinden,  man  nennt  den  getreideboden 
auch  frucbtboden.  J.  J.  Helfft  encyciopäd.  wb.  der  landbau- 
kunsl  (1836)  141;  getreideboden,  Speicher,  granary,  cornloft 
EiTZEN  316;  andere  wie  KrüMTZ  und  Kraft  verweisen  unter 
dieser  bedeutung  auf  kornboden. 

GETREIDEBÖRSE,  f.,  junge  bildung,  bezeichnung  einer  Unter- 
art der  productenbörse.  in  den  börsenordnungen  tritt  gewöhnlich 
nur  die  letztere  benennung  in  dm  Vordergrund,  dagegen  musz 
das  bedürfnis  des  täglichen  lebens  frühzeitig  dazu  geführt  haben, 
den  getreidemarkt  (5.  d.),  sofern  er  eine  unterabtheilung  der  börse 
bildete,  auch  nominell  mit  ihr  in  beziehung  zu  setzen,  in  die 
litteratur  dringt  unsere  Zusammensetzung  in  Verbindung  mit  be- 
strebungen  ein,  die  gerade  den  von  ihr  gekennzeichneten  theil 
des  börsentreibens  in  die  öffentlichkeit  zogen:  doch  auf  den 
börsenspekulanten,  auf  den  bandet  an  der  getreidebörse  kommt 
auch  das  wort  vom  kameel  und  dem  nadelöhr  zur  anwen- 
dung. Treitschke  deutscher  reichstag  20.  ma»  1879;  die  börsen- 
enquetekommission  hatte  zunächst  nur  ein  register  für  waaren 
vorgeschlagen,  wobei  sie  natürlich  vornehmlich  die  Berliner 
Produktenbörse,  also  die  getreidebörse  im  äuge  hatte.  Graf 
V.  Kanitz  deutscher  reichstag  9.  jan.  1896;  getreidebörse  corn 
or  grain-exchange  Eitzen317;  vgl.  kornbörse  theil  5,  1821. 

GETREIDEBÖRSENORDNÜNG,  /.,  in  den  börsenordnungen 
nicht  verwendet,  von  Eitzen  Wörterbuch  der  handelssprache  zn 
wol  in  anlehnung  an  das  englische  corn  exchange  regulcUion 
aufgeführt. 

GETREIDEBOOT,  n.,  vgl.  getreideschiff:  in  den  gelreide- 
büten  und  evern  soll  man  nichts  kaufen,  sondern  alles  nur 
auf  der  marktstätte,  die  der  rath  erwählt  hat.  Naod6  deutsche 
städtische  getreidehandelspolilik  76. 

GETREIDEBRAND,  m.  Chomel  4,  1023;  getreidebrant  m., 
serut  Eitzen  317. 

GETREIDEBRANTWEIN,  m.  neben  fruchtbrantwein  (s.  d.) 
und  kornbrantwein  (s.  d.)  nur  vereinzelt  verwendet,  vgl.  Thiel 
landwirlhschaftl.  eonvers.-ltx.  4,  409. 

GETBEIDEBRENNER,  m.,  hauptsächlich  bei  gegenüberstellung 
der  vertretet  vtrtchiedtntr  brennmethoden  verwendet:   und  so 


4477    OETREIDECONSUM—GETB  EIDEERNTE 

der  brennwrrtb  derselben  {der  karto/ftl)  auf  l  uod  3  gegen 
den  des  roggeni  stieg,  war  der  sieft  der  kartoOel  Ober  die 
getreidebrenner  und  der  vorrang  des  ländlichen  breimerrW 
betiiebes  über  den  slfldlischen  entschieden.  Tb.  Schmidt  gt- 
tchiehk  des  Handelt  und  der  teht/ffahrt  Stellint  78. 

GETiiElDF.CONSlM,  m.,  muehwort  aut  deuttehen  und  fremd- 
iprachliehen  oeitandlheiUn.  lote  Verbindungen  iJinlieher  art  tini 
alt:  >lie  von  jnbr  zu  Jahr  abwechselnde  erzeugung  und  con> 
sumtion  des  getraides.  'über  din  freyen  getratdehandel'  (1804) 
M.  dat  compotitum  begegnet  bei  IlisnAacs:  bedenken  sie,  um 
einmal  einen  maszstab  zu  gewinnen,  diejenige  belastung 
unseres  getieidecon<iums,  welche  jetzt  an  der  grense  auf  das 
ausländische  getreide  gelegt  werden  soll,  rerallgemeinert 
auch  auf  das  inlündische  getreide,  w:is  im  inlande  zu  markte 
gf hriicht  wird,  denken  sie  sich,  dasz  der  landwirth  von  jeder 
anderen  auf  der  (letreidcpruduction  lastenden  Steuer  befreit 
würde.  Rishasck  reden  (27.  tnai  1870  reiclistag)  m,  63 ;  der  getreide- 
bedarf wflchst,  je  billiger  das  getreide  wird,  weil  der  getreide- 
consum  sich  steigert.  K.  Ricutkr  deutteh,  reichtt.  17.  ;an.  16M. 

GETREIDKDAKHt,  A°  getreidedurre,  Aruc/Krte^e  Jacobsson 
b,  663:  ähnlich  Thiel  landwirtJiseh.  conversations-lex,  4,  409 /f. 
vgl.  frurlitdarre  th.  4,  I,  sp.  209. 

GKTIIKIDEDIENST,  m.,  nur  in  den  österr.  weisth.  und  dort 
in  mundartltclier  form  alt  traiddienst  6Wc$(;  item,  der  traid- 
dienst  der  do  zilpünl  meinem  berren  von  Liiignveld,  den 
8ol  man  an  verziehen  bringen  vor  sand  (iiligentag  in  den 
cbasten  gen  VVeinczürel.  rechte  und  banntaiding  tu  Badelbrunn 
{li,  jahrbuiidert)  Österreich,  weisth.  8,  527;  item,  das  sie  mier 
icre  jarliche  schuldige  zinsz  und  treiddienst  jarlichen  zu 
rechter  zeit  reichen  und  geben,  und  nicht  so  vill  jar  lassen 
ansieen ;  wo  sie  es  aber  mit  treid  nicht  bezallen  muegen, 
das  sie  es  mit  gelt  bezallen.  banntaidingtartikel  der  herrschafl 
Fettenburg  {\e.— \s.  jahrh.)  öst.  wetslh.  6,93;  item,  wür  melden, 
dasz  wür  seinen  anwalt  sein  traiddienst  am  St.  Georgentag 
bei  dem  obgemelten  wandl  entrichten,  banntaiding  zu  Eggtn- 
dorf(\ril)M.  weitth.  8,497. 

GETREIDEEINFUHR,/.,  vgl^  getreideausfuhr  oben  5p.  21; 
vgl.  korneinfuhr  Iheil  b,  sp.  1822.  auch  fruchteinfulir  teird 
gebraucht,  so  in  den  verhandlumjen  der  badischen  II  kammer 
vom  30.  ;uni  1835;  die  freie  getreideeinfuhr  aus  VVürtemberg 
die  freie  weineinfuhr  ans  Rhejnbaiern  scheint  ihm  nicht  un- 
bedenklich. V.  BöcK  badische  II.  kammer  30.  juni  183ö;  in 
welcher  läge  sind  wir  dann,  wenn  wir  in  kriegszeiten  keine 
russische  getreideeinfuhr  haben  und  vielleicht  gleichzeitig 
von  der  seeseite  blockirt  sind  Bisharck  reden  (14.  ;unt  1882, 
reichstag)  9,  3bl;  praktisch  allerdings  möchte  ich  glauben, 
dasz  unser  Vorschlag  einer  Verstaatlichung  nur  der  getreide- 
einfuhr vor  dem  monopol  den  vorzug  verdient,  gra/  Kanitz 
deutsch,  reichstag  16.  jan.  1896 ;  getreideeinfuhr,  ^rain  importation 
ElTZSM   316. 

GETREIDEEINFUHRHANDEL,  m.;  ob  die  Verstaatlichung 
des  getreideeinfuhrhandels  ohne  gleichzeitige  Verstaatlichung 
auch  des  inländischen  getreidehandels  als  ein  monopol  im 
sinne  der  vertrage  anzusehen  ist,  mag  dahingestellt  bleiben. 
giaf  Kanitz  deutscher  reichstag,  16.  ;anuar  1896. 

GETitEIDEElNGANGSZüLL,  m.;  als  man  dort  {im  franxö- 
sischen  parUiment)  die  frage  erwog,  ob  die  bisherigen  getreide- 
eingangszölle  nicht  zu  niedrig  und  durch  entsprechend  höhere 
Zölle  zu  ersetzen  .seien,  v.  Hammkrstbin-Loxtbn  deutscher 
reichstag  17.  januar  lh96. 

GETHEIDEEINKAUF,  m.;  bezeichnend  fOr  diese  einfachen 
maiktverhaltnisse  ist  es,  wenn  verboten  wird,  dasz  ein  bOrger 
den  andern  beim  getreideeinkauf  überbiete,  ihm  'in  den  kauf 
falle'    Naud^.  die  deutsche  städtische  getreidehandelspolitik  9. 

GETREIDEENTWtUTHLNG,  f.:  was  ist  die  Ursache  der 
heutigen  gelreideentwerlhung  trotz  alledem  und  alledem? 
FiscRBBCK  deutscher  reichstag  10.  jan.  1896. 

GETREIDEERNTE,  f.  jüngere  bildung;  die  älteren  xutammtn- 
tetiungen  mit  ernte  gehen  mehr  auf  tpecialisierung  aut,  to  bti 
Stikler,  vgl.  auch  kornernde  th.  5,  tp.  1824  u.  a.  die  erste  an- 
führung  unserer  xusammensetzung  itt  noch  ntcftt  für  eigentlichen 
gebrauch  derselben  beweisgültig:  Chohel  4, 1023  vertreist  unter  ge- 
treideerndte  auf  erndle.  dagegen  erscheint  sie  in  der  litteratur 
xu  ende  des  vorigen  Jahrhunderts:  zur  rechten  zeit  den  an- 
gebauten acker  vom  unkraute  reinigen ,  bei  der  getreide- 
erndte  eine  menge  ganz  auszerordcntlicher  mühseligkeiten 
ausstehen;  bei  der  heuerndte  nichts  verabsäumen.  Vorschlag 
tu  einem  städtischen   gelreidcmagnin   (München   1796)   144;    m 


GETREIDEERTRAG— GETREIDEFRUCBT  4478 

den  früheren  thfile»  Htm  mdrttrhtthet  miri  fetrtiiMnH«  m- 
UgentUeh  iiir  uwutkrtthung  vttmendet,  to  hn  koracraoe, 
körnerscbniti,  feime,  fruchleinieiung  m.  «.  dte  abblogig- 
keit  der  getreideernten  von  iuszerto  D«(areiaaass«fl  roh 
leicht  eine  theueraog  ktrfor.  Naosi  H»  imUiäm  tHlktk$ 
getretdehanJeUpolüik  l.  im  »wUt-  und  tniMrfd  tffiptf  tfu 
mort  ebenfatlt:  mit  bezug  anf  f  41  der  feMpoÜtrlordoaag 
machen  wir  die  beeitzar  vuo  tauben  daraof  aofaerkaaiD,  dasz 
die  letzteren  wahrend  der  reps-  und  gelreilMnl«  $in»- 
sperren  sind,  auttehreiben  des  Heidelberger  btr§mMtätnmll$ 
b.  jvli  1897;  getreideernle  corn  erop  Eirzeii  317. 

GETREIDEERTRAG,  m.,  tgt.  fruchtertn|  Ih.  4,  t,  ff .  S7I :  ia 
einer  sogenannten  markt-stsdt,  deren  es  aber  aiebt  io  jeJtr, 
oft  weitläuftigen  provinz,  wenig«tens  sehr  selten  nach  vtr- 
haltnisz  des  herumliegenden  platten  landes  und  dessen  rricb- 
lichen  gelraide-ertrags,  giebt.  über  den  freytn  getraiäekandet 
{Leiptig  IS04)  22;  getreideertrag  proventut  frumtuü  KiArr  IUI. 

GETREIDEERSTEIGERI  NC,  f.:  getreyde-ersleigemog, fre- 
tium  frumenli  tmmensum  Sticler  2137. 

GETREIDEESSICII,  m.,  vgl.  frucbtessicb  (A.  4,1,  fp.ri;  ge- 
treideessig  Thiel  kndictrlhsehaflL  eonrersationtleiKon  4,  41t. 

(iETREIDEE.XPORT,  m.  xur  btldung  vgl.  gelreidecontniD: 
seit  der  erwerbung  von  Südpreuszen  muszte  man  aber  den 
polnischen  getreide  einen  weg  zur  see  auch  Ober  Stettin 
eröffnen,  und  so  begann  hiemit  auch  ein  fa«t  regelmisziger 
getreideexporl.  Th.  Scbhidt  xur  geschieht«  det  handelt  und  der 
tehifffahrt  Stettint  7. 

GETREIDEE.XTRACT,  m.  unter  iittem  ttiehmtrt  ftrwni 
Thiel  4,410  auf  hier. 

GETREIOEFEGE,  f.,  dauelbt  wai  komfege  V9I.  UM  S,  IUI: 
vgl.  Triei.  landwirthschafll.  conversationsUz.  4,  410 

GETREIDEKEIME,  m.,  entsprechend  der  mundartlithtn  g^tung 
des  iweiten  compositionslheils  nur  im  nördlichen  theiU  Dentttk' 
lands  üblich,  die  Schreibung  schwankt:  getreidefeimen  CKMIt 
4,  1023;  getreidefehm  stehe  febm  KrCmitz  18,  20;  getrei4«- 
feimen  sind  leichte,  auf  dem  felde  erbaute  gerOste,  anter 
welche  das  gehauene  getreide  gebracht  and  während  des 
ausirockoens  auf  dem  felde  gegen  regen  geschützt  wird  {vgL 
miethe,  dieme).  Hblfft  Wörterbuch  der  landbaukuntt  142. 

GETREIDEFELD,  n.,  vgl.  kornfeld  theil  5, 1824,  frachtfeld 
theil  4, 1,  tp.  272 ;  getreydefeid  tolum  frumenlarium  Kiiscm  17t*. 
Frisch  2,380;  getreidefeld  le  ehamp  aux  bU't  Scbwa<«  (1811) 
439;  getreidefeld,  cornfield  Hilpert  460,  vgl  Kraft  I,  Itsi. 
in  der  littiratur  begeynet  dat  worl  Iheüt  in  der  verwallungttpratke, 
Iheils  im  Stile  solcher  Schriftsteller,  die  tieh  entw«i*r  mu  «iiW- 
artlichen  gründen  oder  aut  Vorliebe  für  tehrißgemita»  formen 
auch  det  einfachen  getreide  vorxugsweite  bedienen. 

1)  wegen  vorgegebener  verwflst-  und  verderbung  ihrer  (•- 
treidsfelder  und  Weingärten.  Abblb  künttl.  Unordnung  3  (1671) 
255;  den  armen  taglohnern,  so  den  schweisi  ihre*  ange- 
sichts auf  pflegung  der  getreid-felder  and  weingirten  ao- 
und  aufwenden.  257.  , 

2)  a)  in  dem  getreidefeld  kann  man  auf  dreistig  aekritU 
eine  laus  anhetzen(/.i<uiirn).  Friscubier  preustiuh*  i/fidtwtittr 
und  volksthümtiche  redtntarten  2,  12&8:  als  sie  zwisckM  <•• 
getreidefeldern  heimkehrte,  lief  die  wachtet  im  kora 
neben  ihr  dabin  und  liesi  ihren  ruf  erschallen  G.  Fbbttac 
(aus  einer  kleinen  tladt)  13,130;  ich  schenkte  Moskalellina 
ein  schönes  getreidefeld,  wofür  sie  bei  braut-  und  leichen- 
zügen  ein  ahrenhuhn  zu  entrichten  hat.  Brbhtaüo  (nmtdem 
tagebueh  der  ahnfrau)  4,  73. 

b)  getreidefelder  siebt  man  selten  (in  Emfkmi^  aai  nir|M4* 
die  sieben  fusz  hohen,  wogenden  hala«  4m  MAMlcriaadM. 
Moltse  [briefe]  ges.  tehrifUn  6,  J9S. 

GETREIDEFLOTTE,  f:  als  die  hans*  nichtsdestoweniger 
getreideschiffe  nach  der  halbinsel  sandte,  liesz  die  kSoifia 
durch  ihren  admiral  den  Deutschen  die  getreidefloCt«  u  4cr 
mündung  des  Tajo  wegfangen.  Nacd6  A»  deutockt  süAwAe 
getreidehandelspolitik  bi. 

GETREIDEFRAGF;/..-  ans  allen  theileo  der  RheioproviDt 
waren  damals  die  landwirthe,  grosz  and  klein,  haaptsäehlick 
bauern,  zu<aminengestrOint.  ihrer  2000  betten  sich  ver- 
sammelt, um  einmOthig  zu  beechliesseo,  offen  ra  bnknBdno, 
dasi  dte  getreidefrage  die  lebnM&Ht  <•*  4efcll««  kmun 
Standes  ist.  graf  Karitb  dnJMktr  rricMaf  1«.  jnsL  im» 

GETREIDEFRUCHT  f.,  ogL  kornfmcht  (keil  S,  in»,  «nsm 
SMaiiiM«iu(<niii;,  ttkon  frik  verkcrnM,  yektrl  makr  der  dttertn 
ipracfte  a«,  leht  aker  nentrdinp  witdir  mf: 


4479      GETREIDEFUHRE -GETREIDEGRAS 


GETREIDEGRUBE—GETREIDEHANDEL     4480 


daz  Egyptenlant 

ist  sö  l'ruhtpsere, 

swen  den  beiden  niht  enwsere 

des  selben  landes  genuht, 

die  ez  hat  an  getreides  i'rubt, 

86  wseren  sie  arm  an  getreide. 

Ottokahs  öslerr.  reimchr.  52884  SeemUller^ 

als  die  getraydfrilcht  durch  wirckung  der  mülen  zöm  brott 
und  ander  speisz  gemaln  vnd  berayt.  Tenglers  laienspiegel 
Augsburg  1509  E  4  und  andere  ausgab.;  getreifi-  und  bülsen- 
früchte.  intelligenzblalt  von  Unterfranken  und  Aschaffenburg 
14.  nov.  1850  (s.  880);  der  verkauf  der  getreidefrüclite  da- 
gegen, die  von  unterhalb  der  Elbe  zu  schiff  nach  der  Stadt 
geführt  wurden,  geschah  in  dem  hause  der  brauergesellschaft. 
Nadd^  die  deutsche  städt.  gelreidehandelspolitik  79. 

GETBEIDEFÜHRE,  f.,  früh  gebildetes  wort;  österreichisch 
traidfuhre:  welche  traid  und  mellfuhren  ühnen  anjetzo  aus- 
bleiben. Protokoll  der  herrsch.  Festenburg,  öslerr.  weisth.  6.  99;  ge- 
treidefuhren   Cbomel  4,1023;    gelreidefuhre   a  waggonload  of 

com   HlLPBBT  460. 

GETREIDEGALLMÜCKE,  /.,  wird  von  Thibi.  landwirthsch. 
konversationslexikon  4, 410  unter  verweis  auf  hessenfliege  aufge- 
führt, vgl,  gallmiicke  th.  4,  l,  sp.  1198. 

GETBEIDEGANG,  »».,  vereinzelt  in  älteren  denkmälern  für 
die  taglohnarbeit  auf  dem  felde:  denen  tagwerchern  allhier 
solle,  in  erwiigung  des  getraidsgangs,  ain  tag  gegeben  werden, 
als  in  sommer  in  des  paurn  speis  6  kr.,  in  \vinter4kr.  öster. 
weisth.  5, 1,234. 

GETREIDEGARBE,  f.,  neuere  und  sehriftmäszige  form  für 
korngarbe  theil  5,  1825  und  fruchtgarbe.  das  wort  wird  nament- 
lich im  Wörterbuch  häufig  zu  Umschreibungen  verwendet,  vgl. 
harfe  in  theil  4,  2,  sp.  4'6  «.  a. 

GETREIDEGATTÜNG, /■.,  t)pl. getreideart,  vp/.  fruchtgattung 
th.  4, 1,  sp.  272.  ungeachtet  der  starken  aber  nach  dem  verbände 
Bayerns  mit  dem  Teutschen  reiche  unvermeidlichen  ausfuhr 
für  die  teutschen  kriegsheere,  ungeachtet  der  vielen  durch- 
märsche,  sey  doch  der  preisz,  wenigstens  des  korns,  als 
der  unentbehrlichsten  geiraidegattung  seit  2  jähren  kaum 
merklich  gestiegen,  über  den  freyen  gelraidehandel  {l60i)  194; 
in  England  bauet  beinahe  eine  jede  grafschaft  verschiedtme 
arten  der  getreidegattungen  an,  und  eine  jede  belindet  sich 
dabei  wohl.  v.  Witten  über  höhere  landesciillur  (1821)  22;  un- 
streitig hat  man  bis  jetzt  auf  die  Untersuchung  der  verschie- 
denen arten  der  getreidegattungen  und  deren  auswahl  für 
die  verschiedenen  bodenarten  zu  wenig  mühe  verwandt.  83. 
BiSHAiicK  macht  von  allen  drei  möglichkeiten  der  Zusammensetzung 
gebrauch:  frtchtgattung  (reden  8, 86),  korngattung  (8, 87)  und  für 
unser  wort:  wir  müssen  dazu  zurechnen  die  übereinfuhr,  die 
sie  auf  30  millionen  angegeben  haben  in  diesen  beiden  ge- 
treidegattungen {roggen,  wetzen)  ganz  allein  ohne  die  andern, 
das  macht  250  millionen.  {deutscher  reichstag  21.  mai  1879)  reden 
8,89;  jedenfalls  wird  in  vielen  gegenden  an  nicht  berech- 
neten getreidegattungen,  hafer,  gerste,  mindestens  eben  so 
viel  zu  menschlicher  nahrung  verwendet,  sei  es  in  brot,  sei 
es  auch  nur  in  gestalt  von  grütze  und  suppen.  8,  88. 

GETREIDEGESCHÄFT,  «. :  eine  wohlthätige  Wirkung  seiner 
{Friedrichs  des  groszen)  getreidegeschäfte  war  es  jedenfalls, 
dasz  der  getreidewucher  keinen  boden  gewinnen  konnte. 
der  Ökonomist,  vgl.  deutscher  reichstag  il.  jan.  1896. 

GETREIDEGESETZ,  n.  Kbug  allgemeines  handwörterbuch 
der  Philosophie  5  führt  das  Stichwort  getreidegesetze  auf,  sonst 
überwiegt  hier  im  anschlusz  an  die  englischen  cornlaws  die  Zu- 
sammensetzung mit  körn.  vgl.  theil  5, 1825. 

GETBEIDEGEWINN,  tn. ;  aus  eben  dieser  ursach  musz  es 
ihm  [dem  landmann)  auch  frey  stehen,  toback,  Cichorien, 
färbekrüuter  und  andere  gewächse  zu  bauen,  ohne  dasz  ein- 
schrünkungen,  welche  einige  aus  übel  angewandter  gutmüthig- 
keit  zur  Vermehrung  des  getreidegewinns  vorgeschlagen  haben, 
die  allgemeine  cultur  verwirren  dürfen.  Barceuausen  die 
polizry  des  getreidehandels  (1804)  31. 

GETREIDEGRAS,  n.,  jüngere  bildung  und  vorwiegend  im 
plural  verwendet:  da  doch  z.  b.  tritic.  compactum  . .  nie  aus 
gemeinem  weitzen  entstanden . .  wenn  auch  die  getreidegräser  — 
so  wie  alle  pflanzen  —  auf  einem  für  sie  nicht  passenden  Stand- 
ort einige  Veränderung  zeigen.  Witten  über  höhere  landescultur 
(1821)83;  am  wichtigsten  sind  darunter  unstreitig  die  ge- 
treidegräser, aus  deren  körnern  mehl  bereitet  wird.  J.  Bänke 
der  mensch  (1887)  1,  321 ;  auszer  den  gctreidegräsern  giebt  es 
auch   eigentliche   getreidekräuter,   welche   in  ihren  fruchten 


mehl   liefern,   das   wichtigste   ist   der  buchweizen    oder  das 
heidekorn.  322. 

GETREIDEGRUBE,  f.,  ältere  bildung,  die  heute  zurückge- 
treten ist.  vgl.  korngrube  theil  5,  1825. 

ich  freu  mich  zehen  korngruop, 
die  hiej  Ich  verstojen  wol, 
vran  sie  sint  getreides  vol. 

Seifried  Helbling  15,  114; 
in  Hungarn,  wo  starcker  leimichter  und  trockener  grund  ist, 
werden  gruben  für  das  getraid  .  .  ausgegraben  und  zuge- 
richtet, sodann  mit  stroh  oder  rohrdecken  sauber  ausgefüllt, 
darein  schütten  sie  ihr  körn.  Hohberg  7.  buch  cap.  53  traid- 
gruben;  getreidegruhen  allgemeines  ökonomisches  wb.  {Leipzig 
1731)  821.   ChomEL  4,  1022.   CoRVlNüS  365.   JacobssON  5,  663. 

GETREIDEGÜLTE,  f.,  alte  bildung,  die  namentlich  in  mund- 
artlichen formen  auftritt,  vgl.  fruchtgülte  th.  4, 1,  sp.  273,  korn- 
gülte  theil  5,  1825;  am  mittwoch  hat  man  de  alte  kirch  zu 
s.  Otten  auf  dem  Preprun  abgehrochen,  ein  ser  alt  gebew, 
gehöret  dem  hrobst  zu  Perchtesgaden,  hat  ein  gestillte  mesz, 
ein  traydgült  zu  Nidrntraubling,  waitz,  khorn,  habern  und 
garsten.  L.  Widmann  chronik  v.  Regensburg  d.  Städtechroniken 
15,230  u.a.  ebenso  bei  Aventin:  nam  der  könig  ein  mal  ein 
das  ungelt,  von  getreid  güld  auch  nur  ein  mal,  ein  schaff 
weitz.  chronik,  Frankfurter  ausgäbe  479",  in  den  älteren  aus- 
gaben {vgl.  werke  V  424)  steht  traidgült.  die  schriftform  der 
Zusammensetzung  begegnet  auch  in  späteren  Wörterbüchern,  die 
dabei  auf  concurrenzbildungen  verweisen:  getreidegülte  v.  frucht- 
gülte Schwan  (1811)  439;  getreidegülte  rent  paid  in  com  siehe 
fruchtgülte  Hilfebt  460. 

GETREIDEHALLE,  f.,  neue  bildung,  angelehnt  an  das  ge- 
bräuchlichere fruchlhalle  s.  th.  4,1,  sp.  273.  belege  bei  Thiel  land- 
wirthschaftl.  konversationslexikon  4,  410. 

GETREIDEHALM,  m.,  vereinzelt  neben  kornhalm  {theil  5, 1825) 
gebraucht,  halm,  der  gewöhnliche  knotige,  inwendig  hohle 
Stengel  der  grasarten,  besonders  des  getreides  .  .  ein  gras- 
halm,  getreidehalm,  Strohhalm.  Campe  2,516.  dasz  die  drei 
letzt  erwähnten  Zusammensetzungen  jedoch  nicht  gleichermaszen 
gebräuchlich  waren  erhellt  daraus,  dasz  Campe  an  entsprechen- 
den stellen  seines  Wörterbuches  zwar  grashalm  und  Strohhalm 
nicht  aber  getreidehalm  aufführt,  erst  bei  Tbikl  4,  410  wird 
auch  dieses  gebucht. 

GETREIDEHALMWESPE,  f.:  getreidehalmwespe  vgl.  holz- 
wespen.  Thiel  4,410. 

GETREIDEHANDEL,  m.,  reicht  zwar  nicht  wie  kornhondel 
{th.  5, 1826)  in  das  17.  jahrh.  zurück,  wird  aber  in  der  litterutur 
des  18.  Jahrhunderts  und  in  neuerer  zeit  viel  verwendet,  vgl.  frucht- 
handel  th.  4, 1,  sp.  273. 

1)  in  Wörterbüchern:  getreidehandel  s.  kornhandel  Chomel 
4,1023;  der  getreidehandel  la  grenHerie  Schwan  (I78i)  739; 
getreidehandel,  der  handel  mit  getreide.  Campe  2,  353;  getreide- 
handel, corntrade  Hilpert  460.  vgl.  Kraft  1, 1151. 

2)  in  der  litteratur. 

a)  die  fachlitteratur  um  die  wende  des  18.  jahrh.  führt  das  wort 
gerne  auf  büchertiteln:  die  freiheit  des  getraidehandels  nach 
der  natur  und  geschichte  erwogen  von  J.  A.  H.  Rkimarüs. 
Hamburg  1790;  Wahrheit  ohne  schminke  über  den  freyen  ge- 
traidehandel.  Leipzig  1804;  die  polizey  des  getreydehundels, 
aufs  neue  untersucht  von  H.  L.  M.  Babckhauskn.  Halle  IS04. 
diese  schrift  schlieszt  sich  in  der  namengebung  an  einen  Vorgänger 
an  (briefe  über  die  polizey  des  kornbandels  1773). 

b)  innerhalb  der  litteratur  selbst  ist  es  vorwiegend  der  freit 
oder  unfreie  Charakter  des  handeis,  der  im  Vordergründe  steht, 
vereinzelt  werden  auch  bestimmte  formen  gestreift. 

a)  seit  einigen  jähren  hat  man  die  sache  besser  einge- 
sehen: der  getraidehandel  ist  völlig  frei,  und  die  zolle  davon 
sind  aufgehoben.  Reihabus  a.  a.  o.  21;  se.  itzt  regierende 
churfürstliche  durchlaucht  . .  .  foderten  alle  hohen  lamls- 
kollegien,  die  löbliche  landschaft  .  .  auf .  .  zu  untersuchen, 
wie  die  unbeschränkte  freiheit  des  getreidhandels,  so  bald 
immer  möglich  ein  unwiderrufliches  fundamentalgesetz  in 
Baiern  werden  könne.  Vorschlag  zu  einem  städt.  getreidmagnzin 
(München  1795)  24 ;  von  den  vielen  Schriften,  welche  in  jenen 
Jahren  und  nachher  über  diesen  gegenständ  heraus  kamen, 
vertheidigten  bei  weitem  die  meisten  eine  uneingeschränkte 
freiheit  des  getreidehandels.  Babckhausen  2;  und  dasz  wir 
nur  allein  von  dem  ackeibaue,  mithin  von  der  freiheit  des 
getraidhandels  leben  müssen.  Jdsti  memoiren  III  aiihang  45; 
der  freie  und  unbeschränkte  naturproductenhandel  überhaupt, 
und   der  getreidehandel  insbesondere   ist   dasjenige  befürde- 


4481    GETRRIDBIiANDLER— GETKEIOEIIANDLUNG 

ruogimittel  det  okkcrbsuei,  ohne  welrhet  alle  Bbrigto  nur 
palliativ  itiod.  J.  I'.  iUii  voll»Unduia  handb.  d«r  rttaUwirU^- 
tchaft  (1811)  1,436.  enlgtgtngt$ittU  b*$lrtbungtn  mtiurtr  ttU 
vgl.  unttr  gelreidemünopol. 

ß)  berr  S.  inriul  Obrrdeoi,  da»  alle*,  wai  von  begOniti* 
gung  io  bedeutrnder  liandeUtweige  ala  bierbrauerelen  uod 
braontweinbrennereycD  getagt  werdeo  kOnne,  noch  mebr  bei 
dem  reinen  getreidehandel  lUU  filnde,  uod  daii  die  blinde, 
welche  zur  verropinton  Veredelung  jener  producte  dienten, 
niltziicher  bei  dem  ackeibau  beicbttfligt  werden  kOnteo. 
IIarchrauskn  dtf  foltttt  dtt  gelTtidehandelt  46;  rathoam  icbeiat 
f*  daber  zu  «ein,  den  inneren  getreitiebandd  eher  tu  er- 
nitiniern  ala  einzutcbrllnken,  tumabi  der  hofTnung  emei 
gruszen,  oft  daiaua  entstellenden  gewinnt  ungeachtet,  die 
eben  fo  grosze  geTabr  des  verlnst*.  verbunden  mit  den  un- 
zeiligeo  batse  des  volks  gegen  diese»  gewerbe,  mehr  davon 
abtcbrecki,  als  datu  einladet,  ei. 

c)  aut  neumn  quellen:  Stettin  batte  .  .  vor  der  erwerbuog 
von  Polen  allerdiogti  einen  getreidebnndel  mit  dem  inlande, 
aber  die  ausfuhr  w:ir  selten  frei  und  das  magazinsystem 
unter  Friedrich  dem  groszen  trat  dem  freien  getreidehandel 
entgegen.  Th.  Schmidt  zur  geschiehte  den  handtls  und  der 
schifffahrt  Stettins  84;  beim  gelreide-  und  aaatbandel  sowohl 
vom  verkAufer  als  vom  kttufer  .  .  vom  kaufpreise  *)«  procent. 
gebithrentaxe  für  die  handelsmdkler  in  Daniig  (1866)  letl- 
tehrtft  für  handelsrecht  10,  120;  indem  wir  an  der  grenze 
südlich  von  Villingeo  nur  4 — 8  kr.  und  nördlich  dieser  grenze 
50  kr.  erheben  Hetzen,  haben  wir  die  natürliche  richtung 
des  gctreidehaodels  veröndert.  Mkbenius  //.  badisehe  kammer 
SO.  ;unt  183%:  wühl  weisz  ich,  .  .  dasz  in  dem  getreidehandel 
an  der  Weichsel  sich  mnnche  bOse  miszbräuche  eingeschlichen 
haben.  TRüiTscunt:  deutscher  reichstag  'iO.  mai  I8'9.  dtr  neueren 
(t/(era(ur  gehören  lahlreiche  zusammensei tungen  an,  die  das 
compositum  getreidehandel  uiederum  als  compositionstheil  ver- 
wenden, bei  tikvot  die  deutsche  slädtinche  getreidebandels- 
pulitik  (SciiHOLLBRS  foTschungen  VIII,  &)  (re(en  ausser  der  im 
titel  vorliegenden  susammensetiung  noch  folgende  formen  auf: 
eine  fülle  getreidehandelspoiitischer  Schriften,  diese  umfang- 
reiche getreideliandelslitteratur,  Übel  der  jeweiligen  getreide- 
handelszust^nde  {s.  2);  eine  getreidebandelsepoche  {s.  3);  ein 
steter  gelreiitehandelsverkehr  der  Deutschen  und  Kümer  (16); 
die  getreidehandeismasznalimen  von  I4&8  (42);  der  grosze 
gclreidehandelsmarkt  Deutschlands  (54);  die  getreidebandels- 
verfassung  beider  stiidte  (lü8);  den  getreidegroszhandel  und 
die  ausfuhr  anlangend  (79). 

tiETItEIDEIIANDLCK,  m.,  vielfach  in  teörterbüchem  belegt, 
die  von  dem  eben  behandelten  getreidehandel  üteine  nolii  nehmen: 
getraidhündler  frumenturius  Frisch  2,  3so;  getreidehandler  .  . 
dessen  vornehmste  beschilffligung  in  dem  liandel  mit  gelreide 
bestehet;  im  gemeinen  leben  ein  kornhttndler.  Adelung  2,038; 
geireidehündler,  un  grenrlier,  marchand  grenetier  Schwan  (i:82) 
'3B;  com  merc/ion(  IIilpkrt  460  u.a.;  das  getreid  findet  obn- 
genclilet  der  sperre  aus  dem  Innviertel  einen  weg  ins  Baiern 
und  aus  Schwaben  in  die  Schweitz  —  nur  mit  ein  bischen 
mehr  wag  und  gefiihr  des  getreidliündlers.  Vorschlag  zu  einem 
städt.  getreidmagasin  (München  1795)21;  ist  ein  wirklicher  mangel 
im  lande,  so  wird  demselben  bei  einer  getraidesperre  nie- 
mals abgeholfen  werden  können,  da  es  doch  hei  ganz  freier 
concurrenz  ausländischer  getraidebündler  .  .  sehr  leicht  und 
ganz  allein  möglich  ist.  vahrhetl  ohne  schminke  über  den  freytn 
getraidehandel  48;  es  weiden  dann  immer  in  Bayern  die 
wichtigsten  magazine  von  in-  und  ausländem  angelegt  werden, 
kein  getruidehändler  wird  sein  magazin  in  ein  land  jemals 
versetzen,  das  der  getraidesperre  unterworfen  sein  kann. 
ebenda;  die  geschöfle  werden  30  gemacht,  dasz  die  inländi- 
schen getreidehandler,  wenn  sie  .  .  der  roeinung  sind,  dast 
der  bezug  von  getreide  zu  diesem  preise  lohnt,  es  kommen 
lassen.  DblbrUck  deutscher  reiehstjg  21.  mai  1879;  es  ist  un- 
möglich, dasz  die  getreidepreise  sich  dauernd  auf  einem  solchen 
tiefstand  halten;  im  sommer,  spätestens  aber  im  herbst, 
werden  wir  eine  beträchtliche  Steigerung  dieser  preise  er- 
leben, dasselbe  sagte  mir  nucb  ein  anderer  preuszischer 
minister,  und  er  war  in  dieser  seiner  auffnssiing  bestiirkt 
durch  besprechung  mit  einem  der  gröszten  hiesigen  getreide- 
handler. graf  Kanitz  deutscher  reichstag  16.  jan.  I89A. 

GETREIDEHANDLUMG,  f.  rte  korobandlung  Ihtü  6,  182« 
oIs  älUre  form  für  das  jüngere  kornbandel  nackgemietim  wird, 
so  tritt  auch  in  getreidehandlaog  ursprünglitk  nur  diu  nomem 


GETBEIIiEllARFE-GETBEtDKKlUPEB     4\M 


tetionis  su  (dp«;  Toekana  Ist  demoach  b«t  4mi 

gesetze  dar  freien  g«treidliaDdlttO|   eio 

traidougatiD  gewetan    furukkf  t«  «ta««  tUM. 

(Müntktn  UM)  2t:   vad  »eoo  erst  (raia  faMtAaailasf  ab 

eio  baierisches  fundtmentalgeseiz  eintritt,  d«oo  wird  4«r 
baierischa  oatioDalreiehlbun,  und  mit  diaaaaa  die  tolkaoMAfa 
schnell  und  unerscbuttarlick  aowaeba««.  IM. 

CETREIDEHAHFE,  f.,  1.  g elreidebaafe« :  la  KlnMbM  Mi 
Tirol  ist  barpfe  und  barpfeo  «io  scbatzlMB  aaf  ims  faUa 
für  die   getreidegarben.   lA#il  4,  2.  «p.  47«. 

GETItEIDKIIAUFEN,  ».:  fOnfftaUa  iat  «l«  1 
die  bauern  ihr  getrai4ciu«ffaD  odar  1 
Sarepla  152  ;  getraidabanfen,  le  Im  ^  IM  8c««4»  (l*ll)  «Wt 
heap  of  com,  cornheap  Hii.riRT  MO;  geUeidekarfe,  fatrtÜa» 
häufen  Tiiil  landwtrthtchaflL  evntfrsmttomtttiKoei  «,  its.  9trfL 
frucbthaufe  th.  4,  1,  sp.  27S,  kornbaufe  Üuü  »,  itM. 

GETBEIDEHAUS,  n.,  nebenform  n  4^  aUtimfiwurutItm 
kornhau«  th.  5,  1826  und  dtm  vertinultn  fmclitbau*  tk,  4,  1, 
sp,  273.  liniere  htldung  erseheint  frtihsrttig  m  mundartUdur  fmm 
in  derselben  gegend,  in  der  das  stmpUi  hetmtsek  ist,  $9ntt  f»> 
hört  es  mehr  dem  schriftsttl  der  spracht  an : 

1)  item    in  disem  jsr  I49i    ward    das    iraidbaos   iwisehM 
alt  Nürnberg  und  Lugio«zlandt  aogefangeo  zu  panen  und 
im  jar  auszgepawen.  Tuehtrsehe  fortsetsumj  der  Hkrmb«rgtr  ^ 
büeher.     deutsehe  slddteehroniken   11,504. 

2)  das  getreidebaus,  U  magatin  Scawaii  (ITM)  IM  {fdOt  im 
der  ausg.  von  1811  weg);  so  befiehl  ouo  deinen  knechteo,  welche 
Ober  deine  getreidehluser  gesetzt  sind,  dasz  aie  auf  das  arsia 
feld  legen  ein  weitzenkorn,  auf  daa  andre  zwej,  aof  4a8 
dritte  vier,  auf  das  vierte  acht,  und  so  immer  aof  das  nlcbtt 
folgende  noch  einmal  so  viel  als  aof  das  vorhergcbeoi«. 
WiKiAND  {älteste  leilkürtungsspiele)  24,  101  inn  w*sUren  vtritmf 
wird  nur  das  wort  kornbsus  gebraucht);  getreidebaus,  a  esni 
magasin,  granary  Hilpert  460;  getreidebaus  1.  magazin.  Tbibl 
4,412;  die  zinsfreie  hergäbe  von  3  millioDen,  welcbe  4ar 
preuRzische  landtag  für  die  erbaunng  vod  getreidabluaara 
bewilligt  hat.  graf  v.  ScHweei!«   10.  mdn  1M7. 

GETREIDEHÜLSENFRLT.HT,rgelreidehülseofrOchteMn<ra 
in  den  ausnahmelarifen  der  eistnbahnttrwaUungtn  tstlfatä  amf- 
geführt. 

GETREIDEKAMMEK,  f.,  dem  widttTvendeUm  korokaoMMr 
{th.  5,  1827)  stthen  von  getreide  nur  mundartluhe  bildun^tu  am 
seile:  trädkammer  tn  der  Windskenser  mundart  Froibarr  4^ 
553,  21. 

GETREIDEKASTEN,  m.,  vgl  fruchtkoste  tt.  4, 1,  9.  tl» :  kf- 
kästen  th.  5, 1827.  schon  AvEnTin  kennt  dw  traidkasteo ;  tbnm 
wird  treidkasten  in  den  voeabuUrien  ttrstiekntL  getraidkatteo, 
kornhaus,  horrenm  Hbriscr  1567;  gott  hat  seine  getreidkttteo  la 
himmel  und  das  brol  wScbszat  vod  quillel  jbm  ioa  aataco 
reichen  milden  bänden,  ebenda ;  getreidekasten  auf.  Uan.  »t. 
{Leipsig  1731)  821;  getreidekasten  vgl  getreidefeimeo  JACoaasoR 
5,663*;  es  war  einmal  eio  mäuschen,  das  10  eioeo  getrtida- 
kaslen  sich  durch  eine  kleine  spalte  bmeingetrblicheo  ood 
sich  dick  und  rund  darin  gefressen  halte  (in  camera«  fru- 
mentt).  Wielard  Horasens  britft  (1,7)  1, 151;  die  erbaaoag  mmi 
Unterhaltung  der  getreidekästao.  toricMay  z« 
treidmagasin  SS.  vgl.  sf.  17  getreidekaataa  in 
bei  Brbntano. 

GETREIDEKAUF,  «k,  aerrmieft  uni  mtkr  ta  den  rnundmt- 
lichen  formen  neben  dem  altnnftwurwdten  komkauf  («pl.  Atri 
5, 1829)  verwendet ;  vom  gelraydkanff  kandetl  dai  s.  empätt  det 
6.  buehes  der  Henneberg,  landesordnung,  das  btst>mmnn§tu  ikir  im 
ijftrndfhandfl  enthiit.  ihnltch  in  den  isterr.  reutk. :  im  tMI» 
ricbier  solle  ..  bei  denen  pökeo  visitieren ,  ob  ja4M  rntJÜ 
nach  gestalt  des  iraitkaufs  da»  brott  itm  arfordcrlM  |»> 
rechten  gewicht  und  güete  gemesz  gebacken  .  .  warda.  tuärm» 
tion  für  die  bärger  su  Gmünd  17»«,  «tlirr.  mriäk.  «»ai;  MCh 
gelegenheit  des  draitkaufs.  marktordnussf  «an  Kara«  IMS.  <*r»- 
dorl  116  N.  0.  aus  neuerer  sett  ist  im  wart  m  tum  mrmämmm§ 
der  bairiseken  rtgiemng  von  ViUerfttukns  fakMScM.'  falraida 
milkler  und  getreideschiMatar  Mrfa«  Mk  \m  pttmUkJ^ 
auf  den  schranoeo  nui  fMnMMlrfclta  akkt 
xtOeütgensklaU  nom  InttrfrmAtm  mmi  iaaftafMttatff  M. 
1850  (t.  880).     fir  da»  tkMmfodki  ayL  gdraidiichkMl. 

GETREIDEKÄUFER,  «>.,  amtatdl  mktm  itm  iMdkem 
komkiufer  {th.  s,  1817)  nni  dem  seltnem  frachtkaofcr  (*.  4,  t. 
$p.  275) :  es  kann  fttr  den  Staat  schlinDe  folgen  haben,  wann 
man   aich   bei  dem   gatreidhandeJ  gaas  ian   iataraaa«  im 


4483     üETREinEKELLER— GETREIDEMAGAZIN 


GETREIDEMAISCHE— GETREIDEMARKT     4484 


getreidkäufer  und  Verkäufer  überläszt.  vorsehlag  zu  einem 
städlüehen  getreidmagazin  (München  1795)  114;  der  bauer  hat 
das  ganze  jähr  mit  der  natur,  und  allen  elementea  —  dann 
mit.,  den  förstern,  Jägern,  den  getreid-  und  viebkäufern 
u.  s.  w.  zu  thun.  136. 

GETKEIDEKELLER,  m.  getreidekeller,  kornkeller  süo 
Rumpf  technologisches  wb,  1  (1869),  210. 

GETKEIDEKOR.N,  s.  getreidigkorn. 

GETREIDEKBAÜT,  n.,  vgl.  oben  getreidegras;  vgl.  korn- 
kraut theil  5,  1828. 

GETREIDEKÜMMEL,  m.  Thiel  landwirthschaftlhonversations- 
lexik.  4,  412.  zu  kümmel  für  küminelbrantwein  vgl.  theil  5,  2591. 
unsere  Zusammensetzung  ist  vor  allem  durch  den  Rerliner  ge- 
treidekümmel  von  i.  A.  Gilka  in  weiten  kreisen  verbreitet  worden. 

GETREIDELAGER,  n.,  vgl.  fruchtlager  Ih.  4, 1,  sp.  275.  hiervon 
getreidelagerhaus  (vgl.  frucbtlagerhaus  a.  a.  o.)  silo,  vgl.  den 
cntwurf  über  die  errichtung  von  landwirthschaftUchen  getreide- 
lagerhäusern  in  der  Sitzung  des  preusz.  landt.  vom  6.  mai  1S96. 

GETREIDELAND,  n.,  vgl.  fruchtland  th.  4,  l,  sp.  275;  kornland 
theil  5, 1828.  der  erste  beleg  für  die  einbeziehung  von  getreide 
in  diese  Verbindung  stammt  wiederum  von  Ldtber,  und  zwar  er- 
scheint die  Zusammensetzung  dort  in  derselben  bedeulung,  die 
bei  den  schwesterbildungen  im  Vordergründe  steht:  land  ist  von 
der  technischen  seile  aufgefaszl,  die  bodenbeschaffenheit  wird  her- 
vorgehoben, in  neuerer  zeit  tritt  gerade  an  den  belegen  mit  ge- 
treideland  mehr  die  politische  seile  hervor,  getreideiänder  sind 
landyebiete,  in  denen  viel  getreide  erzeugt  wird. 

1)  Asser  hat  gut  getreideiand  innen  gehabt.  Luther  (flössen 

zu  1  Mos.  49,  20 ; 

ihr  Wirte,  die  ihr  pflegt  das  treideland  zu  bauen. 

W.  ScuERFFKR  nedicitie  '2öO,  vt/l.  Drechslsr  262; 

getreydiand  (erro  frugifera  Stieler  1063;  die  gärten  der  Afri- 
kaner sind  ohne  methode  und  absieht,  ein  gemisch  von  Obst- 
bäumen, beeten  und  getreideiand:  vor  unnütze  parterren 
ist  ihr  boden  zu  fruchtbar;  ihn  aber  zu  bedüngen,  ordent- 
lich zu  bepflanzen  und  zu  verbessern,  ist  wider  die  Sitten 
ihrer  vorfahren,  und  also  unnütz.  Herder  (fierrn  Thomas 
Schaws  reisen)  1, 82/3. 

2)  dasz  ein  getreidland,  wie  Baiern,  zu  allen  Zeiten  getreid 
ausführen  werde  und  wegen  seinem  eigenen  Wohlstand  aus- 
führen müsse,  vorschl.  zu  einem  städl.  getreidmag.  {Münch.  1795) 
110;  in  einem  von  der  natur  gesegneten  getreidelande  ist 
für  die  erhaltung  des  Staates ,  so  lange  als  nach  der  gött- 
lichen verheiszung  saat  und  erndtezeit  nicht  aufhört,  wenig 
zu  besorgen,  über  den  freyen  getraidehandel  (1804);  144  be- 
kanntlich ist  Mecklenburg  ein  getreideiand,  wo  der  ackerbau 
und  die  Viehzucht  fast  ausschliesziich  alles  liefern  musz, 
was  die  einwohner  .  .  bedürfen,  ebendort  170.  getreide-land. 
cornland  Fahrenkrüger  325;  ebenso  Hilpert  460.  Bisharck 
verwendet  auch  den  ausdruck  kornland  (reden  8,  67),  giebt 
aber  doch  hier  der  Zusammensetzung  mit  getreide  den  Vor- 
zug: ist  in  diesen  groszen  getreideländern  eine  miszernte, 
so  wird  es  eben  nicht  kommen,  ist  es  eine  gute  regelernte, 
so  wird  es  uns  trotz  zoll  doch  kommen  müssen.  Bisharck 
reden  (21.  mai  1879  reichstag)  8,67;  in  der  zeit,  wo  die  ge- 
treidepreise höher  waren  wie  heute,  wo  die  eisenbahnent- 
wicklung  der  groszen  östlichen  getreideiänder  noch  nicht 
die  Wirkung  auf  unseren  markt  erreicht  hatte,  wie  jetzt.  8,59. 

GETREIDELAUBKÄFER,  m.  Thiel  landwirlhschaftl.  konver- 
sationtlexikon  4, 412'.  zur  erklärung  ist  kornlaube  (theil  5, 1828) 
für  kornboden  heranzuziehen. 

GETREIDELAUFKÄFER,  m.,  Thiel  a.  a.  o.  vgl.  laufkäfer 
theil  6,  332. 

GETREIDELEGER,  m.,  getreide  sive  fruchtleger,  struum  vel 
mergitum  concinnator  Stieler  1110. 

GETREIDELIEFERANT,  m.,  vgl.  fruchtlieferant  theil  4,  1, 
sp.  276;  vgl.  kornlicferung  th.  5,  1828.  die  poiicei  muszte  also 
abermals  aus  der  noth  eine  tugend;  und  da  alle  quellen 
verstopft  waren,  den  getraideiieferanten  wieder  selbst  machen, 
und  mit  noch  mehrern  kosten,  wie  das  jähr  zuvor,  fruchte 
kommen  lassen,  fiter  den  freyen  getraidehandel  183. 

GETKEIDELIEFERUNG,  f.,  vgl.  Kraft  1151. 

GETREIDELOCH,  n.,  vgl.  kornlocli  theil  5, 1828 ;  getreyde- 
loch,  grübe  unter  der  erden,  sirus  Kinscii  179". 

GETREIDEMAGAZIN,  n.,  vgl.  fruchtinagazin  <A.  4, 1,  sp.  276 ; 
kornmagazin  theil  5,  1828;  alsdann  musz  für  die  ärmere 
klasse  in  städten  durch  ein  wohlgeordnetes  getreidmagazin 
gesorgt   werden.   Vorschlag  zu   einem   städtischen  getreidmaga- 


zin (München  1795)  5;  man  sagt  zwar  mit  vielem  gründe, 
magazine  in  einem  fruchtlande,  wie  Baiern  ist,  oützen  nicht 
viel,  oder  vielleicht  gar  nichts ,  weil  das  gaoze  land  Baiern 
selbst  ein  wahres  getreidmagazin  ist,  sobal'i  der  ackerbau 
nicht  muthwilllg  unterdrückt  wird.  6;  verhindert  man  nun 
diesen  in  mehrern  betracht  blUKren  und  für  die  ganze  ge- 
sellschaft  ersprieszUchen  gewinn  .  ^o  wird  leder  sein 
Capital  vom  getraldmagazin  negziehen,  und  es  auf  andere 
sichere  bandelszweige  anwenden,  über  den  freyen  getraide- 
handel {Leipzig  1804)  101 ;  es  wäre  a'so  allerdings  zu  wünschen, 
dasz  man  ein  zuverlässiges  und  demnach  v^emger  heftiges 
mittel  ausfündig  machte,  theue'ung  zu  verhüten,  und  schon 
glauben  viele  dieses  mittel  in  der  anlegung  öffentlicher  ge- 
treidemagazine  gefunden  zu  haben  Barcrhausen  polizey  des 
getreidehandels  (ififH)  112;  W7i(er  getreidemagazin  »Miccist  Jacobs- 
son  5,  663'  auf  kornmagazin,  Thiel  4,  4i3  auf  getreidehaus, 
getreidehalle,  kornhaile,  koriispeicher;  Strassburg  soll  aus 
seinem  getreidemagazin  1501  ganz  Schwaben  mit  körn  ver- 
sorgt hahen.  Nauoe  die  deutsche  städt.  getreidehandeispolitik  20. 

GETREIDEMAISCHE,/'.  Thiel  landwirthschaftl.  konversations- 
lexicon  4,113;  da  schon  maisch,  meisch  sowol  als  meische, 
maische  an  und  für  sich  das  angebrühte  malzschrot  bezeichnen 
{theil  6, 1945),  so  ist  die  Zusammensetzung  mit  getreide  hier  nur 
in  bestimmtem  zusammenhange  üblich. 

GETREIDEMÄKLER,  tn.jj'unjebiWun^.  der  zweite  kompositions- 
theil  ist  in  solchen  gegenden  heimisch,  die  an  körn  festhallen,  daher 
ist  kornmäkler  früh  belegt,  unsere  Zusammensetzung  gehört  der 
Verwaltungssprache  an:  die  handelsmäkler  werden  angestellt 
als  getreidemäkler,  Wechselmäkler,  waarenmäkler,  Schiffs- 
makler, die  als  getreidemäkler  angestellten  handelsmäkler 
sind  zur  vennittelung  aller  geschälte,  welche  getreide  und 
saaten  betreffen,  befugt,  börsenordnung  für  Danzig  (27.  aug. 
1865),  vgl.  Zeitschrift  für  handelsrecht  10,  117;  getreidemäkler, 
cornbandler  Hilpert  460;  getreidemäklerei,  dealing  in  corn. 
ebenda,    vgl.  auch  oben  getreidekauf. 

GETREIDEMALZ,  n.,  vgl.  kornmalz  theil  5, 1828. 

GETREIDEMANGEL,  m.,  früher  belegt  als  fruchtmangel 
th.  4,1,  sp.  277  und  kornmangel  theil  5,  1828;  getreydmangel 
inopia  frumentaria  Bayer  (1733)  289;  getraid-inangel  rei  fru- 
mentariae  inopia  Frisch  2,380;  getreyd-  und  holtzmangel  Stich- 
wort bei  P.  V.  Stetten  geschichte  von  Augsburg  (1743)  310;  der 
getreidemangel  la  rarete  des  grains,  dissette,  cherte  des  bleds 
Schwan  (1782)  739;  das  verlheuren  geschiehet  unmerklicher 
(wenn  man  nicht  den  preis  des  brodes  steigert,  sondern  das  ge- 
wicht mindert)  und  erregt  nicht  so  leicht  murren  unter  dem 
Volke,  und,  welches  kein  geringer  vortheil  beim  getraide- 
mangel  ist,  der  käufer  lernt  seinen  verbrauch  nach  und  nach 
einschränken.  Reimarus  die  (reiheit  des  getraidehandels  (1790) 
146;  bei  der  armuth  der  bauern  hat  also  das  land  am  ehesten 
einen  wirklichen  getreidmangel  zu  besorgen,  verschlag  zu  einem 
städtischen  getreidmagazin  {München  1795)  11;  woher  hat  man 
aber  wohl  jemals  ein  recht  herzuleiten  vermocht,  gerade 
denjenigen  für  seine  Sorgfalt  zu  bestrafen,  welcher  einem 
der  grüsten  übel,  nemlich  dem  getraidemangel,  und  noch 
überdies  nicht  ohne  mancherley  eigenes  risico  abhelfen  kann. 
über  den  freyen  getraidehandel  (1804)  6 ;  getreidemangel,  scareity 
of  corn,  exessiv  high  price  of  corn  Ebeks  643;  vgl.  auch  Thiel 
landwirlhschaftl.  conversalionslexicon  4,4i:i;  getreidemangel  und 
hungersnöte  wütheten  in  entsetzlichster  weise  das  ganze 
niittelalter  hindurch,  nach  einem  miszwachs  giengen  alle 
preise  ins  ungemessene ;  in  fruchtbaren  jähren  gereichte  der 
gewonnene  Vorrat  dem  landmann  häufig  selbst  zur  last. 
NaüdIÖ  die  deutsche  städtische  getreidehandeispolitik  7. 

GETREIDEMARKT,  m.,  jüngere  und  weniger  verbreitete  bildung 
als  die  Zusammensetzungen  mit  den  synonymen,  das  volkstüm- 
lichste wort  ist  kornmarkt  (theil  5,  1828),  das  im  norden  und 
Süden  gebräuchlich  ist  und  das,  wie  es  schon  mittelhochdeutsch 
belegt  ist,  so  auch  noch  jetzt  an  straszennamen  und  platzen 
haftet,  fruchtmarkt  (th.  4,  1,  sp.  277)  schränkt  sich  mehr  auf  den 
Südwesten  ein.  für  getreidemarkt  sind  es  wiederum  thüringische 
und  bairisch- österreichische  quellen,  die  das  wort  einführen,  und 
aus  den  Leipziger  Wörterbüchern  erst  stammt  die  Verbreitung  in 
der  litteratur,  die  dem  Worte  heute  für  den  schriftlichen  geschäfts- 
verkehr  das  übergewicht  verschafft  hat.  in  den  älteren  belegen 
überwiegt  die  bedeulung  eines  nomen  actionis,  daher  die  Ver- 
bindung markt  halten,  abhalten ;  vielfach  jedoch  auch  localisiert 
sich  diese  bedeulung  in  der  örtlichkeit,  in  der  die  thätigkeit  statt- 
findet, markt,  marktplatz.  vgl,  getreidebörse. 


4485      GETREIDEMASZ— fiETREinEMENGE 

t)  die  gastgehera  lüllen  kein  gelreydig-markl  oiii  auflailfo 
oud  loiiiiten  in  iliren  bofen  bey  itnlT  eine«  guldcoi  ge- 
■latlen.  itatuUn  ton  'Itili  {\y,i)  \,'r,lSchoU\  der  lliraitmarkt 
aher  soll  allwre>;  zwai  jubr  auf  dem  uliero  und  zwai  jabr 
uuf  den  undern  |>lati  zu  bnlleri  Terbleibeo.  nachhannlatdtng 
von  Slocktrav.  hanischr.  vun  1042,  6tl.  wevth,  8,  44';  naiiend  an 
einer  grutfen  ttudt,  wo  tiajdmilrckte  gebalten  werd«o.  Hoh- 
■  kh6  7  rap.  M. 

2)  getieid  marckt  tht  rornmarket.  Uut$eh-engi  »b,  (1710)  :M, 
ebmto  $iaUr  Mii pkrt  4SI ;  gctteydeinarkt,  forum  frumenti 
KiNacM  i'tt';  tlunto  Co*vinu>  36'.  Kriuch  2,  %«0;  gelreideroarckt 
(cornmai'ckt)  ytrechtigkeit  und  platt  Chuhki.  4,  iu2&:  getreide- 
marckt  mareh^  aus  bUt  RoNDKAU-DoiTORFr  263,  tbtnto  Sciiwai« 
(I7h2)  739;  KmCiuti  IH,  20  und  Ihcuttto»  b,  VH  v*Tu tuen  unter 
gelreidcmarkt  auf  kornmarkl;  getreidrinarkt,  forum  frumm- 
tartum,  mucatas  frumentana  Kraft  I,  tiM:  auf  den  acbrannen 
und  gelraidmSrkten.  inteUigentblatt  von  Unterfrankin,  14.  no- 
tembfr  1860;  erit  durcb  niederkSinprung  der  benachbarten 
uiSrkli-  baben  «icb  stfldle,  wie  iiainburg  und  Stettin,  zu 
grü«zen  getreidemarklen  emporgescbwuagen.  ^ikvoi die  deutsche 
Mdt.  gttrttdehandeLipolüik  \h.  die  leituni/en  haben  eine  ständige 
rubrtk  für  die  berichte  vom  getreidemarkt. 

GKTHKIDKMASZ,  «.,  früh  belegte  lusammimetzung,  die  hinte' 
kornmatz  {theil  &,  IH29)  an  aiterlhümlichkeit  niclU  turüekbleibt 
und  weit  verbreiteter  itt  alt  frucbtmasz  (th.  4, 1,  sp.  277);  getreid- 
mesz  metrela,  calomentra,  modtus  idem.  vncabul.  ineipient  teut. 
fben$o  bei  HuprorruS;  in  TenclI'.hs  laienspiegel  (ISOO)  El'  itt 
dit  form  Iraidmasz  verwendet,  ebento:  item  das  in  dem  ge- 
riebt traidniasse  gehalten  werde  und  obn  der  herrschaft 
wissen  kein  grösat-r  oder  kleiner  geniucbt,  sunder  die  traid- 
masz  soll  in  dem  rourk  bleiben,  wie  von  aller  berkomen  ist. 
marktordnung  von  Vorau  160S,  österr.  weiath.  0, 114;  es  soll  auch 
ain  eigne  truidmasz  bei  dem  murklgericbt  wie  von  olter  ber- 
komen Torbantcii  sein.  Statuten  von  Schwanberg  1593,  ebendort 
SM  u.a.;  wer  getrrydigmoasz,  viertel,  ganz,  halb  oder  vier- 
maasz  bat,  desgleichen  saltz  oder  oelmuasz,  damit  er  es 
einnimmt  und  ausgiebet,  derselbe  soll  die  lassen  eichen  nach 
der  Stadt  mansz.  sliluten  von  Zeitz  (1573)  1,272  Schott;  ge- 
Ireidemaas  medimnum  Kihscii  170*;  getreydmasz  modius  Bayer 
(1733)  289.  vgl.  all<iem.  Ökonom,  wb.  (Let/nty  1731)  821.  Chumel 
4,1023;  das  getreidemas,  koriiinBS,  le  fienal,  penault,  la  mesure 
Schwan  (1:82)  739:  a  nien.viir«  ^or  eorn  IIilpcrt  461;  getreide- 
uiasz  modus  frumentarius     Kraft  Ifll.M. 

(iETRKIDEMÄSZLEIN,  n.  deminutivform  tum  vorigen:  ein 
mSszIein  baber,  corbula,  cvtell<i  vtl  quartarius  arenae,  alias  ein 
getreidmU.«lein.  Stiflkr  1284;  davon  die  Grecken  ihr  Choenix 
aollen  nemt-n,  weirbes  bei  jneii  ein  metzen  oder  getreidmesz- 
lein  war,  das  man  zur  Icglichen  prebende  oder  voterhaitung 
einem  leibeigenen  knecht  gäbe.  Mathesids  Sarepla  173*. 

GETHEIDEMASSE,  /.,  nur  tni  pJura{  verwendet,  neuere  bil- 
dung :  wer  gesehen  hat,  wie  die  gitreidemassen  auf  den 
strömen  beruntergellöszt  werden,  der  glaubt  ein  grünes  korn- 
feld  zu  sehen,  das  körn  grünt  aus.  Uismarck  reden  (2i.  mai 
1879  reiehstag)  8,76;  die  zweite  halftc  des  16.  Jahrhunderts 
ist  die  zeit,  in  welcher  Steitin  in  seiner  bedeutung  als  nordf 
deutscher  getreidemarkt  zurücktritt,  in  welcher  Hamburg  der 
erste  exporlbafen  der  mitteldeutschen  getreidemasseo  zu 
werden  beginnt.  Naud£  dir  deutsche  slädtuiche  getreidehandelt- 
politik  37 ;  pebmen  sie  an,  an  einer  preusziscben  bOrae  spe- 
culirt  eine  iirma  in  getreide  ä  la  baisse  und  bSuft  an  dem 
preusziscben  bOrsenplalz  nicht  nur,  sondern  auch  an  einem 
börsenplatze,  der  austerhalb  der  preusziscben  grenze  liegt, 
riesige  getreidemnssen.  v.  OsRiRPsm  deutsch,  reiehtt.  9.  jan.  1896. 

GETKEIDEMEIIL,  n.,  vgl.  kornmebl  theil  6,1839;  getreide- 
mehl,  farina  frumentaria     Kraft  1,  1169. 

GETKEIDEMEISTEK,  m„  alle  biidunQ,  heute  teraUel,  vgL 
kornmeister  (/(.  5,  1829.  als  getraidmaister  vtrd  Endret  Tücher 
im  Nürnberger  amplbuchUn  von  1610  auf<:eführt,  deutsche  tUdlt- 
rkroniken  ll,S08.  auch  bei  Atintin  findet  sich  das  Kort,  alltr- 
iingt  in  späteren  ausgaben:  dem  Clodio  Marino,  so  getrrid- 
meister  und  kostner  gewesen  der  sibenden  legion.  chronik 
Frankfurter  ausgäbe  167*  (in  iUeren  ausgaben  traidmesser  *.  u.) ; 
diese  heispiele  folgten  alsbald  Sejus  Strabo  und  der  gr- 
treydemeister  Cajus  Turranus  {praefettus  annonae).  LoiititsTKin 
Armin  2,944. 

GETHEIDEMENGE,  f.  junge  lusammenselsung,  in  gtkrtuth 
und  bildung  mit  gelreidemasse  nahe  verwandt,  in  der  htdtutmng 
jedoch   abstechend,     während  tu  itm  lettUrtn  an  dtr  quantiltt 

IV. 


GETREinEMESSEB—nETREIÜEPOLIZEI     4486 


das  umftuttiuU  d*$  btfHgn  ktntrtriU,  er$dmnl  4itu  M  «i 
Worte  i»  der  form  der  eimfrntmnt:  M  itt  4k  fOtraUlHllMf 
ganz  besondere  in  llamburf  und  SlfMla  ftpkMH,  w  im 
rat,  die  tiadtiteben  klOsttr,  die  kircbtpi«!«  . .  dit  ItafltoU, 
liie  backer,  die  brauer  und  die  reicbeo  mit  genau  «orgracbhe- 
benen  getreidemrngen  jederzeit  sieb  tu  «ertebeo  bat»eo.  Naoti 
die  deutsche  slätitttthe  gHTttdehandeltpoUltk  20;  alle  ditt«  ff 
IreidemeDgea  baben  hier  neben  den  g rireideoieoieo ,  if  Is 
Deutacliland  pruducirt  worden  sind,  dock  auch  g«la|«t. 
V.  Karourff  deutscher  reiehstag  17.  ;aaiiar  ikM. 

(;ETHEI|iEMESSKII,  «.,  ällef«bMmn§,  H$  itm  bttr.-fr4uk 
iiebteU  an(iehOrt  und  heutt  wseitr  trtmikn  kt,  «fl.  (mclilaiMeer 
</i.  4, 1,  tp.  277 ;  kornmc*«er  (A.  6,  ts».  Atchtiii  t^tutH  lfM4- 
metser  an  der  ttelle,  wo  dte  hankfurter  aus,^tbe  ftlrvt4MMitl4r 
tintelsl:  Clodio  .Uarioo,  *o  ein  traidmesser  ist  gewe— ■  ■■4 
rastner.  merkt  4,2, 70<.;  alle  amt  aod  buet  so  tum  oarkt  g»- 
bOren,  ala  weinkoater,  nsitiber,  traiiiDesMr  «.i.  «■.  ftrtrk- 
Ugkftti-n  tu  Medling  (164«)  «sUrr.  weulh.  7,  STB;  9§L  4t%  ahidftU 
vom  getieuimetser  in  Nürnb.  poUtetoidn.  BAADta  s.  lM/67. 

GETREIOEMUNOPOL,  n.  tur  bddung  vgl.  gereidecoosoia. 
name  wie  begriff  itt  etne  ertcheinung  der  jümqfitn  terftuftuktt : 
und  so  hat  schliesziirh  der  rheinische  hauerovereio  in  aeioer 
letzten  generalversommlung  am  *.  dezember  v  js  lO  Neust 
einen  bescblust  gefastt  dahin  gebend,  dasz  di«  eiofokroog 
des  getreidemonopols  befürwortet  werden  mögt,  ^ef  *.  RAiiirx 
deutscher  reiehstag  16.  jan.   189«. 

GETItEIDEMOTTE,  A,  «o«  Tiirl  landrirtksek.  eomotn.-kx. 
4,413  aufgeführt,  übliehtr  sind  die  bildungen  mit  koro.  otrfL 
kornmade,  kornmoite,  kornwurm. 

GETHEIDKMLHLE,^.,  vgl,  kornmOble  ik&,  int;  gtirtia«. 
lire  mahlmühle,  mala  fannaria,  frumentaria  Stula*  iMt;  |t- 
treidemühle,  kornmüble,  le  mouli»  Schwah  (ITM)  TM  (/SM 
i'i  der  ausgäbe  von  1811).  KaPüiTt  18,10  /f.  untertektiiH  aatai 
d<r  allgemein  verbreUeten  bedeutung  ton  gelreidemSbl«  iBkenH 
mühte  im  gcgensatu  zu  Ölmühle,  papiermOlile  mcA  Wm  W- 
sondere  Verwendung:  windfege,  «ine  romcAlun;  tum  rnai^ 
des  gttrtiJes  vom  staub,  letttere  bedeutung  tritt  t*  itu  mvrter- 
büehtm  niclii  auf.  getreidemühle,  eommiU  Hilpirt  4itO;  mthU 
mühle  Rumpf  technol-^g.  wb.  (1869)  1,210. 

GETKEIÜEMEDERLAGE,  /..■  1.S98  lud  da«  domcapitel,  den 
Magdeburg  die  buldigung  verweigerte,  die  Hamburger  geradezu 
ein,  anstatt  in  Magdeburg,  beim  dorfe  Derben  eine  gelrtidt- 
niederlüge  zu  errichten.  NaudI^  deutuhe  städt.  getreidehandtts- 
politik  6u. 

GETREIDENUTZUNG,  f.  getreidenuUoog,  sts«  feldoatx, 
reditus  agrorum  Stibler  1366.  tgL  frucbtniester,  fmckl- 
nieszung,  frucbtnutt,  fruchtnntzung  th.  4,  l,  tp.  177. 

GETREIDEÖL,  n.  unter  dutem  tliehwort  venttitt  Tum  km^ 
wirthseh.  eonvers.-lex.  4,  413  auf  fusel. 

GETHEIDEORnNUNG,A:  die  getreideordnangtn  tiod  cqid- 
promisse,  Zugeständnisse  bald  nach  der  einen,  bald  Mch 
der  anderen  richtuog  hin.  NACDit  ffeutseke  ttddturki  frtreH§ 
handelspolitik  63 

GETREIDEI'ACHT,  m.:  getreidepachl,  ein  pacbt,  wo  to 
statt  des  Pachtgeldes  dem  eigrnlbOmtr  au«gedroscbeoe«  ge- 
treide gegeben  wird;  welche  arten  von  packt  in  der  aärk 
Brandenburg  üblich  sind,  wird  der  packt  nock  in  de«  slreh 
abgetragen,  so  beistt  er  daselbst  ein  gelreidezebend.  Ao«icM 
2,638;  der  getreidepacbt,  la  ferme  qui  st  p<m  tn  Nerf  Scawaii 
(1782)739;  getreidepachl  rrnipaid  in  corn,  r«mrr«l  HiiPtar  4Mw 

GETREIDEPFLANZE,/,  vgl.  fruchtpHante  (U.  4,  i,»f.lTJ): 
C!«  werden  hauptsicblich  diejenigtn  frtter  gttrMdtfOtaaw 
genannt,  welche  mehlreiche,  zur  sptiM  4tr  ataaciMa  4il^ 
liebe  aa-imen  tragen,  in  weiterer  bedtntoBf  ttbll  aaii  himtm 
noch  einige,  nicht  in  die  klasse  der  gri»er  gekureode  pnantea^ 
als:  das  baidekom,  den  mais,  nod  von  den  kalten frOcktca; 
die  erbsen,  linsen  and  lohnen.  Witter  A**r  kikert  I«n4i»- 
eultuT  (1811)  66.  9gL  auch  Tbiel  4,4IS:  die  gtrate  ist  antra 
am  weitesten  nach  norden  vordringende  gctrcidepAaat*. 
Bahre  der  mtntds  311. 

GETREIDEPOLIZEI,  A  errtJM«  Mdiiaf ,  ^  m  der  fmk- 
Utttratur  am  endt  des  i<«.  jaktkmmiuti  amt  raHe  i^Mk.  4fr 
twette  compontwnsüuü  kam  hier  m(*  $ei»t»  Miea  «erwnMb»- 
gen  tum  ausdruek,  all  umfatstndtr  begriff  n  dar  Meoteaf  tarn 
Verwaltung,  verwaltungtfmndsatte,  regeiuog,  (liatNlt  umd 
alt  tingtsdtrdmktar  htpif  m  dtr  ktmüfem  htdeümmf  timtr  tlaatf 
licktu  hekirde. 

1)  ier  ymfasmitrt  lefnf  (ra(  ttr  ains  w  Im 

283 


4487 


GETRBIDEPREIS 


sehen  Verbindungen  zu  tage:  gedanken,  welche  er  in  seinen 
Schriften  über  die  polizey  des  getreides  so  gründlich  aus- 
einandergesetzt hat.  über  den  freyen  getraidehandel  (1804)  51. 
vgl.  auch  Barcrhausen  die  polizey  des  getreidehandels  1804. 
ebendort  findet  sich  auch  ein  beispiel  für  die  Zusammensetzung: 
unter  den  Deutschen  haben  Normann  und  Reimarus  .  .  den 
Freien  kornhandel  vorzüglich  zum  gegenstände  ihrer  Unter- 
suchungen gemacht  und  als  das  sicherste  mittel,  theurung 
zu  verhüten,  angepriesen,  insonderheit  hat  der  erstere  eine 
umständliche  darstellung  der  bisherigen  getreidepolizey,  nicht 
nur  einiger  deutschen  länder,  sondern  auch  der  republik 
Frankreich  mitgetheilt.  75. 

2)  das  heiszt,  dem  bauer  vorschreiben,  wie  viel  er  getreid 
bauen ,  welchen  preis  er  dafür  fodern ,  wohin  er  es  führen 
und  verwenden  solle;  —  dem  bürger  in  der  sladt  hingegen, 
wie  viel  er  davon,  und  um  welchen  preis  verzehren  dürfe 
M.  s.  w.  —  eine  andere  Vorstellung  läszt  sich  von  einer  ge- 
treid- und  nahrungspolizey  nicht  maclien.  Vorschlag  zu  einem 
städtischen  getreidemagazin  (1792  München)  153;  bestätigt  sich 
diese  eründung  • .  so  kann  man  erwarten,  dasz  wenigstens 
die  getreidepolizey  den  brantweinbrennereien  nicht  mehr  im 
wege  sein  werde.  49. 

GETREIDEPREIS,  w».,  vgl.  fruchtpreis  th.  4,  1,  sp.  277, 
kornpreis  th.  5,  1829.  unsere  Zusammensetzung  taucht  in  der 
fachlitleralur  zu  ende  des  vorigen  Jahrhunderts  auf  und  hält 
sich  im  gegensatz  zu  dem  vollisthümlicheren  kornpreise  vor  allem 
in  der  einschlägigen  Schriftsprache.  Kinderling  über  die  reinig- 
keit  der  deutschen  spräche  (Berlin  1795)  394  vermiszt  das  wort 
bei  Adelung,  die  Verwendung  im  pluial  ist  die  ältere  und  meist 
verbreitete. 

1)  woher  wäre  sonst  in  den  verschiedenen  provinzen  von 
Frankreich  ein  so  entsetzlicher  unterschied  in  den  getreide- 
preiszen  noch  1764  gewesen,  da  doch  schon  seit  1754  der 
verkauf  von  einer  provinz  zur  andern  erlaubt  war.  Reimards 
aus-  und  einfuhr  des  getreides  19  anm. ;  diese  künstelei  würde 
also  derbeförderung  möglichst  woifeilergetraidepreise,  welche 
man  doch,  wenn  die  natur  sie  verstattete,  gern  annehmen 
mögte,  entgegen  würcken.  Reimarus  die  freiheit  des  getraide- 
handels  (1790)  42;  die  geführten  aulscbreibungen  über  das 
aussäen  und  einärnten  seit  2u  Jahren,  und  über  die  jährlich 
höhern  und  mindern  getreidpreise  von  einigen  mittelmäszig 
fruchtbaren  gründen  inner  des  gebirgs  verschafften  mir  ge- 
legen lieit,  nachfolgende  berechnungen  zu  entwerfen,  anmerk. 
über  die  Verbesserung  des  getreidbaues  {Sahburg  1790)  42 ;  dasz 
der  landbau  und  die  schifffahrt  bey  diesem  system  gewonnen 
habe,  kann  man  zugeben,  nicht  aber  dasz  die  getreidepreise 
dadurch  zum  sinken  gebracht  worden  sind.  Barckhausen 
polizey  des  getreidehandels  (1804)81;  was  man  übrigens  ge- 
wöhnlich von  der  nmthlosigkeit  der  landwirthe  bei  zu  ge- 
ringen getreidepreisen  und  den  schätilichen  folgen  derselben 
auf  die  landescuitur  zu  behaupten  pflegt,  ist  gewisz  über- 
trieben. 101;  in  vielen  ländern  —  namentlich  in  England  — 
sind  die  getreidepreise  in  der  rege!  um  80  bis  lOO  procent 
höher,  als  in  Deutschland  anzunehmen.  Witten  über  höhere 
landescuitur  (1821)  82;  wenn  überhaupt  die  getreidepreise  nicht 
von  viel  gröszeren  Verhältnissen  des  Weltmarktes  als  der 
gesammtheit  unserer  steuern  und  lasten  abhängig  wären. 
BiSMARCK  reden  (14.  junt  1882  deutsch,  reichst.)  9,  319;  im  allge- 
meinen aber  hat  der  Vorredner  in  seinem  ganzen  plaidoyer 
gegen  unsere  vorläge  hauptsächlich  das  argument  geltend 
gemacht,  dasz  das  getreide  theuer  wird,  dasz  die  kornpreise 
steigen  werden,  er  hat  dies  als  eine  calamität  angesehen, 
die  vor  allen  dingen  vermieden  werden  müsse,  nun,  dabei 
drängt  sich  die  frage  auf:  sind  niedrige  getreidepreise  *in 
wirthschaftlicher  beziehung  an  sich  als  glück  anzusehen? 
(21.  mat  1879  reichstag)  8,59;  der  herr  abgeordnete  Steininger 
sagte:  es  ist  eine  ganz  unbestreitbare  thatsache,  dasz  zwar 
die  brodpreise  in  dem  masze  steigen,  als  die  getreidepreise 
steigen;  wir  konnten  uns  aber  auch  bei  den  gegenwärtigen 
niedrigen  gelreidepreisen  überzeugen,  dasz  die  brotpreise 
nicht  in  dum  masze  fallen,  wie  die  getreidepreise  fallen, 
jro^  v.  Kanitz  deutsch,  reichst.  16.  jan.  1896;  getreid e preise,  m. 
pl.  prices  of  grain  Eitzen  wb.  der  handelssprache  317. 

2)  bald  hernach  wurde  auch  verordnet,  dasz  den  becken 
alle  monat  ein  mit  dem  getreid-preisz  übereinkommender 
anschlag  gegeben,  und  im  fall,  da  sie  nicht  backen  wollten, 
denen  fremden  erlaubt  werden  sollte,  brod  in  die  Stadt  zu 
bringen.  P.  v.  Stetten  geschichle  v.  Augsburg  1,459;  hohe  korn- 


GETREIDEPROBE— GETREIDEROST   4488 

preise  sind  aber  auch  nicht  immer  ein  zeichen  des  misz- 
wachses;  denn  der  getraidepreisz  ist  oft  auch  wohl  bei 
reichen  erndten  gestiegen,  über  den  freien  getreidehandcl  (1804) 
21 ;  dasz  ein  allzuniedriger  getraidepreisz  für  das  sämmt- 
liche  publikum  äuszerst  verderblich  und  nachtbeiiig  werde. 
45;  jedermann  weisz,  dasz  notb,  elend  und  Verwirrung  nur 
nach  angelegter  sperre  ihren  wahren  anfang  genommen  und 
erst  dann  der  getraidpreis  um  wenigst  '/s  sich  erhöhet  habe. 
Jdsti  memoiren  HI  anhang  27;  getreidepreis  Campe  2,353;  Ihe 
price  of  com  or  grain  Hilpert  461;  annona  pretium  frumenti 
Kraft  1, 1152;  die  landwirtschaft  erlebte  eine  zeit  groszartiger 
fortschritte ;  der  getreidepreis  stieg  in  den  zwanzig  jähren 
seit  Friedrichs  tode  auf  das  doppelte.  Treitsch&e  deutsche 
geschickte  1,  158. 

GETREIDEPROBE,  f.  KrOmtz  18,  a.  a.  o.  verweist  unter 
diesem  stichworle  auf  kornprobe.  Thiel  landwirlhschaftliches 
eonversationslexicon  4,  414  führt  die  weitere  zusammensetzumj 
kornproberaelze  auf;  für  feststellung  des  gewichts  von  ge- 
treideproben durch  das  an  der  börse  beündliche  normal- 
gewicht  von  jeder  seile  5  silbergr.  gebührenordnung  für  die 
handelsmäkler  in  Danzig,   zeitschr.  f.  handelsrecht  10,  120. 

GETBEIDEPRODUCENT,»).  zur  bildung  »qi.getreideconsum: 
er  sagt,  diese  getreideproducenten  könnten  mit  groszer 
leichtigkeit  andere  käufer  finden,  wenn  wir  ihnen  den  preis 
nicht  zu  dank  machten.  Bisharck  reden  (21.  mai  1879  reichs- 
tag) 8,67. 

GETREIDEPRODUCTION,  f.:  die  getreideproduction  ist 
viel  zu  hoch,  die  production  der  handelsgewächse  viel  zu 
nieder  angenommen.  Nebenius  '2.  bad.  kammer  30.;unil835; 
seitdem  die  russische  getreideproduction  sich  in  dem  masze 
gemehrt  bat,  dasz  in  den  westlichen  provinzen  Rusziands 
eine  Wohlhabenheit  im  augenblick  besteht,  die  diese  pro- 
vinzen sonst  in  Jahrzehnten  nicht  gekannt  haben.  Bisharck 
reden  (24.  mat  1879  reichstag)  8,97;  gegenüber  den  Privilegien 
der  Steuerfreiheit  und  anderen,  deren  sich  die  ausländische 
getreideproduction  bei  uns  erfreut.  8,66;  die  summen,  um 
die  es  sich  bei  der  getreideproduction  handelt,  sind  wirk- 
lich enorm,  selbst  bei  dem  heutigen  niedrigen  preise,  graf 
Herbert  Bismarck  deutscher  reichstag  16.  jan.  1896. 

GETREIDEPÜPPE,  f.,  vcß.  puppe  theil  7,  2246:  im  felde 
aufgerichtete  .  .  .  garben.  man  setzt  puppen  in  feuchten 
sommern  oder  auch  um  den  nicht  völlig  ausgereiften  garben 
nachreife  zu  geben. 

GETREIDEPUTZER,  m,  vgl.  Jacobsson  5,  663".  Thiel  4.  414. 
mit  körn  wird  das  Substantiv  kornputzerei  (theil  5,  1829),  mit 
frucht  fruchtputzmühle  (th.  4,  1,  sp.  277)  gebildet,  vgl.  getreide- 
reinigung. 

GETREIDERAÜPE,  f.  unter  diesem  stichworte  verweist  RRt5NiTZ 
a.  a.  0.  auf  kornraupe,  vgl.  th.  5, 1829. 

GETREIDERECHNUNG,  f.,  ältere  bildung.  der  zweite  com- 
positionstheil  erscheint  hier  in  der  umfassenderen  bedeutung  von 
rechenschaft,  vgl.  th.  8,  355.  gelraid-  und  weinrechnung  als 
Überschrift  der  in  einer  Münchener  handschrift  des  17.  auf  18.  Jahr- 
hunderts (3351  bei  Schmeli.eh  handschriften  5,  365)  überlieferten 
zusammenst<Uun,en.  eingeengter  erscheint  die  bedeutung  in  brot- 
rechnung  und  getreiderechnung  rationarium  cibariorum 
Stieler  1565. 

GETREIDEREICH,  adj.  bei  Campe  2,  353  belegt,  getreidereich, 
fertik  in  grain  Hilpert  461;  getreidereiche  gegenden,  loca 
frumentaria,  ein  getreidereicher  ort,  locus  copiosus  a  frumento 
KitAFT  1,1152;  die  neue  grenze  am  Bug  und  der  Pilica  war 
militärisch  und  wirthschaftlich  sehr  günstig,  sie  eröffnete  den 
liäfen  der  provinz  Preuszen  freien  verkehr  mit  dem  hoiz- 
und  getreidereichthum  des  inneren  Polens.  Treitschkk  deutsche 
(leschiehte  1,  143.  weit  verbreiteter  und  manigfaltiger  in  der  be- 
deutung ist  fruchtreich  (th.  4,  1,  sp.  277),  weniger  ausgedehnt 
kornreich  th.  5,  1829. 

GETREIDEREINIGUNGSMASCHINE,  /.,  vgl.  Thiel  4,  414; 
getraidereinigungsmaschine,  cornmill  Rompf  technologisches  wb. 
1  (1869),  210,  cornwinnowing-maehine  Eitzen  317. 

GETREIDEREUTER,  m.  Thiel  4,  414  verweist  unUr  diesem 
stichworte  auf  den  getieiderüsseikäfer  und  auf  kornwurm;  vgl. 
auch  kornreuter  th.  5, 1829. 

GETREIDEROLLÜNG,  f.  dUere  bildung:  getreiderollung 
purgatio  frumenti  per  incerniculum  Stibler  1501.  vgl.  kornrolle 
th.  5,  1829. 

GETREIDEROST,  m.  Thiel  4, 414.  vgl.  rost  th.  8, 1282:  schon 
alt  ist  die  Übertragung  von  rost  auf  den  brand  des  getreides. 


4489   GETREIDESACK— r.ETRRIDESKWSE 

r.ETHFIliKSACK,  m.,  vgl.  korninrk  th.  s,  IMO;  der  gi>tr#i«1«- 
•ack,  korntack,  U  tae  a  bUd  SrnwAN    (17*3)  139.  Jacüihoii 

6,  9«3'.    HllPRHT    4M. 

riKTHKIDKSAMK,  m. .-  indem  ein  geipann  von  twei  guten 
pfffnlen  oHcr  ilrei  ilarken  nchien  mit  liOlfe  einei  orun- 
nehanrigen  fxtirputora  tflglicli  6  bit  8  icbf^fTel  gftreidenaameo 
in  die  erdf  bringen  kann.  Wittir  über  höhtr»  hndncuUur 
(iM^i)  71;  der  kleber  macht  den  nihrendaten  tbeil  dea  ge- 
ireiilraaamen  ous.  ftl. 

GKTHKIÜESAMMLUNG,  f.,  altnt  bildung,  vgl.  korntamm- 
lung  th.  b,  IH3():  getrryd-ünmmiuog,  frumentatio  Batki  MS; 
tbtnso  KiRKCR  l'tt';  der  pfarrer  bnt  auch  ain  gereehtigkait 
auf  den  gielern,  bat  ain  truitsainung  und  ain  babrmambiung. 
banntaiding  tu  Stolunwert  (16.  jahrh.),  östtrr.  wei$th.  'i,  364;  die 
getraidsamliiung  lolle  er  {der  pf<irmtt$nir  in  Sarvihein),  wie 
von  ulter»,  mit  be«chnidenlieit  zu  suecbeii  befuegt  sein,  aber 
ilip  armuetei  vertchoni  werden,  ötterr.  wthth.  6,1,377. 

GKTHFIDKSCHATZ.  m.;  die  obere  laube  barg  nur  ge- 
in-ideacbatze.  von  ibrero  kreiiz-tork  nua  konnte  man  eiorn 
tbril  (lea  dorfea  übeiaeben.  liuc»  eine  obenehicabiiclte  dorf- 
getehiehtf  21. 

(;ETKEIi)ESCHEUNE,  f.,  i.  Txikl  4,  414  vgL  koroich«une 
Vieil  5.  issn. 

GETHKIDKSCHIl-K,  v.  neben  dem  alteren  koinacliilT  {thtil 
b,  tS'iii)  tst  unsere  lusammensetiung  erstmals  bei  dem  von  Leipiiq 
ausgehenden  Corvinu«  (603)  Mu  belegen:  S.  Aidegondr  und 
llolieniuhe,  anstatt  ilurcb  ihre  persilnlicbe  gegenwart  den 
ileisx  der  arheiter  anzufeuren,  verlieszen  gerade  im  ent- 
«cheidenden  mumenl  den  «chnuplatz  der  handlnng,  um  mit 
'  nem  getreidesthifT  nach  der  stadt  zu  fahren,  und  dort  die 

lisprflche  über  ihre  weiszheit  und  tnpferkeit  in  empfang 
zu  nehmen.  ScaiLi.ea  {belagerung  Anlicerpens)  9,  73;  bei  atei- 
gemlen  preisen  hatten  zwar  die  preuszischen  Ostseehafen 
wegen  ilirer  nahe  besondere  Vorzüge,  da  die  getreidescbifTe 
den  fallenden  zoll  am  giückliciislen  benutzen  konnten. 
Th.  ScnHinr  geichiehte  des  handeis  und  der  schilffahrt  Stettins 
84;  der  ganze  handel  der  hamburgischeo  Ber^enfabrer  achien 
iä&5  unterzugehen,  als  Danemark  auf  das  kapern  einiger  hol- 
Bteiniücher  getreidescbifTe  hin  die  meisten  bamburgischeii 
Privilegien  in  Bergen  aufhob.  NAunti  die  deutsehe  stdJtiselie 
getreidehandehpolitik  ix. 

r.ETHKIDESCHlNÜER,  m.,  vgl.  kornschinder  {kornwucherer) 
th.  h,  J83U;  frucht8chinder((/i.  4,  l,  sp.  378);  körn-,  frucht-  und 
gelreydeschinder  annonat  flageilalor,  dardaniriot  Siiklbh  179S: 
ehendort  (1799)  auch  getreydi-schinderey,  vgl.  Thikl  4,  414.  m 
diesen  lusammensetiungen  tritt  die  für  schinder  (th.  9,  19«)  be- 
leyte  übertragene  bedeutunq  (einer  der  andere  ausbeutet)  tu  tage. 

GETREIÜESCHLEMPE, /•.  vgl.  Thiel  4,414. 

GETREIDESCHMUSER,  m.,  vgl.  schmuser  {theil  9,  1135) 
.schw/ltter,  Unterhändler :  gctreidemökler  und  getreideschmuszer 
dürfen  sich  in  getreidekaufe  .  .  .  nicht  einmischen,  bekannt- 
maehiing  der  bairisehen  regierung  im  inteUigensblaU  von  Unter- 
franken   und  Aschaffenburg  14.  nov.   1850. 

GETREIDESCHMTT,  m.  i'ff/.  kornschnitt  th.h,  1*30:  sthnitt 
quoqm  est  messis,  alias  getraideschnitt  o.  erndeschnitt.  Sti8i.br 
I90t ;  sollen  sie  auch  auf  bescbebene  ansag  zu  Zeiten  des 
Iraidsschnilt,  hei-  und  graimatharbeit  entweders  selbslen 
kommen  oder  andere  darzue  taugliche  l>'it,  nihl  aber  klame 
buehen  oder  dienti  acbüken.  dorfordnung  von  St.  Martin 
(1730),  fmtnr.  weisth.  6.  373 

GETREIDESCHOBER,  m.,  vgl.  schober  th.  9, 1430.  die  su- 
simmensetiung  steht  weit  hinter  den  xahlretehtn  losen  rerbtn- 
dunsten  lurüek.  vql.:  dann  der  gantze  haufT  oder  schober 
desz  getreydigs  musz  unten  breit  aeyn,  und  darnach  immer 
enger  und  enger  werden,  bisz  er  oben  spitzig  zugemacht 
wird,  wie  man  sonsten  auch  heuscböber  pfleget  zu  machen. 
CoLEHDS  hausbueh  1,  162*  u.  a. ;  ein  solcher  von  garlien  er- 
richieter  häufen,  wird  ein  getreidefehm  oder  fehmen  .  .  in 
Hamburg  ein  dymen,  in  Pommern  eine  miethe,  an  anderen 
orten  eine  triste,  ein  schober  .  .  genannt.  KrOkitz  11,457. 

GETREIDESCHÜTTUNG,  f.,  tubstanttvbildung  i«  der  vtrbal- 
verbinduni]  gctreide  schütten,  getreide  iiafschütten.  getreide- 
schüttung  Site  aufschüttung  Stikler  1944.  vgl.  kornschülte 
theil  5,  is3o. 

GETREIDESENSE, /".,  schon  im  allgemeinen  Monom.  würHrb. 
{I^ipiig  17311  823  aufgeführt:  die  sense  .  .  wird,  ihrem  ge- 
brauche nach,  da  man  entweder  gra«  und  gruminet  von  den 
wiesen,    oder    getreide   von    den    leidem,    damit    abmähet. 


OETREinESlCHEL— r,ETREinE.^PEHRK    4490 

grastenie  (wiekentrae«)  nni  gtHnU9»rMf  geMant  KaSam 
11,  SM. 

GETHKIÜE.SICHKL,  A  vgL  das  vfrif, ;  tOf.  Mm.  *•.  (£4^iiy 

1711);  man  unteracbeidat   sie  idie  iuMa)  ...  1«  griwltfcah 
and  getreidesicbeln.  KaCntTt  ii,  »^    vft.  korn«ktet  I*.  &,  t«l. 

GETREIDESOHTK.  f.  w  bttdung  vgl.  gelreidecoataai : 
ao  lange  der  laadmann  nur  mit  eiaer  rvt(  gewordeara  fß. 
Ireidesorte,  als  zum  nrmpel  dem  wtnlergetrnda,  za  Ik« 
hat,  wird  es  ibro  nicht  acbwer  falten,  die  gtbftrift  nMa 
einet  jeden  tlQckaa  genau  zu  l>eobacbiea,  nni  allaa  M 
rechter  zeit  abzubringen,  da  aber  an  vieUo  ortrn,  taa— 4ar. 
beit  in  Srhietien,  Öfters  alle  getreide«orten,  towobl  iai  vriotaT' 
alt  aommerfelde  zu  gleicher  zeit  reif  werden,  to  wetti  «ia 
landwirth  biaweilen  nicht,  zu  welcher  er  zuerst  greifea  aoL 
kRl^niTz  II,  3*t'i;  datz  . .  der  übericbotz  der  einfuhr  ftkir 
die  autfuhr  vom  jähre  ir:  sieb  blotz  bei  weizen  und  rogga«, 
von  allen  anderen  getreide<or1eo  tebe  ich  voHitindig  ab,  MI 
17  millionen  centner  gesteigert  bat.  B  t«*tct  reden  (ti.  mai 
1879  rnehstag)  8,  84 :  aber,  meine  berren.  glaiibto  ti«  4Ma, 
datt  die  betrflgeritcbe  miachung  verschiedener  gelreMeecrUa 
verbindert  werden  könne  durch  gelreidezolle?  Tacrrtcaai 
deutsch,  reiehst.i».  mai  itt',9;  dabei  kann  man  die  frage  tabr 
wohl  aufwerfen  .  .  ob  Oberbaiipt  fOr  einzelne  gelrei.le«ort«n 
die  th:itsBcblichen  vorauttetzuogen  für  ein  hArtenmlszigef 
termingeschaft  vorliegen,  ich  mutz  zugeben,  data  dieses  fOr 
weizen  im  hOcbaien  grade  zweifelhaft  i<U  G*ar  ämhdm 
reiehslag  9.  ;aiiuar  1896. 

GETREIDESfARSPEICHEH,  m.  Tbikl  4.  414*. 

GETREIDESPECULAM  m.  ;»iig(  bildung:  denn  eiua  kl«*«e 
von  leuten  giebt  es  allerdings,  denen  dieaer  aogenanni«  ga> 
meingefahrliche  anirag  allerdings  gef.thrlich  werden  wQrdt: 
das  ist  die  hochachtbare  gemeinschafl  der  gelreidespecnlanlee. 
dieses  gewerbe  der  getreide<peculanien  wird  allerding«  tu 
tode  getroffen,  graf  v.  SciwRam  deuhrh.  reichet,  le.  jan.  tIM. 

GETREIDESI'ECULATIOiN,  f.:  der  bunde^rath  wirJ  bald 
in  die  läge  kommen,  die  Wiederkehr  des  antrags  Kanitz  za 
verhindern,  er  braucht  nur  demnächst  von  seinen  grotzea 
ihm  zugedachten  befugnissen  in  bezug  auf  einfErifTe  in  Ver- 
hältnisse der  prnductenbOrse  vollen  gebranrh  zu  roseben,  ar 
braucht  nur  den  getreidewucher,  die  getreide<peculation  aa 
un.sereii  bürsen  zu  beseitigen  Likber8*n%  v.  SoRRKaaiac 
deutseh  reichst.  \6.  jan.  1896;  zwei  der  greulicbslen  acbnrfcea, 
die  die  Levante  je  erzeugte  .  .  ich  mache  mit  ihnen  gHni*- 
sperulationen  in  Odesseer  weizen  .  .  .  fOr  gerissene  Zeit- 
genossen ein  gutes  ding.  R.  Stiatz  die  kleine  KUe»  11895)3,  in. 

GETREIDESPEICHER,  m.,  vgl.  kornspeicher  Üt.  &,  tf.  rnsi : 
alt  eine  wichtige  maszregel  zur  berubigung  der  unlerea 
klaseen  galt  ferner  die  anlegnng  von  Offentlirben  bom- 
magazinen,  um  aus  ihnen  bei  mitzemten  dem  «olke  kora 
verkaufen  zu  können,  getreidespeicher  finden  sieh  saf 
dOrfern,  klOstern,  liesonders  aber  in  den  tUdten.  .NaodA  3a 

GETREIDESPERHE,/:,  vgL  frnchtsperre  /*.  4. 1,  »p.?:»  kor»- 
sperre  th.  5,  I83t ;  die  landsehaflliche  ahgrentung  roii  fruchlspefra 
gegen  das  schrt/hndstigere  gelreide^perre  tritt  namenlkck  la  4*r 
ItUtratur  hervor,  die  tm  Utsten  dnttel  des  t«.  yihrkunierts  das 
getreideausfuhrverbot  des  schwäbischen  krettet  gegen  die  SrAmte 
hervorrief,  in  der  schnft:  Qbeneogender  beweis  daez  eine 
etwas  langer  fürdauernde  gelraid-  oder  frucbt-aperra  gagea 
die  Schweiz,  den  boehlobl.  schwibiKben  reicbs-kreia . .  in 
kurzer  zeit  gänzlich  zu  gründe  richten  mdsae  a«M  «a/Iafe  1773 
(bei  Joari  deuUcke  m<'moiret  \l\  anhang)  findet  mä  m  Imtt  ä«ti 
fruchtsperre,  wie  dort  überhaupt  die  »ertindmnfen  aMf  frvekl 
überwiegen,  tn  den  anmerkungen  vom  JosTi  itfefrm  ttaltm  äte 
Verbindungen  mtt  getreiile  in  lAr  racMl.  getraUleaparrt,  ia$ 
verboth  der  ausführe  des  geirndes  awa  etaeat  laai«.  Aananc 
2,63«*;  getreidesperre,  fruchtsperre,  fhlerdietmn  de  fnneHr>e 
ScawAi«  (I7S3)  740;  bei  JtsToa  Mö8er,  der  $emtt  aaiieAlwiilifft 
körn  verwendet,  sind  uiu  dem  1773  ertfkienenen  amfvntar  'too 
der  frucht.<iperre'  $pdter  'gedanken  flbar  die  grtraide«p«vre' 
geworden,  vgl.  werke  (i"«)  2,  42  ff  :  der  leUlbin  auf  rbarfdntl. 
höchsten  befehl  mit  anmerkungen  begleitete,  gedmrkle.  mai 
la  bolehiung  des  puhlikums  ausgegebene  bericM  da*  staA- 
inagistrates  in  .München  d  d.  «.  july  i:»j  vtrbrtiial  Sber  4ia 
freiheit  des  gelreidhandel«,  und  die  scbSdlickkcil  4ar  f»- 
traidtperren  sehr  viel  licht,  vaneklng  n  etnem  tititmktm  fa- 
treidmagatin  (i:96)  s;  die  grandtatze  der  getraMaafCfra  w- 
halten  sieb  einzig  und  allem  durrb  vorurtbeilc,  dorek  ai'  ' 
pflünzen   sie  sich  auch  von  alter  tu  alter  fort  . .  «ail 


4491  GETREIDESTADEL— GETREIDEUMSATZ 

die  nachtheiligen  folgen  der  getraidesperre  weder  genugsam 
eingesehen  noch  beobachtet,  oder  gründlich  untersucht  hat, 
noch  sich  dazu  die  mühe  nehmen  mögen,  über  den  freyen 
getraidehandel  1 ;  getreidesperre  o  •prohihüion  of  the  corntrade 
Ebers  64;i;  ähnlich  Hilpert  461;  interdiclum  de  frumento  ex- 
portando  aut  impottando  Kraft  1, 1152. 

GETREIDESTADEL,  m.,  vgl.  fruchtstadel  th.  4,  1,  sp.  219: 
darumb  sy  [die  insel  Cilicia)  die  Römer  yr  scheür  und 
treydstadel  oder  casten  genent  haben.  S.  Fhanck  weltbuch  19*. 

GETREIDESTAMPFMÜHLE,  f.,  wird  in  ztschr.  gcsch.  dts 
Oberrheins  16,  381  als  Übersetzung  von  pistrinus  cum  orto  con- 
tiguo  aufgeführt. 

GETREIDESTEIN,  m..  vgl.  fruchtstein  th.  4,  l,  sp.  280. 

1)  getreidestein  saxum  frumentale,  ein  glimmerichter  Sand- 
stein mit  flecken,  welclie  ohne  bestimmte  Ordnung  unter- 
einanderliegen .  .  diese  tleclven  haben  viele  mit  kornähren 
verglichen.  Jacobsson  5,663*.  ebenso  Nemnich  3,192;  getreide- 
stein s.  bimsstein  Thiel  4,415;  die  fabrikation  des  sogenann- 
ten getreidesteins  {festen  bieres)  hat  in  Rühmen  in  den  letzten 
Jahren  eine  grosze  ausdehnung  gewonnen.  Weserzeitung  1853 
nr.  2939. 

2)  Versteinerungen  von  gelreide.  Nemnich  3,  192. 
GETREIDESTAPEL,  m.,  GETREIDESTAPELRECHT,  n.  neue 

bildungen,  deren  erstere  eine  kürzung  aus  der  zweiten  darstellt: 
nicht  lange  danach,  und  auch  an  der  Unterelbe  konnte 
Hamburg  sein  getreidestapelrecht  wieder  festigen  .  .  dasz  sie 
jedes  holsteinische  schifT,  unter  umständen  gewaltsam,  zwang, 
in  Hamburg  zu  stapeln,  nur  nach  Hamburg  das  getreide  zu 
bringen.  Naud^  die  deutsche  städt.  getreidehundelspolitik  42; 
die  Magdeburger  hatten  gehofft,  durch  den  vertrag  von  1538 
ihren  getreidestapel  zu  festigen.  50;  aber  so  etwas  konnte 
eine  getreidestapelstadt  wie  Magdeburg  sich  nicht  bieten 
lassen.  5i. 

GETREIDESTÜRZER,  m.  getreidestürzer,  spolatort  Castelli 
(noo)  139. 

GETREIDETAXE,  f.,  vgl.  korntaxe  th.  5, 1831 ;  Krü.mtz  a.  a.  o. 

GETREIDETERMINHANDEL,  m..  junge  bildung,  vgl.  D.  Kohn 
der  getreideterminhandel,  I8b9.  der  börsenmäszige  getreide- 
terminhandel  spielte  in  der  presse  und  in  den  reichstagsver- 
handlungen  von  1896  auf  1897  eine  bedeutende  rolle:  es  ist 
durch  die  beseitigung  des  getreideterminhandels  allmählich, 
wenn  auch  erst  in  den  anfangen,  der  lokale  getreidebandel 
drauszen  in  den  provinzen  im  erstarken  begriffen,  und  in 
den  provinzen  bildet  sich  beute  wieder  ein  zweckentsprechen- 
der markt  für  getreide.  Paaschs  deutsch,  reichst,  lo.  man  1897. 

GETREIDETHEÜRUNG,  ^.  früh  gebildete  Zusammensetzung: 
getreyde-theurung  annonae  gravitas  Bayer  (1733)  289;  vergl. 
fruchttheure,  frucbttbeurung  th.  4, 1,  sp.  280.  getrcidtheurung 
erscheint  auch  als  Überschrift  in  P.  v.  Stettens  geschichte  von 
Augsburg  1,459  (1743);  wer  folgt  aber  dem  natüilichen  laufe 
der  dinge  in  einem  solchen  falle,  wo  miszwacbs,  oder  ge- 
traidtheurung,  und  mangel  zu  besorgen  wäre,  am  besten. 
vorschlug  tu  einem  städtischen  getreidmagazin  (München  1796) 
16;  ein  jeder  landesregent  .  .  wenn  er  väterlich  für  seine 
unteithanen  sorgen,  und  vermeiden  will,  dasz  solche  bei  ein- 
brechender getraidetbeurung  nicht  ganz  verarmen  oder  hungers 
sterben,  über  den  freyen  getraidehandel  (1804)  52;  getreide- 
theuerung  dearness  or  dearth  of  com  Hii.pkrt460;  die  groszen 
Preisschwankungen,  denen  das  getreide  infolge  seiner  unent- 
behiiichkeit  in  rascher  abwechslung  unterliegt,  haben  bis  in 
die  neueste  zeit  getieideteuerungen  zu  den  furchtbarsten 
erscheinungen  des  vülkerlebens  gemacht,  alles,  was  an  so- 
cialem Zündstoff  in  einem  volke  gährt,  schlägt  leicht  in  hellen 
(lammen  hervor,  wenn  eine  unerwartete  teuerung  hinzutritt, 
getreideteuerungen  sind  die  Sturmvögel  der  revolutionen. 
N*ud6  die  deutsche  städtische  getreidehandelspolitik  1. 

GETREIDETHURM,  m.  gebäude,  welches  zur  aufbewahrung 
des  gedroschenen  getreides  dienen  soll,  Thiel  4,  414. 

GETREIDEÜBERSCHUSZ,  m.:  und  nöthigen  ihn,  mit  seinem 
getraidüberschusz,  auch  was  er  oft  zu  eigenem  gebrauch 
höchst  nöthig  hätte,  ohne  rücksicht  auf  zeit  oder  preis  der 
waare  zu  verkaufen.  Jüsti  memoireü  III  anhang  29. 

GETREIDELMSATZ,  m.:  es  wurde  ein  groszes  beamten- 
personal geschaffen,  das  die  formale  regelung  des  getreide- 
umsatzes  übernehmen,  ein-  und  verkauf  alles  korns  über- 
wachen sollte.  Naudö  die  deutsehe  städtische  getreidehandels- 
politik 21;  wenn  der  städtische  getreideumsatz  im  anfang 
des  16.  Jahrhunderts  seinen  gröszten  umfang  behauptete,  so 


GETREIDEVEREIN— GETREIDEVORRATH   4492 

beginnt  doch  schon  um  die  mitte  des  Jahrhunderts  der  nieder- 
gang  des  Oderhandels  und  damit  auch  der  niedergang 
Stettins.  33. 

GETREIDEVEREIN,  m.:  getieidevereine,  welche  in  zeiten 
der  theueruDg  zur  beschaffung  von  getreide  für  die  ärmeren 
klassen  gegründet  worden  waren  (1816 — 1817).  Thiel  landw. 
conversalions-lex.  4, 415. 

GETREIDEVERKAUF,  m,,  vgl.  fruchtverkauf  th.  4,  l  sp.  280  ; 
vgl.  auch  getreidekauf;  vom  trayd-verkauff  betitelt  Hohberg 
das  54.  cap.  des  7.  buches,  das  im  register  als  getreidverkauil 
aufgeführt  wird;  der  getraid-  und  fruchtverkauf  allerdings 
der  einige  gegenständ  bleibet,  woraus  das  land  Schwaben 
sich  alle  übrige  bedürfnisse  verschaffen  musz.  Justi  mem. 
III  anhang  (einl.  15);  es  ist  vielleicht  in  ganz  Europa  kein 
land,  wo  ein  solches  monopol  vom  getreideverkaufe  gegen 
die  armen  ausgeübt  werden  könnte,  verschlag  zu  einem  städt, 
getreidmagazin  (1795)  128. 

GETREIDEVERKÄUFER,  m.,  vgl.  kornverkäufer  th.  5,  1832, 
vgl.  getreidekäufer  oben:  es  soll  auch  nyemand  ainicherlei 
vorrede  .  .  .  mit  dem  verkauffer  des  getraids  treiben  oder 
machen.  Nürnberger  polizeiordnungen  215  Baader  ;  in  Baiern 
verkauft  jeder  bauer  sein  getreid  selbst,  und  es  gibet  dem- 
nach in  Baiern  gewisz  gegen  40  000  getreidveikäufer.  verschlag 
zu  einem  slädt.  getreidmagazin  (1795)  128;  niemand  von  billiger 
gesinnung  kann  es  dem  getraideverkäufer  verübeln,  wenn  er 
auch  die  tbeuren  preisze  wahrnehmen  .  .  will,  über  den  freyen 
getraidehandel  106. 

GETREIDEVERKEHR,  m.  Thiel  4,415:  in  Berlin  .  .  diesem 
hanptemporium  des  getreideverkehrs.  Delbrück  reichstag  25.  mai 
1879;  die  erste  ausbildung  eines  derartigen  getreideverkehrs 
ist  in  der  vollen  Verfassung  Karls  des  groszen  zu  erkennen, 
Naude  die  deutsche  städtische  getreidehandelspolitik  6;  in  den 
Städten  bildeten  sich  feste  markte  aus,  auf  denen  ein  regel- 
mäsziger  getreideverkebr  sich  abspielte.  7;  wenn  wir  erfahren, 
dasz  dieser  zoll  im  16.  und  17.  Jahrhundert  der  kurfürst- 
lichen kammer  mit  die  gröszten  einnahmen  getragen  hat,  so 
können  wir  uns  den  regen  getreideverkehr  auf  der  Elbe  vor- 
stellen. 51. 

GETREIDEVERWALTUNG,  f,  vgl.  kornverwalter  th.  5, 1832: 
wenn  in  einem  jähre  in  groszen  quantiläten  weizen  wächst, 
.  .  wie  will  es  nun  die  getreideverwaltung  anstellen  . .  dasz 
auch  dieses  getreide  einen  käufer  zum  normalen  getreide- 
preise des  antrags  Kanitz  findet?  freiherr  v.  Marschall  deutsch, 
reichstag  16.  Januar  1896. 

GETREIDEVERWÜSTER,  m.  Thiel  landwirthsch.  convert.-lex. 
4,  415  verweist  auf  hessenfliege. 

GETREIDEVOLL,  adj.,  vgl.  fruchtvoll  th.  4,1,  »p.  280: 

Sturm  erregt  nur  weiche  wogen 
in  getreidevollen  Auren. 

K.  Mayer  gedichle  (1839)2  263. 

GETREIDEVORRATH,  fn.,  vgl.  fruchtvorraih  th.  4,  l,  sp.  280, 
kornvorrath  th.  5,  1832.  die  Zusammensetzung  ist  früh  belegt 
und  wird  nicht  blosz  in  der  einschlägigen  litteratur,  sondern  auch 
bei  anderen  Schriftstellern  gerne  verwendet. 

1)  getreidevorrath  Cuomel  4,  1025;  es  mangelte  daher  nie- 
mals an  geiegenheiten,  seinen  getraidvorrath  in  überaus  vor- 
I  heilhaftem  preise  an  den  mann  zu  bringen.  Justi  memoiren 
HI  anhang  s.  36;  der  sich  zu  der  zeit,  wo  der  preisz  des  ge- 
treides zu  steigen  anfängt,  selbst  einen  kleinen,  und  seinen 
kräften  angemessenen  nöthigen  getreidvorrath  kauft,  und  all- 
mählig  davon  zehrt.  Vorschlag  zu  einem  städtischen  getreid- 
magazin 16;  die  Vorsteher  des  magazins  sollen  demnach 
immer  für  den  nöthigen  getreidvorrath  auf  was  immer  für 
eine  weise  besorgt  und  bedacht  sein.  57;  dasz  eben  da,  wo 
sich  ein  mangel  einzustellen  scheint,  und  zugleich  eine  be- 
schränkung  im  fruchthandei  zu  befürchten  ist,  sehr  wenige 
.  .  kleine  privatmagazine  auf  eigenes  risiko  aufheben,  und 
dem  in  solchen  fällen  immer  wachsenden  mangel  durch  ge- 
treidevorrath .  .  abhelfen  wollen  und  können,  über  den  freyen 
getraidehandel  b ;  bedeutendere  getreidevorräthe  findet  man  nur 
auf  den  böden  und  speichern  der  gröszeren  landwirtschaften. 
Barckhausen  polizey  des  getreideh.  (1804)  35;  jeder  städtische 
bUrger  hatte  erlaubnis,  von  den  bereitstehenden  getreide- 
vorräten  sich  zu  kaufen,  aber  nur  so  viel  körn,  wie  er  für 
sich  und  sein  haus  nötig  hatte.  Naüdö  die  deutsche  städtische 
getreidehandelspolitik  8;  die  Hamburger  kreuzer  enterten  ein 
aus  der  Störe  nach  der  Elbmündiing  segelndes  schiff,  das 
ihnen  getreide  zu  enthalten  schien,    man  fand  auf  demselben 


4493     GETllEIOEVURSCHUSZ— GETREIDEZOLL 

statt  der  erliolTteü  getraidevoritttlie  deu  kertzog  Adolf  von 
Gotturp,  der  nach  Antwerpeo  fahren  wollte.  48. 

})  der  berühmte  Iheuloge  C  .Netiinunn  sab  aicb  daher  ge- 
iiOlbigt,  gegen  diese  tborheilen  in  aeiner  eigeneu  kircbe  .  .  tu 
predigen  . .  üherdieiz  tage  jeoea  iaieio  gar  nicht,  waa  berr 
Acolutb  darin  lesen  wolle,  r»  bieize  (wenig>(ena  in  guleui 
latein)  oicbi  «owohl:  ihr  werdet  hungere  aterbrn,  all  vielmehr: 
ihr  werdet  euch  an  eurem  gelreidevorrath  zu  tode  fresten 
\$itht  dinen  gti.  früchtt  'ji).  LiCHTE.iKEac  5,286  (1844); 

ihr  bietei  oiir 
Sloillan  und  Sardinien:  und  ich  lotl 
die  lee  berrnln  von  riabern ;  toll  nich  Hom 

f:«tr«ld0vorralli  leiulan    und  «odann 
n  rrieilen  xiolin  mit  »chariiolokeni  ichweri. 

Voss  Sliakfiii0a> f  lAniiinius  uinl  i'lcuyatra  11,0) 
3,08  (BacMiNii'RO:  gewiuen  vorrath  von  gelralds.): 

'aber  wer  sind  die  guten  leute  da  mit  dir?  giebte  nicht 
müller,  bilcker,  icbuster  und  andere  hund werker  darunter? 
bat  einer  von  ihnen  getreidevorrath,  mastvieh?  ich  kaufe 
ullf«  für  die  armee  auf.'  Zchokki  (Adirich  im  Moos  24)  4, 196. 

C.ETREinEVORSCHUSZ,  m ,  vgl.  Chomil  4.  1025. 

(iETRKlUKWAC.E,  f.,  vgl.  kornwage  Ih.  5, 18S2.  Jacobsson 
.  b(i3'.  Tniti.  landwirthtchaftl.  eonvas.-let,  4,415. 

(iETREIUEVN  AGEN,  m.,  früh  btlegt,  vgl.  fruchtwagen  tk.  4, 1, 
if.  280,  kornwagen  th.  b,  sp.  1832;  ilem  um  plintztag  nach 
Michabelis  da  hielten  die  von  Scbwabacb  und  der  markgraf 
Friedrich  die  getraidwegen  auf,  die  gen  .Nurmberg  wolten 
Taren,  und  woltens  in  über  Iren  dank  abkaufen.  II.  Übichslkr 
thronik  »on  Murnberg  (1488— 150«I,  d.  städUchron.  li,M^;  ge- 
treidewiigen  waggon  loaJtd  with  forn  Hilpekt  460;  noch  htule 
üblich. 

GETREIDEWAGER,  m. ,  vgL  getreidemesser.  FaiscHBiER 
1,232  verweist  unter  unterm  ttichworlt  auf  kurnmesscr. 

GETREIDEWESEN,  n.;  das  (^etraidwesen  res  frvmenlaria 
Krisch  2,38ü,  ebenso  noch  bei  Khaft  1,1151. 

GETREIDEWEIN,  m  ;  wein  aus  getieide,  pgL  Tbiil  4.416. 

GETREIDEWOLFEILE,  f.:  gelreydwolfeile  annona*  rilitas 
IIaYKH    (1733)   289. 

GETREIDEWL'CHER,  m.,  vgl.  fruchtwurhcr  /A.  4,  t,  tp.  281 ; 
knrnwucher  Ih.  5,  sp,  »832;  er  braucht  nur  den  getreide- 
wucber,  die  getreidespeculation  an  unseren  börsen  zu  be- 
seitigen, dann  wird  vielleicht  die  Preisbildung  für  das  ge- 
treide  sich  auf  gesünderer  grandiage  als  jetzt  vollziehen. 
LiKRBRMAKN  v.  So.NKFKRbRG  d.  reichstog  17.  Jan.  tS96.  unter 
gctreidewucherer  verweist  Mii.pkrt  -Ifii  auf  kornwurherer. 

GETREIDEWUKM,  m.,  vergl.  fruchtwurm  thttl  4,  l,  5p.  %^\, 
kornwurm  Ih.  5,  sp.  1K32.  Ntimica  3, 192  verweist  unter  unserm 
sUehwort  au^  kornwurm,  das  auch  sonst  vielfach  belegt  ist.  dem 
steht  für  unser  wart  nur  die  anführung  bei  Till  iL  4,  415  gegenüber. 

GETREIDEZEHEIST,  m  ,  vgl.  fruchtzehenl  th.  4,  l,  sp.  281. 
kornzehnte  th.  5,  1833:  der  weinzebent  vnd  getraidzehent  auf 
vir  ganczen  leben  zu  Ivezestorf  bey  Zisterstorf  gelegen  grosz 
und  klein  zu  veld  vnd  zu  dorlT.  wird  in  einer  Urkunde  von 
1457  als  erbvermachung  von  könig  Ladislaus  hesldltgl.  vgl.  Chnel 
Urkunden  ifontes  Austr.  abth.  11,2,82):  erstlicben,  dem  richier 
zu  Haust  die  zwai  tail  traitzehent  bei  dreien  gütern  ob 
Aesiach.  freiheiten  von  Haus  (1594)  österr.  weisth.  6,  0;  so  lang 
der  herrscbaft  traitzehent  zu  velt  ligt,  soll  keiner  nicht  ein- 
führen, banntaiding  des  Stiftes  Hetligenkreus,  öst.  wtisth.  7,  481. 
ron  ntueren  Wörterbüchern  belegt  als  erster  Adeldnc  4,  604  das 
wort  in  der  form  getreidezeheod,  ebenso  getreidezehente  la 
dime  des  bles  Schwi^n  (1811),  th*  HÜu  of  corn  Ebebs  643;  com- 
tithe  HiLPtRT  461. 

GETREIDEZIN.S,  m.,  vgl.  fruchtzins  th.  4,  1,  sp.  281 ,  kornzina 
Ih.  5, 1833.  *s  wird  schon  im  vocab.  incipiens  teut.  ah  traitzms 
belegt,  vgl.  auch  DiEFKNSACR-WrLCKKR  876.  aus  spätertr  xeit: 
eiei,  Oaclis,  Frucht,  getreide.  körn,  hafer,  hünerzins.  Stieles 
2651;  getreidezins  la  rtdevanc*  cn  grains  Schwan  (1811)  43»; 
corntax,  tillt  of  corn  Fict  (1823)  177;  rtnt  paid  m  corn,  evrii 
rent  Hilpeit  4i>l. 

GETHEIDEZOLL,  m. ;  von  getreidezoll  ob  man  des  in  die 
stat  fureU  welcher  pawer  geireid  in  die  stnt  füret,  es  aol 
einem  bUrger  ader  wem  es  sai,  der  pawer  sol  seynen  wagen 
verzollen,  stadtrecht  von  l.etitenberg  ('5.  jahrh.)  Michelben  452; 
die  kommission  erkennt  an,  dasz  der  verein  (der  deutsche 
xoUverein)  dem  anbau  der  handelsgewScIise  günstig  sei,  wSgt 
aber  dagegen  den  nacbtheiligen  einQuax  ab,  den,  nach  ihrer 
ansieht,  die  aufhebung  unserer  getreidezOlle  auf  die  gelreide- 
preisf    im    gröazten   theile   unseres   lande«    ausQben    werde. 


GETBElDBZUnJHfi  -CeTRElDlCll       4494 

NtBRHiOB  2.  baduekt  kämmer  10.  fu»i  IIS6;  io  den  MtUlarM 
gegeodeo  aoaerM  Uodes  koaole  daher  der  gctrcidtMll 
allerdiofs  einige  erbobung  der  («ireideprri*«  henwrbnafts, 
da  io  woblfcilao  laitco  Fraokraicii  aoMobl  daa  MtH>« 
als  das  wurteubergische  gelrcide  turOckweitt  od«r  Mb*« 
belastet,  tbenäort;  da  fraiie  ich  denn:  wota  »oll 
Ireidezoll  nützen  I  die  motive  raden  die  »prsclM  4*»     _ 

aus  der  fremde,  «eraprecbro  jaden  Mviaa.  TaBliscMt« 

reiektt.  lu.  mai  1879;  und  nuo  frag«  kb  mtUtt,  ImIm  bfrrM, 
soll  dieser  getreidezoll  als  kanpftoll  dlMM,  wm  ich  so 
oft  andeuten  gebort  habe?  tbendorl;  •!«  kd0|ra  kti* 
deulsche«  parlameoi  zutummeo,  das  dk  fKNiiMCBs  Meli 
genug  hinaufschraubt,  um  die  productkniaktdiiifMftB  flr 
das  ruBSiBcbc  und  deut«cbe  landr»gebiet  auch  nur  »iieAhctsd 
gleich  zu  stellen,  ebendott  u.  a.  ebentc  rrfikrl  mmtrrt  tm- 
sawmensettung  auch  in  den  retehstagsvtikanätuu^tn  m«  b.  ja«. 
und  II.  mal  lt>(»5  tiel fache  vtr»tndmu§.  in  betdem  fdlin  kiU 
fürst  biSNARci  an  dem  synonymen  und  vMstüwtÜeluren  hoff»* 
zoll  fest,  von  meittrrn  tusammemulsungen  tst  dte  bektnnlmk 
getreidezolltarif :  da«z  .  .  unter  gelreidezolliarif  einen  weMSl« 
liehen  antheil  daran  haben  muat.  NHBRiua  s.  b*ä.  kawsmtr 
30.  juni  IH35  u.  a. 

GETREIDEZüFüHH,/:.-  die  michtige  kriefsfloUe  erreft«  . . 
Mikuna  bewunderuog  .  .  'mit  ihr',  sprach  Agatbokles,  'will 
ich  noch  diesen  sommer  Afric«  erschauern  und  das  Ob«r> 
müthige  Karthago  demütbigeo  .  .  ein  theil  davon  reicht  hin, 
den  Phöniziern  drüben  alle  getreidezufubr  aus  Sicilieo  und 
Sardinien  abzuschneiden'.  ZtcHosti  (Agalhokltt)  7.  205;  die 
regelmttszige  getreidezufubr  nach  der  Stadt  hin  soll  dadurch 
erreicht  werden,  dass  der  kauf  vor  den  thoren  verhoteo 
wird,  und  das  körn  allein  auf  dem  ftUdlitchen  markt  f«|. 
geboten  werden  darL  Nauo^  dtr  dtuUche  stddtucJu  gHnid»- 
handel  67. 

GETREIDICH,  GETREIDIG,  GETHEIÜICHT,  «.,  mmmdMt- 
liche  bildung,  die  d<m  milleldeutschen  spraehgeHel*  amg*ii6rt.  frisk- 
seilig  dort  auflauchtnd,  drtngt  sie  auch  in  die  lilttratur  (in  iiad 
mtt  dieser  über  die  grenien  des  mitteldeutschen  spraekfthittet 
hinaus,  seit  mitte  des  18.  jahrhunderl.t  tritt  sie  medtr  n  du 
schranktn  mundartlichen  gebrauches   surück.     rgl.  oben  sp.  44a«k 

1)  zur  bildung  vgL  Wilmarns  deutsche  graminalik  II  t  27t,  2; 
I  §  162,  2.  XU  gründe  liegt  das  suffix  ich  (ach,  abi),  dem  nckftrn* 
autlautender  dental  anuliliesst,  vgl.  getbiericht  th.  4, 1,  tp.  4Ssl, 
gesämich  fA.  4, 1  tp.3785,  ebenso  rj^/.  gestreucbicbt,  gebirgichl  «.«. 
in  der  sehlesischen  mundart  bei  P.  Dbechsler  Wencel  Sekerftr 
und  die  tprache  der  Schlesier  (|8!«5)  42.  da  n  dem  suffis 
hauptsächlich  eolUclive  funclion  liegt,  so  könnte  dessen  vtrhndunf 
mit  einem  an  und  für  tich  schon  so  sehr  den  ctUtttmktraettr 
ausprägenden  wortt  üfterroscA«*,  ssr  erUdrt  ikk  tttt  ttkm  Mi 
unaiogie,  da  bedeutungfvermandt*  Worte  densHben  ■iisff  seiffs. 
andererseits  mag  auch  bald  der  sufmnunh»u§,  fciid  «i«  Ar- 
deulungswandel  des  einfachen  wartet  die  erneute  tetominf  det 
colleäivcharakters  begünstigt  haben. 

2)  die  meisten  beispiele  tauchen  la  thimnyttthen  rttktidenk- 
mdlern  auf,  von  wo  aus  sie  auch  in  dse  rechtttitteretmr  der- 
jtnigen  grgenden  übergreifen,  die  tonst  an  kom  fetthtUen. 

a)  item  auf  den  soonabent  sol  kein  burger  auff  farkaoff, 
auch  kein  frembder  gelreidich  kaulfen  auf  dem  markte,  di«- 
weil  der  Stadt  fehnlein  oder  zeichen  «leckt  .  .  so  aber  dat 
febnleio  oder  zeichen  durch  den  marktnirisier  abgenommen 
oder  geworffen  wird,  als  dao  mögen  die  furkeaffer  and  auch 
der  fremde  wol  keuffenn.  Amtiddter  ttadtrrchL  neue  sUtkten 
von  1543  bei  Michblsbn  69;  auch  soll  kein  bnrger  noch  «o*- 
wirdiger  auf  den  dienstag  noch  freitag  zu  abent  vf  des 
markte,  in  gassen,  beusero  und  berhergeo,  noch  Tor 
thoren,  keinerlei  getreidich  feilschen,  betprcches,  ' 
noch  keuffen.  ^9  und  so  alters i  es  soll  auch  «■ 
bauersinann,  so  im  land-gericble  wohnet,  sich  B«eh 
gelegenheit  hetleiszigen,  sey  (Min)  ^eireyüig  und  ao4Mi|  M 
er  zu  verkaufen  bat,  io  die  Stadt  Zeu,  fAr  aodan  IM> 
liegenden  örthern  zu  führen  .  .  was  nun  auf  tiocai  tMftm 
marckt  von  gelreydig  gebracht,  and  von  dco  Utmitm  tmk^ 
leutben  auf  den  marckt,  aber  bey  den  htriara  M  fctr«jdi( 
tu  verkauffen  baUin,  aufgeladen  und  fOrto  ftlthret  wird, 
davon  soll  dem  ratbe  von  jedem  Yti.  1  pfeanicc  to  ooftM 
und  nicht  mehr  gegeben  werden,  da  aber  ein  bOrfer  amm 
eigen,  auf  seinen  feldem  erwarhseneo  getrevde  vcrkastba 
würde,  soll  er  dem  rath«  davon  nichts  tu  geben  «chaMif 
sejn.   tUtuUn   von  ZritJ  (1613)  bet  Scaorr  1,37«:    nach  itm 


4495 


GETREIDICH 


wische  aber,  da  auch  fremden  alleiley  getreydig  zu  kauffen 
nachgelassen  wird,  soll  den  burgern  getreydig  einzukauffen 
unverwebret  seyn,  jedoch  mit  diesem  bescheide,  dasz  so  viel 
ein  jeglicher  getreydig  von  körn  und  weizen  kauffen  thut, 
dem  burgermeister  bey  seinen  pflichten  solches  anzeige. 
ebendort  273;  dagegen  sollen  auch  unsere  unterthane  ihr  ge- 
träyd  nicht  ausserhalb  der  herrschaft,  sondern  von  ersten  auf 
die  märckl  und  flecken  in  unser  herrschafTt  zum  feylkauff  führen, 
oder  dem  das  gelraydig  feyl,  unsern  amtleuten  und  befehls- 
habern  anbieten,  und  denen  in  unserm  nanien,  so  wir  desz 
nothdürfftig,  in  einem  ziemlichen  werth  fo'gen  lassen.  Henne- 
berger landesordnung  (1539)  202. 

6)  es  soll  kein  branndtweinbrenner  einigerlei  getreidig  an 
waizen,  rogken,  gersten  oder  babern  an  sich  kaufen  und  davon 
brandtweiri,  sondern  allein  die  berne  und  befe  dazu  gebrauchen. 
Slettiner  kornordn.  von  1604,  Schmollrrs  forschungen  8,6,120; 
von  dem  kauffmann  der  solch  körn  und  getreidig  liefert. 
Hamburger  kornordnung  von  1609  ebenda  i;!6:  auch  münnig- 
lich,  so  in  dieser  Stadt  einig  gelreidig  kaufft  und  veikauffl. 
ebendort. 

3)  weiter  ausgreifend  ist  die  Verbreitung  in  der  allgemeinen 
litteratur. 

o)  im  thüringischen  Sprachgebiete :  item  (1497)  alles  getreidich, 
körn,  rocken,  gersten,  haffer  stunl  gancz  wol.  alleyne  der 
win  und  alles  obesz  leyd  feie  note,  keyn  fpphel  noch  bcern 
umme  Erffort.  Kokrad  Stolle  Thürivg.  Eisenach.  chronik  {litt, 
ver.  32)  185.  hierher  Idszt  sich  auch  wohl  Luthers  neigung  für 
unsere  form  einreihen,  die  in  seinen  schriften  nur  verdeckt  er- 
seheint: gewaltigen  zug  und  streit,  wider  weitzen,  gersten, 
haffern,  maltz,  und  allerley  körn  und  getreidig.  Luther  (1530) 
Jena  5,21";  der  pfarrherr  hat  jährlich  zweihundert  gülden 
und  sechzig  scbeffel  getraidig,  so  bat  ihm  der  fürst  noch 
sechzig  gülden  zutage  gethan  von  wegen  der  lectur.  tischreden, 
Erlangen  61,394;  wie  Haggai  sagt:  ihr  sammlet  viel,  aber 
ihr  macht  den  beutel  locherich,  und  blaset  ins  getraidig, 
dasz  ihr  doch  nichts  behaltet,  briefe  5,515  de  Wette. 

h)  weiter  östlich,  nach  Ubetsachsen,  weisen  ebenfalls  zahlreiche 
beispielt:  so  viel  körner  in  den  hülsen  gefunden  werden, 
so  viel  groschen  sol  das  getreidig  ein  scbeffel  dasselbe  jähr 
gelten.  Prätorius  glück^topf  278;  wenn  ein  hauswirt  sein  ge- 
treidicht  lange  gut  behalten  will,  so  sol  er  das  kornhaus 
also  bawen,  das  die  fenster  gegen  mittage  oder  morgen, 
oder  dem  niedergange  gehen,  denn  wenn  die  fenster  nit 
also  gehawet  sein,  das  die  lufft  hindurch  gehen  kan,  so  ists 
mit  dem  getreidicht  sehr  gefehrlich.  Coler  hausbuch  (Witten- 
berg 1616)  buch  7  cap.  44  s.  244';  im  lande  zu  Böhmen,  Dü- 
ringen  vnd  andern  örtern,  da  die  leute  ein  mächtig  getrey- 
dicht  bawen,  das  sie  es  auch  nicht  alles  in  die  scbeunen 
bringen  können.  (8,  cap.  16)  274';  und  sol  sie  mit .  .  gersten- 
sclirot,  mit  ein  wenig  wasser  besprenget,  speisen,  oder  mit 
einem  müszlein,  das  gemacht  ist  von  weitz,  rocken  oder 
einem  andern  getreidicht,  wenn  es  nur  erkület  ist.  (13,  cap.  46) 
505'.  und  so  noch  oft  getreidich  neben  getreide;  und  sie  luien 
das  getreidich  auf  die  esel  und  zogen  von  äanuen.  Zesev  Assenat 
(1679)  448;  die  tauben  sind  sonst  ein  schädlich  viebe,  thun 
grossen  schaden  im  felde  am  getraydig,  wenn  es  gesäet,  und 
denn  auch,  wenn  es  reif  wird.  Bkcher  hausvater  (1699)  157; 
wenn  ein  acker  nicht  bestellet  wird,  so  traget  er  an  statt 
des  getreydigs  dornen  und  disteln  P.  F.  Sperling  Nico- 
demut quaerens  et  Jesus  respondens  2  (1719)  314;  sollten 
wir  auch  gleich  noch  so  grossen  vorrath  an  getreydig 
haben,  so  kan  ers  doch  so  schicken,  dasz  auch  bey  dem- 
selben eine  grosze  bungers-noth  entstehen  kann;  wie  ich 
mich  denn  erinnere,  dasz  in  einer  vornehmen  residentz-stadt 
einstens  ein  grosser  vorrath  am  getreyde  war,  weil  aber 
ein  jählinger  winter  einfiel,  so  konnte  man,  weil  die  wasser 
plötzlich  einfroren,  nicht  mahlen.  315;  als  etliche  jähre 
nacheinander  theuerung  gewesen,  will  ein  reicher  geitzwanst 
nicht  mehr  körn  auff  den  acker  säen,  damit  ihn  die  hunge- 
rigen bettler  nicht  mehr  umb  getreydig  ansprechen  dürfften. 
310;  mach  es  nicht  wie  jener  haushalter  von  welchem  er- 
lehlet  wird,  dasz  ihn  sein  herr,  der  marggraff  von  Baden, 
betreten,  dasz  er  vil  getreydig  untergeschlagen,  und  noch 
dazu  die  ducaten  verfälscht  und  beschnitten  hätte.  459. 

c)  nördlich:  im  niederdeutschen  Sprachgebiete:  das  getreidig 
gedroschen  und  ungedroschen  weggefübret.  brief  J.  Ernsts 
V.  Dannembbkg  vom  4.  august  \(>3\  {hannov.  vaterl.  archtv  1829 
3,  pa;.  115;  und  darnach  müste  man  sich  mit  einkeuffen,  ver- 


GETREIDICHEINWEHRE— GETRENNT      4496 

keuffung  und  verwarung  des  gelreidigs  wissen  zu  richten. 
Kantzow  chronik  von  Pommern  bei  Gabel  104;  dan  ire  getreidig 
und  ander  wahr  khonnen  sie  selbstwol  westwertz  schiffen. 
163;  verlurb  also  getreidig   und  wein   und   alle  fruchte.  400. 

4)  die  Wörterbücher  führen  unsere  mundartliche  form  erst  spät 
auf.  voran  steht  ein  Wittenberger  vocabular :  getreidich /ruffes, 
voeab.  r.  n.  (Wittenberg  \bh8).  dann  folgt  der  vielseitige  HE.«fiscH: 
getraidig,  idem  quod  getraid  1586.  vom  ende  des  17.  bis  in 
die  mitte  des  18.  Jahrhunderts  wird  das  worl  reichlicher  gebucht: 
traide,  getreide  it.  getreidig  Stiei.er  2309;  getreidig  aufschütten 
1943;  getreide,  getraid,  getreidig  das  körn,  die  fruchte,  com; 
corn  or  grain  for  bread.  teutsch-engl.  wb.  (1716)766;  gelreidigt 
(aus  Coler)  . .  vulg.  andere  haben  getreidig,  frumentum  Frisch 
2,  380.  tn  neuerer  zeit  führen  nur  noch  die  Wörterbücher  thürin- 
gischer mundarten  unser  uort  auf,  so  Kleehann  vnd  Sciiultze 
für  Nordhausen,  vgl.  Hertel  Thüringer  Sprachschatz  105. 

4)  aus  dem  bair.-österr.  sprachkreise,  dem  ähnliche  bilduvgen 
—  nur  mit  der  älteren  form  des  sufßxes  auf  ach,  ech  — 
sonst  nahe  liegen,  ist  litlerarisch  kein  beleg  vorhanden,  dennoch 
weist  vielleicht  folgende  noiiz  auch  auf  diese  gegend  hin :  ge- 
treydicht-felsen,  ein  felsen  an  denen  sieben  wegen  bei  Klein 
und   Paul,  unweit  Harenberg  in  Cärnthen.  Chomkl  4,1016. 

GETREIDICHEINWEHUE,  Z'.;  die  uns  ausgesetzte  getreidig- 
einwehre     (deputal).    Prager    Urkunde    von    1597    Diefenbach- 

WÜLCKER    618. 

GETBEIDICHGEMESZ,  n  »j{.  getreidemasz:  alle  getreidich, 
saltzs  und  rübengemesz,  wein  und  biermas,  dergleichen  alle 
wage  und  gewichte  hat  der  rath  macht  zurechti'erttigeii. 
stadtrechte  von  Arnstadt  (löiZ)  Michelshn  50.  <?6endor(  getreide- 
gemesz. 

GETREIDICHKAUF,  m. :  Verwarnung  der  gastbelder  ire 
gesle  des   getreidichkaufs    halber.  Statuten  von  Arnstadt  (1543) 

MiCHELSKN    59 

GETREIDICHRORN,  n.,  vgl.  fruchtkorn  Ih.  4, 1,  sp.  275:  das 
seine  äkker  ihm  mehr  scharffe  döiner,  als  getreidigkörner 
hervorbringen.  Bütschky  hnchd.  kanzelley  688. 

GETREIDICHMESSER,  m.  in  der  Leipziger  sla  dt  Ordnung  von 
1544  für  kornmesser.  vgl.  theil  5,  1829. 

GETREIDICHZINS,  m.:  sambt  den  getreidig  und  geld- 
zinsen.  Prager  Urkunde  von  1597  6ej  Diefenbach-WISlcrer  618. 
GETREIFT,  ^ür  geträuft,  participales  adjectiv  zu  träufen 
(s.  d.  vgl.  Adelung  4,  1030.  Heyne  3,  !02ü);  (das  gestorbene  kind) 
trinkt  getreiit  korelkonfekt,  das  ein  enget  selbst  ihm  rekt. 
BüTscnKY  kanzl.SbQ;  sie  (die  hunde)  sollen  auch  ein  gewallig 
geschrei  mit  bellen  an  ihnen  haben  und  von  färben  schiltecht 
oder  getreuft.  Herr  feldbau  154". 

GETREMPEL,  n.,  vgl.  getiampel  sp.  4415, 
GETRENG,  adverb.,  nebenform  zu  getrang  (th.  4, 1,  sp.  4416), 
gedrange  (th.  4,  1,  sp.  2034):  da  man  getreng  tabuliert.  Fischart 
Garg.  neudruck  65. 

GETRENNT,  participiales  adjectiv  zu  trennen,  s.  d  isoliert 
sich  in  gebrauch  und  bedeutung  vielfach  vom  verbalstamme,  ob- 
wol  es  hauptsächlich  attributive  Verwendungen  sind,  die  diesen 
Übergang  begünstigen,  steht  das  particip  doch  gerade  in  einem 
der  ältesten  belege  als  prädicat  dem  Substantiv  frei  gegenüber: 
denn  wenn  der  anbeter  herlzen  getrennet  und  zwispaltig 
sein,  so  kann  das  gebet  nit  über  sich.  Mathesiüs  Sarepta  214'. 
1)  attributive  Verwendung  des  particips. 
0)  ausgehend  von  räumlicher  trennung. 

n)  bei  trennung  solcher  substantiva,  die  organisch  zusammen- 
gehören, ergiebt  sich  die  bedeutung  zerrissen,  gespalten :  ich  . . . 
vergasz,    dasz  das  messer  geöffnet  war,  und  griff  durch  das 
tuch  in  die  schneide,  so  dasz  ich  mir  das  oberste  glied  von 
dem  Zeigefinger  der  rechten  band  vollkommen  spaltete,    das 
blut    wurde    schwor    genug    mit    wasser    gestillt  .  .  alier  die 
getrennten  teile  standen  in  zwei  hälflen  auseinander.  Grill- 
parzer  (Selbstbiographie)  19^,  126.    ähnliche  Verwendungen  haben 
frühzeitig  zu  einer  adjectivierung  des  particips  geführt,  vgl.  ge- 
trennt disjunclus,  separatus    Weissmann    (1715)    155;    getrennt 
adjectiv  und  adverb  Schwan  (1782)  740,  fehlt  in  der  ausgäbe  von 
1811 ;  getrennt,  separated,  dissolved,  brocken  Ebers  643.    unge- 
wöhnlich ist  jedoch  der  gebrauch  bei  Göthk  für  abgetrennt: 
das  bell,  es  liege  blinkend  über  dem  silherrarid; 
die  wasserkrüge  füllet,  abzuwaschen  giebt's 
des  schwarzen  blutes  gräiielvolle  besudelung. 
den  teppich  breitet  köstlich  hier  am  staube  bin, 
damit  das  opler  niederknio  königlich 
und  eingewickelt,  zwar  getrennten  baupts,  sogleich 
anständig  würdig,  aber  doub  be.<itattet  sey. 

GöTiiB  (/,iH,v/  8945)  41,  199, 


4497 


GETRENNT 


GETREPPEL— GBTBITni 


44M 


ß)  wo  dl*  tubüanliva  ulbMndig  etnander  gegenübtTtUhn,  «r- 
$ehnnt  dit  trtnnung  mehr  in  der  jorm  der  enlfernunq ;  das  portictp 
nimmt  du  bedeulungen  getcliieden,  getündert  an;  geireanel, 
itparato  HuLtiui  (lOlH)  I3&;  wie  der  bililcade  kllnitler  die  faltige 
fülle  der  gewander  um  seine  llguieii  breitrt,  um  die  räume 
»e\ae»  bilden  reich  und  aninuthig  uu<izufüllen,  um  die  ge- 
trennten parihien  desselben  in  ruhigeo  maH«eo  itetig  zu 
verbinden.  Schh  lüa  {über  den  gebrauch  det  chori)  14,  U;  die 
Griechen  hatten  diesen  grad  erreicht,  und  wenn  sie  zu  einer 
hohem  aunbildunK  fortHclireiteo  wollten,  so  muszttn  sie, 
wie  wir,  die  tuialittt  Ihres  wesens  oufgeben,  und  die  Wahr- 
heit auf  getrennten  bahnen  verfolgen,  (über  du  dilhetucke 
trtiehung.  u.  brief)  10,  2U2 ; 

und  goit  er  darum  nicht  Ins  herz  mir  lieb«? 
Iiaun  er,  der  scliöpfer  und  gMchöpT  verbindet, 
getranoie  Daniiuen  dulden  auf  dem  altar? 

ZiCMAKu«  WiBNi«  Mnitin  Luther  18S7 ; 
lu  solchen  menschen  sind  wort  und  that  dem  theatralischen 
dünner  und  blitze  Ähnlich,  welche  beide,  sonst  im  himniel 
gleichzeitig  verbuniien,  auf  der  btihne  aua  getrennten  ecken 
und  durch  verschiedene  arbeiter  hervorbrechen  Jkan  Paul 
Tüan  :<,  17  :  diitinet,  abgesondert,  getrennt  Hilpkbt  1,  224.  viel 
gebraucht  wurde  das  adjectit  neuerdings  in  den  berathungen 
det  deutscheu  reichstaget  über  das  margarinegesett,  das  die  fetl- 
utiung  getrennter  Verkaufsräume  für  butler  und  margurine 
enthdU.  vgl.  dte  terhandiungen  vom  6.  mat  istMi  und  die  ein- 
gabt du  centralverbandes  deulteher  kaußeute  an  den  bundetrat 
um  aufkldrung  darüber,  was  unter  getrennten  Verkaufsräumen 
im   sinne  dieses  geset/es  lu  verstehen  sei  (1897). 

b)  dte  Übergänge  von  der  bedeutung  tiner  rdumhehen  ent- 
(ernung  zu  übertragenen  Verwendungen  knüpfen  hauplsdchlich  an 
die  bexithung  det  adjectivi  auf  den  menschen  oder  auf  dessen  lebeni- 
dutxerungen  an.  der  begriff  dir  entfernung  wandelt  tich  hier 
im  den  der  entfremdung  um. 

a)  dasz  sich  tausend  kleine  erscheiauogen  an  den  ver- 
schiedensten orten,  unler  den  getrenntesten  stammen,  wenn 
sie  auf  einerlei  stufe  der  bildnng  stehen,  entsprechen.  Geii- 
viNUS  (Proberts  ancienl  laws  of  Cambria)  hittor.  sehriften  7,  492; 
so  darf  uuch  heute  noch  kein  deutscher  chrisl  die  hofTnung 
aufgeben,  es  werde  dereinst  eine  reinere  form  des  christen- 
thums  sich  bilden,  weiche  die  getrennten  brüder  wieder 
vereinigt.  Treitschkb  deutsche  kämpfe  (1896)  &9.  vgL.  hitriu  dit 
tubstantivbildungen. 

ß)  so  bleibt  es  von  der  grOszten  erheblichkeit,  dasz  ein 
allgemeinea  Volksbuch  vorhanden  sey,  als  band  der  begriITu 
swischeu  hohen  und  niedern,  menschen  von  den  verschieden- 
sten fühigkeiten,  von  der  ungleichartigsten  cultur,  den  ge- 
trenntesten lebensweiseii.  Ernst  Brandks  Göttingtr  geU  anzeigen 
(über  Herder)  1806  (no.  &i);  so  lange  das  protestantische 
Deutschland  willenlos  darniederiag,  zerfiel  Europa  in  zwei 
getrennte  Staatensysteme,  die  einander  selten  berührten. 
TtEiTscBKK  dtuttchi  gctchichlt  1,  :il;  noch  leben  wir  in  ge- 
trennten Sphären  und  linden  uns  nur  in  einem  gefühl  herz- 
licher Zuneigung  zusammen,  zwar  kenne  icii  deine  weit, 
du  aber  noch  nicht  die  meinige.  Moltkk  {an  seine  braut, 
mdrt  1842)6,67;  ein  seiner  composilionsmethode  eigenthüm- 
lichea  mittel  liegt  in  dem  fluszeren  umstände,  dasz  die,  die 
getrennten  epochen  unserer  geschiclite  behandelnden  einzel- 
nen bände  jeder  für  sich  ein  besonderes  buch  mit  eigener, 
innerer  constructiun  bilden.  HEiia*NN  Gbimm  (über  Treilschke) 
beitrage  zur  deutschen  cuUurgetchiehte  65. 

/)  in«  ichöae  Und, 

wo  die  gedrückten  froh  den  nacken  beben, 
wo  an  der  ew'een  liebe  sanfter  brusi 
der  Unschuld  thrSnen  trocknen  .  .  . 
wo  dieser  erde  vorurthelle  schwinden, 
und  sich  getrennte  herzen  wiederUnden. 

GaiLLrAsiia  {Btanka  von  Aiultlien  4,  1)  10^,123; 
so  treibt  In  fremdem  alemente 
das  herz,  das  einsame,  getrennte.    K.  Matib  gud.^tm. 

vgl.  oben  hertzen  getrennet  und  zwispaltig  aus  MATiKioa. 
o)      wenn  art  und  stamm  das  eigne  volk  entzweien, 
getrennter  iweck  sie  scheidet  hin  und  iiar, 
sireitsucht'ge  plaffen  ihre  gliub't;eD  reiben 
um  Ihren,  nicht  des  vaierland«  altar. 

GaiLLPABZaR  (ii«<  ^.aistr»  UUätiHle)  S*.  125. 

c)  andere  Übertragungen  ergeben  tich  aut  itr  vtrwtndnng  in 
der  spracht  bestimmter  berufstweige  und  mituntgtbieU. 

a)  getrennte  beweguog  (mouvement  interompu),  die  durch 
pausen  unterbrochene  bewegung.  Mbkdcl  mutiealischet  cea- 
versationslexwon  4, 229. 


fl)  fatranoi«  laacbieekUr  der  pBaosM  aiod  $»kk§,  «• 
nicht  die  maonlieheo  und  weiblicbeo  fof1pOao»nfat<>Hd« 
io  einer  bluthe  «ereioigt,  »oodaru  gtsoadcit  aiad  aad  tvar 
entweder  auf  einer  pflanze  oder  auf  zwei  varaekiedeaMb 
liiiLKM  reai-  und  verbaUtJ.  dir  (mü-  Nid  ;«yJAiiRif  1,1*1.  »fl, 
getreonigeschlecbtif  Taiti.  4.415. 

y)  geachiedeoe  und  getrenoie  LegriSe  (ntU»ntt  üt^ßtmäm 
tl  diiparatae)  werden  von  den  logikero  ao  irnlrnrlTiH— t 
jene  machen  den  uuifanf  eioas  dritten  begriffe«  aea,  dar 
holier  iat  als  sie  beide  .  .  diese  oucbeo  den  mball  eine« 
dritten  begriffrs  aus,  durch  welcbeo  sie  zwar  verbundco  aiod, 
jedoch  so,  dass  sie  kein  paar  von  diogso,  sondern  nur  cio 
ding  ausmachen.  Kaue  eneyclopdd.-pktUt.  Uxtk»n  i,TU  (laaj. 

2)  dtm  adverbium  nähert  sieh  dat  parlittp  tu  der  vtrbtndung  ge- 
trennt leben,    vgl.  die  von  ihrem  manne  getrennt  lebende  frao. 

3)  iu6i<anfivifrun';(fi  dtt  adjecttti. 

a)  in  der  neutralform:  das  wesen  aller  dicbtoag;  sie  UeaM 
das  vereinte,  vereint  fest  das  getrennte.  Wacseüsoata-Tiacatttt 

senkt  lieblich  der  geist  der  «lotraclit  stck  aleder: 

von  seiner  band 

umschlingt  «In  band 

die  wesan  io  lOften  und  feldera  uod  baloea 

und  will  das  cetraDDi«  mit  li«b«  var«ia«B. 

GaiLLPABita  (Ireneiit  muätrMtr)  tl*,  33; 
doch  tragen  wir  die  tust  des  «lementes 
hinaus  in  stidt  und  land, 
verbunden  ttetf,  denn  da*  Ist  k«la  g«tr«0Bl«s. 
was  lieb'  und  luti  verband. 

G.  ScuwAS  gettlUekafttUti  auf  dsm  U^drmtt*. 

b)  in  pertönlieher  fattung: 
Primitlttun:  und  Ich 

soll  dort  dem  ungertbr  dich  (ib«r(«b«D. 
das  niemal»  wohl  uns  mehr  su>ammenrübrtT 
Libunsa:  der  mentcbeo  weg«  kreuzen  sich  gar  «Ulfaeh. 

und  leicht  begegnet  sieb  getrennter  (itrr  iitirtmmtim)  pfaJ. 
GaiLLPAazBB  (LifrwM  li  •*.  tlS. 
legt,  ein  lelcheotucb,  dl«  nacht  sieb  auf  dl«  siarbeadaa  u«4 

tOtitCO. 

hOllt  die  kimpfer,  dasz  Im  dunkeln  freaad  und  felod  «rllrgt 

den  itreichsa: 
nur  die  gold'nen  adler  funkeln,  der  getranoiea  fi«kb« 

zeichen.        LtciaoLb  rur  Crtmmns, 
die  getrennten,  täel  einer  erzdhluug. 

GETREPPEL,  n.,  i.  getrappel  tp.  4425. 
GETREPPERICH,m.,  voUtthümUche  bttdung  s«  treppe  (t.d.) 
in  der  berywerkstpracht  beobachtet:  treck werck,  windfinfc, 
getrepperich,  eine  einrichtung,  um  io  den  Stollen  den  luft- 
wecbsel  zu  befördern  und  dem  wettenDangel  abzuhelfen. 
JacoBSsofi  4,  428  wo  nähert  bttchreibung  tu  jindtn  ist. 

GETRET,  GETRETT,  n.,  colUcttvbiUung  n  dtm  fem.  trat, 
tritt,  spur,  weg,  trift.  vyL  Scbubllkb   l'^  678. 

1)  aber  als  sie  die  gesandten,  uff  den  Wacbsenberg  komen 
wern,  betten  sie  ain  getrett  und  gestuef  von  raisigem  zeug 
uff  dem  Wachsenberg  gleich  furnen  am  Luginsland  fundea 
und  gespult,  auch  an  aim  bawrn  ..  derhalben  arkondigt,  h«- 
richt  von  ime  empfangen,  das  es  meine  goedigen  kerrao 
marggrafen  hauptman  Wolfatainer  mit  fünfzig  pfarden  geweat 
were.  Bauhah.'«  quellen  {litt.  vtr.  l»)  9S. 

2)  und  wo  lütt  getreit  und  traib  zasaiseo  kaiad,  da  sol 
des  gerichtz  knechi  piiten  an  l  ff.  pfg ,  das  dahin  aieaMB 
me  viehs  usschlach,  denn  er  uf  dem  guot  mug  wintren,  daa 
tret  und  traib  dar  bat.  weuth.  von  Hagenau  Tvgftnkmrt  i^fkrk. 
GaiMa  weiith.  5,  189.  dazu  «9!.  trelt,  tret  in  Marr.  wmUL  1,4S1*. 

GETRETE,  n.,    vtrbaltubttantiv   z«  trelao.    «fL  Wiuajiaa 

deutsch«  grammtttk  2,  $  1U,2.     wrwkftni  im   mitliUtmlidun 

quelUn  belegt  (vgL  Lasta  l,»t1  und  nmtktmtU  trirnft  «s  mttki 

weit  aber  dit  anfing«  dtr  ntukockdemtttken  ;<rW«  ktmnmt: 

so  xs  ich  (a/s  voii'li  oz  ir  liani.  das  wer'  bUi  ««it«. 

woli'  si  min  dan  pa«g«a  vor  g«tr«tt«  {Uttt  atu-*  4if  memttkwm 

■icM  U9Um), 

vor  ll«b  tru«g'  «1  mich  oabta«  an  ir  betu.      

Min«««Mf«r  t,  tut  t»  d.  Bt$mt 

si«  mahtan  «leb  b«rvftr  dl«  saOer 

aein  In.    ob  man  die  du  mit  g«tr«l  Ikt  r4«rT 

das  wa;r  g«*cb«h«n.  dA  Imica  al«  sakraakea. 

s«  in  Or  «rd«  «rk«ist«as  aMar.     Laa«««fM  lail  NMaH; 

da  asaa  aa«h 
vir  prokkan  ober  *lah«D. 
da«  wauar  Ist.  als  »ir  sabaa, 
aachso  ganttar  glefan  ii«f: 
auf  lader  pruk  man  wenig  sli«f 
von  getr«t  und  von  gadrancb.  Sacaanwiav  4.  IM; 

■ff  dal  d«r  tüSI  mit  s(me  c«tr«l« 
d«Q  lüihla  aiclii  grAsln  »cbadea  laia. 

J.  HoTBB  yasssan  (G«rm.  «.t^a). 
GETRETE.N.  aer^ai,  MTttdtktn  tntm,  irirnft  mmr  v«r«mHi 
ük«T   dl«   wüttelkoekiemtttke  ffrui«   Maaw,  «fL   Dacraaaaca- 


4499 


GETRETEN— GETREU 


GETREU  I. 


4500 


WüLMER  618;  wenne  yinant  dovor  getreten  möge,  ader  was 
do  recht  sey.  Magdeburger  fragen  229  Behrend;  vgl.  auch  roof 
und  brand  unde  wat  ghetreeden  mach  to  hals  unde  to  bände, 
aus  1375  bei  Scbiiler-Lübben  2,  90. 

GETRETEN,  partitipales  adjectiv  zu  treten,  isoliert  tich  in 
einzelnen  Verwendungen  frühieitig  vom  verbalstamme: 

1)  per  tritam  viam  duruh  katretanan  wec.  Steinmeyer- 
Sievers  1,  363;  ebenso  1,  35".  die  bibelüberselier  haben  für 
diese  stelle  (4  Mos.  20, 19)  geebente  Strasse  (Ldtber),  gebahnten 
weg  (Eck,  Dietenberger);  in  den  würterbneliern  des  \&.  Jahr- 
hunderts findet  sich  bei  tritus  vermerkt  getribner  wäg  (s.  «.), 
gängei-  weg  n.  a.:  mittelniederländisch  getredene  weghe.  Ver- 
wijs  und  Verdam  2, 1753; 

und  also  gebui'tez  in, 

nach  dem  getreten  wildes  spur, 

daz  si  quamen  vor  die  tur.      passional  169,  86  Köpke. 

die  allertümliehkeit  und  Volkstümlichkeit  dieser  Verwendung  des 
particips  wird  auch  durch  die  Substantivbildungen  bestätigt,  auf  die 
oben  bezuq  genommen  war.  die  neuere  spräche  liebt  Verstärkun- 
gen vor  demparticip:  j^^  hält 

in  scliranken  nur  das  deutliche  gesetz 
und  der  gebrauche  tief  getretne  spur. 

Schiller  (Wnllenstnim:  tod  4,2)  12,327, 
ebenso  Grillparzkr  4^,  152; 
auch    die   Staatsbürger  .  .    haben    die  breitgetieteoe  strasze 
des  herkommens  nachgewandelt.  F.  L.  Jabn  {merke  zum  volks- 
thum)  2,  628. 

2)  getretene  arbeit:  es  zerfallen  sonach  die  mustergewebe 
in  zwei  hauptgattutigen  .  .  fuszarbeit,  getretene  arbeit  {etoffes 
faconnis  a  la  marche)  .  .  .  zugarbeit,  gezogene  arbeit.  Kar- 
harsch  970. 

3)  ein  getretener  rat  über  den  fuchs,  buch  der  Weisheit  1485 
pag.  161  bei  Schmei.ler''  1,679;  dagegen  so  wurt  euch  offen- 
bar unter  dem  gemeinen  volck  iu  den  landen  geret,  das  die 
zukunfft  des  bösen  volks  und  die  spenne  der  fürsten  ein 
getretten  rot  und  lange  erdoht  were  über  die  stette.  Schilter 
ausgäbe  der  chronik  Königshofens  (939)  17.  anmerkung. 

4)  myriaden  Schmeichler  krümmmten  sich  wie  getretene 
Würmer  vor  ihm,  und  leckten  staub.  Sciiubart  {macht  des 
Plutus)  6,30; 

ach !  mein  hofTen  trieb  im  stürm 

auf  dem  letzten  brette, 

und  ward,  ein  geiretner  wurm, 

auch  ein  ring  der  kette.      Herwegb  neujahr  1841 ; 

duckten  sich  wie  getretne  hühner.  Zelter  2,  151*. 

5)  auch  drücket  seines  starren  Schwertes  wucht 
dag  in  den  staub  getretne  volk  nicht  minder 
als  seines  königs  schweres  eisenscepier. 

Grillparzer  {UUiiika  von  CasUUen  1,6)  105,27; 

ein  UDheimlich  groszailiger  anblick:  diese  titanische  über- 
kraft  eines  von  den  fremden  getretenen  volkes.  Treitsckke 
deutsehe  gesehichte  1,23;  es  wird  nun  immer  eine  stolze  er- 
innerung  unseres  volkes  bleiben,  wie  kühn  und  frei  das 
getretene  geschleclit  des  dreiszigjährigen  krieges  an  dieser 
mächtigen  bewegung  sich  betbeiligte.  1,  91. 

GETREU,  adj.  ältere  bildung,  der  sich  das  synonyme  treu 
(s.  d.)  erst  mit  den  anfangen  der  neuhochdeutschen  periode  ent- 
gegenstellt, das  erffebnis  der  neueren  Sprachentwicklung  ist  ein 
zurückdrängen  der  volleren  form,  die  dem  lebendigen  gebrauche 
entzogen  und  auf  bestimmte  stilformen  der  spräche,  auf  bestimmte 
Verbindungen  und  bedeutungsnüancen  eingeschränkt  ist.  an  die 
stelle  der  übrigen  Verwendungen  ist  die  einfache  form  treu  ge- 
treten, der  in  den  verwandten  sprachen  von  anfang  an  parallelen 
zur  seile  stehen:  gotisch  triggws,  angelsächsisch  treowe,  trywe, 
dem  gegenüber  getre6we  (Leo  angelsächsisches  glossar  385, 33) 
vereinzelt  steht,  das  mitlelniederländische  hat  reichlichere  belege 
für  die  prdßgierte  form  (getrouwe  bei  Verwus  und  Verdam 
2,1759),  wovon  jedoch  in  das  holländische  nur  wenig  übergedrungen 
ist,  vgl.  woordenboek  der  nederlandsche  taal  4, 1855.  mittelnieder- 
deutsch bildet  truwe  die  regel;  die  präßgierte  form  erscheint  hier 
vorwiegend  in  werken,  die  im  litlerarischen  austausch  mit  mittel- 
deutschen und  oberdeutschen  quellen  stehen,  dahin  gehören  die 
vereinzelten  beispiele  im  Heliand ;  dahin  vor  allem  die  lexicalischen 
anführungen :  ghctrouw,  ßdus,  (idelis.  gemma  gemm.  Köln  1507. 
ebenso  bei  Kilian  3'. 

I.  formen  und  erstes  auftreten,  bedeutungsabgrenzung,  geschicht- 
liche entwicklung. 

1)  unter  den  ableitungen  vom  Substantiv  triuwa,  triwa  (Graff 
6, 466)  stehen  sich  das  verbum  getrauen  {th.  4,  l,  sp.  4429)  und 
das  adjectiv  getreu  mit  unumgelauleter  und  umgelauteter  Stamm- 


silbe gegenüber,  der  grund  dieser  gegensätze  liegt,  wie  bekannt, 
in  den  ableitenden  Suffixen ;  die  äuszere  Verschiedenheit  hat  jedoch 
die  bedeutungsentwicklung  entschieden  beeinfluszt,  sie  hat  ganz 
deutlieh  den  Zusammenhang  der  beiden  nahe  verwandten  formen 
gelöst,  am  längsten  scheint  dieser  auf  mitteldeutschem  boden  im 
bewusztsein  geblieben  zu  sein,  wo  zu  gleicher  zeit  die  unumge- 
lauteten  formen  mit  und  ohne  diphthongierung  auftreten,  vgl.  ge- 
trau th.  4,  1,  sp.  4428. 

2)  es  ist  die  geistliche  übersetzungslitteratur,  die  tur  wieder- 
gäbe des  vielverwendeten  lateinischen  fidelis  schon  in  der  althoch- 
deutschen  zeit  zahlreiche  belege  für  unser  wort  darbietet,  dabei 
läszt  sich  jedoch  erkennen,  dasz  das  wort  trotzitem  nicht  eine 
künstliche  Schöpfung  der  geistlichen  ist,  sondern  anscheinend  dem 
volkstümlichen  Wortschätze  entnommen  wurde,  von  den  beiden 
hauptbedeutunqen,  die  im  lateinischen  fidelis  ruhen  und  die  sich 
durch  die  gegensätze  infidelis  =  iniquus,  injuslus  und  infidelis  = 
non  eredens,  incredulus  kennzeichnen  lassen,  ist  nur  für  die 
ersterwähnte  gruppe  von  den  guten  Stilisten  innerhalb  der  deutschen 
geistlichen  übersetzungslitteratur  unser  wort  angezogen  worden, 
es  sind  die  sclavischen  nachahmer  des  fremden  Wortlautes,  die 
auch  für  die  zweite  gruppe  gelreu  einführen. 

a)  an  der  hand  einzelner  bibelstellen  läszt  sich  die  letztere 
beobachlung  vom  9.  bis  zum  16.  und  17.  Jahrhundert  verfolgen: 

a)  {laim  veiham  {)aim  visandam  in  Aifaison  jah  triggwaim  in 
Cbristau  Jesu  bei  Ulfilas  £pAes.  1,1;  und  dien  getrewen  in  Jhesu 
Christo  {fidelibus  omnibus  in  Christo  Jesu)  im  codex  Teplensis; 
dem  gegenüber  steht:  den  heiligen  zu  Epheso  und  gleubigen 
an  Christo  Jesu  bei  Luthek  und  den  späteren  Übersetzern ;  bring 
thinan  fingar  bera  inti  gisih  mino  henti  inti  bring  thina  hant 
inti  senti  in  mina  siti  inti  ni  curi  wesan  ungiloubl'ol  oh  ge- 
triwi  (no/t  esse  incredulus,  sed  fidelis).  Talian  233,  6;  und  nihten 
wellest  sein  ungeieubig,  wan  getrewe.  Job.  20,  27  codex  Te- 
plensis; und  Salt  niht  ungloubic  sin,  abir  gloubic.  Bebeihs 
evangtlienbuch,  ebenso  Luther  und  die  späteren. 

ß)  ainen  rechten,  alnen  heiligen,  ainen  enthebigen,  um- 
fachent  daz  getrew  wort,  codex  Teplens\s  an  Titus  i,  9 ;  (an- 
danemeigs  bi  laiseinai  vaurdis  triggvis)  und  halte  ob  dem 
wort,  das  gewis  ist.  Luther  (fidelem  sermonem);  und  s^^lich 
luna.  diu  des  iemer  getriuwe  ürchunda  si.  wider  allen  dien, 
die  urstende  des  lichamen  loügenent  {et  testis  in  caelo  fidelis). 
Notker  psalm  89,  38;  chitriuwi  urchuniio  in  himiie.  Isidor 
37,  3.  ähnlich  Windberger  psalmen ;  geziug  in  himele  getruwe. 
Trierer  codex;  unde  der  gezuc  in  dem  himele  ist  getruwe. 
Trebnitzer  psalmen;  wie  der  mond  sol  er  ewiglich  erhalten 
sein  und  gleich  wie  der  zeuge  in  den  wölken  gewisz  sein. 
Luther  ;  ain  trewer  zeug.  Eck  ;  ein  gewisser  und  treuer 
zeuge.  Dietenberger. 

6)  dem  gegenüber  bleibt  für  die  parallele  fidelis.  justus  durch 
alle  Übersetzungen  der  einzelnen  bibelslelle  unser  adjectiv  gewahrt: 
ther  dar  gitriwi  ist  in  minnisten,  ther  ist  in  themo  meren 
gitriwi,  ther  dar  in  themo  luzilen  unrecht  ist,  ther  ist  in  themo 
meren  unrecht.  Tatian  108,5  {qui  fidelis  est  in  minimo);  wan 
wer  getrftwe  ist  in  dem  minsten,  der  ist  ouch  in  dem  gröszten 
getrftwe;  und  wer  in  dem  deinen  ungetrüwe  ist,  der  ist 
auch  in  dem  gröszten  ungetrüwe.  Lmcus  16,  lO,  Beheims  eran- 
gelienbuch,  ebenso  codex  Teplensis  (Ulfilas  triggws);  wer  im 
geringesten  trew  ist,  der  ist  auch  im  grossen  trew,  und  wer 
im  geringesten  unrecht  ist,  der  ist  auch  im  grossen  unrecht. 
Luther;  wer  im  geringsten  trew  ist,  der  ist  auch  getrew  im 
grossen.  Dietenberger  und  Eck.  —  wer  wanis  ist  getriuwi 
Scale  inti  wis  spenteri,  thende  trohtin  gisezzit  ubar  sin  higisgi, 
Ihaz  er  in  gebe  muoz  in  ziti.  Tatian  147,  10  {quis  pulas  est 
fidelis  servus  et  prudens  dispensator);  wer  wenstu,  der  da 
ist  der  getrewe  knecht,  und  der  wiczig.  codex  Teplensis;  wer 
wfinistu  der  da  ist  ein  getrCiwe  knecht  und  klög,  den  der 
herre  gesatzit  bat  ubir  sin  gesinde,  daz  her  en  gebe  splse 
in  der  zeit?  Bhheihs  evangelienbuch  Matlh.  24,  45  (ebenso 
Lucas  12,42);  der  getrew  knecht.  Eggesteyn;  welcher  ist  aber 
nu  ein  trewer  und  kluger  knecht.  Luthe»,  ebenso  die  späteren 
Übersetzer;  aber  iro  herza  ne  was  rechtez  wider  in,  unde 
mit  iro  zungon  lügen  sie  fmo,  noch  ketriöwe  ne  wären  sift 
an  sinero  6o  {nee  fideles  habiti  sunt).  Notker  psalm  77,36; 
noh  getriuwe  gehabete  sint  si  in  wizzentuome  sineme.  Wind- 
berger psalmen  Ti,  41;  noh  getruwe  gehabet  sind  in  Urkunde 
sineme.  Trierer  codex;  ebenso  Trebnitzer  psalmen;  aber  ir  hertz 
war  nicht  feste  an  im  und  hielten  nicht  trewiich  an  seinem 
bunde.  Luther  psalm  78,3";  und  seind  nit  trew  gewesen  in 
seinem  bund.  Eck.    ähnlich  Dietenberger. 


4501 


GETREU  I 


6ITUD  I 


4503 


3)  »«1»  licli  auch  aut  den  let:ttru«ihnlfn  beitpielen  tin 
manigfalligir  vfrwindung$krni  trgiibi,  itr  aui  der  glttehuliung 
von  Udelii  und  getriuwe  abgilfilrl  uitrden  kann,  to  ut  dtr  aut- 
gangtpvnkl  für  die  originaitn  deuttchtn  v*rw«ndungen  doch  »ol 
auf  andtrem  boden  im  $uchen.  in  getriuwe,  fldelii  Irüt  »«ii 
tornthtTttn  dtr  absolut«  gebrauch  d*t  adjtetin  lu  läge,  dtr 
atitm  nach  erst  auf  Verkümmerung  und  Verwitterung  de»  relativen 
gtbrauthtt  btruhl.  dit  ptrtönltcht  beiteimng  musi  den  grund- 
tug  der  ursprünglichen  bedeutung  ausijtinacht  haben  und  duttftr- 
tönlicht  beitehuug  fustte  auf  rechtlicher  grundlagr.  wie  in  tnuwa, 
fidts  und  noch  mehr  im  gotischen  triggw«,  vertrag,  bund, 
bündnit  das  rechltvtrhäUnii  twischen  twei  ptrtontn  in  den 
Vordergrund  tritt,  ib  btruhin  auch  getrauen  und  getreu  auf 
dtr  grundlagt  rechtlichtr  btiiehungtn.  »er  $tintn  verpfiichtungin 
gtgin  einen  andern  nachkommt,  wer  die  gewähr  bittet,  ioii  tr 
ihntn  gegehtntn  fuUs  nachkommen  wtrd,  dtr  ut  getriuwe. 

a)  dtm  enUprechen  auch  d\t  dUesttn  originalbiupitlt  aut 
Htliand  und  OrrniKD. 

Uil  lIiAr  U  Ki!>><I*)>  t"  lioti 

twelibi  gaiigun,  ihea  Im  gliriwitton 

•n  Irö  tnöil-ieton  mannä  wAruD.    Heliand  4U8,  «0^  S&19; 

loituD  ntn  tbo  tb&uaiia      thia  iw^n«  ricbun  ib^gaoa  {Joaeph 

und  Nikodemu») 
tbia  drAhllDaa  gidriwon     Job  lelbcn  Kriitet  liubon, 

OrraiD  4,  35, 2-2  ,u(//.  1.3,46. 
auch  dit  manigfachen  beispitlt,  dit  in  NoTKiaa  pMiiii«nö6«'- 
settung  als  tuthaten  des  erkldrtrs  sieh  erweisen,  fallen  mtitttns 
unttr  diesen  gebrauch:  aber  sin  rät  wdret  i£roer  sine  ged&acba 
in  6wa.  w^lee  gedanclia?  daz  er  i'ii  gehalte,  die  (mo  getriuwe 
aint.  NoTKBR  lu  psalm  32,  13  u.  a.;  obe  wir  die  sine  minneslen. 
die  sine  deumAten.  die  sine  getriwen  vennanen.  unde  si 
•ntirea  . .  wir  muzzeo  ez  Ane  zwivel  garnen.  speculum  eeclesiae 
m  Kelte. 

h)  vor  allem  ist  es  die  rtchlssprache,  ii$  illeri  und  jünger» 
beispiele  für  diese  bedeutung  darbietet, 

a)  für  das  Verhältnis  des  ditntrs  tu  seinem  herren :  wende  ha 
siine  berren  plichtich  is  getrOwe  unde  holt  to  wesene 
{Variante  truwe).  Sachsenspiegel,  lehnreeht  eap.  58  §  2  Homtyer, 
vgl.  auch  ScniLLKR-LCBBKN  2,90*;  so  sal  der  nechst  ..  die- 
selbe fautbei  (voglei)  entpbaben  .  .  von  dem  dechent  und 
capiitel  des  stiftes  zu  unser  lieben  frawen  zu  den  greden 
zu  Mentz  zu  leben,  und  soll  geloben  und  schweren,  dem 
vorgenanten  slift  getrewe  und  holt  zu  seine,  weiithum  zu 
NidJa,  GRimi  weisth.  1,529:  welicber  meins  genadigen  berrn 
von  Adniund  hold  und  hindernsass  ist  mit  baotgelobtn  treun 
on  ains  geswornn  aides  statt,  sein  gelreur  und  gewärtiger 
hold  zu  sein,  seiner  genaden  frumen  zu  furdern  und  seinen 
schaden  zu  wentn ,  auch  sein  dienst  getreulich  zu  geben 
nach  iubalt  seiner  gnaden  urbar,  üsterr.  weistlu  6,41  (St.  Gallen 
anfang  lü.jahrh.);  daz  sie  von  allen  iren  knechten  gelubde 
nemen,  daz  er  einem  rrbarn  rat,  seinem  baubtman  und  ge- 
meiner stat  g«trew,  geweere  und  gehorsam  sein  wolle.  In- 
struction für  die  Nürnberger  hauptkute  von  1471.  d.  stdilteehron. 
11,  529;  und  besondern  fronpoten  haben,  den  si  aus  in  er- 
wellen  und  nuz  und  guet  sei  und  sezen  sollen,  der  alsdann 
dem  richter  und  comann  schweren  soll,  der  herrschaft  und 
dem  richter  daselbs  getreu,  gwertig  und  gehorsam  sein  soll, 
als  darzue  gehört,  rechte  des  gotteshauses  Biixen  in  Fassa  (1451) 
österr.  weisth.  5,737;  ain  jeder  müller  soll  seiner  herrschaft 
aidspllicbt  thun  derselben  mit  seinem  dienste  vogtrechten, 
galten,  Tod  wes  er  . .  schuldig,  gehorsam  getreu  vnd  gewartig 
zu  sein.  Württemberg,  müllerordnung  in  Tinclbrs  laienspiegel 
(1,95)  tgl.  Heuh4N!<  opuscuh 'U9 ;  also,  das  dieselben  sechs 
geschworn  und  ire  nachkomen  .  .  dem  obbemelten  meinem 
gnedigen  herin  und  seiner  gnaden  nachkomen  getreu  und  ge- 
wartig zu  sein  in  dem,  und  als  geschwornen  zu  thuen  ge- 
hört teeisth.  von  Lüsen  16t  1  österr.  weisth.  i,ili;  wir  .  .  ent- 
bieten dem  gottesfürcbti^ien,  keuschen  und  getreuen  Joseph. 
AmBR  Aiilor.  proiei».  ;urü  (11, 1>  4M  (1680); 
ti  tworen  eme  uude  dadan  hulde. 
dat  de  siat  getruwa  ema  wesen  tulda. 

G.  ilAeiN  kölner  du  on„  1044  (<<.  nddtechron.  13.  69). 

ß)  für  das  Verhältnis  des  herrn  tu  den  untertkanen: 
swen  dea  nibt  betilee, 
der  beer  de*  landes  klage, 
ey,  kOnec  Huodolf.  sft  Tr  getria 
ruemlscbar  erd,  aö  Itlag  ich  iu 
und  iwero  Sw&ben  allen  gllcb.    Seifritd  Helbtue  t,y 

f)  auf  diesen  vtrwtndungen  baut  sieh  der  gebrttuek  «h/,  itr 
in  der  schönen  litteralur  tu  lag«  tritt, 
a)  mit  ietug  auf  ptrsontn. 
IV. 


t»  umfuttnd«  mni  »U§«m tne  urpßicktmn^n : 
dat  andrr  dsi  da  Ibl  ««naurliaai 
daa  ebenkrlMeo.  d«r  t«  B»b««l 
4U  SB  daa  galeuMB  Im. 
wl*  IM  Bla  A  dir  aalbea  bin. 
gttriw«  b«l«  «ad«  gt«»r*.    Liuftan  t.  BaasMavtc 
i««*l«f  MB  Bfm  9.  im  Wtt»k*Ui 
wand«  lai  aaDl«  gti«i  haski 

waa  («trlawa  und«  ImIi.  

sr  gap  In  tllber  uad«  galt    lAnMUt  tM  Ilahit 
wi«  mOhta  Ir  alnem  forsten  getreuwe  telo.  A.  f.  Cft  ^Hf*'  t**i 
'o4o,  Raluka'.  tprak  da  koanlglaM. 
*nla  ber«  acbtl  ju  lataa  ler«« 
uode  ju  Trualilkaa  «orftvMi 
altosaaleD  ainaa  ovalan  mdli 
gl  aebolao  Tortao  waaro  vrdi 
uoda  Blaaaia  heran  all«  ili  gaintwe.* 
H»imU  dt  mt  1 
um  den  bals  hieugeo  sie  eine  goldene  oder  eUkem« 
nachher  der  Geusenpfenning  gensnot,   4erea  eise  teil«  im 
brustbild  des  knnigs  zeigte,   mit   der  inscbitfl:  den  kOolfi 
getreu  . . .  bisz  zum  bettelsack.  Sciatas   (ek/Ssfl  itr  fUtdtr 
lande)  7,201  {bei   Bubcundos  ktttorta  BelfifttT:  fUeUt  rtfi); 
dasz  Üeutschlands  vOlker .  .  doch  trott  alledem,  und   IroU 
allen    Versuchungen,   an  denen  es   (in   den  revolutunskriefn) 
nicht   fehlte,   gleichwohl   ihnen  (den  fürsttn)  und  ihren  ge- 
brauchen gelreu  verblieben  sind.  Kliicks  bttrathtunftu  l,  114. 
2))  dt«  vtrpßichtungtn  sind  aufbestimmtt  Verhältnisse  eingrfrentt : 
dient  euern  berrn  gelreue.  Schocb  komidit  vtm  ämitwttwitktm 
05  Fabricius;  dann  müssen  sie  (die  bejden  juafM  n$lkmim 
eheleute)  einander  die  bände  geben,  vn4  die  kdpll  M  •)•• 
ander  halten,  also,  dasz  des  mannes  hlapl  kAkär  tlaa4  .  .  . 
in  solher  postür  miisseu  sie  einander  schweren,  vtUt  •!!«■ 
creutz  einander  getrew  und  bold  so  aeyn.  OLiAtiat  ftnmkt 
reite  (4,  eop.  40)  i.  510  {ausgäbe  vom  1663) ; 
dem  giftck  »eh  alles  trv\  I 
wenn  leb  aar  dloh.  aselo  kind,  leire« 
und  Blr  to  bold  ala  «cbAo  beflnd«. 

fhasaoi!«  (<te«  ghuk  und  MaHmd*)  t.«: 
der  grosse  man  zeigt  uns  alsdann,  aaeer  aller  satter  s«j 
auch  die  seine,  und  er  bleibe  ihr  getrea.  Ku^rcit  lefrecAl. 
1, 174.  an  solche  beispiele  knüpfen  jüngere  fortbtldungeu  dtt  §«- 
birauches  an,  vor  allem  in  der  form  der  reßextrconstrudion  s.  • 
ß)  Übertragungen  setun  hier  schon  frühseitig  na ;  die  mann 
die  du  gesehen  hast  zwischen  des  tiers  zenen  dat  waren  twen 
risen  die  waren  iren  scheczen  als  getreuw  das  wenig  bey  irein 
leben  funden  ward  iresgeleicben.  die  iiesicht  Tundili  {StrtttM. 
1476);  io  Spaoieo  biiab,  bei  der  liab«  «inliaa, 

ein  ^cipto  dem  «üsien  w«Id  getreu, 
und  gab  gar  bald,  ihn  uniteatOri  tu  trinkea, 
das  schÖDSie  kiod  der  krieg»g«raBgaen  frei. 

Utaaooaii  {dtt  hel<Un)  l,gt: 
ich  hoffe  du  bleibst  meinem  garten  getreu.  GOrai  briefe  %^m 
u.  a.  vergl.  sp.  4516. 

4)  untrr  den  bfispielen  für  abtthUtu  §eimek  dtt  täjtttrts 
stehen  solche  Verwendungen  voran,  die  ungeswungen  mmf  dtu 
relativen  turückßhren;  die  person,  dtr  dte  treut  pU,  ist  mä- 
g«dacht,  ohne  sprachlichen  aufdruck  su  ^ndtn;  in  tnitren  f*- 
brauclis formen  dagegen  treten  dtese  4etirA«nfra  te  dtn  kinttr- 
grund;  in  manchen  sind  sie  überhaupt  niekt  «fkr  nttknttentn. 
a)  verhäUniibeslimmungen  stehen  im  vcritrfttait.  itr  ht- 
dtutungsumfang  ist  Wi  dieser  gmppt  itr 
tthon  ein  weiterer,  i/ocA  stnd  ihm  in 
gesogen,  der  begriff  der  treue  triU 
gefasU  alt  verldsslichkeit  auf,  btld  nmwU  tr  htsondtrt  fm 
an,  jt  nachdem  er  auf  das  verkdUnn  tan  *4rra  mb^ 
auf  die  gefolgsthaft  im  kruge,  die  frnniitktft,  tmf  da*  «Mskra 
im  besondern  sich  betithl.  den  gruniusg  ntk  für  Hut  UtHtetn 
Verwendungen  bildet  der  begriff  der  Stetigkeit^  da  «i 
festhaltens. 

a)  1))      sl  sprach :  'des  »ett«  kh  ia  «In  pbaali 
Ir  Mit  rnleh  haben  bi  der  bani 
vll  vatt«:  das  «rlouba  icb  lu. 
Ir  mügt  wol    lin  olbi  gar  gatrta, 
Sit  Ir  mir  olhl  geirüwaa  weit. 

U.  V.  LiBcaTi:<>Tti)«  ftaaeadliBSl  tsn 
so  geirluw«  ood  aö  gawcr« 
was  diu  guota  Lüneir 

dai  si  daz  wlllacitcben  t«ia  {wt*  tit  febM  k»ttt\ 
2))  im  jMrodwrrwira  gArtncke:  SinpUdeateM  aaka  «ac« 
mabler  die  Irew  in  gesUlt  eines  weikakiMaa  iklf  «ad 
neben  sie  einen  kund  als  dasz  getrew  Isla  ihier.  n  itm 
sagte  Simplicissiraus,  er  solle  jhr  vielmehr  kopff  ood  kiajdMf 
voller  lluse  mahlen,  dann  selbige  «Iren  ao  getrew,  daat 
sie  sich  auch  mit  einem  beocken  lieaseo.  GamaiuaAcsaa 
nri^«dAr«ad«r  ktitniir  4,  XU  Lnrt, 

283 


fvetalMI. 


4503 


GETREU  I 


GETREU  I 


4504 


ß)  1))      wol  erkand  ich  Aldriänen :  waa  er  was  min  man, 

lop  unde  micbel  äre  er  hie  bi  mir  gewuD, 

ich  machte  in  ze  ritter  und  gap  im  min  golt. 

durh  daz  er  getriu  was,  des  muos  ich  im  weseu  hoit. 
Nibelungen  1693,  4  Laclimann. 

ich  weil  wol  daz  si  mir  den  rat 

niuwan  durch  alle  triuwe  tete. 

swä  ich  gevolget  ir  bete, 

daz  enwart  mir  nie  leit, 

und  hat  mir  auch  nü  war  geseit, 

ich  erkenne  lange  wol  ir  muot: 

81  ist  getriuwe  unde  guot.  Iwein  2024; 
wer  ist  getreu  vnder  allen  deinen  knechten  als  David.  1  Sam. 
i2,  U  Eggesteyn.  ebenso  Koburger ;  und  wer  ist  unter  allen 
deinen  knechten  als  David,  der  getrew  ist  und  des  königs 
eidem,  und  gehet  in  deinem  gehorsam,  und  ist  herrlich  ge- 
halten in  deinem  hause?  Ldther. 

2))  und  daz  sie  betten  kein  der  wer 

sumelichen  ungetrüwen  man. 
ez  wart  in  dicke  schin  getan 
so  man  die  brddere  da  nider  slAc, 
daz  er  sin  houbt  von  dannen  trüc. 
die  geträwen  bestünden  in  der  not 
und  hüben  hie  den  brüderen  tot. 

Uvländische  reimckronik  4915  L.  M  eyer. 

8))  dö  sprach  er  aber  'geselle  min, 

nu  solt  du  läzen  werden  schin 
ob  du  bist  getriuwe. 
eine  trüge  niuwe 
wil  ich  an  vähen, 

ob  ich  Ir  müge  genähen.  Tristan  al$  widnc/i  929  Paul. 
4))  alle  meine  freude  ist  mir  ee  der  zeit  verswunden,  zu 
frue  ist  sie  mir  entwüschet,  alzu  schire  hapt  ir  mir  sie  ent- 
zucket, die  getrewen,  die  gehewren:  wann  ir  mich  zu  witwar 
und  meine  kinder  zu  weisen  so  ungenedigclich  hapt  ge- 
machet, acktrmann  aus  Böhmen  17; 

zudem  so  wüst  ich  auch  dasz  du  getreu  im  lieben, 
dasz  du  beständigkcit  zum  zwecke  dir  erziehlt, 
nicht  wie  manch  grüner  sinn,  der  nur  von  lust  getrieben 
sich  stellt  verliebt  zu  sein,  und  nur  mit  eiden  spilt. 

H.  MÖHLPFORTH  (1686J  ItochteiUgedichte  43; 
80  einig,  so  getreu,  so  fruchtbar  und  80  rein 
sei  dieses  neue  paar,  wie  turteltauben  sein. 

Fleming  s.  8S  Lafipenberg. 
5))  ist  auch  die  erste  ehre,  die  einer  dem  andern  in  be- 
suchen oder  Zusammenkünften  anthut,  dasz  man  jhm  tzarko 
wino  eine  vnd  mehr  schalen  brandwein  zu  trincken  dar- 
reichet, worbey  dann  der  gemeine  pöbel,  sclaven  vnd  bauren 
sich  so  getrew  finden  lassen,  dasz  wenn  mancher  von  einem 
fürnehmen  manne  die  schale  auff  seiner  band  zum  dritten, 
vierdten  vnd  mehr  mahlen  eingeschenckt  bekömpt,  er  jmmer- 
fort  ausztrincket.  Olearios  persischereise  (3,  cap.  6)  191  (1663). 
y)  besondere  Verwendungsformen  bauen  sich  auf  dem  Verhält- 
nisse des  menschen  zu  golt  auf.  beiden  theilen  wird  das  adjectiv 
prddieiert  und  in  jedem  falle  ändert  sicli  der  bedeutungsgehalt. 
]))  ketriCiwe  ist  got  der  unsih  ni  Mzzet  ferror  irs&ocbit 
werden  {fidelis  deus).  Notkrr  lu  psalm  32,  4;  getruwe  ist 
unse  herre.  Trebnitter  psalmen,  psalm  144,  14;  der  herr  ist 
getrew  bei  Dietenberger  (treu  Eck); 

85  lobe  ich  dich,  vil  süezer  got, 
daz  aUö  reine  ist  din  gebot 
ftn  allen  spot, 

80  stxte  und  so  getriuwe.  Gottfried  v.  Straszburg 
lubgesang  auf  Maria  66,  4  (ztschr.  d.  allerlh.  4) ; 
wen  got  der  ist  getrewe,  der  euch  nit  liedt  ze  versuchen 
über  daz,  daz  ir  mugt.  codex  Teplensis  1  Cor.  10,  13  {ßdelis 
aulem  deus) ;  aber  gott  ist  getrew,  der  euch  nicht  lesset  ver- 
suchen über  euer  vermögen.  Luther,  ebenso  die  späteren  Über- 
setzer; denn  gott  der  ist  getrüw  und  lasset  uns  nit  ange- 
fochten werden,  über  das,  das  wir  vermögen.  Geiler  v.  Kbisers- 
BBRG  seelenparadiet  (1510)  32*.  vgl.  der  getreue  gott;  vgl.  auch 
spalte  4504  unten. 

2))  Sit  getriwe  fin  allez  wenken, 

Sit  got  selbe  ein  triuwe  ist: 

dem  was  unmxre  ie  falscher  list.      Partival  462,  18: 
der  h^re  Meynhart  was  recht 
und  ein  getrüwe  gutes  knecht. 

livtäidische  reimchronik  ZW  L.  Meyer; 
sint  Colne  zairst  Kirstene  name  intfeinc, 
deme  stole  von  Rome  it  nei  ave  geinc  {nie  abfiel  von  Rom), 
it  was  Cristen  und  getruwe. 

Hagen  (Kölner  Chronik  607)  rf.  slädtechron.  12,  39; 
fürchte  dich  für  der  keinem,  das  du  leiden  wirst,  sihe,  der 
teufel  wird  etliche  von  euch  ins  gefengnis  werden,  auEf  das 
ir  versucht  werdet,  und  werdet  trübsal  haben  zehen  tage  — 
sei  getrew  bis  an  den  tod,  so  wil  ich  dir  die  kröne  des 
lebens  geben.  Lother  Offenbarung  Johannis  2,  10  {esto  fidelis: 
bis  getrew  uncz  an  den  tod.  codex  Teplensis). 


b)  die  beziehungen  bleiben  unbestimmt;  der  bedeutungsgehalt 
ist  allgemeiner  gefaszt  und  nimmt  je  nach  dem  zusammenhange 
des  Satzes  verschiedene  formen  an. 

a)  auch  hier  hält  sich  der  begriff  der  Stetigkeit,  der  nebenbei 
gerne  durch  synonyma  besonderen  ausdruck  erhält: 
wärhaft  mit  sinen  wortea 
er  was  an  allen  orten 
getruwe  unde  stSte. 

Uvländische  reimchronik  705  L.  Meyer, 
klopfan  mein  aller  libster  koab 
pistu  der  für  den  ich  dich  hab 
getrew  stet  frum  still  vnd  verswigen 
vnd  warst  kein  gewder  nie  gezigen. 

FoLZ  (klopfan)  /aslnaclUspiele  1243  Keller. 

ß)  aus  dem  begriffe  der  verläszlichkeit  entwickeln  sich  einige 
bestimmtere  züge,  die  bedeutungen  wahrhaft,  rechtlich,  ver- 
schwiegen. 

l))  getreu  =*  wahrhaft,  ohne  falsch : 
8i  sprach  zuo  dem  küoige  'vil  lieber  herre  min, 
ich  wolt  iuch  bitten  gerne,  möht  ez  mit  hulden  sin, 
daz  ir  mich  gehen  liezet  ob  ich  daz  het  versolt 
ob  ir  den  minen  vriunden  wxret  inneclicheu  holt', 
dö  sprach  der  künic  riebe  (getriuwe  was  sin  muot) 
'ich  bringe  iuch  des  wol  innen  swä  liep  unde  guot 
den  recken  widerfüere,  des  müese  ich  vreude  hän, 
wand  ich  von  wibes  minne  nie  bezzer  vriunde  gewan'. 

Nibelungen  1342  Laclimann; 
als  getriu  und  also  sieht, 
als  der  gräve  Albreht 
in  der  jugent  was  erkant, 
6  im  diu  witze  geswant. 

Ottokar  reimchronik  34446  Seemtller; 
der  mertze  gantz, 
der  april  im  schwantz, 
der  mey  new 
sind  selten  getrew. 

fprichwort  aiu  M.  BöBH  kirchenkalenäer  (1608)  8. 
2))  getreu  =  rechtlich : 

hiemite  so  wart  ouch  gegeben 
dem  kunige  michel  ruwe. 
er  wart  also  getruwe, 
daz  er  dem  bischofe  uffer  etat 
zu  vuze  viel  unde  bat 

vergeben,  daz  er  im  tet.       passionat  460,  4  Köpke; 
der  gute  bischof  Albrecht 
der  was  getruwe  und  recht,    livldnd.  reimchron.  810  Meyer; 

dasz  .  .  man  jhm  die  einnahm  und  auszgabe  vnter  die  bände 
gab.     worbey  er  sich  auch  eine  Zeitlang  getrew  finden  liesz, 
bisz  er  endlich  sich  zu  liederlichen  gesellen  findet.  Olearius 
persische  reise  (3,  cap.  12)  236  (1663). 
3))  getreu  ==  verschwiegen: 

wes  er  mit  mir  pQxge, 

niemer  niemen 

bevinde  daz,  wan  er  unt  ich, 

und  ein  kleinez  vogellin: 
tandaradei, 

daz  mac  wol  getriuwe  sin.  Waltueh  40, 18  Loc/tmann; 
wan  der  do  ist  getreüwe  der  verhält  die  niissitate  des 
freundes.  Sprüche  Salomonis  ii,  iz  Eggesleyn ,  ebenso  Koburger; 
ein  verleumbder  verrhet  was  er  heimlich  weis,  aber  wer 
eins  getrewen  hertzen  ist,  verbirget  dasselb.  Luther. 

y)  eine  verblassuny  und  Verallgemeinerung  der  bedeutung 
liegt  in  der  Zusammenstellung  unseres  adjectivs  mit  synonymen  wi* 
gut  u.a.;    man  hört  hie  alle  ztte  Kriemhilde  klagen: 

des  ir  niemen  tröste  daz  herze  noch  den  muot, 

ez  entaste  Giselher:  der  was  getriwe  unde  guot. 

Nibelungen  1039  Luckmann; 

er  was  getruwe  unde  gut 

und  achte  nicht  üf  ubermüt.    livländ.  reimchron.  7559 

Meyer. 
5)  schon  in  der  spräche  Luthers  stehen,  wie  sich  oben  zeigte, 
dem  lebendigen  gebrauche  von  getreu  hemmnisse  entgegen:  aus 
mittelJeulschen  denkmälern  zuerst  belegt,  greift  das  einfache 
treu  immer  mehr  um  sich,  wobei  es  im  Süden  von  den  bekannten 
neigungen  der  oberdeutschen  mundarten  begünstigt  wird  (vergl. 
zum  getreuen  Eckart  sp.  4510  unten),  das  ergebnis  dieses  prozesses 
ist  frühzeitig  eine  einschränkung  der  alten  vollen  form  auf  be- 
stimmte formelhafte  Verbindungen  und  Verwendungen,  die  unter  II 
dargestellt  werden,  daneben  wird  der  gebrauch  der  präfigierttn 
form  in  der  spräche  der  poesie  festgehalten,  die  sich  die  möglich- 
keit  nicht  nehmen  läszt,  mit  den  doppelformen  die  bedürfniste 
des  versmaaszes  zu  decken,  von  diesen  beiden  ausnahmen  ab- 
gesehen ist  der  verwendungskreis  unseres  adjeclivs,  soweit  nicht 
einige  Spielarten  mit  der  mittelhochdeutschen  \zeit  abgestorben  sind, 
ganz  auf  die  einfache  form  übergegangen;  namentlich  in  den 
intensiven  bedeutungen  dringt  die  letztere  frühzeitig  ein :  wan  got 
der  ist  getrewe.  codex  Teplensis,  2  Cor.  1,  18  (ßdelis;  alp^ia 
trigws  gu|).  Ulfilas);  ebenso  noch  bei  Diktenbkrgkr;  aber  o  ein 


1505 


GETREU  I 


GRTnEU  II 


4504 


treuer  gott  bei  Lutrkh  und  ¥xt;  tu  gelieher  weil  di  wclp  te 
eein  keuerh,  nit  binderredent,  getempert  uod  getrew«  ia  allen 
diogen.  1  Timoth.i,  1 1  codtji  Ttpltntit;  quinoo*  •amaleiko  gario- 
do«,  ni  diabuloi,  gafawrjut,  triggvot  in  allamma.  Uinua:  d«a- 
selbigen  gleichen  Ire  weibrr  tollen  erbar«eio,  nicht  leaterinne, 
nüchtern,  trew  in  allen  dingen.  Loriia  (DiBTanaiacRa  und 
KcR  tIelUn  getrew  »itdtr  A«r);  mtiiiu  oftgen  tint  indAn.  ze 
getriäwen  inasidelingen  d^ro  rrdo  (iii  fidtlts  Urrat).  Noima 
fsalm  100,0;  ougen  ininiu  ze  den  gelriimen  der  erde.  Wind' 
bergtr  psalmtn  too,  H;  getruwen  der  erden.  Tritrir  eod*x, 
tbtnio  Tribnitter  psalmtn ;  meine  äugen  sehen  nach  den  trewrn 
im  lande.  LoTHia  pialm  tot,  6  (|^'et^ewen  Kci :  geirnwen 
DiiTiNRRiiCBa).  vgl  auch  iprOrA«  Salomot  14,  V>  bti  LurnEa 
gegenüber  der  altern  bibel  u.  a.  —  in  dem  britfwechul  det  Nürn- 
berger patriciert  Paumgartner  mit  uiner  braut  findin  sieh  threuas 
hertz  und  gethretirs  herz  neben  einander  {litt,  verein  204,  12 
und  15). 

6)  von  dem  concurrentkampfe  iwitchen  der  prdfigierten  und  ein- 
fachen form  macht  die  gebundene  spräche,  wie  erwähnt,  den  ihr  lu- 
sagenden  gebrauch,  schon  bei  \l.  Sachs  Idssl  sich  beobachten,  dast  er 
in  der  prosa  andere  neigungen  hier  bethätigt,  als  im  bannkreist 
des  versmaasses.  er  liebt  für  di*  Überschriften  t.  b.  dit  prdß- 
gterte  form,  während  er  innerhalb  der  gedichtt  seiht  im  güiehen 
susammenhange  die  einfach*  vorsieht,  so  in  der  historia  die  ge- 
trenen  weiher: 

nun  «chawei  an  die  treten  weibar 

die  also  jre  zarte  lelber 

all  Iren  adel,  ehr  und  eut 

Im  schsnti  ichlugen  mit  trewem  mut 

TQr  jro  verurteilte  mann 

aulT  das  lie  jn  hOllTen  ilnrvan.    8,  723  Ktllrr, 
tbenso  in  der  historia  der  neun  getrewen  haiden ,  sampt  jhren 
wunder   getrewen   thaten.  2, 299  Ktlltr  u.  a. ;   spätere  dichter 
netgen  umgekehrt  innerhalb   des   versmaasses  zu  der  prdfigierten 
form,  di*  jambischen  anlaul  gewährt:     ■ 

ein  getreues  herze  wUsen 

hat  des  höchsten  schätzet  preit. 

der  ist  selig  zu  begrOszen, 

der  ein  treues  herze  welsz. 

mir  Ist  wol  bei  höchstem  schmerze, 

denn  ich  welsz  ein  treues  herze. 

Hüft  das  gincke  gleich  zu  zelten 

anders,  als  man  will  und  m^-lnt, 

ein  getreues  herz  hilft  streiten 

wider  alles,  wa!<  Ist  feind. 

mir  ist  wol  bei  höchtlem  schmerze, 

denn  ich  weisz  ein  treues  herze  h.  f.  w. 

Plkmihg  Eisgen  treues  Hers; 

als  Ich  . .  ilier  war,  doch  lilelner, 

als  mein  getreues  schaTchen. 

da  folgt  ich  schon  der  Chloris, 

wie  mir  mein  treues  tchafchen. 

ÜAOiDoan  (Cfkfori«)  3,&9; 

der  maier  Hetz  nicht  nach; 
er  bat,  bis  tie  et  ihm  versprach, 
und  schwur,  sie  recht  getreu  zu  Tasten  . . . 
das  blld  war  treu,  und  schön,  bis  zum  enizOckan. 
GzLizRT  (Setiniie)  I,  89. 

von  d*n  klassischen  dichtem  neigt  GOthe  mehr  tu  der  toUertn 
form  in  den  besonderen  Verbindungen,  die  dieser  noch  erhalten 
sind.  Schiller  bevoriugt  auch  für  letzlere  das  einfache  treu, 
i'on  den  späteren  dichtem  wird  die  ptäfigiert*  form  namentlich 
im  jambischen  tersmaasie  begünstigt: 

der  königin  Margrete 
von  Österreich  getreue  kAmmerin. 

GaiLLPARZta  tOitokar  5)  ft>.  143; 
du  keusche  iiebesgötlln, 
getreue  gatiin  deinet  holden  gatten, 
di>h  fleh'  ich  an:  verleih  mir  deinen  schütz.     (2)48. 

^)  wie  in  der  gebundenen  sprach*  das  geregelte  versmaass,  so 
macht  sich  ein  ähnliches  bedürfnis  auch  in  der  sonstigen 
spracht  als  forderung  des  Wohllautes  geltend,  in  xusammen- 
sftiungcn  mit  unserem  adjeetiv  wird,  sofern  der  erste  eompositions- 
theil  mit  einer  hebung  schlieszt,  die  präßgi*rte  form  bevoriugt. 
so  überwiegt  pflichtgetreu  übtr  pflichttreu  {vgL  th.  7,  17(M  und 
1768);  50  jind  goltgetreu,  naturgetreu  {th.  7,4*1),  wahrheits- 
getreu, sachgetreu  {th.  8,  1603),  wortgetreu  u.  a.  uugniss*  für 
das  unbewusst  wirkende  rhythmische  gefühi.  einen  beweis  älttrrr 
stufe  der  composition  w\rd  man  in  den  belegen  für  präßgitrtt 
form  nicht  erblicken  dürfen,  weil  diese  wortgtuppen  erst  su  tintr 
uil  in  den  Vordergrund  tretet*,  im  dtr  di*  präfixlos*  form  schon 
begünstigt  wird. 

8)  di*  Wörterbücher  nehmen  nur  langsam  wn  dem  gtgensalu 
kenntnis,  der  sich  im  gebrauche  der  beiden  form*n  tntsponnen  hat. 

a)  die   älteren  vtrzeichnen   unsere  form  okn4  tisuckT4nku»§ : 


gedrouwa  (ßdus,  fiMt).  9*ethikr.  ti  f««  lt.  /«IrAasd.  lyl. 
UitrtNiacaWCicaia  •!•:  |«trta  H*Ut^  kt  *U  flim».  mmk 
tartpwM  teut.  bti  Horror?  H;  ceUvw,  /Um.  ßiiim;  ßdt  fr«. 
ditus;  qui  fidtm  iN«a  prtital  Hiaitc«  IMI;  4k9ikk  Dl«ratn 
(l«77)  ite.  Faitica  (1700)  iit.  Wntaaaa  (nu)  im;  fmnm 
fedeU,  ßde,  fidato  atTKLii  (1706)  i»;  fttrt«  ßdtU,  fA'^ 
dietionaire  du  toy«t*ur  \U;  |0(rt«,  /hMr,  Mai  ••■••«•. 
IloxToirr  1&9. 

b)  bei  SriCLia  rtrd  gatrto  «vr  iMäk  all  «MteMlte  M*n- 
^OTM  i«  treu  aufgeführt  Sil;  «Am*  M  f$tim  %,m,  SvtM- 
BAcn  (MI)  dagegen  beltft  tinf  frUantn  tmwnimfikitk  •mma 
form,  ander*  wirttrhüektr  lasten  —  tlnu  ik  (lataarti  «MW» 
sprechen  —  durch  dit  ort  itr  btl^ft  «k  JtHimmHu  tmhtaimufi» 
erkennen,  in  dtnen  galreu  ncft  kiU:  Im  »4m  galrw  m/n 
to  be  true,  trusty,  ftithfuH,  ktnttl,  ufri^  m»M  tf  ämmni 
ich  befehl  euch  g«ll,  und  verbleib  tacr  |«lraa«r  talor  . .  . 
rrtnein  yo«r  lovin;  partnt.  teiuek'*»fL  mh.  (171«)  MIO, 
Sr.BWAlf  (1782)   74U. 

e)  bei  Adiloitc,  dem  als  grändltdum  aa»«f«r  wiU  i 
dit  grosM  saht  dtr  ttrwtndungen  tm  gdraa  lak/U  «alfasfra 
ist,  erseheint  doch  das  terhäUnu  smitditm  iiittr  fmm  un4  «rat 
jüngeren  treu  in  schiefer  darstellung.  dtm  ktttreben  ftlfttd^ 
die  einfachere  form  stets  für  dit  älUrt  und  mrtptUngtsikrrt  s« 
halten,  giebt  er  an:  getreu  . .  dat  verlingrrle  wort  trau,  »alcii«« 
durch  dasselbe,  wenigafens  in  der  edlen  uod  antliodifrii 
tprechart  aua  verschiedenen  seiner  bedruiungen  terdraofet 
worden.  2, 63S.  au^  dtr  auffassmng  Aoilchs«  fmttt»  »ntk 
neuere  Wörterbücher:  die  richtigt  darsUUung  dt$  forMMMr*  M 
bei  Klogi  und  Paol  gegeben. 

9)  dl«  Steigerungsformen  sind  für  unser  adjettit  ve«  uagtiiiker 
ergiebigkeit. 

a)  der  comparaliv  tritt  vereinuU  c.uf  «■«  AM  irtara  *nßa$$ 
auf  dit  bedeutungtentwicklung  aus: 

o!  tklive,  niebt  getreuer. 

alt  feile  llebal  —  wis7  iriiut  du  surAcbT 

Vost  Shakttii^ar»  (Amtoniw  m4  Otmair»  k.  1: 
0  tiave,  of  00  more  trat!)  3.  IM,  tkeutmtacmt^ata* 
(bei  ScBtaeii,  Mn>(  Tuet:  iiichi  tr«aar  4«), 

des  herzent  klagen,  brin  und  innig. 

die,  liedgeworden  Ihm  eniklingeo, 

bai  deine  teele.  tief  und  sinnig. 

getrauar  alt  mein  lied  empfiogeo.    Laata  tatttmmmt, 

b)  dagegen  ist  dtr  suptrlativ  uiiyratrta  btlitht:  Ja  ttimer 
formelhaften  Verwendung  nimmt  das  cdjtttie  jt  natk  dem  ta- 
sa;ntn«nAanp  der  tntrgie  an  bedtutung  ab  oder  sm. 

n)  daselbst  irat  ich  mit  etluhen  meiner  getreatato«  aa«, 
und  liesz  die  priester  auch  dahin  leilrn.  LoaR'«aTaM  inat«. 
1,488  (I6!»9):  von  meinen  getreuesleo,  die  sie  raoden,  alt  fit 
hier  ankamen,  wie  wenige  sind  noch  Qbrig.  (>.  FaaiTAc  (aas 
«tarr  kitintn  stadt)  IS,  too,  vgl.  III,  d. 

ß)  der  ich  bin  und  verb'eibe  euer  gestrengen  .  .  .  f^ 
treuester  Tscherning.  »idmaa;  Ttuiia.iiaca  aa  Jf.  Ap4kt 
von  Löwensttin  l«t2.  vgl  aller  getreueale  seele  sp.  tilt. 

II.  die  attrüutiven  vtrbiniungem  des  aijtrütt.    dt*  unter  1,  4 
und  I,  5  dargtltgUn  bedeutungtn  trltalten  bti  tngertr  rrrliaiaaf 
mt(  ft«j(imm(rn   Substantiven  thu  neue  rMMaaf  rfsr  leriiBlaafe 
«n/wicliJun^.     sugUuh  isl  in  ditat»  mekr 


haften  Verbindungen  für  dit  priflfitrte  faim  gtllM  •••  tmmt 
gegen  das  eindringen  des  /ftaferta  (eaiarraalra  fsfslra.  aiÄ 
(ült  attributiren  Verbindungen  gaUren  kterher,  wmmtka  eMa^ 
sind  geUgentiieher  und  tufäUiger  naimr;  im  iknem  Mr*  *r  tm- 
sammenhang  locker,  und  das  adjertia  erUH  tstk  «aOertM,  ae 
(.  b.  ntbtn  den  aff^aüae»  aeanatlas  die  dem  Iraat«  IIMi|«r 
IM  KibtUtngtnUide  ftgekem  werden: 

mit  irürigen  «tuoio      dar  viel  ftulw«  ■••. 

den  er  daz  reden  bArta      der  keil  der  blici«  In  aa. 
M:s.  I  UdbaM««! 

der  vll  geiriwe  recke      barie  jrmtrkllch*  t^r»«*-   !••.«; 

der  gelriuwe  man  ist  eine  Verbindung,   die  nm  ^emrkikitm 

der   miUelhothdeuUcken   ditktmng   gektrt    mad    ä»   mM   #iMr 

wieder  versehwindet: 

st  sprich:  Ich  will  dir  blnU 

arzelgeo.  lieber  herre  mia. 

dat  ich  dir  wü  geiriu«*  »tn. 

tag  an,  bl«ii^  noch  ttaeiaT 

d«t  dO  mich  gesier  baiu, 

das  wll  ich  gerne  volgea  dir, 

aa  wol  af!  wlldn  sali  air. 

es  *t  rticb  oder  >l«bi. 

Ich  wil  dir  aitaa  aia  kaahi 

nad  dta  vll  gairiuwer  aaa 

iamcr  dieaoa  tw*  ich  kaa.  

Mft* 


4507 


GETREU  II 


GETREU  II 


4508 


nfi  habent  den  gouch  die  hArreo  sumtltoh* 

vil  baz  — ich  mein  ein  smeichensere  j 

der  niht  wan  schände  vähen  kan  — 

unt  smäcbent  den  getriuwen  man, 

Rbiiar  V.  ZwBTRR  1&4, 11  RöUiei 
iö  sprach  meiste.-  Hiltebrant:  'sihst  du  daz  EcJiehart? 
du  getriuwer  degen,  nu  bebe  dich  üf  die  vart, 
mit  deme  so  solt  du  vehten,  ein  getriuwer  man, 
du  hast  bl  dtnen  zUen  gar  grSzer  dinc  getan. 

rosenijarten  A.  288  Holt.  vyl.  der  getreue  Ecliehart. 

vgl.  auch  Schwabenspiegel  cap.  81,  l  Gengltr;  für  ändert  allere  Ver- 
bindungen, wie  der  getriuwe  knabe  u.  s.  w.  vgl.  mhd.  wb.  8, 106*. 

1)  Verbindungen  mit  Substantiven,  durch  die  personen  einge- 
führt werden. 

a)  mannigfaltig  und  bedeutsam  sind  hier  die  bildungen  aus 
dem  rechtsleben  und  geschäflsverkehr :  das  adjecliv  tritt  damit  in 
den  dienst  des  litelwesens  ein. 

a)  altsessen  und  erbsessen  und  getrawen  lavrten  a)zo  yü, 
alz  sie  ir  czu  rehte  habin  sal.  Magdeb.  fragen  228  Behrend; 
do  spracli  die  iungiste:  wenne  wir  ebenburlig  seyn  von  vater 
und  von  muter  und  sieb  is  nicht  czwischen  swestern 
voriaren  mag  umb  erblich  gut,  ab  ich  billichen  altsessene 
und  getrawe  lewte  man  manen  sulle  wenne  ymant  do  vor 
getreten  möge,  ader  was  do  recht  sey.  229;  so  gebe  man  in 
einen  ir  muoter  mage.  oder  einen  getriuwen  iantman. 
FicKER  deutscher  leute  spiegel  63;  und  wil  iener  bereden  daz 
er  getriwer  man  sei  mag  er  in  überzeugen  mit  siben  mannen 
daz  er  sein  triwe  habe  geprochen.  92;  die  vorgiftunge  ist 
gesehen  mit  der  erbhcrn  wille  und  vor  eime  richler  und  vor 
der  gehegitten  bang  (bank).  dorobir  had  Mertin  sein 
wizzebir  gegebin  den  getrauwen  nächebüren.  Dresd.  schöffen- 
streit  (15.  jahrh.  1.  hälfie),  Löhsch  und  Scürödbr  Urkunden  zur 
geschickte  des  deutschen  privatrechts  2,  244;  des  so  geslelte  der 
borggreve  den  gefangen  man  vor  gehegit  ding  unde  spreche 
mit  syme  vorsprecbin:  her  vogt  unde  ir  getruwen  scheppin, 
wenne  deser  mann  bosze  unde  falsche  briile  gefurt  hat .  .  nu 
vorschouwet  in  uwerem  rechte,  ab  her  dorumme  icbt  lyden 
sulle  adir  was  her  dorumme  vorfallen  sey.  Magdeburger  fragen 
203  Behrend. 

ß)  der  getreuwe  gezeug  derlöst  die  seelen.  Sprüche  Salomos 
14,25  bei  Eggesteyn  und  Koburger;  'ein  trewer  zeuge  errettet 
das  leben,   aber  ein  falscher  zeuge  betreugt.  Luther. 

y)  erbdienstbarkeiten  sind  solche  lasten  einer  liegenschaft, 
welche  weder  zum  vortheil  einer  bestimmten  person,  noch 
zum  vortheil  einer  bestimmten  liegenschaft  oder  ihres  be- 
sitzers,  sondern  zum  vorllieil  j«des  getreuen  rechtsinhabers 
bestehen,  badisches  landrecht  (1809)  §  7iu';  erbgült  oder  erb- 
zins  ist  eine  abgäbe,  welche  ein  eigentümer  von  dem  genusz 
eines  ihm  gehörigen  guts  an  jeden  getreuen  Inhaber  des 
gültrechts  zahlen  musz.  ebenda;  getreue  partei,  party  observant 
(im  gegensatz  zu  der  im  verzug  befindlichen)  Eitze.n  wb.  der 
handelsprache  317. 

S)  wir  wollen  auch  und  gebietten  allen  lauten,  unsern 
getruwen  fürsten,  graven,  frien,  rittern,  knechten,  burgern 
und  geburen.  (Ludwig  der  Bayer  1323)  oberrheinische  stadirechte 
1,  1,  8  Schröder;  wir  Friderich  von  gotes  gnaden  burc- 
grafe  zu  NUrenberg,  bekennen  und  tuon  künt  öffenllich  .  . 
das  wir  .  .  gelten  schullen  dem  edeln  unserm  lieben  getruwen 
Heinrich  vogt  zu  Weyda  .  .  zwei  tausent  geschoke  und  hundert 
gescboke  preiter  guter  Freiperger  grosen.  Urkunde  von  1373 
monum.  zoll.  4,242;  wir  Albrecht  und  Friderich  von  gotes 
gnaden  burcgrafen  zu  Nürnberg  verleben  und  tun  kunt  an 
disem  brif,  daz  wir  .  .  haben  geben  unsern  lieben  getrewen 
Gelpfrat  dem  velern  (etc.)  die  hernach  geschriben  gut.  urk. 
von  1357.  eft«ndo  3,313;  dobey  waren  die  edeln  und  wolgeboren 
.  .  getrawen  her  Virich  von  Falkenhuin,  ritter,  her  Reinzke 
Domancz  scolasticus  czu  Glogau  . .  her  Bernhard  von  Grano- 
wilz,  deme  wir  di  Sachen  haben  empholen  czu  vorschreiben. 
Urkunde  des  herzogs  Ladissla  von  Opel  1393  codex  diplomat. 
Silesiae  2, 63'  (in  63*  Variante  kegenwortig  den  edlen  unsern 
getrewen  mannen);  Maximilian  von  gottes  gnaden  Remischer 
kinig  unserm  getreuen  lieben  Hans  Kaspar  von  Laubenberg, 
unserm  rath  und  ohristen  veldhaubtman  unser  grafschaft 
Tirol,  schreiben  Maximilians  von  1442  ösierr.  weisth.2,  119;  dem 
edeln  unserm  vicedom  in  niedern  Baiern,  und  lieben  getreuen 
Jobannsen  von  Stauf  zu  Ehrenfels,  adresse  eines  briefes  herzog 
Christophs  von  fiatern,  Kuknnfr  6,129;  demnach  haben  wir, 
als  fürst  und  herr,  aus  fürstlicher  macht  und  volkumenhait, 
auch  mit  rechter  wissen  und  zeitigem  ratt  der  wirdigen, 
wolgebornen,  edlen    und  wolgelerten,  unsern  andechtigen, 


lieben  und  getreuen  N.  und  N.  unserer  geistlichen  und  welt- 
lichen räthe .  .  ain  gebUrlichs  und  notwendigs  einsechen  ge- 
than.  gerichtsordnung  des  thals  zu  Evas  (1550)  österr.  weisth. 
5,745;  demnach  gebieten  wir  dem  edlen  und  ersamen,  unsern 
getreuen,  lieben  Marthin  von  Pogmundtzu  Payrsberg,  unsern 
haubtmann  in  Evas  .  .  das  sie  dise  gegenwürtige  neue  ge- 
richtsordnung .  .  hanthaben  und  darnach  geleben,  fürstbischof 
von  Brixen  (l550)  österr.  weisth.  5,  745. 

e)  datz  uns  unser  lieber  herr  und  getrewer  vogt,  der  vest 
ritter  herr  Ulreich  Torer  von  Eyraspurcke  layder  von  todz 
wegen  abgangen  ist,  und  der  uns  und  unserm  gotzhaus, 
und  unsern  läuten  und  guten  sein  lebtag  getreu  und  bilf- 
leich  gewesen  ist.  probst  und  convent  zu  Beuerberg  (1412) 
monum.  boic.  6,  446;  ich  obgenannter  Caspar  Torer  vergich 
.  .  daz  ich  .  .  der  vorgenannten  getrewer  vogt ,  verantworter 
und  Vorsprecher  sein  will,  mit  allen  meinem  vermügen  und 
trewen.  446;  ich  N.  gloh  und  schwer  hiemit  zu  gott  und 
allen  heiligen,  meim  gnedigen  berrn  N.  och  der  Stadt  oder 
marckt  und  gantzer  burgerschaft  getrüer  und  fleisziger  vor- 
geer  zu  sein,  burgermaister  aid  ftetTeNGLER  laienspiegel  (1519)  C5'. 
^)  dazu  haben  die  von  unserer  niederen  landschafft  mit 
uns  geredet,  wie  ihnen  als  unsern  getreuen  landleuten  solche 
Uneinigkeit  zwischen  uns  getreulich  leid  als  billig  sei.  herzog 
Albrecht  an  seinen  bruder  Sigmund  (1467)  Krenneb  6, 127;  das 
wollen  wir  als  euere  getreue  landleute  untertbäniglich  ver- 
dienen, rath  von  Deggendorf  (1467)  ebendoit;  und  wo  wir  als 
die  getreuen  unterthanen  und  inwohner  des  landes  zwischen 
euer  beiden  gnaden  reden,  helfen  und  ralhen  möchten,  die 
landstände  in  Straubing  (1467)  Krennbr  landtagshandl.  6,  125; 
ein  getreuer  knecht,  unterthan,  un  serviteur,  sujetfidelehovDEKO- 
Bdxtorff253;  getreuer  diener,  unterthan.  Scbwan  (1782)  740. 
vgl.  sp.  4509; 

wir  müssen  uns  bei  Zeiten  tüchtig  rubren, 

und  können  drum,  trotz  manchem  schönen  gülden, 

getreue  unterthanen,  nimmer  dulden, 

dasz  Franken  eure  pferde  uns  entführen. 

G.  Hkrwkgh  Pferdeausfuhrverbot. 

1])  im  festen  vertrauen  auf  seine  alles  umfassende  gute 
solle  die  getreue  burgerschaft  .  .  durch  treue  gegen  ihren 
sie  liebenden  landesfürsten  .  .  gottes  segen  zu  verdienen 
suchen.  ChurpfaUbayerische  oberlandesregierung.  München  16.  märx 
1795;  soll  dein  getreues  volk  auf  deinen  mauern  stebn? 

soll  ihr  getroster  fusz  dem  feind  entgegen  gehn? 

J.  E.  SCHLBGEL  1, 123 ; 

dort  taucht  Wiener-Neustadt  auf  mit  seinen  zwei  schwarzen 
türmen,  diese  wahrhaft  gute  und  getreue  Stadt  der  Öst- 
reicber.  Grillparzer  (tagebuch  auf  der  reise  nach  Italien  1819) 
werke  19 ^  195; 

rat  und  bürgermeister,  herr, 

von  eurer  vielgetreuen  Prager  Stadt,     (könig  Ottokar)  6,26; 

alsdann  begab  er  (Friedrich  Wilhelm  IV.  in  Berlin)  sich  auf 
den  in  gold  und  purpur  prangenden  anbau  des  Schlosses,  wo 
der  thron  stand:  gegenüber  die  flaggengeschmückten  tribünen 
für  die  Vertreter  der  städte  und  des  bauernstandes;  da- 
zwischen tief  unten  die  Innungen  der  getreuen  hauptstadt 
mit  ihren  fahnen.  Treitschke  deutsche  gesch.  0,  50. 

d")  einzelne  beruf sformen :   l))  getrewe  räthe   vgl.   sp.  4510. 

2))  also  tuen  die  getrewen  chauffleut  hinder  sich  (iQ  <lnc 
man),  italienisch-deutsches  sprachbuch  58*  Brenner, 

3))  sol  er  ains  getruwen  artztes  raut  haben  und  das 
laxieren  sol  stulgang  machen  und  harn.  Steinhöwel  regimen 
sa7ntatis  327  Ehrle. 

4))  aber  es  sindt  yeczundt  ettlicb,  so  bald  ein  kunstbuch 
im  druck  ausgaet,  so  kauffen  sie  das  auff,  das  das  selbe 
buch  nicht  für  die  einfeltigen  solde  komen  . .  als  mit  etlichen 
rechenbücher,  die  von  getrewen  [meistern  an  tag  trewer 
meinung  mit  geteilt  worden  seiridt,  der  kann  nun  niemands 
schier  keins  uberkomen.  Fabritius  büchlein  gleichstimmender 
Wörter,  neudruek  iS  J.Meier;  ein  beschius  dieses  bücbleins  an 
die  getreuwen  schreib  schulers.  41. 

b)  Verbindungen,  die  aus  der  geistlichen  litleratur  in  die  weU- 
liche  übergreifen. 

a)  gott   der   vil   getruwe.  passional  38,  91   Köpke;  als   ich 
solchen  tag  fortt  zu  reitten  morgens  früe   an    die  band  ge- 
nommen und  den  getrewen  gott  zu  meiner  vorhabende  weytte 
raysz  umb  glücklichen  heystand  ersuchtt.  H.  D.KBAFTTretJ<n6; 
ach,  du  so  mild  getreuer  goitl 
du  Schöpfer  der  naiurenl 
warum  verliesx  ich  dein  gebot? 
wand  mich  zu  creaturen?    Spki  Irultnaohtigall 

(anderer  buttgesang)  112,  ausgäbe  von  1844; 


4509 


GETREU  n 


QETBEO  n 


aid 


vor  tiolie  roriten  toll  leb  kObnlieb  irtun: 

r [«treuer  gou,  hör'  noch  ainmal  mala  a«bo, 
BIX  mich  noch  •Inmal  uuihlK  tu  dir  beian, 
dion  will  Ich  frAblleh  «elbii  tum  lode  |<h'a. 

Tu.  Koami  Lutiitr>  momaUg. 
ß)  Itatriiiwe  btrro  ist  er  io  älleo  dneo  worteo.  waud«  «r  M 
);ele(ita  iü  er  gehlcx  (fidtUt  dominut  in  omnthut   vnbu  $uu). 
NoTiia  pialm  U4,  13;  getruwar  berru  ia  alleu  worteo    linen 
linde    heilieb    in    allen    wercben   ainea.    Windbtrgtr  ptalmtn 
(fehlt  bti  Luthkb;  in  anderen  überultungen  ander*  Wendungen); 
dit  icböiiite,  woi  die  welle  tchöpriing  koniii. 
Iit  eine«  kOnlgt  krun'  auf  eine«  menicheu  icheilel. 
rieht  auf  den  icbwachern,  halt  im  laum  dao  kübutro, 
dai  gute  thu  und  thu  ei  rasch  und  gern: 
sei  ein  getreuer  heir  emt  deinen  dienern, 
dann  sind  «le  treue  diener  ibrei  herro. 

Ubillpabib«  vaiiiinte  tu  'der  treue  diener  leinee  kerm' 
vijt.  S*uia  finleilung  tu  1,  &&. 

y)  getreue  cbristen;  it  waa  Cristen  unde  getruwe.  Hack 
Kölner  ehronik  607;  er  irweite  einin  Abiare  der  crislen- 
beit  uD(i  niQcboti  io  zeinim  gelriuwen  cbristen.  tpeeulum 
eecUtiae  05  KtUe;  alle  getreugen  cbrittan,  (vdiU/iJfli  cArutani 
SCBHELLBB  limbr.  wb.  241. 
o)  In  iiigeiitllcher  kere 

konde  er  wol  tpreehen  gotes  wort 

allouibslben,  hie  und  dort 

was  er  den  knmken  ein  *tab, 

den  er  guten  troüt  gnti, 

als  die  getruwea  hirien  tuut.  panional  11,  13  Kt^: 
dem  selben  getrewen  hirien  folgen  seine  scbeiTIein.  Lutbib 
i«rmon  von  dem  vucher  1520,  6  S*;  der  ander  iat  gwesen 
Jobann  Eeoinmpady  selig  der  löblichen  slat  Basal  getreuer 
hiert  und  warlialTter  leerer.  Sbbästian  Fiscbbb  Vlmer  dtronik 
17  Veesenmeyer;  getreue  scbüfer.  Ulkim  musenalmanach  auf  IVi, 
iwvdnieili  70;  getreuer  birt.  W'iiland  18,  180. 

s)  mit  Onesymo,  dem  lieben  und  dem  getreuen  bruder. 
Kol.  4,  0  (tbamma  liubin  jab  triggwin  brotbr.  UiriLAa)  codex 
TeplentiSf  ebenso  Lutber  ;  tiaer  bftotare  uiide  diaer  getriuwo 
brÄoder  bebAotet  iro  s61a  i'inde  iro  sinna  ällero  (Ate  tutelator 
fidistimutque  germanus).  Notkbb  {MareianusCapella)z^2'BatUmeT; 

d6  bcgundb  och  llAgen    Uoie  und  Görndt 
und  Ir  getriwe  mAge,    sl  b&tens  d&  best&n. 

Stiiel.  tO'il,  3  Lachmann; 
darum  sant  ich  zu  euch  Timotbeum,  der  da  ist  mein  liebster 
sun,  und  gelrewe  im  berren.  codex  Teplentie  1  Cor.  4, 17  {ßdelis 
in  domtno);  aua  derselben  ursacbe  habe  ich  Timotbeum  zu 
euch  gesand,  welcher  ist  mein  lieber  und  getrewer  son  in 
dem  herrn.  Lutbkb  und  die  tpdUren  überutter;  da  schrieb 
mir  mein  bruder  Hannsz  von  Berlichingen  seel.  anbero  gen 
Hornberg,  ich  solt  zu  ihm  kommen,  nachdem  viel  bauren  zu 
Schöntbal  ligen,  solt  ich  ihm  beiffen,  damit  sie  ihn  Dicht 
übereilten,  das  tbet  ich  nun  als  ein  getreuer  bruder.  GOrt 
T.  Bbblicbingbn  lebensbeuhretbung  neudruck  86  Bielmg. 

^)  1))  Cbyntiiius,  der  lieb  bruder  und  der  getrewe  ambechter 
iro  harren,  den  ich  sant  zu  euch  in  disein  selben,  der  mache 
euch  kunt  alle  dink.  codex  Trplensis  Ephet.i,H  (lidelit  minitter 
m  domino;  sa  liubo  bru^ar  jab  triggwa  andbabts  in  fratijin. 
Ulfilas);  Tycbicus  mein  lieber  bruder  und  getrewer  diener 
in  dem  herrn.  Lutbkh  und  die  tpdteren  übersetser ;  gißb,  guol 
acalc  inti  getriwi :  wanta  thu  ubar  fobiu  wari  getriwi,  ubar 
managu  tbih  gisezzu.  Tatia»  149,4;  sein  her  sprach  tu  im: 
frewe  dich  guter  knecht  vnd  getrewer,  wan  du  bist  gewesen 
getrewe  über  luczela  dink.  codex  TepUntis  Matthdus  U,  31 
(terv*  bone  et  fidelis);  genau  lo  EccEarBTH;  vrowe  dich,  gfttir 
knecht  und  gelröwir,  wan  du  ubir  w^nic  bist  gelr^lwe  gewest. 
Bbbkihs  evangelwnbuch ;  ey  du  fromer  und  getrewer  knecht, 
du  bist  über  wenigem  gelrew  gewesen.  Lutbbr  und  die  späteren ; 
wan  der  almSchtig  gott  erfüllet  dus,  das  er  seinem  getrewen 
diener  Beucdicto  verbeissen  hält.  dta{o^  iuncfi  Gregorii  (147t) 
2,  cap.  17;  es  ist  ein  grosz  ding,  sein  ain  getreuwer  diener 
güttes.  Kkisbrsberg  predigten  (l&io)  09'. 

2))  wie  bald  das  bescheben,  do  bat  «r  vom  fursten  «in 
Urlaub  genommen,  mit  vermelden,  es  sy  uit  mentscblich,  vil 
weniger  fürstlich  gebandlet,  ain  getrewen  diener  on  alle  not 
an  solliche  greulirbe  und  unvernünftige  tbier,  an  denen  kaio 
lob  oder  er  zu  erlangen,  zu  wagen  und  in  dodt  zu  schicken. 
Ztmm«rüeA«  eArontifc  4,  413;  es  ist  eyn  burger  vnd  gSte  penon 
di«  bat  eynen  seinen  getreuen  diener  . .  kranrken  auf  die 
freyen  Strassen  tragen  tbet  Dekameron  605,  li  Eeler,  r6««i« 
407,  16  u.  a. ;  Verachtung,  welche  in  den  bOsen  scbelckeo  v«r> 
borgen  leigt,  solch  aber  vff  frum  getrew  diener,  vnd  vffhchlig« 
vndersassen  allerley  bantieruog  {jeglichen  berufs)  nicht  gericht 
sol   werden.   Rbiabard  Loaicn  v.  Hadamab   »m  ^Mtf«  /WsIm 


^tUKf» 


««<  fTMwr  ktnm  kstsim  ricAMUfm 
{im)m9irmkip.mmi  «laftlrMNr 
•fl.  •*«•  i|k  «Mt  «•  aMtUrilMt 
s«io«  aatoritktttM  gvlKllft«,  ««ia* 
ikm  nob«<llo|t  feborcliea.  Hbimb  4m 

*))  griUael  Mir  m«in  kaaatrau  Margwüt 
und  scbwcgcr . .  ito4  4m  $titm 
26  Walü;  PeU,  dtf  iBDfhog,  hm 
den  ich  will  ocnneB  Klws;  im 
lieb,  die  ar  bell  «od  trAg«  i4  4«r 
I«  PkUognit  i,  12«,  ||  Uerwsn» ;  tio  §Hnm$r 
BosToarr  SM,  tfL  •*•*  tf.  umt  MkM  jr  tMtmm  JM^fc* 
fraweo  {ktmmtrfrn^  ktflahUtrim)  ti*  Mck  4m  kartM  IsA 
•rlied.  IIan»  Sacm  3,  I,  ITt;  BmmIAm,  im  §ttnm  tlW 
liog  des  kunigs  aus  UmpartM.  n.  Ml  ftflir  Cllw;  m  ««bH« 
et  a«iner  getreuen  Icibwache  »coif  dank,  imt  •!•  Ika  Jmb 
gefriszigen  »cbwert  aotrisseo  halt«.  HttJm  mlttminkmwn» 

c)  wihrend   sieh   in   4«n  unter  «)  «ni  h)  tuffefUsrUm  mt- 
Wendungen  mehr  der  he^nff  der  pßickUrfktiumf  §i$tn4 


Iw 


misehl  steh  bes  denjemgen  tubttantmut  die  4mt  ftkmU  4m 
freundsehaß,  der  liebe,  dem  rhelete»  wlaa— »•  ssa^  mitk  4m 
umfung^  im  feiu<«fat«w  «•  ien  k«iemmmtif0tä  im  täfMltm  «a. 
et|  w€9  wmif§mf  9ms  wm  mmmwmmmM  ^svppr  ms  mmsb* 
rerlbdtriNfSM  tu  4er  itr  freuuieektfl  kiUen  4i$  nsM^siar  «b^ 
saehwalkr. 

D)  bit  daruCr  di  gesanodteo  unb  goU  will«,  »«i««  gteMif 
getrau  fürpieler  b«y  seinen  gnedigalao  umi  fM^ifM  kam, 
den  gemeinen  bundsstennden,  zu  sein  arrt— <l,  Mar  7%tmm 
von  Absberg  IM.  wer.  114,  431. 

3))  man  find!  selten  gelreu«  ralftbcr.  A.  v.  En  tiitf4  Mk't 
wan  ein  ehrlicher  gesöll  in  seiner  I  ' 

wOder  vil  gestudiert  .  .  zo  getrewM 
defenssion  in  fQrfallandtem  scboUdtaHt 
sunsten .  .uoderbaltten  worden.  II  (J.  IrafI  frian  1.  syl.  ip»4M». 
2))  eine  besondert  berüJmtheU  hol  wUar  im  Irmmm  rmkf$tmu 
der  getreue  Eckebari  erlauft,  sthem  in  4er  Iul4enm§$  msdiiim 
dieser  mit  unserem  beimorte  gesthmfUkt  (syt  sf.  4M1)  md  memt 
der  susammenkamg  als  die  umieHkakmtm  mi§m  •«,  iea«  im 
lob  hier  wett  liber  4m  gewiknikkr 
dienstmannentreu»  hinausfekt: 

du  jprach  geiogeDitcb«  dar  getriuwe  Kckekart: 

-unter  beider  tuileo  «owin  oicbt  langer  gaepan*. 

den  schilt  begunde  er  vatxen.  der  geirlaw«  mms. 

er  sömte  sich  oicht  langer,  er  iprauc  i)f  dan  pH*. 

d6  wuot  durch  di«  r6>«a  der  geirluw«  Eclialian. 

dö  begegeat«  lose  Bagena  mit  «laar  »aall««  varv 

sie  gruottSD  dt  aioaoüer.  die  reckea  uovcrteit. 

ntcb  dam  guoten  gruota  der  vrlda  wan  üf  gaask. 
ro*Mlf«rt««  A.  3Nk  3M 

icAoR  W.  Gbim  {deuttthe  ktldema§e  im  «.  144)  *at  at  I 
sam  gefunden,  dast  und  wie  Stäekart  hter  4e9  kku  f^  smw 
tapferkeü,  den  ihm  KriemhtU  gemihren  vtU,  aUekm:  iek  tmliu 
mich  nicht  kU^seo  eine  ungalriBwt  Meli,  m,  1 
scheidende  Wendung  hat  dute,  all 
treue  Eckeharis  in  4»mm  mrkUMt  m  im  jmsfm 
erkalten,  in  dtetem  aafealr«Me  Irtt  tttthml  mmnt  äk  l 
dm  Jugend  auf;  darum  kmitpfen  mf  ~ 
der  heldensage:  und  waz  innen  zu  vögelte  f«b«a  w  \mi  l* 
beaorgend  und  zii  eim  z&btt  meisier  eia  bar,  4ar  »aa  ata 
beild  und  waz  genaot  der  getmwe  Eckharth  . .  alaa  MkidlM 
der  keiser  nach  den  jnogeo  Harlaoga«  aiaa  hnim  kla^ 
und  bleasz  sü  «rbenkeo ;  nnd  das  be*cka«fe.  aaa  Vaa  äff 
den  dag  der  gelruwe  Eckbartb  niU  dokdBl  ki  taMSasi 
waz  gertttao  aia  ralai  wo  kia,  daa  ar  ia  ir  Iaa4  hrnrnf^t^ 
aUe  mrrtit  im  Miiulutkn  (tViaM.)  •. 4.  tafm  «liLm 
Ml  «a/«*fr  pnfalt  M<  im  traaa  Eckart  ia  4m  «attMmfcAia 
MUmmurdet  t&.  iraä  I«.  iaMM*m  MiMr,  «•  ift«  «M  4<t  aa^ 
mm  VenutUerft  •ertaipfl  {m  »dm  m  im  arfirsa  das  HaaaAaa 
V.  Sacbsbshii«  38  «.  «.):  au  der  Ujretnfetm  M  im  ^mm  tkm- 
beferung  dt  pN/t«  abgestreift :  l»l  aock  eia  «prtckwait;  tik 
gewann  dich  ala  dar  ira«  üaccarA.  Avaarw  «Ana*  I,  «i^t^ 
Mr*»  4,1  (»»*.  efdltr  Acaicota  an  ^pMkMrt): 

«in  wallkmdar  arall 

w«Q«i  in  «ln«B  «ald 

J«a«aa«t  dar  traw  Eckkart 
er  aak  bau  otaakart 
vtl  dtafs  rar  kartaaa  tafaa 
4m  fadacit  Iah  m  ttufm 
wo  vaa  bham  «a  iaaakwar* 
4«s  kaia  ira«  wm  aal  ari. 
a.  SAcaa«fa|esprask  ■*« 


TVot  90iltv%Mi  miw  viVBi  ^Mnwvy 


«tMsaaa>liBiir.«<«f»a«i 
p*i  fMralari  wm  !.■•'• 


4511 


GETREU  II 


GETREU  II 


4512 


die  romantik,  die  auch  diese  gestaü  wieder  erweckt  hat,  gab  ihr 
die  mittelalterliche  form  zurück.  Tieck  knüpft  unmittelbar  an  die 
vorrede  zum  heldenbuche  an:  ebensowenig  kannte  ich  damals 
die  Nibelungen,  sondern  nur  das  beldenbucb,  in  dessen  vor- 
rede ein  getreuer  Eckhart  erwähnt  wird,  der  die  jungen 
Harlungen  beschützt  und  der  nachher  bei  Hans  Sachs  und 
anderen  dichtem  oftmals  sprichwörtlich  vorkömmt  und  immer 
vor  dem  berge  der  Venus  wache  hält,  werke  i,  171  (Phantasus). 
an  Tieck  schlieszt  sich  dann  Götbb  tn  seiner  ballade  'der  ge- 
treue Eckart'  an  und  von  da  aus  sind  die  heutigen  Verwen- 
dungen beeinfiuszt: 

und  der  es  euch  aniqib  und  der  es  befiehlt, 
er  ist  es,  der  gern  mit  den  kindelein  spielt, 
der  alte  getreue,  der  Eckart.  Götbb  1,  227; 

daher  das  sprüchwort:  'der  getreue  Eckart  warnt  alle  leut'. 
F.L.Jahn  toerüre  2,  2, 4S2 ;  so  blieb  Lafayette  sich  immer 
gleich  .  .  ein  getreuer  Eckart  der  freiheit,  steht  er  noch  immer, 
auf  seinem  Schwerte  gestützt  und  warnend,  vor  dem  ein- 
gange der  Tuilerien,  dem  verführerischen  Venusberge,  dessen 
zaubertöne  so  verlockend  klingen.  Heine  das  bürgerkönigtum 
2.  buch;  alsbald  nach  dem  thronwechsel  muszte  'graf  Anton' 
nach  Charlottenhof  übersiedeln,  damit  er  dem  könige  als 
ein  getreuer  Eckart  immer  zur  band  sei.  Treitscbke  deutsche 
geschichte  5,  IS. 

ß)  das  freundschaftsverhältnis. 

i))  'ir  sult  zuo  disen  landen  uns  willekomen  sin, 
mir  und  miner  muoter.  und  allen  die  wir  hän 
der  getriwen  vriunde'.     dö  wart  da  nigen  getan. 

Nibelungen  54$  Lackmann; 

w&  uu  getriuwer  friunde  rät? 

waz  tuen  ich,  daz  mir  liebet  daz  mir  leiden  solte? 

Rkinmar  v.  Hagenau  minnes.  frUhUng  166; 
swer  mir  ist  slipflc  als  ein  is 
und  mich  üf  hebt  in  balles  wis, 

sinewelle  ich  dem  in  sinen  handen  {in  dessen  Händen  bin 
auch  ich  wie  eirie  kugel), 
daz  sol  zunstaste  nieman  an  mir  anden, 
Sit  ich  dem  getriuwen  friunde  bin 
einlcetic  urnle  wol  gevieret.   Waltukr  79,37  Lachmann; 

ich  han  einen  gelruwen  vrunt,  dat  is  ein  goit  geselle.  Kölner 
handschrift  von  der  seelen  trost  Fromm ann  2,  9;  darum  sol 
sich  ein  yeder  mensch  emsiclichen  bei  seinem  leben  für- 
sehen mit  einem  getreuen  andechtigen  freund  oder  gesellen, 
der  im  an  seinen  letzten  Zeiten  getreulich  beistand,  visio 
Tundali  (1476);  ich  frey  mich  viel  guter,  lieber  und  getrewer 
freund,  damit  ich  frewd  vnd  lust  habe.  Petrarca  (trostspiegel 
1.  buch,  50.  eap.)  1596  Francf.  47';  getrewen  und  guten  freunden 
ist  man  viel  schuldig.  Henisch  15S7;  ein  getrüuer  freund,  fidus 
amicus  Steinbacb  841.  Schwan  (1782)  740. 

2))  was  is  nu  din  getruwe  geselle?  Kölner  handschr.  von  der 
seelen  trost  Fbomhann  2,9;  ein  vornuSliger,  de  by  getruwer  ge- 
selschop  gewant  ys,  schal  ydt  nicht  darvör  achten,  dat  he  leve 
na  vorlatinge  syner  truwen  gesellen,  jung,  glosse  zum  Reineke  de 
vos  m  Brandes;  und  als  er  solchs  verrichtet,  ist  er  (Heliseus) ]m 
(dem  Heiisa)  auff  dem  fuszstapffen  nachzogen,  und  sein  ge- 
treuer gefert  und  mithelffer  allezeit  gewesen  und  geblieben. 
JosKPHus  jüdischer  krieg  (Frankfurt  1571)  145';  jene  begeiste- 
rung  dunkler  thatkräftiger  kriegerischer  naturen  von  sich 
selbst,  welche  sie  treibt,  in  sich  den  ausgangspunkt  einer 
neuen  weit  zu  sehen,  eine  begeisterung  zu  welcher  sich  dann 
die  getreue  beermannschaft  bald  hinzuzufinden  pQegt.  Ihmer- 
mann  memorabilien  1,  359;  seine  erste  manier  zeigt  ihn 
als  garnichts;  seine  zweite  manier  zeigt  ihn  als  einen 
getreuen  Schildknappen  der  Schlegel;  seine  dritte  manier 
zeigt  ihn  als  einen  nacbahmer  Göthes.  Heine  (über  Tieck) 
Deutschland  l\,  2;  Michelet  und  Quinet  sind  nicht  biosz  gute 
kameruden,  getreue  Waffenbrüder,  sondern  auch  wahlverwandte 
geistesgenossen,  parlament.  periode  d.  bürgerkönigthums,  53.  brief. 

3))  die  oben  erwähnte  Verbindung  getreuer  gefert  hat  in  der 
beiiehung  auf  Achates,  den  fahrtgenossen  des  Aeneas  (ßdus  .  . 
Achates.  Aeneis  1,  188)  besondere  Verbreitung  erlangt,  im  17.  Jahr- 
hundert bildete  diese  Verbindung  geradezu  den  titel  für  reise- 
handbücher:  Martini  Zeilleri  'fidus  Achates'  oder  'getreuer 
reisegelert'.  Ulm  1661. 

4))  der  Verwandtschaft  nahe  stehen  die  naehbarn:  was  beiszt 
denn  täglich  brot?  .  .  fromme  und  treue  oberberren,  gut  re- 
giment,  gut  weiter,  friede,  gesundheit,  zucht,  ehre,  gute 
freunde,  getreue  naehbarn  und  desgleichen.  Ldther  kleiner 
katechismus,  vgl.  Mfr.LER  die  symbolischen  bücher  der  evang.-luth. 
kirehe  360 ;  da  reit  ich  als  ein  getreuer  nachbar  ihro  fürstlich 


gnaden  zu   ehren  und  gefallen.  Götz  v.  Berlichingen  lebens- 
beschreibung  85  Bieling. 

y)  Verwandtschaft,  liebes-  und  eheleben,  die  einzelnen  grade 
der  Verwandtschaft  nehmen  namentlich  in  der  geistlichen  ausdeulung 
das  beiwort  getreu  an  (vgl.  sp.  4509).  sonst  ist  die  Verwendung 
des  adjeclivs  im  besonderen  für  das  liebes-  und  eheleben  beliebt, 
sowol  in  lockeren  Verbindungen,  als  in  formelhafter  erstarrung. 

1))  Tristandes  wip  Isöt. 

si  sprach  'ouwe  grözer  not 
der  ich  hän  vil  armez  wip  .  . 
Tristan  herre,  ich  enkan 
noch  enmac,  getriuwer  man, 
dich  überwinden  iemer  m6. 

Tristan  als  manch  1296  //.  Paul; 
zwo  getrewe  eheversipte  hende  förderen  mehr  als  acht  frembde. 
Fischart  Garg.  HO  neudr.;  neun   getrewer  weiber.  H.  Sachs 
2,  ZOb  Keller; 

mein  freud  hatt  ich  verloren 
mit  kümmerlichem  schmerz; 
die  wird  jetzt  neu  geboren, 
lieb  trost  mein  betrübtes  herz, 
weil  mir  gott  wiedergiebet 
ein  getreue  weiblich  zier. 

V.  Hauszmann  neue  hockzeit-  und  brautlieder  9  (1602) 
bei  Hoffmann  1,  111 ; 
getreuer   liebhaber.   Schwan  (18U)  439;    getreue    gattin    bei 
Grillparzbb  vgl.  sp.  4505; 

ich  bin  ein  mann,  und  hab' 
als  manu  ein  recht  auf  ein  getreues  weib ! 
und  fass'  ich  dies  mein  recht  und  ihre  pQicht 
in  ein  ^efühl  zusammen:  frei  und  stolz 
möcht'  ich  da  sagen :  wer  so  sprach,  der  log. 

Hebbel  {Genoveva)  l"-*,  167. 

2))  die  formelhaften  Verwendungen  gehören  dem  briefstile  an, 
der  sich  seil  ende  des  16.  Jahrhunderts  auch  im  privatverkehr 
der  formen  der  kanzleisprache  bedient :  dein  gethreuer  herlzlieber 
preüttigam  unterschreit  sich  Balthasar  Paumgarttner  der  jüngere 
von  Nürnberg  (l582)  in  einem  briefe  an  seine  braut  (litt.  ver.  204) 
s.  6  u.  a.  er  redet  sie  an:  erbare,  tugendreiche,  gethreue, 
freunndliche,  hertzliebe,  verthrauhte  braut,  ebenda,  vgl.  auch 
s.  11 ;  als  ehemann  unterschreibt  er  sich:  dein  gethreuer  lieber 
hauszwyrth.  ebenda  s.  38  u.  a.  als  braut  redet  ihn  die  Magda- 
lene  Belieim  mit  du  mein  herzalerliebster  getreuer  breudigam 
an;  für  die  Unterschrift  begnügt  sie  sich  mit  ihrem  namen.  aber 
andere  frauen  jener  zeit  gebrauchen  auch  hierfür  dieselbe  formet : 
datumb  den  16.  marzi  im  1566  jar  Sabina  Christof  Scheurlin  dein 
gedreue  ehwirtin.  vgl.  Steinbadsen  geschichte  des  deutschen 
brief s  167.  ähnliche  briefformein  sind  noch  heute  üblich:  vgl. 
G.  Keller  7,  213  u.  a. 

2))  das  adjectiv  wird  auch  auf  andere  wesen  übertragen,  denen 
menschliche  züge  geliehen  werden, 

a)  in  der  thierwelt  ist  vor  allem  der  hund  ein  oft  belegter 
Vertreter  dieses  attributes: 

a)  ein  guter  gelrüwer  bunt  der  sinen  herren  gantz  lieb 
bat,  der  vörcht  gantz  nieman.  Geiler  v.  Keisersbehg  christ- 
lich bilger  (von  dem  hunt  des  göttlichen  Opfers)  136';  die  vierd 
eygeiitschafft  die  ein  getruwer  bunt  an  im  het  ist  das  er  sinen 
herren  warnet  und  billet,  und  in  weckt.  138°;  daz  du  nit 
an  stat  eyns  bescheidnen  cbristenlichen  getrüwen  hündlins 
eins  götlichen  ernstes,  eynen  unsinnigen  wüttenden,  schelligen 
rudden.  140'  und  and. ;  der  ritter  mit  dem  getrewen  hund. 
H.  Sachs  2,  274  Keller;  Simplicissimus  sähe  einen  mahler  die 
trew  in  gestalt  eines  weibsbildes  mahlen  und  neben  sie 
einen  hund  als  dasz  getrewiste  thier.  vgl.  sp.  4502; 

wie  dachs  und  Windspiel  alle  hunde  heiszen, 

die  eigne  rasse  aber  unterscheidet 

den  schlauen  spürer,  den  getreuen  Wächter, 

den  nüchtgen  Jäger,  Schiller  (Macbeth)  11,  72; 

mit   lächelndem   mitleiden  .  .  .  schaut  es  hinab   auf  die  be- 
kannten   kläffer,   die   mittelalterlichen   rüden,   die   getreuen 
pudel  und  die  frommen  inöpse  von  1814.  Heine   das  bürger- 
königtum im  jähre  1833,  9.  brief, 
ß)  in  der  thier fabel: 

o  Reinke,  getruwe  vos, 
de  hir  sus  gravede  in  dit  mos 
dessen  schat  mit  diner  list, 
gott  geve  di  ere,  so  wor  du  bist. 

Roinke  de  vos  2477  Lübben. 

b)  übertragen  auf  die  geisterweit: 

holfuung  bleibt  mit  dem  leben  vermiiblt,  die  schmeichelnde  göttin, 
angenehm  vor  vielen,  die  als  getreue  dämonen 
mit  den  sterblichen  menschen  die  wechselnden  tage  durchwalleii, 

GöTUE  (AcUiUeus)  4ü,  351. 

c)  gebrauchsgegenstände  werden  fersonifidert : 


4513 


GETREU  II 


GETBEU  II 


4ftl4 


SulpitUl  er«!  (olUi  du  lehwaogar  laiD? 
nun  «oltfl  du  gar  die  bliiurn  krlageoi? 
Ihr  Int«  fobwelgi,  und  gebt  Ihr  gir  niehu  «In, 
denn  eioar  muii  ilcb  doch  b«trüg«n. 
nein.  Oberlaiit  ile  der  nnlur, 

und  dum  ihr  lo  Ketreuen  bi-tie.  (i»t.L*»l  (äiskrankrfrau)t.i\h, 
3)  talilrtieh  vtrbreiM  und  m annig /alttg er    art   tind  die  Ubtt' 
tragungtn  auf  kOrperthtil*  und  orgunt  des  mtnuhen,  auf  mtnith- 
Uchi  Ubimdutterungtn  und  einnchtungtn. 

a)  unter  den  körperlheiUn  tleht  du  band  als  lymbol  dtt  bt- 
titut  {Ih.  i,  2,  352)  im  mitlflpunklt  weit  ttriwngtrr  formein  d*r 
nehtsspraeht,  andtre  rn-ftiiiifuny«»  bltibtn  mthr  vtrtintfU  und 
beruhen  auf  poetiiehtr  friihtü. 

n)  in  die  hand  vird  betitt  lu  tigtntum  übtrgtb*n,  in  die 
getreue  band  wird  dir  beiiti  nur  anvertraut: 

1))  by  wolle  wir  sagen  von  gelde,  das  zcu  getrauwer  banl 
gegebin  iil,  wy  man  dorunib  clagen  aal.  Magdtb.  fragtn  175 
Bthrini;  in  einer  Variante:  gelt,  das  eyme  zu  getruer  baot 
und  ciu  bebalden  iat  gegeben;  09  gülden,  dy  Jobannei 
Kuracboer  rzu  gptrawer  baut  und  Ton  bepbelunge  wegen 
geantwort  bette.  342  u.  a.;  unserm  lieben  getrüwen  Heinrieb 
vogt  zu  Weyda  und  allen  seinen  erben  und  nacbkumen,  und 
{tetnen  bevollmächtigten)  Ruczke  von  Swanberg,  Heinrieb  von 
Geracb  .  .  Heinrieben  Heussen  von  Ranberg  zo  getrewer  hant. 
Urkunde  des  burggrafen  Friedrieh  von  Nürnberg  1S"3  monum. 
Zoll,  4,242;  das  vor  uns  kernen  ial  Janko  von  Zackeraw, 
unser  lieber  getrawer  .  .  und  reicbt«  uff  reclit  und  redlichen 
dem  vroltuchtigen  Janen  von  Neuemdorffe  oucb  unserm  lieben 
getravren,  seinen  georben,  elicben  nachkömen,  und  zu  ge- 
trawer band  den  woltucbtigen  Heinrichen  Dzaluscha  von 
Kobilitcz  und  Nieolayen  Zwoysky  von  grossem  Calinavr  die 
dorffer  und  gutter  seines  teiles.  urkund*  von  1454,  codex 
diplomat.  Siletiae  I,  127;  von  erlegen  babe  oder  guter  tu 
getruwer  hand,  genannt  depositum.  Worms  üadtrechltreformation 
von  1499  5,2,  litel  4  Überschrift;  einem  etwas  zu  getreuen 
bfinden  vertrauen,  däposer  une  chose  entre  Us  maint  de  queleun 
KuNDBAU-BaxT0Brr238,  ebensoScavikn  (1782)  740;  getreue  band 
wird  in  den  Hülliäcben  saltzwerken  genannt,  wenn  ein 
Hallischer  bilrger  die  tbal-gUter  auf  seinen  nahmen  brachte 
ond  sieb  damit  belehnen  liesze,  die  doch  nicht  seine,  sondern 
einea  anderen  Hllliscben  bUrgers  wflren,  dem  er  auch  die 
nutzung  davon  abTolgen  Hesse,  welches  aber  in  des  ertz- 
biscboffs  Ernest  regiments  Ordnung  gantziicb  .  . .  verboten. 
HOBNBa  na<ur-,  kunst-,  berg-  .  .  lextkon  (1717)  706. 

2))  im  Ittsten  beispiel  tritt  die  volkstümliche  neigung  lu  tage, 
die  worlgruppe,  die  innerhalb  des  satsgefügts  eine  bestimmte 
Stellung  einimmt,  auch  ausierhalb  des  satigefüges  und  ohne  jeg- 
liche einschrdnkung  zu  verwenden,  so  geht  der  abstracte  sach- 
liche begriff  geradeiu  auf  die  person  über,  mit  der  er  gewohn- 
heitsmdssig  sich  verknüpft,  neben  gelreubander  {s.  d.)  wird  der 
mandatar  auch  kuriweg  getreue  hand  ^«nannt.'  des  haben  wir  in 
und  irn  erben  oder  getrüwenhenden  ala  si  obengeschribeo 
aten  für  die  selben  fUnftzig  phunt  beller  zu  kauf  geben  .  . 
den  aewe  der  nebst  .  .  Ingelstadt  gelegen.  Urkunde  von  I34ft 
monum.  Boiea  41,  187;  getreu  banl,  manu/fedelis.  vocab.  incipient 
teut.  HuPKUKr93  (in  ilteren  vocabularien  manußdelis  von  tröwun); 
getreue  hand,  homo,  cujus  fidei  aliquid  tuto  eommittitur  Schbbz 
542.  vgl.  auch  sp.  4521. 

3))  dieser  formelhaften  ausprägung  gegenüber  beruhen  auf 
freierer  grundlage  Verbindungen  wie:  getreue  band  gebt  durchs 
gantze  land.  Frisics  handw.-ceremowen  63S; 

urplötzlich  trug  una  feuriger  ungestüm 
tum  weiten  obdach:  und  von  geeichelteo 
laubliranien  all.  umhOllt  die  »cheitel. 
rOgteo  wir  bund  mit  getreuem  bandsehlag. 

J.  H.  Voss  (buHiltiteiche)  rdml/.  ged.  (1925)  S,  6. 
ß)  l))  die  feflehten  getreuwen  nasen  werden  vi!  Schluckens 
vnd  truckens  hedörffen.  Fischart  praktik,  neudruck  29. 

2))  wie  mancher  bat  die  heiligsten  m&nner  still  an  den 
winden  hängen,  und  sie  aeben  ihn  an  mit  ihren  frommen, 
getreuen  äugen,  er  aber  flucht  und  achimpft  und  iflgt  doch. 
AuKRBACH  schatskdstUin  2,  80. 

'))  und  wirft,  mit  milder  band, 

da«  kern  in  den  getreuen  bueen  {faithfHl  botom)  der 
erd'  in  daa  gtbrochn«  land. 
Rrociis  7a/ir«it<i^ri«  {frUUing  48); 
so  röhrt  zu  aeioer  Jugend  hOtten, 
lu  seiner  uuschutd  reinem  glück, 
vom  fernen  ausländ  fremder  siitea 
den  OQcbllIng  der  geaang  lurOck, 
In  der  natur  getreuen  armen 
vor  kalten  regeln  lu  erwärmen. 

ScBiLLBR  {maoht  in  fMCNfM)  tt,  U. 


«)) 


00  weit  Ml.  awalck  atocM  wl», 

•k  al  Mt  foiHwM  Hf.  ^ 

^  *»*  mmn  M««kr<&«  atki 

4M  al«  jBtr  afi  «idMi  flkt. 

lofc  k—4«  »|>-  tfntkf  U*.    m*u»Am  Nn-Wt.^ 

^)wu  initm  ItUkm  »ävM  *r  Hf^  a»  mm4m  mäk  «» 

menukUeken  m§9t  f$nu  im  thtrtrwtmtm  ikm»  mHämi  ' 

verbunden:  nuot,  gtmAlk,  b«rt,  atoo«. 

')  und«  mta  kar  GAwala, 

a*  Um  «IM  IM  ««aolMla 

«ni  wart  MtMck  mi4«  t—t, 

barro  Iwala  «lai«  faaollaa.     Iwttm  tlW: 
•10  getreues  gemOlb,  mm  im  l0uU  Roa»tA9-B«STMrr  M- 
*b*nto  ScawAN  (nu)  74«. 

fi)  allla  gatriw«  kertao 

prOevaa  4U«o  arntttn 
uod  de*  gr«cMi  ■■ca— ak. 

dar  aa  4w  hftaMakaii  «Makaak. 

OnatAa  «aterr.  raiaMkrMtt  tIM*  fIgmUUr, 

•10  getrewes  berU  ist  aller  ehren  wartk.  HiaMca  IM7:  la 
aller  eil  schrieb  ich  an  meioa  ailargelreuesU  «mI«  ti»  mm 
flüchtige  teilen.  F.LJabü  werkt  l,  s.  4M;  wftitaal  .  .  i». 
neben  doch  deiner  aelb  auch  nitt  fargtaa«*«  m4  «m  air 
zu  viel  bundertthausennd  maleo  ioo  data  gctkrtftM  Ikotts 
freunndlicb  und  fleytaig  von  mir,  drin«i&  vcrtkraolkao,  §»- 
gruest  sein.  Balth.  Paumgartner  an  setne  brtut  (UM)  MMrar. 
verein  304, 11;  waa  mir  in  der  stille  zusetzt,  4m  iM  4<r  fW> 
lust  an  guten  kameradeo  ond  getreuen  benaa,  4<a  ick  ImI 
taglich  erfahre.  G.  FaKTTAC  (aiu  eimtr  Utkun  statff)  tJ,  IMu 
y)  hit  gat  gauiuw«  ainna. 

iA  lAi  ar  mira  la  frObte  keaaa.  WairaAa  Nrs.  IM.  M. 
e)  auch  die  tkaiigkeü,  du  von  den  kiefmtkäkm  mai  mfutm 
ausgeübt  wird;  iia  wirku%§en,  ite  aaa  Man  «aafrfM«,  aataM 
das  altribut  tu  sitk. 

a)  in  poetischer  überlragunf:  die  getreo«  thrto« ,  tlkr«,  «ia 
bild,  das  in  der  diehtung  des  17.  aufdts\%.)k.  kffi§  oiiliiiäht. 
die  teeilge.  so  wir  aaitit  tu  grabe  iragaa. 
der  auch  die  ganisa  audi  gairaaa  ikrtaaa  aakaaifel. 
Meataroaat  (IMi)  MaM^aAMt 
lata  olohl  Jaaus.  von  walcban  dar  Sarapk  oa  allM  «nkkllaT 
ach  Ich  weist  «a  noch  wohl,   wla  ar  ua<  iabrfta^ilf  aaaanau. 
wie  er  uni  an  die  klopfende  bruai  mit  tlrtlichkelt  drficku. 
eine  getreue  tibre  dar  hold,  die  leb'  leb  noch  lamar. 
natiia  sein  aoillti.  IcU  kttstie  tie  auf.  die  seh'  Ick  aa«k  I 

KLOrataek  Mtniat  I.  ( 
himmiiacba  freunde,  kein  trftstander  blick,  und 


jener  retreuan  der  goitbeli  und  meoicbbeit  wAHIna  «Mraiw 
soll  mir  nngeaahn  in  dam  gflitilcbeo  auga  licb  11  ^aa,     I^A. 

ß)  1))  katriwu  minna,  ßdus  affecltu.  glMttm  aa  ffwraafaMf 
Stbimmbtib-Sibvkrs  2,331; 

getriuwe  minoe  aueta  birt. 
weit  goi,  uns  wiban  niemer  wIrt 
eraettet  dtn  dienest  und  din  inkl. 

7Vuf«a  tU  mtmek  IIS1  Nat: 


teirewe  lieb  von  bartiaa. 

Ean  olcbi  wol  a«in  obo  lehaanaaa. 


H 


U«?} 


hier  denk  Ich  dein,  e  vatarlandl 

wie.  tief  In  barm  varaanki, 

dei  Jüngling«,  der  am  klipp«ntiraa4 

aaln  grao  in  •cbllTbruchitrummi    _  J 

getreue  liebe  denkt.  M«TTai(»o^  (dar /NaädNa«)  l.ttl. 
3))  getriwer  belnllcbe     <ol  ich  dir  waeaa  ■■kerali. 

SiM.  7»s.  4  (.- 
wa  getypt  oder  tus  guot  frflnd  nii  in  getrtiwrr  ainikak 
die  milszen  vergao,  ala  aoa  dise  fabel  bcwyaec  SrgnaOwtL 
Esopus  [littertr.  ver.  117, 171);  von  der  getraflao  waraa  fraaal 
achaft.  Decameron  M2,  9  C<^i«r:  blstoru  dar  gatrewta  (raaai- 
achafl  .\gathoeli.  H.  Sacr«  2, 182  itiltr. 

3))  als  die,  so  getreuer  maiauaf  aa4  a«a  K.  M.  mtA  f.  Qm. 
bevelch,  auch  beider  Uil  bit,  Mari—  ali  M4«feaa4tor  kadk 
bemOt  gewessen,  entwurf  itr  ftaaiattoariea,  4b  Ibi  aa^raf 
der  gläubiger  des  A««ms  UocksidUer  «a  iafslari  mkuiitn 
(1530)  d.  stddtechron.  3S,  332.  s^er  ial  ftratfr  Mrr  <~ 
form  beliebt:  treuer  meinang  t.4.;  aoa  ial  aM 
gnaden  irre  ein  getreues  leid.  4it  InmiiUmii  im 
kntog  Christoph,  Kaiü^BB  t,  I3&. 

y)  D)  doch  hatten  vrir  ein  waoif  wailer  aiücfaoa  lil 
profandi  halb:  aber  i  uoaarar  gcaallca  kaadea  wir  aH  ar> 
halten,  sonder  logeo  Ober  nnstr  gt<r«ka  vataalMB  Maria 
in  denn  flecken,  ao  verhiMt  wir  ioaaa,  «Ir  «alMM  ir 
warten  . .  aber  aia  kSadea  oit  gar  la  48ai 
wordenn  aie  aabpracki  aad  daraaall 
ScaaiDiia  retae  tvT  iaagaiaalil,-  gatfw  «ai  §ikmmm»  «al> 
tiebuog.  M«rr.  wriitk.  I,»«:  iat  aa4ara  4ia  iMiaitt  aaja 
nit  fSkod  aio  gatraw  laiif  oiat.  S.  Fbascs  cim*  (IMM  %  *f  ■■ 


UeaHfiMm 
itliti  t«. 


4515 


GETREU  II 


GETREU  III 


4516 


gleich  jener  in  der  Vesta  tieiügthuma,    ', 
erhielt  getreue,  rege  Wachsamkeit 
die  heiige  lohe  rein  und  schön 
und  hoch  vom  anbeginn  bis  heut. 

BÜRGER  (Georgia  Augusta)  2, 139; 
wonnelohn  getreuer  huldigungen, 
dem  ich  mehr  als  hundert  monden  lang, 
tag  und  nacht,  wie  gegen  stürm  und  drang 
der  pilot  dem  hafen,  nachgerungen.    Iverlust)  2,123; 
nie  friunden  baz  enbdt 
so  getriuwe  msere     deheiner  slahte  man, 
als  in  der  herre  Sifrit      und  ouch  sin  vater  hat  getan. 
Nihel.  713,  3  Lachmann; 
ausz  der  tragedi  hab  wir  sehr 
zu  Warnung  zwo  getrewer  lehr, 
die  erst,  das  man  vor  krieg  sie  hüt, 
was  man  vertragen  kan  in  gut,  .  ,  . 
zum  andern  vor  der  blinden  lieb 
hüt  man  sich  und  vor  ihrem  trieb. 

H.Sachs  {traqedia  von  Troja)  12,  315  Keller; 
der  selben  getreuen  radt  will  ich  gebrauchen.  Ä.  v.  Eyb 
Spiegel  106*;  und  war  sein  getreuer  rath,  ich  solle  solches 
bedencken  und  nit  abschlagen.  Götz  v.  Beruchingbn  lebens- 
beschreibung ,  neudruek  98  Bieling;  dass  jr  soll  wissen  .  .  . 
das  jr  mit  den  verstorben  in  Christo  werdet  auffgezuckt  und 
Christo  entgegen  kommen  und  stets  mit  dem  herzen  bleiben, 
ist  das  nicht  ain  mechtiger  und  getrewer  trost.  Kablstadt 
sermon  vom  stand  der  christgUuhigen  Seelen  a  2';  einfeldige 
aide  und  getrawe  dienste  di  mir  hat  (gethan)  Sczepan  mein 
schultes  des  benanten  dorffes  Smeiiersdorff.  Urkunde  von  1418, 
codex  diplomat.  Siksiae  l,  115. 

3))  daz  der  hochgeporn  unser  gnediger  herre,  her  Friderich 
burgrafe  ze  Nuremberg,  hat  angesehen  unser  getreuwe  dinst, 
die  wir  im  und  sin  fodern  oft  getan  haben  und  noch  tun 
sullen.  gelöbnis  derer  von  Hirschberg  (1361)  monum.  Zoll.  3, 413 ; 
den  fürsichtigen,  ersamen  und  weisen  burgermaister,  rate 
und  gemainglich  den  schieszgeselien  der  stat  Augspurg  .  .  . 
entpieten  wir  schützenmaister  und  schieszgeselien  gemaing- 
lichen  der  stat  Nürmberg  unser  willig  getreu  dinst  allzeit 
bevor.  (1457)  d.  stddteehron.  10, 231 ; 

ach  nu  wol  aulT!  es  mus  geschieden  sein, 
mein  getreuer  dienst  ist  mehr  dann  die  helllt  verlorn, 
ist  gar  verlorn. 

das  las  ich,  schönes  lieb,  auf!  ein  anders  hoffrecht  staa: 
damit  scheid  ich  davon.       bergreihen  (1531)  «.  67  J.  Meier; 
getrewen  dienst  belohnet  gott.  Henisch  1587;  welche  (beute) 
mir  mein   rittmeister,   meiner  getreuen  dienste  wegen,   alle 
schenckte.  Simplicissimus  1,  174;  bei  Götz  v.Berlichingbn  ü6«r- 
roiegX  vertreulicher  dienst  neudruek  103  u.  a.  Bieling; 
ah!  dies  soll'st  du  thun, 

und  nicht  mir  sagen!  —  von  mir's  wär's  büberei; 
von  dir  getreuer  dienst. 

Voss  Shakespeare  {.Antonius  und  Cleopatra  2,  7) ;  ebenso 

bei  Schlegel  und  Tibck;  aber  ein  treuer  dienst  (a  good 

strvice)  bei  Eschenbubg. 

4)    eine    Verengerung   des   bedeutungsumfanges    hat   unserem 

adjectiv  für   einen  bestimmten  gebrauch  die  lebensfähigkeit  auch 

in  der  neueren  zeit  gesichert,     anknüpfend  an  nomina  und  verba, 

die  eine  nachahmung,  eine  wiedergäbe,   zum   ausdruck   bringen, 

erhält  der  begriff  verläsziich,  zuverlässig  eine  bestimmte  prägung. 

wie  unter  III  dargestellt  ist,  nehmen  an  dieser   sonderbedeutung 

auch  freiere  und  lockerere  Verbindungen  teil,   als  die  attributive 

Verwendung  des  adjeetivs  es  ist.  die  ganze  entwicklung  gehört  der 

neueren  zeit  an. 

a)  a)  gegenwärtiger  aufsatz  enthült  in  einer  getreuen  er- 
zählung  alles,  was  mir  von  diesem  auszerordentlichen  manne 
bekannt  geworden  ist.  Lichtenberg  {lebensumstände von  J.Cook) 
Schriften  4, 139 ;  hätte  die  hiesige  Schaubühne  einen  drama- 
turgisten,  der  ein  getreues  tagebucb  über  die  gegebenen  stücke 
führte,  der  mann  möchte  ehre  einlegen.  Sonnknfels  briefe 
über  die  wienerische  Schaubühne  (1,4)  Wiener  neudrucke  7,30; 
aus  demselben  lehrreichen  werke  hätte  Harnisch  eine  getreue 
darstellung  jener  zeit  entnehmen  sollen.  F.L.Jahn  werke  2,  378; 
wenn  so  etwas  erlaubt  ist,  und  solche  Verfälschung  als  ge- 
treue berichterstattung  gelten  darf,  worauf  ein  getäuschter 
und  leichtgläubiger  sein  urtel  baut:  so  ist  der  schamlosesten 
lüge  und  list  thUr  und  thor  geöffnet.  2,261. 
ß\  gleich  liesz  ich  durch  des  künstlers  band 

getreu  den  wohlbemerkten  zügen 
ein  drachenbild  zusammenfügen. 

Schiller  (<tam///  mit  dem  drachen)  11,  276; 
aber  die  bilder,  die  ungewisz  wanken, 
dort  aur  der  fluth  der  bewegten  gedanken, 
in  des  mannes  verdüstertem  blick, 
klar  und  getreu  in  dem  sanfteren  weibe, 
zeigt  sich  der  seele  crystallene  scheibe, 
wirft  sie  der  ruhige  spiegel  zurück. 

[Würde  der  frautn)  11,  34; 


unter  dem  weitverbreiteten  schirm  einer  pinie  ward  mir  das, 
über  jeden  ausdruck  erhabene»  Schauspiel  eines  wüthenden 
seesturms  gewährt,  für  dessen  grösze  der  phantasie  eben  so 
wenig  ein  trefifender  maszstab  zu  geböte  steht,  als  für  die 
grösze  der  Alpen,  trotz  der  getreuesten  darstellungen  Vernets 
und  Alberlis.  Mattbisson  (1825)  4,  142;  gleich  am  ersten  tage 
nach  meiner*^ankunft  stellte  mir  der  oheim  .  .  die  aufgäbe, 
seine  besitzung,  haus,  garten  und  bäume,  genau  und  bedäch- 
tig zu  zeichnen  und  ein  getreues  hild  davon  zu  entwerfen. 
G.  Kblleb  {grüner  Heinrieh  l,  6)  1, 282 ;  das  ganze  viertel  war 
noch  genau  dasselbe  wie  vor  60  oder  60  jähren  und  lieferte 
ein  getreues  abbild  des  Paris  des  vorigen  Jahrhunderts. 
G.  Glasbnapp  leben  Richard  Wagners  1, 287.  bei  anprtisungen  von 
photographen  wird  noch  im  zeitungsstil  der  neueren  zeit  dit  ge- 
treue ähnlichkeit  gewährleistet. 

y)  eine  getreue  abschrift.  Schwan  (1811)  439;  so  wie  ich 
auch  dabin  gestellt  seyn  lasse,  ob  dieser  abdruck  {eines  briefes 
von  Rotteck)  ein  getreuer  oder  nicht  getreuer  sei.  v.  Bottbck 
Verhandlungen  der  II.  bad.  kammer,  i.  juni  1835;  von  meinem 
Innern  und  äuszern  befinden  folgt  hier  ein  genauer  und  ge- 
treuer abdruck.  frau  rath  an  Göthe.  Schriften  der  Göthegesell- 
Schaft  4,  354  (17.  nov.  1786);  die  schwankende  rathlosigkett  der 
preuszischen  poIitik  fand  in  der  Willensschwäche,  in  dem 
bedachtsamen  zaudern  des  herzogs  von  Braunschweig  ihren 
getreuen  ausdruck.  Treitschke  deutsche  geseh.  1,  128. 

b)  nomina  agentis: 

ein  sujet,  das  der  ganzen  weit  gehört, 
wird  wieder  eigenthum,  wenn  du  dich  weder 
auf  einem  plan,  der  zum  gemeinplatz  schon 
geworden,  tummelst:  noch,  wie  ein  getreuer 
demfith'ger  Übersetzer,  wort  für  wort 
den  Griechen  nachtrittst  (fidus  interpres). 

WiKLAND  Horazens  briefe  (2,  3)  2,  221 ; 

und  nicht . .  wie  die  lateinischen  Übersetzer  in  Beizens  aus- 
gäbe, oder .  .  wie  sein  getreuer  nachtreter  Massieu  übersetzt. 
WtELAND  Lukian  (1798)  4,  341  anm. 

lil.  formelhafte  Verbindungen  in  freierer  syntaktischer  Verwen- 
dung, tntsprechend  den  unter  I,  5  gegebenen  darlegungen  sind 
hier  nur  vereinzelte  gcbrauchsformen  zu  erwarten,  innerhalb  derer 
die  altüberlieferte  form  des  adjeetivs,  die  in  lebendiger  Verwendung 
verdrängt  wurde,  ungeschwächt  sich  erhält. 

1)  Verbindungen  mit  nominibus.  einige  formelhafte  Verbindun- 
gen wurden  schon  oben  (l,  8)  auf  mehr  äuszerliche  gründe  zurück- 
geführt, dagegen  scheint  in  der  beziehung  auf  begriffe  wie  ver- 
sprechen, Vorsatz,  Überzeugung  u.  a.  die  präßgierte  form  auf 
alter  gewohnheit  zu  beruhen,  die  entsprechenden  Verbindungen 
stehen  meist  in  losem  zusammenhange  mit  dem  Satzgefüge :  getreu 
seiner  eignen  Überzeugung,  gebilligt  von  seinem  eigenen 
herzen,  bestätiget  in  beiden  durch  den  prüfenden  beifall  der 
weisesten  und  besten  seiner  Zeitgenossen  .  .  geht  er  seinen 
eigenen  weg.  Wieland  {gedanken  über  eine  alle  aufschrift) 
13,  241 ;  meinem  versprechen  getreu  benachrichtige  ich  sie  in 
dem  ersten  augenblicke,  da  ich  festen  fusz  gefaszt  habe,  wie 
es  mir  geht  und  wie  man  mit  mir  umgeht.  Gbillparzer  (an 
J.  V.  Sonnleithner)  briefe  (1892)  25;  ich  selbst  befand  mich, 
meinem  vorsatze  getreu,  nicht  unter  den  zusebern,  sondern 
auf  der  bühne  {bei  der  ersten  aufführung  der  ^Sappho').  Selbst- 
biographie, werke  19*,  74. 

2)  Verbindungen  mit  verbis. 

a)  vereinzelt  und  aus  der  altern  spräche  belegt  ist  die  Ver- 
bindung mit  dem  verbum  substantivum  und  einem  dativ  des 
Zielpunktes : 

darzu  ist  diese  kunst  (die  alchymie)  getrew, 

ausz  gutem  siiber  machen  rew.  Schwartzenbero  120'; 

liebe  mich  ich  bin  dir  herzlich  getreu.  Göthg  briefe  i,  155 ;  dasz 
der  mensch  ihr  so  hündisch  getreu  ist.  Lenz  waldbruder  W; 
dann  schwuren  wir  .  .  getreu  uns  zu  sein.  Borger  untreu* 
über  alles,  in  der  unter  II,  4  erwähnten  neueren  bedeutung : 
meinen  eigenen  aozug  hatte  ich  längst  in  Ordnung  gebracht 
und  denselben  grün  und  jägermäszig  gewählt,  da  dadurch 
eine  grOszere  einfachheit  möglich  war  für  meine  geringen 
mittel,  doch  war  er  noch  erträglich  getreu,  eine  grösze 
zimmetfarbene  decke  .  .  verhüllte  die  unvollkommenheiten. 
G.  Keller  {grüner  Heinrich)  II,  13)  1,  363. 

b)  ungemein  beliebt  dagegen  und  in  der  neueren  spräche  vor- 
zugsweise verbreitet  ist  die  prädicative  Verbindung  mit  bleiben, 
sie  kommt  meist  mit  einem  dativ  des  nominalen  objectes  ver- 
bunden oder  in  reflexiver  construction  vor. 

a)  bleiben   sie  meinem  tbal  getreu,  und  fühlen  sie,   dasz 


4517 


GETREU  III 


GSTBEO  in 


4518 


ich  mich  oft  mit  ilinfO  unterball«.  GümuhrUfti  i.St4:  leb 
bulTe  ilii  bleibst  iiieineni  garten  getreu.  0,  SW; 
wür'  ober  aucli  der  w«tili«r  grOmia  xelil 
au  läutern  noch  >o  reich,  an  tugeoü  Doch  lo  kahl, 
dir,  mein»  einige  au<crwlhlie, 
ilii,  niitini-ii  allitr«  Iroti  iinil  meiner  äugen  licht, 
dir  trau  Ichi  tu,  du  bllrbit  getreu  an  deiner  pflichl, 
und  rehlieti  nicht,  wenn  auch  diu  beiie  relilin. 

WiKLAN»  {Uberon  (».  73)  tl,  38S: 
ilaon  viele  der  letzteren  einen  nur  zu  steifen  klang  haben, 
lieber  dem  nitpn  hergehrocbten  gebrancbe  und  den  damit 
angecrbtfn  virlinali(;en  rehicrn  gelreu  zu  bleiben,  alt  neue, 
nQlzlicbere  erllndungcn  aufzunehmen,  anmirkungtn  üb*r  iii 
vtrliisttrung  des  grirtidbaues  (Salib,  IGOO)  vorberichl;  er  bleibt 
noch  immer  der  gcuolinbeit  jener  guten  alten  zeit  getreu, 
wo  mao  ea  fdr  pdicht  hielt,  am  ende  einet  briefes  Ton 
einem  freunde  mit  einer  zierlii  hen  Verbeugung  zu  scheiden. 
üOtri  {dtr  somutltr)  3<),  6!);  hatte  er  nun  im  leben  einen 
wirklieb  alterthümliclieii  geist,  so  blieb  ihm  derselbe  auch 
In  seinen  Studien  getreu.  GOtmk  {übtr  Wincktlmann)  87,22; 
man  erwartet  —  ich  wcisz  nicht  weiclies?  ungeheuer,  so 
bald  von  l'liilipp  dem  zweiten  die  rede  ist  —  mein  stück 
fallt  zusammen,  sobald  m»n  ein  solches  üarinn  findet,  und 
doch  hoffe  ich  der  geschichte  —  das  beiszt  der  kette  von 
begebenheiten  —  getreu  zu  bleiben.  Schiller  {vorwort  zu  Don 
Karlot)  &,  3;  der  consequenleste  von  allen  war,  um  mit  einem 
recht  grossen  mann  zu  enden,  der  Verfasser  des  hamburgi- 
ichen  politischen  Journals,  der  seinen  noteo  zu  der,  lange 
vor  der  französischen  revulution  erschienenen  Übersetzung 
des  Plutarch  getreu  verblieb  und  ihren  werth  in  diesem 
Journal  erlUIrtele.  Klinger  betrachtungen  1,235;  zahllose  ge- 
malde  enthalten  die  zimmer  und  sUle  dieses  weitlSoOgen 
gebaudes;  aber  ich  wollte  nur  dies  einzige  betrachten,  oder 
vielmehr  anboten,  und  blieb  meinem  vorsatze  getreu.MATTnistON 
(I82&)  4,217;  auch  blieb  er  unter  strOmen  bluts,  die  er  flieszen 
liesz,  im  ruhigen  be.sltz  seiner  herrschaft,  so  lange  er  dieser 
Staatskunst  getreu  blieb,  und  verscherzte  diesen  vortheil 
nicht  eher,  als  bis  ihn  geldmangel  zwang,  der  nation  eine 
last  aufzulegen,  die  jeden  ohne  ausnähme  driickle.  Scuillkr 
{abfall  der  Niederhnde  n)  7.  320; 

da  wird  der  niiith  so  lebendig  und  Trat 
und  die  grnzio  bleibt  der  natur  getreu. 

Th.  KöR:<Ka  fiinnerungen  nn  KarUbnd  18; 

im  ganzen  und  groszen  gicbt  -es  keinen  dichter,  der  der 
Wahrheit  des  Icbens  so  getreu  bleibt,  und  doch  ist  er  durch- 
aus im  gebiete  der  pbantasie  mit  seinen  einzelheiten. 
0.  f.UDwic  {über  Shakespeare)  ges,  Schriften  &,  2TI. 

ß)  angstlich  aber  ist  es  anzusehen,  wenn  ein  starker  Cha- 
rakter, um  sich  selbst  getreu  zu  bleiben,  treulos  gegen  die 
weit  wird,  und,  um  innerlich  wahr  zu  sein,  das  wirkliche 
für  eine  lüge  erklUrt.  GOthe  {geschichte  der  farbenUhre  5.  abth.) 
M,  103;  nur  im  innersten  meiner  plane  und  vorsatze,  und 
Unternehmungen  bleib  ich  mir  goheimniszvull  selbst  getreu. 
briefe  0,  »7; 

wjo  du  dir  «elbst  getreu  bleibst,  bist  du'»  mir, 

uns  trennt  das  Schicksal,  untre  herzen  bleiben  einig. 

Scuillkr  (Wultensliins  tnct  3,2t)  12,  3t!>. 
3)  das  ausgesprochene  adverbium  erscheint  mit  dem  mannig- 
faltigsten bedeutungsgehalte.  in  älteren  belegen  bringt  es  Vor- 
stellungen tum  ausdruck,  die  heute  mit  Vorliebe  durch  dm  ein- 
fache treu  oder  das  vollere  getreulich  (<.  d.)  gedeckt  werden, 
dagegen  sind  ihm  für  die  neuere  seit  die  unter  II,  4  besproclienen 
fälle  sugefaUen. 

a)  a)  einem  lierrn  geschicklich  und  getrew  dienen.  LEaM\nN 
flor.  U4;  dienet  euerm  herrn  getreue.  Scnocu  komödie  vom 
Studentenleben  9<s  Fabricius; 

90  liebet  ihn,  ihr,  die  getrew 
euch  gi\nizilch  ihm  ergeben ! 
ach  liebet  ihn  ohn  alle  schew, 
als  lieb  euch  ewer  leben. 

G.  It.  Wkckiurli:«  (/uu/m  31.34)  1,118  Finekeri 
gehl,  fragt:  was  denkt  wol  Adelheido? 
sie  denkt,  mein  mann  liebt  mich  getreu. 

GiLLBRT  (a<-r  (•).«:«  tranm)  i,  71; 
wenn,  spricht  er,  nur  ein  paar  getreu  verliebter  seelea 
XU  Ohcrons  und  Titaniens  ruhe  fehlea, 
so  schwebt  des  Schicksals  werk  an  der  Vollendung  raad. 

WiiLAND  tObaro»  0.  IU.S)  22,303; 
doch  weiss  Ich  eins,  das  schafTl  mehr  wonne 
als  jeder  priani  der  morgensonne, 
als  rosenblfiih'  und  liliaiireis: 
das  i.>^t,  gelreu  im  lierslen  sinne 
Sil  tragen  eine  rroinme  minne, 
davon  nur  gott  im  hinimel  weist. 

GiiRit.  mimmWimI: 

IV. 


tmtm  wftekMT.  41*  tä—  tumtin 
iU  lleM  tuA  fMre«  Uwecta, 
verfelfwa  stell,  •••  «lief  tuscki. 
■«r  allea  Mer  a*4  ^sa4i««takaak«s. 

Gaiiaat  (dt*  kmiUm  wddttwt  I*  Wi 


der  brUr  ward  foriMachMki,  ««4  fir  •■*■ 
ward  auch  der  brltf  getmi  MMlM. 


ß) 


täar  MMrte  HeOatarf  1. 71. 

aus  »alof«  f itickea  freaMS 
wird  aur  der  w«b«  alcM  militlj 
wird  er  geneckt.  «arfalM.  firtitl. 
s«  alaait  «r  ••la«n  »lab.  fiefci  »ijuri 
der  seti6prno(  sablick  aiaeftl  ika  ( 
nad  (tbi  getrau  durch»  lekaa  ulL 
s«la  ben  bleibt  Ibak  bei  |«4«ai  schHn. 
ein  streagar  rkbter,  treuer  railMr.     Cavrsa  I.  tlti 
doch  bArei.  w«|ehf  n  dank  Ibai  •!••  freaadlaa  (ßikl 
gelreu  «erwabrt«  »la  41«  »cbwicbvo  >«ia«r  )«faM 
uad  tetii«  sie  dem  r»«a  aiaaa  auf«  grab,    finaaa 
{uuf  ü»Uttttmmam»lmM»a*kmifynis 


erlagst  4> 
wirklich  eloaa.  tebtide  i»—  «•  k«Ue« 
vorderiAhn'  Ibra  au»  oad  kHag«  dk*« 
aalr  turOek:  uad  tooi  gewiaa«  jader 
Jagd  bewahr  Ich  dir  geuta  dk  balfw. 
l'LatRa  (41 
bewahr«  aslr's! 
and  gibit  du'»  olcbt  lurftclie. 
nicht  mir.  den  onbaseltMigte«, 
sc  trelTa  dich  dar  gAuar  i— arl 
der  über  dam  rollt,  der  dl«  irt««  iMlciH. 
nun  lal  mir  laicht!  aun  räch«,  racfce.  raeMI 
er  bat  mein  gut.    verwahr«  mir»  («ueo. 

GRiLLrtaiia  l9<j<Y'««w'>  A*.  W: 
dieses  heft  .  .  soll  ein  oolenbach  metors  bm«M  Mb,  Mirf 
diejenigen  tOne,  welche  roeio  herz  angiebt,  gttn«,  n  ■Haer 
erbauung   in    künftigen   setleo,  tafbewabreo.    Riatii  l•f^• 
büehtr  l,s. 

b)  <i)       sie  weigert  »ich:  der  malar  II««»  nicbi  aseb; 
er  bai.  bis  »le  «»  Ihm  T«r»praeb, 
und  »chwur,  «la  recht  seuau  sa  faaiaa. 

CtLuav  tiatfmd»}  I.  Mt 

die  nackten  und  scbrecklicbeo  rieseageklofle  im  ScWlaf, 
welche  .  .  den  Tartarus  der  alten  eben  eo  Utttoi  tmi  §»• 
treu  darstellen.  Mattbissom  (l»2i)  4,11; 

das  ideal,  was  sela«  brust  ampfaagea, 
ertcbuf  getreu  dl«  kuaslgeObl«  baad. 

Ta.  KöRKta  St.  Mt4ai4mi 
vielleicht  dürfte  der  aatz  gellen:  waa  der  dichter  feirn 
bildet,  das  iit  schön.  HcaarL  tagthfUhtr  1,61;  Goizot  .  .  iai 
ein  wackerer,  fesigesinnter  mann,  und  Cslamalta  hat  ia  ciMai 
vortrefflichen  porlrait  sein  edles  lu<zere  «ehr  getreu  abkealar- 
feit.    Hei7(|  Parlament,  perioät  des  b*r§tTtiaiflkmm$f  S.  thtf, 

ß)  und  doch  soll  •Ir'a  alcbl  «tbiaa. 

•ie  wird  die  neuigkeh,  so  bald  ala  baaa.  anAblaa, 

weil  jene  »i«.  tu  scbweigca.  bai. 

sie  Ihut  «s  »o  g«tr«u.  als  ea  frau  Orgoa  Ihat. 

GsLLiRT  [Jit  mui^iäH\  I.  IM; 

aber  da  ich,  wie  du  weiszt,  gute  quellen  in  Pari 
mannern  verbunden  bin,  die  die  regierung  nabe 
konnten,  so  war  ich  dadurch  in  den  slaa4  ftaMily  4ia 
Schilderung  dieses  gefährlichen  ounifes,  «ia  icb  giaaba»  tkm^ 
lieh  getreu  entwerfen  tu  kennen.  Tiica  {dtr  pkitmtiumtt) 
2ti3;  eine  beillose  bocbmacherei,  da  der  at»ers«tiar  der  mf 
Schrift  getreu  allerlei  greulicb«  dioge  nach  der  reib«  a^ 
bandelt.  F.  L  Jabm  avr*«  2,  199:  t%L  t¥e9  (111. 1)  ef.  «l«; 

wer  schaffet  dl«*«a  ocha  aUr  vaas  bat*«, 
das  j«de»  «ort  g»ir«a  atlr  wlaJar  gibc 

GaiLi.rARtaa  (iMaaba  aaa  lasltfisa  S,  41  I«,  MOb 
y)  Ich  wollte,  freund,  aa  sablttea 

eaucblO«*«  Bir  und  Ibaiaa 
»o  scharf  g«treu  imammaa, 
wie  di«*«m  wackarn  jtg«r 
•«In  blick  und  »ein«  fcug«l. 

4)  dit  tubttantinttuHg  ßittU  m 
g^ramtktformen    its    tUrtkuliwn   täf$ltm.     im 
steht  der  reUtnt  febraaeft,  dir  ikk  aiMf 
^edi^nl,  der  ebialaff  ftkrtmA  tritt  aaHkk. 

a)  der  relaltae  fthrtmtk  ta  der  (trm 
ftittst  iowel  ««1  dn  mntrt  II,  I,  a,  S  dttfekf/k*  rwbüriw  br- 
SMAaayra,  üt  «ac*  aas  dn  mnttr  II,  t,  b.  C.  kaftvtkrtm  fsa4> 
kein»  aaWralaaf««. 
a)  fmtiscbe  Ärateafr« 

Ibas  will  Ich  biir  riifiirn  ftanw»«  tm^m  aiW«. 
so  wir  aa  blar  biginaca;  wanaa  INafcl«<a. 

Onata  I.  S  4B,: 
IftatsaoM  Azf^rta  tatet  M  41a«a  Naiibaa  ^Mittwoa).  5of  ata 
t«  |H«lat  »4, »:  eiim»  sa  tt,  s.  r,  iL  IM, I  ■.«.:   <*•  «<r 
die  «ine  minn«»tan,  di«  »ina  JcaaMalaa,  4ia  oiat  gtifiaea 

SS4 


4519 


GETREU  III 


GETREU  III 


4520 


veimanen.  speculum  ecclesiae  122  Kelle;  diesz  ist  nun  der 
erste  theil  der  oö'enbarung  Jesu  Christi,  in  welchem  er 
allen  seinen  getreuen,  von  seinem  hingang  zum  vater  an 
bis  zu  seiner  glorreiciien  Wiederkunft,  die  für  ihre  zeit,  Jage 
und  umstände  nöMiige  anweisung  giht.  Stillinc  {die  sioges- 
gescliichte  der  christlichen  religion)  3,  117  (1841). 
ß)  rechtliche  beziehungen. 

i))  Hiidolff  von  goltes  genaden  Römischer  kunig  zu  allen 
Zeiten  merer  des  reychs  enbieten  allen  des  Römischen  reyclis 
getruwen  die  disen  gegenwertigen  briefe  ansehent  unser 
genad  und  allez  gut.  bestdligunijshrief  Rudolfs  zum  Augsburger 
sladtrecht  von  1276  m  Meyer ;  und  darumh  haben  wir  im  und 
seinen  erben  unverseheidenlich  zu  bürgen  geseczet  die  edeln 
unser  liebe  öheim  und  unser  liebe  gelrüwen,  die  hernach 
geschriben  sten.  Urkunde  burggraf  Friedrichs  von  Nürnberg  1373 
mnnum.  Zoll.  4,  242;  als  wir  die  ersamen  unser  burgermeister, 
rad  unde  bürgere  gemeinlichin  zcu  Mpzck  unsere  liebin 
getruwin  vorsaczt  unde  vor  uns  globet  habin  gein  der  edeln 
frowen  Jutten  der  VVendinnen  von  Ilburg,  iren  sonen,  iren 
erbin  unde  iren  getruwenliendern.  Urkunde  landgrafs  Wilhelm 
in  Thüringen  1379  Leipziger  Urkunden  1,  44;  unsern  lieben  ge- 
treuen, a  nos  amis  et  fiaux  Schwan  (1782)  740;  to  cur  loyal 
fricnds  Ebehs  6t3;  indessen  alle  zusammen 

laute  klagen  erheben  und  nur  zu  deutlich  beweisen, 
wie  er  mein  sicher  geleite  verlelzt  und  wie  er  mit  stehlen, 
rauben  und  morden  das  land  und  meine  getreuen  besch.^digt. 
GöTHK  (liciiieke  Pouchs)  40,  154; 

er  (Louis  Philipp)  wird  sich  wohl  eben  so  lange  bei  seinen 
lieben  getreuen  aufhalten.  Hebbel  briefwechsel  1,200;  an  dem 
nämlichen  tage,  da  dem  preuszischen  könige  das  jauchzende 
ja  seiner  getreuen  entgegen  scholl,  richtete  in  Paris  ein 
mordgpselle  ...  die  tödliche  waffe  gegen  Ludwig  Philipp. 
TREirscnKH  deutsche  geschichle  5,52. 

2))  eine  schriftliche  Werbung  gelhan  von  dem  fürsten  der 
helle  seinen  lieben  getreuen,  titel  eines  pasquills  bei  Schade 
2,99;  ob  nun  wohl  jener  ketzer  gestorben  und  ein  schröckl. 
ende  genommen,  so  liat  doch  der  teufl'el  noch  heutiges  tages 
seine  liebe  getrewen,  die  hierinnen  keinen  fleisz  nicht  sparen, 
und  groszon  schaden  anrichten  würden,  wenn  nicht  gott  das 
loch,  das  der  teuH'el  durch  seine  dreckführer  gerissen,  wieder 
zunehen  wollte.  Creidis  nuptialia  oder  hochzeitsprediglen  {Augs- 
burg um  16)2);  der  teuffei  ist  ein  betrii-gor,  ein  lügner  und 
ein  mörder  von  anfang  gewesen  und  die  Statisten  sind  seine 
liebe  getreue.  Schupp  2,  ebenso  157  (Hiob). 

3))  und  des  selbenn  nacbles  ein  Ire  getreuen  zu  Nastasy 
sante.  Dc/rameron  362,  30  Keller;  alle  meine  getreuen  haben 
gräuel  an  mir.  Luther  Hiob  19, 19  {ältere  bibel:  mein  ratgeben); 
was  für  nacbrichten,  Elisabeth,  von  meinen  lieben  getreuen? 
GöTHE  {Götz  4, 1)  8,  116;  seine  gelreuen.  Schiller  {Fieskob,b) 
3,111;  und  vor  ihm  in  blinkenden  reihen 

die  schaaran  seiner  gelreuen. 

Tu.KöiiNER  yraf  Hoyer  von  Mansfeld; 

die  reichen  gnaden  und  Privilegien,  womit  die  hofburg  ihre 
getreuen  belohnte,   sicherten  dem  kaiserhause  auch  an  den 
protestantischen     höfen    jederzeit     einen    starken    anhang. 
Treitschkr  deutsche   geschichle   i,  16;    feinsinnig    errieth    er 
{Friedrich  Wilhelm  IV)   alle  wünsche  seiner  getreuen   und  er- 
füllte sie  mit  königlicher  freigebigkeit.  5,  13; 
l'iau  Avcntiure,  spröJe  unholdin 
...  wie  trau  Mallere  von  der  schwarzen  klippc, 
von  der  das  lied  der  fcy  Morgane  s])richt, 
erfreust  du  die  getreuen  deiner  sippe, 
mit  kahlem  haupt,  mit  narheuweh,  und  giclit, 

Scheffel  Avenliure  189. 
y)  syntalitiche  besondcrheiten  : 

1))  belastung  des  substantivierten  adjeklivs:  liebe  gelreuen 
s.o.;  der  Kaiser  nahm  sich  in  Regensburg  seiner  verfolgten 
getreuen  an.  TREirscHKE  deutsche  gesch.  1,193;  der  betrogene 
monarch  weisz  nicht,  dasz  man  ihn  dazu  braucht,  den  wirk- 
lichen diensteifer  seiner  noch  getreuen  zu  erwürgen.  Kli.nger 
betrachtungen  1,  12>. 

2))  singulargebrauch:  und  darumb  senden  wir  zu  euch  den 
strenngen  Friedericben  von  Flerssbeim,  ritter,  unnsern  diener 
unnd  lieben  getreuen,  schreiben  kaiser  Sigismunds.  Flersheimer 
Chronik  15  Waltz;  und  haben  derhalben  den  edlen  iren  und 
des  reichs  lieben  getrewen,  Philipbszen  grafen  zu  Eberstein 
zu  uns  hie  her  gen  Ulm,  abgcferliget.  S.  Fischer  Ulmer  chron. 
2:t9  Veesenmeyer;  vor  dem  30jilhrigen  kriege  war  auch  noch 
jeder  deutsche  des  Kaisers  und  reiclis  mittelbarer  untcrlhan 
und  des  kaisers  uul  reichs  lieber  getreuer.  F.  L.  Jahn  werke 


2,  s.  526:  für  seinen  lieben  getreuen  hallen,  intimum  aliquem 
habere.  Kiiiscn  cornucop.  178; 

die  Schäferin  erschrickt,  dasz  sie  Damötens  kusz 
so  unvollkommen  schmecken  musz. 
du  zürnest,  ruft  sie,  mein  getreuer? 

Gkllert  {die  vevchwiegenhe.il)  1, 109; 
er  schwur  «ich  bei  allem,  was  heilig  und  hehr, 
auf  ewip  zu  ihrem  gelreuen. 

liÜRCER  (/es  Pfarrers  t lichter  von  Taubenheim; 
ergreif  ihn,  imd  mit  ihm  das  Steuer 
der  Weltgeschichte,  fass'  es  keck! 
ihr  .schilT  ist  morsch,  ihr  schiff  ist  leck, 
sei  du  der  weit  erneuer! 
du  hi-^t  des  heirn  erwählter  und  getreuer; 
0  sprich,  wann  lodern  wieder  deutsche  Teuer 
von  jenes  schilTes  deck? 

G.  Herwhgh  die  deulsclir  polte. 

b)  der  relative  gebrauch  ohne  bestimmte  hervorhelmng  der  be- 
ziehungen findet  vor  alleminder  anrede  statt:  getreuer,  lieber, 
wir  senden  dir  liierinnen  .  .  schreiben  Maximilians  von  1442, 
österr.  weisth.  2,  119; 

ir  lieben  getrewen,  merckt  mein  sinn 
weil  ich  nun  alt  an  jarcn  hin 
und  Ich  hah  nun  zwen  junge  sön 
königklicli  adelich  und  schön 
.  .  nun  belilh  ich  euch  an  den  enden 
beyd  sön.    küniy  Kart  zu  Castitia  hei  II.  Sachs  2,3,  58' ; 
ir  üehn  gelreun,  nun  ist  mit  wehr 
gerüst  das  gantz  römische  her 

gewaltig  zu  der  Parthen  krieg.      Hans  Sachs  (köniqin 
CIropatra)  20,  189  Kcllcr-Cülze  u.  a.; 

liebe  gelreuen,  gut  kayserisch.  Henisch  1587;  ebenso  in  den 
schreiben  der  bavischen  herzöge:  unsern  grusz  zuvor,  lieber 
getreuer.  Krenner  6,129;  unsern  grusz  zuvor,  weise,  liebe 
getreue.  6,  132  «.  a. ;  'lieber  getreuer'  ist  der  gewöhnliche 
titel,  welchen  fürsten  ihren  ministem  und  räthen  in  kanzley- 
schreiben  geben,  dagegen  sie  die  minister  und  riitiie  eines 
anderen  fürsten  lieber  besonderer  zu  nennen  pflegen.  Adelung 
2,  638;         und  also  ihr  getreuen,  lieben, 

willkommen  aus  der  näh'  und  ferne. 

GöTHK  (Faust  4761)  41, 10; 

'ch  griisze  die  getreuen,  lieben, 

versammelt  aus  dei-  näh'  und  weite; 

den  weisen  seh  ich  mir  zur  seite, 

allein,  wo  ist  der  narr  gehlieben? 

(Faust  4728)  41,8: 

ha  sie  rufen,  meine  lieben, 

suchend  wo  ihr  hört  gehlieben, 

hier  getreue  I  hier  der  ort  1 

Grillpahzer  (träum,  ein  lehen  2)  7^,  142. 

c)  der  absolute  gebrauch: 
a)  im  Singular: 

der  getriwe  ist  friundes  firen  vr6: 
der  ungeiriwe  wälenö 
rüefei,  swenne  ein  liep  geschieht 
einem  friuode  und  er  da^  siht. 

Wolfram  Parzival  675,  17; 
nu  beer  dise  äventlure 
der  getriwe  unt  der  geliiure: 
Ich  enruochc  urab  d'ungetriuvven.    404,  12; 
dö  bat  diu  dritte  got, 
als  noch  ein  getriwe  tuot, 
daz  er  den  im  behuot 
und  durch  freuden  gcniez 
des  witihentums  sl  erllez.        Otiokar  97690; 

das   wort  wird   volent  on   die   lüg.    und    die   weysbeit  wirt 
gepflanlzet  in  dem  munde  dez  getrewen.  Sirach  ?H,^   in   der 
vorlutherischen  bibel  (Eggestevn  u.a.;  man  hat  genug  am  wort 
gottes,  wenn  man  recht  leren  wil.  Luther). 
ß)  im  plural: 

Sit  got  ein  rehter  rihier  beißet  an  den  huochen, 
daj  er  soll  üi  siner  mute  des  geruochen 
da;  er  die  gar  getriuwen  üj  den  valschen  bieje  suochen! 
Walther  30,  ".M   iMchmann; 

darin  soll  uns  keinerlei  mühe,  koslung,  noch  zerung  zuviel, 
als  wir  dies  ew.  gnaden  beiden  als  die  getreuen  wohl  schul- 
dig zu  thun  seien,  die  landstände  in  Straubing  (1467)  Kren.ner 
landtagshandl.  6,  125; 

nun  ewr  giiad  befelh,  wir  nach  kommen 
als  die  getrewen  und  die  frommen. 

II.  Sachs  (Otivier  und  Artus)  2,  3,  59; 

die  gelreuen,  Druidae,  Druides,  sacerdotes  Gallorum  Henisch  1587 ; 
und  als  er  ihr  das  lebewohl  gebracht, 
springt  er  zurück  zum  häufen  der  getreuen; 
er  sammelt  sich  zu  seines  kaisers  macht, 
und  muihig  blickt  er  auf  der  feinde  reihen, 

Th.  Körner  treuer  tod; 


4521  GETHEUK— r.ETHKU(iT 

'oUar  liaU'ger  IiiIk?  Iieil'gir 

tit  flu  ichnner  lliel— aber 

hl  lleillii  iiiclii  paiieuü'  -  •rnllloh 

Kriibelii^niiiir  iiaoiil'  er  «ich  llllilr. 

uikI  nur  illo  gelKiiuli  wuilleii : 

lii  dorn  lllt/lg  iteckt  «la  liairKer. 

II.  lliiNi  liuiuaucero  Ufiiwla  lien  llairry  4); 
dann  aber  geh  und  blel  auf  diegeutuoii 
rloKü  beriiiii  Im  uaniaii  lomla. 
hei"!  «I«  •ich  aiallan  gewapuuel.  bawehrt 
mit  achild  und  panier,  roll  laiu'  und  •chworl, 
und  floh  varboiüvn  Im  nahen  gaholi, 
bif  Ich  winke,  bi«  ich  rufe. 

UaiLLr*»ziR  ('/(tfl/reNniO  S^  f; 
funkeln  dir  im  haar  die  roten 
nicht  wln  blutig  rolh«  iropfcn, 
an*  dem  ht-rteu  der  getreuen 
auf  ein  TuUches  haupt  Keiraufett? 

Dif<c«L«TRDT  {.-immKihe  romantrn)  220; 
vgl  mich   die  getreuen  von  Jever. 

(ItTHEUK,  f.  fidtt.  veralUU  verttdrUe  biUung  tum  fem. 
treue  {s.d.);  altliorhdeulsch  vertinuU  gelnwa  (iflArF  5,  4ßS.  die 
mittelhoehdeuttche  periodi  btvonugte  andere  bildimgen,  wiet.b. 
gelriuweclieit  (Lkxbr  l,94S),  das  sich  in  getrenheit  (t.d.)fort- 
settt.  das  turäcklrvlen  unserer  form  mug  übrigens  wehr  in 
dem  mangel  litterariseher  belege  beruhen,  denn  aus  dem 
14.  Jahrhundert  liegen  vereinzelte  belegstellen  vor,  die  ihrriseitt  auf 
tini  grösieie  beliebtheit  der  biUlung,  namentlich  auf  eine  gewisse 
Volkstümlichkeit  sehliesten  lassen,  hierher  gehört  die  Verwendung 
in  der  legende  der  heiligen  '^t'ides':  dis  zeichen  lel  »ancte  fie- 
Iruwe  an  Irin  gotzhuse  zu  SIctzsIat,  daz  is'  kunllicli  und 
werlicli  .  .  das  mich  saut  Getruwe  behüte  \or  dem  ewigen 
fQre  und  das  er  die  de^ler  bas  gelobe,  so  sage  ime  dise 
Wortzeichen,  pergamenthiindschiift  \\.  jahrh.  im  klosler  Neuburg 
bei  Wien,  übertetiung  der  tat.  legende.  Munk  ameiger  s,  5S2.  .SS3. 
dazu  vergl.  die  frau  Treu  bei  il.  Sachs. —  aber  du  soll  solicher 
gelreilw  ingedenck  sein.  A.  ?.  E»b  {Philoijenia)  2,  128  Herr- 
mann; wo  hei  ihm  als  viel  nreyszheit  und  bOfligl\eit,  als  in 
mir  getrewe  erscheinet.  i4ma(/J5  0,  371; 
wenn  niemand«  erTreuet  mich 
wenn  du  allein,  mein  liöcliaier  bort, 
gedonck  und  thu  das  williglicli 
und  halt  dich  mein  meiner  getreuen  bort. 

bcryrriiiun  33  Meier; 
wie  mir  jetzu  ist  vorgelesen,  und  ich  mit  worten  gnugsam 
verstunden,  daraufT  mit  getreuen  geloht  bähe.  Ayrbr  hislor. 
process.  (1,6)  140  (I6S0).  ein  weiterer  beleg  liegt  in  der  lusammen- 
setzumj  gelreubrccher  vor,  vgl.  gctruwebrecher,  ^dcfraijus  (dict. 
aiphabet,  lat.-germ.  \h.  jh.  Wiiribiirg)  DiKrENRACR-WCLCKEi  618. 
GKTHKUtiN,  verb.  nebenform  zu  getrauen  (s.  ob«;»  jp.  4420). 
der  umlaut  erklärt  sich  hier  wol  nidit  aus  unmiltelbarer  ubkitung 
des  verbums  vom  oben  behandelten  adjectiv  getreu;  eher  maij 
die  empfindung,  dasi  adjectiv  und  verbum  einem  und  demselben 
tlamme  angehören,  ausgleichungen  und  Übertragungen  veranlasit 
haben  {vgl.  getrau  neben  getreu  sp.  4428).  die  umgeUiulete  form 
ist  neben  deutlichen  belegen  für  getrauen  (gelruwen)  aus  reimen 
mittelhochdeutscher  dichter  tu  erschlieszen.  vgl.  CiHinu  deutsche 
grummatik  1 ',  195 ; 

wiff  solt  ich  armer  der  8wa>re  getrluwen  (vurinutr  gptr\iwen) 

dai  mir  te  leid»  der  kflnc  wiero  tut? 

des  muoz  Ich  von  ir  duz  elltuidu  biuwen; 

dos  wcrdeiit  d&  nach  miniu  ougon  vil  röt. 

dor  mir  zo  l'üllo  die  liervart  geböl, 

der  wll  mih  «cheiilen  von  liebe  in  die  ndt 

der  ich  gewinne  vil  miheliM)  riuwen. 

lUR:<uEa  V.  lloRUBiH  fiiiHiit>S(i'i(/5  p^Miling  114. 

ebenso  bei  Künbad  v.  WCbzburg;  schwierig  ist  die  frage  in 
prosaaufieichnungen  tu  beurtheilen,  wo  auch  graphische  einlliust 
mitspielen:  of  die  herre  ok  nicht  gitriiwen  ne  wel  dat  dat 
kind  to  üinea  Jaren  komen  si.  Sadisenspiegel  lehnrecht  2ü  §  3, 
grundtext  bei  üomevkr;  verhofTende,  soliiche  durch  hilf  des 
ullinechtigen,  meiner  herru  und  freundt  und  euch,  wie  ich 
euch  dann  getrewen  will,  wider  die  von  Werdeaberg  und 
meuigclichen  unser  widerwertigen  zu  behalteu.  Zimmerische 
Chronik  2, 45.  besondere  ieachtung  verdient  der  substantivierte 
tn^nifiv:  aller  böser  bekorung  anfang  ist  .  .  kleines  getreuen 
SU  gott.  nachvolgung  Christi  {ll%1)  14';  wiszt  ich,  das  du  mich 
in  lauter  lieb  und  getreuen  maintest.  A.  v.  Evb  (Philogenia) 
2,217  llerrmann.  vgl,  auch  gelreue  oben;  fido,  i.  crtdo  $t- 
trewen.  mittellut.-hochd.  böhv\isches  wb.  von  I47ü  Diefe.nbach  124. 
GETRELGT,  participiales  adjectiv  zu  treugen,  frodknen  (Wkis- 
HüLi)  schUsisches  wb.  100) ;  getreugtc  fruchte.  Junker  Harnisch  -. 
gelreugte  öpfcl,  birn,  pomi,  mele,  pere  scecate,  seccatelii  Castklli 
(1730)  1308;  getreugtc  birn.  Cubvi.m's  931;  getreugte  kirscbeo. 
ISO ;  getreujjtü  u:pfcl.  643.  vgl.  gelrückueU 


GETRKl'llAftüeR 


4532 


GETItKUIlANDEH,  •.,  btUuf  in  ■•riprirff. 
fiAT  äenjeiitgen,  dtt  la  tttttttung  und  m  ••fln§t  M 
rechlsob)*cte  i»  tmpf4m§  uud  Mrv4*ni«|  nmmL  ikt 
der  wurtverbtmlung  ist  al>tm  {»f.  tin}  umttt  |«lrMM  hMl  fi- 
kenmetchnet  morien^  duraui  träUH  Ulk  vnk  ät  atktafUrm 
gilreuband,  du  i*  toUeruehtm  »*■■<«  wad  ««br»  *•• 
gegnel.  eint  beUtbtt  mtbnfmm  tßnmik»mUi  {f^  Umuktmia 
ScuMRLtBB  l%037  •»»  nkUit  tkk  mI  dtrta*,  dtitt  k^r  4»t 
adjectiv  nicht  atttAutu,  sondttn  i»  tmieiuntmntn  fmm  «ii 
genitiv  zum  bttugtitotte  getreten  m*r.  du  frmndke4twlmȤ  mmtilM 
lieh  je  nach  dem  tuummenhtnfi  und  dem  lUmdt  dm  «mfln$- 
gebers.  grosu  htrren  lauen  Jut  gtuMdfU  duttk  ladmttm 
besorgtn;  teslurendi  ernennen  UttnmnUfctUbttker ;  piäütki, 
frauen  und  unmündige  brddrftn  einet  tttkltt€titel4n,  tiU§»  im 
bestimmten  füllen  emer  mitteliperton. 

1)  wir  l-ridench  von  gute*  gnadrn  burcgr«ft  ta  Utrwm- 
berg,  bekennen  und  tun  kunt  ulTeolicb  .  .  da*  «ir  . .  gellMl 
scbullen  dem  edeln  unserm  lieben  getrüwta  Hcioricli  fofl 
zu  Wejda  und  allen  seinen  erben  uod  nirbNai,  mA 
Itarzke  von  Sw:inberg,  Heinrich  voo  Gerack  dMl  jtgfirg», 
Heinrich  von  l'Liben  und  ileinricbra  Iteuaaca  «ob  BaaiWrf 
zu  getrewehant,  zwei  lausen!  gescboke  und  boodert  |Mck«k« 
preiter  guter  Kreiperger  grosen  .  .  .  und  weon«  «ir,  odat 
unser  erben  in,  oder  «einen  crbeo,  oder  •einco  gcUMwc»- 
iiandern  alsot  bczalt  haben,  *o  schulen  wir  . .  4i«  . .  fa4l 
ireu  wegen  mit  dem  gelt  beleitro  ungeverlicb  uacs  §mt  fftU» 
iu  die  slat.  Urkunde  von  1373  moayai.  /oU.  4,  Sil;  titr  ak 
der  vor^eschriben  artikel  einer,  oiler  »ie  alle  alao  akltf  f»> 
halden  nürden,  als  üben  gescbribeo  siet,  •«  bat  «r  o4«r 
sein  erben,  oder  sein  getrewebandcr  mabt  oode  (««all,  4m 
hernach  geschriben  biirgen  manen  zu  leiilen.  uekuadt  burf- 
graf  Friederiehs  von  yürnberg  1373  moaa«.  ZolL  1, 143;  da»» 
die  edeln  berren  .  .  mit  freyem  willen  und  mit  ittmmfikr 
hant  vcrkauHen  und  gaben  uf  rebt  und  redlich  den  triMra 
mannen  Lüpolt  von  llehenburg  und  Kberbarl  «od  llfnkors 
turoherren  unseres  sliftes  zu  Wirtzburg  uod  iraa  «ritM  m4 
nachk&men  oder  gelruwen  henden  oder  WMl  ü  dn  fßktM 
machen  oder  verkaufen,  utk.  won  |}41  aMaiiai.  Baka  41,  IU 

2)  wir  Albrecbt  und  Friderich  voa  goia  goadeo  burcgiafM 
7.e  Nürnberg,  verleben  und  tun  kunt  an  dUen  bnf,  dtt  «ir 
.  .  verkauft  und  ze  kanffen  haben  geben  unsara  IkWa  g»> 
trewen  Gelpfral  dem  vetern,  Heinrich  dem  Suo4«r  aad  Cäm- 
nit  dem  ßebeim,  burgern  zu  ünollzspacb,  die  gatwwiheadtr 
sind  des  ersaiuen  hcrren,  berrn  Heinrich  des  Bckaia  MfifM 
.  .  die  bernacb  gescbr.ben  gut,  mit  allen  iren  gflHm.  urtmad« 
von  1357  monum.  Zoll.  3,313;  also,  wenn  un«er  einer  voa  4rr 
Stift  stirbet,  er  sei  kurberr,  vicaner,  oder  der  plarrer  «aar, 
die  zu  der  stifl  von  alier  gewnnbeit  gebureo,  djx  sein  g*- 
treubander,  die  er  hat  genommen  bei  sein  labentige«  loh^ 
oder  an  dem  totbette,  oder  daz  capilel,  ob  «r  mm  Uaaa« 
hander  verfür,  suln  und  mügeo  sieb  underwiaiea  allct  dm 
gutes,  besucht  und  unbesucbl,  das  er  lazzco  bat,  aa4  aala 
damit  tun  nach  irn  treweo,  als  io  «inpfohlen  isl.  ctfiaBmak 
des  St.  Gumpert-sliflet  zu  Antbaek  135»  BMca«.  ItU.  «,»•:  fr> 
treuht-nder,  ireubüuder,  aMaa/iJeiii,  taatuttt  Irt^mtak,  aei. 
der  kirciie  zu  Herbur»  1369  bei  Aa.iOLai  MM|f«  >•  daa  i 
glossaiien  (179s)  36.  tbenu  m«rd*n  dii  flf  ii 
pfalzgrdßn  Klisabttk  {BtidMetf  lUt)  ttr/niktmn  amtaMrtm 
bischof  Sici^us  fo»  Sftitr,  ^uf  ü.  tu  Sfuaktim  umd  dtt  kW- 
schrexbtr  Hermann  tu  Opp««Ama  die  letrAweoheadar  mad  itl- 
werter  yenannl.  ztitsckr.  fuck.  Ubttrlknmt  tl,  IM. 

3)  das   wir    rebtir    schult   schuldig   siu  dar  «üia  fraaria 


genantir 
erin  getruwenbcndern  scu  gebia  und  cta  raicbia  lar  tdaasa 
vir  und  virzig  »cbog  btioiscbir  groscbiB.  mrkmmdt  dtt  «rv 
biichoftt  von  Magdeburg  140«,  llOraa  ttrfüuiß  ßr  anämkmada 
1,301.  302;  »er  es  aber,  da«  der  obgeoaal  c«lnlt  dar  «k- 
genant  seia  erb«  ait  Tvrachen,  als  bUltch  »er,  aa«!  ta  * 
bau  des  erbe«  suiuigk  n  urde  fuodea  aacli  «rktalaaln  r~ 
scbultheisen  uod  dem  mertcil  unser  i 
wir  den  genanten  crbca 
und  erbeleil  und 

iichan  vergeben  {dt  hnta  nattrnlaray.  aaranfasay  itr  pafta 
•ON  Wtttktm  (1323)  uhtr  dtt  trimkL  iktrHk.  ilitiiiHi  1*1 
Stkridtr;  das  er  uod  alle  »ia  crbca  adm  um  aod  üaat  «Wa 


B  «ab  bdiaMaafa  «illaa  irtr  gatar 
aab  «iacB  galaa  lalnuabaadar  te> 
ta  ttatiriatanl.  aarariaaam  ^  f*/^ 


4523 


GETREUHEIT— GETREULICH 


GETREULICH 


4524 


vurmunt  und  gelruwenhender  die  vorgnanten  veste  Lyhental 
mit  allen  iren  rechten  eren  gewalt  nutzen  und  nulzlich  sullen 
haben  hesilzen  und  niezzen.  Urkunde  von  1350  monum.  Boica 
41,  421. 

GETREIJHEIT,  f.  ältere  bildung,  die  jedoch  in  Wörterbüchern 
bis  in  unser  Jahrhundert  hineinreicht,  für  treue  {s.  d  ).  die  mittel- 
hochdeutsche zeit  hatte  hierfür  das  Substantiv  getriuwecheitfnannij- 
fach  verwendet,  mhd.  wb.  3,  10"'.  Lexer  1,  948,  nachtrag  204; 
mnl.  getrouheid  Verwijs  und  Vürda»  2,  1759;  getrouwicheit 
2,  1765;  holländ.  getrouwheid  tooordenboek  der  nederlandscke  taal 
4,1855;  getiouwigheid  4,  1859,  vgl.  unten. 

1)  lalTent  alle  das  wunder  schouwen 
das  got  durch  ir  getruwekeyt 

an  die  kint  bat  geleit. 

H.  T.  BÜHKL  üiocletian  9041  Kelter; 

uff  daz  daz  die  getruwe  mildekeit  und  die  milde  getruwekeil 
des  ediln  furslin,  lantgiavin  Lodewigls,  di  lier  dicke  bewist 
hat  gotisbusirn  unde  sunderlich  dem  wirdigin  monstir  zu  ßein- 
bgsborn,  deste  baz  ufünbar  werde,  so  wirt  hi  beschrebin 
ein  gescliichte  daz  wol  zu  merkene  unde  zu  sagene  stet. 
KöDiTZ  leben  Ludwigs  von  Thüringen;  do  der  ricbter  de  groisse 
getruwecheit  van  in  beiden  sach,  do  vergaff  he  in  beiden  ir 
schoult  und  sehalt  si  quit.  Kölner  handschr.  von  der  seelen 
trost  Frommann  II,  9.  ebenso  in  der  Kölner  handschriß  des 
Loher  und  Maller  (15. ;aftr/i.)  ll';  umb  irer  getrewkeit  willen. 
Aimon  bog.  l,  5*  (1535).  dieselbe  form  wird  auch  in  den  vocabu- 
larien  des  ib.  Jahrhunderts  aufgeführt  Diefenbach-Wülcker  618. 
am  längsten  erhält  sie  sich  in  niederdeutschen  quellen:  ghetrouweg- 
heyd  fides,  fideliLis  Kilian  K  3";  holländisch  getrouwigheid 
neben  getrouwheid  Krahbb  1,  152.  woordenboek  4,  1859. 

2)  dos  kürzere  getreuheit  erscheint  zuerst  in  vocabularien  aus 
dem  letzten  drittel  des  15.  Jahrhunderts,  so  im  mittellat.  hoch- 
deutsch-böhm.  wb.  von  1470:  (idelitas  getrewheil  Diefenbach  124; 
ebenso  im  Nürnberger  vocab.  von  1482  und  in  zwei  vocabular. 
ex  quo  Diefenbach  und  WCilcker  618;  aus  der  litteratur  sind 
die  belege  nur  spärlich,  doch  darf  nach  den  vielfachen  anführun- 
gen  in  den  lexikalischen  quellen  immerhin  auch  für  sie  auf  ein 
reicheres  vorleben  geschlossen  werden:  getreuheit,  la  fidelitd, 
ßdelitas.  didionaire  du  voyageur  (i703)  144,  fehlt  in  den  späteren 
franz.  wb. ;  getreuheit,  Ja  fidelile,  la  fedelta  Veneroni  (1766) 
74 ;  getreuheit,  failhfulness,  fidelity  Hilpert  461 ;  getreuheit 
6c»  Cahi'E  2,  353. 

(iETREUHEBZIG,  adj.  neben  treuherzig  in  der  litteratur 
nur  vereinzelt,  bedeutsam  ist  die  Verwendung  des  wortes  in  der 
lebensbeschreibung  Götzens  6ei  Steigerwald  geworden,  weV  Götiie 
die  stelle  unmittelbar  in  seine  eigene  fassung  aufnahm :  so  habe 
ich  doch  keinen  gemerckt,  der  der  kazen  die  schellen,  wie 
man  sagt,  angehängt,  oder  die  Sachen  angriffen  hett,  dann 
der  arm  gelreuherzige  Göz  von  ßerlichingen,  der  nalim  sich 
beeder  an.  lebensbeschreibung  des  herrn  Götens  von  Berlichingen. 
neudruck  der  ausgäbe  von  Steigerwald  (1731);  so  ist  doch  jetzt 
da  es  zur  suche  kommt,  niemand  als  der  getreuherzige  Gott- 
fried von  Berlichingen,  der  der  katze  die  schelle  anhängen  mag. 
GöTUE  (geschichte  Gottfriedens  .  .  dramatisiert)  42,  72.  auch  im 
Schauspiel  Götz  von  Berlichingen  mit  der  eisernen  hand,  wo 
diese  stelle  wegfiel,  wurde  wenigstens  unser  adjectiv  gerettet :  und 
der  getreuherzige  ßerlichingen  gab  unerhört  nach,  wie  er 
immer  thut,  wenn  er  im  vortheil  ist.  werke  8,  6. 

GETREULICH,  adjectiv  und  adverb.  die  adjectivische  Ver- 
wendung blieb  freilich  immer  vereinzelt  und  ist  in  neuerer  zeit 
auf  ausnahmefälle  beschränkt,  da  für  das  adjectiv  die  einfachen 
formen  getreu,  trea  vorgezogen  werden ;  der  adverbiale  gebrauch, 
der  in  der  alleren  spräche  in  besonderen  formen  und  bildungen 
zxim  ausdruck  kam,  beherrscht  in  der  neuhochdeutschen  periode 
den  ganzen  verwendungskreis  unserer  form,  ähnliches  ist  in  der 
niederländischen  spräche  zu  beobachten;  mittelnicderländisch  ist 
getrouweiijc  noch  adjectiv  neben  dem  adcerb  getrouwelike. 
Verwus  und  Verdau  2,  1701;  holländisch  ist  gedrouwelijk  nur 
noch  adverb,  woordenboek  der  nederlandsche  taal  4,  1858. 

1)  das  adjectiv.  Graff  5,  4G5;  mhd.  wb.  3,  107".  Lexer  l,  948; 
getreöve-lic  Lko  angelsäclis.  gloss.  3%b,ZQ;  ih  tuön  imo  ifiraer 
genada.  unde  min  benfiimeda  ist  imo  getriüwelih.  Noteer 
psalm  88,29  (testamentum  meum  ßdele  ipsi),  ebenso  Windberger 
psalmen;  mein  bund  sol  jin  feste  bleiben.  Luther;  mein 
bundt  ihm  treulich  Eck;  —  der  vil  getriwelich  geheiz  der  ist 
nu  so  crvullet  über  alle  w6rlt,  daz  ouch  wir  suntare  wir 
da  geladet  pirn  ze  dem  heiligem  gloubin.  speculum  ecclesiae 
18  Kelle;  mit  getrouweUcher  besihte.  genesis  77,21  Diemer; 


als  tet  diu  kiinegin  sin  wip. 

diu  enpfienc  gfiwänes  lip 

und  ander  sine  geselleschaft 

mit  getriulicher  liebe  kraft. 

Parzival  671,  4.  älinlich  765,22; 
des  ensol  si  nieraan  schelten,    solt  er  des  engelten, 
der  rehter  trlwen  künde  pllegen,    der  hseie  schiere  sich  bevvegeu 
daz  er  mit  rehten  dingen    mehte  nicht  volbringen 
deliein  getriwlichen  muot.        hlage  73; 

si  gäben  unde  nämen 

mit  getriuwelichem  sinne 

in  selben  unde  der  minne 

willigen  zins  unde  zol. 

GoTTFUiED  V.  Straszburg  Tristan  12375, 
dö  sprach  der  böte  biderbe      'iu  enbictet  an  den  Rin 
getriwelichen  dienest      der  gröze  voget  min, 
dar  ZUG  allen  friuuden      die  ir  muget  hän : 
oucb  ist  disiu  botscbaft      mit  grözen  triuwen  getan. 

Nibelungen  1133,2.  ebenso  1321,1, 

ir  gebet  wart  vil  manecvalt 

und  geiriulich  der  segen 

den  si  tele  über  den  degen. 

IUrthann  v.  Aue  Erec  5375; 

daz  ir  durch  mich  geruocbt 

die  Siirherren  bitten, 

daz  sie  getriulichen  siten 

gegen  uns  iht  entwichen. 

Ottokab  reimclironih  227  Seemüller,  vgl.  416- 

dö  si  ir  sun  niht  langer  sach 

.  .  dö  vieT  diu  frouwe  valsches  lag 

üf  die  erde,  aldä  si  jämer  sneit 

so  da;  se  ein  sterben  nibt  vermeit. 

ir  vil  getriulicher  tot 

der  frouwen  wert  die  hellenöt.        Parz.  128,  23; 

ablr  Maria  nam  ein  pfund  salbin  tSres  getrüwelichen  nardi 
und  salbile  die  fuze  JhSsö  und  wischete  sine  füze  mit  iren 
lockin,  und  daz  hüs  ist  irfullit  mit  dem  ruche  der  salbin. 
Bedeims  evangelienbuch  Johannes  12,3; 

beschaid  ich  uns  der  msere 

getreullcher  an  gevere, 

unsere  bort,  werck,  und  gepaere 

mich  Wolkenstainer  vers6ret. 

0.  v.  W0LKEN.STEIN  24,  4,  6  Weber; 
mein  getreulich  dienen,  dekameron  503,  19  Keller;  getreulich, 
fiducialis,  hoc  e.  inde  adverbium.  vocab.  incipiens  teut. ;  gelrew- 
lich  idem  quod  getrew  Henisch  1587.  der  adjectivgebrauch 
wird  von  Heynatz  Antibarbarus  2,  50  heftig  getadelt,  es  liegt 
aber  schon  in  der  eigeaart  unserer  spräche,  dasz  sie  die  grenz- 
linie  zwischen  adjectiv  und  adverbiunt  nicht  scharf  gezogen  hält, 
in  Verbindung  mit  verbis  wie  bleiben  u.  0.  werden  auch  solche, 
die  den  adjectivgebrauch  meiden,  an  unserm  worte  keinen  anslosz 
nehmen :  dennoch  blieb  Sywald  freundlich  und  getreulich  bei 
seinem  amt.  FouQoi;  ausgewählte  werke  11,  29  {adler  u.  löwe). 
2)  das  adverb.  Graff  6,  465.  mhd.  wb.  3,  107*.  Lexer  l,  948, 
nachtrag  204.  205. 

o)  formen,  catriulihho,  fideliter  Keronische  glossen  (triulihhu 
in  den  Hrabanischen  glossen)  Stein mever-Sievers  1,  156;  con- 
fidenler  l,  24;  getriüwelicho  fidelis  bei  Notker  Ilattemer  2,  53l''; 
getriuwecliche  Kon r ad  v.  Würzburg  Engelhard  222  und  and.; 
ghetrouwighlick  Kilian  K  3';  getruwentlik  Reinke  de  vos 
2762  Lübben;  getrüweliche  Rolandslied  25,  25  W.Grimm;  ge- 
triuwelichen  speculum  ecclesiae  10  Kelle,  passional  204,  78  u.  o. 
Köpke;  getriulichen  Nibelungen  808,  4;  getreulichen  Zimmerische 
chron.  2,473;  getrüwelich  passional  29,25  Köpke;  getreuleich 
äst.  weisth.  (15.  jahrh.)  6,18;  getreulich  Hupfuff  93.  HtNisch 
1587.  Castelli  (l7üo)  139.  dictionaire  du  voyageur  (1703)  144. 
RoNDEAü-BüXTORFF  253.  Bayer  (l733)  288.  Schwan  (1782)  740  u.  a. 
der  Superlativ  erscheint  für  das  adverbium  gerne  in  präpositional- 
verbindungen :  auff  das  getreulichste.  kynER  l,  \0  Keller ;  dasz 
er  {Josaphat)  an  mannlichkeit  vnd  gottseligkeit  seinem  uran- 
berrn,  dem  könig  David,  zum  getreulichsten  nachgefolgt. 
JüSEPHüs  deutsch  {Francfurt  1571)  143*.  das  einfachere  treulich, 
das  schon  in  den  Hrabanischen  glossen  (Steinueyek-Sievers 
1,  150)  neben  der  präßgierten  form  erscheint,  wird  von  Luther 
sichtbar  bevorzugt;  es  tritt  bei  ihm  namentlich  in  den  späteren 
redactionen  der  bibel  an  die  stelle  der  präßgierten  form,  so  z.  b. 
von  der  ausgäbe  von  1539  ab  in  1  Macc.  8,  27  u.  a.  bei  den 
Prosaschriftstellern  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  läszt  sich  die 
abnähme  des  freien  gebrauches  des  adverbiums  und  die  ein- 
scliränkung  auf  bestimmte  gebrauchsformen  beobachten,  Adelung 
(2,639)  erkennt  die  präfigierte  form  nur  noch  für  wenige  be- 
stimmte Verwendungen  an  und  Heynätz  a.a.o,  tadelt  auch 
diese,  der  wirkliche  Sprachgebrauch  hat  jedoch  bis  in  die  neueste 
zeit  an  einzelnen  gebrauchsformen  für  die  volle  form  festgehalten, 
und  in  anknüpfung  daran  den  verwendungskreis  derselben  eher 
erweitert  als  verengert. 


4525 


GETnEULICH 


6CTKEDLICII 


4526 


fr)  wie  tben  atigtdtutet,  itekm  hth  im  gtbrauehr  dtt  aitnbinmt 
Imere,  vercinzrUe  verbindungrn  und  gewoknkttltmäitujt,  bii  ivr 
formtUuiflen  enturrung  itch  vfrengtnde  morl§nifptn  gtgenubtr, 
auch  die  bedtutung  wird  in  dttstn  gegentolt  natürlich  ktittn- 
geiugen,  tonit  ut  für  inte  im  tillgemtinen  htTvorsuhtben,  da$t 
$ie  itarr  bleibt  und  der  enlwicklung  sieh  vtnehlittU:  dU  foralUlt 
mil  fideltler  bleibt  durch  alle  iprachptrinden  in  geltung ;  du 
flott*  catriulihlio,  eunfideultr  der  Ktronuchtn  tipp*  blnbt  t(r- 
einnelt  und  ohne  einßuti. 

a)  di*  losen,  lockeren  Verbindungen  gehOm,  wie  tehon  erwähnt, 
im  wesentlichen  der  älteren  spräche  an. 

t))  vereinten  nur  ist  die  inlerjectionellt  Verwendung;  hier 
überwiegen  adverbiale  Weiterbildungen  det  tubitantivet,  wie  truuo 
(5.  d.):        'tiiifli  bald«  uf  uwar  pTart 

und  vlihet  uf  uwer  »trat«. 

Kwax  Ir  det  haldet  maia. 

dat  In  gciruwalich  mir  l«it, 

wand  Ir  lu  todai  lamerkelt 

vallta  mugei  wol  bl  mir'. 

I>an.  364,  11  KOpke.    vgl.  dinu  ß,  2)). 

]))  losa  Verbindung  mit  verbit.  hier  bleibt  die  grundbedeulung 
dtt  adierbiums  in  voUtter  frische  erhalten. 

a))  bei  intransitiven  verbit  ist  die  Verbindung  lo(kerer,  der 
eittßusi  des  tusammenhanges  geringer  als  bei  transitiven. 

a))  (lA  lebte  in  BurfrunirSche 

vll  iteiriuweclicbe 

ein  Karre  von  gebnne  Tri.    Engelhard  3143; 

der  gute  blicbof  Ilertolt 

dein  wai  dat  volc  gemeine  holt, 

wan  er  was  lugende  rtclie. 

vil  getrüwellche 

riet  er  vor  den  crUteotüm.  livt.rtimehr.iyiL.  Meyer; 

wax  al  freiuton  triben 

in  dnm  hininirich, 

die  dA  gflirlulJch 

bellhen  wortinTt 

au  der  6  und  konichan. 

Ottokar  reimchr.  1890  SeomUter; 

den  freund  dir  bringen  tliut 

erbfal,  geachenck  und  heyralguU 

hattu  aber  derselbnn  kein», 

ao  wll  ich  «eigen  dir  noch  eins. 

fach  an  und  arbeit  enisiglich 

mit  deiner  hond  gantx  getrcwlich! 

oder  treib  einen  kaiilTmanns-handel.     II.Sacii« 

Utcriili'nnincj  lier  lieft  freund)  'i\,ni  hrtler-Göttr. 
ß))  dar  tue  kern  euch  GIselher,  der  achoinen  Uoien  kini. 

dö  er  Ir  rede  gehörte,  er  aprach  gatriullchcn  aini. 
Nibelungen  MM,  4 , 

in  eliioa  jeden  hauae 

sprach  ich  getreulich  tot, 

biü  In  dos    Tetxten  klause 

mein  geist  »Ich  gani  verlor. 

HiRBKL  {naclitlicher  gmtt)  werk«  7>,  05; 

auf  dich,  herr,  dessen   gnaden-thron 

atehts  unaerm  zuj^ang  olTon, 

kau  und  will  ich  ohn  forcht  und  bobn 

allxt'it  getrcwlich  holTen. 

(;.  It.  WKCKnaaLiN  (;i.«(i/m  31,8)  3,  111  Fucher; 

ob  ir  le  vetcrüche  xuht 

gewunnei  umle  l'riundes  muoi, 

so  I4nt  lurli  kint,  wip  unde  guot 

getriuweliche  erbarmen 

und  lasset  mich  tII  armen. 

K.T.  VVOaxRuao  nchwanriiter  \W>; 

Jr  werdet  einen  oder  den  andarn  error  tu  tadeln  meiner 
gcirewiich  verschonen.  Krafft  rtisen  (M.  ver.  01)  1. 

/))  dö  niuiit  engegen  munde 

getriuwecliche  strebete. 

K.T.  WiJRXBtRe  Eiioelhard  3113. 

b))  bei  den  transitiven  verbis  sind  die  factoren,  die  den  be- 
deulungsgehalt  des  adverbiums  beinflussen,  vermehrt;  hier  liegen 
auch  mancherlei  ansätze  sur  forvielbildung  vor: 

dai  er  ir  wale  und  Ir  spur 
wenie  uf  einen  guten  man, 
der  sin  lob  al  dar  an 

?elruelich  ?uchle   an  aller  macht,    pass.  9, 13  KOjßkti 
r  lecljcher  sin  f<^h«i 
nAcli  Im  {(otrüwolSchen  tet 
mil  Tjl  giUer  andöcht.    Iitl.  reimchr.  '."US  I..  Meyer; 

gelreiilicben  usxjeden,  exstirpare  radicitus.  oberrrh.  stadtrechte 
1,  I,  10  Schröder;  ain  yeder  möller  soll  . . .  oinem  jeden  .  .  . 
seinen  getraid  .  .  .  mit  vieisz  bewarn,  getreulich  maio  und 
beraitten.  württemberij.  müUerordnung,  Hkuhanii  oputcula  249; 
von  dem  kayser  Ottnil,  was  er  bi;iz  an  sein  ende  erstntten 
und  auszgrrichl,  auff  das  getreulichste  der  byslori  nach  in 
6  actus  gebracht  mit  35  per^onen.  regisler  tu  Aiacas  dramen 
(I6IS)  1,  10  KelUr;  sie  sollten  ulmlicb  so  viel  «cbiüssel- 
biumen  als  möglich  sammeln  und  solche  getreulich  mit  sar 


BUdt  bringeo.  G«TSt  (IT.  IMiMn  W4wätrftkrt  l;n)  ».  m. 
jetzo  geht  wieder  allM  pn  |it.  4tr  Mrts«c  IM  »«W 
.  .  und  wir  fuhren  aoa«r*  wckM  fllfMRdi  «M  artiiHii 

weiter.   liOrBii  brtefe  4,Wt; 

Klaub  mir.  Ich  ffabl'  dtia  1*14  f  %Ut  »U  m 

Setreullcb  i*tli«*i  du  de«  «eliwef««  •«•<•. 
er  rOek  sieb  rollend  immtt  MUderülHV 

Caitirsasaa  (IfWta  I,  I)  %*.  IM. 
auf  dieaem  wege  hat  Preuaien  scineo  totkaO  M  fdM  (•• 
treulich  im  schlepplaue  gefahrt  and  Nm«  fn$pm  tm  m- 
aittung  und  humamt^tl.  W.  Joa»*R  «ai  U.  f»M  tU$  h  itr  l 
kirche,  Otnogr.  berichte  3,  IUI :  roachlen  al'en  «afai  {^ 
und  labhaft  ait.  li.  KriLia  (^rAn^r  neinrttk)  l.m. 

fl)  formelhafte  terbindungm. 

1))  mit  der  prUpottlionatterbindung  obn«  gefihrd«  (A,  4,  l,Mn) 
geht  da»  adverbtum  innerhalb  des  tamJfMis  nfäl9  MMMMtS» 
hang  ein:  auch  werden  un^er  herra  tea  Rtnrttrg  In  nli 
freund  darxu  geben  zu  unterm  gtsckworfft  tftr  pai  4mi 
zil  und  gemainclich  gleich  und  fMMto  n  Mto  «sJ  JMtktm 
sein  gepQrlich  recht  tu  geben  gHTcaRch  mmi  oa  anaa  fr««r4 
und  umb  des  willen,  das  die  sack  alle  dester  lOblkckcraM 
richtlicher  gehalten  werd.  eintadung  ier  scAilanaMMr  faa 
Nürnbeni  an  die  schwäbischen  stddte  m  einem  futtlkimii»  \W, 
d.  ttddtethron.  10,293:  dass  dieselben  ionoagaa  alla  4«ctk 
zwen  aus  obgedachten  kingklicber  und  forstOckcr  |n4ia 
commissarien  .  .  rechtlich  und  endtlich  rnlsckcite  w4as, 
und  die  partheien  demselben  entscheid  on  alle  — lur— jaaBli 
komen  und  geleben,  dawider  auch  weder  aill  Mck  aa 
recht  nichlt  bandlen,  noch  fürnemen  sollen,  alle«  falraaKck 
und  ungefard,  auch  allen  falsch  and  betraf  bierio  aasge- 
schlossen.  Augsburger  prolokM  in  stckn  du  knnktrtiu*  itr 
brüder  Höchtttitter  1590,  d.  Uddtechrn.  33,  333:  aaJ  tartcttta 
auch  wissentlich  mit  dem  brief,  wa«  wir  in  s« 
bestellen  sQlIen  oder  mUgen,  in  solcher  nuss,  dsi 
dorfrecht  binfflr  under  in  gehalten  werden,  als  «or 
s\aX  and  als  die  von  allers  her  sint  konwa  gcCiwikk 
Ane  geverd  mil  urknnd  diti  briefs.  konßtwstUt»  im  1 
und  Wasser  in  l'artschins  1407,  ötterr.  wtistM.  t,  tl;  itm  mW 
ich  also  nachkommen,  getreulich  und  obn  alles  gcfibrd«. 
Atrcb  hittor.  procets.  (I,  S)  140;  getreulieb  ohne  gtflbrde,  M. 
fidelüer  oder  bona  fide  abtque  dole  CaoviL  4,  IM}  4aM  ar 
alles  getreulich  und  ohne  gefährde  eraehlct«.  MaaipMMcM* 
Robert  Pierots  3,  323  (1743 f.);  'getreulich  und  ohne  gefihrd«', 
eine  gewöhnliche  clausel  in  allen  TertrJgen.  Aoatm«  :,CM. 
'alles  getreulich  und  ohne  gefllv4«'  M«bt  oft  an  acblnsu 
der  Terfanglichsten  gerichUinstruMOta.  Soiriuib'  i,  741. 

3))  ebenfalls  dem  älteren  kantltitia  §Mrt  äii  9trhm4mm§ 
mit  leid  sein  an:  wie  ihnen  ..  soicka  «Miaigkail  »arliitaa 
uns  getreulich  leid  als  billig  sei.  hmr.  InäipktniL  «,  ISI 
Krenner;  soll  er  sieh  fOrler  der  gesUlt  fegeo  andern  »aai 
adel:  wie  gegen  meinem  lieben  sun  seligeo  gexbacbea 
halten :  were  mir  fflrwar  fflr  allen  fn)m«a  «M  aM  rÜlar* 
schalt  getreulich  laid.  auuchrnben  Ü.Wrifs  «W  mtimm  9m 
Butten  gegen  herxog  Ulrich  ^  ROchi<ic  Hut$*n  I,  i». 

3))  bei  den  formrlhtfttn  vtrbtndungen  md  ttrbit  Ivfl  «a  trtttr 
linie  eine  handlmng,  iit  in  das  tnkOkkt  «itr 
eingreift,  im  gründe,    jüngerer  eaMeMMf  «aApff^ 
die  beziehung  auf  nßtk»hmmn§^  wiiitrMnf  aitr 
Wiedergabe. 

a))  für  den  trsUn  fUt  Hifen  «tu*  dllir«  urhMafrw  fsr, 
ii«  $p4Ur  wititr  ansgtsteirhtn  mi. 


a))  SU  goit  was  tII  rtlaa 

Ir  andacbt  vad  Ir  gebet. 
das  ti  nll  alles  viise  lei 
aod  dran  geimlickeR  «acht  i 


ua.\\ 


rmM.\n,m  ugket 


der  TOD  PrOxeo  lel  alsaa 
geirAweltcli.  als  es  Isa  geiaau 

Uvtdmi,  nimdktm.  mt»  i.i 

ich  wir!  mit  jm  r«4en  alt  i«li  ftmH  wkt 
sein  genoft  tm,  wasa  4ar  aaa  taal,  »ai  «r « 
itahen.-demltdm  tfrmkkuk  im  ».Jaftr*.  mt  ArvMcr. 

ß))  dii  ist  diA  iimifai  falaaba  aa«*4r  «I  il«i«  aMa 
getrit'kwelicho  ne  klbal  (/Ucttir  aa  fimätr).  Kanaa  fßim 
ÄiheMotit)  3,  ftsi'  J?«ii«aMr:  aba  <aa  »f  tt  iiMniiiM  mi* 
dite  betaituDge  aolleot  gatnureBBiaa  ttXUm  9mm  aa4a  baa«- 
haben.  Lünek.  «ri.  M«  itli» wiaam.  §mws.wmmm»n,  I,  dtt.M 
u.  a. :  dast  sie  die  obfedacklaa  aaaar  batgar  ■•  AllanM  im 
mehr  gemelien  oriaaafea,  baUacMaafaa  aa4  ilaMia  IM^ 
baai  kain  ibmaf  aoch  UataiMM  ikato  aack  im  ftna  m 


4527 


GETREULICH 


GETREULICH 


4528 


thuen  gestatten  in  kain  weisz,  sondern  sie  getreulich  hant- 
haben, schiizen,  schiirmen.  ästen:  weisth.  6,83  {Afflenz);  männig- 
lich,  so  in  dieser  Stadt  einig  getreidig  kaufft  und  verkaufft, 
gleichergestait  derselben  Ordnung  in  allen  und  jeden  punklen 
und  artikeln  getreulich  und  ohnfehlbar,  bei  Vermeidung  ge- 
bührender ernstlicher  strafe  nachzukommen.  Hamburger  korn- 
ordnung  von  1609  bei  Naude  {Schmollers  forscitungen  8,  5)  s.  136 ; 
sein  dienst  getreulich  zu  geben  nach  Inhalt  seiner  gnaden 
urbar,  österr.  weisth.  6,41  (St.  Gallen  16,  jahrh.);  item  es  sollen 
alle  zehnl  getreulich  geben  und  geraicht  werden.  (Pürg  16. j/i.) 
österr.  weisth.  6,  %l;  der  zechend  ist  denen  kirchen,  Seelsorgern 
und  anderen  zechendherren  getreulich  alljährlich  abzugeben. 
(Kufstein  n.  jahrh.)  österr.  weisth.  2,44;  ich  habe  es  ihm  ge- 
treulich wiedergegeben.  Adelung  2,  639. 

y))  so  sollen  auch  die  verpflichte  gerhaben,  curatoren  und 
beistender  auf  ire  verpflichte  principalles  guetes  aufmerken 
haben,  das  selbige  auch  die  übergebne  narungs-personen  ge- 
trulich  und  fleissig  erbalten  und  inen  das  alles  geben  und 
geraicht  werde,  was  ire  brief  und  sigl  in  sich  halten  vnd 
vermügen.  österr.  weisth,  2,  33  (Kufstein  17.  jahrh.)  ;  da  ain 
mensch  in  ainem  closter  ist,  der  .  .  .  seinen  orden  getreü- 
lichen  haltet.  Geiler  v.  Keisersberg  has  im  pfejfer  A  a  3' 
(1510);  schwur  jr,  er  wolle  sein  trew  und  gelübd  getrew- 
lichen  halten,  buch  der  liebe  264,  2;  getreulich  wort  halten 
vgl.  Hebbels  briefwechscl  1,278;  mitten  im  gewimmel  fremden 
Tolksthuros  bewahrten  die  tapferen  stamme  der  Alpen  und 
des  Donauthales  getreulich  ihre  deutsche  art.  Treitschke 
deutsche  geschichte  1,  10. 

ö))  zum  ersten  hat  Schilher  geschickt  fierczehen  schock 
groschn  und  dy  getreulich  befolhen  einem  weisen  rat  zu 
ewigen  zelten,  stadtbuch  von  Falkenau  (1488—1528)  38  Rietsch ; 
waren  sie  freudig  und  lustig,  solchem  bevehl  getreulich 
nachzusetzen.  Josephus  9. 

£))  dd  würben  sie  ir  botschaft  gar 

getrüweiichen  als  in  gezam.  liuldml.  chron.  317  Meyer; 

darnach  er  Hiziclichen  bat 

etlich  herii  von  Österrich, 

daz  si  geiriulich 

würben  an  die  Stiraere, 

daz  in  ir  gunst  niht  vcrbsere. 

Ottokar  reiniohj'onih  1774,  »3/.  2010  «.  «.; 
sselich  sit  ir  geborn.  ob  ir  in  riu  (ihn  aus  reuigem  herzen) 
so  gelriwelichen  zu  iu  geladet,  daz  er  des  geruchet  daz  er 
sih  iu  genabet.  speculum  ecclesiae  21  Kelle. 

5))  wand  die  iuncvrowe  gut 

was  von  gote  wol  beluit, 

der  getruwelich  ir  pflac.  passional  29,25  liöpke; 
nym  war  wie  gar  getreulich  ain  gelid  das  ander  begert  zu 
beschirmen,  und  sein  selbs  nit  schonet,  sunder  sich  verachtet. 
Geiler  v.  Keisersberg  pred.  112"  (1510);  wann  unser  richter, 
es  wer  zu  Jrenigkch  oder  andersbo  oder  wellicher  der  der 
herschaft  ainer  ist  von  Gemnigk,  so  sol  albegen  ainer  dem 
anderen  gelreuleich  bei  besten  und  auch  albegen  gar  veraint 
und  geordent  mit  einander  sein,  österr,  weisth.  6,  \8  {Donners- 
bach Ib.  jahrh.);  der  im  an  seinen  letzten  zelten  getreulich 
beistand,  visio  Tundali  (Ulii);  ir  zeit  daz  tragend  kind  czege- 
beren  komen  was,  des  ir  des  ritters  mutter  getreulich  halff  und 
nicht  lang  vergieng  einen  schönen  knaben  gebar,  dekam.  604, 11 
Keller;  aber  man  musz  die  unverstendigen  und  neidigen  leut  .  . 
bei  ihrem  höchsten  Unverstand  und  befurderung  zu  irem  ent- 
lichen verderben  bleiben  lassen,  auch  zu  zeiten  darzu  ge- 
trewlichen  helfen.  Zimmerische  chronik  3,291;  so  die  Juden 
krieg  haben  würden,  sollen  jneu  die  Römer  gelrewiich  helffen. 
Luther  1  Macc.  8,  ll  (in  den  ältesten  ausgaben;  von  1539  ab 
treulich  s.o.);  so  sollen  die  Juden  den  Römern  getreulieb 
hüllTe  Ihun,  darnach  es  die  noth  fordert.  8,25,  ebenso  8,2' 
(sü  soll  daz  volck  der  Juden  in  geholfen  sein  .  .  mit  einem 
vollen  hertzen  in  der  älteren  bibel);  darumb  bitten  wir  unsern 
lieben  vater,  das  er  uns  wolle  getreulichen  hellTen  streiten. 
P.Schultz  katechismus  (1527)  neudruck  43;  die  gantze  gesell- 
schaft  (ward)  fröhlich,  der  schaltkönig  war  ihr  Vorgänger. 
seine  liebe  Assenat  half  ihm  getreulich.  Zesen  Assenat  (1679) 
420;  getreulich  helfen  führt  auch  Adelung  2,639  noch  an. 
T}))  do  wart  von  goie  sin  gedacht 

und  er  an  daz  rechte  bracht, 

wand  er  mit  guter  andacht 

im  davor  manigeii  tac 

gelruweliclieii  dienen  pflac.  /misjoii«/ 204,  78  Köpke; 
daz  wir  von  besundern  genaden  vnd  gunst,  die  wir  zu  dem 
vurgenanlen  burggraf  Johann  ze  Nürnberg  haben,  vnd  och 
durh   der   dienst  willen,   die   er  vns  vnd  dem  riebe  bis  her 


getriwlich  getan  hat  vnd  och  noch  tun  sol,  vnd  von  vnserin 
keiserlichen  gewalt,  in,  sin  erben,  sin  selbscholn  vnd  och 
sin  borgen  ledig  vnd  los  gesagt  haben  aller  der  schuld  vnd 
des  gellz.  Urkunde  kaiser  Ludwigs  von  1343  monum.  Zollerana 
3,  109;  daz  ist  im  nun  gehalten  worden,  und  hat  getrewlichen 
gedienet  und  wol  gekochet.  Zimm.  cAron.  2,  473 ;  darzö  euren 
fründtlichen  und  guten  willen,  alles  unsers  Vermögens,  fründt- 
lich  und  getreulich  verdienen.  L.  v.  Hotten  bei  Böcking  1,59. 

^))  allen  heiligen  zu  lobe, 

uT  daz  si  got  vur  uns  dar  obe 

getrulichen  wohlen  biten. 

pas^.  577,  3  Köpke,  vgl.  546,  8'; 
SO  ist  hertzog  Wilhelm  von  Bayern  auch  bei  meinem  hcrrn 
künig  und  auch  andere   viel   hern,   die  wollen  mir  auch  ge- 
treulich  helßfen  bitten,   das  mir  der  gefanngen  werde.  Fters- 
heimer  chronik  21   Waltz  (1429); 

nochtant  stutit  he  unde  bat  se  allen, 

dat  se  vor  em  bidden  scholden 

also  getruwentlik,  alse  se  wolden. 

Iteinhe  de  vos  2762  Lübba» ; 

doch  er  stand  und  bat,  sie  möchten  alle  getreulich 

für  ihn  bitten,  so  gut  sie  vermöchten.    Göthe  40,96; 

hat  gute  seidenwaar'  euch  stets  gesandt 

und  euch  getreulich  ins  gebet  geschlossen. 

Uhland  Fortunat  2. 
())  di  hern  dar  toe  räden  solden, 

räden  und  getrüweiichen  wisen.  Yeldekb  tVieii/e  1795, 
Variante  der  Bertiner,  Müitchener  «.  Wiener  handsclir. ; 

do  neigeie  sich  so  hinzu 

\r  eine  die  in  des  beschiet 

und  im  getrüweiichen  riet, 

daz  er  nicht  enbete.  pass.  366,10  Köpke; 
eben  dieser  herr  wird  sich  einmal  erinnern,  dasz  seiner 
gnaden  ich  getreulich  gerathen  habe,  dasz  sie  zu  einem 
inspector  der  öconomi  annehmen  wollen,  einen  verdorbenen 
kaufifmann,  der  hiebevor  grosse  dinge  gethan  habe,  und 
zurück  kommen  sei.  Scuuppids  29  (Salomo  4);  wo  sie  (die 
fürsten)  aber  einander  getreulich  meinten.  Wilwolt  v.  Schaum- 
burg 107;  secht  bei  solchen  herrlein  ist  gut  wohnen  .  .  da 
gehts  andechtig  zu,  die  meinen  einander  getreulich.  Fisciiart 
Garg.,  ueudr.  71;  was  wir  auch  täglich  lesen  und  hertzlich 
glauben,  das  der  eer  gottes  abprüchig,  auch  uns  und  den 
unsern  im  gwissen  beschwerlich  und  der  sciigkait  geferlich 
sei,  das  doch  nit  desterweniger  von  e.  f.  g.  oder  iren  geist- 
lichen Predigern  allbie  unentsetzt  geprediget  .  .  wirdct  un- 
angesechen,  das  unsere  predicanten  Ire  irthumb  clarlich  an- 
zeigen, meniglicli  getreulich  davor  warnen,  eingäbe  des  Augs- 
burger rallies  an  den  bischof  1533,  deutsche  slädtechron.  23,315; 
dweil  auch  ainem  jedem  regenten  oder  obern  durch  das  ampt 
seiner  oberkait  auffgelegt  und  eingepunden  wirt,  allen  vieisz 
fürzukeren  und  darob  zu  sein,  dasz  sein  unterthanen  nit 
allein  mit  dem  wort  gottes  getreulich  gewaidet,  sunder  auch 
solhem  .  .  gelebt,  mandat  des  Augsb  rathes  1534,  ebend.  s.  390. 
6))  die  auf  nachahmung  und  Wiederholung  beruhenden  Ver- 
bindungen. 

«))  nun  das  soll  mein  vrteyl  durchausz  vor  jn  sein,  jefz 
wil  ich  sy  mit  jren  fruchten  vnd  heiligen  wercken  all  nach 
Ordnung  getrewlich,  sovil  die  chronick  von  jn  zeugen,  vnd 
man  mir  nachsehen  mag,  erzölen.  S.  Frakck  chron.  (1543)  2, 16'; 
er  hat  mir  alles  getreulich  wieder  erzählet.  Adelung  2,  639|; 

stellt  ein  haujitmaiin  ihm  zur  linken, 

und  ein  andrer  ihm  zur  rechten, 

schildern  ilim  den  ort  getreulich, 

wo  es  gilt,  den  kämpf  zu  fechten. 

Lbnau  Job.  Ziska  4  ; 
und  er  trug  mir  auf,  zum  präsidialsekretär  dieser  hofkammer 
zu  geben  und  ihm  zu  sagen,  der  linanzminister  habe  mir 
Urlaub  erteilt;  wenn  er  daran  zweifle,  möge  er  kommen 
und  sich  anfragen,  wo  er  den  mündlichen  bescheid  erhalten 
werde,  ich  setzte  das  getreulich  ins  werk.  Grillparzer  (selbst- 
bioijrapitie)  19'",  95;  die  landleute  standen  nicht  etwa  über  den 
katholischen,  als  hinwegsehend  über  verdummte  menschen, 
sondern  sie  glaubten  alle  mährchen  derselben  getreulich  mit. 
G.Keller  (grüner  Heinrich)  1,73;  erzählet  mir  nun  denver- 
lauf dieser  schlimmen  geschichte  recht  getreulich.  212. 

ß))  zu  übgcdachtem  ende  solle  nit  nur  ein  ordentliches 
waisenbuch  bei  der  stadt  verfast  und  alles  getreulich  mit 
allen  umständen  eingetragen.  (Oberwelz  1715)  österr,  weisth. 
6,  253;  ich  weisz,  der  zustand  seines  geistes  ist  ihnen  wichtig, 
und  seine  handlungen,  weisz  ich,  sind  ihnen  nur  wegen 
jenes  wichtig,  darum  schrieb  ich  alles  auch  getreulich  nieiler, 
was  mir  aus  dieser  Unterredung  im  gedächtnisz  geblieben 
ist.  SchiLLER  (geisterseher)  4,312;  von  der  ersten  regung,  durch 


4520 


GETREUSAM— fiETRIEBB  I 


r.RTRIERE  II 


4&30 


eine  wacliHcndir  ni-igung,  bin  zum  uiiriilbebrlichen  der  (•• 
wobnbcil,  war  der  ganze  Icbeimlauf  dieier  leidensrbafl  ge- 
Ireiilich  aiifKt'teirhiiet.  (SOtiik  {gute  »tiber)  IS,  3S3;  und  uticb 
ich  bitte  meine  leser  um  verzeibung,  da»/  icb  dem  guten 
boron  V  , . .  »o  getreulich  nachKeirJit  leben  habe.  ScHiLiüa 
(geisterulur,  onm.)  4,  St3;  ein  aurfallenderei  bt-iipiel  dieser 
art  iit  mir  icaum  jcmaU  vurgel^ommen,  all  die  nrt ,  wie 
Ma^sieu  dieie,  getreulirh  von  mir  übergetragene  periodr,  in 
»eine  sproi-he  überitetzt  hat.  Wikland  iukian  4,  3lo  (119*»): 
der  lonst-rbeinbUndner  licsz  niclit  loclter,  (tltemettte  anfangt 
tw,ir  getreulich ,  machte  ober  zuletzt  den  wilz ,  danz  der 
(rbwarze  sich  zugleich  in  zwei  spanitcbe  fraueu  verliebt 
habe.  V,  L.  Jahn  l,  MO; 

und  man  verliöri  den  goileiilrelter, 
goireiillcli  ichr«lkt  et  der  notar. 

I.KNAU  (.Su vanaro/n)  3,209. 

y))  den  pilger  wird  das  bild  seiner  heimatb,  su  wie  er  eB 
in  der  scheiiieitunde  mit  tbriinendem  aiiKC  aulFuszle,  getreu 
lieh  auf  seinen  wiimtcrnngen  begleiten  —  und  diese«  iüt  e>, 
zu  welchem  der  beiuikcbiende  sehnüüchlig  auTsiebt,  dessen 
tthnlicbkeit  er  um  so  viel  mehr  vermissen  wird,  als  sein 
äuge  eine  jugendliche  filrbung  festhielt.  (iAunr  {Ludmiga)  i,  I2i; 
ich  l(opierte  getreulich  die  ländlichen  scbweinestUlle,  holz- 
schuppen  und  derlei  dinge.  G.  Killkn  1,271. 

GKTHKUSAM,  adj,  ttreinielte  bildung:  denn  die  tugend. 
wie  erhaben  sie  auch  das  hanpt  in  den  wölken  trügt  und 
nur  in  himmclsbetruchtuiigen  verloren  scheint,  so  l>ewabrt 
sie  doch  im  getrcus;imstrn  gedilcbtnisze  jeden  kleinen  nadel- 
slicli,  den  man  ihr  jemals  versetzt  bat.  H.  IIbinü  Lutetia  2. 
anhaug  I. 

GbTHEDSCilE  i.  gedreusohe  th.  4, 1,  sp.  2089. 

GKTItlEitK,  n.,  tuhttantivbildung,  in  der  et  schwer  ist,  das 
iterbalsubstantiv  :u  treiben  (i.  d.)  von  dem  eoUecliv  zu  trieb 
(s.  d.)  zu  Irentien.  schon  die  geslalt  des  stammvocals,  die  sieh 
von  ilem  di/Mhongen  des  verbtims  durch  einfache  Idnge  abhebt, 
weist  auf  frühieitige  iiolierung  der  substantivbiUlung  hin,  wie  auch 
der  bedeutungsijehalt  eine  selbständige  enlwicklung  innerhall)  des 
satzgefüties  voraussetzen  lässt.  ausserdem  sind  für  unsere  form 
bilduiigeu  auseinanderzuhalten,  die  nach  hedeutuiig  und  alters- 
grenzen  von  einander  abstehen,  gans  auf  die  allere  seit  besdirdnkt 
und  nur  in  mitleltletttschen  quellen  belegt,  ist  das  verbalabsti  actum 
tjetrip,  getrib,  das  treiben,  das  die  allgemeinste,  verblassteste  be- 
deutung  aufweist  und  seinen  eigentlichen  gehalt  nur  aus  dem 
susammenhange  empfängt,  in  späterer  teil  wird  seine  enl- 
sehwtiiidene  function  durch  das  jüngere  getreibe  {theil  4,  l, 
sp.  44Sü)  wieder  aufgenommen,  in  die  althochdeutsche  seit  da- 
gegen reicht  ein  xmeües  bis  in  das  18.  Jahrhundert  belegtes  Sub- 
stantiv zurück,  getrip,  gclriebe,  das  an  die  übertragene  bedeu- 
tung  von  triban,  treiban=  anregen,  bewegen  ebenso  wie  an  die 
beileutungen  des  iu()5((</i<ii's  trieb  anknüpß:  getrip.  impetus,  an- 
trieb, unser  heutiges  getriebe  endlich  reicht  mit  seinen  ältesten  be- 
legen ia  das  \i.  fh.  zurück,  zu  gründe  liegt  auch  hier  eine  über- 
tragene bedeutung,  nur  dasx  nielit  das  menschliche  gemüth,  sondern 
werkzeuije  den  gegenständ  der  thätigkett  bilden,  diese  letztere  sweigt 
sich  nach  zwei  seilen  ab,  einer  spärlicheren  enlwicklung  im  berg- 
männischen betrieb  und  einer  ausgedehnten  ausbreilung  in  an- 
wendung  auf  das  treibrad.  getriebe  istJiier  alles,  was  von 
rädern  gelrieben  irird.  daraus  entspringen  tcirderum  Übertragungen 
alUr  art,  deren  jüngste  enlwicklungsslufcn  sich  neuerdings  mit 
dem  oben  erwähnten  getreibe  berühren,  die  afiokope  des  e,  die  die 
beiden  erst  erwähnten  veruendumien  beherrscht,  tritt  auch  m  der 
dritten  grupi^e  hervor,  ausser  den  zusammenselsungen  weist  sie 
auch  der  schriftstellerische  gebrauch  des  einfachen  wortes  auf, 
so  bei  Ghillpabzbr,  Scheffel,  Chahisso.  in  der  fachlitteratur 
übeiwiegt  der  volle  auslaut,  nur  Karmarsch  verwendet  gelegent- 
lich die  apokopierte  form. 

1.  mitteldeutsches  getrib,  getrip  als  abstraktes  vcrbalsubstüntiv. 
mild.  wb.  3,89*.   Lkxer  1,948;  naclitrag  2ü4: 

zu  einem  betelere  er  (*iiri(c  Francisctu)  quam, 

des  bo$e  kleit  er  an  sich  ntm, 

nach  tugeiitlicher  willckur 

üuam  er  vor  die  lilrcbtur 

l'e(ri  de»  xweirboten. 

da  SOI  er  In  den  armen  roten 

und  nana  doi  almusen  hin. 

nii  wolde  an  im  den  be|;iu 

der  tuvel  gerne  euch  neigen  .  . 

'»leb',  «pracb  er,  'mir  ist  uf  dich  zorn. 

wilui  oiclii  abelaieu 

von  den  selben  strazen, 

die  dir  brengen  sulch  gcirib'.  pastional  h\9,  AT  K6pke: 


li» 


de  «1  itssacli  Ir  Itobes  klai. 

*!•  Her  bis  sl»  •!•  VM«  lilkN 

uf  CltmenuM  In  4as  »cMf. 

Ir  «rttBitieker  «saaMrir 

k«l>M  tu  «tcb  el  weki4« 

unde  vll  wel  erMbaUitfe. 

in  Ir  •!■  rreude  «m  der  «ml 

CUaaoil  WS«  f  ar  anbaiit. 

was  an  Ir  ■•im«  Mi  ««iHk.    M 

und  dsriu  man  uod«  «ik. 

diu  uf  der  erden  Ir  atttik 

kartin  von  der  «trlJ«  tp*U 

nach  iinfera  berren  |«l>«w.      Mt.  Mi 

und  lim  BSA  »orfli  ublr  al 

wen  man  den  kuni  kixn  »al, 

de«  vuri  ba  blllicti  mit  •■  um  «te 

uf  burc.  In  iiai.  durcli  tulcli  gtUip, 

dai  kindir  wtrdin  tundlr  b*«« 

dl  nach  em  iragln  dl  liros«. 

mitirli,»htkt»  .n»is>tos>  »1,  R  at»v*rt. 
II.  gctrtp  •»  impetut,  amtruh.  $ekm  am  ■ItteArfHitirtsi  «n 
lieijt  ein  mittelbares  teugnis  v$r:  tmpskts  •Ufttrif«  »*  4tu 
Kmmeramer  glossen  STKixeiiia-.Stivtat  i, :«!.  dwttt  hettpiä 
spricht  für  die  annähme  einer  veritdrkUn  Mi«af  (Hrip  >«  Iri^ 
nur  wdr«  es  dann  auffallend,  dost  du  btupeU  fit  zrtrlp  dJI/r 
und  reidier  belegt  sind  als  fisr  das  etmfadu  Uip.  driimlh  kmmm 
man  auch  hier  von  getribe  ab  der  mm$§»npftrm  mdU  im  ksekl 
abgehen,  für  die  heutige  form  des  ämmmPtämU  kt  im$  wkäti- 
deutsche  Sprachgebiet  in  reehnung  s«  bringt», 
den  spdteien  belege  angehören,  beaehtung  i»  i 
dient  auch  die  nebenform  getrifl.  die  aus  ei»tr  na 
gäbe  eon  MKLA.NcaTBuNsieAn/l  wider  die  artiikel  4er  kswWMMk 
beUijt  ist:  das  des  teufeis  getriCft  ist.  r«rgt  ktUtmiatk  g»» 
drift  woordtnboek  4, 628,    vergU  engL  drift. 

»leb  äi  Zeichen  mit  allen  geirlbea. 

WtLTasa  V.  RaiistD  113.14.  f^rurrt.  Mt; 

er  dancie  vlltliche  goia. 

wände  ez  wa»  von  >tme  febote 

unde  ai  wa*  gar  >io  ceirip. 

KaKaKAkD  v.  Cartar  lleUr.  m.  immt>twmtt  CI?  ; 

do  wart  dem  keltere  alto  tom 

durch  des  pabetto»  getrib, 

das  er  den  riiter  und  das  wik 

mii  dem  pabette  lies  ertlaa.  pmu.  4*9.  M: 
solch  alles  ist  em  getiieb  des  Obersten  schaicks  in  der  well, 
des  bapsts.  Luthrr  &,'i82'  Jena  {mmrnung  am  inmt  tttb*  üemtukem 
1531) ;  wol  wüsten  sie  (sage  ich)  das  sie  hierin  «nt  ail  oi««- 
harlichen  unverschampteo  lügen  fleiscbfresser  vnd  bloUewStr 
hiessen,  aus  des  teufeis  gelneb.  {kmrU  bekemlmu  roa  k.  mtn' 
ment  44)  8, 175'  iena.  ebenso  i,H*  {Wifemtm);  sonderlich  we«a 
ein  mensch  betrübt  ist  und  ingUet  sieb,  als  heb  er  emf 
uognüdigen  gotl,  so  ists  gewisz  de»  teufeis  werk  und  getnehi. 
tischreden  (A.  309)  S,  t09  Försttmanm;  denn  das  iel  4«r  «^«l» 
da  Adam  und  Heva  den  tod  ao  gefressen  liabeo,  MMflaliM 
ihren  kindera,  da  sie  auch  wissen  wolteo,  it»  ■£§  aklM 
wissen  sollen  . .  so  ist  auch  Sünde,  mit  tolcheai  (oncWa 
umbgehen ;  uod  ist  de«  teufelt  getricb,  wie  alle  aa4«r  tkM4%. 
briefi  5,  754  (8.  auguü  tMft)  it  V/iU«.  «teaso  4,349;  mmeim- 
geben  und  getrieb  des  leufels.  thtatrmm  iimMonam  144*:  fad 
gab  gnad,  dasz  nit  alle  fursten  und  stand  in  »olcheo  hrtek 
vorwilligten,  ich  bitt  mich  sonst  deuls<hs  laods  i«  toJ 
geschllmet,  dasz  es  sich  die  pSpstischMi  tjnaaca  wm  far 
gröblich  liesz  IfTen  und  narren,  es  war  all—  im  Uimi  mriaty 
wie  iedermann  weisx.  Lomca  bruft  %%x  it  WtOt;  aaa  i 
getrieb  thut  er  solchs  nit  (AMaH<A  5,  tt).  Haa«ii 
des  Ttrenz  Uipxtg  1892  (aon  facti  hmme  mst  layisaw);  ••• 
der  soho  gottes  vorgebracht,  habeo  aos  sttnc«  mmJ«  H» 
apostel  uod  evangelisten  verzaicbnel  aod  iii«milal  4m 
kraftigen  getriebt  des  b.  geistes  ihren  »chriftea  aiasarfaibH. 
ScRiviR  gotdpredigteH  3t  ;  was  ist  besser,  mU  ui 
schleppen  und  durch  deren  getrieb  ibm 
in  allen  gasseu  machen,  oder  das  ehrliche, 
deo  ebütand  oemlich,  dawider  ergretfea?  118; 
et  tliegt«  t«  viel  irikaea. 
to  manche  »eurtter,  i»  $o  vieler  lawaead  sekae«. 

San  himmel.  dat  lulcui  der  fOrtwa  tekaar  katckliia 
urch  göulicbeo  getrieb: 
data  ein  gewitter  fried'  uata  wftrd  kerwMar  brackl. 

Rist  »entr  umtmtktr  ^rmau  (tkMilarj  litt)  tUi 
da  eahe  man  taii  last  mm»  rtttll 
ackasll  drlngea  darth  41«  im  < 

tn  dieser  expe^itioo  blicbto  iim  «o*  StnAmmi  i 
fetrieb  aussen  (Flkge  mmr  itr  kkpiwniäki  mm 
waren  gleichwoi  . .  Doirrbandler,  4an  PMHMr«  wm4  MniMm 
barg  in  gtites  «erlraaea  wirdcrMR  gaaHal  mwtL  ■njalUM 
mntiqmitmUs  PMmwstrmtmt  (iTtS)  8,ti9;   felriat^  ■.  i 


4531 


GETRIEBE  III 


GETRIEBE  111 


4532 


pulsus.  didionaire  du  voyageur  (no'i)  144;  getrieb,  der  betrieb 
oder  trieb  m.,  drift,  impulse,  es  ist  nur  eures  bruders  ge- 
trieb, das  treibet  niemand  als  er,  thats  nothiiig  eise  bat  your 
brothers  urging,  pressing  or  drift.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  768; 
getrieb,  antrieb,  stimulalio,  impulsio  Bayeb  (1733)  289;  instinct, 
imptilsion,  instinctus  Veneroni  (1766)  74. 

III.  getriebe,  getrieb  =  triebwerk.  auch  hier  weisen  die 
ältesten  beispiele  auf  mitteldeutsches  Sprachgebiet,  das  object  der 
verballhätigkeit  tritt  in  dieser  letzten  grvppe  von  Verwendungen 
derart  in  den  Vordergrund,  dasz  die  verbalthätigiceit  selbst  nur 
noch  ganz  allgemein  auf  den  bedeutungsinhalt  des  Verbalsubstan- 
tivs einwirkt,  das  eigentliche  bestimmungsmoment  liegt  in  dem 
ergebnis  dieser  thätigkeit.  dieses  liegt  allein  den  nachfolgenden 
entwicklungsformen  zu  gründe. 

1)  getriebe  in  der  bergmannssprache.  obwol  die  beispiele 
hier  etwas  später  einsetzen  als  für  die  zweite  richtung  der  ent- 
wicklung  unseres  Wortes,  ist  es  doch  rathsam  mit  dieser  Verwen- 
dung zu  beginnen,  weil  sie  auf  den  anfangsslufen  der  entwick- 
lung  zurückbleibt. 

a)  leicht  verständlich  ist  die  eine  bcdeutung,  die  bei  KbCnitz 
18,  22  folgendermaszen  dargestellt  wird :  getriebe  . .  im  bergbaue, 
das  gerüsl,  womit  man  einen  brucb,  d.  i.  eine  eingefallene 
oder  den  einfall  drohende  stelle  eines  ortes  unterbauet,  um 
das  nachfallen  zu  verhindern,  mit  getriebe  anstecken,  mit 
getrieben  durch  den  brucb  gehen,  ebenso  getriebe,  eine  abthei- 
lung,  ein  fach  einer  gewissen  auszimmerungsart  zur  Verwah- 
rung von  grubenbauen  (der  abtreibezimmerung)  aus  einigen 
starken  hölzern  und  dahinter  einer  Verkleidung  von  schwarten, 
brettern  oder  pfosten  bestehend.  Gätzschma.nn  Sammlung 
bergmännischer  ausdrücke  (1859)  36. 

o)  die  belege  führen  bis  in  das  16.  jahrh.  zurück,  vgl.  Veith 
deutsches  bergwörterbuch  (1870)  237:  am  schwartz  wasser  treibet 
man  Stollen  mit  getriebe  in  solche  {zinnstein)  fletz  oder 
seiffenwerck.  Mathesius  Sarepta  99';  so  man  durch  brüche 
fahren  und  dieselben  wieder  auffmachen  will,  so  musz  es 
mit  getrieb  geschehen.  Rössler  bergbauspiegel  (1700)  57*;  ge- 
triebe: wenn  man  mit  ortern  durch  brüche  fahren  will, 
musz  man  zuvor  auff  örter  thürgen  setzen,  und  auff  denen 
kappen  pfähle  neben  einander  in  bruch  treiben,  damit  den 
bruch  in  etwas  aulTzuhalten,  dasz  er  nicht  so  starck  nach- 
schieben und  rollen  kan,  bis  man  weggefüllet  und  wieder 
ein  thürgen  setzen  kan,  su  dann  stecket  wieder  pfähle,  das 
heist,  mit  getriebe  anstecken,  das  neu-erö/fnete  berg-werck 
(1704)  176;  genau  so  Minerophilos  {Vdi)  254',  vgl.  aucA  Hübner 
kunst-,  natur-  etc.  lexikon  (1717)  707;  getrieb  ist,  wann  in 
gerolligem  gestein  man  aulTbauet  und  mit  pfälen  das  nach- 
riesseln  oder  nachschieszen  des  gebirges  verhütet.  Bhrwahd 
interpres  phraseologiae  metallurgie  14;  pfallbeuschel  ist  ein 
eisern  hammer  von  40  pfund  obngefehr,  womit  das  getrieb 
gemacht  und  die  groszen  ertzwände  ersetzet  werden.  16; 
das  getriebe  {terme  de  mine)  la  charpente  pour  soutenir  une 
place  qui  menace  ruine  Schwan  (1811)  439;  es  ereignete  sich 
öfter,  dasz  einzelne  pfähle  oder  ganze  getriebe  in  die  höhe 
gedrückt  wurden.  Karsten  archiv  für  bergbau  2,  157 ;  das  ge- 
triebe in  bergwerken,  drift  Fahrenkrüger  325;  props,  schores 
or  Supports  Hilpert  460. 

ß)  syntaktische  Verbindungen. 

t))  man  unterscheidet  ganze  und  halbe  getriebe;  ein  halbes 
getriebe,  nämlich  ein  stollensulm  mit  der  first  oder  auch 
nur  die  ürst  allein  mit  getrieb  verzimmern.  Delius  anleitung 
zu  der  bergbaukunst  (1806)  259.  ebenso  werden  Schachtgetriebe, 
Stollengetriebe,  Streckengetriebe  unterschieden.  Veith  237. 

2))  Verbindungen  mit  verbis:  treibet  man  Stollen  mit  getriebe. 
Mathesius  o.  a.  o. ;  später  überwiegt  in  der  älteren  litteratur  mit 
getriebe  anstecken,  wofür  HIIbner  707  mit  getrieben  durch 
den  bruch  gehen  einsetzt;  anstecken  heist  solche  arbeit  (das 
getrieb)  anfangen,  die  streck  musz  mit  getrieb  angeslecket 
werden,  ist,  dieselbe  musz  mit  pfälen  verbauet  werden. 
Berward  14. 

b)  fraglich  ist,  inwiefern  mit  dieser  benennung  die  andere 
bergmännische  Verwendung  von  getriebe  zusammenhängt:  auff 
ein  schönen  gang,  der  in  einem  guten  getriebe  sein  streichen 
hat,  ist  wol  zu  bawen.  Mathesius  Sarepta  37 ';  weil  aber  der 
stamm  Äser  in  austbeilung  des  gelobten  lands,  die  refier 
zwischen  dem  berge  Carmcl  bis  an  den  Libanon,  vnd  an 
das  miltelmeer,  vnnd  an  die  grosze  Stadt  Sydon  bekommen, 
wie  Josua  am  19.  zu  sehen,  vnd  inn  dem  selben  gelriebe 
oder  ebne  ist  das  iand  Cabul  gelegen.  Mathesius  Sarepta  l' 


(1562).  es  scheint,  als  ob  die  einfache  Übertragung  der  berg- 
männischen einrichtung  auf  die  gebilde  der  natur  vorliege,  von 
hier  aus  erklären  sich  dann  auch  belege,  die  andernfalls  auf 
parallelen  mit  getrieb  =  betrieb  zurückweisen  würden:  getrieb 
ist  am  gebürg  die  sommerseite.  der  gang  liget  im  guten 
getrieb  d,  i.  der  gang  ligt  an  der  sommerseite.  Berward 
(16:3)8;  am  gebürge  die  sommerseite,  oder,  da  es  in  flachen 
felde  lieget,  da  man  denn  auch  sagt:  der  gang  lieget  in  guten 
getriebe.  Minerophilos  25i'  (1743);  im  bergbau  wird  die  sommer- 
seite eines  gebirges  oder  auch  eine  flache  gegend  das  gelriebe 
genannt,  vielleicht  weil  da  die  sonne  die  erze  besser  zur  reife 
treibt,  der  gang  liegt  in  einem  guten  getriebe.  Krünitz  18, 22. 
ebenso  Nemnich  3, 192;  getriebe  the  summer  or  south  side  of 
0  mine  Hilpert  460. 

2)  getriebe  im  maschinenbetriebe. 

a)  die  ältesten  beispiele  weisen  in  das  15.  Jahrhundert  und 
auf  mitteldeutsches  Sprachgebiet,  ISesselmann  verzeichnet  aus 
dem  dcutsch-preuszischen  vocabular  vom  anfang  des  15.  Jahr- 
hunderts getriebe  (mühlyang)  Lexer  nachlrag  204.  anschaulich 
zeigt  sich,  wie  die  aus  dem  nomen  actionis  flicszende  bedeutung 
allmählich  einer  Verkörperung  des  objectes  weicht,  an  das  die 
thätigkeit  anknüpft,  oder  das  sie  erzeugt,  in  einem  schlesischen 
belege:  och  wer  is  Sachen  daz  dorre  czeit  wer,  unde  di 
kornmoel  nicht  genug  wasser  helle  czu  irem  gange  unde 
gelriebe,  so  sollen  di  meister  die  bretmcel  Jossen  feiern  unde 
schützen  alzo  lange  bis  daz  si  beidersit  czu  iren  gange  unde 
gelrebe  wasser  mögen  gehaben.  Urkunde  von  1448  codex  diplo- 
maticus  Silesiae  l,  124.  schon  hier,  noch  mehr  aber  in  den 
späteren  beispielen  macht  sich  die  objectivierende  tendenz  bemerk- 
lich, gelriebe  ist  das  triebwerk. 

a)  es  ist  im  besondern  das  zusammenhängende  System  des 
räderwerkes,  bei  dem  eine  umtriebsmaschine  ihre  bewegung  erst 
durch  eine  Zwischenmaschine  auf  die  arbeilsmaschine  überträgt, 
die  ältere  spräche  nannte  dieses  zwischenrad  auch  fürgelege 
oder  fürgelegt  getrieb:  fürgelege,  tympanum  cum  fusis  constans 
(Agricola);  ein  auch  gelriebe  genanntes  hölzernes  rad  aus  zwei 
Scheiben  bestehend,  zwischen  welchen  ringsherum  runde 
hölzer  eingezapft  sind,  die  durch  eingreifende  kämme  eines 
rades  umgetrieben  werden,  th.  4,  1,  736,  vgl.  gangbares  zeug 
(4,1,1237);  das  man  runde  Scheiben  und  reder  anrichtet  mit 
iren  Scheiben,  spülen,  kamredern,  fürgelegen  oder  getrieben 
und  leisten.  Mathesius  Sarepta  132*  (1562);  tympanum  cum  fusis 
fürgelegt  getrieb.  Frisciilin  nomenclator  trilinguis  354';  gelriebe 
franz.  lanterne  lat.  tympanum  ist  in  der  mechanic  ein  rad, 
von  zwey  Scheiben,  um  derer  rand  släbe  befestiget,  die  in 
ein  kainmrad  greiffen,  davon  entweder  dasselbe  umgetrieben 
wird,  oder  das  gelriebe  umtreibel.  im  ersten  fall  hat  das 
getriebe  den  vortheil  grosser  kraft,  im  letzten  aber  grosser 
geschwindigkeil.  J.  B.  Fäsch  kriegs-lexicon  (mb)  Z62;  getriebe, 
ein  kleines  rad  in  einer  maschine  von  rädern,  so  von  den 
Zähnen  oder  kämmen  der  eigentlichen  räder  bewegt  wird, 
diese  räder  unter  einander  zur  bewegung  verknüpft,  und  zu- 
gleich die  bewegung  beschleuniget.  Jacobsson  technologisches 
wörterb.  2,  76*. 

ß)  aus  dieser  umfassenden  bedeutung  erwächst  bald  eine  noch 
umfassendere,  verallgemeinernde,  getriebe,  triebwerk ;  oder  um- 
gekehrt schwindet  für  getriebe  =  triebrad  der  Zusammenhang 
mit  dem  ganzen  des  räderwerkes,  und  das  rad  wird  als  einzelnes 
für  sich  betrachtet. 

l))  getrieb,  n.  reder,  of  raderwerk  Kbaher  nieuw  woorden- 
boek  2,  132;  das  getriebe  der  räder  zusammen,  l'engrenage 
Schwan  (1782)  740 ;  gelriebe,  treibendes  raaschinenwerk,  trieb- 
werk, drehling,  drilling,  lantern,  trundle  Rumpf  1,  210,  vgl.  unten 
(6);  das  gelriebe,  ein  ding,  welches  vermittelst  Vorrichtung  in 
einander  greifend  umgetrieben  wird ;  das  einer  festen  bestimmung 
gemäsze  fortbewegtwerden  oder  fortbewegtsein  zu  oder  in 
etwas  als  Sammelbegriff  eines  zusammenhängenden,  inein- 
andergreifenden Wirkens,  gleichsam  eines  triebwerkes.  Kehrein 
onomat.  wb.  921.  vgl.  unten  (c). 

2))  ich  habe  euch  deszhalben  zu  einem  exempel  in  lig.  217 
dasjenige  was  ich  in  Hg.  213  mit  dem  kleinen  slirn-rad  I.  m. 
dem  getriebe  oder  kumpff,  samt  der  kurbel  D.  C.  inlendiret, 
daselbsten  orthograpbice  vorgerissen  .  .  dann  wann  z.  exempel 
der  bär  1200  pfund  betraget,  und  man  wollte  demselbigen 
durch  ein  geschirr,  wie  die  zimmerleute  reden,  das  ist,  durch 
Stirnrad  und  getrieb,  welle  und  kurbel,  vermittelst  vier  per- 
sonen  dergestalt  bequem  aufheben,  dasz  eine  von  den  vier 
pei'sonen  nicht  mehr  als  3:)'/-^  pfund  krafft  zu  bewegen  behält. 


4533 


GETniRBK  III 


GETRIEBE  III 


4534 


Scin«t-Ka  timmermanntkuniHl'il)  }  4sft,  4M.  fgl  aufk  kompf 
tu  th.ifWU;  weil  nioii  uitu  aut  der  grOize  da«  radi  gegen 
der  welle,  und  der  grOaie  der  kurhel  grgea  dem  gcliieb 
alle«  berhublen  mute,  wann  mau  mit  weoig  krallt  viel*  laal 
beben  wili.  $  407 ;  das  gelriabe,  ittgrad,  U  If/mpant  ScawAii 
(17Hi)  740;  eo<ierilttl  E>KKt  M3;  getriabe,  kleioea  taliorad, 
|iiRion,  pignoH  lluMpr  l,l\o;  getriabe  an  einer  maicblnen- 
rolle.  hüiiiiiK  315*:  das  gdrieb  an  der  apindel,  ruorto  TIoiel 
burhdruek*ikuutt»örUr  1.  anhang  97'  (1805);  galrieba  .  .  ein 
jrdei  rail,  welcbe»  vun  einem  andern  herumftelrieben  wird. 
AbKLu:<c  3,  tS9;  kleine  getrielirUder  erballen  den  namen  ge- 
(ripbe.  HaiCHTL  UehnoL  tncyelopidit  ti,4M:  melaliene  zabn- 
rader  »inil  entweder  aua  einen  uder  aua  metfing  verfertigt ; 
au»  stabi  inacbt  man  nur  die  gelriebe  {pignons,  jnnions)  bei 
kleinen  unil  feinen  rUderwerken.  Kabmarich  handb.  der  meeh. 
ttehnoiogi*  *  ÜT ;  Zahnstangen,  in  welcbe  ein  getrieb  einzu- 
gn-ifi-n  bestimmt  ist,  werden  . .  meist  aus  eisen  gegossen.  «21. 
b)  der  umfassendere  begriff  det  worUs  begüntligt  deuen  Ver- 
wendung in  beidtnmien  maschinellen  betrieben;  so  von  anfang 
iin  für  das  rdäerwerk  der  mühle,  ebenso  für  dasjenige  des  vhr- 
geluliises;  seltener  ist  dies«  Verwendung  für  die  eigentliehtn 
masehtnin  der  neuuit. 

(*)  eine  niOhl  und  üia  leb  eucb  bouen  wll, 

hllir  Rotl  wem  leb    wtmital 
het  Ich  hanit  Kereihe 
und  wolTen  scharlTI 

Inn  Kulte»  nnnion  so  wll  Ich  itla  heben  an. 
.  .  Mose«,  du  toll  sein  dabei 
den  ersten  »teln  lubrettaa 
und  das  er  leli  gar  feste, 
so  tregi  er  schwer: 
daroii  bedeut  uns  die  alte  ehe. 
die  naue  ehe  den  sudern  stein, 
den  legen  wir  sulT  den  allen 
und  dss  er  laulT  Ksr  balde 
nach  uiel«ieri  kunst. 
daü  geirteb  bedeui  uns  das  beiigen  geisl  gnnsi. 

hergreihen  lies  l^.jalirh.  11,31  J.SIeier; 

die  pulirinuble,  welcbe  vermittelst  eines  am  wasserrade  an- 
gebrachten Betriebes  die  erfurderliuben  Vorrichtungen  in  be- 
wegung  setzt.  Kohstek  anstehten  vom  Nitderrhein  (1791)  1,2S>6; 
getriebe  absluszen,  abtbeilen,  onsto.szen,  bei  den  blau-farb- 
mOhlen.  Minerophilos  (l'4S)  254';  das  getriebe,  der  Irilling  in 
einer  müble,  U  lanternt,  das  getriebe  in  einer  milhle,  le  moulage 
Schwan  (i782)  740;  das  getriebe,  der  trilling  in  einer  mühle,  the 
lantern  uf  mill  Ebers  043;  zu  verkaufen  eine  müble  (in  der 
Ostlichen  Schweiz)  mit  ausgezeiibneter  wassergerechtigkeit,  .  . 
mit  allen  zugehörigen  getrieben,  als  koinputzerei,  frocbt-  und 
mehltransporten.  ans.  in  der  beiL  zur  allg.  teil.  IStW  (no.  299); 
der  mühleubesitzer  K.  gerieth  in  das  getriebe  der  mühle  und 
wurde  zu  tude  gequetscht.  leitungsnachricht  aus  dem  jährt  \b91. 
ß)  getrieb  in  einem  ubrwerk,  oder  in  etwas  anders,  rt- 
forto,  ingegno,  piegamolla  IluLSlua  (1680)  167';  k  ressort,  elatt- 
rum.  dtetionaire  du  voyageur  (1703)  144;  let  ressorts  d'une  korloge, 
lemir«  HoNDBAU-UuxTüRFF  263;  getrieb,  das  treib- oder  feder- 
werk in  einer  ubr,  the  spring  within  a  tcaleh  or  dock,  teutseh- 
engL  »>.  (1716)  766;  getrieb  in  einem  uhrwerk,  korohgii  elatt- 
rium  Baykr  260;  le  ressort.  elaterium  Vkkehoni  (1766)  74;  das 
getriebe  in  den  ubren,  der  Schneckenzapfen,  lepignon  de  rentoi 
Schwan  (isil)  439;  die  kleinen  .stählernen  getriebe  in  uhren 
werden  aua  triebstahl  verfertigt.  Karmarsch  handbueh  der 
mech.  technologie  2.  aufl.  621 ;  und  die  gröszte  kirchenuhr, 
die  sich  darin  befand,  hatte  kaum  die  grCsze  einer  kflse- 
milbe,  woran  man  recht  die  subtilitilt  des  menschlichen  Ver- 
standes bewundern  konnte,  dasz  dergleichen  kleine  Werk- 
zeuge doch  ihr  vollkommen  eingeweide:  r&der,  getriebe, 
pllocke,  Spiralen  hatten,  und  gerade  die  zeit  zeigten,  die 
die  tascheuubren  der  unterzeichneten  auszen  angaben.  Bren- 
tano {wunderbare    gesekichte  von  Bogs    dem  Uhrmacher)  5,  361 ; 

0  slCimperel  des  arinen  menschenwiiies! 

de«  Irtien.«  hiiieru  daii  wollt  ihr  versiebo, 

der  r&diT  beiiulichstes  getrieb  berechnen, 

und  wl»xt  doch  nicht,  wie  lang  dss  uhrwerk  gabt. 

wlsit  nicht,  wann  diese  rtder  stocken  sollen. 

Th.  Kösnsr  Zrtnf  |,t; 
und  sieb,  auf  meinem  leller,  —  lächelt  nur  — 
im  moo*  versteckt  lag  eine  taschanubr. 
Bsein  cbristis'eschenk,  lammt  einem  »eldnen  band, 
das  prkehtig  auf  der  sonntagswesie  stand, 
der  vatar  liesi  mich  das  getriebe  sehn, 
er  lOK  sie  aul.  so,  sprach  er,  mustt  du  drebn. 
Ich  aber  $ehrl«  vor  rreude.  sprang  und  blickte 
sie  urunken  an  und  horchte,  wie  ale  pickte. 

IV. 


holz  zu  gebina  und  getrleli«  {d«r  StkmirmäUUr  dbrm).  Abu*. 
BACH  edrlweus  M; 

koaaii  k*r  bub  rrftbllngswaltl.  Ihr  glaitbeBtUM«. 

das  !•!  ein  dum,  drin  pr«4'gen  laoMarf  saagaa; 

■abl  dies«  blüb'Ddea  •Snleu.  dl*««  r«MO. 

dia  liebt«  wdlbvof.  grua  In  grUa  «•rsckluagea. 

.  .  und  dann  iprecbl;  oaiol  ••  !•!  •!■  babl  gauUka, 

ein  ubrwark  Ut'«,  wir  baaaaa  |«4aa  fa4aa, 

sprecht:  nein!  lu  dissaa  tUMraaai«  4m  M^. 


und  von  der  llppe  weist  den  kalak  4m  gsM« 
C.iaat.  frttmtugi 


y)  übertrogn  auf  im  naUmtuht  ifäm  im  ylwlnwifa« 

du%gt% : 

der  Artaxersaa  ward  von  Jhr  (r.Uäi$^)  aiii  «urckea  bUb. 
Argeui  mit  dam  stost*.  bla  auff  den  sandt  («ttrawat, 
in  dem  sie  durchi  gelaock.  In  w«|eb«w  ibr  gtvUk 
die  band  »onii  bat,  die  fautt  dem  Jsmael  sarbAwM. 
DisTBicN  V.  a.  Waaaaa  Haiifrüd  »da 
JeiTM—Um  (tut)  t».  U. 
0)  der  mechanischen  «nie  gleich,  dl«  mit  leblose«  gatriakt 
einige     Bcheini>are    lebensverricbtungeo     hervor  bringt.    Vom 
kriiisekt  bldller  l,bl&  {gtg«»  bürger);  hier  findet  «r  uour  4«B 
bilde   eine   geheime  tapetentbOr,  hinter  welchar  «ut«  wai^ 
liehe  gestalt  mit  einem  offnen  suuvenir  un4  ait  4ni  rtilfM 
an   der  linken  und  mit  einem  crajon   io  der  racklM   flUL 
drückt  er  den  ring  des  mittelOngers,  ao  richtet  aich  di«  ge- 
atalt   unter   dem  rollen   des  inneren  getriebea   auf,   tritt  io 
das  Zimmer  und  daa  aualaufende  gebwerk  stockt  mit  ibr  an 
einer  wand.   Jhan  Paol   Tilan  I,  M:   di«    von   zeit  zu   zeit 
(an  ein  land)  angereihten  stocke  geben  einen  onbehalfltrben 
körper,  der  nur  klumpenmSszig  drOckt,  wo  er  liegt,  und  wett 
unvollkommener  als  ein  autunut  wirkt,  wo  doch  «in  inneres 
gelriebe   sogar    au>zeilicb    geschlfle    verricbiai.    K.  L.  Jahr 
1,  169  (natüriieke   eintnlung  des  grundgebietes) ;    diejenigen  ge- 
triebe   (m^cAaniscA«  Webstühle)  ^    welcbe   man  als  tritt-  oder 
acbaftmaschinen  bezeichnet,  lil.  eentraiblait  i(i»4  (sf.  nt):  von 
bestem  eichen  bolz  sauber  und  solid   gearbeitet,   mit   leicht- 
gebendem ketlenradgetriebe  und  bequeme,   durch  feder  ein- 
fach regulirbare  ausiOsung.     die  kurbel  wirkt  durch  ketten» 
rflder  in  vortbeiihafteDter  Qberaetzung  auf  daa  *inoere  getriebe. 
prospect  einer  butterwustckint  (1691). 

e)  un  diese  vtrwenäuuge»  insgesamwsl  knüpfen  wsamnigfmk$ 
Übertragungen,  das  rdderwerk,  das  tneinandergretfl^  itt*m  aiil- 
verwendetes  biU  für  erschetnun<^en  der  natur,  für 
handlungen  und  einrichtungen;  vim  boden  des  gttk 
nimmt  die  entwiekluug  ihren  gang  weiter,  es  (rdra 
Züge  hervor,  die  den  anslosi  tu  a«KH  gebroucksfonmen  f«##«. 
hier  ist  es  bald  der  gedauke  du  tiuamwstnkangende* 
das  unter  der  Vorstellung  eines  getriebea  rrfmat  wvd,  oder  a  \ 
tick  dte  wakrnehmung  der  i,erdusekrolkn,  bewegtem  tk4it§krt  ftUni. 
tt)   1))      das  leben  war  su  kurs  für  mein«  liebe, 

die  weh  xu  klein,  su  arm  an  iu*t  aai  *«ba«n, 

die  mbss'geu  rtdsr  »tocfcteu  iai  getriabe: 

da  fand  ieb  liir*-.  da  fand  ich  deine  Ueb«. 

und  was  die  walt  nicht  gab.  das  gab  ala  hart. 
Th.  KOBima  qeit.:  'i>tim  •jrwtU^'; 
ich  habe  eratlich  die  nothwendigkeit  verehren  Icrnco,  iis4 
was  ist  mehr  als  die  t:ethane  tha^  daa  geschehen«  ntigtift^ 
ibr  eigentbum !  dann  bab'  ich  auch  dieae  uolbw«o4ifk«il  als 
eine  weise  fügung  verehren  lernen,  die  durcb  das  (jßmmmt» 
grusze  getrieb'  webt,  darin  wir  blos  ala  mitwirkäii«»  f»> 
tricbene,  treibeuJe  rüder  eingreifen.  Chabisso  [Peter  ScUmmII  *) 
4,296;  weil  aber  blusz  durch  zuhörer,  die  ta  jaogern  beraiH 
gezugen  sind,  die  lehre  gleich  werkthttig  ins  leben  eiogretfca 
kann,  so  ist  im  hoben  getrieb«  der  wiaaaaagbaft  akbl  »abr- 
heit  die  einzige  feder.  F.LJAaN  (itmtstkm  ««ttiAaai)  mmit 
I,  tb9;  die:>es  princip  bedingt  auch  die  sorgsaiM  acbulaag 
der  komparseri«,  dÜe  nun  nicht  mabr  wi«  bi«b«r,  «i«  «ta 
rad  auszerhalb  der  Iransmisaiua  aabcobcr  acbsrint  aa4  4a* 
durch  eher  atört  als  fordert,  aoodara  4«a  kaaatiaUaa  ge- 
triebe dea  ganzen  als  mit  magnihmim  bktar  äataftgt 
wurde.  Litzbarii  dos  druai«  .  .  4v  fiftaaarl '  U. 

2))  der  menaeb  ist  am  tuiBaiaiang«a«t»t«a  gatriato.  Ciwa 
2,259;  ohne  die  federn  abzuspannen,  weirb«  das  galrieb« 
menscblicber  atrcbsamkeit  wirkend  erbtlL  WÄcaraa  tindmt; 

gatsterralcb  und  k6rp«rweltgewAhl« 

waltet  eines  rades  tcbwung  saas  slal«^ 

biar  sah  aa  Bai«  Kawtoa  gaha  .  .  . 

gaistar  In  nBaraandan  sptaaea 

nach  der  groatta  galstar««nna  straBaa, 

wie  toB  Beer«  bScka  Uakn. 

war*  nlcbt  dies  ailBicblln  nirleb«. 

da«  lUB  «w'gaa  jabelbaaa  mm  ttak« 

nasr«  bereaa  an  «laand«r  nraagf 

Scaiixaa  fßt  trwm»4teUtO  I.  «•} 


4535 


GETRIEBE  HI 


80  Übt  natur  die  muuerpflicht, 

und  sorgt,  dasz  nie  die  Kette  briclit, 

und  dasz  der  reif  nie  springet. 

einstweilen  bis  den  bau  der  weit 

piiiloäOi)hie  zusammenhält, 

erhält  sie  das  getriebe 

durch  hunger  und  durch  liebe,  (die  weltweisen)  11,B7; 

wie  eine  that  der  liebe. 

die  still  und  dunkel  reift 

und  herrlich  ins  getriebe 

des  groszen  leben»  greift.  Tiedge  vgl.  C*iipe  2,  353; 
wann  das  getriebe  des  lebensquelles  dir  trocken  blieb. 
TiiüiiUEL  der  heilige  Kilian  45. 

3))  die  beim  liehen  getriebe  eines  handeis,  les  ressorts  secrets 
d'une  afaire  Rondeau-Büxtorff  253;  nur  halt'  er  leider  aus 
den  alten  und  aus  seinem  humor  eine  unleugbare  Verachtung 
gegen  das  geld,  dieses  metallene  rüderwerk  des  menschlichen 
getriebes,  dieses  zifferblattrad  an  unserem  werüie  geschöpft. 
JEiN  Paul  Siebenlcds  1,  25 ;  ehrgeiz  ist  die  achse  des  ganzen 
getiiehs.  Gutzkow  ritter  vom  geiste  1  **,  164; 

das  ist  ein  schachern,  ein  erwerben, 
ein  räderrasseln  tag  und  nacht  — 
ich  möcht'  in  dieser  Stadt  (Paris)  nicht  sterben, 
die  auf  den  gräbern  hochzeit  macht! 
welch  glück,  dasz  ihr  in  dem  geu'iebe, 
mein  deutsches  spinnrad  nicht  vermiszt, 
dasz  ihr  nicht  ahnt,  was  deutsche  liebe, 
nicht  ahnt,  was  deutsche  narrheit  ist! 

IIekwbgh  die  e/iigonen  von  1830; 
unerhörtes  vollbringt  die  berechnete  kraft  der  maschinen, 
aber  die  Schönheit  flieht  vor  dem  entseelten  getrieb. 

Geibel  5,  78  (Stuttgart  1883). 
p)  0)      denn  was  man  so  genie  kurzweg  genannt, 

nicht  immer  ist's,  wenn  man  es  braucht,  zur  band, 
auch  wohl,  wie  das  so  geht,  nicht  grad  im  gange; 
die  beiden  aber  froh  und  klug  gewandt, 
in  ihrer  mitte  wird  mir  gar  nicht  bange, 
denn  stockt  einmal  der  ernsten  kunsi  getriebe, 
dann  wirkt  natur  mit  ihrem  eignen  triebe. 

GöTUE  ('was  wir  bringen^  fortsettung)  11,  343; 
bis  alle  kämpfe  durchgekämpft  die  liebe, 
musz  sie  bewegen  sich  und  tief  erwägen 
des  lebens  vielgestaltige  getriebe. 

Platen  (prolog  tu  den  lyr.  blättern  1847)  1,  218  ; 
als  dürfe  er  einen  tiefen  blick  thun  ins  innerste  getriebe 
des  lebens.  Hebbel  {barbier  Zitlerlein  13)  9*,  76;  lehr-, 
nähr-  und  wehrstand  haben  im  letzen  menschenalter 
änderungen  erfahren,  neue  gestaltungen  und  belebungen. 
alle  getriebe  des  Staates  wirken  in  neu  geschaffener  ein- 
tracht.  F.  L.  Jahn  (leuwagen  für  Leo)  2,787;  durch  Volks- 
feste musz  es  uns  endlich  auch  wieder  gelingen,  Staat  und 
kirche  zum  besten  des  volks  in  gemeinschaftliche  Wechsel- 
wirkung zu  setzen,  jetzt  ist  das  kirchliche  wesen  ein  ver- 
einzeltes getriebe.  {deutsches  vollcsthum)  1,320;  seit  langem 
schon  führte  er  (Friedricli  Wilhelm  IV.  ats  kronprinz)  den  Vor- 
sitz im  staatsrathe  wie  im  ministerium  und  glaubte  daher 
das  gesammte  getriebe  des  Staats  zu  übersehen.  Treitsciike 
deutsche  geschickte  5,7;  jene  eigenschaft  gewandter  klugheit, 
die  im  oppositionsfalle  gefährliche  potenzen  in  das  eigene 
getriebe  aufzunehmen  und  nützlich  zu  beschäftigen  vermag. 
H.  V.  Obelh  an  G.  Keller  bei  Bächtold  2,319. 

2))  so  bedeutend  aber  auch  die  Umwälzungen  durch  diese 
Wissenschaft  sind  und  wenn  sie  auch  wie  ein  polyp  mit 
tausend  fangen  in  das  leben  des  einzelnen  so  gut  wie  in 
das  ganze  getriebe  des  völkerconnexes  und  Völkerverkehrs 
hineingegriffen  hat.  K.  Hoffmann  über  wesen  und  bedeutung 
der  vergl.  sprachwissensch.,  archiv  für  neuere  sprachen  ao,  2 ;  wer 
aber  das  innere  getriebe  unserer  zeilungen  etwas  näher 
kennt,  der  weisz  auch,  dasz  die  redakteure  ihren  be- 
ricblerstattern  keineswegs  so  selbständig  gegenüberstehen. 
Tbeitschre  deutsche  kämpfe,  neue  folge  53;  bei  einem  punkt 
scheint  die  einsieht  in  das  kapitalistische  getriebe  den  Ver- 
fasser verlassen  zu  haben:  ich  meine  jene  bestimmung 
{im  entwurf  eines  handelsgesetzbuches)  .  .  nach  der  der  hand- 
lungsagent  ohne  Tollmacht  nicht  berechtigt  sein  soll,  das 
geld  eines  künden  anzunehmen.  Stadthagen  deutsch,  rcichstag, 
10.  febr.  1897;  ja  meine  herren,  diese  abhängigkeit  der  makler 
von  den  Bankiers  ist  einer  der  dunklen  punkte  in  dem  ge- 
lriebe unserer  börse.  graf  v.  Kanitz  9.  jun.  189ü. 

y)  je  mehr  die  Vorstellung  einer  bewegung,  einer  unruhe  und 
geiäuschvollen  thätigkeit  in  den  weiteren  entwicklungs formen 
hervortritt,  um  so  mehr  nähert  sich  getriebe  wieder  der  funelion 
eines  Verbalsubstantivs;  um  so  mehr  auch  gewinnen  die  etymo- 
logischen verwandten  treiben,  getreibe  einflusz  auf  den  beäeu- 
tungsgelialt  unseres  Wortes. 


GETRIEBEACHSE— GETRIEBEARBEIT  4536 

l))  auf  solchen  berührungen  beruhen  die  nachstehenden  beispiele: 
a))  wie  das  getriebe,  so  das  gezeige.  Wander  1,1611; 
das  leben  also,  liebe! 
scheint  mir  ein  stetes  treiben  und  getriebe, 
gleichsam  aus  lust  und  furcht  zusammen  blattgewebt. 

Baggbsen  (Adam  und  Eva  10)  4,  151; 

alles  der  menschen  gewühl 

nennt  er  getrieb  ohne  ziel.  GRiLLPARZERyed.  (inci/fcus). 
ß))  das  getriebe  der  wellen,  the  agitation  ofthe  sea  Hilpert  460. 
2))  entfernter  stehen  die  allgemeineren  Verwendungen, 
a))  so  einmal  aus  dem  gesurre  des  täglichen  getriebes 
herauszukommen,  ist  äuszerst  wohlthätig.  Gotthelf  Uli  d.  p, 
15.  cap. ;  in  der  ait,  wie  er  das  thätige  getriebe  des  hauses 
darstellte,  war  etwas,  als  ob  er  eine  frische  luftströmung 
in  die  stube  bringe.  Auerbach  Landhaus  am  Rhein  3,  33;  das 
gelriebe  menschlicher  thätigkeit,  the  Springs  of  human  activity 
Hilpert  460;  das  gelriebe  der  menschen,  the  restless  or  busy  life 
of  men.ebend.;  auf  der  hochwarte  standen  die  väler  der  insel 
truppweise  beisammen  und  ergötzten  sich  am  gelrieb  der 
traubensammelnden  leute.  Scheffel  Ekkeh.  70;  auf  dem  platze 
unter  der  kirche,  rechts  und  links  wird  den  ganzen  tag 
hindurch  gehandelt  und  gelärmt,  dasz  kein  mensch  mehr 
etwas  hört  vom  tosen  der  Aach,  die  sich  hart  neben  dem 
platze  . .  dem  Schnepfau«tr  walde  zuwälzt;  die  sagenumwobene 
Kanisfluoh  und  die  stolze  Liggsleinpyrainide  schauen  ernst 
und  still  auf  das  bunte  getriebe  herunter.  Felder  reich  und 
arm  (I8ü8)  151 ;  es  wird  noch  viel  Sonnenschein  brauchen, 
bis  der  schlämm  unserer  ästhetischen  und  literarischen  zu- 
stände auftrocknet  .  .  ich  bin  froh  zu  jeder  stunde,  dasz 
ich  mich  all  dem  gelriebe  fern  gezogen  habe;  ich  liebe  die 
frische  luft  der  that,  aber  nicht  die  fäulnisz,  wenn  sie  auch 
aufs  prächtigste  phosphorescirt.  Pichler  {an  Hebbel)  Hebbels 
briefwechsel  2,  403 ;  etwas  abseits  von  dem  allgemeinen  getriebe 
schaltete  der  schieszunleroflizier.  R.  Stratz  dienst  16;  ihr  war 
es,  als  müsse  sie  Berlin  in  seinem  gewaltigsten,  mitleidlosen 
getriebe  aufsuchen,  die  kleine  Elten  s.  312. 

ß))  freilich  in  dem  groszen  getriebe  der  weit  ist  der  starke 
so  leicht  jenem  irrtura  unterworfen.  F.L.Jahn  werke  2,  563; 

das  verworrene  getriebe  der  zeit.    Rückeri  88; 
selbst   in   der  Stadt  mitten  im  tollen  getriebe  hält  ihn  {den 
adel)  die  Stellung  zur  höheren  gesellschaft  und  zum  hofe  in 
gewissen  schranken.  Auerbach  landhaus  1,  145; 

ich  hoffe,  sie  miszfiel,  das  edle  mädchen! 

obgleich  die  lange  zögerung  mich  martert, 

und  ich  in  das  getriebe  dieser  thoren 

mich  ängstlich  menge,  gleich  als  wär's  mein  kind 

und  ihr  geschick,  um  das  dte  rotte  würfelt. 

Gbillparzer  (Esllier  2)  85,259; 
die  grosse  zeit,  die  er  durchlebt,  das  sausen  der  hunnen- 
schlacht  hallen  schwung  in  seine  gesinnung  getragen  und 
ihn  das  getrieb  kleinen  ehrgeizes  verachten  gelehrt.  Scheffel 
Ekkehard  375;  Ekkehard  aber  liesz  sich  vom  diakon  die  stola 
umhängen  und  das  meszbuch  vortragen,  er  hielt  einen  Um- 
gang durch  Stube  und  kammer,  die  wände  weihte  er  mit 
dem  zeichen  des  kreuzes,  auf  dasz  das  getriebe  böser  geister 
gebannt  sei  für  immer.  129. 

/))  an  die  im  obiijen  festgestellten  Verwendungen^  vor  allem 
aber  an  die  unter  ß))  behandelten,  knüpfen  zahlreiche  Zusammen- 
setzungen an,  aus  denen  der  häufige  gebrauch  unseres  wortes 
am  deutlichsten  erhellt:  alltagsgetriebe,  flutgelriebe,  lärmge- 
triebe,  lebensgetriebe  {bei  Jahn),  luftgetriebe,  parteigetriebe, 
schandgelriebe,  schiffsgetriebe,  siadlgetriebe,  volksgetriebe, 
Wechselgetriebe  (Jahn),  weltgetriebe  u.  a. 

&})  von  hier  aus  wird  eine  poetische  Verwendung  erleichtert, 
in  der  gelriebe  —  wol  auch  des  versmaszes  wegen  —  als  synonym 
mit  dem  verwandten  Substantiv  trieb  im  plural  auftritt: 

ird'scher  getriebe 

reinigerin.    Uöckert  ged.  (auswahl)  120, 
GETRIEBEACHSE,   f.   technischer   ausdruck,    vgl.  getriebe 
oben  sp.  4532:    die   unterläge,    welche   verhindert,    dasz  die 
getriebachse    sich   durch   den    druck   der  fraise  nicht  federt 
oder  biegt.  Phechtl  lechnolog.  encyclopäd.  11,  420. 

GETRIEBEARBEIT,  /'.,  eine  Zusammensetzung,  die  in  der 
bergmännischen  spräche  gebräuchlich  ist,  sie  knüpft  an  die  sp.  4531 
dargelegten  Verwendungen  an:  getriebearbeit,  abtreibearbcit  in 
losem  gebirge,  piling  through  quicksand  Rumpf  1,210;  getriebe, 
getriebearbeit,  Zimmerung  im  alten  mann,  völligen  oder  gar 
schwimmenden  gebirge;  es  gehört  diese  getriebearbeit  zu 
den  allerschwierigsten  und  gefährlichsten  des  bergmannes; 
beim  Schachtabteufen  mit  gctriebezimtnerung  verfährt  man 
wie  gewöhnlich,  folgt  aber  dem  absinken  mit  der  Zimmerung 


4537 


GETRIEBEN 


CITRIEBDI 


Iriimer  auf  dem  tmii-,  iiml  verlieht  binler  il«rtell>fn  sllri 
mit  pfilhlcn,  welrlie  »tu  liri-ilerii  bedeben;  <ii«  Krlriebütrlieit 
III   sirerken  ist  noch  schwieriger,   •!•  die  in  trhllchten,    be- 

H ler«   wenn   dio   lohie   nicht   fett   Itt;    man   verführt  im 

allKeiiieinon  wie  bei  tier  IbürntuclizimmeninK.  nur  dott  »obl- 
hOlier  gfieftt  werden  und  die  zimnii-runK  onf  maocberiei  ait 
Ter«t)lrl(t  wird.  ('.  IIantvann  hnndwU.  d.  mm.  elr,  (iH-i&)  i,  tm. 
ViKTl{lV,ü\i.?i,fttrticipiatet  adjittiv  tu  treiben  |i.  d.).  da$  vetium 
entwickelt  mehrfache  bedeutungen,  die  eine  isotierung  de%  parti- 
et^um«  begiinsligen;  io  kannte  schon  die  oUhochileultche  zeit 
adjeeliviichf  Verwendungen  det  parlicipt,  die  aber  im  omatt 
itechen  blieben,  vgl.  (inAir  &,  4S3.  die  fnUteVuichdeultch»  teil 
brachte  einige  gehrnutlnformen  auf,  unter  denen  die  Verbindung 
gelribpncr  weg  -<>  gebahnter  weg  lich  am  längsten  erhalten 
hat;  der  renaiuaneeiHt  und  ihrer  kuntt  enlipringt  endluh  dte 
nun  und  meist  verwendete  gru/pe  gelriebLMit;  arbrit. 

1)  vereinxelte  Verwendungen,  a)  allhochdeultch  für  actu$;  lo 
in  den  glouen  :it  Veryil  Georg.  2,  331  {actum  eaelo  magni$ 
aiiuilonibus  imbrem)  gitripiinan.  Stkihhrtir-Siivkr«  2,  <134; 
kctribcniu  chlaga.  .Notkhk  im  Hoetliiut  Graf»-  &,  4b3  u.a. 

b)  unt  du8  ungetiibrnen  liuten  ist  ein  griuse  das  iat  dem 
getribenen  ein  herzenfr()ede,v  «s  ist  nieman  gottes  riebe, 
wanne  der  ze  gründe  tot  ist.  (sprücht  diutsrher  mysliker) 
WACKKRNACtL /esrfturA  l*,  bim;  abgetrieben  Schmüilbr  l''',  6tl; 

'    durchtrieben  theil  2,  1704. 

( )  so  man  sie  mit  jrem  getriebenen  namen  (gelähmte  meev' 
kiilbrr)  nennet,  sollen  sie  schimpfliche  antworl  geben.  Foibr 
ßsehbuch  to'i'. 

d)  es  grilT  ins  rSdcrwerk  meines  ohnehin  nicht  mehr  kraftig 
getriebenen  iebens  zu  sti'irend  ein.  Mkbrri   briefe  t,  V->. 

e)  getriebene  (übertriebene,  gesteigerte)  preise  advanced, 
ei'iggt-rated  prieet  Eitzrn  wb.  der  handehsp.  917. 

2)  getriliene  ban,  gctribener  pfad,  weg: 

wan  in  was  gegen  llöme  gAch. 

diu  tirAie  was  getriben  genuoc. 

geln  einer  tiat  >1  sie  truoc, 

diu  was  Nerden  genant.    Mai  und  Beaftor  207,  27; 

vor  deine  la|;e  >o  ichiei  er  dan. 

•r  kam  iir  ein  getriben  ban 

diu  truoc  in  hin  le  Berne. 

hcKeiiliet  41,  '2  (iiflii^nbiich  h).  getriebene  bahnen 
noc/i  hei  Lavatir  ihysiorinom.  fraomenle  (17&&)  1,  &3; 

der  marl(N  fuor  »&  an  dax  laut, 

die  Iti'iueglnn«  hat  er  an  der  hanl. 

er  sprach:  '.iDetiu,  ir  sit  genesen I 

nu  kan  Ir  nimmer  16  vil  weten, 

dm  si  mich  türrenbesiän. 

wir  suln  an  daz  gebirpe  gdn 

...  ich  liiuse  hie  wol  getriben  wege. 

U.V.  niaTÜRLi!»  Wiltehalm  I.M,  23  Sini/er; 

gein  Oriente  was  der  pTat 

wol  getriben  und  gebent  (i/eba'in(), 

HiinaiCHv.NsusTAPT  ron  gotes  tuoltunfi  \ül  Slrobeli 

davon  mein  bortz  ward  frfiden  satt, 

rOrbat  in  das  gevilile  ich  irati 

und  Icam  iilT  ain  petriben  pfai, ' 

der  trfig  mich  lOrbas.    IIAitterin  t,  )g,  &9; 
so  hab  Ich  gwall 

melns  henzen  gar,  und  mein  gemHt 

das  fei  ergeben  deiner  gfli. 

auch  tiln  und  lAn  mit  triuwer  pllicht. 

melns  herizen«  pan  die  ist  g>r(cht 

tu  dir  allnin.  ain  irlbner  pfat.    -i.  36,  7: 

wol  getribenen  weg  zu  aller  gotlicher  warbait.  fl.  v.  Nördukcrn 
191  Strauch;  der  weg  (tur  höUe)  ist  nit  vorkrumpt  sunder  gar 
siecht  und  wol  getriben.  handsehr.  des  i:<.jh.  Scrmellrr  l*,Wt; 
und  kam  ich  an  ain  we^scliaiden,  was  ein  getribnor  gueler  weg, 
der  gieng  auf  die  glinggen  hant  (gelinke,  linke  band);  ich 
maint,  der  weg  soll  sich  wider  herumb  schicken  zu  disem 
neg,  und  rait  also  demselben  weg  nach,  r/iron.  des  ß.  Zina 
<iitdterhroniken  5, 106 ;  getribner  wüg ,  via  IriUi,  Her  tritum 
ALKR  m*:  tribner  wäg,  ein  wolbewandlele  stranss;  tribne, 
breücbliche  straasz,  via  eelebris.  ebend,ViS':  item  es  mag 
auch  ain  nachipar  über  den  andern,  wo  sie  an  einander 
geniint  sein,  faren  mit  inist  und  was  er  zu  seiner  hausz- 
notdurft  bedürftig,  doch  zu  rechter  weil  und  zeit  on  schaden 
der  üat  and  frücbt;  wann  alter  ainer  ain  rechte  gelribne 
strasz  bat,  soll  er  seines  nacbbarn  und  also  ainer  des 
andern  verschonen  so  vil  müglich.  üst^rr.  veutA.  l,lM(Warl/ti- 
fels  1W5);  getribner  weg,  tia  trita  Ftisios  (1816)  751.  «*fiu9 
bei  Drntzlrr  (1677)  1I6. 

3)  getrieben  eaelatus.  mt  dem  16.  jaArA.  belegt,  wird  es  to« 
an  fang  an  bis  heute  vorwiegend  ah  attribut  zu  arbeit  tttwendet; 
daneben  kommt  <s  in  r*rbindung  mü  wtttalUn  und  gefisum  vor. 


4ft38 


«)  a)  das  goM  «U  «Snlrr  ««4  1 
und  erhabner  arb«il,  evimi 
177*:   Iribenwrrek  (rf««)  «im  MMfMlMfeM^  «Ml^pi«»  •••• 

glifpit:  inbn«  <>4er  «t«!««  mMc  ■■■tia   »L'\M*mA 

und    darilelcbM  «ffoftr«  kt  mt»;  mM««  4m  IfikMlwIw 

erbebten  arb«!l  emkim,  4M*{  4m  4ma  kk  4m 

geschweige,   die    weil   »U 

vnd  tteyomelzen  als  far  urtkuH  |Mi  Mini  «4 

sehe   man    die  |olUciiiaki,  mÜ  |f«r  |MMkMlM 

erhabenen  vnd  |*trikea«i  mMI,  «te  4«  4t  •!••  W 

pringen,   datg  scbwirfiek  in  mtiall  bttacrt 

t;«braclil  werden.  Kuciiaar  r«rlrricAi  >• 

(*loi»«- 10,  910  .V*«>/*);  gbedrewen  wtrcl» 

lalum  tonoi}ue  fattum  Kilur  JS;   jntrtiW,  ßHmimmHtnt 

IM7;   alle«  was  «on  |eirib«ncr  arMt  nwitk  «irdt, 

filkata  t»s9;  getrieben«  erbeit  von  silber  mute  et 

argenti  cuelati.  W;  getriebeM  arbeit,  Mierefr  rt^m  «a  teMk 

dictionairt    du    toyaftur    U4:    getiiebeie   «Ml, 

Drntzlkr  (1077)  US;  getriebene  arbeit, 

na(o  C'asTRLLi  (I700)  139:  getriebene 

Schwan   (I7«i2)  740;    getriebene    »rbeil, 

werk,    dänisch   dreved   arbedje,    ttkmHuk   4rif«el 

englisch  embossed  plate,  cAaud  wmk.  IViaaic«  (tn^  aA»  Sfi 

HiiPRRT  461  tt.  a. 

ß)  die  getriebene  oder  ziselierte  arbeit  hlt  1 
die  auf  der  verkehrten  seile  hob!  sind, 
sagen,  im  gründe  betrachtet,  einerlei,  und 
eigeneren,  wenn,  die  liguren  vortOglich  stark  an 
sind;  das  treiben  geschieht  aber  auf  eine  dreibck«  art 
mit  den  bunzen  .  .  mit  der  wmkiitben  spilie 
eisent  (venu  der  siselier  mit  den  'bumm'  der  wutihm  näf 
nicht  beikommen  kann)  . . .  nit  einer  form  . . .  $hm  MT  M 
geringen  waaren.  Sprrncrl  kandmerk  «ai  kimäa  a,  i 
(1769)  169;  getriebene  arbeiL  diese  war  nicht  alWa 
haben,  sondern  es  wurden  auch  runde  Ugnrea  galtiekca. 
die  alteren  roeMer,  unter  denen  CaradosM  vonOfttek  §»• 
nannt  wird,  machten  erst  ein  orbild  von  «acbs,  fnanaa 
dieaes  in  erz.  Überzogen  das  en  sodann  au  eisaa  gebt 
blech  und  trieben  nach  und  nach  die  gMUk  kartar,  bin 
sie  das  erzbild  herausnahmen.  i;öTaR  (aulMf 
(>i/ini)  3.'>,  322;  vorzOglich  «ind  es  die  «41m 
welchen  getriebene  arbeit  ausgeführt  wir4.  obwolil  elf 
hier,  ihrer  kostspieligkeit  wegen,  jetzt  seltener  ab 
sonst  vorkommt.  KaRBARSca  hundb.  dermedk.  teekmeL  (im)tMl 

j>)  darOber  bekommt  sein  {ietstngt)  stück  Ibniicbkrit  mH 
einer  getriebenen  arbeit,  in  welcher  die  kanst  oder  vwlaekr 
künstlicbkeit  den  wert  der  materie  weit  übertrift  wai  iakm 
doch  verschwendet  erscheint,  wahrend  Shakeayenf«  mmthm 
gold  mit  goldner  kunst  behandelt,  l).  Liawic  $,  TIS:  «a  Ml 
getriebene  arbeit,  em  kleines  körn  tneiall  1*1  dank  taaa4af^ 
bare  kunst  zu  einem  groszen  and  re^cbea  «erk«  aBaaiaaadar 
);etriel>en,  dessen  wert  eben  fast  biaat  kl  dtiaiC  kaMi  k^ 
•lebt.  Shakespeares  werke  sind  dagagaa  MMah.  K  tm. 

b)  a)  schale,  gieazkaaaa  ta«  tatriakmr  afkÄ,  kaaia, 
ai^iere  bo$$u^  Ro^Dtao-BoiToavr  I9S:  «or  ja^eai  im  rtdar 
stand  ein  goldener  becber  von  getriebener  arkcit,'  4m,  «kt 
oft  er  geleert  ward,  immer  fefdlll  seia  awiaale.  laaiaaaa 
(freihof  vcn  iteren)  noteüen  und  itekL  4,  Bl:  «aa  «alnaai 
antheil  an  der  flbrigen  betri.  bilichen  bealc  ackaakla  taapaH 
zwei  grosze  Spiegel  mit  rahmen  von  galnakaaer  aJkaiaikeMI 
der  kunigin  von  Treusien.  VAiiBA«a«  Mtgnpk.  Aalak  1|, M. 

ß)  von    seinen   getriebenen   arbcitaa  ia  gaM 
mag  wenig  obrig  gebHabaa  aaia,  «aaifaMM 
keine  mit  gewiszbeil  aatagabaa.  Gkfw  (1 
OUini)  3»,  SM:  erwibnong  verdBeata  aack  ü» 
arbeiten,   welche  zuweilen  von  aaklaaaaia,  ftaiM  eA  anr 
roh,  ane  eiaenblech  gemacht  wardaa.  l*Ba«aac8  Hk 

t)  gbedreven  silver  Kiuak  J';  da  fairiakcaaa  kackaa»  aa 

hasskm  hmmi  SoiwAn  (1792)  74«;  galriakaa««  rtwakliik.  Mb 

fer  en  ftvälm.  ekemL:  bis  s>e  im  «nMM  kawaiaakiia  a^ 

nach  geoaner  kaarbeitang  die  ia  iaa  gaUbtark  jelikkMMi 

Agaren  tnlotbelea.  GOma  (eateag  «a  teattaate  '       ' 

nun  Mrfti  ror  4«o  eckaracli  eer  •41«  »«IkM 

•niUltti  die  ccMkkiea  uaptcl»«  n4  4««kt 

damit  den  i>odra.  slue,  uUln. 

cerinic-  und  ItAMlickee  v«nli«ilt 

bereitet  platt  teaM  fkr  viel«  «I 


CaliH)»,»: 


bereitet  platt 
vnd  »ein  4\t 
aar  «uitealMi  anf 


vnd  »eiii  4l\»  k— «Mlriabaaea 
a«r  Ar«  raRbtaa 


I  gModite 

II» 


1. 1|  M.1t 


4539     GETRIEBENDE— GETRIEBZIMMERUNG 

seine  {Cannings)  rede  war  damals  kein  schwert,  sondern  nur 
die  siheide  desselben,  und  zwar  eine  sehr  kostbare  scheide, 
woran   das   getriebene   goldbliimenwerk  und  die  eingelegten 
edelsteine  aufs  reichste  blitzten.  Heink    das   bürgerkönigthum 
im  jähre  1832,  4; 
wenn  rühmlichen  Stamms  letzter  erbe  den  geist  veihaucht, 
wild  in  die  gruft  ihm 
das  Wappenschild  des  geschlechts,   zierlichen  schmuclis  nach- 

geseiilit: 
dies  erzgetriebene  hildwerk  des  lieds, 
auf  gleiche  weise  hinab  versenk'  ich's 
an  schwankem  seil,  vormaligen  ruhms  im  geist  eingedenk. 

I'latkn  (auf  den  toä  den  kaixers)  131. 
GETUIEBENDE,  n.  technischer  ausdrucke  vgl,  getriebe  oben: 
eine  glatte  konische  Vertiefung,  auf  der  jetzt  freien  seile 
des  armes  nimmt  ...  die  beiden  enden  des  getriebes  auf. 
Fbechti.  technolog.  encyklop.  11,422,  auch  blosz  kegelförmige 
getrieb-ende  pressen  sich  auf  diese  art  so  fest  an  die  kerben, 
dasz  bei  kleineren  getrieben  und  nicht  zu  breiten  schneid- 
rädchen  kein  verrücken  während  der  arbeit  zu  besorgen 
wäre.  11,  421). 

GETHIEBEPFAHL,  m.,  ausdruck  der  bergmännischen  spräche, 
vgl.  getriebe  sp.  4531:  getriebepfäle  sind  pfäle,  so  breit  und 
forne  straff  zugerichtet  werden  und  sind  entweder  von 
schwarten,  oder  gerissenen  holtze.  Mineropbilos  (1743)  254'; 
vgl.  Chomel  4,  1026;  gelriebepfähle  .  .  .  pfähle,  welche  mit 
ihrem  spitzigen  ende  in  den  bruch  getrieben  werden,  mit  dem 
andern  ende  aber  auf  einer  art  von  thüren  ruhen,  den  ein- 
gefallenen Schutt  wegzuräumen  und  das  nachfallen  zu  ver- 
hindern. Adelungs,  639;  abtreibe-,  getriebe-  treibepfahl,  ein 
langes,  starkes  und  scharf  zugespitztes  holzstück  bei  der  ab- 
treibezimmerung,  mittelst  dessen  das  gebirge  von  dem  inneren 
des  baues  abgeschlossen  wird.  Veith  deut.  bergwörterbuch  363; 
getriebepfahl  laUi,  palplanche  Rumpf  1,  210 ;  prop,  shm  or  support 
Hilpert  461. 

GETRIEBLEHRE,  f.,  vereinzelte  bildung:  in  der  getrieblehre, 
besonders  im  mühienbaue  versteht  man  unter  laterne  einen 
drehling  oder  drilling.  Campe  3,  39;  es  ist  die  Verdeutschung 
des  von  Aoelung  an  entsprechender  stelle  (3,  71)  gebrauchten 
fremdwortes  nicchanik. 

GETRIEBMASCHINE,  f.,  technischer  ausdruck,  vgl.  sp.  4bi2: 
gröszere  getriebe  werden  auf  dem  räderschneidzeuge  oder  auf 
eigenen  getriebmaschinen  (machine  ä  pignons)  mit  fräsen  einge- 
schnitten. Kabmarsch  621 ;  bei  der  unvoUkommenheit  der  be- 
schriebenen Vorrichtungen  für  getriebe  ist  es  rathsara,  sich 
entweder  eines  besonderen  im  schneidzeuge  anzubringenden 
ansatzes  oder  eigner  getriebmaschinen  zu  bedienen;  von 
beiden  sollen  nun  einige  beispiele  folgen.  Prechtl  technol. 
encyklop.  11,  413. 

GETRIEBRAD,  n.,  technischer  ausdruck,  vgl.  getriebe  oben 
sp.  4533:  jenes  rad,  durch  welches  ein  in  dasselbe  eingreifen- 
des rad  ibewegt  wird,  heiszt  treibrad,  und  das  bewegte  ge- 
lrieb- oder  Iriebrad;  kleine  gelriebräder  erhalten  den  namen 
gelriebe.  Precmtl  technol.  encyklop.  11,  466. 

GETRIEBSCHEIBE,  /"..•  getriebscheibe  bei  den  Uhrmachern, 
die  Scheiben  oder  platten,  zwischen  welchen  das  getriebe, 
das  Iriebwerk  oder  räderwerk  befindlich  ist.  Campe  2,354; 
die  getriebscheiben  les  faces  de  pignon  Schwan  (1811)  439; 
one  of  Ihe  plateft  betwcen  tahich  is  the  wheelwork  of  a  watch 
HiLPEllT    461. 

GETRIEBSFELD,  n.  interval,  intervalle  Rumpf  1,210. 

GETRIEBSTAß,  tn.,  s.  getriebstock. 

GETRIEßSTANGE,  f.:  die  gelriebstange  la  barre  du  ressorl 
Schwan  ((782)  740. 

GETRIEBSTECREN,  n.,  s.  getriebstock. 

GETRIEBSTOCK,  m.:  getriebslecken  oder  getriebstöcke, 
cylindrische  Stäbe,  die  die  peripherie  eines  kleinen  rades 
bilden,  was  dazu  dient,  dasz  zwei  räder  mit  einander  in 
Verbindung  gesetzt  werden.  Krünitz  18,  23;  der  getriebstock, 
le  feseau  d'une  lanterne  d'engrenage  Schwan  (1811)  439;  ge- 
triebstab,  stock,  the  staff  of  a  drundle  Hilpert  461;  vgl. 
drilling  (l)  theil  2,  1412;  kumpf  (6,  c)  tbeil  5,  2614. 

GETRIEB  WELLE,  f.  dasselbe  was  gelriebachse  (s.  oben):  der 
köpf  .  .  wirkt  ganz  so  wie  der  schon  .  .  beschriebene  und 
nimmt  das  eine  ende  der  getriebwelle  auf.  Prechtl  technol. 
encyklop.  11,  421. 

GETRIEBZIMMERUNG,  /".,  bergmännischer  ausdruck,  wird 
vielfach  als  synonym  für  das  häußger  gebrauchte  abtreibe- 
zimmerung  verwendet,  vergl.  Veith  deut.  bergwörterb.  590.  Thiel 
landwirthschafll.  konversationslex.  i,  415. 


GETRIEFE— GETRINKEN 


4540 


GETRIEFE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  triefen  (s.  d.),  vereinzelt 
und  im  dienste  der  poetischen  stilform  gebildet: 
und  wo  sie  sprangen,  drückten  tief 
sich  in  des  feuchten  sands  getrief 
die  spuren  ein.      Ihherhann  Tristati  137. 
GETRIFT,  nebenfoim  zu  gelriebe,  vgl.  sp.  4530. 
GETRILLER,   n.,    Verbalsubstantiv   zu  trillern   (s.  d.),  vergl, 
geträller  sp.  4415: 

ist  darum,  weil  von  ihrem  (der  kanarienvögel)  hellen 

getriller  uns  die  obren  gellen, 

dasz  man  sein  eig'nes  wort  niclit  hört? 

Schmidt  v.  Werneuchkn  (almarinch  von  1802)  125; 
horchst  der  küstenlerche  (i.  Th.  Kosegarten  in  Greifswald)  ge- 
triller und  zählst  die  fusztapfen  des  spukenden  schnüffel- 
geisles,  wie  er  die  Leipziger  feuer  auszutreten  sich  müht, 
der  klingklang  des  böhmischen  kesselflickers  entzückt  deine 
Schwerhörigkeit,  weil  er  der  Leipziger  siegesschlacht  ein 
lief  und  der  Jenaer  niedeilage  ein  hoch  gebracht.  F.L.Jahn 
{briefe  an  auswanderer  2)  2,  732;  Rom,  der  Herkules  unter 
den  Völkern,  wurde  durch  das  jüdische  gift  so  wirksam  ver- 
zehrt, dasz  .  .  .  seine  imperatorische  schlachlstimme  herab- 
siechle  zu  betendem  pfaffengewimmer  und  castralengetriller. 
Heine  6,  22;  das  rosige  frühlicht  breitete  sich  über  den 
himmel  und  die  lerche  sang  in  der  höhe ;  aber  schreckhaft 
klang  ihr  das  getriller  des  vogels.  G.  Freytag  {aus  einer 
kleinen  stadt)  13,  158;  allerorten  haben  die  lerchen  eingesetzt, 
und  ihr  ununterbrochenes  getriller  schallt  bald  näher,  bald 
ferner  her  bis  in  den  gulshnf  herein.  G.Hauptmann  vor  Sonnen- 
aufgang (1S92)  42. 

GETRILLT,  «.  gedrillt  th.1,  sp.  1410  und  1411. 
GETRINDELT,  participiales  adjectiv,  vgl.  getründelt  Ih.  i,  t, 
sp.  4416:  ain  vierling  ungetrindlet  erbis  um  40  pf.,  ain  vierling 
getrindlel  gersten  um  40  pf. . .  alles  ops  ist  theur  gewest.  Variante 
zu  Senders  chronik  von  Augsburg,  deutsche  städtechron.  23,  327. 
GETRINKE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  trinken  (s.  d.).  vereinzelte, 
jüngere  bildtmg:  desselben  abends  waren  die  redouten  be- 
suchter als  jemals;  übermüthiges  gelächter  überjauchzte  fast 
die  lauteste  musik,  man  erhitzte  sich  beim  chahut,  einem 
nicht  sehr  zweideutigen  tanze,  man  schluckte  dabei  allerlei 
eis  und  sonstig  kaltes  getrinke.  Heine  {das  bürgerkönigthum) 
1S32, 6,  die  cholerazeit  in  Paris. 

GETRINKEN,  verb.,  verstärkte  bildung  zu  trinken  (s.  d.),  die 
vor  allem  durch  die  bibelübersetzung  aus  der  alten  spräche  in 
die  anfange  der  neuern  herübergerettet  wurde, 

1)  für  die  alih  och  deutsche  zeit  ist  die  präficjicrte  form  aus  Notker 
vielfach  belegt   Giiafk  5,  ö39:    zuö   chCifä   iigen  fülle,   ünder 
Jovis  türön.   eina  giiotes.   ünde  ändera  libeles?  wer  ist.  ^r 
negelrinche  beidero.  Boethius  3,  53*  Hattemer.   ähnlich  3,  276' 
u.  a.     die  mittelhochdeutsche  dichtung  läszt  das  präfix  ebenfalls 
oft  zur  Verwendung  kommen,  auch  auszerhalb  der  fälle,  in  denen 
syntaktische  function  desselbm  hervortritt,  vgl.  mhd.  wörterb.  3,  92". 
Lexer  1,  948,  nachtrag  204; 
an  der  ersten  note 
daz  wazzer  begunde  bluten 
vil  harte  begundez  stinchen 

si  ne  mohten  ez  niht  getrinchen.  bücherMosisiOi  Diemer  3S; 
sie  woldeu  des  beginnen       des  wasseres  gewinnen 
daz  getrunche  ir  vihe;        daz  begunde  in  weren 
die  hirte  uasßzze,       si  wolden  si  verstozzen 
sine  wolden  in  gunnen       des  selben  brunoen, 

Milstädter  exoilus  124,  2  Diemer; 
sus  trinke  ein  iegeslicher  man,  da;  er  den  durst  gebüe^e: 
daj  tuet  er  äne  haubetsünde  und  äne  spot. 
gwelch  man  so  getrinket  da;  er  sich  noch  got 
erkennet,  so  bat  er  gebrochen  ime  sin  hoch  gebot. 

Waltukr  30,  7  Laclimann; 
also  Lanzelet  enkunde 
von  des  kopfes  gründe 
getilnken  des  lides.     H.v.d.  TBrun  diu  ordne  2129; 

so  sint  och  sumeliche,  die  niht  gernt,  wan  wie  si  wole 
getrinchen,  und  wie  si  huorlichen  geleben,  speculum  eccles. 
163  Kelle;  also  komen  si  an  ain  slat  diu  hiez  Marahl  da  fiinden 
si  wazzer.  diu  waren  aber  als  bitter  daz  si  nieman  getrin- 
chen noch  geniezen  moht.  Grieshaber  deutsehe  predigten  des 
13.  jh.  1, 14.  die  syntaktische  function  des  präßxes  tritt  in  mannig- 
fachen formen  des  praeterit.  zu  tage ,  sie  äuszert  sich  jedoch  auch 

ampräsens:äea  köpf  sol  iuwer  schenke 
vollen  tragen  über  al 
von  tische  ze  tische  in  dem  sal, 
rittern  unde  vrouwen, 
so  muget  ir  wol  schouwen, 
als  sie  da  von  getrinkent, 
weihe  von  valsche  siukent 
oder  weihe  sicher  bestänt. 

H.  v.  D.  TÖRLIN  diu  crone  1 158 ; 


4541 


GETRIPPKL— GETROCHEN 


der  briiiiin  getiinchct.  den  güdurttet  iiirniiiir  m£re.  vnne  diu. 
daz  er  im  alle  sine  aunti  vertiliget.  speculum  eceltsiae  47 ; 
aUo  Hiiiicre  ho  wir  deü  wines  getrinken.  so  werden  wir 
alle  blucgende  zuiiiegiden  und  da  von  sun  wir  ilen.  daz 
wir  des  wincH  getrinken.    Wacrkr.nackl  alt.  prediiiten  bS,  93. 

•i)  in  der  Übergangszeil  tind  et  Übergebungen,  vereinult  auch 
bearbeitungeu  aus  dem  btblischen  kreise,  di»  unure  veraltende 
form  noch  fetthalten,  gelegentlich  irigen  Varianten  oder  sjiattre 
Tednetionen  die  heuti/e  form 

a)  ind  Jb£iiu$  aiitwort«'  und  sprach.'  'ir  wizzet  nicht  waz 
ir  bittet,  mrrgit  ir  getrinken  den  kelch  den  ich  trinken  sai*. 
IIkiii'JMs  evangelienbuch  Matlh.  20,  22,  ebenso  Marc,  tu,  38,  ebento 
iioclt  hei  Egcbsteyn  (Korurckr:  trincken);  und  daz  blAt 
ward  in  stninen  und  hUitzinen  fassen  ful  und  stnrbend  die 
lisch  und  muciitend  die  nientsclien  de.«  wasscrs  nit  getrincken 
und  wurdoul  siech  davon.  Mbrzdorf  historienbibel  det  \h.  jh. 
{Variante  triiickcn)  2t  I;  dar  ist  ein  burne,  der  ist  in  dem 
tage  also  kalt,  duz  in  nieman  getrincken  mag  und  nachtcs 
ist  er  so  heiz,  daz  sin  nieman  geniessen  mag.  625  {zweite 
historienbibel). 

ß)  am  längsten  hält  sich  das  präfix  da,  wo  et  durch  eine 
sijnlaklische  funclion  geslülit  wird;  später  must  et  auch  hier  der 
neuen  form  wnchin:  bereite  daz  ich  des  abindes  ezze,  und 
schürcze  dich  und  dine  mir,  biz  ich  gezze  und  getrinke: 
und  dar  nAch  sultft  ezzin  und  trinken!  Bebeihs  evangelienb. 
Lucas  17,  8;  ebenso  bei  Eggesteyn  (Koburgkr:  eszz  vnd 
trinck);  er  (Jacob)  bracht  jm  auch  wein,  do  er  gedrnnk 
sprach  er  {Isaae)  zu  jm.  neig  dich  her  zu  mir  und  gib  mir 
deii\  kusz  sun  mein,  ipiegel  menschlicher  behaltnusse  (1492)  0&*. 
Luther,  der  für  Lucas  l",  8  die  einfache  form  einsettt  (bis  ich 
esse  und  trinke)  hält  in  anderen  ähnlichen  fällen  ursprüng- 
lich an  der  präßgierten  form  noch  fest:  und  da  sie  jm  zu 
trincken  gesehen  hatte,  sprach  sie,  ich  wil  deinen  kamelen 
auch  scliepffen,  bis  sie  alle  getrincken.  1  Mos.  24,  l»;  und  als 
er  (;etranck,  kam  sein  geist  wider  und  ward  lebendig,  richter 
16,  I!)  (in  den  älteren  bibelausgaben);  später,  von  1539  ab,  setzt 
LuTBER  hier  das  einfache  tranck  ein. 

GETItliM'EL,  n.,  verbaUubslanliv,  das  in  swri  vertdiiedenen 
bcdeutungen  auftritt. 

1)  der  älteren  spräche  gehört  das  mit  getrappel,  getrüppel 
sp.  4425  verwandte  wort  an,  dat  eine  mit  kräftitjem  geräusch  ver- 
bundene bewegung  kennzeichnet:  dort  das  gedrippei,  da  die 
rheigen  (reisigen)  hingezogen  seindt.  Kirchhof  milit.  disciplin 
121;  er  hatte  sie  .  .  genommen  «nd  geraubt,  aber  in  solchem 
petrippel  des  kriegs  behalten  und  verbergen  wolt.  buch  der 
Itche  1S7,  3;  allwo  ich  im  saal  männer,  weiber  und  ledige 
personen  so  sihnell  untereinander  herum  haspeln  sähe,  ilasz 
es  frey  wimmelte;  die  halten  ein  solch  getrippel  und  gejöhl, 
dasz  ich  vernieynte,  sie  wären  alle  rasend  worden.  Grimm els- 
iiAusEN  Siniplicm.  {l.  cap.  34)  neudruck  S9  {Varianten  getreppel, 
getrüppel  Keller  l,  178). 

2)  die  jüngere  bildung,  in  der  bedeutung  mehr  an  das  heutige 
trippeln  (s.  d.)  angelehnt,  hat  weniger  das  geräusch,  das  mit 
der  bewegunij  verknüpft  ist,  als  die  art  und  weise  im  äuge:  es 
war  immer  eine  unendlich  glückliche  minute,  wenn  wir,  die 
hünde  reglementarisch  auTdem  rücken  verschränkt,  die  knaben 
bei  den  iniidchen  vorbeimarschierten  und  unsern  soMati- 
schen  schritt  gegen  ihr  günsegetrippel  hervorzuheben  suchten. 
Ci.  Keller  (grüne  Heinrich)  1,90. 

GETUISLET,  parlicipiales  adjectiv  zu  triseln ,  drehen,  im 
kreise  winden  (vgl.  Weikboiü  beitrage  su  einem  achtes,  wb.2,  10<»): 
in  der  rechten  hant  forte  ich  einen  swarzen  getrisleten  kluppel 
einer  colnisihen  illen  lank  mit  roten  und  weisen  schranilin, 
boni,  gedrceht,  mit  guldin  kernlin.  buch  Weinsberg  i,  264. 

GETIUTT,  adjectiv,  s.  gedritt  theil  2,  2040. 

GETl\OClii.N,  parlicipiales  adjectiv  zutrechen;  für  trechen, 
•lieglut  auf  dem  herde  mit  asche  bedecken,  vgl.  Stalder  1,  293. 
ScHMELLEB  1*,  042;  Vgl.  auch  eintreehen  theil  3,  327  ;  das  particip 
kommt  schon  in  glossen  des  10.  auf  lt.  Jahrhunderts  vor:  an 
die  stelle  aus  Vergils  Aencis 

kl  primum  Herculeis  .«opitas  ignibus  aras 
cxcuat  (S,  542) 

dann  zuerst  den  altar  mit  schlummerndem  ilercules  Teuer 

reget  er  auf  (Voss), 

knüpft  der  Münchener  codex  die  glosse  gidrehanetun  Stkih- 
MEYBR-SiKVBRs  2,  663;  sonst  ist  das  particip  lillerariseh  wenig 
belegt;  auf  volkstümliche  gcltung  und  Verbreitung  weisen  jedoch 
einige  beispiele  hin:   da  lag    di   katz   bim    fuer    das  was  ge- 


GETROCIlENLICIi  ^GETRÖDEL         4542 

trocheo.  G.  Zoikl  d*r  roittämtektr  (15.  jahrhunJerl}  Miimdhur 
codex  6M  ScaiiBLLiB  I*,  M3:  wer  rtoeo  UndrI  bei  nackt, 
bei  gelrocbeoriD  feuer  in  seiDem  bau«,  ikt  verfalleo  l«ib  mn4 
gut.  Gnim«  weitth.  3,73«;  zun  4.  so  mai  4ise  zwitpalliinit 
und  Bachen  bievor  in  den  geineiaen  conciheo  fenü|saai 
disputiert  und  eodthchen  entscbideo.  darumb  bell«fl  «ir  Hr- 
bo(Tt,  dasz  verer  vergleicbung  oder  t;e>prccb  toa  unnOU«« 
sein  solle,  zAdem  . .  das  so  langst  ist  geirocbeo  an4  rrlft*!, 
widerumb  aus  der  Iscben  zu  blauteo.  .Sbmdb««  tkrtmä  vra 
Augsburg,  d.  tlädteclironiken  23,  370. 

(iETHOCMEiNUCtl,  adterh.:  getrocbenlich  odrr  beimlicb. 
Geiler  v.  Kbiskrsiierc  erneu  (I5i6  anhang)  '.o'.  du  >ri/r«l««y 
erklärt  sieh  leicht  aus  dtm  vorstehenden. 

GETKUCHLINGEN,  aäverb.  mit  derselben  bedeutung  mit  in* 
vorige:  das  ist  ein  hart  ding,  münz  icb  all«  diog  in  goC 
ordnen  wirklieben  oder  gelrocblingen.  Gbilk«  v.  KaisBatafac 
emeit  (1516  anhang)  70*. 

GETHOCKNET,  partiapialtt  adjettit  tu  trochneo  (t.  i.),  wfl, 
getreu(;t.  attnbuttv  uird  dat  particip  huupUäehlieh  wüt  pflamitn 
und  fruchten  oder  mit  (leuehuaaren  verbunden;  gelrucknel, 
ituv^,  getrocknet  an  der  luft,  lufttrocken  Huarr  1,210. 

1)  a)  mit  heimlicher  Inst  durchlief  er  die  auf  langer  waai«w 
schuft  gesammelten  skizzen  —  getrocknete  blütbeo,  weidM 
vom  thau  der  erinnerung  befeuchtet,  immer  aufs  neue  kao«- 
pen  und  duften.  Gaudt  (Ludwiga)  5,  ui;  so  «ine  prutitor«- 
oder  principals-seele,  die  eine  wie  die  andere  dOrr  wi«  ge- 
trockneter holiunder.  Gotthblf  Kathi,  die  grottmmUtr  (i«M7) 
1,  90 ;  sie  war  beglückt  Ober  jede  neue  dicbterpnanze,  di« 
sie  in  ibr  herbarium  getrockneter  dichter  einlegen  konnte. 
Th.  Kerker  das  Kernerhaut  1,303;  getrocknetes  gemü»e.  Tbikl 
landw.  konvertattontlex.  4,  415;  getrocknetes  getreide,  irud 
com  EiTZEN  wb.  der  hamleltsprache  3\t ; 

aus  den  Inseln  riihren  sie  her  willkommene  nabrtiof. 

ZU  dem  Acliaiisclien  beer,  das  lange  vermiuie  di«  lufahr. 

weia  und  getrocknete  Truclit  und  lirerdeo  blökenden  vieb««. 
UoTUI  (AchltUu)  40.  :i«>2. 
GOthb  liebt  hier  sonst  <fte  ^orm  aufgetrocknet;  aufgetrocknete 
blumenerinnerungen  früherer  Spaziergänge.  17,  tW;  mit  einen 
zierlichst  aufgetrockneten  blumenkranze.  47, 138. 

b)  der  stein,  aus  welchem  sie  {dte  lichtmagnete)  verfertigt 
werden,  findet  sich  blosz  am  nahe  gelegenen  berge  Faterou 
gewöhnlich  in  plattgedrückten  nieren  von  der  form  getrock* 
neter  feigen.  Matthisson  («rinn^run^en)  4, 175;  zum  frübstdck: 
frittuten  \a  oel  gebacken,  mit  genebenem  ka»e  bestreut, 
süsziichen  laudwein,  elendes,  schlechtgebackenes  brol  mit 
kUse,  zum  beschlusz  getrocknete  feigen.  GsiLLPAszBa  {tagt- 
bucli  aus  Italien)  19^,  207;  äuszerst  bübscb  aind  die  laden 
der  obstverküufer,  die  sehr  grosz  und  su  reicb  mit  aepleln, 
ponieranzen  und  getrockneten  fruchten  aller  art  besetzt 
waren,  ebenda  i99;  ich  .  .  giill  endlich  nach  den  vielgeliebten 
gewelkten  pflaumen,  versah  mich  mit  einigen  getrockneten 
apfeln,  und  nahm  genügsam  noch  eine  eingemachte  poiiir- 
ranzenschale  dazu.  Götub  {W.  Meisters  lehrjahrt  \)  18,  tl;  ge- 
trocknete üpfel,  schnittflpfel  sundned  applet  Eitzbr  «i.  der 
handelsspr.  317 ;  getrocknete  pllaumen  dried  or  eured  prunts  317. 

2)  a)  das  harte  nahrungsmitlel,  das  im  rauche  getrocknete 
fleisch,  das  im  Salpeter  erhaltene  rind,  der  gedörrte  fisch 
wird  den  starken  magen  des  arbeitenden  landnumnes  nicht 
belustigen.  Gbllcrt  (moraliieht  vorlisungtn  ti)  6,  2&3;  'ge- 
trocknet' hört  man  zuweilen  für  'gerSucbert',  z.  b.  getrock- 
netes schuafUeisch.  tdmtikon  der  dtuttchen  spratke,  Ktga  17M; 
getrocknetes  fleisch.  Thiel  landKirthsch.  kontrnatmmiitr,  4y41&; 
der  liandel  mit  'gesaltzen  gut  d.  h.  geirocknelea,  g«i«ll«aM 
und  geräucherten  seelischen,  tk,  4,1,  sp.  37M:  (Ctrockncler 
cabliau,  dried  coil  Eitzbx  wb.  der  handeUtpr.  SIS;  der  küfer 
hatte  getrocknete  aale  in  einer  blecbbucbs«  bei  sich  ond 
auch  brod.  das  gab  er  den  kindern  alle*  xn  eesea.  Acn- 
BACH  landhaus  am  Rhein  (lS69)  I,  138. 

b)  eine  getrocknete  fuchstunge  getragen,  scbflttt  vor  itr 
sogenannten  rose.  Cdbtzb  volkidherhefermmgen  aus  WaUetäTH; 
getrocknete  baute  dry  hides  Eitzbn  317;  faszie  ihn  eiM  dcrk« 
faust  an  der  gurgel,  und  es  sausten  die  hieb«  eines  getrock- 
neten farrenscbwanzes  hageldicht  anf  seinen  rflcken  kerab. 
M.  fiucK  eine  oturukwdiüdi«  iorfgeukitku  4. 

GETRODEL,  n.,  Mrenitfr  stm  bildmngtn  und  funtütuen  im 
sieh ;  einmal  ist  es  coUtctirhiUung  s«  trödel  (s.  d.K  andtnntis 
Verbalsubstantiv  s«  trödeln. 

1)  dtr  colUciivgebrautk  ist  vtreinuU:  irenn  ick  .  .  wci«!, 
jetzt  ist  das   reckte  und  beete  antervregs,  sod  «kd  glekk 


4543 


GETROFFEN— GETROMMEL 


GETROMMELT— GETROST 


4544 


in  die  aufgeräumte  putzstube  meiner  seeie  anlangen  —  brlsch ! 
ist  alles  weg  .  .  alles,  was  glänzte,  liegt  wie  altes  widerwärtiges 
getrödel  in  einer  polterkammer  durch  einander.  Tieck  {der 
hexensabbath)  novellenkranz  2,  240. 

2)  das  Verbalsubstantiv  wird  in  der  umriangssprache  gern  ver- 
wendet, litterarisch  Idszt  es  sich  seltener  belegen :  getrödel,  slow, 
ledious  way  of  doing  o  Ihing,  a  humming  and  hawing  Hilpert  461. 

GETROFFEN,  participiaks  adjectiv  zu  treffen  (s.  d.).  die 
attributive  isolierung  knüpft  an  die  drei  hauptverwendungen  des 
verbums  an. 

1)  getroffener  fried,  pax  inita,  sancita  pax  Bayer  (t"33)  289 ; 
daher  entspringt  der  aufschub  und  endlich  die  völlige  ent- 
sagung  auf  die  eheliche  Verbindung,  oder,  welches  vielleicht 
eben  so  schlimm  ist,  eine  grämische  reue  nach  einer  ge- 
troffenen wähl,  welche  die  groszen  erwartungen  nicht  er- 
füllet. Kant  {beobaehtungen  über  das  gefühl  des  schönen  und 
erhabenen)  »erm.  sc/irj//en  (1799)  2,  405;  er  zeigte  unverhohlen, 
dasz  er  die  getroffenen  übereiniciinfte  als  ungültig  und  nicht- 
bestehend  ansehe.  Varnhagen  biograph.  denkm.  2,56;  wäre 
es  auf  längere  zeit,  dasz  ich  diese  stelle  einzunehmen  hätte, 
so  würde  icii  verpflichtet  sein,  eine  wähl  zu  treffen  und  die 
getroffene  ihnen  anzukündigen,  denn  ich  fühle  wohl,  dasz 
weder  mit  meinen  kräften  noch  mit  den  ansprüchen,  die  das 
Volk  . .  zu  machen  hat,  die  beibehaltung  des  amtes,  welches 
ich  in  meinem  Staate  bekleide,  neben  dieser  stelle  verträg- 
lich wäre.  H.  v.  Gagern  in  der  Paulskirche,  Stenograph,  berichte 
1,  n'.  richtig  nennen  z.  b.  Ducange  und  Oberlin  ihre  werke 
glossare,  die  französischen  academiker  ihre  getroffene  aus- 
wahl  dictionnaire.  J.  Grimm  einleitung  zu  theil  1  sp.  9. 

2)  man  sah  aufs  bild;  doch  jedesmal 
noch  längre  zeit  auf  das  original ; 
und  jeder  rief,  sie  ist  getroffen ! 

0 !  sprach  sie   ganz  beschämt,   wie  könnt  ich  dieses 

hoffen? 
er  hat  mich  viel  zu  schön  gemalt. 

Gkllert  {Selinde)  12,88; 

alz  ich  sie  noch  nicht  sah  und  kannte,  nur 
die  Phantasie  ihr  schlecht  getroffnes  bild 
in  graue  nebel  noch  verdieszcnd  malte. 

Grillparzer  (Siifp/io  2.  1)  4»,  157. 

S)  neidgetroffen.  Göthe  2,  72,  vgl.  theil  7,  558;  und  ich 
spreche  auch  jetzt  nur  davon,  damit  du  nicht  etwa  glaubst, 
dasz  der  nur  halb  getroffene  dich  auffordert,  deine  wunden 
zu  verbinden  und  dich  zu  fassen.  Hebbel  briefwechsel  l,  183; 
eine  erwiderung  des  getroffenen  steht  in  nr.  160  {des  Züricher 
intelligenzblattes).  Bäcmtold  Goltfr.  Kellers  leben  3, 14  anmerkung. 
vgl.  betroffen. 

GETROFFEN,  participiales  adjectiv  zu  triefen  (s.  d.),  ver- 
altet: getroffenes  hartz  resina  stillatica  Steinbach  862. 

GETROFFENHEIT,  f.,  Substantivbildung  zu  dem  oben  unter 
getroffen  2  dargestellten  adjectiv:  aber  die  erdgestalt  einer 
gegend  sollte  sich  im  bildnis  abspiegeln  und  kenntlich  sein, 
wie  leute  im  gemälde.  die  feidschaftsbilder  müssen  niemals 
die  ähnlichkeit  verleugnen,  nicht  in  unabsehbaren  wellen 
dürfen  sie  unendlich  und  maszlos  entwallen,  nicht  in  gestalt- 
losigkeit  von  dünen  fortreihen,  in  der  genauesten  getroffen- 
heit  liegt  die  treffliclikeit.  F.  L.  Jahn  (vaterl.  wander.)  2,  413. 

GETKÜL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  trölen,  trolen,  drollen, 
drehen,  wälzen,  treiben,  vgl.  theil  i,  1428;  das  Substantiv  ist  bei 
Maaler  belegt,  der  auch  das  verbum  in  der  entsprechenden  form 
darbietet:  mit  getrül  oder  waltzung  .  .  volutalim  l"'.  die 
Schweizer  mundarten  zeigen  noch  heute  reich  entwickelte  gebrauchs- 
formen  von  trülen,  so  namentlich  die  Substantivbildungen  ein 
tröhli  wurst  und  das  tröhl,  ein  langwieriger  prozesz.  vergl. 
Stalder  1,  308; 

da  Wirt  ein  hader  und  ein  fechten 
von  wib  und  man,  ein  hefiigs  troel. 

N.  Manukl  257  Bäehtold. 

GETROMMEL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  trommeln  (s.  d.),  juuqc 
bildung:  krieg!  krieg!  wiszl  ihr  auch,  was  ihr  ruft?  dasz 
es  euch  leicht  vom  munde  geht  ist  wohl  natürlich;  wie  lumpig 
aber  unser  einem  dabei  zu  muthe  ist,  kann  ich  nicht  sagen, 
das  ganze  jähr  das  getrommel  zu  hören ;  und  niclits  zu  hören 
als  wie  da  ein  häufen  gezogen  kommt  und  dort  ein  andrer. 
GöTHE  {Egmont  1,  1)  8,  177; 

viel  getrommel  und  wenig  Soldaten. 

Wander  1, 1641 ; 

eine  ähnliche  erscheinung  erzählt  A.  v.  Humboldt  in  seiner 
reise:  abends  gegen  7  uhr  am  20ten  hornnng  1803  wurde  die 
ganze  Schiffsmannschaft  durch  ein  auszerordentliches  geräusch 


erschreckt,  welches  dem  getrommel  in  freier  luft  glich.  Oken- 
allgem.  naturgesch.  6, 249 ;  als  ich  erwachte,  schien  die  sonne 
wieder  wie  gewöhnlich  durch  das  fenster,  auf  der  strasze 
ging  die  trommel  .  .  .  unterdessen  ging  das  getrommel  auf 
der  Strasse  immer  fort,  und  ich  trat  vor  die  liausthür.  Heine 
buch  Le  Grand  cap.  6;  in  den  Niederlanden  und  in  Italien 
gab  es  dann  zwischen  den  kriegenden  parteien  .  .  noch  viel 
getrommel  und  geschiesze.  J.  Schkrr  Hlücher  1,49;  getrommel, 
das,  drumming  Fick  177;  getromms  n.,  das  getrommel,  le 
tambourinage  Gangler  lexicon  der  Luxemburger  umgangsspr.  179. 

GETROMMELT,  das  particip  praet.  zu  trommeln  gelangt  nicht 
leicht  zu  attributiver  Verwendung;  ein  beispiel  poetischer  Über- 
tragung giebl  Heine:  ich  hätte  nie  gedacht,  dasz  die  alte, 
harte  trommel  so  schmerzliche  laute  von  sielt  gehen  könnte, 
wie  jetzt  monsieur  Le  Grand  daraus  hervorzulocken  wuszte. 
es  waren  getrommelte  thränen.  buch  le  Grand  cap.  10. 

GETHOMi'T,  s.  getränie  sp.  4415. 

GETROMl^ETE,  n.,  Dcr6aisubs<un<it)  zw  trompeten  (s.  d.) :  ein 
wellgeschichtliches  factum,  unvergänglich  eingeschrieben  in  die 
annalen  der  menschheit.  zur  zeit  seines  gescliehens  freilich 
ganz  dunkel  und  unbeachtet,  nicht  mit  trompeten  und  pauken 
verkündigt,  wenn  schon  später  viel  getrompete  und  gepauke 
in  der  weit  verursachend.  Schekr  Blücher  l,  79. 

GETROi'FE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  tropfen  (s.  d.).  das  wort 
ist  wie  andere  ableitungen  von  diesem  stamme  bei  Voss  belegt 
und  wird  in  apokopierter  form  verwendet: 

dauernde  zeit  hat  dem  menschen  gebändiget  löwen  der  wildnis, 
zeit  hat  mit  weichem  getropf  starrende  felsen  durchätzt. 

Voss  Tibull  {Priapus  tehrc  18)  53; 
auch  wol  ein  getropf  des  Kronion 
ahmete  nach  mit  der  stimme  der  rab',  eh  regen  herabgosz 
{Zrjva  axaXöoovra). 
Aralos  (weiterzeichen  965)  171. 

GETRÖPFEL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  tröpfeln  (s.  d.): 

auch  unerträglich 
feuchtet  der  thau  in  den  wüsten  Arabia's,   dasz  mir  getröpfel 
schon  um   gehörn'  und  obren  und  rings  an  den  zotteri  herab 

trieft. 
Voss  [der  bezauberte  teufet)  gedickte  2,  135  (1825). 

GETRÖPFELT,  participiales  adjectiv  zu  tröpfeln  (s.d.): 

baumrinde  verschlieszt  die  endenden  werte, 
thränen  fliessen  hervor,  und  es  starrt  der  getröpfelte  bernstein 
gegen  die  sonn'  am  jungen  gcbüsch;  das  empfangene  kleinod 
sendet  der  lautere  ström  zum  schmuck  den  latinischen  töchtern. 
Voss  Oviii  (Vkaeton  396)  1,  95. 

GETROPFT,  participiales  adjectiv  zu  tropfen  (j.  d.).  schon 
früh  lassen  sich  gesonderte  Verwendungen  dieses  parlicips  belegen : 
in  manega  wls  ketropfotiu  ioh  kefehtiu  färewa,  also  in  l<5nzen 
diu  ^rda  getan  ist  {muUicoloribus  notulis  variata  pictura). 
Notken  Marcian.  Capella  299'.  HatlemerZ;  getropffet,  stillatus 
Maaler  177'';  massen  von  stalaktitischen  d.  h.  zapfenfürmigen 
getropften  gestallungcn.  Karmarsch  techn.  wb.  2,  333. 

GETRüSCHE,  nebenform  zu  gedresche,  gedrösche,  den  oben 
(sp.  2039)  angeführten  beispielen  ist  noch  hinzuzufügen :  ein  groszes 
getrösch.  Am'jdis  24,  153;  daher  jener  nicht  unrecht  gesagt, 
die  viehische  liebe  der  jugend,  gleiche  denen  quellen,  welche 
sich  über  die  felsen  und  klippen  mit  schnellem  getrösche 
herabstürtzen.  Harsdörfer  gesprächspiele  6,95. 

GETROSZ,  n.,  verstärkte  form  zu  trosz  (s.  d.)  mit  collectiver 
bedeutung:  und  thete  aller  getrosz  heim  hauffen  bleiben. 
Aimon  (1535)4'.  ebenso  getrosz  in  J.V.  Andrea  glaubenstriumph  l'i  • 

sie  lagen  wohl  beid'  unter  riegel  und  scblosz, 
und  der  graf  besohlte  viel  dienergetrosz. 

Heine  buch  der  lieäer  (junge  lieder  7. 
in  der  ersten  außage,  später  dienertrosz) 

GETROST,  participiales  adjectiv  zu  trösten  (s.  d.).  neben  der 
attributiven  Verwendung  treten  hier  vor  allem  adverbiale  functionen 
hervor,  wie  schon  die  äuszerc  form  durch  den  mangel  des  Um- 
lautes auf  eine  frühzeitige  isolierung  vom  verbalstamme  hinweist, 
so  machen  sich  auch  in  dem  bedeutungsgehalte  des  adjectivs  züge 
geltend,  die  am  verbum  eigentlich  nur  auf  früherer  sprachstufe 
zu  bemerken  waren,  den  ausgangspunkt  aller  dieser  erscheinungen 
bildet  die  etymologische  verwandtschaß  von  trösten,  getrost  mit 
getreu,  trauen,  getrauen. 

L  ältestes  auftreten,  formen,  bedeutungsentwicklung. 

1)  a)  die  ältesten  belege  bietet  Otfrid,  der  das  particip  noch 
durchaus  als  verbalnomen  verwendet,  in  bestimmtem  zusammen- 
hange jedoch  mehr  die  nominalen  functionen  ausbildet,  nach 
der  Seite  der  bedeutung  stehen  sich  bei  ihm  zwei  verwendungs- 
gruppen  gegenüber. 

a)  allgemeiner  gefaszt  und  der  grundbedeutung  näher  stehend 


4545 


GETROST  l 


GETROST  I 


4546 


trtelitinl  die  bedeuiung  verlrauentToll,  ton  der  tick  wiederum  die 
londtrbtdeutung  fiirchllos  abtweigt: 

Ibaz  wir  to  ytürdd«,    Ton  fitniOD  irl6*ia 
üarorabteiiii    »In  Iroo  thiooootl.     Oifaio  i.  10.  It; 
nilieme«  iliio  dblll,     iliiu  liiuib  B«ll  itlar  üblrl, 
ilemo«  giilroni«      ni  himilrlclia  Irlöit«.    b,  U,  75. 

hieran  knüpft  von  althochdeultchen  belegen  (GiArr  i,  4*8)  noch 
eine  Vergilylosse  fretiu,  kitroXer.  STKiRiiitiiKi-SiKVK«!  2,  Ml  für 
Aeneis  n,  143: 

to  wird  bflidar  geicblecbt  von  einerlei  blute  getheilei. 
iteasen  gniroit,  hab'  icti  weder  mil  aurirag  boien,  ooch  Irgend 
iclilau  vorrOhleiide  lißutte  k'ailelll.  Voi«  n.n.o. 
ß)  engn   gefattt  ist    eine   andere   bedeutuny,   die  unter  dem 
einflusie  der  verbalfunction  steht,  getrost,  getrAitt-l,  eniiuthigt.  et 
macht  sich  hier  die  Vorstellung  geltend,  dasi  die  durch  da*  adjecliv 
beseichnete  teelenstimmung   alt   Vorbedingung   eitu   Umwandlung 
det  yemüthet  voruutsettt: 

»0  tiu  gi«ah  ihen  llubuu  man,  im  Iru  thai  bärxa  biquam, 
Iho  »pruli  hI  li  ilienio  liinde  mit  gidröitemo  ainne 

Utkrid  l.n.ii. 

b)  die  psalmemberseltung  bietet  unter  dem  einflust  der  latei- 
nischen vorläge  für  frithzeitige  tubttantivierung  des  participt  {vgl. 
unten  sp.  4652)  ein  beitpiel,  das  sieh  bis  in  die  spdlkatliolitehe 
btliel  hinein  erhält:  gedaii  sin  wir  also  die  gedruste.  Trierer 
interlinearversion  psalm  125,  (  {facti  tumus  sicut  consolati;  do 
wurden  wir  suino  so  getröstet.  Notker);  ebenso  Windberger 
ptalmen;  geschaffen  ai  wiralse  di  getrustin.  Tmbnitier  psalmen ; 
sein  wir  wurden  aU  die  getrosten.  Kc»;  da  werden  wir  wie 
die  getrosten.  Dikthnhercer  (6«  Lutiihr  andere  fassung).  aus 
der  mittelhochdfutschen  dichtung  ergeben  sich  für  die  numinalt 
tnlwicklung  des  particips  keine  kennieichen  fortschreitender  ent- 
wicklung.  die  beispiele,  die  im  mhd.  wörteibuch  3,  116',  Lbxkr 
'i,  1528  susammengestellt  sind,  lassen  nur  nach  der  formellen  seile 
hin  einen  unterschied  iwisclien  bestimmten  Verwendungen  des  par- 
ticips und  solchen  der  sonstigen  formen  des  verbums  irkennen.  die 
ausgleicJiungsbestrebungen,  die  <len  Ihemavocal  und  den  umlaul  der 
kurzsilbigen  stamme  auch  bei  unserem  verbum  einbürgern,  erscheinen 
eben  bei  diesen  bestimmten  Verwendungen  des  particips  als  gehemmt 
und  zurückgehalten,  belege  für  geirüst  werden  in  diesem  falU 
nicht  nur  von  mitteldeutschen  sondern  auch  von  oberdeutschen 
denkmdliin  geboten. 

"')  nu  vugeiei  sicli  in  einen  tagen, 

daz  si  quam  so  liinab 
bi  des  ||uten  mannes  grab, 
da  manic  mt-n^clio  wart  erlöst 
und  mit  helTo  getrost,    fiujs.  62,30  AOpke; 
wer  niclit  erstarb,  der  quam  wider, 
daz  er  wart  täliciicii  getrost 
und  von  der  lieidcnschari  gelöst. 

tividnä.  rcimclir.  10725  /..  Meyer,    ebento  11888; 
ein  griwer  munlch  wart  in  der  ndt 
aidi  vll  anellich  getrost.    11»32. 
ß)  eines  taget  al  würn  frölicb, 

wand  tl  getraut  wären, 
ex  woit  nilit  säre  väreu 
Ires  lebetit  der  Kariot. 

Uttokar  dstetT.  reimchr.  3173,  vi)l.  4313. 
y)  von   mittelniederdeutschen   belegen   weist  nur  einer  antdtie 
sur  isoUerung   des  particips  auf:   unde    lach  up  sinen  bedde 
i|ueiliiie  getrost.  Schiller-LObbkn  2, 90*;  weiter  geht  das  mittel- 
nteilerldndisehe,  vgl.  Vkhwijs  und  Vbrdam  2,  1755. 

c)  IM  der  neuhochdeutschen  j^eriode  machen  sich  anfangs  nach 
swei  seilen  hin  Schwankungen  geltend,  einmal  ertclieint  die  form 
gelrust  —  namentlich  in  mitteldeutschen  quellen  —  immer  noch  für 
das  ausgesprochene  verbalnomen,  und  andererseits  tritt  für  das 
tum  adjectiv  gewordene  paiticip  gelegentlich  die  umgelautete  form 
ein,  letxteres  namentlich  in  oberdeutschen  denkmdlern. 

n)  ein  stiiiiine  ist  gehört  in  Uami  viie  weinens  und  bAlins : 
Kachel  weinete  ire  si'ine  und  wülde  nicht  getri^st  sin.  Beheims 
tvangelienbuch,  Matth.  2,  18;  und  sie  woit  nit  werden  getrOst. 
vor/u(AeriscA«  bibel,  und  woit  sich  nicht  trösten  lassen.  Luther  ; 
ähnlich  Matth.i>,i.  Luc.  16,25;  gedecblic  waz  ich  der  urteil  din 
von  der  werlde,  herre,  unde  getrost  bin  ich.  Trebn.  psalmen 
psalm  118,  52  (consoi<ilu$  sum).  getröstet  bin  ich.  Wtinbergtr 
und  Trierer  version;  ich  bin  eingedenck  herr  deiner  urteil  .  . 
und  bin  getrost.  Eck  ;  werde  getröstet.  Luther  und  L)irtb!<- 
BiRCKR ;  und  wurden  nit  ein  iuczel  getrosU  codex  Teplentis 
apostelgesch.  20,  12;  bei  Eggestett  getrost,  6<t  Kurcrcer, 
LuTBKR  und  den  spdleren  getröstet;  item  das  gottes  volk 
«lle  zeit  unter  dein  creutz  gewesen  und  doch  wunderharlick 
«rhaldcn  und  getrost  worden.  MEi.At<caTBON  anrichtung  der  /et 
ic/iui,  Bonn  1543  c  2*. 


fl)  und  Ibeiua  ■land  still,  und  Hm  \km  rdbes,  «ai  •!• 
rieffea  dem  blinden,  und  apneben  sa  ilua,  Mi  fttrö«!,  tiaai 
auff,  er  ruffet  dir.  Ldtibb  Mve.  tO,  «  {wmamU  gtUitti  tfi 
RKirrKRBCBBio  I.  5»)  rW«M  MareuM  «.M;  ia  dtr  «tll  mttien 
jr  haben  angst,  aber  »«it  galrOat,  ick  b«b«  dt«  well  thtr» 
wunden.  Kci  Joh.  le,  U,  ebtnto  UiBTBiiaBacsa  (Lotibs:  Mid 
lelrust) ;  du  wendet  tkb  IImmm  «aik^  «ad  aaka  ■«•  usd  tfnek: 
•ei  getrost  docbter,  dein  ^§ak  ImI  4ir  fghlHw  DiKTaiBBMU 
lfuUA.9,3}(LuTHBB:  ari  gtlroat).  rWas«  fmtm  i»,  t  di«  f»- 
trösten  bei  Eci  aud  I)iktb>bbrcbr:  er  redt  gewoolick  keck 
vud  getrost  {Democnl).  gefragt,  wes  «r  sicli  IrAtiBi,  sBlwurt 
er,  der  vnscbuld  vnd  ••ma  gwisscos.  Sr».  ('Rann  dkr*Ml 
(1543)  I,  I24\  vergU  auch  gclröti  fr«  BacRAiiii  f«#li#«  l,  Ul 
untern  tp.  4548 ;  getrOtl  bn  II.  Sacas  wgl.  nndrutä«  9  «. «  b.  «.,■ 

ob  mir  daraiu  nag  werden 

gar  ein  rreundlicb  gras. 

lu  freudeo  aull  dieter  crdaa 

ward  mir  mein  berii  g«ir»tl.     btr^rrikm  «1  JMtr 

{eariniiie  geirOfI  R^rUa - W«<a>«r^  4ndk). 
in  summa,  wer  sieb  mil  keiner  ebgebuKflo  tt«Ullbl,  ok  «r 
sclion  der  reichste  wer,  bat  er  doch  nichts  das  recki  acia 
ist  . .  bat  niemand  dem  ert  pring,  d«r  jbm  betck«M  UmI, 
das  Bein  verwaret,  bescbliesel,  verkramet,  den  «rt  sicktr 
vertrawe,  dem  «rs  auch  zukUnfflig  holTentlick  aad  BJaalkk 
kunn  getrost  verlassen.  Fiscuabt  Cargcnlua  ntwärmtk  IM: 
das  weib  und  ihre  kinder  aber  befanden  sieb  wol  ||MbI 
und  danckten  gotl  umb  das  empfangne  geld.  GaiBacuaMMa 
{dat  vogelnett  l,  11).  3,  357  äuri.  HaTii*rs  Anltbtrbmnu  t,  M 
tadelt  noch  den  gebrauch  von  gelrOst  an  sielie  rea  getrost,  4tm 
tr  in  dllertn  katholischen  erbauungttchriften  findtU 

2)  10  ist  et  —  sumal  bei  dlteren  belegen  —  a>cAl  taMa«r  Mdf- 
lich  die  grentlinie  smiichen  der  verbalform  und  dem  ansgetprodsneu 
adjecliv  oder  adverb  zu  stehen,  bestimmte  syntaktuche  verlm^Uff«, 
wie  sie  unter  II.  dargestellt  werden,  begünstigen  dte  iiakinf , 
andererseilt  wird  in  anderen  der  sutammenhamf  md  dem  wtthmm 
um  so  lebendiger  erhallen,  in  der  mitte  bleiben  werwenimn^rm 
wie  die  folgende :  kam  jn  ein  ander  hauptmaoa  .  .  zu  bOlS, 
und  bracht  mit  jm  fanOftzeheo  hundert  pferd,  und  dreistig 
tausend  zA  fuesz  mit  vil  elephanten.  von  den  wart  Hanoibal 
also  getrost,  das  er  den  Hörnern  einen  strtit  gab.  ScaörrB« 
Livius  (2)  9t'.  hier  liegt  der  bedeutung  nach  dat  aäjeetir,  der 
Verwendung  nach  die  verbalform  vor,  wfL  auch  die  terte  der 
bergreihen  l,c,ßu.a.  Hkriscb  untertekeiiet  gelrOst,  getrüslel, 
tolatus  eontolulus  von  getrost,  ffarrit,  fortit  I5M. 

a)  bei  Luther,  der  die  Verbindung  mü  dem  frrhna  siiM«a- 
(irum  {vgl.  sei  getrost  tp.  4547)  auiierordetitÜcA  fcM,  «rfidf 
sieh  in  den  bibelttellen  aus  der  vergleirhung  mit  der  aartaft  «arf 
mit  der  sonstigen  bibelübersetsung  ein  MrnteafSfdkall^  dtr  aar 
dem  adjecliv,  nicht  mehr  aber  der  werMfmm  «ahfiricil.  «B  ksBfa 
tick  innerhalb  dieser  verw.ndungen  xmei  hanpifruffen  tmien : 

a)  sei  getrost  meine  lochter,  dein  glaube  bat  dir  gekolffcti. 
Luther  Matth.9,-n  (eon/ide /Uio);  locbtir,  gelKiwe  Btasias 
evon^e/ienfrucA ;  bab  zeversicht.  codex  TepUntit;  vertra«  tockUr. 
Eck;  sei  getrost.  DiETENBRaGiR  dirafstci  |iuk  Linus):  Bokk* 
habe  ich  mit  euch  geredt,  das  jr«in  mir  friede  babec  Ia 
der  weit  habet  jr  angst,  aber  seid  getrost,  ich  kab«  die  w«H 
überwunden.  Luthbb  Jok  10,  S3  {ted  CM/iitf<):  akir  gtUHwüL 
Beueims  evangeltenbuth;  wan  veraecbt  euch  «a  wkk.  tadt* 
Teplentit;  aber  jr  soll  getraoen.  MrinUenac*«  MM;  aber  Bah 
getrost.  Dibtkiibbrcer  und  Eca  (^(alai^  iswia  ÜLruAS). 
beispiele  vgl.  unter  getrauen  ip.  44aOL 

ß)  sei  getrost,  sUnd  auff.  Iferc  to,  49  Lcrata  (< 
esto);  Vit»  baz  gemAteU  Bebsus  rfangekenbmek :  s«i  Blarfcaa 
gemutz.  cod.TepUnsis;  sei  gilts  gemäta.  Eca  m^  Dutbubuccs 
(^rafstei  :|>uk  Ut.rii.As);  seid  fröhlich  ond  geUosI,  ca  «ird 
euch  im  himmel  wohl  belohnet  werden.  Lctbib  MaUk.  t,  tt 
{yaudele  et  exuUete);  vro«it  Ach  und  irbebil  ftcb.  Biacns 
eranyWiMfriM*;  frewet  each  und  derhucht  ruck,  ttim  Ti^- 
lensu.  eWiue  bei  Cccibtbth;  frewet  euch  und  fralockaL  Eca; 
frewet  euch  unnd  seil  frOlicb.  Diktebbircbb;  dar  laaM 
fühlet  seines  reiches  ende,  danimh  zappelt  er  alao.  4a  1m( 
uns  getrost,  starck  und  freudig  sein  im  berm.  Lvraia  tfsdk» 
reden  (1003)  t50'. 

b)  amck  «u  den  aMaaif/WWyea  BtrMaiaafra  der  ^Mtrra 
letl,  t»  wörterbickern  und  m  4er  esfenlkekn  Mennu,  tntets 
immer  wieder  die  beiden  ktmftritklun§en  der  bidewImmfBHimiik 
Imng  kervvr,  die  ttck  eben  M  LoTVia  be$kmkkm  ÜBBaaB,  mmd 
die  tdum  ScaoTTBL  (o»)  la  tetmer  Aiftaüia  iMaaMM^^iBtfB.* 
getrost,  /UiuM  H  leUtt»  pknn». 


4547 


GETROST  I 


GETBOST  I 


4548 


a)  wol  getrost,  verlrauwende  und  auff  etwas  verlassende 
oder  bauwende,  con^dus,  animalus  Maaleh  iTi';  gelvost  fidenter 
De^tzler  (1077)  116;  getrost  plenus  /iducioe  Weissmann  (I71b) 
155.  aus  dieser  allgemeineren  bedeutung  entwickeln  sich  dann 
Sonderbedeutungen,  wie  furchtlos,  beherzt,  keck,  selbstver- 
trauend. 

1))  getrost,  stark,  fortis  Hekisch  1588;  getrost,  gehertzt, 
animoso,  inlrepido,  corragioso  Hüi.sius(l618)  135;  getrost,  gehertzt, 
animosus  Frisius  (1700)  112;  courageux,  qui  a  bon  courage, 
dictionaire  du  voyageur  144;  getrost  sein  to  take  heart  .  .  seid 
getrost  take  courage,  teutsch-engL  wb.  (1716)  766;  getrost  sein 
avoir  bon  courage  Rondeau-Büxtoiiff  253;  getrost,  herzhafiflig  .  . 
der  gefahr  getrost  unter  die  äugen  sehen  affronter  le  peril, 
dem  tode  getrost  entgegen  gehen  braver  la  mort  Schwan  740; 
dann  nach  dem  dasselbig  gesäng  ein  fröhlichen  hellen  oder 
ein  traurigen  vnd  dunckeln  schall  geben  hat,  also  selnd  sie 
selber  auch  keck  vnd  getrost,  oder  aber  hergegen  verzagt 
vnd  furchtsam.  Micvllus  Tacitus  (Germania  3)  12b0.  andere 
beispiele  vgl.  sp.  4552; 

man  musz  es  nüchtern  des  morgens 
überlesen,  so  bleibt  man  des  tags  von  nolli  und  gefahren 
völlig  befreit,  vor'm  tode  geschützt,  vor  schmerzen  und  wunden, 
tröstet  euch,  nelTe,  damit,  ich  will  es  morgen  bei  Zeiten 
über  euch  lesen,  so  geht  ihr  getrost  und  ohne  besorgnisz. 
GöTHi£(/fei/iefce/Ht7i«)  40,207  (hebbet  guden  trost.  lieinkedevof). 

SO  werden  dreist  und  getrost  von  Eberhard  versuch  einer  allgem. 
deutschen  Synonymik  2,  iS  zusammengestellt;  beide  stimmen  nach 
ihm  darin  überein,  dasz  sie  einem  Subjekt  zukommen,  dem 
wir  muth  und  vertrauen  beilegen,  berührungen  anderer  urt 
ßnden  mit  getorst  statt  (s.  d.). 

2))  auf  solcher  bedeutung  beruhen  Verbindungen  des  adjectivs, 
die  an  und  für  sich  eher  entsprechenden  synonymen  zukämen, 
oder  die  solchen  nachgebildet  sind:  dessen  getrost  (his  frelus). 
Voss  Aeneis  8,  143  s.sp.  4445;  ihrer  Übermacht  getrost  eilten 
die  Etrusker  ihn  {Qu.  Fabius)  anzugreifen ;  er  zog  seine  truppen 
auf  die  bügel,  wo  der  mit  steinen  ühersäete  boden  selbst 
gescbosz  gegen  den  unvorsichtig  andringenden  feind  darbot. 
Niebuhr  röm.  geschickte  3,  325;  ich  bin  getrost  auf  den  aus- 
gang.  J.  V.  Müller  13,  307;  in  diesem  sinne  mag  der  Verfasser 
denn  auch  mit  einiger  beruhigung  auf  seine  arbeit  zurück- 
sehen ;  in  dieser  betrachtung  kann  er  wohl  einigen  muth 
schöpfen  zu  dem,  was  zu  thun  noch  übrig  bleibt,  und  zwar 
nicht  mit  sich  selbst  zufrieden,  doch  in  sich  selbst  getrost, 
das  geleistete  und  zu  leistende  einer  theilnehmendcn  weit 
und  nachweit  empfehlen.  Göthe  (farbenlehre)  52,  374. 

ß)  in  der  mitte  zwischen  der  eben  besprochenen  gruppe  und 
den  Vertretern  der  bedeutung  getrost  =  wohlgemuth  hallen  sich 
Verwendungen,  in  denen  die  Vorstellung  der  beruhigung  im  Vorder- 
gründe steht:  getrost  rassure.  Roädeau-Büxtorff  253;  sei  er 
ganz  getrost,  lieher  Miller;  das  geld  hat  er  längst  verdient, 
und  gott  bewahre  mich,  dasz  ich  mich  mit  seinem  guten 
gewissen  dafür  bezahlt  machen  sollte.  Schiller  (kabale  5,  5) 
3,  491;  lasz  einem  bemühten  und  geplagten  ein  wort  von  dir 
zu  hülfe  kommen,  dasz  er  den  rest  des  morgens  getrost 
hinbringen  könne.  Göthe  briefe6,l>; 

doch  wie  ihr  mich  verläugnet  uud  mein  dichten, 
ich  bin  getrost,  die  nachweit  wird  mich  richten. 

Geisel  ijp.U.  (Ptalens  veniiäcklnisx)  213. 

y)  in  der  anderen  hauptgruppe  ist  es  die  Vorstellung  der  er- 
hetterung,  die  sich  aus  dieser  Verwendung  des  begriffes  getrost 
herausarbeitet,  sie  kommt  namentlich  in  synonymen  zu  tage,  die 
mit  dem  worte  verbunden  werden: 

1))  wol  getrost  sein,  ein  käch  hertz,  oder  gi^te  boffnung 
haben,  confidere  animo  Maaleb  177";  getrost  sein  haver  buon 
animo  e  euere  Hulsius  (1686)  167;  getrost  sein,  bono  animo  esse 
Dbntzler  (1677)  116;  einen  getrost  machen  to  comfort .  .  das 
kan  einen  getrost  machen  that  is  comfortable.  teutscli-engl.  wb. 
(1716)766;  getrost,  wobigemuthet.  Bayer  (1733)  289;  getrost  im 
Unglück  bonum  habere  animum  in  re  mala  Weissuanm  (1715)  150. 

2))  darumb    wollend   getrost   und   frölich   sein,   wenn  wir 
bald  zu  euch  komen  und  euch  geweltigklich  retten  wollen, 
dess  solt  ir  kein  zweifei  haben.  Bauuann  quellen  2.431;  da 
hiesz  jn   sein  hauszlrauw  getrost  seyn,   solchen  vnmut  vnd 
trauwrigkeit  von  jra  ablegen,   vnd   seines   leihs   mit  gewön- 
licher  Wartung  ptlegen.  Josephos  jüd.  krieg  (Francfurl  1571)  14ö''; 
sei  getrost  und  lächle  wieder, 
wag  du  trägst,  o  trag's  gelaszt! 
konntest  du  doch  nicht  verlieren 
was  du  nie  besessen  hast.    Platen  (1847)  1,  44. 

e)  dxe  bedeutungsentwicklung  geht  nicht  in  allen  syntaktischen 
Verwendungen  dte  gleichen  wege. 


a)  »n  der  Verbindung  mit  dem  verbiim  subslanlivum  {$.  u.) 
hält  sich  der  bedeuiungsgehalt  am  ehesten  in  den  grenzlinien, 
die  oben  gekennzeichnet  worden  sind,  hier  macht  sich  mehr  eine 
syntaktische  Weiterbildung  bemerklich,  -indem  das  adjectiv  das  be- 
gleitende lutlfsverbum  abstreift,  und  für  sich  allein  satzbildend 
auftritt : 

getrost,  Jesmin,  versiegle  deinen  briefl 

so  wie  das  siegelwaclis  am  lichte  niederlief; 

io  wird  der  schönen  htM'z,  eh  nacht  und  tag  verflieszen, 

von  deines  briet'es  giut  erweicht  zerschmelzen  müssen. 

GuLLERT  {iler  erhörte  tiehhaher)  1,78; 
bat  über  euch  mehr  leiden, 
Apoll  im  zoin  verhängt, 
getrost!  nicht  nn  die  weiden 
die  harte  gleich  gehängt.  -i 

LöwKN  nutsenatmanuch  au/"  1771,  ncudruck  70; 
und  wähnt  den  Cäsar 
nicht  einen  kaufniann,  der  um  trödelwaaren 
mit  euch  zu  krämern  lust  hat!  drum  getrost; 
macht  euer  sinnen  nicht  zu  einem  kerker. 

Voss  .S/tnkfsyiearc  (AntoiiiuK  utiU  Cleopatni  5,2 
he  chacred;  sei  also  gutes  muthes  Eschknbubo  3,184), 
Amine,  o  l'reundin,  konntest  du  mir  meinen  freund  verführen! 
Egte.  getrost,  mein  gutes  k'uid!  du  sollst  ihn  nicht  verlieren, 
ich  kenn  den  Eridon  und  wei:Z  wie  treu  er  ist. 

GöTiig  [lauiie  des  verliebten)  7,37; 
Reineke  sagte  heiter  darauf:  die  gute  vermahnung 
macht  mich  muthiger  gehn.    getrost!  ich  werde  der  kühnhoit 
und  der  list  auch  jetzt  nicht  vergessen. 

GöTHi!  {lleineke  fuchs)  40,214-, 

nur  getrost,  allons,  courage  Schwan  (1782)740;  getrost  —  ein 
gewöhnliches  aufmunterungswort.  Adelung  2,  639.  diese  intur- 
jeäionelle  Verwendung  ist  in  der  poetischen  spräche  auch  später 
noch  beliebt: 

wohl  blühet  jedem  jähre 
sein  fiühling  mild  und  licht, 
auch  jener  grosze,  klare, 
getrost!  er  l'eblt  dir  nicht. 

ÜULAND  künftiger  frühling ; 

0  weih,  sei  deines  sohnes  wert! 
du  hast  ihn  nicht  für  dicli  geboren; 
getrost,  wenn  ihn  der  herr  begehrt! 

Lknau  (Savonarola)  2,  208; 
verzaget  nicht,  getrost  harr  aus!    227; 
doch  getrost,  du  armer  pilger, 
ruhig  fort  den  dorneiilauf, 
auch  dein  vater  naht  und  schlieszt  dir 
einst  die  dunkle  pforie  auf.  Hkbükl  (das kind)  82,104; 
Golo,  ich  wälze  meine  that,  wie  einen  stein, 

bergan,  und  mir  ist's  recht,  wenn  sie  zuletzt, 
herunter  rollend,  mich  zermalmt! 
liatharina.  getrost! 

wenn  du's  nur  klug  machst,  geht  noch  alles  gutl 
Hebbel  {Geiioveva  4,2)  1*,  163. 

ß)  in  attributiver  Verwendung  geht  die  bedeutungsentwicklung 
des  adjectivs  unter  dem  einftusz  der  verbundenen  substantiva 
über  die  oben  gekennzeichneten  grenzlinien  hinaus,  weitgehend 
ist  jedoch  die  entwicklung  deszhalb  nicht,  weil  die  substantiva, 
die  sich  gewohnheitsmäszig  dieses  attributs  bedienen  und  die  allein 
auch  den  bedeutungsyehalt  desselben  beeinflussen,  selbst  nicht 
weit  abstehen  von  den  beiden  hauptrichtungen,  die  wir  feststellen 
konnten  (vgl.  sp.  4552). 

y)  ganz  anders  verhält  sich  das  adverbium  getrost,  hier  ist 
der  kreis  der  verba,  mit  denen  es  in  Verbindung  tritt,  unbegrenzt, 
und  in  jedem  falle  erhält  auch  das  begleitwort  eine  andere  färbung 
der  grundbedeutung : 

l))  war  er  nur  unser  edelmann  gewesen, 

wir  hätten  unser  leben  wohl  geliebt, 
doch  er  war  unser  eidgeuosz  und  Beriba 
ehrte  das  volk — so  setzten  wir  getrost 
das  leben  dran,  und  stürzten  in  das  feuer. 

Schiller  (Teil  ö,l)  14,406; 
aus  vollen  ädern  schöpfen  wir; 
metallc  stürzen  wir  zu  häuf 
mit  grusz  getrost:  glück  auf!  glück  auf! 

Göthe  {Faust  5853)  41,56; 
es  sollte  stehn :  im  anfang  war  die  kraft! 
doch,  auch  indem  ich  dieses  niederschreibe, 
schon  warnt  mich  was,  dasz  ich  dabei  nicht  bleibe, 
mir  hilft  der  geist!  auf  einmal  seh'  ich  rath 
und  schreibe  getrost :  im  anfang  war  die  thati 

(Faust  1230)  12,66. 
andere  beispiele  s.  sp.  4553  ff. 

2))  innerhalb  des  syntaktischen  gefüges  unterliegt  das  adverbium 
bestimmten  Verschiebungen,  die  wieder  auf  den  bedeuiungsgehalt 
zurückwirken,  es  ist  nicht  immer  klar,  auf  wen  die  eigenschaften 
bezogen  werden,  die  mittelst  des  adverbiums  zum  ausdruck 
kommen,  und  auf  grund  dieser  Unklarheit  bauen  sich  ansütze  zu 
einer  activen  ausprägung  der  bedeutung  auf;  diese  ansalze  werden 


4549 


GETROST  I 


45&0 


jedoch  nicht  weiter  ausgebildet  und  btichrdnken  sieh  auf  das 
16.  Jahrhundert,  hierher  gehört  eine  mit  vielen  ttxlsehwierigkeittn 
kämpfende  stelle  aus  I.utiikr  nach  den  älteren  bibtl-  undptalmen- 
ausgaben:  icb  will  ein  heil  aulT  richtL-ii,  daH  getrost  darinn 
hundein  soll,  ptalm  li,  0.  (tm  bettbüchlein  von  \UTi  davon  man 
Holl  freidig  widdcr  sie  handeln,  ander*  Varianten  vergl.  auf 
tp.  AbfAff.).  vgl.  fiJucialiter  agam  in  «o  an  iino  wörchon  ib  paldo. 
NoTKBn  ptalm  11;  hufTelichen  sai  ich  tun  on  ym.  Trtbnitur 
ptalmen ;  ich  setze  ain  hail,  in  dem  will  ich  tröstlich  bandlen. 
Kci;  und  getröstlich  mit  jni  handien.  Diktbnbkrckh;  ähnlich 
erscheint:  du  das  Esopus  murckt,  sprach  er  jbm  getrost  zu,  und 
sagt,  lieber  hcrr,  seid  zufrieden  und  bekümmert  euch  nicht,  der 
sach  ist  wol  ruth  zu  linden.  Albkri  s  fabeln ,  neudruck  14. 
ei  liegt  hier  switspaltige  bezichung  des  adverbiums  vor ;  dem  Wort- 
laute nach  lielt  es  auf  das  subjecl,  dem  sinnt  nach  auf  das 
object  der  verbalthätigkett,  eint  noch  weitergehende  versehithuug 
seigt  sich  in  einem  anderen  beispiele  aus  L(jtbkr  :  jtzt  aber 
mügen  sie  es  getrost  verlachen  und  ihren  spot  haben,  wir 
wollen  aber  dennoch  beide  ihnen  und  dem  teuffel,  allein 
durch  das  gehete  maus  gnug  sein,  wo  wir  nur  vieiszig  an- 
halten und  nicht  iasz  werden,  deudsch  katechismus  61',  Witten- 
berg tS29;  die  bedeutung  unbekümmert,  ruhig  geht  nicht  auf 
das  subject  des  verbums,  xu  dent  das  adveib  gehört,  sondern 
fliesit  aus  dem  gedankengang  des  darstellenden  heraus. 

3)  dit  sleigerungsformen  treten  ebenfalls  mit  vorliebt  am 
adverbtum  auf;  doch  nimmt  vereinitU  auch  die  prädicative  Ver- 
wendung daran  thtil.  die  älteren  belege  teigen  umlaut:  weil 
nii  dieser  vnser  fürst  jrer  lachet,  weit  ich  nicht,  warumb 
wir  weinen  sollen,  jrenthalben.  er  lachet  freilich  nicht  seiner, 
sondern  vnserthulben,  auff  das  wir  deste  getröster  sein,  jr 
nichtiges  färnemen  zu  verachten.  Lutbkr  (an  Spalatinus)  6,  43' 
Jena  ;  den  feind  desto  getruster  angreiffen.  buch  der  litbe  207,  2; 
darunib  mag  jm  wol  zu  zeiten  ein  medicus  ein  reuscblin 
trincken,  nil  alleine  den  bösen  lufft  und  geruch  minder  ein- 
zulassen, sonder  auch  bossieriicher  zusein:  der  wird  ein 
krancken  mutiger  und  getröster  machen,  alsz  ein  langweiliger 
laiigscbaubiger  stirnruntzeiter  fantast.  Fischart  Gargantua 
neudr.  12;  dan  erstlich  hat  diser  Anicius  innerhalb  wenig 
tagen  zu  wasser  vnd  zu  land,  das  wilde,  grewllche,  vnd  mit 
vesten  stUtten  vnd  andern  orten  bewarte,  vnd  derhalben  auch 
desz  getröster,  land,  die  Illyrier  bezwungen.  Kihel  Livius 
deutseh  {Strasiburg  1598)  S62  (45.  buc/i);  damit  aber  mein  weib 
ihren  anscblag  desto  sicherer  und  getruster  angehen  möchte, 
stellte  ich  einen  kcrl  an,  der  umb  ein  geringes  trinckgelt 
in  mein  bausz  gieng  und  sie  überredet.  Grihhkushausen 
{vogelliest)  4,  56  Kurs; 

ich  bat  den  herrn,  der  alle  tage 
noch  unbemerkte  wunder  ttiui; 
ihn  rier  ich  an  bei  meiner  plage, 
da  ward  mein  herze  woiilgemulh; 

Setroster  ward  ich  jede  stunde, 
enn  meine  zuversiebt  verliesx 
sich  auf  ein  machtworl  aus  dem  munde, 
der  erd'  und  himuiel  werden  hiesz. 

Fa.  Karscuin  musenalmanach  für  1770  neudruek  00; 

sagte  icb  endlich  im  diensie  der  Wissenschaft,  der  ein  solches 
werk,  so  weit  gediehen,  nicht  unvollendet  hinterlassen  werden 
durfte  ...  um  so  getroster  zu,  als  icli  schon  damals  der 
freudigen  aussieht  lebte,  zu  den  vom  s.  Graff  seit  jähren 
angelegten  grundbSnden  .  .  die  gleichzeitig  und  gleichmäszig 
von  Schineller  angelegten  . .  bünde  zum  gegenbalte  dargeliehen 
zu  bekommen.  Massmamn  einleitung  sum  6.  bände  von  Graffs 
althochd.  sprachschatse, 

4)  das  vtrwtndungsgebiel  von  getrost  engt  tidi  in  der  heutigen 
spräche  mehr  und  mehr  ein,  wenn  auch  innerhalb  dieser  tngtren 
grenzen  der  gebrauch  sieh  steigert,  vor  allem  in  der  volkstümlichen 
spräche  zieht  sich  das  wort  immer  mehr  auf  bestimmte  adverbiale  Ver- 
wendungen zurück  {vgl  $p.  45SC).  bemerkenswerth  i$(,  dajiHuNZiKER 
im  Aargautr  wb.  103  das  wort  ah  mundartlieh  aufführt,  wozu  die 
form  grtrusz  (Honig  wb.  der  Kölner  mundart  75)  eint  nieder- 
rheinische  parallele  bietet,  in  der  sehrißspraeht  sind  manche 
gebrauchsformen,  deren  sieh  die  kunstform  der  dichtung  im  be- 
sonderen   bemächtigt  hat,    ungewöhnlich  geworden  {vgl.  sp.  454S). 

5)  auf  die  tntwicklungsgesehichti  von  getrost  fällt  auch  einiges 
licht  aus  der  parallelen  und  jüngeren  tntwieklung  von  getröstet, 
das  in  neuerer  zeit  ersichtlich  in  einzelnen  bestimmten  fällen  sieh 
einbürgert,in  denen  der  bedeutungsgehalt  von  getrost  ab  zu  sehr  ver- 
blasit  und  verallgemeinert  nicJit  ausreicht:  wie  ich  dann  hierinnen 
nicht  anders  schreiben  oder  anzeigen  will,  als  wie  sich  in  wahr- 
heil   alle  Sachen  und  bandluogen    von  kindbeit   uff  mit  mir 

IV. 


GETROST  II  (adjectif) 

verloffen,  der  getrösteten  zu*«riicbl,  es  werde  ul 
mitzfallen  daran  bab«n.  Mtniitstkrttkung  dt  ktrm 
neudruek  nach  Sttigerwaid  4;  ist  keine  lerle  unter  aot,  ii» 
sich  einer  guten  erbaulichen  stunde  des  Unterrichts  . .  ermnara: 
keine  seele,  die  sich  erinnere,  aus  dicseoi  leispel  je  tao  alr 
mit  gerührtem  herzen,  oiil  Bb«rMa|tar  Mtl«,  aÜ  ffortttlMi 
zur  besseruiig,  mit  geUSettUm  mallM  ti|ui«M  ta  Mia  — 
freilich  so  wSre  mein  amt  vergebliek.  Htaaaa  (ahteki$itprtil§l 
tu  Riga  1760)  81,  137; 

halb  getrAtiet  besilac  darauf  dar  oschbtr  den  «affea, 
lasi  wie  siuer,  der  ilch  tum  weUlIctieii  •pruof*  btrelML 

GöTMt  (//rrmaaii  hikI  Don^iHrt)  49.  IM; 

Addrich  und  Aenneli   entfernten   sich  geUötteter.   Zacsecis 
{Addrieh  im  moot  19)  4,  166; 

oliue  geroJK«  beiriiKi  du  die  wtit  und  ohne  gelelu 
gelint  du  wledi-r  hinaus:  sei  denn  geuftsiat.  o  meoicb. 
wann  dich  Im  herbile  die  freund«  wie  •patieo  and  ««bwalkea 

«•rlsMen. 
denn  in  der  bliiarslen  noth  war  noch  «I«  jeder  alleie. 

iUsBBL  (da  biMt  a/i«<a)  ««.M. 
II.  gebrauchtformen. 

I)  das  prädieat  bei  vfrften  ttigt  nur  tu  b4tlimnUfn  fdlUu  «tat 
Verwendung,  mit  der  sich  das  partieip  vom  vtrbaläamwu  «ntftrml. 
a)  hauptsächlich  handelt  et  sich  um  dit  vtrbindumf  etil  dtm 
verbum  substantivum,  deren  höhepunkt  in  der  »pracktLnnnu  Nfff. 
n)  die  beliebteste  verwendum/  knüpft  an  die  form  im  imftntkm 
an,  und  hier  stehen  sieh  wiederum  die  beiden  gegtnidHt  tat  ht- 
deutungsgehaltt  des  worttt  gtgenüber:  vertrauensvoll  und  wohl- 
gemuth.  diese  gegensätte  kommen  namentlidt  in  dtr  hAeibhtr- 
Setzung  zum  ausdruck,  wo  Luther  sttts  unter  wort,  dt*  übriftu 
Übersetzer  dagegen  ein  erUtpreehendes  jynonym  verwenden. 

]))  sei  getrost  und  unverzagt,  denn  du  soll  diesem  volck 
das  land  austeilen,  das  ich  jren  vetern  geschworen  hab,  iaa 
ich  jnen  geben  weit.  Lothib  Jos.  l,  u  {eonforUsre  et  etto  rokutU; 
tterckc  dich  und  bis  gar  starck  6H  Eccbstbti  und  KoeoBeta; 
sei  gcsterckt  unnd  bisz  starck.  Eci ;  sei  getrost  und  wol 
gemät.  Dietknbbrcer);  seid  getrost  und  frisch,  fürrblel  euch 
nicht  und  zaget  nicht  für  dem  könige  von  Assur,  noch  für  alle 
dem  haufTen  der  bei  jm  ist.  Lotobr  2.  cAron.  32. 7  (vrrüiler  apU  et 
eonfortamini;  thut  menlicb  und  wert  gesterckt  Eccbstbtii  «.  o.; 
Dietenbbrger  hat  hier  Lulhert  Wortlaut  übernommen);  rheto 
5.  Mose  31,  6;  1.  ehron.  2ü,  13;  so  sei  getrost  and  sei  ein  mann. 
Lutbeb  1.  kön.  2,  2  {eonfortare  et  etto  vir  fortit;  sterek  dich 
und  bis  ein  starcker  man.  Ecgbstbyn,  Kubobcbb,  äknäck  Eca); 
sei  getrost  meine  tochter,  dein  glaube  bat  dir  gebolffen. 
Luther  Lue.  8,48  {gegen  die  vorläge)  u.  a.;  seid  getrost  und 
unverzagt,  alle  die  jr  des  herrn  barreU  ptalm  31.  2j  {ttrtUter 
agile  et  eonfortetur  eor  vestrum ;  kehibent  iftb  c6melIcho.  unde 
hubent  bald  herza.  Notibr  psalm  90, 16;  sterglichen  tut  und 
gesterkit  wirt  uwer  bercze.  Trebnitter  psalmen;  euch  dapfer 
halt,  seit  änverdrossen.  Mblissus  ifropA«  10  [1572]  neudr.  s.  tiS; 
seit  getrost,  so  wird  er  euer  hertze  Sterken,  Aenda  m  der 
prosaübersettung);  und  sprachen,  es  ist  ein  fespensl,  ond 
schrien  für  furcht,  aber  als  bald  redete  Jhesus  mit  jnen  und 
sprach,  seid  getrost,  ich  bins,  fürchtet  euch  nicht.  Lornae 
Matth.  14,  27  (babit  getrilkunge,  habete  fidueiam.  BsiiBias  «mb- 
gelienbueh;  habt  Zuversicht,  eodex  T^lensii ;  seil  getrOal.  Eca, 
ebenso  Dibtknbkrcbr); 
Sewiried.  wo  pin  ich,  und  wie  Ist  mir  gicbeben? 

Ich  lan  schir  wader  hörn  noch  selten. 
die  junekfraw.    mein  SewfVid,  seit  keck  und  getrost, 
ich  bin  durch  euer  bant  erlOsi, 
des  habet  danck  und  ewie  praU! 

H.Sacms  (harii«>nS«ii/iie1t2)  nemimtk  tt.i»; 
Ja,  liebet  ihn  von  henieo  gniod, 
als  der  allein  tu  lieben, 
und  seil  getrost  lu  «Her  stund. 
Dichu  soll  euch  lang  betrüben.  .  _    . 

G.R.Wbcmrrlis  (ftuUm  St. 34)  1,11«  fWÄer: 

sei  er  gani  getrost,  lieber  Miller.  ScBiLi^B9,40l,ef<.eka  ^4M7: 

bist  du  Christin? -sei  getrost  _  ....  ..^ 

bau  auf  gott?  bleib.   MeLL:<iB(tO./«*r.m)ll«INMr. 
2))  sei   nur  getrost  und  »eer  freidig,   daa  im  kallMt  ••• 


thust  allen  ding  nach  dem  gesetz,  das  d^  MoM  ■« 
geboten  hat.  Ldtber  Jos.  i,7  (eenfirtore  K  Mto  reftusfe;  atercke 
dich  und  bis  gar  siarck  hei  Ecsb»tbt«  mwi  Eomasaa;  aä 
gesterkt  unnd  bisz  fast  sUrck.  Eca;  ad  aar  gctrOst  ond  sehr 
wol  gehertzt.  DiBTBRBBReBa): 

seit  und  da»  glOck  all  ding  varkart 

holfnung  erhalt  manch  trawrig  berts 

ermlliort  inwendigen  scbaarts 

daruBb  seit  getrast  und  wolgasB«! 

••  BBag  all  »ach  noch  werden  nk  _  ^  .  .... 

H.  SAcaa  Ißrm  Cmtnii}  !.«»•» 

186 


4551 


GETROST  II  (adjectiv) 


GETROST  II  (adjectiv) 


4552 


(las  du  abnambst  an  gut  und  ehr 

billich  thu  ich  dir  widerkher 

als  denn  ein  guter  freunde  sol 

drumb  sei  getrost  gehab  dich  wol 

wolaulT  iiumb  mit  mir  aulT  den  sal 

da  wöll  wir  halten  das  frömal.    (LucretiaV)  3,2,10'; 

sie  werden  jammern,  in  der  nachte  graun 

im  träum  uns  schaun. 

doch  sei  getrost!  bald  bricht  der  bittre  schmerz 

ihr  treues  herz; 

dann  reicht  die  buhle  dir  bei  Odins  mahl, 

die  goldgelockte,  lächelnd  den  pokal. 

Uhland  die  sterbenden  helden. 
vgl.  auch  getrost  sp.  454S; 

dann  wollt'  ich  dich  umarmend  zu  mir  ziehn, 

und,  eine  braut,  die  weib  geworden  ist 

und  sich's  noch  selbst  verhehlt,  hinüber  fliehn 

und  denken:  sei  getrost,  nun  folgt  er  bald. 

Hkbbel  Genoveva  (1,2)  12,84. 
ß)  für  den  dem  imperativ  nahestehenden  jussiv  bieten  sich  die 
ieispiele  weniger  aus  Lvthhr,  als  aus  anderen  schrifststellern  jener 
zeit  dar.    hier  ist  für  die  tweite  der  hauptverwendungen  (getrost 
=  wohlgemuth)  wenig  Spielraum: 

l))a))  und  sibe  es  mit  äugen,  denn  du  wirst  nicht  über  diesen 
Jordan  gehen,  und  gebeut  dein  Josua,  das  er  getrost  und 
unverzagt  sei.  Lother  5.  Mose  3,  28  {praecipe  Josuae  et  corrobora 
eum  atque  conforta;  und  sterck  in  und  mach  jn  manbafftig. 
Eck;  ähnlich  üietendbhgbb). 

b))  schreiben  sie  dem  iiönig  {der  hülfe  von  ihnen  begehrte) 
also  wider:  Dagobertus,  könig  in  Franckreich,  sol  getrost  sein, 
denn  nach  unserm  vermögen  wollen  wir  von  hertzen  gern 
jm  und  den  seinen,  zu  hülfife  kommen,  buch  der  liebe  10,3; 
gott  lebe  noch  in  alter  liebe  und  gute,  habe  uns  nicht  ver- 
gessen, wir  sollen  nur  getrost  sein  und  ausharren,  es  sei  der 
herr,  der  in  die  hölle  führe  und  wieder  heraus.  Gotthelf 
Käthi  die  groszmutter  l,  23  (1847). 

c))  es  söUent  ouchalle  die  die  vische  herbringent  zö  merckete, 
es  sy  von  Westerrich  oder  woher  dann  es  ist,  getrost  sin,  und 
wer  in  lasier  oder  leit  döt,  es  sye  mit  worten  oder  wercken, 
gegen  dem  oder  den  söUent  es  meister  und  rat  strenglich 
und  unverzögenlich  rihten.  Straszburger  verordn.  (15.  jahrh.) 
Brucker  184;  und  sollen  . .  ire  lande  lute  und  inhabende  gut 
gein  einander  fehlig  sicher  und  getrost  sin.  geschickte  eh. 
Friedrich  I.  294  Schebz  542; 

2))  wem  er  ein  solches  gut  beschieden, 

der  freue  sich  und  sei  getrost, 

ihm  ward  ein  wunderbarer  frieden, 

wie  wild  des  lebens  brandung  tost. 

Geibbl  minnelied. 

y)  in  der  einfachen  aussage,  im  bericht  und  in  der  eridhlung 
wird  die  Verbindung  mit  dem  verbum  substantivum  zwar  nicht 
selten  verwendet;  die  bedeutung  des  adjectivs  neigt  sich  hier 
jedoch  ganz  bestimmten  entwicklungsformen  zu. 

1))  der  gottlose  bestehet  nicht  in  seinem  unglück;  aber 
der  gerechte  ist  auch  in  seinem  tode  getrost.  Lutheb  Sprüche 
Salomon.  14,  32  (sperat  autem  justus  in  morte  sua;  der  gerecht 
versieht  sich  an  seim  tod.  Ecgesteyn  ;  aber  der  gerecht  hofft 
in  sein  todt.  Eck;  aber  der  gerecht  ist  auch  in  seim  todt 
getrost.  Dietenbebger); 

'schaut,  lieben  leutP   rieff  er  gar  laut, 
'hie  ist  ein  wunder  heilsam  kraut: 
das  ein  des  nachts  die  flöh  nit  beissen, 
ja  wer  sich  thut  desselben  fleissen, 
derseib  ist  frei  von  solchem  bösen, 
und  kans  mit  einem  stüver  lösen.' 
das  voick  drang  zu  und  war  getrost; 
in  einer  stund  net  gar  gelost, 
eine  gute  summa  gelts  erwischt. 

B.  Waldis  Esopus  50,  fabel  31 ; 

vgl.  ich  bin  getrost  bei  Geisel  {oben  sp.  4547). 

2))  es  hat  herzog  Carle  zwey  ding  an  jm,  die  denckwürdig 
seind,  eins,  das  er  vast  arbeitsam,  das  ander,  das  er  vber 
die  masz  hertzhafft,  getrost  vnd  starckmütig  war.  Hedio 
Commines  {von  könig  Ludwig  I.)  11  (1566). 

3))  ich  habe  mit  herrn  B.  einen  theil  deiner  Übersetzung 
wieder  gelesen;  sie  entzückt  ihn,  er  findet  in  dem  kapitel 
von  Rom  glänz,  aber  die  simple  majestät  des  kaiserthums, 
und  ich  selbst  bin  immer  mehr  getrost  auf  den  ausgang, 
80  oft  ich  deine  Übersetzung  lese.  J.  v.  Müller  {briefe  an 
Bonstetten)  13,  307.  vgl.  oben  sp.  4547. 

S)  vereinzelt  taucht  die  negierte  Verbindung  auf:  nicht  getrost 
sein,  so  viel  als  nicht  bei  trost  sein.  C&hpb  2,  354.  litterarische 
belege  hierfür  waren  nicht  zugänglich. 

b)  die  ältere  spräche  liebte  auch  die  Verbindung  getrost  machen, 
wobei  das  prädicativt  adjectiv  auf  einen  persönlichen  accusativ  sich 


bezieht:  der  wird  ein  kranken  mutiger  und  getröster  machen. 
Fischabt  Garg.  neudr.  12;  getrost  machen,  exsuscitare  animum, 
exspectationem  augere,  spem  injicere  Stiklkr  2344;  einen  ge- 
trost machen,  to  comfort,  hearten,  animate,  imbolden  .  .  das  kan 
einen  getrost  machen,  that  is  comfortable.  teutsch-engl.  wb. 
(1716)  766. 

c)  andere,  gelegentliche  Verbindungen: 
dann  hob  er  die  Blicke 
ruhig  gegen  sie  auf,  und  sah  ihr  freundlich  in's  äuge, 
fühlte  sich  still  und  getrost, 

GöTHE  (Hermann  und  Dorothea)  40,307. 

2)  das  attribut  verbindet  sich  mit  bestimmten  Substantiven  ge- 
wohnheitsmäszig ,  mit  anderen  nur  vereinzelt  und  gelegentlich, 
aus  der  ersten  gruppe  ragen  wiederum  die  zwei  hauptrichtun- 
gen  des  bedeutungsgehaltes  hervor: 

a)  a)  und  in  getröster  hoffnung  stunden.  Josephus  jüdischer 
krieg  {Francf.  1569)143';  das  ich  ein  preüttigam,  waysz  allhie 
niemand  dann  die  gantze  stad;  des  glückhwünschens  khein 
ende,  ich  nimb  das  überal  unnd  von  allen  zu  danckh  ahn, 
darautf  getröester  hoffnung  bin,  das  nymmermeiir  bey  uns 
nitt  mangln  soll.  B.  Paumgartneb  an  Magd.  Behaim  (1582) 
litt.  ver.  204,4;  getroste  hoffnung  esperance  seure  Rondeau- 
BüXTORFF  253;  der  getrösteten  Zuversicht,  vgl.  oben  sp.  4550; 
sodann  lebe  ich,  ich  möchte  sagen,  der  getrosten  erwartung, 
dasz,  ehe  noch  25  jähre  ins  land  gegangen  sein  werden,  und 
wenn  einmal,  um  nur  eins  zu  nennen,  der  Jesuitenorden  in 
Nord-Amerika  sich  festgesetzt  hat,  ein  gesetz  über  das  jus 
circa  sacra  an  das  dortige  repräsentantenhaus  eingebracht 
werden  wird.  Stenograph,  berichte  über  die  Verhandlungen  in  der 
Paulskirche  3,  1683'. 

ß)  und  gott  gab  Salomo  seer  grosze  Weisheit  und  ver- 
stand, und  getrost  hertz.  Lutbeb  t.  kön.  4,  29  {sapientiam  . .  et 
prudentiam  nimis  et  latitudinem  cordis;  braite  des  hertzen.  Eck; 
ein  weit  hertz,  mit  der  besserung  frei  gemütbe.  Dietenbebger); 
ein  getrostes  herz.  Schwan  (1782)  740; 

mein  söhn,  mein  eidam!  Turandot  ist  dein! 
dreimal  hat  sie  in  dieser  nacht  zu  mir 
gesendet,  mich  beschworen  und  gefleht, 
sie  von  der  furchtbarn  probe  loszusprechen, 
daraus  erkenne,  ob  du  ursach  hast, 
sie  mit  getrostem  herzen  zu  erwarten. 

Schiller  (Turandot  5,  I)  13,475; 
ob   ihr  Ursache   habt,   euch  zu  beruhigen,  und    sie   getrost 
zu  erwarten.  Werthbs   {vedi,  se  devi  rassicurarti,  e  intrepido 
aspetlarla  bei  Gozzi). 

y)  wolan  büchlein,  du  must  es  wagen, 

zeuch  hinausz  mit  getrostem  muht. 

Weckherlin  {an  mein  buch)  1,88  FHscher; 

getrostes  gemüth,  coeur  rassure  Rondeaü-Buxtobff  253;  der 
Wundarzt  war  die  nacht  über,  ohne  des  mädchens  wissen, 
in  der  kirche  geblieben,  und  fand,  als  er  sie  des  morgens 
besuchte,  sie  heiter  und  getrosten  muthes.  Göthe  {Wahlver- 
wandtschaften 2,  18)  17,410;  handeln  sie  aber  ganz  nach  ihrem 
herzen,  und  wenn  meine  gründe  nicht  in  ihr  herz  über- 
gehen, ihnen  mit  der  Überzeugung  nicht  auch  ruhe  und  ge- 
trosten muth  in  Jena  versprechen,  so  bleiben  sie  in  ihrer 
jetzigen  stille.  Göthb  briefe  172.  Scholl;  mit  getröstetem  muthe. 
Hebder  31, 137.  vgl.  oben  sp.  4550. 
o)  wir  sind  getroster  sinnen, 

was  gilts,  wir  wollen  noch  der  ehren  lob  gewinnen, 
dasz  die  Vergessenheit  auch  unser  denken  soll. 

Flkhimg  (als  die  Hülslei»,  geselluchaft  von 
.iairackan  abreiseto)  173  Lappenberg, 
b)  vereinzelte  Verbindungen. 

a)  soll  dein  getreues  volk  auf  deinen  mauern  stehn? 

soll  ihr  getroster  fusz  dem  feind  entgegen  gehn? 
befiehl  und  denke  nicht,  dasz  unser  muth  verflogen. 
J.  E.  Schlegel  (Dido  4,  5)  1, 123; 

aber  als  er  fragt,  ob  er  sie  zu  Charlotten  zurückfahren  dürfe? 
bejaht  sie's  mit  einem  getrosten  neigen  des  hauptes.  Güthe 
{Wahlverwandtschaften  2,  16)  17,  389. 

ß)  der  getroste  ton,  mit  dem  er  sprach.  Imhebhann  epig. 
1,  94;  die  ersten  erzeugnisse  der  Stotternheimer  saline  .. 
überreicht  zum  30.  januar  1828  mit  getrostem  glück  auf. 
Göthe  47, 123. 

3)  Substantivierungen  sind  ganz  vereinzelt  {vgl,  oben  sp.  4545) : 
wie  glücklich  sind  diejenigen,  die  den  Unfällen  dieses  lebens 
ein  gutes  gewissen  entgegen  setzen  können!  allein  wie  ge- 
ringe ist  nicht  vielleicht  die  anzahl  solcher  menschen !  und 
wird  also  die  anzahl  der  standhaften  und  getrosten  unter 
den  siechen  wohl  grosz  sein  können?  Geliert  {von  den 
trostgründen  wider  ein  sieches  leben)  b\  62. 


4553 


r.F/raoST  ll  (advcrbium) 


riBTROST  II  (Mivtfbiui) 


4554 


4)  das  adverbtum.  wtilaui  der  grOnte  Iheil  der  trrutnJuugtn 
fällt  auf  diett  funclion  du  uoherlen  parhcipi  und  m  thr  alUin 
int  t$  auch  heute  noeli  Uben$-  unit  entwuktutigtfdhi'j.  du  Itt- 
deulung$entu'kklung  bewegt  $ieh  hier  vor  aücm  dem  titit  wtit- 
gehender  verblas$UTtg  und  veraUijemeinerung  tu. 

a)  getrost  <»  vertraiieusTull. 

a)  vitlfatk  wird  dat  advtrb  in  diestr  bedeutung  mit  ttrhtn 
verbunden,  die  denielben  linn  schärfer  tum  autdruck  bringtn: 
iiius  er  gewislirh  ein  lewen  liertz  hoben,  vnd  ein  wunder- 
man  in  gutl  «ein,  der  sein  reich  vnd  hau«  künne  io  die 
•chiinlz  schlahen,  und  allein  auff  golt  i;etroit  pochen.  Luther 
{m.ptatm  t&u)  6,  ms'  Jena; 

dem  wackern  dibdd  verirsut  «Io  welb  gelroil. 

GöTiia  (nutiiiliWictut/itcr  4,1)  0,345: 
sittet  nur  elu  und  eelroti  vortraut  mir  den  leib  wie  die  leele; 
denn  KuNchlcki  Ini  die  haud  «chon  lange,  den  ziiitel  xii  rubren, 
und  da«  uiige  geiiht,  die  kOnitllchale  Wendung  tu  irelTeo. 

(Ilcrmann  und  Dorothea)  40,903; 
tag  mir  kein  wori,  die  band  nur  reiche  mir 
tum  pfond  uud  telclien,  dati  du  meinem  arme 
gütroit  vertraust  und  deiner  guten  sacbe. 

ScHiLLiK  ijungfrauKAi)  13,  SM. 
ß)      du  selbst  musit  richten,  du  allein,    du  kannst  dich 

auf  dieses  uaiiet  schwanke  röhr  {dat  recht)  nicht  lehnen, 
dvr  eignen  niilile  folge  du  getrost, 
nicht  strenge  legte  gott  In's  weiche  herx 
des  welbes.  (.Wurid  Slutnl  2,3)  12,456; 

auf  aolche  leute  kann  man  sich  verlassen !  solciien  lenteo 
darf  man  getrost  nachrdgen.  HsnE  das  buch  I^  Grand  cap.  14; 

dns  leucbitliurms  flamme  seid  dem  Irren  «chifTer. 
ersieht  das  uTer  nicht,  von  nacht  umfangen; 
doch  steuert  er  getrost  dem  Schimmer  lu, 
er  weiss,  dort,  wo  das  licht,  ist  Und  und  rettung. 

GaiLLPASXKR  (treuer  dienert)  ü°,211: 

hernach  fuhr  er  getrost  mit  ihnen  weiter  auf  der  strnszr 
nach  Petersburg,  denn  es  wollte  ilim  nicht  eingehen,  dasz 
der  ihm  die  kindlein  anvertraut  halle,  könne  ihn  stecken 
lassen.  Hbbkl  (rheinl.  hausfreund:  herr  Charles)  3,  &ü2. 

y)  der  gtrtner  deckt  getrost  das  winterhaus 

schon  der  cltronen  und  orangen  ab, 
der  bloue  himniel  ruhet  Ober  uns, 
und  an  dem  hurizonte  lust  der  schnee 
der  fernen  berge  sich  In  leisen  duft. 

GöTUR  (T.tssa  1,1)  9, 102; 
das  kloster  ist  das  bündnis  guter  herzen, 
dies  mag  getrost  die  strenge  zeit  erwarten, 
umrankt  von  einem  immergrOnen  garten, 
wo  blumen  biühn  und  frühliiigslieder  scherzen. 

l^R;<iU  auf  eine  goläiine  hochteil. 

H)  das  vertrauen  gründet  sieJi  gtrn  auch  auf  tigentchaßen 
drs  vertrauenden  tubjectes  selbst: 

Georda  Augusts,  schön  und  stark. 

voll  lebensgeist  und  mark  .  . 

nun  steht  sie,  lehnt    sich  ruhend  auf  den  speer, 

und  darf — das  zeuge  du,  gereclitigl<eit!  — 

getrost  zurück  auf  ihre  thaten  schauen. 

liÖRCRR  2,141; 

mit  einer  bewundernswürdigen  leichtigkeil  extemporiert  dieser 
nun  dasselbe  schmelzende  adagio  mit  den  glücklichsten  Varia- 
tionen und  allen  Teinheiten  eines  virtuosen,  der  prinz,  der 
ein  kenner  ist,  wie  sie  wissen,  behauptet,  dasz  er  sich  ge- 
trost in  der  besten  capelle  liören  lassen  dQrfe.  Schiller 
igeisterseher)  4,278;  der  kutscher  sagt,  Ich  konnte  getrost 
tahren.  Brbntako  frühlingskranx  1,  297. 

b)  enge  mit  den  obigen  Verwendungen  tusammenhdngtnd  bildet 
der  in  getrost  ruhende  begriff  dtr  furchtlosigkett  den  ausgangs- 
punkt  zu  neuer  entwicklung.  die  furchlhsigkeit  teigt  sich  in 
verschiedenen  graden  und  Idstt  sieh  verschieden  bturlheilen,  alt 
vortug  und  als  fehler.,  so  machen  sich  i.  h.  an  getrost  auch 
die  bedeutungen  arglos,  sorglos,  gedankenlos  bemerklich,  neben 
dem  negativen  begriffe  andererseits  treten  die  positiven  Vorstellungen 
dreist,  keck  in  dert  Vordergrund.  alU  dttse  bedetitungen  werden 
sodann  für  das  adverbium  unter  dem  tinfiusse  des  begleitenden 
verbums  abgetönt,  hier  lassen  sich  activt  und  passiv*  bethätigungen 
der  furchtlosigkeit  unterscheiden. 

a)  aclive  belhäligung. 

1))  handlungen.  n)  mit  voller  grundbedeutung  des  adverbiums : 
sei  getrost  und  iasz  uns  getrost  handeln,  für  unser  voick 
und  für  die  stedte  unsers  gottes,  der  herr  thu,  was  jm  ge- 
feit. Lothar  l.  rA ron.  20,  13  {confortare  et  agamus  tiriliter;  sei 
geslerckt  unnd  Iasz  un«  mannlich  handien.  Eci;  männlich 
Üibtenbercbr); 

dir  galt  die  erde,  see,  das  (Irmament, 

fOr  eine  leiter  einzig,  dich  tu  steigern: 

da  hals»  es,  was  man  demut  nennt. 

Toilkommen  uud  entschieden  tu  verweifwr«. 


4U  ■»••Mb«»  iiali»  und  adkvtcfc  t«  to^ra. 
•rblnti  dich  talbei  ttark  and  gtni. 

SetrusI  lerpaüclicii  du  oatb    allab  «ladr« 
•r  audacbi.  lieb  und  «bre  «olles  krtni 
4ll  Ibaui  dM  wie  tto  mann,  du  lbai>i  da»  «i«  rlo  bald, 
nod  dir  c«b6ri  ein  (ruiztt  ,ituk  der  will 
^,,  laataMM  Mttm  1«4  kttk. 

ß))  Mit  feritattUr  hedntmng:  i»n  M»  wmn  irällctn 
kOnite  einzig  für  dteae«  wehrloM  aückkhtt  facMM,  «It  Mf 
dem  srbacb  alle  ofütkre  dco  ««brloeeo  kOot|  ttitt— T 
überrumpelst  du  dicMB  —  OMlt !  aod  wirf  gclroat  U»  pu« 
breit  durcheinander  ScaiiiBR  {Tttik»  4,  11)  3,1» 

y))  in  der  tadelnden  uebenbtdtulunf ;  fetruet,  mmktktmmtrU 
gedankenlot:  ne  aaben  auch  zween  juDg«  |m«IIm,  dto  alirdil 
und  «cbOa  waren,  und  seer  wol  gekirid««,  ii»  t^nin  itm 
Heliodoro  zu  beiden  aeiten,  und  tcbiagra  gMrotl  Mf  ^ 
da  «r  für  onmarbt  zur  erdtn  tanrk.  Ural«  %  Mmt.  t,» 
{fiagellabant  tine  intermittione ;  und  gab«D  jai  e«  mtdttimt 
vil  atraicb.  Eci  und  DiiTiHiEactB); 

und  aebl  verschmtbu  lieb« 
brich  ihren  wanderstab 
getroit  entswej.  und  grab« 
sieb  vor  der  lell  los  grab.— 
doch  du  hebst  ihr  im  leiden 
das  schwache  haupt  empor, 
und  spiegelM  ihr  di«  fl-aadeo 
der  besaero  sukuafl  vor, 

KiNDLRRSK  UudmilenUmUr  («a  die  h»ffmmit} 
»eudnuk  9k. 

2))  reichltehe  Verwendung  findet  das  adverbium  hei  mhen  der  he- 
wegung;  hier  hält  sich  auch  die  grundbedeutung  lebhafter  aufretkl. 

ü))  Samuel  aber  sprach,  laast  her  zu  mir  bringen  Apg 
der  Amalekiter  künig.  und  Agag  gieng  zu  jm  getrost  und 
sprach,  also  mu«  man  des  tods  bitterkeit  vertreiben.  LoTata 
1.  Samuel  Ib,  32  {vulgaia  und  ältere  bibel  haben  hter  die  ent- 
gegengeutst*  kennuicknung  tremens,  zitternd;  ehent«  hei  Ec«; 
DiETENBERCBR  lAsst  die  stflU  gam  aus);  der  gefabr  grtroat 
unter  äugen  geben,  affronter  le  penl  KüRDRAC-BuiToarr  V»; 
ähnlich  teutseh-engl.  wb.  (1716)  766; 

Lampen  rief  er  darauf,  und  Lampe  taudtrt«  bebend. 
Reineke  rief:  so  komm  nur  getrost,  der  köoig  begtbn  ettcb. 
GAtii  (Urinekr  luekt)  40,  M: 
ich  litt  viel  in  der  stille,  denn  leb  konnte  aelbel  ihre  eio- 
wendungen  nicht  ganz  für  le«r  oder  eigennaizig  ballen,  ich 
war  von  jeher  gewohnt,  meine  einsiebten  unleriuordnea, 
und  doch  wollte  dieszmal  meine  (Sberzeugung  nicht  oack. 
ich  liebte  zu  meinem  gott,  auch  hier  mich  zu  warnen,  so 
bindern,  zu  leiten,  und  da  mich  hierauf  mein  bea  nidN 
abmahnte,  so  ging  ich  meinen  pfad  getroat  fort.  GArra 
(W.  Meislers  lehrjahre  6)  19,317; 

tretet  immer  getrost  vor  die  berren  und  wahni  nm  kMla« 
eure  sache,  sie  werden  euch  boren.    40.123; 

was  scheren  mich  dlener  und  riegel  und  scblosa? 
ich  stieg  getrost  auf  die  ieitersprost'. 
an  iiebchens  fensterleio  klettr'  icb  getrost, 
da  hör'  ich  es  unten  Ducben  erbost. 

ilsiNi  buch  4er  tiefer  {jumtelieder  7). 

ß))  mit  verblastter  bedeutung:  geoDg,  «Dcb  am  folftodco 
morgen  nahm  man  mich  nicht  in'*  haus  auf  .  .  .  acht 
tage  hatte  man  es  so  mit  mir  gelrieben,  als  mich  endlich 
frau  Elisabeth  hereinrief,  tretet  sachte  auf.  mein  freund, 
sagte  sie:  aber  kommt  getroat  nlher.  Gorac  (>t.  Metita» 
»anderjahre  1,2)  21,33; 

ein  scbOnes  weib  Ut  Imner  scb6a. 
und  beut«,  well  «s  mirb  nichu  kostet, 
so  wollen  wir  getrost  spODsiron  g«ha. 

(faasIbTi«)  41.  U. 

3)1  den  mannigfaltigsten  einßust  erftkrt  d»$  «tfaaH  itektn 
verbis  der  aussage  und  tchrifUttken  miUkeHmng. 

a))  getrost  in  der  grundbedeutung:  fordert  aar  getroat  voa 
mir  morgengabe  und  gescbenk,  ich  wila  geben,  «Ic  Jr 
heisscbet,  gebt  mir  nur  die  dime  zum  «eib«.  LxTaea  i.  Jfas« 
34, 12  {ebenso  DiBTiRaiaciR ;  t«  der  tnlfoi»,  drr  ilteren  ftiM 
und  5h  Ect  andere  fattung);  aber  weil  er  gott  i^l,  «il  «r 
auch  die  ehr«  haben,  das  er  viel  mehr  und  reichlicher  gibt, 
dennymand  begreifTen  kan..und  widiierflmb  tttriMt, ' 
nicht  ^rtrost  bittet  und  foddert.  Lorasa  deudtA 
[Wuienh<rg  IS29)  64*;  er  thut  «einen  nund  gctfwt  mI^  mi4 
betet  far  de«  ganien  volk«  atadte.  Sintk  t$,1  (Jaa  Mb«* 
gegen  die  rulfaU  und  ttaihft  MMÜCTSitaiaf  «tefcadMaal; 
rufe  getrost,  schone  nichU  Jet.  5S  l  (ektmftlk  frei  fsMdM) : 
weil  denn  die  elenden  ver*tOret  »«nie«,  «ad  die  nimm 
•euffzen,  wil  ich  aoff,  spricht  der  herr,  ick  wil 
•chaffeo,  das  man  gelrott  tereo  «oll.  fujm  il, «,  «M  i 

SM* 


4555 


GETROST  II  (adverbium) 


GETROST  II  (adverbium) 


4556 


an  den  hebräischen  grundtext  (ich  setze  in  Sicherheit,  den  man 
anschnaubt)   gegen   die   vulgata   und    sonstige   bibelübcrsetiung 
(vgl.  daiu  sp.  4549);   hie    haben  wir    das    rechte    urteil   und 
gebot,  das  wir  frölich  sein  sollen,  wenn  wir  gelestert  werden 
umb    Christus  willen,     und    sollen   getrost    sagen,    das   sie 
liegen,  wider  Hans  Warst,  neudruck  8 ;  er  redt  gewonlich  keck 
und  getrost.  Seb.  Fbanck  vgl.  oben  sp.  4546 ; 
'ob  er  auch 
denselben  tag  den  zorn  \erdauete, 
so  nährt'  er  doch  die  tücke  noch  nachher 
in  seiner  brüst,  bis  er  sie  ausgeführt, 
sprich  also !  wirst  du  mein  Vertreter  seyn?' 
und  ihm  erwiderte  der  rasche  held: 
'getrost  Terkünd'  uns  deine  welszsagungl' 

BORGER  (Homers  Ilias  1,  124)  3,44; 
'schirmt  euch  selbst  und  kämpft  für  alle, 
ruft:  'es  lebe  die  nationl' 
und  der  Jüngling,  seine  blut'gen 
locken  von  der  stirne  streichend, 
rief  getrost:  'der  könig  lebe!" 
und  der  andre  drückte  los.     Platen  (1847)  1,232. 
b))  abgeschwächt  ist  die  grundbedeulung  bei  meinungsäuszerun- 
gen    oder  schriftstellerischen   leistungen,   wo    die  sorge  für  leben 
und  Sicherheit  zurücktritt  und  nur  gegen  das  gefühl  der  Verant- 
wortlichkeit angekämpft  wird. 

«))  als  nachher  von  der  unhrauchbarkeit  des  dinges  die 
rede  war,  behauptete  der  pudelnärrischc  spaszvogel  ganz 
getrost,  dasz  der  fehler  keineswegs  dem  instrumente  .  .  . 
sondern  lediglich  der  mangelhaften  structur  meiner  äugen 
beizumessen  sei.  Matthisson  (erinnerungen)  4,  165. 

ß})  ob  ihr  uns  Deutschen  über  den  mangel  des  lustsplels 
glück  zu  wünschen  oder  uns  zu  beklagen  habt?—  und  bis 
dahin  könnet  ihr,  Schriftsteller  der  comödie,  getrost  nach- 
ahmen; denn  es  gibt  in  Deutschland  keine  sitten  dazu, 
aber  Frankreich  ist  das  magazin  der  narren.  Hebder  {haben 
wir  eine  französische  bühne?)  2,221; 
auf  einmal  seb  ich  rath 
und  schreibe  getrost:  im  anfang  war  die  that. 

GÖTBE  12,  66,  vgl.  oben  sp.  4549. 

y))  mit  dem  nebenhegriff  der  leichtfertigkeit :  und  uns  nicht 
wenig  über  den  drolligen  fehlgriff  des  französischen  Über- 
setzers lustig  machten,  der,  durch  das  im  original  ähnlich 
klingende  wort  irre  geleitet,  die  Yamswurzeln  getrost  in 
Schinken  verwandelte.  Matthisson  ierinnerungen  8)  2, 373. 

ß)  getrost  im  leiden  und  erdulden. 

1))  am  häufigsten  bei  sterben  und  bei  dessen  synonymen  ver- 
wendet: und  der  Jugend  ein  gutes  exempel  hinter  mir  lassen, 
dasz  sie  willig  und  getrost  um  des  herrlichen  heiligen  ge- 
setzes  willen  sterben.  Luther  2.  Maccab.  6,  28  (prompto  animo 
ac  fortiter;  mit  einem  bereiten  gemüte  und  stercklichen. 
Eggestbyn  und  Koburger;  mit  genaigtem  willen  und  man- 
lich.  Eck  und  Dietenbergbk); 

'die  mörder  kommen  1' 
'wolan  lasz  uns  getrost  dem,  den  sie  uns  genommen, 
nacliwandern.'     Ä.  Gbiphius  (Leo)  1698  1,  77; 
hiXT  uns  getrost  des  leibes  hülle  räumen, 
dasz  wir  uns  nicht  aus  schrecken  selbst  versäumen.  .. 

S.  Dach  164  Osterley; 

getrost  sterben.  Rondeaü-Bdxtorff  253. 

2))  also  streb',  o  genosz,  durch  freud'  und  schmerz  auf  der 

laufbahn, 
nicht  abwankend  vom  ziel,  mit  getrost  ausharrendem 

eifer. 
endlich  nah',   ungeschreckt  von  dem  lerm  unholdes 

gevögeis, 
das  aus  dem  schutt  zanksüchtig  emporschwärmt;  steig 
in  die  felskluft.    Voss  (die  weihe)  3,18; 

die  grosze  Unternehmung  .  .  wo  nicht  zu  stände  zu  bringen, 
wenigstens  so  fest  zu  gründen  .  .  dasz  er  die  gänzliche  Voll- 
endung seines  nerkes  der  zeit  getrost  überlassen  könnte. 
Wielamd  (Peregrinus)  27,  337 ; 

im  schoosz  der  mitternacht  geboren, 
worin  das  kind  bewustlos  lag, 
erwacht,  zum  leben  jetzt  erkoren, 
das  jähr  im  ersten  glockenschlag. 
an  seiner  wieg'  ein  engel  sitzet, 
dem  vom  zwiefachen  angesicht 
zwiefacher  glänz  des  lebens  blitzet, 
hier  abendroih,  dort  morgenlicbt. 
.  .  .  dort  mit  dem  morgenantlitz  wendet 
er  sich  erwartungsvoll  zum  ost, 
dem,  was  von  dort  die  zukunfi  sendet, 
entgegenbückend  still  getrost. 

RBcKERT  (zum  neujahr  1816)  poet.  werke  1,  115; 
das  mochte  Hafls  wohl  Im  geist  bedenken, 
und  liesz  getrost  des  lebens  stürme  rollen. 

Platen  (1847)  1,225; 


ob  ich  die  führer  der  bewegung,  die  sturer  unseres  friedens 
in  Deutschland,  die  untergraber  des  Vertrauens  in  den  neu 
erworbenen  provinzen,  —  ob  ich  die  verleumde,  wenn  ich 
sie  als  gegner  und  feinde  des  reicbs  bezeichne  .  .  darüber 
will  ich  den  wahrspruch  des  geschworenengerichts  der  öffent- 
lichen meinung  meiner  landsleute  und  ihrer  Volksvertreter 
getrost  annehmen  und  mich  ihm  unterwerfen,  sowie  den 
wahrspruch  der  geschichle.  Bismabck  (deutscher  reichst.  17.  mal 
1873)  reden  6,43. 

3))  abgeschwächt  mit  der  nebenbedeutung  sorglos,  achtlos: 

läuft  darauf  alle  Weisheit  denn  hinaus? 

ihr  laszt  den  Schmetterling  getrost  verbrennen 

und  löscht  voll  mitleid  dann  die  kerzen  aus! 

ÜERWRGU  Sonette  nr.  38. 
c)  mit  dem  moment  des  Vertrauens  und  des  muthes  verknüpft 
sich  beim  adverbium  gerne  auch  die  Vorstellung  der  aufmunterung 
und  der  erheiterung,  die  sich  jedoch  auch  ganz  allein,  ohne  diese 
nebenbedeutungen  einstellt. 

a)  dasz  er  den  stoltzen  könig  mit  seinen  mandaten  ge- 
trost verachten,  vnd  freydig  wider  jn  kriegen  solte.  Josephus 
jüd.  krieg  146'  (Francfurt  1571);  doch  richtet  er  sich  getrost 
wider  auff,  hellt  sich  an  die  verheyszung  der  gnade,  vnd 
glaubet,  dasz  er  vmb  Christus  willen  Vergebung  der  sündc 
hab.  J.Jonas  Verdeutschung  der  apologia  (Js'); 

denn,  was  man  schwarz  auf  weisz  besitzt, 

kann  man  getrost  nach  hause  tragen. 

Göthb  (Faust  1967)  12,  97. 
ß)  dichten  ist  ein  Obermuth, 

niemand  schelte  mich ! 

bab  getrost  ein  warmes  blut 

froh  und  frei  wie  ich. 

GöTUE  (westöstl.  divan)  5,  22; 
aber  wir,   ganz  anders  gesinnt,   verachteten  oft  eine  leichte 
gelegenheit   zur   freiheit;    andere   plane   wechselten   wir   im 
busen,   und  saszen  lauschend  und  getrost   indesz    auf   dem 
stängelchen.  (die  vögel)  14,  103; 

wer  hat  mich  geliebt,  wann  ich  mich  gehärmt '{' 
wer,  wann  ich  fror,  hat  mich  gewärmt? 
wer  hat  mit  mir,  wenn  ich  hungrig  gemurrt, 
getrost  gehungert  und  nicht  geknurrt? 

CuAHisso  (der  bettler  und  sein  hund)  3,  256; 

so  arbeitete  Kätbi  getrost  an  ihren  erdüpfeln,  verwand  mehr 
und  mehr  den  verlust,  obgleich  sie  nicht  wuszte,  wie  es  ferner 
geben  sollte.  Gotthelf  Kdthi  die  groszmulter  (1847)  1,24; 
und  ich  soll  dienen  gehen?  nein! 
ich  will  die  freiheit  nicht  verkaufen, 
und  wie  ich  die  paläste  mied, 
lasz  ich  getrost  die  liebe  laufen; 
mein  ganzer  reichthum  sei  mein  lied. 

Herwech  leicht  gepäck. 

GETROSTEN,  verb.,  verstärktes  trösten  (s.  d.).  schon  in  den 
althochdeutschen  glossen,  sowie  bei  Otfbid  belegt  (Gbaff  5,  477), 
entfaltete  die  präßgierte  form  ursprünglich  dieselben  Verwendungen, 
die  an  der  einfachen  zu  belegen  sind,  in  der  mittelhochdeutschen 
dichtunti  ist  der  höhepunkt  des  gebrauches  erreicht,  vgl.  mhd.  wb. 
3,  117'.  Lexrr  1,  949.  dem  gegenüber  ist  in  der  neuhochdeutschen 
periode  eine  starke  einschränkung  der  vollen  form  zu  beobachten, 
die  sich  allmählich  auf  die  reflexivconstruction  —  und  zwar  in 
relativem  gebrauch  (meist  sich  gelrösten  einer  sache)  zurück- 
zieht, während  die  entsprechende  mittelhochdeutsche  Verbindung 
hier  stets  in  der  bedeutung  von  einer  sache  sich  entschlagen 
aufgetreten  war,  läszt  sich  an  der  neuhochdeutschen  parallele 
durchgängig  die  bedeutung  auf  eine  sache  hoffen  nachweisen, 
die  von  Schmelleb  l*,  677  beigebrachten  belege  für  trösten,  ge- 
trosten, sich  getrauen,  gehören  zu  turrcn  geturren  (s.  d.). 

l)  subject  und  object  werden  von  verschiedenen  personen  gestellt, 

a)  das  verbum  wird  ohne  weitere  bestimmungen  eingeführt. 

a)  hier  sind  in  den  althochdeutschen  glossen  zur  bibel  einige 
beispiele  erhalten,  für  die  in  der  späteren  bibelübersetzung  ent- 
weder andere  fassung  gewählt  wird,  oder  wo  von  unserem  verbum, 
falls  es  gewählt  wird,  die  einfache  form  eintritt. 

l))  für  si  placueris  populo  huic,  linieris  eos  verbis  clementibus, 
wilstu  diesem  voick  freundlich  sein  (und  wirst  sie  handelcn 
gütiglich  und  Jnen  gute  wort  geben.  Lutheb,  ähnlich  die  andern 
Übersetzer)  2.  chron.  10,  7  setzen  die  glossen  ein  gitröstis.  Stbin- 
«eter-Sievebs  1,  465;  ähnlich  für  blanditiis  labiorum  protraxil 
illum  (gewan  in  ein  mit  irem  glatten  munde.  Ldthgb)  sprüehe 
Salom.  7,  21.  Steinheyeb-Sibyebs  1,  531. 

2))  refrigaberit  matrem  Sirach  3,  7  gitröstil.  Steinmeyeb- 
Sievebs  1,  565  (an  dem  hat  die  mutter  einen  trost.  Luther  ; 
der  wird  sein  mutter  trOsten.  Dietenbeber  und  Eck). 

3))  dazu  gehört  auch  sublevare,  gitrostan  in  den  glossen  zu 
Gregors  dialogen  Steinmeyeb-Sietebs  2,  2ö3  u.a. 


4557 


GETRÖSTEN 


ß)  mitltlhoelideuttche  bntpitle. 

I))  «u  waran  die  Kriachln  tlffll6a, 

n«  wäre  Alexandtr  Ir  trAii 

mii  den  blledto  nlwli  cuinen. 

Ii  comei  dicke  ta  rromeii, 

dti  dur  hdra  «tiia  nita 

le  näie  wol  geirAiten  kan 

und  wllllgal  mit  dem  güie. 

UaraicHT  Atgxanier  4MW, 

■wer  oucb  dem  tlnen  kAmber  klaget, 

der  Im  dehelnoi  gAte«  gan 

und  in  oucb  nichi  getroiton  kan, 

der  dunchei  mich  nlbi  ein  wUer  man. 

WiaxT  V.  üatviNiiae  Wigaloii  2781  { 
wan  (md/i)  toi  sfn  gedultio  wider  ungedull: 
da*  Itt  den  ichamelöiea  leii. 
iwen  die  birien  liatxent  ine  ilne  ichult, 
daz  kuint  von  »hier  rrOmekeit. 
trwstei  mich  diu  guoie  alleine, 
diu    mich   wol   geiru-slen   mag,    *A  ga:be  leb  umbo  ir  niden 

kleine.    Wiilthbk  'li.i  iMchmann,  dltnlicli  120, 'il. 
3))  i>l  wa*  mir  le  gelioher  mAie  $6  der  i!p. 

nie  getrftete  <l  dor  undar  mir  den  muol. 

der  ungeuiden  muoi  ich,  und  doiil  mir  noch  geiuot, 

erbeiten  alH  Ich  mnc. 

RiiNHAii  V.  llAOinAU  minnei.  fr*hl.  105; 

vil  gerne  wold  ich  von  dan. 
üo  gasBch  ich  »ilten  einen  man 
in  almittou  unüor  in : 

dai  geirdste  mir  den  tin.      HiaTiANi«  /wetn  420; 
von  ir  schrlenne  (der  krähe)  ich  erichrao: 
wan  dez  d&  niht  «leinea  lac, 
•6  wa:r  et  ir  »uomac. 
wan  ein  wunderaitex  wlp 

diu  getr(\sio  mir  den  llp.  Waltui»  95,  9  Uchmnnn. 
y)  die  ntuhochdeutsehe  perioät  $ehrdnkt  dieu  Verwendung  mehr 
und  mehr  ein:  dui  lion  körne  immer  uervii-ien,  ezii  getroste 
nAcli  diemuot;  wan  si  ist  ein  eigniu  dieiiaerinne  oder  ein 
armiii  diern.  üavio  ».  Augsborc  mystiker  1,339;  uf  solchs 
wurl  der  arm  jung  uszgeruert.  der  gehieb  sich  innigclichen 
übel  (gehabte  sich  jdmmerlicli),  weit  sich  aucli  weder  den  predi- 
canten  oder  ieut  getriisten  lasen.  Zimmerische  ehronik  4,  298;  ge- 
trosten, trösten,  nicht  trawren  lassen,  solari,  consolari  HEttiscH 
158«;  ist  kommen  auff  den  berg  Cavariae,  hat  aildorl  sein 
mögliche  andacht  crzaigl,  weil  er  »or  äugen  stellt,  dasz  iliser 
berg  das  jummcrthal  der  well  getrost.  Abraham  a  S.  Clara 
von  dem  heiligen  riller  Georgia  (16*8)  23;  und  überreiche  in 
billicher  demutli  ein  kurtzes  memorial  oder  bitlschriflt,  so 
SU  ehren  deines  heil,  nahmens  Georgii  von  lauter  anfangenden 
buchstaben  G.  meine  schuldige,  andacht  zusammengestellt: 
glorreicher  Georgi,  gelinde  goltes  groszen  grimmen,  getroste 
geoädig  gegenwärtige  gelubde.  27.  wenn  schon  in  diesem  bei- 
spiel  vereinteUer  anlast  die  wähl  des  Wortes  begünstigte,  so  kommt 
im  folgenden  belege  überhaupt  alterlhümelnder  stil  lum  ausdruck: 
da  sprach  ihm  der  Laurenliurger  ehrlich  zu  und  gelröstete 
ihn,  so  gut  er  es  vermochte.  Urrntaro  (aus  der  chionica 
euies  fahrenden  schülers)  4,  47. 

b)  die  verbalUiätigkeit  wird  näher  bestimmt  und  eingi-grenit. 
in  diesen  Verbindungen,  die  der  heutigen  spräche  ganz  fremd 
gegenüberstehen,  liebte  es  die  ältere  spräche,  das  mittel  und  werk- 
teug,  mittelst  dessen  das  verbum  sich  bethätigte,  hervoriuheben, 
oder  sie  kennicichnele  in  einer  ergämungsbestimmung  —  meist 
einem  eigenen  satte  —  die  richtung,  in  der  sich  das  verbum  b«- 
wegte. 

a)  ni  iniu  ih  lull)  wuison,      ih  iuer  ivur  wiion; 

gedröstu  Ih  iuih  »cioro      mit  Träwidu  alaiioro. 

OifRiD  4.  16,  48; 
ob  nH  got  nftch  dirre  klag« 
und  uAch  disem  unmuoie 
mit  deheinem  guotu 
immer  wii  getra^sien  mich, 

defw&r  «6  sOmet  er  sieb.    llARTaAiiN  2.  6ficA<«>M595; 
der  keiaer  Enterben  muox  als  ich, 
de»  mac  ich  im  wol  genöten  mich, 
«weich  herre  sterben  niuoz  als  ich, 
wat  möhto  der  geiroisten  mich, 
«6  mich  dai  bievor  (Aolier)  ane  glt, 
und  in  der  xanswer  oestAt. 

Freidank  74,  8  Grimm  (Bettenbcrger  liest  wea). 
ß)  so  er  thAra   ii  tho  bibrihta,      that  sih  thin  t(t  nähia, 

er  ünslh  tho  gidrotti,      Ton  (lanion  lrl6sli. 

OTraio  4,  2,  4,  e6«<i«o  5,  25,  97  : 
sia  Ab  sämo  so  mit  h6nbet-z1erdo  U»  xegetrAstenne.  iix  si 
ze-himrie  s61t'i  («  ttrris  illam  caelum  pergere  relut  enigmata 
redimiculi  perdoceret).  Notkbr  Marcianus  CapeUa  3if>' Hatlemtr ; 
do  sprach  der  appet:  swer  sine  sunde  nicht  ane  sieht,  der 
wenet,  das  er  rechte  lebe;  der  aber;  sine  sunde  ane  siebet, 
den  enmac  sin  hercse  nicht  getrosten,  das  er  rechte  sie. 
vetfrbuch  18  Palm; 


GETROSTEIf  4558 

gst«lla,  4ai  gelob«  leb  dir. 
Ott  »Itt«  ni4«r,  barpb«  aiir: 

SatriCMei  da  dl«  rrou«««  aia. 
81  fl  ir  w«ln«o  liiet  «la. 
leb  glk  dir  dl«  allar  b«aua  w«i, 
4\9  dialn  pavaldn«  bil. 

tiOTiraia»  Tiitia»  I39IS  Btekafim. 
7)  die  reßexnconslTutHon.     im  MUt  it%  •ut§tmf»fmmkt  fkr 
Verwendungen,    die  auch   in  der  nemem  tfrttim  Mtft  letem 
fähig  sind,     die   weniger  entwitkbem§lfM§$  ><<WlBlf   M   ii#> 
jentge,   die   nch   mü   4er  e^em  §ikm»MkkatH»  fn^f«  tartkrf, 
in  lAr  suht  das  mowtent  der  mß/ämwag  m'  •■^■■iiniif  im 
Vordergründe ;  dagegen  b*uen  liek  di0uemerfm  vetwtwiumfem  «if 
der  Vorstellung  des  Vertrauens,  der  Hoffnung,  der  lukerkeit  »mf. 
a)  (ich  getrO«trn  ■>  IrosI  sehipfen,  auffemunUrl  werde*, 
et)  die   reflexitconstruUttn    eh»e    nikere  (««{««raiwafrta   mad 
eingreniungen : 

fio  ilnar  wan  s5  v«*i«r 

dIcd  tioar  llabeo  •w«*i«r 

dai  er  ieh«ln«r  iiund« 

sich  getriesten  künde,     iiABTaA<<ii  6r«vof  SM  Aral; 

wU  kumet  dai  Ich  §6  manegem  man 

von  tiner  n6t  geholfen  bto, 

und  leb  mich  ••Iben  nicht  «okao 

getrcBiten,  mich  «ntrieg«  ein  wta. 

Waltmbb  IM,  IT  LtOtmunm; 

sich  getrosten,  se  consoUr,  tolarti.  dteL  du  9$jf»§»»r  144. 

ß)  du  reßexivconstruetion  mtt  ergäntungAettimmmwfe».  gnud 
und  Ursache  der  aufmunlerung  wird  in  tattfarm  oder  na  gemetm 
oder  alt  präpositionalbeslimmung  angetdilotten. 

1))  daz  sl  . .  sih  niomer  negetröste  in  fundrn  haben  (■«■i- 
quam  conttnta  sit  eum  inventre).  Notirr  JfarcMKVi  Cifrifa  » 
Hattemer;    wxrest  du  doch  dA  beim«  erslageal 

f6  roOhie    leb  dette  bai  verklagen 

dich  und  getnBaiaa  mich, 

wi«  leb  Qberwind«  dich, 

swAr«  und  wxre  mir  doch  l«it. 

TriMtan  mit  mimek  ItW  Aral. 
3))  ein  iegelicb  man  mac  selbe  wol  klagen  und  anlwonra 
vor  gerichte,  oh  er  sich  dea  schaden  wil  getrosten,  der  im 
geschit,  ob  er  sich  Tersprichet  Ane  fürsprecben.  wan  so  nus 
er  oucb  selbe  den  schaden  haben,  und  bat  er  abrr  einen 
fürsprecben,  unde  misücspricbet  der,  des  aac  er  sick  wol 
erholen  mit  einem  andern.  Sekm€k«»tfkgH  cep.  7«,  2  üeufUr; 
das  ir  aber  immer  gedenken  oder  sprechea  werdet:  was  Be- 
darf ich  mich  mit  dissem  scbriben  ril  bcmoben,  ich  kak 
kein  lust  darzu  .  .  ei,  gedenkt  nit  also,  das  were  übel  (•- 
dacht,  nemans  ist  sieb  selbst  geboren,  dan  mit  vur  sin  front 
und  gesclecht,  laist  ach  die  tragheit,  unacbtsainbeit  nod 
faulheit  nit  so  schendlich  uherwinnen,  dan  gelroist  ocb  einer 
geringen  arbeit,  buch  Weinsberg  i,  13. 

3))  ich  habe  nur  gar  zu  ein  teutsch  berx,  den  ich  kan 
mich  noch  nicht  getrösten  über  was  in  der  armen  l'fals 
vorgangen,  darf  nicht  daran  denken,  sonsten  bin  ich  d«a 
ganzen  tag  trawrig.  Elisabrth  v.  Orleans  13.  Mensel;  akh  tkmr 
einen  verlusl  getrosten,  tig  in  etn  verlies  troosUn,  ket  ^edmlUt 
draagen,  lyden  Krahir  3,  133*.  solche  verbtndungeu  mad  im  dir 
neueren  spräche  nur  noeh  herm  einfachen  ttrbum  trtMcB  iMMk. 
y)  eine  belubte  Verwendung  hat  stA  t*  der  illerem  tptmekt 
an  den  genetiv  angeknüpft,  der  in  dwrr  form  der  erfdnsmft- 
bestimmung  den  anlast  tur  wrMlMftf*n<  emfkhrU.'  iich  fl»> 
trösten  einer  sacbe,  «c*  Ä*«f  fia«  •«*«  tr*elen,  entwiekea» 
die  weitere  bedeulung  Aber  den  verlnat  einer  sacke  »kh  trOst««, 
auf  eine  aache  verxicbten. 

1))  in  betuf  auf  ticUiche  ohjerie: 

di  nam  der  selbe  knap« 

Ctant  den  bracken  (J*«  k»»4  TViatea«). 

von  drm  we);e  er  mit  im  reit. 

Im  waa  gruilicbe  leii 

dai  be  in  hengin  sold«. 

h«  gcdAcbt«  dai  be  wold« 

«Ich  de«  lande»  cir  getrdttia 

•Ir  wan  he  den  bund  irltet«  (rerteaf«  UM  dea  wmm 

erMaea) 

staes  Übet:  nra  dl«  scholl. 

wenn  b«  w«»  Trlsiraad«  holL        ^^ 

Kita.  T.  OaBasB  1>M<«a  4IM  iMMaasMa; 

do  tat  er  als  der  biJerb«  aaa 

4«r  skh  de*  wol  crtneficn  kaa 

swa«  «r  mbt  g«bak«B  mt.      _^__    __._ 

Wiairr  ».  itBATKHata«  waialaiB  IWI.  «faaa  »• 
llABTaAira  T.  Ave  X,  i 


wi«  aaon«  im  sin  uncriuw«  tuet 

4«r  «A  übt«  Ui  geaiuot 

das  er  aaafur  daoaich 

lleke«  mae  Mir9«i«B  sick. 

ob  er  orwirbei  aitaa*  .     ...    ,„ 

alaer  llnilu«.    UAataAaa  X  MaklaM  «S; 


4559 


GETRÖSTEN 


GETROSTEN 


4560 


sumer,  diner  liehten  ougenwelde 

tnuoz  ich  mich  getroesten  aber  sunder  minen  danc. 

mich  betwiuget  drier  hanüe  leide, 

daz  vor  allem  leide  nie  so  sSre  mich  betwaac. 

Neiduart  52,  2  Keim; 
wir  zwei)  wellen  zo  deser  zit 
mit  unssern  juncheren  dis  landes  hie 
gedroisten,  wat  uns  dar  alT  gesche. 

Karlmbinst  40,  30  Keller  {(mit  ausfall  des 
reßexivpronotnens) ; 

hat  ein  man  ein  pfert,  daz  werde  ledic  unde  loufe  unde 
tu  einen  schaden  ...  ist  der  schade  also  groz,  daz  he  sich 
des  pferdes  getrosten  wil,  so  gestellit  be  iz  vor  daz  dinc 
unde  uzent  sich  sin  unde  wirdit  ledic.  ist  aber,  daz  he 
davor  entwerten  wil,  so  beheldit  he  sin  pfert  unde  antwertit, 
als  recht  ist.  Freiberger  ttadlreeht  cap.  49  §  8  Ermisch;  da 
meinte  er,  er  hette  schon  fünf  Portugalesen  helffen  fangen 
und  essen,  die  alle  gesagt  hetten,  sie  weren  Frantzosen,  und 
betten  doch  gelogen;  so  viel  das  ich  mich  des  iebens  ge- 
tröstet, und  mich  in  den  willen  gottes  befalh.  dann  ich  von 
inen  allen  niclit  anders  vernauie,  dann  ich  solte  sterben. 
Fedebmanns  und  H.Stades  reisen  in  Sütlamerika  (1529-1555) 
133  Kläpfel;  darumb  wolt  in  der  pfaff  nit  absolviren,  und 
muszt  sich  des  gälden  getrösten.  Kirchbof  wendunmuth  l,  81' 
Österley. 

2))  auf  personen  bezogen : 

mir  tuet  min  staete  dicke  wd, 
wand  ich  mich  niht  getroesien  mac 
der  ßuoien  diu  min  schöne  phlac. 

Harthann  Ueder  16,23  Haupt,  ebensoi.büchleinlb2; 

wan  ez  mir  also  niht  enstät 

daz  ich  mich  ir  getroesten  miige.    F,  v.  Husrn  minnes. 
frülilAi,22  (swie  lihte  si  sich  troeste  min.  42,23); 

ich  wil  iemer  da  hin 
da  ich  ganze  fröude  vinde. 
ir  hänt  doch  m^.  kinde: 
diu  länt  iuwer  Tröude  sin 
und  getroestent  ir  iuch  m!n. 

Hartüan«  armer  Heinrich  840; 

vnd  bat  die  bruder,  das  sie  gerne  von  gote  redeten,  wan 
da  von  wirt  der  man  lügenhaft  vnd  liebet  sich  den  cngelen 
vnd  gote;  so  man  von  der  werlde  reden  wil,  so  muz  man 
sich  die  wile  vnsers  berren  getrosten,  veterbuch  16  Palm. 

b)  sich  gelrösten  in  der  bedeutung  von  vertrauen,  hoffnung, 
Sicherheit  gewinnen. 

a)  die  reflexivconstruction  ohne  weitere  bestimmungen  und  ein- 
scliränkungen ,  sich  getrosten,  getrawen,  ^dere  Henisch  1588; 
getrösten,  sich  versehen  consolarsi,  sperare  Hulsiüs  (1686)167; 
getrösten  sperare  Stieler  2343;  ich  gelröste  mich  »pero,  con- 
fido.  ebendort;  sich  getrösten  {als  ungewöhnlich  bezeichnet)  se 
fier,  se  consoler,  esperer  Schwan  (1782)740; 

Dämon,  alsdenn  wird  der  himmel  für  mich  sorgen. 
Oronte.  wer?  wer?  versteh  er  mich,  wer  wird  für  ihn  sorgen? 
der  bimmel?  ja,  getroste  er  sich  nur.  ja  er  wird  für  ihn  sorgen, 
versteh  er  mich,  wie  für  die  Sperlinge  im  winter.  der  himmel 
will  haben,  versteh  er  mich,  dasz  wir^für  uns  selber  fein 
sorgen  sollen,  dazu  hat  er  uns  verstand  und  klugheit  ge- 
geben, versteh  er  mich.  Lessimg  (Dämon  7)  3,  196  Mancher; 

der  ausdruck  ist  hart,  allein  die  leser  getrosten  sich  nur,  ich 
will  alles,  alles  beweisen.  Lichtenberg  3,539  Kries. 
ß)  ergänzungsbestimmungen  beim  reflexiven  verbum, 
1))  im  genetiv. 

«))  des  libes  gemach, 

der  ist  niht  wan  der  sele  dach, 
wan  so  diu  sele  üzvert, 
so  lit  er  siner  kraft  behert 
rehte  alsam  ein  füler  stoc 
und  schiuht  man  in  als  ein  getroc. 
wer  mac  sich  dan  getroesten  des? 

Lampr.  V.  Recensburg  Franc,  leben  iSB  Weinhold; 
ich  wil  den  tisch  dekchen, 
mich  möcht  leicht  ein  hunger  wekchen, 
der  mir  tat  we  in  meinem  magen. 
würd  mir  ein  würst  in  meinen  chragen, 
der  möcht  ich  mich  getrösten  wol; 
und  war  dar  zi°i  süsz  weins  vol. 

luUus  triam  mayorum  Evlaucr  spiele  2,  127  Kummer; 

auff  das  gab  in  der  bapst  antwurt,  und  wan  Husz  mir  mein 
leiblichen  bruder  zutodt  geschlagen  hell,  so  welle  er  in  kain 
weg  gestatten  das  im  eltwar  laids  oder  schmach  seile  thon 
oder  widerfaren  so  fil  in  seinem  gwalt  und  vermigen  war, 
so  lang  er  zu  Koslentz  wer,  darum  seit  er  si  {sich)  nichts 
dan  aller  sicherhait  gelresten  und  versehen.  Sbbast.  Fischer 
Vlmer  chronik  181  Vecsenmeyer ;  alsz  welcher  in  dergleichen 
vorstehenden  gefahren  vnd  nöten  vilmals  durch  sondere  war- 


zaichen  (denen  nach  man  sich  gewlser  hilff  vnd  der  endl- 
lichen  erledigung  zu  getrösten  gehabt)  sich  habe,  jrem  für- 
geben nach,  zu  erkennen  gegeben.  L.  Hauwolf  reis . .  in  die 
morgenländer  (1532)  s.  469;  mesz  hin  mesz  her,  spricht 
dr.  Faustus,  mein  zusag  bindet  mich  zu  hart,  so  hab  ich  gotl 
routwillig  verachl,  und  bin  meineidig  und  trewlos  an  jhm 
worden,  dem  teuffei  mehr  gegleubl  und  verlrawt  dann  jme, 
darumb  ich  nit  wider  zu  jm  komen,  oder  mich  seiner  gnade, 
die  ich  verschertzel,  getrosten  kan.  Faustbuch  von  1590,  neu- 
druck  s.  140;  dise  mär  hat  jrer  vil  hoch  erfrewl,  dann  sie 
sich  groszes  ding  getrösteten,  vom  hertzog  von  Burgis.  Hedio 
Commines  {von  könig  Ludwig  I.)  s.  12  (i566);  als  er  vermeinele 
sich  mehrer  gesundheit  zu  getrösten,  wann  er  der  beschwer- 
lichen widerwerligen  regierung  entlastigel  werde,  so  danckle 
er  zu  Marienburg  in  gemeiner  tagfarl,  im  december  auff 
Nicolai  tage  ab  SchCtze  beschreibung  der  lande  Preuszen  (1599) 
145"; 

bey  dem  ärgsten  bestes  hoffen,  geht  wol  keinen  an, 
der  sich  seines  wolbewustes  (guten  gewissens)  nicht  getrösten 
kan.     Logau  2,  206,  66  (hoffnung); 

dieser  anfang  mich  zu  bewillkommnen,  war  der  well  noch 
nicht  genug,  sondern  es  kamen  hencker  und  sleckenkneclile, 
mit  grausamen  folterungsinstrumenlen,  welche  mir,  unan- 
gesehen ich  mich  meiner  Unschuld  zu  getrösten  halle,  meinen 
elenden  zustand  allererst  grausam  machten.  Grimiiielshausen 
Simplicissimus  (l.  cap.  2l)  neudr.  56;  {der  sich)  aller  angenemen, 
wilfärigen  freundschaft  versicherlich,  und  vor  gewls  gelröslen 
mag.  ßuTSCHKY  kanzl.  415;  das  wellkind  denket  in  seiner  krank- 
heil  nicht  an  gottes  wort  .  .  .  weis  sich  weder  seiner  heil, 
taufe,  noch  des  heil,  nachlmals  zu  gelröslen.  788;  ich  halte 
mich  keines  kleides  bei  im  zu  getrosten,  weil  er  selbst  über 
und  über  zcrflickt  daher  gieng,  gleichsam  wie  mein  einsidel. 
Grimhelsbäüsen  Simpl.  (2.  cap.  29)  neudr.  182;  wann  sie  aber 
allen  hierin  enthaltenen  puncten  lleiszig  nachleben,  so  haben 
sie  sich  alle  zeit  desz  obrigkeitlichen  schuz  zu  getrösten. 
österr.  weisth.  {Priebing)  6,396;  und  darumb  so  musz  ich  be- 
kennen, dasz  ich  mich  etlicher  massen  vor  ihme  fürchte: 
ich  will  mich  aber  nach  bestem  meinem  vermögen,  seiner 
wehren  und  auffhalten,  und  mich  meiner  guten  und  gerechten 
Sachen,  die  ich  defendire,  getrosten.  Ayrer  histor.  proc  juris 
(I,  5)  111  (1680); 

wenn  ich  nur  nicht  mein  elend  selbst  verschulde; 

wenn  ich  als  mensch,  als  Christ  hier  leid  und  dulde; 

so  kann  ich  mich  der  hülfe  der  erlösten 

sichei'  getrösten.    Gbllrrt  (gedulU)  2^,  157; 

dessen  getroste  ich  mich  denn  auch  und  werde  in  posterum 
keinen  prolestalionibus  .  .  .  mehr  aurem  faventem  leihen. 
J.  Gh.  L.  Haken  der  lüderliche {deutsche  Utteraturdenkmale  66/f.)  84. 

ß))  gelröslen  sich  eines  dinges,  fiduciam,  spem  in  aliquam 
rem  collocare,  ponere  salulem  in  re  aliqua,  niti  VVbissmann 
(1715)  156;  sich  gutes  getrösten,  bene  sperare  et  bono  animo 
esse;  sich  nichts  getrösten,  desperare  Kirsch  179;  gelröslen, 
sich  eines  dinges  to  trust  in,  upon  or  to  a  thing;  to  rely  or 
depend  on  it,  to  trust,  hope,  or  expect  it,  to  take  comfort  or 
consolation  by  it.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  767 ;  ich  getroste  mich 
eines  guten  ge Wissens,  ebendort;  er  hat  sich  keines  seiner 
kinder  zu  getrosten  oder  zu  erfreuen,  he  gels  no  comfort  or 
joy  by  any  one  of  his  children;  das  oder  dessen  habt  ihr 
euch  noch  zu  gelröslen,  dessen  könnt  ihr  noch  gewärtig 
sein,  that  is  a  matter  of  hope  to  you.  ebendort;  ich  getröste 
mich  eines  guten  gewissens,  je  me  console  de  ma  bonne  conscience 
RoNDEAu-BuxTORFF  253;  ich  getröste  mich  keiner  antwort,  je 
ne  me  flatte  pas  d'avoir  une  reponse  Schwan  (1782)  740;  ge- 
trosten, so  nur  als  ein  reciprocum  mit  der  zweiten  endung 
der  Sache  üblich  ist,  mit  Zuversicht  hoffen.  Adelung  2,639; 
sich  gnädiger  erhörung  getrösten;  ich  getröste  mich  deiner 
hilfe,  halte  mich  derselben  versichert;  sich  der  gewährung  aller 
verheiszungen  gottes  getrösten,  ebenda. 

y))  während  Adelung  a.  a.  o,  bemerkt,  diese  Verwendung  fange 
in  der  edlen  Schreibart  an  zu  verallen,  läszt  sich  gerade  um  die 
wende  des  Jahrhunderts  eine  Steigerung  im  gebrauche  beobachten. 
GöTHE  liebt  sie  besonders  im  späteren  Stile;  und  noch  heute  — 
vor  allem  in  der  gehobenen  spräche  —  machen  unsere  schrift- 
steiler davon  gebrauch: 

alt  und  wahr,  herr  Isegrimm!    sagt'  er,   beweist  sich  das 

spriichwort : 
feindes  mund  frommt  selten,   so  hat  auch  wahrlich  mein 

oheim 
eurer  werte  sich  nicht  zu  getrosten. 

GöTUB  (lleineke  fuchs  1)  40,9; 


4561     GETRÖSTET— r.RTROSTHEIT 

doch  Hex  er  Ibn  loi,  lien  kAiilg  lu  ehrent 
denn  am  leben  zu  ttiefm  fehdn  drm  köalg  tlleln«. 
aber  wenigen  dankt  kann  iWh  mein  obeim  geiröaien, 
fO  gerecht  er  auch  lel.     40,  ii- 

w«nn  Dun  der  künttler  in  einer  genauen,  zum  lauberileo  aus- 
gefübrteo  zeicbnung  das  aeinige  geleialet  zu  haben  hoffen  durftf, 
•0  kann  die  arbeit  des  kupreralecbera  «ich  gleicbfallt  einer 
geneigten  aufnähme  getrosten,  (iwr  kuntt)  41, 160;  im  november 
erstattete  die  lieh<^rde  einen  bauptbericlit,  Melchrr  »Ich  des 
höchsten  beifall«  um  lo  mehr  getrOgten  sollte,  als  der  um- 
sichtige  fUr>t  persfinlicb  von  dem  ganzen  geücbaftsgange 
•chriit  vor  schritt  kenntiiisz  genommen  halte,  (lag-  und  jahra- 
htfle)  31,  144 ;  leider  musz  ich  jedoch  hei  unserer  oft  uni- 
hülllen  atmosphflre  zugleich  lickronen,  üasz  die  Wirkungen 
sich  oft  umkehren  und  geraile  das  gegeotheil  von  dem  ge- 
hoflten  und  erwarteten  erfolgen  könne;  denn  so  wird  z.  b. 
bei  den  nebelmorgen  die  nnrdseite  das  weisze  kreuz  und 
also  ein  gutes  lit  ht  geben  und  der  mahler  der  hierauf  achtete 
würde  sich  einiger  guten  .><tunden  gelrOsten  können,  (nachtr. 
xuT  farbentthrt)  55,  66;  beide  kamen  aber  zu  spat;  denn  Fulko 
halt«  bereits  die  bürg  übergeben  und  sich  zur  Zahlung  einer 
groszen  geldsumme  verpHicbtet.  Ruimund  konnte  sich  naiilr- 
lich,  nach  dem  unglücklichen  ausgangc  dieser  Unternehmung, 
keiner  bedeutenden  Unterstützung  von  selten  Fulkos  getrosten, 
er  erbettelte  daher  in  der  noth  die  gnade  des  kuisers.  ScsLossta 
wtUgtsch.  5*,  293:  ich  wage  sie  zu  bitten,  dasz  wir  diese  be- 
rathung  so  «infach  sachlich  zu  ende  führen,  wie  sie  dank 
der  ruhigen  Überlegung  der  groszen  mehrheit  des  liauses  be- 
gonnen worden  ist,  und  uns  des  glaubens  getrösten,  dasx 
dieser  so  höchst  unharmonische  unsystematische  gesetzent- 
warf, an  dem  ich  als  professor  eigentlich  nur  herzensleid 
haben  sollte,  gleichwohl  einen  guten  und  gesunden  kern  in 
sich  trögt.  TiEiT.<CHiE  (9.  mdri  1878)  reden  IA9;  sich  getroste, 
mit  dem  genvtiv,  sich  getrösten,  Hunzikkb  Aargauer  wb.  103. 

2))  die  erganiuiigsbeslimt)iung  wird  mittelst  einer  prdposUion 
angeknüpft:  gelröste  mich  also  zu  meinen  hinterlassenen  erben. 
ScBWElKlcBBN   1,13  Büfcliing ; 

nur  in  gou  getrottet  sich  mein  gaist, 

von  ibm  nur  kommt  mein  heil. 

nur  er  ist  Teis  und  rettung  mir, 

und  hobfa  bürg.    Mk!<oilssoiin  psatm  6*2,3: 

wenn  dieser  edle  sänger,  wenn  der  herrliche  Lessing,  in  ihrer 
zeit  den  niedrigsten  Schmähungen  nicht  entgehen  konnten  . . 
und  wir  sie  dennoch  in  ungetrübtem  glänze  sehen,  so  können 
wir  uns  an  ihrem  beispiel  getrösten,  dusz  rutim  und  ehie 
der  Schriftsteller  nicht  von  solchen  Vertretern  der  rohen  menge 
ausgetheilt  werden,  wie  stark  sie  auch  schreien  und  sich  sonst 
abmühen  mögen.  Varnrace!«  denkwürdigkeiten  6,  376  (IS42): 
des  iih  mich  auch  auff  disz  mal  meiner  yetzgehapten  bitte 
unnd  begierde,  uiind  der  sachen  billicheit  nach,  zuo  eüweren 
treüwcn,  genaden  und  günsten  als  . .  beschirmer  desz  Vater- 
lands gemeiner  freiheit,  und  vorvolger  alles  Unrechts,  schänden 
und  lasier,  versieh  und  getroste.  U-  v.  Huttkn  klagschr.  an  alle 
ttdnde  1520  B  5;  man  sagt  zwar,  'sich  einer  sache  getrösten', 
aber  'sich  auf  eine  sache  getrösten'  ist  nicht  gut.  ich  habe 
geglaubt  es  sei  blosz  niedersSchsisch,  aliein  man  findet  es 
auch  in  Bodiners  Milton  s.  42:  wir  können  uns  weiter  auf 
nichts  getrösten,  als  die  Verzweiflung.  HiiY!«ATz  antibarbarus 
iy  51;  sich  up  wot  getrösten,  auf  etwas  rechnen,  etwas  trwarten 
WosaiB  wb.  der  uestfdl.  mundart  :S. 

3))  erginsungsbestimmungen  in  inßnilivconslruction  oi*r  im 
tvibstantivsatu  angeschlossen:  wie  es  (metn  vaierland)  dann 
jetzunder  sich  getrost  mit  neuen  menschen  angefüllt  zu  wer- 
den B.  Scai]ppius  scAri/I.  717  (kunstreich  xu  werden);  aber  ich 
getröste  mich,  euch  bald  im  Scharmützel  oder  treffen  mit 
degen  oder  pistol  zu  renconlriren.  Zscuoskb  {Addrich  im  moos 
23)  4,  1S6 ; 

und  ir  euch  des  getrotten  dOrstan 

dia  got  im  himel  wer  gestorben 

und  allea  recht  in  grünt  verdorben. 

Mc*!<ii  l.mher  narr  2907; 

dasz  er  Übrigens  aber  sich  getrösten  soll«,  das  sein  bos- 
hafter söhn  ihme  künftighin  in  seinem  leben  keinen  ver- 
drusz  mehr  miichen  werde.  Kdrz  (sonnenwirth)  6,  18«. 

GETUÖSTET,  participialet  adjeetiv  xu  trösten,  rgl.  getrost 
sp.  4549  auf  50. 

GETHOSTHEIT,  f.,}üngtre  subtlantivbtldung  sv  getrost  ($.4,) 
das  miltelniederdfutscht  hatlt  ein  substanti*  ton  getrostig,  ge- 
trostich  (jrbildit  {vgl.  getmsllicb)  getrösticheit  ScHitLH-LfMK'« 
3,'jo';   get^o^theit  comfortabUness,  courage,  good  chttr,  ttout- 


4M2 


GETflSTLICH— GKTBCBT 

keartedneis.  ttulKkengl.  **.(ni«)7«7:|MroMliei«,*lwa«W,i. 

vastighrid,  maamoedtflietd  Kiabu  1,  m*;  frlnMlMl  tamrtft, 
fermtu  HoaoMu-HuiToarr  US  {^fUtnr  tmmU  w  BciToair)! 
Leo  der  viert«,  welcher  so(  dat  «taagtlhm  KlMr«r<.  4k  kaufl- 
Ogur  ist  das  b«sl*  im  gsnteo;  •«■  hasa  gal««  g»«i««i 
nicht  trefflieber  ausdrOcken  la  grotzM,  krflfüceo  frriM 
ebarakter  .  .  suazerdem  sind  oocb  einige  meiattrbafl«  hOpr« 
darin ;  scharfer  vertUnd,  gelrosibeil,  ood  verwuodmmf  iio4 
aufmerksarokeit  darum  bw.  Wttntm  AtitmfktU»  >,M:  «r  (9m 
ein  höhet  aUer  wUn>chl\  .  .  gewOho«  sich  fr«h  t«  «teer  |«> 
trustheit,  die  auch  die  nlh«  des  lodes  oiehl  tncbSIlrra 
kann  Saci  Kalo  oder  ühtr  dnt  atUr  ihttltn  iio»)  i»7:  ni 
nun  rief  der  kOnig  (Friedruh  Wühelm  IV.):  'die«  ja  «ar  i^ 
mich,  das  ist  mein  eigen,  das  last'  kh  nicht,  da«  «cfMMUl 
uns  unauflöslich  in  gegenseitiger  lieb«  ood  lr«M,  iM  |Ml 
muth,  kraft,  getrostheil,  das  w«rd«  ich  in  acÜMr  «tcrto* 
stunde  nicht  vergessen'.  TaiiTtciai  ir%ltth«  fmtk.  %,  M. 

GKTR(iSTLI(:il,atfr«rft,r«rrtiiw//  ««cA  adjeettr.  tknt  liUaaf, 
dit  jedoch  bei  LuTUfa  m  grgentolit  i«  anderen  inlftnittudun 
schriftttfUfrn  nicht  belegt  ist. 

1)  dai  Oilverb:  weil  dann  di«  elenden  jsmer  l«id«o,  ««04 
die  armen  seuffizen,  will  ich  auff,  spricht  der  berr.  ich  will 
ein  heil  auffricbten,  und  getröstlicb  mt  jm  handien.  Ititvc«. 
BüacBB  ptalm  13,  6  (irOsilicb  Eci,  bH  Lirasa  andtrt  fannf); 
der  zwerch  als  er  ihn  hört  so  gelröttlicb  reden,  brsab«  «r 
jn  eigentlich.  Amadit  (t50S) «,  S7S;  «.  1  sei  fetrösilieh  4ea««a 
versichert,  dasz  die  keiner  sachen  halben,  wo  die  in  ate.aca 
vermögen  und  gewall,  soll  ein  «bscblag  oder  widertplnsti^ 
keit  erfahren.  6,  807;  da  redet  jnen  Gurgcitlrozza  galrOc^ 
lieh  zu,  ehe  er  sie  auszfObret,  nnd  verbietz  reich«  kMiM 
Tun  armen  leuten,  auch  grosi  verebruog  denen  dk  «Ml 
mannlich  erzeigten.  Fiscbart  Garg.  tn  »tmir. 

2)  dat  adjettiw,  vergl.  getr6stich,  «eU  tmtemtkt  Sciill««- 
LCaBKM  2,90':  vnd  wo  änderst  ewer  biti  der  billigkeit  geroees 
vnd  mir  an  mein  ehrn  nit  schedlicb  ist,  soll  jr  der  gclröet- 
lichen  hoffnung  gegen  mir  seyn,  dasselb  ewr  beger  ich  «och 
nit  abschlagen  wiL  Amadi$  (1,  II)  litt.  ttr.  40,  118. 

liETKOTZE,  n.,  verbalsubUantn  Sit  trotzen  (».  d.). 
GETROTZT,  participiales  ailjeeiiv  zu  trotzen  (i.  d.).  swrKrln 
bedeutungen  lassen  sich  an  dem  »tinkutiMm  »ijttUm  Mtft»: 

1)  aus  GRTpaiDs  itt  eint  anffOnäe  «enrrWwg  im  f»rl, 
prdl.  belegt,  di*  sieh  am  pari,  prdsemt  tkm  erUievs  Utm^  ge- 
trotzt «trotzig,  de*  ausgangsiunkt  bildet  die  inirdwMs» /WiadtSM 
det  virbums,  dit  auch  dem  part.  prdL  ttnt  actitt  htdntmm^  «•/- 
iipin;< ; 

die  Stadt  wird  umb  und  usab  mit  blaascm  »traki  umhgtben, 
man  siht  aulT  weitem  feld  alt  »cbwarie  wolkm  »cbwebeo 
der  reuter  lelcbie  schar,    to  hlixt  dat  laod  ticb  »a. 
wenn  ein  geirotiirr  feind,  dem  nicbit  «otkomaeo  ka«, 
mit  tcbwerdi  und  Damme  pocht.  A.  Caveaioa  (Cütotwi  Sin»rämt) 

tranertfUlt  (t«3S)  «M; 
obfieicb  di«  Themlt  oicbt 
stracks  hals  und  baupi  abspricht, 
wenn  der  verlockte  geltt 
durch  alle  sebraockea  reitt, 

und  miigetrotitem  matb  di«  gAitar  sebeiai  sa  yeeb— . 
A.  tiavpaio*  (tttrlundtr  Pmitummm*  X  MTB  MS) 
Uuhcht  ttiHekU  (1691)  4t4. 

2)  der  ntueren  uit  gthSrt  eint  atthhitirt  amNWwif  «•, 
dit  sich  in  andertr  nchtung  von  der  $onttti*n  «aMBsrUkaf  da 
verbumt  entfernt:  getrotzt, mit  tmuilitir  Meiilwaf,  aadk  «««Isfst 
von  ertrotzt;  eine  bis  zd  tmit  §tHnM9  fWlladwtrt— g. 
national-uitung  24.  Jahrgang  (lITl)  Mk. 

GETKOBT,  partieipiaUs  adjedh  m  trtk««,  g«tr«bea  (s.  d.\. 
dit  dtuttcht  spracht  A«l  9uf  swii  sla/hi  ikrer  «aftinMaaf  isalir- 
Tungen  dtt  partictpt  9om  airMsteaMM  is|iasli|l.  rwiaiai  im 
dtr  allhoduituttchtn  ptriode  in  HrvtmduMfMt  HttfdUr  fHMra- 
tiieili  durch  das  ttrwandU  betrüben,  betrtbl  »ktnmmmn  mtrdtn 
tind.  die  itrtit  kmrfaiR;  s«r  iialisrMif  getlrf  4fr  arwr*« 
xtü  an,  hält  stt*  «ter  4ndN(k  immMb  titmlkn  MAara,  4ir 
fir  dt*  ilttm  tntmitil»»§i§t»9  n  Ishff  ä»i. 

l)  dta  «M»  «dU«  fttr  dk  «MtodWeaftdk*  sai  •••  ciaer  «4- 
jKtiniTvng  dtt  JMrfic^  ifrrch«B  darf,  inaa  «arA  aai  ämtdatu 
btispitlt  di*  «alseM4nf  »idU  immm  «il|ü4l  iai,  dafür  MtM 
iNoTiEB,  dem  dat  *rst*  htitpMl  ftr  %*ur  kt*tt  m  Mwllai  «4- 
jtctit  angetrabt  «*ln*mm**  ül,  dt*  brwfit :  ood«  bia  aagtlraMMt 
(et  8«a  saai  (arMw).  pealai  1 1»,  00 :  4»  «Mgea  tttntittr  itanr 
»ät  SMffR  4srs«  s«s«aiBwiiM<SB«f  a«dk  «tcM;  4ir  ifUntm,  sa/Sms 
m  *ieht  an  dtr  traditim  fMkatttu,  wMn  awitn  dmäi9amt$ 
reist*:  nnde  niht  bia  \k  galraofcot  Wia4l0f(r  m9d  TVimr 
«crstoa,  *bt*t»  frcMtacr  ftaloMa;  kh  Mb  karall  wmd  tä  bairtM. 


4563 


GETRÜBT 


GETRÜBT 


4564 


Eck;  ich  bin  bereitt  und  nit  unlustig.  Dietenberger;  ich  eile 
und  seiiine  mich  nicht.  Lutbbr  psalm  119,  60.  aus  der  grundbe- 
deutung  des  verbs  ßieszen  dem  particip  verschiedene  bedeutungen 
zu,  je  nachdem  es  auf  äuszerliche  Veränderungen  an  sinnlich 
wahrnehmbaren  objecten  oder  auf  innerliche  bewegungen  im  ge- 
müte  des  menschen  sich  bezieht. 

a)  für  den  ersten  fall  ist  aus  den  glossen  die  beziehung  auf 
das  Wasser  belegt :  corruptis  (fonlibus)  gitruopten.  glossen  zu  Gregors 
cura  pastoralis  Stkinheybr-Sievers  2,  17S.  aniuschlieszen  ist 
auch  ein  zweites,  allerdings  mehr  auf  der  lat.  vorläge  beruhen- 
des beispiel:  unde  wazzer  tiefina  würden  getruöbot  {et  lurbalae 
sunt  abyssi).  Notrer  psalm  76,  17;  getruobet  wurden  die  wage. 
Windberger  psalmen;  getrubet  sint  die  abgrunde.  Trierer  Version; 
betrubit  sint  die  abgrunde.  Trebnilzer  psalmen ;  die  abgründt 
seind  bewegt  worden.  Eck;  und  die  lieffen  tobten.  Luther 
77,  17,  ähnl.  Dietenberger. 

b)  die  überwiegende  zahl  der  älteren,  der  biblischen  litteratur 
entstammenden  beispiele  bezieht  sich  auf  das  gemülhsleben ,  vgl. 
Graff  5,  490.  491.  hier  knüpfen  auch  aus  der  miltelhochdeulschen 
zeit  beispiele  an.  vgl.  mhd.  wb.  3, 120'.  Lexer  t,  1536.  37. 

a)  unde  bin  getruobet  f6re  des  fiendes  stimmo,  unde  före 
dero  binun  des  sündigen  (conturbatus  sum).  Notker  psalm  54,3, 
ebenso  Windbergerund  Trierer  Version;  betrubit  bin  ich.  Treb- 
nilzer psalmen;  betrübt  worden.  Eck,  ähnlich  Dietenbehger; 
wie  ich  so  iiieglich  zage  und  beule.  Luther  55,  3;  inti  quad 
her  zi  in:  waz  sint  thisiu  wort  thiudir  bringet  untar  zwisgen 
gangenti,  inti  birut  gitruobit  (et  cstis  tristes)^  Tatian  224,4; 
und  seit  betrübt,  codex  Teplensis;  und  sit  trüric.  Beheims 
evangelienbuch ;  was  sind  das  für  rede,  die  jr  zwischen  euch 
bandelt  unter  wegen,  und  seit  trawrig?  Luther  Luc.  24,17; 
genau  so  Eck  und  Dietenberger  ;  ketru6bter  sIlM  ih  (dormivi 
conturbatus).  Notker  psalm  56,5,  ebenso  Windberger  Version;  slif 
getrubet.  Trierer  Version;  unde  ich  slif  betrubit.  Trebnilzer 
psalmen;  bekümmert  schlie£f  ich.  Eck;  ich  bin  entschlaffen  in 
angsten.  Dietenberger,  bei  Luther  andere  fassung ; 

mSterliclien  du  in  begienge, 

an  dinen  brüsten  du  in    zue;e, 

in  Egyptum  du  mit  im  vluhe  .  . 

gedrflbet  du  an  im  diche  wurde; 

dö  hulve  du  im  die  bürde 

wol  tragen  mit  vollen 

magst  urabewollen.    Vorauer  Sündenklage  95  Waag; 

da  wart  geträbet  sin  lip 

ein  chunic  nam  ime  daz  sbone  wip. 

bücber  Mosis  l,  6  Diemer. 

ß)  des  dinges  ist  min  herza  getruobet,  wanda  iz  wiget 
mir  {cor  meum  conturbatum  est).  Notker  psalm  54,5,  ebenso 
Windberger  und  Trierer  version;  das  hercze  min  betrubit  ist 
in  mir.  Trebnilzer  psalmen;  mein  bertz  ist  in  mir  betrübet. 
Eck;  mein  hertz  engstet  sich  in  meinem  leib.  Luther  55,5, 
ebenso  Dietenberger  ;  —  tho  quad  her  in :  getruobit  ist  min  sela 
io  unzin  tod:  beitot  hier  inti  wabhet  mit  mir  {tristis  est 
anima  mea).  Tatian  180,  5  (Matth.  26, 37) ;  min  s61e  ist  tröric 
biz  in  den  tot.  Beheims  evangelienbuch;  mein  sei  ist  betrübt 
u-Dcz  an  den  tod.  codex  Teplensis;  meine  seele  ist  betrübet 
bis  an  den  tod.  Luthek,   ebenso  Eck  und  Dietenberger; 

michel  wart  ir  chlagc. 

si  begunden  in  Torhten  sere. 

ir  gemrue  wart  getrubet  ie  mere  unde  mere. 

jüngere  Judith  176  Diemer. 

y)  in  getruopten  herzen  {in  turbatis  cordibus).  Notker  canlicum 
Habakuk  Wiener  handschr.  Graff  5,  491. 
2)  neuhochdeutsche  periode. 

a)  das  particip  ist  bezogen  auf  sinnlich  wahrnehmbare  objecte. 

et)  asz  wurzeln,  schlürfte  aus  der  band 

getrübtes  wasser. 

ScHUBABT  (wunderlhäiige  crucifix)  4,  44; 

WO  die  hündlein  sind,  die  von  des  herren  tische  mit  brosamen 
gentthrt  werden,  für  die  abgefallene  blätter  des  lebensbaumes, 
getrübtere  wellen  der  ewigen  ströme,  heilung  und  labsal  sind. 
Göthe  briefe  6,  37. 

ß)  deren  wangen,  wie  durch  die  finsternisz  eines  getrübten 
himmels  das  morgenroth,  glühten.  Zschokke  {pflanzer  in  Kuba) 
1,  237. 

y)  getrübtes  glas,  undurchsichtiges  glas,  das  in  der  glastedmik 
tine  bestimmte  Verwendung  findet. 

b)  das  particip  kennzeichnet  gemüthsstimmungen: 

die  uachtigall  ruft:  zurück!  zurück! 

der  knab  schickt  nur  voraus  den  blick, 

•ein  herz  ist  wild,  sein  sinn  getrübt, 

vergessen  alles,  was  er  liebt.     Ukibkl  Tannhduser; 


ziehet  nicht  so  schnell  dahin, 
feuerkäfer,  eure  strasze, 
weil  ich  in  getrübtem  sinn 
dleszmal  nicht  so  schnell  erfasse, 
neu  befreundet,  all  die  alten, 
trauten  lenz-  und  glanzgestalteu. 

K.  Matbr  (gram  und  frühling)  geü.^^i; 

aber  fürchte  nicht  für  meine  gesundheit;  die  wird  dadurch 
nicht  angegrififen,  ich  werde  nur  innerlich  immer  mehr  ge- 
trübt. Hebbel  briefwechsel  1,  177. 

c)  die  neuere  entwicklung  bleibt  an  den  beiden  hauplvtrwen- 
dungen  der  älteren  spräche  nicht  stehen,  sie  bewegt  sich  vor  allem 
in  Übertragungen  auf  zustände  und  Ihäligkeiten  des  menschen 
weiter  fort, 

0-)  die  Wohlgestalt  des  Jünglings, 

seines  auges  melancholische  tiefe, 
seine  Jugend,  sein  getrübtes  aussehen 
schmolz  der  köuigin  bewegten  husen. 

Platbn  (Abassiden  6)  87. 

ß)  je  weiter  aufwärts  er  {der  Sprachforscher  in  der  deutschen 
spräche)  klimmen  kann,  desto  schöner  und  vollkommner 
dünkt  ihn  die  leibliche  gestalt  der  spräche,  je  näher  ihrer 
jetzigen  fassung  er  tritt,  desto  weher  thut  ihm  jene  macht 
und  gewandtheit  der  form  in  abnähme  und  verfall  zu  finden, 
mit  solcher  lauterkeit  und  Vollendung  der  äuszeren  be- 
schaGTenheit  der  spräche  wächst  und  steigt  auch  die  zu  ge- 
winnende ausbeute,  weil  das  durchsichtigere  mehr  ergibt  als 
das  schon  getrübte  und  verworrene.  J.  Grimm  einl.  zu  theil  l, 
sp.  3;  manches  schwerfällige,  verworrene,  sich  wiederholende 
erinnert  allerdings  auch  an  die  getrübte  ausdrucksweise 
düsterer  stunden,  wo  er  sich  im  kämpfe  mit  der  krankheit 
müde  gedacht  hatte.  M.  Hbydrich  nachlaszsthriften  Otto  Lud- 
wigs, einleitung  22. 

GETRÜCHE,  n.,  colleclivbildung  zu  truhe,  truche,  welch 
letzteres  {vgl.  Lexer  2,  1541)  in  Tucuers  baumeisterbuch  der 
Stadt  Nürnberg  mehrfach  in  der  bedeutung  von  hölzernes  ge- 
rinne, in  welchem  ein  bach  über  einen  Stadtgraben  geleitet 
wird,  beUglist.  die  colleclivform  begegnet  in  der  nach  Drescmbas 
vermuthung  ebenfalls  nach  Nürnberg  zuständigen  Dekameronüber- 
stetzung:  nicht  ferre  von  dem  caslel  Gilielmo  in  einem  tieffen 
gründe  und  getrüche,  da  durch  ir  wege  ginge  pei  einem 
wasser.  (2,  2)  60,  38  Keller. 

GETUÜG,  n,,  die  ältere  form  für  das  heutige  betrug,  vergl. 
theil  1,  1721.  in  die  neuhochdeutsche  periode  reicht  getrug  nur 
mundartlich  und  mit  gebrochenem  stammvocal  herein,  als  getroc. 

1)  in  den  althochdeutschen  glossen  und  denkmälern  {vgl.  Graff 
5,  509  und  510)  steht  dem  häufig  verwendeten  gilroc  vereinzelt 
auch  gitrugi  gegenüber:  fictio  kitroc.  glossen  zur  sapientia, 
Steinheyer-Sievers  1,560;  thie  thar  ist  gisawit  in  thorna, 
thaz  ist  ther  thaz  wort  gihorit  inti  suorcfulli  therro  werolti 
inti  gitrog  thero  wolono  bitherapfit  thaz  wort.  Tatian  75,  3 
{faUacia  divitiarum  suffocat  verbum);  di  betrigunge  der  rkhtörae 
vordempfit  daz  wort.  Beheims  evangelienbuch  ilfaf//i.  13, 22 ;  di 
trugheit  der  reichthum.  codex  Teplensis;  betrug  des  reich- 
thums.  Luther  und  die  späteren;  fictum,  gitrugi.  glossen  zu 
Gregors  cura  pastoralis,  Steinmeyer-Sievers  2,  188. 

2)  aus  der  mittelhochdeutschen  periode  ist  nur  die  form  getroc 
belegt,  die  in  weltlicher  und  geistlicher  dichtung  mannigfach  ge- 
braucht ist;  mhd.  wb.  3,106".  Lexer  1,948.  die  bedeutung  be- 
trüg, täuschung  wird  in  bestimmtem  Zusammenhang  (des  teufeis 
getroc)  in  der  bedeutung  blendwerk,  gespenst  vergegenständ- 
licht und  personificiert. 

a)  mit  zorne  karten  sie  dar; 

sie  wolden  nemen  war, 
ob  ieman  dar  an  schuldec  wxre. 
si  säzen  in  grözer  swxre 
mit  klagewis  ob  ir  getroge. 

kindheil  Jesu  2001  linochendOrffer ; 
nu  was  sin  ors  verdecket, 
sin  selbes  not  erwecket, 
euch  het  der  degen  wol  getan 
lieht  wiz  isern  harnasch  an, 
tiwer  an  aller  slaht  getroc: 
sin  kursit,  sin  wäpenroc 
was  gehert  mit  gesteine. 

WoLFHAM  Part.  333,5,  ebenso  735,20; 
dus  laich  der  buschof  wail  eicht  dage 
up  gedroich,  dat  was  sin  meiste  clage. 

Hagen  reimcUronilt  von  Köln  3902, 
(/.  städtechron.  12,  133; 
eidoch  anwerde  der  herzöge : 
'node  geinge  ich  umb  mit  gedroge. 
sal  ich  de.ser  dinge  mit  uch  hegiunen, 
so  mois  ich  ritterschaft  gewinnen 
umb  groisse  have  und  dura  schollt'.    5485, 


4565 


GETROGNrS 


GETRÜLT— GCTBCMMEB 


45M 


ß)  fl  ktn  loubarlitia  lougtn. 

(i  Ui  nir  tao  und  ntbi  vor  mlaeii  oufao, 

dam  gullob  •am  leb  al  laba. 

(I  Itt  mir  in  dam  aUfa  niheo. 

•olde  Ich  li  niii  arman  ufflbevtbao, 

iinil  Uai  niiiiaecllcb  gaicbebal 

dax  Ut  allat  ain  gatroo 

daz  niicb  lu  dam  aUfa  irlugai. 

MuoMABT  •!,  n  faint; 

•  lioita  wir  al  gemalna 

un  tioli  vnd«  an  maliia: 

du/  was  de»  tiivilea  talroo, 

nn  lAili  durh  goi.    fiiertr  SUvt$ttr  419  Xraw; 

wir  wellan  lu  gröi  wuoder  aagan, 

dui  von  ilar  werlt  lil  uuvernoman: 

aln  klui  Im  von  ainar  magad«  gaborao. 

duo  aprAchen  Käniu)ie, 

dai  li  nlawan  alii  gotrocb  w»ra. 

ktm$i Chronik  1M3  E.Stkradtrs 

da«  libea  gamach 

id  diu  tdlu  üivart 

«A  llt  er  ilnar  kraft  beben 

relite  aliaiii  ein  füler  «toc 

und  liclilulii  inun  in  aN  ein  galroo. 

I.Aai>R.  V.  lUiiiK-^DDRO  Franc.  Inben  1S9  Wtinholi. 
3)  auch  in  dit  frühneuhoclideutsrhe  periodt  reicht  grtrog  mit 
beiden  bedtutungen  herein;   dir  letiten  belegt  sind  dem  nieder- 
rheinischen  sj>rachi)ebiete  entnommen. 

a)  daz  liel  Üarlaiim  für  ein  getrocb.  $piegel  deut$eher  kute 
$.  U  Ficker;  doch  zo  lesien  vanl  man,  dat  tt  Üpüler  lüde  ge- 
drücli  was.  Cölner  Jahrbücher  des  U.  und  15.  jahrh.  %u  1S7&, 
d.  städtechron.  13,41;  in  dem  selven  jar  quamen  die  dentzer 
.  .  id  lichter  lute  gedroch  waz.  Vi;  alle  die  lüde  leifen  us 
der  kircben  ind  de  lüde  in  dem  veide  leifen  in  de  stal. 
ind  der  rait  Coelne  wurl  gewar,  dat  it  des  duvels  gedrocb 
was  ind  ai  wistcn  dat  Tolk  bdischlicben  heim  {tum  jähre 
1431).   166. 

b)  für  die  bibehtelU  aus  ilalth.  14,26  hatte  schon  Otfrid 
unser  icorl  verwendet: 

?:iang  er  afier  in  tho  aar     oba  tbema  wifare  tliar, 
asio  oba  iber  ündu.      lu  wir  duen  biar  in  4rdu; 
.  .  nie  mtir  oiili  liiniarqu&mun,      <o  ^ie  nau  tbo  gisibun; 
llrn;iniun  in  glwnri,  tboii  ein  gidrug  wari.    3,  8,  24. 
diese  (ibersetiung  von  *i]via  Phantasma  est'  kehrt  aiielt  später  noch 
wieder:  und  sl  aähin  en  M  dem  mere  wandernde    und   sint 
hetrt'ibit  und  sprAchin:  'wan  iz  ist  ein  getrok'  und  scrieten 
vor    verebten.    Kkhkims    evangelienbuch ,    Matth.  14,  26,   ebenso 
Mtire.  6,  40.     der  codex  Teplensis  und  die  vorlutherischen  bibel- 
druckt haben  hierfür:  trugiuisz ;  Iiiithbr  und  dit  spilleren :  ge- 
spenst.  vi;l.  unten  .«p.  45<j6;  kint  leve,  woullu  dat  gebot  got'< 
uai!  holden,  su  ensaltti  neit  geluuven  an  de  guthoulden  und 
an   de  elflnnen  noch  an   de   wichteline   noch  an  geinreleie 
apoetnisse,  wanl  dat  U  allet  des  duvels  gedrucb,  da  hei  de 
lüde  mit  bedruget,  de  kranken  gelouveo  baint    sower  ganzen 
gelouven  hait,  dem  mach  dit  gedroih  neit   schaden.   Kölner 
handschrift  von  der  sevlen  trosl  {i:^.  jahrh.)  l'rEirrKRbei  Frommanr 
2,  W2    {Variante  der  drucke  trüf;nisse). 

GKTUCGNIS,  f.,  verstärktes  trilgnis ,  trugnns  {s.d.).    »dli- 
rend  das  in  der  alteren  seit  so  beliebte  fem.  getrngida  (Stkin- 
MRTtiB-SiKVERa  1,  S'9.  2,50.  Grafk  5,  &to)  nicht  über  die  mitlel- 
kochdi'utscht  xtit  htrabreicht,  vird  unser,  in  der  althochdeutschen 
uit  nur  vereinxelt  belegtes  vort  noch  lanije  festgehalten. 
1)  gitrocnissn  deliramenta.  glossen  sur  btbel  Gurt  6, 5t0; 
ninn  mar  wundor  schoweii 
ich  bin  vm  eine  Truwea 
bIüo  sere  verquolen 
dai  ich  dai  muot  dolen 
dai  mine  riiter  aint  ertlaugen 
vnd  sei  Ich  et  vertrageo 
durch  ein  getrueoiaae 

min  minne  ist  gawlua.     HRaaoar  (ro/aa.  ftriay  13833; 
ala  st  dO  Ober  al 
hdrtea  dUea  bornacbal. 
die  vor  dem  boiimgartao 
des  iiii;es  solden  marteo, 
ml  »tiht'na  alle  ein  ander  aos 
wan  d&  was  deheln  man 
der  das  lieia  deheinen  wIn 
dai  ei  SU«  wasre  ergAn 
dai  der  riler  M&bonagrln 
solde  Obcrwunden  sin; 
und  rieten  die  burg,rre 
daii  ein  gctrOgenus  wa<ro. 

llARTMAtM  V.  AOR  luec  %30.  r^f.  Lixi*  1.949; 
iti  sprach  diu  küniginne      'Ich  winde  et  wx>r  din  tpoL 
wes  tritrest  du  so  söre?      nu  bilTet  dir  din  got: 
wie  bin   ich  dem  enlrunnen,      der  mich  hit  erlogen  I 
ai  ial  ein  trOgenwjse      dat  mich  hit  betrogen. 

(Viirtanle  geirugnlsse)  Ortnit  452  .4iHerHi<sr,  e6«N*o  240. 
3)  manchia  getrognisd»  der  tüfel  pllag. 

J.  RoTua  passion  {Becti)  litrmani»  9,  176; 

IV. 


nai  aAkaa  ia  tt  im»  mm*  w»»ima4» 
uod  wordaB  bairdbai  tagaMa  *vsaM 

da«  bi  aln  |ai(0|BlMa'.    mM»id.  0Ma$iUmlt*rmmtU, 
ilMir.  I.  d.  mUrrtluum  %  r «  (afl.  •*•■  «p.  4Mft) . 

VCD   geacboii«  vllgiad«  dtt  Ufto,  tOQ  Hafß  ■— 4<lMif»  m 
dem   fioaiirnl«:   foa   loufao  MMi«  wM  itm»  fttracalM«  |« 

Mi/iUa  volunle  in  du,  a  »tgelso  perimhnUuU  tm  Umtkriif  «1 
inruriM  rt  daemnio  mtndun»),  Trehnilur  f^lmun,  f*  M,  •{ 
uode  linvele  deme  mUt«rta««lteb«a.  t»  ilUnm  f fkmtm mnkimn ; 
tbenso  Eca  und  DiRTKütufiit;  far  der  ixrin  4k»\mmilMHß 
verderbet.  Lutmkr  ;  in  d«a  jarca  uo«  Imtm  i«M  4m  •.  4afM 
io  dem  mainde  dcceuibi-r  quam  tla  juok  mao  lo  Corloc  lad 
bracht  einen  atrop  utub  ainrn  balu  o(  bat  gabangva  gt«et*l 
were,  und  apricb,  dat  ia  de  bilge  s  koniak  «M  4mm  pifM 
erloiat  baJeo  .  .  aito  dal  de  g aaciaa  lud«  betfM  Ia4  i 
wairn  waluden  (id  werc  wair).  doch  waa  Ul  «•  _ 
nisse  ind  eine  lugen.  KUner  jahrbütlur  in  14.  whI  M»  >dM. 
d.  städtechron.   13,  '>o. 

(iETHl'LT,  participiales  aijeclh  n  Iralen.  dnillts.  drollen, 
drehen,  füden  spinnen,  vgl.  theil  2,  tIStjf.;  Jobaas  Koch  kat 
einmal  ein  halb  ein  acbwurcx  sammet  »4  •  l«tt  utralUr 
seiden  unnd  2  oder  5  lotl  tcbwarcze  alopaaid«  M  tot  pkok. 
Frankfurter  arehiv  {aus  150«)  Üicri^aaca-WricaH  Ut.  dir 
gegensatt  su  slopseide  meist  auf  gedrehte  «eide  Ma. 

GETHliMM,  n.,  colUetnbildung  tu  trumm  (i.  i.  vgL  Scaatiiaa 
1 ',  eü3).  in  der  Schweiser  schrt/tspraeJit  btUgt,  brtn§t  das 
eollectiv  duselbt  vorstfllung  tum  autdrutk,  ist  mnt*t«  Mkrifl- 
sprache  mit  dem  plurat  trOnimrr  kennutehnet,  vgl  jmimk  in 
neubildung  getrflmmer:  was  etwa  sontt  bloa  auf  die  a«ilrD- 
DJierllliche  der  m.iase  geatOnt  ist,  daa  gerOll,  daa  er  {ier 
gleUcher)  mit  achOn  polirendem  schliir,  der  oft  die  foaailt  dra 
felsena  scharf  roitleo  durrhsi  bueidet,  abgerieben,  das  ge- 
trOmm,  die  bäume  und  blocke,  die  an  »cinea  it«ilena(cra 
auf  ihn  hcrabgefallcD,  daa  trflgt  er  im  lauf«  der  jabr«  rubtg 
uuf  seinem  rücken  in  der  form  von  gerOlllinieD,  *oo  aicl« 
naszfeuchten  stein-  und  acbuttwaiieo  (mortneo)  milk  »itk 
fort.  TscBUDi  das  thierlebrn  der  alpentetlt*  417. 

GtTitCHMEL,  n.,  verbalsubnantiv  tu  trumela,  drvmmelo, 
vgl.  theil  2,1457.  vgl.  drüniinel,  sehieimiel  Srautta  l,  314; 
Iruuimel  Schmiukr  I',  6«&.  vgL  gedrünimel  tk.  4,  i,  «^  a»M: 
dus  wüten  und  das  gelrOmel  der  weit.  Gruir  v.  KiisRaaaSM 
geistliche  spinne  5;  ao  .Keneaa  wider  die  pot^cbafl  geredl»  hat 
sieb  ein  grosz  getQmmel  erhebt,  (rojan.  kritf  {AHfthtr§  IM9) 
I5\  vgl.  ÜiRUNCüR  schmäb.-augsb.  rb.  195*; 

doch  fach  man  gar  viel  da«  Pasaaaar  aekwarl 

wol  umb  die  köpIT  her  dringea. 

der  ein  flel  hin.  der  ander  ner: 

dem  herren  kamen  gar  bald  dia  mar, 

es  hub  «ich  ein  groi  gadnuaal. 

tii'rgrtiken  mr.  43,  •  i.Mi*0r; 
dabei  die  rasenden  coryb.-inlen  auch  ein  .  .  .  gOilL  da|M, 
dantzcD,  getrQramel  und  gedOmmel  musiten  fOhr««.  FtaauBT 
Garg.  154  neudrutk;  well  und  bnnuiirl  kelig,  quodtib«t(8ch«r: 
darinnen  da»  itzigei  zeit  gegrnwrrttges  IjraoDisirend«  tauhe- 
rische  weUgelQmmcl,  gebammel  und  •gatrtaiMl,  waten  an4 
loben  etc.  vor  äugen  gestellei  und  er«{«s«a  wird,  dasx  in 
Teutschland  kein  fried  zu  boSfen ,  ehe  and  t avor  die  krlter 
alle  gut  kat  katholisch  seien,  t.  L  1632.  ta  ien  mmmdtrt- 
Ueh  gefärbten  quellen  begegnen  aUtrki  Mracalsii  «aatrar  ^ana, 
10  getnimmer  und  getrunibe,  dte  htiit  auf  §rmm  ft»ätä  n 
itr  ftstaltung  des  ableittnien  sufßsts  himmeiitm: 

machten  bulver  tl\  der  wer 

wider  den  edaian  rikrataa  (At 

aN  gros«  waa  ir  hbaimiti 

«ich  hAb  ein  graa«  gairamh«: 

maoeger  sack  alah  ««k« 

ut  der  «talTal  var  dam  lim. 

Iu4  r.»  »Iftrsaarfcr  mätUMtf  (ISn-IIW) 
Liltammms  4lllW; 

do  hAb  sieb  grost  gatrtaauaar 

und  Hendliek  gaiammar 

gein  demtalkan  fhimea  aaa. 

MS  kk«  alt  aar  «aacbrlkea  kaat 

ia*  mvaaur  llcrra  •!  alle 

mb  «laam  graeaaa  ackall«.   M&. 

GETROMMER,  la.,  iiliUiliUni  m  itm  ylaral  tiliMii 
(s.  d,).  He  hildunt  W  «Ma/br»  »aif  ItaÜrt,  A  tm  am  in 
plural  aaJ  nickt  «a  in  itefaiar  Iniaa  («fl  «tea  gccrtaa) 
anknüpft:  iotk  ul  ikmr  itttHrt  ja  itt  Mkifiiftulm  mtmi§ 
fihrHuälkk  m»i  wunitrHkk  tmf  toiliRimlf  htinimmfn  m- 
gt$tliHukt;  /Br  ik  tUfnuimm  mwnimm§  mmi  im  pimnifmm 
i«  grmnitmtm  awft  4«  «irfmfWi,  •«  im  liHaaaf  im  «»> 
t  lAi  a«*e  tafi: 


4567  GETRUNKEN 

und  drei  mal  zwang  er  seinen  kahn, 
trotz  Wirbel,  stürm,  und  wogendrang; 
und  drei  mal  kam  er  glücklich  an, 
bis  ihm  die  rettung  ganz  gelang, 
kaum  waren  die  letzten  im  sichern  port, 
da  rollte  das  letzte  getrümmer  fort. 
BBiiGER  (rfds  Herf  »om  braven  mann)  tüerAe (1814)  1,212  ; 

früh  am  andern  tage  bestiegen  die  drei  freunde  den  Jetten- 
bühel und  Leschuuten  die  trümmer  (des  Heidelberger  schlosses) 
erst  gemeinschaftlich  .  .  'hört',  hub  der  Sendner  an,  'der 
DeulscLe  bat  doch  ein  groszes  vergesznis.  dieses  ganze  ge- 
trümmer ist  ein  werk  französischer  veiruchlheit,  und  dennuch 
kriecht  dort  unten  ein  blackwurm  um  sein  tintenfasz  herum 
und  schreiet  und  schreibt  in  die  weit  die  schmachworte: 
'hier  wo  ich  tagtäglich  die  blauen  berge  des  schönen  Frank- 
reich Tor  äugen  habe,  musz  ich  mich  wohl  begeistert  fühlen, 
über  das  französische  recht  zu  lehren'.  F.L.Jahn  (die  fahrt 
xum  Jettenbühel)  l,  516 ; 

zu  (lirsau  in  den  trümmern 

da  wiegt  ein  ulmenbaum 

Trischgriinend  seine  kröne 

hoch  überm  giebelsaum. 

wenn  in  dem  dumpTen,  stummen 

getrümmer  ich  gelauscht, 

da  hat  ihr  reger  wipfel 

von  windesllug  gerauscht. 

Uhland  die  ulme  tu  Ihrsau; 

getrümmer,  collectively ,  ruins  ruhbish  Hilpert  461;  als  der 
traurige  zug,  finster  schweigende  Volksmassen  rechts  und 
links,  über  den  Vendömeplatz  geht,  fällt  des  entthronten 
königs  blick  auf  ein  getrümmer  am  boden.  es  ist  die  um- 
gestürzte und  zerschmetterte  statue  seines  ahiiherrn  Lud- 
wigs des  vierzehnten  Scherb  Blücher  1,327;  der  Engländer 
Rieh,  resident  der  ostindischen  compagnie  zu  Bagdad,  war 
der  erste,  der  vor  etwa  dreiszig  jähren  bei  einer  reise  nach 
Kurdistan  zu  Mosul  einige  bruchstücke  von  Ziegelsteinen 
mit  keilschrift  beschrieben  und  ähnliclie  kleine  getrümmer 
sammelte.  Stahb  die  Ninivemonumente  des  Louvre,  d.  museum 
1,2,95;  überall  sonst  kamen  die  landtage  in  die  neueren 
tage  hinüber,  ein  seltsames  getrümtner  aus  jenen  alten 
Zeiten,  da  der  deutsche  norden  noch  in  kleine  territorien 
zerfiel.  Treitschke  deutsche  gesch.  1,44;  gegen  das  untere  ende 
dieses  abschnittes  zu  schiebt  sich  am  linken  ufer  gewänd« 
heran,  das  thal  wird  wieder  zur  schlucht,  unter  einem  wirren 
getrümmer  schwindet  die  sohle  {des  thals).  v.  PaiELiiEitER  ztschr. 
des  deutschen  alpenvereins  22,235.  an  Zusammensetzungen  vgl. 
felsgetrüminer  th.  3,1514;  thurmgetrümmer  Zschokre  5,  286. 
GETKUNKEN,  parlicipiales  adjectiv  zu  trinken,  getrinken 
(s.  d.).  die  isolierung  vom  verbalstamm  bewegt  sich  nach  zwei  ent- 
gegengesetzten riclitungen;  für  beide  setzt  die  frühneuhochdeulsche 
periode  den  endpunkt. 

l)  die   aciive   bedeutung,   die  bei  transitiven   verbis  gerne  an 
dem    zum    adjectiv    entwickelten  particip   präl.    hervortritt    (vgl. 
Grimm   gramm.  4,71),   hat   hei  unserm  verbum  im  allgemeinen 
das  präfix  ge  ferne  gehalten,  s.  trunken,  betrunken,     es  fehlt 
jedoch  auch  hierfür  nicht   an   vereinzelten    ausnahmen,   so  wird 
das  präfix  von  der  negierten  form  begünstigt : 
a)  getrunken  =  einer,  der  getrunken  hat: 
dö  sprach  von  Troneje  Hagne      'lieber  herre  min, 
ich  wände  daz  pirsen      hiute  solde  sin 
da  zem  Spehtsharte:      den  win  den  sand  ich  dar. 
gin  wir  hiut  ungetrunken,      wie  wol  Ich  mere  daz  bewarl 

Ntbel.  908,  4  u.  a. 
ebenso  nun  für  die  positive  form: 

daz  du  uns  muzis  becleiden 

mit  dinis  tischis  aleibin 

unde  mit  dinen  keuche  getrunken  machen. 

iUanei  1445  Massmann; 
die  aide  vügerinne 
bescheinde  dö  ir  sinne, 
dö  sie  entsüp  daz  Cynaras 
mit  wine  vol  getrunken  was, 
do  gehiez  sie  im  hclingen 
eine  maget  bringen 
an  daz  sine  bette, 
die  töte  in  minne  wette. 

Albrbcht  V.  Halberstadi  (metamorphos.  10,  438 
qravem  vino)  22,  370  Bartsch; 
h)  in  der  heutigen  bedeutung  von  trunken,  betrunken: 
ok  de  in  der  tollenbode 
scbolde  hebben  orer  hode, 
unde  se  jo  nicht  beropen, 
wan  se  wolden  teken  kopen 

unde  ein  deel  weren  gedruncken.     dal  schtchtspfel  lo 
Ihunswick  AH},  (t.stwtlechron.  16,116; 

eine  grobe  dflck,    einem    gelruncknen  bawren    gelhan,    von 
einem  jungen   gesellen  begangen.    Lisdk.neü    raslbüchlein  127 


GETRÜSCH— GETÜCH 


4568 


(nr.  73);  das  getruncken  hat  oder  getrunken  ist,  potus,parli- 
cipium  activae  et  passivae  signißcationis  Däsvpodius  R  '^. 

•2)  die  passive  bedeutung  im  sinne  unseres  heutigen  ertrunken 
bleilit  noch  mehr  vereinzelt:  dar  belef  oc  dot  vile  Indes  ge- 
siagen  unde  gedrunken  (ertrunken)  in  der  Bese.  sächs.  welt- 
chronik  385  monum.  vernaculj  11,  253. 

GETRÜSCH,«.  vgl.  gedrösche,  gedresche  <A.  4, 1  sp.  2038: 
daz  sih  iht  ein  getruesch  hieb  von  den  liuten,  ne  tumuUus 
fieret  in  populo.  evangelienübersetzuny  des  14.  jahrh.  Matth.  26,  5 
Schheller  1  %  676. 

GETUÜST,  n.  nur  in  elsässischen  denkmälern  belegt,  viel- 
leicht an  trust  für  trucht  anzulehnen,  insofern  sich  aus  dem  be- 
griff gefolge  leicht  die  Vorstellung  menge  Volkes,  gedränge  ent- 
wickelt :  die  wil  waz  Cunradinus  noch  do  in  den  gezelten.  des 
kam  ein  getrüst  der  vinde  über  inen  und  woltent  in  vohen. 
Close.nehs  chron.,  d.  städtechron.  8,  40;  und  an  dem  andern 
tage  dernoch,  do  wihet  in  der  bischof  von  Kolle  z&  eime 
romeschen  kunige  wol  umbe  die  mitte  naht,  und  geschah  daz 
darumbe  daz  deste  minre  getrustis  wurde.  63;  do  zwüschent 
bette  Hector  einen  künig  gefangen  von  Kriechen,  und  das  er 
den  gefangen  mühte  us  dem  getruste  bringen,  do  warf  er 
den  schilt  an  den  rücken.  Kümgsbofen  ebenda  293. 

ÜETTEN,  s.  gäten ,  jäten,  Ih.  4,  l,  sp.  1489.  auch  CtAiDS 
schreibt  in  seiner  grammatik  gelten,  vgl.  neudruck  112. 

GETTEN,  verbum,  in  der  jüdisch-deutschen  mischsprache  üblich; 
es  ist  vom  hebräischen  get  (scheidebrief)  abgeleitet  und  bedeutet 
'stc/i  scheiden  von  dem  weib  oder  dem  manne'.  Ave-Lallemant 
4,  318. 

GETTER,  s.  th.  4,  l,  sp.  1507  ff.  tu  den  dort  gegebenen  bei- 
spielen  sind  noch  einige  nachzutragen: 

1)  für  die  gilterthüre  in  kirchen  und  klöstern:  item  es  ist 
ze  wiszen,  wie  man  die  klosterfrawen  zu  sant  Katherina 
gereformieret  und  basz  verschloszen  hat  .  .  .  macht  in  all 
mauren  um  das  klosler  hecher,  als  mans  noch  wol  sieht, 
und  prach  man  in  die  eisini  getter,  durch  die  sie  vor  geredt 
betten,  mit  den  leuten,  die  prach  man  in  ausz  und  verraaurt 
die  und  hüet  ir  etwan  lang,  dasz  niemant  zu  in  noch  von 
in  mocht  gan.  und  sol  man  wiszen,  als  man  in  die  gelter 
vermalen  wolt,  da  wurden  die  frauwen  so  zornig  und  so  un- 
richtig und  luefen  herfür  mit  Stangen  und  mit  pratspieszen 
und  schluegen  und  stachen  zu  den  maurern  und  zu  den 
Werkleuten  und  triben  sie  all  ab  mit  gewalt.  chronik  des 
B.  ZiNR  d.  städtechron.  5,  103. 

2)  für  das  fenstergitter  und  ähnliche  Schutzvorrichtungen:  dann 
ich  hab  gesehen  vom  fenster  meins  hausz  durch  die  geter: 
und  ich  sihe  die  kinder.  Eck  Sprüche  Salomonisl,Q  (6c«  Luther 
und  Dietenbehger  gegltter,  vgl.  th.  4,  1,  sp.  2305);  ersprang 
ein  wand,  lieff  sechs  schritt  ein  maur  auff,  unnd  erstig 
also  ein  laden  und  fenster  eines  spises  hoch,  also  daz  kein 
hund  sicher  am  j^etter  schlief.  Fisciiart  Garg.  281  neudr. 

3)  gilterartiger  verschlusz  überhaupt:  und  als  sie  wider  in 
die  kirchen  kamen,  da  gengen  sie  zu  dem  grab  und  detten 
santz  Zimprechs  hailtum  in  ain  kupferen  sarch  auff  ain  stain, 
fein  eingemacht,  und  detten  ain  starcks  eisses  getter  über 
den  sarch  und  Vergüssen  das  getter  mit  plei.  fortsetzung  der 
Chronik  des  H.  Mißlich  d.  städtechron.  23,  416. 

4)  gitterartiger  zierrath: 

crützer  (,lireutze)  machens  euch  daran  (an  die  kleidungtslücke) 

schlecht,  burgunsch,  und  wie  man  kau; 

sieht  dann  ein  lusz  das  heilig  crütz, 

80  wicht  sie  bindersich  besitz 

und  loulTt  in  bSsen  wider  schlichen. 

der  tfilel  mQsz  dem  criitz  doch  wichen, 

warumb  Oühe  nit  ein  arme  lusz 

und  lieir  zum  hembde  nit  hinusz? 

noch  sindt  getter  euch  da  bi 

und  ein  geler  haber  bri 

leitern  vil  so  mancherlei, 

es  beist  der  Tütschen  dirdendei, 

die  kein  lusz  bestigen  kau. 

Tb.Mubner  narrenbeschwörung  nr.  34,  82  Spanier. 

GETTERN  s.  gätlern  sp.  1510. 

GETTIN  s.  güd,  güdin. 

GETÜCH,  GETßCHE,  GETUCH,  n.,  sammelwort  zu  luch  in 
der  bedeutung  von  leinwand.  das  wart  nimmt  eine  eigenartige 
Stellung  zwischen  mundart  und  Schriftsprache  ein.  die  ersten  bei- 
spicle  flieszen  aus  denkmälern  miltelrheinischer  und  oberrheinischer 
herkunft,  daneben  int  es  in  der  Umgangs-  und  geschäftssprache 
Baierns  bezeugt,  um  die  wende  des  17.  jahrh.  dringt  es  in 
die  allgemeinen  Wörterbücher,  schränkt  sich  aber  in  unserm 
Jahrhundert  wieder  auf  mundartliche  geltung  und  auf  den  ge- 


4569 


r.  ETÜCU  ELT— CETI  JCK  E 


OETL'CKaT— GETCmiEL 


4570 


hraurh  hei  obeTThtiniirhrn  lehrifltUllern  ein.  unter  dtn  drei 
angrfiihilen  formen  nt  die  erste  {umla*l  mi/  upokope)  du 
gfbräuchlirhtte.  der  umhiut  ttl  nur  m  den  ältesten  beisptelen 
unbezeiehvet,  der  klingende  auigang  itrhl  gani  vereinult  m 
wöfterbüehern,  der  dental  trschetnt  in  ob^-rdtultehtn  quellen  an- 
fangi  alt  media,  vgl.  oben  ^educh  ip.  2041. 

1)  die  friihntuhofhdeuttche  )>eriode. 

a)  und  so  er  de>sliolhen  anKercill,  hat  «r  geiprochen : 
'ich  muesz  wnl  npiniien,  dann  wer  wolt  mir  ■oiiet  geducb« 
grnug  gelien'T  Ztmmentche  ehronik  1,  4'3:  der  kilwart  noI  ge- 
lulien  .  .  illt-s  dufigenigi',  n»  im  überaiilwnrtt,  triiwlich  iii 
vrrnorgen,  e^z  Rieg  k<*lcb,  mcMtgcwand,  alturdücher  oder 
ander  geducli.  tvetitlium  von  Watterburg,  <iRiiiii  1|409:  aie  ver- 
wahrt  ihr  kaileugerüht  vor  motten,  henckt  jSrlicht  ir  kleider 
in  die  niertzentonn,  sallzt  das  gelhttch  em,  lovandelierti 
uniid  einnpicknarilisiert!).  Fiicrart  Garg.  Wi  neudruck;  wer 
bet  Je  gemeini,  da»z  man  von  allerhand  r»rh  wollen,  ge- 
«punst,  nUbetsfaden  und  seiden,  sollt  ein  solch  gelOch,  plag, 
leck,  Sergen,  wondthiich,  ninhhang,  liitken  oder  tüpptch, 
Blicken,  »tnckiMi  u  «.  tr,  Fii)CHARr  vorbertchl  zu  emblematum 
tyroeinia  {kloster  10,941  Scheible);  den  schaben,  so  nur  die 
hnstlichsten  getticb  oder  kleider  angrcifTen.  II.  IIhat  Gkasz 
gen.  Vey,  cyripaedia  novo,  deutsch  {Fretburg  1506).  vgl.  IIiilingei 
Alemannia  i%,'i!>;  keine  wanr,  weder  von  gold,  silber,  edelge- 
sli'incn,  geschweige  des  zinns,  kupITer.«,  getücba,  der  kicidung 
und  was  es  sonst  sein  mugen.  URiiiiieL>iiAi)8K!<  simplicianiKhe 
Schriften  (landstörtterin  Courage  t8)    :i,  00  Kurz. 

b)  {wir)  hringen  mit  uns  von  seidnem  und  ondrrm  gedücbe, 
ein  grosze  whare.  Fien abrät  (l.')33)  G*;  des  uieyerH  scbluff- 
knmmer  lasset  aufl*  die  andnr  selten  der  kuchin  ordenen, 
und  gleich  ein  andere  daran,  für  seine  kiodrr  und  dienst- 
ni.lgd,  und  widerum  eine  hart  dabei,  für  ein  geriltskammer, 
für  allerlei  leinen  und  .«onsi  getikh.  M.  Skuiz  feldbau  (IhSo) 
19;  weinraule  in  die  trugen  zwischen  die  kleider  und  dus 
getüch  gelegt,  verhtitet,  dasz  sie  nicht  von  den  motten  ge- 
fressen werden.  Tabirnakvont.  krduterb.  400.  ebemo  gctuch 
bei  Hkiniiard  vohlgegründeter  gegenbericht  in  saehen  Werlheims 
{Wtitheim  t6l8)  2,'lS2.   185. 

c)  für  die  bairische  spräche:  das  getnech,  leinwandteug,  »eisj- 
teug,  die  getüechkammer,  bei  hofe  m  Mvnclnn.  Scmmcli.rb 
t',  583. 

2)  schrtftsprachlicbe  belege  des  17.  und  18.  jahrhundertt :  nicht 
aber  gehört  zum  buusgerliht:  Silbergeschirr,  kleinodien  .  . 
kleider,  bücher,  getüch,  hemder  u.  5.  w.  Schottül  491*: 
srbmutzige  tischtflchcr.  ungewa-^chenes  getüch.  Krämer  ital.- 
teutscliis  wb.  (1693)  1128';  schwartz  getQche,  panni-ltni  sporehi. 
deuL'ich-ital.  dict.  (1'02)  2,  tl&9';  getüche,  die  tücher,  das  uug, 
the  üothes  Ludwig  (t';65)  711;  getUche,  le  Unge ,  la  toUerie 
Schwan  (ISII)  439. 

3)  für  dw  neuere  zeit: 

n)        un  btttiwerk,  un  geilüch.  haiiiralh   un  kQchegeschirr. 
Aii>oi.ii  /i/iii(;«(muiiln<;  M  ; 

gebt  mir  den  tuchzipfel,  sprach  er,  dasz  wir  das  seitdach 
spannen,  er  stieg  zum  ahorn  auf  und  befesligte  die  enden 
im  geSst.  gegenüber  waren  hohe  Stangen  eingeschlagen,  von 
blauer  bühnenblülhe  umrankt,  dahin  trug  l'raxedis  das  getflch 
an  seinen  andern  enden;  in  kurzem  hing  die  schattige  decke 
Aber  den  Inlligcn  räum.  Scbbffbl  Kkkehard  319;  zu  füszen 
stand  Traxedis  und  hielt  die  enden  eines  schweren,  langen 
zellgetUchs.  316. 

b)  getüch,  gelüchs  (rhnnisch)  tammelvort  ton  turh  Kkhrki:« 
Volkssprache  und  volkssittt  von  Sassau  1,162;  getüch  in  Pfali- 
Zwetbrückrn  Schmbilkr   1*,  583. 

üKTÜCliELT,  participiiiles  adjectiv  2u  tücheln,  «i'ner  verbal- 
aMettun;  tu  tuch:  getüchlet,  vittutus  Frisics  (1616)  751.  vgl 
vitia  .  .  ein  wisz  iQchel,  ^o  crines  et  capilli  eolliguntur.  MBLar.R 
vocahiiiir.  predieanlium  gS. 

GETCCIIKRT,  participiales  adjectiv  tu  tOchern,  vgl.  tücheln: 
also  möchten  sie  auch  jncn  einen  tüchern  oder  getOcherten, 
eingeuirckrten,  eingeneeten  gott,  lestern,  weil  er  in  rock 
vnd  kleider,  geneet  vnd  gewirckt,  gangen  Ist.  Luther  {kurtt 
bekenntnis  vom  h.  sacritment  4t)  8,  176*  Jena. 

GETUCKE,  n.,  Verbalsubstantiv  tu  tuckeii.  vgl.  ducken. 
reflexiv ,  tich  bücken ,  netten,  beugen ,  ichmiegen  tkeil  2,  $f, 
un.  14»4: 

leicht  kumbt  lA  mir,  dya  mich  erweckt 

mit  gsntien  Treuden  trOttllcb  kOn 

gelolTen  durch  die  lucke 

»cboen  mit  geiucke.  0.  v.  WoiKi:<.<Ttii«  71,2, 11  Wc6«r. 


CETÜCSFLT.  f»t,äfity$  mittih,  m  lorktls.  «fC  4mI«1«, 
sieh   ichnell  nittUruim,   nitierkun  «ai    dadwidk  älk  Miw 

bergen,  tk.  1,  if.  I4ti : 

•McbrAeki  der  tckwekcad  scbtu  de*  li*n*r4Uk*.  4m  aelkM. 
die  kOekleln  UBftftlir  «ms  tt«  («mkkeli  t<lw«t«B. 

„..„ MsrtM  »0»  l.««saa*i.f  Itl. 

GtTULKKN,  Ttßnim  nri,  ttnUrtki  tocbto.  dutkn,  «fl. 
tt.  J,  ip.  1499:  dit  iftr  er  takte 
iiai  («ruki*, 
•  r  Kilukla 

•Icti  *u  |*r.  aiiaaMteMT  IUI'  a.  ^  A*iMi 
und  so!  ain  paw  von  dem  »mitrn  (MMMM  Nto  «iwÄsMl 
perkkinfter  oder  sibeo  maooeaklaricr  iiBg«fl«rikk,  Mr  ifc«r, 
d.it  niner  ze  weil  gemesteo  biet  ain  paw  «oa  des  ••itna, 
wenn  die  vierdbalb  klafler,  weichet  dann  ko  4i«  iBll  kUM 
über  die  vierdbalb  kLfter  alt  vil,  dat  «r  Utk  MÜ  lillf 
mundloch  getuken  mag,  der  bat  r«cbl  iutik»  mi  wmtm  te 
der  erst  weichen,  iittrr.  seeitth.  {btrgretht  m  ür  CuM»)  1,  MI. 
GETODEHT,  partietpiaUs  atlieetit : 

win  raich  h«ui  all««  mli  ktlnu*. 
blunien  und  malen  ilch  <iehl«>ppt,  und  dei  frOhllnai  bellifaai  ra*i« 
kirch  und  wntiouoKeD  «chniicki !  man  rnbi  doch  tlaaial  loai  (rok»> 

komro.  wir  singan  elo  wenlic  as  klingi  *o  pracbiif  das  abaDd*. 
Lustig  allein  aebon  beaai  dia  eeiftdariao  pfarde  vaa  borarald. 
Voaa  iilfllrm  iiu-  Uiknttatm  V). 

Voss  beiiekt  tich  in  der  anwurkung  auf  IQder,  d«r  strick,  mit 
dem  man,  oaba  an  komfeldern,  dat  vieh  auf  4er  weide  aa 
den  eingeschlagenen  pfähl  bindeL  idmU,  t»L  1\%V>)  1,  IM. 
d'it  ttfbum.  tüdern  wird  gewöhnlich  in  nndtrir  Mftmf  Mr- 
wendet:  tüdern,  vertüdern,  fiden  nermmn;  vartOd4«r(«a 
iweern,  verworrener  twirn  ScaOTt«  htUlet».  täwL  4,»«. 

GET(J(;EN,  siehe  getigeo  unter  gediegen  U.  4,  I,  if.  MO: 
gelügen,  tolidus  Kirsch  eora.  2,  im*. 

GETULLE,  n.  datulbe  wüt  gedill«,  üiUnmeTk  tt.  4,  i,  ^  IM* 
und  gedalle  tp.  IMt  beieuUt.  untert  form  btftfmrt  te  tktr- 
diutsclien  quellen,  «o  lir  tick  nnf  die  hefeiti§nn§en  der  hmwfem 
und  Städte  bezieht  und  mit  der  holtUeknik  nersekwindeL  tfL  tAll 
ScamcLLKH  t',  602. 

1)  die  ältesten  beispiele  reichen  in  die  wsUleUiechdeiüuk»  MÜ. 
m/u/.  ir6.  S,  123*.  Lexkr  1,95«.  gelullt  an(r«Mrai«,  faiaMMk 
glourn  bei  Mork  8,393;  tallum.  397.  r^  OurtatAca  IM*. 

2)  diu  ttat  diu  verstört  und  verbergot  wat,  dcona  4u  ti 
an  etlichen  orten  hulsln  getQll  wider  gemacbot  biten.  Ihr, 
Jahrb.  86;  wenne  die  burgk  widerumbe  gebuwen  w,rt  mit  gcluil« 
oder  mit  zinnen.  jus  aU».  feud.  c.  45,  2,  ngl.  ScBcax5i2 ;  und  oua 
halt  es  vil  versucht,  das  man  gem.iurt  wolt  babeo,  «t  btU 
aber  chaio  maur  nie  pleiben  wollen,  denn  e*  i»t  gegca  itm 
mer  wSrts,  das  man  et  pasz  behüten  mag,  daoo  4at  aa 
gegen  dem  land  würlt  wer.  und  ich  ban  dat  ga««bao,  waoa 
an  derselben  Stadt  ain  tüll  {vcrtanle  zweier  hendtehr.  galtli) 
daruinb  geet.  Scbiltpkrcbr  rette«  5t,  S;  welcher  nur  firkaa 
nachtes  über  die  mur  oder  getflile  in  oder  utzkliaei.  lf<a>- 
mtnger  reehttbuch  bei  ItiauiCEt  tchriib.-'iuish.  wh.  12«;  weicher 
nachts  über  der  statmur  ald  ubar  getQll  usz  oder  ja  kUnmul 
ebendort;  ugger,  getüll  oder  ufTgeworffen  huff  oder  nu  odar 
grabe.  Twiucer  3*. 

GETOLI'ET,  partietpiaUs  adjectiv,  •uftauiu.  retuuu  Faiaaw 
(1616)  751;  in  der  tpdteren  nutgei>e  *•■  I700  i.  lit  bl  «Mar» 
litzt  dafür  eingesetzt . 

GETUNT,  n.,  ostfrietiahe  form:  gtlaat,  das  Matra  amf  ekntm 
hörn :  getont  vOr  de  obren,  laajea  aar  den  ehren  Sretiaavac 
ostfriet.  üb.  «19*. 

GETÜHMEi.,  a.  egl.  gedamoMl  (*.  4, 1  «^  »ftl ;  *»i.  ga- 
dümpel  ebendort.  das  suhsianttr  wird  eltfemem  *U  ttUeettr- 
bitdung  zu  tumel  {mhd.  wb.  3. 1»'.  Luta  3,  IM«)  aa/frfattf. 
dem  stehen  jedoch  fel§enie  thetithen  entjeftn: 

1)  doi  einfache  tonal,  dnt  nlt  frunifnrm  nmtmtetten  «di«, 
LegegnH  für  die  iUere  teU  nur  im  RtUniiUiit,  we  et  den 
mächtigen  ton  r«a  RoUndt  hern  kenntetdtatL  tehm  hter,  mnäk 
mehr  aber  in  den  tpilerm  quellen,  ra  deara  et  Ma/Ifir  emf- 
tritt,  Ue(il  dw  anmhme  UutÜcher  eertthmmeUinf  nn$  der  friß 
gierten  form  nth*. 

2)  MemlvnftMferenmnngen  ItMeem  t»th  aa  dea  wetkml  heider 
forwten  aJkrdiaft  anhnhffen,  jtiotk  wtit  negntirem  ergeH»  fit 
unsen  fmge.  die  vermgerte  heieutmng,  ite  heteh  inknȤ  amf 
geriuMChwirhungen,  tritt  an  der  peiftltten  form  eatidmita 
kerotr,  m  nicht  nur  Ha  XaitadiNedt,  itadiTa  tar  tUtm 
in  den  wtrdemttchmngen  det  Prrai,  der  im  aartdiart  ata  Lstataa 
aeaeai  («slaaMal  fatOaad  arif  uanaÜPih,  aafrvar,  iai 
einfache    lüomel   jedoik   mM  fßhtm,    laadwtl 

»7» 


4571 


GETÜMMEL  I 


GETÜMMEL  I 


4572 


vgl.  Frommann  6,  42  und  44.  diese  feslstellung  scheint  aber 
ioillkürlich  und  mit  rücksicht  auf  vereinzelte  stellen  gegeben 
zu  sein,  ähnliche  Schwankungen  begegnen  überdies  auch  beim 
verbum.  zwar  überwiegt  hier  die  alljemeinere  und  um- 
fassendere bedeutung,  so  in  dem  althochd.  tumilön  rotari  Graff 
5,  421  {vgl.  dazu  unser  taumeln),  und  die  gleichen  bedeutungen 
liegen  auch  unserm  tiimmeln  zu  gründe,  s.  dummein  th.  2, 1516. 
daneben  macht  sich  mundartlich  die  Verengerung  der  bedeutung 
bemerklich:  machten  überaus  ain  grosz  knellen  und  dumicn. 
Sendehs  chron.  von  Augsburg,  d.  städtechron.  23,105;  tumpeln, 
lärmen,  schreien  Weinhold  schles.  wb.  101. 

3)  wenn  also  nach  der  seite  der  bedeutung  der  anknüpfung 
an  das  verbum  nichts  im  wege  steht,  so  sprechen  für  diese  einige 
andere  bildungen,  die  nur  vom  verbum  ausgehen  können,  in 
den  Städtechroniken  und  auch  sonst,  wo  kampfschilderungen  ge- 
geben werden,  spielt  der  tumeier  als  Schleudermaschine  eine  rolle 
{vgl.  Le.xer  2,  15C6),  wobei  die  drehende  bewegung  in  den  Vorder- 
grund der  begriffsbestimmung  tritt,  andererseits  läszl  sich  an 
dem  Substantiv,  das  von  hause  aus  mehr  auf  das  akustische  mo- 
ment  beschränkt  ist,  an  dem  nahe  verwandten  getummer  (s.  d.) 
der  Charakter  eines  Verbalsubstantivs  zu  tummern  gegen  jeden 
zweifei  sicher  stellen. 

4)  so  ergiebt  sich  mit  groszer  Wahrscheinlichkeit  als  ausgangs- 
punlit  ein  Verbalsubstantiv  mit  der  funclion  eines  nomens  actionis. 
den  bedeutungsgehalt  bildet  eine  mit  geräusch  verbundene  be- 
wegung. je  nachdem  das  geräusch,  je  nachdem  die  nur  sicht- 
bare bewegung  hervortritt,  ergeben  sich  sondergruppen,  die  ihre 
eigene  entwicklung  erfahren,  auf  der  allgemeineren  grundlage 
halten  sich  parallelen  mit  ungestüme,  auffruor.  das  akustische 
moment  tritt  in  der  qläehsetzung  mit  getön,  getöse,  geschrei, 
in  älterer  zeit  wuof,  cradem  hervor,  das  optische  moment 
macht  sich  in  der  annäherung  an  gewülil,  getreihe  u.  a.  bemerk- 
lich, die  Synonymik  pflegt,  wo  sie  sieh  mit  unserem  worte  be- 
faszt  hat,  dieses  in  einer  gruppe  vorzuführen,  in  der  nur  ge- 
räusche  gekennzeichnet  werden,  zum  unterschiede  von  getöse  und 
geräusch  wird  dann  aber  gewöhnlich  das  zusammenwirken  mehrerer 
menschen  oder  thiere  als  grundbedingung  gefordert,  vgl.  Eberbärd 
3, 255.  in  dieser  forderung  tritt  das  zu  tage,  was  man  neben  dem 
akustischen  momente  das  optische  nennen  könnte,  und  was  un- 
mittelbar wieder  auf  die  grundbedeutung  des  verbums  zurück- 
führt, auch  dieses  verbindet  sich  ja  eigentlich  nur  mit  lebenden 
subjecten. 

I.  erstes  auftreten,  geltungsbereich,  formen, 
l)  die  ältesten  beispiele  reichen  nicht  weiter  als  bis  an  den 
ausgang  der  mittelhochdeutschen  periode  zurück,  sie  uwen  sämmt- 
lich  auf  bairisches  Sprachgebiet  und  lassen  schon  hier  das  Verbal- 
substantiv zur  geltung  kommen  neben  einigen  fällen ,  in  denen 
auch  collectivbildung  vorliegen  könnte,  erst  der  frühneuhoch- 
deutschen periode  gehören  mitteldeutsche  beispiele  an,  in  denen 
das  Verbalsubstantiv  sich  als  solches  ausweist, 

a)  do  warn  samint  die  zwelf  hotin  in  der  stat  da  si  der 
heilanl  bitin  hiez.  und  wartin  des  geheizzis  des  er  in  getan 
hete.  do  wart  ailis  gahis  ein  crAdim  und  ein  getumele  von 
himele  also  einis  heijmutigin  geislis.  speculum  eccles.  86  Kelle; 

here,  hab  guten  müt, 

die  salbe  wert  in  der  masze  gut, 

da  quam  czu  dem  getummele  von  einer  brücken 

daz  smaicz  von  (einer;  muclien 

und  daz  blut  von  einem  schlegele, 

daz  geherne  von  einer  flegele 

und  der  groszen  glociien  klangk 

und  waz  der  kucket  bure  gesanck. 

Innsbrucker  auferstehung  Christi  (H.jh.)  Mone  2,  742. 

das  seltsame  recept,  dem  in  den  entsprechenden  krämerscenen 
anderer  osterspiele  gerade  die  stelle  mit  getümmel  fehlt,  findet 
sich  genau  so  später  im  Gargantua  des  Fischart  wieder,  vgl. 
sp.  4587.  viel  belegt  ist  unser  worl  bei  Aventin,  der  es  stets  in 
Verbindung  mit  gerümpel  aufführt;  die  drucke  zeigen  die  prä- 
figierte  form,  zu  der  die  handschriftliche  form  tiinpi,  timl 
sicherlich  im  Verhältnisse  mundartlicher  Weiterbildung  steht :  damit 
wir  uns  selhs  nit  trlegen  mit  unsern  .  .  aufgeplasnen  unnützen 
tili  und  nämen,  lieblosem  gefeit,  lären  plossen  worten,  un- 
andächtigem grimpl  und  timpl,  ungotsforchtigem  prangen 
und  angenumer  weis.  Aventin  {deutsche  chron.  I,  7)  werke  4,  59. 
im  druck  getimpl;  da  ein  solchs  geiümel  und  tümel  war, 
rumpleten  die  feind  urheringira  schlaf  auf,  hörten  ein  solch  pu- 
saunen  und  plasen  und  geschrei.  {chron,  I  cap.  81)  werke  4,  178. 
Variante  des  drucks  gerümpel  und  getümmel ;  ruckten  für  und 
für  mit  einem  grossen  geschrai  grümpel  und  lüml.  {chron.  I 
cap.  144)   320  «.  a.     die  lautliche   anlehnung   an   lumuUus  be- 


günstigt die  ausbreitung  unseres  worles  in  gelehrten  kreisen: 
tumultus,  getumel,  timel.  vocabular.  predicant.  15.  jahrh.  Diefen- 
BACii  601';  getommil  strepitus.  mitteld.  vocab.  rer.  des  \%.  jahrh. 
DiEFENBACii  und  VYt^LCKER  618;  vgl.  auch  Kilian  a.  a.  o.  ein 
weiteres  Zeugnis  für  den  gebrauch  des  wertes  im  15.  jahrh.  liegt 
in  der  Kölner  handschr.  des  Loher  und  Maller  vor.  vgl.  Lex  er 
nachtrag  205. 

b]  diesen  spärlichen  belegen  aus  dem  14.  und  15.  jahrh.  steht 
nun  bei  Luther  eine  ganz  auszerordentliche  entfaltung  des  ge- 
brauches  entgegen.  Stade  führt  in  seiner  Zusammenstellung 
'der  vornehmsten  deutschen  Wörter,  deren  sich  dr.  Mt.  Luther  in 
Übersetzung  der  bibel  ,  ,  gebrauchet'  auch  unser  wort  auf.  die 
bibelübersetiung  ist  ganz  durchsetzt  von  Verwendungsformen  unseres 
.Substantivs,  und  in  keinem  einzigen  falle  hatte  die  vorlutherisclw 
bibel  das  wort  gebraucht,  aber  auch  die  späteren  Übersetzer 
haben  sich  vielfach  in  der  Verwendung  des  Wortes  wieder  einge- 
schränkt und  so  bietet  uns  Luthers  Sprachgebrauch  hier  nach 
zwei  Seiten  belehrung. 

a)  das  beispiel  Luthers  wird  von  den  späteren  Übersetzern 
aufgenommen,  die  vulgata  weist  in  diesen  fällen  substantiva  wie 
tumultus,  confusio;  verba  wie  tumultuare,  lurbari  auf;  vereinzelt 
macht  sich  das  akustische  moment  allein  geltend,  das  schon  in 
beispielen  für  tumultus  gelegentlich  stark  hervortrat  und  für 
das  die  lateinischen  parallelen  sonitus,  strepitus  zeugnis  ablegen. 

1))  o))  zu  der  zeit  wird  der  lierr  ein  gros  getumel  unter 
jnen  anrichten,  das  einer  wird  den  andern  bei  der  band 
fassen,  und  seine  band  auff  des  andern  band  legen.  Luthkr 
Sacharja  14,13  {tumultus),  ebenso  Dietenberger,  ähnlich  Ecu; 
genau  so  2.  Sam.  18,29,  vgl.  unten;  und  er  kam  in  das  haus 
des  obersten  der  schule  und  sähe  das  getumel,  und  die  da 
seer  weinelen  und  beuleten  und  er  gieng  bin  ein,  und  sprach 
zu  jnen,  was  tummelt  und  weinet  ir?  Luther  Marc.  6,  38 
{lumultum  .  .  quid  turbamini);  und  her  sach  daz  geludeme 
(gelömede  liandschr,).  Beheins  evangelienbuch;  den  wuf  (daz 
geböfel)  codex  Teplensis ;  auffrur  imAugsb.  nachdr.von  Luthers 
Übersetzung  bei  Ramminger  (1526),  vgl.  Reifferscheid  Marcus- 
evangetium.  Eck  und  Dietenberger  folgen  Luther. 

6))  als  sie  das  böreten,  wurden  sie  vol  zorns,  schrien  und 
sprachen,  gros  ist  die  Diana  der  Epbeser.  und  die  gantze 
stad  ward  vol  getümels.  Luther  apostelgesch.  19,  28  {et  impleta 
est  civitas  tota  confusione) ;  und  di  stat  wart  derfullt  mit  Ver- 
wüstung, cod,  Teplensis,  ebenso  Eggesteyn  und  Kobürger.  Eck, 
Dietenberger  wie  Luther. 

c))  und  als  er  in  des  obersten  haus  kam,  und  sähe  die 
pfeiflfer,  und  das  getumele  des  voicks,  sprach  er  zu  jnen, 
weichet.  Luther  Matth.  9,  23.  ebenso  Eck  und  Dietenberger  ; 
turbam  Uimultuantem  und  sach  di  .  .  .  ludemunde  schar. 
Beheims  evangelienb. ;  und  die  gesellscbafft  wussend  (wuifend?) 
codex  Teplensis;  und  da  Joab  der  posaunen  schall  höret, 
sprach  er,  was  wil  das  geschrei  und  getürael  der  Stadt. 
Luther  i,  könige  1,41,  {quid  sibi  vult  clamor  civitatis  tumul- 
tuantis).  ebenso  Eck  und  Dietenberger;  was  wil  im  der  ruof 
der  stat  der  wußenden.  Eggesteyn  und  Kobubger. 

d))  Paulus  aber  gieng  hinab,  und  fiel  auff  jn,  unibfieng 
jn,  und  sprach,  machet  kein  getumel,  denn  seine  seele  ist 
in  jm.  Luther  apostelgesch.  20,  10 ;  {nolite  turbari)  nichten  weit 
werden  betrübt,  codex  Tepl.  ebenso  Eggesteyn  und  Koburcer. 
Dietenberger  und  Eck  folgen  Luther. 

2))  a))  da  aber  Pilatus  sähe,  das  er  nichts  schaffet,  sondern 
das  viel  ein  grösser  getumel  ward,  nam  er  wasser,  und  wüsche 
die  bend  für  dem  voick.  Luther  Matth,  27,  24  {magis  tumultus 
ßeret).  ebenso  Eck  und  Dietenberger;  abir  daz  daz  geschrei 
wart  grözir.  Beheims  evangelienbuch;  daz  nier  wuf  wurde  ge- 
gemacht {geschrei).  codex  Teplensis;  einer  aber  rieff  dis,  der 
ander  das,  im  volck.  da  er  aber  nichts  gewis  erfarcn  kund, 
umb  des  getümels  willen,  bies  er  in  in  das  lager  führen. 
LmaKR  apostelgesch.  2{,M  {per  tumultum);  vordem  wuf  codex 
Teplensis,  ebenso  Eggesteyn;  geschrei  Kobürger.  Eck  und 
Dietenberger  wie  Luther. 

b))  das  die  leute  werden  schreien,  und  alle  einwoner  im 
lande  heulen,  für  dem  getumel  jrer  starken  rosse,  so  daher 
traben,  und  für  dem  rassein  jrer  wagen.  Luther  Jerem.  47,  3, 
ebenso  Eck  und  Dietenberge»;  von  der  üppigen  wispelunge 
der  geweffenten  und  ir  streitter.  Eggesteyn;  der  hochvart 
der  gewaffenten.  Kobürger. 

c))  und  Moab  so!  sterben  im  getumel  und  geschrei  und 
posaunen  hat.  Luther  Amos  2, 3  {in  sonitu  .  .  .  in  elangort 
tube),   ebenso  Dietenberger  und  Eck. 


{ 


4573 


GETOMMEL  I 


GETOMMRL  1 


4&74 


ß)  vertinielt  sind  dit  beitfitele,  in  denen  I.OTiiRiis  mertgebraueh 
von  einem  der  ubersetser  nachgeahmt,  vun  andern  terlauen  wurdt. 

I))  0  weh  der  menge  so  grosses  voicks,  »le  dae  meer 
wird  CS  brouien,  und  dai  gelUiiiel  der  leut«  wird  wüten, 
wie  grosse  wasser  wüten.  Lutiibs  Jesaia  {i,  n  {tumuUui  (ur- 
barum).  ebenso  Eck;  dein  iingeslüincn  voick.  DiETeNinsciii. 
vgl.  die  menig  der  scbar  als  der  don  maniger  wasser.  Ecet- 
STKV.H  und  KuBURGER.  —  lind  da  Sau)  noch  redet  mit  dein 
priester,  da  ward  das  getümel  und  das  lauften  in  der  l'bilister 
iager  grOszer.  Luther  I.  Sum.  11,  19  (tn  den  alteiten  aunjaben 
findet  tich  folgende  fassung:  da  bub  »ich  der  baulT  inn  der 
Philister  Iager,  liefT  und  \vard  gros,  tumuUus).  ähnlich  Ec>; 
du  hüb  sich  ein  geschrei.  Dibtbhbrbckr;  michel  wäf.  EccK- 
STEVif;  do  erbub  sich  ein  grosses  bOvel.  koRUROER. 

2))  es  ist  ein  geschrei  einer  menge  uuff  den  bergen,  wie 
eines  grosseji  voicks,  ein  gescbrei  als  eins  gelümels  der  ver- 
samleten  kOnigrciciie  der  beiden.  Lutiibr  Jet.  13,  4  (vox  tonilui 
rtgum  gentium  eongregatarum).  d/inifcA  Uiktendercer  ;  stimm 
des  geschrei.  Eck;  vgl. slm  des  dons.  Ecgkstkyv  un(iKoBURGBR. 

y)  die  fdlk,  in  denen  die  übersetter  übeieimtimmend  von 
LuriiKR  abweichen,  beliehen  sich  tntueder  auf  Verwendungen, 
wneritiilb  deren  das  akustische  moment  einseitig  hervortritt,  oder 
auf  Übertragungen,  die  auf  der  breiten  grundlage  des  Verbal- 
substantivs ansetzen. 

1))  las  fliehen  die  vOlcker  für  dem  grossen  getümel,  nnd 
die  beiden  /ustrewet  werden.  Lvih^k  Jis.Z3, '6  (in  den  Sonder- 
ausgaben der  Propheten  für  dem  getümel  der  stim);  a  voce 
angeli  (vor  der  stim  des  engeis  in  den  übtrtetiungen  vor  und 
nach  Lutokr);  und  wer  sie  höret,  der  entsetzt  sieb  für  dem 
grausumen  getbime  und  der  grossen  menge  und  getbümel, 
das  sie  mit  dein  hämisch  und  eisen  machten.  Luther  \.Macc. 
6,  41  (a  voce  mullitudinis  et  incessu  lurbe  et  collisione  armorum) ; 
erschracken  von  we)^en  seiner  grosse,  unnd  iingewoncten  ge- 
thön   der    wafTen    und   des  volckes.  Eck  und  Dibtbndercer. 

2))  Übertragungen. 

a))  für  die  verbalthätigkeit  wird  ein  abstracUs  subject  htran- 
geiogen:  denn  man  wird  bOien  eine  slim  des  gelümels  in  der 
stad,  eine  slim  vom  lempel,  eine  stim  det>  berrn  der  seine  feinde 
liezalet.  Lothbr  Jes.  C6,  6;  vox  populi,  die  stim  des  voicks. 
Eggesteyn,  Koburgbb,  Eck  und  1)iktbnbkbgi.r;  es  verlacht 
das  getümel  der  stad,  das  puchen  des  treibers  hOrel  es  nicht. 
Luther  Htob  39,7  {conlemnil  multiludimm  civitatis);  er  ver- 
schmäht die  manige  der  stat.  Eat^ESTtYN;  veracbt  die  menge. 
Dietenbergi-r;  vilc  der  stat.  Koburcer  und  Eck. 

b))  erweiterungen  des  bedeutunytgehaltes. 

a))  weil  du  dich  denn  verlessest  auff  dein  wesen,  und  auff 
die  menge  deiner  beiden,  so  sul  sich  ein  getümel  erheben 
in  deinem  voIck,  das  alle  deine  festen  zerstöret  werden. 
Luther  Hos.  10,14  (tumuUus);  der  wuGT  ctet  auff  under  dem 
voIck.  Eggestbyn;  geschrei  Koburger;  ain  auflauff  wirdt 
werden  in  deinem  volck.  Eck  ;  darumb  wirdl  under  deim 
voIck  einn  rumur  erwachsen.    Uietenberger. 

ß))  da  gicng  eins  jglichen  schwert  wider  den  andern,  und 
war  ein  seer  gros  getUmel.  Luther  i.  Sam.  14, 2u  {eedes  magna); 
niichel  erschlachunge.  Eggestbyiv  und  Kobubcbr;  ain  grosse 
Schlacht.  Eck;  ebenso  Dietbnbbrger;  mühet  euch  nicht,  mich 
zu  trösten  über  der  verstörung  der  tOchter  meines  voicks. 
denn  es  ist  ein  tag  des  gelümels  und  der  zutreltung  und 
verwirruug  vom  berrn.  Lutiibr  Jes.  22,5;  lag  der  erscblachung 
und  dervertrettnng  und  des  weinens.  Eggestetn  undKoitiRGFR. 
dhnlich  DiBTKNBkRGKR  und  Eck. 

y))  darumb  wird  über  dich  ein  unglUck  kernen,  das  du 
nicht  weisset,  wenn  es  daher  bricht,  und  wird  ein  unfal 
anll  dich  fallen,  den  du  nicht  sQnen  kanst,  denn  es  wird 
plötzlich  ein  getümel  über  dich  komm,  des  du  dich  nicht 
versiebest.  Luther  Jes.  47,  tl  {calamitas);  armut  Eggbstkin  und 
Koburger;  ain  schneller  iainer.  Eck;  unfal  Dibterbercki; 
denn  es  werden  grosse  getümel  sein  über  alle  die  auff  erden 
wonen.  Luther  2.  chron.  15,  5  (terrorts);  forcht  allenthalben. 
Eggestbyn  und  Koburger;  es  werden  grosse  schrecken  sein. 
DiBTBNBERGER ;  erschröckung.  Eck. 

S))  das  gelumel  deiner  widderwertigen  nimpt  iroer  zu.Lothbb 
psalm  74,23  (in  den  autgaben  von  1524  und  1b;  später  das  loben 
deiner  widerwertigen  wird  je  lenger  je  grösser);  tergisz  nicht 
des  getümmels  deren  die  sich  wider  dich  auflBhnen,  welches 
staiiglich  zi'inimt.  I'iscator  (1610)  (superbia  eorumqui  teedtrunt^ 
ascendil  semper);  uhermuot  Nutker  und  Windbtrgtr  pttUmtn; 
bohvart  Trierer  ptalnun;  stoicxheit  Tr*bnitttr  pidmn;  hocb- 


vart  Eccbbtitii,  Kosobckb,  Eck  und  DiirttiBtRcn.  — b«r  «k 
lange  wiltu  tutebrn?  errette  doch  mein«  sad«  SM  JrHB 
getUmel.  Lothbr  pt4lm  ui,  I7  {rntitut  aMM«  ■«•«  •  mak' 
gnitaU  torum);  argwill.gi  NoTStR;  ubilnillklMito  mnMwpr 
ptalwten;  boibeit  TrihnUur  f^»^m«u;  tülmtai»  aflÜM  Mt 
von  iren  getOmlen.  Mklissc*  hw  yfUlMl»  (»ob  inn  brau*  i«  iir 
ttrophitektn  btorbtitung) ;  obellftiBf  IsMtTtln  und  KokCBCta : 
boszbeit  Eck  und  DiBTtnaBiei«. 

»  a)  i«r  geUungihtreick  uMrtt  tmiftnUm  kalW  tMk  Am* 
Lutrebs  Vorgang  ror  allem  i*  itr  MUtäUrn  imtntm  «u.  in 
eisten  wider tlund,  den  et  hter  an  alfmnuiMk  ttkuJhJKktu  tf»*t^ 
geuohnhetlen  erfuhr,  ktnninehmti  d««  ffiwcr  tM  Pirti  «ad  iu 
verhallen  des  Augil-urgrr  narhdruekt.  wk  ntftgßnUmmni  UMltt 
den  katholischen  ubrruttcin  dtr  tdUrr  Diirniaiacsa  mud  in 
bdtriteh-tchwüb.  Eck  tieh  verhalten,  iM  eben  gttnfi  mmiet.  httä» 
lehnen  nur  weitgehende  ermnlrrung  iet  hedfuluupftkaUm  «t, 
vgl.  unter  IL  über  Lotiibb  hinaus  geht  tn  dtr  ttrwtnduug  im 
tubtlantws  die  htititeht  bihelübnuttumg  dtt  l'itCAToa  litw), 
vor  allem  im  regitttr,  uoi/ei  dkttr  alUrdingt  um  f^umtktfmmtm 
Lotbbrb  anknüpß. 

a)  als  Heliodorus  den  lempel  zu  Jerutaleo  beraubco  «ulte, 
entstand  ein  grosz  getnminel.  I'iscatoB  tu  2.  Mate,  i,  t«;  iit 
lente  »her  bin  und  wider  m  heuiern  lieffen  xossnimen.  Lctubb 
(alii  eltam  congregatt  de  domibui  eonfluehani);  e«  kamra  aock 
die  andern  allentbalb  ausz  den  hrüsern  «ersanlel.  Eck  aad 
Dibtb.ibrrckr;  aber  nun  bat  er  mit  der  stimm  eines  groosteti 
getümmels,  ein  feUr  umb  den»elbigen  angetfiodet.  Pimuto« 
Jerem.  II,  10;  mit  einem  grossen  mordge»cbrel  LoTasa  (ad 
Vücem  loqutla*  grandit) ;    zQ  dem   gescbrei  der  red.  Cc8  «ad 

DlETENRERGER. 

ß)  die  zeit  kommet,  der  tag  das  gatOnaela  iat  oak«. 
PiscATOR  //m.  7, 7;  der  tag  des  jaroers  ist  nabe.  Lrrvcs 
(diet  occisionit). 

y)  war  des  morgens  nicht  ein  klain  getflamel  uoder  dao 
kriegsknecbten  die  seiner  gehütet  ballen,  was  sich  doch  nil 
Petro  zugetragen  hätte.  Piscator  apotUlgetth.  12,18;  «lard  akkt 
eine  kleine  bekümmernis  unter  den  knrgsknechtea.  LcraB«. 
ebenso  Ect  u.a.;  trubsal  cod.  TepUntit.  ebenso  KccKSTBfa  «ad 
Koburger  (non  parva  turbalio) 

b)  doch  uueh  in  der  weltluhen  läterultw  ftrhrtiUt  tkk  i*t 
wort  rasch,  voran  stehen  fränkitche  lekrifütelUr,  iit  itm  hniinkn 
spracliijebrauche  nahe  stehen,  wie  H.  Sacbs,  dtr  geuum  sa  asf 
Atemin  gerüinpel  und  gedumpel  xusamnunsUUl.  iit  Mkwihitk- 
alemannitchen  belege  telun  etwas  später  na,  ut  ktft§»tm  M 
S.  Francs  und  später  \\.  V.  KRArrr  an  der  UiritAtm  §itnt, 
in  der  limmeritehen  chronik,  ta  Höniceis  utrrtutdif  aad  hei 
FiscHART  im  tüdwetten.  in  dietem  beitpielen  Ititt  iat  »htÜukt 
moment  besondert  tkirk  hervor,  vgL  IL 

c)  unter  den  wörterbüehei  n  nehmen  sehom  iit  fr^etteu,  mtf 
alemannischer  grundlagt  getchritbenen  {vgL  lehon  dtt  S4ritxkmr§tr 
ausgäbe  des  vocab.  prddieant.  von  Mst  unter  luinnlius)  ktuulmu 
von  unterem  tubstantiv.  9tTtchiednartig  itt  der  biitmlu»pftk»llt 
den  tit  ver:ticlintn;  getümniel  turba;  geiüromel  viel  Mnilica 
tumultus.  Dastpodius  R  2';  getümmei  (dm  geriusck,  aMrauv. 
Maalbr  17;';  getümmel,  tumulltu,  tirbu,  beUum  tmbaum,  aaa- 
cur5ui  rixantium  trtpidantium.  HBMsca  i:>8».  bt*  Sriaiaa  fM 
getümmel,  doch  wird  (2361)  mU  aüm  hterktr  gcUr^fM  Mra- 
tungtn  dat  tmfaehe  tommel  aufgtfükrt.  dtt  •drMrlMWr  it$ 
IS.  jahrhundtrtt  dagegen  wetten  tUt  im  aoUr  ftrm  mf  mmI 
führen  unttr  tummel  aar  dat  tu  tintm  ititttn  tar*  §ttitttmi* 
tubtlantiv  für  erapula  vor. 

d)  betondtrt  btyüntligt  ttkttnl  du  verwtnimmg  4t»  wAttatOnt 
ta  der  tpratkt  dtr  iicMtung  durch  im  rtmkadmm§ 
brauchUn  tubsUnänn.  H.  Sacaa  imrigli  im  ttm 
getümpel :  unitre  diekitr.  taai  lt.  /alrftaa^rt  aft  Ms  ia  At  < 
j„t  _  ungehörige  itr  vtrtdntitnittn  mmaittU»  —  risaita  f^ 
tümmel  auf  himmel 


«) 


von  in  beidsn  ward  tin  faf^aBH' 
]  peackan  tl 

11.   StCM  (^1 


mit  (lOI  und  D«nck«n  •tu  gadtepti 


I.  il3*  «.a. 


ß) 


ich  b«rt  furwar  ala  grMa  gadtaal: 
ich  woli,  da*  t«i  war  !■  daas  hfaaal 
■•nu  uad  gar  sa  aial  gssiattaaa, 
ich  weil  nil  sala  ta  kait< 


PvBBAB»  Walb»  «irrflpaiialli^  mtmirmtk  k  «S( 

•it.  rorcblend  tinta  muna,  berailMa  tkb  dana. 
eouwlK'hen  tilUa  tick  da«  aM*r.  dia  lafl.  der  bia»«! 
mit  grausimer  fMckwalal.  all  Hagtl  aad  aarak. 
Dil  dunder  and  gaitaaaL   Wacaaaaua  I,  MI  (^  It7.  i») 
numri  tkmt  ia  dar  anlaa  ads  I.Wi 


4575 


GETÜMMEL  I 


GETÜMMEL  11 


4576 


alsbald  wiird  e!n  getümmel 

von  ihrer  kleinen  schaar  durcli  den  saphirnen  himmel. 

Fleming  (auf  A.  imtinqs  hochzeii  1630)  P"el.  wäldcrVf, 

desgleichen  (an  Olearius  1636)  ehendorl  II  und  so  auch  sonst,  ge- 
tiimmel  ..  himmel  auch  bei  Günther  570.  vgl.  sp.  4586; 

nun  rief  er  hoch  im  jubelton: 

'ich  seh  im  otlnen  himmol, 

zu  gottes  rechten,  gottes  söhn!" 

da  stürmte  das  getümmel 

und  brauste,  wie  ein  wildes  meer, 

und  übertäubte  das  gehör. 
ßÖRSKR  (Si.Steplia)i)  werke  (iSli)  1,252,  vql.nuch'ihi; 

mein  l(ind,  versetzt  der  arme  herr  gemahl, 

wenn  du  mich  kennst,  so  wciszt  du,  das  getümmel 

der  groszen  weit  ist  niemabls  meine  wähl: 

mit  dir  allein  in  diesem  schönen  tlial 

bin  ich,  so  lern  ich  dich  zufrieden  seh',  im  himmel. 
WiELAisn  (PervimiK)  18,193; 
des  dorfs  getümmel  ,  .  .  des  volkes  wahrer  himmel. 

GöTbE  Faust  937,  vyi.  sp.  4585; 

ich  stand  dir  gegenüber 

in  Sehnsucht  aufgelöst. 

viel  träume  ziehn  vorüber, 

nach  dir  schau'  ich  hinüber  — 

und  wo  du  bist  und  stehst, 

da  webt  ein  klarer  himmel 

um  dich  den  lichten  schein. 

und  in  dem  bunten  getümmel 

bin  ich  mit  dir  allein. 

Tu.  KöRNRR  iH  der  AuqusUnerlUrche  zu  Wien; 

vom  thurme  schlug  es,  dumpf  und  bang, 

sie  schieden  mit  getümmel; 

die  männer  deuteten  aufs  grab, 

die  frauen  auf  den  himmel. 

[{bbbel  (ueburUnachtxtraum)  7^,  121; 

erst  das  getümmel,  dann  folgt  der  himmel.  Wandbr  I,l6ll. 
d)  für  den  allgemeinen  gebrauch  ist  hervorzuheben,  dasz  ge- 
tümmel mehr  der  schrift-  und  gemeinsprache  angehört,  die  mund- 
arten  haben  entweder  nebenformen  vgl.  getumbe,  getumere  m.  a., 
oder  sie  bedienen  sich  stärkerer  ausdrücke,  in  der  österreichischen 
mundart  hält  sich  das  wort  zähe,  und  deutlich  prägt  es  hier 
den  Charakter  des  Verbalsubstantivs  aus. 
3)  formen. 

a)  die  formen  mit  und  ohne  präßx.  aus  den  beispielen  für 
AvENTiN  oben  hat  sich  das  Verhältnis  der  ersteren  zu  den  andern, 
als  das  der  schriftfurm  zur  mundartlichen  entwicklung  gekenn- 
zeichnet; ahnlich  zu  beurtheilen  ist:  tumultus,  getümmel,  timmel 
vocab.  15.  jahrh.  Diefenbach  601*.  ebenso  setzen  Adam  Petui 
(1522)  in  Basel,  Knobi.och  in  Straszhurg  (1524)  und  Gutknecht 
in  Nürnberg  (1526)  in  ihren  nachdrucken  von  Luthers  bibel  das 
einfache  turael  an  stelle  der  präfigierlen  form  ein.  noch  in  dem 
gedrehte  des  Vi.  jahrh.  '■die  schmiede'  (des  knaben  wunderhorn  l'^) 
wechseln,  sofern  die  herausgeber  richtig  aufgezeichnet  haben,  beide 
formen:       ga,  sa,  sa.  mein  schimmcl 

mach  nicht  viel  getümmel.     12,449; 

nachdem  nun  das  eisen  genugsam  gelitten, 

kömmt  Wagner  Franz  vor  die  schmiede  geritten, 

er  bringt  mit  sich  der  räder  drei 

'die  müssen  flugs  beschlagen  sein !' 

giebt  wieder  ein  rummel,  gemummel  und  tummel. 

l  2,  441). 

Stieler  führt,  wie  schon  hervorgehoben,  nur  das  einfache 
tummel  auf  s.  2361.  von  da  ab  herrscht  mit  der  schrift  form  auch 
das  präßx  vor.  die  einzigen  mundarten,  die  an  unserem  worte 
antheil  behalten,  schwanken  auch  in  bezug  auf  das  präßx,  je 
nachdem  das  Verbalsubstantiv  im  Vordergründe  steht  oder  nicht: 
tummel,  tümmei  m.,  getümmel,  getöse;  tummeln,  schlagen; 
gatümmelach  n.,  brato,  balteria.  Schheller  cimbr.  wb.  240; 
tummeln  lärmen,  tumult  machen;  tümmei  m.  getümmel.  setti 
communi,  vgl.  Sciimeller  1-',  605; 

über  a  nieds  getfimmaill 
do  dakimmd  der  Lümmail. 

ged.  im  Tirol,  ilial.  17,  Schöpf  775. 

6)  am  lautkörper  unseres  Wortes  selbst  sind  fast  alle  factnren 
Schwankungen  ausgesetzt,  so  dasz  die  Schreibung  eine  ungemeine 
mannigfaltigkeil  der  formen  aufweist. 

a)  der  stammvocal.  der  umlaut  bildet  die  regel,  setzt  jedoch 
in  einzelnen  bildungen  nachweisbar  aus.  für  den  umgelauteten 
vocal  andererseits  kommen  Schwankungen  der  a*"svrache  zur 
geltun  g. 

1))  die  Schreibung  bei  Lüthe«,  der  z.  6.  für  Marc.  5,  3S  in 
der  Septemberbibel  und  anderen  ausgaben  bis  1526  getümmel 
setzt,  ist  nicht  kennzeichnend,  da  Luther  überhaupt  anfangs  in  der 
bezeichnung  des  u-umlautes  zurückhält,  die  bairischen  quellen 
lassen  frühzeitig  aus  ihrer  Schreibung  (i)  den  umlaut  erkennen. 
in   der  Zimmerischen   chronik  lueehselt   in  einem  satze  getumel 


und  getimul  vgl.  sp.  4580.  die  unumgelatitelen  formen  scheinen 
aber  nicht  blosz  der  Schreibung  anzugehören;  gediimel  in 
Baümanns  quellen  (vgl.  sp.  4.581),  noch  mehr  rummel,  gemummel 
und  tummel  in  des  knaben  wunderhorn  l^,  446  weisen  auf  laut- 
liche geltung  hin;  vgl.  tummel,  tümmei  bei  Schmeller  cimbr. 
wb.  240.  bedeutuugsdifferenzierungen  lassen  sich  nicht  wol  mit 
diesen  Schwankungen  verknüpfen,  eher  ausgleichungsbestrebungen 
und  verschiedenartige  anlehnung  an  verwandte  formen,  vgl.  auch 
die  nebenform  tummeln  neben  tummeln. 

2))  die  ungerundete  anspräche:  timel  vocab.  prädieant.  Diefen- 
bach 60t'.  ebenso  Atkntin  und  Zimmerische  chronik  s.  oben; 
gelimel  Eck  apostelgesch.  2\,  ii  u.  a. ;  gedimel  B.  Waldis  n«u- 
druck  42.    endlich  vgl.  die  reime  auf  himmel. 

/9)  Veränderungen  an  dem  labial,  der  die  Stammsilbe  schlieszl. 
die  Synkope  des  vocals  der  ableitungssilbe  rückt  in  einzelnen  mund- 
arten die  liquida  des  sufßxes  an  den  schlieszenden  labial  der  Stamm- 
silbe, der  übergangslaut,  der  hieraus  sich  entwickelt,  läszt  sich  bei 
Aventin  und  bei  H.  Sachs  in  den  formen  titnpel,  gedümpel 
beobachten,  in  Zusammenhang  mit  solchen  beweguvgen  steht  teil- 
weise auch  die  quantitdt  des  stammvocals,  die  wiederum  in  der 
Schreibung  des  labials  zum  ausdruck  kommt,  schon  früh  über- 
wiegt die  doppelsetzung,  nur  bei  Luther  neigen  die  bibeldrucke 
von  1534,  1540  und  1544  zum  einfachen  m,  vgl.  auch  gedimel  hei 
VVAi.nis. 

y)  der  anlautende  dental  erscheint  als  media  in  der  miltel- 
deulschen  nebenform  gedummer  bei  jEROscnm  (s.  d),  vgl.  auch 
holländisch  gedommel  Kramer  I,  135.  ähnliche  formen  —  ent- 
sprechend den  oberdeutschen  Schwankungen  in  der  dentalbexeich- 
nung  —  im  Süden:  gedimel  bei  Waldis;  gediimmel  im  Aimon, 
bei  FiscHART  Garg.  neudr.  154,  in  der  neuen  zeitung  aus  Über- 
lingtn  (1606)  und  in  Haümanns  quellen  vgl.  sp.  4ö8t ;  anderer- 
seits gelhümel  bei  Fischart  {aller  praktik  qroszm.  26.  neudr.), 
in  HöMGKiis  narrenschiff  [vgl.  sp.  4580)  und  in  Aristoteles  proble- 
mata  (1.585)  13l'.  sonst  bleibt  dem  dental  die  form  der  tenuis 
treu,  wofür  die  schriftmäsziykeit  des  Wortes  und  die  anlehnung 
an  das  lateinische  tumultus  wol  auch  von  einflusz  ist. 

c)  die  sufßxe: 

a)  das  auslautende  sufßx  ist  fast  durchweg  der  apokope  ver- 
fallen ;  ältere  beispiele  für  getumele  im  specul.  eccles.  eine  ver- 
einzelte bildung,  die  aber  bei  den  eigentlichen  collectivformen 
sonst  gern  verwendet  wird,  liegt  in  der  form  getummelt  vor,  in 
der  Keil  255  aus  einem  briete  der  frau  rath  an  Göthe  die  Ver- 
bindung unrulie  und  getümmel  (vgl.  sp.  4579)  wiedergibt. 

ß)  die  hildungssilbe,  die  im  verbum  tumeln,  im  subslantiv 
tumel  vorliegt,  fehlt  ganz  in  volkstümlichen  bildungen  oder  wird 
durch  entsprechende  andere  ersetzt. 

1))  her  adler,  ich  swer  bei  meiner  ere, 

ir  dorft  wol  guter  witz  und  weiser  lere, 
her  adler,  secht  euch  umbe  : 
und  prlclit  dem  schimpf  den  boden  ausz, 
so  wird  ein  grosz  getumbe. 

RosBNPLUT  viin  den  Türken  (1459)  lAliencron  109,22. 
ebenso  ßndet  sich  gethum  in  Varianten  zu  S.  Francks  chronik, 
vgl.  unten  sp.  4579.  vgl.  auch  getrumbe  unter  getrümmel. 

2))  für  die  ältere  zeit  überwiegt  im  mitteldeutschen  Sprach- 
gebiet die  form  gedumere,  gethiimere,  getumeie  (s.  d.),  die  erst 
durch  Luthers  einßusz  zu  gunsten  unserer  bildung  verdrängt 
wurde. 

4)  der  numerus,  entsprechend  dem  abstracten  vorstellungsgehalt 
hält  sieh  das  Substantiv  ganz  im  singular.  ausnahmen  sind 
völlig  vereinzelt:  es  werden  grosze  getümel  sein  über  alle, 
die  auff  erden  wonen.  Luther  2.  chron.  15,5  (terrores.  vgl.  oben 
sp.  4573);  und  wir  Nimfen  solcher  ruh,  solches  friedens  ge- 
niesen, dasz  wir  die  angräntzenden  feu^r  der  blutigen  Bal- 
lonen, diese  klägliche  getümel  der  wallen  bisz  anhero  zwar 
von  ferren  angeschaltet  haben  und  gehöret,  aber  (welches 
zu  einer  guten  stunde  geredt  sey)  nie  erfahren  dürffen.  Opitz 
(poet.  Wälder  4)  2,  269. 

IL  die  bedeutungsentwicklung  bewegt  sich  in  zwei  hauptrichtun- 
gen :  auf  der  grundlage  des  gesamtinhalles,  in  dem  sich  die  Vor- 
stellungen des  geräusches  und  der  bewegung  vereinigen,  bauen 
sich  Weiterbildungen  und  Übertragungen  auf.  durch  Verengerung 
des  umfanges  löst  sieh  die  eine  oder  die  andere  Vorstellung  vom 
inhalt  ab.  die  wörlerbücher  folgen,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde, 
in  verschiedener  form  diesen  beivegungen,  die  einen  lassen  den 
reichtum  der  begriffsbeslimmungen  hervortreten,  die  anderen  geben 
der  Verkümmerung  desselben  ausdruck.  für  die  letztere  gilt  das 
akustische  moment  als  das  entscheidende  (vgl.  2,  b). 
1)  die  umfassende  bedeutung. 


4577 


GETÜMMEL  II 


GBTOMMEL  II 


4578 


a)  die  wörlerbiicher :  l)ASTi'ODiut  fuhrt  tumuUut  und  turoa 
auf,  vgl.  oben;  bei  Ukhuch  UtU  dazu  noch  bellum  tubitum, 
cnncurms  rixanlium,  Irepidanlium.  noc/<  autgtrbigtr  ist  Stikiki 
für  äai  einfache  liiiniuel:  gyrut,  ciieumduelto,  eireumllejut, 
cncumuclus,  vexatiu,  exagitatio,  inteetatio,  texamen  ,2301.  ändert 
anhalttpunkte  gibt  Khamer,  der  (iir  t{e<loiiiiii«l  (l,13&')  nur 
geräiiichbeieichnutKien  uuffahit,  für  gelUmiiiel  dagegen  (2,  133*) 
die  beäeulungen  Kfiuns,  geticr,  gebuar,  gerugl,  opioup  aut~ 
itniinderlegt.  die  bedeutuiigen  von  itrepitui,  lumultus,  turbä 
Irtten  bei  ScHöNMLEUta  (lüUS),  De.ntzi.kh  (1017)  liu,  Kiikiu» 
(nuu)  112,  WeissMAM«  (1'15)  t&s,  kiRRcu  (l'i*i4)  1'9  hervor; 
dazu  vgl.  getümtnel,  u  tumuU,  a  tumuUuary  noiu,  a  viol,  a 
bustle.  leulsch-engL  wb.  (1716)  767. 

b)  getünimel,  unge.-tiiiib,  auCTrur.  vgl.  Pktii  im  Basler  nach- 
druck  von  t.'>23. 

a)  die  dritte  schult  der  kircb  narren  ist,  ein  tliumtilt  und 
getbünimel  in  der  ixirchen  erregen  uder  machen  . .  ein  aufTrubr 
erwecken  oder  ({i-schrui  muchen  uder  süiist  ein  Ihumull  un- 
fiihcn.  iloMüER  narrenschiff  {Siheibtcs  kluster)  AM;  /u  derzeit 
wird  der  iierr  ein  grus  geiümcl  unter  jncn  aiiricliten,  das 
einer  wird  den  andern  bei  di-r  band  fassen,  und  seine  band 
antT  des  andern  band  legen.  Lithrr  Sach.  14,  13;  ist  alsbald 
ein  erschrecklich  rumur  und  gelbümel  gehurt  worden,  eine 
tvellische  lügentehrift  Wbi'o)  A  i* ;  solch  ein  gcbeisse,  getUuimel 
uml  Unordnung  ist  drinnen  gehalten,  von  den  conciUit  (1539) 
y  'i'.  vgl.  LuTHtiis  übenetzuntjen  des  lat.  tuniultus  !>p.  4572; 

welch  eil)  gett'inimol  ward  uud  ein  uufsinnd  !  pur|inrndu.s  blutlief, 
mit  dein  weine  vormisclit,  gräulicti  dem  gegner  vom  hsupt. 

üÖTHK  (dar  neue  l'auniui)  1,310; 
in  der  rerwirrung  der  heutigen  nacht, 
da  die  pl'oria  ulTeu,  wir  ullo  vull  angst, 
euikaui  es  dem  stall  und  ward  nimmer  geisebn! 
.  .  niclil  meine  scluild  war's  l'nrwalir!  der  «chrecken  beut  nacbt, 
da:i  getünimel,  der  lärm  —  du  geschaht. 

Urillpaizkr  (Argonauifin  II)  &>, 57. 

ß)  auszerordentlich  beliebt  ist  in  tlieser  bedeutuug  die  Ver- 
wendung für  kämpf-  und  schlachtscenm ;  gctüinniel  verkörpert 
hier  die  mit  gerdusch  verbundene  beweguny  in  einem  krtegsheere ; 
und  wie  ein  getOne  des  ullinächiigeii,  wenn  sie  giengen.  und 
wie  ein  getüminci  in  einem  beer.  Lutukr  Hes.  i,U  (als  ein 
dun  einer  meuig.  als  ein  don  der  herbergen.  tccKSTEVR. 
ebenso  Kuiiuhükr);  vor  dem  getümmel  der  waffen  und  des 
streitvulcks.  Dietenbercür  Jeiem.  Al,.i;  sobald  sie  das  ge- 
tünimel bei  des  hertzogen  von  Alanzou  gezUlt  veroierckl. 
C.  Hediü  Commines  (1566)  50;  da  nun  die  fuind  in  der  statt 
Lülticb  dise  gelegeiiheit  ersehen,  seind  sie  an  dem  urth,  du 
die  maiiren  abbrochen  waren,  herausz  gerumplet  .  .  haben 
die  reutknecbt . .  in  grosser  unzul  erstochen,  vnnd  die  vbrigen 
in  die  flucht  triben.  von  den  vnsern  seind  in  dem  getümmel 
bisz  in  die  achthundert,  vnder  denen  hundert  kürisser  waren, 
erschlagen  worden.  47;  die  Griechen,  wann  sie  jre  pferd 
wollen  gewänen,  dasz  sie  zuknnlltig  des  wesens  und  ge- 
tümmels  inn  kriegen  wem  gewunt,  so  schallten  unnd  lütten 
sie  jnen  mit  grossen  cimbaln  und  glocken  für  den  uru. 
FiscHAiiT  Garg.  neudr.  244; 

wann  sie  (ittr  krieQsheldpn)  nur  bör'n  die  trummel, 

irommeien  und  getümmel. 

tliun  sie  vor  freud  aufspringen. 

mit  ihrem  feind  xu  ringen.     tymi>anum  miiitare  1015, 

lioFFBANN  guseltschaltalieder  2,25; 

in  dem  getümmel  der  schlacht  dans  le  tumuUe  de  la  bataille. 
SCUWAN   (1782)  740: 

kaum  gesprochen,  so  geschah  et: 
im  getümmel,  im  getrappel 
flolin  die  Mauren  zu  den  zelten, 
wer  nicht  fliehen  konnte,  blieb. 

HiRUiR  (Od  M)  28,  61«; 
die  Huris  schaut  auf  den  herab, 
der  im  getümmel  fallt, 
und  trocknet  seine  wunde  ab 
lo  einer  andern  weit. 

Schubart  {xcUlachtyesang  eines  russ.  grenad.)  4, 253 ; 

weist  lu  fuss  ihn  lu  taifzen.  den  tani  des  schrecklichen  Are«, 

walii  auch  rasch  im  getümmel  die  fliegenden  rosse  lu  lenken 

{ivi  OTaSiri).      Voss  //•«  7,241: 

denkt   ihr   wohl   gar   mit  den  watTen  noch  durcbzuraisapD? 

schaut   doch    um  euch,   schaut  doch  um  euch!    das  werdet 

ihr   doch  nicht  denken,   das  wäre  itzt  kindische  zuveraichU 

-  oder  schmeichelt  ihr  euch  wohl  giir  als  beiden  zu  fallen, 

weil  ihr  saht,  dasz  ich  mich  aufs  getümmel  freute?  Scbillih 

(rduber  2,  S)  2,107;  wo  am  wildesten  daa  getümmel  wathcl, 

wo  in  person  mein  Fiesko  kämpft.  (Fiesko  b,  5)  9, 142;  canonen- 

schläge  und  kleiugewebrfeuer  sondern  sich  iod  beiden  »eiieii 


erkennbar  ab,  das  orcbeaier  arbeitet  wie  »lO  KbUciilff*walil 
und  getümmel,  da»  wirklich  au«  muaikatiKben  aonnaoilef- 
h.'ingeiiden  Kedaokeo  besieht.  ZtiriB  •■  GtAt  {tiktr  t«eüumu 
sehlaciittj/mphann)  2,  ?ti ; 

■ittlerwelta  ward  Amt  «et 

ganz  bedeckt  «oa  kaliaen,  karkeu, 

•ebOlian  »a>ien  dria  und  »cbeN«« 

oacb  den  brbckaa.  lAaaca.  tfutkam. 

trafen  rralllcb  In  fttOMa«! 

vlaU  Ihrer  elf  ae«  lir«4«r. 

doch  tia  trafen  auch  gtr  gisnckaa 

bochvortreiriicben  Hidalgo.    lUiai  VUtUpatM  l; 

wo  «le  Glrulaoo  bedraniaa, 

ist  das  getbmmal  bIm  dtehi, 

dasz  kperread  «icb  die  am«  twlagaa 

und  mancher  mit  den  labaeo  BeliL 

Lrrao  f  SrtMMrala)  S.  1»t 

müh,  «nKttschwaliz  und  Raibaa«!  4r*aff«a 

«ich  In  dar  aeelan  hiutera  iroas. 

denn  juder  »uclii  iilndurcb  tu  ayraagca 

den  andern  nach  mli  tritt  uod  aioat.    tSt; 

wie  sie,  die  rbcke  bis  zum  knie  aufgMtburzt,  mit  Atm 
Schrubber  hin  und  her  fuhr,  als  wi«  ein  retter  iia  ii*^Tfr^ 
mit  der  lanze.  W.  Albus  die  hosen  det  kenn  von  Btedomt.  im 
von  solcher  bedeutung  aus  ßndtl  das  mort  auch  m  iit  kUsrntu- 
anweisunyen  etngang.  GtiiHK  rerlangt  für  dm  riazMv  det  ,KiUUn 
heeres'  im  Faust  vtit  &80I  ff.  getümmel  und  gesau|.  tktmto  uJuriU 
HsaRBL  für  dv  ti öffnungstune  der  JuJuh  (iMrte  t',  II)  aar; 
zelte,  kriegsvolk  und  getümmel. 

/)  eigenartig  U  hier  «in  gebrauch  bei  BttafiKa,  dir  im  mir 
personifieatwn  vorschrtitet : 

und  horch!  ein  dumpfer  iBra  erscholl, 
es  knirschte  da«  getümmel. 
er  aber  ward  dai  geiste*  voll, 
uud  blickt'  empor  iiaa  bimmal. 

BCabBR  (.S<inr(  iUfi>haii)  werkt  (ISU)  I.  ttl. 

ebenso  es  stürmte  das  getümmel.  252.  vgl.  o^ra  tp.  457&. 

c)  getümmel  =3  lu'ba;  die  weisbeil  ruffei  foraea  ao  dco 
gassen,  da  ein  getümmel  ist.  Piscatub  ipr.  Saltmomu  l,  31 
(1610);  LoTBEa:  ,unter  dein  vulk'  [sapientti  foiu  prttdicat.  la 
plateis  dal  vocem  tuam} ;  ein  getümmel  oder  gelüse  auf  einem 
marcktplatz,  der  vuller  leute  ist,  a  hurly-burly ,  hu  ar  dsm 
of  people  in  a  market  place  whert  tktrt  u  a  frtat  crowd  tr 
throng.  teulsch-engl.  wb.  (1713)  767;  mancher,  der  nicht  raufen 
konnte,  oder  durch  sonderbare  urt  etwas  für  sieb  bekaa, 
hatte  nuch  keinen  bissen  gekost,  die  anderit  biogetco»  ü* 
fest  am  tische  sassen,  hatten  ganze  bübner,  und  kapaaa  la 
ihren  sacken,  ich  selbst  sab  ein  frauenzimmer  im  (atflaBci 
mit  einem  geüügelstück  in  ihrem  franzüsiscbeo  sack  hioatft- 
fahren.  i/<fr  huusbali  (t7$i)  Wiener  ntuärueke  3,30;  wm  doo 
un  beiden  enden  des  corsu  &icb  bald  da*  gelfliamel  verliert, 
destu  unbändiger  häuft  sich's  nacfa  «Irr  mille  zu,  uod  dort 
entsteht  ^n  gedränge,  das  alle  begriffe  uberatei|L  (^öma 
{der  Römische  earnetal)  29,  273; 

als  wir  nun  aber  den  weg,  der  auer  durch«  thal  gabt,  arrelrbua. 
war  gedr&ug  und  getümmel  nocb  groai  der  waudrar  ua4  waf«». 
GoTHK  llleriiiauii  und  Durothra)  40.239: 

und  so  gewann  das  ganze  da  drüben  auf  der  kleinen  Mkaa 
das  ansehen  eines  Artusbufes,  der  freilick  aus  koolrasUra»- 
dcm  rahmen,  vergnüglich  auf  das  getümmel  unten  ia  Baal 
niederschaute.  Ibbbbma.<«k  aieflMra^iiifa  1.  177;  sieb  durck  4m 
getümmel  drflngen  to  squeete  ones'  ttif  llumt§k  Uu 
Hilpbrt  461. 

3)  die  Verengerung  dtr  hedtutung. 
a)  die  bewegung  alUtn  tnlt  »  dtm  vordtrgnnd. 
a)  m  hnnlicAer  grundbedtutung :  ich  sab  ein  ktosb  | 
da   des   königs  knecht,  Joab   mich,   deinen  koecki, 
und  weiaz  nicht,   was  es  war.  Lotbeb  1  Saat.  is2i:  kaalt 
wird's    gar   nicht   bell    werden  —  ea   kin|eo    dicke 
wölken  am  himmel,  da  werden  wir  woki  «arten  bis 
eh    wir   weiter   fahren,     du   sullleat  aar  dUa 
nehel  sehen  auf  dem  HheiD,  uod  was  an  itm 
zacken  hangt!  Bittima  6rw/<  i,  2TS.    na«  dAaMa  i 
(et  Td.  KCrneb  vgl.  sp.  4M4; 

der  Oöie  lispelo  »cbaini  mir  loiearaag. 

weon  l'adro*  llpi>a  nkbl  die  barveai« 

dar  aüMan  Ukne  ia  deai  rabr«  ««ckt. 

der  tanz  scbalot  mir  baebaatiM.lM>  gat>»BBal. 

wean  nicht  »o  aeioas  Pa*a  feraai  falebai 

Ich  auf  dam  f  laitea  aaataiBftaiBa  saiivraka. 

GaiLLr«*iRi  (Blanka  tm  Omttäm  3.4}  la^  i 

dadurch  bersngelockL,  drang  eine  neule  i 
ein  zahmes  reb  eracbien  acunierif  unter 
volle  graue  kalte  fol|ta   uud  ackauagU  aidl  Jardi  4m  f»- 


4579 


GETÜMMEL  II 


GETÜMMEL    II 


4580 


tömmel,  die  spielenden  und  zutäppischen  bunde  würdevoll 
abweisend.  G.  Keixfb  {grüner  Heinrich  l,  18)  1,179;  ,aber  die 
maschine  (die  buUermaschine)  ist  gut.  bringen  sie  mir  einen 
löffel  und  das  weiszbrot,  ich  fische  heraus,  was  ich  finde, 
man  musz  sich  zu  helfen  wissen',  der  prinz  fuhr  mit  dem 
löffel  in  das  getümmel,  holte  in  der  bildung  begriffene  butter 
heraus  und  strich  sie  .  .  auf  sein  weiszbrot.  G.  Fbeytag 
(verlorene  handschr.)  1, 18. 

ß)  in  übertragener  bedeutung  für  unruhige  thäligkeit,  woran 
sich  leicht  die  nebenbedeutung  des  planlosen,  zwecklosen  knüpft, 
vgl.  getriebe  sp.  4536:  was  er  mit  diesem  getümmel  und  unruw 
vermein.  Kirchhof  wendunmut  l,  514  Österley; 

ihr  nachahtneade  heerd,  ihr  lastvieb  !  o  wie  so  oftmals 
galle  mir,  oft  ein  gelächter,  erregt  bat  euer  getümmel. 

Voss  Horaz; 

Schreyvogel  halte  bereits  mit  den  schauspielern  gesprochen, 
denen  er  die  rollen  zugedacht  hatte  . .  Heurteur,  der  den 
Jaromir  geben  sollte,  besuchte  mich  in  meiner  wohnung  .  . 
in  diesem  getümmel  verlor  ich  ganz  den  überblick,  ich  mai  hie 
die  verlangten  änderungen,  durch  welche  mein  stück  (die 
ahnfrau)  nicht  besser  wurde.  Grillpabzer  (Selbstbiographie) 
werke^  19,  66;  durch  ihn  erfuhr  ich  die  innersten  verhältnisze 
fast  aller  der  vornehmen  personen,  deren  äuszeres  ich  in 
der  gesellschafl  halte  kennen  lernen,  und  ich  war  froh,  von 
meiner  warte  dem  getümmel  von  weitem  zuzusehen.  Götbe 
(W.Meisters  lehrjahre  6)  19,317;  unruh«  und  getümmel  war 
von  jeher  meine  sache  nicht,  und  ich  danke  der  Vorsehung 
vor  meine  tage,  frau  rath  an  Göthe  (n.  nov.  1786)  Schriften  der 
Götliegesellschaft  4,  354  (vgl.  sp.  4576); 

lang  wälzt  sie  seufzend  sich  um,  bis  endlicb,  vom  Innern  ge- 
tümmel 
der  Seele  betäubt,  ihr  haupt  herab  zum  busen  sinkt. 

WiKLAND  Oberoi  5^1. 

diese  übertragene  Verwendung  von  getümmel  liegt  Wieland  be- 
sonders nahe,  vgl.  sp.  4586. 

y)  im  besonderen  ist  es  die  unruhe  des  weltlreibens,  die  in 
dieser  Übertragung  schon  frühzeitig  gekennzeichnet  wird,  vergl. 
getriebe  sp.  4635/6:  er  (Democrit)  gab  sich  in  einen  garten  bei 
der  statt  maur,  züi  betrachten  die  natur  der  ding,  vnd  (als 
Tullius  sagt)  das  er  dester  höhere  von  allem  getümmel  er- 
heblere gedancken  möcht  haben.  S.  Frvnck  chronik  (1543) 
1, 124'  (in  älteren  lesarten  gethumm);  die  Sirer  . .  seind  schwarz 
gerade  starcke  leüt,  wie  die  Ethiopen  oder  Moren,  leben 
ziemlich  on  überflusz,  ir  geschmuck  ist  nit  also  massig,  seind 
stille  leüt,  haben  kein  freüd  ab  grossem  getümmel.  wellbuch  193' ; 

brich  ab  diesz  erdenhaujz 
und  führ'  die  seeT  heraus, 
entreisz  sie  dem  getümmel, 
bring  sie  zu  wahrer  ruh, 
und  stell  ihr  nieder  zu 
ihr  Vaterland,  den  himmel. 

S.  Dach  (dhi  pilgerland  läszt  keinen  ruhig  bleiben) 
s.  164  Oslertey. 

vgl.  oben  ous  Wieland  (sp.  4575)  getümmel  der  grossen  weit; 
das  getümmel  der  weit,  l'embarras  du  nionde  Schwan  (1782) 
740;  das  getümmel  der  weit,  der  Stadt.  Hilpert  461.  andere 
heispiele  vgl.  unter  III  (sp.  4585);  erst  das  getümmel,  dann  folgt 
der  himmel.  Wander  1,1641;  wenn  ich  einen  gehaltvollen 
der  einsamkeit  getrauten,  sich  selbst  kennenden  köpf  ge- 
funden zu  haben  glaubte  und  nur  einen  getümmel  suchenden 
Strohkopf  entdeckte.  G.  Keller  bei  Bächtold  l,  64. 

b)  das  gerätisch  bildet  den  einzigen  inhalt  der  begriffsbestimmung. 

a)  von  Wörterbüchern  gehören  hierher:  getümmel,  murtnur, 
geräusch  Maaler  177';  getümmel,  rumore,  strepilo  FIulsiüs 
(1618)  135;  getümmel,  bruit,  tintamarre,  strepitus.  dictionaire 
du  voyageur  144;  getümmel,  bruit,  vacarme,  huie  Rondeaü- 
Boxtorff  253. 

ß)  ebenso  ausschlieszlich  wie  in  den  eben  verzeichneten  Wörter- 
büchern des  Südwestens  so  hält  sich  für  frühere  zeit  bei  bairisch- 
fränkischen  Schriftstellern  die  beschränkung  auf  das  akustische 
gebiet,  so  bei  Aventin,  wo  grümpl  und  tüml;  geschrei  grümpl 
und  tüml  die  ständige  Verbindung  bildet,  s.  sp.  4571.  das  gleiche 
gilt  für  H.  Sachs  s,  sp.  458ü. 

y)  im  allgemeinen  lassen  sich  auch  hier  verschiedene  gruppen 
Lüden,  die  sich  namentlich  auch  in  den  synluklischen  Verbindungen 
unseres  Wortes  mit  anderen  Substantiven  (vgl.  III)  gegen  einander 
abheben,  die  akustischen  Wirkungen  scheiden  sich,  je  nachdem 
sie  rein  dynamischer  art  sind,  der  musikalischen  klangwirkung 
sich  nähern  oder  die  menschliche  stimme  ohne  bezug  auf  die 
lonyebung  im  äuge  haben. 


l))  das  dynamisch  wirkende  geräusch. 
o))   elementare    erscheinungen:    crädim    und    getumele    von 
himele.    spec.  eccles.  Kelle; 

mit  dundi2r  und  getümmel.    Weckherlin  248. 

vgl.  oben  sp.  4574;  das  thonnern  würd  meh  gethümmels  han, 
dann  der  plitz,  wann  es  regnet  würd  es  weniger  bestäubt 
schöch  geben.  Fischart  aller  praktik  groszmutter,  neudr.  26. 
vgl.  noch  heule  in  den  setti  communi:  der  tümmel,  getümmel, 
donner.  Schmeli.er  l'-',  605; 

spornt  die  entzügelten  ströme! 

jener  gebot.« ;  sie  kehren  zurück  und  lösen  der  quellen 
müiidungen  und  mit  getümmel  entrollen  sie  all  in  die  meer- 
flut.    Voss  Ovid  (Deukalion  Ti)  1,  24. 

b))  gi'spenstererscheinungen :  ein  weib,  die  der  teufel  im  hause 
mit  gepolter  und  getümmel  des  nachts  verirte  und  plagte. 
Luther  tischreden  3,48  Förstemann;  das  des  nachts  ain  solch 
getumel,  klopfen  und  schlugen  in  tom  urschaidenlicben  ge- 
hört worden,  als  ob  man  alle  schlosz  und  thuren  uffbrech 
und  ein  grossen  gewalt  anlege  ....  so  baldt  man  liinein 
trang,  war  alles  getimul  vergangen.  Zimmerische  chronik  4, 185; 
hiemil  ward  der  Beutler  bewegt,  der  gleichwol  vorhin  ain 
(an?)  argkwon,  sasz  eilends  wider  uf  sein  rosz  und  kam  un- 
versehens ins  haus,  der  Maienbron  bort  gleichwol  ein  ge- 
tumel und  wardt  im  grausen.  2,  547 ;  man  hat  ein  zeichen 
von  im  gefordert,  ob  er  ein  stummender  geist  sei,  da  hat 
er  widerumb  e.n  getümmel  und  weseu  angefangen,  dieses 
war  statt  eines  Zeichens.  Kirchhof  wendunmut  1,  513  Österley. 
c))  ausgehend  von  der  tierweit:  die  andern  all  erwachtent 
von  wegen  des  gedüminels,  das  der  braun  treib.  Aimon  bog.  6' 
(1535);  etliche  baten  nichts  zu  thun  dann  mit  eim  grossen 
getümmel  nachts  und  tags  in  den  bienenkorb  zu  schwärmen. 
FisciiART  bienenkorb  (1586)  238*; 

sie  stiegen  in  den  faethon; 

drauf  rasselten  die  schimmel 

stracks  über  stock  und  stein  davon 

mit  donnerndem  getümmel. 

Holt»  (Leander  u.  Ismene  1)  uusg.  von  1801  s.28. 

vgl.  der  ross  getümmel  sp.  4585. 

d))  geräuschc  von  menschen  verursacht,  dieselben  sind  entweder 
durch  Werkzeuge  oder  durch  organe  des  menschen  hervorgebracht, 
oder  sie  entspringen  einer  zusammenwirkung  beider. 

a))  da  war  ein  sehr  grosz  geprässel  und  getümmel  worden, 
gleich  als  wenn  viel  geharniscliter  leute  ein  ander  geschlagen 
hätten.  Luther  tischreden  3,  bi  Förstemann.  vgl.  1.  Macc.  Q,i\.6 

sp.  4587;      die  magd  die  sprach:  das  ist  nit  war 

da  platzet  ir  die  fraw  ins  har 

von  in  beyden  ward  ein  gerümpel 

mit  stül  und  peiicken  ein  gedümpel 

zugen  einander  hinter  thür 

inn  der  i>tuben  wider  herfür 

theten  die  zöpfT  einander  denen 

vnd  griszgrambten  mit  den  zcnen. 

H.  Sachs  (friu  und  magä)  1,512'. 
vgl.  Keller-Götze  21,178;  17,13  u.a.  vjJ.  gelümmel  machen 
unter  IIL  vgl.  auch  gelümel . .  von  spieszen,  Schwertern  und 
andern  Instrumenten  sp.  4587;  wer  ein  voll  macht,  auch  billich 
leid,  dasz  man  jbm  in  den  busen  speit,  man  musz  hie  keine 
stillinett  halten:  sonder  im  getümmel  als  zerspalten:  nun 
zuck  den  banck,  nun  wirf  den  stul.  Fischart  Gary,  (trunckenen 
litanei)  147  neudruch; 

thet  in  ausz  dem  bethe  ziehen, 

in  der  kamnier  gleichfalsz: 

gar  jämmerlichen  aulT  und  ab, 

bisz  dasz  er  thet  erwoigen, 

und  seinen  geist  aulf  gab. 

ein  magd,  wie  ich  euch  sage, 

hört  das  gedümmel  im  bausz. 

neue  zeitnng  (1605)  Adrian  mitlhnl.  391. 
ß))  nun  het  sein  kamraer  an  dem  end 

der  reich  becker,  hört  das  gerümpel 

am  dennen,  ein  ser  grosz  gedümpel 

von  disem  hohen  schweren  fall     li.  Sachs  (der  hecker 
mit  dem  bachendieb)  Keller-Götze  21,15ü; 

wie  Seneca  lehrnet  dein  stimm  soll  sein  ohn  grosz  geschrei, 
und  dein  gang  oder  tritt  ohn  ein  gelhümel.  Höniger  narren- 
schiff, vgl.  Scheible  SSI;  ein  getümmel  mit  den  füssen  machen 
to  rustle  or  stamp  uith  your  feet.  teutsch-engl.  wb.  (17 16)  767. 
y))  vnd  auff  dasz  er  sich  dester  mehr  gegen  den  feinden 
argwönig  macht,  dasz  er  sich  förchtet,  hiesz  er  den  läger 
mit  grüszerm  getümmel  vnd  getösz,  dann  desz  Römischen 
volcks  gewonheit  war,  befestigen.  Hingmann  Caesar  (bell,  gall.a) 
58;  bald  die  feind  durch  das  getümmel  in  der  nacht, 
vnd  durch  die  wachung  ihren  zukünfftigen  auffbruch  gemerckt 
betten.  52;  singen,  dantzen  gelrümmel  und  gedümmel ..  führen. 


4581 


GETÜMMEL  II 


KiüCHART  Garg.  154  neudruek;  oiii  ahenJtt  ziiTor  .  .  lOlitt  (ich 
auft  sail  unser*  schifTH  ein  kleine  durtrliuuhen;  die  begrrll 
ich  mit  inciiieni  bQrstrhor  zu  i(:liUe«!ten.  über  weil  der  palron 
besorgte,  ich  möditte  dts  rdII  abichnelden,  wollt  er  mir« 
nitt  zulassen,  befahl  den  scliütneitten,  si  sullteiis  duribs 
getüniniel  vertreiben.  H.  U.  KnAFrr  reuen  t.  W;  und  ob  ra 
wol  vil  rcben  und  hasen  in  solchem  schOneii  waU  soll  ab- 
geben, so  haben  wir  doch  nicbtts  gesehen,  nacbtt,  well  wir 
ob  unsere  vil  gewesen,  haben  sie  unaer  getOniel  leillich 
vernomen  und  aich  von  una  abaenttiert.  TS;  ist  ein  groaser 
lernten  und  gelüniinel  entstanden.  Kibchhüf  wendunmul  1,;>S1 
Oi/erltfy;  durch  das  verworrene  gesehrei  der  rasenden  doDOerten 
dumiife  stOsze  ffegeii  verschlossene  thüren,  krachten  zer- 
aobloKene  vorlilden  und  Tensler,  und  fielen  biichsenschüs^c. 
in  diesem  liöilisihen  getüinmal  erwachte  die  ganze  Stadt. 
ZsciiossK  (freihof  von  Aarau)  6,298;  um  so  mehr  jetzt,  da 
das  gut  von  tfl^'liciien  durchintiritcbeD  und  eiiiquartierungen 
geplagt  wurde,  oft  war  das  grusze  haus  so  besetzt,  dasz  das 
getümuiel  su  gar  bia  in  die  abgelegene  krankenstube  drang. 
Tieci.  (der  geheimnisvolle)  schriflen  U,  Si3;  es  drUngc  sie  nach 
einem  orte,  wo  recht  viel  larni  und  getümniel  sei.  U.  Strstz 
dit  kleine  ElUtt  312;  ehe  das  uianOver  mit  seinem  lUrm  und 
getjlmmel  begann.  diet)st  ^6. 

2))  mvsikalitchf  klangwirkungen  »erdin  selUn  mit  unserem 
Substantiv  gckenmciehncl,  wie  sich  aus  der  stfUung  desselben  im 
krti$t  tfiner  Synonyma  von  selbst  versteht,  vgl.  gatün  ip.  4389/f.; 
getiise  sp.  4400 /J'.  die  vereimelten  vcrwendunijtn  in  dieser  rich- 
tuny  streifen  daher  das  musikalische  gebiet  nur  leichthin  :  khonien 
vier  spilman,  zwen  mit  schnluieien,  einer  mit  einer  grossem 
pfeilTen,  der  vicrtt  mit  einer  hörbauckhen  dem  Aga  für  das 
hausz,  maclitteo  ein  grosz  uniieblichs  getümel  ungeschlacbtter 
niusica,  welches  den  Türckhen  und  auch  dem  Aga  wol  gefüel. 
H.  II.  Krafft  reisen  181 ;  die.ser  befehl  ward  wegen  des  In 
dem  lusthause  mit  paucken  und  hiirnern  verübten  getümmels 
so  unvermerckt  vollbracht.  Luhbnstkin  Arminiut  und  Thus- 
nelda 1,401  (1689); 

sprecht,  wie  ein  jedes  kao, 

im  laniz  einander  an. 

der  grosse  drang  im  relen, 

die  seilen  viid  »challmvipn, 

vnd  de.s  getAmmels  fug 

ertlieileii  anlasx  giiug, 

sucht  rreundlichkeit  vnd  lacbeo 

das  wort  rur  euch  tu  inaclieD, 

wer  hie  kein  herlz  xu  hut 

dem  weist  ich  Iteinen  ralit, 

SiaoN  l'ACii  III  H.AtbcrtB  nnVn,  tieudr.  .».203; 
es  hatte  sich  jeder 
tu  den  seinen  gesellt,  da  ward  getanzt  und  eesiingen, 
und  man  horte  pleifun  dazu  und  horte  Schalmeien, 
riuundlicli  Dchuuto  der  könig  von  seinem  saale  hernieder, 
Ihm  behagte  das  groaze  gel&ininol,  er  sah  es  mit  Freuden. 

GöTUB  {Heuieke  fuchs  7)  40,  tt:i  (groete  grael). 

3))  die  menschliche  stimme  alt  alleinige  trägerin  des  ge- 
rdusches.  die  dynamische  u'irkung  steht  im  vorderqrunde,  und 
»war  auf  der  grundlage  einer  mehrheil  von  stimmerzeugenden 
subjeclen.  mit  dem  lelUeren  moment  verbindet  sich  wiederum 
dte  Vorstellung  einer  uiigeregeUen ,  ungeordneten  slimm- 
gtbuny. 

a))  das  dynamische  moment  steht  woran,  als  Synonyma  oder 
als  vorgiiniier  Jet  Substantivs  sind  getOse,  gesehrei,  w&f  :u 
ieobaciiten,  vgL  tümel,  gethön,  gesehrei  bei  Pktri;  aber  er 
hat  ir  sprach  niit  verstanden,  und  auch  ettwa  ir  gesehrei 
nitt  gehert,  vor  dem  gedeüsz  oder  getimel  des  folcka,  und 
ist  für  geritten.  S.  Fiscbkr  Vlmer  ehronik  Ml  Veesenmeyer ; 
waa  will  das  gesehrei  und  getüiumel  der  Stadt.  Lotubr 
't.  kön.  1,  41  (waa  wil  im  der  ruf  der  stat  dez  wutTenden 
EcGESTKVN,  fbenso  Kobcrgkr);  und  da  Eli  da*  laute  schreyen 
hörete,  fragte  er:  was  ist  das  für  ein  lautes  getümmcl? 
LuTHKR  1.  Sdffl.  4, 14  (was  ist  der  don  des  rlilTcs.  Eccsstüt.n, 
«6(riio  KoBURCKii);  kennzeichnend  ist  aucli  das  verhalten  Üieiuk- 
BRRCiRS,  der  in  der  stelle  Jes.  13,  4  {vgl.  oben  tp.  4ä'3)  /ur  ge- 
■clirei  bii  LurHsn  seinerseits  getümmcl  einsetsl  und  andererseits 
LoTBKRS  getümmcl  mit  gesehrei  wiedergibt ;  und  inainten  die 
von  der  getnaind,  man  zug  gleichdaher,  dashalben  ain  grosz 
gedumel  und  geschrai  under  der  geniaiud  was,  wie  dann  ge- 
melter  Kitsch  meius  gnedigen  herren  hott,  selbs  gesehen  und 
gehint  hat.  Bauhann  que/lot  (liUer.  per.  \Vi)  55;  so  sol  sich 
ein  getüuiel  erheben.  Lutiikr  Hos.  to,  I4  (der  wi'ifT  stet  miff 
under  dein  voick.  Ecgbstbtn;  das  geschreL  KoaoieEa); 
genau  so  aposUlgtick.  21,  34  «.  a.; 
IV. 


6ET0MMEL  111  45g) 

!«■•■  kJaga« 
aus  allen  tagaDdan,  41«  PbAbus  sirakl«B«agea 

auf  («Intm  ewig  uiifcriOeliiaa  lauf 

"***"»».  zum  iliroa  des  w«|ir*g|«rara  asf. 

dl«  klag«  wird       gsscbral.  itui  das  («saltfai  —  get*aB«l. 

Corrta  (JwpiUr  aarf  «#««  trp,4*9miamH  I.A. 

MI  d4$  dynamistks  mewunt  tHU  khUr  4er  T-rfHInmj  im 
tielköpfigkeit  und  der  ummimuu.,  imrUk ;  gelOasMl,  im  äto> 
men^rirtfT.-  es  war  •llaolbatbeo  ein  |rast  vs4  «rfifefMklWl 
geiümmel,  dann  jeder  •eioea  tbeil  (»U  baecMekl)  ilipiiill 
vnd  zürfiffle.  C  Htoio  Cmbbhw*  »t  (iMS):  iaf**»  «n»  kfc 
dawider  aufTbrachte,  ward  mit  tliattn,  rtwrhw  nmi  §»- 
tümel  verlacht  und  veraehl.  LsTBia  täirifi  «■  Aarfsaf  f.  m 
.Sachsen  {über  die  begegnung  mit  dim  kf<tU*  im  Amfthmtf  iftit) 
I,  120  Jena;  di*e  verroabaung  des  slaUvogis  balle  ml  ei«M 
menschen  gereitzt  tu  ratben,  iMb  kein  geiumm«! 
murmelung  einer  so  grossen  «MrasalaDf ,  danno  4«c 
mancherlei  voick  zu  bauff  koaaen  wt,  nftgen  b— .  „__. 
HiBBL  liviut  deutseh  {Strasiburg  ISM)  4IS  (92.  kutJi);  wanuafc 
mag  ein  baufTen  w eiber  unter  einen  baupimano  oa  grtbOa 
nit  gefübrei  werden?  ArtstoUln  proiL  ili'  (i&U) 

c))  dit  Vorstellung  ungeordntten,  ungeregelten  itmmife^iit 
Htet  zur  Verwendung  für  entsprechendt  autternmfn  dtt  etmseimem 
individuums  über.  vgl.  nur  weit  bin  dao  voa  mir  mit  itm 
grimpl  und  timpl  deinea  plerren,  dein  geigen  oni  pfeife« 
wll  ich  oit  boren.  Avinim  4,  6ü. 

d))  an  diese  Verwendungen  knüpfen  ülmlragun§tn  an:  dtt  »ptU- 
rede,  die  Verleumdung,  das  falsche  gtrüekt  falttn  m  dtn  htdtn- 
tunysgehalt  des  Substantivs,  hitrher  gthtrl  getflm«!  ftr  tuptikm 
bei  LoTHBR  vgl.  oben  tp.  ib'.i ;  ebento  wtrd  f%r  dttitimtm  M  W«i- 
phemiam  insultalionem  (Lotbrb  optrol.  in  pmlm  Ulf— Si),  dt 
von  ItoTH  mit  die  verspotuog,  golteslestemag,  dm  MÜrackea 
wiedergegeben  itt,  in  der  Nürnberger  dtulitktu  tttnttmnf  e*m 
Matb  (1524)  eingesetzt:  dise  verapotoof,  toiUrikll  iiUmmil 
I.UTHtR  b,  618  arimerk.  Weimar;  dana  4m  iMmmI  (itr  r«r- 
dacht,  dat  gerede)  wollt  auf  sie  fallen.  WicsiaB  nUm.  M. 

III.  gebrauchsformen. 

1)  der  absolute  gebrauch  dtt  subüanttvt  isl  9t\ktU*itmitti§ 
tahlreieh  belegt;  er  begegnet  nicht  nur  m  prtponltonalvtrbimdmngtm 
und  bei  syndetischer  lusammen Stellung  mehrerer  vtrwamältr  W- 
griffe,  sondern  auch  im  freien  oijta-  und  tnhjettfihrautä  nehen 
dem  verbum, 

a)  von  hierhergehörigen  pripotitionalwtrhinimn^n  find  dm  metU 
verwendeten :  im  getQuimel ,  dat  vorwugtnd  fkr  kämpf-  mni 
schlaehtszenen  verwendet  wird  {tp.  4&77),  und  mit  fiUmmt^  dm 
gerne  in  den  fällen  eintritt,  wo  es  tieh  um  bletu  tlummkkwm»§ 
von  gerduschen  handelt  {vgL  sp.  4&H0).  der  btUtmmH»  «rtiM, 
der  sieh  mit  der  prdpotition  'in'  verbindet,  tritt  auch  hs  den 
lockeren  Verbindungen  ein:  sl  aolllen*  dorcb*  getfiinmei  ver- 
treiben. H.  U.  Krafft  rnteii  29;  das  leb  roicb  anfa  gelOaBmel 
freute.  Schii.lbb  2,  I07:  aicb  aus  dem  geiOmniel  weg  macbeo, 
(X  turba  disctdere  Steiibacb  H80. 

6)  die  syndetisehen  Verbindungen  wtä  »nderfn  nbttantiven  tiai 
schon  oben  für  die  btgriffsbettimmun§  dtt  Mrfr«  *«f»nf»i»fw 
worden  {vgl.  II);  et  wurde  dahti  wol  htmkletf  imx  im  MvMII- 
riij  zu  diesen  tuhüantinn  m»fnigfaA  wrtkttlt  mni  im»  m  aicM 
imm^r  mdgliek  ist,  tu  unlenduiitn,  et  es  ssdk  M*  iy*n|in 
handelt  oder  um  wtruandit  hegrilft,  titr  Ml  erfämmaft»,  Ht 
sich  auf  der  vortlellung  dtt  gtftntutus  aufhtmtn. 

r)  all  tymoNym«  dürfen  in  lokktn  ttrUnduftm  fttttm: 
cridim,  tgl.  tp.  4671;  gerflinpel  sp.4&7i.  74  tu  •.;  (eirtmad 
tp.  4U0 ;  gepoltrr  tp.  4M0:  geprasael  tp.  MM:  falle»  |^  4M1 ; 
murmelung  (o*ni);  ta  tintgtn  htitpiilen  autk  g«ckr«i»  *fL 
tp.  4&8I :  getOmmel  und  wesen,  rgL  tp.  ^i'',.  Htm,  iWMr  wmi 
gelbümel  (Lüthm)  »p.  4577;  lumult  und  gelOmel  it^  tun-, 
uurobe  und  getümmei  tp.  4ft7t;  'ich  weisz  gar  aiaM*',  m^u 
sie,  ,aU  dasz  du  den  tag  nachdem  wir  um  4m  ItUl'  mbI 
geaebeo  beben,  in  der  aonne  bist  gefangea  fCMaMMC  mmimt, 
und  dast  ea  da  wieder  einen  kämpf  und  •(■  §Mmmti  fßkm 
hab'.  il.  KcBi  {der  stnnenwwih)  6,  I4«:  eine  art  wolltiliff 
getümmels  und  gewimmeis  in  der  gaatea  aeel«.  Faaaru 
britfwtthstl  {Th.  Huhtr)   1,2»;    waa  aMKWrM  ' 

und  getümmei,  gebeckei  andgeplrkai!  «kai«  stell  ai 
halten,  aus   inleresse    und   au*  lobawkC  atocr  4mn 
den  sieisz  beleuchten.  F.  Mfiisa  (fiMMll  Maa)  %t*. 

fi]  d*qtgtn  sttktn  m*  fCMbrei  md  gal— al  M  Laraa« 
I.  kin.  1,  41  und  in  andtren  ftUtn  aU  trfdnitnde  hegngt  fSf**- 
fthtr:  thtnta  gelilmaael  and  itrm  M  GamMafca  k*.  »7:  #»• 
MkmncI  «ad   gesaaf  »es  Üiim  if.  W»;  §•«•■••*  ••*  «^ 

»8 


4583 


GETÜMMEL  111 


GETÜMMEL  HI 


4584 


truppel  sp.  4577;  gebcisse,  getürael  und  Unordnung.  Luthek 
sp.  4577. 

y)  vielfach  enthält  getümmcl  den  allgemeineren  begriff,  dem 
sich  die  besondere  form,  in  der  das  geräusch  zum  ausdruck  ge- 
langt, syndetisch  anschlieszt :  dunder  und  getümel  sp.  4574; 
ti'oinmeten  und  getummel  sp.  4577 ;  zusehen,  rauschen  und 
getümel.  Luther,  vergl.  sp.  4582  unten;  rummel,  gemummel 
und  tummel.  des  knaben  wunderhorn  l'^,  446;  getummel  und 
gescbrei  und  posaunen  hal.  Luther  Arnos  2,s;  das  geiümmel 
und   das  laufTen  in  der  Philister  lager.  l.  Sam.  14,  19. 

c)  in  den  freien  Verbindungen  des  Substantivs  mit  dem  verbum 
als  subject  oder  object  tritt  entweder  der  bestimmte  oder  meistens 
der  unbestimmte  artikel  vor.  ohne  artikel  führen  höchstens  Wörter- 
bücher das  wort  ein.  getummel  machen,  sau.<ie»,  turbare,  tumuUuari, 
strepere,  strepitwn  eiere  Hüniscu  1588. 

n)  mit  dem  bestimmten  artikel:  wie  .  .  sich  bald  das  ge- 
tummel verliert.  Güthe  29,273.  vgl.  sp.  4578;  das  getummel 
wüthet.  Schiller  3,  142;  das  getummel  wächst  im  thal. 
Lenac  2,  239. 

ß)  mit  dem  unbestimmten  artikel. 

1))  wart  ein  getumele.  spee.  eccksiae.  vgl.  sp.  4571;  alsbald 
ward  ein  getummel.  Flehinc,  v^I.  sp.  4575;  weszwegen  sich 
ein  getummel  erhub  und  viele  darauf  stimmeten,  man  solte 
sich  nicht  weiter,  an  ihm,  vergreillen,  sondern  ihn  los  lassen. 
anhang  xu  Widmanns  Faust  (77)  706  Keller;  es  erhebt  sich 
ein  getummel.  Kirsch  (1764)  179;  es  entstund  ein  getummel 
tumuUuantium  fremitus  exoriebatur;  es  erhebt  sich  ein  getummel 
strcpitus  ßt  Steinbach  881. 

2))  ein  getummel  einem  für  den  obren  machen  obstrepere 
auribus  alicujus  Hemsch  158S;  si  machen  ein  getummel  edunt 
strepitum,  tumultuantur  Steinbach  88t;  ein  getummel  machen. 
KiKscB  (1764)  179;  so  ferr  si  nur  still  zügen  und  kein  ge- 
tummel machten.  D.  Heoio  Commines  (I56i))  50.  vergl.  auch 
sp.  4580;  hat  ein  junger  linab  ein  getummel  angefangen. 
Kirchhof  wendunmut  I,  531  Österley;  haben  umb  ihn  ein  ge- 
tummel, certatim  ceteri  circumstrepunt  Scbünsleder  (1663);  ein 
gedümmel  führen.  Fiscuart  Garg.  154  neudr. ;  ein  getummel 
hören  strepitum  audire  Steinbacu  881;  man  höret  ein  ge- 
tummel. KlliSCH  (1764)   179. 

2)  der  relative  gebrauch. 

a)  kennzeichnung  durch  pronomiiia. 

a)  der  sogenannte  artikel  erscheint  als  kennzeichnendes  pro- 
nomen : 

ach  junckbcrr,  was  ist  da:i  gedümpel? 
was  macht  ir  allhie  ein  gerümpel. 

H.  Sachs  (der  parleckensack)  17,  ii  Kelter-Götte : 

bei  den  sämmtlichen  hausgenossen  ward  nun  nachgeforscht . . 
aber  auch  hier  wollte  sich  eben  so  wenig  irgend  eine  spur 
linden;  die  gerichtspersonen  waten  schon  im  begriff  sich  zu 
entfernen ;  als  eine  Strumpfstrickerin,  die  diesem  hause  gegen- 
über ihren  laden  hatte,  durch  das  getummel  herbeigelockt 
ward,  und  von  dem  Vorfall  hörte.  A.  G.  Meissner  franz.  Justiz- 
mord {d.  litt,  denkmale  66 /f.)  s.  64. 

ß)  das  eigcntlidie  demonstrativpronomen :  mit  diesem  ge- 
tummel und  unruw.  Kirchhof  wendunmut  1,514  Österley;  nach 
dem  aber  dises  getummel  gestillt,  hielten  die  fürsten  ge- 
sprech  mit  einander.  Hedio  Commines  51  (1566); 

bald  schwieg  ich  als  ein  stein,  bald  schrie  ich  überlaut, 
bald  schlug  ich  an  die  brüst:  ich  lührt  ein  solch  gctüramel, 
dasz  jedermann  erschrak,  der  mich  schaut  in  der  noht. 

Rist  Parii.  449  (1562). 
y)  Possessivpronomen:  unser  getummel   (H.  U.  Krafft),  vgl. 

ip.  4581;  aus  irem  getümel.  Luther  psa/n»  35,  17,  «ji.  sp.  4574 ; 

euer  getummel  sp.  4579. 

b)  attribule. 

«)  das  beliebteste  und  sciton  in  den  obigen  beispieleii  meist 
verwendete  attribut  grosz  läszt  sich  allerdings  kaum  unter  den 
relativen  gebrauch  einreihen,  weil  es  dem  bedeutungsgehalt  des 
Substantivs  nicht  eigentlich  einen  neuen  zug  beifügt,  ihn  viel- 
mehr nur  allgemein  steigert:  ist  ain  grosz  getummel  erstanden 
in  den  zällen  der  Philister.  Eck  l.  Sam.  14,  19;  ich  sah  ein 
grosz  getummel.  Luther  2.  Sam.  18,29  m.  a.;  auff  den  bergen 
höret  ich  ein  grosz  getummel  als  eins  grossen  volcks.  Dieten- 
BERGER  Jes.  13,  4  (gescbrei  einer  menge.  Luther;  stimm  der 
mänige.  Eck),  vgl.  Lutheh  Saeh.  14,13.  Jtfo«/j.  27,24  u.  o.  immer- 
hin tritt  dieses  attribut  nur  in  bestimmten  Verwendungen  des  sub- 
Mtantives  auf  und  nimmt  einen  bescheidenen  anlheil  doch  auch 
an  der  hegriffsbestimmung ;  die  umfassendere  bedeutung  in  der 
ankhnung  an  tumultus,  die   engere  bedeutung   in    der    hervor- 


hebung  des  dynamischen  momentes  der  geräuschwirkung  nimmt 
das  beiwort  grosz  an:  ^roszer  lermen  und  getünmiel.  Kirch- 
hof wendunmut  1,  531   Österley; 

also  gingen  «ie  hin  mit  groszem  getummel,  vor  allen 
Reineke  mit  den  Wärtern  des  kreises. 

GÖTUK  (Reineke  fuchs)  40,  223  (mit  groteme  schalle). 

in  anderen  Verwendungen,  so  für  übertragene  bedeutungen,  ist 
das  beiwort  selten,  vgl.  groszes  getummel  für  weltgetreibe 
sp.  4579;  da  wo  klangwirkungen  gekennzeichnet  werden,  findet 
das  beiwort  leichter  eingang  {vgl.  sp.  45S1),  während  es  bei  der 
einschrdnkung  des  bedeutungsgehaltes  auf  die  bewegung  {sp.  4578) 
nur  ganz  vereinzelt  eintritt. 

ß)  dem  eben  behandelten  beiwort  stehen  einige  andere  für  die 
dynamische  richtung  nahe:  und  da  der  man  in  die  stad  kam,  sagt 
ers  an,  und  die  gantze  stad  schrei,  und  da  Eli  das  laut  schreien 
boret,  fragt  er,  was  ist  das  für  ein  laut  getümel.  Luthhb 
1.  Sam.  4,  14.  ebenso  Dietenberger;  quis  est  hie  sonitus 
tumuUus  hujus.  was  ist  disz  für  ain  thon  des  gelümels  {laut 
(jetchrai).    Eck;    den  des  ruffes.   Korurger    und    EccESTEyN; 

umtönt  von  lautem  geiümmel.  Voss  llias  10,185; 
donnerndes  getummel.  Höltv.  vgl.  sp.  4580. 

y)  auch  gemüthsempßndungen,  die  sich  für  den  handelnden  oder 
für  den  wahrnehmenden  an  das  Substantiv  knüpfen ,  werden 
gerne  im  beiwort  angedeutet. 

1))  der  wolgestirnte  bimmel 

erschallte  durch  und  durch  vom  frölichen  geiümmel 
der  gantzeu  göttligkeit,  als  deiner  mutter  muud 
dir  gab  den  ersten  kusz. 

FLRiiiNG  [poet.  Wälder  II  an  Olearius  1636)  95; 
die  jauchzen  um  ihn  her  auf  der  und  jener  seit' 
und  schreien  in  die  luft.    der  gleich  erl'reute  himmel 
sieht  mit  ergöizung  zu  dem  lustigen  getummel. 

152  bei  Luppenberg; 

mit  der  Treude  liebten  träumen 
sa-zen  wir  im  muntern  kränz, 
auf  den  wellen,  auf  den  bäumen 
lag  des  tages  milder  glauz. 
wie  ein  freudiges  getummel 
war  ein  glühen  überall: 
dort  im  abendrot  der  himmel, 
hier  im  weine  der  pokal, 

Th.  KöKNKR  erinnerungen  an  Karlsbad  11. 

2))  grosz  und  erschröcklich  getummel.  sp.  4582;  wie  der 
erdboden  von  dem  schrecklichen  getummel  der  Stadt  er- 
zittert. Kirchhof  mititdr.  discipl.  163;  grosz  unlieblichs  ge- 
tümel. vgl.  sp.  4581 ; 

mit  grausem  getummel 
verschwunden  vom  himmel 
sind  wölken  voll  nacht. 

Matthisson  früblingsbilder; 

das  unselige  getummel.  F.  H.  Jacobi  5,  44. 

8)  für  die  kennzeichnenden  beiworte  steht  das  moment  der 
bewegung  im  mittelp unkte : 

1))  buntes  getummel.  vgl.  oben  sp.  4575 ;  welch  ein  harmo- 
nisches getummel,  welch  ein  göttlicher  einzug!  wie  glänzt  der 
thron  des  neuen  königs  von  ferne.  Wieland  {psalnien  2,  5) 
Supplement  3,  265 ; 

fahr  auf,  du  $iegesfür.st,  in  aller  himmel  bimmel, 
und  lasz  dich  holen  ein  mit  prächtigem  getummel, 

Fleking  27  Lappenberg. 

2))  wir  haben  gehört  ein  grosz  gerümpel 

oben  ein  bäderisch  (liaderiscli)  gedümpel, 
mein  Calandrin,  was  ist  dir  geschehen?  H.  Sachs  (die 
umicIUigen  schwarten  stein)  21,  178  Keller-Götze; 

duss  nicht  dem  gaste  die  mablzeit 

durch  das  wüste  geiümmel  der  trotzigen  würde  verleidet. 

Voss  Odyssee  1,  134; 

seit  der  harte  himmel, 
von  Sünden  aufgereizt,  ein  blutiges  getummel 
auf  unser  Vaterland,  das  arme,  bat  erregt, 
das  achtzehn  jähre  nun  auf  eine  stelle  schlägt 
und  noch  nicht  höret  auf. 

Flüming   (poel.  Wälder  4,  h'i)iS2  Lappenlierg; 

höllisches  getummel.  Zschokkb.  vgl.  sp.  4581;  da  entstand  ein 
unbeschreibliches  geiümmel.  Moltke  briefe  92. 

3))  in  dem  ein  plötzliches  geiümmel, 

welches  er  unversehens  hört, 

füllet  den  ahgrund  und  die  himmel 

und  seine  sehl  noch  mehr  bethört. 

Weckherlin  (I.  ode)  1,99  Fischer; 
ihr  gewalligen  hingegen  (wind  und  siurtn), 
deren  weil  gehörtes  blasen  oft  die  erde  will  bewegen, 
hebet  euren  heftigen,  fürchterlichen  schall  gen  himmel! 
olVenbart  mit  lauten  tönen  und  mit  brausendem  geiümmel, 
den,  durch  dessen  macht  ihr  ras't. 

(inipeluous  sunij)  ßnociLiLa  Jahreszeiten  (lohyesainj  50); 


4585 


GETONMEL  III 


mtOmmcl  in 


4566 


glücklich  durch  den  reinen  einklaog  der  herzen,  fflnden  beide 
liehende  dünn,  nnheiauht  Tom  hrausenden  grtitinroet  und  an- 
geblendet vom  «chiiiitiierndeo  moikenipiele  dei  weltlebeot, 
den  höchsten  nenwfi  am  treuen  buiti*n  der  netur.  MATTiitioii 
{irinntrungen  R)  3,  3;0; 

In  dem  ichwArfnonden  celOam«! 
Broiler  aoRemilter  «uidie  lau,   mit   drängendem  cawlromel, 
dnn  lUDaniniriintiii  von  riicnaclii^n  inil   der  org«!  llitfrin  klang, 
iilmni«,  loii  und  «chall  verbinden  (i<i  imarmtng  cili'-i}, 

llaocKit  Jahrettrilen  (lobgtianii  M); 
der  taut  acbalai  atlr  bacchanilucbeii  Keifimmel. 

liaii.i  rA«tia  tgt,  ip,  V>'H. 

c)  vtrhindung  mil  subttanliren, 

n)  die  iitnetivveibiiidungen  «im/  eittteilig.  d*t  suitiantit  $tlktt 
tritt  nicht  leicht  in  «in  unleroidnungtrerhälliiii  ju  anderen; 
ffigungcn  wie:  der  t. ig  des  gelüminels  {rgl.  ip.  Vüi)  $ind  vtr- 
eimeU  und  entspringen  auch  für  Litüfk  den  l>eionderen  ter- 
lidUnisten  der  bibrlnberseltung.  um  to  ausgtebiger  ordnen  lie/i 
fremde  Substantive  dem  untrigcn  unter  in  den  mannigfaUiijtten 
formen  der  tusummengeliöngkeit, 

1 ))  für  subjecte  des  nomens  actionit : 

a))  persönliche  $ul<jecte: 

«))  getilmmel  viel  leulhen,  tumuUus  D*!>TPOüiut  R  3*;  ge- 
tflmmel  der  leiile.  Luthkr  Jei.  17, 12:  getOmel  der  versam- 
melten konigreiche  der  beiden.  13, 4;  ein  geiümmel  des  voickes 
dominum  turba  Stiinbach  üM; 

dei  uiiiliiera,  das  aus  dar  woldung 
herkommt  durch  da«  geblrg',  unitönt  von  lautem  getAmmal 
treiheiMler  mAnner  und  liund"    {nolvs  OQv^aySbt). 

VOKS  tliai  10,  185; 
den  geschichten  nach  holTt  Doiiiiiius  Scipionrm  zam  streit 
tu  locken,  ...  als  dieselbigen  hinauszgezogen,  und  schon 
für  der  ersten  scharen  haitstntl  kommen  waren,  namen  sie 
argwon  ob  der  rosz  getümniel,  und  hüben  sich  an  wider  zu 
den  ihren  zu  thun.  Rincmarn   Ciliar  (15S8)  120\ 

ß))  Im  wogeiigetümmel, 

wie  lioder  im  himinel, 

»o  rauschte  der  chorl 

der  lag,  der  l'.arln  das  leben 

zum  ^egell  des  laudos  gegeben, 

sting  i'Aihllch  ompor. 

.  .  unterm  geiiinimel 

de«  reitli(-hi-n   clior 

(lieg  es  zum  liimmel 

wieder  empor.  Schi'iiant  I,  I"; 
ich  freue  mich  uuf  ein  süsses  wort  von  dir  im  mnsken  ge- 
tilmmel, freue  mich  aber  nicht  auf  das  gelümmel,  was  heute 
unser  schönes  ruhiges  Zusammensein  nnterbrochcn  wird. 
(;rtTHH  brii-fe  5,  2^D;  diese  lange  lede  würde  vielleicht  noch 
langer  imd  noch  entscheidender  für  die  sireilenden  theile 
geworden  sein ;  wenn  nicht  das  getümmel  derer,  die  mil  der- 
selben schlecht  zufrieden  waren,  den  gott  unterbrochen,  und 
mich  sfibsl  aufgeweckt  hätte.  Uz  2,246;  und  wer  hier  in 
Paris  nicht  mit  dreisten  bänden  Zugriff,  ward  von  den  nach- 
dr.'ingenden  unerbittlich  under  die  füsze  getreten  .  .  .  mitten 
im  getümmel  der  bittenden  und  bietenden  kleinen  stand  mit 
aelbstgcwisser  gonnermiene  der  viel  umworbene  preusxische 
gesandte  l.ucchesini,  TntiTSCHKE  deutsche  geschickte  1,1h6; 
kein  gelümmel  von  dienerschaft  oder  fremden,  keine  equi- 
pagen,  und  niemand  kann  ahnen,  dasz  hier  (in  Halmnral)  der 
huf  eines  dennüchligsien  Staaten  residirt.  Mui.tkb  (ftri«/?)  6, 230. 
b))  das  subjeet  ist  localisirrt. 

n))  getümmel  der  stadt.  Lutukb  //to6  39,  7;  getümmel  der 
Städte.  Rrockbs.  9f)L  oben; 

wie  blinkt  mir  der  hiromel 

im  grünen  so  helirl 

der  atadte  gelummni 

iit  rauschend  und  leer. 

Matthissom  di«  rimamkeil ; 
die  wenigen  wochen,  die  sie  im  getammel  der  residenz  zu- 
gebracht halte,    waren    nicht  hinreichend    gewesen,   ihr  den 
gescbmack  nn  ihrer  bisherigen  stille  zu  verleiden.  Ca.  L  Hbvni 
Antonie  {litterar.  deiikmalt  6«  ff.)   18. 

ß))  man  weis,  dasi  nie  au  leideu 

der  heirabt  was  gebricht, 
es  lelilt  jlir  auch  an  frewdan 
vnd  sM-^.'icn  seilen  nicht : 
goii  hat  der  well  gclQmmel 
auch  giiug  mit  rliue  bedacht, 
nur  dasi  der  men«cli  den  himmel 
jhm  selbst  iur  hellen  macht, 

SiHPi«  Dach  in  II.Atberif  trirn,  nfuJrmek  $.  144; 
sanrier  schlummert  aus  der  well  gelümmel 
nicht  der  gotiversöbnie  sich  in's  grab. 

Beacaa  gtä.  (HeloUt  •«  4M«rd); 


•«eh  alMiiaAkaea  gab  ••■  ail^er  wUtr  bla««l 
4«a  «•ilea  ralaliiliii«  4m  Mi«r 

5ral**ti  llia  rer«  vm  4«ai  gt 
*r  tHtftUtk»»  wti.     U.C ^. 

,  mimamteik  «•/  l'nt  mtmdrmeA  i.  »L 

antirre  bruptelt  stehe  »uf  $p.  W.t. 


y)) 


ich  sehe 


leb  b6re  »eboa  des  derft  gviA«»«!. 
bier  l.i  dt«  velkaa  wakrar  Mms«!, 
tiirrleden  tauckiei  gnm  «»d  ll«tat 
bier  bla  Ich  mea.cfc.  lHar  4mt  tek'e  tata. 

CAraa  tftmi  «rt)  lt.  Mi 
sie,    liebste,   Ibruerste  maller,   zwei-  drrlMtl  4on 
im  getnmmrl  des  markte«,   halte   aber  uUkl  im  mt^    ■*• 
unter  den  vielen  fremden  meoschen  anmMi«,  TMc«  i 
naehtsabend)    no9fUn   &,  im;    allmakli|    taratMMM 
KImroel    des    bafens  and  man  harte  anr  —ck   «en 
teil    ia    den    achilTen    daa   dumpUfa    l%nUo 
MATTNiasoi   {ertnitermngen  7)  1,1M; 

die  herrtcher  ruhn  Ia  graberliallaa. 
die  beiden  ilad  Im  kaaifir  gerallaa. 
verballei  war  der  barg  geiOaiaial. 
,,,  ,  Data«»  ««■  4rH  nkltfr. 

ä))  im  getammel  der  sirasze,  anf  sietopflasler  aa^  fnack 
beschUlleler  chaoas^e  i«l  das  nicht  angenehm.  Moitm  (M»f«| 

6,  319. 

t))  Übertragungen 

a))  auftUuationen:  das  gelOmiBel  de«  b«Klilfligtea  lab«Mw 
WiiLANO  (Prregrinus)  27,  WS; 

mit  jubelton  begrtkts  leb  rel4  aad  blaaal. 
gebirg  und  tee 

and  wies'  und  bain,  enironnea  daa  («ilkaiaMl 
der  as>embl4c.    ÜATTaistoii  di«  ft«^r<ia«9  ; 
klar  ist  papisr  und  fedar;  ick  will  geka. 
twei  teilen,  die  ihr  •chreibt.  aaii  teil  aad  art, 
genOgan  mir.  —  wron  heim  dl«  gltte  kekrta. 
nah  im  geiOromel  ich  mich  sack  d«i  aarknicki 
und  lese,  was  ihr  irhriebt. 

Ga'LLrAaiiR  (.ia  irntr  di«a«r  S)  •*,  IM} 
der  fernen 
tcblacblen  geiumroel  erklingt  vor  Ibrea  obraa. 
schon  der  stürm  des  gefechu  am  tie  her. 

tidtaa  (AeäiUfU)  4«, ! 

es  war  mein  loa,  anablassig  Im  gelAmme!  des  knage« 

geworfen  xu  werden.  G.  Kaivr  ac  («im  ha«r  kUtnn  äsdl)  11,  M. 
fl))  auf  gemUtbsbeitegunffen  tgL  oktn  $p.  ii'.t: 
nie  hat  das  tlQrmiirhe  KelUmmrl 
der  leiilenschari  ihr  hert  aus  «einer  ruh  geweckt, 
nie  den  entwoikien  gelii  mit  ihrem  duatl  ktitckl. 

WitLAii»  (fdrit  1.»)  ll.U; 
in  dieser  tiefen  ferne  vom  getOmmel 
der  leidenachafl.  in  dieser  bell'gan  nackt, 
die  ihn  umKhiiettt,  erwacht  der  reinste  aller  alaaa. 

WiaLAiia  ua«r««  •,  n  lhmf«ti 
mitten  im  getOotmei  maacher  fraadea. 
mancher  sorgen,  mancher  herteaaaotk, 
denk  ich  dein,  o  Loiicben.      ü6xnu  (an  Ijoitd^mi  I.  M. 

}))  wtrkteugt  itt   mtmtiu  tUMit:    gttammd   dar  wafa«. 
OriTI  tj  26».  rfL  tp.  457«. 

S))  er^aaaaftiatliiNaiMii^rN .-  schlugen  und 
sie  (Ahie*  nniAm^iu)  one  anderlast,  aood  oo«  i 
dermaazeo,  daaz  man  darcb  das  getümmel  der  «Iraicli  |^ 
achtet,  dasz  mehr  denn  twentzig  mil  eio;i*drr  kcaifAea. 
>4madu  (1,  to)  /WL  ter.  40,  l»| :  aaM^la«  «ia  graa«  MboMiate 
(lelümel    anKeschlachter  ■■Wl.    KaArVT  rtäMS.  afL  1^  MM* 

ß\  compotttton  auf  gmnd  itt  fiwtlimttkiaimm§tm. 

1))  poltergeiatergelOmmel.  Fiscmast  Btintt  t. 

1))  Ihm  krOmoii,  was  ar  alekt  siekt  aaak  fcCtt. 

der  todtenunt  de«  we 
kein  haar.    TaBaatt  dba  i 

Srschwinder  als  aia 
urchsrhwcir  kk  «H*  Md 
und  kille  miek  oaak 
aai  toltaa  walifaiftaa««!. 

Taao  *>**%  mU  htdtt  1. 1. 

kell  wftrdo  atck  des  raiastta  g lAekas  »rm 
■Ir  daaa  entwuUan.  fern  veai  «tltaet>fsl. 
«•  NaiM.  freundtckart  wei«l>«ii  g«d  aakar 
Ia  flraaiaer  eiatracbt  «aliB««.  Im  der  klaaaal. 

Maiiaiaaap  ^«*  urmtttmti 

verdrtngt  eine    «pock«    4«r    Batllabacai    »it    MfbsUKkct 
achnelligkeil  immer  die  andere,  und  di«  mm—  it»  fnanafM 
bat  sich  aas  dem  lilerahsrheo  marilgetoaMMl  «rf  kitBtr 
gawfllil  zorflckgciofrn.  maamiafca  ». 
»)  erdgetanNMi  apl.  lh.a,;M; 


der  aiaik  »aispriagt  «•■  biaaMi ; 
iebt  d  eser  sonneascbeia.  «o  lasii  skb  jener  saa; 
inregen  bringt  der  süd  ein  finstres  lurtgriumael. 
e  Iriackt  di«  aaaatarfcait  nach  an  d«r  ackaeck'  las  kaaa. 
ihttt(t  1.  l|kl»(llMi: 

SM* 


4587 


GETÜMMEL  III 


GETÜMMELICH— GETÜNCHT 


4588 


so  lächelt  nach  woeengctüramel  und  stürm 
dem  nächtlichen  schifTer  der  leuchtende  thurm 
durth  nebel,  welche  die  auen 
der  beimath  umgrauen     Mattuisson  nlpenreise. 
4))  und  ins  wirre  tanzgetümmel 

drangf^n  sich  die  beiden  tiinzer, 
und  die  lauten  paul<en  wirbeln, 
und  es  schmettern  die  drommeien. 

IIeinb  (doii  Ilamiro)  romamen  9;  vgl,  Ih.  11,126; 
jagdgetümmel  vgl.  th.  4,  2, 2208 ; 

eniflohn  dem  kriegsgetümmcl 
trübt  unniuth  deinen  blick; 
umgrämt  vom  alpenhimmel 

verklagst  dn  dein  geschlck.  Mknuissojidie  kinderjnlirp; 
welche  rasche  Bewegung,  welch  wildes  kriegsgetümmcl  im 
ersten  chore  der  Griechen  (in  Glucks  Iphigenie  in  Aults).  er- 
innerungen  2,  »jl.  t/i.  5,  2272 ;  die  ländliche  musc  .  .  blieb  in 
den  öden  moorgegenden  von  Flandern,  wie  an  den  malerischen 
gestaden  der  Seine,  in  den  friedlichen  hirlenthälern  der 
Hhäliscben  aipcn,  und  zuletzt  auch  im  heergetümmei  des 
krieges,  seine  unzertrennliche  gefahrtin.  9;  scblachtgetUmmel 
vgl.  th.  9,  247  ; 

so  bald  wir  Achaier 
gegen  die  reisigen  Troias'  das  scharre  trefTen  beginnen, 
wirst  du  sehn,  so  du  willst,  und  solcher  dinge  dann  achtest, 
wie  Telemachos  vaier  sich  mitten  ins  vordergeiiimmel 
Troischer  reisigen  stürzt.    Borger  (llias  4,355)  3,402  (1797); 

wann  wir  Achaier 
gegen  die  reisigen  Troer  die  wuth  des  Ares  erregen; 
wirst   du  schaun,    so   du  willst,    und   solcherlei    dinge    dich 

kümmern, 
auch  Telemachos  vater,  gemi;^cht  in  das  Tordergetümmel 
Troischer  reisigen  dort     Voss  lUnt  4,356. 
5)  freudengetümmei  Ih.  4,  i,  sp.  149; 
aus  raoor, 
gewimmel 
und  Schimmel 
hervor 
dringt,  chor, 
dein  binimel 
getümmcl 

ins  ohr.    Voss  hlingsonafe  (verm.  gpti.  16); 
donnergetümmel  th.  2,  sp.  1244;  mordgetümmcl  th.  6  sp.  2545. 
y)  präposilionalverbindungen. 

1))  es  erhebt  sich  wider  ein  grosz  getümmel  von  schieszen, 
werffen,  schlagen  und  schreien.  Ailüeb  (kaiser  Olle)  451  Keller ; 
bald  darnach  wurd  ein  getümmel  gehört  von  spieszen, 
Schwertern  und  andern  Instrumenten,  dasz  in  dunclite,  man 
wolle  dasz  hausz  mit  stürmen  einnemmen.  historia  von  d. 
Fausten    Spies  1587,  neudr.  22. 

2))  den  glockenklang,  und  was  heur  der  guckgauch  sang, 
das  plo  vom  bimmel,  und  desz  bösen  gelts  schimmel,  von 
der  prucken  das  getümmel.  FiscuAitT  Garg.  305  neudr.  vgl. 
sp.  4571  im  osterspiel;  das  gcdümmel  im  hausz.  newe  zeitung 
(1605)  Adrian  miltheil.  ä9l ; 

nun  stürzen  sich  ins  beer  der  Streiter 
auf  rossen:  weisz,  rot,  schwarz  und  Tahl, 
die  vier  apokalyptischen  reiter, 
und  das  getümmel  wächst  im  tha). 

Lenau  {Savaniirola)  2,  239. 
d)  Verbindung  mit  verbis.  der  schon  beim  absoluten  gebrauch 
des  Substantivs  beobachtete  kreis  von  verbis  erweitert  sich  beim 
relativen  vor  allem  nach  der  seile  engerer  begriffsbestimmung. 
neben  einzelnen  verbis,  die  die  umfassende  bedeutung  des  Substan- 
tivs charakteristisch  zur  geltung  bringen,  zeigen  sich  solche,  die 
die  Verengerung  des  bedeulungsgehaltes  deutlich  hervortreten  lassen, 
a)  i))  am  selbigen  tag  wirdt  ain  grosz  getümmel  des 
harren  under  in.  Eck  Sacharja  14, 13,  vgl.  auch  sp.  4583 ;  ist 
ein  grosser  lermen  und  getümmel  entstanden.  Kirchhof 
wendunmut  1,  531  Österley.  vgl.  Eck  1.  Sam.  14, 19. 

2))  der  entsetzte  sich  vor  dem  grausamen  getöne  und 
der  groszen  menge  und  getümmel,  das  sie  mit  dem  harnisch 
und  eisen  machten.  Luther  l.  Afocc.  6, 41  (vor  der  stimm 
ir  menig  vnd  von  dem  gang  der  schar  vnd  von  dem  zu  ein- 
ander ruren  daz  harnasch.  Egcestevn);  sie  werden  ein  ge- 
tümmel machen  wie  ein  herd  in  ihrem  schaaffstall.  Piscatob 
(1610)  Micha  2, 12  (wie  eine  herd  in  seine  hurten,  das  es 
von  menschen  dönen  sol.  Luther,  ähnlich  Dietgnberger, 
lumuUuabuntur  a  multäudine  hominum); 

erwacht  der  strenge  feiud,  da  bleibt  nichts  unversehret, 
gar  kein  gesetze  gilt,  kein  recht  wird  mehr  gehöret, 
weil  Waffen  und  gewehr  zu  viel  getümmel  macht. 

Opitz,  vjl.  STgiNoAca  2,881. 
3))  sie   werden   ain   grosz  getümmel  haben,    vor  vile  der 
menschen.  Eck  Micha  2,  12. 

4))  wird  der  herr  ein  grosz  getümmel  unter  in  anrichten. 
LüTHEH  Sacharja  14,13;  des  .  .  .  mit  paucken  und  hörnern 
verübten  getümmel.  LouiiNSTEiN,  vgl.  sp.  45sl. 


5))  ich  fülirt  ein  solch  getümmel.  Rist  Parnasz  449. 

ß)  1))  a))  das  getümmel  .  .  häuft  sich  nach  der  mitte  zu. 
GöTBE  vgl.  sp.  4578;  und  so  wogte  das  getümmel  hin  und  her, 
so  dasz  am  selbigen  tage  der  beste  theil  der  einwohnet,  so 
viele  deren  in  der  Stadt  waren,  erschlagen  wurden.  EictiBN- 
DORFF  Lucanor  170. 

b))  das  getümmel  des  hafens  verstummt,  sp.  4586;  verhallt, 
verklingt,  ebendort;  seine  innere  unrube  wurde  besänftigt, 
das  kriegerische  gelümmel  verlor  sich  und  es  blieb  nur  eine 
klare  bilderreiche  Sehnsucht  zurück.  Novalis  Heinrich  von 
Ofterdingen  l'",  71. 

c})  um  welche  das  unselige  getümmel  sich  wälzt  und 
wirrt.  F.  H.  Jacobi  5,  44. 

2))  a))  grosz  getümmel  hören,  sp.  4683;  getümmel  stillen. 
ebendort. 

b))  grosz  getümmel  sehen,  sp.  4583. 

GETÜMMELICH,  veraltete  adjectivableitung  vom  vorigen:  grosz 
gctümlich  tumuUuosus  Dasypodiüs  R  2". 

GETÜMMELMÜDE,  adjectiv,  vereinzelte  Zusammensetzung, 
die  Campe  4,  681  aus  Kosegarten  belegt: 

süsze,  störungsfreie  ruh 
lächelt  dem  getümmelmüden 
in  der  eintracht  arme  zu. 

GETÜMMELREICH,  adjectiv,  ebenfalls  von  Campe  (2,331) 
aus  Kosegahten  6«jc&rflc/i(;  Tliames  getümmelreiche  gestade. 

GETÜMMELVOLL,  adjectiv:  aber  es  war  bereits  nacht, 
als  wir  in  dem  getümmelvollen  gasthofe  von  den  pferden 
stiegen,  und  kaum  lag,  als  wir  uns  auch  schon  wieder  davon 
machten.  Matthisson  (erinnerungen  17)  4,30;  ruderten  wir 
. .  wieder  nach  Komo,  wo  vom  getümmelvollen  marklplulze 
muntre  volksgesänge,  begleitet  von  der  pansdöte  und  dem 
tamburin  uns  entgcgenschallten.  52. 

GETÜMMER,  GETUMMERE,  mitteldeutsche  Variante  zu  ge- 
tümmel, vgl.  sp  4571  und  4576.  mhd.  u)b.  3,  128*.  Lexer  1,  95u, 
nachtrug  205.  die  form  ist  im  norden  und  süden  des  miltel- 
deutschen  gebietes  belegt  unrf  bringt  sowol  die  allgemeinen  be- 
deutungen  zum  ausdrnck,  die  für  getümmel  zu  beobachten  waren, 
als  im  besonderen  die  verengerte  beziehung  auf  geräuschwirkungen. 

1)  in  demselben  sumere 
ein  niichil  getumere 
hüb  kein  I'olönen  sich. 

der  marschalc  brüder  Diiherich 

vm  Aldenburc  ziisamne  lüt 

eines  michlen  heris  lüt.    N.  v.  JeroscIiin  27710; 

und  in  sulchem  uCflouftc  hatte  sich  der  eine  Medici  in  der 
sacristen  also  verborgen  . .  bisz  so  lange  das  gethummere  unnd 
ufTloufft  usz  der  kirclien  komen  was.  K.  Stolle  thüringisch, 
Erfurt,  chron.  {litt.  ver.  32)  140. 

2)  du  wart  in  der  seibin  nacht 
wol  in  dem  crslin  slummere 
ein  s6  grüwlich  gedummere 
vornumin  obin  in  der  hift, 
recht  als  allir  winde  lult 
sich  zusamen  trüge 

und  ein  dunre  sluge.     N.  v.  Jeroschin  24781; 

nu  sasz  ein  heiliger  man  in  dem  frenckischen  walde  unde 
horte  das  getummer  von  den  geisten  (den  teufein),  düringische 
Chronik  des  Johann  Rothe  217  Liliencron; 

do  hub  sich  grosz  getrummer 
und  fiendiich  getiimmer 
gein  demselben  frumen  man, 

dasz  ichs  nit  gar  geschriben  kan.    vom  Würzburger  slddtekrieg 
(1397—1400)  246,  lAliencron  1,  168  (nr.  40); 

notandum.  man  empfeeht  sin  gnade  darumb  zum  dritten 
male  in  der  herberge,  wand  vor  den  trompeten,  bosanen 
und  anderm  getommer  man  solichs  im  felde  oder  an  der 
porten  nach  notdorfft  nit  getun  oder  geboren  mag.  Ordnung 
für  den  empfang  könig  Friedrichs  (1442)  Frankfurts  reichs- 
correspondenz  2, 40  Janssen. 

GETÜNCHT,  parlicipiales  adjectiv  zu  tünchen  (s.  d.).   schon 
die   althochdeutschen   glossen   zeigen   die   attributive   Verwendung 
des  partitips,  von  der  die  isolierung  der  verbalform  ausgeht,  und 
zwar  treten  sclion  hier  die  beiden  grundformen  einander  gegen- 
über: gitunichotan.  Steinmeyer  und  Sievers  1,673   als  glosse 
zu  Arnos  7,  7  (super  murum  litum,   der  herr  stund  auff  einer 
klaibte    inaur.   Eck,   bei   Luther   andere  fassung;    auff  einer    J 
beworffen  maur.  üiETGNBERGER)und  giluncboto  flösse  zu /er^mias    >] 
12,9  atiis  tincta  (vor.  gimaler).  SrEiNiMEVER  tind  Sievers  1,629     *" 
(mein  erbe  ist  wie  der  sprincklicht  vogel,  umb  welchen  sich 
<iie  vogel  samlen.  Lutheu;   gspräckleter  vogel.  Eck;   manig- 
ferbiger  vogel.  Dietenuebggr). 


4589 


GETCNCIIT 


1)  du  erste  der  beiden  ferbindungen  itl  üui  LoTRia  Mannt, 
der  iie  in  sinnlicher  grundbedeutung  und  in  üb*rlrafuiig  geirauthl. 

n)  in  sinnlicher  grundbeätulung :  dos  voick  btwrl  die  wand, 
•0  tQncben  lie  dieselben  mit  loiem  kaick  .  .  aihe  ao  wird 
die  wund  einfüllen,  wus  giltt,  denn  wird  man  lu  euch  tagen, 
wu  itt  nu  dus  getOncble,  dut  jr  getüncht  babt.  //«.  19,  II 
(wo  Ist  die  bealreicbe,  die  jr  kluibt  habt.  Kci;  wo  ist  nu 
der  tnOrleil,  mit  dem  jr  gewurffen  bnbt.  DiiTanaBsoiR);  eben 
siir  selbigen  Htumle  giengen  erfur  Unger,  ola  einer  menscben- 
hiiiid,  die  srhrirben  gegen  d«m  leucbler  ober,  nulT  die  ge- 
tünchte wand  in  dem  kOnlglirhcn  s:ia!,  und  der  kOnIg  tvnrd 
gewiir  der  band  die  d.i  schreib.  Lutbch  Dan.  b,  5.  ebenso 
DiBTKNBiR(.KR  (flucbc  Wand.  KcK.  pRTRi  im  Batirr  nachdruck 
von  \f>1\  führt  getünchte  wand  im  vertciehnis  der  iinversldnd- 
lichen  Wörter  auf  und  übeisctit  es  mit  ^-eweis^te,  bekicibte. 
FaoMHANN  0,4:);  gelünchle  wund.  Coavmus  133;  getünchte 
Sachen  an  den  »enden  crustae.  -ar,;  eine  getünchte  wand, 
HR«  paroi  bknchie  Schwa^i  (178.2)  '140;  da  der  ruth  Meifrnstein 
in  Ciiserla  hei  ihm  wnr,  so  machte  llackert  einige  versuche 
k  l'encaiiHti(|iie;  sutvuhl  iiiif  feine  pnppendcckel  als  auf  holz, 
und  auch  auf  getünchte  mauer,  oder  auf  grosze  taToiczze, 
die  er  tünchen  liesi,  da>z  sie  also  wie  eine  iiiauer  waren. 
(inTHK  {llaekert)  37,288;  um  nun  auch  den  h()hern  kunst- 
»inn  zu  befriedigen,  so  hatle  man  schon,  und  wahrschein- 
lich in  besundeien  werkst.'ttten,  sieb  auf  die  fcrtigung  kleinerer 
bilder  gelegt,  die,  auf  gctünchle  kalklafeln  gemahlt,  in  die 
weite  getünchte  wund  eingelaasen,  und  durch  ein  geschicktes 
lustreicheo,  mit  derselben  vOllii;  ins  gleiche  gebracht  werden 
konnten.  GOtbi  {Zahns  omamente  und  gemdhlde  aus  Pompeji] 
44,  148.    vgl.  abgetünchle  wand  un(«r  abtOncben    th.  l,  tp.  Mb. 

b)  in  übertragener  bedeulung:  der  boliepriester  aber  Annnius 
befalh  denen  die  umb  jn  stunden,  das  sie  jn  auffs  maul 
schlügen,  da  sprach  Paulus  zu  jui,  f^oH  wird  dich  scblahen, 
du  getünchte  wand.  Ldtiikr  aposlelgeseh.  '23,  3  {paries  incrustala, 
tolx»  Ktxoviaftt*>t ;  got  niderslach  dich  du  geweiste  want. 
cod.  Teplensis;  du  Tergleiszte  wand.  Eck,  ebenso  iliKrtNaERCKK). 
die  anschauung,  auf  der  dies«  Übertragung  beruht,  geht  noch 
deutlicher  aus  einer  anderen  liibelstelle  hervor,  in  der  Lutbrr 
das  particip  ültertiincht  gebraucht:  jr  beuchler,  die  jr  gleicii 
seid  wie  die  übertünchte  greber,  welch  auswendig  hQhscb 
scheinen,  aber  inwendig  sind  sie  voller  totenbein,  und  alles 
unllats.  AfuUA. '23, 27.  hier  knüpft  der  gebrauch  bei  Kiopstock 
an,  der  wiederum  auf  die  spdtereft  Schriftsteller  von  einßuss  war  : 

ich  will  niclii  «hrr  rtihii,  alu  bis  ileiii  liatser  ciwiirgt  Ist! 

als  bis  Ich  von  de«  NaxarAeis  vergossenem  blute 

volle  htiode  xuui  hohen  aliar  der  dankenden  bringe, 

und  sie  Qht>r  mein  liaupt,  das  Innge  schon  grau  war,  erhebe! 

al^o  sagl'  er,  und  leurifl  »Ich  an  lu  wAhnen,  die  goitheit 

decke  geiönchie  grtber  nicht  auf;   doch  nannte  :iein  beri  ihn 

heucbler!    Klopstock  Mes$in§  4,  173; 

tollen  vielleicht  dem  eroberer  nur  Schandmale  den  lauten 

nuinen  ewigen'/  niclit  dein  hochverrAtber  der  raeaschhelt,; 

iiirht  dem  sclieusal,  dem  heiichler  auch,  so  der  rreilieli  opfernd, 

keueniiinrnssoltn  l'reie  würgt'/ 

iioin,  so  w&hirt  ihr  nicht,  vergesset  eh  die  eroborer, 

^ils  da.>s  Ihr  nicht  der  rreiheit  getünchte  vergölierer  hinstellt, 

wie  sie  waren,    rfi/s  denkmal  '1,  170; 

indem  er  {der  inquititor)  zu  dem  getünchten  Philipp  sagte: 
ich  weisz  es,  ich  weisz  es,  was  schuld  ist,  dasz  die  empörer 
nicht  sind  gedtimpft  worden!  die  grosze  geiindigkeit  dea 
Alba  itt  schuld,  gelehrtenrep.  {werk«  13,  957); 

im  stldtchen  giobt  es  des  jubeis  viel, 
da  hallen  sie  hochielt  mit  laut  und  mit  spiel, 
dem  rrohllcbeo  blinkt  der  welo  so  roih, 
die  braut  nur  gleicht  dem  gciOnchten  tod. 

CHtaisto  der  spietmann; 
die  kirche  ist  treulos  geworden, 
denn  ohne  rOhrer,  ohne  licht, 
ll'-it  sie  verwildern  ihre  horden, 
entgegentaiimelc  dem  gericht. 
der  klerus  möchte  gerne  bannen 
den  strahl  des  bimmels  von  der  weit, 
er  möchte  um  die  erde  spannen 
sein  ichwarx  getünchtes  lügenieiu 

LiNAD  ($a*anaro(«)  3,229. 

3)  an  getüncht,  linclus  knüpft  an: 

wl(<?  was?  was  willst  du?       Tlhrt 

der  mohr  ihn  schnaubend  an. 

ein  kericheii  mit  geiOnchtan  wangen, 

ein  ding  von  marcipan, 

kommt  und  brgebri 

ich  soll  den  laum  ihm  iangea? 

waoa  ward  so  was  erhört. 

WuLARB  {,ä«t  maulUiitn  sann)  18,337; 


GETUimiGKEiT— GKTI'Rne^ 

Poaaitlaii  füiirt  mit  rMt«B  äuitk  41«  wellen. 
••In  dreliack  nacbi  dl«  relMnkfttias  k«k«a. 
•apor  tick  lat«ln  a«t  der  tief«  ' 
und 


4590 


«tmmen  blnigetAncliu  dl«  Makl  «fMI«. 

W.  *.  llean«t»T  ««wtf*  lAwÄWcn)  Ut. 

GKTUNTZKAKIT,  f.,  wkd  «nn  Rö«»iA«-BciToarr  M  fv 
ltueopU*tmMta  iUeithmaimtnäU)  ffftfürt.  ti  med  mtl  n 
eine  tubstanlithüdmnf  tu  danil«  :•  iral#«  w»  t«r|i  dsM 
lrttct>ii,  gedunsen  Scihbllm  t*,»M.  «fL  dfsntem  mtmmtmrtf 
aufuhwelUn  theü  1,  tu«,  /tr  ge4MBt«abtit  (ttwrfarl)  ikii 
ttVerdinQS  knne  «hnUtlun  ht4«timfn  btltfL 

(•KTCI'KKL,  n,  rerhaUubfUnU»  tm  lOpfela  (t  <.):  in  |». 
tüpfel  le  pointillage  Scnwin  (t7^)  140:  «  ^ntUmf,  fkMag, 
stippling,  ilolring  Ksai«  11902)  MS. 

UETÜl'KtLT,  part,n,4aUs  UietU»  us  tüfW*.  /H 
grtüpITIet  guttotus,  nelatus  MAtLtt  l«|*s  giJlf^, 
d«  pointt  RiBiti5i  390*;  letApfell,  fwtäi  tifuht  lioaca  (iltf) 
170;  es  waren  ibror  ao  viele  |«woat«,  4a«iaM  «IM  aaai». 
lung  in  ein  kabinet  davoa  blit«  machen  kaasM,  mIImi,  mkt, 
weitzgraue,  .  .  bunte,  gotOpfelte,  getlrielMll«,  flmmmii0§tf 
kurz  Schmetterlinge  von  aiien  färbe«  ni  mimh  Wmutt 
{don  Sylvia  I,  3.  cap.  8)  II,  21«.  vff.  (CtSpfdl  vtd  fMpft  C 
unten. 

GETUPKT,  GETUPFT,  partieipiaUs  adjetU»  m  lapto  (a.  A); 
getupfter  brucbstein,  moüon  ^hentM  Scanran  (im)  i«;  |^ 
tupft,  pricked,  tfMed,  pxnktd  Kaiai  (IM»)  MS;  |«ttf>>.  |»> 
tüpfelte,  die  kleinen  tOpfel  oder  flecken  vil 
U  mouehetute  Scawaii  (Uli)  43t;  felupflM 
Karharsch  1409. 

GETOPPKLT,  GETIPPELT,  mUlHd»tl»«k$»m4\ 
nebenform  zu  getüpfelt:  getüppell,  |maf«ffMii,  pmmutikial; 
puiiuUalo  Castelli  (1700)  190;  gelippott  fi4»t.  imtM  tkilm 
sprenklichl.  Kaf  <iiTz  18, 1 ;  getippelt,  gelUpfrll,  tdpfelif,  ptak* 
tiert,  fleckig.  Faisrnaika  1,232;  mit  einer  wri«ira  lefbftlif- 
pelten  piqu6wesle.  ScntOivBACt  onpnaU  [Hrttlau  1^53)  1,  m. 

GETOKMEL,  n.,  prrfrd/juklanli*  im  dOraeln,  lOrmels.  syt 
th.  2, 1733,  vgl  »uch  getrümmel  sp.  VM  und  {«•■MMlif.^ltf..* 
dan  da  sind  {der  ^Ram-bienen')  vil,  di«  b«l  Mckl  all  öiai 
gctürmel  nii(T  .stehn,  die  achwirmen  und  ••aten  j«  eümm 
den  andern  zu.  FiscHAar  bitnenkmb  (1&A6)  240*;  aock  tHvaib« 
ich  es  mitten  vnder  den  feinden,  mitten  vader  de«  f«te4- 
^eeligen  wafTen,  mitten  vnder  dem  gctürmel  vnd 
der  kriegsgurglen,  hei  welchen  weder  maaz  aocb  of4i 
iat;  sondern  alle«  uberzwercb  verirret  und  verwirrrl. 
aosrn  tntomnü  cura  parenlum  neudnuk  s.  12. 

GETORRF.iN,  vtrb.,  wagtn,  amier«,  itt  mvrt  ai««s  im  la- 
s^mmen/iany«  mit  dem  einfachen  turren  Is.  d.,  ff(.  |«4orr«« 
th.  },  sp.  17 13 /f.)  betrachtet  merif.  emet  lAaii  k»t  dit  fNßfket« 
form  die  iUer«  gttehickte,  ind«m  $i«  «lleit  in  <iit  »nkHääimladM 
zeit  xurüdsreidU  und  in  der  goHschen  bibel  ihr«  pnrnfirlea  ßmdit; 
andererseits  litgen  in  den  jimgertn  ferrendungm  des  tinfMktm 
turren  vielfach  die  UltUn  idi«k$»le  des  ttrbumi  Merkawfl  ftr. 
denn  die  ganu  gnpp«  itr  fM  «Mtmi  itaMi  eskfimilfk* 
einst  reichlich  rerieendilnt  eMeiftmyni  rrMl  nvimiit  ea/iafe 
unterer  neuen  sprach«  h«reim  und  ttitit  md  drm  \'..  fakrkmmifH 
bis  auf  mundartliche  rrtU  aus  {vgL  auth  unttm  gelartt,  fttaratii, 
geturstigkeit  u  a).  das  abätrbtn  dmtr  beUwm§tm' Um  ädk 
namentlich  in  denjenigen  ttxlen  rtrftlftn,  dk  fa  iftitnm  ntfa^ 
(ionfn  dtt(/er«n;en  erfahrtn  k»b«n,  oitr  dn,  wie  dte  MM,  ■§•»> 
schitdenen  ttrsionen  etntn  ftUurtn  tttlmum  umf 


in  das  Melun/eniitd  §rmft  dna/tm/i  ttrbwm  «m,  iM  Ar  «i/Up 
reichsU  nebenbnkltr  aaarrci  verln  Mrtfm  adlta^  Ar  •■  aadk- 
haltigstin  su  tttacr  atrMnfaaf  fcfMhiy,  dtKca: 

lüsent  stan  itit  ttrli«     getatvaa  niaaet  um» 
>nnArtn/t  A.  L>«aki 

unt  endarrcD  ander  tüaeal  all  aMUa  ■!■■»  ht 
»in<iiMJIC  iUrm 
mit  dürfen  steht  mnttr  verf,  aataWti  «pra  itr 
dental  aü  medsm  eradMal,  te  in  mtäukm  |it|liirtri.  ImI- 
Uchen  und  f«rmMm  mtfnähtkmft  mU  piailiiilyitiai  «t« 
tt  mit  dttttm  itu  mnkttt  im  «■■iirili  to  **if  l«^  ■■' 
plmral  itt  «aacMaearfM  yriam«.*  tatt,  <ar.  Mrfn  (iariiaK 
durrwi.  aec»  arter  liifia  ikk  üt  fimtm  im 
ptMUrtkm»:  inttU, darHaw  Mt  iiiMil  l  t  IIiHiIk 
nkiit  Aahelf  y artt  *n*«a  Aae  frnmn  §mm  <■  1 
idkia  Immn^  ü»  «ktrieuittktm  faifca  eer 
irapWtdk,  m  f«r  «0«»  m  itm  Jbmkt^rm  itr  Amfdmtm 
in  B.  Znt :  alao  wsa  der  Siraat«  selb  driU  aa4  «■  ft»- 
wichl  ge(or»l«o  Ira  bOaeo  willen  aod  ir  potM^  ■■  •••• 
pringen  and  gicDgea 


4591 


GETURREN  I 


GETÜRREN  1 


4592 


sehrifl  B  lorfften  aufweist,  deutsche  städtechroniken  5,  316  u.  a. 
genau  dasi<:lbe  findet  in  den  handschriften  und  drucken  der 
prosabearbeitungen  älterer  dichtungen  und  in  den  Volksbüchern 
statt  vgl.  Tristrant  und  Isalde  bei  Pfaff,  die  Haimonskinder  bei 
Bachmann  u.  a.  neben  dieser  äuszeren  Übereinstimmung  geht  die 
weit  wichtigere  innere  her,  indem  unser  leilnmt  in  beslimmten 
Verwendungen  dieselbe  bedeutung  gewinnt,  die  sich  an  dürfen 
in  der  mittelhochdeutschen  zeit  entwickelte,  aus  diesem  gründe 
greift  vor  allem  in  der  bibelübersetzung  (vijl.  sp.  4593  ff.)  das  nahe 
liegende  dürfen  in  die  stellen  ein,  in  denen  LuTHtR  noch  «n- 
bedenklich  das  veraltende  tiiiren  gebraucht  hatte  (vgl.  oben  th.  2, 
sp.  1744).  die  Umwandlung  wird  mit  solcher  consequenz  durch- 
geführt, dasz  auch  die  stellen,  in  denen  turren  ganz  abweichende 
bedeutung  entfaltet,  ergriffen  werden,  so  dasz  der  sinn  völlig  ent- 
stellt wird,  vgl.  sp,  4693. 

I.  erstes  auftreten,  Verbreitung  und  absterben,  formen. 

l)  a)  wie  erwähnt,  gehört  die  präßgierte  form  schon  zu  den 
lieblingsverwendungen  der  gotischen  bibel  {über  die  anderen  ger- 
manischen verwandten  und  über  die  begriffsbeslimmung  des  wortes 
vgl.  Ih.  2,  sp.  ilii):  gadars  hvas  izvaia,  vij)ra  an|)urana  slaiia 
habands,  stojan  fram  invandaim  jah  ni  fram  veibaira.  Ulfii-as 
1.  Corinth.  ü,  1 ;  tar  eur  kainer  babenl  ain  gescbeft  wider  den 
andern  ze  werden  geiirtailt  bei  den  ungengen  und,  iiit  bei 
den  heiligen,  codex  Teplensis;  gelar  Augsburger  bibel  von  14S7 
vgl.  sp.  4593;  erkübnt  sich  jemand  unter  euch.  Beitz;  e 
in  izai  gadaursjau,  sve  skuljau  rodjan.  ülmlas  £'pAes.  6, 20; 
daz  ich  lurre  gercilen,  als  es  mir  gezimt.  cod.  Teplensis;  auff 
das  ich  darinnen  freidig  bandeln  möge  und  reden  wie  sicbs 
gebürt.  Luther,  ähnlich  noch  häufig  bei  Ui.filas.  vgl.  auch  sp.  4593. 

b)  in  der  althochdeutschen  periode,  für  die,  wie  oben  hervor- 
gehoben worden,  die  präfigierlen  formen  ohne  concurrenz  stehen, 
flieszen  die  belege  überaus  reichlich,  der  gebrauch  des  Wortes  ist 
bis  in  bestimmte  einzelheiten  ausgebildet. 

a)  audet,  catar.  Hrobanisch-Keronische  sippe  der  glossen 
Steinmeykr-Sievers  1,  24.  25.  ebenso  in  den  glossen  zu  Veryils 
Aeneis  8,  364  {aude  hospes,  contemnere  opes;  wag'  o  gast  zu 
verachten  das  gut.  Voss)  glturris  Stbinmeyeii-Sievkrs2, 602  u.a. 

ß)  in  der  litteratur  dieser  epoche,  in  der  unser  verbum  stets 
in  der  rolk  eines  hilfsverbums  erscheint,  stehen  sich  schon  die 
beiden  hauptverwendungen  gegenüber,  die  beim  gebrauch  des  Wortes 
auseinander  zu  halten  sind,  die  positive  Verwendung  und  die 
Verbindung  mit  negierten  bestimmungen. 

l))  o))  er  thu  iiia  mi  giwisaii  roohtis, 

frö  min,  ef  ik  tbik  frngon  gidorsii,  ef  thu  inn  hier  an 

theson  Tclise  ginämis, 
wisi  ina  mi  mid  worden  thinon.  Ilcliandb92'i  Iteliayhel; 

gidar  ih  löbon  in  an  fram;      er  was  sülih,  so  ez  gizäm 
er  was  in  sitin  fruater     joh  beilig  inti  güater. 

Otfrid  1,  8,  9.  ebenso  3,  7,  25; 
oba  ili  irbalden  es  gidär,      ni  scal  ib  firläzan  iz  oub  äl, 
nub  ih  io  bi  iwib  gerno      ginada  sina  fergo. 

Otfrid  an  bischof  Salomo  33. 

b))  daz  leidet  mih.  daz  ih  dir  änasehentemn  sus  ketörsta 
gelüon.  NoTKRR  zu  psalm  50,J6.  Haltenier  2,  17s',  ebenso  438';  daz 
sie  näh  dincmo  geböte  mulua  caritate  sibi  invicem  cohäreant .  . 
unte  sie  dine  passionem  wole  geturren  bilidan  mit  effusione 
sui  sanguinis  Wii.liram  paraphrase  des  hohen  liedes  132,  12 
Seem  aller. 

2))  ni  was  iro  so  sikur  enig, 

tbat  he  bi  tbemu  worde  tbcniu  wiCe  gedorsti 
Sien  an  werpen.    HelianU  3876  licltagliel; 
antsuok  tbero  manno  gebuilic, 
wurdun  alle  an  forbiun,  Trägon  ne  gidorstun, 
ei'  tban  thö  geböknide,  barwiritig  gumo 
Simon  Petrus— ne  gidorsie  il  selbo  sprekan- 
te  Jolianne  tbemu  gödon  :  he  was  tbemu  godes  barne 
an  thcm  dagun  tbcgno  lioliost 
.  .  began  ina  thö  l'rägon.    4596//'.; 
wanta  tbar  saz,  tbageta      Petrus,  so  ib  nu  sngeta; 
oi  gidörster  spreelian  lüto      hcrosto  tbcro  drüto. 
Oifrib  4,  12,34.  ebenso  3,14,46.  dayt.  4,17,30; 

inli  nioman  ni  gidorsla  tbero  sizzentero  fragen  inan :  wer 
liislu?  westun  ihaz  iz  trohtin  was.  et  nemo  audebat  discum- 
bentium  interrogare.  Tatian  237,4;  und  niniant  totste  en  vregin. 
Beheims  evangelienbuch  Joh.  21,  12.  ebenso  codex  Teplensis,  Augs- 
burger bibel  von  1487  und  Eck  ;  niemand  aber  unter  den  Jüngern 
thurste  jn  fragen,  wer  bistu?  Luther;  niemand  aber  ur.nder 
den  Jüngern  dorfft  jn  fragen.  Diütenberger  ;  durfte  in  den 
heutigen  bibelausgaben,  —  kdoie  ncgetiirren  ftf  erburren  iro  houbet. 
crbn'itle  f(Sne  minßn  freison.  jacere  bonos  prostratos  tcrrore. 
IVotker  Boeth.  Hattemtr  3, 36'. 


y)  an  die  eben  gekennzeichneten  hauptverwendungen  knüpft  die 
bedeutungsentwicklung  in  der  weise  an,  dasz  die  volle  grund- 
bedeutung  in  einzelnen  formen  derselben  mehr  festgehalten  wird, 
in  anderen  sich  rascher  verflüchtigt,  die  ältere  periode  zeigt  von 
dieser  bewegung  erst  ansalze,  der  Heliand  z.  b.  liebt  gerade  die 
negativen  Verbindungen,  die  später  in  der  verblassung  der  grund- 
bedeutnng  bis  zur  rein  foimelhaflen  Verwendung  fortschreiten, 
und  er  legt  in  diesen  noch  die  ganze  sinnliche  frische  der  ur- 
sprünglichen bedeutung  blosz: 

Judas  .  .  that  silubar  warp 

an  tbena  alah  innan  —  ne  gidorste  it  egan  leng  — 
för  imu  thö  so  an  Torhlun.    5lü2  Beliugliel; 
nl  wolda  im  opaiilico  allon  cüdian 
.Tudeo  liudeon,  tbat  liie  was  god  seltio; 

bwand  wissin  sia   tbat  te  wäron,   tbat  iiie  sulica  giwald  batidi 
otiar  theson  middilgard,  tbann  wurdi  im  iro  mucdsetio 
giblödit  an  Iro  brioston;  tbann  ne  gidorstin  sia  tbatbarn  gode^ 
bandon  antbrinan,    5398. 

dagegen  macht  sich  die  abschwächung  der  grundbedeutung  hier 
schon  bei  Otfrid  vnd  noch  mehr  bei  ISotrer  geltend: 

sie  sint  filu  redie      sili  Hunton  zirrettine; 

ni  gidtirrun  sies  biginnan  (iliejeintie),      sie  {die  franken)  eigun 
se  ubarwfinnan.    Otfrid  I,  1,76; 
so   chi'int  ward  in  min  resurrectio  (urstendida).  daz  sie  iro 
neheinen    lofigon   getorston    haben.    Notker    au  psalm  3, 8. 
llatlemer  2,  29'. 

S)  eine  andere  erscheinung  dagegen  setzt  noch  früher  ein. 
aus  dem  Zusammenhang  entwickelt  sich  für  unser  verbum  in 
bestimmten  fällen  eine  bedeiilung ,  in  der  es  sich  mit  den 
hilfseerben  berührt,  im  Vordergrund  steht  hier  die  annäherung  an 
die  gebrauchsformen  von  dürfen,  diese  wird  für  die  positive  Ver- 
wendung unseres  verbs  durch  die  hypothetische  form  [vgl.  ß),  I)), 
o))J  begünstigt,  noch  näher  liegt  sie  bei  der  Verbindung  mit 
negierten  bestimmungen,  wenn  sich  dem  wagemute  des  handeln- 
den subjectes  gesetzliche  bestimmungen  oder  der  wille  eines  fremden 
subjecles  in  den  weg  stellen,  hierher  gehört  schon  ein  beispicl 
aus  dem  Heliand,  indem  als  Variante  das  hilfsverb  niuszin  steht, 
dem  für  die  ältere  zeit  die  bedeulungen  zukommen,  die  wir  lieute 
mit  dürfen  verbinden: 

sie  ni  niabtun  an  tbemu  dage  linden 
s6  wred  gewitscepi,  tbat  sie  imu  witi  betbiu 
adelien  gidorstin  eftha  död  frumraien,  Heliand  5069  Bchayhel 
(nach  lii'.m  Cottonianus;  varianle  des  Monacensis  mostin); 

der  aimo  chit.  wanda  ih  nieht  ne  habeta  bcdift  slal  ih. 
der  ricbo  roftbot.  unde  ne  wile  daz  is  sär  ieman  geliirre 
gewänen.  Notker  zu  psalm  72  Uatlemer  2,  253';  nieman 
negetär  in  sldhen  unz  ir  ne  weilen,  zu  psalm  81  ebenda  295'. 

c)  in  der  mittelhochdeutschen  zeit  stehen  sich  zum  ersten  male 
die  beiden  formen  giturren  und  das  im  angelsächsischen  und 
friesischen  herrschende  turren  gegenüber,  allerdings  in  der  weise, 
dasz  die  präßgierte  form  anfangs  noch  überwiegt,  vgl.  mhd.  wb. 
3,15*.  Lexer  1,951.  2, 15s6.  bedeulungsdiffenzierungen  lassen 
sich  mit  dem  Wechsel  zwischen  beiden  formen  nicht  verbinden, 
eher  sind  mundartliche  und  stilistische  bcobachtungen  damit  in 
beziehung  zu  setzen,  vor  allem  scheint,  dasz  die  einfache  form 
als  alleinherrschende  nur  bei  späteren  schiiftstellern  zu  beobachten 
ist,  die  der  mundartlichen  sprachfärbung  nahe  stehen  oder  in 
prosa  schreiben,  die  präfigierte  form  als  alleinhenschend  gehört 
den  älteren  dichtem  und  dem  strengeren  Stile  der  poesie  an.  bei 
Walther  haUen  sich  beide  formen  die  wage,  bei  Wolfram  steht 
die  präfigierte  im  Vordergründe,  für  Gottfriku  v.  STRAszBURfi 
erscheint  sie  als  die  herrschende,  bei  Haiitmann  v.  Ave  scheinen 
sich  einzelne  werke  mit  dem  alleinigen  gebrauch  der  einen  oder 
der  anderen  form  gegenüberzustehen;  doch  wäre  es  nur  auf 
grund  eingehender  Untersuchungen  des  handschriftlichen  apparates 
möglich,  hier  entscheidunyen  zu  treffen,  dies  gilt  namentlich  auch 
für  das  Nibelungenlied. 

d)  mit  den  anfangen  der  neuhochdeutschen  periode  ist  der 
hühepuvkl  der  Verbreitung  und  bedeutungsentwicklung  überschritten, 
es  handelt  sich  hier  nur  noch  um  den  letzten  kämpf  mit  den 
neueindringenden  concurrenzformen. 

2)  das  absterben  des  verbums,  die  präfigierte  form  schwindet 
rascher  aus  unserer  spräche,  weil  sie  der  Schriftsprache  solcher 
gegenden  angehört,  die  mit  dem  16.  Jahrhundert  ihren  beherrschen- 
den einflusz  auf  die  gemeine  spräche  verlieren,  das  einfache 
turren,  das  von  den  mitteldeutschen  Schriftstellern  eingebürgert  wird 
und  in  oberdeutschen  denkmälern  die  mundartliche  färbung  der 
spräche  verrät,  hält  sich  länger  und  reicht  in  mundartlichen  resten 
noch  bis  in  die  heutige  zeit,  die  haujilfactoren,  die  den  ganzen 
stamm  mit  seinen  abkitungen  zurücktreten  lieszen,  sind  abgesehen 


4593 


GETÜKREN  I 


GETÜBBeil  I 


4M4 


äaton,  iat*  der  ganu  tHtwieklungsgang  in  itr  dUenm  ptrioät 
schon  vollitändigcn  abschluis  gt(unitn  hat,  du  lynunyma,  du  für 
die  liauptveiwtndungen  btitit  litgtn:  dai  lauUtch  to  nah*  tUlunJt 
dürfen,  uml  für  den  noch  übrtgtn  Iheil  des  bcdtulung$gehalUM 
du*  neu  au/kummende  ticli  getrauen,  tgl.  $p.  ttS'J. 

'<)  Kl  der  btbeläbertttiuny  $(>u-geU  sich  dat  yetagU  dtulluh 
Kteder.  tu  beiiuchl  kommt  hier  das  n<ur  tetlament.  denn  in 
den  luhlreiclien  tUllfn  dti  alten  Itttamenlet,  in  dfuin  Luruk« 
das  verbum  tiirren  verwendet  {vgl,  oben  tkeil  7,  $p.  \:n),  folgt 
die  vurluUieruche  biLel  der  laieinitchen  vorläge  und  führt  mo^en 
für  pume  «in;  duz  keiner  mag  redea  i&  iui.  Kcgk<tet.'«  und 
Kouuicea  l.  Ä'am.  °ii,  il;  dem  iiiemsDd  etwas  sagen  thur.  LuTHm 
und  10  6fl4n.  ßr  das  n«v<  leilument  stehen  sich  nun  sunächst 
die  prdßgierte  form  und  das  einfache  turreu  gegenüber,  das 
Ulslere  herrsdit  illem  vor  in  ÜKakiM»  evanj/elirnbucJi,  im  codex 
Teplensii  und  bei  LuTUhH.  es  überwiegt  in  der  Stiasiburgcr  bibel 
des  KcciitTKiN  und  erscheint  verennrU  in  der  Nürnbeiger  btbel 
d'i  kuHuicKi.  das  volle  geturren  biUel  bn  KuBUHUita  und 
ebenso  noch  in  der  Augsfurger  hibel  vun  I4S7  du-  legel  und  hdll 
sich  am  längsten  in  der  Schweizer  bibeL  die  katholische  btbel  nach 
LuTHitn  bevorsuyt  in  den  ausgaben  Ecks  das  l.ulhersche  lurren, 
wdhreml  sie  in  denjenigen  Diktknikhcciih  dürfen  an  die  stelle  seist, 
dieses  jindet  auch  in  die  protestantische  und  in  die  refurmierte 
bibel  etngang,  bis  Kkitz  {ülfenbaeh  I7u3)  in  solchen  stellen,  in 
denen  der  Widersinn  xu  deutlich  wird,  aicb  erkühnen  einsetit: 
und  ibt^sus  spracb  ziicn:  kiimit  und  inbizzet.  und  niuKinl 
turste  en  vregiii  under  den  sitzenden:  wer  bistCi?  wan  si 
wliiten  duz  tz  der  berre  vnu».  tiiLUHiui  evangflienbueh  Joh.  'it,  12 
(rrseheinunj  Christi  nach  der  aiifeistehung:  nemo  audebal  .  . 
inteirogart);  jab  ainshun  .  .  ni  gadaursta  ine  frjibnan.  Ulfilas; 
und  keiner  der  siezenden  trost  in  fragen,  codex  Tef,lensis; 
und  keiner  der  sitzenden  durst  in  fragen.  Ecgkstey.n  und 
KuHUHCük;  niemund  ;iber  unter  den  Jüngern  thur»te  ja  fragen. 
LuTBKi;  tburste  Eck;  niinuud  aber  unuder  den  jungem 
durlTl  jn  fragen.  DihTOBEactH ;  ebenso  bei  Stade  und  6(t 
fiscATua ,  desgUicJien  in  der  holländischen  übersetiung  fon 
IttSl  (durfde).  eist  iteirz  (Offenbach  17U3)  tetü  dafür  ein: 
aber  keiner  erkühnte  sich,  ihn  zu  cxaiii  nieren.  —  und  vurbaz 
tur.-ttia  >i  en  iiicbtis  nit  geviegin.  tituHiosevangelienb.  Lucio,  W ; 
und  «i  getursten  in  Ton  des  hin  nit  mer  gefr;igeu.  codex  Tepl., 
Kgckstkts  und  Kobuhckh;  und  sie  Ibursten  in  fürder  nichts 
uiehr  folgen.  Luruha ;  thorsten  Kqi  ;  sie  durUten  in  fürter  nichts 
mehr  fragen.  ÜiaTKNBKHUKR.  ebenso  bei  Staük  und  i'iscAToa; 
sie  erkühnten  .sich  nicht  mehr.  KbiTZ;  gelarr  euer  einer 
habend  ein  gescheOt  wider  den  andern  geurleilet  ze  werden 
bei  den  bösen.  KuBuacKa  1.  Cor.  U,  l.  ebenso  die  Augsburger 
bibtl  von  1487;  tar  Egcestetn  und  cod.  Teplemis;  wie  ihar 
jemand  unter  euch,  su  er  einen  hundel  bat  mit  einem  andern, 
haddern  fiir  den  unrechten  und  nicht  für  den  heiligen. 
LuTMER.  ebenso  Eck;  darf  bei  DiKrKNBKRcEa.  Stade,  i'isciiua: 
erkühnet  sich  jemand.  Keiti.  vgl  data  Rum.'o,'  u.a.  in  manchen 
bibelslellen  ist  auch  Luther  sclion  von  der  beihehaltung  des  alten 
veibums  abgestanden;  meist  sind  dies  Verwendungen,  in  denen 
die  grundbedeutunii  besonders  frisch  und  lebendig  lum  ausdrnck 
kam.  daher  Idsit  stell  aus  den  synonymen,  die  LuiUEa  einsetit,  eben 
jene  ursprüngliche  bedeutuiig  erschliessen :  daz  ich  lurre  gereden, 
alz  es  mir  gezimt.  cod.  Teplensis  Ephes.  6,  2u:  auff  das  iih 
daiiniien  freidig  handeln  möge  und  reden,  wie  sichs  gebort. 
Luther;  kühnlicb  handeln  luAge.  UiETE^BkRUEa  und  Eck;  frei 
reden  mOge.  Tiscatur  u.  a.;  Muyses  verbarg  sein  antlutz, 
wann  er  getorsle  nit  sehen  gegen  dem  herreo.  KuauacEH 
3.  Mos.  3,  6;  er  turst  nit  gesechrn  gegen  den  herren.  Ecuk- 
aTETN;  denn  er  furchte  sich  gott  an  zu  scbaHen.  Lumea; 
dürft  nit  ansehen.  Eck;  ob  die  gerechtigkuil  des  ui teils  wirl 
gesuchet,  keiner  getarr  sagen  zeugmsz  für  mich.  KuauacEB 
/iio6  9,  I»;  kainer  larr  Eccebtetn  ;  wil  man  recht,  wer  »il 
mein  zeuge  sein.  Lutheb;  so  darff  nieinands  für  mich  zeug- 
UU.SZ  sagen.  Eck;  wer  darff  vor  mich  zeugnusz  sagen.  Hiktkn- 
laacER. 

ß)  unter  den  Chronisten  fällt  in  der  Augsburger  ehronik  des 
B.  /iNK  {deutsche  städUchron.  i)  der  uuftrhiiltHitmästif  reitkt 
gebrauch  der  prdliyierten  form  geturren  dii^.  dt<  ibiigen  Augs- 
burger  Chronisten  MOiica,  Kia,  SE^DKa,  terwenden  unser  wort 
auch  gelegentlich,  dann  jedoch  gewöhnlich  in  der  pri^xUsen 
foim  Innen,  dasselbe  Idsit  sich  bei  den  Nürnbergens  btiMektem; 
die  mittel-  und  niederieulsehtn  thronikeit  schtinn  wtdtr  i*a  eint 
noch  das  andere  tii  ti«6eii. 

y)  um  die  Wimle  des  ib.  jakrhunäerts  tini  es  torrugend  süd- 


we»tdtutuh$  dtnkmiltt,  i«  itnem  |Maii«B  a«  Mnp«>  M,  m»m 
iteUt  GaiLBa  i.  KBUeasBaac.   mu  itt  Stkmnt,  m  itr  4**  et*. 

f**ke  lurrea  mundttUsek  smA  Ami«  meitttlM,  mU  »mä  «« 
doj  ende  de$  lt.  yiktkundeiU  lUlefH»tk$  M^f«  M/kMN^MS, 
to  aut  N.  ManuKL  (durrcu  vgl.  bei  ^ ktM»).  «•  im  mämtkttA- 
batrischen  yrenu  reieken  im  bmftf^  m»  S.  Ftasc«  mAI  M<f 
lAer  den  anfang  de$  16.  jaMUnimU  Aimm,  «ad  ebemt«  m  ftr 
Nürnberg  nur  aw  U.  Sacm  nf$r$  wmttmiMf  muä$ttmmn.  ifi 
SciiMELLKa  i*,»ta;  im  in  Mmr,  mäMk.  Matf  iM fMWIW aMM 
über  dat  I«.  ;aArA«id«rl  Aimw  Mafia.  irnttHrnkm  ImIwiAI 
ßndet  et  sieh  ntk  Ite»  tgL  SoutWUU  •.«.«.  miHer  im 
spätesten  belege  fkr  grturren  gekirm  $tUk»  m$  in  U»mm—. 
ktndern.  turren  erseketmt  ■•cA  lai  n.  ftktkmmiert  b«t  S.  Dtm.  ayL 
oben  Ihetl  7,  1744. 

d)  die  wirterbüeher  nehwun  mtsr  MTiiaadl  btamtmu  Ma  «Man« 
formen,  die  vocjbular»  9er:tiekntn  IMttImeim  iwnm  afL  Dm9M> 
BAcii-Wtu  KkR  Vsl.  in  uberdnlttlun  jittrtJwwrfJMaw  im  lkji>r- 
hunderlt  findet  tick  «inaial  aiiiraiw,  vir  fßUtmi» 
BACH  nov,  gloit.  41.  ebento  tttkt  m  in  tinmkmpr 
von  i&iti:  audei»  gedoren.  Iliiranaaca  M*.  #ia 
ifuynii  liegt  verborgen  in  Mrwraduiifr»  »m  dOrf«*  aar; 
ich  bin  kühn,  ich  darffa  underalebeo.  Daairotioa  C  t.  aft.  i 
aud«r«  dOrffeo  Aei  Kaiaioa  (I7i«)  M.  ifiUr  tU  et  i»e 
in  ältere  tchri/ten,  die  namentlith  in  arrAiadnnf  nitf  itr  knmt- 
ntj  mundattlicher  nebenfoiwun  die  wdrterbuekttMreibrT  rnil, 
dat  räthtel  zu  lösen,  dat  tick  im  gtbrauck  ron  dOrfea  tfarkaaM: 
he  dOrsl  dal  mcb  dehn ,  er  darf  das  mtkt  tku*.  dsktr  ia» 
hüchdeut'Cbe  Ibürsliglich  aiidartfr  {geutsu  31,  r>)  tvti  4tnrig 
sein,  dütatig  liandeln,  audenter  agert  (7.  Cor.  la,  i.  L).  drr 
sälige  Lutberus  braucht  in  seinen  scbnfleo  gar  oft  tlur  Itr 
darf,  thursl  oder  durst  für  trotz  und  frevel  {Je—*,%H:  ai« 
thüren  aicb  nicht  fürchten),  und  eben  dieses  ihar,  oad  Rsaar 
dören  i«t  das  griechiacbe  ^u^piif.  RicaBi  khtLHamhUfrwmt». 
SM  difMn  parallelen  fügt  Adblc5C,  der  (1,  Itso)  nur  im  fmm 
dürfen  aneikennl,  dat  althoeinleuttcke  gilarran,  des  A*  MM 
ÜTraiD  und  aus  UTTuKARt  rnmcAroniA  V'rtrtut  uf.  der  ftkktl» 
SciiEBZ,  der  in  den  schitften  des  l  j.  und  16.  jdtrkundfitt  AMMadnl 
ist,  stellt,  namentltch  fassend  auf  der  tertttmlkhl  mal  Gauaa 
T.  KEisERbBEBC  die  nebenfoimen  dneratM  (Oo)  «ad  diUrr« 
(Ut)  auf,  für  die  er  bereits  die  paralleUm  tut  4*%  tkrifet  firm»' 
nischen  ipradien  beibringt.  9<jl.  dazu  gctorrca,  sscA  getnmtn, 
dürfen  bei  Wauraf  altdeult€k.,itpUm«t.  wb.  {IVT)  tU  tubem 
Gaians  yrammafiA  sind  et  in  mtutrem  jakrkuniett  aar  »thrm 
die  mundartliehen  wörterbücker,  Ate  dem  tatkeeth^tt  mnUr  g*' 
klärt  haben,  düren,  dOren,  daran,  dur^rn,  ticA  rrAnAn^n.  Sfaiata 
(ISü«)  l,iW;  woltscb  Oppis:  so  dlrat  üppis,  rWi«!  d«  Hms, 
so  musU  du  auch  etwas  wagen,  ebeniort;  ich  darf  oi<bt,  d.  A. 
ich  bin  nicht  so  kühn.  Toataa  14«  (darf  ist  kttr  nmr  tk 
schriftform  für  das  mundartlkk*  tar  «taffsrlal).  mttten  MfM* 
aut  Khwabiscken,  itterreiektstkn^  sWA—AArfiiaAra  nmi  aiiJM- 
scAen  idii>(ii«ri  ttnd  oAen  Ikeü  1,  tf.  1*13  da^raKrAI;  i  tflr  aH, 
noit   mi  i  ptrmeuo,   a«a    bij   (ama  «  caala  Scaaauu  «mbAt. 

wb.  140.  , 

3)  die  formen. 

a)  die  lautgestalt. 

a)  der  anlauUnde  denUL  im  mtisu  entkhml,  wm  im  M*a« 
hei  OTraiD  tat  gegens^z  im  anderen  ^«rUra  «laad,  aiuk  ^Mr 
namentlich  la  elsätsisckem  deitkmiUtn,  m  kri  ■•«MWVtS. 
r<lA<rad  r.iosBNEB  dM.raau  r^meki;  ietSgIntkn  tm in  iUofn 
Gregors.  ftrnntfU  fmiH  ue  nA  8mA  An  GcuBB  t.  KBiBta»- 
BBac,  r;(.  «Am  sp.  tMt.  dir  »ffirf  ermkent  bei  GanM»,  tn 
LuTNBBS  btbeUfrucken,  AhS.  FaA%a  B*d  H.  Sacs«:  im  i 
den  ckroniken  basristkn  «ad  frinkmham  anprvafs,  lai  i 
V.  KBUEaaaiRC  uad  A<t  Cioseab». 

ß)  der  slamm9oc*L  der  «Alaai  grUr,  |«tarrre,  frlofBl«  wiri 
durch  autglekkmnfibetlrthtmgn  imttbkrmi,  dm  hH  i<m  ••(- 
falUnden  Aa«  timn  fNltnilt9frimmM  wkÜ  Vkmtmti 
kött  'luck  d*t  tiairiifn  itt  iiws  ca»/aa<la  piarafc  i 
den  umVsutn  in  i*n  ftuKtl  in  imiimim:  ni  ft 
recht  braucban  An  Gbilbb.  AAbIm-A  A«i  lftaica«ofT»: 
rrrAiAdrI  sicA  tmiftek  rta  ühnpttfr*  in  iem  frH. 
focals  in  in  plmrtl  in  frAtraj  .•  die  gfldnaa  Sit  wyUr  ipKkaa 
i.*i  Call  ■■.    etttntm  im  in  laiailir .-  ndart«  aatfm  sai  Dtessa* 


l>ri  Gbilbb.    ebnta  in  in  imflatln:  gvdaft« 
BAca  60*.      rrTna:ra    inngt    auek    ik 
itt  präL  la  ia  frimt:  dArsUa,  liraAra. 

v)  dm  meUttknk  itr  Ujmi»,  im  Im 
arira   awaaif^ai*  Aclr«f  M  (rfL  Ricni   «.  a.  •.    SfL 
MBitBBK  ssiylaf»  aa«.  S,  i:,  9)  /•*»«  a«/  ao^iAifcaf  md  *• 


4595 


GETURREN  II 


GETURREN  II 


4596 


verbum  sich.getrösten,  das  ja  in  der  hedeulung  verlrauen,  koff- 
nung,  Sicherheit  gewinnen  (v^I.  oben  sp.  4059)  sich  nahe  mit 
unserem  verbum  berührt:  getrost  er  mit  seinem  rechten  dafür 
kommen,  das  sol  er  genieszen.  Lori  bergt.  Scbmeller  1^,677. 

b)  der  gebrauch  der  verbalformen. 

a)  die  wenigst  verwendeten  formen  sind  die  der  2.  person : 
das  du  niemun  gesagen  .  .  getarst.  G.  v.  Keisersberg  chrisll. 
bilger  59';  geturt  ir.  B.  Zink  deutsche  städtechronilien  5,412. 
der  imperativ  kommt  überhaupt  nicht  vor. 

ß)  die  erste  person  erscheint  im  Singular  gerne  in  der  formel- 
haften Verwendung,  die  an  die  positive  gebrauchsform  anknüpft 
{s.  unten). 

y)  der  hauptantheil  der  belege  fällt  auf  die  dritte  person, 
und  zwar  entsprechend  dem  Stoffgebiet  der  erzählungslitteratur, 
das  uns  die  meisten  beispiele  bewahrt  hat,  vorwiegend  im  Prä- 
teritum,    die  geistliche  litteratur  bietet  mehr  beispiele  für  getan. 

S)  participia  sind  von  unserem  verbum  nicht  belegt,  wenigstens 
kommen  sie  nur  in  der  dem  hVfseerb  eigenen  assimilation  an 
den  inßnitiv  vor:  er  hat  auch  in  nit  türen  ansehen.  Tristrant 
und  Isalde  29  Pfaff.  der  inßnitiv  selbst  wurde  ebenfalls  von 
der  hauptverwendung  unseres  verbs  nicht  begünstigt;  er  erscheint 
gelegentlich  substantiviert : 

kröne  ob  allen  fursteii.      mir  lit  hie  tot  gevellet, 
des  menlich  hoch  getursten       sich  zu  ritter  nimmer  mer 
geiellel.   jüngerer  Tilurel  5428  Hahn, 

IL  bediutung  und  gebrauch. 

1)  di*  grundbedeulung,  auf  die  sowol  die  germanischen  als 
die  indogermanischen  parallelen  hinweisen,  ist:  muth  bähen. 
unser  verbum  unterscheidet  sich  jedoch  von  den  verwandten  seiner 
sippe  wie:  g«tniuen,  getrost  u.  a.  dadurch,  dasz  von  vorn- 
herein eint  tielbestimmung  vorliegt,  auf  die  sich  die  grundbe- 
deulung besieht  und  einschränkt,  ganz  ebenso  wie  das  synonyme 
wagen  erseheint  geturren  nur  im  relativen  gebrauche  und  die 
wenigen  älteren  beispiele,  in  denen  dies  scheinbar  nicht  der  fall 
ist,  erklären  sich  aus  ellipse: 

aldi  wart  under  in  beidan 

ein  vil  geiriulichiu  ger: 

sia  sach  dar,  und  er  sacb  her. 

dar  nach  biet  si  schenken  sän: 

getorste  ii,  dar  wasre  verlän. 

ez  müete  »\  delz  niht  beleip, 

wand  ez  die  ritter  ie  vertreip, 

die  gerne  sprächen  widr  diu  wip.    Wolfram  i'arz. 29, 10; 

'waz  vveiilu\  sprach  er,  'liebez  kint, 

von  wannen  dise  noten  sint? 

kanstu  ihles  iht  hier  an?' 

'ja,  schoener  raeister'  sprach  Tristan, 

'ich  haeto  es  hie  vor  meisterschart; 

nu  hat  ez  aber  so  kleine  kraft, 

daz  ich  vor  lu  niht  engelar. 

GoTTFRiiD  Tristan  3537  Beehstein; 
'ich  kusie  iuch,  wxre  ich  kusses  wert', 
'des  het  ich  hiute  sän  gegert', 
sprach  Parzirai  'getorst  ich  s^; 
wand  ich  bin  iwors  enpfähens  vrd.  Wolfram  Par«.  306, 7. 

anderer  art  ist  die  ellipse  eines  verbums  der  bewegung  bei  Orts- 
bestimmungen wie  X.  b. :  nun  stuend  es  also,  bisz  man  gen 
Nördilngen  in  die  mesz  soit  füren,  da  getorsten  die  von 
Augspurg  nit  dahin,  dann  sie  forchten  den  marschaik  und 
die  Onsorgen,  darumb  so  pliben  die  von  Augspurg  ausz  der 
mesz ;  dann  der  Onsorg  wartet  zu  allen  zeiten  auf  der  von 
Augspurg  leib  und  guet.  B.  Zink  d.  slädtechroniken  5,  50.  von 
diesen  fällen  abgesehen  tritt  das  verbum  nur  in  Verbindung  mit 
infinitivis  auf  und  es  ist  natürlich,  dasz  von  der  engeren  oder 
lockereren  art  der  Verbindung  auch  die  Weiterentwicklung  des  verbums 
abhängt,  in  engerem  Zusammenhang  mit  bestimmten  verbis  uird 
das  verb  in  seinem  bedeutungsgehalt  von  dem  des  inßuitivs  be- 
einflustt,  oder  es  verblaszt  die  intensität  der  l)edeutung,  das  verbum 
sinkt  zum  bloszen  hilfsverb  herab,  da  diese  entwicklung  ganz  ver- 
schieden verläuft,  je  nachdem  das  verbum  in  positiver  fassung 
oder  durch  negierende  bestimmungen  beeinfluszt  auftritt,  empßelilt 
es  sich  beide  formen  in    der  darstellung   auseinander  zu  halten. 

2)  dos  verbum  positiv  fiefastt. 

a)  lockere  Verbindung  mit  dem  inßnitiv;  volle  intensität  der 
grundbedeulung. 

n)  es  bekundet  sich  der  physische  muth: 

iuwor  engest  ist  ein  teil  ze  grAz 
dar  umbe  daz  ich  sterben  sei. 
deswär  ir  handslut  ez  niht  woi 
mit  iuwern  grözen  nieisierschart. 
ich  bin  ein  wip  und  hdn  die  kralt: 
(returrent  ich  mich  sntden, 
icb  guiar  ez  woi  erlideu. 

Hahthann  v.AuK  armer  Heinrich  1129; 


ja  ist  der  dinge  vil  geschehen; 
man  hat  des  wunder  gesehen, 
daz  unrehtiu  h&chvart 
mit  kleiner  kraft  genidert  wart: 
daz  möhte  ouch  vil  woi  noch  ergän, 
der  ez  gelörste  besiän. 

Gottfried  Tristan  6224  Bechstetn; 
daz  ich  von  iu  versmähet  ie 
getorste  werden  sunder  not, 
daz  Wirt  bi  namen  iuwer  tot. 

Konrad  v.  Wdrzburg  trojan.  krieg  12063; 
Dacianus  der  vurste 

erschrac,  daz  er  {ilcr  heil.  Georg)  geturste 
tuvele  nennen  sine  gote 
und  also  gar  zu  ges|)Ote 

mit  Worten  hienge  sich  daran,    puss.  260, 10  Köpke; 
den  vursten  was  uumazen  zorn, 
daz  dise  mit  vrier  willekur 
aisus  getorsten  treten  vur 
und  von  eime  gote  sagen, 
sie  wurden  grulich  geslagcn 
mit  knutteln  und  mit  risen.    299,32; 

wan  kaum  sturb  ymant  umb  den  gerechten ;  wan  wer  tar 
villicht  sterben  um  den  guten,  cod.  Teplensis  Römer  5,  7  {vis 
enim  pro  justo  quis  morit:  nam  pro  bono  forsitan  quis  audeat 
morij.  Augsb.  bibel  von  I4S7  getur;  nu  stirbet  kaum  jemand 
umb  des  rechtes  willen,  umb  etwas  gutes  willen  thür^te 
vileicht  jemand  sterben.  Luther;  thörstEcK;  dorffl.  Dieten- 
r.ERGER  und  PiscATOR;  für  einen  gutthätigen  Unterstünde  sich 
vielleicht  noch  jemand  zu  sterben.  Heitz. 

ß)  der  moralische  muth  nimmt  verschiedene  formen  an  und 
unterliegt  verschiedener  beurtheilung.  in  unseren  beispielen  ist 
die  rühmenswerte  seile  desselben  spärlich  bedacht,  um  so  reich- 
licher flieszen  die  belege  für  solche  Wendungen,  in  denen  es  zur 
aufiehnung  gegen  die  geböte  goltes,  menschlicher  sitte  und  ge- 
sellschaftlicher schicklichkeit  sich  umbildet. 
l))  a))     ie  sult  der  rede  .«in  crlän. 

iwer  lebn  ist  nutzer  danne  dez  min, 

und   möht  ez   ein   wäge   siu  (wenn  die  aussichlen  auf 
beiden  seilen  gleich  wären) 

so  torst  ich  iuch  woi  biten: 

ditz  ist  gar  wider  den  siten 

daz  ein  kemphe  dii  man.  Harthamn  v.  Auk  iwf^tn  4325 
{iiiidi  A.  die  übrigen  handsckriflen  liaben  getorste); 

berre  got,  nu  sende, 

ze  schirmen  ir,  din  erbarraecheit 

diu  maniger  sele  ist  bereit  1 

berre,  geturre  des  lernen  geren, 

so  soitu  si  genaden  weren 

daz  si  geniezze  ir  triuwel 

WiRMT  V.  Grafenbkrc  Wigatois  8028. 

andere  beispiele  siehe  unter  den  formelhaften  ausgestaltungen. 

b)  waer  aber  daz  der  herre  den  man  irrete  unde  spraeche, 
er  bete  sin  leben  nicht  gevordert  als  er  ze  rehte  solle, 
getar  der  man  danne  bereden  mit  sinen  zwain  vingern,  daz 
der  berre  ioan  lundes  niht  waere  do  er  ez  vordem  solle, 
oder  er  selbe  inan  lundes  niht  waere.  Augsburger  stadtbuch 
I8h,  26  Meyer;  gitrost  er  mit  seinem  rechten  dafür  kommen, 
das  sol  er  geniezen.  Lobi  bergr.  76.  Schmei.leb  l^,  677. 

2))  in  übler  nebenbedeutung. 

a))  übermuth  gegen  galt  und  göttliche  einrichtungen : 

vil  woi  gelobter  got,  wie  selten  icb  dich  prise! 
Sit  ich  von  dir  beide  wort  hän  unde  wise, 
wie  getar  ich  so  gefrevein  uuder  dime  rise? 

Waltuer  26,5  Lachmann; 
wir  tun  daz  kunt  allir  der  weilte  daz  nieman  so  frevelir 
oder  so  geturstic  si  der  disi  geschrift  unserre  gesezzede 
und  unserre  ordenunge  getürri  zerstorren  oder  getiirre  frevel- 
lieben  widersprechen,  deutsche  Franziscanerregel  des  13.  jahrh. 
IHrlinger  (Germania  18,  194,  7);  daz  dö  iemer  getürrest  leben, 
daz  du  unsen  herren  nennest  in  houbctsQnden  durch  giichsen- 
beit.  vor  der  gllchsenheit  beschirme  alle  die  werlt  der  vater 
unde  der  sun  unde  der  beilige  geist.  Rertiiold  v.  Hegens- 
BURG  1,62  Pfeiffer;  der  mensch  ist  torschtiger  und  köner 
(kühner)  der  da  schlafen  gethar  in  einer  todtsünd,  dann  ainer 
der  da  fechten  tar  mit  siben  die  auf  seinen  tod  geschworen 
haben.   G.  v.  Keisersdkrg  granatapfel  1510  D  1*; 

herr  bciiüet,  herr  behOet,  ist  das  war, 
dass  er  sich  darfür  usgeben  getar 
und  sich  ein  gott  uf  erden  schetzt? 

Niklaus  Manukl  (vom  jiapst  und  seiner  priesler- 
Schaft  1581)  BäclUotd  s.  90. 

b))  weltlicher  übermuth: 

ich  wiste  gerne  ob  ir  der  sit, 

der  durch  mich  getorste  liden  strit. 

daz  verbert,  bedurft  ir  ere. 

Wolfram  Parifv«/ 511,  2. 


4597 


GETURREN  II 


GETUBREN  II 


4ft98 


c))  btiiehung  auf  iitstütchaflliilu  rerpfiiehlungtn ,  auf  iit 
ichicklichkeit  uberhaupt: 

Kl  «iiwait  üle  bot«  «opliangcn      d«liain«t  Turtieu  las. 
getorilo  al  In  titn  kbiaal,      dai  baio  al  Ina  liai. 

Nibelungiin  bUi, 'l  iMcUmunn; 
Utrrt  und  llebar  tctinim  raln 
faiorat  Ichi  vor  »cliaiu  gi-iaj;i), 
min  uiigelOcka  Ich  aoliie  klagn. 

WüLiB»«  t'arih'il  l'i'',  '■. 
min  hell  it  vor  der  ha'chaion  liaat 
le  einer  wArbeit  d«a  min  pTani, 
dai  Ich  diu  buocb  geiiblal  htu, 
dai  mich«  min  vrowa  nibi  woU  arlia. 
diu  rein«,  aOeie  gebdi  ei  mir: 
hl«  mit  bio  Ich  gedUoei  Ir. 
und  geioMl  loh  ata  T«rtlg«n  btn, 
■0  wxr  ei  voo  mir  ungaiio. 

U.  V.  LiiCHTaNtTaiN  fraueniiitntt  IM7  liechtlti», 

«qL  hitrtu  die  formelhn ften  autiitUaltungtn  unten  $p.  46%; 
l'etier  vun  Argon,  uns  nimpt  frcmLiie,  nuchdriii  ir  «uch  geu 
unüern  lierrn  lieii  ralh(;ebeii  .  .  .  uiilnllicli  verliundelt  und 
darüber  mit  frenihden  gericblen  furgeiiunioii  habt,  das  ir 
uns  über  du«  alleü  mit  rruiitlichen  wurlteo  gclurt  schreiben. 
icArci6(n  d*r  tunftmeisUr  ron  Augspuig  (146S)  ä.  tUdltehron, 
6,412. 

J))  allgemrine  anndherung  an  dm  btgriff  dtr  frtchheit,  un- 
vtnehdmtheil : 

>la  das  capitel  ende  nam 

und  dea  ge»precbea  waa  verilgeo, 

do  aacb  baihanaa  dort  llgen 

den  luden  under  einer  liaac, 

wand  in  die  vorcliie  betwnno 

vil  grobelkh,  die  an  Im  wo«. 

do  sprach  der  ubela  Satbanas 

'al  uu  achowet,  w«r  der  «I, 

dar  un«  getar  hie  wonen  bl 

und  in  dem  winkele  dort  lit'.     paus.  286,  76  KSiike. 

b)  abseliwdchuug  der  inUnsildt  der  bedeutung  in  btslitnmlen 
terbin  Junge  II. 

ft)  »CO  der  inßnitiv  eint  handlung  zum  ausdruck  brtngl,  pflegt 
das  vagnis,  das  damit  verknüpft  ist,  stärker  ins  gewicht  xii 
fallen  als  bei  aussagen  und  behanptunyen.  daher  nehmen  verba 
der  mitlheilung  bei  engerer  Verbindung  dem  hauytverb  leicht  die 
voltkiaß  der  grundbedeutung : 

relnei  liene  scefe  du  ireblen  in  mir 

das  Ih  geiure  vone  dir 

aagen  um«  aiogen. 

tohge$anij  auf  den  heil,  neiti  S34  Diemer; 
mein  got,  wus  grosser  sorg  und  rett  ich  in  meinem  hertzen 
verbürgen  trag  umb  disen  iiebeii  und  leiden  man !  wie  getar 
ich  über  aprecben  leiden?  nun  bin  icli  im  doch  so  holde, 
und  hub  in  so  lieb.  Tristrant  und  Isalde  46  Pfaff  {Variante 
dor(Tt>) ;  die  alten  schriben  von  ir  (von  Leuncio)  sie  wSre  so 
hocb  geleret  in  allen  kOnsten,  daz  sie  durch  wipiiche  ge- 
turstikait  oder  villicht  usz  besunderm  basz  truczlich  wider 
den  hOchüten  natürlichen  maister,  zA  den  selben  ziten  leben- 
den Theofrastuni,  straGTberlich  schryben  getorst.  Stbinhöwel 
hoccaceio  de  cl-iris  mulier.  2ü5  Drescher ;  war  ist  der,  der  gethar 
sngen,  die  kinder  Israel  mAgind  dem  kunig  Nebukadnezar 
und  seinem  volk  widerston?  Züridier  bibel  von  I&30  Judith 
b,  25  (qut  filios  Israel  passe  dicut  resistcre;  wer  ist  der  do  spricht. 
KoBORCEi;  wer  ist  dieser  der  solches  sagen  thar.  Lutber; 
wer  ist,  der  darlT  sagen.  Eck  und  Uiktbnbbrcbb).  über  die 
frageform  vgl.  unten  c,  a.  andere  beispiele  sind  in  die  hypo- 
tlietische  form  gekleidet,  mit  der  ein  neuer  faclor  der  bed'  utungs- 
dnderung  einlrüL    vgl  e,  ß  sp.  46n5. 

fi)  eine  abschwächung  der  grundbedeutung  bahnt  sich  auch  in 
der  syndetischen  Verbindung  mit  anderen  pidteritoprdsenlien  an : 

es  läret  diu  gewonheii 

einen  lagelialteii  man 

daz  er  guiar  undu  kau 

bas  vehten  Hanne  ein  kOener  degn 

der  ea  nihi  hat  gepllegn. 

ilARTiANN  T.  Kvm  Imein  70W; 

al  gelorsieu  unde  künden, 

awax  ae  «trit  gehört. 

ÜTTOKAa  reimchronik  2131)3  Sermftlter. 
für  die  positive  fassung  unseres  verhums  ist,  wie  man  sieht,  die 
Verbindung   mit   kOnnen    bevorzugt,      die   besiehungen   stnschen 
beiden  verben  werden  schon  von  der  grundbedeutung  aus  nahe- 
gelegt: die  armen  er  (taut  Silvester)  tu  huse  lut 

und  pilac  Ir  lieblichen, 

doch  armen  unde  riehen 

sageie  er  Immer  goie»  wort, 

ala  vll  er  i;eior$ie  hie  und  dort, 

doch  muslea  heimlich  dicke  »in, 

wand  de.>  un^eloutien  schln 

wa«  do  au  den  vurateii  breit    tum.  63,  Is  hoiiLe, 

IV. 


in  anderen  fiün  ftiMk  M  ««  ftfntm$t  Mrtnlwif  ntu  am» 

voikergtkendtr  enfer  mtia^saf  wd  am»  4»nm  felfndtt  ak- 
sekmdchuxg  ihm  ftdj^mr»  erUitlUk:  in»  «lock  ftUr  Mck 
«idarrareo  p«raoaco  die  eiucr  kiao  üni,  Gauaa  «  KiMt«»> 
BKkC  hell.ldw  d  •'. 

e)  absckwithunf  m  »mM»«««»  gArameiufmmn. 
a)  die  frageform  fitbt  der  vmbait.dtntnnt  fmt  mtmir  mm» 
bettmmie  riehtunf;  lü  tU  wuiet  ttnkktdunf  «ia«  mmmrfk,  »km 
turechtweisung,  und  so  itolfeii  ikk  in  ^  die  «iiHr«  *MpMf 
XU  der  gruppe  der  unter  a,  fl,  3»  (»p,  4«M)  MtndeMtu  mt- 
Wendungen  : 

wl«  gatArti«!  Ir  faacikouwaa 

•  Irli,  den  Ich  werben  sold«, 

ob  iwer  harte  woldo 

mir  diaoau  oieb  mIoM?    Wouiaa  fWrt.  Mt,  lt| 

ala.  du  vleoi  dar  warbalt, 

und  de«  rachion  widaraaii. 

der  umbe  eiaao  kleinen  aekats 

variarbao  «oldea  drk«  man 

wl«  geiarttu  mich  a«bao  >aT 

dar  valacbelie  bi«tu  vol.    intu.  Ik,  48  K»pkti 

wie  getarstu  wider  Christum  also  redco.  »rletbuek  ta  Nim; 
er  jaget  die  boeseo  getvaltiglicb  too  ir  uon  «pracli  tu  ii: 
wie  geduiret  ir  mein  dieoerio  alao  vibal  und  ml  frtfel  ••- 
greiffen.  pauional,  vgl.  Scaiaz  491;  wi«  getar  da  bin  kuBM 
ain  armes  kuchenbueblio,  da  bi«  vor  «taod  dt»  eogliack«« 
kOr?  wie  gethar  da  reden  ein  verworfen«  wOmlin,  da  aller 
bimliscber  hoff  sweigeo  muss.  iUiüBici  t.  PCOsBu^caa  knef» 
an  M.  Ebner  ^n  Strauch;  Tarquini,  was  dlogs  ut  das?  ait 
wa«  gedurstlikait  gelarat  du,  di«  wil  ich  l«bc,  die  vtUar 
berQffea  oder  minem  kanglichao  BtAI  beaicxeo.  SraiaiOwtL 
Bouaccio  de  claris  mulur^us  I6tt  Drtstker;  sprach  er  zu  dca 
schauff:  wie  getarstu  lOgoeo,  da«  du  «opfangco  kaaC 
Esupus  64. 

ß)  die  hypothetitekt  form  and»r»ruiU  fükrt  ftnittm  aar 
formelhaften  erstarrung ;  in  tkr  sinkt  da»  nethum  saai  etnftektm 
umschretbenden  hülfsverb  herab. 

1))  nach  der  sette  der  bedeutung  enlifrinftn  /ir  di» 
form  hur  die  berührungen  mit  dUrfen: 

ich  frowe  iuch,  ir  beswasrai  mich: 
de«  achamt  Iuch,  ob  icbt  reden  getar, 
lit  luwer  Wort  niht  valtcben  «icb, 
und  werdet  guoi:  «ö  babi  Ir  war. 

WiLTMaa  «3.  n 
'nu  frouw«,  wa«  Ut  iuwar  oH 
und  iuwar  kitgelicbes  klagen?' 
'ei,  irOi.  getar  icb  dlr's  gsaageor 
'ja,  llebiu  frouwe,  apr«cb«i  au  '.' 

(jonraiBB  v.  StaaUBaa«  Trietmm  ItM; 

lieber  herr,  getOrst  ich  mit  euch  reden  ood  «Olt  ir  Btd 
uit  vermeren,  ich  wult  euch  sagen,  daa  «ach  in  frxi— 
nutz  und  fromen  gewandt  wurd.  B.  Zias  d.  äidti»k»m,  h,  S9 
(varuint«  torfft  icb);  hubescb«  getorst  icb  iicb  e«  aageo,  ick 
seile  es  uch,  sprach  TriaUo.  «yLäciiaBi  US;  AA«r  dt»  Ver- 
bindung mit  terbu  duendi  rgk  »ken,  tp.  U/Iflm 

2))  ein«  andere  art  dieser  kypotheltstkm 
der  rechtssprache:  daruff  sprechen  und  antachitJMl  «k,  frtMT« 
der  egeoant  Johann  erwisao,  als  reciu  ist,  das  tr 
len  Friderich  und  Cuntiman  und  ir  belfere 
noch  mit  wissen  geheimet  bab«  . .  ao  «ulk  «r  4m  iaaff«dM 
ledig  sin  nach  dem  urbabc.  retklufimtk  kMf  Bnftwäi»  {mH 
GuuKH  codex  dsplomoL  4,14;  «o  aoU  io  4ar  pfeat«  äniwmk 
mit  recht  aulaiigeu  ao  d«a  «ood«  ood  «ur 
statt  Amtierg  oder  Sulzbacb,  do  tr  daaa  i 
schworen  oder  versprochen  haU  getroat  daaa  ( 
maiater  mit  seinem  rechten  dafür  Lünen, 
gafarlicb  gekanndalt  bell,  ood  nit  aetaMi  «Uka,  i 
und  gunst  gescbebeu  were,  deas  «oh  «r  ganiiaaaa.  km 
finigung  der  stddt»  Ssä^atk  und  Amkerf  14*4,  Loai  n. 

i)  m  dieser  f»rm»lk»ßen  uwstekretkmn§  4«yi  Gaisa 
4,  171)  wird  das  verkum  t«  der  aiifliHM*<ialirtia  dn*liia|  ■ 
den  dienU  der  pottsstken  stilfarm  fmtitH  «  M/1  dim  rrm- 
ufuf  dadurtk  *M*,  doaa  es  ia^Mli«|f«i awa  umtpktät: 

Ir  «oh  mMk  habaa  kaak— . 
swi«  leb  gaiAnu  kraabui 

lw«r  wit  ood  iwer  fnor. 

OrrotaB  rttmekrem.  IM  SM«BiM«rf 

Tll  ftb«llich  las  48«  *arvle 
As  IMhotolaai  *w  tuen», 
das  «r  ia  der  gatarsi« 
I«  g«t«r«w  gaw«««a.    tHL 

S)  dM  «rrhiai  ta  ««iliafcaj  ai«  n4§krtnd«n  htämmmnpn 
umfasU  weiUtn»  dk  frtarr*  fnrpp«  d«r  vatwendumpen.    nm  Okm 

2S9 


4599 


GETURREN  11 


GETURREN  II 


4600 


ist  für  die  grundbedeutung  eine  viel  ausgedehntere  manigfaltig- 
keit  in  der  ausgestaltung  %u  belegen. 

a)  die  grundbedeutung  ist  in  voller  kraft  und  bringt  die  be- 
ziehung  auf  den  physischen  mut  zum  ausdruck ;  zwei  richtungen 
stehen  sieh  hier  gegenüber,  einerseits  wird  in  der  Verneinung 
des  wagemuthes  nur  objectiv  die  richtige  abschätzung  der  kräfle 
oder  die  einsieht  in  die  Verhältnisse  gekennzeichnet ;  andererseits 
wird  sie  als  mangel  aufgefaszt  und  mit  dem  makel  der  furcht 
belegt. 

a)   l))      der  künec  Artus  wil 

zein  brunnen  komen  mit  her. 

enist  dan  niemaa  der  in  wer, 

80  ist  iuwer  ere  verlorn. 

habt  ab  ir  ze  wer  erkorn 

von  iwern  gesinde  deheinen  man, 

da  Sit  ir  betrogen  an : 

und  wäire  ir  aller  vrümekheit 

an  einen  man  geleit, 

dazn  yfxr  noch  nicht  ein  vrum  man. 

swelher  sich  daz  nimet  an 

daz  er  der  beste  si  von  in, 

dem  tar  niemer  da  hin 

dem  brunnen  komen  ze  wer. 

Habtmann  V.  Aue  Iwein  1852  nach  A;  die  meisten 
kandschriften  haben  ne  getar; 

wan  der  wider  schoene, 

den  ich  mit  lobe  crcene, 

wart  vor  leide  also  genert, 

daz  nieman  zuo  im  in  den  wert 

getorste  ül'  sinen  schaden  komen. 

KoNRAO  V.  Wdrzburg  troj,  krieg  6793. 

2))  wand  die  armen  Christen 

musten  sich  dicke  vristen 
und  verslelen  von  den  wegen; 
des  getorsten  sie  nicht  pllegen 
des  munsiers  als  si  woluen.    pass.  70,70  Köpke; 
gib  uns  dinen  gewalt 
zu  helle,  daz  uns  nieman 
geturre  wider  sin  daran.    149,  S6; 

do  sattent  sich  die  Engelschen  zu  gewer,  also  sQ  wo! 
vehten  kundent  zä  rosze  und  ze  fusse,  und  erslögent  der 
geburen  uf  3 ''2  hundert  zu  lode  und  vingent  ir  etwie  vil. 
es  geturste  ouch  nieman  gewandeln  in  dem  lande  one  Ir  ge- 
leite oder  Wortzeichen.  Königsiiofbn  d.  «<(id/«c/tron.  9,'816;  ez 
ensi  danne  als  verre,  daz  er  an  einer  stat  gesaezzen  si,  da 
cbein  waibel  hin  geturre  gan,  so  sol  man  im  am  gerichte 
furgebieten,  daz  ist  reht.  Augsburger  stadlbuch  84, 1.  Meyer. 

3))  ganz  besonders  gehören  hierher  masznahmen  militärischer 
art,  bei  denen  die  abschätzung  der  kräfte  den  ausschlug  giebt: 
do  daz  der  hertzoge  vernam,  do  zöget  er  gedursteclicb  gegen 
ime.  do  kunig  Adolf  vernam  die  mäht  die  der  hertzoge 
bette,  do  getorst  er  nüt  zu  velde  bliben  und  für  in  die  slat 
zii  Ulmen.  Closener  d.  städtechron.  S,b9i  darzu  sint  wir  von 
in  umbsetzet  und  belegen,  das  wir  die  porten  nüt  getürent 
uftun.  8,297;  also  gewan  der  künig  von  Frangrich  me  volkes 
denne  der  künig  von  Engenlant  bette,  und  gedurste  doch 
nüt  US  Farys  kumen,  Königsuofen  d.  städlechron.  8,474;  sus 
koment  wol  vier  tusent  man  in  die  stat,  die  vor  nüt  ge- 
turstent  darin  kumen.  326;  aber  sie  getorsten  für  die  stat 
nit  kommen  vor  dem  marggraGTen,  der  hett  als  man  sugt 
bei  4000  mannen.  B.  Zink  d.  städlechron.  5,  192.  in  diesen  Ver- 
bindungen berührt  sich  geluireü  vielfach  mit  mögen  und  können; 
noch  deullichei-  tritt  diesz  hervor  in:  die  stett  lagen  vor  ainem 
scblosz,  das  allerpest  in  Scbwabenland ,  das  ist  genannt 
Hohenzor,  darvor  lagen  sie  lenger  dann  jar  und  tag  mit  ge- 
walt, sie  getorst  niemant  von  dünnen  treiben ;  wie  oft  man 
in  draut  und  in  grosze  warnung  kam,  man  wolt  sie  dannen 
schlahen,  sie  ketten  sich  daran  nit,  bisz  sie  das  sciilosz  ge- 
wunnen.  B.Zink  d.  städlechron.  5,  230.  zu  dieser  berührung 
mit  können  vgl.  sp.  4ö<j7  und  4602. 

4))  und  warn  wol  gewappent  und  stalten  sich  gar  wer- 
licb,  darumb  getorst  sie  niemant  angriffen.  2.  Augsb.  chron. 
d.  städlechron.  4,30,  {Variante  dorffte);  dar  inne  warent  der 
herzog  von  Oesterich,  der  von  Wirtenberg  und  vil  ander 
herren  .  .  getorst  sie  niemand  angriffen.  Berner  chron.  185; 
nun  merk  ich  bei  dem  beispil  der  reichs  stett  leben,  das 
sie  ietz  in  dieser  gegenwUriigen  zeit  band:  sie  waren  ge- 
waltig, mechtig,  fraisani  und  wolgemuet  dieweil  sie  bei  ain- 
ander  treulich  in  rechter  freuntschaft  waren  und  sich  vestig- 
lich  verpunden  betten,  ainander  bei  recht  zu  beheben  und 
des  rechten  (zu)  helfen  . .  da  was  kain  lierr  su  mechtig  noch 
so  tüj'stig,  der  sie  unpillich  und  zu  unrecht  getorst  angreifen, 
dann  sie  betten  iins  nit  vertragen,  ß.  Zink  d.  stddtechroniken 
6,230;  nach  den  achtagen  reilt  der  künig  wider  gen  Burdias 


vast  frölich  von  wegen  der  ee,  dann  er  gedacht,  Rengnold 
(sein  neuer  schuiager)  wurde  im  behulffen  sin.  das  beschach; 
dann  sit  der  verroeblung  was  kein  ritter  in  Gastgunnia,  der 
das  kinni  getorst  uff  heben.  Haimonskinder  73  Bachmann. 

5))  vnd  also  gedorst  der  alt  veint  nit  mer  in  seinen  ge- 
dancke  herschen  als  ob  im  der  schlag  des  straicbes  selbs 
worden  wäre,  dialog.  Gregorii  2  cap.  4;  wann  du  hörst 
disz  tüffelsch  vertlucht  hülen,  daz  dir  der  tüffel  in  git  solche 
unseglicbe  gedenck  .  .  erzeig  dich  in  frölicher  hoffnung  in 
got  dem  herren  gegen  im,  wenn  er  daz  sieht,  so  Hübet  er, 
und  getar  dir  nit  genohen.  Geileb  v.  Keiseksberc  chrtstl. 
bilger  26*. 

ß)  es  wird  die  beschuldigung  der  furcht  erhoben: 
1))  für  getorste  nit  der  bibel  von  1483  in  2.  Afos.  3,  6  hat 
LüTHEB  furcht  sich;  ähnlich  wird  auch  sonst  dieses  wort  mit 
gebrauchsformen  unseres  verbums  in  Verbindung  gesetzt:  wer 
auch  mit  seinen  übergenossen  icht  ze  schaffen  het,  den  er 
vor  forchten  nit  gethar  beklagen,  bair.  landrecht  von  1588 
SciiMEtLER  1^,620;  der  knecht  thet  es  von  stund  an,  wann 
er  getorst  es  nüt  underwege  lassen  usz  forcht.  Haimonskinder 
244  Bachmann;  ich  gedar  meinem  herren  die  brot  nit  bringen, 
lauff  bald  heim  und  Wechsel  mir  die,  ich  wil  dein  hie 
warten.  Pauli  schimpf  und  ernst  359  Österley; 

drei  sind,  die  allzeit  förcbten  sich: 
bei  liechtem  tag  die  Uedermausz  .  . 
in  Caspia  ein  vogel,  glaub! 
deckt  nachts  ein  fusz  über  sein  haubt, 
förcht,  der  himel  lall  auir  ihn  gar. 
das  drilt  die  kröt,  die  selb  gethar 
desz  erdrichs  nicht  gnug  essen  ir, 
sorgt,  dasz  ir  das  zerrinne  schir. 

H.Sachs  (könig  Sedras  6)  16,181  Keller-Götze. 

die  stelle  ist  schon  in  ähnlicher  form  im  Renner  4861  gegeben 
und  kehrt  in  anderen  fassungen  bei  späteren  Schriftstellern  wieder, 
vgl.  th.  5,2416. 

2))  und  die  ez  nicht  geturren  gereden,  die  schiibeot  brlefe 
oder  beizent  si  ander  Hute  scbriben,  und  selzent  die  selben 
mit  namen  dar  an,  und  werfent  sie  an  die  strazen,  daz  si 
die  Hute  uf  heben  und  si  lesen :  daz  ist  ein  mort,  und  were 
ein  tot  noch  wirser  danne  der  ander,  man  sol  im  in  tun. 
Schwabenspiegel  cap.  iS,  9  Gengier;  also  was  der  Strausz  selb 
dritt  und  die  pöswicht  getorsten  im  bösen  willen  und  ir 
poshait  nit  volpringen  und  giengen  ausz;  damit  was  der 
frum  man  genesen  und  wol  behüet.  B.Zink  d.  städlechron. 
51,316;  antwürt  im  der  hund:  das  konipt  dar  von,  das  ich 
hüter  des  buses  bin,  wider  die  dieb  und  uiürder,  deren 
getaur  kainer  ainen  tritt  dem  hus  gen;ehen.  Stkinhöwel  Äsop 
162  Österley. 

3))  die  uligen  geturren  zu  dem  wallenden  haven  nicht 
kumen.  veterbuchZlPalm;  daz  sin  bellen  alle  wolf  erschreket 
und  sin  angesicht  die  wolf  in  Hucht  wendet,  darum  kain 
wolf  der  heid  nachnen  getorst.  Steinköwel  Asop  232  Österley; 
und  getorst  in  kain  ander  fraisam  tier,  weder  leo, 
helfant,  wolf  noch  peren  noch  kain  ander  tier  nichts  tuen 
und  waren  sicher  überall,  wo  sie  waidneten,  und  torst  in 
niemant  nichts  getuen,  dieweil  sie  ir  treu  und  ainigkait  mit 
ainander  hielten.  B.  Zink  d.  städlechron.  5,  229;  wan  wenn 
einem  ein  wolff  noch  get,  het  er  denn  nümen  ein  stecken 
oder  einen  gürtel,  und  er  den  noch  im  zühet  uff  der  erden, 
so  getar  im  der  wolff  nit  genohen,  er  förchtet  er  fall  dar 
über,  darumb  kummet  er  nit  dar.  Geiler  t.  Keisersbebg 
Christi,  bilger  26'. 

b)  in  der  beziebung  auf  den  moralischen  muth  gewinnt  das 
verbum  mehr  die  bedeutung  von  sich  getrauen,  die  einzelnen 
Verwendungen  stehen  sich  hier  gegenüber,  je  nachdem  die  hinder- 
nisse  für  den  wagemuth  in  äuszeren  Verhältnissen  oder  in  einer 
inneren  gebundenheit  des  subjectes  beruhen. 

a)  aber  den  edeln  und  den  riehen  was  es  vaste  wider, 
doch  gedurstent  sü  es  nit  geanden,  wan  der  hobest  gar 
strenge  gerichte  bette  und  umb  kleine  sacheu  die  die  ime 
nüt  gehorsam  worent,  det  ertrenken  oder  entboulieten. 
KöNiGSHOFEN  d.  städleclironiken '.t,  601.  ganz  ähnlich  Closener 
ebenda  8,  56;  der  zehand  anlieng  zürnen  und  getorsts 
doch  nit  versagen.  Terenz  (1499)  65';  0  spollichs  und  schimpf- 
bares dinge,  ist  daz  wir  disem  jungen  unernieten  kinde  nit 
getörren  begegnen  und  widersteen.  N.  v.  Wvle  translat.  147,  23 
Kdler;  noch  dann,  umb  ires  hohen  nams  und  adels  wegen 
gedurst  kein  mensch  zu  Rom  offenbarljch  sich  dessen  mercken 
oder  hören  lassen.  Kirchhof  wenJunmut  l,3''2  Österley. 


460t 


GETIIRREN  II 


CETTRST 


460S 


ß)  innere  und  duner*  gebundinheit  iurehkrtu:tn  nth: 
1)1  in  be^ltmmlen  Verwendungen  der  reehtupracln :  wer  ge- 
ricbtri  miidrl,  der  tul  •'icliern,  das  er  tin  rlagr  follenfiire, 
dem  lol  man  rechten;  gedortte  oher  nirmani  gerichiet  .  . 
wir  .  .  tollen  .  .  dsrnarh  foritcben.  freiheihbrief  der  hnrgtr 
von  Sarbrueken  ISlt  bei  RiiKCiMKiit  gtou.  diplumat.  I,  SM; 
waere  aber  ilnz,  dat  er  niht  für  getonte  chonen,  daz  rr 
10  gefriunde  liile  georhadegot  bete  no  ir  inage,  gert  Im 
danne  ein  tin  friunt  gt-lrite«  für  uf  rehie  rede,  daz  aol  im 
der  Tugl  geben.  Augib.  itodth.  Sl,7&  .l/<yrr. 

1))  niimenllieh  gehört  hierher  dt*  rüekticht  auf  braufh  und  title : 

'w|«  mAhin  wir  il  bringen'        tprarh  ilff  kOnIc  rlrh, 

'her  xuo  di*eM  lande?       dai  wa>r  UBniOKelkti. 

>l  (llieni  UD8  I«  *«rr«:        leb  griariei  nlht  geblien'. 

Nibrt,  870,9  iMchmann; 

liir  ku*  Kol  weten  min, 

>itln  tline  hrirrn  K^kunüei  »In, 

»Ol  kOnec  oder  ruriie  ile»  enbern. 

»ona  getar  ocli  Ich»  von  In  niht  «ngorn. 

Woi.r*4M  Pnrtivttl  ^3,20; 
ilA  I. lupoll  iiptrt  lU  goie»  vort,  lU  kOnfiige  Are, 
ile  behielten  alle  minit,  »i  volgeien  »tnar  lAre, 
si  luhiro  ür,  »\ii»m  »I  nlht  getoreien  geben, 
dai  wa»  bllllch:  wan  »ol  lemer  nieh  dem  hove  leben, 

Walthik  SU,3  iMchmann. 
y)  inner*  gtbundenhtit. 

0)  dö  geiorsie  llapne      fOr  »i  nlht  eegin: 

wo!  wette  er  »ine  tchiildc,     er  bete  ir  leide  getin. 
NibeU  1063,3  Lachmunii  ,- 

dehnin  mennisk  getnrste  kernen  under  die  Inte,  wetsen  »i 
ao  imc  daz  ain  gewizzen  an  im  waiz.  tpeeul.  eceUt.  ii  Kelle. 

3))  die  armen  huren,  die  getörren  nitt  wiler  gucken,  denn 
Ir  junrkbcrre  wil.  Geiiki  t  KtisiasaeRC  potlilt.  3,23  (1633); 
sitzend  darauf  (auf  den  seitliehen  gutem)  wie  «in  hund  auf 
ameni  hüw  häufen  und  er  ittet  nit  hnw  und  inszt  auch  niemiin 
von  dem  liöwhaufen  nemen.  also  tSnd  tolcli  geitig  leut, 
sitzend  auf  dem  gät  und  gelürens  nit  recht  brauchen  und 
gestattens  auch  andern  nit  zu  brauchen,  sieben  haupttünd 
1610  ee4. 

3))  alles  das,  das  widerwertiges  dem  menschen  zu  banden 
got  .  .  es  sien  schmehe  wort,  Verachtung  von  den  lüten,  es 
si  dar  zu  innerlicher  truck  und  getreng  des  gemUts  das  du 
nieman  gesagen  kanst  oder  auch  getarxt,  und  alles  das  dem 
glich  ist,  es  si  üblich  oder  geistlich.  Geilkr  v.  KüiseasaüRC 
thrittl.  bilger  bu';  du  gedarst  es  dem  beichtvatter  nit  sagen, 
so  es  närrisch  und  hubiscb  gedahken  seind.  tpinnerin  {grunat- 
apfrl)  nr.  l\ 

r)  iibschu-dchungen  und  Verflüchtigungen  der  grundbedeutung 
knüpfen  wcfenllich  an  die  eben  unter  b)  gewonnenen  grupfitn 
an.  aus  drm  verhiltnu  tu  düsteren  hemmnissen  ergiebt  steh 
für  das  negierte  verbum  die  berührung  mit  dürfen,  aus  dem- 
jentgfn  lu  innerer  gebundenheit  die  berührung  mit  können. 

«)  drrselh  walthawer  getare  kein  ziromer  noch  bolz  für 
die  Ktot  noch  ansserballi  der  rinckmaur  nn  lauh  des  rats 
nit  geben.  Tuchkr  bautnehterburh  71,  G.  der  bedetttunq  nach  ist 
getiire  hur  überhaupt  nicht  mehr  von  darf  zu  /rennen,  und  et 
spielen  die  lautlichen  und  graphischen  factoien  hier  herein,  die 
sp.  J5U0  lur  bfsprechung  kamen,  in  anderen  beispielen  dageqen 
lassen  sich  deutlich  die  übergdnge  beobachten,  mit  denen  das  hn« 
rerb  dem  andern  sich  näher l: 

1)1  und  wer  koren  hett,  der  muest  so  vil  hingeben,  als 
im  dann  die  korenmaister  gesetzt  betten,  und  getorst  sich 
des  niemant  setzen  oder  widersprechen,  ß.  Zink  d,  ttidte- 
chron.  6, 3.S7;  der  liapst  gab  im  zu  antwurt,  er  hett  in  ge- 
fangen mit  des  conciliums  rat  und  on  dasselb  concilium  getorst 
er  in  nit  ledig  lan.  5,61;  das  inennlia  sprach:  ich  bah  dir  ge- 
schworen,  ich  wolle  dich  nit  angrylTen  uncz  das  wir  zuo  dynem 
vnter  kninen,  daruinb  gctar  ich  dir  nit  belffen.  SiüiRiOwaL 
Asop  332  Usterley;  und  dasz  der  berr  auch  verpotten  hett, 
da«z  man  (voni  Rairn  nicht,  weder  eszrnt  noch  ander  diug, 
in  die  stat  fUern  noch  tragen  getorst.  B.  Zi!<i  d.  stildtttkron. 
5,319.  genau  so  313;  besunder  ausz  bertzog  Ludwigs  land, 
der  hat  es  verspolten  bei  leib  und  guet  überall  in  seinen 
landen,  und  in  aller  seiner  berschaft  getar  niemant  kain 
handel  mit  den  von  Augspurg  lian  (varianteH  lOrfT  und  darf). 
U.  Zink  d.  stddtechron.  5,337;  da  worent  4  meistere,  iegelicher 
ein  viertel  Jores,  und  getorst  ouch  kein  anderre  bürgere, 
wie  frumme  oder  biderb  er  waz,  in  dem  rote  gesin,  es 
were  denne  daz  in  der  ein  der  die  kure  bette  des  jores, 
bette  drin  gesetzet.  CLOSBNsa  d.  stddtechron.  8, 133;  nach  d<  m 
was  uns  von  Augspurg  herUog  Ludwig  von  Bairn   aognadig 


t.  Im 


aad  fe)o4  .  .  ae  getont  ata  »ach  •ickia  fM 
die  stat  weder  fB«rM  aoeli  IrafM 
d  tlädleeMron.  a,  SSI  (mWcmI*  tutWi); 
polten,  data  nao  weder  |4lt,  kMM,  hm,  ««eft  kohi,  4m 
der  von  Aogipurg  aigen  gnet  ia,  m4  kaitMg  Lad»>|ea  all 
zugehört,  da*  getar  man  ml  k«r  fiere«  •■4  «tte«!  all  kor», 
galt  und  was  die  von  Angtparg  la  Rairlaad  ka«4,  4«s  a««t| 
mon  zu  Rairo  lao  aad  getar  •■  ■UaM»4  kMafkerM  («v. 
darf,  lorft)  s,  399. 

3))  uo4  muetten  fBrka't,  iMrk4«a  ra4  4«  4m  krtef 
wider  genommen  band,  allbeg  io  4«r  k«fWrg  kl«ikM  m4 
geiortten  d.-iraasz  nil  bei  gasck' 
Vogts,  der  ir  gewalt  kett  B.  ZiHa  4.  »«i4lt#rilre«,  I,  W 
toririen),  genau  le  394.  IM.  «kraae  1Mb%a:  ■•4 
ieder  partrn  ein  til,  über  4aa  «•  M  nMfMMi 
oock  guo,  daz  tO  Ol  zunameoa  ke«Ml>  CUMSn  i 
<kroR.  8, 133 :  als  dann  gebet  er  mit  Mm  |iMlgle 
ausz  der  kammer,  nimmer  barbaupt,  aaf  4m  4it  acr  gatläa 
auir  ihren  beuptern  rAw,  dann  keio  Ja4  Mmt  Irtluk« 
jar  getbar  barhaupt  geben.  S.  Faanca  wetihtek  i«4*:  4«r  ■!« 
siben  tag  barffisz  auff  der  erd  sitzen  bleiben  v«a4  Mto 
vatier  klagen,  gelbar  aucb  inn  dreistig  tagen  aii  ba4M,  k*> 
scheren,  noch  einieb  eutterhrb  freod  habea.  IM*;  ■•4  4m 
si  von  flnf  rossen,  als  vorgeti  bnben  iti,  nicbl  mrr,  4aMI 
von  ainem  fueder  wein  Rozner  matt  gefeilt,  an  den  leliea 
am  Lug  und  Paasejr  flrnemoen  und  getoreo  aafswiage«. 
Tasieter  urk.  det  IS.  jakrh ,  a>|wrkrnl«B  kn  IC  /akrk.,  4*rr. 
weistk.  b,n;  item,  wer  aber  41«  stear  akkl  ktHlla  *«r  4#ai 
heiligen  sand  Thomas  abenl,  so  mag  ein  rickirr  allaaMkl 
den  zwain  poten  dem  selbigen  aein  bantiftr  aonkakta  as4 
getar  die  nicht  wider  emheben  oder  marken  In  etat  rkkt«ra 
Urlaub,  leeisth.  tcn  Bmn*ck,  copt*  it*  ifc.  jtkrkunitrU,  titm. 
weisth,  6,  474. 

ß)  lehn  kund«  la  Saltma 

•inen  mei«ter  niendtr  vladea 
der  »leb  min  anderwinden 
gelOrtie  oder  wollt. 

HtaTBAüo  V.  An  »rmtr  ffttvM  IM; 
da  gelortien  aoch  •amobiea 
die  »In  das  nibi  getcbaidtB. 

WoLTiiB  n»rt.  in.4  Lmd^mmmmt 
hievoD  getar  leb  nlcbi  behvaaeo 
In  den  gruwellcbta  rinc 
beide  aide  unde  lanrellac, 
Ist  mir  da  gar  tiu  aogemacb.    )mm.  SM^t  Ufäri 

Paulus  wart  vleisclxben  geviiht  in  dithn  ItMa  ia  4m 
obriste  bimelrich.  dai  er  gotis  loogio  ersaek ,  4ti  4ek*ia 
menniscbe  gezellin  getar.  tp*cuL  *etU*.  Sfr  ä*iU; 

da»  Ich  pin  als  berr«  melaer  taage«. 

to  ist  diet  Ir  alieii  beiwnegea. 

da»  »i  nimmer  grur  »•■•■ 

cbaln  gerecbiiktli  aaa  vea  akragaa, 

Viimaa  ^Imewum  4ar  ttfmt  MM  (twr.  tm% 

y)  formelhafte  v«neendunf*n  iMiaira  hii  der  fifHmima$  mM 
negierten  beslimmunge»  nicht  ror. 

CiETlRST,  f.,   rtreinuü    amek 
geturren.    dat  t  dtt  tubsiantttt  tUtbtm  tmätim  t  im 
IN  ^amiiKi/isckfla  wethulf  §*»mt  mti  im  imm  sawa4ir. 
praWertIvia  gelorste.   aack  hier  timi  ftiffkiU  mmi 
formen  im  mnUrtekeidtn ;  dit  IttUmm  (thani,  4vil)  »M*M  Ml 
an  die  schrelU  det  Ih.  ;aArkaa4«rth  f/L  4ar«l  M.  S.  Itm. 

\)  dt*  althoehdeutteht  ptritir  kaf  T 
beleg*  für  dat  tubtinntn,  dtsaen  geteafikr'ma  n  4f«  fliam 
wurtttt:  Umtrilüt,  katursl  m<  fravalt.  Hr^nmki  fiaatea 
Ikiturttida  i«  d«r  Keronutken  itfpe)  Srttasttsa>tefaM  I,  IM: 
audacta  ratursi,  kidorst  I,  IM  rf<.  Oun  l»«0. 
dem  laaiaMhaai  Hetnnm  {ixjtlirk.)\ 
geturat  saawrieSm  14*. 

3)4i<aiiBdkack4<ali€kr4fcklaaf|iilill<<waNk.4M<a<M 
fliximtfmmtm  timm  isyMaiea  rüai  aa/  «tnla,  «tnlaaakp^enc 
la  ikffa  ip4lirM  aHüapn  iMff.  MVMvMlaaM  avtMaM  Ma 
■Mtc  ea/;  <s  ersdMalia  4ir  liMi/kkrt  la4tM  aM  TkMwyn 
(IM.  «WK  ta  4iai  iliaiaaaliilw  pnUfilkmdt  4m  \ 
aa4  tfUir  aaak  kii  Smita,  4<r  fnaUk 
wm  titit  wutKmmmmmft.    n   eür«   •■4arw 

gnu»  tnkktmm,  ktrmktiaift iiaa    aiL ail4. «I^  S, iT. 

Laxial.Ml.aaaklraf  «ft.  dit  '^^ 

ttiltni  tinwMu  dk*  tkfntHt  fmmm^m§ 

j*  aack  dm  mmmmnkutft  mk  4ifemni«n, 

UdOade  kraiiiiiiUaiii  4as  tkaraMaaai  m  magmm 

MS« 


4603 


GETURST 


GETURST  (adjectiv) 


4604 


a)  ohne  weitere  bestimmungen  tritt  das  suhslanliv  in  formel- 
hafter Verwendung  auf;  hier  überwiegt  die  neutrale  fassung  des 
bcdenluni/sgehaltes. 

«)  der  roemsche  forste 

der  streit  mit  getürste 
mit  allen  den  sinen. 

Servalins  2040.  vgl.  tttchr.  d.  alterlh.  5, 138 ; 
der  da  hiesz  goblümet      hoch  ob  allen  fursten. 
der  vil  nach  prise  gerümet.    werben  menlichen   mit 

getürsten 
des  vand  er  nu  vil  starke  widerniete. 

jüngerer  Titurel  6716,  2  Hahn; 
nu  nemet  den  geist  der  wisheit, 
der  uch  von  gode  ist  bereit, 
und  gehet  vor  liern  und  fursten 
mit  freuden  und  getursten 
und  forte  uch  zu  keiner  stundt  1 

Alsfelder  passionspiel  1949  Grein; 
wnz  man  von  küngen  fi'irsten  hie, 
von  graven  freien  sagt,  wi  si 
rengniren  mit  getfirsten, 
daz  dünket  mich  so  gar  ain  tant, 
dan  ainez  werk  sind  mir  pekant, 
der  tet  geleich  aim  forsten. 
Michael  Bbheim  von  äem  kung  Pladislau  6,3  Karojan. 

ß)  nur  scheinbar  ohne  bestimmungen  eingeführt,  in  Wirklich- 
keit aber  aus  dem  zusammenhange  hinlänglich  ergänzt  und  ein- 
gegrenzt, zeigt  sich: 

swer  uiider  sinen  henden 

het  also  wxhe  sache, 

daz  er  von  ungemache 

sich  scheidet,  ob  er  hat  geturst, 

der  lesche  sines  herzen  durst 

an  liebe  zuo  den  ziten. 

K.v.  WÖBZBUBC  irojan.  krieg  16576; 

sagt  mir  .  .  daz  diu  rede  heimlich  belibe: 

ir  Sit  so  höh  ein  fürste,; 

ich  weiz  wol,  ir  habt  die  getürste  — 

miiget  ir  der  beiden  mich  erwern 

und  vier  fürsiinne  mit  mir  ernern, 

ob  wir  iu  folgen  hinne? 

U.  V.  D.  TÜRLiN  WiUehalm  118,  14. 

b)  mit  näheren  bestimmungen  und  ergänzungen. 
n)  attributive  bestimmungen. 

1))  die  intenf:ität  des  bedeutungsgehaltes  wird  gehoben: 

in  lerte  sant  Pgter, 
der  zwelf  boten  forste, 
mit  grözer  getürste 
begunde  er  got  da  künden, 

Servalius  154,  ztschr.  d.  alterth.  5,82; 

wol  mugen  nn  daz  sprechen  wir, 

daz  der  irwelte  Baldewin 

ein  menlich  helt  ist  gesin, 

veste  gemut  ein  furste; 

in  vollem  getürste 

durch  der  viande  laut  er  reit. 

kreuzfalirl  Ludwigs  des  frommen  109  v.d.  Hagen. 

2))  kennzeichnende  attribute: 

was  in  manlichem  getürste.' 

kreuzfahrt  Ludwigs  2807  Ilagen; 
nü  quam  der  künec  von  Jericho 
des  menlich  geturst  stuont  ie  nach  wirden  hö. 

Loliengj-in  4365. 

ß)  Possessivbestimmungen,  in  beiden  zuständigen  beispielen 
schlägt  die  beimischung  eines  tadeis  vor:  wer  waer  denne  so 
tumber  der  von  siner  getürste  oder  von  siner  fravele  sin 
selbes  und  aller  geschephede  schephaere  ervinden  wolle,  specul. 
eceles.  27  Helle;  • 

wu  vernam  ie  dehein  man 

daz  ein  so  richer  fürste 

von  eins  mans  getürste 

wurd  also  sios  lebens  an?  LAMPRecuT  v.Regbnsbuiic 
Francisken  leben  572  Weiiihold. 

y)  pronominale  hinweise  auf  bestimmungen,  die  im  zusammen- 
hange liegen: 

Orllus  der  furste.    die  zwei  (manheit  .  .  .  freuden  Oust)  gar 

ungesundert 
wol  truc  mit  der  getürste.    des  selben   mih  nu  furbaz  niht 
enwundert.    jüngerer  Tiiurel  öOüö  Huhn; 
daz  was  bischolf  Uolrich, 
den  er  so  frevellich 
vie.    dö  daz  ergie, 
vil  übellich  im  daz  vervie 
üz  Beheimlant  der  furste 
daz  er  in  der  getürste 
ie  getorste  gewesen. 

Ottoear  reimchrontk  8242  Seemüller; 
üf  min  wärheit  ich  ez  nim, 
däz  si  mit  solhen  getursten 
nie  gedienten  dheinem  fursten 
Sit  herzog  Uolrich  crstarp.    15131. 
S)  nähere  ausführung  durch  salze. 


l))  durch  relalivsatz: 

der  hciserin  sie  sunder  dd 

und  der  vürstinne  schancten  durch  daz  kumende  vrd 

des  keisers  unde  des  präbantischen  vürsten 

von  klarem  golde  riebe  zwei  vürspan 

dar  üze  manic  edel  stein  mit  kretten  bran. 

diu  prßsent  rieh  in  wart  von  den  getursten 

die  in  gein  der  Überkraft  ir  manheit  het  erziuget. 

Loliengrin  30i>6  Rückert. 

2))  durch  substantivsälze : 

er  ist  ein  höher  fürste, 

ich  wacn  er  habe  die  getürste, 

daz  er  al  den  beidentuom 

wol  bestüende  durch  minne  ruom. 

U.  V.  D.  TÖRLiN   Willehalm.    116,  10  Singer; 
daz  si  des  muotes 
iinnicr  wcrd  und  der  geturst, 
daz  si  lesche  Iren  durst 
mit  der  gevangen  bluot. 

Ottokar  reimchronik  4995  SeemüUer; 
man  wolt  mich  itht  in  den  getursten, 
niht  wizjen,  daz  ich  darzuo  tölite, 
daz  ich  ze  Itöm  enphühen  niöhte.    13580; 
swer  in  den  getursten 
wa;ro,  daz  er  kgrle  dar, 
die  wurden  allesamt  bar, 
mangels  unde  armuot.    554; 
wan  weder  konig,  grafen  noch  fursten 
leben  nit  in  den  getursten, 
das  ir  keiner  nit  vcrmug, 
das  ein  weih  versuch  und  tug. 

Salomon  und  Markolf  1537  Bohcrlug; 

got  gab  in  oucli  dö  dar  zuo  den  geturst,  daz  si  daz  lieilige 
gutes  wort  cliunten.  priester  Konrads  prediglbuch  4.Q'  (l2. — 13. 
jahrh.)  Birlinger. 

3)  im  16.  und  17.  Jahrhundert  ist  das  einfache  durst,  thursl 
noch  vielfach  belegt,  die  Verwendung  zeigt  aber  deutlich  den 
rüchgang  der  bewegliciikeil,  sie  ist  an  bestimmte  formein  gebunden. 

a)  das  lasf^e  ich  mir  eine  kühnheit  und  durst  sein.  Luther 
tischreden  96';  o  wie  eine  grosse  torst  und  vormesseiiheit. 
Weimar,  ges.  archiv  1523  üiEFENBACH-Wi5i.cKER  878;  dennoclilt 
ßndtt  man  under  sulchcn  leuten  zu  czeitten  vil!  erwegener 
pei'sonen,  die  sicii  woll  einer  durst  ader  boszheitt  uuder- 
steiien  dorlllen.  878;  durst,  der,  desiderium,  impulsus,  facinus 
audax,  conftdcns,  conßdentia  Stieler  281. 

b)  a)  dasz  wir  ihn  mit  ulier  durst  und  freudi^keit  loben, 
preisen  und  bekennen  mögen.  Luther  briefe  2,  16H ;  mit  eitel 
durst  und  gewalt.  Jonas  in  Luthbrs  werken  6,  46l'. 

ß)  rüuber  und  mörder  die  das  schwert  aus  eigener  dursl  und 
frevel  nehmen.  Luther  2,  653,  ebenso  3,  278;  das  er  uns  armen 
leutben  über  unser  alt  herkommen  mitt  ncwei  unge  bescbweret 
und  das  unsere  mitt  eigener  durst  nimmet.  Weimarer  ges. 
archiv  (1559)  üiefenbach-Wülcker  878;  noch  viel  weniger  von 
einigen  seiner  vorfarn  des  backens  halben  mit  wehren  im 
backhause  uberdranget  oder  das  unser  mit  eigener  durst  ge- 
nommen worden,  ebenda. 

c)  so  wir  doch  gegen  ihn  gur  nichts  verschuldet  noch 
solche  ernstliche  und  geschwinde  durst  um  ihn  verdienet. 
LuiHKR  briefe  6,  154; 

dasz  ein  weibesbild 

diese  thurst  begangen.    T&cuerning  ged.  216; 
hat  niemand  beistand  dir  zu  dieser  thurst  versprociien? 

Gryphius  Leo  Armen.  2,  203; 
von  beiden  und  ihrer  durst.    Logau,  vgl.  theil  2, 1747. 

GETURST,  GLTÜRST,  GETÜRSTE,  adj.  diese  bildung  ist  später 
belegt  als  das  subslanltv,  hat  aber  um  so  zähere  lebenskrafl.  sie 
reicht  mit  zahlreichen  Verwendungen  in  das  16.  jahrh.  herein,  wo  sie 
bei  den  Nürnberger  schriflslellern,  nicht  aber  bei  Luther,  beliebt 
ist,  der  seinerseits  tliiirstig  vorzieht  (s.  getürstig).  mundartlich 
lebt  unser  wort  mit  abgeworfenem  präßx  noch  fort.  vgl.  gedürsi 
sp.  2055  ;  gedörst  sp.  2032. 

1)  die  ältesten  btispiele  gehören  der  späteren  geislltchen  dich- 
lung  an:     Petrus  der  gröze  vurste 

wart  dö  vil  getürste.    passional  169,  38  Hahn; 

die  edeln  unde  die  vursten, 

alsam  die  getursten 

an  guten  dingen  sprachen  do.  passivnall9b,3i  Köpke, 

2)  die  Verbindung  mit  dem  verbum  subslanlivum,  die  bei  dem 
synonymen  getürstig  (s.  d.)  als  früheste  Verwendungsform  in 
der  Umschreibung  des  lateinischen  ^audeo,  ausus  sum'  auftritt, 
Idszt  sich  für  geturst  erst  in  der  Übergangszeit  zur  neuhoch- 
deutschen Periode  nachweisen,  ste  liegt  verschiedenen  belcgstelkn 
3U  (/runde,  bei  denen  eine  mundartlicher  färbung  den  Sachver- 
halt für  den   ersten   blick   verschleiert;   dürr  sein,   andere  voc. 


4605 


GETlinSTIG 


rn.  von  1430  Scnaiiirii  t',  «30;  für  Matik.  n,  <e  und  keiner  | 
mocbt  im  geantworten  ein  wort  nocli  gedortt  in  fragen  an 
dem  tag  fnni  bei  Kuiurcri  hat  die  alttrt  bibel  9on  Kcckititn  : 
noch  wa*  iltirfTl  in  ze  fragen  an  dem  lag  Tun  deshin,  »uch 
diete  form  isl  jfden fallt  mitiverttilnditeh  aus  diirst  €nt$ttUl.  in 
denulben  lutummtnhang  geliörl  ttn  beltg  aut  itr  wlktlUmliehe* 
$praeht  des  in.jh.:  \%l  der  icliifTman  dan  also  gedorit,  daat 
«r  vor  die  Hctioldt  tcliweren  magb  (»<  iiir  reefilen  uit  tu  ft«- 
zahlen),  to  solle  der  kommrr  {be$ehlafneknn  teiuet  uhiffn) 
damit  entsclilagen  sein,  wtiith.  3,  sie  (»on  der  unteren  lfos«0; 
von  dem  artiicel  ist  keiner  ho  torscb,  Offantlicb  davon  lu 
reden,  (.ükini^r  Rn]ensburgiT  ehron.  S,  M7.  ScaaiLLia  t*,  639. 
S)  bei  den  iVärnirryern,  vor  allem  bti  H.  Sacbb  itt  untere 
form  ein  btUebtes  beimort,  dai  tieh  beionJeri  im  retme  gerne 
eintleUt;  üakr  Sachs  gebraucht  et  ale  adjeeti»  und  ndverbtum. 

a)  er  lawari  mich  Im  heriiao  main, 

er  Ist  gaweti  ein  iliawrer  fOrii 

rOr  all  snder  kOn  und  gadfirst.    II.  8*ci*  {fitrtt  WU- 
hiilm  von  Urliantt)  16,61  K«(/«r-Gaite : 

schaw,  da»  lii  unter  junger  rOrtt 

ganit  wolRasiall,  knn  und  gedOrtk    *.  67.  e6«Mo94; 

auch  wie  Wilhalm,  der  junge  ITkrsi, 

so  Treidig,  kiilin  und  gar  gedOrit.    t,  07; 

da»  Tort  ein  kelter  oder  fOnt 

wo  der  tu  gich,  kOhn  und  gadOrti.      i.  304.    aniler« 
lieiMpiele  vgl,  oben  tp.  MU; 

heut  hab  ich  gute  brleff  eroprsngen, 

mein  lierr  weid  kürixlicli  her  gelangen, 

vnd  bringt  mll  jhm  d(wi  jiinKen  räraten, 

rri>ch  R.iund,  ein  Itecken  viid  gedOrsten 

weidlichen  graden  jungen  herrn.  JacosAtri* comedia 
t'uii  tweyeii  fUrullichnt  idlhm  'i^ii  Keller. 
in  der  form  gelorst  liegt  hier  die  berührung  und  miichung  mit 
getrost  autzerordentlich  nahe,  vnd  et  ist  wol  möglich,  dasz  von 
den  unter  sj>.  ib'A  angeführten  beispiekn  einige  hierher  lu 
liehen  wären. 

fi)  Tatins,  der  Sabiner  Tfirst. 

hnt  mir  geschriben  gar  gedfirst, 

und  verheissen  all  gOlden  spangen 

die  an  der  Sobiiier  arm  hangen, 

dam  ich  in  sol  su  nacht  heint  eben 

da*  capitolium  sulTgeben.       il.  Sachh    (Romulu*  und 
llemu»)  20.  174  Keller-Götte ; 

als  Ulys*e«,  der  thewer  Türst 

TOr  Trola  bandelt  gar  gedürst.    21,  132; 

wo  nicht  Plllero  der  trew  fOrat 

bett  also  weisxlicb  und  pi-dOr»! 

solche  mein  urteil  unier>tanten.    10, 186; 

aios  dages  sie  halmlichen  Tragt 

den  ain  »tuilenten,  das  er  sogt, 

wns  er  iloch  geren  essen  wolt, 

derselbig  sagt  su  ir,  sie  solt 

erbis  kochen  mit  einem  speck; 

ilas  wer  (ür  in  das  pest  geschleck. 

dnn  andren  fragt  sie  auch  gethOerst, 

der  sagtir:  'koch  mir  rAselwuarat'i 

(das  prurdermues)  22,43S. 

4)  zum  mundartlichen  fortleben  des  Wortes  sind  mitteldeutsche 
und  oberdeutsche  belege  xu  cfr:eicAnen.  hierher  gehört:  diirst, 
tilrst,  m.,  eine  art  vermeintlichen  gespenstes  in  einem  walde ; 
in  Oeulsr.hland  der  wilde  jSger  genannt;  Dorsten  g'jig, 
Dürsten  g'jeg,  wilde  jagd,  wfllhnndes  beer.  Staldkr  I,  S29. 
gedorst  »ird  von  KsroR  der  Teutschen  rechtsgelahrtheil  S.  theü 
(1767)  im  nachtrag  1409  ais  hessische  redensarl  aufgeführt.  Ertor 
tt«A(  in  unjfrem  wort  eine  nebenform  von  getrost,  er  belegt  vor 
ollem  die  Verbindung  gctorat  gelten,  JcAAne  sein,  vgl.  Vilhar  76. 

GETORSTIG,  adj.  u.  adrerb.,  die  dUere  und  beliebtere  adjectiv- 
(iMun;  von  unserem  stamm«,  das  wort  reicht  weit  in  die  nlthochd. 
ii  it  turüek;  der  höhepunkt  seiner  entuicklung  und  Verbreitung 
liegt  in  den  anfangen  der  neuhochdeutschen  yeriode,  und  auch 
unserer  heutigen  spräche  gehört  es  in  muniiarUir/irn  resten  noch 
an.  viele  beispiele,  die  hierher  gehören,  stnd  entsprechend  den 
mannigfaltigen  formen  an  verschiedenen  stellen  des  Wörter- 
buches verstreut,  tgl.  gedursiig,  gedürstig  oben  tp.  2056;  ge- 
dorstig  sp.  2033;  durstig  (A.  2,  1752;  turstig  (s.  d.).  die  prd fix- 
lose form  erseheint  in  bairiseken  quellen,  soweit  sie  mundartück 
gefärbt  sind  {so  bei  Avkxtüi),  sodann  in  miHeldeut$ehen  ätnk- 
mdlern:  bei  Jkroschin,  in  ro<-abulaii<n  uiiii  vor  allem  bei  LoTIll. 
ebenso  fehlt  das  prdfix  in  den  heutigen    mundartlichen    forme», 

I)  die  Verbindung  mit  dem  rerbum  substantivum  {vgl.  oW* 
geturst  sp.  4604). 

a)  011^  diese  führen  die  ältesten  belege  niHiri^,  in  denen  es 
sich  um  eine  wiedergäbe  der  periphrastischen  formen  von  ändert 
handelt :  audeo,,  catar ;  aiu«s  est,  caturalic  ist ;  kituriatilc  iat. 
Keronitche  glasten  Stiinmitbr-  Sutbm  1,14;  «ut  fuerint,  katar^ 


OTTUBSTW 

sllk  aint.  jlM^en  sm  dem  emmemei  raafitf .  t,W;t«|fil||gin 
2,tii;laa  oloBtaBekUMUla|Mia*vact,Mfc||ta(«M|«w 
einig  foD  Umo  Uf«  teaaattar  NfM  (MfWMMw/M).  hUm 
ISO,  %  ßr  MMh.tt,Ui  wai  al—iBi  asackia  Im  da  «aft 
gtnnlworten,  noch  nlnuai  was  *!,  toratie  vaa  4aai  U§$  •• 
«erbat  tö  fragine.  DiNtiaa  eM«;,/Jm*iu:*;  aa4  Maar  «aabl 
im  geantwurten  eint  »orts;  onl  noch  keiner  «at  4arMlf  !■ 
zu  fragen  aa  dem  tag  voa  4«a  bla.  r«4r»  Teft :  AmfÄwf» 
bibri  von  Ks:  gedorst;  und  oiraiand  knnrf  )ai  da  v««t  aal 
Worten  ond  tburst  aueb  nirai.>Dd  «on  dm  laf»  ••  ktofaii 
in  fragen.  Lcrara  {vgl,  tp.  4MI  aaler  falant«) 

b)  in  der  mittelhochdeniMktm  MU  a§  ämi  ander«  mmm- 
dungtformen  des  adycttvt  MUU.  nfL  asM.  ■*.  »,  t€.  tntn 
1,  «.M.  nacAfr.  ?0V  vgl  auch  Linien  tp.  44*7  f.  dte  mmitket^mf 
tntt  hier  nur  verdeckt,  in  Mrhindung  mit  laJiftaHaRiliw  mmf 

so  Ist  da*  «II  froMar,  wUs«  Krla«, 
das  leaiao  so  gaiaratlk  Ist. 
das  er  »Ich  setsat  wldar  Mt 
und  ahiei  wlhi  ü(  tlo  labai. 
das  ar  mit  gröien  «raudan  labet, 
so  er  «äste  wldar  goi  sirabai 

StatCM«  ia,M  Hakmi 
sin  enda  bata  dA  ganoaiaa 
durrb  in  tII  manie  ritiar. 
4et  argen  tAde»  bitter 
HSObt  er  dakeioa  wji  ganasaa, 
awer  s4  gatOrsil«  woii«  wm««, 
dai  ar  den  scbapar  (rfw  q»t4tmt  vUen)  «alM  b«la 
Koaasa  v.  Wlataaaa  ir^a.  Arw^v  ntvn. 

c)  HIN  SO  reicher  W  ifi«  fcrNatfanf  ««s  den  tmßnftn  der 
neuhochdeutschen  periode  hekgß. 

a)  aut  der  bibeldbertrttung :  und  keiner  «rat  dftr»lig  t*> 
murmeln  wider  die  sün  hrabel.  EcciariTn  Jatun  I*,t1,i 
KoaoRcea  (aiisaj  eil  in  der  rulgata);  also  kaoi  allca 
wider  ins  lager  gen  Makeda  mit  friede,  ond 
für  den  kindern  Israrl  seine  tnngen  regen.  Laraaa: 
bei  Eci  und  DiKTKNaracia.  —  und  «lel  brüder  la 
aus  meinen  banden  zuversicbt  gewonnen,  de«ta  i%eMi§m 
geworden  sind,  das  wort  to  reden  on  «chew.  Lvrata  ML 
1, 14  {auderent,  roXfiär);  toraten  hegnoglicber  reden  daz  «roit 
gotz.  codex  Tepl. ;  gelorsten  on  forcbt  reden  dat  wort  goie«. 
Augsburger  bibel  von  149: ;  durstiger  Ecs;  kQboar  Ditra^asavta 

ß)  aus  dem  älteren  taasihslü.- oderdazwiraog«llrRti|wtrra, 
daz  wir  für  dat  «orgeacbriben  geriebt  te  DoraaUUn  ak  kasMM 
nncb  der  ermanung.  urkund*  von  nie,  ttttkr.  ftMkUk»  itt 
Oberrheins  is,  442;  itrm  wie  kain  fürst  werd  seia  is  iar  «ah 
so  inrcbtig  der  grtArstig  sei  tu  hi-r<itrnen  dit  Hiserftrt 
maiestet  und  auch  ber  Maximinian.  iRf/r«rfiea/a  fmr  die  bmt- 
gundis^n  Unterhändler  (l4T3)  momim.  Ihhtkurg.  1,  i,  M.  tbenm 
s.  247. 

y)  in  9ocakularien  und  frammatiken :  gedurtlig . .  lia,  aW^ir. 
mitteldeutscher  vocah.  es  quo  (|&.  joArA.)  Diir««»Aca  U 
pedürstig  oder  geberti  sin,  aienlicli  «olkflaMn  aia. 
nit  fürchten,  roraft.  prr^eaaCtaai;  «lulere  daralig  aeia.  Afaart« 
grammal.  vgl.  ScnaiLLta   1  *.  *>iX 

S)  in  der  liUeialur:  $6  wir  des  gedenken,  s4  «>fr4«a  «sir 
gelflrslig  ze  bittende,  und  mag  ef  ans  draa«  «aa 
zimelibeit  niut  «eraagen.  Nicolai»  v.  ST&aataaas 
mysliArr  ],  263  Pfetffer;  gib«  ar  skh  bA  aaa  !■  4*f  wis«  al« 
er  an  dem  kriute  b  eng,  wer  wolt«  ab  faNratif  sla  der  la 
wolt«  enpfibeo.  dA  «on  bei  «r  «in  ciocnrk«  «rlaa  faaaackM, 
in  der  wir  getOrstig  mögen  alo  (ia  der  knOtey.  imtitt  1,«»: 
do  der  kunig  {Rudolf)  alaus  tt  |MfMa  aa«.  im  las  <ia 
fremder  kouiman  fQr  in  und  kbfrt  toa  «a«  «!■  kar|Ha  «•• 
Erlpfert  und  sprach,  er  bette  im« 
eine  summe,  der  burger  leukat« 
den  burgrr  an  .  .  und  sprack:  **l«  kaMl«  dnv 
«0  geiurstig  sin,  d.-it  er  dir  »oll«  lMiaek«a  4m  er  Ar  atl 
beralcb'.  Ci-osR^aa  d.  tlidtttkttmikm  I^M;  Itkar  saM,  «4a 
warstn  ao  gedantig  aolich«  to  ikSa.  übim  d;  ab  g«<tritif 
ebendorl  b.  vfL  aken  ifk  M&S; 

Ist  gdoratlf  wonlea  la  »«laa  ken««  (4eefa*m} 
aalt  t*i  glokli  «ri«  mit  «aa  ta  aelMraea. 

Scbam  tnt.  und  aas^  1^  ttiL 


2)  d4s  ndjetäv  ta  der 
fmmelkaflfn  v«r¥mimnf  mH  itm 
MS  ftfntatu  m  nnent  (gciaralif,  «aiaanaay.  «aMMt  I^W 
«a«  1412  Diartaaaca-Weutia  «t^KAr  Mqp«  timipm^^  ami 
es  iknMii  imikm»  dk  taMhnf  mf  funaia 

«)  fsa  Msf  ßK  aaklaaMaRfraat  «alMaaMri  «iaar  baati  iat 
MMamaaÜato: 


4607 


GETURSTIG 


GETURSTIG 


4608 


dö  sprach  der  Tiirste  Giselher       zuo  dem  degene 
'sit  ir  iiicli  schuldec  wizzet,     vriunt  Hagene, 
so  sult  ir  beliben        und  iuch  vil  wol  bewarn, 
und  läzet  die  getürstigen        zuo  miner  swester  mit  uns  Tarn. 
Nibelungen  1403,  4  Lachtnann,  nach,  handsclir,  A. 
in  handschr.  C  die  geturren. 

dazu  vgl.  audent,  manlicher  ...  ein  küner,  ein  durstiger. 
vocab.  predicantium. 

b)  das  prädicat  neben  dem  verbum  substantivum,  ohne  dasz  eine 
formelhafte  Verbindung  $ieh  entwickelte  i 

do  hob  sich  micbel  hochvart: 
zwene  unde  sibenzeh  vursten 
si  waren  vile  geturstic 
sie  wolden  wurchen  einen  turn, 
daz  was  deme  schefTare  zorn. 

biiclter  Mosis  15  Diemer; 
Schyron  der  liez  daz  tinebelin 
diu  grimmen  tier  niht  vlieben. 
er  wolte  ez  dar  üf  ziehen, 
daz  ez  geturstic  waere, 
und  ez  niht  diuhte  swsere 
stritlicher  sorgen  bürde. 

K.  V.  WoRzanno  trojan.  krieg  6056; 
si  nam  daz  wunder,  daz  der  bunt 
wart  also  getürstec  ie, 

daz  er  betwanc  den  beren  hie.    Partonopter  18407; 
wir  hänt  so  mange  stolze  schar, 
daz  wir  ür  sie  geturstic  sin, 
wenn  uns  ir  zai  mit  rede  schin 
und  mit  Worten  ist  getan,    trojan-  krieg  11653: 

sanguinei.  die  artent  nach  dem  wazzir,  unde  sint  gebinde, 
minnende,  frolich,  lachende,  unde  rotentbafter  varwen,  unde 
singent,  unde  feizet  sint  si,  gelurstic  unde  guotmuotic. 
Mainauer  nalurlehre  1  Wackernagel;  der  selbe  her  Gerlach 
was  eben  grosz,  brun  von  antlitze  unde  scbarp  von  reden 
unde  von  rade,  und  hatte  einen  swarzen  krulle  {haarlocke) 
unde  einen  swarzen  hart  unde  was  rosch  unde  gedurstig 
ein  ding  zu  dune.  Limburger  ehronik  60,  monumenta  german. 
vernac.  IV,  1  {ib.  jahrh.) ;  du  sihest  das  eins  kuiniges  bot- 
schafft  gedürstiger  unn  manlicher  ist  dan  eines  fürsten  bot. 
Geileb  VON  Keisgrsberg  emeis,  vgl.  Scherz  492;  der  mensch 
ist  torschtiger  und  köner  der  da  schlafen  gethar  in  einer 
todsünd,  dann  einer  der  da  fechten  tar  mit  siben  die  auf 
seinen  tod  geschworen  haben,  granatap/pj  (1510)  D  l" ;  do  die 
naht  kam,  do  hub  grofe  Gotfrit  der  gar  frumme  waz  und 
petorstiger  waz  denne  grofe  Rudolf,  wand  er  ouch  jünger 
waz,  mit  sime  gesinde  .  .  zwo  ackerlenge  oder  ein  wenig 
fürbas  von  der  stat  gar  heimeliche  und  wartete  des  Zeichens, 
wanne  man  die  porte  uf  dete.  Closener  d.  städlechron.  s,'i9  ; 
und  worent  aJse  gedurstig  und  alse  snel,  daz  kein  wasser 
so  dief  waz,  sie  rittent  oder  swemtent  derdurch.  63;  nu  was 
Alexander  gedQrstig  worden  und  starg  und  greif  mit  sinre 
hant  in  den  pferrich  zä  dem  rosze.  Künigsbofen  d.  städte- 
ehron.  8,303;  do  sprach  Josue:  sit  daz  si  grosse  beiden 
werent  und  so  mechtig  und  geturstig  werent  in  irem  ge- 
siechte, historienbibel  790  Meridorf. 

e)  das  attribul: 

a)  beziehung  auf  personen:  daz  hat  uns  got  erzöuget  an 
dem  künige  Alexander,  der  was  gar  ein  geturstic  man  und 
ein  wiser  man,  daz  er  daz  mSrre  teil  der  werlte  betwanc 
mit  manneheit  unde  mit  witzen.  Bertiiold  von  Kegensrurg 
1,398  Pfeiffer;  unde  regirte  den  stift  zu  Menze  herlichen 
als  ein  kuner  gedorstig  furste.  Limburger  ehron,  68,  8,  monum. 
germ.  vernac.  4, 1 ;  welche  bilger  also  an  der  erste  zu  gehe 
sind,  die  selben  sind  zu  dem  ersten  schedlich  und  scbad- 
bar,  zu  dem  andern  sind  sie  nersche  bilger.  zä  dem  dritten 
siiidt  sie  verwegenlich  und  gedürstig  frevel  oder  vermessene 
bilgiT.  Geiler  von  Keisersbbbg  chvisll.  bilger  155';  derhalb 
(L.  S.  Catilina)  von  Cicerone  mit  sampt  etlichen  edeis  ge- 
schlechts  und  getürstigen  raännern  aus  der  statt  Rom  ver- 
trieben worden.  Seb.  Fkanck  cAron.  (1543)  1,94';  diser  bapst 
was  ein  krieggirig  gedürstig  man.  314*.  vgl.  auch  oben  sp. 
2055;  Lucius  Sextius  auch  von  der  gemein,  ein  strenger  man 
und  gedürstig,  der  understand  sich  mit  Licinio  seinen  gesellen, 
ein  gemein  vast  wider  die  väter  und  den  senat  zu  bewegen. 
Livius  64*  Schöffer.  andere  beispiele,  bis  auf  Gryphids,  vgl.  th. 
2,  1753. 

ß)  beziehung  auf  sächliches  object:  auch  damit  in  solhem 
irem  getürstigen  farnemen  lenger  zu  verharren  nit  ursach 
gegeben  werde,  so  gebieten  wir  eu  allen  und  euer  {glichen 
besunder  von  Romischer  keiserlicher  macht  ernstlich  und 
vestiglich  mit  disem  brieve,  daz  ir  den  ytzgenanten  Secken- 
dorffen  und   sein  hellTer  in  euern   landen  .  .  ninndert  ent- 


halltet noch  darin  hausen  hofen  etzen  trennckhen  mallen 
noch  bachen  lasset,  kaiser  Friedrichs  IV.  execuloriale.  monum. 
Habsburg.  1,  2,  377. 

d)  das  adverbium :  eine  that  durstig  verüben,  mit  überlegtem, 
frevlem  muth.  aeten  von  1550,  Schmeller  1*,  625;  so  die  kinder 
mit  frävel,  gewaltsam  jr  eitern  schlagen  und  gedürstig  band 
anlegen,  ref.  landr.  von  1588  f.  156;  habe  so  durstig  angegriffen, 
dasz  etliche  zu  rosz  und  fusz  erlegt  worden,  histor.  der  von 
Frundsberg,  vgl.  Scbmeli.er  a.  a.  o,;  der  marschalk  nicht 
wenig  schrecken  von  dieser  rede  emphieng,  da  er  den  mönch 
so  durstig  mit  im  reden  hörte.  Galmy  321. 

3)  das  fortleben  unseres  Wortes  ist  schon  im  16.  Jahrhundert 
fast  ganz  an  die  präfixlose  form  geknüpft,  die  auch  in  den  Wörter- 
büchern fast  ganz  allein  herrscht,  sie  wird  noch  bei  Henisch  und 
Stieler  belfgl,  vgl.  th.  2, 1753.  litterarisch  läszt  sie  sich  für 
das  17.  Jahrhundert  nur  noch  in  solchen  Stilgattungen  nach- 
weisen, die  der  mundart  nahe  stehen,  so  bei  Grypiiius  und  in 
duszerungen  sorgloseren  kanzkistils :  soll  eine  jedere  rotte  {bei 
auflaufen)  ...  zu  des  bedrängten  hause  ...  so  diszfalls 
dürstiger  und  gewaltthätiger  weise  angefallen  würde,  eilen. 
der  Stadt  Leipzig  Ordnungen  1701  f.  541.  den  besten  beweis  für 
das  sonstige  absterben  des  Wortes  geben  gelehrte  und  summier, 
die  in  Urkunden  utid  älteren  sprachproben  diesem  begegnen,  so 
führt  schon  Stade  unter  den  auffälligen  warten  s.  H'iQ  an :  ausus, 
getcerstig,  vgl.  Scherz  492.  in  der  stelle  des  bairischen  land- 
rechtes (s.  0.)  wurde  gedurstig  von  späteren  interpretatoren  durch 
mit  ernst  ersetzt.  Schmid  jus  bavar.  35,  2  leitet  es  von  durst  sitts 
ab,  und  erst  Scherz  stellt  das  englische  dare  dazu  in  parallele, 
vgl.  auch  getorstig,  kühn  bei  Wallraf  altd.  histor.  diplomat. 
wh.   27. 

4)  belege  aus  mundartlichen  Wörterbüchern :  därst,  durstig. 
Staider  1,266;  d's  glück  isch  für  de  därstige,  audaces  fortuna 
juvat.  ebendort;  schles.  turstig  Weinhold  lül';  deutsch-ungar. 
türstig  Schröer  44';  siebenbürgisch  getierschtig  ebenda;  ge- 
tierstich, dreist,  kühn,  verwegen.  Haltrich  12. 

GETÜRSTIGKEIT,  Z'.,  subslantivbildung  zum  eben  behandel- 
ten adjectiv.  die  form  ist  in  der  späteren  miltelhochdeutschen 
dichtung,  vor  allem  bei  Konrad  v.  Würzbürg,  belegt,  vgl.  mhd. 
wb.  3,16*.  Lexer  1,951.  nachtrag  205.  den  höhepunkt  erreicht 
die  Verwendung  im  15.  auf  das  16.  Jahrhundert,  um  dann  der 
j^räßxlosen  form,  die  erstmals  hei  A.  v.  Halberstadt  und  Jero- 
sciiiN  bekgl  ist  und  dann  bei  Luthkr  viel  verwendet  wird,  platz 
zu  machen,  vgl.  gedürstigkeit  sp.  2055. 

1)  aus  der  lilteratur  des  13.  bis  Ib.  Jahrhunderts : 

a)  ohne  ergänziingen  und  bestimmungen : 

kunst  unde  geliicke 
getiirsickeit  und  mnnnes  muot 
ditz  sint  dem  manne  gewisse  huot 
diu  waren  nü  Gäweine  mite. 

H.  V.  D.  TÖRLiN  kröne  20513  ; 

präsumptio  getürstecheit  Version  der Benedictinerregel  des  IZ.  jahrh, 
Käferbäck  12'.  ebenso  in  den  gloss.  bibl.  von  1418  Schneller 
1*,  626; 

von  dirre  christnin  vaile 

di  Littouwin  alle . 

wurdiii  sere  gemeit 

und  gewannen  tursiikeit 

nach  der  geschieht  verre  mfi 

keyn  den  brüdren  denne  e.    N.  v.  Jero.^chin  19279; 

und  darumb  ist  si  ain  Torhtig  tier,  wan  si  hat  w^nig  hitz. 
nu  ist  die  hitz  uin  anprunst  der  getürstichait  und  der  kuon- 
hait.  K.  V.  Megenberg  277,21;  der  gallen  aigenkait  ist  un- 
stseticheit,  tobung,  behendichuit,  scherpfen  der  sinn,  neu- 
vindichait,  höhvart,  gir,  unkäusch.  28,29;  von  ungeordenter 
vorchte  und  von  getürstekeit  und  von  ubermütikeit  und 
von  <;rgitikeit.  cap.  73  des  buclies  der  lugend.  Luzerner  hand- 
schrift  von  1382,  vgl.  Germania  17,54;  wen  iclis  wol  gefugen 
inocht,  so  kem  ich  geren;  s6  bin  ich  nit  mein  selbs,  ich 
bin  eins  gantzen  capitels  und  der  besten  pfarr,  die  ze  i3asel 
ist,  die  labt  mich  nit  geren  von  in.  so  het  ich  auch  noch 
nit  getürstgikeit  ofTenlich  in  den  lant  zu  wandeln,  wan  wer 
mir  icht  tet  oder  nem,  da  gieng  nit  klag  über  mich.  Heinr. 
V.  Nördlinger  an  Margaretha  Ebner  22S.  Strauch.  vy{.  Heümarr 
opuscula  361; 

der  dritte  sak  ist  giinstikait  (geturstikait) 
der  ist  dir  auch  dar  zuo  bereit, 
daz  du  dich  freilich  machist  her, 
nicht  sam  ein  plauger  winterper. 
der  teste  sak  ist  geduliichait, 
der  all  dein  leiden  ubertrait. 

H.  V.  Wittkn^bilbr  ring  (30",  2)  130  Pechtlein. 


4609 


tJETÜHSTIG 


onuRSTiGUca 


4610 


b)  vtibtnduny  mit  ullributivtn  adjecti»en: 

»o  «1  iBukaii  umb  «iu  Lü 
•ui  |ia  «in  ü«ni  •iiüero  tu 
mll  gröitr  turtiekeli«. 

Almicut  V.  IUiti*>T*M  9V  OarUtki 
•t  In  «In  grdi  KetOrtiakell 
dai  ir  Ulli  red«  grifaui  an 
mich  uiiüe  niloeii  warden  man, 
dan  ich  muot  triuien  lamar  io4. 

KoNNA»  voK  Wüaiauaa  Iri^an,  kritf  11510; 
und  worl  dar  undar  oia  aA  ball, 
dat  er  nAcb  ainai  henan  glr 
aiu  ieii  (ai6raia  ciagao  ir. 
ar  liai  ö  die  «aiOriiteiieli, 
dai  ar  mll  (rlmman  löuwaa  tiratl.    1&&M( 
wan  awar  die  liule  wll  varjageu 
üi  Ir  vaterlande, 
der  muoi  vll  manger  band« 

fetärxvkeli  arieigan. 
dal  der  man  «iu  eigen 
Terllena  und  ai  «in  die 
und  üi  dem  lande  ktra, 
lo  dem  »In  rouoter  In  gebar, 
i  wigel  er  ttn  leban  gar.    11078; 

die  lolt  du  dicke  unaeben,  und  aolt  ein  traben  waaier* 
niut  mit  fribeit  iinil  vermessener  gelOrstelieit  gelurrea  neiiiBieo 
deoiie  mit  temuetiger  vurchte.  nütze  alle  ding  nocb  noldurft 
diner  Icraogbeit  und  niut  nocb  geuuegde.  Tadlki  predtgltu 
076  Waektrnagtl;  wer  dem  ob(;«naQtea  ubbt,  und  convente 
...  au  iren  obgesibriben  freibeillen,  recblen  und  gnaden 
ingrilT  tbct,  mit  frevenlicber  dursliliait  dazz  der  verfaliea 
und  pIlicIitiK  «ei  zu  geben  funlTzig  maicic.  kaitirl.  schuttbrüf 
für  lltnediclbturen  U&4,  monutn.  Aoica  7,208;  durcli  wipiicbe 
gelurstiicail  vgl.  $p.  4597. 

c)  pronominale  virweis*  auf  ergintungsbeslimmungtn,  di*  im 
tusammtnhang*  gegeb*n  sind: 

wan  er  ä  ouch  diu  geturtiikait 
Iruog  In  8ime  herieu  b&cb 
das  er  bi  dam  barie  zAch 
einen  keiser  über  tisch. 

KoNRAO  T.  WOaiauae  Ott»  684; 
dart^flfe  di  von  gestio 
was  tII  Liituwtchir  rotin 
von  andrin  gogen&liu. 
den  let  lorn  dl  turstlkeii, 
dai  In  di<  volk  so  iiihln  reit, 
und  voigtin  ouch  zuhaut 
In  mit  gewipinter  baut 
als  In  ir  vretdikelt  gerii.    19692. 

t)  au$  der  liUeratur  des  15.  auf  Jas  lii.  Jahrhundert: 

a)  icb  hub  dir  dis  eiempel  darumb  gesagt,  z&  verston, 
das  rilrsicbiiglieit  und  gescbidigkeit  bei  vilea  besser  sind, 
ein  sacb  zu  volbringen,  dann  mit  stercki  uder  getOrttigkeit 
des  luannes.  bueli  der  btisfAeU  66,21  Holland;  kein  ritter  bat 
euch  mit  ijcdUrstigkeit  mOgen  verglichen  werden.  i4imon  9*. 

b)  u)  wie  wol  die  buide  grosse  Übel  sind,  waisz  icb  ducb  nit, 
weibes  das  grösser  ist,  ob  das  übel  des  ebrucbs  grOsser 
sie  oder  die  über  grosz  gedurstikait  den  durcblüchtigen  kflnig 
unverschuldet  zetöten.  Stbinhöwhl  Bouacio  'dt  elaris  mulitr.' 
133   Drescher. 

ß)  da  sprach  zti  im  der  ritter.  o  du  ribalt  mit  welber 
getUrsticbait.  torst  du  dich  einen  cbUnich  genennen,  gesta 
Homnnorum  65  Keller;  mit  was  gedürstigkeit,  allergnedigsle 
juncfraw,  icb  mich  unterstehe  euch  zu  schreiben,  buch  der 
liebe  236';  wo  hast  du  so  vil  gedürstigkeit  genommen,  um 
solches  mit  mir  zu  reden.  Wirsdnc  Calislus  K'. 

c)  unaiigcsehen  das  alles  und  durch  aigen  mutwil  frevel 
und  getursligkait  babn  si  ainen  creftigen  hertziig  furgenomen 
hertzog  Sigiuundn  in  seine  lant  getzogn  du*  Elsass  und 
Sungkuw  gannlz  verberget,  instructiontn  für  hersog  Sigmunds 
fisandte,  monum.  Habsburg.  I,  1,247  {tndt  15.  juAr/i.) ;  do  der 
kunig  des  berizogcii  geturstekeil  {kampfbegttr,  sehlachtbrrtil- 
tckaß)  sacb,  do  besamet  er  alle  die  er  muhte  und  filr  gen 
Brisacb.  Closknei  d.  städttchron,  S,i\;  do  der  legate  gesach 
des  bischofes  getürstekeit  und  unlange  mit  im  gekriegel 
helle,  do  lies  er  die  sache  ligen  vor  schäme  und  gesneig 
Ir  mit  gruszen  schänden.  8,51;  was  ist  dann  sin  getürslikeit  ? 
frrenz  (1499)  74';  dann  ir  Qbenuuth  und  gedOrstigkeil  sich 
gar  zu  weit  erstreckt.  Huttkn  5,  282  ilünth, 

3)  dit  prd/ixloj«  ^orm,  dit  für  dit  dlttr»  stü  diu   AiailcaT 

VON     llALIliRSTADT   Mild  NiCOLAUS   VO.V  JKROSCaiN  SU  hfUf*»    VOf, 

erscheint  auch  in  den  wtahularien,  tgL  Üikfbmach  3S2.  ebenso 
tritt  sie  in  bairtschen  quelUm  auf:  wer  den  ubgenanten  irem 
gulsbaus  und  iren  leuten  an  ireu  obgeschriebeuen  freibeiteu 
rechten  und  gnadeu  ingriff  tbel  mit  rrevelicbar  duratikail  ai^a. 


ttiu  %  m.  ^MfMrtM  •■  riiidnliailii  a«  Süliafra  im, 
•VL  M.  1,  in&.  «Ml  Umw  MtaM  äti  kkr  mit  tm  »mittm 
filUm  itr  etmfuktm  fmm:  4ot  JBHWfcM  UUar  fü>t  racM 
und  nimm  kcio  grid  Mv  itt  im  «Icbl  afaM  groo«  dttfa«<|. 
keil,  WM  kann  maos  layast  Lnata  bntft  s,  M  tf«  Wm»; 
teuffliacbe  daraiigkeil  titthndtn  »*.  »m  mJeUrHdktn  mttd 
dits4  form  noch  betSuniM»  tuf§fi  i  tail  imttitktH.  fitit», 
utvilta,  ftro€*Uu,  tfrtnnu  im.  ehn$»  n^  4tllii|irfl.  aMl, 
Uem  andui».  SttuiaMit  l«M2.  äi$  frift^rtt  fim  wird  Mrib 
ton  Kiaaaor  UrfOtiM:  M»  H^ntifk«!  im  mtUiwmin 
riuber.  mfäfumtsit  im*. 

GET(:KSTI(;UCII.  täm^  f^M>»  MMMf  «fc  4m  $tmf 
nymt  getuntlicb  (i.  i.).  dm  ftfatrl  mdttmt  tmtm  Ui  losiM 
VON  WOazacBC  und  urar  i»  der  4lUrn  «aOn  ^eraa  gelOratM. 
liehen ;  in  dtr  bibtiübtruttung  uvd  u  —  »»tmnUitk  md  atf^ 
worftntm  präfij!  —  mannitfaek  termmdH;  *m  kkr  mu  «rlrH  M 
lo^ar  in  dtr  elauitchtn  tUttratur  da  IIb  j«ML  am  mr1lkm§rimtd» 
auffritehumj. 

I)  a)        er  waa  der  jir«  uamttan  all 

und  bete  ledocb  an  im  dl«  salM, 
das  er  getür>te< Hcheu  vabi 
und  ai»  «In  bell  ticU  wart«. 

KoNiAD  V.  WOasaoa«  tnfm.  Map  ItW; 
von  im  wart  ar  in  all«  wU 
(«rOeual  ao  dar  selbaa  sMl«, 
«wenn  er  gaiOrtiaelicbao  taia.    ItSIl; 

tgl.  mhd.  mb.  3,  16*.  Laiaa  I,  »51.  uMtAtrag  DM;  dea  trackrackaa 

die  erzbiscbßf  und  pischof  vasl  und  getorslen  dowidar  nickt 
gcredeo,  wan  einer,  der  war  pischof  ze  Culients,  .  .  der  ituoi 
getürsticbiichen  uf  den  heiligen  taufslein  und  apcll.ert  für  at 
alle.  t.  bauristhe  forttettung  dar  tddu.  mtiUkrtmM,  aioaManto 
gtrm.  wtrnacuL  II,  329. 

ß)  tint  art  ton  übtrtragung  liegt  M  KoRaa»  voü  Weazacac 
vor,  der  die  im  adverb.  gtkenmtiduut»  m§nMknß  nmf  äaa 
deiiücunytari  des  freigebigen  bemU: 
sich  hit  min  bort 


und  l>t  gewabsen  laaga  ah, 

awiT  untlar  iu  den  allen  |1l 

|«türiti«i'lichen  «Juan  w«e. 

der  dunkel  mich  Trum  uode  qM« 

und  in  mtn  kint  von  rechter  art: 

«wer  aber  miue  gülte  tpart 

und  er  belibet  milt«  vrl, 

der  wizze,  dai  er  oihi  «mi 

m!n  aan  von  kOnicIicher  t. 

Kos(A»  V.  Wcazaoi«  ttoja».  Mef  ItUt. 
S)  ttudaeler  getOrsledicb.  müleld.  tocmbuUr.  ex  qmedet  Ik  >A. 
DieriiiBACH  60;  icb  loben  dich  daz  du  mit  dinen  iDwao^igr* 
triben  und  jagen  mit  diner  süssen  goad  bflU  dia  forcklaaaM 
berczeu  gedUrsieclich  us  lufent  und  os  rftffUol  dea  ktilfa« 
globen.  heiliggeistgrisu  {kanJstk.  15.  jährk.]  Hoider  Mtwmamm 
4,  96;  dannan  atal  er  sich  heimelicb  und  für  wider  kaia, 
und  l8t  do  den  bischof  von  Tele  für  daa  bobaaC  dm  kaa 
dar  und  ferentwQrte  sich  getorsteciich  tot  tai  bcWll,  wmi 
satte  sich  wider  den  legalen  zu  kiiegeatff.  Cimumb  d, 
stddtechruniken  8,  51 ;  do  daz  kunig  Adolf  vernaa,  4o  IMMl  m 
ein  here . .  and  wolt  den  hartiog  Obrebt  {ilkndd}  «««•, 
daz  er  gen  Menize  nOt  enkem«  uf  «^en  besprochen  iag^  m4 
begegent  ime  zu  Ulme  bi  der  TSnowe.  do  daa  der  htinfa 
veruam,  do  zöget  er  gedurstecUchgegeu  im«.a,M:  Alänadar.« 
für  in  eines  holten  wise  s&m  kOnige  ftaifo  tmd  aarsdl  sl 
im:  'ich  bin  Ailexaadara  oberster  boite  und  bin  tl  ^  g»^ 
sant,  du  ich  dir  aai«,  4m  du  einen  dat  besprrcbe«!  mit 
ime  zA  slrilende.'  do  apncb  Darioa:  'da  ndml  tm  fadiralw 
liebe'.  KöRic»Bore:<  J.  ifiiMferMilfa  SMk:  dtm  hM  kmü 
dia  loren  und  die  knakt«,  te  aia  ak  fa4anl|glafc  n»> 
darsunden  sc  iaohen  di«  vrjaan  «n4  O»  atcriMdk  Staialwtt 
Attop  m  ö$letUy. 
3)  die  pri^xhse  form, 
a)  in  der  bikelikbtrsettunf :  d6  qaaa 
riu  edriir  decuriä,  dtr  auch  s«lbir  «»• 
und  her  ginc  In  tor»teclirben  zA  PiUlü 
JhcsA.  BKaaia«  f«««|idi«n>art  ifar«.  U^O  i 
und  er  geng  in  tanikk.  «aite  T^/Itmki  mU  m  |iam  «la 
darsliglich  zu  hlataai  ««4  i««cb  das  Mb  Jbaaaa.  lacaattt», 
ebenso  Kuacacta;  dürstigklich  4«fiABrf«r  Mal  e«a  IW;  dm 
gicng  thurslig  bioein  an  Pilalu.  ürtnaa  n  dem  dtknm  «■•• 
gelben  {$p4ter  im  «agto  mA  ffmH  kiMi*);  Uafcb  Eaa  ani 
DiaTsnaaecta.  —  ai«  giMtM  Mnti^tA  \m  Aa  awk  uMmt 
34,  2S  bt»  EcciaTBia, 
sein  Schwert,  uad  gieafas  ia  te  alai 
wargeleaalle»«a«Bi«al««fcMC  Lanaa.  Aiir  «ia  ia  Ja«  < 


4611 


GETURSTLICH— GETUSCHT 


GETÜTE— GETZE 


4612 


entipreehenden  bibelstellen  {vgl.theil2,  ilbh)  folgt  ihm  aue/iDiETEN- 
BERGEB;  Eck  verwendet  andere  Synonyma,  je  nach  dem  zusammen- 
hange, fraiJiglicb  in  l.  Mose  34,  25 ,  freventlich   in  Uiob  12,  6. 

b)  in  den  Wörterbüchern :  iürst\g\ich,  hehevit,animose,  magno 
antmo Henisch 718;  dürstiglich audacule, präcipitanterSn&iE.R'lhO. 
die  Sammler  des  li.  Jahrhunderts  gruben  das  adverbium  wiederum 
aus  den  lectüren  alttr  schriftsteiler  aus,  so  knüpft  schon  Pez 
an  die  oben  angeführte  stelle  aus  Konbad  von  Würzburg  an 
{trojan.  krieg  61212)  vgl.  Scherz  542.  näher  lag  noch  Luthers 
bibelüber Setzung,  von  der  namentlich  die  stelle  i.  Mos.  34,  25  weiter 
wirkte,  hiezu  kam,  dasz  sich  auch  von  iarslig  =^sitiens  bedeu- 
tungen  ableiten  liesien,  die  mit  derjenigen  unseres  adverbiums 
zusammentreffen,  hieran  knüpft  Wieland,  der  das  adverb  tm 
Oberen  (6, 32  sie  kQszten  sich  .  .  so  rasch,  so  durstiglicli) 
verwendet  und  dazu  bevMrkt:  Luther  gebraucht  das  wort 
dürstiglich  in  seiner  Übersetzung  der  bibel  mehrmals,  um 
den  höchsten  grad  einer  leidenscbaftlicben  begierde  auszu- 
drücken, glotsarium  über  die  im  Obeion  vorkommenden  ver- 
alteten oder  fremden,  auch  neu  gewagten  Wörter  u,  s.  w,  werke 
23,  521. 

GETURSTLICH,  adj.  und  adverb.,  ältere  bildung  als  die  vor- 
hergehende ;  sie  hatte  jedoch  nicht  dieselbe  nachhaltige   Wirkung. 

1)  als  adjectiv  ist  die  bildung  nur  in  den  glossen  belegt : 
temulenlus  kitursliher.  Hrabanische  glossen  Steinmeyer- Sibvers 
1,  256. 

2)  sonst  herrscht  dort  die  adverbialform  vor,  die  sich  spdler 
abschwächt,  bis  sie  ganz  abgeworfen  wird  :  audenter,  caturstlibho, 
caturslihclio.  Keronische  sippe;  audenter  katrustlihho.  Hra- 
banische Sippe  Steinmeyeii-Sievers  1, 25;  audacter  caturstlibho, 
kidursdiihho  1,156;  2,9S;  demerile  kidurstlibho,kiturslibo.  Ä'cro- 
nische  itppe  1,256;  getürstlichen  Athis  C,  45; 

swaz  er  gelobte  und  gehiez, 
daz  er  des  lutzel  stsete  liez. 
wie  geturstliche 
verbrach  er  dem  riebe, 
daz  er  bi  sinem  eide  lobt! 

Otiokar  üsterr.  reimchron.  17009  Seemüller. 

vereinzelt  begegnet  unsere  form  auch  in  der  bibelübersetzung : 
bewegent  dQrstlich  got:  so  er  selb  gibt  alle  ding  in  ir  hende. 
Eggesteyn  Hiob  12,  6,  wo  Luther  tbürstiglich  zeigt,  während 
KoBURGBR  mit  küniich.  Eck  mit  freventlich  abweicht,  vgl. 
Amailich  adv.  audacter.  vocab.  incip.  teut.  g4;  und  woll  iemant 
getürstlich  wider  euch  reden,  euer  boshait  und  sünd  offen- 
baren (das  doch  niemant  thön  dar)  den  selben  sollen  ir  als 
ain  kätzer  und  ungläubigen  in  den  ban  thän  und  verdammen, 
auch  mit  euerm  gewalt  angreifen  und  sagen,  er  bah  wider 
die  christenlichen  kirchen  gethan,  man  sol  in  verbrennen, 
das  alles  sollent  ir  unverschempt  thun,  trutzlich  und  ge- 
türstlich also  durch  drucken  und  euch  nichts  bindern  noch 
irren  laszen.  *fürst  der  hellen  genant  Lucifer  ...  an  bäpst, 
bischoff,  Cardinal'  (1521)  Schade  satiren  und  pasquille  2,  91, 14. 

GET{itiSTLlCüyiElT,f.,substantivbildungzumvorhergehenden: 
mit  was  gedurstlikait  getarst  du,  die  wil  ich  lebe  . .  minem 
künglichen  stfil  besiezen.  Steinböwel  de  claris  mulieribus  168 
Drescher. 

GETUSCHEL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  dem  erst  spät  auf- 
kommenden tuscheln  {s.d.):  aber  ich  will  ihnen  sagen,  um 
was  es  sich  handelt  bei  all  dem  diplomatischen  gethue  und 
getuschel.  Blücher  bei  Schere  3,  810,  vgl.  sp.  43^3.  als  mund- 
artliche form  berührt  sich  in  bildung  und  bedeutung  sehr  nahe 
das  niederdeutsche  getustere,  vgl.  getustere,  n.,  das  gezwitscher, 
gezischel.  Schambach  63,  vgl.  tustern,  leise  ins  ohr  sagen, 
flüstern,  zischeln,  wispern.  237.  fraglich  ist,  ob  gedüsch,  ge- 
rdusch, geplauder  Woeste  «b.  der  westphäl.  mundart  74  zu 
duschen,  tuschen  gehört. 

GETUSCHT,  participiales  adjectiv  zu  tuschen  (s.  d.).  wie 
am  verbum,  so  sind  auch  am  adjectivierten  particip  zwei  ver- 
schiedene Worte  gleicher  lautform  auseinander  zu  halten. 

l)  getuscht  zu  tuschen,  beschwichtigen,  das  schon  in  den 
äüeslen  Wörterbuchaufzeichnungen  schwer  von  vertuschen  zu 
trennen  ist,  dem  compositum,  dem  es  weichen  muszte:  tuschen, 
ein  auffrur  tuschen.  Maaler  F.  f.  3',  vgl.  aber  vertuschen  eben- 
dort  unter  auffrur.  bei  Stieler  2266  ist  die  begriffsbestimmung 
unseres  verbums  sichtlich  von  dem  bestreben  geleitet,  dieses  mit  dem 
unter  getuscht  2)  zu  behandelnden  verbum  in  einklang  zu  bringen; 
trotzdem  ist  auch  aus  ihm  aufkldrung  für  das  unsrige  zu  ge- 
winnen. Frisch  geht  au/' Maalek  zurück:  tuschen,  einen  au f- 
ruhr  tuschen.  1,  395,  vgl.  tüssen,  eirükoU  thun,  verbieten  it. 
schwicIiHgen.  Richey  idiot.  Hamburg  317;  auf  dieser  umfassenden 


bedeutung  fuszt  die  attributive  Verwendung:  nach  getuschten 
bürgerlichen  kriegen  begab  er  sich  auf  das  ballen  und  auff- 
geblasen  balgsspiel  post  bella  civilia  ad  pilam  folliculumque 
transiit.  Garzom  schauplalz  aller  künst  (Francfurt  1641)  742'; 
kleinere  und  gröszere  daraus  entspringende  Widerwärtigkeiten 
waren  kaum,  nicht  ohne  Unbequemlichkeit  der  oberen  be- 
börden  getuscht  und  geschlichtet,  als  uns  dessen  (Fichtes) 
äusserungen  über  gott  und  göttliche  dinge  .  .  von  auszen 
beschwerende  anregungen  zuzogen.  Göthb  {tag-  und  jahres- 
hefle)  3),  32 ; 

und  dieses  schlaue  volk  sieht  einen  weg  nur  offen: 
so  lang  die  Ordnung  steht,  so  lang  hat's  nichts  zu  holTen, 
es  nährt  drum  insgeheim  den  fast  getuschten  braod, 
und  eh'  wir's  uns  versehn,  so  flammt  das  ganze  land. 

(Jahrmarkts fest  zn  Plundersweilen)  13,  24. 

im  gegensatze  zu  diesem  particip  hält  sich  am  verbum  selbst  — 
in  mundartlichen  formen  —  die  beschränkung  auf  das  gebiet  der 
rede,  die  vermuthlich  den  ausgangspunkt  überhaupt  kennzeichnet : 
schon  bei  Maaler  tusch  dich,  schweig  still.  Ff  3';  düschen 
still  sein  Stalder  1,329;  tuschen,  tuschen,  tm  reden  einhält 
thun,  jemand  beschivichtigen,  durch  sanfte  mittel  ihn  veranlassen, 
nicht  weiter  zu  reden  Danneil  wb.  der  altmärkisch-plattdeutseben 
mundart  229  u.  a. 

2)  getuscht  zu  tuschen  von  dem  fremdworte  tusche,  vgl. 
tuschen  (in  arte  pictoria)  signißcal  coloribus  pallidulis,  tremulis, 
ac  fugientibus  aliquid  adumbrare.  Stieler  2266;  ein  getuschtes 
gemälde.  Adelung  4,1107; 

im  fernen  horizont,  wo  die  azurne  luft 

die  see  zu  küssen  scheint,  glaubt  er  im  morgeuduft 

ein  leicht  getuschtes  land  zu  sehen; 

bald  macht  darin  die  mächtigste  der  feen, 

die  fantasie,  ein  schimmernd  schlosz  entstehen. 

WiBLAHD  (Idris  4,  8)  17.  205. 

bei  Wieland  begegnen  noch  weitere  Übertragungen: 

er  schnallt  den  hämisch  ab.  legt  heim  und  lanze  nieder, 
und  überläszt  der  lauen  flut 
den  frischen  reiz  der  jugendlichen  glieder. 
ihr  unheflecliter  schnee,  getuscht  mit  rosenbiut, 
scheint  aus  den  spiegelwellen  wieder.    (Idris  1,19)  17,22. 
vgl,  auch  11, 102  {don  Sylvio  von  Rosalva  2, 2). 

GETUTE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  tuten  (s.  d.);  vgl.  dute, 
duten  th.  2,  1767: 

auf  des  altars  stufen  kauern 

auch  die  tempelmusici, 

Paukenschläger,  kuhbornbläser  — 

ein  gerassei  und  getute  — 

ein  gerassei  und  getute, 

und  es  stimmet  ein  des  chores 

mexikanisches  tedeum  — 

ein  miaulen  wie  von  katzen.    Hkink  Vitzliputzli  2. 

GETWANG  s.  gezwang,  ebenso  ist  zu gelvrerg,  getwingen 
und  anderen  in  der  mittelhochdeutschen  periode  mit  t  anlautenden 
präßgierten  formen  auf  das  entsprechende  neuhochdeutsche  *gez' 
zu  verweisen. 

GETWEINDE,  participiales  adjectiv,  mansuetus,  auf  die  Über- 
gangszeit beschränkt:  inphaende  di  getwende  unse  herre,  abir 
demütigende  di  sunder  bis  czu  der  erdin.  Trebn.  psalmen 
146,6;  der  herr  richtet  auff  die  elenden.  Luther  (psalm 
147,6);  die  senfftmütigen.  Eck.  die  form  beruht  jedenfalls 
auf  mundartlicher  lautgestaltung.  Fietsch  a.  a.  o.  Idszt  die 
wähl  zwischen  anlehnung  an  getwenge  (Lexer  1, 952,  nachtrag 
205)  und  getwede  (Schiller-LGbben  2,  90');  die  letztere  an- 
nähme wird  unterstützt  durch : 

ei,  süzir  got  vil  höre, 

durch  dtnes  namin  ere 

bis  den  dinen  gnedic 

und  mache  si  getwedic  (einqnschüchtert,  znhm). 

N.  v.Jeroscuin  9154,  vgl.  Pfeiffer  a.  a.  o. 

GETZ,  n.,  nebenform  für  gäz  zu  dem  colleclivum  geäz, 
geäze,  vgl.  Lexer  1,  747.  Schmeller  l  ^,  157  (dz),  vgl.  gast 
oben  sp.  1473.  das  wort  erscheint  in  der  eingeschränkten  be- 
deutung viehfutter:  unser  gwin,  gwerb  unnd  handtierung 
ist  dem  vogler  oder  vogelrichten  allerdings  gleich,  wann 
ein  voller  einen  vogelplatz  oder  vogelherdt  zugerichtet  hat, 
so  strewet  er  hin  und  wider  getz,  die  vögel  werden  haimb- 
lich.  B.  Hbupold  Plautus  redivivus  {Augsburg  1628)  10  (offundit 
cibum). 

GETZ,  ncbenfoim  zu  götz,  gotz,  gottes,  tn  bestimmten  Ver- 
bindungen zur  interjection  umgebildet,  s.  unter  golU 

GETZE,  GETZEN,  schwaches  m.,  nebenform  zu  gätz  (s.  oben 
sp.  1515),  vgl,  auch  gOtze  (s.  d.).  xu  den  unter  gätz  gegebenen 
belegen  vergleiche  auch  Weinhold  beitrage  zu  einem  schlesischen 
wb.  1,27.    für  die  jüngere   form  getzen    vgl.  Frommann  2,81. 


4613 


ÜETZEN— UEÜÜEN 


OB0im«-<ll0tT 


4614 


und  AobLUKC  ],  buu:  'gerxen'  ...  in  einigco  gegrinten,  ein 
Ijericbl  vun  lucbl,  eieru  und  luilck,  welches  in  der  pfanoe 
gebucLeu  wird,  und  wotu  aiuic  ieute  nur  gcrtlennicbl  lu 
neliiuen  plU-gen,  wuber  e«  den  oauicu  zu  babrn  tcbeiuet. 
es  wirduucb  'gemling',  in  <U-r  Lau«iU  und  Met«xen  'geUto'i 
und  im  Wendiscben  'jexcmen'  Kiuannl. 

(.KTZt.N,  V€rb.,  nebtnform  im  (;ntten  (i;>.  i:>l«),  gAtien 
{tp.  Vor.). 

I)  lu  dem  unliT  gatien  I)  b)  oben  gegebenen  beüpitl  üt 
aniufugen:  wie  es  unuiüfslicb  i«t,  dasx  die  «glasler  ir  bupffen 
und  (jelxen   Ussel.  Lutiik«   titehreden  433'. 

•i)  tu  gUlzen:  geUe  <c/im).  verb.,  Iiexvlcbiiel  dus  scbreien 
des  bubnes  nach  gelegtem  ei.  Klkicma.'«!«  bettrige  xu  «inrm 
nordthüring.  idtutikon  7. 

3)  lu  gatzen  (mit  btiug  auf  den  meHtekm)  »  «cbwulzen  itl 
Wül  jenes  geizen  tu  itellen,  in  wvlchem  ».  ISiste«  I.  ergin- 
tungikeß  tu  Vilmah  i.  li  dat  grundwuii  tu  crgelien  vermuthit: 
luriiin  geizen,  schäkernd  nach  ctwat  austdiiiutu  oder  tehn- 
nhttij  horchen  (vgl.  auch  getzmaon  v  l'nsTKR  naehtrig*  i« 
\iuiAK  ~H).     hierher  gehört  anscheinend  auch: 

»\e  kuni  uns  weilur  geueii  nocli  siugea, 
»u  ubul  wiir  ille  hur  erscliiockeii. 

Fiii*citLi<«  .SNimiin»  309. 

QV.TZLIC»,  udj.:  frftllcb  oder  gctzlkb  sin.  Kölner  handsehr. 
det  loher  und  Mauer  (ib.  j/t.)  Lkxkr  naehtrag  206,  vgL  gctz- 
licbkeit. 

GKTZLICUKKIT,  A,  nebtnform  zu  ergelzlicbkeil,  vgl.  <Ä.3, 
ip.  822.  et  ist  sehr  fraglich,  ob  in  der  präßxlosen  form  das 
grundwort,  und  ob  nicht  vielmehr  eine  seeunddr«  enlwteklung 
dann  zu  erblicken  ist: 

1)  die  (narren)  wurden  auf  ein  zeit,  daniil  man  dem 
bapst  ein  getzlicbkeit  macble,  auT  dro  palast  berufea.  Bkbel 
(libU)  16*; 

we  dem  sin  wUuach  all  werden  wor, 

vil  wuntcheu  da»  sie  leben  lang 

und  dflnt  iler  sei  üocb  aUo  Iraiig 

mil  schlummeu,  »rasten  im  winhiisz 

dat  sie  vor  xii  mnsz  faren  u>z, 

dar  lA  ob  »io  scliun  werden  alt 

kind  nie  doch  bleicb,  siech,  uugeslull 

ir  backen  unil  hfii  sind  «o  l&r 

als  ob  ein  uir  ihr  milter  wAr, 

vii  geiillcbuil  die  jugent  bat 

das  aU<T  iu  eim  wesen  siai 

in(en)  zittern  glider,  siim  und  liirn.  efe; 

.  S.  UsANT  nuirentcUiß  26,  21. 

2)  aut  den  oben  behandelten  Verwendungen  Idttt  sieh  auch 
das  folgende  beispiel  erklären,  dat  tich  in  der  bedeutung  lugleieh 
mit  gälzen,  ätien,  füttern  (sp.  ibi'i)  berührt: 

ob  Ich  ein  :fchaalT  sld  sunsi  ein  ihler 

lind  uni  zuo'r  «pysz,  ouch  Tal  xuo'n  rocken, 

damit  wir  küiidUid  uns  bedecken, 

ouch  andre  frücht  mit  uuderscbeid 

zur  uotturn,  untrer  getiligkeii. 

Ilurr  Adam  und  lleva  18(K>. 
GF.TZMEK,  m.    ahUUung  von  gatz,    vgl.   «i^Uuffl  earnificum 
'gezzmcr'  dtctorum,   tnschrift    auf  dem   siegel   der  WürtbMrj/er 
mettger.  Lbxtii  naehtrag  205.      hieraus   erklärt   sich    wol    auch 
getzmann  Vilmah  13&  Mnd  PrisTta  78. 

GKU,  nebenform  tu  gäu,  vgl.  oben  tp.  I&IH. 
Gt%KtN,   vrrfr.,  s.  geibea  oben  tp.  2568,  vgU  auch  geuen, 
genpen,  geuwen. 

GECüCN,  verstärktes  üben  (5.  d.);  der  erste  beleg  stammt 
aus  den  Prudenttusglosten,  exera't  giuopit.  STtinHEYEi-SiKVias 
1, 4.S& ;  5on5(  bietet  weder  die  althoehdeuttcht  no«k  die  mitttl- 
kochdeulsche  litteralur  viel  beispiele: 

owö.  ow(5,  her  TrUian, 

daz  ich  iuwer  le  gewalt  gewaa 

so  Kuoten,  aUe  ich  ieiuo  hiiu, 

und  der  al.sö  niht  i^t  gotAn, 

dai  ich  In  also  geüben  mOge, 

alt  ez  mir  wege  und  tilge. 

UoTTrsisD  Trulan  10353  BtckUeiit; 

tweon  ich  min  zouber  geübe 

und  mSrnr  arzente  dinc, 

sA  wirt  ein  vrechrr  jungelloc 

vil  schiere  i'lz  im  gemachet. 

KoNSAD  T.  Waststsa  (rq/ac.  kritg  1<NM: 
daz  wir  dem  almebtigen  gote  disiu  fünf  pfunt  widentcheo 
unde  reiten,  .  .  zum  andern  ludle  tod  uoserm  amle,  das 
wir  daz  also  durch  got  geilben  und  durch  uns  selben;  und 
unser  xU  und  unser  guot  aUA  angelegen,  daz  et  gote  lobe- 
licli  st.  BEaiHOLD  T.  UKCBNSBuac  28,  11  Pfeiffer;  pei  der 
turtcitauben  verstön  ich  aia  rain  pider  weip,  diu  allain  im 
waigen  liep  Uew  hell  und  ist  geJullig  mit  allen  weipleicbeo 
IV. 


(ttblea  .  .  dia  fra»  nag  »ibl  ftflir|M.  4m  bl,  ai  »ag  aM 
uibi  frubeo  aa  «le«  «lad  gegta  mMmi  tat,  ^*  ***  l 
der  bin  der  MBllktall.  ft.  f.  Mmumm  bwtk  im  mim 
•i  (dK  h«,L  OiaaMli  «M  M(t  fva,  4m  rf  dlMlikdl  « 
wtle  laubea  MMhU,  vMM  ai  M  dtalM  «Ibm  frtvM 
■aoul  aot  «04  aiaa«  rak  m4  |Im  n  wm  aaÜM  mJ 
bot  brfit  bi(  ir  dicke  karWa  bilpfaMUM  kr4l  mA  Mf»- 
sinecket  und  uogeaalMO.  II.  f.  ^aiiaiaa  iMiMki  mfitikm 
l,2tt  Pfeiffer;  das  aim  dk  ttagrr  aia  laU  •4ar  all«  aÜ  äs 
ander,  oder  der  daam,  die  f-irdrrttM  «dar  41a  MaJafHM 
lam  werden  «ud  aie  oil  |es(reckaa  aiar 
oben  mOcbl.  BasoMacavaic  (*<r«/fi«  (UM)ir. 
hierher  autk: 

druiiib  Ist  4ar  ttum  gar  effi  Mirabt. 

dab)  dl  well  In»  {tkmtm  f)  frsU  gsaM. 

H<«w>eTfa«M8«  W. 
GEH  Bin,  m^  tkmdtui$»kt  nthnfmm  n  kiakiu,  efL  tt. 
»,«M: 

•In  weluer  pfab  credeniter  war 

•  uUng  «ad  atz  der  lugrl  schtr 

titchdieiier  warso  der  Wooiit. 

Roikroptr,  KifllMr  «ad  der  ««enMia.  RsMfacae  (4m 
reviM««!  4rr  — darrtal*  tnmämt  9h^  I.  «M^- 
et  scheint  auch,  iatt  das  füftni«  M«fM  mit  im  fmm  |— aiMi 
hierher  gehört:  auo4,  dae  ir  ewere  kinder  also  sart  rlrliM, 
so  werden  nichts  dann  eitel  göwilzen  darsoat,  timi  far  mtd 
für  stetig  furtzfrllig,  kraock  and  slerbeot  ^0  uM. 
lassend  euch  eine  warnung  sein,  so  akarfeei 
halten  ihr  auch  slarcke  junge  kioder,  waaa  ihr  i 
giite  slarcke  hoiterbrei  zA  essen  geben.  I'asi 
tchaft  {eap.  ttei  131  Bolle,    tgl  a*€k  geibilz  tp. 

GEÜBT,  perlietpia/ri  adjecttv  zh  üben.  4u  mohmtf 
paitieips  von  teinem  verUalstamme,  du  1«  H«s«rer  knUftn  1 
weit  vorgeschiitten  ist,  beginnt  frükt, 

I)  a)seAon  aus  Notskbs  kberttitnngttprnek«  rnni  Ar  «stM»- 
dungen  ter  genobto  liat  (beizet  pugilialona)  und  geaoylar 
licbamo,  cxrreifuiN  corpus,  belegt,  vgl.  GaArr  1,11.  aas  4*r  ati$M- 
hoehdeuttehen  periode  trete*  nur  fHikttm  sufeWaafW 
det  partieips  hervor,  an  denen  die  isali«raa| 
punkte  findet:  dat  der  guute  von  im  warda  fatakel  te  i 
wercben.  aliä.  predigten  2,3»  Urtetkaim; 

Ich  tibe  das  ir  >lnt  ter«  b«ir«l»«i, 
Awar  beriae  bi  aiii  uaaiAi  geukei 
darumb  so  tagent  salr  den  gruai. 

IHoctrtUm  va  MUt. 

dagegen    tiegt   für  $oUk*   ittkenng   ein    ImpsW  ta  itr  /Wa 
ungeübct  vo',   die  aut  Suso  btltgl  isf,  efL  miUelkotki.  mSrink. 

3,  I9i*.  im  17.  Jahrhundert  ventkäntu  «Mft  mirttibidbir,  Ü» 
die  parlidpialformen  tonst  b*im  err^aai  brinftu,  aassr 
für  steh:  geübt,  gebraucht,  cxrreilai  Fai«ic»  (leiec*!; 
exercUalus,  prriclilatus  HaMsca  IS*»;  geübt,  palbr«, 
pratticalo  Casulh  (l73u)  I30>«;  geübt  Scawa^  (iTW)  '.m.  Am> 
LUNC  irrani  dat  partidp  nkkl  um  werh,  wol  eWr  Caer«,  ngL  % 
354;  wer  kenntniase  von  einer  Sache  besiut,  ial  ka»^  mm 
sieb  fertigkeiten  in  etwas  erworben  bat,  iat  §»tk%,  wm 
unternebmnngen  gewagt,  anrechtu«(aa  aad  gaiakrM 
standen  hat,  der  ist  versucht.  W.  PvraMia 
deutsche  worle  (I79i)  scknfXn  der  kmrf.  ftadlasta/l  im 
heim   9  t.  7.  vgL   daz«  EaeaBaaD   rersac*  «««v 

4,  321. 

b)  ein  weiterer  b*9tit  fkr  O»  ntitgiktmitimämmt  im  pm- 
ticipt  liegt  in  der  rtitUiektn  aaiMd«^  4v  Mfmwmtt^fmmt 
unter  denen  der  nperUtn  ftWiwiapti 

a)  geilbter  und  gewisser.  Ume  •,  *n\  fitbiar  Www 
ertnarren  {neudmtk)  202 ;  torwIrU :  Ul  dasWdMara,  saÜaMl 
und  rOckwSrU  nur  fOr  gertbleia,  oad  «Mb  mm  ml  4aM 
blachfelde,  auf  dem  wirrfcldc  iat'a  aaOMkk.  f.  L  Jaa* 
uerke  2,S0;  die  interpunrtion,  «• 
fanger  sein  must,  tat  fOr  den  _ 
wertb,  zumal  in  itMM  ae  lekhlea  gadkkt.  I.  LacBMBa 
{»her  IhgeMt  VitiiaaiiBaa^falr)  kma  imtnL  mtL  tm^  m- 
ginnngtbnnd  «r.  II.  _.^ 

ß)  den  wulgeObtiatM  krtafaaMaa.  Sraan  Vi  ßimtmtm 
OMler,  geObleetea  kaaaar,  ffl.  s^«ti«(dM  MthlaMt  •*§>»  |»> 
fibiceta  obr,  gtAktaaU  Mbaa-  ••4  N^i^^^rl»^  |alM«Mr 
mecbaaiaMa,  tfL  tf.  «Uli  ptUaeta  «Im  v>  M»> 

e)  ik  liiMiraM  Muniämkmuk  i»  ien 
parttet{4*k<t  ^iieiHwi. 


t)  unter  w^kmng  wetaiir  /hMüaaea:  Maraaaa  awMa  mm 
Mkm,  ba^Mil  4k  niM  ||M> 


aeioen  gezeicbnelM  nallarlwfcM, 


Stt 


4615 


GEÜBT 


GEÜBT 


4616 


lliicht',  selbst  mit  einiger  gefiihr,  als  der  erste  zu  beschreiten, 
unter  den  liausgenossen  Tanden  sich  viele  zu  höchster  leichtig- 
keil  geübte;  denn  dieses  vergnügen  ward  ihnen  fast  jedes 
jähr.    GöTHC  {W.  M.  wanderjahre  2,5)  22,100. 

ß)  mit  abstreiftmg  des  verbalcharaklers :  zwei  tausend  gutte 
gedunkcn  zusammengebracht  von  dem  geübten  Padl  WI^CKLER 
{Göiiitz    I6S5); 

man  soll  euch  mädchen  auf  dem  lande 
wie  mädchen  aus  den  städten,  (liehn, 
so  lasset  doch  den  l'rau'n  vom  stände 
die  lust,  die  diener  auszuziehn ! 
doch  seid  ihr  auch  von  den  geübten 
und  kennt  ihr  keine  zarte  pilicht, 
80  ändert  immer  die  geliebten. 
doch  sie  verratlien  miiszt  ihr  nicht. 

GöiHB  ('.'flc  miälerin  verrath)  1,213; 

nicht  mit  unrecht  ist  selbst  von  unterrichteten  und  geübten 
über  das  ermüdende  nachschlagen  .  .  geklagt  worden.  Mass- 
HANN  einleitung  zu  Ghaffs  althoclid.  Sprachschatz  6  theU.  vyl. 
der  geübtere  sp.  4614. 

2)  in  dir  bedeutungsentwicklung  sind  keine  weilgehenden  unter- 
schiede zu  beobachlen.  wenig  entwicklungsfähig  ist  ein  älterer 
gebrauch  geblieben,  bei  dem  das  particip  an  Verwendungen  an- 
knüpfte, die  wir  heute  mit  ausüben,  verüben  zum  ausdruik 
bringen  geübt  berührt  sich  hier  mit  gethan  {vgl.  sp.  4366);  nach 
vielen  geübten  und  fürtrefflichen  thalen,  die  er  in  den  kriegen 
gethan  und  begangen.  Fronspebg  kriegsbuch  3,  t4$';  geübte 
künsten.  Hknisch  1588;  dasz  wir  nicht  können  überhaben 
sein,  ermeiten  Jesum  von  Nazareth  umb  solche  turbation, 
geübten  gewalt,  raub  und  spolii  vor  goit  dem  allmächtigen 
.  .  mit  orv'lentlichen  rechten  zu  besprechen.  Ayrkr  Ats/or.  pro- 
cess.  juris  {eap.  l)  ',  ausgäbe  von  IG80.  ebenso  bleibt  eine  jüngere 
entwicklung  vereinzelt,  in  der  die  in  üben  ruhende  Vorstellung 
der  Wiederholung  für  sich  allein  den  ausschlug  giebt:  meine  ge- 
übtesten arien  vorzusingen,  in  allen  übrigen  Verwendungen 
macht  sich  die  beziehung  auf  das  subjecl  der  verballhäligkeit 
geltend,  ihm  kommt  das  eryebnis  derselben  zu  nutze;  die  Ver- 
vollkommnung, die  durch  die  Übung  bei  thni  eniell  wird,  steht 
im  Vordergründe,  es  ist  dabei  zu  unterscheiden  zwischen  prädi- 
cativen  und  atlribuliven  fügungen  des  particips, 

3)  das  participiale  adjectiv  tritt  als  prddical  zum  verbum.  die 
isolierung  ist  hier  desto  mehr  vorgeschritten,  je  mehr  sich  das 
particip  aller  einschränkenden  ergänzungen  und  bestimmunytn 
entledigt  : 

a)  mit  näheren  bestimmungen. 

a)  I))  nachdem  ein  ider  alt  oder  geadelt,  oder  im  kriege 
geübt  und  verdient  {prout  decus  bellorum)  oder  auch  mit 
wolredenheit  begabt  ist.  Micvllüs  Tacilus  {German.  li)  12S9; 
geschickte  archivare  sind  im  lesen  alter  Urkunden  geübt. 
Petersen  schriflen  der  kurfürstlichen  gesellschaft  in  Mann- 
heim 9,  7; 

auch  bin  ich  hier  aus  dem  land, 
im  klettern  gut  geübt  an  steiler  alpenwandl 

WiRNKB  (24.  febr.  263)  Minor; 

er  ist  in  seinem  fache  sehr  geübt.  Campe  2,354. 

2))  dan  die  leibliche  Verfolgung  war  zu  grosz,  dadurch  die 
rechten  Christen  nur  geübter  und  gewisser  im  glauben  wurden. 
Luther  6, 47S'  Jena; 

am  körper  alt  und  jung  an  jähren, 

halb  siech  und  halb  gesund  zu  sein? 

das  giebt  so  melanchoTsche  laune, 

und  ihre  pein 

würd  ich  nicht  los,  und  hätt'  ich  sechs  alraune. 

was  nützte  mir  der  ganzen  erde  geld? 

kein  kranker  mensch  genieszt  die  weit. 

und  dennoch  wollt'  ich  gar  nicht  klagen, 

denn  ich  hin  schon  im  leiden  sehr  geübt. 

GöTHK  an  muiiemoiselle  Oeser  tu  lyciptig  (1768). 

ß)  ain  iegelicher  sünder.  der  lebt  ain  weder  darumbe. 
daz  er  werde  gcbüezet  alda  gebezzerot.  alder  er  lebt  darumbe 
daz  der  gSte  und  der  rebte  von  im  werde  geübet  zc  guten 
werben,  altd.  predigten  2,  39  Grieshaber;  auf  diese  weise 
wurden  die  Sachsen  zu  den  waffen  geübet.  Haller  Alfr.69; 
die  durch  gewonhait  haben  sinn,  die  do  geübt  seien  zum 
underschaid  des  guten  und  des  bösen.  Eck  Hebräer  5, 14, 
ebenso  Dibtenberger,  vgl.  sp.  4616; 

ist  .  .  das  äuge  geübt,  die  künstliche  weudung  zu  treffen. 

GÖTBB  (Hermann  und  Uorolhcn)  40,  303. 

y)  der  lautenist  präsentirte  ihm  also  bald  seine  laute,  und 
sagte:  ,moDsieur,  ich  mache  profession  von  diesem  instru- 
ment,  ob  ich  nun  gleich  geübter  darauff  bin,  so  ist  es  doch 
keinem  eine  schände,  der  seine  profession  in  anderen  suchen 


sucht'.  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren  (neudruck)  202;  in 
der  hildergalerie  fand  ich  mich  nicht  einheimisch ;  ich  musz 
meine  äugen  erst  wieder  an  gemäbide  gewöhnen  .  .  im  antikcn- 
saale  konnte  ich  recht  bemerken,  dasz  meine  äugen  auf 
diese  gegenstände  nicht  geübt  sind.  Göthb  {italienische  reise; 
bericht  aus  München)  27, 10. 

8)  also  hab  ich  ein  hertzlichs  betauren  empfangen,  dasz 
solcher  Alpländer  und  völcker  alter  art,  wesen,  sitten, . .  so 
gar  verligen,  und  denen,  so  frömbder  spraachen  nit  geübt, 
noch  der  alten  lateinischen  bücher  verständig  sind,  vcrlialten 
sein  söltcn.    Stumpf  Schweizer  chronik  (1606)  Vorwort. 

b)  einführung  ohne  weitere  bestimmtmgen : 

der  maister  sprach :  'ich  piii  geübt, 
das  ich  pin  am  hcrre  meiner  zuugen.' 

Vi.NTLKR  pliiemeii  der  tiuient  5231 ; 
ein  wolgeübter  man  verstehet  viel;  und  ein  wolerfahrner  kann 
von  wurbeit  reden,  wer  aber  nicht  geübt  ist,  der  verstehet  wenig 
{qui  non  est  expertus).  Luther  Sirach  34,  9;  welcher  nit  erfaren 
ist.  Eck;  der  nit  ist  versucht  in  der  vorlulherischcn  bibel;  alle 
Züchtigung  aber,  wenn  sie  da  ist,  dünckt  sie  uns  nicht  freude, 
sondern  tiaurigkeit  sein  —  aber  darnach  wird  sie  geben  eine 
friedsame  frucht  der  gerechtigkeit,  denen,  die  dadurch  geübt 
sind.  Luther  brief  an  die  Ebreer  12,11  (den  geübten  durch 
sie.  codex  Teplensis;  exercitatis  per  eas).  ebenso  Eck  und 
Dibtenberger  und  die  späteren; 

zwar  ist  um  U'ost  dir  itzo  bange ; 

denn  alle  züciitigung,  so  lange 

sie  da  ist,  scheint  uns  hart. 

doch  nachmals  wird  sie  friedsam  geben 

frucht  der  gerechtigkeit  und  leben 

dem,  der  durch  sie  geübet  ward. 

Gellebt  (irost  eines  schwermiUhigen Christen) 22, 215. 

4)  als  attribul  tritt  das  adjectiv  enlwedtr  an  nomina  agenlis 
an  oder  es  verbindet  sich  mit  Substantiven,  die  das  ausiibende 
Organ  kennzeichnen. 

a)  für  die  nomina  agentis  sind  enger  eingegrenzte  und  um- 
fassende Vorstellungen  zu  unterscheiden. 

a)  l))  deren  oberster  war  Johann  Katziuner  ein  Carbat,  den 
man  für  den  wolgeüblislen  kriegsmann  achtet.  Stihps  Schweizer 
Chronik  (i6C6)  43";  wolgeübte  Soldaten  Castelli  (l73ü)  1308; 
geübte  Soldaten  Adelung  4,  lli6;  gutgeüble  kriegsvülker 
Schwan  (1782)  740; 

das  kriegesheer  trotzt  auf  die  treu 
geübter  tiegerschareii; 
das  leichte  birschvoik  dient  dabei 
statt  streifender  husaren. 

Hagedorn  (Mftendore)  3,  38. 

2))  Belial  aber  ein  lang  geübter  practicus  im  rechten,  und 
darzu  ein  sehr  verschwatzter  geist.  Ayrer  histor.  process 
juris  (1680)  4  {capitel  1);  ein  geübler  geschaflsmann,  sach- 
führer,  redner  u.  s.  w.  Campe  2,  354 ;  er  ist  ein  geübter  ge- 
schäftsmann  he  is  well  versed  or  experienced  in  Business  Hilpbkt 
461;  wer  die  regierung  des  feuers  wol  weisz,  oder  ein  geübter 
probierer  ist.  Ercker  (16:3)  8;  ein  geübter  clavierspieler. 
W.  Petersen  schriflen  der  kurf.  gesellschaft  in  Mannheim  9,  7 ; 
blicke  man  alsdann  niedergebückt  durch  die  füsze,  oder 
lehne  sich  über  irgend  eine  erderhöhung  hinterwärts  und 
schaue  so,  in  beiden  fällen  gleichsam  auf  dem  köpf  stehend, 
nach  der  gegend,  so  wird  man  sie  in  der  allerhöchsten  farben- 
pracbt  erblicken,  wie  nur  auf  dem  schönsten  bilde  des  ge- 
übtesten trefflichsten  mahlers.  Göthe  {zur  uaturwissenschaft) 
50,37;  bald  hätte  ich  das  noihwendigste  zu  sagen  vergessen, 
die  aktricc,  der  Bälhelys  rolle  zugedacht  ist  hat  einen  schönen 
umfang  von  stimme  und  ist  eine  geübte  sängerinn,  die  beiden 
mannsleute  sind  tenore.  Göthe  (an  Kayser)  briefe  4,  170; 
frau  Tillsen,  als  vorzügliche  klavierspielerin,  .  .  sowie  ein 
jutifjer  veiter  ...  als  sehr  geübler  sänger  .  .  .  trugen  die 
kosten  des  musikalischen  Vergnügens.  £.  Mürike  (maier  Nolten) 
i*,  108;  ein  geübter  Jäger,  schütze.    Camph  2,354. 

3))  geübte  Schwimmer  n.  a.;  ein  geübler  Spieler.  Campe  2,  3.i4; 
es  giebt  untrügliche  kennzeicben,  wodurch  sich  der  geüble 
trinker  von  dem  angehenden  unterscheidet;  wenn  dieser, 
während  er  das  süsze  flüssige  feuer  hinuntergieszt,  die  äugen 
wollüstig  zukneift  und  in  innigem  behagen  noch  mit  dem 
letzten  tropfen  die  zunge  erquickt,  so  spitzt  jener  blos  ein 
wenig  den  mund,  trinkt  mit  offenen  äugen  und  ignoriert 
den  tropfen,  da  er  die  erfabrung  gemacht  hat,  dasz  dieser 
nachzügler  den  durst,  statt  ihn  zu  loschen,  nur  aufs  neue 
weckt.     Hebbel  {Schnock}  9^,  14. 

ß)  man  liesz  ihn^daher  in  frieden  gehen,  wohin  er  nur 
wollte,  nur  verleitete  man  ihn  zuweilen  zu  einem  spiele,  und 


4617 


GEÜBT 


4618 


da  alle  aeine  bercchnungen  gegen  die  feinen  flnger  aeioer 
geQbten  gegner  niclit  sticli  lialleii  kunntrn,  lo  hatte  roao  die 
frcudc,  ihn  . .  oft  zienilicb  rein  oussuplünilern.  K.  Gaoaaa 
du  dame  vom  iehlout  (d.  lÜteraturdtnkmaU  0«  /f.)  1(7 ;  nirgend 
aind  alle  diese  neike  volltttlndig  verieichnel,  nicht  einmal 
den  geühle*(«n  kennern  brk.innl,  noch  weniger  irgendwo  to- 
■ammen  aiifbewuhrt.  Jacob  (^riiim  einUUung  lu  Ihiü  i,  ip.  54; 
aber  leine  offenen  dunkeln  ougeu  .  .  Oberilogm  tuweileo 
»o  herrisch  den  ganzen  ladi-nranni,  dasz  ein  geübler  be- 
ohiirhler  leicht  die  seele  iles  );anzen  geKchSfles  in  iliesaiu 
buckligen  errulen  konnte.  (\  W'KiTBaücRr  Phaldna  10. 

6)  Verbindung  mit  subilantittn,  iti  die  organe  und  krdfle  det 
mnisehen  ktnnitielmtn. 

it)  den  Volkomen  aber  geliert  «larckf  speise,  die  durch  ge- 
^v Allheit  haben  geObete  sinnen,  tum  unteritcheid  des  guten 
und  des  bOsen.  LurniR  Ebrttr  &,  ii  (der  die  um  di  gcwon* 
huit  habcnt  geübt  ir  sin.  codex  TepUnsh;  qui  per  eontuetudmem 
eiercilatos  habeiit  tt-niut;  ebento  Ecclstitn  und  Koburckr  ; 
•inne,  die  da  gcilbet  seien  bri  Eck  un(<  Diktknhkrcrr  vgl. 
tp.  4615);  so  meldfl  uns  Homer,  dusz  Nestor,  der  weiseste 
unter  allen  Grieclien  seiner  zeit,  den  er  uns  iiberull  in  seinem 
gedichte  als  einen  monn  von  den  geübtesten  Iribes  und 
reelenkrtirten  darslrlll,  sein  leiten  auf  drei  menschenalter  er- 
streckt habe.  Wiki.a np /.«ütian  5,8&l  (1798);  wenn  nun  eine 
ligiir  im  ganzen  gut  xnsamineii  gezeichnet  ist,  so  erinnert 
der  Verfasser  nunmehr  on  die  nuslührung,  die  nicht  dem 
ganzen  schaden,  sondern  dasselbe  vollenden  möge,  wir  sind 
mit  ihm  Oberzeugt,  dasz  die  höchsten  geisteskrafle  so  wie 
der  geübteste  mechanismns  des  künstlers  hierbei  aufgerufen 
werden  müssen.  GOtbb  {Üiderott  venuch  über  die  maierei) 
iß,  243. 

fi^  euer  «tatui  gerad  und  Inng, 

euer  ilerllrl)<-r  dann  und  (;aiig 

mit  gnnii  >iAriicli-ge>eiiien  sclirltten, 

mit  gontx  lölillcli-geObten  sitien. 

WscKiisRLiN  {H.  wlt)  1,227  //.  Fheher. 

y)  t))  alsdann  ist  die  geübt  band  gehorsam  A.  DOrkr  230,  2i 
Lange;  geflbte  gelenke,  geübte  tinger.  Campk  2,126;  mit  ge- 
übter band  rt(/i  a  practised  luittd  IIilpbrt  461. 

2))  (der  ^lirit)  schien,  oder  war  vielnielir  gerad  und  offen; 
suchte  zu  gefallen  und  die  herzen  zu  gewinnen,  ohne  es 
mcrklieli  zu  machen ..  dieses  alles  war  mit  so  viel  würde, 
feinheil  und  anstand  umhüllt,  dasz  es  dem  geübtesten  äuge 
schwer  Üel,  das  erlernle,  erkünstelte  und  erworbene  von  dem 
natürlichen  zu  unterseheiden.  Klinrer  (Faust  3,  :i)  2,  \16; 
der  andere,  stille,  nur  für  ein  paar  Stationen  geschaffene 
mann,  dessen  elend  nicht  gcschwUtzig  ist,  der  mehr  denkt, 
und  wo  er  auch  immer  an  der  gemeinen  last  angespannt 
wird,  besaer  zielit,  ist  schwerer  zu  erkennen,  es  gehört  ein 
geülitcs  äuge  dazu,  seine  ungekünstelte  bescheidenheit  von 
heimlichem  stolz  und  seine  kürze  in  allem  vom  trotz  zu 
unterscheiden,  (i.  C.  I.ichtbnberc  vrrm.  seJiriften  (i80u)  l,2Ui; 
geübte  äugen  Ckurt-.  2,  S&>;  mit  geübtein  äuge  wilh  a  prac- 
tiud  eye  Hilpert  461  ;  und  obwohl  sie  mehr  hörte  als  redete, 
so  sab  doch  sein  geübter  blick  tief  hinunter  auf  den  gold- 
grund  einer  lauteren mitdcbenseele.  C  Wbitbrkcbt  rhaldnal\h. 

3))  aber  auch  die  ausiübrung  der  sflnger  kann  nicht  genug 
gelobt  werden  durchaus  genau  und  rein,  kann  das  geübteste 
obr  bei  all  den  ausweichungen  undauflösungen  keinen  falschen 
ton  bemerken.  Crillparzer  {tagtbuch  auf  der  reise  nach 
Italien)  19^,223;  er  hob  einen  jodelgesang  an  in  so  unmudulirl 
gröblichen  naturlauten,  dasz  auch  das  geübteste  obr  einen 
mit  wort  oder  schiiftzug  darzustellenden  tun  vergeblich  darin 
zu  entdecken  vermocht  hlitte.     Scheffkl  Ekkehard  428; 

4))  ducli  i^tait  der  wolirheli  stehn  geübte,  heitre  nileiieD, 

bereit,  mll  liorK«recliieni  wjii 
und  .«chnieichelirii);  dem  herrn  tu  dienen, 
iimlier  an  .«einem  riir«iensilt. 

TliDOa  (ir<iilrferHnj7en)  A,  101. 

l)  tahlreidt  sind  die  lusummtnsrttniigen,  in  denen  sieh  eben- 
falls dte  nominale  entwieklung  det  portieipt  deuUteh  bekundet: 
bogengeubt  theil  2,220;  kunsigeübt  Uieil  &,  2700; 

dai  ideal,  was  »eine  b.'u$t  einprangcn, 
erschuf  getreu  die  kunrtgeObie  band. 

Th.  Kö*:ikr  i><.  MeHardm*; 
laniengeübt  theil  6,190;  scblachtgeQbt  Ikeil  9,247;  Heraiaan, 
klein,  trocken  . .  auf  den  ersten  blick  ein  deutscher  gelehrter; 
sein  blick  ist  ober  scharf,  sein  round  redegeflht,  der  gaas^ 
gesichtsausdruck  heiter,  klug,  seihstbewuazt.  Vashiacbr  v. 
Eksb  tagebächer  l,tS3;  hoffentlich  ist  bis  dabin  (1869)   aack 


GEOrrnEIT— GIDDI 

in  fdfar  im  iiiiMiHi  mttut  fvtcki,  ••*  iU 

joftai,  »lUr  MUm  tonifMM,  kl  tMk  m4  Inmä^  Um- 
atcv  toUtkalnder  (imi)  IM;  «MlMI  M  MMk  itf  itttuk», 
und  so  war  Ihm  ita  tnäM»  ptMit  MdM  iiMlii,  tmi 

weit  sie  sich  ans  eiM«  Mh«ren  iüitan4«  iMrMVMkk  i^^ 
sant.  man  findet  lo  ihr  4«rch«aa  »imb  |rws«^  t$lM$m 
wetlgeOblen  «erttand,  ein  litfea  aarira  geaük  «.a.  ■.    Gtn» 

(dicht    und  »ahtk.  IS.  bud»)  2«,  111;   •afftofMM  «. «. 

(iEÜRTlIEIT,  f.,  $ubii*nHtbiUu»f  im  mH§m:  Ut  m- 
nbtheit,  der  zustand,  die  eigentchall  rinaf  fM«M  94m  MfM, 
da  sie  geObi  i<t.  tkurt  t.v,t.  dir  ftllMMl  4m  ai««ln>w 
Organe,  die  geUbtbeii  «einer  Irafte.  eUtd* ;  §9äUMittf«nime», 
tktU,  ejpertneit,  dexterUy,  adioUneu  HitrtKT  Ml;  4lr  i«i«clwa- 
rflitme    richten    sich   nach  dar   gaOblhcil   im  tlftipi1«Mr 


K.  L  Jahr  werke  2,54;  wenn  er  ta  fam«r 
gewissen  geObifaeii  in  der  anwendong  gebftcki  bat,  ao  «IhW 
er  sich  . .  irgend  einen  prakti«chen  redoar  tMl  v«rli4l4  «ad 
zur  nacbfuiga  ItKuacaBa  die  teJ%inKk$  awß9imm%  —ek  aaldea 
grundtdt-.en  (IS22)  91.  geistesgeObtb«!!  M  G*iib,  ffL  st«« 
»p.  2761. 

GEUCili!:,  f.  ffL  gSiiehe  ip.  IVKL 

GF.liCHKN,  terb.  tgL  glucben  if.  im.  a««  reßegimn 
gehrautk  vgl.  noch:  es  aeindt  die  liebhaber  Ut  weit,  Ae  t^ 
geitzge,  die  holferligen,  dise  genchto  »Ich  a«lh«r  «to  4k 
volle  trunckene  menschen.  OiCASsia  prtäifUu  {ttttmeü  l«k) 
147*;  r^I.  niRLincB:)  Alemannia  10,161. 

GKUCHEKEI,  f.,  vgL  glucberei  tp.  lUS;  tm  4tm  a^  §t- 
gebcnen  beispielen  tind  noch  einige  hin:usnßfn:  Item  al«  m 
ainsmals  tu  der  Scher  kam,  ward  er  in  ein  lasigarte«  «oni 
schloss,  den  herr  Wilhalm  uf  die  welsch  minier  mit  broasM 
und  ander  tnrislen  lasaen,  gefurt,  spricht  «r :  '4aa  ial  turwm 
ein  hupsche  geucherei*.  '/.imwuritdu  ckmtii  i^Wt,  m  atia 
nit  allein  die  bauren  zu  Wiltershaustn  aolcber  fatteracbwcsk 
und  bendel  also  rerseumpt  gewesen,  annder  dit  bawrwi  m 
Gaienhnfen  haben  sich  der  gleichen  geucherei  auch  betlaw. 
1,3)3  9gL  2,355,  vgl.  3,00.  52».  W;  itt  4laana  llofaaiaiar 
muestc  tu  Sigmaringen  der  e««l  warten  nai  das  wasarr 
hinauf  ina  schlost  fleren;  sodann  di«  essel  Iragendl  wardta, 
wont  er,  es  were  seine  kQnder,  und  lief  der  afler  um 
edelleulen,  laigt  inen  an,  der  ««sei  weren  schwanger, 
und  bal,  sie  wellten  gefeltrig  sein,  dergleichen  gevchrrri 
trib  er  tu,  dann  die  leut  »chanklen  ime  gefeltrig  gell.  4a« 
gefiel  ime  wol.  2,955;  welche  belrieger  and  grucbcrei  man 
mit  .solcher  furcht  angenommen.  Joac*.  Gaarr  Lutrw$ 
(Wittenberg  1545)  i4  3. 

GEL'CHELEN,  rrr6.,  mundartUtke  reH^biliumg  tm  inchf, 
gaueben,  verhöhnen,  rfi.  liORM  mb.  der  KUmer  muaimt 
(1877)  75. 

GEUDAKZT,  m.,  suiammenseitung  «tf  ibw  in  geode,  groiea 
SM  tage  tretenden  ttamm  {t.  d.):  so  hat  er  (Maeir)  acioe  kua«l 
zusammengelesen,  eltlichs  iheils  von  alten  «cibera.  cUlicka 
theils  von  vaganten,  eltlicba  ibeila  von  den  gea4AnlMU  fktti- 
CKLsos  op.  (1500)  7,420. 

(;EI'DE,  f.  tur  beieutHüi  und  abttkmmung  tfL  im  mUm 
geiiden  wie  ditfet  iit  aiuk  ia$  $mbsU»lie  ertt  la  derifHirnmlM- 
hoehdeuUchen  diehtung  keWgl :  et  tritt  lOfar  naek  sf4tV  amfmmi 
hilt  tieh  andi-rerttHt  ta  der  neukaehieuHeken  peritit  mcA 
incAr  im  hinter  gründe  alt  tat  Mrteai.  «s  ttni  imrriti  Mr> 
Wendungen  tu  beobachten: 

I)  geude  ^  rukmredifktilf  frakl>rei 


Tfftrlu  die  allen  s^ftr 

Dil  la«!  ror 

fand  nnd  bsKI  mii  wttlen  Ihr. 

Ü«WAi»  v.  WeLaamr«»  41,  Mi 

mit  ruroes  gend.  M»ntk«mr  kmtiitkr.  n\  Scnatiiea  i*,«:«. 

21  die  rerstWhmy  der  typigleit  knn  mtdk  am  wrH«  (s.  4.) 
d<e  bedeulmng  'freude,  übermilkftr  lekert'  h<r**rra/hw.  amf- 
fillig  ist  jedoch,  dost  am  lakteatrra«  dmt  \*iftm»%  n  |M8 
Alfrreadkmfor  sMrte  kermrtn».  saftM  <i*iiii  mtr4  äk  m- 
nahme  timr  krtknnf  in  «OalMMM  §mim  im  artiter  f»r. 
MWnaf  mä  itm  lililniwkin  §nMm  mA«  «a^pl,  afl  iit 
gandi,  gedi  ScaaBuia  l,tn;  efL  im  ffsai-,  fitmie.  «rf«t- 
keiMt  STSL^ta  i,  4.*«:  im  |M4i,  4er  fmk.  «knie.  ^ 
gaudiereo  Ih.  i^l,  tf.  Is». 

a)  MC*  iri»mn4er  «W  ikt  «aaahaw  ■aMrUlM  <wdk  4b 
wtrh4ünitse  n  der  mlKtfnUadka  Willi  <*•  i^t  iti*l  fm  4m 
tmktt^mtn,  das  die  mnUr  t)  4mmMk»49  bt4twtmag  's 
d*»9  mm  tmänmk  krimtß^  O»  ■fmliiili  I    fm 

SM* 


4619 


GKUDEL 


GEUDICLN— GEÜDEN 


4620 


genau  dem  mittelhochdeutschen    giude    entspricht,    während   für 
"■übermüthiger  scherz'  der  diphthong   überrascht,   goude,    goide: 

si  schuf  ir  dUe  goude 

in  geislliclier  Iroude.    Elisabeth  6399  /ljeö«r  w.  a, ; 

daz  mil  hoher  IVoide 

mii  wunneclicher  goide 

an  der  Croudon  riehen  vart 

min  sele  ieso  hegozzen  wart.  5196,  ebenso  4317. 
b)  so  darf  man  wol  auch  für  andere  belege  von  geiide  = 
scherz ,  übermülhige  freude  ähnliche  berührung  nicht  von  der 
hand  weisen;  nur  musz  man  im  äuge  behalten,  dasz  geude 
schon  von  sich  aus  die  bcdeutungen  entwickeln  konnte,  die  es  mit 
dem  lateinischen  gaudium  in  berührung  brachten: 

do  mich  diu  vrouwe  sagen  hiez 

äventiur  durch  vröude. 

der  reden  ich  harte  sere  erschrac, 

wan  mir  daz  dinc  so  nähe  lag. 

ich  wart  ir  aller  göude.     Vinjinal  402,6; 

die  bäten  mich  in  sagen 

von  äveuiiure,  ich  l(unde  ir  nibt: 

ich  wart  ir  aller  göude  (kandschr.  gcidc). 

so  \ve  mir  niemer  me  geschiht, 

als  mir  d6  wart  von  leide.     1014,  b; 

göud  ist  ein  hunt  ungonge, 

er  machet  mangen  allen, 

swä  er  hin  jeit  in  die  lenge. 

Hadamah  V.  Laber  Jagd  389; 

vil  grozer  freud 

zierlicher  geud.    0.  v.  Wolkenstkin  12,  1,  25; 
so  khumbi  der  todt  unnd  nimbt  uns  dann  die  freydte 
die  wir  hoffen  haben  lannge 
also  zergeht  der  argen  weite  geide. 

Pdtterichs  ehrenbrief  55  ztschr.  d.  allerth.  6,  42. 

3)  geude  =  überflusz,  Verschwendung :  verkotf  des  du  die 
gudi  hiist,  üb  du  das  unverkafl'et  last,  so  verleit  es  dir  und 
wird  unwert.  Münchener  handschr,  (379)  Schhelleb  1%  873; 

sie  woldc  sich  erbarmen 

me  gein  den  godes  armen 

dan  ir  bevolhen  were; 

wi  in  di  lobebere 

gäbe  uzen  banden  lengete, 

obe  si  des  icman  drentjete: 

an  dirre  almüsen  gude 

si  bedu  ir  ander  lüde 

di  almusen  reichen  dar.    Etisabeih  7957  Hieger; 

wenc  alle  Troude  bette 
der  al  zu  male  begette 
sinne  unde  ouch  gemiid 
woliusi  und  alle  gude.    9421. 

4)  es  blähen  noch  einige  Verwendungen  übrig,  in  denen  die 
bedeulung  des  substantivums  unter  abstreifung  der  eben  dar- 
gelegten besondcrheilen  der  veralljemeinerung  zustrebt,  eine 
solche  liegt  S(hon  vor  in: 

was  hilft  mein  gier 

zA  grossem  gut,  und  nach  der  eren  geude, 

was  hilft  mich  silb^r  oder  golt, 

was  hilft  der  fratien  minne, 

seid  wcnlich  freud  pald  ist  entwicht. 

0.  V.  Wolkenstein  118,5,8. 
noch  mehr  in  dem  frauennamen  Geut,  der  bei  den  Nürnberger 
dichtem  des  I5.  Jahrhunderts  beliebt  scheint: 

von  einer  pulschad't  die  ich  bet 

gen  einer  paurn  meit  die  was  stet 

als  ich  euch  will  bescheiden  recht 

ich  hei  mit  ir  ein  grosz  geprecht 

die  weil  sie  iren  kelbern  streut 

Ich  sprach  'got  giüsz  euch  junckfraw  Geut'. 

li.FoLZ  (sprüc/ie)  ituchr  il.  alterth.  8,  510; 

lieber,  haisz  sie  mir  her  gan, 

die  Geuien!  sprich,  ich  hab  sie  gepeten, 

daz  sie  mir  bell  den  reien  treten. 

fdslnucluspiete  582,  14  (der  alte  hannetUanz). 

5)  im  18.  Jahrhundert  taucht  das  wort  wieder  an  der  ober- 
flache  der  litterarischen  belege  auf  und  zwar  in  der  bedeutung 
^überflusz':  wenn  die  reiciie  natur  einem  individuo  solch  eine 
niasse  von  laienten  {wie  bei  Byron)  aufladtt,  so  ists  ein 
wunder  und  kein  wunder,  wenn  das  gefasz  überläuft  und  die 
schönsten  guben  in  die  geude  flieszen.  Zeltes  an  Gölhe, 
briefwechsel  4,  70. 

GEÜDEL,  m.,  ältere  Substantivbildung  zu  geuden;  dient  zur 
kennzcichnang  des  nomens  agentis.  vgl.  geuder  sp.  4629.  die  mittel- 
hochdeutsche form  ist  giudei.  vgl.  mhd.  wb.  1,539*.  Lexer  1025: 

du  lieblich  früutlich  angesicbt 

lYowet  mich  von  miner  frowen  basz 

denn  ain  gantzes  win  glasz 

das  durch  dich  fliisset  als  ain  tich 

mich  machet  basz  frödenrich 

wann  sich  min  minicklich  lieb 

zu  mir  versiilt  recht  als  ain  dieb 

.  .  so  bistu  güdel  eren  plosz 

erlalVen  an  sinnen 

so  pilig  ich  boclier  minuen.  minner  und  trinker 

(ludrer;  Laszberos  liedersaal  i,  329 ; 


so  bistu  gfidel  wines  vol 

und  lebest  in  ludrio 

so  freut  mich  min  amie 

und  gii  mir  hoch  gemüte.    2,331; 

die  argen  und  die  kargen 

und  die  snudel  und  die  gudel 

und  die  snnfler  und  die  juffer 

und  die  abreiszer  und  unrecht  zoller. 

teuf  als  iii'tz  427  Tiarack. 
die  weiteren  geschicke  dieses  wortes  lassen  sich  durch  lilterarische 
belege  nur  andeutungsweise  verfolgen,  auf  ein  nachhaltiges  fort- 
leben im  volksmunde  weisen  jedoch  mehrere  spuren  hin.  so 
taucht  geudel  vorübergehend  in  der  fachsprache  der  ärzte  auf 
in  einer  bedeutung,  die  das  volkstümliche  gepräge  deutlich  be- 
kundet: von  dem  geüdel,  netzlin  oder  scliinerfellin  des 
understen  bauchs.  der  geüdel  das  nelzlin  oder  scbmerfel 
ist  ein  fcllin  von  weissem  geäder,  von  vilen  blut  und  bcrz- 
äderiin  gemacht,  allenthalben  mit  feistigkcil  erfüllet,  ana- 
tomie  des  G.  H.  Hyff,  1541  fol.  20";  wann  der  geudel  oder 
schmerfellin  herabsteigt,  wirt  solcher  brück  von  lateinischen 
ürzten  omenti  ramex,  von  Avicenna  zirbi  ramex  genannt. 
chirurgia  (1545)  65'  {von  gebrechen  der  gemächt),  auf  andere 
bahnen  weist  das  schweizerische  gäielm'äindig  hin:  güdelinündig, 
fastnachttag,  wo  man  schweigt  und  praszt,  zunächst  vom 
letzten  montag  in  der  fastnacht  oder  dem  ersten  montag  in 
der   fasten.   Stai.der  1, 4S8. 

GEÜDELN.  verb.,  nebenform  zu  geuden  (s.  d.) : 

und  iszst  da  aiiff  eins  andern  teller, 

dasz  es  dich  kost  kein  scherff  noch  heller. 

man  spricht,  und  ist  auch  gwisziich  war, 

es  ist  gut  schneiden  ins  andern  ohr. 

derhalben  denn  ein  jederman, 

solchs  fals  milt  sein  und  geudeln  kan.' 

Dedekind  Grobianus  140\ 
geudeln,  prodigum  esse  sive  largüorem,  vgl.  Frisch  1,  346";  in  der 
schlesischen  mundart  godeln,  vgl,  Drkchsler  119. 

GEUDEN,  verb.  das  wort  gehört  mit  der  ganzen  sippe  der 
vom  gleichen  stamme  abgeleiteten  bildungtn  wie  geudel,  geuder, 
geudig,  geudung,  geudarzt  u.  s.  w.  zu  dem  Wortschätze,  der  sich 
erst  in  der  nachblute  der  mittelhochdeutschen  zeit  entfaltet,  das 
vorleben  liegt  im  dunkeln,  aus  der  laulform  und  aus  der  muth- 
maszlichen  grundbedeutung  läszt  sich  jedoch  der  schlusz  ziehen, 
dasz  geuden  auf  das  engste  sich  mit  geuen  (s.  d.)  berührt,  das 
seinerseits  wieder  mit  althochdeutschem  gewön  Graff  4, 107  und 
auch  mit  dem  neuhochdeutschen  gähnen  in  Verbindung  steht 
{vgl.  oben  sp.  1148 /f.).  denn  für  die  begriffsbeslimniung  von  geuden 
darf  man  nicht  von  dem  heute  fast  allein  übrig  gebliebenen  com- 
positum vergeuden  ausgehen,  sondern  musz  sich  an  die  alleren 
und  mannigfaltigen  Verwendungen  des  giundwortes  halten,  die 
übereinstimmend  auf  die  Vorstellung  der  ruhmredigkeit  zurück- 
gehen, erst  von  hier  aus  hat  sich  der  allgemeinere  begriff  ,grosz 
Ihun,  üppig  sein'  entwickelt,  der  unserem  vergeuden  zu  gründe 
liegt,  ursprünglicli  stand  die  rede  als  ausdrucksmittel  der  prahl- 
sucht im  Vordergrunde  des  bedeulungsgehaltes  und  von  hier  aus 
erklärt  sich  auch  die  Verwandtschaft  mit  geuen,  gienen,  gähnen, 
geuden,  den  mund  weit  auflhun,  den  mund  voll  nehmen. 

1)  allgemeiner  überblick,  bedeutuugsentwicklung,  gellungsbereich, 
formen. 

a)  n)  die  ältesten  beispiele  entstammen  Hartmanks  Krec; 
mannigfaltigere  Verwendung  zeigt  sich  jedoch  erst  bei  Thomasin 
VON  Zerclaehe  und  den  späteren: 

schallen  und  geuden  sint  mir  sw%re: 

man  seit  des  phlegen  tavernatre; 

ja  phlegents  leider  ouch  diu  kint 

die  in  guoten  boven  »int. 

si  schallent  unde  geudent  mere 

dan  schiEnin  hovpzuht  si  lere. 

.  .  swenn  si  von  bove  komen  sint 

ze  herberge,  daz  unedel  kint 

schallet  'win  und  met  her! 

seht,  ich  gib  daz,  so  vil  geh  der, 

und  min  geselle  ouch  also  vir, 

und  üherget  geudent  dnz  zil 

daz  sin  geselle  leistend  ist, 

und  müei  in  also  zaller  vrist.    welscher  gast  297. 

schon  in  diesem  beispiel  treten  bestimmte  linien  der  Verwendung 
hervor,  die  sich  auch  sputer  immer  wieder  bvmerklich  machen: 
der  begriff  der  ruhmredigkeit,  der  sich  zur  Verschwendung  ent- 
wickelt; die  Verbindung  des  verbums  mit  synonymen,  wobei  sich 
hiir  gleich  das  vielverwendete  schallen  einstellt,  das  ebenfalls 
das  mundwerk  in  den  Vordergrund  rückt,  und  endlich  die  Vor- 
liebe für  den  substantivierten  inßnitiv,  vgl.  unten. 

ß)  die  ruhmredigkeit  beherrscht  zunächst  die  älteren  Verwen- 
dungen, wie  sie  auch  in  den  vocabularien  {s.  u.)  als  alleinige 
begriffsbestimmung  hervortritt : 


4621 


r.EUDEN 


GCUDBlf 


4621 


er  (Svir'inp)  tprieb :  'wxrilcbt      dir  diu  kDncgln  albl  MM*> 

(In/:  ilu  UiiK«  lebait,      Uai  Itl  mir  wortUii  kuni, 

d«z  »i  (lieb  hallet  T«bl«n      mit  *urk*n  heldco  FrMinl. 

wii;r«i  <llr  diu  kniiHgliiD«      lu  ganton  irliiwon  holt, 

iin  icu'lie  dir  in  deoi  ipitel      tllber  und«  goll 

lind  liiaiA  illii  »cliöne  pnegen,    aUA  man  vor  bll  gaittt 

Uli  dnii  >piteliii«clieil  : 

.  .  iiiii  dun  iielben  Worten      brAhie  RIenoll  einen  alte, 

dat  im  Slk'Ksiap  der  junge      vor  »Inrn  viieien  gelae. 

Itionult  Miiacli  Hill  zorne:      'wA  na.  ein  junger  degeot 

wie  Ux  din  iirbt  gliiden      lila  >A  balde  geIngen'. 

iiihriiii'iHiii  (0  Itl,  II.Si  I3&  Hill:  {innlerc  lirüiiMf  *.».). 
in  npiUertr  entieicklung  durch  dtt  vonUltungn  dtr  üppigkeH,  dtr 
vencliwendung,  du  tieh  hnuplMtchlttli  auf  >ergi-u<leii  ttültr*, 
bednimil  und  vodrdniil.  Übt  die  urtprungHeht  bfdtulung  doth 
noch  heule  in  der  ötterreichifelien  mumtart  fort,  vgl.  gruden, 
■  mlnpii,  $tch  rühmen,  prahlen  Scnop»'  IH8. 
/)  die  uppujkeU,  du'  vrrschwendung  tittt  tich  schon  in  dem 
fluten  heisiiirle  du.i  Thomasin  leicht  von  der  ursprungtbtdiutung 
abUtlen,  vijl.  auch : 

l:U  daz  ein  ninii  liähvorllc  al, 
leliaiit  gedenket  er  wie  or  *ol 
die  andern  OliurKeuden  wol. 
awen  er  don  aihi  >iai  «In  hAlivait 
in  i(Uol  mit  geudeu  niht  wol  vari, 
•0  wlri  er  gir««ch  n&ob  dem  kuoi, 
üai  er  vOrbrIiig  »In  Abermuoi. 

TiiOHtfim  wfitchr  (;<!«/  11044  u.  n. 
stünde  dtr  begriff  der  Verschwendung  allein  im  bedeulungsgehalte 
von  geuiieii  du,  so  böte  die  vermuthung  von  Sciimi-li  er  (1^,802) 
eine  anitprechende  erkidrung,  insofern  dieser  an  altnordisch  eydsla, 
prodtgclitas,  cydi  soMudo,  ddnisdi  (nie,  Adsle  verschwenden,  an- 
knüpft, daiu  würde  auch  die  parallele  stimmen,  die  Stiki.kk  i:ih4) 
twtschin  der  bedeutung  von  vergeuden  und  veruilen  aufstellt. 

^)  eine  von  geudea  gloriart  und  geuilen  prodigere  ijleich  ueit 
absiehende  bedeutung  leigt  sich  versteckt  schon  m  rtiiem  beispiele 
aus  iNKiORAHT  T.   Kruk.ntral: 

diu  acliult  diu  lit  iil  Watkcn  unde  üf  jenem  Utegäre, 

dal  (i  aUÖ  dicke  mir  ao  loubei  öre  tuet. 

geiiden  gieiigen  si  gelich 

Tiiwer  an  einem  taiixe. 

d4  mUDHten  drie  vor  im  gigen  und  der  vierdn  phelf. 

>iiii-r  vreiideii  was  er  ricli 

under  siiiein  kränze. 

er  niim  im  dii  diu  »cha-ne  ^-lo  vll  manegen  urobe«wdr; 

lürkenviit  allpz  mit  vaale  an  »iut'm  diolie. 

er  wunscliie  dai  er  mir  an  ir  daz  belmel  vor  geziehe. 

NKiniuaT  l),  iS  A>int. 
aus  der  bedeutung  der  ruhturediiikeit  und  des  üppigen  grostlhuns 
kann  sich  hier  die  nebenliedcutung  des  iibi-rmüthigen  scherz's,  der 
fröhlichkeit  entwickelt  haben,  für  die  jedoch  auch  das  femininum 
geude  —  yauJittm  (//i.  4,  I,  >f.  4ut8)  in  betraciit  xu  liehen  ist: 
^—  man  leite  ir  von  dem  (;ai'ten,      der  wa-re  schöne  bereit, 

B  duriune  waire  iinch  wünsche      manec  juncvrouwe  vll  gemeii 

B~         ale  «eilen  Ir  von  dem  giuden.      daz  an  dem  Hine  wa«, 
Uf  «ie  selten  Ir  von  dem  gevügel,      dax  üf  der  linden  >az, 

H^  ale  tt'iten  ir  von  den  nu-idi-n,      die  wahren  schiene  und  glänz, 

H[  ex  tiueg  iagllcliiu  i^l  Ir  houpie      von  röten  einen  kranx. 

H,  rofrngarieii  (i>  4,  134 j  91  HuU; 

^^       Ciaritten  tarc  gcheren.  wart  altam  Rlcbaudeo. 
^HL      WBizers  vll  gereret  vz  ougen  wart;  sie  pOagen  keinet  geuden. 
^^H  jung,  Tilurrl  Vil. 

^^PbeA  diese  bedeutung,  wenn  si-  freilich  unter  den  herrschenden 
Verwendungen  nicht  eigentlich  durchdringt,  lebt  doch  mundartüch 
weiter,  vgl.  geudeln,  geidcin,  sehdkern,  schenen.  Weinrulo  1,27. 
b)  der  geltungsberetch. 

a)  reichlichen  gebrauch  ron  geuden  machen  Ko;«r*d  v.  WCrz- 
BURC,  iiocA  mWir  Hadamar  v.  Labkr  und  die  spdtere  volkufiik. 
aus  der  spruchdichtung  sind  der  Tkichneh  und  Sucbbmwiit, 
aus  der  geistlichen  lüterntur  Hbkthold  v.  Kegkksruhc  amit- 
führen.  die  Chroniken schreiber  und  die  bibelübersetsung  treten 
für  unser  wort  turüek,  dagegen  nimmt  die  unter  dem  einflusu 
des  humanismus  aufblühende  prosa,  ebenso  Maus  Sachs  und  das 
fastnachlsspiel  regen  antheil.  tm  ganien  reiht  das  verbum  noch 
weil  über  das  n.  Jahrhundert  hinaus. 

ß]  die  Wörterbücher,  die  das  verbum  ausserordenÜick  tahlreieh 
veruichnen,  lassen  die  Wandlung  in  der  bedeutungtentwicklung 
sciiarf  hervortreten,  in  den  roiabularien  wird  gant  tUeim  der 
bcgiiff  der  ruhmredigkeil  verieichnet,  der  auf  die  grundbedtulung 
zurückgeht:  güden  yloriari  vocab.  von  141»  Scbmbllbr  l*,  872; 
yluriart,  uberherrsclien  oiler  rübroen  oder  gailden.  rocabular 
von  UM,  vgl.  Frohmaü»  2, 199;  geudnen,  geidnen  ghriari.  Mcafr. 
incipiensteut.  DiüFE^tBACB-WCLCRBR  925.  vgl  auch  die  belege  fkr  den 
substantivierten  in/intfiv  in  der  bedeutung  von  arrof»ntM  $f.  49X1, 
von  Wörterbüchern  hat  Dastpudius  (F  2)  nur  die  ntmiiulfmrmtn 
(geiutig,  grudigkeil),  während  er  für  d*s  verbum  nur  iat  «am- 
positum  vergeuden  anführt,  der  überfang  tu  der  bedemtumf 
von  prodigere  vollzieht  sich  andererseits  sekan  im   vocab.  prddican- 


tium:  prodifut:  e^n  gUrmim  im  i»  koMlkk  m^A  ««». 
licbtii  4ai  a#in  tentn.  Mnila  14:  i«i  fMf*«  I«  Maaim: 
geud  aatt  dem  deinr«,  bi»B  baalffM  »m*s  4e«aMi  i«cM 
UrqUmr  da  k  futr;  |ta4«a,  rmklttk  ami^btn,  k/ftn  \Vf, 
Siao^  Rot  (Uli)  leM  |m<Im  vm  gw4«t«  •».  M  Cucmw 
(Ift70)  im,  ebento  bH  Uiam  (Kl«),  ifittr  U%  Cmtsuj  «. «.  M 
fkr  pradifera  nur  4—  tempmlfm  {nt^mU»)  mptßkrt.  if 
gegen  geuden,  iurtk  dt»  ftfil  >«fM,  wipuMW,  fnäfm^ 
profundere  Hrniscn  imW;  $ewdf,  99r§n4n,  fra^Am, 
prodigere  HiRBiiot:  |m4,  gMitM,  nuhlet  fatete  SoMTttt 
kaubtepraeke  (ia«S)  is:»:  t—*n,  durtk  dtt  pngei  ifen.  ote- 
prassen,  prodtgere,  tuet  peodif,  ipendtr  nnhimemle  Hbkic« 
(I6M)  167;  geudtn  frodifere  U»»iu.ta  (i«77)  ll«;  itmdwm 
prodiftur,  prodigere  dkhonlG«nftt»)\ni§tmd9mHftt 
tergeiiden  Stirlür  7U;  |cad«a,  vme§iitdtm  Fu»iM 
gäbe  von  i;oo)  l  ll ;  geuilco,  frodtfutr,  frodtffr«.  dkt.  dti  i 
(1*03)  144;  giMidi-n  (vm;*  mat)  fair«  bvmna  tkere,  m  Hmttae, 
goinfrer  Ro^orAU- Kuirotr?  3M  (M  Sc«»a«  faktl  da$  Mrl|; 
geuden  verschwenden  Vehriohi  {l'm)  1i:  van  deubeken 
Wörterbüchern  fuhren  Strirmch  t,M8  uml  Fbik«  l,  SI«  ia$ 
verbum  noch  auf. 

y)  im  IS.  ;a/ir*iinrf«il  tii  M»  naue»  kOtraruekn  aufblkkn 
des  verbums  lu  verseichnen,  W.  v.  Homrol»?,  Vota,  Hftin  m^ektn 
davon  gebrauch,  der  ausgangspunkt  mag  Iketiwrtt«  tm  «i««^ 
artlichen  fortleben  des  verbumi  /MfM,  weHbailmmaamd  wtr  fidaak 
wol  auch  das  uhriftmAs»fe  tomfmUnm, 

S)  in  den  mumiarlen  Stklemtnt,  OetlerrtUkt  mwd  irr  Stkmu 
lebt  das  grundwort  weiter  fort:  geuden  (wfjrfl  mnikwtmiin^ 
verthun,  durchbnngen.  verturk  xu  einem  mUniatkin  MMÜa» 
{Stendal  I7:t7)  45;  geudro,  geideln  stMwaekti  atrb,  uktkerOf 
scherun.  das  gegeidle,  die  geidle  tubtL  kirrm  Wrirboi* 
1,27;  vgl.  geudeu  bet  URRCiitita,  H'raerl  Stkerffer  und  dtt 
spräche  der  Schlesier  119;  sntwort  gOden,  gauden,  »ekweifem, 
prassen,  das  auch  bei  uns  lo  Obuog  itt.  Sraiaia  r«m«k 
eines  sehweiurisehen  idtotikon  1,48-;  giida,  largAda.  Stiiaa 
Hasler  mundart  I.S3.  ßr  die  diterniekUeke  mundvri  itd  ntktm 
der  neueren  bedeutung  des  verbutu  tuk  ttaät  dk  «Ite  «nprtMf- 
liche  belegt:  geu<len  im  den  Alpen  fkr  »ohlldwa,  tckWoMK«. 
LoRiTZER  idiutikon  Yiennense  (1S47)  ftl;  faadt«,  gMdaM  «. 
{Unterinnihal)  steh  rükmen,  prakien.    ScuOrr  IM. 

e)  die  formen: 

a)  eigenthiimlieh  verkdU  tiek  kier  das  abtetltnd»  »uf**,  dtt 
verba  geudnen,  geubeo,  geuinen  •. «.,  dt«  icAiiaiar  Mif  mm 
einander  abstehen,  «rvmra  stek  bei  Atbrtir  ab  «ammrram»' 
formen,  die  in  <i«it  verstkiedenen  drucken  vttd  MHfakra  fkr 
einander  eintreten:  du  geomest  dich  hoch  nod  baiAHifat  Ädi 
ser,  du  seist  bieher  kommen  Bu  hm,  dta  raub«r  aad  ■flwiw 
zu  straffen.  4,  »57  ««tarteii;  nfliMMt,  gtjdMl,  btUMal): 
eb.nso  429.  439.  t«  der  milUlkttkiiWlukM  Uä  «TfifM  lUt  /» 
glicren,  garten,  gusen  und  giuden  tut  f«  ktker  §rad  mm  **• 
deulungsgleichkeit,  dass  m  ^  t|raMy«M  ffini  Usatr«  (s.  m\ 
so  muts  man  siA  dann  bei  der  dartleUutsf  van  gtora  (•  4.), 
geufen  (s.  d.),  geumeii  (t.  d.),  geuaen  («.  i.),  gc«*««  (t.  d,t 
u.  a.  sUts  die  berikkrungen  mit  nmm««^  gMKlta  mtftfnwd  li|w; 
ja  man  könnte  sie  alle  als  partlM^mtm  mffmm  mmi  wmtte 
einer  stammmtirtrl  varrtntftm.  «i  «aiffMMl  äal  itd^k^  d«m 
sonderbed»»fnf«Ut  dm  km  imuOtf  ia»  alliüiarfi  imfl^  m  *• 
geschieht  des  etnsrtnen  verbum«  getrafem  M,  gttukt  m  timdtm. 
dagegen  muss  atUrdtngs  grodiieo,  tUt  M  A»Ba»i»  kaMrll  M 
und  in  österr.-bair.  mundarim  natk  ktwU  ^ttltU,  alt 
nebenform  kterker  gttleUt  irrrdtm.  ebenta  fek*tt  da« 
geudeln  t«  unteren  ttuammeitkamf,  vraa  aacA  dt« 
par«U«U  gfldela  (STAiaia  l,  4»»)  Mü  Mcr  ' 
greift. 

ß)  it 
1)1  •'* 
und  im  ttkinturtitktm  fl4M> 

2))  /»r  d*m  ii^bikmin  bmmam  to  dt«  iiiiliBiili»  Hilf 
dtthiung   UnfMtkIkik   mtk  itmibimUm^n   im  hittatM.    mä 
terhis  rrimt  giuden  mtkiMtmtdiwif  aiir*»  metit  ilM  dm 
f«rla«  m   ettter  fUttHm/^ftm,  üt  Mriaal  btdmfß,    die 
antetl  der  reim«  daftftm  fM  m/  «•  Ma*ia|  •« 
r«<i  (reoda: 

■■4  «ilal  nm  M«a«  aaai  «Im  M 

4m  tima  $mn  M  aAka  b* 

■ad  aa(**«lt«kaa  alw^at 

dat  4b  «4  vil  g««la4«i. 

«art  BiU  ir  «c4arti«  aad  mit  W  iaka. 

K.  «.  «(aaaaaa  itr^a».  oiimg 


4623 


GEUDEN 


GEUDEN 


4624 


durch  gulTen  und  durch  geuden 
wären  mit  gr&zen  freuden 
beide  en  und  dis 
in  al  der  stat  ze  Paris. 

Ottokars  reimchron.  75463  «.  a.; 
daz  ti  an  froudin  wurden  laz, 
daz  81  lebt  dorftin  goudin 
mit  unmezigin  vroudin. 

mUleld.  schachbuch  (U.  j7i.)  tUchr.  d.  allerth.  17,346. 

der  Schreibung  eu,  die  sieh  frühzeitig  am  diphthongen  festsetzt, 
stehen  für  mundarlliehe  quellen  der  Übergangszeit  sum  neuhoch- 
deutschen die  formen  äu  und  ei  zur  seile. 

2)  bedeutung  und  gehrauch,  die  beiden  gegensälze  innerhalb 
der  gebi  auch s form,  der  absolute  und  der  relative  gebrauch,  stehen 
in  bestimmtem  Verhältnisse  zu  den  oben  festgestellten  bedeutungs- 
gruppgn. 

a)  das  lärmende,  geräuschvolle  moment  innerhalb  des  bedeu- 
tungsgehaltes  begünstigt  den  absoluten  gebrauch: 

a)  ez  wart  üf  ai  der  erden 

so  tiimp  kein  Ingesinde  nie, 
sö  diz  volc,  daz  hinacbt  hie 
BUS  üppeciiche  wachet 
und  ein  gcdoene  machet 
mit  tobelichem  schalle, 
waz  soi  diz  göuden  alle, 
daz  diz  gesinde  hat  erliorn? 

Konrad  v.  Wörzburc  Irojan.  krieg  8576  Keller; 
daz  sie  iclit  dorftin  goudin 
mit  unmezigin  vroudin  (i^^  oben). 

ztschr.  d.  alterlh.  17,  316. 
ß)  beliebt  sind  hier  die  Verbindungen  mit  synonymen, 
l))  die  älteste  Verbindung  zeigt  sich  schon  in  dem  ersten  aus 
Tbomasin     (oben    sp.  4620)    gegebenen    beispiel   geuden    und 
schallen: 

wie  möht  der  l<ristenheit  geschehen 

grcezer  laster  dun  dar  an, 

daz  in  (den  heiden)  daz  lant  ist  undertftn 

dft  daz  heilige  grap  ist. 

.  .  uns  sol  daz  rent  des  roanen  wol 

daz  uns  ir  unreht  missevalle 

und  ir  geuden  und  ir  schallen. 

Thomasin  welsche  gast  11376; 
es  mag  einer  sagen  was  er  wil 
von  reien  und  aucli  von  neuen  siten, 
ich  rum  micii  nit  da  mite, 
das  ich  weder  gout  noch  schall, 
ich  kann  abei'  mar  tanzen,  denn  sie  all. 

fastnaclUfpiele  682  (d«r  alt  hannentam). 

andere  beispiele  siehe  unter  dem  particip  präsentis  und  dem 
substantivierten  inßniliv,  sp.  4627. 

2))  die  Verbindung  mit  güefen,  güften,  güslen  s.  o.: 

dö  man  der  höchzit  phlac  .  . 

durch  gutlen  und  durcii  geuden 

wären  mit  grozen  freuden 

beide  en  und  dis 

in  al  der  stat  ze  Paris.    Ottokar  75463; 

wo  chumpt  dein  frecher  stoltzer  müt, 

dein  schallen.  gülTten,  geuden, 

dein  tantz  in  holien  freuden. 

SücuKNwiRT  von  dem  jüngsten  gerichle  39; 

äne  kummer 
wil  ich  tummer 
als  ain  frummer 
geuden  und  gülTten, 
grüner  klee 

jagt  den  snee.    0.  v.  Wolkhnstein  35,  1,  40; 
ha  hei,  du  tummer  lei!  verlasz  du  dein  gespei, 
dein  gifTten  geuden  dein  geschrei,   es   hilft  dich   nit 
so  teur  alz  um  ein  ei. 
meisterlieder  des  ib.jli.  (Beueiu)  Germ.  3,311 
Holczmann; 
wer  .  .  stets  einher  geht  In  guter  waih, 
ein  Wochen  dreimal  gebt  in's  bad, 
guCTet  vnd  geudet  aulT  der  Strassen, 
viel  gelts  wil  in  der  herberg  lassen.     Eyring  1,  150; 
ein  tambur  oder  ein  puden,      etwo  heizzet  mans  ein  summcr, 
durch  gusten  und  durch    güden      ez  im   gelichet,   wan  daz  vil 

grozzer  kummer 
daruf  lit  von  richeit  hoch  gezieret. 

Albrkcht  V.  Schar FENBERG  Titurcl  3SSü. 
S))  mit  geuden  und  mit  schrien 

tribcns  al  ze  grozen  braht. 

Ottokars  reimchronik  44.34. 
6)  auch  in  derjenigen  gruppe,  in  der  das  moment  der  fröhlich- 
keit  sich  von  den  nebenbedeutungen  loslöst,  überwiegt  der  absolute 
gebrauch : 

«)  Salomon  spricht  auch  davon: 

'wer  do  vindt  das  guet  weib,  der  geud, 

wann  er  vindet  alle  l'reud. 

das  guet  weib  treibt  von  ir  all  poshait.' 

ViNTLBR  pliiemen  der  ItioenlTn  Zingerle  (spr,  18,22: 
der    flnd    was  guts,   und  kan  guter  ding  sein  im 
,_. .  herrn.  Luther); 


es  isch  besser  güde  [fröhlich  sein,  feiern)  -n  und  spare 
as  gäng  z'chesle  -n  und  t'chare  (twecklos  arbeilen  und  aeiten), 
Schild  der  grostdlli  aus  dem  Ijeberherge  (Solothurn 
1863)  vgl.  Wandse  1, 1641. 
ß)      im  gesange  man  vindet      da  mit  man  bindet 
got  in  ewigen  freuden, 

daz  er  sich  wandelt  in  ein  brolt  von  priesters  geboit, 
der  halt  ^ewalt     gar  manchfalt 
daz  er  mit  gesange  di'it  gewden  (hnndschr.  gewerden). 
MuSKATPLüT  51,  30  Groote. 

y)  der  relative  gebrauch  läszl  die  ergänzungen  vorwiegend  in 
präpositionalverbindungen  folgen  : 
1))  beim  intransitiven  verbvm: 

vor  allen  ist  die  magenfrewd 

die  peste  frewd,  von  der  ich  gewd. 

Salomon  und  Markholf  iOl Bobertag; 
des  was  ich  frö  und  lie  ouch  zuo  im  fröuden, 
belib  diu  bi  der  verie, 
sö  möhte  ich  wol  von  sQezem  jagen  göuden. 

Hadamar  v.  Labbr  j(igd  102; 
ir  helfet  in  bi  fröuden  zit  ze  fröuden. 
wxr  wesenlichez  leben 

nach  wünsche,  d&  wasr  doch  wol  von  ze  göuden.  232; 
anzeigen  die  dreierlei  art, 
welche  die  lieb  zsamm  halten  hart 
krefTtig  in  allen  wunn  und  freuden, 
darinnen  sie  frolockend  geuden. 

Hans  Sachs  {hisloria  Venus)  20,  300  Keller-GOlze. 

2))  beim  reflexiven  verbum: 

so  sehen  wir  noch  nit  vi!  der  freuden, 
do  von  wir  uns  haben  zu  geuden. 

Pfarrer  vom  Kaienberg  1069  Boherlau, 

3))  auffällig  ist  der  accusaliv  des  objects  bei  dieser  Verwendung 
des  verbums : 

los,  freud, 

zwar  dein  stimm  ich  geud, 
ich  hör  lieb  und  tröst, 
der  mich  dick  erlöst. 

0.  v.  WOLKENSTKIN  43,  8  Weber. 

c)  das  verbum  in  der  älteren,  bis  zu  Paracelsüs  reichenden 
bedeutung  von  rühmen,  prahlen  erscheint  zwar  auch  absolut 
gefaszt,  seine  cigentliclie  entwicklung  erfährt  es  jedoch  erst  im 
relativen  gebrauche : 

«)  seht,  wie  er  nu  vliuhet,      von  Herne  her  Dietrich, 

vor  Sivride  dem  küenen      sö  rehte  vorhieclich  ! 
twingct  er  den  von  Berne,      den  özerwelten  helt, 
sö  ist  min  lieber  Sivrit     vQr  alle  man  gezelt'. 
dö  sprach  diu  von  Irlant,      diu  berzogin  wolgetän: 
'swigct,  min  vrou  Kriembilt,      lät  iuwcr  giuden  stän  1 
sö  daz  der  voget  von  Berne     ze  rehte  erzürnet  wirt, 
dan  sieht  er  liefe  wunden,      daz  darnach  lange  swirt'. 
rosengarten  (D*  18,  53)  211  Holz.  vgl.  a«c/»,s.  150; 
wä  sit  ir  nü  vrou  Krierahilt?    iuwcr  giuden  wil  zergän. 

(l)  IS,  530}  s.  152; 
du  solt  sein  veischwigen  pas 
wann  mancher  thut  geuden. 
wie  wol  er  hat  wenig  freuden, 
und  thut  es  i'iber  al  kunt, 
wa  er  ist  zu  aller  stund, 
und  nit  verschweigen  mag, 
was  im  die  rainn  in  lieb  sag. 

faslnachlspiele  (diu  sirben  varb)  2,  781. 

vgl.  oben  die  beispiele  für  gloriari  aus  den  vocabularien. 

ß)  vil  sint  der  Ubeiinüligen  menschen,  die  güdent  und 
sich  hoch  seczent  und  in  stolczen  sinn  erfaren  wollen,  das 
inen  ze  wiszen  nit  not  ist,  und  wellen  maister  gesechcn 
werden  ee  sie  schuoler  sint.  Steinhövvel  Aesop  193  Oesterley 
(qui  multa  iactanter  interrogant) ;  darnach  sciienckten  unserr 
herin  des  ratz  einem  ieden  erbern,  er  wer  von  Francken, 
von  Peirn,  von  Miichszen,  .  .  an  gelt,  darnach  er  sich  in  dem 
krieg  gehalten  und  vil  oder  wenig  knechl  gehabt  hotte,  also 
(laz  sie  sich  gar  vast  lobten  von  einem  rate,  und  schieden 
gar  frölich  von  hinnen  (Variante  geudten  und  lobten).  ISürnbergs 
krieg  mit  Albrecht  d.  städlechrouiken  2,310;  so  hab  ich  gegailct 
und  unnüczlich  gegüdet  (quod  non  dcbet,  parabolat).  Steinhöwel 
Aesop  202;  ebenso  231;  es  ist  also  anhin,  es  ist  weder  zu 
geuden  noch  zu  klagen,  lieb  mit  leyd  gemischt.  S.  Franck 
Sprichwörter  1541 1,  lo'. 

y)  in  der  Verbindung  mit  dem  synonymen  rühmen  stehen  sich 
absoluter  und  relitiver  gebrauch  gegenüber : 

1))  und  die  den  tiuvel  an  belend,  unde  die  da  spotent  undc 
giuclent  unde  rüement  unde  swernt  von  gevvonhcit.  Berthold 
T.  Regensborc  I,  83  Pfeiffer;  die  gemainen  einfältigen  ticrlin 
geloubten  dem  froscb  nach  sinem  güden  un<l  rümcn.  Stein- 
höwel Aesop  266  Oisterley. 

2))  das  noch  vom  Höiiiischen  reich  vnd  keyserthumb  nit 
mehr  vorbanden  ist  dann  ein  bloszer  nam,    damit    sich    die 


4626 


GEUDEN 


OEUDBN 


46S6 


Teuticbeo  rümea  viitl  gi-udnen,  viiJ  ist  docb  damit  gar  nicbtt 
•uitgerlcht.  Atkntin  chronik  {Frankfurl  l&M)  16*  (in  ätr  ntu- 
autgt^t  [wtrkt  4,430]  geuiiirn); 

b«ld  ■bflr  dar  buck  •mpfttod,  tut 

•r  von  dam  mtoKT  geranreo  »•«  .  . 

*leh  bagar  drinrr  DarmTiartiIgkali: 

Ich  liab  gtiruncksii  da  nli  fiaudan, 

ilirt  mlcli  tiiiw<i|<<||cti  ihünioii  und  caudaB 

de-i  mitiiicii  buri*,  '•cliaiickal  und  boio, 

halt  ilaüureh  dtch  bawngt  In  lorn. 

II.  Sii:iii  (ilo  wul/fniil  titm  hockt  17,  ViSXW/ar-CMi« 

•))  Ich  hob  ir  ellicbe  geiallicb«  gehnrt,  die  i'lch  geuAeUu 
und  rhdineten,  nie  wlfixlen  und  lictteii  aülebs  erfahren. 
AvKNTi<i  ehronik  {Frankfurt  i:M)  tmltitung  i.  Sl. 

4))  10  pe<clilftii4«t  David  laln  (manf 

gar  niii  alm  lioli(alli;<tii  klanv 
und  lohat  goiia«  wrick  mit  dawden, 
thuet  ilia  Kar  hoch  iiioiupii  und  geuden, 

II.  S»e:iii  {'.>:. }itiilm  Darii')  1»»,  MX  Kriler-nHir. 

9)  ttilnndunfi  des  intransitivtn  rtrbunu  mit  prdpo^ilionll^- 
teititnmungen: 

>))  «0  mOg  wir  von  dir  gaudan 

ddin  mu  dir  i«!  mit  irruilaii 
gaporn,  dra  liab  Ininior  danrh. 

SuniiicMniiiT  (  it'  1  in-uJtm  Uariaf)  41.  W5; 

d.i<«  man  von  im  gUuilrn  iiiiies/.  iinz  an  den  nrtnrghciien  tag. 
Tkiciinkr  SthOpf  i%<*;  das  sclircib  ich  darumiii,  daa  niemand 
zu  \il  geüde  vüo  leinco  sllvurdera,  daa  aie  Hüiner  gaweaeo 
aeind.  SciiOrFKa  l.itiu$  5*. 

2))  und  wirii  du  Immar  japani, 

dA  von  mit  nivman  guuda 
und  bit  nucti  iiiemiiu  kageal 
wat  dir  laii  miig  lirlnvan  odar  frOuda. 
bahali«  «i  «lni<  und  rlhi«  dicb  la  harrao. 
luo*l  du  da>  nilii,  au  wiua, 
dai  dl)  dich  talbe  macbat  tue  alnem  narran. 

lUoiBia  V.  LAaaa  Jagd  49; 
bl«  Itl  ela  anv.inc  allar  miliar  Tiöudau. 
nu  »uiiM'lii'i,  giiüi  gcialUii, 

dat  von  di'in  mila  rrixllcli  ward  le  gOuden.  ebtudorl  Ij 
von  ungriiii'kc-  ^'(iiulen 
mac  ich  wo!  r-wicjiclian, 
wan  loh  iach  wunna  und  fiönden 
rillchea  .-tj)n    an  einem  bile  (bii  mUl0lltochd0ulichtr 
jäi/frausdiiuk:   tiie  letUe  gmjniwthr,   mit  der  Mich 
iln»  ijehrttt«  wild  gegen  ilit  huiiile  Ucllt.    ri/l,  bei! 
th.\.  s,'.  1376)    rieben, 
lu.H(  nllle,  glide  lift  «Ich  Un  ergAhci 
aldi  min  lel)ndic  leben : 
dA  von  mir  nü  ein  biiter  sterben  iiAhet.    9Rt; 

umh  das  er  ein  gOder  ist  und  wil  von  fremder  rede  und  lere 
gildiMi.  handtelirift  von  1447,  ScnOrr  IM;  de  actu  ftnerio 
factandtr  glonando.  i.e.  giiuden.  Schmillbr  l^813; 

ich  kan  dir  nit  vi!  geuden  von)  gesuni, 
mala  krnnkheit  meeri  sich  tu  allvr  stund, 
bot  iicli  motu  aiiherr  neur  de.s  gedisaen 
und  wer  mit  dem  arzi  pliben  unbe«chU!<eD, 
Ich  achitx  dem  arzi  und  »eim  kuehi  In  Im  niiini. 
fattnneiilfpirle  6M,  i'j. 

darumb  ist  nit  zu  guuden  von  «pil  so  einer  gewunnen  bat. 
Aiaa.  v.  Kia  tpiegel  n';  das  m;in  davon  geudet,  nenn  man 
jemand  betreiigt  oder  betiogeu  iiat.  Acricüla  sprichirörttr 
nr.  nS;  vil  gint  der  menschen,  die  vun  gruszer  wysliait  gUdent 
foo  icren  hoben  ainnen,  von  ierer  kluoghuit,  und  leczent 
ander  Itit  mit  spottworten  (qui  iaelant  tt  tu»  $apitn(es). 
Stkinhöwkl  Attop  162.  OttUrUy;  wie  der  vorig  von  dpm,  duaz 
er  hegerete  zu  sein,  aiao  aucb  dieses  von  d(>ni,  dasx  er 
vermeinte  gewesen  zu  sein,  zu  viel  ungescbirkt  und  ruhm- 
rSszig  geudete.  kiacHHor  rcndunmui  i,  ita  Oesttrlty. 

S))  wan  sie  von  warlioit  was  geuaot 

diu  kiusche  luid  diu  klire  EisAny  von  rrftbant. 

mit  disoni  iiamen  Ir  lanivolo  woi  mobt  geuden: 

sie  betten  «it«  liop  uode  wert. 

dA  von  ir  keiner  wnnkciis  von  ir  gart. 

ir  kiuscbe  geba,'rde  in  allen  quam  la  vraudaD. 

LoAaiHrriN  903. 
'))  dannoch  her  Philippe  Ireip 

Dftt  und  anKa't  data  Salipurc. 

er  dilht  sich  frOlirb  unde  k\iVe 

und  geudet  harte  rreTellich. 

dai  a!u  biuodar  benog  Üolrich 

atn  frum  bei  sA  gescbaffan. 

Orroata  Merr.  reimchr.  ii'O  SeemMer. 

a)  dk  rtflexiHonsiruction  dtt  terbunu  htiingl  fast  imm<r 
tint  wnltri- trgdnsungsbistimmung ;  ditst  tritt  vonritgtnd  in  dtr 
form  dtt  gtiutits  tin: 

1))  diser  plOckler  und  hulzachuecber,  auch  der  predlger- 
munich,  so  die  beiiigslen  wellen  sein,  die  cbristlichen  kirchen. 


wie  al  aalen  und  sieh  leudueo,  •!•  two  aeul  aufbaltto  .  . 
taigeii  oiibts  «ndera  an,  daa  das  »i  aiolt,  ungelert,  afier- 
glaubig,  |>luetduratig  teul  (lad.  Avtunii  (ttrudun  dti  Türken- 
kntgtt)  1, 186;  du  aia  daher  fon  dem  genaineo  böfel  ainea 
t&nanao  habao  fardtauat,  walcbM  aia  »ich  a«  gar  ail 
achlinaa,  das  sie  sich  auch  fftrormlieh  leodao.  S.  KaAaca 
war.  racoai.  •'. 

1))  ich  hab  dao  bailtuaea  lautaa  aaia  lahao  lang  kalo  laid 
lao;  noeb  babao  «i  mich  In  ir  aebiboech  geachribeo,  air 
zu  entboten,  ai  wellen  nich  g<o  Hon  citiro,  babeo  aorg, 
ich  beschreib  ir  bOeberci  und  brioft  an  deo  tag,  geadoen 
ticb  solcbea.  droeo  öffentlich  dao  leatao,  aa<co,  ai  wellea 
lieber  an  die  l.,ulariachen  sircben  dao  an  den  TOrken. 
AviNTin  (unaehtn  dtt  Türktnkritgtt)  i,  la«.  dAai.  Itt;  nun 
hOrU,  OMD  aieht«,  ai  geudnen  aichs.  I,  im.  tat;  da  aull  dich 
dea  moroigeo  laga  nit  grudeo,  daoB  du  waittl  nit  waa  dir 
beut  zufallen  mag.  buch  dtr  mtühtü  |I4(^)  i.  lU.  Scaaauta 
1*,  873:  rin  lehr  ist,  dasx  du  dicb  weder  auff  dein  bupaeba, 
geaundheil,  noch  stflrck  verladen  oder  verirOaleo  sollest, 
dann  sie  nit  dein,  noch  in  deiner  willkura  »aind,  noch  stai^dea. 
ea  atebet  nicht  wol,  daaz  du  dicb  dieser  geudeil.  pLia/tacA 
(rnt<<pt<>;f|  (I5se)  4*  (I,  «ep.  u);  du  und  er  geudet  euch  frrmbdra 
rbumbs,  jhener  rbflmel,  er  habe  gelehrte  koecbt.  er  aber 
ungelehrte,  du  ihOmest  dich  du  habest  riel  bOcher,  auch 
ungeiehrt,  was  gebet  die  kunsl  der  knecht,  oder  daiocf 
biichar  dich  oder  Janen  an.  41*  (l,cef.  43);  ein  so  streitiger 
ductor,  dar  sich  aeiner  kOnat  gcjdt.  Ulm  gtwutin  aiuMktttbtu 
ton  I.V3I,  bti  Scuaio  uhrib.  «^.  }!•,  fft  itrt  begeuden, 
ergeudig; 

da*  alter  sprach:  wi«  gar  vergeagklich 
siad  diese  dein  tböricbie  rreadeo. 
der  du  dirb  ibust  rrolaekead  gaudaaT 

H.  StCNj  I.  370*  {kmmpffiifuriek:  da*  tittr  mil  der 
Jig»n4l). 

»))  mein  volk,  das  sieh  von  mir  nent  and  geudoet,  Ist  nit 
mein  volk,  und  da-«  volk,  das  nichts  von  mir  weiaz,  aicb 
mein  nit  rüembt,  ist  mein  volk.  Atr!iti5i  {urtacktn  de*  Türken- 
krvijet)  \,Vh. 

4))  und  wie  wol  sich  Pfefferkorn  geudri  und  gioriert  .  .  er 
bab  die  hebräische  sprach  von  seiner  muler  brusi  gesogen, 
so  bab  ich  doch  roer  bflcher  in  hebruiscber  sprach,  die 
l'feiTerkora  nit  kan  le.^en.  Kkuchlis  augempitgel  37,6. 

<i)  dtt  jüngste  bfdtutuny  dts  werbumt,  im  der  $kk  gaudeo 
fliü  vergeudeil  6erüAr/,  geuden.  prodigtrt,  htgümüft  de»  ab- 
soluten gebrauch,  gtrnt  trschemt  tt  hier  la  tfttittmrhrr  tethn- 
dungmü  synonymen,  Kobei  nur  tereinuU  autk  priftiilunilewer- 
hindungen  außreien  denn  ertt  der  jingsten  und  »tmeiUm  rnlmitk- 
lung  geliM  der  relatiM  gebrauch  an;  die  et ginxHngsbettimmmnft» 
»rtekeinen  dann  in  der  form  de*  objecttaceutatm : 

«)  zur  nolturfi  spar,  tebr  von  dem  gwiaa. 

nicht  gaude,  dasi  dir  oicbi  lerrioo. 

Haaiaai  I5M,  al*  «f>rie*«ori  mmck  *•«  ScaOTtat 
H*r  anft/Urt; 

wie  weit  dar  elnracb  frohe  veaa  wbatllag 
abatebo  mag,  und  wie  weit  sirh  iler  aparsaae  balle  voat  geisbals. 
viel  Ja  varschllgts.  ob  du  geudesl  vertcbwandarlKb.  und  ab  da 

weder 
aufzuwendeu  dich  atrlubai.  oocb  mehr  sa  erwarben  dieb  abaftbat. 
Tosa  llorat  (nM'lWa  11. 1)  2.  34«. 

ß)  tu  dem  kamen  in  den  reichen  ordaa  der  Rrickenau 
fast  Tom  adel,  die  triben  gro.tzen  bracht  aoa  kam  ra  d^bm, 
daa  durch  ir  brasaen  und  geiden  baidr  klaster,  die  Reickan 
und  Bebenhausen,  wie  an  gaiat  al.^o  auch  an  gut  abnarorn. 
SKaasTUM  FiscHKa  cAroaiA  rea  flos  111;  prasai'St  and  fOdeal. 
S.  Fbanck  2,  tt*. 

y)  I))      der  liste  wart  man  ou  gawar: 

dat  gell  man  ir  tu  mal  verbot. 

ai  baue  loube  (nlnuhm-t  dock  aa  brat 

ta  gebaoe  armen  ladca. 

hl  mide  sl  aa  gadaa 

glicber  wii  alte  a  begaa. 

so  dat  erfur  dar  werde  maa. 

der  frouwra  aber  er  verbot. 

dat  si  dekeioa  gaoian  br«t  

gebe  armea  Ia4e«  aie  darch  gel.    ni$akftk  wtsa. 

i)  mit  vielem  geudet  naaa,  mit  waaiiem  «pait  maa.  S4aa«>ca 
sprithtrörUr  (ISSI)  »'. 

J)  die  trnntilm  ttmtlnulitmwirdimitr/itgmtktmifinitmffu/- 
aauis  T  Hqiboi  »raa/isaya  mM  t^m^tknim  yn^aaüJaüadadanttra 
eingeUHet:  dahin  gaadjaa.  altaaa  hrt  UHrf. 
SM  akr  a«cA  »Ihn  ima  i>frfanfsarifrif. 


4627 


GEUDEN 


GEUDEN 


4628 


1))  und  doch  der  dichter  das  vereinzeln  meidet, 

die  fülle  hin  der  phantasie  gern  geudet 
und  wo  die  gränzen  in  einander  gelten, 
am  freisten  seines  geistes  hauche  wehen. 

VV.  V.  iluHBOLUT  Sonette  233; 
traun!  nach  dem  sühnopfer  des  sturnis 
beischei  begier  heftig  das  recht, 
grausam  das  jungfräuliche  bltit 
geudend  dahin;  drum  heil  bringsl 

W.  V.  liüiiBOLDT  (metrische  überscltung  von  AescUylos 
Aiiamemnoii)  3,4U; 
jeder  kommende  tag  knüpfte  das  seelenbaud 
unauflöslicher  fest,  geudete  für  und  für, 
aus  der  goldenen  schale, 
neu«  freuden  auf  uns  herab. 

llÖLit  (an  meine  lieunde)  94,  uusgabe  von  lfeü9. 
2))  gewaltsam  fortgetrieben  stets 

von  strömen  gleich  entstammten  bluts, 
wird.  WO  er  geht,  sie  neu  der  schwarze  Ares 
des  blutmahles  entsetzen  geudeu. 

W.  V.  lIimnoLiiT  (Aijamemnon)  3,86; 
ihm  ihre  urnen  gieszen  alle  quellen, 
die  ströme  willig  ihm  die  wasser  geben, 
und  die  schwarzbusig  in  den  lüften  schweben, 
ihm  regen  geudend  seiae  lluten  schwellen. 

Sonette  (Poseidon)  112. 

3)  Sonderentwicklung  der  nominalformen. 

o)  das  parlicipium  prdsentis  leigt,  absolut  gebraucht,  bestimmte 
aus  seiner  adjeclivischen  natur  entspringende  besonderlieiten  der 
bedeutung : 

t')  uü  komen  zuo  im  sä 

die  BSheimherren  alle 
mit  geudundem  schalle.    Ottokar  91054; 
gröz  was  der  Unger  schale 
von  den  Tiutschen  euch  erhal 
manic  geudenz  ruoftn.    Ilü60. 

ß)  prodigus,  ein  güdender  der  do  boszlich  und  wüstlichen 
das  sein  verzert.  vocab.  prddicantium  x  4;  also  ward  der 
güdend  übermütig  Benedictulus  von  den  hirteu  gefangen  und 
getötet.  Steinhüwel  Aesop  231   Osterley. 

Y)  wirf,   leichtsinniger  Rolf,  geudendes  röhr,  wirf  die 

gigantischen 
meerschaumköpfe  hinweg,   die  wie  Averu  Schwindel 

dem  hirn  und  pest 
dick  aurschmauchen.    J.  H.Yoss  3,24  (an  Uulf). 

b)  der  inßnitiv  entwickelt  sich  gani  und  gar  zum  Substantiv 
und  nimmt  in  dieser  function  fast  breiteren  räum  ein  als  die 
sonstigen  formen  des  verbums  miteinander,  in  glossen  des  13.  — 15. 
Jahrhunderts  tritt  er  geradezu  für  arrogantia  ein:  arrogantia, 
gauden  vel  goSen.  Handschrift  des  iZ.  Jahrhunderts ;  arrogantia, 
gauden  {handschrift  des  15.  Jahrhunderts).  Schmeller  12, 873; 
arrogantia,  geuden  oder  guffen.  And.  48,142.  ebendort. 

a)  der  absolute  in/initiv,  ohne  jede  Verbindung  mit  syno- 
nymen : 

M)  daz  er  beliben  ruchte.  bi  richer  massenie 

die  üiht  wan  geuden  suchten. 

Albrecut  V.  ScuARFKNBBRe  Titurel  1334. 
2))  nu  hörte  ich  wunne  und  fröuden 

mit  jagen  schöne  ab  rihten. 

nieman  hab  ez  für  göuden. 

IUdamar  t.  Labkr  jagd  341. 
3))  swaz  sich  so  lät  ergäben, 

dem  wellent  si  durch  göuden 

jagen  also  nähen, 

daz  si  durch  lust  ez  scheiden  gar  von  fröuden.   38S; 

zu  guter  arbet  bisz  nit  trä^, 

gewinnen  gfit,  sQcht  zimmlich  weg. 

vnd  rechte  mit  zä  not  vnd  eer, 

du  Dar  durch  geuden  nit  verker. 

Scuwartzknbbrc  154,  1. 

v^{.  unten  durch  ein  geuden. 

4))  es  musz  alles  erarnet  werden,  glück  koinpt  nit  von 
schlaffen,  gut  nit  von  geuden.  S.  Fiianck  sprichw.  (1541)  2,163'; 
reichthuinb  konipt  uit  von  geuten,  suader  von  kargen  leuten. 
Agricola  spriehm.  214'. 

5))  swcn  er  dan  siht  daz  sin  höhvart 

äo  guot  mit  geuden  niht  wol  vart. 

TuoMASiN  T.  CtiRCLAERK  welsche  gast  11941; 
jauchzet  dem  herrn  alle  weit  mit  geuden, 
und  dienet  dem  harren  mit  freuden. 

H.  Sacus  (hunderte  psalm)  18,  388  Ketter-Götze. 
ß)  Verbindung  mit  synonymen  inßnitiven: 

l))  schallen  und  geuden  sint  mir  swüure. 

TuoMAsiN  wetsche  gast  297. 
2))  darumb  so  wil  ich  bei  dir  bleiben, 

zu  Alexandria  vertreiben 
allhie  mein  zeit  in  wenn  und  freuden, 
mit  höchstem  frolocken  oud  geuden. 

11.  Sacus  (liönigin  Cleopatra)  2U,  201  Keller-Götic; 


der  lieb  anfang  angeht  mit  freuden, 
mit  frolocken  und  hohem  geuden, 
doch  sie  leichtlich  verschwelcken  thut. 

(Idsloria  Venus)  20,298; 

sitzt  ob  dem  tisch  frödenrich 
mit  fchalkez  Worten  frevenlich 
gedenckt  er  kaiiier  frowen  wol 
daz  best  so  man  erdencken  sol 
daz  nimpt  er  im  ze  fröden 
mit  ruemen  und  mit  geuden. 

Laszbkrg  ticdersaal  (der  wledertnit)  Z,  58. 

3))  gelobt  mag  werden  on  sein  selbs  geuden  und  rümeu. 
Albrkcht  v.  Eybe  38'; 

er  sprach:  'all,  die  sich  pletten  aulf 
in  holfart  und  in  ucbermuet. 
mit  dem  bar  mau  abpueffen  thuct 
ir  ruemen,  geuduen  und  prenckiren.' 

Hans  Sachs  das  höllenbad  375. 

ihr  sollet  euch  auch  nit  lassen  verfüren  die  gemeinen  arlzt, 
scherer,  bader,  platterer,  die  brauchen  grosze  red  und  ge- 
schwetz,  nichts  als  eitel  bcrühmen  und  geuden  und  ist  doch 
nichts  daran.  Paracelsüs  opera  (1589)  2,  80;  ausz  ihrem  übrigen 
geuden  und  berühnien  eröffnen  sich  die  lügen,  chirurgische 
Schriften  (I618  Straszburg)  169  G;  geuden  und  berühmen  ist 
ihr  beste  nieisterschafft.  367  U. 

y)  Verbindung  mit  synonymen  substantioen : 

0)  sin  uame  ist  vür  niht  anders  guot 

niwan  daz  er  mit  grözem  schalle 
und  mit  geudu  ze  helle  valle. 

TuOHAsiN  welsche  gast  3G96; 
grözlich  erten  si  in, 
mit  geudeu  und  mit  schalle 
freuten  si  .-ich  alle,    üttokar  reimohronik  87888. 

2))  sich  huop  dö  giuden  unde  braht 

in  den  herhergen  über  al. 
si  tribeu  hovelicheu  schal, 
die  werden  geste  en  widerstrit, 
biz  gein  der  8choeni.ii  tagezit. 

K.  v.  WÜKzuuRG  turnei  von  Naniheiz  242. 

3))  von  gttikeit  und  von  güden  {vergeuden  des  Vermögens), 
handschrift  von  der  lügende  buch  (1382  Luzern)  cap.  71.  vgl. 
Hofmann  Germania  17,  53. 

ä)  pronominale  und  aUributive  bestimmungen  beim  substan- 
livierlen  inßuiliv: 

1))     sag  welches  büsser  sei,  das  geitzen  oder  geuden. 

V.  Dirken  nslläud.  lorbeerliain  (Nuntb.  1657)  142; 

luxuriam  fugilo,  das  geuden  meid.  Morterius  (Neisze  1578), 
vgl.  ÜRECHSLER   Wenzel  Scherffer  s.  119; 

man  pllac  da  kurzcwile  vil, 
singen  harplen  unt  mit  maneger  bände  spil, 
als  man  in  hoven  tuot  da  man  pfligl  vreuden. 
als  uns  diu  üventiure  seit, 
die  vrouwen  anderweide  wurden  schone  gekielt 
ie  eiuiu  vür  die  andern  durch  ein  geuden. 
ein  tanz  da  gemachet  wart  von  ritteru  und  von  frouwen. 
Lukengiin  975 ; 

durch  ein  geuden  aus  prahlerei.  Schmeller  1^,873;  wann  du 
zu  vil  kosten  an  ein  ding  legest,  also  das  es  ein  güden  darusz 
würl.  Geiler  v.  Keisersberg  brösaml.  1,96". 

2))  ir  geuden  wert  nicht  lange. 

Heinrich  v.  Neustadt  uü«  gotes  luokunft  5759; 

min  truren  ist  gcmani, 
sust  gepfant  ist  min  wan, 
den  ich  bete  ze  vröuden: 
min  göuden  ist  gar  hin  getan. 

Otto  zkh  Turne  minues.  1,  345'  v.  d.  Itagen; 

der  frouwen  er  zu  male  verbot 

beide  penninge  unde  brot 

zu  gebeiie  armen  luden 

daz  si  nu  lieze  ir  guden.    Elisabeth  8046  Rieger. 

2))  iur  touwec  vart  mir  vreude  kan  erlluhten 

baz   danne   al   der  bluomen  schin   in    meieu    lufies 

.     ,,  „  geudeu 

und  aller  vogelin  suezer  sanc.     Lohengrin  3687 ; 

ja  ich  kam  zQ  der  getlinge  geuden, 
da  riemet  sich  der  Giudewein 
wie  daz  er  einig  wolte  drei  bestan. 

Neilhart  Fuchs  2015  BobertaQi 
der  frawen  gut 
pracht  sein  gemüt 
allda  in  grosses  gewden. 
wann  er  si  iruckt 
und  si  in  schmückt 

das  mert  in  baiden  fräden.    Uatzlerin  1,27,261. 
t)  rection  des  substantivierten  inßnitivs: 


4629  GEUUENUKICH— GELUER 

Rrec  herbcrgl«  dort 

von  den  anJirn  ao  ein  ort. 

delieincn  «cbtll«!  «r  tii-|io: 

•r  lubt«  ■!•  «In  wol  kar||«r  man 

uiiuiiiileclichao 

und  woli  »Ich  nihi  fallcboa 

olnciu  |{uu>*n  kii«hle, 

und  von  all«m  rabt«. 

5ludeiii  urluup  niöbi  «r  bin 
ert  dirke  fOr  In  bete  aaUn.  

lUaTBANi«  T.  Aoi  Rrt»  UM: 
vil  geudeoi  wart  *od  diaciu  buot  gelriboo  (iikih  tohU  ihn  ukr), 
Mändintr   kand$tkrift  (Ml)   Ul'.    -a',   SCMMiusa    i',  i>^3;    waa 
geu<lenN  iat  dea.  Bulti   Tertni  (l53»)  l&l*. 

(iKUOEMiEICII,  adjttUt,  vertinttUe  tuummniMtltung  mit 
geiide  {$.  0.)  und  »war  m  daten  btdtulung  von  Freude,  Qberiiiulli : 
tt  ertclitmt  geradtiu  tynonym  mit  freudenraiik:  Irul  unde  fru 
wiia  iili  vurinola  zu  aller  atuni,  kurli  uod  liialaaio  wa«  mir 
olle  M«il  tag  und  iiacLl,  in  glriclier  oiaai  TreudeDreich  geuden- 
reicb  »ic  beide,  ein  iglich  Jare  waa  mir  ein  geiiadeiireicbfi 
Jare.  AcnuHtiAMii  am  höhmen  &.  vgL  giudeollcb  Lsxti  1, 1026. 
(iKL'DKR,  UEUDNKH,  m.,  nomen  agtntis  tu  geudeo, 
gcudiicii  (I.  d.).  das  subttantiv  gthörl  zu  den  jüngeren  ablei- 
tungen  von  ditttm  stamme;  «i  erscheint  erstmals  im  14.  Jahr- 
hundert in  gloisen  unW  6fim  Tkk  hnkb,  vgL  Lmii.%  nachlrag  2\:i. 
dir  Höhepunkt  der  entwicklung  fdUt  in  das  15.  und  16.  johr- 
liundrit,  wo  es  die  ältere  suOstanttvbil'tung  geudcl  (s.d.)  ver- 
iitiiiigt  umt  Ko  es  im  ipiiehvorti'  eingang  findet,  von  da  aus 
ist  ihm  Ulterariiehe  erwuhitung  auch  in  der  späteren  seit  su  Iheit 
ijewordt»,  als  es  dem  lebendigen  gebrauche  längst  abgestorben 
rar.  entsprechend  den  btdeutungtschtrankungen  des  verbums  stehen 
stell  auch  für  das  <u6«(an(if  äte  bedeutungen  prabier  und  ver- 
Kcliweuder  gegenüber,  die  erster«  als  die  altere  tcird  uol  auch 
dem  famtliennamen  Ueuder  im  gründe  liegen,  der  schon  in  einer 
Urkunde  von  li^  erscheint  (Albrcbt  und  lierb(old  die  GUder 
tseh.  gesch.  Oberrheins  12,  &2)  und  spater  vielmals  su  belegen  ist. 
ton  diesem  namen  ausijehend  darf  man  das  vorleben  des  litte- 
rarisch erst  im  U.  Jahrhundert  belegten  Wortes  früher  ansetun. 
I)  formen,  aufuicknuiig  in  den  vocabularien  und  wirter- 
bächern  u.  s,  w. 

a}   die  form   giuder   ist   die  seltenere,  rie  kommt  mehr  für 

die  dllesten  belege   in  betracht,  schon  in   den  voeabulurien   tritt 

tuender,  anfangs  gi.üder  hervor,  die   neben  form  geudner  gehüit 

oleri (ichischen  quellen,  ebenso  auch  dem  schwabischen  Ukhkl  an. 

0)  i\\iler,prodigus.  Salmannsweikr  gli>ssen des  14.  Jahrhunderts. 

ji  MoNt  anieiger  4, 235,  h6;    geuder,  prodigus    {vgl.    gufter). 

KCibular  von    Us2  Lkxkb  1,  lu26;    proiligus    güder.    vocabular 

des  Nie.  LituiNGKR  v.  niM  l)iEFK>BAr,ii  no».  yloss.  304';  geuder, 

gufier    vocabular  4    linijuarum    {Augsburg    1516);    geuder    mit 

Bclionckeu  largitor  MAAi.ea   I7S',  geuder,  verprasser,  prodigus, 

profusus,  effusus,     nepos,  dissolulus  HkNiscH   i589;    geltgeuder 

'hendort;  vgl.  oben  sp.  iyri;  geuder  Schottkl  333.   Stiklei:!»; 

riider,  rerprasser,  prodigus    Khisiüs  (noo)  112.    Faiscii   l,34(i'; 

^.•iider,    prudigue,   debauche,    goiiifre    UoROBAu-BuxTüBFr   253; 

[ehlt  bet  Seil  MAN. 

2)  bedeutuugsenlwicklung. 

o)  geuder  =»  prahler:  um  das  er  ein  guder  ist  und  wil  tod 
frOnider  rede  und  lere  güdeii.   handsehrijt   von  1447  Schöpf  168 ; 
klopf  an  ineiu  nllur  llb»ter  kiiab 
pistu  der  lür  den  ich  dich  hab 
getrow  (let  Trum  Hill  und  verswigeu 
und  warül  kein  geuder  ole  geilgeu. 

FoLi  {.klopfan)  faUnachlsiiiele  1243  KetUr; 
diese  fabfl  ist  wider  die  ungostümmrn  zanner,  haderer  und 
uiinUlze  güder  von  den  dingen,   die  scheuilich  sind.  SrkiN- 
iiöwtL  Aesop  (iT)  litterar.  ver.  117,131;    under   wülcben    wnr 
ein  raumsicbliKer   (ru/inuiir/iliijfr)    und   ein  geudner,   der    da 
sogt,  er  wer  in   einem   jabr   mebr  duon    vierhundert  nücbt, 
dieselben  auch  vinster,  durch  weld  und  feid  geritten    Bbbel 
(I55S)  L6'    (die  ausgäbe  von  M»'^  setU  dafür  ein:  rubmsicbtiper 
und  ein  lUgner  [glonosus  et  jactabundus]);  damit  du  uiicii  nicht 
für  einen  unwissenden  narren  und  vertüonen  geuder  haltest. 
l'AaACKLstia  op«ru  [Strasiburg  1606)  1,Ö22A; 
dniin  wie  der  geuder  wIrt  erkennt, 
wenn  all  sela  «ach  nach  wündscbsa  gebot 
also  00  matten  irauwrlg  »evn 
Ist  klelnmOhtlges  herUen  scbelo. 

KiRCUHor  mendunm.  40'  (1,61  Osfert^): 
wie  gabst  du  schöne  wort'  und  «cbiiledasi  weidlich  auf, 
dem  lügen  grösser  war,  alsi  dein  gescbwindsiar  lauff. 
was  hast  ilu  mir  alda,  du  geider,  nicht  entwendet, 
bei  dem  vollbrSii^keli  »ich  keinmal  Immer  endet. 

WiNcsL  ScuKHrrKR  gut.  !ti>l  (fenieit  der  mrmuUfiHm 
ltitek*9U§9ti»gii 
IV. 


GEUDERIN— GEUDIG 


4630 


dem  klamaer(iftnii«r)  inues  ■■■•  ■«••o,  4mm  fßaitt  (frakltr) 
luues  loan»  geben.  AUgJutr  i^riikm.  SoMaixa  1*.  b7S. 

ß)  für  riM  tubtUntivbildung  i«  H«<M,  t**^^^**'^  ****t  fidd 
Simon  Hot  (i»7I),  der  m  äeutttktm  rfirtjawama  gMia«r  wm 
gaadere  abltilet, 

Y)  %enAtrmmftoi,gus: 

\))  vier  meuBcbrn    koinen  foa  got  In  armaot:   4tr  Trat, 
der  unkauscb,  der  gauder  uod  d«r  krieg  er    Moiib  «as.  1,  iM; 
so  Uli  die  Maulcbalt  •■■iiiaa. 
bis  Ist  dar  couder,  don  der  karg; 
der  irouder  Ist  «In  iOltcb  «aa. 
dar  nlcbii  nli  Im  babalien  kaa. 
dar  karg  «eriilrgt  ••  all«.  samM 
uod  mag  nIcUt  gaben  aus  der  band. 

lUiia.  V.  WiTtaawaiLaa  rim>i  30*.  4t ; 
brutlof  uod  gastung  köstlich  gebept,  briogeot  cottea  ood 
acbadeo  an  grosz  eere;  cost  uod  zerung  uab  ritlertcbaft 
i«t  eeriich,  umb  hillT  der  friludeo  veroQnflig,  aber  urob  bilff 
der  gOdern  and  vertügero  ganlz  verluren.  tNiciaa  v.  Wiic 
(raniiofionfii  152,211  Keller;  weiche  für  lustharlicbe  kOttlicb« 
geoeschige  speiaz,  auch  zu  deo  apilen  oder  mummere.eo,  de« 
weidwerck  und  aodero  dingeo,  die  ein  kurize  oder  ganU 
kein  gedcchtnus  hinter  io  verlatseo,  jr  gelt  und  gAl  ab«r- 
oiflszig  auszgiessen  uod  verscbweodea,  dieselbeo  betaseo 
geuder.  J.  v.  SciiWABTSKnatac  Cicrro  (d*  off.  2,  i6  iv>)  ib31 
bl,  54*;  aber  aie  thuD  ea  oit,  dus  kuropt  etwao  her,  das  der 
«elb  also  ein  guder  ist  und  inili,  gibt  reilicb  osz,  so  er  gero 
wult  widerkereo,  ao  bat  er  ee  nit  uod  bat  es  verthan.  Paou 
schimpf  und  ernst  133  Oesterley;  denen,  so  über  secbzebeo  jar 
und  unter  fOnfundzwainzig  jarn,  aber  ire  gOeler  xu  tcrwaltro 
oit  geschickt,  auch  precbbafieo  ainoiosen  lauten,  verlbuern 
und  geudnero,  stumendeo  und  ungehOreodeo  alleo  leuieo  uod 
Weibspersonen,  die  oit  mann  babeo,  deuen  allen  aollta  ao- 
M  eiser  gegeben  werden,  die  verpllicbt  aeio  su  baodleo,  wi« 
von  den  gerbuben  liie  vor  gescbriben  aleet.  ösUrmtk.  vrtitk. 
&,  060  (Tkurn) ;  geuder  der  Verschwender  in  der  Ttroler  laa^ca- 
ordnung  von  1603  ScnaüiLCR  1*,  S73;  zum  fall  ouo  der  also 
zu  dem  andernnial  erinnerte  Verschwender  sieb  noch  nicht 
bessern  noch  dea  zugeurdnelen  abeisebern  ratbs  gebrauchen 
würde,  soll  dei  selbige  uod  ein  Jeder  mitnacbbar,  bei  »emeo 
pflichten  schuldig  sein,  eio  solches  unsern  verordneten  obrig- 
keiteu  . .  vorzubringeo,  die  auf  aolchen  fall . .  pOicbtig  teio 
solleo,  alier  verloffeoeo  baodlung,  zum  ersteo  oder  aoden»- 
inal  gelhaoer  warnung  uod  alraff,  uod  dasi  noch,  uod  dar- 
über desselbigen  geuders  vertbuoischeos  weseos  ond  böser 
hauszhaliung  kein  end  sein  wolle,  bestflodiglich  und  uoler- 
schiedlich  unscro  landricbterxu  verstiodigeo,  auch  denselbigeo 
geuder  auf  daa  nechst  kuinmende  landgericbt  . .  schicken. 
landgerichtsordnung des heriogUiums Franken  III  27  i5(!6l>t);  da- 
mit folgends,  dasz  suicber  geuder  io  prodigum  erkeooel 
seie,  mannigjichen  offenbar  uod  kund  geioacbt  werde,  eben- 
dort  §  6. 

2))  nachhaltige  Wirkung  ertielU  ein  tpritkmmtt  das  «ralawis  Im 
Haks  Sachs  belegt  erscheint: 

ein  Sparer  mius  eio  tebrar  babea. 

also  gescbach  gleich  disem  kargea 

der  spart  »ein  gut  eim  andern  argao, 

lo«en  prasser.  lüller  un'd  scbleBBiar, 

•in  Spieler,  buler  und  vardamotar. 

unoruling  geuder  und  verscbwandar. 

blss  er  des  galdes  war  eio  ander. 

II.  Sacus  (dm-  karg  und  mild)  17.  4«  ätUer-OMt«; 

es  ist  ein  gemeines  spiichwurt,  es  musz  alUegcn  eio  sparer 
ein  geuder  haben.  I'auli  schimpff  und  ernst  e,  154.  aus  l'aou 
führt  denselben  Spruch  auch  Lassinc  im  ttintu  kn/rdfeu  i«  «larai 
deutschen  glossahum  an,  vgL  werk«  II,  OC  muk  «lu  Lmum 
wird  noch  von  Wamokb  1, 1641  kUgt:  der  güder  MHUa  e  sparer 
het.  vgL  auch  bei  SciLia  Basier  mundart  153:  a  bu»«r  aaes 
e  güder  ha.  aad^s  gewendet  erscheint  itr  sfnuh  hei  Staaoca 
522:  der  vater  eio  aparer,  der  soho  eio  gtuder. 

3))  für  die  volkstüwsUche  i^-erUtgung,  dtt  aira  M  gtmM  ms 
belichten  wr,  eracActaM  amt4tu  auch  bei  unserer  fmm:  er 
[der  chirurgus)  soll  aocb  nicht  sein  aio  geuder  oder  aia  wci»- 
schlaucb.  Hiiao't.   BaaoNscawKi«  chirurgM  {Augsburg  iSJt)  f. 

GElüEKIN.  ^  femininmm  t«  d««i  99nfen:  Joda«  hielt  dit 
frau  so  Christum  sa!bte  für  eioe  geodeno.  UiiLts  v.  Ktiaaa»- 
asBC  p^ille  170;  ffi.  Kaiaca  1.34«'. 

GEl  IIKKISCH  ndj.  vereimselU  Mdaa«  aU  mkemfmm  m  iem 
viel  gebrauchUn  geudisck  {».d.).  ngL  SriaLaa  Tia^ 

GEI'DK;  aJ;rfltv  aaJ  nJverh,  tfitert  Md«*,-,  dit  mhaali  ia 
wvtabulassen,   m  im  kttettimr  eist  bei   ViatLaa 

291 


4631 


GEUDI6 


GEU  DIGKEIT— GEUDISCH 


4632 


hauptverwendung  fällt    hier  der  paralkU  mit  prodigus    zu,  die 
namentlich  auch  das  adverb  beherrscht. 

1)  belege  in  vocabularien  und  Wörterbüchern: 

a)  güdig  prodigalis.  vocabular  von  1429  Schhbllbr  1^,873; 
geudiger,  guffter,  unnutzer,  auszgeber.  vocab.  von  1433;  pro- 
digus,  geudig.  Brack  vocab.  ver.,  vgl.  Diefenbacii  462';  nepos 
..  kinder  sun;  güdiger  oder  unküscber.  auszug  aus  einem 
lat.  hochd.  aiphabet,  wb.  des  15.  jahrh.  ebenso  in  dem  vocab. 
alpkabelicus  Diefenbach  nov.  gloss.  263*. 

b)  geudig,  verschwendig,  prodigus  Dasypodids  (1537);  geudig, 
ergäbig,  ein  kostfreier  oder  freigäber  mensch,  largus,  prodigus, 
damnosus,  nepos  Maaler  178";  geudig,  verthuig,  verschwendig, 
profusus  Calepin  (1570)  1229;  prodigus,  profusus,  nepos,  disso- 
lulus  germ,  geiidig,  der  das  sein  durciihinreibt  oder  durch 
hin  richtet,  belgisch  verdoenlich.  ebendort  1225.  vgl.  Riheliüs 
(1590)  126;  geutig  oder  geuter  Frisius  (1616)  751;  geudig, 
verschwenderisch,  verthuig  Hemsch  1589;  prodigus,  geudig 
Dasypodius  redivivus  (1653);  geudig,  prodigus,  nepos  Fusms 
(1700)  112.  Dentzler  (1677)  116.  diction.  {Genf  1695)  14-2.  dictio- 
naire  du  voyageur  (1703)  144  (in  den  späteren  franx,  wb,  fehlt 
es).  Sieinbach  1,593;  geudig  sein,  prodigere  Wkissmann  (1715) 
156;  geudig,  prodigus  Frisch  1,  346',  vgl.  auch  Veneroni  (1766)  74. 

c)  von  neueren  Wörterbüchern  sind  es  mundartliche,  die  das 
wort  aufführen:  geudig..  gehört  jetzt  selbst  in  der  Volks- 
sprache von  Oberhessen,  wo  es  noch  in  der  vorletzten  gene- 
ration  in  vollem  gebrauche  sich  befand,  zu  den  absterbenden 
ausdrücken,  in  den  älteren  hessischen  Schriften  erscheint  es 

häufig.   ViLMAR    125. 

2)  litlerarische  belege  für  das  adjectiv. 

a)  schon  die  ältesten  beispiele  lassen  die  bedeutung  prodigus 
in  den  Vordergrund  treten: 

zu  dem  andern  mal  ist  der  geudig  man 

mit  seinem  tadel  (durch  seinen  fehler)  nützer  iedermau, 

wann  der  ^eilig  {geizige)  immer  mag  gesein. 

zu  dem  dritten  ninl  is  das  wol  schein, 

dass  der  geudig  man  hat  grösser  er 

in  seinem  tadel,  wan  der 

geitig  mit  seiner  geililieit 

wan  er  hat  da  von  nur  alles  lait. 

ViNTLER  pluempn  der  ingent  1908; 
darumb  thunt  sie  {die  weisen  pilger)  des  gelts  ein  teil  in  den 
seckcl,  und  das  ander  vernegent  sie  {nähen  sie  ein),  uff  das 
sie  nit  von  dem  zu  lützel  gelts  für  arm  geschetzt  werden, 
und  von  dem  zu  vil  gelts  für  güdig  und  rieh  geschetzt  werden. 
Geiler  v.  Keisersberg  chrisli.  bilger  8l';  die  gerichtlich  ober- 
keit  sol  trager  und  curatores  geben  ..  den  tobsichtigen,  auch 
geudigen  und  Verschwender  irer  guter.  Tengler  laienspiegel 
(1518)  12*;  der  sonst  güdig  und  verthügig  was.  Diogenes  {Zürich 
1550)  G7*;  geudig  das  ist  gar  zerig  oder  auch  verschwendig. 
Hblber  syllabierbüchlein  33,5  neudruck;  ein  geudiger  wirdt 
darben  müssen.  Hemsch  1589;  keiner  hat  auf  sein  haus  oder 
auf  sein  äcker  oder  auf  seine  andere  ding  unnd  gescheft 
etwas  acht  oder  sorg,  sonder  zu  wem  si  den  nechsten  kommen, 
mit  demselben  behelffen  si  sich,  essen  und  Irincken  mit  ihm 
und  seind  also  der  andern  und  freinbden  guter  geudig,  ihrer 
selber  aber  und  ihrer  aigencn  guter  Verächter.  Micyllds  Tacilus 
{Germ.  31  prodigi  alieni,  contemtores  sui)  1307;  arbait-geudig,  viel 
arbeit  in  anspruch  nehmend  {Ober-Innthal).  Schmeixer  l-*,  873. 
ß)  es  sind  nur  wenig  belege,  in  denen  die  Vorstellung  der 
ruhmredigkeit  oder  die  der  übermüthigen  laune  zu  tage  tritt: 

l))  wie  hat  er  dich  so  grosz  aufl'blasen 
hochmütig  gemacht  vbermassen 
stoltz,  vppig,  eigensinnig  vnd  prechtig 
rümisch,  geudisch,  .".amb  seist  du  mechtig 
nicht  wunder  wer  und  wilt  du  es  wissen 
er  heu  dir  langst  deu  bauch  zerrissen. 

H.  Sachs  (fattiiaclilspiel  narrenschneiden)  1,  467*. 
2))  iedoch  liesz  der  apoteker,  war  ein  geutigs,  alts  roendle, 
das  gell  und  dieses  jungen  herren  doriieit  und  unverstandt 
überwinden.  'Zimmerische  chronik  3, 322;  Cyrus  desz  vorigen 
Siegs  sehr  geudig,  folgte  ohnfürtrechtig  der  konigin  nach. 
Kirchhof  wendunmut  l,  13  Oesterley. 

3)  das  üdverfciwm; geudig,  verschwenderisch, Terthuig,pro%«, 
effuse  Hkniscu  1589; 

das  (pfenl)  nemlich  hengt  das  maul  hinein 
aufs  liatb,  saufend  gar  geudig  ein. 
er  (der  esel)  aber  rührt  es  au  allein 
das  Wasser,  thut  gemächlich  fein. 

von  des  esels  adel  (Sirastburg  1617)  39; 
gleich  als  wuchs  das  geldt  in  der  kist 
darausz  es  geudig  genommen  ist. 

AcHicOLA  heriiwerck-lmch  uherseltt  von  üechius 
..     ,  (Hasel  1621)  18. 

vgl.  geudiscu  sp.  iiiii. 


GEUDIGKEIT,  f.  diese  substanlivbildung  erseheint  fast  nur 
in    Wörterbüchern,   die   litlerarischen   belege   sind   sehr   spärlich: 

1)  Salomon  von  der  geudichait  spricht: 
'du  seit  dich  loben  nimmer  nicht, 
las  dich  loben  ander  leut  zung, 

so  hastu  aiu  rechte  lobung'., 

H.  ViNTLER  piuemen  der  tugent  4600  Zingerle. 

2)  geudigkeyt,  unnützer  kost,  prodigalilas,  proluvies  et  pro- 
luvium,  profusio  Dasypodius  (1537)  F.  2  ;  geudigkeit,  prodigentia 
Maaler  178' ;  geudigkeit,  veithuung,  Verschwendung,  prodigentia 
Calepincs  (1570)  1225;  geudigkeit  prodigalitas  Hbniscu  1589; 
prodigalitas,  geudigkeit  Dasypodius  redivivus  (1653).  vgl.  Schö.ns- 

LEDEa  (1663).     SriELBR  719.     DeNTZLER  (1677)   116.     FhISIL'S  (l'OU) 

112;  Steinbach  1,593;  geudigkeit,  /a  prodigalüc,  prodigalilas. 
dictionaire  du  voyageur  (1703)  144  {fehlt  in  den  späteren  franz. 
Wörterbüchern);  geidigkeil  und  geudigkeit  bei  Fkisch  1,346'; 
vgl.  Veneroni  (i766)  74;  die  geudigkait,  besonders  in  Franken 

üblich.   SCUMELLBR    1=',  973. 

GEUDIGLICH,  adj.  und  adverb.  die  hauptverwendung  ent- 
fallt auf  das  adverb,  für  das  die  mittelhochdeutsche  zeit  die 
formen  giudecliche,  giudeclichen  verwendet,  vgl.  mhd.  wb.  1,539. 
Lexer   1,  1025. 

1)  das  adverbium: 

0)  her  gast,  daz  ir  min  ungemach 

so  geudeclichen  duldet  (für  geweldeclichen,  t»  so  prahle- 
rischer, herausfordernder  weise) 
daz  hän  ich  unverschuldet, 

wau  ich  geiet  iu  nie  kein  leit.    K.  v.  Wörzbuiig  schwan- 
riuer  IbOjf.  v<jl.  Ilau/jt  tum  Engelhard  s.   221 
wer  bat  des  mordes  s&men 
so  giudeclich 

geworfen  in  der  vürsten  rät 
wan  die  sich  wider  daz  riebe  valsches  rämen? 
seht  üf,  seht  üf,  ein  stolzer  künic.    Fraubnlob  341,3; 
mit  sinem  wib  er  ze  huse  zoch 
und  lebet  güdiglicher  noch 
denn  er  hett  gelept  vor 
du  herren  trugent  in  enbor 
ulf  ir  acbsel  bisz  der  kuab 
verzert  mit  in  all  siu  bab. 

von  der  freundschaft,  Laszbbros  liedersaal  2,  619; 

{frage  dich)  ob  du  das  gemein  gut  deiner  herschaiTt  oder 
eitern  zu  vil  geidekllchen  in  dein  eigne  bruchung  verzert  hast. 
Geiler  v.  Kbisersbbrg  dreieckecht  Spiegel  (in  den  sieben  traetaten 
1514)   t.2'. 

b)  geudigklich  j)ro%e  Maaler  ns' ;  prodigaliter,  geudigiich 
Dasypodius  redivivus  (1653);  geudigiich,  prodige  Uihelius; 
ebenso  Frisius  (1016)  751  {fehlt  aber  in  der  ausgäbe  von  I7(i0); 
geidiglich  prodige  Frisch  1,  346'. 

2)  das  adjectiv  ist  bei  Ottokar  belegt,  der  sonst  hierfür  geud- 
lich  verwendet,  nährend  sich  andere  mittelhochdeutsche  dichter, 
wie  I.  b.  Hauahar  v.  Laber  des  ähnlich  gebildeten  geudenlich 
bedienen: 

iu  geudiclicbem  schalle 

wolde  sich  der  bischolf  rechen,    üttokar  28829. 

GEUDISCH,  adj.  und  adverb.,  junge  coneurrenzbildung 
lu  geudig  {s.  d.).  das  wort  ist  erstmals  im  vocabular  von  1482 
belegt,  wird  bei  Hütten  und  Luther  als  adverb  verwendet  und 
erscheint  bei  Hans  Sachs,  der  es  oft  gebraucht,  in  der  form 
geudniscb.  in  der  bedeutung  überwiegt  die  parallele  mit  prodigus. 
in  Wörterbüchern  ist  geudisch  wenig  belegt. 

1)  das  adjectiv. 

a)  nepos,  geudischer.  vocab.  theutonicus  (1482  Nürnberg) 
Diefenbach  378'; 

weil  er  ist  ein  karg  geitzig  mann 
oder  zu  geudniscb  vnd  veithan 
dasz  er  ist  in  der  narren  zunfl't. 

U.  Sacus  (drei  arlliche  lehr  Chilonis)  2,  2,  91'; 

die  miltigkeit  hat  kein  ende,  wann  was  mag  bei  den  geu- 
dischen  gehalten  werden,  so  andere  von  in  zii  nemen  all- 
wegeu  begirig  sein?  J.  Sghwartzenbkrg  Cicero.  .  verteutschet 
(1531)  53'  (de  offic.  2,15  §55);  CS  wird  aber  ein  Vormünder 
pro  suspeclo,  und  verdächtig  gelialten,  wan  sich  belindt,  dasz 
er  in  seiner  Verwaltung  unfleiszig  ist,  nichts  recht  auffschreibt 
.  .  eigennützig  mit  der  kiudere  guter  handelt,  zu  viel  geudisch 
sein  will,  auch  liederlich  der  kinder  guter  hingibt.  Frank- 
furter reformation  7,  4  §  19  {ausgäbe  von  1751)  band  5,  313; 
wir  wollen  auch  hiermit  männiglichen,  deme  es  gebühret, 
ausserhalb  jetzt  gehörten  wegs,  wie  sich  dem  rechten  nach 
eignet,  gegen  der  geudischen  person  zu  verfahren,  und  die- 
selbe prodigum  zu  erklaren,  zu  bitten  und  zu  erlangen,  frei 
gelassen  haben,  landgerichtsordnung  des  herzogth.  Franken  III, 
27,    §    7. 


4633 


GEUDISCIIliEIT— GEUOUNG 


^)  <lar(«geii  wia  «ulwlobl  iiud  tobtodlleli 

Im  ein  lunir.  die  nur  lucbst  «ndillcli 
baiter  iioJ  i«dcIi,  mll  argen  dOoben, 
uniraw,  varjogeo  In  allen  alAckea, 
uiivarichwiegen,  tciiiiulicb,  iinfuclilaebt, 
die  ledtrmann  lebaadi  und  verachi. 

H.84CMI  (ilte  ijuli-n  und  böten  tunif»»)  17,294: 

nnd  biet  «Ich  vor  dfrii  verrller,  ocb  vor  dem  eeOdifcben 
und  faulen  (jefrrten.  (iKiLHi  t.  KEiaiaaimc  frtdigltn  41' 
(l.MO). 

i)  da$  aivtrhxum. 

•)  Feuer:  Ui  rr  nll  bei  wellen  fctrf? 

HMen:  nein  iiinder  aitlT*  reuUi>cbl  relcbllch  (profuiiiiime 

/46«rii/|.>.     lluTTKN  i,  iü  luenjniuhe:  februpnma)H/U:mi»g; 

t'tbtr:  würuei  er  auch  mit  pfeffar,  lymedrAren.  Ingber  *Dd 

nfgollii? 
Hutltn:  ganli  geOdlacli  (tanjMimr),  ihetulorl , 

buben  sie  nlitu  geadiscli,  und  nur  dünn  nutz  und  billicb 
Keueat,  von  dein  jrcn  zu  den  kiiclien  geben,  ilurrici  4,  'Jtt»; 
zum  eraten,  wero  bocb  nut,  ein  gemclD  gebul  und  bewilii- 
guag  deutscber  nuiiun,  widder  den  ubirscbweuglicben  ubir- 
lluaz,  und  kost  der  kleiilung,  da  durch  szoviel  odel  und 
rricbs  voiki  vorornid.  hiil  doch  got  uns,  wie  andorn  landen 
gnug  gehen,  wolle,  hur,  llacbsz,  und  allia  das  tu  ziuilicber, 
erlicber  kleiduug  einem  iglichen  standt  redlich  dienet,  daa 
wir  nit  bedurlTleii,  azo  grewlicben  grossen  schätz,  für  seiden, 
•ammet,  guldenstuik,  und  was  der  ausziendiacben  wahr  ist, 
•z»  geudiach  vorschütten.  I.LiBKa  an  i.  chrütl.  adil  ntu- 
druck'i; 

bleibt  er  on  alolli,  boITnrt  viid  rlium 
■ar  kein  ühig  gew<lnl-cli  vberniarlu 
in  gepaw.  kleiJuiiK.  i«l>i  on  prachi. 

11.  Sacu4  (ärey  ailiuht'  lehr  Cltilonu)  2,  ),  91  *; 
Belli  unnfiiz  biw,  gros  gasierey  , 
und  uroiien  praclK,  holTari  darbel. 
lu  Vit  l.«t  allnial  uiiKetutid, 
Ihui  uns  das  olle  spiichwori  kund: 
wann  wer  hie  wil  lu  geudnl.Hch  leben 
dein  luriot. 

{iter  Pfenning  der  bett  freund)  21,229  Keller  Gölte ; 
wer  hie  wil  lu  geudnUch  leben, 
bub  gut  acht,  sei  fürdchtlg  eben. 

NUrnbeiyer  autgabe  b,  399*. 
')  die  (liegen  zeigt  rns  an  ein  man 

hochmuiig  der  im  niii.>4|ggang 
rbumreliig  und  cewdnii'cli  vnibrang, 
wll  jiu  «olb  niHcliii  einen  grofsen  namen 
lat  doch  nicht  von  adel  noch  ttainnien 
on  alle  wirde,  kunsi  und  ampi. 

ifabel  'omeist  mU  der  fliegen')  2,4,S6'. 

GEODISCHHblT,  /.  vereintell  nur  belegt :  geudischeit  prodi- 
gntilas.  vorab,  von   MSi,  vgl.   I.exhr  1,  1026. 

(ibüDiNAiUt,  m.  tusammensetiung,  bei  der  das  momtnt  der 
ruhhiTtdigktil  m  vorderg: und  bleibt ,  wenn  auch  die  paralUl*  mit 
prodigus  vfretnielt  sich  gellend  macht. 

II  geudnnrr,  ein  gudender,  der  da  böslich  und  wunstlich 
(w(lsllichen)  veneret.  vocab.  variloquus  Uikfbnbacb  462". 

■1)  geudnarren,  die  da  heim  reich  sindt,  aber  ferr  haim. 
S.  KsANc«  mor.  eneom.  4o';  wie  ilerostrotus  den  teiij|)cl  Diane 
zö  tpbesü  anzündet,  auch  sich  selba  darinnen  verbrennet, 
odei,  nisz  ettlich  wollen,  dasselbig  selbs  ansagt,  nur  allein, 
das  man  von  dem  rümsichtigen  geitnarren  zusagen  bett. 
S.  Fbanck  chrontk(mz)  1,111";  wider  dise  geidnarren  klingen 
die  sprichwürter:  er  macht  sich  breit  u.  i.  «•.  Acbicola  tprieh- 
wörUr  3ÖS.";  gcuiinarren,  die  sich  breit  machen,  brüsten,  weil 
heraus  lassen,  ttutsche  iprichwörter  350.  Kbisch   l,  316". 

i;KlJI)NKiS  m.  bairisch-öiltrrtiditsciu  nebtnform  zu  geuden 
(i.  d.). 

GblJDiSEH  «.  geuder. 
(itUÜMSCIl  j.  geudiscb. 

(itUDLNG,    /.  die  subttantivabltilung  für  da$  nomtn  adionis 
trtll  erst  »;hK  auf,  bei  Vi.Mtia,    bei  dem  st*  allerdings  reieliltch 
belegt  ist.  in  wöiterbüchern  wird  sie  auch  noch  über  das  M.johr- 
hundtrt,  mit  dem  das  htterarisihe  fortleben  erlivht,  hinaus  geführt. 
1)  das  Substantiv  mit  der  bedfutung  der  nihmrtdigkeil: 
die  nudei  eitel  er  i!<i  geudung, 
wer  sich  le  vil  lobt  mit  seiner  zung 
von  etleicher  tacb,  die  er  an  im  bau 

H.  ViNTLBR  plmmeH  der  twjent  4&70; 
•nogantia,    güfflung,    geudung.    Münchener   handsthrift   {gtrm. 
8»8i|    ScHBhLLKR   1'^,  873.    vgL  das    mundariliche   lynonym    aus 
der  Oüerj'fals  gnd  (gegeude)  ebendorL  vgl.  gegeude  bei  Jbboscbin 
(rsiscH  1,346'). 

a)  du  paralUU  mä  prodigalilas: 


GEUEN 

wann  war  da  aer  telt,  das  er  m»a  k»m. 
dar  Ulli  aiek  von  dar  niMiikaii  in  dl«  seiiaaa 


4634 


■ad  «eilst  In  drr  gcuduog  urtpring. 

H.  VmtLta  plitrme'i  <ltt   tn-ir»i^  IMt( 

wa  man  aar  *erteri.  wann  «s  darst  bat, 

nnd  da  rbatn  ma^  oocb  «Nanag  tat. 

der  wll  der  geudung  wobaaa  fai.    |B»1| 

daa  am  l>i.  da«  der  udal  der  gandaaf 

alcb  gelelLlii  «il  Mtr  mll  Ir  lugaHi 

gen  der  mlltikaii.  I»i>j: 
M  seind  tweierlti  gracblerbi  der  freiea  MMtcckcr,  das  ela, 
geudung  und  da«  ander  miliigkeit  genant  wirtlM.f  Jcaw*arxB«- 
BK«c  Cicero  verteuiseht  (li3i)  t,\'  {de  afk.  3,  !•  f  M);  ceaduog, 
piolutium,  *ffutio,  prodigolitas  Masibb  n«C;  datulbt  bei 
Kaisitjs  (ISIO)  -.ii  (fehlt  aber  in  der  ausfcb«  a«n  1700):  geodung. 
veiuhwendung,  esser  prodtga,  tonsomoi'  U  luUe  llci»it;s  (I«IB| 
ISO  {fehlt  bei  Ca-tblii  Hüo);  K'udung  und  Vergeudung  dst 
vergeuden,  die  gnidigkeil,  prodigenlu,  piodigaliUs,  tffum,  larvs, 
luxuria  STiBi.BR7l9(^^Att»riSTBiNBAca);  geudung,  prUitaklu 
I  RISCH    1,  34»'. 

GEUEN,  GEUWEN,  m».,  fikm  in  du  gruppe  der  asana^- 
falliijen    vrrhulfurmen.    die   oben   utUtr   gluen   lUiawsmnftfoMt 

und  behandelt  worden  sind.  rfl.  tf.  l-M  ff ,  rgl.  SciaiLtia 
iS  Stil.  d<n  dNi^an^ifiMnirr  für  die  günn  sippt  btidel  dt  aU- 
lunhdeulselie  gewön  osalare,  g^ihnen  (GB\rr  4,  !ü7.  vgL  tutk 
27«),  »ni«rlA.«/)rfi-ii/if/i  giwen.  vgL  mhd.  »b.  l,  u»'.  Lazta 
I,  lu'iG.  du  veischieden.irliyen  formen,  die  sich  durch  aUnUnd« 
Suffixe  ergeben  haben,  lind  unter  geuden  {vgl.  sp.  4««;)  zas<inMii#n- 
gestellu  tgl.  auch  geufrn,  geulen,  geuinen,  geuiien,  geualeo. 
hier  handelt  es  sich  um  die  geschicke  und  Wandlungen,  du  4er 
halbvocal  'w'  durcAxHinarArn  halU.  dteu  sind  Ikeib  btmt 
graphischer  nntur,  thetls  stnd  sie  beschränkt  auf  das  farmeu- 
syslem  innerhalb  des  verbumi,  Iheils  führen  tie  über  dsesn  *»««! 
lur  anutsung  einer  sonderfoim  innerhalb  der  gruppe  aul  be- 
stimmter landschaftlicher  ahgrcnsung  und  mit  esgenarliger  hedeu- 
lungsenlwtcklung.  es  empfiehlt  sieh  daher,  der  tetUrn  fottung 
gesonderte  stichworle  anzuweisen.  e$  ist  nun  tu  untiTirkndm 
swiichen  vollkommener  rocalisierung  (genea,  gluen)  und  sdll» 
kommener  labialisierung  (geben,  gepen;;  in  der  mHte  stehen 
gauwen,  geiiwen,  göwen,  geupen,  forwseu,  in  denen  der  halb- 
vocal in  twiifaeher  hinsieht  steh  bethdtip.  für  gesonderte  dar- 
ttellung  kommen  von  diesen  formen  nur  geaen  (geowen),  gcul>«n, 
geupen  in  betrachU  vgL  aber  auch  geuwern,  und  spater  vfL 
gOuwen,  gOuben. 

1)  in  formeller  heiiehung  ist  für  die  formen  gewen,  geaeo, 
geuwen,  die  oben  sp.  I&40  eingehender  behandelt  sind,  tu  be- 
merken, dast  hier  vor  allem  graphische  Schwankungen  norlkgeu, 
die  allerdings  exn  allmdliUchet  tuniekwnehen  des  m  halhvaml 
vorliegenden  hbtalen  momentes  chronologisch  btgiciten,  in  eintdmem 
fdllen  spielt  die  Verschiedenheit  der  flesionsfurmen  mit  herem, 
to  in  dem  gegensatte  twuchen  der  3.  ting.  det  pritens  geuwel 
und  iwischen  den  formen  det  prUerituwu  si«  gauten  ^«r 
geweien. 

2)  bedeulungsenimicklung. 

a)  sinnliche  grundbedeutung.-gtmbaoetitare  in  aMsfMrfirtn 
glossen.  vgl.  Gbaff  a.a.O.;  zu  dem  sechsten  aalla  qvaa  cia 
grfti  sterben  zu  HAme  über  alle  di  stat,  aisA  das  vd  b&s«r 
wAste  wurden:  wan  der  mensche  gewete  oder  oois  %&  vAr 
ima  die  sile  enwec,  und  dise  plage  was  in  dirr«  >U  der 
vasten  und  was  bt  sancte  Gregorius  geziten.  Haa«.  v.  Fairsua 
dtuUche  mytiikei  1,109  Pfeiffer;  ahbald  eines  gen  et  sA  was 
es  lAt.  ItosaiTAL  189;  geuen  ikiare.  tocahsUr  ra«  1429:  griwca 
oberdevttthrr  vocab.  rer.  anfang  det  li.  jahrkundert;  gbeaen 
nicderdeutschervoeab.es  fao  {li.jahrh.);  gewen  im  Tkruionitlu, 
vgl.  ÜiBrBNBAca-VVilLCSBB  625;  gauen  vel  geewen  hi4re.  so««*. 
prdd.;  die  sä  der  stunde  des  geheles  weder  spuwtanl  aocli 
gewtcnt.  GiiLBa  v.  Keiseb<»krc  irrig  scharf  20.  aZi  beleg  für  dve 
pnruUele  von  eil  und  i  in  bttlimmten  ferwttu  wiri  gaaa«  s« 
ginen  gesUlU  bei  IImieb  rai  lyAaMerMcftMa  U^h  meuiimtk. 
icb  gew,  otci<o  Albertus  üstrofiuutut  gnmmulik  «0«  1979;  i& 
kam  er  mit  ir  tu  dem  kind  und  leit  den  stab  uff  dat  kind 
und  leit  sin  antliti  uff  des  kindes  aiilliit  und  aine  glider  af 
des  kindes  leib.  dA  erwamat  es  und  lel  sine  ougea  off  a«d 
gilwrt  {Variante  gewel)  und  ward  «ider  lebendig,  histmsem- 
bsM  460  Mertdorf. 

I)  aasdis«  tu  Übertragungen: 

a)  Übertragung  auf  andere  »fnungen :  «in  grab  offaoct  — 
fiwentet  {fueus)  ist  cbela  ira.  Wimdherfer  faaJaiM,  pttim 
b,tl  (ir  racben  ist  ein  offenes  grab.  LcfTasa.  ehenta  Kotim 
•.•.);  Boh  na  vers walke  aib  der  gnioi,  dia  lief«,  Mk  m 

291* 


4635 


GEUER— GEÜKEL 


GEÜKELEl— GEUMEN 


4636 


gewe,   bedwinge,  über   mih  diu  buzce  munt  ire.  Windiierger 
psalmen,  psalm  68, 19   (das  mich  die  Wasserflut  nicht  erseuffe, 
und  die  tiefife  nicht  verschlinge,    und   das  loch    der  gruben 
nicht  über  mir  zusamen  gehe.  Luther  psalm  69, 16). 
b)  bedeulungsdifferenzierung : 

«)  so  giwen  wir  nach  deme  himilskin  liehte. 

nahe*  lied  30,  7.  vijl.  oben  sp.  1541; 

der  hund  gßuwt  n&ch  Jem  O^lsch.  Schmeller  1^861;  geuje 

Zeitwort,  gierig,  glottij  dreinschauen   Kunzikbr  i4ryauer  wb.  103; 

gäuen,  geuen,  ga/fen  Stalder  2,  517. 

ß)  suTzen,  gewen,  'acha  mich' 

mich  selten  zit  verlassen  mag.    nit.  bl.  1,31; 

stridere  gewen    vel  gischen,  vor   sehmerz   oder   zorn  knirschen. 

DiKFENBACB    556*.    Vgl.    </j.  4,  1,    Sp.    1541. 

GEUEH,  GEUWER,  m.,  substantivbildung  zum  vorigen,  bei 
der  zweierlei  funclionen  zu  unterscheiden  sind. 

1)  nomen  agentis:  geuer,  clev.  bataclator  im  ThcutonistaDiETE^i- 

BACH-WÜLCKER    625. 

2)  nomen  actionis:  der  geuwer,  das  aufsperren  des  mundes, 
schnappen  mit  dem  munde;  den  letzten  gäuvver  thuen,  sterben 
ScHJiiii-LEB  1^,862  {vgl.gxeh);  davon  geuwern  uHd  geuweriäch, 
welch  letzteres  adjectiv  ebenfalls  wieder  an  die  bedeutung  prahle- 
risch streift. 

GEUFEL,  f.,  mitteldeutsche  nebenform  zu  gaufei,  pupillus 
s.  th.  4,  1,  sp.  1546. 

GEUFEN,  verb.,  vgl.  geifen  th.  4, 1,  sp.  2664.  nachzutragen 
ist  aus  Geiler  v.Keisersberg:  so  dir  das  herlz  nach  gut  gaiffet. 
sieben  scliaid  5. 

GEüFER,  m.,  collectivhildung  zu  ufer  (s.  d.) :  hier  am  genfer 
lauschen  zvvcen  fischer  im  kleinen  nachen,  ihr  segel,  eine 
binsendecke,  dient  ihnen  jezl  zum  schirm  wider  die  sonne. 
Veit  Weber  sagen  der  vorzeit  4  (1792)  39. 

GEüFEREi,  f.  zu  gaufen,  scherz  treiben,  vgl.  th.  4, 1,  sp.  1547: 
doch,  das  er  nit  aber  tzornig  werde  und  klage,  sein  ding 
sei  ein  geuckerei  und  jewfferei.  Luther  {ein  Widerspruch  Luthers 
1521)  8,251,30  Weimar. 

GEÜFLER,  GEÜFFLER,;m.  siehe  gäufler  th.  4, 1,  sp.  1547. 

GEUFLICH,  vgl.  gäuflich  th.  4,1,  sp.  1547: 

göuflichez  birsen,  schiezen 

muoz  ich  ouch  undeikumen, 

des  nimer  wil  verdriezen 

mangen,  ez  geh  schaden  oder  frumen. 

Haoahaii  V.  Labbr  jaqd  46; 
vnnd  also  fasteten  sie  auff  die  fladen  vergeblich,  vnnd  machten 
das  speis  genung  uherich  bleib,   dadurch  angezeigt,  das  ge- 
melter  künig  ein  gesprechlicher  geufflicher  künig  gewest  sei. 
LoRicHios  wie  junge  fursten  (l537)  neudruck  s.  127. 

üEUFZEiN,  verb.  im  gegensatz  zu  den  unter  geuden  (s.  d.) 
so  viel  belegten  synonymen  wie  güften,  giifler,  guftung  (s.  d.) 
weist  das  vorliegende,  zur  selben  gruppe  gehörige  verb  die 
neuhochdeutsche  diphlhongierung  auf.  die  bedeutung  hält  sich 
hier  auf  der  sinnlichen  grundlage:  den  mund  aurHiuu.  vgl. 
gifzen  (s.  d.),  giepsen  (s.  d.),  gapsen  th.  4,  1,  sp.  1371: 

((Up.  weibrr)  Tragen  nichts  nach  dem  bücken,  knippen 

und  knappen,  neigen  und  wincken: 

bekümmern  sich  nicht  umb  das  aul'sehen: 

tragen  nichts  nach  dem  seulTtzen,  geuflzen  und  klutzen. 

MiiSSERSciiMiD  liisUge  narrlieit  {der  buler)  174  (1615); 
wer  wil  dir  danken  doch 

und  denken  deiner  ehr'  in  jenem  finstern  loch, 
in  welches  du  mich  wirfst?  das  herzenswehe  seuTzen 
macht  mich  so  lasz  und  malt,  dasz  ich  auch  kaum  kan  geuTzen. 
der  angstschwei^^z  schwemmet  mir  durch  manche  ganze  nacht 
mein  müdes  lager  aus. 

Fleming  (6.  psalm.  poet.  Wälder  I,  1)  4  Lappenberg. 

diese  verse,  die  seufzen  auf  geufzen  reimen,  sind  nachher  von 
TsciiEiiNiNG  wörtlich  in  anderem  zusammenhange  wiederholt 
worden: 

des  berizens  wehe  seufTzen 

macht  mich  so  lasz  und  matt,  dasz  ich  auch  kaum  kan  geufzen. 

ich  bin  bei  leben  tod.    was  hast  du  doch  gethan? 

was  fechtet  dich  so  grosz  ein  armes  kinüiein  an.    T~ 

(Höhet  klagt  über  den  kindermord  Herodis) 
frühting,  Rostock  1612; 

hieraus  ist  die  stelle  von  Lessing  im  wb.  zu  Logau  unter  gieben 
citiert.    vgl.  5,  321. 

GEÜKEL,  m.,  nebenform  zu  dem  unter  gaukel  (nr.  4)  sp.  1519 
besprochenen  masculinum.  bei  Gotthelf  wird  geuggel  in  der 
bedeutung:  einer,  der  am  eiteln  hängt,  ein  verblendeter,  kurz- 
sichtiger gebraucht,  vgl.  Rotte  erkldrung  der  schwierigen  dialect- 
ausdrücke  bei  Gotthelf  29;  geuggel  tändelnder,  etwas  närrischer 
mensch.  Seilbb  Basler  mundart  134. 


GEUKELEI,   nebenform  zu   gaukelei,   »gj.  th.  4,  l,  sp.  1550. 
diese  umlaulsform  ist  schon  vor  Luther  belegt: 
das  das  an  zaubern  mochte  gescheen, 
das  wel  ich  vor  wsere  gehen, 
und  an  geuckelij.     AUfelder  pasgionsspicl  1576  Grein. 

GEüKELMANiN,  nebenform  zu  gaukelmann,  vgl.  th.  4,1, sp.  1552: 

nemmet  zangen  und  liamer 
und  slat  en  an  dag  crucz  an  allen  jamer! 
hie  ist  unmechtig  der  geuckelman : 
hie  enmagk  das  crucz  allein  nit  getran. 

Msfeldcr  passionsspiel  5382  Orein. 

GEUKELN,  verb.,  nebenform  zu  gaukeln,  vgl.  th.  4, 1,  sp.  1553: 

ach  du  lorechtiges  wipp, 
loib  also  den  trogener  nicht! 
want  alles  des  liie  beginnet  zu  thun, 
da!"  brenget  hie  mit  geuckeln  zu. 

MsfeUlor  juissionsspiel  1717  Grein, 

dazu  gehört  begeukeln,  vgl.  begaukeln  th.  2,  sp.  1278: 
vorwar  es  ist  gros  siind  und  schand, 
das  solche  laut  in  manchem  land 
anrichten  mord  vnd  schwermeroi, 
begeuckeln  auch  die  herreu  frei, 
das  sie  jhr  büberei  nicht  merckn. 

der  po.sl-reulter  1591  Dilij  (6), 

GEÜKELTASCHE,  f.,  nebenform  zu  gaukeltasche,  vgl.  th.  4, 1, 

sp.  Ih^l: 

da  lag  jlir  (der  cryiitocnlviniichen)  kunst  und  geuckel   taschn 
allsampt  zu  hautfen  in  der  aschn. 

der  poU-rentler  1591  E  iiij  (b). 

GEUKEREl,/'.,  nebenform  zu  geukelei,  gaukelei,  vgl.  gaukeren 
unter  gaukeln  th.  4,  1,  sp.  1555.  ein  beispiel  aus  Luther  für 
geukerei  siehe  unter  geuferei  sp.  4635;  also  ward  die  muler 
arm  und  IJlenspiegel  weit  kein  handtwerck  lernen,  und  was 
da  bei  sehzelien  jar  alt,  und  dumelte  sich,  und  lernt 
mancherlei  geuckerei.  Eulenspiegel  7  neudruck. 

GEUKLER,  m.,  nebenform  zu  gaukler,  vj/.  <A.  4, 1,  sp.  1563: 

ganck  fort,  du  rechter  geuckelere! 

was  hilllet  dich  nu  die  falsche  lere? 

ganck  fort,  dasz  din  der  tufel  waldel 

ich  slage  dich,  gehe&tu  nit  balde. 

Alsfelder  passionsspiel  3442  Grein; 

phl  dich,  du  rechter  zeubererl 

eia  du  rechter  geuckeleie  ! 

du  bist  uns  zu  eim  konige  eben, 

du  hübest  an  dem  krucz  kleben.    5804; 

ach  du  torechter  man, 

wie  schricstu  ein  geuckeler  an? 

was  hulff  magk  hie  dir  gelhun? 

ich  musz  des  minen  spot  hon.     Iö56. 
GEÜKLERIN,  f.,    nebenform    zu    gauklerin,    i'jt.   th.   4,  l, 
sp.  1566: 

ir  herren,  bot  er  nicht  gebort, 

wio  die  aide  geuckelern  dort 

hol  gerulfen  so  sere 

von  einer  nuwen  lere. 

Alsfelder  pnssion.<!i>fiiel  4577  Grein. 
GEüLEN,    nebenform   zu   geilen,    plural  des  substantivierten 
adjectivs  geil,    vgl.  th.  4,  1,  sp.  2593:   geulen,  geilen,  tesliculus, 
genilura  Hemscii   1589. 

GEULEN,  verb.  unter  dieser  form  werden  mehrere  verba 
dargeboten,  die  sich  als  nebenformen  zu  verschiedenen  gruppen 
ausweisen : 

1)  als  nebenform  zu  geilen,  betteln  wird  th.  i,  1,  sp.  2698  an- 
geführt: sie  werden  gedrungen,  sag  ich,  alles  zu  thun,  damit 
sie  von  dem  überlast  und  geulen  der  betler  sich  entledigen 
können,  exil  melanch.  18. 

2)  geulen,  den  mund  aufsperren,  schreien,  heulen,  vgl.  angel- 
sächsisch gylian  Bosworth-Tolleb  494.  dieses  woil  liegt  in  der 
stelle  aus  H.Sachsens  wolfsgrub  zu  gründe,  wo  Goedkke  an 
schlingen,  fressen  denkt: 

wer  mit  Wolfen  wil  geulen 

der  musz  auch  mit  in  heulen  (es  war  vorher  davon  die  rede, 
dasz  der  dichter  in  der  wolfagrube  meislerlieder  gesungen 
hat,  von  denen  die  wölfe  uiclii  erbaut  waren) 
gunst  tun  sie  sich  halt  meulen 
und  ist  bei  in  unwert.     H.Sachs,  1,42  Gocdekn. 
vgl.   geulen,    laut    weinen,    piangere  {heulen?),    gäulach    n. 
pianto  gaülachos  piangevolmente.    Schmeller    cimbr.  wb.  186. 

GEÜMEL,  m.,  nebenform  zu  gaumel,  gaumer.  vgl.  th.  4,  i, 
sp.  1576,  1582 /f.:  sweih  herre  aber  oder  chorhetre  oder  dinst 
man  ainen  hof  hie  in  der  stat  und  darinne  niemon  hat  wan 
ainen  geumel  der  des  hofes  hütet  und  niht  gescha;ftes  hat. 
Augsburger  stadtbuch  68,  21  Meyer. 

GEUMEN,  verb.  nebenform  zu  gaumen,  gäuinen,  beobachten, 
wahrnehmen,  sehen;  auf  etwas  achten,  nach  etwas  lüstern  sein, 
vgl.  th.  4, 1,  sp.  1579 /f.  ; 


4637  GEÜMEN— GRUnSACIlT 

dti  inode  galt 

moht  weicn  oUo  ward* 

dai  manehem  llbel  baa  dan  foi 

vnd  1>I  dar  lA  der  warli  aln  »pol, 

er  brIiiKt  »Ine  aal  In  croua  uol 

de  will«  ii(T  duter  erden 

feiimen  nn  de«  llbn*  nar 

mit  got  vnd  oiich  mll  aren 

lin  herii  lit  nu  araiockn  gar 

Tnd  leil  Im  iilamant  «eran.    UvtUkJfitn  W,t  Oroele. 

GEUMKN,  verb.,  ntbtnform  zu  gUumen  {hiart,  o$atart  rgl. 
tf.  1681))  lUUl  lieh  als  abintung  von  gfliien,  geticn  in  di»  obtn 
gektnnteifhntU  ißuppe  etn.  in  un$trtr  form  tnehtinl  dat  kotI 
b*i  Atkntir,  wo  tt  vollkommen  übiTtragtn»  bedeutung  aufwtist 
und  lynuni/m  >u  geiiiieii  (i.  o.)  itt:  Ich  bali  it  ethch  gi-iitiich, 
auch  geirrt  grliiirl,  dit;  aich  geiimclen,  al  wlalen  und  hiclrn 
aolclis  erfarcu,  dem  ich  doch  kain  glauben  gib  (rbOmeten  i>i 
andfTin  U$arUii).*,  \06{chron.  1,20);  diae  bideTniker,  die  Trieri-r 
und  Nerviaer,  wie  dan  Curneiiua  Tacitua  anzaigt,  haben  aicb 
vor  Zeiten  f^rcaz  geumet  von  ireni)  herkunimen,  haben  die 
eratrn  TeutHchen  wollen  sein.  4,  97.  (ekronik  1,21;  in  d>r 
Frankfurler  ausgabt  von  i:>Ud  Vi*:  haben  aich  vorzeiten  groiz 
gerübmpt,  ebenso  U8);  der  geiwnit  auf!  der  geiwmt  «l!  der 
niues  si  orlin  gain,  der  is  gwia  ncks  nutz.  Schmkllkh  i',  Mi. 

(;EUMtil.l.lUK.N  verb.,  verstärkttt  unbilligen  (>.  d.),  erteheint 
im  allem  kmiliistile :  und  haben  das  auch  umbe  drr  stele 
erc  und  besten  Milien  ^ethau  und  unHcrn  eigen  nutze,  ere 
oder  gut  darinne  nit  furgnoniuian  oder  gesucht,  als  wir 
truwen,  wir  mit  gute  und  eren  wule  verantworten,  und  das 
un!«  dus  nieniaot  geonbilligeu  oder  verkeren  könne  aolleoder 
nmge,  un  geverde.  Mainier  chronik,    d.  städtechrontken  17,  l&l. 

litilNKtN,  trift.,  nfbenform  lu  gäunen.  r;(.  oben  ip.  i:>>>3, 
geiucn  fp.  .'Oou.  dit  gann  gruppe  dieser  formen  iil  mit  drm- 
ulben  n-  su/fts,  das  in  dem  synonymen  gitlmen  (grnen)  xu 
tage  tritt,  von  dem  stamme  (vgl.  geuen)  abgeleilH.  auch  hier 
treten  suh  die  oft  beobachteten  bedentungen  gegenül>er,  je  nachdem 
die   grundbrdeutung  (eütjthalten  ist,  oder  Übertragungen  vorliegen. 

1)  ich  geune,  sperrt  das  maul  auf.  vgl.  gienen  HaNiscn 
1580;  geyneu  oder  geüwcn  belg.  gieuwen,  oseitart  Calkfirus 
(l&7u)  1060 ;  gewen,  geynen  oscilare.  Itxicon  trilingue  (ItiriKLius 
1&90).  vgl.  gilenen,  lüstern  luschauen,  lechun,  betteln  SüiLia 
Basier  mundarl  \h.\. 

2)  geineu  in  Österreich,  mundarttn  ^praliltn' :  und  so  g'geiiit 
lind  so  b'riiehmt  zwie-r-i  bi,  is  go  nieind.  Stklziiammkr 
117.  St.HM8Li.8a  t',  873;  geunen,  rühmen,  preisen  LoaiTZBR  idiot. 
\  lenense  51. 

IjtllNIC,  adj.,  mundartliche  abkitung  zum  vorhergehenden: 
gcunig  gerin;!,  gUiig  ScHNELLea   l',  sOi. 

(iEUt'EN,  GbUBEN,  vtrb.,  ntbtnform  zu  geuwen,  geuen, 
güucn  {$.  d.)  vgl.  geiben  sp.  2r>^s,  geipen  sp.  2606:  gflepen, 
auch  geipen  gesprochefl,  den  mvnd  aufsperren  {maulafftn 
ftü  halten),  gähnen  [in  diesem  .tiritie  rii<i\(  gtpen  ausgesprochen) 
Oierhessen.  ViLMAa  Ul.  beide  Wörter  sind  schon  von  Rstor  (.  r.  g. 
:t,  MIO  aufgeführt,  viell  icht  gehört  hierher  im  gtMippe,  im  ge- 
sprach,  im  gemurmel  [Schiralefeld)  bei  Curtzk  volksüberlUftrungtn 
<iuj  dem  fürstenthum   Woldcck  467. 

GK.LtMMUKN  vtrb.,  verstiirkles  üppigen  (i.  </.),  ftrtinvltt 
biUung  der  kanüeisprache,  die  dit  jusammtnsetiungen  mit  dem 
)>r(j/ix  länger  festhält,  rgl.  geuubilden:  ich  verzihe  mich  .  . 
aller  dinge  vnd  gedinge,  da  mit  ich  disen  brief,  aide  dehain 
dink,  daz  daran  geschribeu  »tat,  geierren,  geüppigon,  aide 
\Mdcr  tribcn  möhti.  urkundt  von  t3IO,  Uschr.  giteh.  Obir- 
rheins   \l,  229. 

(•bliULMIKT,  particif>iales  aiijectiv  tu  Urlauben  (s.d.).  das 
morl  ist  in  der  jetzigen  spräche  durch  brurhiubt  ersetst:  geur- 
laubte  krifgsleut,  umb  eehiifle  Ursachen  causarii  niilites 
Maalsr  178' ;  dasulie  bti  Kaisioa  '(|«I6)  751  {fthUin  dtr  autgobt 
fon  1700). 

GEl  RTHEILT,  participiaUs  adjectiv  xu  urtbeilen  (s.  d.).  dit 
bildung  gehört  ebenfalls  mehr  dtr  älteren  spracht  an  und  dient 

1)  der  nbersetiung  des  particips  in  rts  judicat»:  geurlbrilt, 
judicatus.  Maalkii   r,n'. 

2)  tint  anäi-re  verwtndung  ist  heule  durch  beurlbeilt  gedeckt: 
in  solchen  geurtbeiltcn  krauckheiten.  Paracclscs  Chirurg. 
Schriften  1,358. 

CiEl'KSACHT,  participialts  adj.  lu  Ursachen  (s.  d.),  rhenfaUs 
veraltet  und  heute  durch  veiursncht  erutU:  (dasz  ihme)  geur- 
sachien  kosten  und  schaden  vertheilet  werde.  Avrer  prottssus 
}uris  t,  II;  und  doch  nicht  aust  eigner  boszheit,  aonder  aua 
einem  geursachten  handel.  Paa&cKLaos  cMrur.  stkriften  1,333. 


flEÜ.S— GEUSEN 


4638 


I       nms  «.  gAtck.  fffJ.  BoBkii  nauUtehft  mörltihsek  3l*i'. 

r.EllSCIlEL,  Qt\:->CHllf.,nebeHfomtn  tu  (auaclwl,(lu*cb«l, 
9fL  eben  tf.  Ibt',.  ip.  vm,  dis  ktkU  ft«ai,  «Jl  ptrtid«'  Itm4 
futtermaatt.  vgl.  g«ua«,  geuspa  u.  ».:  gip  si  iem  plcrd«  tu 
easeii  .  .  ie  ein  geiscbel  vol.  miUelalieilithet  hautiutM  tt,  tl; 
em  geiacbel  foul  gerihena  broli.  21,  vt.  aU  wutstkfttiekaii9§ 
streift  dai  mtrt  je  nttk  iem  t*$ämwtenlt4nge  it»  uriprtimfliiln 
betithung  auf  die  k»ni  ab  und  ndkeit  ütlt  anderen  Urftt- 
maaiun,  $a  nimmt  tt  i»  der  anwt»dun§  auf  heu,  ttrak,  41$ 
bedeutung  armrM  an :  and  aol  nemeo  aiao  vll  bowia  »Im  «r 
under  einer  geisehelen  gelragen  mag.  din§hafn€kt  VM  tlM^ 
vgL  olitn  sp.  2<u7. 

(iEUSCIiPEL,  GEISCilPEL,  ntbenfotmem  m  |MMp«l  (ß.  d.h 
vgl.  Spiim  heUräga  lu  eineiii  Htnnel-erg.  idi'dtken  7X 

(iEL'SE  f.,  nebenfurm  tu  gnu»«,  gaufe,  dit  kakle  kanJ.  ffL 
oben  sp,  1587  ff.  I5U  .'  (nimm)  mirrea  eine  geaae  vol.  fund' 
gruben  1,374*  aus  einer  mitteldeutschen  kanästkrift.  kierker  %»' 
hören  wol  einige  strittige  und  dunkle  belege,  die  auf  ventkUdent 
stufen  der  bedtutungstntuicklung  hinmttten: 

tlu  wll  der  lenr  tctiAnen, 
»lu  enhit  Ir  oiui  der  glu«a. 

II IM  den  fioquieHian  m  MvLLsaa  Sammlung  ileuUentr 
qedlchte  3,38M33,  vit.  I.iiia  I,  lOM; 

es  Ul  ein  grosser  berr  unser  goli,  daroob  niui  er  toch  solch 

edle  buchgeburne,  reiche  hencker  und  bOlel  haben ,  und 
wil,  das  sie  reichthum,  ehre  und  furcht  von  jederman  die 
geu^se  und  die  menge  haben  sollen.  Lutaia  von  melttteher 
oberkeü,  wie  weit  man  ir  gehorsam  schuldig  sei  2,  lou*  (Jena). 
vgL  ein  gute  gewazel  vul  unter  geusei.  vfl,  auch  geuape  und 
geuspcl. 

GEISEL,  (iEISKL,  f.,  ntbenformtn  xu  gausei,  gafliei.  vgL 
tp.  I58S:  SO  das  nie!  durch  den  millner  geredenn  wirt,  ao 
aol  der  mOlner  macht  habenn,  von  einem  vierte:!  melb  ein 
gute  gewazel  vul  kielen  za  nemen.  Bayreuther  miklordnunf 
von  1514,  ScnasLLKB  l',  917.  geisel  alt  maastbeteieknuag  wird 
von  ScHMKLlKR  tbtnda  aus  regitrungsrtrardnua§am  flr  Ims- 
btrg  vum  jähre  1811  btlegL  dazu  vgl.  stktHbiak  gaiaMi  f., 
tint  hand  voll  Schvid  schwäbtschts  wb.  221,  wo  bereilt  auf 
gaufel  und  auf  tlsdssiiclits  guuschel  verrieten  wird.  vgl.  auds 
gusel  vola  aus  Golius  bei  Dikfi.xbach  «28*. 

GEUSEN,  plural.  dtr  btkanntt  name  für  die  niederländiedm 
adelspartii,  der  von  dem  frantötisehen  gueux  [bMler)  «lUftMf 
und  im  holländischen  Geuzen  lautete,  vgl.  raardeabaek  der 
nederlandsche  taal  4, 1S8I.  in  die  deutsche  läteralmr  kat  rar 
allem  tlie  laltinitthe  niitlelform  Gheusii  (10  bet  Stbaoa  de  btUa 
belgico  \M0,  225  ff.  u.  a.)  kinübergevirkt.  die  tinburgerung  is 
unsert  Sprache  bekundet  sich,  abgesehen  ton  der  deutuken  endung, 
namentlich  an  tutammensttxungtn  und  ableitungen. 

I)  und  erstlich  zwar,  weil  der  hcrr  auch  von  allerlei 
milntzen  und  deren  geprega  darinn  handelt,  so  venneiaia 
ich,  dasz  es  sich  nicht  Abel  schicken  solle,  wann  auch  g»- 
meldet  dabei  wurde,  dasz  im  Jahre  15M,  als  viel  vom  adel, 
in  dem  ISiderland . .  eine  bitischrifTl  abergaben,  und  her- 
nach sie  und  andere,  so  nicht  gut  lümisth-calhulitch,  4ia 
Geusen  oder  betler,  genannt  wurde;i,  der  bertzog  von  Arschel 
.  .  die  h.  junglrnu  .Marien  .  .  autT  etliche  silberne  maoU«a 
pregen  lassen.  ZuLLaa  667.  tpisttl  (I66I);  sie  [regtntin)  dorfia 
sich  nicht  berärcbten,  denn  es  wlre  nur  ein  baulTen  geti*«« 
oder  bettler,  wonulT  sie  aich  diesea  nabmeoa  seil  dem  ao 
wohl  in  ihrer  kleidung  ala  tiluln  gebraucht.  Ziicijn  i«*««- 
platz  (1695)  10^7'  «.  a.,  ao  dem  nämlichen  tag,  vio  die  twaÜ* 
biltschrifi  eingereicht  wurde,  traklirte  Brrderode  die  ver^ 
schworenen  im  Kuilemburgiscben  hause  .  hier  nun  er.aoerlca 
aich  einige,  dasz  sie  den  graten  von  Barlaimont  der  ragentio, 
die  .«ich  bei  der  ikberreicbuug  der  biUschrifl  to  coittrWa 
schien,  auf  französisch  hatten  zoflaslarn  hören:  *aia  aolla 
sich  vor  einem  häufen  bettler  (gueni)  nicht  fArrbtea'.  wirk- 
lich war  auch  der  grOszIe  theil  unter  ihnen  durch  ciaa 
schlechte  wirlbschaft  so  weit  herabgekoromen,  da><  er  diaae 
benennung  nur  zu  sehr  rechtfertigte  .  .  sogleich  trank  mau 
einanderunter  diesem  namen  zu.  und  *aa  iahen  die  Geitsco' 
wurde  mit  allgemeinem  ge»cbrei  ita  WMia  grmfen.  Scaaita 
{ab fall  der  ytedtrUinde  3)  7,200;  'aktr',  «arSKherte  nachher 
Egroont  in  seiner  vertbeidigvagaaakrifl,  'wir  tranken  nur  ein 
einziges  kletnea  glas,  und  daM  sckrian  sie  'as  khe  dar 
könig  und  ea  leben  die  Geusen*,  e«  war  dies«  zam 
mal,  da<i  ich  diese  baneonung  hörte  and  gewist  »ia 
fiel  mir.  ebemdaeL 


4639 


GEUSEN— GEUSZEN 


GEÜSZKR— GEVATTER 


4640 


2)  zahlreiche  lusammenstltungen  mit  deutschen  Worten  knüpfen 
hieran  in  unserer  litteratur,  und  im  besonderen  bei  Schiller  : 
dem  jungen  grafen  von  Mansfeld,  der  gleichfalls  bei  dieser 
Versammlung  erschien,  winkte  sein  vater,  dasz  er  sicli 
eiligst  wieder  unsichtbar  machte,  und  durch  eine  schnelle 
flucht  dem  verderben  enigieng,  das  über  ihn,  als  einen 
ehemaligen  theilhabcr  des  Geusenbundes,  verhängt  war. 
ScRiLLKR  iabfall  der  iSiederlande  3)  7,  316;  alle,  die  die 
insignien  der  Geusen  getragen,  Geusenliedcr  gesungen  oder 
sonst  auf  irgend  eine  weise  ihre  i'reude  darüber  an  den  tag 
gelegt  .  .  alle,  ohne  unterschied,  seien  in  die  strafe  verfallen, 
die  das  gesetz  auf  majestülsverletzung  und  hochverrath  lege. 
3t9;  um  den  hals  hiengen  sie  eine  goldene  oder  silberne 
münze,  nachher  der  Geusenpfenning  genannt,  deren  eine 
Seite  das  brnstbild  des  königs  zeigte  .  .  auf  der  andern  sah 
man  zwei  zusammengefaltete  bände,  die  eine  provianltascbe 
hielten,  mit  den  worlen  'bisz  zum  bettelsack'.  201 ;  weil  die 
statthalterin  den  pallast  inne  hatte,  bezog  er  (Alba)  einst- 
weilen das  Kullemburgische  haus,  dasselbe,  worin  die 
Geusenverbrüderung  ihren  niunen  empfangen  hatte,  und  vor 
welchem  jet^t  durch  einen  wunderbaren  Wechsel  der  dinge 
die  spanische  tirannei  ihre  zeichen  aufpflanzte.  311. 

3)  auch  ein  adjectiv  wird  davon  abgeleilel :  und  solche  er, 
und  die  jenige  vom  adel,  deren  viel  gewesen,  so  es  mit 
jhme  gehalten,  in  ihren  hutscbnüren  gar  schön  eingemacht 
haben,  damit  sie  hiedurch  der  besagten  Geusischen  geseil- 
schaft  sich  entgegen  setzten.  Zeillbr  Ctn.  epistel. 

GEUSEIS,  verb.  geuse,  versehwenden,  indem  man  etwas  ver- 
schenkt, oder  liederlich  verprasit  Schmidt  westertväld.  idiotilton 
(1800)  68;  geusen,  geusten,  versehwenden  Kehrein  Volkssprache 
und  volkssilte  in  Nassau  162. 

GEUSEN,  verb,  siehe  unter  geussen. 

GEUSER,  m.  fischname  {siehe  unter  geuster):  geuser,  hat 
einen  kurzen  köpf,  ist  ein  dick  und  kurz  flschlein  und  ein 
guter  bratfisch.  Albinus  3/(r/szner  cAronifc  (l580)  634.  der  nome 
dieses  Elbfisches  gehört  wol  in  die  sippe,  die  oben  unter  dem 
femininum  gase  (th.  4, 1,  sp.  1432)  behandelt  worden  ist.  vgl. 
auch  das  masculinum  gcsen  sp.  406S. 

GEUSPE,  GEISPE,^.  nebenform  zugauspe.  «(/I./A.4, 1,  sp.  1589, 
güspe,  Ih.  4,  1,  sp.  1434:  so  nim  vier  geuspen  voll  dürre  rosen. 
CoLKRus  hausapothek  24;  wil  man  einen  ochsen  in  vier 
Wochen  so  fett  machen,  das  man  jhn  vor  fettigkeit  kaum 
essen  kan,  so  nimm  wickenkörner,  eine  halbe  geuspe  voll 
unnd  gehle  rüben  klein  geschnitten,  auch  eine  geuspe  voll. 
CoLER  hausbuch  I  (ll.  buch,  cap.  7")  s.  412'  (1016).  bei  geuspe 
läszt  sich  auch  die  gellung  des  hohlmaaszes  genau  bestimmen: 
gespe,  geuspe,  gauffe,  heist  eine  doppelte  hohle  band  voll, 
das  ist  soviel  man  mit  beiden  an  einander  gehaltenen  bänden 
von  trockenen  sacben  auf  einmahl  fassen  kann.  allg.  Ökonom. 
wb.  (Leipzig  1731)  817.  es  ist  also  nicht  der  hohlraum  der 
einzelnen  hand,  sondern  die  beim  natürlichen  griff  von  selbst 
gegebene  Verbindung  der  beiden  hände,  die  dieser  maaszbestim- 
mung  zu  gründe  liegt,  der  begri/f  'handvoll',  sofern  er  über- 
haupt an  diese  formen  anknüpft,  hat  sich  wol  erst  secundär 
enltoickelt. 

GEUSPEL,  GEISPEL,  f.,  nebenform  zu  gauspel,  gäuspel.  vgl. 
th.  4, 1,  sp.  1589.  vgl.  auch  geispel,  geischpel,  geschpel  th.  4, 1, 
sp.  1Ö14:  und  nehmen  drei  geuspel  oder  bandvoll  sand  und 
Wasser.  Coleb  hausbuch  94;  gebt  dem  pferd  drei  geuspel 
voll  geschrotener  gerslen,  menget  darunter  eine  geuspel 
voll  des  obgemeldeten  pulvers.  IloHBEnc  (3.  th.,  2.  abth.)  156'. 

GEüSZ,  GÜSZ,  m.  schweizerisch  der  schrei,  vgl.  geussen, 
geusz,  güsz,  einzelner  schmerzenslaul  Stai.üer  1,441;  geusz 
der  schrei,  er  het  e  geusz  usgl'o.  Honziker  Aargauer  wb.  103. 

GEUSZE,  GEUSZEN,  wi.,  nebenform  zu  giesze,  gieszen  (s.d.). 
vgl.  Staldeii  1,444.  vgl.  althochdeutsch  giozo  Gr äff  4,285,  m/(d. 
gieze  7nM.  üb.  I,  54l'.  Lexer  1,  1011.  nachlrag  211:  als  sie 
{die  Phönicier)  nun  reich  worden  ausz  jrem  werben,  seind 
sie  vsserhalb  der  säulen  Herculis  in  Occeanum  hinausz  ge- 
Bchiffet,  vnd  doselbst  an  den  Chersoneso,  oder  vszlauffenden 
geussen  Europae,  nit  weit  von  den  dencksäulen,  ein  statt 
gepauwen,  die  si  Gadiram  hiessen.  Herold  heydenweldl 
{Diodor  Sicul.  5.  buch  schlusz)  250  (1554). 

GEUSZEN,  GEUSEN,  verb.  vgl.  th.  4,  l,  sp.  1589.  vgl.  geüen 
und  geuftzen,  jiäusze  ejulare  more  canino.  Fhommann  3,  83'; 
geuszen,  güszen,  einen  hellen  laut  des  schmerzens  auslassen, 
zunächst  von  einem  hunde.  Staldkb  1,441;  geusz,  güsz,  einzelner 
schmeizenlaut,  ebenda;    geusze,    stoszweise   schreien,    Hunzikkk 


Aargauer  wb.  103;  geuszen,  vor  schmerz  aufschreien,  wimmern. 
HiJTTE  erklärung  der  schwierigen  dialectausdrückc  in  J.  Golthelfs 
ges.  Schriften  29;  geusze,  kreischen,  heulen  {vom  hund);  durch 
weinen  zu  erxuwgen  suchen,   vgl.  auch  ganzen,  ganzen  sp.  1593. 

GEUSZER,  m.,  nomen  agentis  zum  vorigen :  der  geuszer .  . 
wer  leicht  aufschreit.  Seiler  Basler  mundart  134. 

GEüST,  m.,  nebenform  zu  jasl,  jest,  gest,  gischt.  vgl.  th.  4, 1, 
sp.  1351  und  sp.  4174:  blictrum,  geust,  in  einem  mitlelrheinischen 
vocahular  Diefenbach  77*. 

GEUSTE,  f.,  nebenform  zu  gauste.  vgl.  th.  4,1,  sp.  1589; 
gauspe,  geuspe  s.  d. ;  in  Berlin  geiste,  in  der  Zips  geist,  e  geist- 
voll vgl.  th.  4, 1,  sp.  1588  im  thüring.  geisten ;  enne  geisten 
vull,  die  beiden  mit  der  untem  seile  aneinander  gelegten  hände 
voll.  Kleemann  beitrage  zu  einem    nordlliür.  idioticon  7. 

GEUSTER,  m.,  fischname:  geuster,  gusterin,  ptscts  in  Albi; 
)Iysenis  nubis,  prick,  neunaugen.  Henisch  1589.  vgl.  oben  geuser. 

GEUSTERN,  verb.,  mundartliche  {schlesische)  nebenform  su 
geusern  (s.  d.).  geustein,  gestern,  tr,  verb.,  übergieszen,  über- 
füllen; sich  den  magen  übergestern,  vgl.  V/virnwiD  schles,  wb. 

GEUSTIG,  adj.,  s.  Hünziker  Aargmer  wb.   103. 

GEUSUCHT  f.,  Zusammensetzung  des  femininum  sucht  mit 
dem  oben  behandeilen  geuen  (s.  d.)  oscedo,  germ.  geüsucht,  das 
anliisler,  da  einer  stäts  musz  geuwet  haben.  Calepin  (1570)  1060. 

GEUTSCHEN,  verb.,  nebenform  zu  gautschen,  vgl.  sp.  1590. 

1)  atcÖQtt,  oscilla,  das  geutschen,  als  auf  einem  holz,  auf 
und  niller.  Frisciilin  nom.  c.  177. 

2)  von  hier  aus  übertragen  auf  die  beuegungen  des  wassers, 
des  weins  und  anderer  flüssigheiten :  geutschen,  wasser  verschütten, 
in  einem  gefäsz  voll  wasser  platschen,  schwanken.  Seiler  Basler 
mundart. 

a)  um!  c  leget  voll  wi,  gib  achtig,  asz  es  nit  g&utschet, 
's  isch  kei  bunte  drut'. 

Hebel  slalthalter  von  Schopfliexm. 

b)  es  scheiteret  ufern  cliilchedach, 

uuil  vorcin  hus,  wie  gnuischl's  iin,bach. 

IrBBEL  das  gewillpy. 

GEUTSCHEN  f.,  substantivbildung  zu  dem  vorigen,  aus  anderem 
mundartlichen  gebiet  belegt:  geutschen  die  lache  Schwkllbr 
1^,  965.  dazu  Dp/.  gautscli,göulsch  oben  sp.  1590  (un/cr  gauischen  4). 
in  der  Basler  rnundart  ist  belegt:  g'geutschede,  verschüttetes 
wasser  Seiler  131. 

GEUTSCHLEIN,  n.,  nebenform  zu  gaulschlein,  vgl.  ih.  4,  1, 
sp.  1592;  geutschle,  leclulus  Maaler  178*.  ebenso  Frisius  (1616) 
751  { fehlt  in  der  ausgäbe  von  1700). 

gEuUNG,  f.,  nomen  aclionis  zu  geuen  (s.  d.);  gewung,  ge- 
hung, hialus,  oscedo.  vocab,  primus  ponens  dictiones  Iheutonicas 
(Straszburg  1515)  DiErENBACii-VV'DLCKKR  625;  gauing  Pincianos 
(Augsburg  1521)  vgl.  ebendort;  das  geinen  oder  geüwung,  oscitatio 
Calepin  (1570)  1060;  gewung,  oscitatio.  lexicon  trilingue  (['o9d). 
hierzu  liegen  nebenformen  mancher  art  vor,  so  gübung,  göwung, 
göubung  (j.  d.):  hütfende  jetzun,  so  die  forcht  hin  würd  ge- 
legt under  den  göwung  nider  getruckt  werden.  Terenz  (lio;») 
u'.  glosse  ebendort:  göwung  ist  daz  also  wann  einer  ligt 
gantz  und  gar  on  sorg  und  gint  das  ist  ein  spruch,  unnd 
ist  gezogen  von  der  rüterey  oder  kriegsart. 

GEUWE,  Substantivbildung  zu  geuen  (s.  d.):  den  grimmen 
lewen  mit  seinen  weilen  gewen  (rächen).  Iwain  s.  Schmkli.er 
1^,862.  vielleicht  gehört  hierher  auch:  becher,  vasen,  bilder- 
rahinen,  körbe,  ovale  geuven,  gcsimse,  pokale.  Netto  hand- 
buch  der  zusehneidehunsl  für  gewerbtreibende  (lS)39),  litelblalt. 

GEUVVEN,  verb.,  s.  geuen  oben  sp.  4634. 

GEUWER,  GEUVVERN  u.  s.  w.  s.  Schmeller  1^,869. 

GEUWOCIIE,  f:  geuwoche,  die  letzte  woche  im  jähr,  in 
welche  kein  feiertag  fällt,  und  wo  die  weiblichen  baiisgeiiossen 
um  die  welle  spinnen,  welche  von  ihnen  am  meisten  werde 
gelobt  werden.  Schmeller  1^,862.  sofern  die  htzteren  angaben 
von  SciiMELLKR  auf  thatsachen  beruhen  und  in  den  Vordergrund 
gerückt  werden  dürfen,  wäre  auch  hier  Zusammenhang  «li/geuden 
möglich,  vgl  auch  das  schweizerische  güdelmontag  unter  geudei. 

GEVATTER,  m.,  mit  dem  das  aus  gevatera  (Graff  3,  37S) 
entwickelte  femininum  lautlich  zusammengefallen  ist  (s.  d.).  das 
wort  ist  in  anlchnung  an  das  lateinische  compater  gebildet  und 
erweist  sich  als  wirkliches  compositum,  bei  dem  die  partikel 
ge  nicht  als  bloszes  präfix,  sondern  mit  intensiver  bedeutung 
erscheint,  es  sind  zweierlei  arten  von  Zusammensetzungen, 
an  denen  die  partikel  in  der  grundbedeutung  sich  bethdtigt: 
einmal  Verbindungen,  wie  gebrüder,  geerben,  geteilen,  gewerkcn 
{zunftgenossen)  u.  o.,  in  denen  eine  mehrheit  gleichartiger 
personen    unter    dem     gesichlspunkt    der    gruppenbildung   zu- 


4641 


GEVATTER 


GEVATTER  I 


4«43 


tammengiiltlU  wiid,  andtrnuitt  toUk0,  tM  itn**  du  tndttiduum 
alt  triigtr  rinfi  btUimmUii  verbaltninet  :u  andtrm  tndindutm 
dargtittlU  wird:  ginuilil,  geführte,  genclle  u.a.  uitttr  »ort 
gehört  ditur  Utitrn  gruj.pe  du  umi  til  th.  4,  I,  ip.  IHIl  t'r- 
thümlick  den  trti  enrähnttn  eompontU  ung>iehlouen.  dat 
eoUtetivi  motnenl  wird  zwar  auch  an  gevaICer  geitgentlieh  htraui- 
gtatbeitit,  über  et  Itruhl  auf  tecunddrtr  tiitieiiklung,  dtn  omi- 
gang$punkt  btUet  die  »erhilttutbeitimmung  einer  p4rtoH  lu  einer 
andenn.  namen  und  brauch  wutult  in  den  einrichlungen  der 
chriillichen  kirche  und  :war  in  der  kindtauf*  im  gegentutt  lU 
dtn  anfangs  üblichen  taufen  der  erwuchienen.  dii  taufteugen, 
die  $chon  im  l.  Jahrhundert  erwtlhnt  werden,  bilden  itch  im  an- 
ichlutt  daian  vom  b.  Jahrhundert  ab  zur  stänJtgen  linnditung 
•MI  und  werden  ror  allem  im  M.  und  0  jahrhunärrt  von  «in- 
schntiäenden  bestimmungm  Jet  kirchenregunenlet  getroffen,  an 
solche  bcitiminungen  knüpfen  für  unter  wort  wtt  für  stine  ver- 
wandten in  den  anderen  germanitehen  tprachen  Jit  ertten  beltu* 
an.  denn  die  altheimitcht  dichtuiig  bot  hier  lo  wenig  alt  dit 
auf  der  bibel  beruhende  getitlich«  litleratur  anlait  :ur  Verwen- 
dung det  wartet,  die  nngeltichiitcht  litterutur  hat  einige  be- 
lege für  geradere  «-  compater  (i.  auch  unter  gtrMtr,  fem.  — 
commater)  aufzuweiten,  vgl.  ItuswuRTHruLi.f •  3>-l).  daneben 
macht  uch  schon  die  dem  heutigen  englischen  eigentümliche  vtr- 
drAn^uni  durch  godfatlier  bemerklich.  v<jL  gudfcder  UuawütTR- 
TüLLi'.n  403:  godeTader,  gotfadjre  bei  WnieiiT  anglotajon 
and  old  englith  tocabularies  ttuo.  dauelbt  wort  itt  auch  \in 
nordliehen  sagas  alt  eimige  benennung  d*$  laufuugen  tu  bt- 
obachten  vgl.  gii<ir»dir  bei  Ci.eamt- VicrustOM  219.  während 
diese  engliiche  und  noiditcJie  beieichnung  sich  gant  auf  dat  ver- 
hältiiii  des  paten  tum  titufling  linsthrdnkt  {vgL  auch  dule 
th.i,\2nif,  |in(*>  (A.  7,  1400 /f.  und  giide  s.  unten),  tritt  in 
gevalter  die  heiiehung  tu  den  laufeitern  —  in  btuhrdnkterem 
maatte  diejenigen  tu  den  anderen  taufteugen — in  den  voider- 
grund.  die>et  wr/idi/nii,  beruhend  auf  einer  gemeintchaft  väter- 
licher p/lichten  und  rechte  gegenüber  dem  taufling,  wurde  als 
geistliehe  Verwandtschaft  vun  der  kirche  in  bestimmt»  lormen 
gekleidet,  und  vor  allem  unter  dem  gesteht spunkte  des  ehehinder- 
nisses  ausgebeutet,  die  unnatürlichen  folgerungen,  dit  daraus  g>- 
logen  irurdcn,  kommen  jedoch  für  die  geschichte  unseres  wortis 
weniger  in  beliacht,  diese  ist  enger  mit  gesunden  regungen  det  Volks- 
lebens verknüpft,  unter  der  Vorstellung  einet  gegenteiligen  freund- 
sckaftsdienstes,  der  wiedervergeltun'i  erheischte,  enlwickelten  sich 
geiadt  diese  betiehungen  tum  träger  vun  Ireundschallsverhdltnusen 
aller  art.  so  erklärt  sieh  eineisetts  dit  weitgehende  verblassumj 
iet  ursprüni,liehcn  begriffes,  andererseits  die  wettvenweigle  eiiliur- 
geschichtlieht  bedeutung  unseres  wartet  beides  erscheinungen, 
die  an  den  synonymen  nicht  m  beobacht  n  sind,  gerader  folgt 
in  allen  diaen  sügen  den  Wandlungen,  denen  dat  spdtlateinischt 
Computer  autgttetst  war.  selion  dieses  woil  nimmt  im  9.  Jahr- 
hundert die  verblastte  bedeutung  amicus  an,  und  es  ist  nicht 
immer  auf  das  bestimmte  geistliche  Verhältnis  tu  sehliesun,  wenn 
hochstehende  lerfonen  sich  mit  compater  anreden  V(,L  Oucarck 
2,  4iis'.  noch  deutlicher  uigen  tieli  analoge  verhäUnis'it  bei  dem 
frantösisehen  compi're.  wie  sehr  hier  die  entuicklung  der  unseriijen 
nahesteht,  teiyen  die  französischen  wöileibüeher  des  18.  jahr- 
hunJertt,  die  noch  einen  reielilichertn  gtbraueh  dts  Wortes  bt- 
Itgtn  können:  uo  hoinine,  dunt  j'aurai  tenu  l'enfunt,  dira, 
Uli  tel  e>t  mon  compeie.  tine  Alle  ou  une  fenime,  avcc  qui 
Uli  gur(,'un  (lu  un  boinme  aura  lenii  un  enfant,  dira.  un  tel 
fsl  mon  i-uin|u^re.  ilicHkiRT  dictionnuire  de  la  langue  franfoise 
{\;m>)  1,443;  le  pape  Etieune  I\  apelle  souvcnt  dans  le« 
leltres  le  roi  Philippe  I  sun  coiup^re  et  la  reine  Rertrande  sa 
connuire  et  les  ileux  princes  lenr«  lils,  ses  enTans  spiritnels, 
c«  qui  fait  croire  qu'il  fut  leur  parraia.  dictionnaire  unitersel 
(I7S4)  1,53.  auch  die  Umwandlung  dts  ursprünglich  gchtlichtn 
nrhältnisses  in  eint  allgemeine  gesellige  Institution  knüpft  wie  im 
itiitschen  so  auch  im  framösischtn  an  dat  uort  an,  das  die  bt- 
sithungen  swiscJien  taufteugen  und  tauftÜern  vtrköiptrt :  cump^re 
8«  dit  en  diacours  ordinaire,  de  ceux  qui  sunt  boos  aniiü  et 
familiers  enscmble,  amiei,  familiara  . .  la  pläpart  des  bourgeoi:» 
se  nommenl  coiup^res  et  rieu  plus  n'est  ordinaire  entr'eux  que 
ces  lermes  d'ülliancf.  dictionnaire  univertel  1,63.  tu  einem 
punkte  geht  die  d<-utsche  benennung  andere  wege,  als  die  fran- 
sösische,  in  der  beieichnung  für  den  wetbLchen  taufuugen. 
uährend  hier  in  den  romanischen  spraeJien  dem  lompaler.  coo- 
p^re,  dl«  roinuiater,  comint;re,  gegtnübei  tritt,  letlet  die  denttck» 
sprathe  üire  weiblidie  form  ron  gevalter  ab :  tt»  bedient  siek  sur 
ablettung  nur  der  weiblitken  tuffitt :    gevalcra    (<.  gevalter  f.). 


|«vallerio  (i.  4.) ;  da  Mr^csf ,  der  j«  »mtk  t«  fwl»,  paiio 
(f.  (/.)  IM  keu^aäsln  hI.  4k  trogweiit  dietn  IktikmUnde»  miti 
kaum  termiadmi  äisnk  hakttkiungen,  du  «■  i^ilmm  rM«*»- 
lanen  »m  «mAm  jM,  ••  dem  weibUehen  gudUtekt  «uk  «• 
woitstamm  ulkst  rteknung  getrtgen  wvd:  mvmuiar,  n.UcU 
müder,  luiddetnullrr  im  muteldtulicktn  tetahulaittn  ia  IS.  )akr- 
kundertt  für  tommater,  vgl.  Durantaca  m*,  wreinteit  autk 
gevaillr  frauwe.  ebenda,  im  dieun  fotmun  darf  man  *«l  nnen 
tpälertn  überteltangt-  und  hnierumgmirmik  nUkktn,  der  ekne 
erfolg  blieb,  wie  auch  4a$  koHtuMulu  ttmmitr  vraif  anklang 
fand,  vgl.  uaatiemkMk  im  %tim\imMkt  ImI  i,  1441.  dm 
nieder ländufcka  %wi  whitritrOMkt  tfndm  Miara  allei»  Matar 
drn  übrigen  garwsanit^un  fratlun  dtn  thßua  det  deultektu 
worlts  auch  auf  ihren  gebrauch  auf:  wuttelniederl  glMtsdrr« 
ViNWiJi  und  ViaoAM  1,  I710,  kolUnd,  M*a4tr  wardtnhork  der 
nederUndsehe  laal  4,  IM4.  ßr  dat  mtltelniedetdeuUeke  briufl 
ScHiLLia-LOiaRii  2,  33  einen  keleg  aut  glosun  tum  SaehieMtf-iegH 
bei ;  dte  neuere  niederdei-ltekt  spracht  katdai  frä^x  abgeworfen,  mit 
auch  tchon  i«  Reinke  dt  vot  vaddeien  die  bedeutung  ?••  !•• 
Taller  nennen  aufweist,  vgl.  LCati»  329. 

I.  geltungsbtreich  und  bedeutunguntteitklung;  fmmm. 

I)  dit  veranlassung,  dat  wart  i*  der  grundbedentung  m  |f- 
brauchen,  liegt  nach  den  iben  gegebenen  tndeutungen  in  drr 
lilteralur  verhäUniimdttig  telttn  wr.  der  althaekdeutteken  litieta- 
lur  towol  wie  der  mittelhoekdeulsehen  diehtung  war  wenig  ge- 
legenheit  gegeben,  und  wir  finden  unter  den  belegen  nur  gtouen, 
einigt  rechts-  und  predigtdenkmäln,  samt  einige  dui>tungen  dt» 
späteren  miltelalttrs,  m  denen  auch  taufhandlungen  beschrieben 
werden,  für  die  übtrgangstetl  sur  neuhochdeutschen  {■eriodt  tnU 
datu  die  potemik  gegen  mittbrducke  m  der  ausdehnung  der 
geittliehen  terwindtschaß,  nodi  mehr  gegen  lakkt  m  den  tauf- 
gewtknheiten.  an  dit>e  knüpft  auch  der  giknntk  bei  LoTlka  und 
kei  tpättren  schnilstellern  an.  duntlen  iomml  dat  auf  der  ge- 
Tutler^cbaft  beruhende  freundiehafU9arkdU»it  turgellung;  diMM 
zeigt  sich  schon  bei  li.  Sachs,  notk  »ekr  aber  im  IT.  und  lt. 
Jahrhundert,  in  sehr  veraUgemetnertrr  form  und  hetiikt  sM 
nam^n^ii'cA  auf  die  narhbarschaft.  für  die  neuhothdeutttk«  poriadt 
im  allgemeinen  darf  man  behaupten,  datt  gevalter  nur  in  dieum 
linne  noch  m  lebtndi',tn  gebrauche  sttht,  während  du  rerttn- 
düng  in  der  eigentlichen  grundbedeutung  sieh  mehr  nur  ia  ftrwul- 
haflen  Verbindungen  wie  gevaller  sieben,  xu  gevalter  billen 
erhalten  hat.  die  neuere  spräche  im  b*sond<ren  Idtit  das  w«rf 
übeihaupt  allmdhiich  abtkrben. 

1)  der  uUette  beleg  enstammt  den  glatten  tum  kanonittken 
recht  und  führt  die  weibliche  form  auf:  commatrem  sfintalem 
givataruD.  Monteer  glosun  det  9.  jakrk.  tu  den  detreten  GrekfOet 
Stiinmetiii-Sikvers  2, 137.  die  kieraus  alt  ttkan  linger  im 
gebraiteJi  befindlteh  tu  ersehUesunde  männliche  form  itt  rrU  im 
li.  Jahrhundert  Ulterarisch  belegt:  gevalter,  temfoUr.  Heinriä 
summarium  bei  STtiMiiTiR-SiKVEas  3,  M. 

a)  hier  tritt  die  ursprünglich  scharf  abgegrenzte  bedeutussg^ 
die  beiiehung  auf  die  taufeitern  und  die  taufuugen,  durch  den 
grgentatt  zu  dm  anderen  bentnnungen,  tntt  denen  ittk  ffnUer 
spater  vermischte,  deutlich  hervor,  dat  einitkUgi§t  tofäei  det 
summarium  handelt  'de  affinitatibut  et  gradSbun'  und  ktir  iif  der 
compater,  gevatero  dem  adpiterrel  patiinusUAegegauklar  getielU. 

n)  dergUichen  gegensätzliche  und  aut:tUietunde  tntamm^n- 
ttellungen  tind  auch  später  üblich :  et  solleo  des  Liodra  UAleu 
dax  Ikint  den  geloubcn  und  dax  pater  auster  l^rro,  »A  et 
siLen  jlr  alt  würde,  wan  sie  sini  ex  Im  schuidir,  «ao  st« 
sint  geistliche  vater  unde  muultr.  ai«  sttlleol  »precbco  x« 
sinem  valer  oder  inuutrr:  'gevater  ir  soll  mir  m\tn  tolle« 
daz  paler  noslcr  ua>!e  den  gslouben  l^reo,  oder  ir  lll  lo  tue 
mir  g^n;  so  \tra  ich  ex.'  Bitii.  v.  iticCüsacBS  l,  «4  tfesfer; 

di«  kri»l«n  mit  al  irr«  mahl  sesamsn  k«fiiad«a  krt«f«a. 

»6  quam  i«  tio  gsruoilu  rot«. 

di  TOD  sieh  gavaMf  aaMel,  mm  mU  4er  lei«. 

I.«*«iifr<a  »1»  meiert  (es  hrndaä  »kk  Utr  wm  4tm 
kawtff  tmiadktm  laniiltwlm  mmd  mrmmmteu}; 

ex  sl  sin  mac  oder  ain  gevalter  oder  sla  lole.  iufdbmger 
ttadtbutk  bei  ScnüEiita  t,  4M:  fUialus  dotBo,  fUMa  dMla; 
timpattr  geraler:  reiBnler  gedtlra.  tndu  germ. 
ScankiiMM  l',  893; 

f«T*iPr  min.  »6  hl  et  wir, 

aam  mir  dss  ksilif«  jir. 

iiaJ  il'r  luo  sile  uad«  li^ 

Bin  kinl.  diu  lol«.  «od  nie  «Ip 

niirirn  an  lloicU  «ifta  tie. 

tf  Mir  eUl  der  back«  kia.        mtea  mm 

(14.-U.i«*HL|  tuetkr,  d.  •.  1.  IM.  l 


4643 


GEVATTER  I 


GEVATTER  1 


4044 


ß)  in  anderen  beispielen  geht  aus  dem  Zusammenhang  deutlich 
hervor,  dast  mit  dem  worle  gevaler  beziehungen  gekennzeichnel 
werden,  die  nur  zwischen  den  eitern  des  täuflings  und  den  tauf- 
zeugen gedacht  sind,  hierher  gehören  die  verschiedenen  belege  aus 
dem  Wolfdietrich: 

dur  nnch  in  kurzen  stunden      diu  muoter  von  Ir  gie. 

diu  junge  küniginne      lenger  nilit  enlie, 

si  sprach  'walusere,      trut  gevaterti  min, 

sag  mir  durch  ai  diu  tugeut,      wie  stät  ez  umb  min  kindelin'? 

er  spjach  'ez  gehabt  sich  wol,      vil  liebiu  frouwe  min. 

ich  hän  ez  getouTet      iur  liebez  kindelin. 

Wolfdielrick  (ß  1)  180  Jäincke; 
'Hiltburc,  iuwer  frouwe,      hat  einen  schcenen  üin'  .  . 
'wenue  genas  si  des  kindes,      diu  liebe  fiouwe  min?' 
'ez  ist  wol  ein  halbez  jär,     vil  lieber  lierre  min.' 
er  sprach  'got  von  himele,      wer  mac  min  gevaiere  sin?' 
'daz  bin  ich  und  der  ritter'      sprach  gräve  Wülfin. 
dö  wart  llugdietricb      der  gevateren  also  l'rö: 
bi  ieiweder  hende      gevie  er  einen  dö. 

221  («unante»  gevatreit,  gevatern,  gevätherit); 

der  sol  dutz  (da  zu)  dem  wein  nicht  mer  geben,  dann  zwelf 
Pfenning  seinen  gevatteren  und  wer  bei  im  ist-  Münchner 
stadtrecht  §  429  Auer;  uucli  findestu  daselbs  in  bayerischer 
cronick,  dasz  Otto  zu  Nurenberg  gesamell  hab  volk  ausz 
Franken,  Tiiuiingen  .  .  und  mit  dem  sant  Ulrich,  der  sein 
gevatler  was  und  von  den  schnöden  Ungern  belegt  zu  Augs- 
purg,  hilf  wolt  thun,  als  auch  beschach.  Nürnberger  chronik 
des  S.  Meisteblin  d.  städtechroniken  3,69; 

bab  auch  noch  kein  geTattern  nit. 
ich  musz  selten,  das  ich  ein  bit, 
das  man  das  kind  gen  kircben  trag. 

J,  Atrer  (hauer  und  geuatiir  todt)  247Ö  Keller; 
bei  der  weisz  gwiustu  mich  auch  nit; 
wolt  sonst  ein  guter  glatter  sein,    2477; 
mein  Trau  ia  heut  glegen  die  nacht, 
bat  mir  ein  jungen  söhn  gebracht: 
.  .  nun  jetzt  musz  ich  ein  gfattern  hau; 
so  weisz  ich  je  nit,  wen  ich  gwinn. 
aber  ich  glaub,  eur  seind  vil  hinn, 
die  gern  meine  gefattern  wem. 
so  sagt  man  aber,  jhr  schenckt  nicht  gern 
vnd  habt  eines  theils  selbst  nicht  gar  vil. 
drumb  ich  ein  glattem  gwiuneii  will, 
der  meim  wtib  auszhelt  das  kindbet.    24ö7; 

yVotijand,  der  könia:  der  aber  das  kind  beben  tbet, 

der  ist  ein  heiliger  riitersmann, 

thut  dort  von  lein  gleich  her  gan, 

sambt  der  marggräün  von  Galitzn, 

die  hubu  das  kind  mit  grossen  wiizn 

vnd  haben  es  Wolir  Dietrich  gnendt. 
rtUer  Sl,  Georij:  eur  majestatt  hab  vor  nicht  kend 

vnd  bin  dennoch  eur  gTaiier  worn. 

bitt,  uembi  das  nicht  aulT  in  zorn. 

{HneudielericU)  996; 

nun  wolan  mein  lieber  gevatler  nun  stet  auff  und  enphuhet 
mein  gab  aber  ich  gib  euch  nicht  euer  hin  geworden  weib, 
sunder  mein  liebe  schöne  gevätlerin  mit  samt  irem  schönen 
vnd  euerem  kind  .  .  ich  zu  der  taufe  getragen  vnd  geballen 
hab.  Dekamerone  607, 9  Keller  (X,  4). 

y)  das  so  begründete  verhällrtis  wird  dem  verwandtschafts- 
verhällnis  analog  geachtet  und  bringt  bestimmte  rechte  und 
pflichten  mit  sich. 

1)  es  ßndet  in  die  rechtsbücher  und  rechtssatzungen  eingang: 
wete,  wen  under  twen  echten  luden  er  eines  mannes  gbe- 
vadder  wert,  dat  denne  ock  sines  gegaden  gevadder  wert. 
Sachsenspiegel  3, 27  glosse  (Stendal  i4S3)  bei  Scbii.lkr-Ubben  2,  38. 

2)  es  begründet  auch  in  der  sonstigen  litteratur  eine  ausnahms- 

stellung: 

dö  sprach  der  kunic  Walgunt      'lieber  gräf  Wülfin, 
ir  und  der  ritter  Jörge      sult  mine  boten  sin. 
ir  sit  sin  gevateren,      des  hän  ich  iuch  erweit: 
nu  bringet  mir  von  Kriechen      Uugdielrich  den  helt.' 

Wolfdietrich  (B  1)  212  Jäincke. 

S)  hier  knüpft  die  weitere  entwicklung  in  erster  linie  an. 
ein  engeres  Verhältnis  zwischen  bekannten  und  nachbarn  wird 
im  gegensatze  zur  Verwandtschaft  mit  dem  namen  der  gevatter- 
schaft  gekennzeichnet:  gevatler  wird  zum  titel  und  zur  anrede- 
form unter  gleichstehenden,  als  solche  wird  es  auch  in  fällen 
verwendet,  wo  die  gemeinsamen  beziehungen  lu  einem  täufling 
nicht  mitgedacht  werden,  ja  selbst  da,  wo  sie  gani  fehlen: 

ez  wftren  zwdne  zimberman, 
den  an  ir  künste  niht  zeran, 
sin  wxre  harte  meisterlich, 
gevatern  hiezen  sie  sich 
und  warn  gesellen  dar  zuo. 

Stbickbi  kleine  erzälUungen  6,4  llalin; 


dö  gie  sie  balde  von  dan, 

und  dnlite  vaste  dar  an, 

wie  sie  ir  gevateren  beide 

erlöste  von  ir  leide; 

sie  muete  ir  beider  uni;emach. 

zuo  dem  wibe  sie  dö  sprach, 

dö  sie  hin  wider  heim  kwam: 

min  gevater  ist  iu  vil  gram. 

ijesammtabeiiteuer  2,  179  v,  d.  Ilagen; 

ze  sim  gevater  genc  er  dö 

und  sprach  'ach,  gevater  min 

lä  dir  min  leit  geklagut  sin: 

der  bache  ist  geslolen  mir.' 

'gevaler,  also  riet  icli  dir, 

daz  du  das  jelien  sollest, 

ob  du  in  behalten  wollest. 

äa>i  märe  vom  bachen,  tlschr.  d.  a.  7,  101; 

'lieber  gevater,  lat  daz  sein', 

sprach  ein  beer  zu  einem  Stade], 

'ja  habt  ir  nindert  chainen  tadel, 

ir  leull'et  wol  die  wette'. 

SucHBNWiRT  fln  red  von  hübscher  lug  (45)  80. 
6)  diesen  beispielen,  in  denen  überall  die  beziehungen  zwischen 
taufzeugen  und  taufeitern  den  unleryrund  der  bideutungsenlwick- 
lung  bilden,  stehen  schon  für  die  mittelhochdeutsche  periode 
andere  gegenüber,  in  denen  auch  die  beziehungen  zum  taufkinde 
mit  in  das  Verhältnis  verwoben  werden: 

sö  läz  dir  sin  enpliolhen      die  jungen  künigin. 
und  si  daz  si  gewinne      ein  kleinez  kindelin, 
so  soltu  gevatere  werden      und  soU  ouch  daz  verdagen. 
WulfdietricU  (li  i)  113  Jänicke; 
sie  stüpfent  etewenne  daz  man  heile  unz  ein  gevater  kume 
der  daz  kint  heben  soi.  ez    welleni   eteliche  zwelf  gevatern 
haben  zuo  einem  kinde,  eteliche  niune,  eteliche  sibene,  ete- 
liche fünfe.  an  eime  hdslii  gnuoc,  an  zwein  gar  vil,  an  drin 
gar  unde  gar  ze  vil.  Berthüld  v.  Hkgensuubg  i,'.it  Pfeiffer , 

der  gemein  ein  michel  gesind 
enphienc  die  chuuigiu  und  ir  chind 
gar  liepleich  an  der  selben  stat 
darnach  man  gevateren  put 
das  man  tauft  das  chindlein 
der  clioler  niue^i  auch  gevater  sein 

das  er  hueb  den  fuerslen  iunge.      DiuUska  3,  397  {herzoti  von 
O'lerreich  und  königin  von  Frankreich); 

euch  sal  ycklich  man  czu  einem  sinem  kinde  czu  loulin 
nicht  mer  habin  wenne  dri  gevaltirn,  wer  abir  des  breche 
und  dorobir  mer  gevatlirn  helle,  alz  manch  gevallir,  alz 
manche  mark  czu  buze  dornnime  zu  gebin,  und  der  bricht, 
halber^ des  geldis  nicht,  her  sal  durimmc  lidin  der  stat 
czucht.  breslauer  hleider-  und  hochzeitsordnung  von  1374  Korn, 
c)  so  ist  der  Übergang  zu  einer  weiteren  bede.utung  des  Wortes 
gegeben,  gevatler  übernimmt  auch  die  beziehungen  des  taufzeugen 
zum  täufling  und  tritt  in  die  gruppe  der  worle  pale,  dote,  göd  aU 
synonym  ein. 

a)  am  frühesten  läszt  sich  das  in  derjenigen  epik  beobachten,  in 
der  heidentaufen  geschildert  werden,  wo  es  sich  also  um  die  taufe 
erwachsener  handelt,  die  vorlellung  eines  gegenseitigkeitsverhält- 
nisses  zwischen  erwachsenen,  die  dem  worte  vor  allem  angewachsen 
is-t,  wird  hier  noch  am  ehesten  erhalten : 

Aiabel  der  künegin 

sich  underwant  dö  Irmeuscliart 

und  diu  keisei'in,  von  den  si  wart 

vil  reine  zuo  dem  touf  bereit 

.  .  wer  nii  mer  gevater  si 

der  herzog  Beonet 

und  von  Kanar  gruve  ilüsinet. 

ü.  v.  1).  TÖRLiN   yVillthalm  274,  26  Singer; 

ei,  guole,  sage  sunder  spot, 

von  Durne  lieber  Reinbot: 

wer  wart  gevater  da, 

da  Alexandrinü 

den  heiligen  touf  empfle? 

daz  sage  ich  iu.  wie  ez  ergie. 

Reinbot  V.  Durne  Georg  2851  Vetler; 

ez  wiri  ouch  von  mir  Reinbot 

genant  gevater  unde  tot.    28G6; 

aldha  Karl  der  koninc 

vrolichen  sin  gevaiere  wart 

nach  kristeliches  louphcs  art. 

Widekint  wart  dho  genant 

herzöge  uz  Saxeulaut. 

braunsciiweig.  reimchr.  291  monum.  germ, 
vernac.  II,  462. 
ß)  in  anderen  fällen  tritt  gevatler  in  dieser  weiteren  bedeutung 
zuerst  in  niederdeutschen  denkmäkrn  auf,  erscheint  aber  später 
auch  in  anderen  quellen:  de  koning  Godefrid  hadde  enen  sone, 
de  was  gebeten  Swen;  des  gevadere  wart  de  koning  Olle 
unde  gaf  ime  sinen  nanien  lo  jenes  namen,  unde  v>art  gebeten 
Svenotto,  sächsische  weltchronik  monum.  germ.  vemacula  ling. 
2,  136.    hierher  gehört  vielleicht  auch:  ua   ime  wart    puves    de 


4645 


GEVATTER  I  3)  a  (oompater) 


GEVATTER  I  3)a  (conipater) 


4646 


grote  GregoriiiB  mit  des  keiierei  willen,  wtnde  be  tio  ge- 
vaddere  was  [kaiser  Mauririus).  tbtndort;  bttriehnrnd  für  ii* 
fertehiebung  dtr  veThnllntsu  ist  auch  die  varianle  in  Wolfdiftridi, 
«0  die  handuhriflen  dem  luiammenhange  nach  richtig  gOten,  «in« 
einiige,  überein$timmtnd  mit  den  «ben  bttprochtnen  belegen,  ge- 
valern  aufweiti: 

'man  »ol  ai  baliie  biden,      dix  klnlDi  kladella. 

Ich  wll  ui  lidliea  loiiren,      vll  liebln  rrouwa  min.* 

do  sewan  er  Im  le  Rftien      den  grAven  Wblfln 

unile  ouch  von  Galliieii  ein  eitel  raarcfrtvln.    (B)  173. 

genau  fo  verhält  sich  einiitelle  der  Magdeburger  fragen^  »o  die  Thorner 
handsehrift  gcrnltpin,  andere  handsehriflen  vetlern  und  die  Dres- 
dener da$  sonst  iibliche  pulhen  einuttt:  da*  kiiil  ist  neber  icti 
licwiscn  sioe  iarczul  mit  siner  inuter  gezUgnissa,  ab  is  di 
bat,  odir  mit  sinon  vettern  udir  mit  rtwen  andern  vromen 
lüten  114.  RKnaKND.  ähnliche  gleichtetiungen  auch  tonti:  aber 
der  nmler  gfetler  oder  gijlter  des  jungen  herreii,  Wulf  na- 
hem, der  ist  nie  vcrbcirnt  gewest,  sonder  gar  nabe  selQ 
lehenlon^'  ain  liofman  brühen,  '/immeiisehe  ehronik  3,376. 

y)  in  die  vocabularien  iü  nur  tneinult  diese  bedeulungiver- 
tehiebunij  Ubenjrdrungen,  voran  tlchen  hier  niederdeutsche  iiuellen, 
9gl.  putriniis,  gevmlder  bei  DiKrKNiiAcii  417*.  ebenso  wird  auch 
bei  Kti.iAN  (k  S*)  für  glievador  snwnhl  der  begriff  eompater  als 
auch  der  begriff  parens  tmtinlis  angeführt. 

3)  die  neuere  ent\eicklung  bewegt  sieh  wesentlich  in  den  fftrn 
gtkennifirhneten  bahnen,  engere  und  weitere  bedrvtungen  gehen 
neben  einander  her.  in  den  Wörterbüchern  macht  sich  das  be- 
streben gellend ,  der  engeren  bedeutung  die  alUinherrschaß  im 
sichern;  die  lüteralur  dagegen  seigt  neigung,  den  bedeulungs- 
gehalt  nach  miiglichkeil  tu  erweitern,  von  besonderem  einfluss 
lind  Ai^r  die  formeUiaften  Verwendungen  (siehe  unter  II),  denen 
in  der  neuhochdeutschen  periode  der  hauptantheil  am  morte 
sufiilU. 

a)  deutliche  abgrentung  des  begriffes  gevatter,  eompater^  von 
pate,  pa<rini/s. 

a)  in  den  Wörterbüchern  ist  das  verhalten  verschieden,  manche 
wie  ÜASTi'ODius,  Stkinbach,  Fniscn  nWim^n  überhaupt  keine 
nolit.  andere,  die  hier  theilweise  einer  neigung  tu  breiter  und 
mannigfaltiger  inhaltsangabe  folgen  wie  Hkmscb,  führen  die 
biiden  bedeutungen  eompater  und  patrinus  auf  oder  bevorsugen 
sogar  das  lelitere  (sp.  4650) ;  einige  —  und  lu-ar  vorwiegend 
oberdeutsche  -  -  schränken  sich  auf  die  erstere  ein:  gefatter,  der 
eiin  ein  liind  ansz  taufT  halt.  Maalkr  IGl';  im  Vlmer  voca- 
bular  (A  7)  werden  eompater  gevülter,  patrinus  gtittel,  filiolus 
gottei  einander  gegenübergestellt,  dazu  vgl.  eompire  gpv:itler, 
parrain  petler,  patt,  filleul  petteriein.  fi.  Uvkz  franiösischt 
grammalik  (|69j)  207;  gevatler,  compere,  suseeptor  ex  sacro 
fönte,  eompater.  dictionaire  du  voyageur  144 ;  er  ist  mein  gevatler, 
er  hut  mir  ein  kind  gehoben  he  was  godfather  to  a  child 
ofmine.  teutsch-engl.  wb.  (1716)766;  gev;ilter,  compete  Kondeau- 
ituxTuarF  253.  eindringlich  wird  von  Aublunc  ('2,640)  die  be- 
siehung auf  die  taufcltern  und  der  gegensats  ton  gevatler  und 
pate  bervorgehohon,  und  von  hier  aus  wird  diese  eingreniung 
mehr  oder  mindrr  nachdrücklich  auch  in  die  neueren  Wörter- 
bücher übernommen,  so  schränkt  t.b.  IIilpbiit  (II,  >,  4Cl),  wenn 
er  gevalter  mit  godTiitber  gUichsetst,  die  bedeutung  des  deutschen 
Wortes  ein:  gelitten  godfalhtT,  Sponsor  jet  it  dos  not  cspress 
this  rclalion  lo  the  child ,  biit  eilher  to  its  parenia  or  to 
those  who  wcre  Sponsors  npon  the  same  occasion. 

/?)  in  der  litteratur  macht  sich  iiinächsl  die  alte,  auf  die  besieh- 
ungen zwischen  den  taufseugen  und  den  eitern  des  täupings  ein- 
gegrenzte, bedeutung  unseres  Wortes  immer  wieder  geltend,  sie  hält 
sieh  deutlich  bis  auf  den  heuligen  tag,  wenn  auch  natürlich  die 
belege,  in  denen  die  einschränkungen  verhüllt  oder  ganz  abge- 
streift werden ,  mit  der  zeit  immer  reichlicher  werden,  es  sind 
bestimmte  Schriftsteller,  die  den  gegensatz  twischen  gevattcr  Niid 
patt»  schärfer  hervorheben  und  ebenso  sind  es  einzelne  gebraucks- 
formen,  die  dieses  beharren  auf  der  alten  engeren  bedeutung  be- 
günstigen. 

I ))  vor  allem  ist  es  LoTRia,  dtr  offen  rintr  bestimmten  reftl 
folgt,  wo  die  beziehung  auf  den  tilufting  in  den  mannigfaehcm 
taufvorscliriften,  die  Luther  giebt,  den  anknüpfungspunkt  bildet, 
wird  patb,  pathe  eingeführt  (vgl.  werke  14,42^.  u.  a.).  wo  dn- 
gegen  die  beztehungen  zwischen  den  erwachsenen  im  Vordergründe 
stehen,  herrscht  ausschliesslich  unser  wort:  der  halben  es  auch 
wol  billiob  unnd  recht  ist,  das  man  nicht  truncken  uniid 
rohe  pfulTen  ttMilTen  liciszc,  auch  nicht  leutt  tii  gerallero 
noine,  sondern  feine,  sittige,  ernste,  frum«,  pritater  aai 
IV 


gerallero  t8  den  nao  tieb  varseh«,  i»t  ti»  Ü»  Mcb  wü 
ernst  und  rechteio  glaben  bandello.  LontB,  dmt  Im/IMUMb 
verdeutscht  (i:,z))  Cij.',  vgl.  werke  12,  «•  Wämv.  4m  dU  Am 
auch  new  gelicd  ertichlet  babenn,  gwiaelMa  if  fablt«ra, 
dülten  und  iran  kindern  und  «e*cbwklara,  4m  hat  ii«  aifrat- 
lieb  der  teuffei  gelarel.  Lorata,  m(kkt  ftntm  iwyatw  $imi 
s%  eelifhen  (i&n)  A}*:  auffs  erst,  tar  e«  t8  grelffen,  »oll., 
frei  dabin  nainen  aia  patb  den  andern,  am  gefatter  den 
andern,  und  der  patb  den  gerattem  und  widerunb.  Ijiinun 
sendbnef  an  J.v.Sthltinüt  (IM3)  A  »';  aolcb«  aolerrirhl  aria 
lieber  er  Aasa,  aoli  ick  langeat  habaa  ftfmtigl,  et  bat  sieh 
aber  lo  lange  vertiogeo  blakar,  daa  wir  bo  laa  gefallero 
worden  aind  von  gutta  gnadea.  Uraia,  e*  kritfänU  •ath  im 
seligem  stände  sein  künden  (l&fi)  Fi*;  ettn$»  ntUntämirt 
KiscHAar.  gevatter  bezieht  steh  («t  ihm  auf  4*$  vtrkäUmin  in 
laufzeugen  tu  dm  taufeitern;  in  betultung  auf  den  UiufUn§  8er> 
wendet  er  dagegen  du  ahleitung  ton  patrinus,  pfetter  (vgl.  IM 
7,  t6»4),  während  der  Utufling  ulbtt  pfetlrrmann  odtr  gOlleU 
kindlein  keisit  (s.d.):  aber  disx  geht  euch  gevallero  an:  aackt 
daaz  jbra  (das  kind)  hoch  genug  aulThrbl,  dasi  a«  aacb  hoch 
wachaz,  ziehet  hOndsibucb  an,  da<iz  ee  kein  CoproatMiadMr 
tauffscheisscr  werd.  hehts  ihr  lieben  patin,  wie  die  froBnea 
cheihen  die  eidgnossen  ircn  lieben  pfelterman  kOnig  lleinricli, 
welcher  wol  bat  ein  grosser  baine  müssen  werden  . . .  aber 
botz  chAwundera  es  kost  disz  göttelkindlein  manchen  feinen 
Abhezeller  cbnaben,  und  manch  wiidlichen  pfetlrm:  ao  gebta 
wann  bauren  der  edelleut  gevatlern  m Ollen  sein.  Fiaca*ar 
Garg.  neudruck  s.  167.  4An/ieA  wird  der  gegntttt  Mcft  Ma  i» 
unser  Jahrhundert  tum  autdruek  gebrtekt: 

bat  er  funriig  ihm  gevaiiern.  aelnaa  kinda  uaoa  pnum 

L.OCAO  3,4.91. 

denn  wie  unter  diesen  [barbtrisehen  und  rtktu  fUktn]  hi« 
und  da  der  mann  sich  gerade  zu  der  zeit  to«  aaioer  lieb«n 
ebeliülfte  sich  pllegen  ISsst,  wenn  er  ibr  fanfflfek  aufwarten 
sollte,  so  scheint  es  bei  uns  silte  lu  weHea,  4aae  der  patbe 
den  gevatler  beschenkt,  anstatt  dasz  sonst  das  ungekehfta 
herkömmlich  war.  Göthk  briefe  16,0  (|5.  januar  ivn).  fltr 
die  neuere  zeit  ist  hierbei  freilicli  der  unter  a)  erwdknU  einftmst 
der  lexikographen  xu  berücksichtigen,  ebenso  spielt  deu  nack- 
denken  über  die  etymologie  des  Wortes  mit,  das  vereinseU  sckon 
frühe  einsettl:  es  ist  ein  ubraller  gebrauch  in  der  cbriil- 
lichen  kirchen,  dasz  man  bei  der  kinder  taufe  etliche 
gottselige  personen  zu  zeugen  und  gevattern,  das  Ist  mil- 
vUt*>r  oder  niit-mOtter  erbittet.  Scaivsa  andachlen  (1731)  7]0. 

2))  un(^  den  gcbrauchsfuimen  des  Wortes  faOen  seldke  m^, 
die  eine  bedeulungsverschiebung  begünstigen ;  diesen  äeken  »nien 
gegenüber,  in  denen  die  alte  enge  der  hedeutun§  he$»niers  sSke 
festgehalten  wird. 

a))  liieher  gehört  vor  allem  die  anrede,  de  hat  freibtk  in 
formelhafter  Verwendung  das  meiste  dazu  heigetragen,  die  *U- 
gemeinsle  und  verblaszte  bedeutung  unseres  wuries  (i;evatter-aaii- 
cus)  hervorzurufen,  doch  vollzieht  sich  gerade  diese  entuvekbsng 
durchaus  auf  der  grundlage  der  heziehung  sriscken  laufetlerm 
und  taufzeugen, 

n))  für  die  anrede fomH  ergehen  tick  aus  Haas  SaducM 
fastnaclitspiel  'die  zwen  gefattero  mit  den  aom'  {meninik»  M. 
s.  too  ff.)  einige  bezeichnende  Variationen,  »dkrend  der  l*mf»em§e 
stets  mü  gevatter  angeredet  wird,  tdtwankt  ßr  dem  lamflmler  dk 
anrede  twiuken  dieser  kurun  form  und  der  Uafirtm  gatallar* 
mann  (s.  d.),  die  den  ftfeueati  tue  gevalierla  hertaehehL  atri- 
bu;«,  so  namentliek  da$  tarn  der  awsganfttfratke  a»  ftsftaal^ 
Possessivpronomen,  keßen  sieh  vor  aliem  an  die  hartem  farase» 
sind  jedoch  auek  kier  msekt  uneHdstliek: 

der  yvfalter  gH  ein  und  ifrietit : 

ein  gvetten  abent,  ifauerwoo. 

wan  IhAi  Ir  also  trawrlg  goa?    v.  7. 

•i  gfater  man.  wa*  mI  das  salat 

warAab  »«h  lacht  ir  die  glaiar  ■«!■    •.  147. 

0  gfatarmaa.  ich  p««i  «acba  racbt. 

leb  pll  euch,  all  an  aiir  v«rt*chi    t.llli 

aieln  gfaiarsaaa,  leb  pll  aock  ab««, 

Ir  woli  ssir  «wrea  seraa  f»b— , 

■ad  mala  gfaiarla  t«  IHm  laaaa.    r.  MX 

el  liaber  gfaiar  vaa  «Ir  teti 

mein  sorea  aach  gar  all  saaiabt    t.l7l>, 

[vgL  auek  lieber  gavalter  aJi  anrede  ta  heiafm  if>  mtk) 
f  fanar,  i«b  riai  awfe  aliar  dhat   n.  M. 

der  ffaleratam  iprMf: 

fftaiar  Ir  habt  «a  «•!  paiaabl. 
fck  r«l(  «warta  gaauaa  seh 


4647  GEVATTER  I  3)  a  (compater) 

mein  welb  darfT  meins  zoren  von  mir, 

mein  lieber  gfater,  pas  den  ir, 

die  weil  sie  den  verdienet  liat 

paide  mit  worten  und  der  that, 

aulT  das  icli  sie  züeclitig  darmit, 

das  sie  las  ire  böse  sit. 

mein  gTater,  ir  habt  mir  Icain  leid  thon, 

mein  zorn  ich  euch  nit  geben  l(on. 

vers  15S,  ehenno  167.  175. 

nicht  verwendet  sind  Mir  zwei  formen,  die  den  eigentlichen  aus- 
gangspunkt  für  die  Verwendungen  von  gevatler  in  der  bedeutung 
amicus  bieten,  die  namensnennung  in  der  anrede  oder  als  er- 
satz  des  namens  der  berufstitel  des  angeredeten,  das  bedürfnisz, 
der  anrede  eine  bestimmte  richtung  zu  geben,  wird  beim  tauf- 
vater  rege,  der  sich  zum  einzelnen  im  kreise  der  gevattern  wendet, 
die  berufsstellung  als  anrede  weist  uns  in  die  unleren  vollisschichlen, 
wo  die  allen  triebkrdfte  der  namengebung  noch  lebendig  sind: 

gevailer  Claus,  ich  bring  es  dir, 

es  leben  unsre  gaste 

Cur.  Rkuter  des  Uarlrquins  kindbettennschmaust 
ineudruck)  358. 

gevalter  grobschmietl  vgl  unten  sp.  4660.  4061.  nach  anderer 
seile  vollzieht  sich  eine  erweiterung  des  gebrauches,  wenn  dritte  per- 
sonen,  die  in  das  verhällnisz  zwischen  taufeitern  und  taufzeugen 
irgendwie  eingreifen,  die  beteiligten  von  dieser  seile  aus  erfassen, 
so  redet  der  richter,  der  in  Hans  Sachsens  fastnachtspiel  den 
streit  der  gevattern  schlichtet,  diese  mit  der  formel  an,  die  eigentlich 
nur  ihnen  zusieht; 

ir  gfatern,  ich  peut  euch  frid, 

pei  dem  häubt  und  dem  höchsten  gliedl 

ir  lieben  gratorn,  sagt  mir  eben, 

wie  hat  der  hader  sich  pegeben, 

die  weil  ir  vor  so  lange  zeit 

t'reuntlich  gfatern  gewesen  seit? 

H.  Sacus  die  iwen  (jefaitern  {neudrueke  63)  lOS. 

weil  nun  die  schneid  ist  ewer  peden, 

wie  ir  den  paid  thuet  selber  reden,  — 

der  gfater  het  ghrett  unpedacht, 

mit  wortn  sein  meinung  nIt  her  pracbt, 

und  du  sachst  sein  meinung  nit  on, 

sfinder  nach  seinen  worten  ihon,  — 

des  uriail  ich  nach  weisem  sin, 

pleibt  freuntlich  gfatern  wie  vorhin.         279. 

vgl.  dazu  die  polizeionlnungen  auf  sp.  idbo. 

ß))  diese  und  ähnliche  formen  der  anrede  kehren  im  volksthüni- 
lichen  gebrauche  der  neueren  zeit  immer  wieder,  bei  Hebel  findet 
sich  gevalter  so  ohne  jedes  beiwort:  also  nahm  er  den  einen  vor 
dem  essen  auf  die  seile  und  sagte:  'gevatler,  Unit  mir  den 
gefallen,  und  iielft  mir  den  apolheker  (das  war  der  andere) 
unter  den  tisch  trinlien,  wir  wollen  gelbgeliirbtes  wasser 
trinken,  und  ihr  müszl  ihm  flcissig  anstossen,  auf  den  Zyriak, 
allemal  ex  pleno.'  das  war  dem  gevatler  reclit.  drauf  nahm  er 
den  apolheker  auf  die  seile  und  sagte:  'helft  mir  heule  meinen 
gevattermann  zudecken'  und  thut  ihm  den  nämlichen  vorsc  h!ag. 
liEiRL  die  betrogenen  zecher.  oü!  gevalter!  gevalter!  Hamlet  eine 
farce ! ! ! !  frau  rath  Götbe  an  Schauspieler  Groszmann  170  Heine- 
mann; hierher  gehören  auch  littenirische  Verwertungen  rolksthüm- 
licher  rede:  wenn  man  das  so  erwägt,  gevatler,  und  gehörig 
bedenkt  Hebbel  {Agnes  Bernauer)  i'^,  14.  wahr  wort,  gevalter. 
die  pfuscherel  isl  erstaunlich  nur  aliein  in  meinem  handvverk; 
der  rat  ist  viel  zu  nachsichtig,  gevalter.  Otto  Lunwic  {Agnes 
Bernauerin)  4,  263 ;  ei  waren  wir  nicht  auch  so,  gevalter?... 
nun  so  dreht  sich  die  weit,  gevatler,  lag  für  tag,  und  bleibt 
doch  dieselbe.  264.  andererseits  macht  sieh  gerade  im  volks- 
thüT)ilichen  gebrauche  auch  das  bedürfnisz  nach  beiworten  gellend. 
'vetter  g'vatter'  nennen  die  eitern  die  palen  ihier  kinder  (in 
Schwyz  und  Zürich)  Schweiz.  idioUkon  1,  11-28.  auch  soziale  Un- 
gleichheit  hat   von  jeher  bestimmte  Verbindungen  hervorgerufen: 

Märten:  heir  gevalter! 

richter:  bin  ich  einmal  wieder  gevatler? 

Rose:  seid  ihr  nicht  mein  pathe? 

richter:  seit  der  zeit  hat  sich  vieles  geändert. 

GÖTiiE  ihürgeryeneral)  14,299. 

drum  nur  getrost  herr  gevatler,  denn  ich  sehe  im  geiste  bei 
aufziehung  des  Vorhangs  im  neuen  hause,  herrn  Schmidt 
hervortreten,  und  an  uns  samt  und  sonders  eine  gar  herr- 
liche rede  lialten.  frau  rath  Götbe  an  Groszmann  172;  da  ich 
üljerzeugt  bin,  dasz  mein  lieber  herr  gevatler  schweigen 
kann. . . .  fi:au  rath  Götre.  ebenda  178. 

y))  von  der  eigentlichen  anrede  aus  werden  die  entsprechenden 
formen  auch  in  diejenige  redeweise  übernommen ,  die  sich  der 
dritten  person  bedient,  empfehle  mich  doch  auch  einmalil 
wider  deinen  durchlauchten  zu  gnaden  —  auch  freulein  Thus- 
nelde  —  ferner  gevalter  Wieland,  frau  rath  an  Göthe  (1.  oel. 
1796)  Schriften  dtr  GöthegeseUsch.  4,116;  und  verschlucke   den 


GEVATTER  1  3)  a  (compaler)  4648 

teufel  (nach  dem  weisen  ralh  des  gevatters  Wieland,  ohne  ihn 
erst  lange  zu  begucken),  frad  rath  Göthe  an  Fritz  von  Stein  109 
Heinemann;  der  herr  gevalter  Wieland  isl  ganz  slo'z  über  ihr 
liebes  andenken  ...  Anna  ähalie  an  frau  Rath  Göthe.  es  ist 
schwer,  jeweils  festzustellen,  in  wie  weit  die  anredeformel  Ihatsdch- 
lichem  gevalterverhällnisse  entspricht,  schon  die  oben  {unter  «))  am 
Schlüsse)  erwähnte  ausdehnung  auf  beiheiligte  dritte  gab  die  mög- 
lichkeit  zu  erweiterungen  des  gebrauches,  in  dem  Übergang  von 
der  anredeformel  zum  titel  liegen  noch  weitere  Überleitungen,  vgl. 
dazu  unten  sp.  4650. 

b))  die  beziehungen  zwischen  tauftllern  und  laufzeugen  werden 
im  possessivverhältnis  erfassl: 

«))  die  do  als  ein  schöne  fraw  was  als  man  In  tausent 
hetc  eine  finden  rnügen,  und  wie  noch  er  ir  gevalter  was, 
doch  darumb  nicht  ansähe,  Dekameron  462,  9  Keller. 

nun  in  dem  doilT  ein  reicher  hecker 
gerad  gegen  im  über  satz, 
welcher  auch  sein  gefaiter  was. 

H.  Sachs  (der  hecker  mit  dem  bachendieh) 
Keller-Götze  21,148. 

ein  man  sein  frawen  schlueg, 
pei  dem  har  .sie  umbzueg, 
die  schrir,  als  w^er  sie  löret. 
als  das  ir  gfater  höret, 
da  kam  er  zugeloffen, 
fand  gleich  die  haustuer  offen, 
er  loli'  ein  durch  den  gattern 
und  pat  seinen  gefatern, 
seiu  zoren  im  zu  geben. 

H,  Sacu»  'die  zwen  qefallern  mit  dem  zoru' 
Keller-Götze  22,495. 

als  er  solches  noch  lang  getrieb, 
auf  das  ich  nlt  verlüer  sein  lieb, 
so  ihet  ich  mein  gfatern  gewern, 
wiewol  Ichs  endllich  thet  nit  ^ern. 

II.  Sachs  lUe  twen  raupenden  iifatlern  nchwank, 
Keller-Götze  21, 2. 

vnter  andern  gehet  er  zu  einem  Schreiber  selbiger  Fricas 
Vasili  Gregoriwitz  Spilki,  welcher  sein  gefaiter  (so  in  Muszcow 
hoch  gehalten  wird,  vnd  jhm  offlmahls  viel  gutes  erwiesen  . . 
bat  er  jhn  als  seinen  gefalter  vnd  zuverlässigen  freund. 
Oleaiuus  persische  reise  (3,  cap.  12)  s.  237  (1663) ;  dem  ehren- 
veslen  und  grosz  achtbaren,  herrn  Jost  Brand» ...  menem 
hochgeehrten  herrn  gevattern  und  werthen  freund.  Schupp 
Schriften  603;  diesen  abend  aber,  nachdem  die  kindtaufe  ge- 
endigt war,  stopfte  herr  Friedenberg  seine  lange  pfeife  und 
fragte  seinen  neuen  gevattern.  Stilung  Wanderschaft  (1778) 
117;  er  ist  mein  gevatler.  Ich  habe  eins  von  seinen  kindern, 
er  hat  eins  von  meinen  kindern  aus  der  taufe  gehoben 
j'ai  tenu  un  de  ses  enfanls  Schwan  (181 1)  439;  er  ist  mein 
gevatler,  wir  sind  gevatler,  he  has  stood  godfather  to  one  of 
my  children,  I  have  stood  gudfather  to  one  of  his  children,  he 
and  I  have  stood  godfather  together  to  a  child.  Hilpert  2, 1, 461 ; 
Kaspar  Bernauer  kommt  mit  seinem  gevalter  zurück,  bühnen- 
anweisung  in  Otto  Ludwigs  Agnes  Bernauerin  werke  4,  263.  sein 
gevatler  Melchior  im  personenverzeichnis.  ebendort. 

ß))  nachdem  nit  lang  vergieng  als  got  es  gefallen  was  das 
Tinglioczo  eines  genant  Ambrosii  Anselini,  der  von  seiner 
frawen  einen  sun  gehabt  het,  gevatler  ward.  Dekameron  (Keller) 
462,  9,  wenn  baiiren  der  edelleut  gevattern  wollen  sein.  Garg. 
(neudruck)  167. 

y)  im  allgemeinen  ist  jedoch  (,erade  für  die  engere  bedeutung 
der  gebrauch  des  wertes  heule  nicht  mehr  recht  lebendig,  für 
das  allgemeine  Sprachgebiet  isl  er  auf  formein,  Sprichwörter, 
redensarlen  eingeengt;  die  freiere  Verwendung  ist  mehr  auf  ein- 
zelne mundarten  beschränkt.  Freytag  macht  gelegentlich  reicheren 
gebrauch,  erweckt  jedoch  hier  mehr  den  eindruck  lilterarischer  hon- 
servierung  eines  veraltenden  Wortes:  kaum  vor  gericht  verglichen 
und  auf  der  stelle  gevatler,  kein  mensch  kann  dafür  stehi-n, 
dasz  nicht  morgen  der  Strohmann  von  drüben  zu  mir  kommt 
und  mir  brüderschaft  anbietet,  verlorene  handsehrift  U,  cap.  i> ; 
'das  kommt  von  eurem  vergleich,  ihr  schwachen  weiber', 
rief  er  grollend,  'hier  hängen  sich  die  amme  und  die 
hebarame  und  der  herr  gevatler  an  euern  hals',  ebendort.  er 
nahm  die  platte  vom  tisch  und  trug  sie  eilig  in  die  fabrik, 
von  dort  ging  das  blaue  paket  mit  vielen  empfehlungea  für 
den  herrn  gevatler  in  das  haus  der  feinde,  ebendort. 

1))  zu  den  formein  vgl.  unter  il.  unter  den  Sprichwörtern  ist 
das  bekannteste  das  gevatler  über  den  zäun  und  hinflber.  hier 
wird  das  gevatterstehen  als  eine  dienstleistung  dargestellt,  die  der 
nachbar  dem  nachbar  mit  der  aussieht  auf  wiedervergellung  dar' 
bringt ; .      -  ■  / 


4G49  GEVATTHR  I  3)  b  ([inirinus) 

darum,  min  liebar  birr  dacao, 

Dil  laoii  Och  alU  dln(  bckümreo: 

min  kücliiii,  kini)  Um  beb  nll  blndrcn. 

die  «li  KHwoiibalt  büliaii  mir 

aai;;licli«n  wil  lob  haliait  lilr: 

•rfraiit  Ulcb  roK  mli  einitin  klad, 

dariA  du  knUiao  gfaiiBr  lind. 

ao  dien  leb  <llr  und  gdaiik  daran. 

dat  ir  mir  (lad  «In  (uaülg  roao. 

Ilabar  (falter  grlaaiaol  mlcb. 

dea  gllcban  wiT  aucb  irrletioa  Ich; 

graliar  librrn  xun  liinlibar, 

ao  dank  Icli  buhl  geraum  widere 

dann  hör  Ivb  liwer  kocliln  liiclit, 

dar  mluao  tOui  Ir  aucb  daiglicb. 

HuaNaa  iiaiitnb«$ehmdrMng  19,39. 

'laiidatur  pfceator  in  dttidctin  m/i,  «(  impiui  bentdiettur,' 
KeluUer  iiliir  dan  zun  und  rmidrr.  Lothku  optrationtt  in 
ptalmos.  (lliu-  1521)  V,  I8i,  32  Wnm.;  Refaltcr  über  den  zäun, 
prfuUfr  wid«r  bcrilher,  nüral  widcr  »Ural.  S.  Flaut  ipitch- 
wöiltr  (IMI)   l,3ä\ 

wla  man  denn  apricbl;  ein  gfaller  ubar 
deo  saun  und  graiter  wider  rObar. 

II.  S*cua  {LuereHt)  <,}.|0*. 
gfTatier  oder  nacbbaur  ub«r  den  z:iuo  ÜKKiüca  UIB.  auch 
andere  tfrichwOrttr,  die  niehl  dieselbe  l)tterarische  Verbreitung 
erlangt  haben,  gewihren  einblicke  m  die  antrhaitungen  und  ge- 
brauche, die  der  volkunund  mit  der  engertn  beteutung  verbindet : 
lieber  getaner.  *laa  sulireibeo  wii  dartiin.-  wer  ein  gerattern 
bat,  der  bat  gereclitigkeit  zu  der  bulscbuIVi,  der  das  kind  ge- 
iinben  hat.  AiiaKCHT  Aciiaii«  an  buehof  Friedrich  ton  Lebut 
(7.  mui  Uhu)  bet  Stetniiausen,  pnvatbriefe  t,  215;  ein  gevalter  nuII 
III)  daaz  anderen  gevuttereii  buuss  iikbta  arges  sehen.  Hknisch 
UI8:  nun  »ihet  inon,  das  es  nit  eines  jeden  werk  geweaen 
ist,  und  ein  jeder  bat  sichs  enthalten,  bis  jemand  . .  vielleiibt 
der  pfarrberr,  oder  jeuiaud  grusscs.  die  leut  darzu  geriiffen 
b;ii,  gieiHl  zu,  jr  solt  gevatter  werden,  ungclordcrt,  unge- 
ruITeu  ist  oiriniind  hinzu  gt-trelten.  driimb  ist  ein  vermanung 
zu  denen,  ilif  sich  eins  dings  entsclilaben,  das  t<ie  sollen 
lugreiffen,  es  »vi  wolgcthan  und  jn  kein  Unehre.  AcaicotA  Wl; 
er  triumi  von  gevattern,  hat  ailierne  eiulalle,  huOnungeo  u.t.m. 
AiaRKcaT  Leipztner  munJart  t22\ 

2))  innerhalb  der  mundarten  fallen  die  niederdeutschen  mit  ihrer 
prdfixUsen  form  (vodder)  au$  dem  rahmen  unserer  dar  Stellung, 
dte  oberdeutschen  weisen  eine  gienslinie  auf,  die  den  oslen  vom 
Westen  schetdel  aus  östericiehischen  mundarten  wird  gevatter 
mehrfach  belegt,  vgl.  llörKR  etymologisches  wb.  der  österreichischen 
«i«iidorl(lsia)  i,2»5;  Schöpf  786|  ScH^Ktna  l',9fi2.  die  P filier 
mundart  hat  an  stelle  uitsers  worles  susammensetiungen  und  er- 
meüerunqen  eintreten  lassen:  so  verzeichnet  Lk>z  [wb.  der  neu- 
hochdeutschen spräche  und  des  Handtchuhsheimers  dtalektes  2S)  ge- 
vatteruiann  {pate  tn  setnem  Verhältnis  lu  den  eitern  des  hindes) 
»U  ersals  des  schrifldeutschen  gevalter.  damit  stimmen  beobaeh- 
tungen  aus  der  Schireii  i'üierein:  g'later,  in  der  formel  'z'  g'fater 
slö,  pathe  aein.  die  beiden  |iiithen  (göli  und  golc)  heissen 
coliecti*  g'faterscbaft  oder  gTalerlül.  Hunziker  Aaigauer  teb. 
104;  müge  das  kind  florieren  und  urwaldskraflig  werden  zu 
ehren  seines  merkwürdigen  paten,  un<i  mOge  das  aipbabet 
(orlgeaeizt  werden,  bis  du  den  ka  ke  ki  ko  kuh,  namlicb  meine 
Wenigkeit,  zu  geralter  bitten  wirst,  bis  dann  werde  ich  ein 
ordentlicher  und  solider  gevattersmann  sein.  U.  Kmle*  (an 
Freiligratht  bei  Bdehlold  2,  ISO. 

h\  Übergange  «on  der  bedeutung  gevatter,  compaltr  tu  der 
gteichsetsung  mit  jiate  patnnus. 

n)  die  fuctoreit,  dte  diese  Übergänge  begünsHgtn,  sind  in  der  n<ii. 
hoihdeulschen  spiachperiode  thetlweise  andere,  als  in  der  älteren, 
die  iiusnahmeslellung  der  heidenlaufen  tritt  lurück,  ebenso  läsU  sich 
auch  der  niederdeutsche  einfluss  nicht  mehr  so  durchsicJilig  ver- 
folgen, dagegen  macht  sich  die  geslaltung  des  susammenhanges 
in  den  eimtlnen  belegen  bemerklich,  meist  liegt  gar  kein  moment 
vor,  das  gerade  den  gegensats  terischen  gevatter  und  pate  her- 
toriuheben  geeignet  ist,  die  berührung  iwischen  den  beiden  nahe 
verwandten  worUn  wird  also  ex  sileotio  gefördert,  oft  auch 
mieht  sich  in  «in^m  zu.«(imm/nAan^,  wo  sundrhst  die  besiehungen 
zwischen  taufeitern  und  taufseugen  im  Vordergrund  standen,  das 
verhiiltnisi  sum  läufling  nebenbei  nnd  nacJiträglich  geltend,  der 
bedeulungsgehalt  des  worUs  wird  alio  durch  den  tusammenhang 
ulb>t  erweitert. 

I))  die  bepslische  biscboll  haben  wol  edler  fornieo  di« 
weniger  mube  kosten,  wilche  aind  die?  nemlicb  nichta 
wissen  ...  die  gefattern  fruntlich  auff  die  backen  schaben, 
szu  es  anders  babscb  glatt«  meUlin  sind,  dock  ob  ki«h(- 


GEVATTER  I  3)  b  (pairioiu)  4650 

rertigcktil,  it$  ait  iMitrvMB  Ucbc.  Uraia  »Mfr  den  falsik 
tnannln  ititläeheu  steni  (im)  BQ.  «t  '••t  Bao  feratier,  ab 
MHM  M  4«r  teDir  eine»  kiUm  («bnocbeo  aolle,  kann  aaa 
aoeh  tiMt  ien  l.  cap.  desz  propbeten  KaaiM  trmmma,  4m 
der  pruphet,  als  er  einem  »oho  atitz  g'tilicbea  tgliikfc,  ciwa 
besundern  natnen,  in  der  beachueidut.|  gegebeo,  t«9C«  te«fta 
dorzu  genomaieo  bat.  Maann  Zcillu  tenlurU  tfuttUtum 
miscellanearum  (isas)  lu. 

3))  ez  aol  auch  ze  kainer  kintaaffe  oibt  acr  §n  4mm 
vier  frawen  unde  die  gevatero,  und  such  albt  wmr  mmm 
denn«  vier  man  und  di«  ge*at«ra;  awer  dai  bricht,  dar 
gibt  fünf  pfunt  and  der  da  nit  get,  dar  grit  ein  pfuot 
Nfirnberger  poliieiordnunijen  i9.  Baader  (||.  u.  u.  jahrhmndetf)', 
das  nacbhausschukcn  für  grfattcrn  und  andere  prr-onrn  toll 
unterbleiben;  der  palbeopfenning  darf  in  den  vor<!eraM 
stünden  nicht  über  2  ducaten  . .  .  betragen.  Sitatüteia  -^tfr 
riakin  tur  Nürnbergischen  geschieht»  t,3:e;  kein  thuraer  «•■ 
mehr  bbücn,  und  nur  derjenige,  so  zunlchtt  bei  des  g*- 
vattera  haus  wobne,  sich  ein«  freiwillige  gäbe  erbitten  durleo. 
22«;  item  es  aoll  aucb  fürbat  kain  wana  pcrson  nit  sioicber 
kindtauf  geen  noch  dabei  aein,  auazgeoonmea  aioe«  kindes 
vater  oder  der  oder  die  gefatter.  ordnan^  des  i«.  j^rhuiderl» 
Z.hälftt.  SiiBKiKEia  1,133. 

8))  als  aprflcben  die  gevattern,  wenn  «ie  dat  kind  aus  im 
tauf  heben:  »iehe,  dein  sünd  seiad  nun  ertrankt,  Mir  empfabM 
dich  in  gotte^  namen,  in  das  ewig,  unschuldig  hbeu.  Luvan 
ri'i  urmon  vom  sakrantent  der  taufe.  UrL  2i,2Jl:  item  dM 
auch  kein  gevater  einem  kindt  mer  einbinden  soll  dan  zw«». 
unddreisitig  pfening  gewonndlicber  werung  zu  Nürnberg  bei 
einem  pfundt  neuer  heller.  Nürnberger  ktndtaufordnung  (zml< 
hitlfte  XU.  jahrh.)  M  SimriiBERS  mattriaütn  1,1*4;  wenn  dae 
kind  getaufln  ist,  so  will  mancher  gefatter  werden ;  ««r  «ol 
regieren  will,  der  musz  den  teulTel  zu  geraiieren  kab«a.  MIS. 
Hkxihcr.  es  ist  besser,  dasz  der  vatter  gefatter  «crd«,  dcM 
das  kind  ungetaudt  bleibe.  Hrnisch  1418;  ao  «•  (das  kiod) 
aber  gesund,  wird  es  durch  die  danu  gebetene  gevattern, 
deren  nur  zweeiie  sein  müssen,  in  die  kirch«  gebracht. 
OLEAaius  pei sisthe  reis«  IS.  cap.  23)  TS\  (10*3). 

ß)  di»  besiehung  des  taufseugen  auf  den  IdufUuf  sieht  im 
Vordergrund:  nachdem  der  priester  viel  über  di«  müiuia  g^ 
lesen,  so  hat  sieb  die  möhrin  nacket  ausgethan  und  eia 
weiss  leüach  umb  sich  gewickelt  und  ist  in  ein  gro»s  berkeo 
gestanden  und  bat  sie  der  priester  getauffet  und  eine  silbern 
kandten  voll  tauffs  über  ihr  haupt  gegossen,  und  teindt  ge- 
vattern gewest  meine  gnedigen  herrn  beide  rm^nrA  des  heiL 
lands  1,80  (von  u»j);  es  soll  fürbar  kain  maonsbilde  mit 
ainicher  kindtauf  geen  oder  dabei  sein,  ausgenomeo  der 
vater  des  kinds,  das  getaufft  wirdet,  und  der  gefatter  dem- 
selben kinnds.  Nürnberger  poUteiordnungen  {\i.  jahrh.}  Baader; 
die  gevatter  zu  denen  S  kinderen  waren  her  Hjeroajmaa 
Harter,  br.  Chr.  Schmidt,  beede  kaufleuth,  und  S.  Haissin, 
meisier  C  Heis>en  weih.  Selbstbiographie  H.  Holu  (Chr  Mcjer) 
10;  es  artet  sich  ein  kind  desz  dritten  tbeil  nach  den  ge- 
valteren.  Hemsca  1418. 

y)  völlige  gleichutsung  der  vewU  gevatter  und  pal«. 
I))  in  mörterbüchern:  mit  dinen  patlen  und  gefaderen  («es 
klAnisdiem  vortsehats)  Pfeiffer  bei  FaoenAiiii  £.43»*;  fcfailer, 
gevatter,  arbiter  ini^iotioni«,  pureuM  inilKilis,  ee« 
parms  myttteut,  vulga  compaltr,  tivt  commtiau  f 
HkRiscB  1413;  patt.  der  daa  kind  hebt,  ge«ati«r  Aiaiaca 
diet.  b  3*;  gavatter  folrinut  HuprorrSS;  Kaisica  (t*oe)  113;  ge- 
vatter, susctptor  üi.iTiLia  (107:)  HC:  gevalter,  ttmfittr, 
iponsor^  tuscepttr  Wiissaai«!«  (ITIk)  IM*;  gevatter  s<<  vsUer, 
compater,  paUr  spirilaUs  i>aioTTiL  •»&* ;  gevatter,  le«/se«fr,  f«^ 
father,  Uutsth-ngl.  mb.  (t7l«>  36);  gevauer,  Itmf^tu  Martia  wmi 
Lienbart  «bdss.  mb,  tu. 

2»  isdrr  btltratmr:  gefeiter  oder  gMU  Iin.dtoMA  %UL 
er  [der  pabU  Higious)  hat  die  gefatter  ud  detkM  ta  der 
lirmung  und  tauff  auffgeselzl,  dae  oienaot  oo  bArgca  oder 
fürinund  solt  getaufft  »erden.  S.  Fbarr  ckrvm.  i,  !•*;  die  daa 
kind  zur  lauff  tragen,  die  heiaaeat  «tr  OaalsdMa  jaeaiar,  daa 
ist,  die  geistlich  veiter  aiad  daa  kiada.  Aaawaii  iprtähfcdM. 
gevatter,  ^«i  eiwaa  i<f«l  aal  aeaiiae  aMM  P«ILWiian 
pratticarum  jum  etecreal.  (lOl)  ttb;  im»  m  MB  ^lar 
(fevaiiern  oder  palkM,  «ia  «mm  aaaaal»  apfMk)  Snpikaiiai- 
■IM  3,  a&4, 19. 

kai/fetMlimvi  t :  gtaica  aiargea.  H<kcfeeal 
ff««a  nert««.  berr  («vaiterl 

(iiffwa  leraaaar)  g*.*. 


4651 


GEVATTER  1  3(1)  (amicixs) 


GEVATTER  1  3)  d  (amicus) 


4652 


c)  Übertragung  des  Wortes  gevatter  auf  die  zeugenschaft  bei 
Vorgängen  und  gebrauchen,  die  nach  analogie  des  taufaktes  ge- 
halten oder  erfaszt  sind. 

a)  der  brauch  der  glockentaufe  (s.  d.),  den  schon  Karl  der 
grosze  durch  capitularc  bekämpfte,  hatte  im  10.  auf  11.  Jahr- 
hundert die  Sitte  hervorgerufen,  auch  paten  zu  bestellen,  die  dann 
geschenke  an  die  kirche  zu  geben  hatten,  ein  miszbrauch,  gegen 
den  später  Luther  eifert:  die  stucke,  so  inn  der  gleissenden 
kirchen  inn  ubung  und  braucii  sind  gewest.  22.  glockenteuffen, 
mit  200  gevaltern  an  einem  strick.  Luther  vermanung  an  die 
geistlichen  (1530)  Gl';  glücken  teuffen,  altarstein  teuffen  und 
gevaltern  dazu  bitten,  die  dazu  gaben  etc.,  welches  teuffen 
ein  spot  und  höhn  der  heiligen  tauffe  ist.  werke  6,  521*.  Jena, 
ß)  aus  den  gebrauchen  der  meistersinger :  wann  dann  nun 
derselbe  thon  bewehrt,  und  gut  gesprochen  wird,  all- 
dieweilen  sonderlich  dadurch  in  keines  andern  thons  melo- 
dei  mit  4  silben  eingegriffen  wird,  alsdann  soll  der  lichter 
seinem  thon,  zum  unterschied,  anderer,  einen  ehrlichen  und 
nicht  verächtlichen  nahmen  geben  und  zween  gevaltern  da- 
zu bitten,  hernach  drey  gesätz,  aus  der  ihm  von  den  mercken 
fürgegebenen  mateire,  in  bemeldtem  thon  machen  und  in  das 
hierzu  verordnete  meistersinger  buch  . .  einschreiben.  Wagen- 
seil Nürnberg  (1697)  533. 

y)  in  der  formelhaften  Verbindung  gevatter  stehen  (vgl.  II) 
entwickeln  sich  verschiedene  noch  weitergehende  Übertragungen, 
die  richtung,  in  der  sich  diese  entwicklung  bewegt,  zeigt  sich  in 
belegen,  wie:  Joggeli  stand  noch  mancher  schuld  als  bürge 
zu  gevatter  und  ganz  besonders  bei  seinem  söhne.. Gott- 
HELF  Uli  d.  Pächter  cap.  23;  einen  Verleger  könnte  ich  ihnen 
wohl  verschaffen  ,  jedoch  nur  für  ein  fertiges  werk  .  .  . 
haben  sie  erst  ein  manuscript,  so  werde  ich,  wie  ich  glaube, 
den  gevatter  leicht  auftreiben.  Hebbel  (an  Bamberg)  brief- 
wechsel  l,  330. 

(i)  erweiterung  des  bedeulungsgehalles,  gevatter  =  verwandter, 
freund,  nachbar.  die  Übergänge  dazu  liegen  in  den  oben  an- 
geführten erscheinungen  vor.  die  geistliche  Verwandtschaft,  die  das 
gevatterverhältnisz  begründete,  und  die  sich  auf  der  grundlage 
des  kanonischen  rechtes  so  einschneidend  geltend  machte,  führt 
andererseits  zur  anknüpfung  an  das  verwandtschaftsverhältnisz 
überhaupt,  der  freundesdienst,  die  nachbarliche  gejälligkeil,  die 
in  der  übernähme  einer  gevallerschaft  sich  bekundet,  schlägt  durch 
den  bedeutungsgehalt  des  wortes  ebenfalls  durch. 

a)  gevaltern,  nomen  afßnitatis  spiiiluaiis  P.  M.  Wehner 
practicrum  juris  observat.  (1624)  225:  schicket  ihr  nun  euern 
gefälligen  Weislingen  herum  zu  vettern  und  gevaltern,  laszl 
mich  anschwärzen.  Gothe  (Götz)  8,9; 

'ich  werde  zahlen,  wenn  ihr  bürgen  stellt. 

es  fehlt  euch  nicht,  faszt  ihrs  am  rechten  hefte; 

er  hat  verwandte,  die  ihm  hellen  können; 

der  könig  selber  wird  ihm  gutes  gönnen.' 

Andreas  eilt  zu  vettern  und  gevatiern 

(sie  sind  die  reichsten  auf  der  reichen  insel)  . . . 

vergeblich;  alle  kunst  ist  hier  verschwendet. 

'der  könig  helfe!  der  hat  ihn  versendet.' 

Uhland  joiluiiut  und  seine  saline  2_ 

ich  hafte  ja  mit  unserm  vettcr  und  gevatter  Ulrich  als 
amlsbürge  für  beide  söhne.  G.  Keller  (il/arfin  Saiander)  8,  280. 
ich  weisz  den  lag  da  ich  so  viel  schwäger,  so  viel  ge- 
vatter, so  viel  freund,  so  viel  blutsverwandte  und  pffegkinder 
zehlele,  dasz  kaum  mein  hausz  ein  solche  mich  freundlich 
grüssende  schaar,  fassen  mochte.  Schupp  (kunst  reich  zu 
werden)  156;  sie  heiszen  jeden  schwäger  und  gevatter.  Müsäds 
phys.  reise  2,  90. 

ß)  l))  in  solichem  seinem  hin  unnd  her  faren  er  grosse 
kunlschafft  name  eines  schlechten  armen  maus  genant  Peter 
von  allen  heiligen,  der  als  der  domine  Johannes  auch  mit 
einem  seinen  eselein  auf  unnd  ab  füre  sein  narung  ze  suchen, 
ir  freundschaft  beidenthalben  also  grosz  warde  das  sie  ein- 
ander gevatter  hiessen.  De/tomcron  583,  9.  Keller;  er  (Wenzel) 
enlhlöszle  also  seinen  hals,  band  sich  die  äugen  zu,  knieete 
nieder  und  befahl  seinem  gevatter,  so  pflegte  er  den  nach- 
richter  zu  nennen ,  er  möchte  ihm  den  köpf  abschlagen. 
Petzel  lebcnsgeschichte  des  römischen  und  böhmischen  königs 
Weneslaus  IT,  493  (1790),  vgl.  dazu  Lindner  das  deutsche  reich 
unter  kötiig  Wenzel  2,  in,vgl.  F.L.Jahn  unten  sp.idlb;  ich  habe 
einen  lieben  gevaltern,  ein  rechtgelerten,  dieser  ward  zu 
einem  anipt  gefordert  an  etlicher  fürslen  hoffgerichle.  Acni- 
coLa  sprüchw.  (1582)  304;  lauf  nur  zu,  Susen,  ich  will  zum 
gevatter  hinauf.  Götiie  (fischerin)  U,  105;  unser  gevatter,  der 
Clemens,  der  hier  in  Saint  Germain  wohnt,  auf  der  matte, 


der  reiche  geldwechsler,  kommt  zurück,  er  ist  schon  über 
die  brücke,  er  musz  gleich  hier  sein.  Tiecr  (kaiser  Octavianus) 

1,  151; 

es  wird  sich  zeigen,  dasz  es  nützlich  ist, 
zuweilen  bei  dem  flscher  vorzusprechen, 
und  mit  dem  herrn  gevatter  zu  verzehren, 
was  er  sich  selbst  gönnt,  weil  es  niemand  kauft. 

IIebuel  {Herodes  und  Mariamiic  II,  1)  3,40. 

der  kommerzienrat,  unser  nachbar,  geht  niemals  über  die 
strasze,  seinen  gevatter  zu  besuchen,  der  stock  musz 
mit.  E.  MöRicKE  (novellen)  2,  380;  dem  ehrenhaften  und  wol- 
achtbaren  herren  Joachim  Herb,  burgern  zu  Straszburg, 
meinem  gönstigen  herren,  freund  vnd  vertrauten  lieben  ge- 
valtern. FiscHABT  eezuchtbüchlein  (Hauffen  3)  117; 

doch  gut  war  es  geraeint;  ich  danke  dir,  aber  noch  mehr  euch 
sagen  wir  herzlichen  dank,  willkommene  freund'  und  gvattern 
(anrede  an  die  musikcr,  die  das  Uändclwn  bniclilcu) 
Voss  Luise  3,363. 

nach  einiger  zeit  kam  mein  freund . .  er  rief  mich  ganz  leise: 
gevatter!  denn  so  nannten  wir  einander,  im  scherze;  erbat 
mich,  um  goltes  willen,  und  sagte  fast  weinend:  lieber  ge- 
vatter, thue  doch  dem  armen  mädchen  nichts  zu  leide,  Göthe 
[Benvenuto  Cellini  1,6)  34, 93 ;  vgl.  auch  die  anredeformeln  unter  11, 1. 
2))  ain  spinn  oder  rockenstub,  da  die  gevaltern,  nachbarn 
und  gespielen,  wann  sie  lang  von  ernsthaften  sachen  geredt 
haben  . .  so  schreiten  sie  darnach  per  digressionem  zu  den 
märlin  und  kunkeipiedigen.  Fischart  podagr.  trostb.  Hauffen 
3,  86;  aber  trotz  aller  erbitterung  in  der  politik  und  trotz 
bösartigem  klatsch  in  den  familien  verkehrten  die  gegner 
als  landgenossen,  als  gevaltern  und  nachharn  ehrlich  mit 
einander  im  geschäfl  und  beim  wein.  G.  Fheytag  (K.  Mathy) 
22,  115;  er  bat  alle  seine  nachbarn  und  gevaltern  zu  gaste, 
he  invited  all  his  gossips  and  neighbours  to  dinner.  Hilpert  2, 1,416, 
y)  von  hier  aus  gesellt  sich  zu  unserem  Worte  die  nebenbe- 
deutung  der  engherzigkeil  und  beschränktheit ,  mit  der  sich  ein 
kreis  von  verwandten  v,nd  gleichgesinnten  gegen  andere  abschlieszt: 
die  weit  wird  von  gevaltern  und  gevatterinnen  regiert.  Herder 
X.  Philosophie  10,  374.  es  ist  eine  ähnliche  entwicklung,  wie  sie 
in  süddeutschen  mundarten  an  die  Verwandtschaftsbezeichnung 
vetter  anknüpft  (vetterleswirthschaft),  vgl.  nepotismus. 

die  deutschen  sind  ein  gut  geschlecht, 

ein  jeder  sagt:  will  nur  was  recht: 

recht  aber  soll  vorzüglich  heiszen 

was  ich  und  meine  gevaltern  preisen; 

das  übrige  ist  ein  weitläufig  ding, 

das  schätz  ich  lieber  gleich  gering. 

GöTUE  (laÄme, «enieiOS, 265. 

4)  formen,  d)  das  präfix.  die  mundarten  scheiden  sich  in 
der  bchandlung  des  präfixes. 

o)  die  oberdeutschen  mundarten  weisen  synkope  des  vokals 
auf:  gvattr  Münchener  handschrift  von  Heinrici  summarium 
des  \b.  jahrh.,  vgl.  Steinmeier-Sievers  3,68;  g'fater,  g'fatler 
bei  Ayrhr,  H.  Sachs,  Murneb,  zimmerische  Chronik,  ja  noch 
bei  Abele  k.  Unordnung  (1670)  1,304,  ebenso  bei  Hünziker,  Aar- 
gauer  wb.  104  «.  a. 

ß)  die  niederdeutschen  mundarten  lieszen  das  präfix  ganz 
abfallen,  schon  die  niederdeutschen  vocabulare  des  15.  jahrh. 
weisen  entsprechende  formen  auf:  valter  vel  medevader  Dikfen- 
bach  136',  petter  of  vader  ebendort;  ebenso  liegen  zu  der  oben 
(sp.  4644)  belegten  stelle  aus  Reinbot  v.  Durne  für  gevater  die 
Varianten  valter  und  got  vor.  den  gegensalz  spiegelt  auch 
ein  lied  vom  ende  des  16.  jahrh,  wieder,  wo  der  dichter,  der 
sich  selbst  schriftdeutscher  formen  bedient,  die  personen  des  ge- 
dichtes  plattdeutsch  reden  läszt: 

ein  einfalt  zu  dem  pfairherrn  sprach: 
'herr  karkher,  'k  schal  hütt  vadder  stau' . . 
die  gevaltern  verfügten  zur  kirchen  sich 
Peter  kam  auch  und  säumt  sich  nicht. 

vgl.  Hoffmann  geuMschnflslieder  nr.  344. 

gevatter,  vel  vatter,  compaier  Schottel  635 ;  zur  mitteldeutschen 
ausspräche  des  präfixes  vgl.:  die  hochdeutschen  heissen  den 
javatter  einen  lodl,  zum  zeichen,  das  er  das  kind  aus  der 
tauff  hebt,  ein  zeuge  sei  des,  das  das  kind  sterben  so!, 
auch  das  des  kinds  fleisch  jetzt  als  bald  anhebe  zusterben 
und  getütet  zu  werden,  mit  allen  seineu  gelösten.  Acricola 
461.  die  Volksetymologie  hat  auf  diese  form  einßusz  gewonnen: 
et  dicitur  quasi  „javater"  i.  pater  spiritualis,  qut  infantis 
loco  diabolo  renunciel  et  confessionem  fidei  edat,  cum  ad 
interrogata  baptistae  „Ja"  .  i .  „ila"  dicere  iubetur.  Clajus 
(neudruck)  28. 


4653 


GEVATTKR  I  4.  (formen) 


GEVATTER  II  (funnHo) 


4654 


b)  dtr  anUuUndt  ^uMaJ«  ifiraul  wtitt  die  b€ka»nt«n  uhwn- 
kungin  in  dtr  uhreibung  auf:  u,  v,  f ;  nur  gthört  ntytUir  mk 
vulei'  lu  der  mtnderhtU  von  worlen,  in  denen  dit  ntuhochdeuliek« 
niigung  für  '('  nicht  obyi$ttyt  hat.  aufuhlüiu  /ftr  du  aut- 
tyrache  dürfltn  sieh  aus  dustn  $chm»nku»gtn  w'eAl  trftbtn. 
K<!ii!itero  gevaUru  STaiNMKViiii'SiiivtM  3,  W;  gtialere,  gevaler 
mild.  wb.  3,  'Mu;  gcvodilere  tächt.  weUtlironik ;  getater  in  milltl' 
deuhchen  vocabularitn  dt»  ib.  jahrh.  Uik>Ki«a*cii  136';  geviiller 
im  voeab.  tx  quo  {\ini)  Nürnbtrg  tyL  DiKKrusAcn.  im  Ih.  Jahr- 
hundert taucht  dit  uhreibung  mit '['  auf,  du  durch  da$  \n,jahi- 
hutidert  hindurch  üb«Twitgt.  gefalnr  im  miltetd.  tucab.  tx  quo 
de»  \:>.  jahrh.  bei  DiirKNiAcii  ISO':  gefuler  eodtx  MoHacennt 
U4a  6ri  SciiNRLLim  l',  633;  gefatter,  gbllcr  in  Nürnberger  Ord- 
nungen det  lü.jahrk.  tbento  bei  Airih,  11.  Sachs;  deiyUichen  bei 
MuRNKB,  S.  FaANCK  Und  LuTiita.  der  gefatler  de  Lopi  (Bologna 
I  c;»)  Uj';  geriiticr  Maalkr  iüi';  geraltrrnen  '/immerKhe  chronik 
:i,  323;  gcfatter  Ulkarius  I2I  neben  gutatlero  (U4).  die  heute 
übluhe  Schreibung  mit  'v'  ldi:(  das  17.  jahrh.  im  allgemeine» 
durchdringen,  freilich  unter  schwinkungen  {vgl.  oben  $p.  2133), 
für  die  auch  Stiklkr  (&:tl')  noch  ein  bei$piel  giebt:  gevatler, 
ijuod  etiam  gffatlcr  muUi  piobant,  at  indifferent  est  haec  scriftio. 
ebenso  noch  später. 

c)  die  quantiUt  des  Stammvokals  und  die  tchrribiing  des  inlau- 
tentlin  dcntals.  diu  kompotilum  gevatler  hat  bekannllicli  die 
kiirzi-  des  Stammvokals  bewahrt,  die  für  das  grumlwort  in  der 
ichriflspi  achf  verloren  gegangen  ist.  dem  tntsprechend  macht 
sich  in  der  Orthographie  für  den  dental  die  dopi)flkonsonans  geltend. 

n)  die  Wiener  handtchriß  des  tummarium  iicinrici  (13.  jahrh.) 
Stkinhkvkr-Sikvriis  3,08  führt  die  form  geuAlero  auf;  alle 
anderen  schrexbungen  der  illeren  teil  weisen  auf  kürte  des  Stamm- 
vokals hin.  dagegen  liegen  für  die  länge  in  der  öslerr.-bairisehen 
mundurt  belege  vor:  da  gvnlil  Lindermati  6n  Schmillkr  1*,  002. 

f{)  am  denliil,  der  in  niillel-  und  niederdeutschen  queUen  als 
media  erscheint,  teigen  sieli  tWt  der  mitte  det  N.  Jahrhunderts 
die  verdoii/ielungsersrheinungcn.  erst  nach  langen  Schwankungen 
»etil  sich  im  lt>.  Jahrhundert  die  doppelkonsonant  fest. 

I))  a))  geiiattro,  gcvalero  Srt  inhev8R-Siktkr8  3,  OS.  mhd.  wb. 
3, 2S0;  gevatcr,  gefnier  in  vocabulaiien  det  \1>.  jalirh.  Dibfbr- 
BACH  130';  ebenso  im  voeab.  vpt.  1,Ab.  gevater  in  Nürnberger 
Verordnungen  bei  IIaaokr  und  SlBBüiiKaBS;  vereinuU  neben 
gt>r.iUer  auch  bei  H.  S\crs. 

b))  gevadre  Darmstadter  handschriß  des  tummarium  HitiriRia 
SrBiNMBYBR-SiKTBRS  3,08;  gcvadere  sächsische  weltchronik;  g»> 
vader,  gevadere  mitteld.  wocabular  des  IS.  jahrh.  Dukhrbach  136', 
grfaderen  {Kölner  quelle  des  Ib.  Jahrhunderts)  Krummann  2, 4S&'; 
gbevader  Kilian. 

•1))  a))  gcMtlHT  Breslauer  hochieitsordnung  von  13*1;  gevatler 
im  Augsburger  ttadtbucli.  Schhei.lkr  t,-i6&;  Münehenet  stadt- 
recht ii»  Aüer ;  Nürnberger  Chronik desS.  Mcisterlin  (d. cAr. 3, 09) ; 
gvattr  Münchener  handschrift  des  tummarium  Heiorici  vom 
i.'i.jaArA.  (STEiNMEYER-SiBVBRSSyOS);  gcvatter  vocab.  ex  quo  \i&i 
[Siimberg)  Dikfenrach  ISO';  gefatler,  gevattcr  im  Dekameron, 
hri  MoR^Bn,  LuTiiKR,  Atrbr,  Zkiller,  Holl,  Fischart  u.  a.  ge- 
fatler überwiegend  neben  gefnier  bei  H.  Sachs. 

6))  gevaililer  S<:hillrr-L0br8!i  2,  3S.  Dief(:Nracb  417'.  die 
niederdeutsihe  präfixlose  form  ist  zuerst  in  der  form  vatter  öft#r- 
l/r/rrC  vntler  ivi  modevadcr  DiKrRNBACH  130';  vgl  auch  talter 
in  der  Variante  su  Kkinbot  v.  Dorn  (cers  2t>00). 

d)  umliiutserscheinungen  sind  für  den  plural  auf  dem  ganun 
Sprachgebiet  wahriunehmen.  der  sinyular  weist  im  tchwäbischen 
vereiniell  nmlaut  auf.  in  beiden  fällen  ist  es  schwer,  unser 
wort  von  dem  nahe  verwandten  gevetter  (i.  d.),  der  abUHung  von 
Vetter,  tu  sondern. 

(i)  gorcttrrn  Bauman!«  queUen  1,169;  gevStlrrea  Stumpf 
SrAif«iwr  c/ironi*  (1600)  "ICo";  gfviitler  Schupp  schrtflen  340. 

ß)  der  Umlauf  im  lingular  führt  auf  die  kvlleklivbildung  ge- 
veltcrig  (5.  d  )  surück,  der  gegenüber  dann  der  einselne  alt  ge- 
vrlter  erscheint:  compater,  gefetter  Dibf.  nov.  gloss.  104*.  vgL 
oben  tp.  213«.  aber  der  ander  gfetter  oder  gölte  der  jungen 
horren,  Wulf  Beheui,  der  ist  nie  verheirat  geweüt,  sonder 
gar  oalie  sein  lebcolang  ain  hofiuan  beliben.  2ia»wnTtcha 
chronik  2,  370. 

e)  die  flexion.  das  wort  gehört  ursprünglitk  der  sehmachfn  ßexion 
an:  gevntero  STkiMiEYEn-SiKVERs  3,68;  gevatere  mhd.  mh. 
;t.  280;  gevndere  sächs.  weltchronik;  geradere  miUtfU.  focabulurt 
des  ib,  jahrh.  Dirfenbach  130'  H.a.;  mU  itr  •pakef«  dtt  uiu- 
loutenden  'e'  setzen  bewegungen  ein,  die  das  «ort  ta  ist  tiarki 
ßexioH  überfuhren. 


a)  (Mf  aptitp*  <Htt  «Am  im  in  tfdUm  miUetkttkitutukm 
teil  auf,  toftrn  man  4t%  knänkriflm  fttft,  ät  tnäuint  M 
U.  r.  D.  TCRLiR,  Hrinbot  f.  Ora«i,  im  Ltkmtria,  M  BiSTwi« 
M.  «.  in  i«r  Br4un$thie*if«r  reimthrtuik  titke»  geralcf«  mmt  f^ 
Vater  nthru  tisuaätr.  Mm  14.  iohrhunJrtt  ab  sehemt  du  oftkift 
durthgeführt, 

fl)  du  tthmathrn  flexionsforuun  lekmndm  tueru  t»  in  «(tt- 
quen  tatui  det  Mnynieri.  gevateru  fiaäei  mk  km  n  in 
Nürnberger  «krnmk,  bei  Avrkr,  et  hält  steh  naek  im  Mmfämämm, 
bei  Scnopp,  telbsl  bei  STlLLl^c.  tm  pUrai  MtaapM  äik  ik 
tthwache  form  bit  in  du  nntrtU  bmI,  li«  M  m»  Vm«,  G*ra«, 
Krrttac  und  anderen  tu  beltftu. 

y)  die  starken  ßexionsfmwseu  MMm  im  tinguUr  «in.  im  im 
mUtelhochdeultche  tett  reicht  dmiaäft»  »im  croirr  (:i(*.  d.«. 
7,  104)  lurüek;  du  slaike  flemm  m  iativ  wnd  ubttdum  mm 
dt»  formelhaften  verbtndun'.en  wie  lu  gi-taler  bitten 
begünstigt,  dtr  aceutätiw  gefotler  ist  l>ri  Oleanut 
vatter  bti  (Iöthr,  Hbbbrl,  MARictr,  Hrli.«*.  irr  ftntth  fß- 
vattcrs  findet  tick  in  de»  Nürnberger  politttterorimunftn  (SiiMn- 
RBRs).  im  plural  wird  die  starke  form  bei  S.  Framci,  E.  Hotx, 
Zkiller,  also  auf  tehwäl isthem  boiitm  $ek»»  im  li.  jahrh.,  b«»m- 
sugl,  vgL  gevfilter  bei  Scmupp. 

II.  die  formelhaßen  ferbindunqen. 

I)  für  die  anwerbung  der  taufzeuft»  ftend  urtprfm§Utk  eint 
amnhl  von  vrrbinJunijen  lur  autwakl,  üt  äUmdhli§  |«n*  in  der 
einen  wendung  zu  gevatler  liiltcn  auffinftn. 

t)  ältere  und  ttreinultt  Verbindungen: 


•aca  in.  sl  lül  von  ir  oM 
scnlere  werden  «nbandeo. 
dA  iolt  oucb  an  den  stand«« 
umb«  gevaier«n  werben, 
des  li  olbi  verderben. 

Mai  und  Bemßmr,  lM.Mr. 


«) 


ß)  miller  leit  begab  aich,  das  ain  armer  lagloMr 
dem  dorf  Lübertingen  die  grefln  von  ilennenberf,  h«rr  G<Mi- 
fridt  Wernbers  geinaiil,  zu  gefatler  ober  ain  kindl  gewaa 
{vgU  gevalter  fem.  tp.  4063).  Mer  gewan  der  guel  man,  wie 
dann  prcucblich  bei  den  Schwaben,  das  man  vil  gefpilrrig 
SU  aim  liindl  liat,  das  bufgrHindt  zu  Wildenstein.  Ztmmtr. 
chronik  2,  &J3; 

da  muüt  ich  sein  ein  rechter  thor. 
Je«um  hab  ich  nicht  gwinnen  «ölla 
vnd  toll  dich  tum  graitern  betialln. 
der  ich  von  dir  hell  gar  oichu  guu? 

Jacob.  Avrbr  laur  mit  tetm  gefuUtr  ledl.  t4*4 
KrUer. 

zwei  gevaltern  an  einem  kinde  gewinnen.   WAnaiR  I ,  IMI. 

y)  wer  wol  regieren  will,  der  musz  den  leuffel  zu  ge- 
falteren  haben.  Hbnisch  1418;  nun  soll  ich  ja  vor  allen  dingen 
drauf  dcDcken,  wie  ich  des  jungen  heidens  los  werde,  and 
einen  neuen  Christen  davor  kriege,  aber  ihr  herren,  ihr  wiat 
es  selber,  das  werck  list  sich  nit  thun,  ich  motz  ehrliche 
leute  zu  gevaltern  haben.  Weise  di«  drei  drpUn  ennarrtn 
(neMdriici)  9T. 

8)  zu  gevatler  nehmen,  exorare  aliquem  sutttftorrm.  DBRTt- 
LER  (1077)  tlO;  Heinrich  der  2.  ikOnig  in  Franekreicb,  aack- 
dem  er  an  statt  Franci^ri  seine«  abgestorbnen  rntter«  kftaigi 
in  Frankreich  auf  den  letzten  lag  roertzeos  erweli,  and  dar> 
nach  zu  Rheims  nulT  den  15  tag  joli  bekrCot  worden,  warft 
er  angehnds  an  gemeine  eidgnosseo,  die  freCodKkafk  vad 
pflndnusB,  von  seinen  nller  vorroalen  ■nJ^wif M ,  ti  «r> 
neQweren  vod  lA  bestätigen,  vnd  als  jkn  MT  mM|MI  Utk 
ein  tochter  grboren,  nam  er  din  eidgnnMM  tl  ftiMlHM. 
Stronpf  Scltweiter  ehrtnik  (l«N)  T9h';  imn  Iftr  aidl  fMH  |»- 
vatter  nähmet,  darauf  hielt  ich  cncb  nkkl  «ini  Md  Mck  iW 
weniger,  als  ich  hOrt«,  dass  «Hn  Iwtria  M«  tei  fH«l«k 
GoTTBELF  Uli  d.  piddtr  mf.  St.  Mi  a«MMhm  M  <■  Iwsn 

atm  auf  sawwsanvwnvwi  ^^w  ^wwe^n,  ^vv  oti^^h^ivi^b^  ^hp* 
liibn  (I,  tl«)  kfafl  tfiitkmMkki  nrr» anJanfw  mmi  %f4m 
tungstrwtiUrmngtn  der  fmwsd:  dar  thaan  de  ktrdM«  aadi  i' 
gniter  aehoMQ  (*rr  sdka  im  Üt  kmHu  fdW);  wer  «er  dar 
holl  woni,  aaess  den  Iflfel  t'  gvaiter  neoMa;  s'  gvailer  ae— « 
unafrHktm  ««1  tt»as,  >■  8«Ai«nj<rn  «nAattna.  die  uhufhfsmkt 
bitUt  /Sr  Üt  frwdtrdsaiaf  mmk  lumm  bmifitt 
und  Broker  «rWall  kk  aiaaa  M«^  la  imm  aia 
sie  dich  and  aiicli  ta  feraitar  ftai  ikm 
lielmine  genommen.  Moiria  (krit/k  «•  ama*  /Vdb)  1^  ISI. 

a)  zu  gevatler  einladen :  die  sHitIa  brachla  flsa  JaBfH  tmt 
weit  aad  beas  dea  (acte  ta  |enUcr  «inlAd««.  aa.  Qvmm 


4655         GEVATTER  II  (zu  gevaller  bitten) 

kinder-  und  liausmärehen  1,  446  {der  fuchs  und  die  frau  ge- 
valterin), 

b)  zu  gevaltern  bitten,  zu  gevatter  bitten,  dai  fortnelhaße 
verrith  sich  hier  wie  in  zu  gevattern  stellen  darin,  dasz 
der  arlikel  in  diese  geschlossenen  Verbindungen  nicht  eingreift, 
auch  das  schwanken  zwischen  der  form  gevüUern  und  gevatter 
unterliegt  hier  anderen  bedingungen  als  im  freien  gebrauch. 

a)  die  ältesten  belege  gehören  dem  15.  Jahrhundert  an:  wir 
fugen  eur  lieb  zu  wissen,  das  die  hochgebornne  furstin,  eur 
lieb  gemahel,  unser  freuntliche,  liebe  frau  unnd  mutier,  inn 
dieser  naclit  zwuschen  zehen  und  aillT  born  irer  swangerbait 
der  kindsgeburt  durcb  verleihen  des  almechtigen  glucklich 
geledigt  unnd  eurn  gnaden  aincn  jungen  son  bracht  bat, 
doraulf  wir  auch  inn  abwesen  eurer  gnaden  zu  stund  an  dein 
abl  zu  Ilaylsbrun,  dem  abt  zu  Stainach  unnd  der  mai:;terin 
zu  Sulz  geschriben  unnd  zu  gefater  gebeten  haben,  brief 
markgraf  Kasimirs  von  Brandenburg  (l.  Juli  14ö8).  Stkixhausen 
deutsche  privalbriefe  des  mittelalters  11,  331; 

Jrniis:  weislu  wer  dein  erlöser  Isi,  . .  . 

der  wird  dir  allliie  fi'irgestellt 

und  dich  (den  vater  des  lUnden)  gleich  selbst  zu  grattern  bitt. 
J.  Airer  (6o«r  mil  ceim  gi'faller  lo<ll)  24ü9  Heller. 

denn  es  wird  ohn  das  dennoch  unfriedes  genug  «ein,  und 
kriegs  allzuviel  sich  finden,  man  darf  den  teufel  nicht  über 
die  tbür  malen ,  noch  ihn  zu  gevaltern  bitten.  Luvuer  (an 
kur fürst  Johann  18.  mai  1528)  de  Wette  3,  322;  denn  da  er 
den  teuffei  so  weit  zu  gevaltern  gebeten  hatte,  das  der  pofel 
on  oidenliche  gewalt,  die  bilder  sollt  stürmen,  als  durch 
gottes  gepot  geheissen,  da  muste  er  fort,  und  das  neben 
gepol,  das  dran  bieng,  auch  treiben,  und  beissen  die  leute 
morden,  wider  die  himmlischen  propheten  (l526)  E.  2*;  er  ant- 
wortete, als  sie  dergestalt  kindbellerin  worden,  bat  sie  mich 
zu  gevaltern,  und  dass  ich  das  kind  ehistuns  zu  der  tauffe 
fördern  wolle,  sagte  mir  auch  ihres  manns  und  ihren  nameii, 
damit  sie  möchten  in  das  taulTbuch  geschrieben  werden,  des 
teulschen  simplicissimi  redi-vivi  tust-  und  lehr-reicber  schriften- 
marck  l,  481.  die  formet  bleibt  sich  im  weiteren  verlaufe  bis  in 
unser  jahrliunderl  gleich,  nur  dasz  die  neigung  für  starke  formen 
im  Singular,  die  sich  schon  im  ersten  belege  ankündigt,  mit  der 
zeit  durchdringt,  ganz  vereinzelt  tauchen  auch  andere  konstruk- 
tionen  neben  bitten  auf:  alsdann  soll  der  tichter  seinem  thon 
. . .  einen  ehrlichen  . . .  namen  geben  und  zvveen  gevattern 
dazu  bitten.  Wacknseil  (1697)  533; 

Pätus  liesz  iiim  neulich  taufen  einen  lieben  jungen  erben; 
diesen  wolt  er  bald  von  Jugend  lernen  handein,  lernen  werben; 
aufzubringen  erste  schanize  (heilig  geld  musz  wohl  gerathen!) 
bat  er  funirzig  iliin  gevaltern,  seinem  liinde  treue  paten. 

LoGAU  2,4,91. 

ß)  in  den  Wörterbüchern  ist  die  Verbindung  zwar  nicht  so  regel- 
mässig belegt,  wie  die  formet  „gevatter  stehen"  (s.  d.).  sie  wird 
jedoch  ebenfalls  gern  verzeichnet:  zu  gefatteren  bitten  rogare  sus- 
ceptorem  FIenisch  1417;  zu  gevatleren  bitten  pregar  d'esser 
compare  Hutsius  (1686)  167;  zu  gevatter  bitten  exorare  aliquem 
susceptorem  Weissmann  (1715)  156";  zu  gevatter  bitten,  prier 
quelcun  d'elre  parrain  de  son  enfant  Rondeau-Büxtobff  253; 
jemiinden  zu  gevalter  bitten  (eigentlich  zum  gevatter)  bitten, 
ihn  bitten,  einen  taufzeugen  abzugeben.  Adelung  2,  64ü;  einen 
zu  gevatter  bitten,  to  ask  or  desire  one  to  be,  or  lo  stand,  god- 
father  to  one's  chilJ  Hilpert  2,1,461;  zu  gevalteren  beten 
Martin  und  Lienhart  Elsäss.  wb.  155. 

■y)  in  der  litteratur  hält  sich  die  formet  bis  auf  die  neuest« 
zeit : 

Bassenge:  ich  komme,  sie  zu  meinem  kinde  zu  gevatter  zu  bitten. 
Körner:  gehorsamer  dienerl    gehorsamer  diener!  —   ein  junge 

oder  ein  mädchen. 
Vassenge:  ein  mädchen  vor  diszmal. 
Körner:  meine  frau  ist  drinnen. 

Schiller  iliörners  vormillan)  4, 190. 

ein  armer  mann  halte  so  viel  kinder,  dasz  er  schon  alle 
menschen  zu  gevatter  gebeten  hatte,  und  als  er  noch  eins 
bekam,  so  war  niemand  mehr  übrig,  den  er  bitten  konnte. 
üR.  GitiMM  kinder-  und  hausmdrchen  (1850)  1,  248  (der  herr  ge- 
lalter);  der  Schulmeister  im  dorf  läszt  heute  taufen,  da  sind 
wir  zu  gevatter  gebeten  und  müssen  gleich  fort.  E.  Möiucke 
(novelleti)  2*,  27;  viel  gebraucht  ist  die  formet  bei  J.  Gotthelf 
vgl.  sp.  4656;  vgl.  auch  werke  i,  132, 133.  der  kleine  junge,  der 
zu  Johannas  kummer  Wilhelm  heiszt,  nach  dem  prinzen  von 
i'reussen,  de*  ihr  beslralter  ehrgeir  zu  gevatter  bat,  gedeiht 
an  ihrer  brüst.  Bismarck  an  seinen  bruder  i\/ii  52;  sollte  ich 
das  vergnügen  bab^n^  mit  ihnen  bei  irgend  einer  kindstaufe 


GEVATTER  II  (zu  gevaller  bitten)        4656 

zusammenzutreffen,  so  werde  ich   dazu  einen   neuen   frack 
machen  lassen :  sorgen  sie  nur  dafür,  dasz  uns  bald  jemand 
zu  gevatter  bittet.  G.  Keller  bei  Bächtold  3,  352  (vgl.  eben- 
dorl  2,  130). 
8}  Sprichwörter  und  gebrauche,  die  sich  an  die  formet  knüpfen: 

1)  ja  so  gehet  es  zu,  unnd  so  mus  es  zugehen,  wenn 
man  den  teuffei  über  die  tbür  malet,  und  zu  gefattern  bittet. 
Luther  wider  das  babstum  (1545)  Giij^  man  bittet  nicht  eher 
zu  gefattern,  bis  man  ein  kind  hat . .  h.  est  nullum  negotium 
gerendum  ante  illius  existentiam.  eodem  illud  recidil :  man  ver- 
kaufft  die  haut  nicht  eher,  als  bis  der  bär  gefangen  ist. 
[MsTORius  teutsch-juristischer  sprichwörterschalz  (1716)  410,  das- 
selbe Sprichwort  auch  bei  Wandeb  1,  1642;  ja,  wie  mancher 
wird  zu  gevaltern  gebeten,  von  dem  oder  jenem,  gott  aber 
weisz,  wo  der  rechte  kindesvater  sich  aufihalt.  rockenphiloso- 
sophie  2,  298 /f. 

2))  wenn  man  zu  gefattern  bittet,  so  soll  man  allezeit 
eine  ledige  und  noch  unverheurathe  persohn,  mit  zum  wercke 
nehmen;  sonsten  had  das  kind  kein  glücke  zu  freien,  und 
bekömmt  auch  keine  kinder.  Pisturius  glitckstopf  (1669)  109; 
hier  bei  dem  volke  ist  es  eine  alte  sitte,  dasz  derjenige, 
welcher  jemand  zum  gevatter  bittet,  mit  einem  knie  sich  bis 
zur  erde  neiget,  und  um  das  christliche  werk  ansuchet,  sein 
ncugebornes  kind  zur  taufe  zu  halten.  Höfer  etymolog.  wb. 
der  Österreich,  mundart  (1815)  t,  295; 

J.  'an  l'ucsrall  hat  ä'  than  {der  tu  gevatter  bittende) 
und  hat  von  Itristligen  werk 
langmächli  äppas  gstrodell.' 
//.  'waist  not  da»  wölli  knie 
da  gvatä  z'orst  liat  bog'n? 
beim  rcohten  is's  ä  göth, 
beim  denken  is's  ä  goth'n.' 

Lindannayr  6Z  bei  Schmellkb  1^,962. 

aber  Uli  trat  schon  ein  und  die  base  sprach :  „du  hast  mich 
noch  nicht  zu  gevatter  gebeten,  und  die  leute  sagen  doch, 
ich  solle  pale  sein;  lasz  doch  sehen,  wie  kannst  du  das? 
und  was  für  ein  gesiebt  machst  du  dazu?  Gottbi^lf  Uli  d. 
Pächter  cap.  6;  gefressen  hätte  er  mich  allweg  nicht  und  einen 
verwandten  zu  gevatter  bitten,  ist  noch  lange  nicht  gebettelt. 
ebendort ; 

nein,  der  küsier  kommt  geschritten 
ganz  im  schweren  Testornat, 
will  mich  zu  gevatter  bitten 

J.  F.  Kind  gedickte. 
so  sah  sie  einmal  den  führer  der  radikalen  in  Mann- 
heim feierlich  in  schwarzem  frack  eintreten,  und  sie  wusste 
doch,  dass  der  mann  gar  keine  häusliche  veranlassung 
hatte,  ihren  hausherrn  zu  gevalter  zu  bitten.  G.  Fbbytag 
(K.  Mathy)  22,  240.  seilen,  dnsz  auch  die  pflichten,  die  der  ge- 
betene  auf  sich  nimmt,  in  diesem  Zusammenhang  erwähnt  werden 
(vgl.  darüber  unter  gevatter  stehen);  es  dunkeh  und  ich  musz 
in  die  Stadt,  um  eine  kalte  pastete  und  eine  torte  für  die 
nächsten  tage  zu  bestellen,  sowie  confekt  für  zwei  patenkinder. 
denken  sie  sich  die  Schändlichkeit:  erst  in  den  letzten  jähren 
bin  ich  wiederholt  zu  gevalter  gebeten  worden;  ich  muszte 
in  der  kircbe  herumstehen,  knixe  machen  und  jetzt  alljähr- 
lich auf  geschenke  denken,  Schaumünzen  oder  sparbüchsrn- 
geld  einwechseln  u.  s.  w.  G.  Kelleii  (20.  dez.  1880)  bei  Bächtold 
3,  462. 

s)  bedeutungserweiterung  und  Verschiebung :  zu  gevatter  bitten, 
an  jemand  eine  populäre  gastladung  ergehen  lassen,  „bleiben  sie 
mir  gewogen"  oder  „erhalten  sie  mir  ihr  wohlwollen". 
Albrecht  Leipziger  mundart  122*. 

t,)  Substantivierungen  siehe  unten:  vgl.  gevatterbitte,  gevatter- 
bitlen  u.  a.  sp.  -1603. 

2)  formein  für  die  annähme  und  ausübung  der  gevatterpflichten, 
a)  vereinzelte  Wortverbindungen: 

a)  gevatter  werden. 

swer  aber  gevater  wirt  durch  guot, 
durch  vriuntscliaft  und  durch  liebe, 
als  dicke  ein  vrinnt  geiu  vriunde  tuet, 
duz  wallet  grözer  tiiuwen, 
als  ich  von  Karies  pheter  bewfset  bin. 

Reinhar  V.  Zweier  168  Roelhe. 

dieselben  nacht  genasz  des  kastners  weib  aines  kinds  im 
scbios  (in  Weissenhorn),  der  bat  kaiserliche  und  kunigliche 
mayeslat,  das  kind  zu  heben  und  gereltern  zu  werden.  Bau- 
KA^N  quellen  I,  169;  das  wir  inn  des  gefattern  worden  sind. 
Luther  vpJ.  sp.  4010);  jei/.t  schliesse  ich  ihn  hei  licht,  und  ich 
weisz,  es  isl  besser  als  im  dunkeln  zu  sitzen  oder  gar  einen 
augenschirni.  der  dadurch,  dasz  er  schatten  und  liciil  schroff 


4657  GEVaTTEK  II  (gevalier  itelieo) 

trennt,    am   meiden    iibailet,   zu   tragen,     eiai  too  beiifea 
wilrden  iinicre  ar/.ie,  die  jet/.i  alle  fevailrrn  gewordeo,  deriU 
lionlieiit(?ltlicilctien-|)ollien   oiler  apotbekerplund-patlirn  rin- 
lifehlen.  (iiABiK  an  Immnmann  i\.  fihr.  ihii,    tint  üi*rlra/«in 
vtrwtndiing  dtr  formtl  vgl.  unUr  gevaltrr  »Iphco  ip,  4»», 
ß)      well  ileninach  tiaiile  Ich  norli  inii«i  |nvillnr  ••!■, 
M>  iriiKi*  nur  den  miil  bahl  niolerum  tiloeln. 
Icti  iiiu'x  Keim  und  kl«lil«a  mlcli, 
«lamll  Ich  faln  arbtrllcb 
und  feine 
•reoheina 
In  ilarleiiiiliieni  bau». 

Cai.  UkL't»  rfi>t  llartequin$  UnribeUtrtiutkmaMii  SM 
ttirwlruckl, 

bei  einrni  kind  grvaller  *ein,  to  be  a  godfatktr  to  a  chitd. 
Itulseh-tngl.  wb.  (I7tfl)  7M. 

I>)  m  KPvallern  Hlclien,  zu  grvallrr  »tehrn,  «cvallfr  «lelien. 
ouek  hier  maehl  lich  innrrhalb  der  formtlhafUn  vtTbinäung  du 
oben  beobaehltte  neigung  für  ilarki  fltxion  %ni  kuru  formtn 
gtUtnd. 

n)  die  frittn  btUgt  für  ru  ge*allern  stehen  reichtn  in  dat 
18.  jahrhundet  turtitk ,  der  tehrtflfprnehe  tnlschwimlen  •>>  mit 
diesem  Jahrhundert,  in  muudarttn  haU  tieh  dt*  alle  form  Unger, 
vgl.  sp.  40M. 

hab  dir  elQck  neben  tu  vlehiuehi, 
üa«  du  dich  kan.oi  mit  ahrrn  n<  hrn. 
wie  hat!  du  illch  dvnn  dl»i  lu  wahro 
da«  ich  dir  »olt  tu  graitern  aiehn. 

i.  Aiaia  (ftitir  mU  »i»«  gefaiitr  lodi)  )469  K^lUr. 

wie  kb  zum  rrtlen  mahl  zu  gevatlern  itand.  rotktnphiloio- 
pki*  (n^)^)  t.  hundeit  t.  i^;  ibento  vgL  Hvmsc«:  IIuliios; 
KitficR:  GOntmi«  m.  a.;  wohl  sehr  gerne  mOcht  ieh,  I.  Hr., 
vüo  euren  schOnrn  bhiuen  und  M-pi<aea  Iranben  eanen,  und 
wenigsten«  eben  ao  girn  dcuj  billiscben  jungen,  der  eucb 
im  nflrbaien  no».  gtholiren  werden  soll,  zu  geraltern  sirhen. 
VViEiAMO  an  Urrek  {n.  nov.  IT,;)  1  I07.  mtl  der  starken  flexion 
für  den  dnliv  be  egnei  die  Verbindung  luersi  bei  KiKCiiAaT: 
wenn  er  zu  gevaiter  ttpbt.  btenenkorb  (l!VSQ)6&',  grOaure  aui- 
dehnung  i;«riinn  $ie  in  neuerer  uit.  /um  preisz  gotles,  ja,  die 
familie  peileihl.  der  Kertrand  hat  seine  Susanne  geheiruthel, 
sie  wird  bald  nieilerkummi-n .  und  hnft,  der  herr  veiter 
wird  zu  gevnlter  stehen.  Schii.ikr  {pararil  II,:)  t4, ri);  ebenso 
J.  l'\tiL  (.«.  M.);  kaum  hatte  kOnigio  Victoria  in  der  eignen 
fumiie  taufen  la'«sen,  so  stnnd  sie  am  is.  mal  bei  dem 
töchtcriein  ihrer  schOnen  bofdiime,  der  her/uKin  von  Siither- 
land  /u  gfViittrr.  allgemeine  leitung  21.  mai  \i>i'<  beilage ;  eine 
der  tOchlern  und  Mareilis  bruder  waren  zu  gevalier  gestan- 
den. J  GuTTueir  I,  U.s  (batiemtpiegel);  z'  gfnter  sto',  pathe 
iein.  HuNziccsa  Aurgnuer  vb.  lOi.  die  formet  gevulter  stehen 
hat  swei  tertchiedene  wurieln.  einerseits  führt  sie  auf  prädi- 
kativen gebrauch  unseres  wnrles  turück,  und  hieraus  mag  da$ 
niedei deutsche  vaddt-r  slan  tu  erklären  sein  (llurrMAnri  gesell- 
sthaflsUeder  2,  t6.s).  hierauf  führen  wohl  auch  die  uiesten  be- 
lege xurüek,  die  dem  nnfani)  des  n.  Jahrhunderts  angehören: 
brrr  richter  konimi  fein  bald,  ich  man  uach  hau«e  gehn, 
uud  böten,  wer  noch  inohr  »oll  heut  gevaiter  atehn. 

Cur.  Hkutir  Itirlniums  kiiiUhriieiiHschmnu»» 
iiituiiruck)  r.  Vfl. 

nebenbei  macht  sieb  jedoch  allein  uhoii  die  neigung  tur  küru  gel- 
tend, die  iliisu  beiträgt,  die  illlrren  formen  tu  verdrängen,  schon 
AoKio.NC  bemerkt:  gevatter  stehen,  bei  einem  kinde  gevulter 
{nieJit  zu  gcvalttr)  stehen,  i,  0«0.  die  neueren  schitftsteller 
halten  sich  durchweg  an  die  kurze  form:  der  pastor  in  Wands- 
beck, durch  den  allen  Schütze  dazu  vrranlaszt,  wird  mir 
den  gefallen  thun,  mdnen  söhn  in  die  christliche  gemeinde 
aufzunehmen  und  iiim  meinen  namen  beizulegen  . .  Schütze 
allein  habe  ich  es  zu  danken,  er  hat  den  pastor  beredet 
und  mir  für  den  act  sein  haus  angeboten,  auch  steht  er 
gevatter.  HsBUKitagebfuher  l,29>:  Irot:  dem  formelhaften  charakltr 
unserer  Verbindung  und  es  dem  dichter  doch  möglich,  die  ttnn- 
liehe  ticdeutiing  der  einselnen  bestandtheiU  wieder  tu  beleben: 
nun  war  nichts  schwerer,  als  zu  gevatter  zu  —  stehen  auf 
einem  schwankenden  scbiiT,  das  alles  umwarf,  was  nicht  an- 
gebunden war.  Jkau  Fahl  Siebenkät  s.  113. 

fi)  die  konstruktioH  der  Wortverbindung  ist  mannigfach,  dtr  afr- 
toiMte  gebrauch  ist  bei  Ulttraritcher  verv^adaRf  ia  der  «igtmt- 
Itehen  bedeutung  selten: 

seht,  hin  ich  nicht  abscheulich  ichAn, 
als  sollt  loh  tu  aevantm  stehn, 
und  bei  der  biniit  die  »piiia  fuhren. 

tid.MiKii  (T7icu'/uMN.<  rifertmeht  S,U 
»uhimg  tnr  li.  «Hft.  «.  ItX 


GEVATTen  II  (gevatter  liehen)  4668 

beunt  mutz  leb  tu  gvatlara  tleben  Aaeis  tu.  (!•:•)  l,aM. 
»0i.  S<H.LL«a  l«,}n:  IM  frrttM  daUt  wtrd  Md  der  ItmfPtUr, 
bald  d*r  läufbmf  als  ti  Ipunkt  der  Ptt^alik4t>fkid  ««ff/Bfl,  9fL 
oben  Avaaa  UM  und  Miaia«»  htt  Merck  },i»t:  «•  uitfipln 
jedoch  ia  dt»  eiufkhrung  sUchrn  dtltn  durth  dtt  fHfmitU* 
bei,  di»  teho»  tu  beginn  dn  |7.  jtkrk.  ttattUt.  tu  ikr  mttdm 
die  mannigfaehtUn  betimmisntn  »n§tfhfL 

1))     ai  fordart  aaaloa  pllicbl.  dstt  teil  «li  ta  ««ek  gtk, 

uad  bei  dam  harl«<|uln  nerb  b«ui  favaner  asak, 

■achai  nur  In  auran  hauti 

aoatalt  tu  des  kladee  oebaaui. 

Ich  »11  micli. 

wie  bitllf. 

bei  auch  Oadan  ata. 

CuB.  Ilitfia  i(M  llnrtf^utn»  UmMheUtrimithmamH  ttt 
(»rnitTmet). 

i))  oi«  batie  Sie  bei  einer  Judenlaufe  gevatter  ge«'sA4ea, 
obgleiib  sie  gern  bei  rbrislenkindern  dieses  patbeoamt  ttb«w 
nahm  sie  drängle  sieh  recbl  tu  gevatiersiaadrn  lliepii 
Ubenilduft  4,  Ol. 

S))  bei  einem  kinde  gevatter  sieben  Aacitjao  %,**»;  UurttT 
3, 1, 4«l. 

'drum  komml,  Ihr  barrn,  r**cii«lada, 

laut  uns  zur  taufa  sehn : 

bal  aloen  fchouen  kinda 

sollt  ihr  gevaiier  stebii! 

wollt  Ihr  den  namsn  wlatea? 

einhall,  dar  soll  sa  sein: 

Ihr  blodei  Ia  die  kitssn 

Ibm  wol  die  rrcihelt  eis?* 

Ilaawaea  «erfirAfe  tine*  lt^tmä$»n  f.  in. 
diese  Verbindung  ul  heute  die  htrruhendt. 

4))  mit  einem  gevatter  sieben,  mit  ihm  tufleieh  fufurnft 
um.  Aoiiio«c  7,610.  da  im  Vidksiihmltehen  pt^nutk  nur  twH 
taufieugen  üblich  sind,  so  herrteht  la  die$rr  fripmHknaUrtbtn. 
düng  der  stngular  vor:  'ir  vezieit,  baae/  tagt«  Oli,  *iu  aull 
ja  der  grOszIe  unflst  sein,  und  mM  itm  «aNat  ihr  akhC 
begehren,  zu  gevailer  zu  stehen.  GoTTniir  Dk  dtr  fdekUr 
top.  6.  ^aiH  dat  kompositum  niilgavalter  ufL  FaiTUC  arr- 
iorrne  hundschrift  II,  eap.  6. 

y)  belege  aus  wörUrbüehtrn :  tu  gelalteren  stehen  ßtri  tm$- 
reptorem  Hsnisca  1417;  xu  gevaileren  stehen  frn«at<tr  «a  *<tas- 
bino  Hoisius(l8&6|  167;  tn  gevaltern  stehen  tasripere  ta/ealrfli 
Kirsch  l'.S;  gevailer  stehen  to  auitl  at  §od  falhrr.  teuluh- 
engl.  rb.  (1718)  7««:  gevatter  sieben  Aorlorc  },  «M;  Scawaa 
|i>:<)  74U;    HiiPKRr  3, 1,461;    tu   gevatteren   stehen   MsaTia 

und   LiBXHART   Eltäst.   wb.    I&&. 

d)  Verwendung  in  Sprichwörtern :  dtr  scbafer  ist  terdlchlif, 
der  beim  wolfe  gevatter  stehu  t^L  ScanAD^a  i/r  hii/erscAaia«* 
der  deutschen  spräche  131 :  wer  beim  wulfe  gevattar  steht,  antaa 
einen  hnnd  unter  dem  manlel  haben.  tbendorL  wgL  Siaaoca  IM» 

t)  bedeulungsentwicklung  der  formeL 

\))  allgemeine  er  Weiterungen  det  bedeutungtfthaitt»  (UfL  tktm 
4651)  er  bal  dabei  nicht  tu  gevaltern  gestanden.  WA^aia 
I,  i64i;  von  allen  professoren  in  (iOitinfien,  die  noch  lebca, 
ist  keiner,  bei  dessen  berufung  und  anselzung  ich  nicht  {•• 
valier  gestanden  und  als  niiilelsperson  gebraucht  gaweaa« 
wäre.  IIbvnb  iiieft  an  J.  v.  Mt)lltr,6&. 

•l))  das  moment  der  pflege  ntrwuuälukuflätktr  ArsM*«af«a 
macht  tii-h  geltend:  gevulter  sieben,  bttm  eaM,  hti  dtr  laalr, 
beim  tetler  mn.  AiBaKrar  Letptkgrr  mundtrt  iti*. 

n))  dat  moment  der  dienstlnUumg  tnit  htrnr^  sa  gcvallar 
stehen  aiMml  in  stkneittriithtn  tedtntatttn  dht  timfttkt  btd^n- 
tuuii  ton  beistehen,  hälfet  an:  mii  des  kiM  ta  geraiicr 
stehen  rtartn  sieh  etkrttktuitm  btiUehtn.  ttkwtia.  UnMm  i,  MX, 
besi-nderi  im  geidvttktkr  frd§t  tkk  Htm  htdtuiunf  aas.*  t*  §^ 
vulter  stehen,  ia  ftidmtt  MsMra.  «teaisrt 

4))  rteltetthl  führt  auf  dnu  ttuitel  auch  dit  i 
arl  turick :  gevatter  sieben  la  betu§  mtf  [ 
die  amefzi,  vtrpfindtt  und,  dia  ahr  alakl  psaMar«  itr  ki^ 
haßen  phantaut  dtt  in  dn  ttudtnUaAtm  mmtmk9ftu*%f  ta 
tage  ttiU,  enltpricU  et  tUtrdkift  wuär,  sMaa  dtt  eriiiraaf  Aarr 
aa  dat  moment  det  laawAei,  ilar  aerfnrfaaf  aakalf^,  dm  ia 
brauch  und  formet  gavaltar  Mahaa  tarüfff. 

«))  dte  aliesUn    in  dtr  hWfrarar  Mrflea 
sIemRie»  den  gediehltu  GO^iTtaa«,  dtr  aadi  mtf  dm  i 
noch  nitht  eugttchrinki  iä,  itarfsra  dm  stasrtaea 
aecA  in  freier  reis*  utrHudtL 
der  stieffei  laafi  i 


{iim  I9i. 


4659  GEVATTER  II  (anredeformel) 

der  schweisz   der  eitern  wird  verkocht,  die   sich   daheim  mit 

sorgen  quälen, 
der  hauszrath  wandert  zu  gevatiern :  der  pursche  lärmt,   fährt 

aus  nud  hauszt 
mit  wirthen,  pferd  und  jungen  mägdgeu. 

J.  C.  GÖNTHBB  ('las  tüuier  viele  unheqrundele  vorwürfe 
verlheiiUi.ite  frauemimmer)  5.  aiisg.  433. 
was  der  und  jener  thut.  was  dem  und  jenem  paare 
der  hochzeitgast  geschenckt,  woher  das  siräuschen  sei, 
das  Amaryliis  trägt,  wie  oft  das  conterlei, 
so  Clandesiin  versatzt,  doch  schon  gevatler  worden. 

GÖNTHEH  {Theoilusms  11,1)  5.  auß.  979. 

schon  vor  dem  druck  von  Günthers  gedichten  tear  unsere  redens- 
art  in  der  form  gevatler  stehen  von  Picandkr  verwendet  worden: 
und  als  sein  Schuldner  kam 
und  alles,  was  er  sah,  statt  seiner  Zahlung  nahm, 
so  laiid  er  weiter  nichts  als  schabichie  periiqwen 
..der  Schlafrock  muszte  gleich  damahls  gevalter  stehen. 

yediciUe  l,a41. 

den  andern  will  das  hausz  erdrücken, 
er  musz  zum  Merseburger  gehn, 
und  will  der  vater  nichts  mehr  schicken, 
so  musz  das  kleid  gevatler  stehn.    2,5U1, 

vgl.  auch  unter  gevatterschaft  (4). 

b))  die  form  zu  gevattern  stehen  ist  die  seltenere  und, 
was  wol  zu  beachten  ist,  jüngere:  mein  rock,  den  ich  tags 
vorher  versetzt  hatte,  weil  ich  in  der  äuszersten  not  war, 
steht  noch  zu  gevattern.  R.  Lenz  hofmeister  II,  3 ;  zu  ge- 
vatter  stehen  verzeichnH  Vollmann  im  burschikosen  Wörter- 
buch (1846);  in  allen  anderen  belegen  erscheint  die  ktirze  formet 
'gevatter  stehen':  deruhaiben  nothwendig  . . .  die  bücher, 
weisse  wasche,  kleider  und  andre  mitgebrachte  schöne 
mobilien  das  gevatterstehon  eingehen  musten.  Mei.issus 
galante  Salinde  (1744)  167;  gevalter  stehen  in»  hospittum  von 
1747  vgl.  Klugk  deutsche  Studentensprache  92;  gevatler  stehen 
KiNDLKBEN  Studenten  lexikon  (1781);  die  kleider  stehen  vei- 
niutlich  gevatler  F.  L.  Schröder  beitrage  zur  deutschen  Schau- 
bühne (1786)  1,1,3;  meine  uhr,  mein  kleid  steht  gevalter, 
Bia  montre,  mon  habit  sont  engages  Schwan  (1811)  439 ;  ^gevalter 
stehen  in 'der  Göltinger  Student'  {[SiZ);  'der  flotte  bursch  (Leipzig 
1831)  vgl.  J.  Meieu  Hallische  Studentensprache  59.  anmerkung ; 
studentisches  konversalionslexikon  (1825),  vcrgl.  Kluge  a.a.O., 
meine  uhr,  mein  ring  steht  gevatler  (in  familiär  und  jocose 
language)  my  waich,  my  ring  is  at  my  uncle's,  is  pawned.  Hilpert 
2,1,461. 

^)  eine  seltsame  idenlißcirrung  hat  die  furmel  in  der  ursprüng- 
lichen bedeutung  bei  den  bürgern  des  aUcn  Halle  gefunden :  sonst 
heisst  auch  auf  dem  breiten  steine  gehn  bei  dem  Haliischen 
biirger  soviel  als  gevatler  stehen.  Kindleben  idiottkon  der 
hurschenspr.  {neudruck)  31. 

3)  die  anredeformel  in  ihrer  ausdehnung  auf  freunde  und 
bekannte. 

a)  in  unmittelbarer  anrede 

a)  die  einführung  ohne  beiwort: 

waerleicli,  gevalter,  du  hast  war, 

wol  au,  ir  herreu  an  die  schar.  .  ,.  „  „ 

faslnaclilsiiivtH  428  {Netdiiartsptel)  Keller. 

gesundheit,  gevatler,  gönnt  mir's,  das  essen  schmeckt  und 
bekommt  mir  Tieck  {kaiser  Oclavianus)  1,156;  aber  gevatler, 
gevalter,  iiir  bald  fünfzig,  und  das  junge  mädchen.  ebendort. 

zu  mittag!  gut,  gcvatter!  jetzt  gilts  freundschaft. 

ihr  wissi,  'wie  sich  zwei  liande  waschen  können. 

ihr  wollt  auch  gern,  ich  weisz,  dorfrichter  werden, 

und  ihr  verdicnts,  bei  gott,  so  gut  wie  einer. 

Kleist  zvrbruckeiier  krug  1. 

ebendort  bevorzugt  Kleist  sonst  die  koseform  gevatterchen  vgl.  auch 
szene-,;  wenn  man  so  den  süiuitiig  hinüberging  nach  Deutz, 
seinen  Schoppen  zu  trinken  im  Marienbildciien,  dann  hiesz 
es  rechts  und  links:  gevalter,  geht  ihr  auch  nach  Deutz? 
Immermann  der  carneval  und  die  somnambule  (werke  8  s.  110); 
der  fischer  sagte  zu  dem  Blase:  auf  solche  weis',  gevalter, 
mücht'  ich  mein  handwerk  nicht  das  ganze  jähr  treiben. 
MöRiKE  das  Stuttgarter  hulzelmdnnle in  (ges.  schriften  l^fl'i^); 
'guten  abend,  Ilans',  rief  der  Schlosser  mich  an,  'bist  du 
auch  da?'  'ich  sollts  denken,  gevalter',  sagte  ich.  Freytag 
(soll  und  haben)  4,  180. 

ß)  beiworte  allgemeiner  art, 

1))  jezo  sprach  der  papa  zu  des  chors  tonkundigem  meister: 

bravo  f  hier  ist  kraft  in  dem  saz,  und.  lieber  gevatler, 

auch  in  dem  vortrug  kraft.  Voss  Lnisi^  3,530. 

2))  gern  sah  solches  der  freund  und  sprach  mit  erlogener  stimme 

kommt  ihr  vom  raihaus  heim,   nerr  gevalter?  Ihr  bringet 

ein  kluges 
Protokoll  mit  nach  haus,  da  unter  dem  but,  wie  ich  nieiKe. 
MöRiKs  (.iäylle  vom  bodensee)  !,;>&(>. 


GEVATTER  II  (anredeformel) 


4660 


3))  lieber  gevalter  und  getreuer.  Markgraf  Friedrich  von 
Brandenburg  an  einen  anonymus.  8.  febr.  1485  bei  Steinhausen, 
privalbr.  1,240  'hochgeborner  fürst,  freundlich  lieber  vetter 
und  gevalter'  Friedrich  Wilhelm  I  an  Herzog  Friedrich  Ludwig 
von  Holstein- Beck.  Varnhagen  biographische  denkmale  2,  51 ;  her- 
zenslieber gevalter,  landsmunn,  gönner  und  freund  Hamann 
(an  Herder  20.  april  1782)  6,  237.  UoUi. 

y)  individualisierung. 

1))  ich  und  die  geselle  mein 

wellen  den  vortrit  vor  im  pehalten; 
es  well  dann  ungelück  walten, 
so  komen  mir  auch  und  springen  cnpor. 
gevatler  Englmair,  nun  tritt  aber  vor ! 

fasUiachUidelo  (Noiitharlspiel)  419. 

was  mag  wohl  Carlstad  in  diesen  unverschamblen  lügen  ge- 
sucht haben?  ich  acht  die  zwei,  das  erst,  das  der  pofel 
sol  dencken,  o  es  ist  nichts  das  der  Luther  oder  ander  an 
dem  babst  gethon  haben,  sie  heucheln  im  alle,  hie  ist  der 
man.  d.  Carlstad  wins  thon,  der  weisz  den  babst  recht  auf- 
zunesteln, wie  dünckt  dich  neibcr  (nachbar)  Kndres,  und  lieber 
gefatter  Peter?  das  ander,  das  er  den  Luther  mit  dem  babst 
einwickel.  Luther  das  ander  teil  wider  die  himmlischen  pro- 
pheten  (1525)  H2'; 

gevatler  Bürger!  sagt  einmahl, 
sind  wir  nicht  brave  ihoren, 
dasz  wir,  durch  selbst  gemachte  quäl, 
den  schönen  mai  verloren? 

GöCKiNG  an  ISürger  hei  Borger  werke  (1814)  1,224. 
mein!  sage  mir,  warum  die  lürslen  fechten?  „  .    .  , 

fragt  Gregel  den  gevatler  Hein  (Hein  koseform  von  Heinrich), 
der  lacht  und  spricht:  wenn  sie,  wie  wir,  gedächten; 
sie  stellten  alle  händel  ein. 
wenn  sie,  wie  wir,  nur  oft  zusammen  zechten; 
sie  würdöu  l'reuud  und  hrüder  sein.  Hagedorn  3,35. 

dieser  (sc.  mein  vater)  durch  meinen  aufseher  benachrichtigt, 
dasz  ich  mich  nach  und  nach  in  meinen  zustand  finde  und 
besonders  mich  leidenschaftlich  auf  das  zeichnen  nach  der 
natur  geworfen  habe,  war  damit  gar  wohl  zufrieden,  tlieils 
weil  er  selbst  sehr  viel  auf  Zeichnung  und  mahlerei  hielt, 
theils  weil  gevalter  Seekaz  ihm  einigemal  gesagt  hatte,  es 
sei  schade,  dass  ich  nicht  zum  mahler  bestimmt  sei.  Götiie 
(dichtung  und  wahrh.  6)  25,  17;  da  heisst  es  immer:  mein 
lieber  herr  gevatler  Schulz  und  lieber  herr  confrater  und 
socius  nialer  Müller  l,  276;  die  band  her,  eingeschlagen, 
gevatler  Clemens.  Tieck  (kuiser  Octav.)  1,  156; 

ei,  was  zum  Denker,  sagt,  gevalter  Adam! 
was  ist  mit  euch  geschehn?  wie  sehi  ihr  aus? 

Kleist  zerbrochener  krug  1. 

Erster  Bergmann:  Ei  das  geleier  da,  es  stört  mich  nur! 
Steiger:  Sag's  nicht,  gevaltter  Klaus!  das  liederwesen, 
ich  meine  so  der  ton,  die  inelodei,  — 
das  thui  uns,  mein  ich,  not,  wie  brol  und  wasser. 
denn  schau'  -   wenn  loh  recht  viel  zu  tag  gelördert 
und  sitze  abends  so  bei  meiner  Gertraut, 
und  meine  buhen  spielen  um  mich  her, 
und's  jüngste  mädel  schlummert  mir  im  arme  — 
dann  schau,  gevalter!  —wenn  ich  auch  nicht  sing', 
so  ist  mir's  doch,  als  sang  mir  was  im  herzen, 
als  ob  mir,  gott  verzidh's,  der  liebe  herrgott 
ein  liedlein  selber  spiel  in  meiner  brüst. 

Zacharias  Webner,  Martin  Lullier.    (Minor  26.) 

2))     erster  liüiger:  gevatler  giobschmied,  seht  ihr  wohl?  der 

kaiser, 
den  hammer  in  der  band!  vivat  Uudolfusl 

Grillpakzkr  (liönig  Oltoknr  65,83. 
3))      Zimmermeister  i  du  bist  ein  verwegener  laugenichis. 

Hansen:  gevalter  tropf!  lasz  du  den  herzog  nur  gewahren  1 
Göt»e  (t'i//)io»i  4,  IJ  8,243. 

b)  von  der  anrede  aus  geht  der  gebrauch  auch  in  die  form 
der  d'itten  person  über,  hier  treten  die  eigennamen  zurück,  um 
so  giöszcre  ausdehnung  gewinnen  die  berufsbezcichnungen.  das 
schlosz  glich  einem  kloster;  jedem  war  vergönnt  an  seiner 
pforte  zu  klinken  und  bescheiden  einzutreten;  niemand  aber 
durfte  hoffen,  mit  gevalter  Hinz  und  Kunz  wie  in  einem 
gaslhofe  zusammenzutreffen.  Immerhann  der  neue  Pygmalion 
(werke  8  s.  29).  ich  hab  ein  paar  nichten  und  einen  gevalter 
schenkwirth,  wenn  sie  von  denen  gekostet  haben,  und  wer- 
den dann  nicht  zahm;  so  sind  sie  ausgepichte  wölfe.  Göthb 
(EpmonMV,  1)  8,  247 ;  gestehe  ich  dies  also  nur:  mit  dein 
gevalter  maurer,  mit  dem  vetter  Zimmermann  ist  schon  abrede 
genommen.  Göthb  (was  wir  brauchen)  11,  276; 

der  meisler  keilner  auch  ist  keine  memme, 
gevalter  koch  ist  keiner  von  den  feigen; 
selbst  der  noch  jüngst  den  bratspiess  niusste  wenden, 
er  Buriugt  heran,  deu  lanzenschaft  in  bänden. 

Uhland  fiirtunat  und  seine  saline  l. 


4661 


CEVATTEH  11— CKVATTER  fem. 


GEVATTEB  tem. 


4662 


leulc  im  rotkfn  ruck  mit  blauen  ouftcItlSgen  rouiülen  «be- 
msU  .  .  .  vur  iler  IbQr  «teben  bleiben  und  bftclieiJen  Jeo 
hat  ah^ielirn,  wenn  der  wirlb  ihnen  den  trunk  reicht«; 
wenn  ate  aber  ein  geiUoteu  trugen,  mit  jemandent  ao^uttoiten, 
«o  warteten  *ie,  bin  der  gcvatter  f.iflineiiier  Idtr  ubdftker) 
Türflbrr  kam.  IImiiiki  {Maria  MagJaltna)  2  118;  wenn  du  för 
doinu  gro^'cn  biine  keine  «tiefeln  linJent,  lo  mutt  der  ge- 
V  iU)T    künclincr    dir   nuch    in    der  nacht    Ober  deine  fUiM 

en  |i«;l/  niihcn.  G.  Khkitac  (iuU  und  hohtn)  &,  907. 

fl)  du  üben  lehnn  brteiiU  urdditluhe  nebenbtdeuluiig  maehl 
tiek  auch  in  duten  Verbindungen  gtUend,  vor  allem  in  unknüp- 
fung  an  Jat  sehneidergeweibe,  iai  ScaiLLKi  in  du$tr  viel  witier- 
hotten  Verbindung  eimicfuhrt  hat: 

last  «iu  i;eli<ii!  lintl  Tierenlitiher, 

fevatler  icliiii<liler  udiI  handtchulimacbtri 
■Ktin  In  fcorniioii  tu  HiieK, 
wUian  vl«l,  wat  der  brauch  Ut  Im  krieg. 

ScHiLLiR  {Wiiltrn^leiiit  Imjtr)  H. 41. 

flOji/.er  »ogar  und  gieazer,  gevatler  Schneider  und  handscbuh- 
mat'her  J.  Cutthülf  4,  tio;  was  geht  es  den  Peter  und  den 
Christoph  an,  uli  Fonck  oder  ein  anderer  den  Conen  umg«> 
bracht,  man  übeigebc  mir  die  sache,  ich  züode  mir  die  pfeife 
an,  lese  die  akten  dureh,  referiere  darüber,  bei  verxchlusseneo 
thilren  urtheilt  darüber  das  kollegium  und  schreitet  zum  sprurh, 
und  spricht  den  kerl  frei  oder  verurlbeilt  ihn,  und  es  kribt 
kein  bahn  darnach,  wo/u  diese  jury,  die  gevaiter  Schneider  und 
handschuhmucher.  IIkinb  IS,  118  (britft  aut  Berlin) ;  sie  wollen 
wühl  neue  kombinatiunen  im  spiel ,  aber  keine  neue  regel, 
sie  .  .  «eben  sich  nach  dem  gevatler  handwerker  um,  der  die 
blutter  Hub!  anders  mischt,  auch  wohl  hin  und  wieder, 
denn  abwechselung  miisz  sein,  einen  neuen  trumpf  einsetzt, 
aber  im  übrigen  die  altclirwürdige  erßndung  des  ur-ur-grosz- 
Vaters,  wie  das  nalnrgesetz  selbst,  respectirt.  HüsaKi.  (vorwmt 
lu  Maria  MatjdiUna)  lo,  47.  toller  als  wie  damals  nacb 
kiosterZuveo  ist  ^^ol  nur  selten  um  eid  und  ebre  deutschen 
kriegsvulks  und  deutscher  ritterschaft  von  munsieur  Arlequin 
mit  der  diplumatischen  pritsche  und  gevatler  hanswurst  mit 
dem  puliiischcn  plunisack  berumgelanzl  und  tugehaucn  wor- 
den. W.  Uaabe  llastenbeck,  i.  lOI. 

v)  eine  alte  Verbindung  ist  gevatler  todl:  der  baur  mit  seim 
gelatter  tudt,  ein  fastnachtspiel  von  i.  Avata  Keller  iWff.; 
tudt  gevatler.  SiuiinsiKDüR  Gg';  der  gevaiter  lud.  br.  Grihm 
kinder-  und  liausmdrchen  I,  253 /f.  (I^M),  v*rgL  anmerkungen 
3,  69 — 71 :  gcvallir  lud,  eine  dichtung  von  0.  Roqiktte.  diese 
tusammenstellung  ist  allerdings  nicht  so  verbreitet  wie  die  syno- 
nyme ,, freund  Mein",  die  oben  {sp.  885)  xh  spät  angeseilt  wurde, 
auch  sie  nicht  in  dltere  seit  surück. 

GKVATTEU,  fem.,  entspricht  dem  allhoehi.  fem.  givatara 
(linirr  3,  s:s) :  coinmatrem  spiritalem  givatarun.  ylosten  su  den 
decreten  Gregor  (lü.  auf  II.  jahrh.)  Steinmbykr  Sikvbrs  2,137. 
wie  die  geschichte  des  maskulinums  seigt  (vgl.  gevatler  sp.  4&40/f.), 
steht  für  die  bmennung  der  taufieugen  das  männliche  elemenl 
so  sehr  im  Vordergründe,  das  die  weiblielien  xeugen  nur  in  den 
ableitenden  Suffixen,  nicht  abrr  ttn  Stammwort  silbsif  su  ihrem 
rechte  kommen,  das  su/fix,  dessen  sich  untre  ableitung  bedient, 
verliert  sehr  fnVu-  die  charakteristische  form,  trotsdem  gelingt  es 
der  kunkurrenzform  gevatlerin  (sf.  4ü67)  nicht,  sich  ganz  an  die 
stelle  >u  settert.  das  bedürfniss  der  kenmeiehnung  des  weiblichen 
gtschlechtes  wird  beim  gebrauch  unseres  Wortes  vielfach  durch  be- 
gleitende bestimmuni,eH  befriedigt,  noch  hdußger  jedoch  wird  die 
nolhtrendigkeit  einer  hervorhebung  des  gesdilechiet  gar  nicht  em- 
pfunden. 

1)  illtcste  belege,  geltuiigsbereich,  formen, 

a)  ausser  in  den  allhochd.  glofsen  ist  das  frmininum  auch 
in  den  alldeutschen  gesprdchen  belegl  U'id  tvar  in  einer  rerren- 
dung,  die  auf  Ungeren  entuicklungsgang  siirücilvrü<;  gevathere 
lalz  mcr  8erle(seitan,  stuprare)  nUJ.  gesprädte  10t.  loIcArn  Über- 
gang von  der  erweiterten  bedeutung  des  wertes  bis  su  obscöner  Ver- 
wendung Idsit  sich  in  mitteiilterlichen  quellen  schon  für  commater 
deutlich  verfolgen :  cummatres  nppcllalae  nmlieres,  qnae  una 
in  domo  cum  episcopis  et  clericis  maoebant,  interdum  et 
sorores  vocatae.  chrun.  (aiill.  Burdini  ad  ann.  I3u3:  queri- 
monlae  camerae  populi  hae  erant  quoJ  dommi  episcopi  et 
alii  cleriri  .  .  .  feminas  nimis  juvenes  in  domiciliis  suis 
haberent,  quas  commalres  vocanU  Ducakcb  II,  t.  440*  de- 
teiiore  sensu  ire  ad  commalres  ebendori  (la  Monnoie  gUu, 
Burgund.  IS4).  für  die  mittelhochdeutsche  seil,  die  die  lt»m- 
kurreniform  gevatlerin  nocA  nidit  belegt,  Ueg<n  wettere  Ver- 
wendungen vor: 
IV. 


•4  «itt  gavaur  gel«  ir  fetaitra 

Ngtaoei  »aaierfl  Hb*t  *t»  %n*m.      IU»m$r  Ittn. 

losr«  le  eiioer  gevaierea 
«■de  rar  Ir  nter  itn  gaiera. 

fmeäi0  dm  gifrri,   ttätm  itk 

*ia,  Hab«  g*«sur 

jeatli  dar  gaUr 

wie  U4  ueb  gaMbalMaf  ekni*  ISI. 


dA  sprach  Uaogrln 

vrags  ill«  covaierto  din. 

Ob  sie  Uli  liab«  bebalun.  d«t  k  «an. 

J.  Cai^e,  lUiiAmn  Faekä  OL 

dt««  rada  dA  varnla. 

dar  bAi  «io  manflaebl  ghin, 

dl««r  bll  «io  iIppabAr  blgta. 

}ar  Ist  Olli  «loer  gevaiern   gsrAgei . . 
RS  bint  ki  ntl  ir  pbanningaa 
vil  woi  underitandtn 

llsmaica  v.  Nils  iirUtUrMe»  9n  Ueimtei. 

46  sich  Ir  udt  soll'  «ndtn 
und  sin  gr<l  wolda  waiidaa. 
6h  lion  «In  ir  «««siar  dar, 
diu  wart  Ir  isidei  wol  ga«ar, 
diu  iprarb:  'gevaier,  tscai  mir, 
durch  goi,  war  umb«  irarai  ir .' 
Ifi  lu  nilD  irevaler  gram, 
leb  mache  in  lu  th  gaborsam'. 

te^iimmtaltentemer  1, 118  •.  d.  /lafM. 

d6  il  die  vrsi  von  im  gawan, 
dl  mit  gl«  tie  von  dan. 
di  *i  ein  ir  gevatern  vant. 
dar  l«l  fi«  tchicra  bokaoi. 

geiiammlabeHieu.r  2,  IV»  r.  ä.  HagmL  thenn  S,US. 

b)  im  1&.  und  1«.  Jahrhundert  ist  die  fetm  uUreiek  Megl, 
sie  erscheint  in  Chroniken,  bei  Miansa,  Lcri-a  •.  a,  Muekdm 
grammatiker  jener  uü  führen  sie  auf:  quae  ruoveniant  tiria 
ac  mulieribus,  non  mulata  lerminatione,  »ont  commaol«  g*> 
neris,  ut  der  gev.itter,  compater,  die  gevaiter,  commater.  CLues 
(neudrKii  28.  sp/tter  rinU  unur  mori  mehr  in  die  epkit«  de» 
vMsmdstigeu  herab,  die  mitterbiicher  neAm/n  immer  teitner 
noiis;  »^evatler,  komatert.  deutsch-preuu.  rorot^er  ro«  tnftmg 
\b.  Jahrhunderts.  NsssEiaann  i.  11;  gemalter,  ^Iriniu,  patriaa. 
HuPFOFF  M.  Kaisios  (I700)  il«;  „die  gevaiter"  ßr  „die  ge- 
vatlerin" ist  schlecht,  kommt  aber  im  gemeinen  leben  SÄ4> 
obersachsens  hfluHg  vor.  Hi!T<<atz  Antsbarbanu  1,  M>;  tai 
gemeinen  leben  einiger  gegenden  wird  gevaiter  in  beiden  f»> 
schlechtem  gebraucht,  meine  frau  gevaiter.  AoBLonc  t,  MI. 

c)  formen,  die  alte  endung  ist  noch  im  vocab.  opltm*$  kr- 
wahrt:  commater  gevatra  i,  45,  r^  DiBrcnaaci  ia&*.  im 
andern  voeabulare  weisen  gevaier,  gevader,  gevadir  msf,  tgL 
DiBrERaAcii  a.  a.  o.  vgl.  auch  die  mtttelhoehieutteken  hel^,  die 
die  apokope  schon  durchgeführt  setgen,  im  iuutwtwsenktmg  mti 
diesem  Verluste  des  für  die  gesckledilAestimmung  entsekeUtudt» 
Suffixes  stehen  die  neubtldiingen  wie  gevatlerin  {s.d.).  fMSlMr- 
frau,   (s.d.)  gevatterscbe  (s  d.). 

2)  gebrauch  des  Wortes,  a)  absoluter  gebrauth:  ilem  am  •••• 
tag  ao  man  singt  invncavit  gelag  mein  bausfrauw  DorotbM 
ainer  tuchter,  ward  KHsabel  genannt,  gott  sei  geiopi.  ai« 
ward  getauft  im  &«.  [vgL  anm.)  jar.  .Margarela  mem  kciMB 
ward  gerillter.  cAronüc  des  B.  /.nk.  d.  sUiUektem.  *,  Itk 

6i  Verbindung  mtl  posaeutvbeüsmmungtn : 

a)  diu  vrouwa  gj«, 

dA  si«  in  Mch  80*1  mii«d«a  hi«. 
bin  in  dan  bof,  und  bat  «in  wip. 
der  (<<<-reM)  gevat«r  wa»  ir  ü». 

gtusmmtahtnurur  t.Stt  e.  C  »«fm. 

und  darzu  inn  der  kinndipel,  ta  «iner  fart  WUÄ  ait  mm% 
mag  aio  kiondlprllerin  oder  jeisandl  von  Ire*  «tflra  aaik 
tischzeit  zu  ir  laden  oder  ungeladen  in  ir  kaiK«,  ir  aaltr, 
aofrowen,  ewiger,  awesler,  gescbwriea  oand  ikr  feffniler 
unnd  sunst  niemand  ander«.  .ViimWrfer  fsiiansiisvrfHmail 
72;  es  ist  wahr,  aie  ateckt  taglich  iito  da,  «M  M^  Ml  ick 
dafür,  gar  ihr  gevaiter.  C  RBi:;aa,  der  sfcstiii  A—  S$M&m- 
ptmpe  krtmkkät  mmi  Iti  %,  IM ;  nun  mar  M  afd  Mi  taf, 
dasz  sie  dess  legt  aickl  Bit  ihrer  gevaUer  m  rwl  kaaMM« 
mocbL  aber  gleich  aorgta  (r«h  fiesf  •*•  ra  ihr.  Im*  der 
U<  «  sol,  4. 

ß)  ob  ein  man   ein  kind  ea«  der  lanff  hcM  o4ar  m  im 
firmung  hell  «la  er  «irt  grtallcr  dea  ki»4e  ««kr  »der  ■MMr 
und  des  kind«  göt,  also   wirt  aacli  a« 
die  vor  mil  im  leiplich  vennlachl  iat,  geoltar 
and  mueler  und   dea  \mM  f««.  Mta<*eair  lanJliir,  «fL 

ScUkLLKB    1%  ^u 

m 


4GG3   GEVATTER  fem.— GEVATTERBRIEF 


GEVATTERBRIEF 


4664 


c)  Verbindung  mit  adjektiven  und  Substantiven. 

n)  in  der  anrede:  1))  o  mein  liebe  gevatter  ich  sagt  euch 
gern  ein  grosze  heimlichkeit.  buch  der  liebe  302,  4;  daiumb 
soll  man  die  weiber  und  weibische  gepieppere  weit  von  den 
krancken  und  sterbenden  menschen  treiben,  die  do  sagen 
„liebe  gevatter  und  lieber  Hans,  es  hat  noch  nit  notli,  ir 
werdeih  wol  wider  gesund,  selig  und  reich".  Lüthfr  ausle- 
gumj  deutsch  des  Vaterunsers  {\b\a)  i9'4';  das  broth  sterckt  des 
menschen  hertz.  darumb  Sprech  icb,  wider,  liebe  gefatter,  frest 
ewren  faulen  brel  selbst,  ich  warth  des  teglichen  brotes, 
das  mich  stercke.  ebendort. 

2))  nei  luegei  doch  das  spinnli  a, 

wie's  zarii  lade  zwiina  cha! 
bas  gvatter,  raeinsch,  cha'schs  au  ne  so? 
de  wirsch  mers,  traui,  blibe  lo. 

11  EHRL  (las  spiiinlcin. 
3))  liebe  gevater  Sellenfridt, 

solt  esi  mich  vei-schmohen  nlt, 
das  mich  der  ode  sclieiiilicli  man 
hell  zi°i  den  schelmen  heissen  sian? 
ach  heil'fendt  mir,  ich  kan  so  vil, 
das  Ich  in  wol  verzoufTren  wil! 

Murner  schelmcnzunfl,  neudruck  31. 

ß)  dein  alte  Günczel  gl'ater  hastu, 

die  dir  lieimlich  tragt  ab  und  zu. 

du  mainst  vileicht,  ich  kenn  dich  nicht? 

II.  Sachs  die  twm  gpfallern  [neudruch)  63, 104. 

d)  in  den  Verbindungen  zu  gevatter  bitten,  gevatter  stehen 
M.  a.  macht  sich  das  genus  unseres  Wortes  am  wenigsten  be- 
meiklich.  in  solchen  Verbindungen  hält  sich  das  femininum  bis 
auf  die  heutige  zeit: 

fing  ihre  freundin  an:  was  schwimmt  dort  auf  dem  meere? 

ein  kastchen  I  wie,  wenn's  voll  Juwelen  wäre? 

ach,  Doris,  wäre  das  nicht  schön? 

allein  ich  sag'  es  dir,  ich  hab's  zuerst  gesehn, 

und  liömmt  es  an  den  Strand  geschwommen, 

so  ist  das  glück  des  schill'bruchs  mein; 

doch  du  wirst  ja  bald  niederkommen, 

und  das  versteht  sich  schon,  ich  musz  gevatter  sein; 

dann  bind'  ich  dir  drei  schnüren  perlen  ein. 

Gellert  fabeln  und  erzWUnniien :  iias  neue  ehepnar. 

andere  belege  unter  zu  gevatter  gewinnen  sp.  4654;  zu  gevatter 
bitten  sp.  4655,  4607 ;  zu  gevatter  stehen  sp.  4657. 

GEVATTERBITTE,  /.,  nomen  actionis  zu  der  oben  (sp.4665)  be- 
sprochenen Verbalkonstruktion:  anfänglich  marschierte  er,  wie 
ein  pfarrer,  der  seiner  predigt  noch  nicht  recht  sicher  ist  und 
sie  auf  dem  kirchweg  noch  einmal  probiert,  halblaut  und  mit 
händeverwerfen.  er  studierte  seine  gevatterbilte  ein,  sagte  die 
Worte  bald  so,  bald  anders  und  war  er  hinten  aus,  so  wusste 
er  nicht,  wie  er  angefangen  hatte.  Gotthelf  Uli  der  pdrhter 
cap.  6. 

GEVATTERBITTEN,  n.,  substantivierter  inßnitiv  zum  obigen. 
da  der  Wohlstand  unter  uns  oft  das  gevatterbilten  abwesen- 
der persunen  so  nothwendig  macht,  dass  dessen  Unterlassung 
zuweilen  beleidigung  ist.  KOnitz  18,  45;  „aber  base"  sagte 
Vreneli  „wer  soll  ihn  zu  gevatter  bitten?"  „Uli,  versteht 
sich"  sagte  die  base.  „nein,  base",  sagte  Vreneli,  „dies 
darf  ich  Uli  doch  wirklich  nicht  zumuthen ;  er  könnte  mich 
dauern;  das  gevatterbitten  ist  ihm  ohnehin  schrecklich  zuwider. 
GoTTUELF  Uli  der  Pächter  cap.  i;  dasz  das  gevatterbilten  nicht 
eben  die  angenehmste  Verrichtung  sei,  hatte  er  immer  gehört, 
aber  sich  doch  nicht  vorgestellt,  dass  man  dabei  wie  ein  hund 
behandelt  werde,  ebendort. 

GEVATTERBITTER,  m.,  nomen  agentis  zum  vorhergehenden : 
heunt  musz  ich  zu  gevaltern  stehen,  hingegen  musz  mir  der 
gevatter-bitter  100  fl.  auf  nimmermehr  bezahlung  darleihen. 
Abele  k.  Unordnung  (lü70)  1,  304;  kinder  hatten  beide.,  auch 
nicht .  .  Firmian  hatte  schon  in  seiner  phanlasie  die  scherz- 
haften proberollen  eines  ernsthaften  kimisvaters  und  go- 
vatterbitters  durchgemacht  —  aber  es  kam  nicht  zum  auf- 
trelen.  J.  Paul  Siebenkäs  3,  13.,  erstmals  angeführt  bei  Campe 
2,  354. 

GEVATTERBRIEF,  m.  wort  und  brauch  entstammen  den  mit 
dem  gevatterbilten  verknüpften  förmlichkeiten.  gevati erbrief  ist 
dasjenige  höflich  geschriebene  oder  auch  oft  gedruckte  schrei- 
ben, worinnen  der  kindtaiiffenvater  derjenigen  person,  so  er 
zum  tauffzeugen  erkiesset,  die  glückliche  entbindung  seines 
weibes  entdecket  und  mit  benennung  des  tages ,  orts  und 
stunde  sie  freundlich  ersuchet,  solches  amt  und  heilige  werck 
wilüg  auf  sich  zu  nehmen,  wird  insgemein  von  der  amme 
oder  muhme  herumgeschicket.  an  etlichen  orten  bittet  der 
kindtaufenvater  die  gevaltern  mündlich.  Amaramhes  frauen- 
zimmerlexikon  (1715)  666. 


1)  der  erste  beleg  gehört  der  zweiten  hälfte  des  17.  jahrh.  an, 
weist  jedoch  bereits  auf  längere  Übung  des  brauches  zurück:  wie 
ich  denn  cxempel  weisz ,  dasz  .  .  sich  andere  so  gestellct 
haben,  wie  mit  denen  erlogenen  brand-brieffen,  und  haben  fal- 
sche gevalter-briefe  geschrieben,  und  solche  vornehmen  leuten 
in  der  Stadt  hingebracht  .  .  da  seind  die  leute  froh  gewesen, 
dasz  sie  sich  mit  einem  thaler  oder  was,  abgekauffet . .  das  kind 
mag  gleich  nimmermehr  dazu  gebohrcn  werden.  Prätorios 
gtückstopf  (1669)  145.  die  übrigen  beispiele  gehören  dem  18.  Jahr- 
hundert an: 

a)  ich  bin  ja  8  jähr  alter  alsz  Caroline  war;  den  ich  er- 
inere  mich  noch  gar  woll,  dasz  wie  ich  dasz  erste  mahl  in 
Hollandt  war  im  winler,  schickte  mir  i.  g,  der  churfürst 
einen  gevatterbrief,  um  Caroline  patte  zu  sein.  Elisabeth  Char- 
lotte (28.  febr.  1711)  litterar.  verein  107,  273;  da  ist  ein  kcrle, 
dem  hab  ich  in  diesem  gasthoffe  wohl  sechstausend  gläser 
bier  eingeschenckt,  den  wolt  ich  bei  diesem  ehrenwerke 
gerne  haben,  wegen  der  alten  bekandscbafft,  aber  er  hat  mir 
den  gevatterbrief  zurückgeschickt,  ausz  Ursachen ,  weil  Ich 
ihn  nicht  edler,  wohlehrenvester  titulirt.  Weise  die  drei 
ärgsten  erznarren  (neudruck)  97;  also  kan  man  gar  wol 
in  omnem  eventum  die  gevalter-briefe  schreiben,  und  die 
Veranstaltung  zum  kind-bett  machen ,  ob  man  gleich  noch 
nicht  weisz,  wie  es  mit  der  gebührt  ablaufen  werde,  wenn 
nur  die  wirkliche  hoffnung  zu  einem  söhn  oder  tochter  da 
ist.  PiSTORius  teutsch-juristineher  sprichwörterschatx  (1716)  411; 
auch  ihr,  meine  liehen  freunde  und  gönner,  gewannet  Zu- 
sehens mit  jeder  Station,  die  ich  zurücklegte,  in  meiner  nei- 
gung  und  achtung.  ihr  erscheint  mir  in  der  entfernung  in 
einem  viel  wohlthätigern  lichte,  als  da  ich  noch  euern,  manch- 
mal ungelegenen  besuchen,  euern  launen,  euern  schmausen, 
euern  gevatterbriefen  ausgesetzt  war.  ThCmmei.  {reise  l)  l,  106 
(1853);  ein  söhn  war  glücklich  zur  weit  gekommen,  und  die 
frauen  versicherten  sämmtlich,  es  sei  der  ganze  leibhaftige 
vater. . .  alle  meldungsschreiben  und  gevaiterbricfe  übernahm 
Mittler;  sie  sollten  gleich  ausgefertigt  sein;  denn  ihm  war  selbst 
höchlich  daran  gelegen,  ein  glück,  das  er  für  die  familie  so 
bedeutend  hielt,  auch  der  übrigen  . .  weit  bekannt  zu  machen. 
GüTHE  {wahlverwandtsch.)  17,  300. 

b)  die  Wörterbücher  verzeichnen  das  worl  nur  spärlich :  gevatter- 
brief, literae  luslrales.  Kirsch  cornucop.  179  (l"64)  und  in 
früheren  ausgaben ;  der  gevatterbrief,  derjenige  brief,  in  welchem 
man  jemand  zu  gevatter  bittet;  niedersächs.  fadderbrcef. 
Adelung  2,640;  gevatterbrief,  la  priere  par  ecrit  de  tenir  un 
enfaul  sur  les  fonts  de  bapteme.  Schwan  (1782)  740;  gevatter- 
brief, a  letter,  by  which  any  one  is  desired  to  stand  godfiither. 
Ebers  643.  Hilpert  II,  1,  461;  vaddernbrev,  gevatterbrief,  auch 
alle  grosze  und  breit  gefaltete  briefeScHürzE/io/s<fin.  id/'ot.4, 295. 

2)  an  das  wort  knüpfen  bestimmte  gebrauche  an. 

a)  form  und  inhalt  des  briefes  ist  am  besten  im  frauenzimmer- 
lexikon  beschrieben  (vgl.  sp.  4663);  in  komische  beleuchtung  ist 
der  „gevatterbrief"  in  Göthes  „mitschuldigen''  (III,  4)  gezogen. 

die  viele  güiigkeit, 

die  mir  so  manchen  fehl  verziehen  hat,  verzeiht 

mir,  hoff  ich,  dieszmal  auch  ... 

ich  weiss  es,  gnäd'ger  harr,  dass  sie  sich  mit  mir  freuen. 

. . .  der  himmel  hat  mir  heut'  ein  glück  geschenkt, 

wobei  ein  dankbar  herz  an  sie  zum  ersten  denkt 

er  hat  vom  sechsten  sehn  mein  liebes  weib  entbunden  . . . 

und  ihre  nachsieht  macht  mich  armen  mann  so  kühn  u.  s.  w. 

GÖTHK  7,94. 

b)  zweierlei  gruppen  von  personen  werden  mit  dem  worte  in 
besonderer  eigenschaft  verknüpft:  solche,  die  die  erfahrung  und 
geschicklichkeit  besitzen,  um  einen  richtigen  gevatterbrief  zu  schrei- 
ben, und  andere,  die  ihn  in  der  hergebrachten  form  übergeben 
können. 

n)  in  der  ersten  gruppe  spielen  die  Schulmeister  einerolle:  wie 
wärs,  wenn  ihr  den  berrn  Schulmeister  (uls  drfensor)  ansprächt? 
er  kan  so  hübsche  gevalterbriefe  schreiben.  Chr.  Weise 
freim.  redner  880;  und  obwohl  diese  schui-bediente  ordent- 
licher weise  auf  denen  dörlTern  die  hochzeit-  und  gevalter- 
briefe  zu  fertigen,  auch  zu  bestellen  pflegen,  so  sind  doch 
selbige  nicht  berechtiget,  denen  bauren  solche  arbeit  aufzu- 
dringen, oder  ihnen  zu  verbieten,  dasz  sie  dieselben  nirgend 
anders  fertigen  oder  bestellen  lassen  dürften.  Klingner  dorf- 
rechte 1,  41;  gevalterbriefe  und  hochzeitsbriefe,  das  ist  mein 
werk,  die  kann  ich  schreiben  trotz  zehen  andern.  Rabenek 
Satiren  (1755)  3,  41. 

ß)  in  der  zweiten  gruppe  tritt  vereinzelt  auch  der  kindes- 
valer  auf: 


4665   GEVATTEUBHIEF— GEVATTKRGELD 

veriaibl,  berr  rlchtar,  4ai<  leb  «ucb  leiii  muu  baoiObn,  (gitbl 

ili-m  I  iiliUr  einm  i/i-miii'rbrf/f.t 
ilor  slorcb  hol  uiir  bt>cli«M  «Ina  jungtu  birlcqulu. 
latai  uur  dm  *i'hr«ibau  lu«. 
ko  werilt  Ihr  veroebmeo  drtu«, 
weiio  Ihr  >olti, 
und  uur  wollt 
lu  mduuiu  hau*«  lelu. 

Cu«.  HiUTia  tiM  llart^uim  kiitdbtllirituekmaiut. 
<  (neuUiHcb)  3&3. 

loni<  überu-iegen  mitleUpenontn,  vgl.  obtn  frauemimmtrUsikon 
und  KLl^cN^R  l,  41:  da»z  lie  bei  niedeikuoffl  ihrer  weiber 
die  gewöliiilicben  gevuiicr-briefe  an  die  lauf-patlieu  durcb  di« 
Heliuiütter  bestellen  iiiücblfo.  Klincnki  dorfrtehn  i,  sei  (ton 
n-iu);  daiu  vyt.:  die  Unterredung,  welcba  ■ich  in  den  garten 
liinuingespunneD  butte,  wurde  durcb  eineu  ecbwarsea  feier- 
liclien  niuiio  uoierbrucben ,  welcber  einen  grusieu  brief  in 
bunter  hülle  durbul,  eich  vur  berrn  liuniuiei  aufitelUe  und 
di'uiitelbeii  lür  Meine  abwesende  tocbter  die  aulTurderung  Uber- 
br.icbte,  |iuthi'n>telle  bei  einem  k.ode  tu  übernehmeo.  G. 
FatuAC  vnlorint  hand$chrifl  II  cap  &. 

cl  tpricJiteörltr :  gcTulterbriere  und  blitz«  ziebeo  aicb  gern 
nuch  buhen  getieiisttlnJeu    WARUEa  I,  I(V14. 

3)  (/«  obtit  btifirochene  brdtutungunlwicklung  von  gefaller 
ttehen  gewinnt  auek  auf  unser  kompo$itum  einßutt:  tr  bat  einen 
guv.iltcrbrief  {mahnbnef)  hekonimen.  WACHta  $f richte,  und 
»piichwörH.  rtdfiisarttit  in  Rudolttadt  (1892). 

ütVATTKUBlUE,  f.,  in  dtr  Hallisehen  ttudtnUnipraek*  mm 
ub»thuJa  (vgL  unter  gevalteriii).  Kiuck  92. 

GtiVATTLIiCHKN,  n.,  kostform  ßr  gevutter,  in  KLBiar* 
„urbroehenem  krug'*  als  anrede  form  gern  vtrtHnJtt: 

Ääam:  «1,  war  tarbracb  den  lirug? 
Uchi:  wer  ibu  lerbrocbeo? 
Adam :  ja,  geTauerchau.  *t«ii«  7. 

GEVATTF.IlKI,  f.,  kolUktivhildung  für  die  gttammthtü  der 
gtvatttr Bleute .  die  iUere  spracht  hat  hitrfiir  gevutreid,  gcvAtierde, 
gevüllrede  (s.  d.)\  die  neuere  schnfttpracht  xieht  für  dentelben 
sweck  gevjtterscbaft  (s.d)vor.  unsere  bildungUiuehtveremzelt  früh 
auf:  als  <lic  gefüttrei  un  einander  zu  der  ee  nicht  nünieu 
uiügen.  py/.  ScHNKLLEa  I*,  SSI.  ändert  belege  ijehönn  der  neueren 
uit  an :  geTotterei  für  gevatteiscbaft  ist  nur  bin  und  wieder 
im  gemeinen  leben  gehriiurblicb,  wenn  es  Ja  in  scbrifti-n 
vorliöuimt,  steht  es  in  verUcbtlichem  verstände.  Hetkatz  unti- 
barbarus  2,  &u;  frauen  und  iiinder  sind  hier  (auf  Gölhes  klei- 
nem freigule  Rostla)  in  ihrem  elcmeute,  und  die  in  stüdten 
unertrSglicbe  gevatterci  ist  hier  wenigstens  an  ihrem  einfach- 
sten Ursprung ;  seibat  nbneigung  und  miszwollen  scheinen  reiner, 
weil  sie  aus  den  unmittelbaren  bedilrfniitsen  der  menscbheit 
hervursprini;en.  Götbk  (tag  und  juhreslufte)  31,  143. 

GtVATTEüESSEN ,  ». ,  gevatter-essen,  oder,  scbmausz 
heisset  diejenige  gastcrei  uder  luahUeit,  soderkindtaaffen-fater 
nebst  seiner  frau,  an  etlichen  orten,  wu  man  keine  gevatterstflclt- 
chen  berunischicket,  denen  gevatlern,  su  das  neugebohrne 
kindlein  aus  der  tautTe  gehoben,  statt  des  gratials  giebet, 
und  selbige  darbei  unsehnlich  bewirtbet.  Amabartbes  frautn- 
nmmerlexikon  (I7is)ti66;  an  einigen  urten  bat  ein  junggesell  von 
der  Jungfer,  mit  welcher  er  zugleich  gevatler  gestanden,  bei 
dem  gevatteressen  ehe  noch  das  erste  geriebt  tranchiret 
wird,  ein  sclinupfiuch  zu  furdern,  daher  das  gevatter-scbnupf- 
tuih  genannt  wird.  KarMTS  18,  3t. 

GtVATTEllFUAU,  f.,  schon  ein  mUteldeutscher  vocabul.  rtr. 
des  15.  jahrli.  veruicliuet  gcfader  frauwe  für  eommattr.  üiefen- 
BACH  13o*:  in  neuerer  teil  taucht  dieselbt  bildung  in  anlehnung 
an  gevatternian,  gevatlersmann  vird^r  auf,  mit  eingeichubenem 
„»":  gefallersfrau,  commere.  Schwan  (1811:  fehlt  in  der  aus- 
gäbe von  l'si,  wo  gn'ittersmann  steht)  439:  am  dritten  tag 
endlich,  nflmlich  gestern,  als  er  eben  wieder  auf  dem  wege 
war,  traf  er  eine  hübsche  gevattersfrau  an,  die  dem  alten 
um  den  hart  su  gehen  pflegte.  G.  Kbllbb,  Uute  von  SeldvyU 
1,  306. 

ÜCYATTEKGELD,  n.,  gevattergeld,  arrAa  compaterniiatis. 
Weissnanm  (1715)  156,  ebenso  Kiasca  rorn.  2,160*  {fehlt  in  den 
späteren  ausgaben);  und  haben  falsibe  gevatterbriefe  ge>chrie- 
ben  .  .  darüber  hat  dieser  .  .  bald  50  bald  mehr  tbaler 
prusperirel,  das  kind  mag  gleich  nimmermehr  dazu  gebühren 
werden:  gnug  dasz  ers  gevattergeld  zeitig  '.^eim  kuplfe  ge- 
krigt  halte.  PaATuBius  y/ü«l>tlup/'(iMO)  t<5;  der  Würfel  ist  ein 
werfet,  wunnit  du  zu  Zeiten  dein  hab  und  gut«  und  auch 
zugleich  deiner  armen  kinder  grOssam  —  tauff  und  gevalter'» 
geld  verwürfest.  Alelb  k.  Unordnung  2,  9* ;  auf  der  andern 


GEVATTEnCBLO— CEVATTKBIOfiELD     4666 

•eite  ial  v«  aocti  «io«  gioat«  suapbe  bei  luodMnii  wiitk«, 
oft  zu  gevatiar  geb«teo  tu  w«r4«u  und,  nach  4«l  ■toifcrMcl 
virler  gegeodtfo,  dt«  llaOinge  ein  ao»ebi>l.cbH  fwrkMk  (f»> 
Taller-  oder  p8tbco|eacli«ok,  welcbei,  «eun  r*  i«  fßiit  f*- 
•cbieht,  daa  fefalter-  oder  patbeogeld  oder  der  palkMpfMak 
genannt  wird)  zu  nacben.  kaOairt  l«,SI.  vgL  aueh  gevtiler  g  g«l4. 

GEVATTfcllGESCHKMi,  ■.,  dMieOe  wy  geiaiitrgeld;  g«. 
vattirgescbenk  suueiiueum  mmmiufU,  Srittaa  UM. 

GEVATTEItGltCSZ,  •..  fMftMft,  Ui  $Ut  Ht  Inftntn 
gegenseitig  machen,  mdkrend  gtt«ll«rgtl4  mW  g«ttller|MdbMk 
von  den  taufuugen  an  den  tdufling  genchiet  maden.  im  Mrl 
i^  vem  G.  Kbbuac  mehrfach  verwendet  an  einer  tUUt,  ••iler- 
haupl  absterbende:  taufjekrauche  lnteran»ek  falfekatlen  merien  : 
ijelzt  lauft  der  Humbuld  von  droben  ia  «flfMfl  gUcekauA- 
schuhen  bis  in  dieies  zinimer,  um  dich'tur  kircke  abzukolM, 
und  ich  traue  ihm  ubendrrln  die  unteVacbAmtbril  tu,  4an 
er  dir  den  gevatiergrusz  schickt"  .  .  .  „dag^geu  dOrfen  «ir 
nicbU  sagen,  {verstlue  du  gattin)  er  wird  ihr  den  blusM** 
korb  schicken  mit  den  patbenh.inilscbuhen,  und  Laura  tnitl 
ihm  dagegen  das  tascbentuch.  wie  •«  in  unserer  bekaaslMkaft 
brauch  ist.  du  weiszt  ja,  dasz  Lauras  paibe  auf  ••  •(••• 
halt."  verlorene  hanJsehriß  ||,  cap.  &. 

GEVATTEUIIAFT,  adjecliv. 

dar  ardbewoboar,  dar  iai  blaiBBelsbeer 
gevailerban  jadwadeo  Oxaiara  oanau 

Tm«  bkake»!,.  Xit», 

GEVATTEKHANOSCHUH,  m,  vgl  gevatiergrusz. 

oacb  ainem  llaban  aargaa  jabr 
giag'»  wieder  au  ein  laufeu; 
iocb  durn'  leb  dittmal  Ibr  kein  paar 
gevaliarbaudtcbub  kaufau. 

laiaaiAün  gedUhte  (markt  It  «.  231  . 

GEVÄTTEHICII,  GEVATTEKIG,  ■.,  eolUrtivhiUung  s«  g«. 
vatter,  ein  sammelmort,  das  nur  dk  taufuugen  umfatst.  dia 
form  ist  haupttächlieh  aus  der  Zimmatthen  ckrontk  Letegt  umi 
vertrat  dort  d>e  stelie,  die  in  der  älteren  ieit  gevalreid,  g». 
TÜtlerte  (i.  d.)  eingenommen  hatte,   vgl.  oben  $p.  21M  gefettefick. 

1)  für  die  frage,  ob  der  stngnlar  oder  der  plural  vcrltegt,  tiäH 
der  tutammenhaug  keine  sicheren  anhotttpunkte :  es  waren  to  g^ 
fettrig  erbeten.  Zimmcrsche  chronik  4,  155;  dos  verbum  altadtngs 
tritt  gerne  in  den  piural :  das  früle  ward  zu  Wildenstam  auch  in 
der  capell  vun  herr  Jacob  Drehern,  caplan  von  MOsskirch,  noch 
setbigs  tags  geteuft  und  genennt  Apollonb.  gefetlerig  waren 
frawr  Apollonia  gretin  von  Henneberg,  graf  Gotfridi  Merobera 
gemahl,  und  dann  der  castellan  su  Wildeostein ,  Jokaaa 
Dntsch.  Zimmersche  clironik  4,  17,  (6nuo  3,  W».  «52,  4,  aft; 
sind  gevatlerich  gewesl  der  N.  N.  und  die  N.  N.  (ScAms  im) 

SCHHKLLEB    1%    8&1. 

2)  sunt  koUektiv  treten  attribute,  die  den  plmral  tieker  steBe»: 
wie  dann  preuchlich  bei  den  Schwaben,  d,is  man  vil  gefetirr.g 
su  aim  kind  hat.  Zimmersche  chronik  2,  543.  das  debeiner 
mi^r  dann  4  gfatterig  zuo  einem  kind  nemmen  sdlle  aiu  I54S 
{Glarus) ;  das  man  nit  mir  gfatterig  soll  g'wflnnen  zum  kind 
denn  drie  personen.  1595.  (EutUbuch)  schmeix.  i^mIiAmi  t,  ||29: 
dieses  frOlin  ist  noch  de^selbigen  tags  umb  ain  nkr  nack 
mittag  SU  sU  Martin  geteuft  und' Johanna  geoeool  «ordco. 
die  gefetirig  sein  gewesen  apt  liebhart  vun  i'rliersiiaaaca 
und  jungfraw  liestei,  ein  schenkio  «oa  Staafaakarg,  4la 
vorhin  von  kindswesen  Ton  der  allen  frawaa  aalfM, 
der  greün  von  Hennenberg,  ersogeo  worden.  Zimmttmkt 
ckrontk  4,  105;  ebenso  IM;  auO;  4o4;  ekema  :,  375;  aa  itt 
das  v.ert  kindt  in  der  sali  gewesen,  saio«  gefettrig  »ata« 
..Wilhelm  Arusper^er . .  und  die  abti»a>n  too  WaMt  4«  MI. 

3)  am  vorle  selbU  uird  die  ßenau  da  ftmrtk  imtkfißkrt: 
es  soll  auch  dumals  graf  Jos  .N  clAseoa  geiikl  ack«aafir 
sein,  het  man  sich  mit  bebammeo,  aaacaaMara  m4  gcfal» 
lerigen  versehen,  aber  ea  wardi  zu  leUt  aicka  <Ura«a.  J^«tt: 
und  sein  dte  gafettr  gen  gewesen.  2,  «M. 

4)  Abergang  tmr  hettitknumf  aimtämtr  ftnamn:  imwmk  |ik 
er  im  eine  von  Bargkarf  aa  aiai  «aik,  vaa  4mm  Migl  er 
ain  »un,  desseo  «ar4  gaCatlatkk  4«r  j«ag  k«tr  Wanikar  b«i> 
berr  su  Zimbaro,  derbalkaa  er  Mck  ioa«  aack  Warakar  ge- 
nannt ward.  Zimmendu  eknmik  I,  XU. 

GkVATTERICGELD,  s.,  iitalliirtr  tkenfaem  sa  feraUar- 
gald.  aodann  die  esaal  tragaad  vaar4ca,  woot  er,  aa  w«r« 
aein«  künder,  und  lief  dor  after  saa  aiaUaalca.  taig»  iara 
an,  dia  atacl  wereo  schwaoger.  aa4  kal,  aia  ««Ihca  falal^ 
rig  sein,  dergleicbaa  geuckcrei  trik  ar  vU,  daaa  Aa  laal 
scbaoktea  iia«  gafcUiig  galt.  ZiaiBiiTackf  dknmdk  %  mn. 

2»* 


4667 


GEVATTERIN 


GEVATTERIN 


4668 


GEVATTERIN,  f.,  jüngere  bildung  zur  ersetzung  des  im  genus 
unkenntlich  gewordenen  fem.  gevatter;  sie  ist  erfolgreicher  ge- 
wesen als  das  oben  besprochene  gevatterfraii. 

1)  die  ältesten  beispiele  gehen  in  das  15.  Jahrhundert  zurück, 
die  eigentliche  entwicklnng  beginnt  im  16.  jahrh.,  wo  oft,  wie  bei 
H.  Sachs,  alte  und  neue  formen  neben  einander  stehen;  im 
18.  Jahrhundert  beherrscht  das  wort  bereits  die  Schriftsprache,  in 
der  es  auch  heute  noch  beliebt  ist. 

a)  aber  ich  gib  euch  nicht  euer  hingewovffen  weih,  sun- 
der mein  liebe  schöne  gevätterin  mit  samt  irem  schönen  und 
euerem  kind  .  .  ich  zu  der  taufe  getragen  und  gehalten  hab. 
Dekameron  607,  9  Keller;  und  zu  Zeiten  als  der  gevattern  ge- 
wohnheit  ist  sein  gevLitterin  zu  haus  sehen  gieng.  ebenda 
s.  462;  dann  Tinghoczo  im  stäts  sein  gevatlerin,  ob  allen 
anderen  frawen  lobet,  ebenda;  sein  pfarrer  vnd  costherr  zum 
heiligen  creuz,  der  vvardt  oftermals  von  seinen  gefatternen 
und  pfarrkindern  besucht,  gleichwol  das  mcrmals  zu  unzeiten 
beschach.  also  zu  zpiten  do  schickt  er  etliche  dersclbigen 
gefatternen  zu  diesem  jungen  herren  über  das  bet.  Zimmer- 
sche  Chronik  3,  323; 

mein  graterinan,  ich  pit  anheben, 
ir  wolt  mir  ewren  zoreii  geben, 
und  mein  gl°eterii)  zu  Tiidea  lasen. 

H.  Sachs  'zwen  jicfaUein"  {neudruche  63)  vers  155. 
nun  kumet  paid  mit  mir  zum  wein 
.  .  und  nemnt  die  graterin  auch  mit, 
das  sie  auch  darmit  wert  befrit  (befriedet) 

ebendort  vers  317. 

dan  eh  sie  ein  halb  stund  gelachten, 
und  scheren  schlitTen  eine  stund 
da  jn  nit  gstehet  band  noch  mund, 
eh  sie  ihm  gf'ätrin  betten  gseit 
wie  viel  jhr  hennen  hüben  gleit, 
und  wie  viel  mäi'isz  ihr  katze  fleug, 
und  wie  es  ihr  iiachpäurin  gieng. 

Fischart  ftiihult  335.    netidruck. 

da  sie  bei  ihrer  gevätterin  den  teig  knettef.  bienenkorb 
(1586)64*.  sie  liett  eine  gefetterin,  deren  wolt  sie  es  zeigen. 
WiCKßAB  rollw.  119;  selbst  in  die  zur  formel  erstarrte  Ver- 
bindung zu  gevatter  bitten  dringt  vereinzelt  das  neue  fem.  ein : 
ßerta  wurde  auf  ein  zeit  zu  gevatlerin  gebetten,  und  wurde 
ihr,  wie  auch  gar  billich,  bei  der  kindstauff  und  hierauf 
weiter  erfolgten  kinds-schmausz  die  oberstell  eingeräumt. 
Abclb  künstliche  Unordnung  3  (167t)  121. 

6)  die  vocabulare  kennen  das  neue  femininum  noch  nicht, 
einzige  ausnähme  die  gefättrin ,  la  comare.  De  Lapi  {Bologna 
1479)  65" ;  ebenso  voc.  theut.  von  1482 ;  auch  die  ältesten  Wörter- 
bücher halten  sich  zurück,  während  vom  17.  Jahrhundert  ab  fast 
keines  mehr  unterldszt,  unsere  form  zu  buchen:  commaler 
gevätterin.  Ulmer  vocab.  A.  7;  gevätterin  commater,  Horatio 
arbitra,  quam  voeem  etiam  viro  attribuere  videtur.  Henisch 
1417;  gevatlerin  commare.  Hulsids  (1618)  135;  commire  ge- 
vatlerin DüEz  franz.  gram,  (l695)  207;  gevattere  susceptrix. 
Denzler  (1677)  116;  gevätterin  susceptrix,  commater  Frisids 
(1700)  112;  gevätterin  godtnoiher.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  766; 
gevätterin  la  commere,  commater,  susceptrix.  dictionaire  du 
voyag.  144;  gevätterin  commere  Rondeau-Boxtorff  253;  ^e- 
yalletm  peetemoy.  Kbaher  2,  133';  gevätterin,  commater,  pro- 
maler.  Kirsch  com.  2,  179;  Adbldng  2,640;  Hilpert  II,  1,461; 
g'valterin.  Schöpf  786. 

c)  die  formen  halten  sich  in  denselben  liniert,  die  oben  für 
gevatter  festgestellt  wurden,  nur  der  Stammvokal  ist  hier  von 
der  endungssilbe  her  mit  einem  umlaut  bedroht,  der  in  den  ältesten 
belegen  überwiegt,  im  dekameron,  bei  H.  Sachs,  in  der  Zimmer- 
schen  chronik  und  bei  Fischart  zeigen  sich  daneben  auch  un- 
umgelaulele  belege,  die  bei  den  weitgehenden  neigungen  dieser 
quellen  für  die  synkope  sich  von  den  formen  fi^ir  gevatter  kaum 
mehr  unterscheiden,  vgl.  mit  meiner  gfattern.  H.  Sachs  17,  158 
Keller-Goelze  (ähnlich  später  bei  Geibel);  gefatternen  iji  der 
Zimmerschen  chronik,  vgl.  die  gevaltern  als  nom.  sing,  bei  Günther. 
in  der  Schriftsprache  schwindet  der  umlaut  mit  dem  ende  des 
16.  jahrh.  die  Wörterbücher  weisen  keinen  beleg  mehr  dafür  auf. 
mundartlich  wird  das  genussufßx  im  Schweizerischen  verkürzt: 
gevattere.  DK^TZLER  116,  während  es  in  bairisch-österreichischer 
mundart  sich  hält:  g'vatterin  Schöpf  786. 

2)  die  litterarische  Verwendung  bestätigt  und  ergänzt  die  be- 
obachtungen,  die  am  maskulinum  gemacht  worden  sind. 

a)  in  der  eigentlichen  bedeutung,  mit  beziehung  auf  einen 
taufakt. 

a)  daher  ich  ^rsache  zu  vermuiben  habe,  meine  frau  ge- 
vätterin (d.  i.  bei  deren  kind  ich  zu  gevatter   stehen  sollte)  sei 


eine  wittwe  gewesen,  welcher  noch  nie  kein  mann  gestorben 
ist.  rockenphilosophie  2,  298  ^5.;  ein  kleines  töchlerchen  ist 
angekommen  und  hat  uns  alle  in  grosze  freude  versetzt  .  . 
damit  es  nun  recht  gut  und  sanft  und  liebenswürdig  werde, 
so  haben  wir  ihm  eine  pathe  ausgesucht,  die  es  in  allen 
stücken  zu  seinem  muster  nehmen  kann  .  .  sie  sind  also 
meine  theure  freundin,  auch  künftig  meine  frau  gevätterin. 
Schiller  (an  Friederike  v.  Holleben  15.  october  1799)  briefe  G, 
97  Jonas;  leben  sie  wohl  und  grüszen  mir  die  liebe  gevätterin 
nebst  dem  kleinen  pathen.  Göthe  briefe  21,  2i6  (an  Sartorius); 
der  fuchs  und  die  frau  gevätterin.  br.  Grimm  kinder-  und 
hausmärchen  1,445/'.;  von  eines  mannes  munterer  zeugungs- 
kraft  getroffen,  trügt  die  gute  Sappho  neun  monate  ihre 
bürde,  kommt  sodann,  mitunter  sehr  schwer,  nieder  und 
empfängt  die  glückwünsche  der  gevatterinnen  zu  dem  wohl- 
gestalteten kinde.  Immebmann  die  papierfenster  eines  eremiten 
(werke  9  s.  105);  auch  fräulein  Laura  hat  als  meine  gevätterin 
mir  ein  tuch  bestimmt  und  übersandt,  das  tuch  ist  nicht 
in  meine  bände  gekommen.  G.  Frevtag  verlorene  handschrift 
II,  cap.  5. 

ß)  die  anredeformel  bedarf  keiner  weiteren  belege,  wie  sehr 
sie  den  gesprdchstil  früher  beherrschte,  zeigt  z.  B.  Reuters  frau 
Schlampampe,  wo  in  der  ersten  szene  zwischen  frau  Schlampampe 
und  Camille,  der  Schlampampe  gevätterin,  diese  anrede  13  mal 
wiederholt  wird:  Schlamp,  nun  sie  glaubt  mirs  auch  nicht  frau 
gevätterin,  wie  ich  froh  bin,  dasz  ich  keine  Studenten  mehr 
in  meinem  hause  habe.  Camille.  sage  sie  mir  doch  frau  ge- 
vätterin, was  es  mit  den  hüpel-jungen  gewesen  ist,  ich  habe 
es  noch  keinmahl  recht  erfahren  können  «.  s.  w.  neudrucke 
90, 91 ;  vgL  auch  jetzt  aber  wäre  das  predigen  angegangen . . 
es  scheine  ihm,  die  frau  gevattterin  könnte  es  noch  besser, 
als  mancher  halbsturme  pfaff.  Gotthelf  Uli  der  pächter  cap.  lO; 
hielt  er  ihr  unterm  lisch  die  band  hin  und  sagte:  „machen 
wir  friede,  böse  frau  gevätterin;  reichen  sie  mir  ihre  band". 
G.  Fiieytag  verlorene  handschrift  II,  cap.  5;  'frau  g'vatterin, 
nehmt  wieder  euer  iieb's  kindel',  sagt  der  taufpat,  wenn 
sich's  übel  bei  ihm  aufg'führt  hat.  Anzengrüber  (dorfgänge) 
ges.  werke  3,  256. 

2))  übertritt  der  anredeformel  in  die  dritte  person:  wie  er- 
götzte ich  mich  (frau  Unzelmann),  wenn  die  frau  gevätterin 
(frau  rath  Göthe)  bei  mir  am  kleinen  klimper  kleinen  lisch  sasz. 
bei  DoBow  s.  166  {Reminiscenzen,  Leipzig  1842)  «.  a. 

b)  in  der  erweiterten  bedeutung. 

rt)  in  titeln  und  anredeformeln.  meine  verehrungswürdige 
freundin,  gevätterin  und  gönnerin.  Hamann  (oprij  1782)  6,  245; 

des  morgens  kapa  ich  (Cwiercniund,  die  wölßn)  zum  brunnen, 
fragte :  wer  bracht'  euch  herein?      Ihr  (lleincke  fiiclis)  .sagtet: 

kommt  ihr  doch  eben, 
liebe  gevätterin,  recht!  ich  gönnt'  euch  jeglichen  vortheil; 
steigt  in  den  eimer  da  droben,    so  fahrt  ihr  hernieder  und  esset 
hier  an  fischen  euch  satt.  Göthb  (lieineke  fuchs)  40,195. 

."^chon  sieht  sie  wieder  ihre  nachbarinnen 

und  merkt  es  sich,  was  eine  tröstend  sprach. 

sie  sprach:  '0  lasst  euch  eine  witwe  sagen, 

wie  ihr  des  todien  manns  euch  l<önnt  entschlagen P 

.  .  .  Camilla  drauf:  'gevätterin,  bei  leibe! 

sollt  Ich  vergessen  meines  liebsten  herrn?' 

UiiLAND  fortunat  ttnd  seine  söhne.  2.  Iiuch. 

kam  nicht  eben  mutter  Unscblitt,  des  schlächters  frau, 
herein  und  nannte  mich  gevätterin  Hurtig  (and  call  me 
gossip  Quickly)^  .  .  und  befahlst  du  mir  nicht  an,  wie  sie 
die  treppe  herunter  war,  ich  sollte  mit  so  geringen  leuten 
nicht  mehr  so  familiär  thun?  und  sagtest,  in  kurzem  sollten 
sie  mich  madam  nennen?  Schlegel  Heinrich  IV,  2.  Iheit,  \, 
ebenso  Eschenburc  u.  a. 

ß)  von  hieraus,  in  die  berichtform  der  dritten  person  über- 
gehend, nimmt  das  wort  eine  Wendung  zur  bczeichnung  des 
weibliehen  geschlechles  überhaupt. 

nächst,  als  die  finsternisz  den  anfang  hat  genommen, 
fing  die  gevattern  an:  woher  mag  disz  doch  kommen? 

GÖNTiiBR  (Tlieodosio  2,1)  5.  atiß.  979. 

in  Pyrmont  habe  ich  ihrer  viel  gedacht  und  es  ist  mir  bei- 
nahe anschaulich  geworden,  wie  es  möglich  sei  dasz  dieser 
ort  so  wundersam  artige  gevatterinnen  hervorbringe  und  bilde. 
GöTMB  briefe  an  S.Sander  16  s.  7;  dies  war  nun  die  ge- 
schichte,  davon  die  Spinnerinnen  damals  plauderten,  doch 
ihnen  war  das  beste  daran  unbekannt,  eine  gevätterin,  so 
auch  mit  ihrer  kunkel  unter  ihnen  sasz ,  hätte  noch  gern 
gehört,  ob  wohl  die  schöne  Lau  das  lot  noch  habe.  E.  Mürickb 
(novellen)  2,  150. 


4«C0  r.EVATTERIN— (iEVATTERKLATSCHEN 

y)  im  bttonieren  ist  n  dii  »eiblicht  frtude  am  plavdtrn  und 
klatschen,  die  in  ditier  begrilftbeilimmung  tith  tordringl  (tgl. 
das  eiigli$eht  goitip):  obna  die  alberno  weiberUültcherei 
difücr  gevotterin  bSIien  vieltficbt  'noch  jabre  verlieben 
können,  ehe  ich  geirgrnbeil  bekommen  bStie,  dienen  letzten 
blick  in  das  innerate  deines  hertene  und  weten«  tu  Ihiin. 
WiKiAND  an  Uettk  (IS.  jvU  \11M)  l,  127;  im  geteiligen  und 
Ibfltigen  leben  entwickelie  sie  (moiam*  it  Tencia)  dir  grOsz- 
len  vurtügc:  sie  verbarg  unter  der  a(>>zern  uiit(  hriiib.iren 
hnlle  einer  gutniüihigen  gevatterin  die  tiefste  meoscbenkcnnt- 
nisi  und  ilu>*  griiszie  geschi<  k  in  weltlichrn  dingen  su  wir- 
ken. (!Otiik  (anmtrkungtn  zu  Ramtaut  nifft)  V>,  Vih; 

Hdiferin-  gotl  Im  hlmni«!  negne  tl«! 

eur  gnaJen  ihun  iiichi  wohl,  sie  so  tu  echellen. 
Capulel:  warum,  Trau  weidieli?  hallsi  eurca  numl, 

piopheiini    Kliuaiierl  mti  geTaiiariopen  {»matUr  mitk 
%cmr  Qouipi) 
ScMLSbSL  ttomeo  *>ul  Julia  3,5  «6eiiM  Etchtnburg  u.  a. 

10  baue  die  sonn'  eine  zungs  nun, 

der  Trsuen  lunttoo  ja  nimmer  ruirn. 

'gevailerin,  um  Jeiui  ClirUil 

la*si  euch  nicht  merken,  waz  Ihr  oun  «IttU' 

nuo  brlngu  die  sonne  an  den  tag. 

CiiAaisso  XV4. 

•Ine  geTatierin  nach  der  andern,  die  sich  sonst  nie  sehen 
los»en,  ist  beute  eingedrungen,  um  »ich  an  der  scbaode  tu 
weiden.  (•.  Kiurr  {grüntr  //hnricA  3)  },  3^ 

glaubt,  das  tcbriftenthum  wird  gleichen  bald  den  trgsten 

rockensiuben: 
dl*  gaTattcrlnoen  schnacken,  und  es  bAren  zu  die  buben. 
laataiANN  •julichte  VI  (»erkc  11  >.  3:M). 

denn  wer  eine  «ellge  liebe  will  tragen, 
dar  darf  es  den  allen  junerern  nicht  sagen: 
die  dornen,  dio  dl<ieln,  die  .«lecben  gar  xehr, 
doch  siechen  die  altjungrernzungeo  noch  mehr. 

sie  irsgen's  zur  bat'  hin  und  zur  fniii  eevatlern. 
bi«  dait  es  die  gAns'  auT  dem  markte  bctchnatluin, 
bit  datz  ei  der  entrich  berrd't  auf  dein  *ee 
und  der  kuckuk  Im  walüo,  und  das  thut  doch  weh. 

GitasL  tirder  eintt  fahr.  $chülen  S. 

e)  aus  dem  torhergekenden  trklArt  sieh  auch  dl*  Verengerung 
des  bedcutungtgehaltes  in  der  idtniifizierung  mit  tiner  eintehen 
ptrion.  gevatterin  ist  eine  obsthflndlerin,  welche  nuf  dem 
markte  in  Hülle  sitzt,  wo  die  Studenten  im  wintrr  und  snminer 
stundenliing  sitzen  und  übst  essen,  sie  pflegt  die  studenteu 
berr  gev^tter  und  diese  sie  frau  gefatterin  tu  nennen,  jetzt 
giebt  es  deren  zwei,  welche  zum  unterschiede  die  junge  und 
alte  genannt  werden,  beide  haben  viel  applausum,  kredi- 
tiren  nnrh  mit  unter  und  man  findet  bei  ihnen  tugleich  das 
beste,  aber  auch  das  Iheuerste  obst.  Aogustim  tdio<iilron  der 
burschensprache  (i:95)  mudruck  s.  öl.  inlxprechende  noiit  war 
schon  1761  bei  Kimdlkbkn  und  vor  diesem  im  reisenden  avn- 
lurier  (l740)  11,482.  83  gegeben.  Kluce  a.  a.  o.  92.  auch  in  Arnims 
sludentenspiel  'Hall«  und  Jerusalem'  »ird  diese  gevatterin  auf- 
geführt: 

Was  koiict  wol  ein  schock  von  diesen  klrschen,  liebe  TrauT 
(ietaXeriii.    Zwei  groschen.  AsNia  16,3. 

('■evallirin.    das  sind  mir  liebe  herrn  gevaiiern, 

hat  wieder  keiner  hier  bezahlt.  ebenda  12. 

uj.u  vgl.  noch:  vater  kann  dir  am  besten  erzählen,  wie  die 
Studenten  hier  leben,  . . .  wie  sie  mittags  beim  traiteur  für 
wenige  groschen  ihre  mahlzcit  halten,  dann  bei  der  frau  ge- 
vatterin in  obst  sich  bene  thun.  A.  MCllbi  6rt«^«  aus  der 
tiniveriiMI  in  die  heimat  (Leiptig  1874)  t.  4. 

GEVÄTTKRKANiNLEIN,  n.,  ainc  spinn-  oder  rockenslub, 
da  die  gevattern,  nachbarin  und  gcspielen,  wann  sie  lang  von 
ernsthaften  Sachen  gercdt  haben,  so  schreiten  sie  darnach 
per  disgresslonem  zu  den  niiirlin  und  kunkelpredigten,  wer 
da  die  best  und  klaglichst  sagen  kan,  die  trinkt  das  gevatter- 
künnicin  aus  und  m1rd  auf  morgen  wiederum  geladen. 
fisiBART  poäogr.  troslbl.  (I&77)  K'i';  vgl.  Hauffen  3,  86.  es 
scheint,  dasx  im  ersten  theil  die  oben  beaprcchene  nebenbedeulung 
von  gevatter,  t;evatterin  zur  ^rKiin;  kommt. 

GEVMTEIIKINÜ,  n.,  vgU  i.  GoTTHttr  IS,  193. 

GEVATTKItKLATSCHEN  {vgl.  gevatter  zp.46&2:  gentlerio 
tp.  4668).  als  das  Dicht  half,  sagte  er,  er  hoffe  doch  nicht, 
dass  ein  weibergewSsch  auf  ihr  herz  eindruck  gemacht  habe? 
sie  antwortete:  sie  sei  sonst,  wie  er  wisse,  darüber  hinweg: 
aber  diese  erlludung  sei  zu  berznagend  .  .  .  mürrisch    aol- 


GEVATTeRKLATS(:ilEN--CEVATTBRLBN  4670 

worlele  er:  .ot  Ist  uoertri(Mch,  MfM  Jskrt  tiatr  parsM 
den  besten  verstand  .  .  tugeiraut  m  kahm,  «oi  4ano  M 
Silin,  dati  sie  duinin  i»i,  wi«  der  Mittrat«  päbti.  Beie«M 
getcblecbt  ist  io  itr  weit  nichts  so  vorliMtt  al*  soielM«  ge- 
vaiterklatsrhea'.  Sepkient  räu  h,  «91.  ayL  k\»Uck$ivMet 
Iheil  i,  iui'>. 

(;EVATT£llfcLEID,  ■..  mt  ein  »itar  ««ttM^b^rfiMK  *• 
einige  der  albern  meinung  seiod,  e«  kOat«  i»»  klii,  ••  f^ 
laullet  werden  «ull,  dadur.li  verwabriottt  worits,  «MS  SM 
in  denen  grtalteikleidrro,  ehe  man  diat  worck  vrtrkkUt», 
sein  waater  ahtcblugr.  AnAaiarats  frautmsimmerUnkm 91$, 

GEVATTCHKLCilKN,  ■.,  vergL  vadden.kookeo,  ItacbM. 
womit  in  Hamburg,  Altuna  um  wtiliiiaciU  gevatior  ihn 
lluflinge    zu    bearbenkon    pOe«len.   ScaOrzi  ktUm.  UitL 

4,29». 

GEVATTERKUTSCHE,  A,   meio«  rtiM  kat  bi«  jttit  tiar 

Perioden  gehabt:  die  naturper.ode,  die  bSuslicbe,  die  kuosl- oaJ 
litcralur-  und  die  cholerapenode.  nun  siehe  ich  in  der  fanden, 
in  der  periide  de<t  amtmano-»  Wanmann.  wie  dieser  oialicb 
einst  zur  messe  nach  Braunschweig,  ao  fahre  irb  durch 
das  bannövertcbe  land  in  einer  schweren,  etw»«  biuflllifen 
gevatterkutsche.  lNHaa«*Nii  reitejourtl  III  britf*  (merkt  u 
$.  213). 

GEVATTERI.EN,  GEVÄTTERLEN,  verb.,  mmndvibtke  W- 
dung,  deren  luterarisehe  rerwendung  auf  den  älemnnnmken  tfeaai 
beschrankt  tst,  trogegen  mundartUehe  anklänge  ulbtt  aus  nieder- 
deutscher gegend  vorliegen  {tgL  unten),  die  formen  mit  «Mi«al 
überwiegen,  diejenigen  ohne  solchen  und  (iiu  dem  bsntns  WtMti 
belegt;  vgl  schueit.  idiofikon  I,  lllo.  «s  et/ieintn  kitr  MriluBfn 
von  vater  und  soUhe  won  gevatter  imrckemander  m  tpirkn, 
vgl.  gevattern,  gevattern  sp.  4073 

l)  die  httuptsdchliehsU  Verwendung  geht  r»ai  tpiele  der  kinder 
aus  und  lässt  sich  als  nackakmung  des  gehahrens  der  erwachsenen 
unmittelbar  an  valer  anknüpfen,  ohne  dost  die  «bUUung  vn 
gevatter  jeweils  ausgesclilosun  wäre. 

a)  g'vSIterlen  wie  die  kmder  pulchralikut  luder«,  Diatta« 
1677;  kinderspiele  treiben,  vorzQglicb  vom  apielea  der  kio4«r, 
wenn  sie  die  Verrichtungen  der  erwachsenen  nacbabata. 
SriLOKB  1,357,  gans  ähnlich  Hkki^l  in  den  worlerkUrungen  n 
den  olUmann.  gedichten;  vgl.  vaiterlen  dem  vater  n-iekarten,  steh 
betragen  wie  der  vater,  patrissare.  Staloir  I,  U7,  vgL  vaterleo 
dem  vater  gleich  sehen.  ScnOrr  786.  in  denelbets  hedeutung  «I 
das  verbum  auf  oberrheinischem  baden  sthon  tat  1&.  jaJukundert 
belegt:  da  erschien  jn  der  berr  Jesus  in  eines  kiodleio« 
gcstalt  und  gevetterlet  und  sciiimpfT  mit  in.  I'aou  schimpf 
94 ;  da  die  kint  cefettrriin  mit  einander,  da  maibea  sie  ulTroa 
und  das  ist  geferbte  würz,  das  ist  iinber  .  .  und  ist  aÜM 
zegimel;  und  inarhen  liQslin  und  kochen.  GiiLta  v.  Kaisaaa- 
BKRG  schweig,  idiotikon  I,  1131.  norA  heule  wird  von  der  »iere» 
Donau  und  von  Wiesenihal  dieser  gekraiuh  als  totkiUUitk  ftU- 
giUgl,  vgl.  RiRLiKGER  in  iuknt  teHtekrifl  ta^U;  i^tndmt  mkd 
auch  auf  die  stelle  im  nsederdeuUtUn  ThttfldtuM  umnmim 
{\b.  jahrh.)  nu  sp^ld  hei  gerne  d;it  vadderapel,  ves«  HorfSMl 
bemerkt:  gevetterspiel  spielen. 

fr)  verallgemeinert,  die  zeit  vertflndeln  {in  fem,  SL  CoXrta, 
SoioMurn);  sich  mit  einer  leichten  arbeit  betcblfligeo  (fcrw); 
das  ist  nur  g'vfltteried  nOt  g'scbalTet  {Zirieh).  leävets.  idiiUktm 
1, 1131;  ilass  sie  ihr  oafllcbtn  m  tineo  feoerspeieaJM  b«ff 
verwandeln  können,  gegea  wolchen  ier  Vesuv  oor  f(lu«ri«a 
tut.  kaUnder  vtm  l»u.  vckmeit.  idittihm  l.  Ii3i:  gsttlarkr 
in  kleinigkeiUn  titk  nerUereuder  ptdanüMkn  menstk.  tUndttt; 
gevüllerla  mit  rtwat  tindeln,  tpielt»  vms  den  tinden ;  A«  goCa 
gv.llierlid  mitenand,  i^ie  kinder  tfitln  mittinander.  Teom 
/(pf«iij«ilise*er  vpratkHktt»  m':  |fllicrl«  tat*  mu  spxtowf 
die  teH  terkürten  itra  Ita^rra).  i^  «tl  leiHHer  «rWrf  tctcMT- 
/i;eii  . .,  die  teit  tttUndeln.  UCrra  zw  GeOhetf  rt;  »in  {mensg 
mutter)  muszie  alle  tag«  hürm:  dat  sei  wa«  aogar«,  ala  f«r 
em  lade  hnrke-n-o  g'vailerle.  J  GoTTattr  I,»  (tawaräipisiill; 
je  seltener  ich  anfingl  rh  zu  ihnen  koOMMl  kMMli^  Jaito 
starker  wurde  die««  heb«.  dt4io  glacklickar  ««r  iak^  «mm 
ich  einmal  eine  stunde  Bit  iborn  g'vjtilari«  keati«  «li»- 
«forl  I«:  gfiiterl«.  HcMiRaa  loi;    din  gviUarlcta,  dteläadiki. 

ToaLEt  347*. 

2)  «B  übertragen«  »«nt«ndmnf«n  asa  fcraller, 
dat  /Haniaii«,  *«Ay/l  dat  verbrnm  «•  ta; 


0»  weiht  •  Iwtiig«  aaelMlaft. 
g'viuerlei  «iUM»  taafc»  aad 


4671   GEVATTERLEN— GEVATTERMANN 

coire,  mit  einem  weib  gfätterlen.  Fbisius  (1568)  239;  coitus, 
das  gefälterlen  mit  einem  weib.  ebendort;  gvätterle,  tineigent- 
lich  und  scherzhaft,  ein  unehelich  kind  zeugen.  Tobleb  247*; 
sie  bat  mit-em  gevätlerlet,  bis  ere  in  latze  schiugg  (t»  un- 
rechten hals)    chum   ist  (St.  Gallen).   Schweiz,  idiotikon  1,  1131. 

GEVÄTTERLESZEüG,  m.,  schweizerische  bildung;  gevällerles- 
züg  {allgem.  Schweiz.)  Spielzeug  für  kinder.  Appenzell,  idiotikon 
(1788),  vgl.  TomEvt  247*;  gesälerleszeug  (appenzellerisch)  Klein 
deutsches  provinzialwb.  (1799)  1,144;  gevätleiiizeug.  Stalder 
1,357;  der  gevätterlizeug,  die  Spielsachen.  Tobler  247';  vgl. 
gcvälterligescbirrli.  Schweiz,  idiotikon  1,  1131. 

GEYATTERLEÜTE,  gevaltersleute,  sammelwort  für  die  an 
einem  gevatterverhältnisz  betheiliglen ,  wobei  namentlich  die  an- 
gehöiigen  der  taufzeugen  mit  umfaszt  werden,  das  wort  ist 
hauptsächlich  auf  mundarten  beschränkt,  in  der  alemannischen 
ohne,  in  der  österreichischen  mit  eingeschobenem  ,s*.  in  die 
Schriftsprache  dringt  es  von  der  mundart  aus  ein. 

1)  g'faterscliaft  oder  g'faterlüt.  Honziker  Aargauer  wb.  104. 
in  dem  nämlichen  garten  sasz  damals  an  einem  andern  tisch 
auch  der  hausfreund  mit  seinen  gevatterieuten,  und  waren 
auch  lustig  und  honnelt  für  geld,  nämlich  für  das  geld  der 
gevatterleute,  und  einer  davon  ist  ein  goldschmied,  der's 
versieht.  Hebel  der  falsche  edelstein  (rheinl.  hausfr,);  Uli  fasste 
sein  Vreneli  bei  der  band  und  wanderte  mit  ihm  der  kirche 
zu  .  .  .  wie  sie  auf  den  kirchhof  kamen,  schaufelte  eben 
der  todtenmann  an  einem  grabe  .  . .  vor  der  kirche  stunden 
gevatterleute,  eine  gotte  mit  einem  Kinde  auf  dem  arme. 
,das  bedeutet  einem  von  uns  ein  kindbett'  flüsterte  Uli,  um 
Vreneli  zu  trösten.  Gottbelf  Uli  der  knecht  cap.  26. 

2)  g'vattersleut  die  beiden  gevattern  samt  ihren  angehörigen. 
Schöpf  786. 

3)  die  thränenreiche  mutter  umarmte  ihren  söhn  mit  froher 
wehmuth,  richtete  ein  groszes  mahl  aus  an  ihre  freundschaft 
und  gevaltersleute  und  iheilte  ihren  ganzen  hellervorralh 
unter  die  armen.  MosXus  Volksmärchen  2,29  Hempel;  d'  g'- 
vaternhunde  beissen  a,  die  hunde  der  gevaltersleute  beissen  auch. 
Wander  l,  1642;  dazu  machte  er,  was  ihm  unter  die  finger 
kam,  sonst  noch,  taufscheine  mit  taufstein  und  gevatters- 
leuten,  grabschriften  mit  trauerweiden  und  weinenden  genien. 
G.  Keller  (grüner  Heinrich  2,5)  1,265;  gevaltersleute,  'per- 
sons  that  have  stood  godfather  or  godmother  to  a  child'. 
es  sind  meine  gevaltersleute  ,they  have  stood  godfather  or 
godmother  to  my  children'.  Hilpert  II,  1,461. 

4)  als  plural  zu  gevattermann  erscheint  das  wort  bei  Kleist: 

Adam:  ihr  seid  ein  freund  von  wohlgesetzter  rede, 
und  euern  Cicero  habt  ihr  studiert 
trotz  einem  auf  der  schul'  in  Amsterdam, 
drückt  euren  ehrgeiz  beut  hinunter,  hört  ihr? 
es  werden  wol  sich  fälle  noch  ergeben, 
wo  ihr  mit  eurer  kunst  euch  zeigen  könnt, 
Licht:  wir  zwei  gevatterleute:  geht  mir  fort. 

Klbist  zerbrochener  krug.  szene  1. 

GEVATTERLICH,  adject.  und  adverb,  abgeleitet  von  gevatter, 
selten  belegte  bildung,  die  aber  mit  ihren  wenigen  beispielen  einen 
ausgedehnten  Zeitraum  umschlieszt : 

daz  si  dl  beldeclicher 
di  me  verhundenlicher 
gevaterlicher  wise 
den  armen  brecbte  ir  spise 
in  godelicher  minne. 
wa  arme  vrouwen  inne 
kindeibetten  lageu, 
Dach  den  began  si  vragen. 

Elisabeth  2366  llieger. 

dö  sprach  er:  'trüt  gevater  min, 

ichn'  mag  niht  än(e)  wip  gesin; 

nü  machet  aber  niuwe 

die  gevaterlichen  triuwe, 

und  helfet  mir,  dasz  ich  iuwer  kunst 

und  iuwerfn)  vriuntlichen  gunst 

dar  an  genieszen  mueze. 

gesammtabentauer,  v.  d.  llugm  2, 183.  306. 

gevatterlich  Treder  Dädalus  (l675)  2,  635;  gevatterlich,  jjro- 
palrius  affectu   compatris.  Stiele«  532. 

GEVATTERMANN,  gevatlersmann,  m.,  erstmals  bei  H.  Sachs 
belegt,  wo  es  den  ehemann  des  weiblichen  taufzeugen  bezeichnet; 
sonst  wohnt  ihm  dieselbe  bedeutung  bei  wie  gevatter:  gevatter- 
mann, compater.  Stiei.er  1235;  gevattersmann,  le  compcre. 
ScuwAN  (17S2)  1,  740.  die  meisten  beispide  gehören  dem  18.  aufs 
19.  Jahrhundert  an  und  begegnen  bei  Schriftstellern,  die  der  mundart 
nahf  stehen,     die  form  gevattersmann  ist  die  jüngere,  sie  wird 


GEVATTERMANN 


4672 


von  der  neueren  Schreibung  bevorzugt:  gevattersmann  ist  hin 
und  wieder  im  gemeinen  leben  für  gevatter  gebräuchlich. 
Lessing  legte  es  einem  bauer  in  den  mund:  kann  sein,  kann 
sein,  gevattersmann.  Hehnatz  Antibarbarus  2,50. 

l)  der  gfalcr:  ei,  gfaier  mau,  was  sol  daz  sein? 

warümb  Schlacht  ir  die  gfater  mein? 
der  gfatterman  spricht:  umh  den  koplT,  ars  und  umb  die  lent, 
wo  sie  eraichen  meine  heut, 
da  schlag  ichs  die  weil  ist  mein  zorn 
von  meinem  weib  ergrimet  worn. 
der  gfater  siirlcht:  mein  gl'ateiman,  ich  pit  euch  eben, 
ir  woli  mir  euren  zoren  geben, 
und  mein  gl'eierin  zul'riden  lasen. 
der  (jfaterman  trinket  wider  mm  weib.    der  qfaler  hell  fücr. 

H.  Sachs  zwen  gefailern  mit  lieni  zorn 
OiLnulruck  63)  147  ff. 

der  reich  die  tliür  beschliesseu  thet 
und  leget  sich  wider  zu  beth, 
und  diser  sach  ernstlicli  nachsan; 
frü  schickt  er  seim  gefatterman 
noch  einn  bachen  in  sein  hausz. 
ü.  Sachs  (der  reich  liecker  mit  dem  bachendieh) 
Keller-Götze  21,151. 

weisz  nun  die  gescbichte  sehr  genau,  mir  hat's  eben  mein 
gevatlerraann,  der  Schulmeister  von  Waldthal,  der  mich  heute 
besucht,  sehr  umständlich  erzählet,  maier  Müller  1,294; 

beut  sleir  ich  einen  feirtag  an, 

den  lieben  gott  zu  preisen ; 

dort  kommt  ja  mein  gevaitermann, 

der  singt  nach  allen  weisen. 

gelt,  Weibchen,  gelt,  du  singst  mit  mir? 

ihr  hüben,  lohet  gott! 

nun,  g'vattermann.  so  singt  uns  für: 

nun  danket  alle  gott! 

Chr.  f.  D.  Scuubart  der  bauer  in  der  ernte. 

wenn  der  bodenbauer  vermag,  dir  bürge  zu  sein,  so  vermag 
ich  vielleicht,  dir  das  gut  ohne  bürgen  zu  verpachten;  bin 
ich  doch  ja  sogar  gevattersmann  und  habe  meiner  kleinen 
pate  noch  gar  nichts  gegeben,  nicht  einmal  einen  einbund. 
Gotthelf  Uli  der  Pächter  cap.  26 ;  wir  wuszten,  der  gevatlers- 
mann wollte  früh  fort  J.  Gotthelf  (bauernspiegel)  1,  145;  und 
waren  auch  lustig  und  honnett  für  geld ,  nämlich  für  das 
geld  der  gevaltersleute,  und  einer  davon  ist  ein  goldschmied, 
(ler's  versteht  ...  zu  dem  gevattermann  kommt  der  Jude. 
,herr*,  sagt  er,  ,sol!  dieser  kein  ächter  edelstein  sein?*  .  . 
der  gevattermann,  der  auch  ein  halber  sternseher  ist,  sagte: 
,er  glänzt  wie  am  hinunel  der  Aldebaran.'  Hebel  der  falsche 
edelstein  (rheinl.  hausfreund);  drauf  nahm  er  den  apolheker 
auf  die  seile  und  sagte:  'helft  mir  heute  meinen  gevaiter- 
mann zudecken',  und  that  ihm  den  nämlichen  Vorschlag. 
dem  apolheker  war's  auch  recht  .  .  ,  unterwegs  sagte 
der  gevatter  des  Zyriaks:  ,apotheker,  heut  habt  ihr  eur 
meisterstück  gemacht,  ich  kann  nicht  begreifen,  wie  ihr 
noch  auTrecht  gehen  könnt',  der  apolheker  sagte:  ,mich 
wunderts,  dass  ihr  nicht  blindhagel  voll  seid.'  ,so'  sagte 
der  gevattermann  'drum  hab'  ich  wasser  getrunken.*  da 
gingen  dem  apolheker  die  äugen  auf,  und  sagte:  ,ich  auch'. 
Da  gingen  dem  gevattermann  auch  die  äugen  auf.  die  betro- 
genen zecher. 

3)  die  mannigfaltigkeit  der  bedeulungen  von  gevatter  spiegelt 
sich  auch  in  der  Zusammensetzung  tvieder:  du  bist  der  rechte,  du 
holst  den  reichen  wie  den  armen  ohne  unterschied,  du  sollst 
mein  gevattersmann  sein.  br.  Grihm  kinder-  und  hausmärchen 
1,  254  (der  gevatter  tod).  von  hier  ausgehend  hat  B.  Auerbach 
seinem  kalender,  dem  er  eine  volkstümliche  Wirkung  sichern 
wollte,  den  dem  süddeutschen  volksieben  entstammenden  titel 
gevattersmann  gegeben,  der  Jahrgang  1845  knüpft  in  der  ein- 
leitung  an  die  verschiedenen  bedcutungen  des  wortes  an:  be- 
sinnst du  dich  hin  und  her,  herüber  und  hinüber,  liclicr 
leser,  was  das  für  ein  gevattersmann  ist,  der  da  zu  dir  ins 
haus  kommt,  und  was  ihm  ein  recht  giebt,  sich  so  zu  heiszcn. 
—  es  lassen  sich  siebenerlei  gründe  dafür  denken,  fünf 
kannst  du  dir  selber  machen  und  zwei  will  ich  dir  sagen, 
also:  6.  will  ich  dein  gevaitermann  sein  bei  manchem  recht- 
schaffenen gedanken,  den  du  zur  weit  bringst,  wenn  du 
das  da  liesest,  was  ich  jetzt  schreibe,  und  es  geht  dir  etwas 
gutes  dabei  durch  den  köpf,  und  du  spürst  es  in  allen  gliedern, 
dass  du  ein  braver  mann  und  ein  guter  Deutscher  sein  willst, 
so  steht  einer  in  gedanken  dabei  und  freut  sich  —  und  das 
ist  der  gevattersmann.  7.  will  ich  auch  noch  einmal  ge- 
vatter sein  bei  dem  schönsten  und  liebsten  kinde,  das  holTcnl- 
lich  nicht  mehr  zu  lange  auf  sich  warten  läszt.  und  weiszt 
dl}  wie  e«  bei^zt?  die  deutsche  einheit.    lasz  dann  dem  ge- 


4673       GEVATTKRN— fiEVATTEUrFENMG 

Totiertmann  die  frfiide,  ein  «anx  klein  ilpfelchen  »on  leinem 
kniücrmanlel  xii  halten  um!  ihm  etwn«  gani  gole«  In  dat 
kiisen  lu  himlen.  $ehaltkdstUin  det  gevnUerimanns  2,  I. 

4)  in  anderem  tinnt  knüpft  bei  Hkbkel  geTattenn.inn  an  dit 
oben  betproehene  trmeiterung  f on  gefatlar  an,  fgU  ip.  4MI. 

wenn  ilti  ein  rreuml.  ein  bewunil'rer  let. 

•o  glotii  er,  wie  g«n  himmel  d«r  chrl*L. 

er  wißt  um  goiie«  willi>n  kein  worl, 

er  nlcki  «inil  nieki  und  ichlelehi  ileh  forU 

ila  denk'  Ich:  den  r&lli  Ja  gar  nirhia  ein. 

*o  blieb  dein  Jupiter  wol  ein  stein  I 

Int'»  aber  der  herr  grvattermnann. 

der  allea  welm,  well  rr  itar  nirhl«  kann, 

«o  bin  ich  gewl«x.  da«i  der  enidnckl, 

•In  Cupido  habe  Im  block  ge<teokl. 

lUaaiL  iitiehel  AngeM  8,107. 

nEVATTEIlN,  ««rft.,  ahU-itung  lu  rattr:  dn  «ind  beide  mrtlen 
unter  iweier  «chwealcrn  hertzen  gelegen,  darnach  der  atlel 
untereinander  gevettert,  geachwiateit,  geacbweiet,  gefreundet, 
ja  faat  gelirndert,  getattert,  gesönet.  LoTHta  {vtTmaknung 
tum  fritdtn  tS42)  n,4i'  Jena.  tgl.  hieriu  angtlt.  gefaedrinn, 
to  odopt  or  to  aierihe  to  any  on«  a$  a  $on  or  daughter.  Oüb- 
noRTii-ToLLB*  3^0. 

GKVATTEKKN,  GEVATTEREN,  verb.,  abUitung  lu  gevalter 
(i.  d.).  dit  reich$te  bedeutungsentwicklung  hat  da»  mort  in  den 
fehiteistritchen  mundarten  entfaltet,  vo  auch  die  formen  mit 
umlaut  {im  kanton  Ohrrralden,  aus  äUererer  seit  auch  in  ober- 
rheinischen denkmiUrn  wie  bei  Paoi.i)  tu  belegen  sind.  rgl. 
sehteeii.  idiottknn  l.liaii. 

i)  das  rerrandtsehaftsterhältnist,  das  in  begetatttm  {tk,  I,  tU2) 
i«  Vordergrund  steht,  kommt  notk  in  der  mundart  ton  Zürich 
tum  ausdruck. 

1)  kriftiger   dagegen    hat   sieh   das   verhalten    und  t^nfÄmen 
dieser  art   ton   tervandlen   untereinander  lur  geliung  gebracht, 
a)  dieses  liegt  schon  dem  von  Ltit»  i,9&9  angeführten  bei- 
spieU  t«  gründe: 

don  «trh  Irhub  her  hertlgliob. 

mit  den  dl  wirln  nbir  geTOrt, 

den  wart  Ir  iiikiinTt  da  befflrl, 

•  dat  Ir  her  künde  übir  kernen, 

do  haiiln  >l  Tirlutl  genomen, 

alt  al  «ich  do  virgadirten 

Tnaanfie  fl  »Ich  geTadlrten, 

der  greTe  quam  von  dem  ro«*e  nidder, 

otwene  rilter  Im  urhiillTi-n  wIdder. 

E.  T.  KiacHBiao  cfironiron  UreUenbmrg. 
Wvniphal  IV  «19,9. 

h)  dasselbe  rnoment  kommt  in  den  mannigfachen  späteren  ba- 

ntungserwciteriingen  zur  geltung. 

■  <)  petnttern,  jVmind  einen  dienst  erweisen.  Bemer  mundart. 
Miiu-eis.  idintikon  1, 1130. 

ß)  mit  jemand  tertraulieh  sehwatsen:  ea  knmen  uff  ein  mal 
Her  iiinrkfrawcn  zi^^iiraen  und  gefetterten  einander  nnd 
achimpITten  mit  einander  nnd  waren  guter  ding.  Pkvu  sehimpf  \l 
{litt,  verein);  g'fatere  vertntulieh  schwatzen.  Hunziibr  Aargaiier 
wb.  104;  ebenso  in  der  mundart  von  Wallis,  sdiweiz.  idiot'kon 
I,  Ii;i0.  dieselbe  bedeuliing  Übt  aber  auch  in  der  Schriftsprache: 
zo  Worte  liesz  er'«  aber  nicht  kommen,  denn  der  andere  ge- 
ntlerte  ihn  mit  allerhand  fragen  und  aolchen  tcrtraulichrn 
reden,  wie  es  sich  schickt,  wenn  einer  in  eine  acbenke 
tritt.  W.  Alexis,  Isegrimm  2?0. 

<o  geTfltterin  da«  wpjiar. 
und  die  halbe  aiadt  l>ald  wuiaie, 
in  dei  bürgermeiütera  keller 
(Uli  der  satan  in  getialt 
•Inea  riaa'gen  rattenknüneU  .  . . 

t.  Wotrr  rnttenfäniter  ISO. 

e)  auf  die  Schweiz  beschränkt  find  bedeutungen,  wie  mit  Spiel- 
zeug kuriweiirn;  tflndeln,  ohne  ernat  arbeiten  {Bern,  Ober- 
wttlden)  fchweis.  idiMikon  t,  IISO.  hier  könnten  auch  anlehnungen 
an  valer  mitspielen,  vgL  gevStlerlen. 

GEVATTEBPOST,  f.,  knirachesl,  frissest  dir  die  n«gel, 
erstaunst,  dasz  deine  g(\ttin  auch  gehflren  soll  wie  andere 
weiher.  —  sieh,  da,  well'  Ich,  kommt  eben  eine  getatterposti 
narrpl  maier  MCilkr  {Golo  und  Genntefa  8,»)  }, MS. 

GEVATTEIU'KENNK.,  m.,  .tW^nrr  fär  patenpfennig  ((Mi  7, 

1601)  gebraucht;  vgl.  gevattergeld  oben  ap.  4666. 

der  aller  besten  «ptne, 

diu  an  dem  mniket  veila  ktam. 

ale  wa^re  wllt  oder  lam, 

der  koulte  diu  meisiirinne  genuok; 

wen  sie  in  dem  liliiiel  iruok 

Irire)  Rerateren  pTennlnge, 

diu  dOhten  »la  v||  ringe,      ne».  abenleutr  II«  Itt. 

vgL  Ttddernpennig  ScbOtss  kolslein.  idiotika»  4,  IM» 


GEVATTEnnEOE— GEVATTERSCIUn'  4674 

GCVATTERREDE,  f.,  vgl  gtftIterMll«  (epL  ap.  tm).  Ah 
ge*8llerrede  war  tbfäribaa,  tai  tvar  kan:  die  plagt« 
Cli  nicht  mehr  auf  itm  kdiavac  «akl  tkcr  irr  Irger.  flr 
«ein  rosdchen  einen  aalcbM  ^taa  ta  kakaa.  GoriaiL«  VU  dm 
fitkUr  täf,  %. 

GEVATTERRORE,  letatlerrflbal,  f.,  <igL  pr»lterrflbl«ia 
thril  7,  ip.  |«0I.  wie  uhem  die  kerrtdmtii  fmm  fflkal  «adnM, 
ist  dat  wart  bairiseker  herkunft  mni  et  itt  vaAncAWalk*,  ims 
auch  für  den  ertttn  the\l  des  compontumt  iu  form  pfetier  di0 
ursprüngliche  ist.  S'RaRLiBR  t',  ^^^  Intet  itr  am  PfSier,  Har« 
bei  Regensburo  in  die  Donau  mündendtn  ßtuuken  a>,  »•  dif 
betreffenden  rhben  urtprünglieh  tm  kimߧ»ln  prke«!  und  ta  den 
handel  gebracht  werden  seien.  uns«r»  form  wdr«  dtmmttk  äurtk 
schrißmiisiiije  deulung  des  ersten  k»mp«eäiem$ÜieOs  nlitetudfn, 
sie  itt  mehrfach  beltgl:  gfStlerrnhI.  IMa#  $ch»rf$dmMk*»d« 
rüben  {Hslerr.).  KltlR  1.14%;  geTitterrAbelQ  krutttm  U»pu ttltm 
Naanicn  3,  lOI;  gevalterrObeln.  Ilörta  etfmid»§.  wt.  itt  ttitf- 
reich,  mundart  (mi5)  t,20.V 

GEVATTEnsrHAFT.A.  <«''«<«  »«»«iiMaewWtiiaf  la«  fttalter, 
die  schon  in  du  mittelhoehdeuttche  seit  surüekreieht,  «yl.  mki» 
wb.  8, 7<t0':  l.Ktta  \,9'A.  narhtrag  Vth:  rgL  gevaddenckspi. 
ndd.  rechtihücher  bei  Scnii.LiB-Lraar.i  2,32;  ibevadereekap. 
KiiUN  Ks\ 

l)  die  umfassendste  bedeulung  bringt  das  gnatttTttrhUtaitt 
x«m  ausdruck. 

a)  dir  meiüen  beleg*  der  mitUlkockdeul$chen  pirkd»  frMrta 
hierher : 

«)  ein  angabeten  gaTataraebafl  

diu  wert  wen  tlben  naht  unt  «Arbai  hit  tl  keine  rraft: 
a6  man  den  teuf  At  flutet.  d&  mit  i6  !•!  ravaier.chari  dt  lilii. 
KBi!ia*a  T.  ZwiTia,  l&V  (ii-H-iiir). 

vgl  anmerkung  hiertu.  lIsA  tnnnt  diae  ^brecber  nnd  diaa 
ne«cber,  nnr  In  das  belscbe  (Iwer  in  den  mnni  wird  g*nde. 
sie  bAt  sA  gar  obernhsnt  genommen  din  aelbe  «Onde,  das 
sippebrechrn  un.l  gevateracbaft  all  ein  laU  BsarioLe  v.  Rbcb«»- 
BOBO  1,81; 

da  bl  waa  tl  genende. 

dai  sl  tu  Ir  doufe  quam: 

dl  kinde  tl  t'i  gölten  nam. 

dai  *l  in  von  geTadenehan 

IQ  druwen  war«  ima  bebaft. 

tJi'ohoA  tSH 


ß)  in  dn  ffik  drängt  sich  hier  ein  formelkafitr  gebruuck  det 
wartet  in  den  rordergmnd.  kampfessehUderungn  gewinnen  an 
eindringlichn  Wirkung,  wenn  durch  den  emstktmff  freuMdetkaps- 
oder  veiwandtschaflibande  serrisun  werden,  daher  liehen  et  die 
mitleiaUerlichen  dichter  ihre  darstellung  mit  der  nenkkerumg  »m 
beleben  ^  dast  alte  geralerschafl  durch  den  kamff  uufgehchem 
wird,  oder  dasz  sich  die  kämpfer  ohne  an  geraterscbafl  gebunden 
tu  sein,  gegenüber  treten,  vgl.  oben  geTüttern  ))  a. 

1))  wflrde  genomen  eia  tarnet 

von  den  ottcrherren  uf  dat  lant; 
da  wflrda  gaTaiertchan  leiraat. 
«o  lieh  die  poinder  naehten 
und  nach  gewinne  daehten. 

Wia!<T  T.  Gi)*ra!<8Baa,  Vfigaltit  MM. 

ai  »olden  ijottieren. 

dort  mit  rotten  punkren. 

»i  geloubtan  tieb  dar  »lieh« 

die  man  ballet  n-iwendra  »liebet 

bainileb  gevateraebaft 

wart  d*  teftoort  mit  torna»  kraft. 

WoLfaAi  Nrtt9»l  :1t.  7. 

dai  rou«ie  wol  gerallen.  den  dit  da  In  gearenga  mabiM  w«#«. 
(i  Irret  niht  die  »or»a  an  mWaegrifen.  ,     .    ■  _^ 

iadoch  aln  alt  gevateracbafl  tur  glaae  alaam  l«  Mluer  •••■• 

rifen. 
/taf.  IWarW  im  (»«*•). 

die  wll  dar  kaoie  d«  lae 
mit  dar  ber««  kraft. 
d4  wart  dia  gevateracbafl 
twiteiien  den  Tint<cb««  eairaai. 
und  dl«  dar  knnic  vo«  Uagerlael 
mit  im  dar  hat«  kriku 
twar  dea  andara  tkanaalM 
dar  lei  Im  Mhaaaa  aB4»  Mk      .    ^      ^  ._ ., 
OneBaa  M«m4t*.  rttmeknalm  IWM 
{SermUlerl. 

Stt  dat  Tiar  at  «M  kalmea  laat 

laiBlaaM  all  kMka  dat  «••  rat. 
Slakarbell  4a  ateaaaa  bat. 

4a  «aa  aehala  gavateracbaft.       ,  . 

Wiaat  V.  «aAvaaaaaa  RVaMt 


4675 


GEVATTERSCHAFT 


GEVATTERSCHAFT 


4676 


von  Kizzingen  ein  turnei 
het  unböhe  aldä  gewegn: 
man  muoses  dort  anders  pflegn 
mit  den  ekken  bluotrar. 
ze  bdder  sit  die  beide  gar 
ans  gevaterscbaft  da  sint. 

Wolfram  Willehalm  3S6, 1. 

y)  es  treten  auch  rcchtsfragen  auf,  die  auf  das  gevatterver- 
hällnisz  bezug  nehmen:  von  kindern,  di  in  gevalterschaft  sint 
geboren  {wo  die  frau  vor  der  ehe  die  gevatterin  ihres  späteren 
mannes  gewesen).  Magdeburger  fragen  \\&.  Behbknd;  nach  der 
aufsatzung  der  heiligen  väter  ist  gewonbcit,  wan  czwai  menscli 
zu  einander  in  di  beilige  chonscbaft  tretten  wellen,  das 
scholl  mau  melden  drei  suntag  nach  einander,  ob  das  wer, 
das  zwiescben  den  zwaien  leuten  eine  irrung  wer,  es  wer 
von  freunlschafl  wegen  oder  von  gevalterschaft  oder  welcherlai 
das  wer,  do  mit  binfür  di  beilige  chonscbaft  inocbt  gestört 
werden,  priesterliche  eheverlöhiiisformel  aus  Graz.  Germania  22,4;n ; 
anno  domini  1423  sind  die  ratismeistere  von  dren  refen  unde 
der  siezende  rad  ein  wurden,  daz  kein  wip  geczuge  mach, 
geczug  sin  sal  in  icheinen  Sachen,  sundern  die  e,  die  touffe 
unde  gevatterschafft.  Johann  Friedrich's  des  groszmüthigen  stadl- 
oidnung  für  Jena  s.  61,  viii.  ed.  Michelsen. 

b)  aus  der  neuhochdeutschen  pcriode. 

n)  als  der  gevattern  gewohnheit  ist  sein  gevatterin  zu  haus 
sehen  gieng  die  do  als  ein  schöne  fraw  was  als  man  in  tausent 
liete  eine  finden  miigcn,  und  wie  noch  er  ir  gevatter  was, 
doch  das  darumb  nicht  ansähe  alle  gevatterschaft  czeruck 
liget  und  von  ganczem  freien  willen  zu  ir  in  liebe  enczündet. 
Vekameron  462.  Keller; 

nun  kiimet  paid  mir  zQm  wein, 
da  wöll  wir  wider  richten  ein 
eur  gfatetsohart  auT  dieses  mal, 
freuntscliaft  und  gselschai't  uberal. 

H.  Sachs  die  zwen  geinttern  315  (neudruck). 

item  es  sol  auch  der  schullhoisz  mit  den  zwölffen  einen 
ernstlichen  eidl  zu  gott  tbun,  dusz  sie  wollen  urtheilen  und 
recht  sprechen,  dem  armen  als  dem  reichen,  dem  reichen 
als  dem  armen,  dem  grossen  als  dem  kleinen,  und  nicht 
gedcncken  freundlschafft,  Sippschaft,  gefatterschafft.  Ueuther 
v.  Speier  kriegsordnung  (1594)  36. 

ß)  die  reformationsbewegung  richtete  sich  vor  allem  auch  gegen 
die  feslsetzungen  des  kanonischen  rechtes,  die  die  gevatterschaft 
zum  ehehindernisz  gestempelt  hatten:  kein  bindernüsi  soll  an 
der  ee  sein  von  wegen  der  gevatterscbafft,  was  im  gsatz 
Molsi  nit  hindert  die  ee,  soll  si  unsz  auch  nit  hindern. 
Eberlin  V.  GüNzuuRG  10.  bundesgeuosz  (neudruvk  s,  113);  dar- 
nach hat  der  bapst  noch  eins  erdacht,  wen  man  gefatterschaft 
anrichtet,  so  darf  die  gfatter  die  ballen  nicht  zcu  der  ehe 
nemen.  si  sagen :  es  kumet  do  das  sacrament  darczwischen, 
ist  do  ein  geistlich  fruntschafft,  sein  geistlich  valter  und 
mutter,  bruder  und  Schwester,  luther  predigten  {\.  jan.  1521) 
9,542;  zum  neuntzehenden,  das  die  grad  odder  gelid  wurden 
geendert,  in  wiichen  der  ehlich  stand  wirt  vorpotten,  als  da 
sein  gevalterschaften,  der  vierd  und  dritte  grad,  das  wo  der 
bapst  zu  Rom  drinnen  mag  dispensieren  umbs  gelt,  unnd 
schendlichen  vorkcufft,  das  auch  daselbs,  mug  ein  iglicher 
pfarrer  dispensieren,  umb  sonst  unnd  der  seelen  selickeit. 
Luther  an  den  christlichen  adel  (l520)  neudruck  s.  53;  denn 
so  das  sacrament  der  tauff  sollt  hindernusze  bringen  müste 
kain  christenman ,  ain  christenweib  nemen,  seit  mal  alle 
geteuffte  weiber,  aller  getaufften  menner,  gaistlicbe  schwesler, 
sind,  als  die  ainerlai  sacrament,  gaist,  glaube,  gaistlicbe 
gaben  und  gütter  haben,  damit  sie  vil  neher  im  gaist  freund 
werden,  denn  durch  euszerlich  gefatterschafft.  wilche  person 
verpoten  sind  zu  eelichen  (1522)  Aij';  ich  wil  wider  zu  dem 
artickel  der  gefatterschafft  kommen ,  und  mein  mainung 
datzu  sagen ,  die  ich  vorhin  auch  habe  lassen  auszgeen. 
Auffs  erst,  zur  ee  zu  greiffen,  soll  man  weder  gefatterschaft 
noch  pattschaft  ansehen ,  auch  weder  bapst  noch  bischoff 
drumb  ansuchen,  sonder  frei  dahin  nemen  ain  patt  den 
andern,  ain  gcfalter  den  andern,  und  der  patt  den  gefattern 
und  widerumb.  Luther  sendbrief  an  Jhan  von  Schleinitz.  Aiij' 
(1523);  gevatterschaft  trennt  die  ehe.  Fischart  titenen&orii  (1581) 
I.i4\ 

y)  die  Wörterbücher  verzeichnen  alle  das  wort  in  der  allgemeinen 
und  umfassenden  bedeutung.  gevatterschaft  patricin.  vocab. 
incipiens  teut.;  gevatterschaft  compaternitatem ;  vgl.  zsch.  gesch. 
Oberrheins  3,140;  gevatterschaft  compaternitas.  Hcpfuff  93; 
gevattcrscliuft  lustrica  cognatio,  initialis  necessitudo,  propinquitas 


in  baptismo  conlracta,  vulgo  eompatratus.  Heniscii  1417;  com- 
paratico.  Hülsios  (Uiis)  135;  le  comparage,  necessitudo  lustrica. 
dictionaire  du  voyag.  144;  necessitudo  lustrica.  Dentzler  (l677) 
116;  comperage.  Duez.  franz.  gram.  (1695)  207 ;  initialis  vel 
lustrica  necessitudo.  P'risius  (1700)  112);  godfathership  or  god- 
mothership.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  766;  gevatterschaft  gevader- 
schap  RitAMER  2,133';  comperage.  Rondeaü-buxtorff  253;  vgl. 
Adelung  2,  61S. 

S)  in  dieser  umfassenden  Verwendung  macht  sich  vielfach  die 
bedeutung  von  gtiVültcr  =  am\c»s  geltend:  der  Carmeliten  ge- 
mahelscbafft  und  gefatterschafft  mit  Maria  ist  inen  ein  schirm, 
ob  sie  schon  weder  in  küscbeit,  noch  armut,  noch  demut, 
noch  weit  Verachtung  nach  volgen  Marie,  saf;en  si  doch, 
Maria  und  si  sind  geschwisteiige  kindt.  Eberlin  v.  Gü.nzburg 
14.  bundesgenosz  (neudruck  s.  160);  so  wir  dan  nun  eine 
merkliche  zeit  her  einander  nit  anders,  als  inn  aller  Ver- 
traulichkeit, liebe  und  freundschaft  erkant  haben,  will  ich 
.  .  .  solche  durch  unaufhörlichen  freundlichen  willen  und 
treue  gevatterschaft  bestätigen  und  fortsetzen.  Fischart 
chezuchtbüchlcin.  Hauffen  3,124;  gevatterschaft,  gespielschaft 
(die  verleutschte  Arcadia  des  herrn  Philippi  Sidner).  Schottel 
SSo';  ein  armer  edelman,  so . . .  oft  und  manchesmal  mit 
einer  milchsuppen  an  statt  desz  fleisches,  und  an  statt 
desz  weins  mit  einem  kletzenmost  verlieb  nehmen,  auch  mit 
denen  ochsen,  kühen  und  dero  Säuglingen  kälber,  dero  exe- 
cutions  und  groszherrn  vattern  (nach  platz),  darunier  der 
stier  begriffen,  item  denen  nächsten  collateral-befreundten, 
als  bocken,  rocken,  schafen,  äffen  und  gaffen,  säuen  frauen 
und  Schweinen,  sChwäger-  und  gevatterschaft  machen  rausz. 
Abele  k.  Unordnung  3  (lüTl)  vorrede  s";  unsern  kerkerlüsternen 
hätte  gewisz  Wenzel  der  gevatterschaft  gewürdigt,  und  Lud- 
wig XI  dem  läcbler  und  dem  weiner  zum  aushelfer  erkoren, 
F.  L.  Jaun  2,  836,  vgl.  sp.  4651. 

und  sage  ihm, 

du  seist  des  sandwirts  Ilofer  arme  waise; 
der  vater  aber  lasz'  ihn  bitten,  dasz 
um  alte  freundsohart  und  gevatterschaft 
er  deiner  walten  möge,  als  ein  vormund. 

Immermann  trauerspiel  in  Tyrol  (5,7). 

s)  in  diesen  bedeutungserweiterungen  lebt  das  worl  vor  allem 
im  Sprichwort; 

1))  kuche  über  den  zäun,  kuche  erwidder,  bellt  gute  ge- 
fatterschaft steht  in  Luthers  handschriftlicher  sprichwörtersamm- 
lung;  vgl.  werke  5,182  Weimar;  vgl.  oben  gevalter  über  den 
zäun,  sp.  4ß49. 

2))  wenn  das  kind  todt  ist,  so  ist  die  gevatterschaft  ans. 
Hemscu  1418;  lieber  mensch,  lass  die  gevatterschaft  nit  grad 
aus  sein,  wenn  das  kind  (wie  man  spricht)  tod  ist.  es 
heisse  nit:  ab  äugen,  ab  herze.  F.  Wvsz  (I601)) ;  vgl.  Schweiz. 
i'Jiotikon  1,1129;  das  kind  ist  gestorben,  die  gevatterschaft 
ist  aus.  Abraham  a  S.  Clara  Lauberhütt  1,421;  das  kind  ist 
lod:  die  gevatterschaft  bat  ein  end,  contemnunt  spinas  cum 
cecidere  rosae,  Bayer  (173:!)  289;  sprtchw.  wenn  das  kind  todt 
ist,  so  hat  die  gevatterschafft  ein  end,  ßlio  mortuo  putris 
lustrici  affectus  expirat.  Kirsch  com.  2, 150*,  fehlt  in  den  späteren 
ausgaben;  die  gevatterschaft  hat  ein  ende,  tesscra  hospitulitatis, 
familiaritatis  confracta  est.  Serz  teulsche  idiotismen  54*.  wenn 
't  kind  dod  is,  is  de  vaddeiscbopp  ut:  die  Verpflichtung  hebt 
der  tod.  SciitJTZE  holstein.  idiolikon  4,  294. 

2)  in  annäherung  an  ein  nomen  actionis  wird  die  sonderbe- 
deulung  des  pßichtenkreises  vorgeschoben,  der  sich  an  das  ver- 
hältnisz  knüpft ,  gevatterschaft,  gevattcramt,  ausübung  der  ge- 
vatterpflichten. 

0)  die  ältesten  beispiele  gehören  den  rechtsordnungen  an,  die 
den  aufwand  bei  kindstaufen  bekämpfen,  hier  zeigt  sich  die  neue 
bedeutung  in  ihren  ersten  anfangen: 

«)  wer  ain  gevatterschaft  bat,  der  sol  datz  (da  zu)  dem 
wein  nicht  mehr  geben,  dann  zwelf  pfenning  seinen  ge- 
vattern, und  wer  bei  im  ist;  und  sünst  weder  frau  noch 
man  sullen  cbainein  gotteit  mar  geben  dann  zwelf  pfenning, 
oder  der  stat  ain  halb  pfund  pfenning.  das  stadtrecht  von 
München,  art.  429.  umb  gevatterschaft  Aueü.  es  sol  och  ze 
wihennechten  nieman  dem  andern  senden  dehainerlaie  ding, 
als  widersenden,  von  deliainer  gevatterschaft  wegen  und  wer 
diser  vorgeschribnen  ding  dehaines  brichet  der  git  j  ^,  unser 
phenning  ze  biisze  als  dik  es  beschiht.  stadtbuch  von  Schaff- 
hausen, (ii.  jahrh.)  Alemannia  5,218. 

ß)  auch  in  ausgabenverzeichnissen  und  in  kostenberechnungen 
gewinnt  das  wort  frühe  diese  bedeutung:  item    gefaterscliaft, 


4677 


GEVATTERSCHAFT 


zw  onfern,  zw  peicbten  unnd  cxu  aller  R«Uiliclten  ordouDg 
3/^.9.  aufzeieltnungen  eintr  Wuntr  handichhfl  dts  U.  jakr- 
hunätrt$:  'was  em  man  und  »ein  wuib  und  <lirn  zu  Pmisu 
oin  jar  beduifTeu.'  anitiger  für  kunät  der  dtuUcheit  ttwuU  7, 
11.  f.  Mi. 

b)  rnchlicktr  und  ma*nigfuUtg4r  und  dit  Mtft  «M  dtr  *t%- 
hochdtuUehin  jurioä«, 

a)  livi  betteltig  dir  dein  ebr  lieber  auo,  d«t  weioacbencken 
aUbt  dir  wul  an,  daa  dui  lang  mit  frrudcn  ireibtl,  wie  dai 
kindbeben  zur  geviittcracbaOTl.  FiicHiar  Gargantua  {ne%druek) 
14«.  da  wur  rin  vornebmer  bolTralli  mit  am  titcbe,  wclcber 
•ich  der  ferien  zu  cebraurhrn,  etliche  meilcn  von  da  auf 
eine  gevattencbaft  begclirn  wollte.  VVitui  die  drei  irytttn 
trznarren  {ntudiuck)  IHI;  wa«  die  gevatlertchaft  betrifft,  10 
weiiz  ich  nirbt  recht  wuh  ich  dazu  aagen  sull,  wenn  ich 
auch  gleich  dabei  ihre  freundlichen  gesinnungeo  nicht  v«r> 
kenne.  GUthb  biuft  i&,  ^0. 

(«valiertcbari  U  e  ehr' 
macbl  ab«r  den  beuiel  leer. 

TiNOLAO  iprich»Arttr  ileuiieh-jMiieher 
vorteil,  tgl.  Wanobb  1,  t64S. 

ß)  die  vfr(<rftOe/i«r  nehmen  nur  langsam  von  der  neuen 
Meutung  notis:  gwulterscbart  imtialts  nrussiludo,  officium 
tponsorit  WtiBtaknn  (1713)  \M' ;  zu  gevatlerschaft  bitten  ad 
officium  inittal«  tocare  KmiCH  com.  1,  IM)'  [fehlt  in  den  tpA- 
teren  ausgaben);  gevatterscbaft  the  circumstance  of  being  Sponsor 
(0  a  ehilä  and  this  rrlation  io  the  fHirtnts  etc.  Hilpkbt  II,  1,461. 
das  ist  meine  erste  gevatlerstliaft  thal  is  the  (int  fime  Ihav« 
stood  godfather  vr  godmother.  cbtiida. 

e)  bestimmte  gebrauchsformen  sind  in  erster  Unit  mit  dieser 
bcdtutung  Vfiknüjift. 

n)  der  piural,  der  sonst  nur  einmal  bei  LuriiER  belegt  ist 
{vgl.  sp.  4'm5):  Mindensche  poÜ/eiurdaung,  wie  es  mit  klii- 
diiDgcn,  veriubnissen,  burb/ciicii,  kindtaiifvn,  gevattcischnfti-n 
und  bngrüliniüsen  zu  hallen.  Mikdkn  1034  (>fi  I'.  Wie iNodeni; - 
vüidije  beitrage  (ISis)  '23i;  zur  einschrUnlcuDg  des  groszrn 
aufwandes  bei  kindluufen  und  gevatterschaften  ist  in  unsenn 
neuesten  gesetz  (8.  drz.  i;S5)  verordnet.  SiEBüNKKhS  matn-taiiVii 
sur  Nürnbergisehcu  geschichte  1,226;  gevatterschaften,  hoch- 
zeitsschmause ,  Icicbenuiahle  waren  vornehmlich  in  reichs- 
slädtcn  piivilegirte  vchikel,  licbscbaften  anzuspinnen  und 
chetraktate   zu    betreiben.  MusÄus  Volksmärchen  1, 52  Hempel, 

ß)  der  objektsaccusativ  neben  bestimmten  verbis:  gevatter- 
scbaft anrichten  aus  [.uriiün  r^i.  tp.  4075;  die  gevatter- 
scbaft abschlagen,  teulsch-engl.  «b.  (1710)  766;  eine  gevatter- 
•chaft  abschlagen,  Ubrrnehincn,  annehmen.  Schwan  (I8lt) 
4396;  und  lüszt  gdtt  es  zu,  nimmt  er  die  gevatterscbaft  an, 
•0  weisz  niemand,  für  was  das  gut  ist;  vielleicht,  dasz 
t*  ilagclhans  berumfühit  und  zum  frieden  bringt.  GoTTBKLr 
Uli  der  pdchter  eap.  6. 

3)  das  sammeltcort  für  die  an  dem  gevatterverhältnist  oder  der 
handlang  betlieilijtcn  personen,  vgl.  gevatterei,  gevalterleute, 
gevütterte. 

a)  der  ältrste  bvleg  liegt  schon  aus  dem  13.  jahrh.  vor,  er 
steht  jedoch  vereinielt :  so  ir  vi!  gevatern  habet  unde  sb  ir 
iuch  danne  gefriunden  seit  mit  iuweim  kinde,  s6  uiac  ez 
ein  gevaterschafl  irren,  daz  ez  iu  iemer  schadet  an  iuwerm 
kinde  und  kflnncl  ez  halt  oiemer  s6  wol  bestaten  als  ir  hie 
getAn  hivtet,  unde  milezet  ez  elwennc  verre  von  iu  geben  in 
ein  ander  gegene  oder  in  ein  ander  lunt:  alles  von  gevater- 
schafl.   UbrTHOLD   T.  BKGEriSBURG    1,33. 

b)  aus  späterer  uit  ist  die  mundartlieht  ftrwendung  bezeugt : 
g'futterschaft  oder  g'faterlQt.  HunzikkR  i4ar;auer  rt.  104.  noch 
ehe  der  zweite  Icheuzin.-t  gegeben  werden  sollte,  erhielt 
Vrencli  das  zweite  kind,  und  diesmal  einen  munteren 
buhen  . .  die  gevatterscbaft  gab  auch  diesmal  viel  redens  .  . 
CS  handelte  sich  absonderlich  um  die  beiden  paten,  die  palin 
ward  einhellig  erwSblt  in  der  schmiedin.  Gottuklf  Vli  der 
Pächter  cap.  li);  aber  strenge  sei  es  doch,  dachte  das  Weibchen, 
dasx  es  an  keiner  gevatterscbaft  so  eine  rechte  vollständige 
freude  haben  solle.  r(/ndor<;  Ich  htV  doch,  er  halt'  schon 
frQlier  a  oefteo  all's  drang'setzt,  und  nie  mehr  stimmen  wie 
von  seiner  g'vatterschafl  g'habt  wie  is  denn  dOs  hilzt 
anderschtl  wirt:  jo,  d"  g'valtersrhalt  is  mittlerwcil'  unver- 
sehens gröszer  word'n.  Anzkhcrubkr  stahl  und  stein  l,  t  {ges, 
»eike  8,  l2Ji). 

c)  do>h  auch  der  seliriflmästige  gebrauch  ist  neuerdings  be- 
legt: er  hatte   auf  der   stelle  weg,   wo   das   hiuaua   tielte, 

IV. 


GEVATTERSCHAFT— GEVATTEB$CHIfüPm]C114678 

zumal  er  ao  dein»clb«n  nclwÜUi  ia  JSaMi«  ait  4«r  f». 

vattcrschafl  vom  »cblosz  luaamneo  getroffen.  E.  MOaisg 
(notellen)  3,  IM»;  ja  ein  sehr  trgicbigcr  pflaumeitbauia ,  der 
nicht  nur  uns  selbst,  soudeio  uo«.li  ubeodretn  des  halbcu 
ort  und  wcnifsieot  uDser«  tiealtch  wettlaofige  ftvsttcfacluft 
IU  vertorgeo  pflegte,  «rar  sogar  ua  d«a  rakktlea  s^otr  Asi« 
gekxmuten.  Hibbrl  {metmt  ktmUuiti  9^,  i^l;  ilMiburf.  4m 
uu»  BUkzerürdeiitlicb  gefAili,  tat  io  dr«  tafeo  abgenucht  9a4 
in  llerlin  nag  ich  such  okht  lAM*r  bUibea  um  den  ltl«r»> 
riechen  nevatlertcbsfU«  aoiUWtklMa.  GauLrAt/ia  («■  iMlb«- 
nna  Fiöhlich  19.  stpL  1K47):  eioeo  btMOdara  «urMbaHai  kM» 
die  Leipziger  allgemeine   lettung    seit   eiaigea   ahfiul««  §ß- 

nomine da»  bluU  nahm ...  eine   sebr  tat^biedfo«  hai- 

tuug  an ;  es  behielt  sein«  fall«  von  Dcuigkeilrii  ui.d  fa* 
rUchlen  bei  und  blieb  dadurcb  nocb  immer  das  cigeotJicto 
lieblingiblall  der  iibaralea  ftiaUaraabad.  Paon  i«  ftkre 
3,  SS9;  um  gewählt  tu  «crdea  bei  daa  diractes  wabirrcbl«, 
musz  man  in  weiteren  kreisen  eia  bedeutenderes  aosebea 
haben,  weil  das  gewicht  der  localen  gevatterscbaft  bei 
dem  wählen  nicht  so  zur  bebung  kommt  io  den  auigedcbotea 
kreisen,  auf  die  es  bei  dirccter  wabl  aokumuiu  bMiABCi 
reden  3,  350. 

4)  gant  vereinuU  ist  d*$  eindringen  iit  mmttt  im  iit  «aiar 
gevatter  (ip.  4061/f.)  besprochenen  formet»: 

a)  tu  gevatterscbaft  bitten.  Kiaacu  com.  3,  IM*. 

b)  meine  grosse  bibel  und  alles  waa  bei  nir  oicU  allta 
mangelhaft,  steht,  wie  ein  puracha  sagt,  Jetit  aor  gavalier- 

achafU   PlCAHOBB  (1733)  1,  »05. 

GEVATTEHSCHAKT-IIA.NDWKRKSI.ADE,  f.:  in  beut«  dar 
ladenvater  oder  die  gevatterscbaft  •  bandwerksiade  lo  aMia 
Diogenea-fast  einkriecbt,  so  bitte  ich  viersizzig,  oder  lo  «aaa 
original  mit  drei  kopieen,  oder  in  einer  besseren  roelapbar 
ala  aonne  mit  den  nächsten  drei  planelen,  oder  ohne  all« 
metaphcr  mit  ihren  kindrrn  in  meinen  borst  und  grftnes  ge- 
wOlb«  tu  «eben,  wo  heute  mehr  gaste  als  mObla«  aiad. 
Jban  Paul  ((ir  Herold  8.  januar  \;v>)  Utt.  nnchUts  4,  XU. 

GEVATTKttSCIllN,  /.,  mUtei-  und  nttderdtiUuMt  nehenfmm 
tu  gevatterin,  epi.  gevattar  (tp.  4661.  4663)  und  gevalterfrau 
(sp.  460&):  e«ai«aler  gevadersche  fimma  franumai  (A'Ma 
1507).  DiKriHBACH  135*:  ich  hab  euern  brief,  liebe  frao 
doctorin  und  gevatterschin  gelesen.  Lotibb  briefe  (an  i.  Jonas 
hausfrau  3t.  oprii  1530)  4,  3;  ist  aber  sein  gescbwatt  keia 
tüdelde  tAd  oder  gevatterschen  plaudern,  sondern  mit  aller 
hofflichkeit  bitten  und  begehren,  aut  p«»  bi  bi  bt  ät,  pum 
piim  pum  . .  gedruckt  tu  Boxlehut  in  dtr  vätdaiAAiM,  ias  jaAr  ICM. 
vgl,  vaddersch  ScbOtzb  holslem.  idiotik.  4,394. 

GEVATTEltSCHMAUS,  ».,  fna  so  frühe  belegt,  mit  der  tmtiU 
tlieü  des  kompositums  (s.  scbmaua  Iheil  9,  956) ;  kindlaaf -  fiar 
gevatterschmaus,  lustrieum.  SruLaa  1^69;  gevattcreaaco,  oder, 
schmaust  heisset  diejenige  gasterei  oder  roahlteit,  ao  der 
kindtanffen  vaier . .  denen  gevattern . .  statt  de«  graiiala  g>ebct, 
und  selbige  darbei  ansehnlich  bewirtbeU  A«ABA\THta  frtutm- 
ttmmerlexikon  (1715)  6«0; 

darsur  lass  auch  in  lior  ua4  haus« 

die  freude  voll  und  aCicbllg  *«ia, 

und  lade  tum  («vatter-scbaiauM 

die  aurgertuiaiaa  brOdtr  «ia.      Glimua  (int)  llMl 

(da  unter  kitiit  und  maatrer  Wül 

die  wttt  ä**  rrU*  mal  ItHrill.}; 

still  doch  aliei  »asckaiaall 
spart  eure  piediat  iura  gevaiiersckaiau: 
hier  brauchen  wir  st«  akfel. 

Squaeai  Jiaiii  msd  JalM  III. K 
(mller  fmr  frmwilt  tmt  •  >««itpt  taaU 

ein  gevatierschmaus,  «■  repo*  mt  Hftl  dt  btptMf.  Scawaa 
(1782)  740:  gevattcrscbmauat,  a  tkmUmtnf  feeuL  Laaa«  aO{ 
HiLPiar  II,  1.  161. 

GEVATTtHSCHNACK,  g«Tatt«rascbaack.  ai  gcvaticradMMtk, 
le  eaquH  itt  ttmmiret.  Sc8waR(iaii)  43»:  geraUcrscbaack,  Ae 
prettir  «f  fssispa.  Hiltibt  II,  I,  «61:  dte«  form  g«TaU«fi|- 
scboack ;  wenn  das  frauentiouacr  . .  «isa 
bAlt  ..  da  must  bald  bOrger  aad  rath» 
bald  diese  oder  jene  witib«  Ober  ihr«  aaaga 
rergL    vadderoaoacfc ,    oaafttaae    fMlacka  ScaCna 

uttoL   4,395. 

GEVATTERSCHMPmai,  •  .•  gevitiar. 
beiaset  dasjeoifa  »choopffluch  oder  thchltia,  ••  aia  Jaag  |»> 
seile  an  etlichen  ortco,  voa  4«r  jaaffar,  mH  *«lclMr  «r 
Bogleicb  gcvaticr  gestoadco.  aha  aach  das  ervt«  frnchi« 
Uaochiret  wicd,  ta  fad«ra  hal:  ar  ■■«  aalUpa  aach  aw 

SM 


4679   GEVATTERSTAND— GEVÄTTERTE 

Zergliederung  und  zerschneidung  der  speisen  einfodern,  denn 
wo  er  selbiges  mit  stillscliweigen  übergehet,  oder  vergiszt, 
wird  ihm  selbiges  nachher  von  der  Schuldnerin  disputirlich 
gemacht.  Amaba.nthes  frauenzimmerlexikon  (1715)  667. 

GEVATTERSTAND,  m.,  substantivbildung  »u  gevatter  stehen 
(s.d.)*  nie  hatte  sie  bei  einer  judentaufe  gevatter  gestanden, 
obgleich  sie  gern  bei  christenijindern  dieses  pathenamt  über- 
nahm, sie  drängte  sich  recht  lu  gevatterständen.  Hippel 
lebensläufe  4,94;  an  hohen  fest-  oder  sonnt;igen,  in  der 
kirche,  bei  gevatterständen  und  zumschemelführen  (trau- 
leiten) paradirl  der  spiesz  und  stadtbürger  im  bratenroclc. 
Schütze  holstein.  idiotik.  1,  146. 

GEVATTERSTEHEN,  n.,  substantivierter  infinitiv :  aus  dieser 
Ursache  ist  das  gevatterstehen  der  kinder  sehr  unschicklich. 
KbCnitz  18, 45.  vgl.  sp.  4659. 

GEVATTERSTELLE,/::  hernach  mag  etwa  Göschen,  wenn 
er  sich  einzulaszen  lust  hat,  gevatterstelle  vertreten  dusz  wir 
mit  dem  mechanischen  der  ausgäbe,  sie  geschehe  nun  wie 
sie  wolle,  nichts  zu  tliun  haben.  Göthe  briefe  8,243. 

GEVATTERSTÜCK,  n.  erscheint  in  zwei  hauptverwendumjen. 
1)  mü  sinnlicher  grundbedeutung  des  zweiten  kompositions- 
theils:  gevatterslücke  ist  entweder  ein  mit  vielen  confituren 
und  candirten  zierralhen  ausgeputzer  marcipan,  mandel-  oder 
krafft  dorte,  oder  auff  vielerlei  art  schmackbar  und  wohl 
gebackener  kuchen,  so  den  gevaltern  nach  vollbrachter  taufife, 
vor  ihre  gehabte  bemühung  in  das  hausz  nebenst  etlichen 
Pfannkuchen  geschickt  wird.  Ahabanthes  frauenzimmerlexikon 
(1715)  667.  vgl.  auch  oben  gevalteressen.  zugleicben  sollen 
{hei  kindtaufen)  auch  alle  zuckerbilder,  muszken  und  gevatter- 
stücke, woferne  gespeiset  wird,  ebenmässig  gäntzlichen  hier- 
mit abgeschafifet  sein,  kursächs.  poliieiordnungen  (1i.  juni  l(i6l) 
titel  XVII  2.  Verordnungen  des  Leipziger  rathes  «enden  sich 
im  jähr  1701  gegen  die  marzipanschmausereien  bei  taufen,  es 
sollte  entweder  ein  marzipan  oder  ein  kuchen  zum  'gevatter- 
stück' gegeben  werden  dürfen,  der  marzipan  sollte  jedoch  auch 
bei  den  vornehmsten  nicht  über  zwei,  der  kuchen  nicht  über  einen 
thaler  kosten,  gevatterstück  p/HÄgi/^,  pe«<s<ucL  Khamer  133';  ge- 
vatterstück bateme.  Rondeau-Buxtorff  253;  gevatterstück,  n. 
present  sent  to  the  inlended  godfathers  and  godmuthers  before 
the  christenings.  FAHRENKRiJcER  325.  ebenso  Hilpert  U,  1,  461. 

2)  mit  übertragener  bedeutung :  gevatterstück  a  friendltj  turne 
or  Office  done  lo  a  person,  that  has  stood  godfather  etc.  Hilpert 
II,  1,  461.  das  ist  kein  gevatterstück,  e'est  un  vilain  tour  que 
vous  me  jouez  li.  Schwan  (1811)  439;  das  ist  ein  gevatter- 
stück, gevatterstückchen ,  that's  an  ugly  trick.  Hilpert  II, 
1,461. 

GEVÄTTERTE,  f.,  kollektivbildung  lu  gevatter  {vgl.  Wilmanns 
d.  gr.  II  §  264),  vgl.  gölide  (s.  d.) ;  in  der  mittelhochdeutschen  periode 
aus  oberdeutschen  quellen  vielfach  belegt,  schränkt  es  sich  in  der 
neuhochdeutschen  zeit  allmählich  mehr  auf  die  schweizerische 
mundart  ein,  in  der  es  noch  heute  fortlebt,  mittelhochd.  geveterde 
s.  mhd.  uib.  3,  280'.  Lexer  1,961'.  neuere  belege  bei  Schbklleb 
1^,  850.  Schweiz,  idiotikon  1, 1129. 

l)  und  ir  sult  sie  nihl  ze  lange  ungetoufet  län:  alse  sie 
geborn  werden,  s6  sult  ir  sie  toufen.  ir  sult  weder  6touf 
biten  noch  gevetriden  {nicht  auf  die  feierliche  taufe  warten  noch 
auf  die  erwünschten  taufzeugen),  weder  diz  noch  daz.  Bebthold 
V.  Regenshurg  1, 127;  unde  siniu  {des  pulhenkindes  deiner  frau) 
gevetride  sint  als  wol  diniu  gevetride  als  sine  unde  dCl  mäht 
niemer  deheine  6  mit  im  gewinnen.  1,314;  was  ein  band  ge- 
luot,  das  hat  die  ander  getan,  also  stßt  es  umb  zwei  ge- 
mechte.  ist  Jens  enhalb  mers,  und  hebt  das  ander  dishalb 
ein  kind:  Jens  ist  als6  wol  sin  geistlicher  vatter  als  das  es 
da  huob;  und  des  kindes  vatter  und  mutter  sind  als  wol 
sine  gevettrid  als  des  kind  er  selb  erhaben  hat.  Schwaben- 
spiegel, herausg.  von  Wackernagd  345,  114;  von  unkiuschekeit 
koment  drizehen  8iunde...du  zwelftiu  heizit  unkiuschekeit 
began  mit  e  liuten,  oder  mit  gesipiden,  oder  mit  gevetirden, 
oder  mit  goetiden,  oder  megeden,  oder  mit  wittewen,  oder 
mit  geistlichen  liuten.  bihtebuch,  herausg.  von  Oberlin,  Strasz- 
burgllBi,  ».35; 

dö  wart  Hugdtetrich  der  gevateren  also  fro: 
bi  ietweder  hende  gevie  er  einen  dö. 

Wolfäietrick  (B,  1)  221  Jänicite;  Varianten: 

gevatreit,   gevatherit   (do    ward  Haugdieterich  der  gevätterit 
vil  fro  vgl.  zeitschr.  d.  a.  4, 42G). 

2)  man  sol  aim  kind  nit  mer  dann  ein  gefatreid  haben ; 
dasselbig  soi  dem  kind   über  12  dn.  nit  einbinden;   zu   der 


GEVATTERWEIN— GEVIECH 


4680 


kindtaufe  sollen  mit  dem  gefatreid  nit  mer  geen  dann  4  mann 
und  4  frawen.  Münchner  handschr.  wpj.  Sciimellkr  i**,  8»0;  und 
nachdem  ain  pot  was  neulich  gangen  von  pischolf  Sixlen 
von  Freising  das  man  nun  ain  gefäterten  zu  dem  kind  heben 
haben  soll,  so  schickt  Albrcclit  iv.  (1496)  hinab  zu  dem 
pischolf  umb  erlauben  das  sein  gnad  albei  mecht  zu  einem 
kind  drew  gefötert  nemen.  ebenda,  ebenso  noch  zahlreiche 
belege  aus  bairischen  quellen. 


3) 


Ir  gefätierte,  nun  nemmends  kind. 

ÜABKRKR  Abraham  1592  E6* 


üch  fürgeliebten  grossen  fründen,  eid  und  puntsgenossen  und 
guoten  gevälterde.  IbiS  abschied ;  fürohin  soll  keiner  mfir  ge- 
fäderden dann  2  anstellen  zuo  aim  kint.  aus  1550  {Obwalden). 
ebenso  belege  aus  1580  (Entlibuch),  1628  {Berner  mandate);  es 
sei  keine  abstufung  der  strafe  für  fleischliche  vergehungen 
zwischen  blutsverwandten,  verschwägerten,  gevätterten.  1032 
abschied,  u.a.  Schweiz,  idiotikon  1,1129;  g'vätterti  g'winnen 
{Graubünden.  Chur).  den  fenfbätzer,  wo  d'  ching  öppe  von 
den  g'vätterti  uberchommen.  {Emmenlhal)  ebendort. 

GEVATTERWEIN,  m.  gevatterwein,  gevatterwein,  le  vin 
de  commire.  Schwan  (1782)  740.  christening  wine,  godfatherwine. 
Faiirenkrüger  326. 

GEVATTERWESEN,  n.:  bei  allen  kleinen  angelegenheiten, 
bei  allen  schlechten  geschichten,  eitlen  Vergnügungen  und 
dummheiten,  bei  allem  gevatter-  und  geschnatterwesen  be- 
fleissigt  man  sich  der  gröszten  Pünktlichkeit;  aber  alle  vier 
jähre  ein  mal  sich  pünktlich  und  vollzählig  zu  einer  Wahl- 
handlung einzufinden  ...  das  soll  langweilig,  unausstehlich 
und  lacherlich  sein!  G.Keller  {leute  von  Seldwyla)  4,204. 

GEVETTER ,  m.,  ableitung  von  vetter  (s.  d.).  das  wort  ist 
nur  im  plural  belegt  und  wird  apposilionell  an  personen  ange- 
lehnt, die  als  nahe  verwandt  bezeichnet  werden,  zur  bildung 
vgl.  das  angelsächsische  gefädere  vetter.  Leo  23;  mittelnieder- 
deutsch geveddere.  Schiller-Lürbbn  2,32.  die  deutschen  belege 
reichen  in  das  li.  jahrh.  zurück:  wir  Wilhelm  und  Albrechl 
von  gottes  gnaden,  gevettere  herzog  zu  Oestei  reich  u.  s.  w. 
aus  1396  bei  Huber.  Austr.  ex  archivo  Mellicensi  9t.  Frisch  2,  400. 
Stellung  und  gebrauch  sind  hier  dieselben,  wie  sie  üben  {sp.  1875) 
für  gebrüder  beobachtet  wurden,  das  worl  wird  meist  nachge- 
stellt: darum  haben  sie  hertzog  Berndt  von  Sachsen  und 
Wartislaff  und  Barnim  der  junger,  geveltern,  vertragen  im 
velde  zu  Cummerow.  Kantzow  chronik  von  Pommern  2Sü  u.  ü. 
vereinzelt  findet  sich  auch  die  vorausslellung :  aus  der  von  den 
gebrüderen  und  gevetteren  Ernst,  Eberhard  Chunradt,  Herman 
Adolph,  Hanns  George  und  Otto  grafen  zu  Sohns  unterm 
1.  novembris  anno  1583  ergangenen  erklärung.  Klingneb  dorfr. 
3,  323.  wie  gebrüder  geht  auch  gevetter  vom  urkundenverkehr 
der  vornehmen  in  den  geschäftsverkehr  des  bürgerstandes  über, 
so  steht  unter  der  Frankfurter  ausgäbe  von  Aventins  chronik  von 
1580  gedruckt  zu  Francfort  am  Mayn  durch  Johann  und  Sig- 
mund Feyerabendt,  gevetlern.  in  solchen  geschäftsformeln  scheint 
dies  wort,  das  im  allgemeinen  ausstarb,  sich  noch  länger  erhalten 
zu  haben,  eine  mehr  litterarische  auffrischung  ist  aus  Immehmann 
zu  belegen:  keineswegs  versetzte  der  rechtsgelehrte:  indem 
man  jene  abgekommnen  ansprüche  herstellte,  ging  man, 
wenigstens  hiesigen  landes,  nicht  so  weit,  auch  die  Verbin- 
dung zwischen  lehnsherrn  und  vasallen  aufs  neue  erstehen 
zu  lassen,  nur  die  persönlichen  rechle  der  gevettern  {agnaten) 
sind  restaurirt.  {epigonen  II,  3.  cap.)  werke  5, 93. 

alt  bin  ich:  bald  kommt  die  stunde, 
wo  der  Terne  lehngevetter 
pflaazen  wird  auf  diese  mauer, 
ach,  sein  Wappenschild,  das  fremde. 

IniiBRiiANN  Tuliläntchen  1,1  {werke  12  s.  17). 

GEVERT,  GEVERTE,  n.,  vgl.  geführte,  oben  sp.  2089.  ebenso 
gevelle  unter  gefäll,  gevider  unter  gefieder  u.  o. 

GEVIECH,  collectiv  zu  vieh  {s.  d.)  mundartliche  bildung,  die 
noch  heute  aus  Österreich  und  aus  Schlesien  belegt  ist. 

1)  die  schlesische  bildung  beschränkt  sich  auf  die  kollectivbil- 
dung  mittelst  des  präßxes :  siches  schines  gevieche.  Weinhold 
beitrage  zu  einem  schles.  wb.  102. 

2)  in  der  österreichischen  mundart  ist  schon  frühe  die  vollere 
bildung  mit  dem  beliebten  suffix  bezeugt:   gevihede,   geviecht; 

das  federspil  hat  sör  verzagt, 

die  adler,  falcken,  häbich,  späaber  smieren 

. .  .  des  Wirt  vil  manig  edl  gevieclit 

von  ainer  groben  gans  ze  töd  geslagen. 

0.  V.  Wolkenstein  18,2,5.     Weber, 


4681 


GEVIELT— GEVIERE 


CEVIEHT 


4683 


ebenso  alknorUeh  eiW  gMecht  der  kristcnlialt  IH,  4, 1.  aut  der 
heutigen  mundart  (StelzliuiiMncr  102)  beleiß  Schmüllkr  I*,  HSe 
die  formen  ß'vililiat,   g'vigat. 

I>KVIELT,  parlicipialet  adjtktiv,  fertimelU  vtrhalabkitung  n 
viel  (i.  d.) 

bt»>  Plaalui  aliar  bäum 

wlodsr  klimm  in  ertiaa  raun, 

da»  «r  mit  Kovialian  iwalgan 

miiK«  bisz  zun  iternen  stelgan, 

ila<i  er  uniar  Innd  bebreita 

Ulli  da»!  tchaiAn«  grüner  weita.        LooiO  1,1,  S. 

r.EVIEHK,  GEVIKK,  n.  subslanlivnbleitmg  xu  vier  (i.  i.). 
während  in  der  heuligen  spräche  für  den  begriff  des  vierecki, 
insbesoiiilert  des  quadrals,  das  substantivierte  particip  geviert 
(f.  d.)  durchgedrungen  ist,  hat  sich  das  anfangs  allgemeinere  ge- 
viere  auf  die  hergmannssprache  lurdckgeiogen.  besüglich  der 
form  neigen  die  altern  belege  im  singular  zu  dem  apokopierten 
pevier,  erst  seit  Auelung  (2,  640),  der  die  erste  wörlerburhnolit 
beibringt,  ist  als  grundform  uHederum  geviere  festgesetit. 

t)  alt  xeugnisi  für  eine  allgemeinere  Verwendung  des  »ortet 
tst  SU  betracJiten:  die  gemeinen  proliir-uercn ,  darinnen  <lle 
ölten  die  gemeine  proben  probirt  haben ,  die  sein  also  ge- 
macht worden:  sie  haben  von  starckem  eisern  blech  ein 
gelier  lassen  zusammen  niai  hcn,  welches  dieses  strichs  1,'lngc 
(-.— )  unten  belflulTiiK  fünfTzehen  weit,  und  sechzehen 
borh  gewesen,  hat  sich  von  unten  aufT  bisz  oben  an,  also 
gescbmugeu,  dasz  das  gelier  oben  dieser  Idnge  zehen  weit 
blieben,  und  dns  gelier  hat  keinen  boden  gehabt,  son- 
dern vorn  nm  ofen  hat  es  ein  mundloch.  L.  Ercker  probier- 
buch (Frankfurt  IU72)  S.  8;  so  man  aber  an  einem  orth  ist, 
da  man  keinen  probir-orrn  haben  kon,  und  gleicbwol  in 
einer  eil  eine  prob,  oder  etliche  versucht  sollen  werden, 
so  kan  man  einen  probirofen  von  Ziegelsteinen,  in  ein  gcvier 
zusammen  setzen.  Ercker  S.  0;  nimb  die  obgesetzte  ISng, 
darnach  der  erste  probirofen  ausgetheilt  ist.  und  misz  in 
gevier  eillT  lang  in  die  weitte,  und  in  die  boh  sechzehen 
IdngS.  9;  nachmahls  werden  auch  gleich  in  solcher  form 
probirofen  gemacht,  die  auszwendig  ins  gevier,  wie  jet/.t  ge- 
dachter probirofen  formirt.  S.  to.  Frisch  (2,  40l')  führt  aus 
einer  spricliwörtersammlung  die  redensart  an:  einen  um  haus, 
hof,  ehre  und  gefler  brin;:en,  omnibns  bonis  aliquem  privare, 
ejicert  a  domo  et  pofsessioiibus  habitaculo  annexis.  die  er- 
kldrung  ist  hier  iwar  durch  die  Zwischenstellung  des  uortes  ehre 
mitten  unter  den  vom  lat.  text  geforderten  materiellen  gutem  er- 
schwert, es  seheint  aber,  dasi  gevier  hier  das  vieretk  bedeutet, 
das  den  gutshof  umschliesxt.  man  sagt  so  woll  das  geviere 
als  auch  das  gevierte  dafOr  {für  quadrat).  jenes  bat  Heynat/., 
dieses  ist  aber  gebrtiuchlicher.  Campb  (1801)  2,  569V 

2)  der  bergwerkspraehe  gehören  an:  geziramer  in  den  ge- 
schSchten  und  gruben:  rüsIbHume.  sind  höltzer  so  im  an- 
fang  des  Schachts  gelegt  werden,  woranf  das  gefier  gesetzet 
wird.  Derward  erklarung  der  fümembsten  terminorum  und  rede- 
arten (1673)  13.;  gelier  sind  die  Oberste  jöcher  im  Schacht. 
S  14.  (jörhei  .  .  sin  höltzer  so  quer  auff  die  tragstempel  geleget 
werden);  schrot  ist,  wo  viel  geviere  auf  einander  gelegt  werden, 
ein  geviere  aber  ist  von  zwei  jOchern  und  zwei  kappen  zu- 
samniengemacht.  HIJbnrr  kunst,  nalur-lexikon  (noi)  1454;  ge- 
fiere  auftragen  heisst  die  jöcher  und  kappen  In  einander 
legen  707;  geviere,  ist  von  zwei  jöchern  und  zwei  kappen 
susammen  gesetzet;  oder  es  sind  die  nach  abiBnglichter  vie- 
rung  in  einonder  geschnittene  vier  schacht-holtzer,  so  zur 
auszimmerun;;  der  schachte  gehraucht  werden,  und  wird 
immer  eine  solche  vierung  auf  die  andere,  wo  es  von  nöthen, 
geleget,  und  endlich  daraus  ein  gantzer  schrot  oder  aus- 
gezimmerter Schacht.  Minerophilos  (1743)  255*;  geviere  legen 
ist  ebensoviel  als  auftragen,  ebendort;  gevier  {terme  dt  mine), 
Ut  traverses  Schwam  (1782)  740  {fehlt  1811);  gevier  a  figuri, 
thal  contisl  of  four  alike  sides  and  amples  or  cornert.  Ebers  643. 
geviere  quadriparlition  Hilpert  4()1  ;  geviere  bei  der  schacht- 
zimmerung,  ein  nach  der  länge  und  breite  des  Schachts, 
aus  zwei  jöchern  und  zwei  kappen  bestehendes  längliches 
Viereck.  HARTMANr«  handwb.  der  mineralogie  etc.  (IS2.S)  t,298; 
aus  den  gevieren  setzt  sich  die  schachtzimmerung  zusammen. 
Skrlo  leitfaJen  sur  bergbaukunde  (1S69)  237;  geviere  auftragen, 
jöcher  und  kappen  an  ihren  ort  bringen  HAaraAMif  a.a,o.; 
ein  halbes  geviere  nennt  man:  welches  nur  aus  einem  joche 
und  den  zwei  kappen  besiebet,  welche  ebenfalls  ouf  der  einen 
Seite  mit  dem  joche  zusammengeplattet,  mit  dem  andern 
ende  aber  in  die  bahnlöcher  gesetzet  werdeo.  mefuziN  /Br 


die  bergbaukunde  0  (abdruek  det  allen  iergbüehUint  VM  tIM)  W9. 
Lkmpk;  ist  bei  einem  ichachie  der  eine  lange  slosz  fest,  der 
andere  gebrach,  so  ver/immert  man  nur  letzteren  und  die 
beiden  kurzen  »tOsse  und  nennt  dies  mit  halben  gevieren  ver» 
zimmern.  \ViRCKKNS4ca  btrgmdnnudut  w6.  (IMI)  238.  9*r^L 
die  tusammtntetiungen:  bsupigevier  thtil  (4,1,  «14);  ansleck- 
geviere,  baspelgeviere ,  bilfsgeviere,  nittelgeviere,  schacbt- 
geviere,  ibOrstockgeviere  bei  Vcira  dtuttchet  btrgwi.  t,W.  131. 

GEVIEHT,  partieipialei  adjekliv  tu  dem  »rst  miMkttkdnlKk 
(vgl.  mhd.  tcb.  3,  308')  bele(jten  terbum  vieren  (i.  d.),  9fL  fßäot 
tp.  2139.  die  Verwendungen  sind  mannigfaltig  und  lu$en  fa  l#> 
stimmten  fällen  {vgl.  40S3 ;  1684)  dte  mugltchketl  einer  trU4nt»§ 
zu,  die  über  das  partieipium  von  vieren  hiaautgretft.  ftr  it 
partieipiale  adjeetiv  lasten  sieh  drei  gruppen  auftttlUn.  im 
mitlelpunkl  der  einen  gruppe  steht  der  tihlbegn/f  alt  abttrakit 
grosse,  für  die  andere  bietet  die  fliehe,  für  die  dritte  dtr  kirper 
den  Spielraum  der  bethätigung.  ton  lateinischen  ignonywun 
tteht  für  die  letzten  beiden  gruppen  quadratus,  für  dit  erste 
quaternus  {gelegentlich  auch  quatuor)  im  vordergrund4. 

I)  die  mittelhochdeutsche  zeit  hat  die  erste  grupp*  nur  ipdrlith 
entwickelt,  am  reichsten  hat  sie  die  dritte  auigestaltet.  vgl. 
Graff  3,673;  mhd.  wb.  3,308*.  Lexik  3,340. 

a)  das  älteste  beispiel  bringt  Jen  abstrakten  zahlbegriff  tum  Mtu- 
druck:  et  habetur  quadratus,  nnde  ist  er  gcflerot.  Noticb  {Mar- 
eianus  Capella)  3,  323'  Uattemer.  dat  gltieh*  gilt  für  iai  soAirs- 
rälhsel  über  dat  jähr: 

ein  «neller  wol  gevierter  wagen 

der  gtt  or  zweier  schiben      unl  bil  lang«  her  getragen 
iwö  unt  rOnrzic  vrouwen.    die  tint  dar  üi  geieizet  nich  ir  zai. 
HiiHiAi  VC!«  Zwiri«  li>8, 1  (Hdthr). 

an  diesen  zahlbegriff  knüpfen  aueli  vertnndungen  der  köfitthen 
terminologie  det  mittelaltert  an :  gevieit  ^  mit  vier  aboea  be- 
gabt: 

ichn  weit,  wes  ich  ander*  jech. 

die  Hut  wol  halp  »Int  alttervich, 

daz  mOelich  lernen  vinden  kan 

einen  rebt  gevlerten  man 

her  von  einem  kbnne. 

SiiraiKD  UiLBLiNo  («ct.  SeemtOer)  8,388. 

du  sieh  auch  auf  anderer  grundlaije  durch  Übertragung  Ver- 
wendungen entwickeln,  die  geviert  zu  einem  beliebten  beiworl 
der  mitteViochdeuttchen  epik  autyebildel  haben,  to  itt  et  nicht 
immer  möglich,  die  belege  mit  bestimmtheit  der  einen  oder  andern 
gruppe  zutuweisen,  vgl.  unter  c. 

b)  in  der  fidehenausdelinung  stehen  tieh  vierfach  und  vier» 
getheilt  gegenüber. 

a)  für  das  erstere  itt  lu  belegen: 

wir  hän  mit  wirbelt  dai  vernumo, 
daz  kriuce  was  mit  drien  drumn. 
»wie  mangi  dernich  gevieret  tt, 
da  der  meide  sun  unsanfte  bl 
was  iinz  daz  sin  menniicheit 
durch  uns  den  tdt  dar  an  erteil. 

WoLFMa  Willeholm  4A7. 1. 
ß)  ßr  viergelheilt  l&tst  sich  das  folgende  btitpiel  heranziehen, 
wenn  a  nicht  nach  e)  y)  zu  beurtheiün  itt: 

nu  atuont  der  schild  g«vierel 
nach  koetbaeriicbem'iiize 
mit  röte  und  euch  mit  wtze 
und  underbriien  swarz  unde  goli. 
Ko^rao  V.  WCRzburg  (srHci  ron  Nantkeit  SM. 

t)  die  reichere  entwicklung  geht  von  der  körperMen  «u- 
dehnung  in  drei  dimentionen  aus: 

a)  mit  beziehung  auf  steine  wird  namenlUck  itr  fijnMaft 
SU  sioewei  {rund)  herausgearbeitet: 

M  einer  linden  er  do  each 

llgeii  einrn  breiten  itrio 

des  lügende  Im  in  iln  hert«  tckela, 

levieret  und  niht  »inewel 

WiBNT  V.  GBirinaite  WifltU  148«. 

also  ruortt  «r  ti  daa  . . . 
io  ein  ti  tchoeo«  pala«  . . 
ai  wa*  Til  wol  ceiieret, 
sinwel.  nIht  geTieret, 
guot  undo  rfine. 

von  edelm  marmeUteinr.  

UtaTiAiN  T.  Aei  Bnk  8309. 

Silar  dann«  Ai  iriiea. 
i«  sack  besander  bitea 
ir  ba»U  aad  ir  capiiti, 
f«fi«r«i  Ba4«  aiaewel. 
■it  ioubera  aieltterlleli  darcbfrabea, 
Drr  geatamprei  und  erhakaa, 
lintwara  vit  und  adelar, 
vU  asaager  band«  koaae  spar. 

MHitmtsia».    Scrtsc*. 

294* 


4683 


GEVIERT 


GEVIERT 


4684 


er  hot  ein  burch  von  tuche.  mit  listen  sam  sie  wer  vur  alle  freise 
uf  einen  hohen  velse  wo!  gevierel. 

swer  uzzen  was  die  sehende,    der  wand   ez  wer  ein  mermcl  rieh 

gezieret. 
jung.  Tilurel  1562. 

Deu  stat  was  mit  gevierte  stainen, 
mit  vil  gro^^en  und  niht  chlainen 
umb  und  umb  alumb  gegeben 
ze  allen  seilen,  schon  und  eben 
mit  gejierd,  mit  viel;,  darzQ 
paide  spat  unde  frü 
was  jeder  man,  als  er  mohte 
\on  zierd  gcwandes,  als  im  tohte. 

Kavi  der  nroste  und  die  schottischen  heiUijcn, 
Bächtold  (/.  handfclir.  im  brit.  museum  4,30, 

ß)  der  oben  besprochene  gegensalz  wird  auf  das  ethische  ge- 
biet übertragen;  lateinische  Vorbilder  sind  hier  von  einflusz: 

swer  mir  ist  slipfic  als  ein  is 
und  mich  üf  heut  in  balies  wis, 
sinewell  ich  dem  in  sinen  banden, 
das  sol  zunstaete  nieman  au  mir  anden, 
Sit  ich  dem  getriuwen  friunde  bin 
einloetic  unde  wol  gevieret. 

Waltber  79,38  Lnchmann. 

ähnlich  schon  Horaz  episteln  1,1,100.  vgl.  Schönbach  zlseh.  d.  a. 
39,353;  vgl.  Vierecke  bei  Thomasin  1856. 

al  diu  creätiure  die  der  himel  hat  bedaht 

und  dar  zuo  diu  erde  treit 

hat  niht  höher  werdekeit 

danne  ein  reine  wip;  vor  ir  ein  wol  gevieret  man 

Neiduabt  50',  108  Heim. 

vgl.  dazu  ongeviert  in: 

üz  sinnewellem  muote  ein  man 

zu  swem  der  walgt,  von  dem      so  walget  er  ouch  wider  dan : 
nü  walge  hin,  nü  walge  her,     eins  ungevierten  mannes  muot! 
Reinhar  von  Zwetkr  erf.  iiöt/ie  61,3. 

y)  wie  sich  aus  quadratus  die  bedeutung  proportioniert,  woJ- 
gefiigt,  entwickelte,  so  konnte  auch  aus  dem  ebenmaasz  der  vier 
seilen  eines  steines,  namentlich  eines  edelsteins  der  begriff  des 
schmuckes,  der  zierat  hervorgehen. 

der  edel  do  von  dannon  schiet 
mit  tziichten,  als  dem  adel  tzam, 
trew,  milt,  manhait  unde  schäm 
versigelt  in  sein  bertze  was, 
gevieret  recht  als  ein  adamas 
was  er  an  allen  orten 
mit  werchen  und  mit  worteo. 

Suchenwiri  t3,l«i2. 

hierin  berührt  sich  geviert  mit  dem  participialen  adjektiv  zu 
lieren  (Lexer  3, 340) : 

vil  manic  höher  palas 

stuont  dar  inne  schöne  enbor, 

an  dem  die  louben  wären  vor 

und  der  wende  müre 

mit  golde  und  mit  läsüre 

geverwet  und  gezieret. 

die  steine  wol  gevieret 

von  bilde  wären  schöne  ergraben. 

K.  V.  IVÖRZBURG  Iroj.  krieg  17440. 

gevieret  gehört,  wie  oben  angedeutet,  zu  den  gern  verwendeten 
beslandtheilen  des  mittelalterlichen  Wortschatzes,  es  bildet  nament- 
lich im  reim  mit  gezieret  eine  beliebte  formet  der  mittelhoch- 
deutschen epik: 

also  was  daz  hüs  zerbreit 
mit  den  turnen;  nach  ir  zai 
8Ö  was  ir  drizic  über  al 
sus  was  daz  hüs  gevieret: 
die  tüne  gezieret. 

n.v.AüB  Erek  7867  vql.  4636 /f. 

ein  ieglich  man  mac  wünschen  min: 

dem  aver  min  schappel  werden  sol, 

der  muoz  vil  wol  gevieret  sin.    Winsbekin  16,10. 

S)  von  dem  ebenmäszig  behauenen  stein,  der  sich  leicht  in 
das  mauerwerk  einfügt,  gvhen  noch  weitere  bedeutungen  aus,  die 
erst  in  der  neuhochdeutschen  xeit  lebendig  werden,  der  Über- 
gang läszt  sich  belegen  in: 

wann  ein  bafen  durchel  Ubchervj)  wirt, 
daz  verstreicht  er  so  geflert, 
daz  ez  nieman  chiesen  kan. 

Teichner  in  Pfeiffers  altd.  Übungsbuch  Kil. 

nu  gedacht  der  abt,  es  war  ain  man, 

der  da  west  der  weite  laur, 

wie  man  trieb  allen  chauf 

wann  die  andern  manich  waren  nicht  poliert, 

DUt  auf  soleich  sach  geviert. 

H.  YiNTLER  die  pluemen  der  tui)ent  3901  Zingerle. 


l)  brdeutungsentwieklung  in  der  neuhochdeutschen  periode.  die 
Wörterbücher  lassen  nur  vereinzelt,  die  mannigfalligkeit  der  be- 
deutungen erkennen,  sie  begnügen  sich  meist  mit  der  allgemeinslcn 
inhaltsangabe :  zu  quadratus  gnviert  in  den  vocabul.  vgl.  Diifen- 
BACH475';  geviert,  quadratus  Henisch  1589;  gevierd,  quadrato 
HüLsius  (1618)  136;  geviert,  quadratus  Dentzler  (1677)  116; 
geviert  quarrd,  quadratus.  dictionaire  du  voyag.  (i703)  144. 

«)  vielgestaltig  sind  die  Verwendungen,  in  denen  der  abstrakte 
zahlbegriff  auftritt,  es  ist  hierbei  zu  beachten,  dasz  für  andere 
Zahlvorstellungen  die  formen  gedritt  {sp.  2039),  gefünft  (sp.  2191), 
gesechst  (sp.  4014),  gesiebent  (sp.  4106),  geneunt  (sp.  3391)  erst 
mit  der  neuhochdeutschen  periode  belegt  sind,  und  dasz  in  diesen 
bildungen  kein  participiales  adjektiv,  sondern  eher  unmittelbare 
ableitung  vom  Zahlwort  vorliegt,  daher  könnte  man  den  vor- 
liegenden Verwendungskreis  auch  formell  von  den  anderen  bedeu- 
tungsgruppen  von  geviert  {b  und  e)  trennen,  dies  ist  jedoch 
schon  deszwegen  nicht  ratbsam,  weil  eine  reinliche  Scheidung 
nicht  möglich  ist,  und  weil  für  das  Sprachgefühl  wol  niemals  ein 
unterschied  bemerkbar  war.  manche  Verwendungen  von  gedritt, 
gesiebent  u.  s.  w.  lassen  sich  sogar  mit  Wahrscheinlichkeit  auf 
den  einflusz  des  mannigfaltigeren  geviert  zurückführen,  ja  man 
könnte  versucht  sein,  die  ganze  reihe  dieser  jüngeren  bildungen 
(gedritt,  gefünft  u.s.w.)  aus  der  analogie  von  geviert  zu  vr- 
lilären ,  wenn  nicht  ein  eigenartiger  kollektivierender  zug  gerade 
diesen  jüngeren  beispielen  gemeinsam  wäre. 

n)  geviert  als  einfache  adjeklivbildung  zu  vier. 

1))  t>or  allem  treten  hier  Verbindungen  entgegen,  in  denen  der 
zahlbegriff  eine  Vorstellung  abschlieszt  und  ihr  dadurch  das  eigent- 
liche gepräge  giebt.  Überlieferung  oder  gewohnheit  können  hier 
soweit  wirken,  dasz  der  eigentliche  subslanlivbegriff  gar  keiner 
kennzeichen  mehr  bedarf  und  dasz  die  blosze  zahl  genügt,  in 
diesen  Zusammenhang  gehören  das  gedritte,  gefünfte,  gesiebente 
(lied)  in  der  terminologie  der  meistersinger,  ebenso  das  gesiebente 
haben  im  piquetspiel  oder  die  geneunle  zahl  der  musen.  auch 
von  geviert  lassen  sich  hier  entsprechende  Verwendungen  an- 
reihen: 

ufT  dreiem  und  geflertem  spil 
vor  siben,  als  ich  sagen  wil, 
ob  mir  der  wurlT  wöU  glücklieb  sein. 

lied  von  der  giasmelzen;  llältlcrin  2,72,7. 

ein  geviertes  in  manchen  karlenspielen,  eine  folge  von  4  blättern 
in  einer  färbe  (quarte);  ein  grosses  geviertes,  wenn  diese 
folge  vom  dause  anfängt,  zum  unterschiede  von  einem  kleinen, 
wenn  es  bei  einem  andern  niedrigeren  blatte  anfängt.  Campe 
2,  354 ;  ein  geviertes.  (eine  quarte),  a  sequence  of  four  Cards, 
as  in  tbe  game  of  piqiiet,  a  quarl.  Hilpert  II,  1, 461 ;  schöne 
anmerkungen,  von  gedritten  und  gevirdten,  Überschrift  eines 
briefes  in  Butscbkys  kanzlei  (410),  worin  3  und  4  gute  und  3 
und  4  schlimme  dinge  aufgezeichnet  sind. 

2))  gevierte  zahl  ==  die  zahl  'vier'  vgl.  gedritte,  gefünfte, 
gesiebente  zahl  a.a.O.;  gevierdte  zahl,  quateinarius  Bayer 
(1733)  289;  die  gevierte  zahl,  le  nombre  quaternaire  Schwan 
(1782)  740;  die  gevierte  zahl,  eine  zahl  von  vieren  Adelung 
2,640;  aber  hier  hätte  herr  Newton  aufmerken  und  sehen 
sollen,  dasz  die  färben  nur  erst  in  gevierter  zahl  aus  dem 
prisma  hervortreten,  sich  dann  aber  vermischen,  um  sieben 
hervorzubringen,  zwölfe  wenn  man  will,  ja  eine  unzahl.  Görne 
(gesch.  der  farbenl.)  54,155;  gevierte  zahl  (die  zahl  vier)  qua- 
ternary,  {the  number  ^four)  Hilpert  II,  1,461.  eine  andere  be- 
deutung von  gevierte  zahl  vgl.sp.  4685.  die  übrigen  zwei,  Marcus 
und  Lucas,  sind  vermuthlich  hinzugekommen,  weil  sie  gleich- 
suni  die  klufl  zwischen  beiden  füllten,  welches  ohne  Zweifel 
eine  mehr  schicklichere  Ursache  von  der  gevierten  anzahl 
der  evnngelisten  ist,  als  die,  welche  Irenäus  angiebt.  Lessing 
(theses  aus  der  kirchengeschichte)  11,  598. 

3))  für  das  lateinische  quaternio  der  vulgata  liegen  eigenartige 
Übersetzungsversuche  vor.  statt  eines  substantivierten  adjectivs  oder 
ähnlicher  Substantivbildungen  erscheint  auch  hier  das  attributive 
adjeäiv,  das  aus  syntaktischen  gründen  überrascht,  für  die 
stelle  der  vulgata  (aposlelgesch.  12,  4)  tradens  quatuor  quater- 
nionibus  militum  custodiendum  (reaoapai  rer^aSiois)  hatte 
schon  Koburgers  bibel:  do  er  in  het  begriffen,  er  legt  in  den 
kercker  und  antwurt  in  zebehOten  vier  vierem  der  ritter  {bei 
Eggstein  'vier  vier  nemer').  Luther  übersetzt  bis  1527:  da  er 
in  nu  greiff,  leget  er  in  ins  gefengnis,  und  überantwortet 
in  vier  gevierden  kriegsknechten.  das  gleiche  auch  in  der 
Schweizer  bibel:  do  er  jn  ouch  fieng  leget  er  jn  in  die  ge- 
feocknus,  und  überantwortet  jn  vier  gevierten  kriegszknechlea 


4685 


GEVIERT 


GEVIERT 


4686 


jil  z«iiewar«n.  (Frotchautr,  Zürich  1625.)     iptf/rr   ttU   Liiiber 
«in.*    ulicranlworlet    in    vier    vierteilo    krifgtknecbleD;     pgL 
und  {ilerodti)  Ulieruntwort  jn  vier  i|iiar(iren  tildnarn,  die  jo 
bewtren    tollen    hti   Eck  (I6&H).    thtnto  \)\ui¥.nn\i%cit*  (l&n). 
die   frkidruny   dir  tltUe  macliU   auch    nach   der  eimtlsung  de$ 
tubtlaniivi    noch    :u    ichafftn.     I.iitber   htmurkl   am   rande    tu 
,Tierteiln':  ein  liaiifT  knechte  ward  in  vier  teil  Releilet,  da  ja 
ein  teil  niuHte  dan  vierdc  teil  der  nacht  wachen,   eia  umhs 
ander.  Diktenukhckr  fügt  aU  randbtmtrkung  htntu:  vierem  da« 
iil  16.     ähnlich  du  Schwrizer  bibel  vgl.  Schttm.  idiotikon  I,  Kb. 
4))  hiethti  gthörtm  auch  die  vrrbinduiigtn  K<'V>''rte  weit,  ge- 
vicrtcr  kreii.    in  denen    do%  lahUrurl   auf  die  einlheilun§  ki»- 
uiusl,  durch  dir  der  tubitantitb»gnlf  gegltrdert  wird  {dii  4  mtlUhtilt 
vor  der  enUcchunif  Australiens:  Kuropa,  Aiitn,  Afrika^  AmirilM). 
iler  niaiitch,  da«  violi,  das  mter, 
der  li>'r'  und  liliimen  beer 
und  alle«,  win  r«  huiaxi, 
wai<  die  gevlerte  weit 
In  Ihien  nrroen  huli, 
lirieei  ninen  oeuao  seltu 

FLKamo  tili,  vertln  83,379,  (mm  tO.  mai  KKM). 
bli  bleher  und  an  uns  batt  du  nur  einen  prel«, 
0  grou«»  voterland,  data  man  lo  weil  der  erden 
(•vierter  krel«  bithar  gewuMi  hat  kAniion  werdeo, 
»0  rilterlicbe«  nicbla,  al<  dich  tu  nuiuicu  wclix. 

FLaaiNo  toneti  an  üeMt.^chland,  nuch  trmehmung  de* 

toHrtfallet  Herrn  Oiuttenn.  tili.  9er.  82,  v.  452. 
waloh  oprar  «olleo  wir  doch  hrlnRcn? 
«fthnopner  der  gcvterdten  weit?     MüiiLProoT  p.  53. 

ß)  «N  geviert  madU  $ich  dat  motnent  der  *ervielfdUigung 
ftlUnd :  I))  und  mache  aus  jglichem  gebot  ein  gevierdex,  oder 
ein  vierfachen  grdrehetet  krent/lin,  als  ich  neine  ein  jglich 
gebot  an,  zum  ersten  alt  eine  lere,  wie  es  denn  an  jm 
selber  ist,  und  dencke,  was  unser  berr  gott  darin  so  ernst- 
lich vuo  mir  foddcrt,  tum  nndern  mache  ich  eine  dancksagung 
draus,  zutn  dritten  eine  boicht,  tum  vierdten  em  gebet.... 
I.UTHea  tinfellige  weise  zu  beten  für  einen  guten  freund.  6,3lo'/(fia. 

'.'))  iicune  ist  eine  gevierte  zahl,  die  da  entspringt  aus  drri 
mahl  dreien.  ¥.  Wrta  1650.  schweii.  idiotikou  1,925;  eine  ge- 
tierle  lahl,  d.  i.  das  ergebnist  einer  tabi,  die  mit  sich  selbst 
d.  h.  SU  viel  mahl  als  sie  einheilen  enthält,  vermehrt  worden 
ist;  eine  geviertzahl  ((juadratzaAi)  Cahpk  2,354;  gevierte  labl, 
muUiplied  by  ilself,  square  or  quadrate  number.  Hilpbbt  II,  1,461. 

9))     die  ionne  r&lli  vor  ihr  mit  tsmmi  dem  throne  nieder, 
wir,  auf  der  erde,  scbn  die  himmeUsonne  wieilor, 
so  au«  der  erden  »leigt.     deüz,  unser«  l'höbus,  xier 
umfSngt,  wie  l'höbon  dort,  die  Magdalenn  hier, 
der  Seraphinen  nnar,  lO  in  dem  grabe  halten, 
die  haben  dich,  Merkur  und  Venu.»,  lu  verwalten, 
die  dieigevicrte  schaar,  dl«  thierkrei«,  bleibt  davon, 
bU  ihr  Apollo  kommt. 

A.  ScuLTBTi's  6*terliehe  triumpkpo$aunfn 
hei  LexHii!)  113,185. 

y)  an  geviert  kommt  das  motnenf  i*T  Iheilung  xum  autdruek. 
I))  quadratus,    geviert,    in    vier    gedeilt    vocab.   laL  germ. 
DiBrKNBALH  475';  geviert,  quartered  Ebbrs  643. 

2))  vor  allrm  macht  sich  diese  btdeutung  in  der  Verbindung  ge- 
vierte würzet  geltend:  die  geviert  wurzel  ist  dieselbe  zahl  in 
einer  in  sich  selbst  gevielfeltigten  zahl,  damit  die  in  sich 
selbst  f;evieireltigte  zahl  ist  in  sich  seihst  gevielfeitigt  wur- 
den. Kkyhers  landreehntn  C4*.   vgL  geviertwurzel  tp.  4694. 

3))  der  gevierte  schein  vgL  gedrilte,  gesechste  schein: 
(juadratum  oder  tetragonum,  den  gevierten  schein,  so  ihre 
{der  Planeten)  cntfernung  90  grad  von  einander  ist  (aspecten- 
khre).  vialhemat.  lextkon  (1734)  tl2;  der  gevierte  schein  im 
calender,  in  der  astrologie,  adip«äu$  quadratus.  Faisci  2, 4ot': 
der  gevierte  schein,  l'aspeet  quarrt.  Sciwaü  (t7S2)  740;  vgl. 
Adelung  2,  641 ;  gevierter  schein,  quadratschein  (tetragonum), 
ein  aolcher  stand  zweier  plaocten,  da  sie  im  ihierkreisc 
90  grad  von  einander  entrernl  sind,  alsdann  pllegt  die  Witte- 
rung sich  zu  vertlndern;  in  den  calendcrn  und  bflcbern  der 
aternkilndiger  bemerkt  man  den  gevierten  schein  mit  Q. 
Jabionskt  allgemeinet  itxicon  der  künsit  und  wisittuckafUn 
(1748)  I.  393*; 

glückseliger  atpectl  so  »teilt  «ich  endlich 

die  grosse  drei  verblDgnitivoll  tusammen, 

und  beide  segentsteme.  Jupiter 

und  Venus,  nehmen  den  verderblichen, 

den  tück'schen  Mars  In  Ihre  mitte,  xwingen 

den  alten  «chadcnsiirter  mir  tu  dienen. 

denn  lange  war  er  reindlich  mir  gesinnt, 

und  sehest  mit  senkrecht  —  oder  .«chräger  airablang, 

bald  im  gevierten  bald  im  doppel.'cheia 

die  rothen  blitte  meinen  Sternen  tu, 

und  störte  ihr«  tegenvollen  krtrte. 

ScuiLLta  (Watlmultim)  ia.30& 


ein  phnniastiscbe«  anlo|oo  4ar  wkkt&mktH  wntrm  tfracteB 
und  obliquen  widancbMW  late  iHr  mIm  iü  4$r  Mlr»- 
logie,  doch  mit  den  antencbied«,  dut  veo  il 
wrihten  der  direcie  wuiirtcheio,  den  wir  als 
kennen,  (ur  schädlich  erachtet  wird,  mit  iem  gfvitfttetui» 
jedoch,  welcher  mit  unsem  obliquirtaa  SMWMMafalU  ood 
den  wir  auch  als  deprimireod  aotpreebM,  kalM  Bie  r«  ge- 
trulTen,  wenn  tia  dentelben  fOr  widerwärtig  and  uoglüchlicb 
erklärten,  wenn  lodann  der  gedritttcbeio  und  $neckM- 
tchem,  welchen  wir  für  tcbwankend  erkhreo,  foo  ibaca 
alt  heilsam  angenommen  wird,  to  mucbte  diest  allMliila 
gellen.  i;ötnk  {naehtrige  sur  farbenlekrt)  55,  li  k 
uhein  ttehen  die  betreffenden  ptaneten  steh  tmnerkalb 
kreists  diametral  gtgnüber,  bem  gedritl*rlwin  äad  ä$  tm 
einen  bogen  von  iSu«  {vgL  tp.  MM),  htim  gsviartacbehl  fM  M^, 
beim  gruechsttrbein  (r;/.  ip.  4014)  fM  Ufi  elferni  wfL  iMI  ft, 
ip.  2131 :  der  geviert«  schein,  asptct  of  the  i4anrts,  teke»  tkey 
me  distant  [rom  each  oOier  a  quartri  of  tkt  eircle,  »inetg  degnes. 
HlLMRT   II,  t,  461. 

b)  geviert  für  rdumbekt  ausdehnung  t«  der  fldtke.  luer  aldkes 
sich  wiederum  iwei  gruppen  gegenüber,  je  ntekdem  in  f«fM> 
piale  adjektiv  in  der  fldehenuusdehnung  dat  phncif  dir  inraiil 
fdUigung  oder  das  der  theilung  sunt  ausdrmck  Majpf. 

a)  geviert  ■■  vierfach. 

1))  ein  geOeria  Ordnung  do  geaacbi, 

ein  gtied  Tunf  und  twentig  maa, 
tugen  in  goties  aamen  dran. 

La  HS  «rJbwcWiUr.  M^. 

die  erste  proportion  (ron  vierekiehler  scklaektorduitng)  iU  ge- 
viert von  mannschafl,  d.  i.  wann  tu  vi!  in  ein  giid  alt  in 
einen  reien  gestellt  werden,  die  andere  ist,  wann  die  Sol- 
daten ein  gevierten  boden,  auf  welchem  sie  standen,  machen, 
welche  geviert  von  land  oder  boden  genennrt  v<ird.  V.  Kbidir 
1619.  sehweil,  idiotikon  1,  925;  gevierte  Schlachtordnung,  €Chs 
quadraria.  Stiiler  2381; 

in  gevierter  Ordnung  standen  sie,  ibniich  dem  liohan 
groszen  fclsen  an  dem  gesiade  des  grauen  roeere«, 
welcher  den  rauschenden  Dug  der  schnellen  winde  l»««ieli«i, 
und  die  gethOrmtan  wogen,  die  gegen  ihn  au(  »ich  «alten. 
STOLBtRC  {Hia»  Ib.lilO)  12. 1(». 

i))  gflerter  haulTkriegsvoIckt,  quadratum  agmen.  MAaaa  lU*; 

geflerter  TAstknechl,  haulTen  scbllesi. 
von  degen  hellonparien  spiest. 

J.  V.  ScHWiBTtiasBas  bl.  153  «.  f. 

3))  um  ein  sehr  grotzes  und  starkes  nelt  hatten  ticb  in 
gevierter  schar  viele  flscherbOte  gelagert.  STOLBtaa  {reit»  j» 
Deutsehland,  86.  brief)  8,  370. 

4))  nicht  Tern  vom  Petersthor.  auT  dessen  vordem  ibeilea 
der  beiden  rüstung  ruht,  und  die  vertierten  sAulea 
die  last  der  kugeln  drückt,  die  wie  colotseu  suba, 
und  in  gevierte  reibn  erhabner  linden  sehn: 

IkCUkMii poelisihe  schiißen  1,59  (renommitt). 

5))  item  ein  pninn  mit  zweien  eimern  auf  einem  gevierten 
pletzlein  hinter  sant  Jacob.  TocREt  hattWuisterhuA  194. 

diesz  alles,  obs  gleich  nicht  tu  schatten, 
war  doch  bei  weitem  nicht  »o  scb6n, 
als  was  auf  den  gevierten  pllueo 
Im  garten  selber  antusebn. 

Brockes  hoc/it#i<a(irmrn  auf  kerm  Vef*ek 
(3.  rfri.  17«). 

er  befand  sich   auf  einer  grossen  terrasse  am  abbaoft  des 
berges,  auf  welcher  ein  schönes  haus  stand ;  for  dewaelbeo 
lag  ein  ger&umiger,  gevierter  platz,  durch  steinern«  baloalradea 
gegen  den  jShen  abbang  geacbulzt.  G.  Keiler  {nnngeditkt}  l,  ». 
impluvinm,  ein  geriefter  boflT  ohne  tach.  ülmer  virteTbutk  IW; 
diset   jachthaust   hat   sehr  vil  slallungen,  tween  gar  groM 
und    weile    gevierte    bofe,    dast    man    in   jedem   mit   vilen 
kutschen  tumah!  kan  vmbkehren.  Pa.  lUiiinQfn niarfai*.  t.  SS. 
6))  gevierter  oder  kreoxfust  oder  acirak  «4«r  mibe.  J.  R. 
FIscii  kriegslexikon  {iiv>)  ia.  geviertmaaes   fSr  StcbeoiHtz 
oder  (]uadnilmaasz,   daher  geviertrutbe,   gevlertfutx,  fevieft- 
zoll  fQr  quadratnitbe  u  t.  w.  Hclftt  a.  142. 
/S)  geviert  —  in  vier  theile  rerfilland. 
1))  geviert,  getierendeeld   Kaanu  1,  I»;   |«vi«rt,  ditidtd 
tal»  fomr  ptris  or  t^ntütmf  ef  /bur  wtwywÜai  yartt,  f««M- 
te.  HaPBBT  ff,  1,  461. 
)))     nicht  Schierling  noeb  aapel  «Bl«t«  In  data  garten  auf. 
wo  die  geviert«  Oot  all  «UlarbaU««  Inaf 
durch  ki«s«l.  g«ld  aa4  saa4  aaanüt  aiiraelBd  eilt«, 
und  den  beglückua  s«lia«s  (aiMlbtar  erd«  ib«ilt«. 

BicsAO  iptrtdit  kfuteker  Ui*e.)  bei  CF.  ^ritkmamm 
lf«OTt«  der  hiidtr  SacOaea)  Waatarg  IIB.  S,ll*. 


4687 


GEVIERT 


GEVIERT 


4688 


3))  die  Schotten  führen  einen  löwen  mit  lilien  in  den 
enden  des  Schildes  umgeben,  England  in  gevierdtem  Schilde 
drei  loewen  und  drei  lilien.  A.  Grypiiius  (1698)  1,  340;  herr 
Sempronius  von  wetterleuchten,  dessen  wappen  ein  ge- 
vicrdtpr  schild,  in  dessen  erstem  felde  eine  fama  mit  trom- 
peten u.  s.  w.  ebenda  1,  837 ;  Peter  Squentz,  dessen  signct  ein 
gevierdter  schild.  A.  Gryphiüs  (Ulterar.  ver,  138)  168;  gevierdtet 
adjecliv  (termc  de  blason)  ecartelö  ou  icarlele  en  bannte;  winckel- 
maaszweise  gevierdtet:  ecartele  en  equerre;  schräge  gevierdtet: 
ecartele  en  sautoir.  Rondeaü-Bcxtorff  253;  geviertet,  geviertheilt, 
quarlirt,  scutum  quadripartitum,  Ecartele,  in  der  wappenliunsl, 
ein  Schild  so  durch  zwei  Ijreutzötriche  in  4  felder  zertheilet.  wenn 
dieselben  gerade  nach  der  länge  und  quere  durchgehen,  wird 
er  zum  unterscheid  quadratim  discissum,  ccartelä  en  banni^re, 
wenn  sin  aber  scliräg  aus  einem  winckel  zum  andern  durch- 
gehen, schräg-geviertet,  decussatum,  ecarteld  en  sautoir  ge- 
nennet. Jablo.nsry  allgemeines  lexicon  der  künste  und  Wissen- 
schaften 393*;  wenn  eine  lang  herab  und  eine  quer  durch- 
zogene linie  einander  durchschneiden,  wird  ein  gevierter 
Schild  . .  wenn  zwo  linien  den  schild  schräg  theilen,  heisset  er 
Schräggeviert  . .  wenn  durch  einen  schräggevierlen  schild  noch 
ein  querstrich  gehet,  wird  er  schräggeviert  und  quergetheilt. 
cbcndort  390';  ein  gevierter  schild,  a  quartered  schicld  or  es- 
cutscheon ;  ein  \ierrach  gevierter  schild,  a  counterquartered  schield. 
Hilpert  II,  1,461;  quadrirt,  auch  'geviert'  seltener  'viergetheill' 
genannt,  ist  eine  section,  welche  entweder  durch  einmalige 
Spaltung  und  einmalige  tlieilung  ('quadrirt'  schlechtweg)  oder 
durch  einmalige  rechtsschrägung  und  zugleich  durch  einmalige 
linlisschrägung  ('schräg  quadrirt')  entsteht,  wobei  allemal  die 
tincturen  abwechseln.  Qoerfürth  wb.  der  heraldischen  tertni- 
nologie  105. 

c)  geviert  in  beziehung  auf  die  ausdehnung  in  drei  dimensionen. 

a)  mit  den  unter  b)  behandeilen  masibestimmungcn  berühren 
sieh:  l))  hinter  dem  altar  ein  loch  vier  schuch  geviert  pei 
zweintzig  schuhen  tieff.  Tücher  baumeisterbuch  der  Stadt  Nürn- 
berg 169;  der  halben  so  ein  zahl  der  langen  seilen,  mit  der 
zahl  der  breiten  seilen  in  sich  multipliciert  wird,  so  ist  die 
summa  der  gevierdlen  lachtern,  die  ausz  der  multiplication 
wird,  der  langen  massen.  Acricola  bergwerhsbuch  {Basel  1621) 
s.  69  übersetzt  von  Bech;  vgl.  lachter  theil  6,33. 

2))  das  gevierte  feld,  ein  hoblmasz,  bei  dem  zwei  dimensionen 
(länge  und  breite)  meist  durch  bestimmte  angaben  festgelegt  sind, 
während  für  die  dritte  gewöhnlich  mehr  Spielraum  bleibt:  geviert 
feld  vermessen,  ist  eine  fundgrube,  die  28  lachter  in  die  länge 
und  28  lachter  in  die  breite  bat,  oder  eine  maasse,  die  14  lachter 
in  die  länge  und  14  lachter  in  die  breite  hat.  dergleichen 
feld  wird  auf  stocicwerlc,  fliUzen  und  schwebenden  gangen 
verliehen,  da  denn  der  Schacht  in  die  mitten  der  fundgrube 
Icommen  soll ;  so  er  aber  nicht  in  die  mitten  liommen  soll 
oder  kan,  so  musz  der  bergmeister  eine  rechte  wincklichte  flgur 
von  28  lachter  lang  und  breit,  an  das  allbereit  vermessene 
feld  anlegen  und  mit  seinen  lochsteinen  besetzen.  Jablonsky 
393';  gevierles  feld  ist  diejenige  vermessungsart  der  lager- 
stätten,  nach  welcher  sie  nach  quadraten  vermessen  werden. 
Harthann  handu'b.  der  mineralogie  {iS2&)  i,  29S;  das  quadrat- 
masz  oder  gevierte  feld  ist  in  verschiedenen  ländern  ver- 
schieden, ebendort  298;  geviertes  feld,  ein  grubenmasz  von 
fast  gleicher  länge  und  breite,  aber  unbeschränkter  tiefe. 
Thiei,  landwirlhschaftl.  konversat.-lexik.  4,415. 

3))  mit  ge viere  (s.  o.)  berührt  sich  der  gevierte  Schacht: 

bezeichnet  nua  den  weit  gevierten  schacht, 
und  wagt  euch  kühn  zum  abgrund  tiefster  nacht  i 
vertraut  mir  dasz  ich  schätz  zu  schätzen  häufe, 
nun  frisch  an's  werk  und  mutiiicr  in  die  teufe. 

GöTBE  (feslycd.)  47, 125. 

4))  da  sölt  der  knabe  teglicheu  an  leren 

was  in  möclit  furdern  zu  nutze  und  eren 

euch  waz  die  karaer  glicli  geliert 

dar  in  wart  geordeniert 

glich  in  die  kamer  enniitten 

gar  mit  klugen  siiten 

ein  schönes  bette  wol  getonn. . . . 

Hans  von  BBiibl  Dioclctian  v.  287. 

im  ersten  jähr  der  regirung  Cores,  befahl  der  könig  Gores 
das  hausz  desi  herrn  zu  Jerusalem  zu  bauen,  an  der  statt, 
da  man  opQ'er  Ihüte,  und  seine  höhe  soll  sein  seclitzig  eilen, 
seine  weile  sechtzig  eilen,  gevierdtet  mit  dreien  wänden 
von  polirten  steinen,  und  einer  neuen  wand  von  holtz  des- 
selben landes.  Esra  6,  3  {bibel  von  1662);  zu  6,  24.  27.  vgl.  ß  2)} ; 
die  graben  weiter  gemacht,  und  dieselbe  gevierdte  beide  eck 


(nemlich  das  lug  ins  landt  und  der  Juden  gottesacker)  fol- 
genden Jahrs  mit  derselben  manren  eingeschlossen,  und  zu 
bollwerken  gemacht  wurden.  E.  Werlichius  Übersetzung  von 
Max  Welsers  chronik  von  Augspurg  (1595)3,81;  leg  zum  ersten 
ein  geviert  steinwerk  auf  einen  bühel.  A.  Dürgii  nachlasz  184 
(Lange). 

ß)  geviert  von  körpern  gebraucht,  l))  item  so  steel  der 
schön  pronnen  unten  auf  einem  gevierten  pfeiler  und  gewelbe 
unter  der  erden,  das  ist  als  weit  als  der  prunnkast  oben  ist 
und  hat  ein  loch  hinab  gegen  dem  salzmarckt,  das  verdeckt 
ist  mit  einer  hultzen  thiire,  und  hat  oben  ein  gittcr  darinn, 
das  am  tag  leit.  Tücher  baumeisterbuch  der  stadt  Nürnberg  KiO; 
nun  gehört  diese  seulon  auf  ein  bosanient  z(\  stellen,  das 
mach  also,  erstlich  mach  ein  ablange  lierung  eins  firteils 
lang  von  der  gantzen  seulen  mit  jrem  caplel  und  fuesz,  und 
machs  so  breit  als  die  underst  lierung  am  fusz  der  seulen 
ist,  dises  bossament  sol  gefnt  in  grund  gelegt  werden.  A. 
Dürer  underweysung  (1525)  G4';  so  nun  dise  captel  gemacht 
sind,  alsdann  mag  man  sie  ziren  manicherlei  vveisz  nach 
eins  itlichen  wolgerallen ,  das  will  ich  ein  wenig  anzcigenn. 
nim  die  for  beschribnenn  blatten,  erstlich  die  achtecket,  und 
leg  sie  dem  ersten  captel  auf  und  under  einem  ietlichenn 
eck  mach  ein  gefirte  drag,  binden  weiter  dann  foren,  und 
lad  die  von  des  captels  dicke  eins  firteils  weit  herausz . . . 
auf  das  ander  captel,  leg  die  gefirt  blatten,  und  ausz  der 
fasenn  des  captels,  mach  auf  zweienn  seitenn  gegenn  ein 
ander  über  ein  gewundne  uberollte  zedel.  A.  DCrf.r  vndcr- 
weysung  der  messung,  mit  dem  zirkel  (1525)  G4';  Mercnrins 
sei  mit  der  sonnen,  Apoliini,  ein  ding  .  .  .  dor  zii  so  seind 
seine  bild  gmeinlicb  allein  gfierdte  säuin,  do  niclits  für  ausz 
gath  dann  das  haupt,  vnnd  aulTrecht  starrend  männlich  glid, 
zu  bedeuten,  das  die  sonn  das  haupt  vnnd  erzeuger  seie 
aller  leblichen  dingen.  J.  Herold  heydenweldt  (von  heidnischen 
göttern  4)  x6'  (1554). 

2))  da  man  den  grund  grub  (1466  zur  st.  Ulrichskirche),  da 
fand  man  ain  stainin  sarch  und  darinn  ain  toten  und  ain 
slain  statper,  die  macht  man  aussen  an  die  kirchmaur,  und 
ain  gefierten  stain  und  alter  geschrifft  darauff.  d.  slädtechroniken 
4  (Augsburger  ehr.  l)  331;  der  künig  Cyrus  gebot  das  haus 
unsers  herren  zepauwen  . .  daz  hoch  sei  10  eleu  und  sein 
weite  60  daum  eleu  mit  gevierten  polierten  stainen  dreien. 
Esdra  6,  24  Eggestein;  (geviert  mit  dreien  polierten  steinen. 
Koburger);  vgL  «4));  setz  ein  gevierten  stein,  zehen  schuch 
ein  Seiten  lang  und  vier  schuch  hoch,  der  steh  noch  auf 
einer  gevierten  platten,  zweinzig  schuch  ein  seilen  lang  und 
eins  hoch.  A.  Düiier  nachlasz  s.XSl  Lange;  so  du  nun  ein 
Silber  brennen  will,  so  setz  den  lest  mit  sambt  dem  ring, 
zwischen  gefierte  Ziegelstein  in  sand  oder  aschen.  Erker  62; 
ein  stilles  ort  mit  gevierden  steinen  umwachsen.  Schaidhn- 
reisseb  22';  gevierter  stein,  lapis  quadratus  Stieler  2381; 

und  wo  die  brunnen  lau  und  milder  wallen, 
befiehlt  der  herr,  soll  es  auch  heiter  sein, 
schon  richten  sich  empor  geraume  hallen, 
behauner  stamm  fügt  sich  geviertem  stein. 

GöTUE  {Karlsbader  gedichle)  13,257. 

3))  ein  recht  gefirter  würfel.  A.DtJRER  opera  (1604)  A3';  gefiert 
stückle,  tessella,  wie  ein  würfel  yemaeht.  Maaler  162';  geviert 
würffei,  cubus,  tessera.  Henisch  1589. 

4))  und  auff  der  seulin  gevierte  höltzer  in  allen  dingen 
geleicb,  I.Könige  7,  Koburger;  vgl.  gevierwinckelt  sp.  4094. 
es  ist  auch  ein  grosze  gevierte  truhen,  darinnen  das  wirdig 
heiligtbum  herpracht  worden  ist  zu  dem  Schopper  oben  in 
seinem  haus  auf  einem  poden,  davor  ein  mahelschlosz  ist, 
zu  dem  der  stat  mcister  der  zimmerman  den  schlüssel  hat. 
Tücher  baumeislerbuch  127;  geviert  doppelkästlin  einer  spannen 
lang  und  einer  spannen  breit.  Henisch  15$9;  item  in  der  mit 
desselben  oberen  sals  zwei  grosz  geviert  tisch  auf  pocken 
zu  kredenczen ,  oder  von  oder  zu  den  tischen  essen  und 
trinckfasz  darauf  zu  seczen.  Tücher  baumeisterbuch  299;  nach 
der  predig  hat  mein  herr  seine  herzliebste  fr.  gemalin,  weiln 
dato  ihr  geburtstag  war,  mit  underscbidlichen  presenten 
angebunden  und  die  mittag-malzeit  auf  meiner  gnädigsten 
fürstin  und  frauen  zimmer  gehalten,  und  niemand  an  das 
fürsll.  gevierte  täfelin  oder  lischlln  gesetzt  worden,  als  die 
zwei  fürstinnen,  herzogen  Ulrichs  f.  g.  und  ich.  Hainhofers 
reisetagebuch  (aus  1617)  baltische  Studien  2,  2,  27. 

5))  es  sin  auch  vier  roselin  unden  uff  dem  fusze,  dru  mit 
vier  perlin  und  eins  mit  drin  perlin  und  in  mitten  den  roselin 


4689 


GEVIERT 


GEVIERTE 


4690 


(Iru  •afliiTio  uud  ein  iinaiucklia  und  urnb  dai  lefelio  tiot 
eio  pala«  oben  und  eiu  poloi  nnden ,  olT  den  sweio  tUen 
•iot  zwene  taflir  und  vier  rotelin,  iglicbi  mit  vier  perlin, 
mit  drin  imuruckden  und  einem  tafUrlm  und  lelie  guldener 
bieder  mit  lecht  gweclicr  perlin  und  zu  ubertt  ein  geviert 
guldeo  blat,  bat  mitten  ein  ro«el  mit  vier  perlio  und  einem 
(afllrlio  und  uff  l((licber  titen  ein  gwec  ke  perlin,  und  vileget 
daa  tefeltn  ein  marcke  und  ZMellTlbalp  Iot.  bttehrtibung  einn 
Mekes  aus  dem  kurfüntliehen  silbtrtehalu  (i420  Htidtlbtrg) 
lichr.  getch.  obfrrhetnM  '12,  373 ;  geviert  acbiitaeln  als  requitilm 
für  da$  Heer  weiden  i»  Urkunden  d«t  sL  CalUr  %tilltaichtvt  er- 
wähnt, vgl,  Schweiier  idtoiicort  t,  0U;  der  rietz  holte  ein  groazeo 
gevienltun  atublin  hummer,  und  acbliig  in  ((iolTeroy)  auf 
■einen  beim  gar  ein  starken  iciilag.  buch  der  litbt  27S,  4; 
denn  da  siiid  auch  vier  gevierdie  reder  unib  die  Ibicre  ber, 
bei  JKlicbcm  tbier  ein  rad,  also  geitellet,  daa  sie  kOnnen 
gegen  die  vier  ort  der  weit,  das  Isl,  (Or  sieb,  binder  sieb, 
und  zu  bellten  selten  gehen,  und  sich  doch  nicht  lencken 
dArlTeii.  I.utiikh  vorrede  auff  den  propheten  lltstkiel  bei  Bind.<eil 
7,351;   vgl.   Uetekiel  10,9— \i ; 

io  ilerllcb  war  durch  «eliwari  das  tehatlen  Isub  gotiildei, 
e«  tcbli'iifln  durch  dan  airal  die  ölTnuugau  vargülitet, 
ja  das  gevlerte  feiutar-blel 
rortiileri  tiieraur  maocb-lkleln-gevlerie  ichilderei . . . 

HaocKK«  ilie  meinreb«  {irduche$  tetguUgen  in  goti),  $.  }40. 

fenütei  von  gevieiten  ücheiken  (Xürich  1760)  Stkwtis.  idiotikon 
l,01&:  gevierle  glastafelD  Karmascu  1S3I. 

Ol)         Ihr  (der  äiakonen)  kleldl  mint  leln  alio  geOrt 
all  denn  die  flgur  Ut  formlri. 

LuTMaa  lU,  11  Wtiimar. 

die  wunderlichst  vnprbOrtest  legend  vnd  beschreibung  des 
abgeführten  quarlirten,  gevierlen  vnd  viereckechten  vier- 
hurnigen  hutlein.«  (;iiui/fi>AO/ii'ini)  Utel  der  $chrifl  FiscHAara; 
tgL  Hauff en  \,-irt. 

d)  übertragene  Verwendungen, 

a)  gllert,  vierschrOtt,  quadratui  Maalib  182*;  g'viert,  plump 
und  grob  von  gliedern  wie  vun  «itlen.  Staldüb  1,300. 

fi)  eine  grusze  »acbe  isl  es,  wenn  man  sich  roaszigen  and 
sein  gemütbe  also  zu  friden  geben  kan,  dasz  man  in  guttem 
und  bösem  zustünde,  in  glück  und  Unglück,  allezeit  recht 
bei  sich  selbst,  wie  gleich  gevierdt  verbleibe.  Butscukt  Palmas 
48,  vgL  oben  1.  e.  ß.;  die  wuliie  freundschafft  ist  . . .  keiner 
teil,  noch  Veränderung  uolerworfTen,  sondern  bleibt  allezeit, 
gleich  gevirdt,  besiflndig  in  freud  und  leid.  t»03;  in  allen  zu- 
fallen soll  niun  gleich  gevirdt  sein.  kantUi  Abi;  nichts  eigener 
ist  einem  secretario,  als:  geheim  sein,  daher  er  auch  den 
nahmen  hat,  um  sich  seiner  Schuldigkeit  zu  erinnern,  das  er 
weder  mit  reden,  noch  gesiebt  oder  geberden,  auch  nur  zu 
einiger  vermuttung  derer,  ibme  anbefohlenen,  anvertrauten 
xerricbtungen,  im  wenigsten  einigen  unlasz  nicht  geben; 
auster  allem  verdachte  dabei  stehen;  gleichsam  gevirdt  scyn 
solle.  BuTscusY  Palmas  s.  245. 

y)  geliert,  listig,  aslulus  Maalkb  103*:  güert,  listig,  gscbyd, 
panurgus ,  venutus.  182';  a%tulus,  gescbeyd,  listig,  geliert, 
boszhafflig,  auszgelitzL  Kaisius  131.  (IS68  und  später);  peiur, 
et  hoc  peius,  cumparativum  h  malus  Cic.  bOser,  glierler. 
ibd.707.  vyi.  hxeriu  abgeführt  Iheü  1,42;  abgeliert,  listig  und 
geschwinde  köpf  (Avknti.'«  chronik)  ebenda;  abgefahrt  wie 
Uurghauser  würfet  Fbark  spnckw.  2, 2u&';  abgeviert  wie  ein 
Würfel  AcatcoLA«pricAir.93';  eine  andere  erklär ung  birtet  quadro, 
ich  mach  mich  gevierdt,  ich  schick  mich,  ich  bin  bequem. 
Dasypodius  Gg3'. 

die  rlchter  «eind  jetzt  andersz  geOrri, 
denn  dass  man  »le  mit  buttern  «clinilert. 
«In  ring,  ein  ncbillini;  kioueo  icliwir, 
das  Ist  vil  be.<ser  ricliier  sclimer. 
doch  welch  ers  nlrapt,  l»t  lügend  lir. 

I'auli  fcliimi'f  umi  ernft  (1503)  (.  43*. 
dann  d'  ichlang  lltiiger  i$t  und  g'Üerdl 
ulT  allem  vAlJ,  dann  alle  ihier. 

Rttrr  Miim  und  Eva,  v.  1210. 
ufT  erdtcrich  sind  ti  oienen  gnerder. 
von  Inen  selb«  hanJ  s'  kün.ot  erdacht, 
Uli  Iren  liöuptcrn  t'wAgen  brachu    ».  3173.    vyU  836. 
10  dir  der  bur  begegnen  wIrt: 
wol  luog,  das  du  Im  »igest  s'  g'Qert; 
mit  g'iarten  Worten  «ii  in  ab; 
uOTs  buren  reU  guoil  lorg  euch  bab. 

Kvrr  Euer  Htuü,  t,  564. 

wie  dann  abt  Uoirich  uf  aolchen  verdeckten  anschlegen  und 
pratikcn  uiiseglich  listig  und  gliert  was|VAoiAiiDS);  und  ist  Laio 
abt  sü  gfierd,  geschwind,  vorleitig  und  fürsichtig  gsio.  ebenda 


$ekmH$,  iUfd.  I,  nk ;  geOert  ood  bOsliillg  ebeniott.  der  locu» 
eonmttoU  eine«  so  gevierten  Sachwalters  und  galanten  com- 
pilaturi  (Pauianiat),  der,  »i«  Ctcero  alle  sein«  dicendi 
myiteria  und  ihren  ganzen  nibn  den  Grireben  acbuldig  war, 
mficble  bei  einem  nähern  liebte  lu  einem  neuen  beweise 
der  pauliniacben  iheorit  vor  dem  areopagus  dienen  können. 
Hahami  idirifUm  IBrrlin  1824)  8,11. 

3)  formen,  auch  kier  begegnen  4i*  eW*  ßr  fttatUr  Mrfita 
erie^etnunf/ra.'  die  mundarlltehe  SYnkopierung  im  frißs  (ftltrt 
bei  Maaikr  182'  neben  geliert  i«i*)  und  du  Mrmkit4*n4iti§t 
sehieiüung  des  lubtalen  sptranlen.  T  iU  kier  tdstm  hH  ftolLer 
btUijt  (gellerot),  macM  in  der  milUIMtkieutttheu  uit  dem  'v' 
in  geviert  plals  und  lauehl  im  i«.  jakrkundert  »kder  auf  (M 
LuTiaa,  OOaKB,  Maalsb).  dte  wörterbüeher  tea  ()ASiroaii;s  et 
bevortugen  geviert,  das  aueh  m  der  IttUralur  iuuhdiingt.  der 
Stammvokal  bewahrt  das  auf  dem  alten  diplaktngen  berukeni»  i«, 
nur  LuTiea,  ÜOaaa  und  Botsciat  stigen  hier  miUeldeMUtkem 
monophthong.  der  dental  wird  ßr  dt«  ganu  iUere  uil  durch 
die  lenuis  wieder gr geben ;  OASTrooius,  Bur^catT  reien  'dt', 
lluLsios  die  einfache  media  auf;  hfaKa,  He.iiscii,  DanTUta 
und  spätere  lassen  die  lenuis  wieder  durchdringen. 

4)  syntaktische  funklionen.  a)  das  wort  lU  überwiegend  attri- 
butiv verirendet,  nur  selten  begegne!  das  adverbtum  und  ebensa 
spärlich  die  prddikalstellung,  die  nur  bei  den  auf  sp.  40^9  6e- 
tprockrnen  bedfutungen  überwiegt,  ro«  konventionelUu  Verbin- 
dungen ist  nur  geviert  machen  ais  übertettwig  von  quadrar* 
IM  nennen,  vgl.  quadro,  ich  mach  micb  gevierdt  DASfPOOios; 
geviert  machen,  <-o«(/uairar«  Wiias*A.'<li  (i7ts)  l&t. 

b)  die  Substantivierung. 

a)  das  wsaseulinum  ttt  hier  gans  vereinuU:  gevierter,  Vor- 
steher, einer  der  vier,  schweis.  tdiolikon  1,928;  war  daaala 
seckelmeiater  H.  J.  II.  und  gefierlne  L  If.  «. «.  w.  am$  1718 
ebenda;  quaternio,  ein  gevierdter  Coavm  684. 

ß)  reich  entwickelt  b(  dagegen  das  neulrum. 

1)1  fflt^  abstraelem  sahlbegriff.  vgl.  die  unter  >,«,«,  l))  (ip. 
4684)  besprochenen  beiipiele;  dicitur  etiatn  'ein  gerirrtes', 
^uairnin  Stiei  KB  2S%2;  gevierdtes  Coavi!«  681 «.  a.  —  das  ander 
gebot  auch  also  ins  gevierde  drehet  Lotibi  (einfältige  weis« 
zu  beten)  6,  3I0'  Jena. 

2))  son5<  überwii-gt  die  Vorstellung  räumlicher  ausdehnunf. 
die  beli-ge  sind  so  lahlreuh  und  so  selbttständig  enlwukelt,  data 
tick  gesonderte  darstellung  empfiehlt. 

GEVICUTE,  GEVltKT,  n.  subslantniertes  adjektiv  vgL  ge- 
viert (4,6).  die  subilanlifbtUung  gehört  der  neuhorhdeutstken 
Periode  an  und  ist  nicht  über  Luther  lurück  belegt,  es  stehen 
sich  Verwendungen  gegenüber,  die  dem  adjektivgebrauch  näher 
stehen  und  solche  die  sich  gans  auf  substantivfunktionen  be- 
schränken. 

I)  den  adjektivfunktionen  näher  stehen  die  beidtm  präposi- 
lionalverbindunyen  ins  gevierte,  im  gevicrte.  in  beiden  w->tt- 
gruppcn  kommt  die  unter  geviert  2,  b  dargestellte  ausdeknung  in 
der  fläche  sur  geltung,  sie  werden  hauptsdcliltch  alt  ßäthennsuasu 
verwendet,  geviert  nur  gebräuchlich  in  der  wendoog  Mos  g»> 
viert'  oder  'im  geviert'  Mabth  und  Liemabt  ebiMur  vt.  198. 

a)  das  reicher  entwickeUe  ist  die  .präposittonaherbissdun/  io8 
gevierte,  ins  geviert,  die  oft  auch  m  tokhem  nmwsmfnkaut« 
belegt  ist,  wo  für  die  ßdchenausdehnung  die  vartleUmaf  «tmrr  be- 
wegung  ferne  liegL  et  lauen  steh  freie  fügmufem  tsnd  formel- 
hafte Verwendungen  unterteheiden : 

n)  also  haben  sich  Antiphon,  Cosa,  Candus,  Boillos  onJ 
ander«  jämmerlich  geplattet  und  bemubel,  wie  sie  die,  ao 
rund  ist,  in  das  gevierte  konnten  bringen,  aocb  dt«  rrrble 
achnur  oder  gleiche  linleo  mit  der  krummen  vergleicbco. 
LoTiBB  tuchreden  l.  Nr.  «7:  Fiettemann;  cewaldrecbl,  bei«tl, 
wenn  em  gef.tllter  baunist;imro,  im  bolze  oder  walde  beschlagen, 
das  ist,  aus  dem  gröbsten  vierkantig  oder  ins  gevierte  behauen 
wird.  EccBBs  kriegslesiko»  (1737)  I,  1048;  ins  gevierdte  bringe*, 
redigere  in  quadnim  CoBVin  SM;  ins  gevierte  bringen,  ^uadrer, 
«iquarrir  ScnwAR  (1782)  740;  ins  geviert«  bring««,  ta  f  «rfriBl» 
or  Square  Eaaaa  Ott,  ähsskch  Hartar  11,1,481;  Im  |8ei«n« 
bringen,  würfrlförmig  machen,  aas  qnadem  ••flihr«««  f^ 
acbickt  zimmern,  ßg.  ftnmd  ■irt««.  tmmann. 

ß)  und  er  mas  den  piau  ha  kamt,  aaalick,  baadcft  «II«« 
lang  und  hundert  eilen  brail,  ins  g«vi«r4e,  mai  dm  «Kar 
Bland  eben  fume  vor  dem  leapel.  lATita  BtmIM  48,41; 
ehenso  DiBTBMfacBB  1377;  (und  er  masz  den  kolT  darcb- 
geftVt  die  leng  r.  elen,  and  die  wcyte  c  elen  durch  di« 
lierung  hei  Ecckstkm  «arf  lotoacaa ;  ia  di«  viareck  Fawcaaaaa 


4691 


GEVIERTE 


GEVIERTE 


4692 


Zürich  1525;  in  die  vierung  Eck);  lotten  sind  dichte  zu- 
sammengefügte ins  gevierle  formierte  breiter.  Bebvvabd  23. 
von  antiquitäten  findet  man  alhier  (in  Bordeaux)  niclit 
weniger  viel  merckwürdiges,  indeme  man  ...  fast  mitten  in 
der  Stadt  annoch  die  alten  mauren  findet,  daraus  man 
scbliessen  kan,  dasz  die  Stadt  anfangs  ins  gevierte  gebauet 
gewesen,  ehe  sie  zu  dieser  grosse  erwachsen.  Piesse  3,133; 
nun  führte  man  uns  in  einen  vvoblbestandenen  wald  von 
Weymouthskiefern  . .  in  deren  stattlichen  bezirk  wir  uns  . . . 
besonders  an  der  regelmäszigen  pflanzung  ergötzten,  denn 
dieser  groszväterliche  forst  zeigte  noch  die  absichtlichkeit 
der  ersten  anläge,  indem  die  sSmintlichen  bäume  reihenweis 
gestellt  sich  überall  ins  gevierte  sehen  lieszen,  GürHK  {tag 
und  Jahreshefte)  31,228. 

y)  der  Ariel  aber  war  zwelff  eilen  lang,  und  zwelff  eilen 
breit  ins  gevierde.  und  der  oberst  absatz  war  vierzehen 
eilen  lang,  und  vierzehen  eilen  breit  ins  gevierde,  und  ein 
rand  gieng  allenthalben  umbher,  einer  halben  eilen  breit, 
und  sein  fus  war  einer  eilen  hoch,  und  seine  stufen  waren 
gegen  morgen.  Luthür  Hesekiel  43, 16. 17  (und  der  altar  in 
der  leng  zwelff  elenbogen  durch  zwelff  elenbogen  der  breite 
gleicher  Seiten  vier  gewinckelt.  und  die  höli  der  bettafeln 
vierzehen  elenbogen  der  Icnge.  in  die  breit  seiner  vier 
winckel  vierzehen  elenbogen.  Koburgeb,  ähnlich  schon  Egge- 
stein; er  aber  was  zwölf  elen  lang  und  breit,  uff  alle  vier 
ecke.  Froschauer,  Zürich  1533.  ähnlich  Dietenbeeger  ;  und  er 
Ariel  het  zwölff  elen  in  der  länge,  durch  zwölff  elen  der 
braite,  dann  er  was  vierecker  mit  gleichen  seilen.  Eck  1558); 
also  hatte  die  maur,  die  er  gemessen,  ins  gevierde  auff  jeder 
Seiten  berumb,  fiinff  hundert  ruten,  da  mit  das  heilige  von 
dem  unheiligen  unterschieden  were.  Luther  Hesekiel  42,20 
{per  quadiatum.  durch  die  vier  winde  er  niasz  sein  maur 
uberal  in  den  umb  ring:  die  leng  v.  c.  daum  ein  und  die 
breit  v.  c.  daum  elen  und  die  mauren  scheident  zwischen 
dem  heiligtum  und  der  slat  der  menig.  Eggestein;  ähnlich 
Kobubger;  ebenso  Eck;  also  niasz  er  es  uff  alle  vier  ort 
Froschaueb  Zürich  1525;  dasselbe  bei  Dietenbergeb  1577); 
selis  zoll  ins  gevierte,  six  pouces  d'equarrissage  Schwan 
(1782)  740. 

ausser  dem  hofe  liegi  ein  garten,  nalie  der  pTorte, 
eine  buf  ins  gevierle,  mit  ringsumzogener  mauer. 

Voss  Odyssee  7,113  {o()xaroe  isxQciyvos). 

aber  nun  eilt'  ich,  und  zog  das  geschliffene  schwort  von  der 

liiilte, 
eine  grübe  zu  graben,  von  einer  cIT  ins  gevierle. 
hierum  gössen  wir  rings  sühnopfcr  für  alle  todten : 

Voss  Odyssee  11,25  {nvyovaiov  evd'a  xal  ev&a). 

ackergevierte  s.  Iheil  1, 174 ;  ohngefähr  20  deutsche  meilen 
ins  gevierte  Kant  (1839)  9,31;  ich  erstieg  ganz  allein  den 
höchsten  gipfel  des  {Straszburger)  münsteithurms,  und  sasz 
in  dem  sogenannten  hals  . .  wohl  eine  Viertelstunde  lang,  bis 
ich  es  wagte,  wieder  heraus  in  die  freie  luft  zu  treten,  wo 
man  auf  einer  platte,  die  kaum  eine  eile  ins  gevierte  haben 
wird,  ohne  sich  sonderlich  anhalten  zu  können,  stehend  das 
unendliche  land  vor  sich  siebt.  Göthe  (dichlung  und  wahr- 
heil  9)  25,253;  der  umkreis  der  kugel  {der  erde)  aber  betrügt 
fünftausend  vierhundert  deutsche  meilen.  ihre  Oberfläche 
aber  beträgt  über  neun  millionen  ins  gevierte  und  davon 
sind  zwei  dritttheil  wasser  und  ein  drittlbeil  land.  Hebel  {die 
sonne  und  die  erde)  rheinländ.  hausfreund.  100  ruthen  ins  ge- 
vierle machen  ein  viertel  feldniasz.  400  ruthen  ins  gevierte 
sind  ein  morgen  oder  juchert;  denn  der  juchert  hat  vier 
viertel.  Hebel  {des  adjunkts  standrede  über  das  neue  maasz 
und  gewicht}  rheinl.  hausfreund;  in  Baiern  beträgt  eine  fund- 
grube  2^  und  eine  masze  14  lachter  ins  gevierte.  Habtmann 
handbuch  der  mineralogie  29S.  ins  gevierte  quadratisch  Rumpf 
1,210;  dieser  balken  hat  15  zoll  ins  geviert,  Ihis  beam  is  fiftecn 
inches  square  Hilpert  U,  1,  461. 

b)  im  gevierte. 

«)  da  sind  vier  tbiere,  die  er  cap.  x  Cherubim  nennet., 
ein  iglichs  hat  vier  angesichle,  und  stehen,  wie  vier  rosse 
im  gevierde,  doch  inwendig  und  zwischen  den  redern.  Luther 
neue  vorrede  auf  den  prophelen  Hesekiel. 

ausserhalb  der  Stadt  besass  ein  altes 
festes  schloss  er  zwischen  rauhen  bergen: 
himmelhohe  mauerthürme  schOizteii 
im  geviert  es,  und  es  wand  ein  ström  sich 
um  den  inselhaften  bau  der  vcste. 

Platbn  Abbassiden  6  s.  83. 


bäuser,  stalle  und  scheuern  (des  bauernhofes)  sind  im  gevierte 
gebaut  Auerbach  dorfgeschichten  4,6. 

ß)  als  maszbestimmung  ist  die  präposilion  mit  dem  dativ 
jünger,  sie  dient  sowohl  der  ausdehnung  in  flächen  als  derjenigen 
von  körpern. 

]))  an  dieser  {(eiswand)  kletterte  nun  der  bursche  auf  einem 
schmalen,  gefährlichen  pfade  hinan,  bis  nahe  dem  gipfel,  wo 
eine  steinige  fläche,  niclit  grösser  im  gevierte  als  die  dorf- 
schulstube  vorhing.  ANZENGRuBEB((ior/pä»p()pes. tt>erfce3, 190.  die 
bühne  umfaszt  oft  nur  drei  meter  im  geviert  und  ist  so 
niedrig,  dasz  der  empoigereckte  arm  gegen  die  decke  fährt. 
A.  V.  Gauüv  Wandertheater  in  Oeslerreich.  bühne  und  weit  1S9S.  67. 
in  einem  umfriedeten  räum  von  etwa  dreiszig  schritt  im 
geviert . . .  erhebt  sich  ...  ein  aus  erde  und  unbehauenen 
steinen  geschaü'ener  viereckiger  unterbau,  in  der  höhe  etwa 
des  eisenbalinkörpers.  rheinisch  westfdl.  zt.  1899  nr.  322. 

2))  steine,  welche  vier  bis  fünf  fusz  im  gevierte  hatten. 
ScuLüssER  weltgesch.  3,252;  die  Schieber  {um  das  pferd  [das 
tiirngeräth]  höher  und  niedriger  stellen  zu  können)  liahen  2  z. 
im  geviert  und  müssen  genau  passen.  F.  L.  Jahn  2, 1,38; 
noch  vor  einem  jahrzebend  enthielt  ein  kästeben  im  briti- 
schen museum,  drei  fusz  im  geviert  grosz,  alles  was  man 
in  Europa  von  Überresten  INinives  und  Babylons  besasz. 
Stahb  die  Ninivemonumente  des  Louvre,  d.  museum  1,2,95; 
es  zeigten  sich  rüthungen  an  der  behandelten  stelle,  dann 
brandzeicben,  aus  denen  sich  eine  offene  wunde  von  20  cm 
im  geviert  herausbildete.  Vossische  zeitung  nr.  149  (1899). 

c)  aus  solchen  Verbindungen  entwickelt  sich  die  annominative 
Verwendung  des  Substantivs:  in  einer  kummer  von  10  fusz  ge- 
vierte, mit  einem  fichtenen  tische  und  zwei  binsen  stuhlen, 
saszen  wir  (ßismarck  und  Napoleon)  eine  stunde,  die  andern 
waren  unten.  Bismarck  {an  seine  frau)  3.  September  1870. 

2)  das  eigentliche  Substantiv,  gevierte,  Viereck,  vierung 
Rümpf  1,210;  quadral,  ein  Viereck  oder  gevierte.  mathemat. 
lexikon  1,1061;  daz  gevierle,  das  Viereck,  a  square  Ebehs  644; 
daz  gevierle,  tetragon,  Square  Fick  177;  quadrut,  Viereck  oder 
geviert,  verdeulschungsbächer  des  allg.  d.  Sprachvereins  2,97. 
die  mannigfaltigsten  bedeutungen  nimmt  das  Substantiv  in  den 
verschiedenen  beruf ssprachen  an. 

a)  die  allgemeinste  bedeutung  erhält  sich  im  bauwesen.  a)  aber 
an  seinem  hause  bawele  Salomo  dreizeben  jar,  das  ers 
gantz  ausbawet,  nemlich,  er  bawet  ein  haus  vom  wald  Li- 
banon, hundert  eilen  lang,  funffzig  eilen  weit,  und  dreissig 
eilen  hoch,  auff  das  selbige  gevierde  leget  er  den  boden  von 
cedern  bretlern,  auff  cedern  seulen  nach  den  riegen  hin. 
Luther  ikönige  7,2  {in  den  d  ältesten  ausgaben:  ins  gevierde, 
mit  riegen  seulen  von  gebüffelten  cedern,  ähnlich  Fboschaueb 
1525;  vgl.  und  4  von  der  umbgebung  zwischen  den  zedern 
seulen  Eggestein  ;  und  vier  ganghcuser  zwischen  den  zedern 
liüBUBGER;  vir  gäng  bei  Eck  und  Dietenbeiigeb).  g'viert 
quadrat,  gvündslock  eines  Uauses  Schweiz,  idiolikon  1,926;  die 
untern  fenster  deckten  hölzerne  quer  über  die  gevierte 
genagelte   latten.  Gutzkow  rilter  vom  geiste,  buch  2,  cap.  1. 

ß)  gevierte,  gebackenstein  die  böden  zu  pflastern,  quadrelh 
da  far  pavimenlo.  Hulsius  (1618)  136. 

6)  für  das  bergwesen  vgl.  gevier  (sp.  4681):  canalis  quadran- 
gulus,ßlaquadrangularis,ge\\erde,lollen{vgl.th.6,\2{)i))VRiscBUH 
nomcnclator  cap.  113;  die  schachtziinmerung  mit  gevierten, 
die  durch  bolzen  unter  einander  festgehalten  werden,  bleibt 
(bei  der  abtreibezimmerung  in  strecken)  in  der  bauptsache  die- 
selbe, zu  den  haupt-  oder  ansteckgevierten  kommen  jedoch 
noch  die  sogenannten  hülfsgevierte,  die  dazu  dienen,  den 
hinter  den  gevierten  anzusteckenden  pfählen  eine  angemessene 
richtung  nach  aussen  und  nüthigenfalls  einen  Stützpunkt 
gegen  das  durchbiegen  zu  geben.  Zeitschrift  für  das  berg, 
hütten  und  salinenwesen,  viß.  Veith  1,  238. 

c)  in  der  spräche  der  setzer:  gevierte,  quadraten  {schrift- 
gieszer,  buchdrucker)  viereckige  stücke,  die  von  dem  metall 
der  lettern  gegossen  sind,  und  bei  dem  setzen  einer  schrift 
darzu  gebraucht  werden,  solche  nach  einem  punkt  in  der 
schrift  zu  setzen,  um  einen  leeren  platz  zwischen  dem 
punkt  und  dem  folgenden  groszen  anfangsbuchstaben  des 
näclisten  wortes  hervorzubringen.  Jacobsson  2,79';  aus- 
schlieszungen,  heissen  überhaupt  alle  die  gegossenen  me- 
tallenen kürper  im  schriflkasten,  mit  welchen  der  setzer 
den  räum,  der  im  abdrucke  zwischen  den  Wörtern  und  zeilcn 
leer  bleiben  soll,  bildet  oder  setzt,  diese  sind  z.  b.  die 
spalien  . .  die  halbgcvierten,  ganzgevierten,  ganze  und  lialbe 


1693 


GEVIERTE— GEVIKRTRAIIM 


CEVIERTRUTHE-  GEVÖGEL 


4694 


iicordanzqnadralen  u.i.m   Tiuaiil  vft.  dtr  huehdrutkerkuntl 

(iHit6)  1,113;  . . .  frriipr  die  nicht  znin  nlitlnirke,  tomlern 
nur  zur  autfülliinc  der  im  druLke  leer  liliihümlen  räume 
ketlimmlen  ou»Dclill«tzungrn  (ndmlicii  (|uailiul(*  odrr  Ge- 
vierte, iinltiKfvicite  und  «p^itieo.  KAaaAiiitr.H  handbueh  dtr 
meehanitchen  lechnoiogie.  {Hannover  \ib\)  l,  i.  Wt;  die  gro«te 
konliordnnz  li:it . .  '•>  ki)r|iu!t);cvierte  oder  bo  punkte.  KtARkC 
handhuek  der  buchdiuekerkuntt  (IMU)  16;  gevierte,  breite* 
■poliuin,  quailratf  juitifier,  tticktfiaee  Rumpi  1,310;  gevierte, 
a  pure  of  melnl,  u$td  to  fiU  ike  9oid  $paet%  bttwrtn  »otd$ 
u.t.v.  lliLi-Kar  II,  1,401. 

d)  g'viert,  ceMtell  eines  webutuliiii.  Sehmeii.  idiotikon  \,VU. 

3)  formen,  es  itt  laulluh  begründet,  don  im  lututanlifierlen 
ndjrkliv  die  mrdia  von  artfang  an  vorherrscht  und  dait  *M  bu  in 
di0  ipAlere  uit  fortdauert.  ifU>$t  bei  apokopt  wird  ii<  in  der 
Züricher  biliel  (KmiaciiAuiii  \hV>)  für  l.  königt  7, 1  bekgt.  die 
apokopt  Igeviert  gegtn  gcvicrie)  dringt  zuertt  von  den  mundarten 
au$  in  die  obliquni  formen  «in,  breitet  tich  dann  jedoch  auch 
in  der  $chiifttfirache  auf,  sie  wechselt  bei  Vo»i  in  den  vtr- 
ichiidencn  fussungen  der  Odysteeuberseliung  j«  nach  den  be- 
dUrfniuen  des  metrums  mit  der  vollen  form  {vgl.  Odyssee  7,  113). 
Jahn,  (Iaiiuy,  Staiii«  und  die  Schreibung  neuerer  teitungen 
wtisen  im  geviert  auf. 

GEVIKUTF.,  f.,  nebenform  zum  vorigen,  heute  auf  das  ale- 
mannische gebtel  beschränkt. 

I)  in  der  stnnlichen  bedeutung:  ein  rein  tucblin  —  unlen 
in  der  gevierde  einer  münden  lang  und  hreit.  Bartucb 
ougendienst  {Dresden  1&A3)  83;   gevierü,  f.   obere    tlieil  eine« 

liiludes,  auf  ilem  dax  dach    ruht.  Schveiser  idiotikon   l,  0)0. 

i)  in  übertragener  bedeutung:  gelierte  {die),  listigkeit,  panur^ia, 
iisius  Maalcr  iGi';  gliertc  {die),  gtscheidigkett,  aci4ffl«ii,  attut, 
astutia,  ealliditat.  ebenda  182'. 

ich  (iter  laiiitvoiiD  wll  jm  nachgan  utT  paoioinan 
Im  {Ti'lt)  «iner  glierie  nli  verfiUaaa, 
das  er  tnusi  wanen,  ich  «i  briMen 
mit  tflripii  gar  In  mlncm  gemAl. 

JACoa  Riirr  iins  neuf  Tellenspiel  (Bdriitold)  \W>. 

vgl.  auch  Schweit.  idiotikon  1, 926. 

(iKVIKUTKLIlOLZ,  n..  gevjertelhnlz  ist  holr,  welche»  nach 
der  iDf^e ,  die  die  bulzlibern  hoben  und  nach  der  richtung, 
nach  welcher  man  es  mit  dem  kolbeisen  apalten  kann, 
pchniicn  worden  ist.  Jacobsson  5, 604. 

GKVIEHTELLK,  f.  ryl.  quodrotelle  »An/ 7, 229«;  getierteile, 
Square  or  quadrate  eil  or  yard.  lliLi'taT  II,  1,461. 

üEVIKIlTHtILT,  purticijHales'  adjectiv  lu  viertbeilen: 

1)  \vili  du  ein  lladen  machen,  von  fleische  von  wenslen. 
BD  Rinde  in  wol  und  hacke  in  deine  und  weliscbe  adtie 
gevierteilt  dor  under.  «in  buch  von  guter  speise  i.  38  (litterar. 
verein,  bd.  9). 

2)  ols  nun  diser  flppige  gesell  einest  aulT  einem  stoltzen 
klepppr  dabin  trachtet,  bat  er  im  anfung  desz  waldcs  etlich 
Btuck  von  einem  gpviertlelen  stnissen-rauber  sehen  von  dem 
bäum  hangen.  Adraham  a  S.  Clara  Lösch  Wien  47. 

(;KVIEHTFi;SZ,  m.,  vgl  quadrairusz  (A«ii  7,229«;  quadrat- 
fusz,  der  gevierte  fusz  oder  geviert  fusz ,  d.  i.  ein  fusz  in 
die  hinge  und  in  die  breite  Campe.  (t8<)i)  &&9':  gevierlfusz, 
schuh,  quadratfusi  KuapF  1,210;  geviertfusz,  i^uar«  foot  Hilpkrt 
II,  I,  im. 

C.KVIKIITMASZ,  n.,  vergl.  quadratmass  tkeii  7,3107;  das 
quadrntmasz,  das  geviertmasz  Campk  2,  3U. 

C.KVIKIITMEII-E,  f.,  vgl.  qiiadratmeile  theil  l,7lil:  rergl. 
Cahpk  2,355.  zwischen  zehntausend  und  dreizohntauscnd  ge- 
vierlmeilcn  schwanken  die  angaben.  F.  L.  Jabn  2,  420. 

r.EVIKKTMETbK,  m.,  vgl.  quadratmeter  theil  7,2297.  das 
hurrau  war  ein  ganz  enger,  kaum  drei  geviertmetcr  fassen- 
der  ranin.  tdgl.  rundschau  (1896.  26.  april), 

C.KVimTMOnr.EN,  m.,  tgl.  Caupb  2,365. 

GEVIKliTKAUM,  m.,  bei  Scheffbl  mehrfach  verwtitdet: 

Aber  hohe  blocke  kletternd 

traten  fie  In  einen  schncht  ein. 

heimisch  war's  dort:  im  geviertrium 

bauten  «ich  die  TeltenwAnde 

wia  tu  einer  siedelet,      irompeter  v<m  Sdkkingen  161. 

al«o  malt'  er  schon  twei  mondcn 

In  dos  liuppeldachs  geviertrauni.    130. 

dumpf  dröhnten  die  erdschollen  und  kieselgesteine  in  das 
«eiti>  grab,  dimn  kam  der  diakon  von  Singen  mit  dm 
kessel  geweihten  wasscrs,  den  grviertraum  schritt  rr  auf 
und  nieder  und  besprengte  ihn  tur  baonung  der  dimonea 
iV. 


and  niederbaltung  der  fremdeo  todUa  io  der  fremdro  erde. 
ScHKfrsL  Kkkehaid  no. 

GFVIFIlTHliTHE,  f.,   vgl  quadratntlbe  IktÜ  7,tttT.  Mr|L 

CamPB    2,355. 

(iKVIfcltTSCHKIM,  «.,  fft.  ({osdralscbeia  Iheü  l,  t)»7;  sfL 
gevierte  schein  iia/«r  gefiert  up.  46«t ;  geviertscbeio,  aiipetttu 
quodratus.  Ktasr.n  eorn.  i:«. 

GkVitilTSCHUli,  «.,  VfL  qiudralKbob  Uuü  %tm.  eyl 
Cahpk  2,  S55. 

GEVIKRTUNG,  f.  suhtUsnlivtilimut  m  g«ti«rt,  wit  tUrMf 
t«  vier,  nonMn  ectionu;  und  zog  aie  Idte  ka»d)  hurtig  «f 
nick,  um  das  ijuchlucb  zu  nehmen,  das  er  mit  spaooM 
und  brechen  zu  helfen  gebi-ten  wurde  zum  tucb«ar(eL  tr 
that's  und  Iflchelte  —  sie  sab  genau  auf  die  redN«  f^ 
viertung  des  wciszen  langviereeks  -  endlich  l»ei  den  MÄm 
und  dicksten  Viereck  hielt  et  der  aiano  («aC  Jiar  Pam 
ti«(«nJlrdi  1, 150. 

GEVIEK WINKELT,  partiripiales  adjtetiv,  vgL  vierg)>«inhell 
(i.  d.):  und  formieret  die  kamer  uheral  mit  zedrin  getrfei, 
die  hielten  15  seulen.  aber  einerlei  Ordnung  betten  die 
seulen.  16  gegen  einander  sich  ansehend:  in  gleicher  we.ae 
zwischent  den  seulen  gevirwinckelt  baltzer  in  ytzlicbrr  f*- 
leiber  gleicbait.  1  könig»  ',  2  ff.  Eccistrin  (gevierte  höllMtr 
koburgcr). 

GEVIEKTWURZEL,  f.,  vgl.  quadratwurzel  Ihtü  7, 3297.  die 
Wurzel  einer  gevierten  zahl,  oder  diejenige  zahl,  deren  Ver- 
mehrung mit  sich  selbst  die  geviertzabl  ergeben  bat.  Cabpi 
2,  S.\6;  gevierl Wurzel,  square-root  Hilpbrt  11,1,461. 

GEVIERTZAHL,  f.,  vgl.  quadratzahl  lA.  7,  2297;  eine  grOsze, 
die  aich  ergiebi,  wenn  man  eine  zahl  mit  sieh  selbst,  oder 
so  viele  mahl,  als  sie  einheilen  enihAlt,  vermehrt.  CAiri 
2,S56.  vgl.  geviert  sp.MM.  4665. 

GEVIERTZOLL,  m.,  vgl  quadratzoll  Iheü  7, 3307.  ffL  Caari 
3,S66. 

GEVOCH,  gevoecb,  gevoicb,  mi/f«<iii«i/«rd.  n^enfarm  n 
gefug  s.  d.  {sp.  2163).  SU  der  bedeutung  bedarf,  gebflbr  kt 
nachzutragen : 

unde  haint  van  spUen  al  ir  gevoicb 
linde  dano  sein  jalr  genoich. 

Hacsh  Colm.  reimeknss,  Mt. 
man  gafT  to  elende  dar  genoch 
eoem  lewelken  sin  ghevocb. 
nie-ieräeufch'*  »ehachtfiirl  {Likbeck  t4M)  SS  eWaa»  1. 
wanie  dat  landt  wäre  liebt«  groei  gheooeeb, 
dat  dl  wal  dede  all«  diu  ghavoech. 

tpieghel  der  layrn  IS*. 

GEVÖGEL,  n.,  summelwort  tu  vogel  (t.  d.),  m  gef«n$ttu  aa 
dem  naheterwanJten  getbier  {sp.  437>>),  das  in  der  HUrem  tprathe 
kaum  belegt,  seine  eigentliche  entwicklunf  in  der  neuhochdemtsehen 
periode  fand,  reicht  gevögel  bis  in  die  althochdeutsche  seit  sa- 
rftcjl;  und  ist  in  der  neueren  spräche  dem  lebendigen  gthrmuehe  fast 
entschwunden,  für  einen  theil  der  Verwendungen  hat  es  <•  iam 
etymologisch  verwandten  und  jüm^eren  konkurrenten 
(«p.  3147)  «rtdfi  gefunden,  während  für  dte  susammenf 
kennxeichnung  der  gesammten  vogelweU  heute  kein«  entsprmhnit 
bildung  zur  verßgung  steht.  • 

1)  das  vorleben  in  der  älteren  sprühe,  eJhL  gifagili  Gaarr 
9,439;  mhd.  gevOgele  mhd.  wh.  S.S6S*;  Luia  I,  W9;  Mcft- 
trag  207.  Jer  Stammvokal,  dtr  stA  im  sxmfks  («W.  fogsi 
Grapf  S,  434)  unter  dem  einßusi  des  tuffiUkn  V  feweaMl 
hat,  isl  in  der  kolUetitbildung  durch  int  "i'  der  driflm  aAe 
gesehütxl. 

a)  das  iUesU  beispitl  ist  aus  OriraiB  Mfft: 
nu  er  ibas  so  wilii  werren     tkat  nitboai  seai  ktlMfv«a 
tbie  fogala  euch  ti  wäre,      tbi«  lu  sini  andlar« : 
wio  hano  mlhtles  mar     saorgei  dnihtia  loar? 
Ihu  rao  llabara  bist,      ibanae  al  gtroflles,  tbat  bu 

Ütfnä  l.tS.M. 

dem  ühtrgnng«  tur  mitttIhttUlutithf  ptmit  fdMrta  adkIrvMe 
bekgt  «MS  NoTBtaa  ps«lainift*<r«t«awif  «a.  hm  ül  int  MUM» 
ts  d«»  fhml  ftstttt,  eine  sf  HsHiarit  «nthttnuap.  He  nm 
tpiUrtu  fmbntalAerseUem  nidU  naälyaatail  »nd  mni  im  ftd 
koUektivbUiunpen  tonst  «nl  im  Uufe  limger  mitortatmcMmf 
eintriU  {vgL  tuth  unim  tp.  MW),  allift  diA  f^ho  im  Mim, 
kefugele  nndt  mertflscha,  pttnm  eaaif*,  ttimtrts  mcH  al  pisma 
awirts.  NoTSEBpsaJaift,»  BtUemer  3,«»*  (dk  fOfll 
himel  Lctbkb);  unde  mit  difn  warf  «r  bM  •■• 
dichte  aamo  ao  8i«*>uh.  unde  gefagd«  aaao  aA  mtraam.  tl 
pWf  tuptr  em  tieut  pmliertm  tnmei  tt  timt  nrmam  Bsana  mkäh» 
penntta.  Notsir  psulai  n,  37 ;  SeOnstr  3,31k    iktsUs  iit  ntt' 

29» 


4695 


GEVÖGEL 


GEVÖGEL 


4696 


sionen  im  Trier  codex  und  in  den  Windberger  psalmen:  iinde 
he  reinte  uf  si  also  gesluppe  daz  vleisch  uride  also  sant  dez 
meris  daz  gftvediite  gevogele.  Trebnitzer  psalmen.  und  lies 
fleisch  auff  sie  regenen  wie  staub,  und  fidderig  gevögel  wie 
sand  am  meer.  Lütheb  psalm  78, 27  {in  den  ausgaben  von  1524  und 
1525;  später  tritt  dafür  ein:  und  vogel  wie  sand);  die  geviderten 
Vögel  bei  Eggestein,  Kobuiiger  und  später  bei  Eck;  fidderig 
gelügel  6«  Fhoschaiikr;  fidderich  gevögel  6«  Dietenbercer; 
ili  perbenno  nlliu  diCt  gefugele  dero  lüfte,  cognovi  omnia 
volalilia  caeli.  Notker  psalm  49,11;  elliu  dei  gefugele  des 
himilis  Windberger  version  (49,  12);  alliu  die  vögele  Trierer 
codex;  allez  daz  gevogele  des  liimeiis.  Trebnitzer  psalmen; 
alles  gevögel  auff  den  bergen  Luther  {psalm  50,11);  ebenso 
Melissds  «.  a,;  under  difen  nistent  smaliö  gefugele,  illic  passeres 
nidißcabunt  Notkeii  psalm  103,17  Hatlemer  2, 37l';  do  sullin 
nistin  di  Sperlinge  Trebnitzer  psalmen;  da  selbs  nisten  die 
vogel  Luther. 

b)  es  sind  drei  gruppen,  in  die  sich  die  Verwendung  des 
Wortes  bei  Notker  spaltet,  und  die  in  der  mittelhochdeutschen 
dichtung  die  bedeutungsentwicklung  weiter  leiten,  die  allgemeinste 
fassung  bei  weitestem  umfang,  leichtestem  gehalt  zeigt  der  gattungs- 
begriff,  der  ohne  nähere  beslimmung  die  galtung  als  ganzes  oder 
in  einer  unbestimmten  anzahl  von  trägem  vorführt,  der  ent- 
wicklung  des  bedeutungsgehaltes  dient  sodann  die  abgrenzung  gegen 
andere  gattungenj  wo  bestimmte  kennzeichnende  züge  heraus- 
gearbeitet zu  werden  pflegen,  in  der  dritten  gruppe  wird  der 
umfang  verengert,  die  gattung  wird  einschränkeriden  bestim- 
mungen  unterworfen,  sodasz  an  stelle  des  galtungsbegriffes  einzelne 
Unterarten  treten,  die  in  bestimmtem  zusammenhange  naheliegen 
und  die  allmählich  den  gesammtnamen  für  sich  in  beschlag  nehmen. 

a)  1))      ich  wünsch  das  im  liain  l'eder  spii 
nit  gut  inüg  hüben 
wa  er  baisz  das  ims  vertriben 
du  kra  und  daz  gefügel 
ich  wünsch  das  ez  du  Hügel 
ab  brech  und  werd  riehen 
heil  wünsch  ich  in  verziehen 
mitt  allen  sinen  gewerben 
ich  wünscb  das  si  verderben 
an  lip  und  an  gut 
die  so  ^ar  unstetten  mut 
habent  in  irem  sin.      von  nnstrtten  männern. 

Laszbergs  lieäersaal  2, 428. 

daz  virde  stucke  des  järs  daz  heizet  der  wintermönde;  so 
ist  daz  gevogele  allez  betrubit  und  daz  ertriche  ist  un- 
fruchtbar und  ouch  di  boume.  daz  meinet  einen  menschen 
der  sich  selber  alzu  lip  hat  und  sich  nicht  getar  wagen  zu 
geistlichen  dingen  und  zu  gotlicben  dingen.  Hermann  v.Fritslar. 
deutsche  mystiker  des  li.jahrh,  1,59,33. 

aas  ersach  ain  fuclis  an  der  stund, 
der  gedacht  des  in  seinen  sinnen, 
wie  das  er  den  cbäs  möcht  gewinnen, 
und  das  er  den  rappen  möcht  gelaichen 
und  lobt  den  rappen  mit  schönem  smaichen 
und  sprach:  'als  schön  du  pist  zwar 
under  allem  dem  gelügel  gar, 
als  vil  ich  sein  noch  ie  gesehen  han'. 

Hans  Vintler  ptuemen  der  lugend  2487. 
2))     din  lob  obe  allen  himelen,  lebende  tube,  swebt, 
als  ein  ar,  der  in  den  lüften  vliuget, 
gegen  deme  sich  smiuget, 
swaz  gevügeles  lebt:  sam  bist  du  ein  vrouwe, 
aller  himel'  schouwe. 
dine  gnade  an  mir  vil  armen  mere! 

KoNRAD  v.  Wörzburg  m.  s.  H.  3, 343'. 

uf  eine  hohe  quam  er  dort, 

als  in  sin  wec  do  getruc. 

da  saz  gevügeles  genuc 

gesamt  beide  her  und  dar. 

als  des  Franciscus  wort  gewar 

von  dem  gesellen  er  do  gie 

zu  den  vögeln,  als  in  lie 

die  tugent  siuer  sinne. 

. .  .  Franciscus  quam  hin  zu  der  stat, 

da  er  die  wilden  vögele  sacli. 

...  vil  gutlich  er  zu  in  sprach. 

do  quam  ir  genuc  zugeviogen 

ouch  von  anderen  vogelen. 

passional  525,50.  Köpke. 

ob  im  vloc  ein  michel  rabe 

der  sich  der  hüte  anniim. 

swaz  indert  bi  den  licham 

Quam  dar  von  gevugeln, 

die  sluc  er  mit  den  vlugeln 

und  brachte  ez  gar  zu  vorchte. 

sulch  wunder  got  du  worchte, 

daz  der  wenhige  rabe 

treib  die  vogelu  gar  hin  abe, 

die  grozer  waren  vil  dunue  er. 

passional  125,35  (Köpke). 


3))  nu  schüll  wir  sagen  von  allem  gefügel  und  des  ersten 
in  ainer  gemein.  K.  v.  Megenberg  buch  der  natur  164, 15;  allez 
gefügel  mangelt  der  pläsen,  wann  sie  prunnent  niht,  dar 
umb,  daz  ir  fäubten  sich  verkSrt  in  der  vedern  ndtür.  aber 
ain  iegsleich  tier  vierfüezig  bdl  ain  plasen.  34,  24. 

ß)  1))  daz  dritt  stuck  des  puocbs  schol  sagen  von  allerlai 
tiern,  und  des  6rsten  von  den ,  die  äk  gfint  auf  der  erden, 
dar  nÄch  von  allem  gefügel  und  denn  von  den  wazzertiern. 
K.  V.  Megenberg  buch  der  natur  114,8;  ez  stet  niht  umb  uns 
Mute  als  umbe  daz  gefugele  und  als  umbe  diu  tier,  umbe 
vische,  umbe  würme  und  umb  ander  crealüre.  Bertiiold 
V.  Regensbdrg  2,226;  und  koment  ouch  von  ieglichem  ge- 
siebte under  allen  tieren  und  gefugele  siben  man  und  siben 
wip  und  gingen!  ouch  in  die  arche  also  es  in  got  gebot . . 
die  tiere  und  vögele  worent  ouch  gehorsam  Noe  und  dea 
sinen.  Könicshofen  d.  Städtechroniken  8, 242. 

2))  an  dem  vlnl'ten  tage 

so  Wirt  ein  mere  chlage 
so  hevet  sich  daz  gevilgele 
daz  6  flouch  under  himele 
ul'en  daz  gevilde 
iz  si  zam  oder  wilde. 

vom  jüngsten  gericiu  284, 10  Diemcr. 
man  solt  üf  richtuom  ahten  klein, 
wan  er  ist  stiuvels  wetzestein, 
sin  netze  und  sin  vederspil. 
er  vaehet  dermit  gevügeles  vil, 
die  ze  himel  vliegen  solden, 
ob  si  ze  bell  niht  vallen  wolden. 

Thohasin  diir  welsche  gast  8068. 

seht  an  daz  gevogele  des  himelis,  wan  si  sßwin  nicht  noch 
mewin  noch  samenen  in  di  schöne,  und  üwir  himelisclie 
vatir  spiset  si.  wie  sit  ir  niht  grözir  wan  sie?  Bemeims 
evangelienbuch  Matth.  6,26  {bei  Ecgksteim,  Kobürgeb  und 
Luther  vögel);  disiu  wort  scribit  sanctus  Jobannes  in  apo- 
calipsi.  er  sach  einen  engil  stan  in  der  sunnen  und  scrci 
mit  einer  grozen  stimme,  komint  allis  das  gefügel,  daz 
in  dem  himii  fliugit.  und  samenent  iuch  ze  eime  grozen 
ezzene  gottis  . .  also  sol  auch  der  predier  alle  Hute  laden  ze 
dem  himelricbe  wan  das  der  engil  sprach  koment  allis  das 
gevögele,  daz  in  dem  himel  fliugit.  da  bi  sint  uns  be- 
zeichent.  alle  die  heiligen  seien  die  ze  himelricbe  sint.  pre- 
digt V.  St.  Johannes,  altdeutsche  predigten  und  gebele  53.  Waelcer- 
nagel. 

y)  bedeutungsverengerung. 

1))  nähere  bestimmungen  grenzen  quantitativ,  nicht  aber  qua- 
litativ ein: 

dö  sprach  zuo  zir  kinden      diu  edele  Uotc 

*ir  sollet  hie  beliben,      beide  guote. 

mir  ist  getroumet  hinte      von  engestlicher  not, 

wie  allez  daz  gefugele      in  disme  lande  waerc  tot'. 

Nibelumjen  1449,4.    Luchmann. 
swaz  lebte  in  dem  walde 
ez  entrünne  balde, 
daz  was  zehant  tot  .  . . 
*nü  wie  sihe  ich  minen  walt  slän  I 
den  habent  ir  mir  verderbet 
und  min  wilt  ersterbet 
und  min  gevügeie  verjagt.' 

Harthann  V.  Aue.    Iwein  719. 
2))  mÜ  solcher  eingrenzung  steht  es   tlieilweise  im  Zusammen- 
hang, wenn  an  die  stelle  des  gattungsbegriffes  einzelne  artbegriffe 
treten : 

a))  und  anderweit  sante  her  andere  knechte  und  sprach: 
sagit  den  geludeten:  seht  min  imbisz  habe  ich  bereit,  mine 
ohsin  und  daz  heimische  gevogele  ist  nider  siagen,  und  alle 
dinc  sint  bereite:  kümet  zii  der  brutloult!  Heiieims  evan- 
gelienbuch Matth.  22,  4;  (mein  vogel  bei  Egcesteik  und 
Koburger);  meine  ochsen  und  mein  niastvieh  ist  geschlaclitet 
Lother;  aber  sante  er  andere  knechte  ond  enbolin  alsus: 
cömet  zu  miner  brutloft.  wanne  mine  varren  die  sint  dar 
zu  geslagen  ond  min  gevugele  und  ist  alliz  bereit,  predigten 
aus  dem  li.jahrh.  Levskh  73;  der  fuhs  ...  läget  auch  alier- 
maist  haimleicbem  gefügel,  sam  bücnren  und  genscn. 
KüNRAD  v.  Megenberg  buch  der  natur  163,  27. 

wann  er  (dev  falke)  üeisset  sich  ze  aller  zeit 
gros  gefügel  ze  vaclien  an  widerstreit. 

Hans  Vintler  pluemen  der  lügend  4493. 
b))     meie  die  beide  grüezet 

in  toiiwe  staut  bluemen  unt  gras 

wiz,  blä  gel  brün  grücne  rot  der  anger  stät  geblücmet, 

da  bi  sich  diu  linde  breit  ir  grüeneii  loubes  rüeraet, 

doenet  diu  nahtugul 

lerch,  tröschul  und  kaiander 

und  ander  gevögel  ir  schal. 

Marnkr  SS,  12  ISlraUili), 


4G97  GEVÖGEL 

der  iiraiio  und  ondsr  fui  feTOK«l, 

liittiviiil  «i  KeUiKuii  gar  d«u  ilirul 

den  ra|i|i)iii,  kriken,  aUlerii,  Kolr*»  und  »«laOt 

wölb  iiimI  (iiaiiii  die  inOeoteiid  (chrelcn 

■UK«l.  juiiiiiiar  und  nou  lu  dleiar  «lau. 

»uuitiinlicltt  auf  dtn  burgermeltlti  Ulrich  Sekm*r%  m« 

Augthurg,  der  1478  von  leinen  fiinUen  unitr  pHimng 

du  QntQ  Sirauät  gtiiunt  tcuiiie, 

d.  iiauieihroiukfn  n,Mi, 

und  g^t  ein  man  hin  ze  waldo  unil  elilt  valkan  od«r  liclinhe 
otli-r  N|i('r\ter  uder  ander  vederspil,  daz  als  gut  ist,  ab  dem 
nente:  man  «ol  dem  lirrren  driu  phunt  erteilen  oder  die 
bunt  ze  Ixizc.  umb  ander  gevügele  verwürket  nieinaot  lip 
nucb  geitunt  noob  gut.  $ehwabenipuytl  cap.  IW  Gtngltr.  (foo 
vederapil). 

e)|  icb  awerc  uch  bi  roineu  heiligen  cngeln,  doz  icb  ucb 
senden  wil  etliche  Her  und  gerdgrl  duz  ir  nie  vur  gcnehen 
liant,  unde  ilie  xunne  würt  nite  vinnter  daz  ein  nicnacbe 
duz  ander  tiUel.  ClusK^K■H  chronik  von  Stra$tburg  d.  tlddU- 
cliiDtt.  h,  113. 

0)  er  *|)ruch,  nA  hülfe  im  linoD  richea  bell, 

li  ne  lolto  nieiiur  Tleriolien  nahi  enig&n, 
er  solir  Alexunder  itt  uhien  poum  bihea, 
das  Im  gevucel  «la.    Vorauer  Alexander  UIS  KinuL 

(den  vo^cleo  ze  ezzeu.  Slratzhurger  Alexander  IU37.) 

er  lacli  i-in  !>choene  magi  btOi 

und  der  kleiiler  i;ar  An 

einem  rinfii  iingKtin. 

der  wiix  mit  keien  Kebundeo, 

von  .■-inni  vii»(-li(>n  wunilen 

dem  Ke*''K<'le  mituiii  kloboii  nrern 

und  mulilL-  in  docb  nilii  eriiorn. 

llaiNRicH  V.  D.  TÜBLiN  krön«  14134. 

di^r  garte  min  wIrt  nimmer  ao  vergeleri. 
üb  er  bah  ieglicheu.      mit  bluden  wurde  wol  dristunt  uber- 

blotert. 

von  klarier  hoch  cedriei.    Ton  golde  daruf  i;espiixei. 
in  eichel  wi«  gerrlcl.    Tor  dem  gevugel  beleip  et  ungeanitial. 

jüngere  Tilurcl  iüio.  2. 

'))     ül  funden  gevngeles  aUA  vll  (et  Ut  pon  den  kranicken  die 
rede,  die  hertog  Ern*t  tMiet) 
in  selber  mAie  xll 
dei(  niemon  künde  ertrablco 
noch  Tollecücii  eraliten.    hertog  Ernit  4963.    IBartsch.) 

ä6  bat  er  aich  an  der  atunde 

wisen  da  er  dai  gevQgele  sach.       4953. 

3))  die  bednituiigsverengtiung  in  t))  und  J))  ist  mehr  oeea- 
siimeUer  natur  und  wird  jeweih  durch  den  iusammenhami  an- 
gedeutet, gewolmheiU.masiig  bildet  sich  jedoch  die  unterart  des 
tur  menfchlichen  nahrung  dienenden  fedeixiehs  zum  bevorzugten 
trdiier  des  gattungsnamens  aus.  hierfür  ist  hevte  geflügel  ein- 
itelreten.  gense  und  hüner  und  enten  die  hdnt  sunder  rebt. 
swar  duz  seihe  gerügcl  kumet,  und  swie  lange  ez  uze  ist: 
SU  ist  cz  doch  min.  schu^abenspiegel  cap.  •ioo  (von  zamen 
vögeln)  Cenißer. 

man  Kcleicht  den  tadel  der  Talschait 
dum  lucliK,  als  Ysopus  sait. 
wann  er  da  hungors  tuet  enphlnden. 
und  das  er  dann  nicht  essen  mag  Tinden, 
so  legt  er  »ich  nlder  in  seiner  Dut, 
geiaicli  als  ob  er  sei  gani  und  gar  tot, 
und  reckt  die  lungen  ffir  den  munt, 
um  das  das  gefngei  alles  chtimpt. 

Uxtt*  ViNTLia  iiluvmen  der  twiend  3701. 

■)  übertragene  bedeutungen   haben   sieh   nicht   entwickelt;    es 

.■■  ,cn  nur  spärliche  ansdt2c  vor: 

das  wir  die  pfalTen  tugand  beschUsen: 
wan  wnrdent  die  un.t  undertan 
io  niugen  wir  die  iaigen  all  desl  bas  han. 
als»  mui;eu  wir  den  höptern  obgelUen, 
dum  gefügel  tugind  »ir  licht  angesigen. 

trufel$  niii  Wfil  ßarar*. 

c)  in  dm  dargelegten  mannigfalliiien  vertrendungen  ist  der 
koUcklivcharakter  d<s  wertes  festgehalten,  er  tritt  am  deutlichsten 
da  hervor,  wo  der  Singular  von  gcvöge!  sich  mit  dem  plural 
ton  synonymen  terbii.det.  dasx  bei  NuTKKa  ein  plural  zu  ge- 
viigel  gebildet  wird,  der  einmal  auch  im  passwnal  erscheint,  ist 
oben  bemerkt  worden,  dem  ist  eine  eigenartige  Verwendung  des 
$ammelwortes  für  eine  individuelle  erscheinung  an  die  Seite  tu 
stellen : 

ut  deroe  hohsten  köre 
(|Uiim  ein  engei  Seraphio 
SU  im  mit  secb.<  viugeln  hin, 
den  er  gesach  dn  holden. 
swena  wareo  geYaidoa 


gbvogel 


469S 


wM  ob«  4as  beubi  teaebresk«t: 

••  warao  sweD*  gaUokei 

•b«  «In  ander  ur  den  IIb. 

•I.  Praoclsca.  *ollenirib  . 

lind  aebowa  Ut  («vuctia  I 

;^a«MM/  IM.tl  (MpA*). 

diieh  auch  iteter  beleg  fdUt  mitkt  etgenüiek  »tu  dem  rtkmn  it$ 
koUektirgtbrauehft :  der  d^rtleller  seilt  dte  ikm  »mftmtkut«  tr- 
teheinung  nach  bfttimmlen  duittren  mtrkmaln  wjrtir  im  to- 
tiekung  tur  gattung,  dm  n  kennL 

t)  die  neuhoch  leutsehe  periode. 

»)  geltungsberetch.  a)  die  bikeKtherifttmnt  mmi  entipretänie 
queUtn  aeigtn,  datt  die  Verwendung  dn  merUt  nAfeihtn  tim- 
tckrinkungen  unterworfen  ist.  die  »ortulheriiekt  h4el  mntkt  Im 
EcciSTti.<<  wie  bei  KoauiCBa  aut,  beide  ulien  in  l  Jfaa.  U,  ll; 
6  Not.  28, 1«:  pulm  7<<,  37  de*  plural  vngel  m,  der  nek  ipditr 
noch  in  der  katholischen  bibel  widerkekrt.  Lorata,  der  muaer 
sammelieort  liebt,  wendet  es  doch  nicht  in  allen  fiUen  an,  w 
*t  .Notier  gebraucht,  oder  wo  es  bei  Binim  belegt  tU.  m 
ptalm  7S,  37  uttl  er  in  spdtern  ausgaben  den  plural  vr>gel  «• 
stelle  ton  gevOgei  und  in  HaUk.  0,  3«  weist  er  für  daz  getogelt 
des  hiinelis  in  Rkiiiims  evangelier^ueh  von  anfang  au  dteiem 
plural  auf.  an  einer  stelle  (l  Mos.  20  ff.),  wo  Lotibr  das  sammei- 
wort  gebraucht,  zeigt  es  auch  die  erste  vorlutheriscke  bibel,  meh- 
rend KoBuar.KR  hier  das  jkniiere  geOOgel  einfüJiri  ((.«.).  Eca 
gebraucht  gfiiagel  (^;rn  gevögel  bei  Lotnkr)  im  i  Mm.  1S,3f 
dein  todter  leib  sei  oin  speisz  allem  genfigel  de«  ktoel. 
Ml  engerer  bedeiitung  wird  gcfiigel  bei  Fisouar  in  tfdterem 
drucken  seines  bienenkorbi  duich  geflOgel  terdrdngt  (tyl.  mmtem 
tp.  4703).  im  \%.  Jahrhundert  tieht  sieh  dt  sammelmert  tmfdem 
poetischen  gebrauch,  tor  allent  im  daetylischen  verismast  tu- 
rüek.  Vosa  giebt  hier  die  meisten  beispule,  er  nimmt  auch  dem 
nur  bei  Notikb  beobachteten  pluralgebrauck  tom  |evOf«l  wieder 
auf.  in  der  übersettung  der  odysiee  IdsU  tiek  betkmeätem^  »te 
das  sammelwurt  bei  Voss  an  boden  gewinnL  die  dtiUe  «nfby« 
(180«)  ßhrt  es  an  mehreren  stellen  ein,  wo  die  erste  (I76t)  dem 
plural  fo»  lOgei  aufweist: 

aber  ihm  rissen  vinlieichi  die  bund'  und  die  vAgal  das  bIronaU 
schon  die  haut  vom  weissen  gebeio.      Uiigteee  14,133  (I7»l). 

doch  ihm  haben  gewist  schon  huad'  und  rascbas  geTAgal 
abgerissen  die  baut  vom  gebeio 

eftendorl  (1809)  vgl.  «ac*  I^M. 

selber  kein  habicbt 
bitte  sie  eiogeboit,  der  geschwindeste  unter  den  vAgslo 

Odfure  l»,!»7  (1781). 

nicht  auch  der  faabicht 
flöge  mit  gleichem  Qug,  der  gaschwiodesta  aller  geTAgal 

etea<<Ml  (IHM). 

ausser  Voss  ist  et  namentlich  Hiimb,  der   n   memtrtr  teil  du 
wort  begünstigt  und  ebenfallt  den  plural  bildet: 

der  gevögel  laute  slppscbafl 
zwitschert  in  verborgenen  neaiern, 
und  ein  krluterduft  erhabi  sieb 
wia'n  concart  von  wobigerficben. 

Hbiub  (.4««  Troll)  $.  merke  17. 77  •.  «, 

13)  die  werlerbücher  nahmen  im  der  iUertn  lett  tielfttk 
notiz;  sie  geben  dann  meist  die  »Ugimmmtten  bedemtmmftm  min- 
der, die  sie  durch  voUstilia  mad  mm  Ummteitkmem,  j*m§en 
deuten  jedoch  durch  tynonj/mim  mit  fihkr,  moUtilm  tettm,  pmtl^ 
fowl  die  bedeutungtveremgerung  «a,  äit  ä$k  ■■■/■rtii>  im 
den  wdrterbüchern  der  MNfnMMUsprMte  ttmi  kmdimtkmimft 
teigt  {t. «.). 

D)  gevogeltz  (tgl.  ip.41M)  c«fB<eit,  gtrag«!  im»  im  flofl, 
vartan«n  tu  v<4ctiU  im  einem  totmbmimr  tmm  emdedet  Ih,  jmkrk. 
üiiriNBAcn  038':  gerogel  roia^iic  aiatt.  imtipk m»  läemL  {UM^ 
volatile  gefügal  oberd.  voeab.  {\i.  jmkrk.)  DiirBnaaca  mm.  glmt. 
S8&*;  gefugel  oder  geiieder  v«latslis  vmc  I4»3K':  (tfOfel 
d«ciit  (pecusT)  toUttle  Ukkimu  lei*;  |B*ö|«l  atlnaw«  «aaa, 
fol(i<iii<j,  aliUt^  fMM  toUtt  HE>uca  UM;  wtkmm  Mll|tl, 
alles  was  niegeo  mag,  als  vögel,  tt^fM  «i4  itrfWekm 
Fbisios  1406' :  gevügel  vo^ilüi,  ucceümme*  Castblu  (ITOO)  ij»; 
ebenso  Ybheboiii  (I76e)  74;  vogclei  dit,  ^s  |evögrl,  «filwas, 
v«WH«na,  altin,  pbtwse*  tmrbm^  gn*  taianfiini,  f«nn*  aittmmm 
Stiblek  &3ü;  gevögel,  eläet  STBinaaca  9M;  MCf,  aida  Ftiaca 
3,404*. 

3))  gevOgel  aliles,  eigeotikb  alltriel  grosses  gefagels,  «U 
kennea,  gSnst,  rappen,  kraiem  Ftnim  Tt';  «lilc«  villaücae. 
Plia.  alles  gefüKol  so  ein  dorlTacicr  hat,  aU  gasst,  hanar, 
toten.  Faisto«  I9&1':  gavogel,  taiadb,  ysNar, 

295* 


4699 


GEVÖGEL 


GEVÖGEL 


4700 


diclionaire  du  voyageur.  (n03)  144;  ebenso  Hondeaux-Büxtorff 
253;  gevögel,  fowl,  poullry,  birds.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  766; 
jjevögel,  gevogellf,  vedervee  Krämer  2,133.  Ciiomel  (4,1026) 
verweist  bei  gevögel  auf  vogel  vnd  geflügel,  die  beiden  haupt- 
geyensätze  in  dei-  bedeutungsentwicklung. 
b)  formen. 

a)  im  Stammvokale  scheidet  sich  die  neuere  spräche  von  der 
älteren,  seitdem  unter  Lothers  einßusz  das  mitteldeutsche  ge- 
vögel, gevögel  eingebürgert  wurde,  das  mit  dem  grundwort  über- 
einstimmt. 

1))  den  ausgangspunkt  für  das  heutige  'o'  bilden  die  mittel- 
deutschen nebenformen  gevogelle,  gevogelze  (s.  d.),  welch  letzteres 
schon  im  Trierer  codex  der  psalmen  für  oberdeutsches  gefugele 
eintritt  {ps.  77, 31) :  gevogeie  ist  in  den  Trebnilzer  psalmen 
(j)s.  49,  11)  Mfid  in  Beheims  evangelienbuch  (JlfaJ(/i.  6,  2C  u.a.) 
belegt,  in  oberdeutsche  denkmäler  dringt  diese  von  Luther 
verwendete  form  durch  die  bibeldrucke  ein,  sie  erscheint  mit 
dem  umlaut,  der  von  Luther  selbst  nur  vereinzelt  bezeichnet 
wird,  die  Ziiricher  bibel,  die  dem  heimischen  gebrauch  ent- 
sprechend gefügel  l'ietet,  hat  noch  häufiger  gevögel  vgl.  5  Mos. 
14, 19.  1  Mos.  1,  20.  1  Mos.  8,  21.  (das  gleiche  in  der  Straszburger 
bibel  von  1544)  1  Mos.  15, 11;  5  Mos.  28,  26. 

2))  gevügel  hält  sich  in  oberdeutschen  schrifldialekten  des 
10.  Jahrhunderts ,  so  in  der  Zimmerschen  chronik  (vgl.  3,  276) ; 
in  den  Augsburger  Chroniken  (vergl.  d.  städtechron.  5,183  u.  a.); 
vereinzelt  in  der  Züricher  bibel  von  15-25  (vgl.  psalm  78,27); 
in  RüFKS  Adam  und  Eva  (vers  860)  «.  a.  einer  der  letzten 
belege  stammt  aus  der  Tiroler  landesordnung  von  1603  vergl. 
Schöpf  790. 

ß)  der  anlautende  labial,  auch  hier  wie  bei  gevatter,  ge- 
vlert  sind  im  15.  und  16.  Jahrhundert  Schreibungen  mit  *f'  6«- 
legt  vgl.  gefügel  sp.  2105.  hier  erscheint  indessen  das  f.  schon 
in  althochdeutschen  denkmälern  und  begegnet  auch  im  Nibelungen- 
lied. Luther  jedoch  hält  bei  unserem  werk  an  der  mittel- 
hochd.  Schreibung  mit  'v'  fest,  die  gegen  ende  des  16.  Jahr- 
hunderts auch  in  oberdeutschen  quellen  durchdringt,  doch  bei 
ScHAlDENnEISZER  (l57o)  gefügel. 
y)  die  suffixe. 

1))  die  apokopierle  form  gevögel  ist  schon  bei  Ldthbr  belegt 
und  seitdem  üblich. 

2))  neben  den   nebenformen  gevogelte,   gevogelze   (s.d.)  ist 
aus  der  Wetterau  die   form  gevögeis  belegt:   volatilia   das   ge- 
vögels.  Aluerus.  vgl.  gethiers  sp.  4381. 
c)  Verwendungen. 
a)  in  allgemeinster  fassung: 

1))  wir  finden  in  den  alten  geschichten  der  deutschen 
nation  und  sonderlichen  im  land  zu  Schwaben,  das  nit 
allain  die  ratzen  und  andere  vergiftige  thier ,  wie  dann  in 
der  Reichenau  von  S.  Pirminio  beschehen,  sondern  auch  das 
gefügel  an  etlichen  orten  ist  vertriben  worden  .  .  darbei  hat 
sie  ain  hülzine  ganz  uf  ain  pfal  schnitzen  lassen  zu  ainem 
zaichen,  mit  dem  bericht,  so  lang  sie  das  zaichen  bei  inen 
haben,  werden  sie  hinfurten  von  solchem  gefügel  onmolestirt 
bleiben.  Zimmerische  chronik  3,276;  daz  sie  den  acker  be- 
hüten vor  dem  gefügel.  Par^ceisds  (1610)1,1017;  und  muest 
also  zwen  tag  zu  Mittenwald  still  ligen  und  schneibet  also 
zwen  gautz  tag  und  zwu  nacht  und  ward  der  schnee  so 
grosz  zu  Mittenwald  als  ich  kein  ie  gesach,  und  verderbet 
alles,  was  auf  dem  veld  was ...  da  sach  ich  angst  und  not 
von  dem  gefügel,  dasz  es  mich  erbarmet  und  was  der  not 
also,  dasz  die  waldvögelin  nemlich  finken,  ämerling,  amsl.  etc. 
die  flugen  zu  den  leuten  in  die  heuser  und  lieszen  sich  also 
iahen  mit  den  henden.  Augsburger  chronik  des  B.  Zink  d.  städte- 
chron. 5,183;  der  beste  mist  vnder  allen,  der  kompt  von 
dem  gevögel.  Herr  feldbau  (Basel  1622)  45. 

und  dem  gtvögel  zum  raub'  umhängt  der  herling  (unreife  truube 
vtjt,  Ui.  4,2, 1U2)  den  weinstock 

Voss  Veryils  georgica  2,6, 

wer  ein  diebesberz  gegessen, 
der  versteht,  was  das  gavögel 
pl'eirt  und  zwitschert,  also  hei$zt  es; 
nab'  erprobt  der  sage  Wahrheit. 

Heine  {Atta  Troll),  sämmtl.  werke  17,93,  in 
Sjiäierer  fassung  ist  die  stelle  gestrichen. 

2))  warum  gewinnen  die  thier,  als  gevögel,  widerumb 
federn  nach  den  verlornen?  Aristoteles  probl.  (1585)  124";  ge- 
vögel, ein  gesammtname  für  mehrere  oder  viele  erlegte  oder 
lebende  vögel,  sogar  eines  ganzen  waldes  ohne  weiteren 
unterschied  (waidmannssprache).  Bbbler  (1842)  3,  853. 


3))  in  der  Tiroler  landesordnung  von  1603  wird  verboten  'alles 
raisgejaid,  weil  von  ostern  bis  St.  Jacobilag  alles  gefügel 
in  der  bruedt'.  Schupf  790. 

der  habicht .  .  der  geschwindeste  aller  gevögel 

Voss  Odyssee  13,87  (1806). 

auch  im  garten  das  obst  mit  furchtbarer  hippe  bewachend, 
stehe  der  rolhe  Priap  allem  gevögel  ein  schreck. 

Voss  Tibutl  4.    (Elegien  l,  1). 

ß)  abgrenzung  gegen  andere  gattungen. 

1))  o))  wollest  iNoe  erlössen  von  der  grossen  sündflusz 
und  hieszt  in  die  arch  machen  und  darinn  gan  mit  sinem 
husz  gsind  und  hieszt  inn  och  darinn  thuon  ein  par  von 
iet liebem  thier  und  gefögel.  Haimonskinder  (litt.  ver.  206)  172; 
vnd  ist  alles  obgemeldt  fleisch  von  thieren  vnnd  gevögel  so 
es  jünger  ist,  das  ist  von  jungen  thieren,  zarten,  b!öden 
vnd  schwachen  menschen  am  dienlichsten.  Tabernamontanus 
neu  Wasserschatz  (1591!)  233;  und  man  bereitete  mir  alle  tag 
einen  ochsen,  und  sechs  auszerlesene  widder,  ohn  das  ge- 
vögel . . .  bibel  1662.  2  Esra  (Nehemia)  6, 18  (sechs  erwelete 
schaf  und  vogel  Lother). 

auch  unversiegeiider  bäch'   urquell,  und  der  ströme  gewässcr, 
ihiere  zugleich  und  gevögel,  und  was  nur  lebt  und  .«ich  reget. 

Voss  llesiod  {ürfeus  1010). 

dass  ich  die  tönende  stimm'  ausströmt'  in  melodische  liedcr, 
thiere    des  walds    einnehmend,    und    kriechende,   samt    dem 

gevögel. 
ebondort  (Urfeus  74). 

fallende  hunde  zuerst,  und  rinder,  und  schaf,  und  gevögel 

Ovid  (Myrmidonen)  2,41. 

haupt,  häupter  blosz  vom  rindvieh;  nosz,  nöszer  von  allein 
zahmen  vierfüszigen  vieh,  vorzüglich  rindvieh,  pferden, 
Schafen,  stück,  von  allen  thieren,  dem  wild,  dem  gevögel, 
vom  gewürm  sogar.  L.  Jahn  werke  l,  84. 

b))  denn  alle  thier  im  walde  sind  mein,  und  vieh  auflT 
den  bergen  da  sie  bei  tausent  gehen,  ich  kenne  alles  ge- 
vögel auff  den  bergen,  und  allerlei  thier  auff  dem  felde  ist 
für  mir.  Luther  psalm  50,11;  alles  gevögel  der  bergen 
Melissüs  (im  versificierlen  texte  al  bergvögel);  dann  nit 
allein  in  den  thieren  desz  luffts  oder  dem  gevögel  das  ge- 
sehen wirt.  Foree  ßschbuch  186"; 

das  gevögel  in  den  IfifTteu 
fleucht  nach  seinen  löchern  zu, 
und  das  thier  sucht  in  den  grülften 
für  der  grimmen  kälte  ruh. 

Michael  ßiiun  herlisttied  in  II.  Alberts  arien; 
neudruck  s.  87. 

2))  jdoch  got  der  sprach,  die  wasser  für  fürent  kriechende 
dinge  einer  lebendige  sele  und  gefügel  auff  der  erde  under 
der  vestenkeit  des  himels.  und  gott  beschuff  grosz  walvisch 
vnd  ein  geleiche  lebendige  sele.  und  sein  beweglich  die  die 
wasser  fürfflrlen  in  Iren  bilden:  und  ein  iegkliches  gefügel 
nach  seinem  geschlechte,  und  got  der  sacli  dz  es  wz  gut 
und  gesegent  in  sagent.  wachst  und  werd  gemanigvaltigt:  und 
erfüllet  die  wasser  dez  meres:  und  die  vugel  werdent  ge- 
manigveltigt  auff  der  erde.  Eggestein  1  Mos.  \,20ff.  (6«Kobürger 
und  später  bei  Eck  geflügel) ;  und  gott  sprach,  es  errege  sich 
das  wasser  mit  webenden  und  lebendigen  thieren,  und  mit 
gevögel,  das  auff  erden  unter  der  feste  des  himels  fleuget. 
und  gott  scbuff  grosse  wallische  und  allerlei  thier,  das 
da  lebt  und  webt,  und  vom  wasser  erreget  ward  . . .  und 
allerlei  gefldderts  gevögel  . . .  und  gott  segenet  sie  und 
sprach,  seid  fruchtbar  und  mehret  euch  und  erfüllet  das 
wasser  im  meer,  und  das  gevögel  mehre  sich  auff  erden. 
Luther,  ebenso  Züricher  bibel  (1525). 

er  dröcknet  einen  ström  vnd  senget  einen  flusz, 

in  denen  man  zuvor  mit  schiffen  gehandtierei, 

dasz  auch  ihr  Ursprung  selbs,  ein  einöd  und  wildnusz, 

sich  und  das  land  verlieret: 

ja  er,  wan  er  nu  will,  entziehet  der  landschafft, 

da,  wasserreich,  man  sah  lisch  und  gevögel  schweben 

die  feucbtigkeit  sogar,  dasz  nichts  mehr  dort  kan  leben, 

da  weder  safft  noch  krafft. 

G.  n.  Weckhkrlin  (107  psalm  38)  Fischer  2, 174. 

das  wild  in  dicken  wäldern, 
heerd  und  hirten  auff  den  feldern, 
tantzen  um  die  Sommerzeit; 
auch  das  scbuppenheer  der  flsche, 
das  gevögel  im  gepfische 
werden  durch  den  tantz  erfreut. 

S.  Dacu  Itocincit-schertz  Oesterley 
s.  186. 


4701 


GEVnr.EL 


GEVÖGEL 


4702 


frAhlichar  fcliwebian  mir  bar  lebendlgkaiien,  (««Ag«!, 

odar  ftwürin, 

waloba  da«  auga  nicbi  alabl.  so  dan  hoben  SIrlu*  funkaln 

tiahi.  UDd  de*  bImmaU  weUilkhan  pfad: 

doob  arnpilii'*,  durüh  dar  kuuii  krUialte  dien  das  atonaa 

Dabvarwaudie  gewUrm.      KtofiTucK  tf</ii'i  (Iom  tjrub), 

vur  mir  buMigte  nun  die  ganz«  oatur.  allea  getbitr  der 
erJe,  allea  gevögel  unter  freiem  biiumel,  alles  gewOrin,  <laa 
auf  enlen  kreucht,  waa  lebt  und  webt,  sang  und  aprang. 
maUr  MOLLKt  {Adunu  truaelun)  1,20. 

y)  bttlmmungtn,  die  sur  beJtutung$v€rtngtrung  führ«*. 
\))  furter  erfurderel  «oaer  (Urucuiiuen ,  das  ich  auch  ein 
wenig  bcrUre  das  gerUgel,  ao  aicb  in  den  Alpiscben  leudern 
enthaltet  vnd  ibrinn  gefangen  wiiU  darinn  aber  wil  ich 
gleich  die  urdnuiig  halten  als  bievor  mit  den  thieren,  und 
tum  ersten  vurzeicbncn  die  fUdeispil  vnd  rUubigeu  vOgel,  so 
vil  ich  deren  erkundiget  hob  ...  so  vil  vun  fttderspil  vod 
rüubigem  gefUgel.  Stumit  Scliiotiitr  chronik  (lOOO)  61 1'. 

'i))  nnnd  des  neninienl  ein  glichnisz  hei  dem  gefügel  dea 
hinnni'l<t,  den  selben  gibt  gott  zuo  essen  und  zuo  trincken,  und 
sie  hüben  kein  surg  weder  tag  nucb  nachl.  Gkilkb  v.  Ktisaa»- 
iiKHC  potliU«  6<t  Waektrnagel  3,  ti ;  sehend  an  das  gefOgel  dea 
hinimels,  wann  die  selben  scigent  nit,  nuch  scbniden  nit, 
noch  sumnielent  auch  nit  in  die  schüren,  und  Uwer  biiiime- 
Ikber  vuttcr,  der  selb  weidet  oder  nercl  sie.  tbendort;  dann 
ich  halte  (den  sehutt.)  kaum  loszgebrannt,  su  erhub  sich  aus 
allen  ecken  des  waldea  eine  unzahlbare  menge  allerhand  ge- 
vögel. Robinson  CVuiM  . .  nach  der  drilUn  engelldnJ.  eJition  . . . 
üb€Tg«sttut.  Hamburij  1720.    1,  1& ; 

da*  srOgat,  *o  Im  lun  behend 

rumOiageD,  leiier  nach  suinr  an.    Wickbam  bilg.  \i*. 
alle  Auren  baden  In  iloiaes  auge>lcbu  abglani 
»ich;  und  es  wirbell  der  cbor 
de»  KovoKt'U  au'i  der  vergoideien  grüne  dar  wülder 
freuuaniiüdiir  hinauT.        Scuillsb  (un  du  tonne)  l,2t&. 
das  gevögel  der  ruiaeo 
zähmte  schier  der  wilde  sobmerslaut 
des  gelange*  und  die  geler 
naiiteu  horchend,  faxt  mitleidig. 

ilsina  Jehuda  ben  llalevy  3. 
3))  *lb  das  geschwind  gevögel  an, 

was  sie  für  schön  geOtier  ban. 

HcLLaiCH.  qrobianifu  (1512)  101*. 
4))  dnimb  hörstu  wie  das  gf&gal  singt. 

A.  ItLAuaiN  bei  Th.  Wackernagel  kirehenl.  670. 

wenn  mir  monsienr  Le  Grand  von  den  kriegsthaten  des 
groszen  kaisers  crzUhlte,  un<l  dabei  die  mSrscbe  schlug,  die 
wUhri-nd  Jener  tbaten  getromnh.>lt  wurden,  so  dusz  ich  alles 
lelicndi^  sah  und  hörte,  ich  sah  den  zug  über  den  Simplon  — 
den  kaiscr  vuran  und  hinterdrein  klimmend  die  braven  gre- 
nadiere,  wahrend  aufgescheuchtes  gevögel  sein  krflcbzen  er- 
hebt und  die  gletscher  in  der  ferne  donnern.  Hbinb  buch 
L«  Grand  cap.l;  von  den  hohen  bSumen  herab,  wie  ver- 
bobnend,  kicherte  und  lächle  das  gespenstisch  weisze  gevögel. 
iUiNK  {der  sckwabenspiegel  183^)  ges.  wtrkt  14,  IM. 

8)  einschränkung  auf  Unterarten: 

1))  eine  etnulne  art,  die  der  lusammenhang  kennuiclinett 
wird  mit  dem  gesammtnamen  vorgeführt,  mein  wirt,  genant 
Hans  Girz,  der  hett  ain  Jungen  suu  und  ain  Jungen  knccht, 
sicher  sie  lieogen  mer  dann  SO  vOgI  und  Hessen  sie  in  der 
obern  stuben  also  umblliegen.  Mich  erbarmet  das  gefügl  so 
Abel  und  hell  ichs  inügen  speisen,  und  sult  ich  ain  gantzen 
sack  babers  verzert  hao,  ich  hett  es  gern  getan,  es  niocht 
aber  nit  gesein.  Augtburger  ehronik  det  B.  Zink  d.  stddtechro- 
niken  &,  184 ; 

jetzt  noch  bleibt  dem  gavOgel  (den  elatero)  die  alte  beradsam- 

kelt  Obrig, 

beiaerar  kehlen  ge«chwai  und  die  sucht  uumSszig  lu  plaudern. 
^,  Voss  (hui  nr.  24,104.    (Uiuen)  1,281. 

W^.  l))  der  gattung  als  gansrm  treten  eintelne  Unterarten  gegenüber . 
^Ra 


art,  glaiohwia  der  gevögel  uni&hlbar  fliegeoda  •chaareo. 
inlohe.  oder  gftoa',  und  das  volk  laogbaTsiger  tchwloe. 


bar  dlo  Asische  wie*',  um  Kastryos  walta  gawttter, 
hleriiin  flattern  und  dorthin,  mit  freudigem  achwunge  der  (lügel, 
dann   mit  geiön   hinlenken   den  flug,  dass  umtier  das  gelild' 

hallt: 
so  dort  stürzten  die  scliaaren  von   schKreo  daher  und  gaseltan 
auf  die  Skamandriicbo  Hur. 

Yo5s  Itias  2,459.     o^i&o>v  nnnjvöJv. 

auch  wenn  g&ns'  hell  tönen  in  bagtigar  gier  nach  dem  brosam, 
künden  sieschlackrigensiurm;  und  die  neuumannsaltrigc  krtbe, 
wenn  nie  xu  nacht  anstimmt;   und  die  sp&t  noch  plapperodeo 

doblen: 
auch  der  piepend«  Qnk  in  dar  früh;  und  alle  gavögal, 
landwirta  fliegend  vom  mear. 

Vosa  ir«l«i  (meUtneicken  S»)  ISS. 


weiti   und  biaa  und  roib  uad   ralb  der  angar  *Mbi  gabtttsal, 
und  die  lluda  brail  »leb  ibrsi  «itiueu  laubs*  fUiimat, 
da  tönet  oacbUgall. 
drutiel,  lerib'  und  balasder 
und  ander 

Cevoi|al  «Osler  schall.  ^^ 

ftocsaar  (der  M aroer.  'Am  aisM  ge*cbaaaMO  merU  (UH) 
l,it«.    *fl.  a*ra  »p.  ita«. 

3))  die  untttatltn  werden  dnrtk  tintdirinktude  testoMmsfM 
ahgrgrenU. 

a))  alle  reioe  vogel  esset  das  alnd  ab«r  i)»  \t  okb(  «taeo 
soll,  der  adler,  der  habicbl,  der  Ua>cbar . .  der  reifer,  der 
beher  iml  »einer  art,  der  widbop,  die  achwalb«.  und  alle* 
gevugel  daa  kreucht  so!  euch  unrein  ariu,  und  aolt»  okbl 
essen,  das  reine  gevögel  aolt  ir  ca«en.  LtiTnaa  5  Ifes.  14,  \%. 
ebenso  die  Züricher  btbel  (1525)  und  UitrcaaiBCta  (uni  alln 
daz  kreucht  und  hat  vettich  daz  wirt  uorelo  dax  «aal  oh 
bei  EccKsTEiN,  ähnlich  kuauacaa  und  später  Eca);  Noab  aber 
buwet  dem  herrn  einen  altar,  und  nahm  von  allerlei  rtiaca 
vieh,  und  von  allerlei  reinem  gevögel,  und  opffert  bfw4- 
üpflTer  auir  dem  altar.  LuTsia  l  Mos.  8,21.  ebenso  die  Ittridter 
6ib«i  (von  1525),  dte  Straszburger  {XIAX)  und  DitTinaiacta  (und 
nam  von  allen  den  reinen  vicbcn  und  den  vögeln  EccisTtm, 
vOgeln  KoBuacga  und  tca). 

h))  allerlei  groases  gefOgel,  ala  benneo,  glosz,  rappeo. 
krancken  und  dergleichen,  oies,  ali/u  Maalib  l«2':  daai  aber 
dasi  grosse  gevögel  nicht,  alles  gar  dergleichen  tbul,  so 
mercket  Pabacblsus  (loto)  2,  543';  auch  wQrd  daa  klein  ge- 
vögel nmb  Sanct  Veits  tag  au  beiroiacb  werden ,  daa  es  fre: 
mit  dem  gröbsten  bauwreo  die  milcb  wflrd  sust  der  acbOae«! 
easen.  FiaoiABT  Mer  praktik  grostmutter  (neudruek)  20. 

e))  die  enten,  gSnsz  und  anders  irtssers  gevögel,  UUBt 
jhm  mit  dem  gliedkraut.  Hetobn  /li«.  21&  (1661); 

sind  doch  die  ilalkyoneo  des  Narau«  bllulicbau  töcbtero 
lieb  von  allem  gevögel,  so  viel  *icb  sroSbrt  aua  der  saliOuL 
Voaa  TheoerU  Crubin-jem  thOhl  T.W. 

oftmahl^  r&brt  auch  der  sümpf  und  salilger  wogen  gavAgel 
gierig  blneia  In  dia  wastar.  wie  ganz  un<iiiig  dea  bade*. 

Voss  Atato*  Uleuielberg  1824)  «.  1C1. 

ao  störipan  zum  «olt*amen  kämpf  dl«  gaooasen, 
dus  sie  mit  stahl  ausscb&oden  de*  maars  uabald«  gevögel. 

Aeneu  3,241. 

d))  unnd  die  weil  meine  gesellen  abn  profiant  uood  wein 
noch  keinen  abgang  litten,  tbetlen  sie  dem  gemetleo  viecb 
der  sonnen  kein  leid,  so  bald  in  aber  anfieng  larinoea, 
suchten  sie  die  oarung  in  den  wildern,  (logen  wild  gefOgrl, 
darzu  was  sie  funden.  ScBAiOENBEiszea  Odyssee  {buA  \t)  I9i'i 
wildea  gevögel  featkered  gatne  HiLPsaT  II,  l,  4«l ;  in  der  Infi 
erscholl  flügelschia«;.—  gewaltiges  gevögel,  geier  und  babicbte, 
vielleicht  adler,  kehrten  in  ihre  nester  auf  diesem  berge  zt>- 
rück.  ÜABTaANN  rrz4A/u n^m  Wn<r  unsteten  |I85!>)  2, 155;  einen 
kleinen  see  mit  scbwfinen,  eine  voli^re  mit  anmutbigeo,  eiae 
ausgestopfte  eule  umschn  irrendem  gevögel.  Gorzau«  nOer 
vom  geiste,  buch  6,  eap.  il. 

«))  hierher  gehören  susammenselsungen : 

harr  wolt  ir  ttr  kurswail 
auf  dam  wa<ser  farea  elo  wall. 
ao  werdt  Ir  flnden  feldgevugel 
die  mugat  ir  mit  einer  kugal 
birscbeu  aus  bficbsea  wia  ir  wallt. . . . 

TBOBa»*na  SA,9(i. 

und  es  Danen  logslUrh  da«  «aegavögal, 

wie  «cbattaalelrbeu  am  Stjz, 

dla  Charott  abwie«  vom  oacbtllcbea  kakn. 

Uaiits  (6ac*  der  tieder)  merU  l»,ML 

nur  mit  Hat  beraubt  der  man<cb  and  a^iicli 
diese  thal*chlucbt  ihrer  «chsiie.  gro«*« 
klumpen  (leWcbe*  wtiteo  vom  itabirg« 
jährlich  nieder  In'«  geihal  die  blri«a: 
dies«  baute  lockt  da«  raubgavögel. 

PtATB5  Abt^Midem  7.  f>ta»y  (inft)  *.  III. 

armer  «ohn !  den  vielleicht,  den  »«inigen  fem  vnd  der  kciam, 
aclion  im  inorr  dia  n«cbe  varsebrien.  oder  sn  lande 
wild  und  raubgavögel  hinw>>g«cblaDgl 
Vou  odt%sce  (raactf'«  1606)  21.392.    (vegel  mmi  Mm*  imu 


nacbtgcvögel  eyl.  Ikeü  7,  in;  kirrbeogevög«!  wfL  tf.  «rag  (| 
trugene  perwendunfen). 

4))    der  gattunftntm«  wird  eäae  emdeuimt  4er  yiiiehsii 
mny  fewekwksUtmtnig  fkr  awMiar  ■■jiritsw  tummiel.    Amt 
stehen  tiak  »mti  knfdtdewtmnfn  fnwalir.  fnOfil  »  die 
TOgel,  ii»  eich  loa  mm  olkraa,  mwi  ge«0(el»>iM  fcder- 
vieb. 


4703 


GEVÖGEL 


GEVÖGEL— GEVOGELZ 


4704 


o))  dein  lelchnam  wird  eine  speise  sein  allem  gevögcl  des 
biinels  und  allem  tbier  auff  erden  und  niemand  wird  sein 
der  sie  scheucht.  Luthbb  5  Mos.  28,  26  ebenso  Züricher  bibel 
und  DiETENBERGER  (allen  den  vögeln  des  hiniels  Eggestein; 
allem  gflügel  des  himels  Eck),  vgl.  hierzti  die  bannformeln,  die 
unter  gevogelz  (sp.  4705)  angeführt  sind,  und  er  sprach  zu  im, 
bringe  mir  eine  dreiierige  kue,  und  ein  dreiierige  zigen, 
und  ein  dreiierigcn  wider,  und  eine  dordeltauben  und  eine 
jungetauben,  und  er  bracht  im  solchs  alles,  und  zurteilct 
es  mitten  von  ander,  und  leget  ein  teil  gegen  das  ander 
über,  aber  die  vogel  zurteilet  er  nicht,  und  das  gevogel 
fiel  auff  die  asz,  aber  Äbram  scheuchet  sie  dann.  Luther 
1  Mos.  15,11  ebenso  Züricher  bibel  und  Dietknberger  (die  vogel 
stigen  ab  Eggestein,  die  vögel  Kodurger  und  Eck),  die 
reichste  Verwendung  findet  diese  engere  bedi'utung  in  der  Verbin- 
dung hunde  und  gevögel  innerhalb  der  Übertragungen  Homers : 

wen  ich  entfernt  von  der  schlacht,  bei  den  schilTeu,  zaudernd, 

erblicke, 
traun  I  den  hunden  entgehet  er  nicht,  und  nicht  dem  gevögel. 
Stolberg  llias  2,393.    den  hunden  und  vögeln  Bürger, 
ebenso  Voss  (17S1). 

göttin,  singe  den  zorn  des  Peleiden  Achilleus 

jenes  verderblichen,  welcher  den  Griechen  unnennbares  weh 

schul', 
viele  tapfere  seelen  der  heldun  dem  Aides  zustiesz, 
ihre  leicbuara'  aber  den  hunden  und  allem  gevögel 
dar  zum  raubmahl  both. 

BÜRGER  Itias  1,4  vijl.  schriflen  (GöUingen  1797)  3,203. 

singe  den  zorn,  o  göttin,  des  Peteiaden  Achilleus. 

ihn,  der  entbrannt  den  Acbaiern  unnennbaren  Jammer  erregte, 

und  viel  tapfere  seelen  der  beldensöhne  zum  Ai's 

sendete,  aber  sie  selbst  zum  raub  darstellte  den  hunden 

und  dem  gevögel  umher. 

Voss  llias  1,5  (1781)  oicovolai  t«  näai, 

ihre  körper  zur  heute  den  hunden  zurück  iiess  und  dem  gevögel 

SlOLBKRG  (1777J. 

bunde  und   vögel  noch  bei  Voss  llias  13,  831 ;   odyssee  3,  259 ; 
14, 133  und  andere. 

b)}  der  engere  begriff  der  vogelwelt  wird  meist  durch  ent- 
sprechende nähere  bestimmungen  gekennzeichnet,  vereinzelt  stehen 
Verwendungen  wie  zuweilen  wenn  er  eier  und  semmel  niemand 
gab  als  seinem  gevögel,  die  frage  aufwarf:  ein  staar  ist  dir 
also  lieber  als  eine  frau  ?  Jean  Paul  leben  Fibels  19. 

c))  das  federvieh.  auch  hier  stehen  sich  weitere  und  engere 
bedeulungen  gegenüber,  der  verbrauch  im  menschlichen  haushält 
bildet  hier  den  umfassendsten  begriff,  daran  lösen  sich  die 
Unterarten  des  federwildprets  und  des  hausthiers  ab.  für  das 
letztere  ist  heute  getlügel  die  üblichere  bezeichnung. 

a))  alle  seine  zene  bat  verloren  und  also  kain  flaisch 
oder  gefugei  oder  auch  ander  speis  bat  beisen  und  niesen 
künden.  4,81  Zimmer,  chronik;  hierauf  ziehen  sie  heim,  essen 
ein  gefügel  und  werden  dollen  voll.  Fischart  bienenkorb  150' 
(1586,  später  ein  gefligel  1588)  164';  an  gefügel,  alsz  hennen, 
hünern,  Schnepfen,  repbünern .  .  ist  bei  ihnen  kein  mangel. 
iUuwoLF  109. 

von  wegen  diner  bösen  ducken 
seit  heissen  fuchs,  i  wuss,  sicherlinhen; 
du  bist  ouch  freidig  und  verraässen, 
allerlei  g'fügel  thusst  du  ässen. 

RuFF  Adam  und  Eva  v.  860. 

ß))  für  das  federwildpret  vgl,  Thiel  landwirthschaftl.  konver- 
sationslexikon  4, 415 :  gevögel  l)  vögel  verschiedener  art  2)  das 
kleine  federwildpret. 

y))  die  hausthiere  unter  dem  federvieh,  das  geflügel: 
1)))  dann  das  böst  federvvilpret,  auch  die  hosten  fisch  und 
alles  guets  gefügel  und  andere  schleckhiszle  wurden  im  zu 
haus  gepracht.  Zimmerische  chronik  3,183;  ungeferdt  schickt 
es  sich,  das  ain  hennen  mit  dem  geschwer  (als  man  sagt, 
das  die  henner  und  anders  gefugei  auch  pestem  überkommen) 
ufkauft  warde.  wie  nun  das  gefugei,  wie  gebreuchlich,  solt 
berait  werden,  wolt  dise  breslhaftige  henne  der  küchin  nit 
gefallen,  und  wolt  die  hinweifen ,...  Zimmen'sc/ie  chronik 
2,456,38;  ebenso  457,2;  unsere  herren  meister  und  rat  sint 
überein  kommen  das  alle  vogeier  und  gremper,  die  zu  unser 
stat  zu  Straszburg  gehürent,  die  do  wiltprete  und  ander 
gefügel  uf  merschetze  koufent  und  veikoufent,  das  hie  noch 
geschriben  wiltprete  und  gefügele  menglichem  der  es  an  sü 
vordert,  zu  koufende  geben  um  so  vil  pfennige  und  jeglichs 
noch  sime  werde.  Slraszburger  Ordnungen  2u6.  ßaucEER  . .  wie 
sich  denn  auch  findet,  dasz  manchmal  unter  den  rehen, 
fuchsen,  hasen,   und  unter  dem  federwildpret  und  gevögel 


ganz  welsze  oder  weiszgeschlSckte  färben  auszer  ihrer  sonst 
eigentlichen  und  allgemeinen  färbe  hervorkommen  und  zu 
sehen  sind.  DötEL  jägerpraktik  (Wien  1785)  1,,5. 

2)))  (da)  sein  die  flüchten  nicht  so  geschmack  . .  auch  das 
vieh  und  gefügl,  weil  solche  sogar  kein  weid  haben.  Iviechel 
338;  darvon  gleich  die  huner,  hennen  und  capponnen  hin- 
gefallen, auch  so  wenig,  als  ob  sie  todl  weren,  sich  geregt 
haben,  desz  ist  der  pfaff  zu  seiner  widerhaimkunfl  übel 
erschrocken ,  dann  er  all  seine  kurzweil  mit  dem  gefugei 
het.  Zimmerische  chronik  2, 8b ;  item  es  sollen  auch  die 
müllner,  weder  schwein,  gens,  annten,  hennen,  liöner,  cappan, 
tauben,  noch  sonst  kaynerlai  thier  oder  gefügel,  auff  den 
mültennen,  noch  bei  den  müln  gestallen  noch  halten.  Tenglkr 
laienspiegel  (1509)  E2';  im  15u3.  jar  gali  das  koren  umb 
St.  Endresz  tag  10  seh.  Mincher ...  waren  hennen  deur,  ain 
kromaltfogel  zu  4  kreilzer,  enlen  zu  8  kr.,  hasen  zu  15  kr., 
auch  17  kr.,  was  alles  gefügel  deur.  es  starben  fill  hennen, 
kappon  und  ander  gefigel.  Augsburger  chronik  des  Jörg  Demer 
d.  Städtechroniken  23, 102  anm. 

3)))  allerlei  gevögel  de  la  volaille  Duez  (1695)  198;  gevögel, 
das  geQügel,  la  volaille  Schwan  (1782)  740. 

e)  Übertragungen. 

1))  auf  menschen. 

also  streb,  o  genosz,  durch  freud'  und  schmerz  auf  der  laul'bahn, 
niclit  abwaiikend  vom  ziel,  mit  getrost  ausharrendem  eil'er. 
endlich  nait',  ungeschreckt  von  dem  Icrm  unholdes  gevögeis, 
das  aus  dem  schult  zanksüchtig  eraporschwärmt;  sieig'   in  die 

l'clsklult 
demutsvoll,  und  empfahe  (sie  reicht  kein  tetischendes  unbild) 
aus  der  Jonia  band  weihkränz'  und  belebenden  nektar. 

Voss  (liie  weUie)  gedickte  3, 18. 

federvieh  von  allen  sorten 
kam  jetzt  ab  und  zu  gellogen, 
unsre  hütte  schien  ein  wirtlishaus 
für  das  reisende  gevögel. 

Hkink  (Atta  Iroll)  sämmll.  werke  14,94. 
{spater  getilgt.) 

heute  sitzt  derselbe  Proudhon  in  Brüssel  im  exil,  weil  er 
allzu  stark ,  nicht  etwa  gegen  spatzen ,  wohl  aber  gegen 
dompfaff,  kreuzschnabel ,  möncli ,  cardinal  und  sonstiges 
kirchengevögel  gefeuert . . .  Karl  Ghijn  bei  Walesrode,  demo- 
kratische Studien  (Hamburg  1860)  s.  345. 

2))  auf  gegenstände,  in  erster  linie  das  schiff  bezogen: 

die  rüder  gieugen  auIT  und  ab 

schnell,  das  es  ein  ansehen  gab 

als  ob   ein  frembds  ungwont   geQügel  (ältere  lesarl 

gefügel) 
da  auff  dem  wasser  rhflrt  die  fligel. 

Imschart  ijUickhaffl  schiff  225. 

denn  du  riethest  ihm  zum  kriege, 
und  dein  rath,  es  war  ein  abgrund  — 
in  erfüUung  geht  die  böse, 
uralt  böse  Prophezeiung. 

von  des  reiches  Untergang 
durch  die  furchtbar  bari'gen  männer, 
die  auf  hölzernem  gevögel 
hergeflogen  aus  dem  osten. 

Heine  Vitzlijmlzli  3. 

GEVÖGEL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  vogelen,  vögeln,  das 
schon  in  der  sp&tmitlelhochd.  zeit  neben  der  eigentlichen  bedeu- 
tung  aucupari  obscöne  bedeutung  entwickelt  (vgl.  mhd.  wb.  3,  359'), 
nomen  actionis  in  obscönem  sinne. 

GEVOGELGESANG,  n.,  »lur  aus  der  groszen  Heidelberger 
hederhandschrift  belegt ,  in  einem  dem  Dietmar  v.  Aist  zuge- 
schriebenen Hede ,  wo  es  von  Haupt  (minnes.  frühling  37,  19) 
durch  vogelsanc  ersetzt  wurde: 

so  wol  dir  sumer  wunne 

daz  gevogelsaug  ist  gesunde  (gaschmumleii) 

IteUidborijer  handschrift  179',  Pfaff. 

GEVÖGELSKROrF  m.  gefugelskropff  vocab.  14S2  v.  5". 

GEVÖGELT,  adjectiv,  nach  analogie  der  parlicipia  prät.  un- 
mittelbar von  vogel  abgeleitet,  mit  vögeln  geziert,  den  vögeln 
entsprechend  geformt;  polymitis,  bildechtig  gewoben,  das  mit 
viel  liciis  und  schämel  geweben  ist,  und  mancherlei  bild 
gewinnet,  gefügelter  barchet  und  dergleichen.  Dasypodius 
Ee4';  zwei  kleiner  geschlecht  (knabenkraul),  deren  blümlin 
seind  wie  die  auffgethone  vogelin,  von  färben  grön,  gul,  ein 
jedes  stengelin  mit  seinen  gevi'igelten  bluinlin  wärt  nit  über 
fingers  lang.  Bock  kräuterbuch  (Straszburg  I55t)  s.  29S'. 

GEVOGELZ,  n.,  mitteldeutsche  nebenform  zu  gevögel  wie 
gethierz  zu  gethier  u.a.  (vgl.  sp.  A3B\);  sie  erscheint  viel  früher 


4705         r.EVOGTKT— r.EVOLLMACIlTIfiT 


CRVOLLMÄCHTIGT 


4706 


als  dieu  und  greift  auch  in  ihiir  urbrtitung  wtittr  aut.  mitUl- 
nitdtrd.  gevogelta  vergl.  ScniLLKR-LOtiün  2, ttu';  keUdni.  ge- 
Togcjt«  tgL  gevOgel,  gevogelle,  *etlenre  Kramci  i,  ISS. 

t)  allgemtintri  bediutung,  gaUungtbtgrif[.  und«  regind«  über 
■i  also  daz  ttiippe  ilaz  fleiic  unde  alto  den  grint  des  mrre« 
diu  gevoftelzc  gevideret  (sicut  arenain  marii  vulatllia  pennita). 
Tritrtr  Codex,  psalm  V,  31;  gehigele  t»  dtr  Windbergtr  feriion; 
ilem  over  8  dage  ijanuar  13V))  durna  villen  grolle  hagrl«lein 
alz  hointcier  und  veilen  dat  gevoegelz  doit  und  bolm  us 
der  erden  und  ■loch  dat  kom  alz  dnrneder  recht  alz  ii 
afgesneJen  were.  Kölner  jithrbücher  des  tl.  jahrh.  d.  sUdle- 
chrortiken  13,(43;  rolatile  daz  gefngeitz  DiKriH >acr  ffloii.  «M*; 
ghevnglielle  volueres,  volatilia,  aves,  ovilhtm,  alites,  peevi  velnlilt. 
glievoghalte  oft  gevochelte  ran  d'ey:  oti  umbtliciu,  feminalit 
itirvits  sive  Ifnior.  Kilian   K 4. 

)  eniiere  bedeulung. 

i)  in  bannformeln  die  vfigel,  die  tieh  vom  aas  nähren: 
ein  wnllpode,  der  sali  han  zween  wisse  hentsi-buwe  und 
sali  treten  mit  sciin  n-clilen  fus»  uff  den  stein,  der  da  steet 
zu  Lützilnatie  obciwlig  des  rechten  kornwegs  von  mins  Herrn 
wegen  von  Uenz,  und  sali  ulTwrrren  den  hentschue  einen 
und  sali  sprechen :  ich  strrn  hudt  zu  tage  hie  und  beneiine 
lleintze  oder  Kuntzen  In  landrechle  und  teilen  dos  wipp 
ein  wiltwe  und  kinde  weisen  und  sin  gudt  den  rechten 
erben  und  die  leben  sim  rechten  berren,  den  hals  dem 
lande,  den  iip  dem  gefogeltz.  nRivM  weisthümer  4,  !>^i, 

b)  die  hausthiere  unter  dem  fednvieh:  unde  di  dut  werte 
me  dan  fünf  dage  unde  nachte  uf  und  abe,  unde  was  grosz 
betrupnisse  von  den  luden,  unde  daz  gevogelze  in  den 
hülsen,  hanen  unde  huiner,  sang  auch  betruplichen.  /.tm- 
burger  chronik  96  fflorium<'ril<j  vernacvU  iV,  1  i.  64;  imselben  jar 
lillen  im  land  zu  VVolgast  hageisleine  so  grosz  alse  honer- 
eicr,  und  vertilgte  das  kern  und  erschlug  viel  junges  vihes 
und  gefogelta.  Kantzow  ehronik  von  Pommern  i.  237.  {vgl.  oben 
unter  l.) 

GEVUGTET,  partieipiales  adjecliw  zu  vogeten  (Lbxkr  3, 430). 
eai  soll  auch  kein  gevogter  munn  auf  unsern  grQnien  ge- 
halten werden,  wo  ein  wQrth  dasz  überrahren  wurd,  der 
soll  daruuib  gestrafft  und  gewandlet  werden,  {weistkum  von 
Trumau   ['.jähr.)  Ost.  veislh,  i,  4lo. 

GKVOLGIG,  adjtkt.,  t.  gefoigig  ip.  2I6I.     nttcktutragen  ist: 

1)  tum  attributiven  gtbrauch  dieweil  aber  mennigclicbem 
bewist,  das  er  ain  vurders  bös,  ungczempti  weih,  ist  ain 
frag  in  der  zech  fur^ierallen,  welcher  das  gehorsamest  und 
gevolgist  weih.  Zimmerische  chronik  2,471,31. 

2)  SU  der  verbimiung  gevolgig  sein: 

vor!  tat  hei  uch  »chetiingen  laisseo  quil, 
dat  ir  eme  üis  gevoJKlch  »it. 
dU  sollt  ir  volgen  alle  gelicbe 
beide  arm  unde  rictie. 

IUgin  leimcltronik  von  Köln  2362;  ebenso  30S5. 

...  da  bat  berr  Adrian  Dornrogel  «olchs  ao  di«  handt  ge- 
nomen  . .  und  seiner  frawen  geprediget,  wie  gehorsam,  wie 
gevi^lgii;  sie  im  seie. . .  Zimmerische  ehronik  2, 472,  S. 

GKVOLLMACHTKiT,  adjektiv,  meist  gebraucht  in  der  sub- 
stantivierten form  gevolluiüchtif;t(T  {s.  u.).  ein  verbum  gevoli- 
mlichtigcn,  dat  als  ausyangspunkt  für  das  partieipiale  adjektiv 
amusetun  wdre,  ist  nur  spärlich  und  nicht  immer  einwandtfrei 
belegt,  sidier  ist  nur  depulire  und  Tollmächtige  tu  einer 
Erfurter  Urkunde  von  1664  vgl.  DiiFEKBiCB-WOLCiER  &86;  gott 
bat  seinen  sühn  verordnet,  gevollmachtigi  und  bestAltigt  zu 
seinem  bausballer.  Scrivkd  sl.  t,  267.  spdler  virä  im  tu- 
tammenlumg  mU  dem  adjektiv,  das  von  den  tprachlehrern  des 
18.  jahrhundeits  ttekämpft  wird,  auch  das  verbum  aufgeführt  und 
als  ungebräuchlich  beutchnet  vgl.  AnFL^^c  1,863;  2,641.  ebenso 
IUtn,\tz:  gevoiiniächiigen  musz  beiszen  bevollmächtigen,  ein 
gevullmacbligter  kommt  zwar  etwas  häutiger  vor,  heiszt  aber 
doch  ebenTails  richtiger  bevollmächtigte,  antibarbarus  2,  so. 
uniere  form  darf  vielleicht  unmittelbar  an  das  früh  belegte 
adjektiv  volmehtic  ant/eknüpft  werden,  das  in  der  bedeulung 
von  bevollmächtigt  im  I5.  Jahrhundert  vielfach  beohaehtet  ist 
vgl.  SraaKLLiia  1*,  1561 ;  Lkikr  S,  4M.  da  von  anderen  tu- 
sammrnütlsungen  partitpialfoimen  vorlagen  (angero3chtigt  tu 
anmürhligcn  u.  a.),  so  rar  die  aniilogiehildung  sehr  erleichtert, 
um  so  mehr  als  das  tat.  mandatns,  mandatarias  <m  part. 
prät.  nahe  legte,  in  dieser  form  tiiti  unser  wart  »ekon  tum  be- 
ginn des  n.  Jahrhundert  auf  (l6to),  um  fir  lang*  die  tfratke 
des     rechtliclicn    und   diflomatisehen    Verkehrs    s»    beherruken. 


auek  in  ik  MkH$  HUtratur  fhidtt  m  «taftaf  *  «  inthtM 
neeh  bei  Klontoci  und  .SraiiLis,  itewn  »uek  im  KSiaiaa  nu- 
gab«  fON  ScniLURa  werken  (i«l2|  reroilotfclMict  ätnek  ätu 
neufrt  iMvollmaellligl  «ruiU  ttiii.  ni  4n  mMttrkltilun  mttkt 
tieh  von  der  miUe  det  \%.  jakrk.  ab  4n  kawtff  giftn  «uer« 
veraltende  form  bemerkkar. 

1)  dat  partictp  in  den  funttionen  dt$  Ujeklm  pktit  ktuft- 
täehlieh  dem  älteren  kaniUtiltU  an,  et  ut  ein  UekUwfimmt  «M 
AvRia,  der  daneben  auck  noeh  das  aie  vollnAcblig  gebranekt: 
vgl.  betten  wir  nn*  freundlich  veraeben,  ihr  «ollei  grborijfli- 
lich  parirt,  oder  einen  vollmSehtigeo  aawalil  gwcbicki  kab«o. 
prozetiu«  juris  (I6M))  80;  genau  s«  4S8  «.«. 

a)  in  welcher  ich  freitags  den  tft.  april  dieae«  tn  «nI 
gesetzten  und  noch  schMebenden  jähr»,  durrb  mich  teibtl«!! 
oder  meinen  gevnllmicbtigten  anwald  tu  ertcbeioeo  . . .  na«! 
dem  rec'htlicben  proeeat  bisz  tu  seioer  eodiscbafl  abto* 
warten,  bin  citirt  worden.  Atrii  frottteuM  jmm  ;*;  fenam 
to  439;  vor  euch  dem  allerweisesirn,  gro«t1c>tl|«teo  n»4 
weitgepreiseien  kOnig  der  jfldeo,  erscheinet  ftfonatehli(t«r 
verwe<er  Lucifers  dea  groszfOrsten  drr  hAllcn  . . .  ond  bringt 
wider  Jesum  von  Nazaretb  . . .  gericbilirh  für  ood  sagt. 
ebendort  54. 

fr)  der  beldenmOthige  major  domus,  Caroloa  Martellus, 
sendete  seinen  printzeo  and  gevollmaebtigten  bolhirhaBter 
an  den  Longobard lachen  krmig  Luitpraoilnm.  S.  ¥.  llknn  en- 
leitung  tu  der  Teultehen  ttaatt-reiehs  und  kayter  Aulnrt«  (i'Sl) 
1,23  onmeriun^  fr.  um  diese  zeit  (lesi)  ist  Slenoni  liielken, 
freiherrn  auff  Krakernm  . . .  daa  gabernement  de«  gantzca 
kriegesstaatea  in  Pommern  anvertrauet,  nnd  er  an  ^tatt  de« 
kurtz  zuvor  nacber  Preussea  tu  solchem  gubernament  avo- 
cirlen  herrn  Carl  Baomers  zum  gevollrolrbtigten  restdirendeo 
legato  am  fOrstl.  hofe  zu  Alten  Stettin  institnireU  Micaiuoa 
antiquital.  Pommeran.  {\)  307)  (17:23). 

e)  geviillmachtiget  pUnipoten:iato  Cktinu  (ITN)  tSt;  gfr- 
voilmSchtigt,  cum  auctoritate  mistut  Kaieca  1,01^:  fevoli- 
mflcbtigt,  adjekt.  gevolroagtigd  Krauir  2,  IS3. 

2)  dat  tubttantivierte  adjektiv.  vgL  vollmacbligrr  {aus  ISOl) 
DiKF■^aAC■-WOlCI■R  585. 

a)  in  der  kansleiipracht  erscheint  et  tthon  1619,  wäkieud 
dat  'teutseh  formular  und  rhetorik'  von  t&&5  noch  durckmeg  gis 
wallbaher  an  desun  stelle  verwendet ;  der  fOrstl.  amtnun  to 
Tundern  soll  daselbst  beneben  dem  «leichsröfen  . . .  all« 
deiche ...  mit  deichvoigten,  deichrichtern  und  etlichen  ge- 
voilmUchtiglen  beziehen,  corput  Statut.  Slarie.  I,4UI;  ob  ein 
testament  zurecht  beständig  ist,  welches  der  teslierer  nicht 
in  person,  sondern  durch  einen  gevollmaebtigten  dem  gencbt 
eingeliefert  hat.  es  ist  einen  jeden  gemeiniglich  erlaub«!, 
die  wichtigste  gescIiSfl«  durch  gevollmAcbtigte  io  seioea 
namen  verrichten  in  laaaeo.  D.  G.  STaiaiii  rrchtUrke  htdenkiu 
(1783)  4,230. 

fr)  Wörterbücher. 

a)  gevollmachtigter  (mein),  «ly  agent  er  attortp.  laultdt- 
engl.  wb.  (1716)  767:  gevollmachtigter  t.  roandatariot . .  Cmobbl 
4,  l()3();  Mandafan'uj  . .  ein  gevollmachtigter,  aawal4  HOaRaa 
Staats-  und  teitungtlesikon  (1735)  II iK 

ß)  ein  königlicher  gevollmachtigter  zo  den  friedensbaod- 
lungen,  a  royal  plenipottntiary  to  tke  truce.  teutuk-engt.  mt. 
(1716)  767;  gevollmachtigter,  abgesandter,  legatus^  pkuiftlim 
tiarius  BAvra  (r33)2S0:  plenipoteotiariaa  iat  «io  gevoltalclK 
ligter  von  einem  potentalen,  welcher  macht  bat,  alle«  an- 
zubOren  und  tu  bescbliesten.  HCsMia  {r.Xt)  IU$;  gevolU 
macht igter,  legutus  cum  auctorilata  musut  Kiasca  ear«.  I7f. 

y)  schon  iei  Faisca  war  gevolloiacbligter  ab  mJ^ir  tracMMl 
worden,  dieselbe  antdtauung  bekuuiem  A»»LO!>a  umi  HcTaan. 
dagegen  wird  dat  tubstanliv  M  Hiaata  »bktaHmn§  Ifrer  äie 
deutsche  sprach«  {MannhatM  I7N)  s.  «4  «ii  904eul»«hu»§  fkt 
pUnipitterttiariut  empfoUeu,  ebtmm  sarrf  «s  aedk  bat  Waica 
pküosopk.  ttjikom  (I7:&)  i,  17^  augefUrt  Kaoc  (S,4«&)  s«r- 
»eist  unt^  diesem  stickietrt  auf  b«Toilniachtigiiag. 

c)  sckön»  Utteratur. 

a)  woraoff  ich  ihm  brieff  an  meine  dortige  freaa4  ftk, 
di«  das  meinig  in  Verwahrung  hiel'en,  mit  bcfelcb,  solch««  allrt 
cht!«  die  klenodiea  und  »ss  angi-roflatit  w.ir,  meines  haaea» 
wirth«  gevollmSchtigtem  dar/uzrh!en,  nnd  sieb  Ober  itu  aan- 
gab  beschemen  to  l.i»seo.  GRiaBEtsaAcscs  (avfdacilU  «a^ M) 
Koart  4,179;  als  dem  könig«  «ia  favollalehUgUr  •al|äfla»' 
gehen  sollt«  1«b.  Gaieaio«  paeU  mitU.  VLaaktat  t.*t  ao 
li«sx«  «r   sich   dock  daa  viet«  taraJea 


4707 


GEVVAAnE— GEWACn 


GEWACllE— GEWÄCllIG 


4708 


Schwester,  wie  auch  die  christliche  liebe  überwinden,  und 
sich  als  einen  gevollmächtigten,  dahin  zu  reisen,  gebrauchen. 
Melissus  galante  Salinde  (t744)  240;  nachdem  nun  .so  wohl 
der  niagistrat  in  Salinde,  als  auch  der  gräfliche  gevollraadi- 
tigte  nichts  aus  dieser  eriilärung  machen  konnten,  so  liel 
endlich  der  schlusz  dahin,  ebendort  149. 

ß)  ich  weisz,  dasz  an  einem  orte  die  comoedie  noch  ge- 
spielet ward,  welche  anno  1650  bei  der  friedens-execution 
zu  Nürnberg  vor  den  sämptiichen  anwesenden  hohen  ge- 
vollmächtigten war  präsentiret  worden.  Weise  die  drei  ärgsten 
erznarren,  neudruck  s.  136;  da  nun  der  mangel  in  Ravenna 
liiglich  zunahm,  schielten  die  Gothen  einige  gevollmächtigie 
in's  lager,  um  mit  Belisario  den  angefangenen  tractat  zu 
vollziehen.  J.  J.  Mascoü  geschickte  der  leuischen  (1737)  2,105; 
die  Vermählung  erfolgte  zu  Paris,  da  die  printzessin  den  ge- 
vollmächtigten angetraut  ward  und  darauf  mit  einem  grossen 
brautschatz  die  reise  antrat.  195;  so  wären  sämmtliche  stadt- 
soldaten,  mit  aufgepflantzten  bajonetten,  geladenen  gewelir 
und  aufgezogenen  bahne,  unter  cominando  des  regimenls- 
quartiermeisters  und  dermahligen  Stadt- niajnrs,  nebst  der 
jungen  mannschaft  von  bürgern,  wider  vernnithen  von  neuen 
dahin  gekommen  und  hätten  des  mngistrats  ordre  vorge- 
schützet,  auch  sogar  den  abgeordneten  gevollmächtigten  auf 
Oehnaischen  gerichten ,  grund  und  boden,  arretiren  wollen. 
Kmngner  dorfrechte  4,585  (aus  1749);  weil  wir  Voltairen 
schlechterdings  auf  unsrer  seile  behalten  muszten,  so  suchten 
wir,  und  fanden  auch  glücklich  einen  ausweg,  wodurch  wir 
uns  aus  den  Schwierigkeiten,  in  die  wir  mit  ihm  waren  ver- 
wickelt worden,  heraushalfen,  wir  boten  ihm  nämlich  alle 
kirchenämter  auszer  dem  bischöflichen  an,  mit  den  ein- 
nahmen versteht  sich,  nur  dasz  er  etwas  weniger  an  ge- 
vollmächtigie, welche  die  ämter  an  seiner  stat  verrichten 
sollten,  auszugeben  hätte.  Y^iovstow  (gelehrtenrepublik)  12,364; 
montags  sah  ich  nach  li-:che  die  herrschaft  speisen,  es  war 
gala  wegen  geschehenen  belehnung  des  fürsten  von  Schwarzen- 
berg,  dessen  gevollraächtigter  der  minister  Gemmingen  war. 
Reinwald  in  Schillers  briefwechsel  mit  seiner  schwester  Christo- 
phine etc.  s,  261 ;  die  schlieszung  des  traktats  gab  den  ge- 
vollmächtigten Richelieus  eine  erwünschte  gelegenheit,  den 
kaiser  während  ihrer  anwesenheit  zu  Regensburg  mit  den 
gefährlichsten  intriguen  zu  umspinnen.  ScHiixtR  {30.  jähriger 
krieg  II)  8, 140.  (in  Körners  ausgäbe  von  1812  bevollmächtigten). 

GEWAARE,  /■.,  in  dieser  form  ist  vereinzelt  die  verstärkte 
bildung  zu  wäre  (mhd.  war,  wäre  mhd.  wb.  3,515';  Lexeb 
3,  asi)  belegt;  und  die  mit  irer  habe  und  gewaare  under- 
standen  hinweck  zu  füren.  Urkunde  von  1449.  Diefenbach- 
Wülcker.  vgl.  gewahre  und  geware. 

GEWACH,  «.,  mentio,  wicnioria,  gloria.  das  wort  gehört  zu 
einer  vielvei zweigten  sippe  (vgl.  Fick  vgl.  wb.  3^,  281),  von  der 
in  die  neuere  spräche  nur  wenige  reste  übergegangen  sind,  vgl. 
gawaht  Graff  1,698;  mhd.  wb.  3,459";  Lexer  1,972;  vgl. 
gawahan  Graff  1,697;  mhd.  «»6.3,458';  Lexer  1,971  (s.  auch 
unten  unter  gewagen).  der  neueren  spräche  gehört  nur  das 
verb  erwähnen  (vgl.  theil  3,  I04t)  und  unser  Substantiv  an, 
das  in  niederdeutschen  belegen  bis  in  das  18.  jahrh.  reicht. 

1)  die  ältere  spräche  weist  ausgedehnteren  gebrauch  unseres 
Wortes  und  tnannigfaltigkeit  der  genera  auf: 

a)  ein  schwaches  maskul.  ist  bei  Otfbid  belegt: 

iro  da^o  ward  giwago      fon  alten  wizagon 
thaz  si  {Marin)  uns  weran  scolti,  ther  unsih  geheilt!. 

Otfrid  1,3,37. 

6)  ein  femininum  findet  sich  in  der  älteren  geistlichen  dich- 
ung  der  mittelhochdeutschen  periode: 

Isaias  der  wissage 
der  habet  din  gewage, 
wie  vone  Jesses  stamme 
wüchse  ein  garten  imrae. 
Melker  marienlied  6, 2  vgl.  Slemmeyer  denkmälcr 
23,246. 

vielleicht  gehört  hierher  auch 

in  dirre  sibene  gewage, 
segonote  got  dem  sibentcn  tage. 

von  der  siebenzuhl  3,1  ebendort  1,172. 

des  geistes  willen  heist  gewach,  in  der  epistel  meister  Samuels, 
ins  deutsche  übersetzt  vom  pfarrer  Sirasgang.  vgl.  Schmeller 
2%  880. 

2)  die  hauptverbreitung  erlebte  das  wort  auf  mittel-  und  nieder- 
deutschem boden,  wo  das  Substantiv  anseheinend  als  neutrum  gilt. 


a)  hierher  gehören  schon  die  zahlreichen  belege  aus  dem  Karl- 
mcinet : 

wanne  dis  nu  wirt  gewach 
so  is  kernen  mins  rüwen  slach 

Kailmeinet  152,4.     Bartsch. 

dat  h6  von  eme  kein  gewach  endede.      157,24. 

des  enweisz  (ich)  kein  gewach.        153,45. 

6  is  der  schale  hörde  gewach.       247,4. 

ein  mitteldeutsches  vocabul.  des  15.  jahrh.  führt  für  mentio  ent- 
gegen den  angaben  anderer  vocab.  (getlechnisse,  denckunge)  auf: 
gewach  hochd.  meinung,  menunge,  redde,  reiia.  DiiiFEMiAcn 
35ti';  ghewagh,  mentio  Kii.ian  Kl";  gevvagh  ergens  af  maecken, 
gewaegen,  facere  mentionem  alicujus  rei,  brcviter  perstringere  et 
attingere  aliqttam.  ebenda;  vcrgl.  mnl.  gewach  Vurwijs  und 
Verdam  2,  1844;  vgl.  oslfriesisch  gewach,  gewach  Dooiinkaat- 
KooLMAN  1,623;  holländisch  gewach  n.  meidung,  erzählung 
Krämer  1,154*;  vgl.  wourdenboek  de  nedevl.  taal  4,2004. 

6)  Verwendungen. 

«)  disse  hillige  bischof  plach  in  sime  leven  die  eebrecherie 
sere  zo  straifen.  nu  gevcile  it,  dat  sinre  gewach  wart  untgain 
einen  edelen  heren  ,  der  ouch  ein  eebrecher  was,  so  wie 
der  bischof  von  Coelne  Agilolphus  sere  plege  zo  straifcn 
die  eebrecher  ind  davan  zo  predigen  .  . .  do  antwerde  de 
edel  here;  'ja  was  of  is  he  dairumb  ein  hillich  man  vur 
gode,  mois  min  haiffiche  (habicht)  hie  up  minre  hant  slain 
und  zerstunt  singen  ind  sprechen'  ind  it  geschach  zo  der 
stunt.  Kölner  chronik  von  1499.  d.  städtechroniken  13,407;  der 
religion  war  nenich  gewach,  buch  Weinsberg  3,138; 

ß)  und  up  seinem  hedt  da  hie  lach 

meist  hie  huiren  der  Sachen  gewach. 

reimchriDuli  über  Kölner  Unruhen  von  1481. 
d.  Städtechroniken  14,952.    ebenso  954. 

nu  huirt  wat  geschach. 

von  der  paifschaft  hoirt  ich  gewach: 

sei  und  der  rait 

stunden  niet  in  guiden  stait.    ebendort  953. 

...und  ich  gleub,  es  hat  mir  die  memoria  duck  gestärkt, 
das  ich  duk  von  anderen  disses  inritz  gewach  gebort  hab 
und  ich  es  auch  andern  verzall  hab.  buch  Weinsberg  1,28. 

y)  'ir  seilt  den  schaz  dan  na  uch  rucken, 

ir  moicht  damit  al  ure  viande  drucken.' 
do  si  dis  daden  gewaich, 
der  lierzoge  anwerde  unde  spraich: 
'nu  sait  mir  we  und  wabi, 
dat  ich  deser  dinge  sicher  si.' 

Hagen  reimchronik  von  Köln  5470. 

als  scheir  hei  den  greven  salch, 

lachende  weder  in  hei  spraich: 

'here,  it  ir  ein  selich  daich, 

man  sals  over  dusent  jair  dein  gewach, 

sint  ir  us  Colne  sit  gereden, 

hait  got  selbe  vur  uch  gestrcden. 

Hagen  reimchronik  von  Köln  5091. 

80  sprach  he  al  lachende  zo  eme:  'here  dat  is  ein  selich 
dach,  men  sal  over  duisent  jair  der  geschieht  gewach 
haven,  die  zo  Coellen  geschiet  is.  Kölner  chronik  von  1499 
d.  städtechroniken  13,  621 ;  wir  Iinben  deiner  gewach  gehabt, 
de  te  sermo  incidit,  incidimus  in  tui  mentionem.  Frisch  2,411' 
aus  Apherdianus  melhodus  dicendi  formulas.  Köln  1577;  he 
heft  dar  nien  gewach  von  maket,  wird  noch  von  Strodtmann 
im  idiotitcon  (1756)  s.  71  für  er  hat  nichts  davon  gedacht,  ge- 
redet angeführt. 

GEWACHE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  wachen,  von  Campe 
2,  355  unter  den  Wörtern  der  niedrigen  umgangsprache  verzeichnet. 
gewache,  das  viele  wachen  Heinsiüs  volkslüml.  wb.  der  deutschen 
spräche  2,427";  auf  das  erste  zeichen,  dasz  gewache  im 
hause  ist,  werde  ich  blasen.  Tehme  die  schwarze  Mare  (1854) 
1, 197. 

GEWACHEN,  verb.    1)  verstärktes    wachen,    vgl.   mhd.  wb. 
3, 450';   sieh   da   soltu   als   vil  gevaston    und  gewachon  und 
pebeton.   deutsche  predigten   des   13.  jahrh.  2,34.  Grieshadkr. 
daz  du  als  vil  gewachegest,  daz  din  lip  reht  gel  werde.  1,  11. 
sage  Peter,  mogel  er 
gewachen  iiit  mit  mer 
ein  kurcze  stunde  in  miner  noil? 

Alsfelder  passional  3321. 

2)  factitiv  =  wecken:  er  hat  geschlalTen,  und  (ich)  mochte 
in  nicht  gewachen,  buch  der  liebe  282,1. 

GEWÄCHIG,  ndjectiv;  wa  ist  ein  gewäciiiger  wSchler  (als 
der  hund)  Schaidenreiszer  73'.  vgl,  auch  2i'. 


4709 


ÜEWACHT—GEWACUS 


GKWACllS  I  (—  wudu) 


4710 


(IKVVACHT,  partieipiakt  ßdjteOw.  ««•  tiyiloto,  fewacbt 
mit  wachen  Uberbio.  Fiiiiui  ISbo';  tbtnio  itifliuot  (lAM) 
gO  uu'  (mit  wacbra  blnUber);  gut  (ag  uuil  oacbt,  oQcbt«ro 
gewacht.  IIkmiscm  l&Oo. 

GtVVACIlS,  n.  unter  den  Verwendungen  de»  Wortes  tiehtn  $Uk 
in  erster  Urne  ge<jenUber  ein  vnbaUubttanliv  tu  »achien  (j.  d.) 
und  ein  sammelwort,  das  alkt  was  wächst,  in  sieh  terttnigl.  an 
das  tetitere  schliestl  sich  haupitdchlich  die  bedeutunijuntwtck- 
lung  an,  dt»  im  wesentlichen  auf  dem  weg»  der  bedeutungi- 
Verengerung  trfolgl'  das  wachsthum  alt  eine  tun  innen  nach 
aui:en  drängend»  entwicklung  war  »ine  toritellungsform,  in  dir 
man  friüur  auch  die  anorgunitch»  weit  erfatste,  später  wurdt 
sie  auf  die  orgnnitche  eingeschränkt,  hier  wurden  menseh  und 
Ihier  mit  bestivimlen  isolierten  bedcutungen  autgeschieden,  aut 
dem  noch  itbrig  bUil'cnden  gebiet»  der  veiietatinn  sog  iich  dat 
wort  aUmilhlich  mehr  und  mehr  auf  die  eiijenlliehe  pflant»n- 
wclt  im  (jegensntt  tu  bäum,  struucb,  kraut  u.  a.  lurüek. 
tin  charakteristischer  tug  für  dat  sammelwort  itt,  dats  »s  wit 
lilluiizt!  (s.d.)  die  totalitäl  der  düsteren  »rseh»inung  tum  aus- 
druek  bringt,  wo  es  aber  auf  einselne  süge  derselben  einge- 
schränkt wird,  stellt  es  das  blätterwerk  dar  im  geyensats  tu 
blUllic,  friicht,  zwciK-  wie  bei  allen  sammelworten  spielt  auch 
in  die  bedeulungsentwicklung  von  gewUchs  dtr  Übergang  tu 
indiviäualitiercnden  funclionen  htrein,  der  uns»rem  an  und  für 
ikk  dtn  tingular  bevorzugenden  Worte  aucli  pluralbildungen 
MufUhrL, 

für  die  mannigfachen  bedeutungen,  dit  sieh  somit  m  gewfichs 
vereinigen,  halle  schon  die  ältere  sprach»  bildungen  sur  seile,  die 
aus  demselben  stamme  geformt  sind.  Ulfila*  hat  für  die  Ver- 
wendungen, die  'in  dis  verbaliubstantiv  anknüpfen,  die  formen 
vabslufl  (m.),  usvalists  {f.).  das  lelslere  ist  reines  nomrn  aeitonis: 
usvuhsl  leikis  taiiji|i  ilii  tiinreinai  icinai  in  frijat>Tai  (aug- 
meritum  corporis  facti,  Tr,t'  av^rjats>  roli  aoi/satos  Tioiairat, 
marlint,  das  der  leib  wecbset  zu  sein  selbs  besserung, 
uiiil  das  alles  in  der  liebe.  Luther  Epktt.  4,10;  er  thut 
iiiciung  seinz  leiben  in  der  |Kiwuug,  in  der  lieb.  Codex  Tepl. 
ebenso  Egcbstei.i  und  Kobdrgkr);  in  Tnbstus  für  wachttuni 
des  leibes,  imbertat,  reiferes  lebensalter  macht  sich  mehr  dat 
trgebnit  der  thätigkeit  geltend:  vabseit)  «^u  vabstau  gut)8. 
Ulfilas  Colott.  3,19  {crescit  in  augmenlum  dei,  av^et  jtjv 
ai^fjOsv  joii  &eov,  und  weclist  im  berren  in  der  roerung 
gotz.  codex  TepL,  ebenso  Kcgestkin  ;  zu  der  memng  gots 
koBURGüB  und  bibel  von  1487;  wechst  zur  gOttlirhen  grOsze. 
Lutrkr);  jab  Jesus  |)aili  frodein  jab  vabslau  jab  anstai  at 
gu|iu  jab  mannoni  Üliilas  Lucas  2,  S2  {ao^iq  xai  r'iltxiq, 
saptentia  et  aelate;  Jesus,  der  nnm  zu  an  der  weizbeit,  und 
an  (lern  alter,  und  nn  der  gnailen  bei  got,  und  bei  den 
Icuten.  codex  Tepl.,  ebenso  EeuBSTKiN  und  Koburgkr,  ähnlich 
Luthbr). 

die  althochdeutsdie  ptriodt  hat  giwabst,  giwabsti  in  den  bedeu- 
tungen von  statura,  pubertas  vgl.  Graft  1,688;  für  die  eoUeetiv- 
bedeutungen  tritt  die  form  wabsamo,  fructus  ein  Cr  äff  1,6^9; 
erst  NuTiBR  seiijt  gcwalisl  auch  im  sinne  von  fructus:  mäht 
\(i  gevehet  werden,  nih  tien  blAomAn?  ulde  aolt  t&  eben- 
birig  werden,  dien  sumerlich^n  gewabst^n?  an  vemit  floribut 
ipse  dislinguerit  ?  aut  lua  in  aestivos  fructus  intumeseit  überlas  ? 
NoTKER  (boethiut)  3,  ^i'  liattemer.  auch  für  die  mittelhoehdeutseh» 
teil  ist  dir  verwendungskreis  von  gewnhst,  gcwShste  fastgans  auf 
das  nomen  actionis  be^ehränkt,  vgl.  mhd.  üb.  3,  493*.  Le.^br  I,  »71; 
das  gleiche  gilt  für  gewehscde  Lkxbr  1,9H1.  e<^lectivbedeutung 
knüpit  an  dies»  formen  nur  v»riint»lt  und  erst  tpiter  an,  vgl. 
recremcnlum  unclirut,  awabst  glosun  lu  Prudentius  Stbin- 
hkykr-Sibvers  2, 4&6;  und  also  h:ibeD  wir  aincm  jeglichen 
kircheren  iemcr  ewtklichen  mit  friem  g&tem  willen  dar  an 
ze  hillT  geurdncl  und  frilichen  ergeben  zebcn  scbäffel  gutes 
winlerkurns  . .  allweg  dez  besten  korns  und  der  besten  ge- 
w'iscbt,  so  denn  iendert  äberal  dar  in  und  darzu  gebiert 
oder  gehören  sol.  mon.  Zoller.  1,255  (13S4).  dagegen  ist 
das  eoUective  moment  in  seiner  besiehung  auf  conerett  vor- 
Uellnngen  ton  anfang  an  mit  dem  Substantiv  wnbs  rer- 
knüp/t,  das  am  frühesten  in  compositis  belegt  ist  (vgl.  mhd.  wb. 
3,463'):  beinwachs,  i.  theil  t,  1388;  weltewabso,  eopadium 
(Hkinrici  summarium)  Stki.'Oktbr-Sikters  3, 22«  (weltuwahso, 
HttTiim.  sumerlaten  63, 22) ;  wisewahs  Kulmer  recht  5, 27 ;  wln- 
wah-s  IVijrtJoM  4538;  weinwachs,  holzwachs  bei  Scsweller 
1*,  !>:t8.  hieran  ist  auch  unser  neutrum  als  collectirbUdung 
mit  dem  priifix  ge  s«  knüpfen,  die  tum  »rtten  mal  zu  anfang 
det  14.  jakrk.  beltgt  ist: 
IV. 


41«  rsln«  froHWi  lebesaa 
bi  sieb  lo  Uvu  bttMta  MS 
•  Hm  Ir  t««su«s 

tsr  cUlas  rlsuo  fltMCs: 
-  «••  doch  Haalf«  aa  4«r  lal. 

Mit  wir  nö  kftrsn  aos  allaf  asisur  kuntt  h*k»mH, 
if  leci  feichsiri  to  ••ine«  westa  f»i  trftMl. 
des  bnt  «kb  nisolfw  hcrur  sula  MMwai  aaifMl, 
d4  «r  eiiiihaiii  *«io  tckttatn  nU  n»4  siMto«. 
Tli  rrurlii  aiir  tri  und  dl  doeii  ttosaiftbiaatak  kt. 
Doch  «ri  •!  (Ol  durch  bobscli  |«i>lA4.  und  fcaaMi  Mm, 
•lo  l«ri  Kewacbi  Dieb  •«•■•r  s«M  •!•  Im  41  rrfel 
lit  aurteiacit  «on  »•In  fmelil  tA  «rwarb««. 

OtwtLD  «oa  WoLBiatTsia  CXV.  1,7  W»h»r. 
gewecbs  der  zeit.  Grattr  brtpitr  in  15.  fokrh,  L«ut  ttr^frif 
-JUS.  datu  vgl.  ton  ungewebB«  (mismnmI^  toaur  4m\4m. 
Münchner  handiehrift  (Uli)  fiu'  Schblui  S*,«!!.  4k  ilUtltm 
belege  weisen  sämmtlich  den  eolUetirgebrautk  auf;  O»  funtUrnttm 
einet  nomen  actionis  hat  gewlcbs  ton  dem  iUtren  |e«tbs( 
übernommen ,  das  tt  verdrängt»,  ton  veriranäHu  »fiukm  ttifl 
dat  holländische  die  in  der  bildung  viUtg  r-trf-nfinif  ftrm 
gewas,  vgl.  dat  mitUldeuttch»  gewasa,  mUlättkdtri.  §tmm 
Sciiillbb-LObbbii  3,0«*;  die  neuer»  d4wi$clu  ifn$ka  kat  m- 
seheinend  alt  lehnwort  gewScbs  eingeführt:  gtraest, 
Kalbah  ordbog  2,35'. 

I.  gcwScbs   in  den  bedeutungen,  die  auf  ein  nom«* 
surückgehen ;  anknüpfung  an  dat  älter»  gewabst. 

I)  das  nomen  actionit  kommt  selten  rein  tum  auiämtk,  mei$t 
tritt  dtr  begriff  der  thätigkeit  hinter  dem  objede  turüek,  an  dtm 
sich  jene  duster L  einuln»  Verwendungen  latun  fedoch  den  ur- 
tprünglichen  begriff  noch  deutlich  erkennen, 

a)  für  den  knaben,  der  mannbar  wird,  htUft  ScaaiLLU 
2*,  ssi  die  redensart:  der  bue  bai's  gwacbs.  dn  mtküntu^ 
dat  hier  den  verbalbegriff  rein  tum  ausirutk  bringt  (da*  «aehMa) 
herüJirt  sich  mit  gewab.iti  pubertatii  in  de*  §lmtn  tum  kma. 
Karth.  Steirbetbr-Sievers  2,  US. 

vgl.  daxu  der  wuobs  uotar  Jirooi 

der  ia  ine  sil  waa  (Jesu»), 

unter  taseo  gttntrltr  alo  gewabst. 

4uo  wuobs  daz  cblni  edelL 

Eizos  ge»ang  13.4  (denkmdter  l*,U); 
nn  iculn  wir  ave  baglnoen 
sagen  Ton  dem  kiode 
den  tob  man  zart«: 
do  beizert  er  «leb  hart«. 
foD  iare  xe  lara 
beguad  iz  sich  meren 
an  der  gewabsie  unda  ao  der  gfll«. 

Adilbbbbt  Jokamtu»  B^ptitta  t4S 
(Kbad»  äenutkt  ftäichte  10). 

ebenso  deutlifh  und  in  allgemeinster  fassvng  stigt  tick  der  mtM- 
begriff  im  gebrauche  von  gewScbs  bei  Büiiie:  die  kraffi  daa 
iichU  dringet  durch,  und  temperirct  sich  mit  der  kraft  dar 
erden,  und  nimpt  dem  tode  seinen  Stachel,  und  dem  zora 
seine  gifTlige  gewalt,  and  dringet  inmitten  des  leibes  in  dea 
gewachse,  als  ein  bertz  mit  auff.  J.  BObhk  Aurora  (Amtierdtm 
l«7C)  s.  49S;  also  ist  da«  warhalTlige  gewScbs  in  der  Datur, 
es  sei  gleich  in  einem  menschen,  tbiere,  hollte,  kraut  oder 
steine,  hierher  gehört  auch  adullus,  pestander  an  dem  alter 
und  gewachs.  voeab.  ineip.  teut.  DiiraRBAca  II*. 

b)  mit   besiehung  auf  bäum  und  f«slr4«€*   W 
Verwendung  det  noment  actionis  belitbt,  die  im 
zugleich  den  Übergang  tur  Übertragung  i«t  wmU$  mif  iäs  «nt- 
^andene  object  darlegt: 

a)  damit  das  holz  zu  dem  gewecbs  seinen  raani  and  loft 
haben  mOg.  Bair.  landrecht  von  isift,  t,  744,  ScHiBU.aa  1*,  S39: 
. . .  alsz  wirdt  inen . . .  auferlegt . . .  selb  farwaiM  ftmein  . . 
weeg  und  steig  zu  erweitem  . .  aaf  dass  alas4aaa  mm  gebilt 
sein  gewOx  volbringcn  . . .  mag.  wUmdnmssf  m  Sttüifiiiä 
i«92,  dsl«r.  weist.  «,  441, 15;  zum  neunteo  soll  den  kdorMtaim 
allenthalben  biemit  bei  verlurst  obgcectUr  ttitt  ■■filMai 
sein  das  sie  das  aislacb  in  den  acblBtWI  M  «il  Ibw  al^ 
lieb  zu  häufen  werfen,  auf  das  ea  nit  ab«  laiamlUi'  \m  dar 
weit  (das  junge  »achaende  bols  aal  gtirtebag  sa  tartiadara) 
ligint  bleiben.  Bamherptdu  wli«Hmma§  aea  isat,  Mirr.  mM. 
6,417,32;  die  jungen  and  lewacbsigeo  sUmbleio  akar... 
auszschnaiteo  und  anssbaaeo,  aof  daz  sie  tarn  gvacha 
desto  geraumber  und  beqaember  aeta.  aaldarAiaaf  eaa  irasii 
ttti»  und  Gnüits  (1644),  asterr.  aMilb.  %MI:  Btteafaae  aallaa 
diejenige  so  die  jaogaa  ftikiplnUcia  burtoakaa  «otarch 
sie  zum  gewabs  verhlalait  «ariea  lai  ja4aa  atlaiU  ackalfif 
so  erlegen  sein  Q.  «  kr.  4mfiHHm*t  derfnhUi  SL  MtUkt  tm, 
«sfarr.  mein.  S74,  it ;  daaa  ai«  (die  tiiter)  warea  «id  n  aatt 


4711 


GEWÄCHS  I  (=  wuchs) 


und  schwach,  sie  sahen  wol  dasz  es  ein  wilder,  böser  bäum 
war,  aber  sie  waren  zu  matt  und  schwach,  und  konten  ihm 
sein  gewächse  nicht  wehren.  J.  Böhme  Aurora  {Amsterdam 
1676)  «.  29. 

ß)  erstlichen  sollen  die  2  forster  denen  undertonen  wie 
ingleichen  denen  forsthelden  jeden  alle  2  Jahr,  wan  sie  esz 
von  nöten  haben ,  aine  pucchen  zue  span  auszzeigen  oder 
jährlichen  2  und  2  aine  puechen  paszirt  sein,  doch  nit  ausz 
gerechtigkeit  sondern  ausz  guetwilligkeit  desz  gnedigen  herrn 
. . .  und  zwar  ain  solche  puechen  an  der  kein  gewäx.  • . . 
banntaidingsartikel  der  herrschaft  Festenberg  1675,  österr.  weist. 
6,  9S,  4 ;  ob  sich  aber  eines  unter  ihnen  {dem  martcherlei  kraut 
und  hlumen)  zu  hoch  erhübe  mit  seinem  gewächse,  und  vei- 
dorrete,  weil  es  nicht  safft  genug  hiit,  was  kann  ihm  die 
erde  thun?  J.Böhme  Aurora  {Amsterdam   1676)  s.  207. 

e)  dasselbe  bei  pflanzen  und  beim  getreide. 

(')  auch  melden  sie,  das  ain  ieder  auf  ainem  hof  nit  mehr 
haben  soll  dann  sechs  hennen  und  ain  hanen,  und  wan  das 
körn  kimbt  zu  seinen  gwäx,  so  soll  ain  ieder  die  hennen 
haben  dem  andern  ohne  schaden.  Öffnung  vom  Öetzthal  1684, 
Tiroler  weistümer  2,  387;  in  Teutschland  musz  man  dise 
kräuter  in  gärten  ziehen,  sie  auch  wol  mit  laiiwem  wast^er 
täglich  besprentzen,  bisz  sie  ins  gewächsz  kommen.  Tabernae- 
MONTANüS  kräuterbuch  (1588)  257;  da  wollen  ettlich  Pro- 
serpina sei  der  mon,  der  von  unden  auff  sich  ergäntzt,  und 
die  weil  er  verfünstert  wi\rdt  under  der  erden,  do  sie  Pluto 
hab  hingefiiert.  etwo  nimpt  mans  an  statt  des  getreids, 
dann  so  dz  gwitter  nit  hillTt,  sein  gewächsz  nit  für  gen  mag. 
Jobann  Heboio  het/denwelt  ddl'  {Basel  1554);  't  kummt  in  't 
gewass.  Berghaos  1,655*;  good  gewass  {guter  stand  der  fruchte), 
ebenda. 

ß)  disz  dritte,  und  von  gewechs  und  sohmen  das  gröste 
under  den  daucis  ist  dem  fenchel  nicht  ungleich.  L.Thdrneisser 
beschreibung  infiuentischer  Wirkungen  aller  erdgewächse  {Berlin 
1578)  t.  62";  sodann  giebt  roggen  von  sande,  von  einer 
trocknen  ernte,  so  wie  gedörreter  und  alter  roggen  weit 
mehr  mehl  als  der  leichte,  hohle  und  dickhäutige  von 
scblechterm  gewächse.  Moser  patriot.  phant.  4,  145  (Berlin 
1847). 

d)  vereinzelt  wird  diese  bedeutung  auch  auf  die  Ihierwelt  ange- 
wendet, on  dit  aussi :  in  diesem  teiche  stehen  karpfen  auf  ge- 
wächs,    il  y  a  de  l'alevin  dans    cd  etang.  Schwan  (1782)  740. 

e)  Übertragung:  gleich  wie  die  menschen  vom  anfang  her 
hatten  gelebet  im  gewächse  der  wilden  natur.  und  nur  nach 
irdischen  dingen  getrachtet.  J.  Böhme  Aurora  {Amsterdam 
1676)  i.  36. 

2)  der  begriff  der  thätigkeit  tritt  zurück  hinter  dem  ergebnis, 
das  sie  erzielt, 

a)  das  waehsthum,  der  wuchs,  die  körpergrösze  des  menschen. 

a)  Übergang  von  gewächst  in  gewächs.  l))  statura  uflengi 
(Tegernseer  handschr.  U.  jaAr/i.),  gewabst,  giwahst  vel  ufülengi 
{Tegernseer  handschrift  des  lo./ll.  jahrh.,  glossen  zu  Gregors 
homilien)  Stkin-meyeh-Sievers  2,267;  din  gewast  ist  glich  dero 
paimon,  unte  diue  spunne  sint  glich  den  wintrubon.  WiLLiitAH 
121,1  (gewahsede  Leidner  handschr.  II.  jahrh.,  gewasduomßn- 
siedler  handschr.  12.  jahrh,). ; 

si  begunden  kosten  ange 

sin  gewäliste  und  wie  er  waere  gevar. 

sin  vleisch  was  verrwunden  gar 

von  Tasten  und  von  wahte. 

der  lip  was  in  der  ahte 

als  er  ein  engel  waere. 

Servatius  1099  («s.  f.  d.  a,  6,110). 

2))  i^  hvas  izvara  maurnands  mag  ana  aukan  ana  vahstu 
seinana  aieina  aina.  Ulfilas  Matth.  6,27;  welih  iuuar  then- 
kenti  mag  zuogiouhhon  zi  sinero  giwahsti  eina  eiina?  quis 
autem  vestrum  cogitans  potest  adicere  ad  staluram  suam  cubitum 
unuffl.  Tatian  38,3;  (ad  staturam  ziwahsmen,  kewahste,  gewusie. 
althochd.  glossen  tu  dieser  stelle.  Stkinmever-Sievers  1,  710'); 
wan  welcher  eur  mag  gedencken  zu  zelegen  zu  seiner  ge- 
wechsten  ein  ein.  codex  Tepl.  (wann  welcher  euwer  mag  ge- 
dencken zu  zelegen  zu  seiner  gcwechst  ein  ein.  Eggk- 
STEiN;  ebenso  Koburger  und  Augsburger  bibel  von  1487; 
wer  ist  unter  euch,  der  seiner  lenge  eine  eile  zusetzen 
möge.  Luther.  Emseii.  Eck.  Früsciiauer.  Dietenbergkr); 
jah  sokida  gasaihvan  Jesu,  hvas  vesi,  jah  ni  mahtu  fanra 
managein,  unte  vahstau  leilils  vas.  Ulfilas  Lucas  I9,  3;  und 
er  sucht  ze  gesechen  Jhesum,  wer  er  were,  und  er  mo«  ht 
uil  vor  der  (jeselschaft,  wau  ei  vvaz  luc^el  an  der  gewechste. 


GEWÄCHS  I  (=  wuchs)  4712 

codex  Tepl.  {on  rfj  TjlixicL  fiix(>6s  ijv,  quia  statura  pusillus 
erat;  er  was  lutzeler  gewechst.  Eggestein;  klaines  gewecbsz. 
Koburger  ebenso  Augsburger  bibel  von  1487;  denn  er  war  klein 
von  person.  Ldther);  die  menig  die  ist  michel  und  lenger 
gewechst  denn  ir.  Eggestein  6  Mos.  1, 28  (maxima  multitudo 
est  et  nobis  statura  procerior;  lengers  gewechs.  Kobubcek; 
das  volck  sei  grösser  und  höher  denn  wir.  Luther,  ebensj 
Züricher  und  Straszburger  bibel;  vil  gerader  an  ir  lenge. 
Eck;  in  der  leng  grösser  und  höher.  Dietenberger);  das 
volck,  das  wir  schautten,  ist  langes  gewecbsz.  Eggesteir 
i  Mos.  13,33  (ebenso  Koburger;  populus  quem  aspeximus  pro- 
eerae  staturae  est;  und  alles  volck,  das  wir  darinnen  sahen 
sind  leute  von  grosser  lenge.  Luther  ;  ebenso  Züricher,  Strasz- 
burger bibel,  Dietenberger  und  Eck). 

ß)  entsprechend  der  einbürgerung  unseres  woiies  in  der  bibel- 
übersetzung  tritt  es  auch  sonst  in  der  bedeutung  von  wuchs, 
körpergrösse  auf,  vgl.  an  dem  alter  und  gewacbs ,  adultus. 
oben  1,  o;  diese  zwei  persohnen  sind  von  guten  gewächsze. 
Weimarer  Staatsarchiv  {Kalbsrieth  1745)  Dilfenbach-VVOi ckbr  618. 
gegen  diesen  gebrauch  von  gewächs  wendet  sich  Gottsched  be- 
trachtungen  über  den  gebrauch  und  miszbrauch  vieler  deutscher 
Wörter  (1758)  116;  in  ansehung  des  wachsthumes  wird  es 
(gewächs)  in  der  vertraulichen  sprechart  und  im  scher/e 
zuweilen  von  der  grösze  gebraucht,  zu  welcher  ein  ding 
gewachsen  ist,  von  der  taille,  statur . . .  wo  aber  wuchs 
theils  richtiger  theils  üblicher  ist.  Adelung  2,  641.  in  diesem 
sinne  trotz  der  feststellungen  Gottscheds  und  ädeldrgs 
wird  gewächs  für  den  menschlichen  wuchs  von  Lbssinc,  Wie- 
land, Herder,  Heinse,  Göthe  und  Tieck  gebraucht,  ausge- 
breitete Verwendung  erfährt  es  in  der  Sfirache  Wincrelmanns, 
der  namentlich  die  Übergänge  von  der  Vorstellung  des  wuchses 
zu  dem  durch  den  wuchs  gekennzeichneten  geschöpfe  darbietet, 
aus  der  Volkssprache  der  Htener  wird  gewächs  in  der  erst  er- 
wähnten bedeutung  auch  noch  von  Loritzer  belegt. 

1))  der  menschliche  wuchs:  a))  in  allgemeinster  fassung: 
wodurch  der  rücken  mehr  einbeit  im  gewächse  wie  bei 
weibern  zeiget.  Winckelmann  werfte  4, 66  (Dresden  isii) ;  man 
findet  auch,  dasz  das  griechische  frauenzimmer,  die  fehler 
des  gewächses  zu  verbergen,  den  leib  mit  dünnen  bretteigen 
von  lindenholz  gepresset  habe.  5,16;  eben  so  viel  stutea 
verschiedener  formen  und  gewächse  sind  hingegen  in  den 
figuren  weiblicher  Schönheiten  nicht,  als  deren  gewächs  nur 
allein  nach  ihrem  alter  verschieden  ist.  4,  HO.    zur»  plural  t.  u. 

b))  mit  beslimmungen,  die  auf  den  träger  hinweisen. 

«))  ihre  {der  griechischen  künstler)  betrachtjung  war  auch 
gerichtet  auf  das  gewächs  der  verschnittenen.  Wmckblmann 
werfte  4,  65. 

ß))  also  musz  man  sich  das  gewächs  der  Helena,  einer 
Spartanerinn ,  beim  Theokrit  vorstellen.  Winckelhamn  werke 
1,  154. 

c))  charakterisierende  beslimmungen. 

a))  über  die  menschheit  erhaben  ist  sein  gewächs 
(vom  vatikanischen  Apollo).  Winckelmann  werke  6,260;  ich 
kenne  personen,  in  welcher  die  natur  ihr  werk  auf  das  voll- 
kommenste und  schönste  ausgeführet  hat,  so  dasz  ilir  ge- 
wächs und  ihre  gestalt,  nicht  nur  mit  den  schönsten  mensclien 
jener  länder  kann  verglichen  werden.  3,57;  die  grosze 
Statur  der  einwohner  dieses  landes  (Italien)  musz  einem  jeden 
in  die  äugen  fallen,  und  das  schöne  gewächs  und  die  stärke 
ihrer  leiber  siebet  man  am  bequemsten  an  den  halb  ent- 
kleideten Seeleuten.  3,53; 

80  stellen  sie  sich,  wofern  sie  anders  können, 

was  blonderes  vor  als  schnee  im  Sonnenschein  .. . 

auch  band  und  fusz  ums  halbe  nicht  zu  klein; 

im  übrigen  lang  und  gerad  wie  eine  Oreade, 

von  schönem  gewächs.  wie  ein  pfersicb  voller  saft, 

doch,  wie  die  heidin  der  lliade. 

(die  Wahrheit  zu  sagen)  ein  wenig  ammenhaTt. 

WiKLAND  4,  Hb  (neuer  Amailis  6,15); 

dasz  man  nicht  leichtlich  ein  frauenzimmer  vun  angenehmerer 
gesichtsbildung  und  netterem  gewächse  antreüen  könne.  Tikck 
insel  Felsenburg  2,  168. 

ßl)  die  kleinen  äugen  der  entlegenen  nordlichen  und  öst- 
lichen länder,  sind  in  der  unvollkummenheit  ihres  gewächses 
mit  begriffen,  welches  kurz  und  klein  ist.  Winckelmann  4,4;; 
mademoiselle  D.  ist  von  gestalt  und  gewächs  sehr  leidlich, 
wenn  sie  auch  nicht  hat  was  man  ein  theatergesicht  nennt. 
Zelter  an  Göthe  (I815),  briefwechsel  2,204. 

y))  das  leibchen  (der  stalue  eines  jungen  Apollo)  ist  üuszerst 


4713 


GEWÄCHS  I  (— waehi) 


GEWXCnS  n  (maoMlwoH)  4714 


inri  gehalten  und  doch  regt  und  bildet  iicb  allei.  m  Itt 
eine  w;ilirp  hoIIiiüI  ,  Vi-nut  und  lim  zii|.'lcich  tod  biiileii  to 
»«•ben ,  da»  weihlicli«  und  Üppig  bOdlirhe  de«  g«wacb'«e*; 
Ventil  iit  ein  Brliwall  rnn  binien,  rtwat  »perkicbt:  Apollo 
lauter  ■tU/t-r  kern.  Hkinik  AidingbtUo\  {kur$chntr  IM,  IW), 
in  der  autgabe  von  Iit6:i  ul  wuchs  eingriitu ■  |a  ttrtlicben 
gliedern  und  in  einem  lleiirbigern  and  nindlicbern  gewtcbie. 
NNiNCRKI.MiMIN    r«rüi«  4,81. 

("i))  wKun  die  aie  aehen  aollten,  aie  worden  aicb  aelbat 
In  sie  verlieben,  ein  runde«  vollen  gewicht,  da*  aber  gar 
nitrbta  kindische«  mehr  hat;  eio  grwflchse,  wie  ein  röhr. 
l.KSHiNC  {itfr  $rhatt)  I,  48&.  tgl.  Adklunc  o.  a.  o.  Mrpi.  unten 
ip.  4714;  norh  halte  ich  brurlistQcke  von  einem  Merkur,  wo 
Kim  gun/.rn  nur  die  hflnde  fi-blen.  das  gewicba  lat  lart 
und  schlank,  der  köpf  vull  schönlieit  und  kraft,  und  .«teilt 
einen  klugen  sinnreichen  jünxling  dar.  ileiRsii  ArdtnghtHo  Y 
{KUrtehnfr  136,  i:6);  hier  itt  das  »ort  auch  in  drr  auigabt  von 
IMS  [\,3\i)  bnbehaUin;  ihr  {der  Diana)  gewQcba  ist  d.iher 
leichter  uml  getcblanker  uU  der  Jnno  und  auch  der  Pallus. 
WiMCRKLa\NN  »erkf  4,  119;  das  gewflchfl  der  medicei^chcn 
Venus  ist  unKi-mein  ge^rhlaok.  4.176;  eio  schnnes  jugend- 
liches gewB'  bs  der  goltheit  erwecket)*  Zärtlichkeit  und  liehe. 
4,72;  das  stolze  gewQclis  ihres  ychlunken  leihes  schwillt 
unlerm  geuand  so  rei/cn>l  hinab,  da^z  man  dieses  vor  «uth 
gleich  wegreii/en  mochte,  und  die  lirilste  drSugen  sich  heinz 
und  Oppig  hervor,  wie  aufgehende  früblingssoDoen.  Hhimü 
Ardinghello  t.  20.'i  (idmml/icAe  t>hriften  Leiptig  1857  hd.  1). 

3))  wuchs  IM  der  nebtnbedtulung  von  art,  gattuog. 

bei  mrliier  Ireul  bei  meiner  »eebse! 
dl«  lai  just  lo  von  fflelnem  gawlobs«, 
eine  nUe  wie  leb,  —  wohl  gsr  aloe  beza. 
nymiiiit  der  Saate  bei  GOths  (wai  wir  bringen)  lt. 840. 

S))  Übergang  von  der  bi-deutiing  de»  wüchse*  s«  i«r  fK/T" 
tMimng  det  dadurch  gekenntetclineten  getehöpfes. 

a))  es  ist  schwer,  ja  fast  unmngliih,  ein  gewachs  zu  An- 
den, wie  der  valicaniscbe  Apollo  ist.  Wiickeliianii  werke 
4, 9S;  der  jUngling  Apollo  dnrf  ein  Qbermenschlicb-stolzes 
gewicha  leio,  aber  kein  kolossus;  d<Min  er  ist  nicht  Jupiter, 
und  die  schlanke  und  Schnelligkeit  seiner  glieder  wQrd«  in 
einer  tburmgestalt  erliegen.  HeaDKii  (plattik  1778)8,78  Suphan. 
vgL  dasu:    ein  langes  hageres  geMiicbs,  of  a  talt,  lank  me. 

KARRKNiarCRR  2,  SM*. 

61)  überwiegend  verbindet  iieh  die*e  Verwendung  bei  WmciKi- 
MA1II  mit  dem  j'luralgebrauche  (t.  u.). 

a))  ein  solcher  binimel . .  .jiildet  unter  menschen  die 
schUnsien  und  woblgebildet<;ten  geschOpfe  und  gewScbse. 
WiNctBLHxHK  trerke  1,136;  die  im  Institut  zu  Bologna  be- 
lindlirhe  muniie  kann  dart!  '.n,  was  Pausanias  von  auszer- 
ordentlich  groszen  gewachsen  unter  ihnen  bemerket  bat. 
Indem  er  saget,  dasz  er  Gellen  gesehen,  die  so  grosz  als 
der  Aegypter  ihre  todt^n  gewesen.  3,08;  dieses  verhaltnisz 
de«  fuszes  zu  drm  körpcr  .  .  .  gründet  sich  auf  die  erfuhrung 
in  der  naiur,  auch  in  gesrhlanken  gewachsen.  4, 174. 

/9))  die  idenli.si-iie  Schönheit  aber  findet  nicht  allein  statt  in 
dem  frühlingc  der  jähre  und  in  jugendlichen  oder  weihlichen 
gewachsen,  sondern  auch  im  mannlichen  alter,  welches  die 
alten  kttnsller  in  den  bildern  ihrer  gottheilen  durch  die 
Jugend  frnhlirh  macheten  und  verjangeten.  4, 9:);  wo  die 
natur  weniger  in  nebeln  und  in  schweren  dflnsten  eiogehüllet 
ist,  gielil  sie  dem  kürper  zeitiger  eine  reifere  form;  sie  er- 
helirl  sich  in  macbiigen,  aonderiich  weiblichen  gewachsen, 
und  in  (Griechenland  wird  sie  ihre  menschen  auf  das  feinste 
vollende!  haben.  4, 7 ;  anHers  tu  beurtheilen  ist  die  unter  II 
Ma'idell^  persönliche  Verwendung. 

b)  das  wnehsthum,  die  körpergröste  in  der  thienreU.  die  Verwen- 
dungen beschränken  neh  auf  dat  pferd :  diesen  pfenien  werden 
...diejenige  entgegensetzt,  welche  dnrcb  gantz  Tetilscbland 
. . .  erzogen  werden,  und  zwar  vornemlich  t  in  der  gestalt 
und  gewHchse. . .  PiNTRa  pferde-sehoti  5.  b3' (169*'):  anter  die 
einfachsten  müngel  werden  ge/.ehlet,  die  an  dem  gewSch« 
einen  sichtb:iren  mangel  haben.  94*;  mangel  dea  gewIchs, 
wo  sich  nn  dem  gewilchs  solche  mangel  belinden,  welche 
die  abrichtung  gar  uii.sicher  oder  unmüglich  machen,  welches 
Tier  sonderliche  haupt-mangel  sein,  so  vor  allen  anderm 
bösen  gewachs  zu  scbeun  und  in  meiden.  93*;  ein  pferd  Ton 
einem  schnnen  gewachst-.  Adrlunc  2,  »41. 

e)  pftiinunwelt.  spanisch  robr  von  einem  gewicbse,  Mime 
India    enodis.    SriBLat  2400;    e^njo     Faiaoi  3,412';    •«   4ä 


Mtsi  a«  lim  i»  »ocba:  ein  epMlecfcM  r»br  fM  ilmtm  0»> 
wicbs,  würbe,  eaaae  /  n«  ^  /  m  mui  ><,/•■  *•■■ 
jet   Scawaa  inol)  im.  9^  4tm  Umom  1,4«. 

II.  gewicba  «if  ummilmtft.  äk  «iMn  Mtft  mämt  Um 
Kho%  jene  btäemim »piwirwfanif  mtf,  Ht  itm  /rmam  Ikttk 
der  Verwendungen  dri  fttlMlkmm§  n  |f<i  Mlft,  ftvlek«  im 
beiiehung  auf  df  pftamumm^  wtätr  t«f*ml  tntktiml  im  U- 
griff  im  tompoutum  ungewechae ,  wiitm»ek$  {tp.  eil«),  di» 
Pthtreiehen  jüngeren  M#v#  f*r  in  mtiiliwUlkn  pikr—tk  im 
woriet,  die  eieh  den  frlUt  kekfitn  t«M«iiy«a  Wtowalw,  «nJtoalM 
sitr  $eite  tteUen,  get>eu  im  beretkänutt  i**  •nfef0ikmk  f»» 
mttntamen  begriff  st  m«H  tm  famms^  wt$  H$ 
leyt,  gewicba,  aU^t  tH$  midlH. 

1)  allgemeinste  faumng.  iia  heUft  ämd  \ 
die  urweniung  trstheint   auf  einulne  verbnäunftm 

a)  koopt  berzn  jr  beiden  und  boret,  jr  fOkkar 
auir,  die  erde  bOre  zu,  und  waa  drioaeo  iet,  im  w«llkrali, 
sampt  seinem  gewecbse.  Lctirn  Jetaiat  u,li  «fteue  Ecs  wmI 
DiKTRiBKBCiia  {audiatur  terra  et  plenitmä»  ejus,  erMs,  et  «km 
germen  ejus;  hOr  du  erd  und  all)'»  das  daruff  ist:  ia  oam* 
kreisz  und  alles  daz  daruf  warha/.U  Zürteher  kM  faa  IUI; 
der  umbring  und  all  sein  keim.  F^ckstbih  ;  imi  tutkknkn 
und  alle  sein  bluro.  Koaoscea);  viehe  und  ander  gtwteka. 
AaisTuTKLRs  probt.  (I&H6)  tS8* ;  allea  gewecbses  uttft ■■!, 
auf!  und  zuneuien,  iat  von  werme  und  feucbttgkeit.  41a  hmi* 
mOs<en  aein.  so  etwas  wachsen  aoll,  aber  ein  JefUebM  f»- 
wecbs  mus  seine  mas  babeo.  CoLM  kaumkuck  ( Willtakmf  19H) 
3.  thetl,  t.  60. 

b)  la  übertragener  bedeutung:  im  aber  noMO  reichet  ima 
seeman,  der  wird  je  auch  daa  brot  reichen  zor  speiae,  ao4 
wird  vemiehren  ewren  aameo,  und  wacbaeo  lasaeo,  iäa  g»- 
wechse  ewcr  gerechti^keit  {nai  nvir,oet  xa  ymnißetta  T17C 
Sntnsoavvr,s  vuiäv).  Lotbkb  2  Cor.  9,1«.  atewe  Itihdur  Mel 
fnn  1625  (und  mert  die  wachsung  drr  fruchi  eaer  gerecbtikaiL 
Codex  Tepl.,  ehens»  Eccrstrii«  und  Kobubcrs  ;  tuncmung  und 
fruchte.  EcR  und  DiKTifiaiacia):  gleich  wie  der  vatter  seinen 
söhn,  daa  ist,  sein  hertz  oder  licht  ausz  allen  acinen  kriffteo 
gebaret,  und  dasselbe  licht,  welches  der  aobo  i*l,  gebiret 
das  leben  in  allen  kraffien  des  vatters,  d«az  in  deniselbea 
licht  in  des  vatters  kralRen  auffgehet  alleriey  gewicbs,  zier- 
beit  ond  freuden :  also  iat  auch  der  eogel  reich  beschatTeo, 
alles  nach  dem  gleichnis  and  wesen  gottes.  J  BOiir  Aurmu 
{Amsterdam  16761  1.  129;  nicht  muata  mir  disz  gewlchse  de« 
himiu'ls  dieser  weit  gar  vergleichen,  dann  in  dieser  weit 
hats  ■•  qualitaten,  eine  bOse  und  eine  gnte,  und  wichst  viel 
durch  kraut  der  bOsen  qualitat,  dasaelbe  wichst  im  hinimel 
nicht.  114;  und  alle  heil-engel  mit  aampt  allen  heiligen 
menschen  werden  Aber  ihnen,  und  unter  und  neben  ihnen 
(den  kufeln  und  gottlosen  menschen),  ewig  triiimpbiren ,  ood 
von  grosser  freu>le,  wonne  und  lieblichkeit  singen,  von  fOUtt 
heiliKkeit,  von  ihrem  kOnidicheo  regimeot,  von  im  tuM- 
seligen  frucht  des  bimmliscben  gewichses.  IM. 

2)  gewachs  mit  beiui  auf  die  anorgumkike  Mtt.  J.  BMbb 
giebt  der  Vorstellung  ausdruek,  datt  kupfer,  aül«T,  yetf  «.«.<• 
der  erde  maehsen:  die  ander  gestalt  des  bimnie's  in  der  gött- 
lichen pomp  ist  der  Mercurius  oder  der  acball,  gleichwie  ia 
dem  Salniter  der  erden  ist  der  schall,  davon  wichst  gol4, 
Silber,  kupffer,  eisen  und  desgleichen,  davon  m»n  kaan 
allerlei  inatrumenta  machen  zum  schall  oder  tor  freoi*. 
yturora  f.  91 ;  gewlchse  mit  urtuf  auf  im  en  bei  M«T«i<iw 
leieh-pred<gten  es';  silbergewlcbs  S.  .MC^aru  caaa*«|r.  iMlt 
ertz-gewüchae,  berggewichse,  Mrs,  Mnirreia  laalaalk-eail.  iai; 
(17161  767;  ehedem  belegte  mau  auch  die  «riMrafica  all 
dem  namen  iler  gewlchse  oder  erdgewlcb«e  (nllcill,  iß.im 
hierfür  kein  beleg],  welchen  ausdruek  man  aber  Bidil  mtkt 
von  ihnen  braucht,  seitdem  man  Oberzeogt  ist,  dau  tm  tUkft 
sowohl  durch  eine  innere  entwicklang  der  Ikrile,  al«  fi>>«e>r 
durch  eine  anhinfung  von  auuen  enlaiehen.  KiCairt  (ITH) 
19,  4; ;  gewicbs  (bergverk)  die  besnodere  form  «nd  geitell, 
welche  einige  seltene  stufen  von  der  naiar  nteil««.  J" 
technolofifeket  irMerhuk  r,79.  99L  am 
gewachsener  stein  unUr  gewachaeo  (s.  i.}',  eyt ' 
weichgewichse. 

II  gewicha  ats  amitamUkm  hefrif.    «   umf^mi 

eties,  mm  am  ■mmcMk*«»  aier  tkieriadum  Uifm 

rerf  kalte  km  jedoch  vam   anfamf  aa  paMaiafidW  tirfi  ataag^ 

ewicha  ^  auswnche.    4a  ier  iftar««   aiediiv« ,  ae  *w   aaab 

keuU  im  mikinmikken  fiiraart,  «M  ae  fkr  aUe  awaiifwlia 


4715  GEWÄCHS  II  3  (auswuchs) 

liehen  bildungen  gebraucht ,  ohne  unterschied  oh  es  vereinzelte 
miszbildungen  oder  allgemein  übliche  erscheinungen  betrifft,  die 
auf  bestimmte  krankheilsformen  zurückweisen,  ebenso  wird  [im 
volkslümlichen  und  altern  litter  arischen  gebrauche  kein  unter- 
schied in  bezug  auf  das  bildungselement  gemacht,  die  neuere 
medizin  läszt  das  wort  in  der  bedeulung  von  geschwulst  für 
den  verkehr  des  arztes  mit  dem  patienten  noch  heute  zu.  die 
ersten  belege  stammen  aus  Paracelsds  und  Maaleb. 
a)  in  bezug  auf  den  menschlichen  körper. 
«)  allgemeine  bezeichnung  irgendwelcher  miszbildung:  da 
was  ain  knab  hie,  bei  18  jaren  alt,  ain  Frantzos,  der  hett 
ain  gewex  da  fornen  underthalb  des  gelinckeK  prüstlins, 
das  geleichet  ainem  kind.  es  hett  2  schenckel  und  2  fies 
und  hett  2  arschbacken  . . .  wer  den  knaben  wolt  sechen, 
der  muszt  2  pfening  geben.  W.  Rem  chronik  von  Augsbxirg, 
d.  Städtechroniken  25,  56;  fürs  ander  mit  dem  wunder- 
barlichen  gewächse,  so  diesem  monstro,  in  gestalt  eines 
saurüssels,  ausz  dem  halse  gehangen  hat,  unser  herr  gott 
wollen  anzeigen  das  viehische,  sodomitische  unnd  abscheu- 
liche leben.  Andreas  Asgelüs  widernatur  und  wunderbuch  (1597) 
s.  173;  in  diesem  köpfe  würde  nimmermehr  ein  Faun  erkannt 
werden  ohne  den  ansatz  zum  gewächse  kleiner  hörner,  die  auf 
beiden  seilen  der  stirn  hervorzukeimen  anfangen.  Winckel- 
MANN  4,78;  der  aufgeworfene  schwülstige  mund  (der  mohren) 
...  ist  ein  überflüssiges  gewächs  und  ein  schwulst,  welchen 
die  hitze  ihres  climas  verursachet.  4,  46, 

ß)  ausdruck  für  den  medizinischen  begriff:  l))  von  apostemen, 
geschwären,  offnen  schaden  und  anderen  gewachsen  am 
leib.  Paracelsds  wundarzn.  (1618)  431;  Th.  Paracklsüs:  opus 
chyrurgicum,  warhaffte  und  vollkomne  wundartznei,  darinn 
begriffen  wie  die  wunden,  offne  schaden,  gewächs,  ge- 
brechen, frantzosen,  blatern,  beulen,  lähmi,  allerlei  zufäll 
und  krankheiten  . . .  mit  natürlichem  Ordnung  curirt  werden 
sollen.  Straszburg  1564;  hanenfusz  gestossen  ...  vertreibet 
alle  unnatürlich  gewächs.  Tabernaemontands  kräulerbuch 
{Basel  1731)  116';  das  kraut  warm  übergelegt  zertheilt  aller- 
hand geschwulst,  geschwür  und  gewächs.  972;  excrescentia, 
ein  auswachs,  gewächs;  man  braucht  dieses  wurt  überall 
von  allen  widernatürlichen  erhöhungen  auf  und  Ober  der 
baut,  und  innerlich  in  hohligkeiten  des  leibs,  in  ädern, 
ganzen  eingeweiden,  und  behältnissen,  wo  es  aussehet,  als 
ob  etwas  von  der  natürlichen  Oberfläche  solcher  theile  her- 
ausgewachsen wäre,  fest  an  derselben  hangt,  und  von  ihr 
gleichsam  in  einem  fortlauft,  als  von  warzen,  gewachsen  in 
der  nase,  und  in  ädern,  schwammgewächsen.  Albrecht 
V.  Haller  median,  lexikon  (Vlm  1775)  409.  ähnlich  Bernstein 
Chirurg,  lexilcon  (Gotha  1783)  1,239;  von  den  fleischgewächsen, 
sie  entstehen  an  allen  theilen  des  körpers,  sind  weicher  und 
werden  weiter  als  die  warzen.  Richter  Chirurg,  bibliothek 
(Göttingen  1790)  10, 130. 

2))   agnatum    ubergewächs    Rihelids   (1590)  EEE  cij. ;    ge- 
wächs,  etiam    est   ganglium  sive  gangilium,  i.  e.  excrescentia, 
et  eminentia  quaedam,    sive  tumor,  et  tuber   in  corpore,  alias 
etiam  oedema.  Stieler  2400;   ein   gewächs  am   leibe,   escres- 
cenza,  naseenza  Castelli  (1730)  1308*;  gewächs  ...  heisst  in 
der  wund-artznei  alles  dasjenige,   welches   an  irgend  einem 
theile  des  leibes  auswächset,  und  nicht  zur  rechten  und  förm- 
lichen   bildung    desselben    gehöret.  Cbomel  4,1033';    ebenso 
JüSTi  ökonomisches  wb.  (1769)  1, 1284;  gewächs,  terme  de  Chirurgie, 
excrescence,  sg«treRoNDEAD-BoxTORFF(l740)  253';  ähnlich Scnv/Av 
(1782)740;  gewächs,  ein  unnatürlicher  oder  ungewöhnlicher  aus- 
wuchs an  thieren  und  pflanzen,  dergleichen  gewächse  sind  die 
galläpfel  an  den  bäumen,  die  polypen  bei  menschen  und  thieren, 
die  mondkälber  in  der  bärmutter,  ein  fleischgewächs,  ein  nasen- 
gewächs  «.  s.  w.  Adelung  2,  642;  gewächs  am  leibe,  excrescency, 
protuberance,  wen  FahrenkrOger  2,326*;  ähnlich  Ebers  2,644*. 
3))  den  überhäulTten  schmertz  stillt  weihrauch  und  corall, 
nicht  aber  Ungeduld,  wer  sein  betrübtes  leiden 
durch  sie  zu  mindern  denlit,  wirft  kletten  auf  crvstall, 
will  mit  vergifl'tem  stahl  gewächs  und  brüche  schneiden, 
die  hohen  sternen  bürg  aus  ihren  angeln  ziehn, 
mit  Schwefel,  wachs  und  oel  die  wilden  flammen  dämpfen, 
und  wider  die  nater  zu  streiten  sich  bemübn, 
ja  endlich  gar  mit  gott  und  seiner  allmacbt  kämpfen. 

Chr.  GäNTUER  ued.  1090  {Btfislau  und  Leipzig  1751). 
desgl.  1735; 

er  darf  nicht  zu  viel  haben,  sonst  ist  er  ein  mit  geschworen 
und  gewachsen  behafteter  siechender.  F.  L.  Jahn  1, 171. 

4))  8  g'wächs  . .  geschwürr.  Sriier  Basler  mundart  156;  ge- 
wächs,   auswuchs,   z.  b.    ein    höcker.  Loritzbr  Volkssprache 


GEWÄCHS  II  3  (auswuchs)  4716 

der  Wiener;  gewass,  die  Verwachsung,  geschwulst  Bekghaos 
1,  655*. 

y)  spezialisiei-ungen.  l))  ein  gewächs  am  leibe,  an  der  haut, 
an  excrescency,  protuberance,  wen,  a  hard  bunch  or  swellinii  on 
your  body,  skin  etc.,  ein  gewächs  am  halse,  ein  kropff,  a 
buntch  or  swelling  on  the  thront,  a  wen  on  the  throat;  ein 
muttergewächs,  a  mooncalf.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  1^1  ff.;  ge- 
wächs am  leib,  excrescentia,  eminentia,  tumor;  harthäutiges 
gewächse,  Condyloma;  gewächs  der  nase,  polypus  narium; 
fleischgewächs  einer  frauen  im  leib,  mola.  Frisch  2,412*;  in 
verblümten  verstände  heiszt  ein  gewächs  auch  eine  art  von 
krankheit,  da  aus  dem  menschlichen  körper  allerlei  arten 
von  austretenden  beinernen  oder  fleischernen  theilen  wachsen 
z.  e.  ein  kröpf  am  halse,  ein  Überbein  an  der  band,  ein 
fleischigter  auswurf  an  der  nase,  oder  an  einer  hüfte,  und 
dergl.  der  immer  gröszer  wird ,  kann  also  ein  gewächs 
heiszen.  Gottsched  beobachtungen  116. 

2))  bestimmte  einzelwendungen  führen  vor  allem  auf  Ver- 
deutschungen der  kunstausdrücke  des  Plinius  zurück: 

a))  mola,  ein  ungeformet  stuck  fleisch  so  zu  zelten  in  der 
weiberen  bärmuter  wachszt  one  mannes  somen.  Frisios  831*; 
ebenso  Riheliüs.  Henisch  1589;  gewächs  im  leibe  einer  frauen, 
mola,  alias  fleischgewächs.  Stieler  2400;  ebenso  Kirsch  com. 
2, 150*  {fehlt  in  der  ausgäbe  von  1764) ;  gewächse  der  gebähr- 
mutter.  Chohel  4, 1034. 

6))  ein  gleiches  {vergl.  oben  l))  in  eines  mannes  leib. 
Henisch  15S9. 

c))  gewächs  umb  den  affter,  sedis  vitia  et  attritus  Maaler 
178*;  gewächs  am  hintertheil,  condilomes  Rondeau-Boxtorff 
1,253';  von  einem  gewächse  am  mastdarm.  Richter  chirurgische 
bibliothek  (1790)  4,  63S. 

d))  gewächse  zwischen  den  äugen  und  denen  augenliedern. 
Chomel  4,  1034;  encanthis,  frz.  mure,  ein  gewächs  am  groszen 
augenwinkel.  Bernstein  chirurg.  lexikon  (1783)  1,220. 

e))  gewächse,  welche  bei  den  mandeln  oder  hinten  in  dem 
munde  auswachsen.  Chomel  4, 1034;  eine  geschwulst  am  Zahn- 
fleisch, ein  zahnfleischgewächs.  Bernstein  chirurg.  lexikon 
(1783)  1,230. 

f))  gewächse  in  der  nasen.  Chomel  4,1034;  vgl.  oben  aus 
Gottsched  beobachtungen  116. 

g))  gewächse  in  dem  hertzen,  gewflchse  auf  dem  Dabei  u.  a. 
Chohel  4, 1034. 

b)  in  beziehung  auf  die  thierwelt. 

«)  so  ein  rosz  ein  gewächs  hat,  dasz  es  daran  hinkt. 
Sedter  roszarznei  285;  gewächse  bei  den  pferden.  Chomel  4,1033*. 
gewächs  am  fleisch.  Pinter  p/erdescAafz  420* ;  Überbein,  bein- 
gewächs.  421';  wann  die  studten  gefüllet,  so  bringet  das 
füllen  auf  der  zungen  ein  gewächs  mit  sich,  welches  man 
die  miltze  zu  nennen  pfleget.  444*. 

ß)  an  einem  ort  in  Asia,  den  man  der  Cancer  gegend 
nennet,  sind  kühe  eines  scheuszlichen  anblicks,  die  haben 
auff  den  vordem  buchen  am  hals  ein  hohes  gewächs  wie 
dicke  beubel.  Plinids  deutsch  von  Heyden  (Frankfurt  1651)  s.  308. 

c)  auf  übertragene  Verwendung  im  volksmunde  deutet  gwiechs 
(das  hochgeschnittene  rückentheil  am  kamisol  der  bauernmddchen) 
bei  Schmeller  2-,  839  hin: 

sagts,  um  mö  habts  denn  d'  gwiex 
droben  bei  der  üechs. 

Kaltenbrunner  gedickte  20,20'. 

4)  gewächs  als  Sammelname  für  gattungen  der  vegetabilischen 
weit,  es  stehen  sich  hier  mannigfache  abstufungen  des  bedeutungs- 
umfanges  gegenüber,  je  nach  dem  grade,  den  die  Verengerung 
erreicht  hat. 

a)  gewächs,  als  gesammtname  für  dcu  regnum  vegetabile: 
dann,  wenn  maus  eigentlich  nehmen  wollte,  leben  wir  im 
schlaff  nur  vitam  vegetativam  wie  die  kräuter  und  ge- 
wächse. HoHBERG  1,  246*  (Nürnberg  1687).  die  allgemeinste 
fassung  erhält  der  begriff  in  der  abgrenzung  des  gewächses  gegen 
andere  gruppen,  vor  allem  die  thierwelt.  die  Verbindung  mit 
der  erde  als  dem  gellungsbereich  der  gattung  läszt  für  den  um- 
fang ebenfalls  noch  weite  grenzen,  vgl.  erdgewächse  theil  3,  769. 
770.  ähnliche  anhaltspunkte  bietet  die  aufzählung  der  einzelnen 
arten,  die  im  inhalt  begriffen  sind,  in  allen  drei  gruppen  ist 
der  plural  gebräuchlich,  schon  die  Zusammenstellung  mit  Sub- 
stantiven, die  den  plural  begünstigen,  zieht  diesen  numerus  auch 
für  unser  wort  nach  sich,  andererseits  wird  da,  wo  einzelne 
artbegriffe  einander  gegenübergestellt  werden,  für  den  zusammen- 
fassenden gattungsbegriff  der  plural  ebenfalls  nahe  gelegt: 


4717  GEWXcnS  114  (pflani«nwelt) 

«)  1»      dar  (ftffrq)  hit  ein  hAlsn  uber-fwaif, 
darinn  da  leli  «In  «chröolilioh  ibltr. 
diMalblK  bai  verwOitai  ««bler 
die  laolieD  walt.  gawacbi  und  vlaeb. 

11.  Sacii*  (</«r  »iyennntt,  ua*  iireutuek  IkUr) 
im,  f>«T.  104,  *.  434: 

kein    gewich«  and    kein  der   wird  gefunden,    waa    flbenill 
gleich  gut  gedeilit.  F.  I»  J*ii<t  l,  160. 

3))  daa  iat  der  <-  >rpiia  der  nator,  darinnen  alle  himm- 
liacbe  croaturcn  und  lit;uren  und  gewichie  gebildet  «erden. 
J.  BliiiMK  Aurora  (AmUiriam  t«70)  a.  901;  ein  kind  muai  erat 
den  huden  kennen  lernen,  worauf  ea  gehören  ist^  gewichae, 
thiere  und  menschen ,  eb'  ea  etwa«  aualamliachea  faaaeo 
kann.  Hkinsr  (Ardiughiüo)  silmmtl.  werke  {Hamburg  IUI)  1,  &S; 
wie  man  ilies/.  hluHg  on  den  gewfichaen  und  thieren  daaigen 
landea  he oliacbtet,  die  alle  grAtaerer  natur  und  ton  atSrkerem 
vermögen  ala  irgend  aonat  wo  anzatreffen  aind.  F.  MOiiRt 
Qtnnefa  34; 

nachdem  (cbon  lAnKm  der  arda  ichooti 

gewicha'  und  TrOcbla  trug,  die  nahruDg  kOnfllgar  tbiara, 

rill  tlcli  der  fainre  ilioll  dar  alemenie  loa 

nnd  bildete  vernithlt,  daai  e*  die  tchöpTung  ilere, 

da*  grober  twar,  doch  auch  baaeelte  vlob;  . . . 

ALXiNeaa  üooUn  von  Uaint  »,  169, 

ß)  denn  er  {der  h^')  hat  mich  angezogen  mit  kleidern 
dea  heila,  und  mit  dem  rock  der  gerechtigkeit  gekleidet, 
wie  einen  brrutigam  mit  prieaterlichem  acbmuck  gezieret, 
nnd  wie  eine  braut  in  jrem  Kenchmeide  berdet.  denn  gleich 
wie  gOMeeba  ans  der  erden  wecbat,  und  «amen  im  garten 
aulTgehet.  also  wird  gerechtigkeit  und  lob  für  allen  beiden 
auffgehen,  aoa  dem  herrn.  i>OTBBa  Je$aicu  nt,  ti  {tieut  ertim 
terra  profert  gernun  euum;  gewSchs  bei  EcKundDiiTRiiBiacia, 
keim  Ecciargii«;  hlQroen  Konuaesa;  frucht /ürtcA^  6i(«l  ton 
1536);  und  (las  denn  der  zom  dea  herrn  ergrimme  aber 
euch,  und  «cblirsse  den  himel  zu,  daa  kein  regen  kome, 
and  die  erde  jr  gewecbae  nicht  gebe,  und  bald  umbkomet 
von  dem  guten  lande,  das  euch  der  herr  gegeben  hat.  Lornia 
b  Mos.  tl,  17  {ttee  Urra  det  gtrnun  num;  gewBchs  Eci  und 
Zärieher  bibel;  gewecbat  DiiTB!<BBacsa;  keim  Eccb8tbin  ; 
friicht  KoBiacEB);  daa  wasaer  quellet  auch  in  allen  leben- 
digen und  webenden  dingen  in  dieser  weit,  in  dem  waaser 
bestehet  der  leib  aller  dinge,  und  in  der  luft  der  geist,  ea 
Bei  fileich  im  fleische  oder  in  deo  gewachsen  auaz  der  erden. 
J.  ROhmk  Aurora  {Amsterdam  1670)  t.  6*2;  mit  den  metallen 
hats  eben  eine  substantz  und  gebart,  wie  mit  den  gewachsen 
Ql>er  der  erden.  490;  die  ge wachse  der  erden.  489;  achne«- 
wasser  erquicket  sehr  herrlich  die  erde,  und  ander  gewechs, 
ao  da  kein  regen  mit  froat  darzu  kOmpt  zwischen  zwei  eisz 
tu  stehen.  Colkrdb  das  ander  theü,  zum  calend.  perp.  gehörig 
{uw)  lii2;  ,-illein  dieser  partua  rerum  vcgetabilium  ist  nicht 
allen  geschlecbt  der  erdeu  gewechses  aud  eine  zeit  verordnet 
worden,  daa  sie  zugleich,  oder  miteinonder  geberen  aollen, 
Bondern  ein  jedes  enipfeiiet  und  gebieret  zu  seiner  zeit,  wie 
denn  auch  das  gcnogel  und  die  thier.  Colbbos  calertd.  perp. 
(1604)  t.  00;  denn  weil  der  monde  nach  gott,  des  gewechsea 
vorneniesler  regent  ist,  so  milssen  etliche  Sachen  geseet  oder 
gepflanzet  werden,  wenn  der  monde  unter  der  erden  ist. 
CüLERUS  hauibuch  (1627)  5.  258*. 

y)  gewöibs,  gewechsz,  gewecbse,  gewechst,  fruges,  frumen- 
(um,  arbor,  arbustus,  arundinetum,  DiEFKNBAcii-WrLCKKB  018*; 
arbor  gewechs.  tocab.  predic.  Dihfbnrach  44*;  ein  jedwedea 
gewachs  wird  entweder  durch  den  samen  oder  die  wartzeln 
oder  den  zweig  oder  die  Stangen  geptlantzl.  Haniaci  1&89; 
gewärhs,  ptanla,  propago,  slirps,  viviradi»  Stielbb  3400;  die 
haiiptciutbeiluug  der  gewachse  bestehet  in  kräutern,  standen 
nnd  bäumen.  Chombl  4,  1030;  gewfichs  .  .  .  eine  allge- 
meine benennung  aller  aas  der  erde  wachsenden  vege- 
tabilischen kOrper,  aller  produkle  dea  pQanzenreiches.  Aobldnc 
S,041;  gowflchs,  Planta  est  veijetabile  integrum  ^  tu«  tr^orem 
velis  sive  fruttcam,  stve  herham .  . .  plania  ergo,  ftl  MpefaM* 
tretcit  et  viiit,  sicque  a  fossilthus  omnibus  difftrt,  quod  ttruetuf 
itterminata  gaudeat,  ab  anmaltbut,  quod  vera  stnsibilitate  ttreat. 
Blarcard  lexie.  mediein.  %  973. 

ö)  dann  in  der  göttlichen  pomp  gehet  gleicbwol  herfUr 
allerlei  gewAchs  von  bäumen,  Stauden  und  allerlei  fruchu 
J.  Böhms  ilürora  «.  93;  timen,  allerlei  weiche  bender,  von 
was  gewachsen  ai  joch  seigind,  von  weiden  birken  etc. 
Frisios   t3S0'. 

<)  seintcinal  go(t  der  allmechtig  der  anfang  und  aller  erat 
aller   gcwechsen  ertinder,  erscbalTer . . .  pleibeo   wurt  Bocb 


'6KWÄCB8  II  4  (pnaaxfQwHt)         4718 


hauterhiA  (Strutkvf  11*1)  ewnrfe  1}  hl  4«r  Mmi  »un 
drr  undero  aphaer,  *o  M  ii$  ok«r  tpbatr  fntai:  iJelrt 
allemal  di«  gewlek«,  ioMcrt  web  H»  kiWBlUdM  vtMM 
belffen.  l'ABACStJiia  tptn  (BtaH  UN)  «.•»(•••  irr  attnammtf); 
gewlchse,  wefttoHUa  Ntaiiica  %,  t«;  41«  §tmUkM^  fliMi«, 
tlu  9*g«MUi.  Ecsaa  (IMI)  S,M4*i  iU  gtirtcha«  «frfiM«. 
FiCB  änisek.  nfl.  Um.  3,  tn*{ 

•leb  I  dB  gllDii  das  («bttaek.  falder  «»d  dafUHi« 

balne  bliiiwnd  «oa  khbUai  las, 

der  die  gewacb»«  «rfrlecbet.  ■Bbrei.  ■•4  aiirfcer« 

woblgerüche  suai  blmmel  •abt«BL 

';aiLLriBIBa  (•■  Ht  aswB»)  1^.71. 
b)  aus  dem  getommlbegriff  der  pflainnsMll  M  4»  kMW- 
wuehs  autgestttlosten:  erstlieb  wird  daa  «rate  (ft«ldw)  «Od 
den  pflanzen  gebraucht,  weil  «i«  wacbaM,  doch  atkr  vm 
kleinen  arten,  als  von  groaten  blumcB,  aia  pitM  «oll 
BchAner  genflcbae,  bedeutet  eben  keinea  oksIfutM,  thtr 
wohl  einen  blumeu  und  krflotergarten.  GorraaiB*  httkatk 
tungen  116;  omcA  Adblukc  a.  o.  a.  bemerkt  ßr  gewlcba  als 
benennung  aller  produett  des  pflantenraehs :  beaondcr«  der 
kleinen  arten  desselben,  mit  ausschlieazung  der  btaa*. 

a)  ao  wil  ich  euch  regen  geben  zo  aeiner  laÜ,  «04  4m 
Und  sol  sein  gewechs  geben,  und  die  beosM  aaff  itm  UUt 
Ir  fruchte  hringeo.  Lutbbb  S  Ifoi.  31^4  (ßt  km  gi§»it  fmmf 
suum ;  gewecha  Züricher  bibel,  Strattimt»  IM  und  DuTsa- 
BEBCia;  keim  Eccbstbi!«  ;  blomen  oder  frflcht  Kosobceb);  zum 
dritten  kann  daa  verbieten  nicht  ataUbaben,  wann  jemand 
bäume  oder  gewacba  hatte,  bo  auf  daa  Dacbbarn  aostoasead« 
gründe  hingen.  Picios  drei  büdur  uam  iievlMuktiUu  i.3M; 
gleich  wie  die  enget  seind,  alao  aacb  die  gewlcbae  ood  dia 
frQcbte,  allea  auaz  göttlicher  kraffL  J.  Böaaa  Aurm»  «.114; 
dabei  beschrieb  ich  ihm  den  gegeowlrtigen  znsUiod  der 
Inseln  und  des  festen  landea;  gaadlackaften,  aitten  und  ge- 
brflache,  feate  and  spiele,  klima,  jahresteiteo,  wind  und 
Wetter,  gewachse  und  TrOcbte,  nnd  waa  von  deo  alten  nocb 
flbrig  isL  Hbinsb  {Ardingtullo)  sdmmtlicJu  sdmflen  i,M; 

ohne  samen  und  pDeg  eatkelaaen  alle  gawleha«, 
weisen  und  canta  deoi  boden,  und  «die  rebea.  die  tragaa 
wein  In  gescnwollenen  trauben,  und  gottea  regen  erolbri  Ibn. 
Voss  Od|f«j«ff  9, 109  (iiii.syuo«  ton  1781:  steigt  da«  gewIchs 
auf  in  iter  3.  awtqabe); 

ein  groser  vortheil  wird  es  immer  aein,  dasz  man  in  dem 

lande  allerhand  gewachse  baue J.  J.  Rrinbab»  »rrMtacftic 

tchrifUn  {Frankfurt  und  Leipzig  1769)  achtet  ttitk  UM. 

ß)  so  bildet  sich  vereinzelt  die  sonderbedtutumf  «M  getriM» 
Aerauj : 

t))  uberflUsaig  und  allzubeuffig  daw  ond  nlbal,  !■  afril 
und  meimonat ,  wenn  die  erd  jhr  eratgewecba  herfflr  hr<*|l, 
ist  scbediicb  dem  saaU  Colebob  das  ander  tketl  itm  M. 
perp.  sugehörig  s,  104 ;  das  land  giebt  sein  gewicbs ;  daraaUr 
kann  nebst  den  gartenkriatem  daa  getraid  and  bca  vai^ 
atanden  werden.  GorracaBD  bevbukhtufen  iie. 

3))  da  sagt  er  {Battkaltmiut  Hund),  die  von  Bochea  hatte* 
ihm  einen  grossen  gebaaten  acker,  ein  morgeo  to.  oder  13. 
mit  frucht,  »das  heiut  in  der  l.affen  (Lappen),  ood  atAaat  aia 
holt  daran  das  heisxt  auch  in  der  Laffen  (Lappea),  dar  ia 
allem  gewachs  achön  erwachsen  war»  dass 
den  hat  sollen,  mit  allem  >iebe  zu  Bacbta  firtiMlIak 
williger  weisz  darein  getrieben.  GD>n  v»<r  Btai 
lebensbeschretbung  {neudruek)  t.  M;  und  so  lang  er  {der  amdir 
bruder)  schätze  za  samblen  trachtete,  ward  aeia  kriegaa  bear 
zeratreuet,  denen  kanSleotta  kaaa  aa  za  obres,  daaa  ia 
dieses  unversLlndigeo  kflaigas  bade  tyraooei  rcfiarla,  daran 
kaufllen  und  verkaalHen  si«  aldar  Birkl«,  die  aatartbaM« 
verliefl'en,  und  das  gewicbs  verbraondie  ia  feldc.  Otiiasaa 
der  persiamiiche  baumgnU»  s.  14* ;  daa  okaa  daa,  daa  ar  (4ar 
kagel)  dea  ackers  gewacba  aidaracbtaft  aaa4  variarWt,  aar- 
atöaset  unnd  serkairacbat  ar  aaeh  Äa  aalawalWi  Cauaaa 
das  ander  ihetl  zum  caL  petf.  f(MHf  a.  MI. 

3))  in  der  landwirthsebad  baaaicbaat  ar  i/dtr  aaaM  fa«tcl«) 
alles  das,  waa  aaf  dea  feldc  gebaaat  «M,  feUMcbla 
(roggeo,  kora,  wicken  o.  dergL).  Dtaraaica  aalarAälariaaftaB 
keuid»irteTbuek  t,B98  (lAa  iBiai. 

4))  die  eltera  trösteten  sieb  mit  daa 
wtcbs.  J.  GorraBir  l,4t  (IsawaiyiiiaOt 
ROTTB  dtaUku  •mtdritk*  M  J.  Garratir  tL 

e)  aas  dem  tsfrif  dtr  pßnmumm  M 
siicA   dMt  fsireid«  «aegeMMaaMa;    ia 
da«  Mrl  4as,  ms  ia  Jas  fslM  dt 


4719  GEWÄCHS  114  (pOanzenvvelt) 

tick  jedoch  wiederum  engere  und  weitere  begriffe  entgegen  stehen, 
der  weiteste  begriff  berührt  sich  mit  der  hauptverwendung  von 
pflanze,  vgl.  theil  7, 1709 ,  wofür  die  mittelhochdeutsche  spräche 
kröt  bevorzugte;  die  engeren  bedeutungen  scheiden  sich  wie 
zier-  und  nutzpflanze. 

a)  gewächs,  pianta  Ferbo  Montano  (Leipzig  1700)  139'; 
ebenso  Castelli  130S';  gewächs,  plaiita  Tu.  Spieser  novum 
lexicon  univers.  {Basel  1700)  15ü'.  Weissmann  156;  von  pflanzung 
des  gevvüchses.  Pegids  drei  büchcr  von  dienstbahrkeiten  (Frank- 
furt und  Leipzig  1718)  s.  40S;  gewächs  . . .  kut  mit  dem  worte 
pflantze  einerlei  bedeutung.  Jdsti  Ökonom,  wb.  (1769)  1,1284; 
gewächse,  dieser  name  ist  mit  deme  der  pflanzen  gleichbedeu- 
tend. Dietrich  naturhist.  handwb,  1,593  (Ulm  1816);  als  sie 
{die  frauenzimmer  und  Junker)  nun  erschienen,  und  doch  ein 
grosser  schnee  draussen  la|,  do  begab  sich  in  D.  Fausti 
garten  ein  herrlich  und  lustig  spectacul,  dann  es  war  in 
seinem  garten  kein  schnee  zusehen,  sondern  ein  schöner 
Sommer,  mit  allerlei  gewächsz,  dasz  auch  das  grasz  mit 
allerlei  schönen  blumen  dahir  blühet  und  grünet.  Faustbuch 
von  Spiesx,  neudruck  191. 

ß)  gegensatx  von  nutz-  und  Zierpflanze. 

1))  in  suma  es  ist  sunst  durch  aus  zur  selbigen  zeitt  an 
fruchtbarem  gewexs  in  solchen  gärtten  nichts  zu  sehen  ge- 
wesztt  als  beriertte  cittronen  hocken.  Krafft  reisen  und 
gefangenschaft  s.  71  (litter.  ver.  61) ;  wie  die  gewächse  im 
kräuter-garten  auszutheilen.  Hobberg  georgica  curiosa  (Nürn- 
berg 16S7)  1,  s.  6S6;  gartengewächse  nennet  man  diejenigen 
pflanzen  und  kräuter,  welche  in  den  gärten  gezogen  werden, 
die  man  isset,  ehe  sie  zur  nöthigen  reife  gelangen  und 
wieder  saamen  trugen,  artischoken,  spargel,  kohl,  mohrrüben. 
Stoscb  versuch  (1777)  1531 ;  in  der  gärtnerei  faszt  er  {der 
name  gewächs)  alles  dasjenige  in  sich,  was  1)  in  menge  auf 
den  ackern  gezogen  wird,  aber  gartencultur  genieszt,  feld- 
gartengewächse  wie  anis,  fenchel,  senf  u.  a.  (handelsgewächse) 
oder  hanf,  flachs  (manufacturgewächse)  oder  waid,  saflor, 
färberröthe  (farbgewächse) ;  2)  in  gärten  gepflanzt  wird, 
kücheiigartengewächse  wie  petersilie  u.  a.  (suppenkräuter), 
Spinat,  kohl  (gemüsekräuter),  sellerie,  pastinak  u.  a.  (Wurzel- 
gewächse), Schalotten,  zwiebel  u.  a.  (Zwiebelgewächse),  salbei, 
thimian  (gewürzpflanzen),  isop,  melisse  (arzneigewächse),  salat 
(salatgewächse).  Dieterich  naturhist.  handwb.  1,  ö93. 

2))  die  mannigfaltigkeit  der  gewächse  gibt  einem  garten 
weit  grösseren  zierrat,  als  wenn  sie  alle  von  einerlei  gatlung 
sind.  Weichiiann  poesie  der  Nieder  -  Sachsen  (Hamburg  1721) 
vorrede;  kein  gärtner  hut  noch  seine  gewächse  nach  dem 
blauen  oder  rothen  topfe  genannt,  in  die  er  sie  etwa  setzte. 
Herdeh  (vom  erkennen  und  empßnden  1778)  8,231  Suphan;  so 
ofl't  der  gärtner  mit  seinen  frembden  gewachsen  berpralte, 
. . .  hielt  er  allzeit  eine  schlechte  feldblume  dargegen.  Weise 
die  drei  ärgsten  erznarren,  neudruck  s.  47. 

y)  nur  vereinzelt  schränkt  sich  der  galtungsname  auf  das 
wildwachsende  ein:  reinige  und  fege  auch  die  rören  von 
allerlei  gewechse  unnd  nixflachse,  damit  der  leidige  sattan 
disz  gehöre  gern  verwachsen  lassen,  und  das  kein  frosch 
oder  kröte  disz  rürwerck  verstopffe.  Matthesius  vorrede  zu 
Luthers  leben  und  sterben  0  2'  (1567);  gewächs  an  den  bäumen, 
bosse  Hondeau-Buxtorkf  253'.  vgl.  dazu  sp.Alil. 

5)  übertiagen  auf  geistige  produclion  :  hier  liebe  frau  ein 
büschel  eignen  gcwäclises  ists  ihnen  nach  der  gestrigen  thor- 
heit  wohl  geworden.  Göthe  an  frau  von  Stein  (26.  mai  vr,6) 
briefe  3,71;  es  gibt  ganze  reihen  von  phrasenbildungen  und 
Jamben-  oder  prosasälzen,  welche  wie  zellengewebe  sich  aus 
diesem  Schlegel-Tieck-Shakespeare  bei  begabten  leuten  fast 
von  selbst  einstellen  und  weiterwuchern,  bis  man  sie  abzu- 
schneiden und  eigenem  gewächse  platz  zu  machen  lernt. 
G.  Keller  (an  Emil  Kuh,  18.  nov.  1873)  bei  Bäcbtold  3,  122; 
narrheiten  von  ihrem  eigenen  gewächs.  Wieland  13,12;  vgl. 
auch  unten  gewächs  =  wein. 

6)  gewächs  in  individualisierender  Verwendung,  die  gruppe 
knüpft  an  die  vorhergehende  an,  insofern  sie  wesentlich  inner- 
halb der  Pflanzenwelt  sich  hält  (vgl.  jedoch  b).  der  gattungs- 
begriff  wird  durch  einschränkende  bentimmunyen  oder  durch  den 
Zusammenhang  zum  artbegriff  verengt,  der  sich  dann  für  einzelne 
Verwendungen  festsetzt,  hierfür  tritt  in  erster  linie  der  plural 
ein.  der  singulargebrauch  dagegen  dient  hauptsächlich  dazu, 
einen  einzelnen  träger  der  art  zum  ausdruck  zu  bringen. 

a)  die  Verwendungen  mit  beziehung  auf  die  Pflanzenwelt. 
a)  der  plural:  ich  durchdachte  Jägers   miszbildungen  der 


GEWÄCHS  115  (pllaiize) 


4720 


gewächse,   ingleichen  Philipp  ß.,  pflunzenkrankheiten.   Göthe 
(tag  und  jahreshefte)  32, 111. 

1))  einschränkende  bestimmungen  beziehen  sich  auf  die  her- 
kunft:  o))  eine  merkwürdige  dauerbarkeit  und  Zähigkeit 
macht  diese  kleineu  vegetabilischen  Organismen  selbst  noch 
mitten  in  der  knospen-  und  blüthezeit  unempfindlich  gegen 
einen  temperatur-  und  Witterungswechsel,  dem  die  tieflän- 
dischen gewächse  ei  liegen  müszten.  Tscuudi  das  thierleben  der 
alpenwelt  491; 

bleibet  hier  auszen  Bellyn,  und  laszt  die  gräser  und  kräuter 
uach  belieben  euch  schmeclien,  es  bringen  diese  gebirge 
manche  gewächse  hervor,  gesund  und  guten  geschinaclces. 
GöTUK  {üeiiielie  fucits)  40,08. 

b))  den  groszvater  des  grafen  hatte  vor  fünfzig  jähren  die 
forstcultur  ernstlich  beschäftigt,  wobei  er  denn  nordameri- 
kanische gewächse  der  deutschen  laudesart  anzueignen 
trachtete.  Göthk  (tag  und  jahreshefte)  31,  228;  man  hat  auch 
ausländische  bäume  und  pflanzen,  welche,  weil  sie  die  kälte 
nicht  vertragen  können,  in  besondern  dazu  eingerichteten 
häusern  müssen  verwahret  werden,  diese  nennen  die  gärtner 
bisweilen  schlechtweg  und  gleichsam  xut'  eioxTjv  gewächse. 
die  häuser  worin  sie  aufbehalten  werden,  heissen  gewächs- 
häuser.  Stoscu  versuch  1531 ;  in  diesem  (haus)  wohnte  dazu- 
mal mit  einem  alten  diener  ganz  allein  ein  sonderlicher 
mann,  der  war  in  natürlicher  kunst  und  in  arzneikunst  sehr 
gelehrt  und  war  mit  seinem  herrn,  dem  grafen,  weil  in  der 
weit  herumgereist,  in  heiszen  ländern,  von  wo  er  manche 
Seltsamkeit,  an  tieren,  vielerlei  gewachsen  und  meerwundern 
hinaus  nach  Schwaben  brachte.  Mörike  (hutzelmdnnlein)  ges. 
erzählungen  2%  141. 

c))  die  wilden  blattpQanzen  am  wege  lieszen  saftlos  ihre 
blätter  hängen,  sie  waren  mit  graulichem  staub  überzogen 
und  sahen  aus  wie  gewächse  einer  untergegangenen  weit, 
die  vor  vielen  jähren  einmal  grün  war  und  blütbeu  trug. 
Freytag  {soll  und  haben)  ges.  werke  4,  335. 

2))  kennzeichnung  bestimmter  eigenschaften, 

a))  höhere  gewächsz  und  pflantzen.  Bock  kräuterbuch  vor- 
rede a5';  dieses  lebensprincip  manifestiert  sich  in  den  längen- 
fasern, die  wir  als  biegsame  fäden  zu  dem  mannigfaltigsten 
gebrauch  benutzen;  es  ist  dasjenige  was  bei  den  bäumen 
das  holz  macht,  was  die  einjährigen,  zweijährigen  aufrecht 
erhält,  ja  selbst  in  rankenden  kriechenden  gewachsen  die 
ausdehnung  von  knoten  zu  knoten  bewirkt.  Göthe  (über  die 
spiral-tendenz  der  Vegetation)  55, 100;  wein-  und  rosenstöcken, 
und  dergleichen  andern  in  der  erde  sitzenden  gewachsen. 
Hobberg  2,48';  es  war  ihr  eine  epheulaube  gebaut  worden 
mit  hängelampen  und  rankenden  gewachsen  in  zierlich  ge- 
brannten, aufgehängten  topfen.  Gutzkow  ritter  vom  geiste  3, 
cap.  10. 

weiche  gewächse  tou  selbst  in  die  stralende  luft  sich 

erheben, 
fruchtlos  steigen  sie  zwar,  doch  froh  und  mutiger  stärke : 
denn  sie  treibt  im  boden  natur. 

Voss  Vergils  georgica  II,  47  (sponle  sua  quae  se  tollunt 

in  luminis  auras). 
tu  paimengipfeln  schlugen  auf  die  Säulen 
und  der  azur  des  himmels  strahlt  herein, 
arome  würzen  wollustwarme  lüfte, 
die  riesigen  gewächse  mächtig  rauschen. 

S.  WiKSB  Üun  Juan  (1840)  s.  46. 

b))  die  hitzige  brennende  gewächs  gemanen  mich  der 
heissen  erdr&ben  zu  gedencken,  genant  cyclaminus.  Bück 
kräuterbuch  s.  342';  aus  der  kalten  rauhen  erden  schiiellen 
vil  hitziger  gewechs,  des  man  sich  wol  mag  verwunderen, 
als  fürnemlich  die  gemeine  brennende  nessel.  s.  l;  die  kalten 
und  schatten  liebende  gewächse.  Houbebg  georgica  curiosa 
(Nürnberg  1687)  1,  ü86. 

c))  an  den  feuchten  rändern  verschiedener  sumpfgründe 
des  melancholischen  reviers  um  Einsiedeln,  bietet  sich  dem 
butaniker  eine  der  seltsamsten  schweizerpflanzen  dar... 
auch  sie  ist  unstreitig  wohl  den  zahlreichen  gewachsen  mit 
beizuzählen,  welche  der  kultur  unserer  kunstgärtner  auf 
immer  unzugänglich  bleiben  werden.  Mattbisson  2, 183  (er- 
innerungen  1, 2). 

d))  hexandria  sind  solche  gewächse,  deren  blumen  sechs 
abgesonderte  Staubfäden  haben,  und  machen  Linne's  sechste 
classe  aus.  vollständiges  botanisches  Wörterbuch  {Frankfurt  und 
Leipzig  Wii)  4,806;  incompletae  sind  solche  gewächse  an 
deren  blumen  entweder  die  kröne  oder  der  kelch  fehlt,  und 
machen  bei  Royen   eine  eigene  classe   aus.  6, 85 ;   cerealia 


4721 


GEWÄCHS  115  (pflanie) 


GEWÄCHS  115  (pflanze) 


4722 


■iod  lolcbe  gewiicbie,  deren  ■nmeo  oder  wanela  neelig 
»iod,  und  wegrn  ihrer  uShreodeD  flg^nicbafl  fon  denen 
nieoRchcn  in  dieser  abilclit,  vornemlicb  aber  xu  meel  und 
brod  gi'braucbt  werden.  1,  7WI. 

«))  sie  fahrte  unniitlelbor  in  da«  glaibaae  der  ebemoligeo 
ornngiTie  und  wnr  im  barm  ken  geacbntncli  dee  rorigen  jshr- 
biindirli  darauf  anKelegt,  bubeo  fremdenbraucb  za  über- 
ra'*rlien,  wenn  man,  7um:il  in  diner  jabretzrlt ,  aua  drr 
tülcn  natur  in  eine  acliaoerlicbe  n:iebt  eingeln-len,  narb 
fünfzig  «rchzig  »chritten  plotzliih  rinrn  gnnxen  frObiing 
grilnetidrr  gewBcbae  bell  und  warm  :iut  einrr  m&rbtigen 
Ijliiüthiire  «ich  entgegenicucbti-n  «üb.  Moaiai  {mattr  NoUen) 
ge$.  sehiiptn  3, 130; 

f))  diene  gewncbne  werden  im  herbat  vor  dem  winter  glatt 
bei  der  erden  iibge<chnitten,  io  erhohlet  *ich  die  wurtzen 
dealo  heüxer.  \lot\tr.%a  aUtrhand  köttlidit  gttrdnkt  {\W)  $.  n». 

ß)  der  $ingulnrgrhTauth, 

I))  plania,  pHanze,  gewSchi,  «n  nennt  man  ein  orgnnlicbea 
gencbnpf  ohne  rnipflndung.  roiifMnd.  iotanuehtt  wb.  (l**&) 
7, 140;  gewflcbt,  %ni  p/an(«,  f>lanla.  ntutt  und  ausfühilithes 
ditlionariiim  {Genf  1704)  14«';  gew&rh»,  une  plante,  planta, 
una  pianU.  ViNKaoKti  (l'Sn)  14*:  jedea  gewBch^e,  quarltbel 
pUinla.  SriMaACN  Bit;  daa  gewUcb<e  bat  Iteine  nabrung, 
planta  nalyraU  alimento  dfitituttur.  tbendort;  daa  gewich« 
wird  von  den  «Armen  ani;efrrasrn.  ebendorl;  ein  gewicht, 
kraut,  eine  ptl.mze.  Biakcard  lexik.  medie.  2,  OT);  gewlcb«, 
a  pi»nt,  ea  kfift  or  any  Ibing,  Ibat  wnxei  or  grotei  ovt  of  Iht 
Htrtk,  a  fromtk  or  produttion  of  thi  ground  or  toü,  Earas 
(IMI)  1,  »44*:  ein  gewftrb«  teraetzen,  trantferre  phntam.  Kiatci 
i,  IT9*;  ein  gewAcba  eintetzen,  planlam  pangeri  StKinaAca  911; 
ein  gewnrh«  mit  befeuchtung  erquicken,  mit  fleiaz  ausheben, 
aoB  einem  mageren  hoden  io  einen  guten  Tenetzen.  ebendorl; 

nicht  tor  heiligem  wein  andrea  gewicht,  Varui,  rfir  angebaut, 
wo  mit  lockeren  au'o  Tlhur  umher,  Cctllut  bürg  tich  krlnitl 
Vom  Horat  {oiten  I.IH.I)  I,  :  **; 

wenn  ihr  aber  auch  wiszt,  was  an  mehl  aus  dem  ersten 
und  andern  s.ehe,  oder  aua  der  beutelkiste  kommt,  üo  tritt 
achnn  wieder  eine  andre  ungewiszheit  ein,  indem  daa  ge- 
ruhcte  und  getrocknete  mehl  schon  weit  ergiebiger  als  das 
friacbe,  so  wie  d.is  eine  gewacbs  gedeihlicher  als  daa  andere 
iüL  MO<R*  patriol.  phantas.  4,  140  {Berlin  t84S);  ohne  saroen- 
knrner  itt  keine  ernte,  kein  gewBchs  ohne  zarten  wurzeln 
und  «taubfUden.  iliaDaa  (vom  erkennen  und  empfinden)  S,  171 
Suphan, 

i))  wildes,  fremdes  gewSchs,  plante  $auragt,  ilranghe 
Ro!<otAt'-Bi'iTO«rr  2M';  ebenio  Sciiwaü  (i:82)  740;  ein  fremdes 
gewflchs,  a  foreign,  an  exolie  ptanl  or  grotcth.  Ebers  (1802) 
1,«14*;  eJcfiio  FAaaiNKtCcEi  2,50«';  gewflchs  zwischen  einer 
Staude  und  einem  kraut,  loiu-arftiweaN  (halbstaudt).  Rohdkao- 
BuxToarr  2&9\ 

s))  aber  mitt  Verwunderung  hnb  ich  iti  zwaien  girtten  ge- 
sehen die  aller  schOneste  und  5ehr  grosse  cittroo,  die  in 
warhaitt  iwaier  span  Inng  und  iber  einer  spann  dick  ge- 
wesen. ...  weils  ein  stnrckh  gewliss  und  gar  handig  nus 
der  band  znessen,  kindtte  einer  deren  tÜ  umb  ein  schlechtt.i 
gellt  »on  innen  bekhumen.  KPArrr  reiten  tind  gefangenschap 
1.70:  atlich,  ist  ein  bekanntes  gew  Achse,  und  eines  unter 
der  bauren  und  armer  leute  theriackraulern  zu  halten.  Iloii- 
BtRC  georjico  euriojo  1,  697';  es  ist  ein  gewechs,  d;is  man 
nennet  paoava  und  ligrum  moincense,  denn  es  wech-t  in 
Molucis.  CoLFRcs  hausibueh  ».  C3ä';  in  Scyttiien ,  oder  Tar- 
larien,  säet  man  einen  saamen,  den  melonen :  oder  cucumer- 
saamen  fast  gleich,  in  die  erde,  daraus  kommet  ein  ge- 
wach«, welches  sie  Borametz  nenr.en.  Marti-«  Zmllfr  hundeit 
episteln  s.  M)S  (1603):  dort  blühet  ein  gewärhse  »on  weichen 
blättern.  Wikiard  32,  tflO;  dagegen  musz  ich  gestehen,  dasi 
min  mir  die  pewöhnl  che  kastanie  in  sirauchgesialt  als  ein 
seltenes  gew.lchs  geieijit  hat,  welches  im  winter  einge- 
wickelt wird.  BisvARC»  briefe  an  teive  frau  (f».  ;iini  I8:>9)».  72. 

4))  ebenda  {im  römischen  Vntfrgermanien)  gedieh  anch  wohl 
in  jnngfr9uiichem  mtuschhoden  der  rrtticb  zu  der  grOsze 
eines  kindes,  was  Plinius  19  §  s»  rersichert,  wahrend  der 
wilde  Spargel  oder  nach  dem  scherz  des  Tiherius  (Plin.  19 
{  14»)  das  dem  spargel  Ähnlichste  gewAchs  sich  reicb'ich  in 
Obergermanien  fand.  MCllknaoff  deuttcht  alltTthumskund* 
4,  tu. 

5))  der  austcedrnrkt  Ton  disem  gewSchs  (relsek  srhmerUl) 
ii»  fliessende  fearbie  sittersiea  oder  flecken,  damit 


gesafbel,  war  i»  «Itl  im  Mag  ala  iratttar  TertuclMa  za 
esxen.  Bocs  krtttttrhveh  {Strtmhurt  IUI)  t,  MI*;  ala«  iai  4tr 
atengel  des  gtweekscs  reifet  an4  kanwMllt,  hliMJIg  ML 

LTarRMKiea  ifitkretbun§  inflmtnL  mirkuM^tn  »tter  «rd§e»itkM 
It67>')  62:  nun  well  diät  gaweehs  deo  nebreroibeil  auf  iaa 
hOchttra  febirgea  siebt,  ond  furkombt,  wirdi  ts  omb  i»n 
heiligen  creutzes  erfinduogtlag . . .  aost  eioeoi  kOtsrada« 
Stengel . .  berfOr  zuscbirtsen  gesebea.  i.  as*;  w  wird  dabero 
auch  der  sommer.  nod  winierrtps  tuverllttig  gedeihea,  wir 
können  io  Teuischlaode  deo  acker  nicht  better  alt  darck 
dieses  gewicbs  benutteo.  J.  J.  RaütaAsa  term.  nkr.  (|2«| 
1100  (S.i(OcA);  ich  glaube,  n  «flrde  auch  dieses  |awlcM 
{kieterling)  vor  Finland  sehr  taaglich  sein.  Iial. 

b)  übertr^igung  auf  mentrh'uht  inSMdwtn, 

a)  der  tergUieh  wird  durch  einulnt  stferfiirckfr/Urt.*  WBi  Mt 
same  wQrde  sein  wie  tand,  und  da*  gewecfcaa  Mm*  Wk« 
wie  dea  teiliigeo  kies  des  oame  nicht  mtri»  — sfarettat 
noch  Tertitget  für  mir.  Liraia  Jeu  41,1»  (et  fuiuH  qutn 
arena  lemen  tuum,  et  itirpt  uteri  tui  ut  UptUi  ejut;  deinet 
liibs  gewflchs.  DuTKNatacaa:  daz  gascbleebt  deiot  baocbs. 
EcccsTEiN  und  KoaracKR;  die  frflebt  dines  libt.  ZMeher 
bibel;  der  stammen  dein«  leibs.  Ec>);  sibe,  as  koinpt  die 
zeit,  spricht  der  berr,  das  ich  das  gnedige  wort  erwecke! 
wil,  welche  ich  dem  baute  Israel  und  dem  banse  Jod»  g»> 
redt  habe,  in  den<elbigeo  tagen  und  zur  selbigen  zeit,  wil 
ich  dem  David  ein  gerecht  gewechs  aufTgrben  Ittten  (und 
sol  ein  kOnif  sein  der  wol  regieren  wird).  Lcraia  Jtrem. 
33,  15  ((«rwiiiiar«  faeiam  David  gtrmen  juitum;  gewechs 
DiKTiNBiscia;  den  keim  des  recbiz.  Eccisma  ;  blomeo  der 
gerechtigkeli.  KoaofiCRa:  keim  der  gerechtigkait.  Ect;  pflanit 
der  gerechtigkeit.  Züiieher  bAel)  9gL  dan  Lcraaa  Jer.  23,  S 
{germen  juttum;  hier  auch  bei  Ecs  itiidDuTiüataCia  gewicl  a); 
der  frflhe  Iod  des  weisesten  und  tagend baftetten  herrachera 
kann  einen  unmQndigeo  in  den  binden  solcher  weibar, 
solcher  kflmmerlinge  lassen,  in  welchen  das  zarte  gewiehaa 
zu  keiner  tugenil  umgebopen,  nach  der  leitung  des  laatera 
erstarket  Halles  Alfred  (Witn  1763)  i.  M;  sein  treibhaoa, 
das  ihn  aufertog  und  zudeckte,  bleichte  gana  natOrlicb  seine 
lilienbnut  xu  einem  weiszen  grund,  anf  welchen  zwei  wangeo- 
roseo  . .  and  die  dunklere  feste  rosenknospe  der  oberlippa  ga- 
blasen waren  ...  endlich  halten  weder  anstrengang,  noch 
leidenschaflen,  ihren  waldhammer  in  die  scharfen  lettem  des- 
selben in  dieses  schOne  gewflchs  geschlagen  und  ihm  war 
noch  kein  todesurtheil.  das  seinen  fall  bezeichnet,  io  seine 
rinde  eingeschnitten.  Jeak  I'al-l  untichthan  logt  t,M;  ick 
bringe  ihnen  nicht  eins  vor  den  prächtigen  gewachsen ,  die 
hier  im  thiergarten  gepflegt  werden,  auch  keine  goldn«rhe 
ans  dem  dunkeln  wasser,  über  dem  das  griechische  gOtter- 
bild  lächelnd  steht:  warum  aber  sollte  ich  ihnen  diese  an- 
schuldigen blQthen,  die  immer  wieder  frisch  ans  der  erda 
dringen,  nicht  nochmals  darreichen?  W.  Gaiaa  kindtr-  und 
haustmdrchen,  s.  Vlll;  so  wird  dir  auch  dasselbe  bildnog«- 
gesetz  höherer  natur  offenbar  werden  io  den  palnen,  cedera 
nod  eisbeo  der  deutschen  familien  und  io  ihrem  mnose. 
zwischen  jenen  forsten  nnd  diesem  pöhel  aber  wird  dir  ein 
mittleres  gewAchs  als  das  Terbreitetste  erscheinen,  nxht  er- 
haben wie  jene,  nicht  veniclitlicb  wie  dieses,  sondern 
mnsziger  grOsze,  doch  aber  grosx  genug,  am  von  den  oberen 
Inften  noch  angeweht  za  werden,  welche  die  krönen  der 
rarsten  umspielen.  laniaNARü  memarabiUen  (IMO)  |,tl*. 

ß)  das  wutapkoriseht  mowunt  trüt  smriek: 

I))  im  Singular:  dasz  er  weder  durcb  to  vieles  liebkose« 
veniirtelt  noch  durch  Schmeicheleien  eitel  und  etobildisek 
gemacht  werde,  soll  eine  der  angelataastan  aoffta  allar 
derer  sein,  denen  du  dieses  edle  gawtcka  i«  ft*§ttt  aa- 
vertraiit.  \Vikla!«d  24,17;  da  stehe  irk  in  ncinrr  wackaa»- 
ket  ohne  schlaf, —  tchenkl  nur  voll!  —  ein  safgrrSoiiHcr, 
brauchbarer  mann,  ein  slraBiea  gcwlcba  von  baopt  zum 
fust.  laasaHAüR  {fafinfntUr  linet  trtmän)  •,  IS3;  ich  fange 
an  mit  der  goldigen  frao,  ainan  freadaa  gawicbs  auf  diesem 
boden.  A.  von  Oaosra-HOLsaorr  2, 327 ;  eine  gilfln  Harrarb 
aus  Dresden,  die  bei  sick  ein  frlulein  von  der  Moael  kal, 
kein  geringes  gewAcbs.  BnvAact  an  stin*n  tattr  K  asfwl  1844; 
der  inallerknrcbt  (hii  frrfkAf  foa  OtawiH)  ein  aMltkerxig- 
sentimentales  gewAcbs,  bllt  die  mitte  zwischen  leben  and 
tod.  Hebbel  bruftteeksel  1,4«. 

2))  im  plural:  da<  voick  das  wir  gesehen  babao,  ist 
gerader  linge:   da  kaben  »ir   gtackaa   dia  groaaa  «madcr 


4723       GEWÄCHS  116  (mit  possessivpron.) 

^ewächsz  SUD  Enak.  Eck  4  Mos.  13, 33  {et  vidimus  monstra 
quaedam  filiorum  Enac  de  genere  gigantes;  wir  sahen  auch 
wunder  grosse  Icut  daselbst.  Dietenbergeb);  v^I.  oben  sp.  4713 ; 

wir  wandelten  zufrieden, 

wir  glaubten  uns  zu  zwei, 

doch  anders  war's  besctiieden, 

und  sieh!  wir  waren  drei, 

und  vier'  und  fünf  und  sechse; 

sie  saszen  um  den  topl', 

und  nun  sind  die  gewäcbse 

fast  all'  uns  übern  köpf.       Götue  1,127; 

es  sind  vielleicht  nicht  die  schlechteren  gewächse  der 
schule,  welche  für  das,  dessen  zweck  sie  einstweilen  nicht 
einsehen,  böswilligst  keinen  sinn  zeigen  und  beharrlich  darin 
nichts  thun.  G.Keller  der  grüne  Heinrich  (1854)  1,361. 

jf)  sehr  beliebt  ist  in  der  zwanglosen  spräche  die  Verbindung 
ärmliches  gewächs,  klägliches  gewächs: 

da  sieht  unser  Wilhelm  rexe 
sich  das  klägliche  gewächse 
mit  den  königsaugen  an. 
sagte  gar  nichts  weiter,  sundern 
wandte  sich,  so  dasz  bewundern 
jener  seinen  rücken  kann. 

W.  Kreusler  'köniu  WUlielm  sasz  ganz  heiter'. 

ähnliche  entwicklung  bei  pflanze,  frucht,  kraut,  vgl.  Berliner 
pflanze,  ein  nettes  frilchtchen,  böses  kraut  theil  5,  2112.  vgl. 
inutilis  herba  bei  Ovid;  ital.  mal'  erba. 

c)  Übertragung   auf  abstracle   begriffe: 

a)  dem  grüszesten  Verächter  des  menschengeschlechls 
isls  indessen  unläugbar,  dasz  in  so  viel  wilde  ranken  Ver- 
nunft und  freiheit  unter  den  kindern  der  erde  aufgesclioszen 
sind,  diese  edlen  gewächse  unter  dem  lichte  der  sonne  auch 
schöne  fruchte  getragen  haben.  Herder  {ideen  zur  philos.  der 
geschichte)  zur  philos.  3,175;  dasz  aber  Staaten,  als  einrich- 
tungen  der  menschen,  als  kinder  der  zelten,  ja  oft  als  blosse 
gewächse  des  Zufalls,  glücklicherweise  alter  und  Jugend  .  . . 
haben,  zur  phil.  3,24;  während  in  England ...  der  Staat  ein 
irrationales  gewächs  blieb  und  in  gebrauchen,  meinungen 
und  Sitten  das  mittelalter  und  die  Scholastik  ihre  herrschaft 
behaupteten,  brach  Frankreich  die  ßastilie.  Hebn  «6er  Göthes 
H.  und  D.  31 ;  die  seltsamsten  gewächse  sprossten,  wie  durch 
einen  lauen  regen  hervorgelockt,  in  das  licht  des  tages 
empor  und  erfüllten  die  Zeitungen .  . .  mit  der  geschichte 
ihres  Wachstums  und  ihres  gedeihens.  Fb.  v.Uechtritz  deutsche 
vierteljahrsschr.  1842.  4,92;  das  umgekehrte  (verfahren)  bringt 
mich  dagegen  immer  zur  Verzweiflung,  denn  es  behandelt 
ein  unergründliches  mysterium  der  natur  wie  ein  rechen- 
exempel  und  kann  dem  miszgeschick,  handwerkerfabrikate 
und  natürliche  gewächse  alle  augenblick  mit  einander  zu 
verwechseln,  ja  ersterc  in  ihrer  logischen  zweckmäszigkeit 
den  letzteren  vorzuziehen,  darum  auf  keiue  weise  entgehen. 
Hebbel  briefwechsel  1,  427  {an  Kühne  16.  juni  1848). 

ß)  deutsch  blut  sei  noch  nicht  versiegen  noch  das  adlich 
gewächs  deutscher  tugend  ganz  ausgewurzelt.  Herder  zur 
philos.  13, 107  (HuUen) ;  ohne  einschränkung  ist  nur  die  preis- 
schrift  über  die  Wirkung  der  dichtkunst  als  ein  gewächs  des 
neuen  bodens  anzusprechen.  Supuan  einleit.  zu  band  8  der 
Herderausgabe  s.  6. 

6)  gewächs  als  Sammelname,  unbegrenzt  in  beziehung  auf 
gattungen  und  arten,  begrenzt  in  beziehung  auf  die  art  des 
loachsthums.  in  Verbindung  mit  dem  possessivpronomen  erhält 
gewächs  die  nebenbedeutung  eines  vom  träger  des  pronomens 
überwachten,  zu  seinen  gunsten  geleiteten  wachsthums: 

a)  ein  schwein  . .  meines  eignen  gewächses.  Wieland  (1853) 
34,  310. 

6)  kern  von  meinem  gewächs,  bU  de  man  cru.  Bondeaü- 
BuxTORFF  253';  das  ist  körn  von  meinem  gewächs.  Adelung 
a.  a.  0. 

c)  wein  von  meinem  gewächse  vgl.  sp.  4725. 

d)  vgl.  oben  büschel  eigenen  gewächses. 

7)  gewächs  für  eine  bestimmte  entwicklungsstufe  innerhalb 
der  gattungen  und  arten,  der  im  verbum  ruhende  begriff  der 
entwicklungsfähigkeil  macht  sich  hier  gellend,  innerhalb  der 
pflanzenweit  wird  das  blätterwerk  in  gegensatz  gestellt  zu  wurzel, 
stamm,  zweig  einerseits,  blüthe,  frucht  andererseits. 

a)  virilum  grünes  gewechs.  vocab.  rerum  1468  (Keller  Augs- 
burg) bei  DiEFENBACH  beitr.  z.  wissenschaßl.  künde  3^3';  ge- 
wächs, germen  Maaler  178*;  ^ermen ..,  der  saamen,  zwig, 
schosz  oder  gewächs.  Fhisids  602*;  ebenso  Bihelius  Bbb5'; 
gewächs,  plan/a,  ein  junges^puljus,  germen,  soioie*.  Kibscb  (1764) 


GEWÄCHS  \\1  (blattvvcrk) 


4724 


2,179';  slirps  stamm  eines  gewächs  oder  baums.  Frisius  (1568) 
1243*;  ebenso  Bihelius;  planta  de  arboribus,  ein  zwi  oder  ge- 
wächs an  bäumen  oder  kreutern.  Frisius  (1568)  1009*;  ebenso 
Bihelius  LLl3*;  plantarium,  zwiplatz,  ort  voll  zwien  oder 
junges  gewächses.  Fiiisius  (1568)  1009';  ebenso  Bihelius  LL  l  3* 
(zweigplalz  etc.);  im  gemeinen  leben  gilt  er  (der  name  ge- 
wächs) überhaupt  allen  jungen  pflanzen.  Dietericu  naturhist. 
handwb.  l,  593. 

b)  er  ist  zwar  gepflantzt,  aber  solt  er  geraten?  ja,  so 
bald  jn  der  Ostwind  rüren  wird,  wird  er  verdorren,  auff  dem 
platz  seines  gewechs.  Luther  Hesekicl  17, 10  (in  arcis  germinis 
sni  arescet,  dorret  in  dem  gertlein  seines  gewechszes.  Koburgeb  ; 
in  gründen  seines  gewächs.  Eck  ;  in  den  eckern  seins  keims. 
EcGESTEirt ;  uff  sinen  furchen  dorren  und  welck  werden. 
Züricher  bibel);  so  sprich  nu,  also  sagt  der  lierr,  herr,  soll 
der  geraten?  ja  man  wird  seine  wurtzel  ausrotten,  und  seine 
fruchte  abrcissen,  und  wird  verdorren,  das  alle  seines  ge- 
wechs bletler  verdorren  werden,  und  wird  nicht  geschehen 
durch  grossen  arm,  noch  viel  voicks,  auff  das  man  in  von 
seinen  wurlzeln  wegfüre.  Lother  Hesekiel  17,  9  (siccabit  omnes 
palmites  germinis  ejus,  alle  geschosz  seins  gewächs.  Eck; 
die  schüsling  seins  keims.  Eggestkin  ;  alle  schüsling  seiner 
grüne.  Koburgeb  ;  sine  grünen  schosz  dürr  und  sine  gerten 
welck.  Züricher  bibel;  und  also  seine  grüne  zweige  aus- 
trücknen.  Dietenbebger);  du  trenckest  seine  furchen,  und 
feuchtest  sein  gepflügtes,  mit  regen  machstu  es  weich, 
und  segenest  sein  gewechse.  Lutheb  psalm  65,  11  (laeta- 
bilur  germinans;  ebenso  Züricher  bibel;  wirt  erfreuwet  der 
keimend.  Eggestkin;  der  grünend.  Koburgeb;  das  sprosset. 
Eck);  item,  zwelftens,  der  neben  dem  holz  in  pannwäldern 
ein  streb  oder  plissen  samblet,  so  dem  jungen  gewex  ein 
schedliche  sach  ist,  und  den  der  waltmaister  attrapiert,  der 
ist  zur  straf  der  streb  verfallen  . .  .  Tiroler  weisthümer  4,  415  ; 
siebet  man,  das  des  frühlings  gewechs  oder  getreide,  blumen 
und  frucht  wird  überflüssiger,  heuffiger,  vollkomlicher,  und 
grösser  in  seinem  herfürkommenden  gewechs,  als  es  je  sonst 
gewöhnlich  pflegt  zu  sein,  so  befürchtet  man,  das  viel 
mandeln,  wenig  scheffel  geben  wollen.  Colerus  das  ander 
theil  zum  calendario  perpetuo  gehörig  s.  105;  die  äusserlichen 
gewächse  abschneiden.  Steindach  912. 

c)  in  dieser  bedeutung  wird  gewächs  ein  kunstgewerblicher 
ausdruck,  sofern  es  das  blattwerk  als  zierrath  in  der  goldschmiede- 
kunst,  in  der  glasmalerei  etc.  bezeichnet : 

geschwind  trat  in  den  kreis  hinein 
Uector  von  Troia,  der  held  allein, 
gantz  ernstlich  und  trutziger  gstalt, 
starcker  glidmas,  doch  nit  zu  alt, 
ungleicher  äugen,  ein  herrlich  mann; 
der  het  ein  stählen  bantzer  an, 
ein  sturrahut  auff  dem  haupte  sein, 
mit  gold  ein  gwechs  geschmeltzt  darein. 
11.  Sachs  (ein  wunäerharlick  (/esickt  Ucyser  Maximiliani) 
20,485  lieiler-Götze; 

item  was  der  stützen  oder  Stangen  von  reiner  arbeit,  als 
von  gewechs  und  laubwerck,  zu  dem  vergettern  oder  zu  den 
kennern,  kendel,  rinnen  und  zinnen ,  tauff  und  grabstein, 
dergleichen  etwas  wert,  das  sol  auch  nach  billigkeit  belohnt 
werden.  Leonhabt  Fronspehgeb  bauordnung  (1504)  s.  86*; 
wenn  du  wilt  vester  (fenster)  machen  mit  gemolten  glas, 
es  sei  pild  oder  gewechs  oder  woben  (wappen),  wellerlei  das 
ist:  so  mustu  dir  das  laszen  entwerfen  auf  papir  einen 
maier.  Mannkrt  miscellanea  (Nürnberg  \Wo)  ».114;  wiltu  aber 
klein  dink  machen,  das  subtiler  sol  sein,  von  plumen  oder 
andern  gewecbslein.  anweisung  zur  glasmalerei  (\.6.  Jahrhundert) 
Wackernagel  56. 

8)  eine  eigenartige  entwicklung  hat  der  gebrauch  von  gewächs 
tn  der  anwendung  auf  die  pflanzengattung  der  rebe  genommen, 
einzelne  Wortverbindungen  üblen  hier  nach  der  colleclivierenden 
wie  nach  der  individualisierenden  richtung  bestimmten  einflusz. 
innerhalb  dieser  entwicklung  machen  sich  die  unter  4 — 7  6«- 
obachteten  bedeutungsgruppen  wiederum  geltend. 

a)  Verbindungen  mit  rebe,  weinstock  etc.  es  sind  genetiv- 
verbindungen,  in  denen  die  rebe  im  subjectiven  genetiv  steht,  d.  h. 
den  ausgangspunkt  des  Wachstums  darstellt,  gewächs  bezieht  sich 
hier  nicht  wie  in  der  gruppe  l  auf  die  erste  entwicklungsstufe, 
sondern  auf  die  letzte,  auf  den  enderlrag.  die  ersten  belege 
stammen  aus  Luther:  warlich,  ich  sage  euch,  das  ich  hin- 
furt  nicht  trincken  werde  vom  gewechse  des  weinstocks,  bis 
auff  den  tag,  da  ichs  newe  trincke,  in  dem  reich  gottes 
{ix   %ov  yev^fiaxos  x^e   äfinilov).  Lutukb   Marcus  14,  25 


4725  GEWÄCHS  II  8  (weio) 

{ebtnto  ZüriehtT  bibel,  Emski,  Eck,  DuTKiikgaciit ;  von  dirr« 
gehurt  i\e»t*  wiuntückii.  ÜKHiiiii;  von  Jcni  it«tcbl«cbl  irr 
rebe.  Ecckitkin  und  KupuackR);  ibenio  vuu  tlieMoi  gewecbie 
des  wvinituckt  Lutiik*  Malth.  20,29; 

leb  warde  oiil  deo  R^liebuo 
nun  ulcbl  mebr  du  gtwtcbt  der  frolien  r«ba  |«nlMt«a. 
Klomtock  U'<utai  4,1111. 

b)  verbindungn  mit  wein. 

a)  llach  uoJ  weici  geweckt.  MOliMKt  eotmofr.  (163')  Cs'; 
weiu  gewüclii,  weinwaclit,  'growlh  of  wint'.  Itvtteh-engL  Usik. 
(I7IÜ)  7Ö7. 

f))  das  iit  wein  vun  lueini-in  eigenen  gewAcbne,  Ihal's  vine 
of  my  own  yroulh.  teuhth-tngl.  lejik.  lül;  vgl.  KiWCii  2,412'; 
»ein  vun  iiietniiu  ge\\Ücb»e,  vin  dt  mon  cru.  Ilu.>bKAU-Bux- 
TDR^r  2&3'.  Sc«wa>  (t7h2)  7lo;  Mulog«  kann  die  Verkäufer 
mit  teinem  eigenen  gewttdiHe  vertcken.  ADkLunc  a.  a.  o. ; 
weine  liefert  per  lUei  h:,  pf  eigenen  gewücln,  naturrein,  Jahr- 
gang iNtra  und  IS9Ü  M.  L.  weiuhrrghetilter.  ititunginoln. 

y)  wein  von  hcmuderein  gcwttchs,  vin  i'unt  lorle  (ttfx^cc) 
luuti  pailieuli^i.  ItuNDKAU-lluxTuRrr  2:>3';  ein  glas  i'unluk  vum 
hellen  gewilcliic.  Aukiunc  a.a.O.; 

wir  brluK»»  royirlirn,  wir  bringen  Kold, 
dum  wiilliraiiuli  ^llld  die  danieii  boid, 
und  hobun  «li  weht  von  gutem  gawacbx, 
10  trinken  wir  drei  lO  gut  aU  ihrer  tteU». 

CÖTHi  t,  185. 

S)  wa«  ist  dieurr  wein  für  ein  gewacht.  Faitca  2,412'; 
jener  wein  i»t  heuriges  gewSchiie,  lliat  ttine  it  of  Un$  y«ar'i 
grorM.  HiirciiT  2,  l,  401. 

e)  gtufohnketlimdt:ige  htziehvng  auf  in  »tin,  iit  keinen 
^•ehbeken  ttuiruck  erhalt. 

«)  gewBchi  uli  tamniilvort.  et  umfattt  den  getamwUertrag, 
ein  begriff,  ,1er  baU  örtluh,  bald  leitlieh,  bald  in  betiekung  auf 
den  bttitzer  nngrgrtml  vinl. 

t))  auch  wer  gewahs  keuft  oder  den  theii  von  detn  ge- 
walii,  und  der  Imdein  uit  sein  ist,  umb  uszwcrtige  burger, 
der  sal  auch  davon  tun  als  man  vun  andern  uszwertiKen 
wein  tut.  oberrhein.stadti echte  {Werlkeim  U'is)  l,\,  21  Schröder. 

2))  jiirlirhs  gewüchs,  proeentus.  Hiiiklius  KEEcjj;  dieses 
Jahr«  gewScbi,  oder  das  heurige  gewScbs  ist  ie  so  hnuflig 
als  das  vorige,  this  year't  erop,  growth,  or  harvai  it  yea  as 
pUntiful  <u  thal  of  latt  yeur.  teutsch-engl.  leziL  767 ;  heuriges 
gfw.tchs,  /lornutinii.  Siki.niucb  UI2.  FliscB  2,412*. 

3))  es  ist  auch  also  bcret  duz  dcnhein  tiunberre  noch 
denhein  pFulTe,  denheine  taveruen  noch  win  veile  iialten  sol 
in  sime  huse  noch  in  simc  hufe,  ez  enwere  denue  duz  einre 
»in  gi\\eli>ede  verkoufTen  wolle  auii  geverde.  Stratiburgei 
vertrag  von  1314  (/.  städtechroniken  9,  H'.ü. 

ß)  gewüchs  in  iiid<ridual<j/erender  Verwendung: 

1))  ThOringens  berge.  lum  exempel,  bringen 

gewuclis,  «ielit  uus  wie  wein, 
Ui's  aber  nicht.        Clai;diu«  3,111; 

kiesiges  gewBchs,  sagt  der  waldliornist.  EicasHDoirF  lau«;;». 
I2ü,  ein  cilles  fasz,  das  mit  einer  geringeren  menge  unedlen 
gewflihses  aufgefüllt  worden.  Arnim  Isabella  von  Aegypten  MI; 
kupititlstoir  der  rolhe!  ikre  gesundheil  meine  verehrlichen 
kerren  ..  echt  vaterländisches  gewüchs!  J.  Scbkrk  litchel  1,129; 
es  waren  niclit  dieselben  füsser,  aus  denen  die  alten  möncbe 
ihren  trunk  zogen ,  aber  es  war  dasselbe  gewüchs  von  den 
rebenhügeln  der  llegyalla,  der  rosige  wein  von  Menes,  der 
stolz  Oedenliurgs  und  der  milde  trank  der  sorgfüliigen  lese 
von  Itusl.  ('•.  KhKTTAG  (soll  und  haben)  get.  werk  4,431;  das 
hier  ist  das  edelste  gewüchs,  sagte  er,  zu  einem  fasz  tretend. 
4, 43S; 

'beim  hlmmell'  rief  kopftcbOttelml  der  kellermeister  drauf, 
'krin  edleres  gewAclme  spro«!!'  je  am  llheln»trand  auf: 
«ebt  nur  den  wein,  wie  dulilK!  wie  hell  or  blinkt  und  blitzt! 
der  Ui  vom  be>ten  Tuise,  darauf  die  katie  «litt. 

A.  UaÜN  (i/.  t,-t:lc  lillrr)  gct.  »rike  3,  lt»&. 

2))  da  erhebt  sich  dann  sogleich  ein  streit  aber  den  Vor- 
zug der  vcrscliieilenen  gewflchse  und  hier  ist  erfreulich  zu 
sehen,  d;is/.  die  magnaten  unter  sich  keinen  raiigstreit  kaben. 
(•üTHK  43,-272  (sankt  Rochusftst  3u  Hmgen);  jetzt  kat  der  grosz- 
herzog  mit  den  ilberrheinischen  districten  die  liesten  ge- 
wüchse verloren,  jene  feurigen,  gewürzhaflen  haardtweine. 
der  Förster,  Ueidesheimer  u.  s.  w.  verdienen  ein  vielfaches : 
est!  laMKRM&Nii  (retiejoumal  l,  t3)  to, 44. 

y)  gew  ücks  in  bezug  auf  die  tntieifklungistufe :  zum  siben- 
den,  die  weinbet  behiugen,  ist  auch  ie  und  allweg  der  brauch 
und  recht  zu  Wangen  geweseu  und  nie  auders  vun  uusern 
IV. 


GEWÄCHS  Hl  (rormeo) 


4726 


«iireiteru  gtbArt  oock  geb.ilica  worden,  das  mao  etOM  j«Jm 
jars  tu  bcrbtlMlteB  nach  getcgenkeit  de*i  gaweehs  §A$m 
bat,  und  Dil  wtiler  gelruugco  «ordeo.  J.  (Uiaa  mti*th(m*r 
5,  465   f  1. 

III.  formen  und  gebiauck. 

1)  formen. 

a)  der  ttammeceaL  a)  i«r  uwäaut,  durch  iie  kontonanUntei - 
bindung  h»  gehemmt,  teiUe  tuh  ertl  tp<lt  fett:  gewas  M  itr 
Uuabelh;  gtwacks  tri  WuLSRNtTCi«;  gewabs  oWrrAWa.  äsät- 
rechte  1,  1.21;  gewastcke  M  Wa^ca  urkunienb.  I,  Mi;  ge- 
wacks  vocab.  inap.  theuL  Hkümch  tteUt  noch  g'wacha  nehen 
gwQchs  ^n  teichen  der  titlteitigkett  m  ieu  auifahem  t^m  H^ 
denn  du  uhrtftsprache  fuhrt  unter  dem  tiaßutt  tw  LvTaiM 
bibtlUberietiung  den  umlaut  durch.  ScaurilL  «4*  fitU  alkrÜBt' 
noch  die  form  gewachs ,  dock  ohne  belege,  uni  "fttimr 
belegt  die  muniarlltche  geltung  »M  •'  gwacbs  alt  uerMmhltaUfk 

ß)  wo  der  umlaut  heieichnet  wird,  veriith  lieh  iie  ausn»kmm- 
tteUung  iet  voealt  wor  bi  sundchtt  durch  du  tehretkung  I  9§L 
gewühsl  tn  der  vortutheritehen  biktl,  gewicbs  in  ier  Zitrieker 
bibel,  bei  Ect  und  i)tiTBiis«RCfca.  oneA  Amt  isl  «i  Lorait, 
der  die  tchreibung  e  durchielit  {theilueite  itl  ik  audt  im  Üt 
nachdrucke  der  btbel  itbergegani/en),  iie  iicA  nach  kti  CouSM 
belegen  IdiU.  tpdler  wurde  dann  ier  unammn§ekMfktil  mit 
wachsen  rechnung  getragen  uni  auf»  neut  I  fMekrMm. 

6)  Wie  iilbentchlttiienie  e^ntanamltnaerbininnf  :  a)  Ht  ttkräk 
ungen  ks  und  x  treten  frihteitig  zm  guntten  iet  neuhoehieultehen 
cbs  surü(&. 

ß)  leutge$eitluhe  ertchetnungen :  auf  mittel-  uni  nteierieut- 
ichem  bodtn  ut  auimilalion  iet  gutturalt  an  ieu  ientalin  tfi- 
ranten  tu  beobachten:  gewasa;  tfL  oben  «p.  4210;  ngl.  aütk 
gewassen  tp.  ATtSi. 

c)  die  tuffixe :  tu  gewachst  9gL  tp.  4709.  et  erttkeint  mm 
leltten  mal  in  der  norlulheritehen  bibel  (bccasTKin)  und  im 
voeab.  theut,  ton  I4S2  {Nümberg)^  vgL  UitreRaacH-WOLca»  «19: 
tu  gewehsede  vgl.  Lkiaa  1,  961.  dai  tmf^  i  wtri  in  den 
oberdeuttchen  denkmdlern  frühzeitig  apokopieit:  gewecbsz  ßaaca 
voeab.  von  1496  gegen  geweckse  toeab.  upt. ( ySacktmagal).  I^^rmta 
hat  fatt  durehaut  geweckse,  die  nachdruche  gewechs,  gewScbs, 
gcwScksz. 

2)  der  pluralgebrauch,  ier  form  gewtcha«  tleht  muniartüeh 
gewüchser  gegenüber,  vgl.  Seilbr  Aailrr  nmndart  160;  tehmatht 
biegung  itt  bei  Uock  belegt:  aller  gewechacn  erlinder.  ntr- 
rede  tum  krduterbufh  (tsr>l)  7. 

a)  die  an  dat  Verbalsubstantiv  anknüpfenden  venreniungen 
beschränken  sich  auf  den  ttmular gebrauch,  eine  autitahm^ 
macht  nur  d\e  bedevlung  gewüchs,  wuchs,  die  tn  «rasHam  Ar* 
le^en  tu  derjenigen  det  körpert  übergeht  und  dann  auch  in  ien 
plural  tritt,  vgl.  oben  tp.  4713. 

6)  das  sammelwort  neigt  zum  plmral  nur  tn  denjenigen  Ver- 
wendungen, in  denen  tndividualitierender  gtbraufh  ang^ahul 
ist.  vgl.  erzgewachse  tp.  4714;  vgl  die  tpextaUtierun.jen  det  palka 
logischen  begriffet  tp.  4716;  tgl.  die  lotlötung  der  Unterarten  «tu 
dem  allgemeinen  gattungtbegriff  tp.  4720  ff.  Voss  A<i/  m  ier 
Odyssee  9, 109  ßr  die  dritte  atugabe  den  tingular  eingeführt 
gegenübef  dem  piurol  in  der  ersten: 

ebne  des  pOauser*  sorg'  und  der  ackerer  steift  dat  («wach«  aaf. 

alles  weiten  und  gersl',  und  edele  rebeo,  bela»i«i 

mit  grosztraublgem  wein,  und  Krouioo«  regen  ernthrt  ibn. 

5)  xut<imm<ns«(tun;rn.  ier  ifnlaitittkt  §ahnmtk  aetgl  iMn^ 
ausgeprägte  formen,  beliebt  tiai  vor  alUm  iit  feneütwtrU»- 
dungen,  die  tu  susammentetzungen  fihren.  ntretnttt  miukru 
tich  hier  auch  attributive  adjeettee  «n.* 

a)  erzgewachse;  rötchgewlcbse,  n§L  rOschat  |««aehM 
theil  8,1101;  weicbgewacbae. 

6)  beingcwäcbs,  fleiscbgewSeb»,  knocbeogewick«,  9fL  in 
anatomitehen  begriff  5p.471&. 

c)  a)  auffgewAcks :  so  ist  das  nicht  alltio  srbedlkh  de«  aaf- 
gewecba  der  saaU  CoLia  cair*d<r  anier  theü  IM;  aag^ 
wechse  vergL  oben  sp.  4110;  aüatgewScbs:  ato  kaibtt  •«■ 
win  und  zeben  Schilling  pfconig  .  .  .  oder  ao  too  mi»z- 
gewecksz  wegen  nit  win  wurd  ain  pfund  pfeonig.  tbftung  an 
dit  pfarre  Gait  (1450)  Zau-wicaa  nrAnnden  2, 1,  17;  weil  aber 
der  gröszte  theil  der  pferde.  gleicbvrie  dit  ui  szgewAcb«  dv 
erden,  in  bo^er  gestall  aoffwaeluMi:  so  scheinet,  als  «k 
solcher  mangel  von  gMcblcckl  n  (HtUecbl,  aU  ecMIdi 
fortgepflanset  wArde.  Piima  pferirtÄth,  t.  n*. 

ß)  etdgewicbs,  alpMfewftdw,  bcrggewSdu,  feldgewlcbs. 
Cannai.  I,  I0S4:  prtragewaeiM.  fle«d«rt;  baide-,  land-,  hift-, 

»7 


4727       GEWÄCHSÄIINLICH— GEWACHSEN 

meer-,  treibhaus-,  mistbeet-,  spalier-,  sumpf-,  topf-, 
wassergewöchs.  ebendort;  denn  sie  {die  gerstenwürmer)  zer- 
wühlen und  durchlauffen  die  ecker,  und  beissen  dem  ge- 
treide,  pflantzen  und  anderm  erdgewechs  die  wurtzeln  ab. 
CoLEBUs  hauszhuch,  s.  272';  einen  mit  gartengewüchsz  speisen, 
pascere  aliquem  oleribus.  Henisch  1590; 

auf,  auf,  0  genossen!  er  kommt!  o  bedenkt, 
da  ein  schöpTer  er  selbst,  was  bieten  wir  ihm? 
ach!  würde  sofort  des  gehegs  siimpi'teich 
ein  befruchtender  ström,  und  ein  lorbeerwald 
diesz  haidegewichs,  und  die  woliien  umher 
babylonische  hangende..^ärten. 

Platen  jv)?ii.  Odipnsb  (ges.  werke   1847, 4  s.  143); 
ein  nlier  hirte,  freundlich  zu  dem  kind  gebeugt, 
gab  ihm  soeben  ein  versteinert  meergewächs, 
seltsam  gestaltet,  in  die  band  zum  Zeitvertreib. 

MüRiKE  {iie.dichlc)  qc^.  scliriftrn  1,227; 

auch  lobet  gott,  ihr  luftgewachs  ihr  welken  hochgeboren. 
Spee  trutz  nachtigall  s.  116  Balke;  graf  Friedrich  {».  Toggen- 
burg)  dagegen  meinte,  er  sei  für  seine  person  nicht  beson- 
ders erpicht  auf  das  eigene  hausgewächs  {lieder  seines  vor- 
fahren). (1.  Keller  (Hadlaub)  6,  45. 

/)  arzneigewächs ;  bienenge«ächs:  die  gegend  war  wüst 
und  öde.  ich  habe  keine  biene  gehört,  und  ich  wollte  w;  s 
drum  geben,  dasz  hier  kein  bienengewächs  im  ganzen  bezirk 
aufzutreiben  gewesen  Hippel  IchenMufe  2,136  {Berlin  1827); 
farbgewächse  vgl.  sp.  4719;  futlergewächs;  heugewächs  vgl. 
Grimm  weisthümer  3,745;  giftgewächs: 

auf  den   schrecklichen   wink  der  gebietherinu  schwebten    sie 

auf,  und 
nieder,  am  rabenstein:  wie  der  mauerspecht  am  gemäuer, 
der  mit  kläglichem  ruf  nach  gewürm  und  käferchen  spähet; 
nagten  so  manch  giftgewächs,  aucli  das  moos  mit  den  zahnen 
ab  von  dem  stein   und  geliölz ,  und   schwebten   hinab   auf  die 

strasze. 
I'VRKKR  Itudolf  von  Ilabsbuig  5.  ijes.; 

handelsgewäcbse:  da  kamen  ...  gutsbesitzer  jedes  Standes 
aus  der  landschaft,  welche  die  angebauten  handelsgewäcbse, 
farbekräuter,  gewürze  u.  s.  w.  anholen.  Fbeytag  (soll  und 
haben)  4,59;  nutzgevvächse;  ziergewächse. 

S)  apfelgewächs,  boumgewechse  arbustum.  mhd.  Wörterbuch 
3,463";  blatigewächs;  dorngewechst,  spinetum.  vocab.  opt.; 
farrengewachs,  gemüse-,  knollen-,  moos-,  rankengewächs ; 
rosstuden  gewechst,  roselum.  vocab.  opt.;  salat-,  sciiiing-, 
schoten-,  Schwammstrauch  gewächse;  weingewüchs  Schaiden- 
iiEiszER  38;  von  den  Wurzelgewächsen  sind  ruhe  und  möhre 
alteinheimisch.  Müi.lbnhokf  deutsche  altertumshunde  4,  153; 
Zwiebelgewächs  (^hcimel  4, 1034. 

e)  1))  dauergewächse,  jahres-,  sommer-,  wintergewächse. 

2))  nachtgewächse,  Schattengewächse. 

:!))  haupt,  neben-gewächse;  kunstgevvächse  theil  b  sp.  2'iQO ; 
edelgewächse. 

GEWÄCHSÄHNLICH,  adj.:  das  blumenliafte  und  ge- 
wächsähnliche bilden  die  wesentliche  grundform  und  eigen- 
ihümliche  Schönheit  in  dieser  bauart.  Fr.  Schlegel  6,  208. 

GEWÄCilSARTIG,  adj.;  jeder  {Indier)  lebt  nur  für  seine 
käste  oder  zunft,  jeder  ist  gleichsam  gewächsartig  an  seinen 
bestimmten  boden  gefesselt.  Schlossei;  Weltgeschichte  (1844) 
s.  44. 

GEWÄCHSBÜCH,  n.:  dis  gewechs  buch,  wolgeborner, 
gnediger,  lieber  herr,  hab  ich  e.  g.  dieszmals  zu  ehren,  unnd 
folgends  gemeinem  nutz  zu  dienst  und  wolfart..von  neuem 
übersehen.  Bock  kräiiterbuch  {Straszburg  1551)  vorrede  s.  1. 

GEWÄCHSCHEN,  n.,  vgl.  gewächslein  und  gevvächs;  ge- 
wächscheji,  a  small  plant.  Hilpert  2,1,461. 

GEWACHSEN,  verb.,  verstärktes  wachsen,  die  Hrabanisch 
Keronischen  glossen  führen  neben  crescit  wahsit  (Steinmeyer- 
SiKVKRs  1,  88)  für  concrevit  cawuohs,  ciwuohs  auf  (l,  9(i).  die 
litterarischeii  belege  mit  prdfix  lassen  unter  den  Verwendungen, 
die  auch  bei  wachsen  und  gewächs  zu  beobachten  sind,  die- 
jenigen hervortreten,  in  denen  der  stillstand  oder  abschlusz  der 
bewegung  deutlich  zum  ausdruck  komml.  vgl.  Graff  1,  685.  mhd. 
wb.  3, 462'.  Lexer  1,  972,    nachtrag  207. 

1)  die  grundbedeutung. 

ii)  in  bezug  auf  die  Vegetation:  als  nft  nicman  mfer  tugent- 
hafter  liute  M  erden  ist,  so  gewehset  niemer  mer  körn  noch 
win  noch  keiner  slahte  dinc,  daz  gewehset  niemer  m6r  noch 
kumt  diu  sunne  niemer  ab  einer  stete.  Berthold  v.  Regkns- 
BURG  2,183;  ir  solt  nicht  seen,  auch  nicht  erndten,  das  von 
ihm  selbst  gewechst.  Luther  3  Mos.  25,  i  {sponte  in  agro  na.v- 
centia,   in   den   ausgaben   des  alten    testaments  bis  1528,    später 


GEWACHSEN  (verb.) 


4728 


auch  was  von  jm  selber  wechst,  nicht  erndten;  die  ding 
die  da  wachsen.  EcnEsiEiN  und  Kobürger;  was  von  im 
selber  wächst.  Eck.  Züricher,  Straszburger  bibel.  Dietenbergbr); 
da  nu  die  trespen,  winden,  oder  unkraut  gros  gewuchs,  da 
sähe  man  aller  erst  den  schaden.  Luther  {Jena)  6,  1G5' 
(lOl.psalm  ausgelegt  1534); 

junkfraw,  ich  solt  euch  griiszen 
von  der  scheitel  bisz  auf  die  füsze. 
so  grüsz  ich  euch  so  oft  und  dick 
als  raenger  stern  am  himmel  blick, 
als  menge  hlum  gewachsen  mag 
von  o^tern  bis  an  S.  Michels  tag. 

Slraszliunicr  kramsiiigeii,  V'jl,  Uhland 
Volkslieder  nr.  3,  9. 

b)  mit  beziehung  auf  menschliche  organe: 

alle  genäde  ich  dir  versperre, 
diu  ougen  ich  dir  i^  zeire 
sam  sie  nie  da  gewüeliseu. 

von  dem  iibelen  weibe  757 ; 

untz  bis  in  die  bert  gewüchssen  (donec  cresceret  barba  eorum). 
Eggestein  l  chronic.  20,5  (bleibt  zu  Jeriho,  bis  eur  hart 
wachse.  Luther,  ebenso  Kohürger.  Züricher,  Straszburger  bibel. 
Eck.  Diktenbebger);  und  der  könig  {David)  lies  jnen  {den 
knechten)  sagen,  bleibt  zu  Jeriho  bis  ewer  hart  gewechset, 
so  kompt  denn  wider.  Lutiieb  2  Sam.  10,  5  {manete  in  Jeriho, 
donec  crescat  barba  vestra;  untz  daz  euwer  berl  gewachssen. 
Er.GESTEiN,  Kobürger  ;  bisz  üwer  hart  gewachszet.  Züricher 
bibel;  gewechset  Straszburger  bibel;  gewechszt  üiktenbebgkk  ; 
bisz  das  wachse  ewer  hart.  Eck). 

2)  der  abschlusz  der  bewegung  tritt  in  der  beziehung  auf  das 
waehsthum  des  menschen  —  vor  allem  des  mannes  —  beson- 
ders deutlich  hervor,  die  bedeutung  wird  hierdurch  verengert; 
von  der  physischen  grundloge  greift  das  wort  andererseits  auch 
in  das  intellectuelle  gebiet  über. 


a) 


.wenn  er  gewähset  ze  manne, 

daz  erbe  besizzet  er  danue.      kniserchronik  1393; 


und  vart  mit  uns  widere      durch  iuwer  kindelin  : 
daz  ensult  ir  läzen,  viouwe      nilit  verweiset  sin. 
swenne  iwer  sun  gewähset,      der  troestet  iu  den  mnot. 
di  wile  sol  iu  dienen      manic  küene  degen  guot. 

Nibelungenlied  lü2i,3  LucUmann; 

'und  ziehet  in  ze  eren,      unz  er  werde  man. 
hat  iu  in  den  landen      ieraen  iht  getan, 
daz  hilfet  er  iu  rechen,      gewähset  im  sin  lin'. 
die  rede  hörte  ouch  Kiii  mliilt.      des  künic  l^izelen  wip. 
'im  solden  wol  getrouwen      diso  degene, 
gewiielise  er  ze  manne':      so  sprach  Ilagene: 
'doch  ist  der  künec  junge      so  vciciich  getan, 
man  sol  mich  sehen  selten      ze  hove  näh  Unliebe  gän\ 

1854.  1855  Lacliitianit; 

dö  die  gewuohsen  ze  man.    Stricker  8, 12; 

sin  selbes  herz  im  daz  gehiez, 

kernen  diu  kint  zen  ir  mägen 

unz  si  gewüchseu  zuo  ir  tagen 

bie  ze  tiutschen  landen, 

si  liezen  sich  liht  anden 

ires  rebten  vater  tot.  .  . . 

Ottokars  reimcluonik  1122  Seemüller; 

SO  er  denne  gewähset  {der  anlichrist).  so  chumet  er  ze  Jeru- 
salem, un  sezzet  sinen  st61.  in  daz  heil,  muiistiure.  und 
gihet  offenliciien.  er  siz  got.  spccul.  eccles.  172;  do  der  einer 
starp,  der  bevalch  dem  andern  sinen  sun,  den  hielt  er  bis 
das  er  wol  gewuchs.  der  veter  buoch  11,8;  und  da  er  (Christo- 
phorus)  gewuchs  zu  voller  kraft,  heiligen  leben  (I47C)  100";  und 
do  daz  kind  gewuchs  do  ward  es  sierii  und  schrai  und 
sprach:  *o  we,  wie  we  tut  mir  daz  hopi'  und  starb  schier. 
Merzdorf  die  deutschen  historienbibeln  des  miUelalters  s.  460. 

6)  in  übertragener  bedeutung:  et  nutries  me.  unde  du 
ziiihest  mih.  unz  ih  mine  heiligen  elnzensamenondo.  kewahso 
in  magnum  corpus  ecciesiae.  Notker  psalm  30,  4. 

3)  Übertragung  auf  abslracle  begriffe. 

a)  diu  rede  (dos  gerückt  davon)  gewuohs  unz  an  in. 

Mai  vnd  Ueaftur  125,25; 

die  (gerechtiqhcii)  man  wütende  sach 

gegen  den  valschen  wurmen, 

in  denie  himele  stürmen, 

unz  si  gewuchs  so  gar  hinab, 

und  darnach  Iren  vluz  gab 

an  Adamen,  den  si  treib 

da  hin,  da  er  in  uoten  bleib,     passional  4,5  Köpke. 

b)  diu  meisterinne  gedähte  do: 
'gestate  ich  dirre  dinge  also, 

waz  mac  da  schaden  gewahsen  an? 

wan  dirre  halptöte  man 

der  slirbet  morgen  oder  noch: 

so  hän  ich  mnier  frouwen  doch 

gefristet  lip  und  ere\        Gottfrigo  Tristan  1239. 


4729 


GEWACHSEN  (a.lj.-cl.) 


vgl.  (lA  wulssrnt  dicLe  Hcliaileii  uo.  'iso.  vgl.  auch  div  vtrtrtn- 
äungen  von  wucbüen  im  älteren  kantlci>liU  bet  lUtrtntmcH- 
WOiciM  801. 

c)  »waf  leb  ntU  kumber  le  feranc 

und  »wai  mich  lorg«  ie  getraue, 

da  rAiiii  ich  jAniera  lAr«; 

IUI  hftii  ich  »orgea  mrir« 

daii  mir  in  betian  la  gawunh». 

\VoL»«ia  WtlUhalm  01,1; 
und  bahrii  bolTiiung,  wriin  nii  i-wer  ginulie  io  euclj  ge- 
MecbHel,  dua  wir  iiiiKer  rvuel  nacb,  sullcii  netter  komeii. 
LuTBcn  2  Cor.  lü,  h&  (al^avofteviji  lijS  niaitiut  vfnüv; 
wiinn  bab<>nt  die  zuveisicbl  ruer  ßeMucb^ten  Ireuwe  groiz- 
incrlitig  zu  n erden.  Kcgkktkin,  chentu  Kobuki.ki;  und  habend 
biiHnung  wenu  nun  üwer  ßloub  in  lieb  gi-wacbazei,  da»  nir 
unserer  regol  nacb  wüilind  witer  l.<imnien.  /ürirlier  Mel; 
etvers  glauhcns,   der  in  euch    wecbnei.  Lhsrk;    wecbtt  tcn 

und    UlKrKMIKRCKIl). 

(iKWAdllSKN,  particiiiialti  atljectiv  zu  warhseo  (i.  d.)  und 
ilem  vorheviielunden.  die  isolieiien  verveudungcn  des  parlieipt 
knüpfen  in  cnler  linie  an  bedeutungm ,  uie  sie  oben  unter  i) 
entwickelt  worden  »nd  (vgl.  gewucbsen,  adnllus).  eine  andere 
gruppe  jedoch  (gewatlisener  stein)  nimmt  hdeutungen  auf,  die 
nur  an\  verbum  simples  mm  ausdruck  kommen. 

l)  schon  die  althochdeutschen  dinkmnler  bevorxufen  unter  den 
formen  des  verbums  das  pari.  prdt.  t;cHucb$«n,  vgl.  Graf»' 
l.iisa.  ir*»jn  sf/io;i  hier  ansitze  tu  isolierti-n  Verwendungen  des 
partieips  hervortreten,  so  werden  htUere  in  der  mittelhoehdeul sehen 
duhtung  wetter  ijefördert,   vgl.  mhit.  wb.  3,4«l'.    Lkxfb  ;i,W3. 

a)  für  die  althochdeutsche  periode  überwiegen  die  belege  aus 
glossen.     der   vermendungskreis    ist  sclion  hier  ein   umfassender. 

<t)  der  allgemeinsten  bedeutung  des  verbums  nahestehend:  nata 
giwabsauiu.    qlo^sen    tum  liber  comitis  (congreyabo  omnia   quae 
nata  sunt  mihi,  tä  ytrriftaiv  fiov,  alles  was  luir  gewacbsen 
ist.    LUTIIKR    u.a.    Lucas    12,18),    STKINMtYbR-SlKVBRB    1,819; 
.  .  .  lliuu  bie  erisi  theta  «verold  gi«euop 
eiuli  thuo  all  biOeiif;      iiiid  enu  wordu, 
himil  endi  ertlia      tiidi  al  ihai  «eu  biliiidan  egun 
giwnruhlcs  eiuli  giwuhsanea:  tbai  wuith  ibuo  uii  mid  wordan 

godas 
ra«to  bifangan. 

Ileliand  42; 
giwassana  glossen   tu  Vergil  (Aeneis  11,136  evertunt   actus  ad 
sidera  pinus ,    hier    wübil    man  erbabeoe   li(  blen  vom  grund 
Ulis.   Voss),  Stkinmetkr-S!i;vkrs  2, 6GS. 

ß)  der  iibschluii  der  entwicklung  wird  hervorgehoben,  vgl.  ful- 
walisan,  consummatus,  perfectus.  Grafk  I,6t*7. 

1)  mit  gewussenid  {für  gewacbseiiemo)  glossen  zu  li-udentius 
l'/ui  <unc  concreto  processit  crine,  calenis  squalens  carcereis. 
contra  Symmachum  1,490),  Steinhevkr-Sievebs  2,468. 

2))  »lummue  puberiatis  kawnbsanu  tattun  (tuttun)  glossen 
zu  Gregors  cura  pastoralit  (daselbst  Hessen  sie  ire  brüste  be- 
(ireifTeii,  und  die  zitzen  ircr  Jungfi-auscbaft  betasten.  Hesekiel 
u:>,  3),  Sri-iNMKYEn-SiEVBiis  2,230. 

y)  dieses  abschlicszende  moment  kommt  vor  allem  in  der  be- 
zihung  auf  die  menschliche  entwicklung  sum  ausdruek;  ge- 
wacbsen wird  mtt  Vorliebe  für  Hie  menschliche  [namentlich 
viannluhe)  reife  gebraucht,  vgl.  oben  gewacbsen  -l);  aduUa 
Kawabsaniu,  ka^^absanui  Hrabanische  glossen,  Stsinheter- 
SiKVERs  1,5;  iidultis  cawahsanem  {Karlsruher  handschr.), 
rawab>enen  (Oxforder  handschr.)  althochd.  glossen  sur  bibel 
(üwd  da  nu  dii-  knaben  gros  wurden.  Luther  l  Mos.  25,27; 
<lo  sie  wurden  erzogen.  Egüestbim  und  Kohurgbr;  da  nie 
crwöcbsen  tcn),  StiiIniikvki.-Sikvkrs  1,271;  giwasshanen  codex 
S(.  Pauli  ebendort  1,  301 .  exuletum  giwasbsinen  glossen  su  /Vu- 
dcntius  {leno,  exoletum  [den  (ianymed\  qui  tyranno  pertulil. 
pcnsiplianon  10,  23ö)  ebe>i,loit  2,  u<i ;  exoletus  «iwalissen  {Wiener 
hnndschr.),  gtnvalisscn  (Münchmr  handschr.)  Hcinrici  summarium 
iinch  11,  Stkinmkybr-Sievkrs  a,  23.°>. 

S)  dasselbe  mit  bezu;/  auf  die  thierweU:  excretos,  aduUos, 
giwahsaniu  glossen  zu  Vergil  {multi  etiam  excretos  prohibent 
a  tMtribus  liaedos.  Ceorgic.  3, 398),  Stbinmeybr-Sibybrs  2,  640. 

b)  die  mittelhochdeutsche  dichtung  Uvorsugt  twei  Verwendungen 
des  piirlii-ips:  wobi  gewacbsen  und  gewachsen,  adultut. 

a)  wubl  gewachsen. 

l))  in  besiehung  auf  die  vegetative  weh: 

dat  treip  er  vasle  gegen  mir  her. 
er  luort  ein  wol  gewabscn  sper, 
das  »hiOR  er  undur  den  arm  ain: 
als  tet  oiicli  ich  lehani  dai;  min. 

Ulrich  von  Lichtrrstkin  /roMeiidteMi  9&o,t 
Baekttei». 


GEWACHSEN  (adjecl.) 
}))  mit  ftnteJbniiy  9uf  den  wuitktn: 


4730 


dar  bell  (Hagen)  «>••  wol  gewabe««,      dai  Ul  alwtr, 
gr6t  was  er  len  bruiieo,     goalacbai  wai  »In  bar 
nit  einer  griaea  vaiwa,      diu  bei«  wtrv  In  lanc, 
eiallcb  slo  gedune,     er  bete  btrlieiMa  f aoo. 

ntkMmm*»  IC71,1, 

minen  btrrvn,  dinen  «belHi, 
den  liii,  dat  er  dir  helfe  beim 
und  dicli  liin  riiur  maebe. .  . . 
tu»  »prairhan  a'alia  »amai  denuci 
'Mn'.  er  hii  game  fuuge : 
Tritiau  hii  kraTi  genooga 
nnd  lii  ein  wol  gawahaeo  man. 

(iOTTraiRb  Trutmm  OM; 
«I  oam  «to  vlli^eeliebe  war 
mit  lOeser  bandelungo, 
■o  laore,  bis  der  junge 
wart  ein  woi  gewabten  imeht. 

KoRRAo  fON  WSaiauBo  frviamarkri»^  Vtt, 

hier  berührung  mit  gewachsen  —  adultue. 

ß)  aduUus  gewachaen,  jüngere  Heichenautr  fJwwa.  NoRi 
anuiger  h,  393*. 

0)  mau  zöch  in  {Siegfrinl)  mit  dem  nii«     al*  in  d8{  woi  gexaa. 
von  «in  selbe«  muole     war  tugeni  er  an  ilrh  naai.'.  . . 
er  wa«  nu  sA  gewah»en      aa<  er  ze  hove  reli. 
die  liule  in  gerne  stben :     manic  frouwe  und  otaDie  auÜL 
tiibelun>irn  15,1  tjsckmeumi 

di  gewabnen  wip  dem  jungen  man 
Ir  llbea  eigenlkheii  gan. 

U.  V.  TÜBNRia  Triuan  1797  llmgem; 

gewabten  leule  vaui  man  wliiili 

wilcni,  to  sind  «le  nu  gar  •plislk 

uf  arglu  dink  nu  clelnlu  kint.      mmtr  14884; 

der  Wandel  wunder  Ist  «o  vll 

daz  ich  nicbi  katieo  acblnden  wll, 

wir  «chen  ofie,  das  clelnlu  kint 

au  der  slrazien  Iralzer  >lni, 

denne  gewehten  leule  hie  vor.     renner  I2M6 

der  laubhai  wirft  seioeu  gewabten  kiot  aus  dem  nest,  aber 
^r  er  si  berauzwerf,  s6  Togelt  er  ai  ror.  Konbao  t.  Mwbs- 
BBRG  buch  der  natur  181. 

y)  schon  in  die  mitleUioehdeutsdu  periodt  reicht  mu  verwn- 
dung  des  partieips  surück,  die  un$  noek  heute  in  der  redeut- 
art  'wie  einem  der  acbnabel  gewacbsen  ist'  {vgL  Uieili,  tp.  1143) 
geläufig  ist: 

der  vogel  singet  al«  'me  der  munt 
gewacien  tteit  izu  «ange. 

Sacluentfiegel,  präfalio  48. 

2)  in  der  neuhoch deutselien  periode  erweitert  und  entwickelt 
sich  vor  nllem  die  beiiekung  auf  die  vegetative  weit,  her  mache* 
sich  die  anknitpfungen  an  dat  verbum  Simplex  gellend,  eine 
weitere  entwicklung  geht  von  gewaclisen  =  aduUus  aus.  insofern 
der  hier  zu  gründe  liegende  absolute  begriff  eintchrdnkungen  und 
nähere  bestimmungen  erfährt,  bildet  sieh  die  ta  neuerer  teit  so 
beliebte  Verbindung  heraus:  einem  menseben,  einer  sacbe  ge- 
wacbsen sein. 

a)  anknüpfungen  un  das  verbum  simplex;  besiehung  üu,f  ite 
vegetative  well. 

a)  allgemeinste  fastung:  auctus  gemeeret,  gewarhseo,  xo- 
genuinmen.  Khisios  141*.   Kibelios  N  t'  n.  a. 

1))  wo  dann  etwo  in  einem  wald,  der  su  ferfaackeo  tar- 
dioget  wirdet,  junge  Orter  waren,  derselben  soll  aufs  leogest 
verschont  und  die  albe^jen  am  letzten ,  so  oun  dat  all  ge- 
wacbsen bols  alles  verhackt,  so  ver  solch  jung  holt  anders 
SU  verwürchen  und  zu  verbacken  tauglich  itt,  angriffeo  und 
nit  davon  gesetzt  werden  bis  ilerselb  wald  auf  ainmal  gar 
verbackt  und  der  maisz  gerauinbt  ist.  htltard**m§  aus  Lofer 
und  Vnken  17.  jahrh.  österreichisehe  weü^ümer  I,  ttl ;  es  toll 
auch  kuinerlai  sieeud  oder  abgemaiasen  bolz  in  den  inaisseo 
SU  schaden  verlassen  werden,  und  sonderlich  sollen  die 
holzmaister  in  solchem  verbackten  kainerlai  gross  alt  ge- 
wachsen paum,  die  pesz  zu  harken  lein,  noch  auch  die 
windwurf,  dürrn  und  puecben  nit  unT«rb«ekt  laneo.  e^ea- 
dort  262;  mit  iibertragener  bedeutung  geUet  hierher:  die  tonst 
so  passive  frau  tchieo  von  der  plotslicben  emancipalioo 
ihres  kindes  zu  einem  biQbeodro  rofldchen  and  den  dabei 
vorkommemien  beweiteo  eiOM  gtwacbteoen  tdbttgefabit 
gereizt.  Gutzkow  ritter  vom  yente  5  hu*,  la  tap, 

2))  kaum  war  ich  völlig  wied«rk«rgetiellt  und  wobl  io 
meiner  Deugewachseneo  baut,  so  patste  mich  dat  friolein 
A«  artig  heraus,  das«  Ich  mich  kaum  mehr  kannte.  Möbibk 
{der  tchatt)  get.  tthriflen  3, 92. 

297» 


4731 


GEWÄCHSEN  (adjecl.) 


GEWACHSEN  (ailject.) 


4732 


3))  dann  ISszt  sich  zu  deinen  ehren, 

autli  zum    nutz  der  erd'  und  luft,  deine  stimm'  im  donner 

hören, 
welche  wir  bei  külilen  bächern,  und  in  wäldern  so  gelinde 
oft  nicht  weniger  vernehmen  in  dem   lispeln  lauer  winde, 
was  uns  durch  die  glüht  der  sonne  jetzo  gar  zu  warm  und 

schwühl, 
mildern  die  gewachsene  schatten,  machens  angenehm  und 

kühl. 
Brockks  jaUreszeiten  531. 

ß)  der  begriff  organischer  entwicklung. 
i))  ilaruiiib  lies  er  sich  auch  da  zumal  in  allerlei  wan- 
deln, und  dienete  in  der  gäbe,  weiche  alle  neerete  nach  eins 
jglichen  willen,  wie  ers  bediirlTt,  au(T  das  deine  kinder  ler- 
netcn,  die  du  herr  lieb  hast,  das  nicht  die  gewachssen 
fruchte  den  menschen  erneren,  sondern  dein  wort  erhält 
die,  so  an  dich  gleuben.  Luther  toejsft.  16,  26;  gleich  wie  wir 
leiden  müssen,  das  die  furleute  in  solchem  losen  regiment, 
den  wein  über  land  mit  wasser  fel?chen,  das  man  den  reinen 
gewachsnen  tranck  nicht  kriegen  kan,  und  uns  begnügen 
lassen,  das  wir  doch  das  meiste  oder  etwas  davon  kriegen. 
{Jena)  6,  352'j  vorrede  auff  die  historia  vom  hertxog  zu  Meiland 
(1538);  wie  sie  aber  hard  anlegen  und  ir  gewachsen  salz 
abschneiden  wollen.  Schiltbürger  1599  s.  79;  gewachsene  wolle, 
lana  nativa.  Steinbach  912. 

2))  wiewol  aber  die  kunst  dünne  säfft  hart  zu  sieden,  von 
dem  bergwerck  abgesündert  möcht  gehalten  werden,  doch 
diewcil  eben  die  siilTt  in  der  erden  also  hart  in  einander 
gewachsen,  auszgegraben  werden,  oder  sonst  ansz  etlicher 
der  erden  unnd  steinen  art  auszgezogen..  Acbicola  bergwerk- 
buch {Basel  1621)  al;  gewaciisen  metall,  Ist  soviel,  als  ge- 
diegen oder  massif,  non  fusum  sed  in  terra  jam  purum  in- 
ventum  metallum.  Frisch  2,412';  gewachsen  (bergwerk),  was 
bereits  in  der  erde  die  eigenschaften  besitzt,  die  ihm  sonst 
erst  durch  kunst  und  arbeit  gegeben  werden,  als  gewach- 
senes golt,  Silber,  kupfer,  vitriol  u.  s.  w.  .Iacobsson  technol. 
wörterb.  2, 78 ;  ertzt  so  gediegen ,  d.  i.  ganz  rein  ertzt, 
welches  keine  unart  bei  sich  führet,  als  gewachsen  silber, 
gewachsen  gold,  glas-erlzt,  roth-gülden  ertzt,  dergleichen 
weisz- gülden  ertzt,  gewachsen  knpffer,  allerlei  zinn- 
graupen,  glas-koptt  und  Schmirgel,  reiner  stahl,  derber 
blei-glantz ,  derber  gewachsener  zinnobcr  u.  d.  g.  wird  von 
den  bergleuten  bauer-ertzt  genennet,  weil  solches  nem- 
lich  jeder  bauer  zu  erkennen  weisz.  Jablonskt  allgemeines 
lexicon  der  künste  u.  Wissenschaften  (1748)  s.  389*;  gewachsen 
ou  gediegen  gold,  de  l'or  natif,  qui  a  etc  tire  de  la  terre 
tout  formd  et  non  dans  l'ötat  de  mine.  Schwan  (1782)  741"; 
gewachsenes  silber,  gediegenes  Silbererz  (bergwerk)  ist 
unter  allen  Silbererzen  das  vollkommenste  und  reichste,  in 
dem  es  ganz  fein  in  den  reinen  quarzgängen  zu  wachsen 
pflegt,  es  setzet  sich  oftmals  als  bäumchen  und  Strauch- 
werk, auch  als  andere  gewächse  in  der  klüftigen  erde  an, 
wo  der  trieb  der  metallischen  safte  ausreichet,  und  wo  es 
sich  also  figürlich  und  bildend  machen  kann,  wie  auch  das 
figurirte  gewachsene  golderz  thut.  Jacobsson  2,79';  der  griff 
.  . .  mag  auch  wohl  von  gediegen  gewachsnem  silber  oder 
auch  wohl  von  kupfer  oder  erz  sein.  F.  Müller  Genore/'a  35; 
gewachsen  eisen  nennt  man  das  eisen,  welches  bereits  von 
natur  seine  gehörige  güle  hat,  und  auch  also  in  den  eisen- 
bergwercken  gefunden  wird,  ohne  dasz  es  irgend  einer  Zu- 
bereitung bedarlT.  Chohel  4,  1030;  gediegener  alaun,  ge- 
wachsener alaun,  alumen  nativum  Linn.,  heiszt  der  schon 
ganz  von  der  natur  zubereitete  und  ausgeschiedene  alaun. 
.Iacobsson  5,  626'. 

3))  die  Lausitzer,  bei  Luben,  nennen  sie  {die  erdlöpfe)  ge- 
wachsene tüpffe,  denn  eins  theils  des  gemeinen  voicka  da- 
selbst nicht  anders  denken,  als  sollen  sie  in  der  erde 
gewachsen  sein.  Albinos  meisznische  bergchronika  (1590)  s.  178 ; 
gewachsener  boden  ist  solcher,  welcher  von  menschenhänden 
nicht  berührt  wurde,  beim  graben  der  fundamente,  zumal 
in  Städten,  trifft  man  gewöhnlich  zuerst  aufgefüllten  boden 
oder  solchen,  der  durch  auffüllung  von  schult  und  erde  er- 
zeugt ist.  erst  wenn  dieser  abgeräumt  wurde,  kommt  man 
zu  dem  hier  in  rede  stehenden  gewachsenen.  Helfft  wörterb. 
der  landbaukunst  s.  142;  bis  dahin  geht  der  weg  zwischen  ge- 
wachsenen bügeln,  d.  h.  zwischen  solchen,  die  ursprünglich 
schon  auf  dem  landrücken  waren  und  nur  vom  sande  über- 
deckt wurden.  Goldammer  Lithauen,  Völker-  u.  naturbilder  s.  .'^i; 
ich  zweifle  nicht  daran,  dasz  diese  Verfassung,  welche  sich 
anknüpft  an  historisch  gewordenes,  oder,  wie   der   geologe 


sagt,   an  gewachsenen  boden,   ihre  proben  auch  ferner  be- 
stehen wird.  Bismarck  deutscher  reirhstag  am  20.  april  1894. 

4))  der  {Weinkeller)  ist  in  einem  selbs  gewaxszenen  holen 
fölsen  bisz  herausz  wartz  gögen  der  ihür.  Krafft  reisen  und 
gefangenschaft  s.  8ü  {litterar.  verein  61);  gewachsenes  gestein, 
S.V.W,  anstehendes  gestein,  gestein,  das  an  ort  und  stelle 
seine  eigentliche,  richtige  läge  hat,  nicht  verschwemmt,  ver- 
stürzt, schollenartig  abgetrennt  ist.  Thiel  landwirthschaflliches 
conversationslex.4,ili>;  er  (ßismarcft)  wuszte,  dasz  er  auf  dem 
gewachsenen  felsboden  der  preuszischen  monarchie  stand, 
von  dem  die  revolutionären  fluten  ablaufen  muszten.  Lenz 
gedächtnisrede  auf  Bismarck  am  22.  dez.  1898. 

5))  zur  Verbindung  selbst  gewachsen  vgl.  oben  das  beispiel 
ans  Krafft;  da  were  ein  unmeszlicher  grosser  wald,  genannt 
Baienies ,  der  zöge  sich  weit  hinein,  und  stund  allda  für 
ein  selb  gewnchszne  mawer.  Ringmann  Cäsar  (15S8)  s.  .59"; 
zwischen  zauberischen  gärten  von  selbstgewachsnen  pome- 
ranzen.  Heinse  Ardinghello  2,237.  hier  nimmt  die  Vorstellung 
freier  entwicklung  übertragene  bedeutung  an;  sie  wird  mit  be- 
ziehung  auf  den  menschen  in  gegensatz  gestellt  zu  zucht  und 
Schulung,  vgl.  mhd.  seipwahsen  I^exer  2,870:  diese  zeit  hat 
viel  selbgewachsener  und  unberufener  lehrer  und  predi- 
canten.  Mathksios  Luther  182*;  ein  selbst  gewachszener  burgcr- 
meister,  asinus  in  pelle  leonis  Henisch  1590;  marktschreier, 
quacksalber,  selbsgewachsene  ärzte.  Minderer  medizina  mili- 
taris  {Augsburg  1620),  vgl.  Schneller  2''',  266; 

ihr  seid  nicht  ausz  der  zahl  der  seihst  gewachsnen  beiden, 
die  bei  den  leuten  nichts  als  jhre  thaten  melden, 
wie  sie  gekämpfet  ja  mit  solcher  stärk  und  muht. 

Rist  l'nni.  490. 
vgl.  dagegen  frei  gewachsen  im  eigentlichen  und  lobenden  sinne: 
bei  welchen  blättern  uns  viel  von  den  heldenmäszigen  be- 
mühungen  des  auszerordentlichen  mannes  {Schulenburg)  er- 
zählt ward,  der  auch  hier  als  ein  wohlgebildeter,  frei  ge- 
wachsener, kühn  beweglicher  sich  sehen  liesz.  Göthe45,  279 
{biographische  dcnkmnle  von  Varnhagen  v.  Ense). 

y)  kennzeichnung  des  Wuchses,  vgl.  gewächs  sp.  4712. 
1))  bestimmungen  der  art  und  weise. 
a))  mit  beziehung  auf  das  vegetative  leben  der  natur. 
«))  eigentlicher  gebrauch:  ein  schön  gewachsener  bäum,  «n 
arbre  d\in  beau  hrin.  Schwan  (1782)741;  krumm  gewachsenes 
holz,  ftots  rabougru  ebcnd.;  holz,  welches  nach  besondern  krüm- 
mungen  gewachsen.  Bobrik  allgemeines  nautisches  wb.  929"; 
für  den  griechischen  pflüg  ward  ein  krummgewachsenes  holz 
von  Steineichen  gesucht.  Voss  Vergils  ländliche  gedichte  s,  56 
{Altana  1800);  knOttel  ist  alle  mahl  ein  rundes,  mit  knoten 
gewachsenes  holzstück,  und  hat  auch  von  knoten  den  nahmen. 
F.  L.  Jahn  1,101;  und  wenn  ich  vor  müdigkeit  und  durst 
manchmal  unterwegs  liegen  bleibe,  manchmal  in  der  tiefen 
nacht,  wenn  der  hohe  vollmond  über  mir  steht,  im  ein- 
samen walde  auf  einen  krummgewachsenen  bäum  mich  setze, 
um  meinen  verwundeten  sohlen  nur  einige  linderung  zu  ver- 
schaffen. GöTHE  16,  80  {Werlher);  mit  krnmingewachsenem 
gelöstem  haar.  Hückert  Nal  und  Damajanti  155. 

ß})  übertragene  Verwendung:  der  nebel  löste  sich  in  geraden 
gutgewachsenen  regen  auf.  Holtei  vag.  l,  184. 
b))  mit  bezug  auf  den  menschen. 

«))  wohl  gewachsen,  vgl.  mhd.  wol  gewahsen  oben  sp.  4720  f. ; 
wohl  gewachsen,  bien  fail,  bicn  pris,  de  helle  taille,  d'une  belle 
/enue.  Schwan  (1784)  741;  wohl  gewachsen  sein,  to  be  well 
shaped,  übel  gewachsen,  misshapen,  deformed.  Ehers  2,644"; 
die  Tungusen,  die  südlicher  wohnen,  ähneln  schon  dem  mongo- 
lischen Völkerstamme,  von  dem  sie  dennoch  in  spräche  und 
geschlecht  so  getrennt  sind,  wie  der  Samojede  und  Ostiak 
von  den  Lappen  und  Grönländern:  ihr  kürper  wird  wohl- 
gewachsen und  geschlanker,  ihr  äuge  auf  mongolische  art 
klein,  die  lippe  dünn,  das  haar  weicher.  Herder  (id.  zur 
philos.  d.  gesch.  d.  menschh.)  zur  philos.  u.  gesch.  4, 13;  nie  zuvor 
ist  mir's  aufgefallen,  .  .  .  wie  schön  die  {meine  Schwester) 
war,  wie  grosz  und  wohlgewachsen.  Anzencrdber  {dorfgänge) 
ges.  werke  3, 73.  vielfach  berührt  sich  wohlgewachsen,  wie  schon 
oben  bei  Konrad  v.  WtjRZBUBO  {sp.  4730),  mit  der  bedeutung 
ausgewachsen,  adultus,  vgl.  puber  wolgewachsen.  gemma  gem- 
marum  Diefenbach  470';  ich  war  stark  genug  dazu,  wohl- 
gewachsen und  arbeitete  mit  lust.  J.  Gotthelf  l,  133  {bauern- 
Spiegel). 

ß))  so  dünn  und  leicht  angezogen '.  —  bist  auf  mein  ehr 
recht  hübsch  gewachsen,  so  schlank!  alles  so  markirt. 
IL  L.  Wagner  die  kindermörd.,  deutsche  litleraturdenkm.  13,  s.  9. 


4733  GEWACHSEN  (.i.Ijcct.) 

in  laufend  formen  mns»l  du  di'-li  rirtitttknn, 
doch,  lllerlinlitl«,  glidch  erkerin    li  li  iliih. 
du  magit  mit  lautiitr^clileiorn  iili  h  boilrckon, 
allKORanwIrllge,  gleich  orknin'  ii  h  ilirti, 
an  dar  ejpraaaa  reio^ll■rll.  jiiiik>-iii  lUebnn. 
allichAnyewaebi'na,  Kl<-i(li  erlKnn'  irh  dich; 
In  dea  canala«  relnam  wallanleban, 
•lUcbroeichalbarte,  wobi  erkenn    Ich  dich.' 

GAtnb  {Huttika)  ft.  100; 

Hn  «rin  ma  di«  Franzosen  noch  lieber,  de  aen  weoigiteDt 
aaiilier  gwachten.  Koiiccia  iäyUtn  MO. 

3))  kennteichnung  der  auidthuung  dit  umthtn. 

a))  ich  ittand  neben  einem  bcrrn  von  Scbaclt  ans  Mecklfo- 
bur«,  der,  wie  ii  ii ,  lang  gewachaen,  and  auch  in  justii- 
rererendarirn-tiiiirorm  war,  was  den  prinzen  (von  Prnutin) 
zu  dem  schera  vcranlasile,  die  Justit  suche  aieh  jetzt  die 
Icute  wohl  nach  dem  gardemasze  aus.  Oishabcb  gtdanktn  «. 
trinntrungtn  t,  38;  aber  ich  denl^',  ich  bin  gerad'  lang  genug 
gewachsen,  daitz  ich  dir  bis  unter  die  noie  reich'  und  so 
liann  ich  wohl  nit  abcrüelien  worden  sein.  ANzcitcaaaia 
(dorfgdngt)  gtt.  werke  3,  tU. 

ß))  gewachsen  war  ich  damals  schon  so  hoch  wie  hent. 
AnzBRCBuniiR  (dorfgdi\()t)  3,120;  ihre  hoch^ewachaene  flgur. 
KDbnbirckr  der  Amerikamüde  t.  71;  die  hochgewachsene,  edle, 
in  jüngeren  jähren  gewisz  schon  gewesene  frnu.  GoTzaow 
rüter  v.  geitte  I,  eap.  I ;  seit  der  Bernhard  das  {Sekiller$  jumj- 
frau)  vorgelesen  hat,  ist  mir's  doch  Immer,  als  wenn  ich  auf 
einem  hohen  berge  bei  grOszer  gewachsenen  menschen  auf 
besuch  gewesen  wQre.  Adbrbacr  neuet  leben  3,  loo. 

3))  aie  nahmen  jetzt  erst  den  jungen  schlankgewachsenen 
maier  .  .  in  die  mitte.  Uorzaow  ritter  vom  ;eü/«  1,  eap.  'i. 

b)  dai  ab$chUe$unde  momeitt  steht  im  Vordergründe  der  ent- 
»itklung. 

a)  betiehung  auf  die  vegetative  tcelt:  ain  viertail  meil  wega 
von  Coburfik  vor  nim  derflTIe  im  freien  feld,  fler  feldbieren 
lieim,  hart  noch  einander  an  aim  rain  steen,  iinder  welchem 
lier  forderst,  so  gegem  nulTgang  der  sunen  steet  .  .  angc- 
r.'ingrn  bat  wider  aulT  ain  newes  ausz  den  butzen  der  fast 
linib  gewachsnen  bieren,  zu  blieben.  S.  Fisciibr  ehronik  von 
f'lw  209  Yesenmeyer.  vgl.  hnibgewacbsen  th.  i,7,  tp.Wi;  ich 
li;ibe  selbst  bienen  auf  den  reifen,  aufgerissenen  zwetscbken 
-Rsehen,  sonst  pflegen  sie  nicht  auf  gewachsene  fnlchte  zu 
lliegen,   als  in  groszem  hunger.   Bbcrbr  hautt-vater  {Uifiig 

IttSii)  .t.  163. 

ß)  bi-.iehung  auf  den  menschen,  gewachsen  i»  aduUus.  die 
neuhoehdfuttche  periotle  begünsligl  hier  enreilerungen  und  con- 
currtnibildungen :  dnsz  wir,  einmal  gros/,  gewachsen,  es  besser 
verstehen.  An/KNcauBEn  3,  8t ;  xu  wohl  gewachsen  vgL  oben 
«p.  4732 ;  belieliler  sind  die  formen  von  erwachsen  {vergl.  theil 
:i,  1037),  dessen  partieip  das  unsrige  völlig  verdrängt  hat. 

\))  in  den  Wörterbüchern  wird  gewachsen  noch  früher  ver- 
drängt, als  in  der  litteratur.  unbeflritten  ist  es  noch  in  voca- 
b\üaritn:  aduUus  gewachsen  jungling.  Twincbr,  vgl.  Jostbs  Z5cA. 
gesch.  Oberrheins  n.  f.  10, 430 ;  adultus,  gewachsen,  vocab.  rer. 
DiEfKNiiACH  IS*;  adultus,  ein  gewachsner,  dicuntur  perfeeti  in 
virlulibus.  MsLBBR  vocab.  pred.  kH'.  Dasypodids  dagegen  giebt 
für  puhens  erwachsen,  das  gleiche  setit  Maaler  (119*)  in  der 
hedeulung  von  aduUus.  für  gewachsen  bemerkt  er:  yelz  Aber 
sein  alter,  aduUus  (178*);  vgl.  adultus,  gewachsen,  erwachsen, 
jrtz  über  sein  alter,  oder  guter  tagen.  Fnisius  40*.  IlBiiiscn 
irrnni^t  tri«  immer  so  auch  hier  alle  formen  :  gewachszen,  er- 
wachszen,  adultus,  auctus.  1590.  die  weiteren  belege  lassen  er- 
kennen, dasi  das  partieip  in  dieser  bedeutung  allmählich  ganz 
auf  vber deutsche,  spesiell  schweitervche  quellen  zurückgedrängt 
wird,  gewachsen,  adultus  Th.  Spibsbr  novum  lexic.  univers. 
{Bafel  1700)  I.M)';  gewachsen,  qui  est  devenu  grand,  qui  a 
de  l'dge,  adultus.  neues  ..  dictwnarium  (Genf  1704)  144';  ge- 
wachsen, aduUus  Vb:ibroni  kaiserL  sprach-  und  Wörterbuch, 
neu  herausgegeben  von  pr.  Piacard  tu  Basel  [Köln  176«)  74*; 
gwachsn,  gwagsa,  erwachsen  Toblbr  AppenxeUer  sprachschati 
247*;   e  gwachsnes  kind,  ros,  kalb  ele.  Schmblib«  2*,  sas 

a))  in  der  liUeratur:  in  den  tagen  nach  dem  unnd  Moises 
was  gewachsen,  do  gieng  er  ausz  zu  seinen  brOdern  und 
sah  ir  zwangksal  unnd  einen  Egipter  mann  schlahen  einen 
von  den  Hebreern  seiner  brüder.  Kobdrcbr  2  Mos.  2, 11,  ebenso 
EcRBSTKin  {in  diebus  illis  postquam  creverat  Uoises;  zu  den 
Zeiten,  da  Mose  war  gros  worden.  Lothbr,  ebenso  Züricher 
bibel,  Dibtsnbbrgbr  ;  nachdem  Mosea  gewachsen  war.  Ecr). 
wt«  schon  in  der  mittelhochdeutschen  ptriodt,  wurden  hier  be- 
stimmte aUributive  Verbindungen  des  f4rtieip$  betortugL 


CEWACUSEN  (adjerl.) 


4734 


a\)  er  bat  noa  weiter  drei  mwhwg  tSa:  Diel  her  deo 
sibendeu  uod  (ireiabuldeo  den  uuUn  nd  Haanprecbtea. 
Atbiotir  (ehromik) »,  77 ;  er  (ffeai  S^pf,  dir  ßkrtr  tkm  4itk»- 
bände)  hat  fil  gtwacbenar  sAn  gtlMpIt  dl«  ^04  fmi  «M 
erbar  gewesen  as4  kakM  «rfem  l«al  klD4  zS  J«r  m  (»• 
hepU  solche  fraindeelMfl,  i&n  MM  sie  all  nit  ti  •■» 
seban.len  mach,  hat  am  RBgiawtw  md  ia  sit  MdU  tiOMa 
tkronik  von  Augsburg,  4, tUiUckrmtittu  n,»mi 

Frrlburi.  dia  atadi,  las  Br«l*fen  l«U. 

da  aa«t  ein  aebnld  «er  lanfar  sali. 

dar  ein  «awaeliaeo  aoo«  kaii, 

dar  Im  lagllch  arbelian  ibaii 

In  salnar  »chmldiaa  frO  und  «pat 

li.Sicaa  (da«  lekmiiUt  «m)  II, M«  IMler  CMut 

als  die  zwei  (hntf<r)  erwucbaen  ond  vraren  scbier  gRv*ckae«, 
da  starb  der  vatler.  Sr.auaAnn  McAiMcUm  3M,  II  (MMrw. 
•rrrtn  107);  es  het  aber  der  baor  «in  jaogeo  aoo,  4er  war 
gewachsen,  aber  gantz  cinfelliff.  Sil,  SO. 

b))  ein  baur  sasz  nit  weit  von  Vulkacb  in  Fraockealandt, 
der  bett  ein  gewachsene  tocbler.  Scuvunmnu^eMibüeUtinüi; 
es  war  ein  banr  nit  weit  tod  seinem  bausz,  der  bett  drei 
gewachsener  tOchler.  241;  o  wie  naocb«  eitern  thaien  olIl 
ihre  gedancken  abmntteo,  ond  verbOrtzen  ibm  Miilaff,  ia 
berathschlagung,  wie  sie  etwao  mochleo  ibr»  gowadUMMO 
lOchter  nach  wuoscb  versorgen.  AsaanAii  &  S.  Ctaa*  mtrth 
Wienn  s.  bi, 

e))  vereinzeUe  Verbindungen:  einem  fewacbseneo  meoknecbt 
{ftthrkneektt  vgL  mlbnen,  mfthnbube,  mlbnjunge  tA.  6,  $f.  I4M. 
UCl.  1405)  oder  paeben  der  stark  und  xu  der  arbait  geschickt 
ist,  ain  jar  nit  Ober  zwen  gülden  HeioiKh.  landpot  in  OttT' 
und  Niederbtiern  (1516)  43*;  so  aoileo  die  andertan  in  4m 
obgemciten  marcben  geseszen  binfur  ta  ewigen  zileo  alle 
jnr..von  jeder  sonndrigen  buszbab  ungevarlicb  ain  gewacbaeo 
erber  person,  allweg  uf  den  zinstag  in  der  oslerwocben 
ainenn  crQtzgang  mit  einer  kertzen  ..  in  nnnszer  vorgeoell 
münster  zu  Sannt  Gallen  ton,  unnd  am  opfer  sm.  sttflungs- 
brief  der  pfarrei  Teufen  1479,  Zbi.lwbcbr  2, 1,482;  einem  alten 
gewachsenen  menschen  gib  1  lotb,  einem  jungen,  obngefebr- 
lich  unter  20  jabren,  S  quintel.  Hobribo  1,345*. 

d))  Verbindung  mit  adverbitn:  also  flodest  do  die  erst  g». 
wachsen  jugend  glatt.  DPreb  nocAlati  361,is  lan^;  ein  balb- 
gewachsener  knabe.  Acirbacb  auf  der  höht  i,  tu  (vgL  halb» 
gewachsen  oben  tp.  204). 

e))  Substantivierung:  ein  gewachsner.  Mblbbb  voeahsltrium 
predicant.,  vgl.  DiBrRüDACH  15*;  kann  golt  den  gewachsenen 
md  allen  den  h.  geisl  geben,  so  vielmehr  aneh  den  kinderlm. 
Ldtbbr  (iicArrd.  291* :  die  man  in  jnngen  kindem  merklicher 
spQrt  denn  in  gewachsenen  und  alten.  Matbbsios  4«yr*f«lM: 
wann  dann  eine  {der  Jungfrauen}  abstürbe,  so  snlt  man  tiM 
andere  gewachsene,  die  gott  wolt  dienen,  darein  thiln. 
ScRDMAMN  naehtbüchlein  144,26;  die  gwacbsna,  gwagsna,  er- 
wachsene leute,  die  erwachsene».  Toblbb  AppeuieUer  tprttk' 
schätz  247*. 

c)  die  reife,  Vollkommenheit,  ab  relatiter  hegrif. 

a)  atu  dem  relativen  gebrauch  gertnut  dtr  käuplhefrif  eim 
mannigfaMgkeit  der  färbungen^  dit  Uttrmiitk  MV  «s  eimtäutm 
belegen  gefusit  werden  kann,  edt  nilfmHil  ktmm  ätk  t.  h.  tim 
bestimmte  art  und  weise,  zu  kaudel»  ««4  sa  fedksfraeltf/lfa 
aufzutreten,  darbieten,  die  nur  dem  erwsitktenen  tmktmmt: 
und  ob  iemand  auf  der  gewalt  kert  hab,  oder  der  daaa 
gewachsen  sei,  dasz  er  verpong,  d«B<  er  aoa  der  gewalt 
icht  ker.  Ttroler  weisthümer  I,  «4,  fl  {6f nuu§  tu  Angel)', 
hauptsdchlich  jedoch  setu  dte  enlricklumi  M  vtrmmtUn§eu  ««, 
die  dem  gebiet  des  kämpf  es,  weUslrettes  eulifiitfmu  ww  ■•- 
gezwungen  sieh  hier  dt  Meutu»§  «an  flridkaMSttt  «s  krmfi 
und  mitteln  aus  dem  partilif  nlmUM»  ftaaalr,  as^pn  dft». 
licA«  Verwendungen  de*  9trtmmt  waehaea;  scrft.  4«a  eini 
{sp.  1460)  angeführte  beispiel:  so  gehet  •»,  wenn  die  bem.. 
uneins  werden  und  bitten  frerobde  gest«  za  sich,  damit  da 
ihrem  grgeniheil  zun  hauplen  wadieea  («a  Ira/I  ttmtikm» 
uien\.  Mathesics  Sar.  87* ;  diese  siaaMe  /Hsdk  4(r  MMaaf 
hat  sich  auch  das  ptrtiap  noch  ia  spdlrrrr  ttd  htmtkti:  gltiek 
m.1chtig  und  gewachsen  standen  in  ihm  neben  einander  lielw 
und  freiheil ;  nnr  durch  einen  neaca  cotechlaet  wordaa  äe 
verbunden  und  versöhnt,  sanft  tn 
J.  Paol  Htoa  4, 197.  la  «afm 
ii*  nrmduattu,  ik  $kk  auf  iat  purlkif  aüria  kcs<*riaAea- 


4735 


GEWÄCHSEN  (adject.) 


GEWACHSEN  (adjecl.) 


4736 


Ihr  majeslat  wil  ihm   [dem  grafrn  Mhrecht  in  Fianken) 

sein  gewachsen 
und  selbst  rechen  die  übeltbat. 
die  er  begieng  an  graf  Cunradt. 
Jacob  Ayrer  (tvincdin  und  qnmc  hislnii  von  erbnuung  . . 
fliffts  Bamhcrij)  587  Keller; 

wann  wir  einmal  bicrinnen  beliümmet  und  umMegert  würden, 
wüszl  irli  warlich  niclit  wie  wir  liesliinden,  wer  zuhesorgen 
wir  niüszten  die  stiimpff  dahinden  lassen,  treck,  treck,  spracli 
l'icrocliol . .  laszt  sie  nur  kommen,  wir  seiiul  jlinen  gewachsscn 
unnd  gesessen.  Fischart  Gargantua  423  neitdruck;  vql.  auch 
oben  sp.  4070.  auf  den  relativen  gebrauch  des  engeren  begriffs 
von  adullus  liesze  sich  das  folgende  beispiel  zurüch führen,  doch 
wird  es  besser  an  die  zur  rcdensart  ausgebildete  Wortverbindung 
angeschlossen : 

sie  kann  noch  nicht  mit  dem  gebeugten  nacken 

das  joch  ertragen,  sie  ist  nocli 

der  buld  des  gatten  nicht  gewaciisen. 

S.  Langr  nbirselzuiiii  des  Uoraz  (2.  buch  odeb: 

iiondiim  inniiiii  cnmpai'is  (icqunre  vnicl),  verijL 

Lessing  {vademecwn)  53,236 /f. 

ß)  die  Wörterbücher  nehmen  von  dieser  venvendung  erst  spät 
notiz. 

1))  einem  gewachsen  sein,  etre  egal  a  quetqu'un  en  forces, 
viribus  alicui  parem  esse,  neues ..  dictionarium  {Genf  1704)  144'; 
gewachsen  sein  einem  ding,  sufficere  alicui  rei,  labori,  parem 
esse  alicui.  VVeissmann  (1715)  156;  er  ist  ihm  nicht  gewachsen, 
huic  impar  esl.  Steinbach  912;  sie  sind  einan<ler  gewachsen, 
aequo  pugnant  Marie,  ebendort;  sie  waren  den  Römern  nicht 
gewachsen  ,  ils  n'elaient  pas  suffisants  pour  faire  tele  a  ceux 
de  Rome.  Schwan  (1782)  741;  einander  gewachsen  sein,  etre 
ä  deux  de  jeu.  elicndott;  einem  gewaciisen  sein,  etre  en  etat 
de  rdsister ,  de  faire  resistance,  de  faire  tele  a  quelc.  ebendort; 
er  ist  mir  gewachsen,  he  is  a  match  for  me.  Fahre^krügeb 
2, 326,  ebenso  Ebers,  Hilpert  u.  o. 

2))  einem  dinge  gewachsen  sein,  baslare,  esser  bastanle,  sof- 
ßciente  in  qualche  cosa.  Ferro  Montano  (1700)  139",  genau  so 
Castei.li  (1730)  1308";  er  ist  dem  geschäft  gewachsen  genug, 
par  est  huic  negotio.  Spieser  novuni  lex.  {Basel  1700)  15o';  er 
ist  der  last  nicht  gewachsen ,  major  est  moles ,  quam  ut  hie 
eam  subire  possil ;  er  ist  der  arbeit  gewachsen ,  suppeditot 
labori.  Steinbach  912 ;  gewachsen  sein ,  parem  esse  rei,  sufß- 
eientem  esse.  Kirsch  com.  2, 15o';  gewachsen,  adject.  bastant 
Kondeau-Buxdorff  253';  gewachsen,  vermögend,  hinreichend, 
suflisnnt;  gewachsen  sein,  die  krafte,  das  vermögen  haben, 
sufßre,  avoir  les  forces,  la  capacile.  Schwan  (1782)  741 ;  ich  bin 
diesem  anite  nicht  gewachsen,  je  ne  puis  sufßre  a  cctle  charge. 
Schwan.  (I7N2)  471;  einer  saclie  gewachsen  sein,  tobe  able 
for  somelhing.  FAiiREMiRfiGER  2,326",  ebenso  Ebers  u.a. 

y)  in  der  liUeratur  stehen  die  verbinduniien  mit  dem  persön- 
lichen dativ  zurück,  der  sächliche  daliv  bringt  entweder  eine 
Vorstellung  zum  ausdruck,  die  dem  träger  des  parlicips  von  auszen 
her  sich  entgegenstellt,  dann  bleibt  dieselbe  bedeutung,  wie  beim 
persönlichen  dativ:  fähig,  stand  zu  halten,  sehr  beliebt  sind 
jedorh  neuerdings  die  Verbindungen ,  in  denen  eine  innerliche 
bewältigung  erfordert  wird,  hier  erwächst  die  bedeutung  genügend 
für,  geeignet  für. 

l))  und  jene  genies,  die  gar  den  himmel  bestürmen 
wollten,  liegen  unter  dem  Aetna  und  andern  bergen,  sie 
hatten  zum  theil  auch  hundert  liande  und  Schlangenschwänze 
wie  die  himmclsturmende  genies  und  neuere  leligionsschöpl'er 
unsrer  zciten;  aber  vater  Zeus  war  ihnen  gewachsen.  Herder 
{vom  erkennen  u.  empßnden  der  menschlichen  seele  177S)  8,  225 
Suphan;  ihr  seht's,  dasz  ich  euch  gewachsen  bin.  F.  MCllkr 
Genovefa  302;  er  warf  sein  ganzes  Studium  darauf,  und  fiiliile 
sich  bald  den  geschicktesten  advocalen  gewachsen.  Göthe 
17, 23  (Wahlverwandtschaften); 

doch  von  grund  aus  bleibt  er  ein  schalk,   wie  sollt'  ersieh 

bessern? 
macht  man   ein  bfindnisz  mit  ihm,   so  bleibt  man  am  ende 

betrogen  : 
denn  er  drehet  sich  listig  heraus,  wer  ist  ihm  guwach.sen? 
GöTUu  (tieiiieko  fnchn)  ivcrit«  40, 161  (alle  dessen  is  he 
to  behende     Hcinhe  de  vos  47b3). 

aus  der  analogie  mit  synonymen  Verbindungen  ergiebt  sich  die 
construction  mit  der  präp.  für:  es  giebt  dinge  und  menschen, 
für  welche  er  einmal  nicht  gewachsen  ist.  Forster  briefe 
2,  579. 

2))  a))  das  fcuer  ist  erstickt,  nicht  gelöscht,  sie  sind  ihm 
nun  gewachsen,  es  wird  nicht  wieder  aufkommen.  Göthe 
{an  Kestner  28.  jun.   1773)  briefe  2,61; 


hoch  zeigt  ein  steinern  t^chuuer  tlinrro 
sich  dort  gewachsen  jedem  stürm; 
alt,  winddurchblaseu  steht  dabei 
noch  die  kapelle,  Tensturfrei. 

K.  Mater  (das  Städtchen)  rjedichte^  245; 

wenn  nun  auch  die  robuste  tragfähigkeit  besagten  gewis- 
sens  jener  last  für  die  zeit  vollkommen  gewachsen  sein 
dürfte,  welche  hohem  oils  (und  von  mir  selbst)  nothwcndig 
erachtet  wird.  Bismarck  an  L.  v.  Gerlach  22.  juni  1851. 

b))  ('S  begegnete  und  geschieht  mir  noch,  dasz  ein  werk 
bildender  kunst  mir  beim  ersten  anblick  miszfällt,  weil  ich 
ihm  nicht  gewachsen  bin.  Göthe  {maximen  und  reßexionen) 
49,52;  freilich  standen  diese  schriftlichen  Überlieferungen  von 
einer  seile  der  natur  zu  nahe  und  von  einer  andern  auf 
einem  zu  hoben  punkte  der  glücklichsten  bildung,  als  dasz 
die  auflinder  ihnen  hätten  gewachsen  sein  können.  53, 120 
(z.  geseh.  d.  farbenl.);  das  fasziiche  wird  uns  immer  zuerst 
ergreifen  und  vollkommen  befriedigen,  ja  wenn  wir  die  werke 
eines  und  desselben  dichters  vornelimen,  so  finden  wir 
manche,  die  auf  eine  gewisse  peinliche  arbeit  hindeuten, 
andere  dagegen  ,  weil  das  talent  dem  gehall  und  der  form 
vollkommen  gewachsen  war,  wie  freie  naturerzeugnisse  her- 
vortreten. 39,81  {Philostrats  gemälde) ;  auch  waren  seine  akteurs 
den  lustspielen  gewachsener.  SchCtze  Hamburgische  theater- 
geschichte  3i)6. 

c))  und  nur  dann  und  wann  musz  er  ihn  lassen  einen 
elTort  Ihun,  der  auf  wenige  augenblicke  eine  dem  Schicksal 
gewachsene  seele  zu  zeigen  scheint.  Lessing  12,57;  es  gibt 
problematische  naturen  die  keiner  läge  gewachsen  sind  in 
der  sie  sich  belinden  und  denen  keine  genug  thut.  daraus 
entsteht  der  ungeheure  widerstreit,  der  das  leben  ohne 
genusz  verzehrt.  Göthe  {maximen  und  reflexionen)  49,  49; 
unter  den  anwesenden  aber  zeigten  sich  symplome,  dasz 
ihr  verstand  solchen  vorfallen  nicht  gewachsen  sei.  huiEn- 
MA^N  Werkes,  165;  in  der  'steinkirche'  hat  die  Wackerhahnsche 
mit  ihren  Schützlingen  für  die  nacht  lieber  quartier  nehmen 
wollen  als  auf  schlosz  Scharzfels,  hat  aber  da  durch  eine 
erscheinung  einen  schrecken  gehabt ,  dem  selbst  sie  zuerst 
nicht  gewachsen  gewesen  ist.  W.  Kaabe  Hastenbeck,  s.  270. 

dl)  er  meinle  auch,  wie  jeder  dritte  zeuge  eines  Verhält- 
nisses, dasz  keine  leidenschaft  den  angriffen  des  Verstandes 
auf  die  länge  gewachsen  sei.  Immermann  werke  4,  106;  in 
der  gesammten  deutschen  bevölkerung  nährt  und  steigert 
sich  das  miszvergnügen  durch  das  niederschlagende  gefühl, 
dasz  eine  grosze  und  kräftige  nation  durch  die  mängel  ihrer 
gesammtverfassung  verurtheilt  ist,  nicht  nur  auf  die  ihr  ge- 
bührende geltung  in  Europa  zu  verzichten,  sondern  in  steler 
sorge  vor  dem  angriff  von  nachbarn  zu  leben .  denen  sie 
unter  umständen  mehr  als  gewachsen  sein  würde.  Bismarck 
dcnkschrift  über  die  lösung  der  deutschen  frage  1861,  vgl.  his- 
marckjahrbuch  3, 195. 

e))  so  bald  er  {der  prinz)  zu  reden  anfing ,  lallte  er  epi- 
grammen,  und  sein  witz  ivurde  nach  und  nach  so  stachlicli, 
dasz  ihm  keine  biene  mehr  gewachsen  war.  Wieiand  {Don 
Sylvia  von  Rosalva)  12,132  (1814);  er  fühlte  sich  der  mundfer- 
tigkeit  des  kleinen  mannes  durchaus  nicht  gewachsen  und 
versuchte  daher,  der  ihm  immer  unangenehmer  werdenden 
läge  mit  einem  male  ein  ende  zu  setzen.  Anzengrlber  ges. 
werke  1, 213. 

f))  das  stück  ist  um  der  musik  willen  da,  zeugt  von  der 
guten  menschenfreundlichen  seele  des  verlassers  und  ist 
dem  bedürfnisz  unsers  theaters  gewachsen ,  dasz  ackteiir 
und  Zuschauer  ihm  folgen  können.  Göihe  briefe  {an  Jo- 
hanna Fühlmer  23.  nov.  1773)  2,  123;  meine  körperliche  fähig- 
keit . .  ist  nahezu  erschöpft,  meine  arbeitskraft  den  ansprüchen 
nicht  mehr  gewachsen.  Bismarck  an  seinen  bruder  23.  juli  1871. 

3))  o))  ehrngedachter  herr  Fabricius  {schreibt)  an  mich: 
dasz  er  vor  etlich  jähren  in  einer  vornehmen  Zusammen- 
kunft gehurt  hätte,  dasz,  als  ein  solcher  geflickter  brief  aus 
einer  fürstlichen  cantzlei  an  einen  landschultheissen  were 
geschickt  worden,  einen  zwar  guten  alten  und  ehrliebenden 
leutschen  mann,  der  aber  im  übrigen  dieser  nagelneuen  art 
zu  schreiben  noch  unerfahren  und  ungewachsen  wäre ,  und 
also  desz  fürsten  meinung  widersins  verstünde,  er  einen 
peinlich  verklagten,  jedoch  unschuldigen ,  bette  zum  tode 
verdammen  und  hinrichten  lassen.  ZiNKGRÄy  apophthegmnta 
1,212;  da  die  dänische  besatzung  schon  stark  geschmolzen, 
der  Überrest  der  rastlosen  arbeit  nicht  gewachsen  war. 
ScHiiiER  {gesch.  d.  'Mjähr.  kricgcs)  8, 131. 


4737       CEWACIISKNIIRIT  — fiEWÄCnSHAUS 

b))  es  iit  bekannt,  dati  «cbun  kalter  (^rl  der  (roate  an 
einnr  (auUcben  grumiiiutik  arbeiten  lomen,  ood  nicbl*  il«»tu 
niimliT  baben  wir  vielleicht  keine  bU  dato,  die  lugttnglirb: 
und  oh  zwar  einige  Frauzüsen  aich  darüber  genucbl,  weilen 
iirie  ihrer  natlon  ticb  von  weniger  zi'it  her  aufa  teutaibe 
/ii  Irgi-n  hegünnen,  ao  kann  man  durb  leicht  eracbteo,  daaz 
ii'te  Ifult  tif.m  wrrk  nicht  gewacbien  gewesen.  LeiaNU 
ni'orgreifl.  gedanken  {(juelt.  u.  forith.  ?3)  ^^•,  vtir  buben  mit 
.liier  nniiiirkung  anger.ingen,  wuvun  der  leaer  Wellcicbt 
Ncbun  die  nnweiidung  ((rniurht  hat.  vr  mag  sie  aber  ge- 
inucht  haliiii,  wie  er  will,  «u  niüxten  wir  duch  geaieben, 
•l:iNZ  wir  nichts  damit  Nuchen,  als  diejenigen  abzuscbrecki*a, 
V«  eiche  ihre  Hcbultrrn  einem  werke  unlerziebeo,  dem  si« 
nicht  Kewiicli4<-n  sind.  Lkssim:  3,210;  er  scheint  ein  zarter, 
uohl  di-nkeuiler  mann  gewesen  sii  sein,  der  scbßne  kennl- 
nme  auwuhl  in  der  miihlerei  als  in  der  musik  verrOtb.  und 
wenn  er  seinem  unternehmen  auch  nicht  ganz  gewachsen 
i.it,  doch  wegen  feiner  und  glücklieber  bcmcrkungen  alle 
aufmerks:imkeit  und  in  der  geschichle  eine  ehrenvolle  er- 
withnuiig  verdient.  GOtuk  {an  Rocklüi  isuo)  br.  ]1,13h:  oocb 
ilem  unglücklichen  versuche  des  könig<i  von  OSnemark . . . 
war  (iustav  Adolph  der  einzige  fOrst  in  Europa,  von  welchem 
ilie  unterliegende  rretheit  reitung  zu  hoffen  hatte...  und 
ittirch  persüniiche  (Uhigkeiten  dieser  gewngten  Unternehmung 
i'Muihsen.  Scnu  [  im  {gttch.d.  SO  jähr,  kriegts)  ^,  Mi;  denn  da« 
iii|i(üliel  lag  durinn,  da<«z  ich,  ehe  ich  der  sarha  gewachsen 
^M\r ,  Immer  vtieder  eiiiinnl  scbrlfllich  ansetzte.  (>(Vtir  [an 
SihilUr  i2.  %.  \tu)i)biiffe  |0,231;  meine  freunde  erlaubten  mir 
null  intieihalh  ihrer  arbeiten  zu  scherzen,  und  sodann  bei 
.i-.:i  -lUndrii  denen  ich  mich  gewachsen  fühlte,  die  mir  be- 
MMiiini«  am  herzen  lugeo,  selbst.standig  ouftutreten.  (d,  u. 
w.  Vi)  wtrkf  20  >.  Ki«. 

e))  ich  haha  iiemriolich  alle  ursaebe,  mich  tu  coDMOtriren, 
Min  iiemjeni);en  wus  mir  obliegt,  nur  einigermaszeo  gewachsen 
zu  sein.  tiOruR  biteft  (an  Pertliet,  l«.  nov.  1810)  3t,  f.  4I&; 
rine  geniahÜn,  so  y.'lrtlich  er  (Gustav  Adolph)  aie  liebte, 
iirde  von  ullen  regierungsf;c^cbaften  entfernt,  denen  ihre 
ti>ut<e.HcbrUnkIen  filhigkeiten  nicht  gewachsen  waren.  Scrii.lkh 
(gesch.  d.Mjtihngfn  kl ifijes  II)  H,\b3;  um  aber  nun  diesem 
biiiligen  geschulte,  das  sich  täglich  unter  seinen  bänden 
aifle,  mehr  gewachsen  zu  sein  und  nus  mangel  der  werk- 
•  iige  Jii  kein  Opfer  zu  verlieren,  ..  setzte  er  \AU>a)  einen 
ausserordentlichen  justizbof  von  zwdlf  cnminaliicliiern  nieder. 
{gtidi.  des  abfalls  der  Niederl.  III)  7,  320;  inzwischen  wQrde 
ich  doch  leute  benennen  kennen,  die  diesem  gescbflft . . 
gewachsen  würen.  verhandl.  dtr  i  bad.  kammer  2.  a/irii  1^35; 
ich  fürchte,  zum  ersten  mal  ist  sie  [die  tPfligtsehirhU)  ihrer 
:iiil)sMbe  nicht  ge»:ichscn.  HüitoKt.  brie/werhsel  I,.V2;  ich  seihst 
kann  keine  gewisziieit  darüber  haben,  oh  die  nuf^abe  meine 
fuhigkeit  übersteigt,  ehe  ich  ihr  nüher  getreten  hin.  wenn  ich 
mich  derselben  nicht  gewachsen  finde,  so  wenie  ich  der  erste 
sein,  meine  »bberufung  zu  erbitten.  tii>Mkncti  geil.  u.er.  I,'i9. 
d)\  (iher  ich  gestehe  ihnen,  dasz  ich  der  last  meines  amtes 
nicht  gewachsen  bin.  Wihi  and  (Don  Sylvio  von  Rosalva)  I2, 131 
(1812):  er  (der  Schulmeister)  hielt  rechnen  und  schreiben  für 
gar  hohe  küuste,  denen  nur  ein  genie  gewachsen  sei.  J.  (jorr- 
HRLF  I,l3t  (bauernspiegel);  das  8chlinini>te  ist  nur,  dasz  ich 
einer  prolessiir,  wenn  ich  meinen  wissensrliaitlicben  apparat 
mil  dem  anderer  leute  vergleiche,  nicht  gewachsen  bin. 
IIkiimm,  briefweehsit  1,99  (an  Etue  iensimi,  n.  nov.  1842). 

liKWAC.IISKMiKlr,  f.,   iubstanitvbildung   zum  vorigen,  vtr- 

nnieü:   daz  der  vater  dem   kinde  zartet    daz  meinet  unvol- 

■luenlieil  des  kindes;  aber  sii  ez  zuo  nimet  an  bekantnüsse 

■i  Vaters  willen,  »ö  ist  er  ime  minr  an  schine,  daz  ist  im 

crliietunge  Azwendiges  zartes,    unt  daz    meinet  vollekomeii- 

lieit    der    gewachseiiheit    des    kindes.    deutsche  mystiker   des 

n.jahrh.  2, 6t2,  s  Pfei/fer  [Itber  positionum  3s). 

GEW.VCIISEUDE,  Z', ;  gewiichscrde  . .  erde,  welche  zur  er- 

iiguii);    der   garteiigewücbse    bequem  i>t,    gartenerde,    und 

in  weiterer    bedeutung,    die    oberste   fruchtbare  erdscbichl, 

in  welcher  die  gewüchse  erzenget  werden,    die   dammerde. 

ADkLiNc.  2,042;    vergt.  dammerde  Metl   2,710;    gewScbaerdo, 

gartenerde  Nbunich  3,  192;    gewächserde,    U   Urreau,    terre 

(rancke.    Schwan  (17S2)  741*;    gewUchseide,    mould,   gardtu' 

mould  KAiiBKii««Ccf.R  2,320*;  ebenso  llii.eKiT  2,  !,4Cl;    mtuU, 

earth  jit  for  hot-beds  EbkiiS  2, 6ti'. 

titSV.XCHSIlAl'S,  «.,  Jüngere  bildung,  die  iat  altert  morl  ge- 
waclis-lul.e  (.«.  d.)  verdrdugt.  Sticler  2216  **mii/  nur  du-  tflUere, 


CEWACilSIG 


4738 


Faisca  iaftff  tm  u»m  Mrf,  km  SrniMCi  /Ulm  häit,  4» 
du  ttmritkktug  nunt  im  pßt§t  mad  Mmriatenuy  tUfUnHfftitr 
fßanun  gtäunt  M,  M  «M  /ftr  4it  4tUn  Ml  ktanwmtfn 

ublieh,  die  du  enttftHktnit  fßmtufßUuat  M  4tn  wmiarfnmi 
UeU*n:  orangen«  tktÜt  if.isu:  iiiroo«utub«  Stui41«  »1«. 
I)  oraogeiie,  ein  ao|«oeliiiier  lait»waM,  o4tt  t'm  ia 
ocbiiner  ordnuog  gMl«Uicr  fomtb  von  laoler  citroMiK, 
pomeranizro-  uai  itarlMklMMa ,  welch«  aurtb  kwiMl  m4 
neitzige  Wartung  4«r  glriMr,  to  kuatUvM  tta4  ««tmInmIm 
gUrlen  angelegel,  dw  mM»n  •btr  ia  4m  IhIw,  4i«  äa 
kaltes  rauhes  cluna  b«lMa,  ia  tia  oogMUMata«  pmlflMtoaa, 
in  welcbein  vermin  eist  ein  oder  roebrer  OfM  •tngi'lMtlaal 
wird  und  die  gewacbse  vor  d«r  kalt«  bcwskrat  «anlM, 
sonderlich  wenn  man  in  solche  g«w5rb»>bAa*er  tigUeh  M 
barlen  frost,  bin  und  wieder  fi«l  zob«r  nit  was««r  oelMt, 
in  welche  Rieb  die  kill«  ein-  und  von  den  g«wgclM«8  oo 
viel  leichter  abzieheL  HOBHHa  natmr-k*MU.itnt*m  {\'IVI\ 
ip.  1100;  gewUcbshaus,  in  welches  d««  winters  die  fremden 
gewSchse,  welche  die  kalte  nicht  vertragen  können,  gebrarbl 
werden,  und  welche  gegen  mitlag  dergestalt  gebaot  sein 
müssen,  dass  wir  gegen  der  nordteile  ein«  zii|«aM«kU 
wand  oder  oauer,  gegen  mittag  aber  laoter  offasa  ftnrtw 
haben,  damit  man  solch«  bei  guten  wetier  «rOSaaa  aai  dia 
frische  luft  hineinlassen  kono«.  Hoaxia  ip.  707;  fawlckakaaa, 
wiuterhaus,  orangerie.  CaoatL  (1731)  814;  gewlebshaos,  Utm$ 
quo  Planta*  hytmt  eonsertari  pouunt,  orangerie.  FaiacH  1,  413'; 
gew.'lcbsbaus  1.  orangerie.  Eccaas  ktitftUxtk.  l,  iMt  (oranf«ia 
W<rM</or(  2, 307.  30s);  gewBcbsbau«,  winterhaaa»  primaria.  Jaofi 
6conom.  mb.  (1700)  1,2»«;  tffiäonum,  gewBelislitM:  oo  aeoni 
man  einen  solchen  bebflitar  für  lebendige  pflanzen,  wo  sie 
nur  eine  gemflssigte  wtnne  geniesen,  und  g«gen  ein«  allzu 
strenge  Witterung  und  raub«  luft  geochQtzt  sind,  bafnmtha 
»b.  (1777)  9,6;  di«  bSuser,  worin  aie  aufbehalten  warrica 
(aHi<<inducA«  bdume  und  pflanzen),  heisxen  gcwtchoMaaar. 
Stoscm  versuch  (1777)  t;>3l.  vgL  auch  AotLonc  1,043:  fawIdM- 
haus,  Ia  serrt  Scbwan  |l7b2)  74t';  g«w«chbaua,  «»  mumft- 
houst  or  green  houte.  Kat.ta  3,944*;  oraugttf,  »nttrkouu, 
green-house  FAitRKNKaCCKR  2,328*.  Fici  2,178';  cciuerwtery 
HiLHKRT  2,  1,461:  gewacbsbaus,  grttn-houM,  itrrt.  Roirr 
lechnolog.  wb.  1,  210. 

2)  a)  in  der  botanischen  angelegenbeit  bab«  da«  verabre- 
dete promemoria  Serenissimo  übergeben  und  berrn  hofgtrtner 
Iteicbert  um  ein  gutachten  über  den  gewachsbaos-bau  er- 
sucht. GüTHB  biiefe  tu  $.  14I  (II.  febr.  I7M  an  BaUek);  ge- 
wachsbous,  de>isen  verglaste  fenster  im  abendsonneoscbem 
glühten.  W.  Albxis  hoten  det  herrn  v.  Bredom  2, 3,  SS ;  unter 
dem  Schimmer  eines  kostbaren  krouleuchters,  den  mein 
valer  in  ein  liebliches  gewächshaus  bat  hflngen  lassen,  wo 
hundert  spiegel  die  blumen  und  Oammen  widerstrahlen. 
(iüTZsuw  riUer  «otn  geisU  3,  Cup.  5:  die  gewarh>bluser  dem 
(ilTenllichen  besuch  zugänglich  machen?  wohl  gar  fflr  daneo 
mil  Schleppkleidern?  ...  so  erzahlte  man  sieb,  habe  der 
Professor (^<rirt(fr<iei6o(aiiu(Arii  $r<>r(«nil  gesprochen.  I.  Fbapam 
bekannte  gesuhter  it;  botanischer  garten  der  universiUt  roil 
gewücbshausern  den  ganzen  tag  offen.  HeuLlktrger  frewtdtu- 
blatl  (in  den  a^Undigungem  der  uattasüdl  keuun  tittt  tatit- 
tut«  pllaiizenhauser). 

b)  falsche  begnlTe  führen  das  beste  hert  dr«  erziebrr« 
irre:  desto  schlimmer,  wenn  sie  sich  noch  mit  netbodr 
brüsten ,  und  den  zarten  scbosziing  in  pbilanibropinen  und 
gewüclisbausern  systematisch  zu  gnmd  richten.  Sibiubb  (■«> 
wirkt  die  bühne?)  S,&33;  das  aigeotlicbe  kemleben  der  kan«! 
dauert  von  l'eriklea  bis  zum  lod  Alexaadan:  4m  IMft 
sind  narbahmungen  und  treib-  und  gewIehehlaMT.  Huaaa 
ArdingheUo  i,  230. 

3)  Jüngere  trtalüiUungen  bringea  mekr  Jea  UMtk  aai 
die  technik  der  emruhlrnng  :iim  aatdrwtk:  wialerlMae  Caert 
.5,734;  treibliaus  fsars  4,874:  «•(* /isfcr  wtflaaa  BttiiK 
3,1334;  glasbaus.  du  i«*M  b- %  A»»UM«  3,  «aS  aa§tßkrt  isl, 
riri  von  {',.  Fbkitac  «a  iMk  vaa  gewtdiskaua  leeeraafl, 
s.  ginshaus. 

GEWACliSKt,  td}.  «.  aJr.,  ia  mhltthHkirm  m«ai§  fcrlrff,  aaa 
kBiisei!«  oaoeidl.  rb.  (IM7)  'ut  ab  wrelM  beaikkart  Aaitciic 
(2,012),  dtr  einen  Mef  tut  Onn  aaßkrt^  fsiM  «e,  itua  1» 
*tin  ktxkdeuticken  r>>üif  MaWi«««!  isf*,  Vot«  vatrü  r«  tnatm 
kaniestmpluT  aaa  ABBioaca  erk.  ira  jsiraart  «Js  pfUtatk  «a. 
na  IT.  und  IS.  jdiHmaiert  mar  i«s  ai§tdi»  nmtitk  airlnM, 
es   ersekrini  1*  itfpeUer  ftbttmtkifmm  und  kedemtmmf:  im  kr- 


4739 


GEWÄCHSKASTEN 


Ziehung  auf  die  pflanzen  und  in  bezieliung  auf  die  factoren,  die 
das  wachsUmm  der  pflanzen  beeinflussen,  das  einemal  in  der  be- 
deutung  ^leicht,  rasch  wachsend',  das  anderemal  in  derjenigen 
von  'fruchtbar',  in  der  älteren  spräche  liegt  für  jede  der  beiden 
in  unserem  worle  vereinigten  Verwendungen  eine  besondere  bil- 
dung  vor:  aUhochd.  walismig  zu  wabsamo  (Graff  1,  ü90)  be- 
schränkt sich  auf  die  bedeutung  fertilis,  mhd.  wehsic  in  dem 
compositum  mittel  wehsic  {mhd.  wb.  3,  463")  bezieht  sich  auf 
den  wuchs,  vgl.  wüchsig,  wächsicbt  (der  haher  ist  gar  ein 
wächsicbt  getreide.  Coleb  hauszbuch  264*). 

1)  vom  wüchse  der  pflanzen,  übertragen  auch  auf  die  Ihier- 
welt  u.  s.  w. 

a)  als  prädicat.  a)  reiszholz  ist  an  ihnen  selbst  gewecb- 
siger  dann  das  nadelholz.  Neuburger  forstordnung  (169«) 
ScHHELi-EB  2^>>39;  der  zweig  niusz  frisch  und  gewächsig 
sein,  den  man  abzielien  und  abröbrlen  will.  Hohberg  1, 
546";  wann  er  Ider  hafer)  nur  mit  dnm  frühlingsregen  er- 
quicket, und  davon  schOn,  dick  und  wülgewächsig  wird. 
(1695)  2,  52*. 

ß)  wie  man  einem  füllen  den  schopff  melmen,  und  schwantz 
gewachsig  machen  soll,  dasz  er  ziemlich  stark  werde.  Pintbb 
pferde-schatz  s.  444*  (16S8). 

b)  attributive  Verbindungen:  sechstens  weil  augenscheinlich  zu 
sehen,  das  die  gmain  so  wollen  was  jenseits  der  Geyll  über 
die  pruggen  alsz  auch  an  diser  selten  gelegen,  nicht  allein 
mit  allerlei  gstaid  und  dicken  gestraisz  verwaxen  werdet, 
dasz  hierdurch  künftigen  niangl  an  der  waid  zu  besorgen, 
in  gleichen  auch  die  schödliche  thür,  als  pern  und  wölf,  zu 
töglichen  raub  ihr  aufenthalt  und  wobnung  darinnen  fortan 
haben  möchten  j  sondern  auch  mit  allerband  schönen  ge- 
wüchsig,  jungen  stämblein,  welche  nach  lleisziger  pllanzung 
in  weniger  zeit  zu  einem  sehr  nuzlichen  holzscblag  erwachsen 
versetzt  worden,  weidl.  u,  waldordn.  der  nachbarschaften  Arnold- 
stein u.  Gailitz  (1644),  östr.weisth.  6.448;  das.. ein  jeder  nachbaur 
..  die  kronabit  standen  und  alles  schädliches  gstraisz  von 
grünt  so  vil  miglicb  auszraiten,  hinwek  hacken,  die  jungen 
und  gewachsigen  stämblein  aber  taiis,  da  sie  gar  zu  dick 
wehren,  hinwek  backen  oder  schwenden,  tails  aber  bei  der 
ert  und  oberhalb  vieiszig  auszschnaiten  und  auszbuzen,  auf 
dasz  sie  zum  gwachs  desto  geraumber  haben  und  bequemher 
sein,  ebenda  449;  negst  denn,  söchstens,  so  ist  eino  zeit  her 
diser  missbrauch  abödung  deren  bewaldungen  eingeschlichen, 
wo  man  in  denen  gemainsbewaidungen  von  solchen  jungen 
und  gewä.\igeD  pämblen  sogenante  mürzen  -  scheiter  zu 
machen  pflöge,  dorfurdu.  von  Taifen  (1748),  Tiroler,  weisth  4, 
1,539;  wann  die  edlen  und  glatten  Wildlinge  in  der  kern- 
schul ein  jähr  oder  anderthalbe  gestanden,  nimmt  man  die 
dickesten  und  gewiichsigen  heraus  mit  samt  der  wurtzen. 
HoQBEBG  1,  537*;  ein  gewächsiger  junger  bäum.  Butschky 
Palm.  576;  die  prügelwege  erfordern  das  schönste  gewäch- 
sige holz,  vgl.  ScuMELLEB  2^,  839.  is  von  einer  gwahsinger 
art,  ein  schlag   von  grvszem  wuchs,  ebenda. 

c)  adverb:  wann  selbiger  (der /'rüMafttr)  wol  und  gewächsig 
aufgehet.  Houbebo  2,39*. 

2)  gewächsig,  das  wachsthum  fördernd,  fruchtbar, 

a)  als  prädicat: 

du  schwelst  die  bach,  zerklopfTst  die  scholleu, 

und  schcnckst  den  rurchen  ein, 

damit  die  aecker,  wie  sie  sollen, 

durchaus  gewachsig  sein.       üpitz  Vb.psatm 

(mit  regen  machstu  es  weich  und  segenesl  sein  gewechse. 
LuTUEB  psalm  65,  u),  vgl.  Scbottel  350".  Adelung  u.  andere; 
etliche  arbeiten  den  acker  4  mal  das  er  ja  fein  faule,  mürbe 
und  gewechsich  werde.  Colerus  hauszbuch  267";  wer  guten 
leiiiacker  haben  wil,  der  musz  jhm  ein  gut  nidrig  land  darzu 
erwehlen,  das  sonsten  auch  weitzen  und  gerslea  zu  tragen 
pfleget,  und  gar  gewächsicht  ist.  s.  266". 

b)  attributive  beslimmungen. 

a)  ein  schön  gewächsig  weiter.  Michael  Beinbabt  einfdlt. 
bericht  1587;  die  zwilling  sind  warm  und  feuchte,  darum  er- 
wermen  sie  sampt  der  sonnen  die  erde  und  geben  der  saat 
ein  gut  gewechsig  weiter.  Coleb  ealender  16.  vgl.  wachsig 
welter  Tobleh  Appenzeller  wb.  437. 

ß)  eiaea  guten  garten,  darinnen  es  gut  gewechsig  erdreich 

hat.    COLKB    76. 

GEWÄCHSKASTEN,  m.:  gewächskasten,  bak,  om  boomen 
in  te  planten.  Kbamkr  2,  133';  gewächskasten  (tvrme  de  jar- 
dinier)  caisse  Uomdbau-Uuxtouff  253". 


GEVVÄCllSKUNUE  —  GEWACHST        4740 

(iEWÄCHSKUM3E,  f.,  von  Campe  (2,355)  als  neugebildetes 
und  von  sachverständigen  gebilligtes  wort  für  botanik  (pliyto- 
logie)  angeführt,  die  ältere  zeit  hatte  hiefür  kräuterkunde,  vgl. 
t/i(!ii  5,2116;  durch  Göthk  wurde  das  jüngere  und  umfassendere 
Pflanzenkunde  {vgl.  theil  i,  niö)  näher  gerückt,  dem  auch  Campe 
im  verdeutschuiigswörterhuch  (1813)  156  in  der  theorie  den  Vorzug 
giebt.  diesem  umfassenderen  begriffe  wird  auch  gewächskunde 
gerecht:  Kussler  handbuch  der  gewächskunde.  Altana  1814. 
vgl.  dazu  ge  wach  skundig  Campe  2,355. 

GEVVÄCHSLAUGENSALZ,  n.,  laugensalz,  welches  aus  der 
asche  verschiedener  gewächse  gezogen  wird.  Campe  2,  355. 
vgl.  kräuterlauge  theil  5,  2116;  pflnnzenlaui;(Misalz  Caupk  3,629; 
gewäcbslaugensalz,  potasch  Hilpert  2,1,461. 

GEVVÄCHSLEIN,  n.;  gewächslein,  o  small  plant  Hilpert 
2,1,461.     s.  gewächschen  sp.  4727. 

GEWACHSLEHUE,  /.,  vergl.  gewächskunde,  nach  Campe 
2,355  'ein  wort  von  zweifelhaftem,  noch  nicht  ausgemachtem 
wertlie'. 

GEWÄCHSREICH,  n.,  mit  derselben  bedeutung,  die  schon 
gewächs  als  sammelwort  zum  ausdruck  brachte,  vgl.  sp.  4716;  dller 
als  unser  «jort  ist  kräuterreich,  vgl.  theil  b,  2X11  \  litterarisch  ver- 
breiteter ist  Pflanzenreich  theil  7,  1717 :  das  gewächsreich  ist 
eine  höhere  art  der  Organisation,  als  alle  gebilde  der  erde. 
Hebdeb  ideen  zur  p/tt/.  2,  2  {zur  p/ii/.  3,  54).  hauptsächlich  ge- 
hört das  uiort  den  Wörterbüchern  an'  gewächsreich,  eines  der 
drei  reiche  der  natur,  welches  alle  gewächse  der  pflanzen 
in  sich  begreifet,  in  der  weitesten  bedeutung  dieser  wörlcr; 
das  Pflanzenreich,  regnum  vegetabile  Adelung  2,  642,  ähnlich 
Campe  2,355:  gewächsreich,  vegetabile  regnum  Nehnicu  3,192; 
gewächsreich,  pflanzenreich,  le  regne  vegetal  Schwan  (1782) 
741":  gewächsreich,  the  vegetalle  region  Ebers  (1802)  2,644", 
family  of  vegetablcs  FicK  2, 17s'.  FMiRENKBiJGEB  2,326",  the  vege- 
lable  kingdom  ebenda,  ebenso  bei  Hilpert  2,1,461: 

die  wiirzel  ist  gcstein,  gewächsreich  ist  der  stiel, 
blättervei'zweigungen  thieiiehens  reges  spiel. 

HücüEKT  8,412  (uwisliKil  der  br.j, 

GEWÄCHSREICH,  adj.:  gewächsreich  .  .  .  fruchtbar  an 
gewachsen,  eine  gewächsreiche  gegend,  ein  gevvächsreiches 
land.  Campe  2,355;  gewächsreich,  rieh,  abounding  in  plants  or 
vegetables  Hilpert  2, 1, 461. 

GEWÄCHSSAME,  m.  Sebiz  feldbau  170.  vgl.  pflanzensame 
</ieiJ  7, 1717. 

GEWÄCHSSAMMLEU,  m.,  GEWÄCHSSAMMLUNG,  f.,  bei 
Campe  2,355  als  anerkannte  neubildungen  angeführt,  sonst  nicht 
belegt,  vergl.  kräutersammler  theil  5,  2117,  pflanzensamiuler, 
pUanzensammlung  theil  7, 1717. 

GEWÄCHSSTUBE,  f.,  vergl.  gewächshaus;  gewächsslube, 
reconditorium  planlarum  exoticarum.  Siieleb  2216. 

GEWACHST,  GEWÄCHST,  f.,  s.  gewächs  sp.  4709.  4711 /f. 

GEWACHST,  GEWÄCHST,  parlicipiales  adj.,  vgl.  wachsen, 
cerare  üiefenbach-Wülcker  891.  dos  parlicip  erscheint  stets  mit 
umlaut,  nur  Henisch  führt  1590  gewachst  auf,  bei  Körücs- 
HOFEN  erscheint  die  form  gewiclisset.  das  wort  wird  vorzugs- 
weise in  solchen  Wörterbüchern  belegt,  die  das  verbum  selbst  nicht 
buchen. 

1)  gewohnheitsmäszige  verbindumjen. 

o)  gewächszte  schrciblafel,  tabula  cerata,  pugillares  Maaleb 
178".  Fiiisius  (1616)  751":  gewächszte  schreibtafel  Uekiscu  1590; 
gewachste  tafeln,  tabellae  ceratae  Stikler  24ü0. 

b)  in  der  wundarzneikunst. 

a)  {die  wunde  werde\  gehefftet  mit  eim  kleinen  gewechslen 
seidenvaden.  H.  Rhaunsciiweig  chir.  (1497)  77';  in  der  ersten 
vastwochen  ertranckt  man  ainen  zu  Ulm ,  der  hett  seiner 
frawen  die  fotzen  verneel  mit  ainem  gewechsteii  laden  und 
hctts  wol  verknüpft;  und  gieng  also  bis  an  dritten  tag  und 
was  grosz  schwanger,  also  warde  man  das  innen.  Mülicbs 
Chronik  von  Augsburg,  d.  städtechron.  22, 86. 

ß)  mit  ainem  gewachsten  thuch.  Pabacelsus  chirurg.  sehr. 
1,320;  de  la  toile  circe,  gewächst  tucb.  Uuez  franz.  gramm. 
(1695)  223;  gewachste  leinwand,  tela  cerata,  inccrata  Ferro 
MüNTANO  (1700)  139',  ebenso  Castelli  308";  gewachste  lein- 
wand, toile  aree  Rondeau-Buxtobff  253';  gewachste  leine- 
wand, gewast,  stytf  linnen.  Kbamer  2, 133*. 

2)  als  vereinzelte  Verbindung  erweist  sich  die  auf  das  goltes- 
urtheil  bezügliche  von  gewachstes  heuide:  do  entschuldigele 
sü  sich,  das  sü  weder  des  keisers,  bi  dem  sü  12  jor  ge- 
wesen ,  noch  keines  andern   mannes   wip  were   ie    worden, 

,   und   das  sü  noch  tiiuü  vaiüe  wa^cl  weit  (die  heilige  Hichardis). 


4741 


GEWACHTELT  —CEWXFF 


GE  WAPPEN 


4742 


und  dai  beweitele  lO  doraiitle,  das  ■&  ein  gewielufet  bencd« 
uiie  de(  uoil  dutiiil  niun  tu  in  ein  für  uod  bleip  unverMcrt  in 
dem  filre.  KONiCHHüriN  {ehrontk  von  Strattburg]  d.  $UJ(*throm, 
S,  414;  dem  ulmgeacbtet  Uode  icb,  d*«z  nicbt  nur  die  kay- 
ierin ,  Kichardi» ,  zu  der  prube  der  Klüendeo  pflug-icbaren 
•icb  erboten,  sondern  uucb  mit  rinein  gewichsten  bembde 
in  das  fi-uer  gegangen,  und  ibre  unscbuld  auf  dies«  art  be- 
wUbrl  baben  »ulle.  KRiüba.  Hahn  volUländige  tinlttlung  s«  der 
Uuhchen  ttaaU- reicitt- u.  kauerhulont  [Wll)  1.312. 

:i)  die  frtmdtpraeliltehen  wörterbuditT  aut  der  mitU  dtt  iK  }h. 
luhren  gevvilcbul  noch  vtrnnuU  auf,  to  HuNOKAU-Kuxioarv  und 
Khankn,  I.  oben,  in  da»  IW.  )A.  rtiehl  dai  wurl  nur  in  dtuUth- 
rmjluchi-n  wörttTbüclieru,  gewltcbst,  waxtä  Kb^:Bs  3,  M4'.  Fics 
'i,  178*;  gewlirbst,  waxed,  unxen   l'*aHKNkHl'(;i!a  3,  :t'in'. 

4)  wdlireiul  ifi  allen  totiitigen  verbnidungt-n  gewiicbst  du  6e- 
deutung  iu  Macbs  gelaucbt  aufmtitt,  biruJirl  et  twh  lai  lolgtmdn 
«nit  aäjecl,  wüchsen  (s.d.): 

wia  mancher  »talgi  durch  rauch  deis  falachen  rühm«  verblendsl 
nuch  hiihdr  ehr  uiiil  rali, 

wenn  dar  Kowachtiau  UÜKel  icbwuug  bei  gar  tu  nahen  «onDao 

•udei. 
Gairaiua  Catharina  to«  Gtorgin,  $.  S  (UrNfuM  1«M). 

GbWACHTKLT,  participiaUt  adj.  wocbteln  it.  dort)  hat 
in  der  bainuhtn  mundarl  die  bedeulung  vun  'teliellrn,  tlreuhe 
ytrulitn,  vergl.  Schmkllkr  2*,  S43.  et  itt  etne  ubleitung  tu 
\\  H  heln,  wehen,  fdchrln,  ßaUern,  tchirenkeii.  i\  t>33.  hieraus 
erkluil  iith  dte  vertfeudung  in  folgenden  belegen:  su  müszl 
Ibr  ituüselb  IbietuniitscIiUchl)  nur  lind  und  wol,  wie  gewacb- 
lell  stidel  mit  oi  br^i-lmiitTen.  Kischakt  bienenkorb  IVo' ;  da« 
iiKin  gleich  alle  teller  unnd  platten  von  euch  bat  müssen 
»(•graumei),  unnd  durnui'b  wann  man  iun  die  »prOnt;  kommen, 
die  mutwilligste  gescbirr  berfür  gesucbel.  als  gepichte  ariu- 
brnst ,  junglernscbülin,  silberbeschliigena  bundschuch,  ge- 
»111  hielt  stilTel,  |iuluische  sackpfeilTen  u.t.w.  Fiscmast  Gary, 
(urudiuek)  tu.  im  ersten  beitpiel  giibt  dat  adjeettv  die  arl  und 
uiiie  an,  m  der  Uns  iub.-tanttv  bthandtU  Kird,  im  tweiten  bei- 
tyiel  steht  es  avptUultv ,  es  kennteiehnet  eine  bestimmte  art  von 
ttitjeln,  dte  in  dieier  weut  beliundelt  «erden,  es  handelt  sich 
anscheinend  «m  stiefel  von  tintm  leder,  dat  nur  gebüTtt*t  und 
leicht  eingefettet  irirJ, 

CtWACHT,  n.;  ein  scbilT  fassen,  luden  'unz  an  daz  ge- 
wtti'hl'.  Luai  bergr.  42.  ScBMiiLLKR  '!*,  843;  hängt  et  mit  wehen 
.tiSiimmen  und  bedeutet  es  das  takelwerk?  vgl.  dat  folt^ende. 

(JtWXCHTKNt^EKHÖNT,  adj.:  du«  cuuloirdes  pusses  zieht 

icb  gr^pn  den  gew&cbtengekrOnten  huuptkomm  hinauf.  ;u/ir<>. 

..<j  Schwetser  alpenkluhs  (ISOi)  150.  vgl.  wüchti,  g'wüchti  icind- 

'  ./le  Staldkr  2, 4'26;  gwüta  (gewehte),  häufen  schnee,  welcher 

IU  winde  aufgeweht  wurde.  Tubi  kb  Appem.  ipraeliteh.  247. 

(•EW'ACKEL,  n.,  verbalsub''tantiv  lu  wackeln  (t.  d.),  icAon 
tri  Campk  angefahrt,  gewackel,  das,  lotterinj,  ttaggering,  wagg- 
lin<;,  viicilliitwn  buKKS  (iM)3)  2,  tt44',  ebento  Kick  2,  17tt'. 

(itWAUKT,  ad}.,  nuch    analogie  der   parttcipialen   adjectiva 

m  substiintiv  wade  abgeleitet:  gwadet,  mit  tüchtigen  waden 
M-rsehen.  KCttk  erkldrung  der  schwierigen  dialektausdrüeke  bei 
J.  (iorTiiKLK  37.     vgl.  bewudet  (aut  (Jaigunlua)  theil  I,  I7ü2. 

(iKWAKK,  n.,  verkürtU  form  tu  dem  dltfren  genaefen,  ge- 
w^ifen,  gewalTen  [s.d.);  lu  der  biliiuug  vgl.  das  neuhochdeutsche 
»alle  [mundarllieh  walT),  im  gegensatte  su  dem  altern  wulVen. 
nicht  lautgesetiiiche  entwicklung ,  sondern  der  systemswang  der 
v.(uhoehdeutschen  fi-minina,  in  deren  kreis  dat  neutrum  an  der 

ind  der  pluralforvien  eingeführt  rurde,  hat  bei  w äffe  die  rer- 

r:ung  angebahnt,    dte  auf  obeideutschem  boden  bu  tur  apo- 

'/>e  führte,     während  die  allijemeinere  und  umfassendere  bedeu- 

"11/  *bewalfnuny,  riistung',  du  dem  sammelworte  tu  gründe  liegt, 
mit  gt>w:iefen  (s.  d.)  ausstirbt  {zum  litterarischen  Wiederaufleben 
des  Wortes  vgl.  .«p.  4745),  hat  sieh  in  der  verkiiriten  form  etne 
londerbideutung  erhallen,  die  benehuny  auf  die  angriffs-  und 
vertlieidiguugswaffen  der  Uiierwelt,  die  in  der  Jägersprache  bis 
heute  fortlebt. 

()  vereinielte  oberdeutsclie  belege  verbinden  die  allgemeine,  um- 
fassende bedeutung  auch  mit  der  verkanten  form :  :ilso  kament 
si  über  den  berg  und  kuineut  karto  so  nuch,  das  si  in  und 
sin  rilterscbaft  .sachent  und  ir  paner  und  alle  ir  gewef,  da» 
si-hun  und  wunnenklicb  von  gold  schein,  dtutselie  volksbäcker 
[/urtclier  hmtdschr.  16.  jahrh.)  i^  bachmann:  do  antwurt  iiu 
ilei'  bischul'  Turpiu  und  sprach:  diu  schilt  und  sper  und 
alles    din    gewef    ist  klein  weder  mines  goties  kraft  isU  &.<>. 

2)  in  die  uWi^eM^iiie  schriltsprache  drmgt  dteu  form  jedvik 
IV. 


nur  mU  itr  bttätkatUm  bedtutmugtttrtugtrumt,  MMitu^  »uf 
b*iri$4k-6iUrrtukk€lum  ktätm  btgtfH  «*  »kt  itmUmt  (gewaffj, 
riM  mtünhtUunt  Hart  Dura.  v.  Waaov«  «iii  gvwtflU.  9«fur« 
qutUen  ttkreibn  gewiffe.  der  pUrai  ut  M  dmtr  9trwtadma§ 
nteht  ttbbek. 

a)  III  ttiirttrbüthtm:  §$wtM  und  KewIlT  mrd  km  «Ml  f^ 
warf,  gawebr  (s.  i.)  nummmtfUUlU  Uosai  jiterprääitt 
kennt  nur  dut  lettUre.  KnnSBlii  •Mark,  itr  metdmamnupettkt 
Itt  ff.  laut  für  die  k»uar  dt»  wMnkwtimt  •Ue  drei  ktnennm9§*u 
alt  tgnonyma  gellen,  während  er  fkr  ätt  f4ngt  in  pmum 
raubthitxe  du  alUtniye  bereekltgmttg  rMi  gtwAff  ktnoeheht: 
gewttir,  fewerf,  gewerf t,  grwebr,  waffen,  dann  achorirf.  mnuH 
man  dia  onlaro  laagan  tUbna  einer  sju,  iuU  wctcbco  st«  aai 
aicb  ecblSget;  gawfilT  und  scbneul  sagt  mao  aber  auch  voa 
den  zAbneo  der  raubtbiere.  tUrp«  »okliidndfr  jjger  (IMI) 
148 ;  gewBff..bei  den  jagern,  di«  waSeu  der  Ibiere  . .  b««w«- 
d«ra  dl«  gruszen  benrorstebeaden  bauiäboe  dvr  wilden 
schwaioe,  welch«  auch  das  gewerf,  das  gewebr,  die  waffm 
genannt  werden;  ferner,  die  zahne  der  raubthiere,  ia- 
gleicben  di«  klauen  der  lucbae  und  raubvOgel.  Aaaui«« 
3,  »42;  gewiiir  (<.  de  chatte)  h  4tt  dei  defente»,  brccMM  4a 
tangliert  et  atttret  bittt  Scbwan  (lin)  I,  *41* ;  vgL  autk  Habtic 
anleitung  tur  forü-  u.  wetJmamntpratht  (laoo)  113,323;  gawiff 
{hunting  tennt,  the  weapont  of  wild  beattt;  the  ttttkt  of  »  wtU 
boar,  tk*  fangt  and  eltwt  of  wttä  b*atti  Ebkbs  ( imn)  3,  M4*, 
ebrnto  KiCB  3,  178*.  FAaaaMBOcia  3,32a'.  Hilpeut  3,  t,  4(1: 
gewaff,  mit  gewerf  gleicbbedeuland,  oebenbcr  werden  aber 
auch  di«  krallen  der  raubvOgel  und  di«  faogzabo«  groster 
raubtbiere  gewalT  genannt.  BaaLta  reoi-  «.  wriioUestMou  itr 
fortl-u.  jaydJtande  (IMI)  3, SU;  gawaff,  gawSffe  KaaaKiR  143! 

b)  in  der  kUeratur:  das  wild  scbweio  v«rl«szl  sich  allain 
auf  s«in  gewSff,  weicht  und  fleucht  für  d«o  huodcn  mcbl 
leicbtlicb.  FgTKSABBND  jagd-  u.  leeidwerkbnät  M*; 

mit  xSbneu,  mit  geweITu',  uud  eioem  olTaeii  racheo. 
weU  a«  (das  wiläe  »ciimemi,   wo   t»  berfSKi.   d\e  ihbren  web 

tu  machco. 
OiBTiica  V.  D.  Waaos«  .4riiMi  14,»«; 

sind  desselben  oder  des  ganzen  ebers,  wie  aucb  des  el^ 
pbanlen  hauzlbne,  das  gewäff  oder  gewürf  von  anderer  färbe, 
so  miisz  es  als  so  gewilffet  oder  gewflrfet  (/.  aiire)  .  .  au- 
gegeben werden,  z.  b.  der  schwarze  silbern  -  gewallte  eber- 
kupf  der  Hardenberg;  fehlen  die  hauer,  so  ist  er  ungewIffeL 
Bbbnd  hauptttucke  der  wappenwisuntehaft  3,  301  (lttl7);  die 
dunklen  Schnitzereien  bildeten  auf  dem  hellen  gründe  eine 
art  durchbrochenen  laubdacbs  und  vereinigten  sich  in  der 
mitte  zu  einem  kränze,  ans  welchem  ein  breiler  kruniruchter 
an  grüner  schnür  herunterbing,  zierlich  geformt  und  zu- 
sammengestellt aus  gebörn  und  gewaff  tuo  allerlei  baar-  und 
federwild.  H.  Scbmid  der  kanxler  von  Tuol  1,218;  er  band  ibo 
(den  iieier)  bei  dem  gewüff  zusammen.  Hetsb  »oveUtn  4,  41». 

GbWAFfrCN,  GEWAFFEN,  n.  netirrcs  Maworl  «lu  imm 
miltelalterlichen  deulte/ien  tprachtchatte.  die  wwsgelauUte  ftrm 
wurde  von  Güi^rks  wieder  in  die  lilterutiir  iimgefükrt,  dtr  %m- 
uingelauteten  bedienen  sich  laxcaaANN   und  Scaarrau 

1)  «oriefrcrn  in  der  alleren  spratke. 

a)  formt'n:  allhochdeutsck  gewdüui  Gbait  1, 7»7;  aU$itkmttk 
giw;ipni  (Ueliand  576t  Cottonianus) ;  mkd.  gewcfen,  gewafea, 
gewefen,  geweffen  mAd.  •6.9,457'.  Laxfca  l,9;o;  mtedtrdemiMk 
gewäpen. 

n)  kiwafani  AeicAenaner  «lessm  mr  Mrl,  SrnnaaTta- 
SifcViBS  1,  552';  giwafane  rrjeriMeer  ktndtcknft  dtt  le.  auf 
11.  joArA.  So/i*arjer  handsckrtß  (I«.  ;«*r».l  der  Mtt§im»n, 
ebenda  1,  »47';  giwaÜni  St  Emmtrawur  ^atu  (llVlX.  fiuk} 
giwafTane  Monster  gloue»  (13.  jeArA.)  «*«mI«. 

fi)  für  die  müUlkorkdeutitke  ptrttdt  kt  gaweTea,  f«w»r«a 
die  normalform:  gewiQne  im  AttuMude,  gawtfea  Im  HlU- 
lungenlsede  (220,1.  4.s«,3ia  A.),  gewsfeo  «*««d«n  |»7.4i;  M 
WiHHT  ».  Gbatenbbbg,  U.  ».  ZATzisBo»a.i,  Tbuha*!»,  GumraiB» 
V.  Stbassbubc,  Kon  BAD  T.WOBzBiBC,  STBicaBB.  Ltiemtd,  ScAaM- 
bentpiegel,  stadtbuek  nm  Äugtkmrg,  u.  a,  dt*  Farmer  Aead- 
stkrift  der  bücher  Mosu  bietet  gewalen  «Bd  gewrlca  uebenrm 
ander  (143,  B  Dualer  und  4J,  3);  gewcfene  pram  LABPaacat. 
Eikaeher  und  Uctdeiherger  ktwdseknft  der  Annde  (4C83  f«rM«lr 
tu  wipea);  gewipeo  (««rttalta  wapen,  wafene)  la  der  Kmmde 
(&M4.  ttl5,  aaift»  an  MklfM);  ge« offene  Yotautr  i»BdmHsfP 
7S»  Wa9§;  gewaÜMi  aawwwrtl  *ci  U.  «.  ZaTuiaofia;  gawaf- 
fene  Aafaiar«  iladfrariW,  aarliUAerisdk  Md;  gcwaHao  i|idaw 
etcUsun;  gawiff  s.  «Am. 


4743 


GEWAFFEN 


GEWAFFEN 


4744 


6)  bedeulung  und  gebrauch,  im  voidergrunde  steht  die  be- 
deutung  eines  sammelwortes,  die  von  früh  an  auch  in  der  form 
des  plurals  zum  ausdruck  kommt,  tcährend  die  jüngeren  belege 
viel  eher  dem  Singular  zuneigen,  die  individualisierende  tendenz 
ist  hier  fast  ganz  verkümmert,  ansätze  dazu  liegen  in  possessiv- 
bestimmungen  vor,  die  den  besitzer  angeben  und  die  dem  ge- 
sammtbegriffe  gewisse  schranken  ziehen,  hieran  knüpft  die  ver- 
einzelte Verwendung  von  gewsefen  in  der  bedeutung  von  wappen. 

a)  das  sammelwort  ohne  nähere  bestimmuiigen. 

1.))  im  Singular,  armatura  kiwafani  Reichenauer  glossen  zum 
hohen  lied  4,  4  (allerlei  waffen  der  stucken.  Ldther),  Stein- 
MEYKB-SiEVERS  i,  hb'!" ;  armatura  givvafane  althochd.  glossen  zu 
Hesekiel  26,  9  (wird . .  deine  thürne  mit  seinen  waffen  umb- 
reissen.  Lütoer),  ebd.  1, 647*. 

o))  der  frouwen  unmuoze  was  niht  ze  klein, 
inre  siben  wochen  bereiten  si  diu  kleit. 
dd  was  ouch  gewiefen     den  guoten  recken  bereit. 

Nibelungen  357,4  Lackmunn; 

SO  man  durch  gerihtes  not  vert,  so  mac  man  wol  gewa'fen 
füren,  der  rihter  mac  wol  allen  den  gebieten,  die  den  fride 
gesworen  habent,  ze  varen  swar  ez  not  ist  in  sinem  ge- 
rihte,  und  allen  den,  die  ze  iren  iaren  komen  sint,  und 
die  swert  gefüeren  nuigen.  Schwabenspiegel  cap.iOl,  3  Gengier ; 
e  daz  der  man  für  den  herren  kome,  so  sol  er  allez  ge- 
wsefen von  im  tön.  und  alle  die  mit  im  sint.  also  sol  ob 
der  herre  tun.  der  man  sol  von  im  tun  sporn  und  mezzer. 
hut  und  hüben,  hantschuhe  und  kappen,  gugeln.  und  aller 
bände  wafen.  Schwabenspiegel,  lehenrecht  114  Laszberg. 

b))  Moses  der  gute. 

t'az  ge.-lehte  er  sunderote. 

ez  iiiez  (brieven)  daz  h'  gesinde. 

und  dem  Ischrahelischiti  kindin. 

wie  vil  der  wajre. 

die  ze  gewaefene  frum  wajren. 

wichaftes  liutes. 

vil  Qizzuch  waren  si  des.    bncher  Mosis  43,2  Diemer; 

einen  meister  gwan  er  abir  sint, 

Alexander  daz  edele  kint, 

der  lärtin  mit  gewöfene  varen, 

wi  er  sili  mit  einem  schilde  sohle  bewarn 

undt^  wier  siu  sper  solde  tragen 

zö  deme,  dem  er  wolde  schaden. 

Lamprkcut  Alexander  229 ; 

si  begunden  alle  gäben, 
die  alten  zuo  den  jungen, 
ze  dem  tor  si  üz  drungen 
mit  gewsellen  aller  bände, 
zem  ersten  die  sarjande, 
die  bestucndcn  iu  mit  scharn. 

Ulbich  v.  Zatzikuoven  Lanzelet  1403; 

des  enwundurt  niiob  niet, 
dat  hen  sin  vader  wale  beriet 
met  gewäpeu  end  met  gewande. 

H.  V.  Vkldkke  Eneide  6293  Beliaghel; 

dö  ribte  man  üf°  einen  wagen, 
einen  mast  mit  stahcl  wol  beslagen 
da  was  sin  vaiiit  gebunden  au. 
den  zugen  vor  dem  her  dan 
zwöne  starke  merohsen  groz, 
die  man  vil  vaste  beslöz 
mit  gewKlen  und  mit  wenden. 
daz  sie  niemen  künde  erwenden, 
sin  Zügen  den  wagen  für  sich. 

Stricker  Karl  9637  Bartsch; 

sine  viant  ubirwant  er  mit  sinir  chunheit.  mit  wiclichime  ge- 
waffine, got  ubirwant  er  mit  siner  dicnmte.  un  mit  andirn 
geistlichin  werchin.  speculum  ceclesiae  71  Kelle;  der  rehte 
stra/Toup  ...  an  pl'affen,  ob  si  pfelTiichen  varen  an  ir  hare, 
daz  si  beschoren  sint  als  pfaffen,  und  pfeOichiu  kleider  an 
füerent,  und  an  gewoefen  und  äne  waffen  varent.  Sehwaben- 
spicgel  cap.  30,  2  Gengier. 

c))  niht  gewxfens  man  in  tragen  liez 

wan  sin  swert  und  einen  huot 
und  einen  niwen  schilt  guot, 
der  näcb  sime  was  gemäht. 

U.  V.  Zatziehovkn  Lanzelet  1912; 
nü  haste  schiere  sich  getragen 
diu  z!t  also,  des  bin  ich  wer, 
dnz,  er  geriten  quam  dort  her, 
gewaefens  itel  unde  bar.     K.  v.  Wörzburg  Ölte  555; 
d6  sprach  der  herre  Miger 
zuo  der  juncvrouwen  her 
'wie  stet  ej  dem  gevangen?' 
'herre,  er  hat  sorge  gröz: 
erst  des  gewatl'ens  alze  blö;.    Virginal  BIO,!». 

i\)  im  f)lural :  quam  inti  mit  imo  miliil  menigi  mit  liohl- 
fazzon  inti  mit  faccalon  inti  mit  giwafanin  inti  mit  swerton 


inti    mit    Stangen,   cum  lanternis  et   facibus  et  armis.    Tatian 

183,  1; 

giwiton  im  mid  irö      giwSpnion  tharod 

te  them  grabe  gangen,     thär  sia  skoldun  thes  godes 

barnes 
hrßwes  huodian.    Heiland  5764  CoUonianu/i; 

ter  faz  here  lösendo.  hina  gab  tien  hoslihus,  arma  unde  im- 
pedimeiita.  daz  chit  kewäfene  unde  füoter.  Notkeh  Boethius  b^* 
Hatteiner  3; 

ci  jungis  niwart  daz   niht  virmidin, 

her  niwurde  mit  geweflnin  üze  dir  bürg  virtribin, 

als  Absalön  wilin 

virtreih  vater  sinin, 

den  vili  guotin  Oävid.    Annolied  666  liödiger; 

dö  briefeten  si  da  ze  stunt, 

sehs  hundert  tusent. 

die  alle  waren. 

inerhalp  vier  jaren. 

si  waren  elter  denne  zwaeinzech  jar. 

daz  ist  alzoges  war. 

die  altir  unde  junger  waren. 

diu  gewafen  si  verbareu. 

hücher  Mosis  43,9  Diempr, 

ß)  das  sammelwort,  eingeengt  durch  nähere  beslimmungen. 
l))  das  Possessivpronomen. 
o))  im  Singular: 

diz  riche  alliz  bikertu  sin  gewgfiue 

in  sin  eigin  inSdire.        Annolied  687  Rödiger; 

an;  tor  begunde  bözen      der  unkunde  man, 

da;  was  wol  behüetet:     dö  vant  er  iniieitlialben  stän 

einen  ungeriiegen      der  der  burc  phlac, 

bi  dem  zallen  ziten      sin  gewxfen  lac. 

Nihelutigen  4.'>6, 2  Lachmanii.   ebenso  220,1; 

Mörolt  fuor  wäfenen  sich, 
mit  des  gewaefene  wil  ich 
noch  mit  siner  Sterke 
mines  herzen  merke 
noch  mines  Sinnes  spitze  sehe 
mit  nähe  merkender  spehe 
niht  stumpfen  noch  le.'^ten. 

GoTTFHiED  Tristan  6506  Bcchsfetn; 

wirt  dekein  kämpf  ze  Coimar  für  sich  gande ,  so  sol  der 
kemphen  jedwcderre  einen  halsberch  anhaljen  und  zwei 
swerdt,  und  swederre  da  sigelos  wirt,  der  sol  deme  rihtter 
alles  sin  geweffene  geben  oder  für  jeglich  geweffene  sun- 
derlicb  driu  phuut.  Kolniarer  stadirecht  von  1293,  Scrüpflin 
Alsatia  diplom.  2,  5S. 
°  6))  im  plural :  daz  sieb  sinero  tideliuni  (lioldon)  neheiner 
ze  sinen  gewäfenen  nefersiehel  nube  ze  Golis  scerme. 
Notker  auslegung  von  psalm  45,  tu,    Hatlemer  2, 164*. 

2))  das  demonstraiivpronomen.  zur  verallgemeinerndem  und 
umfassenden  function  desselben  vergleiche  oben  die  beispiele  aus 
Virginal  81ü,  5.    bücher  Mosis  Vi,  9. 

a))  im  Singular: 

doe  dat  gewäpen  was  gereit, 

da  gröt  list  end  arbeit 

toe  wären  gedän, 

do  sand  et  der  here  Vulcän 

Veneri  der  IVouwen 

end  biet  si't  beskouwen. 

H.  V.  Veldekb  Encidf  5825  Behaghel; 

zu    dem    hier    beschriebenen    gewäpen    gehören    der    halsberch 
(».5670),  twö  hosen  (5688),  heim  (5697),  schvvert  (5762),  skilt  von 
golde  (5752 /f.)  und  ein  vane  (5800),  vgl.  auch  5844.  5875. 
b))  im  plural: 

rebten  glouben  sol  ich  haben 

unde  di  wären  riuwe 

unde  die  göten  triiiwe, 

den  stetigen  gedingen 

unde  die  cristenltche  minne, 

dult  unde  demQt : 

diu  gewelTeue  wscren  vil  gtit. 

Vurauer  sündenklage  768  Wnag, 

y)  bedeutungsverengerun".  das  sammelwort  umfaszt  sowol 
angriffs-  als  vertheidigungsubjecte,  waffen  und  rüstung.  seltener 
dasz  die  ersteren  in  engerem  sinne  zum  ausdruck  kommen ; 
häufiger,  dasz  heim,  scliild  ,  panzerhenid  in  den  Vordergrund 
treten,  da  diesen  letzteren  bestimmte  embleme  zum  schmuck  ge- 
reichen, so  verbindet  sich  der  vorslellungsinhalt  unseres  Wortes 
auch  mit  diesen,  ge waffen  berührt  sich  mit  wappen,  der  iso- 
lierten nebenform  zu  waffe. 

l))  man  soll  auch  wizzen,  daz  diu  rehte  notwer  also  ist: 
swaer  den  andern  anlaufet  mit  erzogem  gcwaefen,  daz  si 
swaert  oder  mezzer  oder  ander  gewaefen,  swelher  bände 
dez  ist,  da  er  in  sins  libes  mit  benoctet,  daz  heizzet  notwer. 
Stadibuch  von  Augsburg  113  Meyer. 


474! 


GEWAPKEN 


GEWÄFFET  —  GBWAFTNET 


4746 


2);  a))     Mriii»  |«lrii  ilnl  man 
arlbeUi  lldaii, 
in  gdwAllnin  ritlii, 
dai  <•!  vraUio  Ki<lor*lin  irbltln, 
achiaiiii  uull  «clilrmlu.    Annotiiä  Ut  R/Mg«ri 
for  goi.  lage  mir  dai  ib  dib  frig«, 
Wttdar  dir  llrbar  war« 
an  dina  triwe: 
ob  dlh  ain  acAnlu  frowa 
wülia  miniieii  all«  dl«e  naht, 
odr  du  nioi'grn  den  lar 
In  dliiero  gawu-ren  tolt«»!  rAii, 
vabiaa  nli  alnani  aliA  Ituonam  man 
iA  du  wenaa»  dat  da  tttt.     kat^enhr.  4M1  StkrMtH 
dar  liam  dar  bariog  K>oraa 
von  AggarOD  gnilrichan, 
dor  brtlite  wardecllcliaa 
vier  iitteiii  wordar  ilute, 
die  ruori«n  an  Ir  hluta 
lawx-feu  läier  und  glani. 

K.  T.  WÖBiBoa«  der  troj.  krieq  14W7; 

mll  allentrlctiar  magcncran 
gleoc  ar  dA  UBilicti  JAmar  an 
tr  aobrlal  gawu-fen  unda  man 
la  atüeitea  bi  den  atundan.    12603: 
dl«  knmpren  «beoa  mttateo, 
da;  »I  durch  dat  MwttfeD 
alu  ander  beide  irvfan 
und  aicb  vara^rlau  under  in.    3901; 
da  kArta  ar  morouni  in  den  lan. 
dd  tach  der  ntuiiderktiene  man 
alu  wunder  luo  Im  gAhen : 
dat  waa  tiaip  rot  und  bulbet  mtD. 
at  Iruuc  hUrolu  gewxfan  an.    EckmUH  &2,&ZMpt<*o. 
h))  doch  toi  man  dar  au  mite  bAo : 

at  diuhia  micb  oliii  woi  galAo, 
awer  die  marmarOodan  fuarao  aolde, 
ob  ar  dar  umba  mllon  woldo 
Ar  iln  gawajfan  diu  marwuodar 
und  di  Ti»obe  gar  baaundar. 
awer  den  «bar  vOaren  (ol 
an  «Inia  gawxfau,  hueie  wo! 
dat  *■'  "io  vOera  aiu  twinliarto  gar, 
waa  da^  atOand  Obel.  dat  >•'  *'*■'. 

TiiOHtain  mcUcher  gaal  104U; 
alcherltctieo 
•sbe  icii  Terra  in  dem  laude 
ein  gewicm  dat  ici*  eriiauda, 
leb  wAiido  unde  aprceba  ai 
dat  der  rlter  wicra  dA 
le  dem  icti  diu  wAfeo  biet  geaaban, 
und  möbi  ain  doob  aodera  gesobeben.    13W8; 
an  ilnem  icliilde  waa  ein 
guidlu  iBTci  runde 
geworiit  dat  nlnmen  künde 
ein  gewxfen  dem  gellcbe 
vindon,  alao  rirba.    Wirrt  t.  GaAVKNBtaG  9figal.ht\i. 

9)  die  indivtduaU$inung  knüpft  an  be$tmmU  tntwieklungt- 
Uuftn  dtr  btdeutungsverengerung  an,  tgl.  obtn  utUehtr  gatt 
ViW».    Wigalois  M1&. 

1)  an  die  neuhochdeutuht  ptriodt  reichen  die  aUtn  formen 
'i(>cA  in  der  vorlutheivrhen  bibel  hin,  wo  sit  jedoch  schon  bei 
koBUHGEH  durch  das  simples  trselU  werdt'n:  wann  die  ge- 
weQ'rii  unser  rilterscliairt  die  aeint  nit  Qeiacblicb.  Eccistbim 
zCor.  10,4  (watTen  Kohorgeb.  LuTBct).  tu  den  letiUn  belegen 
geh6rl  die  stellt  einer  Münchner  handsehrifl  des  16.  jahrh.:  da 
wir  die  hailigen  mess  suln  hocrea  und  sehen,  so  tuln  wir 
vor  der  liir  lan  alles  unser  gewaffen.  Schmkllib  3',863.  frtf 
den  mütelaUerliehen  neigungen  der  neueren  Utteratur  verdankt 
das  wort  sein  Wiederaufleben,  hier  trtU  im  gegensatit  tu  der 
älteren  spräche  die  allgemeine  bedeutung  surUck,  di*  engere  be- 
diutung  allein  wurde  neu  entwickelt,  jedoch  fast  nur  in  der 
biitehunti  auf  die  angriff fwa ff en,  die  hexiehung  auf  die  rüstung 
steht  gnni  vercinselt,  auch  die  berührung  mü  wappen  ist  nicht 
mehr  aufijefnscht  worden,  der  plural  scheint  neuerdings  nur  selten 
mehr  gebildet  su  werden: 

da  gab'a  noch  gewalTen  aus  Dardanoi  leit, 
hoiikeulen,  uMförmlich,  kaum  brauchbar  tum  airall. 

Lbuthoi  d  l'enilietiUi*  8»  |WM« 
d)  Ober  Tulirantchen«  gramhaupt 

hing  sein  ritterlich  gewalTen; 
an  dar  bin<e  ichwaiikem  äMlein 
hing  der  5tarke  ailberiingstchild, 
hing  daa  biauka  rederkilogacbwart, 
müaiig,  aogageibt  vom  roata. 

iHata^ANN  lulifdntchen  II,  ft  (»ar*«  11.  68). 

5)  a)  mit  bewahrung  des  colUctiveharakitrt:  wie  wollte  ich 
diesen  panzer  tiiid  die.^z  gewütTen  nach  Maseoderan  hinge- 
tragen. GüRRKs /trld^nb.  ron  Iran  1,  t'l ;  der  erzengel  Michael! 
riefs  in  der  christlichen  heerscbaar  und  sie  fassten  zu  neuer 
kraft  sich  zusauiiueo;  die  tonne  leuchtete  auf  dea  fremdeo 


rtiUnaaoow  ftwaiM  wi«  ferbrsxoof  4m  afeft  —  lUt 
waren  i'f  iwd  ia  ftttaael,  alt  wulltr  dtr  fBldfWütei«  «ioen 
iiegner  sacbeo.  SoiKmt  iUtäaid  Mi  tmeki  oai  ackoeiilig 
kam  et  aua  der  b«rMw  »iMalH  wM«r  Mt  gewebt,  da«z 
rOatung  und  gewaffco  lhaol|  ulfef :  M  4m  kflbleodeo  png«a 
nach  narreiibilie  und  oaneotlrelL  htniftru$  M:  da  ' 
trug  teio  deokzeicben  vun  tarawoUcbMi  gewsSn 
bnodgetcbu»^  gnecblaibeo  feuera  am  kOrper.  t; 

tofl  dat  gawaffen  ab.  and  bdlli  bcia  ataiian  acbela 
dtr  dlmm'ruog  rurcbi>am  «ich  lo  •tiaa  kl*»«a  ein. 

KatiLica*?«  >.  tt  Hrfmt0mt\t 

lalebl  bl  "ioganr  ta  cewInDta, 
kaio  gawaffen  tpem  drn  pfad 
und  kein  borndota  von  d«n  iIümb 
maldti,  dMi  ain  wandrcr  nakk 

ScaarvBi.  inwiimmm  tW; 

in  wlbrender  klautoeneit  balte  er  rieh  daes  lUrkeo  bogn 
getcboilzt,  kodier  and  pfeile  waren  noch  tat  Gotttchalkt 
nacblatz  droben,  die  nahm  er  jettt  •!•  gut  gewaffen  aar 
band.  Ekkehard  04. 

ß)  mit  beiuhung  auf  ein  ein:eln*t  «hjett:  der  kofftr  errefte 
teine  aufmerk''amkeit:  er  tcblug  tacht  den  deckel  turück 
und  hätte  beinahe  teine  freude  durch  einen  schrei  «erralhen, 
alt  er  da«  rostige  gewaffen  darin  liegen  aah.  InatanAiin 
(oberhof)  3, 15,  ebenso  1, 713 ; 

leb  nehme  dein  gewaffaa.  frennd. 
da  mein«  dir  nicht  geflel. 
aieb  hier  dan  atock  vom  tiebanpflock, 
am  matte  fehlt  oicbt  *lal. 

A.  Gaöi  6,  .:)>3  {Uotia  llooH  niiil  äfr  ferbtr)/ 
da  trat  der  köoig  «In  und  aaln  gafolg; 
und  rb  er  auttug  »einaa  arhwert«  gawaffan. 
lOckt' ar  auf*  belt  bin  eloea  blickaa  dolch: 

KecaaBT  3.  In7  iFlor  »nätUtimehflorh 

GEWÄFFET,  participiuUs  adj.  in  aUmaunuekt»  rnndarUn 
aus  geweffent  weitergebildet,  entspricht  tt  ImUfmlüuk  ätm 
sehrifldeutsehen  bewaffnet  (t.  dieus).  et  ist,  wie  gewiff,  m 
der  Jägersprache  eingebürgert:  gewaffnet  oder  gewiffet  sein, 
will  sagen,  wenn  eine  sau,  wolf,  lux  oder  anderes  raab- 
thier  ttaike  ond  scharfe  ziihne  hat  Herra  »oAired/ndrr  jd^ 
{Regensburg  1769)  148';  »gl.  auch  Stail  otomttolofi*  ftreütlü 
4,400. 

GEWAI-'FNET,  participiales  adj.  tu  waffnen  ((.  Üftcs).  m 
den  Verwendungen,  die  mehr  das  rerbum  als  dat  nomen  m  den 
Vordergrund  stellen,  iit  dat  partidp  neuerdings  durch  bewaffnet 
verdrängt  worden,  ebento  wie  waffnen  durch  bewaffnen«  äie 
darstelluntj  in  theil  \,  t'62  hat  dem  aufkommen  dietet 
süums  keine  beachtung  geschenkt,  die  ersten  belege 
DiEFENBACB  uov.  glost.  U*.  für  die  itolierten  fuuHitat»  in 
adjectivs  ist  der  form  gewaffnet  in  der  neben  form  gewappnet 
(t.  dort)  Hn  ersatt  erstanden,  der  neuerdings  die  nesgung 
teigt,  das  wenige,  was  der  entwicklungsgang  von  bewaffnet  neek 
übrig  Idsst,  für  sich  in  beschhg  :m  nehmen,  die  aUkoMeutteke» 
denlsmdler  sind  von  unserer  form  noch  beherrscht^  vfL  gcwifanit 
GRArr  t,  ;SS.  in  die  mittelhochdeutsche  d'cbtung  infß  mU  nuf 
WoiFBAM  gewdpeot  ein  (vgL  mhJ.  wb.  3,  4ö;'.  LtiB«  S,  630), 
anscheinend  als  niederdeutsche  nebenform.  Ime  umi  /«st«  p«r^ 
bindungen  »getlatten  der  neueren  form  in  §leieker  weite  n»§»n§ ; 
es  lauen  tieh  noch  bis  heute  unter  den  verwendumfeu  ttm  ge* 
waffnet  kaum  solche  aufitigen,  an  denen  nitkt  tutk  gewappBM 
tAeii  hätte,  dieses  selbst  aber  hat  etnige  ft^rmuktfmmem  Itkr- 
tragungen>  entwickelt,  in  die  ise  iUtn  ftem  aÜd  mtkr  tim- 
dringen konnte. 

1)  rorJe6en.  n«ft«n  der  verbalform  der  tU-  und  nNMrlke«*- 
deutschen  seit  tauchen  m  übeTfuug  wr  ueuktekdeutKken  fthtde 
umgelautete  formen  auf,  die  jedtdt  im  die  »ätrifhfrteät  mdU 
überdringen  für  den  nttribmtiteu  §eirtwA  «W  dit  mbättk 
rierung  liegen  Ütere  beUft  vr  tlt  f^  die  prtditaHit  Mr- 
wendung, 

a)  dtt  poTtit^  tlt  prtäitaL 

a)  an  iro  gritcramonten  lenen  wAr«o  all  gewÜMOt  »Im 
leonen.  NoTtta  m  ptalm  M,6; 

'aO  wil  leb  «ribe  Hiaa'.      aprach  Stfrli  dtr  Jage«. 

'unda  wil  dar  warte     g4n  dan  vtadan  pOatan. 

not  Ich  rabta  anrinde     mi  die  rt«kMi  aint . 

46  wart  gewAfant  ackkr«      der  »etaMna  Stglinden  klM. 
NiMmwMi  11M  iMtkm 


$1  wAra  gawifani  tdc« 
•I  da;  an  In  nibt  ni4re 
kl4t«a  wan  dtt  boubet  »cfceln. 

«an  dit  arm«  uni  tia  b«ln.  

UAaTBAü^  T.  Aoa  Imem  MI*. 

»8« 


4747 


GEW  AFFNET 


GEW  AFFNET 


4748 


ß)  unde  gew&fendSr  mit  cnultelc.    dans  er  cerbertsm  föne 
hello  {cerhemm  traxil).  Notker  Boethius  210*,  Haltemer  3; 
dö  sägen  si  under  lüften 
volc  bit  (mii)  grözer  krerte 
riden  wol  gewäfenöt. 

könii]  Rolher  3536  v.  Bahtler; 

dö  kämen  si  nllit  ober  lanc 

in  dem  forste  an  ein  gras, 

da  ein  ritter  gelegen  ■was. 

gewäfent  si  In  funden, 

löt,  scre  wunden.      Tristan  als  mönch  759  Paul; 

swer  in  der  stat  ze  Colmer  dekein  geweffene  tveit  frevenlich 
und  ulielich  und  obe  ein  geschelle  wurde  daz  er  zu  sinen 
friinden  also  gewcITent  kome  der  had  unser  huUle  nit. 
Kolmarer  atadtrec.ht  (1293),  SchOpflin  Alsaüa  diplonalica  2,58; 
ein  salig  mennisge  .  .  also  gevazftter  unde  also  gewäphiniler 
mit  unsers  herrin  mennesgheite  wider  den  tiuvel.  sermo  in 
navititale  domini  (Wacrernagei.  alld.  lesebuch  191,  7). 

y)  dö  daz  cliint  näh  riterltchen  site 

wol  pewefent  was  und  geriien, 
dö  was  er  ein  scöne  jungelinc. 

Lämprkcht  Alex.  431  {Slraszbnrgfir  handschr.; 
Vorauer  liandsclir.  3668:  wol  gewä.fen); 

'swie  rüch  ich  ein  gehöre  si, 
w3ßr  ich  riterschefte  bt, 
waer  ich  gewäfent  unde  geriten 
ich  kund  nach  riterlichen  siten 
also  wol  gebären 
als  die  riter  wären'. 

Habtiann  t.  Aus  Iwein  3559. 

b)  attributive  Verbindungen. 

«)  sie  sliumo  thes  sar  ziloiun,      thaz  grab  gizeinolun 
sar  io  in  theru  fristi      mit  raihileru  fest!, 
io  sar  then  gangon      mit  giwafniten  mannon, 
thaz  man  nan  ni  lirstali      mit  meginu  ouh  ni  nami. 

Otfbid  4,36,19; 

tie  ubermüoten  chuninga.  die  dft  nö  sihest  sizzen  an  holieroo 
stfiole  in  iro  purpurun  gl'izende.  mit  kewäfendßn  chnehten 
umbeliabete,  septos  trislibus  armis,  Notker  Boethius  174',  16, 
Hattemer  3; 

do  kom  aber  dar  nach  gevarn 
manec  gewsefTenter  man, 
die  fuorten  ringes  gespan, 
helme  mit  den  schilten: 
die  bestuonten  den  muten 
in  Cime  buocholze. 

Ulrich  v.  Zatzikhoven  Lanzelet  1407. 

ß)  kiwaffantiu  sarfem  chlawon 

wizzinara  unheilara  henti. 

(armaia  saevix  ungulia  Inrtnris  insani  manus) 

interlinearübersetiunij  deutscher  liymnen  22, 4 

/.  Grimm; 

swer  in  der  stat  ze  Colmer  mit  gewatfenther  hant  den  an- 
dern anloufet,  ist  das,  daz  er  in  sieht,  so  hat  unser  hulde 
niht,  ist  aber  daz  er  in  niht  ersieht  so  hat  er  einen  frevel 
verschuldet.  Kolmarer  stadtrechl  (1293),  Schöpflin  Alsatia  diplo- 
matica  2,  58;  die  heimsuchung  ist  da  wer  mit  gewaffneter 
handt  in  eines  mannes  hauss  laufet.  Schwabenspiegel  301 
Laszberg;  wir  liaizzen  gewaffent  hant  blozzeu  swert  in  der 
hant  oder  schedleicheu  mezzer  und  ander  gewaffen.  spiegel 
deutscher  Jcu/eQo  Ficker;  nu  soll  man  wizzen  was  gewauffentiu 
hant  ist,  daz  ist  ain  swert,  ain  mezzer,  ain  aixt,  ain  sper, 
ain  helinbarl  und  alliu  geschozz,  vgl.  Haltads  694.  vgl.  mit 
wapender  hant  in  der  Braunschweiger  chronik  21.  368.  516 
(d.  städtechron.  16),  ebenso  in  der  Magdeburger  chronik  159.  174 
{d.  städtechron.  ");  mit  gevväfender  und  mit  ungewäfender 
hant.  Züricher  richtebuch  21. 

c)  Substantivierung:  armatos  gawafanten  glossen  zu  Gregors 
homilien,  Steinmeyer-Sievers  2,  283. 

d)  das  deutlichste  zeugnis  für  die  frühe  Überführung  des  par- 
ticips   in   die   classe  der  adjectiva  bildet  ungewäfent.   mhd.  wb. 

3,  457'. 

2)  neuhochdeutsche  periode:  gewaffent  mit  der  wer  oder 
Waffen ,  part.  rumpheatus,  gladiatus.  vocab.  incip.  teut.  1' ;  ge- 
waaffnet,  armatus  Maaler  178";  armatus  gewaffnet,  gerüstet 
Frisids  (1568)  120";  armatus,  gewaffnet,  gerüstet  Richeliüs 
L  4'  (1590);  wappenicht  und  waffenicht,  adject.  poet.,  pro  quo 
cotnmuniter  dicitur  gewaffnet  et  bewaffnet,  armatus,  cataphractus. 
Stieler  2435;  ungewaffnet,  nudus,  sine  armis,  inermis  .  .  . 
balbgewaffnet,  semermis.  ebendort,  vgl.  Steinbach  916;  gewaff- 
net, armis  instructus  Spies  nov.  lex.  univ.  (1700)2,150*;  ge- 
wafnet,  arme ,  fourni  d'armes ,  armatus.  dictionaire  du  voyn- 
geur  (1704)  144*;  gewaffnet,  gewapnet,  arme,  Rondeaü-Bux- 
TORFF  253'. 


a)  das  prädieat:  do  die  bürgere  ir  als  wenig  do  sohent, 
do  wondent  sO,  sü  soltent  inen  angesigen,  und  zogetent 
gewefent  gegen  inen  herus.  Closener  chronik  von  Strasz- 
burg,  d.  städtechron.  8,  49,  ebenso  8;  der  bischof  streit  uf 
den  selben  tag  gewefent  mit  sin  selbes  hant  als  ein  from- 
mer ritter,  und  wurdent  zwei  ros  under  ime  erstochen.  8, 84, 
ebendort  320;  in  jr  gemein  kamen  sie  gewäffend.  Münster 
cosmogr.  {Frankfurt  1537)  134';  diese  traten  alsobald,  jeder 
in  vollem  plancken  küris,  von  der  scheite!  bisz  auff  die 
fuszsolen  gewaffnet  . .  hinter  einer  tapezerei  herfür.  Grim- 
MELSHAUSEN  SimpUc.  (4,  5)  302  ncudruck ;  Orosius  meldet, 
dasz  . . .  800000  gewaffneter  männer  wider  die  Gallier  ge- 
wesen seien.  Stumpf  163';  gehen  wir  gewaffnet  auf  den  edel- 
hof,  mit  Hinten  und  pistolen.  Göthe  (bürgergeneral)  14,279; 
die  gefahr  ist  noch  nicht  vorbei,  aber  ich  fühle  mich  ihr 
gewaffnet.  Aderbach  neues  leben  3,  129  (vgl.  gewachsen  oben 
sp.  4734/?'.). 

b)  attributive  Verbindungen. 

a)  der  kunig  Albreht  was  ein  starker  unerschrockenre 
man  und  reit  aller  meist  in  stete  und  über  laut  unbehut 
und  ane  gewefente  lute,  do  von  er  ouch  den  lip  jemerlich  ver- 
löre ze  Windische  an  eim  waszer  heiszet  die  Rüse.  Closener 
chronik  von  Slraszburg,  d.  städlechroniken  8,64;  do  lag  der 
hertzoge  von  Brobant  zu  velde  vor  Kolle  und  vor  Oche  mit 
groszer  mäht  gewefetes  lutes.  102; 

wer  dann  wöll  seine  schaaren 
in  zilTer  schlieszen  ein, 
nit  wenig  der  erfahren^ 
müsz  in  der  kreiden  sein, 
der  müsz  die  Sternen  zätilen, 
das  gelb  gewaffnet  beer, 
der  kreiden  auch  befehlen 
den  sand  am  wilden  meer. 

SpBK  iruunnchtigall  U6Balke; 

ein  hauffe  gewaffneter  leute,  un  troupe  des  gens  armes 
Rondeaü-Boxtorff  253';  gewaffnete  leute,  armed  men  Ebers 
(1802)  644; 

ach,  den  frieden  uns  doch  schenke, 
0  du  not  gewaffnet  held! 
ach,  in  deinem  blut  versenke 
sünd  und  laster  aller  weit. 

Sper  irutznachtigalt  184  Bnlke. 

ß)  das  kleid,  so  man  über  den  gewaffneten  leib  anlegte. 
Frisch  2,414*. 

y)  ein  gewaffnetes  rosz,  cheval  barde  RoNDEAD-BoxTORFr 
253';  ein  gewaffnetes  pferd,  a  saddled  horse  Ebers  644. 

8)  mit  gewaffner  band,  armata  manu  Steinbach  2,  916, 
ebenso  Frisch  2,414";  einen  mit  gewaffneter  band  überfallet), 
attaquer  qu.  a  main  armce  Rondeaü-Boxtorff  253';  gewaff- 
nete band,  manus  militaris  Wächter  655;  mit  gewaffneter 
band,  with  sword  in  hand  Ebers  644;  vgl.  mit  gwerter  band 
(gewehrter  hand)  theil  4,  2,  337 ;  am  24.  Januar  schrieb  er 
{lord  Jon  Russell)  aufs  neue  nach  Paris,  begehrte  gemeinsames 
handeln  aller  mächte  gegen  die  Augustenburger  candidatur, 
wenn  nöthig  mit  gewaffneter  hand.  Sybei,  begründung  3,2[9: 
dann  wird  die  räche  mit  gewaffneter  faust  anklopfen  an  die 
bürgen  und  mit  pechkränzen  hineinleuchten.  Auerbach  neues 
leben  2,243. 

c)  weniger  glänzend,  aber  weit  gründlicher  waren  die  vor- 
theile,  welche  er  von  einem  persönlichen  einfall  in  die 
ligistischen  länder  zu  erwarten  hatte,  entscheidend  war  hier 
seine  gewaffnete  ankunft.  Schiller  (gesch.  des  ZOjähr.  krieyes  II) 
8,  195. 

^)  bein  facklen  und  laternen 

ein  roth,  gewaffnet  ganz, 
wo  walfen  gab  von  fernen 
gar  breiten  eisenglanz. 

Spkk  Irutznachtiqall  32  linlke; 

gewaffneter  friede  Überschrift  eines  epigramms  bei  Logaü  (160); 
der  name:  gewaffnete  vorreden,  war  zwar  damals  völlig 
abgekommen,  aber,  der  sache  nach,  lieszen  sie  in  den  ihrigen 
die  Waffen  recht  gut  blinken.  Klopstock  {gelehrtenrepublik) 
n,  Bl  {Carlsruhe  lS2i).     vgl.  unter  gewappnet. 

b)  Substantivierung:  auch  kam  ein  grove  von  Äffrica  genant 
Heraclianus  mit  drü  tusent  geweffeten  und  700  Schiffern  und 
wolle  Rome  gewinnen.  Könicshoken  chronik  von  Slraszburg, 
d.  städlechroniken  8,382;  aber  er  wird  die  stimme  seines  ge- 
wissen« nicht  immer  ersticken,  er  wird  dem  schrecken  des 
herrn  nicht  immer  entgehen  können ;  es  wird  ihn  überfallen, 
wie  ein  gewaffneter,  und  ihr  werdet  ihn  sehen  zittern  und 
zagen,  wie  einen  gefangenen,  dem  der  tod  droht.  Pestalozzi 


4740 


GEWAFFNUNG  —  GEWÄGE 


CEWAGE 


4750 


l.ienh.  u.  Gertr.  {SO;  der  proize  lultan  Pub  halle  oon  daraaf 
durch  Deine  ricbter  nnd  die  ichwerler  seiner  gawaffneiea. 
t!t  ist  recht  gut,  daiz  diese«  hilft,  und  sieh  die  Tielen  vor 
den  vrrNtilinmelten  richtern  und  den  gewaffneiaa  fOrcbteo. 
KuNcaa  (reiten  vor  dtr  ifind/Tu(A)  0,  Ol ; 

erhallet  Ui  der  kön'gln  schlsreemsch! 
gewolTneio  erblick  Ich  durch  die  tclinlban. 

GsiiLrtsiii*  llitnk't  ton  Knuilirn  ^,  1; 

bnondtr$  verbreiUt  itt  äai  $ubUanti9ierU  parlicip  in  bühnn- 
anwtisungfn ,  so  iclion  im  Egmont:  die  peMrafTnelen ,  die  im 
Zimmer  sind,  rn'grn  ihm.  nnTai8,tt3,  tbtntobtiGtxiirhttYM, 
dtr  jedoch  fast  ebenso  häufig  die  form  gawoppnele  (i.  d.)  ein- 
settt:  grwnITnete  brinfren  Sryfried  ron  IMerenberg  gefangen. 
klinig  OUokars  (ilüek  7,1;  erst  spBler  hinler  ihnen  gewalTnela 
mit  fs(-l<eln.  ein  treuer  dienrr  sHiitt  Herrn  4  (ebendort  herzog 
Otto«  k'^c^'r  dringt  hewnlTort  herein):  rrchls  im  hintergrunde 
tritt,  von  einigen  gewolTneien  geleitet,  ein  tug  schwan  ge- 
Ideideter  frauen  :iuf.  rbendnrt  ort  5;  gewafTnete  aus  der  he- 
gleitung  llurellos  sehen  nach,  ob  da«  tbor  gebßrig  ver- 
achlossen.  R.  Wacnbb  entwurf  tur  $zaraunin  {naehgeUtfsene 
tthriften  22). 

(;i-:VVAi>'FNUNG,  f.,  tpdter  eruM  durch  bewaffnung,  es  itt 
belegt  im  privilfiiium  der  Leiptiger  psdicrinnung  (1714  durch 
August  den  starken  Mrliehen)  mit  fabne  und  gewaOTaurig  durch 
die  festunK  l'leiitzenburg  zu  marschiren. 

GEWA(j,  m.,  mundartlicher  resl  der  vtrtthiedenen  bildunqtn, 
die  an  dat  alte  mate.  wAc,  mögt  (GaArr  I,  6c>2)  anknüpften. 
die  iltere  spräche  kannte  ein  coUectivet  lu-titium  gewa-ge  mhd. 
•b.  tfU»'.  Lsisa  naehtrag  1,971.207: 

dem  An«  «ra|;er  was  gegeben 
oAcb  geollurter  an  slo  leben 
dai. .  lag  io  dem  gewege  lAi. 

R.  V.  £■•  metUhrniiik  (Sl.  datier  handtfhrift  pon 
1407.  5')  G.Sihen'r; 

dat  wendelmer  velleot  en  viern  enten  in  daz  abgrunde,  so 
daz  sein  gewage  denn  stozzet  zesamne  so  wird  i«  von  dem 
ge»tuzze  ein  «iuL  elucidarius,  handschrifl  det  li.  Jahrhunderts 
UiEriRBACH-WüLCKKB  618'.  SciUMBACH  wb.  der  nd.  mundurt  b^i 
belegt  ein  jüngeies  mase.  gewug . .  vom  Stromwasser:  die  hef- 
tige hewegung  und  der  diiraus  hervorgehende  anstosz  ans 
ufer.  auf  der  Oberweser  wird  durch  die  dampfschiffe  der 
gfwng  hervorgebiiicht,  wodurch  die  ufer  sehr  bescbfldigt 
werden.  ScBAasAca  03 :  de  oiwers  liet  v£le  d6r  den  gewag, 
de  scbolen  sliit  Juiuuier  derg^gen.  tbtnJort;  dasulbe  bei  Bgrc- 
UAus  spradischatt  der  Sassen   i,  664*. 

GEWAG,  nebetiform  zu  gewach  (s.  d.):  gewag,  pertsilatio, 
nwatio  ScnsRz  6-10:  genag  machen,  melduog  thuo,  aufbebens 
niarhen,  'he  heft  dar  nun  gewag  von  roaicet'  heiszt  im  Osna- 
Irncicscben  'er  hat  nicht  daran  gedacht,  nicht  davon  geredet'. 
II ERG II AUS  sprach fchatx  der  Sassen  1,604'. 

GKWAGE,  n.  gewicht,  vesentltch  in  d*r  iUtren  spräche 
brlegt,  reu.ht  dus  wort,  dat  noch  in  einem  nomenctator  des 
17.  ;oAr/i.  verseichnet  tntrd,  nur  mit  verurndungen,  die  der 
bainschen  tnundart  angehören  (in  schueiierischen  mundarten 
gwligt,  gwagt,  s.  d.),  in  die  neuere  spräche,  lur  bildung  tgl. 
ahd.  w&ii,  pondus  Graff  1,666,  wegan,  wägen  ebendort  6U, 
giwügi,  gewÄgi  ebendort  665 ;  mhd.  gewsge,  gewege,  gewage 
mhd.  wb.  3,647*.  Lbjkr  l,07i.  nadttrag  2U7:  nhd.  gewflge,  ge- 
wege, gewige,  gewage,  geweg,  gewag  ebendorL  Scbmillib  2*, 
86».  872. 

t)  die  ältesten  belege  knüpfen  an  lermini  der  lateinischen  bibel 
an,  dir  unserm  worte  gleidi  die  engste  und  fortgeschrUtenstt  be- 
deutung  aufprägen,  tu  der  es  von  dtr  breiten  grundlage  des 
wortstammes  aus  gelangen  kann,  talentum,  statcr  haben  tick 
innerhalb  der  älteren  fonnen  des  geldverkehrs  aus  einer  gewiehts- 
beslimmung  tur  geldmünze  entwickelt;  in  beiden  bedeutungen 
werden  sie  von  eiuielnen  bibelslellen  dargeboten,  in  beiden  be- 
deutungen mit  gewägi  glouiert,  uährend  für  das  lat.  pondus 
»idirwagi  eingesettt  wird,  vgl.  Stkimieter-Sibvbrs  1,534.  die 
ältere  bibelübersettung  führt  in  allen  diesen  fdUen  gewicht  (i.  d.) 
ein,  das  in  Beheims  evangelienbuch  und  später  bei  Lotbbb 
wiederum  durch  das  lehnwort  pfuud  [vgl  Iheil  7,  1810 /f.)  rrr- 
drdngt  wird. 

a)  lalenta  giwagi  glofsen  tu  Vergü  {Aeneis  10,  526:  talenta 
caelati  argenti:  von  gemeiüzpltem  silber  manches  vergrabne 
talent.  Voss).  Stbinbstbr-Sikvbbs  2,667. 

b)  stater  kiwalci  {St.  Galler  handsthrifl),  kiwa^i  {Reidienauer 
Handschrift),  Keronische  glossen,  Stbi^^meybb-Sievebs  i,2b3; 
stdieret,  giwagi  glosstn  au  Jeremiat  (und  wug  im  das  geld  dar, 


sieben  sekel  and  tehen  silberlinge.  Lernre  st,t:  f!b  'm  iMi 
Silber  sibner  gewicht.  Escbitki«;  sibes  loL  Iobcmm). 
STvi>agicB-SiEVB*s  i,tni  laknU  gtwt|l  tm  f«l Ammieiani 
IM  Mattk.  (der  war  jn  seken  Unsent  pfaB4  •cbaMif,  LariH 
UaUk.  |B,S4). 

3)  umfattender  werde*  Ht  ftrminuftm  M  dtr  wtMIflkttk 
deutschen  periede   und  im   üherfauf  nr  ntnktkäentttkn  teM. 
das  wart   gekört   Hier   dem  getekäftttht  dtr  ipratkt  an  und  ut 
in  rechUtatiungen  und  urkundtn  *M  ff*rmidU. 

a)  der  grundbedeulung  am  nddUkm  HUkt  dt»  vtrwendunf,  dk 
sieh  im  jüngtttn  keltgt  darbitttl:  Itffamttkbum ,  widefMlg, 
geweg.  ncmentlattr  vma  i«2»  Scniitm  2*,  «:i,  vgL  dML 
widirwagi.  vgl  angtwege  tkeü  i,  sUt  t^wefe,  tllerlei  loatn». 
mente  etwas  in  heben,  und  von  der  Blell«  zn  briogeo,  ^s 
schwer  ist  {natk  MAinisios  Sarepta).  Fbiic*  2, 4is*.  vtrgU 
e  gwlgt  nacba,  eine  Vorrichtung  machen,  um  eine  last  durch 
bebebalken  in  die  hohe  zu  bringen.  Toblib  AppenttU.  tfraek- 
sehats  247. 

b)  die  bedeiitung  von  gtvicht  im  aUgemtintn  sinnt. 

n)  absoluter  gebraudt:  alle  die  masse  damitle  man  teil« 
dinc  misset  und  allin  din  gewege  da  nilte  man  silber  eiar 
golt  wiget  und  andere  veile  dinc  wiget  darüber  sol  der 
schul(beis»e  und  der  rat  zwene  biderbe  borgtr  Mixen. 
Kolmarer  stadtreeht  (1293),  ScnCrrLiR  Atsat.  diptam.  2,17;  in 
nieman  hie  mit  kainem  gewSge  wegen  »ol  es  sl  denn  for 
gevSchtet  [vergleiche  fechten,  fachten  ^  eichen  Üuilt,  sp.  im) 
und  gezaichent  und  wtn  ald  dehain  aülicb  ding  bt  kainem 
geschiere  geben  sol  ee  sl  ucb  denn  vor  gevtcbt  und  ge. 
zaichenet  ala  bienacb  gcschriben  ist.  stadtbudt  von  Sekaff' 
hausen  {Alemannia  s,  222)  14.  Jahrhundert;  daz  nirman  ze 
Schafhösen  mit  dekainer  band  gewicht  es  sie  gros  oder  klain 
nA  binnaobin  sol  wegen  ua  alder  in  ze  enpbahenne  ald  ze 
grbenne  es  siien  kramer  inetzger  weher  sailer  ald  wie  sl 
genant  sint  die  wdgau  und  gewige  ie  briecbent  es  siien  man 
alder  frAwan  dQ  gew:'ige  siien  den  vor  von  den  die  darüber 
von  unser  statte  ie  gesetzet  sint  gevScbtet  nnd  gezaichent. 
ebendort;  man  sol  ucb  kein  ungelt  in  dem  tal  b«n,  noch 
kein  geweg  minren  noch  meren ,  ane  des  gotzbua  nrlop. 
{dingrotel  von  s.  Trusbert  im  Breisgau)  seitsckr.  für  gtteh.  <Ut 
Oberrhtins  21, 463  {unfang  des  15.  jahrh.),  vgL  auch  anstiger  f. 
künde  der  d.  torzeit  7, 4  (die  käse  wurden  nach  'gewage'  ge- 
messen). 

ß)  Verbindungen  mit  posussivbestimmungen :  es  aol  öcb  meng- 
lich die  ze  Schafbüsen  ie  denne  sint  sin  gewage  vgcbten 
swQrent  in  dem  Janre.  stadtbuch  von  Sckaffhauttn  (y|lnii«RiiM 
5,22«)  aus  13S5. 

y)  viel  verwendet  ist  die  Verbindung  rechte]  gewsge: 

do  dite  rede  und  andriu  wort 

der  riche  kelser  erbort 

du  mit  got  dis«  magst 

in  Ir  gaoeie  hato  geiaget 

und  in  ir  libei  pla^a 

diu  uf  des  todis  wage 

dez  rehtes  Bewegislot 

luo  dem  grimmen  tod«  bot . . . 

U.  V.  La?icr!<<tsi.<i  ilartina  Vi  dtiltr-. 
du  solt  rebte  gewage  han.  do  $olt  in  dinen  huse  rckte 
mazze  bnn.  habe  rebte  mazze,  habe  rebte  wage:  eo  wirt 
dir  got  wegeode  mit  der  rechten  wage.  Sck^abentpitgtl  f  301 
Lattbtrg  (ranantcn  rebte  \«age,  vgH.  Gbuclbb  eap.  \',%  f  29): 
so  ist  etwa  sit,  daz  man  borcgraven  bat  der  sol  rihtep 
aber  unreble  metzen  und  aber  nnrebte  mate,  da  nan  trinkM 
mit  git,  und  aber  ellin  mei  und  aber  anreht  gtwcf». 
Schwabenspiegel  cap.  4,  1  Gengier;  man  «oll  rackte  gtvagl 
haben  in  der  $tal.  rechtsbuch  Rupr.  von  FreiiMf^  agL  SOHm- 
LIB  2*,  869. 

c)  die  engere  bedeutung  eines  huHmwiltm  gtmitkltmmmt,  dam 
massstab  bieten  die  gewohnheittn  isihwlir  wsmkbMk^  Mar 
sind  Hier  steU  slddttnamtu  mil  dtm  salalMMi»  wr^ndtn:  db- 
rombe  so  sollen  wir  ia  gtbea . .  atht  aarf  aada  aksig  aMrg 
Silbers,  lulers  nnde  lOlige«  de«  gawagea  von  Sinsbarf. 
urk.  von  1284  Alsatia  iipitm.  ntm.  'S»  SekiffUn;  so  gi^  »ir 
und  bant  gegeben  ze  konffende  .  .  .  unser  r«kt  du  wk  haal 
und  haben  5ulent  an  der  mOnsen  t3  Slrasbarg  .  .  aaba 
tweinzig  und  hundert  oiarc  silben  lutcr«  aadi  IMfta  dm 
geweges  von  Straiburg.  urkundt  aea  nm»  d.  äMMkraaAm 
9,  Wt ;  so  bant  Ai  noit  tob  Hotiingen  no4a  l.«lell  dm  Caiiaar 
sich  willekliche  gesecsct  und  unvcraelMiteBaka  m  rechten 
gtiten  umbe  vienicb  inarch  »ilbtr«  LacarfewIfM  fOr  die 
gavangenen.  urkundt  *aa  Il97  (arciJB  liltrraM*.  |«sdL  %IM); 


4751 


GEWÄGE 


GEWAGEN  —  GEWÄG  EN 


4752 


zu  aller  menglicher  wissen  gemeinlich  und  besunderlich 
wellen  wir  zu  kommende  und  kunt  sin  dasz  wir  in  namen 
und  an  stat . . .  geben  haut  zwei  tusent  niarck  silbers  luters 
und  löttigs  des  geweges  zu  Basel,  uik.  kaiser  Rudolphs  I. 
(a.  1291),  Alsatia  dijilomat.  Schöpflin  nr.  772;  wir  ...  tünt  kunt 
.  . .  daz  wir  unser  teil  der  bürg  ze  Valkenstein  . . .  hant 
verkoufet  . . .  umbe  zweinzig  und  hundert  niarcbe  Silbers 
luters  und  genenies  Baseler  gewcgs.  Urkunde  von  1309  {arehiv 
Osten,  gesch.  6,  180);  bo  geben  wir  unserm  lieben  fürsten 
abbet  Willehelm  von  sanl  Gallen,  Clioslentzer  bistumbs, 
fünfhundert  march  lotiges  silbers  Chostentzer  gewages,  um 
sinen  dienst,  urk.  könig  Adolfs  (1297)ZELLWEGEii  1,1,84;  50  mark 
lüthigen  und  guten  silbers  Constanzer  gewäges.  Feldkirchcr 
Urkunde  von  1312,  Mohr  2,231;  vierthalbhundert  mark  lüligcs 
gesilbers  gutes  und  gäbes  (vergl.  oben  sp.  1117)  Chostentzer 
gewiges.  Reichenauer  Urkunde  vou  1347,  zeitschr.  gesch.  Ober- 
rheins 25,  295;  es  ist  ouch  geret  und  gedingot,  swenne  wir 
oder  unser  nahkonien  daz  vorgenant  halbtail  der  bürg,  hoves, 
riitinan  {vgl.  riutine  Lexbr  2,  472),  lut  und  gut  und  daz  pbant 
und  gultan,  win  und  phenning  widerlösen  welln,  so  son  «ir 
demselben  Wernbern  von  Teltingeu  ald  sinen  erben,  ob  er 
enwur,  weron  ze  Kostentz  der  vorgenanten  vierdhalbhunderl 
mark  silbers  lütiges  und  gutes  Kostentzer  gewäges.  25,  296 
{Reichenau  1347).  frühzeitig  tritt  das  wart  aus  diesen  Verbin- 
dungen zurück,  theils  wird  es  durch  gewicht  verdrängt:  fünfzig 
march  silbers,  Costentzer  gewicht  {St.  Galler  Urkunde  von  1325, 
Zei.lweger  1, 1, 126),  theils  wird  es  durch  Wandlungen  im  münz- 
verkehr  entbehrlich  gemacht,  vergl.  zwainzig  phunt  phenning 
geltes,  Costentzer  münz  (1325,  Zkli.weger  l,  1, 126);  500  pfund 
guter  und  gerechter  pfenning,  landtzwerung  (1459,  ebendort 
2,  1,  54) ;  sechzig  pfunt  gueter  pfening  Sant  Galler  wehrung 
(1460,  ebendort  2,  1,  77);  15  pfund  gäber  Costenzer  pfening 
(1320,  ebendort  1, 1, 120  u.  a.) ;  sechtzig  guter  rinischer  gülden 
(1461,  ebendort  2, 1, 102  u.  a.). 

8)  Verbindung  mit  dem  genetiv  einer  münzsortt: 

sich  löste  mit  gewaege  drier  Pfenninge 

Wernher  Marienleben  161 ; 

den  du  natere  gehekke,  der  neme  zvai  phenninge  gewage  agri- 
monium  sous  {sucus,  saht)  u.  zvai  cophelin  winis  u.  trincke 
diu  samint.  ez  tribit  daz  aiter  uz  dem  übe.  altd.  rezept  in 
der  handschrift  der  Züricher  wasserkirchbibliothek ,  vgl,  Pfeiffer 
ntzungsber.  Wiener  academie  42,  126;  nim  den  curain  unde 
des  ateches  sou  ein  unciani,  ingiber  unciam  1,  cariofeles 
unciam  1,  piper  eine  unciam,  reoponticum  V  pheninge  ge- 
wäge, costes  VIII  pheninge  gewäge,  galgan  V  pheninge.  ebenda 
124;  zwai  .  .  gcweg  {einer  spezies).  Münchner  handschrift,  vgl. 

ScilMELLER    2*,  869. 

e)  der  begriff  eines  bestimmten  geldwerthet  wird  nur  in  der 
theologischen  litteratur  und  hier  in  anlehnung  an  das  biblische 
talentum  weiter  geführt:  alder  welhiu  frowe  hat  zehen  Pfen- 
ninge alder  zehen  gewege.  altdeutsche  predigten  1,  60  Gries- 
haber;  frövvent  iuch  mit  mir,  wan  ich  han  minen  pbenninch 
alder  min  gewßge  funden  de  ich  da  hat  ferlorn.  ebendort. 

3)  aus  der  heutigen  bairischen  mundart  führt  SciiMEi.Ltii 
2-,  8G9  noch  eine  redensart  an,  die  an  der  ältesten  und  allge- 
meinsten hedeutung  festhält:  es  hats  gwag  hinüber,  es  neigt  sich 
auf  die  andere  seile. 

GEWÄGE,  ad],  und  adv.  das  wort  wird  an  ein  althoch- 
deutsches adjecliv  wagi  angekniipft,  das  sich  aus  einem  be- 
lege in  NoTKERS  Boethius  erschlieszen  läszl  (unwäge,  vacua 
totius  ponderis  fama)  Graff  1,665.  tn  der  mittelhochdeutschen 
dichtung  tritt  das  adjectiv  wäge  mit  einem  ausgedehnten  ver- 
wendungskreisc  hervor  {mhd.  wb.  3,  647*),  der  in  bruchstücken 
noch  in  heutigen  oberdeutschen  mundarten  weiter  lebt  {vergl. 
Wäger),  vgl.  Sciimeller  2*-', 869.  die  verstärkte  form  gewiige  ist 
nur  vereinzelt  belegt  und  entfernt  sich  in  der  bedeutung  nicht 
vom  grundwort.     S.  Francr  verwendet  die  form  gewägen  (s.  d.). 

1)  das  adjectiv:  do  sagt  frag  mit  uitail,  iz  suiton  die  Rorer 
der  Jans  mit  Hainrich  unt  Ott  von  Bor  in  paiden  einen  ge- 
wegen  tag  gegeben  umb  ir  chrieg,  seint  ir  paid  jehent  lehen- 
haft von  in  an  demselben  guet  ze  Bosbiich  und  geschech 
denn  vor  in  swas  recht  waer.  do  gowen  sie  in  paiden  einen 
gwegen  tag  hinz  Aufhausen,  ausgleich  in  einem  prozesse  um 
eine  hübe  zu  Rospach  (1293),  monum.  boica  3,353;  das  man., 
ein  weisumb  haben  sullt,  mit  den  nächsten  und  gewegsten 
und  den  pesten,  die  darumb  gesessen  wären.  3,  197  (1309); 
dass  man  auf  dem  prantwert  mit  dem  recht  ein  weisumb 
haben   sullt,   mit   den   nächsten   und   gewegsten,   und    den 


pesten,  die  darum  gesessen  wären,  und  sweni  die  den  prant- 
wert    sagten   mit  ir  aid  vor  dem  recht,  des  schult  er  sein. 
prozesz  um  den  prantwert  bei  der  AUz  1309,  mon.  boica  3, 197. 
2)  das  adverb: 

des  warten  si  die  rainen, 

wie  si  gewege  scliiclien 

ir  red,  ir  gaii,  ir  plicken, 

das  man  ins  nit  begatter, 

wann  böser  zungen  sctinatier 

hatt  weder  trum  noch  endes  zil. 

Häliterin  2.58,317; 

geweger,  gewegenre,  melius.    Theutonista  25'.     vergl.  Diefen- 

BACH    35l\ 

GEWAGEN,  verb.,  erscheint  fast  gleichzeitig  mit  dem  erst  in 
der  mittelhochdeutschen  dichtung  belegten  grundwort  wagen 
{s.  d.),  vgl.  mhd.  wb.  3,  647*.  die  mit  präßx  verstärkten  formen 
reichen  nur  in  die  anfange  der  neuhochdeutschen  periode  herein, 
sie  unterscheiden  sich  in  der  bedeutung  nicht  von  den  formen 
des  einfachen  verbums.    vgl.  mhd.  wb.  3,647*.    Lkxer  1,971: 

ouch  enwel  ich  nieraer  minen  lip 
gewägen  umbe  deliein  wip, 

Harthann  V.  Aus  Iwein  6632; 
'turrt  irj  gewägen'  sprach  der  wirt, 
'ich  gans  iu  innenclichen  wol.' 

ztschr.  f.  d.  u.  6,178  {sclirelet  und  wasserbär): 
swer  nicht  gewägen  kan, 
der  selb  auch  nie  gewan. 

spriciiwor:  aus  der  Grazer  handsch.  14.  Jahrh. 
Wackehnagel  lesebuch  1^,835; 

wan  ez  ist  vil  manic  man ,  der  niemer  getörste  erbalden 
unde  gewägen  in  einem  wilden  walde  ze  sinne.  Berthold 
V.  Hegensburg  1,  542; 

der  gewagt  der  genasz 
die  wil  er  unverzagt  was. 
Lassberg  liedersuat  2,701  (der  geprüffte  minner); 
so  pin  Ich  ein  ritter  chüen, 
ich  torst  wol  zehen  gemüen; 
mit  meinem  swert  bin  ich  ein  held, 
das  wewar  (beivälire)  ich,  wan  ir  weit, 
wol  her,  tor  es  imant  gewagen, 
dem  slach  ich  ab  seinen  cliragen. 

Erlauer  f,piele  5, 159  Kummer. 

GEWAGEN,  verb.,  niederdeutsche  neben  form  zu  dem  in  der 
mittelhochdeutschen  dichtung  viel  belegten  gewahen  (s.  d.),  vgl. 
mhd.  wb.  3,458".  Lexkr  1,971.  von  letzterem  verb.  waren  in 
der  älteren  spräche  hauptsächlich  die  formen  des  Präteritums 
belegt  (gewuoc,  gewuogen),  von  denen  der  plural  die  nieder- 
rheinischen formen  des  präsens  beeinßuszte: 

it_  is  recht  dat  ich  der  vroweden  ouch  gewage. 
die  du  baddes  in  deme  verchi^teme  dage, 
dti  din  sun  vßr  up  bit  deme  selveme  live, 
den  he  ei  schoncste  aller  wive. 
van  dineme  live  nemen  weide. 

Marienlieder  {tlachr.  f.  d,  a.  10,  s.  46,21); 
we  horde  ie  suliges  wnders  gewagen. 
wa  is  it  geschriven.  we  horde  it  sagen. 

ebenda  ö4, 33;  ebenso  115,4; 
noch  beert,  sprach  der  schencke,  ich  sai  uch  i^agen, 
des  ich  iu  aliin  sal  gewagen, 
we  Galaffer-s  der  jungfrawen  vader 
bürge  ind  land  ind  allil  gader 
ee  verleiseii  wille, 
dan  hei  luit  o(  stille 

sine  docbter  einichem  manne  wille  geven, 
hei  en  si  ir  so  leilT  as  ir  Icven, 

KarUiieiiift  31,2  Kelter,  vgl.  37,15; 
man  sal  entlich  de  wairheit  sagen 
unde  der  logen  neit  gewagen. 

IIagkn  rciwchroiiil:  von  hötn  2002,  d.  slädleclironiken  12; 
wat  eme  de  slat  here  halt  misdain, 
laist  hei  varen  und  besiaiu. 
hei  insal  (isj  iiummernie  gewagen,  C-. 
noch  van  der  steide  sich  beclagen.      3069; 
do  ich  leste  minen  heren  saicli, 
lioirt  ich  in  duchden  ure  gewaigen.      4133; 

do  ich  lest  minen  heren  sach,  hoirt  ich  ure  gewagen  in 
duechden.  Koelhoffsche  chronik  von  Köln  (1499),  d.  slädtechron. 
13,  009;  der  reit  zo  Ulrich  ind  quam  in  eine  herbrige  ind 
hoirt  alda  sins  heren  gewagen,  we  man  eme  vergevcn  souide. 
Kölner  Jahrbücher  des  14.  u.  15.  Jahrhunderts,  d.  städtechroniken 
13,65; 

doch  so  moisz  ich  die  warheit  sagen  — 
die  l'romen  enhuirens  nit  gern  gewagen. 

Kölner  reimckronik  über  die   unruhen  von   1481 

d.  slädlcchroniken  14,948.     vgl.   auch   Berguaus 

■spracliscIidU  der  Sassen  1,564'. 

GEWÄGEN,  adj.  das  parlicipiale  adjectiv  gewegen  {s.  d.), 
das   später   durch   die  jüngere   form   gewogen  (s.  d.)  verdrängt 


4753 


GEWAGT 


GEWAGT 


4754 


wurde,  triektint  i»  aUmannitehen  dtnktnäUrn  autk  h  itr  form 
gewitgen.  ron  ditttn  beUgcn  tu  trnnen  ist  dar  form  gawlgeo, 
in  der  S.  I-iianck  das  adjecUv  gawige  (i.  d.\  gebrauthl:  attrr 
es  wUrdi  \illiirlit  gilt  iiiiil  gewSgen  tein,  die  tcbriflflwei»eti 
mit  scIiMeigcn  für  ißgeheu.  mortar  eneomioa  49* ;  diu  lund 
iit  dfin  vih«  nietir  dann  dein  gelreid  gtiMegeo  uod  fugiani. 
weltburh  m'. 

(;KVVA(.T,  n.,  liebenform  tu  gewige  (i.  4.):  gwigt,  ein 
werk/eu);  zum  lit^lirn.  'l'oei.Ka  AjijtentfUer  *pracksehal:  147. 

i:KWA(/r,  pnilinpiaUt  atlj,  lu  woKeu  (*  d.),  tgl.  gewogen. 
(/ii-  bedeuluiijeiUH'icklitng,  mit  der  sich  dns  adject>9  vom  Mrbal- 
fl'tmiii  isitluit ,  tetgl  tuh  in  der  elastuclun  IHteralur  am  ende 
''->   \>i.  jahrhunäfrls  volliogtn  und  obgetchlutien ;  dt«  ersten  an- 

ilse  begegnen  im  10  jahrtiundtrt,  untfr  dfn  allnbuttpen  9er- 
■  rndungen,  du-  dusen  hrdeutungsmandel  begünstigen,  treten  he- 

immte  Verbindungen  hervor,  in  denen  der  )e»ethg4  träger  des 
iiiiibuls  einen  theil  seines  bedeutungsgehaltes  an  seinen  brgleiter 
ahgiei't.  »le  eng  diesf  Verbindungen  geworden  sind,  teigt  uns 
lim  besten  der  fremdartige  eindruek,  it%  der  gebruurh  des  par- 
iicipt  neben  anderen  sui<stanliren  auf  unser  tpraehempßnden  aus- 
übt: wollt  ihr  auf*  nrchnie  hallte  jähr  noch  versuchen,  so 
»iiid»  xwei  gewagie  f:ul<icn  [besteht  sich  auf  das  abonnement 
»tner  xeitung).  Göthk  (an  hestner  det.  1171)  briefe  3,63; 

•t  ward  frroili  da«  kaum  g«wn|tle  holTcB, 
die  •linutiK  lilali.  wim  «la  vorlitTgeoast. 
dei  wirk>-ii4  K"ldne  thor«  itaheii  olTen, 
«In  x-lirlli  Kalang.  vln  iweliir  waril  gewagt. 
(>RiLi.r«iiia  ijii;imleinii<rruni)ru  im  >/'U<>'-n)  1^, 29^: 

et  isi  das  festhalten  am  passiv,  das  uns  in  dieur  attributiven  Ver- 
bindung stört,  o6w(iM  doch  der  grOsst*  theU  der  Verwendungen  des 
adjeeltM  auf  diettm  genus  aufgebaut  ist.  nur  vereinsetl  und  heute 
auf  mundnrilichen  gebrauch  beschrankt  ist  eine  mendung,  die  an 
der  actiren  beJeutung  anselsl:  gewagter,  der  sich  gewagt  bat 
and  in  gfa;ir  gewSaen  iat,  periclitus,  MAAiaa  t:H';  gewagt,  er- 
probt, bewfthrl.  Sihukli.bh  2*,  SOu;  e  gwagtii  ro«.  eiendort; 

auT  e  «Ibm  eo  acht  jaga 
U  er  allemal  gwagi; 
■and  mere'«  a  kema 
hulim  eil  a  iial  ve'jagt. 

iiitdschüisnitird.    ebenda. 

i)  Älteste  belege  det  partieips  für  eine  vom  pussir  ausgehende 
djeclivische  entirieklung :  gwiifj(cr  rodt,  der  am  glück  gelügeu 
>i,  Mie  er  :iu-<zst-blahe,  eonsilmm  in  fortuna  positum,  Maalkb 
1  :h',  ebenso  Fsisius  (I6IG)  'bC ;  und  iüt  fürwar  ein  gewugl 
Ung,  (lau  groa  bitlens,  surg,  bescheidenheil  und  urtbeil  be- 
UOrft,  und  not  wer,  das  einer  ein  phisicus  wer,  der  aus  der 
phisionouiei  all  lugend  und  geprechen  abnemuien  könnte. 
l'iscHARr  {ehiuchlb.)  5,  23«  Hau/fen.  die  Wörterbücher  des  17. 
bu  ium  letzten  drittel  des  \^.}ahrh.  geuähren  dem  particip  keine 
ausnahmesleUung ,  und  auch  die  spdleren  {seilst  Adkldnc)  be- 
gnügen sich  wesentlich  mit  der  anführung  ron  redensaiten,  uie 
friAcb  gewngl,  ist  halb  Kewonnen,  es  sei  gewagt  u.  a.  dasi 
diese  huehungen  jedoch  den  thatsdchlich.n  verhällnissen  nicht  rnt- 
spiechen,  teigen  einige  anhaltspunkte.  SpiBseh  novum  lexic. 
unireisale{\-oo)VA'  irrteiehiiet:  gewagie«  stück,  auium;  gewugt 
als  adjectiv  itt  schon  bei  Khamgr  2,133'  aufgeführt  und  mit  ilem 
i^Uändifchen  newougil  {gcvagl,  in  gefahr  yeselst.  ebenda  I,li4') 
■■■I  par>illele  gestellt.  STEiNaACB  (lOlO)  führt  eine  form  ungewagt 
ua.  die  n(ich>tin  belege  giebt  Campb:  die  Sache  ist  sehr  gewogt. 
1,53.;  ein  gewagtes  iinternelmu'n  ebmdort.  die  fremdsprach- 
Uchrn  Wörterbücher  veruichnen  selbst  die  gangbarsten  Verbindungen 
nuht.  um  so  ausgiebiger  ist  der  gebrauch,  der  sich  für  G<>thk 
und  SciiiLLBB  belegen  IdsU.  es  begegnen  hier  fast  alle  die  festen 
trrtiniuK^rn,  an  die  wir  durch  unser  heutiges  tprackbewusUsetn 
gewöhnt  sind. 

1)  typen  attributiver  Verbindungen. 

*)  auf  der  falseii  nackte  rippen 

klettrrt  sie  mii  leichtem  .«chwung. 

durch  den  ri:ix  ({eborsiner  kllppen 

irftitt  »ie  der  guwagie  .spraug. 

abnr  hinter  Ihr  verwogea 

Tolgt  er  mit  dem  todenbogeo. 

ScHiLLsa  (alptnjdger)  11,403; 
ich  will  mm  beschlusz  einen  andern  gewagteren  über- 
tpruug  inachen :  in  die  tbiei  fabel.  J.  Grihb  bei  Fr.  Schlegel 
deutsches  muiciim  3,  70;  vom  schnupfen  komme  ich  aof  die 
liebe,  was  dir  freilich  ein  gewahrter  Übergang  scheinen  dürfte, 
es  alter  bei  näherer  betrachtung  der  sacbe  nicht  isU  HBBBkL 
briefwechtä  1,  6;  in  Tuscana  trat  der  so  bekannllich  weise 
regenl  und  gesetxgeber  Leopold  mit  einem  kühnen,  und  dem 
•rttoi)  aoscheia  nacli,   sehr  geuagteu  acbrill  hervor,  als  er 


milteo  in  itr  zeit  ie»  illtrgrAsileo  »«01610,  wtleker  beraiU 
eingetreten  war,  den  rruektbaodel  auf  ttna«!  gau  fAr  frei 
erklärte,  wahrhest  oAm  sdmsnke  übrr  in  fräf  ^tMitktndH 
{Lespstg  iMM)  a.  i«.-!;  aber  alle  eolU|eB  wtnm  4arla  daii, 
dasz  dieser  besuch  der  tanxttundt  fftr  Woklfirt  «ia  iMurit 
gewagter  und  verbAninisivollcr  sekritt  od,  4«r  aaaoaapraclH 
liches  Unheil  bereite  uod  di«  gMaanoU  menscbHcke  ordoung 
*tr>re.  G.  Ikeitac  seil  «.  hahn  (fcs.  Mri/  t,  17«). 

b)  doch  wenn  bei  bebandlong  der  wissensckafUa  faa 
irosten  und  breiten  die  allen  »ick  »cbon  lo  eioar  gewtoara 
peinlichen  läge  befanden,  iDdta  u  «rfaaaaag  4»  ■MMMiif* 
faltiKen,  auszerroenscblicbeo  gaftaMladb  «iM  Mrlktilnif 
der  kmfte  und  fihigkeiUn,  «Im  lantflcklnog  dar  aiakdl 
fast  onerlAstlicb  ist;  «o  kM  •!■  B«««rer  im  Ibolickan  fjll 
ein  fluch  gewagleres  apial,  Wsitm  «r  b«i  der  eioxcloto  aua- 
arbeitung  det  mannigfaltigen  ^^\*r\>»rea  »ich  so  itrilr— ap, 
in  unxusainmeohiingeuden  kenotiiiaseo  aick  80  varHaTM  !• 
gefakr  kOmmU  Gotmk  y,,rHWtnckeUnttnn): 

leb  baba  alo  gewagtes  «plol  gsiplelt, 

leb  weiss  und  nur  graf  Lalcetiar  durfte  aick 

an  diesem  bore  solcbsr  that  erkUbaeo. 

ScaiLLsa  11.»«  (U.  Stuart  3M1); 
um  alles,  was  mir  wert  und  teuer  war. 
spielt'  ich  mit  dem  gewali'gea  scbicktal  kftha 
da«  rOrcbterllcb  fawagM  spiel.    ••  Iat 
verloren  ! 

naiLLriBiBB  (Bianka  von  KatlUien  1,1)  10*.  tS; 
er  (Wallenttein)  unterhandelt  schon  lange  mit  dao  Sckweden 
und  auch  mit  den  Sachsen;  wum  denn?  oo  lange  und  so, 
dasz  »ie  glaoben  mUsseo,  er  bat  aie  tum  narren,  was  will 
er  damit  bezwecken?  meint  er,  er  bekomoit  günstigere  be- 
dinguogen,  wenn  sie  daa  glauben?  docb  scbwerlick!  and 
welch  gewagiBü  apiel  aus  furcht  vor  wagnis !  Ü.Loaww  &,»■?. 
e)  der  Vorhang  von  g<ildstoff,  auf  dem  sieb  der  k<tpf  und  in» 
übrige  der  Ugur  schon  abheben,  gilt  für  ein  gewagtes  koast- 
stOck  in  der  mahlerei,  gelang  aber  vortreiflicb,  indem  daa 
bild  dai!urcb  ein  reiches  harmonisches,  unser  äuge  angenehm 
berührendes  ansehn  erh.llt.  Güthb  {ither  H.  Mengt  ilui.  teue 
februar  1788)  19,  290,  vgl.  die  heute  viel  febrauekU  veibtndumg 
gewagtes  experiment;  nach  dem  unglücklichen  versuche  des 
künigs  von  Dänemark,  die  progreoseo  des  kaisert  zu  brmmen, 
war  Gustav  Adol|.h  der  einzi»;e  fürst  in  Europa.. der.. diaaer 
gewagten  Unternehmung  gewachsen  war.  Stbillbb  (gcscMcMf 
des  :iojihr.  knegs  II)  tt,  145;  die  nachriebt  welche  sie  mir  von 
dem  guten  succesz  der  braut  von  Messioa  auf  dem  Ham- 
burger theater  gegeben,  hat  mir  gros/e  freude  gemacht  .  . . 
ich  habe  Ursache  mich  zu  freuen,  daaz  ilieses  gewagte  unter- 
nehmen mit  dem  tragischen  chor  auf  den  drei  besten  bubneo 
Deutschlands  so  gut  gelungen  ist.  briefe  7,  M  Jonas;  darauf 
brachte  sie  tapfer  ein  hoch  aus.  ea  war  ein  sehr  gewagtes 
unternehmen,  aber  es  war  gelungen  und  sie  wurde  mit  bei- 
fall  überschüttet.  G  Fbbttac  {verlorne  handuhrift  II,  i\  t,»m; 
verblüfft  war  nSmlich  Mullricb  besonders  darüber,  dasx 
kttmmerlein  französisch  konnte  und  Kümmeriein  wiederum 
seinerseits  erstaunte,  dasz  sein  gewagter  versuch,  dtee« 
fremde  spräche  wenigstens  in  ankl&ngen  zu  reden,  ikm 
wirklich  ho*  gelungen  war.  Gotzbow  ntter  vom  getste,  i.  buek, 
cap.  9;  pflanzt  sich  eine  so  gewagte  that  durch  die  loft  fort 
oder  ist  es  meine  furcht,  die  mir  überall  iriomphsauleo  ond 
dicht  daneben  den  galgen  baut?  ^ero  37  lirsttet  bUd\. 

d)  aber  ein  gewisses  vergnügen,  daa  ick  an  der  gaatca 
gesellschaft  bemerkte,  unter  seinen  augea  ta  aaaaa,  apnck 
so  laut  zu  seinem  vortheile,  uod  kielt  ariek  ao  bafo  *«a 
jedem  gewagten  urlbeile  über  ihn  zurtick,  kia  er,  ack,  aar 
zo  geschwinde,  sein  eigner  verrttber  ward.  TaCaaai  {rtkt 
in  die  mitldgL  prorinsen  \.theil)  i,  t;  geang,  all«  manakawn 
mUdcben,  so  viel  ich  deren  narbkar  aack  fraeWa  kaka»  4ie 
zum  schlafredeo,  zur  desorgauisatioa,  saa  tkiariackaa  aaga*- 
tismus  geschickt  waren,  bcsilrkleo  miek  ia  JiMar  fewaglaa 
vermuthung.  1, 6&:  wcao  er  [Lmiktr)  ao  mit  MclaacMkaa  us- 
sammensasz,  dann  war  aMgistar  Pkilipp  der  milde,  fakkrtr. 
der  zu  gewagten  bebanptaageo  seines  kräftigen  frraoÜM  woki 
einmal  die  kluge  einschrSokung  kiazafOgta.  G.  Fbrttac  (MUir 
aus  der  d.  vergangenhest  2,  4)  19,  IIS;  sciaca  (^pccAu)  gewaglaa 
bebauptungea  ta  vridersprackea.  oai 
o;ichbarii.  mU  a.  keka  (§m.  MTW  4,1 

<)  der   retnlivfntkt  gsawwi  wm 
scharte,  gewagte  vartitfa  «a: 
verabrediiugeo ,  oaek  vdckca  ciaa  gtvsiaaa 
bestimmter  preb  gegea  db  koffnaof  aiaaa  klaMfaa  aack 


4755 


GEWAGTHEIT  —  GEW  All  EN 


GEWÄIILEN  —  GEWÄHLT 


4756 


ungewissen  vortheils  .  .  .  versprochen  oder  gegeben  wird. 
preusz.  landrechl  (1835)  register  111;  gewagte  vertiage  ebenda. 
f)  sie  baben,  bester  berr,  Schumannen  aufgetragen,  den 
aui'zug  zu  niablcn,  er  verlangt  von  mir  die  liste,  erlauben 
sie,  dasz  ich  einige  remonstrationen  vorbringe,  diese  fest- 
lichkeit  war  an  sich  ein  gewagter  scherz,  ist  glücklich  ab- 
gelaufen, bat  gute  wiirckung  getban  und  fieude  gemacht .  . 
bei  hellem  tage  mit  nüchternem  muthe  musz  man  so  was 
nicht  betrachten.  Götiie  {an  Karl  August  1782)  briefe  5,  2'i; 
da  es  oben  bebarrlicii  still  blieb  und  weder  ermunterung 
noch  Widerrede  sich  hören  iiesz,  so  spann  Steffel  seinen 
gasselsprucb  ins  endlose  fort,  wobei  er,  was  leider  gesagt 
werden  musz,  in  unverblümtester  weise  die  gewagtesten  an- 
sinnen  vorbrachte,  die  jemals  an  eine  dame  gestellt  werden 
können.  Anzengbubeb  [dorfgänge]  ges.  werke  3,137;  'o  webl' 
rief  Heinrich  und  schlug  sich  mit  den  banden  au  den  kupf 
und  gedachte  sogleich  seiner  gewagten  anekdoten  über  die 
fürstin  Amanda.  Gutzkow  ritter  vom  gdsle  3.  bück,  5.  cap. 

3)  aus  diesen  Verbindungen  ist  dem  werte  die  bedeutung  'fcü/in, 
keck,  frei,  zwanglos'  zugeflossen,  die  es  auch  ausierhalb  dieser 
formein  in  prädicativem  und  attributivem  gebrauche  enlfaltel. 

a)  das  prädicdt. 

a)  ein  angreifender  krieg  schien  selbst  dem  muthvollen 
kanzler  Oxenstierna  zu  gewagt,  die  bülfsmittel  seines  geld- 
armen und  gewissenhaften  königs  zu  ungleich  den  unermesz- 
iichen  hülfsmitteln  eines  despoten,  der  mit  ganz  Deutsch- 
land wie  mit  seinem  eigenthum  schaltete.  Schillkb  (geschiclile 
des  SOjdhr.  krieges  II)  8, 161 ; 

wenn  ihr 
mit  ihm  nicht  kämpfen  wollt,  und  in  der  that, 
es  war'  gewagt,  ich  ratli  euch  ab,  so  braucht 
ihr  mit  dem  löwen  oder  mit  dem  tiger 
den  kämpf  nur  einzugeh'n,  den  er  betieblt. 

Hkbbkl  (llerodes  und  Mariitmne  2, 1)  3,33. 

ß)  alsdann  scheinen  die  darauf  gebauten  risse  und  mei- 
nungen  weniger  abenteuerlich  und  gewagt.  Güthe  briefe  5,21; 
sein  Stil  ist  neu,  bildervull,  munter,  olt  zu  gewagt,  hier  zu 
verschlungen  und  dort  zu  abgel)rocben.  er  ist  im  teuer  der 
einbildungskraft  hingeworfen,  und  eben 'dasselbe  gelühl,  da- 
mit der  Schriftsteller  seine  materie  empfand,  glüht  auch  den 
leser  an.  Herdeb  (über  Abbt)  1,  80  Suphan;  liaben  sie  die  ge- 
fälligkeit  sie  durchzugehen  und  was  sie  etwa  für  allzu  para- 
dox, gewagt  und  unzulänglich  finden,  anzustreichen,  damit 
wir  darüber  sprechen  können.  Güthk  briefe  17,273;  alles,  was 
etwas  jäh  erscheint  und  aus  der  Illusion  reiszen  könnte, 
alles,  was  etwas  gewagt  und  fremd,  wenn  auch  nicht  un- 
wahrscheinlich, verlangt  Vorbereitung.  0.  Ludwig  6,  lül. 

6)  das  attribut  in  freien  verbinduni/en :  jammre  mir  etwa 
nicht  und  lamentire  über  gewagte,  unglaubliche,  ungesetzliche 
dinge.  Gutzkow  ritter  vom  geiste  2  cap.  7;  so  führten  denn 
unsre  beiden  glücksritter  ein  ziemlich  gewagtes  leben,  der 
eine  war,  wenn  man  so  sagen  darf,  in  böhuiischeu  dürfern 
angesessen,  der  andere  stand  mit  raritäten  in  theuren  mielh- 
zimmern  aus.  Imhehmann  6, 179. 

4)  neben  der  bedeutungsentwicklung  legt  auch  der  gebrauch 
unseres  worles  kennzeichen  blosz  für  die  adjectwische  gestaltung 
des  particips,  so  die  Verbindung  mit  gradsteigernden  partikdn 
(etwas  gewagt,  sehr  gewagt,  zu  gewagt),  die  Steigerungsformen 
(gewagteste  ansinnen)  u.  a.  auch  die  Substantivierung  gehört 
hierher:  dein  obeim  hat  keine  ruhe,  er  führt  etwas  gewagtes 
im  Schilde,  schon  seit  8  tagen  eilen  boten  ab  und  zu  im 
schlösse;  und  allerlei  verdächtiges  gesindel  streicht  seit  einiger 
zeit  hier  herum  durch  busch  und  wald.  Zschokke  (freiliof 
von  Aarau)  novellen  und  dichtungen  5,  239.  vergleiche  auch  das 
folgende  wort. 

GLWAGTHEIT,  f.,  Substantivbildung  zum  vorhergehenden: 
am  fusze  der  riesenmassen  {des  gebirges)  wird  sein  geist  er- 
griffen vom  uufasziichen  in  der  kühnen  gewagtheit  der  natur. 
W.  F.  Meykrn  Dya  Na  Sore  1,223. 

GEWAHEN,  verb.,  gehört  wesentlich  der  mittelhochdeutschen 
dichlunii  an,  in  der  es  auszerordentlich  oft  belegt  ist,  vgl.  mhd. 
wb.  3, 458"— 459'.  Lexer  1,  971;  der  neuhochdeutschen  periodn  am 
nächsten  steht   die  Verwendung  bei  Jeboschin: 

di  quämeu  euch,  als  er  gewüc.      24042; 

si  quämen  vir  wartluite  an, 

der  si  dri  da  slügen, 

den  virden  si  gewü^en 

zu  läzeo  bi  dem  lebbeue.    24029. 

t;^(.  oben  ge  wagen  sp.  4752. 


GEWÄHLEN ,  verb.,  verstärktes  wählen ,  vgl.  Lexer  1,  982. 
nachtrag  2U8:  ez  ist  ein  gut  reht,  swer  daz  gesezet  hat,  daz 
den  menschen  niman  irren  sol  an  der  sele  geschefede;  wan 
als  der  mensche  tot  gelit,  so  enmac  er  fürbaz  nimer  mer 
weder  gewelen  noch  entwelen.  Schwaben  spie  qel  cap.  ib  !>  8 
Gengier;  an  der  Vogt-  oder  Fensteralpen  hat  die  gemeinde 
Kleinthil  das  recht  bei  ihren  verortneten  amtmanns  einem 
alpenherrn  selbst  zu  gewühlen  und  ist  der  bestimmt  lag 
am  Ostermontag.  Österreich,  weisth.  (i,  363  {alpenrecht  zu  Klein- 
thal 1788). 

GEVVÄHLIG,  adjectiv,  vgl.  gewählt:  bäkelig,  zuweilen  auch 
SO  viel  als  gewühlig,  eigen  in  der  wähl,  lange  wählend. 
Campe  2,  .so6*. 

GEWÄHLIGKEIT,  /.;  hägeligkeit. .  die  gewähligkeit.  Campe 
2,  502". 

GEWÄHLT,  participiales  adj.  zu  wählen  (s.  d.).  der  be- 
deulungswandel,  der  steh  aus  den  adjectivischen  functionen  dieses 
particips  ergiebt,  unterscheidet  sich  wesentlich  von  den  entsprechen- 
den erscheinungen  bei  dem  oben  behandelten  gewagt  {s.  dieses), 
während  dort  die  festen  attributiven  Verbindungen  in  der  weise 
mitwirken,  dasz  das  jeweilige  Substantiv  als  träger  des  attributes 
einen  theil  seines  bedeutungsgehaltes  an  das  adjectiv  abgiebt.  steht 
gewühlt  in  dieser  beziehung  freier,  selbständiger  da.  die  be- 
deulungsunterschiede  sind  hier  schon  im  particip  lebendig,  sie 
nehmen  beim  adjectiv  nur  eine  neue  prägung  an.  die  einzelnen 
ubstufungen  lassen  sich  durch  die  parlicipia  erwählt,  ausgewählt 
andeuten;  auf  der  grundluge  des  letzteren  flieszen  unserm  worte 
in  der  bedeutungsgemeinschaft  mit  ausgesucht,  erlesen  die  be- 
griffe von  'kostbar,  geschmackvoll'  zu.  diese  enlwicklung  liegt 
schon  in  der  classischen  litleratur  des  18.  Jahrhunderts ,  wo  sie 
zuerst  ans  licht  tritt,  abgeschlossen  vor,  im  gegensatz  zu  diesen 
gebräuchlichsten  Verwendungen  des  participialen  adjcclivs  steht  eine 
andere,  die  noch  heule  mundartlich  in  der  Mark  lebt,  die  in  der 
Ulteratur  dagegen  nur  vereinzelt  belegt  ist,  gewählt  =  wählerisch, 
vergl.  gewäblig.  das  particip  scheint  hier  die  active  bedeuluny 
durchgeführt  zu  haben,  wie  wir  sie  auch  oben  bei  gewagt  sp.  4753 
kennen  gelernt  haben. 

1)  gewählt  mit  passiver  bedeutung. 

a)  das  moment  der  freien  wähl  steht  im  Vordergrund ;  es  bildet 
sich  ein  gegensalz  heraus  zu  bestimmungen,  die  von  auszen  her 
getroffen  werden,  gewählt  =  erwählt. 

a)  attributive  Verbindungen. 

denn  so  werden  sie  alle  dahin  gehn,  jeder  den  andern 

trauernd  verlassen,  und  lliehn. 

also  trennet  der  tod  gewühlt«  gatteu!  der  mann  kam 

seufzend  Im  ozean  um, 

sie  am  gestad. 

Klopstock  öden  1,45  (an  Giseke); 

diese  berren  sind  also  die  gewählten  secretäre  der  national- 
versammlung.  Stenograph,  berichte  der  Frankfurter  nationalver- 
sammlung  l,  I9u';  dem  lande  ist  nicht  gedient,  wenn  seine 
gewählten  Vertreter  die  band  nach  rechten  ausstrecken,  die 
ihre  gesetzliche  Stellung  im  verfassungsleben  ihnen  versagt. 
BiSMARcK  reden  9,  416  (17.  juni  1865). 

2))  eine  gezwungene,  nicht  gewählte  musze.  Garve  abhand- 
lungen  über  d.  menscht,  pfltchten  1,172;  denn  ich  hatte  mich 
durch  diese  composition  {des  Werthers)  mehr  als  durch  jede 
andere,  aus  einem  stürmischen  elemente  gerettet,  auf  dem 
ich  durch  eigene  und  fremde  schuld,  durch  zufällige  und 
gewählte  lebensweise,  durch  vursatz  und  Übereilung,  durch 
hartnäckigkeit  und  nachgeben,  auf  die  gewaltsamste  art  hin 
und  wieder  getrieben  worden.  Göthe  26,227;  meine  berren! 
leben  sie  erst  etwa  vier  jähre  eines  solchen  conilictes  hin- 
durch mit  dem  gefühle  der  Verantwortlichkeit  für  die  ge- 
sammte  Situation  zwischen  kräften,  deren  sie  nicht  herr  sind, 
weder  der  auswärtigen  noch  der  Innern,  und  sie  werden 
sagen,  dasz  die  regierung  recht  gelhan ,  diesen  conflict  ge- 
schlichtet zu  baben,  sobald  sie  es  ohne  demüthigung  der 
kröne  konnte;  der  gewählte  moment  aber  war  so,  dasz 
er  jeden  verdacht  einer  demüthigung  derselben  ausscblosz. 
UisHARCK  reden  3, 123. 

ß)  Substantivierung:  beinahe  schon  hinter  Viterbo  kündigt 
sich  die  nähe  der  piiesterstadt  auf  eine  traurige  art  an. 
unfruchtbare,  dürre  beiden,  ohne  kultur,  ohne  wohnung, 
ohne  menschen,  sagen  vernehmlich:  hier  ist  ein  wahlreich, 
und  der  gewählte  ist  ein  priester,  und  dieser  priester  ist  ge- 
wöhnlich ein  greis.  Grili.pahzeb  {tageb.  auf  der  reise  nach  Italien) 
19%  210;  nacbwahlen  für  die  doppeltgewählten.  Vahnhagen 
V.  Ense  tageb.  6,16;  der  central- ausschusz  hat  sich  gestern 


4757 


GEWÄHLT 


GEWAHNEN 


4758 


mor|eD  lu  einer  littung  und  In  derselben  darflbrr  Tereioi|t, 
welche  wählen  fQr  ddlnlliv  anerkannt  antiiDehmen,  und 
weiche  nocb  tu  beanstanden  aeieo ,  alle  gewShlteu  aber  pro- 
visorisch zutuhisien  beichloisen.  tttnogr.  beruhn  dn  Frank- 
furttr  nationalvenammlung  l,t8}*;  bei  stiminpD|lelebbeit  eot- 
si'beldet  das  loos  unter  den  gewählten.  IM*;  In  diesem  falle 
b.'it  man  die  besrbeioigung  dea  wahhommlssar«  deshalb  fOr 
nicht  ausreichend  erarbtel,  weil  er  selbst  der  gewiblte  war. 
IlisMARCi  reden  I.  285. 

b)  an  der  wähl  maeht  tiek  dcu  moffl«ii(  der  »uiltte  gtUtnd, 
gewühlt  »  auHgewJlblt,  anserwablt. 

n)  jeiies  wort  schien  mir  einen  jener  fflden  zu  lerreissen, 
die  beilige  oiigi-nlilicke  zwischen  nn^  geknHprt;  jede  gewBblte 
Men<lnng  Hchien  mir  unser  verlidltnis  herabzuziehen  ..zu  dem 
verhüll  ms  twii^cheD  dem  theaterpoeteo  und  dem  thealer- 
be.inilen.  üaiLt.PAazna  (an  Sehreyvoytl)  4*,  2U;  ich  ging  lu  ihm 
und  erwirkte  den  befebl  an  den  fQhrer  der  abtheilung,  die 
Kniephnusensrhe  wohnung  zu  besetzen,  wa«  denn  aorb  ge- 
schnh,  nai^hdeni  es  schon  tag  geworden,  wflhrend  die  be- 
settiing  der  Qbrigen  gewählten  b.luser  in  der  nacht  beimllcb 
errolKt  war.    Bismarcs  gedanken  iini  trinntrungen  l,  bZ. 

P)         hier  Innen  wohnt  die  rnlie,  und  man  ilenkt, 
man  flbAileKt  mit  «umrolung  und  i;enu«i. 
such  rahli'*  an  leuKen  nirht  der  icliIcklichkaU  — 
fleh  nur.  man  hat  sin  rInKalerotl  *la  tragen 
den  KoMnen  raif.  beatimnit  ff)r  die  >ewahlte. 
und  wliaen  nicht,  dam  rruchtlni  meine  wähl. 

GaiLLPiRXsa  lt:»th»r  11)  8S,1*3. 

e)  mti  der  bedeutung  dn  trletentn  IM  rieh  dat  adjecliv  von 
der  giundlage  des  verbahtummi'i  ab,  dem  et  alt  parlieip  angehört. 
et  Intt  IN  ritte  nrue  bideutungtgruppe  ein  wie  dat  frani.  choiti, 
tgl.  cboisi  gewiblt  Schwan  (itS'i)  1, 74(1.  in  dem  tynonymitehen 
vi-rsueh  der  kurfürsti  deuttehen  gesellschaft  in  Mannheim  {l'H) 
9,  1!)  wird  gewihlt  mit  gesucht  und  geziert  luiammengeilellt  : 
't;ewahlt'  giebt  die  unterscheidiingskrafl  oder  den  gescbroack 
der  peraon  und  die  vorxQglicbe  eigenschaft  der  sacbe  zu  er- 
kennen; 'gesucht'  das  fehlerhafte  oder  öngstlicbe  im  be- 
inilhen;  'geziert'  das  fliielangebrachle  oder  übertriebene  de<) 
zierlichen,  et  sind  ticei  haiiptvortlellungen,  die  tich  in  dietftn 
adjtcUv  im  allgemeinen  verbinden  und  von  denen  im  einulnen 
fall*  bald  die  eine,  b  ild  die  andere  stärker  hervortritt,  eine  auf 
das  subject  {den  auswählenden)  und  eine  auf  das  object  tielende, 
'etgenmlig,  geschmackvoll',  und  'kostbar,  erlesen',  von  der 
vebenforstellunq  des  taddnswerthen ,  die  für  die  eine  Vorstel- 
lung in  gesucht,  für  die  andere  in  geziert  überwiegt,  bleibt  unser 
wart  lirmlich  frei, 

a)  attributive  Verbindungen,    hier  tritt  gerne  der  Superlativ  ein. 

t))  leute  Ton  Vernunft  und  wahrer  bildung  ballen  sieb  nur 
an  gewählte  geseilschuften,  schriften  der  kurfürsti.  gesellschaft 
9,19;  jede  woche  finden  rcuniona,  balle,  wo  die  gewählteste 
badegesellschaft  sich  versammelt,  und  concerte  . .  statt,  un- 
kündigung  der  badeverwaltnng  von  Homburg,  aUgem.  leitung 
32.  mai  iStS. 

:))  der  kOnig  wuszte  schon  davon,  und  sagte  mir  diese 
aus  Irücklichen  worte,  welche  mir  lieber  waren,  als  mir  oiief 
anderen  das  grösztc  und  gewablte.ste  gescbenk  hUtt«  sein 
können.  Kiop.-^tock  an  Gisekc  I9.  juni  I7&t; 

die  erhebung  der  spräche, 

ihr  gewählterer  schall, 

beweKierer,  edlerer  gang, 

daritcllung,  die  Innerste  kraft  der  dichtkunst, 

und  sie,  und  sie,  die  religloD, 

heilig  lie,  und  erhaben, 

furchibar,  und  lieblich,  und  gross,  und  kehr 

von  gott  gesandt. 

haben  mein  maal  errichtet. 

Klopstock  an  freund  und  feind  60; 

'wir  alle  sieben  hier  in  schmerzlicher  erwarlung'  sagte  sie  mit 
gewähltem,  doch  etwos  geziertem  tone.  Guizsow  ritter  vom 
geiste  3.  buch,  eap.  ' ;  die  kamasrhen  an  den  füszea  gaben 
dem  fremden  ein  gewiibllea  aussehen,  wozu  freilich  die  grauen 
baumwollenen  hundschube  Ober  dco  Ungern  nicht  paailen. 
S.  buch,  tap.  tt. 

3))  sie  krumte  hierauf  in  den  koffern  und  cartons  und 
nahm  den  gewiibltesten  putz  heraus.  iMHeaiiANtt  werke  4,  IM; 
die  bunten  beinkleider  waren  von  einem  gewählten  musler, 
die  Stiefel  saszen  ouf  einem  lierlichen  fusz,  dem  das  wan- 
dern auf  der  landslrasze  nicht  gelöulig  schien.  Gutzsow  ntter 
vom  geiste  i.biieh,  eap.ü;  Dankmar  hntte  . .  einen  ao  zierlichen, 
ebenmüszigen  wuchs,  dasz  ihm  seine  gewählte  tuilelle  wie 
angegossen  aaas.  i.  buch,  cüp.  2. 
»V. 


4))  das  •lies  war  mit  gawihhea  werUn  fMtgt.  Gatit^ 
PAszia  4^  nt;  unterdesz  sprachen  dem  freiberm  die  freund- 
lichen stimmen,  welche  In  der  menichenbrust  mit  klugen 
und  gewihltea  werten  alles  bedenklieb«  io  eia  gule«  hebt 
tu  aetten  wiesen.  G.  FaitTae  sefl  m.  taiea  (fMUMrie  4,tl); 
die  gewibltesten,  wabreslen  beidebMafM  wtritm  im 
leser,  der  bloa  den  anstände  oad  der  laofea  weile 
lieset,  tu  kOrperlieb,  tu  voll  ecbelnen.  Heaaca  {du 
I,  ISI  Suphan;  damals  wer  der  rbytbaoe  im  apradM 
so  belle,  daaz  die  cadence,  in  der  maa  te  «WM  i 
oder  nach  dem  auadrueke  der  alten  aeng,  den  pag'alMä 
bexameters  aushalten  konnte,  ond  dieser  war  also  Üm  §^ 
wBblieste  sllbenmaae,  das  die  owiaU  bensoato  la  atafc 
scblosz.  (0^  du  neuere  äMt$äu  mtnt&r)  l,m|  4aM  laa 
sie  meistena  ein  buch  ihree  fewthllaa  faaelMMclia.  Gmtaam 
ritter  vom  geiüe  1.  buch,  eap.  %. 

ß)  dos  prädicat.    hier  findet  $kk  kttiflg  eidk  4«r  ntmptnik. 

t))  in  Engela  arhrtften  iat  der  aasdruck  gewiblu  vekrifm 
der  kurf.  d.  geselUchaft  9,  19;  die  ausdrflcke,  womit  er  be- 
sonders den  letzten  zweck  tu  erreichen  bolfle,  waren  die 
gewibltesten,  die  er  hatte  Hnden  können.  J.  J.Ehcil  kerr 
iorent  Stark  II.  eap,;  du  versiebst  nnler  deinem  luszereo 
nur  deine  kleidung,  und  da«z  diese  nirht  mehr  ao  gewählt 
und  preciOs  Ist,  und  nicht  mehr  ao  vie!  geld  .  .  .  kostet, 
daran  mag  ich  freilich  acbuld  sein.  H.  v.  Kliist  Irie^e  ea 
sein«  braut  147;  selbst  die  namen  in  den  altdenlarben  lie- 
dern  aind  gewihlt  und  aprechen  das  wesentlichste  derer 
au«,  die  aie  führen,  —  von  dem  liede  der  Nibelungen  bia 
auf  Reinecke  Fuchs.  K.  L.  Jai r  merke  1 ,  390 ;  daat  leb  . . . 
ihnen  die  kleine  rede  schicke,  welche  die  Zeitungen  ao  Tar- 
stOmmelt  mllgetheilt  haben,  der  sinn  wird  ihnen  gefallM^ 
wenn  auch  der  ausdruck  bei  völlig  mangelnder  vorbcn^ 
tung,  gewählter  aein  konnte.  A.  v.  HoasoLor  en  Yamkafm 
(4.  ort.  183:). 

3))  'da  mein  name  ancb  ans  der  fremde  stammt',  «•!• 
gegnete  Laura  wieder  über  die  acbsel,  'ao  bebe  ich  eia 
recht,  fremde  namen  ftlr  gewählter  zo  halten'.  G.  Faivrae 
[verlorene  handschr.  II,  6)  6,  SO0. 

y)  dat  adverb:  sie  (die  Jünglinge)  kleideten  sieb  corf» 
samer,  geschmackvoller,  gewihlter  [wenn  vie  vertieU  waren). 
U.V.  Klbist  bruft  am  $eine  braut  140;  daaz  er  vor  Oberflost 
gern  wechseln,  oder  aus  hakligkelt  etwas  verachten  oder 
aus  vorsieht  noch  gewählter  anstellen  mochte.  Cäuft  iyttt; 
er  hatte  sich  auch,  er  wuszte  selber  nicht  recht,  woznt 
mit  grOszerer  Sorgfalt  gekleidet,  nicht  prächtiger,  aber  ein- 
facher, sauberer,  gewählter.  Zschossb  ifreihof  von  Aarau) 
novellen  und  diehiungen  6,  197 ;  Siegbert  war  gewählt  and 
fein  gekleidet,  beide  brOder  gingen  in  frack,  weiszen  westen, 
in  jenem  cosiüme,  daa  die  mode  erfunden  bat,  om  einem 
bühern  tu  huldigen,  welsze  balsbinden,  helle  haodscbube 
fehlten  nicht.  Gutzkow  ritter  rom  geiste  &.  frwrik,  tap.  lO. 

•1)  da$  partieip  mit  aetiver  bedeutung.  gewihlt,  einer,  der  oft 
gewählt  hat  und  tu  wählen  versteht,  vgl.  gewagt  «p.  47S3;  rfea 
ersten  beleg  bietet  Hippkl:  sie  können  es  nicht  glauben,  wie 
gewühlt  ich  bin!  und  doch  habe  ich  ihre  frau  alle  tage 
gesehen  und  ea  ihr  nicht  gesagt,  waa  mich  plaget  Hirpti 
(*rte/«  3«.  «nai  1783)  14,  3M ; 

sie  Ist  so  sanft,  beredt,  gewibli: 
komm,  sieh'  die  wang',  <il«  stimBie  rela! 

LiirrNOL»  aus  Bfromt  kr^rvm  mrimtif»  \  ; 

ein  vogel,  der  Im  futter  nicht  gerade  gewihlt  iat  Wniaoaa 
1,389  (sa^en  und  mdrdke«  eiu  der  Olerkitssts). 

GEWÄHNEN,  v«rb.,  tUhotkd.  giwabinjea.  mmtr  tm  Gnut 
1,899,  mhd.  geweheneo,  gewlbeneo  mttd.  wk.  %,  lütT.  Luaa 
l,9Si.  das  wort  hält  tiek  Ms  iter  lies  t«.  jakriL  Hamm,  MB 
dann  durch  erw.lbnen  (vgL  Iktü  3,  lo41)  verrfriafl  aa  Mrira, 
vgl.  auch  gewahen  (o>e«  sf .  4:ui,  gewagen  (i^47ft3l:  nennet 
diejenen,  so  twinglisrb  secten  vertbediogaa ,  aiKb  geweaet 
er  der  Wiedertäufer,  achwirmer.  aniwmt  auf  im  barÜssa  ae 
M.  iMlher  wMer  keiterbehen  aktthiedt ...  bei 
f.  Amoldi  pfarher  n  CHlen  ivil :  doch  lasxt  anet 
wilcba  wei'iz  Augustinus  brauch  des  worttle  gnade,  ick  i 
sein  ganz  buch  de  spir.  et  lit.  her  schreiben,  denn  «a  let  kcia 
blatt  do  er  oit  der  gnade  gewehneU  Lotikb  9,  ;i»  {UM  aHftei 
der  Uuologen  sm  Patis\ ;  denn  Jobs  freunde  einer . .  gcvabaaC 
auch  acbon  dea  reicbea  grbirt«.*iBa  Opbir.  MaraBaMii  $»• 
repta  17';  dist  ronet  ich  liebea  fraoad«  kie  aack  gawrkaaa. 
peslUla  1,  Bk'  aai  ifUrt;  ich  aiaa  aack  hier  aoch  ciaaa 

399 


4759 


GEWAHR  (wahr) 


GEWAHR  (wahr) 


4760 


dinges  gewehnen,    gleich  olsz  zum  beschlusz    der  lehr  vom 
gesinde.  Colkeüs  hauszb.  (1604)  717. 

GEWAHR,  adjecliv  und  adverb,  verstärktes  wahr  (s.  d.).   das 
in  den  bedeutungen  von  verus,  probus  aus  der  älteren  litteratur 
so  viel  belegte  gewari,  gewaere  ist  der  neueren  spräche  ganz  ent- 
schwunden, die  letzten  Verwendungen  gehören  dem  \6.  jahrh.  an. 
innerhalb  des  bedeutungsgehalles  stehen  sich  zwei  gruppen  gegenüber, 
die  freilich  nur  für  dasjenige  adjectiv  in  betraeht  kommen,  das  in 
beziehung  zu  einem  persönlichen  Substantiv  tritt,    es  sind  dieselben 
gegensätze,  die  in  dem  bedeutungsgehalt  des  nahe  verwandten  rechl 
durch  richtig  und  rechtschaffen  sich  kennzeichnen  lassen,    auch 
der  begriff  von  wahr  entfaltet  für  die  ältere  zeit  die  Vorstellung 
einer  norm,  einer  richtungslinie,  in  der  die  anschauungen  aller 
zusammentreffen.   Sachen  und  personen,  die  sich  auf  dieser  linie 
befinden,    sind  wahr,   gewseie.     bei  personen  nun,   denen  die 
allgemeine  anerkennung    als  objectives   moment  die  existenz  auf 
dieser  linie  zuerkennt,  kommt  noch  das  subjective  moment  hinzu, 
dasz  sie  durch  ihre  gesinnung  und  ihre  handlungen  von  dieser  linie 
nicht  abweichen,  sondern  das  bestreben  zeigen,  in  ihr  zu  verharren. 
so  entwickelt  sich  neben  dem  begriffe  von  verus,  certus  die  Vor- 
stellung  von   probus.     der   erstere   als   dogmalischer   begriff  hat 
seinen  verwendungskreis  hauptsächlich  in  der  geistlichen  litteratur, 
der  zweite,  der  dem  ethischen  gebiete  angehört,  wird  in  der  welt- 
lichen viel  gebraucht  als  sjjnonym  zu  gut,  während  er  in  der  Ver- 
bindung   getreu  und    gewaere  zu   den  formein  gehört,   die  die 
rechtssprache  entwickelt,    in  einigen  Verwendungen,  so  namentlich 
im  adverb  glwaro  streift  unser  wort  nahe  an  das  von  anderem 
stamme  abgeleitete  adjectiv   gewar  =  cautus ,  providens,  das  in 
einiijen  Verbindungen  wie  gewahr  werden  u.  a.  {vgl.  sp.  4771 /f.) 
der  heutigen  spräche  noch  als  vielgebrauchtes  wort  angehört,     die 
quantität    des  vocals  (dort  kürze,    bei  unserm  worte  länge)  gab 
zwar  für  die  ältere  zeit  anhaltspunkte  zur  sonderung ;  die  bedeu- 
tungsberührung  und  die  lautliche  annäherung  {Verlängerung  des 
stammvocals  in  gewar  =  caulus)  lieszen  jedoch  die  grenzlinien 
zurücktreten,     so  ist  nicht  blosz  bei  den  lexikogniphen  und  gram- 
matikern,  sondern  auch  in  der  spräche  selbst  eine  kreuzung  der 
Verwendungen   zu   beobachten,     schon   bei  Otfrid  ist    es    nicht 
ganz  leicht,  unter  den  belegen,  die  Giiaff  1,909.  910  für  giwaro== 
vigilanler,  caute  beibringt,  diejenigen  die  für  giwaro  ==  certe  in 
anspruch    zu    nehmen   sind,    mit  sicherheil  herauszulesen,  vergl. 
i.  Grim«  gramm.  4, 757;  vgl.  gawär,  gawäri  verum  Graff  1,  916; 
gewffiie  mhd.  wb.  3,  521'.  Lexe-r  1,  977;  nachtrag  207.  Schmkilkr 
2^,967;  in  vocabularien  uird  das  worl  nicht  aufgeführt,  bei  Kilian 
(K  4")  werden  gewa;re  und  gewar  unter  der  einen  form  ghewaer 
gebucht,     dagegen  belegt  Henisch  (I5n4)  gewar,  gewisz,  certus, 
verus.     aus  der  lektüre  Geilers  v.  Keisersbekg   schöpft  später 
Frisch  (2,  415),  wenn  er  gewahr  ==  verus  einreiht,    die  Schreibung 
mit  dehnungs-h  gehört  den  späteren  Wörterbüchern  an. 

\)  das  objective  moment  im  bedeutungsgehalle  des  Wortes,  ge- 
war =  verus,  certus. 
u)  das  adjectiv. 

n)  mit  beziehung  auf  personen.  hier  überwiegen  attributive 
Verbindungen,  die  prädicutive  Verwendung  ist  ganz  vereinzelt: 
das  siben  ziug  gewajrrer  sint  dan  zwen.  rechlbuch  von  1332 
Westenrieder  beitr.  7,  139. 

1))  dhazs  ir  Jesus  wardh  chinemnil  in  lauhnungum  dhes 
chiwarin    Jesuses.    umbi    dhen    in    psalmum   chiscriban   ist 
{illum  verum  Jesum).  Isidor  32,  II  Hench; 
ime  wari  al  der  lip  sin  _ 
als  ein  nuwe  geboren  kindelin; 
her  wart  schone  unde  gesunt. 
der  kuninc  rief  an  der  stunt, 
daz  goi  gewisse  were 
ein  gewarer  heilere.    Trierer  Silvester  306  Krau  : 

gel  der  gewere  Crisl 

der  aller  dinge  scliepfer  ist 

und  der  hohen  hirael  plligct, 

de/,  craft  für  alle  gölte  wiget, 

der  ist  dur  dis    e  maget 

mit  siner  guote  uns  betaget. 

H.v.  Langhnstein  Marlinn  181. 
2))  ich  geloube  die  drie   namin  ain   gewärin  got  unde  in- 
cheinin  andern.  Z.St.  Galler  glaube,  denkmäler  1^306;  ain  gwairo 
gut.  alemannischer  glaube,  ebenda  307  {in  allen  andern  glaubens- 
formeln  wäre  got); 

'bore,  Israhel,  ich  wil  dich  leren, 

ich  bin  din  herie, 

ich  bin  din  geware  got: 

unde  irfullis  du  min  gebot 

ich  geben  dir  min  riebe.' 

nö  widirredis  dft  daz  werlicbe 

uode  wilt  drie  gote  haben, 

Trierer  Silvester  773  Kraus; 


daz  ist  der  gewere  got 

dez  gewalt  und  gebot 

die  alten  vinster  het  entliuhtet. 

H.  V.  Langei^stkin  Martina  179'; 
Martina  noch  bekere  dich 
von  diner  tumpheit  unde  sprich 
daj  Dian  ein  gewerer  got 
si  und  da^  sin  hob  gebot 
ob  aller  dinge  wirde  wege.      182'; 

an  dem  ersten  tage  nach  dem  also  der  keiser  getoulTet  und 
gesunt  was  worden,  do  gebot  er,  das  men  Christum  über  alle 
weit  solle  für  einen  geworen  got  haben.  Königshofen  chronik 
von  Straszburg,  d.  slädlechr.  8,362;  hienoch  vermüschetent 
sich  die  bösen  geiste  in  die  bihie  und  letlent  usser  in  zii 
den  lüten.  dovon  wart  mrn  noch  me  gloubende  an  die  bilde, 
also  ob  es  lebendige  gwore  gölte  werent.  247. 

3))  ich  geloub  daz  er  an  dem  driten  tag  erstuond  gewäre 
got  unt  gewäre  mensche,  alemannischer  glaube,  denkmäler 
1^,  307  (3.  St.  Galler  glaube  und  die  andern  formcln:  wäre 
mensche);  wan  nkh  der  wise,  als  er  in  dem  sacramente 
ist  ftf  dem  altäre  in  eime  fröinden  kleide  gewfirer  got  und 
mensche,  mystiker  1,  262,  25  Pfeiffer. 

4))     tbo  santa  got  giwaran      gomon  filu  maran, 

man  mit  uns  gimeinan      sinan  drut  einan  (Johanne«).      ' 

Otfrid  2,2,1; 

und  sprochenl  zu  Bonifacio:  er  were  ein  ketzer  und  ein  un- 
reht  hobest  und  ein  endekrist,  und  were  ir  herre  Benedictus 
ein  rehler  geworer  hobest,  der  ouch  sin  reht  wol  geturste 
lossen  besehen  und  erkennen  vor  wisen  pfaßfen.  Königshofen 
d.  Städtechroniken  9,  C03;  dat  si  den  egenanten  hern  Ruprecht 
mit  in  vur  einen  reichten  gewairen  Roemschen  coening  ind 
zokonfligen  keiser  heilten  ind  ieme  gehorsam  weren.  Kölner 
memoriale  des  16.  jahrh.,  d.  städtechroniken  12,  333. 

5)  es  wart  auch  Jhesus  Christus  das  geware  osterlam  ge- 
oppert  an  das  frone  crutze.  aus  einer  Frankfurter  Handschrift 
(14.  jahrh.)  Diefenbach-WiJlcker  618;  Christus  ist  ein  gewar 
liecht.  postille  des  Heinrich  v.  Erfurt  ebenda  618; 

da;  hastu  vatler  wider  tan 
geweres  liebt  der  warbeit 
das  aller  warbeit  lieht  treit. 

H.  V.  Langenstbih  Martina  227*; 

er  ist  daz  Hecht  der  menschen,  er  ist  das  gewar  liecht. 
Kkisbrsbeg  evangelia  {mb)  if ;  Christus  was  das  war  liecht, 
du  hast  ein  dreifeltig  liecht,  da  kcins  ein  gewar  liecht  ist 
{der  Vernunft,  des  alten  geselzes  und  des  neuen  lestamentes). 
ebenda;  es  ist  ein  liechl  deiner  Vernunft,  das  ist  nil  ein 
gewar  liecht.  ebenda;  Moses  gab  euch  nit  daz  brol  von  dem 
liimel,  wan  mein  vater  gibt  euch  daz  gewer  brot  von  dem 
himel;  wan  daz  gewer  brot  gotz  ist,  daz  da  nidersteig  vom 
himel,  und  gibt  daz  leben  der  werlt..ich  bin  brot  dez  lehens, 
der  zu  mir  kuml,  den  hungert  nit.  codex  Teplensis  Johannis 
6, 33,  ebenso  Eggestein  {bei  Koburgkb  und  in  der  Augsburger 
bibel  von  1487  das  wäre  brot ;  mein  vater  gibt  euch  das  rechte 
brot.  Lother)  ;  wann  mein  flaisch  ist  geweres  essen  und  mein 
^lut  geweres  trincken.  Joh.  0,  55  Eggestkin,  ebenso  codex 
Teplensis. 

ß)  mit  beziehung  auf  sächliche  subslantiva. 

l))  attributive  Verbindungen. 

a))  taz  sint  kewäriu  argumenta,  unde  sus  kewäriu  sint  alliu 
diu  hinnän  chomenen  argumenta.  Notker  Boetkius,  Hattemer 

3,  167*; 

er  sprach,  er  wer  des  herren  sin, 
das  lob  von  anfang  an  das  end 
wölt  überlesen  das  buch  behend, 
und  was  ich  darinn  gescbriben  l'ünd, 
darusz  man  weriich  gelerncn  künd, 
wie  die  wirdig  stat  wer  komen  her 
das  ich  des  machte  ein  scbrift  gewer. 

reimchronik  des  Köchlin   (miitK  \a.jalirh.)  n.  12, 
(i.  stäiilechroniken  4,343; 
wer  disiu  maget  wsere, 
des  beere  gewxriu  mxre. 

üarlaam  und  Josnphat  65,4; 
der  was  Johannes  genant, 
des  gewähre  Urkunde  uns  seit 
die  gotlicben  wärhelt.         71,15. 

b))  ich  gelob  ablaz  miner  siuute  nach  gewdrer  riiwe.  ale- 
mannischer glaube,  denkmäler  1^,  30S  {andere  glaubensformeln 
nach  wäre  riuwe); 

gewcren  riuwen  got  eopbat, 
wenne  er  von  ganzem  herzen  gat. 

BoNER  :U,43; 

mit  gcwerir  bnze.    Nicol.  v.  Jkroscuin  9475; 


4761  GEWAHR  (wahr) 

und  fib  dar  wsli«  urkuu<lc 
gewtrer  uad  niuHur  »uoite. 

II.  V.  LiNiitutTiiii  JfaHiM  3Sb*i 

dac  ist  gewar  freud  wann  die  seL-Mirt  gewar  einer  kraft  in 
ir.  pottilU  des  llnnrich  von  A.V/urt,  DiK>K(iii«ca-WOLCkia  eik: 
ulier  Kevviiicr  lUKciidt'.  ilünchntr  handtehr,  hcHMkUK«  2',ü«7: 
von  gewerer  fruiil«cliafl.  (l3Hi(  (iermanin  17,03;  Symeon  ward 
mit  glüdiileii  ciiti-ii  gebraut,  (lunim  (lu-<  er  lut  wull  ufliOrcn 
ze  piedigeii  den  gewureii  gclaulu-ti.  martt/Toluijium  {Stro$t- 
buiy  l^^4)  {':>\ 

c))  auch  dua  ist  recht,  das  der  richter  dbaincn,  er  «ei  armer 
uder  reiclier,  uml>  cbainerlai  lach  beawSreo  aol,  et  sei  dann 
uiiib  ulTiie,  gevvore  tAi,  da«  ainer  wiiaenlleick  vertcbuidel 
hui).  ösUTTtteh.  tetittk.  t,  19  (verbol  und  Ordnung  in  I^eaarri- 
bach  Vo.  jahrli.). 

d))  die  ander  natur  {det  mtnirhen)  das  ist  ratiu,  die  vei- 
ihlnriig  sei,  und  das  ist  sein  gev\uio  oatur.  lieiLka  v. Kkisers- 
DKii;  narrcnsciuff  40*. 

1^))  sl  gab  aucb  ui;er  handan 

Ir  oiiiitel  so  gewere 
•ia  arman  bedaJer«. 

hben  dar  keU.  lüUabtlk  2081 ; 

ItegHb  «a  sich  ober,  das  et  wintersieiten  mit  scbne«  uio  ge- 
MÜren  liaufcii  anwurf,  der  ubt-r  solchen  panzuuii  gelangnl, 
Ko  »oi  der  |iaur  daliainib  an>  tcnn  ain  leggcnliiiet  .  .  .  fUr- 
sel/<Mi.  öilrrieicJi.  ueuth.  1,  U5, 13  (taiding  im  pfleg-  u.  land- 
gtrichl  Ratchtnherg,  hanitchriß  ton  1071). 

3))  dai  ud]icli»  aU  prddical, 

a))  sillugismus  uetriuget.  übe  er  legitime  getAo  ist.  a6  tat 
er  legitime  geldn.  wandu  er  in  dialeciica  Iria  membra  haben 
sol.  taz  tero  luei  so  gewAriu  sin.  daz  iru  maunullb  leben 
rauge.  unde  siu  ein  anderen  »b  hafteön.  dai  siu  dai  trilla 
gewilrt^n.    ioh  Ane  geübt.  NuratB  [Botihius)  UatUmtr  3,00*; 

das  minlii  noch  waren 
getriii  uuil  Keware 
so  inubi«  Ich  urlob  haben 
leüeu  aller  hersiau  man. 

*pecul.  iceletiae  140,60  KeUe. 

b))  dA  gxbest  dinen  kouf  mit  mdze  oder  mit  wige  oder 
mit  siniuierin  oder  mit  ein,  duz  sol  allex  gewis  unde  gewu.-re 
sin.  Uertuulo  t.  HfiCünsHuac  l,  U8; 

el  wi  berllch  Ist  gewesen 

dli  leicheu.  dat  wir  hao  gelesen, 

gewere  uud  alzu  redellch. 

sa  wirdeo  uoüe  den  meren  glich! 

Men  der  hett,  Ktuabeth  10403; 

ir  streit  der  wss  gewore, 

den  törsi  ein  zaghsITilger  man 

do  nimmer  wol  anschawen, 

der  schweUt  do  Ton  In  beiden  ran. 

Siijenot  a  !»tt*  Schorbach. 
c))  nieman  vur  dem  mAra, 

«l  li  valsch  oüe  gawera, 

sich  mao  üf  erden  bewar. 

ALsaicuT  TON  lULBaasTADT  38,26; 

da{  ommet  dirre  liere, 

der  canonizieio 

geschach  sii  l'enise 

In  de»  convenies  husa, 

da;:  dl  uredogere 

da  haldent  sa  gewere. 

/«6««  der  htU,  Elisabeth  3018. 
d))  uuen  unde  Inne 

mit  dem  kulke  man  in  baut 

ko  man  in  «clioueti  roui 

rehi«  wi{  als  der  sua 

dai  geworte  schein  ubar  sa 

ala  It  ein  himel  were 

das  werg  was  gewere. 

lIsaaoaT  t.  FaiiiLAa  Irq/.  krie$  1830; 

viere  philere 

schone  und  gewere 

au  den  enden  ituoden.       VI351: 

veate  unde  gewxre 

ditze  casiel  wxre.       kröne  348*. 

»jj.  munitum  praesidium  giwari  Tesli,  giwara  vesli  ^{oiten  tu 
iilacc.  13,  19  STKinaBTKs-SiKTBhs  1,704".     httr  macht  %iclt  bt- 
dtutungtbnührung  mit  dem  subsL  gewahr  gellend,  vgl.  tp.  4763  jf. 
b)  das  udveib: 

was  ii  oub  giwsro      gotas  drut  iher  maro. 

iher  goie  rihta  Ulu  Tram     aine  wega.  aos  Is  lam. 

Otfrio  3,7,7  »0^  3,8,13; 

'ih'  quad  'BTur  sagen  lu,     iher  wiU  biscowot  il  thiu, 
that  .<ar  in  theroo  Triste      si  thiu  nan  es  filu^te: 
er  hiiorot  sia  ginraro      in  h^rien  ju  sar  suaro 
mit  unieiocmo  uiuaie;      uirgeii  imo  is  li  guate. 

J,l»,6i 


GEWAHR  (wahr) 


4762 


Abraham  ibcr  maro      Ikar  la|  4el  glware, 
ibla  fotassgoo  guai«      llil«  dal  oub  all«  doU. 

S.l«,2».    fesM«  •«•,*!.  11.13: 

üb«  dit  fot  llitet.  und«  aiA  gel^ret  ktwkro  flo.  fo  glot  ai« 
in  venlate  (in  warbetle)  und«  gaot  ao  iow  t«  imo.  NoTBU 
zu  psalm  bS,  II,  llalttmer  3,  StA*;  dai  uad«  al«^  §0läan. 
»rribeu  sld  kewirur  Awbrustiu  io  «uoMfoii.  iumI«  taitn. 
be  dl«a  il  Beda  lim«la.  lt*t 

dof  riirstlsoaa  elara 
fures  HU  grwar« 
mit  gsiitrr  »alifcelde 
geia  Duiiugeu  sa  ü«ra 


3)  das  sul'jettire  momenl  begüntttgt  eine  rtkktre  entmieUmnf 
lies  bedrulungsgehalles  und  meUtusgrei/enäe  9rtb$ndnu§«u,  um 
allgemeinUen  ist  die  bedtulung  gewir«  «■  Mabrhaflig.  uu»  Umtt 
ijrundlage  lieben  sieh  twei  gegensdtiUekt  grmppen  ab,  j«  uttkitm 
das  furhalten  der  persdntichkett  aus  ihr  selbst  oder  aus  dem  wer- 
hdUnit  zu  anderen  menscJien  beurtheilt  mrd.  mü  diestr  UtsUren 
entmickluni  tritt  unur  »ort  in  die  brdenlungtgemtiniekaß  mtt 
piobus,  in  gewissem  sinne  auch  von  gelreu  etn  und  u-trd  rm 
dem  einflusse  jurislneher  furmeln  berührt,  tehon  in  den  Httcktn- 
autr  glosun  sur  bib<l  wird  gewAre  mit  (uederatus  ta  puratUU 
gestellt,  vgl.  unter  e;  hier  mihert  sich  dat  adjectiv  einulneu  tfr- 
iceudungen,  die  unter  gcwubr  {fem.  und  masc  s.  unten)  beoh- 
aehtel  werden. 

a)  miisler  wir  wiszcn  dat  id  f«w&r«  bist  und«  goü«  «rg 
kewAro  lilrcst,  quin  verax  e$  rt  rtai»  dei  in  reritutt  iucts. 
NoTBBB  tu  psalm  27,3,  Hallemtt  3»>3';  dknlitk  sm  «»,17; 


goi  der  g«w»ro. 

nu  veruim  mich  »undcre. 

Joseph,  eio  wiiewa>re 
alter,  guol  uud  gswa;re. 
Wai 


bitntu  guiUkt«  M,S; 


tfarieaiMer  IS; 
trurik  siuoni  diu  gew»re.        100; 
judlsten  und  weibirugroer 
und  ander  vaNcbe  leute 
der  herz  gar  »int  lugende  Izr« 
und  wen!  man  ofie  *ie  »in  gewer«. 

rriuur  317S4; 
dA  er  die  «rige  wolde  iin 
und  wider  in  sin  klO>ier  gdn, 
do  erweinde  das  kini  tII  Tute 
und  kunif  dem  gotas  irüia 
daz  ez  di  inne  wiere. 
dö  sprach  der  gewere 
'hie  ist  ein  kini  inne, 
sagt  mir  in  der  minne, 
wi  habet  irj  geuorae«? 

UiBTBANii  T.  AoB  Cregorlut  1030  Pauli 
der  guoie  und  der  gewere 
Marke  nam  es  und  *ah  9%  an. 
der  JAmer,  den  er  dö  gewan, 
der  wart  aber  dd  Tester. 

GoTtraiia  t.  Siaassaoa«  Tristan  43»; 
ich  geliche  dem  geslode 
die  reinen  predigxre. 
die  guot  und  viel  gewa>re 
sint,  und  uns  eowiiJer»irit 
ladeut  an  die  hdhgezii. 
dA  vreude  Au  ende  iemar  wert, 
dA  got  stoer  brluie  gert. 

Burlamm  u»d  tmufkat  N.»; 
sus  ist  des  fures  anevano 
darnach  der  mitel  ane  waie 
kumli  In  dem  der  ribler« 
der  nhie  und  der  gewer« 
kumit  mit  ordeouoge. 

ii.  T   l>AaSB!ISTBni  M«lt«M  IM^{ 

unde  «r  was  unsers  ordena  eio  bnioder,  aai»  «m 
und«  gevture  mit  allem  sioem  lebeo.  Baaraou  f. 
aase  1,  65; 

assnch  brddbr  gewere.    flicOL.  t.  Jaaosoii«  ITCS; 
koebt . .  die  gut  gewer«  aiuU  Slr«szi«rf«r  tunflurdmungas  IM 
fimcAer; 

er  büne  spreche«  «ad«  jelMa, 

Pantaieon  der  wer« 

ein  arsii  »6  gewer« 

das  *r  mit  slnea  li«i«a 

kOad  all«  siecbea  frisMa 

Ton  scbcdeDcbcr  swarre. 

K.  TOM  Weazscsc  l^aMbaa  M. 
b)  a)  tia  adversa  M  aber  gcwArc  «4  »Je  sich  «afcatl&oio 
ouget.  wlo  nnstAte  at  ist  {kue«  temper  wer*  «1,  c««s  sc  iutU' 
bilem  mutatione  demonttrat).  Notbbb  (SeetAnis)  ITattriMr  3^  t>*; 

der  tiuv«!  is*  «ia  luMacr« 

oad  l>t  doch  dA  bt  vll  g«wer« 

dar  iBB  di«a«i,  daz  «r  d«a  aiaavr  ufaMMt  lAi. 

MM«««,  r.  <  Hafem  KAIT. 

299* 


4763 


GEWAHR  (fem.) 


GEWAHR  (fem.) 


4764 


ß)  cnade  mir,  daz  Aii  gewäre  sist  an  dinen  werten,  vi 
justißcaris  in  sertnonibus  tuis.  Notier  psalm  50, 6,  Haltemer 
2178';  lere  mih  kewdr  wesen  minero  worto.  zu  140,3,  Halte- 
mer 2,  HZ' ; 

si  hat  reinen  hohen  muot, 
si  ist  ir  worie  gar  geware, 
si  ist  vor  valsche  gar  behuot. 

IIadlaub  liarlscU  schweizer,  minnes.  301,  54. 

c)  a)  du  bcrro  got ..  gedultiger  unde  ioh  filo  armeherzer. 
unde  dinero  geheizzo  gewärer,  misericon  et  verax.  Notker 
psalm  85,15,  Hultemer  2,309'  (geilultig  und  grosser  gute  und 
treue.  Luther;  «artiaftig  Trebnitzer  psalmen); 

noch  dan  sal  ich  bedeniien  me 

den  strengen  rihtere 

sa  mechtec,  sa  gewere, 

daj  sin  geiichte  unde  sinen  dac 

zu  mal  nieman  vermiden  mac. 

Elisabeth  8951; 

da  gelobtes  wider  in 

daj  si  ailej  war  liei;  (wahr  machte): 

mit  ir  tiitiwen  si  gel)ie; 

daj  si  sin  wo!  gedashie 

unde  e;;  ze  rede  brishte 

umbe  sine  swsjre. 

80  getriuwe  und  so  gewaere 

was  diu  guote  Lünete 

äai  si  da;  willeclichen  tele. 

(Iabthakn  V.  AuB  Iwein  5560; 
und  bouwen  wir  die  huobe; 
80  liumst  du  in  dine  gruobe 
mit  grölen  eren  alsam  ich. 
zwäre  des  versihe  ich  mich, 
ich  bin  getriuwe,  gewxre, 
niht  ein  verrxtxre. 

Meier  Uelmhrecht  258  Keim,  v(jl.  1545; 

daz  ist  gröziu  nötdurft,  daz  dA  da  mite  getriuwe  unde  ge- 
wxie  .sist  {beim  verkauf  von  lebetismitteln),  wan  ander  trügen- 
heit  diu  gft  docli  niuwan  über  daz  guot:  s6  g£t  disiu  triigen- 
Iieit  über  den  lip,  den  eteiicher  umbe  dise  werlt  nilit  gaebe. 
Berthold  v.  üegensborg  l,  150. 


ß) 


ze  goie  was  er  geware. 

er  was  rehl  rihiäre, 

er  lerte  uns  thie  phahte.     Rolands  lied  700; 


der  snider  sal  getruwe  unde  gewer  sin  uf  deme  bantwerke 
deme  atmen  also  deme  riehen,  rechtsbuch  nach  distinctionen 
Ortloff  299;  guter  gewissen,  freuntholt,  trewe,  gewar  und 
zumal  gutig  was  sie  gen  allen  leuten.  ackermann  aus  Böhmen 
6,9  Kniescheck. 

y)  certe  foederatos  cawisso  kawaare  Reichenauer  glossen  zu 
I  Sam.  11, 1  (maclie  einen  bund  mit  uns.  Lutber),  STEmMEYER- 
SiEVERs  1,410,  vgl.  ahd.viära,  foedus,  pactum  Graff  1,920; 
daz  er  siner  herschefte  getriu  und  gewer  si,  und  nibt 
sage,  wan  daz  diu  rehte  warheit  si.  Schwabenspiegel  cap,  106,  2 
Gengier;  daz  ich  dem  rate  und  der  Stadt  getruwe  unde 
gewer  unde  gehorsam  wil  sin  an  allen  gescheften.  rechts- 
buch nach  distinctionen  {eid  der  ratsdiener)  Ortloff  281 ;  wir 
. . .  tiin  chunt .  . .  uann  der  hocbgeborn  Albrecbt  . . .  uns  ge- 
lobt bat  . . .  daz  er  uns  getrewe,  holt  und  gewaer  sein  wil. 
(Passau  13.  Juli  1353)  könig  Karl  verbindet  sich  mit  herzog  Albrecht, 
monumenta  Wittelsbacensia  6,434;  wir  schwören  dem  fürsten  V. 
getreu  und  gewär,  auch  undertänig  und  gehorsam  zu  sein. 
huldigungseül  derstadt  Kelheim  1442,  Krbnner  landtagshandlungen 
1, 146/f.;  it.  in  der  baubtieut  zetel  zu  setzen,  allen  iren 
undertanen  ze  sagen  und  zu  gepieten,  daz  sie  von  allen  iren 
knechten  gelubde  nemen,  daz  er  einem  erbern  rat,  seinem 
haublman  und  gemeiner  stat  getreu,  geweere  und  gehorsam 
sein  wolle  und  alle  schedlicbe  ding  warnen  und  eröffen  wolle. 
Nürnberger  rulhimunuale  von  14S7,  d.  stddtechroniken  11,  529; 
ich  wil  getrewe,  gewere  und  gehorsam  sein.  Würzburger  Ur- 
kunde aus  1559  Diefenbaci]-WOlcker  618;  nun,  noch  ein- 
mal, ibr  versprecht  mir  denn  getreu  und  gewehre  zu  sein. 
A.  Grypdius  verliebtes  gespenst  58  (t66l).  vgl.  die  formvln  unter 
getreu  (sp.  450l)  vnd  gewärtig  (s.  d,). 

31  die  Substantivbildung  zum  vorliegenden  stamm  starb  früh 
aus.  vgl.  probitas  kawari  althochd.  glossen  zum  concil.  Affric.  52 
Stiinmeyer-Sievers  2,104,  ebenso  120'.  an  dem  inasc.  gewähr 
(geweie,  der  bürge)  s.  d,  machen  sich  einzelne  züge  bemerklich, 
die  vielleicht  den  einflusz  unseres  adjectivs  auf  dat  von  anderem 
stamm  abgeleitete,  in  bedeutung  und  form  aber  nahekommende 
subst.  darthun. 

GEWAHH,  f.,  verstärkte  bildung  zu  dem  althochd.  Substantiv 
wara,  cautio,  coni^ideratio,  prolectio  Graff  1,  007.  das  grund- 
wort  hält  sich  nicht  über  die  mittelhochdeutsche  zeit  hinaus,  wo 


es  lebhafte  Verwendung  fand  (mhd-  wb.  1,  506').  mit  dem  präfix 
ge  verstärkt,  reicht  das  Substantiv  dagegen  noch  in  das  \6.jahrh. 
herein,  während  das  dazu  gehörige  adjectiv  gewahr  (s.  unten)  bis 
in  die  heutige  zeit  seinen  geltungsbereich  ausgedehnt  hat,  freilich 
in  bestimmten  Verbindungen,  in  denen  sich  eine  bedeutung  ein- 
seitig entwickelt  hat,  die  dem  Substantiv  fast  ganz  abhanden  ge- 
kommen ist.  diesem  stehen  im  bedeutungsgehalt  die  ableitungen 
mit  dem  piäßx  be  näher,  viß.  bewahren  theil  1, 1762  und  das  alle 
femininum  bewahr  {ebend ort) ,  das  noch  in  Zusammensetzungen 
wie  bewahranstalt  erhalten  ist.  in  den  älteaten  quellen  stehen 
formen  mit  und  ohne  umlaut  neben  einander:  eircumspectione 
f;iweri  glossen  zu  Gregors  cura  pastoralis  (2,6  p.  23)  Stkinmeyfr- 
SiEVERS  2,  182';  giwari  ebenda  2,  186'  (3,4  p.  39);  diligentiam 
giweri,  gewari  ü'ii  glossen  zum  buche  Jesus  Syrach  ebenda  2,bQ^'. 
aus  diesem  schwanken,  das  auch  durch  die  mittelhochdeutsche  zeit 
hindurch  dauert,  ergiebt  sich  für  das  15.  und  16.  Jahrhundert  als 
feststehend  die  unumgelautete  form,  bedeutungsverschiedenheiten 
knüpfen  sich  an  die  mannigfaltigkeit  der  formen  nicht,  und  es 
empfiehlt  sich  daher  nicht,  gewar  (mhd.  wb.  Z,  t>0'*.  Lexer  1,977) 
von  gewer  (mM.  wh.  3,509'.  Lexer  i,985)  zu  trennen,  nicht  ganz 
leicht  ist  freilich  die  abgrenzung  unseres  Wortes  von  den  unter  dem 
fem.  gewähr  II  angeführten  belegen  für  den  juristischen  begriff  der 
cautio.  immerhin  sind  es  nur  wenige  punkte,  in  denen  die  beiden 
gruppen  zusammenstoszen  und  in  einander  übergehen,  auch  mit  der 
ableitung  von  dem  stamme,  der  in  wehr  (gewehr,  s.  d.)  vorliegt, 
sind  in  der  jüngsten  entwicklung  berührungen  eingetreten,  das 
masc,  das  bei  H.  Sacbs  auftaucht  (vgl.  auch  das  vereinzelte  masc. 
beim  grundwort),  erklärt  sich  aus  der  Verengerung  des  verwen- 
duttQskreises  des  Wortes,  vorwiegend  an  bestimmte  präpositional- 
verhindungen  gebunden  (vgl.  sp.  4765 /f.),  war  das  Substantiv  weder 
formell  noch  syntactisch  mehr  recht  in  der  läge,  sein  geschlecht 
geltend  zu  machen. 

1)  die  belege  für  die  allgemeimte  und  ursprünglichste  bedeu- 
tung sind  sehr  spärlich,  wie  die  glossen  für  circumspectio  und 
diligentia  beweisen,  liegt  die  Vorstellung  einer  geistigen  thäligkeit 
zu  gründe,  vergl.  dazu  ratio  variis  ministris  instructa,  giwar. 
glossen  zu  Prudenlius,  Sciimellkr  2%  970: 

so  wxnent  die 
wise  sin  den  nihtes  niht 
anders  ze  wizzen  geschiht 
wan  sprechen  nach  einer  gewer.    welscher  gast  6971. 

a)  das  subject  der  handlung  wird  durch  ein  Possessivpronomen 
gekennzeichnet: 

das  bab  ich  allen  guten  gselin 
im  besten  nit  verbalten  wölln 
und  diese  trewe  warnung  than, 
auff  das  sich  fürseh  iederman 
mit  Sicherheit  inn  seim  gewar. 

H.Sachs  1  s.  146  Kürschner; 

du  seit  sein  in  deiner  gewar  (auf  deiner  hut).  Geiler  \ov 
Keisersbbrg  anh.  mensch  B3. 

b)  eine  persönlichkeit  oder  sach*  wird  der  gewar  eines  an- 
dern unterstellt;  hier  liegen  berührungen  mit  gewähr  =  besitz 
vor  (s.  d.): 

nü  ist  bezzer  daz  er  endar 

mit  üiner  uppichait  var 

unt  daz  uns  got  bab  in  siner  giwar. 

priesterleben  609; 
DU  erwuscbt  Gftwein  das  zabel  bret 
under  dem  ze  were, 
wan  in  der  juncvroun  gewere 
was  sin  swert  und  sin  sarwät.      kröne  18870; 
alsus  sliefer  nlemer  gar. 
dem  brachte  sies  in  sin  gewar 
unde  bevalch  sie  eme, 
da;  ers  in  .«^In  hüte  neme. 

Albrscht  von  [Ialbkrstadt  1, 12C0  Bartseh; 
das  ziug  ich  mit  der  himel  schar, 
die  mich  zu  dir  an  dein  gewar 
mitt  Träden  wider  schielte.      Ila'tilerin  1,20,97; 
wann  unser  herz  in  deiner  gwar, 
da  scheint  die  Wahrheit  hell  und  klar. 

Oesam/buch  von  1660  hei  Scumbllkr  22,970. 

c)  eine  in  neuerer  zeit  entwickelte  redensart  gewar  nemen 
könnte  hier  angeknüpft  werden:  wülcher  der  fischer  gwar  ge- 
nommen hett.  dekameron  49  (andere  beispiele  s.  unten),  es  ist 
jedoch  mit  Paul  anzunehmen,  dasz  hier  das  ergebnis  des  ein- 
flusses  vorliegt,  den  die  Verbindung  gewahr  werden  auf  wahr- 
nehmen ausübte,  daher  läszt  sich  die  redensart  besser  in  diesem 
zusammenhange  behandeln. 

2)  die  weitere  bedeutungsentwicklung  vollzieht  sich  vorherrschend 
durch  localisierung.  der  bereich  eines  durch  die  eigene  thäligkeit 
der  fürsorge  oder  durch  fremde  beihülfe  gesicherten  Schutzes  tritt 


4765 


GBWAIiR  (rt-iii.) 


CEWAilR  (aurmerktam) 


4766 


in  den  Vordergrund  der  beJeutumj,  herührungtn  mit  tf»»»ffm*n 
wie  ({(-wehr  tu  wehr  (i.  d.)  und  geMSbr  {bftitveehl,  betili) 
treten  hervor,  allgemeinere  und  unprtinj/ltche  bemerkungen  ttorfrm 
AVf,  Ute  J.  fr.  diejenige,  die  der  fulyeiiäe  beleg  dnbtthl: 

der  wurm  In  dem  rlo|«  ipili 

ii)i(  dem  iBgel  vll  maatftD  wli : 

dar  uiider  man  (liwtlii  wl« 

und  «alle  «Ich  nluwau  i«  war, 

ob  er  Im  kj-niK  In  aln  fawar, 

da(  «r  In  möliia  gewinnen.       krom  13449. 

a)  an  ditter  umbiUung  nehmen  in  besonderem  ma$u  die  unter 
I)  a)  betprothenin  Verwendungen  de»  Wortes  thetl;  als  anhattt' 
jjunkt,  uf/i  die  abgrentung  gegen  das  prttatrechlliehe  gewere  «■ 
besitz  äurcir.ufuhren,  dimt  die  Vorstellung  eines  NcbuligaMflb- 
reudeii  urica,  ilu  in  den  nebenbedeulungin  Terateck,  achlupf- 
winkel  durchbricht,  rgi  gbeewa-re,  custodia  KiLUN  K4'; 

10  »an  er  daonau  «ui taget 

an  ilne  aide  gawer 

wider  uf  da{  nier.    lliaaoaT  Iroj.  krieg  VM; 

aelner  begthrung  nacb  haben  wir  deiiiselbeo  unaern  llebfo 
hirdern  brrzog  Cbristupben,  und  «einen  inilrritcrn  ihm  zu- 
t;(*iiöiend,  ihrem  leib  und  gut  untre  ungefabriicbe  ticberlicit 
und  geirit  gegeben ,  und  geben  uiit  dem  hricf  lelzt  in  dtn 
landiBg  bieher  gen  Straubing  zu  k<iiiiiuen ,  da  zu  aein,  so 
lan(;e  denen  ilieMiul  eiue  ootilurft  ist,  und  wieder  von  dannen 
Uli  »eine  und  ihre  gewflhr,  für  uns  und  alle  die  uotero. 
Straubing,  31.  die.  1107  bei  KlliiMBa  6,  l&t,  ebenso  3,  IB&.  lü,  169; 
das  stidtchen  llorcheim  Hab«  steh  ergeben  der  niainuog,  dass  die 
geriiaigea  allda  gelegen  mit  irer  bab  uubelaidigennl  durch  ti 
.Hill  irr  gewar  belait  werden  und  die  inuwuoer  io  irem  weteo 
()I('iIm'ii  tuleu.  mUtheil.  der  Augsburger  an  die  Memminger  1402, 

d.  tliidtecliionik<n  S,  26S  {bet  B.  Zink  irird  mitgelhtHt,  dsüz  aie 
•ich  ergeben  band  dem  marggraffeii  auf  gnad  und  mit  dem 
gediog,  dasz  aie  mit  ir  leib  und  ir  guel  ledigklicb  mugeo 
reiten,  wohin  aie  wullrn,  und  ungefungen,  besuader  die  rai- 
•igen,  die  darinnen  waren) ;  wie  nun  die  herren  und  punti- 
verwarnen  auiich  ir  rurnemen  merckten,  hübend  ai  acbneil 
•in  puiitatag  gen  Ulm  veraamell  und  den  pauren  zuge»cbriben, 
dast  idiicber  an  sein  gewar  baim  zlecb.  Weissenhomer  ehronik, 
quellen  i.  gesch.  bauernkr.  Hl  Baumann;  aulT  disen  abent  und 
•tundl,  da  der  landtgraff  lat  biDwegkgellocben,  da  ist  Hans 
Scbneyd,  der  lutherisch  prediger  z&  dem  beiiigeo  creutz  hie, 
iii  bertzog  Hansen  von  Sachsen  sun  körnen  on  sein  herberg, 
den  er  uutTainem  sestel  sitzent  gefunden  hat,  zS  dem  er  ge- 
sprochen bat:  'allerdurchleuchtigister,  gnedigister,  was  sitzt 

e.  f.  g.  da,  warumb  tbSt  ir  euch  nit  ain  eur  gewar?  ir  und 
eur  her   vater   werden    noch    dite   nacht  durch  des  kaisers 

liener  gefangen  hinweggetiert  werden'.  Sb.idib  chronik  von 
\ugsburg,  d.  stdJteehroii.  2»,  3ü6;  darnach  bat  in  (Luther)  der 
bapat  gen  Rom  citiert,  das  bat  er  auch  veracht  und  (ist)  nit 
erscbineu.  darnach  ist  er  auf  den  reichstag  gen  Augspurg 
citiert  und  gcfudert  worden,  da  bat  er  nit  wellen  komen,  er 
bab  dan  ain  glait  und  sicherbait  durch  brielT  und  sigel  des 
kaisers,  aller  cburfnrsten  und  forsten  von  seiner  gewarr 
am  ausziehen  bis  wider  an  sein  gewarr  am  hniniziehen;  an 
welchem  ort  im  gcfellig  ist  hinzuziehen,  on  alle  bindemuss. 
auf  solches  ist  der  Luther  mit  vil  pferden  herizog  Friedericlis 
Tou  Sachsen  geen  Augspurg  beleit  und  geliert  . .  und  darzu 
auch  beschirmt  worden,  (handschrift  b)  23,  143  anmeikung; 
derhalben  jre  bitte,  den  tag  aulT  ein  monat  zu  erstrecken,  auch 
jin  die  freuiidschain  einen  beistand  tbun  mögen,  und  auch 
berr  Leoubarten  einen  procurator  zum  rechten  zu  lassen,  der 
ein  frei  sicher  gleid,  von  und  wider  an  sein  gewar,  clauaen 
und  artikeln  mit  tu  teilen  seiner  notdurffl  nacb.  Ldtbeb 
3, 418'  (Jena),  selige  geschieht  ern  Leonhart  Reiser  in  Beiern  (IMI); 
nach  Tulbracbtem  ampt  der  heiligen  raesz  gieng  der  bapst 
und  keiser  aus  der  kircben  miteinander  ieizlicher  in  sein 
gewar.  S.  Kbamc«  «Aronu;a(  1531)  221*;  also  mllst  der  keiser  zu 
fi^sz  in  das  febit  geen  mit  sein  rittern  und  knechten,  in  dem 
Hohe  die  keiserin  an  yhr  gewar.  109';  die  paursleut,  so  auf 
(lein  land  sassen,  verlie»sen  ire  heuser,  Qoben  in  die  hOlzer, 
pirg  und  andere  sichere  stet  an  ir  gewar,  do  dan  ein  iei- 
licber  vor  den  feinten  vermainl  sicher  zu  sein.  Avs.tTi'« 
4,  1139;  und  do  si  wider  von  der  ladscbaft  an  Ir  gewar 
wolten,  rflerten  sie  den  Römern  ...  in  die  hend.  4,1053; 
es  lief  alles  gen  holz,  niemand  wolt  der  Ungern  erbeiten, 
iedernwnn  lloch  an  sein  gewar,  da  er  dan  mainet  sieber  zu 
•ein.  5,  258:  noih  waru  zwen  fdrsten,  mit  namen  ErbSr, 
aufseher,  auszplieben,  darvon  an  ir  gewar  gewichen.  4,  iMi; 


ellleb  riatm  in,  «r  «oit  «kli  iumtU  »a  ««io  gtwar  Uieo. 
5,  &»•: 

iHMfr«"licb  bIM. 

kk  wU  eiieb  dureb  4U  «ftaua  «iU 

daa  glaid  an  awer  f«ar  galMa. 

II.  Sacsa  t,  n$  frukmTi 
ob  ftrmasaen«  und  gegebca«  aodrecbl  reo  berfen  laÜM  wtrM, 
dasaelbig  bat  Hehler  weder  zt  beben  ooeb  aufzu^chMbcB. 
aooder  aeio  furgiof  errairbeo,  uod  die  Uil  bei  reeblcn  m 
besrbermen  unzi  so  laof.  da«  ricbi«r  ao  ••io  gewar  traut 
beim/ekonimen  uod  dl«  eoDa  oocb  an  biioai  aleel.  {lamd- 
gerteht  Antheitng  n.jahrlt.)  itlerr.  mmiA.  I,  aa(^l  /ÜlsaMMk  »k 
An  aein  gewar,  ahnt  id»  gemekr,  mcfe,  ftfakr); 

iei  klimm  mlo  Ilabar  Üahbaaar 

wir  weiland  beim.  •■  uaaar  gwar. 

KoLBOis  Dmaitt  I  S. 
aus  dittren  quellen  führt  motls  Faiaci  2, 41«'  das  mtrt  bt  iitttr 
bedeulung  und  tn  der  form  gewahr  an.    vgL  gawabrMl  (<.(<). 

b)  feste  vetbiiidunyrn,  wte  in  gwar  leben,  aua  der  gwar 
bringen,  lassen  Jit  Verbreitung  ditur  bedeulung  in  der  iUtrrn 
spracht  erkennen:  auaz  der  gwar  bringen.  MiTar^ica  yrifiilf 
l,H4';  wann  du  uaz  der  kircben  gaai,  ao  iat  dein  liack  §ß- 
deckt  und  man  mos«  dir  wein  und  brot  loa  bauaz  briofc«, 
iszesl  gesottan^  und  gebraten»,  darfst  oit  wia  andere  dem« 
freund  im  retten,  schnee,  kelt  und  hitz  leidao  und  wan- 
deren, noch  far  narung  oder  iebtea  aorgen,  aundar  magat 
wol  ea/an  und  Irinken,  in  gwar  leben.  SciAoaMlirra  2, 10, 11 
^gesprdchbüehlein  NVu  Karsthans). 

c)  weniger  entwickell  ist  du  unter  1)6)  besprocktnt  tU/umf: 

ao  Ciwaln  aie  vil  gicb  lla^ 

■oder  arm  tie  in  >wier, 

4i  ar  aiuoni  gein  ir  ta  war, 

und  nam  In  Ir  gewer, 

dai  er  aln  nie  wart  fawar, 

wi  tIe  waa  komen  dar. 

und  truoc  In  dan  In  den  walk      krmmt  MtS: 

und  hla{  In  ((rtnni  stkn  TtUmadi)  baldaa  la  eUar 

gawar 
mit  sulcber  huia 
das  er  In  niet  an  muia.       lisaaoaT  IS2M. 

3)  vertinult  steht  der  lo€alisierung  die  Übertragung  auf  per$tmn 
gegenüber:  am  achten  tag  oucbdem  Huaz  gefangen,  ward  ar 
auaz  des  Sengers  buf  geliert,  in  das  prediger  kloster  za  dM 
rechten  kelzermaistern,  und  daselbst  gelegt  in  amen  batM 
feuchten  kercker,  der  was  gebawen  nach  bei  dem  sprach- 
bauaz,  darein  ward  ar  nit  allein  be»cbloaaeo,  aunder  allzeitt 
mit  gewapneter  gwar  verbiet.  S.  Fucbbb  ehroutk  von  lim  in 
Keienmej/er. 

4)  fraglich  und  etnstln*  Verwendungen,  m  denen  dt  ataaaeal 
der  custodia  gani  turücktrilt  und  die  localiUt  ohne  neienhidem 
tung  tum  autdruek  kommt:  zwei  fasenacbt  bOnre  dia  aal  au 
ine..brengen  in  ain  buaz  und  geware.  Mütenbtrg  [miUe  is.)b.) 
oberrh.  tladtrtchte  1,340;  ebenso  mtt  dem  plural:  die  ioobaber  dar 
dreier  gewaren  zu  Ror  sollen  zu  dem  wald  da«  recht  babao, 
das  Ir  iegclicher,  dia  sOlicb  gewaren  inn  bauod  oder  oiea- 
•ent,  mit  zweien  ochaen  oder  pferden  eo  vil  bollie  u^z  den 
wald  füeran  mOgen,  ala  vil  ir  ieglicber  zu  brennen  bedarf. 
iiriltuRde  aus  dem  Stuttgarter  archiv  von  14TT,  VfL  LilBB  l,tn. 
wer  die  prii^treehlUehen  mowtente  im  Hetn  hä$§tm  im  da«  M«d«r- 
grund  stellt,  wird  geneigt  sein,  trou  itr  fwrm  gtwar«  ite  tm 
gewihr  I  mü  den  verschiedenen  entwiehUnpfitrmem  wtes  ^aaaasaia 
antuknüpfen,  am  meisten  würde  dieser  deutumf  daa  fttgeude  M- 
iptei  entgegenkommen:  wir  . .  tAn  kunt  . .  das  wir . .  ein«  kool- 
schaft  hieazen  arvern  her  Cunen  uod  beni  Harmao, . . .  was 
gewar  und  waa  rehte^  diu  dOrfar  voa  Miiacbalaback  oad 
von  Urbach  betten  io  die  mark  sl  N«Uia|ra  Ml4  tl  Walfa»> 
lh\nsea.(\ya  Baden)  utUehr.fe$ik.Oierrk.%t»m,  afLf««akrt. 

5)  vorübergehend,  und  unter  dem  einßutm  im  umJmkdtutMtim 
gewahrsam  ist  das  wort  neueritugt  wieder  <•  dir  MMralar  tm- 
getogen  worden: 

sla  legten  band  an  ala  und  legten  In  gewar 

aie  bla  sum  aadam  lag.  weil  ae  »abOB  abaad  war. 

Becaaar  §*•>  »aariadka  »erht  ll.MI. 
Ähnlich  bei  Gaiaa  fasaa  10,  '•. 

GEWAHR,  aif.  M  dem  umler  gawabr  (fem.)  Iiyafft««ia 
alten  Substantiv  wara.  das  warl  ainiBtf  iaa  aarbraMb  4er  hen- 
Ugen  spruthe  nach  eiiu  htdeutttm»  äetlt  ei»,  ae^  äktr  ta  fa- 
biumtk  und  Mrateaf  M*(dkaaia  aia«la*il«if.  e$  kmmt 
figentUtk  aar  aac*  dir  aarltoAtaf  fmkr  «ardaa  fo  Mraa**, 
diu  der  sieh  arrrtairtt  eine  vi  raa  fMer  verwendunf  den  «d- 
jedivt  eecundir  wieder  entmieiet  kal,  9fL  unter  4).  daa<*ra 
verdient  aac*  di«  rtdenmrt  gewahr  ■ekaaa  ttntklmn$,  dk  m$ 


4767 


GEWAHR  (aufmertsam) 


GEWAHR  (aufmfirksnni) 


4768 


einer  kreuzung  von  wahrnehmen  und  gewahr  werden  sich  ent- 
wickelt hat,     vgl.  oben  sp.  4764. 

l)  das  adjediv  in  der  älteren  spräche,  althochdeutsch  gawar, 
giwar,  giwaro  Gbaff  1,908,  ähnliche  formen  im  Heliand ;  mhd. 
gewar,  geware  mhd.  tob.  3,505*.  Lexkr  1,977;  angeh.  gewaer 
neben  war,  waer  Bosworth-Toi.leb  1,463";  holländisch  gewaar, 
vgl  auch  cautus  ge«are  glossar.  Batav.ili.jh.)  Diefenuach  109'; 
mitlelniederd.  geware,  gewär,  vgl.  Reinite  de  vos  1069  u.a.  aus  dem 
mannigfaltigen  bedeutungsgehalt,  der  sich  in  den  althochd.  denk' 
malern,  namentlich  dt-n  glossen  darbietet,  ergiebt  sich  in  über- 
einslimmung  mit  etymologischen  Schlüssen  als  grundlage  die 
bedeutung  von  aufmerksain.  dieser  begriff  erscheint  sowohl  tn 
der  form  einer  eigenschaft  als  in  der  eines  zuslandes.  die  lelzlere 
form  wird  im  besondern  durch  Verbindung  mit  verbis  weiter  ge- 
bildet und  bewirkt  die  Überführung  des  adjectivs  in  die  gruppe 
der  participia. 

a)  die  Vorstellung  einer  eigenschaft  herrscht  vor. 

a)  hierher  gehören  die  meisten  belege  aus  den  glossen,  soweit 
aus  den  dürftigen  angaben  ein  urtheil  möglich  ist.  es  seheint 
auch  in  fällen ,  wo  lateinische  participia  vorliegen ,  das  moment 
des  zuständlichen  zurückgetreten  zu  sein :  sollerti  eura  giwarero 
Steinmeyer-Sievers  2,201';  subtilis  giwariu  glossen  zu  Gregors 
hom,  ebenda  296*;  sollers  kiwara  glossen  zu  Prudentius  ebenda 
421* ;  labore  provido  gewarero  glossen  zu  Gregors  cura  past. 
ebenda  238*;  attentiore  giwarir,  giwarira  ..  anedachtere  glossen 
zu  Jesus  Syrack  (prolog)  ebenda  1,  563*;  intentos  kerne  enti 
gaware  (giware)  glossen  zu  den  kan.  ebenda  2, 101* ;  fraglicher 
ist  vigilanti  giwarero  glossen  zu  Gregors  cura  past.  ebenda  is4*; 
circumspectas  (insidins)  k\\\ar\a  ebenda  210*;  decentius  karistliliho 
vel  giwaro  glossen  zu  den  canon,  beschlüssen  ebenda  107*. 

ß)  die  in  den  glossen  beobachteten  bedeutungen  von  fürsorglich, 
aulinerksam,  achtsam,  scliarfsichtig,  vorsichtig  kehren,  wenn 
auch  theilweise  in  leichter  umprägung,  in  der  litteratur  wieder, 
selbst  die  in  decens  liegende  Verallgemeinerung  zu  einem  epithe- 
thon  ornans  kann  man  in  beiworlen  der  mittelhochdeutschen  epik 
wieder  erkennen. 

1))     er  tho  Ihen  jungoron  gibol,      ihaz  sie  fnarin  widorort, 
thaz  sie  ouh  giwar  warin      joh  ubar  tiiaz  Ter  fuarin. 

Otfrid  3,8,8; 

wanda  nesihest  tu.  wlo  gewar  ouh  tes  tiu  natura  ist,  laz 
ailiu  wahsentiu.  mit  tes  sänien  manegfaiti  wito  geflanzöl 
werden,  quanta  est  naturae  diligentia.  Notker  (Boethius)  3, 145' 
liattemer. 

2))  als  nu  sach  der  vretnde  gast, 

das  ime  nitit  gebrast. 

und  was  bereit  als  ein  ritter  gar, 

Gansguoter  truoc  im  selbe  dar 

aht  Schilde,  veste  unde  starc, 

und  hiej  in  gwur  unde  karc 

wider  in  an  dem  strite  «in. 

Heinrich  v.  d.  Türlin  fcrone  13220. 

8))  der  degen  Ruiant  aufspranch, 

vil  mendlich  er  fui'  dranch, 
er  sprach:  'herre  sendet  mich  dar, 
min  oiige  da;  ist  so  gewar, 
welleni  i^i  uns  liegen, 
sin  mugen  mich  niht  betriegen*. 

Stricker  Karl  19Ü0; 

zwiu  frägeslü  des? 

wan  du  da;  selbe  wol  weist, 

svvenne  sich  da;  Heisch  und  der  geist 

von  einander  scheiden, 

(e;  sin  liristen  oder  beiden) 

so  ist  dehein  ouge  so  gewar, 

da;  wi;;e,  war  der  geist  var.      Eraelius  559; 

suon  wes  frägesti'i  des? 

wau  du  selbe  wole  weist, 

swenne  sich  der  lip  uiit  der  geist 

von  einander  scheiden, 

Ol,  >ii  kristen  oder  beiden, 

son  ist  deheiner  so  gewar, 

der  wi;;e  war  diu  söle  var.     437. 

4))  Tristan  der  hovebiere 

der  was  mit  rede  also  gewar, 
si  l'rägeten  her  oder  dar, 
da;  er  alles  des  aniwürle  bot 
iiivvan  ze  staten  und  ze  not. 

GoTTFaiKD  Tristan  2733. 

b)  das  zuständliche  moment  wird  herausgebildet. 
a)  gewar  =  aufmerksam,   die  aufmerksamkeit  auf  etwas 
wendend: 

thaz  ih  lob  thinsz      si  lutentaz, 

giburt  sunes  tbines,      drubtines  mines; 

joli  ih  biginne  rcilinon,      wie  er  bigouda  bredigon, 

ihuz  ih  giwar  si  harto      tbero  sinero  worio. 

Uii-Hio  1,2,8; 


Ist  uns  hiar  gizeinot      in  bethen  io  thuruh  not, 
in  ubili  inti  in  guati,      unscrero  zuhto  duti. 
giwur  tbu  wis  io  thrato      thero  bezirun  dato, 
biscowo  tbir  io  umbiring      ellii  tbisu  weroltthing. 

Otfrid  (an  HaHmuL  119);    ) 
thaz  ouge  was  ime  vile  geware, 
ob  er  then  kunlnc  ersähe.     Hotandsliert  219,23. 

ß)  durch  die  aufmerksamkeit,  die  man  einem  objecte  zu- 
wendet, hat  man  von  ihm  kenntnis  bekommen,  gewahr  =  in 
kcnntnis  gesetzt,  einer  sache  gewisz: 

thö  geng  »riar  thiu 
Simon  Petrus,  wclda  it  sej^gian  tlio 
herron  sinnmu.      he  was  is  an  is  hugi  priu  tban 
giwaro  waldand  Krist,  imu  ni  mahtlia  word  enig 
bihoian  werdan;      he  wissa  hugi-äiiei'ti 
mannö  gehwilikes.  Heiland  3199; 

bizeinot  thisu  tunicha  racba  diurlicha; 
giwar  es  wis  giwisso,  harto  limphit  iz  so. 

Otfiiid  4,29,2; 

got  hilfet  iro  mit  sinenio  anaiiCite.  er  getu6t  sia  gewar  an 
sinen  wercben.  daz  er  dar  ist.  ^0TEER  (psalm  45).  Ilatlemer 
2,163'; 

dö  reit  er  wisllchen      zuo  in  an  die  schar 

und  Seite  sinen  mannen,      sie  wseren  des  gewar 

da;  in  unmuote  wuiren      Guntheres  man: 

ob  si  den  buburt  lie;cu,      e;  wa^re  im  liebe  getan. 

Nibelumien  1814,2  lAicIimann. 

c)  am  kräftigsten  wird  dieses  zuständliche  moment  in  der  Ver- 
bindung mit  werden  herausgebildet,  die  ersten  belege  bietet  für 
diese  der  Heliand,  die  nächsten  ISotreh,  eine  reiche  amahl  die 
mittelhochdeutsche  dichtuny.  die  verbalthätigkeit ,  die  in  dieser 
Wortgruppe  zum  ausdruck  kommt,  erfasit  persönliche  und  säch- 
iiche  objecte,  sinnlich  wahrnehmbare  und  abstracte  Vorstellungen, 
die  letzteren  werden  gern  in  ganzen  Sätzen  ausgebreitet  und  mit 
pronominalen  milteln  zusammengefaszt.  der  bedeutungsgehalt  der 
Wortverbindung  nimmt  je  nach  dem  zugehörigen  objecte  eine  an- 
dere färbung  an. 

a)  in  bezug  auf  persönliche  objecte  herrscht  die  einfache  Wahr- 
nehmung durch  den  gesichtssinn  vor.  gewahr  werden  =  sehen, 
erblicken,  betrachten:  du  glenge  sament  demo  di^be.  dar  du 
sin  gewär  wurde,  unde  mit  di^n.  die  mit  anderro  chenoD 
iigent.  babetost  du  teil  (st  videbas  furem ,  currebas  cum  eo). 
Notker  psalm  49, 18  (wenn  du  einen  dieb  sihest,  so  leuffestu 
mit  im.  Lutber;  ob  du  segist  einen  dip.  7're6nt(zer  psa(mcn) ; 

nü  sah  er  inrehalp  dem  tor 

ein  wite;  wercgadem  stan 

da;  wag  gestalt  unde  getan 

als  armer  Hute  gemach; 

dar  in  er  durch  ein  venster  sacli 

wurlien  wol  driu  hundert  wip  . . . 

ouch  wurden  st  sin  gewar. 

wiirens  e  rinwevar, 

ir  leides  wart  nü  michel  mb. 

in  tele  diu  schäme  also  we. 

Harthann  V.  Aus  Iwcin  6221; 

dö  si  in  ligen  sach  als  6, 

nune  tweites  niuwet  me, 

61  hafte  zeinem  aste 

diu  pl'ert  beldiu  vaste, 

und  sleich  also  lise  dar 

da;  er  ir  niene  wart  gewar.       3474; 
do  ich  dich  gesach  rebt  under  oiigen, 
dö  was  din  schowen  wunderlich  . .  al  sunder  iougen 
doch  was  der  schänden  alse  vil, 
Uö  ich  din  binden  wart  gewar, 
das  ich  dich  iemer  schelten  wil. 

Waltubk  (an  frau  weit)  101  Lachmann} 

da;  reine  herze  im  locket, 
diu  minne  in  zuo  ir  zocket. 
Wirt  er  der  beider  gewar, 
so  erswinget  er  sieb  aber  dar. 

Lauprecht  von  Begknsbükg  lochtcr  Synn  2502. 

ß)  mannigfaltiger  ist  die  Wahrnehmung  hei  sächlichen  objecten, 
hier  stehen  sich  schon  unmittelbare  und  mittelbare  Wahrnehmungen 
gegenüber,  je  nachdem  den  eindrücken  ein  längerer  oder  kürzerer 
verarbeitungsprozesz  folgt,  unter  den  unmittelbaren  Wahrneh- 
mungen machen  sich  sodann  die  sämmtlichen  sinne  geltend,  ge- 
fühl,  geruch  u.  s.  w.,  während  die  unter  a)  behandelten  Verwen- 
dungen sich  naturgemäsz  auf  den  gesichtssinn  beschränkten.     _ 

1))  unmittelbare  form  der  Wahrnehmung: 

do  was  Paris 

zu  Schirmesiegen  vil  wis 

er  sluc  einen  slac  dar 

des  wart  genre  wol  gewar.       Hebbort  5652; 
in  enkunde  nieman      da;  wunder  volsagen 
von  ritren  unl  von  vrouwen,      wie  man  die  hörte  clagen, 
so  da;  man  des  wuofes      wart  in  der  stat  geware. 
die  edeien  burgaiie      körnen  gäbende  dare. 

tübelnngen  977,3  Luchmann; 


47G9 


GEWAHH  (aurmerkum) 


GEWAHR  (aufoierium) 


4770 


•la  hin  wart  >tn  Olei  gurttii)  |6war, 

nahlei  ilaich  nr  dar. 

ubür  liiia  ii||,'elr>n  iildera 

dA  ipranch  er  aller,  über«. 

dia  itiien  Kuoten  wurie 

die  diUiiaa  In  tiiotn, 

um  der  eana  oller  wuo>te  pelath. 

dit  iralp  er  vll  maniffon  taeli. 

der  Kortaoiura  wart  »in  gewar, 

fll  acieie  garitil  ar  »lob  dar. 

haUerchronik  Mft3  Schradrr; 
wa{  lol  (oll  begraben,  da«  nicman  «In  gewar. 

II.  V.  MoaUNOBN  mc. /'•  VST,  3; 
da»  rai  dan  an  der  mlule  gai 
i«\o  und  oibenzlg  kaiubao  «■  bat 
dl«  HJnt  Ton  alio  nianlger  par 
•liier  wIrt  mtin  da  gewar 
der  ixt  von  llKtiiiin  al»e 

nia  reiner  liou  uT  erd«  wart  ««Ui  du  wlea  unb  die 
miule  •(•. 

minnf»imjrr  1,2t!)*  f/ui/rn  {künig  Tyrol); 
do  «r  (dir  *$et)  daa  böehai  wart  gewar. 
dA  greir  er  dl  durch  gawln 
•lAcli  dein  baberen  dar  In.      p/afft  Ami»  3'4; 
nii  war!  ouch  DrangX'n*  aliehaol 
drr  lAgo  bi  dein  mel  gewar, 
al  «Ivirh  te  Trltianda  dar, 
al  warme  In  iinUe  kAn«  wider 
unUa  leite  ilch  d6  «vidar  alder. 

üortrtiaD  v.  STa*«aauta  TiUta»  UI&O; 
do  ha  des  »pllla  wart  gawar. 
dea  «plll«  he  begeria. 

>n</.  »chiickbHfli  (t«rAr.  rf.  a.  11,378,19); 
In  dl»en  soriten  fAren  li  dan, 
da{  übel  wi|>  und  Ir  man. 
wl«  »i  Ir  ruiii  «0  biKliirn  dar 
dai  iin  nirmen  wOtda  gawar 
für  da^  hu*.  In  nlne*  glei 
den  nr  da  geiunet  bei 
mit  rora  und  nili  riie. 

Wirkt  t.  GtAViRaRio  Winaloh  S483. 

}))  milU!bare  rahrnthmHng :  daz  er  unsih  \het  diemuuli' 
vM'sen.  (lull  wir  aa  uiit  knddoo  gewar  worden  sin.  NoTKEa 
IM  p$alm  3S,  1) ; 

bl  SaIntonI«  iliin. 

wai  lullrh  vririe  tindlr  don  liithin. 

Miellch  enii  dir  man  wohl  varin. 

nIheliiU  urloiiKis  wart  man  giwari. 

dl  her!  «ert;  wariii  atilll. 

do  dasliln  di  helidl  »nolll. 

nibelnit  urlouKl»  wart  inan  glphaoht 

lob  Sutomiiuii  tl4,3  Diemer; 
diu  naht  het  ende  und  kom  der  tac. 
diu  vrouwa  8iuont  ül'  uude  uuic, 
Ir  griiKOD  danc  »I  nlht  verswoie. 
dA  »leich  »I  wider  llüe. 
nleman  wa«  dA  «ö  wi^e, 
dor  tvurdo  ir  gdn*  dA  gewnr, 
wan  rariivAl  der  lieht  govar. 

Woi.rava  ftirttta/  19n,7; 
dd  «Ich  Ir  n5t  «nlt  enden 
und  »ie  got  wolde  weadeo, 
dd  kam  ir  gev&ier  dar. 
diu  wart  ir  leide«  wul  gewar. 
'ji'-iamtiibenteHer  '2, 170  (Wieitand,  toä  und  kochteil), 

y)  das  object  der  Wahrnehmung  wird  durch  tinen  tals  um- 
schruben.  dit  unmitteUiarrn  sinnlichen  eindrücke  treten  ganz 
luriick,  mit  der  Vorstellung  ei:ter  inneren  Verarbeitung  der  Wahr- 
nehmungen verbindet  steh  du  bedeutung  bemerken,  erkennen, 
jt  nachdrm  auf  die  thatiuche  der  iiahrnehmung  oder  auf  die  form 
itr  Verarbeitung  mehr  gewicht  ytlegt  wird. 

D)  das  object  ^tht  voraus,     in  diesem  falle  wird  es  neben  dem 
ferbum   durch   pronominale  mittel  vertreten ^   durch  dit  gtnetiie 
des  (dessen),  es. 
u))  in  der  bedeutung  ton  liemerken. 
"))  sA  Diihles  prunsl  keskibet.  «ft  scr'iel  ler  dien  anderen. 
ler  des  4resl  kcwara  «inlel.  Ndtikr  (ßorJA;««)  3,50' //a««»i*r; 
mit  »ime  loun  «tal  er  sich  dar, 
d.i^  dt't  nieineii  wart  gewar 
dA  le  hove  noch  anderswft, 
und  n).ichie  kuiubeni  watar  dft. 

lUaTiANH  T.  Aui  Imein  780G; 
Porus  dft  vore  samlo 
atna  eicranda 

ta  vorderiüt  vor  »Sner  schare, 
dea  wart  Alexander  gAware 
unde  «chickeie  d&  ingcgi-na 
di  brliiniode  billden 
vor  sinen  wiganden. 

I.AiCRKCHT  Alrrnnärr  44(7  Kimtrt: 
unde  han  mit  ufTgernchlen  bendrn  irt  den  heili)s'en  geswt.ren, 
in  (Johann  von  Limburg)  grtniwe  unde  hoH  i&  siae  amie  si 
rar  iren    scbaiden   za    wameo    ullc  zit,   wo  kk  dei  gewar 


werden.  Lmburgtr  ekronik  $.  in  Wpu;  4a  vollenzofen  sl 
io  dai  biscblon  ton  Trire.  des  wart  gewar  der  erwirdige 
berre  ber  Cone  erzebiicbof  to  Trire  vergeual.  i.  tu 

ß))  und  »leleb  tao  Ir  sA  lUa  dar 

dst  •§  Ir  kein  wart  jtewar. 
um  •!  io  koaa  «II  nlliea  bL      tm«im  l«| 
wa«  4at  las  eei  U»  nede 

da«  In  UAi  diu  bluada 
■it  ruovao  t***"^»- 
•r  goHAbta  w|«  da«  |e>eb»be 
ad  aillle  ead  al>A  -undar  «tr 
dat  ea  nlaman  «urda  gawar. 

TiiMan  all  m6.,rh  7111  /Va/.     #»#■«  tMI. 
6))  IN  der  bedeutung  vom  arkenoea,  inoe  «erden. 
a))  wola  rbad  sl.     ward  ik  tea   (rfaia  dn  wui»*  rtit  fttn 
hSrU)  (6  gewar  (stmi).     Alt  dA  awlgmdo  gnAlo   lus«(A«  mU 
nero  worto.    NoTtca  Boethius  3,  9&'  HatUmrr. 

sl  wollen  die  krisian 
•rtiichea  hAn  mit  ll>laa. 
de»  wurden  «1  vll  wol  gawar 
und  huobau  sieb  ishaot  dar. 

Staiciaa  hart  t4&l.  14U.  «(.  SM»; 
•r  waa  nu  ad  gawab«ea      dai:  er  xa  bove  rali. 
diu  liuta  In  garna  sAben:      aasoie  frouwa  und  mani«  aalt 
Im  wuDscbita  dat  aln  wilia      In  inmer  irtieya  dar. 
bolt  wAren  Im  ganuoge:      dea  wart  dar  berra  wol  gawar. 

Mittel.  2^4  U«*MflM. 
ß)  dA  wart  ofllnbAra  kMo, 

wl  dl  gikiaa  danna  »in. 
da  Irbarwit  min  irahiln 
lallir  Junglal  dl  rebun, 
»A  man  *i  beginaet  »cheldeii, 
aunderen  von  dan  leiden. 
dA  Wirt  na«  li  allia  wai  gewara. 

Habtbamh  rrdt  Miai  flowA««  tUi. 
e))   die  erkenntnis  wirkt  wiedetvm  auf  du  tmffain  4»t  mb- 
jtetes  turüek,    sit  nimmt  den  charakUr  angtntkmtr  oder  «iMa- 
gtnthmer  erfaltrungtn  an: 

diu  lorhier  sprach  'und  l«t  da^  wir 

das  du  mir  hspest?'  'ja',  sprach  lia. 

'mag  leb  ain  (</<t  himiniifiiifn  fnniini)  werden  hl«  gawar?* 

'JA  wol,  eio  teil*,    'nu  sage  an  wie?' 

Labprscnt  to.i  RtctüsBimc  tochter  Sftm  Stil; 
■an  spricht:  got  enwii»  oeli  gastadan 
dat  r.olne  eman  möge  achaden. 
dea  sint  »i  noch  all«  worden  gewar 
de  up  schaden  ie  gevoren  dar. 

H4Can  rriinrArowtt  ton  KU»  MI. 
2))  das  object  folgt  noch,     noch  mehr  als  in  den  vorigen  he- 
legen   tritt  hier  ilie   innert  Verarbeitung   der  eindrütte   mä   der 
btdeutung  von  erkennen  in  den  Vordergrund, 
a))  Ml  bemerken: 

dA  wart  der  knnee  gewar. 

wa  aln  Aiboum  den  schale  bar. 

STaiCKBB  A^arl  971; 
dA  der  kelser  wart  gewar 
dat  die  fDrsien  alsA  gar 
an  die  b«ta  wAre«,  ge»lagea, 
dat  ert  in  nlht  triwata  versagen, 
do  gewan  er  solh  ungemach, 
dai  er  «abAne  noch  geaacb.    3S0I: 
ai  (di>  ritiri)  Torhif>n.  wOrde  man  gawar. 
dat  »U  gemaelda  niht  aakOra. 
dat  si  ir  Idheo  TarIQrn. 

«nda  niQasen  dan  Terderben.     fftff»  Ami*  7ia. 
h))  'MM  erkennen. 
a))  mit  pronominalen  hinweisen  »ehtn  dem  Mrkaai.' 

ibA  wurrtun  iha<  llrlhA  bar« 
giwar  an  ihesaiu  weroldi.      ihe  bar  an  wiii«  Ar 
»Atun  an  anndiun,      getlune*  lA«« 
tfaolAdno  an  ihinktriei      sie  aftAb««  tkai  waeihMa 

ktusaa 
hAteand  le  helpu      faa  haÜan-Hkie.    Htt»»m4  SMl: 
ihiio  wartf  thes  bla  wrAffo  glware      waa  abad««4  a^at, 
Satanas  5elt>o.      ihuo  ihin  adola  «Ma 
Jüilascs  an  f;rund      griaaarA  ImIwm: 
Ihuo  «itüa  hie  le  w.iron.      tkai  ikal  wa«  waldaad  KrtM. 
harn  drohiinaa,      ihai  ihAr  gaboada«  »la«^    M2!>; 
ni  niahln  is  ('i^itn»)  an  Is  siirAk««      aaa  wrrda«. 
an  Is  wordun  giwar,      thai  b«  aaltt  fhili  'tm 
iha  Ikega«  sultka  giihibU.    aM: 

ta  hoT»  gAhaM  KariMwAl 

iMd  aeii«  ArtAsa«.  der  Ar«a  ^rca«. 

Ick  wvis  an  riucr  Ju*t«  gttogaa. 

4nr  «A«k  e«ch  kk  «NN  l««g«r  k«k. 

««d  «lad  acM«t«  M  «r  garvll, 

dA  Tar»««U  kk  d«a  rfciar  gar, 

dat  okaiaa  warda  dea  g«war, 

•k  er  «t  war«  «der  kk. 


(fVitfaa    lisil  titk  Ml  aeft«   «wtf  fMl  it 

riNen,  in  tt  tmfitr  ttntmttefktäil^fttitimimtiftmn  M  aaw) 


4771  GEWAHR  (aufmerksam) 

Ir  bichlere  wart  !ezu  gewar, 

der  werde  mebter  Cunrat, 

ummA  disen  unnai, 

da;  di  l'rouwe  lobesam 

di  siechen  xu  ir  disse  nam, 

bi  ir  eilen  sazte, 

drostllche  si  ergazte, 

ir  suchede  alse  manicralt, 

sa  versmehet,  8a  verstalt.    Elitabelh  6838. 

ß))  ohne  pronominale  hinweise: 

tbü  warjt  tbär  ihegan  manag 
gewar  after  thSra  wordun,     si^or  sie  thes  wines  gedrunkun, 
that  thnr  the  h^logo  Krisi      an  tl'.emu  hüse  innan 
tSItan  warhta.  Ileliand  20ti7; 

der  gast  wirt  schiere  gewar, 

enist  er  niht  ein  t6re  gar, 

wie  in  der  wirt  meinet. 

IJabtiiann  V.  Aue  Iwein  2683; 

gesende  wir  diu  lünt  dar. 

wirt  er  danne  gewar, 

da;  wir  niht  weilen  als  er  wii, 

w%re  ir  noch  alse  vil, 

er  licje  ir  eine;  niht  genesen, 

ej  müese  ir  aller  tot  wesen. 

Strickes  Karl  1074; 

er  was  wol  worden  gewar, 
«i  beten  rehte  sinen  muot. 
dft  von  ddhten  si  in  guot 
ze  huote  und  ze  rätgeben.    512; 
und  lät  iuch  werden  gewar, 
daj  er  iuch  fürhtei  s6re.    1354. 

c))  die  erkenntnis  wird  zur  ei fahrung  (vgl,  oben  c)):  laz  mili 
kewar  werden,  daz  du  mih  obe  sehest,  unde  ili  dir  liaftee. 
unde  ib  kesceiden  si  föne  ubeleu  christanis.  Notker  su 
psalm  30,  17. 

2)  der  neuhochdeutsche  gebrauch  des  Wortes  wird  fast  ganz 
von  der  Verbindung  gewahr  werden  beherrscht,  es  ist  sogar  an- 
zunehmen, dasz  sie  allein  in  die  neuere  spräche  übertrat,  und 
dasz  einige  ansätze  zu  freierem  gebrauch  des  adjectivs  seeundärer 
entwicklung  angehören  {vgl.  unter  4).  zu  gewahr  nehmen  vgl. 
unter  5. 

a)  tn  den  älteren  Wörterbüchern  wird  das  wort  gelegentlich  noch 
auszerhalb  dieser  Verbindung  gebucht,  gewar,  vorsichtig,  cautus, 
proBkiujHENiscH  1594,  sentiens,  prosentiens,  proscnliscens.  ebend.; 
ghew&er,  cautus,  providus  U.S.  w.  Kii.un  1632.  bei  späteren  au f- 
zeichnungen  ist  es  ersichtlich,  dasz  die  aufstellung  des  adjectivs 
die  analyse  der  Wortverbindung  zur  Voraussetzung  hat:  einer 
Sache  wahr  nehmen  ..  dtcitur  etiam  gewahr,  adjectivi  signiß- 
eationem  liabii,  ut:  jetzo  werde  iclis  erstlich  gevvalir.  Stieler 
2411;  gewahr  sentiens,  gewahr  werden  sentire.  Steinbach  939; 
gewahr,  gewar,  adjectiv,  gewahr  werden,  apercevoir,  s'aper- 
cevoir,  dicouvir  Kondeau-Buxtorff  253';  gewahr,  «/  ne  se  dit 
qu'avec  le  verbe  werden.  Schwan  (1782)  1, 74l'.  Aoeldkg  (2,643) 
faszt  das  prädicative  adjectiv  hier  als  adverb  auf,  entsprechend 
seiner  anschauung  von  den  spntaktischen  kategorien,  ihm  folgen 
andere  nach:  gewahr  adverb  (it  is  used  only  with  the  verb 
werden).  Ebers  644*.  der  bedeutungsgehalt  der  ganzen  Verbin- 
dung wird  in  den  Wörterbüchern  bald  weiter,  bald  enger  gefaszt. 
verba,  die  unmittelbare  Wahrnehmung  zum  ausdrnck  bringen,  sind 
im  kreise  der  synonyma  seltener  aufgeführt,  als  solche  die  das 
moment  innerer  Verarbeitung  in  den  Vordergrund  stellen. 

«)  die  umfassendste  angäbe  findet  sich  in  deutsch-englischen 
Wörterbüchern:  gewahr  werden  (etwas),  to  see,  learn,  discover, 
perceive,  descry,  ken,  spy,  spy  out,  scoute,  find  out,  smell  out, 
understand  a  (hing,  to  get  or  take  noliee  of  it.  leulsch-engl. 
Jearicon  (1716)  768;  gewahr  werden,  erblicken,  to  perceive,  dis- 
cern,  discover,  descry,  spy  out,  see  a  Ihing,  gel  or  take  notice  of 
it,  toremark.  Ebers  644';  gewahr  adverb  aware,  gewahr  werden, 
to  perceive,  discern,  discover,  see.  Fick  (1823)  2, 178;  etwas  ge- 
wahr werden,  to  perceive  or  discover  a  thing,  to  become  aware 
of  any  thing.  Hilpert  2,  1,  4(>l';  gewahr  werden,  to  see, 
perceive,  descry,  discover  Fahrenkrüger  2, 316;  ähnlich  gewahr 
werden,  animadvertere ,  discere,  videre,  sentire,  persenttscere. 
Kirsch  cornuc.  (1766)  179';  gewahr  werden,  erblicken,  npper- 
cevoir  Schwan  (1782)  l,  74l'.  andere  Wörterbücher  lassen  die  un- 
mittelbare Wahrnehmung,  die  sie  von  der  definition  ausgeschlossen 
haben,  doch  in  den  beispielen  zu  ihrem  rechte  kommen:  eines  von 
weitem  gewahr  werden,  apercevoir  quelcun  de  loin  Rondead- 
Buxtobff  (1740)  253';  des  feindes  gewahr  werden,  dccouvrir 
l'ennemi.  ebenda,  genau  so  Schwan  (1811)  1,659'. 

ß)  auf  die  unmittelbare  Wahrnehmung  beschränkt  zeigt  sich  die 
Verbindung  in  den  Wörterbüchern  der  weidmannsspraehe :  gewahr 
werden  oder  wahrncbmen  wird  vom  wilde  gesagt,  wenn  es 


GEWAHR  (aufmerksam) 


4772 


den  Jäger  entweder  durch  den  wind  vernimmt  oder  zu  sehen 
bekommt.  Beulen  forsll.  reallexikon  3, 353. 

y)  die  Vorstellung  einer  andauernden  Ihätigkeit,  die  im  bedeu- 
tungsgehalte  unserer  Verbindung  durch  das  perfective  moment  fast 
ganz  zurückgedrängt  worden  ist,  wird  vereinzelt  noch  hervorgehoben : 
gewahr  werden,  beobachten,  sentire,  colligere,  animadvertere, 
observare  Spies  158';  gewahr  werden,  gewahren,  observer, 
appercevoir,  observare,  animadvertere.  dictionaire  du  voyageur 
(1704)  144',   ähnlich  Vkneroni  (1766)  74'. 

S)  die  mittelbare  Wahrnehmung,  die  in  einem  bestimmten  er- 
gebnis  abschlieszt:  gewahr  weiden,  empfinden,  mercken,  re 
vera  experiri,  cognoscere,  veritalem  praesentiscere,  deprchendere, 
snbodorare  Heniscii  1594;  ghewaer  werden,  re  vera  experiri  etc. 
KiLiAN  K4';  jetzo  werde  ichs  erstlich  gewahr,  jam  demum 
sapio,  rem  /andern  intelligo  Stieler  2411;  gewahr  werden, 
sentire,  animadvertere,  persenliscere,  subolere,  subodorari  Weiss- 
mann (1715)  156';  gewahr  werden,  sentire  Steinbacb  939;  ge- 
wahr werden,  accorgere,  accorgersi,  ravvisare,  avvedersi  Castelli 
(1730)  1308;  cfeenso  in  späteren  ausgaben;  gewahr  werden,  gewaar 
worden,  gevoclen,  voelen,  bevinden,  onderwinden.  Kramer  2, 133". 

e)  Wörterbücher  der  Synonymik  suchten  am  ende  des  IS.  jahrh. 
das  moment  der  Überraschung,  mit  dem  eine  unvermutete  Wahr- 
nehmung verknüpft  ist,  als  wesentlichen  zug  im  bedeutungsgehalte 
der  Verbindung  festzustellen,  namentlich  der  gegensatz  zu  merken, 
wahrnehmen,  inne  werden  wurde  in  diesem  sinne  von  Stosch 
2,  71  dargestellt,  es  entspricht  dies  jedoch  nicht  den  thatsächlichen 
Verhältnissen,  die  abgrenzung  gegen  wahrnehmen  beruht  rein  auf 
stilistischen  neigungen,  während  merken  und  inne  werden  mü 
engerem  umfang  gegenüber  stehen. 

5)  unter  den  beispielen  der  jüngsten  Wörterbücher  weisen  ein- 
zelne auch  auf  die  oben  (sp.  4770.  4771)  belegte  Verknüpfung  der 
Wahrnehmung  mit  tust-  und  Unlustempfindungen  hin:  er  soll 
mir  gewahr  werden,  mit  wem  er  es  zu  thun  hat,  /  shall 
let  him  see  or  feel  with  whom  he  has  to  do.  Hilpert  2, 1,461'. 

5)  die  obigen  ergebnisse  werden  bestätigt  durch  die  Stellung  unsrer 
Wortverbindung  in  der  bibelubersetzung.  hier  steht  Lother  voran 
mit  einer  offenkundigen  verliebe  für  gewahr  werden,  während 
die  vorlulhersche  bihel  sich  auszer ordentlich  zurückhaltend  zeigt 
und  die  spätere  katholische  bibel  (Eck  im  gegensatz  zu  Dietbn- 
berger)  vielfach  wieder  zurückweicht,  als  synonyma  treten  auf 
sehen,  ersehen,  ansehen,  merken,  acht  nehmen,  schauen, 
vernehmen,  verstehen,  erkennen,  es  ward  ihnen  eröffnet;  in 
der  Vorlage  liegen  folgende  verba  zu  gründe:  videre,  aspicere, 
conspicere,  contemplari,  cognoscere,  intelligere,  revelatum  est  eis; 
xaravOBiv. 

a)  berülirung  mit  sehen,  videre  und  abgrenzung  von  diesem,  wo 
personen  und  sinnliche  objecte  mü  dem  verbum  verbunden  sind, 
überwiegt  die  unmittelbare  Wahrnehmung,  abstracte  objecte,  satz- 
inhalte  sind  an  die  mittelbare  gebunden,  doch  auch  im  ersten 
falle  hebt  sich  gewahr  werden  von  sehen  als  der  compliciertere 
Vorgang  ab:  denn  am  fenster  meins  hauscs  kucket  ich  durchs 
gegitier,  und  sähe  unter  den  albern  und  ward  gewar  unter 
den  kindern  eins  Herrischen  Jünglings.  Luther  sprüche  Salom. 
7,  7  (de  feneslra  enim  domus  meae  per  cancellos  perspexi  et 
Video  . .  iuvenem  qui  transit  per  platea  iu.Tta  angulum ;  wann 
ich  schauwct  durch  die  hüler  vor  den  fenstern  meins  haus: 
und  ich  sich  die  lülzeln.  und  merck  den  torn  iüngling  der 
do  überget  durch  die  gassen  bei  den  winckeln.  Eggbstein, 
ebenso  Kordrger;  ich  nam  acht  ains  hertzlusen  Jünglings. 
E«,  ward  gewar  Züricher,  Struszburger  bibel,  Dietbnberger); 
was  sihestu  aber  den  Splitter  in  deines  bruders  äuge,  und 
wirst  nicht  gewar  den  baicken  in  deinem  äuge?  Luther  Matth. 
7,  3  (tr]v  Se  iv  töJ  at^  rxpd'akuei  Sox'ov  ol  xaravoele; 
wann  was  sichstu  den  agen  in  dem  äuge  deins  bruders: 
und  siebst  nit  den  trum  in  deim  äugen.  Eggestbin,  Koburgkr, 
Eck;  und  wirst  nit  gewar  den  baicken.  Züricher  bibel,  Die- 
tenbercer).  noch  deutlicher  treten  sich  die  verschiedenen  abstu- 
fungen  der  Wahrnehmung  in  einem  anderen  bibelspruche  gegen- 
über, der  von  Henisch  ab  den  Wörterbüchern  die  anhallspunkte  zur 
feststellung  der  bedeutung  von  gewahr  werden  gab:  da  wurden 
jr  beider  äugen  auH'geiban,  und  wurden  gewar,  das  sie  nacket 
waren.  Luther  l  A7os.  3,  7  (et  aperti  sunt  oculi  amborum:  cum- 
que  cognoverint  se  esse  nudos,  consuerunt  folia  ficus;  und  do 
si  sich  betten  derkant  zu  sein  nackent,  si  heften  ziisamen 
die  leuber  der  feigenhaum.  Eggestein,  erkannt  Koborger; 
und  als  sie  erkenten,  das  sie  nackend  waren.  Eck;  und 
wurdend  gwar,  das  sie  nacket  warend.  Züricher,  Straszburger 
bibel,  Dibtbnbbbger). 


4773 


GICWAIIR  (auriDPrkum)  2 


GEWÄHR  (aurin<<rk«ain)  2 


4774 


ß)  Eci,  der  in  dm  mtiiten  (Allen  gegen  Lotiii  die  iyn»- 
nyma  der  alteren  bibel  wieder  etn führt,  maeht  einigttiial  an 
ttellen,  wo  alle  üb  igen  d<ti  teibum  lehrn  teruendcn,  von  der 
woTtverbindunq  gebrauch:  d>  «le  aber  il«i  liau|ilniaiit  and  der 
•oldner  ijewar  wurdro,  hOrteo  aie  aulT  i'aiilum  lA  ■eblaKeo. 
apoiUlquck.  i\,ii,  genau  io  Eaiia,  Diirmacacia  {qiii  eum 
fidisunt,  ol  8i  iSövfs;  do  »i  larbeo  den  tribun  und  die 
ritler.  Ecct8Tii<i,  ebtnta  Koaoaura;  da  tie  aber  den  beubt* 
man  und  Hie  kriegiknecbie  «ahn,  bOreteo  ile  •uffPaalun  to 
iclilagi-n    LuTiii«  «nd  Züiieher  inbel). 

e)  aut  der  alliemeinen  Utteratur  verJifnen  einigt  beobachtunt)*n 
besondere  erwdhnung. 

a)  die  für  die  tniltelhoehdeutiehf  leit  beobnehltte  mannigfaltig- 
keit  tiniilieher  eindrucke  k'tnmt  niehl  lo  unmitlelbar ,  lonäern 
mehr  reßectiert  tur  gtllung. 

t))  der  geruchuinn:  aie  lerflultrrten  also  in  der  luh,  ohne 
daiz  wir  derselben  andrra,  ala  elwan  durch  den  gerucb,  ge- 
wahr werden.  Liicow  65. 

}))  das  gtfühl:  und  beweret  an  jm,  «leer  IbOoet,  wie  bald 
er  drr  bitie  gewar  mOcbl  werden.  Pauli  ttkimpf  und  trntt 
O&U)  40*. 

S))  noch  verblastter  ist  die  helieble  beii4hung  auf  den  gehöisfinn: 
daerbiti  holt  war  worden,  unnd  daiz  seine  freund  in  drraeibigen 
•all  {itadt)  gFwar  wurden,  da  liarnen  sie  xu  jm.  PiOLi  sehimpf 
«.  rrRil234*;  des  anschluga  «urd  llannibal  gewar  durch  einen 
grfaugnen.  Kihkl  l.ivius  i\i;  und  hat  In  da  von  itundenan 
armer  «.-efcnclknuix  ledig  lell  und  im  bcvolchen,  arinem  berrn, 
dem  Ebern,  lA  aagen,  er  well  erbnrrr  unJ  besser  aein  dann 
■ein  berr  und  ntt  aisu  tmlzlicli  und  stolz  bandleo,  wie  sein 
herr  gehandlel  hab  mit  seinem  baurrn.  in  milier  weil,  da  der 
Flirm  soiichs  gewar  ist  worden  {hat  tr)  . . .  den  Fugger  auf 
iLis  hiichest  uml  befTiigesI  verriagt  und  verunglimpft.  SirtDaai 
ciirontk  ton  Au;fburg,  d.  stidteehroniken  13,240;  da  niSsl  ai« 
eisen,  da  sagt  die  hertzogin  zu  ir,  dasz  sie  die  gleisserei  von 
ir  Ihel  und  alienthalb  est  und  trincli  olTenlicb,  wie  sie  bis- 
her haimlicb  bette  tban,  oder  sie  wolt  aie  zA  offenlicben 
scbaniirn  pringen.  da  nun  ain  rat  aolichs  ii^  Augspurg  ist 
gpwar  wurden,  bat  er  ir  ewiglilicb  die  slat  Terbotlen.  29, 117; 
bat  man  inen  beTolchen  dasz  ..  sie  berr  Kaimund  Fugger  ge- 
fangen gen  Au);spiirg  prechten  und  des  Mattbeus  Ebern  Togt 
«im  der  gefencknus  erledigeteo.  aolicba  fürnemen  aines  rat*« 
iüt  kathrrina  Uorsin,  herr  Kaymunden  Fuggers  eefrau,  gewar 
wurden  und  bat  im  bei  ainem  nietzger . . .  aio  brieCTIeln  iS- 
gescbickt.  23,241; 

gehn  wir  (hirirn)  mit  einander  dar, 
werden  dieser  red  eewar, 
die  uns  foil  «rtelReil 

HiCMAIL  WllStB  bei  WACKSiKAetL 

rf.  ileiilBchi-  kirchrni.  260*J 

begebenbeilcn,  die,  wenn  ihr  sie  nur  gewahr  werdet,  euch  in 
erstaunen  setzen  sollen.  Tibck  don  Quixole  i,  342. 

4))  nur  für  den  gesiehlisinn  tritt  dat  motnent  der  unmittel- 
baren trfassunq  noch  deutlich  hervor:  hier  {auf  dem  altan  det 
Strasshurger  münstert)  Terlor  aich  alles  gesprUch  in  der  be- 
laclitung  dei  grgend,  alsdann  wurde  die  achärfe  der  äugen 
■  prftft,  und  jrder  bestrebte  sich  die  entferntesten  gegen- 
-:.lnde  gewahr  zu  werden,  ja  deutlich  zu  unterscheiden.  Göthk 
\dichtung  u.  »ahrheit,  10.  buch)  25,3;«;  bei  der  klarheit  und 
TergrOszerungsf.thigkeit  des  instrumenles  erkannten  ihre  (der 
fürstin)  glanzende  äugen  deutlich  den  fürsten  und  den  ober- 
atallmeister .  ja  sie  enthielt  sich  nicht  abermals  mit  dem 
achnupftuche  tu  winken,  als  sie  ein  augenblickliibes  still- 
halten und  rOckbticken  mehr  vermutbeie  als  gewahr  ward. 
15,301  {novflle);  es  war,  als  müszie  jeder  laut,  wie  in  luft- 
leerem räume,  kraftlos  und  unhörbar  an  den  lippen  ver- 
achwinden,  ja,  als  verhinderte  ein  undurchdringlicher  nebel, 
dasz  eins  das  andre  recht  gewahr  werden  könne.  MOaui 
4, 23»  {maltr  Nolten), 

(i)  Verbindung  mit  $i/nonymen.  m  <f«r  su$ammensteUung  mit 
dem  verb.  sehen  {vgL  oben)  macht  tieh  mehr  der  gegensalt  der  be- 
ieutungtn  bemerkiieh;  dem  gegenüber  tritt  die  bedeutungs.emein- 
$chafl  in  anderen  Verbindungen  hervor :  wo  ai  sOlh  strassriuber 
ond  beschediger  in  irn  ambtcn,  gerihten  oder  gepiethen  erfam 
ond  der  gewar  werden,  landpotin  Ober-u.  yiederbaiern  (1&I8)9'; 
ea  sollent  ouch  die  zwen  ainmeisleraknechte  und  die  zwene 
tObener-knechte,  bi  iren  geswornen  eidcn,  schuldig  ond 
verbunden  sin,  wo  sie  enpßnden  oder  gewar  werden  daa 
hiewider  geton  were  oder  wQrde,  aolichs  forderlich  zS 
rflgen  und  fitrzAbringen  den  aabenzachtem.  Stnszburger 
IV. 


tunft-  und  foltuherorinunge*  tm  Brudkner;  ood  ti  (oor- 
tt-nd  ir  liebe  langt  lit  mit  rin  andrtn,  daa  al  alMMMai 
gwar  Daeb  Ineo  ward.  Morganl  der  riese  5«,  r  (ML  nrHm 
iks);  denn  w<>  Üb  de«  fr  war  oa4  |«wtai  ward*.  4m  ti« 
•olcb  iiOt  auat  ■•iPM  baelMTS  •■ff*'*i  ""'  <"*  eebaid 
auir  mich  legten,  Httal«  orirb  ii»  mSb«  olrbi  verdresaen, 
jneo  die  äugen  eio  wenig  zo  acbewreo,  und  den  bnll  auff  die 
na«ea  seilen.  LoTiaa  etn  bruff  an  du  tu  t'iantt fort iiin\  B*t 
dennoch  iat  es  die  warheit . . .  wenn  ein  meo*cb  ■■(  «tmI 
gotlee  wort  im  bertzen  betitcblet,  jbm  glaubt,  oder  drftbcr 
einschlefft  unnd  stirbri ,  so  siockt  und  frrt  tr  dabin .  «k* 
er  aich  de«  ludra  vemibet  oder  gewar  wird  Mtitr.«io«  Lulktr 
;u>4  (neudruek);  drm  breuligam  wirdt«  wol  gebro,  ond  wir4l 
sein  lebenlang  ein  rechter  wolgang  sein,  und  ein  stlifM 
rbestand  be*ilzen,  ond  gulle«  gnedigro  srgen  in  aeiotM 
hause  spHren  und  gewar  werden ,  aber  dm  berrn  Jetaa 
Christum  fOrchlel,  unnd  auf  seintn  weg«-a  gebet.  tfekieH- 
predii/ttn  230  {neudiuti);  ich  hoffe,  die  well  wird  noch  ate- 
inal  gewar  werden,  und  bekennen, . .  ob  goll  nil  b#p«iticbtr 
heucbelei  oder  mit  Cbrisli  diener  ero-tlicbem  eifer  Bebr 
gedienet  sei  Luthen  leben  und  sterben  ui  {neudmeki;  da  wir 
überzeugt  sind,  dasz  drrjenge,  der  die  inteÜectuelle  well 
besrhont  und  dea  wahrhaften  intellecta  scbOnbeil  g>-wabr  wird, 
auch  »ob!  ihren  vater,  der  Ober  allen  sinn  erhaben  Iat,  be- 
merken könne.  GOrat  {maximen  u.  refl^itonen)  4'>.  I04. 

y)  die  Hervorhebung  der  luit  oder  unluttempfinäungen,  die 
sich  an  die  Wahrnehmung  knüpfen:  wenn  ein  mann  daheim 
im  hause  ein  low  ist.  kan  nichts  denn  sawr  «eben,  acheilen 
murren  und  schlagen,  der  erbittert  daa  weib,  da«  er  ie* 
augenlust  unnd  hertzenlro«t  im  baust  nimmer  oder  gar 
seilen  gewar  wird,  hoekuitpredigten  2i5  (aeiidrurll;  and  da 
es  nun  tag  ward,  da  reith  der  kaoffmann  widerumb  beim, 
und  achlug  sein  fraw  fast  tlbel,  dasz  se  wol  gewar  ward, 
dasz  tr  Jr  wider  war  nach  beim  grl.iuffen.  P«cli  uUmff 
11.  eraf(25l*;  wer  nicht  gel  und  seinem  wori  glauben,  und  eieb 
darwider  empOren  »il ,  der  mua  mit  achaden  und  «wi|cai 
verderben  endlich  gewar  werden,  daa  gott  allein  ein  harr, 
und  aein  wort  war,  und  sein  voick  nnOberwindlicb  ist.  MArat- 
sios  historien  von  Luthers  leben  und  sterben  (IMI*)  51*;  uostr 
armea  Teutschland  ist  dieser  biszhero  ja  wohl  gewahr  wor- 
den. Tbumasius  {teutsehe  tehriften  no7)  480;  Merk,  der  sieb 
schon  eher  zd  helfen  wuszie,  hegte  dagegen  die  besten  hoff- 
nungen,  dasz  »ich  nflrbstens  alles  wieder  ina  gleiche  stellen 
wQrde;  ich  bin  aber  nichta  davon  gewahr  worden.  VtOmt 
{diehtung  u.  vahrhrit  I3)  26,  204. 

8)  dem  Stile  GOtres  gehört  die  Verbindung  mit  dem  reflex»- 
pronomen  als  dem  objeet  einer  weil  enttriekelten  Wahrnehmung  tn 
(v;/.  (faiH  tp.  4776«.  478t):  die  erste  zeit  eines  hiesigen  auftnl- 
lialts  gehl  ohnediea  unter  staunen  und  bewundninc  bin,  bisz  man 
nach  und  nach  mit  den  gegenständen  bekannter  und  aicb 
selbst  gleichsam  erst  gewahr  wird.  GOrai  brieft  •  a.  I9t  («■ 
Fritteh  2u.  februar  1787). 

e)  die  häufigkeit,  mit  der  die  neuere  spräche  tta  •«terer  aar« 
bindung  gebrauch  macht,  Idstt  die  grundbedin§u»fe»  ätmlhtm 
hinter  der  bfdeutung  turüektreten ,  die  man  ikr  heiegt.  m  W 
es  nicht  unmöglich,  dast  im  folgenden  beispiek  aus  GOthi  »itkt 
ellipse  des  Personalpronomens,  sondern  eine  fusrive  Meutung  ems 
gewahr  werden  rar  erklOrung  toraufgetetst  werden  mmst:  daa 
jnristische  trieb  leb  mit  so  viel  fleisz  als  nOibig  war,  on  dia 
promotion  mit  einigen  ehren  zu  absolviren :  das  mediciaiacbt 
reizte  mich,  weil  es  mir  dit  natur  nach  allen  »tilen  wo  aicbi 
nufschlosz,  doch  gewahr  werden  lieax.  Goiai  {dteklrnnf  und 
Wahrheit  lt.  buch)  26,7. 

d)  der  stammvocal.  die  wtffettartdmfafbe  i«raf  4i$  aaaali  iii, 
obwol  nicht  in  offener  uihe  sltkeni^  sfMtf  iact  Ar  awiiMl 
deutschen  dehnung  verfallen,  dit  /Httarff*  arttafra^Waabm  ipaan 
derseUien  begegnen  rat  niederdeutsektu  fttiel:  Kanrzow  aebrcM  to 
seiner  ckrontk  125»)  enwabr,  Kiuaa  gbtwaer.  dtml  ilmmem 
du  übrigen  fennaniseken  dmkkU,  to  tkulnkUmi  kieMe*  atoki 
nur  Luraaa  «ad  seiM  tacMnscfar,  law dera  amek  B.  Sacaa  «ad 
andere  sikriftstelkr  des  I«.  jabibaadsrla  «■  gtwar  fatL  bei 
Hi^iacB  trelea  beidt  fernem  tpmwr  «ad  gewahr)  nebeu  <to- 
ander  auf,  dock  tkkt  4it  mM  dem  dtkuungiieukeu  um  enler 
steile.  sekrtibuMf  wtt  uuuftiäii  tn$m  knit  far  Uuft  da 
vaeuls. 

e)  bei  GOraa  /(«dm  aidk  aMfriri  aariMbe,  die  mmfntbinduu§ 
t«   cmrm   warte  m 
«ad  tatotoaüe. 


4775 


GEWAHR  (aufmerksam)  3 


GEWAHR  (aufmerksam)  3 


4776 


«)  ßr  das  adjectiv  bedient  er  sich  der  participinlformen  des 
piäsens  und  des  prdteriluvis:  sodann  gewahrwerdend  der  be- 
schränkten gegenwart,  gedenkend  und  exponirend  den  zu- 
stand, das  verhältnisz  zum  vater  u.  s.  w.  {fragmente  einer 
tragödie)  57,283;  sie  {die  Franzosen)  haben  ...  den  tiefen 
der  menschlichen  natur  eine  entwickelung  ans  sich  selbst 
zugestanden;  sie  lassen  in  ihr  eine  produclive  kraft  gelten 
und  suchen  nicht  alle  kunst  aus  nachahmung  eines  gewahr- 
geworder.en  äuszern  zu  erklären,  (maximen  und  reflexionen) 
49,  108. 

ß)  mit  besonderer  Vorliebe  fvird  der  substantivierte  infinitiv  von 
ihm  verwendet: 

tl)  und  es  ist  kein  träum  keine  phantasie;  es  ist  ein  ge- 
wahrwerden der  wesentlichen  form,  mit  der  die  natur  gleichsam 
nur  immer  spielt.  Götbe  briefe  7  s.  542  {an  Charlotte  ron  Stein 
\o.juli  17S6);  und  wenn  er  das  ideal  aus  der  erfalirung  abzu- 
leiten denkt  und  sagt,  das  kind  idealisirt  nicht,  so  mag  man 
antworten,  das  kind  zeugt  nicht:  denn  zum  gewahrwerden  des 
ideellen  gehört  auch  eine  pubertät.  {maximen  «nd  reflexionen) 
49,94;  alles  kommt  in  der  Wissenschaft  auf  das  an,  was 
man  ein  aper9U  nennt,  auf  ein  gewahrwerden  dessen, 
was  eigentlich  den  erscheinungen  zu  gründe  liegt,  und  ein 
Solches  gewahrwerden  ist  bis  ins  unendliche  fruchtbar.  53,168 
{über  Galilei);  diesz  geschah  achtzehn  jähre  nach  dem  ge- 
wahrwerden eines  uralten  irrthums,  in  gefolg  von  unab- 
lässigen bomühungen  und  dem  endlich  gefundenen  puncte 
worum  sich  alles  versammeln  muszte.  32,  55  {tag-  und  jahres- 
heße);  kalt  und  heisz,  wie  fieberschauer  durchzuckte  es  ihn 
auf  der  wiese  beim  gewahrwerden  der  hütte,  welche  wie 
von  engein  aus  einem  heiligen  lande  hierher  getragen  zu 
sein  schien.  Zschokke  (freihof  von  Aarau)  novellen  und  dich- 
tungen  b,i91 ;  die  unbestimmte  denkweise,  welche  vermitteln 
will,  wo  es  nichts  zu  vermitteln  giebl,  bequem  der  natür- 
lichen trägheit  der  menschen,  wird  von  dem  fern  gehalten, 
dessen  bewusztscin  sich  entwickelte  am  gewahrwerden  einer 
unbesieglii  hen  duplicität,  der  früh  lernte,  dasz  es  ein  wider- 
haltiges  und  übermächtiges  gebe,  welches  keinem  begriffe 
sich  fügt.  Immebmann  memoro6i/ien  1,119. 

2))  aus  dem,  was  uns  von  den  Pythagoräern  überliefert 
wird,  ist  wenig  zu  lernen,  dasz  sie  färbe  und  Oberfläche  mit 
einem  worte  bezeichnen,  deutet  auf  ein  sinnlich  gutes,  aber 
doch  nur  gemeines  gewahrwerden ,  das  uns  von  der  tiefern 
einsiclit  in  das  penetrative  der  färbe  ablenkt.  Götbe  {ge- 
schichte  der  farbenlehre)  53,18;  sollten  solche  mit  den  herr- 
iichslen  sinnen,  besonders  auch  dem  des  auges,  begabte 
künstler,  wie  so  vieles  andere,  nicht  auch  haben  bemerken 
können  und  müssen,  dasz  alle  unterhalb  meines  auges  sich 
entfernenden  Seitenlinien  hinauf,  dagegen  die  oberhalb  meines 
blickes  sich  entfernenden  hinab  zu  weichen  scheinen  ?  diesem 
gevvahrwerden  sind  sie  auch  im  allgemeinen  gefolgt.  44,  lüO 
{Zahn  s  Ornamente  und  gemälilde  aus  Pompeji);  fremde  Deutsche 
könnt'  ich  vermeiden,  so  nah  verbundene,  verehrte,  geliebte 
personen  aber  hätten  mich  durch  eignes  irren  und  halbge- 
wahrwerden,' ja  selbst  durch  eingehen  in  meine  denkweise 
gestört  und  gehindert.  29, 128  {zweiter  auf  enthalt  in  Rom). 

3)  neuhochdeutsche  gebrauchsformen  der  Wortverbindung,  schon 
frühe  macht  sich  für  die  objectbeslimmung  der  Übergang  vom 
geneliv  in  den  accusativ  geltend,  anfänglich  nur  die  pronomi- 
nalformen  des  neutrums  ergreifend,  dringt  der  accusativ  auch 
in  das  Personalpronomen  und  die  nomina  ein,  eine  bewegung, 
die  im  wesentlichen  mit  dem  ende  des  18.  Jahrhunderts  abschlieszt. 
die  Wörterbücher ,  die  um  jene  zeit  ältere  vorlagen  ausschreiben, 
ersetzen  den  genetiv  durch  den  accusativ. 

a)  Verbindungen  mit  einem  genetiv  des  objeües, 

d)  der  genetiv  der  person, 

l))  linfachere  formen  dir  Wahrnehmung. 

a))  als  si  nun  bed  kamen  dabin, 

unnd  ir  die  künißin  wurd  gewar, 

von  hertzen  waid  si  erfreut  gar.      Theuerdank  98,39; 

e  sin  der  rise  wurd  gewar, 

do  was  er  von  der  wende.     Sigenot  22,7  Lastberg; 

her  Üieiiiericli  wart  ir  schier  gewar, 

vil  balde  huob  er  sich  dar, 

8U8  trat  er  an  die  stige.    ;t9, 1; 

ir  ehemann  mercket  die  sach,  unnd  schleich  jnen  heimlich 
nach,  unnd  kam  zu  jnen,  dasz  sie  sein  nicht  gewar  wurden. 
Pal'li  schimpf  u.  ernst  17l';  als  nu  David  zu  Aman  gieng, 
sähe  Aman  und  ward  Davids  gewar,  und  gieng  eraus  aus  der 
tennen,  und   betet  David  an  mit  seinem  andlitz  zur  erden. 


Luther  1  chron.  22,21  {igitur  cum  venisset  Dauid  ad  Oman  eon- 
spexit  einn  Oman,  et  processit  ei  obviam  de  area;  do  er  in 
sach  er  gieng  im  engegen.  Ecgestein,  ebenso  Koburger;  er- 
sähe in.  Eck  ;  ward  Davids  gewar.  Züricher,  Slraszhurger  bibcl, 
Dietenbergeb);  und  als  die  feind  der  Schweitzer  gewar 
wurden,  zu  haut  zugen  sie  hinder  sich  an  ir  gewarhait,  darmil 
was  der  streit  geschaidcn.  Aug.burger  chron.  des B.  Zink,  d.städte- 
chron.  5,266;  ob  auch  icht  leut  in  die  herschaft  komcn, 
die  leut  zu  beschedigen ,  welcher  der  wer  und  dor  gewar 
wurde,  der  sol  ain  geschrei»  machen,  österr.  weislh.  6,37,  9 
{banntaiding  von  st.  Gallen  1508);  hierumb  name  Amadis  seine 
Waffen,  und  zohe  füraussen,  der  zwerg  und  Gandalin  her- 
nach, und  als  er  hinein  ritt,  sähe  er  von  einer  seilten  zu 
der  ander,  und  war  niemands  gewar,  darumb  sagt  er  zum 
zwerg.  Amadis  204  Keller;  aber  der  Dalle  und  die  buhen 
übersahen  die  reuter,  und  wurden,  wie  vorgemeldt,  keines 
gewahr.  Götz  von  Bebi.ichincen  neudruck  (Bieling)  102; 
die  leibwächter  wurden  seiner  gewahr.  Zesen  Assenat  (1679) 
567;  tief  in  gedanken  bemerkte  ich  nicht,  dasz  der  platz 
schon  eingenommen  sei,  bis  ich  vor  den  bäuinen  stand. 
nur  da  erst  ward  ich  einer  schwarz  gekleideten  dame  ge- 
wahr, die  ein  unmündiges  kind  auf  dem  schoosze  hielt, 
und  es  mit  freundlichem  spiel  ergötzte.  Ku^GER  {Raphael 
de  Aquiila  4,  8)  4,  227. 

b))  da  war  desz  wolfTes  bolTnung  ausz, 

sein  wurden  gewar  vor  dem  hausz 
die  hund  im  dortT  und  wurden  peilen, 
er  foroht,  man  würdt  in  übei eilen. 

H.  Sachs  {der  woljf  mii  der  bewrin)  17,466 
lieller-Gölie; 
die   Chronik    erzählt:    wiobald  man  einen  wolf  gewar  wird, 
schlecht  man  stürm  über  in;  alsdann  empört  sich  eine  ganze 
landschaft  zum  gejagt,   bis  er  umbracht  oder  veitriben  ist. 
TscHDDi  thierleben  der  alpenwelt  418; 
aber  sie  Tandpn  das  huhn  und  da  der  pater  es  aufhub, 
ward  er  des  wolfes  im  Speicher  gewahr,  es  sah  ihn  der  häufen. 

GöTHB  {Reinclie  fuchs)  40,51. 
2))  compliciertere  formen:  so  gedacht  der  alt  schlang  (der 
erst  nüw  golt  Lucifer)  die  bilder  und  opffer  wollen  dir  abgon, 
din  namen  wil  verspottet  werden,  alle  götliche  eererbietung, 
der  brinnet  wiroch  wird  dir  entzogen,  du  must  ein  andern 
fundt  suchen,  man  ist  din  gewar  worden.  Judas  Nazarei,  neu- 
druck 8 ;  die  straff  der  uszbelibenden :  (sie)  werden  geschwingen 
und  wirt  man  ier  also  gewar.  ietliche  leczi  hat  ain  aigen 
register  uff  ainem  lefelin  uff  der  ainen  siien  gen  den  ge- 
schrift  mit  wachs  gemacht,  wirt  von  den  exercenlen,  so  si 
wellend  uffheren  exercieren,  gelesen,  da  findet  dan  iet- 
licher  in  siner  leczien  dur(  h  die  puncten  in  dem  wachs  die 
strafparen.  Memminger  Schulordnung  von  1513  {Sammlung  pädagog. 
Schriften  13)  ISO. 

3))  reflexivverbindungen.  die  ältere  form  knüpft  an  sinnliche 
Wahrnehmung  an:  wenn  er  {der  sperber)  dannen  fliegen  will, 
so  würdt  er  sein  erst  gewar  {dasz  er  angebunden  ist).  Geiler 
V.  Keisebsberg  predigten  i'.  zur  jüngeren  form  vergl.  oben 
sp.  4774,  unten  sp.  4781. 

ß)  Verbindungen  mit  sächlichem  genetiv. 
1))  zu  den  cnncreten  nomina  vgl.  sp  4773  die  formen  der  sinn- 
lichen Wahrnehmung. 

a))  an  der  Wahrnehmung  fällt  das  haujitgeuicht  auf  den  erfolg 
vgl.  erblicken:  allein  Florindo  ward  eines  seitenkästgens  ge- 
wahr. Weise  die  drei  äri,sten  erznarren,  neudruck  bi;  man  ward 
hier  einer  unbeengten,  wohlgebauten,  der  gegend  angemessenen 
Stadt  gewahr.  Göthe  {Wilh.  Meisters  watiderj.  2.  buch)  2>,  159; 
giebt  es  einen  ort  in  der  gegend  dieser  Stadt  (Paris),  wo 
man  ihrer  {der  däch.r  und  Schornsteine)  nicht  gewahr  würde. 
H.  V.  Kleist  briefe  an  seine  braut,  s.  217. 

6))  an  der  Wahrnehmung  fällt  das  hauptgewicht  auf  den  entwick- 
lungsgang,  vgl.  beinei  ken :  da  er  aber  seinen  sack  auffthet,  das  er 
seinem  esel  futter  gebe  in  der  herberge,  ward  er  gewar  seines 
gelds,  das  oben  im  sack  lag.  Luther  l  3/os.  42,27  {conlemplatus 
pecuniam  in  ore  sacculi;  und  einer  det  au  ff  den  sack  in  dem  gast- 
haus,  das  er  geh  füter  dem  viche.  und  sa<h  das  gut  in  dem 
mund  des  sackes.  Eggestein,  ebenso  Koburger,  Eck;  ward  er 
gewar  seines  gelts.  ebenso  Züricher,  Straszburgcr  bibcl,  Dieten- 
bergir);  eben  zur  selbigen  stunde  giengen  erfur  linger,  als 
einer  menschen  band,  die  schrieben  gegen  dem  leuchler 
über,  auff  die  getünchte  wand  in  dem  königlichen  saal,  und 
der  könig  ward  gewar  der  band  die  da  schreib.  Lithkr  Daniel 
5,5  {et  rex  asiiciebat  manus  scrtbentis ;  und  der  küng  schaute 
die   gelider   der   band  des  schreibenden.   Eggestei."«,   ebenso 


4777 


GEWAHR  (aufmerksam)  3 


GEWAHR  (aufmcrktam)  3 


4778 


KoRL'RCK«;  und  der  kOnig  criulie  der  band  glider.  Diiriii- 
RcncKii,  Züricher  bibel;  der  künig  «alle  an  die  gelaicli  der 
liund.  Kck);  da  e»  aber  lag  ward,  kandten  de  daa  land  nicht. 
einet  anfiiria  al)er  wurden  lie  gewar,  der  kalte  ein  ufer,  da 
hin  an  uülten  m  das  fchifr  treiben,  »o  e*  mügliib  were. 
LuTHKR  apostclg.  "i*,  Sl»  (xöXnov  8»  ttva  uatavöovv  l';{OKra 
ntytaXöv ;  wann  du  der  tag  ward  geinaclil,  li  «rkaoten  nit 
ilii!  erde,  wiinn  li  uierckicn  ein  (tatt  üabeot  die  x&ieodung. 
Kixr.iiTKiM,  tbtntu  Kokuicir;  «inei  nnfurts  aber  wurden  sie 
(jcwur.  KcK,  tbtnto  Zürichtr  bibtl  und  ÜikTKnRCRCRii). 

2))  iltm  iibstraclen  nomen  gegenüber  liegen  eomplieierle  formen 
der  valirnelimung  vor;  die  einzelnen  momente  werden  antchau- 
lich  in  einem  bei$pieU  aui  Wiklakd  blutt  gelt'il:  i-ine  ort  vuD 
initti'lding  xwikcben  g&bneo  und  seufzen,  welche»  ihr  an  der 
••(eile,  w(i  wir  seioe  erzüblung  ubgebrocben  liaben,  entfuhr, 
und  ein  gewisser  ausdrucl(  von  langweile,  der  aus  einer  er- 
nvungenrii  mienc  vun  ver^nügicr  aufinerksanilteit  bertor 
Inich,  machte  dasz  er  endlich  seiner  unbcsunnenbeit  ge- 
\^ahr  wurde.  1,  Vo  (Agathon  ',');  in  die  icng  wirt  man  gewar 
der  warheit:  als  lang  gelernet,  etwas  gekunnet.  ackermann 
aui  bölimen  4,7;  wenn  eine  thewrong,  oder  pestilentz,  uder 
ilüiie,  uder  brand,  oder  hewscbiecken,  oder  raupen  im  lande 
sfin  wird,  oder  sein  feind  im  londe  seine  tbore  belagert, 
uder  jrgend  eine  plage  uder  kranckheit,  wer  denn  bittet  und 
ndii-t,  es  seien  sonst  menschen,  oder  dein  vulck  Israel,  die 
da  gewar  werdi-n  jrer  pl;i(;e, ..so  wullcstu  hOrro  im  hiinmel. 
LuTiiRR  I  iAn.  H,  3S  (li  qua  cognoverü  plagam;  üb  etlicher  der- 
kent  die  plage  seines  herizen  und  streckt  aufToein  bend  in 
di>i'in  bans,  du  drrbür  in  im  bimel.  Eccrstkix  ;  ob  einer 
II kent.  KoRuRCKR,  bei,  UiEiiNRitRciR;  die  da  gewar  werden 
11  er  plag,  lüncher,  Slra$tburger  btbel);  dasz  die  bauren  des 
liussens  nicht  ieichilicb  gewar  werden.  Kisciiaiit  bienenkorb 
l.>4';  ein  weiser  mann  wurde  bei  ihm  keines  mangels  gewahr, 
warumb  er  ihn  hiittc  tadeln  können.  OitARius  per$.  baum- 
g'ti teil  {Hamburg  \fi'}a)i>';  des  belruges  gewahr  werden,  t'a;>tT- 
cetoir  de  la  IrnuJ*  KoMJKAO-IiusTORrr 'i53';  merkwürdige  tage 
meines  leliecs  hatte  ich  bisher  in  dem  fremdesten  zustande 
mit  ^uiiz  fremden  menschen  gelebt  und  mich  eigentlich  wieder 
liiscti  des  humanen  zusiandes  erfreut,  dessen  ich  zwar  in 
zufälligen,  aber  doch  natürlichen  bezQgen  seit  langer  zeit 
erst  wieder  gewahr  wurde,  da  ein  geschlossener  beimath- 
lieber  kreis,  ein  leben  unter  völlig  bekannten  und  verwandten 
personen  uns  am  ende  in  die  wunderlichste  läge  versetzt. 
('•'iniK  (ilal  reise)  29,137;  80  vergeht  eine  zeit  nach  der  an- 
ilei  II ;  man  wird  des  lebens  weder  gewahr  iiucb  froh,  (an 
Hader   17»»)  brieft  »,  17. 

y)  das  demonstratiifMTonomen  ini  genetiv:  do  des  der  pristir 
geware  wart  der  bi  deme  grabe  saz,  der  vorwunderte  sich 
sere  unde  lif  rischlich  in  di  cappcllen  unde  wolde  di  licht 
Widder  euporne  unde  erhascbete  di  dupinne.  köDiz  leben  des 
keiligen  Ludwig  8t>,  27;  dis  ist  die  last  über  Tyro.  beulet  Jr 
Schilfe  autr  dem  nieer,  denn  sie  ist  zerstöret,  das  kein  haus 
da  ist,  noch  jemand  dabin  zeucht,  aus  dem  lande  Chitim 
werden  sie  des  gewar  werden.  Lutbeh  Jesaias  23,14  (de 
terra  L'hetm  revelatum  tst;  in  ist  deruffent  von  dem  laude 
(llietiin.  bocE»Tei;<,  erüffent  Kobcbckr,  Diktenbercer;  vom 
land  i'.ethim  isis  inen  olfenbarer.  Kck;  und  ingenummen 
von  denen  die  von  Kithim  komen  sind.  Züricher  bibel); 
daran  der  GanJalin  nicht  feiret,  dann  uinb  der  königin 
nachtessen  verordnet  er  solches  alles,  dasz  dessen  niemandt 
gewahr  ward.  Amadis  bö  KtlUr;  folgend»  bemühet  er  sich 
mehr,  denn  hievor  diesen  galgenscbwengcl  die  haut  zuver- 
klopffen,  welche  jbn  biuderwerti  in  die  schultern  verwundet, 
dadurch  er  grossen  hauOTen  hluls  verlohre,  wiewol  er  dessen 
in  solchem  grimme  nicht  gewar  wurde.  76;  darnach  koinen 
wir  die  rauigeben  gemainlichen  zusamen  in  die  cappiltel- 
stuben  und  wurden  da  zu  raute,  das  man  evv  sollichs  zu 
ainer  warnunge  zu  stunde  verschreiben  sollte  als  darumbe, 
obe  das  wäre  das  der  piscbolTe  yendert  usz  den  sacken  gegen 
•weh  oder  andern  redent  und  uns  debainerlai  ungelimpllen 
zuziehen  würde,  das  ir  uns  denne  mit  ewer  weisthait  nach 
dem  pesten,  wan  ir  des  gewar  werdent,  wissent  zu  ver- 
sprechen. Zi:<K  Chronik  von  Augsburg,  d.  tlddteehron.  i,  MO; 
es  sül  auch  dhaincr  dem  andern  dhaines  Schadens  nicht  zue- 
seben,  es  sei  von  wilden  waidleuten  auffort,  infort;  so  er 
des  gewar  wierdt,  so  sul  er  das  von  stund  anbringen  und 
das  zu  wissen  tuen,  banntaiding  von  sl.  GalUn  tM)8,  iiUrr. 
weitih.ifZi;  item  ob  ain  prunat  aufktm  ainem  in  seio  haus 


ani  lemackto,  der  ivl  das  b«*cbreteo,  alsbald  er  d«ssea 
gewar  wiert,  ood  soll  seines  gals  aicbt  aoslrsgeo.  TtroUr 
weitth.  I,  IM  (tf/fiiHiiy  VM  SfM,  htmiidu,  von  ICJf);  «Ofdt 
man  aber  auf  am  ricbier  des  gawar,  4aniuib  sol  la  di« 
herscbaft  pessern  und  siraffea.  m^  uwi  tednumf  to 
Donneiibaeh,  ih.  johrk.,  dittrr,  •rälk.  I,  tl. 

b)  umichretbung  Mi/  der  ffiptiHhu  von. 

a)  neben  rin^ffl  objeüult  wird  4k  f*rio»,  »m  irr  Ht  9tkr- 
nehmung  gemaehl  wird,  mit  der  prapotttion  angtknkpfl:  dano 
wo  man  vun  ein>  m  (Juden)  gewar  ward,  das  er  das  oru  o»- 
gehorsam  was,  ward  er  an  aainam  Uib  ftsiraffL  WKaaaa 
ruUwagenb.  147  Kiirs. 

ß)  davon  für  des,  dessen,  es: 

•o  wurde  doch  davon,  well  «in  gobeiaier 
det  frauleioi  tarte«  herz  beoBfU, 
und  gleich  beim  «lotrlii  ilame  Klar' 
tlcb  über  schlarrlikeli  beklagia, 
von  beiden  keine  ws»  gowaiir. 

H-ULAii»2l.)M  (KlelU  m 
0.  buek,  v«r*  4S). 

e)  gentlivformen ,  die  tpAter  aU  oeeuialite  aufgefaat  »trdtn. 

a)  der  genetiv  det  neutralen  perionalpronomtns,  es:  also  ward  es 
der  biscboir  gewar,  der  scbrib  dem  vicari  her,  der  salzt  in  vridar 
ein.  Hen  ehronik  fön  Augtburg,  d.  Mdteckroniken  U,  IIB;  dar 
bischolT  hett  es  gern  baimiicb  gehalten,  man  ward  es  abar 
gewar.  183;  also  wurden  es  die  pfalTen  hie  gewar  und  trugaa 
im  bie  gar  ain  schlechten  bimel  entgegen,  so;  es  belib  hia 
lang  verschwi;'en ,  aber  binden  nach  da  ward  man  es  doch 
aus  andren  stellen  gewar.  216;  es  weret  von  morgen  bis  an 
den  abend,  so  werden  sie  aus  gehaweo,  und  ehe  sie  9» 
gewar  werden,  sind  sie  gar  dabin.  Lcthir  Htob  4, 30  (rt  qui* 
nullus  inlelligit,  in  ailernum  pertbunt ;  si  werden  abgescboitteo 
von  dem  morgen  untz  an  den  abenl:  und  keiner  vernimpt 
es  das  si  verderben!  ewiglich.  EccKSTein ;  darumb  das  daz 
keiner  versteht,  so  werden  sie  ewigklich  verderben,  kotcscta, 
rfr^nso  Eck,  UiKTenaKSCRii;  ee  si  es  geuor  werdend.  Züncher, 
Strasiburger  bibel);  sonst  wo  sie  die  frue.4unde  verscblafTen, 
werden  jnen  die  hendel  zu  dicke  und  zu  gros ,  ehe  sie  es 
gewar  werden.  Luther  ausleijung  det  toi.  piulm  (Jena)  6,165'; 
das  heilig  evangelion  ist  ein  krelTlig  wort,  darumb  kan  es 
nicht  zu  seinem  werk  komen  on  anfecblung,  und  niemanl 
wird  es  gewar,  das  es  ein  solche  krafft  batt,  denn  wer  es 
schmeckt.  12,38  (epiftel  s.  Ptiri  ausgelegt  1&23)  Weimar;  da  liest 
er  unter  dem  erdreich  ein  heimlichen  gauK  graben  in  dia  ataU, 
das  es  die  bürget  nie  gewar  wurden.  Ltmus  (Sehifftrlin) U; 
denn  unser  gott  bat  auch  wollen  sein  ehestand,  und  Ver- 
mischung der  genge  mitten  in  der  erden  haben,  wie  nsaa 
auch  solches  in  kreiitern  und  beumen  gewar  wird.  MaTassioa 
Sarqila  34';  aber  es  bleibt  gemeiniglich  darbei,  das  der  bot 
und  paredt  trawret,  das  herz  wirt  es  selten  gewar,  wie  man 
plfegt  zu  sagen:  der  erben  und  eheleut  threnen,  wenn  die 
zumal  alt«  ehegenossen  und  reiche  eltarn  verlieren,  daa 
sei  ein  heimlich  gclecbter  und  jnwendige  frcude.  kitk- 
prediyten  02  {neudruck>;  er  (Ltriuius)  war  ein  von  natur  verstlo- 
diger,  listiger  und  in  regimentssacben  wolgaObter  mann,  wai 
hatte  bei  den  Moscowiiero  den  namen,  als  wer  er  gulattif 
und  freigeb,  und  richtete  bei  den  forsten,  so  von  natur  liraa- 
nisch  waren,  allea  sein  thun  und  lassen  dabin,  dasa  «a  im 
underthanen  zu  gutem  kime,  das  tbat  er  abar  Bit  aolcbar 
bescheidenbeit,  dasz  es  die  forsten  nicht  gavtbr  wmim 
mochten.  S.  MCiisTBa  casaisfrepti»  1431  (16t:):  wMs«nt  «r«|aB 
wir  dann  oOTi  in  besagtem  garten  zosamnan  kamen,  aa4 
gleichsam  im  raub  und  höchster  eil  blooMn  brachen,  damit 
es  seine  eifcrsachlige  alte  nicht  gewahr  wftrde.  GaiaasL*- 
HAOSEN  SimplicifM  (NAr9b*r§  1113); 

CupiJo  warda  gtwabr.  «ad  spracb  !■  Miaea  siaa««: 
toi  mir  der  schlirar  denn  >o  fr«i  awsgafcsa  btaMat 

P.  Kunw«  iMlssa*  jw— f  (IMVIt: 

es  ist  aber  auch  sehr  nQtzlicb,  a«  oft  A  falapaMi 
kömmt,  uns  ja  ta  erinnern,  das«  «ir  oas  mv  saralalla«, 
und  dabei  genau  untersacbcn,  ob  nicht  OMacka  Ihncfcall 
etwa  aus  einem  natarlicben  bange  zur  nsrrbtit  catstehl, 
und  wenn  wir  es  gewahr  werden  sollten,  ona  ja  ia  alias 
ernste  davor  tu  baten.  Tiaca  9,  »  (SdkaUMrfer);  weil  «r 
(der  rdft  es  aber  so  ungeschickt  machte,  ward  aa  di«  imiUcr 
vom  lammlein  gewahr  uui  i«ag  »a  sataahlkh  n  achrataa 
und  tu  bla«n,  daai  dia  baaara  karMcalaaiaa  kaaaaa.  Gaiaa 
kindtr-  Mii4  WaiaOrshea  1, 141  {4n  mlf  wai  im  /Ms);  als 
ea  (dtst  der  min  ««*  irm  faa  irraaiaabwanUe)  der  fttnätaa 

MO« 


4779 


GEWAHR  (aufmerksam)  3 


GEWAHR  (aufmerksam)  3 


4780 


gewahr  wurde,  rief  er  wieder  'ach  ich  armer  mann!'  1,848 
{der  hund  und  der  sperling).  vielfach  bezieht  sich  das  pronomen 
auf  substantiva  zurück,  so  auf  eiri  abstractes  nomen :  das  alter 
überschleicht  manchen,  ehe  er's  gewar  wird.  Matuesius 
Sarepta  23' ;  geleiientlich  auch  auf  «n  persönliches  neutrum :  (ie 
selbst  aber  blieb  in  der  nähe,  um  das  fernere  schiclisal  des 
kindes  abzuwarten,  die  tochter  des  Pharao  wurde  es  bald 
gewahr,  und  da  der  iinabe  ihr  geßel,  so  beschlosz  sie  ihn 
zu  retten.  Schilleb  9, 106  {sendung  Moses). 

ß)  da  wurde 

Uector  alles  gewahr  in  seinem  herzen  und  klagte. 

BÖRGKR  llias  22,296 

(ilektor  erkannt'  es  anjetzt  in  sein6m  geist  und  begann  so. 

Voss; 

"Ehxcoq  y  eyreo  rjoiv  ivl  cp^eal  tptovrjaitns). 

y)  ich  wurde  nichts  gewahr,  /  did  not  see  it.  teutsch-engh 
lexicon  (1716)  168;  ich  kunt  nichts  gewahr  werden,  /  could 
not  spy  out  any  thing.  ebenda;  er  {Daumesdick)  schlief  aber 
so  fest,  dasz  er  nichts  gewahr  ward,  und  nicht  eher  auf- 
wachte als  bis  er  in  dem  maul  der  icuh  war,  die  ihn  mit 
dem  heu  aufgerafft  halte.  Grihm  kinder-  und  hausmärchen 
i,2-lH  {Daumesdick);  sie  {die  altmulter)  kam  herzu,  gieng  aber 
zu  nahe  ans  feuer  stehn,  dasz  ihre  lumpen  anfieugen  zu 
brennen,  und  sie  wards  nicht  gewahr.  2,  322  {die  alte  bettel- 
frau) ;  man  schlafe  noch  einmal  so  gut  (im  rausche),  meinte 
es,  da  weclce  einen  nicht  e-n-iederi  fleuge,  und  wenn  es 
schon  ein  wenig  donnere  und  blitze,  so  werde  man  davon 
nichts  gewahr  und  brauche  sich  nicht  zu  fürchten.  J.  Gott- 
HKLF  4, 185  {wie  fünf  mädchen  im  brannlwein  jämmerlich  um- 
kommen). 

d)  objectsdtze,  die  keinen  casus  erkennen  lassen,  vereinzelt 
geht  hier  ein  pronominaler  hinweis  voraus :  aber  im  feuer  ward 
mans  gewar,  dasz  es  quecksilber  gewesen.  Mathesius  Sarepta  2S'. 

a)  1))  lü  den  zeiten,  da  Mose  gros  wurden,  gieng  er  aus 
zu  seinen  brüdern,  und  sähe  jre  last,  und  ward  gewar,  das 
ein  Egypter  schlug  seiner  brüder  der  ebreischen  einen. 
Luther  2  Mos.  2,  11  {viditque  afflictionem  eorum  et  virum 
Aegyptium  percutientem  quendam  de  Hebreis  fratribus  suis;  in 
den  tagen  dornache  do  Moyses  waz  gewachssen  er  gieng  aus 
zu  seinen  brüdern  er  sach  irquelung:  und  ein  man  Egiplier 
slahen  ein  von  den  Hebreern  seiner  brüder.  Eggestein,  ebenso 
KoBuncER,  Eck;  und  ward  gewar,  das  ein  Egypter  schlug. 
Züricher,  Straszburger  bibel,  Dietenberger);  als  er  {Isaac)  nu 
eine  Zeitlang  da  war,  sähe  Abimelech  der  Philister  könig 
durchs  fenster,  und  ward  gewar,  das  Isaac  schertzel  mit 
seinem  weihe  Rebeca.  Luther  l  Mos.  26,  8  {prospiciens  Abi- 
melech rex  Palestitinorum  per  fenestram,  vidil  eum  jocantem  cum 
Rebecca  uxore  sua;  Abimelech  der  kunig  der  Palestiner  der 
sach  durch  ein  venster,  er  sach  in  schimpfen  mit  Rebecca 
seiner  hausfrawen.  Eggestein,  «6enso  Koburger  und  Eck;  und 
ward  gewar  daz  Isaac  schimpfet.  Züricher,  Straszburger  bibel 
und  Dietenberger);  und  es  begab  sich,  da  Josua  bei  Jeriho 
war,  das  er  seine  äugen  auffhub  und  ward  gewar,  das  ein 
man  gegen  jm  stund,  und  hatte  ein  blos  schwert  in  seiner 
band.  Lutbi.r  Jos.  5,  13  {et  vidit  virum  stantem  contra  se;  er 
hub  auf  die  äugen  und  sach  ein  man  sten  gegen  im.  Egce- 
stein,  Koburger,  Eck;  und  ward  gewar,  daz  ein  man  gegen 
im  stund.  Züricher,  Straszburger  bibel,  üietenberger);  und 
ward  beim  mondenscheine  gewahr,  dasz  ein  mann,  der  bei 
tische  erbar  genug  auszgesehen,  sich  zu  der  magd  gefunden. 
Weise  die  drei  ärgsten  erznarnn,  neudruck  122;  aber  denke 
dir  meinen  schreck,  als  der  postmeister  meinen  pasz  zu 
sehen  verlangte,  und  ich  gewahr  ward,  dasz  ich  ihn  un- 
glücklicherweise vergessen  hatte.  H.  v.  Kleist  briefc  an  seine 
braut,  S.  204. 

2))  do  die  Judescheit  gewar  wart,  das  die  zwene  fürsten 
Vcspasiantis  und  Tytus  sin  sun  koment  mit  grossem  volcke, 
do  Quhent  die  Juden  alle  in  dem  lande  in  die  stat  zu  Jeru- 
salem und  sattent  sich  zu  gewer.  Kö.mgshofen  Chronik  von 
Straszburg,  d.  städtechroniken  8,344;  also  kamen  mär  her,  wie 
der  Luther  auff  dem  weg  haimwartz  gefangen  wer  worden; 
ellich  pfaffen  betten  sein  fräd,  aber  das  gemain  folck  was 
traurig  umb  in ;  darnach  über  ettlich  monat  ist  man  gewar 
worden,  dasz  der  Luther  auff  ainera  schloss  in  Sachsen  ist, 
das  gehört  hertzog  Fridrich  von  Sachsen  zu.  Rem  chronik  von 
Augsburg,  d.  städtechron.  25,156;  dann  wo  man  von  einem 
gewar  ward,  das  er  des  orts  ungehorsam  was,  ward  er  an 
seinem  leib  gestrafft.  Wickbam  rollwagenb.  147  Kurz. 


3))  da  sie  gewar  ward  dasz  sie  ausz  jres  vattera  köpf  bett 
getruncken,  da  war  sie  dem  kOnig  über  die  masz  feindt. 
Pauli  schimpf  und  ernst  m*;  wenn  denn  nicht  sterben  und 
todt  da  ist,  so  kan  es  {das  evangelium)  nichts  thun,  und 
kan  niemant  gewar  werden,  das  er  lolch  tugent  thut,  und 
stercker  ist  denn  sund  und  todt.  Luther  12,  381  (epistel 
s.  Petri  ausgeletit  1523);  als  sl  nun  gewar  warden,  das  wir 
menschen  waren,  fragten  si  uns,  was  daz  für  ein  creatur 
were,  die  uns  so  bebend  und  treulich  trug.  S.  Franck  weltb. 
213';  endlich  ward  ich  gewahr,  dasz,  at  last  I  perceived,  that. 
teutsch-engl.  wb.  (1716)  768;  so  kann  der  leser  auch  ohne  mühe 
gewahr  werden,  dasz  er  {der  dichter  Milton)  mit  klugem  ur- 
theil  alles  vermieden  hat,  was  in  dem  lateinischen  poeten 
überflüssig  oder  kinderhaft  ist.  Bodner  über  das  wunderbare 
in  der  poesie  419  (1740);  also  überlegen  sie  es  recht  beste 
freundin,  denn  wenn  sie  auch  in  mir  denjenigen  nicht 
finden  sollten,  den  sie  suchten,  wenn  ich  gewahr  würde, 
dasz  sie  es  bereuten,  mir  zu  lieb  soviel  aufgeopfert  zu 
haben,  so  wäre  es  um  meine  ruhe  geschehen.  Scbiller 
(an  frau  von  Wolzogen  27.  märz  1783)  briefe  1,  106;  wenig- 
stens, mein  lieber,  fuhr  sie  {Charlotte)  fort,  sollst  du  ge- 
wahr werden,  dasz  deine  wünsche,  die  freundliche  leb- 
haftigkeit,  womit  du  sie  ausdrückst,  mich  nicht  ungerührt, 
micii  nicht  unbewegt  lassen.  Götbe  17,  16  {Wahlverwandt- 
schaften); der  mit  brüder  Marcus  herumwandelnde  leser  wäre 
gewahr  geworden,  dasz  die  verschiedensten  denk-  und  em- 
pfindungsweisen  .  .  sich  hier  am  orte  in  ausgezeichneten  in- 
dividuen  darzustellen  und  die  begier  nach  höchster  ausbil- 
dung,  obgleich  einzeln  unvollkommen,  durch  zusammenleben 
würdig  auszusprechen  berufen  seien.  45,  329  {über  die  geheim- 
nisse);  der  geistreiche  Britta  sieht  sich  von  Jugend  auf  von 
einer  bedeutenden  weit  umgeben,  die  alle  seine  kräfte  an- 
regt ;  er  wird  früher  oder  später  gewahr,  dasz  er  allen  seinen 
verstand  zusammennehmen  musz,  um  sich  mit  ihr  abzufinden. 
{dicklung  u.  wahrh.  IS.  buch)  26,  214 ;  Genzano  eine  Stadt  mit 
deutschen  dächern.  ich  wollte  schon  in  ein  künstlerisches 
entsetzen  über  diese  barbarische  bedeckung  ausbrechen,  als 
ich  gewahr  wurde,  dasz  mir  das  ding  nicht  übel  gefiel.  Gbill- 
PAiiZER  {tagebuch  auf  der  reise  nach  Italien)  19,243. 

ß)  also  war  der  mann  gewar  worden,  wie  sich  sein  frauw 
gebalten  bett  nach  seinem  tod.  Pauli  schimpf  und  ernst  qh*  ; 
sie  {die  erinnerungen,  dessen,  was  er  ehemals  gewesen)  hatten 
es  {sein  herz)  beinahe  gänzlich  wieder  eingenommen,  als  er 
erst  deutlich  gewahr  wurde,  wohin  ihn  die  betrachtungen, 
denen  er  sich  überliesz,  nothwendig  führen  muszten.  Wie- 
lAND  (i4pa</ion  9, 1)  2, 156;  so  lange  er  im  dienste  war,  hatte 
sich  kein  ehepaar  scheiden  lassen,  und  die  landescoUegien 
wurden  mit  keinen  bändeln  und  processen  von  dorther  be- 
helliget. GöTHB  {Wahlverwandtschaften  1,2)  17,23;  'beilig  ist  der 
arbeitstag',  sprach  er  {Eugen)  fast  unwillkürlich  vor  sich  hin 
und  als  ihn  Viltore  fragte,  was  er  gesagt  habe,  wurde  er 
plötzlich  gewahr,  wie  er  mitten  in  der  höchsten  lebenslust 
sieh  in  allgemeingedanken  verlor,  äüerbacu  neues  leben  3,297; 
von  Jugend  auf  an  katholisches  leben  gewöhnt,  wurde  er 
jetzt  immer  mehr  gewahr,  welch  eine  eigenthümliche  kraft 
dem  protestantischen  vulksgeiste  innewohnt.  3,189;  ihr  werdet 
immer  mehr  gewahr  werden,  was  das  für  ein  grundbraver 
mann  ist.  3,  89;  der  maier  wurde  nicht  gewahr,  wie  dieser 
eingang  schon  die  arme  innig  beben  machte.  MOrike  4,222 
{maier  Nolten);  und  als  ich  in  seine  {mädelis)  treuherzigen 
äugen  sah,  wie  sie  so  sehnsüchtig  liebe  und  freude  an  mir 
suchten  ~  da  ward  ich  gewahr,  dasz  es  eine  laus  sei,  was 
mir  hinter  den  obren  gramselc.  J.  Gottbelf  werke  i,2m  {leiden 
und  freuden  eines  Schulmeisters). 

e)  der  accusativ  des  objectes.  die  ersten  anfange  reichen 
bis  in  die  mittelhochdeutsche  ptriode  zurück  und  setzen  bei  dem 
neulrum  des  demonstrativpronomens  ein.  es  ist  fraglich,  ob 
in  dieser  form  der  casus  durchgefühlt  wurde,  denn  sie  verbindet 
sich  regelmäszig  mit  gewahr,  lange  ehe  der  accusativ  sonst  ein- 
gang findet,  für  den  letzteren  kommt  neben  der  rein  lautlichen 
Vermischung  der  formen  auch  die  analogie  der  rektion  der  Syno- 
nyma in  frage  {namentlich  wahrnehmen),  schon  Lutber,  der 
durchweg  den  genetiv  aufweist,  teigt  in  einem  falle  doch  auch  bei 
einem  Substantiv  den  accusativ:  was  sibestu  aber  den  splitter  in 
deines  bruders  äuge,  und  wirst  nicht  gewahr  den  baicken 
in  deinem  äuge.  Matth.  7,3.  auffaUendtr  schon  ist  das  si 
niemand  gwar  nach  innen  ward  [Morgant  50, 17).  die  eigent- 
liche   construction    mit  dem   accusativ   setzt    erst  zu    ende   des 


4781 


GEWAHR  (aurmerksam)  3 


GKWAIIR  (aufmerkMoi)  3 


4782 


n.  Jahrhunderts  ein.  dtr  gtnelw  hält  $ich  am  klng$U»  h»  clnr~ 
deutschen  quellen.  Aokloiic  2,613  erklCit  ^,n  für  ttraltä  und 
oberdi-utsch ;  Soiwau,  dtr  du  angaben  von  HufiDiAV-BoxTOirf 
auticlireibt,  lettt  für  Jen  gtneliv  Meiner  vorläge  jeweili  den  aeeu- 
laliv  cm.  Klui'vtoo  gebraucht  den  accu$ativ,  GOTIK  htvortugt 
i/in,  ohne  tieh  det  genetm  gani  tu  enltchlogen,  6«  WiKURO, 
Slhii.lk.*  und  tpaleni  i$t  nur  der  aceu$aliv  beuugL 

a)  pronominalformtn  im  neutrum: 

lu  kainp«  wai  «r  unK*rall. 

la  Ueii  bot  vr  ou  K<>icl>r«li. 

«•  dti  der  lew«  wart  («wir, 

er  quam  mit  frechen  »prungeo  dar, 

•r  wolU  ilnie  herreo  lU.    Eluabelh  S31&  lUeutr, 

vi/L  vtr»  33M:  ••  det  der  furili  wiri  gewar; 

leb  ichlOer  Im  {iltm  mannt)  nll  der  kuokel  meto 

auf  leinen  nack,  woo  ••In  maliier  pio  leb  gtr, 

dai  wird  dick  leia  halt  lewar.     fattnaeht$irUl*  485,M: 

(Irr  prieder  war  das  gewar  worden,  uond  gedachte,  wie 
brechlesl  du  den  bauwren  ton  der  irrung.  I'alli  uhmpfund 
ernst  IM*:  •'■<>  wollen  die  Frantzosen  mit  den  Schweitzern 
dei  kalier  und  baptts  toIIc  in  irem  leger  Oberfailen  haben, 
das  ward  aber  dea  kaisera  Tolk  gewar  und  richten  die  bilcbBcn 
gegen  in.  VV.  llau  Augtburger  chrontk,  d.  ildJttcJironiken  26,  171; 
er  bett  auch  ain  cunfettat  von  cineni  pauren  genomen,  das 
hell  der  paur  zail  und  hell  sein  confesüat  nicht  wider  ge- 
Domen,  da  wolt  der  HOchsietter  das  selb  gelt  noch  ain  mal 
be/alt  haben,  das  ward  ain  rutt  gewar  und  Terbott  dem 
liuchntelter,  daai  er  kam  gwand  mehr  «olt  auischneiden.  81; 
daz  wird  einer  der  jungen  sti^rche  gewar,  und  hacket  mit 
«einem  Schnabel  durch  dasselbe  kucklOcbleln  heraua,  und 
haMüi  jn  hart  nebon  dem  äuge  ein  ziemlich  loch  in  die 
wange.  Coiutiit  ealender  ii  {Wtlltmberg  IdOl) ;  wunn  ein  vieh, 
rs  seie  gleich,  was  für  \leh  es  isi,  in  das  veld  kumbt  und 
der  eicbehei  das  gwar  wiert,  so  aoll  er  alsdann  hingeen  und 
beseehen,  wo  daa  einkomen  ist.  feidöffnung  von  Urningen  1M&, 
Tiroler  »fisth.  1,13»;  'warum  wurdest  du  roth,  als  der  gesell 
In's  Zimmer  trat?'  'gott.  Tater!'  antwortete  sie,  'das  bin  leb 
selbst  gar  nicht  gewahr  geworden*.  HaasEL  (6ar6i>r  Zitierlein  3) 
9,00;  ,dat  ward'st  eh'r  'wahr  aa  hOtt  mur'n  tagt;',  das  wurdest 
du  thtr  gewahr  als  heute  morgen  den  tag  wird  bei  plötilieher 
ühtnaschung  gesagt;  auf  Helgoland:  deat  wurst  iahr  woahr, 
;;ibr  che  mor'n  de  tai.  Wa^ulla  1,1643:  mir  war  das  ganze 
i-br  angenehm  als  recnpitulotion  dessen  was  ich  Tor  einem 
jabre  dort  gewahr  wurde.  (Jöthe  (oji  Schiller  5.  1.  1802)  briefe 
16,10t:  iwar  machte  mir  jederzeit  die  poetische  nachbildung 
dessen,  was  ich  an  mir  aelbst,  an  andern  und  an  der  natur 
gewahr  geworden,  das  grOszte  Vergnügen.  GOtbb  (dicht,  und 
mahrh.  6)  ii,  41. 

b)  persönliches  object: 

t))  die  unsern  hatten  mich  auf  den  hügel  getrageo,  und 
Ulf  einen  scbild  geseta.  kaum  wurde  mich  VVarbrecbt  ge- 
wahr, so  rief  er  mir  schon  mit  »einer  schluchtstimme  zu: 
JUS  drei  andern  thalcrn  nucb  mehr  rusz  und  mann!  Klüp- 
^TOCk  (//ermannt  <od,  lt. sun«)  10,211 ;  die  fand  ihn  mit  halbem 
leib  auf  einer  grünen  bank  liegen,  das  bnupt  unier^tuizt, 
und  so  zerstreut,  dasz  sie  eine  weile  Tur  ihm  stand  ehe  er 
sie  gewahr  wurde.  Wiela.nd  {Agathon  6.  buch,  h.  eap.)  1,315; 
;ili  ich  oben  stand, . . .  wurde  ich  Demetii  gewahr  und  rief 
lim  zu,  herauf  zu  kommen,  welches  er  auch  gleich  tbat. 
llKi.tSK  sämmtL  schrißen  1,242  {Ardi>ighello\;  hurtig,  hurtig! 
zaudre  nicht  lang,  lasz  alles  da!  und  dasz  kein  aug  dich 
gewähr  wird.  Schiller  2,147  (rdu6CT-4, 31;  ich  werde  hier 
.::iste  gev^ahr,  die  die  freuden  meines  festes  nicht  tbeilen. 
3,22  (Fiesko  1,7);  (loetbe  auf  einem  felsen,  der  ihn  gewahr 
wird,    bühnenanweisung  m  Lernens  panddmonium,  ntudrucki; 

aU  Iah  gleng  die  flur  endaDg. 
lauschend  auf  der  lerchen  tang. 
ward  ich  einen  mann  gewabr, 
arbeiuam  mit  greitem  haar. 

UiLAna  (ficA<eri<9«ii{ 

da  sie  das  hSnflein  gewahr  wurden.  Mosloa  9, 1S6;  einen  tod 
weitem  gewahr  werden,  to  ptretivt  or  desery  oM  fnm  »far, 
Eaaas  644';  ähnlich  Hapsar  2,1,461*. 

2))  dt<  r«/lexivverfrindun;,  vergL  oben  sp,tT,i:  es  vergingen 
eini):e  tage,  ohne  dasz  ich  zu  einem  Tölligen  bewusztsejn  zu- 
rückkehrte, und  als  ich  nun  durch  die  kraft  der  natur  und 
Ärztliche  hülfe  mich  selbst  wieder  gewahr  wurde,  fand  ich  die 
Umgebung  des  rechien  auges  ge.<icliwii|len,  das  sehen  gehin- 
dert  und   mich   Qbrigeus  in  erbärmlichem  zustande.   GOri* 


(laf-  «.  itkrtsktfU)  l\,  M:  freilick,  tafl«  Eduard,  kUfl  4»» 
bin.  und  wirdrrdMkaa,  daa  hin-  mmI  wMarw^M  n  Mktoi 
doch  unur  diestm  ndeo  blo  Ich  «idi  MÜal  «nl  «••kr 
geworden,  habe  ich  trat  «otacbiaäM  «»fftkll,  «MM  M  mUk 
enitcblietzea  aolllt,  wozu  ick  MUMuwtm  Ma.  (■ 
wandtsthafttn)  17,  itw :  nun  aolll«  aktr  4it  tHi  i 
dichlergeoie  sieb  s«lbst  gawakr  wOni«,  tick 
baltnisse  scbofe  und  den  grasi  ts  tiMr 
tu  legen  verstände.  {dtchtun§  und  wakrMt  M.  kutt)  Sft,  IM: 
Rom  ist  eine  well  und  man  braucht«  jabr«  wü  akb  aor  «rat 
drinne  gewahr  zu  werden,  {an  llerätr  13. 12.  I7M)  irttfat^t»; 

Tom  «dien  leUiercbor  ungeben 
wird  (leb  der  oene  kaum  gewahr, 
•r  alioei  kaum  daa  rritcbe  labea. 
so  glclcbi  ar  »cboa  der  batllgea  acbaar. 

fanti  liottt 

unter  saaaoimenleben  (mit  d*T  Güniti  eit)  war  acb&o,  m  war 
die  erat«  «poche,  in  der  ich  micb  g«wakr  ward.  Bima* 
T.  Arnim  bnefwechsel  mit  anem  ktndt  1, 1%. 

c)  iubitantira  im  accusatir: 

a)  aobald  er  aber  mein  haarig  kleid  . .  begriff,  und  zugleich 
die  hellacheinende  funcken  (welche  geoMiaiflick  d«r  ibiar« 
baute  sehen  lassen,  wan  man  sie  in  der  ioalr«  ainkkal)  f^ 
wahr  ward,  erscbrack  er.  GaiaaiLsiAoeiii  SimpWiisskaai  (1,  li) 
\3>ineudruck;  meinst  du,  dasz  ein  tiuler  Weidmann,  der  auch 
nur  daa  ohr  eines  rehee  in  einem  buscb  ist  gewahr  worden, 
raste  und  ruhe,  er  hab  es  denn.  Klopstocs  {gelahrten  repuUsk) 
12,  116;  er  schleppte  aich  mit  mühe  durch  einen  fuaxwcg 
hinauf,  den  er  zwischen  den  gebrauchen  gewahr  ward.  \Sit- 
LARO  {Agathen  l,  cap.  I)  1,  2&;  'aber  wie  kam  aa  denn,  dasz 
kein  einziger  unter  uns  sie  {äit  gttlaU)  gewahr  wurdef  fragte 
lord  Seymour.  ScaiLLta  4, 2i7  {gtitUrteher). 

ß)  man  ward  in  seinem  gesiebt  nicht  di«  geringst«  Ter* 
Änderung  gewahr,  on  ne  remarqut  poi  sut  ton  ti$*ft  U  wuinära 
changement.  ScawA.t  (1672)  1,741*;  ont  does  not  ramvk  Ik« 
least  alltration  in  hi$  face.  Hapaar  3,  t,46i':  da  man  in  tolU 
h&usern  nur  zu  hSulig  symptume  dergleichen  beterugeuer 
Termiscbungen  gewahr  wird.    TbOmmbl  l,6&  (IU3) ; 

doch  wird  man  untre  Oucbl  Tor  ug  gewahr, 
a«  iat  noch  eins  zu  ibuo. 

GaiLLrAazaa  «,M  (Mb  dem,  d^r  t»9t  111} ; 

und  that  ea  mit  einer  so  guten  art,  dass  er  keinen  b«soadero 
Torsalz  dabei  gewahr  werden  konnte.  Wielakd  (i49a(bMia,  t) 
2,  IM;  der  blosz  abgeleitet«  eigenschaften  gewahr  wird.  Ehcbl 
4,280;  denn  gerade  dasz  der  ScholtUnder  den  deutseben 
mann  mit  wublwolleu  anerkennt,  ihn  verehrt  und  liebt,  da- 
durch wird  er  dessen  treOlicbe  eigenschaften  am  sichersten 
gewahr,  und  vermag  sich  zu  einer  klarheit  über  seinen  gegeO' 
stand  tu  erheben,  tu  dem  sogar  die  laodsleute  det  treff- 
lichen in  frOhern  tagen  nicht  gelangen  konnten.  GflTaa  (chs- 
wdrtige  litteratur  und  volksputsie]  4S,  237;  das  wenig«  waa  aie  {dii 
Vorsteherin)  sonst  noch  hinzufügt  ist  gleichfalla  für  micb 
{CharlotU)  kein  rätbael,  weil  ich  in  diesem  lieben  kinde 
{Otlilie)  den  ganzen  Charakter  ihrer  mutler,  meiner  «ertbesten 
freundin,  gewahr  werde,  die  sich  neben  mir  «alwiek«!! 
hat  und  deren  tochter  ich  gewisz,  wenn  ich  erziebaria  oim 
aufseherin  sein  kOnnI«,  zu  einem  b«rrlicben  gaicklpf 
heraufbilden  wollte,  {maklterwandueäafttn)  I7,  l«;  deoa  rio 
liberales  anerkennen  aller  lalente,  die  wir  gewahr  wcrdca, 
ist  eine  achOn«  «ifcaaebaft  eine«  gebildet««  OMSscbco. 
(aa  Karl  Augusi  M.  «symaker  l»02|  krtr^  i»,  tS:  w«re  icb 
aUo  auf  jene  magisch«  w«is«  in  ihr  icb  eiogcdmogea.  aa 
würde  ich  e«  bewegen,  seine  reicbibQmcr  in  abcr»cb  «fas, 
■eine  kraft  gewahr  tu  werden  und  zu  irgend  ein««  lilcr»> 
rischen  unternehmen,  w»re  es  auch  nur  lur  die  erat«  aati, 
sogleich  zu  greifen,  {an  t.  A.  Hei/  imm)  krw.'c  la,: 

i\  die  bände  folgten  jahrweise  und 
teresa«  einer  gebldelcn  geaeliscbaft 
dasz  ich  nehr  als  den  nameu  dies«« 
(des  graftn  Buffon),  aowi«  dw  naB«o  adaar  «li«««!««  tdl- 
genosseo  wire  gewahr  worden.  GAtbk  [/rimeifta  4*  fM»> 
sopkie  taologuiue)  M>,  317 ;  ein  paar  p««liack«  ataff«  Ua  ick  «ckaa 
gewahr  worden,  die  ick  ia  «iBca  («iaaa  kariM 
wahren  werde.  (••  Sckillcrn. ««Ml  im)  Mtfi  l«,!«: 
la  dn  Sdtweixtr  reisf  (Mlir  #m  Ik  «a^Mf  iTtl)  9tr»t  «>,W; 
aus  einem  beili<faa4aa  tettei  werden  sie  uas«r«  IcMta 
theatralischen  unl«r««kaaBgtn  gewakr  wcrdeo.  («•  Jfifii  umt 
bm(*  Itf  ItO. 


4783  GEWAHR  (aufmerksam)  4—5 

e)  die  schöne  wurde  die  gefahr, 

worin  der  rulim  der  stoa  scliwebte, 

den  kämpf  in  seiner  brüst  und  iliren  sieg  gewahr. 

Wieland  {Miisarioii,  yesang  1}  9,34; 

es  giebt  eine  melhode  durch  die  man  überhaupt,  in  einer 
gewissen  zeit,  die  Verhältnisse  eines  orts  und  einer  gegend 
und  die  existenz  einzelner  vüizüglicher  menschen  gewahr 
werden  kann,  ich  sage  gewahr  werden,  weil  der  reisende 
kaum  mehr  von  sich  fordern  darf,  (jötue  (an  Meyer  1797) 
briefc  12,  284;  die  kathoiiken  bemerkte  man  kaum;  aber 
auch  sie  waren  die  vorlheile  gewahr  geworden,  welche  die 
beiden  andern  confessionen  sich  zugeeignet  hatten,  {dichtung 
u,  Wahrheit  n)  A8,  19;  die,  Franzosen  scheinen,  bei  aller  ihrer 
lebhaftigkeit,  mehr  als  andere  nationen  an  hergebrachten 
formen  zu  hangen  und  selbst  in  ihren  Vergnügungen  eine 
gewisse  eintönigkeit  nicht  gewahr  zu  werden,  {anmerkungen 
zu  Rameaus  neffen)  36, 162;  man  musz  ein  Sonntagskind 
sein,  wenn  man  das  verdienst  eines  solchen  gegenständes 
gewahr  werden  will,  (an  Zdter  1804)  17,  227;  hatte  ich  nun 
bisher  die  Wirklichkeit  der  sünde  in  mir  durch  die  erfahrung 
nicht  einmal  auf  das  leiseste  gewahr  werden  können,  so 
war  mir  jetzt  die  möglichkeit  derselben  in  der  ahnung  aufs 
schrecklichste  deutlich  geworden.  {Wilhelm  Meisters  lehrj.) 
19,  318. 

4)  die  loslösung  dus  adjedivs  aus  der  wortgruppe. 
o)  wo  aber  die  euszern  des  gewar,  understuenden  sie  sich, 
ir  gesellen  zu  behalten,  begriffen  und  hielten  sie  so  hart, 
das  die  hacken  ausreiszen  muesten.  Wilwolt  von  Schaumburg 
s.  21  Keller;  herzog  Albrecht  macht  sich  mit  xv  c  knechten 
und  viii  c  raisigen  uf,  zoch  den  negsten  zu,  sich  mit  inen 
zu  schlagenn,  aber  als  bald  die  Franzosen  des  gewar,  brachen 
si  mit  irem  hür  auf  und  zugen  nach  Brüssl.  84;  alsbald  die 
Walhen  das  gewar  ruckten  sie  hinweg.  106;  darnach  brach 
die  romisch  kaiserlich  majestat  mit  irer  wagenpurg  und  hör 
uf,  schlueg  und  legert  sich  bei  dem  Rein  uf  ein  viertail 
mels  wegs  nahen  neben  herzogen  Karin,  und  als  es  das 
gewar,  liesz  er  ime  und  seinen  herscliaften ,  ritter  und 
knechten,  auch  andern  ain  löblich  ambt  singen,  vill  raess 
lesen.  24; 

und  unsers  lebens  zeit  wie  ein  gespräch,  red,  klag, 
sich  eh  wir  es  gewahr  und  förtig,  schnell  beschiiesset. 

Wkckherlin  gedichle  1,358  (ps.  90,  9)  Fischer; 
der  vogt,  noch  eines  pfeils  gewahr, 
fragt  drohend  ihn:  'für  wen? 
Teil  lächelt:  'das  ist  schützenart.' 

Lavater  Schweiterliedev  (Wackernagel  2,  832) ; 
unbewuszt  der  freuden,  die  sie  schenket, 
nie  entzückt  von  ihrer  trefiichkeit, 
nie  gewahr  des  armes,  der  sie  lenket, 
reicher  nie  durcii  meine  dankbarlieit, 
fühllos  selbst  für  ihres  künstlers  ehre, 
gleich  dem  todten  schlag  der  pendeluhr, 
dient  sie  knechtisch  dem  gesetz  der  schwere, 
die  entgötterte  natur. 

ScuiLLER  1,26  (götter  Griechenlands); 
doch  er,  von  last  und  Bacchus  wuth  besiegt, 
ward  vaier  —  als  ein  knahe  nun  erschien, 
gab  er.  der  Übereilung  jezt  zu  spät 
gewahr  und  des  orakeis  eingedenk, 
den  neugebohrnen,  dem  er  durch  die  solea 
ein  spitzig  eisen  trieb,  den  hirten,  ihn 
auf  Junos  au  zu  werfen,  die  den  gipfel 
Citharons  schmückt. 

6,122  (Pliöidzierintien,  vers  25). 

6)  neue  Verbindung  mit  dem  verbum  substantivum:  si  war 
meiner  liebe  bald  gewahr.  Lohenstein  Armin  1,459;  ich  bin 
freilich  gewahr,  dasz  in  einem  handbuche  der  archäologie 
noch  manche  andere  niiltheilungen  über  Inschriften,  münzen 
und  die  topographischen  beziehungen  der  denkmäler  erwartet 
werden  konnten.  R.  0.  MClle«  Handbuch  d.  archäologie  d,  kunst, 
einl.  3  (1835). 

5)  gewahr  nehmen,  bei  einigen  belegen  aus  älteren  quellen 
liegt  es  nahe,  an  ein  verstärktes  wahrnehmen  zu  denken,  vgl. 
gewahr  zu  wahr  (s.  d.).  die  zahlreichen  jungem  beispiele  da- 
gegen nöthigen,  für  später  die  beeinflussung  von  wahr  nehmen 
durch  gewahr  werden  in  betracht  zu  ziehen. 

a)  ältere  filgungen:  unnd  darumb  so  nim  deines  adels  wol 
gewar.  Geiler  v.  Kfiskbsuerg  granatapfel  C  l";  der  nini  sein 
selbs  wol  gewar.  aiihrb.  mensch  b  2;  nim  der  wort  aller  gewar. 
ebenda;  des  nauim  sich  Buolland  gwär,  und  den  streich  zii 
fluchen,  kartt  er  sin  pfert  so  schnell  umm,  das  si  mit  ein 
andren  zuo  der  erden  hellend.  Morgant  der  riese  29,  36  {de  quoy 
R,  se  donna  garde);  des  nam  der  konig  gewar  und  sach  vvoll. 


GEWÄHR 


4784 


das  solchs  der  ritler  mit  den  sclilusseln  bette  gethan  aus  hoff- 
lichkeit.  Warbeck  die  schöne  Magelona,  neudruck  33;  dessen  (des 
riesen)  nun  die  frawen  ge«ar  nemende,  Hohen  etliche,  und  ver- 
borgen sich  hinder  die  bäum,  die  andern  fielen  aufl'  den  boden 
nider,  damit  sie  jn  nicht  sehen.  Amadis,  s.U  Keller;  aber  niemant 
ghiubts,  niemant  nimpt  es  gewar.  Aventin  1,  188;  die  andern 
nanien  der  schwaclien  nicht  gewahr.  Luther  posl.  (1528)  21*; 
der  vatler  im  hirael,  der  dein  gewar  nimbt.  Mela.nchthon 
hauptartikel  der  heil,  schrift  verdeutscht  s.  61. 
6)  neubildunycn : 

a)  dann  springet  zur  seile, 

passt  auf  jede  bewegung,  und  wenn  er  die  äugen  sich  auswischt, 
nehmt  des  vorllieiis  gewahr  und  salbi  ihm  aufs  neue  die  äugen. 
GÖTUE  (/Ici/it'/ie  fuchs  11.  gesung)  4,208 

(Reinke  de  vos  6216  denket  yuwe  vordel). 

ß}  unterdessen  nahm  ich  eine  spalte  gewahr,  die  das 
küchenschälterlein  hatte,  welches  in  die  stube  ging,  Grimuels- 
HAusEN  Simpl.  141  neudruck;  das  äuge  eines  bessern  wesens 
umfaszt  auch  den  gegenüberstehenden  flügel,  und  nimmt  dort 
stiltuen,  und  säulen  gewahr,  die  ihren  kamerädinnen  hier 
symmetrisch  entsprechen.  Schiller  (über  das  gegenwärtige 
deutsche  theater)  2,  341. 

Saeco:  ein  schwerd  liegt  im  saal.  Verrina  schaut  wild. 
Bertha  hat  rothe  äugen. 

Kalkagno:  bei  golt!  das  nehm  ich  nun  auch  gewahr  — 
Sacco,  hier  ist  ein  unglück  geschehen  (Variante:  werd  ich 
gewahr;  nehm  ich  wahr).  SciiiLLEa   (Ft'fs&o  l,  li)  3, 35. 

alle  anstalten,  die  wir  in  der  sittlichen  und  körperlichen 
weit  zur  Vollkommenheit  des  menschen  gewahrnehmen, 
scheinen  sich  zuletzt  in  den  elemenlarsaz  zu  vereinigen. 
1,  143  (versuch  über  den  Zusammenhang);  am  folgenden  morgen, 
da  Udo  sich  ermunterte,  nahm  er  zu  groszer  Verwunderung 
gewahr,  dasz  er  sich  nicht  mehr  in  einer  schifferhütte,  son- 
dern in  einem  königlichen  gemache  befand.  MusÄus  Volks- 
märchen 1,  293. 

y)  gewahrnehmen  it.  wahrnehmen  oder  vermerken  sind  all- 
gemeine aber  adoptirte  jagdworte,  und  wollen  so  viel  sagen, 
als  aufmerken  oder  sich  gesichern.  Heppe  wohhedender  jagcr 
(1763)  148";  das  wild  hat  mich  gewahr  genommen,  ebenda, 
vgl.  auch  Kehrein  wb.  der  weidmansspiache  (l873)  143. 

GEWÄHH,  f.  das  heutige  wort  umfaszt  eine  anzahl  von  Ver- 
wendungen, die  die  verschiedenste  deutung  und  erklärung  zu- 
lassen, die  meisten  versuche  sind  bis  jetzt  von  der  rechlswissen- 
schaft  ausgegangen,  wie  sich  noch  heute  der  gröszle  theil  der 
einschlägigen  belege  an  die  unter  gev/ahr  =  verus,  certus(sp.ilb9ff.) 
und  gewahr,  cautio  (sp.  4763//".)  besprochenen  typen  anknüpfen 
liesze,  io  hielt  sich  die  ältere  rectilsbelrachtung  an  wahren  =  cavere 
und  wahr  =  lerMS,  vgl.  Scherz  545.  Adelung  2,644.  die  neuere 
erklärung  geht  mit  Jacob  Grimm  (vgl.  rechlsalterthümer  b:>bff.)  auf 
die  entwicklungsformen  des  älteren  deutschen  rechtes  zurück  und 
knüpft  an  die  idenlität  des  spätlateinischen  veslitura  mit  der 
altdeutschen  gewere  an,  vgl.  gaweri  veslitura  Grakf  1,929; 
gewer  m/id.  «6.  3,586'.  Lexer  1,984.  unzweifelhajt  lassen  sich 
schon  aus  dem  entwicklungsgange  von  veslitura  entscheidende 
Vorbilder  für  eine  grosze  zahl  der  in  den  formen  gewer,  gewahr 
zu  tage  tretenden  Verwendungen  entnehmen,  da  jedoch  für  eine 
andere  gruppe  derselben  diese  erklärung  versagt,  so  wird  der  be- 
griff der  gewahrschaft,  wie  er  im  romanischen  warandia  sich  aus- 
prägt und  wie  er  im  fremdworte  garantie  als  einem  vorbilde  für 
viele  Verwendungen  des  heuligen  gewähr  wiederkehrt,  von  diesem 
zusammenhange  ausgeschlossen,  vgl.  Heüsleb  'die  gewere'  s.  2. 
dagegen  wird  ebendort  giwerida  in  den  kreis  von  gewere  ein- 
geführt, auf  grund  zweier  parallel  laufender  stellen  der  tradi- 
tiones  Fuldenses  (S2i) :  testes  qui  vestitionem  viderunt;  testes 
qui  vidcrunt  giweridam.  eben  dieses  giwerida  bietet  nun  einen 
guten  einblick  in  die  mannigfachen  berührungen  und  kreuzungen 
der  wortstämme,  die  im  heutigen  gewähr  abler,er  hinterlassen 
haben,  während  die  Schreibung  giweridam  in  den  trad.  Fuld. 
aus  824  kürze  des  vocals  erweist,  musz  aus  der  Schreibung  der 
glossen,  die  für  stipulatio  dasselbe  wort  belegen,  auf  länge  des 
vocals  geschlossen  werden,  nicht  nur  die  Hrabanisch-Keronischen 
glossen  schreiben  kiwaritha,  kiwarida  teslimonia  (Steinmever- 
SiEVERS  1,  211),  sondern  die  viel  spätere  Wiener  handschriß  zu  den 
canonischen  besMüssen  (II.  Jahrhundert),  ebenso  die  Tegernseeer 
handschr.  bietet  giwarido,  gewarido  adstipulatione  (Stkinmever- 
SiEVERS  2,  in),  bei  langem  vocal  werden  wir  auf  wdr,  wdri  == 
verus  (vgl.  unter  gewahr  oben  sp.  4763)  geführt,  bei  kurzem 
vocal  Hegt  die  anlchnang  an  gawura,  biwaran  (Graff  1,91t.  912), 


4785 


GEWAHR  1  (vestituni)  1,  a 


GEWAlia  I  (tretlitan)  1,  b 


4780 


mild,  wurn  {mlid.  wb,  S,M1*),  gffwabr  {obtntp.  VM),  dtm  waraadia 
tnlüammt,  tbtnto  o/fen  »i*  iit  an  werjan  vttlirt  (GaArr  I.  vtn), 
gol.  viinjan,  tiihd.  wern.  du  $eU>en  möqlichknitn  Utgtn  auch  für 
zahlreiclit  unter  iltr  form  Kewrre,  ftev^er  btUglt  termtndungtn 
und  noch  mehr  für  il'ii  heutige  (;eMülir  vor,  du  darüellung  mutt 
hier  den  vtrturh  machen,  ilu  mit  muhrtchetitUrhkeit  tu  ermttlehdtn 
grupj<en  uusetnniider  tu  hallen  und  fiir  dat  übrtge  maltital  dit 
vtnchte denen  mbilichkttlen  der  erklürunq  rn-brn  einander  tu  itelUn. 

I.  «ettcrr,  veititura.  din  gUederungtgrund  giebt  der  ent- 
wieklungigang  det  lattiniidien  worttt  an,  der  auf  du  bedtu- 
lungen  det  dtnttchtn  wartet  »eientlich  ron  nnßutt  war.  rt 
Innen  tich  lelbft  die  berührungen  mit  dem  ftrti.  gewahr  {fgl. 
ip.  ViKi.  «0.  üben  und  tp.  4'.Vl  unten)  auf  die  brdeutung  'betiu' 
turüekfiihrrn,  die  schon  an  pi-ttitura  tur  gtllung  kommt. 

t)  dat  wort  in  der  rtchtiiprache. 

Ol  ergibnune  uui  der  betrarhtung  det  lat.  wettilura. 

et)  D)  die  tettilura  ist  tundehtt  iiumen  aeliouii,  m  btttiehnrl 
den  formalen  nrt  der  hetitieiniienung  und  gewinnt  ihre  beiondtre 
btdeutunt),  ieitdem  dit  üliertragungen  ron  grunäbetitt  nicht  immer 
mehr  auf  dem  giund  und  boden  telbtt  ihren  tofnrtigen  voUtug 
finden  konnten,  in  rxrrcilii  sive  in  palalio  live  in  ulio  quo. 
liltel  lucu  war  et  nach  der  ältnten  quell«  müglirh,  res  siiaR  pro 
»altiie  aniniae  siiae  vel  nd  niii|uein  Trnrruhilein  locum  ti>I 
propinquo  suo  Tel  rnilihrt  alleri  (rädere;  »«r  tolchrt  Iteab- 
iichtigt0,  der  konnit  fern  von  ttintm  kttü*  wol  tine  traditio  int 
werk  letien,  aber  nur  tin«  tolthe,  beider  dis  feieritchen  formen 
der  testttura  tunächit  nixh  ausilanden ,  nämlich  die  betttx- 
«tnrntHn^  an  ort  und  ttelU,  durch  welche  der  nru<  betitlet  im 
bttondtrn  gegtn  du  erben  dtt  früheren  ncher  gestellt  wurde, 
hter  setU  der  geijensatt  von  traditio  und  teslitura  etn,  hter  fin- 
den dt*  bimühungen,  dit  rechtlichen  Wirkungen  der  vettitura 
durch  andere  mittel  tu  erreichen,  ihren  autganiispunkt.  beide 
momentt  tind  für  die  begriffsbtttnnmung  det  deutiehen  worttt 
von  l'e/gret/ender  beJrutung.  dit  capitula  legibut  addenda  van  818, 
nlütsen  ton  ludwtg  dem  Frommen,  tuchen  vor  allem  die  tchenk- 
ungen  an  klösler  iicher  lu  ttelUn  und  schreiben  für  denjenigen, 
dir  au*  dtn  obengenannten  iiründen  verhindert  itt,  Icgilimnin 
tr,iiiili«nem  fatere,  vor  {eap.ü):  oiiiiibeat  sibi  Tel  de  suis 
poKeutibus  Tel  de  aliis  qui  eadem  lege  TiTiint  qua  ipse  TiTit 
testen  iiloneos,  vel  si  illos  habere  non  potuerit,  tum-  de 
aliis  quälet  ibi  meliores  inveniri  possnt;  et  ciirim  eis  rerum 
•uurum(|ue  Iradilionrni  faciat  et  lidejussures  vestiiurae  donet, 
qui  ei  qui  illain  iraditionem  accipit  Tcstituram  farial.  monum. 
Germ.  leg.  t,  7,  Isi.  die  stellt  giebt  über  den  act  der  vetlüura  telbst 
keinen  aufschlust ,  dieser  ist  dagegen  in  Urkunden  tun  820  und 
6is  {fgl.  Mkicbelbeck  hut.  Fnt.  1 , 2  nr.  ;!ti9  und  492)  an- 
tchaulich  beschrieben,  nachdem  der  frühert  besitzer  in  einer 
Urkunde  tein  grundstück  an  den  bischof  von  Freising  übergeben 
hatte,  fdiickt  tr  nachher  ob  quam  causam  conlirinandam  (ad 
confirmationem  hujus  trailitionis)  einen  missuin  auf  das  grund- 
ttilck,  der  dort  mit  dem  bischof  susammenirifft,  den  er  in  gegtnwarl 
ron  ifugt'i  und  unter  si/mbolitchen  dttrreichuiigrn{vgl.  datu  J.  (laiH  m 
rtchtsalti-rhiimer  einltilnng  cap,  4)  in  den  besits  einteilt  (tettirit). 

i))  für  die  renrendung  ron  vestitura  kommt  dat  nomtn 
artionif,  wie  ach  ergeben  hat,  nicht  so  sehr  in  betracht,  wie  für 
die  erkldrung.  die  rechtlichen  Wirkungen  stehen  im  Vordergründe, 
Statt  det  actes  der  bisitsiinweisung  nimmt  die  ausübimg  des  bt- 
tittrechtet  das  kauplinteresse  in  anspruch.  to  wird  dtt  btdeutung 
'6«i/»'  vorbtreäet,  tgl.  Hbuslkr  (93):  auch  «onsl  werden  die 
ausdnii'ke  vtstilura,  lestituni  esse,  manu  vestita  possidtre  in 
einer  bisweilen  Irappanlen  weise  lur  beziichnuiig  des  recbl- 
mflsxigen  besitzes  ^jelirancht. 

9))  bei  stthlreichen  veriiabungen  bleibt  dtrjtnigt,  der  dos  gut 
thgitbt,  im  niesibrauch  desselben,  dit  abgaben,  die  er  an  den 
niutn  eigtnthiimer  dafür  entrichtet,  werden  in  Verbindung  mit 
itr  ws/i/urn  gebracht:  u«ii  possidrat  frnetuario ,  ac  annis 
tingulis  pro  veititura  iirgcnli  liiiram  persolTat,  tgl.  Hkuslk«  i'l. 
auch  durch  diese  Verbindung  wird  der  bedtutungsgthalt  ron 
rtstitura  erweitert,  dtt  Vorstellung  ron  rechtsantprüchen  mird 
in  diesen  krtis  ongeßhrt ,  der  vordem  tundchtl  auf  dtn  lAa(* 
sdthUchen  besiti  eingeschränkt  war. 

ß)  d-it  gesagte  wird  theilwdse  britätigt  und  trgdnst  durdt  dit 
tHtrlverbindungen,  die  bei  Do  Ca-iCK  8,  M3  aufieführt  sind. 

III  veslitiiram  farere,  vielleicht  auch  Testiluram  dare.  IdsU 
rfi«  nomen  ortionu  x(4r  gellung  kommen,  hurher  gehört  ans  dtr 
M-^inira  tnulitionis  Caroli  rrgis  in  Hauialunhurg  (777)  antk 
re<|.l  ta  est  vestitura  traditionis.  unsicher  in  dieser  btsitknnf 
ist  dtt  (anmti  pro  Testilura  •(  Umiitule. 


)))  in  «Mlitara  mm  A«i  unitrlei  btdtniungen:  t$  tnii 
ebenta  vof  la  knn§  mnf  dtn  bttdur  aU  t»  Wi«f  mtf  4u 
reehttobittt  ftbrnntHL  m*  tnUn  falU  ktft  44»  snäindüdn 
momtnt  vor:  in  Teslitura  rei  alicujnt  MM  ikUnff  q«l  ImM« 
pu«tidrl,  m  imtittn  fallt  wird  dtr  btpig  MfflfluMaMM.* 
■i  qui«  pruptium  notiium  *\uoA  lo  tMt4ar»  gMÜMU  BOllll 
fuil,    allem    querenli    »ine  ooMn  JM«kNM  mJ^MmII. 

s))  mii  duttr  imtHen  g^^pf  htrbktt  ikk:  i|«i  (faMM)  ia  rtftMl 
reelaiiique  Tenit  Tcaliluran:  fillulM  ia  MaM  miÜBf— 
recipi  jUKsiu 

4))  richttantfrUthi  ttrknbpftn  tkk  vt4l  «tf  itr  mtnärnnf 
festiturani  legitjtnaai  liabrre  de. 

b)  gewere  in  der  nitkoätitnUtktn  mni  wumlkMbitnttrtun 
ptrtodi. 

n)  dat  nemen  artionit  itt  fad  nur  fi  fUMr«  mwi  ihmmU» 
ungen  ton  lutetnürhen  Urkunden  alt  paraluU  §••  mlüaia  tferrw 
litftrt:  in<le  Tura  bin  sachunu  «inera  Mloop  fadaa  Ia4« 
biirigun  tberu  geuiieri  geue  biinu  tber  Ibin  aala  iofahil 
geuueri  gedue  {et  toram  eis  rtrum  tuarum  tradtlionem  f*etat 
it  (ideiuuoret  rettilurat  donet  ti  qui  lUam  tradttiontm  atufä 
rettituram  faciat).  fränkitcht  Mrtion  ithjahrh.)  tn  ins  titn 
erwähnten  capilul.  l.udwigt  det  Frommen,  monum.  Gmt,  läf. 
1,7, SM:  thara  ubiri  inde  selTo  tburuch  sieb  barifoo  gedue 
theru  selTeru  geweri,  nio  tbenio  geanrrTro  lba|eia 
belJTe  tbie  aala  zebekerino  {tntuptr  et  tpM  per  $t 
ttoiitm  faciut  tjutdem  vettiturae,  ne  htredi  uUn 
neat  hune  tradtlionem  tmmutandi).  tbtndorl;  pro  aigoo  ia- 
Testiture  que  Tulgu  gwere  dieitur.  (iiM)  Zknn  tuktutän- 
bueh  det  hertogtumt  Steiermark  i,V)9;  oolun  til  OMBihaet 
quod  doininua  Hermodus  patriinoniuiii  suuia  laai  |eatM 
quam  predium  miserit  in  Tadio  cumitii  Sigbolooi  pro  Lt.  !•• 
lentis,  ex  quibus  ad  maout  persoUit  comea  ixi  laleota 
tani  in  argento  quam  in  numinis,  et  alia  uptnM,  al 
ille  dedit  ei  quod  dieitur  gewere  potevtativa  auaa  ot  joalaai 
est.  (1180)  monum.  boica  7,470;  diu  gäbe  hetzet  atete,  dia 
Tor  dem  rihler  gescbll:  diu  i«t  euch  stete,  diu  mit  der 
schnft  cescliihet;  diu  ist  aber  diu  aller  steteat,  diu  mit 
der  gewer  geschlt.  Schwabentpiegtl  cap.  tl  CengUr. 

ß)  um  to  reicher  ist  du  bedeutung  ton  postettio  antgebtldel, 
die  im  besondern  auch  an  den  unter  {tp.  47H7  ff.)  besprochenen 
Wortverbindungen  sieh  belegen  IdsU.  ändert  belege  ftri  ScaaiLUa 
2',97l.   Scilli  LBR-LObbüN   6,878. 

t))  der  inbegriff  rtehtlieher  Wirkungen  der  oettitnra:  wer  ein 
gut  geit  einem  mann  unnd  nie  gewer  daran  gewan  uond 
weiset  in  on  recht  auf  dz  gut.  and  kommet  em  ander  für 
gericht.  unnd  klaget  auf  dz  gät,  der  ricbter  weiset  iti  mit 
recht  auf  das  göt.  unnd  der  halt  gewer  mit  recht  uund 
iener  nit,  die  c^wen  komment  dann  für  den  ricbter.  uPad 
klagent  auf  das  gut.  Schwabenspiegel  (Lattberg)  §  ]6,  I:  avar 
eiiio  gewer  bat  iar  und  tag.  ane  rebte  wider  tpracba.  itr 
bot  ein  lehle  gewer  dar  ao.  die  sal  im  oieiMa  brtchta 
wan  mit  genhte.  die  wile  aber  ein  man  ein  gfit  aa  gtclafili 
Tor  gerillte,  swie  lange  er  es  dar  nach  hat.  ao  gewianel 
er  nieiner  rchle  gewer  dar  an.  die  «ile  er  die  dafe  rr- 
zügen  mag,  kumet  leiier  alte  oft«  für.  als«  «r  d:«  claf« 
hnpret.  und  Terslat  sin  gSl  aUo.  berr«  ich  bin  hie.  aa4 
Tprspreche  min  gilt  alse  mit  rebt  ist.  to  hat  er  rebte 
dar  an.  die  anspräche  mag  ieoer  han  driu  jar.  und  nit  ' 
der  riliter  toi  im  dar  nach  gebieten,  daz  er  rehl 
drin  tegedingen.  $  3u»:  ich  toll  die  gewer  dettelbca 
garten  inne  haben  Tircaeben  lag.  und  aolt  aucli  ick  dUa 
erben  des  Weingarten  das  le  wissen  tun,  und  die  gawar  aa« 
pieien,  üb  imant  cbom  io  der  leil,  der  airh  mit  daai  «fe* 
nanten  herrn  Ortolfcn  Tenichtel,  uaii  ia  aachbgbaHI  roadML 
nrkundenbuch  ies  tttftet  Hlottemenbmrft  u  4»^  |iS7i),  /MM 
reram  i4Miln(iciir««  1,  lo;  wir  Terubaa  aa«  oodi  not  kaal 
uns  Terzigra  einkeileklich  und  badaliüidi  itt  gawM  tuti 
alles  des  rechtes,  so  Trir  aoltaa  adM  iMkklaa  kaa  aa  der 
Torgenanlen  bürg.  «rrMr  f.  itterr,  fesdk.  «.  ist  («a.  I9M): 
es  w«r  mit  bnefea,  nit  l(oataclM(l«n,  aiü  t^mtr  »der  arit 
gewalL  (1393)  «iraiim.  Zotter  l,aM:  ImC  eo  kerre  eiM* 
manne«  §ud  eaeo  aodereo,  oad«  of  k«  aia  gevar«  ia  wM. 
Tingereo  unde  mit  lungea,  dar  aaMM  a«  mI  jaaa  itr  aaaa 
lene.«  gewere  nicht  darvan,  di«  karra  aa  aMga  4at  gilagia, 
dat  he  iae  «ine  gcwera  B4  l«araekla  ntitk  aaJa  |B>fal«a 
hebba.  Satbantp.  MaredU.  arCM;  swar  aa  taa  fala  fravtl^ 
der  mI  dan  betaera.  iar  n  mk  aaM  ia  ladadiahcr  fever 
bat  Setmabtn'pttftl  taf.  81  Ctmtttr;  gü  «ia  aua  den  aadara 


4787 


GEWÄHR  I  (vestilura)  1,  b 


GEWÄHR  I  (vestilura)  1,  b 


4788 


sin  gut  mit  nuze  und  mit  gewer,  iund  verzihet  er  sich 
dar  an  sines  rehtes,  der  {der  neue  erwerber)  hat  reht  an 
dem  gute.  eap.  267, 2.  vgl.  unten  die  Verbindungen  nutzliche 
gewer,   nutz   und  gewer  u.a. 

2))  der  gegenständ  des  besitzet,  vgl.  gewahr  (fem.)  sp.  4766. 
vgl.  die  belege  aus  der  neuhochdeutschen  leit. 

y)  erweilerung  des  bedentungsgehaltes. 

1))  begründung  der  gewere  durch  zinsfestsetiung :  igt  danne 
daz  ein  man  sinem  friunde  gut  schaffen  wil  nach  sinem 
tode . .  wil  er  imz  aber  gnr  stete  machen,  so  seze  im  einen 
zins  dar  uz;  da  mit  hat  er  die  gewer,  und  mac  daz  gut 
niiit  Verliesen  mit  rehte.  Schwabenspiegel  22  Gengier. 

2))  Übergang  vom  bloszcn  zustand  des  besitzes  tum  recht- 
lich geschützten  besitze:  swaz  varende  gut  heizet,  hat  daz 
ein  man  in  siner  gewer  driu  iar  äne  rehte  anspräche  bi 
dem,  der  bi  im  in  dem  lande  ist,  und  seit  im  sin  gut 
gcwizzen,  daz  er  reht  dar  zu  hat:  so  hat  er  ez  mit  rehte. 
Schwabenspiegel  cap.  49,  i  Gengier ;  das  gleiche  im  deutscher  leute 
Spiegel  61  Ficker.  andere  beispiele  s.  u.  {Sachsenspiegel  3,  7,  4  «.  a.) ; 
swer  die  gewer  hat  an  einem  menschen,  der  hat  bezzer  reht 
dar  an,  denne  der  der  gewer  darbet.  Schwabenspiegel  243,2 
üengler. 

S)  die  Wortverbindungen  mit  gewere  lassen  die  oben  beobach- 
teten bedeutungen  vielfach  hervortreten,  theilweise  bereiten  sie 
auch  neue  vor.  formein ,  die  auf  das  nomen  actionis  zurück- 
führen, sind  litlerarisch  wenig  belegt,  sie  werden  viel  eher  später, 
in  den  weisthümern,  an  die  Oberfläche  gebracht,  für  die  ein- 
schlägigen belege  überwiegt  die  parallele  mit  possessio,  hier 
kommt  die  bedeutung  eines  rechtsverhältnisses  mehr  in  solchen  Ver- 
bindungen zum  ausdruck,  die  sich  nicht  eigentlich  zu  geläufigen 
formein  ausgestaltet  haben:  wenn  aln  fraw  irer  morgengab 
siezt  nach  irs  wirts  tod  in  rechter  nucz  und  gewer  jar  und 
tag  an  alle  recht  ansprach,  es  sei  aigen  oder  lehen  und  die 
gewer  erzeugen  mag,  oder  erzeugt  hat,  des  sol  si  geniezzen 
aller  maenchlich,  sie  darum  brief  oder  nicht,  kaiser  Ludwigs 
rechlsbuch  (1346)  133  Freyberg;  swer  geuuer  hat  jar  und  tag 
aun  reht  uuidersprach,  der  hat  reht  geuuer  daran,  die  sol 
im  nieman  uuan  gut  gerichte  brechen.  Alemann,  recht  204  §  1 
bei  Haltaos  706;  dasprach  fraw  Agnes  hinwider,  es  wer  woll 
war,  si  het  das  selb  gut  herbracht  für  ein  erblehn,  und  es 
wer  auch  ir  erbe,  und  si  setze  des  selben  guttes  in  nutz- 
licher gewer,  als  ain  fraw  in  ir  erbe  setzen  solte  und  das 
wolte  si  war  machen  als  si  billich  solte,  da  fragten  wir  die 
richter,  was  do  rumb  rechte  were,  die  ertailten  auff  ir  aide, 
wan  ir  der  gewer  nimant  laugnet,  si  solte  ir  erbgut  behaben. 
(1324)  monum.  &OJC.  16,  345 ;  auch  geben  wier  den  ehgenanten 
burgermeister  etc.  die  walt  und  alle  zugehörung  die  . . .  ge- 
wehre  und  besitzung,  dasz  sie  die  halten,  haben  und  be- 
sitzen sollen,  und  der  auch  geniesen  und  gebrauchen.  (Frank- 
furt 137>)  bei  Haltaüs  705;  so  soll  der  vorgenandt  hertzog 
Henrich  bei  seinen  lanten  und  leuten,  alsdann  die  sein 
vater  s.  auff  ihne  geerbet  hat,  und  er  ihn  besessene  und 
gewehr  herbracht  hat,  auch  bleiben.  (1417  Kostnitz)  bei  Londorp 
acta  publica  l,3l';  mit  hanlfest,  mit  briefen,  mit  erbschafl 
und  mit  gewer,  der  ims  geben  hat.  kaiser  Ludwigs  rechlsbuch  193. 
für  die  bedeutung  rechtskräftiger  besitz  lassen  sich  wie  obett  für 
vestUura  zwei  gruppen  von  formein  scheiden,  in  der  einen 
steht  die  person  des  bcsitzers  mit  ihren  ansprüchen  und  rechten 
im  mittelpunkt,  in  der  andern  wird  das  object  in  den  Vorder- 
grund gestellt,  von  dieser  zweiten  gruppe  aus  wird  die  concrete 
Vorstellung,  wie  sie  in  'besitzung'  ausdruck  gefunden  hat,  vorge- 
bildet, wodurch  sich  die  berührungen  mit  dem  fem.  gewahr  vgl. 
sp.  4765  eröffnen,  die  Verwendungen  der  ersten  und  der  zweiten 
gruppe  treffen  oft  in  einem  salze  zusammen :  wir  {die  Verkäufer) 
setzen  das  gut  {den  käufern)  aus  unser  hant  und  gewer 
in  ir  hant  und  gewer  und  setzen  sie  des  alles  in  recht 
geruhig  nutzlich  gewer.  vgl.  Sciimeller  a.a.o. 

l))  die  person  steht  mit  ihren  rechten  im  mittelpunkt  der  Wort- 
verbindungen, 

a))  viel  bde(,t  in  dieser  gruppe  ist  die  Verbindung  nutz  und  gewer, 
die  auch  in  der  form  nutzliche  gewer  auftritt,  sie  ist  meist 
mit  bestimmten  verben  verbunden,  vereinzelt  erscheint  sie  auch 
tn  freiem  gebrauch:  da  sol  die  strazz  und  der  weg  frei  be- 
leihen, ob  die  laeut,  die  aecker  hin  an  habent  stozzent,  ir 
nucz  und  gewer  verantwurten  wolten,  ob  si  daeucht,  daz 
man  in  der  aecker  ze  vil  wolt  absagen  zuo  dem  wege,  so 
sol  si  nucz  und  gewer  an  der  stat  nichtz  fürtragen,  und 
sol  also  beleiben,  als  ez  die  chunlscliaft  unz  gegangen  hat. 


kaiser  Ludwigs  reehtsbuch  (1346)  141  Freyberg;  welich  pawr  auf 
ainem  guot  siezt,  daz  er  ainem  herren  verdienen  muozz, 
iaech  er  dbains  rechten  an  daz  guot,  da  sol  in  dhain  nucz 
noch  gewer  für  tragen  noch  helffen,  er  bezeug  es  dann  mit 
briefen  an.  154,  ebenso  144. 

a))  und  hundert  jar  und  mer  an  allen  chrig  in  nutz  und 
gewer  inne  gehabt  het.  {den  prantwert  bei  der  Alth.)  monum. 
boica  3, 197  (1309);  wir  Friderich  burkrave  von  Nurnberch  ver- 
leben offenlich  ..  daz  der  erber  man  her  Eberhart  von  Walsse  .. 
daz  er  von  uns  zelehen  hat,  versetzt  hat  seinem  aidem  .. 
mit  nutz  und  gewer  inne  ze  haben,  monum.  Zoll,  i,  soo  {Nürn- 
berg 1309)';  mag  dann  direr  war  gemachen,  der  in  mit  nucz 
und  mit  gewer  inne  hat  mit  zwain,  daz  er  im  an  den  tail 
gevallen  sei ,  dez  sol  er  geniezzen.  kaiser  Ludwigs  rechtsbuch 
(1346)  118  Freyberg;  iaech  iemant  erbschaft  oder  leipgedings 
auf  ain  guot,  swelicber  herrschaft  daz  guot  waer,  ob  er  daz 
mit  nutz  und  mit  gewer  behaben  wolt,  dez  sol  im  nicht 
fürtragen,  er  hab  dan  brief  oder  hantfest  darumb.  stadtrecht 
von  München  artikel  196  Auer ;  und  wanne  dat  slot  alsus  an 
peld  gewerdert  were,  so  schulden  de  von  Gotlingen  de  helfte 
dez  geldes  an  der  helfte  des  slotes  hebben  und  we  scholden 
dat  slot  mit  einander  besitten  und  dez  in  nud  und  in  ge- 
weren  med  einander  gebruken.  (1393)  6«  Schmidt  urkunden- 
buch  der  stadl  Göttingen  1,  378. 

/3))  swen  zwen  lehenherren  mit  ainander  chriegent  umb 
ain  manschaft,  die  sie  leichen  sollen,  daz  sol  dem  unsched- 
leich  sein,  der  des  guts  bei  nutz  und  bei  gewer  ist.  Mün- 
chener stadirecht  artikel  US;  unnd  jehen,  si  weren  des  inn 
nutz  unnd  gewer  gesessen  langer  danne  landes  recht  wer. 
(1378)  monum.  Zoll.  7,221. 

y))  swer  den  andern  anspricht  umb  aigen  und  umb  leben, 
dez  er  pei  nucz  und  pei  gewer  gesezzen  ist,  alz  dez  landes 
recht  ist.  rechtsbuch  kaiser  Ludwigs  (1346)  185  Freyberg,  vgl.  188; 
swer  ains  guots  bei  nutz  und  bei  gewer  gesezzen  ist, 
es  sei  aigen  oder  lehen,  als  es  des  lands  recht  ist  und 
meins  hern  buoch  sait,  und  auch  die  selben  nutz  und  ge- 
wer erzeugt  hat  oder  erzeugen  mag,  in  des  selben  nutz  und 
gewer  sol  niemant  erzeugen.  Münchener  stadtrecht  artikel  ibi; 
swer  den  andern  anspricht,  er  hab  in  seins  aigens  oder  seins 
lehens  entwert  mit  gewalt  an  recht,  des  er  bei  nutz  und 
bei  gewer  sitzt,  des  laugen  sol  man  mit  seinem  aid  nemen 
dafür,  er  mach  es  dann  mit  zwain  war,  die  des  mit  im  swern, 
und  die  daz  war  wizzen,  daz  er  des  guots  sei  gesezzen  bei 
nutz  und  bei  gewer.  artilseluO;  swer  umb  aigen  wirt  ange- 
sprochen, des  er  jar  und  tag  bei  nutz  und  gewer  gesezzen 
ist,  als  der  stat  recht  ist  und  dez  bereden  mag,  der  sol 
fürbaz  sein  aigen  an  alle  ansprach  haben,  artikel  33;  swenn 
daz  für  recht  chumpt,  mag  dann  ener,  der  das  guot  herein 
gefüert  hat,  bereden  mit  seinem  aid,  daz  er  des  guots  bei 
nutz  und  bei  gewer  sei  gesezzen  ...  des  sol  er  geniessen. 
artikel  54;  und  sei  desselben  hoff  gesessen  in  nutz  und 
in  gewer,  als  landsrecht  sei.  (1415)  16,  468  monum  boic. ;  er 
trawet  got  und  den  reeten,  man  liejs  jn  billich  bei  seinem 
unvermeilten  brieff  beleiben,  wan  der  clarlich  aussweiset 
das  maus  seinem  vatter  geben  hett  für  ein  freies  aigen,  und 
setze  auch  des  kauffs  bei  nutze  und  pei  gewere,  nach  landes 
recht.  (1433  Rain)  16,475. 

S))  der  gab  zu  im  Gebharten  von  Obgersberg  und  salzten 
in  Ainwegen  von  des  liorars  wegen  in  nutz  und  in  gewer, 
und  auch  von  des  richters  wegen,  monumenta  boica  3,354 
(anno  1293);  swer  ainem  ain  guot  machen  wil,  der  sol 
den  in  nucz  und  gewer  seczen  bei  seinem  lebentigem  leib, 
und  sol  er  etlich  guot  iaerlich  ein  nemen  die  weil  er  lebt 
der  im  daz  guot  gemacht  hat,  oder  er  sol  im  brief  darumb 
geben,  kaiser  Ludwigs  rechtsbuch  (1346)  116  Freyberg,  ebenso 
stadtrecht  von  München  art.  198  i4Mer;  und  {wir)  setzzen  sie 
ietzund  der  egeschriben  gut . . .  mit  disem  gegenwerttegen  brif 
in  nützlichen  gewer,  nach  des  landes  reht  und  gewoniieit. 
mon.  Zoller.  3,85  (1342);  und  (wir)  setzzen  in  und  sein  erben 
ietzunt  der  vorgeschriben  gut  ...  in  nützliche  gewer  nach 
lehens  reht.  3,83  {\3l2  Nürnberg);  und  haben  den  obge- 
nanten  unsern  oheimen  von  Wirtenberg  und  iren  erben  die 
vorgenanten  vestin,  dörffer,  wiler,  lut  und  gfit  .  . .  uffgeben 
und  ingeben  und  si  der  geseczt,  und  seczen  si  der  mit 
disem  brieff  in  nuczlich  und  liplich  gewer.  (l364)  1,204;  und 
dornach  do  wurde  im  ertailt,  das  man  in  daruf  setzen 
söit  in  nutzlich  gewer,  und  im  schirmer  darüber  geben  soll. 
(1417)1,503;  item  worin  niiner  herren  und  Vögten  gerichtten 


4789 


GEWAHR  I  (vesiitura)  1.  b 


CEWAIIR  I  (resiitura)  1.  b 


4790 


dem  andren  uff  (in  lelieo  ilellel  und  das  kuntlieb  wirtt, 
der  i>l  ein  bttii  verfallen  .  .  und  so!  darzu  den  lelbeo  «ider 
in  leizen  in  nutzlirb  ntvitr.  {i/fnung  ton  fitfunhatk)  {',*nn 
weitth.  1,76;  wer  ea  do,  daa  deraelbe  arme  man  berwider 
begrrte  za  zieben  in  daa  gericbl  /u  Saapach,  ao  aoll  ein 
ambtmann  inen  berwieder  geleiltcn,  und  aul  in  widar  aeUco 
in  geuoK  und  in  gewer  der  jucb  velder.  I,4IS  (d^min;  fo« 
Satpaeh). 

fr))  in  Tuhiiier  (iliUfr)  gtwirt  tüten :  da  widrr  leiten  dl 
Turgenanden  litte  vun  Schwitz  fOre  und  fOr,  maiien  aicb 
ze  lieweren  mit  lebender  lUteo,  daa  dU  eigenücbafT  dea- 
relbcn  waldei  dea  rgenonden  ai  wer  onliomeD  vor  ir  trur- 
deren,  und  milnige  jar  in  rubiger,  und  in  unangcaprochen 
pewer  bcseisen  bettin.  (1217  Kintidiln)  bei  HtrryoU  gental, 
Habiburg.  i,i2l,  Haltao*  70S;  und  aeio  also  dnrio  ge- 
<-eM<en  in  itiller  nützlicher  geruwiger  geweht  und  gewalt, 
.in/i-r  denn  lamita-reclit  und  gewonbeit  i't  ohne  alle« 
11' I  tlicbei  einnprecbrn  und  furderuog,  und  ziehen  sich  de« 
.iieii  an  ein  erhnre  liunüicbafTl  und  erbicthen  sieb  ihre 
k-ewebre  zu  vi-rlretten,  als  recht  ist.  |I3I.'>)  dipL  Ludotciei 
Itav.  bti  il ALTAUS  7(i&;  wdil  graf  Hugo  von  Monifort  awerro 
zu  tien  bilgen,  wnnn  er  ein  freier  scliwubiscber  berr  ist, 
(iniz  sin  «alrr  selig  und  rr  die  lOle  und  gtiier  untzt  uff  diesen 
billigen  lag  in  guter  stiller  gewebr«  gehabt  babint,  obn  all 
redlich  ansprach  rlc  und  dann  zween  erhar  unTcrspruchen 
mann  babi,  die  ihm  der  gewehre  helünt  mit  dem  aid.  (iS^fl) 
bti  Haltau4*U;  Ober  das  ir  baid  atitlTt  und  golsbaua  aoiclier 
ircr  gerccbtiglteit  in  stiller  nuzliclier  gewer  gesessen  sein 
klnger  dann  laiid«  recht  sei,  gelrawen  si  der  vun  t'eyern 
soll  giltlirb  daran  geweift  werden,  si  und  die  iren  . .  aiigeirt 
ze  laisen.  {SfhUlidvrf  \ihi)  moiium.  boiea  9,42:  und  aol  daa 
rrüt  pbani  durch  franboten  grnumrn  werden  und  dasselb 
l>b.int  in  stiller  gwer  ligen  14  tag;  verainl  sich  der  ander 
mit  dem,  dem  er  gelten  aol,  in  der  zeit,  so  ist  das  pbant 
ab  ..  Terainet  er  aicb  aber  in  der  tpil  nit,  ao  nimbt  er 
durch  franboten  das  ander  pbant,  daa  ligt  in  stiller  gewer 
drei  lag.  {Mtdeivinll  1474)  ütterr.  icmüi.  5,1,445;  als  ich 
die  herbraih:  und  genossen  hau  in  stiller  gewer,  also  sollen  si 
und  ir  naclittomcn  die  haben.  (I4I*>  Rain)  monum.  böte*  16,  470. 

c))  in  {rechte)  gewere  selten:  mag  her  Ulrich  »on  Abena- 
percb  daz  bringen  mit  dem  ribter  oder  mit  andern,  den 
ez  wor  gewizien  sei,  da/  er  des  gula  in  gwer  cbomen  sei, 
in  diselben  gwer  sol  man  in  dann  setzen  unversigen  der 
vrowen  rebis  und  gwer.  monum.  WiHeUb.  1,44:«  {Frrihng 
i'iM);  und  Sitzen  unser  vorgenanten  swesler  in  relite  gewer 
der  vorgesprochen  gute  mit  disem  briefe.  monum.  Zoller. 
i,V,i  (IW2);  und  han  den  vorgenanlen  berii  Marqwarlen, 
und  Heinrichen  sinen  vetteren,  gesetzel  in  nutzlich  und  in 
rrtwelilich  gewer  der  vorgenanten  bürg.  archi9  für  öiterr. 
getch.  s,  ist  (a.  tsoo);  du  wart  gevragt,  was  recht  wer, 
do  eriailten  das  erber  geding,  ich  scholl  die  judin  dea 
haus,  und  waz  darzue  gebort,  an  die  gewer  seczen,  und 
gewalliK  machen  filrha/:  vreileicben  und  ledici>leichen  ze  haben. 
urkundenbueh  des  stiftet  Klotternevburg  867  anno  1356  (fonl.  rtr. 
Auitr.  2,  lu);  ez  sol  der  gruniberr  ain  rechten  erben  von 
vaier  and  mueter  an  die  gwer  seczen  mit  2^  isterr.  treislh. 
1,bll  {bergteidings-^ethte  des  klosters  Mauerbaeh  iS55);  und  scbolt 
ich  in  des  hpua  gewaltig  machen  und  an  die  gewer  setzen. 
(ISV))  OcBiLius  bist.  ord.  equtl.teut.  9,71;  da  bat  der  biscbolf 
mit  vorsprechen  vraffcn  waz  recht  wer,  da  ward  im  da  er- 
tailt  und  vervolgt  mit  vrag  und  M)it  urtail  von  erbern  iant- 
berren,  seid  her  Alber  von  Celking  daz  vorgenanl  giU  nah 
der  vrön  niht  verantworl  biet,  ich  sold  sein  den  biscbolf 
gewalticb  machen  und  an  die  gewer  seinen.  (1336  Wien)  cod. 
iipL  Autlr.  Frising.  {fönt.  rtr.  Austr,  2,  »6,216):  und  setz  den 
torgenanten  llocbstelter  dea  vorgeschriben  boffes  in  alle  aeio 
gewer  und  in  alle  seine  recht.  (I32l)  monum.  frotca  16, asS; 
und  wir  setzen  bern  Herman  und  seine  erben  in  ein« 
rechtliche,  mächlliche,  gantz  vuiliomentliche  und  besitzlicbe 
gewehr  aller  der  .  .  leben,  schlusi  u.  a.  w.  (1436)  Simcikkrcbc 
monum.  Hitsiaeor.  roUec.  6,600;  dasi  du  in  in  dieselben 
burggrafschain  zu  Missen  und  in  der  grafschaffl  zum  Harten- 
stein eigenscIialTl  von  unsern  und  des  richs  wegen  und  ao 
unser  stat  inwisest  und  im  die  ingebest  und  in  in  die  ge- 
wer seczest.  (U26)  dipl.  Sigismundt  bti  HaiTAoa  706;  satten 
sie  des  auch  hiemit  ein  und  thun  thun  aie  des  gewaltig  in 
still  gerflggig  nutz  gewerbe  und  beaetz«  wie  recht  iat.  [ttr- 
hinde  von  1482)  monum.  bona  26, 717. 
iV. 


i))  iat  d«i  btr  Jacob  v.  N.  trzAgen  mag  ...  i»t  er  das 
dorf  bct  «un  bern  Durcbart  «oo  Catob«r|  und  im  der  dea 
gibet,  und  20  jar  oder  m«  io  tiotr  offtoeo  gtcuwrteo  gt««r 
baliben.  lÜTeiW  1 41)  tttä.  f.  cm*,  d.  Ohtrrk.  4,  S7u:  41a  birtchall 
aber  «un  llomherg  aolU  41  baben  dea  halben  t«il  IwiofM 
und«  bannas:  in  der  gewer  Ui  ai  nlbl  ftwttro  vua  HMafM 
zilen  her.  haktburg-HtUrreiek.  urbtikutk  U  Pftigtr;  ii  wiitr 
die  i^enanl  froutte  ftsz6cb  und  spraeb,  si  kiu»  irta  MM 
adligen  in  gevier  der  selben  gQrtarn  ungesftflMi  kt»im,  9ni 
sl  oueb  in  der  lelben  gawar  frrvaiao,  dar  aab  ri  tM  4m 
giletrrn  recht  bette,  und  itm  Agauatt«  HabMMMa  •UMt 
fon  alaer  muoter  seligen  wagau  «or  Aa  «tr4«  aOll«.  wrkuad» 
»M  1IM|  Batirr  reehUqurUn  f«a  tt'«; 

dal  Ir  um  belpan  wlli  brhsidra 
uns«  vritii  umi«  ua-«  sld«  rtlchi, 
dat  uns  btuchof  toeslbtrlclit. 
aotsr  aller  li«r«,  brlchi  sllt  dsge, 
dal  mnichl  un*  di'crilchlt  cisgv, 
wai  uns  dal  richa  halt  b**cbra*ea 
unde  ber  >in  In  ceware  blosn 
van  riinrilch  unde  hundtri  jarsn, 
als  wir'i  waie  nioian  olTenbarfn 
nil  haoivesi«  unJa  aili  gascbriehia. 

Htoaii«  rinmckrouik  wom  äMn  DM, 
d.  üd'llrchTonik0n  lt.  1(M. 

f))  jemanden  a*t  der  gewtre  meittn:  btr»  fi  bebben  mi 
dnt  gut  genomen  unde  mi  minei  gewere  uotweldifcl.  nekt' 
iteig  lehnrtckU  15 ;  wan  man  nieman  uz  siner  gewer  gettisen 
mag.  me  geribles  halben,  unde  ist  er  oucb  se  unrebt«  in 
der  gewer.  wen  sol  im  si.  i.  mit  rebtrr  clage  brccbeo.  dat 
er  selbe  ze  gegen  ai.  wen  aol  in  für  geribie  laden.  uo4  la 
reble  tegidingen.  so  aol  er  fi1r  kumen.  unde  sol  sio  ftC 
ze  reble  versprechen,  alse  rebt  ist.  unde  Lumil  er  niut  Ar. 
so  verteilt  man  im  dat  gewer  mit  rebie.  Sekmabe»$pie§H 
i  191*  Laszberg;  der  ribter  aol  niemeo  ut  siuer  gewer 
wiaen.  wan  clage  uf  den  der  det  gAt  m  der  baut  bat.  t  27«*. 

21)  formet»,  in  denen  das  objeä  dtr  gewere  im  fordergrund 
ttekt. 

a))  etwas  i»  seine  gemere  nehmen:  svas  bund  o<ler  ber 
oder  perd  oder  osse  oder  svelkerbande  ve  it  si,  enem 
man  dolet  oder  belemel,  oder  en  ander  ve,  sin  berr« 
sal  den  scaden  na  recbteme  «eregelda  oder  na  .siroe  wanU 
beteren,  of  het  »eder  an  sine  gewere  nimt.  SackitntfirgH 
2,  40,  I ;  gipt  unde  vorreicht  ein  vatir  in  gebegelem  dinga 
einem  siner  kinder  ader  sinem  aone  vor  andirn  alla 
sinen  kinden.  einen  hof  tzu  tune  und  tzu  lusene  aaa 
alle  un.lerscbeiU  und  dornoch  obir  eltlicba  ttit  der 
valir  vurkoufte  den  selben  bxf  den  ber  aime  aone  «on- 
derlicb  gegeben  hatte  in  sine  gewere  alsa  hie  vor  gescbriba« 
aiel.  uUei  Kulmitehts  recht  4,26  Uman;  und  geben  aJlea 
daa  da  vor  geschriben  stat  und  ailea  daa  dar  zu  b6ret  . . 
unserme  herren  . .  in  ir  nutz  und  in  ir  volle  gewer  . .  iM 
entzihen  uns  . .  alles  rebles  und  oucb  aller  gawer.  «MaMa. 
Zoller.   I,  112  (ISIS). 

frl)  etwas  ist  in  der  gewere  einer  person:  koufet  «in  iuda 
oder  nimet  her  zu  wette  keiche  oder  buche  oder  gegrrw«, 
da  her  nilbeinen  geweren  an  en  bat,  flodei  man  et  in 
sinen  geweren,  man  richtet  über  in  ala  ubar  einen  diab. 
Saelisenspiegel  3, 7,  4. 

e))  etwas  in  seiner  gewfrt  kahen:  «))  and  sprkbet  iaoer 
da  wider,  ob  et  vilia  ist,  er  habe  et  gelaztca  la  far^  a4ar 
er  habe  et  gezogen  in  sinem  stalle:  der  befcabal  at  irit 
bezzenne  reble,  der  ez  in  der  gawar  bat,  4aoa«  Iraar,  Jar 
et  da  an  apiicbrt.  ^km<thm$f»e^  c^Mi,S  Cffkr;  «a«^ 
kouft  ein  man  dem  andirn  ein  arfc«  aail  toritk4a<  ia  iai  aar 
gebegetir  bank  und  vorawvgat  dema  loaftBaaaa  im  leaia 
koufe  di  vorreichunge  des  leriirbea  titasaa  itr  af  dem» 
selben  erbe  bot  gesiandao  und  noch  aleiL  ««  aal  4cr  aaa 
Sinen  tzins  bebalden  ala  her  den  io  dar  gawera  hat  aa 
deme  vorkuuflen  arbe.  «Um  laiawscta«  ndU  4,  tk  Uwttn. 

ß))  wehch  man  sein  fot  aaff  gtit  aaJ  iaa  glt  «i  laba« 
wider  emphabaC,  dia  gnb  bilSt  dan  berrro  okkl,  ar  haba  4tm 
das  Kät  iar  and  lag  in  seiner  gewer  S.kmiUmfk§ä  |;%t 
iM'.berg;  swai  anders  gutca  ist.  dai  mbi  varaaJa  gal  Irtial^ 
bat  dat  ein  man  m  «iner  gewer  tebao  iir  ia  aaafracb«  bi 
dem,  der  bi  im  in  dem  iaada  ist,  der  salb«  OMa  «>  ahaar 
an  grsprecben.  Stkwkm^itfH aay.  1^  1  Gnftir;  bat  aia  aaa 
gut  in  siner  gewere.  da»  «ar  feriiblc  aait  reckia  badait  iat. 
und  spricht  i«  ein  man  Mit  garicble  aa.  aad  aa4arata4at 
sieb    des   gtitas    an«    gerkbL    daa    beiss«    wir   raafc.   alha 

301 


4791 


GEWÄHR  I  (vestilura)  1,  b 


GEWÄHR  1  (vestilura)  1,  c 


4792 


Kulmisches  recht  5,  38  Leman ;  die  hanlhafte  dat  dat  is  dar, 
svar  man  enen  man  mit  der  dat  begript,  oder  in  der  vluciit 
der  dat,  oder  düve  oder  rof  in  sinen  geweren  hevef,  dar  he 
selve  den  slotel  lo  dreget.  Sachsenspiegel  2,  35;  under  deme 
dat  gud  geanevanget  wirt,  die  sal  dat  gut  halden  in  sinen 
geweren,  went  it  ime  mit  rechte  afgewunnen  werde.  2,36,8; 
sve  wilde  dier  hegen  wi!  biiten  ban  vorsten,  die  sal  sie 
binnen  sinen  gewonhfen  geweren  hebben.  2,  62;  dar  na 
miit  de  vrowe  legen  den  erven  musdelen  alle  hovede  spise, 
die  na  dem  drittegesten  over  blift  in  iewelkcme  hove  irs 
mannes  oder  svar  he  se  hadde  binnen  sinen  geweren. 
2,  22,  3.  die  letzten  belege  berühren  sich  mit  den  unter  dem 
fem.  gewahr  (4)  sp.  4766  angeführten. 

y))  swaz  der  man  in  rehter  gewer  nuit  en  hat,  dar  sol 
er  umbe  antwürten.  swer  in  dar  umbe  beclaget.  Schwaben- 
spiegel §302'  Laszberg ;  swaz  daz  ist  an  weiden,  an  wismad, 
an  ekkern,  an  wazzern,  an  neureut  erpäut  oder  unerpäut 
swi  daz  ist,  daz  ier  in  rehter  gewer  habt,  daz  bestetig 
wier  eu  gentzleich  und  ewichleich.  sliftungenbuch  des  klosteis 
Zwetl  s.  39  ifontes  rer.  Austr.  2,3)  anno  1139;  wat  dar  unge- 
richtes  uppe  schege,  dat  moste  nien  clagen  und  richten 
in  unser  stad,  wente  der  van  Krakowe  gerichte  ging  buten 
den  diken  nicht,  unde  de  van  Krakowe  richten  sulven  ok 
nicht  dat  ungerichte,  dat  up  der  borger  weide  sehnet,  also 
scheiden  de  unsen  dar  van  und  hebben  or  weide  und  vere 
in  rechten  geweren  beholden  wente  her.  Magdeburger  schöp- 
penehronik  (1402),  d.  städtechroniken  7,  304. 

S))  ob  ein  man  äne  sine  wizzen  koufet  diubic  oder  roubic 
gut,  und  hat  daz  in  siner  stillen  gewer  lenger  danne  driu 
iar:  ist  daz  sin  ze  rehte  oder  niht?  Schwabenspiegel  cap.  50 
Gengier;  swaz  anders  gutes  ist.  daz  nicht  varende  gut  heizet, 
hat  daz  ein  man  in  siner  gewer  und  in  siner  stillen  gewer 
zehen  iar.  Schwabenspiegel  §  b6  Laszberg;  ab  ein  man  koufet 
dubig  adir  roubig  gut  ane  sinen  wissen,  und  hat  das  in  siner 
stillen  gewer.  lengir  denne  dri  iar.  altes  Kulmisches  recht 
5,54  Leman;  haben  gegeben  mit  gesamenter  hant  unser 
vrowen  und  dem  deutschen  orden  und  den  pruedern  das  Mog- 
zingen  ...  zu  ainen  ewigen  seelgerel,  vurnamens  zu  aigen, 
wan  wir  di  aigenschaft  von  allen  unsern  vordem  also  lange 
zeit  in  stiller  gewer  beten  here  braht.  monum.  Zoller.  l,  316 
{Nürnberg  1393),  ebenso  s.  445. 

S))  die  es  (das  darf)  hatten  in  geruweter  gewer  gesessen 
sint  unangesprochen  als  recht  ist.  Baseler  Urkunde  von  1331, 
zs.  f.  gesch.  d.  Oberrh.  15,  462. 

«))  die  vorgenanten  ve?te  Schratenstein  .  . .  haben  wir  .  . . 
verchawfft  und  gehen,  mit  allen  den  notzen,  ern  und  rechten, 
als  wir  das  leben  in  lehens  gewer  und  das  aigen  in  aigens 
gewer  herpracbt  haben,  monum.  Zoller.  i,  b2  (Wien  IZM);  und 
als  wir  das  aigen  in  aigens  gewer,  das  leben  in  lehens  ge- 
wer, das  purchrecht  in  purchrechts  gewer,  das  perchrecht 
in  percrechts  gewer  herpiacht  haben,  und  als  es  mit  alter 
hercbomen  ist,  an  alle  auszug,  umb  viertzehenthalb  hundert 
phunt  Wienner  phenning,  der  wir  ganz  und  gar  gewert  sein, 
dem  erbern  herren  . .  verchouffen.   4, 130  (1367  Wien). 

8))  hat  ein  man  eigen  und  erbe  in  gewalt  und  in  gewere 
(gewere  fehlt  in  var.)  iar  und  tac  gehabet  ane  anspräche, 
und  ist  gewert  von  ieme  der  iz  im  uffgegeben  hat  als  recht 
ist  wizzentliche.  und  ein  ander  kume  und  setce  in  zu  rede 
und  spreche  iz  si  sines  vater  gut  gewest . .  so  sal  dirre  einis 
urteilis  biten.  Freiberger  stadtrecht  5,  §  28  Ermisch;  unde 
nimant  mac  keinen  vorsezzenen  erbecins  behalden  uffen 
andern  he  in  habe  in  iar  und  tac  in  gewalt  und  in  gewere 
gehabt  als  recht  ist.  1,  §  22;  welch  man  eigin  unde  erbe  hat 
in  gewalt  unde  in  sinir  rechtin  gewer  iar  unde  tac  unde 
ist  gewert  alse  recht  ist  ane  anspräche  der  beheldit  iz  vor 
aller  menglich,  he  si  gewesit  uzwendic  landes  verre  adir  na, 
so  hat  he  io  dran  nicht  zu  rechte.  5,  §  41;  her  richter, 
an  dem  huse  hab  ich  rechtis  erbecinsis  also  vil  alle  iar 
unde  habe  den  gehabt  in  gewalt  unde  in  gewere  iar  unde 
tac.  1,  §  21(1889);  suilich  man  heit  recht  eigen  in  dirre  stad 
zu  Mulhusen  unde  daz  in  gewalt  unde  gewerin  iar  und  tac 
unvirsprochen  iz  si  hus  edir  hovistad  vor  den  luten  di  inne- 
wendic  landis  sin  in  liabin  uz  di  nicht  virsprochin  bin  emi 
iare  und  bin  emi  tage  so  haben  su  vri  vorderunge  virlorn. 
rechtsbuch  von  Mühlhausen  {\3.jahrh.),  Stephan  neue  stoffliefe- 
rungenm-,  und  si  es  (das  gut)  also  hat  rüweklich  in  gewalt 
und  gewere  etwie  menig  jar.  Basel  1352,  zs.  f.  gesch.  d. 
Oberrheins  i,  iQ9 ;   do  sprachen  der   egenerapten  frowen   er- 


bern  hotten  an  der  frowen  statt,  das  dasseih  gut  der 
obgenempten  priolinnen  und  des  convents  aigen  war,  als 
ouch  SU  dasselb  gut  lange  zit  in  gewalt  und  in  gewer  ge- 
hebt und  genossen  hettin.  monum.  Zoller.  l,  183  (Baldingen  1352). 

3))  vereinzelt  sind  und  auf  erweiterung  des  begriff s  beruhen 
die  fälle,  in  denen  das  object  der  gewere  eine  person  ist. 

a))  zu  der  unter  1))  besprochenen  gruppe  gehört  die  Verbin- 
dung mit  dem  verbum  substantivum :  die  müder  is  gast  in 
des  sons  geweren,  unde  die  sone  in  der  müder.  Sachsen- 
spiegel 1,  20, 7 ;  welch  kint  abir  von  sime  vatir  nicht  be- 
gobit  ist.  das  sal  mit  den  kinden  di  in  der  were  he- 
sterben  billich  teil  haben  an  sines  vatir  gute,  altes  Kul- 
misches recht  4,73  Leman;  sint  ouch  denne  des  toden  mannes 
kint  ungesumlirt  besturben  in  des  vatir  gewere.  so  sal 
der  sone  alle  das  gut  das  sin  vatir  gelossen  hat  mit  in 
glich  teilen  noch  reclite.  4,84;  ist  im  von  ihrem  eheligen 
vater  nichts  nicht  mit  gelübte,  noch  zu  der  auszberadtung 
keins  gegeben,  sonder  dasz  ihr  vatter  die  wirtschafft  der 
hochzeit  ausgericht  und  sein  tochter  nach  zimlichkeit  ge- 
kleidet hat . . .  so  musz  derselbig  söhn,  der  in  der  gewere 
bestorben  ist,  sein  Schwester  ewer  ehelich  weib  zu  ihrer 
gerechtigkeit  kommen  lassen.  Grupkn  von  der  teutschen  frau 
(1748)   87. 

b))  mit  dem  jinter  2))  besprochenen  belegen  berühren  sich: 
wir  erfüren  och,  daz  der  herre  von  H.  einen  kneht  hatte 
in  siner  gewer,  den  sprach  der  schaffener  an,  er  horte  dem 
gotshus  an,  und  wolt  jn  besezen.  Basel  1306,  zs.  f.  gesch.  d. 
Oberrh.  4,  370. 

4))  unter  den  Wortverbindungen  der  älteren  rechtssprache 
nimmt  die  roubliche  gewere  ihre  besondere  Stellung  ein  (gegen- 
satz  dazu  die  rechte  gewere  vgl.  sp.  4787  u.a.):  wirt  aver  en 
man  beklaget  umme  roflike  ge^vere,  dar  man  die  hanthaften 
dat  bewisen  mach,  unde  die  richtere  mit  deme  gerüchte  dar 
to  geladet,  de  richtere  sal  volgen  to  hant,  unde  richten  deme 
klegere  umme  den  rof  unde  over  den  rovere  unde  over  sine 
unrechten  vullest  aller  erst,  tu  hant  dar  na  sal  he  ine  ge- 
weidigen siner  gewere,  of  iene  uppe  den  die  klage  gat  nicht 
ne  weder  redet  mit  rechte.  Sachsenspiegel  2,  25,  1  Homeyer 
(wie  man  roubliche  gewere  brechen  sal.  wirt  aber  ein  man 
beclaget  umbe  roubliche  gewere,  da  man  die  hanlhaftcn  tat 
bewisen  mac,  unde  wirt  der  richter  mit  deme  gerüchte  dar 
zu  geladet,  der  richter  sal  volgen  zu  hant  und  richten  deme 
clegere  umb  den  roub  ...  zu  hant  dar  nah  sal  her  in  ge- 
wallige siner  gewere.  2,  25  Weiske);  wirt  aber  ein  man 
beklaget  umb  ein  raubliche  gewer  dannan  schinbare  getate 
beweisen  mag.  unnd  wirt  der  richter  mit  recht  derzu  ge- 
ladet der  richter  sol  czu  band  über  den  rauber  richten. 
Schwubenspiegel  §76,2  Laszberg;  wir  heissen  das  raublich 
gewere,  wa  czwen  um  ein  gut  unnd  sich  sein  der  ein  unter- 
windet oder  si  beide  ane  gerichte  die  lund  wider  dem  ge- 
richte. ebendort. 

c)  die  neuhochdeutsche  periode.  die  belege  gehören  vor 
allem  der  älteren  zeit  und  den  volksrechten  an.  hier  läszl  sich 
in  bestimmten  Verbindungen  die  alte  bedeutung  eines  nomen 
actionis  der  erklärung  nach  zu  gründe  legen,  dem  sprach- 
bewusztsein  ist  diese  grundbedeutuiig  freilich  für  diese  seit  längst 
entschwunden.  die  rechtsquellen  lassen  überdiesz  das  '  wort 
selbst  immer  mehr  zurücktreten,  das  recipierte  römische  recht 
gab  keine  anhaltspunkte  für  den  gebrauch  desselben  und  die 
späteren  auf  deutsches  recht  theilweise  zurückgreifenden  land- 
rechte ziehen  andere  —  als  Synonyma  empfundene  —  worte 
vor,  vgl.  gewahrheit,  gewahrsam  «.  a.  nur  das  badische  land- 
recht hat  an  dem  alten  worte  festgehalten,  ein  anderes  bild 
bietet  die  wissenschaftliche  rechtslitteratur,  die  wiederum  von  ein- 
flusz  auf  den  allgemeinen  gebrauch  von  gewähr  auszerhalb  der 
rechtssprache  war.  da  andererseits  die  neuhochdeutsche  periode 
das  wort  gewähr  im  sinne  von  cautio  und  prästatio  in  dem- 
selben masze  zu  entwickeln  bestrebt  war,  in  dem  die  belege  für 
gewähr  =  vestilura  zurückwichen  oder  unverständlich  wurden,  so 
bieten  die  neueren  Wörterbücher  in  der  rangordnung,  die  sie 
inne  halten,  eine  Verschiebung  der  thatsachen. 

a)  d'is  nomcn  actionis  liegt,  wenn  auch  verblaszt,  bestimmten 
gebrauchsformen  zu  gründe:  so  ainer  dem  andern  oder  ain 
nachperschaft  der  andern  umb  ain  sach  durch  den  gerichts- 
potten auszpieten  und  peen  sezen  liesz  und  sich  derselb,  dem 
auszgepotten  wurdet,  zu  recht  erpeut,  soll  der,  so  in  possesz 
ist,  und  die  lenger  gewher  und  pesser  gerechtigkait  hat, 
die  ime  auch  vom  gegenthail  nit  vermainl  wurdet,  oder  pil- 


4793 


GEWÄHR  1  (vcstilura)  1.  c 


GEWÄUB  I  (vetUlara)  1,  c 


4794 


lieber  weite  vennaint  konn  werden,  dabei  gebanibabi  wer- 
den, unde  der  undrr  bisz  xu  uuitraKcndeiii  reclileo  aucslMO. 
{statuta  u.  Ordnung  dtt  genclitet  bUchenitttn  li.jakrh.}  tirtL 
weiMth.  4,  "06;  wie  der  inuiio  genebr  erzeugen  sol.  MaicMUNKa 
ausgabt  des  SchwabensfiugtU  {ly.t)  rtffUttr;  welcher  gewir 
mau  mit  leuti-n  nicht  eizeu^en  mag,  da  lollrn  lie  beide  für 
jr  berrtMi  iiomiiifn.  lo'/.  vgl  lelmrtchl  f  "3;  das  piedigerclotter 
in  V\ien  but  zu  Hanner«tur(T  soweit  die  juriidiction  grbet 
alle  durflieirlicbe  gereclitiglicilen  ohne  maniglicber  irrt-n  tu 
exerciren  ...  bei  verkaufung  einiger  grundtlucl^  gwObr  tu 
ibeilen  und  veründerung-pfuntgul  tu  begehren.  (bannt*iding 
IM  Rannendorf  Vbl)  östeir.  wetsth.  ',  MZ;  gescbwintrigt  vun 
«alter  und  mucter  (u(  pflichtig)  an  die  gwer  vun  iedrm 
slucli  2<^.  (reclitt  Viits  von  Ebendorf  Ib.  jahrli.)  7,93$;  wir 
rathmanne  etc.  bekeiincu  etc.  trnit  Diebilich  xu  Wilxen 
und  Huiiü  Kothe  zu  \Vill.scbaw  grtcüien  baben  «flmnitlicb 
ungesunden  gelubct  Hamen  Culmanne  etr.  und  üertrudii 
•i'iner  hiiussfrawen  vor  die  gewt-hr  liea  gutle«  und  dorlTi-i 
Dombialaw.  (liS7  Birslau)  cod.  dtpl.  SUa.  4,83.  auf  di«<  be- 
deutung  führen  lurück  von  den  formeViajten  vtrbiiidunijen  {t.  u.) 
gewebr  ni-bmrn,  cmpfalien,  furdern,  erlangen,  zu  der  gewcbr 
kummrn. 

fi)  die  bedeutung  vo*  poiu$tio.  du  berührungen  $ind  uhr 
enge,  bald  steht  gewere  unmittelbar  an  tttUt  de$  lat.  »ortts, 
bald  geht  es  mtl  ihm  oder  mit  dem  deutschen  trsatimortt  be- 
aesz  Verbindungen  etn.  bei  diesen  letzteren  ist  freilich  darauf 
iw  achten,  dast  die  bedeulungen  steh  doch  utcht  immer  decken, 
$9mdem  auch  0rgdnun.  in  dttum  fallt  macht  sich  an  gcwere, 
da*  dk  Verwendungen  mn  poMtusi*  in  ihrem  ganun  umfang 
Hrtrtltn  kann,  du  enger*  beitulumg  des  hetüttitels  gellend,  be- 
tchtung  letdtent,  dast  die  !^ürnberger  in  dem  kaiserlichen  tehiedt- 
ipruehe,  der  ihre  stieitigkeiten  mit  Albrecht  von  branJenburg 
eehluhlen  sollte,  das  tm  rrj<^ii  entwurf  stehende  au  ire  gewer 
kouiincn  bennstündelen,  sie  verlangten  und  selten  et  durch,  datt 
an  dessen  stelle  besesz  trat:  item  waz  sust  auszerbalb  der  vor- 
genanten  sie»  und  der  lelbigeu  tugehorung,  sloszer,  heuser, 
ligeoder  guter,  aigen  oder  leben  mit  ircn  zugehoruog ...  in 
diesen  kriegen  an^ewiiunen  . . .  suilen  die  eniselzten  on  ein- 
rede wider  an  iren  beaes  kumen  und  durzu  unverzogeniicb 
geiuszeo  werden  on  geverde.  d.  Städtechroniken  i,  233. 
I))  die  engere  Bedeutung:  gewer  mit  besittlilel, 
a))  zu  ainer  recbtmüssigen  gewer  gepuren  sieb  dise  stugk, 
duz  ainer  besitz  mit  guetem  tiltl,  daz  er  daz  guet  mit  ainero 
kauf,  mit  iTbscbaft,  durch  ain  tlStament,  durch  übergab, 
aiuen  Wechsel  überkumen  bab;  zum  amierii  mit  guetem 
glauben;  zum  tritten  mit  beruelicber  inbabung;  zum  vierden 
ain  lange  zeit  wie  vor  im  titll  umb  entwerung  zum  tail  an- 
gczaigt,  bei  den  inlendern  zchen,  bei  den  auslendern  zwainzig 
und  bei  den  vcrrern  und  weitem  zwai  und  trcisik  jar;  wie 
dem  allen,  all  die  weil  ain  geraubte  gewallige  gewCr,  oder 
die  mit  bedrug  mit  valscb  überkumen  ist,  beibracbt  und 
geweist  mag  werden ,  als  lang  aollen  die  umbslSndig  und 
unkrüftig  sein,  (land-  und  ehehaft  taiding  in  der  Rauris  1564) 
österr.  weisth,  t,2.2U;  ob  jemands  zins,  brief,  acbuld  oder 
andre  zusprilche  darzu  bette,  oder  baben  möchte,  das  er 
die  in  Jahr  und  tag  rebge,  fürbringe  und  sein  recht  nicht 
verschweige,  eher  die  gcwebr  ausgehet,  wenn  wer  Jahr  und 
lag  schweiget,  der  schweige  fürbas  ewig,  {ihlo  breilau)cod.  dipl. 
Siles.  4,  Vi  ebenso  t.  74.  84 ;  wer  Dil  gewOer  umb  heuser  oder 
grünt  hat,  der  solle  solches  dem  marktrichler  anzaigen  und  umb 
dieselben  gewöerschaft  werden  bei  straff,  (nachbanntaiding 
von  Stockerau  i:,90)  österr.  weisth.  H,  ii9 ;  derscib  Jurg  iialler 
und  sein  sweher  seliger  beten  das  erb  der  müll  zu  Werde 
mit  allen  rechten  und  wasscrtlüssen  gekauft,  des  er  brielT 
bei  und  begeret,  die  dorumb  zu  verhören,  und  beten  die 
also  in  gewere  herbracht  langer  den  landsrecht  were.  Tucukb 
bauineiitcrbucU  310;  ob  zwen  mann  ein  gut  gleich  ansprechen, 
und  der  gewür  gleich  bekennet,  und  daz  vor  einem  herren 
tiekcnnen,  und  gleich  gezeugen  bitten,  der  bcrr  soll  in  beiden 
enita^  gebieten  dar,  da  das  gut  ligt,  und  soll  mit  Ja  dar 
kommen,  so  sende  seiner  m'ann  einen  mit  jn  dar,  der  aoll 
fragen  die  nachbauuren,  und  die  recht  umbsSssen,  umb  die 
gcsviir,  welcher  den  die  mehren  mennigen  hat,  und  die  erbar 
zeugen,  der  behebt  das  gut  und  die  geuSr.  .MticaszüBB  ([y,i) 
\0i'.  vergl  SchwabensjHegel  §  72  lehnreetit;  wer  ea  {das  gul) 
hebelt,  dem  soll  ea  der  ricbtcr  antworten  od  scbadeo, 
das  ist  davon,  dasz  es  entweder  in  seiner  gewere  hat... 
ist  es  aber  ein  so  gelhan  gut,  dasz   in  seinea  vaters  gewer 


geweaeo  iel,  ao  aoll  Jm  die  gewere  oienaoil  lotworteo.  St*; 
ob  der  berr  ood  der  mann  jbm  »eiber  ein  glricb  ge*^ 
aagen  ao  ein  gal,  uod  daa  beM  ml  gleicbeu  geseugeo  Ibun, 
da  aoll  dee  naaoea  geteug  for  dees  berreo  geteng  geluk 
102*.  tgk  Uhnretkt  |  74. 

6))  deebalben  foo  —«k\  karaanMieier  wai  nit,  •!•  b^ 
acbald,  eitwaa  uoeerrai  fOcaMtM  ■■miainw«  keveidi 
uogeiiMBi,  aucb  der  geoeotM  korferüskea  Uaim  fßtnUtMl 
allen  berkoroen,  gepraucbeo,  gtreckifkidlea  vai  4ere«ibM 
poaseation  uod  gewer,  deriuBfla  fi«  Melier  rAbigdkbM  f»> 
we»en  und  noch  seint,  s8  nacbleil,  ••efepsfra  eeis  eel. 
inUruetion  kaiser  MasimUkni  gtgf  in  ntk  «eaiäfitiirf  (tMfK 
d.  ttadteehromskeu  »,  Ol ;  necb  des  MW  ir  keieerL  mL  alt 
römischer  kaiser  eioen  jcgcllebeo  ir  at  nai  it*  reicl» 
undertbooeo  bei  aeinem  innhaben,  null,  gewer»  fommdkMi, 
gerechtigkait  sie  derselben  on  ordenlirb  004  uMHicIl  Wcht» 
heb  nusfurung  nit  entsetzen  zelatien,  t8  beecbiraem.  M« 
hieraus  bildet  tich  bei  entwickeltem  urkunäenretkekr  dtt  W* 
diutung  'besUiur künde  heraus,  dir  wiederum  tom  andtm  eita 
gewQbr  II  ßiesunden  bedeutungen  gekreuU  wird,  t*  dttitn  M- 
tammmenhang  gehören  die  Verbindungen  sieb  ao  die  gewibr 
tchreibeo  lasten,  gew&br  feriigeo,  ebblodigeo,  ffL  vuk  g»- 
wahrscbein. 

e))  der  rechtliche  hesüi  an  führender  habt:  und  kao  aolcber  ge- 
tiolner  oder  geraubter  habe  durch  eioicb  leoge  der  zeit 
kein  geweer  ersessen  werden.  Üaroltna  artikel  3W  («eaifer 
beleg  für  gewere  la  der  Carolina);  kcio  gewere  iraeen« 
werden.  Bambergrr  haltgerichtsordnung. 

2))  wtitere  bedeutung,  der  tutland  drt  betilut:  gewebr, 
postestio,  Jutta  potsestio.  Ilinisce  1&06:  gheweere,  gbeware, 
were,  potussio,  jutta  postettio.  Kaun  Kl':  die  gemerck 
mocht  mit  keiner  gewtbr  uod  herkommen  eraesseo  werden. 
MaoaEB  jagd-  und  forstrecht  (l&it2)  11«':  dnsi  die  gemerckeo 
mit  gewehre  erse.isen  mOgen  werden,  ebendort;  io  waa  zeit 
nach  dem  landrechte  in  Baiern  füran  recbtlicbe  nutx  uod 
gewere  mag  ersessen  und  erlangt  werden,  iandpol  ia  Oitr- 
und  Ntcder-baiern{\bl6)  U';  gewer  eins  gut«,  ist  ao  viel,  ala 
ein  rechte  besitzung  des  guts,  zu  latein  poisessio  geoanL 
remissorium  oder  register  über  den  Sachsenspiegel  Xi  2*.  hierher 
gehören  die  Verbindungen  in  die  qewtre  setzen,  ach  in  dit  gt- 
were  einietun  lassen,  an  die  gewere  bringen  laiten:  do  lech 
der  keiser  angenlz  dasselbig  land  bertzog  Heinrich  voo 
Saxen ,  . . .  und  salzt  jne  in  gewüre  des  gantzeo  bertzog- 
thumbs  Beiern.  Tschudi  1,77';  weiicber  aich  einer  gewer 
An  gerichts  willen  und  wisaeo  An  recht  underzeucht,  ao  iai 
er  fünfzig  pfund  pr.  auf  genad,  melt  oder  antet  er  es  aber 
dem  gericht  inner  jars  friat,  so  toi  man  in  mit  der  ersten 
urteil  wider  in  gewer  setzen,  (lantspradi  des  geriehlt  GlmnulKik.) 
lirol.  wcisth.  3,  4.  seit  dem  16.  Jahrhundert  tritt  das  wort  im  ditttm 
Verbindungen  aus  den  oben  dargelegten  gründen  tnrtek,  wmd 
zu  gunslen  von  gcwabrsam  (s.d.).  das  ckurbairitckt  ha^rwkl 
toR  1756  führt  die  Verbindungen  auf:  gewalt  uod  gewabraaiM 
(120):  besitz  und  gewahrsame  (M);  ähnlich  tat  prwuniafcw 
landrecht,  nur  das  badische  landrecht  hat  am  tUen  autirmi$ 
festgehalten  und  diesen  damit  in  das  heute  geltende  reckt  AeiÜW 
gerettet:  die  getetzlicheo  erben  treten  in  besitz  uai  fewtkr 
(Code  civil  §  724 :  rn  poss<siion)  der  guter,  rechte  uod  fordemsfaa 
des  verstorbenen  kraft  gesetzet . .  die  n.iturlicben  kir.der,  im 
überlebende  ehegatle  und  der  tiaat  muteco  uch  too  itm 
richter ...  in  die  gewahr  setzen  laaaeo.  Uikikn  laaindi 
(I8U9)  §724;  sie  (der  überlebende  ehtgatle  m»i  itr  ämt  tb 
erbe)  mQtsen  bei  dem  gericbl,  io  dessen  gericblepret»! 
das  erbe  eröffnet  wurde,  die  einaeizung  io  die  gewlhr  — c> 
suchen,  ebenila  §  770 ;  die  wittwe  des  aa  I&.  des.  UM  n 
Heddesbach  verstorbeoeD  teglOboers  L  Scb.,  AoM  Htfia 
geb.  B.  bat  um  eioweituog  io  besiu  oad  |eWtlV  doe  Mcfc> 
latsct  ibret  ebemaooet  oacbgeeucbL  UM»  ÜBMa  4^ 
keine  eiuweodungen  hiergegen  Itei  frotikan 
dabier  einlaufen,  wird  dem  «ninte  etepreellM 
aaMt9<  real  24.  jamuar  isw  «ad  «e  MfWk  «i  ladiailkt«  ai^ 
tungeu. 

3))  kesitt  alt  gegtnsUni,  9gL  gewähr  if.  OO^  M:  da  ai|Bk 
sich  der  bitchof  uod  die  tt«l.  darnach  maalca  eia  akh  la  Im 
glübden  und  tweren  zu  ewigen  legen  zo  dcai  haaa  ««■ 
Bayrn  und  iedennan  pleib  ia  eelaar  gewer  eilzea.  Jittnktrgif 
jaktkücher  des  I&.  ;aAr*.,  d.  i»dfwtraa>>in  l«,24»;  da  prack 
man  die  deinen  lentwertttmlein  ab  aaf  rebt  dee  ■aikgiaCea, 
woll  sein  suntt  nit  zn  rebi  eeizco,  man  aoll  iai  aaia  |a««r 

301* 


4795 


GEWÄHR  I  (vestilura)   1,  c 


GEWÄHR  I  (vestilura)  t,  c 


4796 


Tor  räumen.  H.  Deichsler  ehronik  von  Nürnberg,  d.  städlechron. 
IJ,  621. 

y)  der  bezug  von  darreichungen  oder  dienstleistungen: 
1))  wann  ain  güllbrief  über  zwainzig  jar  verborgen  unbe- 
sucbt  iigt,  so  soll  es  denn  kain  kraft  baben,  es  were  denn 
sacb,  daz  iedweder  tail  us  dem*land  were,  so  verlürt  es 
den  wert  kain  gewer  nit,  oder  daz  es  alluegen  inderibalb 
XX  jare  ainist  fürgezeigt  oder  besucht  wurd,  so  beleibt  diser 
brief  allwegen  bi  kraft  und  bi  macht  und  verlürt  kain  gewer 
nit.  (cmhlatut  von  Miinslerlhal  1427)  tirol.  weisth.  3,  355. 

2))  erstlich  ist  zu  mergken,  das  das  für  ein  gewer  sol 
verstanden  werden,  so  jmand  auf  ligenden  guternn  oder  auf 
denselben  oder  aber  auf  gemainen  oder  sunderliche  personen 
etliche  dinstbarkait  oder  andere  gerechtigkeit  in  ubung  und 
gebrauch  dergesiallt  innen  gehabt,  besessen  und  herbracht, 
das  im  derhulb  gemaine  kais.  recht  ain  solche  besess  und 
gewer  zu  geben ,  der  er  bei  verwurkung  der  peen  an  recht 
und  tetlich  nicht  entsetzt  werden  soll.  gem.  a.  1523  Dikfen- 
i)ACH-Wi5LCKKR  til8;  und  dasz  er  {der  burggrnf)  die  freiheit 
het  zu  sigeln  alle  urteil,  die  durch  die  richter  gesprochen 
werden,  und  dasz  er  ein  schultlieisz  zu  geben  bet  on  eines 
rats  willen,  und  nutz  und  gewere  hab  über  ein  freien  ein- 
tritt in  die  stat.  S.  ^\EiSTERiiti  ehronik  von  Nürnberg,  ri.  städte- 
chroniken  3,  i64;  (es)  soll  auch  ein  ieder  nacbbar  im  burg- 
friden  schuldig  sein,  auf  ihr  aller  theil  und  gemein  sein 
fleissiges  aufsehen  und  aufmörken  zu  haben,  damit  ihnen 
von  iemande  mit  fremden  vieb  oder  in  anderweg  nit  eingriff 
beschehe,  und  welcher  unter  ihnen  thäte  sehen  und  befin- 
den, das  iemand  fremder  oder  auswendiger,  so  kein  burg- 
fiidner  wäre,  ihnen  in  ihrer  gemeinschaft  mit  weiden  ihres 
vit'hs  oder  mit  holzschlagen  oder  in  anderweg  eingriff  thäte, 
der  soll  es  einem  bauplmann  und  denen  forsineren  an- 
zeigen und  nit  verhallen,  damit  man  demselbigen  kann  zeit- 
lichen fürkomen  und  kein  gewehr  daraus  erwachsen  lasse. 
{Moos  lianJsckr,  von  nSii)  tirol.  weisth.  4,466;  das  cbur-bausz 
findet  sich  in  der  possess  und  gewähr  der  landeshoheit  über 
diese  gnifschafft.   Krisch  2,  416  a.  b. 

3))  wer  die  gewär  an  einem  menschen  hat,  der  hat  besser 
reciit  darnn  denn  der,  der  gewere  nicht  hat,  und  sul  sine 
gezeuf;en  leiten  vor  jenem  her,  der  gewere  darbet.  Meichszner 
(15"6)   15'.  vgl.  Scliwubenspiegel  Inndrecht  §  294  Laszberg. 

8)  die  formelhuflen  uortverbindungen  sind  in  der  neuhoch- 
deutschen peiiode  mannigfaltiger  geworden,  namentlich  so  weit 
der  tidger  der  gewere  im  milielpunkt  bleibt,  während  diejenigen, 
die  das  object  derselben  in  den  Vordergrund  stellen,  verkümmern, 
für  die  erste  gruppe  kommen  theilweise  neue  synonyma  in  be- 
tiacht,  theilweise  machen  sich  ändertinqen  in  brauch  und  sitte 
sowie  in  den  öffentlichen  einrichtungen  bemerklich,  eine  grosze 
zahl  dieser  Verbindungen  sind  in  dem  folgenden  beispiel  ver- 
einigt: aber  der  Kosenberg  sei  in  die  gwer  des  klosters 
cliönien  nach  innh:iltung  kaiserlicher  briel  und  sieze  des  in 
stilli-r  nücz  und  gwer  lennger  dann  des  künigreichs  zu  Be- 
heim  recht  ist,  und  getraw,  er  wen!  durch  unsern  recht- 
liciien  sprüth  bei  selber  gwer  gehalten,  würd  aber  erkant 
durch  unsern  rechtlichen  sprüch,  daz  er  süUie  gwer  weisen 
soll,  daz  well  er  gern  tun.  (1445  Passuu)  urkundenbuch  des 
Stiftes  Goldenhron  [fontes  rer.  Aust.  2,  37,  462). 
li)  paralleivcrbindungen. 
o))  possessio  und  gewere  vgl.  oben  sp.  4793. 
a))  ich  . .  vorhero  fleissige  nacbfrag  und  inquisition  ge- 
habt, ob  sowohl  die  herrsciiaft  Scliielleiten  als  die  dorf- 
menig  zu  Hartenstorff  selben  inserirten  juribus  und  gerecb- 
tigkeiten  bisiiern  in  erblicher  posess  und  gewehr  verbleiben. 
(dorjbiief  von  Hartendorf  1635)  Österreich,  weisth.  6,  168;  ist  zu 
lehnrerhte  wol  oflinhar,  wenn  bruderliche  teilunge  der  adder 
ander  guter  gesrheen,  müssen  mit  fürstlichen  originalien 
und  handvehsten  genugsam  versichert  und  bes(;rgt,  auch  von 
jedem  zu  lehne  entpbaiigen,  in  lehnsgeweb'e  und  possessio 
gesaczt  werden,  {um  I52u)  cod.  dipl.  Siles.  4,325. 

ß\)  beweisung  beschicht  im  rechten  durch  aigne  bekant- 
nus,  ordenlirh  aufgericht  brief  und  sigl,  urbar,  als  register, 
püecber  und  glaubwürdige  Schriften,  durch  ordenlich  einge- 
zogne unwiderrüefliche  zeugen  und  kiintschuften,  durch  aigne 
hantschiifl,  gewör-inhaben  und  prescription.  (Statuten  von 
Thurn  an  der  Gader.)  tirol.  weisth.  4,648;  dergleichen  wir  in 
kurizen  jaren ,  obgemeldter  vier  landt,  durch  ewer  getreue 
hülff,  auch  genirig  innhaben  und  gewäre,  zu  erlangen  gäntzlich 
verhoQ'en.  ScHv/AmiKVBKM  von  dem  zutrincken  (deutsch  Cicero  9o'). 


b))  nutz  und  gewere. 

a))  ob  ainer  ain  gut  erkauft,  erlöst,  ererbt  oder  sonst  in 
ander  pillig  weg  an  sich  bracht  hette,  soll  noch  mag  er  das 
in  kainerlai  weis  verrer  verkume,  er  sei  dann  solher  guter 
lialber  vorhin  in  grundpuch  verschriben,  das  ime  dan  nutz 
und  gwer  bedeutet,  daraus  man  für  an  wissen  mag  wie  das 
guet  von  ainem  zum  andern  herkomen  sei.  (grundbuchsord- 
nung  von  st.  Lamprecht  1494)  Österreich,  weisth.  6,  228;  item  ist  es 
auch  gerüegt  worden,  das  unserm  gnädigen  herren  von  Salcz- 
burg  etc.  zugehört  in  dem  land  und  in  dem  geriebt  Mittersil 
alle  viscbwaid,  alles  reisgejaid,  alles  vederspil,  all  swarzwäld 
und  aller  wildpan,  hindan  gesetzt,  was  ander  herren  darin 
rechtlich  habent  und  geweisen  mügen  durch  genuegsame 
urcbund  oder  nutz  und  gewer  oder  mit  des  landsfursten 
willen  innhabent,  das  ist  unabgeslagen.  (Öffnungen  u.  rügungen 
auf  den  heerschauen  zu  Mittersil  1494)  1,286;  item  als  er 
nun  wider  in  all  sein  berschaft,  gewalt  etc.  und  ander  nutz 
und  gewer  geseszen  was  und  was  nun  alles  schlecht,  da 
gedacht  er  aber  basz,  was  im  nütz  und  guet  war.  Zink  chron. 
von  Augsburg  2,199,  d.  städtechron.  5;  als  bievor  beim  kürtz- 
sten  bemelt,  das  gütter  etwo  durch  ersitzen  nutz  und  gewere 
zu  latein  genant  usucapionem  und  prescriptionem  auch  mügen 
erobert  werden,  laienspiegel  (Straszburg  1510)  30'.  nutz  und 
gewer  findet  tich  vorwiegend  auch  in  den  formein  an  gewere 
komen,  gewere  empfahen,  gewere  ersitzen,  in  gewere  sitzen, 
etwas  in  gewere  haben  (5.  u.)  vereinigt,  auch  in  die  auf  das 
Schreibwerk  bezüglichen  formein  findet  es  tingang:  wer  ainen  sacz 
will  auffachen,  der  sol  das  tuen  mit  des  gruntherrn  oder 
des  pergmaister  willn  und  wissen  und  sol  sich  zubaut  da- 
rumb  lassen  schreiben  in  das  gruntpuch  an  nucz  und  gwer. 
(bergtaidinge  des  klosters  Mauerbach  c.  1454)  österr.  weisth.  7, 528. 
ß))  esz  sollen  auch  die  wasserlaiten ,  wie  ain  jeder  ge- 
richtsman  im  gebrauch  und  gewühr,  ordenlichen  gefiert  und 
von  ainem  tail  dem  andern  zu  nacbtail,  schaden  und  gefahr 
nit  abgestossen  . .  .  werden,  (ordnung  und  salzung  zu  Strasz- 
fries  und  Arnoldstein,  17.  jahrh.)  österr.  weisth.  6,  442. 

c))  auf  die  für  die  erlangung  der  gewere  nothwendigen  teit- 
fristen  (jähr  und  tag)  nehmen  folgende  formein  bezug:  weUicher 
gestalt  prescription,  gwör  und  verjärung  statt  haben  sollen. 
tiroler  weisth.  (Thurn  an  der  Gader)  4,648;  gewber  und  ver- 
järung. ebendort  696  (Buchen stein). 

2))  Verbindungen  mit  verbis,  die  den  träger  der  gewere  in  den 
Vordergrund  stellen. 

0))  formein,  die  sich  auf  älteren  gebrauch  zurückführen  lassen, 
a))  es  solle  auch  ein  jeder  so  ain  behaust  guet  oder  andere 
grünt  kauft  oder  ererbt  ...  in  jarsfrist  die  gwehr  zu  em- 
pfahen schuldig  sein,  (banntaiding  über  Rauhenwart  1614)  Öster- 
reich, weisth.  7,439,  genau  so  8,  644  (banntaiding  zu  Oberstockstall 
1614);  es  ist  auch  nach  gehalten  pandaging  denen  von 
Khirchling  . . .  bevolcben  . . .  das  si  . . .  von  stund  an  gewer 
eniphachen  sollen  und  die  versessen  dienst  dann  bezallen 
Süllen.  1545  (banntaiding  von  Kirlingl,9Sh);  welcher  nit  nutz 
und  gewör  hat  entpfangen  und  den  nachpärn  ir  gerechtigkeit 
nit  geben  hat,  der  soll  an  kain  sprach  nil  gehen,  (banntaiding 
von  Weinzierl  bei  Krems  c.  1495)  8,  902;  wer  gwer  emphäclit,  ist 
es  erbgut,  was  das  ist,  der  abfürt  geh  dem  ambtinan  zwen- 
undsibenzig  phenning.  (instructionen  für  den  amplman  in  der 
Schoffitrasze  1524)  7,  778.  ein  zweites  beispiel  s.  u.  (gewähr  1,3). 
ß))  welche  umb  ire  behauste  grünt  und  überlent  kaine 
gwehren  haben,  sollen  aufs  negste  ...  die  gwehren  orden- 
lich nemben.  (fürhalt  des  prälaten  von  Klosterneuburg  26.  juli 
1611)  Österreich,  weisth.  b,  bb9 ;  wer  dasz  nit  thuet,  auch  in 
jarsfrüst  nit  gwer  nimbt,  der  ist  der  herrschafi  dasz  guet 
verfallen,  {banntaiding  über  WiUfleinsdorf  an  der  Leitha  lt. jahrh.) 
7, 446.  andere  beispiele ,  in  denen  die  schriftliche  beurkun- 
dung  der  gewere  deutlicher  hervortritt,  s.  u. 

y))  wann  einer  die  gwühr  fordern  will  von  enn  oder  von 
ändiein  oder  von  gemächts  willen,  ist  man  schuldig  der 
herrsciiaft  72  ^.  (zusatz  in  einer  handschr.  des  bergtaidings  von 
Sieferinq  1665),  österr.  weisth.  7,878  unm.;  wann  ein  kint  von 
dem  valter  und  von  der  mutter  die  gwöhr  fordern  will, 
ist  man  nicht  mehr  pflichtig  dann  2  ^.  österr.  weisth.  7,  878 
anm.6;  die  alle  sollen  under  den  gegenwürtigen  und  ab- 
wesenden ain  gwör  erlangt  hüben.  (Thurn  an  der  Gader)  tirol. 
wtisth.  4,648;  der  oder  die  jenen  sollen  under  den  gegen- 
würtigen ain  genuegsame  gwher  erlangt  haben.  (Buehenstein, 
16.  jahrh.)  4,  636. 

ö)    aber    des    nachvolgenden    jars   (der  krieg)    von    kunig 


1797 


GKWAHR  I  (v.>siitura)  1.  e 


GEWAHR  I  (veMilura)  2 


4798 


lluprecbl  verriclit  und  under  andern  ieder  teil«  xu  der  ge> 
»ere  seiner  entwerten  gutirr  und  beieaae  lu  kumroen  ge- 
hprucben  ward«.  dttUieh*  vclUlironik,  d.  tldättcttroniktn  i,  M)t ; 
weil  aber  aiiien  ain  i-rbguet  aoitirbt  vun  i*n  und  von  Indln 
oder  vuo  andern  «ippen,  d<-r  iii  pblicIiliK  an  di«  |war  te 
kuuien.  {reehtt  Vritt  vonEhntdorf,  Xh.jahrh.)  Mitt.  »rittk.  1,913: 
üb  ein  angMC'iinpr  in  dreien  vit-rzeben  tugen,  üder  ein  gaal 
im  jarfriil  Au  willen  des  herren  und  ebaft  not  on  di  gwer 
nil  kam,  wer  das  ibucl  und  die  gwer  nit  ertuecbl,  ao  itl 
rr  das  erib  Terfallen.  {bannloiding  tu  Dornbaeh  t&l5)  7,814; 
wann  ainer  «in  bau«  kauft  und  abzeucht,  tu  gibt  er  den 
k-an/en  dienst,  zu  wOlchrm  tag  ea  nicheler  ist,  und  dar 
kiiiiri  gibt  balben  dienst:  aber  «a  aolt  mit  vorwiBsen  dar 
olirigkail  bescbechen.  und  in  drei  vierzecben  lagen  soll  era 
aufneuien  und  an  di«  gwer  kuman.  {dorftaiding  von  Sauiffi- 
dorf,  16.  jafirh.)  7,124;  alle  gescbfift  so  uuf  dem  aigen  b*- 
sclieeii  sullen  in  jaritfrist  beMeisi  werden,  und  wer  der  ge- 
Dii-i«R«n  wil,  sol  der  grnat  die  Im  gescbalTt  seind  aucb  in 
jor  und  tag  an  nutz  und  gwrr  kumen.  (bannlaxltng  tu  Vnttr- 
Dubling  tbi2)  7,  (>93;  wUr  sprechen  und  rbegen  auch  daa  bei 
unterm  ait,  dasz  ain  ieder  seine  erbwringarten  an  nutz  und 
gwtibr  kumen  aull  im  jar  und  tag.  (dorftaiding  tu  Mautr 
tA6i)  7,  8&ü;  war  rin  erb  erbt  oder  kauft  oder  wie  dast  an 
einen  oder  andern  kinie,  und  kombt  in  jahrsfrUst  nicht  an 
nuz  und  gwObr  . .  dasz  bat  sein  recht  verlobren.  (bannlaiäing 
tu  IVunidH,  n,jal(ih.\  7,411. 

*))  wann  ainer  dem  andern  ain  weiogart  zu  kaufen  giebl, 
ao  «oll  er  vorm  ricbter  mit  2  «^  aufneman,  und  zum  lesen 
aoll  sieh  ain  i«der  an  die  gwer  bringen  laasan.  {btrgtaiding 
«•«  Stuhittiorf  lb»i)  itltrr.  weitlh.  7,  IM. 

{[))  den  kaufer  in  di«  gewähr  des  erkauften  gutes  setzen. 
AoiLo:i6  >,M4;  den  kSufrr  in  die  grwabr  (dtn  bttUt)  eines 
gutes  setzen,  lo  put  tht  furchutr  into  potutmn  of  am  tttuU. 
HariRT  'i,  I,  462*. 

f,))  wann  zwein  «in  gut  ansprechen,  und  beid  kein  ge- 
wtr  daran  haben,  die  aollen  beid  benennen  die  zeit  der 
leheo»chalTlen.  MsicDSZMia  abdruck  dtt  Schvabtntpiegelt  (I&70) 
•1*  tgL  Ithniecht  13;  ein  gut  mag  mancher  herren  sein,  also, 
danz  es  je  ein  mann  dem  andern  leibet,  so  soll  ducb  nicht 
dann  ein  mann  gewUr  bubon ,  wer  di«  gewäre  an  dem  bat, 
und  tbut  dem  jemand  daruuff  jcbt  laster  oder  schaden,  das 
sul  er  dein  bessern,  der  das  gut  bat.  94'  vgl.  Uhnrtcht  29; 
wer  ein  gut  gibt  einem  mann,  und  nie  gewUr  daran  gewan, 
und  weiset  jn  uorecbt  aulT  das  gut,  und  kommet  «in  ander 
für  gericht  und  khiget  auO  das  gut,  der  ricbter  weiset  jhn 
mit  recht  aufT  das  gut,  und  de^  bat  gewer  mit  recht,  und 
jener  nicbl.  66'  vgl.  laudrtcht  76,  I  iatiberg;  ob  ein  mann 
dem  andern  ein  gut  aufT^-ibt  von  seinem  herren,  zuband  so 
er  daa  euipfacbi,  ao  hat  er  die  gew&r  daran.  lOi'  vgl.  Uhn- 
utkt  71. 

b))  formein,  dit  das  außommtn  neuer  einiichtungen  darlegen. 

d))  es  sul  noch  mag  niemaut  den  andern  kainer  paurecbt 
enterben,  der  zebcn  jar  und  ainen  tag  in  nutz  und  gewer 
gesessen  ist.  {(jffnung  von  Stumm  1565)  ttrol.  weisth.  I,  Ui;  und 
haben  uns  uiii  gueter  kuntscbuft  und  gewissen  da  geweist 
ire  rechten  und  gewonhciien,  die  si  von  alter  von  der  heir- 
achalt  zu  Tyrol  herbracbt  haben  und  der  si  noch  in  oQzlicher 
gewer  biotz  auf  heutigen  lug  gesessen  sein.  (Passeirr  I2!S2,  ab- 
tehriß  aus  dem  jähre  ib2ü)  4,90;  der  herzog  wolt  behalten  was 
im  der  alt  kaiser  gelihen,  er  vom  reich  empfangen  und  das- 
selbig  riielich  m  nutz  und  gewer  ersessen  bet.  Avinti.n 
&,  JU,  tergl-  dazu  die  Carolina  artikel  209,  vgl.  oben  jp.  4794; 
welcher  kSiiffcr  sein  erkaulTl  guet  wider  die  im  landt  fünff 
jar,  und  die  auszer  landts  zehen  jar,  ohne  rechtlich  an- 
sprach inobat,  und  den  kauff  mit  briefen  oder  zeugen,  wi« 
recht  ist,  be«veisen  kann,  der  bat  nach  den  landrecbtan  in 
Bayern  vullkominen  nutz  und  gewehr  ersessen,  und  solch 
guet  vor  weiterer  ansprach  durch  verjärung  gesichert,  land- 
rtchl  V.  1616  s.  241. 

ß))  mit  beiug  auf  die  beurkundung,  tergl.  gewflbrgericht  (s.d.): 
•i  ruegen  zu  recht  daa  brueder,  awesler,  veiter,  muemen 
die  im  laod  »ein  iren  erbtail  inner  jarsfrist  erauchen 
und  ire  sippzall  beweisen  sulln,  auch  des  bei  dem  grunt- 
puech  oder  ambtmnn  in  nutz  und  gwer  komen.  (tan»- 
taiding  tu  Unter-Dobltng  1&I2)  österr.  weitth.  7,889:  da  einer 
sein  bausz  verkauft,  solle  der  kaufbrief  beim  berrn  geschiiben 
und  ordentliche  gwöbr  genohmben  werden  und  der  kaufer 
oder  verkaufer    die    bei    diser   berrscbalt    gebreicbig    gwOr- 


ond  gruntbnecbsgebOr  ealriciilrn.  {bammtaiätmg  tu  Sptitk§  IM7) 
1,6«:  sotleo  auf  künftig  Michaelis  umb  all«  ibr«  innit  4i» 
gwObreo  gewiaziicheo  nenbcn  un4  bet  d«a  gruotkaMh  «is 
ricbltghaU  macbeo.  (/ftr*«Jl  u.  pM  tCli,  Um9MU»§  tu  Stmttn- 
darf)  s,  MI :  wtDO  %Ur  «olelM«  ff*rwUlif«C  wimUt,  der  soll« 
sich  in  dasz  grnntbuecb  ordealick  «o  iit  §ni6Ur  «cbrttbM 
laszen.  {bannlatdtng  tu  Kotier-SMmkntä  l«M)  t.  MI«:  ••  ••li« 
aucb  «in  ieder  dar  sich  an  üt  ftwOkr  Bchnikt»  Mnt  im 
berrn  g«b«n  <weenundiib«aslf  ffMtef.  (l>r|>iiHi|  kt  itm 
Weinbergen  ob  Loa  u»d  Semmiri»§  UM)  7,m:  M  iMt  Mi 
anderer  gruniberr  über  s«in«  unt«rtban«n  in  markt  aod  hw§- 
fridt  zu  Gundramitorff  gesessen  kein  ander  recht,  frtUktk 
noch  gerecbtigkeit  nit  den  allein  den  grunl4ieos(  «inxaa«iik«s 
und  di«  gewohr  umb  di«  grünt  zu  fartigcn.  (UM)  lyMtli 
so  dan  ein  kauf  angestellet  wird  uod  kaufer  und  varkaaliH' 
sich  bei  denen  beambten  angemeldet,  sollen  dieselben  im 
kaufs  halber  mit  Wahrheit  berichten,  demselben  über  den 
grund  habende  alle  gwObr  einhändigen,  welch«  duicb  stein 
ain«r  wocbenfrist  ins  ambt  gebracht  werden  aoll.  (!«••- 
laidingtordnung  sm  Lockenhaut  17.  jahrh.)  7,  lon. 

9))  Verbindungen  tntl  verbit,  ite  du  objed  der  g«w«r«  te 
den  Vordergrund  tteUen.  hier  begegnen  nur  ftmeU,  di»  «•  ^t 
gebrauche  anknüpfen, 

a))  doch  was  ander  berreo  daselbs  rechtlich  nnd  mit 
rechtlichen  nutz  und  gewer  und  knntscbaft  innbieten,  albm 
oder  fielen,  dar  ist  ien  unabgeslagen.  (Öffnungen  und  rügungen 
auf  den  heersehauen  tu  Mttlertill  1494)  ötltrr.  wettik.  I,  »4. 

b))  was  ain  man  zeben  jar  und  lag  in  nutz  und  gwer  bat, 
da  sol  man  ai  Anrecht  nicht  voo  treiben.  {Viiamdert  is.  jakrh.] 
tirol.  weitth.  4,  U} ;  spricht  der  mann  den  herren  ao  umb  leben, 
das  er  nit  in  gewir  bat,  der  sol  jm  lag  gaben  fOr  «einen 
suen  nach  leben  recht.  MaicasxNia  (i57«)  103*  vgL  kkn- 
rtcht  80;  gerhaber  iat  bei  den  alten  tutor,  ein  vormund,  weil 
•r  dea  waisan  gut  in  seiner  gewehr  uod  Verwahrung  bat, 
und  das  beschützen  mnsz.  Srsoi  (tin)  t.  M4;  in  gewihren 
haben,  besitzen,  pottiäere  Faiaca  t,4t6:  etwas  in  seiner 
gewahr  haben,  in  seiner  gewalt,  im  besitze.  Adblorc  3,  «44; 
etwas  in  seiner  gewahr  haben,  to  kate  •  Ihing  in  ant't 
keeping,  eustody  or  eharge  Hilpert  2,  I,  4'i3*. 

())  damit  solh  gerecbtigkait  aineo  jeden  kuni  sein ,  und 
dadurch  in  gwer  gebalten  werden,  {tattungen  tu  tt.  Lamptetkl 
15.  jahrh.)  itlerr.  weitth.  t,  231. 

d))  etwas  in  seine  gewahr  nehmen,  io  «ein«  varwahruog 
kommt  ijoch  in  der  gerichtlichen  Schreibart  vor.  A«bio5c 
2,644;  etwas  in  seine  gewahr  nehmen,  to  take  lonuthimg  int« 
one't  euitodij  or  eharge  üilpert  2,  I,  463*  {vgL  unten). 

e))  ob  das  war,  das  ainer  von  notturft  wegen  der  armuet 
müest  versetzen  sein  wismsdt  oder  ainen  arker,  den  sol  er 
von  erst  seinen  nacbpaurn  anbieten  den  nächsten  zwain  odar 
drein,  oder  ainem  bechanteo,  da  von  et  nicht  auz  der  fn- 
wer  kOm,  und  sol  ea  nicht  lenger  verkttmero,  dan  auf  dreu 
jar.  {Öffnung  von  Wisiag)  tiroL  weitth.  1,  IM;  einen  aas  dar 
gewahr  eines  ruhigen  gebrauche.«  setzen.  Kauca  3,41*i 

<)  die  raubliche  gewer«  {vgl.  o^n  $p,  v,n)  miri  nnr  vtr- 
einult  noch  »aufgeführt:  geslollne,  geraubte  und  gewaltig« 
gewür  macht  kain  recht  nnd  wt*  ainer  nit  ain  jar  und  «la 
monoat  bei  den  gegenwertigen  beruelich  ersessen  hat  tmi 
offenbar  und  nit  vernaint  mag  werden,  daz  baist  kaia  f^ 
wOr.  {land-  und  ehehaß  taidtng  m  der  inurit  tM»)  Mirr. 
weisth.  1,219. 

2)  der  allgenieinen  luteraiur  gehirtn  mtuif  Irhy«  «a,  #b  aa/ 
vestitura  turückfükren.  dtt  ditkinng  kalte  nur  arftea  td*§tn- 
heit,  falle  des  reckttlekent  tu  bekanieln,  umi  Ot  redettniun^em^ 
die  die  rechtttprache  an  unterem  »«rte  muftprtfß  Wtte,  aäkriaaa 
ßr  alUfenuineren  gebrauch  tick  »entgtr  gniguit  %m  Mm,  «li 
diest  bei  gawgbr  II  4er  faUid  (s.  i.y  äasala«  §iknmtktfmmm 
immerhin,  to  nawunUitk  ü»  aas  Lcibe«,  ioaia  «rlraaM.  intt 
die  terwendunf  mal  wtannigfaUi§ir  mr,  als  H$  MMmmmtktn 
belege  et  darthua. 

a)  rethltkandlunfn  in  itr  HtUmnf: 

ans  beiden  is  geaiacliei  wart 
v«a  *U«r  milien  kam  8l*A. 
das  er  uat  f  sp  4ti  br<*T«  M, 
4ss  wir  a«8  laadts  «Ulla« 
«nd  ioiaiar  tt  bsIiUlua 
beid  in  fswali«  aad  ia  ftwer. 

I«aa4»  V.  Wteaace«  *dk»aatiMtr  Uk  IMI : 

«s    lag  da   bi  ein  wolbasigloUar  Meff,  tmi  wtr  im  bctla, 
dar  aolt  das  kuogrich  ia  frwall  w4  te  fMar  ala  äa  artar» 


4799 


GEWÄHR  1  (veslitura)  2 


GEWÄHR  I  (vestitura)  3 


4800 


lieh   sun    und    erbe   besiczent.  deutsche  Volksbücher  2h6  Bach- 
mann-Singer. 

b)  Übertragungen  von  rechtsformeln. 

o)  diu  küngin  s])rach  ze  Gahmurete 

von  herzen  eine  süeje  bete. 

'swaz  mines  reines  au  iu  si, 

da  sult  ir  mich  läjen  Li: 

dar  zuo  min  dienst  genäden  gcrt. 

wird  ich  der  lieider  hie  geweri, 

sol  iu  daj  pris  verisrenken, 

so  lät  mich  liinler  wenkcn.' 

.  .  üf  spranc  balde  ir  kappelän. 

er  sprach  'niht.    in  sol  ze  rehte  hän 

min  i'rouwe,  diu  mich  in  diz  lant 

nach  siner  rainne  hat  gesant. 

diu  lebt  nach  im  ins  libes  zer: 

ir  minne  hat  an  im  gewer. 

WoLFBAM  Panival  87,14. 
ß)  die  frouwe  in  ir  stillen  gewer 

irüc  die  selben  swere. 

Hkrbobt  V.  Fritzlar  troj.  krieg  780; 
di  zogen  in  daz  stelichin  daz   under  der  borg  lag  in  stiller 
gewer  und  leiten  iz  an  mit  füre.  Küdiz  leben  des  heil.  Ludwig 

37,  23; 

so  pllac  ich  (Gawein)  ir  (der  königin)  immer  sit 
in  miner  gewer  sunder  sirit.  kröne  4957. 

y)      ich  wil  die  vil  guoten  vlehen 
umb  ein  ding  daz  ich  doch  han 
in  gewult  und  in  gewer     daz  si  lihe  mir  ze  lehen. 
wer  daz  willeklich  getan      so  enmohte  ein  ganzes  her 
mir  an  vröiden  niht  gezern. 

ßuRKART  VON  HouENFELS  minnesäiiger  1,209'  Hagen; 
sie  (die  juäen)  nämen  in  (den  hciland)  aldä  zuhant 
in  ir  gewalt  und  in  ir  gwer.       cilösuiuj  4758; 

kriec  in  den  lagen  nider  iit 

dem  Volke  er  allen  friden  git. 

sin  gewalt  und  sin  gewer 

Wirt  von  dem  mere  zii  dem  mer 

und  von  der  waj?er  anfanc 

biz  an  der  werlt  umbeganc.        1532; 

er  sol  behalten  in  gewer 

vvajjer  und  drucken  lende 

biz  an  der  werlt  ende.  1376. 
S)  wiewol  die  papisten  sehr  über  solche  unsere  Ordination 
schreien  und  lilagen,  und  verlassen  sich  aufs  possessorium, 
dasz  sie  in  gewehren  sein,  doch  müssen  sie  es  leiden,  un- 
geachtet, dasz  uns  ergert  jr  glücklicher  zustand,  dasz  sie 
gute  tage  haben.  Lüthkr  tischreden  (1567)  240";  sie  sitzen 
in  der  gewehr  und  veriherung  (Verjährung),  das  ist  posses- 
sorium, präscript.  nu  sagen  alle  rechte,  man  solle  niemand 
aus  der  gewehr  heben  . . .  gott  ist  gott,  der  gestehet  keiner 
creatur  weder  gewehr  noch  veriherung  widir  sich  odir  sein 
wort,  denn  er  ist  ewig,  ewigkeit  gehet  über  alle  gewehr 
und  veriherung.  exempel  einen  chriitl.  bischoff  zu  weihen 
(1542)  Es*;  wens  zu  thun  were  umb  die  kue,  wer  die 
soll  beim  schwantz  nemen,  das  ist,  wers  zeitlich  und  welt- 
lich gut  betreffe,  da  gulte  gewehr  und  was  des  gleichen 
ist,  aber  in  geistlichen,  ewigen  sachen,  da  wir  itzt  von  reden, 
ist  possessorium,  praescriptio,  jus,  justitia,  sanctitas,  religio. 
ebenda;  weil  er  (der  papst)  nu  mit  solcher  niaiestet  in  der 
gewehr  sitzt,  und  ein  alter  gebrauch  und  gewonheil  ist,  wie 
solt  er  sich  denn  nu  können  lassen  reformirn.  6, 534" 
(vorrede  d.  M.  L.  auff  den  rathschlag  von  der  kirchen  1538) 
Jena;  solchs  alles  mustu  aber  helffen  ausrotten  und  ver- 
tilgen, wo  du  für  die  papisten  kriegest,  denn  sie  wollen  der 
stück,  von  uns  geleret  und  angericht,  keines  nicht  leiden, 
sondern  (wie  sie  sagen)  das  possessorium  haben,  widder 
jnn  die  alten  gewehr  sitzen,  und  gar  keine  neuerung  dulden. 
tearnunge  an  seine  lieben  Deudschen  (1531)  H2';  auffs  posses- 
sorium odder  auf  die  alten  gewehr  dringen,  ebendort;  sie 
wollen  warlich  der  gewehr  unentsetzt  sein,  das  sie  bisher 
über  gottes  wort  meister  und  richter  gevvest  sind  was 
wil  aber  dieser  könig  darzu  s;igen,  der  auch  in  der  gewehr 
sitzet,  an  den  cardinal  ertzbischof  zu  Mentz  (1530)  b  l'. 

e)  diser  Priahn  ist  gevviszlich  ein  ketzer,  schmehet  die 
konig,  lestert  die  richter,  und  handelt  als  ein  auffrürer  wider 
die  oberkeit,  und  alle  ihre  rechte  und  gewonheit,  wil  sie 
aus  der  alten  gewehr  treiben.  Luther  an  den  cardinal 
ertzbischoff  zu  Mentz  (1530)  bl';  aber  wenn  ich  als  die  konige 
und  fursten  were,  so  wollen  wir  ihne  das  predigen  ver- 
bieten, das  er  uns  nicht  ausz  unser  gewehr  setzet,  unnd  mit 
seinem  satz,  unser  eigen  lere  und  alte  gewonheit  zu  nicht 
machet.  a4';  es  wird  sich  freilich  fragen,  ob  wir  hierin 
recht  und  fug  gehabt  haben,  wider  des  capitels  freie  wähl 
(wo  mans  nennet)  einen  andern  bischoff  zu  welen,  un-\ 
damit   sei  jrer  freien   wähl  zu  entsetzen ,  und  aus  der  ge 


wehr  zu  heben,  exempel  einen  rechten  chrisUichen  bischoff  zu 
weihen  (1542)  8,  l'  Jena. 

2;)  dem  (Adam)  füret  der  son  gottes  (dem  vil  tausend 
engelen  auffwarten)  dise  allerschönsle  unnd  heiligste  braut 
selber  zu,  und  gibet  sie  jlim  mutternacket  an  die  band... 
und  thut  jhn  beide  die  gewehr  unnd  antwort  sie  jhm  an 
seine  arm  und  bette.  Mathesiüs  hochzeitpredigten  16  (neu- 
druck);  auff  den  morgen  rüstet  sich  der  gesandte  wieder 
zur  heirafart,  bittet,  man  wöll  jlim  die  gewehr  thun  (wie 
wir  reden)  und  die  braut  znit  jm  ziehen  lassen.  62  (neudruck). 

f])  der  obrisle  bath  umb  Verzeihung,  dass  er  ihn  ihm 
hatte  vorkommen  lassen.  Eckarth  aber  versetzte:  gleiche 
brüder,  gleich  gewähr,  des  getreuen  Eckarths  med.  maidaffe 
(1719)  S61.  das  beispit'l  zeigt,  wie  die  ältere  formet  später  misz- 
verslanden  und  in  anlehnung  an  gewähren  umgedeutet  wurde. 

c)  die  bedeutung  ^ ablief erun g ,  Übergabe'  scheint  sich  aus  der 
grundbedeutung  von  ^besitzeinweisung'  für  die  fahrende  habe  ent- 
wickelt zu  haben:  der  sag  und  murmeln  ist  also,  das  man 
sagt  üffenlich  und  ist  auch  war,  er  hab  der  stat  untreulich 
getan  und  unfreuntlich  mit  geweren  und  hab  der  stat  ir 
guet  gestüllen.  Zink  chronik  von  Augsburg,  d.  slädtechron.  5,274; 
Pompejus  brachte  so  viel  schäze  nach  Rom,  daz  man 
30  tage  mit  der  gewehr  zubrachte.  Lohenstein  Arminius 
1,  951. 

3)  die  Weiterentwicklung  in  der  bergwerksprache.  das  schreib- 
wesen ,  das  die  formen  der  besilzeinweisung  umgestaltete,  gab 
auch  dem  bedeutungsgehalte  von  gewere  eine  neue  richtung,  die 
sich  am  deutlichsten  in  dem  compositum  gewährbrief  (vgl.  sp.  481)8) 
ausprägt,  in  dieser  bedeutung  wurde  das  wort  namentlich  im 
bergwesen  weiter  ausgebildet,  wo  die  besonderen  Verhältnisse  des 
betriebs  besilzeinweisung  und  besitznahme  vielfach  von  einander 
trennten. 

a)  die  alten  formein  in  der  alten  bedeutung:  welcher  seine 
perkrech  ain  jar  und  tag  unersprochen  bei  einem  der  inner 
landes  wonhaft  ist  in  nutz  und  gewer  gesessen  ist,  mag  er  dasz 
bezeugen  als  recht  ist,  der  ist  hinfor  darumb  gen  menigklich 
geruet.  (bergtaidiiig  in  Steier,  Ib.jakrh.)  Österreich,  weisth.  6, 411, 
ebenso  6,  166  (rechte  des  stiftes  Gösz  zu  Romatschachen,  15.  jahrh.) ; 
es  soll  auch  ain  ieder  bei  rechter  zeit  ab-  und  anfaren  ze 
perg  als  lants  und  des  pergs  und  der  herrschaft  recht  ist, 
als  dann  von  aller  ist  herkumben,  in  jar  und  in  tag  ab- 
und  anfarn  und  nutz  und  gwöhr  empfachen.  (banntniding 
zu  Wahring  1573)  7,852;  ain  jeder  sol  zu  perg  zu  rechter 
zeit  in  jar  und  tag  auf-  und  abfarren  als  dann  lands  und 
perkrechts  recht  ist,  an  nutz  und  gwehr  komen.  (banntaiding 
zu  Unter-Döbling  1512)  7,892. 

b)  die  bedeutung  einer  tirkunde,  eines  Scheins:  gewähre 
1)  ist  ein  schein  oder  zettel,  welchen  auf  bergwercken  der 
verkauffer  an  den  bergschreiber  erlheilet,  dasz  er  diesen 
oder  jenen  kux  dem  käuffer  zuschreiben  soll;  2)  bedeutet 
es  den  schein,  den  der  bergschreiber  selbslen  von  sich 
stellet,  dasz  der  kux  dem  käuffer  im  namen  des  verkäuffers 
zugeschrieben  sei.  Hijbneb  natur -  kunst  u.  s.  w.  lexicon  (l7I7) 
5.  707/8,  ebenso  Berward  (1736)  6;  bei  Chomel  4,1038  findet  sich 
noch  eine  dritte  bedeutung :  verstehet  man  auch  darunter  einen 
Zettel,  welcher  von  dem  gegenschreiber  einem  gewercken 
zum  zeugnisz  gegeben  wird,  dasz  er  bei  der  zeche  so  und 
so  viel  theile  buhe,  und  damit  im  gegenbuche  stehet,  wenn 
aber  eine  solche  gewehr  simuliret,  falsch  und  unrechtmäszig 
ist,  so  wird  dieselbe  cassiret. 

c)  nicht  in  diesen  Zusammenhang  zu  stellen  ist  äas  im  berg- 
wesen viel  verwendete  gewer,  gewähr  im  sinne  eines  gruben- 
maaszes.  aus  dem  bedeutungsgehalte  von  vestitura  liesze  es  sich 
zwar  unter  anknüpfung  an  die  unter  b)  dargelegten  Verwen- 
dungen erklären,  näher  jedoch  liegt  es,  au/ gewähren,  gewährung 
zurückzugehen,   vgl.  gewähr  HL 

4)  formen. 

a)  der  Stammvokal  hält  steh  bis  in  das  18.  Jahrhundert  als  e, 
das  in  österreichischen  quellen  mäst  gerundete  ausspräche  ver- 
räth  (ö).  in  Meichszners  abdruck  des  Schwabenspiegels  (1576) 
erscheint  zum  ersten  male  die  Schreibung  mit  ä,  die  aber  nicht 
durchdringt,  sondern  zunächst  vereinzelt  bleibt  und  auch  dort  noch 
nicht  durchgeführt  ist.  die  Verlängerung  der  stamm^^ilbe  wird  durch 
die  Schreibung  mit  h  gekennzeichnet ;  diese  tritt  frühzeitig  und  gerade 
in  den  apokopierte  formen  ein,  in  denen  offene  silbe  nicht  vorliegt. 

b)  von  den  beiden  numeri  kommt  eigentlich  nur  der  singular 
in  betracht;  der  plural  fi^'det  sich  in  sächsischen  quelleri,  so  auch 
bei  LuiBEB. 


4801 


GEWXilR  II  (Sicherheit) 


II.   gewflbr  in  den  bedeitluitgen  ton   Hürgtehafl,  tiehnheit'. 

Jacob  Grimm  {rtchtialltTthümer  4.  buch  1,7)  glaubt  tine  reinlieh« 

»rheidung   twiiehtn    dem    ton    um    unter    |    behandelttn,    auf 

r.titurn  zurückgeführten,  worle  und  twtichen  den  rtrminiung«» 

n  gewer,  gewniir  im  tinne  von  proettatin  und  eaulio  telUUhtn 
in  können,  er  fuhrt  dm  Utitert  auf  wem,  i>rae$tart  surüek, 
vgl.  nUhothd.  wcrAii  (faeere,  praettare,  tertare  Ghaii'  1,910), 
mhd.  wem  (mhd.  wb.  :»,  ihl),  nhd.  gcwliliren.  dem  gegenüber 
tiiusj  jedoch  im  nuge  behalten  werden,  da$t  dtt  fädtn  der  ht- 
iteulungsenttriekluiij  auch  von  vesUtura  au$  in  dai  nruf  ter- 
wendungsgebiet  übergreifen  {tql.  tp.i'K.  ilVlff.  •Ihoo).  autttr- 
thm  liegt  die  entwicklungigeichiehle  von  wern  namentlich  nach 
der  teile  von  praiiture  noch  $ehr  im  dunkeln,  wilhrtnd  für 
die  eintchhlgigen  lubstantnbetege  in  gewabre  •—  eaulio  eine  ndhtr- 
hegende  parallelt  tu  geböte  $teht,  ttojii  autterdem  da$  roma- 
nuche    wiiramlia,   gnrnntie   better    tlimmt. 

I)  die  berührunijen  mit  vestitura: 

a)  tite  vettitura  nahm  tehon  in  ältester  teit  ßdejustores,  bu- 
liciin  (herii  g<>»eri  in  antpnich.  lie  tollten  ticherheit  daßr 
bitten,  dait  dit  beiilieinicntunq  erfolge,  auch  wenn  der  abtre- 
tende tigenthümer  dteten  act  nicht  mehr  voUiielien  könnte,  vgl. 
hierzu  noch  aut  tp'Uerer  teil:  einem  die  gewjihre  iler  ver- 
maclttniste  aufbOrden  . .  aliquem  Ugatorum  praeitalione  onerart. 
Stkiniach  Ott;  er  {der  tetiator)  kann  ibnen  {den  Irtuhnndern) 
liptitx  und  gewahr  {code  civil  $  lois  la  taiiine)  leinrr  fabrenden 
habe  ganz  oder  zum  teil  einrflumen.  §  lOiö. 

t)  für  frauen  und  minderjährige  treten  rechttvtrtreter  auf. 
ik  luhmt»  gewere  i«  urtretung  anderer,  berährung  ton  gewerc 
■■  fot$n$i»  wtit  gawaer«  »-  cuttodia ;  vergl.  gbeweere  tutel», 
tuM$  poUittt  KiLUN  K  4';   llRHisca  I50&. 

e)  iit  xeugen  der  brsitzeinweitung  treten  tpdttr  als  urkundt- 
perionen  auf,  die  den  tolltug  det  actei  bestätigen. 

d)  das  iiioment  des  besilitilels,  das  sieh  an  gewere  I  vestitura 
I  laufe  der  entwicklung  immer  mehr  herausarbeitete,  fahrte 
niimentlich  bei  ausgebildetem  schreibieesen  {vgl.  sp.  A'91 .  4800)  tu 
weitgehenden  annäherungen  an  den  begriff  von  praettatio. 

i.  gewere  *^  cautio,  prästatio. 

a)  m  der  reihtsspraehe. 

a)  für  die  ältere  zeit  kommen  in  erster  linie  sdehsisehe  quellen 
in  betraeht,  deren  auslegung  dann  dieser  Sonderbedeutung  unseres 
uortfs  auch  in  die  rechlsspracht  der  späteren  zeit  eingang  ver- 
schaffte, es  handelt  sich  um  die  Sicherung  des  herkömmlichen 
ganges  im  klageverfahren,  andererseits  um  die  sicherstellung 
des  kdufers  bei  eigenlumsveräusierung. 

\))  sve  80  um  iingcricbte  bekinget  wirt,  die  bidde  to  irsl 
der  gewere:  die  wile  die  were°  ungelovet  is,  so  mach  die 
klegere  betcren  sine  klage  unde  dar  na  nicht.  Sachsenspiegel 
3. 14, '2;  80  bidde  iene  ener  gewere,  die  sai  man  ime  dun. 
doch  mut  de  man  sine  klage  wol  beleren  vor  der  gewere. 
svenne  die  gewere  gcdan  is,  so  biut  iene  sin  unscult. 
I|03, 2;  sprechen  wir  Schoppen  zu  Magdeburgk  vor  recht 
das  der  cleger  dem  beclagten  die  gewere  seiner  anclaj^c 
lobcnn  und  thun  muxs  mit  hande  und  munde,  unnd  mus 
in  die  vorburgen  oder  vorpTenden  oder  mit  ires  eines  banden 
uir  denn  heiligen  als  recht  ist  beleweren.  (1517)  in  sententia 
MSC.  scabinor.  Magd.  ftW  Haltaus  702;  gewer  der  clagen  Ibun, 
beist  caution  und  vorslandt  der  clagen  angeloben,  das  man 
darbei  bleiiicn  will,  wie  sie  jtzt  gesetzt  sei,  und  auch,  das 
man  dem  beclagten  solcher  clagen  halb,  gegen  jederman 
wolle  \ertrelen.  remissotium  oder  register  übei  den  Sachsen- 
spiegel Hx'i^  gewere  sa!  iewclk  man  dun  umme  dutslach 
unde  nmme  lemesle  unde  wunde,  vor  sinen  berrca  dem  be 
hestat,  unde  vor  sine  svertmage.  Sachsenspiegel  2,  16,  1; 
wenne  mir  das  alles  im  rechten  abeerkant,  und  mich  der 
antwurt  dormethe  nicht  geschutczen  möge,  als  denne  und 
nicht  ehr  heische  und  motte  ich  von  dem  niderpart  desen 
seiner  ubirgeben  clagen  eine  genügsame  geuere,  das  her 
mir  di  bestelle,  und  wo  was  :m  dem  daran  mangils  be- 
funden, und  zcu  rechte  niclit  domethe  volqweme,  ich  solle 
von  im  los  und  ledigk  geteilet  werden,  cod.  dipl.  Siles. 
4,  325;  ir  {der  frau)  rechte  vormilnde  sal  ok  gewere 
vor  se  loven  unde  «iitvan  unde  leslen.  Sachsenspiegel  l ,  47. 
ebenso  im  alten  Kulmischen  reefit  und  si  sal  das  leslen.  V, 
^T  Leman;  swa  ez  den  frowen  te  eiden  kumet,  di  solo  ai 
•nie  tun  und  nihl  ir  vormunt.    ir  vormant  sol  ouch  gewer 

I'  ai  loben,  und  sol  si  daz  leisten.  Schwabenspiegel  cap.  &9  S  3 
in-ngUr. 

2))  sidurstelluiig  des  kdufers  bei  eigentumt&btrlragungtn  (r^. 


ißEWAllll  n  (iicberlMiO  %  b        4802 

das  ma$e.  gewähre  if.  4MS/f.);  irti  eo  inde  vorkoft,  wart  dat 
gut  anevangbet  aode  bekäme  de  lade  des  kopra  vor  gb*- 
ricble,  de«  aeal  be  to  rechte  gbewero  ain.  Cetkrtr  ätmUm 
81  Gduhen.  r§L  wende  be  is  dief  oder  diefe«  gMol,  di« 
der  kopinge  brkant  aod  der  gewere  beeakt.  S»ekini$füfH 
s,  4,  «:  der  cineo  kaat  bektnoet  «od  der  |«ier  UagMt. 
Sehwabenspirgel  {Unktrf)  t»,  I. 

3))  allgemeiner  hegrijjf  dtr  cautio:  quMdMB  dUMltfioM» 
maleria,  cum  querela,  pro  dicia  advoeaUt,  tal«r  U$lm  ooeIrM» 
Joannem,  Conradum  et  Jaeobam  Sckflrtelesaaofl, • . .  •>  bM 
et  Joannem  de  Molleosdorff, . . .  oonloe  OM,  pro  quo  pro» 
misoam,  quod  vulgariter  gewer  dicitar,  per  digitl  pneattlit 
eievationem . .  parte  ei  alters,  oria  foerst  eoran  oobb.  BretUu 
IS24  bei  Haltaos  707;  dagegen  Sigmuad  Stoltx  antwortet, 
wie  dais  er  sich  vormalt  durch  urteilsprOcbe  «oo  der  |o- 
nannten  frauen  Hedwig  Ckoppie  rntbrocbeo  bat,  «oa  we<eo 
allerlei  ansprnrbe,  die  sich  zwischen  CbridolTer  Ckoppen 
und  seiner  inuiter  ertachet  haben  oder  nOcbteo ,  daraber 
denn  auch  die  gemelte  fraw  Ckoppie  durch  ihren  vorward 
die  gewebr  gethan  bat.  (I49S  Breslau)  cod.  dipl.  SHeu  4,  91; 
dieweil  gemelter  Hans  Colmaon  an  die  gewehre,  io  ibn« 
die  borgen  nach  landesgewobnbeit  getban  nicht  ein  beoOgen 
haben  wiel,  so  moss  er  das,  so  er  vor  die  pfand*chillinge 
ausgegeben,  von  genelten  Hansen  Rothe,  der  seine  borgen 
damit  hrsen  und  freien  will,  annehmen,  oder  aber  mit  der 
obgemelten  gewehr  bUrgscbaft  sich  besettigeo  lassen.  (IMO 
Breslau)  4,  S5. 

ß)  die  später»  rtthtsliUeratur  und  dit  fe$UUUuM§n  dtr 
Wörterbücher. 

D)  in  jure  Saxonico  ist  verordnet,  da»  der  kllcer  aioat  die 
gewahr  angeloben,  actor  jure  Saxonico  eatere  tenelur  ttiputaliont 
pro  tvictione,  dasz  er  den  beklagten  bescbOtzen  wolle,  wann 
er  sonsIeD  von  jemand  um  die  streitige  sache  sollte  ange- 
sprochen werden,  oder  ihm  seinen  verlust  erstatten  wolle. 
D.  Strovii  jurisprud.  rom.  germ.  forens.  IV  tit.  II,  13;  gewibr  bei 
den  Juristen,  die  in  gerichten  anzugelobene  guarandia.  Keisca 
2,410';  geuBhr,  triplici  capi:  I)  pro  po»se8<ione  . . .  7)  pro 
praestaiione  eviciionis...  3)  pro  cantione,  quam  actor  prse- 
stat  de  praestanda  reo  actionis  evictione  eo  caso,  qao  reas 
ejusdem  rei  nomine  ab  alio  eadem  convictione  convenilor, 
et  vulgo  dicitur,  guaranda.  Pistosios  ttutsch.  juristischer  sprieh- 
vörter  sehatx  {llli)  *U. 

2))  die  gewahr  angeloben,  verhebsen  ond  tosageo,  daet 
man  einen  wider  alle  diejenigen  schätzen  wolle,  weiche 
dem  beklagten  die  jetzt  streitige  sache  ansprechen.  Sraoi 
(1724)  -.'63;  nach  dem  sächsischen  process  musz  die  eidee- 
delation  geschehen,  ehe  lis  pure  contestiret  and  die  gewtbr 
der  kKige  angelobet  worden.  Knorrb  genchiL procett  (I7&I)  IM; 
gewaere,  cautio  de  tite  vel  aceusatione  prouqueui*  Scaies 
545;  die  gewehr  angeloben,  dasz  man  seine  klage  fortsetzen 
wolle  und  nicht  ändern,  das  geschiehel  dorch  angreifen  de« 
richterslabes,  praestare  guarandiam.  Faisci  2,416';  gewlhr, 
gerichtlich  zu  erscheinen,  vadimonium.  Kiesca  rornii  («p.  IT**. 

3))  ghewere,  were,  cautio  fidejuuoria  tri  pignoraUti*.  Eilia« 
124',  ebenso  tiENiscn  1595;  gewebr,  genugthuung  der  expea« 
vor  gericbl,  guaranda,  satisfactio  pro  erpenstt,  et  rereaarette. 
ebendort;  gewaere,  eautio  de  damnis  et  txpenm  4»  »ilufMlumt. 
SCMEBZ  M5. 

4))  wübre,  gew.tbre  im  kauffen  and  verkaiilTeo,  oder  ecbat- 
loshalten  eines  verkauffleo  gute»,  *rirtio.  Faisc«  2. 4i6*:  ga- 
wühre,  gewiihrschaft,  pratstatio,  seeunUs.  Küsca  (iTiai  11^; 
gewiibr  der  mfingel  ist  die  verpilichiang  de«  vrrktofera,  Ür 
die  gehörige  bescbalTeabeit  des  von  ihm  verkaufte«  gap»- 
standes  einzustehen.  Hoirziüftoarr  l\  l&i. 

b)  ausserhalb  des  engeren  gebitia  der  retktssfrathe  fwM  Ücssr 
begriff  der  eaulio  im  tinne  ton  kär|sc*e/l,  äthnkiü  den  ei/at- 
liehen  ansloss  nr  weiterentmieklunf  de»  Mrtn. 

a)  für  die  iüere  dkktunf  lauem  tkk  »eni§  äAm  Mffe 
hierhersiehrn.  et  fehlt  an  den  fnlam  ndKifinada,  41t  Sk 
grundbedtutunf  dettlUth  erkennen  fers«*«,  «if  iiet  i»  dtr  ntmrtn 
lilteralur  der  fall  ist.  and»  dtt  mtmtnt  ier  rtkmMUtat/  fMd 
kein  genügendet  criterium,  ■■!  dit  ttnekkdttm  ja  ätr  edmm 
form  tethorgenen  wteU  m  »tndtn.  ftinfhUi§t  ikklir  tiaiw 
allerdinp  aUes  fetmtnittktt  %  nur  mit  tkk  siM,  mkM  mt 
«Hiieeif-e.  dit  reme,  in  drai  fewcre  mmt  thetUtfirt  ttni,  fe- 
hören  jedoch  meiu  nicht  feinfihliftn  Üihkrn  am,  mni  t»  MnU 
hier  natk  immer  /NfMk,  tk  ftvan  tim 


4803         GEWÄHR  II  (Sicherheit)  %  b 

1))  fraglich  sind  z.  b.  einige  beispielt  für  piädicative  Verbin- 
dung des  Wortes  mit  einem  persönlichen  subjecte,  vio  nicht  einmal 
mit  Sicherheit  zu  entscheiden  ist,  ob  das  mase.  gewer  (gewahre 
s.  d.)  oder  unser  fem.  vorliegt: 

nü  gel  all«  zuo  mir  her 

und  &it  der  klage  min  gewer! 

Hkinricu  V.  D.  Tdrlin  die  kröne  17091; 
der  liai?er  sprarh  Mietest  du  sin  gewer, 
du  möhtest  disz  wol  zeln  ze  einem  heile.' 
er  sprach  'ich  wil  selbe  sin  pewer 
mit  dem  swerie  üf  sinem  köpfe  unl  mit  dem  sper, 
daz  in  sin  kuraende  vart  muoz  immer  riuwen. 

Lohengrin  2051; 

der  ritter  sprach  dez  gib  mir  zil 

ain  iar  dez  ist  doch  nit  ze  vil 

so  bring  ich  min  froweii  her 

dez  so!  min  lehen  sin  din  gewer 

mich  rüwet  das  ich  dir  han  gesworn 

wirt  si  unschuldecklich  verlorn. 

der  ritler  uml  Maria,  liederaaal  3,73  Lastberg, 

2))  mit  mehr  Sicherheit  sind  hier  heranzuziehen: 

der  tuvel  wolde  im  han  verswigen 
die  rechten  warheit,  do  sprach  er 
'du  sali  mir  wisen  ein  gewer, 
des  ich  dich  han  gevraget, 
oder  mich  beiraget 
dir  hinnen  volgen  einen  vuz, 
wand  ich  vurwar  bekennen  muz, 
durch  waz  der  wec  ist  gespart 
mit  also  langer  ummevart.' 

passiortal  347,53  liöpke; 

binnen  dirre  selben  zit 

huh  sich  urlouge  unde  strit 

an  keiser  Julianum. 

der  wolde  ouch  stiiten  und  darum 

hiez  er  vrilich  hin  beneben 

sinen  soll  sinen  ritlern  geben 

durch  bereilschaft  gewer.        594,37; 

engele  sint  ouch  unse  butere, 

des  han  ich  an  der  schrift  gewere. 

Bküs  von  Schönebeck  (iOOS  Fisclier ;  ebenso  6074. 

ß)  in  der  neueren  litteralur  bildet  vor  allem  die  parallele  ge- 
were =  cautio  den  ausganyspunlU  zu  zahlreichen  neuen  Ver- 
wendungen, bestimmte  formelhafte  Verbindungen  laufen  von  dem 
rechtsverkehr  aus  in  die  allgemeine  spräche  über,  und  anderer- 
seits bildet  sich  auch  ein  freier  gebrauch  des  worles  auf  grund 
der  bedeutungen  aus,  die  es  in  diesen  formein  erhalten  hat,  be- 
merkenswerlh  ist,  dasz  F.uther,  der  für  die  anknüpfung  nn 
vrstitura  so  viel  beispiele  bietet,  hier  ganz  ohne  belege  du  steht, 
ebenso  ist  die  ganze  ältere  litteralur  spärlich  vertreten,  einige 
Vorläufer  der  klassischen  dichtung  und  die  neuere  lilteratur 
haben  den  reichsten  antheil. 

D)  formelhafte  Verbindungen. 

a))  die  in  den  wörlerbitchern  me\st  belegte  Verbindung  ist  ge- 
währ leisten:  vgl.  der  verkauffer  musz  die  gewähr  leisten. 
i'iSTORiüs  teulsch-jurislischer  sprichwörterschatz  (1716)  4U. 

«))  das  teutsch-engl.  lexikon  (ni6)  770  setzt  gewähre  und 
gewährschaft  einander  gleich  und  verzeichnet  gewäiirschaft 
leisten  (s.d.);  einem  gewähre  leisten,  alicui  satisdationem 
praestare.  Steinbach  941;  die  gewähre  heiszt,  was  unsre 
stantsleute  die  guarantie  nennen,  und  es  wird  mit  leisten 
verbunden:  die  gewähre  leisten  d.  i.  dafür  stellen,  für  etwas 
gut  sein;  machen  dasz  ein  vertrag,  ein  frieden,  ein  land- 
lagsvergleich  heobachtel  werden  muss,  nachdem  er  von  bei- 
den theilen  geschlossen  worden,  selbst  das  frz.  guarant, 
guarantie  kommen  vom  deutschen  gewähren,  gewähre  leisten. 
Gottsched  beobachtungen  107;  der  Verkäufer  leistet  die  ge- 
währ, den  käufer  in  jedem  falle  schadlos  zu  stellen,  le  ven- 
deur  est  garant  de  l'evirlion  que  l'acquereur  peut  souffrir, 
Schwan  (1811)  1, 440;  gewähr  (bürgschaft)  leisten,  donner  caution, 
rendre  caution,  Schwan  (I8!l)  1,659';  ich  leiste  ihnen  die 
gewähr,  dasz  dieses  pferd  gesund  und  ohne  fehler  ist,  je 
vous  garantie  ce  cheval  sain  et  net.  ebendort;  wer  leistet  mir 
die  gewähr  für  das  was  du  mir  sagst,  qui  est  ce  qui  me 
garanlit  la  verile  de  ce  que  tu  me  dis.  Schwan  (1782)  1,  74l'; 
man  hat  es  mir  versichert,  aber  ich  leiste  ihnen  keine  ge- 
währ dafür,  on  m'a  assure  cela,  mais  je  ne  vous  le  garantis 
pas,  ebendort;  einem  gewähr  leisten,  lo  warrunt,  secure,  defend, 
maintain  one's  possession.  FAHRENKntJCEit  2,  32«;  einem  die  ge- 
währ leisten,  to  Warrant,  give  sccurity.  Fjck  (1823)  1, 17S; 
für  einen  gewähr  leisten,  to  give  or  be  security  for  any  one, 
to  bail  him.  IImpeiit  2,1,452', 

ß))  wer  leistet  uns  die  gcuälir,  dasz  der  ricliter  erfahren, 
und  billig,  und  einselieiul  sei?  Rabene«  (175':!)3,57  (sat.  briefe); 


GEWÄHR  n  (Sicherheit)  2,  h         4804 

das  ist  der  wiiz,  den  man,  galant  zu  leben, 

auf  reisen  sucht,  nur  in  der  fremd  erhält, 

wo,  ehe  man  den  letzteren  ausgespfiret, 

miincli  muiterkind  die  ersten  imiiiii>rwitz,schulmitz)  oft  verlieret. 

und  dennoch  ist's  ein  rühm,  ich  leiste  die  gewähr, 

mit  Vorwitz,  gold  und  stolz  sich  aur  den  weg  zu  machen. 

man  holt  von  Städten,  leuten,  sachen 

zum  wenigsten  die  namen  her. 

IIagkdorn  der  äffe  und  der  deliihin   {die  Wendung  ist  eon 
KirtDERLiNO  reinvßeil  der  deulsclim  spräche,  Berlin  1795 
f.  394  nngemerkl); 
Wahrheit,  zeuginn  meiner  triebe! 
leiste  selber  die  gewähr, 
sage :  für  so  grosze  liebe 
fällt  die  gegenpilicht  nicht  schwer. 

iinvvrdirnlc  eifersucht ; 
unzählige  erfahrungen  können  für  diese  Wahrheit  die  gewähr 
leisten.  Mkhdei-ssohn  philos.  Schriften  1,92  {Berlin  1771);  wer 
leistet  uns  die  gewähr,  dasz  dasjenige  auch  würklich  vor- 
handen sei,  was  wir  uns  als  würklich  denken  müssen? 
morgenstunden  323  {Bertin  1781);  der  besitz  des  geldes,  welches 
wir  mit  gleichgüifigkeit  ansehen  würden,  wenn  es  uns  nicht 
für  alle  die  wirklichen  vergnügen  gewähr  leistete,  die  wir 
uns  dadurch  verschaffen  können.  Wiklano  (Agathon  111  cap,2) 
1,121;  wenn  gleich  alle  Weisheit  eines  solchen  entwurfs  ihm 
für  den  ausgang  nicht  gewähr  leisten  kann.  (Agathon  XH 
cap.  I)  3,53;  für  den  erfolg  konnie  weder  mein  wille  noch 
mein  verstand  die  gewähr  leisten  (XU  cap.  11)  3,  156;  und 
wer  leistet  mir  für  die  treue  eines  prinzen  gewähr,  dessen 
minister  in  österreichischem  solde  stehen,  und  der  mich 
verlassen  wird,  sobald  ihm  der  kaiser  schmeichelt,  und  seine 
armee  von  den  grenzen  zurückzieht?  Schillkr  8,  lh6  {gesch.  d. 
3» jährigen  kneges  2);  so  läszt  sich  Ireilich  grade  in  einer 
woleingerichteten  gesellschaft  am  leichtesten  denken,  dasz 
die  geschäftsgenossen  sich  gegenseitig  gewähr  leisten  für  die 
erfUllung  des  gemeinschaftlichen  Wirkungskreises.  Fried. 
Schleiermacher  über  Piatons  ansieht  von  der  ausübung  der  heil- 
kunst  bei  Wackernacel  3,2,1216; 

'mit  ernster  rede  feierlichem  wort 
werb'  ich  um  dich  als  Cornwall's  königinne. 
durchsucht  den  ballen,  nnd  ihr  findet  dort 
die  gaben  all'  der  hochzeitlichen  minne, 
den  zobelpelz,  den  demant,  spitz'  und  bort', 
waz  glänzt  und  reizen  mag  der  Hauen  sinne! 
das  leiste  meinen  werten  die  gewähr! 
anmuth'ge  feindin,  was  verlangst  du  mehr?' 

K.Ihmermann  Tristan  und  holdi^  (wurke  13,  s.  174); 
ich  leist  ihm  seiner  ford'rungen  gewähr. 

ItöcKKRT  weiki'  10,376  (Heinrich  IV). 
y))  das  formelhafte  der  Verbindung  macht  sich  schon  in  der 
abneitfung  gegen  den  artikel  gellend ,  der  nur  vereinzelt  in  das 
feste  gefüge  eindringt,  zur  composition  erstarrt  die  uortgrnppe 
in  gewährleistung  (s.  d.),  seltener  im  verbum  selbst :  so  werden 
sie  linden,  dasz  das  princip  der  volkssouveränetät  den  ein- 
zelnen Staaten  eben  so  gewährleistet  ist,  wie  der  ganzen 
nation  als  solcher.  Hagen  stenogr,  berichte  der  Frankfurttr 
nationalversamml.  7,  496S'. 

b))  während  gewähr  tliun  in  unserem  zusammenhange  eben- 
sowenig nachfolge  gefunden  hat  als  in  den  bedeutungen  von  vesti- 
tura  (vgl,  sp.  4800)  und  gewährung  (s.  gewähr  IM),  zeigen  sich 
gewähr  gehen,  bieten  entwicklungsfähig:  so  war  es  aller- 
dings nothwendig,  eine  gewähr  dagegen  zu  geben,  dasz 
nicht  eine  kleine,  vielleicht  zufällige  majorität  den  bau  der 
Verfassung  leichter  band  umwerfen  könne.  Waitz  stenogr. 
berichte  der  Frankfurter  nationalversamml.  7,4957*;  wenn  daher 
irgendwo  eine  gewähr  der  Verfassung  gegeben  werden  musz. 
Busz  ebendorl  4962'  (andere  redner  in  jener  Sitzung  gebrauchen 
das  wort  garantie  oder  sicherheil);  ein  räthselhafter  eigen- 
sinn  verbot  ihm  (Friedrich  Wilhelm  IV)  seinen  hochsinnigen 
Zugeständnissen  zur  rechten  zeit  die  gewähr  zu  geben,  die 
ihren  bestand  allein  sichern  konnte.  Tkeitschke  d.  gesch. 
5,  049;  das  sind  die  punkte,  auf  welche  es  hier  wesentlich 
ankam,  und  deren  festsetzung  die  gewähr  bieten  soll,  dasz 
von  keiner  seile  her  der  bau  der  Verfassung  leicht  gefährdet 
oder  erschüttert  werden  könne.  Waitz  stenogr,  berichte  der 
Frankfurter  nationalversamml,  7,4955';  immerhin  muss  die 
regierung  zur  zeit  auf  die  frage:  ob  und  welche  gewähr 
sie  dafür  bieten  könne,  dass  die  Zustimmung  der  stände  zu 
ihren  forderungen  alsbald  die  von  ihr  erwartete  folge  haben 
werde,  die  antwort  schuldig  bleiben.  Mathy  (entwurf  lu  einer 
denkschrift  an  den  nordd.  bundeskanzler)  hei  Freytac  22,  414. 
e))  die  hessern  waren  längst  von  diesem  jugendwahne  zu- 
rückgekommen, den  sie  anfangs  in  verirrnngen  verträumt 
und  dann  hatt  und  schwer  gebiiszt,  so  der  herausgeber  des 


4805 


r.EWXllR  II  fsiclierlicit)  2,  h 


GFAVAHR  III  (gfwalirnng) 


4806 


R.  M.,  den  ei  auch  all  jOngling  nach  Paris  gezogen,  um  die 
gewUbr  für  ein  deuttcbea  freituio  tu  erlangen.  F.  L.  JAim 
1,61t  Eultr. 

9)      bri  meinem  goti.  Ich  dOrfia  diat  nicht  gloubao, 
hau'  Ich  lila  ilchra  rnhibare  |awfthr 
dar  algnen  augan  nichi. 

aiiak0$}>enr»  lUmltt  1.1  BckltgU\ 
die  im*  arwarlan,  haban  nicht  (ewahr. 
ob  wir  noch  «lahn,  ob  wir  tcriraian  aind. 

Umlako  {Eriul  »on  Schwüitm  4.  S)  3.73; 

die  wurtel  eines  kleinen  krautrs  steckt  darin,  denn  es  iit 
ein  glaube,  dasz  diesem  die  kraft  Tcrliebm  »ei:  den  leib 
des  mannrs,  der  sie  trügt,  vor  feindlichem  gescbosi  zu  be- 
wahren, nehmt  lit-,  geliebter,  und  bergt  sie  unter  eurem 
kleide,  wir  haben  ja  kerne  gewtthr,  d;iaz  sie  die  grosze 
kraft  h.'it,  aber  wir  hofTen  es.  G.  Frittag  {ahntn  6,2)  12,107. 
»))  auf  dtm  itui/ium  alier  rechtsquelUn  btruht : 

Lantvlul.    Ariua,  Ich  hob'  ein  arnttllchea  begehr. 
Artui.  rordra  mein  reich !  ich  loba  dir  gewähr. 

laaiRiANN  (Ufrlin:  der  yial)  16,116. 

1))  frtier  gtbiauch. 

a))  du  tusammenttrÜHng  mit  bOrgscbafl: 

dar  ungaralhna  ial  schon  aus  dem  gieiia 
dsss  geh*  ich  bnrRschart  und  sewAhr. 

Ihmibmähn  {UktUh:  der  gral)  15.  1Ü7: 

wer  die  geschichte  kennt,  wird  niemals  auf  sogenannte 
grwBhrleistungen  etwas  geben,  und  die  Öffentliche  meinung 
bat  sich  nie  auf  die  bürgscbaft  aolcher  gewahren  varlassea 
mOxeo.  F.  L.  JaiK  r^rlt«  2,  II,  i.  672. 

k))  gewahr,  f.  uirtcinniitg  in  rtgten,  ttruktring  KaAMES 
S,  139*:  gewahr  (<«rm<  dt  iraiiqut)  mWion,  garantx  Ro;«dkau- 
RfXToarr  2&3':  gewahr,  la  turtU,  atulion,  garantu  ScawA<i 
(i:n2)  i,741';  das  Unterpfand  ist  die  beste  gewShr,  ttl  h 
meiUeure  sureU.  ebenda  {vgl.  gewilbrieistung);  gewlbr  vor 
schaden,  l'indemuit^.  tbenda;   indemnity  EatRS  (1802)  644*. 

<))     wir  raöchtan  uns  mit  dar  gewähr  nun  eben  nicht  gerne 

bafasaan, 
da»  alias  diaii  buehsitbllcb  und  aufs  haar 
alch  so  begab. 

WtittND  (dtr  neu»  AmadU  16, 10)  6,  M; 
und  tur  gewfthr,  dasi  Ichs  bin,  die  auch  sendpt, 
bringt  ihm  diesi  srhreiben.  as  anihAli  mein  bildnlsi. 
SciilLLKR  12,4-^7  (  W(ir(<j  .Sfioirt  »74): 

das  in  den  alten ,  weltlichen  Schatzkammern  vorhandene 
kann  sich  dort  aus  sehr  eigeniflmlichen  gründen  zusam- 
mengefunden haben,  etwa  weil  an  einer  goldfocn  trink- 
scbale,  on  einem  vielleicht  unscheinbaren  schwert  wunder- 
bare sagen  des  haiises  und  sogar  die  gewahr  von  dessen 
dauer  hafteten.  J.  Borckrardt  beitragt  299;  die  drei  n)achte 
prote^iirten  fruchtlos,  und  nahmen  darauf  die  von  ihnen 
lugesagti-  gewahr  für  die  herrschaft  Osterreich's  über  Belgien 
zurück.  Stbil  revolution  1,265:  gutes  vernehmen  mit  Frank- 
reich gefüllt,  nrue  friedensgewahr  ist  erwünscht  Vabnuackn 
T.  Ensk  tagebücher  1,48  (IS37); 

wollte  das  schici«al  seine  gäbe 
ohne  sawAhr  revikettander  dauer 
mir  wieder  entrai^ian? 

SuDRaM*<<N  ((■'«  drei  reiherfedern  93  (3,8). 

8))  feuergewöhrgesellschafl.  Würxburger  Verordnung  von  1769. 
1770.  1778.  vgl.  feuer-  und  brandgewührungsgesellschaft  bei 
ScavELLSR  3*,  974. 

s))  kinttr  den  terlosungsUsten  der  ttitungen  tteht  vielfach,  «m 
dit  redaction  der  verantwortUchkeit  n  tnthebe»,  dit  btmerkung 
ohne  gewähr. 

3))  nevt  Verbindungen,  fraglich  itt,  ob  das  folgende  htitpiel 
hierher  oder  besser  xu  gewehr  (wehren)  gehört:  Apollonia  ist 
für  das  zanwe  gewer.  S.  FsAncK  Ttllbuch  ilD. 

a])  \\t\  anbieten  dem,  der  nichts  begeret,  ist  eine  an- 
zcigung  zu  schlechter  gewer.  Rutschst  ftanii.  337:  so  kannte 
sie  die  menschen  za  gut,  als  dass  .«ie  die  groiidsStze  eines 
jungen  mannos  für  eine  hinlängliche  gewähr  gegen  seine 
leidenschaften  hatte  halten  sollen.  Wielakd  (Sylvt'o  dt 
Aotatra  6,  c.  13)  12,  121;  ebend.  $.  138;  allein  jenes  hans- 
gesetz,  dessen  anerkennung  Karl  der  sechste  mit  grossen 
mühen  und  opfern  bewirkt  hatte,  zeigte  sieb  als  eine  nur 
schwache  gewahr.  Varnbacen  v.  Ensk  bioi/r.  denk  3,136  {ß*tt 
Leopold  von  Anhalt);  auch  Meyer  hat  seine  grosze  freade  daran, 
und  sein  reiner,  unbestechlicher  blick  war  mir  eine  gute 
gewahr.  GüTHE  brieft  10,  20S  {an  SehiUer  26.  oc/.  94);  das  hol- 
ländische güidstück  weisz  in  seiner  lateinischen  amschrift 
Ton  der  besten  gewahr  rede  ta  geben.  F.  L.  Jain  werkt  t  II, 

IV. 


1.671;  henlieb«  neigung  fesselt  Ihn  so  entsehiedeo,  daaz  er 
das  baos  verlstSM  will,  wenn  ihm  doa  oSdclMO  ferts|( 
wird,  and  ial  eint  sieher«  gewähr  für  bltibco^M  hUatebM 
glack.  Hinii  Mer  CUkti  ff.  «.  D.  to. 

b))  du  scbAna  mlaslenSrla! 

lahr'  du  mleb  rallgiea: 
bei  4lr  llagi  dia  (««Ihr  la 
4«a  blick  dai  au|vt  icboa. 

Bo»<«iTi«T  Mlrt»  SekaHv,  i,  IM: 
wahr  ists,  beim  erstenmal  sehen  oder  lesen  Ttrdunkefi  das 
sinnliche  leben  der  bandlung  dia  gewalt  und  anzabi  der 
moiive:  je  ofier  aber  nnd  j«  gp>amfflelier  man  lir*l  oder 
siebt,  desto  Qberzeugecder  werden  (lese,  dsiin  liegt  die  ge- 
wahr für  die  ewige  dauer  der  shakespeanscben  stucke. 
0.  LoDwiG  6, 266;  so  rouaz  diest  Deulacbland  auffordern, 
auch  in  seiner  mitte  fOr  die  zukunft  Obersll  eine  mt>glicb*t 
gleicbmSssige  ausbildong  der  politischen  verbaltoias«  zu  er- 
streben, bierin  recht  eigentlich  ist  eine  gewibr  der  re.cb»- 
verfssoung  zn  finden.  Wanz  tttnofr.  beridUi  dtr  PrankfmUr 
nationalvtrt.  7,  4U67. 

e))  das  ihaten  sie  anf  eigene  recbnung.  wir  sind  ihnen 
dafür  keine  gewUhr  schuldig.  leasaaAn.ti  trauereptel  ts  Tirtl 
{Küruhntr  116,  215  anm.). 

3)  formen,  dit  tthretbung  nicht  hier  frühuiig  onkhnung  a» 
wahr,  wahren,  gewahr  wird  schon  zu  htyinn  itt  XI,  fakrk. 
geschrieben,  freilich  ohne  allgemein  einganf  tu  gewinnen.  Botscist 
tehretbl  noch  gewer  {kanzl.  337). 

ill.  gewahr,  dl«  erßllnng  etnet  vtrtfreektns,  dit  gewibmng. 
die  nächstliegende  anknupfung  fitr  dietes  »ort  bieltt  int  wthd, 
wer;  die  beiapielt,  die  m'id.  mb.  3, 6M'  mni  Liiaa  1,767  für 
dieses  aufführen,  nnd  jedoch  sehr  ungUieharlig.  hier  lotUn 
nur  diejenigen  veruichnet  werden,  dit  auf  wern,  gewähren 
siirüekführen  {andere  gehörten  keuer  tu  gewähr  II,  2  s.  •.).  dit 
bedeutungsunttrschieilt  iwurAe«  gewa!>r  II  und  III  rürd««  «■  ssdk 
noch  keinen  anUist  geben,  die  erkUrung  ae  ttrtchudene  wutttln 
ansuknüpfen.  die  trfüUung  eines  Versprechens  findet  in  itr  kt- 
itutungtentwitklun^  von  caulio  immer  noch  räum,  in  wiantken 
Verwendungen  itt  tt  sogar  schwtr,  dit  grentlinit  tu  tiehtn.  i» 
abtr  thatsadilidi  dit  btiirifft  von  gewührschsft  und  gewlbrong 
im  deutscliin  Sprachgebrauch  getrennte  entiricklungtwrge  ankakntn 
und  da  das  verbum  (f.  gewahren  IV  hik^  Vi  diM«  bahne»  »Hk 
dtuüicher  auseinander  Ugt,  so  ist  es  nolhwendig,  ditttr  Ifcolanafce 
gtrecht  tu  werden, 

1)  die  iUeren  belege  gehören  sdmmtlich  dem  pautenal  ass,  M 
einigen  springt  dit  aniniip^Hiig  an  fiewahreo  sofort  in  dit  äuge», 
bti  andern  must  tie  erst   durch  mittelgliedtr  trsehlosten  wtrde» : 

a))  do  sich  ilie  zii  alsus  veriruc 

und  et  quam  uf  den  achten  lac, 

der  kunic  grobalicb  arachrac. 

wand  »Ich  da»  volc  tu  houta  laoa 

und  mit  gawall  uT  In  quam. 

sl  apracheo  'ou  gib  durch  gawer 
,  un«  diu  (ochier  balda  bar, 

oder  du  must  ligao  tot'. 

;MiMion<i<  (r.  St.  Crery)  SU,  VI  Ufktf 

rechter  vraudeo  bo  gawer 

traf  den  bischof  so.  das  er 

dancia  dem  guten  goM. 

sime  belligen  gaboia 

mit  baria  und  mli  bouble  er  eeic, 

wand  al  von  einer  gaba  ufsiale. 

eh#«tf*'t  {Jmstinn)  rni.U. 
k))  die  tit  gle  bin,  dar  tot  gl«  b«r 

nach  ivi  ortlens  («war, 

den  die  gawooheli  kiiai  una  tut.  {Ettdint)*i»M: 

so  aprach  einer  'da  pQae  ar 

durcn  giimaaa  bartro  gawer 

sa  racbana  aa«  dl«  uMai, 

den  mit  fabor*«a«a  r«i 

in  guter  barmabanehelL*    (wm  allen  «■<«•)  an,  6. 

c))  (tnglitk  ist: 

saht,  do  quam  oucb  der  beiden 
Bit  grotam  vrevale  dort  her. 
leitlebar  vaat  voll««  ««war 
■ii  grimaigan  widarslagan. 

laoM  A'il.  caca)  3*1.  tt,  vfl.  gewahr. 

2)  deuüiehtr  tpretke»  einigt  neuere  rerwendutge». 

a))  mit  dem  verkmm  gewähren  » Wsdkka,  kefnedife»  VfL 
sp.  4>>22  If.  in  tnftkr  ntrktwimnf  steAl.*  «oicben  bricff  tall  SicCin 
Tbsder  Jone  haldenn  alt  lange  bis  cm  tm  Crietoff  UeM 
di  gewehr  gesrhit  (1613)  cad.  üfL  Sdev.  4,333.  kttnmi  «r- 
klärt  tick  die  eUgemeiMtrt  ktdrutnng:  die  gewer,  des  leidtasss*. 
ScaaiLLiR  3',  976:  ein  proüantmass,  nach  welcbcni  die 
Isndschaft  ihre  lirfeningen  und  der  kriegsmann  seine  gewShr 
nach  gestrichenem  maast  nehmen  könne.   verktssHm»ge»  ier 

393 


4807 


GEWÄHR  IV  (dauer) 


GEWÄHR  ARTIKEL— GEWÄHRE 


4808 


tehles.  fürsten  und  stände  von  1619  s.  141 ;  eine  wahre  holz,  certa 
exhibitio  et  praeslatio  lignorum,  quantum  coctoii  cerevisiat  nimir. 
opus  est  ad  integrum  cocluram  cerevisiariam.  Stibler2415;  v^{. 
gewerschaft,  das  richtige,  volle  masz  bei  dem  salinenhohabmasz. 

SCHHELLER    l*,  975. 

6))  jedoch  hat  er  mir  das  übrige  viehe,  so  mein  gewesen, 
und  nicht  in  die  gewehr  {zum  gutsinventar)  gehörig,  in  einer 
gewissen  taxe  bezahlet.  Schwcinichen  3,  191;  vgl.  hofgewehr, 
ausrüstung  eines  bäuerlichen  hofes  mit  schiff  und  geschirr,  guts- 
inventarium  s.  theil  4,2  sp.  1680;  und  ihr  guten  leute  sehet 
nicht  ein,  dasz  der  liof  mit  seinem  genehre,  den  der  leib- 
eigne unter  hat,  die  lohnung  des  Staates  ist.  Moser  patr. 
phant.  3,  276.  daraus  entwickelt  sich  allgemeiner  der  begriff  der 
fahrenden  habe:  behaltet  alle  gewOr  und  hauszrath  in  die 
höier  der  berg.  Schaidenreiszer  Odyssee  44*  (aber  das  gut 
verbergt  im  geklüft,  und  alle  geiälhschaft.  Voss  Odyssee  10,404). 
c))  allgemeiner  gefaszt  erscheint  der  begriff  der  leistung:  wo 
ein  froweiiperson  ein  eliclien  mann  hat,  der  inlendig  und 
kiintlicli  ist,  und  sie  darüber  bi  jenians, .  .  in  buischaft  wise 
oder  zu  den  unseren  sitzet,  oder  obe  si  jergent  sunder  sesse 
und  uf  jeman  also  in  buischaft  wise  wartete,  der  ir  genere 
und  gewere  gebe,  die  bessert  5  lib.  Slraszburger  xun/l-  und 
pulizeiverordnungen  564  Brucker; 

IVaiien-iimmer  zu  gewetiren,  dasz  sie  mit  gewehr  vergnögt, 
ist  die  saclie  zu  gewehren,  wie  sie  steht,  nicht,  wie  sie  liegt. 

LOGAO  2,10,46; 
ach  mein  liebster  lierr  und  freund, 
icli  weite  bitten,  sie  weiten  mirs  nicht  übel  deuten, 
meine  bitte  nictit  versagen 
und  mein  gewär  nicht  abschlagen: 
um  eine  nacbtherberge  wil  ich  bitten. 

weihnachlsspiel  (1846  aufgezeichnet  tn  Glatz) 
WkinhOld  zsch,  d.  a.  6,541; 
gut  ist's,  dasz  der  himmel  immer 
dir  verschiebt  die  wunschgewähr, 
denn  beglückt,  du  wärst  es  nimmer, 
und  du  hofTtest  es  nicht  mehr. 

Röckert  werke  7,383. 

3)  hierher  gehört  wohl  der  bergmännische  ausdruck  gewer, 
gewähr,  dem  verschiedentlich  das  neulrum  zuerkannt  wird 
(ScHEUCHENSTUEL  101  Verzeichnet  es  als  femin.  und  neutr.): 
währ,  gewehr,  in  bergwerrkssachen :  ein  lehn,  demensum,  ist 
7  lachter;  zwei  lehen  ist  eine  wehr,  demensum  duplicatum,  drei 
wehr  ist  eine  fundgrube;  zwei  wehr  ist  eine  maaszgewehr. 
eine  pfundgrube  bat  drei  gewähr,  das  ist  42  herglachter, 
deren  eine  bis  3  eilen  8  zoll  lang.  Frisch  416';  das  ge- 
währ . .  im  bergbaue,  ein  stück  feld,  so  einem  bergbauer  zu 
lehen  gegeben  wird,  und  in  der  engsten  und  gewöhnlichslen 
bedeutung,  ein  solches  stück  feldes  von  einem  bestimmten 
muasze,  welches  14  lachter  in  der  länge  und  7  in  der  breite 
hält.  Adelung  2,644.  die  ersten  belege  giebt  Mathesius,  aus 
dem  Frisch  seine  angaben  geschöpft  hat  und  den  er  citiert: 
wenn  einer  auff  ein  gang  kiset  und  schweret  darau£f,  und 
wird  jm  vermessen,  und  verlüchsleint,  der  leit  in  seiner 
gewer,  hat  an  seiner  fundgruben  drei  wer,  das  ist,  zwei 
und  viertzig  lachter,  nach  dem  streichen  des  gangs  vom 
mittel  des  rnnbaums  anzuhalten,  tbeilt  sieh  der  gang,  so  hat 
er  aber  zu  kisen,  ersinckt  er  ander  geng  inn  seiner  vierung, 
und  bringt  sein  recht  von  der  fundgrub  durch  öffentliche 
und  augenscheinliclie  beweisung  unnd  durchschlag.,  der  er- 
erbet auff  den  Jüngern  tag  eine  vierung  die  hnt  ein  halb  ge- 
wer, vierdtbalb  lachter  in  hangens,  und  so  vil  in  ligens  am 
seilband  anzuhalten.  Sarepta  19';  ein  masz  hat  zwei  ge«'ähr, 
acht  und  zweintzig  lachter  ein  ewige  teuff,  nach  dem  falle 
des  ganges,  und  jr  eigen,  ebenda. 

4)  Schreibung,  hier  hallen  sich  die  Schreibungen  gewere,  ge- 
wehr länger  und  ausschlieszlicher  als  bei  gewähr  li. 

IV.  gewähr,  das  verstärkte,  wer,  dauer,  vgl.  mhd.  wb.  3,  58l'. 
Le.xer  1, 767.  vgl.  währen,  durare  {s,  d.  und  althochd.  werßn, 
Graff  1,93b)  uud  gewahren  III: 

und  den  siül  nach  Im  irwarb 

der  eiirte  päbist  Benedict, 

der  6  dem  online  gestiict 

was  der  predigAre. 

ein  jär  was  og  des  gewere. 

darnach  in  unsirs  harren  järn 

dö  der  gar  verloulin  warn 

vumf  uud  drizdnhundirt, 

dö  wait  mit  kur  gcsundirt 

päbist  Clemens  der  vumite. 

N.  V.  Jeroschin  25301; 
fraglich,  ob  hierher —  und  zwar  zur  grundbcdeutung  von  weren  = 
exislere  —  gehörig,   ist  das  folgende  beispiel,   das  sich    auch  zu 
wehren  (s.  d.)  ziehen  läszt  : 


»6  werden!  erhöbet  all«  tal 

die  berge  er  alle  nidern  sal. 

zusehen  berge  felde  mer 

wird  allei  gar  sein  glich  gewer 

und«  in  menschlicher  6 

Wirt  kein  dinc  erhöhet  mö.       erWuung  1793. 

aus  jüngerer  zeit  und   in   einem   Zusammenhang  der  das  genus 
des  neutrums  sicher  stellt,  ist  belegt: 

zwei  und  dreiszig  himel  gebaut  in  der  kirche,  auch  altäre, 
welche  man  benahmt  den  dorn,    und  zum  ewigen  gewehre 
sieht  man  lachend  stehn  von  stein  ein  gehauen  weibes-bild, 
das  man  nennt:  die  braut  im  dorn.  . . 

J.  G.  Albinus  chursächs.  Venus  {an  die  hohe  stifflsstadt 
Naumburg)  1686  s.  32. 

GEWÄHRÄRTIKEL,  m.,  in  den  österr.  weisthümern  mehrfach 
belegt:  aber  nach  verscheinung  aines  jars  sein  die  pürgen 
kain  ainiche  red  und  antwort  zu  geben  nit  schuldig,  doch 
ainem  ieden  sein  ansprach  an  den  eingesetzten  erben  zu 
ersuechen  vorbehalten,  wie  recht  ist  und  im  gwer-articl  be- 
griffen steet.  {Thurn  an  der  Gader)  österr.  wcisth.  5,666;  oder  ob 
ain  nachender  gesipter  freunt,  der  ausser  lants  gcwest  und 
umb  die  verkaufung  nichts  gewisst  bette  und  darumben  ain 
gestalten  ait  thette,  wie  hernach  im  gwerarticul  begriffen 
ist,  nach  jarsfrist . .  keme  und  in  kauf  stuent.  {Buchenstein 
ende  ib.  jahrh.)  5,895;  rpj.  gewährschaftsartikel. 

GEVVÄHRBÄR,  adject.,  vgl.  Campb  2,  356:  ew  wohlgeboren 
werden  mir  davon  so  viel  gewähren,  als  den  umständen 
nach  gewährbar  ist.  Licbtehrerg  7,  45; 

rede,  was  du  verlangst;  mein  herz  gebeut  mir  gewähiung, 
kann  ich  es  nur  gewähren,  und  ist  es  selber  gewährbar. 

Voss  Rias  14, 196  {tcai  ei  rereXsfffisrov  iariv). 

GEWÄHRBRIEF,  m.,  Urkunde,  wie  sie  im  späteren  kanzlei- 
verkehr an  die  stelle  älterer  formen  der  besitzeinweisung  trat, 
das  wort  ist  aus  Umschreibungen  zusammengewachsen,  wie  eine 
solche  vorliegt  in:  was  für  panbrief  sind  oder  da  man  einen 
in  nutz  und  in  gewer  setzt,  österr.  weisth.  5,  254  (i5.  ja/ir/i.); 
gewehrbrief  Schottel  493';  gewär-brief,  den  man  im  Roth- 
weilischen hof-gericht  dem  kläger  wider  einen  ächter  gibt, 
ihn  in  nützliche  gewähr  der  guter  des  achters  zu  setzen. 
(Goldast  reichs-satz.  s.  13)  Frisch  2,  416*;  gewäbrbrief,  in  den 
oberdeutschen  gerichten,  eine  Urkunde,  vermittelst  welcher 
der  kläger  in  die  gewähr  d.  i.  in  den  besitz  der  guter  des 
beklagten  gesetzet  wird.  Adelong  2,645;  gewäbrbrief  (t.  de 
mine),  l'assürance.  Schwan  (1782)  1,  74l';  gewähr,  gewäbrbrief, 
assurance,  insurance.  Ebers  (1802)644*;  Campe  schlägt  {2,  Zbd) 
das  wort  auch  als  Verdeutschung  von  creditbrief  vor,  vgl.  sein 
Verdeutschungswörterbuch  (IS13)  238,  wo  er  gewahrsbrief  schreibt; 
gewährbrief,  letter  of  credit.  Hilpert  2,  1,  4ü2". 

GEWÄHRBÜRGE,  m.,  neuere  form  für  das  ältere  burigo 
thero  geweri  (s.o.)  gewerebürge;  gewehibürge,  fidejussor  pro 
evictione  praestanda  dalus.  Schottel  519'.  dasselbe  bei  Stieleh 
163  unter  der  form  gewährbürge;  vgl.  auch  Meitzen  Urkunden 
schles.  dörfer  368*. 

GEWÄHRBÜRGSCHAFT,  f.,  vgl.  Stieler  164. 

GEWÄHRDE,  gewerde  fem.,  nebenform  zu  gewähr,  vgl,  ge- 
werida  oben  sp.  4784.  der  letzte  beleg  stammt  aus  dem  U.  jahrh.: 
er  hat  uns  die  heireschaft  zu  Weriheim  gegeben  und  hat 
uns  izzunde  in  nuczliche  gewerde  derselben  herreschaft  ge- 
seczet.  {Urkunde  von  1373)  Diefümjach-WClcker  618.  auch 
zum  verbum  gewern,  ist  die  nebenform  gewerden  häufig  belegt, 
s.  gewähren. 

GEWAHÜE,  f.,  nebenform  zu  gewarc  {s.d.),  vgl.  oben  ge- 
waare  sp.  4707:  wann  sie  vom  kaulT  ihrer  gewahr  den  umb- 
gang  begeren,  rein  zu  versuchen,  welches  ein  anzeig  ist,  dasz 
sie  willens,  anderswo  zue  kauffen  oder  kaufft  haben,  unter- 
käuferordnung  in  Wertheim  (1560),  oberrh.  stadtrechte  l ,  49 
Schröder;  so  die  furleut  butter,  scheuben,  saltz,  keesz,  bech, 
unschlit,  schmier  und  anders  gewahr  der  gleichen  prechten. 
ebenda;  es  solle  kein  hock,  burger  oder  freinbter,  kein 
geferlichen  kauff  mit  frembten  umb  gewahr  in  der  her- 
berigen bei  dem  wein  thuen.  noch  bei  solchem  geschwirm 
rechnen  hinter  den   anderkauffern.   1,  50. 

GEWÄHRE,  m.,  nomen  agentis  zum  vorhergehenden  fem.  vgl. 
gewährer  (s.  d.),  gewäbrsman  {s.d.).  die  ersten  Verwendungen 
gehören  der  mittelhochdeutschen  periode  an  {vgl.  gewer  mhd.  wb. 
3,  5S5'.  Lexkr  1,  983),  die  letzten  belege  reichen  in  das  16.  jh. 
im  gegensatz  zum  fem.  macht  sich  beim  masr.  von  anfang  an 
die  enge  des  bedeutuvgsumfanges  geltend,  obwohl  zunächst  stets 
in  besitzübertragungen  verwendet  und  unter  dem  einßusse  des 
lateinischen  Wortes  auctor  stehen,  läszt  es  immer  nur  den  einen 


4809 


CEWAIIHE  m.  (t'Urge) 


GEWAHRE  m.  (bOrge) 


4810 


tug  an  ditier  ptr$6nlithktit  htrvortrtltn,  ndmUeh  $tifU  9*rpfluk' 
tung,  dtn  kaufet,  dem  er  be$ilt  abgetreten  hat,  gegen  dk  rethU- 
antprüehe  dritter  $icher  tu  ttellen.  dieiet  moment  der  ekhtr- 
iteltung,  dat  ueh  unmittelbar  tni(  grtvQbr  (rautto)  trrflArt,  be- 
herrscht thatiäehlieh  den  beileutungigehall  den  »ortet. 

I)  die  miUeUioelideu!tche  penode. 

a)  anleknung   an   die   latetititchen   Urmini. 

a)  in  einujen  fallen  ii(  et  fraglich,  ob  die  Ihälifkrit  d*t 
audort  oder  ob  er  telha  mit  dem  rorte  gekenmeichnet  vird,  d.  h. 
ob  gewUbr  II  oder  dat  jüngere  matc.  forltegt:  huiuf  foedi  idein 
fpiitcupu«  deliei  et*e  auclor  contra  omneni  knininem  ip«iiM 
ducts  lecundam  iiitticiaiii  (|uod  gewer  vulgariter  niinciipatur. 
(im  Wien)  eud.  dipl.  Auttr.  Frifimj  {foulet  rer.  Autlr.  II,  Sl,  HO); 
li  fort«  aliquiil  vel  aliqua  ciiiquam  de  biia  «bligala  sunt 
ab«olTrt  et  aiirtorem,  iiiiod  vulgariter  dicilitr  gwer,  pr»- 
dictorum  sr  noliii  urctintliiin  iuslitiuiii  conitituet.  monum.Wit- 
tehl'oe.  I,  119  (S'rauhtng  t2&3):  ego  vero  Gotfridui  tepedictui 
fratcr  Waltberi  Dai  bonis  aiiledicti,  aucturein,  quod  vulga- 
i'tler  gewer  diritiir,  eoriindem  bonorum,  quandocuoque  per 
dominuin  moum  ducein  fucro  requicitus,  aolo  doiiiino  meo 
rege  ezc)*|ito,  ine  conntitiito  per  preiente»,  sicut  con«uetudo 
exig  t  et  jui  terrae.  {Stolteneck  1284)  u.  f.  geseh.  d.  Obeirheint 
U,'i;  exbibentes  not  pro  ipso  eorundem  feodornin  aucto- 
rein  quod  vulgu  grwer  dicilur,  coram  quocunqiie  iudice  coro- 
prtente.  (13:7  Waidhofenl  eod.  dipU  Auilr.  Friüng  {föntet  rerum 
Austr.  II,  31,3i..2),  ebenso  {aut  t2CV)  30o,  {avt  l-i*)5)  42«;  quod  ipsi 
eliam  oottri  auctores  o.^eot  quod  dicilur  gewer  eorundem 
predioruni  per  annum  el  liiem.  monum.  boieal\,2ib  {\2'0). 

ß)  dit  parallele  mit  auctor:  si  quis  diciam  ecclesiain  de 
eixdein  pofiosioDibus  inipulsaveril,  flde  data  ad  hoc  me 
obligavi,  ut  pro  eisdem  puisesaiunibus,  sicut  auclor  rei,  qui 
Tulgii  gMer  dicilur,  respoodere  tuendo  lenrar  iuütilia  exigente. 
{Fietsing  I2IS)  Meicbeliici  1,  t,  39;  nos  oninium  prediciorum 
volurous  e«s«  auctore«  sive  gwer  erga  prefalum  dominum 
rpi«copnin  contra  fratrem  Dostrum.  (1263  Laek)  föntet  rer. 
Austr.  11,31,23'). 

b)  auch  die  veibindung  mit  anderen  synonymen  veist  die- 
selbe richlung  auf,  die  von  der  bedeutungsenlwtckluny  tchon  früh 
eingetehlagrn  wurde. 

I))  si  quis  pro<tciiptns  vel  excomunicatus  debet  esse  gewer 
vel  lestit  de  proprietate,  iili  detur  «ecuriUis  et  pax  ad  lo- 
rum  et  de  loco.  monum.  Wiltelbae.  t,  9!  {Hegensburg  1241):  ditz 
rhaufcs  und  ditz  dinges  gezeug  und  gewer  pin  icb  und  ge- 
lob daz  ze  sine  an  discm  brieve.  ttiflungenbuck  det  klosters 
y.icetl  293  tfonles  rer.  Austr.  II,  3) ;  donationis  tesles  et  prose- 
cutores  quod  gwer  vulgariter  inicllegitur.  vgl.  Orei.B  ter.  rer. 
^"lr. '.',  103 :  und  lob  oucb  an  disero  brief,  ob  miner  erben 
t  liainer  oder  irman  miner  vreunde  dem  vnrgenantem  minem 
hi'rren  . .  chainrn  rbriecb  woll  machen  oder  tun,  det  sol  icb 
^ein  gcwrre  und  ouzrihler  sein  an  allen  sinen  schaden.  (1398) 
cod.  dipl.  Austr.  Friting  {fontrs  rer.  Austr.  II,  SI,  467). 

2))  obligantes  nos  in  veros  guarandos  quod  vulgo  dicitor 
gewer.  fflonum.  ftot'ca  8, 48  (I29ä);  und  umb  den  vorgeschriben 
kiiiilTr  und  werung  und  alle  Sache,  als  vorgesrhriben  stete, 
ist  zi'i  uns  und  mil  uns  unversclirideolichen  scibgeschol  und 
ijpwcr  worden  unser  lieber  öheim  Ludweig  von  Hobenloch. 
mnriiim.  Zoller.  3,82  (1342);  verjehenn  offennlicb  mit  disem 
liiulT  das  wir  gewern  und  porgen  wurden  sein.  (1349)  mon. 
l'oica  16,  410;  so  bnn  ich  in  tu  mir  gesalzt  onverscbaidenlich 
zu  rorbten  geltern  und  gewero.  (I39<J)  90,93;  «jL  J.  Ganii 
rechlsalterthümer  603. 

3))  wir  sQln  auch  mitsampt  uniern  erben  uosern  vorge- 
nanten  vettern  der  vorgenanten  veste  nnd  gSt  gewer  und 
ver^prerher  sein  an  allen  den  steten,  da  si  des  brilOrfTen. 
{l.anJskut  1319)  monum.  Witlelsbae.  7, 1G9 ;  darüber  olTenn  ich 
d;is,  das  mrin  sweber  W'olfker  der  Rieder  mit  mir  und 
nieinrn  vorgeschriben  erben  desselben  halben  bof«  «cberm  und 
gwer  ist  mit  sein  erben  nach  lanndsrecht.  (/•dum(^«rUn6er.(} 
ISI2)  urkundenbuch  det  landet  ob  der  Ennt  5,09;  und  tcin 
audi  wir  alle  des  seihen  phunt  geltes  auf  den  egenaaleo 
fiimf  virtail  Weingarten  reiht  gewere  und  scherm.  urkunden- 
buch des  klosters  Hohenfurt  tOT  {aut  1353),  fonta  rer.  Austr. 
2,  2.1;  und  sein  auch  ich  egenunter  Hans  der  Tanner  mit- 
sampt meinen  erben  unverscbaidcnlich  des  vurgenanteo 
zeilirnls  ir  recht  geb^r  und  scherm  für  alle  ansprach,  ur- 
kundenbuch der  ablei  unserer  lieben  frau  i«  Wien  {aut  137t)  837 
{fonles  rer.  AHstti.2,i)i  es  soll  auch  allweg  ein  ieder  paurran 
oder  hintersaest  des  gotsbaas  amb  tailen,  verseilen,  weieln, 


kaafen  uni  verkaofcn  in  offner  slift  jlriich  i»t  li«mebaft 
•einen  rechten  gawaer  and  faralaod  Bach  fipp  oad  blat 
warlaicb  furprin|ra  uod  slellen  Mcb  gfrtdMi|luril  «04  frai- 
beil  det  füttbaut  le  Sewen.  (4jfav*f  ras  Ifll 
1440)  (irej.  mtitlh.  t,  134. 

41)  tollro   ditz  kaulb   recbt  gewerto   i 
(149:)  bei  HtLTAot  707. 

c)  die  hauptPtrrendungtn  im  rtektewrMu. 

n)  betiehnng  auf  nae  «lawla«  betUiUbertraping.  kitr  kl  Jb 
Verbindung  mit  dem  verbum  tubttantnum  re§el  4«e  bidtW' 
tung  nach  in  die  titheriteUuug  gegenüber  vtm  dtiUn  in  tw- 
ttechende  tug. 

D)  et  ipta  nicbilominut  ttfktttfo»  tomwnmiaä  fMi  itbmH 
este  notier  gwer  ergn  domioMI  Ba4olm. .  «I  «Im  «««i 
eorumque  beredet  de  peconii  tabaotata.  (itM  Wkm)  tai. 
dipl.  Auitr.  Friting.  {fonL  rer.  AuUnae.  3,  SI,  193):  uod  daa 
ich  ir  gewere  toll  sein  zehen  jar,  uod  amen  tag  ala  «tfaaa 
recbt.  (1298)  monum.  boica  16,107;  icb  ban  aock  g«lobl  wai 
wil  ez  gern  laitten,  dat  ich  des  . .  gult . .  (cvrer  aoll  aefai  saf 
re<-bl,  icb  und  mein  erben  tebn  iar  und  einen  tacb,  nach 
aigens  recbt  und  nach  des  landea  gewonbail.  (ISI5)  Meicaiu 
BfCR  tod.  dipL  Fnt.  2,2, 150;  und  wir  vorganante  Ladewige  von 
Hoheoloh  bekennen  offenlicb  an  disem  brief,  dat  «ir  diu 
vorgeschriben  kaufTes  und  werung  gewer  tin  mit  den  vor* 
grnanten  unsern  Üben  obeimen  Jobaoten  und  Albrecblen. 
monum.  ZoUer  S,89  (1S42). 

2))  und  verbinde  auch  mich  darzu  dat  icb  roina  barren 
det  biscboft  von  Friimgen  und  tinea  gotib^utea  rechter 
gwer  sol  tin  . . .  und  waer  aucb  daz  min  vater  . .  aoapraehe . . 
tilihlen,  des  gib  ich  ze  bürgen  bem  CbAnraden . . .  minen 
berren  dem  biichof,  twelchen  tchaden  er  und  tm  gotaksM 
dar  an  naeme,  des  sol  er  ir  rebter  gwer  forbaz  tin  an  mimr 
ttat.  (1)95  Lack.)  cod.  dipl.  Austr.  Frmng.  (fönte*  rer.  Auetr. 
2,  si,449);  wer  auch  ob  die  vorgenanten  gut  antpracb  worden 
mit  dem  rechten  to  toll  irb  ir  rechter  gewer  aein  aU  der 
grafscbafft  recht  ist.  (1325)  monum.  boiea  10,  SU);  nnd  tollen 
aurh  wir  und  unnser  erben  derselben  gut  ir  recbt  gewer 
sein,  det  aigenns  alt  aigennt  recht  ist  gen  aller  menigk- 
licb  für  alle  rechte  anspräche.  (IS30)  16,  W3:  nnd  haben 
wir  unna  und  unnser  erben  mit  gelerlten  wortten  vor  erbem 
leutten  uff  des  reich  strass  verzigen  der  vorgenanten  zweier 
hoff  und  alles  dat,  dat  dartzu  gebort,  ir  recht  gewern  tem 
on  allen  iren  tchaden.  (1S60)  425;  ich  toll  auch  det  aelben 
hofft  an  aller  stat  ir  rechter  gewer  sein  als  lanng  und  in 
allem  dem  recbt  als  man  aigens  gewer  sein  «oll.  (isw)  451; 
ebenso  {aus  1444)  482;  wir  sollen  auch  dettelb-n  zehendeo 
klaint  und  gross  besuchts  uod  unbesuchta  ir  rechte  gewern 
sein  alt  lebennt  recbt  ist.  (1344  Rain)  39S:  ond  alto  tien 
ich  vorgenanter  Cbunrat  von  Stoffel  ood  alle  min  erben  dez 
obgenanten  graff  Fritzen  von  Zolr  and  aller  lioer  erben  off 
den  egennnten  widemhoff,  kirchensalz,  zechenden,  and 
widemgOter  mit  aller  ti'igehürde  ir  recht  gewern  für  aller 
menglicht   irrung  und  antpracb.  «aa««!.  ZaUtr,  i,SM  (IINV 

ß)  allgemeine  Vorschriften  für  6ehlslt«rfr«f««fe»,'  hier  wird  tfi 
das  fem.  gewere  tm  sinne  von  recJUmitügtm  baiU  itm  aiatwiiaBBi 
mi;  der  bedeutung  ton  gevdhrsmatm  ftftailer  f«MK.*  aait 
egen  oder  varende  have  verk<>fi,  dea  tat  b«  gewere  ein  4m 
w  ile  he  levet  Sacksentp.  3,  83,  S :  liet  en  berre  sine«  ouaMa 
gut  eoen  anderen,  unde  of  he'a  tin  gewere  it  Bit  vinitna 
unde  mit  tungen,  darumme  ne  aal  jene  der  erreo  leoea  {•• 
were.  IrAnrecA«,  ar(.  5S  Homeytr;  ave  to  kopioge  bekaot,  iia 
tal  durch  recht  gewere  weten  de«  h«  verkofl  bevel:  «äad« 
he  i«  dief  oder  dievet  genot.  die  der  kopiogc  bcfcant  mai» 
der  gew.re  besakL  3,4,3;  wer  erile  «orkofl,  ^  lal  4*r  «nr 
gewere  sin  jar  ond  dach  vor  alle  antprake. 
I.  38 :  und  git  ein  iade  einem  critlen  ibt  ze  koafira, 
schaffet  er  mit  ihn  ibt  anders:  er  sol  de«  critteo  fevtr 
tin  n.ich  cnttenlicbem  rehte,  ez  dinge  danne  der  iade  n 
nach  tinem  rehte.  Sthmubnipiifil  atf.  314,1  Cea^irr;  wekk 
man  in  wicbbilde  ein  hoas  keott,  itt  ix  TorlioafI,  4«r  «al 
in  jare  unde  tag  wem.  wenne  jar  onde  logk  aazkaoiaMl,  to 
en  had  er  on  fordrr  nicht  tcn  gewero  vor  aDe  itm,  M 
in  wiibbilde  adder  in  landrechte  ein  gewert,  hatte  aber  yaant 
ime  lande  icbt  rechtes  dorrto,  der  usaewendigk  landit  wer, 
vor  det  anspräche  most  he  »in  g*«cr«  ata.  oMk  aal  h« 
cewcre  sin  vor  kinder,  di  nicht  ■•mii|  all  wmim  Mck  dl 
(•oben  (Mnra)  ercn  jaren  ein.  wel  aa«  MM  4«r  gewer> 
Schaft  nicht   ginoben.   he  aal   noch  der  werachaft  dae  gelt 

302  • 


4811 


GEWÄHRE  m.  (bürge) 


GEWÄHRE  m.  (bürge) 


4812 


voiborgen  noch  schepplien  orteil.  rechtshuch  nach  distinclionen 
(Ortlofjf)  s.  991;  welche  zeith  ein  man  gewer  abetred  vor  ge- 
rihte  unde  uflessed  unde  sich  vorcznhed  (verziehet)  mit  finger 
und  mit  munde,  so  hat  er  sich  geiediget  von  der  gewer 
des  gutes  unde  muoz  iez  ummer  ein  gewer  sein  vor  ailer- 
mennlich  noch  rechte,  ebendort  81 /f.;  wer..ain  haus  ver- 
kaufft,  der  sol  neun  jar  und  tag  sein  gewer  sein.  Neuburg 
a.  D.  (HXuTLE  45,254);  item  welicher  ouch  ein  göt  besitzet, 
da  der  an  sprecber  in  landes  ist  dru  jare,  den  sol  ein 
gewer  dabi  haut  haben  und  schirmen.  (Öffnung  von  Neften- 
bacli)  GiiiMM    weisth,  l,  '7. 

y)  Vorschriften  für  etwaigen  prozeszgang. 

1))  segel  aver  iene,  it  [ein  gut,  das  ein  anderer  als  sein  eigen- 
thum  anspricht)  si  ime  gegeven  oder  he  hebbet  gekoft,  so  mut  he 
benomen  sinen  geweren  weder  den  het  gekoft  hebbe,  unde  die 
stat  dar  het  koi'te.  Sachsensp.  2,36,5;  swer  über  den  andern 
tac  sin  diubic  oder  sin  roubic  gut  bi  iemande  vindet,  der 
daz  otfeniich  gekoufet  hat  und  offenlich  hat  behalten,  und 
des  geziuge  hat . .  .  der  sol  sin  gut  wol  anevangen  mit  des 
rihters  urloube  . . .  sprichet  aber  iener,  er  habe  ez  gekoufet 
uf  dem  gemeinen  markte,  er  wizze  aber  niht  von  weme . . 
er  ist  der  diupheit  unschuldic;  er  verliuset  aber  sine  phen- 
ninge  dar  an.  nennet  aber  er  sinen  gewern  und  die  stat, 
da  erz  koufte,  den  gewern  sol  er  stellen  über  vierzehen 
naht,  der  tage  git  man  im  dri.  und  stellet  er  sinen  geweren, 
si  ist  er  ledic,  und  der  gewer  sol  für  in  antwurten.  ge- 
bristet aber  im  an  dem  geweren,  er  muz  dem  manne  sin  gut 
wider  geben.  Schwabempiegel  eap.  268  Gengier;  und  spricliet 
er,  er  habe  sinen  geweren,  da  sol  man  im  tac  umbe  geben 
über  dri  vierzehen  naht,  und  bringet  er  sinen  geweren,  da 
ist  er  ledic.  247;  und  koment  beiile  für  geiihte,  und  gibt 
der  eine  an  einen  geweren,  der  ander  an  den  andern,  und 
ieiient  beide,  si  haben  ir  geweren;  .  .  in  sol  der  rihter 
einen  tac  geben,  daz  si  beide  ir  gewern  bringen,  und  swer 
sinen  geweren  bringet,  der  hat  behabet;  der  niht  enbringet, 
der  hat  verloren,  cap.  177,  1;  swer  sich  vermizzet  aines  ge- 
wern ze  stellen,  oder  ainen  zeug  ze  laiten,  der  sol  daz  tuon 
in  vierzehen  tagen  nach  deui  tag,  und  daz  recht  geschehen 
ist,  und  auf  weihen  tag  er  den  gewern  stellen  wil,  daz 
sol  er  dem  antwuiter  des  vodern  nachts  ciiuont  tuon  mit 
fronboien.  Mnnchener  stadtrechtbuch  art.  174  [auf  welfien  tag 
man  gewrrn  stellen  silll  und  zeug  laiten);  swer  inner  jars  vrist 
umb  aigen  wirt  angesprochen,  der  soi  sich  an  sein  gewern 
haben.  or<.  34;  grifet  ein  man  ein  pfert  und  sachet  her  das 
is  im  viirstolen  odir  abe  geroubet  si.  so  mag  sich  iener 
wol  tzihen  uf  sinen  geweren.  unde  sal  den  geweren  be- 
numen  uf  den  her  sich  tzuhet.  altes  Kulmisches  recht  3, 
127   Leman. 

2))  sve  mit  der  hanthaften  dat  gevangen  wert  mit  düve 
oder  mit  rove,  des  ne  mach  he  an  nenen  geweren  tien. 
Sachsenspiegel  3,  35,  i ;  swer  mit  der  hant  getat  mit  diupheit. 
oder  mit  roube  begriffen  wirt.  daz  mag  er  an  deheinen  ge- 
wern ziehen,  vinde  ein  man  sin  diubig  oder  sin  roubig  gut 
in  eines  mannes  gewalt.  den  mag  er  deheiner  hant  getat 
gezihen.  und  sprichel  er  er  habe  sinen  gewern.  dez  sol  er 
im  tag  geben  über  (drü)  vjerzt-hen  naht,  und  bringet  er 
sinen  gewern  so  ist  er  lidig.    Schwabenspteifel  §  298  Laszberg. 

3))  wert  emme  borst  an  sineme  gheweren  dene  he  vore 
bringen  scal,  he  mot  deme  voghede  wedden  unde  deme 
kleghere  böte  gheven.   Goslarer  stat.  8  Göschen. 

4))  die  fürsten  hant  daz  reht.  swa  gewern  suln  sin.  da 
suln  si  ir  oflene  brieve  hin  senden  und  ir  ingesigele  dran, 
und  suln  den  brief  senden,  bi  ir  erborn  dienest  manne,  der 
sol  daz  gut  verstau,  und  iens  gewer  sin.  de  in  dar  hat 
braht.  und  wil  dez  fürsten  holte,  er  mag  ez  ziehen  für  den 
künig.  sagent  aber  si  daz  gut  von  einem  man.  und  sendet 
der  sinen  gewissen  hotten  mit  einem  brieve  und  ingesigel 
dran  dar.  und  ist  ein  herre  und  nüt  ein  fürste.  swedre  der 
brieve  gibt,  der  hat  behebet,  und  gibt  man  daz  gut  von 
einem  dienest  man.  oder  von  einem  andren  man.  der  sol 
selbe  komen  ob  in  nüt  ehafte  not  letzet,  und  iener  der  be- 
wise  die  ehafte  not.  mit  sinem  eide.  oder  mit  sins  gewern 
botten.  Schwabenspiegel  §  207  Lasxberg. 

ö)  eingienzung  des  geltungsbereiches :  die  iode  no  mut  des 
kersten  mannes  gewere  nicht  sin,  he  ne  wille  antwerden 
in  kerstene.  mannes  stad.  Sachsenspiegel  3,  7,1;  wer  dem 
andern  werail  (bereit,  baar)  gelt  leicht,  da  schol  man  kainen  ge- 
wern nicht  umb  stellen,  noch  um  unzucht  auch  nicht.  (Vilan- 


ders  15.  jh.)  tirol.  weisth.  4,  253;  auch  sol  kain  herre  kain 
gewer  nicht  sein  umb  kain  panrecht,  er  hab  si  denn  kauft  von 
den   erben  oder  er  hab  si   gefreit  mit   dem  gericht.  ebenda. 

S)  Verwendungen  in  der  dichtung: 

ß)  bezugnahme  auf  rechtshandlungen : 

den  getriuwen  graven  er  do  bat 
daz  er  im  des  landes  hüte: 
daz  wolder  im  mit  gi'ue 
gerne  Ionen,    daz  lobte  euch  er. 
er  sprach :  'herre,  iuwer  gewer 
wil  icli  des  lande«  gerne  sin. 
ich  nim  daz  uf  die  triuwe  min 
daz  ich  ez  iu  behalte. 

WiRNT  V,  Gravenberc  Wigalois  8517  Benecke. 

ß)  Übertragungen: 

1))  davon  ist  min  lieber  herre 

von  dir  so  vorderlichen  verre, 

daz  sich  ziio  im  nieman 

gelichft  noch  geliclien  kan, 

er  ist  jedoch  dir  gelich, 

wan  daran  ist  er  über  dich. 

ich  bin  ouch  des  din  gewer, 

daz  vor  dir  nieman  ist  wan  er. 

Lahfrbcut  von  Rbgensburg  lochter  Syon  2073. 
2))  Iz  waere  gote  vil  leit 

gseb  ez  lernen  ander  denne  er. 

er  ist  der  rehte  gewer 

dem  wir  sin  alle  sulen  jehen  , 

swaz  wir  wizzen  unde  sehen.       ivarnung  614; 

der  selbe  tiuvel  Lucifer 

vil  höher  sOnden  ein  gewer, 

von  vreuden  disiu  beidiu  schiet. 

dö  er  dem  weihe  geriet, 

daz  si  daz  obez  seze 

und  ir  schepfers  gar  vergseze. 

Rudolf  von  Ems  Barlaam  52,22; 

also  het  dirre  väiant 

betwungen  mit  sin  eines  hant 

daz  dirre  zinsaere  was 

vünf  hundert,  die  Galaas 

Az  den  andern  het  erweit, 

wan  er  was  wol  ein  helt 

ze  swerte  unde  ze  sper, 

der  künste  beider  gewer 

was  Galaa  der  mör, 

daz  im  nieman  beleip  vor 

beidiu  ze  vüezen  noch  enbor. 

llgiNRica  v.  D.  TiJRLiN  die  kröne  5575. 
3))  er  muoz  mit  eilen  mezzen 

die  siege  under  der  Minnen  zeit; 

swie  kurz  und  smai  si  ir  velt, 

er  flndet  da  tjostiure  vil, 

wan  sin  kampl'geselle  wil 

neigen  scliilt  unde  sper; 

ich  geloiibe  wol,  und  het  er 

sin  stat  an  den  vellespern, 

er  vünde  sin  guoten  gwern, 

swie  vil  er  sin  erringe.  8814; 

6  er  vol  bereitet  wasre, 

der  ritier  kam  geriien  her, 

der  des  kampfes  sin  gewer 

solle  sin,  daz  ouch  geschacb.  10488. 
2)  in  die  neuhochdeutsche  periode  reicht  das  wort  an  der  band 
einiger  rechtsquellen ,  vor  allem  der  weistiiümer  herein ,  später 
wild  es  von  der  rechtslitteratur  wieder  aufgefunden  und  erklärt, 
die  älteren  wöiterbücher  nehmen  keine  notiz,  nur  Kilian  (K4') 
verzeichnet  unter  ghewere  neben  possessio  auch  assertor,  vindex, 
auclor  fundi  venditi. 

a)  aus  älteren  rechtsquellen, 

a)  ok  wil  wi  desse  twelf  schillinghe  den  vorgnanten  heran 
ein  recht  gewer  wesen  vor  uns  und  unsse  rechten  erven. 
(I5(i6)  bei  HiKUEL  cod.  dipl.  Brandenb.  1,25,  110. 

ß)  wer  dem  andern  sein  guet  zu  kaufen  gibt,  es  sei  aigen 
oder  leben,  der  sol  des  füran  sein  gewer  sein  und  ime  das 
fertigen  und  vertreten  mit  den  rechten  ob  es  es  ansprach 
wüiMe.  landpot  in  Ober-  u.  Nieder-Baiern  (1516)  24";  wer  dem 
anndern  sein  guet  ze  kauffen  gibt,  es  sei  aigen  oder  leben, 
der  sol  des  kuulfers  gewer  sein,  etc.  nemlicb  für  die  imm 
lannd.  drew  iar,  unnd  für  die  ausser  lannds  sechs  iar,  alls 
des  lannds  recht  ist.  und  welicher  kauffer  sein  erkauift 
guet . .  die  obvermellt  zeit,  dermassen,  on  rechtlich  ansprach, 
inn  bat,  der  bat  des,  nach  dem  landsrechtenn  in  Baira  vol- 
kommen  nutz  und  gewer  ersessen,  reformation  des  bair,  land- 
rechts  1518  tit.  23  art.  5,  vyl.  Haltacs  406. 

;')  man  solle  auch  forthin  umb  die  steuern  den  Inhabern 
nachgehen  und  ersuechen,  gott  geb,  er  habe  die  frucbt  ge- 
nossen oder  nit,  damit  die  statt  ir  Steuer  auf  den  güetern 
richtig  habe,  und  vermaint  ainer  beschwerter  zu  sein,  suech  er 
seinen  gwebrn.  (6'<urns  15$l)  tirol.  weisth.  3,  2i;  dargegen  soll 
inen  gleichwohl  bevorsteeu,  Ire  gweren,  die  sunsten  die  steur 


4813 


GKVVAUUEN 


GEWAHREN 


4814 


voD  recht«w«gen  za  geben  tcbuldig  seio  mncblao,  dartimben 
ru  erjuecheo.  (Tanch,  n.  jakrh.)  1,391. 

h)  in  dtr  TerliliMeratur  :  gwer«-  oder  fwerer,  helizt  der  •ineo 
eias  gut!  oder  verkaufflet  dinges  tu  gewereo  icbuldig  i*l. 
Ttmiuonum  oder  rtgnttr  übtr  dtn  Sachtentpug4l  Xl  »*:  gewert, 
gewebre,  uarandu$  u.  ucuntalUy  atucuralor.  Scans  ^4ft  ffl. 
gewahrer;  der  gewibre  mutz  antworlen  {htiitkl  %kk  auf 
di  gewere  tnot  anlwerdeo  SoeAMnip.  2,3«,»  Homeytr).  WAMoaa 
1,  tM3:  der  gewähre  zii-bt  das  groue  geriebt  zum  kleineo 
und  dai  kleine  zum  groizen  (vgl.  GOicain  Gmlartr  fl<j(u(ni 
1,24).    I,  1813. 

(JF.WAHHKN,  verb.,  ttTtlärktn  wobren  (i.  d.).  mihrtnd  d<u 
grundwort  {vgl.  ahd.  wnrAii,  warftn  G«Arr  I,  »l'i;  warn  mhd. 
«ti.  3,  507*)  m  dir  (lltntn  spräche  ausgebreitete  Verwendung  auf- 
weist, triU  das  eompositum  (vgl.  gewarn  mhd.  wb.  3,  &Oft'.  Liikb 
1,  978)  erst  spdt  und  mit  spärlichen  anfangen  auf;  seine  eigenl- 
Ueht  Verbreitung  erlangt  es  erst  in  dtr  neuesten  spracht,  wo  et 
tieh  auf  das  engste  mit  gewabr  werden  (r9U  sp.  4"6'i/f.  4ni  /f.) 
berührt,  wenig  tntwickelt  ist  eine  andd  beJeutung,  die  wuhr 
mit  den  heutigen  Verwendungen  </';  grundwortes  und  mü  ba- 
wahren  (tgL  theil  l,  1762)  susammentrifft.  für  die  althochdtutseht 
periodt  ist  es  nicht  immer  leicht,  die  verbalableilung  tu  wAr  ^ 
trriM,  gewÄrfin,  das  bti  Noriaa  viel  gebraucht  ist,  von  unserer 
wortgruppt  fern  tu  hallen,  vgl.  gewUhreo  5p.  4820. 

1)  fo«  der  breitesten  grundlaiit  heben  tieh  die  wenigen  und 
vtremtelt  gebliebenen  Verwendungen  ab,  dit  sich  mit  wahren, 
bewahren  berühren. 

a)  der  urtprungsbedeutung  am  nächsten  tttht  dtr  intrantihvt 
gebrauch,  der  Utttrariteh  jedoch  ertt  spät  tu  belegen  ist :  die  auf- 
wurlttamkeit  auf  etwat  richten,  auf  der  hut  sein,  vgL  ga- 
wlbrig  |s.  ä.). 

a)  mit  angabt  der  tielrithtung :  der  munszmaister  toi  uoa 
mit  iolcbem  prubieraml  das  jar  binuinb  gewarn.  I.oni  müni- 
rtcJtt  I,  ist  (li07).  SciMtLiaa  2',  9W  denkt  hier  an  einen  schmb- 
fehler  für  gewarteo,  das  in  dtr  Ihat  entsprechende  Verwendungen 
ntlfach  belegen  Idstt  {s,  d.)  und  das  in  manchen  fälU-n  auf  dat 
«ngtte  mü  unterem  verbum  tusammentrifft.  da  jedoch  gerade 
für  dtete  enttticklung  von  gawarten  ditselhen  übergangspunktt 
vorausgetetit  weiden  mütstn^  aus  denen  sieh  dat  obige  bei^piel 
auf  der  grundlagt  von  gewahren  erklären  lässt,  so  liegt  kein 
gnind  tu  einer  Underung  vor.  «n«*?»  beweis  dagegen  bietet:  ge- 
wahren eine^  dings,  advtgilart  ad  aliquid.  Spitsaa  (Batet  1700) 
l&u';  vgl.  data: 

toliiiell  weim  der  arm  «ein  itarket  recht  lu  nütieo, 
«r  hrbi  den  «clilld  Jen  »clitdel  tu  beacliiitieo, 
doi  icliwiTi  gewahret  seiner  pnicbt  soKleicb, 
lenkt  kraiiii;  ab  und  wiederholt  den  i>lreicb. 

ÜÖTUR  {Fi'UM  I04S3)  41,270. 
ß)  absolut  gebraucht   erteheint  so  dat  verbum   ta    der  parti- 
dfUlform  innerhalb  des  spriichwortes:  besser  gewahrt,  nis  ge- 
klagt. Wanobb  1,  1643;    froher    gewahrt    ist    halb    bewahrt 
ebenda. 

L)  nahe  kommt  diesen  Verwendungen  dit  rtßexivconstruction  : 
ticli  gewahren,  sich  vorsehen,  aufmerksam  sein.  Staldkb  2,  429; 
seid  kinderl  was  unnilties  gescbwäiz  für  unglück  bringt, 
und  gewahret  euch  davor.  Pestalozzi  12,69; 

Uepliislophtlet.    wer  •iod  die  vögel  in  den  aetteo 
der  dtroroei  pappelo  hlngewlegt? 
Sjihinx.  gewahrt  eucb  nur!  die  allerbesten 

bat  solch  ein  sing-aang  schon  besiegt. 

Göthb  {Fatisi  II,  1.  veis  71(4)  41,119. 
c)   der  transitive  gebrauch   schhettt   sieh   am  tngtttn  an  be- 
wahren, verwahren  an.* 

gewart  nAch  Urem  mute 

dax  grab.       fiauiouat  Sl.SS  Hohn; 

ist  PS  aber  ains  aus^wendigen,  Tom  selben  soll  man  pfand 
neinmen,  dasz  der  berrscbaft  unib  das  wandl  und  dem 
i^i-hadharten  unib  seine  schaden  guct  aei,  wolle  er  aber 
lieh  pfand  mt  ausznetnuicn ,  sol  es  pfender  bisz  an  den 
:ii(en  (ag  behalten  auch  stain  in  den  nuesch  (du  riniw,  röhrt, 
trog)  und  wusser  auf  dasz  dach  geben ,  als  dan  am  drilen 
tag  soll  ers  dem  gericht  antworten  und  Qbergeban,  die  sollen 
<  s  liarnacb  gewaro,  das  niemand  davon  acbiden  gescbechen. 
.andrecht  von  Kessendorf  I62&)  dsterr.  weisÜi,  I,  35, 1;  die  nach- 
fühlen, welche  ich  von  einigen,  ehemals  in  meiner  nacbbar- 
schafl  angesessenen  Sängern  gab,  hatten  zum  zwek,  meinen 
freunden  zu  zeigen  wo  und  wie  ich  wone  und  die  ansprflche 
dieses  landes,  fflr  seinen  anteil  an  der  blütezeit  alten 
teutschen  gesanges,  zu  gewaren.  LAasaiBC  »«rrcd«  s««  jMi«r- 
anoi  3, 13. 


2)  tngtr  m  umfang,  thtr  tmiftdehnler  m  geUrnngiktttuk  itl 
dit  btdtulung  vu«  animsäHrUrt,  gawabr  werden. 

a)  für  du  maulhttliitulidu  fttiedt  nad  «raif  Mtmaim»§n 
btUgL    duu  uigen  dkttBt  i0Utnuli»n  und  autk  aoMf  i " 
lügt,  die  bti  gewahr  «arden  tu  hiaktättn  mtm. 

a)  D)  die  gollae  oOt  gewaren  werdtat  {§tM 
merdtn).  Münchentr  kandiekr.  Scaasuia  t*,  Mt. 

2»  da  von  kunt  vil  iubils.  wan  der  liavrl  bacbaiti 
liule  vil  gerne;    wan   ummurzig  Hute   die  miofeo 
chorunge  nicht  gewaren.  btchlebueek  *o  Oberkn. 

ß)  all  ihem«  sweri«  «r  in  «rrUi, 

theo  beim  er  Im«  vertcart«. 

Iber  kelser  tbes  cewarei«, 

er  koB  im«  an  laer«  rabtaa  all. 

voae  tbeme  i6tb«  o«r«i  «r  lasa  des  llf. 

MWMids/Md  »4. 3». 

Manelaus  gewart«  d«s 

und  ttacli  in  uf  den  rioe 

das  im  da«  blui  dar  ui  eine 

und  Ooz  uf  den  »nt.    UtaaoaT  v.  Fbitsaab  IMt 

Ulis«*  d«a  gewaria 

daz  l'arj«  slm«  n«b«n 

beiM  g«uum«a  dat  leban.       M&t. 
Y)  BarUtm  gawart«  Ab, 

dai  JAiapbai  was  navrft.    Barlaam  1S6, 4  Pfiifftr, 

b)  dit  ntu  hochdeutsche  ptriodt. 

a)  Klopstuck  und  ihm  tick  antcklietttnd  GOtib  und  Sciilibb 
haben  dat  uesentlich  auf  die  oberdeutschen  mundatliu  bt- 
tehränklt  vtrbum  in  die  ntutri  tehrtfttpraehe  übtrgeUtUU 
heult  teheint  es  geradetu  der  gewählten  spräche  antugelsAttn, 
mdhrtnd  es  ursprünglich  in  drn  ntederumjen  der  ipraaA«  Üble, 
die  belege  aut  der  übergangsuU  vom  mittelhochd.  tut 
(limniertche  thronik,  Kiscbabt  und  dhnl.)  stnä  hurftr 
eharaklerutisch  wie  d%t  angabtn  dtr  mjrttfbütktr. 

I))  von  wdrterbuchern  tind  et  »wr  tbtigt  tlkmtiitrittlu  vom 
an  fang  det  18.  jahrh.  und  einige  ntutrt  itutick  -  engltteht,  die 
das  verbum  auffuhren ;  gewahren  eines  dings,  antwssdverltrt 
aliquid  Spibs  (Basel  roü)  l&o';  gewahr  werden,  gewahren, 
o6i<rver,  aperctvotr,  obtervart,  antmadtertert.  dietionairt  du 
voyageuT  (i7u4)144';  gewahren,  fo  p<rc«iw,  diiMMr  Fici  3,179, 
ebenso  FAHasüiaOcBB  2,326.  UiLPsar  3,1,483*  uerwttit  Haler 
gewahren  au^  gewahr  werden. 

2))  der  Auytburger  überselier  von  Tiasora  ^gtiundhttt  dtr  ge- 
lehrten (1769)  beanstandet  im  vorbenchl  (s.  3)  einzeln«  miiidungtn 
det  Schweiter  übertetters  (Füssu.i  in  Züneh)  und  unt*r  diut» 
auch  gewahren:  es  ist  doch  wohl  zu  vermutben,  dast  ai« 
(dteieser)  bibber  von  Vervollkommnung,  unter  die  sinne  fallen. 
Ortern  die  man  vorziehen  oder  w  eiben  soll, . .  man  gewahrt . . 
und  hundert  andern  dergleichen  neuen  hochdeutschen  floskeln, 
wenig  oder  nichts  werden  geboret  haben.  Hbtmati  im  Anlt- 
barbarus  (2,&l)  erklärt  dat  vtrbum  fiir  obtrdtulstk  mnd  btlegl 
et  aut  älteren  drucken  \Viiit.A>oa.  Adbio.ic,  der  du  vtrbum 
nur  aut  BLonracBLi  /kennt,  fertigt  et  ab  veraltet  und  ■Miadarliic* 
in  einer  tnmerkung  nt  gewabr  werden  ab  vgL  3, MS.  Cabpb 
(2,3M)  beteichnet  et  alt  ein  veraltetes  wort,  dat  vMi  fiMea 
tchriflstellern  wieder  erneuert  tti, 

S))  mundarflir/i  itt  das  «rrhim  in  dtr  Sckwtti  und  im  btiriitken 
Sprachgebiete  belegt:  gewahren,  nüt  den  augtn  ttthrmtätatn, 
sehen  Staldib  3,439;  gwara  erlticim,  yeadkr  9tr4n  (Mi 
Uibütn  in  der  vtrgangtnn  seil  gtbrwuU)  Toaiaa,  AfftnttIL 
sprachschatt  247*,  g'ware,  gtwakrtn,  makrnekmn  Stiun  B*»- 
Itr  mundurt  MT,  gewaren  (irwa'an  CktmgnU  gtmtkr  mirdtu 
ScuMSLLBB  3^  969:  ba'a  glei'  g'wascbt; 

wenn  I  •  web«  tmeber)  wa'  und  b4d  •  «oM«  f«*a  (f«r«k 
fcbuid  I  e  eil  au«*«'  «s  Bü«'d  m«'«  ■«ad  gva'a  (giaaür— )b 
und  wenn  uo*  tat  d«  kOebu«°  gwa'a. 
der  mecht*  'n  bauen  «agng.        ftirmsa. 

ß)  aligemeine  rtrbindungen  und  vtnttniungm,  üt  gawaWf 
mä  gewahr  werden  (s.  d)  thtüL 

I))  dtr  gentth  dts  tb)t€tt$  kUlikkbt»  ftwakraa  wdk  Ümfir 
alt  dort 

a))  t*  bnug  »mf  ftrt^tu  aUtrÜmfi  iltktm  aar  mmrig  Mrf* 
SM  gtbatt.  GOtbb  and  ScaiLLsa,  Ae  für  adcUar*«  tbjttU  ins 
gtnetiv  vonitken,  fftgtn  ftrtttn  im  *€«.  an:  Fri4erkli  der 
berzogin  den  brieff  ihr  verborgen  uberutvorut,  data  aaia 
niemaods  .  .  .  gewarel.  CaJay  117; 

seio  (ffeftiors)  g«w«br«ad  erachrak   Oloaedes  d«r  achlackwa- 

b«loki«. 
BeacBB  diu*  ».3M)  nt. 

b))  in  betug  auf  adcUidk»  aijactr.  ü*  adknuAaaaf  eaacrsfer 
gtgensUndt  wtrd  in  jiaftrtm  Mffea,  Ütjtnigt  tM  aarydi^ea 
und  abüTOdtn  vtrtUUungtn  ta  dllcrca  dtrgtbaUn, 


4815 


GEWAHREN 


GEWAHREN 


4816 


«))  dieser  (der  adler),  mit  ausgespannten  flügeln  schwebend, 
Bebaut  unverwandt  auf  Orpbcus,  und,  des  nahen  hasens 
nicht  gewahrend,  hält  er  den  schnabe!  geschlossen,  eine 
Wirkung  der  besänftigenden  musik.  Göthe  44,  136  (nachträg- 
liches zu  Philoslrats  gcmälilden) ; 

und  wie  ich  eines  felsenrilTs  gewahre, 
das  abgeplattet  vorsprang  in  den  see. 

Schiller  14,375  (Teil  4,1); 

als  nun  des  bades  langes  werk  vollbracht, 
getrocknet  angesicht  und  brüst  und  wange, 
ging  fröhlich  iiingend  sie  ins  haus  zurück. 
sUo  veitiel't  und  so  in  sich  verloren, 
dasz  sie  der  blättcr,  die  ich  aus  dem  dickicht 
nach  ihr  warf,  sie  zu  schrecken,  nicht  gewahrte. 

GniLLPARZKR  2,202  (Sapplio  8,3). 

ß))  itetn  ob  ain  prunsl  auf  kam  in  seinem  haus  und  ge- 
machen, der  sol  das  beschreien,  alsobaid  ers  gewort,  und 
seins  guets  nicht  ausztragen.  (Öffnung  von  Schwaaz  li.jabrh.) 
tiroler  weislli.  3,  3Gü. 

y))  die  walilahrenden  hatten  nach  Vorschrift  den  weg  ge- 
nommen und  fanden  glücklich  die  gränze  der  provinz,  iu 
der  sie  so  manches  merkwürdige  erfahren  sollten;  bei'ra 
ersten  eintritt  gewahrten  sie  sogleich  der  fruchtbarsten 
gegend,  welche  an  sanften  hügeln  den  feldbau,  auf  höheren 
bergen  die  schalzucbt,  in  weiten  thalflächen  die  Viehzucht 
begünstigte.  Göthe  (Wilh.  Meister  wanderj.  2,  l)  22,3. 

c>))  als  nun  iederman  zugeloffen ,  hat  der  apoteker  seins 
Schadens  gewaret  und  den  gueten,  armen  man,  der  von 
dieser  ungewonlichen  zech  nichs  gewist,  vor  der  obrigkeit 
beclagt.  Zimmersche  chronik  2,361;  zugleich  ward  ihm  das 
glück  in  der  zeit  einer  technisch  hochgebildeten,  allgemein 
verbreiteten  und  bis  an  eine  (;ewisse  gränze  gelangten  kunst 
zu  leben,  hiezu  kam  noch,  dasz  er  eines  höheren,  ja  des 
höchsten  technischen  vorlheils  in  der  mahlerei  gewahrte. 
GöTUE  (reise  am  Rhein  und  Main)  43,417. 

c))  bin  sicher  nie  so  keck  gewesen 

das  ich  mir  solch  leut  hett  erlesen 
zu  meinem  weidwerck,  dann  allein 
als  kindtbet  dich  die  mutter  dein, 
wolt  ich  umhsehen  nach  eim  schleck, 
und  thete  mich  von  hinnen  wegck, 
vermeint  noch  feruers  zfleifahren, 
mit  meim  scliaden  thet  ich«  gewaren, 
wiewol  dein  mi'ilter  mich  vast  warnt, 
die  dann  sehr  viel  auch  hat  erarnt. 

FiscBARi  flöliatz  V,  178  neudruck. 

2))  accusativ  des  objectes. 
a})  beiiehung  auf  personen: 

«))    wer  taub  (teer  als  tauber)  dann  ihn  gewahrt  in  der  freude, 
den  blinden,  der  trübt  den  blick 
vor  mitleid  mit  sich  selbst. 

und  du  möchtest  das  wundergebSude,  worin  die  geregte  luft 
zum  laut'  wird,  den  du  liebst, 
wie  gesunken  dir  denken,   zerstöret,   dasz  nun  sich  ihr 

wallen  dir 
umsonst  naht,  und  wie  stumm 
dir  zerüieszt.  Klopstock  (das  gehör)  2.92; 

und  einen  ritter,  hoch  zu  rosz, 
gewahr'  ich  aus  dem  menschentrosz. 

Schiller  {kämpf  mit  dem  drachen)  11,272; 

als  sie  gegen  mir  über  waren  rief  Friedricke,  die  mich 
schon  lange  gewahrt  hatte:  George,  was  bringst  du?  Göthe 
25,  354  (dicht.  «.  wahrh,  10) ; 

so  sendet  gli  ich  ein  rosz 
einen  boten,  der  mir's  sagt, 
wenn  er  sie  gewahrt  vom  weiten. 

iMÜLLNER  die  schuld  s.  8  (Weiszenfels  1816); 

wie  ich  lauernd  ringsum  spähe, 
da  gewahr'  ich  an  dem  weiher, 
der  an  eure  mauern  slöszt. 
einen  schönen  holden  knaben. 

Grillparzer  {ahnfrau  4)  2,104; 

bleib  noch,  du  mann  des  bluts !  hört  diesz  noch,  herzog, 
rennt  nicht  in  einem  lau!"  bis  hin  zum  walde ; 
der  räum  ist  grosz,  und  leicht  gewahrt  man  euch. 

4, 272  (ein  treuer  diener  6, 1) ; 

erwacht,  mit  trunknen  blicken, 
wie  wer  aus  wölken  Üel, 
gewahr'  ich  noch  im  rücken 
den  Sänger  mit  dem  spiel. 

UuLAMD  {säiiijers.  vorübertiehn)  2,63; 

plötzlich  gewahrte  er  einen  zwerg,  he  was  Struck  with  the 
night  of  a  dwarf,  Fahrenkrügeb  2,  326;  mitten  in  diesem 
katarukt  von  maschinenlürm  gewahrte  ich  das  junge  mäd- 
chen,  das  Grilli,  welches  einen  der  Webstühle  zu  bedieneD 
hatte.  J.  ScHEiiB  Michel  2,167; 


die  weisen  sah  ich  und  der  künstler  scliaaren 
sich  ewig  mühn,  und  doch  sich  nie  genügen; 
ich  sah  die  höfe  sich  am  prunk  vergnügen, 
doch  könnt"  ich  wenig  glückliche  gewahren. 

Geidsl  juiiluslieder  192; 
die  königin  und  ihr  gefolge  kommen,  in  der  nähe  des 
prinzen  Witte,  der  sie  nicht  gewahrt,  bleibt  sie  stehen 
und  betrachtet  ihn  lange.  Soderhann  die  drei  reiherfedern  45 
(scenische  bemerkung);  wir  standen  unten,  meine  mutter 
hüstelte,  dasz  der  bader  uns  gewahren  möchte,  er  lugte 
auch  zwischen  den  ästen  einmal  herab,  ohne  sich  in  seiner 
schmetterlingsjagd  weiter  sturen  zu  lassen.  Hosegger  idyllen 
aus  einer  untergehenden  weit  310. 
ß))  reflexiv  construction : 

mir  hielt  der  tag  den  spiegel  vors  gesiebt, 
und  wie  lUnald,  gewahrt  ich  mich  voll  schaam 
jasminumgürtet,  schwertumgürtet  nicht.       Platen  11*. 

&))  Sächliches  object: 

«))  all  ding  waren  wol  gerichtet  an, 

vil  zSIten  stunden  aulT  dem  plan, 
an  beider  ziehlstatt  gspannen  auft. 
ich  gwaret  vast  der  büchsen  laulT. 
Grob  ausreden  der  schützen  Ulsclir.  d,  a.  3, 244) 
(Zöric/i  16.;a;u7i.); 
doch  sie(//e/ena)  gewahrte  kaum  den  schönen  nacken  der  göttin, 
und  den  lieblichen  busen,  und  ihre  strahlenden  äugen, 
so   entsetzte  sie  sich,  doch  nahm  sie  das  wort  auf  und  sagte: 
Böhgeb  llids  3,397  (ivoTjae); 
wo  er  lockere  pfähle  sieht,  da  musz  er  hämmern  mit  seiner 
Streitaxt,   musz   neue  einschlagen,   wo  die  not  es  will,   der 
mensch  sie  nicht  gewahrt.    J.  Gotthelf  4,46  (die  wassernoth 
im  Emmenthal) ;  er  merkte  erst  jetzt,  dasz  die  reizende  frau 
ihr   spiel    trieb,    und  da    er  zugleich    sein   kieid  gewahrte, 
mochte  er  der  bedenklichen  läge  inne  werden,  in  die  seine 
schwäche  ihn  geführt.  G.Keller  (grüner  Heinrich)  2,225. 

ß))  ein  in  sich  versunkener  beter  in  stiller  kapeile,  der 
aufschauend,  nahe  seinem  äuge  einen  gezückten  deich  ge- 
wahrte, könnte  nicht  erschreckter  sein,  als  Eugen  bei  diesen 
Worten.  Aoerbach  neues  leben  2,216;  die  leute  in  der  Stadt 
sehn  von  ihren  fenstern  immer  nur  auf  die  straszen  und 
gewahren  höchstens  ein  kleines  Stückchen  himmel.  Imhermanh 
werke  5, 174 ; 

es  folgte  barfusz  das  arme  weib 
durch  sümpfe  und  baumgestrüppe. 
bei  tagesanbruch  gewahrten  sie  schon 
zu  Hasiings  die  kreidige  klippe. 

Heine  (/(omaiicoo)  18,86; 
hilf  mir,  führer,  auf  den  pfaden  wie  das  inn're  beiligtbum, 
weil  man  iu  der  liebe  wüste  keine  gränze  je  gewahrt. 

Platen  2,358  (1847); 
sie  war  kaum  zwei  zoll  kürzer  als  ihr  mann,  so  dasz  man 
erst  jetzt,  als  das  paar  bei  einander  stand,  den  hohen  wuchs 
derselben  recht  gewahrte.  G.  Keller  (Hadlaub)  6,  32. 

y))  sterbliche  wissen  nicht,  was  gott  tbun  wird:  doch  gewahren 
sie,  wenn  grosze  dinge  geschehn, 
jetzt  sein  langsames  wandeln,  jetzt  donnernden  gang  der 

entscheidung, 
der  mit  furchtbarer  eil'  es  vollbringt. 

Klopstock  odf:n  2,128  (der  freiheitikrieg); 
nehmt  ab  den  schmuck  und  löset  mir  die  baare, 
den  Schleier  gebt;  selbst  mein  aug  nicht  gewahre, 
das  gräuliche,  entsetzlich-unnennbare! 

Grillparzer  (Melusine  2)  7',  252; 
wohl  durch  die  verhängten  fenster  wirft 
die  sonne  neugierige  blicke, 
doch  wie  sie  gewahrt  den  allen  spuk, 
prallt  sie  erschrocken  zurücke. 

Hbink  (/i'um.mcero)  18,42; 

in  dem  augenblicke,  als  er  (Bodmer)  wieder  abwärts  sah, 
gewahrte  er  eine  seltsame  scene,  so  dasz  er  plötzlich  auf- 
sprang und  streng  ausrief :  was  macht  dienärrin?  G.Keller 
(Züricher  novellen)  6, 184;  wie  oft  habe  ich  mich  geschämt, 
wenn  ich  mir  vorstellte,  wie  der  herr  am  frühstückstische 
über  meine  faulbeit  und  wortbrüchichkeit  wetterte  und  ich 
im  geiste  als  ein  ergrautes  armes  sünderlein  dabeistand  und 
demütiglich  das  kopfschülteln  der  hausfrau  gewahrte,  die 
ihre  heitere  morgenstimmung  getrübt  sah.  G.  Keller  {anRoden- 
berg  1881)  bei  Bächtold  3,469; 

es  brach  sein  grollend  äuge,  der  ödem  ihm  verging 
über  seine  leiche  hinweg  fuhr  könig  Ring; 
den  .--treittvageu  lenkt'  er  auf  Erek  Harfen.schall, 
der  hatte  wohl  gewahret  seines  bruders  fall. 

Geibbl,  )uuiusUcder  (könig  Siiiurds  brautfahrt)  346. 

^i)  er  fährt  auf,  beklagt  sich  murmelnd  und  hält  seine 
band  für's  ohr,   man  gewählt  dieses    und  liest  noch  lauter. 


4817 


GEWAHREN 


GEWAHREN 


4816 


FCtzLiN  übeneliuny  von  TiuoU  'gaitnihtU  dtr  gtUhrttn'  {Zürich 
1708)  2«; 

Wi-nn  Ich't  recht  batrichicn  will 

unü  tt  arn>l  gewahr«, 

•tebl  vielleiclii  du  tll««  tllll 

unJ  Ich  ftiber  fahr«. 

CAtiii  (der  neuii  Coptrnlevi)  9,61. 
«))  to  nrar  aiicb  er  (lavater) . .  durch  die  ncbarf-znrle  be- 
merkiingigobe,  die  rr  erst  iiui  naturtrieb,  aur  obenhin,  tu- 
fallig,  dann  mit  flberlegiing,  TortStzlicb  und  geregell  auiuble, 
im  bOrbülcn  grada  geeignet,  di«  benondrrheiten  einzelner 
menachrn  zu  gewahren,  zu  kennen,  zu  unterscheiden,  ja 
ausxusprpclien.  GnrnR  (dieliU  u.  wahrh.  ig.  buch)  48,  U&:  als  er 
nun  über  weiter  in  Yitlore  drang  . . .  grwahrle  er  eine  un- 
beugsaine  strenge.  AignsAi  h  nrurj /r6<n  3, 113;  er  gewahrte 
ort  Unordnung  und  unsaiiberkcit.  l,}2i. 

t}))  hier  g(wahr(<  man  den  bezug  des  enkels  zum  grosz- 
Toter,  des  »pttlgehorncn  erbon  zum  überraschtm  zürtlichen 
»aler.  (;ötiik  {dhan)  0,  M9;  als  er  jetzt  diese  eigenheil  (&#i 
verschloutner  thärt  nicht  tchlifen  ju  kontern)  wieder  gewählte, 
inuszte  er  über  deren  sinnbiidlicbo  bedeutung  lächeln.  Aoia- 
aACi  i\*u€s  Ubtn  i,  348. 
8»  vbjtehdlte: 

a))wi>rili'n  wir  nicht  noch  kennen  die  waUe  Vollendung 
Krin  hUi.liitr  kun<t?  und  den  aus.ichinuck  In  der  neuern? 
nie  KCMaliien,  nie  hoch  der  wage 
»ollera  »chalo  «ich  hebt.      Klüp^tOCK  odeu  (Dclfihi)  5,71; 

wer  sieb  in  Untersuchungen  über  die  deutsche  sprach«  be- 
gibt, und  dann  aushult,  wird  mit  Treuden  gewähren,  wie 
das  Wesen  und  di«  gescbichte  unseres  Volkes  io  den  eigen- 
«cbaften  und  Schicksalen  unserer  spräche  sich  spiegeln. 
J.  Gaia«  gramm.  4,  V  [ntudruck);  Kugen  gev«abrte,  «ie  aue  der 
Tennoderlen  Turcht  eine  zabe  bartberzigkeit  der  sogenannten 
höheren  stünde  f.egea  das  Tolk  aurgewachsen  war.  AiEasACB 
neun  Uten  3,202;  E.  gewahrte,  wie  seine  gedanken  dem 
gefahrten  über  das  meer  folgten.  .>,  24;  als  die  sibule  wieder 
liei;ann,  gewahrte  E.,  was  es  heiszt,  eine  geistige  arbeit  . . 
eine  zeit  laug  Terlassen  zu  haben.  3,  bi. 

b))  da  aber  der  wolf  gewnr  warde,  dusz  im  sein  rat  so 
wol  ersproszen  hett,  er  ward  frölicb.  Augsburger  ehronik  des 
B.  Zink,  J.  itddlechroniken  5,229;  bis  man,  nachdem  man  ihn 
gerufen  und  nachgehniids  gezerret,  endlich  gewahrte,  dasz 
er  alle  bewegung  und  alle  emplindung  verlohren.  I-'üszli> 
Überleitung  von  Tistols'gesundheit  der  gelehrten  bS;  nun  war  er 
gewandt  genug  um  einigermnszen  zu  gewahren,  dnsi  hinter 
diesen  lolihelen  «in  gewisser  sinn  verborgen  sei.  Götbe 
{tag-  und  Jahreshefte)  31,  240  ; 

bald  gewahrt  er,  da»  In  dieser  grosien 
staut  nur  wenlK«  muselm&nner  haiisrn, 
ja,  des  fcueidivnsis  altire  >ielii  er. 

Platin  4,237  Abasiiden; 
{ich)  gewahrte,  dasz  sie  {die  amorflügd]  von  blauem  zindel 
waren.  Auerbach  neu«  Üben  3,  32S;  erst  jetzt  glaubte  er  zu 
seinem  schrecken  zu  gewahren,  dasz  auch  Fides  unter  den 
frauen  gewesen  und  wie  ein  schatten  verschwunden  war. 
G.  KiLiER  {Hadlaub)  ü,  67;  sah  mich  jetzt  zum  erstenniale  mit 
oITenen  hellen  äugen  in  der  weit  um  und  was  gewahrte  ich? 
dasz  die  well  nur  eine  grosze  schwindelbude  ist,  in  wel- 
cher die  dummen  den  klugen  den  saldo  bezahlen.  J.  ScntBR 
Glichet  2,  6. 

c))kreuilahn],  geknebelt  hang'  Ich  steif  am  weldenxweig. 
entseiit  gewahr'  Ich  scharfgeweiit  das  mesfer  nahu, 
des  grauser  tchniit  hInralTen  soll  da«  sweigelela. 

iaaBRHAitt«  {ijvitnlne  3)  tl,87; 
durch  dornen  und  disrch  buscbwerk  drang  Ich  kOho; 
und  bald  gewahrt'  Ich,  liugs  vom  w.ild  umfangen, 
In  hoher  hall'  ein  scliraledesreuer  glühii. 

GiiBSL  gedieh tt  \9i. 
y)  eintelne  charakteriitische  terwtndungen. 
\))  die  einfache  sinnliche  Wahrnehmung  kommt  am  verbum 
ebenso  H-ie  an  gewahr  werden  in  der  Übertragung  auf  die 
thiertctU  sum  ausdrurk:  die  fluszolter,  sehr  fein  witternd 
und  vernehmend  ühertrilll  das  meiste  haarwild  ao  scharfem 
gewähren,  v.  TarncK.i  vaidm,  praet.  \i!>;  gewahrea  heiszt  so 
Ticl  als  sehen.   BhuiEn  forstl.  reallexieon  :<,  853, 

1])    das    unvollkommene   der   Wahrnehmung  wird    geradt   hei 
unserem  verbum  gerne   hervorgehoben:  denn    unten    in    einiger 
nahe  gewahrt  man  etwas  von  der  mauer  desselben  bei  einer 
kapelle.  Morhk  (nidler  .Vc</en)  3, 12; 
doch  nichts  gewahrt  er. 
als  die  naldi^e  scblurht  tu  relueo  rö5ien, 
ein  uneadllch  meer  vou  gritnea  wipfela. 

tisiBiL,  jHniuelMer  SH. 


hiehir  gehöit  auch  iit  belithU  Mthtniuf  mit  in  »tfakuu- 
pailikel:  die  nenscbrn  sind  iiuth  ik  uanUkkto  htiiO' 
gungeo  de«  erscbeinens  dergeaUH  oklirt«  4»n  »i«  4m  eio« 
urbedingende  nicht  gewahrea  kdaoM.  GATut  {WUh.MHä«t$ 
wandtrj.  3.  buch)  23,  M«. 

3))  die  nebenbedeiUif§  in  •rfobrra«  (»fl.  genakr  wttim 
ip.  4774): 

wsno  solleo  wir  dl«  wahrssgua«  gewahr«». 
und  «acbaa,  was  wir  scblumaisni  la  tedicbut? 

fiAitt  2.14  (1347). 

GEWAilltEN,  mb,  tertchitdnu  «Maa«,  «m  inn  ttmt$ 
für  die  neuhnc'  .eutsche  pertodi  kaum  Mtk  i*  htlruk  ktmmf, 
haben  sith  in  drm  terbum,  das  dem  svlsf.  gtwibr  aur  ante 

$leht,  lutammengefundtn  und  in  ihre»  heieuinngtn  theilmtiM 
gtkrtntl. 

l)  am  sichersten  tostulöun  ist  das  mhd.  gewero,  iurtrt  {aki. 
werin  Gaarr  1,93«)  mhd.  r(.  3,  Ml*.   Lixei  i,9«:. 

3)  am  sehwitrigsten  absugrenten  ist  du  teriaUbUitnnf  tm 
wahr;  aUhochd.  ist  gawdrian  «iii  gawArla  belegt  Gaarri.KS; 
mhd.  gcwa-ren  mhd.  wb.  3,  ^23^  LexiB  1,977.  nhJ.  iti  be- 
wahren an  die  stelle  getrettn,  et  ist  hier  «or  allem  fr^gUehf 
ob  die  bedeutung  des  wartet  so  tingtsehränkl  mir,  vir  iit  »trttr- 
büchrr  angeben  [auf  beweisen,  probare)  und  oh  »ühl  tklmthr  «as 
der  allgemeineren  grundbedtutung  manch«  oerwtninwfn  ah$it- 
UUen  sindf  die  man  bisher  in  anderen  tuiammenhanf  s«  ileüen 
gewohnt  war. 

3)  althochd.  gewerien,  vettire  {tgl.  Orraio).  Üe  /"^PP*  ^  '■ 
der  iUeren  spräche  schon  spdrUeh  tnlwickelt  und  komwst  für  iie 
neuere  wenig  mehr  in  betraeht. 

4)  auf  der  bedeutung  ton  'leisten ,  erfülUn ,  betaUen'  he- 
ruhen  die  meisten  Verwendungen  de»  urhuwsi.  iiku  hepiffe 
bilden  namentlidi  für  die  neuere  spräche  die  gruniUf«  iet  leben- 
digen gebrauches  und  den  auigangspunkt  ununlerhroduner  meiler- 
entwickluiig.  es  ist  wahnch-inlieh ,  iass  iiete  *•  fcsdUctani 
erscheinende  gruppe  auf  zwifspdUige  wurulst  turüekführL  ei» 
theil  der  vei  Wendungen  lässl  sieh  ans  der  2.,  ein  anderer  au»  der 
3.  gruppe  ohne  suang  erklären;  eine  Vereinigung  beider  rieh- 
tungen  war  jedoch  schon  in  der  althoehdeuttehen  perioie  tttt- 
sogen  und  halte  in  der  farblose»  parallele  faeere  »^  giireren 
ausdrurk  gefunden.  vgL  Gaarr  I,  942.  mhd.  mb.  3,  583*.  Lue* 
1,988;  naclUr.  2u8. 

h)  nach  allen  seilen  abgeschlosun  ist  die  gruppe,  i»  deren 
mittelpuukt  der  hegiiff  der  rauüo  steht,  die  iltetten  belege 
lassen  deutlich  die  anknüpfung  an  das  mast.  gewere  {der  bürge) 
hervortreten,  es  vt  nicht  bloss  die  rechtssprache,  die  dieses 
terbum  hegt  und  weiterbildet,  auch  die  allgemeinrre  Itllerttur 
nimmt  daran  theil,  und  noch  die  spräche  ScuiiLEia  weist  seine 
spuren  auf.  die  wörterbüelier  lasten  diese  gruppe  unter  de» 
definitionen,  die  sie  unserem  veibum  tu  theil  werden  luten,  unter- 
hdUni!.mdssig  stark  hervortreten. 

6)  viel  umstritten  ist  gewahren  lassen,  nicht  alt  ob  die  heu- 
tige bedeutung  nicht  ihre  erkldrung  ohne  swang  *u»  m»naif- 
fachen  Verwendungen  namentlich  der  4.  gruppe  f4»de,  iie  iUette» 
belege  jedoch,  die  aus  niederdeutschem  tpnehgehilt  ifa8iau>«, 
weisen  auf  einen  andern  ausgangypuukl  turütk,  f  in»  eiste 
engere  bideutung  zu  gründe  gelegt  werden  musu  ent  ipHtr  kat 
sieh  dann  durch  beeinflufsung  teitent  der  andere»  gruppe»  int 
heutige  gebrauch  hei aut .ebüdet. 

GEWÄHIlEN  I,  trr>t4rklet  wihren.  ffL  «eiio,  auaerr,  frr- 
manerf,  subsistere,  duiare  Gaarr  1,939.  der  elfmthfiitkt  tw 
sammenhang  mit  wesen,  der  tehon  foa  Gaarr  kttterpikahem 
worden,  bedingte  sundcJist  die  tortteUunf  eiaer  imienmtt»  fent 
der  esistens.  durch  lelatire  eintehrinkua§e»  fcayaMlw  wmi 
localer  art  entwickelUn  tich  dte  bedeiUm»§«m  in  iämm  vd  in 
riumUchen  erstieckunp  {letttere  m  Mcrrcicft.  MMkiaara). 
anderer  art  tsl  die  absmeigunf,  iie  99m  in  «arsIdlBay  in  iatnt- 
siven  eiutent  tu  dem  Mr^as  «ehren,  gewekreo  (t.  i.)  kiatUr 
/ührL  die  rerbreilun§  de»  mntes  pehirt  mehr  der  iltere»  tpneke 
an,  es  eneheint  sum  erste»  mal  ia  der  LeiJe»n  h*hd»ekn(l  ie» 
WiLLiaAM  als  tünante  zun  puudwnt  {»\  di«  wiia  ao  ^la  w£r- 
Hebe  vinstre  werel.  4ltj9;h*nis«hrift  A:  gewared).  roa  ttittn 
büchern  der  neueren  tpraehe  miri  et  bei  KiLUR  (K  4*:  ghcwacres, 
durare,  firmere)  und  HiRitca  I,  I3M  pehntkt  (gtwchr««,  ies- 
rare,  ßrmare;  MaaLta  m*  führt  «ar  He  ptrtit^iaifnm  ge- 
wahret «■).  MS  laufe  ie»  n.jukrk.  Mit  ia»  »t$amstne»fnettl« 
mort  funs  wiedn  fcyea  i»»  §r»»iiimt  tmrüek,  iem  autk  die 
ueueren  peirttcipialfnmn  (bat  gawikrt  eie.)  »usumetsen  tini. 
uertuche  neuer  »uffrisdtun^  bei  Tiaci  mi  tkne  nfolg  gMi^en. 


4819 


GEWÄHREN  I  (dauern) 


1)  die  grundbedeutung :  daz  zitlich  ist  grocz  wan  der 
mennish  moecht  an  daz  nicht  geweren.  Leyskr  altd.  pre- 
digten 8,2;  got  der  tuet  uns  wol  unt  hat  uns  manige  gäbe  geben, 
den  regen,  berndiu  iar.  win  unt  oel.  unt  körn  und  andere 
hiife.  an  die  der  mennish  Hiebt  geweren  mach.  8,5; 

dö  der  pialTe  Amis  gewerle 

drizec  jär  in  disen  6ren, 

dö  begundin  got  beiieren, 

daz  er  die  lügene  verswuor.  pfaffe  Amis  v.  248S; 
nach  der  golbeit  bist  du  {Jesus  Christus)  gewerende  mit  dem 
vater  unde  mit  dem  heiligen  geisle.  du  bitest  unde  gist: 
davon  nach  diner  bete  muoz  geweren  nach  voigen.  David 
VON  AüviSBURG  von  der  Offenbarung  und  erlösung  des  menschen- 
geschlechts  {zschr.  f.  d.  a.  9,  41); 

was  brauchen  wir  euch  und  euer  geschicli? 
so  tönt  von  der  erde  die  antwort  zuiücii, 
wir  Ivönneii  euch  ohne  gram  entbehren, 
wenn  wein  und  liebe  bei  uns  gewähren. 

TiKCK  {Frnni  Slernbaids  wamicinngen)  16,238. 

2)  die  abzweigung  nach  der  seile  von  gewehren;  sie  läszt 
sich  erklären  aus  bestimmtem  Zusammenhang,  in  den  die  grund- 
bvdeutung  gestellt  ist. 

a)  absoluter  gebrauch: 

dö  miiost  er  von  not  Valien, 

er  moht  nicht  lenger  gewern.       kröne  82"; 

da  sie  sahen,  dasz  sie  nit  geweren  mochten,  da  lantten  sie 
die  gloggen  über  ain  rat  und  über  die,  die  darzu  halfen,  und 
schickten  zu  dem  bischolT  und  patten  in,  dasz  er  sich  ir 
annem  und  in  hulff.  Zink  Augsburger  chronik,  d.  slädtechr. 
5,  103. 

b)  relativer  gebrauch: 

do  ne  mohte  er  niht  mere 

geweren  vor  dem  kinde, 

er  stach  in  ulsö  swinde 

von  dem  orse  üf  daj  gras 

daj  im  der  spräche  zerunnen  was.     Wiqalois  3021; 
niht  ist  daj  da  \or  (vor  (Irr  wunderbaren  lame)  gewer, 
hörn,  stein,  noch  isengewant, 
man  steche;  dardurch  unz  an  di  hanl.      47!>0. 

3)  eiiischränkungen  der  grundbedeutung  durch  leniporale  und 
locale  bcstimmungen, 

a)  die  Vorstellung  der  dauer. 
a)  allgemeinere  angaben: 

ez  liunde  langer  niht  gewern,      si  muosen  üannen  varn 
Rüedeger  der  küene  künde      wdnic  iht  gesparn. 

Nibelungen  1630,1; 
wen  sin  voimundescaft  geweret  nicht  lenger,  wen  als  daz 
gerichte  geweret.  Sachsenspiegel  1,  47,  2  Weiske;  wen  de  sin 
vormuntscaft  ne  weret  nicht  lengere,  wenne  als  dal  gerichte 
geweret.  Homeyer;  do  dise  früntschaft  etlewie  lange  gewerle, 
do  koment  sü  zwene  mitteinander  überein,  das  der  edeiman 
sein  geselle  der  solle  mit  der  jungirouwen  fründe  reden 
von  des  koufmannes  wegen  umb  sü.  Nicoi.ads  v.  Basel  81 
Schmidt ; 

wie  lange  soll  ich  armes  kind 

der  Seelen  ruh  entbehren? 

wie  lange  soll  der  stiirm  und  wind 

des  herzens  angst  gewähren? 

Paul  Gerhardt  s.  253  Gödeke; 
und  solches  hat  nicht  nur  ein  kurtze,  sondern  eine  lange 
zeit  gew'iret.  (1616)  ausführlicher  discours  und  bedenken  eines 
teulschen  katholischen  palrioten,  bei  Londorp  acta  publica  1,  245'; 
weilen  diszer  markt  Weiz  vermig  der  an  vor  nach  lengs 
beschribnen  kai.  könig.  und  laiitsfürstlichen  freiheilen  jär- 
lich  zwen  freikürchtag  hat  und  an  sonntag  misericordiae 
domini  ...  auch  am  sonnlag  vor  st.  Caihorinatag  gehalten 
worden,  ist  damallen,  so  lang  die  freiung  gewert  und  ausz- 
gestöckt  ist,  die  maut  alle  doppelt,  (banntaiding  zu  Weiz  Vi.jh.) 
österr.  weisth.  6,  19U; 

man  mach  vil  woi  haben  gut, 

ist  da;  man  rehte  da  mite  tut 

unde  sich  ie  des  versinnet, 

da;  man  es  rehte  gewinnet. 

80  wönet  der  arme  wQcherer, 

daj  ez  immer  gewer; 

diz  va\ii  in  wol  beiriegen. 

Krolewiz  Vaterunser  4446. 
ß)  genauere  Zeitangaben: 

noch  habe  wir  des  leides  märe 
mit  kläglichem  söre 
daz  uns  daz  alter  danne  git, 
i-ö  ieglicb  ding  Ane  zit 
bäüiu  gelebt  unt  gewert.        warnuni)  2321; 
die  wisen  jelient  und  ist  euch  war 
daj  kein  uniuu;e  nie  guwerte  niht  drizec  jar. 
JoiiANs  VON  Rinkkisokro  miiiiicsäii        '  """ 


Bwerte  nnii  urizec  jar. 

BÜRO  miiiiicsäiiyer  1,  'SM'  Ilagen; 


GEWÄHREN  n  (wahr  machen)  4820 

kein  stxtekeit  diu  mac  gewern 

86  lange  so  din  hoher  pris. 

Ko:<RAD  V.  WoHZBURG  goldene  schmiede  58; 
also  ward  daz  arme  schaf  vorlorn.  daz  gewerte  wol  sechste- 
halbtusint  iar.  biz  der  almehtige  got  geborn  wolde  werden 
von  der  reinen  und  von  der  ewigen  inagt  sente  Marien. 
Leyser  altd,  predigten  64,3;  und  do  dis  wol  vier  jor  gewerte, 
do  viel  der  koufman  nider  und  starb.  Nicolads  v.  Basel  79;  do 
daz  gewerete  untz  noch  der  erne,  do  zugeten  die  burger  us 
mit  gewalt  und  on  allen  widersatz.  Closener  chronik  v.  Strasz- 
burg,  d.  städlechron.  8,  86 ;  do  dirre  krieg  uf  drü  jor  gewerte, 
do  kam  herr  Dieterich  von  Berne  gein  Rome  und  wan  er 
künig  und  herre  was  von  eines  keisers  wegen  über  Rome 
und  alle  lant  do  umb,  davon  wart  er  gebelten,  das  er 
einen  friden  mähte  zwüschent  den  zweigen  bebesten.  Königs- 
BOFEN  d.  ttädtechron.  9,525;  do  dise  missehelie  und  krieg  uf 
umb  das  bistum  gewerte  me  denne  ein  jor  und  nüt  kundent 
überkumen  umb  einen  bischof,  do  schickete  der  hobest 
einen  bischof  gein  Strosburg,  einen  Walich  genant  Johans 
von  Lyne,  den  miiste  men  zii  Strosburg  nemen.  9,  675;  do 
nun  dirre  krieg  vil  bi  ein  jor  gewerte,  do  wart  er  verrihtet. 
9,807;  zum  achten,  setzen  sie  ferners  für  gewisz,  dasz 
disz  regiment  oder  reichsraht,  länger  nicht ,  als  bisz  in  das 
1530.  jähr  gewehret.  Londobp  acta  publica  l,  10'; 

im  sommer  must  ich  körn  und  liew 

ein  führn  zum  futer  und  zur  sirew, 

fuhrt  holtz,  stein,  wasser  spat  und  früh, 

het  weder  nacht,  noch  tag  kein  ruh, 

und  was  allzeit  das  willig  pl'erdt. 

das  hat  nun  zwentzig  jar  gewehrt. 

ß.  Waldis  Esopiis  2,282  Kurt; 
diese  Unordnung  gewährte   zwo  nacht.   Abele  künstliche  Un- 
ordnung. 

y)  nu  gebt  uns  einen  vride  her, 

die  wil  daz  dirre  tac  gewer: 

der  vride  sl  och  dise  naht. 

Wolfram  Parzival  412,26; 

ther  keiser  viel  zuo  there  erthe. 

er  sprach:  'wole  thu  himeliscer  herre, 

ther  tah  theme  geweret  uns  niht  {ist  nicht  lang  genug) 

nn  sende  uns,  herre,  ein  lieht, 

thaz  wir  thie  räche  thä  genemen.  Rolandslied  6992. 
b)  räumliche  erstreckung :  item  werden  hernach  weiter  ver- 
merkt die  wandl  und  desz  gerichls  gerechtigkeit  zum  gschlosz 
Vestenburg,  und  hebt  sich  selbige  an  auf  der  strasz  und 
gewehret  bisz  zu  des  herrn  pfarrers  hadstuben.  (banntaidings- 
artikel  der  herrschaft  Festenburg)  österr.  weisth.  6,  97 ;  item  in 
Miigenthalpach,  item  ein  pächl  in  der  Pükherei,  eben  wellicher 
sich  anfangt  bei  des  Neupauren  hofT  und  gewerth  bisz  an 
die  Saffen  am  pächl  unterm  schlosz.  (bann-  u.  hoftaiding  zu 
Neuburg  16.  jahrh.)  6,128;  esz  hat  auch  kein  lantgericht  in 
den  purkfridl  einzugreifen,  so  weit  der  gewehrt,  (freiheilen 
und  rechte  von  Gleisdorf  ll.jahrh.)  6,216;  alsz  weit  der  purk- 
fridl geweith.  217;  es  hat  auch  ein  propst  zu  Ohedach 
imer  zue  nach  der  Gnädnitzen  aus  bisz  zu  dein  schwärzen 
pächl  bei  der  Cateill  zu  vischn  und  sonst  auch  als  weit 
dann  dise  pigmerk  geweren.  (grenzen  u.  freiheilen  der  propstei 
Obdach  U.jahrh.)  6,282. 

GEWÄHREN  II,  ableitung  zu  wahr  (s.  d.),  gewahr  sp.  4759 /f. 
1)  für  die  allhochdeutsche  periode  sind  mehrere  formen  und 
mehrere  Verwendungen  dieses  verbums  anzumerken.  Graff  1,  923 
führt  gawärian  und  gawären,  verißcare,  probare  an,  beide  vor- 
wiegend aus  NoTKER,  es  liegt  aber  aller  grund  vor,  auch  die  form 
geweren  aus  Notker  hierher  zu  stellen. 

a)  die  bedeutang  ^beweisen,  bestätigen  kommt  bei  Notrer  in 
seinen  abhandlungen  zur  logik  zum  ausdruck;  es  finden  sich 
hier  gawären  und  gawarian:  sillogismus  netriuget.  übe  er 
legitime  getan  ist.  so  ist  er  legitime  getan,  wanda  er  in 
dialectica  tria  membra  haben  sol.  taz  tero  zuei  s6  gewäriu 
sin.  daz  iro  mannolih  iehen  muge.  unde  siu  ein  anderen 
so  hafteßn.  duz  siu  daz  tritta  gewdrßn.  ioh  J\ne  geübt.  INotker 
(Boethius)  Haltemer  3,  9!)';  approbatio,  mit  tiu  man  diu  pro- 
positionem  aide  diu  assumptionem  gewärit.  unde  geloublih 
ketöot.  de  syllogismis  Hattemer  3,  554'. 

b)  mit  der  unter  gewahr  (sp.  4763^.)  aufgeführten  bedeutung 
berührt  sich  die  lieichenauer  glosse  zu  1.  Samuel.  20,  16  pepigit 
ergo,  kisazta  avur  edo  kiwarta  (also  machet  Jonathan  einen 
bund  mit  dem  hause  David.  Luther).  Steinmeyer-Sievers  1,411*. 

c)  der  bedeutung  nach  lassen  sich  gewisse  Verwendungen 
hier  einreihen,  die  in  ihrer  weiteren  entwicklung  auf  gewähren  IV 
hinauszielen:  so  ili  in  alliu  diniu  gebot  si^ho.  unde  ih  siCt 
alliu  fore  oüigon  habo.    dür  uinbe  daz  ih  siu  geweree.  Notker 


.«a- 


4821 


GEWÄHREN  III  (vcstlre) 


GEWAHBEN  IT  (Icwten) 


4822 


tu  ptalm  118,  lu;  (lln  geiiflda  birro  cliome  über  mib,  i»t  ih 
dliiiii  munduta  geueren  miige.  118,  41;  in  minero  wliuo 
neccleiia.  dm  io  allero  werlle  i*l  kcwrren  ih  inine  iniheiza 
{volu  mea  ftddatn).  -Jl,  26  (die  begeiiid«  min  ul  icb  cebiD. 
Trtbnititr  piulmtn;  icb  wil  meine  grluhile  liezalen.  Li,Ta«a 
p$alm  23, 2H);  er  gewent  aNu  er  geliülzel.  uinle  leodel  itneo 
tun.  11,7;  einest  twiiAr  ib.  daz  ili  keHerela  in  niinrmo 
helligi-n  tune.  88,86.  uir  nahe  du  btdtutungtn  ton  iflwtbreD 
(IV)  und  wahr  machen  hier  $iih  berühren,  :rt</(  der  gebraiuh 
t  n  wahr  machen  für  die  erfSillung  rinet  wumehit  {urgi 
^ciiitKLLKa  2^066):  10  er  deine  hiile  liiSte  gewähr  macbeo. 

AuRAHAH  A.  S    ClARA,    tgl.  ScilVKlLKR  2*,  976. 

2)  für  die  mittelhoehd.  ptnode  wird  'beweiten  als  kaupUn- 
deulung  —  und  swar  vorwiegend  aus  juristitchtn  quelitn  —  aii- 
gefUhit    vgL  m'id.  wb.  3, 6'i9'.    LexKa  i,9'7. 

a)  dai  wart  gewsret  ine  ipol 

an  dem  Juncherren. 

K0NII4D  T.  WDaiaiae  trttf.  krim  I474S. 

h)  kampes  mach  ok  en  man  sinen  magen  weigeren,  of  ae 
beide  mage  ein,  dexte  he  dat  leWede  gewerc  uppe'o  hilgm, 
dat  le  alxo  na  muge  sin  dal  se  durch  recht  lo  aamene 
nicht  veihtcn  ne  solen.  Saehn-ntpieiiel  I,  ort. 63;  singende  tugele 
aver . .  unde  hracken  mach  man  wol  gelden  mit  encme  irme 
gelikea,  die  also  gut  si,  o\  man  't  geweret  nppe'n  bilgen. 
S,  47;  undr  hitet  eines  rechten  urleiies,  wenn  he  o>ler  si 
daz  peueren  wil  uf  den  heiligen.  Freiberger  ttadtreehl  eap.io 
f  4  Ermi$eh;  \*l  abir  he  daheime  niht  gewesen,  unde  kumit 
aln  sinnehute  in  daz  dinc.unde  wil  dai  geweren,  daz 
he  zu  der  cit  niht  daheime  were,  du  man  im  vorgebut,  so 
mac  in  der  voit  nilil  gepfenden.  tap.  s,  S  l.  diese  formel 
utid  noch  bei  STiMia  2416  angeiog.n.  in  dieser  engeren  be- 
dettlung  und  juristischen  Verwendung  findet  enge  berührung  mit 
dem  tu  gewühr,  eautio  gfhöriqen  rerbum  statt,  vgl.  gewSiiren  V. 

e)  fM  breiterer  grundlnge  hebt  sieli  das  folgende  beisptel  ab: 

Ir  lib«n  rruiidlii,  neroet  war, 
mag  irli  nilit  alle  ituade  gar 
geliHden  al:ifl  Icti  wäre 
noidoirilg.  In  der  iwvre 
wil  teil  min  deii  jedoch  gewem, 
dat  it  dl«  wlla  mui  mbern 
gemachet  und«  der  (eiiriekalL 

letii'H  iier  lieit.  Elisaheth  1633. 

3)  in  der  neuhochdeutschen  periode  drängen  sieh  lusammen- 
tetiungen  mit  anderen  prdfixen  in  den  Vordergrund,  so  er- 
wahren,  erwührcn  t';{.  thtil  :i,  1041  und  noch  mehr  das  von 
LoTMiiR  begünstigte  bewahren  vgl.  theil  t,  1762.  für  unser  wort 
kommen  neben  einselmn  fällen  lilter arischer  ausfirahung  {vrrgl. 
Stiklkr  2416)  nur  «inipe  ältere  belege  und  einielne  verdeckte 
spuren  in  bttracht. 

a)      ja,  mein  edler  Dietrich  von  Kern, 

durch  dien  kampT  wil  ich  gewern  (pewern  in  dar  hand$chr. 

vitl.  Gölte  im  neuUiuck)', 
ob  ir  oder  mein  gmalipl  weit, 
der  kflneit  helt  sein  suT  der  ert. 

H.Sacii»  iler  hörnen  Seifrid  010  Tiitmann, 

mit  dieser  verwindung  stimmen  einige  ältere  belege  von  gew.lbren 
lassen  (5.  VI)  überein  und  IIky.'«b  (d.  möilerb.  1,1161)  inü/i/I 
diese  formel  an  unser  veibum  an :  (er)  laase  mich  gewähren, 
üb  ich  dem  Avaro  .  .  nicht  eben  so  viel  geld  . .  zuwegen 
bringen  mögie.  Grihmiilshausbn  Stmp{.  2,  147. 

6)  nu  quam  ik  legen  ome  {Cnrislum)  gao.  he  sprak,  ik 
wil  di  des  gewnren,  ik  wil  tu  mmem  vadar  varen.  osterspiel 
207  Schönemann. 

GEWAilKEM  III  vestire.  gegensatt  enlw3hren  (aus  dem  b*- 
tUt  selten)  Viil.  tlieil  3,  644. 

1)  aus  Otfrio  ist  noch  Jit  ünnlieki  grundbedeiitung  dt»  Mr- 
bums  belegt: 

ihoh  ni  brl»tU  in  the«      fzi  waru  thoh  ginuages), 
ni  sie  sih  ginerien      joh  scono  giwerien. 

Orraio  2.22.11. 

tueh  später  begegnet  die  Verbindung  von  geweren  und  gcneren 
oder  von  geneien  mit  dem  subst.  grwere  sehr  häufig. 

2)  die  übertragene  beäeutung  findet  ihre  hauptsächliche  Ver- 
breitung in  der  rechtssprache  und  hier  ist  es  kaum  mögltch,  aie 
hierher  gehörenden  beispiele  ton  den  :u  gewAhren  IV  tu  rechnen- 
den SU  sondern,  am  sichersten  hissen  sieh  loslösen:  unde  be- 
beldet  he  daz  also  in  gewalt  unde  gewere  iar  unde  tac 
ane  anspräche,  su  ist  ienre  ledic,  der  iz  ine  uf  gap.  wrnd 
he  bat  in  geweri  unde  he  bt-beldit  iz.  Fretberger  ttadt  echi  I, 
§  3S  Ermisch ;  er  sni  von  uns  den  scheiTen  in  daz  dinck  (ul  mit 
recht    gesazt    und  gt-v«rrt  werden,  comownlar  tum  SchKaben- 

IV. 


ipiegel  M  HaiTavt  ;ah;  and  g«rt  ao  ein  urttil  ta  bertaro, 
ob  luin  beere  ala  lang«  gerlagl  und  gewarl  beide,  du  man 
in  aelteo  und  geweren  solle  io  Arntpurg  dt«  karg.  (I3«tt  to 
Haltaus  7M;  se(<eo  und  |e«ercfl  io  «lo  galy 
fundi  tradttt  ScMiLTlt  114*. 

S)  lu  der  au»  dem  ukrtibftrkekr  dtr  tpdltrtu  »eil 
den  betleulung  von  »ewibr  •»  utkuadt  tUlU  liek  abfffwAbrM, 
im  l>ergwerk  so  viel  als  abacbreibrn.  te$to*att  «oo  tuf- 
wubren,  zuschreiben  vgL  tkeU  \,  4«.  pgt,  fhewetren.  fettttnlHM 
KaiA.i  K4*:  gewahren,  rnlertnrr  (i«  Knli  mmm)  Boateio- 
BüXTuarr  2t3'.     hierher  gehört  wol  tuck: 

tum  ihorao  (taug  Ich)  Dicht,  der  anf  ela  fald  vos  Ikraa 
jedweden  körn-  und  »irohelni  loll  für  soll 
vorgleietian.  meitao  und  gowaitreB, 
nur  olebi  entbUlieo  »oll. 

Tneaiai  rW<««.KIt  (ItM:  T.ttK 

4)  unter  gewihren  IV  werdtn  rerwendungn  »ufgefMrt,  <• 
denen  eine  annäherung  an  die  bedeutung  'la  bnitt  t'Uen'  ua- 
rrri^rnnfrar  ist.  diese  beruht  in  nnigen  fälUn  enluh  tden  amf 
secunditrer  enlwicklung ;  in  anderen  telunU  das  fragbck.  $»  M 
tielleicht  hierher  tu  tiehen: 

bau  du  din  gichotz  dann  wol  bereit 
und  kamt  wol  »chinn.en.  wie  man  eeil: 
bist  du  Her  kun«i  KwArt  und  «o  gechwlod, 
*o  mags  uiei  scinden  diueia  kind. 

Hurr  Uli-  11, Hr  lriif.,.,iet  t7l  BddiltU. 

GEWÄHREN  IV.  die  bedeutung  'UitUn,  trfkUtn,  bttakU»' 
hat  tirh  als  die  entwicklungsfähigite  unter  allen  erwitun.  s-e  ist 
im  Stande,  eine  mannigfache  und  reit  ausgreifende  retkt  von 
Verwendungen  tu  einer  grui>j<e  tusammentuuhltetitn ,  /ar  dtt 
heute  im  sprachbewHSitsein  nn  gemeinramtr  inkalt  l  benäig  meittr- 
lebt.  für  die  miltrlhochdeuliche  periode  kommt  wsekr  äat  eta- 
jttche  wem  in  betiacht,  auf  dessen  kosten  di*  mörterbücktr  a« 
unrecht  die  belege  für  das  pari.  präl.  unter  nüht.«  rerftitai  f«- 
buclit  haben,  vgl.  mhd.  wb.  :<,  583*.  LkSie  l,M8,  nacklrag  m. 
die  neuliodideutsche  peiiode  hat  da$  vrritdfkle  verbum  durWkf»- 
führl,  das  steh  einen  bevuriugleu  pktt  in  uuterem  neaemi 
wortschatt  erubert  huL 

1)  vorleben  in  der  nUtren  spräche. 

a)  die  allgemiinste  und  umfissend'le  bedeulunq  itt  nalürlitk 
nicht  die  äUeste.  sie  wird  freilch  schon  in  den  glosstn  dar- 
geboten: facere  giweran,  geweren.  glosstn  tu  J.  Sj/rath.  STti.%- 
■  KTBR-Sii-viias  I,  363;  lecd  giwerelu,  giwerata  {glossem  «« 
Gregors  homilien)  -i.,  tM.  in  der  älteren  UUeiatur  ubermtegt^ 
wenn  wir  von  den  unt,r  ge^aiiren  II  II  ()  amgeführit»  uer- 
wendungen  absehen,  die  Verbindung  des  verbumt  mit  einem  ecca- 
latir  der  person  und  einem  genettr  der  sacke,  eine  eowtlrnaiw, 
die  dann  im  laufe  der  rntnicklung  huld  die  eine  bald  du  undtn 
nähere  bestimmung  aus  dem  susummrnhange  erraUitn  Ustt  tdtt 
gans  absiieift.  falls  man  für  diese  woitveibinilung  e»<  in  ailfS 
verweudunfjen  mtreifende  yemeinsamt  bedeutung  suekt,  tigik* 
sich  die, von  'beftitdigen,  su  dieser  nürde  jedoch  der  ftvutm 
des  sachlichen  objerles  nidit  stimmen,  da  hier  vulmekr  ein  ia- 
t<rum<-R<al  iit  ericurtca  wäre,  der  trinerteitt  ertt  tpdtn  und  ia 
ttcundärir  enticicklung  nntnU: 

der  al.«ä  guoie<  wibet  gert  als  ich  di  g«r, 
wie  «II  Uer  lugende  hatieii  »olle! 
nOn  hin  ich  leider  nUii  aimiie  leb  sU  gawar 
wan  oba  ein  lüiiel  tou  mr  wolie. 

WALTMia  M.Jw    UM'itre  hriMfUt«  vfL  W». 

tt  lassen  tich  tudem  twei  gebrauektwevn  tekeiden,  ein*  la  der 
rechtssprache  wurulnde  und  ein*  der  tUgem  tnea  UUeiaUr  eUl- 
noniiiiene.  die  entere  »eist  du  engere,  dte  Utitere  du  wevkrt 
bedeutung  auf,  die  t4ck  unter  d*m  Hnßust  dtt  t«t««aiM*aafas 
umbildet. 

b)  die  r.chtsliUtrutur  Ut  dii  Meafaaf  i«a  *hetMkln,  n- 
frirden  stellen'  amsgtfrdgl  und  du»  UtU  ttdk  «n  der  *ead  des 
sächlichen  genetits  am  rheiUn  auf  g«w|hr«o  III,  untere,  is  *»- 
ttiz  setien  xuriekfukren. 

at  mit  orCMiade  der  person  und  geneUt  dat  a^fetHt: 
\\)  vnz  daz  er  Qa  giwerl  Incr  aurrb««  g«IUs  oitt  Hat 
ood  dri^ig  niaii-b  •  Ibera,  swtnn«  «r  «<i«r  kaiuar  aiacr  Mck- 
koinmen,  una  aide  unser  erbin  te  einer  lo«ang  deatellite 
pfandia  feuert.,  au  «ol  daszeih«  phanl  «on  aoa  ledig  tia. 
Sl.  G'ali'r  «riande  r«n  im,  ZtiLW-CKa  I.  I.V3. 

2))  du  meisten  baeg«  tttgtm  das  z«Mniaienfc»a(st«  ^aeieril«* 
od<r  das  rerbum  im  der  foituiptaVotm  dr%  px*$ita,  ta  ds^a  <• 
nicht  mögiek  iil,  du  kaUg*  fir  wrro  nid  gewem  «aanacadir» 
suhalten:  ich  Htmuo  r.  iteuteoberch  rcrgib  aad  l4n  cboot 

3u3 


4823 


GEWÄHREN  IV  (leisten) 


GEWÄHREN  IV  (leisten) 


4824 


mit  discm  prief  daz  mich  der  ersam  man  her  Hainreich  von 
Chünigswisen  . .  gewert  und  beriht  bat  der  secbcebn  marcli. 
{Lack  1347)  fönt.  rer.  Auslr.  2,35,286;  unz  daz  Johanz  der 
Kretner,  old  sin  vatler,  old  Heinrich  Stanner  gewert  werdent 
ze  Burgdorf  vierzig  march  silbers.  (1297)  arcMv  für  öster.  gesch. 
6,160;  ich  Uireich  Scbiiich  vergib  ...daz  ich  ...  gar  und 
gaenczlich  von  des  gotsbus  wegen  von  Frising  verriht  und 
gewert  bin  aller  mein  dienst.  (1323  Waidhoven)  cod.  dipl. 
Austr.  Frising.,  fontes  4,25, 129;  und  gegeben  haben  den  ersamen 
geistlichen  frawn  . . .  umb  secbtzig  pfundt  und  zwaibundert 
pfundt  haller,  der  wir  genntziich  betzalt  und  gewert  scind. 
(1860)  monum.  boica  16, 42.^;  ich  Aigelwart  von  Valkenstain  tön 
kunt, . .  das  ich  im  (Conrad)  Margarethen,  Hansen  des  langen 
tubter  von  dem  Büchinberg,  sines  suns  Hansen  des  migers 
elichQ  wirline,  die  min  aigen  von  dem  übe  ist  gesin,  reht 
und  redelicbe  bab  ze  köffende  gegeben  umb  vier  pfunt  Stras- 
burger pfennig, ...  der  ich  .. .  bin  gewerl.  (1388)  zs.  gesch. 
d.  Oberrh.  7,  165;  um  fünfü  und  fünftzig  phunt  phenning 
guter  und  genämer,  Costentzer  müns,  der  uns  der  vor  ge- 
nant berr  biscbof  Ulrich  an  barem  gezaltem  gut  n&ch  unserm 
willen  gar  und  gäntziich  gewert  bat  und  Ijerihtet.  {Konstant 
h.juli  1348)  11,  410;  und  ist  der  kouff  gescbenben  umb 
zwelff  pfunt  guter  genemer  haller,  der  wir  vollicüch  von  in 
gewert  und  bezalt  sigen.  (1394)  monum.  Zoller.  1,322;  war 
aber,  das  der  vogt  und  der  probst  oder  ir  anwält  zu  ainem 
pauman  kämen  und  daselben  nicht  so  vil  funden,  das  si 
baide  gewert  möchten  werden,  so  sol  der  vogt  vor  werden 
gewert,  {stiftsöffnung  von  Absani  15.  jahrh.)  tirol.  weUlh.  1, 206 ; 
80  rniigen  die  egenanten  stet  von  der  Juden  wegen  ire 
pfand  wol  an  greiffen  mit  verseczen  oder  mit  verkawffen, 
und  auch  sie,  oder  wer  in  derfür  gesprochen  hat,  auch  an- 
greifen und  pfenden  als  lang,  bis  sie  hawbt  guts  und  Scha- 
dens genczlicben  gewert  und  bezalt  werden.  Strombr  chronik 
von  Nürnberg,  d.  ilddtechron.  1, 118. 
3))  aut  der  allgemeinen  litteratur : 

si  pflägen  zir  gewinne 
harte  vremder  sinne, 
dehein  koufman  bete  ir  tite, 
ern  verdürbe  da  mite: 
da  wurden  si  riebe  abe. 
si  entUhen  niemen  ir  habe, 
in  enwxre  leit,  ^ait  er  in.  .  . . 
da  entlihen  si  stiche  unde  siege 
beide  mit  swerten  und  mit  spern; 
desn  moht  si  nieman  gewern 
vol  unz  an  daj  halbe  teil: 
des  wuchs  ir  €re  und  ir  heil. 

Hartmann  v.  Aüe  luein  7206. 

ß)  elliptische  construäionen. 

1))  ellipse  des  sächlichen  objeetes: 

hästu  den  marnsere  gewert. 

Ulrich  Tristan  899; 

swem  man  vor  geribte  sine  gulte  wettet,  der  sol  warten, 
unz  daz  diu  sunne  under  g^t,  ob  er  ein  gast  ist.  und  Ist 
er  nibt  gewert,  so  sol  im  der  rihter  ein  pbant  geben  vor 
naht.  Schwabenspiegel  c.  252,  5  Gengier;  der  almehtige  got  nimt 
alle  tage  ein  vil  michel  schar  von  dirre  werlle,  der  jeglichez 
schuldic  ist  ze  geben  zehen  belbelinge.  unde  swer  ir  nibt  ze 
geben  bat,  der  muoz  ^wicliche  verlorn  sin.  swer  ir  sibene 
oder  niune  git,  der  Ml  niht  gewert,  wan  ir  suln  zebene 
sin.  Berthold  v.  Regknsburg  1,  264  Pfeiffer,  andere  beispiele 
s.  unter  2). 

2))  ellipse  des  persönlichen  objeetes:  ez  gwert  wol  ain  jeder 
man  auf  sand  Görgentag  mit  gueten  wein  sein  perkrecbt. 
{rechte  des  stifts  Göss  zu  Romatschachen  ih.jh.)  österr.  weisth.  6, 165; 
vgl.  oben  gewähren  II. 

y)  hieran  schlieszt  sieh  der  absolute  gebrauch:  er  hab  der 
slat  untreulich  getan  und  unfreuntlich  mit  geweren  und  hab 
der  stat  ir  guet  gestollen.  Augsburger  chronik  des  B.Zink, 
d.  städlechroniken  5,  462'. 

c)  die  allgemeinere  bedeutung  in  der  alleren  litteratur, 

a)  die  ältesten  beispiele: 

tlier  gotcs  geist,  ther  mo  anawas,      tber  gihiaz  imo  that, 
tliaz  Ki'ist  er  druagi  in  henti      er  sines  dages  enti; 
er  tothes  io  ni  clioreti,      er  er  then  drost  habeti; 
thiu  wihi  gotes  geistes      giwerota  inan  thes  glheizes. 

Otfrid  1,15,8; 

des  keböre  mih.  des  kenere  mih.  Notker  zu  psalm  26,  8 
Haitemer  2,  9t.  es  liegt  kein  grund  vor,  für  die  erklärung  zu 
einem  anderen  ausgangspunkte  zurückzugehen,  als  er  für  die 
rechtsformel  gegeben  ist.   die  verschiedenartigkeit  und  dehnbarkeit 


der  bedeutungen  liegt  hier  in  der  gröszeren  mannigfaltigkeit 
der  sächlichen  objecte. 

ß)  dies  wird  auch  durch  die  beispiele  aus  der  mittelhoch- 
deutschen dichtung  bestätigt,  besonders  beliebt  sind  hier  die 
passiveonstruclionen,  die  nicht  mit  Sicherheit  für  das  zusammen- 
gesetzte verb  in  anspruch  genommen  werden  können,  als  säch- 
liches object  {im  geneliv)  finden  sich  bei  diesen:  der  brosemen 
{Barlaam  u.  Josaphat  85,  31),  16nes  {Iwein  3798),  rehter  froide 
(Walther  99,  9),  scbunipfentiuren  (Pariivaf  747, 4),  liebes  und 
guotei  (Wai.ther  14,23),  guotes  (20,  30),  liebes  {schenk  von 
Landegge  231  Bartsch),  miner  reise  {Parz.  512,24),  der  tjoste 
(Jtpein  2550),  des  strites  (Pari.  536, 29.  Stricker  Äorl  2641),  des 
todes  (Stricker  ÄarZ  2845.  2606).  ein  zweites  per.wnliehes  object 
wird  nur  selten  in  diesen  kreis  gezogen:  der  truten  der  min 
herzen  gert  wurde  ich  gewert,  der  DiJRiRC  tntnnes.  2,21'  Hagen, 
auszerordentlich  beliebt  dagegen  sind  die  pronominalen  hinweise 
auf  objeäsälie  und  ähnliche  abstracte  bestimmungen.  im  folgen- 
den sollen  nur  die  beispiele  behandelt  werden,  die  für  das  zu- 
sammengesetzte verbum  in  anspruch  zu  nehmen  sind. 

1))  die  volle  eonstruction :  accusativ  der  ptrson,  genetiv  der  saehe. 

a))  der  genetiv  führt  ein  Substantiv  ein: 

o))  Gäwän  sprach,  ich  pin  s6  wis, 

ä&i  ich  dich,  bruoder,  niht  gewer 
diner  bruoderlicher  ger. 

VVoLFRAK  Partivnl  323,25; 

si  sprach:  'der  bete  ich  dich  gewere\ 

Crescentia  108, 130  Schade; 

der  tot  möhte  an  mir  wol  hie 
büe^en  swaj  er  ie  getete, 
unde  gewert  mich  einer  bete, 
das  er  mich  lieje  varn  mit  dir. 

(Jartmann  v.  Aue  Iwein  1464; 

dö  sprach  Cialis  aber  sä 
'trütgespii,  die  rede  lä. 
durch  dine  güete  gewer  mich 
einer  bete,  diu  ist  betelicii. 

Konrad  Fleck  Flore  5745; 

der  bete  seit  du  micj»  gewern: 
du  seit  an  dinen  vater  gern, 
da;  er  einen  man  dir  gebe 
vur  mich,  der  in  den  sorgen  lebe, 
daj  min  triuwe  unverlirenltet  wese 
und  da;  ich  von  der  not  genese. 

Rudolf  v.  Ehs  Barlaam  u.  Josaphat  179,11. 


ß))  do  begunder  urloubes  gern, 

desn  weite  si  in  niht  gewern: 
wan  an  im  stuont  al  ir  muot. 


Iwein  3800 ; 


Sie  da  stuondn  und  säjen, 
die  merliens  niht  vergäben, 
die  prüeveten  dai;  hör  Gäwän 
waore  ein  manlich  höTsch  man. 
urloubes  er  dö  gerte, 
des  in  der  liünec  gewerte 
unt  daj  volc  al  gemeine, 
wan  der  lantgräve  al  eine. 

Wolfram  Partival  430, 22. 

y))  ist  da;  ich  im  benim  den  11p, 

80  wil  ich  niuwan  da;  wip: 
siner  habe  ger  ich  nilit  mere'. 
dö  gewenen  si  in  der  ere.      Hartmann  Erec  3215. 

o))  sin  (.Mcljam)  jungem  herze  was  so  gröj 

da;  er  strites  muose  gern: 
des  enraoht  in  niemen  di  gewern 
volleclich  (daj  was  ein  not) 
unz  er  Gäwän  tjostieren  bot.         Partival  384,26; 

dö  sprach  der  truhsa;;e : 

•er  ist  gnuoc  turapraj^e 

der  her  kumpt  sterben  durch  dich. 

nü  ist  o;  gnuoc  billich, 

swer  selbe  des  tödes  ger, 

daz  maus  euch  den  gewer, 

und  der  ouch  danne  vehte 

so  gar  wider  dem  rebte. 

Hartmann  Iwein  5246. 
£))     sin  wip  in  ze  rehter      zit  gewerte  eines  kindes. 

da;  mich  got  erlä;e    in  minem  hüs  eins  solben  Ingesindes. 
Wolfram  Titurel  18,1. 

6))  der  genetiv  führt  pronomina  ein: 

dorch  der  fröwen  geboi 
die  lüte  bäten  alle  got, 
da;  er  sl  des  gewerte 
unde  In  ir  herren  irnerte. 

Ciescenlia  100,  154  Schade; 
«))  «1  sprach  hin  zim  'wsert  ir  so  alt, 

da;  under  scbilde  wnpre  bezalt 
in  werdeclichen  stunden, 
mit  heim  üf  houbt  gebunden 

f:ein  hertecliclien  vären, 
wer  tage  in  fünf  jären, 


4825  GEWAHREN  IV  (leisten) 

in  \r  den  prW  dt  hei  tcnoroo, 
UDd  wen  Ir  üinne  wldsr  korna 
1«  mim  (aboie  gawtinn  dl, 
•pnecb«  Ich  ileiin«  «Irdii«  jl 
dei  Iwar  will«  icert«, 
■  lia  fruo  leb  lucb  f •warte. 

WOLMAB   l'üTtiHtl  94«,  14; 

lol  leb  daa  vtiar  namao  Un 
UDd  wil  iä  mich  ta  vloda  bin, 
dat  gawar  ich  dich  altd, 
dai  dÖ  Diamer  wlrdeit  TrA. 

RoMLr  V.  Hut  Harlaam  und  Joiapkül  113,  t9: 

die  mante  eriKliat)  tngelicliin.  dax  si  x&  |ote  cbertin.  dai 
enlinlf  in  nibl.  ilo  bat  er  gol.  daz  er  unregrninle  wir«,  de* 
gewerte  in  gol.  da  nftcb  itßnt  iz  driu  iar  und  aex  roanode. 
daz  liebeln  trophe  reginli  Af  disi  erdi  cbon.  ipte.  tccUt.  ;i 
Ktlli:  dii  wart  sunt  Gregorie  gewert  *on  golle,  doch  er  wart 
hertekliche  geilroffct  »on  gülte,  wariimb  er  für  einen  beiden 
bete.  KONicaiiorKM  chron.  von  Strasiburg,  d.  ttddttchron.  i,  U9. 

ß))    du  mahl  mich  de«  nihl  wol  gewern 

dat  i^  ^^  gaiprocben  h&st.    HARTatiiii  armar  Heinrich  ttO] 
alD«  riebe  gaaia.      hone  leb  in  gern, 
dai  I''  <li*  *'ol  eroprihai,      und  sult  In  des  gewero, 
dai  ir  g4D  Im  rUel      Tür  Wurmei  Af  den  »am. 
daa  all  ir  ton  dem  kOueg«     mli  guoien  iriuwen  gemant. 
ilib.  b24,).  Ladkmaiut. 

y))  iiidtfinilt  pronofflina ; 

DU  man  al  dö  gawarte 

allaa.  da«  «l  wollen.       GoTTraiao  Tritta»  7114; 

iü  «oll  mit  «ueian  minnen 

an  guoian  werken  brinneo, 

bli  du  den  helligen  gaiit 

mll  guoien  werken  bi  dir  ireiit. 

»we«  du  dann«  blie«t  gol, 

de«  Rewert  dich  «in  geboi. 

RupoLr  V.  El«  llartaam  u.  Joiaphat  1*6,38; 

kOnege  unde  henoKen, 
bltcbofa  griTan  dariuo 
die  «precbani,  ob  Maa^illu«  tuo, 
al«  die  holen  gesier  jkhen, 
Ir  «Uli  in  gerne  anprtheo 
und  «Uli  die  beiden  gewero 
wlUeclIche  awaa  «i  gern. 

SraiCKaa  Karl  1873,  »bento  1334; 
leb  gewere  in  alles,  des  er  gen, 
aU  Terra  und  nilcb  die  «täte  wen. 

Ulrich  von  Töruiib  Tritlan  2981; 
die  wiie  man  in  su»  vurte  hin, 
als  die  viende  Ir  wille  treib, 
Ignacius  alumme  schreib 
den  rrialenliiteii  »Inen  brief, 
darinne  er  kurielich  überlief, 
wie  ai  an  goies  gute 
mit  alle  irmo  gemuie 
solden  hoCTen  unde  gern, 
wand  er  konde  sie  gewern 
5wes  si  bedorfien  In  der  not. 

Iiitsaional  103,49  KSpke. 

i\)  j)«rtönliehe$  object  ohne  genttiv  der  $ache.  die  einflhsu, 
unter  denen  das  einlreten  eines  säehliehen  objecles  verhindert 
leirä,  sind  mannigfaltig ,  in  allen  ßUen  hat  dieti  die  aiu- 
prd^uny  des  begnjfes  jemand  berrieiligen,  znfriiden  atellen 
und  die  anbahnung  neuer  conslruelionen  sur  folge. 

a))  das  objecl  liegt  in  einem  paralactisch  angeschlossenen  talte, 
der  im  hauptsati  keine  pronominale  Vertretung  gefunden   hat: 

er  .<prach:  'wir  wellen  hiunen      urloubes  gern, 
so  5iili  Ir  Ilagenen  biieu,     daj  er  iuch  müei«  gewern, 
junge  magnt  edele,      er  und  iuwer  muoter 
sol  unsi-r  kiele  schouwen      und  ir   selbe',  sprach  dor  degen 

guoter. 
Gudrun  409,3; 

und  als  st  xuo  den  »tunden 

Ir  boubet  beide  enbunden 

•r  apracb:  'nil  suli  ir  mich  gewern, 

des  enwil  ich  nihl  enbern. 

•in  mOei  min  frowe  diu  känegin 

wider  ir  laster  g«ret  sio'.       fciec  3031; 

der  meisler  en  gewerle, 

wen  ht>  in  der  stunde 

em  sagio  do  begunda 

der  scliacbe  genge  und  Ir  wajln. 

iwt.  tcliachbuch  (ttfckr.  d.  a.  17,376.31). 

())  das  objeet  ist  aus  dem  vorhergehenden  tu  ergdnun: 

all«  die  es  geroechien, 
die  sine  gnade  soechten, 
arme  ende  rSke. 
dl  gewerde  er  mildelSke. 

iliiitaica  V.  ViLvica  Entida  ItCM; 
wirl  ieader  hArrenl6s  ein  lant, 
erkennt  «1  dA  die  goies  hant, 
ad  dai  diu  diel  eins  harren  geri 
von  griles  schar,  die  sint  gewerU 

WoLraiB  P*rti9*l  494.10; 


GEWAHREN  IV  (Iritlm) 


4826 


krlateo  laden  nad  dia  baidaa 
jabaai  dat  dli  Ir  arb«  sl: 


iot  mOat  •(  sa  rebt«  sebaMcM 
ureb  die  «Ina  namaa  drt. 
al  diu  wall  diu  itiliai  bar: 
wir  slo  an  dar  rabiao  gar: 
rabi  In  dat  er  una  gawar.       Wsinaa  16,  ISt 

wol  mleb.  dai  leb  so  wardaa  wib«  af  ■!•«•  dleaaa  s«ld«l 

ob  leb  dock  Dia  mar  wurde  gawart 

dannoeb  leb  mich  a«lb«r  aran  *r«ftwat  w«Ma. 

Haixasa  «oa  Baa«»aaaaaa  m.  «.  t,W^  Wf— . 

e))  gewarn  etrrttp^ndiert  wsä  |«ni  uai  dtt$f  »y— f  auw, 
ohne  dos»  ein  objed  kenntUeh  »krde: 

•in  man  sol  baiallcbaa  gara. 
den  mac  man  detia  b*t  gawara; 
awar  uobeiallchan  gart, 
der  bkt  aicb  selben  gar  eolwan. 

Heinharl  fuchi  333,  tW  Crsaaii 

dar  gute  gol,  den  alcbt  boTilt 
awas  sine  «runi  an  Im  gern, 
der  wolde  In  aliuhant  gewero 
und  sante  Im  engele  als  er  baL 

;>asit<>aai  II.  3t  fljpfkat 

fon  Im  slo  gnier  wille  kraeb, 

awes  er  mll  lebt«  nackta  eopam, 

wand  er  wolle  la  gewara 

swer  In  Icbies  kat  durek  gOL    tlO,  4S; 

wer  gesach  ia  wlp  ao  bar? 

unt  an  dat  »ler 

ao  *inl  man  oleoder  Ir  gelick, 

der  iruten  der  min  berta  garL 

würde  icb  gawen 

ton  Ir,  ao  wxre  leb  iemer  rieb. 

Dia  DfiaiKi  minutt.  3,36'  ffafM; 

liittet  apricbit  uotir  berri.  ao  werdit  ir  gewtrt.  (feUU  et  «•- 
apietis)  spee.  eccks.  73  Kelle. 

3))  von  hier  au»  wird  die  bchn  frei  für  ne*e  eomttruclmmtm 
und  fügungen,  in  denen  dai  sdekhcke  objeet  angeseUoutn  t4m 
verschleiert  vird. 

a))  präposUionaherbindungen  (vgL  oben  tp.  4623): 

aisu*  fröit  mich  diu  sxlde  und  oucb  dio  4ra, 

und  enhftn  uihi  Tröide  m4re. 

nü  sprich,  bin  Ich  dar  ao  gawartt 

dO  soll  mich  des  geniaieo  Uo, 

dat  icb  sd  reble  hin  gegart.        WiLTaia  97,31; 

der  berra  tobalicban  ron  dem  brunnen  spraoei 
Im  ragela  too  dem  berten  eine  girstange  laoc 
dar  TÜrsie  winde  vloden  bogen  oder  swert : 
tö  mueste  wesen  Uagoe      nlcn  sima  dienst«  gewort. 

Si\  9i4,4  ■ 


d6  gaben  sl  im  xe  miete     dat  Niblungea  iwari, 
ale  w4ren  mit  dem  dlenata      tII  übele  gitwert 
den  in  di  leisten  solde      Sifrit  der  bell  guot. 
er  enkundei  oibi  verenden:      ti  waren  lornic  cemuoi. 
94,3  (StaiocK  <iberse<(i:  da  wurden  sl«  das  dianiiaa  fltt 
Übel  gewahrt); 

da  inpba  bute  diz  oppbir  umbe  iniD«  aft«  ood  oala 
mine  weltliche  ere  daz  min  trehtin  mich  ginera  oode  midi 
glwere  mit  sin  gnadin.  altdeutsche  predigten  67,4  WtckemiifeL 

b))  modale  besitmmungen : 

a)}  im  hauptsatse  vertreten  iurtk  ndterbiiu: 

Ich  getar  wol  dienen  «wa;  icb  aal: 

euch  h&t  er  mich  gawert  *il  wol. 

gip  bar  und  Ikt  dia  lantrahu 

*  '^  Wotraaa  Punimt  tRUt 

dco  salben  Aixeo  gekeo»  mir  bar:  »•  bin  ick  w«l  nwt.^ 

Waifua  I^SI; 

liep,  du  kisl  aakk  gar  tawart: 

awai  liebe  icb  bin  la  dir  gafart, 

daa  bist  da  dick  durck  aM  ff«n>«g«ii. 

Hiimu«  TnMua  13  (Rsaran 
aa*»w««r  MM.  IM>. 

fl))  um  ntdmtk  tebntkt  imrHt  nibintiln: 

lek  luoB  tII  gama  a«as  ai  gert 
«4  *arr«  mlcfc  dar  lip  gawart. 

UAaTBUOi  fmaw  taW; 

Belaaa  dia  vrawa  kat 
den  klachof  Qulriacwii 
mit  allem  vitf«  dania, 
da(  er  daa  gcruckta 
und  dl«  aaMla  aaekM, 
di«  tu  das  ImtM  aaia 
waren  gaslagao  raaia 
durck  daa  keiligaa  llk. 
dlt  vii  lugenikan«  «Ik 
w*ld«r  gawara.  wmm  ar 


tn.u 


4))  der  eitnakkt  ahalojt 
nnd  imH  afcM  im  itr 


MniHr  fax  aamajall  i«; 
SOS* 


4827  GEWÄHREN  IV  (leisten)  2,  a 

do  sprach  zu  deme  alden 
einer,  der  des  arates  pdac: 
'nu  irac  ot  u?,  nu  trac! 
ej  ist  liiii,  daj  da  was, 
ane  mit  olei  ein  einec  glas, 
des  wir  niclit  mugen  enpern.' 
'wir  Silin  ie  ouch  gewern' 
;  sprach  ßenedictus  wider  in 

'gib  durch  got  disme  hin 
daj  olei,  wander  sin  bedarf.' 

passional  229,46  Köpfte; 

du  bitest  unde  gist.    davon  nach  diner  bele   muoz  geweren 
nach  volgen.  David  v.  Augsburg  in  z.  d.  a,  9,  41. 

2)  die  neuhochdeutsche  pcriode  läszt  die  der  rechtssprache  an- 
gehörende l'cdeulung  von  '■bezahlen  {s.  o.)  untergehen,  einzelne 
beispiele  aus  der  Übergangszeit  bezeugen  nur  das  allmähliche 
absterben  des  gebrauches:  ich  laugen  nit,  ich  hin  jm  das  gelt 
schuldig  gewest,  ich  hab  in  aber  des  gewert,  und  vergolten. 
bair.  ref.  landrechl  tit  S3  art.  \,  Schmeller  2^,976;  hat  der 
Biage  ander  mer  glaubiger,  den  er  schuldig  ist,  so  soll  der 
(grund  herr  des  ersten  gewert  werden,  ref.  landrecht  tit. 11  art.  6, 
ebenda ; 

die  alt  sprach,  mein  man  zalt  gar  gern 

und  ihut  sein  schuldiger  geweren 

zu  rechter  zeit. 

11.  Sachs  (1558)  1,440)'  (qenprech,  das  maus  lob, 
einx  hidennanns); 

nein  warlich  nichts  mein  lieber  söhn 

du  aber  must  das  opCer  sein 

zu  schlachten  gott  dem  henen  rein 

denn  goit  hat  mir  bevolhen  das 

driimb  dich  dasz  nit  beki'imern  lasz. 

wir  müssen  den  herren  geweren. 

H.  Sachs  3, 1,  tl*  l Abraham  zu  hnac). 

innerhalb  der  allgemeineren  bedeutung  machen  sich  bemerkenswerthe 
Verschiebungen  gellend,  die  Verbindung  des  persönlichen  accusa- 
tivs  mit  einem  geneliv  der  sache  hält  sich  zwar  bis  in  die  neuere 
zeit  —  viel  länger,  als  ein  ähulicher  genetiv  bei  anderen  verbis  — 
aber  sie  stellt  sich  als  absterbende,  von  der  weiteren  entwicklung 
ausgeschlossene,  ßgung  dar.  die  neuere  entwicklung  führt  das 
persönliche  object  in  den  dativ  über,  analog  der  construction, 
die  die  synonyma  aufweisen,  damit  geht  die  Umsetzung  des 
genelivs  des  sächlichen  objectes  in  den  accusativ  hand  in  hand. 
diese  eonslructionsämlerung  steht  unter  dem  wechselseitigen  ein- 
flusz  einer  schärferen  ausprägung  der  im  keim  schon  voiiiegen- 
den  bed''utuvgen ,  die  den  ganzen  Spielraum  umfassen  von  der 
allgemeinsten  und  verblaszUsten  eines  bloszen  hülfsverbums  (einen 
anbiick  gewühren  -=  sehen  liissen)  bis  zu  der  intensivsten, 
wie  sie  im  gei/ensatz  von  gewähren  und  versagen  ausgedrückt 
ist.  die  neueren  würteibiicher  lassen  von  dem  reichlhum  dieser 
Verwendungen  wenig  ahnen,  sie  beschränken  sich  {neben  aus- 
fülirlicheren  belegen  für  gewähien  V  und  VI)  für  unser  verbum 
meist  auf  die  beiden  verbimtungen  eine  bitte,  einen  wünsch 
gewähri'n.  den  reichhaltigsten  übeiblick  über  die  altern  und  neuern 
Verwendungen  bietet  noch  Adklüng  2, 644,  freilich  mit  auf  Stellung 
mancher  kategorien,  die  sich  nicht  halten  lassen ;  die  neuere  ent- 
wicklung ist  bei  HiLPRRT  2,  1,  462'  verhältnismäszig  am  besten 
verzeichnet,  die  Schreibung  mit  ä  taucht  im  Verhältnis  zu  den  beim 
Substantiv  beoliachtelen  erscheinungen  früh  auf.  Maalkb  schreibt 
gewären ;  Henisch  hat  gewähren  und  gewähren  neben  einander, 
da  das  grunJwort  wern  in  der  neueren  spräche  untergeht,  wer- 
den die  belege  für  das  particip  prät.  (gewährt)  im  folgenden 
dem  compositum  zugezählt. 

a)  die  Verbindung  mit  dem  accusativ  der  person  {in  passiv- 
constructionen  noni.)  und  dem  genetiv  des  objectes. 

«)  am  Zähesten  hält  sich  die  ältere  fügung  in  der  Verbindung 
mit  bitte,  wünsch,  es  zeigt  sich,  dasz  biim  ersleren  die  aclive, 
beim   letzleren  die  passive  construction  überwiegt. 

1))  active  construction:  a))  einen  der  bitt  gewären,  facere  ali- 
quem  compotem  voti.  Maaler  178";  gewärend  uns  dieser  bitt, 
vergunnend  uns  das,  bewilligend  und  lassend  uns  daz  gütigli- 
lich  nach,  date  nobis  hnnc  veniam.  ebenda;  der  radt  hat  dich 
deiner  bitt  gewärt  oder  ist  deinem  begär  zewillen  worden, 
concessit  senatus  petitioni  tuae.  ebenso  Frisios  (1568)  275*;  das- 
selbe im  diel,  lat.-germ.  (1583)  228';  gewehren,  gewähren, 
perßcere,  petitionis  vel  desiderii  compotem  facere.  Hemsch  1596; 
seiner  bitt  gewähren,  voti  compotem  teddere,  voto  alicujus  re- 
sfiondere.  Spiüss  150';  ähnlich  Weissmann  157';  einen  seiner 
bitte  gewähren,  porger'  orrecchie  a  prieghi  altrui.  Castelli 
(l'Oü)  140';  einen  seiner  bitt  gewähren,  accorder  a  quelc.  sa 
demande,  satisfacere  alicujus  pelitionis.  dictionaire  du  voyageur 
(1704)  144';  ä/(»j/«c/jVKNEHONi  (1706)74';  ebenso  Frisch  vgl.  s/).4835; 
teu^sch-engl.  lexicon  770  (unter  gewähren  V) ;  jemanden  seiner 


GEWÄHREN  IV  2,  a  (mit  accus,  der  person)  4828 

bitte  gewähren,  accorder  a  quelcun  ce  quil  demande.  Schwan 
(1811)  1,440;  einen  seiner  bitte,  und  einem  seine  bitte  ge- 
währen, auch  wohl  eine  bitte  gewähren.  Adelung  2,  64.5. 

b))  auch  vieng  man  ain  von  Riethain  zu  VVerd,  der  was 
der  stat  veind.  da  bat  für  in  ain  marggraffin  von  Branden- 
purg,  des  hoferten  hertzog  Ludwigs  gemachel  von  Bairen. 
des  betes  wolt  man  si  nit  gewern  und  schhlgen  die  von 
Augspurg  im  sein  haupt  ab.  Augsburger  chronik,  d.  städtechron. 
4,323;  sihe,  ich  wil  sie  heilen  und  gesund  machen,  und  wil 
sie  des  gebets  umb  fried  und  trew  geweren.  Ldtbbb  Jerem, 
33,6;  ebenso  Dietenbergkr  (deroffen  in  die  Dehung  des  frides. 
Eggestetn,  ähnlich  Koburger;  würd  ich  eröffnen  daz  gebät 
des  frids.  Eck;  ähnlich  Züricher  bibel);  ich  wil  heule  nicht 
essen  noch  trincken,  du  gewerest  mich  denn  einer  bitte, 
und  sagest  mir  zu,  Saram  deine  tochter  zu  geben.  Ldther 
Tob.  7,10;  ebenso  Eck,  DiETENSEaGE»  und  Züricher  bibel  (du 
festent  zßm  ersten  mein  eischung.  Eggesteyn;  bestattest  z. 
e.  m.  e.  Koburger);  wir  rhümen,  das  du  uns  bilffest,  und 
im  namen  unsers  gottes  werden  wir  panier  auff,  der  herr 
gevvere  dich  aller  deiner  bitte.  Luther  pxolm  20, 6;  ebenso 
Straszburg.  bibel  (der  herr  erfülle  alle  dein  eischung.  Kobubgkr; 
der  herr  erfülle  alle  deine  bitt.  Eck,  Dietenbergkr  «nd  Zü- 
richer bibel);  da  sie  {dte  nonne  Mechtilde)  jrer  bitte  geweret 
ward,  krieget  sie  die  anfechtung,  dasz  sie  gott  verdammen 
weit.  LuTHEi;  tischreden  (1567)  258'; 

der  herr  ^ewehr  euch  alle  «wr  bit, 

der  allezeit  sein  kirch  vortrit; 

nun  mercken  wir  vom  himmel  sieg 

und  wie  gots  hand  reclii  l'urt  deu  krieg: 

sein  gesaibeten  han  kain  not, 

ob  gleich  vor  äugen  stehe  der  tot. 

Ju8TU8  Jonas  bei  Vu.  Wackirnagei, 
(/.  d.  liirchenlied  3,41'; 

Ton  dir  hört  ich  vil  frembder  mer, 
drumb  bin  ich  zu  dir  kummen  her. 
all  deiner  bitt  ich  dich  gewer. 

ScuwARTZKNBgRG  tnentorlut  der  tugent  (1535)  117; 

drum  bitt  ich  dich      gantz  hertigklich 
thu  mich  einr  bitt  geweren. 

trai)ödia  Juhaunis  des  läuflers  N2'  und  öfters; 

das  beuerlin  sagt  'ich  wil  euch  gern 
ewer  frag  und  bitt  gewern'. 

WicKRAH  '((-;  jrr  reiltende  bilger  (1557)  39' ; 

beschütz,  ach  lieber  trewer  gott, 
unsern  fürsten  und  herren, 
und  hilfl'jhm  aus  in  aller  notb, 
thue  uns  der  bitt  geweren. 

P.  Mc.  Sklmilccik  clirisiUche  pmlmen  lieder  und 
kircliengesenge  (1587)  s.  131 ; 

und  bitte  von  dir,  dasz  du  mich  meiner  bitt  gewehrest,  buch 
der  liebe  227,4;  ist  dein  gemüt  in  trewen  gegen  mir  geneiget, 
als  ich  dir  denn  vertrau,  so  gewer  mich  meiner  letzten  bitt. 
257,3;  das  ist  an  dich  meine  letzte  bitt,  deren  du  mich 
wol  geweren  mugst.  257,4;  bitt  ich  euch,  mich  einer  gaben 
und  bitte  zu  geweren.  290, 3 ; 

nim  autr  zu  gut,  was  ich  dir  sag 
thu  dich  daran  nicht  kehren, 
sich  lieb  und  trew  vernim  mein  wort, 
mich  diser  bitt  gewehren. 

Amhj-aser  liederbuch  46,12; 
er  sprach:  'nach  dem  wir  beide  sindt 
eins  vaters  und  einr  mutier  kindt, 
dest  lieber  dich  gewer  lieinr  bitt, 
und  mag  dirs  zwar  verbalten  nit'. 

B.Waldis  l<:soims  1,399  Kurz; 

der  fürst  hett  gern  zu  nacht  gessen  und  morgends  inen  ein 
antwort  geben,  aber  si  woltens  nit  verston,  sunder  hiengen 
für  und  für  an,  dasz  er  sie,  wolt  er  zu  friden  sein,  ihrer 
bitt  gewehren  müst.  Jacob  Frey  gartengesellschaft  25  Balte; 
Abraham  als  ein  höflich  mann,  von  grossen  lugenden,  gibt 
seinen  gesten  das  gleit,  unter  wegen  erkent  er  den  son  gottes, 
der  jm  sehr  freundlich  zuspricht,  unnd  aller  seiner  bitt  ge- 
weret. Mathesius  hochzeitpred.  127  neudruck; 

da  ich  floh,  und  in  forchten  stuhnde, 
sprach  ich:  es  ist  gethan,  du  sih-t  mich  nicht  mehr  an: 
genad  ich  dannoch  bei  dir  funde, 

dasz  du  mein  stimm  erhörest,  mich  meiner  bitt  gewährest. 
Lobwasser  ;js  31  {Üchaffliiiuson  1761); 

vernimm  mein  wort,  herr,  und  verzeuch  ja  nicht, 
und  meiner  bitt  mich  gnädiglich  gewähre,        tj9,'; 

endtlichen  hab  er  ir  versprochen,  si  irer  bitte  {den  Krafjft  aus 
der  schuldhaft  zu  entlassen)  zu  gewehren,  iedoch  wöll  er  zuvor 
der  Sachen  nachdencken  und  auff  morgen  morgens  nach  mir 
schicken,  mich  dariber  anzuhören.  Kbafkt  reisen  267; 


4829     GEWAHREN  IV  2.  a  (mit  acc.  der  penon)  GEWAHREN  IV  2,  a  (mil  «cc.  der  pmoo)     4830 


wtD  du  10  fralndlleh  alt  leitrenf 
der  ormen  flelien  (gntdl?)  Ii0r«>i, 
und  dlinprend  det  lioclimuilit  fprAof 
die  eriiion  Ihrer  bit  g«w«|ira<l. 

WicdiKiLiN  i/#di(./i<<-  2,  13  (p;  10,13)  FUchtT; 
vorhin  hm  du  erfrewet  ralcb. 
mein  olter  intdigllch  verehrt, 
darneben  meiner  bin  Rawehri, 
aU  du  da*  beer  der  Griechen  hail, 
baecbtverai  mit  viel  not  und  laei. 

SraiKO  /fia«  i»' (1830) 
(ifiol  tnXvtt  Bv^afiivoio  1,  451) ; 

•r  (dsr  himmKl'kliiii'i)  freut  von  herian  tlob, 
wann  lelne  liebe  dich 
der  bitte  eol  gewehren.        TicHiamiia  329; 
und  bin  nun,  weil  mich  goit  hat  meiner  bitt  gewthrt, 
von  fianUem  herin-n  froh. 

HoarLia  nimgedicMe  (Straithuni  164')  120; 
ach.  wie  lang,  o  goit!  mein  goil  wie  lange, 
wilit  du  dich  von  mrtiien  ihrflnen  kehren, 
und  keiner  bitte  mich  geweliren ! 

A.  GarrNiui  öden  t,7  (1,120): 
CleiiieDt  MaroK  hat  ..  gebeten,  dasz  . .  der  kOnig  ihn  einer 
einigen  bilt  geweliren  wulle,  darin  er  nicht  umb  perdon  bitten 
wolle.  J.B.  Schupp  $chr.  43  {Salomo);  kann  Ichs  nicht  unter- 
laaaen,  ihrer  bitte  aie  lu  gewehren.  Butschit  hochd.  kantelUy 
&M;  wen  ek  in  aolche  belle  anleg,  ao  soll  er  ai  der  gewern, 
und  aull  dieaelb  »ach  dabei  besteen  und  zwischen  ir  duinil 
gani  und  grtn-ulich  verriebt  sein  ungrveriicben.  {landtaidtng 
dt$  landgtruhtts  und  dtr  htrritehktU  tu  Windttch-Matiei,  ILjahrh.) 
isitrr.  meulhümer  1,314; 

wie  halt  du  gro»sea  all'  auch  mich 
loa  abgrwichiien  jalir  abionderllcb 
•0  naiiclier  hiiie  doch  gewahret, 
und  .>o  viel  gutes  mir  betcberet.       Baocite  3,887; 
•r  (Jtius)  runzelt  seine  stiro,  tlellt  sich  zornig,  redet  ihnen 
■cbarf  SU,  wenn  er  aie  ihrer  bitte  gewähren  will.  H.  MCuit 
trquickungttundtn  283  {Tübingen  I74ii); 
doch  e«  »el  vor  diesem  malil,  ich  gewihr  dich  deiner  bin«, 
und  nehm  heut  mit  dir  vorlieb,  rOhr  mich  nur  In  deine  hQtte. 
musi  man  doch  nicht  Immer  (chmeuien. 

ll«iivipic>ii  kniuche  diehtkuuU  1,221; 
(twahre  mich  einer  bitte.  Smaoci  2,  370. 

e))  aeiner  bitt  gewärt  werden,  auferre  mpetratum.  Maalsr 
178*;  das  ich  nun  dieser  meiner  bitte  gcweliret  werde,  und 
ait  erlange,  so  aetzt  mit  ernst  zu  mir  mit  eurem  hitzigen 
gebet.  Luther  3,  4i4'  (stlig*  ge*chiehten  von  Leonhart  Kaiur); 

wie  musi  Ich  das  venteho.  Dämon? 
bin  du    nit  deiner  bIt  gewert, 
welches  dein  heriz  hat  Inng  begeri, 
zu  halten  die  Seligkeit  mein? 

H.  Stcus  (ifcr  lymiiii  Uwiiisiu.«)  14,9)7  Ktlltr  Glitt«; 
Sanct  Simon  wart  auch  aulT  dich 
und  deiner  <ukunlt  frewet  sirh, 
er  ward  auch  .seiner  bitt  gewert 
da  er  $ab,  was  sein  herti  begehrt. 

Ea^sMus  Alssbcs  hri  WicaiaNAGBL  ktreft<n<ted 3,879*; 
0  lieber  Frict,  komme  geschwind 
tum  kaiser  Ferdinand, 
bekenne  deine  schwere  sQnd 
und  bitt  um  vnad  luhandl 
dem  iialser  gio,  was  keUers  ist, 
gib  goti,  wss  gott  gehört. 
so  thustu  wie  ein  rechter  TOrst, 
und  wirst  der  bitt  gewahrt. 

lüder  M  dreutiijjdhriijfn  kriegti  03, 13 
Optl  H.  l'u'in. 
2))  einea  Wunsches  gewShreo. 
a))  ttciiie  eomtruclion. 

n))  einsi  wünsch  goug  thSn  oder  gewüren,  thiin  w,-)s  einer 
wnnscht  oder  begiirt,  vota  alieu}u$  rtspondne.  Maalci  178*; 
eines  Wunsches  gewahren,  rofo a{rcu;us rripondf r«.  FRisius(ieiS) 
751* ;  einen  seines  Wunsches  gewahren,  aliquem  voti  c<mpotcm 
faeere.  STBl^•icH  yii,  ebenso  Kirsch  eornucop.   i:9\ 

(ij)  kurulicb.  dieweil  ewer  verstand 

aelbs  besser  weist  was  su  begehren, 
ao  wünsch  ich  das  auch  gottes  band 
wöll  all  ewrer  wünschen  gewehren. 

V/*ct>it%U!*  \.'ii%  Fixchrr: 
sie  würden  mich  in  diesem  aagenblicke  meines  wansobes 
gewähren.  Wikiand  .-)&,  144:  unverhoflft  gewährte  ihn  der 
Zufall  seines  Wunsches  und  iiesz  ihn  einen  geholfen  flnden, 
an  den  er  sich  wie  an  einen  atub  halten  konnte.  MusScs 
volksmäichen  3,  139  (Gotha  ISOi). 
ft'i  passiteonstiuelion. 

n))  eines  Wunsches  gewahrt  werden,  poHri  toHs  oplati*. 
Kirsch  eornucop.  179';  der  seines  Wunsches  gewährt  worden 
hl,  compos  Holt,  eb  nda;  aller  seiner  wünsche  gewflhrt  sein, 
lo  hare  nothtng   more  lo  wtsh.  Ebkrs  844',   ebtmo  Fica  1,  178. 


ß))  ob  icb  000  wob!  geiMio«!,  kh  w§r4t  !■  m  Uoger 
lelt  mtioea  wuoscbei  gewlbcrt  wtrdcn.  Wiisi  ittirrt  irgtltm 
ntntrren,  ntndfck  1.  IM;  kb  bab«  ar««cb«  su  vanaolbM 
dass  icb  meines  wuoscbM  wtrJa  ftwlbret  verdra.  LmooV 

urMrung  JtruuUmt  10; 

dann  fOhre  nieli.  e  ledl  4arcb  41«b  vartUrM 
sum  leichtern  gelst,  so  ibaa«  bla. 
und  wer  mich  liebt,  rrehlecka.  daes  gewftbrM 
icb  raaina*  wuoKbse  bin.       C6ai»»a  S.tll; 

glanb«  aber  nicht,  geehrter  leaer,  daaz  da  alle  »ybiMiWgn 
und  zuaatze  meines  burbre  mir  allein  su  daokto  baat*  (Mto» 
icb  bin,  wie  bei  der  zweiten  ausgäbe,  also  auch  M  i«r 
dritten,  meinea  wuoscbea  gewähret  wuMirn.  ««racMtdtat 
gijnner  und  freuod«  haben  aicb  die  muhe  ni<bt  dauara 
lassen,  mir  dia  patriotische  liebt  ihrer  moiiertpraeba 
dndurcb  bekannt  so  machen,  datz  sie  m.r  alltrband 
«omerkungen  und  sweifel  Ober  meine  aprachkuo*t  sug*> 
fertiget.  GoTTSCiED  ipraehkund  (1767)  torrtdt  bs';  Poiy- 
phontes  dünkte  sich  aller  aeiner  wOotcbe  f^wahrei ,  an4 
wollt«  den  gOltern  durch  ein  feierliche«  opfer  seinen  daok 
bezeigen.  Les«irc  {Hatnb.  dramaturgir)  i,  180;  «r  machte  ibm 
bolTnung,  doss  er  vielleicht  bestimmt  sein  kflnnie,  aeme« 
wünsche«  in  einem  bOhern  grade,  als  er  nach  armen  itiigea 
umstanden  holTen  dürfte,  gewahrt  zu  werden.  Wkla!«»  (y«f> 
dener  tpiegel  i,  9)  7,153;  selten  in  den  fall  zu  kommen,  dass 
icb  eine  bitte  aua  mangel  an  vermögen  abweisen  rouszte. 
und  wenn  es  auch  geschah,  ao  benahm  icb  mich  wenigstens 
so  dabei,  dass  die  leute  beinahe  eben  ao  vergnügt  von  mir 
weggingen,  als  ob  sie  ihres  wunscbes  gewahrt  worden  waren. 
{gStUrgetprdciit)  25,  19;  natürlicher  weise  eotferntest  du  dicb 
also  mit  dem  entschlusz,  je  eher  je  lieber  einer  von  dieceo 
beneideten  glücklicbeo  su  werden:  und  da  die«z  vermutblich 
gerade  lias  war,  was  der  unbekannte  wollte,  so  wirst  da, 
hoffe  icb,  deines  wünsche«  balil  genug  gewahrt  worden  sein. 
(Pere^rinui  Proteus)  27, 287 ;  sie,  die  beste  gemahlio,  die  treoeste 
mutier, ...  ist  nunmehr  auch  in  ihrem  blühenden  aller  ge- 
storben, und  eines  wunsi  hes  gewahret  worden,  welche«  sich 
auf  nichts  weniger  al«  auf  eine  ewige  «elig«  Vereinigung  mit 
ihrem  theuersten  gemähte  erstreckte.  MOsir  {f«Tmi$cku  $€Mrif- 
Un)  9,4  {Berlin  1843); 

siegreich  dann,  und  der  wOnsch«  gewlhrt.  aof  eroberten  wagen, 
halt  ich  den  Testeinsug,  wie  In  rröhlicher  pracbt  dea  iriump««. 

Voss  <hui  2.304; 
dasz  ich  mich  überreden    lieaz  zu    wünschen:    mochtest  da 
doch   diese    quinlessenz   de«    männlichen    geschiechts,    den 
phOnix    Weisungen    zu    gesiebt    kriegen',    ich    ward    meine« 
Wunsches  gewährt.  GOthk  {Götti)  8,72,  ffteai«  42,90; 
was  war  dein  dank?  des  wunscbes  kaum  gewSbrt, 
sieht  man  dich  plötilich  dein  betragen  Inders. 

ScuiLLsa  (li.liigeiti«  in  AkIu  r.  302)  1^109; 

jetzt  da  sie  ihres  bescheidenen  menschlichen  wanacbe«  g^ 
währt  war.  C  F.  MütKR  novelUn  1,  265;  dar  verwilderte  Strossi 
verlangte  noch  frevelhafter  seines  wünsche«  gewahrt  so  aeio, 
bevor  er  sich  in  «0  gefiibrlicb«  sendung  de«  leben«  w»f*> 
Angela  Borgia  MS. 

Sl)  terbindung  mit  vertcandlen  tuhtltntittn, 

a))  da  will  ich  jn  ntch  sei»  begerea 

all  mein«  geiabdta  trewilchjrewrrea. 

B.WtL»is  XV9  Kurt, 
d««  aoser«  vordereo  laof  h«od  begeret 
Ich  kan  dios  gbeiaa  ait  mwerea 
das  leb  dich  touflO  !■  Jarrfaa.. 

trmgMi»  hkmnnii  4m  Uaitn  B  l*t 

0  jr  gOttin  dises  pmonen,  tocbter  des  bOcbttaa  got«,  ftverrt 
mich  meines  begeren«.  Sr.B<lOE^«il>SRa  Odyssar  72*  {Au§  bmr§ 
1537);  Pallas,  wiewol  «i  Ully««em  seios  begerrns  genicbet 
augeweren,  «0  ist  si  doch  jn  allda  oicLt  sichtbarbch  cr> 
•chinen.  20*:  einen  der  hoffnnng  die  er  voa  uns  bat  ge- 
wareo  ind  gnög  Ihiin,  tpna  tmpUre  qmMm  qui$  it  a«Ms  m«- 
ttpd.  Maalki  178*:  und  warlicb  alle  weil  deia  ai'itter  auf 
disem  fürnemen  verharret,  werden  «ir  aof  dir  ligca,  dae 
deine  verschlemmen,  nnd  kains  weg«  hinweg  aiebeo,  so  bog 
bis«  sie  «inen  au«z  uns  seiner  boffnuog  und  werbens  s8  UXlX 
thA  geweren.  SciAiDi^RRisite  Odyssee  (4asys*iiry  153TI  •*. 

b\)  •))  etlichen  gar  wenigen  geriet  ie  za  s«:lea  «olcbec 
wIn,  wurden  irer  bofnoag  und  begcra  ^ewert,  doch  nit  aa 
«chaden  und  gros«a  gavftrlikait    Avi^nv  1, 925; 

0!  vaieriaadlaakar  bedea.  Antes  tbcara«  iaad  I 
In  diese«  lebaMa  jabr««  llrbt«  kabr'  ieh  4ir, 
da  viel«  wisaea,  einer  keffnang  doek  pwakrt. 

W.  V.  iltaa«L»i  Jfamraiaaa  SML 


4831     GEWÄUllEN  IV  2,  a  (mit  acc.  der  person)  GEWÄHREN  IV  2,  a  (mit  acc.  der  person)     4832 


ß))  liat  sie  teglich  umb  ein  seliges  stflndlein  gebeten,  und 
bitten  lassen,  bisz  sie  gott  jies  innigklichen  seufftzens  ge- 
wehret, und  jhr  zu  Teusing  ein  seliges  ende  verliehen. 
Mathbsiüs  Uichenpredigten  39  {neudruck) ;  ergetz  dich  mit  deinem 
allerliebsten  deins  langkwirigen  laids;  auff  disen  heuligen  tag, 
seind  jr  von  den  gültern  euwers  gebets  und  begirlichen  vil- 
faltigcn  seuffzens  gewert.  Schaidenbeizeb  95'. 

ß)  auch  in  der  Verbindung  mit  pronominalen  geneliven  über- 
wiegt die  bcziehung  auf  einen  wünsch,  der  meist  in  dem  verbum 
Legehren  und  seinen  synonymen  zum  ausdruck  kommt. 

1))  correspondenz  der  beiden  verba. 

a))  das  du  begärt  hast,  desz  hab  ich  dich  gewärt,  quod 
maxi  cupiebas  ejus  copiam  feci  tibi.  Maalbb  178  ; 

ich  bin  dich  wollest  mich  geweren, 
des  so  ich  an  dich  thun  begeren. 

Wickram  Inlger  K2; 

mein  weinen  und  mein  flehen 

goit  endlich  angesehen, 

um!  (las  erhöret  hat: 

was  ich  von  ihm  hegehret, 

desz  hat  er  mich  gewähret 

ja  mehr  dann  ich  si  bat.        Lobwassbr  ji».  6,9; 

dan  alles  was  des  menschen  sin 
für  einen  lörsien  kan  begehren, 
dessen  kanst  du  ihn  mit  gewin 
und  überllusz  gar  bald  gewahren. 

Weckherlin  1,120  Fischer; 

mein  einig  lieber  söhn  bist  du, 
darumb  heisch  und  erfordre  nu 
was  von  mir  immer  zu  begehren, 
und  dessen  will  ich  dich  gewehren. 

1,3U3  (/IS.  2,  7)  Fischer; 

bedacht,  den  herrenstand  mit  ehren 

zu  führen  und  das  land  des  jenen  zu  gewähren, 

wasz  er  von  ihm  gewartt. 

ROHPLER  HO. 

b))  «))  in  der  jar/.ahl . .  do  sant  herzog  Stephan  von  Pairn 
sein  pottschaft  gen  Rom  zu  dem  paupst  Innocencio  und  pat 
den  umb  ain  gnadenjar  gen  Münichen,  des  ward  er  gewert, 
wann  er  sprach,  allez  daz  da  gefiel  von  gflt,  daz  wölt  er 
dem  babst  balbz  geben.  Augsburger  chronik,  d.  slädtechroniken 
4,95;  es  verwundert  ine,  das  sie  der  fürst  so  gnedig  horte, 
unnd  das  sie  in  dieser  molestierung,  damit  sie  den  fürsten 
wider  abents  also  bemühelen,  so  viel  von  ime  impetrierten 
und  dessen  gewert  würden.  Jacob  Frey  gartengesellsehafl  25 
(Bolte) ; 

ein  stillstand  jr  vor  habt  begert 

desselben  jr  von  mir  gewert 

nur  das  sich  keiner  darvon  pack 

mich  dunkt  ich  hab  euch  schon  im  sack. 

ScHMELTZL  Samuel  und  Saut  913  (neudruck): 

der  schuUheisz  von  der  Liehtenaw 
het  selb  daheim  ein  schöne  frauw; 
dennochl  seins  nachbarn  weih  begert. 
wiewol  er  des  nit  wart  gewert 
doch  rawet  jn  die  sünd  im  hertzen. 

B.  Waldis  Esoiius  2, 42  hurt. 

ß))  zu  tisch  zu  aubendts  niemands  las, 

jederman  redt  von  aubenteur. 
das  leben  deuch  mich  gar  geheur, 
wann  was  ein  ieder  da  begert, 
des  wurt  er  ganz  und  gar  gewert.  .  »,»  „r, 

Zimm.  chron.  4,342,39; 

da  gegen  soll  auch  die  gemein 
willig  und  unverdrossen  sein, 
was  oberkeit  an  sie  begert, 
das  sie  desselben  sei  gewert, 
es  sei  nur  gschosz,  sleur  oder  zoll, 
als  ungewegert  geben  soll. 

ß.WxLbis  Esopus  \,  S.16  Kurz; 

was  ich  auch  von  ihm  beger,  desz  bin  ich  aller  zeit  von 
ihm  gewehrt,  buch  der  liebe  296,1;  dann  ich  nun  von  euch 
alles  des,  das  meinem  hertzen  am  begirlichsten  ist  angelegen, 
gewäret  bin.  Schaidknreiszer  Odyssee  55";  alles  so  du  be- 
gerest,  soltu  morgen  geweret  werden.  48';  wer  gott  bitt,  weil 
der  mon  im  drachenschwantz  fährt,  der  wird  alles  gewärt. 
FisciiART  aller  praktik  groszm.  10; 

zu  gott  sei  deines  hertzens  lust  gewandt, 
80  wirst  du  von  ihme  alles  sein  gewährt, 
was  du  nur  wünschest  und  dein  benz  begehrt. 

LoBWASSKR  ])S.  37,2; 

0  g&tigkeit!  was  lange  jähr 
ihm  hat  der  frommen  väter  schar 
gewünscht  und  sehnlich  oft  begehrt, 
desz  werden  wir  von  goit  gewährt. 

P.  Gerhardt  s.  310  Goedeke; 


PfalTendorf  hält  uns  in  ehren. 

hier  ist  lust  iu  gutem  kaulT. 

hier  kann  man  dem  trauren  wehren, 

hier  trägt  man  vollauf  uns  auf. 

was  man  wünscht  nur  und  begehrt, 

dessen  wird  man  hier  gewehrt. 
Flkiiinc  geist-  und  weltliche  poemala  (1651)  424. 
2))  wünsch  und  begehren  lassen  sich  aus  dem  Zusammenhang 
erschlieszen :  herr,  hierinn  werd  jr  mir  ewer  zusagung  er- 
statten, im  namen  gottes,  antwort  Amadis,  ich  wil  dich 
dessen  gewehren,  wo  mir  müglich.  Amadis  s.  204  Keller;  er 
gewehre  mich  doch  dessen  (d.  h.  nach  dem  zusammenhange: 
er  gewähre  mir  meine  bitte).  Bütschky  hochd.  kanzellty  s.A6; 

ade,  0  weltl  zu  guter  nacbtl 
lasz  dich  es  nicht  verdrieszenl 
dies  lied  sei  herzog  ßernhard  gmacht 
da  ers  leben  thät  beschlieszen, 
da  er  bereit  die  Seligkeit 
ererbt  im  himmelreiche. 
dessen  der  herr  allzeit  gewähr 
die  armen  wie  die  reichen! 
liedfir  des  dreistigjährigen  fcrtefls  349, 12  Opnl  u,  Cohn. 
y)  in  der  Verbindung  mit  den  verschiedenartigen  Substantiven, 
mit  denen  das  verbum  in  beziehung  gesetzt  werden  kann,   wird 
auch  sein  bedeutungsgehalt  mannigfach  beeinfluszt. 

1))  nur  spärlich  sind  die  in  der  mittelhochd.  dichtung  be- 
liebten nomina  noch  vertreten: 

ich  wil  dich  selb  dienstes  gewern, 

wo  du  nur  dienst  wilt  bei  mir  han.    H.Sachs  3,1,199'; 

Echliesz  deinen  heim,  dann  sei  des  kampfs  gewährt. 

Grillparzer  4,158  (Uttokars  glück  5). 
2))  neuere  Verbindungen. 

a))  substantiva,  die  eine  Zuweisung  zum  ausdruck  bringen, 
das  tubject  der  verbalhandlung  läszt  etwas,  was  im  eigenen 
maehtbereich  liegt,  dem  empfanget  zukommen,  die  objecte  sind 
concrel  und  abstract. 

a))  daher  man  von  der  Schnecken  meld, 

das,  als  gleich  von  anfang  der  weit 
Jupiter  jedes  tbir  gewäret 
der  gaben,  die  ein  jedes  begeret, 
da  bat  die  schneck  jr  nicht  zuversagen, 
das  sie  jr  haus  möcht  mit  jr  tragen. 

FiscHARi  ehetuclUb.  (3,166  llauffen); 

und  eines  hauptes  länger  als  die  ritter  alle 
stand  er  vor  könig  Artus,  neigte  sich  und  sprach: 
herr  könig,  wollet  einer  gäbe  mich  gewähren, 
um  die  icli  bitte,  wie  ein  riitersmann 
von  einem  ritter  sie  begehren  mag. 

Wieland  (lieron  der  adeliche)  18, 16. 
ß))  aber  er  wart  ir  {der  gnade)  nüt  gewert,  wan  der  künig 
nam  guter  lüte  roele,    waz   man  dem   bosewiht   solle   d&n. 
Closbner  chronik  v.  Straszburg,  d.  Städtechroniken  8,55; 
doch  Wirt  mich  der,  so  mich  gar  tödtet  nicht, 
seiner  gnaden  wider-gewehren, 
und  mein  laid  durch  sein  angesicht 
gnädig  in  freud  verkehren.        Weckherlin  1,285  tischer. 

y))     es  wirdt  auch  hiemit  angezeigt, 
wie  sich  oft  ungefehr  zutregt, 
das,  wer  mit  unbesclieidenheit 
ein  spöttisch  fragt  ausz  hasz  und  neidt, 
der  wirdt  offt  einr  antwort  gwert, 
welch  er  zu  hören  nit  begert. 

B.  Waldis  Esopus  2,  23  Kurz; 

und  wir,  so  gnädiglich  gewehret 
hie  diser  deiner  ankunfTt  gunst, 
empfinden  unsre  kalt  verkehret 
in  ein  klar  angenehme  brunst. 

Weckherlin  oäen  l,  1  vgl.  1,350  Fischer;  ebenso  1,19; 
herr  Nolb,  vermeinest  du  dan  dich, 
weil  ich,  wie  du  an  mich  begehret, 
dich  eines  lob  lieds  nicht  gewehret, 
nu  rechend,  und  verleumbdend  mich, 
mich  andrer  leut  lob  zu  berauben?       2,436  Fischer. 
S))    so  ausländische  fried  begehrn 

von  uns,  80  soll  mans  dessen  gwehren, 
dies  aber  will  mir  gfallen  nit, 
dasz  man  ausländisch  volk  ausbin. 

lieder  des  dreistigjähriijen  kriegs  366, 34  Opel  und  Lohn; 

sidher  ihr  einige  Schönheit 

(Schönheit  und  fromkeit  gleich  yermehrel) 

hat  uns,  ja  alle  Christenheit 

des  fridens  schon  nach  wünsch  gewehret. 

Weckhkblin  prolog  zu  den  öden  vijl.  1,96  Fischer, 
b))  wo  das  sächliche  object  mehr  im  bereich  des  empfangen 
liegt,  nimmt  das  verbum  die  bedeutung  ^erlauben,  zulassen'  an. 

a))  lieber  wolt  leiden  ich  den  todt 

denn  das  ich  nemb  den  Gandolet 
weil  aber  die  sach  also  sieht 
das  ich  dem  lieben  vatter  mein 
erretten  kan  das  leben  sein 

10  will  ich  des  ehstands  in  (den  Gandolet)  gewern. 
H.  Sachs  (Ponlus  und  Sidonia) 
Vi,  422  KeUer-Gmze,' 


4833   GEWAIIKEN  IV  2.b  (acc.  der  pert.  mil  ellipsc)     GEWAHREN  IV  2,  b  (acc.  der  pert.  mit  dlipse)  4834 


I 


berr,  der  du  un*  bithar  b*irfib«l, 

und  über  dnia  erwfthliai  voick 

nur  räch  und  •irifTsn  auigrülift, 

wann  wird  die  luiickl«  donnrr-woick 

In  ichOnen  «onnaniehAln  verkehrt, 

und  wir  der  (üisen  ruh  gawehrt. 

Cua.  GiTrHiui  poel.  wilitr  1,1t): 

dnim  hagai  kaina  badenkllehkall, 

mich  aueri  anicbau'nt  lu  cewahran. 

WiiLiND  (V.andalim  S)  11.4«. 
ß))  und  wart  sin  licham  ge^lelffet  und  gezogen  durch  da« 
loht  uud  dreg  zA  Ruine,  und  iprochent  iln«  rittere  und 
diener:  dirrc  keiier  do  er  lebete,  do  begerte  er  alle  un- 
küsclipit  und  wUsiikelt.  des  aol  men  in  ouch  noch  lime 
lüde  gewern.  KOMicanoraii  thr.  v.  Stratthurg,  d.  tUdttchr.  I,SM; 

der  menicheii  lorhali.  »ich  nach  luai 

dei  wollusU  lu  gawahren, 

und  Ihr  weltwelie  «ehl  und  bruil 

lu  xartlen  nach  begehren, 

hell  göltet  wort  fOr  einen  «pot, 

darff  (Ich  (wahnwiiilg)  da»  kein  gott 

bereden  und  erklArcn. 

Wicimatm  5,27  (pt.  14,  t)  Fuektri 

ach  gott  wir  haben  geld  und  guhl 

für  allKi  nur  begehret, 

wir  halten  unsein  Trechen  muht 

der  üppigkeil  genührei.        Hut  lumt.  linder  lt. 
e))  ntlitn  tinigen  ahstracUn  Substantiven  wiid  mit  vtrblassender 
bfdtulung   des  vtrhums   dw  vcrsltllung    Sti    besiti   setuu ,  dar- 
bitten' herausgtarheHel  (v9l.obfntp.4sn): 

•Irumb  traut  lu  aller  rrl«l. 

ob  gott  aintt  wollt  beacherea 

die  liebo  einigkell. 

und  euch  dadurch  gewebreo 

der  alten  herrliehkeli. 

JoiAüNis  DoMAN  bei  WAciiRNieBL  le««6iicA  2*,t4l,ll; 

iweirelt  nur  nicht,  Ihr  chrliten, 
die  man  rein  lutherisch  nennt, 
den»  welcher  mich,  »prichi  Chrialoat 
fOr  den  menichen  bekennt, 
den  will  auch  ich  altunal 
rOr  meinen  vater  eliruo 
und  Ihn  der  krön  gewahren 
Id  meinem  Treudaneaal. 

tieder  des  iirei»ti>ij.  kriegt  49,27  Opel  «nd  Coka; 

eilt,  kommt,  Ihr  hellen  stunden  ihr, 
die  mich  gewähren  aller  xier. 

FLiaiHc  öden  6,91  {an  EUabe); 

sei  uns,  berrscherln,  hold,  und  gewähre  mich  edleres  rühme«, 
aelbsl.  und  die  kinder  lugleicb,  und  die  ahrenwerthe  sanoadn. 
Yoia  0(i.  3, 380  [8i8t»&s  8i  ftoi  xitOS  ia^Xöv; 
ausij.  V.  1781  : 
und  krön'  uns  roll  gläniendem  ruhmo). 
b)  nfbrn  dem  aceusativ  der  person  {bei  passiv •  eonstrucliontn 
urftr«  dem  nominativ)  fehU  ein  genetiv  des  objeetes. 
n)  elliptische  fügungen. 
1))  er;dn:i(nyen  aus  dem  SKi(imm«nAan(^e. 
a))  Künig  Atzel  gewert  si,  stiesz  mit  kaiser  Valentiniaoo  und 
dem  römischen  reich  ein  frid  an.  Aventin  4,  lü43; 
al«  er  solche  wort  lang  getriob, 
auf  das  ich  nit  verlüer  sein  lieb, 
so  thel  Ich  mein  gfatern  gewern, 
wiewol  Ichs  entllcli  thet  nlt  gern, 
und  lies  pald  von  meiuoiu  weih  ab 
und  meinem  gTatern  mein  xoren  gab. 

11.  SACHa  (iwen  rauffenden  ietullern)  31, 133 
Keltei-r.Olte  ; 
tnve,  es  hat  ousi  der  wästen  Terr 
David  heraulT-^eschickt  urab  ein  segen, 
wi  man  denn  in  dem  iand  thut  pllegen. 
wenn  reich  leuth  Ihr  schaT  lassen  scbern 
unser  lierr  thel  sie  nit  gewehrn 
und  cniboih  in  an  die.sen  orth 
truitig,  stoltxmaiigs  liönwori.      (die  AbigaiHU,lt; 
warumb  wellst  ietxt  somb  in  unmuth 
vergiessen  »ein  unschuldig  blul 
und  woltst  David  ohn  ursach  lödlen, 
darxu  der  bösx  gelst  dich  wil  nöten, 
darumb  thus  nit.  und  mich  gewer. 

Oraijödii-  kunig  Sauls)  IS,  H  u.  a.  vgl.  14,  88; 
Ich  hofT  sie  werd  mir  mehr  gebereo 
so  gott  mein  hfrr  mich  wil  gaweren. 

WicKMAi  der  II  r  reitlende  bUger  40*; 
drin  xukunfi  wir  hoch  beeeren, 
ach  wo  bleibslu.  her,  so  Tang? 
wiltu  uns  danu  nit  geweren 
und  abwenilcn  unsern  drang? 

MicBAiL  STiarriL  der  10.  )i«a/m,  Ur.  t 
bei  WACtaa^AciL  3,79*; 
•lo  solches  sanlTl-  und  tlillea  end 
aolt'  iedcrman  voo  goll  begehren, 
und  wen  er  also  wird  gewehren 
der  kommt  gewisi  in  aeina  bind. 

ScHNKUBu,  leickencnrmen  auf  0)nUantin  Gratur 
(1643.  Strattbnrg) ; 


bler  bin  leb,  werffi  micb  auas:  die  »••  ktlsckl  ««Im«  m4. 
und  wenn  jbr  sie  gewehrt,  s«  li«as»l  jbr  san  d«r  Mtfc. 

Orm  t.  M  (JmatU 

h))  oBd  alao  ward««  4\»  Mnai  ftvgrt  aa4  vnri  !■  tia 
zug  gegeben,  tkr»*.  v.Äupk^  AsMiMIrM.  4. 1«T:  dar  finabd« 
mann  wartet  daraulT,  und  «ord«  gawcrt.  P*cii|  Mkmff  «ad 
«riul  1«0': 

du,  berr  Ncuban.  sei  gewahrt. 
alm  mit  was  die  braut  oacli  ^aBfM. 
was  ein  grosses  tbell  begehrt, 
wird  von  deiner  guaal  orisaget. 

Tscaaasnis  (IM1)  SI. 

3))  benehung  »uf  ei»  ttrbum  das  bitttm  {gL  mukr  ß). 

a))  bilt  was  du  will,  icb  wil  dick  gewareo.  rftiica  *. 
KaisiaaaeBo  postill.  4, 13;  sant  F.liiabetb  bat  got.  der  ai  aaeh 
gewert,  trottspiegel  cS';  daur  urob  mault  sieb  der  jung  bOrtsog 
Ludwig  lang  wider  «i ,  wen  sein  fraow  for  in  pal,  die  woit 
man  nit  geweren.  >4H;i6Mr9er  ekronik,  i.  tUdttchr»*.  4,  tM; 
se  bath  roi . .  und  do  ick  se  nicht  geweren  woll  . .  Ocfer. 
f.  4;  sie  mag  alle  die  gewiren,  die  sie  anbetteod.  H.  t.  RCti 
fasxn.  D  S;  er  wirt  auch  nit  nacblaasenn,  mit  ansinncn  nood 
bitten,  biss  das  du  jne  thust  geweren.  ScnAioeaaiitsca  •:*; 
da  aber  der  aposlel  Paulus  Christum  billel,  dax  er  den 
engel  dea  sataos  von  im  nemen  wolle,  ood  er  nicht  rrtüsel . . 
dos  gott  dem  salan  verhenget,  bat  er  sein  orsacb,  (i.iz  er 
Faulum  nicht  gewerei,  bat  er  auch  sein  bedeokeo.  Gaima 
erU.  d.  tpisttl  Pauli  a»  dit  Römer  (t6M)  M6; 

well  er  ir  xugesagi  hat  bei  ebrea, 

wenn  sie  sein  halb  reich  hei,  ele  zu  gawcrai. 

LoBWASsaa  emL  p.4; 
also  erbort  gott  Ihr  begaro 
und  thet  sie  roillgkllcb  gewem. 

Wicsata  fcU.er  (1&S7)  V. 

b))  ja  wenn  er  {AbraMam)  weiter  gebeten  hei,  helle  er  auch 
rnüAsen  geweret  sein.  LoTiaa  4, 10«'  {düt  18.  cap.  dtt  1.  kmtk 
Maut); 

wann  jeder  mensch  desx  gflicen  gert. 
sA  bimel  ward  der  frumb  geweri. 

ScHWAaTXBRaaae  memonat  der  lugenl  136*  (t53&) : 

Tom  Paolo  aber  wollen  wir  etwas  vememen,  denn  dast  er 
nicht  geweret  worden,  ist  diesz  die  ursach,  dasz  er  damala 
nicht  gewusi  bat  was  er  beten  soll,  wie  sicha  gebflrel.  Gairraa 
erftidr.  d.  r;>.  Pauli  507. 

9))  ein  bestimmtts  objeet  wird  gtirohnhtHtmdtii§  milgtdafhl 
a))  ein  kleine  xeit,     mir  Treude  geil, 

so  du  mich  Ihust  geweren, 
mein  holTnung  ich,      scix  ganu  in  dich 
mein  lieb  mit  dir  lu  mehren. 

Ambrattr  Utdtrbiuk  IT,  U; 

bei  meiner  treu  leb  dir  versprich, 
ich  wil  dich  nit  verkeren, 
mein  treu  ich  doch  an  dir  nit  brich, 
thust  du  mich  nu  geweren : 
kumm  glOck.  und  schlag  mit  hauffen  drtla. 
•daa  aie  tbu  micb  geweren; 
aie  liebe  lasz  mich  ein. 

(leb  kaaa  vor  liebes  fenstarleia.  M./h.)    Oecn  1.371 
b))  blaw  blatu  lieb  von  mir  gewert, 

in  rechter  ateiigkeii, 
wüst  icb  was  dein  herti  bagcrt, 
daa  aolto  dir  aaln  bereit. 

Amirmtr  Wadartirt  $3.  »; 

denn  du  die  bist      die  meister  tat. 

mich  armen  koaben,  regier»!  tumal. 

erken  mich  recbi.      dein  ireveo  knechl, 

kein  freud  ohn  dich  auff  erdi, 

ach  goll  wOrd  Ich  von  dir  gewahrt.  IIS,  37. 


ß)  du  objtrt  itt  in  luknsitttn  mUr  im 
gtsehlossen. 

1))  tubttantittitu : 

gawtbr«  gott  mir  nur  *or  ihr  s«  alerbea. 

GOraa  7.3«  {Tarnend  H.X   Am««  raate  pim 
f'  ä  m*mnr  twml  alle): 
man  lAa'l  alch  aicht  allmlhlig  voo  dem  l«h«a! 
mit  einem  saal,  acbaell  augeahlickUch  m«M 
der  tauKh  gaachekca  swiachaa  aefcllchtm 
und  ewigem,  aad  nu  f«w*h(M  malaar  ladf 
lo  diesem  attgeakUcfc,  dar  erda  haffhoag 
lurücktusiosiea  mil  eoischlauaar  aaele 
und  glaahaavtll  dea  himmel  1«  arfrtiraa. 

Scantta  (Mar.  Stmmn  V  I)  II  «i. 

3))  indeßniU  Ulm;  tk  talhilfra  aiasf  «ia  aerlam  des  Mrai^ 
htfthrtnt  tgL  «,  3)V 

a))  disrr  iVWartiii  n«riaa*)  pb  sieb  aas,   tri  er  aia  gar 
gnedigen  beriii  nnJ  kaiser  ao  Alaiaadar  bat;  wie  er  pU, 
er  gewert.  Avanrui  4,917; 


4835    GEWÄHREN  IV  2,  c  (mit  ilativ  der  person)         GEWÄHREN  IV  2,  c  (mil  dntiv  der  person)    4836 


den  tag  midi  auch  gewer 
wariimb  ich  dich  thu  hitten 
und  auch  dein  will  mag  sein. 

Job.  KoiiLitosz    moyf)rnlkd  bfii  Wackhunagkl 
kirchcnlied  3,  86. 
h))     «))        denn  du,  was  ich  nur  begehre, 
mich  0  herre, 

hast  gewähret.       Lobwassbr  ps.  61; 
was  si  ine  Litt,  thüe  er,  wo  es  sein  kan,  si  gewehren.    Krafft 
reisen  2(53. 

ß))  si  warden  gewert  was  si  palen ;  doch  mueslen  si  geisel 
geben,  lebendig  pilrgen  setzen.  Atkktin  4,1049; 
bringst  du  uns  das  pCerd 
so  seit  bei  uns  auch  sein  gewert, 
was  du  bittest  in  allem  stücii. 

II.  Sachs  {tiulenspiegH  mit  der  pfnffi'nketlerin 
und  dem  pferd)  17,  82  Keller-Götze ; 
erst  bin  ich  völliglich  gewert 
was  ich  von  hertzen  hab  begert. 

(fasznaclilspiet  iivischi-n  Apnlitis  und  Fahio) 
ueudrucke  39,  54 ; 
thust  bitten  seit  du  «ein  gewert 
was  du  und  dein  vatter  begert. 

WicKRAü  bihje.r  65'. 
8))  prüpositionalverbindungen : 

a))  ich  hin  zufrieden,  ich  will  dich  wol  geweren  mit  einem 
Schelmen.    WicuiiAii  rollwagenb.  b2.  Kurz ; 

ist  rebensafft  aller  poeten  ihr  pferd, 
so  wurde  Castalts  mit  jhm  gewert. 

TsCHBRNINO  333. 

vgl.  gewähren  »x=  bezahlen,  befriedigen  sp.  4822  ff. 

b))  als  nun  der  junge  knab 

gar  nit  wolt  lassen  ab, 
da  sprach  die  fraw:  nera  war! 
wen  du  ein  ganzes  jar 
mir  Ileissig  dinen  wilt, 
wie  ich  dir  den  vürpilt, 
dan  wil  ich  dich  geweren 
nach  all  deinem  pegeren. 
H.  Sachs  (der  pueler  mit  den  sterbenden)  22,515  Keller-Götze; 
aber  ich  wart  auf  den  herren, 
der  gewähren  mich  wird  nacli  meiner  begehr. 

LonwASSER  71.^.  38, 15. 
c)  der  dattv  der  person  neben  einem  accusativ  des  objectes. 
auch  hier  begünstigen  die  pronominalformen  die  Verschiebung  der 
casus,  für  die  bewe^ung  selbst  jedoch  musz  hier  mehr  ah  bei 
andern  erscheinungen  der  ausgangspunkt  in  der  bedeiitungsge- 
meinschaft  gesucht  werden,  die  die  Wortverbindung  mit  synonymen 
eingeht,  die  ältesten  belege  zeigen  nicht  pronominalformen,  son- 
dern suhstantiva  im  accusativ  des  sächlichen  objectes  (x.  u.).  das 
sicherer  führende  kennzeichen  für  die  beurtheilung  der  casusver- 
hältnisse  ist  überdiesz  nicht  die  form  des  sächlichen  objectes,  son- 
dern diejenige  des  persönlichen,  vgl.  ilir  jungen  Pheacenser, 
disem  zil  werfft  enipsig  zö,  welcher  es  erraicht,  dem  will 
ichs  geweren,  und  noch  weiter  legen.  Schaidenreisseb  Odyssee 
31'.  immer  findet  sich  in  den  fällen,  wo  der  casus  erkennbar  ist, 
die  Verbindung  des  dativs  der  person  mil  einem  accusativ  der 
Sache  und  des  aceusativs  der  person  mit  einem  genetiv  des  säch- 
lichen objects.  constructionsmischungen  sind  ganz  vereinzelt :  ich 
bitte  aber  eine  bitte,  die  soitu  mich  gewehren,  dieweil  du 
mir  viel  iinnd  grosses  verheissest.  buch  der  liebe  213";  was 
wir  got  den  herren  bitten  in  chrislenlicher  heiliger  liebe  bc- 
barlichen  und  für  unns,  das  weriien  wir  von  im  gewert. 
Geilbk  t.  Kaisersberg  troslspiegel  (Augsburg  1508)  b2>* ; 
weil  denn  nun  gott  gewähret 
dem  herrn  brnutigam 
seinr  bitte  und  ihm  bescheret 
ein  solche  tugendsam. 
HoFFMAKN  v.Fali..  gesdlschaftslieder  (1624)  2,119; 
gewären,  einem  seiner  bitte,  annuere,  concedere,  auch  precis 
alicujus  audire.  Frisch  2,  416'.  auffallend  im  gegensalze  zu 
andern  ähnlichen  erscheinungen  ist  die  Zähigkeit,  mil  der  sich  die 
ältere  fügung  gegenüber  der  jüngeren  hier  erhält,  obwol  früh 
belegt,  vermochte  sich  die  heute  herrschende  construäion  nur  sehr 
langsam  durchzusetzen,  und  in  bestimmten  Wendungen  behauptet 
die  alte  fügung  bei  einzelnen  Stilisten  noch  heute  das  feld. 

a)  die  pronominalformen  als  facloren,   durch  die  die  casus- 
verhältnisse  verschleiert  werden. 

1))  im  Vordergrunde  stehen  hier  die  indefiniten  pronomina. 
a))  wie  in  den  oben  angeführten  belegen  fehlt  meist  neben  dem 
verbum  ein  pronominaler  hinweis,  der  den  casus  des  sächlichen  ob- 
jectes kenntlich  machte,  der  dativ  der  person  gicbt  den  anhalts- 
punkt,  um  die  folgenden  beispiele  zu  beurtheilen: 
a))    was  zitterst  du,  lippe?  was  dröhnest  du,  brüst? 
verschwiegene  zeugen  verräihrischer  lust. 
verräiberiscb  ja!  was  sie  innig  gereicht 
(ew&hrl  sie  dem  zweiten  —  dem  dritten  vielleicht. 

GöTHi  U'anäora)  40,890; 


ich  billige  den  trieb,  der  dich  l)cse»>lt! 
doch,  guter  Tasso,  wenn  es  möglich  wäre, 
so  solltest  du  erst  eine  kurze  zeit 
der  freien  weit  genleszen.  dich  zerstreuen, 
dein  blut  durch  eir.e  kur  verbessern,     dir 
gewährte  dann  die  schöne  harmonie 
der  hergestellten  sinne,  was  du  nun 
im  trüben  eifer  nur  vergebens  suchst. 

(Tasso  5,2)  9,229; 
wo  weilt  die  seele  wie  meine  gestimmt? 
der  Stern  des  dunkelnden  abends  vernimmt 
nicht  meinen  wünsch:   was  dem  herzen  gebricht, 
gewährt  er  mir  nicht.  Sali»  gediciUe  49. 

ß))  mit  passivconstruction: 

freu  dich,  welt-kind,  auff  das  erben  1 

deine  mutter  wird  bald  sterben, 

was  das  Teuer  nicht  verzehret, 

ist  mit  haufTen  dir  gewehret.        Logau  1,7,60. 
6))  das  indefinite  pronomen  wird  neben  dem  verbum  durch  ein 
demonstrativ  im  accusativ  vertreten. 

o))  du  nimmst  dich  seiner  gnädig  an, 

und  was  er  darf  begehren, 
das  thust  du  ihm  gewähren. 

LoBWASSiR  p'.  21,2; 

was  niemand  sonst  gewüntscht,  und  was  nur  zu  begehren, 

dasz  woU  euch,  hoher  fürst,  der  höchste  stets  gewehren. 

Logau  3,8,51. 

ß))  du  würdest  hier  indessen  den  Antonio, 

der  uns  so  fremd  geworden,  dir  auf's  neue 
und  (leinen  freunden  näher  bringen:  »0 
gewährte  das,  was  itzt  unmöglich  scheint, 
die  gute  zeit  vielleicht,  die  vieles  gibt. 

GöTHE  (Tasüo  3,2)  9,173. 

e))  das  indefinite  pronomen  als  objecl  des  verbums: 
du  willst  ja  nicht  verlangen,  was  er  dir 
nicht  gern  gewähren  mag.     Göthe  (7'a.<!.»o  4,4)  9,212; 
was  kann  die  weit  mir  wohl  gewähren? 
entbehren  sollst  du!  sollst  entbehren! 
das  ist  der  ewige  gesang. 
der  jedem  an  die  obren  klingt.    (Faust  1548)  12,80: 

jetzt  glaubte  er  nun  gelegenheit  gefunden  zu  haben,  durch 
eine  verdienstliche  that  ihr  verschlossenes  herz  sich  zu  er- 
öffnen, und  ihrer  edelmiUhigen  dankbegierde  abzugewinnen, 
was  ihm  die  liebe  nicht  freiwillig  zu  gewähren  schien.  MosÄos 
Volksmärchen  3,  57 ; 

verkümmert  stets,  doch  nie  zu  scharf, 
dem  volk  den  sinnlichen  bedarf 
und  lenket  so  all  sein  begehren 
nach  dem,  was  ihr  ihm  könnt  gewähren. 

Lbnau  3, 123  (Faust). 
nichts  je  gebeten  hat  mich  Gisela, 
was  zu  gewahren  mir  nicht  rühmlich  War. 

UuLAND  3,6  (£171*7  ton  Schwaben  1,1). 
2))  das  neutrum   des  demonstrativpronomens   [neben  dem  in- 
definiten prononum  vgl.  l))  b))]. 
a})  im  hauptsatze: 

«)  und  das  gewährt  ihr  uns?  zieht  jener  ab, 

so  schenken  wir  Karthago  den  gefangnen, 
den  eingeschlosznen,  den  vernichieten. 

Grillparzkr  ö,  324  (Hannibal). 
ß))  nun  wohl!  auch  das  sei  dir  gewährt! 

was  gab  ich  drum,  du  hätiest's  nie  begehrtl 

Grillparzkr  n,2b9  (Mcluaina  2); 
das  {die  gesellschnft  seines  beichtigeis)  sei  ihm  gewährt  worden. 
C.  F.  Mbyer  Angela  Borgia  l'iS. 

b))  als  einlritung  des  nebensatzes:  gewähre  mir,  dasz  ich 
meinem  bruder  das  gerettete  leben  daulcen  l{ann.  Klingeu 
1,  190. 

3))  das  neutrum  des  Personalpronomens  führt  vorwiegend  ob- 
jecte  ein,   die   aus   dem  vorhergehenden  zu  ergänzen  sind;    der 
umgekehrte  fall   {hinweis  auf  nachfolgendes    object)    ist   seltener 
und  jünger: 
doch  uns  möge  der  wanderer  gott  noch  oft  es  gewähren, 
solch  ein  trauich  gemüth  wiederzufinden  wie  deins. 

Geidel  yedichle  113. 
a))  von  frembden  ihn  ich  sagen, 

desz  mü.-^t  ihr  sein  bericht 
die  euch  ohn  fug  nachjagen, 
denn  wem  ihr  seid  verpfllcht 
zu  zollen  schosz  und  ehren, 
und  was  des  dings  mehr  ist, 
dem  ihut  es  auch  gewehren 
treulich  ohn  gfahr  und  list. 

JOHANNKS   DOMAN    liol  WaCKKRNAGCL    IcSfbuch 
22, 241) ; 
beim  Zeus,  der  fremden  Schützer,  bitt'  Ich  e», 
und  bei  dem  gastrecht  fordr'  ich'»,  das  die  väier 
In  längst  ontschwundner  zeit  uns  aul'gerichiet. 
In  Jolkos  und  Korinthos,  solcher  Schickungen 
mit  klugem  sinn  in  vornhinein  gedenkend, 
gewähre  mlr's,  damit  nicht  einst  den  deinen 
in  gleichem  unheil  gleiche  weigrung  werde. 

Grillparzkr  3,188  (iVJedea  i); 


4837     GbWÄlllltMVa.c  (luil  dativ  der  perton) 

•r  bal  «tarun.  tcb  liab  ••  lliui  («wiihrt. 

SubKiiAMM  äi0  ätei  r»ih»rl»4»rm  t.  M  (3,7J. 
h))     Ich  kcliluK  ei  tb,  well  leb  «iicb  tobcad  (UubU, 

doch  da   du  ruhig  blit,    lei   dirt  gewahrt    {den  tchiiiurk 
der  AroMia  im  iruätm), 

UaiLLrAaiaa  (!«•(/«•  4)  3.14». 

4))  $OHsliye  pTOHomin»lfortnfn:  warum  kann  ich  4«in  w*«en, 
(la<  ich  tjlih'klich  iiiacheu  aullte,  nicbta  gewabrea,  ala  tbrft- 
nen?  H.  v.  Klki»t  butft  an  ttint  braut  1»3: 

leb  Lauu  aucb  nlcbia  varaagaa,  nicbu  gawibren. 

G*ii.Lr*aiaa  4,133  (Uiioiari  gttck  4)i 
doch  nie  alle«  lunlalcb  gawibrien  dl«  gOilar^deo  Dioiucban. 
Hüasia  Um»  4.3'iO  {i^tol  dvanv  av&^notatv, 
doob  ulchi  allat  xuglaich  verllühii  ja  die  Böller  den  mciitcheii. 

eliieui  alles,  wga  er  verlangt  gewabren,  to  grant  any  ont 
dl  he  atk$  lliii-saT  3,  I,  462*. 

^1  tubslanliva  im  occuiativ  aji  Irdger  des  wchlichtn   objtdts. 
1))  buu,  uumeh  tU. 

ü))  die  liprreu  da  hetleii  kelu  arbirm 

uud  wAlien  keim  iln  bit  gewirn; 
ale  lieueo  In  meugen  aU  ein  kft 
und  begraben  In  dem  veld  darxA. 

Chronik  v.  Auijib,,  d.  $tddleckron.  4,  350; 

und  diiruiub  bulien  wir  gol  un<iera  berro  ernsllicb  gebeten 
um  dikca,  und  der  iat  un>  auch  gnedig  gewesen,  und  bal 
uua  untre  bit  gewert.  Ert  3.  Est.  (apokryph)  8,  M  {compotn 
facti  sutnui);  tcb  bitt  eine  bitt,  die  aoitu  roicb  gewebren. 
buch  der  Mt  313,3;  er  liekonipt  den  wuntcb,  und  Baccbus 
lewcret  Jui  {dtm  Midas)  die  bitt.  MATiiBsioa  Sarepta  13*; 

nein,  aprach  der  gott  der  neere. 
wenn  Ich  die  biue  dir  gewtbra, 
gawthr  loh  dir  dein  ungifick  nur. 

GaLLiar  «umnidni!;  vennttchUf  uknfle»  (17B0)  1,4; 

Ich  lel,  gewahrt  mir  die  bitte. 
In  eurem  buiide  der  dritte. 

ScuiLLia  V.krgtchafi)  11.280; 

und  ala  iie  abends  sich  zum  es.<<en  niedergesetzt  batten, 
sagten  sie  zu  ihrem  pfletievater:  wir  rühren  die  speise  niclit 
an,  und  nebnieu  keinen  bissen,  bevor  ihr  uns  eine  bitte  ge- 
währt habt.  GiiiHH  (dtt  twn  brüdet)  kindtr-  und  haui- 
wulrthen  1,363;  gewübrt  mir  noch  eine  bitte,  ebe  ich  sterbe,  {der 
Jude  im  dorn)  2,146;  er  gew&brle  ihr  di«  bitte  um  ihr  leben, 
ducb  mit  der  bedingung,  dasz  sie  nach  Nuxos  auswandern 
sollte.  MusÄus  volksvtdrehen  -3,  l'O;  ähnlich  2,  to;  jemanden 
seine  bitte  gewUbren,  accorder  a  quthju'uH  ce  quil  dtmaude 
SCUWAN   (1811)    1,   440; 

6ix  htm  ih  uoh  a  bin', 

düi  nioiüxe'n  's  nier  uoh  g'wfihr'n. 

GaÜBKL  tämtlictie  werke  3,  tU9  (Nürnberg  1830). 

5))  «))  gewähre  mir  den  wünsch  im  sihatlen  deines  eicb- 

baums  von  der  rrmaltung  dea  beereszugs  zu  rasten.  Musäus 

tolksiudrclien  3,  17 ;    da  sprach  das  mannchen :  weil  ich  dein 

Utes  berz  »ebe,  so  gewähre  ich  dir  drei  wünsche,  (ür  jeden 

•  Her    einen,    die    sollen   in    errullung    gehen.    Grimm    (der 

juil*  im  dorn)  kiiider-  und  hauitniirchen  2,  143. 

^))  all  seine  wünsche  sind  ihm  gewahrt,  sind  ihm  erfüllt 

»ui den,  il  a  oblenu  l'aeeomplissemtnl  de  tous  tt%  touhaiti  Schwan 

1^11)  1,440;    mein  wünsch  ist   mir  gewahrt  worden   (slijf\, 

A\  bin  meines  Wunsches   gewahrt  wurden,  /  hatt  obtatntd, 

mhal  I  wiihed  for,  my  mish  htt$  bcen  fulfilUd  HiLPtar  3, 1,4«2*; 

wann,  0  sclilcksal.  waun  wird  endlich 

mir  mein  lelxter  wünsch  gewährt? 

Saus  utdiehta  51 ; 

'dieser  wünsch  >el  euch  gewlbrl', 

sprach  Alfoiiio.  HsaBsa  Cid  97. 

y))  wenn  es  dem  wünsche  gewahrt  werden  konnte,  sieb 
auf  einige  stimden  nach  dem  alten  Athen  und  mitten  unter 
die  Griechen  zu  versetzen,  so  wQsste  ich  mir  keinen  inter- 
essanteren Zeitpunkt  auszuwählen,  alt  den  einer  tbeatraliscben 
Vorstellung.  W.  v.  Humboldt  (über  das  antike  tkiater)  d.  UlUratur- 
dtnkm.  &8,  I03. 

c))  seine  angen  konnte  sie  nicht  neu  tchafTen,  und  ihr 
verlangen,  wenigstens,  mit  ihm  verurlbeilt,  sein  kerkcrdunkel 
zu  tlieilen,  konnte  ihr  die  irdische  gerecbtigkeil  nicht  ge- 
wiihren.  C,  F.  Mevbr  Angela  Borgia  23S 

2)1  luweisungen.  das  suhject  der  verbaUhdligkeit  Ustt  itr 
tm  dafir  tingffükrttn  person  etwas  sukumnun,  das  dem  eigenen 
machtbereieh  des  subj'-rts  mtiprtn^l. 

0))  niclit  das  minsle  von  den  lachen. 

«0  der  himmel  euch  gewehrt. 

TscauKine  (ie43)  9M: 

IV. 


ÜEWAUHENIV2.C  rioil  d<Uv  iet  (mtiüb)     48S8 

dein  Itekrter  Ist  ^grakeii 
4ii  baal  feAcb(»>i.  (•»•im  und  IbM  dU  trcM«  gskeii 
dar  letitaa  pOtclit  gtwtbn.      ueaTasa.  t^.  ikrtmUck  t,Ni . 

Mihi«  dir  drai  sacbao  sua,  dl«  «tll  icb  dir  gawlbrMk  Caiaa 
{die  weüu  und  die  tthmaru  braut)  ktnder'  und 
3,  3:ft;  Herwann  denk  Üb,  iefl  auch  adlar  M  im» 
nieder,  und  «iellaicbi,  data  We4M  aciOM  Chtntkmm  mmI 
mir  aucb  einen  |i-«abri.  Klomtoc«  jBmmnmmuMnM  %  at*M) 
8,  B7;  icb  bebe  dir  die  ioot«  «npor,  Wodas.  drti  sind 
relluog.  last  keines  «oo  diesen  (allen!  die  »ecbt  nod  den 
ruhenden  lanzen  gleich :  daa  eine  gewurfne  gleichet  der  Mu- 
tigen, gewlbr  uoa  ein  sokbea  Ioot,  Wodao,  gotl  der  tcklaebl. 
(11.  Stent)  S IM;  konntest  du  mich  lieben,  konntest  d«  ■einer 
heiasan  leidrntcbaft  einen  tropfen  linderung  gewifarca.  MfM 
(Uöts  3)  8,79; 

Ich  gebe  morgen  einen  releriair. 

wo  ladar  dieuttmaun  sich  ergutxen  mag, 

auch  sollt  Ihr  wein  und  tpelM  ulcbt  eatbekren. 

Ibr  roOgt  wohl.  Ürago,  beides  Ibo'o  gawtlvea. 

TiBca  (<>riio»#M>  sekrifum  S.M: 
gewshrit  du  mir  ein  dacb,  ein  gastlich  hana? 

tiiii.LrAaxaa  3,  34  tUer  gnlfrrwtd); 
dein  grotier  aho,  o  berr.  der  swolta  Priedrtcli. 
des  rühm  mit  iiernentchrUl  geachrioben  stebl. 
I  bal  una  den  aicberu  woboails  dort  gewalirL 

Umlams  kinundUi 
drum,  da  wir  heut  das  fest  baeeben, 
I  dem  tauaend  rraudeofauar  aprvbn 

und,  wo  lie  nicht  von  bergen  wehen, 
doch  lier  in  allen  bersen  gloha, 
was  kann  so  edlen  scbmuca  gewähren 
dam  mable.  das  uns  hier  Tarelni. 
als  einen  mann  bei  uiit  tu  ehren 
der's  so  getreulieb  mit  um  meint. 

Uhlam»  tatert  tiedtr  1* 
b))  doch  kosten  soll  er  dir  nur  sQn«  ilbren, 

wirst  du  dein  herx  nur  dem  aawtbran, 
der  deine  achtuug  oicbi  durch  rtake  stahl. 

GöKiaai  %t4iekte  3, 171 1 
dar  Thara  ft'ommer  sehn  blieb  seiba  alcbt  ohne  tAbrea. 
al*  er  gcxwungen  ward  der  erden  tu  gewebren 
die  Sara,  seinen  schau.  TacHaama«  Vt\ 

sie  soll  nicht  sagen,  dasx  icb  allsubart. 
drum  hab'  icb  eins  der  kloder  ihr  gewahrt, 
lu  leid  uud  uotb  der  mutter  lieber  trost. 

GatLLPABXsa  9.  231  (i/eAr«  9). 

t))  woil  Urlaub  mir  gewähren,  gntd'ger  berr, 

dasx  leb  in  fremde  landa  lieben  mag, 
In  ritieriicbem  wandei  meia«  Jugend 
lu  üben  nur  beginne,  und  der  »nur 
des  guten  vaters  folge,  den  Ihr  lobt. 

Chamisso  t'orlunalt  glitüueckel  10  mtumutm', 

man  sollte  jedem  (Ithrer),  je  nach  fünf  oder  sebn  jabren, 
eine  brache,  ein  jähr  reiseurlaub  gewahren  können.  Acta- 
BACH  neues  leben  2,227;  voll  freude  brachte  er  (der  iüngitnt\ 
ihn  (den  ring)  dem  kOnige  and  erwartete,  data  er  ihm  den 
verbeiszenen  lohn  gewahren  würde,  Gsimm  kinder-  u.  kaus- 
mdrcken  1,  109;  und  fand  dort  tu  meiner  aberratcbung  den 
kaiser  ao  der  spitze  der  königlichen  familie,  der  aicb  . .  . 
alt  forsten  begrüszte,  und  seine  freude,  mir  diese  anaaeicb- 
nuDg  gewähren  zu  können,  laut  austerte.  BitaAsca  §td.mnd 
(rinner.  2, 148; 

mir  schweifen  irr'  und  unbestimmt  dia  «Ooscb« 
Dicht  in  die  ferne:  ls*x  nur  stet«  mkb  wellen 
bei  dir.  und  icl  mir  wohlgefällig  nab. 


»a  hast  du  mir  da*  tchöatta  ioou  cewtltn. 
A.  w.  T.  ggnaeet  i 


TaoaaaMa«  3Mi 


!•<  I.t: 
wer  jatst  die  schuld  beraul 
(0  iroii  I  o  mlltIfftwUil 
dem  will  er  keU 

alle  freudea  dies 

lernt  leb,  well  >la  doch  daa  gliek 
wenigen  kann  aar  ge«tkr«n. 
nicht  verachten,  nitr  «atkekran. 

CAsmaa  t.M. 
die  erste  plickt 
4ea  aanaa  rilior*  Ist  ein  eprer.  kk  gewakr« 
acka  rllUra  rreikoil:  seboen  autar  dir. 

U.l..v*a  MicetAt  •*rm.  feiNdbl«  1,131; 

et  wlre  demnach  dem  lande  volle  antononi«  ta  fi  alhiM» 
und  seinen  standen  die  reg«-lung  seiner  besMMIfMI  tm 
Universität,  kircbe,  srbule  und  spmcbe  tu  dtarbaian.  SfMt. 
begründung  d  d.  reic*«  9,  103;  wir  haken  ein  reck  daianf, 
und  Sie  würden  ihre  aufgäbe  Kbicrbl  nnd  nnr  «nvollettadig 
loten,  wenn  tie  ■ . .  nicht  ala  rrprt««nianlcn  der  dcatacbcn 
nation  einer  deutschen  Stadt  ibr  volles  rrcbt  (ewAbrra 
würden.  sUnofr.  berttkle  itr  Framkf.  MiÜiMaltiriannil.  »l'; 
die  gjmnasien  müssen  wieder  betcbeld—er  wertes  «ad  4ca 
«ahn   aufgeben,  ala  «b  tie  ikna  ackilcm  cIm  abtaacblaa 

304 


4839     GEWÄHREN  IV  2,  c  (mil  daiiv  dor  person) 

sene  bildung  gewähren  könnten.  Treitschke  deutsche  kämpfe 
n.  f.  251.  die  beiden  letzten  beispiek  berühren  sich  mit  ge- 
währen =  sicherstellen ;  vgl.  gewähren  V. 

d))  der  papst  hat  alte  zeit  zu  neuer  zeit  gekehrci; 

wer  ist,  der  alte  zeit  für  neue  mir  gewehret? 

LoGAU  1,  4,  7. 
e))  wir  wünschen  dasz  beikommendes  von  einigem  nutzen 
sein  möge  und  dasz  unsere  Verzeihung  von  ihrer  gute  schon 
gewährt  sei.  Göthe  (an  den  fürsten  Lichnowsky,  29.  nov.  1810) 
briefe  21,  i2S ;  es  würde  uns  glücklich  machen,  wenn  der 
freundliche  sinn,  welchen  ich  aus  ihrem  gesicht  lese,  unserm 
geschürt  und  vor  allem  dem  schuldigen  diese  Verzeihung  ge- 
währte.   G.  FiiEtTAG  (soll  und  haben)  5,95; 

ich  hoffe,  der  liönig 
wird  mir  gnade  gewähren i  er  weisz,  wie  sehr  ich 
ihm  nütze. 
Göthe  40,  46  (fteineke  fuchs) 

(der  könig  wird  mir  gnade  wiederfahren  lassen.  Gottsched  63; 
wert  mir  diin  gnade.    Reinke  de  vos  1315); 

wer  gewährt  nur  edlen  gunst? 

die  hohe  Itunst.    F.  Schlegel  spruch. 
/))  wer  da  hat  ein  brut,  der  fröwt  sich  deren 

vertrüwd,  si  werd  jra  trüw  geweren. 

iragödia  Johannis  des  läuffers  (1549)  H7*; 
der  dank,  den  wir  dem  gewähren,  der  unser  geheimnisz  ver- 
rätb.  Kunger  11,27;  in  jenen  monateu  bat  jemand,  der  ihnen 
von  herzen  ergeben  ist  und  der  gern  sein  leben  für  sie  hin- 
geben würde,  durch  ihren  vater,  dasz  sie  ihm  ihr  vertrauen 
gewähren.  G.  Freytag  (ahnend)  13,137;  das  beispiel  Oester- 
reicUs  . .  ist  mir  eine  warnung  gewesen,  dasz  die  politischen 
Wechsel,  die  itian  auf  solche  Verhältnisse  zu  ziehen  in  Ver- 
suchung kommt,  über  die  grenzen  des  credits  hinausgehn, 
den  unabhängige  Staaten  in  ihren  politischen  Operationen 
einander  gewähren  können.  Bismakck  yed.  u.  erinner.  2,  250. 

g))  gewährst  du  schütz  mir. 

Grillparzeb  (Me.dea  1)  3,17h 
ich  habe  nur  das  wort  ergreifen  wollen,  um  der  commission 
des  herrenhaiises  den  dank  der  königlichen  regierung  aus- 
zusprechen für  die  würdige  und  versöhnliche  form,  in  welcher 
sie  dem  hause  vorschlägt,  der  regierung  seine  Unterstützung 
zu  gewähren.  Birharck  reden  2,212;  den  mit  den  regierungen 
der  herzogthümer  .  .  abgeschlossenen  militärconventionen 
haben  sie  ihre  Zustimmung  gewährt.  2,58. 
h))  du  meines  lierzens  herz  und  sinn, 

du  brichst  und  fällst  und  stirbst  dahin, 
wellst  mir  ein  wori  gewähren. 

P.  Gerhaiidt  47  Gödeke; 

die  gebildeten  müssen  sich  zerstreuen,  nicht  mehr  für  sich 
leben  und  an  ihre  Verfeinerung  denken,  sondern  sich  auf 
einen  bestimmten  menschenkreis  beschränken,  den  sie  kenneu 
und  grüszen  und  ihm  jegliche  anspräche  gewähren.  Auerbach 
neues  leben  2, 196. 

3))  Zugeständnis,  erlaubnis.  die  im  dativ  eingeführte  person 
entwickelt  das  object  der  verballliäligkeit  aus  ihrem  eigenen  macht- 
bereich.  die  anlheilnahme  des  subjects  beschränkt  sich  auf  die 
förderung,  begünstigung  oder  blosze  duldung  dieser  entwicklung : 

a))  ein  leben  wie  im  paradies, 

gewährt  uns  vater  Rhein; 
ich  geh'  es  zu,  ein  kusz  ist  süsz, 
doch  süszer  ist  der  wein.        Hölty  189; 

wenig  geeignet  und  doch  hie  und  da  angewandt  zur  erzäb- 
lung  mit  realistischer  rüumlicbkeit,  ist  es  ganz  eigentlich 
vorhanden,  um  einem  hochidealen  gegenständ  ein  schon 
isoliertes    dasein    zu  gewähren.    J.  Burckhardt    beitrage  304. 

6))     ists  meine  schuld,  wenn  dein  begehren 
unmöglich  ist?  kann  ich  dem  ungetreu'n 
das  bad,  der  taufe  bild  gewähren? 

L.  H.  VON  NicoLAT  verm,  gedickte  1,130; 
bis  hierher  führt  ich  sie  und  hierher  kehrt  sie, 
ist  ihr  die  frohe  Wiederkunft  gewährt. 

Grillparzeb  (Esther)  8,254; 

das  Frankfurter  absurdum  lege  ich  bei.  man  setzt  in  die 
Zeitung:  er  sei  nicht  reich  gestorben,  habe  vier  kinder 
hinterlassen,  und  gewährt  dem  lieben  publicum  einen  freien 
eintritt  zu  einer  todtenfeier!  Göthe  (an  Zelter  I9.  ;uni  1805) 
briefe  19,20; 

erst  eil  ich  nach  dem  thor,  das  reitung  uns  gewährt, 

und  meiner  tritte  spur  musz  mir  den  rückweg  zeigen. 

Schiller  (Aen.  Vi!)  6,381; 

der  waldmann  dort  bei  den  gräbern  haust, 

iiei'ra  kästenbaum,  wann  der  stürm  erbraust, 

gespentisch  fast,  unheimlicher  gast:  — 

drückt  ihn  annoch  des  lebeiis  last? 

gewährt  das  grab  ihm  keine  rast?     Chahisso  3,289,  vgl,  286. 


GEWÄHREN  IV  2,  c  (mit  daliv  dei-  person)     4840 

e))  von  kindheit  auf  vergleicht  er  ideen  und  eindrücke 
seiner  zumal  feinern  sinne,  nach  der  feinheit  und  Wahrheit, 
in  der  sie  ihiu  diese  gewähren,  nach  der  anzahl,  die  er 
empfängt,  und  nach  der  Innern  Schnellkraft,  mit  der  er 
sie  verbinden  lernet.  Herder  {ideen  zur  philos.  d.  geseh.  i,i) 
13,145;  die  dichtung  gewährt  belle  blicke  in  die  früheren 
zustände  ostasiatischer  Völker  und  ist  auch  in  dieser  be- 
ziehung  von  nicht  geringem  werth.  Grihm  kinder-  und  haus- 
märchen  vorrede  38;  alles  ist  so  reinlich  als  künstlich  und  dauer- 
haft hergerichtet,  dasz  es  einen  genügenden  anblick  gewährt. 
Göthe  (dicht,  u.  viahrh.  id.  buch)  25,  318;  Neuilly  liegt  sehr 
schön  und  besonders  die  grosze  brücke  gewährt  einen 
imposanten  anblick.  Hebbel  (7.  auj.  1844  an  flts«)  6rte/'e  1,  238; 
es  mochte  wiederum  einen  seltsamen  anblick  gewähren,  diese 
schwertgewohnten,  mit  goldenen  ketten  geschmückten  und 
schwerbelieJerten  inänner .  .  theilnehmen  zu  sehen  an  dem 
lediglich  auf  das  geistige  wort  gestützten  logischen  fortgang 
von  dispulationen.  G.Keller  (Hadlaub)  6,336;  da  ..  fingen 
sie  unter  den  schiunken  bäumen  an  zu  spielen  und  gewährten 
dem  durch  die  büsche  lauschenden  jüngling  ein  liebliches 
Schauspiel.    6,  67. 

'^))  ^))    0  leser,  dir  steht  frei  zu  urlbeln  über  mich, 
und  andern  stehet  frei,  zu  urtheln  über  dich, 
wie  du  dein  urtbel  nun  von  andern  dir  begehrest, 
so  sihe,  dasz  du  mir  mein  urtliei  auch  gewehrest. 
LocAU  lugabe  35; 
damit  nach  meinem  tod  mein  reich  nicht  erblos, 
mein  werk  das  spiel  nicht  werde  innern  zwists, 
hab'  ich  von  Margarethen  mich  getrennt, 
die  keines  erbens  holTiiung  mehr  gewährt, 
und  neuer  bände  wech.^el  mich  gefügt. 

Grillparzer  4,30  (Dttoliurs  ijlücii  und  endp.  1); 

und  du  guter  gott  erhalte  mir  die  ruhe  der  seele,  die  du 
mir  in  diesem  augenblicke  gewährest,  dasz  ich  mit  aller 
mäszigung  in  dem  entsetzlichen  schmerz  und  so  klug  handle 
als  möglich.    Götiie  (Clavigol)  10,63. 

ß))  die  drei  ersten  punckte  ohne  weitres  zugestanden, 
was  den  vierten  betriift  ob  gleich  der  vordersaz  falsch  ist 
so  sei  doch  auch  ihnen  das  unüberwindliche  gelüst  mich 
zu  scheiten  gewährt,  (an  Charlotte  von  Stein)  briefe 'i  s.2[0; 

schon  freut  mich  meiner  alten  freuden  keine; 
die  jagdlust  selbst  kann  keine  lustgewäliren. 

F.  Schlegel  Alarcos  1,  l; 

die  lust,  ihr  götter,  müszt  ihr  mir  gewähren, 
den  einen  heiszersehnten  jüngling  siegreiclv 
zum  staub  mir  noch  der  füszo  hinzuwerfen. 

li.  V.  Kleist  l'entliesilea  5.  auftritt; 
so  ist's  dem  alter  süszes  lustgewähren, 
wenn  sich  im  wiederschein  die  bilder  malen, 
worin  sich  gegenwart  und  vorzeit  einet. 

WiLH.  V.  Humboldt  sunette  315; 
nichts  wüszt'  ich,  was  mir  bessre  lust  gewährte, 
als  meines  geisles  lohe 
zu  schüren,  dasz  der  Schimmer  dich  verklärte. 

Geisel  junimUeder  201; 
und  wenn  der  abend  naht,  den  leichten  rausch  zu  enden, 
so  sei  sie  dir  gewährt  die  wollust,  zu  verschwenden 
bei  karienspiel  und  würl'elfall.  quiliclite  172. 

Y))  doch  ich  büsze  verdien!,  und  welche  holfnungen  werden 
mich  auf  jedem  schritt  begleiten !  ganz  der  deine  zu  sein, 
nur  in  dir  und  dem  kreise  von  guten  zu  leben,  von  der 
weit  entfernt,  getrennt,  alle  wonne  zu  genieszen,  die  so  zwei 
herzen  einander  gewähren.  Göthe  (Götz)  %,iZ; 

wan  der  llissos  rauscht  und  die  neu  aufgrünende  thalUnr 
zwischen  dem  ölwald  bunt  mit  anemonen  sich  schmückt, 
welche   wonne   gewährt  es  alsdann,    mit  dem  freunde   der 

Jugend 
auf  den  kolouischen  höhn  unter  den  blumen  zu  ruhn. 

Geisel  ueäiclite  112; 
denn  aller  fleisz,  der  männlich  scbätzenswertheste, 
ist  morgendlich,   nur  er  gewährt  dem  ganzen  tag 
nahrung,  behagen,  müder  stunden  vollgenusz. 

tiöTHB  l'andorn  40,381; 

endlich  wurde  mir  auch  der  so  lange  mit  Sehnsucht  erharrte 
genusz,  eine  oper  vom  unsterblichen  Gluck  zu  hören,  ..  . 
gewährt.  Matthisson  erinnerungen  1,265;  da  wo  sich  unser 
theater  auf  sein  gebiet  zu  bescheiden  weisz,  wird  es  uns 
allerdings  in  der  illusorischen  Wahrheit  seiner  darstellungen 
einen  genusz  gewähren,  der  dem  altenglischen  theater  eines 
Shake^^peare  oder  Ben  Johnson  versagt  blieb.  Kr.  v.  Uecbtritz 
deutsche  vierteljahresschrift  1842  4,  104 ; 

du  willst  an  schöner  äugen  blitz  nicht  glauben, 
und  wendest  scheu  dich  ab  von  den  fienüssen, 
die  uns  gewährt  der  süsze  gott  der  trauben. 

Geibkl  gcdichte  104. 


484 1     GEWXilRRN  IV  2.  c  (mit  daliv  der  person)         GEWAHREN IV2.(I  (ellipt«  6e»  ilativt  der  pcrtM)  4842 


3))  sAieirnel  mI  drin  will«. 

Jo-f^b,  und  d«la  b«|ralir«n, 
Küii  wolle  dir  dl«  riill« 
der  freuilnn  dort  gewAhren, 
den  du,  den  meine  «eeie  liebt, 
vom  kreute,  de  man  lim  bnlrübl, 
10  TreudiK  lotgelieien. 

l'AiJL  nieiueeT  «.  IM  C«<M«; 
elneara  auf  den  wellen  lliirpn. 
tuob  Ich  niclii  mehr  doliiu  i|iiireni 
du  Rewtlirol,  bin  ich  hei  dir, 
nicht  »prdfuai,  nicht  freude  mir.    norri«  1,  50«; 

nur  (iiirftfl  lie  einer  niclit  mit  atuinpf  und  ^liel  aufroltcn 
wollen  uml  aU  xcliwarmcr  deren  bildeUulen  zericbliigrn, 
ohne  ihnen  dafür  andre  freudeu,  andern  leitTertreib  sm 
gewahren.  IIkihüi  {ArdingheUo)  l,]l&;  so  oft  ich  dir  gleich 
iini'b  ruiiiTang  doinei  hricTea  ani werte,  kannst  du  immer 
(Ihrrii'UKl  »ein,  dosz  er  mir  hrrzlicbe  freude  gewflhrt  bat. 
II.  V.  KiKiST,  brilfe  an  tnnt  braut  138;  be^ondera  der  blick, 
den  du  mir  diesmal  in  dein  berx  voll  liebe  baat  werfen 
lauern,  bat  mir  unansyprechliche  freude  gewAbrl.  IM;  aein 
{des  auftiittes)  erslea  bhitt,  daa  liu  mir  niittbciltest,  und 
ilnit  mir  eine  uDnu<i<iprecblichc,  aber  biltersüaze  freude  ge- 
w.lhrle,  aclieuchre  mich  aua  deinen  armen  und  be8(  bieunigte 
meine  obrei«e.  uo. 

5))  denn  nichl»  ala  sebmerzen  gewahrt  mir  dieaes  ewig 
bewegte  beiz,  da«  wie  ein  planet  unanfliOrlicb  In  seiner 
bahn  nir  reihten  und  zur  linken  wankt,  und  ton  ganzer 
aeele  aehne  ich  mich,  wonucb  die  ganze  icbApfung  und 
alle  immer  langviiiner  und  Inngtamer  rollenden  wellkörper 
atreben,  nach  ruhe.  H.  ».  Kiaiai  o»  $rint  braut  173 ;  In  den 
letzten  tagen  meines  aufenihaltea  in  liresden  holte  ich  schon 
einen  brief  an  dich  bis  zur  hllfle  Tullcn!et,  als  ich  einsah 
dast  es  besser  war,  ihn  ganz  zurilckzuhaltcn,  weil  er  dir 
doch  nichts  ala  kuinmer  gewahrt  haben  wQrde.    183. 

17))  wenn  du  darauf  bestehst,  so  \>ill  irli  nach  zwpi  jähren 
drei  jähre  lang  reiben  und  dann  ein  arot  Ohernebmen ,  das 
uns  wohl  geld  und  ehren, aber  wenig  hauHÜclies  glück  gewahren 
wird.  M.  T.  Kl  EIST  an  seine  braut  129;  ich  fühle  an  der  Sicher- 
heit, mit  welcher  ich  die  gegenwart  benutze,  an  der  ruhe, 
mit  welcher  ich  in  die  zukimft  blicke,  »0  innig,  welch  un- 
schätzbares glack  mir  mein  lebrnsplan  gewahrt.  Hbinricr 
TON  Klf.ist  britfe  an  $riin  uhieester.  *);  du  zwingst  dir  eine 
gleichgültigkeit  gegen  die  für  dich  sonst  so  reizbaren  freuden 
der  Stadt  ab,  um  dir  das  efisfacbere  vergnügen  zu  gewahren, 
deinen  bruder  dir  zu  verbinden,  l ;  und  «0  gewahrte  es  ihm 
heute  ein  besonderes  vergndpen,  den  bcrrn  Jacques  als  einen 
angehenden  raucher  nach  hause  zu  bringen.  G.  Kellri  S,  123. 

&))  rechte  befriedigung  gewahrte  mir  alle  die  bücbcrwcisbeit 
nicht.  J.  Scnaa«  Michel  1,185;  könnt  ich  dir  trost  gcwäbien, 
0  wie  gern!  VniKno  [htriog' Ernst  von  Seittraben  2,1)  3,33.  ich 
gl;iube,  dasz  mit  allen  gründen,  welche  die  doctrin  nnd  die 
ibeorie  ihnen  an  die  band  geben,  sie  diese  bevOlkerung  nicht 
überzeugen  werden,  dasz  sie  die  verfassungsrnSszige  ver- 
pllichtung  habe,  sich  bei  diesen  neuerungen  glücklich  zu 
fühlen,  und  dasz  selbst  der  umstand,  daax  die  Verfassung 
dies  gewollt  habe,  manchen  verstockten  gemüthern  keinen 
durchschlagenden  tro<tt  gewahren  würde.    nisMARcs  reden  1,394. 

ei)  der  ktinig,  der  mich  im  theatcr  erkannt  hatte,  befahl 
mich  folgenden  tags  zur  audienz  und  zur  tafel,  mir  so  un- 
i-rv\arlel,  dasz  mein  leichtes  reisegepack  und  die  Unfähigkeit 
der  Schneider  des  oites  mir  nicht  die  mOglichkeit  gewahrten, 
in  correctem  anzuge  tu  erscheinen.  IIism.mici  ged.  und  erinn. 
1,18;  es  war  ein  Unglück  für  die  liberale  paitei  und  einer 
der  gründe  ihres  Verfalls,  dasz  gerade  ihre  presse  dem  juden- 
tbtini  einen  viel  zu  grosxen  apielraum  gewahrte.  TRErrscHKK 
drul^etie  kämpft  n.  f.  25;  'sie  {die  lebensstrecke)  ist  lang,  Her- 
cules', seufzte  don  Giulio,  'und  gewährt  dir  rauni  zu  einer 
rednerischen  leistung'.  C  F.  Metes  Angela  Borgia  44;  keine 
feindliche  tendenz  gegen  unsere  nachbarn,  kein  streben  nach 
ernlierung  bat  die  dculsche  bowegung  der  letzten  Jahrzehnte 
getragen,  sondern  lediglich  das  bedOrfnisz,  den  weilen  ge- 
bieten von  den  alpen  bis  zum  meere  die  grundlagen  des 
staatlichen  gedeibens  zu  gewahren,  welche  ihnen  der  ent- 
wickelungsgang  früherer  Jahrhunderte  verkümmert  bat.  Bia- 
MARCK  leden  3,  15«; 

0,  lebt  und  liebt  euch,  nach  der  silt« 

der  foldnen  seil,  als  eine  hülle 

die  liebenden  iimschloii'.  die  willige  naliir 

aus  ihrem  OberÜiist  sie  nAhrte. 

und  Ihnen  bnch  und  wald  und  flur 

die  mitiel  der  lurriedenheii  gewtlirie.    Gonta  1,1*1. 


f))  wie  lebrreiek  wi  Mirfead  «li«««r  nmt$t  »ir  iat,  «l« 
fielen  wahre«  vortbell  4mm  tnanitekatl  air  pwlkrt,  *•» 
•ebene  ich  nieb  oicbl,  itr  ofrobartif  atUaiMiaa.  Bua> 
•ic'i  vo!<  Kleist  bruf»  «■  m<m  adhanfir  ii:  kb  «dt  aar  Mf 
einige  «ortbeile,  welch«  die  lanft«  4t«  lianlawi  ftmtknm, 
naher  eingeben.  iii«a*acB  tidtu  1,  l»:  4»  tok  »hiBUl  ••  vdl 
bin.  gewibri  mir  das  aeacsaertuuien  4odl  eine  twl  aulidcr« 
sicberbeit,  es  mag  mir  b«raach  gehen,  »1«  e«  will,  ■«!• 
fortkommen  bleibt  Immer  fesicbert.  an  ui»«»  Mier,  wfL 
Hitmaickbnefe  1,  4  Kohl;  der  frühere  deut»cbe  bun4  «rfllll«  1« 
zwei  richtungen  die  zwecke  nirbl,  für  weirbe  er  frieklc 
war;  er  gewahrte  seinen  milghedern  die  veraffctw 
heit  nicht  und  er  befreite  die  entwickelung  der  — ll«««l— 
Wohlfahrt  des  deutschen  Volkes  nicht  von  den  fesseln,  welche 
die  historische  gestaltung  der  ionem  grcnten  Dcutscblende 
ihr  anlegten,    reden  3,  152. 

d)  der  datit  der  bethrtUgttn  f*T$e»  ttird  mhtn  itm  U€wm0b 
des  objecli  unterdrückt. 

auch  hier  wirken  die  teruhtedentn  formen  itr  tOiflueken 
ergimung  mit,  die  lieh  am  be$ten  innerhalb  4er  einulnm  ter- 
venduiig^gruppen  beobarhten  laiten.  autserdem  machen  nek  ff»- 
tactitehe  trnndlunfen  geltend,  die  mit  ttner  beileutungtdnitrunf 
in  »eehselvirkuni^  stehen. 

n)  syniacliseh«  Änderungen  im  wtckulwirkung  mU  btdentmnft- 
»andel  : 

II)  hieher  gthM  tchtn  die  rtßexirrtrhiniunt ,  Üt  Sit  raffe, 
welche  der  pentnHthe  dativ  in  der  wortttrbindung  ipiett,  htnh- 
drfiekt,  tri*  tit  nndereruiti  auf  bedentunpratt-llnngen  bemkt: 
so  ist  sehr  begreiflich,  dasi  auch  dies«  erfabrung  (*3zu  bei- 
tragen muszte,  dem  monne,  welcher  das  fünfzigste  leben«jabr 
zurückgelegt,  und  ««ich  nie  gewahren  können,  seinen  bemf 
mit  aller  kalte  eines  blossen  gewerbea  in  betreiben,  daa 
handwerk  zu  verleiden.  ¥.  L  W.  MaTta  P.  L  Stkröder  %  tsi ; 
endlich  mutzte  sich  Fugen  die  ao  nOtbige  rab«  gewibreo. 
AuERaACH  neues  leben  2,8; 

doch  jezo  gingen  die  weibcr 
aus  dem  palast,  die  den  rrelern  sich  iuge*eli«t  vonlen  schon, 
wechselweis' ein  geUcbter  und  frdbllcben  scbert  sieb  gewlbrand. 

Voss  »-/f«».  20.8  {nnf'ioxaat; 
und  belustigten  sieb,  und  lachten  untereinander,  autgabe  von 

iT»l). 

2))  auch  prdpositiunaherbindungen ,  O*  nn  itetk  eimt$  dalm 
(r</en,  fenkeii  nach  dieser  richtnng  ab: 

erschrick  nicht,  webrter  freund!  dir  wird  ein  bind  gebracht, 
das,  wie  du  selbst  errthrst,  den  oamen  dir  verllogert: 
die  weisilti-U.  «0  mit  dir  genaue  buhltchain  macht, 
bekennt  auT  deinen  Oeiss,  der  Ihre  scboooi  gescbwlogart; 
sie  taulTl  es  in  der  fluth,  die  am  rarnaetus  Ui. 
benennt  es  lob  und  rühm,  und  well  du  vaier  bUl, 
will  »ie  ei  ölTentllch  in  deinen  arm  gewabreo, 
mit  der  erlnnerung,  es  weller  tu  emthren. 

GenTHER  ^r.iielue  54H  fnuf  Snmuat  OInntn 
maguterw»>de  30.  4.  Uli); 

ein  raib  ist  wie  di«  band,  die  einen  leib  eraebret: 
was  diese  gleich  erwirbt,  dass  wird  auff*  aaaul  gawekre*. 

U«4as,l«.3«: 

ihr,  geializnes  heriogit-haer,  gebet  arossen  bertiens  daock 
rOr  in  Moli-  und  Engeland  auffgerObrten  waffena-ianck. 
weil  sie  beide  selbst  sich  freuen,  können  sie  olcbi  sucb  verMbrea. 
können  euch  auss  eignem  aalue  nicbt  io  freaadea  aaebr  gawebrea. 

süfaW  ITa. 

3))  aus  der  beieutung,  dit  $iek  kitr  tntwititU,  eriUtt  ikk 
leicht  die  mnlerdrüekung  der  mtittm  b«$timmttnf: 

dast  ninn  uns  den  leulfrl  gibai.  darf  aicb  keiner  viti  draa  kebrw^ 
wann  wir  uns  nur  selbst  olcbt  geben,  kann  OBS  ketatree aal  gawtlw««. 

>k  1.  C 

datu  tgU  die  auf  einem  tWi^  Mnimmptuniit  btrmkndt  tm- 

ttruction  mit  rejUxirtm  nteuMlh: 

warua  aurb  wk  ein  kiad  gldah, 
well  sich  ein  flOcht'ger  wünsch  air  aicbi  gewabrt, 
mit  meinen  göttern  brechen.  II.  v.  Kleist  Itmlutilem  iL 

4))  ia  der  gnff«,  dsf  ••  wtaaaftni  nnd  km*n  eninUpf^ 
wv4  der  dilif  kitkt  dwtk  daa  f  aiaiaaiaf  1  an.  «mlri^: 


acb.  gib  mir  w 

■ein  bittcal  Ick  kegekra 

nlcbis  ander*  als  grduld. 

P«ct  Cnasnat 


leider'  erwiderte  Fink,  'bin   ich   in   der  w 
ihren  wnnscb  nicbt  lu  geirthren*.   G  Fairrac  (aal 
&,2»l;   alle  klaasen  der  greellectefl  kabe«  ibr  |«HM«, 
an  ibr  gewahren  hcflea  aic  dea  bestaad  dar  aeac«  ardi 
der  dinge.    J.  Gorrntir  4,  SM  {^rtä  der  Kenafweiaiin/fcr). 

304* 


4843  GEWÄHREN IV2,cl  (cllipse  des  dalivs  der  pcrson)      GEVVÄFlRENIV2,d  (ellipse  des  dativs  der  person)  4844 

c))      so  viel  gewälirt  ein  freund,  dasz  aiicli  das  leben  niciu 
melir  al8  ein  dasein  ist,  wenn  uns  ein  Treund  gebricht. 

IIagkdork  1,02; 
wir  mit  freudiger  scele  begleiten  dich;  nimmer  auch  sollst  du 
unseres  muies  vermissen,  so  viel  die  kraft  nur  gewähret. 

Voss //tas  13,784  (o<Tt]  Svrn/iig  ye  Ttn^eariv). 
2))    Verbindungen f   in   denen    gewähren    an  bitten,    wünsche 
w.  ähnl.  anknüpft: 

Faust,  erzähle  wie? 

sie  ist  mein  einziges  begehren! 
woher?  wohin?   ach,  trugst  du  sie? 
CliirniK    die  frage  läszt  sich  leicht  gewähren. 

GÖTHK  (Faunl  7414)  41,131; 

was  icli  begehre,  genieszen  millioncn,  der  himmel  gewährt 
wünsche  gern,  die  in  seinen  zweck  eingreifen.  H.  v.  Kleist 
br.  an  seine  braut  178 ;  der  deutsche  theil  des  groszherzog- 
thums  Posen  hat  ein  recht  darauf  gewonnen,  dasz  er  zu 
Deutschland  gehöre,  er  iiat  einen  anspriich  darauf,  welchen  zu 
gewähren  und  zu  erfüllen  wir  den  bewohnern  des  deutschen 
Posen  gegenüber  verantwortlich  sind,  stenogr.  berichte  der 
Frankfurter  nationalvers.  (IV)  3128'. 

3))  Verbindungen,  in  denen  der  begriff  einer  zuteeisuiig  auf 
die  active  bethätigung  des  subjectes  sich  gründet: 

da  erhörte  sie  gott  und  sandte  den  storch,  der  beständig 
sie  verfolget  und  haszi  und  keinen  frieden  gewähret. 

GöTHK  i Hein elie  fuchs  5)  40,77; 
der  könig  mag  Verzeihung  erst  gewähren, 
dann  öffnen  wir  die  pforten,  eher  nicht. 

Grillparzer  {ein  treuer  dicner  5,  1)  4,277; 
was  auch  geschehen  wird  und  was  der  pöbel  meint, 
der  entschlusz  bleibt  der  gröszern,  bessern  menge, 
und  der  heiszt  krieg,  hciszt  widerstand,  wenn  ihr 
Verzeihung  nicht  gewährt,  vollgült'ge  gnade.        4,  280; 

er  (general  dt  Neza)  wusztc,  was  der  preuszische  offizier 
gesehen,  dasz  der  frost  den  schütz,  welchen  die  wasser  ge- 
währen vernichte.  Sybel  begründung  3,  235;  nach  unserer 
Überzeugung  giebt  es  kein  grüszeres  und  wirksameres  mittel 
zu  wechselseiliger  bildung,  als  das  zusammenarbeiten  über- 
haupt, besonders  aber  zu  theatralischen  zwecken,  wo,  nach- 
dem sich  freunde  beredet,  gestritten,  vereinigt,  bezweifelt, 
überlegt  und  abgeschlossen,  zuletzt  bei  öffentlicher  darstellung 
die  aufnähme,  welche  das  publicum  gewährt,  den  ausschlag 
entscheidet,  und  die  belehrung  vollendet.  Göthe  45, 101  {über 
die  cnistehung  des  fesl^piels  zu  Ifflands  andenken);  wenn  sich 
beide  eigenschaften  in  einer  person  cumulieren,  und  diese 
person  doch  nur  in  einer  dieser  eigenschaften  im  stände  ist. 
Icistungen  zu  gewähren,  so  ist  es  doch  sehr  fmglich,  ob 
nicht  nur  die  retributionen  und  die  emolumente  für  beide 
leistungen  fortgewährt  werden  sollen,  sondern  auszerdem 
noch  für  diejenige,  welche  nicht  gewährt  werden  kann,  aus 
Staatsmitteln  auf  kosten  der  steuerpflichtigen  eine  Stellver- 
tretung geschaffen  werden  soll.  ßiSHABCK  reden  2,108;  allein 
dies  alles  war  noch  nicht,  was  Italien  verlangt  zu  haben 
scheint,  nämlich  die  landschaft  um  ihrer  selbst  willen,  und 
diese  gewährte,  wenn  auch  nur  annähernd,  der  norden. 
J.  Bdrckhardt  beitrage  324. 

4))  Verbindungen,  in  denen  der  begriff  eines  Zugeständnisses 
aus  der  passiven  antheilnahme  des  sulijecls  sich  enttrichell, 
gewähren  =  ermöglichen: 

o))  aufgaben,  welche  die  abstrncte  mechanik  vormals  niemals 
hat  gewähren  können.  Kant  8,176;  nicht  immer  blos  die 
höchste  Spannung  der  kräfte  —  nur  ihre  edelste  anwendung 
kann  grösze  gewähren.  Schiller  (was  kann  eine  gute  stehende 
Schaubühne  eigentlich  wirken)  3,509;  im  ersten  Stadium  seines 
lebens ...  ist  er  {Napoleon)  der  epische  held,  den  die  schwinge 
des  Jahrhunderts  und  die  Strömung  der  dinge  glück-  und  sieg- 
gewährend trögt.  Hehn  über  Gölhes  H  «.  D.  17;  nun  erreichte 
sie  eine  den  niederblick  auf  das  schlosz  gewährende  lichtung, 
glitt  vom  pferde.  C.  F.  Mkyer  Angela  horgia  113;  der  reisende 
ist  durchaus  egoist ...  weil  nun  aber  die  Selbstsucht,  unverhüllt, 
einen  gar  zu  schlechten  anblick  gewährt,  so  wird  unterwegs  eine 
art  von  Scheidemünze  der  empfindung  ausgegeben.  Immermann 
{memorabilien)  6,67  Muncker;  wirklich  gewährte  das  kleine  stück 
ein  schönes  ansehen,  der  fiachs  stand  wenigstens  zwei  eilen 
hoch,  blühte  noch  nicht,  war  dicht,  fein  und  aufrecht  durch- 
aus in  seinem  netze.  J.  Gotibelf  Kälhi  die  grossmutter  t,5; 
im  ganzen  gewährt  so  ein  trupp  weiber  ein  farbenspiel  das 
dir  gefallen  würde,  jede  färbe  am  anzug  so  energisch  wie 
sie  sein  kann.  BisMAncK  an  seine  frau  s.  349;  allein  die 
kleinste  Überlegung  wird  uns  überzeugen,  dasz  diese  dinge 
keine  andere  art  von  vergnügen  gewähren,    als  die  uns  der 


5))  die  construction  des  verhums  wird  beeinßuszt,  wenn  es  mit 
anderen  verbis  zusammengestelU  wird,  die  eines  dativs  an  $ich 
entbehren : 

das  lamp  vonn  himle  wirt  gcsent, 
durch  gnad  die  missetat  unns  wenndt, 
wir  solln  mit  Hähern  klagen  seer 
das  er  si  ahlasz  und  ^ewer. 

Hymiiiiriuf,  SigmunäxtuKl  (1524)  vi;/.  Wackebnagkl 
das  deutsche  Idrchenlicd  2,1108'; 

sie  berührten  angenehm  durch  die  wärme  seines  gefühls  und 
die  Sicherheit,  die  aus  ihnen  sprach,  dasz  er  {liaiser  Wilhelm  I.) 
treue  nicht  nur  verlangte,  sondern  auch  gewährte.  Bismarcr 
gcd.  und  er.  2,  291. 

6))  bestimmte  gebratichsformen  des  verbums,  wie  particip  und 
infinitiv  neigen  zur  abstreifung  weiterer  beslimmungen,  t'j/. Wunder- 
lich der  deutsche  satzbau  l'**,  49:  woltu  denn  haben  ein  Spiegel 
bürgerlicher  pollizey,  so  findstu  hie  geweret  allerlei  pollicey 
unnd  regiment,  der  Juden,  beiden.  S.  Frank  chronica,  vorrede 
a5';  u.  0.  gewähren,  eine  bitte,  to  grant  a  request.  Bailev- 
FahrenkrOger  2,  326  u.  a.  vgl.  den  absoluten  gebrauch  (2,  f.). 
ß)  die  einzelnen  Verwendungsgruppen  nehmen  nicht  in  gleicher 
weise  an  der  ellipse  theil:  in  stärkerem  grade  ist  die  gruppe, 
in  deren  mittelpunkt  ein  indefinites  pronomen  steht,  betheiligt; 
auch  diejenige  gruppe,  die  den  begriff  einer  erlaubnis,  einer 
ermöglichung  enttvickelt,  stellt  zahlreichere  beispiele,  während  die 
andern  beiden  gruppen  sichtlich  zurücktreten. 

1))  Verbindungen  in  denen  ein  indefinites  pronomen  im  mittel- 
punkt steht: 

a))  gewähren,  was  er  versprochen,  praestare  quod  promisit. 
Steinrach  2,  941; 

sage,  was  du  verlangst,  ich  will  es  gerne  gewähren, 
steht  es  in  meiner  macht,  und  sind  es  mögliche  dinge. 

Voss  Odyssee  5,90  (1781).    vgl.  auch  II.  14,196; 
Gfilnare.    billig  scheint,  was  sie  begehren. 
Husten,      wfir'  es  so,  würd'  ich's  gewähren. 

Grillparzer  5,  221  (der  irattm,  ein  hhen  i); 
komm  auch  jetzt,  befrei'  mich  von  bangen  sorgen! 
was,  vor  liebe  krank,  mein  verlangend  herz  wünscht, 
o,  gewähr's,  allmächtige,  steh'  du  selbst  mir  rettend 
zur  Seite;  Ledtiiold  oäe  an  Aphrodite; 

habe  dank!  euch  sei  verziehen ! 
allzuglücklich,  als  empörer, 
dasz,  was  ihr  mit  trotz  begehrt, 
eure  fürstin  frei  gewährt. 

Grillparzer  5,219  (der  Iraum,  ein  leben  3); 
gewährt  er  (der  riihm)  was  er  dir  verspricht, 
so  bleib  ihm  treu,  gewährt  ers  nicht, 
so  lern  ihn  dreist  verachten. 

Gbllkrt  Samml.  yem.  Schriften  (1760)  1,67; 
in  einem  augenblick  gewährt  die  liebe, 
was  mühe  kaum  in  langer  zeit  erreicht. 

Göthe  9, 153  (Tasno  2,  3) ; 
gewähre,  was  ich  bat,  gib  schütz  und  zunuchtl 

Grillparzer  3,167  (Mcdea  1); 
wie  vom  hauch  des  morgenwindes 
sich  der  kelch  der  rose  regt, 
sei  das  herz  des  liehen  kindes 
von  des  liedes  hauch  bewegt I 
sie  gewähre,  was  ich  suche, 
was  mich  toll  zu  ihr  getrieben  : 
denn  so  steht's  im  schick.<alsbuche 
ihr  urzeitlich  vorgeschrieben. 

HoDKNSTEDT  Mirza-Schaffy  s.l6. 
b))  dann  sieh  den  erdball  an,  wie  ein  spitai 

voll  siecher  narren,  freund,  verpflegt  von  den  gesunden, 
sei  arzt  darin!  so  hast  du  auf  einmal, 
was  diese  weit  gewähren  kann,  gefunden. 

Göeingk  3,202; 
In  einem  augcnblicke  forderst  du, 
was  wohlbedächtig  nur  die  zeit  gewährt. 

GöTiiE  (Tas.'to  2,3)  9,153; 

was  hier  geboten  wird,  sind  ahnungen  und  vorschlage,  nach- 
richten  und  Vermutungen  in  beireff  eines  besonderen  phä- 
noraens  der  kunstgeschichte.  es  ist  der  italienische  Privat- 
besitz und  privalgeschmack  und  dessen  doppelte  quelle:  neben 
das,  was  die  sehr  mächtige  kunst  der  zeit  selber  gewährte, 
war  die  Verehrung  einer  längst  vergangenen  weit  getreten. 
J.  ßuRCKHARDT  beitrage  zur  kunstgeschichte  in  Italien  297;  es 
entsteht  dann  allmählich  ein  privatgeschmack,  welcher  von 
der  kunst  fordert,  was  die  öffentlich  gestifteten  werke  weder 
gewähren  können  noch  wollen.  298;  mögst  du  an  jenem 
abend  recht  klar  und  innig  fühlen,  dasz...  du  in  mir  ewig 
deinen  wärmsten  freund  haben  wirst,  der ...  dir  den  blick  in 
die  tiefen  seiner  scele  freistellt,  dafür  denn  aber  auch  wohl 
verlangen  darf,  dasz  du  nimmer  von  ihm  foderst,  was  er, 
als  all  seinem  denken  und  empfinden  widerstreitend,  nicht 
gewähren  kann.    Herrel  briefe  i,34  (23.  dez.  1836). 


4845     (iKWAIIHEN  IV  2,  o  (cllipse  det  objecl«) 

bcMt/.  des  ßeldei  gield.  Wntknt>iAfathon\,%,i)  l,in:  wrichrn 
grnuoz  grnobn  . . .  eine  Uoiseliersche  abliaadluii|  aber  ein 
Shaketpearetcbei  nerk.  Hkshkl  {Shakttftart  mnd  ttint  uit- 
gtnoiti-n  8)  II,  43;  wricbe  luit  KCMOhrl  du  reinen,  fgl. 
ItUcBMAMi"  Uli;  bflracblc  mein  berz ,  wie  einen  kronkea, 
dieieu  Munsrb  wie  eine  kleine  lüilernbcit,  die  man,  wenn 
lie  unscbfiillicb  iai,  immerhin  gewähren  kann.  H.  v.  KiKiar 
Initf«  an  setnt  tchvrttir  Ol;  da«  buch  ist  im  ganzen  nicht 
lealiar,  virliricbt  aber  flnden  ew.  diircbliiurlit  brim  durrh- 
blflitrrn  einiges  gcacbiiiillube,  bciiondera  biogrnpliiicli«  daa 
interesse  pewiibrt.  (WirnK  (an  htriogin  i.uitr)  br.  21,  n&:  in- 
deaaen  wollten  auch  die  bücber,  deren  eine  kleine  aamm- 
liing  von  aeinrm  vaier  ber  noch  auf  dem  Speicher  aland,  und 
unter  denen  er  anf  gut  glück  jelzl  wtthile,  wenig  troat  ge- 
wahren. iHMKnuANt«  [Miinehhnuttn  i,M4,7&;  nein  Willielmine, 
ich  darr  kein  ami  wühlen,  weil  ich  dns  gnnze  glOck,  da*  es 
gewlbren  kunn,  veraclile.  II.  v.  Ki.Kisr  br.  an  tnn*  braut  III; 
BO  innig  ich  es  nun  ouch  wünsche,  dich  übrrbaupl  fQr  die 
nnnahme  irgend  eines  leben^tplanra  zu  bestimmen,  weil  ich 
dir  gern  das  glück  gönne,  daa  die  kenntnitz  unserer  be- 
ftliinmung,  der  sichere  genusz  der  gegenwart  und  die  ruhe 
fOr  die  tukunH  Rrwfihn-n,  so  möchte  ich  doch  nicht  gern 
•inen  einllu«/  auf  die  iinnahme  eines  bestimmten  lebensplans 
haben,  br.  an  uint  ichrester  n ;  hier  (in  dem  hause  der  kireh- 
bdutrin)  aller  wurde  ein  rgoistisclies  »uüruhrn  in  sich  nicht 
nur  geHAiirl,  sondern  fast  gefordert.  AuBiiii*cii  neues  Üben 
i,  IS8:  die  richtige  Tciibeiliing  von  rast  und  laal  geivahrt  die 
dauerkraft.    ¥.  L.  Jini  3,1,11«. 

61)  ingleich  jedoch  gewährten  sie  {dirti  bildtr)  .  .  .  den 
anlast  zu  herrlichen  landschaftlichen  gründen,  wührend  alle 
•rcbiteclurpraclit  dem  oltarbilde  Qberlassrn  blieb.  J.  Ituaci- 
HABDT  bnlrige  307;  die  hieraus  {am  der  grund-  und  gfbduäe- 
$teuer)  zu  erwartenden  niehreinnahmcn  werden  demnächst  die 
mittel  gewahren,  den  staatsbiiushnltsetat  für  das  Jahr  18ft& 
ohne  delicit  obzuschiieszcn.  Ihronrede  tur  eröffnung  des  prCHSz. 
landtages  not.  i>65;  eine  fülle  von  wohlgeschützten  hafen- 
bochten  ...,  die  Oberall  eine  menge  der  bequemsten  see- 
verbindungen  nach  allen  richtungen  hin  gewahren.  BcciEa 
wtUgtseh.  l",  S90:  ...lauter  Übungen,  die,  anstatt  unnützlich 
zu  aein,  Tieimehr  und  unstreitig  den  gröszten  aller  Tortheile, 
die  wir  von  unsrer  gymnastik  ziehen,  gewühren,  nebmlich. 
den  knrper  abzuhürten  und  gegrn  besrhwerlicbkeiten  und 
acbmerzen  unempllndlicher  zu  machen.    Wiei J^^D  Lukian  4,345. 

f)  die  Unterdrückung  des  accusalivohjectes  neben  einem  dativ  der 
ptrton  steht  vereinzelt  da.  rorberettel  wird  sie  durch  substantir- 
titzt,  die  an  die  stelle  det  accusntivt  treten,  rgL  die  belege  auf 
fp.  4834,  die  dort  irithümlich  unter  ß)  l))  eingereiht  wurden;  vgl.: 

Lu  wiij.    doch  Insi  lilr  sogen!  wenn  die  mAnner  hier, 
die  mich  erwtblten,  wenn  nur  ihrer  tween 
es  widerruren  ...  gerne  iret'  ich  dann  surtkck  . . . 
di»  ßrHen.    nein,  nimmermehr,    es  bleibt  bei  untrer  wähl. 
LiidiPt!;.    0  Friedrich,  nun  du  selber  »iehst  und  hOrst, 
dass  ich  dir  nicht  gewähren  kann  noch  darf, 
besiaue  dich!  steh  abl 

Uhlahd  Ludwio  iter  Baier  3,1. 

f)  der  absolute  gebrauch,  hier  treten  die  fälle  ungeiwungeuer 
rUiptischer  ergimung  wesentlich  zurück,  die  Unterdrückung  der 
»eÜiren  bestimmungen  wird  einerseits  durch  die  gebrauchsformen 
det  particifs,  infinitivt  und  imperativs  nahe  gelegt,  andererteitt 
durch  die  susammenttellung  des  verbumt  mit  synonymen  oder 
viü  rtrhis  rntgegengesetiler  bedeutung  begünstigt,  andere  fiUe 
gehören  gani  dem  getragenen  stil  an, 

a)  turückführend  auf  einulni  gebrauchsformen. 

Lfinuler.  mu»i  ich  so  \M.  du  nicht«? 

ich  In  geTahr  und  tod.  du  Immer  weigernd? 
ich  werde  »inken,  kehr'  ich  trauernd  bein. 
Hera,    du,  Trevle  nicht! 
Leander.  und  du  gewtbri 

(•aiLLrAsiis  ('lex  meeret  umi  Her  liebe  »eilen  S)  7\&S; 

was  will  sie,  diese  Emilia  Rruneachi . . .  fiel  gefodert;  sehr 
viel.  —  doch  sie  heiast  Emilia.  gewährt!  Lss8i;<c  (Emilia  Ga- 
lolli  I,  i)  2',  379; 

BaiicImnHs.    hier  Ist  die  schrini  —  na,  nu,  im  nichslen  rat 
erwtgt  man  — 
kOnigin.  sprach  ich  denn  nicht  schon:  'gawihrl'? 

gew&hri?  gewahrt?  lag  diese  schrin  nicht  Tor. 
so  war  nichts  tu  gewAhren. 

GaiLirARiK«  {tiguer  dienet  %)  ft\174; 

meine  mutter  wollte  abwehrend  den  köpf  schütteln,  aber  es 
ging  Dicht  recht  und,  wenn  muh  zögernd,  neigte  sich  ihr 
schönes  antlilz  doch  alini&lig  gewahrend  dem  galten  in. 
J.  Scaaaa  Vi'c/iel  1,34;  er  Terlaa  die  namen  der  edel leute  und 


GEWAlinEI«  V  (verbargen) 


484ß 


erbat  fdr  ai«  von  den  btirgberrfl  aod  der  borifraa  verftm^i, 
ritierlichMcsen  sehn  lassen  in  dttrfe«.  dir  berracbafleii  nriglra 
sieh  gewahrend,  der  lug  actzie  aeine  runde  fort.  Iaeieaa«a 
{epigonem  4, 1 1)  •,  ei  tvhetger ;  beim  naffMk  dee  pMlMCMert 
und  bei  der  gewlbrenden  rede  dre  retowdM  drabM  lieh 
der  gelelier  ebenso  Hink  um,  ala  er  vorlMr  kehrt  |MiMcbt 
V.  L.  ikun  1,411;  dem  gesunden  feragle«  ik  Ml,  «le  «hl 
gfwoiirende*  wort  ihn  vielleicht  gerettet,  vor  d«i  verwkk«« 
lungeo  bewahrt  haben  wOrde,  dir  aeioen  luttand  hcrbHfefhhrl 
haben  mögen.  lH>eaHai«i«  \rpigonn  i,  lo)  7,  ]||  fex^fer;  f»> 
denken  nir  an  jenea  gleiebnisi  das  «ir  obee  gewegl  h*hra 
. . .  Tergegenwirtigen  ua*  die  rebe,  die  aicb  oin  de«  ■habe— 
acblingt,  so  aeben  wir  bier  daa  weiblicbe  and  mianfich«, 
das  bedOrftige,  daa  gewahrende,  nehm  einander  in  «eriicalcr 
und  spiraler  ricbiung,  von  drr  iiatur  onsern  l>etracblaa(e« 
empfohlen.  (iöruK  [über  die  spimlttndrni  der  regrlttioni  S^,  lll; 
geweren  oder  ei huren,  exaudire.  tocab.  Vieul.  (Nurmbttf  \%si) 
M&;  gern  ge«\ahren  un^tern  bitirn,  d.ia  Itoant  von  edela 
sillen.  WARDca  I,IM»;  der  um«chlag  de«  sprödes  »rlgeme 
in  ein  aeliges,  halb  unbewusiles  gewahren.  FaanziL  frrNarr 
dramaturgie  1,305:  und  auch  jenes  schaurige,  bitlereflate  . .  * 
weht  durch  dns  fragen  und  gestehen,  durch  daa  bittet,  ver- 
weigern und  gewahren  hin  und  her.    303. 

ß)  turückführend  auf  die  tusammenstellung  mit  anderen  9trUi, 
hifher  gehören  tehon  die  lettlen  beispiele  fbr  den  infimtirgehrmmek, 
atuttrdem  vgl.: 

et  Ist  kernen  ber  In  alten  siiee 

vor  maogen  jAreo  nnde  laaen, 

A»i  mjn  diu  wip  toi  fbeilicb  bitea 

und  liopKch  in  dem  benen  irageni 

*6  suId  >i  ifthtirllch  varasgen 

Oder  aber  s6  sInuecIScb  cewern. 

dat  sis  ber  nich  niht  enaiagen. 

•lin.bHiin  n.A  l.filtma»m; 
also  last  ich  mich  bedunrken,  daa  ea  aei  mit  den  frauen: 
die  versagen  zS  Zeilen  vil  annd  lang  und  auf  am  schnelle 
zeit  geweren  ai.  ALaaüCiT  v.Era  irAi/efniM)  a,l2e  tferrmeea; 
eins  gewahrt,  eins  verwehrt.  Eiseliih»«,  tfL  Waiieaa  I,  ■•43; 
die  griechischen  helären  genossen,  indea  aie  gewibrten: 
bildeten,  indem  sie  vergnügten.  f.Scnit^tL  die  Gnecktn  nni 
Römer  \,V>u  (NeuUrelitt  1797). 
y)  vereinseller  poetischer  gebrauch: 

dann  du.  o  berre.  ba>t  gewahrt  und  noch  vU  aaebr, 
du  hntt  mir  dern  erb  gegeben. 
welcher  leben  ist  geriebt  lu  deiner  ehr. 

LoBwissiB  ps.61,4; 
einmal  gewahrte  der  gott;  jetzt  willti  du's  selber  anrouen? 
wenn  er  gleich  harfner  sich  nennt,  barfr  vielmehr  iat  der  aeMCb. 
GaiLLMSisa  (xmieii  «a  MMmre); 

man  wollte  im  Frankenreiche  zwar  der  sache  nicht  recht 
trauen,  aber  wirklich  sah  sich  Halfdana  aohn  in  die  geooaaeo- 
schafl  der  herrschaft  aufgenommen  und  durch  sein  bemOhn  ge- 
stalteten sich  wieder  friedliche  verhältnisze  mit  dem  Franken- 
reiche,  alao  dasz  der  fromme  kaiser  freudig  den  enbiscbof 
Ebo  von  Rheims,  seinen  milchbruder  und  jugendgenosseo, 
nach  Rom  sandle,  um  eine  päpstliche  vollmacht  fdr  die  be- 
kehrung  des  nordena  einzuholen.  pap<t  i'aschal  gewahrte. 
Ebo  stellte  sich  . .  selber  an  die  spitze  der  niasion.  Daeiea^* 
geschichte  von  Dänemark  t,  38. 

GEWÄHltEN  V  [bärgsehttft leisten) vgl  gewahr, ceirit^  if.«ai  f. 
dirte  bedeutung  der  sichersteUung,  tieherheit  k  kemekt  «im  nUm 
von  Verwendungen,  die  sich  mit  ihr  zu  riii*r  pupft  SMMWM«> 
schliessen  und  ron  andren  thgrenttm.  »her  eaeh  War  —  ettmm 
wie  beim  entfprecJienden  verbaai  —  Jffl  dl»  i 
dieur  bedeutung  linien  ktess,  dk  anek  eb 
bisher  dargeslelllen  fntfpen  eeyMpradlr»  Mrtfr«  Unnen, 

I)  abtweifiungen  die  tick  vtm  den  ent  MianietUm  irmpftm  mu 
dem  begriffe  ton  gewahren  —  bArgtchaft  ieislea  »Ümn: 

a)  aus  gewahren,  alt  der  aMtuf  vm  wsbr,  matoMl  aii* 
der  begriff  verbürgen,  wie  tp.  4ttl  fneifl  wm^en  M.  die  frcsa- 
linie,  die  jene  gruppe  ron  der  ■atrifr«  trennt,  Nffl  ierw,  im» 
die   abiweigung   reu  wahr  (vfL  eac*  bearihrea)  «a  Pmimehen 
anknüpft,  die  der  rergaageiUieil  oder  der  fefenmttt  anfektren, 
tedhrend  bQr|achaft   leisten  die  tukmnß  imt  aufe  /hnf.    4er 
unterschied  erpett  litk  alt*  mehr  aut  dem  ee|fsriHawf<«  olyeM. 
die  Uergnnftpunkle  werden  d»dvtk  «ai  i»  ndm  ftrUU: 
der  wiMi  In  dar  ende  sereeb 
'«•I  licr.  rticr.  wel  ImtI 
waad  iclt  inrli  de*  twAre  tevrer. 
dat  ■•■  iocli  kl«  vil  geni«  siki.'    Ir.  •!<«: 
kerr  ritier.  aaiwont  si«:  liei«  veexk  kler  th*r  (Ikret. 
der  nicht  auf  **l*  trcw'  «r«!  aiir  f««i«s  fewtret. 
IQ  gvkn  ie  «in«  »cklacku     Disimc«  v. ».  Wa*»««  Ariml9,%. 


4847 


GEWÄHREN  V  (verbürgen) 


h)  der  gleiche  Übergang  ist  oben  bei  verireiidungen  von  ge- 
währen =  leisten,  erfüllen  beobachtet  worden,  vgl.  sp.  4839; 
eine  ähnliche  bemerkttng  macht  schon  Hkynatz  2,51:  gewähren 
für  feierlich  versprechen  hat  wenigstens  den  fehler  der  Zwei- 
deutigkeit, gewäliren  sie  mir  ewige  Verschwiegenheit  {bei 
Adelung  aus  Weisze)  w^den  die  meisten  so  verstehen:  be- 
willigen sie  mir  einige  Verschwiegenheit,  icenn  es  demnach 
bei  manchen  belegen  schwer  hält,  die  grvppe  zu  bistimmen,  der 
sie  angehören,  so  erleichtern  sie  uns  dafür  den  rückschlusz  auf 
die  ursprünglichen  Übergänge  und  Verschiebungen,  denen  die 
heutige  gruppenbildung  entsprungen  ist,  vgl.  z.  b.: 

du  ((O'O  biits',  der  iinsre  klag  in  lauter  jauchzen  kehret, 
du  bists,  de."-  uns  für  zeit  die  ewigkeit  gewehret, 

LOGAU  zugabn  142; 
schwerlich  je  wird  das  begehrt, 

was  uns  ewigkeit  gewährt,    anhanq  i  (in  person  der  veruunfl); 
was  darlT  ich  liab  und  gut  mit  ärtzten  gar  verzehren? 
sie  kränken  manchmal  mehr,  als  sie  gesund  gewehren. 

1,9,66; 

man  habe  es  erlebt,  hiesz  es  in  allen  Organen  der  deutschen 
Volksstimme,  dasz  hei  jeder  form  der  Verbindung  zwischen 
Dänemark  und  den  herzogthümern  für  die  letzteren  weder 
vertrag  noch  grundgesetz  einen  sicheren  rechtsschutz  gewähre. 
Sybel  die  begründung  des  deutschen  reichs  3, 155 ;  er  (Napoleon) 
verlange  dafür  keine,  auch  nicht  die  geringste  landablretunc, 
sondern  würde  sich  mit  den  compensationen  begnügen, 
welche  ihm  ein  offenes  und  kräftiges  einverstäniinis  auf  andern 
gebieten  zu  gewähren  geeignet  seien.    3,  300. 

c)  schwieriger  ist  es,  die  übergangspunlite  zu  fassen,  die  von 
gewähren  (vestire)  zu  gewähren  {bürge  sein)  hinführen,  die 
beiden  bedeutungen  teerden  zwar  vom  rechtshisloriker  scharf  aus 
einander  gehalten,  sie  haften  aber  beide  an  gleichlautenden  formein, 
die  bei  einer  und  derselben  rechtshandlung  gebraucht  wurden. 
der  Verkäufer,  der  den  käufer  in  den  besitz  des  kaufobjects  setzt 
(vestire),  musi  ihm  auch  für  die  Sicherheit  dieses  besilzes  bürge 
sein,  so  ist  schon  durch  den  äuszeren  anlasz,  der  zum  gebrauch 
der  formein  drängt,  eine  berührung  und  kreuzung  derselben  nahe 
gelegt,  die  sich  namentlich  in  den  Varianten  und  parallehtellen 
einzelner  rechlsquellen  durch  änderungen  in  der  construction  an- 
deutet, gewähren  (vestire),  fordert  den  accusativ  der  person 
neben  dem  genetiv  des  objecls,  während  gewäliren  (verbürgen) 
beweglicher  ist,  für  gewöhnlieh  mit  dativ  der  person  und  accu- 
sativ des  objects  verbunden,  schlieszt  es  für  das  object  auch  den 
genetiv  nicht  aus,  von  dem  der  accusativ  in  der  pronominalform 
überdiesz  oft  nicht  zu  trennen  ist.  wo  also  die  betheiligte  person  nicht 
angegeben  ist,  fehlen  die  anhaltspunkte,  um  das  eine  oder  andere 
verbum  in  anspruch  zu  nehmen,  zu  den  Varianten  vgl.  nun  möchtest 
du  sprechen,  wi  ab  man  einen  also  liesze  in  seinen  geweren, 
möchte  er  denn  schweren,  das  das  gut  sein  were?  wir  sprechen 
ia,  wen  er  hat  es  nicht  vorkaufft,  es  wer  denn  das  er  es 
geweren  mochte,  ob  er  es  denn  nicht  geweret,  so  ist  es  nach 
sein,  glosse  zum  Sachsenspiegel  (3,  83)  im  abdruck  von  1528 
Lother,  gegen  so  hat  er  es  doch  den  keuffer  nicht  geweret 
noch  auffgelassen,  darumb  weil  er  es  jheuem  noch  nicht  ge- 
weret hat,  80  ist  es  noch  sein.    1561  Vögelin. 

2)  für  die  ältere  rechlssprache  ist  demgemäsz  die  construction 
von  besonderer  bedeutuny,  sofern  sie  in  strilligen  fällen  anhalts- 
punkte bietet  oder  doch  wenigstens  die  subjective  auffassung  des 
betreffenden  Schriftstellers  beleuchtet. 

a)  die  berührung  mit  der  construction  von  gewähren,  vestire: 
accusativ  der  person,  genetiv  des  objects.  für  manche  Verbindung 
wird  der  accusativ  erst  in  späteren  ausgaben  der  gleichen  quelle 
sichergestellt:  dat  is  dat  tu  gud,  dat  di  cleger  mut  di  der  clage 
geweren.  glosse  zum  Sachsenspiegel  3,  14,2  (das  der  kleger  dich 
der  klage  musz  geweren.  Leipziger  druck  von  1528  u.  o.).  in 
anderen  Verbindungen  streben  die  Varianten  derjenigen  construction 
XU,  dii'  die  bedeutung  verbürgen  deutlicher  ausprägt,  die  herre  ne 
mach  niemanne  gut  lien  unde  is  ine  geweren,  he  ne  hebbe't 
selve  in  geweren.  Sachs^-nspiegel  lehnrecht  art.  53  Homeyer 
(Variante  geweren  in  dem,  der  es  in  geweren  nicht  en  hat) ; 
swie  en  gut  liet  oder  let  enem  anderen,  die  sal  is  ine  geweren 
jar  unde  dach  (Variante  in  geweren  haben).  3,  83,  2  (der  sol  es 
geweren  iar  und  tag  bei  Lother  1528;  der  soll  es  ihn  der  gewehr 
halb  geweren  jhar  und  tag.  Vögelin  1561 ;  der  sol  es  ihm 
jähr  und  tag  gewehren.  Gärtner  1732);  svat  so  en  herre 
von  mutwillen  liet  sime  manne,  des  he  ine  nicht  geweren 
ne  mach,  dat  sal  he  ime  irstaden.  seget  aver  die  herro, 
he  willc's  den  manne  geweren,  unde  hct  il  ine  angripen, 
unde  ne  mach  is  ine  die  herre  nicht  geweren,  hc  sal't  ime 


GEWÄHREN  V  (verhürgen)  4848 

irslnden.  Sachsenspiegel  lehnrecht  ar/.  r>6  §1».  3;  wfrt  he's 
gewert  alse  recht  ist,  die  gewere  mut  antwerdcn  an  siner  stat 
vor  it  gut.    2,  36,  5. 

b)  ellipse  des  genelivobjects :  hat  ein  man  eigen  und  erbe 
in  gewalt  und  in  gewere  . .  und  ist  gewert  von  ieme  der  iz 
ime  uffgegeben  hat.  Freiberger  stadtrecht  5,  §  28  Ermisch,  ebenso 
§41;  ir  jeweder  sal  sinen  geweren  to  dinge  bringen;  sve 
gewert  werd,  de  behalt;  sves  gewere  nicht  ne  kumt,  die 
verluret.  Sachsenspiegel  2,42,1;  veikoft  en  medel  kneclit  sines 
herren  ghut  unde  ne  wil  de  herre  de  kopinge  nicht  stede 
holden,  de  knecht  mot  sweren  up  die  hileghen,  dat  he  den 
kopere  nicht  ghewaren  ne  möge.  Lübecker  recht  znh;  die  vorsten 
mögen  geweren  enen  man  mit  eneme  openen  brieve  besegelt 
(per  suas  patentes  lileras  sigillatas  varendant).  Sachsenspiegel 
2,  42,  3. 

c)  ellipse  der  antheilnehmenden  person,  genetiv  des  objects,  der 
in  der  pronominalform  den  Übergang  in  den  accusativ  vorbereitet: 
wenn  der  künig  in  der  Sachsen  land  komet,  vor  dem  mag 
er  dz  wohl  geben,  als  er  vor  dem  richtere  solt  tun,  also  das 
er  des  gezcügen  habe  das  es  der  richter  mit  unrecht  habe 
geweret.  Schwabenspiegel  §  76,  3  Laszberg;  of  en  en  ervegut 
oder  ander  gut  vorkoft,  des  he  nicht  gheweren  ne  mach, 
dat  mot  he  weder  den  mit  bute  unde  mit  wedde.  is  eme 
ok  dat  vor  gherichte  in  sin  antwarde  vordelet,  dat  he  des  nicht 
gheweren  ne  mach,  det  he  dat  dar  na,  so  is  dat  en  vrede- 
brake.  Goslarer  Statuten  28  Göschen;  wat  en  man  varendes 
gudes  vorkoft,  des  sal  he  ewichliken  vor  rechteme  ancvange, 
oder  sine  rechten  erven,  gheweren.  99,4;  of  en  en  ervegut 
vorkoft,  des  he  nicht  gheweren  ne  mach,  dat  mot  he  wedder 
don  mit  bute  und  mit  wedde.  28,  18;  swe  corn,  klien,  eder 
mele  koft  in  der  molen,  de  ward . . .  en  wille  is  ghewaren, 
man  scal  it  vor  dube  hebben.  Braunschweiger  urkundenbuch 
1,46. 

d)  der  dativ  der  person.  durch  diesen  wird  die  bedeutung 
von  bürgschaft  leisten  deutlicher  zum  ausdruck  gebracht,  er 
beherrscht  deshalb  auch  den  spätem  gebrauch:  swelk  man  koft 
en  perd,  de  andere  scal  eme  ghewaren  steJdeghes,  starblin- 
des, unde  unrechtes  anevanges.  Braunschweiger  urkundenbuch 
1,  22,23  Hänselmann;  al  ienunge  die  de  herre  dem  manne 
dut,  die  sal  he  ime  geweren  to  sime  live.  Sachsenspiegel 
lehnrecht  78, 1 ;  wir  . . .  bekennen  .  .  .  das  wir  dorauff  sempt- 
lichenn  und  unngesundert  vor  die  gewehre  desselbigenn  teichs 
gelobet  habenn,  und  geloben  vor  uns  und  unser  erben,  das 
wir  unserenn  vettern  und  ihren  lehenserbenn  gemeitenn  teich 
vor  alienn  ahnnsprochenn  . . .  nach  gewonnheil  des  landes  ge- 
weren wolen,  wie  einne  rechte  gewehre  recht  ist  und  gebreucli- 
lich  gehaltenn  wirth.    (1547  Damitzsch)  cod.  dipl.  Sites.  4,  329. 

3)  der  gebrauch  in  der  neueren  spräche. 

a)  in  den  Wörterbüchern  wird  der  begriff  der  gewährschaft, 
gewährieistung  verhältnismäszig  spät  anerkannt,  den  anfang 
macht  Stieler  (2416) ,  der  von  gewähren ,  evictionem  praestare 
aus  auf  gewährschaft,  gewährscbaftsleistung  verweist,  ihm 
folgen  die  späteren,  vgl.  gewähren,  affidare,  assicurare,  gua- 
rantire,  sincerare  Castelli  (1700)  139';  gewehren,  die  gewähr 
leisten.  Rädlein  382';  gewähren,  versichern,  gewährschaft  leisten, 
gall.  garantir,  etre  garant,  gewaaren,  waaren  (waarschap  doen) 
afspreeken,  versichern.  Kramer  nieder  -  hoch  -  teutsch  wb.  (1719) 
2,96';  gewähren,  gewähr  thun,  fidem,  securitatem  praestare, 
cavere  de  damno,  satisdare  alicui,  authorem  se  proßteri,  securum 
aliquem  reddere.  Aler  (1727)  932*.  in  den  späteren  Wörterbüchern 
sind  es  vor  allem  die  bedeutungen  versichern,  versprechen  und 
verbürgen,  gewährleisten,  die  bald  neben  einander  bald  gegen 
einander  gestellt  werden,  vgl.  gewäron,  versichern,  das  etwas 
sei,  prometlre,  bürge  sein,  dasz  etwas  sei.  Frisch  2,416'; 
ähnlich  Kramer  2,133";   gewähren,   gewähr  leisten,   garantir. 

RONDEAU-BüXTORFF    253*.      EbERS    614".      ScHWAN    (I8II)    1,   440; 

gewähren,  feierlich  versprechen,  angeloben,  to  promise  so- 
lemnly.  Ebers  644';  vgl.  währen  und  gewähren  bei  Staldkr 
2, 430.  wie  vorherrschend  diese  begriffe  im  bedeutungsgehalt  des 
gesammtverbums  geworden  sind,  zeigt  das  deutsch- englische  wb. 
von  1716,  das  nach  ihnen  auch  die  Verbindungen  eine  bitte  ge- 
währen deutet  und  erklärt:  einen  seiner  bitte  gewähren,  ihn 
versichern,  dasz  er  sein  begehren  erlangen  soll,  to  Warrant, 
avouch    or  assure  one  that  his  petition  shall  be  fulßlled ,   s.  770. 

b)  die  Verbindung  mit  einem  accusativ  der  person  ist  nach  dem 
obigen  in  der  neueren  spräche  hier  ganz  zurückgedrängt :  es  soll 
der  beklagte  gewähret  und  geschutzet  werden.  Stade  (1724) 
s.  264;  einen    seiner   gcwogenheit,    seines   aufrichtigen    ver- 


4849 


GEWÄHREN  V  (verl.ürgcn) 


GEWAlIRKN  VI  (gßwJOgm  lian)      4850 


fahreiiA  gKwabren,  rinetrart  uno  drl  $uo  affetl:  C*tiBLLi 
(iTSii)  13<Jt>*.  VfL  ätn  auuialiw  bti  vcrtichero. 

e)  um  10  hdufiger  Hnd*l  iiek  dtr  äultg  dtr  ptr$9n  mit  tuu- 
latw  dtt  iAijtils. 

a)  üb  der  leliiitierr  fckuldig  «ei,  liein  «stallen  eine  fremde 
Terlieliene  jngil  zu  gewühien.  IIkoat  jaijd  und  trttdbanni' 
gerichhgktit  (1-44)  i.  &M;  gewahren,  jemand  ein  xu  kaufendce 
gut,  voor  jemand  an  goed  »ftprekin.  terukern.  KiiUli*  nitum 
woordenbotk  (no>>)  3,  IS:t*;  er  inuKZie  mir  di-n  brtilt  dir«et 
gutes  gewahren ,  /  obliytd  htm  to  tecuit  or  Warrant  «M  Ihe 
pofseiiton  of  lliu  tstatf.  Kmk«*  04t';  ü  o  fallu  qu'il  mt  garanlit 
la  poimtion  de  ettte  ttir*.  Schwan  (IHIU  l,4tu;  einem  den 
b('*itz  »eine-.  f,\\\vs  gcwiibn-n,  to  Warrant  any  ont  tht  poue$non 
0^ /im  t$tate.    MiLi-KtT  'j,  l,4ü:t'. 

ß)  lu  illr  ich  mich  freundlleh  «rmleh. 

dein  barii  mir  gaiiii  oili  in^weu  «ei, 

die  weit  ilu  gar.  uliu  oil  gefohr 

niiuli  linde»  auch  gercchi  und  fiel, 

oliiie  bI :«  unib^lend,  von  dir  airhl  wand, 

bi>  on  ni<  in  «uil. 

da»  ibu  Ich  dir  gnweiiran.    Am^lrllxcrlil^llerbucl^^\,2\; 

•ineni  eelne  «icberheit  gewahren,  alicui  tecurilaltm  praettare. 
Stuiniach  »41;  ihre  felder  aleheo  so  scbOn,  du»  ich  ihnen 
dieittig  wispel  kurn  daraus  gewSbra,  tgl.  Hevnatz  antiha- 
baru*  },  63;  eioem  den  schaden  gewähren,  alicui  de  damno 
tavtrt.  Stiinsacn  OM;  einem  seinen  schaden  gewähren,  to 
ifcur«  esy  oni  against  damagt,  to  indemuify  any  one.  IIilpist 
«,1,40-i':  ich  gewähre  dir  (über  folge  allem,  was  ich  dir 
anruthe)  inner  twei  Jahren,  das  lettische  vorzüglich  zu 
schreiben.  J.  v.  MCilkb  14,380  (an  Bonttttku);  dasz  diese 
Stellung.. .  dozu  beiirugcn  wird,  der  discussion  des  ganzen 
einen  ruhigen  verlauf  zu  gewahren.    UiSMAsci  reden  s,  S4. 

d)  die  verbtnduiiii  mit  einem  object  ahne  nemniny  einer  be- 
theiligten  penun  weist  vor  allem  formelhafU  Wendungen  auf, 
die  in  den  Wörterbüchern  des  18.  jahrh.  tum  ertten  male  gebucht 
werden,  dte  aber  meist  auf  älterem  gebrauch  beruhen,  vgl.  Ernst 
Diebitscb  zu  Wilxen  und  lliins  Koihe  zu  Wiltscliaw  gesessen 
haben  siimtlich  ungesondert  gelobet  Hansen  Colmanne  etc. 
und  (iertrudis  seiner  banssfrawcn  vor  die  gewehr  des  gulles 
und  dorlTes  Dombsslaw,  welches  dorll  H.  R. ..  vorpfendel  und 
vursalzt  haben,  dasselbe  gut  frei  ohne  alle  Verhinderung« 
und  aiisprnclie  und  besuiidcre  des  antüeils  halben  so  Leon- 
hart l'raplTe  ctwan  Hans  Uerlyns  seli);en  an  deniselbigen  gute 
abgetreten  und  aulgelassen  hat,  nach  dieser  lande  ilbuiig 
und  gebrauch  zu  bewehren  bei  ihren  gOlern  und  dOiTern, 
nenilich  Krnst  Diebilsch  bei  seinen  gütern  Hennigsdorff  etc. 
Hans  Itothe  bei  seinem  antheil  an  Wiltschaw,  bei  der  pfan- 
dunge.  Urkunde  ron  1537  {Breslau)  cod.  dipl.  Siles.  4,  84.  einielne 
Wendungen  sind  in  ihrer  bedeutung  nur  auf  grund  weitgehender 
eUiptitcher  ergdntungen  verständlich: 

a)  ich  wilis  gewahren,  ich  bin  gut  davor,  ich  will  allezeit 
davor  stehen,  /  Warrant  Ü  true,  good ;  I  voiich  it  trut  or  for 
good.  teutuh-engl.  üb.  (1716)  770;  dasz,  eine  erbfulgs-ordnung 
zu  gewahren,  und  selbe  anzufechten,  obnm'iglich  mit  einander 
aich  vereinbaren  hisse,  redet  der  soeben  natur  von  Selbsten. 
kaiser  Karl  VI.  an  den  kurfürsten  von  Baiern,  nach  Adelung  eiis- 
trlesene  staatsbnefe  I,  9i;  kein  andrer  zweifei,  als  . . .  ob  nem- 
lichen  ew.  liebden  die  meiner  weiitlicben  descendenz  vor- 
aügiich  vor  derlei  weit  entfernten  rognatis  zu  gutem  kom- 
mende erbfolgsordnung  im  Jahr  1720  zu  f:ewflliren  üliernomuien 
worden.  1,  U3;  der  besitz  des  kOnigreichs,  welchen,  wie 
gemeldet,  nach  oft  wiederholter  nustlrücklicher  Verordnung 
der  goldenen  bull  die  cburwürde  und  stiin  anklebet,  ist  uns 
von  euer  maje»tät  und  dem  gesamten  reich  gewtihret.  (Ilaria 
Theresia  an  den  kurfürsten  von  Sach$en)  1,  323;  wo  meine 
erbfolge  noch  zum  überllusz  von  gesammlem  reich,  mitbin 
auch  von  euer  liebden  und  dero  erz>tift  auf  das  feierlichste 
und  bündigste  genähret  worden.  {Maria  Theresia  an  den  crt- 
bisthof  von  Saliburg)  i,  S3t>  u.  a. ;  ich  will  die  färbe,  die  dauer 
lange  zeit  gewUren.  Haltaus  708;  den  kauflf  gewahren,  rvc- 
tionem  pratstare.  Albb  diel.  (1727)  931' ;  den  anschlag  gewähren, 
to  aiuwer  for  tht  issue  or  suecess.    Ebers  644*. 

ß)  ich  gewüre  aus  diesen  stammen  20  klafter,  ex  hit  arbo- 
tibus  viginti  orgyiat  ligni  promitto.  Kaisca  %  410* ;  Aoblurc, 
der  dieses  beispiel  übernimmt  (2,  641),  giebt  dabei  ii*  erklirmnf: 
ich  stehe  dafür,  dasz  sie  so  v.ele  klafter  enthalten,  mach« 
■ich  anheischig,  was  daran  fehlet,  zu  ersetzen.  rgL  iiat  der 
verkaufer  ein  l>e8timmte«  niaasz  oder  gewicht,  oder  eine  ge- 
wisse zahl  bei  der  sacbe  zu  gewahren  sich  ausdrücklich  ver- 


pflichtet.   p/muMcA«!  Lndiecht   I.  UmL  I.  UM 

der  ami-johe  w—  ini);    kann    it  tßktr  Ü» 

schalt   nicht   gewabreo,  au  bana  iar  tUnntoitr  VM  itm 

coniracia  wieder   abgehen.    «Im^  ayl.  muä  k»i.  hmärttkt 

i  1641. 

«)  mW  engte  kntpß  tu  •mm«m  htfhg  4tr  MrfscM/l  in 
präpotilionaherbindmmf  mit  fAr  an,  dit  äek  hnmäm  äi»jߧ  l«t 
.ScHiLLkB  belegen  UtiL  bald  ut  n  etmt  ftrtm  Mtf  ttat 
für  du  IN  koUher  wein  dit  9«w4Mr 

a)  auch  der  car4ioal  gab  oiif  4i« 
gesinnungen  »eine«  neffen  aufrichtig  a«tM  Mi4  «Ims  er  i 
bereit  aiabe  für  ihn  zu  gewnhrea.  Sr aiiLaa  (geiiUruher)  t,nn 

sagt!  walehas  pfand  jewaliria  Mir  für  s«ck, 
wenn  icli  rre*sBiuililg  vurt  band*  l6u«? 
asii  weieban  »cblo»t  veroahr'  kb  eure  iraa*. 
tfat  nicht  Sankt  i'aiar«  »cbluxal  6Saaa  kaasT 

{il<,rU  SUnart  >,4l  12.  4M. 

ß)  'die  verbundenen',  erklarten  si«,  'wlrtn  iboea  als 
menschen  von  recbtschaffenheil  und  ehre  bekannt,  «la  graaur 
tbeil  unter  denselben  siehe  mit  ihnen  in  verhlhaiieaa  4er 
frcundsci.aft  und  der  verwandtjchafi,  und  sie  getraaen  sieb 
für  ihr  betragen  zu  gewahren'.  ScBiLLKa  {•bfall  dtr  Steiet' 
lande  X  buch)  7,101; 

Ich  gebs  olcbi  tu,  ihr  seid  meio  gast,  leb  rniut 
rOr  «ura  ticberbeil  gawtbran.        {Telt  1,4)  14.344: 

das  gedankans  tieg  enlebret 

der  geiübia  wideratrall. 

nur  der  ewge  kampr  gewabrei 

riir  dea  sieges  anlgkeU.    11,34  {wird»  der  frantn); 

Ich  kann  dafür  nicht  gewähren,  I  eannot  aniwer  for  U,  taatt 
Warrant  it,  eannot  voueh  for  il.  HiiraBT  1, 1,4«3';  fgL  Kbbbuh  4&4. 

ft  objeätdtu  an  ttelk  des  objtctt  UÜen  tum  aisolnitm  ge- 
brauch über:  ich  gewahre,  dasz  diese  wuar  gut  seie,  hat 
mereet  eue  probas  tpondeo.  Alib  diet.  (1727)  932';  vor  gewalt 
ist  man  zu  gewaiiren  nicht  srhuhiig.    Sibrocb  tprichwörter  IM. 

g)  auf  einer  contamination  der  aus  gewahren  ^  leisten  und 
gewähren  «=>  verbürgen  entwickelten  Verwendungen  btruht  Sicher- 
heit gewahren,  bürgschaft  gewähren:  in  erwagung,  da»B  die 
...  führung  der  grund  unterpfandsbucber  ...  die  amtsrevisoren 
mit  einer  haftbarkeit  belastet,  welche  dem  Öffentlichen  credit 
die  nOthige  sicheiheit  nicht  gewahren  kann,  baduehe  aer- 
ordnung  vom  3.  februar  i&si ;  war  ea  dem  kDnige  nicht  leicht 
geworden,  überhaupt  minister  zu  linden,  besonders  aber  solche, 
welche  auf  seine  sieb  nicht  immer  gleichbleibenden  ansicbten 
gefügig  eingingen  und  deren  furchtlose  festigkeit  zugleich  die 
bürgschaft  gewahrte,  dasz  sie  bei  einer  entscheidenden  Wen- 
dung nicht  versagen  würden.    BisaAsci  ged.  u.  er.  1,41. 

UEWAHKEN  vi,  die  Verbindung:  gewahren  lassen. 

1)  et  sind  nur  vertinieUe  Wendungen,  in  denen  dies«  rer* 
bindung  mü  einer  der  eben  behandelten  bediutungsgruppeu  fkhtmnf 
gewinnt: 

u)  mit  der  ableitung  wn  wahr  (gewahren  II)  berührt  uck  die 
stelle,  an  die  IIkynb  {deutsehet  wb.  1, 1161)  teine  erkUnuf  der  wer- 
bindung  anknüpft;  rgL  uien  tp.  4^11.  hieher  Uttttitkmuk  Ut 
auffalieudt  und  rereinuUe  reßejrirreibindung  emreihn:  oBler 
den  vielen  wechselnden  Verfassungen  waren  die  glücklichsten 
die,  welchen  es  gelang,  das  allgeme.ne  looa  irdischer  tugeadeo 
und  unvollkommenbeiten  dergestalt  tu  beberacben,  iuu  aii^ 
was  Zeiten  und  Völker  am  eigensten  bob,  sieb  gewabrea  tmam 
und  schirmten.  J.  Gaiai  {über  wuine  entUttung)  kl.  uär.  1,9. 

b)  auf  gewahren  IV  geht  turück:  sieb  werca  iaaxca  aril 
Münchener  Pfenningen,  je  iwei  aof  daen  Regcaspargcr, 
Gemeinkr  Begemburger  chronik  S,  36«.  rfj.  ScaiBIXaS  l',  97* 
(ebendort  sich  weren,  geweren,  titk  bttaUl  matheu). 

c)  auch  ton  gew.ibren  V  mündet  etee  aliM^aaf  fsiiycaflM 

m  iieteu  kieis  «■: 

aur  aar«  pflkhi  tu  leUua  seM  be4«ckl, 
rar*  aadra  latii  uns  aodar«  gewakrea. 

SMUxa«  I4.U  (anwf  «m  Mesa.  t.i>. 

d)  dieu  terweaiumten  titkem  jedmk  afc  e«iy  aeraiaarf^  ät 
kinnem  gegenüber  der  kawflmam  der  heitfe  aaM  sa  iüraiÜ 
kommen,  die  titk  durtkmef  ia  heeliimHem  «reaara  4ee  tirfitaag 
bewegt^  vgL  einen  gewibrca  laaaao,  ehyaei  äasre;  laai  aMk 
gewahren,  tint  me;  ich  las««  gati  gewAlirra,  reai  4ea  «aiBiiMi, 

deo  fid:    AiB«  9U*; 

grou  beglsMi  Ihr  ihaaaa;  aber  Miaa 

tu  deaa  ««ig  giiua.  ewig  acMaca. 

lal  der  gAitar  vrerfc;  tfe  iaast  gewibrea. 

C*T«a  4a.  4t«  ifwmdmm}  e.a. 

durtk  dies*  bedtmlnng  mitd  eiwe  erkünng  aus  den  bnkertfen  Mr- 

mtndunt*»  *••  |«»akbraa  «ridkwerf,  ?uu,  tttat  ittkalUm  ftttt 


4851       GEWÄHREN  VI  (gewähren  lassen) 

des  Ursprungs  der  formel  offen  {dcuUches  wh.  s.  iSl).  neu  und  ein- 
leuchtend ist  die  auffassHng  OsTuorrs,  der  (vgl.  L.  v.  Patrubany's 
sprachwissenschafll,  abhandlungen  11,  Budapest  1900,  s.  '3)  einen 
gewähren  lassen  in  gleicher  weise  erklärt  nie  lat.  sinere:  ruhen 
lassen,  dauern  und  währen  lassen,  damit  ist  der  anschlusz 
an  unser  gewähren  I  (vgl.  sp.  4S18/f.)  vollzogen,  der  in  der  Ihat 
zur  lösung  der  frage  führt,  nur  ist  in  diesen  Zusammenhang 
auch  die  Verbindung  gewerden  lassen  anzuziehen ,  die  in  be- 
deutung  und  form  so  enge  berührungen  mit  unserer  Verbindung 
zeigt,  dasz  es  in  einzelnen  mundarten  unmöglich  ist,  die  beiden 
aus  einander  zu  hallen. 

2)  gewerden  geht  mit  dem  hülfsverb  lassen  viel  früher  Ver- 
bindungen ein ,  die  den  occasionellen  Charakter  abstreifen ,  vgl. 
mhd.  wb.  3,  Tii*.  Lexeb  1, 9S5.  nachtrag  s.  208.  in  den  occa- 
sionellen Verbindungen  erscheint  gewerden  als  ein  verstärktes 
werden,  das  nichts  als  die  bedeutung  des  simi^dex  zur  i/eltung 
bringt: 

ob  du  wilt,  vil  lieber  sun, 

widerkern  an  den  got, 

des  gewalt  und  des  gebot 

diel)  lie;  durcb  sich  gewerden. 

passioiiul  133,  29  Köpke  u.  o. 
in  den  festen  Verbindungen  dagegen  schlägt  anscheinend  die  be- 
deutung durch,  die  für  das  compositum  früh  belegt  ist.  man  darf 
an  gotisches  gavairj)!,  friede  erinnern  und  für  die  Verbindung 
eine  bedeutung  wie  jemand  frieden  gewinnen  lassen  ansetzen, 
vgl.  in  frieden ,  in  ruhe  lassen,  daraus  konnte  sich  unter  dem 
drucke  des  bedeutungskräftigeren  lassen  leicht  die  weitere  Vor- 
stellung ziehen  lassen,  entlassen  entwickeln:  vgl. 

er  spracU  'ftünt  tierödes, 

du  lebest  zwiveliche, 

dai  du  so  suntliche 

diiis  brüder  frowe  zu  wibe  bäst. 

swie  du  sie  niiit  gewerden  last, 

so  liistü  ßwiclich  verlorn',    erlösung  4157  Bartsch, 

je  nachdem  sich  andererseits  das  in  werden  liegende  moment 
der  entwickelung  bemerklich  macht,  wird  die  bedeutung  weiter 
verändert,  wir  finden  in  dem  gleichen  denkmal  eine  stelle,  die 
diese  entwickelung  nicht  nur  auszerhalb  —  sondern  geradezu  in 
gegensatz  zu  dem  willen  des  subjects  von  lassen  stellt: 

die  tül'el  bebent  in  (den  AiUichrinl)  zuhaut, 

sie  l'üreut  in  gein  der  böiie  wert . . . 

äai  eude  nähet  iedoch  nü, 

wan  unser  herro  Jhesus  Grist, 

der  berre  ubr  alle  lionege  ist..  . 

uider  siebt  den  bösen  wiht 

vor  des  Volkes  angesibt, 

da;  iu  die  wärheil  werde  kunt. 

die  engel  komeut  sä  zusiuut 

unde  siaheut  die  tüfcl  abe. 

so  latent  sie  iu  üjer  habe 

und  latent  in  gewerden. 

er  feilet  zu  der  erden, 

vll  gar  er  zubristet.  erlösung  6038  BarUch. 

das  gleiche  läszl  sich  in  Verbindungen  des  nahe  verwandten  he- 
werden  beobachten:  und  sprach  zu  deme  herrin  der  da  waz 
bischoif.  disen  knappen  Levil  ich  dir  uf  dine  sele . . .  der 
bischolf  Dam  den  knappen  zur  ime  und  zoch  in  cerllichen 
und  gutlichen  und  touft  in  zu  jungest,  do  er  diz  alliz  hatte 
getan  do  liez  ern  bewcrden.  do  der  iungelich  des  geware 
wart  daz  im  der  zouin  \erlazzen  was.  san  zu  slunt  tet  er 
als  daz  wilde  res  ti'it.  alldeutsche  predigten  80, 18  Leyser  u.  a.; 
vgl.  Lexer  1,  255.  nachtrag  80. 

o)  in  beiden  beispielen  steht  der  objectsaccusativ  ohne  weitere 
bestimmung,  diese  art  der  Verwendung  tritt  in  der  neuhochdeutschen 
Periode  zurück,  sie  findet  sich  nur  in  der  Augsburyer  Über- 
setzung von  Gregors  dialogen  (1473)  häufiger,  dort  durchaus  beim 
sächlichen  object:  und  gab  sich  da  allein  in  das  gebet,  und 
gebott  dem  selben  wasser,  das  es  im  soll  nach  fliessen  und 
durch  die  stell  die  in  gut  dauchten  zoch  er  das  rechlin  durch 
das  ertrich.  da  liesz  das  gancz  wasser,  seinen  aigen  graben 
gewerden  und  flos  im  nach.  3,9;  gutt  wolt,  das  du  mir  von 
in  etwas  sagest  und  dir  nit  lassest  schwär  sein,  das  du  durch 
des  willen  die  arbeit  der  auszlegung  über  Job  die  weil  ge- 
werden lassest.  1, 1 ;  wenn  ich  will  mich  bekeren  und  will 
mein  wellliches  leben  grunllich  gewerden  lassen.  4,  35.  per- 
sönliches object  ist  hier  bei  Spee  zu  belegen,  der  die  wendung 
ebenfalls  bevorzugt:  dennoch  damit  ich  dich  nit  zu  vil  auff 
diszmahl  versuche;  wil  ich  aulThüren  und  dich  gewerden 
lassen,    güldenes  tugend-buch  (Collen  1C13)  266. 

b)  in  einem  beispiel,  das  nach  allem  hieher  gehört,  wenn  auch 
gerade  das  hülfsveib  lassen  unterdrückt  ist,  wird  eine  Ortsbestim- 
mung angeschlossen:  wi  willen  vor  juwe  slad  wesen  eine  stund 
Tor  middage.     bidden   frundliken,  gi  uns  dar  denne  willen 


GEWÄHREN  Vi  (gewähren  lassen)        4852 

gewerden  und  mit  ganzem  vlile  bestellen  ...  dal  wi  velich  unde 
seker  wesen  mögen.  (1470.)  Fai.ck's  slaatsbürg,  magaz.  9,460. 

c)  sonst  wiegen  sociative  bestimmungen  vor,  die  durch  die 
praepos.  mit  angeschlossen  werden,  auch  sie  haben  an  den  Ver- 
bindungen von  bewerden  früheste  parallelen,  vgl.  und  lieg  den 
gutes  werden  mit  got  gar  bewerden.  mitteldeutsches  leben  der 
Väter  (ZiNCERLE  fundgruben  2,92,  58);  dazu  vgl.  nun:  ock  sollen 
und  e  willen  wi  op  alle  de  vrien,  de  wi  in  desen  neslen  ver- 
ledenen  viff  jaren  uth  der  vors,  graveschapp  vor  unse  vrien 
angenommen,  erlanget  unde  geworven,  off  de  sik  to  uns,  in 
der  vors,  graveschapp  wonnachtich  gegeven  hebben,  genslichen 
unde  vullenkommelige  verlien,  unde  dar  uiisen  neven  van 
Tekenneborch  mede  gewerden  laten.  (1489)  bei  Kindlinger 
münsterische  beitrage  3,  2,  620 ;  was  wolicstu  mir  meinen  lust 
miszgönnen?  ich  weisz  warzu  es  dienet,  und  was  es  jhnen 
nutzet,  lasse  du  mich  mit  dir  gewerden.  Spee  güldenes  tugend- 
buch (Collen  1649)  225; 

sohaw  dorten  schon  ins  wilde 
die  wollgebleichto  schaar, 
sich  gar  ohn  schütz,  uud  schilde 
veiwicklet  in  gel'ahr. 
ach  schonet  nur  der  herden, 
der  hin  auch  selber  schrie: 
mit  mir  lasz  euch  gewerden 
sprach  er,  mich  schawet  hie. 

Spek  iruttnachligall  (Collen  1649)  45, 
V(jl.  neudruck  (.Goedeke)  s.  33. 

d)  unsere  Schriftsprache  läszt  gewerden  anscheinend  in  dieser 
Verbindung  nicht  mehr  zur  geltung  kommen;  doch  halten  einzelne 
mundarten  noch  immer  daran  fest,  vgl.  gewede  (gewerden):  losz 
mich  gevve'de,  .  .  .  lasz  mich  gewähren,  in  ruhe  meinen  gang 
gehen.  J.  MIJlleh  und  \\.  Wetz  Aachener  mundart  (1836)«.  6S; 
ebendort  ist  das  verbuni  auch  auszerhalb  der  Verbindung  in  gleicher 
bedeutung  bezeugt:  ich  sal  wal  met  i'ich  gewede  ich  werde 
wohl  mit  euch  fertig  werden,  dazu  stimmt  das  holländische  vgl. 
laat  mi  gewerden  lasz  mich  gehen,  lasz  mich  sein.  Kramkr 
nieuw  woordenboek  1,155';  laat  mi  geworden.  155';  laten  ge- 
werden..  laisser  faire.    Db  Bo  372. 

3)  in  diesem  Zusammenhang  gewinnt  es  bedeutung,  dasz  eben 
diese  beiden,  aus  mundartlichen  quellen  für  gewerden  belegten,  Ver- 
wendungen in  schriftsprachlichen  aufzeichnungen  unter  gewähren 
angeführt  trerden:  gewähren  hat  in  einigen  gegenden  auch  die 
sonderbare  bedeutung,  dasz  es  so  viel  heiszt,  als  nach  seinem 
belieben  handeln:  lassen  sie  mich  nur  gewähren;  oft  heiszt 
lass  mich  gewähren  soviel  als  lass  mich  in  ruhe;  ich  will  schon 
damit  gewähren,  schon  damit  umspringen,  damit  fertig  werden, 
Heynatz  2,52;  zu  beachten  ist  auch,  dasz  die  ältesten  belege 
für  gewähren  lassen  die  gleichen  anknüpfungen  an  die  par- 
tikel  mit  aufweisen,  die  an  gewerden  eben  belaß  wurden:  und 
als  die  kempfen  ieder  seins  orts  under  die  gezelt  kam,  auch 
die  kunigin  mit  allen  frauen  kostlich  geschmückt  und  ieder- 
man  uf  sein  stent,  in  dem  reit  ain  heruld  aus  des  kunigs 
gezelt,  ausrulent  und  meniklich  still  zu  sein  gcbietunde,  die 
kempfen  nit  zu  irren  .  .  .  sonder  sie  mit  einander  vechlen 
und  gewern  laszen.  Wilwolt  von  Schaumbubg  s.  157  Keller; 
musten  her  Merlins  freünt  abziehen  und  dise  mit  ime  gewern 
lassen,  s.  49;  mit  der  avergeven  schriCTt  hebben  sse  einem 
e.  rade  allenlhalven  genoch  in  gebracht,  mit  boger,  ein  e. 
radt  will  de  gemackede  schrillt  den  geschickeden  mit  deme 
lemmelschen  hundell  avergeven;  van  den  stiBleis  unde  dichlers 
is  uns  nicht  van  bewust,  dar  leite  wi  ein  e.  radt  medde  ge- 
weren,  de  hadde  dat  recht  bi  sich.  (1546)  das  buch  der  älter- 
männer  groszer  gilde  in  Riga  in  monum.  Liv.  antiq.  4, 2, 30. 
da  nun  der  gleiche  niederrheinische  Schriftsteller ,  der  mehrfache 
belege  für  gewerden  lassen  bietet,  Spee,  gelegentlich  wern  für 
werden  einsetzt,  so  liegt  die  annähme  nahe,  dasz  unsere  schrift- 
form gewähren  lassen  durch  mundartliche  annäherung  von  werden 
an  wern  zum  mindesten  begünstigt  wurde,  wenn  sie  nicht  ganz 
auf  ihr  beruht,  die  hauptverbreitung  zeigt  die  neuere  formel  in 
der  spräche  Gütiie's,  unter  dessen  einflusz  sie  sieh  auch  in  der 
gemeinsprache  eingebürgert  hat.  bei  dem  vorwiegend  litterarischen 
gebrauche,  dem  die  Verbindung  dort  angehört,  ist  durchaus  nicht 
unwahrscheinlich,  das  Gölhe  sie  auf  dem  wege  der  lillerarischen 
Überlieferung  erworben  hat.  die  bedeutung  ist  eng  begrenzt,  sie 
entwickelt  je  nach  der  gestaltung  des  Zusammenhanges  zwei  haupt- 
typen, die  beide  von  der  Verbindung  mit  einem  persönlichen  objeet 
ausgehen. 

o)  in  den  Verbindungen  mit  einem  persönlichen  object  wird 
diesem  eine  belhätigung  eingeräumt,  in  welche  die  durch  das 
subjecl  gekennzeichnete  person  einzugreifen  unterläszl.     diese  be- 


4853       GEWÄHREN  VI  (gewlhreo  lauen) 

Ihitigung  nimmt  tnlweäer  du  mUftmnntTt  form  Jtr  tntfallung 
angeborener  anlagi-n  odtr  ixt  btttmitrt  ftrm  eintr  einielhandiung 
«n,  du  im  suiammenhang  angtHmltt  ist.  keiner  der  beulen  filU 
Khlutit  du  voritellung  der  dauer ,  det  behurreni ,  wu  im  ge- 
werea  tu  grvndt  hegt,  aui;  beid*  Itgen  ober  juiilrtrh  du  auf- 
fanung  rin*r  tntwteklung  nahe,  »u  lu  für  KeMerdeo  antu- 
nehmen ut.  ton  hier  aut  lutu  itck  alto  knn  nnhaU  fkr  du  a^ 
§Tintung  gewinnen. 

a\  dit  allgtmanere  form. 

1))  IM  <iniy«n  bnspteltn  wird  du  uhonung  dn  tigtnart  du 
helreffendtn  tndirtduumt  auidrüekltch  hervorgehoben:  ich  nabin 
meinen  tbeil  biiiwrg,  drang,  wo  irh  zur  rede  kam,  auf  deo 
•ino ,  der  bei  «o  xartm  gegeoitUnden  eber  dorcb  werte  ver- 
•leelkt  als  angeiieutet  wird,  und  liesz  Obrigeni  mit  ttiller 
vertrSgiicblieil  einen  jeden  nacb  seiner  art  gewahren.  (iOTflt 
19,  SSO  {W.  M.  lehrj.  fl);  Sie^bert  macbte  licb  vorwürfe,  ibn 
verteilt  tu  beben,  er  gebßrte  zu  den  rOcIttirbtevollen  na- 
turen,  die  jeden  gern  in  aeiner  art  gewahren  lassen.  Uoti- 
Bow  ntter  vom  gtittt  1,  t  tap.;  damala  hatte  der  herzog  be- 
fohlen, man  aolle  ibn  dulden  und  in  seinem  wesen  gewahren 
lassen.  Ihiikbhann  &,  lOl;  mit  dem  tubstanliv,  das  tur  ergamung 
und  v*rde%llichung  dir  wortveibindung  hur  angelogen  wurd*, 
fhff  der  dichter  unhewutit  auf  den  glnchtn  itamm  luiück,  von 
itm  iith  dat  verb^im  lo$ijelöst  halle. 

S))  tuwuul  }tdoch  ut  du  Verbindung  olmt  solch»  trieeütruuf 

wir  Irren  und  quaUn  auch  andre  Ja  Diobi; 

wir  quilen  ja  uns  nur  allein. 

drum,  k«lie  vfrnÜDriler.  wir  bitten  euch  »«hr, 

drum  la«ii  un*  irewthren,  und  qukll  uns  Dicht  BSbr; 

•  lasil  uns  gewahren  allein  1 

Beaeaa  50*  (an  äU  kalten  vern^nttler) ; 

gevatter  tropf!  lasz  du  den  herzog  nur  gewahren,  der  alte 
kater  sieht  aus  als  wenn  er  leufel  statt  mSuse  gefressen 
hatte  und  konnte  sie  nun  nicht  verdauen,  laszt  ihn  nur 
erat,  er  musz  auch  essen,  trinken  and  schlafen  wie  andere 
menschen.  GOthe  {Egmont  4)  8,  MS;  diese  beiden  [Latattr 
und  Jacobi)  liebten  mich  wahrhaft,  und  lieszen  mich  im 
augeoblick  gewahren,  jedoch  immer  mit  stiller,  nicht  ganz 
verheimlichter  hoffnuag  mich  ihren  gesinnungen  völlig  an- 
lueignen ;  sie  lieszen  sich  daher  manche  von  meinen  unarten 
gefallen.  Uötbk  {tag  und  jahrahefu,  in  1794)  Sl,  40;  ich  lasse 
Imroermunn  gewahren  und  kann  ibn  mir  nicht  recht  kon- 
struieren, wie  kann  ich  Ober  ein  erst  werdendes,  proble- 
natiscbes  urthfilen?  Götrk  (tu  kantler  Müller)  is24  vgL  Hieobb- 
iiANN  gespnieke  b ;  sie  {die  weit)  wird  noch  einmal  von  uns 
reden,  uns  sodann  wie  alles  übrige  was  aufhOrt  neu  zu  sein, 
vergessen  und  ons  gewähren  lassen  wie  wir  kOnnen,  ohne 
weitern  tbeil  ao  uns  zu  nehmen.  17,  3M  {wahlverw.  2,12);  ich 
lieber  mann,  lasse  meinen  vater  iezt  ganz  gewahren,  der 
mich  t;tglu-h  mehr  in  siadt  civil  Verhältnisse  einzuspinnen 
sucht,  brie/e  2  s.  104  (an  Keslner,  \b.  tept.  17'S); 

so  wu  gott  sie  iiu«  gab.  so  niusx  man  sie  haben  und  lieben, 
sie  ersleben  aufs  beste  und  jeglichen  lassen  gewahren. 

40,200  (Hirm.  u.  Uor.  S): 
«foismus  ist  die  erbsünde  der  einzelnen  menschen,  so  der 
Staaten,  wenn  man  den  einzelnen  zu  frei  gewahren  laszt, 
so  wird  er  vergessen ,  dasz  er  glied  eines  höheren  ganzen 
Ist,  dasz  er  nur  ein  tbeil  ist,  und  er  wird  sich  eine  Selbst- 
ständigkeit anniaszen,  die  ihm  im  verhaltnisz  zum  ganzen 
unmöglich  zugestanden  werden  kann,  ferkanälungen  der  Frank- 
furter nationalvertammlung  (I)  144*. 

ß)  einschrdnkung  drr  bethitigung  in  etner  besttmwUen,  durek 
den  tutammenhang  gekennieichneten  richlung. 

1))  die  etnfcJirdnkung  tst  teitlteher  art :  vater,  lasz  mich  einmal 
gewahren.  Gbim  kinder-  und  hausmdrchtn  2,  Sia  {du  drei 
brüder). 

2)1  die  einschrdnkung  ergiebt  sich  aut  der  besonderen  Ver- 
anlagung,  in  dfr  das  subject  der  bethdligung  eingeführt  mird. 
a))  wo  eine  ganu  grupp*  von  pertonen  alt  trdgtr  der  v«r- 
bvndung  erseheint,  tind  et  gewihnlich  appeltativa,  die  der  ein- 
führung  dienen;  mit  ihnen  ist  auch  der  vorstechend»  auf  ••- 
i»d»ut»ty  der  tur  entwicklung  kommen  toll: 

für  minner  uns  tu  plagen 

sind  leider  wir  bestimmt. 

wir  lassen  sie  gewähren 

wir  Tolgen  Ihrem  willen: 

und  waren  sie  nur  daakl»ar, 

so  wir  noch  alles  gut.       Gövaa  11,  M  Qbckerfa); 

lass  mein«  neider,  meine  feinde  nur 

gawahreal  frei  und  offen  Ut  das  feld. 

•.M7  (Taaee^Vt 

IT. 


GEWAHREN  VI  (gewilm  )mm)       4854 

AckrnBMM  Udl  ika  wM  «arlwr  hiMi  tartcfe.  w4  M  ika 
die  Josfra  fatrtifw  n  Imm«,  tU  wtr4w  äcfc  4to  hllM 
nicht  brecheo  P.  L  W.  Mbvbb  F.  L  Mrtim  <tai«i  t,  te« : 
hruder  und  ohein  sahen  dirseo  ssrlUaHM  «wfcekr  »uhl, 
lieszen  die  Jungen  leuta  aber  gewikrea  ««4  Mkaseo  4i«  an 
des  nadcbeos  wi«  etwas,  iu  aicbt  tu  ladeni  lal.  G.  Ksiuia 
{Zürieher  mooeltent  «,  llt:  so  lies«  er  {Umtf  Pruirtek  «mb 
Dänemark)  die  eiderdaniscbe  parlel  UoU  ikrta  pollttsckca 
radicalismua  gewahren  und  gedtikeo.  Svait  kegräadmnf  da» 
deut%ehfn  retekt  a.  Im  ;  so  muszie  er  {Uut§  Lmimt§  ü.  9m  tMsrai 
einstweilen  die  ninisier  seines  val«r*  ftwIkrM  htta«.  ma4 
biemit  diesen  eine  doppelt  ackver»  fWWMtVMtAtkk«!  auf- 
erlegen. 8, 2ao. 

b))  beim  eintelnen  tndtndumm  d*f»ftm  htimf  m  BiM  tvur 
andeulung  im  lutammenliang :  weil  ich  ooa  sfllir  rtiMfif  war, 
wenn  man  mich  gewahren  lieaz,  eo  ertakit«  iek  ■Uta  von 
anfang  an  bia  auf  den  heutigen  lag.  GOraa  24. 2W  {dtekL  u. 
wahrh.  6) ;  der  adel  and  ...  «in  thelJ  der  geistJicbkeit  haben 
diese  wohltbaten  PreuKzens  oicfal  anerkaeot . . .  weil  aie  ot>ch 
erstarrt  waren  in  dem  langst  anlergegaogeoeo  gmndsalz  de« 
alten  Polenreiches ...  so  lange  Preuszen  sie  nibig  gewahren 
liesz,  und  sie  nicht  daran  hinderte,  daa  volk  in  drr  alieo 
geistigen  bevormundung  und  leiblickM  •rBie4rigung  fe«ti»- 
halten,  lieszen  sie  sich  die  frta^htfTMkaft  rvkif  gtfalleii. 
Jon  DAN  vgL  Verhandlungen  der  Frankfmtttr  ■iüiwseiairi.  (II)  iliaT; 
nur  ihre  bflcher  konnte  ich  ihr  oiebt  versagen:  jedesnal, 
wenn  ich  davon  anfangen  wollie,  achlug  sie  die  aogeo  so 
kindlich  rflhrend  la  mir  auf,  dasz  ich  schwieg  and  sie  uo»- 
armt«  und  sie  gewahren  liesz.  Hivsb  {Helene  Morltn)  i^xai: 
da  ich  daa  meinige  sonst  verstandig  zu  thno  achiM  aad  akli 
nicht  Darnach  geberdete,  so  nuszten  sie  (du  «Mani)  mUk 
schon  gewahren  lassen.    AanoT  leben  70. 

3))  die  einschrdnkung  trifft  du  art  und  wem  ttam  ämieimtu 
actet  der  bethdtigung.    die  belöge  gehören  saas  |r«an  ttstf  dam 
ttü  der  «rUhlmng  an,  der  die  betreffend»  kauälmmf  ■■artawlifi 
darlegt;  auturdem  finden  du  tmperaltrforwten,  dt»  «s  41m  mteUt 
büehem   $o  gern  angeto<)en  werden,   hier  threu  au 

a))  Mignon  ...  bat ...  ihn  zo  erlauben,  dast  si 
abend  mit  einem  kunststOcke  aufwarten  dürfe  ...  ai«  trag 
einen  teppich  unter  dem  arme,  den  sie  auf  der  erde  aas- 
breiteie.  Wilhelm  liesz  sie  gewahren.  GOtrb  (W.  Jf.  lekrjakre 
2,8)  18,  182;  kehrte  er  im  laufe  der  nnterhaltang  daa  ganz« 
stück  um  and  um,  so  dasz  auch  kein  stein  aaf  dem  andcro 
blieb,  er  strich  aus,  setzte  su,  nahm  eine  persun  wrg,  sub- 
stituierte eine  andere  . .  .  mein  vorurtbeil ,  dasx  er  ea  dock 
verstehen  müsse,  liesz  ibn  gewahren,  {dtcht.  u.  w.  t)  Uf  l§t: 
Ottilie  packte  zusammen,  aber  Cbarluite  aah  wohl,  da«s  ai« 
weder  daa  achOne  köffercben,  noch  irgend  etwas  dara«« 
mitzunehmen  sich  anschickte,  die  frtundio  sehwief  «14 
liesz  das  schweigende  kind  gewahren.  (■ 
2,  i&)  17,  S81;  da  ick  sah,  dast  mich  der 
dauerte:  denn  die  sonate  auf  der  violine  batie  ika  gaas  ia 
Wasser  gesetzt,  so  liesz  ich  ibn  eben  gewahren.  W.aa  (!•- 
meaut  neffe);  breiten  ihre  mantel  aas,  and  legta  iiek,  aM 
eine  stunde  von  so  qualvollen  geschälten  ausiurabaa,  aaf  daa 
geUfel  des  bodens  nieder,  der  wirtJi,  der  sie  gcwtkna  Maal, 
schlagt,  aobald  «r  aie  aeklaamen  aiakl,  tia  krt«  akar  aia^ 
11.  T.  Ki.uaT  (die  *Mii^  CüoiM)  4.  sai :  daa  an»a  r 
dachte  an  nickts  und  liesa  di«  alte  gewikren, 
hatte  aie  den  kämm  in  die  kaara  gesteckt,  ala  daa  fift  4aria 
wirkte,  und  das  madeben  okne  bestDaaac  atadsrtsL  Gaaai 
kinder-  und  hautmdrcken  l,)i2:  er  (CMM  mk  aakr  kailar 
aus,  uod  naiaa  arattar  flaaku  e*  ikai  abasflklaa.  «ia  daatkat 
r  dia  aiitiaiai  aaL  mk  4»  aia  ika  aaallMaa  lawu 


er  ihr  für  dia 

KOcBtCKit  jMyin4>riaa«raf*a  ttS: 

lieber  theilnahmlo^igkeit,  oad 

geaebeo,  dast  ich  eine  akaicka  *akaataBHirka*  aaiar  «ia 

mein  vater  und  deshalb  ia  dar  takaah  «adar  aMartaka  aaik 

atreitigkeiten  su  befürchtea  aaiaa,  haaa  ar  mkm  itaa  Ia  ikaar 

freode  gewahren.  G.  kiLLB«  {dar  fetaa  JUavM)  t,  Mi; 

liest  die  traoa  aad«  g«ra  gewkbnB- 

h))  bleibat  ftlaaaaa,  aMiaa  taaiaa,  kk  vriU  ika  packaa, 
ich  achaO*  euck  raka,  Ar  aalh  fcttckt  ««rdea!.  |ckt  kai 
seile,  ver«chlicaat  aack  ia'a  kaaa^  laaal  aack  aickl  kaafa 
teia!  Uait  nick  fawtkraa.  Gana  (larf  aad  »mt0  U.Mi 
vaiM  aad  laaa»  ■*•  gewahraa. 

tum  tfiäiwii 


4855    GEWÄHREN  VI  —  GEWÄHRER 

du,  seine  gattin,  magst  dich  bittend  an  ilia  wenden. 

neig  ihn  durch  deinen  hochberedten  mund, 

ich  will  das  übrige  vollenden. 

darüber  lasz  Saiurnien  gewähren, 

giebt  ihr  des  bimmels  liönigin  zuriicic. 

ScuiLLKR  (Amor)  6,390; 

laszt  mich  gewähren,    das  sind  schlechte  knilTe, 

das  diadem  halt'  ich  mit  meinen  bänden. 

Kleist  iAmphüryon)  2,2; 

OUohar.     darum  muszt  du  sterben,  mann! 

die  andern  mögen  gehn,  der  eine  bleibt! 
hernld,    bedenket,  gnad'gpr  heir! 

OUokar.     bedenliet  lieber  ihr,  vorlauter  herr, 

dasz,  wenn  ihr  nicht  in  diesem  augenbliclc  — 
doch  zieht  in  l'rieden  und  laszt  mich  gewähren, 
noch  bin  ich  herr  in  diesem  meinem  land. 

Grillparzkr  {köidg  OUokar  4J  65,114; 

zurQckl  has^t  du  dich  mir  vertraut? 

nun.  hast  du  es  geihan,  so  tiaue  mir! 

ich  weisz  am  besten,  was  sich  rügt,  was  nicht, 

zu  seiner  zeit  wird  sich's  dir  oll'enbaren. 

.  . .  sprich  nicht  und  geh,  es  kommen  dinge, 

bei  denen  ich  nach  zeugen  nicht  verlange. 

du  gabst  dein  wort,  dasz  du  mich  läszt  gewähren: 

drum  geh!  (könig  Oliokar  2,1)  65,43. 

c))  vereinzelt  wird  die  richtung  durch  einen  substantivsatz  ge- 
kennzeichnet: Ellgen  muszle  ihn  daher  gewähren  lassen,  dasz 
er  in  gerader  linie  fortberichtete.  Auerbach  neues  leben  2, 270. 

b)  in  den  Verbindungen  mit  einem  nicht  persönlichen  object 
handelt  es  sich  meist  um  eine  bewegung,  der  der  lauf  gelassen 
wird,  hierdurch  wird  das  moment  der  enlwicklung  zurückgedrängt 
und  die  Vorstellung  des  beharrens  in  einer  bestimmten  richtung 
vorgeschoben,  gelegentlieh  findet  diese  Vorstellung  noch  in  bei- 
worlen  besonderen  ausdruck:  man  liesz  eben  von  beiden  seilen 
alles  so  fortgewähren ;  man  freute  sich  des  Zusammenlebens 
und  wollte  die  gute  Jahreszeit  durchaus  noch  als  einen 
frühling  des  künftigen  ernsteren  lebens  genieszen.  Göthe 
{tvahlverw.  2,  lO)  17,  326. 

«)  das  object  wird  durch  «in  Substantiv  gekennzeichnet,  meist 
handelt  es  sich  um  nomina  aclionis  oder  um  abstracte  begriffe, 
die  in  bewegung  gedacht  werden: 

1))  mit  den  buchstaben  furcht  ich  ist  es  zu  spät  wir  wollen 
sie  gewähren  lassen.    Götbe  briefe  (an  Ch.  v.  Stein)  6,135. 

2))  denn  als  die  Vegetation  mir  schritt  für  schritt  ihr 
verfahren  vorbildete,  konnte  ich  nicht  irren,  sondern  muszte, 
indem  ich  sie  gewähren  liesz,  die  wege  und  mittel  anerkennen 
wie  sie  den  eingehülltesten  zustand  zur  Vollendung  nach  und 
nach  zu  befördern  weisz.  Götbe  [einwirkung  der  neueren  Philo- 
sophie) 50,  50;  dasz  sich  jetzt  für  die  regierungen  eine  ge- 
legenbeit  bot,  den  kämpf  gegen  die  ultramontane  kirche  ohne 
gefahr  aufzunehmen,  wenn  sie  nur  ruhig  die  bewegung  ge- 
währen lieszen  und  den  neuen  gemeinden  die  zum  gedeihen 
unentbehrliche  freiheit  gewährten.  G.  Frevtag  (Mathy)  22,215; 
er  [Bismarck)  befahl  Zedlitz,  in  ganz  Schleswig  die  agitation 
gewähren  zu  lassen,  ja  zu  begünstigen,  auch  wenn  sie 
Auguslenburg  ausrufen  sollte.  Sybel  begründung  des  deutschen 
reichs  3,312;  er  {Eugen)  nahm  sich  jetzt  vor,  die  gewohnheit 
frei  gewähren  zu  lassen.  Auerbach  neues  leben  3,43; 
und  sein  gedenkend  läszt  sie  still  in  zähren 
den  schmerz  gewähren.    Roqubtte  gedickte  (1859)  161. 

ß)  entsprechende  begriffe  werden  auch  durch  pronominalformen 
vertreten:  lat  et  gewähren,  wo't  geit  (Hannover).  Schambacb  133 
bei  Wander  1, 1643;  dem  sei  nur  wie  ihm  wolle,  wir  müssen 
es  gewähren  lassen,  ich  habe  die  letzte  zeit  immer  etwas 
anders  gethan.    Götiie  an  Zelter  81.  dez.  1817  (briefw.  2,423); 

o  so  lasz  es  denn  gewähren, 

da  genesung  nicht  gelingt! 

lasz  uns  lieber  krankheit  nähren, 

eh'  uns  gar  das  grab  verschlingt! 
Borger  (eleyie  als  Molly  sich  losreiszen  wollte) ih'; 

gewähren  liesz  man,  wasnatur  aus  diesem  mann  gemacht  und  dem, 
und  ehrte  jeden  groszen  trieb  in  diesem  groszen  Weltsystem. 

Flaien  4,120  (1847). 

GEWÄHRER,  m.,  jüngere  und  seltenere  nebenform  zu  gewähre 

vgl.   sp.  4808.    vgl.  gewährsmann.     in  einzelnen  Verwendungen 

'ührt  unsere  form  als  nomen  agentis  auch  auf  weren,  währen 

V. 'eisten,    zahlen   zurück  mit  bedeutungen,   die  an  gewähre 

^^^'^  hervortreten. 

^^^anknüpfung  an  wern,  leisten,  zahlen,     hier  stehen  sich 
'  edeulungen  schroff  gegenüber,  deren  eine  den  verbalbegriff 
^"^%bernimmt,  während  die  andere  von  der  reflexivverbindung 
^^^passive  actionsart  überkommt. 

""^  die  aetive   ausprdgung  ist   nur  am   simplex  werer  belegt, 
''doch  in  Varianten  wieder  mit  gewer  vertauscht  wird:  swer 


GEWÄHRER 


4856 


pürgel  wiert,  und  für  ein  guet  lobt  zu  weren  auf  ein  tag, 
redleich  und  recht  an  alleu  ausgenommneu  dinge  ze  haut, 
80  ist  der  ledig,  der  daz  guet  entlechent  bat,  und  muez  der 
pürgel  sein  werer  sein.  Wiener  sladlrecht,  artikel  57  Schuster; 
ähnlich  artikel  59:  wes  ain  man  pürgel  wirt,  dez  muz  er  werer 
sein  {Variante:  gevver).  swer  mit  dem  andern  spilt  ...  oder 
der  sein  werer  ist  oder  pürg  wirt.  Münchener  stadirecht,  artikel  143 
Auer,  vgl.  mhd.  wb.  3,  584';  dasz  die  bildung  in  dieser  bedeutung, 
so  spärlich  sie  auch  belegt  ist,  doch  nahe  lag  und  auch  Verwen- 
dung fand,  beweist  das  femininum  gewäbrerin  (s.  d.). 

b)  die  passive  actionsart:  gewerer,  werer  im  sinne  von  wer 
bezahlt  wird,  wer  sich  bezahlt  macht  ist  in  bairischen  rechls- 
aufzeichnunqen  überliefert,  den  ersten  beleg  stellt  das  rechtbuch 
kaiser  Ludwigs:  swer  vor  dem  rechten  icht  behabt,  der  sol 
der  erst  werer  sein  vor  dem  richter,  und  sol  im  der  richter 
darzuo  geholfen  sein,  artikeln  Freyberg  399,  vgl.  Schmelleb 
2^976;  die  form  gewerer,  gewehrer  wird  in  dem  protokoll  über 
die  reformation  des  reehtbuches  (1487)  überliefert  {vgl.  Kren  neb 
landtagshandl.  12),  wo  das  Substantiv  häufig  tri  fällen  gebrnucht 
ist,  die  das  rechtbuch  mit  einem  salze  umschreibt,  beachtung 
verdient,  dasz  in  beiden  rechtsquellen  für  die  bedeutungen,  die  auf 
auctor,  Verkäufer  unmittelbar  zurückführen,  ohne  ausnähme  die 
form  gewähre  Verwendung  findet:  und  in  wessen  gewalt  man  das 
gefunden  hat,  der  soll  desselben  gutes  seinen  gewähren  stellen, 
ob  er  ihn  gehaben  mag.  protokoll  s.  96  vgl.  rechtbuch,  artikel  34; 
ebenso  j.  166  vgl.  artikel  281;  s.  171  vgl.  artikel  307  w.  a.  dagegen 
für  denjenigen,  der  rechtliche  ansprüche  innehat  und  geltend  macht, 
wird  durchaus  die  jüngere  form  verwendet,  vgl.  auch  gewührerin 
{sp.  4857):  wo  ein  armer  mann  einem  seinem  herrn  von  des 
gutes  wegen  icht  schuldig  wäre,  gilt,  zins,  beiicht  des  gutes, 
oder  von  zimmer  wegen  oder  dergleichen;  bat  der  arme  mann 
andere  gläubiger  denen  er  schuldig  ist,  so  soll  der  herr  der 
erste  gewahrer  sein,  und  nachdem  die  gläubiger  in  recht 
klagen,  in  den  nächsten  vier  wochen  seine  forderung  be- 
nennen, und  sich  gewähren,  und  darnach  die  gläubiger  einen 
nach  den  andern,  als  recht  ist.  protokoll,  Krenner  12,133 
{vgl.  artikel  158  im  rechlbuch:  so  sol  der  herr  seins  guotz 
recht  umb  recht  vordrung  gewert  werden  .  .  .  darnach,  waz 
überigs  da  waer, ...  da  were  sich  ie  ainer  nach  dem  andern. 
Freyberg  s.  443);  ob  zween  oder  mehr  auf  ein  pfand  klagen,  so 
soll  ein  ieder  benennen,  zu  was  zeit  ihm  solches  pfand  ge- 
setzt wäre,  und  welcher  alsdann  mit  briefen  und  insiegeln 
oder  zweien  zeugen,  die  dessen  wissen  haben,  beibringt,  dasz 
es  ihm  zum  ersten  gesetzt  ist,  der  soll  auch  von  dem  pfand 
der  erste  gewährer  sein.  12, 150  (artikel  122  im  rechtbueh 
auch  inhaltlich  ohne  parallele),  ebenso  12,155;  wenn  zween  oder 
mehr  zu  einem  klagen,  so  soll  der  oder  die,  so  die  erste 
endlich  urtheil  behabt  haben,  von  des  antworters  gut  die 
ersten  währer  sein;  es  hätte  dann  ihrer  einer  eine  sondere 
gerechtigkeit  eines  fürpfandes,  dem  soll  daran  solches  urtheil 
unschädlich  sein.  12,159  (artikel  249  im  rechtbuch:  der  sol  dez 
ersten  seinen  recht  haben.    Freyberg  s.  472). 

2)  während  die  vorstehenden  bildungeii  dem  bestreben  ent~ 
springen,  einen  begriff,  der  vordem  nur  durch  verba  oder 
Sätze  zum  ausdruck  kam,  in  die  kategorie  des  Substantivs  über- 
zuführen, stellt  sich  gewährer  im  sinne  von  auctor  als  bloszt 
nebenform  von  gewähre  dar;  sie  steht  in  parallele  mit  zahl- 
reichen entsprechenden  neubildungen,  die  gerade  auf  dem  rechts- 
gebiet ältere  formen  verdrängen,  vgl.  selbstschuldener  (lirenner 
12,  169)  gegen  selbschol  {rechtbuch  488  Freyberg),  selbst- 
schulde {Krenner  V2, 166);  vorsprecher  (Krenner  12,88)  gegen 
vorsprech  (r«/i/6ttc/j  400  Freybery  ),vorspreke.  vorspreche  (SacAsen- 
spiegel),  fürsprech  (in  der  Schweiz  noch  heute  üblich);  vgl.  auch 
gelter,  antwurter,  chlager  (kiäger)  u.a.  der  älteste  beleg  für 
die  durchführung  des  suffixes  er  an  dem  Substantiv  gewere  reicht 
in  das  ende  des  13.  jahrh.  zurück,  er  ist  ostfränkischem  gebiet 
und  einer  Verkaufsurkunde  entnommen,  die  an  dem  Verkäufer, 
auctor,  vor  allem  die  rechtlichen  Verpflichtungen  hervorhebt,  die 
er  dem  käufer  gegenüber  festhalten  will:  mansum  unum  vendi- 
dimus  in  perpetuum  titulo  proprietatis  . . .  insuper  promisimus  et 
promiltimus,  jure  provinciali  veros  nos  esse  debere  warandos,  quod 
vulgo  dicitur  gewerer,  si  mansus  ante  dictus  per  impetüionem 
cujuscunque  impetilus  fuerit  vel  evictus.  Falckknstein  codex 
diplomat.  Nordgav.  90.  andere  belege  prägen  die  parallele  mit 
warandus  aus,  ohne  dasz  an  ihr  die  beziehung  auf  den  verkauf 
hervortritt,  vgl.  und  sein  auch  desselben  aigens  ir  gewerer, 
als  aigens  recht  ist  an  dem  gericht,  da  dasselb  gut  inne  ge- 
legen ist.    (1326)  monum.  Bote.  IG,  356;  ebenso  in  dem  Varianten- 


4857     fiKWÄllBKR  — .GEWÄHRERSITZUNG 


üEWAimFREIHEIT  —  GEWAHRfiELO      485S 


apparat  in  Saebunipiegelt  und  dir  riditiMge,  ßr  d*n  Homtyir 
d\i  formen  werer,  (ewarer,  gewareiit  anfuhrt^  ffU  iprikl  aver 
de  gewerf:  her  ricbter  ie  bidde  eoa  ordels  »•  deme  dat  bat 
in  tinen  geweren  brft  gebot  wol  twintich  jar  iint  der  lid  dat 
ie  it  em  verkofle,  oft  ic  it  ein  lebt  vol  «eweret  bebbe.  rieht' 
tifig  landrtehti  cap.  13  §  S  { Halberttdilter  hanJtchr.  ton  US*  werer 
u.  a),  dat  vordrdngtn  dir  ntum  furm  IdiU  luh  hier  lehritlireiu 
in  l.eip:iger  und  Dresdener  drucken  det  Sadi$en$pi*g*l$  ftrfolgtn. 
ttdhiend  noch  der  Leipzujer  druck  det  M.  Loraia  VM  I&3H  durtk- 
weg  an  geweiire  feslliält,  diingt  im  Dritdtner  drutkt  d«t  Woiata 
VON  1&63,  der  im  uöiiervtrteichnis  auch  nur  gewebre  luntkl,  die  form 
gewelirer  an  eimelnen  ttelli-n  det  textet  durch,  die  dit  hedfulung 
ftntt  numen  actionit  tehdrfer  autprägen,  treitere  forttthrittt  macht 
(liete  form  in  den  Leipziger  drucken  von  IS6t  und  IbM,  die  auf 
dit  rtdaction  ZottLt  zurückführen,  und  die  auf  die  tpdterf  lexl- 
gettaltung  ein/lut»  tiewannen:  «aget  aber  jenner,  es  aei  jm 
grgehrn  oder  er  habs  gekauITi ,  so  mus  er  neoneo  seinen 
wrlirinan,  von  drm  ers  geliuiifTt  iiat . .  wirt  era  geweret,  als 
recht  ist,  der  gewehrrr  miis  aniworten  an  »einer  statt  für 
das  gilt,  wirt  jm  nber  briich  an  dem  gewahren,  er  mns  da« 
gut  mit  Iltis  lind  mit  wett  faren  lassen.  Sachtentpiegel  {Dretden 
1S&3)  }.  buch,  arttkel  36  (genau  to  in  den  Leiptiger  drucken  ton 
IMI  und  t&9.'>,  tgL  dagegen  durchweg  gewer  in  den  drucken 
eaii  1621  und  l&lti);  der  Jude  mag  einea  Christen  mans  ge- 
webrer  nicht  sein,  er  wolle  denn  antworten  ao  einea  Christen 
manoes  sta(.  Sach»enipiegel  {Dretdtn  tb&3)  S.  buch,  arlikel  1 
igenau  to  in  den  Lexptiger  drucken  von  IMI  und  iriO&  geijen 
gewebre  tm  druck  Lothiss  ton  l&lx);  wer  auch  einem  eins 
kauffs  bekennet,  der  sol  durch  recht  ein  gewerer  sein  des, 
daa  er  verkaufTt  hat.  Sachtentpiegel  8.  iueh,  artilicl  4.  Leiptig 
(Vögeün)  I&8I  {ebento  1605  gegen  der  aol  durch  recht  gewer 
sein  des,  dem  er  verkaulTet  hat  im  druck  I.OTieas  ton  1528; 
gewebre  im  Dretdener  druck  ton  1653) ;  wer  eigen  oder  fremde 
liab  Torkauflt,  des  aol  er  ein  gewerer  sein,  die  weil  er  lebet. 
3.  buch,  arttkel  83  (Leipiig  15A1),  ebento  in  der  autgabe  ton  1695 
gegen  des  sul  er  gewere  sein  autgabe  von  t&28,  gewebre  aut- 
gabe ton  1563.  auf  diete  letarten  der  tpdleren  drucke  gründet 
tich  die  beaehtung,  die  untere  form  —  vielfach  im  gegental»  tur 
älteren  büdung  —  in  rechtste örlerbüchern  und  allgemnn  in  gram- 
matiken  und  teöiterterteichnissen  gefunden  hat,  vgl.  gewehrer 
bei  ScBOTTKL  333':  et  tlehen  tich  hter  etne  engere  bedentung,  die 
tiuhr  in  der  rechltlitteratur  tertret^n  ttird,  und  eine  vettere 
gegenüber,  die  in  den  fremdsprachlichen  icörterbüchern  umläuft, 

a)  gewührer,  der  besitier,  der  einem  andern  etrat  übergtebt. 
FaiscR  2,  416  {die  definttion  ist  aut  dem  richltleig  geschöpft); 
gewehre  oder  gewehrer  heitst,  der  einem  einet  gutet  oder  ter- 
kauften  dinget  tu  geteehren  tthuldig  ist.  tocabuUr  tum  corput 
juris  Geimaniei  (1"60)  i.  87;  gewaerer,  potsessor,  qui  alteri 
tradit.  Sciiaaz  546;  geware,  gewarer,  ttarendator,  tparandut  i.  e. 
autor,  a  quo  quit  habet  jut  tuum,  qui  tenetur  ttictionem  prat- 
ttare.    Haltaos  706. 

b)  gewahrer,  qui  cautionem  praettitit,  qui  tatisdedit,  tpontor. 
IUtbr  pädagogut  htinut  (t'33)  390;  gewahrer,  grvdhrtmann. 
('aoasL  4,  IÜ38;  gewahrer,  een  borg,  die  borg  blyfl.  KsAMEa 
3,133':  gewahrer  (ohtol.)  tcaarborg.  VViiDinaACB  deutsch-hoUdnd. 
rb.  (IS03)  436';  gewahrer,  der  etwat  getedhrel,  betondert,  der 
gewähr  leistet,  in  den  rechten.  Camps  2,856;  gewahrer  (in  Ja») 
batl,  teeurity.  HiLPsar  2,1,462*.  in  iiettr  allgemeineren  be- 
deutung  ist  die  form  bei  Vosa  eingeführt: 

auch  die  dSiuoiien  dei  meers.  die  hl«r  den  heroeo  gesellt  (Ind. 
und  der  fre>iad'  obwalter.  und  meerab  rsuscbvode  •irAme. 
selbst  such  den  llnstergeJockien  kronidlucheo  erdertchOtterer 
{ruf  ich)  ellsnd  bervor  au«  der  woge  tu  nahn,  ein  gewihrer  des 
eidtchwurs.    Voss  ('i/'/i««.«  der  aigonant  34>>. 

GEWÄHRERIN,  f.,  moiierte  form  tum  mase.  det  nomen 
agentis,  sie  ist  in  den  beiden  bedeutungen  belegt,  die  oben 
{sp.  4865.  4866)  an  dtesem  unterschieden  wurden. 

1)  mil  actirer  ausprägung  der  verbalbedeutung :  do  bist  unser 
Torsprecbe  in  unserm  herzen  und  unser  gewererinoe  in  gotea 
herzen,  mönch  ton  Heilsbronn,  buch  der  '  grade  17  Mersdarf. 
tgl.  Lbifr  naehtrag  2u8. 

2)  mit  pastiier  autprägung:  ob  aber  der  Terderbte  eine 
hausfrau  hinter  ihm  verliesze,  der  ihre  morgengabe  oder 
heuratbsgut  nicht  entrichtet  wäre,  die  soll  von  sulcbem  gut, 
so  Tiel  sie  dessen  weiset .  erste  gewahrerin  sein.  protokoU 
ton  14S7  i)ft«r  die  reformation  d<-s  rechtbuehet  kaiser  Ludtripf 
s.  Krenner  i2,to2. 

GEWÄHRERSITZUNG,  f-:  wenn  das  eigenthum  einer  frem- 
dt'D  Sache,  odtT  eine  besondere  gerecbtsame  bieranf  mittels 


der  Mit  erlangt  wird,  ao  btitsi  ca  eiet  ftrjlbrang.  noit  und 
gawibrtraittang.    ekurMmtkn  laaärmkl  ttm  t'H  U  taf.  H  i. 

GEWiHHFHEIHElT,  f.:  dU  ftvikrMMaag  füll  ..•••• 
der  ferkaufcr   akli  ftwUirfrtikail  orkaodliek 
badiichn  getett  oftü  MM  (rnaWr.  hUU  $.  tM). 

GEWAllKFRIST,  f.:  gewahrfrlat  ..  d«ri 
dessen  der  erMerbrr  der  sache  btr«äilif|  bt,  H»  tßWiMikfß 
gegen  den  «erlutterer  aotuirsgro.  TlWM,  kaimiHlutk.  kmm. 
4,  418;  gewibrfriat  .  .  janer  zeilraMB,  itniti>  itum 
Verkäufer  eines  tbieres  dem  blofar  für  dM  frrtai« 
einen  gewissen  fehler  .  .  tn  haften  bat  eUnd* :  der 
kBufer  hat  nur  bealimmte  fehler  (hauplnlugtl)  aa4 
nur  dann  zu  vertreten,  wenn  sie  aich  inoerba^b 
fristen  (gewShrfristen)  zeigen,  die  haopimlogel  sai  di«  f»» 
wabrfristen  werden  durch  .  .  .  kaiserliche  verordaoaf  k*- 
atimmt.    bürgerlirhet   geuttbutk  f  48X    tgL    gew»hrt«it  (s.  4.t. 

GEWAHRGEBOHR,  f.  der  ertU  cornfmUtmuHttd  kmtffi  m 
gegentats  in  den  eben  betprochenen  tutmmntMMȤf  m  fa- 
wahr  1  (teslitura)  an  und  weist  die  dank  jiafart  |Mlld|^ 
formen  entwickelte  bedeutung  einer  gertchtUektm  baiilsaiasaalasaf 
auf,  die  mit  trhnfllieher  beurkundung  verknüpft  Ut,  nfL  tp.  V»l. 
479>.  neben  der  hieraus  abgeloteten  allgemeineren  bedeutung 
itt  ton  dem  compositum  auch  eine  engere  belegt,  du  auf  die 
bergwerkttpraehe  betchränkt  ist. 

1)  allgemeiner«  bedeulung,  tgL  ioM  iUere  gewahrgeld:  it 
einer  sein  bausz  verkauflt,  sulle  der  kaofbrief  beim  htm 
geschribeo  und  ordentliche  gewöbr  genohmbeo  werden  und 
der  kaufer  oder  Verkäufer  die  bei  dieser  berrschaft  gthrakkig 
gwOr  und  grunthuecbsgebOr  entrichten,  ibanniaidinf  m  8flUȤ 
lt>«7)  itterr.  weisth.  7,666;  gwOhr  und  gruntbucbsgebUbr  .  .TOB 
einer  gwObr  aio  gülden,  vor  die  fOrtigung  iedes  mall  dieistig 
kreuzer,  scbreibgeld  dreiszig  kreuzer,  vor  einen  auszzog 
funfzeben  kreuzer.  (banntatdtng  tu  Smmering  I7.  jakrk.)  7,IM; 
da  man  aus  eiogekommenen  vorderen  berichten  eine  in  daa 
verschiedenen  amtern  bestehende  Ungleichheit  in  anitehnng 
der  gewahr-,  erkenn-  and  einscbreibegebübren  bei  verkaufen 
und  Verpfandungen  wahrgenommen  hat  ««lerrArtnucAei  pr»- 
tinsialblatt  1810,  tgl.  VVKBRKa  bad.  Verordnungen  3,90;  die  ofta- 
gerichte,  welche  deren  führung  Oberoehmen,  halten  iQr  die 
abscbatzung  und  gewabrung  der  Unterpfänder,  sowie  bei  «er- 
auszerungen  derselben  die  gesetzlichen  erkenn-  and  gewihr- 
gebühren  zu  bezieben.  bad.  verordn.  v.  i.  februar  ttst,  a.  im 
regierungtblatl  t.  5;  liegen  die  gfller,  welche  in  einem  and  de»> 
selben  vertrag  verauszert  werden ,  in  verschiedenen  gemar- 
kungen,  worüber  verschiedene  ge«ahrbQcber  gefobn  werden, 
so  werden  die  einacbreib-,  auazugs-  und  gewaiirgebObren  von 
gemeinderatb  und  rathechreiber  in  jeder  gemeinde  für  die  za 
gewahrenden  guter  besooiiers  bezogen.  2.  apn!  i8n,  s.  r*- 
gierungiblatt  80;  die  gemeinderaihe  haben  für  den  eintraf  . .  di« 
eintragv  und  gewahrgebühr  zu  beaiebea.    SS.  mmt.  IMl,  a.tiai 

2)  in  der  bergmanmtpraehe  triri  ik 
titumt  terengt,  tie  tteht  unter  dem  einßunitri 
die  gewahr  dort  ang-^nommen  hat,  tgL 
das  moment  der  tchrtflUehm  beurkundunf^  d4»  im  i 
gebrauch  det  wottet  mehr  b  gleitrrt€hetnunf  var,  all  der 
liehe  iug  an  dteser  rerwendung  det  campasrfws  herrar:  gewahr» 
gebohr,  daajenige,  waa  man  dem  gegeoschreiber  for  di« 
gewahr,  d.  i.  bescheiniguog  des  antbeiis  betablel:  welchen 
gemeiniglich  l  groKben  ist,  liaher  er  auch  der  i;e»al 
genannt  «ird.  Adilurc  2,645;  gewahrgebühr,  scAry^yeM 
een  boekhouder,  tarn  de  l>er§mfnen.  Wsioinsaca  de 
ith   (1803)  436. 

GEWAIIRGELD,  a.,  «Um  ftem  auf  der  aH^iwiBeHa  I». 
deutung,  du  für  fewihrgebdhr  Mryl  im:  anl  |a«barfaU, 
helffgeld,  cidtf eld . .  gehurt  alles  aascra  gatüna  bcm  «•• 
Meiniz.  Erfurter  feTiehUtrdnmng  eea  140  f  tl  McMm«:  «m 
aber  erbaebaft,  wechsxl  oder  andtra  bcChfl,  aaeh  daa  kaali|M 
auf  13  ^  nit  erstrcckete.  soll«  nwa  daa  ge»aaditb  g«««br* 
gelt  13  ^  geben,  rerhie  da  tUfU»  ÜMliniialari  (i»it|  ML 
wettth.^w.  «a«.  4:  («  ttUen)  e«  all  4aa  gaal  Awcfc  karf 
in  Veränderung  kaabt  ..  der  vrrkanfcr  t^  **'  'v  hmdm 
1 J^  von  kraiaer  der  berracbafl  g«wAbrf«ll  fabaa.  I^itl 
anm.  4  (JDasImwa^iirf  1617);  daa  foerfodergell  aal  ttmm 
■mtmaa  bal«ik«a,  ab«r  das  fwcrgeh  aol  er  «laaia  iltataak 
«crrailM.  (taaCraafsMMa  flr  dtm  aBipiaiaai  sa  dn  Sikwgmmm 
1634)  7,T»:  da  ia  daa  wricbiadeaaa  hadeaiballa«  kia> 
akbilich  der  «rbabaog  der  erkenn-  and 
ortsgerichi«  vea   kaufen   and  tanacben   aach 

306« 


4859 


GEWÄHRGELD  —  GEWAHRHEIT 


GEWAHRHEIT 


4860 


Bodann  hinsichtlich  der  schreibgebühren  sehr  ungleiche  namen 
bestehen  ...  so  hat  man  sich  unter  aufhebung  alier  früher 
bestandenen  gesetze  bewogen  gefunden,  nachfolgende  gleich- 
förmige Vorschrift  za  ertheilen.  badisehe  Verordnung  vom 
30.  September  1816,  s.  regierungshlatt  s.\i9;  aueh  nach  dem  ein- 
dringen der  jüngeren  und  ak  gewdhller  empfundener  bildung 
gewährgebühr  hält  sieh  unsere  form  im  allgemeinen  sprach- 
gebrau<^:  die  im  §  1  aufgeführten  gebühren,  so  wie  im  falle 
des  §  2  die  erkenn-  und  gewährgelder  werden  bei  Versteige- 
rungen von  jedem  steigerer  besonders  . .  erhoben.  2.  april  1833, 
5.79;  ebenso  wird  .  .  die  gebühr  des  §  1  oder  das  erkenn- 
und  gewährgeld  in  §  2  nur  einfach  .  .  erhoben,  ebenda;  die 
gemeinderäthe  können  mit  den  ratbschreibern  vertrage  ab- 
schiieszen,  wodurch  diese  gegen  den  bezug  eines  theiles  der 
gewährgelder  gegenüber  dem  gemeinderäthe  einen  verhältnis- 
mäszigen  theil  der  baftbarkeit  übernehmen.  6.  april  1868  (§  2). 

GEWÄHRGERICHT,  n.,  jüngere  bezeichnung  für  die  amtsstelle 
die  die  auf  sp.  4797.  479S  dargestellten  functionen  ausübt ;  vgl.  auck 
gewährung.  als  ortsgericht  ist  diese  amtsstelle  schon  in  der  ba- 
äisehen  Verordnung  von  1816  vorgesehen,  sie  hat  das  gewähr  (grund)- 
buch  zu  führen  und  bezieht  die  gewährgelder  (s.  d.);  vgl.  aueh 
die  badischen  gcmeindeordnungen  von  1831  (regierungsblatt  von  1832, 
s.  92)  und  1858  {regierungsblatt,  s.  525).  die  Zusammenfassung 
der  Obliegenheiten  im  vorstehenden  titel  ist  erst  1868  in  der  an- 
leitung  %ur  führung  der  grund-  und  pfandbücher  ausgesprochen: 
die  gemeinderäthe  bilden  das  gewähr-  und  pfandgericht  für 
die  zu  den  ortsgemarkungen  gehörigen  ..  liegenschaften  §  1; 
der  gemeinderath  als  gewähr-  und  pfandgericht  ist  .  .  ver- 
ptlichtet . .  eigenthumserwerbungen,  sowie  Vorzugs-  und  unter- 
pfandsrechte einzutragen,  auch  eigenthumserwerbe  und  be- 
dungene Pfandrechte  zu  gewähren  §  4.  so  musz  das  gewähr- 
gericbt  die  willensmeinung  der  betheiligten  in  geeigneter  form 
und  nach  dem  von  den  parteien  genehmigten  Wortlaute  ein- 
tragen.   §  65  u.  a. 

GEW&HRGROSCHEN,  m.,  vgl.  gewährgebOhr:  wenn  einer 
(in  bergwerken)  dem  andern  gewisse  bergtheile  überläszt  und 
darauf  den  gewährgroschen  nimmt,  da  denn  der  verkäuffer 
gehalten  ist,  dem  käuCfer  binnen  vier  wochen  die  gewähr  im 
gegenbuche  zu  thun.  Chombl  4,1039,  vgl.  Campe  2,356;  ge- 
währgroschen (in  mining),  fee  due  for  the  certificate  of  a  part 
or  share  in  a  mine.    Hilpebt  2, 1, 462' ;  bei  Veith  nicÄ(  belegt. 

GEWÄHRHABER,  m.,  Zusammensetzung  mit  gewähr  I  in  der 
bedeulung  von  besitz,  gewalt  vgl.  gewalthaber:  gewabrhaber, 
le  depositaire,  Verwahrer.  Scbwan  (1811)  1,440*;  gewabrhaber, 
d^positary,  trustee.  Bailbt-FahrbnkrOgek  2,326.  ebenso  Fick, 
HiLPBBT  u.  a. 

GEVVÄHRHAUS,  n.,  mundartliche  benennung  bei  der  entweder 
ebenso  wie  in  gewabrhaber  die  parallele  von  gewähr  mit  gewaU 
zu  gründe  liegt,  oder  wie  in  gewehrzaun  (s.  gewährzaun)  der 
begriff  der  sicherstellung  des  eigentums  gegen  rechtsansprüche 
den  ausschlag  giebt.  sie  ist  aus  dem  Salzburgisehen  belegt,  wo 
in  einem  bestimmten  bezirk  die  bauerngüter  auch  gewehrhäuser 
genannt  werden,    vgl.  Schhbllbr  2%  971. 

GEWAHRHEIT  I,  f.,  abgeleitetes  Substantiv,  das  aufviara  eautio, 
protectio  (Graff  1,907)  und  noch  unmittelbarer  auf  gewar  [vgl. 
gewahr  sp.  4763 /f.)  zurückweist,  wie  die  letztere  form,  so  hat 
auch  unsere  ableitung  der  subjectiven  ausprägung  des  begriffs 
wenig  Vorschub  geleistet.  Notker  {vgl,  Graff  1,912),  der  die 
meisten  älteren  belege  darbietet,  bringt  eine  eigenschaft,  die  dem 
Charakter  innewohnt ,  zum  ausdruek ,  bei  ihm  tritt  die  parallele 
mit  vorsieht,  behutsamkeit  hervor,  vgl.  ungewareheit,  temeritas. 
Graff  a.a.O.;  die  belege  jedoch,  die  die  mittelhochdeutsche 
periode  in  groszer  zahl  aufweist,  streben  fast  alle  einer  objectiven 
fatsung  zu;  hier  bezeichnet  gewarebeit  einen  in  äuszeren  Ver- 
hältnissen begründeten  zustand,  die  Sicherung,  Sicherheit,  hierzu 
stimmt  die  glosse  aus  einem  codex  des  10.  jahrh.  gewarheit, 
hude,  tutela.  Scbmeller  2^,970;  von  hier  aus  wird  das  wort 
ebenso  wie  gewar  auch  auf  örtlichkeiten  übertragen,  vielleicht 
nimmt  es  auch  die  form  eines  Versprechens,  eines  rechtlichen  an- 
spruchs  an.  die  beispiele  jeglicher  art  reichen  jedoch  nicht  weit 
in  unsere  periode  herein,  in  der  einen  bedeutung  ist  das  wort 
durch  Sicherheit,  in  der  andern  durch  gewahrsam  (t.  d.)  ver- 
drängt worden. 

1)  die  subjective  fassung  des  begriffs,  gewarheit,  vorsieht: 
taz  manigero  wän  sih  nicht  nech^ret  an  die  vr^hte  dero 
wercbo,  nube  an  dta  geskiht  dero  trugesäld^n.  unde  wänet 
schert  tär  gewareheite  dar  säligheit  folget  (ea  tnntum  judicat 
esse  provita,   quae  felintas   eommendaverit).    tannan   geskihet, 


taz  kAot  anawdnunga  ^resta  dero  sih  keloube,  d)en  misse- 
lungen  ist.  Notker  Boethius  35';  so  wer  durch  kewareheit 
sin  gesäze  welle  machön  £wig,  quisquis  vokt  eautus  ponere 
perennem  sedem.  69'.  nicht  ganz  sicher  sind  die  glossen  für 
cautela,  das  in  seinen  Verwendungen  die  subjective  und  die  ob- 
jective  prägung  des  begriffs  umfaszt.  hier  wird  in  handschriften 
des  13.  jahrh.  ein  älteres  giwerida  {vgl.  sp.  4784)  durch  unsere 
bildung  verdrängt,  vgl  cautela  gewarheit,  Prager  codex  der 
glossae  Salomonis.  Steinmeyer -Sibvers  4,45;  ebenso  in  der 
Wiener  handschrift  eines  deutsch-lat.  wb.  3, 360 ;  und  in  Wiener 
und  Münchener  handschriften  des  summarium  Heinrici.  3,  231 ; 
dagegen  gehört  sicher  hieher  die  stelle:  und  mit  gewarheit  in 
furent  {et  ducite  caute)  in  der  mitteldeutschen  evangelienüber- 
setzung  aus  St.  Paul  für  Marcus  14,44.  vgl.  Schön bach  s.  b. 
Wiener  akademie  137,5, 110  {vgl.  ffirit  en  geweriichen.  Bebbih; 
weisleich  cod.  Tepl.;  füret  in  gewisz.    Luther). 

2)  die  objective  fassung  des  begriffes:  gewahrheit,  Sicherheit, 
sicherstellung,  gewahrsam,  vgl  mhd.  wb.  3, 505\  Lexbr  1, 977. 
Schneller  2^,  970. 

a)  die  ursprüngliche  abstraete  bedeutung  gewinnt  in  den  meisten 
beispielen  bestimmtere  uichnung  durch  beigefügtes  Possessivpro- 
nomen oder  subjective  genetive  {meist  der  sele,  seltener  des  libes) ; 
die  belege  für  absoluten  gebrauch  sind  spärlich  und  beruhen 
vielfach  auf  formelhafter  erstarrung.  dies  gilt  im  besonderen 
für  die  präpositionalverbindungen ,  in  denen  das  Substantiv  viel 
häufiger  belegt  ist,  als  in  der  subject-  oder  objectfunction. 
a)  das  Substantiv  in  der  objeet-  oder  subjeelfunction. 
1))  absoluter  gebrauch: 

ain  koutstat  er  duo  vant, 

Magenze  die  vesten. 

diu  dühte  in  duo  diu  beste, 

da{  er  gewarheit  mähte  hän. 

kaiserchronik  776S  SahrOder; 

'da;  ich  der  törbelt  wielte 

daj  ich  dich  Trä;  behielte .  . 

ej  wxra  ein  breit  geriute 

züo  dinen  armen  wol  bewant: 

et  zseme  baj  in  dSner  haut 

ein  houwe  unde  ein  gart, 

danne  din  umbevart .... 

rüme  da;  hüs  vil  dr&te*. 

nü  was  es  harte  späte. 

do  empbie  der  s&ndxre 

ditz  schelten  äne  swxre 

und  mit  lachendem  muote. 

SU8  antwurl  im  der  guote 

'herre,  Ir  habt  mir  war  geseit. 

8wer  guote  gewarheit 

im  selben  schallet,  deist  ein  sin'. 

Hartmann  V.  AUB  armer  Heinrith  S818. 
2))  cerbJniun^  mit  einschränkenden  bestimmungen : 

a))  mit  den  bilden  hie;  er  laden 

manigen  iseninen  wagen 
und  scüf  sine  gewarbeit 
gegen  Poren  bere  breit.     Lamprbcht  Aleminder  4400; 

doe  si  dat  gesfigen, 

doe  slioepeii  si  ouch  bere  were, 

want  si  sägen  dat  bere 

wäpen  ende  rüren. 

■i  sägen  dar  toe  füren 

Tele  gröte  gedracht. 

A  dan  si't  worpen  in  die  gracbt, 

4  dan  si't  mochten  neder  gelegen, 

«A  hadden  si  ouch  dare  engegon 

geskapet  here  gewareheit. 

Hbinricu  V.  Vrldekb  Eneide  68St  Behaghet; 
und  wil  iu  gerne  bewarn 
den  lip  so  ich  beste  kan. 
min  her  Iwein,  nä  g&i  dan 
da  iwer  gewarheit  bejjer  si\ 
und  Tuorte  in  nähen  da  bi 
da  im  alle;  guot  geschach.      Iwein  1777  vgl.  anm. 

b))  als  diu  tjost  was  ergän, 

ir  ieglicher  sin  swert  gewan 

mit  vil  herzeclichem  zorn: 

da  von  wären  verlorn 

vil  schiere  die  schilde, 

wan  sie  der  siege  milde 

beide  da  einander  warn 

unde  wollen  da;  bewarn, 

da;  sie  niht  dar  an  verlüren, 

unde  beide  dar  an  küren 

beider  übe  gajlec  gwarheit, 

da;  e;  ü;ermä;e  kleit 

der  ander  iht  mit  riuwen.  H.  v.  d.  Törlin  ftrone  91467; 

ich  hörte  sagen  maire 

da;  triwe  und  sta;te  waere 

aller  sxiden  beste, 

ein  märe  unde  ein  veste 

für  aller  hande  leit 

unde  gar  ein  gewarheit 

manne  unde  wibe 

1«  s^le  und  ze  Hb«.  tweitet  büchlein  142. 


4861 


GEWAHRHEIT 


nEWAHRHErr 


4862 


ß)  da»  tubttanlh  in  präpontionalttTbinäungn. 

1))  ubtoluttr  gtbrauch. 

a))  a))    ntcb  frowen  Cotian  rlu 

(wto  li  lo  dao  w«e  lArM) 

ör  dia  tiriia  «r  k4ri« 

dia  ar  («itar  dar  reit: 

dai  ftiobaeh  durch  («warkali. 

UAaTiAitii  f.  Aot  8r0e  1749; 

dat  dadaD  il  durch  gawaarbalt, 

off  dar  amiD  eloleha  •lolliball 

baguDd«  olTia  dechta, 

da«  mana  ea  wader  brecht».         Ktrlwuimtl  tll,  IS. 
fl))  dal  bade  der  konloo  mtre 

Jeden  dorch  ein  gewarehalt. 
och  gewan  he'a  roakel  erbeit. 

HtiNBicaT.  ViiDBia  Entiät  1144S  Bthagk0t. 
h))  a)\    er  blei^  tie  tbie  berreo  btreo, 
mit  gewarebeli  hie;  er  brlngeo 
lie  beim  le  Karlingeo.  RolandiNed  Ml, 9; 

nA  vernemeot  apxhen  llal 
wie  er  dat  erdchie, 
wie  er  Floren  brxbte 

In  den  turn  mit  gewarhelt.      K.  Flick  Flort  U33 ; 
den  ich  da  chusae  da{  tat  er. 
nu  fchoffet  das  man  In  vor  her 
bringe  mit  sewar^xlt 
unl  mir  meine  mite  lint  bereit. 

K.  T.  llBiatfrvtT  urUtnd»  104,19  Haknj 
und  allen  (Inen  lli;  gelelt 
wie  er  mit  gewarhelt 
BlanicheQür  bebalte 
«er  listen,  ror  gewalte 
In  elme  turne  vette. 

KoNRAD  Flkck  Flor$  und  Blamcheßur  4lft4: 

die  boten  riien  beide  dan.      dd  bie{  der  blscbof  eine  man 
al  balelten  üT  den  wegen,      »6  verre  und  er  Ir  mobte  pblegen 
■It  spbe  und  mit  gewarhelt.     swer  in  In  Beiren  widerreit, 
VCD  den  wart  In  nlhi  getAn    (das  muost  man  durch  Ir  herren  lin). 

lUagi  1479; 

wen  «welch  man  bit  den  iln, 

der  enkumt  niht  dar  in, 

ern  raüge  mit  gewerheit 

ktran  In  sin  Sicherheit. 

TuoiAsiN  der  mtUeh»  gaU  3799; 

•b  Ich  über  den  Semernic 

■ug  komen  mit  gewarhelt. 

Ottokar  rcimchronik  10791  <6«iifo  6240; 

verllust  man  sinen  ISp  di, 

got  bebaUei  anderswi 

Ilp  unde  sdle  4wecliche 

vnr  wir  In  slnes  vater  riebe. 

di  mac  man  mit  gewarbeit 

enoigen  sine  Trflmkelt, 

d&  man  mac  gewinnen  vil 

und  Verliesen  nihl,  der;  tuon  wil.        lt43A; 

do  beguod  er  den  kOnIc  biten, 

das  Br  >n>  KChe  geleite, 

daz  er  mit  gewarheite 

reaete  swax  er  garte. 

der  kOnec  in  dd  gewerte 

da{  er  vrlde  bsete, 

awat  rede  er  taste, 

und  er  nlht  iQrnen  wolde. 

Ulbich  V.  Zatiibbotir  Lanttht  4086; 

wlo  sol  des  iemer  werden  rit, 

ern  becb4r  sich  ernenne 

unt  lebe  mit  gewarhelt  denne. 

U.  T.  Mble  prieslnUben  937  Htintel. 

fl))  blacboir  Uoirich  der  wolda 

hinie  Salipurc  «in  gevarn. 
die  rechten  s^trAien  wold  er  spam 
durch  heuer  gewarhelt 
gegen  Admont  er  reit. 

Otto  KAI  retmcAronU  6108; 
nu  schalTet  unse  hude 
mit  groesier  gewarbelde  1 

hartmeiint  600,0  KeUir.    »beiuo  (00,  43. 

r))  darnach  wissend  ewch  xA  richten  und  tu  besorgen  in 
gawarhait  mit  ewern  üben  und  giiten.  offener  brief  dir  itadl 
Augsburg  an  ihre  bürger  und  kaußeute.  14.  april  1419.  d.  stddli- 
tiuronilun  5,  348,  16. 

3))  Verbindungen  mit  dem  subjectiten  genttiv  oder  poiwsn*- 
pronomrn ; 

*))  n))    der  chunich  Joch  diu  saellg«  ehunigio, 
tll  dicke  OAgeten  sl  minen  trehtln, 
beide  wtia  unt  stunde 
manten  si  got  dar  umbe 
durch  slner  muoter  liebe, 
das  eri  genxdiciiche  sciede 
nich  gewarhaii  der  sdle 
unt  ouch  nich  des  riebet  4ra.      ktiterdirontk  17097; 


di  wart  dar  guot  niht  gespart: 
sf  ■ 


gar  höhe  si  besiatei  wart 
und  Dich  der  s4le  gewarhaii 


Ma*  und  Bemflor  14,17; 


iu  u  iu  gaoadecjteben  geruocb«  sewandelMe  Baeb  aIocb 
holdto  Dode  nach  gawarhait  ooaer  ansaa  aal«.  ip«c«iiiai  «»• 
drWM  101  KelU. 

ß))  na  iai  dat  tit  konin,  dat  wir  unaar  acta  kalflo  acbuKn 
ond  ratin  aollin . . .  too  diu,  die  über  iart  {ita  jßkr  kindurtk) 
lebint  nach  ir  mStwillan,  dia  labio  dock  4iM  laixalia  tiie  io 
dirra  raaleo  nach  ir  gewarbeile.     ipUMiMl  tnätm«  kl  l»ü$, 

b))  man  arTort  dat  ■•»  *ll  ervara. 

dat  Dien  niht  w||,  dat  1»  »•"  ^V%. 

nxma  dir  lernen  din  rini 

Ode  slOego  dir  lernen  dia  kint. 

du  vOereti  hin  lelm  eodero  Baa, 

kaodeatu  dich  nlbi  vertt4a  dar  ao, 

dat  *''  dir  »eh  wat  des  reht  wa>ra, 

und  Izsi  dir  wesen  unatcre 

se  erTam  umbe  dia  gewarfaelt 

diner  s4le,  daist  ein  nerrlscbeil. 

Taoitsia  der  iMiac4a  faal  WO. 
t))  a})    Arrlua  eich  besanta 

TOD  lande  le  lande. 

dat  huocb  tuot  uns  kunt: 

Im  kom  n4r  denne  flunfiacb  lüaaai. 

die  wtren  alle  wider  der  cristeDbail, 

sl  titen  et  durch  die  frlbalt 

■lobal  D4re, 

denna  durch  gawarhait  dar  alle. 

kaUerdkrtnik  19444; 

daz  wir  darcb  unserre  sei  gewarhaii  ana  also  mit  ein  ander 
haben  vereinet  UUameiU  tweitr  brüder  «roa  Ckunring  ittl, 
monuai.  ZmetL,  föntet  Auttr.  2,  9, 237 ;  ich  Fridreich  von  Houaakk 
ich  Tergich  offenleich  mit  iditem  brief...  dat  ich  mit  wo!- 
bedachtem  muet  und  dnr  gewarhaii  mainer  sei . .  bao  galobl 
. .  das  driltail  des  zehents  dat  Houaakk.  urkunit  wmt  HH^ 
urkundenbuch  des  landes  ob  der  Enn$  4,390. 

ß))  berre,  bete  icbr  nlht  getin 

durch  luwers  Ilboe  gwarbalt, 
ich  bete  et  lu  nie  geseit.     Ertc  Mi. 

/))  einee  dinges  vil  gescbiht, 

des  enwuiidert  mich  nlht, 
swer  sinem  llbe  vorbie  treit, 
dct  er  durch  sine  gewarhelt 
dicke  Oluchel  grOten  scbel 
üf  die  burc  dt  dem  tal.       0651; 
ein  vaikansre  gie 
dl  er  ein  lenel  gevie. 
er  Terntt  et  In  sinen  buoi, 
alsO  noch  manic  man  tuot 
durch  sine  gewarhelL 

der  faiknir  und  das  ttrui,    tttk,  4.  a.  7.941. 

o))  dA  Ton  dat  "  (<'"'  P^P*')  geschaffat  halt 

durh  der  armen  gewarhelt, 
dat  men  einen  sioc  selten  solde 
in  die  kircben;  swer  denne  wolde 
helfen  ter  vart,  dat  «rt  dar  lelu 

Thobasir  der  meUtk4  g*M  lllTt. 

i))  von  d&  warde  wir  allintbaiben  gemacht  tod  der  beiiigeo 
scbrift  xot  der  gewarheit  unser  aela.  Lafaia  inl»€k$  fnii§km 
194,  14. 

'))  er  bei  seine  sinne 

le  der  werlde  gerichtet. 

unt  bei  sich  gephilhiet 

te  aller  siebte  upplcheil 

wider  der  sei  gewarhelt.      TirngdtiMM  49,41. 

9))  «intckrdnkung  des  begriffet  durch  einen  tu^kmitn  aifa: 
dO  wart  diu  lavele  geleil 
tuo  Im  In  dat  klein«  vet 
dO  beilutxen  si  dat 
mit  solher  gewarhelt 
dag  dobeinrr  «lahie  lelt 
gascba-he  dem  kioda 
TOD  regen  noch  too  winde 
■och  von  der  Ondeo  Treis« 
ür  der  watserrebe. 

UABTBAini  ?.  Aaa  Grtftr  731  Asal; 

■hie  hellem  rliur  nshe  W. 
sprach  diu  mscet  wol  getia, 
'den  »oll  du  einen  nide  Ua: 
dat  Ist  wol  min  wllla*. 

diu  naget  eg  dO  saaaaaaaa  traaa 

aalt  wUlicbao  rita, 

tn*  aoda  afOu. 

in  Ir  Tatar  aalt  dem  köaega  reit, 

«ad  doaii  ailt  der  gewariMit, 

dag  laa  araea  aikt  icaecliack. 

ULBica  T.  ZATtnaaTn  L«as«lel  7910 


I)  ik  aWrtrafnaf  iss  i<fr*f<*  ••/  '*"'  <rtitcUMl 
dit  ntrhiniuu§  mit  iim  paiariiiayraBaaif  aa,  4er  atmbi$ 
br»utk  ist  hier  •rrmacft  mai  mnndtr  ealaicMK. 


hertog  Ertitl  2832; 


4868  GEWAHRHEIT 

dö  giengen  dan  besunder 
die  zwöne  ritter  gemcit 
stdn  an  ein  gen'arheit 
undr  ein  gewelbe  vinster. 
dar  ü;  gienc  ein  veuster 
ob  der  würmcläge  bö. 

icb  hörte  sagen  msere 

daz  triwe  und  stsete  wsere* 

aller  sxiden  beste, 

ein  märe  unde  ein  veste 

fDr  aller  bände  Icit 

und  gar  eine  gewarbeit 

manne  unde  wibe 

ze  sdle  und  ze  libe.  2.  büehlein  142. 

ß)  der  relative  gebrauch  hat  auch  hier  einige  präposHional- 
verbindungen  entivickelt,  unter  denen  an  sin  gewarheit  neben 
verbis  der  bewegung  bevorzugt  wird.  Ottokah  gebraucht  in  gleicher 
bedeutung  gelegentlieh  (87508)  die  form  gewarhalt  im  reim  auf 
manicvalt.  beachtung  verdient  die  Vorliebe,  die  B.  Zink  in  seiner 
Chronik  für  alle  arten  dieser  Verwendung  zeigt,  während  jüngere 
Augsburger  Chronisten  das  wort  gar  nicht  mehr  aufweisen. 

l))  "))  daj  Isint  ze  herbergen  gie 

und  gebot  den  lewen  da;  sie 
fuoren  an  ir  gewarheit 
so  da;  nieman  dehein  )eit 
noch  schade  gesciiasbe  von  in. 

K.  T.  FuszKSBRUNNEN  kindheil  Jesu  2881; 
da;  er  ü;  Stir  dem  lande 
füer  an  sin  gewarheit 
und  ir  da  so  lange  beit 
UDZ  da;  si  kämen  hin  nach. 

Ottokir  reimchronik  27614 ; 

swie  y\\  dö  jämers  wart  vernomen, 
dise  wären  an  ir  gewarheit  kernen, 

hertog  Ernst  1350; 

UDZ  daz  er  binwider  baimkombt  an  sein  gewarheit.  freiheits- 
brief  von  1514  bei  Schmeller  2*,  970; 

als  Erec  do  gereit 

an  sine  gewarheit, 

dö  er  den  gräven  niht  enisaj, 

nu  verweij  er  frowen  Eniten  daj 

da;  si  sin  gebot  so  dicke  brach. 

HARTII4NN  V.  AuK  Erec  4258; 

in  kurzen  tagen  darnacb  gieng  apt  Jörg  bei  der  nacht  ausz 
dem  closter  gen  Ulm  an  sein  gewarheit,  darausz  gar  ain  grosz 
geschrei  wart.  Tbohan  Weissenhorner  chronik,  vgl.  Bauhann 
quellen  zur  geschickte  des  bauernkrieges  17 ;  item  also  zoch  marg- 
graff  Albrecht  für  Haidegg  und  gewan  das  schlosz  und  die  stat 
docbmit  geding;  darzn  betten  die  von  Nürnberg  noch  ir  helfer 
nichts  nit.  und  als  ers  nun  gewunnen  bett,  da  zocb  er 
wider  haim  an  sein  gewarbait  ungeirret  aller  seiner  feint  halb. 
{chronik  d.  Burkard  Zink)  d.  stddteehr.  6, 189. 

b))  dö  reit  er  mit  in  von  dan 

und  brähtes  als  ein  hövescb  man 

vll  rehte  an  ir  gewarheit. 

Harthann  t.  Auk  lipein  6367 ; 

als  dise  rede  er  ersach, 

des  listes  er  im  sä  erdähte, 

da  mite  er  sie  vll  snelle  bräbte 

gar  an  sin  gewarheit: 

an  Einen  arm  er  sie  leit, 

da;  sie  sin  nie  enpfant. 

H.  V.  ».  TÖRUN  kröne  11307 ; 
und  kumet  der  ribter  für  die  kircben,  und  heischet  den 
menschen  her  uz,  der  priester  sei  im  sin  niht  geben  her 
uz  der  kircben ;  er  sei  in  frliichen  an  sin  gewarheit  bringen, 
und  tut  da  wider  nieman  an.  Schwabenspiegel  281,8  Gengier; 
und  als  das  geschach  da  nam  der  künig  von  Bebeim  den 
kaiser  und  füert  in  mit  gewalt  mit  im  gen  Korneuburg  an  sein 
gewarbait.    (B.  Zink)  d.  städlechr.  b,  291. 

2))  suB  muosen  sie  riten 

äne  widerstriten, 
her  Wälwein  und  Erec, 
mit  dem  gougelasr  enwec, 
mit  Artüses  geleite, 
ze  sinre  gewarheite, 
da  er  si  in  einen  turn  warr. 

Ulrich  v.  Zatzikhotbm  Lamelot  7463. 

8))  und  all  kuecht,  die  ire  herrn  suechten,  wer  die  waren, 
die  betten  all  frid  und  sicher  glait  zu  uns  und  von  uns  bisz 
an  ir  gewarbait,  und  die  wurden  all  von  Reutlingen  also  tod 
ausz  der  stat  getragen.  (Bdrkard  Zink)  d.  Städtechroniken  5, 19; 
und  weiten  sie  {Husx  und  Hieronymus)  aber  nit  kommen  gen 
Costentz,  sie  betten  dann  ain  guet  sicher  glail  bisz  wider 
an  ir  gewarbait.  das  glait  ward  in  versprochen  von  künig 
Sigmunden,  der  des  conciliums  oberster  hauptman  was:  er 
soll  ain  frei  sicher  glait  han  bisz  wider  an  sein  gewarbait, 
(las  doch  an  in  beiden  nit  gehalten  was.    63. 


GEWAHRHEIT  —  GEWÄHRIG 


4864 


c)  in  einer  reilie  von  belegen  ist  der  begriff  der  Sicherheit, 
sicherstellung  auf  rechtliche  Verpflichtungen  begründet  und  der 
ehrenhaften  gesinnung  des  andern  anheimgegeben,  das  letztere 
moment  berührt  sich  enger  mit  gewdre ,  gewa;re  {vgl.  sp.  4759) 
als  mit  gewar,  und  da  die  formellen  anhaltspunkte  {in  bezug 
auf  die  quantität  des  Stammvokals)  versagen,  werden  die  beispiele 
unter  gewarheit,  s.  gewahrheit  li  eingereiht. 

GEWAHRHEIT  II,  f.,  abgeleitetes  Substantiv  zu  wahr,  «.ge- 
wahr, vgl.  sp.  4759,  vgl.  mhd.  wb.  3,522'.  Lexkr  1,978.  vgl.  ge- 
waerheit  Verwijs  und  Verdah  2,  1849. 

1)  mit  Sicherheit  gehört  hierher: 

diu  gewarheit  und  oueh  diu  triuwe, 
die  gedähten  einer  diuwe. 

vom  recht  195,  vgl,  Waas  71; 
wand  ist  da;  war,  da;  man  seit, 
da;  niemen  mit  gewarheit 
roac  gedienen  zwein  hern, 
die  niht  gelicher  dinge  gern. 

Otiokar  reimchronik  16652. 

2)  fraglicher  dagegen  sind  die  unter  gewahrheit  I,  i,"j  ange~ 
deuteten  fälle: 

äne  gewäriheit 

DO  cliomet  ir  föne  mir  nieht 

einen  wll  ich  pinten. 

Genesis,  fundgruben  6S,24; 

nü  haltet  iwer  gewarheit 
unde  loesent  den  eit. 

vergebent  im  s!ne  missetfit.  Iwein  8069 

(Variante  wärheit),  ebenso  8116; 

wir  geben  den  brief  ze  einer  gewarheit.  «rftund«  von  1291,  vgl, 
urkundenbucb  des  landes  ob  der  Enns  4, 157;  ebenso  (1295)  4,  230; 
daz  sie  keine  gewarheit,  gewalt  noch  recht  haben,  holz  ze 
bowen.  Urkunde  aus  dem  Stuttgarter  arcbiv  von  1324,  vgl.  Lexer 
1,978;  recht,  herkommen  und  gewarheit.  ebd,  aus  1422;  so 
haben  die  vorgenanten  frowen,  priorin  und  convent  fiV  sich 
und  ir  nacbkomen  und  das  kloster  Kirchbach  umb  deswillen, 
das  wir  uns  sölicher  zfifart  und  euch  gewarheit,  pfel  ze  bowen 
verzihen  und  begeben  sollen,  . . .  uns . . .  das  egenant  stuck 
walds  .  .  .  zö  koffend  gegeben.  Urkunde  des  klosters  Marien- 
thal (1450)  bei  MoNE  zs.  f.  gesch.  d.  Oberrheins  4,317;  und  als 
wir  nu  die  selben  armen  lute  zu  He£fnerhaszlach  ain  zdfart 
haben  gehabt  mit  unserm  gehörnten  vich  in  Borbacher  marckt, 
die  waid  darinne  äberail  zä  niesscn  und  euch  darzü  gewar- 
heit gehabt  haben,  in  den  obgeschriben  ^^aldt'pfel  zu  bowen 
in  die  wingarten.  ebenda. 

GEWÄHRIG,  GEWARIG,  adj.,  eine  erst  in  der  neuhoch- 
deutschen periode  belegte  ableitung,  die  auf  drei  verschiedene  stamme 
zurückweist :  auf  giwar  =  cautus,  gewaere  =  verus  und  wern  =a 
durare.  die  bedeutungsmerkmale  geben  zur  abtrennung  der  einzelnen 
belege  noch  weniger  anhaltspunkte  als  die  formen,  vor  allem  fällt 
es  schwer,  für  eautus  und  verus  die  entscheidung  zu  treffen,  da 
beide  namentlich  in  Wörterbüchern  neben  einander  aufgeführt 
werden,  mit  gröszerer  Wahrscheinlichkeit  lassen  sich  verus  und 
durabilis,  firmus  (zu  wern)  trennen,  da  für  das  letztere  die  formen 
gelegentlich  fingerzeige  geben. 

1)  gewährig  =  verus  vgl.  sp.  4762:  ge warig,  gewSrig,  ge- 
wisz,  steiff,  fest,  verus,  certus,  ratus,  solidus,  cautus.  Heniscb 
1594;  ghewaerigh,  verus,  certus,  solidus,  ratus.  Kilian  K4'; 
gewarich,  gewarech,  waarachtig,  waar,  echt,  opreeht,  te  ver- 
träumen, waarheitlievend ,  wettig.  Verwijs  und  Verdau  2,  1865. 
vgl.  auch  ghewaerig,  gewareg  bei  Oodehans  2,646;  ebenso  ge- 
warech, ghewaricb  2, 651.  dazu  vgl.  ghewaerigh,  verus,  certus, 
ratus,  solidus.  De  Bo  westvlaamsch  idiotikon  371. 

a)  die  frühesten  litterartschen  belege  für  die  bedeutung  verus 
stammen  aus  niederdeutschem  Sprachgebiete:  he  gaf  em  sehen  to 
laten  under  dem  cruce  unses  beren  to  sinre  doet  in  ghewarigher 
renicheit,  ghehorsamheit  unde  armode.  leben  des  heil.  Franz  4 ; 
den  ghewarighen  schaet  (sc/iatz)  der  armode  vorkrighen.  25*; 
ic  segge  iu  unde  gewarigen  minneren  {liebenden) , .  gewarigen 
deenste.  horologium  86  (1469).  Schillür-LCbben  2,  98;  dazu  vgl. 
gewarege  varde  of  verde,  verzekerde  vaart,  reis,  vertrek.  Oode- 
hans 2,651. 

b)  die  gemeinspraehe  nimmt  erst  später  von  dem  worte  notis: 
gesinnen  demnach  hirmit  günstig  und  genädig,  das  ihr  nicht 
allein  erwehnte  unsere  abgeordnete  zusamt  dem  anbringer 
gutwillig  höret;  und  gleich  uns  selbst  ihnen  glauben  beistellet; 
sondern  auch  mit  gewerig  gulter  resolution  versehen  werden. 
Butscbky  hd.  canzelei  1.  tiieil  12 1;  holzinarkungen ,  guten  ge- 
währigen bodens  mit  guten  gesunden  starken  bauhOlzern. 
Besold  thesaur.  iitact.  bei  Frisch  2,  419. 


4865       GEVVÄHRIGEN  —  GEWÄHRLEISTEN 


QEWXHRLEISTER 


4866 


7)  in  jängntn  btli-gtn  uui  Gottuki.f  teird  dU  anlthnung  an 
giwur  naht  gtltgt,  tucltl  im  $inn$  von  eautut ,  lontUrn  tun 
auftnerkiam :  nun  aher  wird  keiner  ein  (uter  knecbt  und 
kein  stüdi  eine  gute  magd,  wenn  ele  nicht  ofToe  äugen  und 
obren  Laben,  wenn  tie  nicht  gwabrig  tiud,  d.  b.  wenn  tia 
das  waa  ihre  ainna  ihnen  zuführen,  nicht  icbnell  und  auf 
einmal  aufzufassen  vermögen,  sondern  nur  immer  langsam 
eins  nach  dem  andern.  J.  GoTTHtir  wtrkt  S,  18  (teiäen  nnd 
freuden  tints  tcltulmasUr$) ;  dort  erzShIte  ich,  wie  der  doctor 
e  bsunürrlinre  gwahrige  sei ,  wie  er  kaum  in  das  glas  ge- 
sehen, ubiie  dasz  ich  ein  wOrtlein  gevagi,  als  er  gleich  aus- 
gfiulen  hübe:  'die  iscb  scbwongrr'.  3,123;  titUeitht  gtliirtn 
i/i  duftn  tu$amm<nhaiig  uhon  dlUre  Schwtiztr  btUge:  er  {der 
varm)  was  aber  so  gewarig  und  schnelles  ioulTt,  wann  er 
such,  dasz  er  übermachtet  was,  dasi  er  sin  flucht  nam  in 
die  bAli  des  bergs.  Tscrudi  eliron.  (i'34)  t,  U6*.  datu  vgl. 
gewaricb,  . .  opnurktaam,  opUttend,  VEawiisitnd  VaaDtiiS,  1667; 
gewarig,  gewarrig,  uakker,  waaktaam.  Ot  Bo  westvlaamseh 
idtotikon  371 ;  een  gewnrige  hond.    tbenda. 

3)  gcwfihrig -Bdurufti/u;  gewehrig, /irmuf,  duraM/u.  Heniscii 
I,  l&tXi;  gliewecrigb,  ßrmus,  durabilis.  Kilun  K  t';  gewaricb, 
tan  gtiraren,  va$l,  duunaam,  ttevig,  /irtnui,  durabilis.  Viiawus 
und  Vkiüah  2,  1867;  ähnlich  OtOEMANa  2,  OM;  v;<.  gewerig, 
vait,  tUvig,  frm.  ferme.  Db  Bo  we$tvlaamschtdiotikon  i',2;  vgl. 
stark  und  werig,  so/tdum.  vocab.  Melber  bei  Schhbli.bb  2*,  974; 
tgl.  wflbrig,  ton  der  ascht,  in  der  noch  ftuerfunken  glimmen: 
's  ist  noch  wAhrig.  Stalokb  3,  430;  tgl.  wabrig,  wierig.  HöriBR 
deutschet  krankkeittnamenbueh  t.  778;  vgL  werbaft  und  lang- 
wierib'* 

4)  auf  gewereo  »  praettare  liesu  tich  ebenso  gut  wie  auf 
giwar  di*  unter  l,  6.  aut  Butsciikt  belegte  teruendung  turück- 
führen,  in  der  gleichen  richtung  »eist  sicherer  eine  notis  bei 
FaiscB  hin,  weil  thr  die  form  gewerig  in  der  lautgesetzlichtn 
meÜerbüdung  ge wirig  lu  gründe  liegt:  an  gewflrigen  erfolg  nicht 
iweifeln,  non  dubtlare  de  eo  quod  promissum  est;  gewnrige 
antwort  bofTen,  tperare  favorabile  responsum.  Frisch  2,  416. 

GEWAllÜlGEN,  verbum,  ableitung  tu  gewSbrig  im  sinne  von 
terus:  gewflrigen,  bestdten,  ratum  facere,  eon/irmare,  vulgo  rati- 
ficarf.    Htmscn  1694;  ghewaerigen,  ratum  facere.    Kiliar  K4'. 

GEWAHitKElT,  f.,  substanttvobleilung  tu  dem  gleichen  ad- 
jtctiv,  das  dem  verbum  gewübrigen  zu  gründe  lugt:  wandern 
in  gewarkett  und  in  nAweheit  des  geistes.  mystiker  60,3.  s. 
m/id.  vfr.  3,  S06*.  vgl.  gewaricheit  Vebwijs  und  Vssdam  2, 1667; 
gbewaregbeit,  gbewaricliheit  Oodbiians  2,  652;  gewarigbeid 
Db  Ho  weitilaamsch  tdiot.  371. 

GEWAnilKUSZ,  m. :  die  sObne  waren  uneinig;  sie  gaben 
sich  aber  den  gewahrkusz,  und  als  der  vater  gestorben  war, 
wollte  keiner  der  söhne  die  bürg  bewohnen,  um  den  andern 
nicht  zu  beleidigen.    Stiftbb  {der  kust  ton  Senise)  ersdhl.  358. 

GEWAHHLKISTEN,  verbum,  neuere,  in  der  composition  er- 
starrte form  der  Wortverbindung  die  gewähr  leisten,  die  noch  bei 
Lbssinc  lockere*  gefüge  aufweist:  der  rühm  übrigens,  welchen 
er  sich  mit  so  vielem  rechte  noch  in  einem  weiteren  um- 
fange der  gelebrsamkeit,  als  in  der  bloszen  pbysik  erworben 
bat,  leistet  für  die  grUndlichkeit  seiner  urtbeile  die  gewebr. 
Lkssing  {Voss,  teitung  17M)  5,  340;  ebenso  {antiquaritche  briefe  15) 
10,  275.  {Sofihoklet)  8,  S2S;  —  bei  Wibland  und  späteren  seigt  das 
turücktrelen  des  artikelt  an,  datt  dat  gefüge  enger  und  formel- 
hafter wird  (vgl.  oben  sp.  4803.  4804):  der  verkflufer  von  pferden, 
rindvieb . .  bat  nur  für  die  hiernach  bezeichneten  mSngel . . 
gewähr  zu  leisten,  bad.  Verordnung  von  3.  mui  1859  {regierungs- 
blalt  s.  t5:f).  die  zusammendrängung  der  Verbindung  in  ein 
Wort  geht  hand  in  hand  mä  einer  dndt-rung  der  construction. 
das  object  wird  nicht  mehr  durch  präposUionalrerbindung  an  das 
Substantiv  gewähr  angeknüpft,  tondern  nach  analogie  bedeutungs- 
terwandter  transititer  verba  dem  neuen  verbum  untergeordnet, 
gegen  diese  neuerung  wendet  sich  schon  Campb  im  verdeutschungs- 
wörterbuch  (1813)  t,  333',  wo  er  sie  aiu  E.  L  PossELT  belegt: 
worin  den  Holländern  von  selten  der  Fränkischen  republik 
die  ewige  abschaffung  der  Statthalterschaft  gewährleistet  ward. 
die  enge  der  Verbindung  macht  sich  hier  in  der  partieipialform 
des  prdt.  dadurch  geltend,  dast  sie  dat  präfix  ge  suräckhiU 
(gewahrleistet  gegen  gewähr  geleistet),  in  hetug  auf  ii$  h*- 
deutung  ist  die  Verbindung  wenig  entwicklungsfähig,  tiekilt  mkim 
gegtnsals  xu  gewabrleistuog  gant  an  gewihr  II  und  präft  mick  M 
diesem  begriff  nicht  wie  gewahrleisten  die  privctrechtlick«  teile 
aus,  sie  fihrt  ihn  mehr  in  das  iffentUtke  recht  und  in  übertragene 
terH'endung  über. 


I)  daa  ist  der  fall  in  dem  tOlkeirechie,  worin  di«  gewlbr- 
l«ist«ndao,  die  io  der  diplomatiatben  spräche  garanl«  beisteo, 
sich  Terblndlicb  machen,  gegen  denjeolgeo,  der  tio  racbl  4er 
vertrag«chli«»zeod«n  anfechten  wollte,  gewall  in  braocbM« 
EaBBiABD  tertuek  einer  tfunfmik  l,t»ti;  f.  gtwIbrlfMter. 

3)  wer  gewilirleisiet  mir  an  «nde  der  dioge  AlbrtebU  tt»- 
sage.  ZscaotBB  nnellen  7,134:  korolcber  ball«  Ktihi  kris«, 
ab«r  an  di«  komlcker  ein  recht,  w«lcbes  ihr  guit  schon  durch 
Moses  gewBbrleittet  hatte,  wie  man  beut  in  läge  i«  mfßü 
pflegt.  KItbi  war  eine  treoe  fleiuige  Ibrrnleterin.  J  G*rr> 
■Bir  Käthi  die  grottmutter  (IMTI  I,  BO;  folftod«  t»tk  f«r»» 
grapben  gewährleisten  diese  Unabhängigkeit.  fimtfiuUr  mä»- 
nähert,  I6S3':  wlbrend  in  Daoenurk  die  fcrfaMwif  elM  ImI 
unbeschrankte  pretzfreibeit . . .  gewährleistete,  wari«  io  4en 
herzogtbOmero  jede  regung  einer  onabbangigeo  pr««s«  aait 
schweren  strafen  unterdrOckl.  Stsbi.  begrkndung  des  deuittktm 
rächt  3,  88;  das  besilzthum  war  umschrieben,  sichere  erb- 
anfalle der  Zukunft  waren  vorgemerkt,  auch  diejenigen,  welch* 
der  braut  nicht  antbleiben  konnten,  marquierl,  so  dasz  nach 
menschlichem  ermessen  einer  nicht  unbescheidenen  tabl  n 
eriiolTender  kinder  jetzt  schon  der  Wohlstand  gewAbrIelsl«! 
schien.    G.  Kellbb  Züricher  notelUn  3M. 

3)  man  spöttelt  jetzt  darüber,  dasz  unsere  vlter  bei  jeder 
buldigung  ihre  gerechtsame  und  Privilegien  sich  gewtbrleisUn 
liebten.  W.  Alexis  vaterländ.  roman«  {lugrimm)  8, 307;  da  e«  ia 
dem  patent  sr.  inajestat  des  kaisers  von  Österreich  im  f  4  «ea- 
drüclilich  beiszt:  'allen  voiksstammen  in  der  Onlarreicbiscben 
monarcbie  ist  die  unverietzlicbkeit  ihrer  nationalitat  und  sprach« 
gewährleistet',  wir  können  uns  daher  auf  ein  patent  de«  kaisers 
von  Öslerreicii  stützen,  und  den  beschlusz  sogleich  fasoen,  daaz 
allen  nalionalillten  und  namentlich  den  Slowenen  ..die  natio- 
nalilBi,  sowie  ihre  spräche  gewihrleMet  werdb.  ^taifiurtm 
nalionalvers.  119*;  jedem  auf  Deutacblaadt  boiea  «oeitaigaa 
ist  die  ausQbung  voller  giaubens-  und  gewissensfreibeit  durch 
wort,  Schrift  und  that  gewährleistet  —  garantirt  xusattantrag 
tum  artikel  3  der  grundrechte,  vgL  1637*,  r;(.  auch  1685*  «.  «. ,' 
auch  den  artikel  ll,  in  welchem  sie  die  vollständige  freiheit 
des  religiösen  bekenntnisses  gewahrleistet  haben,  machen  sie, 
meines  erachtens,  zur  phrase,  wenn  sie  von  den  bekennern 
der  christlichen  und  in  specie  der  evangelischen  kirche  ver- 
langen, dasz  sie  sich  erst  den  erfordemissen  ihrer  consti- 
tutioneilen  glaubensartikel  unterwerfen  sollen,  ehe  sie  ihnen 
gestatten,  den  segen  der  kirche,  durch  den  allein  die  gflllig- 
keit  der  ehe  bei  uns  bedingt  wird,  zu  empfangen.  Bisiabcs 
reden  l,  156;  und  dieses  verbot  wurde  nicht  bloss  von  der 
eigenen  regierung  über  sie  verbangt,  welche  unter  den 
willen  des  Volkes  zu  beugen ,  die  dänische  regierung  hin- 
reichende mittel  bot,  sondern  das  saubere  ministerina 
Bluhme  halte  es  durch  bindenden  vertrag  den  deutschen 
machten  gewährleistet,  und  damit  der  verachteten  deol^cben 
nation  ein  eotwüniigendea  aufsicbtsrecht  Ober  DioeaMrlw  f»- 
sammle  innere  politik  für  eine  unbestimmte  snkaaft  aiafa- 
raumt.  Stbel  begründung  des  deutschen  reicht  3,  83;  afll  TT.  jaaaar 
interpellierte  er  (Napoleon)  den  preuszischen  boiscbafter,  ob 
die  gerüchte  wahr  seien,  dasz  Preuszen  dem  Wiener  bofe 
dessen  auszerdeutsche  besilzungeo  gewahrleistet  habe.  SM; 
in  einem  Staate,  in  welchem  giaubens-  und  gewissensfreibeiC 
staatsgrundgcsetzlich  gewahrleistet  ist,  lassen  wir  uns  dorch 
niemand,  auch  durch  keine  kirchenfOrsteo,  das  recht  nebneo, 
unserer  Überzeugung  und  der  treue  zum  angestanalea  volka 
offen  und  rückballslos  ausdrurk  zn  geben,  »ffetur  hrief  dm 
sonnvendfeierausschusses  an  den  fürsibiickof  s«  Briatm  IIM. 

CEWAHKLEiSTEB,  m.,  tubstantirbtldunf  amt  dem  wmifim  im 
sinne  eines  nomen  agentis:  Julius,  welcher  ihr«  4iaMla  aaf 
eine  wichtigere  gelegenheit  versparen  will,  weaa  rieh  4m^ 
gleichen  zeigen  sollte,  dankt  ihnen,  und  schllfi  aiak  mH 
den  anverwandlen  der  Virginia  selbst  als  binllafOck  aicbcf« 
gewehrleisler  vor.  Lbssikc  [autxmg  amt  itm  tnminfiä*  fif- 
ginia)  6, 108;  erzürnten  sich  nun  Staaten,  so  stclltea  aia^  MB 
ihre  ehrensacha  auszumachen,  beere  ins  feld,  die  aack  aiaaa 
ordentlichen  volkerberkoasaaca  «ka  gr«aB«a  awaikaapf  — 
krieg  —  begannen,  einig«  flafe  —  ffllilHi  UarinanDt  — 
machten  und  endlich  enaaltal,  a4«r  voa  gtwthrfciatcrn  and 
Vermittlern  zugeredet,  fric4a  aeklaacen.  F.  L  Jab^  i,  I,  tM: 
als  gewabrieister  des  frialcaa  kaaaten  sie  unter  den  acheia 
daa  recht«  aieh  In  alle  angelefenbeilen  mischen.  3,1,  IM: 
garanl,  der  bürge,  der  gewihrmann ..  bekannte  Wörter,  welchen 
I  ich  noch  gewabrieister  beigeselle,  «eil  diese«  die  beqoea- 


4867 


GEWÄHRLEISTUNG 


GEWÄHRLEISTUNG 


4868 


lichkeit  genährt,  dasz  man  auch  ein  weibliches  wort,  die 
gewährieisterin,  davon  ableiten  kann.  Campe  verdeutsehungs- 
Körterbuch  332,  vgl.  auch  180';  vertrag,  der  Russland  zum 
gewShrleister  der  preuszischen  Verfassung  oder  unverfassung 
machte.    Sybel  geseh.  der  revolutionszeü  1, 155. 

GEWÄHRLEISTUNG,  f.,  Substantivbildung  im  sinne  eines 
nomens  actionis.  in  ihr  findet  sowohl  die  engere  Verbindung 
gewährleisten  als  auch  die  lockere  fügung  die  gewähr  leisten 
(«.  0.)  entsprechung.  die  anlehnung  an  die  letztere  wird  »er- 
bürgt  durch  belege  wie:  auch  die  leistung  der  gewähr  gehört 
zur  erfüllung  eines  Vertrags,  preuszisches  landrecht  l.  theil 
5.  titel  §  317 ;  ebenso  durch  die  form  gewährsleistung ,  die  im 
preuszischen  landrecht  für  die  älteren  fassungen  vorherrscht, 
während  sie  in  späteren  ergänzungen  durch  gewährleistung  ver- 
drängt wird,  auch  in  bezug  auf  den  bedeutungsgehalt  macht 
sich  die  an  der  lockeren  Verbindung  beobachtete  mannigfaltigkeit 
geltend,  sie  ist  beim  Substantiv  sogar  übertroffen. 

1)  anknüpfung  an  gewähr  =  vestitura: 

a)  vereinzelt  ist  ein  auf  die  blosze  Umschreibung  beachränkler 
gebrauch,  der  zweite  compositionstheil  dient  hier  nur  dazu,  den 
Charakter  des  nomens  actionis  hervorzuheben:  bei  dem  verkaufe 
liegenschaftlichen  eigenthums  unter  und  bis  zu  30  fl.  ein- 
schlieszlich  darf  für  die  gewährleistung,  für  die  eintragung 
des  kaufs  in  das  kauf-  und  gewährbuch  (grundbuch),  sodann 
für  die  fertigung  eines  auszugs,  zusammengenommen  mehr 
nicht  erhoben  werden  als  (bei  einem  kaufpreis  unter  l  fl.) 
6  k.  badisehe  Verordnung  vom  2.  april  1833,  s.  regierungsblatl 
$,  78 ;  gebräuchlicher  ist  hierfür  gewäbrung  [s.  d.). 

b)  der  zweite  compositionstheil  bezieht  sich  auf  die  aus&bung 
der  aus  der  gewähr  =  vestitura  flieszenden  pflichten:  gewähr- 
oder  gewährsleistung  heiszt  die  pflicht  dessen,  von  dem  man 
eine  sache  bekommen  bat,  dieselbe  wann  sie  in  anspruch 
genommen  wird,  also  wie  er  sie  übergeben,  zu  gewähren 
und  einen  im  fall  der  . .  entwährung  .  .  schadlos  zu  halten. 
Zinken  Ökonom,  lexikon  1764  t.  946;  ein  käufer,  welcher  von 
einem  dritten  über  die  erkaufte  sache  in  anspruch  genommen 
wird,  musz,  wenn  er  die  gewährsleistung  von  dem  Verkäufer 
fordern  will,  diesen  zu  seiner  Vertretung  gerichtlich  vorladen 
lassen,  preuszisches  landrecht  1.  theil  U.  titel  §  143  {ausgäbe 
von  1821);  nur  wegen  solcher  Störungen  und  entwährung,  die 
aus  eines  der  theilung  vorausgegangenen  Ursache  entspringen, 
sind  die  miterben  sich  gegenseitig  gewährleistung  schuldig. 
badisches  landrecht  §  884  (1809). 

2)  unmittelbare  anknüpfung  an  gewähr  >=>  cautio,  dieser  be- 
griff ist  es,  der  den  gebrauch  von  gewährleistung  im  juristischen 
wie  im  übertragenen  sinne  hauptsächlich  beeinfluszt,  mit  ihm  tritt 
das  compositum  ganz  in  den  gebrauchskreis  des  einfachen  Wortes 
gewähr  ein.  beide  finden  sich  oft  neben  einander  in  einem 
satze  vereinigt:  gewähr,  gewehr,  gewährschaft,  gewährs- 
leistung .  .  lat.  evictio . .  wenn  der  verkäuCfer  eines  dinges 
dem  käuGfer  gut  sagt.  Cuomel  4, 1037 ;  die  gewährleistung,  la 
garantie.  Schwan  (1782)  1,  741* ;  gewähr,  gewährleistung,  ge- 
währscbaft,  la  süretä,  la  caution,  la  garantie  ...  er  hat  mir 
dieses  erbgut  ohne  gewährleistung  verkauft  (sans  garantie). 
Schwan  (1811)  1,  659*;  gewährleistung  ist  überhaupt  soviel 
als  garantie  oder  bärgschaft.  man  nimmt  aber  jenen  aus- 
druck  zuweilen  in  einem  noch  specialern  sinne,  indem  man 
darunter  die  vom  Verkäufer  oder  kauf,  einer  sache  öber- 
nommene  Verbindlichkeit  versteht,  den  kaufer  oder  verk. 
gegen  alle  gefahr  (welches  wort  mit  gewähr  verwandt  ist) 
oder  gegen  alle  nachtheile  zu  sichern,  die  fär  ihn  etwa 
durch  rechtliche  anspräche  andrer  an  die  verkaufte  sache 
oder  auf  andre  weise  entstehen  könnte,  aus  einer  solchen 
gewährleistung  kann  daher  auch  die  Verbindlichkeit  der  ent- 
schädigung  oder  des  Schadenersatzes  erwachsen.  Krog  eneykl.- 
philosoph.  lex.  i,  260 ;  die  gewährleistung,  wozu  der  Verkäufer 
dem  käufer  verbunden  ist,  musz  ihm  einmal  den  anspruchs- 
losen besitz  der  verkauften  sache  sichern;  zum  andern  für 
die  verborgenen  fehler  schadlos  halten,  bad.  landrecht  §  1625, 
vgl.  auch  1626 /f. 

o)  der  begriff  der  Sieherstellung  in  privatrechtlichen  beziehungen : 
gewährleistung,  a  guaranty  or  Warrant,  the  seeurity.  Ebers 
(1802)  644';  vgl.  FiCK  2, 178.  Bailet-FahrenkrOgeb  2,  326.  Hil- 
pert 2, 1, 462' ;  gewährleistung  borgstelling.  Weidbnbacb  (1808) 
436'.  auf  die  bedeutungsentwieklung  des  begriff»  der  sicherstellung 
wirkt  hier  weniger  das  bestreben  ein,  einen  drohenden  umstand 
fern  zu  halten,  als  einen  eingetretenen  nachlheil  vermögensrechtlich 
auszugleichen,  gewährleistung  im  sinne  von  Schadenersatz:  wird 


eine  sache,  eine  forderung  gegen  einen  dritten  oder  ein 
anderes  recht  an  erfüllungsstatt  gegeben,  so  hat  der  Schuldner 
wegen  eines  mangels  im  rechte  oder  wegen  eines  mangels 
der  sache  in  gleicher  weise  wie  ein  Verkäufer  gewähr  zu 
leisten,  bürgerliches  gesetzbuch  §365,  vgl.  auch  §  757;  will  der 
Verkäufer  bei  dem  vertrage  stehen  bleiben,  so  finden  die 
Vorschriften  von  der  gewährsleistung  statt.  (§  192 — 214.) 
preusz.  landrecht  1.  theil   11.  titel  §  45. 

a)  Schadenersatz  gegenüber  von  rechtliehen  ansprüchen  eines 
dritten:  wann  einem  vasallen  eine  fremde  jagd-gerechtigkeit 
verliehen  ist,  so  ist  der  lehnherr  zur  gewehrleistung  eigent- 
lich nicht  verbunden.  Bedst  jagd  und  wildbanns  gertchtigkeit 
(1744)  569;  wird  die  gemeinschaft  für  die  schulden  eines  ehe> 
galten  angegriffen,  der  nach  dem  heirathsvertrag  als  von  allen 
früheren  schulden  ledig  und  frei  in  die  ehe  trat ...  so  kann 
eine  klage  auf  gewährleistung  wider  den  vater,  die  mutter . . 
die  ihn  etwa  von  den  schulden  ledig  und  frei  erklärt  hatten, 
angestellt  werden,  bad.  landrecht  §  1513;  die  Verpflichtung  des 
ausstattenden  zur  gewährleistung  wegen  eines  mangels  im 
rechte  oder  wegen  eines  fehlers  der  sache  bestimmt  sich, 
auch  soweit  die  ausstattung  nicht  als  Schenkung  gilt,  nacli 
den  für  die  gewährleistungspflicht  des  schenkers  geltenden 
Vorschriften.    §  1624. 

ß)  Schadenersatz  gegenüber  von  Verlusten,  die  aus  mangeln 
des  objects  erwachsen:  die  gewähr,  gewährleistung  vor  schaden, 
l'indemnitä,  l'acte,  par  lequel  on  promet  d'indemniser.  Schwan 
(1811)1,659';  dem  beständer  gebührt  gewährleistung  für  alle 
fehler  oder  roängel  der  in  bestand  gegebenen  sache.  bad. 
landrecht  §  1721 ;  gesetz,  die  gewährleistung  bei  einigen  arten 
von  hausthieren  betreffend.  3.  mai  l$b9  (regierungsblatl  s.lbZ); 
wenn  der  fall  der  gewährleistung  eintritt,  so  kann  nur  die 
aufbebung  des  Verkaufs,  nicht  die  minderung  des  kaufpreises 
verlangt  werden,  ebenda  artikel  4;  beschreibung  der  mängel, 
welche  zur  gewährleistung  verpflichten,  ebenda;  wird  aber 
ein  bereits  amortisiertes  papier  verkauft,  so  greifen  die  grund- 
sätze  über  gewährleistung  wegen  mangels  vorausgesetzter 
eigenschaften  . .  nicht  platz,  nachtrag  zum  l.  theil  5.  titel  §  329 
anm.  68  des  preuszischen  landrechts,  vgl.  Koch  (1869)  28;  ge- 
währleistung wegen  mängel  der  sache.  bürgerliches  gesetzbuch 
§  459/7'.;  c'DC  Vereinbarung,  durch  welche  die  Verpflichtung 
des  Verkäufers  zur  gewährleistung  wegen  mängel  der  sache 
erlassen  oder  beschränkt  wird,  ist  nichtig,  wenn  der  Verkäufer 
den  mängel  arglistig  verschweigt.  §  476 ;  auf  diese  ansprüche 
finden  die  für  die  gewährleistung  wegen  mängel  einer  ver- 
kauften sache  geltenden  Vorschriften  entsprechende  anwen- 
dung.  §2183;  für  gewäbrleistungsklagen  aus  kauf-  und  tausch- 
verträgen  über  pferde,  rindvieh,  scbaafe  und  schweine  wird 
der  gerichtsstand  des  geschlossenen  Vertrags  .  .  gegenseitig 
anerkannt,  vertrag  zwischen  Baden  und  Sigmaringen  {s.  bad. 
regierungsblatl  1S64)  s.  36;  die  mit  den  vorstehenden  bestim- 
mnngen  gleichlautenden  Vorschriften  der  beiden  gewähr- 
leistungsgesetze.  ebenda;  die  für  die  gewährleistungspflicht 
des  Verkäufers  geltenden  Vorschriften  .  .  .  finden  {auf  den 
5eAen&er)  entsprechende  an  Wendung,  bürgerliches  gesetzbuch  §  b2d. 

b)  in  öffentlich  rechtlichen  beziehungen  wird  an  dem  begriffe 
der  sicherstellung  mehr  das  bestreben,  drohende  geschehnisse  zu 
verhindern,  herausgearbeitet;  gewährleistung  nähert  sich  der  be- 
deutung  von  schütz,  diese  bedeutung  wird  von  der  jeweiligen 
Verbindung  mannigfach  beeinfluszt. 

a)  ohne  sielbestimmung :  für  alle  ewigkeit  bat  nun  die  er- 
fahrung  in  der  schaudervollen  franzosenzeit  alle  Deutsche 
sichtbar,  hörbar  und  fühlbar  belehrt,  dasz  . . .  fremde  gewähr- 
leistung, schütz-  und  schirmschaft  immer  selbsücbtig  vortheile 
zu  ziehen  sucht,  die  mit  Deutschlands  wohl  unverträglich 
sind.  F.  L.  Jahn  1,416;  dasz  es  aerzte  giebt,  entspringt  mit 
aus  der  vertheilung  der  arbeit,  und  diese  steht  im  genauesten 
Zusammenhang  mit  der  entstehung  des  Staates,  weil  ver- 
theilung ohne  gewährleistung  nicht  auf  die  länge  fortbestehen 
könnte.  Schleibrhacher  über  Piatons  ansieht  von  der  ent- 
stehung der  heilkunst  (Wackbrnagel  3,2,  1210');  um  so  mehr 
glaube  ich,  ist  der  Staat  dazu  verpflichtet,  wenn  er  im  wege 
der  gesetzgebung  diese  gerichtsbarkeit  übernimmt,  der  Staat, 
unter  dessen  gewährleistung  diese  richter  angestellt  und 
nach  dessen  eigenen  gesetzen  sie  lebenslänglich  angestellt 
werden  muszten.  Bismarck  reden  1,308. 
ß)  mü  kennseichnung  eines  bestimmten  objects: 
1))  es  giebt  keine  andere  gewährleistung  für  die  reichs- 
(lauer  als  das  volksthum.    F.  L.  Jadn  2, 2, 556. 


4869 


GEWÄHRLICII 


GEWAIIRLICII  (giwaralih) 


4870 


-1))  durch  dieian  eoUcbcidendeii  seliritl  der  lewSbrleislung 
dei  privatrecbis  tnbnt  er  du«  telbiUtndige  weteo  der  fauiilieo 
mit  deo  tchuldigkciten  de*  itualirecbte«  aui,  und  die  re- 
fierung  itallt  «icb  bocb  über  der  bevOlkeruiig  auf.  D*aia«iiii 
politik  i',?:  Scbwedeii  hatte  ticb,  unter  dir  gewlbrleitluog 
dei  Meslpbaliicbrn  friedent,  den  feinden  des  kOoiga  von 
Frruizin  beigeiellt.  Vainhackk  von  Eikis  biofr.  drnkm.  3 
ifünt  blächer),  4;  fahren  wir  auf  dicaein  wege  to  fort,  macben 
wir  den  urtikel  ll,  dl«  gewlJb^lei^^ung  eine»  jrglicben  cultua, 
insüMeit  zur  wubrbeit,  dasz  wir  auch  den  cuUui  derjenigen 
damncraiiscbea  scbwanner,  die  in  den  jüngalen  varianiin- 
lungen  ihren  nittrtyrer  Hubert  Blum  auf  gleiche  linia  nill  dem 
belland  der  weit  stellten,  durch  gensdurnien  gegen  stOiung 
•cbOtzeu  laaseu,  ao  hoffe  ich  es  noch  zu  erleben  . . .  Bisii*aci 
Tiden  I,  toi. 

c)  kh  der  Übertragung  auf  anderi,  altgemeintre  beiithungtn 
tritt  ddi  moment  der  bethätigung  an  dem  begriff  der  twhcr- 
tteiluny  luruck,  er  wendfl  iich  wie  der  rechtliche  begriff  der  üb*r- 
uuguuii  dem  beweisverfahren  in  fragen  der  realität  im. 

a)  die  ncherttiUung  eints  iukbnftigen  yesehfhnissei : 

1))  altes  waa  er  verlangt,  Ul  dieses,  dasz  kilias  Virginia 
hiebt  ohne  gewebrleistung  Qberkoniine.  Lissinc  {autsug  uu« 
dem  IrtutTspitli  Virginia)  fl,  tOS. 

i\)  so  ist  dienz  nur  ein  zeudnisz  mehr  fOr  die  aache  der 
Wahrheit,  und  eine  neue  gewObrleUlung  des  sleges,  der  ihr 
verbürgt  ist.    F.  t.  ScBiacKL  i,  ivi  (H'un  ia46). 

ß)  die  sicherstellung  einer  Mauptung  oder  annähme: 

1))  was  für  ein  werk  dies  ganze!  bei  der  kleinsten  spanne, 
die  wir  davon  Obersehen,  so  viel  ordoung  und  so  viel  wir- 
rung, knote  und  aulage  zur  auflOsung  —  beides  eben  für  die 
aberschwaiiglicbe  berrlichkeit  im  allgemeinen,  Sicherheit  und 
gewAhrlaistung.  Hkbobb  (auch  eine  pitUoiophit  der  gesehicltte) 
mtrk$  5,  &86. 

3))  der  glaube,  der  aich  ala  geschicbtsglaub«  auf  bflcber 
gründet,  hut  zu  seiner  grwilhrleistung  ein  gelehrtes  publicum 
nötbig.  Kant  e,  süj;  meine  Vernunft  ist  mir  jezt  allea,  meine 
einzige  gewabrieistung  für  goltbeit,  tugend,  Unsterblichkeit. 
ScHiLLBB  [philoiophische  briefe)  4,36;  aber  die  überraschende 
neubeit  und  schwürigkeit  der  enideckung  ist  hier  gleichsam 
eine  gew&brleistung  des  wunders,  wodurch  sie  erhalten  wird. 
[geisteneher)  i,  'i44;  sie  geben  zu,  ja  sogar  sie  freuen  sich 
und  rühmen  es  an  Shakespeare,  als  etwas  groszes  und  eine 
neue  gewjihrleistung  seines  'unsagbaren'  genies,  dasz  er  un- 
möglich allen  verständlich  und  genie^zbar  ist.  PauTZ  t»  Wi- 
gands  vierteljahrenchrifl  II  (lt>44)  143. 

GEWAIlltLICH,  udjettiv  und  adverb.  auch  hitr  sind  mehrere 
ableitungcn  und  bildungen  aut  einander  xu  halten,  die  haupt- 
maue  der  bilege  führt  auf  eine  adjectivablettung  tu  wara  (auf- 
merksamkeit)  zurück:  giwaralih  etne  coneurremfotm  zu  giwar 
(i.  tp,  \'M),  der  eine  adverbialbildung  in  der  form  gh\araliblien 
luwdchit.  dem  gegenüber  vexsl  e\n  advfrbtum  giwürlihbo,  dat 
■u<  Sicherheit  erst  tn  der  milleihodideutsehen  periode  belegt  i$l, 
auf  wflriihbo,  wahrUeh  (Graff  1,  92i).  der  bedeutung  nach 
scheint  in  einigen  beispielen  auch  anlehnung  an  weren,  gewUbien, 
[erfüllen)  gesucht  werden  xu  müssen,  während  andere  beispieU 
durch  den  bedeutungsgehalt  auf  wehr,  gewehr  weisen  (gewebr- 
lich  >»  wehrhaft),  die  entscheidung  entbehrt  oft  sicherer  anhalls- 
punkte,  weil  die  formen  sich  durchkreuicn  und  weil  auch  die 
bedeuiungseniwicUung  von  der  einen  tur  anderen  bildung  führt. 
so  tr%tl  uns  vielfach  die  bedeutung  Hauglich'  entgegen,  da  sich 
ebensogut  von  ^aufmerksam'  ableiten  Idstt,  als  to»  gewerlicb 
durabiiis  s.  u.  auch  die  greniUnie  luischen  giwftrlich  »=  r<rui 
und  giMarnlicb  kann  nicht  immer  aus  dem  jeweiltgtn  susammen- 
hang  allein  bestimmt  werden,  oft  ergiebl  sich,  wie  m  folgenden 
beispiel,  die  bedeutung  verus  erst  aus  paralUlsielUn : 

iher  Ton  inio  aaget  wai:         ther  «uachit  io  Ibai  (inai, 
willt  ilies  t!<gol>«n,        ihai  sioai  io  giliohen; 
ther  avur  Uiara  it  weutii.         suacliii  thes.  oan  aantit: 
tber  ferit  logilicbo        In  thiu  giwaraiicbo. 

OvraiB  3. 18. » 
{vgl  Joh.  7,  IS  qut  autem  quaerit  (gloriam)  ejus,   qui  misit  «im, 
kic  verax  est),     andererseils  sind   eben  in  jener  Verbindung  mü 
farun    die  bedeiitungen  'vorsichtig'  und  ^wehrhaft'    nicht  immtr 
•usnnander  tu  hallen: 

ich  r&i  iu  an  den  trluwea,        w«li  ir  iuch  wol  bawarn. 
•6  suli  ir  luo  den  Uluoeo       vil  gewerlicb«  varu 

AiiiirlNiiiji-ii  tUA  Z'init-««'  (in  A:  werlichon): 
doi  ir  Iuch  wärent,  heldo.    ir  sult  iuch  wol  bewarn : 
wu-  babsu  hi«  iiark«  vind«;       da{  wir  gawarlichen  vara. 

tVi«,4. 
IV. 


Hl  anitrtn  beitpulen,  wo  dt»  heJeutun§  'mekikafi'  |«fr«  »ikn 
twetfel  getiehert  ut,  strebt  du  uhi*thtH§  nntsintr  ktndscknfUn 
geradi  anlehnung  an  untere  ktldungt»  t»: 

NU  lAn  Iu  goi  vao  biael«,       vll  e^el  Talbar. 
ob  si  Uli  nir  ilrltea,        wa*  b«4trr  Irb  iemna  laArt 
lid  ir  nlr  hsUaii  ••Itst,         ■!•  leb  btn  •***o»ea, 
s4  sola  41s«  reclian       vil  f«w«rllcb«a  kewea. 

Nibtlitmttm  1711,4  •  B.C.  gewtf llcba» t 
Eisl  waa  der  kOto«.       er  vatt«  sImm  sebUl. 
'ou  van  gewerlicb«'.       sprscb  vre«  Irlealilll. 
'und  bietet  Ir  d«o  r«ck«a       dat  (oli  Aber  raati 
wao  errsicbi  iucb  lURan«,    ir  lisbet  dea  Ut  aa  4«r  baai'. 
C   irewabriiakal  IM«.X. 
BooHBB,  dem  das  auf  gewaralib  surUekfitkrmie  tdjMlit  fßmwr- 
lirh,  behutsam,  geläufig  war,  sttst»  m  seinem  gUmar  tum  jVia#- 
lungenlied  dieses   an   du  stell*  era  gewehrlicb  ^  wdstktfl  ein 
{tgL  CauBciB  i.  Sl). 

I)  gawftbriich  als  abkilung  tu  wara,  ff  1.  mM.  •#.  3, >«•*. 
600*.    Lbzbh   I,M7. 

a)  das  adjecliw  nimmt  den  kltintr«*  thtil  der  bfUg«  in  an- 
sprueh.  die  ältesten  führen  in  das  9.  jatrA.,  teretnulU  mt- 
wendungen  sind  noch  heute  in  Sehmtiser  mundarlen  lebendig, 
umiassender  sehant  die  adjeciivisch«  wermnärnng  ton  ungewlhr- 
lieh  in  der  dlttren  spräche  tu  sein,  vgl.  ScaailXta  >\ tia. 

a)  subjeettve  ausprdgungen  des  begriffet. 

I))  die  ijrundbedeiilung  ^aufmerksam' : 

'biginnei'  qusduo,  'scowoo       glwaralicbeo  ooga«: 
i«l  ibii  kiod  iuer,       ther  bunter  ward  giboraoer'T 

Orraia  3,M,M. 
3))  ftrsichtig,  behutsam: 

si  ipracb  suo  nir:  'ir  sblt  ab  gkm 
und  sOlt  fQr  wir  des  olbi  «oUd. 
ir  komi  her  fruo  ab«r  x«  eu«niit. 
sähet,  dai  ir  bint  gewkrlicb  >U'. 

U.  V.  LicaTBNrrai!«  tin.fr  BttkUHn, 

ß)  objectivt  ausprdgung,  die  bedeutung  sicher:  wiewol  auch  die 
artznei  vum  holtzbrand  auch  baifflich  ist:  iedoch  aber  dem  ge- 
werlicheren  nach  zu  handien  ist  daa  aicherst.  PABAciiaca 
chirurgisch«  Schriften  (ISIS)  51';  bischoff  Salomon  oothielt  sich 
am  meisten  im  closter  zu  Sanigallen:  daselbst  ward  er  eine- 
mala  gewarnet,  aich  an  gewArlichere  ort  zu  fugen.  Sruarr 
819';  es  ist  gewahrlicber,  uf  der  sita  i'  goh,  es  ist  mktrti 
auf  dieser  seile  tu  gehen.  Tobles  AppenulUr  ipraatirtafi  MT*; 
vgl.  dasu  ungewahrlich  =  gefiihrltch  mhd.  wb.  3,t22'. 

y)  in  übertragener  Verwendung  stellt  sieh  die  bedeutung  HaugHät' 
entgeijen,  die  auf  den  adjeetivgebraueh  beschränkt  ist.  m  liof 
sich  von  der  Grundbedeutung  unseres  adjecttvs  abletten,  Ufl  tktr 
in  einzelnen  beispielen  die  anlehnung  an  gewerlicb  >b  itm- 
büis  näher. 

1))  demnach  solle  menigklicb  wissen,  daa...  jeder  seinaoi 
ambt  nach  einem  oder  andern  was  tu  verrichten  ansagen 
und  bevelchen ,  dasselbe  nit  begerter  messen  mit  laoglicbea 
gwerlich^n  perscbonen  acbiken  . . .  solle,  ösierr.  idstt.  I^m 
(banntatding  von  MiUstat  1008).  kierton  twetgt  viilltktl  int 
eigenname  Gewirlich  ab,  vgL  Ulrich  Gewlriicb  ta  «äaar  IMaMr 
Urkunde  von  10.  mai  vm  in  it.  f.  gestk.  4.  Oienktbn  lt,«M> 
krifliger  dringt  die  bedeutung  la  negierten  biidungen  iwrtk,  tpl. 
Irtbet  sie  von  iu,  wan  ir  Atem  ist  hait  gar  ungesont  aäd 
ungewerllch,  der  ir  halt  ftzer  dem  halse  g^t  UBaraoi«  f. 
Kbcbhsbobc  1,403,   vgL   ungewabriicb   bei  ScaiBLtaa  S',9m 

3))  damit  die  reif ...  von  aiarken  ja  guten  friacbea  baaiM 
gewehrlichen  gebunden  werden,  damit  ab«r  bemelle  kM4 
desto  gewehrlicher  und  zeitiger  sein  mOgen,  ist  gebiiuchi|«r 
und  notwendig  . . .  selbige  vur  Ruperti  ia  kariM  aicbt  g»- 
schnitten  werden,  katr.  insttuttwn  fkr  in  ttktgtr  ta  IfaÜrm 
1014.  vgL  Lost  bergrecia  396';  vgl  9U\  3M*;  wU  ela  galM 
gewerlicha  salz  daraus  gesotten  werdta  MAft  WT;  Ja4«r 
underthon,  nacbbarscbaft  und  roibaa  aollan  ihr«  wecf 
und  stOg  gewehrlich  und  guat  ■acfcw  nd  also  ainbalten, 
damit  disfabis  BteoMod  bascbwart  ward«,  iüerr.  »esttk,  \,i2t 
(Ordnung  und  aalmafaa  im  kimtUft  Laaffterf.  is.  ftkrk.). 

b)  ia»  «hMr*  ia  fmd  §nu  «tfUfmtier  mskjHtsMU  r^fsaf 
d<*  htpift  ßietteni«  Meataaf  «erfsaai,  ««Alaaai  hetekhML 
die  obietUve  prdfaaf  kt  teUm. 

a)  du  bedeutung  strgtam,  »eUtmt  M  »tkm  im  itm  flaaais 
fiel  belegt  {vgL  GaArr  i,ait),  lat  aiaM  isdk  aatfam  imk  Ut 
•iMocMeaM*«,  aiitfattecMea/adke  fttieie  bi»  im  i»e  dUert  acü 
der  neukatkieutttbtm  ptmie  htrem,  w  sie  namtnlltets  im  redU»- 
und  geseiiiftturkekr  aar  geUung  kommL  teUgenlktk  fmin  mtA 
hier  beTiJknm§m  mÜ  |twerUcb  <—  imabiäi  statt. 

S06 


4871 


GEWÄHRLICH  (giwaralih 


1))  diligenter  giwaralibo,  glossen  tu  Daniel  (7,  9)  Steib- 
MBYBR-SisvERs  1,663*;  dUigetiler  g'wiiüWho,  giwaralibo.  glossen 
zum  liber  comitis  ebd.  1,  8U6'  {vgl.  Matth.  2,7  und  erlernet  mit 
vieis  von  inea;;  vigilanter  giwaralilio.  glossen  zu  Gregors  cura 
pastoralis  ebd.  2,  l'6' ;  daiu  vgl.  die  negierte  form :  inproviso  un- 
gawaralihemo.    2,227*; 

bisab  si  iz  iogilicho        tbrato  liublicho, 
giwaraliclio  in  tlirati       thaz  seltsana  gitvati: 
thaz  thar  wiht  ni  rometi,       «o  er  sih  iz  analegiti, 
biquami  zioio  ana  nank       tbaz  selba  frono  «riTank. 

OiFBiD  4,29,36; 
wir  sculun  uns  zi  guate        du  keren  thaz  zi  muate, 
mit  wiu  ther  diiifal  so  fram        bisweih  theo  eristen  man; 
wir  sculun  drahton  bi  tbaz,        tbaz  wir  fiwarteii  uns  thiu  baz, 
joh  wir  iz  glwarllicbo        bimiden  iogilicho.     2,5,4; 

ioballero  goto  gesäte  {handschrift  gesähe)  gewariicbo  scrodondo 
irfaren,  ae  deorum  omnium  sedes  curiose  indaginis  ptrscrutatione 
transire.    Notkhb  Marc.  Capella  291*; 

Joseph  hiez  daz  chorn  dreschen 
unde  luzzil  machen  ze  dnn  eschen, 
gewartichen  hiez  erz  haiidelen, 
die  ez  da  sollen  wandelen, 
den  armen  half  er  genote, 
den  riehen  erz  verschouITote. 

yenetis  88,  IT  Dtemer; 
iz  sulit  gewerlicbe  gän; 
wilder  minis  rädes  volgen, 
ir  vermidet  den  unholden 
unde  läzit  ene  mit  gemache 
werven  sine  sacbe.      könig  llother  1163  Bahder; 
Rötber  gienc  in  dö  stat. 
Berker  ::!nin  berren  bat, 
daz  her  würbe  gewerlicbe.    6836; 
wie  er  damit  dem  lande 
siniu  rebt  behielt, 
der  man  phlac  und  wielt 
bi  dem  herzog  l-°riedericb, 
und  diu  er  so  gewaerlicb 
den  hern  swuor  staet  ze  haben, 
d5  si  im  da;  lant  gaben. 

Ottokab  leimckronik  137  4U 
(Variante  gewaitigleicb); 

ali'd  lange  er  dat  treip 

UDZ  man  im  den  schilt  zerstach 

unde  mit  siegen  zerbrach 

da(  er  ime  Dichte  tobte 

als  er  gewerlichest  mobte, 

80  stapbete  er  iti  von  in. 

schilt  und  ors  gap  er  bin.  Eree  259S. 

2))  da  Boll  der  vogt  erberre  Hute  vier  man  oder  fümfe 
hin  senden,  ob  er  selbe  dar  niht  cbomen  mak,  die  sinen  aii 
in  dem  siecbbete  nemen,  wan  ain  itweder  man  gerner  ge- 
waerlicb beret  in  dem  gichbet,  dan  ob  er  gesunt  waire.  Augs- 
burger ttadtbuch  artikel  2s  §  5  Meyer  $.  83;  er  sol  auch  be- 
hüten, swa  er  über  briigge  tribet,  daz  er  also  beschaidenlicben 
tribe,  unde  als  gewserlichen  das  iemen  kain  schade  dovon 
gescbache.  swa  er  daz  verwarloset .  .  ez  si  daz  ein  rint  daz 
ander  erriege  oder  daz  ez  sich  ze  tode  erviele  oder  daz  ez 
ertruncbe,  daz  sol  er  gelten,  s.  35;  schol  er  den  ait  ze 
recht  laisten  oder  nicht?  wir  sprechen  daz  er  sein  vor 
got,  ledicb  sei . . .  wil  er  auer  gar  gewaerlicb  varen  so  sol 
er  zu  seinen  pfarrer,  oder  zu  seinen  piscbof  chömen  un 
sol  des  rat  haben ;  der  löset  in  wol  ane  sQnde  da  von. 
Ruprechts  rechtshuch.  lehensreclite  §  37  Westenrieder  7, 154 ;  und  da 
er  wider  zum  korb  kam,  da  merckt  er  gewäriich  und  sorgveltik- 
iicb  und  ain  schlang  was  dar  inne.  Gregorsdialoge  {Augsburg  W'ii) 
3,14;  sich  zu  sun  ausz  der  fläschen  die  du  verporgen  hast 
trinck  ieczunt  nit,  sunder  ker  si  gewäriich  umb  so  wirst  du 
finden  was  dar  inn  ist.  2, 18;  und  ist  uucb  nämlichen  mit 
in  beredt  worden,  das  si  gewäriichen  davor  sien,  das  si  als 
darüber  nichtes  werben  noch  werben  lauszen  sollen  umb 
kainerlai  gnad  noch  fribait  von  unserm  berrn  dem  künig 
noch  sunst  von  iement  aoderm  ze  erwerben  oder  uszebriagen 
in  dehain  wise.  d.  stddlechr.  b,  SIT  (Augsburg);  aim  kuefer  zu 
Oberlingen,  so  in  ain  grossen  weinfass  lag  und  die  Weinstein 
abher  scbapte  . . .  schlueg  (ein  voller)  puur  die  zwai  kletzle, 
die  under  dem  fass  lagen  . . .  hinweg,  do  kunt  der  kuefer 
das  fass  nit  mehr  erhulten,  das  kuglet  und  rumlet  mit  im 
die  gassen  hinab  ...  ein  ander  mal  wurt  er  vil  gewerlicber  ge- 
bandelt haben,  wann  er  in  die  weinfesser  schlupfen  und  den 
wein  hat  wellen  abschaben.  Zimmerselte  ehron.  3,80;  welche 
grQnd  und  güeter  bei  dem  wasserligent  haben,  sollen  dieselben 
dermassen  vleissig  und  gewerlich  verwerchen,  damit  si  selbs 
und  sonst  meniciich  ohne  schuden  gehalten  werden,  land- 
und  elwhafUaiding  in  der  Rauris  1624,  itlerr.ueislh.  1,  223  antn.  4 ; 


GEVVÄHRLICH  (givvärlihho)  4872 

und  sol  der  richter  den  fronpoten  auch  darzue  geben,  und 
die  feuerstött,  öfen  und  kemich  aigentlich  zu  beschauen  und 
betracht  werden,  damit  das  feuer  gewerlich  unter  uns  besorgt 
seie.    lirol.  weisth.  1,  2S4  (Öffnung  von  Sleinach  17.  jahrh.). 

8))  berührung  mitgev/eiWch-^durabilis:  vierzehenden  sollen 
obbemelle  kuffer,  an  jeder  kuffen  die  brustreif,  damit  solche 
nicht  plocket,  sondern  gleim  und  geschmeidig  werden,  wohl 
antreiben . . .  und  bat  obauscbafTer  insonderheit  auf  disz  gute 
achtung  zu  geben,  damit  die  reif  forder,  und  mebrist  die 
obern  brüst  und  engen  bodenreif  von  starken,  ja  guten 
frischen  banden  gewehrlichen  gebunden  werden.  6ajr.  in- 
struction  für  den  Schaffner  in  Hallein  1614,  LoBi  bergrecht  Sös". 
*j|/9)  objectivt  fassung: 

wir  sulen  mit  im  der  weride  spot. 
überwinden  unt  ir  itweit. 
da{  ir  allen  iuren  vieij. 
dar  an  getriulichen  leget, 
mit  swelher  rede  ir  in  ouj  erwegen. 
da;  setzet  zephande  dar. 
''  das  er  gewerlichen  var. 

uistende  118,3  Hahn; 

nft  sich,  wie  gar  gewerlicbe  ih  dich  des  nabtes  danne  nider 
legest  in  toetlicben  sünden  unde  weist  niht  ob  du  unze  morgen 
gelebest,  halt  biz  mitte  naht.  Berthold  v.  Regensbukg  1,547; 
der  herre  sol  den  mannen  einen  tac  gen  an  die  Stadt,  da 
si  ir  libes  und  ir  eren  und  ir  gutes  ane  angest  und  gewaer- 
lichen  hin  komen  mugen.  Schwabenspiegel,  lehnreeht  §  112 
Laszberg. 

2)  gewährlich,  gewehrlicb,  adjeet.  mit  bedeulungsanleltnung 
an  gewähren  =  leisten,  erfüllen;  vgl.  gewährig  $p.  4865: 

darumb  wolt  uns  armen,  betrübten 
mit  einer  gwerlicben  antwort  erfreuen. 

J.  AvRKR  (/fO'iif/  Edwarl)  S93^ 

bittende  ...  die  berren  und  ihr  wollen  auch  mit  gewehrlicher 
antwort  uns. . .  begegnen.  Verhandlungen  der  schles.  fürsten  und 
stand«  (161S)  s. 66;  gewehrlicb,  adjediv.  Scbottel  36'*  (sind 
darüber   gewehrlicher  folge  erwartend). 

3)  gewährlicb,  adverb,  verstärkte  form  zu  althochd.  wärlibho, 
vgl.  mhd.  wb.  3,522*.  Lexer  l,.:78;  Ȥ/.  gewarlike.  Scbiller- 
LüBBB!«  2,  98.  im  mittelniederländischen  ßnden  wir  neben  dem 
adverb  (gewaerlike  Verwus  und  Verdam  2,  1S49)  auch  ein 
adjectiv:  gewaerlic.  Verwus  und  Vebdah  2,  1849;  ghewarlec, 
ghewaerlic.    Oudbmans  2,  646. 

a)  form,  der  stammvocal,  der  für  die  mittelniederdeutschen 
belege  die  abstammung  deutlich  kennzeichnet,  weist  in  der  ober- 
deutschen Schreibung  wenig  anhaltspunkte  für  die  trennung  von 
gewaralih,  gewerlich  auf.  neben  der  gewöhnlichen  adverbial- 
form (gewterlichej  ist  die  dativbildung  gewserlichen  nur  ver~ 
ein  zeit, 

b)  die  bedeutung  ist  eng  begrenzt;  das  adverb  steht  meist  in 
Verbindung  mit  verbis  dicendi  oder  sentiendi. 

a)  neben  verbis  dicendi: 

nu  vernement . ,  märe 
der  die  Glichej^äre 
iu  künde  git  vil  gewärlih, 
der  ist  geheimen  Heinrih. 
er  hat  da;  buoh  gediht5t 
umbe  fsiucrines  not. 

U.  V.  Glicuezaerb  Isegrimm  1787,  s.  Piper  1,311; 

er  sprah  'bruoder  Reinhart,  war  sol  ei  gelobet  sin?' 

'da;  sag  ich  dir  gewäriiche 

hie  le  himelriche 

soltu  miuen  stuol  hän'.       947,  ebenda  1,302; 

dat  du  gewxrliche  hast  geseit. 

Uarlaam  unu  Jusophal  402, 2  Pfeiffer; 

auch  so  seit  Josue  der  diet  furbaz  gottes  lere  ane  gewan  und 
gewerlichen.  historienbibel  des  14/l5.  jahrh.  Merzdorf  788 ; 
Jbesus  sprach  zu  in:  gewerlicbe  gewerlich  sog  ichz  euch, 
Moyses  gab  euch  nit  daz  brot  von  dem  himel.  cod. 
Tepl.  Joh.  6,31  (warlich,  warlich  ich  sage  euch.  Lotuer); 
gewerlich  sag  icbz  euch,  waz  ding  ir  pindet  auf  der  erd,  die 
werdentauch  gepunden  in  den  himeln.  Matth.  18,18  (werlich 
Augsburger  bibel  von  1487 ;  warlich  ich  sage  euch.  Ldtbbr)  u.  a, 
ß)  neben  verbis  sentiendi; 

die  von  Ziiiäs  füerent  dich 
ze  dem  vrone  himelriche, 
da;  wisse  gewa^rlicbe. 

lieiiihart  Fuchs  708  Grimm; 

und  Peter  kert  wider  zu  im  selber,  und  sprach:  na  waizz 
ich  gewerlich,  daz  der  herr  hat  gesant  seinen  engel,  und  bat 
mich  derlosi  von  der  haut  Herodis.    cod.  Tepl.  upostelgeschichU 


1873  (iEWÄHULICHKEIT  —GEWÄHRSADMINISTRATIOII 


GEWAHRSAM  (adjectiv)  4S74 


13,11  (thenso  EcccsTci^i:  Dn  weit  ich  w>rhafrii|.  Lotnib);  iek 
weitz  gewcriirb,  daz  et  i«l  alio,  daz  der  mrn«cb  nit  wird 
gercclitb  lUgt  gelicbet  got.     EcckaTti^  Utob  9, 1  (ja  icb  weia 
fa!tt  wül  iliit  alio  lat.  LuTRza). 
v)  vtrbindung  mit  «cbreideu: 

e|  litt  unt  «in  man  f«a«U 
dar  »i  al*ui  |e*ebrl«b«o  la« 
dai  at  (ar  bahaliao  wa« 
aah  dar  tebrlfi  fawarllcb«. 

R.  *.  Em  •i»r  yuit  OerHarä  Wtt  lUftpti 
d6  biet  ar  lawatrlleba 
aaoie  Jd«apliiia«  labaa 
acbrlbao.  ^  ,^ 

Harfaam  tind  iotapHat  40t,  t  Pftilfrr. 

S)  in  hekfrtr  tttrhindung  mit  anderen  vrrbi$: 
leb  bin  al>6  bawUnt  her 
d«t  du  far  tuader  Taliebao  ruon 
tt  roabi  frawcrilcbao  luoo. 

iirr  gute  Gerhard  1101  Haupt; 

da/  fr  in  dem  kricbe  iat  als  gewtrlirb  ali  in  dar  boitieo  der 
«elbe  ge«*re  got  und  menacbe.  myitiker  MI,  2i  Phfftr;  (e$) 
i(t  doi'b  got  gewerlicbe  ietwntpr  site  gantz  ungeteilel.  *o- 
gtnannler  Nie.  t.  B*<<kl  14H  Schmidt; 

dat  kliil  Tan  dogaden  rika 

bracbia  un«  uf  arirlka 

vrada  gawarlika.  <wd.  o.  d.  Mtneterl.  11,5. 

e)  nur  f»f«i«M«  itt  der  übergung  in  andere  funrtionen ,  lo 
tu  du  des  prtätcatt:  daa  itt  gewarlicb,  waoii  wao  achreiet, 
ao  achreieii  die  Itinder  lenger  dan  ander  Icut.  Giaia  v. 
KaiatiiaNiBC  evangtlta  (UH)  4(*. 

GEWÄHHLICJIhtIT,  A,  tubUantitbildung  tu  ge»»«hrlicb — 

durabdu:  alle  iiller  and  acboiler  in  daz  ufer  gegen  St.  Gilgen 

IQ  bringen,  aocb  ibrer  gewebrlicbkeit  we^eo  mit  beiiog  einig 

hierin  «eratendiger  gprichllicb  zu  brsrbaurn.  ösUrr.  »euUu  1, 171. 

GEWAHKLUS,  adjed.,  negierU  bHäung  tu  gewahr,  gewar, 

mufmerktam,  e^l.  ungewibriicb  ip.  48'ü:  gewarjoaz,  impronJut. 

Kaiaioa  (Itl6)  76tt>' ;    ge«abrloa,  unfürtithttg,  unbehutiam,  in- 

eautut,  improtidut.  Haniica  t&Ol;  gbewaerloa,  improvidut,  non 

preientieiit  aut  provtdent,  tneaulus.    Kiliam   Ka";    gewabriosz, 

unßntehtig,   tncaiitus,  improvidus.     SpiKtsa  {Basel  noo)   ibu'; 

gewabriog,  malavts^,  imprudtnt,  imprudent,  ineontuUut.  nouveau 

dielionaire  du  voyagtur  {Genf  1103)  144';    gewabrloa,  imprudent, 

tmprudens,  tmprudente.  Vknkbom  {Köln  HM)  74'. 

GEWÄMHMAN(.EL,  i.  genUbramaogei. 

GEWAlilt.MANN,  t.  gewabrainann. 

GEVVAIIH.NEHMUNG,  /.,  lubttanitvbildung  der  ohn  ip.  4783  be- 
legten  tcortvei btndung  gewabr  nebmen:  die  gewabrnebmuog 
einea  viel  grOszeren  gutes.    LiiaNiTS  2,314. 

GtWAHKSADMIMSTHATION,^;  gewAbrtadroinistration  ist 
eine  besondere  art  iler  \erwnitung  eines  guiea,  da  die 
nut/.ungen  desselben  in  anscblag  (rebracbt  werden.  biernSchst 
Ter^ieicbt  man  sieb  mit  dem  Verwalter  auf  eine  gewisse 
summe  dergestalt  und  also,  daaz  dieser  die  aumroe  jflbrlicb 
liefern  und  über  die  einkOnflle  recbnuug  ablegen,  wenn  aber 
die  summa  nicbt  herauskommt,  das  Qbrige  aua  seinem  beute! 
zahlen,  wenn  aber  roebr  heraus  kommt,  eben  deraelbe  von 
die>pm  uelierscbusz  der  zu  ge^ftbrenden  summe,  einen  ge- 
wissen antlieil,  e.  g.  die  beiffte,  ein  viertel,  drittel  vor  seine 
mUbe  haben  aolle,  ea  itt  aber  diese  gewährvadminislratioo 
nicht  sehr  aU  bei  neuangebenen  cammer-revenüen  gebräuchlich, 
da  aicb  die  erlinJer  mehrentbeils  auch  zu  solcher  gewtthrs- 
administralion  verstehen.  CHUHtL(l7.M)  1US8;  die  reparaturkosten 
aber...  \Nerden,  bev  dem  jUhrlicben  ueberscbusze  Ober  das 
gewBbrs-admiiiistrations-quantum  der  3000u  Ihaler  durch  giltige 
quitiungen  berechnet.  ScHBKaKa  abhandlungen  über  kammtrgüter 
(I7&4)  ISS:  wir  von  gottes  gnaden  u.  n.  hiermit  Urkunden 
und  l>ekennen,  daaz,  nachdem  wir  auch  unser  amt  n.  ao 
bishrro  verwaltet  worden,  nunmebro  auf  gewühradmioistratiun 
lu  setzen  vor  diensam  befunden,  wir  auf  untertbanigates 
ansuchen  sowohl  die  adininistralion  der  Justiz  als  auch  die, 
ae  ther  auf  reclinung  gestandene  sammtlicbe  amtsrevenüen, 
nebst  den  nutzungen  derer,  darzu  geschlagenen  forwerge, 
anf  sechs  jähr  lang  . . .  vor  zwanzig  tausend  ibaler,  ea  komme 
•in  oder  nicbt,  zu  gewibren.  1S7 ;  ebendort  die  tusammenuttungen 
(ewibrsadministrationsrechnung  (I40),  -revenaen  (l4l),  -ver- 
scbreibung  (I4&),  gewabrsadminisiralionsjahre  (139),  -zeit  (140), 
gewaiirsailminislrator  (1381:  gewfibrsadministration,  diejenige 
art  der  guisverwaltung,  bei  welcher  der  administrator  gehalt 
bekommt,  dem  eigcnthilmer  aber  eine  bestimmte  höhe  der  ein- 
nähme g.irantiert  und  von  dem,  waa  er  darüber  erzielt,  aeinen 
antbeil  erbalt.     Tbibl  landvirthsek.  lexikon. 


GEWAHRSAM,  aij.  «.  «<Ip.,  tcmmrrentfan»  n  gewlbrlich 
in  detten  abkitmni  mm  vrara,  r^  ff.  4*7t.  äk  tdjttU^- 
bttdung  muti  «■  nitkätktrtr  werwenduf  w»4  ftr  äat  frtkirt 
irtt,  alt  lU  belegt  M,  9orMutgeietU  mtritm,  v#i  ^i  mMMlia 
gewabrtam,  gawarMB«  (a.  4.),  dt  »mf  ihr  itnUU,  »tä  M- 
rückretcht. 

I)  der  tnU  heUg  enttUmmi  4»m  ftitlH  •—  4fr  kreiufaSrt 
Lm4migi  t.  Tkkringen,  4*i  »btrktmfl  to  MrMMnaf  uad  varf- 
gtbraudt  itlbUdndigkeit  ttigl ' 

•bar  M 

■agei  In  allan  d«r  furaU  d«; 

Ir  tull  dei  bal  «In  •n4«r  alat 

ll«l«  vll  h*i  Stistln. 

da  bei  manllchrn  aiai: 

alt  tawariam.  tt  Ut  gui. 

leb  wll  nll  den  brudern  bI« 

naeb  aneb  an  49r  baia  ila.  INI  mfMb 

diett  tubjertivt  fattung  det  begnfft,  die  die  bedeutung  'aufmerk- 
lam ,  wortiektig,  »arkiam'  ertielt,  beherruht  den  gtb'*uek  det 
odjeettri  »u  det  adverbiumt  i4i  in  4a  ipäletU  tttt :  gaw^raan, 
behut,  eautut,  tolert,  prudent,  aeutui,  ninii««  tneculct.  Ht>iaci 
1&94;  *^  ineaute,  unbabaitamlicb,  ungewaraamlick.  D«aT- 
roDiosi.  M<ti  E4*:  gewahriam,  rautut,  areumtfeett.  Snoia 
(I70O)  im':  gewabraam,  prartdtu.  eautut.  Nie  GOatLia  Itttun 
{Batel  KOI)  1,74;  gewabrtam,  prudent,  atit^.  minmM  4täi»- 
naiie  du  ftct/ageur  (1703)  144':  gewahrtem,  a«*lM,  framiiu. 
Alka  (17271  Mi':  e6«njo  SreiNaiCM  l,»ii:  g««tbr8«a,  paiMl, 
prudent,  prudente.  VanEacM  74':  gewabraan,  wirft  ••■**••• 
BaiLKv-FAHainsarcBa  2,376.  4k  ti^nttm  faimuf  id  mt- 
hiUnismitstg  venig  beUgt;  mtndu  mirUrhtdur  fÜm  M«r 
die  Verbindung  gewahrtamer  bund  ^  fnUr,  ikkirtr  ifftrAvai 
tpdter  wieder  tu  thr  über,  9gl.  ff.  4173. 

a)  4at  adjectit. 

a)  in  der  funetion  det  prddieaU:  biaz  Bit  onfOrticbtig  ood 
alber,  aonder  gewarsam,  tbA  die  aogen  aulT,  and  erweg  daio 
eigentcbaffl,  daa  du  binfellig  und  todlich  blaU  S.  Faascs 
weltbuek  {Tübingen  1334)  114*:  al«  aollen  aicb  warnen  laaae« 
und  gewaraamer  werden.  Hidio  übertttiung  det  Comtnet  (IMI> 
45 : . .  aagten,  et  wer  das  aller  gewariaroeil  and  weisest,  dieweil 
lie  noch  in  der  wOitin  weren,  den  bandet  gar  mit  Inen  »U4zzu 
machen,  und  nit  entarten  bisz  das  sie  st>rcke  and  reiche  sUtt 
einnemen.  HBDioMerj.ii«iyot(pAMs4r:  und  gehet  wie  der  Olaot 
in  seiner  bislori  von  den  bauatcblangen  meldet,  welche  wiewol 
sie  erstlich  zam,  unschädlich,  freundlich  and  im  baue  wi«  ein 
bund  gewaraam  sint  und  der  kinder  Oeiszig  hüten:  dock 
zuletzt  .  .  .  plötzlich  ire  milte  art  inn  eine  wilde  Inder«. 
FiscBABT  ehetuektbüehltin  {werke  3,  246);  acblaffet  mit  offenen 
basen  äugen,  ist  die  gansz  im  capitoli,  anser  vig;lantior  eant. 
ist  der  Samier  schaf,  welchea  den  kircbenrauber  Appoltinia 
verrhiete  mit  blühen  ungesehen,  ist  gewaraamer  ala  «in  katlw 
bund.     Gargantua  lll   neudruck, 

ß)  tu  der  (unäion  de*  aUnbulet: 

1))  aonderlicb  aber  aoll  das  weiblich  geachlecht,  ta  wsIcImb 
dan  von  natur  die  bienen  eine  anmut  pflegen  tutrageo,  «ad 
im  deahalben  inn  maierbiuaern  der  bienen  gewartaaM  v«^ 
waitong  vertraue»  wird,  aicb  an  Irem  ernst  apigeln,  daa  eiM 
frau  gleichsam  eine  kOmgin  im  imenkorb  irm  ktmtm  Btim, 
FiscBArT  ehetuehtbOehlein  {merke  3,111). 

1))  der  bund  iat  ein  Oeisziger  and  ftlraMr, 
hOter  der  dingen,  welche  ihm  voa 
befohlen  seiod.  eseii  adei  t.  1;  gewabrtaaar  ku^  «te  tfir. 
hund,  auf  den  der  jSger  aicb  Terlaasan  kann.  •  sMmA  kmmd. 
tetUtck-engL  Uxieon  (1718)  768:  •!■  gewabrtamer  kasd,  gator 
spOrhund,  ehien  atsmri,  ehitn  perthew.  Sciw»»  {r.*n  l,741*j 
ein  gewabraamer  bund  . .  «  certein,  am  tmfaUtbU  d«f.  Eaaaa  644*. 

3))     Balack,  dat  baupt  la  raih  dar  aiia*«««.  kao«  4m  kfti«« 
In  dar  gawabraaman  bnaal  4\m  wmIm  n  Utbm  kolkklOfc 

■•Mea  Itmä  Tt. 

tgl  SciSitAica  neolog.  wb.  IW  mem4rmtk:  4mt  tmiaUrhemdf  mt« 

Umdet  ttinen  IttUen  kalt  im  dam  limger  rtrwamdHtm  nagewakrtaa: 

wer  ungewebriaaa  den  trank  der  Mlecbea  rrMIkhbaii  triskaa, 

dem  eniiiebt  ticb  das  ichM  (enbi.    Boaaaa  N«a*  62 

(in  der  autgahemm  1763  mit  mSeiigang  t.  36:    Scaö^Aic«  t.  tS9 

bemerkt:  tranken  . .  ungcwabrtam,  d.  k.  wir  nabaeo  ana  Dickt 

in  acht) :    lacht  aie  di«  atolie,  OMtncr  pfeile,  and  trotzt  mit 

anhezwungener  brvst  der  mackl,  vor  weicker  gtViter  zttiers. 

aber  nicht   langer   aoll   aie  trotzen!    kier  iat  dar  ackArftt« 

pfail.  scharf  genug  einen  busen  voa  aanBor  ta  apaltaa . . 

tilUe,  uDgewahrtana  ackooc!  Wituiaa  {A§mlkm  •»<)  t,aiii 

b)  das  a*ir*. 

306* 


4875 


GEWAHRSAM  (adjecliv) 


GEWAHRSAM  (stihsfantiv) 


4876 


o)  freier  gebrauch: 

Ancilla  lesch  das  fewr  recht 
und  sperr  all  thür  gewarsam  zn, 
schaw  das  du  auflstehst  morgen  frn, 
ich  geh  dahin  leg  mich  auch  uider. 

Hans  Sachs  {Lucretin)  3,2,2*; 

also  ist  nirgend  mehr  ein  weih 
sicher  an  ehren,  gut  und  leib, 
als  wann  sie  gwaisam  pieibt  zu  haus. 
FiscBART  eUeiuvUtüUclUein  (üclieible,  kloster  10,449); 

als  aber  der  künig  Herodes  mit  der  hörszmacht  sie  angriffen, 
liat  er  sie  understanden,  auffs  gewarsamest  zu  bekriegen, 
und  befulch  ein  maur  umbs  läger  zu  füren.  Hedio  übers, 
des  Josephus  vom  krieg  der  Juden  20' ;  der  über  das  heil  seiner 
Seelen  sorg  traget,  pflegt  bei  jeder  Verrichtung ..  sich  ge- 
wahrsam  zu  beobachten.  Abb.  a.  S.  Clara  etwas  für  alle  2,276, 
vgl.  tlieil  9,  $p.  2881 ;  dasz  man  die  predigtvernehmungen  nach 
gestait  der  beschoffenheit  und  verstand  der  zuhörer  einrichte 
. .  mit  denen  bauern  deutlich ,  mit  denen  schiffbengeln  grob 
teutsch ,  mit  den  Soldaten  gewarsam.  Abele  künstl.  unord- 
vung  1,  241. 

ß)  engere  Verbindungen. 

1))  a))  als  nun  disz  der  künig  gehört,  und  für  übel  auff- 
genummen,  und  gesagt,  wie  das  sie  nit  gewarsam  gehandlet, 
das  sie  gewält  stürmen,  ehe  dann  sie  die  maur  beschossen. 
Hedio  übers,  des  Josephus  102';  als  sein  bruder  Jonathas  das 
fürstenthumb  von  jm  geerbt,  und  er  inn  andern  dingen  so 
die  einwohner  betraffen,  gewarsamer  handlet,  ...ist  er  mit 
dem  sun  Antiochi  vertragen  und  versünet  worden.  2*;  ge- 
wabrsam  handien,  fahren,  caute  agere,  omnia  tute  timere,  caute 
mcrcari.  Alkr  (Köln  1727)  932*. 

b))  dasz  man  gewarsam  mit  dem  fewr  umbgehe.  bair.  land- 
recht von  1616  ».592,  vgl.  Schmellbr  2^,970;  wegen  der  ver- 
warung  des  feurs  und  znfürkomen  feurs  not  soll  ein  jeder 
hausvatter  gewarnet  sein,  nit  allein  die  feurstel,  kemich  oder 
rauchfeng  fleiszig  machen,  verwahren  and  zu  gebürenter  zeit 
Seibern  zu  lassen,  sondern  auch  sonsten  bei  seinem  haus- 
gesind  die  vürsechung  zu  thun,  das  man  gewarsam  mit  dem 
feur  umbgehe.  (Kufslein  17.  jahrh.)  tiroler  teeisth.  1,  30,  24; 
werden  alle  hauszvatter  und  hauszmüeter  vermant,  dasz  si 
wol  achtung  geben  aufs  feuer,  es  sei  in  oten,  padtstuben 
oder  aufn  hert,  und  gewarsam  bei  nächtlicher  weil  mit  dem 
Hecht  umbgehn.  (polizeiordnung  von  Mülstadl  16.  und  17.  jahrh.) 
Cisterr.  weisth.  6, 49S;  und  auf  das  man  aber  mit  dem  lieben 
feur  desto  gewarsamer  und  firsichtiger  zu  handien  sorg  tragen 
miesz.    (gemeinde  Tarsch  17.  jahrh.)  tiroler  weisth.  3,  287. 

2))  der  könig  antwort  gewarsam  und  freündtlicb.  C.  Hedio 
Übersetzung  des  Comines  (1566);  auff  dasz  er,  zuvor  eh  ein 
mangel  oder  theure  einfällt,  vorkauffe,  oder  sparsam  und 
gewarsam  dise  frucht  behalte,  welche  er  market,  dasz  sie  in 
ein  auffscblag  kommen  werde.    Sebiz  feldbau  45. 

2)  die  objective  fassung  ist  am  adjectiv  wenig  belegt,  sie  bildet 
aber  die  hauptgrundlage  für  unsere  substanlivbildung  gewahr- 
sam.  wie  leicht  die  beiden  arten  der  bedeutung  in  einander 
übergehen ,  zeigt  sieh  noch  spät  an  der  angäbe  bei  Fick  (2, 178 
gewahrsam,  certain,  infallible),  die  über  die  Verbindung  gewahr- 
samer hund  hinweg  gewonnen  wurde. 

a)  der  hauptbedeutung  des  Substantivs  gewarsamc  entspricht 
die  Verbindung  gewarsamer  ort:  gehab  dich  wol,  und  lasz 
die  sorg  zukünftiger  ding,  wir  wollen  ietz  dein  hab  und  gut 
an  ain  gewarsames  ort  bringen,  damit  dir  nichts  entragen 
werde.  Schaidknkeiszer  57';  auch  sollen  alle  hanntwergs 
meister,  so  holtzswerg  arbeithenn  als  wagener,  schreiner, 
bottener  und  zimerleut  ire  spene,  dergleichen  alle  burger 
und  einwoner,  reben,  reisichholtzs,  recbstro  unnd  alle  an- 
dere geverliche  feurwerg  an  keinem  geverlichen  oder  nach- 
teiligem, sondern  an  einem  gewahrsamen  ort  .  .  .  hinlegen. 
stadtrechle  von  Arnstadt  (1543)  bei  Michelsen  rechlsdenkmale  aus 
Thüringen  71;  die  kriegsleute  aber,  so  solches  verriebt 
haben  sich  auff  meine  anordnung,  bisz  der  tuniult,  weil  so 
wol  desz  Buthory  als  meine  untergebene  kriegsleut  in  armis, 
und  niemand  wissen  können,  woher  diese  gehlinge  verende- 
rnng  geflossen,  sonsten  es  ieichllich  ein  blulbad  abgeben 
dörffen ,  vorüber,  und  durch  unser  ehrlich  zuthun  geslillet 
worden,  an  gewahrsamen  ort  salvirt  .  .  .  (|6I3  schreiben  des 
obersten  Toggay  an  erzhenog  Ferdinand)  bei  Londorp  1,  148' ; 
da  riebt  könig  Ernst, ...  es  were  besser  und  nützer,  ietzmal 
den  raub  .  .  .  zuvor  an  ein  gewarsam  göt  ort  zuferligcn. 
Stumpf  163'. 


h)  nach  anderer  richtung  zweigt  diese  bedeutung  im  rechts- 
verkehr  ab.  hier  ist  das  adjectiv  meist  substantiviert  in  der 
function  eines  nomen  agentis  gebraucht :  zum  andern  soll  ich 
ewer  erber  weishait  schriben  umb  fünfzig  gülden  uff  ain 
rechniing,  das  mir  die  gewarsam  werden,  was  dieselben  für 
gut  ansieht,  denn  es  will  mir  niemand  gelt  schicken  können. 
Walther  Buchelberg  an  den  rat  zu  Rotenburg  a.  T.  bei  Th.  Zweifel 
in  Bagmarn  quellen  309;  auch  volgends  den  ersten  tag  jan. 
desz  1531.  jars  zu  Pätterlingen,  nach  verhör  der  partheien 
und  ihrer  gewarsamen,  ein  rechtlich  urteil  gefeit.  Stumpf  597'; 
vgl.  gewarsami  sp.  4881.  gewahrsam  garanl,  auctor.  nouvea« 
dictionaire  du  voyageur  (Genf  1703)  145;  gewahrsam,  bürge, 
garant,  auctor.  il  mallevadore,  Vekeboni  76*. 

GEWAHHSAM,/'.,  Substantivableitung  von  dem  ebenbesproehenen 
adjectiv.  das  ableitungssuffix,  das  in  den  älteren  formen  gewar- 
sami, gewarsame  zu  tagetritl,  ist  an  der  heutigen  form  untei drückt. 

1)  die  ältesten  beispiele  entstammen  dem  urkundenstil  des 
14.  jahrh.,  wie  überhaupt  der  verwendungskreis  des  Wortes  wesent- 
lich an  die  sehriftform  der  geschäftssprache  gebannt  ist.  weder 
die  dichlung  noch  die  mundarten  verstatten  ihm  viel  spielraum; 
für  die  Handschuhsheimer  mundart  wird  das  fernbleiben  det 
Wortes  von  Lenz  {vergleichendes  mb.  der  nhd.  spräche  und  de» 
Handsch.  dialects  1)  s.  28  bezeugt. 

a)  unter  den  formen  überwiegt  für  das  14.  jahrh.  gewarsami. 
vgl.  Lexer  1,978;  es  kehrt  auch  später  noch  vereinzelt  wieder 
neben  gewarsame,  das  bis  in  das  ende  des  18.  jahrh.  belegt  ist, 
so  bei  ÄLBR  im  churbairischen  landrecht  von  1756,  ja  sogar  bei 
Kant;  die  apocopierte  form  läszt  sich  vereinzelt  schon  in  den 
ältesten  Verwendungen  nachweisen,  ihre  Verbreitung  setzt  jedoch 
erst  im  16.  jahrh.  ein  und  ist  zunächst  auf  bestimmte  gebraucht' 
formen  eingeschränkt. 

b)  das  genus.  das  femininum  herrseht  für  die  ältere  zeit  aui- 
schlieszlich  und  ist  in  den  meisten  festen  Verbindungen  auch  er- 
kennbar, mit  ausnähme  der  formeln  in  sein  gewarsam,  in  ir 
gewarsam,  mit  gewarsam.  von  hier  mag  die  Verschiebung  des 
genus  ausgegangen  sein,  wir  finden  vereinzelt  das  neutrum, 
namentlich  in  der  räumlichen  bedeutung  des  Wortes,  für  den 
neueren  gebrauch  überwiegt  jedoch  das  masculinum,  freilich 
mehr  für  das  19.  jahrh.  (bei  Scbwan,  Ebers,  Kant,  Schiller 
u.  a.  noch  femininum.  Götbb  geht  später  zum  mascul.  über), 
am  längsten  hält  die  rechtsspraehe  am  femininum  fest,  so  das 
preuszische  landrecht  in  den  spätesten  ausgaben  und  commentaren. 

c)  überblick  über  die  bedeutungsentwicklung.  das  Substantiv 
spaltet  sich  wie  das  adjectiv  in  eine  subjective  fassung  des  be- 
griffes  (vorsieht,  aufmerksamkeit)  und  eine  objective  (Sicherheit); 
nur  zeigt  die  entwicklung,  die  an  diese  gegensätze  anknüpft, 
durchaus  abweichende  linien ;  vor  allem  wird  sie  durch  Übergänge 
zwischen  der  einen  und  der  andern  gruppe  wieder  gekreuzt,  die 
das  bild  unübersichtlich  machen,  wemg  anhaltspunkte  gewähren 
hier  die  Wörterbücher,  wohl  grenzen  sie  einen  ziemlichen  umfang 
der  bedeutung  ab,  vgl.  gewarsame,  garde,  custodiae,  cautio. 
Herisch  1594;  sie  lassen  auch  die  localisierung,  die  an  der  ob- 
jectiven  fassung  früh  zu  beobachten  ist,  deutlich  hervortreten: 
gewahrsam  /'.  bewaaring,  veiliglieit,  plaats  van  zekerheid.  Kramer 
2,133';  ebenso  Weidenbach  436'  unter  gewahrsame;  gewahr- 
sam.. {a  garde,  suretö,  Heu  de  suret^.  Schwan  l,74l':  custody, 
safety,  securüy  or  surety,  a  place  of  security.  Ebers  hand- 
wörterbuch  644'  (die  letzte  bedeutung  fehlt  bei  dem  sonst 
übereinstimmenden  Bailet- FAHRENKRfCEB  2,326);  andererseits 
sind  die  fremdsprachlichen  parallelen ,  die  hier  dargeboten  werden, 
meist  so  weile,  dasz  sie  objective  und  subjective  prägung  umfassen 
wie  cautio  (vorsieht  und  Sicherheit),  oder  dasz  sie  eben  so  gut 
eine  eigenschafl,  wie  eine  handlang,  wie  einen  zustand  ausdrücken, 
wie  custottiae  und  noch  mehr  custody,  das  Fick  2,  178  als  einzige 
parallele  zu  gewahrsam  anführt,  vielfach  lassen  die  angaben 
auch  errathen,  dast  sie  durch  einfache  erweiterung  aus  einer 
vereinzelten  Wortverbindung  abgeleitet  sind,  in  der  das  wort  seine 
bedeutung  aus  dem  bestimmten  Zusammenhang  zieht,  vgl.  ge- 
wahrsam, la  garde  . .  es  ist  in  meiner  gewahrsam,  je  l'ai  sous 
ma  garde.  Schwan  1,  74l';  gewahrsam  ...  surc/d,  Heu  de  su- 
rete . .  etwas  in  gute  gewahrsam  bringen,  mettre  quelque  chose 
en  bonne  garde,  en  suret^,  e»  Heu  de  surete.  ebenda,  solche 
Wortverbindungen  begünstigen  auch  die  oben  besprochenen  über- 
gänije  von  einer  gruppe  zur  andern,  so  ist  es  schwer  in  der 
Verbindung  mit  gewahrsam  die  bedeutung  ^vorsieht'  von  ^Sicherheit' 
jeweils  zu  trennen ;  der  unterschied  ist  jedenfalls  auch  den 
sprechenden  nicht  immer  zum  bewuszlsein  gekommen,  das  gleiche  gilt 
für  in  gewahrsam,  wo  die  bedeutung  ''aufsieht,  hut,  Verwahrung' 


4877 


GEWAHRSAM  (subslantiv) 


GEWAHRSAM  (subtUntiv) 


4878 


nidit  immtr  von  UiehtTer  ort ,  g*fängni$,  verteklouentr  räum*  :u 
trennen  ist. 

d)  gfbrauch$grfn%en.  auf  der  gruffe  der  $ubjeetiun  frigungen 
iind  du  bedeulunqrn  'vorsieht,  aufmtrktamkeit'  amfrühetttn  turück- 
gttri-ten.  die  entsprechendfn  bi-lege  werdi-n  ton  neurien  fnrtchern 
vielfach  gar  nicht  mehr  teritanden.  die  bedfutung  ^aufsteht,  hut' 
hat  rieh  in  ihrer  verblasiletten  Verwendung  tn  der  rechlitpraehe 
erhalten,  vgl.  den  gegen%ati  iwitchen  gewalirsiain  und  betitz. 
für  den  allgemeinerfn  gebrauch  tielUn  uhon  die  Wörterbücher 
de$  18.  jahrh.  verwobrung  vor:  gewabrtom,  die,  mieux  ver- 
walirung.  Schwa.<«,  vgl.  auch  Eaiat  und  Hilpiit  2,1,403'; 
hier  hüll  $ieh  dat  wort  nur  in  den  am  dii  objeetive  grupp«  an- 
genäherten Verbindungen  in  gewahrsam  nehmen,  halten. 

7)  die  einielnen  vtrwendungtn. 

o)  die  $ubjectiie  gruppe. 

a)  gewalirsoin  alt  eigentchaft,  vgl.  vorsiebt,  aufmerktamlif  it. 

0)  einen  verkauf  mit  aller  gewanami  abacblieiten.  Urkunde 
aui  i;i74  im  Donauesehingtr  arehiv,  vyl.  Lczsa  1,978;  ähnlich  hei 
ÜALTAus  t.  7U9;  item  man  soll  auch  die  pfender  der  aucbt 
Iifeiider  {nomen  agentit),  wa  si  mit  der  pfandung  komen,  in 
dv!)  pimds  schlössen,  stetten,  mürckten,  dorffern  und  gepieten, 
zu  reclit  halten,  doch  mit  gewariaro.  abschied  dei  tchwdb. 
bundet  november  1488,  vgl.  KlOpfbl  41  (die  Nördlingtr  baten 
in  brtre/f  der  Wendung  mit  gcwarsam  um  aufschluss  und  er- 
hielten ilen  beseheid,  dats  et  nich  darum  handle,  etner  mitt- 
brduehlichen  ausnuttung  diitet  einlastrechtt  voriubeugen,  KlOpfcl 
anm.);  den  armen  dem  nachricbter  bevelbeon  und  bei  seinem 
eidt  gepieteon,  die  gegeben  urtheill  gelreulichenn  zu  vollnziehen, 
damit  vom  gericbl  uCTsteen  unod  darob  hallten,  damit  der 
nachricbter  die  gesprochenn  nrteill  mit  gulter  gewarsame 
uund  Sicherheit  vollnziehen  möge,  peinliche  gerichttordnung 
Karlt  V.  art.  SC  Kohkr- Scheel;  so  hett  sich  der  ausscbust  ent- 
schlossen, dasz  diejehnen,  so  von  bedcn  rfiten  und  dem  aus- 
schusz  zum  ouf  und  zuschlieszen  der  tor  verordnet  warn,  sampt 
dem  biirgermaister  diebrief  vom  hotten  under  dem  tor  annemen 
und  alspuld  alda  in  ir  aller  beiwescn  ufTbrcchen  und  verlesen 
sollten  . . .  also  warden  darulT  von  beden  rüten,  nemlich  der 
burgermaister  . .  und  etnavil  peraonen,  so  nit  gemerkt  worden 
sind . .  für  das  Clingentor  zu  eroffnung  desselben  geordnet 
unnd  durch  sie  oder  in  ir  aller  helwesen  dasselbig  tor  (darvor 
inwendig  und  auswendig  vil  leut  mit  wSgen  und  karren  zu 
ross  und  fusz  hielten  schier  bisz  uff  den  millentag)  mit 
groszer  gewarsam  geöffnet,  und  zwuscben  sant  Wolfgangs 
capellen  und  dem  Innern  torn  die  brief  .  .  empfangen. 
TnuM AS  Zweifel  ehronik  detbauernkriegts.  12  Baumann;  besorgt 
man  sich,  es  möchte  ain  anderer  anschlug  darbinder  sein, 
villeicht  das  geschutz,  so  von  hinnen  gein  Wurzhurg  geen 
sollte,  abzutringeo.  darnach  hetten  sich  bed  rete  und  suschusz 
zusamen  getan,  beratschlagten  die  sacb,  mit  was  gewarsam 
das  geschutz  hinweg  zu  bringen  were.  ward  beschlossen, 
das  man  es  an  der  Tauber  uff  Hotingen  zugeen  lassen  sollt. 
ebenda  345;  dargegen  wollen  wir  .  .  euch  das  angezeigt  ge- 
schutz verordnen  und  zuschicken,  doch  wollend  alsdann 
ieniaod  darzu  verordnen,  damit  euch  dasselbig  sieber  und 
mit  guter  gewarsam  zukomen  mOg.  tchreiben  der  Roienburger 
an  die  bauenehaft.  ebenda  333 ;  warn  darnach ,  als  sie  ver- 
namen,  wie  der  gewaltig  häuf  der  paurschaft  hernach  zuge, 
niit>ampt  dem  geschutz  in  guter  gewarsam  von  inen  gezogen, 
hosurgten,  der  gewaltig  häuf  mOcbt  sie  übereilen.  Tbohas 
ZwbiFKL  bauernkrieg  ni;  dorumb  vertrew  mit  einer  gewarsame 
dem  rUwen.  McanEas  übersetiung  von  LuUurt  de  captiritate 
1&20  {vgl  LoTBEB  6,  &4Ö :  cav*  ergo,  tn  contritionem  tuam  confidas 
aul  dolori  tuo  tnbttat  remissionem  peecatorum). 

i))  Salomon  erzehlet,  wie  er  aus  seinem  fenster  gesehen 
bab  ein  weib  im  hAren  schmuck  und  gewahrsam:  welche 
einen  jOngling  verführet  hat.  Piscatob  anhang  sur  Herhomer 
bibei  (sfrüche  Salom.  7, 10  da  begrgent  im  ein  weib  im  hurn- 
icbmuck,  listig.  LorHEs;  mit  iist  im  herzen.  Bi;nsb>). 

9)1  gewahrsame,  f.  prudenee,  (inetse,  cautela.  noureau  didio- 
naire  du  voyageur  (1703)  144';  gewalirsame  f,  prudenet,  pru- 
dentia,  la  prudmia.  Vkmbrom  74*. 

ß)  autübung  einer  thdligkeiL  gewahrsam  ■■  »ufsiehl,  für- 
iorge.  vgl.  hut,  thetl  4,2.  WS;  ihr  setzet  ein  regiment  mit 
essen  und  irincken,  darinn  ihr  nichts  betrachtet,  als  allein 
der  wunden  gewarsame:  so  doch  viel  mehr  betrachtet  soll 
werden  die  kranckheit.  Pabacblsüs  werke  {Straszburg  1810) 
1,  7iüB. 
i^  1))  Verbindung  mit  sgnonifmen:  das  «11«  in  der  grafscbafl  über 


di«  io  it  behüten  ond  gtwarMsi  t«  baltm  geordnet  werde*  . . 
10  den  geoanleo  stbluscem,  aietoo  «od  berraclwa  ca  luuffen 
dieselben  ze  beschirmen,  itpltm.  Huhtb.  (/mIm  imttr.  3,1)  418 : 
diiz  rmsif  zft  foU  leafM  m4  liltfn  weert  eilefl  laetrea  nct 
denn  kein  andre  b8t  o4«r  |twanMM.  Zwmsu  (USS)  l^lUt  ü» 
gefangenen  tu  abtnig  komae«  iMtM  oder  die  zo  Ibren  baade« 
und  gewaraam  nelimro.  bist  •!•  tM  wH  Uun  auch  vertragen. 
urtHii^veii  14M  {HatU)  HaLTAOSlM:  mä  Ibren  .  .  in  baondt 
und  gewarsamb  habenden  leben-bneffeo.  1M7  (£r/b/l)  7ue; 
dennoch  llesz  er  aicb  die  auskunfl  gefalleo,  daat  seine  fsliio 
mitreiste,  die  garderobe  unter  ihrer  aofeicbt  «ai  IbrMl  ft> 
wahrsam  behielu  F  L  W.  Mktbb  P.  L  StkrUm  (liit)  l,li»t 
sie  lebte  anter  müU'.Tlicher  aufsiebt  und  gewabrMn  bAcbet 
eingezogen  und  still.  Musius  volktmärcken  },  m  Htmpel;  je 
nachdem  .  .  der  abfteber  (in  trrmigmiübet gaben)  aus  «orbe* 
lialteneo  gUtern  oder  renten,  die  «einer  Verwaltung  and  ge- 
wahrsaiii  überlassen  bleiben,  seinem  unterhalt  vorsieht,  be- 
dische  Verordnung  vom  teptembtr  1S07,  1.  rfgttrunpbUtt  i.  303 ; 
durch  ein  marchenbafles  geschiek  geralben  alle  kinder  der 
Stadt  Mainz  und  aaeb  die  kronpnncessin  Amalia  in  dl« 
gewalt  and  den  gewahrsam  des  alten  flnazguttee  Bbeio. 
Cl.  BsiNTAno  get.  tehnfUn  »,  193  {an  Reimer  I8I6):  vgl.  UutseÄ- 
engUtehet  wb.  (1718)  788,  *o  unter  gewabraam  auf  acht,  auf- 
sieht, hut,  Verwahrung  verwitttn  wird,  ohne  da$t  dat  wprt  dmt 
im  texte  Verwendung  ßndtt. 

}))  Verbindung  mit  charakteritintnden  adjeäiven. 

0))  «))  «o  bald  der  edelaan  dU  won 

voo  selaen  koecbian  das  erbort, 
befalh  «r  dai  sie  den  ktulTnaa 
Bellen  Io  gAttr  fewarsam  bao. 

Wicbsab  der  irr  rtitUmi»  Htqtr  W; 

und  bitten  miesaen,  er  solle  kein  mistfalleD  tragen,  mich  in 
gutter  gewahrsame,  one  band  oder  berbea  gefeogaoa,  baod 
zu  haben.  Rbaftt  reiten  und  gefangtmtlufi  Stt;  in  gater 
gewarsam  halten.  Scbottbl  3TH';  in  gute  gevrahrsam  bringen 
mettre  un<  chou  en  bonne  garde,  en  Heu  de  tmretä.  Bo.xbbao- 
BoxTOBFT  7ä3':  vgl.  unten. 

ß))  item  das  man  mit  Ordnung  zn  gemainer  statt  bOggen 
und  pülver  seche,  damit  das  in  guetcr  gewahrtanie  erfaaltao 
werde.  {St.  Andri  t&79)  ötterr.  m«itth.  8,530;  verrer  sollen  si 
auch  das  albgeschirr,  es  sei  keszl,  milch-  oder  anders  ge- 
scbirr,  sonderlich,  wenn  man  abgefarn,  pOstes  fleisz  aofsparen 
und,  SO  vil  an  inen  glegen  in  gueler  gewarsam  halten,  {dvrf- 
buch  der  gemeinde  Tartch  17.  jahrh.)  tiroler  weitth.  3,  »». 

b))  noch  am  nacbmitlage  des  14.  (Juni)  hatte  der  flnaoz- 
minister  30  millionen  thaier  in  sicheres  gewahrsam  nacb 
Manchen  gesandt    Stbbl  begründung  8,17. 

c))  am  selbe  seil  ward  sie  von  Talbou  scbloss 

nach  Kotberlnghay  weg  gefOhrt.  der  sireogea 
gewahrsam  eure«  obeim«  anvenrauu 

ScaiLLia  lilaria  Stuart  1.  S)  13,  47«. 

d))  eine  frauensperaon  wurde  wegen  trunkenheit  in  polite»- 
licben  gewahrsam  genommen ;  eine  mannsperson  kam  wegen 
Unfugs  zur  anzeige.    Heidelberger  politaberieht  39.  apnl  1699. 

3))  Verbindung  mü  pouetsiven  bettimmungen : 

a))  ajs  aber  die  Oeischtige  wieden')m  milcbtig,  and  den 
feind  xu  land  verjaget,  dasz  er  sich  theils  in  das  «atser, 
Iheils  in  der  Oscbhandler  gewarsam  begeben  mAssen,  sind 
sie  rAhtig  worden,  sich  ihres  erhaltenen  sieges  mit  mide 
und  geliodigkeit  in  gebrauchen.  llABsaSarBB  frnututimiittr- 
getprich*  (1844)  1,309;  mit  geldsirafe  bis  tu  fünfzig  ibalem 
oder  mit  baft  wird  bestraft,  wer  ohne  vorwisseo  der  bekAnI« 
einen  Iricbnam  beerdigt  oder  bei  se.le  schallt,  oder  wer  ••• 
befugt  einen  theil  einer  leicbe  aas  den  gewahrsna  der  data 
bereclitiglen  person  wegnimmt,    reutuunflfamiimät  fMT,!. 

b))  kaum  aber  i>t  alles  dieses  gute  In  des  meascbea  |a> 
wahrsam  gebracht,  so  schleicht  auch  der  herbst  schon  vtititr 
heran,  und  unser  dichter  (Yott)  nimmt  rührenden  absaUad 
von  einer,  wenigstens  in  der  iuszeren  erschcinong  hinfUHfas 
oatur.    GöTiiB  33,  lil. 

c))  massen  ee  dem  herren  nimmer  so  glaklirh  ergeben 
kan,  das  ich  ihm  solches  aus  un.:e()rbter  übe  nicht  in  vil 
erfreulicher  wandschte!  der  meinen  beneo,  neben  den  hbea 
seinigen,  göttlicher  gewalirsam  uberl.is<end,  verbleibet  deren 
dienst  treu  ergebener  N.  N.  BoTscasv  M.  c^iueUejf  1.  tJk«i|SS{ 
und  erwarte,  nSchai  enpfeblang  göttlicher  gewakr<taai,  aalll 
zu  bezeigen,  ehend*  149:  »o  sehen  wir  acbon  gcgenwlrtig. 
...wie  herr  «eoeral  von  Bauch   allee    dasjenige,    waa   bei 


4879 


GEWAHRSAM  (substanliv) 


GEWAHRSAM  (substanliv) 


4880 


anläge  der  neuen  festungswerke  ausgegraben  wird,  bei 
sich  sammelt,  um  solches  dereinst  dem  öffentlichen  ge- 
wahrsam  zu  übergeben.  Göthe  43,  318  (reise  am  Rhein  und 
Main);  banner  und  fabnen,  in  blutigen  febden  gewonnen, 
wurden  aus  beiligem  gewahrsam  gerissen,  um  euch  enkeln 
einer  heldenzeit  ins  angesiebt  bobn  zu  lachen.  F.  L.  Jahn 
fverke  1  (.  3S6. 

<0)  «))  und  diese  beide  (twei  verlobte)  nahm 

(ein  schilflein)  in  sein  gewahrsam  . . . 
warfT  aeioe  rüder  au»  und  fuhr  mit  icbnellen  zQgen. 

Rist  Varn.AM; 

dasz  dieser  eine  sacbe  auf  eigene  gefahr  in  seine  gewahrsame 
nehmen  werde.  Kart  5, 81;  sie  können  sowohl  den  apparat  als 
die  bibliothek,  von  welchen  beiden  ein  verzeichnisz  beigelegt 
ist,  in  ihren  gewahrsam  nehmen  und  sich  deren  nach  belieben 
bedienen.  Götbe  hriefe  (on  Döftemner  isio)  21,432;  einen  in 
seine  gewahrsam  nehmen,  to  take  any  one  into  ones  eustody. 
Hilpert  2,  1,462";  etwas  in  seine  gewahrsame  nehmen,  in 
seine  Verwahrung.  Adelung  2,  646;  wer  aber  eine  sache  in 
der  absieht,  darüber  für  sich  selbst  zu  verfügen,  unmittelbar 
oder  durch  andere,  in  seine  gewahrsam  nimmt,  der  wird 
besitzer  der  sache.     preusi.  landrecht  1.  th.  7.  titel  §  3. 

ß))  darauf  bot  sich  berr  von  sanct  Paul  gleich  an  und 
sagte  zum  könig:  er  solle  mich  in  seine  gewahrsam  geben, 
er  wolle  es  schon  so  einrichten,  dasz  ich  nicht  Ursache 
haben  solle,  mich  aus  dem  königreiche  zu  entfernen.  Götbb 
35,  130  (Benvenuto  Cellini  3, 10);  madame  Basch  mag  es  mit  mir 
ausmachen  denn  ich  habe  dein  weibgen  in  meine  gewahrsam 
gebracht.  Göthe  briefe  {an  Ch.  v.  Stein  1782)  6, 80.  vgl.  die 
beispiele  unter  b. 

y))  diese  thaler  können  sogleich  ausgezahlt  werden,  wenn 
vorbenannte  gegenstände  an  berrn  professor  Döbereiner  über- 
geben und  in  seinen  gewahrsam  gekommen  $ind.  Görnß 
briefe  (an  /Vau  Göltling  1810)  21,  433. 

8))  es  ist  in  meiner  gewahrsam,  it  is  in  myne  bewaanng. 
Kbambr  2,  133*;  er  ist  in  meiner  gewahrsam,  je  l'ai  sous  tna 
garde.  Rondeaü-Boxtorff  763';  ew.  wohlgeboren  verfehle  nicht 
anzuzeigen,  dasz  das  schon  lange  in  meinem  gewahrsam 
sich  beündende  manuscript  gestern  mit  dem  postwagen  ab- 
gegangen.    Götbe  an  C.  C.  L.  Schöne  3.  dez.  1821; 

£))  und  ist  das  gewilt  des,  so  lang  er  es  in  seiner  gewarsame 
hat.  Kkisersberg  narrensch.  56';  in  seiner  gewahrsame  haben, 
avoir  soui  sa  garde,  son  inspection,  sub  sua  custodia  et  inspec- 
tione  habere,  nouveau  dietionaire  du  voyageur  144';  in  seiner 
gewahrsam  haben  avoir  tous  sa  garde,  sub  sua  custodia  habere, 
aver  sotto  la  sua  guardia.  Veneroni  74';  etwas  in  seiner  ge- 
wahrsam haben,  sub  clavibus  suis  aliquid  servare.  Kirsch  179'; 
wer  das  physische  vermögen  bat,  über  eine  saclie  mit  aus- 
schlieszung  anderer  zu  verfügen,  der  hat  sie  in  seiner  ge- 
wahrsam und  wird  Inhaber  derselben  genannt,  preusz.  landrecht 
1.  th.  7.  titel  §  1. 

^))  der  päpstliche  bof  jedoch,  der  einen  so  bedeutenden 
mann  in  der  nälie,  im  bezirk  von  Rom,  unter  seinem  ge- 
wahrsam hatte,  liesz  nicht  nach,  bis  dieser  . . .  endlich  be- 
redet ward,  die  weihe  zu  nehmen.     Göthe  (ital.  reise)  28,  250. 

t}))  dasz  er  sie  aus  seiner  gewahrsame  gab.    Kant  5, 108. 

4))  Verbindung  des  absolut  gebrauchten  Substantivs  mit  be- 
stimmten verbis. 

a))  hierauff  wurden  seine  kleider  durchsucht,  and  die  ge- 
riciiten  liessen  seine  andern  sachen  in  gewahrsam  nehmen. 
med  maulaffe  651 ;  einen  in  gewahrsam  nehmen,  praebere  aiicui 
profugium,  tutelam.  Weissmann  isb';  einen  in  gewahrsame 
nemen,  aiicui  praebere  refugium,  tutelam.  Aler  932';  da  der 
verstorbene  in  Berlin  keine  angehörigen  hat,  so  nahm  die 
revierpolizei  die  bücber  in  gewahrsam.  Berliner  tageblatl  1899, 
nr.  261. 

b))  ich  muszte  ihn  (den  hund)  endlich  einem  bauersmann 
in  gewahrsam  geben,  da  ich  als  ein  demütiger  handwerks- 
bursche  kein  solches  tier  ernähren  konnte.  G.  Keller  {die 
leute  von  Seldwyla)  4,  252. 

c))  „man  hat  euch  übel  empfangen,  meister  Johannes!" 
sagte  sie  hierauf  mit  halb  verheiiltem  lächeln,  „und  ich  musz 
euch  sogar  noch  länger  in  gewahrsam  halten,  bis  ich  eure 
angelegenheil  an  band  nehmen  kann ;  denn  es  ist  eine  gefahr 
für  euch  um  den  weg".  G.  Keller  Züricher  novellen 
(Hadlaub)  106. 

y)  der  übertritt  des  Wortes  in  die  reehtssprache :  gewahrsame, 
ein  nur  noch  hin  and  wieder  in  der  gerichtlichen  Schreibart 


übliches  wort.  Adelung  2,  645;  besitz  oder  innehaben  be- 
deutet eigentlich  jenen  zustand,  da  man  eine  sache  mit  der 
absieht,  solche  für  sich  zu  haben  {animo  sibi  habendi),  in 
seiner  gewalt  und  gewahrsame  hat.  churbair.  landrecht  {\'ii) 
120;  besitz  und  gewahrsame.  ebendort  5.99;  von  gewahrsam 
und  besitz.  1.  titel  \.  th.  des  preusz.  landrechts;  unter  gleichen 
umständen  kann  auch  der,  welcher  seiner  gewahrsam  oder 
seines  besitzes  mit  gewalt  entsetzt  worden,  sich  der  in  den 
gesetzen  erlaubten  selbsthülfe  bedienen,  i.th.  'i.  titel  §113; 
die  gewahrsam  einer  sache  geht  verloren,  sobald  das  phy- 
sische vermögen  des  Inhabers,  durch  sich  oder  durch  andere 
darüber  zu  verfügen,  aufhört.  I.th.  1.  titel  §111;  aus  dem 
Verluste  der  gewahrsam  folgt  noch  nicht  der  Verlust  des 
besitzes.  §  112;  dagegen  hört  der  besitz  auf,  wenn  es  durch 
ein  die  sache  selbst  und  deren  Substanz  betreffendes  ereignisz, 
dem  besitzer  unmöglich  wird,  die  verlorne  gewahrsame  wieder 
zu  erlangen.  §  li6;  die  gewahrsame  an  einem  frei  zugäng- 
lichen grundstücke  geht  verloren,  sobald  der  besitzer  von 
demselben  entfernt  ist,  denn  das  physische  vermögen,  mit 
aussehliesjung  anderer  darüber  zu  verfügen,  ist  dann  auf- 
gehoben. Koch  nachtraq  zum  preusz.  landrecht  (1869)  38;  wie 
die  n?otive  zum  entwurf  des  §  36  a.  a.  o.  erklären,  zog  man 
der  unbestimmten  ausdrucksweise  des  §  26  der  preusz. 
konkursordnung  vom  8.  mai  1855  u.  des  art.  577  des  rheini- 
schen handelsgesetzbuches  das  juristisch-technische  wort 
„gewahrsam"  vor.  es  unterliegt  keinem  zweifei ,  dasz  die 
konkursordnung  den  ausdruck  gewahrsam  in  derjenigen  be- 
deutung  gebraucht,  in  welcher  derselbe  von  den  in  deutscher 
spräche  abgefaszten  gesetzbüchern  .  .  .  übereinstimmend  ge- 
braucht wird,  zur  bezeichnung  der  thatsächlichen  innehabung. 
entscheidungen  d.  reichsgerichts  in  civilsachen  8,  87. 

b)  die  gruppe  der  objectiveii  prägungen.  der  begriff  der 
Sicherheit  wird  an  einem  thatsächlichen  zustand  entwickelt,  ge- 
wahrsam, securitas.  abstract  gefaszt  wird  er  im  privatrechtlichen 
verkehr,  wo  er  sich  mit  gewähr  vielfach  berührt,  hier  nimmt 
er  vereinzelt  die  form  der  vergegenständlichung  an:  gewahrsam  == 
besitztitel.  sonst  ist  diese  entwicklung  durch  die  Übertragung  auf 
die  raumanschauung  bedingt,  gewahrsam  =  sicherer  ort, 

a)  der  zustand  der  Sicherheit: 

]))  so  halt  ichs  darfur  das  einer  nit  ansehen  soll  sin  Sicher- 
heit und  gewarsame,  so  er  von  hendeln  rede  musz,  daran 
unns  allen  gelegen  ist.  Reochlin  Verdeutschung  der  ersten 
olynthischen  rede  24  neudruck;  gewahrsame,  securitas,  cautio 
Spieser  150';  gewahrsame,  securitas.    Aleb  932'. 

2))  0  Cthesipho,  wasthiitman?  alle  ding  seind  in  Sicher- 
heit oder  gewarsami,  ei  lasz  dein  trawrigkeit  underwegen. 
BoLTZ  Terenzübersetzung  136'  (1567);  in  der  gewahrsame  sein, 
in  tuto  esse.     Weissmann  156';  ebenso  Spieser  15u'.    Alkr  932'. 

3))  dann  nach  dem  die  wellen  sich  so  hoch  wie  grosse 
felszen  erhebten,  unnd  sehr  starck  auff  unser  schiff  zügien- 
gen,  das  sie  es  jetzt  auff  die  aine,  dann  auff  die  ander  seilen 
mit  grossem  gewalt  warffen,  also  auch,  das  nicht  allein  unsere 
wahren,  waffen,  kisten  und  kästen  etc.  im  schiff  hin  und 
wider  tbeten  faren:  sonder  des  auch  wir  wolaufzusehen 
hatten,  uns  in  solcher  gewahrsame  zu  halten,  damit  nit  der 
unserigen  einer,  in  der  wereten  ungestüme  herausgestürizet 
wurde,  erlidten  wir  grosze  not.  [{aowolf  reisibeschreibung 
468;  volgends  bliben  wir  die  nacht  wol  durch  gantz  wacker, 
hielten  uns  weiter  in  gfiter  gewarsame,  und  begaben  uns  am 
morgen  fru,  so  bald  der  tag  anbrach,  widerumb  auff  den  weg. 
ebenda  248.  ebenso  13«;  unnd  ist  unns  wol  von  nöten,  das  wir 
in  guter  gewarsam  sitzen.  Schaidehreiszer  96*;  der  könig 
Araiiae  liegt  stets  zu  felde  in  guter  gewarsame,  unnd  last 
sich  nimmer  ein  in  verschlossene  örter.  Rauwolf  170;  da  lag 
pabst  Hiltprand  in  dem  schlosz  Canosso  in  guter  gewarsame, 
zu  sehen,  was  der  künfftig  keiser  anfahen  wölte.    Stumpf  331'. 

ß)  die  entwicklung  im  privatrechtlichen  verkehr. 

1))  der  abstracle  begriff:  und  das  du  vorgeschriben  ding 
unwandelber  beliben  ze  voller  sicherhait  und  gewarsami,  so 
geben  wir . . .  drisig  gesworner  bürgen  und  geisel.  vertrag 
des  bischofs  von  Konstanz  mit  graf  F.  v.  Zollern  1305,  monutn. 
Zollcr.  1,249;  wir  hant  ouch  dem  egenanten  hern  Marqwarte, 
und  Heinriche  sinem  vetteren,  dise  selben  bürg  ze  Valken- 
stein  mit  allem  rechte  und  mit  allem  nutze,  so  dar  zu  hört, 
gevertegot  mit  aller  der  Sicherheit  und  der  gewarsami,  so 
man  ein  kouf  vertegon  sol  oder  mag.  arch.  f.  öslerr.  ge- 
schickte 6,  181  (1309);  und  wand  die  vorgenant  dinge  be- 
dörffent  des  obgenanten  vales  ze  gebende  gewarsami,  so  hab 


4881 


liEWAUKSAM  (lubülauliv) 


GEWAUaSAM  (miImUoü*) 


4882 


ich  Jübanni  Tun  Merlo  vorgeoauiit  geint  in  dieieo  capiltelo... 
daz  inge»igel  oiioer  «uppeu.  Butltr  thron.  4,  I&7  (14.*): 
biete  inao  uMcr«  beiikeil  von  der  pfsfbcil,  det  volkct  uod 
der  ribter  wegeo  und  der  burxer  wegen  der  forgen.,  (!••  uwrt« 
bcilikcit  wirdige  tkb  etMem  zA  bevelbende,  uod  btitM  das 
tiian  die  vorgeii.,  Ilrbigeii  abeolviere  durcb  •icLerbetl  ood  ge- 
uuraame.     StroBtb.  rAr. 'i,  1037  {d.  itädlcchr.  \t). 

i))  du  vergegtmtandluhung,  fitwahrntn  -  bttitttiUl:  uod  alle 
cewurtuiiiiiieti,  va  sigiiid  bricf  und  rüdel  die  icb  uiiib  l<inef;k 
uod  dea  KiiituI  lial),  daiz  icb  (Urderlicb  den  vorgenanlt-u  tun 
Appeiizril  zu  iien  baoden  und  gwalt  autwurteo  aull,  und  cb 
deiu,  oder  des  icblzig  biuder  mir  uder  den  luioeo,  uo  iiiiu 
M,a«en  belibe,  duaz  dui  b  das  allea  mir  und  niioeu  erbeo  geoiz- 
hcb  unoulz  »io.  kaufhntf  vom  Uft.  1400,  ZuLLwacua  urkundt% 
,  i,v&;  und  aU  dieteibeo  al  in  ireo  dag,  uotworteo,  red  und 
'Miierredcn,  »aiiipt  ireo  briefao  uud  geuuiaamineu  oacb  oller 
iiulturlTt  verbOti,  habent  ai  una  ileatbalbeu  uageacbusarn 
lauJ'/ru'dAU,  alt  autschuii  be$ltlU).  Zurtehtr  Urkunde  ton  li'.i», 
I.  urkundenbuch  l,  nx  Hott;  ({eMabraani,  «in«  rtchlUcht  9or- 
kehrung,  der  vorbehält,  retervation,  piovuo.  Hilpibt  2,  I,  402'. 
vgl.  oben  gcMorsain  in  der  bedeulung  von  bürge  ijt.  4!i70. 

y)  du  Übertragung  auf  etnen  bestimmten  räum,  durch  du  ge- 
wabrsam  dat  iUert  ge^ahrbeit  vgl.  sp.ihülff.  verdrimjt,  wtid 
im  gegeniatu  tum  vongen  durch  den  öffentlich  rechtliehen  verkehr 
entu^ckelt.  tit  findet  tieh  tuerit  m  Urkunden,  du  tieheret  geleit 
von  und  nach  der  behausitng  vertprechen,  daher  bevortugt  tu  du 
ftrbindung  mit  verbti  der  beweijung  und  mit  potsettiven  btttim- 
mungtn.  di»  gltuhe  räumliche  fatsung  det  begriffet  ßndet  ticli 
auch  in  den  latemuchen  parallelen  und  ausser  bet  gewaürbeit 
tuch  noch  bei  dem  sinnverwandten  but  (aufaicbt  und  auf- 
aicbtabe/irk),  vgL  Samaria  beiat  elo  hat  oder  gewaraam. 
LoTMia  I,  3«*  Eitleben. 

\))  in  den  Urkunden,  die  titheret  geleit  versprechen,  bleibt 
di«  bedeulung  der  an  eitu  öitlichkeit  geknüpften  Sicherheit  farbUtt 
und  wenig  entwickelt:  wer  usz  drm  lond  körn  wio  bultz  unod 
all  aotler  veil  gut  ioo  unoaer  alatl  fürtt  zu  olTcDeni  incrckt 
zu  TerkufTi-D,  daa  der  für  aius  berrn  acbuld  unnd  uil  Tür 
aiu  acbuld  getrusl  aol  aio  in  unnter  atall,  und  wider  vud 
uons  an  aiii  gewarsome  nncb  uooaer  atatt  recbt  uond  ge- 
wunheil.  älteste  geitchtsordnung  von  Botel  MS7  Ib'  ScJimil; 
uud  widerumb  vua  daoiieu  an  aio  gewarsami  (handtchr. 
gerwarsanii)  für  aicb  und  die  iren  aicberbail  und  gelait 
geben.  Schaffhauser  tpriuh  tept.  1457  bei  Zellw^cbb  Ur- 
kunden 3,  1,27;  gib  in  auch  mein  trewa  aicbera  geiailt  ..  io 
der  zeit  zu  . .  dem  roaiiscbeu  kaiser  uod  wider  gen  Wienn 
an  ir  ^ewarsam  zu  kumen.  Wi<n«r  geleiltbrief  vom  mai  U02 
[föntet  2, 'liilA,  wir  bitten  dich,  ob  ea  dir  zimme,  auf  uno- 
«ers  buoes,  marggrave  Friedrichs,  boclizeill  zu  kummen  mit 
fQoITzig  pferden  uder  minoder,  und  geben  dir  darauf  unod 
den,  die  du  mit  dir  bringest,  unoser  sirlier  gleitt,  bieber  zu 
kommen,  bie  zu  sein  uund  wider  vun  daonen  bisz  an  euer 
»icber  gewarsam  io  der  zeit  des  bestimbleu  friden  zwOscbeu 
ler  köoigliclien  wirde  unnd  unnaer,  dir  UDverporgenn. 
Mbrtcht  von  Brandenburg  an  Jan  Zeleni,  ungaritchen  feidhaupl- 
man,  t.  februar  1478,  bei  Stbinb4U8I!R  deuttch*  privatbriefe  det 
mitlelaltert  1,  I9S;  der  fürst  sciiickt  aeineo  baubtman  mit  bevcleb 
binzue.  der  warb  diie  meioung,  romisch  königliche  majestat 
und  seiner  majestat  sun  statbalier  herzog  Albrecbl  da  weren, 
legert,  das  si  zu  ime  heraus  komeo  >s  ölten,  er  bet  mit  ineo 
ze  reden,  sie  sollten  auch  zu  bei  ime  uud  wider  an  ir  ge- 
warsam eiu  frei  sicher  giait  haben.  Wilwult  tun  Scüauhburc 
I.  117  Keiler;  babeu  \siT  dir  herzukomeo,  uud  von  dauneo 
widerumb  an  dein  sicher  gewarsam,  unser  uod  dea  reichs 
frei  ge&tiackt  Sicherheit  und  geleit  gebeo.  kei.  maj.  cila- 
iion  und  gdeitsbitef  gen  Wormbt  auff  den  reichtiag  fitr  LuTiita 
vyi.  1,433*  ienaer  ausg.;  deuo  ich  bin  iu  demütbigem  gehursam 
bereit,  so  icb  gcuu^isam  Versicherung  uud  ein  frei  geleit  auf 
uod  abe  wieder  in  mein  gewabrsam  erlang,  auf  nähest 
küiiiti):en  reichstog  zu  Wurmbs  für  gleichen  gelahrten,  frumeo, 
i:  iin«erdachti;ieu  richtern  fürzukumeu.  LuTutta  bri:fe  \, 
Wette;  dennuch  thue  ich  eur.  kays.  maj.  und  e.  kur- 
>lien,  fürstlicbeu  gnadeo  uod  guusten  uuterthaoig'ite 
ujtik>„^,  I  i^  ibicr  eiziiguog  und  freien,  sichero,  gra>iea, 
sU\i.kt'!i  ^'i'ieits,  8u  sie  mir  io  Wurmbs  gehallen,  uud  bia 
»icdoiumb  iu  mein  gewahrsam  zu  hallen,  gnftdiglich  zuent* 
hotten.  1,  &»9;  wir  Casimir,  Too  guttes  gnadeo  margraf 
zu  Draiideiiburg  etc.  tun  kuod  mit  disem  briefe,  daa  wir 
der  ersameo,  weiaen,  uosar  liebeo,  beaoaderu  burgermaislar 


uod  rat«  tu  Itoleoburg  uff  im  Tavb«-  poilacbafiM,  4i«  »W 
utr  iiiitwucbeo  Bchierat  geio  Sebwelofurt  tu  der  »wwaliw 
bawikchafteo  tu  Muribur«  eroaoieo  lag  tckicIiM  «M^M, 
zu  sOtichem  tag  au  kowao  uod  wtder  «oa  daooM  biai  la 
ir  ungaierlicb  gawartam  (ao  den  «odaa.  da  «ir  a«  gUilco) 
glait  gebaa  haben  für  uoa  uod  uoacr  g«b«r»aaB  krirg*«uik. 
t>ei  Tnomab  ZwBirtL  i.  4M  Baununn;  uiid  damit  «wer  fuiat- 
licb  hocbwirdigkail  uud  dia  ireo  >olirb«u  lag  datler  MaU- 
licher  beaucbM  aOgea,  ao  tcbtetheo  wir  rwer  furallich 
bucbwirdigkalt  ooi  ireo  geacbickieo  «uo  ewcr  *«l«r  fewartMl 
aus  SU  aüliibeo  lag  geio  bcbweiafuit  dastibat,  al«  laaf  4m 
ueret,  uod  wider  datun  biaz  ao  e«ar  ladaa  lawarsaa  uaMr 
sicherhait  uod  frei,  aicber  gbit  UeraM.  4m  ktutrm  a« 
bisckof  CunraUn  eiendit  $.  4U:  dar  klagw^a  fttrat  oicr 
aein  aowall,  aol  mit  alleo  deueo,  die  er  Oil  ioeo  bniigt. . . . 
zu  uod  aulT  deo  recbtstag,  uod  wieder  ao  acio«  gewaraaflM, 
desz  aogeaprocheneo  fürsteo  frei,  »icLer  geleit  babco.  (UU 
Naumburg)  bei  Lo^ouar  l,  IM*. 

Z))  anscliauticher  wird  die  rdumlicke  tvrtleUung  in  keutmmttm 
Verbindungen  mit  9erbu  hei ouigeir bettet,  die  meitt  auiterhalb  der 
gekennteuhneten  formelhaften  Verwendung  entwickelt  »urdeu.  jt 
lebendiger  du  sinnliche  bedeulung  det  »erbumt  ui,  hm  <•  kräf- 
tiger dringt  auch  dit  rdumlicke  vorueüung  durch,  w  »Ikn 
fallen  aber  wird  durch  dat  pottetnvpronowum  «hm  bttlimwU« 
Unu  der  bedeutunguntwieUung  vorgetchnthtn. 

a))  weoo  aber  solcha  auss  ist,  au  wirt  der  lepl  mit  gieicbeni 
gepreng  wider  io  aeio  gewarsam  beleiiel.  Kiacaaor  ««ai- 
«nmulA  Ml':  au  aind  wir  (rd«ii«M<«)  oie  ao  uoredtich  g»> 
Wesen,  wie  etwno  eio  erbar  uuo  zu  onaer  eioem  kumeo  lel, 
haben  wir  den  beleit  auf  unsern  eigen  koateo  btaz  zu  seioer 
gewaraam.  «alir«a  und  pa^tjutUe  aut  dtr  nformatiomtttit 
3,  liu  Schade;  oacb  vielfrltigeo  rallucblegeo ,  bat  kei»er 
Carl  doctor  Lulbern  cilirl  fOr  aeioe  inajt.  geo  Worms,  oebea 
eiiu  freien,  keiserlicheo  uod  siebern  gelaid,  welches  sebeu 
ist  am  6.  inartii,  im  21 ;  wie  hieoebeu  d.  Luther  Caepar  Sturm 
eio  keiseriicher  beruid  tugebeo,  der  jo  geo  Wonubs,  und 
wider  ao  sein  gewarsam  geleiteo  solle.  MaTaasiLB  Lmther 
&4  tuudruek;  aber  got  erlediget  s.  Peter  aus  dem  turw; 
der  ward  foo  andern  cbristeo  aus  der  atadt  Jerusalem  ge- 
schickt an  aein  gewarsam.     Avkrti.<<  4,  770,«. 

b))  auff  solches  erschrak  daa  kriegssvolk,  und  eilten  ait 
achoaller  flucht  von  PalTey  geo  Meiland  an  jr  gewaraaaa. 
STtHPF32'i';  Hagnentius  Doch  ao  sein  gewaraame,  uod  ba- 
samlet  ein  oeues  beer.  ist*. 

c))  a))  darumb  riet  er  dem  bertxugeo,  daas  er  für  am 
persuo  uCT  den  tag  ao  sin  gewarsam  geo  Surace  aüll  faren. 
TscBUDi  diron.  l,  52&'  (1734). 

ß})  du  io  (den  ieuttchen  frauen)  solche  fersagt  ward, 
wollen  si  sich  kurz  nit  geben,  mao  iiess  si  dan  mit  iien 
kiudero  uod  guet  frei  ledig  weg  aua  dem  laod  ao  ir  gewar- 
sam zieheo.  Atbnti;«  4,  &12:  zugeu  aie  widerumb  baim.  leder 
tail  ao  aeio  gewarsame.  N.  Thomar  H'nu«aAoni«r  ksittnt 
1Ö4  Saumann;  item  zu  den  Wenigen  zoch  der  probst  baiaUkk 
auss  der  statt  ao  selo  gewaraam.  pracbt«  aoch  klaiawal  (ah 
und  ander  davon.  i:9;  auf  sollicbs  zugaa  dia  adalleal,  «aa 
oit  gut,  fest  sutz  (.oiti  od«r  schütz  7)  hetlaa,  da«aa  aa  ir  |ia- 
waraam,  desgleichen  die  prelateo  auax  dan  cloalem,  dia 
briester,  ider  an  aeio  gewarsame.     na. 

di)  a))  allererst  markt  der  guet  marggral^  «a«  die  kra.deo, 
und  ohne  lengers  parlameotieren  packet  er  eich  kescbwiadt 
die  ategeo  hinab  io  scio  gewarsame,  bist  den  «ulieo,  doliea 
leuteo  die  furia  vergaogeo.     Zimm.  ehr.  ],  4n. 

ß))  wie  ouo  die  b;iidt  bnieder  daa  aarktca,  tbettea  aia 
aicb  BD  ir  gewarsame.  Ziatas.  tkr.X,  4»*;  war  da  salicfca 
gescbrai  und  gugelfur  darauaz.  da«  die  bald  fra«eo  . . .  Oiakaa 
uod  ao  eio  gewarsame  sich  tbueo  muesteo.  S.  ttl;  la- 
gleicb  ist  e«  fast  gleicher  geslalt  herzog  Clwiaiafaa  aaa 
Wurtemberg  bei  unsero  tcileo  crgaogea,  walcfcar  aaaa  IMS 
mit  kaiser  Carlen  auch  ia  ili»paoiara  raisaa  aalha,  akar 
die  rais  bedauchte  ia  sa  schwer,  thetta  aick  ia  einer  ga- 
acbwiode  too  bof  aa  sein  gewarseaa.  i,*th:  ick  fug  aaek 
für  oew  seitiguDg  tu  wisaen,  das  etiicb  pairra  aaa  dar  tM- 
liscbeo  lanJwor  »ick  uff  bewt  dato  dis  bnfa  kiakar  aa  ir  ga- 
warsam  ftetao  haben.  K'el^  Ofttr  aa  dea  ral  aa  MtUmkwrf 
M  Thobab  Zwaivai  a.  »l  laaaaaaa. 

xVi  sich  ao  seia  geirarBaaM  ■■cfcaa.  etwaa  kia  ecia  »•• 
flucht  hAbeo,  ta  porta«  cffugtrt.   Maalu  17«'  ;  sick  in  acioe 


4883 


GEWAHRSAM  (subslantiv) 


gewahrsauie  macheD,  in  den  hafen,  in  welcher  bedeutung  es 
{das  wort)  im  hochdeutschen  veraltet  ist.  Adelung  2,  646. 

S))  da  gab  er  {Wilhalm  Wernher)  inen  groszmuetigclichen 
diese  antwort,  er  wellte  hueruber  seiner  herren  und  fraindt 
ratb  haben  und  dieweil  si  ire  vorige  glupt  und  aide,  auch 
das  glauplich  versprechen  und  verumen,  so  sie  im  letzstlich 
gethan,  nit  gebalten,  dorft  es  keins  weitern  schwerens,  wolte 
also  die  sach  got  bevelcbcn  und  an  sein  gewarsame  sich 
verfuegen.  Zimm.  ehr.  3,  57;  und  auff  das  hab  ich  mich 
an  mein  gewarsame  verfüget,  auch  hab  ich  keinen  mann  nie 
aufgewieglet.  Hetzel  schreiben  an  den  senat  1513,  bei  Stettle 
Schweizer  Chronik  1 ,  500'. 

e))  derowegen  begab  sich  ein  jedes  von  uns  in  seine  ge- 
wahrsam.  Gbihmelsbausbn  die  landstöizerin  Courage  (cap.  25) 
Kurz  3,  126. 

e))  ich  antwortete,  wann  die  wähl  bei  mir  stünde,  so  be- 
gehrte ich  deren  keins,  sondern  meine  bitte  wäre,  sie  wollten 
mich  in  meine  gewahrsam  passireo  lassen.  Gbimmblshadsbn 
die  landslörzerin  Courage  {cap.  6)  Kurz  3,  33. 

f))  da  er  nun  nach  seinem  willen  daselbst  sich  ergetzt, 
und  wieder  in  sein  gewarsam  kehren  wollte,  berahl  er . . . 
KiacHBOF  wendunmuth  3S^* ; 

UDd  hat  Lutbero  zeiget  an, 

dsz  in  ein  und  zwantz^  tagen  er 

wider  an  sin  gwersaoinie  keer. 

J.  H.  Grobius,  tapfere  handluug  Dr. 

M.  Luthers  hgi/.  v.  Gulfus  v.  478—80. 

g))  doch  so  wusch  ich  und  salbte  jne  mit  öll,  legte  jm 
icböne  kleidung  an,  und  gelobte  jhme  bei  meinen  höchsten 
trewen,  das  ich  jne  niemands  wülte  offenbar  machen  bisz 
er  wol  an  sein  gewarsam  were  kommen.  Schaidenheissbb 
15*;  bisz  so  lang  wir  binausz  auff  unsern  sitz  und  gewarsam 
kummen,  allda  wir  fürter,  was  die  notdurfft  eraischt,  berat- 
schlagen wollen.  96';  so  einer  erstlicbenn  gestollen  bat 
unnder  funff  gulldenn  wert,  unnd  der  dieb  mit  sollichem 
diepstall,  ehe  er  damit  jnn  sein  gewarsam  kompt,  nit  be- 
schrienn  . . .  wirdet ...  jst  ein  heirablicher  und  geringer  diep- 
stall. peinliche  gerichtsordnung  Karls  \.,  artikel  157  Kohler-Scheel; 
item  so  aber  der  diep  mit  gemelltem  erstenn  diebstall,  der 
under  funff  gullden  wert  ist,  ehe  und  er  an  sein  gewarsam 
kömpt,  bedreten  wurdt  oder  ein  geschrei  oder  nacheill  machte 
...  ist  ein  offenner  diepstall.  arl.  158;  (Sedulus)  reit  frisch  und 
gesund  mitten  durch  sie,  und  käme  also  wider  in  sein  ge- 
warsame. Fbonspebgeb  kriegsbuch  Z,  120'  (1596);  wan  er  aber 
ins  holz  an  sin  gewarsami  kompt,  dan  so  fallt  er  die  nerrisch 
geisz  recht  an  und  friszet  si.  satiren  u.  pasquille  3,  12  Schade ; 
nicht  lang  hernach  bekam  d.  Martin  sein  abschied,  das  er  auff 
der  keiserlichen  maje.  befehle  inwendig  zweinlzig  tagen,  von 
dannen  wider  an  sein  gewarsam  kommen  mochte.  Mathesius 
Luther  63  neudruck. 

h))  da  hielten  sich  die  Samaiten  in  ihrer  gewarsam,  auf 
der  festung.  Schütze  Preuszen  49;  hielten  sich  auch  die 
Preuszen  umher  in  ihrer  gewarsam  zwischen  gesümpf  und 
morassen.  9. 

i))  unnd  nach  dem  die  thür  widerumb  verschlossen,  und 
er  still  worden,  gieng  sie  ausz  jrer  gewarsam,  und  rflfft 
jhrem  gesellen,  der  feldmausz.  Kibchhof  wendunmuth  6i' ; 
denn  wie  seine  (Luthers)  Schriften,  von  seiner  widerkunfft, 
an  churfürsten  bezeugen,  sind  das  eigentlich  die  Ursachen 
gewesen,  die  jhn  gedrungen  und  gezwungen,  sich  ausz  seiner 
gewarsam  zu  begeben.  Mathesius  Luther  33'  (1576);  denn 
da  er  (Luther)  sich  auch  auff  sein  eigen  gefahr,  aus  seiner 
gewarsam  wider  gen  Wittenberg  begäbe,  und  allda  wider 
Carlstadts  scbwermerei  predigte.  38'. 

3))  einen  merkbaren  gegensatz  in  der  bedeutung  entwickelt  hier 
die  Verbindung  mit  transitiven  verbis,  je  nachdem  das  Possessiv- 
pronomen auf  das  object  oder  das  subject  des  verbums  zielt,  im 
ersten  fall  berührt  sich  der  gebrauch  eng  mit  den  bisherigen  Ver- 
wendungen, tm  andern  fall  entwickelt  er  die  bedeutung  'auf- 
hewahrungsort,    versteck,  gefängnis'. 

a))  kauffraanns-güter,  die  auf  dem  meer  sein,  auch  nur 
zu  halbem  werte  {sollen  versteuert  werden):  wenn  sie  aber 
auff  sichern  wasserströmen  oder  zu  lande  geführt  werden, 
oder  sonst  auch  in  ihr  sichere  gewahrsam  genommen,  als- 
dann sind  sie  für  voll  zu  versteuern.  Simon  Woldeb  turcki- 
seher  Untergang  1650  B  3";  in  sein  gewahrsa»\p  bringen,  in 
rnanus  tradere,  pratsentem  et  incolumem  sistere.  Stieleb  2411. 
KlIlSCB  179'. 


GEWAHRSAM  (subslantiv)  4884 

b))  der  profosz  soll  dich  lassen  in  sein  gewarsam  führen. 
Fbonspebgeb  kriegsbuch  i,  16';  wie  der  wolf  die  geisz  bim 
hart  ins  holz  fort  an  sin  gewarsam,  also  der  Eck  durch  den 
hart  (das  ist  durch  gestalt  einer  erberkeit  und  billikeit)  ver- 
meint in  zu  füren  in  gewaltige  verderbnus,  dann  möcht  er 
in  überwinden,  wie  gewonheit  ist  iez  zu  Rom.  stUiren 
u.  pasquille  3,  25  Schade. 

4))  losgelöst  von  der  Verbindung  mit  dem  Possessivpronomen, 
wird  das  Substantiv  einer  freieren  bedeutungsentwicklung  zuge- 
führt, durch  attributive  adjekliva  wird  jedoch  die  anlehnung  an 
die  gruiidbedeutung  oder  an  eine  der  eben  belegten  entwickelungs- 
stufen  hergestellt,  daneben  machen  sich  die  Verbindungen  mit  verbis, 
die  wir  schon  bisher  beobacktet  haben,  immer  wieder  bemerkbar: 

a))  «))  die  auch  solche  panier  in  der  obgemellen  unser 
frawen  cappel  an  ein  sicher  gewarsame  behalten  haben,  do 
sie  dann  dem  rate  gewarten  in  künftig  zeite,  die  wider  uff 
zu  stecken  oder  das  zu  vermeiden,  nach  des  rats  gutbeduncken. 
Ordnungen  in  betreff  des  krieges  zwischen  Nürnberg  und  Albrecht 
von  Brandenburg,  d.  Städtechroniken  2,347. 

ß))  80  setzen  . . .  wir,  dasz  der  thätter  zur  band  und  in 
sichere  gewahrsamb  gebracht  und  von  des  orts  amptleulen, 
oder  wer  sunst  dessen  dem  herkommen  nach  den  befehl 
hat,  eingelegt,  damit  darüber  forderlich  recht  ergehen  möge. 
oberpfälzische  landesordnung  von  1599 ;  und  sol  der  burger,  der 
den  getäter  erobert,  nach  dem  erobern  underston  in  mit  worten 
zfi  schirmen,  bitz  er  ine  in  sichern  gewahrsam  . . .  bringen 
mag.  Straszburger  zunft-  und  polizeiverord.  25  Brucker;  einen 
menschen  in  sichere  gewarsam  bringen  mettre  un  komme 
en  Heu  de  sureti.  Schwan  (1811)  1,440'/  einen  Verbrecher 
in  iichere  gewahrsam  bringen  to  put  a  criminel  into  a  save 
OT  custody.  Hilpert  2, 1,  462*;  vgl.  Haltaus  s.  708. 
viel  besser  w8r's,  sie  hätten  ihn  erwischt 
und  ihn  gebracht  in  sicheren  gewatirsam. 

F.  V.  Saar  Heinrich  IV.  (1,  6)  s.  196. 

y))  doch  wären  sie  alle  auf  der  hut,  ihn  bei  erster  an- 
näherung  niederzuwerfen,  die  pferde  wären  im  sichersten 
gewahrsam.     Gutzkow  ritter  vom  geiste  2  cap.  3. 

b))  die  neue  besitznebmerin  hatte  es  (das  huhn)  schon  vor- 
läufig in  engen  gewahrsam  gebracht,  und  unter  einen  korb 
gesperrt.  MusÄus  Volksmärchen  l,  190;  däraon  eifersucht 
hielt  die  schöne  Griechin  in  so  engem  gewahrsam,  dasz  ich 
ihres  anblicks  nie  anders  als  im  angesicht  des  ganzen  hofes 
genieszen  konnte.  3,  159.  ebenso  4,  100;  unter  dem  namen 
,der  einarm'  ist  Cervantes  in  ganz  Algier  bekannt,  und  der 
üei  gesteht,  dasz  er  ruhig  schlafen  könne  und  der  ruhe 
seiner  Stadt,  seiner  artnee  und  seiner  Sklaven  versichert  sei, 
wenn  er  nur  den  einhändigen  Spanier  in  festem  gewahrsam 
wisse.     Heine  14, 123. 

c))  ich  wurde  in  ein  härteres  gewahrsam  gethan.  Boszhabd 
2, 156. 

5))  abstreifung  der  aus  der  grundbedeutung  sich  ergebenden 
einschränkung,  freieste  entfaltung  der  räumlichen  Vorstellung. 
a))  gewarsame  (die)  sicherer  platz  und  stand,  stalio,  per- 
fugium.  Maaler  179*;  gewahrsam  ..  Heu  de  surete.  Rondeau- 
BuxTOBFF  753'  u.a.  vgl.  oben;  das  niemand  mit  karten  oder 
Würfel  um  geld,  wie  gering  es  auch  were,  spielen  noch  in 
seinem  hause  oder  gewahrsam  zu  spielen  verstatten  solle. 
ScHÖTZE  Preuszen  51;  beim  eintritt  in  den  thurra  wuszte  er 
sich  nicht  sogleich  zurechtzufinden,  das  alte  gebäude  sab 
von  auszen  kleiner  aus,  als  sich  die  räumlichkeit  von  innen 
bot.  der  boden  war  der  reine  blosze  sand;  unterirdisch  er- 
schien es  hier  weiter  keinen  gewahrsam  zu  geben.  Gutzkow 
ritter  vom  geiste  2,  cap.  i;  Ekkehard  war  von  den  leuten 
des  abts  in  ein  verliesz  geschleppt  worden;  in  demselben 
thurm,  in  dessen  luftigem  Stockwerk  sein  stübchen  einge- 
richtet stand,  war  ein  feuchter  finsterer  gewahrsam,  trümmei- 
alter  grabsteine,  bei  früherem  umbau  der  burgkapelle  dort- 
hin verbracht,  lagen  unheimlich  umher.  Scheffbl  Ekkehard 
348. 

b))  das  sie  bei  nächtlicher  weile  ihre  festung  in  brabd 
steckten  und  in  aller  eil  sich  in  andere  gewarsam  begaben 
ScHörzB  Preuszen  lO; 

die  einen  wollen  sie  mit  gold  erkaufen, 
die  andern  sie  gefangen  aus  dem  land 
in  weit  entlegenen  gewahrsam  senden. 

Gbillparzbk  (jütUn  von  Toledo  4)  7,  216; 
ein  wüster  sinn  . . .  trieb  auch  diese  kinder,  ihre  neckereien 
fortzusetzen,  bis  Stüdi  in  den  umstehenden  kindern  die  ver- 
haszten  gestalten  zu    erblicken  glaubte,   in   wut   geriet   un 


4885     GEWAlIitSAMEN  —  GEWAHRSAMKEIT 


GEWAMRSAMLICH  -^  GEWAllRSCHAFT     4886 


dann  nur  unter  rnrcbtbaren  mlizbADilIoDRea  gebändigt,  nur 
niickl  oder  halbnackt  in  geMralinnm  gebracht  werden  konnte. 
J.  (ioTTBiLr  4,  IM  (wit  fünf  midehtn  im  branulmein  jdmmtr- 
Hch  umkommtn), 

c))  doch  (lliiclit  mich,  diu  don  Ciliar,  aban  er, 

varbiitKlfia  mli  den  rauberii  hauie  naebi, 
tball  iiibm  an  all  ilem  Krlunl,  der  ga.chab, 
wetibalb  «r  Im  Kx^^abrnam  nur  nili  rcchi. 

(iiiLLriiiiB  {fin  hiudertwiti  4)  7,  lltf 

in.-in  hielt  Ihn  in  gewabr«ani  ht  wm  held  in  wwrd.    Hilfkit 

(;EW  AHltSAMEN,  rrrb.,  abgtleiM  ton  dtm  tbtn  hthavdelttn 
tubstaiith  in  der  mbjeelivtn  fattvng  mit  d<r  btdeutung  ,rori<cM*: 
wa«  batt!«t  du  mir  xu  aagen,  Dorantina?  du  brotichat  dich 
nicht  zu  gewobr»amt>n,  mein  vetler  weiaz  um  all  meine  ge- 
heimnixae.    Lknz  {die  frtunde  maehtn  den  pliilo$ophen  t,  31  t,  lU. 

(iEWAlIRSAMKI-.IT,  f,  tubttantivhildung  mit  dem  belteblen 
Muffix,  dat  die  grrnu  gegen  dat  adjediv  gewalirsnm  {*.  d.) 
uMrfer  htrvortreten  läsU,  alt  dat  eben  betraehtele  subttantiv. 
die  hflege  stnd  vorldufig  nur  tpdrUeh  zur  band,  die  manig- 
faUigkeit  der  bedeutungen  jedoch,  die  tieh  gant  in  dem  rahmen  von 
geMiihrüam  halten,  Idsii  auf  einen  ergifbiyeren  terbrMueh  tehlietun. 

1)  subjective  fastung:  ,vor sieht* : 

dat  lilx  gelinde  dt  R)*nat. 

TOD  Gaiiüguotern  dai  kam, 

der  de  von  dem  kumlier  nam 

mll  ttner  vll  grA^eu  kuntt: 

doch  iiiuo*ta  «lo  de*  wittert  runsl 

awemmao  At  dem  gründe; 

tll  wol  ar  tle  kund«, 

d<»wAr,  dar  an  bewarn. 

aobler  ila  A(  kumea  wtrn 

Bit  gawar*arokeit  an  die  Hat. 

iliixaicH  V.  D.  TBailR  rfi«  ItrenetlWt: 

die  tchllte  sie  »lalien 

nftch  gewartamkeli  vOr  die  bru«t. 

dA  ward  Ir  girde  und  ihr  grluil 

Ar  b><iiler  allen  wol  vcriuochel 

undo  *4re  wol  beruocliel 

mit  kOnüie  die  »liebe, 

dai  In  nllii  geswicha 

acbili,  ors,  noch  daj  »per.     20226.  r<;/.  Lizaa  1,  078; 

oucb  eigen!  er  den  lelben  luom 

te  Roma  an  dat  geitlfte. 

dit  tull  ir  an  der  schrifie 

bier  nich  wol  ervinden  bn^ 

durch  gewar<<aro(-keit  tel  ar  da;, 

da{  der  bibeai  wäre 

da«  iiiri««  sclilrmire. 
EaiaiiAND  T.  Earvar  Hrimidi  und  Kuneguntle  1106  (Dechttein 
$etzi  hi>r  —  wuht  de»  metrumt  wegen  —  (tat  gelduflgere 
gawarheit  et»); 

mit  gewarsamkelt  »Ih  er  an  Tor 

was  die  leit  Tordfri  und  die  jor. 

8.  Ba*NT  MoreiH*  h,  4*.  Ca.  ScRiiM  hietor.  «b. 
der  ein.  mda.  (IWI)  .«.  144*; 
ao  hallet  der  bilger  sack  alle  dise  ding,  und  bebt  sie  dai 
si  nit  iisser  fallrn,  und  bedeckt  sie.  danimli  hüt  dich  mit 
allciin  dinem  vermQgen,  daz  dir  der  tüfel  disen  sack  nit 
»tele  oder  ulT  trenne  mit  anTechtung  und  bekorung,  andere 
du  vprIüiRt  all  din  auhstanz  und  ewige  Seligkeit,  halt  disen 
131-k  mit  ollem  dem  das  darin  iat  eins  lebendigen  glouben 
in  grosser  gewaraumkeit.  KeisstSBEBC  ehrittenhch  bilger  t.  19; 
gewaliraamkeit,  aich  zu  boten  vor  aflndeu.  tehiff  der 
prnt/fn:42;  ea  ist  auch  ein  reinigung  durch  daa  laszen,  mit 
gcwiirsnmkeit.  Gehsixirf  feldbueh  der  wundarxnei.  Strasiburg 
1S28  .*.  61 :    gewahrsamkeit,  die,  prudenlia.STBtnt\cE  2,  941. 

b)  ausübung  einer  Uiätigkeit  =  aufsieht,  tentallung:  gewar- 
sarokpit,  tutela  aus  14SS  Haltaus  710;  voo  dem  wolf  bat  aie 
die  vorgeineld  uncrsSttlii  hkeit  mit  prangen,  Torscbwenden, 
verthun,  jtem  dio  rfindig,  scbAdlich,  Taul,  frU^ig,  hiirtnUckig 
art,  hat  all  jr  sUtrk  in  dem  maul,  bellet,  hat  falsche  äugen, 
hasset  die  hund,  das  ist  die  pewarsamkeit  und  hSuslicbkeit, 
wird  nit  mild,  aie  aei  dan  ausgefüllt.  Fiscrart  ehexuehtb. 
(«rrrAo,  251  Haulfen);  ein  guter  geiszbirt  aoll  «her  filnflzig 
geissen  in  seine  gewarsamki-it  nit  unneuien.  S^aiz  feldbau 
143;  gewnhrsamkeit.  euttodia,  Bateb  290. 

2)  objeetive  fassung. 

o)  der  abttraele  begriff  der  Sicherheit:  gewabraamkeit,  Ht, 
est  seeuritat,  munmientum.     SriBLsa  2,  411. 

b)  vergegensiandkehung  in  der  reelitssprathe :  alle  ire  recht 
anil  geMarsiimkeit  vertretten.     (14971  Haltaub  7I0. 

f)  ülerlragunfi  auf  die  raumamchauung :    darzu    peben   wir 

euch    bei    chrisliiclien  treten    mit   unserm  angrh.-«(nen  sigel 

unser  sicher    ungefehrlith    geleite,    und  aicherunge    lo    und 

abe,    bia    wider  in   «wer  gewabraamkeit ,  on    all  gefehrde. 

IV 


tthrift  der  hüfMrttksfft  für  Frtniknkanttn  avrtaaijat,  ra  frajf 
Albrechi  sM  Manifeld,  bet  LoTMU>,in':  muri  al*o  ta  frfthtr 
tagei>zei(  lo  groiier  ilille  aaa  aiaiocr  g«wabr«aakeit  Ikcr 
elilcbe  meilen  weg  von  dem  ort«  geführt,  auf  tine«  grtOM 
platz  (pitellt,  und  gelieitzeo,  aicb  zun  tode  fertig  ca  ■■cllWi 
Scaivta  leetenteh.  2,426(1116). 

GEWAliRSAMLICH,  adre,biaUMUnn§  m  im  tiittlh  t^ 
wabraam  (i.  d.).  dai  wort  bMt  %m  den  freaara  4m  »dMrkkIm 
gebrauchet  {nur  Ratbb  :90  führt  gewahraaalick« 
cautto  auf);  et  entfernt  »eh  auch  in  dn  Uitrtkmwg 
roR  der  subjectiten  fattung  tm  ttnne  ran  ,aufmrrlU4m, 
rielfaeh  wird  et  mit  terbii  allgemeintter  ii*4  veiHanUätr  W- 
devtung  verbunden,  denen  et  den  eignlUckn  ftkaU  pM:  nniftn 
btilimmtern  arrftta  weitt  tt  nur  dit  rMlnafaiMa  ta.  km  näktrt 
es  tich  ttreimelt  der  bedeulung  >cA«r*. 

1)  gewabrsamlich  . .  acute,  voeab.  thent.  Nirnberg  tm  Ht; 
gewarsamlich,  acute,  loUrttr.  HkHiacn  iöM;  gewabratoiHcli, 
acute,  etrcumtpeete.  SriitaBB  IM';  gewalin>amlicb,  nee  »drttts 
au  prudence ,  acute,  nouteau  dietionaire  du  fo^agemr  144*; 
ge\«abrsamlicb,  provide,  acute.  Alb*  <<32';  gewabraarolicb  omb 
»drttta  ou  prudence,  prudenter,  prudentttnente.    VaaBaoiii  174*. 

2)  Verbindungen. 

ü))  mit  verbii  allgemeiner  btdeutung,  ii*  inrtk  d*t  odvirb 
ein  mesentlichei  betltmmungimerkmal  eihalt:  ao  oon  lutcr  iat, 
daaz  iederman  erloubt,  ja  nottOrftig  z6  einer  aeel  heil  iat, 
gewar«amlicb  in  den  geboten  gottea  zA  gan.  bedunkt  aicll 
bequem,  daaz  von  aOlcben  wOlfen  ein  anzeigen  beacbtek, 
darumb  wo  ai  z8  hos  kemen,  daaz  ein  ieglicber  chriate« 
mensch  sich  Ir  des  lichter  erwereo  and  un»:e«cbedigel  von 
inen  blib.  Scbadb  taliren  t,  II;  dar  gegen  sind  auch 
frevel  grim  wOlf,  do  gar  gwamamlich  mit  iS  bandlen  ist, 
wann  si  licbam  roAlig  und  unver.tcbampt  aiod.  Scbadb  Mlirra 
1,2);  aber  jhm  aei  wie  ea  wOll,  ao  aolto  daa  gelt  ge- 
vraraamlicb  unnd  gemScblicb  geben,  ao  da  aodcrat  wiizig 
biat.  Valentin  Boltz  Terent&bert.  II7*  (1667);  und  ao  da 
daa  band  abthuat,  daa  ea  gewarsamlich  und  aenffiiglicben 
gpscbehe,  und  nit  freventlich,  auff  daa  du  die  adero  nicht 
wider  auff  zerrest.     Braoikcbwbio  chimrgi*  (|S34)  t.Vt'. 

b))  mit  verbis  besUmmler  bedeutung,  die  durch  das  adverbmm 
nur  eine  ergämung  der  bedeutung  erfahren: 

a))  unnd  die  gederm  werdent  gewarsamlichen  aosz  gezogen, 
unnd  werdent  gebeffleL  BBA0>8cawiiic  ckiruryia  (liU)  utf ; 
die  därme  aoitu  auch  gewarsamlich  bemaz  ziehen.  GaBaaoir 
feldbueli  der  tpundarmri  [Strutiburg  1&28)  17;  i6  dem  fanfllM 
seindt  lenticularia  and  das  instrument  ist  faat  gelubet  tobb 
Galieno,  wann  es  machet  schlecht,  und  scheidet  die  mrk- 
hant  die  zö  schaidcn  aeind  gewaraamliclieo.  von  der  gehuog« 
lenticularia  die  ea  bat  io  dem  haupt.  UaADiiaaiwii«  rfcirwrfM 
(1534)  a.  M*; 

dann  weil  ich  weckt  mit  meinem  stirb 
ein  birien  vom  scblaaT  gmürtamllcb 
als  jm  ein  schlang  .>ieli  nach  dem  leban 
batt  er  mir  disen  danck  hie  geben. 

FisciiABT  tlMiait  r.  201  «.  7$.  nndrwtk. 

/9))  den  palaat    gewarsamlich    beacblieasen      Rinat    IjUm 
38;   welchermas»en  die  profandt  zu  wasaer  und  laod  aa  ge- 
warsaniliclislen   zum  haulTea    unverbindert  dem    kriegsvoick 
nacligefchret  müg   werden.      FaoKapiacia   kriegsiutk  i,llt*: 
nun  aber  »ar  die  stadt  wunder  feat,  and  wol  nit  voick  k*> 
aeizet,   aocli  allerhand  wehren,   wie  einer  aolrheo   fctttnf 
nottOrftig,  gewaraamlich  veraeben.     Auudit  %  MS; 
onn  bab  ich  (Äi4ut) 
einmal  ganu  und  gar  gewarsamblich 
Bti  hauti  und  heim  dicb  (Uy««»)  gcfdrilgt  gar. 

UaaoLa  hrrUf-mlt  *.  S4I  (««'W  l»M). 

GEWÄRRSCHAFT,  f.,  tubslanHrUUung,  iirtn  iUeatt  mr- 
Wendung  auf  mehrere  ableitungen  weist  und  anleänmng  »Hk  i*n 
rertchiedentten  tnlen  tutML  in  dtr  abqrtnvmnf  fcfea  im  <<•- 
fackt  form  werachaft ,  wihrschaft ,  i$  dtm  ktaUgn  ttkrifl- 
gehrauck  tnttekwundf  ist,  treten  mrifrttf Mik  f&M  nur  N- 
rührungspunkt«  ktrom.  vittfaek  aflal  mdt  |tirthr»rlwrt  «li 
jüngere  form  an  dit  sttUt  der  «infniktrf  4lUm  büdung. 
daneben  md  jtdoA  •«<*  hairfai«  vtrwtn4%ngn  tu  belegen,  dit 
der  einen  oder  der  anderen  form  alltim  utfimiUtk  tind.  ein 
gemeinsamer  tug  hei  beiden  btUungn  isl,  ^sa  aie  n«kt  auf 
die  bedeutung  von  gewahr  «ileia  bmekrinkt  bleuen,  sit  tiekem 
rielfa(h  ra  weit  engerem  btdrutmngttummwtenltang  mit  gewäkrc 
sein,  gewahren,  dm  manigfuihgknt  dtr  bedeulungem,  im  mir 
fiir  dat  rerbum  mt$  f9^  in  aalilMli»  Msyf  Aalra,  iparfalt  aidk 

M7 


4887 


GEWÄHRSCHAFT 


GEWÄHRSCHAFT 


4888 


natürlich  auch  in  diesen  abUilungen  wieder,  auszerdem  macht 
sich  in  der  bedeulungsentwieklung  der  Übergang  vom  nomen 
acttonis  zum  alhjemeinen  absiracten  begriff  besonders  geltend, 
nach  diesem  ziele  bewegt  sich  vor  allem  der  neuere  gebrauiA 
unseres  Wortes,  der  überdies  auf  weitgehender  bedeutungsverenge- 
rung  beruht,  auf  der  einseitigen  bevorzugung  des  beqriffes  ge- 
^ygljp  _  Bürgschaft-  fi'i'-  diesen  gebrauch  ist  die  Überführung 
des  Wortes  in  den  plural  ausgeschlossen. 

1)  älteste   belege,   abgrenzung  des   bedeutungsumfanges  gegen 

wcrschaft.  .    .    - 

a)  das  einfache  werschaft  ist  am  frühesten  in  der  bedeutung 
von  Mästung,  hezahlung,  gewährung'  belegt,  sine  bedeutung, 
fUr  die  die  zusammengesetzte  form  die  wenigsten  parallelen 
bietet,  s.  Lexer  3,  793.  mhd.  wb.  Z,  584'.  nur  einige  bairische 
belege  lassen  aich  in  diesen  Zusammenhang  einreihen. 
a)  von  im  seit  d'  äventiure  oiier, 

sin  ois  hiej  Passilivrier  .  . 

ej  gienc  mit  spningen  sunder  twal 

under  Im  vor  siner  scliar. 

swelcli  wip  in  hßie  dar 

mit  Ir  werschaft  gesendet, 

ir  böte  was  ungeschende.^^^  ^.^^^^^^^^  ^^^^  2^. 

ist  aber  daz  der  elich  erbe  daz  ander  iar  lebet,   so  sol  ich 
zende  des  selben  iares  daz  ander  drittail    der  baller  weran 
(in  den  parallelstellen  steht  gelten  und  geben)  den  vorgenanten 
bischof...und    sol    daz    selbe   tun   mit   der  werschaft   des 
dritten  tailes   zende   in  dem  dritten  iare.    Urkunde  von  I3U3, 
monum.  Zoll.  1  nro:  247  (vgl.  auch  gewert  und  bezalt.   ebenda 
nro:  400);    spricht  aber  ainer:  ich  laugen  nicht,  ich  soll  im 
daz  gelt  gelten,  ich  han  in  sein  gewert,  und  han  imz    ver- 
golten, als  ich  ze   recht  soll;   laugent    der   werschaft   dann 
der  anchlager,  so  sol  man  sein  laugen  darumb   nemen   mit 
seinem  aid,   ez  müg  dann  disz   erzeugen   und  war   machen 
mit  seinem  aid  . . .  daz  er  im  daz  gelt  oder  seinem  gewissen 
polen  geben  und  vergolten  hab,   als  er   ze  recht    soll;    er- 
zeugt er  also  die  gewerschaft,  so  sol  er  der  ansprach  ledig 
sein.      Münchencr  stadirecht    arlikel  13    Auer.     vgl.    auch   das 
bair.  reformierte  landrecht,  titelzz  arlikel  2,  s.  Schmeller*2,  975. 
ß)  neunten  die  strohridl  betreffend,   welche   man    in    die 
berghufifen  legt,  solle  einer  über  2.  zwerch  finger  nicht  dick 
sein,  dann  sonsten  das  fuder  zu  kurz,  und  der  gewehrschaft 
zuwider,     instruetion  Maximilians   von  Baiern   für   den   oban- 
schaffer  zum  Hallein,  1614,   Lori  bcrprecht  390';  vierzelienden, 
und  in  diesem  punclen  fürs  beste  sein  die  anschaffer.  dasz 
sie  täglich,    und    ehe  man    das  salz   auf   die    stoszstetl   zu 
weifen  anfangt,  die  stoszstetl  zu  besichtigen  verbunden,  da- 
mit solche,  wie  recht,  sauber  sein,  und  nichts  ungerechtes, 
so  der  gewehrschafl   zuwider,    unter  das   salz  vermengt,  ja 
gar  gestossen  werde,    ebenda  393' ;  drittens  kommt  auch  für, 
dasz  die  stoszer  ihr  Hecht  und  keizen  . . .  ersparen,  und  sich 
gleichsam  von  der  saizhackern  licht  behelfen  wollen,  weilen 
aber  hieraus  erscheint,  dasz  durch  die  zuschlügerin  dardurch 
bisweilen  die  kueffen  zerschlagen  werden,  oder  unfleiszig  und 
ungewehrlicher   Zuschlag   beschieht,   dahero   mit   fleisz   dem 
obanschaffer  u.  cons.  eingebunden,   auf  solches  achtung   zu 
haben,    und    damit   die   rechte    gewerschaft   folgt,   solle   er 
obanschaffer    solches    nit   allein    nit  gedulden  . . .  394*,   vgl. 
auch   unge wehrschaft,    ebenda  391*.    vgl.  gewährlich    sp.  4870. 
b)  andererseits  weisen  schon  die  ältesten  belege  für  gewerschaft 
eine   bedeutung   auf,    die  dem  einfachen  werschaft  nicht   zu- 
gänglich war:    besitz,    besilzverhältnis.    diese  bedeutung  erwächst 
unmittelbar  aus  der  anlehnung  unseres  Wortes  an  gewere,    ge- 
währ,   und  zwar  ergiebt  sie  sich  aus  praepositionalverbindungen 
wie  in  der  gewere  sein,  haben ;  uz  der  gewere  nemen  u.  o. 
vgl.  tp.  4798.    vgl.  mhd.  wb.  3,586*.     Lexkr  1,989: 
herzog  Albrecht  der  fürst 
zuo  den  boten  sprach: 
'wie  ist  iu  daj  s6  ungemach 
das  ich  vordere  wan  daj. 
daj  herzog  Fiiderich  besaj 
in  des  landes  gewerschaft, 
die  wil  er  hei  des  lebens  kraft 
und  der  von  BSheim  alsam, 
c  im  kunic  Ruodolf  nam 
Stire  unde  Österrich, 
dö  het  er  ej  gewaUiclich. 

Ottokar  reimclironik  26872  Seemüller; 
wen  ir  wellet  wein 
der  ze  kunic  nutze  si 
unt  der  daj  riebe  mache  fr! 
und  er;  mit  !<iner  kraft 
bring  Ü5  der  gewerschaft 
von  Najjou  giäf  Adolfes.  71749; 


wie  die  zwin  Itunig  g 

von  Ungern  kunic  Andre 

und  von  Beheim  der  fursie  rieh, 

wurden  verriht  IriuntÜch 

datze  Wienen  mit  hirät: 

von  Böheim  der  junge  hSt 

des  tobter  von  Ungern  genomen, 

Sit  wären  diu  kinl  nü  komen 

mit  gemeiner  geselleschaft 

ü;  der  herzogen  gewerschaft.    73522; 

90  gebe  wir  ien  an  disem  brieve,  daz  allez  daz  guet  daz  siu 
und  daz  chloster  ze  Zwetel  in  gewerschaft  habent  an  disem 
heutigen  tage  umb  den  Cbamb  oder  in  unserer  gebiete... 
daz  bestetige  wir  ien  allez  mit  disem  brieve  und  geben 
ienz  daz  siu  daz  furbaz  ewichlichen  freiez  und  geruowet 
haben  und  besitzen  schuln.  Zweltler  Urkunde  von  1299 
fontes  2,  3,  190.  vgl.  Estor  leutsche  rechtsgelahrtheit  (1767) 
3,1317,  der  für  gewährschaft  als  erste  der  bedeulunyen  an- 
führt: tutam  possessionem  praedii  proprietarii.  vgl.  auch  das 
register  zum  Sachsenspiegel  in  der  ausgäbe  von  1732,  wo  für  den 
38.  artikel  des  3.  buches  (was  der  man  nicht  jähr  und  tag 
in  rechten  gewehren  hat,  darfür  soll  er  zu  band  anlwortten) 
ab  inhalt  angegeben  wird:  gewehrschafft ...  was  man  nicht 
jähr  und  tag  in  selbiger  hat,    davor  musz   man  anlworllen. 

c)  der  begriff  der  '^besitzeinweisung'  wie  er  an  gewähr,  veslitura 
rein  hervortritt,  ist  in  den  Verwendungen  von  werschaft  und 
gewerschaft  ganz  durch  den  der  rechtlichen  Verpflichtungen  ver- 
deckt, die  daraus  erwachsen,  nur  in  einem  jüngeren  beispiel 
läszt  er  sich  an  vierschiU  belegen:  die  ankiindigung  der  loosung 
kann  von  dem  loosungsberecbligten  selbst  oder  einem  ge- 
waitbaber,  rechtsbeistand  oder  gescbäftsbcsorger  desselben... 
mündlich  oder  schriftlich  bei  dem  gericht,  das  die  währschaft 
über  das  gut  zu  geben  hat .  . .  geschehen,  badische  Verordnung 
von  1808  {regierungsblatt  s.  137). 

d)  denn   der  Schwerpunkt  der   an  eine  besitzüberlragung  an- 
knüpfenden Verwendungen  liegt  bei  werschaft,  gewerschaft  auf 
der  rechtlichen  Verpflichtung,    die   dem  Verkäufer  geijcnüber  dem 
käufer  obliegt  und  die  in  der  parallele   mit  warandia  ihren  be- 
sonderen ausdruck  erhalten  hat.    auch  hier  tritt  gewerschaft  in 
einzelnen  handschriften    einfach    als   Variante   für  gewere   ein. 
vgl.  vorsakent   aver   eme    de   gewere  beide  des  kopes  unde 
der  gewere.     richtsteig  landrechtes  39  §  1  Homeyer  (Oschatzer 
handschrift:   loukent  im   der  gewere  beide   kaufes  unde  ge- 
werschaft) u.a.    ebenso  fällt  hierher  das  hauptgebiet,  innerhalb 
dessen  werschaft  und  gewerschaft  mit  einander   tauschen,     in 
einzelnen  mundarten,  in  der  Schriftsprache  anderer  germanischer 
dialecte,  hat  sich  das  einfache  werschaft  hier  durchgesetzt;  vgl. 
werescap,  warschap  bei  Schilleb-Lübben  mittelniederd.  Wörter- 
buch 5,  681  {ebendorl  2,  103  ein   beleg   für   gewereschop).    vgl. 
waarschup   t»i  bremisch-niedersächs.  wb.  5,  186  ff.     waarschap, 
Versicherung,  genugthuung.  Kbameb  holländ.-deutsches  wb,  1,  bhS' ; 
gewährschuft,  waarschap.  Weidenbach  deutsch.-holländ.  w6.  (1803) 
430'  M.  0.     in  deutschen   quellen   dringt   meist,   sofern  mehrere 
ausgaben  auf  einander  folgen,  die  vollere  form  in  den  jüngeren 
redactionen  durch:  sve  dem  anderen  gut  in  siner  were  let,  ir  he't 
ime  up  late,  he  sal  ine  in  der  gewere  vorstan,  dewile  he  't  ime 
nicht  upgelaten  ne  hevet,  svennc  he  siner  werscap  (warschap. 
cod.  Old.)  bedarf.  Sachsenspiegel.  1,9.  Homeyer  (er  sol  ihn  in  der 
gewer  versteen  die  weil  er  es  imm  nicht  auffgelassen  hat.  wenn 
er  seiner  werschafft  bcdarff.    abdruck  von  M.  Lotteb,  Leipzig 
1528,   ebenso  bei  Vögklin  1561  u.a.;   wer   auch   dem   andern 
gulh  in  seine  gewehre  überlast,    ehe  er  es  ihm  auflast,  der 
soll  denselben,    so  lange  er  es   ihm   nicht  aufgelassen  hat, 
in  der  gewehr  vertreten,   wenn  derselbe  seiner  gewerschafft 
bedarff.    ausgäbe  von  1732  von  Gärtner);  ebenso  ob  ihm  sein 
gewer   abstehe  und   abgewichen    ist   zu    rechter   werschafft. 
2.  buch  artikeH2   hei  Lotteii    (ebenso  bei  Vögklin;    hat  aber 
einer  von    ihnen  jähr  und  tag  eine  rechte   gewehr   an    dem 
guthe  ohne  rechllicbe  wiedersprache  gehabt,  so  verliehret  er 
damit   sein   guth   nicht,    ob    ihm   gleich   sein    gewehrer   zu 
rechter    gewerschafft    entstehet,    bei  Gärtner);    es    sind    die 
gleichen  Verbindungen  und  Verwendungen,  die  sich  an  wehrscliaft 
nie  an  gewerschaft  nachweisen  lassen,  nur  mit  der  einschränkung, 
dasz  in  werschaft  der  eben  besprochene  rechtsbegriff  lebendiger 
bleibt  als  in  der  form  gewerschaft,  in  der  er  später  ganz  ver- 
blaszt.  s.  u.    vgl.  sp,  4889  (2,  a). 

a)  auch  haben  wir  gelobt  und  geloben  an  disem  brief, 
si  ze  wem  aller  dirre  vorgenanten  gülte  und  gut,  eigen 
nach  eigens  rehte,  leben  nach  lebens  rehte,  als  Franken- 
landes reht  ist,  vor  einem  rehten  lantrihter  und  vor  anders 


4889 


GEWÄlIRSCltAFT 


GEWAHBSCHAFT 


4890 


niemunt,  ob  li  mit  dem  rechten  aoiprech  wflrden.  umme 
die  selLeD  wertch«rt  bsbn  wir  in  xe  bOrgeo  geeettet  uii- 
versciieidenlicb  üUHeru  lieben  bruder  iierrn  Friederieb  Tun 
Hubeiilucb.  Würtburger  Urkunden  von  1328,  monum.  BiAea 
39,862;  aag  lie  loileo  von  etilen  ibi  werscIiafTt  Torbriiigen, 
das  iein  ibrer  berren  brief.  glone  tum  Sach$en$f>Ug4l  butk  i 
artikel  i2  {\b2ii  Lüttk«)  u.  a. ; . . .  io  ban  wir  bürgen  getatz 
vor  recbte  werochaf  Jiir  und  thac  und  vor  allerleige  ao- 
•prucbe  und  \ut  unter  erben.  Urkunde  von  Wormt,  II.  mdri  IW 
{ueh.  f.  d.  getch.  d.  Oberih,  6, 32ü);  wir  bun  in  auch  su  rebler 
wertsciiari  des  vorgeoanten  g&tea  nucb  des  lande«  rabt«  und 
gflwunbeii  tu  Franken  geaatzet  die  crberen  bürgen,  wrftau^i- 
iiriiund«  der  yrafen  wm  Wertlieim  {\iil),  uck.  f.  d.  ge$ch.  d.  Ober- 
rheim  9,  67;  und  wer  also  gewert  wird,  wie  obgeacbrieben  siebt, 
der  soll  kouimea  für  ein  iundgcricbt  zu  Crunibacb  und  suil 
sich  mit  sulcber  webiocbuft  lu»«en  einschreiben,  uf  ilasz  nach 
der  webricbaft  kein  iiibum  enltleben  mOge.  meüthum  ton 
Crombach  von  1494  Grimm  vdi^  3,  409. 

ß)  i))  facere  warandtam,  wericbalfl  vulgarÜer  iiune«|Ki<<iffl. 
Würiburger  Urkunde  von  1316,  monum.  Boica  39,  63.  ebeiuo 
41,02  (134t):  wer  dem  andern  wehrschuft  tbun  soll,  der 
soll  kommt'U  mit  gesamter  band,  oder  mit  seinen  kindern, 
ob  die  bünd  anders  vei  proeben  wflre,  vor  ein  uffentlicb  ge- 
ricbl.  wei^tkum  von  Crombach  von  1490  Giiihm  weislk.  3,  409 ; 
wann  liegende  baab  uud  gOler . . .  verkauflfl  werden,  so  ist 
der  verkauOTer  darum  der  wObrscbaffl  zu  tbun  verpQicbl, 
jubr  und  lüg.  Mkuber  tractalus  de  contradibuM  (Wlü  Nüjnberg) 
f.  141;  waarbUrge . . .  der  die  M&brschafft  tbun  muaz.  Faisca 
2, 416*. 

2))  wihrscbaft  geben,  caver«  d$  futur»  damno.  Sriasia 
novum  lesicon  nnitersale  (Ba$el  1700)  4u3;  wahrsibaft  geben, 
donner  caulion,  r^ondre,  caver*  de  futuro.  aotitfou  dictionaire 
äu  voyageur  {Genf  \Wi)  43«. 

3))  der  bestiindgeber  ist  nicht  schuldig,  dem  bestandet 
t;egcn  jene  störnn^en  im  genusx  wabrscliaft  zu  leisten,  welche 
durch  ibatliciikeiten  dritter  personen  entstehen,  badisches 
landrtchl  von  I8ü9  §    1726  (ebenso  in  den  sfOteren  ausgaben). 

d)  die  berührung  mit  gewühr  ==  dauer  und  gewahren  ^ 
ilurare  liegt  wohl  dem  sehweiurisehen  währschaft  in  tubstanti- 
•.üchem  und  odjectivtuhem  gebrauch  zu  gründe.  Staldkh  2,  430 
acht  iicir  di*  erkldrung  aus  den  eben  belegten  bedeutungen  tu 
gewinnen:  wahrscliart,  gewahr  für  die  gute  einer  sache; 
wahrächan,  was  aU  gut  gebürgt  werden  kann,  währschafte 
waare.  diese  erkldrung  uigt  sich  jedoch  deutlieh  als  notbehelf 
und  wird  durch  die  ankniipfung  an  durare  leicht  entkräftet, 
belege  jür  die  mit  dem  prdfix  verstärkte  form  hegen  hier  nicht 
vor. 

2)  die  bedeutungsfntwickluug  von  gewahrscbaft  in  der  richtung 
der  bigiiffe  ,sicherstellung,  bürgschaft,  sicherheil*. 

a)  den  ausgangspunkt  bildet  die  rechlshandlung  der  betÜt- 
übertragung.  dem  Verkäufer  erwächst  die  veipßichtung,  eigene  an- 
sprüehe,  oder  solche  die  dritte  an  das  verkaufsobject  stillen  könnten, 
auszuschlieszen  oder  in  ihren  Wirkungen  auf  den  kiufer  unschäd- 
lich zu  machen,  am  wenigsten  macht  sich  die  Vorstellung  eines 
verii(hts  auf  eigen»  ansprüihe  geltend,  sie  tritt  nur  vereintelt 
und  tor  allem  in  späteren ,  geschichtlich  entwickelten  begriffs- 
besttmmungtn  auf:  gewBhrscbaft,  «arandium  oder  eaution, 
den  andern  in  seinem  besitze  nicht  zu  stören.  Estor  3,  1317. 
dem  gegenüber  liegt  der  Schwerpunkt  der  begriffsbestimmung  in 
der  sicherstellung  vor  den  ausprürhen  drüter.  wo  die  anknüpfung 
UR  die  rechtshandlung  lebendig  gegenwärtit)  ist,  häU  sieh  der  be- 
griff der  sicherstellung,  der  je  nachdem  auch  mit  demjenigen  der 
schadloshallumj  wechselt,  vielfach  enlwickdt  sich  auch  aus  der 
thatsiiche  des  eintretens  für  andere  der  besondere  begriff  der 
bürgfihaß.  aus  diesem  wie  aus  den  anderen  beiden  veruendungen 
wird  in  festen  Wortverbindungen  und  durch  Übertragung  der  oU- 
gemeinerc  begriff  der  Sicherheit  entwickelt,  bei  dem  die  Vorstellung 
einer  Ihätigkeit  Oiler  eines  Verhältnisses  lurücklritt. 

a)  in  den  lateinisdwn  Urkunden,  in  denen  das  deutseh«  wort 
zur  Verdeutlichung  der  lat.  termini  ,evietio\  .guarandia*  eingefügt 
erseheint,  ist  ts  meist  der  begriff  der  schadloshaltung ,  der  mit 
besonderer  breite  dargelegt  wird:  ad  evictionem,  quod  in  volgo 
gwershaft  dicitut,  prefatas  sanctimoniales,  ad  molendinum 
nositum,  situm  extra  ii  utos  opidi  nostti  Ehingen  tetro  ec- 
clesiani  |);irrochiuleni  habere  respectum  idoneuin  concedimua 
et  indulgemus,  ita  ut  si  quibus  actionibus  predicte  femme 
in  pretaxatis  cnriis  angiarentur  aut  eadem  curia  aliquo  juris 
ausilio  distrabantur  ab  eis  in  reconpensam  curiarum  occo- 


patarum  Ipsla  aiogulls  anola  da  emolumentis  praetaetl  nostri 
mulendini  . .  caoluiB  ova  et  quataur  libros  baliensiaa  . . 
festu  Martini  quolibet  largiamur.  vtrkaufsui künde  über  Mir 
lu  Einsingen  und  Crimmelfingen  t2»l,  ueh.  f.  d.  geseh  i.  Ober- 
rheins it,  ao;  ti  forsan,  super  ip*a  silva,  aut  quibutcunque  suis 
ullinentiU,  in  tot«  vel  io  parle  quaetiio  moU  (iicril  ai  4*- 
fensionem  eviciioneni  at  guarantiam,  oum  fdfariUr  fcwarfcr»» 
baffl  dicilur.  Eithstätttr  veikaufsurkundt  90»  IIM  fauatserin 
Ita;  de  quibus  uliquo  bonii  et  boroinibat  alH  «t  hana^itM 
suis  gwatandiam  quud  vulgatiier  gwcrscbafl  tocttar  pro  Doya 
et  buminibos  quos  cuniingit  «andern  gwaraodiaa  facara  taoa- 
bimur  (1277)  bei  ScHiLita  W>';  dunino  mao  soiedieU» 
guatandium  quod  vulguritet  gwertchaft  dicilur,  faciaa  pro 
spacium  auni  et  diei  pruul  jus  lerre  exigit  et  requiriL.  Jf«ias 
19.  juli  1V89  ttstlir.  f.  d.  gesch.  d.  Obnrh.  0,  S09;  evutio  dieitur 
fu/f«  gewebr,  webrtcbad  oder  schailluibaliung  . .  h  praniAur 
authoritat,  die  gewebr  oder  wehrsciiafU  et  est  kaee  tsUuatt*» 
ut .  .  «mptor  regreuum  habeit  odetrsus  auetortm  :u»m.  BaaM» 
thesaurus  prncticut  {Dietherr  1679)  996*:  tgl.  Esrna  dnbdU 
rrehlsgelahrlheit  (l7e7)  3,  1317,  der  für  gewtbrtcliart  aü  d.ilU 
bed  utung  angiebt'  iat  as  aoTiel  als  mcUe;  der  a't«  deulMba 
nennt  solches  gewarung.  vgl  Kiascii  cornueop.  t,  tfto*:  g»- 
wliirscbatTl  *vi:tio;  gewahr,  g>iwebr,  gewabrtcbaffl,  i;ew|bra> 
lelslung,  oder  die  gewahrsrbaffl  leisten,  lat.  erntio  oder 
evictionem  praettare,  fr.  garantie  oder  guartntia,  iogleicbeo 
guranttr,  oder  guarentir ,  html,  wenn  der  ver' luffer  eines 
dinges  dem  kauITer  gut  sagt,  versichert  und  turga  ;a  sein 
verspricht,  dasz  er,  der  kaulTer,  des  gekauRten  bew^fhcbeo 
oder  unbeweglichen  guts  halber,  nimmermehr  keiten  ^cs>racb 
von  einem  menschen  bekonimro  werde,  und  weor  *r  gleich 
solchen  bekommen  »olle,  dasz  er  ihn  derb  dieifuils  gegen 
jedermann,  auch  auf  seine  eigene  uoko^ien,  in  uod  ausser 
gf richte  vertbeiiligen  und  schadlos  halten  wolt«;  und  zwar 
dieses,  so  bald  er  nur  wOrde  vernommen  haben,  dasz  deaa 
kauGTer  diesfalls  wäre  streit  erreget  worden,  ob  er,  der 
kaulTer,  ihm,  dem  verkluffer  gleich  solche«  noch  nicht  halte 
vetkQndigen  lassen.  Cbomkl  oee.  m.  pAytkai.  Us.  (Lftpttg 
1761)  4,  tuS7 

ß)  das  gleiche  gilt  für  deutscht  ui  künden  und  prUokolU,  di* 
von  dem  entsprechenden  prozestverfahren  seugniM  ablegen:  ich 
lluug  von  Du>telen ,  ze  den  zeiten  amptm.ino  der  Schotten 
gut  ze  Wienne,  vetgich  olTenleich  an  dem  btiefe,  daz  füt  mich 
Cham,  do  icb  sas  am  uffem  geticht  der  erwirdig  mein  genadiger 
herr,  berr  Uonat  abpt  des  gotsbaus  .  .  und  eblagt  mit  vor- 
sprechen gegen  uinem  ackcher  . .  der  aosz  desselben  meina 
berren  hof  ze  lucze^durff. .  vercbauffl  war  worden  und  wer  ao 
sein  wizzen  le  fremder  hnnt  pracbt,  als  verre,  daz  Jans  der 
puwr  von  Inczesdortl'  das  veraolwürt  and  we  gert  darumb  auf 
seinen  gewern,  herrn  Micheln  von  Misiing,  nnd  vordert  auch 
den  in  die  gewerschaft,  daz  er  im  denselben  akclier  autrcbten 
solt  do  geviel  mit  vrug  und  mit  urteil,  seid  er  herrn  Micbeln  von 
Missing  in  die  gewerscbalTI  gevördert  bal,  und  er  |Jf.  >.  Munng) 
darnach  nicht  auf  antwutt  chumen  wer,  so  solt  er  üb 
auch  denselben  akcbet  ausrichten,  gerichlskrief  dn  Witner 
Schottenklosters  von  1376  {fonles  Austr.  %,  it«)  3«t.  ebenm  «t 
dem  unter  S)  angeführten  beispiel  für  gewerscb^ift  liioB.  4&tm 
vgl.  noch  aut  jüngster  seit:  der  beklagte  Ind  den  leichtfiscoa  Mf 
gewahrscbaft  bei.  entte/ietdungen  des  retekteiurkanätUgtrKUt  It, 
312,  vgl.  auch  unter  gewubrscbuftsklaga. 

y)  in  den  reckttvartcMriflen  tnU  amdererttitt  wsekr  der  b*§rig 
der  sicherstellung  Aereer,  d*r  tielfatk  noch  ins  rmselnt  entriekrU 
wird,  vgL  LfcXEa,  ntektraf  208 :  verkofl  eo  man  dem«  »adreo 
en  perd,  dar  he  ime  ene  geweresrap  an  gewerei,  die  saJ  Hc 
wichbilde  art.  70,  ScaiLLKa-LCaaii  2,  103;  iat  is  auch  also, 
das  ein  landmann  emea  bürgere  oder  ein  burger«  aiOM 
landmanne  binnen  der  atit  wicbbilde  ein  pfart  aospnchaC, 
oder  was  seines  gutes  si  .  .  and  »ich  i«Mr  aa  adaa«  |»> 
waren  ziet  und  den  benumel,  und  darsalbe  t**cr«  koaa« 
vor  geliebte.,  und  bekenne  der  gewerschaft,  itr  aoss 
nach  der  etat  rechte  vor  gericbia  bekennen ,  mit  da«  pferd 
oder  das  gut  an  in  kommen  ai.  rttktuätu  «••  BresUn^ 
miLietheiU  «■  dw  «o«  Clo^a«  1280,  fresinaer  m'kunienbmck 
s.  49 ;  ist  daz  ein  erberg  aaa  4aa  andeni  iaOl  zck^ulTeo 
geit,  si  sein  «igen  oder  i«bea,  di«  Ml  w  !■  out  dar  go- 
vverscbafll  vertreten  alz  rabt  Ü,  iit  tiff  Uol  sohco  jar 
und  einen  lack,  die  leben  aM  >r  «H  Uck.  ajto  «*erMr. 
Undrethl  natk  dtr  Efferdinfer  ktmittkr,  M  BocamcH  ta  iiftaa|a 
ber.  d.  Müntktner  duäemit  1873  s.  444;  ekfto  im  retktbmek  kmm 

3ü7* 


4891 


GEWÄHRSCHAFT 


GEWÄHRSCHAPT 


4892 


Ludwigs  von  1346  (art.  219)  Freijberg  461  und  im  Münehentr 
stadirecht  artikel  167  Auer  ».  66;  vgl.  auch  §  193  des  rer.hts- 
buches  kaiser  Ludwigs  (Freyberg  s.  453),  der  die  Überschrift 
führt:  gewerscliaft  umb  aigen:  wer  angesprochen  wird  umb 
aigen  dez  er  nicht  gesezzm  ist  sin  iar  und  mer  pei  nucz 
und  pei  gewer  an  alle  recht  ansprach,  der  mag  sich  dez  wol 
verantworten  mit  seinem  gewern  ob  er  in  gehaben  mag  mit 
hantfest,  mit  briefen,  mit  erbschuft  und  mit  gewer,  der  ims 
geben  hat,  die  sol  im  helflicb  sein  und  mit  fürpfunten,  und 
mit  allen  den  rechten  der  er  geniezzeu  mag;  ebenso  vgl. 
ist  dasz  einer  eigenleute  itauft,  die  soll  er  mit  der  gewähr- 
schaft jähr  und  tag  vertretten ,  als  recht  ist.  würden  aber 
die  eigenleute  von  jemand  angesprochen,  ehe  sich  die  gewähr- 
schaft ergienge,  und  behüte  man  sie  dem  andern  an,  der 
sie  geliauft  hat,  so  soll  ihm  der  verliSufer  sein  geld,  darum 
er  sie  gekauft  hat,  wiedergeben  und  den  schaden  dazu,  bat 
aber  der  käufer  die  leute  innen,  als  lang  bis  sich  die  ge- 
währschaft ergeht,  wer  sie  ihm  fürbas  anbetrübe,  dessen  soll 
der  Verkäufer  ohne  en'geldnisz  sein  und  bleiben,  und  ist 
ihm  nichts  darum  schuldig,  protokoll  über  die  reformation  des 
reehlbuches  kuiser  Ludwigs  (14S7)  Krknnbr  12, 148;  und  zu  pesserr 
sicherbait  desselben  libtings  warde  in  der  obgenant  markte, 
iQt  und  gut,  zu  ainem  rechten  förpfand  in  gewerschaftweise 
eingesetzet.  Zink  chronik  von  Augsb.,  d.  stndtechron.  b,  üd ; 
des  solt  du  zum  ersten  wissen,  das  zweierlei  klag  sein,  da 
ein  man  der  gewerscbafft  inne  bedarff,  adder  da  ein  man 
seine  gewere  an  bedarff.  glosse  zu  Sachsenspiegel  3.  buch  35.  artikel 
{ausgäbe  von  1528.  Lottbr).     ebenso  Vöglin  u.  a. 

S)  Wortverbindungen,  in  denen  diese  bedeulungen  sich  ent- 
mckelt  zeigen. 

1))  a))  mit  der  gewerschaft  vertreten,  vgl.  die  beispiele 
unter  y). 

b))  in  gewerschaft  schirmen :  wir  . .  tun  zewissen  allen 
den,  di  disen  prief  ansebent,  daz  wir  die  hueb  in  ßoss- 
pach  .  .  hawen  gegewen  freileichen  dem  gotzhaus  ze  Rans- 
boven  uns  unt  unsarn  vorvudern  ze  einem  selgraet  unt 
glowen  dem  probst  unt  der  sammung  ze  Ranshoven,  daz 
wier  in  daz  selbe  guet  schirmen  sulen  mit  gwershat't  vor 
recht,  als  recht  ist,  unt  gewen  dar  über  disen  prief.  Burg- 
hausener  Urkunde  von  1293  (urkundenbuch  des  landes  ob  der 
Enns  i)  196;  wir  loben  auch  unverschaidenleicben  mitsampt 
unsern  erben  den  vorgnanten  berren  ze  den  Schotten  den 
vorgnanten  Weingarten  in  rechter  gewerscliaft  vrein  und 
schermen  vor  aller  ansprach  und  für  allen  chriech  nach  des 
Ipndes  recht  in  Oesterreich.  Urkunde  des  Wiener  SchoUen- 
klosters  1340  (/ontes  2,  18)  226. 

3))  i))  gewerschaft  geweren  vgl.  das  beispiel  aus  wichbild 
art.  '0  s.  /). 

6)1  in  swelcbera  geriht  einer  in  ein  gewerschaft  stet,  in 
dem  selven  sol  er  die  gewerschaft  wol  fueren.  altes  oberbair. 
landrecht  nach  der  Efferdinger  handschr.,  Rockingbb  in  sitzungs- 
ber.  d.  Münchener  akademie  1873  s.  447  (art.  163). 

e))  swem  ain  haus  oder  ain  ander  aigen  in  der  stat  ge- 
richt  ze  pfant  wirt  geantwurtt  und  gesetzt  mit  dein  rechten, 
oder  swer  ain  pfant  mit  dem  rechten  in  sein  gewalt  pringt, 
die  »eil  sein  gelter  anhaim  ist,  und  ob  der  gelter  darnach 
von  dem  land  veit,  swenn  dann  der  chlager  daz  pfant  ver- 
cbauft,  der  sol  nicht  lenger  gewerschaft  tuon  dann  jar  und 
tach  für  erben  inner  landes  und  auzzer  landes.  sladtrecht 
von  München  art.  202  {Auer  s.  79);  ich  Petter  Gürer  zu  den 
zeitten  richter  ze  Dachau  bechenn  von  gerichls  wegen  offen- 
lich  mit  dem  brief  daz  mit  recht  und  mit  (vorsprechen) 
für  mich  cham  .  .  Jacob  t.  Hosach  der  sprach  mit  vor- 
sprechen daz  er  chauCflicben  verchaufft  und  zechauffen 
geben  biet  seinen  tail  aus  ainem  güttel  .  . .  Otten  dem  vaeriber 
. . .  und  bat  meins  berren  buch  ze  lesen  daz  sagt  wir  wollen 
auch  wer  aigen  verchauft  in  dem  land  der  sol  nicht  lenger  ge- 
werschaft tun  wann  jar  und  tag  für  erben  inner  landz  für  erben 
ausser  lands  zwai  jar  und  wenn  sich  die  zeit  verget  so  bat 
sich  allen  gewerschaft  ergangen  und  die  gewerschaft  hat  er 
im  vergwi$t  und  gut  gemacht,  monasterium  S.  Ciarat,  ven- 
ditto  partis  praedii  (1395),  mortum.  Boiea  18,250;  wir  wellen 
auch  wer  aign  verkauft  in  dem  lande  der  sol  nicht  lenger 
gewerschaft  tun  wun  jar  und  tag  für  erben  in  dem  lande. 
cod.  jur.  Bauar.  vetust.  bei  Hai.taus  704.  vgl.  sÄ  solle  der 
verkeufer  dem  keufer  des  werschaft  tuon.  Grihn  i(;ets</iüm«r 
3,  771. 


d))  dagegen  leistet  er  für  die  aus  der  erbschaft  evincirte 
sonderbare  stQck  keine  gewebrschaft.  churbairisehes  land- 
recht von  1759  IV  cap.  4  §  9.    vgl.  unter  b)  a). 

3))  inmassen  solrh-ietzterenfalls  der  debitor  selbt  als  pfands- 
herr,  und  erstenfalls  der  puppil!  um  die  gewehrschaft  haftet. 
churbairisehes  landrecht  lY  cap.  3   §  16. 

s)  die  Vertretung  eines  andern  in  der  betäligung  der  sichit- 
stellung:  bürgschaft:  welch  man  in  wichbilde  ein  busz  kouft 
adder  vorkouft,  der  sal  in  iare  und  tag  wern  . .  .  bette  aber 
imant  ime  lande  icht  rechtes  dorczu,  der  ussewendigk  landis 
wer,  vor  des  anesprache  musz  he  sin  gewere  sin.  ouch  sal 
he  gewere  sin  vor  kinder,  die  nicht  mündig  sind  unde  auch 
di  poben  oren  iarn  sin.  wel  man  ome  der  gewerschaft  nicht 
glouben,  he  sal  noch  der  werschaft  daz  gelt  vorborge,  noch 
schepphen  orteil.  rechtsbuch  nach  distinctionen  2,  cap.  1 
s.  99  Ortloff. 

b)  die  Verallgemeinerung  des  begriffes. 

a)  Verbindungen  wie  gewährschaft  thun  führen  schon  zur 
verblassung  und  Verallgemeinerung,  noch  mehr  gewährschaft 
leisten,  das  mit  gewähr  leisten  {sp.  4803)  concurriert.  auf  reichlichen 
gebrauch  deutet  hier  die  übertragene  Verwendung:  der  Mopsus 
thute  einen  seutzCTer  und  merckte  erst,  wie  vil  es  geschlagen, 
dasz  er  nemblich  zu  disem  intent  von  dem  Cosmo  sei  be- 
dient worden,  dasz  er  für  die  gestohlne  sachen  borg  sein, 
unnd  die  gewerscbafft  an  dem  galgen  leisten  werde  müssen. 
HöBL  VON  Wättebstobf  Bachhusia  (1677)  280;  gewahren,  die 
gewähr,  gewährung,  gewährschafft  leisten,  garantirt,  far 
garantia,  garantire,  faire  garantie.  i.  RXdlein  europäischer 
Sprachschatz  (1711)  380*;  der  die  gewärschafft  leistet,  und  auch 
derjenige  dem  sie  geleistet  wird,  the  warrantor  or  voucher, 
and  the  voucher  or  warranter.  tetUsch-engl.  lexik.  (1716)  770; 
eine  handscbriilt,  Obligation  oder  Verbindung,  dasz  man  zu 
allen  zelten,  wenn  es  nobt  thut,  die  gewärst'.hafft  leisten 
will,  a  warrantise  or  warranty.  ebenda;  die  gewärschafft  über 
etwas  leisten,  to  Warrant,  secure,  defend  or  maintain  a  possession 
you  sold,  to  voueh  him  that  bouyht  it.  ebenda;  gewehrschafft 
einem  leisten,  praeslare  evietiondm;  gewehrschaffl  thun,  dasz 
der  kauffer  das  gekaufte  für  das  seine  gebrauchen  kann. 
Fbisch  2,416';  gewäbrschaft  leisten,  to  give  security;  ge- 
währschaft fordern,  to  demand  security.  Hilpert  2,  l,  462'.  vgl. 
währschaft  leisten,    bad.  landrecht  §  1725. 

ß)  von  hier  aus  wird  die  begriffsbestimmung  des  Substantivs  in 
den  Wörterbüchern  beeinfluszt.  soweit  diese  nicht  historisch  zurück- 
greifen, beschränken  sie  sich  auf  den  begriff  der  Sicherheit  und  zwar 
meist  in  objectiver  fassung:  gewährschaft,  praestatio  Steinbach 
941 ;  gewehrscbaft  caution,  garantie,  eautio,  auctoritas.  nouveau 
dictionaire  du  voyagtur  (1703)  145;  gewährschafft,  gewähr,  ge- 
währung, sicurtd,  autoritä,  sincerazione,  garantia,  garanzia,  la 
garantie,  suretd.  Rädlein  380';  gewäre,  gewärung  oder  ge- 
wärschafft,  a  warranty.  teutsch-engl.  lexik.  (1716)  770;  ge- 
webrschaft, caution,  garantie,  eautio,  auctoritas,  cauzione,  ga- 
ranzia. Veneboni  75';  gewäbrschaft,  gewährung,  verzekering, 
verhooring.  Krameb  2, 133*;  gewährschaft.,  bürgschaft  für  die 
Wahrheit  oder  Sicherheit  einer  sache ;  ein  grösztentheils  ver- 
altetes wort,  wofür  die  gewähr  üblicher  ist  Adelung  2, 
646;  vgl.  gewähr,  gewäbrschaft  bei  Ebers  (1802)  644';  ge- 
währschaft bei  Bailby-FabkenkbOger  2,  396. 

y)  im  geschäftlichen  verkehr  machte  sich  jedoch  noch  länger 
die  subjektive  fassung  geltend,  die  sich  der  bedeutung  ,vtr- 
antwortung^  nähert:  in  diesem  augenblick  war  der  bisherige 
rechnungsführer,  als  rentbeamter,  von  herzoglicher  kaminer 
an  eine  andere  stelle  befördert,  und  die  beschwerliche  arbeit, 
die  alte  rechnung  abzuschlieszen,  die  gewährschaft  los  zu 
werden  und  einen  neuen  etat  nebst  rechnungsformular  auf- 
zustellen, blieb  mir  dem  vorgesetzten.  Güthe  32,  145  {tag- 
und  Jahreshefte  1818);  nach  vielem  hin-  und  herreden  wurde 
beschlossen,  die  arbeit  im  abstreich  zu  versteigern  und  fünf 
jähre  gewährschaft  aufj^udingen.     Auerbach  neues  leben  2,  69. 

8)  dagegen  bildet  der  in  den  wörterbücitern  niedergelegte  allge- 
meinere begriff  der  Sicherheit  den  ausgangspunkt  zu  übertragener 
Verwendung. 

1))  absoluter  gebrauch. 

a))  die  kathedralkircbe  ist  ein  alter  dorischer  tempel.  man 
hält  sie,  ohne  genügsame  gewäbrschaft,  für  jenen  tempel  der 
Minerva,  der  wegen  reichtliums  und  pracht  so  gerühmt  worden. 
GöTHB  37,  193  {Hackert);  dasz  sie  das  herzliche  lachen 
Kronauers  für  ewig  verstummt  hielt,  muszte  als  gewähr- 
schaft gelten,  dasz  sie  jeglichen  gedanken  an  den  besitz  des 


4893 


GEWÄHRSCHAPTSGESETZ 


ÜEWAUBSCHAPTSMANGEL 


4894 


ounmebr  freigewordenen  io  »ich  autgt-iuertt  ball«.    Aumbacb 

ntuet  Ubi-n  3,  90: 

dU»  Hben  Ut  dit  bOrf^cbafl  ihrer  dsuer, 

Itt  diu  lawlbrtcbari,  dl«  *ta  i«tb«i  «leb  (Ubu 

Liaaa  t,  !!•. 

b))  in  aeinem  vaterlande  wäre  er  «war  nicht  turnierfflbig 
geweaeu,  uotl  htttte  ibin  du  leicbt  brgegnen  kOnoeo,  mit  «polt 
und  bulio  auf  die  acbranken  geaettt  zu  werden :  io  der  ferne 
über  bielt  ea  nbea  niclit  achter,  unter  der  gewabracbaft  einea 
vulleo  beutela  die  kuDveiiliuoelleii  prtrogative,  welebe  der 
geburt  ankifljeo,  aicb  luzueigaen.  Moaloa  toUtsmdrtkn  2, 
M  HtmpeL 

i))  rtliitwtr  gebrauch: 

aj)  über  die  iobpreiaung  der  lebendigen  oder  urapracbe 
ala  der  eioiigen  gewikliracbaft  furlquelU-odeo  vulkalcbeiiit 
vergiazt  er  {Ftehtt)  uder  will  er  nicht  sehen,  daaa  ein  vulk 
mit  dem  «rgateii  miacblingiidiom,  doa  eogliaclie,  aicb  die 
jabrhuiiderle  hindurch  im  krüfligalen  leben  erbulleo  konnte. 
litMkiiHAiiN  (mitnoiabilun)  18,  i8». 

b))  bist  mir  ju  recht  uud  ich  mag  dein  werden,  aber  eine 
gewabrichuft  muazt  du  mir  geben  von  deiner  treuen  lieb', 
bist  ein  Hiiiker  burach;  aclilug»t  mira  ab,  wenn  ich  ein 
edelweiax  verluiig'  von  der  hohen  wand  herab?  Uosaccna 
tekrißtn  da  uiaUI$chulm(ist*rt  f.   ITi. 

S))  alt  nachwnkung  früherer  bedtutungunanigfaUiyluü  (vfL 
I,  b)  darf  fulUicht  das  folgtnds  iris/iwl  aufgefatU  mrien, 
iat  aar  g«iu!ur\gtn  i»  den  eben  behandelten  wrwindungt»  siint 
irkUrung  findet :  nach  fol.  e.  liegen  luuO  tbuler  slcba.  wahrang 
•la  an  ihn  auageaahit  io  der  gewtbracbaft  der  muaaomacasae. 
GOTIK  briefe  'il,  4ü»  {an  Yotgl,  d«m  14  oci.  1810). 

GKW  AHHSCHAKTSCtSLTZ,  «.,  vgL  wBbrschaftageseU :  ob- 
acbon  nun  leider  ao  den  meisten  orten  die  gewflbrszeit  so 
lange  ist,  dasz  sich  erst  innerhalb  derselben  und  ohne 
wissen  oder  schuld  des  Verkäufers  gewlbramfingel  eotwikelo 
und  ausbildeo  kOooen,  so  war  ea  doch  bei  aufsteliung  aller 
wlhrscbaftsgesexe  die  meinung  des  gesezgebers,  daas  jeder 
hatiptmaogel  schon  zur  verkuufazeit  vorhanden  sein  müsse, 
um  als  solcher  qualifizirt  zu  werden.  Hvcunaa  eneyklopddie 
d*r  pferdt-  und  rindvieh-heükundt  (1M7)  3,  23. 

ÜtVVÄHBSCHAHSKLAGE,/,eyl.ip.489üJuinprM«iaer/aAr«i 
in  Sachen  der  gewabrschaft:  laut  notariellen  akten  vom  23.  juli 
1873  erkuufte  A.  B.  in  Sulz  ein  daselbst  gelegenes  wohnliaus. 
von  einem  nachbarn  auf  beseitigung  eines  in  diesem  hause 
belindiiclien  uussichtsfensters  belangt,  erhob  er  gewahrscbafts- 
klage  gegen  seinen  vcrküufer.  letzterer  wandte  ein,  ea  sei 
vor  und  bei  dem  kaufabscblusae  vom  notar  dem  kikufer 
keoiitnisz  davon  gegeben  wurden,  dasz  das  fra);licbe  fenster 
bloa  geduldet  sei.  tntschtidungtn  du  rtichtoberhandelsgerieht* 
(1811)    14,47. 

GEWAHKSCHAFTSKLAGER,  m.;  das  laodgericbt  zu  Colmar 
bielt  diesen  einwand  für  erheblich  ...  und  legte  dem  gewäbr- 
acbaftsk  lüger  B.  den  zugeschobenen  haupteid  auf,  welchen 
dieser  schwur,  entsciieidungen  det  rtichsoberhandelsgerichts 
(16741    14,48. 

GEWAHHSCHAFTSKOSTEN,  pluralttantum :  die  Verord- 
nung wegen  der  gewührschaftakosten  habe  ich  nicht  signirt, 
weil  der  erste  punct  etwas  anders  zu  fassen  wlre.  GOthk 
briefe  l\  $.  'iS  {an  Ktrnu,  d.  19.  ttpt.  1809). 

GEWXHRSCHAFTSLEISTER,  m.,  vgl.  gewabrschaft  leisten 
oben  ip.  4692;  gewahrschaftsleister,  guarandator  Stiklb«   1142. 

GEWAHRSCHAKTSLEISTIJNG  f.:  acbadleislung,  indemnitat, 
tnclio,  guaranda,  quat  ttiam  gewahrscbaftsleistung  appeUatur 
STiKLEa  1143;  die  Wirkungen  eines  geschlossenen  kaufs  be- 
stellen in  der  Obligation  und  iwar  . .  auf  seilten  des  ver- 
LaufTers  in  übergiib  der  verkaufflen  aach  .  . .  wie  auch  allen- 
falliger  fewebrschaftsleistiing.  churbairisehts  landredit  toa 
17&9:  theil  4,  cap.  3,  §9;  die  gewehrschaft  oder  eviclions- 
leistung  aber  beiszt  soviel  als  die  schadloshaltung,  welche 
der  condemnirle  theil  bei  seinem  autbore  oder  gewebra- 
mann  ...  zu  auchen  hat.     ebend.  i  15. 

GEWÄHHSCH AUSLOBUNG,  f.:  diese  pflicht  der  ge- 
wahrschuft (warandia)  liegt  zwar  in  dem  iobalte  der  taU 
niiibfgründel;  aber  wie  diese  der  traditio  bedarf,  so  ist  fQr 
die  »arandia  ein  besonderes  versprechen  nOIig,  das  zudem 
oft  durch  bürgen  und  immobiliar-caution  verstärkt  wird,  die 
form  der  gewülirschaftslobiing  ist  vun  der  form  der  traditiun 
und  vestitur  wohl  zu  trennen,  die  warandia  besteht  ala  eine 
eigene,    meist  unter  symbolischem  gebrauch  der  fioger,   der 


band  oder  dea  baiidtcbubes  tolliogene  Ormaiiu  fQr  akl»» 
und  wird  gowöbolicb  als  bloaset  ver>precbeu  oder  tU  cM 
auf  eioeii  aUb  gelri*let.  Biwaa  *«i«,  traäitiOf  watitw  (IIM)W. 
GEWAHHSCHAFTSMAiNGEL,aa^  vfl.  »lbr«cb<fl«MH*ltn< 
gewabramaogal :  gewarscbaftanflngel,  «aMmiif  rt  fuvnia» 
9itiix.  SricLiB  122-j :  lewabracbafUuaogel,  kfiakktlteo,  fehler, 
uotugondeu  der  thiere,  weiche  io  eioen  fcwopjwen  geaeU« 
aufgefObrt  und  fOr  dereo  oicblvurbaodaaaeio  dar  tarkiote 
zu  haften  bat     Taiai   UndmvtuknflL  tu.  i,  4lt;   auf 


aeitige  anfrage:  ob  die  im  legieruogsbtalt  vom  M.  J«al  IIW 
nr.  n  enthaltene  Verordnung  über  die  »ilmchuualaf*! 
uud  krunkbeiteo  der  pferde  auch  auf  ahoHeke  kraokrftM 
dea  burnviebM  anwendbar  aei,  lat  unterm  •.  d.  m.  or.  tM4 
nachsiebende  entsehliessung  dea  groszherzoglieheo  JMtli» 
iBiaisteriums   erfolgt.     Wkiaca   baduekt   wtrtrdnmngn  «,110. 

GEWAllRSCtlAFTSZElT,  f.,  t.  gewakrazdl,  efL  wikrKbafl»- 
leit:  für  die  fünf  ersten  gebrechen  dauert  die  wakraehaft»- 
aeit  vier  wochan  drei  tage,  baduch*  Mroidnung  m»  ItM  s. 
WaHBia  I,  748. 

GEWAHRSCHEIN,  m.  dk  AUtT$  tUgtmetneri  btitutunf,  H» 
derjenigtu  «on  gewaiir  {vgl  $p.  4797  unttn)  tnltfriekt^  ittimitr 
neuirn  iptulu  vtrkUmmert.  hitr  hat  ikk  ii»  mtrt  Ml  h»- 
tehrdnkten  gtbitt»  der  bergwerkt^atlu  «r/kattra,  *nkm§ffni  •• 
den  entsprechenden  gebrauch  tm  gawtkr  api.  tp.  4>>0U. 

1)  der  marktrolb  RöscIiiU  itt  bcrechtingt  das  grundbucb 
Ober  die  dabin  dienenden  realitateu  selbtt  und  allein  zu 
besitxen,  dioat-  ateuer-  und  robetbgeld  emzuheben,  gewOhra- 
veranderungen  furxunebmen,  gewObracbeine  zu  ertbeileo, 
satzffirmerkungen  zu  bewilligen  und  auszufertigen  ood  dia 
dieafülligen  tazen  für  aicb  su  baaiahao.  taaataidaaf  fU  <a> 
tcküx  1810,  6tU  »eiiih.  8,  &«&:  fawihnehate ,  aa  aioifaa 
orten,  ein  achriftlicbea  zeugoisx,  eine  acbriftücke  beacbcioi- 
gung.  Adblohc  2,  »4»;  gewährschein,  ichrifletykt  Mrutktmg. 
WaioanaAca  deutsch-hoUind.  wb.  (1803)  43<>'. 

2)  gewährschein,  den  der  gegenacbreiber  gibt  zum  zeugnia, 
das  ein  gewerck  bei  der  zech  so  viel  tbeil  habe,  and  damit 
im  gegenbuch  stehe.  Faisca  2,  410*;  gewährschein,  der  zeddel 
welchen  der  gegenschreiber  gibt . .  (<«tt«ieamai  poueutrau 
aUatint  partit  fodimu.  ebendort;  von  dem  bergschreiber  ge- 
scliiehet  die  ab-  und  zugewabrong  und  ausfertigung  der  ge- 
wabrscheine.  La.nck  berijbau  (1770)  20«;  ew.  durcbl.  über- 
sende hierbei  unterthanigst  zeben  gewabrscheine  ala  anf  so- 
viel kuxe  höihstdieselben  unterzeichnet.  Gotaa  hruft  6, 
2M  (an  den  heriog  von  Gotha  1784);  wenn  sie  nach  Darm»ladt 
kommen,  haben  sie  doch  die  gute,  den  berm  scbwager 
hOQicbsl  auf  die  20  louisdor  xu  exequiren  die  er  auf  seine 
kuxe  zurOckstebt . .  wenn  er  ja  mit  onsem  unterirdischen 
Operationen  nichts  xu  thun  haben  will  .  .  so  wUnscbte  icb 
nur,  dasz  er  die  gewabrscheine  xurückschickte  und  sieh  los- 
sagte. GöTBB  (an  Karl  Anguü  1784)  t/rw^«6,3Sl:  so  »le 
ein  jeder  gewerke  über  seinen  im  gegenbuch  t>eQnd lieben 
kux  ein  attestat  verlangen  kann,  so  pflegt  anch  ein  solcher 
schein  sogleich  bei  einer  xuscbreibuog  unter  des  grgeo- 
schreibers  Unterschrift  und  Öffentlichem  s;agal  aoagesiailt 
xu  werden,  welcher  gewehrscbein  oder  dia  gawakr  gaaioia« 
wird.  F.  J.  F.  MBYBa  btrgrecktlieke  »eetaakla»»ea  (ta«l)  t«a: 
gewahrschein,  gewahr,  daa  vom  gegenschreiber  dem  neaaa 
besitzer  eines  bergtbeila  ausgesUllie  attest,  dasx  seia  naota 
im  gegenbuche  eingetragen  worden  ist.  UABiBAaa  k*ai- 
wörterbuek  der  mhuralogit  {lltntntm  I82&)  I,  IM;  Ober  dia  ga- 
schehene  eiolragung  eines  erworbaMO  barfwarkaaigaalkMM 
wird  ein  gewährschein  ertbeilL  karfartfansf  /Ir  ilaa  /lnlM> 
thum  Ufpt-DttmoU  om  ltt7  i  II&.  fifL  Yam,  M;  fawikr- 
Bchein,  a  Mrraai,  a  etrtiffU  Eaaaa  •44';  <*«Ma  BaasT- 
FiBBeHBBOcBa  S,  as.  Kica  S,  i:t:  gawihrachain  {m  maiafK 
certificaU  of  n»  tr  %ntnl  tlmru  i»  a  mim  HiLraiT  i,  1. 
462*.  .     . 

GEWAHRSFORMEL,  f.  üt  »lUanf  faMrl  aftaafalb  dm  kmf- 
tMTkstpradu  an:  gewahrsfonnal,  gaachlaki  aaf  kargwafcka« 
oogefebr  also:  ein  zwei  oder  mehr  kuxa  auf  der  raicbco 
fand  grübe  an  Nickelsbarge  gelegen,  werden  Peter  Stephan 
uf  Rumpelskircben  auf  sen  per>öol.cbes  ansuchen  «al  fnia- 
cirte  scbrifdiche  vullmacht.  bei  dtm  allb  esigen  gagaDkacM 
hiermit  ab-  und  hingegen  Jacob  SUipOen  um  hundert  tkalar» 
xwölir  gruschen  kau^iaid,  ar^  wmi  ai|eatkQiBlick  aogc- 
achneben.     CioncL  4,  IMi. 

GEWÄURSGEBOBB,  f.t  m  Htm  form  ik*nf»lk%  *»f  die 
terggerfciijpiaifc«  WirtriaH,  afL  gawakr|diahr(sr.4U6):  gawahra 


4895 


GEWÄHRSKLAGE 


GEWÄHRSMANN 


4896 


gebühr,  so  man  dem  gegenschreiber  gibt,  praemium  in- 
seriptionit  in  librum  partium  fodinae.  Frisch  2,  416';  gewährs- 
gebühren  sind  auf  bergwerken  ein  groschen,  welcher  von 
einem  zettel  der  ab-  und  zugewührung  eines  oder  mehr  i^uxe 
gegeben  wird.    Chomel  4,  1039.  vgl.  Mineropbilos  290. 

GEWÄHRSKLAGE,  f.:  macht  sich  aber  ein  als  gewäbrs- 
mangel  qualilizirter  fehler  erst  nach  ablauf  der  gewäbrszeit 
kund,  so  kann  auch  von  aufliebung  des  handeis  keine  rede 
mehr  sein,  und  es  ist  dannzumal  die  gewährsklage  nicht 
mehr  zulässig.  Rych.neb  encyklopädie  der  pferde- und  rindvieli- 
heilkunde  (1S37)  3,  22. 

GEWÄHßSKONTlUKT,m.,vsJ.gewührsadraini8trationip.4873: 
wie  nun  der  amtmann  und  gewährsadministrator  N.  dieses  alles 
also  zu  thun,  und  dem  gewührscontracte  in  allen  puncten, 
Inhalten,  conditionen  und  clausuin  unverbrüchlich  nachzu- 
leben. ScBREUER  abhandlung  von  eammergütern  und  einkünften 
(1754)  144. 

GEWÄHRSLEISTÜNG,  f,  nebenform  zu  gewährleistung  (s.  d.) ; 
bei  Chouel  4,  1037,  belegt;  ebenso  bei  Zincken  946.  in  der  be- 
deutung  greift  diese  form  über  den  rahmen  gelegentlieh  hinaus, 
der  oben  festgestelU  wurde. 

1)  in  denen  cburfürstl.  sScbsischen  landen  ist  zwar  die 
bisher  beschriebene  gewähr  der  klage  oder  die  gerichtliche 
gewährs-leistung  durchgehends  aufgehoben.  Chomel  4,  lü3S. 

2)  bei  subbastation  eines  gutes  macht  der  ricbter  sich 
oder  den  coneurs  durch  beifügung  eines  taxes  zu  keiner  be- 
soudern  gewäbrs-leislung  verbunden,  ebenda. 

GE\\ ÄHRSMÄNGEL  m.,  vgl.  oben  gewäbrschaftsmangel, 
vgl.  die  badische  landesverordnung  über  die  wehrmängel  und 
deren  wandel  oder  gewährung  von  1806.  Webrer  Sammlung 
I,  742.  vgl.  den  rechtsbegriff  der  gewähr  der  mängel,  to  in  den 
blättern  für  reehtsanwendung  11  (1846)  369.  385  «.  a.:  ein  ge- 
währsmangel,  hauptmangel,  hauptfebler,  wäbrschaftsmangel, 
wundelungsfehler  nennt  man  jenes  gebrechen  oder  jenen 
fehler,  durch  welchen  die  brauchbarkeit  und  der  werth  eines 
thieres  aufgehoiien  oder  doch  vermindert  wird,  ein  gewährs- 
mangel  berechtigt  den  kaufet  den  geschlossenen  handel  auf- 
zuheben, das  thier  zurückzustellen  und  den  dafür  bezahlten 
preis  nebst  den,  allfällig  durch  das  Vorhandensein  des  haupt- 
mangels  erwachsenen  kosten  zurükzufordern,  jedoch  muss 
derselbe  im  verlaufe  der  gewäbrszeit  entdekt  und  dem  ricbter 
oder  dem  Verkäufer  angezeigt  worden  sein.  Rychner  ency- 
klopädie der  pferde-  und  rindvieh-heilkunde  (1837)  3,  22.  ähnlich 
im  encyclopädischen  wb.  der  mediz.  ivissensch.  (l836)  14,  631.  vgl. 
Thiel  landwirthschaßl.  lexikon  4,  418;  kommen  aber  gewährs- 
mängel,  oder  ansprüche  eines  dritten  an  die  Sachen,  vor 
erfolgter  bezahlung  des  kaufgeldes  zum  Vorschein,  preuszixchei 
landrecht  1.  theil  ll.  titel  §222;  gesetzliche  gewährsmängel 
beim  viehhandel,  titel  einer  Vorlesung  im  Vorlesungsverzeichnis 
der  Universität  Leipzig  1901.  andererseits  findet  man  an  stelle 
von  gewährsmängel  auch  die  Zusammensetzung  gewäbrfehler: 
ist  im  sinne  des  bayerischen  gesetzes  vom  26.  märz  1859 
die  gewährleistung  bei  viehveräuszerungen  betr.  bestimmte 
bezeichnung  des  gewührlehlers  in  der  klage  erforderlich? 
entscheid,  d.  reichsgerichls  in  civilsachen  1,  99. 

GEWÄHRSMANN,  m.,  heutige  sehriftgemäsze  form,  die  an 
stelle  des  älteren  gewermann,  gewährraann  (werman)  trat,  die 
bildung  selbst  beruht  auf  dem  bedürfnis,  den  in  den  formen 
were,  gewere,  gewerer  im  sinne  von  auctor  dargebotenen  begriff 
eines  nomen  agentis  deullicher  zum  ausdruck  zu  bringen,  vgl. 
gewähre  sp.  4808;  gewährer  sp.  4855.  der  rechtsbegriff,  der  den 
gebrauch  des  Wortes  bis  in  die  neuere  zeit  ausschlieszlich  beherrschte, 
ist  nunmehr  gänzlich  abgestreift;  das  wort  lebt  in  bestimmten 
Verbindungen  weiter,  die  ganz  der  allgemeinen  spräche  angehören. 

1)  älteste  belege,  abgrenzung  gegen  die  nebenformen,  Ver- 
breitung in  der  reclilssprache. 

a)  die  früheste  spur  führt  in  eine  Urkunde  Ottokars  IL 
von  Böhmen  für  die  stadl  Leobschülz  von  1270,  von  der  eine 
deutsche  version  im  dortigen  archiv  erhalten  ist  {vgl.  Böhmer 
diplomat.  beitrage  l,  l).  es  handelt  sich  um  einen  in  nieder- 
deutschen und  mitteldeutschen  reehtsquellen  viel  angezofienen  satz, 
der  zahlreiche  belege  für  gewere,  gewerer  =  guaranditor  über- 
mittelt hat:  auch  ab  imancz  dirfolgt  ein  pferd,  daz  im  ge- 
nomen  were,  und  welle  is  orleilich  gewinnen,  dazselbe  pferd 
wirt  her  dirfulgen  bis  an  den  sehenden  gewereman  und 
denne  vorlewst  her  daz  pferd,  adir  wirt  is  mit  orteil  be- 
halden  {ipsum  equum  usque  ad  septimum  guaranditorem  prose- 
qualur).    Tzscboppe  und  Stenzel  Urkundensammlung  380.    die 


etgentliche  Verbreitung  des  Wortes  läszt  sich  am  besten  in  den 
drucken  des  Sachsenspiegels  beobachten,  wo  namentlich  die  form 
gewereman  gegen  werman  vordringt. 

b)  abgrenzung  gegenüber  den  nebenformen : 

a)  von  werman  grenzt  sich  unsere  form  teilweise  landschaft- 
lich ab,  es  sind  vielfach  ostmilteldeutsche  quellen,  die  diese  bevor- 
zugen, eigentümlich  ist  das  Verhältnis  im  Leipziger  druck  von 
1561  des  Sachsenspiegels,  wo  in  den  texl  einmal  die  form  werman 
eingeführt  ist,  gegen  were  in  älteren  drucken  (Leipzig  I52b),  während 
im  repertorium  auf  diese  und  andere  stellen  unter  dem  Stichwort 
gewehrsman  bezug  genommen  wird:  sagt  aber  jenner,  es  sei 
ihm  gegeben  oder  er  habe  es  gekaufft,  so  musz  er  bringen 
seinen  werman,  von  dem  er  es  gekaulft  hat,  und  die  siadt 
benennen,  da  er  es  innen  kaufft:  er  musz  aber  schweren, 
das  er  sich  damit  ziehen  woll  zu  dem  rechten  wehrmanne 
.  .  wirdt  er  es  gewert  als  recht  ist,  der  gewerer  musz  ant- 
worten an  seiner  stadt  für  das  gut:  wirdt  ihm  aber  bruch 
an  den  geweren,  er  musz  das  guth  mit  busse  und  mit  wette 
faren  lassen.  Sachsenspiegel  2.  buch  36.  artikel,  abdruck  von 
1561  Vögelin;  der  (gewehrsman)  musz  seinen  keuffer  an  dem 
gut  vertretten,  und  wie  man  sich  auff  in  ziehen,  auch  der 
kleger  dem  beklagten  zu  ihm  folgen  müsse,  ebenda  repertorium 
Ggg  2'. 

1))  ältere  belege  für  werman :  auch  sal  ez  der  bewern  mit 
ersamen  luten,  daz  ez  im  verstolen  si,  und  der  ander,  an 
dem  man  ez  findet,  der  sal  ez  bezugen  mit  guten  luten,  daz 
er  ez  koufte,  ab  er  des  wermans  nicht  enbet  [Variante  wercn). 
mag  er  des  wermans  nicht  en  han  noch  des  gezuges  . .  man 
sal  in  dem  keiser  antwurten  für  einen  dieb.  kleines  kaiser- 
recht (1320)  Endemann  103;  item  so  erfundenn  wurdt,  das 
iemandt  der  gutter,  so  geraupt  sein  .  .  seinen  verkaufter 
oder  wherman  nit  antzeigen  wolt.  peinliche  gerichtsordnung 
Karls  V.,  artikel  38  neudruck.   ebenso  artikel  43. 

2))  noch  in  späterer  zeit  und  mit  übertragener  Verwendung 
läszt  sich  die  form  belegen,  vor  allem  aus  Lkssing:  doch  was 
suche  ich  ihre  Widerlegung  so  weit?  ihre  zwei  webrmänner, 
Mancinellus  und  Dacier  sind  ihnen  ja  selbst  zuwider,  {vade- 
meeum  für  Lange)  5^,  243;  er  wollte,  so  viel  möglich,  alle 
(sinne)  sättigen;  und  ohne  einen  webrmann  zu  nennen,  kann 
man  behaupten,  er  werde  auch  nicht  den  geruch  davon  aus- 
geschlossen haben,  (rettungen  des  Horaz)  5^,277,  ebenso  356 
und  öfters;  näher  giebt  Jöcher  aus  seinen  währmännern  die 
lebenszeit  dieses  verdienten  mannes  nicht  an.  (collectunea  lo) 
15^,  137.  ebenso  69.  vgl.  auch  Stieler  1237. 

ß)  die  formen  gewereman,  gewerman,  gewährmann. 

1))  gewereman,  vgl.  oben  1)  o). 

2))  wärmann  et  gewärmann,  vulgo  guarendator,  et  evictor 
alias  auctor,  evincens,  Stielbr  1237;  gewährmann,  der  den 
gewähr  thut,  auctor,  praestator,  satisdator,  defenfor.  Albr  (Köln 
1797)  932';  gewährmann  auctor,  praestator.  Kirsch  cornueop. 
179';  gewährmann,  gewährer,  oder  gewehrer  ist  derjenige, 
auf  welchen  sich  einer  seines  verkauften  dinges  oder  gutes 
wegen,  beziehen  mag,  dasz  er  es  von  ihm  gekaufft  habe,  da 
denn  selbiger  es  ihm  gewähren  musz.  Chomel  4,  1039;  ge- 
währman  garant,  caution.  nouveau  dictionnaire  (Straszburg  1762) 
338;  gewährmann,  im  gemeinen  leben  gewährsmann  .  .  die- 
jenige person,  welche  für  die  Wahrheit,  richtigkeit  oder 
Sicherheit  einer  person  zu  stehen  verbunden  ist .  .  im  ge- 
meinen leben  nur  wahrbürge,  wäbrmann.  Adelung  2,  645; 
gewäbrmann,  waarborg ,  borgsteller,  zegsmann.  Wehjenbach 
deutsch- holländisches  wb.  (1803)  436';  garant,  der  bürge,  der 
gewährmunn,  wie  Adelung  dis  wort  geschrieben  und  ausge- 
sprochen wissen  will,  wofür  aber  der  Sprachgebrauch  ge- 
währsmann eingeführt  bat.  Campe  verdeutschungswörterbuch 
(1S13)  322'; 

die  sonne  lief  indesz  den  thierkreis  auf  und  nieder, 
und  bracht  in  langer  reib  die  jähr  und  zelten  wieder, 
als  Brand  gewähr-mann  ward  dasz  auch  ein  teutsches  haupt 
zum  dencken  aufgelegt,  des  geistes  nicht  beraubt. 

BODHER  cliaracler  der  UnUschen  (jedichte  (neudruck,  s.  7). 

y)  gewährsmann :  die  anlehnung  an  die  mit  dem  genetiv  ge- 
bildeten composita  ist 

1))  schon  im  repertorium  zum  druck  des  Sachsenspiegels  von 
1561  (s.  0.)  belegt,  ebenso  in  dem  vocabular  zti  der  Dresdener 
ausgäbe  von  1553:  gewcrsmann,  der  ist  ein  gewersmann,  auff 
den  sich  einer  seines  gekaufften  dings  oder  guts  ziehen  mag, 
das  ers  von  im  hab  gekaufft,  derselbe  mus  in  denn  geweren. 
lib.  3  art,  4;  das  gleiche  im  glossar  bei  Senckbnberg  corpus  jur. 
Germ.  2,  2,  37 ;   dazu  vgl. :    der  entzweck  derselben  bestehet 


4897 


GEWÄHRSMANN 


GeWÄHRSUANIf 


4898 


in  gebührender  schndloshaltting,  welclie  der  aiitbor  «der  g*> 
welirsmann,  von  dein  man  nemlicb  die  erincirte  lacb  erlangt 
bat,  sowol  In  der  liuupl-sach  Helb>>t  .  .  als  aticb  anderer  bier- 
untcr  erlittener  possirlicber  kosten  und  schaden  halber  prae- 
Btiren  musz.  thuibairitche$  lundrteht  von  I7M,  Ihtil  4  eap.  8 
il6. 

2))  unttr  den  wörterhüeltern  iit  it  das  UvUck-tngtheht  ton 
1710,  dat  gewttr!<inann,  thi  warrantor,  Iht  voucher  (7*0)  lurrii 
auffuhrt,  ebento  tgl.  gewllrsman,  wflrnian,  waibiirge,  gewehra- 
munn  oder  wtlhrmann.  Frisci  .>,  41A';  gewllbrs-inann ,  ge- 
wttlirer  oder  gewehrer  ist  derjenige,  auf  welchen  sich  einer 
aeines  erkannten  dinges  oder  guts  wegen  beziehen  mog,  dait 
er  es  von  ihm  gekaiilTi  habe,  da  denn  selbiger  e«  ihm  ge- 
währen muiiz.  CnuHiiL  l,  t030;  der  gewilhr.<munn,  k  garanl. 
Schwan  (l'82l  l,  74l^  wem  dl«  ge»flhr  geleistet  oder  angelobt 
ist,  der  httit  sieb  an  seinen  gewiibrsniann.  ebenda  (i8tt) 
1,440';  gcwUbr^mann,  a  winranter,  a  guarantee,  a  voueher, 
b^uKRS  044,  ebenso  RAii.KY-FABRKi<iRDcea  2,316.  Fich  3,  178; 
vgl.  Hit.Pi'Rr  ?,  I,  Iti'i*;  Kbiirkin  onomatitchet  »b.  1080  u,  ». 

2)  die  verallgenuinerung  der  bedeutnng. 

a)  die  belege  für  die  überfahrung  des  reehtsausdrucki  in  die 
spräche  der  litleralur  reichen  nicht  weit  über  die  mitte  des  18. 
jnhrh.  surück.  den  ausgangspunkt  dafür  bildet  nicht  die  eben 
beobachtete  Verwendung  in  eigentumsfragen,  sondern  die  Über- 
tragung tiuf  das  prozesjverfiihren  bei  beleidiiiungen :  uterque, 
injuria«  fingcns,  et  iniuriaa  spvrgens,  iniuriarum  lenetur.  hinc 
(iermaniirum  tritum  proverbium  urtum  ducit:  wehrroann  haben, 
bJft  nicht.  DikTKER-hRiTscu  contir^uatio  Ihesanri  pract.  Besol- 
diani  851  (1679).  tgl.  FniscH  2,  416'.  hierauf  beruht  der  allge- 
ptfinere  litlerarisehe  gebrauch,  der  in  den  wörlerbuchangaben  nur 
spärlich  ausdruek  findet:  gewilrsmann  .  .  (/ui  testis  auritus  est, 
von  dem  man  ein  ding  gehOri,  den  man  nennen  kau.  FRiacii 
2,416';  ebenso  musi  derjenige,  der  mich  bevollniüchligt  und 
autlinrisirt,  mich  vertheidigen,  oder  die  strafe,  die  mir  eine 
handinng  zuzieht,  fOr  mich  übernehmen,  er  ist  mein  gcwtlhrs- 
mann,  der  mich  sicher  zu  stellen  verpflichtet  ist.  Eberhard 
versuch  einer  Synonymik  1,38t  |t'0.'>);  ge»  Uhrsmann  .  .  der  für 
die  Wahrheit  und  gewiszheil  wovon  einsteht.  keuRKiR 
onomat.  wb.  I0S9;  ich  habe  darin  den  IMato  etc.  zum  gewiihrs- 
mann.  /  have  Ihe  aulhority  of  Plato  ete.  for  it.  Hilpert  2, 
I,  462'. 

b)  nur  in  der  allgemeineren  beJeutung  liegt  auch  der  gebrauch 
des  plurals  nahe,  bei  dem  der  tweite  composiiionstheil  vielfach 
versagt  und  durcli  leute  ersetzt  wird.  Immermann  gebraucht  im 
gleichen  denkmal  {Münchhausen)  beide  formen   neben   einander. 

a)  ich  glaubte  der  angäbe,  ohne  zu  untersuchen,  welchem 
von  seinen  gewährsmUnnern  JOcber  sie  nachgeschrieben 
habe.  Lbssikc  il,  492  {Thomas  Murner);  hm!  dieser  ge- 
selle war  vielleicht  zu  teiner  zeit  ein  gioszer  kiiufer  von 
Ifindereien,  mit  seinen  hypotheken,  seinen  grundzinsen, 
seinen  kaufbriefen,  seinen  gcwUhrsmünnern,  seinen  ge- 
richtlichen anflassungen.  werden  ihm  seine  gewUhrs- 
münner  nichts  mehr  von  seinen  erkauften  gütern  ge- 
wahren als  die  Hinge  und  breite  von  ein  paar  konirakten? 
A.  W.  ScHLKCKL  Shakespeare  (Hamlet  i,  1)  3,327  (1708);  alles, 
was  nachmals  in  diesem  betreff  von  nervösen  oder  sunoam- 
balen  persunen  er/ühlt  worden  ist,  war  kleinigl%eit  gegen 
das,  was  glaubwürdige  gewührsmanner  mir  von  ihm  berichtet 
haben.  Imvermann  [Münchhausen  t,  II)  4,  13;  ich  habe  po- 
sitive nachrichlen  von  genauen  gewAhrsmünnern  über  diese 
thatsnclien.  Vogt  vgl.  stenoijraph.  berichte  der  Frankf.  national- 
vers.[ll)  uui';  ich  muszte  mir  einige  Zurückhaltung  auferlegen, 
da  ich  meine  gewahrsmiinner  .  .  .  nicht  nennen  durfte. 
TstirscBiB  an  Freytag  (o.  Januar  1870)  140;  gute  gewahrs- 
manner  für  etwas  haben,  to  hav4  good  vouehers  for  a  thing. 
HiLPEiiT  2,  1,  462'. 

ß)  und  alles  dieses  zeug,  diesen  wasch  und  klatsch,  wo- 
fiir  man  ebensowohl  Praetorii  Wünschelrute,  Erasmi  Francisci 
höllischen  Proteus  und  „den  vielfOrmigen  Hinzelmann"  als 
gewiihrsleute  anführen  kOunte,  wird  von  einem  nicht  unzabl- 
reicheo  pöbel  aller  stände  geglaubt.  Imiibrmaiin  (VünrA- 
hausen  4,12)  4,390;  wenn  sie  gewahrsleute  noch  haben 
wollen,  die  sich  $:chon  längst  ausgesprochen  haben,  dasz  die 
körperliche  Züchtigung  abzuscbaÄTen ,  ao  nenne  ich  ihnen 
einen  tüchtigen  arxt.  sienogr.  berichte  der  Frankfurter  national- 
9*rs.  \l\)  1383*;  die  formen  habe  ich,  bevor  sie  niederge- 
schrieben sind,  selbst  nachgesprochen,  bis  meine  nacbbildung 
nach  meiner  gewthrsleute  und  meinem  urteile  voll  und  ganz 


za  blingrn  war.     .Suas    tur   (jeschicht*   itr  englttch-fiunsehen 
spräche,  rorwort  3. 

c)  di>-  wortcerbindunge*^  m  iit  unttr«  bitdung  durch  ihrt  all- 
gemeinere bedeutung  einktugf  Hri,  sind  nn firmig,  wU  mAmi 
die  oben  angefühlten  bei$fiä$  uigtn. 

a)  alt  lubject  verbindet  tt  tieh  gern  mit  itm  vtrhum  nk- 
stantivum,  wobei  et  meist  durch  das  fotttttivfranomen  *»f  eint 
xweitt  beleiltgte  person  hinweilt,  andernfallt  wird  durÄ  ein* 
präposition-iteerbindung  ein  objeet  angtiogen,  inten  gltmi' 
Würdigkeit  in  frage  gnltUt  ist.  nur  ttUtn  itl  itr  »htohtU  §»- 
brauch: 

1))  der  berr  . .  von  Wolf  soll  meio  gewlbramaoo 
Kant  8,  56;  ibr  einziger  gewlbrnmann  ist  der  verfaaacr 
tractata  de  corpore  et  sanguine  Christi.  Lcasms  (trrv»- 
gariun  Turonentis)  ||,  130;  'sie  nennen  es  gedieht?*  fragte 
der  general.  'da  aie  nicht  aua  erfabrung  sprechen  kOnneo, 
ist  wohl  general  (iourgaod  ihr  gewSbrsmaon.  aber  ieb  kann 
sie  versichern,  in  diesem  buch  ist .  .  furchtbare  wabrbeiL' 
IlAorr  (das  Hld  det  kaisert)  2,  40;  das  gcrflcbt  über  die  ruhr- 
epidemie  im  Doherilzer  barackenlager  aoll,  wie  der  gewlbr»- 
roann  eines  hiesigen  blattes  sieb  durch  augensrhein  überzeugt 
hat,  vielfach  übertrieben  sein,    deutsehe  teüung  24.  augutt  lOol. 

2))  so  würde  Livius  aelbst  kein  hinlänglicher  gewabrsmann 
für  die  Wahrheit  dieser  aninasziichen  geschichte  sein.  Wie- 
LAND  {Don  Sylvia  ti,i)  I2,  3ui;  Hyde  ist  noch  immer  vor- 
trefflich zu  brauchen,  um  die  gegenden  und  angrenzende 
religion  rings  um  den  tempel  der  Mobeds  zu  aehn,  ond  fOr 
Anquetil  iat  er  ordentlich  vorlaufer  und  gewBbrsroann  der 
Wahrheit:  der  letzte  führt  ina  beiligthuro,  und  es  ist  wahrlicb 
zu  beklagen,  dasz  der  blinde  entbu»iasmus  die<>et  mannea 
von  Europa  mit  solcher  kllie  belohnt  worden.  Hbsdub  ittrke 
6,  t.  403  {dUttle  Urkunde  d't  minteliengeschlechtt  III,  6) :  Glafei 
iat  abermala  gewahrsmann  dieser  anekdote.  anm.  bei  Mosloa 
volktmärehfn  8,  144 ;  in  den  urgründen  der  heiligen  sprach* 
ctymolugisiren,  war  in  diesem  falle  oicbta,  als  Sinnbilder 
lautbar  machen!  die  Schrift  fürs  äuge  durch  die  wabrbeit 
der  spräche  zeigen,  die  sieb  an  ibr  gebildet,  also  ibre  erste, 
einige,  ewige  auslegerin,  zeugio,  der  einige  gewabrsmann, 
war,  dasz  das  also  sei!  daaz  das  nichts  als  daa  bedeute! 
Hbrd»  werkt  6,  i.  324  (iUttle  urkundt  dei  mtnuhengeschltckst 
II,  2). 

3))  ich,  der  ich  denn  doch  ein  ganz  anderer  gewahrsnuna 
bin  als  jene  soeben  von  ihnen  in  bezug  genoiiiinenen  Pro- 
fessoren, ich  seiher  habe  ihn  geprüft.  Ta.  Stobb  (der  herr 
etatsrath)  6,  239. 

4))  fein  und  geistvoll  hat  dagegen  Hudotf  Gottschail  den 
künstler  gewürdigt.  'Baison',  sagt  dieser  gewabrsmann, 
'war  der  Schauspieler  der  gedankenvollen  poesie'.  H.  L'iei 
das  stadtlhealer  in  Hamburg 'Oi;  derselbe  gewflhrsmano  {itr 
Hamburger  reiensent  der  trsttn  aufführung  det  fliegenden  //o*- 
Idnders)  hörte  die  bemerkung:  'wie  kann  der  Hollander  denn 
aber  schon  wahrend  des  Stücks  der  'fliegende'  beiaseo,  da 
er  doch  nur  erst  ganz  zum  scblusae  Oiegt?"  s.  &67. 

ß)  mannigfaltiger  sind  iit  vtrhindungin ,  die  int  mort  im 
casus  obÜquus  antiehm .' 

1))  o))  der  Verfasser  des  aufsaizes  über  die  gefabr  ä«lhe- 
tischer  sitten  ...  bat  eine  moralitai  mit  recht  in  zweifei  ge- 
zogen, welche  blosz  allein  auf  srbOobeitsgefahl  gegiQndet 
wird  und  den  gcschmack  allein  zu  ihren  gewlbramano  knU 
ScaiLLEl  10,  416  (über  den  moraL  nutzen  dtUuL  ttUtn); 
aU  bittet  ihr  alaen  gewabrnana 
gegen  des  tode«  raiirroana.     ROcbbst  m«k,  1,  S4. 

6))  AthenSus  giebl  uns  in  seinen  gelehrten  tbcIrcJea  elM 
sehr  deutliche  beschreibung  .  .  und  fdhrt  zu  acioca  gtwlkr»- 
mann  den  poljhistor  Apion  von  AlexaaMa  M»  itf  W  VM 
einem  einwohner  ^on  llhaka  .  .  .  unmillelkir  |tMlt  m  kabn 
versicherte.  Wielaxd  [über  die  iltetttn  ttülitnungupitk)  U,n. 

c))  wir  haben  davon  das  zeugni«z  des  Plato,  der  in  seinem 
Fädros  dem  Sokrnles  eine  unlerrednng  .  .  io  inn  mand  legt, 
welche  er,  ohne  seinen  gewahremaon  lo  B«aa«a,  fikört  t« 
haben  vorgiebC  Wiburd  (»btr  He  iUttkn  mHUtttnnfUfMt) 
24,06. 

3))  ich  bedauere,  dast  man  dem  berm  abg.  Bebel  den 
königlichen  prinzen,  es  gibt  deren  aehr  viele,  gar  nicht  niher 
bezeichnet  hat  wenn  er  seinen  gewabramann  darum  viel- 
leicht bitten  wollte  —  es  wSre  von  bisloriscbem  Interesse, 
den  prinzen  anter  den  aech«  oder  acht,  die  damala  lebten, 
niher  zn  beseichoen.     Bttiaica  reden  i,  35«. 


4899 


GEWÄHUSQUANTÜM 


GEWÄHRUNG 


4900 


S))  wie  ich  denn  auch  nocbmals  wiederhole,  dass  dies 
noch  keinem  Juristen  gelungen  ist.  um  den  mitgliedern  in 
der  öffentlichen  sitzung  hierüber  einen  beweis  und  ein  ge- 
ständnisz  abzulegen,  musz  ich  bemerken,  dasz  ich  über 
diesen  wichtigen  gegenständ  einen  hochwichtigen  gewährs- 
mann,  einen  in  ganz  Deutschland  bekannten  und  berühmten 
Juristen  . .  naciigelesen  habe.  Verhandlungen  der  2.  bad.  kammer 
28.  april  1835  (Vogel). 

GEWÄHRSQUANTUM,  n.:  also  soll  auch  §  27.  im  fall  die 
Justiz,  wie  sichs  gebühret,  nicht  administriret,  und  das  ge- 
wabrsquantum  nebst  dem  uebeischusse  und  reservirten  in- 
traden  jedesmal  gesagter  maszen  nicht  bezahlet,  und  damit 
nicht  richtig  innen  gebalten  wird,  dieser  gewährs-administra- 
tions-contract  erloschen  .  .  .  sein.  Scbreber  abhandlung  von 
cammergütern  und  einkünften  (1754)  144;  oder,  da  die  amts- 
unterthanen  durch  krieg,  pest,  feuer-,  wetter-  und  Wasser- 
schaden verderbt,  und  zur  abgäbe  ihrer  praestandorum  un- 
tüchtig gemacht  würden,  welchenfalls  dasjenige,  was  auf 
unterthänigstes  suppliciren,  nach  vorher  eingeholtem  berichte, 
an  gelde  oder  getrcide  den  unterthanen  erlassen  worden, 
gegen  bescheinigung,  an  dem  gewäbrsquanto  .  .  .  gekürzt 
werden  mag.  s.  189. 

GEWÄHKSQüELLE,  f.:  nun  mag  als  gewährsquelle  für 
Manetho's  geschichte  die  hermessäule  so  wenig  bedeuten, 
als  —  sie  jetzt  würklich  bedeutet:  denn  er  konnte  von  ihr 
wahrlich  kein  chronologisches  register  ägyptischer  künige 
hinabschreiben,  wie  man  meistens  geglaubet.  Herder  werke 
6,  s.  411  (älteste  Urkunde  des  menschengeschlechts  II,  7). 

GEWÄHRSSTREITIGKEIT,  f.:  es  ist  begreiflich,  dass  man 
allerlei  als  landesübliche  gewährsmängel  angeben  wird,  wo 
keine  geseziiche  bestimmungen  die  zeit  und  die  gebrechen 
angeben,  über  welche  sich  die  gewährleistung  erstreckt, 
dieser  uebelstand  zeigt  sich  sehr  deutlich  in  den  verschie- 
denen französischen  provinzen,  wo  nach  landcsübung  über 
gewährsstreitigkeiten  abgeurtheilt  wird.  RvcHNEn  enctjklopädie 
der  Pferde-  und  rindvieh-heilkunde  (1837)  3,  26. 

GEWÄHRSVERÄNDERUNG,  f.,  vgl.  die  unter  gewährschein 
angeführte  stelle  aus  dem  banntaiding  für  Resehitx  (1810). 

GEWÄHRSZEIT  «.  gewährzeit. 

GEWÄHRSZUSAGE,  f.:  wer  eine  fordcrung  oder  ein 
anderes  unkörperliches  recht  verkauft,  musz  dafür  haften, 
dasz  er .  .  das  recht  wirklich  hatte,  wenn  schon  der  rechts- 
übertrag  ohne  gewährszusage  geschah,    bad.  landrecht  §  1693. 

GEWÄHRT,  participiales  adjectiv  zu  gewähren  (s.  d.).  die 
mannigfaltigkeit  der  bedeutungen,  die  dort  beobaclüet  wurden, 
kehrt  auch  in  den  verschiedenen  —  meist  attributiven  —  Ver- 
bindungen des  parlicips  wieder,  nur  dasz  für  die  kreuzung  der 
bedeutungen  hier  neue  ausgangspunkte  vorliegen. 

1)  anlehnung  an  gewähren  =  Jurare  .•  wie  ein  kloster-jung- 
frau,  in  ermanglung  desz  caplans  eine  sechswöchnerin  her- 
für segnen:  und  darbei  erkennen  könne,  wieviel  geschopte 
capaunen,  bannen  und  bahnen  sie  in  zeit  ihrer  gewährten 
kindlbett  aufgezehrt  habe?     Abele  künstl,  unord.  3,  19. 

2)  anlehnung  an  gewähren  =  wahr  machen,  in  einzelnen 
Verbindungen  entwickelt  sich  die  bedeutung  bewährt,  erprobt,  in 
andern  hält  sich  mehr  diejenige  von  wahr,  sicher,  rechtmäszig, 
die  sich  wieder  vielfach  mit  gewähren,  sicherstellen  berührt, 

a)  nach  laut  der  wort  und  der  buclistaben 
drauff  sie  gar  grosse  acbtung  haben, 
als  ob  sie  der  gewisz  und  gwert 

das  gott  denselben  dienst  begert. 
80  doch  die  schrift  an  orten  vll 
gebeut  das  rechte  widerspil. 

B,  Waldis  das  })äi}slisch  reich  03*. 

b)  wäre  dat  men  se  verwinnen  mochte  mit  hoiren  openen 
brieve,  of  mit  hoiren  ghewareden  bode  van  hoiren  buis. 
instruet.  in  dipl.  Ullrai.  (1322),  vgl.  Haltaus  708;  der  ist  vur 
mich  komen  in  gerichte  .  .  ein  gewerd  foimachtiger  cleger 
und  procurator.  ebenda  708;  ich.  .  ein  gewerdt  richter  des 
forsten,  hern  Sigismundes,  romischen  keisers.  (1435)  Kino- 
LiNGER  Münsterische  beitrage  3,583;  ich  Gerhart  Struckelman 
ein  gewert  richter  und  frigreve  des  hilligen  romischen  richs. 
(1490)  3,  622;  ich  Heimannus  Musoghe  ein  gewerdt  richter 
des  allerdorlechtigesten  hogebornsten  fQrsten  und  beren. 
(1535)  3,  583;  vgl.  gewaerde  bode,  genaert  rechter,  gewaerde 
cnape.     Verwijs  und  Verdam  2,  1850. 

Cj  pär-lautre  red  seint  des  hern  red  so  gQte, 

■ein  wort  ist  rain,  in  warer  treu  gewxrt: 
wi  Silber  fein  io's  irdnen  ofeiis  klAie 
dörcbteubrct  schien,  auf  siben  prob  bewiert. 

üntisava  psalmen,  s.  14d  (neudruck); 


ain  gewerter  maister  der  ercznei .  .  nach  raut  eines  gewerten 
artzt.  cod.  lat.  Man.  4395  s.  1S6.  191.  vgl.  Sciimeller  2*'',  970; 
ja  freilich,  lieber  fründ,  wol  kan  ich  euch  helffen.  da  bab 
ich  gäte,  gewerte  pilhilen,  die  kummen  von  Arsenica.  Jacob 
Frey  garten gesellschafl  38  Balte;  ein  guter,  getreuer  und  ge- 
währter hund,  ist  in  solchem  fall  (ich  wolle  gerne  sagen, 
mehr  werth)  oder  nützlicher  im  krieg,  als  ein  fauler  und 
lausiger  soldat.  Simpl.  t,  222  {Nürnberg  1713);  vgl.  gewährer 
hund,  sollicitus  ad  quosvis  strepitus,  acer.  Serz  teulsehe  idio- 
tismen  (1797)  54*. 

3)  anlehnung  an  gewähren,  vestire:  ceterorum  vero  hominum 
ibidem  commorantium  seu  bona  possidentium  et  tenentium, 
qui  gwertlüde  ibidem  dicuntur.  auszug  eines  zeugenverhörs 
Mainz  1338  bei  Kindlinger  hörigkeit  417;  cedenda  et  danda 
ab  hominibus  agriculturam  inibi  teoentibus ,  qui  vulgariter 
gewerete  lüde  dicuntur.  ebenda  418;  vort  gefraget  von  Berende 
vorg.  wes  rechticheit  der  geener  si,  di  in  den  wolde  tho 
Dustwar  gewaert  sein?  (1465)  Speller  wolde  ordele  und  wisonge. 
bei  Grimm  weisth.  3,  182;  de  maellude  und  gemeinen  bureu  bebn 
ingegaen,  dat  se  sik  sollen  entholden  houwens  bess  an  den 
nasten  erfholtinck;  wert  sacke,  da  we  en  boven  dede,  und 
eicken,  bocken,  oft  ander  holt  houwe,  sollen  de  gewarden 
dem  holtricbter . .  verfallen  sin  mit  X  sz.,  und  ein  ungeward 
mit  vif  marken,  protokolle  der  Letter  mark,  16.  jh.  bei  Grimm 
weisth.  3,  144;  gewaert  (gewart)  van  wäre,  d.  i.  mark  of 
weidegerechtigdheid  hebbende,  aan  markegrond  gerechtigd  zyn. 
gewaerde  gront,  .grond  die  aan  bepaalde  gerechtigden  toebehoort. 
Verwijs  und  Verdam  middelnederlandsch  woordenboek  2,  1853. 

4)  in  enger  berührung  damit  steht  die  anlehnung  an  gewähren, 
sicher  stellen:  haben  wir  demselben  Wernber  von  Tettingen 
und  allen  sinen  erben  das  halbteil  versetzet  und  setzen  iiiens 
offenlich  reht  und  redlich  mit  disem  brief  ze  ainem  reliten 
und  redlichen  gewerten  phaude.  zs.  f.  gesch.  d.  Oberrh.  25,  296 
{Mägdeburg  1347.);  des  gewaert  sijn  .  .  waarborgen  voor  iets 
ontvangen  hebbende.  Vbrwijs  und  Verüam  2, 1850;  gewaerde  baut, 
veiligheid,  warborg;  in  gewaerde  haut  leggen, stellen,  ebenda  1852. 

5)  anlehnung  an  gewähren  =  leisten,  zahlen,  erfüllen: 

a)  darum  so  sage  ich  .  . .  die  obgenanten  lantama  und  rat 
und  lantlöt  gemainlich  ze  Appenzell  und  alle  ire  nachkomen 
för  den  obgenannten  minem  gnädigen  heren  von  Passow 
und  all  sin  nachkomen  och  für  mich  und  all  min  erben 
und  nachkomen  gentzlich  und  gar  die  obgenanten  vier- 
hundert gewerte  und  bezalte  guldinen  quitt  ledig  und  los. 
Urkunde  zu  Zellwegebs  geschichte  des  Appenzellischen  vulkes  II, 
1,  303  (1467) ;  vgl.  enen  gewaert  houden ;  .  .  enen  gewaert 
laten,  enen  gewaert  doen.  Vebwus  und  Verdau  2,  1852. 

b)  und  du  noch  gehest  mit  mir  ins  gerichte, 
du  zürnest  nieiuem  prahlerischen  munde, 
von  nie  gewahrtem  glücke  gab'  er  künde, 

das,  selbst  gewährt,  zum  schweigen  stets  verpflichte. 

Ublamd  enliclmldigung ; 

und  wenn  wir  die  gewährten  begehren  scharf  in  die  äugen 
fassen,  so  finden  wir,  dasz  meist  die  gelüste  der  habenden 
befriedigt  worden.  J.  Gotthelf  4,  207  (Dursli  der  brannttoein- 
saufer). 

GEWAHRUNG,  f.,  Verbalsubstantiv  zu  gewahren  {s.  d.):  man 
spricht  noch  immer,  auch  in  der  Seelenforschung,  von  ge- 
wahrungen, Wahrnehmungen,  Vorstellungen  .  .  indem  man 
doch  nur  von  deren  erzeugnissen  und  den  erwerbnissen, 
von  den  gewabrnissen  . .  reden  wollte.  Radlof  teutschkund- 
liche  forschungen  (i825)  1,  9;  nachdem  manches  über  und 
gegen  den  turnmeister  Jahn  verbreitete  und  ausgegebene 
[iiich  schon  oft  empört  hatte,  fiel  mir  unter  anderm  jüngst 
etwas  in  die  äugen,  was  diese  empörung  bis  zum  zürn 
steigerte,  indem  es  bei  seiner  durchblälteruiig  und  betrach- 
tung  mit  verdoppelter  gevvalt  sich  unverkennbar  aufdringend, 
in  einer  gewissen  äbniichkeit  mit  dem  groszwässerigen 
übermuth  des  jüngeren  deutschen  scliriftwesens  mir  zu- 
sammen zu  fallen  schien:  eine  gewahrung,  zu  welcher  Un- 
verschämtheit .  .  .  wir  .  .  gelangt  sind.  E.  M.  Abndt  Schriften 
an  meine  l.  Deutschen  3,  245. 

GEWÄHRUNG,  f.,  Verbalsubstantiv  zu  gewähren  (s.  d.).  von 
den  mannigfaltigen  bedeutungen,  die  sielt  an  gewähren  belegen 
lieszen,  sind  nicht  alle  auf  unsere  form  übergegangen :  die  Vor- 
stellungen der  dauer,  der  tüchtigkeit  und  lauterkeit  (vgl.  he- 
wäbrung)  sind  auf  spärliche  ansätze  an  dem  einfachen  werung 
eingeschränkt,  dageiien  haben  die  begriffe  der  'veslilura'  und  der 
^caulio'  in  der  rechlsspracht  in  unserer  form  ein  o/t  verwendetes 


4901 


GEWÄHRUNG 


GEWÄHRUNG 


4902 


au$druelinniM  gefunden,  für  die  m-uirt  ipracht  iagtge»  ktmmt  1 
tigtritlicii  nur  die  aUgemtitutt  b$deulung  dtr  kislung,  *rfüliumg  \ 
in  betraeht. 

I)  die  aukhnung  an  vettne  iet  ertt  aui  jüngeren  reehtsquelltn 
belegt,  denn  in  den  parallelen  gewflbrung,  evictio,  praeUalto 
(Alkr  l'iT.  Stiinbacb  911.  KiiiBca  i'U'  u.  a.)  iU  et  fraglich,  ob 
die  bedeulung  nicht  aut  der  anUhnnng  an  ccutio  entwickelt 
wurde,  «tnt^n  tickeren  anhält  bietet  Schwaü  (iHii)  i,  SOO':  ge- 
wflbrting,  die  gericbtlirlie  gtwflbrting,  l'rntrnnement.  fir  die 
gleicht  bedeulung  bieten  die  baditciien  rechttquellen  tahtreiche  belege : 

aj  daiz  bei  kOnfen  über  licgentcbaflea  das  eigentbiim  auf 
den  kUufler  vor  erfulgler  gericbllicber  gewibrung  nicbt  Obar- 
geh,  mitbin  in  die  ebe,  in  der  die  gewlbrung  vorgegangen 
i«t,  gebore  Karlsruher  Wochenblatt  9on  1707  {nro.  1)  vgL 
au$tiig  au$  der  bad.  geultgebung  von  1781  $.  t31 ;  wir  Carl 
Krietlrich  vun  Kuti»  gnadrn,  groabenog  von  Baden  . .  haben 
au4  bewegenden  nriacbeo  be.schio-teD,  aod  «erordnen  anmit 
Tür  unsere  söiumtlicben  lande,  daaz  bei  allen  verauiierungen 
Tun  uniern  dumanlnigütrrn  der  knufcootract,  aoangeaebeo 
der  in  mehreren  landest beilrn  deszralia  entgegenatebeodea 
Verordnungen,  binTühru  ohne  gericbtiiche  intinoatiun  oad 
gewttbruiiK,  indem  deren  zweck  in  diesem  falle  auf  andere 
art  erreicbl  wird,  von  dem  augenblick  an  volle  kraft  und 
gUlligkeit  haben  aoll,  da  bei  dem  betreffenden  provinzcollegio 
ein  ordern  lieber  kaufbrief  uuigefertigt  und  ao  den  erküufer 
dea  berracbaftlicbi-n  gulbs  geliefert  woiden  ist,  bad.  ver. 
«rdmtii;  vom  30.  aprü  1807,  reg.  blatl.  nr.  16;  jede  gemeinde 
bat  ferner  ihr  grundrecbt,  oder  ilie  befugnis,  jeden  Übergang 
demjenigen  liegenscbaftlichen  eigentbumt,  worauf  sie  die 
markbeiracbaft  bat,  von  einrr  band  in  die  andere  als  un- 
gOllig  SU  bebunileln,  der  nicbt  ihrem  gericht  zur  gewAbrung 
vorgelegt,  und  dadurch  zum  eintrag  in  das  grundbucb,  daa 
ist  in  die  erb-,  kauf-  und  pfandregiiter  reif  gemacht  worden 
iat.  badische  Verordnung  vom  juli  iH07,  reg.  blati  a.  120;  auch 
wenn  eine  entwflbrung  weder  geschehen  noch  ionatebend  ist, 
kann  eine  gewabrieistung  bei  liegenscbaften  alsdann  gefordert 
werden ,  wenn  das  ortsgericbt  die  gewihrung  aus  solchen 
gründen  versagt,  welche  nicbt  eine  nicbtigkeit  des  ganzen 
i(aufs  nach  sich  ziehen,  badisches  landreclit  von  1809  i  1620; 
dessen  unerachlet  niusz  der  kflufer  einer  liegenschaft  aolchen 
kauf  nacbmals  in  das  grundbucb  eintragen  lassen,  auch  bei 
niark«ai>iigen  t^ütern  gewahnmg  darüber  nehmen,  bad.  land- 
reclit von  1809  (>  l&ss' ;  die  orisgericbte  .  .  .  haben  für  die  ab- 
schfltzung  und  gewflbrung  der  unterpfander,  sowie  bei  ver- 
lusseruufien  derselben  die  gfsetzlicben  .  .  gebflbren  zu  be- 
ziehen, bad.  Verordnung  r.  3.  febixiar  1831.  vgl.  gewabrgebflhr; 
fQr  die  eintiagung  und  gewahrung  eines  kauf-  oder  tausch- 
Vertrages  über  liegenschiiften  in  dem  grundbucb  .  .  sind 
folgende  gebühren  tu  entrichten,  bad  Verordnung  vom  2&.  juli 
1642,  reg.  blatt  213;  v^L  auch  gewfthrung  ..  a  eonfirmation. 
ESBRS  tu\ 

b)  in  dieser  bedeutung  wird  vereinsell  auch  der  plural  gebraucht : 
da.  wo  der  ratbsschreiber  die  eingebung  eines  solchen  Ver- 
trags verweigert,  bleibt  es  dem  gemeioderath  überlassen, 
demselben  nach  der,  gemSsz  j)  46  der  gemeindeordnung,  ihm 
tustebrnden  befugnisz  bei  solchen  gewttbrungen  im  allge- 
meinen eine  jeweilige  Vorprüfung  der  Öffentlichen  bOcber 
förmlich  zu  übertragen,  baditcht  Verordnung  ton  18)3,  die 
tkeilnahme  der  ratksschreiber  an  den  gewdhrgeldern  betr.  WEBata 
6,  tSü. 

3)  in  der  bedeutung  eautio,  bürgtehaft  lässt  tieh  das  verbal- 
imbitantiv  früher  beobachten:  gewerunge,  varanda.  vocaiular 
von  1420  vgl.  Lkxer  l,  9&9:  vgl.  auch  geweringe.  Vaawua  und 
VlRDiH  2,1897;  I.  werung  bei  Üikfbmbacb  633*;  novum  glou.i»''. 

a)  gewUhrung,  gewuhrschaft,  tincerasione,  guareniigia,  gua- 
raniia.  Castelli  (i:oo)  139';  gewahrung,  .  .  .  eautw.  kiasca 
179';  Kewührung,  veriekering,  belooving,  waartckap.  WsioiNaACB 
deutsch-holl.  üb.  (i8oa)  436'. 

b)  biid.  lundesverordnung  über  die  wehrm&ngel  and  deren 
Wandel  oder  gewiihrung.  I8u«  vgL  Webreb  Sammlung  1,  743; 
fehlen  der  sache  ausdrücklich  vorbedungene  eigenschaften, 
so  ist  der  empfänger  auf  die  gewabrung  derselben  anzutragen 
berechtigt,  preussisches  landrechl  1.  th.  b.  liUl  §  325  (I83l), 
ebenso  $  331 ;  dasz  nach  den  12  tafeln  der  verkaufer  lediglicli 
lur  gewabrung  seiner  ausdrücklichen  zu-^agen  verpOi.  biet 
war.  ilasz  die  praxis  dasz  auf  beirüglicbe  Verheimlichung 
von  fehlem  ausdehnte.  Dollmanh  blAUtr  /Ar  ttchUanweHiung 
11  (t8i«),  174. 

IV. 


ai  enck  tot  vorhin  bekaoni,  wta  svriacheo  weiland  ar.  kAnlgi. 
majettat  und  uns,  w«gM  fcwihning  dero  arbfolge  vorhin 
gehandelt  and  vereinbaret  wdr^M.  der  kurfurU  v«w  KUm  es 
seinen  gesandten  ta  Win,  A»l0<«e  äMStskritfe  1,  33«:  «nslU* 
bare  erfabrongen  leisleo  dies«  gewihnioc.     Kart  I,  IM. 

a)  die  bedeutung  te«  «Mslnflf,  erfUUnf.  deuläek  Itfisf  aUk 
Mer  dte  grenu  geaeu  w«raag,  wihnisg  stehen,  44$  auf  äk 
bedeutung  *fhksn§  uwd  —f  mmift  Urmu  nlrnrnktht  aaarfar- 
bedeulmngem  ti»§ütkr4»ät  M  (ffft  wtraafi  M  Lou  S,  TU. 
ScBBKLLCR  3*.  tTT),  mäknti  U$  i%»ten  tßwMkmua  iarikna 
an  den  aUgemeinslen  begriff  vom  'MUumg,  «r/lBnaf'  nkmtpfL 
nur  im  miUelniederdeutsekeu  ist  iit  fetrm  mit  $»  mkA  f^  4te 
erst  angesogenen  Verwendungen  belegt:  30  »choc  groiaeo  ala 
tu  Halle  ein  geweringe  ia.  Halt,  sek^ppenk.  mT  In  Scuiixtt- 
LCaBBü  3,  in. 

a)  gewebrang,  peülionis  coneessio,  impolroä»  (4er  herr  (•• 
wehre  dich  aller  deiner  bitte  pa.  30,  •).  Haiinca  l,  ISM: 
gewebrung.  Scbottbl  388';  gewabrung,  exautemtmt,  oetem- 
plissement.  nourrau  dictionnaire  atlemand-firanfois  (1703)  SM; 
ebenso  HoNOBAU-BuxTaorr  353';  ebenso  Scbwar  IltH)  I.OM 
(l'exaueemenl  de  ce  qu'on  a  demand^);  gewahruog,  beinUtginf, 
terwekking.  Weibi!>BACB  43«';  gewibrong,  tka  MMapUsMif, 
fiitfilling,  granttng  thai  whieh  090  kis  iemanäai,  er  pääitmti 
for.  KaKBs  044';  ähnlich  Kica  3,179.  BAiiBT-FAHiaBaOcui 
2,  S3ts'.    HarBBT  3,  I,  402'  (vgL  auch  unter  c). 

I)  diesa  aUgewseine  begriffsbestimmung,  dte  sieh  fast  alten  f«- 
brauchsformem  des  Wortes  tu  gründe  legen  Usit,  erhUt  doch  im 
Wechsel  des  tutammenhanget  ein  reckt  versekiadeuarltges  ftprdge. 

a)  der  relative  gebrauek, 

1))  die  erfüUung  einer  bitte,  ettsea  vwMcAas  Hc;  er  ImI 
die  gewabrung  seiner  bitte  erhalteo,  on  M  a  aterndi  ta  d»- 
mande.  Scbwar  (isii)  1,441*;  die  gewabrung  eines  wanaebee, 
IA<  accomylishement  of  a  detire  ...  die  gewabranf  seine* 
Wunsches,  Ihe  grant  of  kis  requesL     Hilpbst  3,  1, 402*. 

u))  ich  danke  euch  der  gewerung  {des  begekrtits).  Aiwum 
ftof/.  7;  o  Hom,  ich  versprech' es  dir,  wenn  die  Verbesserung 
erfolgen  kan,  so  sollst  du  eine  vollkoromne  gewabrung 
deiner  bitte  von  der  band  dea  Brutus  empfangen.  Wibukd 
Shakespeare  4,  4S  {JuUus  Cäsar  3,  1);  wer  etwaa  von  ihr  wollte, 
der  muszte  mir  nur  recht  flattieren;  dann  konnte  er  der 
gewabrung  seiner  bitte  sicher  sein.  J.  Gottbelp  l,  I3 
(bauernsjiiegel) ;  er  schien  aber  die  gewabrung  aeiner  bitte 
au  selbstverständlich  zu  linden,  und  ihre  gute  war  so  er- 
probt, dasz  er,  ohne  eine  directe  antwort  abzuwarten,  seioM 
hut  ergriff  und  aus  der  thür  alürmte.  P.  Htvai  (Jnäitk 
5<«rii)e,  08;  dieser  grund  ist  es,  Melcber  mir  die  gewahrung 
ihres  wunscbes  nicbt  leicht  macht.  G.  FtiiTA«  toU  und 
haben  (ges.  werke)  4,  S62. 

b))  wenn  .  .  daa  mit  viel  beachwerden  oa4  koaten  er- 
lichtete  schauspielhaua  eine  bedeutende,  alle  rflcksicbt  ver- 
dienende Unternehmung  war,  so  können  wir  einer  gnädig- 
sten gewahrung  unseres  gegründeten  gesucbes  wohl  mit 
boffnung  entgegensehen.  Götbk  an  Rotke  {tept.  1800)  19,  4M; 
das  bjpothekenamt  iat  .  .  verbunden,  von  jenem  gesocb«, 
wenn  ea  ficht  ala  ^ani  onslattbaft  zu  verwerlen  ist,  deoeoa 
gewabrung  also  noch  andere  vorlagen  oder  vemehmangM 
fodert,  die  geeignete  Vormerkung  im  bypolbekrnbacbe  ta 
machen.  Verhandlungen  der  swrVen  kamwter  der  ständevet- 
sammlung  in  Bayern  1,  140;  Mathy  richtete  «ufort  daa  büreau 
her  und  wurde  auf  der  stelle  mit  zahllosen  ge«ucbeo  um 
anstellung  geplagt,  in  denen  grosze  eigenacbaflen  seines 
geistes  und  heizens  gerühmt  wurden,  welche  den  bitlstellrro 
gewahrung  ihrer  gesuclie  veibOrgiea.  G.  FatvTAC  (fari 
.Va(/iyi  3>,  2«>;  die  gewabrung  ibrM  |H«Bhli  von  S.  i.  n. 
um  enlbebung  von  der  Stellung  ala  pteidaal  aeioe«  elaet»- 
ministeiiums  will  icb  ihnen  ...  nicht  lloger  voreMhdtat. 
cabinetsordre  kSnig  Wilkeiwu  an  Roots.  &  aar.  tm. 

c))  datier  dieser  aufstand,  der  durch  gewahmng  OOOTW 
gerechten  forderungen  augenbliklicb  wieder  geetillet  werd«a 
kan  WiBUR»  Shakespeare  i,  im  (flnancA  IV.  3,4,8):  er 
{der  siehtisehe  BliRular)  drang  in  den  kOmg  (C«if*«  Aiatfif 
sich  aber  die  bedioguogen  ta  erklären,  anter  welchen  er 
Sachsen  zu  hülfe  kommen  wolle,  und  verbürgt«  sich  \m 
voraua  für  die  gewahning  derselben.  Scaaua  8. 188  (fsadk. 
d.  iO)4hr.  kriei^  3i. 

3)1  di«  vortteUtng  einer  leiitmng  seitens  de»  «slyMts  iaa 
vtrb<thubslantivt :  wäre  der  jager  nicht  so  achOn  gewesen, 
wae  flu  weiUiaftige  noliv«  hiU«  kh  ersianea  and  «rBpiooen 


4903 


GEWÄHRUNG 


GEWÄHRUNGSFALL— GEWÄHRVERLEIHÜNG  4904 


mOssen,  um  den  bofschulzen   snr  gewahrung   des  quartiers 
an   ihn   willig  zu   inacheu.     Imhbrhanii   (Munehhaustn  i,  4) 

1,  164. 

a))  durch  die  gewährnng  der  auszerordentlichen  mittel 
für  die  bedOrfnisse  des  heeres  und  der  Hotte  haben  sie  in 
anerkennung  dessen,  was  die  poHtik  meiner  regierung,  ge- 
stützt auf  die  erprobte  scblagfertigkeit  und  tapferkeit  meines 
becres,  bisher  geleistet  hat,  den  entschlusz  kundgegeben, 
das  errungene  zu  wahren,  preuszische  thronrede  am  Schlüsse 
des  landlages,  9.  febr.  1867;  der  zwischen  dem  groszherzog- 
tbiim  Baden  und  dem  norddeutschen  bund  abgeschlossene 
vertrag  wegen  wechselseitiger  gewährung  der  rechtshülfe. 
bad.  Verordnung  v.  1870,  s.  bad.  gesetzblalt  s.  635;  der  minister 
(hatte)  schon  am  II.  September  1851  den  bundestagsgesandten 
herrn  von  ßismarck  beaufttagt,  die  unterhiindlung  mit  dem 
damals  in  Wiesbaden  lebenden  herzog  von  Augustenburg  zu 
beginnen,  auf  gewährung  einer  ansehnlichen  geldentschädi- 
gung  durch  die  dänische  regierung,  wenn  der  herzog  für 
sich  und  seine  familie  . . .  allen  eigenen  ansprüchen  auf 
die  herzügthiimer  enisnge.  Sybel  begründung  3,  69;  ge* 
wäbrung  von  frachlenkredit  und  befreiung  von  frankatur- 
zwang, vgl.  bekanntmachung  der  Oest.  Staatsbahn  sepl.  1899; 
ich  habe  im  Kissinger  lande  deutsche  und  scbulgebildele 
bauern  gefunden,  die  fest  daran  glaubten,  dasz  der  am 
Sterbebette  im  sündigen  fleische  siebende  priester  den 
sterbenden  durch  verweiger'ing  oder  gewäbrung  der  absolu- 
lion  direkt  in  die  hölle  oder  den  himmel  schicken  könne. 
BisuARCK  gedanken  und  erinnerungen  2,  136;  den  ahteilungen 
der  deuiscben  kolcnialgesellschaft  wird  empfohlen  .  .  durch 
resolutionen  der  entrüstung  über  die  geschehene  Verletzung 
der  deutschen  ehre,  sowie  dem  verlangen  nach  gewäbrung 
voller  genugtbuung  ausdruck  zu  gehen,  kundgtbung  der 
deutschen  kolonialgesellschafl,  januar  1900. 

b))  es  macht  der  hochgesinnten  bürgerscbaft  von  Kolberg 
alle  ehre,  dasz  sie  nach  dem  Tilsiter  frieden  vom  künige 
keine  andere  gunstgewährung  erbat,  als:  alljährlich  den  tag 
(2.  juli)  als  kirchliches  fest  begehen  zu  dürfen,  wo  die  be- 
lagerer,  schon  vom  Waffenstillstände  unterrichtet,  ihren 
meuchelsturm  verfehlten.  F.  L.  Jabn  2,1,461;  wie  er  die 
geliebte  bittet,  sein  Abel  nicht  zu  gering  anzuschlagen,  da 
es  den  tod  mit  sich  bringen  könne,  sondern  aufmerksam 
zu  prQieo,  ob  sie  nicht  durch  gewährung  ihrer  süszen  und 
reinen  huld  das  schlimmste  von  ihm  abwenden  und  ihn  zum 
heile  bringen  möge.  G.  Keller  {Züricher  novelltn,  Hadlaub) 
6,66;  ja,  er  gieng  in  seiner  rückhaltlosen  Offenheit  so  weit, 
ihr  auseinander  zu  setzen,  wie  sie  ihm  durch  erwiderung 
und  gewährung  ihrer  band  eine  ungleich  gröszere  hülfe  er- 
weisen und  ihn  veranlassen  würde,  ein  etwas  unstätet  und 
planloses  leben  endlich  zusammenzuraffen.    6,  198. 

3))  die  Vorstellung  einer  erlaubnisz,  xulassung,  duldung:  sie 
(die  Schauspielerin)  hätte  durch  ein  einziges  freimQthiges  wort 
gegen  eine  mütterlich  liebevolle  frau  die  gewährung  ihres 
abgangs  erhalten.  F.  L.  W.  Meyer  F.  L.  Schröder  2, 106 ;  wenn 
der  art.  60  der  Verfassung  den  kammern  das  recht  beilegt, 
die  gegenwart  der  minister  zu  verlangen,  so  ist  das  correlat 
der  daraus  sich  ergebenden  Verpflichtung  der  minister  deren 
anspruch  auf  gewäbrung  des  ihnen  zustehenden  rechtes,  zu 
jeder  zeit  gehört  zu  werden.  Bisnarck  reden  2,  176;  wer 
gewohnheitsmäszig  oder  aus  eigennutz  durch  seine  ver- 
mittelung  oder  durch  gewäbrung  oder  Verschaffung  von  ge- 
legenheit  der  unzuchl  Vorschub  leistet,  wird  wegen  kuppelei 
mit  gefängnisz  bestraft,     reichsstrafgesetzbuch  §  ISO. 

ß)  der  absolute  gebrauch. 

1))  anknüpfung  an  bitten,  wünsche,  forderungen,  dte  im  zu- 
tammenhange  angedeutet  sind: 

a))  so  schüpfTen  wir  ausz  solcher  deiner  gegebenen  gnaden, 
ein  keckheit  dich  zu  bitten  und  ein  starks  vertrauen  deiner 
gewerung.  Hartmüth  von  Cronberg  68  neudruck;  darauf 
ersuchte  er  {Destouches)  mich  nachstehende  untertbänigste 
bitten  ew.  durchlaucht  zu  gnädigster  gewährung  vorzu- 
tragen. Göthe  briefe  21,  145  (an  herzog  Carl  August,  30.  no- 
vember  1809); 

wir  können  glauben,  lieben,  hofTen, 
wir  haben  frieden,  haben  ruh, 
für  jede  bitte  die  gewäbrung, 
in  dem  erwählten  guten  teil 
steht  unser  ganzes  Seelenheil. 

Sputa  psalter  und  harfe  45  Rfctam; 


königin, 
du  siehst  erstaunt  mich  und  darOber  sinnen, 
was  dich  bewog.  zu  allso  l'rOher  stunde 
mich  aufzusuchen,    wicht'ges  musz  es  sein. 
drum  künd'  es  schnell,  damit,  ist  es  ein  wünsch, 
ich  die  gewäbrung  ihm  entgegen  bringe. 

F.  von  Saar  lleiiuicn  IV,  I,  2,  3,49; 

ich  spielte  und  scherzte  in  Haimbach  mit  gewissen  wünschen 
und  Verhältnissen,  und  der  himmel  strafte  mich  mit  einer 
verkehrten  gewährung.  Stifter  Studien  l,  35;  ich  sehe  da- 
durch die  angenehmsten  hoffnungen  erfüllt,  mit  denen  sich 
mein  herz  oft  ohne  aussieht  einer  glücklichen  gewäbrung 
beschäftigte.     Göthe  lO,  65  (Clavigo  2). 

h))    also  beteten  sie.    und  Jupiter  winkte  gewährung. 

i.  H.  Vosz  {t'i(il>-iiiuri  UHU  liaucis)  2,111  llempel; 

wenn  der  damalige  redacteur  der  grenzbuten  mit  Schlauheit  die 
günstige  stunde  abzupassen  wuszte,  wo  Math;  bei  einem  abend- 
trunk  kluge  und  neue  ansiebten  zum  besten  gab,  und  wenn 
er  darauf  leise  bittend  seiner  Zeitschrift  gedachte,  dann  sah 
Mathy  so  humoristisch  und  wohlwollend  aus,  wie  Odysseus, 
den  ein  junger  Achaier  durch  künstliche  rede  zu  überlisten 
strebt,  er  winkte  leise  gewährung.  G.  Frkytac  22,  391; 

rede,  was  du  verlangst;  mein  herz  gebeut  mir  gewährung. 
Voss  Ilias  14,  190  (TsAe'ffa*  Se  /ne  x)'Vfi,6s  ävtoysv), 

vgl  gewährbar  sp.  4808;  was  sie  von  mir  verlangen,  ist  so 
wenig,  dasz  sie  der  gewährung  unbedingt  sicher  sein  konnten. 
Hbbubl  brtf/V  1,  408  (1847  an  Robert  Schumann); 

auslieferung  des  mörders  fordern  wir; 

nicht,  ihn  zu  tödten,  nur  zu  sichrer  haft. 

wird  nicht  gewährung  uns  zu  dieser  stunde, 

so  «türmen  wir  das  schlosz. 

Gbillparzkr  4,  251  (ein  treuer  diener  4, 1); 

es  ist  in  der  ganzen  weit  üblich,  dasz  man  erst  fordert, 
und  wenn  man  nicht  Ursache  hat,  an  dem  redlichen  willen 
in  bezug  auf  erfüllung  und  gewäbrung  zu  zweifeln,  dasz 
man  erst  sieht,  in  wie  weit  der  forderung,  in  so  fern  sie 
eine  rechtliche  ist,  genügt  werde,  stenogr.  berichte  der  Frank- 
furter nationalversammlung  (I)  105*. 

2))  lockerung  der  beziehungen  auf  ein  object: 

«))        dem  adel  deiner  mienen,  deiner  werte, 

holdseliger  Jüngling,  kunn  ich  glauben  nicht, 
gewäbrung  nicht  versagen. 

Schiller  13,376  (Turandot)', 

er  (Strozzi)  redete  unüberzeugt  und  leer,  während  er  nur 
ein  begehr  hatte,  der  vor  ihm  stehenden  Lucrezia  irgend 
eine  gewährung,  einen  lohn  abzulocken  oder  abzuzwingen. 
C.  F.  Meyer  Angela  Borgia  173; 

horch,  da  braust  es  durch  die  lüfte, 
horch,  da  saust's  im  üchtenhain, 
um  des  ufer.«  felsgeklüfie 
strömt  wie  blut  des  abends  schein, 
riesenhoch  mit  schaumgetriefe 
schwillt  der  woge  kämm  empor 
und  ein  donner  aus  der  tiefe 
ruft  gewäbrung  an  ihr  ohr. 

Gbibbl  (i\ausika(i)  spätherbslblätler  8; 

nicht  in  der  freude  glanzverklärung, 

im  wonnevollen  blütensaum, 

im  zauberlächeln  der  gewäbrung 

im  sonnenlichten  liebestraum, 

am  liebsten  mag  ich  euch  erschauen. 

Strachwitz  gedickte  78. 

())  er  traute  jedem,  die  meisten  ihm,  Maria's  liebe  war 
sein  einziges  gebeimnisz,  weil  stand  und  einkommen  bei  der 
strengen  kalten  gemütbsart  ihres  vaters,  ihn  binderten,  da- 
mals bei  ihrer  ersten  bekanntschafi  öffentlich  als  werher 
aufzutreten,  nachdem  er  von  ihr  jede  gewährung  erhalten 
hatte,  wie  freie  rücksichtslose  liebe  sie  gibt.  Achim  von 
Arnim  Hollins  licbesleben  89  neudruck;  wenn  der  nachfolger 
Friedrich  Wilhelm's  III.  durch  freien  königlichen  entschlusz, 
wie  bisher  noch  alle  die  groszen  Wendungen  unserer  ge- 
schicbte  sich  entschieden  hatten,  durch  eine  rechtzeitige 
weise  gewäbrung  seine  heimischen  Verfassungshändel  schlich- 
tete, . . .  dann  durfte  er  wagen  die  fridericianischen  gedunken 
in  einem  groszen  und  freien  sinne  wieder  aufzunelimen. 
Treitscbrb  d.  gesch.  5,  6. 

GEWÄHRU^GSFALL,  m.:  tau  seh- vertrage,  worinn  die 
tauschgegenstände  an  einen  bestimmten  werlh  für  ge- 
währungsfälle  (taxatio  evietionis  causa)  angeschlagen  sind. 
badische  Verordnung  von  1808,    regierungsblatt  s.  136. 

GEWÄHRVEULEIHUNG,  f.:  so  ist  auch  der  kaufer  schuldig 
alsziiald  sambt  dem  verkaufer  oder  genuegsamber  aufsandung 
von  ihine  sich  zum  grundbuech   zu  steilen   umb  die  gwöhr- 


4905     GEWAHR  WEHDUNG  — GEWÄHRZEIT 


GEWAHRZETTEL  —  GEWÄLDE        4906 


verleiliung  zu  begehren.  i$t*r.  »eitth.  7,  42&  {banntaiJin§  ton 
Velm  und  GuUnhof  ITU). 

GEWAHItWEKDUNG,  f.:  hierauf  begab  inicb,  iooder  ihrer 
gewnbrwerdung  int  dorf.     Hknartis  «erlitbU  wtU  i,  h%. 

GbWAHItVVOI.F,  m.,  r^i.  uerwoif,  wSrwoK:  daher  auch  et- 
liche für  webrwoir,  fubrwolff,  wahrwolff  und  geMarwolCf 
tagen,  vermeinend  ei  liommen  von  gefahr  oder  gewar,  da* 
ist   vun  sorgen   und    hüten.      PrXtokiü.^  bloelsbtrg  49i  (1668). 

GKVVAHMZAUN,  m.  hierher  gehört  wohl  äai  in  emtr  vor- 
lehnfl  über  rodungen  belegte  wort  gevverzauo,  in  wrlchen  der 
tttle  tompositioiiBlheil  anscheinend  auf  gevibr  ^m  be$itnitel  turüek 
weist:  wer  reuter  ichlachn  will,  der  loll  es  nit  mit  frlfl 
thueo,  auch  kainen  nsclipern  oit  zu  nachent  bei  hegen  und 
leuD,  auch  in  kaim  schon  wnidholz;  er  soll  die  auch  mit 
zeun  wol  versechrn,  daz  gewCrzpun  haisien,  als  sich  zu 
reutern  gepurt.  {land-  oder  ehehafllaidmg  in  d.  Raurii  IM6 
u.   1024)  österr.  treislh.  I,  232.     vgL  gewUbrhaus  sp.  4H&0. 

GEWAniiZEiCIiKN,  n.:  das  ist  ein  gewarzeichen,  Ja«  sie 
bOse  fanlaBlen  in  inen  hon.  Gbilbb  vom  KrisKtssKac  hrö- 
samlein  I,  \1*. 

GEVVAHHZEIT.GEWAHRSZEIT,  f.in  den  älteren  Verwendungen 
fiitnmt  das  comfosilum  nur  auf  die  in  der  brriimannsspraeht 
entwickelt*  bedeutung  von  gewfihr  (vgl.  gewUhrxcbrin)  betug. 
in  jünqtren  vfrwendungen  kommt  der  erstert  compontiomthtü 
mit  einem  gröszeren  umfang  seiner  bedeutung  tur  gtUung,  nicht 
gani  parallel  mit  dieser  abgreniung  l>tuft  in  der  Schreibung  die 
gremlini*  swischen  gew.ihrszeit  und  gewahrzeit.  die  erste 
form  ist  für  die  allgemeinere  bedeutung  nur  spirlich  belegt,  die 
swfite  dringt  erst  unter  dem  einßuss  Adrlomcs  auch  m  den 
tonder gebrauch  der  bergmannsfprache  über. 

t)  geHäbrszeit,  ixt  auf  bergwercken,  wenn  einer  dem 
andern  gewisse  bergibeile  flberlüst  und  darauf  den  gewühr- 
groschen  nimmt,  da  dann  der  verk&ufTer  gebalten  ist,  dem 
kfluffer  binnen  vier  wocben  die  gewähr  im  gegenbucbe  zu 
thun;  der  kSuffer  auch  in  dessen  unterbleibung  die  gewUhr 
in  der  zeit  zu  fordern  berechtigt  ist.  Choiiel  4,  1039;  die 
gewUhrzeit,  plur.  inus.  im  bergbaue,  dia  rechtlich  bestimmte 
zeit,  innerhalb  welcher  sieb  jemand  in  die  gewahr,  d.  i.  in 
den  besitz  eines  erkauften  bergtheiles  setzen  lassen  musz. 
A0EI.D.NC  3,  646;  ähnlich  Wcidenbacb  deutsch-holldnd.  wb.  (1803) 
436';  gewährs^eit  {in  mining)  a  fixed  term,  during  which  the 
purchaser  of  a  part  of  •  mint  may  take  possession  of  it. 
iliLPtar  2,  I,  462'. 

2)  gewahrzeit,  inner  welcher  einer  in  besitz  zn  setzen, 
die  gewehr  zu  fordern,  oder  zu  thun,  tempus  possidendi  aul 
potsessionem  oceupandi.  Frisch.  2,  416';  hauptviehmangel  sind 
solche  gebrechen,  die,  entweder  um  ihrer  bescbaffenbeit  und 
Wirkung  willen,  oder  wegen  einer  ausdrücklichen  abrede 
zwischen  kauler  und  verküufer,  falls  sie  wahrend  einer  be- 
stimmten gewShrzeit  an  dem  verkauften  vieh  sich  Süssem, 
und  binnen  der  n.imlicben  zeit  eingeklagt  werden,  den 
kaufer  zur  auflüsung  des  kaufs  berechtigen,  badtsche  landes- 
verordnung  über  die  viehmdnqel  von  1806,  vgl  Wbhrbr  lamai- 
iun<;  1,  748;  dasz  eine  solche  Öffnung  und  das  darauf  ge- 
gründete parere  noch  wahrend  des  laufs  der  gewahrzeit  er- 
stattet werde,  ist  nicht  erforderlich,  auch  nicht,  dasz  der 
tod  des  thiers  noch  wahrend  dem  lauf  jener  zeit  erfolgt 
sei.  t,  74'.i;  gewaiir/eit,  a  period  in  which  one,  who  has  sola 
any  thing,  Stands  answerablt  for  cerlain  fault*.  Fici  2,  178; 
der  Verkäufer  ist  also  dem  kiufer  zur  gewührleistuog  fOr 
diese  fehler  (gewabrsmangel)  ge^etzlic  h  verpOichtel,  wenn 
gleich  beim  abschluss  des  kaufconlractes  hierüber  nichts 
verabredet  ist.  die  zeit,  w.ihrend  welcher  diese  Ver- 
pflichtung des  Verkäufers  besteht ,  beisst  die  gewahrs- 
oder  waotilungs/.eit.  eneycL  wb.  d.  medirinisrhen  wisunschaflen 
(l!»3(!)  14.631;  macht  sich  aber  ein  als  gewihrsmangel  quali- 
lizirter  fehler  erst  nach  abiuuf  der  gewahrszeit  kund ,  so 
kann  auch  von  aufbeliimg  des  handeis  keine  rede  mehr 
sein,  lind  es  ist  dannzumal  die  ge»Uhrskl8ge  nicht  mehr 
zuliissig.  Rtchnrr  encyklopädie  der  pferdt-  und  rindvieh- 
hnlkiinde  (1837)  s,  22;  gewlihrfnst  oder  gewiihrzeit  heiszt 
der  Zeitraum,  wahrend  des-en  der  er»erLer  der  sache  be- 
rechtigt ist,  die  gewahrklage  iconirat tskhige  auf  srbaden- 
ersatz  oder  bei  küufen  die  wandelkluge  auf  aiirbetiung  des 
geschüfts  oiier  die  minderungsklage  auf  berai'Seizung  des 
kaulpreises)  gegen  den  veriiuszerer  aoiustrenjjen.  Thibu 
landw.  konv.  lex  4.  418*;  die  gewahrzeit  o<ler  gewuhrfrist  ist 
somit  jener  Zeitraum,   innerhalb  dessen  der  Verkäufer  eines 


tbiert«  dem  kaufer  fOr  da*  frtiaeio  vea  «iom  gevrisaen 
fehler  oder  für  das  vorhanden*ein  gewi*ter  eigenechaflea 
des  tbieres  tu  haften  hat  ood  man  uotertcbeidet  eine  ge- 
setzliche gewihrteit,  i.  b.  diejenige,  welche  in  einen  be- 
sonderen ge«etze  Ober  die  gewahr  geietzl  cb  fastgeatellt  iai, 
und  die  bedungene  gewilhrzcit,  weUbe  durch  be^ondtren 
vertrag  fe»»ge*etzt  wurde.     4,418*. 

GEWAHHZETTEL,  «.;  gewar^eddel,  |a  der  preoesiscbe« 
karomerordnung  an*  1641  eine  quiltung,  so  dar  kuchen- 
mciater  dem  flechmeister  de*  Churiscben  bafs  gegebeo,  wa« 
er  für  lisch  geliefert.     Faisci  2,  416*. 

GEWAIDE,  I.  geweide,  rgU  eingeiveid«  UuU  t,  iß.  tm. 

GEWAini.lCH,  I.  geweidlich. 

GEWAINüEIT.  niederdeutsche  neifn/brMx« gewöhn heit(f  i,)t 
gewainheit,  tägliche  kleidung.  'auch  ist  gereii ,  so  waz  sie 
{die  meitterin  des  Uosttrs)  gelaszen  liait  van  gareider  habe 
daz  sail  halp  dez  conventis  sin  und  halp  der  .  .  jonlfrauwen 
.  .  iclicber  ir  lebedage  und  nit  langer  n*zgenoroe:i  der  jaof- 
franwen  gewainbeit.'  urk.  des  klotters  Beseliek  #•■  14M. 
AanoLDt  beitrage  tu  den  deutschen  glotsaritn  (I7W)  M. 

GEWAIT,  niederdeutsch*  nebenform  t*  gewat  (1.  i.),  SfL 
gewsnd:  si  vielen  auch  in  des  bischofs  hof  ind  braecben  alle 
slos  op  Ind  namen  sin  goit,  sin  silveren  vas,  sin  cleinoid 
ind  gewait.     Koeüioffsehe  ckronik,  d.  sUdtechrontken  IS,  491. 

GEWALBLOCHT,  participials  adject«:  daromb  haben  die 
alten  das  nachtessen  allein  für  ein  recht  mal  geballeo.. 
was  auch  der  trosz  anderer  vieler  ungehofelter,  onerbealelter 
und  schüpiger  artzet  in  der  Sophisten  Werkstatt  abgerollet 
und  gewalbiochet  im  gegentbeil  halten  und  rhstee.  Fi«riiiRr 
Gari)antua  290  neudruek.  andere  rerbalformen  sehetnen  ns  dustm 
partiap  nicht  belegt,  et  ist  wahrscJiemüeh  unmiUeibar  von  wal- 
bloch,  wahlpinch,  walzbloch  abjeleiUt,  vgL  waizbloch,  walsc, 
vohulus.     Frisci  2,  420*. 

GEWÄLÜE,  «.,  eoiUctitbildung  s«  wald  (1.  <.). 

1)  die  ältesten  beleg*  reichen  in  dir  anfinge  der  mtittelMoek- 
deutschen  penode  turüek,  vgl.  mhd.  vft.  3,  472'.  das  »ort  er- 
scheint vereinzelt  in  der  dichtung,  häufiger  in  recJitsaufieick- 
nungen^  vgL  LEXr.n  1,  982;  dort  wird  auch  dem  tammelbegriff 
an  unserer  bildung  viel  länger  rechnung  getragen,  insofern  dM 
gesnmmtheit  des  «aldes,  dte  der  gemeinde  oder  einem  herrtn 
gehört,  damit  susammengefasst  oder  angesogen  wird,  ro  da- 
gegen am  besitUum  des  einulnen  die  räumlich*  tersplUterung 
geltung  gewinnt,  weicht  der  collectivcharakter  der  sndirtJuaU- 
sierung,  hier  tritt  tuerst  der  plurcU'jebrauch  a»  unserm  morU 
ein  {vgl  die  Katienelenbogensche  bergordnung  von  1U9  ni  b,  a), 
der  in  der  dichtung  an  der  absehwäehung  de*  coUecttvbegriffet  wvd 
früher  nahrung  findet. 

a\  die  früheste  spur  bietet  eine  stelle,  dte  da*  Awolted  mt 
der  kaiserchtonik  gemein  hat: 

dsa  geflehie  deri  CicISpin 
was  (lannocl)  in  Sicllieo, 
al>ö  tiö  sd  tanpoiirne. 
an  i'eBt  einde  hauen  sie  ein  oaire. 
Dü  havli  *i  cot  v»a  un«  vlnribio  hinaln 
In  dai  geweide  hiaebair  India. 
Aniiotiiii  372  Hntiigcr,  njl.  *'im«j  ofcroMi  M9  SekrMert 
we  ein  rliter  quam  itevaran 
io  der  aelven  tiebaren. 
a\*  bei  rillen  would*  verholta 
mit  wapenen  (warii  al«  liol«a... 
awart  wa>  dat  ro*.  da  hei  up  sas, 
Ind  quam  einen  tundeiiinppn  pa* 
da  gereden  durch  da  gewatd«. 

narimeiMrt  ST1,  M  KßlUr, 

b)  der  Sprache  des  tJglichen  Mens  tteht*  die  r»c*(Ma/Mdk- 
nungen  näher,  hier  werden  auch  mundarUsek*  atteu^wstm 
daigeboten,  so  im  gewSlds,  bei  dem  et  ntekt  »atwemisf  mlf  rnsf 
die  qenetuform  surüeksugreifen.  trtU  der  —  Mnfeaa  MaM 
erkltfrbaren  —  Schreibung  wird  besser  an  da*  bet  eoUeetsr- 
biUungen  viel  belegte  sufßx  exe  tu  dmken  an«,  »vi.  frthierz 
i;>.  43HI;  vgl  N\ii.iAi«a  dmttcke  grammahk  t  f  t74,  4.  «M* 
der  pluralgebraueh  ist  kter  gel^g  ntÜik  beiegL 

at  und  bat  uns  djr  10  verluben  den  b«rg  den  man  nennet 
den  liehart  und  dai  geweide  daz  dur  zu  grhuret.  und 
anders  allez  daz  zu  dem  vorgenanten  biise  zu  dem  ber^re 
und  zu  dem  geweide  Ige  hur  narom^erll  webiirel.  urkmssde 
aus  13)9  nach  dem  gleschitsti<jen  mtiog  in  das  e-pt.lnek 
Rupieeht*  i-on  der  Pf<ilt  Karltruher  tvpiulhuds  «r.  467  iwnw 
nr.  799):  item  wo  auch  ein  man  bioornt  dem  kirspel 
sesjie,  der  Lein  lebenman  wera  und  dem  lebrnbern  seine 
gerechtigkelt    oit   ended«    ala    der    leLnoun    mit    erdageo, 

SOS* 


4907 


GEWÄLDE 


GEWALDE 


4908 


scbnitdagen,  kornfuere,  der  sal  des  nit  gebrauchen  in  dem 
gewelde  mit  einigen  stucken,  id  sei  mit  bawe,  eciceren  oder 
andern  saichen,  iie  thue  das  mit  willen  des  lelinsiierrn  im 
afzuwilligen.  Gbimm  wetslhümer  l,  640  (wdsthum  zu  Kirburg 
uei);  item,  in  gemein  geredt,  so  sol  sicli  niemnnds  des 
bogen  geweldis  gebruchen,  he  doe  des  dan  mit  des  lehnhern 
willen.  641;  do  auch  der  benant  pfuitzgraffe  wol  bestünde 
und  durch  recht  \ii  lands,  gegent,  heriichkeit  und  anders 
behalten  hatte,  als  die  versiegelten  spruchbucher  davon 
sagen,  sunderiich  die  almentgevvelde  nber  Allerheiligenbergk, 
in  den  Odenwalt  ziehen  und  vil  andere  nutzung.  M.  v. 
Kehnat  Chronik  Friedrichs  L,  quellen  zur  bair.  urtd  deutschen 
gesch.  2,  26;  wir  wollen  auch  den  ge werken  das  bau- 
und  röstholz  aus  unsern  gewälden  am  nechsten  gelegen 
gnüdiglich  und  notdürftiglich  vergönnen  und  mitteilen.  Nassau- 
Katze  ndenbogensche  bergordnung  von  1559  bei  Nahm  er  landrechte 
des  Ober-  und  Mitlelrhcins  \,  3-26;  zu  einem  rechten  unterpfandt 
ingesetzt  undt  verschrieben  vorgesagter  statt  Neuenstadt 
eigenlhümblich  gewählt  undt  weydigang  sambt  aller  dero 
zugehörung  undt  gerechligkeiten  Verpfändungsurkunde  von 
Neustadt  a.  d.  Hardt  v.  26.  juni  1583;  holz  ausz  der  st.jtt 
gewäldt.  hrief  des  pfulzgrafen  Johann  Casimir  an  die  Stadt 
7.  märs  1587,  allmend  und  gewäld  in  Neustädter  Verpfändungs- 
urkunden vom  24.  august  1622  «.  25.  januar  1623,  Dimensteiner 
gewäldt  1.  februar  1600  u.  o. ;  und  hält  der  schultheiss  den 
neuen  ankommenden  förstern  für,  das  sie  um  einander, 
wo  nicht  alle  tage,  doch  sehr  offt  bin  und  wieder  in 
des  kirchspiels  gewäld  und  marck  herumgehen.  Grimm  toets- 
thümer  1,  6ü7  (Winden  und  Wiinähr  1658);  drittens  ebener- 
massen  gehen  die  förster  oder  schützen  des  waldes  auch 
bei  sammen,  und  bringen  auch  ihre  feldrügen,  so  sie  des 
jahrg  durch  angetroffen  haben,  bei  einander  ...  als  nem- 
lichen,  so  sie  iemand  angetroffen,  der  im  gewälds  alte  oder 
junge,  sonderlich  eichenbäume  ohne  erlaubniss  . . .  abgehauen. 
1,  6U5;  es  werden  auch  gerüget  von  den  förstern  pferde,  esel, 
ochsen,  kühe  und  rindviehe,  geissen,  schaafe,  Schweine,  so 
im  gewälds  in  den  wald,  wiessen,  hecken  ...  in  schaden 
gefunden  worden,  ebenda;  in  dem  Oeidesheimer  gewäldt  ist 
der  ort  St.  Lambrecht  mit  seinem  vieh  zum  weidgang  ohne 
unterschied  berechtsamt,  hinge^'en  die  gemeinde  obiigirt, 
jährlich  alldahin  auf  den  pfingstdienstag  einen  wohlgehOrnten 
bock  . .  zu  liefern,  kurßrstl.  pfälzischer  befehl  an  das  oberamt 
Neustadt  16S5. 

ß)  eine  eigentümliche  herührung  findet  hier  tteischen  gewäld 
und  dem  lautlich  so  nahestehenden  gewalt  statt,  dessen  oblique 
casus  in  der  form  gewelde  nicht  immer  davon  zu  trennen  sind, 
rechtliche  ansprüehe  auf  waldausnutzumi  werden  geradezu  gewelde 
genannt:  item  duno  unam  potestatem  ibidem  in  communi 
Silva  que  valgariter  gewelde  dicitur.  Urkunde  von  1253  bei  La- 
COMBLET  urkundenbuch  z.  gesch.  d.  Niederrheins  2,  39S;  vgl.  ge- 
waldrecht;  nos  H.  comes  de  Kessele  notum  facimus  universis 
presentes  litteras  visuris  quod  nos  jus  nostrum  quod  quidem 
Tulgariter  hulzgrafschaf  dicitur  quod  habuiraus  hactenus  et 
habemus  in  silva  sita  juxta  Honstaden  que  gemeinde  dicitur. 
damus  transfcrimus  et  simpliciter  donumus  reverendo  patri 
ac  domino  nostro  domno  Engilberto  . . .  illis  juribus  nostris 
et  nostrorum  hominum  que  gewelde  nuncupantur  duntaxat 
exceptis.  Günther  codex  dipl.  rhenomosellanus  2,  373,  Urkunde 
V.  jähre  1271. 

c)  die  litteratur  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  macht  regen 
gebrauch  von  unserer  wortform,  doch  tritt  hier  das  collective 
moment  sichtlich  zurück,  die  abgrenzung  gegen  das  einfache  wort 
wird  verwischt,  die  entwicklung  geht  mehr  den  weg,  der  durch 
das  beispiel  aus  dem  Karlmeinet  angedeutet  war: 

a)  wie  die  vier  gebrüder  in  das  geweld  Ardenien,  itzund 
sanct  Harpprechts  geweld  genant  kamen.  Aimon  (Simmern 
1535)  bog.  d;  von  dem  grossen  gewelde  Ardenien.  ebenda; 
vor  dem  gewäld  zwischen  Nlderborn  und  Merlzweyler.  Bock 
kräuterbuch  33. 

ß)  vom  jegermeister  an  der  Ecken,  dieser  ist  bei  etwa 
vier  meilen  von  Cassel  ein  forster  oder  waidknecht  und  hat 
beneben  anderen  gewelden  in  seinem  bezirck  auch  eins  die 
Eck  genannt,  welches  er  dergestalt  verwuret,  dasz  die  nechst- 
wonenden  vom  adel  keins  wegs  daran  zu  jagen  sich  under- 
stehen.     Kirchhof  wendunmuth  l,  179  öslerley. 

y)  als  auff  dem  reichstag  zu  Wormbs  unter  keiser  Muxi- 
miliano  der  churfiirst  in  Sachsen  sich  seiner  silberbergwerck, 
Chur-Pfaltz  sich  seines  köstlichen  weinwacbses,  der  hertzog 


in  Beyern  sich  seiner  srhi'men  statt  geröhmet,  hat  hertzog 
Eberhard  sich  dessen  geröhmet:  das  sei  sein  bestes  kleinod, 
dasz  er  keinen  unterthanen  habe,  in  dessen  schosz  er  nicht 
sicher,  und  allein  im  wildesten  gewAlde  schlaffen  wolle. 
ZiNKGRÄF  apophtliegmata  (1653)  1,  116;  eines  abends  aber,  als 
ich  in  einem  thal  längs  hinauff  spatzieren  gnnge  .  .  .  kan 
nicht  sagen  durch  was  sonder  Zweifel  guten  antrieb,  ich 
irizeit  einer  vierthel  stund  so  weit  in  das  gewälde  kam,  dasz 
ich  nicht  wuszte  wo  hinausz,  wo  für  sich  oder  hindersich 
zu  kommen.     Moscherosoh  Philander  (i65o)  1,341; 

mit  arbaitsamer  noth,  und  mit  gar  virl  bemühen, 
sie  mit  einander  l'oit  durch  ein  gewgide  ziehen. 
DiKTR.  v.  D.  Wkiidbr  /fiio.sf  7,  8,  2; 
ebenso  im  GullfrieU  von  Bonilloii  l.i,  41 
tttirf  im  lloliind,  vql.  Scuottkl  634'. 

J)  in  der  neueren  spräche  ist  das  fortleben  des  wortes  auf 
einzeln*  stilformen  eingeengt,  auf  den  mundartlichen  gebrauch 
und  auf  die  poetische  spräche. 

a)  die  Wörterbücher  nehmen  deszhalb  nur  wenig  kenntnis 
davon:  wälde  und  gewälde,  condensa.  Stieleb  2417;  gewälde, 
wald,  bosch,  bosschagie,  woud.  Kra' er  2,  13'.';  gewälde,  bois, 
forets.  nouveau  dictionnaire  allemand.  franc.  (Straszburg  nöi)  338; 
das  gewäld,  die  waldvng  {Schwangau).  Schmeller  2=*, 897.  es  ist 
vor  allem  die  annäherung  an  gewalt,  die  am  mundartlichen 
gebrauch  zu  tage  trilt,  vql.  geweidig  man  .  .  dieser  hat  holz- 
berechtigung.  Kehrein  Sammlung  alt-  und  mitteldeutscher  Wörter 
3l';  so  kam  Adelung  darauf,  für  alle  entsprechenden  formen  die 
erklärung  aus  gewalt  zu  nehmen:  gewalt ...  figürlich,  der  distiict, 
wo  man  zu  gebietlien  hat,  in  welchem  verstände  es  doch  nur  in 
einigen  gegenden  Westphulens  voi kommt,  wo  es  die  grenzen  der 
burgfreiheit  oder  den  zu  einem  schlösse  gehöriien  freien  adelinen 
grund  und  boden  bedeutet,  es  lautet  alsdann  gewüld,  walde, 
welle,  und  im  plural  gewälder,  wälde,  wälder,  wellen,  welches 
wort  einige  unrichtig  von  wald  abgeleitet  haben.  AdeldkG  2,647. 
auch  bei  neueren  sprachkennern  ist  die  fühlung  mit  unserer  form 
verloren,  in  der  beantworlung  der  frage,  wie  weit  sprachliche 
neubildungen  zulässig  sind,  ist  die  form  gewälde  geradezu  als 
typus  einer  unmöglichen  bildung  aufgefasit  worden  (dürfen  wir 
nach  dem  muster  von  gehüsch  und  gehölz  auch  gewälde 
sagen?  Zeitschrift  des  allgemeinen  d.  Sprachvereins  12,205).  und 
auch  im  verfolg  der  kontroverse,  der  den  gebrauch  bei  Uhland 
aufdeckte,  wurde  die  form  durchweg  unter  dem  gesiehtspunkt  der 
neubildung  beurlheilt,  vgl.  ebendort  12,  224. 

b)  die  poetische  spräche  dagegen  ist  nicht  arm  an  belegen, 
durchweg  ist  dabei  der  character  des  Sammelbegriffes  abgestreift: 

'der  spiesz  ist  mir  verfangen, 
desz  ich  so  lang  begeliit: 
du  sollst  daTür  emplangen 
hier  dies  mein  beste.s  pTerd. 
nicht  schweiren  im  gewälde 
darf  mir  ein  solcher  mann, 
der  mir  zu  her  und  felde 
viel  besser  dienen  kann.* 

UuLAMo  der  schenk  con  Limburg; 

elBsam  scbweiTten  sie  beide  getrennt  von  allen  gefährten, 
ein  vieirältiges  wildes  gewaid'  im  gebirge  besctiauend. 

RtScKKRT  nachlast  121  (die  dioskuren)i 

doch  eines  abends,  als  Ich  einsam  mich, 

die  saiteii  röhrend,  im  gewSld  erging, 

da  schnitten  mir  die  töne  niördrhch-tief 

in's  herz.  IUbbil  (Geuoveva)  1,  99; 

man  hört  der  fliege  angstgeschrill 
im  mettennelz,  den  fail  der  beere, 
man  hört  im  kraut  des  käTers  gang, 
und  dann  wie  zielinder  kranichheere 
kling,  klang  1  von  ihrer  luft'gen  fähre, 
wie  fernen  unkenruf:  klingl  klang! 
ein  läuten  das  gewäkd'  entlang  — 
hui  schlägt  der  fuchs  den  wald  hinab 

A.  T.  Droste-Hölsuoff  (die  jat/d)  1,84; 

unter  dem  schatten  des  urgewäldes,  bei  dem  donner  der 
riesensliöme,  vor  dem  krachen  stürzender  bergwelten  musz 
doch  wohl  so  ein  kleiner  liebesschmerz  verstummen.  Immer- 
MANN  {die  papierfenster  eines  eremiten)  9,43  Boxberger; 

die  Schornstein  rauchen  allgemach, 
borst's  mülilenrad  am  erlenbach, 
und  wie  im  dunkeln  buchgewäld 
mit  schwerem  streich  die  holzaxt  fällt? 

(tjedichle  1)  11,36; 

nach  Indien  will  ich  luftgetragen  reisen; 
dort  aber  wird  geschehn.  was  ich  vermelde: 
des  neuen,  reinen  prie.'äterreiches  stiften 
im  tiefsten,  schauervollsten  urguwälde. 

(Merlin:  der  Gnil)  15,  s.  137. 


4909 


GEWÄLDNIS  —  GEWALKT 


GEWÄLL —  GEWALT 


4910 


GEWALDNIS,  f.:  wer  moebt  no  ersfleo  die  wonderlleh 
grosse  des  gebuwe«,  besunderlicb  der  einen  bürge,  eo  der 
einick,  der  auch  der  koniglicli  sule  beist  . .  .  das  der  aale 
nil  allein  ein  igliclien  inecbligeo  konig  eotpfaogeo,  luoder 
iine  aucb  freud  und  wollust  macbea  mocbU  dao  furwar, 
wo  man  airb  bin  kert,  ao  iat  der  geaicht  daraos  geoffenbarl 
woo'-am  und  lustig  gcvveldnus.  MtTrBUS  v.  Kkm.oat  thronih 
Friitirieht  I.,  von  der  Pfalt,  quelln  u.  erOrteniHgen  s.  bair.  v. 
deuUch.  gttehichtt  2,8;  wie  Keinold  ouo  also  auf  der  reise 
wure,  kam  er  in  eine  gewQldtnusz,  da  begegnet  ibme  ein 
en-imt  oder  einsidel,  der  balte  in  \h  jähren  keinen  meoaebeo 
gesehen.     Hatmontkinder  \'i  Pfoff. 

GEWAI.DKKCIIT,  n.,  häufiger  waldrecbt  in  unurtr  fvm 
artgtiogen  bei  Cbuhei.  4,  1040.  Adelung  2.640.  Wiidi>bach  416' 
(li)j.s'  wiildrecbt  hei  boichtechl).  das  tubitantiv  itt  in  dopp*Uer 
feruendung  hekgt: 

1)  waldiecht  heisiet  die  in  denen  walil-  und  forst-ordnungcn 
genieiniglicb  enllialtt'ne  Verordnung,  das/  bei  abraunuing  des 
büitzes  «ül  jeücin  morgen  oder  acker  waldes  eine  gewisse 
anzabi  junger  stumme  gelassen  werden  aollen,  welcbe  man 
laxz-reisfr,  und  in  Ober-Deutacbland  banoraitel  nennet. 
Cbohbl  4,  2242. 

2)  waldrecbt,  «in,  io  viel  man  bis  jetzt  weis«,  nur  in 
Hessen  toi  kommendes  recblSTerbOllnisz  des  landbauera  zu 
dem  obereigenthiimer  des  grundstOckes  .  . .  bezog  sieb  ur- 
sprünglich auf  rotililndereien  ..  das  wesen  des  waKIrecbta, 
wodurch  sich  dasselbe  von  jeder  andern  loc:ition,  namentlicb 
auch  von  dt-r  laodüidelleihe  alterer  zeit  auf  das  bestimmteste 
unterschied,  war  die  erbliche  Verleihung  des  grundstQcks. 
ViLMAB  436^.  auch  hier,  wt«  bei  gevvülde,  war  durch  ur- 
schitbung  der  ursprünglirlien  verhäUnisu  die  anknäpfung  an 
wald  im  tprachgefithl  terloren  gegangen.  Estob  {ttuifche  rechlt- 
gelahrthrit  1  §  19:  l)  leitete  dat  worl  9on  walten,  dominari,  ad- 
ministiart  ab.  Vilmar  (a.  a.  o.)  stellte  die  abletlung  von  wald 
durch  lateinische  Urkunden  sichtr  [jus  sylvaticum  1233,  jus  tyl- 
testre  1268);  tum  part.  praet.  gewaidrecbt  vgl.  das  folgende 
wort, 

GEWALDRECHTEN,  verbum,  vgL  bewaidrecliten,  theil  1, 
sp.  iTGö:  gewaldrechten,  das  nutzhoiz  im  walde  aus  dem 
gröbsten  herausarbeiten  unter  rücksicbtnahme  auf  die  künf- 
tigen zwecke,  tbells  zur  besseren  couservirung,  tbeils  zur 
erleichterten  abfuhr,  s.  bewaldrecbten.  Tbibl  landw.  kont. 
Ux.  4, 420;  gewaidrecbt,  beisset,  wenn  ein  gefällter  baum> 
smnim  noch  im  boltze  oder  wald  beschlagen,  das  ist  aus 
dem  gröbsten  vierkantig  oder  ins  gevierte  gehauen  wird,  all- 
gemeines ökon.  Uxikon  {Leipiig  1731)  827;  ebenso  Ecgeb  kriegs- 
lexikon  (1767)  1048.  die  anlehnung  die  Gbimm  a.  a.  o.  an  das 
sulislantiv  waldrecht  sucht  (gleichsam  zu  bewSbrung  dea  wald- 
rechts)  wird  besser  durch  di«  abltitung  von  einem  adjectiv  (wald- 
recht machen)  ersetst. 

GEWALG,  n.,  Verbalsubstantiv  tu  walgen,  t.  d.:  walgerer, 
waigerig,  gewalg.    Kbhbbih  Volkssprache  und  volkttitte  in  Nassau 

1,  437. 

GEWALGER,  r.,  Verbalsubstantiv  lu  weigern,  i.  d.:  wllgerer, 
m.,  gewalger,  n.    Scbhidt   Westerwdldisches  idiotikon  (1800)  320. 

GEWALGERT,  participialts  adjectiv  zu  walgern  t.d.:  ge- 
walgcrt,  manu  volutatus.     Kiaacii  eornucop.  (1784)  179*. 

GEWÄIJNG,  s.  gewälmig. 

GEWAI..KE,  n.,  Verbalsubstantiv  tu  walken  i.  d.,  aufgtßhrt  bei 
Campb  2,  Vi' :  die  Altere  spracht  kannte  eint  verstärkte  form 
gewalc,  gewalk  lu  waic  (das  durchbldutn,  gtfeüit^  tnhd.  mb,  t, 

469'): 

euch  sant  er  mit  Im,  als  ich  las, 

virile  brüdre  Aiirwelt 

unde  miDcbin  rlscblo  helt 

lu  striiis  gawalk«.       Mikoliub  v.  Jiioscaiii  S675. 

GEWALKT,  participialts  adjecth  lu  walken  s.  d.:  gewalkt 
CaoHEL  4,  104Ü;  (;ewalkt,  coactus.     Kibsch  i79. 

1)  gewalcht  tuch  . .  gevolt  laken,  Kbabbr  nieder-hochdtutseh. 
wb.  (1719)  2,  'M'\  gewalckte  tUcher,  coacta,  eoaelilia.  Albb  (1727) 
932':  io  deinem  neu  gewalkten  rock.  WiKLino  34,  SI6 
(Leipsig  I8ö5). 

2)  gewalchte   strumpfe  .  .  gtvolie   kousstn.     Krabbb   (1719) 

2,  9<>;  gewalkt,  fouk,  dts  bas.    nouteau  dictionnairt  [Strastburg 
1762)  338;  gewalkte  strumpfe.     Nkmnich  l,  364. 

3)  hier,  auf  gewalkien  lumpen,  soll  Ich 
mit  einer  spule  von  der  ftua 
hlnkrltialn  ernsthaft  tialb,  halb  ilroUlf, 
ver«lücierteo  Urlerani. 

UtiNB  (IM  MathilHeHS  stammbuHi)  roMauetTv. 


GEWALL,  «.,  9*b«nform  t«  gewell  («.  4.),  geirAlL  te  Ar 
sind  du  beiden  bedtmlungen  btlegl,  die  für  gewell  tu  btohaekten 
sind,  dl*  von  fluetus,  lempeitas  sowotil  als  itt  f  e>  teaiitiii.  rfL 

SCIINBUKB   2%  MI.     LKSfB    \,9a. 

I)  gewill,  ßuetus.  Maalbb  i:«*;  achiffleot  die  in  gtvflII 
daher  farend,  naulae  fiueliiagi.  ebenda;  so  der  sc«  wiol«rs- 
/.eit  klein  ist,  sieht  man  noch  alte  foodaaMOt  tlleriel  g>- 
beuwen,  die  etwao  alda  gestanden  und  aber  von  den  gewill 
des  ungestlimnien  was»era  an  aicb  zogen,  auatgeOätzt,  ab«r> 
acbwemmt  and  ertrenkt  ist     Srcirr  3,  646. 

3)  die  hiufrow  Lotb 

aber  do  il«  oli  bieli  ds«  fboii 
■Dd  «Idar  umb  «acb  binJer  sieh 
bleib  sl«  do  »laD  itsiiis  «uaUeiheh, 
ein  narr  loulTi  wldr  lA  ilnr  Kiill 
(lieh  wie  ein  hundt  lA  •In  gawall. 

Skbaitiah  BatNT  ii»i>i<<tc/ii/f  n,U  ZamaU. 
vgl-    dar  bl  dar  sitgen  leldi  gawalt 

oder  nSss  das  von  jm  purKisreo.       8t.  44. 

GEW  ALLEN,  verbum,  rtrtUrkltt  wallen  (i.  d.).  km  mfuseu 
vtrbalformen  in  betracht  gezogen  merdtn,  die  auf  zwei  vtrsttnedm- 
artiqe  stamme  surüekfUhrtn.  die  (larn  gthirtn  dtm  starken 
t-erfriim  wallen  —  auffallen  an  {vgL  allhd.  wallan.  Ga*r?  I,7»7) 
und  liHttn  von  da  tum  compositum  über,  in  itn  andern  liegt 
das  verstärktt  seliuacht  verbum  wallen  —  wandern  vor,  vfL 
alliid.  wall6n.    1,799. 

1)  DU  han  leb  la  gabört 
von  der  allen  lawt  wort, 

dat  der  paum  von  aloem  slaga  ■!•  vM 
■ocl)  dar  tiafea  nie  gawicl. 
er  kOm  dao  vor  lua  dem  fawr. 

iliT  miitiX'-H  klrffiirr;  rrtiklunqtrn  au»  alld. 
handichiifltn  129  Kelter  (bibl.  d.  lil,  rertimt) . 

s6  sol  er  nimer  br6les  eien,  wan  sA  lanch  sA  eines  boonea 
lit  ist,  und  alles  andern  ezens  als  vii  ala  des  bröte«,  unde 
trincii  gewaines  wioes,  nibt  ein  micbel  triocben.  artntibicher 
aus  dem  12.  und  13.  jahrh.  1,10*,  Wiener  c.  b.  42,164;  und 
(rincb  gewallen  wIn  ein  winigez  trineben  ebenda,  anfangifi; 
ez  ist  onmugellcb  daz  nu  nicht  ergerunge  zu  gefallen,  wc 
dem,  von  dem  sie  nz  gewallen.  miUeidtutsehe  evjngelien- 
übersetzung  von  St.  Paul,  vgl  ScbOkbacb  Wiener  s.  b.  tS7,  6,  109. 
Lucas  17,  1  (u(  non  renian<  standala;  ea  ist  unmöglich  du 
betrubsal  nichten  kumen.     cod.  TepL  ebenso  Lotibb). 

2)  wer  andriu  dinc  ze  »cbaiTea  hll 
oder  vil  gewallet  oder  gevert, 
dem  Wirt  diu  minne  wol  erwart 
von  sweierbande  sieben. 

HtiNiBLiiii  V.  EoHSTAHS  vou  dem  rtiter 
und  von  dem  pfiilf--n  243  Pfeiffer; 

und  auch  gefangen  bin  gewallent  (et  captiri  duetntur).  mitttl- 
deutseht  tvangeHtnübersettung  {Sehönbach).  Lucas  21,  24  (und 
werdent  gefurt  gefangen  fnr  alle  die  leut.  codex  Tepl.  ekenae 
Lotrbb). 

GEWALMIG,  adj.,  ntbenform  i«  qualmig,  qualmig,  tfL 
theil  7,2911:  mit  sonder  daza  bereiten  kugeln  und  atucken 
die  visch  in  dem  waszer  gewllmig  (betäubt)  machen,  bair, 
landordnung  von  1663  fol  161  vgl  Scbikilbb  2*,  1393.  «s  dar 
Pfalsneuburgtr  Ordnung  findet  sieh  hier  die  nebenfarm  gewiling, 
I.  Fbobhanii  7,119,  vgL  geweling  bei  Biblihmb  setotfMtdb- 
augsburgüches  wb.  196. 

GEWALMISCH,  nebenform  tu  qoalmiseb ,  M.  (AmI7,2S1I 
unter  qualmig:  gewelmisch  werden  im  köpfe.  !nekenkafer 
mirakel  rgi.  Scbbbllbb  3^,  1393. 

GEWALMTRUiNK,  «i.,  nebenform  ta  qualmtronk,  rgL  Ikeit ',, 
-2311,  vgl  ScittBLiea  2*,  1393:  wi  aucb  der  zum  fArstea  ge- 
machte bawr  Henacar  mit  dergleichen  gewalmtrunck  dlnatoJA 
gemacht  and  gescbmikt  worden.  HObl  vob  WirrBsarow? 
Bacchusia  (München  1077)  A7*:  den  andern  tag  bemadl  kit 
man  mir  an  statt  deas  giOta  einen  gtwalmtruok  eingckc*. 
e6mda  407. 

GEWALT,  Blase,  und  fem.  (is  der  keuHgen  sckriftipnäu 
ebenso  wie  in  unserem  dUeilem  denkmitern  nur  femtmtnmu)^ 
eeriabuhUnliv ,  frühseili§  Mfaa  dem  etrimm  (giw.ilian,  gi- 
waldan)  belegt;  vgl  ««felaicMacfe  gewMid,  -wald  a.  n.  {power, 
strength,  might,  effieaey  .  .  .  «npr«,  ruk,  4eaMo«,  mosUry, 
steay,  jurisdidton ,  governwsenty  proUttiom,  keefinf,  «  kridle-bü, 
pole>tas,  facultas,  tMprriwn,  dirlio,  «rMtrtvai,  jus,  ««aaiu). 
BüawoBTB  40«';  weald,  power,  tbendo  ti;i';  cilaerdtsc*  vald  n. 
(wsatkl,  gemalt,  traft,  uruthe)  MAaioa  allMndsc/krs  flosscr  4St: 
altsiduisck  glwald  fews.,  friesisek  wald,  miUeinstderdnttek  wald 
vgl.  sp.  4913.  dse  kdufipkeit  der  weneendump  und  die  mso- 
deknung  des  bedeutungtumfms§tf  die  tckon  d»s  erste  ktlerarmkr 


4911 


GEWALT 


GEWALT  l  1   (Vorgeschichte) 


4912 


auftreten  kennxeichnen,  haben  sieh  bis  in  die  neuere  zeit  nicht 
vermindert,  tondern  in  hohem  grade  gesteigert,  vgl.  gewalt . .  po- 
testaSf  potenlia,  facultas,  efßcacitas,  vis,  violentia,  injuria,  in- 
dignitas  . .  mandatum  . .  plenipotentia  . ,  robur  imperii . .  jurisdictio, 
potestas  magislratus  . .  casus  fortuitus.  Stielbr  2426  vgl.  unten 
I  4,  a,  y.  für  die  bedeutungsabgreniung  kommt  zunächst  das 
verbum  in  betracht,  dem  das  Substantiv  in  den  ältesten  und  ur- 
sprünglichsten Verbindungen,  wie  gewalt  haben,  einfach  zur  Um- 
schreibung dient,  die  parallele  mit  lat.  valere,  die  für  waldan 
bislang  angenommen  wurde,  ist  neuerdings  aus  lautlichen  gründen 
wieder  bestritten  worden,  vom  Standpunkt  der  bedeuttmg  aus 
findet  sie  in  den  älteren  Verwendungen  weniger  unterstütxunq 
als  in  den  jüngeren,  in  den  denkmäürn  germanischer  zunge  ist 
das  verbum  von  anfang  an  seltener  belegt  als  das  Substantiv, 
das  Simplex  weist  die  breiteste  entfaltung  im  Beowulf  auf,  wo  es 
die  bedeulungen  *kraft  haben,  macht  haben,  über  etwas  verfügen, 
etwas  beherrschen'  in  mannigfachen  Verbindungen  blosxlegt.  dasz 
diese  richtung  der  bedeutung  ursprünglich  ist,  zeigt  die  in  allen 
sprachzweigen  verbreitete  participialbildung  waldand,  allwaldand 
{vgl.  waltaot  gnt  Hildebrandslied  49,  waldand  god  Heliand  20 
u.  a.) ,  die  auf  hochdeutschem  gebiet  allerdings  durch  gewaltig, 
später  mächtig  (almahtico  cot  schon  im  Wessobrunner  gebet) 
ersetzt  wurde:  qi^i^  frauja  allvaldands.  Ulfilas  2.  Cor.  6,  18 
{xvgu)e  TtavTox^nTcap,  deus  omnipotens;  spricht  der  berr  got 
alles  gewaltiger  eod.  TepU,  ebenso  Eggestein  ;  der  berrgot  der 
almecbtig  Kobdrgbb;  ebenso  Dietekbergeb,  Eck;  spricht  der 
allmecbtige  berr  Ldtbeb.  der  berr  der  allherrscher  Kautzscb). 
Ulfilas  zeigt  das  einfache  verbum  jedoch  nur  in  eingeengter  be- 
deutung (garda  valdan  t.  Tim.h,  14  oixoSBanorslv,  dem  haushält 
vorstehen  Kadtzsch;  ähnl.  Lucas  3, 14),  ebenso  wie  der  Heliand: 

thar  ic  allun  scal        irminthioduD 

dömos  adälien,       tbsn  moiun  gi  mid  iwoma  drohtine  thar 

selbon  sittleo  endi  mötun        tbera  saca  waldan: 

mötiin  gi  Israbelo        edili  foIcuD 

addlien  artar  iro  dftdiun.  3317  Behaghel,  ähnl.  1321. 

die  umfassendere  bedeulunq  dagegen  wird  bei  Ulfilas  und  im 
Heliand  durch  das  compositum  vertreten:  vitii})  pntei  l)uggjand 
reikinön  ^iuilom,  gafraujinond  im,  {{>  t)ai  mikiians  ize  gaval- 
dand  im.  Ulfilas  Marcus  10,42  (xare^ovaiä^ovaiv  avzdtv; 
dominantur  eis  et  principes  eorum  poteslatem  habent;  daz  di, 
di  da  werden  gesehen  ze  sein  gewaltig  den  leutcn,  die 
herschent  in,  und  ir  fursten  habent  irr  gewalt  cod.  Tepl.; 
habent  ir  gewalt  Eggestein,  Koburger;  babin  gewalt  ubir  sie 
Bebkih,  Dietenberger.  Eck;  das  die  weltliche  fürsten 
herrschen,  und  die  mechtigen  unter  jnen,  haben  gewalt 
Ldtbeb;  und  ihre  groszen  sie  vergewaltigen  Kadtzscb); 

that  ic  an  minumu  hu^i  ni  gidar 
wendean  mid  wihii,  of  ic  is  giwaldan  mdt. 

Heliand  220  Behaghel; 

ni  mähte  is  licbamon 
wiht  gewaldan.         23U2  ähnl.  6S90; 

sidor  ic  mösta  thesas  eiio  follces, 
giwaldan  tbeses  widon  rikeas.  560  ähnl.  45.  344. 

7ö7.  2048.  -2211.  3502.  5335  vgl.  3073; 

ni  mähte  imu  thar  dnig  Trumu  werden 
fan  themu  hSroston,      the  tbes  hüses  giweld.     3345; 

mi  bebbiat  tbi  thesa  liudi  fargeban, 
werod  Judeono.    tbat  ik  giwaldan  muot 
sö  tbik  te  spiidianne    an  speres  erde, 
80  tbi  quellianiie  an  crücium,    sö  quican  Ifttan, 
■6  bweder  »ö  mi  selbon    puotera  thunkit 
te  gifrummianne       mid  mlnu  folcu.  5345. 

auf  solcher  breiten  grundlage  der  bedeutung,  wie  sie  der  Heliand 
für  das  zusammengesetzte  verbum  gewinnen  laszt,  entfalten  sich 
die  Verwendungen  der  einzelnen  subslanlivbildungen ,  die  dem 
verbalslamm  zur  seile  gehen,  hier  zweigt  sieh  von  den  linien, 
die  anfänglich  meist  parallel  laufen,  an  diesem  und  jenem  punkte 
eine  neue  richtung  ab,  die  unter  dem  besonderen  einflusse  der 
neuen  Wortklasse  {des  Substantivs)  steht,  in  die  der  begriff  über- 
getreten ist.  in  lockeren  und  festen  Wortverbindungen  wird 
so  schon  früh  an  unserem  Substantiv  die  parallele  mit  potestas, 
potentia,  mit  auctoritas,  imperium,  dominatus  und  vis,  eopia, 
facultas  entwickelt,  ja  sogar  die  gegensätze  jus  und  violentia 
werden  im  bedeutungsumfange  von  gewalt  vereinigt,  diese  letztere 
thatsuclie  hat  auf  das  Sprachgefühl  unseres  volkes  den  lebendigsten 
eindruck  gemacht,  eine  grosze  zahl  von  Sprichwörtern  knüpft 
hier  an,  vgl.  wer  gewalt  bat  der  gebraucht  gewalt.  Hbniscb 
1592;  syndetische  Verbindungen  und  andere  ähnliche  gebrauchs- 
formen  führen  das  wort  immer  wieder  gerne  mit  bedeutungs- 
verwandten bildungen  in  Zusammenhang:  gewalt  und  macht; 
kraft  und  gewalt;  gewalt  und  vollmacht;  gewalt  und  unrecht. 


neben  diesen  hauptgruppen  stehen  einzelne  Verwendungen,  die  ent- 
weder nur  vorübergehend  auftauchen  oder  an  engere  kreise  gebunden 
sind,  wie  z.  b.  gewalt  =  ansehen,  glänz,  herrlichkeit,  vgl.  go- 
tisches vul[)U8.  hieher  gehören  in  gewissem  sinne  auch  die  zahl- 
reichen formen  der  objectivierung  und  personificierung  des  begriffes: 
gewalt  =  gewaltthat,  gewalt  =  kriegsschaar ;  gewalt  =  amts- 
person,  gewalt  =  mündet,  hausgenosse,  dienstbote;  gewalt  als 
subject  bei  verbis  mit  activer  actionsart,  vgl.  auch  Gewalt  ak 
eigenname.  bei  einem  worte  das  wie  gewalt  von  den  ältesten 
bis  in  die  jüngste  zeit  den  wortgebrauch  beherrscht,  musz  der 
bedeutungsentwicklung  sowie  der  feststellung  der  gebrauchsgrenzen 
in  den  einzelnen  perioden  und  stilformen  vor  allem  das  ge- 
schichtliche interesse  sich  zuwenden  {theil  I).  für  die  grammatik 
wird  der  zweite  theil  manches  bieten,  der  die  lautlichen  Verhält- 
nisse in  form  und  flexion  zusammen fa'^zt,  die  Schwankungen 
im  gebrauch  von  numerus  und  genus  und  die  syntaktische  ver- 
werthung  der  einzelnen  casusformen  überblicken  läszt.  der  dritte 
Iheil  stellt  die  lockeren  und  festen  Verbindungen  mit  gewalt  aus 
der  neueren  spräche  zusammen,  soweit  diese  die  bedeutung  des 
Wortes  verschieben  oder  erstarren  lassen. 

l.  gebrauchsgrenzen  und  bedeutungsentwicklung. 

l)  Vorgeschichte,  das  Substantiv  in  der  gotischen  spräche,  ul- 
filas weist  zwei  substantiva  auf,  die  etymologisch  in  betraeht 
kommen:  einmal  das  in  der  form  nächst  verwandte  vult)us,  das 
aber  in  der  bedeutung  {heirlichkeit,  glänz,  ehre,  vgl.  Matth.  6, 13. 
6,29;  Rom.  9,13  u.  a.)  bahnen  einschlägt,  die  unserem  worte 
gewalt  nur  vereinzelt  offen  stehen  vgl.  4,  b;  andererseits  die 
ableitung  mit  ufni  (valdufni),  die  in  der  bedeutung  am  engsten 
mit  unserem  worte  sich  berührt. 

a)  valdufni  prägt  nur  einen  theil  der  an  gewalt  zu  beobachtenden 
Vorstellungen  aus,  es  deckt  sich  in  allen  einzelnen  fällen  mit 
dem  lateinischen  potestas,  griech.  i^ovaia  der  vorläge:  y&h  qel)un 
du  imma:  in  hvamma  valdufnje  t>ata  taujis?  jab  hvas  ^us 
l)ata  valdufni  atgaf,  ei  {)ata  taujis?  Ulfilas  Marcus  11,28 
(aus  wascr  macht  thustu  das?  und  wer  hat  die  die  macht 
gegeben,  das  du  solcbs  thust  Ldther;  in  welchem  gewalt 
tustu  dise  dink?  und  wer  hat  dir  gegeben  disen  gewalt,  daz 
du  si  tust  eod.  Tepl.;  in  qua  poteslate,  iv  noiq  i^ovaiq); 
in  {laiinei  simle  iddjedu])  bi  t)izai  aldai  {lis  aivis,  hl  reik 
valdufnjis  luftaus,  ahmins  ^\s  nu  vaurkjandins  in  sunum 
ungalaubeinais.  Epheser  2,2  (principem  potestalis,  rr^e  d^ov- 
aiae.  nach  dem  fursten  dez  gewaltes  des  lufies  eod.  Tepl,; 
in  welchen  jr  weiland  gewandelt  habt,  nach  dem  lauff  dieser 
weit,  und  nach  dem  fQrsien,  der  in  der  luGTt  herrschet, 
nemlich  nach  dem  geist,  der  zu  dieser  zeit  sein  werk  hat 
in  den  kindern  des  Unglaubens  Lijtrer);  all  saivalo  valduf- 
njam  ufarvisandam  ufhausjai;  unte  nist  valdufni  aija  fram 
gu|)a,  it)  ^0  visandona  fram  gu})a  gasatida  sind.  Römer  13,  1 
(potestatibtts,  i^ovaiate.  jederman  sei  unterthan  der  oberkeit, 
die  gewalt  über  jn  hat.  denn  es  ist  keine  oberkeit  on  von 
gott  Ldtbeb  ;  dem  obersten  geweiten ,  wan  der  gewalt  ist 
nit,  neur  von  gott  eod.  Tepl.)  u.  a. 

b)  schon  in  dieser  parallele  mit  potestas,  i^ovala,  treten  die 
hauptsächlichen  Verbindungen  und  Verwendungen  hervor,  die  bei 
gewalt  geltung  gewinnen. 

a)  die  Verbindungen  mit  geben  und  haben ,  die  je  nach  dem 
Zusammenhang  auf  die  bedeutungsentwicklung  einßusz  ausüben. 

1))  jah  mikilidednn  gu{)  t)ana  gibandan  valdufni  svaleikata 
mannam.  Ulfilas  Matth.  9,  8  {rov  äovra  i^ovaiav  rotnvrrjv, 
qui  dedit  poteslatem  talem.  der  da  gab  solchen  gewalt  den 
menschen  cod.  Tepl.;  der  solche  macht  den  menschen  ge- 
geben hat  LdtiiebI;  svasve  atgaft  imma  valdufni  allaize  leike. 
Johannes  17,2  {i'Swxas  avr^  i^ovainv,  dedisti  ei  pote.-itatem. 
alz  du  im  gebt  den  gewalt  alles  fleischz  eod.  Tepl.;  wie  du 
jm  macht  hast  gegeben  über  alles  fleisch  Lctber).  ebenso 
19, 11.    Lucas  10, 19.   19,  17. 

2))  vas  auk  laisjands  ins  sve  valdufni  babands.  Ulfilas 
Matth.  7, 29  {sicut  poteslatem  habens,  i^ovaiav  äxtov,  wan  er 
waz  si  lerent  alz  habent  gewalt,  und  nit  alz  di  schribcr 
cod.  Tepl.;  denn  er  prediget  gewaltig,  und  nicht  wie  die 
schrifftgelerten  Ldtbeb);  at)^an  ei  viteit>  t>atei  valdufni  ha- 
bai^)  sa  sunus  maus  ana  air{)ai  afleitan  fravaurbtins.  9, 6 
(oTt  i^ovainv  S^si,  habet  poteslatem.  daz  der  sun  der  maid 
bat  gewalt  die  sund  ze  vergeben  cod.  Tepl;  das  des  menschen 
son  macht  habe  aulT  erden,  die  sünde  zu  vergeben  Lutber). 
ebenso  Marcus  3, 15.    Joh.  10, 18.  19,  10. 

ß)  die  objectivierung  des  begriffes :  in  imma  gaskapana  vaurl)un 
alla   in  bimina  jah  ana  air{)ai .  .  reikja  ja]){)e  valdufnja.    Ul- 


4913  GEWALT  I  2  (alihociui.  zeit) 

FILM  Colotttr  1,16  (itovaiat,  foU$iaU$.  oder  di«  forslra, 
oder  die  gewell  eod.  Trfl.;  denn  durch  in  ist  allei  ge- 
■cljatTen  . .  fUrttenthauierQ  und  oberLeiteo  Lutbik).  vgl.  ROmtt 
18, 1   oben  in  a. 

c)  gtgin  das  rinnurwandlt  'marAt*,  dat  ton  l^uri^t  mi  gtgtn- 
tati  iUT  dUtren  bibtlUbtnetzung  tu  dte  meitltn  dtr  eben  bt- 
Uglen  sirllen  eingeführt  wurde,  yrtntt  sieh  valdufni  bti  Ulfila« 
in  cor\tequtnter  beobaehlung  du  $prochgebrauehn  der  vertage 
ab.  wo  dieu  i^ovata,  potesta$  vervendel,  letil  UiriLAt  valdufni 
ein,  wo  diM  Sit-aßtS,  txriut  uufwnsl,  macht  er  ton  inal>U 
gebrauch:  galiuilandi  |)an  |)an»  tvalif  apouitauluns  atgaf  ini 
inoht  j:ib  Tuldurni  ufur  allalni  urbiiltiom.  Uiriua  Luea$  9,  i 
{virtulem  et  poteilatem  super  omnia  demonia.  Sivaftiv  unl 
tiovainv.  und  er  gub  in  knifl  und  gewalt  über  alle  dip 
teufel  cod.  Ttpl. ;  und  gab  jneo  gewult  und  macht  über  alli' 
teiifel  l.uTMKii):  abma  Teihs  alfagflb  aoa  t>uk,  jah  mahl* 
haubistinn  ufartkadveid  pu».  I,  S6  {dvvafus,  viitu$.  und  di 
krait  lien  bOchsten  hestchetlent  dich  cod.  TepU;  and  die  kralTl 
dc!«  hiibeiten  wird  diih  uhei schatten  Lutikr).  ähnlich  Miucut 
14,  o.>:  jah  aila  managei  gokidedun  attekan  imma,  unt«  mabts 
af  inimu  utiddja  jah  ganasiila  allaos.  Lucat  6,  It  (dvyaftn, 
tirtus,  waa  die  kraft  gieiige  aus  tüD  im  eod.  TepU;  denn 
ea  Kieng  krafft  vm  jro,  und  heilet  »ie  alle  LotBiii);  upte 
|)eiua  ist  t>iudangardi  jab  mahts  jab  Tult)U(.  MaUh.  8, 13  (ot« 
aoi  iajiv  rj  ßaatktin  xni  t)  diva/uts  xal  rj  dö^a.  tteon 
dein  iüt  das  reich,  und  die  krafft,  und  die  herri  gkeit  Lutirr). 
die  bedeulung  ton  kraft,  stärke,  die  hier  durch  tynonyma  gedeckt 
wird,  itl,  uie  nch  tp&ttr  teigen  wird,  auch  dem  morte  gewalt 
nicht  t«Tsehlo$sen. 

S)  untertreten  bUibt  in  diesem  kreise  der  Verwendungen  van 
valiiufiii,  ebenso  wie  im  getneingei  manischen  gebrauche  to«  gewalt 
auch  eine  virrsttllung ,  die  im  bedeutungtinhalt  des  deutscht  n 
Wortes  besonders  fruchtbar  werden  sollte,  der  begriff  der  tu, 
tiolentia,  gewaitthatigkeit.  Ulfilas  nimmt  hier  tu  atileitungen  ton 
mahts  seine  tufiueht,  vgl.  aoamabts  (2.  Cor.  13,  lu)  und  ana- 
muhljan,  vgl.  franiuh  (lan  ))aiin  dagain  Juhannis  t)is  daupjaii- 
dins  und  bita  {)i(idangardi  bimtne  aaumuhtjada,  jah  anamaht- 
jandans  fravilvand  |)o.  Matlh.  \\,\i  {ßia^tzat,  xal  ßtaarai 
a^m't^iivaoy  avriv;  vim  palilur ,  et  tiolenli  rapiunt  illuJ. 
daz  reich  der  hiiiiel  daz  leidet  kraft  und  dir  gewaltigen  be- 
griftcol  ez  eod.  Tepl.;  von  den  lagen  Jobannia  des  teuflers, 
bis  hie  her,  leidet  das  bimelreich  gewalt,  und  die  gewalt 
tbun,  die  reissen  es  zu  sich  Ldtbbr). 

2)  althochdeutsche  seit.  tgl.  gawalt  Graff  1,  80»$.  die  ältesten 
deutschen  denhmdler  geben  neben  einulnen  vorübergehenden  bil- 
dungen  {wie  kiwultida  u.  a.)  Übereinstimmend  unserem  substanttv 
dem  exn  eigentliches  ableitungssufßx  mangelt,  den  Viiriug ;  sie 
weichen  nur  dann  ab,  dass  die  einen  (Otkrid,  Tatiah,  Heliand) 
giwalt  als  femininum  nach  dir  i-kUisse  fleetieren,  während  an- 
dere {so  Notkbr)  <i  als  maseulinum  nach  der  a-klasse  abwandeln, 
das  präfix  in  giwalt,  gawalt,  kawalt  führt  auf  das  lusammen- 
gesttste  verbum  (giwaltan)  surück  und  hat  mit  der  Substantivbildung 
als  solcher  nichts  tu  thun.  präfixlose  formen,  wie  sie  in  anderen 
firrmanischen  sprachen  stärker  hervortreten  («<;{.  o6«ii  tp.  49Ui) 
dürfen  auch  für  das  althochdeutsche  Sprachgebiet  vorausgesetit 
werden.  6iidun(/(n  in«  anawalt,  ;ure  {Keronische  glossen.  Stbin- 
mkyrr-Sievbrs  1,  191  /f.l,  walt-ambaht,  eenturio.  Tatian  212,5 
und  wallpotü  (procuratorem,  waltpotun.  Stkinmbtkb-Siktrrs 
3, 6i!l;  vgl.  waltbole  mhd.  »ft.  1,  1»4'.  Lbxer  3,668)  ßhren 
darauf  suröeit,  ebenso  wie  die  Variante  jure,  pt  walti  Pariser 
handschr.  der  Keronischen  glossen.  Stkinbeybr-Sibvkrs  1,  191 
(pi  kiwallhidu  St.  Galler  handschr.);  für  die  späteren  beispiele 
aus  der  tnilteViochdeutschen  perioäe  {vgl.  wall  mhd.  wb,  S,  4*4'. 
LtiXER  9,658)  ist  neben  der  sprödiqkeit  eintelner  Sprachgebiete  gegen 
das   präfix  auch  mit  einer  Verkümmerung  desselben  tu  rechnen. 

a)  die  parallele  mit  tat.  potestas.  am  consequentesten  wird  sie 
in  der  Tatianübersettung  festgelialten,  mtl  der  auch  die  wenigen 
reste  des  alten  Matthäusevanyeliums  übereinstimmen  {hier  einige- 
mate  auch  kuwaltida).  der  bedeutungsumfang  des  wories  dehnt 
sich  jedoch  schon  innerhalb  dieser  paruUete  über  die  bisher  ge- 
sogenen iinicn  aus. 

«)  erweiterung  des  gebraucht  in  dir  richlung,  die  schon  für 
Ulfilas  als  grundlegend  festgestellt  wurde. 

]))  in  freier  Verwendung. 

a))  am  wenigsten  ergiebig  ist  der  allgemeinere  begriff,  der 
beim  Tatian  mehr  durcli  medn  gedeckt  wird  [vgl  sp.  49I&):  in 
weiihheru  giweili  luos  Ibd  thisu.  Tatian  lOyl  {ilattk.  31,33): 
igL  oben  \,  a.    Marcus  11,28. 


GEWALT  I  2  (alUioehd.  x«it)  4914 

D)  MMimal  beUgt  ist  ist  tUaterteHlitke  eintniiunf  des  h*- 
griffes,  die  nuch  kier  hk  nur  t^ftitnimmt  ßhrt:  ik  bia 
man  niilar  giwtlli  47,  ft  (tum»  tum  tuk  paUiMt.  Mattk,  st; 
Iboh  ic  uoJiir  geweldi  sl  adalcuolDirs.  Hetitmä  tlUi  ick  bis 
ein  man  grichikt  «uo  dar  kcmrIi  toi.  Tepl.;  ••«Ur  iam  pH 
wall.  Augtburger  btbet  von  ll)i::  der  oUrkilt  ndartkM 
LuTHra):  Ihann«  sie  iwib  seien  io  «»^t* Tftff  M  ■•Mm^ 
tuüniuo  ioli  zi  (tweltto.  Tatian  44.  U  (äa  si«an|Bi  «i  ai 
mognlratut  et  paUttalet.  Lucas  12,11;  ta  den  ioci*iers<  bam«a 
und  zu  den  gewaltigen  eod,  TepL.  für  di«  oberkett  oiid  far 
die  gewailigfn  Lothbs). 

0)  am  fruchtbarsten  erttheinl  du  eimenptnf  itt  btftign 
durch  He  betiehung  auf  einulne  ir^ahet ,  im  M  LiriiM 
nur  einmal  belrgt  ist  (manne  im  babaods  uf  valdufoj« 
meinaiiima  g;iilroubtio«.  Hatth.  a,  t:  trt'  i^nvror,  tuk  im, 
unlar  mir.  Tatian  47,6):  idtl  so  her  Ibo  for*luuot  tbai  k<r 
was  foo  Eruiletes  giwelti,  saouo  «idar  zi  Hcrode.  IW,S 
iquoi  de  Herodu  poleslute  etset.  Lueut  23, 7 :  bwaad  bt  fao  ia 
brriscepi  was,  fan  is  werodea  gewald.  UeUami  yt>4:  dat  tr 
were  von  den  gewalt  Herodes  eoi.  Tepl.;  das  er  uoier  Hrnw- 
des  Oberkeit  geboret  LoTBKat:  |it«go  «ras  ib  oit  iu  iereflÜ 
in  themu  temple,  ioii  ir  oi  Oengut  mib:  ob  tbiz  ist  iuwer  tk 
ioti  giwull  llnslaroesso.  Tatiun  186,  ft  {sei  hae  est  kuia  ottin 
et  potestas  leneOrarum.  Lucas  22,  51;  der  gewalt  der  finstrr  $oi. 
Tepl.;  aber  dis  ist  ewer  stund«,  und  die  macht  der  UosUrais 
Lutbbr). 

2))  in  festen  rerbindungeu. 

a))  gewalt  geben. 

a))  allgemeintter  begriff,  der  auch  durch  nähere  beilimmungo» 
keine  einschrdnkung  erfährt:  gigebun  ist  al  giwalt  mir  in  binil« 
inti  in  erdu.  Tatian  343,  t  {data  est  mihi  omnis  potestas  r» 
eaelo  et  in  terra.  Matth.  38.  l>t:  mir  ist  grgrbea  aller  der 
gewalt  eod.  Tepl.;  mir  ist  gegeben  alle  gewalt  im  bimel  und 
erden  Lutbks;  forgebao  ist  mir  alles  kawalt  In  bimii«  eoti 
in  aerdu.   Monseer  fragmente  Uenrh). 

ß))  einengmiq  durch  nährre  bestimmungen. 

i)))  diunsüluo  got,  thie  thar  suliba  giwalt  gab  ounauo. 
Tatian  M,  9  {dedil  potestatem  talem  homtnibus;  dher  solihhe 
gaualtida  forgab  mannum.  Monseer  fragmente;  der  gab  solcbeo 
gewalt  den  menschen  cod.  TepL;  solche  macht  Lorara). 

3)))  ioti  gihalolen  sineo  zuelif  iuogirco  gab  in  giwalt  doso- 
barero  geisto.  Tatian  44,  3  [dedii  ilUs  potestatem  tpirituum. 
Matth.  10, 1;  gab  in  gewalt  aber  die  unrainen  geist  cod.  TepL; 
gab  joen  macht,  aber  die  onsaubern  geister  Lotbbb)  :  ebium 
Tatian  177, 1. 

9)))  o)))  gah  «ioeo  scalcon  giwalt  giwelibM  warfcea.  Tatian 
147,0  {potestatem  eujusque  operu.  Marc,  1%,%^;  pb  den  gewalt 
ainz  legieren  werkes  sein  knechten  cod.  TepL;  gab  seinen 
knechten  macht,  einem  jglicheo  sein  werck  LcTaKs). 

b))\  ioti  giwalt  gab  imo  tuom  tuon,  waota  her  maones 
sun  ist.  Tcdian  &8,  8  {potettaUm  dedit  ei  et  judicmm  facare. 
Joh.  5,27;  gab  im  gewalt  ze  tun  dai  urtail  cod.  TrpL;  und 
hat  im  macht  gegeben,  auch  das  gerichie  zu  ballen  Lotbbs). 
genau  so  13,  6  {Joh.  l,  13);  M,  7  {Lueas  i,  34);  67,6  {Lutas  10,  tt). 

b))  gewalt  haben. 

a))  was  her  tho  si«  lerenti  soso  giwalt  habcoter.  Tattu 
IS,  4 ;  vgL  oben  {sp.  4913)  Matth.  7, 3». 

ß))  1)))  bist  giwalt  habeoti  obar  zehro  bürgt  fa/iantll.» 
{eris  potestatem  habent.  Lucat  19, 17 ;  du  wirst  haben  «ewalt 
über  10  stet  eoi.  TepL;  soltn  macht  babeo  ub«r  leben  siedle 
Lotbbb). 

3)))  oi  babetos  giwalt  widar  mir  einmga,  oibiz  tbir  gigeban 
wari  fon  ufana.  Tatian  197, 9  (aea  haberet  potestatnts  ad:erttiwa 
«M  ullam,  Joh.  19,11;  giwalt  ni  babelista  nbar  Bik.  Orrti» 
4,  33,  41 ;  Ibat  tbu  giwald  obar  mik  bebbi:in  ni  Boklit.  Btätni 
6350;  du  belez  keinen  gewall  wider  m:ck  cadL  TepL;  da 
hellest  keine  macht  ober  mich  Lotbbb). 

3)))  ib  haben  gewalt  xi  s«ucon«  aia  iaii  giwalt  kabcn 
abur  aia  zi  nemanne.  Totim  ISS,  14  (petaMm  kake»  ftnimii 
eam  et  potettettem  kabeo  Herum  tmwunii  tum.  UL  tu,  ih ;  kb 
hab  gewalt  i\  te  seczen,  und  bah  gewalt  si  akar  te  nemen 
«od.  TepL ;  icb  habe  as  macht  zu  lassen,  und  kaba  c«  macht 
wider  SU  nemen  LothbbI.  ehmto  \t',  9;  ofL  ebea  (ip.  4913) 
Jok.  19,  10;  das  ir  aoh  wizit,  dbaz  manaes  anaa  kab«t  pwalt 
in  berdbu.  za  forlazanaa  aantea.  Matth,  9, 9  Monster  frofmentt 
Bench  {habet  poteUaUm);  «fL  «^  (i^  4913). 

ß)  tu  der  abfrrmunf  §tftm  «yaoayaia  fol§l  itr  TuHofMor- 
tetter  ihnlicken  nei^utgen  thi  UmLis.     roaht  asM  «r  tMr 


4915  GEWALT  I  2  (alihochd.  zeit) 

nur  einmal  ein,  für  potentia:  teta  mäht  in  sinemo  arme,  zi- 
spreitta  ubarüubtige  muote  sines  herzen.  Tatian  4,7  {fecH 
polentiam  in  braehio  $uo.  Lucas  1,61;  gatavida  8VinI)ein  in 
arraa  seinamma.  Ulfilas;  er  tet  den  gewalt  in  seim  arme 
cod.  Tepl.;  er  übet  gewalt  mit  seinen  arm  Luther),  dagegen 
führt  er  für  virtus  überall  megin  durch:  thes  hohisten  megin 
biscatwit  thih.  Tatian  3,7;  vgl.  oben  Lucas  1,35;  ebenso  190,3 
(Malth.  26,64;  im  cod.  Tepl.  und  bei  Luther  kraft);  2,  7.  17,18. 
244,1.  127,3.  145,19  (Malth.  24,29;  hier  auch  in  den  Monseer 
fragmenten  megin  belegt);  ih  gab  in  gewalt  ze  tretanne  ubar 
natrun  inti . .  ubar  al  megin  tlies  fiantes.  Tatian  67,5  {pote- 
statem  calcandi . .  supra  omnem  virtutim  inimici.  Lucas  10,49; 
gab  euch  gewalt  .  .  .  über  ein  ieglich  kraft  des  feintz  cod. 
Tepl. ;  ich  habe  euch  macht  gegeben . .  über  alle  gewalt  des 
feindes  Luther). 

y)  schon  hier  ^  im  rahmen  der  wiedergäbe  des  lat.  potestas 
wird  in  einem  falle  die  Vorstellung  der  violentia  für  gewalt  nahe 
gelegt:  inti  thie  dar  raeron  sint  giwalt  bigangent  in  sie.  Tatian 
112,  3  (potestatem  exercent  in  nos.    Matth.  20,  25  s.  oben). 

b)  dem  bedeutungsumfang  gegenüber,  wie  er  auf  grund 
der  in  der  vorläge  für  lat.  potestas  dargebotenen  Verwendungen 
sich  hier  entwickelt,  musz  zur  ergänzung  der  gebrauch  in 
der  geistlichen  dichtung  und  in  kleineren  prosadenkmälern  an- 
gezogen werden,  wenn  auch  nicht  ganz  selbständig,  führt  er 
doch  sicherer  auf  germanischen  grund  und  boden  turüek.  das  er- 
gebnis  dieser  vergleichung  ist  eine  gebundenheit  der  Verwendung, 
die  am  deutlichsten  im  Heliand  hervortritt  (in  den  hochdeutschen 
denkmälern  der  allitterierenden  dichtung,  im  HildebrandsUed, 
Muspilli,  Wessobrunner  gebet  ist  gewalt  nicht  belegt),  hier  ist  das 
wort  trotz  der  zahlreichen  belege  wesentlich  nur  in  zwei  formen 
gebraucht:  entweder  wird  die  bedeutung  von  gewalt  durch  die 
kennzeichnung  eines  bestimmten  trägers  eingeengt  oder  sie  erscheint 
in  der  Verbindung  gewalt  haben  durch  eine  Zielbestimmung 
specialisiert.  mannigfaltiger  erweist  sich  Otfrid,  wenn  auch  die 
hauptmasse  seiner  beispiele  die  gleiche  richtung  einschlägt,  bei 
ihm  tauchen  daneben  die  ersten  anhaltspunkte  auf  für  die  später 
so  üppig  entwickelte  präpositionalverbindung  mit  gewalt  (mit  ge- 
welti),  die  von  der  grundlage  des  allgemeineren  begriffes  aus  einer 
eigenen  bedeutungsentwicklung  zustrebt.  diesen  allgemeineren 
begriff  hält  er  auszerdem  in  der  Verbindung  mit  synonymen  fest, 
während  er  ihm  andererseits  in  geleyentlichei-  personißcierung  wieder 
individuelles  leben  giebt. 

a)  der  allgemeine,  umfassende  begriff. 

1))  im  freien  gebrauch: 

o))     'ni$t  iu',  quad  er,  'noh  manne       thaz  zi  wizaone, 

ttiaz  min  l'ater  so  gitbwang        inti  innan  sinaz  dreso  barg ; 
tlieiz  hiar  in  woroUrristi       man  niliein  ni  westi, 
zi  wizanne  iz  fiibari.       war  tbiu  zit  waii. 
tboh  qiiement  iu  thio  malni,        giwalt  joh  gotes  krefti, 
tbio  gibit  iu  mit  mir  meist       ther  selbo  heilügo  geist', 

OiFiiD  5,17,9. 

h))     themo  (waltantemo  Krisle)  si  guallichi      ubar  allaz  sinaz 

liclii, 
ubar  allo  worolti      si  diuri  sin  io  wonanii;  .  .  . 
si  guallichi  tbera  ensti,        thiu  mir  thes  io  gionsti, 
lob  ouh  thera  giwelti     ana  tbebeinig  enti.       5,25,102. 

2))  präpositionalverbindungen. 
a))  mit  gev^alt: 

a))     ferit  er  ouh  thanne        ubar  bimila  alle, 

ubar  suniiun  liolit       joh  allan  thesan  worolt  thiot. 

er  qtiimit  mit  giwelti       sar  so  ist  woroltenti, 

in  wollton  Ulu  boho,        so  scowon  wir  naa  scono. 

1,15,37;  Dtf/.  4,4,  52; 

tbaz  er  noh  tbo  wolti       sin  kuning  mit  giwelti 

ofoiio  zi  waie.        3,8,5;  vgt.  4,27,11. 
ß))    thaz  sie  uns  thiu  wintworra       in  themo  urdeiie  helfe, 

iz  unsih  mit  giwelti       ni  lirwac  unz  in  enti. 

1,2»,  6;  ebenso  3,26,16. 
b))  in  gewalt  sein: 

bizeinot  in  giwissi       ther  duah  thaz  gotnissi, 
thaz  ist  in  giwelti       ana  theheioiR  enti.' 
ther  duah,  ther  wirdit  l'unlan        zisamane  biwuntan. 
ni  mahtu  irsehan,  wizist  thaz,        ni  wedar  enti  «iuaz; 
■0  ist  druhtla  in  giwelti       ana  tbebeinig  enti 
joh  ist  ana  anagengi.  5,6,60^. 

ß)  einengung  des  begriffes  durch  Verbindungen. 
1))  die  verbindtmg   mit   einer  den  träger  des  begriffes  kenn- 
zeichnender bestimmung. 
a))  in  freiem  gebrauch: 

tbo  Krist  in  Galilea  quam,      ward  thaz  tho  mari,  «os  iz  zam, 
joii  ward  gikundit  sin  giwalt     ubar  allaz  thaz  lant. 

3,2,2;  vnt.  1,22,58.  2,13,22.  5.12,30; 


GEWALT  I  2  (althoclid.  zeit)  4916 

iac  wirdid        the  man  gode; 
habad  s8  giwehslod        te  thesaro  weroldstundu 
mid  is  biigiskcrtiun        himilrikeas  gidel, 
welono  theiie  mästan:        farid  imu  an  giwald  godes, 
tionutio  tömig. 

lleiiniid  2488  (vol.  dngeof.n  undar  thiu  he  thuruh 
is  selbes  craft,  manno  drohtiu,  thene  meti  wihide. 
2853  M.  n.); 
ih  mag  ^iwinnan  heriscaT, 
engilo  giwelti       ob  ih  iz  dueu  woiti.    Otfrid  4,17,16; 
thuo  im  Satanas  giwSt  .  .  . 
wissa  that  te  wäron,      ihat  hie  (Ctiristus)  im  scoldi  thia  giwald 

biniraati, 
that  hie  sia  obar  thesan  middilgard,      s5  mikila  ni  habdi. 

Heliand  5t48; 

thes  bittem  wir  thoh . .  thaz  gotes  rtchi  si  in  uns  endi  thes 
diufles  giwalt  werdhe  arfirrit  fona  uns.  Weiszenburger  kalcthis- 
mus  11,  MCu-ENHOFF-SciiEHER  denfcm.  l*,  204;  löse  unsih  tone 
des  tiefeles  eborungo  utide  föne  sinemo  gewalte.  Notkbbs 
katechismus.  1^,250; 

thiz  ist  todes  giwalt.        Otfrid  5,23,85; 

tho  ward  fon  Rümuburg       rikes  mannes 

abar  alla  thesa  irminibeod        Octavianas 

ban  endi  bodscepi       obar  thea  is  bredon  giwald 

cuman  fon  them  kSsure.  Heliand  341;  vul.  5264; 

Ludowig  ther  snello,        thes  wisduames  follo 

er  ostarrichi  rihtit  al,        so  Frankono  kiining  scal; 

ubar  Frankono  lant       so  gengit  ellu  sin  ginali. 

thaz  rihtit,  so  ih  tbir  zellu,        thiu  sin  giwalt  ellu. 

Otfbid  (in  Ludwig  3.  4  ; 
der  inphangan  ist  fona  wiherau  keiste,  kiporan  fona  Mariun 
macadi   ßwikeru,  kimartröt   in    kiwaltiu    Piläte».    St.  Galler 
credo,  Mi^LLEHHOFF-ScHEHER  denkm.  l',  2ü9; 

wanta  si  (Knrilas)  ist  in  war  min  druhtines  drutin, 

ist  furista  innan  buses       sines  tbionostes. 

thes  selben  tbionostes  giwalt  —      thaz  gengit  thurub  ira  bant. 

Otfrid  5,25,17. 
b))  in  festen  Verbindungen: 

et))  ne  lätad  iu  silobar  nee  gold 

wibti  thes  widig       that  it  eo  an  iuwa  gewald  cuma. 

Heliand  1852; 
the  scal  mi  an  banono  gewald, 
fiundun  bifelhen,       tbaz  man  mines  ferhes  scal, 
aldres  äbtien.       4611; 

bwat  he  thurh  is  6nes  craft 
an  thesaro  middilgard        märida  gefrumide, 
wundres  gewarhte,        hwand  al  an  is  guweldi  släd, 
bimil  endi  erde.        2166;  genau  sn  3757.  2889. 
ß))    det  er  mit  giwelti        sineru  henti, 

thaz  er  ubarmuoti       gisciad  fon  ther  guati. 

Otfrid  1,7,13; 
mit  tbineru  giwelti       sie  dati  al  sprcchenti. 

l,2,3ö;  ähnlich  5,25,20. 
y))  er  wessa,  tbaz  sin  fater  gab,      so  wit,  so  bimil  umbi  warb, 
al  imo  zi  henti,       zi  sineru  giwelti. 

4,11,8  (die  gleiclie  zusammenslelluiig ,  ebenfalls 
im  reim,  2,13,30.  1,16,28). 

2))  die  festen  Verbindungen  mit  verbis  weisen  überwiegend  eine 
einengung  der  bedeutung  auf.  meist  ist  diese  durch  besondere 
beslimmungen  deutlich  gekennzeichnet,  vereinzelt  wird  sie  erst 
durch  den  allgemeinen  Zusammenhang  nahe  gelegt: 

a))  hwand  iu  is  thiu  däd  cuman, 

that  gewit  endi  the  wisdöm,        endi  iu  thea  gewald  fargibid 
alloro  liriho  fadar,      so  gi  sie  ni  thurbun  mid  enif^o  feho  cöpon. 

Heliand  1846; 
ik  fargibu  thi  himiliiceas  slutilas, 
that  thu  möst  aftar  mi        alluu  giwaldan 
kristinum  folke:        kumad  alle  te  thi 
gumono  gestos;        thu  habe  grote  giwald, 
bwene  thu  bSr  an  erdu        eldibarno 
gebinden  willies:        themu  is  bediu  giduan, 
himilriki  bilokeu,        endi  hellie  sind  imu  open.     S07S; 

that  fridubarn  tholode 
unredes  willeon        endi  im  giwald  forgaf, 
tbat  be  umbi  is  craft  mikii        coston  mösti. 

1077 ;  ebenso  5728.  1840.  32o3  (sulica  giwald 
fargaf,  that). 
b))     nl  welda  an  is  kindiski       thö  noh  is  kraft  mikil 
mannun  marean,        that  he  sulik  megin  dbta, 
giwald  an  thesaro  weroMi. 

S4'2;  ebenso  2070  (mäht  godes,  gewald  an 
thesoro  weroldi); 
tbat  he  so  I6rde,       liudeo  drohtin. 
wäruu  wordun,       so  be  gewald  babde. 

1832.  vgl.  üben  s/,.  4912  tu  Matth.  7,29; 
'ef  thu  sis  godes  sunu',  quad  be, 
'be  hw!  ni  hetis  thu  than  werdan       ef  thu  giwald  babes, 
allaro  barno  betst       bröd  af  tbesun  stenun'? 

1U65;     bnii.id  44»5;  älmtich  5356; 
leichono  eigit  ir  giwalt         zi  wirkenne  ubar  woroitlaot. 
Otfrid  5,16,35:  iienmi  so  Heliand  2162; 
ic  gelöbiu  that  thu  gewald  habas. 
that  thu  Ina  hinana  inaht       hälan  gewirkean. 

Heliand  2107;  ebenso  34.2;  aUsäcUi:.  geneii$  200; 


4917  GEWALT  12  (in  den  glossen) 

UDur  trohlln  hi'it  rsrialt        tsncte  P«lre  gluuilt, 
diz  er  mae  ginerlao       la  Imu  diiiKcnian  man, 
bitliietaiit  uH  Um  heiligen  l'i-truM  I.  (lenkmalm   l*,3t); 

er  aprah :  ih  ■«>nto  luwih  alao  dei  acaf  iioter  die  wolfe.  n 
gah  in  dco  kiwult  prediginnia  unle  biet  aiu  bähen  die  miiewari 
dea  lumpla,  ao  daz  ai  ire  cnnime  nielb  ni  uAbten  in  die  ire 
unterteilen,  ao  Ruroeücbere  alte  iat,  ao  ai  kiwult  kiwinnet, 
daz  ai  tieiino  den  titrent,  den  ai  früme  acoltao.  prtdigtbruch- 
Uüekt  au$  dtm  iii.  jalirh,  fundgr.  l,  «4,  17; 
ik  fulloii  »cal 
willaoD  iblneo:       tbu  liabei  gewald  obar  al. 

Ilriia.'i  4708;  dhniteh  SS39; 
that  hfl  wlrl  aelbo       tonu  drohtlnfla 
wAr  an  t>ie«aru  weioldi       eodl  gswald  habdl 
obar  oiiilUilKard.        'iUTU:  Wx/au  bSM.  34iW.  'its^e.  4M»: 

thaii  lang  ble  glwald  4bU, 
Srodea  Ihea  rilteaa. 

'U;  ubeii>o  nS30    ahnlieh  1«S  (Ihera  «arca); 
1ö^u  (allft«  (batat  Uodea); 
hnhdiin  lludeo  gtwald 
allOB  alliheodoD. 

5»;   ebonto  4406:  ähnlich  6556  flhet  glHdaa): 
ne  forblaai  Iro  flundtkepl:  tboh  lie  liebbean  luwai  ferahei  ^iwald. 

IMU4:  eUeiiko  lwu<J: 
than  icali  thii  eft  word  iprekao, 
kabbeao  ihinaro  aii-mna  giwald. 

ItW:  .„Hl.«  ...  -238.  4978    (f'in»i>h  MW; 
fltkarit  Ul  thlu  hiaruuUt  a&  lanKO  »6  uulli  Kri«i. 
uiiili  her  un«a  hiiiovarth.  ihero  habdl  her  ghiuali. 
Luilwiiislicd  'iH  (MlLLaniiorr-ScuiaKa  iieukmali-i   1^.26). 

c)  in  den  glosstn,  dii  vom  Ki.  jahrk.  ab  das  mort  talilreich 
belegen,  können  die  eben  gekennuichniten  fetten  Verbindungen 
natürlich  nur  den  Untergrund  btUen  für  die  begnlfsbestimmunq. 
doch  aueh  sonst  verschiebt  steh  hier  das  bild:  für  mancl(t  der 
nächst  lii-genden  gebrauchsfoi men  treten  synonyma  ein,  während 
der  verwendungsumfang  in  anderer  besiehung  über  d*n  rahmen 
wieder  hviuusgreift. 

n)  im  Vordergrund  $leht  hier  die  staatsreehtUcht  autprägung 
des  begriffet  inui  bt,  dit  sich  bald  in  der  allgemeineren  bedeutung, 
bald  in  der  biiondertn  beziehung  auf  eine  bestimmte  person 
darbietet. 

1)1  imperium,  gewalt  (Tegernseer  handschr.  10.  jahrh.),  glossen 
%u  Gregor,  cura  pastoralis  3,16  {altert  iniperium,  atque  altert 
patientiani  proponat).  STBiNMeYeR-SiBTBRa  2,  190;  ähnlieli  glossen 
tu  Prudentius  {berner  handschr.  11.  jahrh.)  in  Symmaehum  \, 
657  (et  Attsoniam  Christo  inclinare  securim).  STeiNiitTKB-SieTERS 
3,528;  vgl.  dagegen:  imperium,  ac  imperium  regalt,  potestatem 
cheiaartuom,  ciiunniclib  macht,  pipot.  Hrabanisch-Keronische 
glossen.    ebenda  \,  186. 

2))  majestas  giwalt  {Tegernseer  und  Wiener  Handschriften  des 
10.  jahrh.  u.  a.i,  glossen  zu  apöstelgeschichte  19,  Ti  (der  trmpel 
der  groszen  göttin  Di:ina  wird  für  nichts  fieacblet,  und  wird 
dazu  ire  maiestet  untergehen  Lüthbr,  ebenso  schon  Kuburcbr, 
später  OiKTBNBBiiCEB  und  Eck;  vgl.  magenkraft  im  cod.  Tepl. 
und  bei  EccüaTBiii;  glänz  bei  KaoTxacB)  SruRiiBTBB-SiBTkBs 

1,748. 

3)1  auctoiitttte,  giwalte  {Tegemsetr  handschr.  lO./tl.  jahrh.), 
tjlossen  2U  Gregors  homilien  l,  14  (mnocentet  contra  perversorum 
injusticiam  ex  juftüiae  auctoritate  vindicamus\,  Stbinibyer- 
SiEVBRS  2,286;  vgl.  auch  auctoritatem ,  gewalt  {coneiL  Aneyr. 
praefalio),  ebenda  145.  dagegen  vgl.  auctoritatis ,  hertuumes, 
glossen  zu  1.  könige  21,  7  {grandis  auctoritatis  es;  du  biat  grosses 
gewaltz.  EccBRTKiN,  ebenso  Kororgbr,  Üietbnberceb  ;  ains 
giosaen  ansehen.  Ecb;  Qbst  du  jetzt  kOnigsgewait?  Kautzscb). 
1,  441. 

i)) personam,  kewalt,  bertuom  (Karlsruher  handschr.  \\.  jahrh.), 
giwalt,  hiidooin  (Mainser  handschr.  tt.  jahrh.),  gewaltbeninoro 
{BiCisseler  codex  9.  jahrh)  glossen  tu  Matlh.  22,  16  (daz  piide 
des  menschen.  cod.  Tepl.  und  Ecckstein;  person  der  menschen. 
KoaiBCBR,  dAniirh  KiUTZScB ;  ansehen  der  menschen.  Lutbbb. 
Hieteubbrcbr.  Eck).  Stbirmetbr-Sibtebb  1,716;  vgl.  hertuomo 
untt'aiig,  in  personarum  acctptione.  glossen  lu  Jaeobi  2,  1, 
ebenda  1,  787. 

5))  jura,  giwalla  {Münchentr  «iid  Paristr  handsehriftm  des 
II.  jahrh.),  glossen  tu  Prudentius  contra  Symmaehum  l,  455 
{quae  domitis  leget,  ae  jura  dedisti  gentibus).  STti.NBBTBR-SiBTBaa 
2,468;  jus,  giwald  {Münchtner  handschr.  II.  jahrh.),  tu  Pm- 
denlius,  passio  Laurent.  430  {quo  mtgis  jus  Chrutiani  nominis, 
quodcunqut  terrarum  jactt,  uno  iUiyaret  vinculo).  ebenda  2,  435. 

6))  tyrannidi,  giwalte  {Tegernseer  handschr.  lt.  jahrk,),  glosten 
SU  Ru/inus  hisloria  ecclesias'.ica,    STEnMBTBR-SiBVBRa  2,6111. 

7))  die   personißcifrung   dieses   beqriffes  wird   in    den  glatte» 
durch  Synonyma   gedeckt:    magiitrattbus ,  hertaom.    glossen  tst 
IV. 


GEWALT  12  (b«i  Noiker) 


4918 


apostelgeuhiehU  16, 10  (maialera  cod.  TepL,  ineiaterachefleo  Ecce- 
•tmn  und  Kobuncb«  ;  beubtleutrn  LvTiEa;  uberateo  Oibtih- 
•BRCBB.  Eck;  pratorro  KauTsaoil.  Siciv«btb>-Sik«bb*  1,747; 
vgL  dagegen  gewaltea,  regenlit.  Mo^ieer  frjgmenti  v.t,u  Hmeh; 
himili^chiD  kawalte,  caelo.  26,10.  vgL  dit  laktnidun  »fdUrmt 
belege  für  gewalt  tm  sinne  ton  obrtgkttt,  amfUftrttm  te  4). 

ß)  gegenüber  dtettr  breüeren  entfaUung  4et  hffiilft*  ier 
iutieren  machtttrllung  tnlt  diejenige  seite  der  Meulungient- 
wieklung  in  den  glätten  zurück,  dte  wsekr  ist  tudtnduttk» 
äuturungen  det  machtgefühlt  am  Irigtr  dtr  gowalt  »ntarMUL 
thetlweise  vertag  nach  dieser  seite  in  hedtrfnit,  dem  ite  fioMOS 
dienen,  theilweite  aber  übei  wiegen  hießr  tyn»nyws*.  tiaift  fe^ 
ttellungen  tind  jedocli  aueh  httr  tu  vnuuknent  äit  UuiUMim 
dem  sfxileren  Sprachgebrauch  entgegenti'hen. 

1))  braci'ium,  giwalt  {Tegemteer  und  Mentetr  kendtthrifUn 
des  10.  jahrh.  u.  a.),  glatten  tu  Etaint  40,  10  idano  »ib«,  dor 
berr  kompt  gewaltiglicb,  und  arin  «rra  wird  h«T>ck<a. 
LuTBKR;  älinlieh  Eccbstem.  KoaoacBa.  OiBTBRBBBCBa.  Ecb. 
KaoTzacB).  Stbi'übtbr-Sibtbbs  i, 611;  vgl.  d-ige^en:  bradnum 
sterchida  zu  Esaias  32,2  (aei  ir  arm  früe  Lutmb«:  arm  odar 
sterck  EccBsrKiii.  Kobohcbk,  arm  DuTiiiaRBOBB.  Ecb.  KiOTtaca). 
ebenda  1,608. 

2))  eornibut,  giwalton  {Tegernuer  und  Monteer  handtdiriflen 
det  10.  jahrh.  u.  a.),  glofsen  zu  Gregors  homtlien  i,  19  {tlie 
not  a  Sorte  humilium  judex  separat,  qui  te  hie  in  tuperbtae 
cornibus  exaltanl).    STEiNMETBB-SiBVEBa  2,  29X 

3))  ad  nulum  ejus,  za  kiwaitidu  ainera  {karltruher  hvnd*ehr. 
8./9.  jahrh.),  glatten  tu  Hieb  26,11  (die  seolen  de«  bimela, 
zittern ,  und  entsetzen  sieb  für  aeiorm  achelten.  Lvtbbb; 
wirckung  EccKnein;  willen  Kobobok«.  OuTEiaEBCkt.  Ecb; 
vor  arinem  drflnn  KavTzacai.  STBM«ETeH-SiBVB«s  I.  5lo'; 
vjL  nutu,  kiwalti  {Oxforder  glottenhandtcJir.  det  9.  juhrk.)  igt; 
nwfuf  {handschr.  nurm)  kiwalt,  potent  deißca.  4,  0. 

y)  am  wenigtten  entwickelt  —  im  gegensait  zu  tpiterem  §«- 
brauch  —  itt  die  annäherung  det  begriffet  an  den  von  kraß, 
ttärke:  vi,  chrefti.  glosten  zu  apotlel^eseh.  i7, 41  i*on  der  sirrk 
dez  nieres.  end.  Tepl.;  das  binder  teil  zuhrach,  von  der  ge- 
walt der  weilen.  Lutiieb).    STBiniieTi'B-SiKTBaa  1.753. 

d)  für  NoTKEB ,  der  ton  der  althoehdenhchen  litleralur  zur 
mittelhochdeuttehen  dichlung  überleitet,  itt  namentlieti  dte  psalmtn- 
übertetzung  ergiebig,  die  vorläge  arbettet  hier  mit  abttraclen  aer- 
Stillungen,  die  in  bilder  eingekleidet  ttnd.  der  auf  verdeutUchunf 
bedachte  ühertetier  fand  hier  oft  gelegenheil  milteltt  unseret  wartet 
dem  verttändntsz  der  lettr  zu  hilfe  zu  kommen,  Kährend  spätere 
übertetzer  sieli  enger  an  die  vorläge  anichlotten  {vgL  aueh  afeii 
dit  glossenbelege  für  maniu,  biachium):  vgl.  wanda  in  gvles 
kewalte  ist  lex  data  (£iia  gegebin)  Judeis.,  si  ist  der  ealix; 
quta  calix  in  manu  dominL  iNotkeb  ptaim  74,9  (denn  drr  bat 
einen  becber  in  der  band.  Ldtber;  ebenso  Trebnitter  psalmen); 
sld  ne  Irbiügeton  sine«  kewaltes,  deo  er  sc^inda,  do  er  »ii  IA«t«, 
non  sunt  recordati  maniu  ejut  qua  dte  ItberarU  eot,  77,  42  (sie 
dachten  nicht  an  aeine  band.  Ldthbb;  ebeiuo  Trti/nUur  ptnlmtn), 
ebenso  78,11  (Ldtber:  arm);  nube  dtn  xeaewa  daz  cbit  iia 
potentia  (kewalt)  nnde  din  arm  daz  cbit  fiiiua  tun«.  43, 4  (iftt' 
Uüttemer) ;' tbenso  44,5  (159*):  aber  got  irldset  mlna  sila  foo« 
hello  gewaite,  de  manu  inftri.  48, 16  (auo  der  bellen  gewalt. 
Lutbbb  49, 16;  von  der  bant  des  tufels.  TreHHter  ptolmen); 
ebenso  n,  21.  106, 2  {bei  Lktbkb  dnderung).  vgl  da  er  sich 
freweta,  daz  mil  stnemo  t6de  diu  werlt  irl6sel  wart  vooe 
des  tAireles  gewalte  unte  vone  demu  twegeo  t6d«.  WauaaH 
53,  18  SeemüUer.  andereruOt  nUigte  die  tmntifont  det  parelk- 
lismus,  in  der  die  vorläge  erstheinl,  den  MerariMr  m  einer 
ähnlichen  mannig  fällig  keit  im  wortgehnndti  tofem  er  die  aarMÜM» 
der  termini  an  einem  und  demtelie»  begriffe  in  fleitker  etetm 
durchführen  wollte,  hterdureh  wurde  wieder  dit  tumtl  te  rtinlitk 
durchgeführte  abgrenzung  unseres  wertet  gefen  dte  «yaMsySM 
ditrc/ii;rrti2(,  vgL  din  gew.ilt,  Cbrisle,  werde  io  iadicio  . .  ailco 
dtnen  fieuden  . .  unde  danne  irvare  dio  cbraft  alle  dil  dib 
hazzent,  inveniatur  manut  tun  omntbut  mnueu  luu,  dexier* 
tua  inveniat  omnes  qui  te  oderunL  NoraiB  pclas  10,9  (LoTlia 
und  Trebnitur  ptalmm  folgen  fenauer  der  veeUge). 

a)  contrqueni  itt  gewalt  anr  ni  den  bereits  belegten  festen 
Verbindungen  durthgefükrt:  er  oe  gibet  ino  nebemeo  gewalt 
an  atnero  U\o.  Nutkbb  tu  psulm  M,  ss  {Heltewter  S.II0*): 
got  neicmet  aie,  aie  ne  babcnt  iro  |t«alt  M,tt  (itl*):  ifl. 
tu  68,  16  «23«^.  IIS,  1  (400*1  «.  •.  Mrr  wird  auek  du  ketemiitke 
fotettat  noch  immer  durch  gewalt  §edttkt.  nebte  nndnnr  M 
wna  potestatem   bnbena  ponoodi  animam  aonn  (kownk  hn- 


4919 


GEWALT  I  2  (bei  Noiker) 


binde  siain  lib  ze  lazzene).  zu  psalm  87,  6  (2,  312)  vgl.  Hat- 
temer  2,  319*.  342'.  405*  und  3.  70*  {Boelliius). 

ß)  sovsl  iit  potestas  Schwankungen  in  der  wiedergäbe  aus- 
gesetzt, die  sich  nicht  immer  ungezwungen  aus  dem  zusammen- 
hange erklären,  wenn  potestatis  maris  durch  machte  des  mercs 
gegeben  wird  (Notkkb  psalm  88, 10  tu  dominarts  potestatis  maris, 
waltest  dero  mähte  des  meres  Haltemer  317'),  so  finden  wir 
an  anderer  stelle  liezist  tt  dinen  segel  demo  winde  ze  ge- 
walte ,  si  committeres  vela  ventis.  Boethius  49'  {von  Eiselein  565 
als  Sprichwort  angeführt),  und  so  kann  auch  für  die  Verschieden- 
heit in  den  folgenden  belegen  der  grund  nicht  in  der  bedevtung 
gesucht  werden:  vgl.  waz  kewalto  mag  taz  sin,  diu  manne 
nieht  penemen  neraag,  in  neblzdn  sorgftn  quae  est  igitur  haec 
potestas.  Boethius  {Hattemer  113');  daz  ander  gewalt  tero  goto 
neiieiner  nehestät,  quod  nulla  potestas  superum.  Marcianus  Ca- 
pella  (Hattemer  282');  uhe  chuninges  kewalt  sÄligheit  machöt 
{regnorum  potestas).  Boethius  113*;  und  vgl.  dagegen:  wanda 
gotes  ist  difi  mäht,  quin  potestas  dei  est.  psalm  61,  12  (das 
gott  aliein  mechtig  ist.  Lotber;  wen  gotis  ist  gewalt.  Treb- 
nitzer  psalmen);  iro  polestas  (mäht)  ne  gihet  in  escam.  %u 
psalm  103,  28  (Hattemer  374'.) 

y)  das  gleiche  gilt  für  potenlia:  nube  dinin  gewalt  iinde 
din  reht,  potentiam  tuam  (Trebnitzer  psalmen  starcheit.  Lotheh 
l(raft).  NoTKEP.  psalm  70,  18  gegen  ich  faro  in  mines  truhtenes 
mäht ,  interibo  in  potentiam  domini.  70, 16  (ich  gehe  einher 
in  der  krafift  des  herrn  Lother;  machtbeit  Trebnitzer  psalmen); 
din  arm  ist  mahtig,  luum  brachium  cum  potentia.  Hattemer  2,318". 

S)  die  allgemeinere  bedeutung  einer  aus  der  inneren  anläge 
des  subjectes  erwachsenden  kraft  und  machtfülle  ist  für  gewalt 
norh  wenig  erschlossen,  lat.  virtus  z.  b.  wird  auch  bei  Notker 
noch  durchweg  durch  'kraft'  u.  a.  wiedergegeben :  in  braehio  vir- 
tutis,  an  dinero  chrefte.  psalm  88,14  (du  hast  einen  gewal- 
tigen arm  Luther),  in  einzelnen  fällen  nur  wird  durch  die 
eigenart  des  Zusammenhanges  auch  gewalt  solcher  bedeutung 
näher  gebracht:  tär  an  dero  stete  ist  is  kn(ioge  zedero  zestö- 
redo  selb  —  waltiges  willen,  wanda  not  nimet  ten  gewalt. 
Boethius  223*. 

£)  dagegen  wird  mit  Sicherheit  diejenige  macht  fülle,  die  aus 
der  Stellung  des  subjectes  flieszt,  durch  gewalt  gekennzeichnet, 
die  staatsrechtliehe  prägung  des  begriff  es  entfaltet  sich  also  auch 
bei  Notker  durchweg  im  rahmen  des  wortes  gewalt,  er  strebt 
hierbei  vielfach  die  personißcierung  und  vergegenständlichung  an 
und  giebt  deshalb  auch  für  den  gebrauch  des  plurals  einige  bei- 
spiele:  waz  mag  ih  rachön  föne  hdrskefte  unde  föne  ge- 
walte, quid  autem  disseram  de  dignitatibus  et  potentia.  Notker 
Boethius  79';  gib  mir  dinemo  chinde  gewalt,  da  imperium 
puero  tuo.  psalm  85,16  (Ldtiier  macht.  Trebnitzer  psalmen); 
tfi  I£rt6st  unsih  ouh  mit  sinemo  munde,  allen  wis^n  nuzze 
wesen,  in  dien  worten  gewalt  ze  gwunnene.  Boethius  27'; 
hane  causam  capessendae  rei  publicae  necessariam  esse  sapien- 
tibus.  alle  helfa  scazzes,  friAndn,  gewaltes,  unde  al  daz  ze- 
guöllichi  triffet,  ferliesent  si6  dA.  psa/m  48, 15  (ffoMcmer  172'); 
in  all^n  di^n  steten  dar  sin  gewalt  si,  dar  lobo  gote  min 
seia,  in  omni  loco  dominationis  ejus.  102,22  (an  allen  orten 
seiner  herrschaft  Luther;  ebenso  schon  Trebnitzer  psalmen). 
ebenso  Boethius  13.  ähnlich  psalm  113,1  (für  potestas,  Treb- 
nitzer psalmen  gewalt);  hßrsceß'e,  furstüoma,  kewalta,  sulen 
dir  daz  siß  sint  (potestates  tibi  debent  quod  sunt),  psalm  7o.  to 
(Hattemer  247');  alliu  riebe  unde  alle  andere  gewalta  daiine 
wesen  sälige  übe  iro  vlägin  wise  respublicas  beatas  fore,  si 
vel  regerent  eas  studio.H  sapientiae.    Boethius  27'. 

5)  m  einigen  fällen  wird  durch  die  eigeuart  des  Zusammen- 
hanges schon  die  Vorstellung  einer  Steigerung  der  machtfülle, 
eines  missbrauches  der  macht  vorbereitet,  hier  liegen  die  an- 
salze zu  der  parallele  gewalt,  violentia:  taz  ist  tero  chüningo 
gewalt,  ter  ofto  die  riehen  insezzet.  Notker  Boethius  25'; 
wanda  er  ne  lAzet  den  gewalt  dero  sündigen  über  den  teil 
dero  rehton,  non  derelinquet  virgam  peccatorum  super  sortem 
justorum.  psalm  124,  3  (der  gottlosen  scepter  Luther  ;  die 
rute  der  sunder.  Trebnitzer  psalmen);  mina  einigun  bring  tu 
widere  föne  Iowon  . .  (sela  einichlicho  geborna)  löse  d'\&  föne 
iro  sarfen  gewalten.   34, 17  (Hattemer  lig'). 

e)  als  gesammtergebnis  läszt  sich  für  die  althochdeutsche  pe- 
riode  feststellen,  dasz  die  Verwendung  im  sinne  von  ^macht'  nur 
in  festen  Verbindungen  auf  rein  deutscher  grundlage  beruht  und 
dasz  diese  Verbindungen  ein  bestimmtes  Verhältnis  zuitchen  dem 
träger  der  gewalt  und  andern  machtfaetoren  feststellen,  dieses 
Verhältnis  findet  in  der  staalsrechiliehen  ausprägung  des  begriffes 


GEWALT  I  3  (mittelhochdeutsch)         4920 

seinen  natürlichsten  ausdruck,  während  es  m  den  beziehungen 
des  menschen  zu  gott  auf  den  einflusz  fremder  vorlagen  in  der 
geistlichen  dichtung  zurückführt,  die  abgrenzung  gegen  den  begriff 
*  kraft' ,  namentlich  im  sinne  eines  aus  der  naturanlage  einer 
persönlichkeit  oder  eines  objeets  erwachsenden  Vermögens,  ist  ziem- 
lich reinlich  durchgeführt  und  die  bedeutung  eines  miszbrauchs 
der  macht  ist  fast  gar  nicht  entwickelt. 

3)  die  miltelliochdeutsche  periode.  vgl.  gewalt  mhd.  wb.  3, 
474'.  Lexer  1, 972.  der  bedeutungsumfang  greift  schon  hier  weit 
aus.  nicht  immer  beruht  dies  auf  der  entwicklung  neuer  be- 
deutungen,  häufiger  vielmehr  auf  der  befesligung  oder  gebrauclis- 
erweiterung  solcher  Verwendungen,  die  in  älteren  quellen  ver- 
einzelt waren,  so  vor  allem  der  parallele  vis,  violentia  in  allen 
ihren  abstufungen  von  der  ^gesteigerten  krafl'  bis  zu  ^gewalUhat' 
und  ^unrecht',  noch  mehr  ins  gewicht  fällt  für  die  miltellioch- 
deutsche zeit  die  Verschiebung  und  ausdehnung  der  gebrauchs- 
grenzen.  die  engste  fühlung  mit  den  älteren  typen  hält  nach 
dieser  seile  die  lyrik,  die  ihrerseits  manche  für  die  bezii^hung  auf 
gott  geprägte  form  nunmehr  für  den  minnedienst  nutzbar  macht. 
die  epik  läszt  manche  verborgene  Wendung  allerer  herkunft  ans 
licht  treten,  oder  sie  verschafft  einzelnen  Wendungen  damaliger 
Umgangsprache  eingang.  theilweise  knüpfen  diese  an  die  formein 
an,  die  die  rechtsdenkmäler  des  13.  jahrh.  in  die  litleralur  ein- 
führen, theilweise  finden  sie  ihre  parallele  in  den  Urkunden  und 
in  dem  slil  der  Chroniken,  die  beide  voller  aus  dem  leben  schöpfen 
als  die  kunstform  der  dichtung. 

o)  abgrenzung  von  gewalt  und  macht. 
«)  die  engste  annäherung  an  die  bedeutung  von  macht  ge- 
winnt unser  wort  in  der  Verallgemeinerung,  die  es  unter  ab- 
streifung der  ihm  anhaftenden  Verbindungen  und  näheren  be- 
slimmungen  erzielt,  man  vgl.  den  satz  gewalt  ist  aber  s6 
manicvalt  inmitten  einer  reihe  von  festen  Wortverbindungen  mit 
gewalt  im  folgenden  beispiel: 

üw6,  owe  her  Tristan, 

daj  ich  iuwer  !e  gewalt  gewan 

so  guoten,  alse  ich  iezuo  hän 

und  der  also  niht  ist  geti'in. 

da;  icti  in  also  geliehen  müge, 

als  es  mir  wege  unde  tügel 

gewalt  ist  aber  so  manicvalt: 

icti  wsene;  ich  mac  wol  disen  gewalt 

an  niinem  vinde  iieben. 

Gottfried  Tristan  10350^.  Beckstein. 

diese  art  der  Verallgemeinerung  ist  in  der  mittelhochdeutschen 
Periode  sonst  wenig  entwickelt: 

nu  selient  wie  wirdiciiche 

die  herren  konege  riebe 

empHiigen  ir  heilant, 

und  wie  höhen  prisant 

sie  hatten  da  zustund  bereit. 

da;  was  ein  ofTenbarkeit 

gewalt  und  hörlikeite. 

die  menschheit  oucb  gereite 

alsus  wart  o(Tenb6re, 

daj  er  ein  heilant  were.         erlösung  3364  Bartsch} 

da;  Süll  wir  alle;  varn  Jan, 

wan  got  der  uns  geben  hat, 

der  git  uns  an  der  selben  stat 

Tich  und  res,  swenn  er  wil, 

wan  er  hat  gewalles  vil. 

Enikkl  wnltchrontli  13260  Strauch. 

ß)  WO  unser  wort  in  der  mittelhochdeutschen  periode  über  die 
grenzlinien  der  einzelnen  Verbindungen  hinausgreift,  ist  ihm  meist 
die  nebenbedeutung  heirschaft,  regierung  beigemischt,  es  ist  dann 
auf  das  staatsrechtliche  gebiet  eingegrenzt:  die  gewalt  stet  an 
den  burgern,  also  daz  iz  der  stal  zu  nutze  unde  zu  gute 
kumen  muge.  Freiberger  stadtrecht  242  Ermisch. 
1»)  er  künde  wol  ze  rehte  leben, 

wan  im  diu  mäje  was  gegeben 

von  des  beilegen  geistes  lere. 

des  rehten  huote  er  $&re. 

e;  ist  rebt  da;  man  bebalte 

deumbete  in  gewalte 

(da  genesent  die  armen  mite), 

und  sol  doch  vrevelliche  sIte 

durch  die  vorbte  erzeigen 

und  die  mit  rehte  neigen 

die  wider  dem  rehten  sint. 

Hartüanh  V.  Adk  Gregorius  3798  Paul; 

nun  ist  niht  m^re  min  gedinge 

wan  da;  si  ist  gewaliic  min. 

bi  gwalte  sol  g.-n&de  sin. 

Ar  den  tröst  ich  ie  noch  singe, 

genäde  diu  sol  überkomcn 

gröjen  gwalt  dur  miltekeit: 

genäde  zimt  wol  bi  licheit. 

ir  lugende  sint  lö  vollekomen 

da;  durch  reht  mir  ir  gwalt  sol  fromen. 

Rudolf  von  Fknis  minne».  früht.  84,12^.; 


4921 


GEWALT  I  3  (macht) 


I 


ili  (lat  du,  mlnn«,  mertit, 

•wai  lii  dinen  buldeD  In, 

trureu  unde  hohen  niuol, 

•«U  »0  du  'i  daiion  karttt, 

fit  du(  du  aUo  |{<>*'*liik  bl»l, 

■0  wla  iiiiiiaii  vrfludmi  guoi. 

waiilu  wol,  dit  gauad«  hl  Kawali«  ilaiT 

KuiiH  rai»NMiii|/«r  •.  ä.  Itaftn  \,%W; 

vgl  so  toi  ouch  der  berr«  gnada  ban.  «an  berreo  zimat 
Kiiade.  biichoft-  und  iUnttmanntnritht  von  B*ui  (IS.  /aArA.) 
%  12   Wacktrnagtl; 

der  kal*ar  dö  in  tlleD  ilrit  inahi  vrld*  uui  |uol  (arlbia. 

mit  »im  Ksbal  geln  goi  er  achuor 

dax  In  »io  Bemelnlicb  half  dar  lande  ruor. 

gawali  hAt  nihi  guutt.  bii  (ol  mit  Ir  oiht  pdlbia. 

LohrniitKi  '5M  Aa<:4«rl; 

hia  *loi  die  blgaDt  dao  gawalt. 

■i  «ein  luiio  ouvr  alt. 

diu  lieh  ulcbt  cbuiinaD  arbarman. 

unt  dia  roiibaot  dia  arman  .  .  .  , 

TnugdaU»  >7,4t  H»kn. 
3))  an  Ima  bratt  aller  tuganda  olhi, 

dar  htfrra  babeu  «olde. 

waii  dai  er  la  rarra  wolda 

In  «iuea  heneo  luitaii  «wabao 

und  iilwan  ntch  *lnam  wlllao  labaa; 

da{  Ima  ouch  »ii  la  leide  «rgie. 

waii  leider  Uix  Ut  und  nai  la : 

im  giindiu  iuttaut  und  volles  KUOI, 

diu  iwal  diu  ruerent  Oberniuot. 

variragen.  dai  doch  vil  manic  mau 

In  micbelem  gawalie  kao. 

darau  gadAhta  er  •ellao; 

Obel  mit  übala  galtan. 

krart  urxaigan  wider  kraft: 

darxuo  was  er  gedancban.     GoTrraiao  Trülam  SU; 

al  waren  maniloh  uiida  balt, 

d&  t\  in  4r  und  In  gewalt 

den  kunic  drungen  unde  tobubao. 

OrtOKAa  Asiirrr.  rtimchronUt  SStSS; 

der  chunich  Ludweicb  behielt  dan  bof  acbt  tag  mit  gewall 
und  mit  grozzen  erea.  f4c/is.  weltehronik.  3S&  (l.  bair.  fortt.); 
du  weiht  und  chroot  in  piscbuf  Petar  von  Maegenz  ze  r6- 
miitchem  chi^nig.  doran  was  ar...jar  mit  gewalt  und  doch 
mit  grozzer  arbeiU    titnda. 

t))  ir  herran  nemet  lalbe  war, 

mir  «Int  verwandelt  vil  gar 

der  lin,  der  llp,  dar  xuo  die  alt«, 

dirt  dem  von  rehte  wonent  mite 

der  gröies  gewaltet  pflegen  «ol: 

lehn  lime  le  bAbeit  nibt  wol. 

UAaTaANN  V.  Aui  Gr«j;orü«  3MI  Paul; 

die  sabruoder  wirn  von  höher  art 

vor  Nioua,  der  gewaldes  pOac 

a  wurde  geitiftet  Ualdac. 

WoLriAi  Airmai  103.11; 

leb  bab  In  rehi  altam  min  kint, 

oder  mich  mach  goi  gewaltes  biint. 

fciNiKEL  veUanonik  10434  Slrart^; 

gllcherwii  al«  ich  bin 

und  mir  ein  iegllch  kalter  na 

über  die  werit  hie  unde  da 

harre  itt  mit  gfewaides  hant, 

aus  wil  Ich  ila;  e{  «1  gewant 

umme  die  reinen  pralhelL  paMiowat  10,11; 

tente  Peter  von  gote«  genaden  gab 

lt«llchem  babltie  dea  gewaldea  atab 

dai  her  beide  mort  und  alag 

und  alle  tunde  vergehen  mag, 

Bbdn  von  ScHONuacK  1M63. 
<))     luo  Ir  Ingesinde        ein  teil  tl  lüte  tpracb. 

dö  si  xe  ende  det  ringea       den  heit  gesunden  tacb, 

'bald«  koniet  her  n&her,       ni&ge  und  mine  man: 

Ir  «uit  kunic  Günther       alle  werden  undertln'. 

..  er  gruoztp«  miniiecISche:       j&  waa  er  tuffenda  rieb, 

d6  nam  in  bi  der  lieode        diu  maget  lobeluh: 

ti  erloul>ie  im  dai  er  aolde        haben  d&  gewait. 

dea  freuten  tlch  die  degne       vil  khene  uude  ball. 

Sil>eUnijeHli«a  440,3; 
do  tach  ein  lliunen  recke      ROedeg^ren  ttin 
mit  weinenden  oiigen.      unt  hetes  vil  geiAn. 
der  ."pracli  xer  kuniglnne:      'nu  »ebt  Ir  wie  er  «tlt 
der  doch  gewait  den  meisten      hl«  bi  Euelen  biit'. 

'.!07&,4; 

wat  hair.  dai  Nabucbodonosor 

gewaltet  bete  und  richali  vil?  IV<iu6«ae  13.4; 

ich  wll  dir  machen  unienhan 

wol  rOnlTiehen  könig  berra 

dann  ich  hab  geualie«  vil  mare 

dann  nie  kein  konig  ward  arkanu 

LaarM  10  Sakmia; 

kh  cebit  dir  lüte  und  laot 

üf  dine  sile  In  die  hant 

«Md  gehe  dir  gewaldl«  vll. 

LitiMutuelxt  rtimckronik  433  Megtr; 


GEWALT  I  3  (oiadit  gotlea)  4922 

ä  hab«nl  et  «argrsmaiUn 

■od  dB(  riebe  verirt 

■anlger  4r*n  und  gawall, 

diu  la  vor  war  baialt 

UrroiAa  »tUrr.  rtimtärgmik  blWI; 

Selben.  Siveo.  lauen  laut 

wtren  Io  der  Ri)ieo  haut 

vor  dar  brOder  xImo  keaiea. 

der  fawalt  wart  In  benomasi 

er  ireli  tle  lO  laade  widar. 

UMmtUMk*  rttaukrtmü  tO. 
b))  RAmare  duo  iln  Inflanglo. 

einen  oAwln  »Idde  anavlengia : 

al  bagondln  Igixao  den  bdlrr««  — 

da(  vundlo  tlme  e4rlo. 

wantar  alol  duo  bablia  alllo  gawall 

der  a  gl.lellil  wa«  in  nianigvalL 

dan  tlJda  bit  er  duo  cario 

Oluilacblu  Hute  Krlo.  AmnolUd  411  Aa«4«rf 

all  dai  oocb  beide  lebten,       Slgmuat  und  ülfetiat. 
olbi  wolde  tragen  krfto«       Ir  beider  liebet  klot; 
doch  wolder  we-en  birre        fCir  allen  den  gawali 


det  In  den  landen  vorbt«       der  degen  kOene  and«  ball. 
Slb.  44.3  LacAmmuMi 
aA  tl  werdeni  verttOten 
von  dem  gewait  und  von  dem  ami, 
dem  furtien  man  dennoch  tami 
da;  guot  und  den  gewio  xe  hOf, 
dai  ti  «ateuai  habeoi  üf, 
und  belibet  in  diu  «unde. 

Onocaa  d»Urr.  rtimtkrgmik  MMt. 

y)  tngtTi  frnun  der  Mtutung,  dit  tkk  »mt  d«r  A«aaj«c4- 
uung  det  trägen  der  gewait  ergeben. 

I))  bestehung  auf  goU,  Chraiut,  auf  relujUüe  aoraMhiiifn. 

a))  die  gewali  alt  tnbegri/f  gölUieher  maelU,  9§L  HODWia  aar 
MiltläUer  tündenklage  ttek.  d.  «.  30,301. 

<z))  du  goi  mli  alnar  gewall 

aluoch  In  arjptitce  lant,  . . . 
mit  tehen  bligen  er  ««  «Inocb. 
EttuUfd  23,1  (MrLLanaovr-ScMcaaa  dawkai.  1>,M); 

501  mit  atner  gewait 
er  wurcbel  xelcben  vll  manervalL 
der  worbte  den  nennlacben  einen 
Oixen  von  abi  teilen.       (l'.'iO)  'J,1{ 
dat  Tulr  «10g  In  ingeginl. 
1(  vlrbrantl  Ir  michll  menIfL 
god  mid  ainlr  glwali 
machli  In  den  ovla  kalu 

drei  juiniUngc  im  feuenfem  («bcad«  t*,  tSb)  1,t; 

dhnliek  Annoüed  l«3  Rödiger.  k*i»erekronik  6144  SeemüUer.  ittn 
ebenda.  Cretcenlia  26  Schade.  Mar.  1:2,  6.  exodut  135,  38  Duwur; 
daz  dritte  was  gellb  einem  vlieguntam  arn«,  der  gap  urcbuode, 
daz  unaer  harre  aweimet  mit  einem  gwalta  ob  aller  gescliefte 
und  ob  allen  dingen,  predigten  aus  SL  Paul  «.  103;  uoae  berra 
got  umbegurt  aicb  mit  aineu  tugendeo  und  mit  tinem  gewalte. 
ebenda  loa. 

ß})  1)))   gotea  gewait  wa«  14. 

unt  Terwandalte  alch  Bio. 

oocb  nimmer  getAi.  aaatwf*  3.W  Kakuf 

dknUek  t,  e&.  «,  33.  7, 11.  1, 3«.  1,  »L   tm  in  fentmifk$tiim  tm 

gewait  alt  dem  inbegriff  foUaa,  tgL  unter  Q; 

sott  aller  (Ott«  urtprinc. 

10  de«  bant  der  weite  ring 

lat  betloaaen  und  dea  gewait 

lat  ungexalt  und  manlgvalt. 

kam  alao  gegangen  dar, 

do  Adam  lag.  .  .  .  Lotwik  4d«M  umd  Bern  US; 

da«  (natift)  gvraliaa  Im  alaO  ril, 

er  mac  dan  r1rb«a  awaaacr  wll 

dam  armen  geli«lMa 

und  dan  armen  garichon- 

BAaTaaa«  v.  An  Srtc  VM{ 

din  kraft  gewinnet  niener  ort. 

dtn  gewall.  dm  gel«i,  diu  w«rt 

got  vater  manacba  nnda  kiu 

gewaliea  ung««cbcldcn  alM. 

ala  la  in  anegaag«  waa, 

dia  eiaic  drivaU  uniiaa 

B.  *.  Bu  Barimmm  mmd  iattfial  1| 
do  »celn  der  gote«  gwalt:  Micbabel  hdb  Of  ila«  bani, 
er  lata  demo  lieuele  einen  alacb.  da(  dar  hIaMi  Wade*  h—  braal. 
9«iir«i>  i'ti  llorvaAiin  fkmä$rmktm  %lii 

al  wol  gedmwe  atabelaobalk, 

««liger  taateanngo  rraft. 

al  wl  ganama  oimudekeli 

en  dl>e  frcuwen  «a«  gelch. 

SU  der  «leb  neiget«  al««  ball 

dl  bob«  godellcb  gewait!        BtifkHk  3330  Wapar; 

ain  vtierlicb  gawali  gebOi 

d«a  hlaielt  warnd«  atariekeit. 

wie  onde  In  »elher  mAie  er  ir«U 

d«r  atarn«  iouf  der  avnnen  acbia. 

RiaOLT  Ton  \Lt  der  tmU  Gerhard  SS4. 

309« 


4923 


GEWALT  I  3  (macht  goltes) 


GEWALT  I  3   (macht  gottes) 


4924 


2)))  di.«  was  siner  genoden  spü 

und  Bios  gewaltes  kraft. 

Lüiwiw  Alf  am  und  Eva  285; 

ich  wü  iah  behuoten  mit  minen  lügenden  gotliche$  gwaltes. 
predigten  aus  St.  Paul  s.  90 ;  er  {der  könig  von  Ninive.  Jona  3,  6) 
virgaz  sinis  kAnicbricbes,  do  er  den  obristin  rihtäre  mit 
vurblin  anrüfte;  gebugte  sines  gewaltis,  da  er  die  gewalt- 
licben  gotbeit  ercbanii.  specul.  eccles.  71  Kelle. 
3)j)  sunder  missewende 

bist  du  der  urhap  genant, 

d8{  ende  »tat  in  diner  hant; 

der  beider  name  waer  du  ie, 

doch  gewänne  du  sie  nie 

und  müe{en  dem  gewalte  din 

versaget  unde  Tremede  sin. 

R.  V.  Ehs  Darlaam  und  Josaphat  1. 
4)))  ander  namen  hat  er  vil. 

die  ich  den  geleichen  wil. 

die  iiürent  alle  an  den  gewalt. 

der  zedem  vater  ist  gezalt.         anegenge  5,47  Hahn; 

der  bäbes  viel  die  dritten  venie 

vur  aller  der  menige, 

i^r  huob  er  Ane  hant, 

er  bescelnte  niines  trehiines  gewalt. 

er  .-prach:  'ich  gebiut  dir  tier  wilde 

in  totlichem  pllde, 

da;  du  sciere  wider  lebendich  üf  stäst'. 

kaiserchronik  10306; 

nu  erkanden  si  den  gotes  gewalt 
so  starken  und  so  manecvalt, 
ob  er  sin  geruocbie  pflegen, 
da;  in  harte  wol  ."in  segeu 
gelriste  vor  aller  freise. 

ilARTaATti«  V.  Aüi  Gregoviu."  3Sß2; 
elteiixii  St.  Pfiuli^r  reimbihel  77, 
vgt,  ScuöNBACB  tscli,  d.  a.  4ö,  260; 
dar  nJtcli  gap  in  got  ein  stiur 
da;  da;  wilde  (iur 
kam  gewalticliclie 
uml  verbräm  da;  hü»  riebe, 
da;  von  gold  was  bereit 
benn  Neröni,  als  man  seit. 
dk  >ach  man  gotes  gewalt  an, 
da;  wider  got  nieman  kan. 

Lkikei.  weltchronik  24253  Strauch. 
y))  got  richeset  aine 

ulier  alle  di  werlt  gemaine. 
er  gibet  lip  äne  tot. 
er  gibet  genäiie  äne  not, 
i;  ist  alles  in  siner  gewalt, 
niemeu  nimei  e;  ij;  siner  hant. 
liuinKidii unik  '2;i!>9i  ebenso  11020  (Variante  hende); 

der  knnic  bheicbinöt  den  got, 

der  di  werilt  hat  gibilidöt, 

in  des  gi»alt  allh  siät 

da;  da;  gistirni  umbi  gät.  lob  Salomonk  16,3; 

eea  karissima 

nu  vetuim  ilen  rat  min. 

swie  ich  iiiht  siiines  lian. 

ez  mac  dir  docli  ze  gTte  ergan. 

Sit  dich  zekiiiile  erwelt  bat. 

ur  des  gewalt  stat. 

diu  erde  und  des  liimels  craft.    altd.  btälter  1,343; 

er  tröste  sie  aller  beste: 

er  sprüh  'nii  niuoz  uh  got  gevristen% 

beide  iunc  unde  alt 

da;  stet  in  siner  gewalt.    Maccabder  72  Kraus  s.28; 

aUla;  der  siin  der  muoter  enbieten  solte: 

ob  SI  ir  zorne  entlibeti  wolle, 

unt  wolte  -i  aiii  -eiit  loben, 

lie;e  Züsameiie  Gliomen 

der  liaiden  nise  ^üriba3re 

unt  di  der  e  under  den  Juden  phlsgen, 

vern.rnien  di  rede  »lleiithalp. 

got  bete  in  siner  gewalt, 

da;  er  selbe  erolTeiiöie, 

sweihe  under  in  ruht  böten.         kawrchronik  SZ&& ; 

wie  lange  denne  diu  werlt  sul  stein, 

da;  ist  allin  geliclie  uiichunt. 

Crisi  iprah  sellie  durch  siiiin  munt: 

e;  in  >oltde  wi;;en  der  iunge  nocb  der  alte 

da;  der  vater  bat  in  sime  ^ewalie. 

unlichrist,  (iiniigruben  2, 126  ; 

At>  wart  diu  selbe  frowe  wol  inne,  daz  daz  zeichen  cbom 
von  gotlicliem  gwulle  und  wart  si  bechert,  predigten  aus 
Sl.  Paul  s.  125. 

S))  so  scol  diu  erbarmede  von  uns  gan. 

über  einen  iegelichen  man, 

dise  tugende  hiingei  uns  der  rat. 

unser  gehurbt  der  der  gebe  cbunde  hat. 

durch  die  bimele  er  si  Täret. 

so  »i  nah  gote  clieret 

der  rat  der  sol  si  l'iV'en. 

si  seoent  sich  nach  einem  gewalte. 

Vuin  leben  Jesu  278, 13  üiemer ; 


ich  geben  mich  an  des  almehtien  godes  gewalt, 
wände  mine  sunden  sinth  so  maniohralt, 
dat  ich  si  alle  nith  neinach  genennen. 

UpsaloHr  sünUenktage  9  Waag; 
nd  wil  ich  gote  genäde  sagen 
da;  er  in  minen  jungen  lagea 
mir  die  sinne  bat  gegeben 
da;  ich  ür  di;  hr(£de  leben 
abte  harte  kleine, 
ich  wil  mich  alsus  reine 
antworten  in  gotes  gewalt. 

IIartmann  V.  An«  armer  Heinrich  699, 

«))  'gottes  gewalt'  wurde  vom  mittelalterlichen  menschen  in 
allen  fällen  empfunden,  tco  eine  schicksalsfüqung  den  kreis  mensch- 
licher berechnung  und  menschlicher  machtfülle  zerrisz.  als  feste 
Verbindung  unterlag  diese  wortgruppe  daher  je  nach  dem  Zusammen- 
hang und  nach  der  stilform,  in  der  sie  Verwendung  fand,  den 
mannigfaltigsten  bedeutungsänderungen. 

1)))  charakteristisch  ist,  wie  schon  Konbad  von  Megenbbrc 
mit  dieser  veibindung  als  einer  überkommenen  sich  auseinander- 
ztisetzen  sucht:  nu  werte  der  sterb  laider  lenger  wan  ain 
jar  .  .  dar  umb  sprich  ich,  daz  er  so  lang  wert,  unz  der 
vergift  dunst  den  luft  räumt . .  die  andern  sprächen,  ez  waer 
der  gotes  gewalt.  sicherleichen,  daz  was  war,  wan  alliii 
dinch  würkent  in  der  kraft  gotes,  &q  den  sünder  allain  .  . 
ich  sprich  aber  mit  Urlaub,  daz  got  die  weit  mölit  nider- 
slahen  in  aim  augenblick  &n  aller  siechtagen  hilf.  112,3.  später 
verengert  sich  die  bedeutung  in  dieser  Verwendung  bis  zu  dem 
begriffe  schlagßusz,  s.  unter  III. 

2)))  nach  anderer  seile  wendet  sich  der  gebrauch,  der  aus 
der  naturanschauung  in  gebirgsyegpnden  überliefett  ist:  durumb 
ob  gotz  gewalt  ausebäm,  daz  injin  möcbt  zimmerlioltz  finden 
{aus  1350).    Schöpf  tirolisrhes  idiotikon  79. 

3))|  in  der  rechtssprache  ist  eine  ähnliche  Verwendung  viel  belegt, 
in  der  die  wortgruppe  hrute  durch  andere  Verbindungen  {vgl.  unter 
Uli  verdränqt  ist:  unde  gelobet  denne  ein  man  dem  anderen 
zwenzic  marc  vor  gerichie  uf  einen  tac  unde  der  ricbter 
ge  abe  under  des  von  gots  gewelden  unde  dirre  spreche,  he 
si  im  nicht  scbuldic,  alse  iz  kumet  zu  deme  tage,  solde  lie 
umme  di  rede  sin  gelt  verlisen,  daz  were  unbilllch.  Frei- 
berger  stadtrecht  29,3  Ermisch;  were  aber,  daz  he  stürbe  in 
dem  gevencnisse  geelingen  oder  von  gotis  gewalden  oder  wi 
daz  were,  so  antwerte  he  zop  unde  zagel  wider  unde  ist 
ledic  zu  rechte.  5.32;  s welch  man  slnen  ricbter  irsetcen  wil 
oder  muz  an  eime  gezuge,  deme  he  übe  ist  gegangen  von 
gotis  gewelden  oder  gevurn  ist  beteverte . . .  der  muz  haben 
siben  ntnn  an  desselben  ricbters  stat  erhafter  iate.  29, 1. 

b))  der  hinweis  auf  Christus: 

o))  nu  wil  ich  iu  Zeilen. 

di  iz  vernemen  wellen. 

wer  die  waren. 

di  mit  ir  giengen. 

da;  selbe  was  Maria  Magdalena. 

di  dir  unser  berre  liailant. 

erloste  mit  siner  gewalt. 

von  den  ubelen  gaisten. 

vom  leben  Jesu  265,24  Diemer f 
in  dem  Jordäne 
wurde  wir  ze  wäre 
alle  Tiige  gezalt, 
er  holte  uns  ü;  der  helle  mit  stnem  gewalt. 

wahiUuil  91  Waag; 
nu  bitte  ich  iucb  chnaben  dri 
da;  ir  mir  hell'unde  sit 
und  da;  du  (Ciirislua)  erlösest  dinen  schalcb 
mit  diner  gewalt. 

MilltiäUer  sünripnklagp  792,  zach.  f.  deutsches 
atlerllium  20,280; 
und  doch  swie  de  der  gotes  sun  wSre  bedecket  in  den  hSnt- 
schube  der  mensihait.    doch  so  ^^az  er  diu  bant  diu  bimel. 
unde  erde,    und  dar  z&  alliu  dinch.    mit  sinem  gewalte  und 
mit   siner  wisebait   bat  geschaffen,     und  du  von  spricbet  er 
durch  dez  wissagen  mnnt  Isaias.    predigten  d.  I3.  jahrh.  i,  159 
Grieshaber;   da  wart   der   mensch   der  ain    stumme  vor  waz 
gewesen-     der  wart  redende,     und  do  de  die  scbara  sahen, 
do   nam   ez  si  groz  wnder.     und  spracben  sumeliche  under 
in.    in  beelzebub   principe  demoniorum  eicit  dcmonia.     swie  de 
w^re.     de   got   den  tiefel  mit  sinem  göteilchen  gewalte  den 
hosen  gaist  bete  üz  geworfen,     do  sprachen  si.     er  täte  ez 
mit  dem  gewalte  des  tiefels.    2, 99. 
ß))  id  was  ein  mit  hei  wunder, 

dad  die  ma^it  iunge 
gebar  ein  kint  an  alle  wiseit 
des  gewalt  so  michei  is  inde  breit. 

»Oll  Chrinti  gebuii  91;  m//.  Kravs  d.  geti.  d. 

i%  Jttlirh.  5;  ehenso  im  Hnumgurlncr  Johannes 

Baptista  btj  (Kraus  s.  14); 


4925  GEWALT  13  (macht  Chmii) 

•r  wti  mtDolMh  unta  fou 
tlio  tuoie  t>i  (In  gebot: 
roll  unt  tr  wanitMi« 
driu  unl«  drtulch  jir. 
durch  unver  n6l  d*i  vlerde  haly. 
tII  mlcliel  lat  der  iln  (eweli: 
ilnlii  won  wdrrn  iint  der  llp; 
durch  uuiih  alle  erxiarb  er  »lt. 

ttiulieii  10,13  (MiLLt!<iiorr-Scii«M  iltakm.  t*,l1): 
dat  du  dich  llete  irlbao 
■0  die  tiai.  di  man  dicb  bU 
ander  dia  dt  wiren  la 
i&  dm  »cichAren  gaialtf 
Awl  dio  (olllch  gawaltl 

Voratifr  ftnäetMaft  tl7  Waagi 
tII  otichel  wai  tia  inaRinrhrari. 
über  alle  lilrnelUc  höracart, 
aber  die  helle  Ist  der  iId  |wali, 
■licbal  unte  manicvali. 
Etiolifä  21.8  (MOLLiNiorr-Scuiaia  dtnkm.  I*,t9); 

•lio  hab  wir  um  barall, 

von  orlenl  «al  wir  ebofflan, 

aaiu  gewall  bub  wir  vernonen 

an  dam  «larn,  der  una  der»chlneD  lau 

t.rluunr  ifiel0  19  Kummtr; 

wta  dar  goiea  aun  von  bimela  an  dIa  arde  cliom: 

TOD  alner  nagada  wen  er  una  le  irdtia  geborn  .  .  . 

i6  ar  alcb  dIIiI  langer  newolie  lougeo. 

•r  newolie  »Inen  goielicben  gawali  ougao, 

•la  la  der  vaier  bar  btia  ge»end<>l. 

kni'frefiroHik  nSJ: 
dA  vil  aanctua  Felix  tOe  alne  knie  uod  »\n  brnder,  der  d6 
heizet  der  Auatua,  wan  her  priater  waa  ala6  atn  bruder,  uod 
aprdclien:  'berre  J6su  Kriate,  wise  bäte  dinen  gotllcheii  ge- 
walt  daz  dise  apgole  und  dirre  tetnpel  veraldret  werde  uode 
diz  beideoUcbe  toIc  gloubic  werde'.  Hiaa.  ton  irtiTtiaa 
htiligtn  Üben  {cUulsehi  mysliktr  dtt  14.  iahrh.)  1, 191. 

Y))  wir  wellen  den  ze  hdrren  bAii 

der  hiniel  unde  erde  eiipore  hil. 
In  de«  t^ewaji  nü  >iit 
balde  lip  unde  löt. 
(ar  doUe  selbe  inarter  und  nAi) 
da|  er  rclAsie  unlieb.        kaiierchronik  10973. 
O))  unser  hJrre  der  hellint 

nam  wider  In  «inen  «o'^Hchen  gewalt. 

dein  vaier  und  dem  heiligen  galtte  ebenbtre  und  abenricbe. 

dannen  lint  die  drt  namen  wasrlloba 

aio  got  ganennel.       t>053. 

(firec  «prach)  'frouwe.  nA  gebabei  iuch  wol  .  . . 
DU  be*alcli  In  diu  guole 
mit  wollen  und  mii  muote 
In  umer*  herren  irewnli. 
Ir  gebei  wart  vll  manecTali. 

HAaraANN  t.  Am  Ereo  &S13: 
•))  htiiehung  auf  wesen,  die  tu  gegentati  im  goU  gettelU  und: 

a))  wie  der  man  geiäie. 

des  gehuffe  wir  leider  oAie. 

dur  des  liirela  rit 

wie  schier  er  allenle  warti 

vil  harie  gle  diu  sin  scult 

über  alle  sin  ariercbuari 

ai  wurden  alle  gexalt 

In  des  lieTels  gewnli. 

EtsnUril  6.8  (MiiLi.ai«HOi'r-ScHr«ka  denkm.  1*.83); 

■n  Terlich  mir  le  lebenna 

ante  Ich  verworrener  scalh 

von  des  iluvele.«  gewalt 

InphAre  mine  sile.     Vurauer  tündtnätage  M3  Waag; 

dai  hegiinde  Irwelchen 

tuiiiellche  bAse  lielden<>chan, 

dA  sie  der  aposiolen  crafi 

Ir  goie  siben  louben 

und  Ires  gewaldas  rouben. 

l.ittändifchK  rHmchronik  TT. 
1))  h*riehung  auf  rint*  KtUlichen  kreis  ton  pcrtoiiffi  als  dfn 
trigtr  der  gfwalt. 

»))  oUgememtrt  und  umfasstndtre  kreise,  hier  überwiege» 
preRomina  und  subslanltva  als  begUtter  dt$  wartet: 

«))  nu  niercbet  och  irfira:  der  tage  aind  zewene,  ein 
Uch  de«  mennlRchen ,  der  ander  gotia.  der  lach  der  meo- 
nifchea  wert  alüo  lange  uoz  ai  langest  lebint.  hie  aint  die 
moniiische  in  ir  selbir  gewalte,  awedir  ai  wellin  nach  deme 
himelrich  arbeitin,  oder  nach  der  helle  wercbe.  aver  ist  der 
tac  ilirri  nieoniücbrn  also  lange,  ao  ai  in  der  Idte  gewalte 
aint.  tpetui.  etcUtiae  49  Kelle;  wir  tun  ala  die  sunn,  die 
achrini  über  boae  und  uher  gut:  wir  nemen  gut  und«  boae 
ij>  unter  gewalt.    ackerntauH  aus  Bihme»  8. 

P)i  duo  d«{  nrira  Asierlarap 

chom  io  der  Juden  gwali 
unt  dai  opher  raAra 
lag  lu  enteis  aliAre, 
duo  wuokie  der  ua<er  wigail 
da«  altvn  wuoirichet  lani. 
£»aoiMclM,e  (MBiLanaorr-ScaaBaa  4tmkm,  ia,90): 


GEWALT  I  3  (kSniglidbe  «nrdt  u.  •.)     4926 

do  beten  d«  Romert  geten  van  ere  alle  de  laut  da  4ar  warea 
in  ire  gewalt    sithtitche  wetukiowik  tu 

y))  mannechlleb  «II  rabi  bis 

ala  tlo  geoali  Ist  gcila. 
MDde  wil  d«(  Im  aalbea  bakea 
Made  wllt  dabalaaaa  aodeiaa  («bau. 

M«  iMkU  a  M'a«f/ 

ao  wuraia  dicka  vartaroi 

von  msnnas  gewalle. 

a«  das  ar  din  wall« 

■nd  dich  habe  In  sloar  pfleg«. 

LvTwia  Ailsm  ub4  Kmi  flilj 
awai  dIrre  gabftra  gam«  tei«. 
de*  dühie  sloeo  hatren  guuoe: 
dar  tuo  er  In  überiruoo 
da(  er  deheln  arlirli 
TCO  frAadem  gewalia  lalt 

llAaraAM!«  v.  loa  «na^  Htiartek  Hfl. 

I))  einengung  des  kreim  der  bethetli-^teu  pertawen.  bamftklu 
«der  sUnditcke  glitdtrung: 

a))  ao  aal  ok  de  geialliche  gewalt  helpeo  deOM  wartlikca 
rechte,  of  it  ir  bedarf.    Sochsensptegel  i,  1( 

alt  dem  üalbao  rtt« 

glangaa  ai  tdaa  mll 

100  da«  eardlnal. 

der  tuo  dar  wila  dA  lae 

■ad  dea  blbsies  eewali  pbia«. 

OrroiAB  öeierr.  retmeknunk  iUU. 

fl))  al  acbat  ander  der  erde  bagraven  deper  den  ein  plueb 
ga,  die  hon  to  der  kuoingliken  geaalt.  Saektentpifgel  1,36; 
ne  tiet  de  arten  nicht  ut  ut  der  kuningliken  gewalt  binnen 
jar  unde  do^e  mit  irine  ede.  1,98:  wi  aicb  dat  geticble 
nicht  kan  vorawigen  an  gute,  da«  an  die  königliche  gewalt 
fellit  Magdehurner  fragen  l,i,2i  [Behreud  ^);  welibir  kebtaz- 
kindir  gut,  is  aei  erbe  ader  varnde  habe,  daa  ai  dirarbeit 
haben  adir  vork')uin  vor  gebegeiem  dinge  mrht  Toneicbt 
noch  vorgeben  were  noch  habin,  unde  nicht  elicber  Linder 
recht  haben,  daa  ttirbet  uode  feilet  an  di  königliche  gewalt 
noch  irem  tode.  l,  U,  8  (iS&):  ab  ein  man  von  uogenchtta 
wegen  zcu  deme  galgeo  vorteilet  worde  unde  von  königlicher 
gewalt  adir  durch  aodir  lute  beie  wille  ledig  worde  galu»zaa, 
wi  man  den  man  vorhast  beiden  »alle,  t,  17,  l  (i44|;  ich 
Tileiiianou«  Ellien  von  Wolffbau,  ein  paffe  uate  Menlzer  biacb- 
tonie,  wonehalTlig  zu  l.impurg  io  Trire  biscblom,  ein  ufünbar 
aclinber  von  keiserlicher  gewalt,  want  ich  bi  diser  scbickiinge 
und  ordinacien  .  .  .gezogen  geweat  bin.  ttttamtnt  dir  Ltm- 
burger  früri;«nn  Grete  Meinliard  20.  aprij  1S71  la  der  Limbnrger 
Chronik  113;  wo  erbe  ane  erben  atirbeU  ab  ein  eibe  vor- 
stirbet.  daa  aicb  nimant  doriza  tzubet  mit  rechte  binnea 
iar  unde  tag.  daa  nimpt  di  koniciicbe  gewall.  Laaan  ia$ 
alte  Kulmiseh«  recht  4,70;  birnoch  ao  gingen  dee  dirhangca 
frund  zcu  der  königlichen  gewalt  durch  der  roin.«ien  anloat 
wille  unde  betrubnisz  unde  beten,  daa  man  den  toden  muat« 
begraben.  Magdeburger  fragen  3,  e,  3  [Behrtnd  19>).  <«  i«m 
beiden,  leisten  belegen  fergleiche  auch  di*  fitr  die  objeelimtnn§ 
und  personificierung  susammenge stellte n  beispielt  tp.  4937/. 

y))  ave  nenen  bargen  bebben  ne  macb,  dar  ha  ok  aaa 
erve  ne  bevet,  den  aal  de  vri>ne  gewalt  babaldea,  «f  ke  MB 
ongericbte  klaget,  oder  die  klage  up  ene  gat  Sedbwipiffrf 
1,8  Bomeyer;  adir  luthe,  die  nahe  geaeaaeo  aio,  da«  ai  g«- 
begetes  dingia  warten  oiuezen,  der  eide  mag  der  ricbter  »«1 
vorsrhiben.  haben  al  abir  keinen  bürgen,  ao  «al  ai  di  frooa- 
gewalt  bebaldeo  zco  ofUo  tagin  ond«  tco  gebeiselea  din|e, 
dai  «i  dl  eide  leiaten.  Magdeburftr  frofen  l,  le,  &:  wcoa«  nn 
man  den  andern  in  di  fronegewalt  adir  io  da«  gefeagoii 
biengit  mit  rechte  umb  eine  bekaote  ackolt.  S»  3,  lt.  afL 

»,1.7. 

J))  doste  bleven  alle   riddere  ond  heildeo  aik  io 
likrm  gewalde.    {Magdeburftr  ttkipftutkranik}  dnUdu  lUält- 
th4  o».  7,  S&3. 

§))  di  munzmei»ter«  ksbaa  «ach  gewalt,  abar  aa«  gcrkbta 
nichL  Freiktrger  sUHntld  Ut  Erwustk;  aan  aol  ackhkeo 
allen  reten,  das  ein  iegiich  rat,  der  dam  e  gcaralt  iiat,  tegüch 
klag  aol  harren  sweone  er  «itzet  (1334)  IMtker  üadtiitlm 
1,34:  wer,  dz  der  egenanl  SIeipfer  die  vorgaacbnben  arlikel 
deheineo  nicht  «itt  hielt,  dt  «i  dann  di«  vorgeaeiien  hundert 
pfund  wereo  aulo  an  goad  »der  aber  den  Torgenaoleo  Hüdin 
Sleipfer  wider  gen  Zürich  in  dea  rate«  gewall  aotwürten 
and  bringen  aiilo.  (iKil  1, 3M:  ai  kaot  oucb  geaett,  daa 
ein  ieklicher  rat,  wenn  er  ao  eiltet,  awerreo  sol,  wg  ander 
inen  klagt  wiri,  dz  ai  dz  alle  rirbten  aüleot  ood  oucb  gericht 
aül«nt  kao,  ««oa  ir  lil  aod  ir  |«walt  aa  gat   (1311)  1,  IM. 


4927       GEWALT  I  3  (individuelle  begrenzung) 

^))  wenote  he  ghewalt  hebbe,  so  spreke  de  scultechte. 
dt«  Goslarischen  slalulen  73  Göschen. 

T]))  her  mag  is  {das  vieh)  ouch  wol  pfenden  ane  des  rich- 
teres  orlob,  und  sal  is  triben  in  des  richteies  gewalt.  das 
alle  Kulmische  recht  5,  26  {Leman  158);  und  ob  ein  manslek 
ilreistunt  geladener  nicht  für  chumt,  der  richler  chund  in  in 
die  Acht  und  zwei  teil  seins  guets  sten  in  dem  teil  seiner 
hausvrowen  und  seiner  chinder,  und  der  dritleil  seines  guets 
st6  in  dem  gewalt  des  richters.    Augsburger  stadirecht  50. 

&))  dienest  manne  egen  ne  macb  in  koningliken  gewalt 
nicht  kernen,  noch  buten  irs  herren  gewalt,  of  se  sik  ver- 
werket an  iime  rechte.  Sachsenspiegel  l,  38  Homeyer;  dinst- 
man  ervet  unde  nemet  erve  alse  vri  lüde  na  lantrechte,  wen 
allene,  dat  si  buten  irs  herren  gewalt  nicht  ne  eivet,  noch 
erve  ne  nemet.  3,81;  das  hulCfe  im  got  von  des  herren  ge- 
walt usz  deme  lande.  Magdeburger  fragen  3,  9,  3  (Behrend  204); 
in  molne  unde  in  inünte  unde  in  tolne  unde  in  wingarden 
unde  in  tegeden  oder  in  süsgedanen  dingen,  of  en  man  belent 
wert,  deme  lene  volget  die  man  unde  erft  it,  al  hebbe  die 
herre  des  lenes  slat  in  siner  gewalt  to  bestadene.  Sachsen- 
spiegel lehnrecht  11;  svat  aver  den  mannen  an  irme  lene  ge- 
brict,  die  wile  it  die  herre  hevet  an  siner  gewalt  des  lenes 
stat,  unde  die  bestadet,  die  wile  sal  de  herre  den  mannen 
irvullen  iren  scaden.  ebenda;  wer  unser  ainer  stirbet  und 
bawsfrawen  und  erben  lezzet,  der  richter  ader  foit,  noch 
imand  anders  schol  sich  seines  gutes  nicht  unlerwinden, 
sunder  das  gut  bleibt  in  der  gewalt  der  frauweu  und  der 
erben.    Iglauer  sladtrecht  (13.  jahrh.)  Tomaschek  201. 

0)  dekeins  burgers  sun  von  Colmer  der  under  des  vatters 
oder  der  mutter  gewalt  dennoch  ist,  der  mag  irs  gutes  oie- 
uianne  nicht  gegeben  noch  verspilen,  noch  in  dekeine  wis 
in  enphüren.    {Rothweil.  1293)  bei  Schöpflin  Al$at.  diplom.  2,  58. 

e))  einengung  durch  nomina  agentis: 

ze  rebter  zit  er  entran 
üz  der  mordxre  gewalt. 

Habthann  V.  Aui  Gregorius  99  Paul. 

3))  die  bexiehung  auf  ein  bestimmtes  individuum  als  den  träger 
der  gewalt  wird  überwiegend  miUelst  des  Possessivpronomens  her- 


a))  das  Substantiv  ist  subjeet: 

der  künic  bat  in  vfir  sich  komen 
und  bat  den  helt  maere 
da;  er  immer  bi  im  wsere: 
er  wolde  im  sinea  gwalt  lin 
und  gerne  wesen  undertän. 

heriog  Ernst  4987  Bartsch; 

wände  er  de  geweitigeste  cbunlcb  was, 

da  man  von  ie  gelas. 

vii  witen  giach  An  gewalt. 

Vorauer  Alexander  1431; 

din  gewalt  wirt  also  vil, 

daj  dir  in  ertriche 

necbein  kuninc  ne  mac  geliehen. 

Trierer  Silvester  501 ; 

sin  höher  küniciicb  gewait 
schein  harte  maneger  bände. 

Konbad  von  WShzburg  Partonopier  238; 
dö  sprach  Ich  'sud,  vil  lieber  man, 
disiu  rede  beert  dich  an\ 
'wie  vater  min?'  'daj  sage  Ich  dir. 
ich  wil  dich  biten  daj  du  mir 
niht  verzihest  hie  swes  ich 
von  rechten  herzen  bite  dich\ 
'vater  min  es  ist  gezalt 
über  mich  din  gewalt. 

R.  v.  Eiis  der  gute  Gerhard  4272. 

6))   prdpositionalverhindungen ,   die   die   gewalt  als  ziel  einer 
bewegung  erscheinen  lassen: 

a))    uiilanges  zit  bine  chom,  ö  in  sin  herre  sazte  ze  ambtman: 
al  da;  er  hete  da{  pevalh  er  zfl  siner  geweite, 
da;  irae  al  da;  wäre  undertän  da;  ter  ime  scolte  dienen, 
nieht  er  u;nam  wane  sin  wib  lussam. 

yenesii  55,34  (Hoffmann  fundijruben  2); 
er  Dan  den  dinstman  bi  der  hant 
er  beval  'n  den  konich  in  sinen'  gewalt, 

Crescentia  30,23  Schade. 
ß))  er  (Rnther)  sprach:  'swer  danne  wil  scat  nemen, 

dem  sal  ich  in  äne  zaie  geben: 
wil  er  aber  bürge  unde  lant, 
des  gibich  im  in  sine  gewalt. 

könig  Rother  193  Bahder; 

da;  wil  ich  immer  gote  klagen 
da;  din  mOeder  lip  zerslagen 
ii>  wart  gegeben  in  min  gewalt, 
sit  du  von  minen  schulden  sait 
din  dienest  allen  bau  verlorn. 

Uorit  von  Craun  1299; 


GEWALT  I  3  (individuelle  begrenzung)     4928 

doch  wil  ich  iuch  durch  zuht  biten 
ergebet  iuch  in  mine  gewalt; 
oder  ir  sit  scbier  von  mir  bezalt, 
da;  iwer  vollen  rQert  den  snö. 
so  ixt  ir;  ha;  mit  gren  i. 

Wolfram  Parzival  287,28; 
und  nam  des  sine  Sicherheit 
da;  er  gevangen  wider  reit 
in  der  vrouwen  gewalt. 

Hartkann  V.  Aoi  Iwein  3779. 

y))  ein  keiser  was  bi  den  eilen,  ein  gewaltiger  voget  witen, 
Augustus  was  er  genamet,  der  bete  diu  riche  elliu  ensamet 
in  sinen  gewalt  betwngen. 

Weiinue*  Maria  158,  fundgruben  2,191; 
die  iuucrrowe  zubaut  nam 
den  sperewer  an  ire  gewalt. 

der  s/ierber,  tsck.  f,  d.  a.  6,429; 
des  amies  er  nicht  abe  trat 
bi;  da;  meister  Werner  quam 
von  dütschen  landen  und  nam 
die  meisterschaft  an  sine  gewalt. 

LivläiitUnche  reimchronik  6327. 

c))   die   gewalt  haftet  an  der   durch  das  pronomen  gekenn- 
teichneten  person:  auch  hier  überwiegen  präpositionalverbindungen: 
«())  herre,  nü  habt  guoten  muotl 

über  alle;  ditze  guot 
wei;  ich  in  miner  gewalt 
kleinät  manicvalt. 

Ottosab  österr,  reimchronVi  3695; 

ich  gebiute  dir,  edeliu  würz  verbena,  .  .  .  daz  it  neheine 
lügende  in  dirre  erde  verläzest,  dune  sist  immer  in  miner 
gewalt  mit  der  chreft  unde  mit  den  tugenten  unde  dich  got 
beschaffen  hat  unde  gezieret,  twei  arineibücher  aus  dem  12. 
und  13.  jahrh.  2,13",  Wiener  s.  b.  42,150;  of  die  burch  unde 
dat  burcblen  in  ene  gewalt  nicht  ne  höret,  unde  na  des 
herren  dode  sünderliken  herren  ledich  werdet,  unde  dat 
buichlen  getweiet  wert  von  der  burch,  die  bürgere  volgen 
irme  borchlene  dar't  höret,  wende  it  is  denne  ire  rechte  len, 
sint  sie  der  burcbsate  dar  af  ledich  sin.  Sachsenspiegel  lehn- 
recht 72  Homeyer; 

da;  . . .  lant, 

des  diu  schoene  Irekel  wielt 

und  e;  in  ir  gewalie  hielt 

vii  stsetecliche  und  in  ir  wer. 

KoNSAD  V.  WSbzbubg  Parlonop.  11082. 

ß))  der  von  Francrich  hat 

in  siner  gewalt 

des  riebt  guot  ungezalt. 

Ottoeab  österr,  reimchronik  74809; 

ich  hän  gehört  also, 

tin  ene,  hie;  Joachim, 

von  dem  solle  gevallen  im 

und  zerbe  sin  bezalt, 

swa;  in  siner  gewalt 

bete  dei  kunic  Davit.        47500; 
also  het  in  der  marggraf  ein  ganz  jar  in   seiner   vänchnüsz 
und   in   seinem  gewalt.    sächsische  wellchronik  375  (vierte  bair, 

forts.);  brüder  Juries  ü;  den  brüderen  las, 

wen  er  was  an  des  meisters  stat, 

einen  brüder,  den  er  bat 

mit  der  brüdere  rate, 

da;  er  wolde  dräte 

von  riten  mit  dem  her 

kein  Kürlande  bie  dem  mer 

unde  bette  sine  gewalt 

über  jung  und  uoer  alt, 

die  zu  der  reise  wären  komen. 

Livländische  reimchronik  5897. 
vgl.  auch  gewalt  haben  unter  iS)  sp.  4931  /f. 

d))   die   gewalt   geht  der  betreffenden  persönlichkeit  verloren: 

mir  sint  diu  riche  und  diu  lant  undertän 

swenne  ich  bi  der  minneclichen  bin; 

unde  swenne  ich  gescheide  von  dan, 

sost  mir  al  min  gewalt  und  min  richtuom  dfi  bin. 

minneK.  frithl.  5,26; 

dö  er  (Gregorius)  von  sineni  gewalte  gie 

and  in  der  vischxre  enpfie 

In  sinem  hüs  so  swacbe. 

Hahthann  V.  Adk  Gregorius  3677; 

üterthalp  siner  gewalt 

Dolrich  der  beit  halt. 

der  von  Kappellen  was  gebei;en, 

datze  Siire  in  den  kreijen 

wol  anderthalp  hundert  man 

xuo  einander  gewan. 

Ottokar  öxterr,  reimchronik  36320. 

4))  dieser  individuellen  begrenzung  des  begriffes  giebt  die  sprach* 
der  dichtung  eint  bestimmte  richtung,  theils  durch  Übertragung, 
theils  durch  Verknüpfung  mit  personificalionen : 
a))  üt  da;  selbe  wunschleben 

so  bet  ich  minen  vil;  gegeben 
in  miner  frouwen  gewalt: 
dar  inne  woll  ich  werden  alt. 

Hartkahn  v.  Aus  2.  büchlein  81; 


4929 


GEWALT  I  3  (besiU) 


GEWALT  I  3  (lietiU) 


4030 


w«ltiu  Dibi,  w«|  «r  blBM  n-uo 

■prtch  tuo  Melidr«?  . .  . 

•r  liDie  Ir  aCieieo  llp  geMban 

te  tohaden  und  la  nanagar  oAu 

er  «prtcli,  aln  laben  und  «la  i4i 

diu  «iftendan  belda  In  Ir  leMrali. 

dar  aalba  rliiar  wo!  (a'UU 

üf  jAmer  laiie  ttnan  Tli^ 
KoMAD  T.  WOaxau««  l'aiionopltr  Hui  UfHur  IWll, 
^))  daniioeb  d6  Grdgftrjua  waa 

In  der  «Ondeo  gawalt. 

all  iu  dA  vor  ««ai  gaiali. 

lUaTNANN  f.  Aoi  Gr«f«rto>  Wh; 

Minne  diu  varwarrwriniia, 

dia  endühia  at  niht  d6  rolia  genuoo, 

di|  man  ti  In  adalen  hurian  Iruoo 

varhoirn  und«  lougao, 

iiua  wolle  under  ougeo 

ouch  oir«Dbereo  Ir  gewali: 

der  wai  an  Ir  iwein  manicTati. 

GoTiraiaa  TrUtam  1I9I7; 

der  got  «lob  wuoderllcb  vertan 

der  ir  gawaU  {Jer  miniie)  ad  «Ken  mar. 

»iniltUm  M: 

möble  leb  reraUreo  de«  wlmara  ili! 

wacbe  leb  die  wile,  a6  bin  leb  «In  nll, 

dat  «In  gewali  Ut  «A  breli  und  «o  wti. 

WtLTHia  30.  R. 
b))  in  dir  rechtstpraeiie  wird  durch  dirtt  individuelle  begrentung 
des  bttiriljffs,  ebenso  irie  durch  die  Anknüpfung  an  afipellaliva  alt 
die  trägt!  der  gewalt  eine  bedevtung  tnlicirkeU,  die  tich  der  ton 
betiti  nihtrt.  den  ausgangtpunkt  bildet  dt*  vmttellung,  dast  da$ 
betreffende  individuum  die  volle  Verfügung  über  etwas  ausübt,  wie 
diese  namentlich  in  der  Verbindung  gewere  und  gewalt  diu  der 
iiei^enüberstellung  eines  reehlliehen  anspruchs  und  des  thattadilielien 
innehabens  erwachst,  diese  berührung  mit  der  bedeutung  ^betitz',  die 
mtt  dem  übertritt  des  wortes  vom  staatsrechtlichen  gebiet  auf  das 
privatreehlliche  sich  ergiebt,  ist  an  bestimmte  feste  Verbindungen 
gebunden  und  bleibt  für  den  schärferen  beobaehter  immer  nur 
eine  annilherung.  so  wird  namentlich  in  der  juristisdien  litteratur 
die  grensltnie  grgen  besitt  um  so  krAftijer  hervorgehoben,  je  mehr 
sie  sieh  im  allgemeinen  sprachyebrauch  vertritchl.  an  der  letsteren 
entwicklung  nehmen  nicht  nur  volksthümliche  rechtaquellen  theil, 
sie  findet  auch  in  der  allgemeinen  litteratur  nahrung,  sofern  iit 
dichtung  Wendungen  der  Umgangsprache  aufnimmt. 

a)\  weniger  tntwickelt  ist  dteu  mtue  bedeutung  t»  dtr  mt- 
bindung  mit  verbis  der  bewegung: 

('))  wer  (in  vilir  tribet  uf  eines  andir  maonea  körn  adir 
gras,  her  aal  ioi  sinen  scbudeo  tzweTalt  gelden ...  her  mag 
18  ouch  wol  pfenden  aoe  des  richleres  orlob.  und  sal  is 
trilien  Iu  des  richleres  gewalt.  dat  alte  Kulmischt  recht  5,26 
Ltman;  ist  das  vibe  so  getan,  daz  her  is  nicht  gevoien  in;ig 
nise  wilde  ros  sin  und  rinische  pfert  adir  andir  wilt.  daz 
man  vor  tzam  heldet.  «dir  gense  das  s«l  her  in  sine  gewalt 
(riben.  168. 

ß))  dem  {H.  Zwiek)  wrden  ocb  die  pfenninge  alle  ge- 
anlwrt  in  sio  gewalt.  (1818)  Züricher  stadtbüchtr  i,  U;  wer 
oucli,  ob  ir  dekeiner  in  dirre  frist  der  burger  hedorfle,  dem 
«ol  niiman  von  der  burger  wegen  sin  behulffen,  er  habe 
dantie  ein  hus  koufTet,  oder  so  vil  gStes  geleit  iu  der  hurger 
gewall,  darumb  er  daz  hus  kouffen  solle.  (l3ie)  1,  IJ;  euch 
sal  nimanl  binne  »ort  mer  ,  .  .  kein  achter  ouz  der  achte 
laien  noch  keine  bericblunge  Ton  im  iiemen  noch  in  keine 
«eine  gewalt  geleiten,  einigung  twischen  den  herrn  von  Elsler- 
f>eTg  und  denen  von  Plauen  (1327),  Haltads  695;  wer  ouch  tAch 
bcriii  in  unsere  «lat  bringet,  von  wannen  die  slnt,  und  si 
in  sinen  g.walt  leit,  der  sol  sie  »erungelten,  also  doTor  stot. 
kaufhausordnung  von  Strasiburg  (l40l)  bei  EaBBitc  1,6. 

y))  hedde  ein  man  to  jannalen  lan<l  gewunnen  unde  hedde 
dal  körn,  dat  dor  oppe  stonde  »ort  »erkoft  eaen  amleren 
manne,  unde  hedde  der  kopere  dat  »orgeoant  körn  gebracht 
in  »in  gewalt  unde  behalt,  dar  en  is  de  kopere  »orgenant 
otme  genen  nicht  »an  schuldich,  des  dei  erftale  is.  Dorl- 
mundrr  urlhtiUbuch,  Hansische  gtschichUquellen  S,  H2 ;  et  sollenl 
och  der  scbultbs  und  die  ampllQle  so  sl  iemand  frOmder 
K  Yv  "*"  anspricht,  in  gwalt  und  gwere  setzen  und  das 
erb  \x  pfund  pfeu.  iUeä*  geridUsordnung  to»  Butl  1457 
(^■iiBU  Basa  1841)  «'. 

''  Bit  dUen  dingen  uode  ala6 

oam  den  bort  aln  muoier  M 
analliclicbe  In  ir  gewall. 

Ko!<BiD  ».  WeatauB«  Partonop.  »17; 
ob  swene  man  aprechent  uf  eines  mannes  gflt.    »or  gerihle. 
nach  sinem  lade,    so  sol  der  rihter  daz  giit  in  sine  gewall 
atmen,    «ne  schalen,     und  si  soln  »or  im  dar  umbt  rebteo. 


Schwabe nsptegel  f  37S  Ustberg ;  ala  lob  ib  der  »eiot  io  lla 
gtwalt  genam  und  in  in  mirhel  uogenAde  let,  dö  eneift  ich 
SD  iu  valtrllcbt  Iriwt  und  gnide  freäigttn  aus  Si.  />•«](.  tO; 
und  sOlleul  darzS  der  meisler  und  tio  sremanmoitter  ieglicber 
einen  slOasel  babeo  und  i8  imt  io  tineo  gtwalt  oraeo. 
ntuordnung  dtr  sUdtMrw*ltuH§  in  Stras$kmrg  (I4M)  bei  Chi- 
tltc  1, 91. 

h\)  nee*  mehr  9*rbindung$Unin  mit  4tr  fraUtU  gewert, 
pos$etsi9,  uigtn  die  rrifmhonalmUMimngen .  dt  tiek  u  ä» 
ttibum  dei  beharr«n$  «MtUimM. 

n))  tdion  unter  gewibr  (f.  4Ttl)  tM  aus  ratkipuUe»  $M- 
rtkht  beitpiele  »usttmmengesUlU,  du  iu  der  vtrMitfHtf  io  tainar 
gewalt  und  ftewtrt  haben  du  bedeutung  'betUtf  torhtrtUe».  9m» 
kitr  aus  geht  du  wtndung  auch  in  die  poettUkt  vfruMt  über, 
90  tit  jedoch  du  anlehnung  an  gewere  a' streift: 

1)))  ab  ein  mno  eins  andirn  mannit  gut  »orwirckea  m$§f 
dat  her  in  tioer  gewalt  und  geweren  bat.  Magdeburger  fra^iu 
S,s  dittinction  3  \tgL  ff.  4791);  bat  ein  man  einen  uorecblta 
bu  in  gewalt  unde  in  gewere  »ir  iar,  stcbse,  cebne  odtr 
loch  zwencic  iar  »on  sineo  nakeburen,  iz  ti  »on  gunsl  oder 
»on  gewalt,  den  hat  he  nicht  mit  rechte.  Frttberger  sladt- 
recht  &, 21  u.a. ; 

dar  «alba  hli  daj  gaot  lani 
In  gewalt  und  in  gawer. 

HtiNaicn  r.  Narsrin  Afottmtm  4)M, 
vgl.  SraoaL  gloaaart 
vgl.  io  der  gtwalt  haben  htiszt  btailzeo  und  gtwalt  ist  gleieb 
gewer  polestas.  J.  Gtiaa  {das  wort  des  btsüus)  kl.  sehr,  i,  iv.. 
2)))  Kn  in  sioer  gewalt  bebben.  Sachsenspiegel  lehnrecht 
»rt-  II  {  3;  wann  einer  aia  wittibeo  anspricht  umb  aoer- 
storbens  erb,  dat  si  in  irer  gewalt  bat,  da  mag  dit  w  itib 
nicht  tisch  umb  haben,  steiermarkisehet  landrecht  IM  Bisdioff; 
welchem  »erierts  vüech  oder  ander  gut  zue  seiner  btbao- 
szung  oder  auf  ander  sein  grQml  koinbt  oder  darbei  ge- 
funden wurde,  der  soll  das  nicht  lenger  dan  über  nacht  in 
seiner  gwald  haben.  rtdUe  iet  stifta  Göu  (16.  jahrh.),  gHerr. 
weisth.  6,300. 

')))  ar  lie  «Ich  nlhi  »ardrletao, 

ar  Mch  unde  gap, 
awax  er  »arunder  hab 
bat  In  tinar  gewalt. 

OTTOsta  ötu^r.  rtitmekranik  SieM; 
ntt  wealen  die  berreo  kare 
wol  «eb«  iä»eoi  marc 
In  lioer  gewall.        ä&8*ö. 

ß))  onde  beheldet  he  daz  also  ia  gewalt  unde  Io  fewer« 
iar  unde  tac  ane  anspräche,  so  ist  ieore  Itdic,  der  iz  im 
ufgap.  Freibirgtr  stadtrtekl  1,85  frniMcA;  und  sein  also  darin 
gesessin  in  stiller  nützlicher  geruhiger  gewebr  und  gewalt, 
lünger  denn  iandU- rächt  und  gewobnheit  itL  (i344)  Halt- 
ads 695. 

y))  als  mich  mio  geselle  Pelir  vonnalt  sco  tiroe  gute  mit 
ofünbaien  schriinen  und  initrumenttn  offinbar  bettetigit  hatte 
bi  sime  gesunden  leibe,  dornoch  so  sime  sicbbelte  »or  tr- 
baren  luthen  alle  sin  gut  unde  erbe  unde  geretbe  gegeben 
hat...  so  lat  ein  recht  werden,  nochdemmole  d.is  sin  gut 
do  min  was,  und  alle  tin  gerete  do  in  niiner  gewere  uode 
gewalt  irstorben  ist.  unde  her  selbir  spricht,  dat  is  bi  mir 
ist,  ab  mir  das  icht  nebir  bliben  sulle,  wenne  mir«  inaoä 
entwenden  möge.  Magdtburger  fragen  1,  6,  5;  wann  aio  mentcb 
dem  tndern  zuspricht  umb  weu  das  ist,  bat  sieb  das  ver- 
irret in  des  antwurter  gewalt,  so  »erantwort  era  ia  banU 
taiding,  an  der  dinstberro  eigen.  $teierws4rkitcket  kndrttkt  it$ 
Bischoff;  gebe  ich  einem  manne  gut  tau  »orkoufen.  und 
gebit  her  mir  eine  andir  habe  doran  und  daz  gut  biib«t  in 
niiner  gewalu  und  wirt  it  mir  »«rtloitn  4ar  tclaJ«  Uikat 
sin  und  min  nicht,  das  alu  Kutsaktke  rtddl^UiLmn  M^; 
wirt  gelt  in  ames  mannes  gewalt  «trpoUa,  in  or  eia«ai 
andern  gelten  sol,  da  sol  man  in  paiden  tag  umb  geben, 
der  daz  gelt  »trpoten  btt,  and  den,  der  dat  galt  sol,  auf 
»ierzehen  Ug.  Mkmtktner  UadtnoMuds  ?••  I4r  ort  17  ne 
man  gelt  in  oinet  fpMit  oetfornt;  alleina  er  det  heiligen  reicht 
obritttr  marscbtlcb  und  cburrarste  tei . . .  als  er  at  auch  »on 
seinen  ellern  bergebracbtt  bat,  und  in  gewebr«  und  gewaldt 
itU  Ctrai4  IV.  dipL  tu.  quod  an.  t96t  tmdolfko  dua  Sas.  dtdä 
bei  HALTADt  666. 

9))  11))  twer  Qbtr  dta  ander«  tat  tin  diobic  oder  tia 
ruubic  gut  bi  iem.inde  vmdel,  der  daz  offenlicb  gekoufet 
hat . .  und  dat  geziuge  bat :  den  mac  man  delieiner  Lantgeiai 
getcbuldigen  .  .  »indet  nun  et  ia  des  gewalt,  ar  mu  dar 


4931  GEWALT  I  3  (gewall  haben  u.  a.) 

umbe  antwurten  ienem,   des  ez  da  |was.     der  sol  sin  gut 

wol  anevangen  mit  des  rihters  urloube. . .  er  vellet  ez  selber 
an  und  fUeret  ez  in  des  rihters  gewalt.  Schwabenspiegel  c.  '26S 
Gengier;  so  sol  ez  jener  gehen,  in  des  gewalt  er  sin  gut  da 
vant.  und  der  sol  uf  den  klagen,  der  im  daz  gut  da  gap. 
298  §  8.  vgl.  auch  Haltaüs  695;  fund  man  in  ains  gewalt 
guot,  daz  auz  chircben,  auz  mäln,  auz  smitten  oder  von  dem 
ptluog  Terstoln  ist.  rechtbuch  kaiser  Ludwigs  1316,  bei  Fsby- 
BERG  406  {art.  34). 

2)))  der  einen  menscben  stilt.  das  ist  euch  eine  ofene 
dubbeit.  und  wirt  is  in  siner  were  adir  in  siner  gewalt  be- 
grifen  man  schubit  is  uf  in  alse  andir  dubbeit.  das  alte  Kul- 
mische recht  5,  31  {Uman  162);  unde  ist.  das  ein  mensciie 
deme  andirn  retet.  daz  ist  stele  und  spricht  also,  gang 
hin  und  stil  deme  das  und  brenge  mirs.  und  gib  mirs  halb 
ich  wil  is  dir  bebniden.  und  tut  her  das.  und  das  gut  wirt 
begrilTen  in  des  gewalt  deme  is  do  bevolen  wirt.  nu  ist  der 
vor  nicht  belougenmundet.  wi  sal  man  das  richten.  5,  30  (161). 
3))  so  niac  man  suchen  mit  rechte  in  deme  buse  unde  in 
siner  gewalt  in  kästen,  in  kamcren  unde  allen  enden  ab 
man  der  pfenninge  icht  me  vinde.  Freiberger  stadtrecht  230 
Ermisch;  welicbe  aber  mit  stahel,  eisen  und  dergleichen 
banndeln  und  umbgeen ,  den  ist  zugeben,  in  iren  hewsern, 
kramen  oder  gewalt  einen  Zentner  oder  darunter  mit  fron- 
gewiclit  ausserhalb  des  geswornen  wegers  ausszuwegen.  iVürn- 
berger  polizeiord.  273. 

£))  swie  lange  ez  uz  ir  gewalt  ist  und  uz  ir  gewer.  Schwaben- 
spiegel e.  373  §  6  bei  Haltaus  695;  ez  mag  ehain  diepiscb 
gdt  aus  cbiiins  Juden  gewalt  bestetigen,  wie  wissentleich  es 
sei.  steiermärldsches  landrecht  165  Bischoff;  wer  ein  bawss  in 
der  gewalt  verkawfft  und  es  aus  der  gewalt  nit  gibt,  do  ist 
weder  der  kawffl,  oder  der  dohin  gibt,  keinem  forster  nichts 
umb  schuldig,  und  bat  ein  man,  der  in  der  gewalt  sitzt, 
gezimert  oder  prennboltz  gefuret,  will  er  des  geraten  und 
verkawGTt  das,  und  gibt  das  inn  die  gewalt,  do  ist  weder  der 
do  kaufft,  oder  der  dohin  gibt,  keinem  forster  nichts  umb 
schuldig,  wer  stock  und  kaimen  füret,  der  in  der  gewalt 
siezet,  der  ist  nimants  nichts  schuldig,  dann  dem  vorster 
inn  des  hut  er  hawet  über  iare  zwen  pfenning.  Karl  IV. 
bestätigt  die  Nürnberger  waldordnung  vom  jähre  1294  (29.  aug.  1365), 
monumenta  Zollerana  4, 65. 

S)  bedeutungsdifferenzen ,  die  sich  aus  der  kennzeichnung 
des  Zielpunktes  der  gewalt  ergeben,  das  cbarakteristiiche  an  den 
hierher  gehörenden  Verbindungen  ist  das  fehlen  des  Possessiv- 
pronomens, trotzdem  stets  auch  der  deutliche  hinweis  auf  einen 
träger  der  gewalt  vorliegt,  solcher  mangel  des  Possessivpronomens 
läszt  sich  an  den  unter  y)  {sp.  4922 /f.)  aufgeführten  Verbindungen 
nur  selten  belegen:  ^ 

do  Abraham  (Inf  und  sibenzich  ioch  zebenzich  iare  alt  wart, 
do  muB  er  leisten  die  vart 
die  wir  alle  sculen  leisten  swie  alt  wir  werden. 
der  lip  den  enie  genam.  diu  sela  fi^r  ze  gotes  ewen, 
die  himel  wunne  maiiiclivalt,  die  hat  si  da  in  gewalt. 

gi'iipsüi  35,40  (iiOFFUANN  funägruben  2); 
»In  vart  diu  ist  unsQeje : 
Jane  gSt  er  nie  so  balde, 
ern  benahte  in  dem  walüe. 
eagezi-at,  in  die  wolve  niht, 
daj  aber  lihte  gesciuht, 
so  muoz  er  da  ungä;  ligen 
und  aller  gnaden  verzigen. 
1&  mir  da;  ze  gewalte 
da;  ich  in  noch  behalte. 

Hartmann  V.  Aue  Gregorius  2873  Paul; 
vater  und  muoier  sint  ir  (der  muhme)  tot. 
der  gewalt  wol  an  mir  stot, 
da;  icbs  üch  gibe  zuo  der  e. 

l'eter  von  Staufenberg  864. 
dagegen  treten   hier   andere  Verbindungen  in  den  vorderijrund, 
vor  allen  die  schon  in  der  althochdeutschen  periode  belegten  ge- 
walt geben,  gewalt  haben. 

1))  die  zielbesümmung  wird  durch  den  Zusammenhang  an- 
gedeutet: 

a))     'ir  sult  euch,  vrouwe,  haben       allen  den  gewalt 
den  iu  tet  6  Sirrit       kuni,  der  degen  halt, 
dai  lant  und  oiicb  diu  kröne       si  iu  undertän. 
iu  sulen  gerne  dienen        alle  Sirrides  man'. 

Niüeluiigi^n  1015,1;  dlmlich  661,2.  1177,3.  2075,4. 
b))  got,  du  scuof  alles  da;  ter  ist: 

ane  dich  nist  niewiht. 
te  aller  jungest  scuore  du  den  man 
nfth  dinem  bilde  gei&u, 
D6b  diner  getäle, 
da;  er  gewalt  bäte. 

£zz(i/((>iM,  6  (A:  so  du  gewalt  hete 

VgU   HOLLBNUOrF-ScUBRBR   deiikm.    l',58); 


GEWALT  I  3  (gewall  haben  u.  a.)         4932 

dir  sint  genäde  bescert  — 

und  gencli  hin  widere 

ze  des  herzogen  bürge, 

unt  swer  dir  sine  sunde 

olTeniiebe  chuiide, 

den  baile  an  sinem  übe. 

den  gewalt  verlach  sante  Peter  dem  wibe. 

kaiserchronik  12392; 
■wa;  winde  in  der  iufte  sint, 
die  bringent  dunre  und  regen: 
ieslichem  ist  sin  art  gewegeo. 
obe  sie  under  stunden 
striten  begunden, 
dai;n  mochte  wunder  werde, 
da;  sie  mer  und  erde 
met  alle  zuri;;en, 
die  erde  zuflij^en : 
böten  sie  die  gewalt 
des  wurde;  ertriche  gevalt. 

A.T.  HiLBCRSTADT   1,111; 

iz  insal  kein  man,  der  uf  den  lip  sitcet  gevangen,  lenger 
sitzen  wen  biz  zume  neisten  dinge . . .  wollenz  ahir  dl  hurger 
ufcihen  durch  ein  recht  oder  durch  eine  sacbe,  di  haben  di 
gewalt  wol.  Freiberger  stadtrecht  19,4  Ermisch;  ich  Marckart 
Leutenpeck  zu  Escbershofen  mein  euch  hausfraw  und  alle 
unser  erben,  bekennen  ofifenbar  mit  dem  brieflf  umb  den 
traidd  zehend  zu  Escbershofen  den  wir  kauft  bähen  vun  dem 
erwirdigen  geistlichen  herren  hern  Görgen  apt  zu  Castell. 
und  dem  convent  gemeinclicb  do  selbs  noch  lawt  und  sag 
der  hantvest  die  wir  von  in  darüber  innen  haben  vollen  ge- 
walt haben  Süllen.  Urkunde  des  klosters  Castel  (1403)  monu- 
menta Boica  25,530;  der  zolner  hat  euch  keine  gewall  ane 
gerichte.  he  muz  ouch  scbozzen  unde  wachen  mit  den 
bürgeren.    Freiberger  stadtrecht  40,  l  Ermisch. 

c))    si  viengen  swen  si  wolden :  des  böten  si  gewalt. 

Nibelungen  218,1;  ebenso  379,3; 
ob  ich  gewalt  des  böte,       si  mhese  werden  min  wip. 

3»U,4: 

wir  haben  deste  groezern  ruon 

welln  wir  genäde  an  im  begän, 

Sit  wir  es  nü  gisnalt  bän. 

waere  uns  der  gewalt  verseil, 

8Ö  wxre  ein  ringiu  arebeit 

da;  wir  im  danne  taeten  wol. 

R.  V.  Ems  der  gute  Gerhard  4306 /f.; 

got  herre,  sit  diu  kleinen  kint 

von  ir  gebürte  tag^es  alt 

nilii  gar  von  sünden  reine  sint, 

wie  wirt  es  danne  umbe  mich  gestait? 

des  bat  die  barmekeit  gewalt.  Wintbeko  70,5; 

wenn  er  en  ist.  wellin  den  sin  nachkommin,  und  ich  disz 
staete  habin,  oder  minö  kinde,  so  ist  ez  och  State,  noeder 
aber  ez  aindern  will  der  hätte  es  gewalt.  SU  Galltr  Urkunde 
von  1299  bei  Zellwegeb  1, 1, 91. 

2))  die  Zielbestimmung  trifft  personen. 

a))  der  kreis  der  einschlägigen  Verbindungen  ist  nicht  grosx, 
er  beschränkt  sich  wesentlich  auf  gewalt  haben: 

<*))  lip  unde  sinne       die  gap  ich  für  eigen 

ir  üf  genäde:        der  hat  sie  gewalt. 

Rudolf  v.  Fbmis  miauet,  fri^tl.  83,  SI; 
er  möht  ir  sine  hulde 
versagen,  swenne  er  wolde: 
nieman  da;  wenden  solde, 
ob  (der)  man  des  wibes  hat  gewalt. 

Wolfrah  Partival  264, 10; 
über  alle   dise  vorgesprochene   sache   unde   über   alliz  daz 
recht,  daz  di  beckere  gehaben  mugen  mit  innunge  oder  ane 
innunge,  so   haben    die  burger  in  di  hoiste  gewalt  über  si. 
Freiberger  stadtrecht  244  Ermisch. 

ß))  so  junc  ist  nieman  noch  s6  alt 

der  sin  selbes  habe  gewalt, 
swer  sines  mundes  hat  gewalt, 
der  wil  mit  ören  werden  alt.      Freidank  52,16. 
b))  owö,  owö  her  Tristan 

da;  ich  iuwer  ie  gewalt  gewan. 

GoTTFRKO  V.  Straszburg  Trislaii  10350 
Beckstein,  vyt.  oben  »p.  4920. 

3))  die  Zielbestimmung  trifft  ein  concretes  objeet.    hier  treffen 
mehrere  Verbindungen  zusammen, 
a))  gewalt  haben: 

a))  swenne  in  die  paves  wiet,  so  bevet  he  des  rikes  ge- 
walt unde  keiserliken  namen.  Sachsenspiegel  3,52  Homeyer; 
der  hercmeister  hat  ouch  gerichte  unde  gewalt  über  lip  unde 
über  gut  uf  allem  gebirge  in  des  koniges  lande.  Freiberger 
landreeht  37, 1  Ermisch ; 

der  aller  dinge  gewalt  bat, 
der  ruoche  diner  söle  phlegen. 

Iiertog  Ernst  1314; 
die  vieisehower  haben  ouch  eine  innunge  zu  Vriberc  in  der 
stat.     aber   keine    gewalt    haben    si  an  nichte  den  also  vil, 


4933      r.EWALT  I  3  (gcwalt  haben  u.  i.) 

•U  in  (li  burger  verbeiigea,  unde  olto,  in  kein  ro»o  vUi>ebwere 
•al  vpüe  buben  aiie  Innunge.    Frnberger  $tadtr*eht  43,  l  Ermiseh, 

ß)\  ein  iklicb  man  but  grwali  iibrr  tio  gut,  di  wib>  be 
lebit.  hetberger  tlndlrtchl  I,  II  Kimiieh;  und  baben  da«  tbon 
üurcb  goll  und  unter  fruwen  willen  verthMIlcb  und  williglicb, 
an  der  weil  und  zeit  wir  da  deaü  und  ondera  uaaert  gut« 
gewait  und  macht  babeo  gebnbl,  und  mit  rerbt  wol  getbun 
niochlca.  Urkunde  über  di*  gründung  d*t  CarmtliltikhiUr  sh 
Abeutperg  (IS02),   liuND  melrupoln  iahsburgtniu  1,217. 

b))  »eviah  behalten:  bat  der  tute  man  der  frouweo  dl 
acbczig  niarg  zcu  morgeogaba  gegebio  lundtr  nmlirHcbeit, 
unde  ber  im  daran  keine  gfwult  beboldeo  bat  In  gebegelem 
dinge,  ao  aiiileo  ir  dl  hO  mnrk  volgeu.  ilagdfburger  fragtn 
1,  ti,S;  gebit  ein  man  und  Torreicbt  in  gebrgetem  dinge  *ur 
den  acheppen  elme  andirn  manne  ein  erbe  nocb  aime  tode 
ane  undiracbeit  also  ilaa  ber  im  keine  gewult  bebeldet  an 
deme  erbe  Izu  tune  und  tzu  lassene,  diwile  ber  lebit;  ao 
mag  ber  di  gube  nicbt  gewandiln  noch  entvremden  nocb  ent- 
furen  deme,  dt-me  her  di  gehe  aundir  undiracbeit  noch  lime 
tode  gegrbin  but.    dat  alle  Kulmtseht  recht  4,  1&  (L«tiMii  100). 

())  gewait  geben:  ich  gescliuof  iuh  nicb  mtnea  aelbea 
pllde;  Ich  gab  iu  gewait  über  allez,  daz  ich  gescalTen  bat. 
prtdigtrn  amt  St.  Paul  i.  90;  do  got  den  menschen  gescbup, 
do  gaf  be  ime  gvwalt  oTer  Tische  unde  vögele  unde  alle 
wilde  dier.  Sarhsenspirgtl  I,  Hl  Homeyer ;  derstet  der  cblager 
aof  den  antwurter  bernit  pbenning  mit  einem  rechten,  wan 
im  der  riihter  pbnnt  nil  grben,  begert  er  sein,  der  richter 
scbdl  in  ens  gewait  gen  und  bereit  pbenning  suechen  und 
vinter  dei,  er  scbol  aeu  dem  cblager  geben.  $tadtrtcht  von 
Brunn  402  RöttUr. 

4))  die  xielbe^limmung  trifft  ein  abüracles  objeel.  hier  steht 
gewillt  haben  wiederum  allein  da,  und  die  belege  entstammen 
durchweg  der  puftisihen  spräche: 

der  aller  diDK'e  gewall  hAt, 
der  ruocliu  diiier  «Ale  phlegen. 

hri  :</<y  lünu  t314  Bartsch; 
auD,  gip  em,  der  dir  h&t  gegeben 
and  aller  gAbe  hüi  gewait.  Winsbeke  4,2; 

enpfl;i>ge  er  dner  grillen 

und  bei  ouch  der  gewallt       Nubhabt  139  Kein«; 

•wen  der  mele  troetteo  inae 

der  It'b  iine  hene  «wxre; 

diu  z!l  war!  nu  ba;  (ie»tall; 

«0  TiAli  mich  >uin  «linier  tac: 

Diewai).  waii  diu  «xldeba>re. 

diu  hat  Troide  an  mir  gewait. 

Konrad  <ii-r  "cheuk  von  iMiiäegge  bei  Bi«T»cB  226; 

«i  hat  maniger  lugende  gewait, 

diu  Tli  tOeje,  «xilk  rame, 

diu  mich  hat  In  «eiienden  kumber  brahl, 

«0  i>i  Ir  iwingen  manikvali, 

der  die  ich  In  irluneu  meine: 

«I  lal  mich  verscliint-n  in  ir  aht. 

T.  SuoNKGCK.  in  iHinnexinijcr  1, 194  Hnoen; 
aie  Trennt  sich  das  aie  dich  habent.  (swer  dich  bit  der  bAt 
aller  wünsche  gewait.)  David  t.  Aucsbubg,  dtutsclie  mysliker 
dis  t4.  jahih.  1,  379, 13.  die  dUere  dichtung  lässt  in  der  vtr- 
bimiung  wunschea  gewait  {tgl.  mhd.  wb.  3,  819*),  wunscbgewalt 
(LhiBB  8,999)  eine  andere  besteliung  wortreten: 

mit  wünsche«  gewaiia 

aegnlie  «i  der  alte. 

gi-iicis  bei  llorrHANH  fundgnsben  107,19; 

swAne  riier  gextali 

«6  gar  in  wuosclies  gewall 

an  dem  Übe  und  an  den  aiiea. 

twein  S91S  (»gl,  aamerihiiig). 
9gL  autk  unter  IU  I. 

6))  eine  bestimmte  richtung  hält  der  bedevtiingnwandel  in  $9lehen 
xenrendnngen  ein,  wenn  die  sielbestimmung  in  einrm  unttr- 
gtordneten  sali  :um  ausdruck  kommt,  hier  ndhert  sich  gewait, 
ihnlteh  uie  macht  in  solcher  rerweidung,  der  brdeulung  'ro/i- 
macht,  erlauhnis',  eint  bedi'utnng,  du  tiel/aeh  durch  Verbindungen 
wie  volle  gewait,  vullkommrne  gewali  gekenmeiclinel  rirj. 
mt  sehr  dies*  bcdeulung  auf  der  art  und  weise  der  eingliederung 
des  nebersaties  beruht,  teigen  entgegen  gesellte  urwi  ndungen,  in 
dtnin  der  nebensalt  nicJit  die  lielbi Stimmung  anfügt,  sondern 
ttma  eine  nnselirdnkung  nachträgt,  vgL  ein  iklicb  man,  der 
hus  unile  bot  hat,  der  bat  geaalt  und  vride  also  verre,  al>e 
•ine  troufe  Teilet,  duz  da  niomiini  gesten  noch  gevarn  mac 
wider  aioen  willen.    Freiberger  stadtiecht  1,34. 

*))  DU  i>t  dir  der  seihe  gwall  verlauea 

den  tani  l'eier  diu  ga.<«lla  hai       , 
da^  er  den  >unu-ren  di«  m.  inuil 
muglt  behabi'U  old«  vcrlan. 

litunts  6«i  UorfBAHii  lunägiubtn  2,228; 

IV. 


GEWALT  1  3  (vollmacht  geb«n.  balico)     4934 

ker  kerlebl«  d«m  pabi««  «luea  hU, 

•I*  b«r  von  rrcbi«  «olrf«  lAs. 

ber  «aiir  In  üf  ei«  cronaa  — 

4ll  gab  bar  In«  t«  Ion«  — 

BDde  inilleoe  »i«  wieder  «oi  alaer  baai, 

■od«  ll'i  Im«  don  fcwali 

int  ber  IaiM«r  m«l.iar  «1 

•blr  alle  IrdlKb«  rtcbt«r«. 


bar  TaiM«r  m«l.iar  «are 

Trs*r0r  aUMtUr  MI: 


war  cap  dir.  ■Ina«,  des  («wall, 

dat  dö  doch  *t  g«walilc  bl<i? 

du  irineaai  brid«  juiic  und  all: 

di  rOr  kaa  Bim«!)  keinen  iltc    WalTM«  M,8i 

d«r  rur>i«  gab  Ir  dl  aewali 

■nd«  TOllelsi  aber  ne 

dan  ii  mohta  babm  e, 

wa(  »I  uaim«r  inare 

lo  |tod«licb«r  «r« 

|adea  Ihi  gedade. 

••<  «1  de«  urlob  boda 

■acb  alieea  Iran  mud«. 

BllfbMk  2182  nU^tri 

wao  Cbriatus  gab  aant  Teler  den  gewall:  'was  dft  piodeat 
auf  ertreirb,  das  iat  gepunden  in  dem  bimel'.  KoBBt»  v. 
M10BHBBB6  214,8^;  wir  Karl  .  .  .  .bekennen  und  ton  cbunt 
....  daa  wir  unsern  lieben  grtrnn  Cuoraden  von  Valken- 
bein,  unaerm  baupiman  tu  Dresslawe,  und  den  ratluieo  der 
belben  etat  zu  Bresalawe  vollen  und  ganczen  gewait  und 
auch  mabt  gegeben  haben  . . . .  ze  ribtra  ....  über  alle  d'i«, 
die  unser  Juden  .  .  .  ermärt  und  erslageo  haben.  (AanlSM 
31.  februar  I3M)  archiv  f.  ötlerr.  gtuh.  31,  llu. 

kl)  bat  ouch  der  man  uff  das  »-teende  erbe  vor  gebegitlem 
dinge  czinse  uffgeaaczt,  daa  oiua  di  «row«  uucb  an  irem  teil« 
ledegin,  nocb  dem  mole  aia  ber  der  gube  ciu  thunde  oode 
czu  lossene  gewait  hatte  im  bebaldin,  di  wil«  ber  lebet«. 
Magdeburger  fragt»  2,  2,  12';  auch  hubent  reich  und  arm« 
Uiszer  etat  Augapurg  in  dien  gewait  vorhebebt,  daa  man  d«- 
hain  grosz  gfite  von  dem  commune  diter  stat,  daa  tat  Ob«r 
zwaintzig  guldin  nicht  ussgebeu,  versprechen  noch  verbaiasea 
80I.  rathsurkunde  über  dit  erhebung  des  ungelds  i»  Augskur§  t388 
(d.  stddiediTon.  4,  IM). 

'))  <*))  es  enlebel  debeio  muoier  bam 

wan  d»i  der  g•i^l  den  gewall  habet 
dat  diu  aeia  aiiertelD«  lebet. 

Ce'Ctuiia  49.38  Scktdst 
die  von  gota  den  gewall  heteo, 
dat  «i*  irquicien  dl«  loten. 

Trierer  SUo^Mer  141; 
etalich«  htiit  dl«  g«wali 
dat  'ie  «ich  mugen  versiellao 
lo  swat  ding«  *if  wellao. 

ALiatCHTv   H ALB BBar ABT  20,10; 
die  UDsalige  b«lden«ch«ri 
b«te  in  dar  zll  den  gewait, 
dat  manic  cri-i«u  wan  gevall^ 
den  man  leiilichen  :.luc.  /"«»loee/ 28, 18  Capto; 

wer  Bint  die  Iftte?  daz  aint  die  iwartin.  die  babint  den  ge- 
wait von  gute,  daz  ai  den  menschin  ir  aunti  vergebin  mugeo, 
l)intin, 'swen  al  wellini,  I6sin  awen  si  wellini  bie  in  dirre 
»erelt.  verror  gereichet  ir  gewait  nibt.  got  bat  eine  den 
gewait,  zegebenni  ieglicbem  naih  dem  t&da  gnide  oder  an- 
genftde.  vun  diu  ist  unser«  berrm  tac  nlch  uo«erme  t6d«. 
denni  sint  diu  mennischen  In  gutia  gewait  tptcuium  <«ai*> 
Jta«  49. 

ß\\  da*  bibtt««  brief  men  Ab  laa, 

'^  aa  dem  man  sarb  und«  bArt 

de»  babsie«  willen  und«  wort, 

dat  dl«  dit.  dl«  leb  liAü  gnall, 

von  in  b«ien  d«n  gcwalt 

den  erweheu  s«  b«»t«iig«a.  

OrrotAa  intrr.  reimikrveük  22391. 

y))  so  hevet  die  vrone  bode  gewait,  dat  be  panden  und« 
bostedegen  mut,  unde  vronen  jewclken  man  un<le  sin  gut 
mit  rechte,  dar  he  mit  ordelm  to  gfgeien  wert.  S«tk»t%- 
ffiegeli,»  Homeyer;  bat  eiu  man  «in  bua,  daa  cinabafl  ist, 
und«  ki'uret  ein  ander  bua  bi  im  daiiu,  daz  ouch  cin«ha[l 
iat,  unde  bricliet  di  burrr«  zosainene,  di  zwroe  cinsmnater« 
haben  gliche  gewait  tu  pfenilen«  uf  deme  amen  aiao  verre, 
nizo  das  wrnt,  unde  nicht  uffe  des  anderen.  Frnberger  tUit^ 
recht  1,26  ErmiseM;  der  bercme  sier  bat  ouch  zu  rechte  dt 
gewait,  daz  be  vrie  genge  sal  lien  in  dem  l.mde  uf  und« 
nider.  37,  12 :  der  [der  f*gt)  ha*  den  gewait,  daz  er  in  auocbet, 
unde  aul  im  der  wirt  IQr  unde  tor  fif  tnon  unde  aol  im  das 
nibt  wern.  Aut/iburger  tUdtiecht  2»;  binder  .lem  Nuch«t.<ia 
bat  der  richter  gunsen  vollen  gewait  ze  nebten  tief,  mi>rd« 
und  dae  pluet  und  unib  all  Back.  shfirecMt  irt  foUeskamet 
9—  Ckiewut«  i»  der  Koppel  {IVA),  islerr.  vessih.  1,  loO;  so  suilen 

310 


4935        GEWALT  13  (voUmaclil,  recht) 

die  flere,  die  alle  iar  von  der  gemeinde  gekorn  werden,  ge- 
walt  haben,  daz  sie  alle  bruclie  in  judisciiim  rechte  berichten 
suilen  undir  in.  [Schweidnitz ,  21.  man  1370)  archiv  f.  Osten, 
gesch.  81, 131. 

S})  wo  er  vollen  gewalt  und  fuegs  urlub  haben  soll,  mit 
densellien  stucken,  und  guetteren  ze  werben  und  ze  wandten, 
mit  lassen,  mit  haben,  mit  schafTen  und  mit  thun,  ze  end 
siner  will,  was  er  wull.  dipl.  comitum  de  Montfort  (1395)  Herr- 
gott geneal.  Habsburg.  2^,173;  oder  ob  der  vorgeschriben  ar- 
tikel  einer,  oder  sie  alle  also  nicht  gehalden  würden,  als 
oben  gescbriben  slet,  so  hat  er  oder  sein  erben,  oder  sein 
getreweliander  mäht  unde  gewalt,  die  hernach  geschriben 
man  zu  leisten.  Urkunde  burggraf  Friedrichs  zu  Nürnberg  (1373), 
monum.  Zoll.  4,242;  darumb  geben  wir  . . .  dem  burgermaister 
.  .  .  und  gemeinen  rat  der  vorgenanten  statt  zu  sant  Gallen 
.  .  .  vollkomen  recht  und  gewalt  mit  urkund  und  kraSt  dis 
briefs . . ,  daszelb  reht  ze  erforderen.  (1403)  Zellweger  Ur- 
kunden 1,  2,  46;  und  söllent  die  zalschillinge,  die  rechenschil- 
linge,  die  Schillinge  von  angonden  und  abgonden  meistern, 
die  hosen,  die  10  gülden  oder  fünf  pfunt  pfennige,  die  man 
ir  iegelichem  iors  zu  vertrinckende  gap,  ganz  und  garwe  ab 
sin  und  sol  kein  meister,  amraanmeister  noch  der  rat  weder 
mäht  noch  gewalt  haben  in  ützit  vürbasser  oder  anders  zu 
erloubende  in  dehoinen  weg.  neuordnung  der  Stadtverwaltung 
in  Strasiburg  (1405)  bei  Eheberg  1,  21. 

«))  an  swem  öch  die  ungelter  ir  ungeltes  nit  wol  sicher 
sint,  des  si  sich  versehent,  dem  suln  si  nit  ufslan  für  zwei 
pfunt,  und  suln  danne  dez  gewaltes  sin,  daz  si  im  sin  kelr 
besliessen  mit  des  rates  knechten.  Züricher  stadlbücber  (mi) 
1,  95. 

c))  er  sprichet.  ez  ist  iwers  gewaltes  niht,  zewizzenne  die 
cU  oder  die  w!le,  die  min  vater  in  stner  gewalt  hat.  noii 
est  vestrum  nosse  tempora  et  momenta,  que  pater  posuit  in  sua 
potestate.    speculum  ecclesiae  143  Kelle. 

s)  die  verengerte  bedeutung  ^vollmacht'' ,  die  sich  in  den  letxt 
belegten  Verbindungen  entwickelt  halt",  bleibt  an  dem  ivorle  auch 
austerhalb  dieses  engeren  rahmens  haften,  namentlich  in  prd- 
positionalverbindungen  und  im  besoudern  in  der  Verbindung  mit 
gewalt.  in  dieser  sind  auch  etwas  weitere  vorstiUungen,  so  die 
bedeutung  'zustehendes  recht'  mit  dem  warte  verknüpft. 

1))  die  bedeutung  ^vollmacht': 

a))  beklaget  ein  Vormunde  von  siner  gewalt  wegen  einen 
man  umme  eine  sache  unde  antwertet  im  der  man  der  suche, 
iz  si  worumme  iz  si,  biz  an  ein  ende,  ist  daz  denne,  daz 
der  Vormunde  ufgibet  sine  gewalt,  als  recht  ist,  unde  sprichet, 
he  wolle  nicht  me  vor  in  antwerten,  unde  tut  daz,  ee  io 
ienre  mit  klage  begrifit  umme  diselbe  sache,  da  he  im  vor 
umme  schult  bat  gegeben,  he  darf  im  nicht  antwerten  zu 
rechte.    Freiberger  stadirecht  25,  2  Ermisch. 

b))  ich  Hilpolt  von  Maiental,  lantrichter  zu  Nurenberg,  tu 
kunt  mit  disem  brief,  daz  für  mich  kome  in  gerichte  Ulrich 
Siromair  zu  Nurenberg  bei  unser  frawen  capein  gesezzen 
anstat  und  mit  vollem  und  gantzzem  gewalt,  den  er  noch 
reht  uebe  ist,  der  richter,  der  scheppfen,  des  ratz  und  der 
burger  gemeinclichen  der  stat  zo  Koeln.  aufhebung  der  reichsacht 
über  die  sladt  Köln  (1386)  6«»  Ennen  quellen  z.  gesch.  d.  sladt  Köln  5 
nr.  377 ;  dasz  für  uns  quamme  daselbst  in  gericht  der  geistlich 
bruder  Friderich  von  Lubenherg  ...  an  stat  und  von  wegen 
des  ersamen  Friderichs,  apts  und  des  conveiits  zu  Kempten, 
und  mit  irem  gantzen  und  vollin  gewalt,  derselbe  gewalt 
auch  da  vor  uns  in  gerichte  mit  derselben  apts  und  convents 
offen  briefe  und  insiegeln  redeiich  bewiset  ward  als  recht 
ist.  Urkunde  von  I4i)3  bei  H&ltaüs  696;  daf^z  für  mich  käme  in 
gerichte  Johannes  Seereuter,  an  statt  von  wegen  mit  vollen 
und  gantzen  gewalt  des  hochgehohrnen  fursien  .  .  .  den  er 
nach  recht  beweist,  dipl.  judicii  provinc.  Norib.  an.  1403  ebenda. 

2))  die  bedeutung  'zustehendes  recht': 

a))  wir . .  ratman  . .  tun  czu  wissen  . .  daz  wir  von  sundir- 
lichim  gebot  und  bevelunge  unsers  herren  des  keizirs  .  .  . 
sicbirn  und  globin  allen  den  Juden,  di  iczuni  in  der  stat 
czum  Gor  wonende  sin  und  in  cznkuniftigen  cziten  darkomen 
czu  wonen,  also,  daz  si  hi  czwischen  und  dem  nesten  sanie 
Wulpurge  tag  der  kumftig  ist,  und  dornoch  von  dem  selben 
sante  Walpurge  lag  ubir  czwei  gancze  jar  in  der  selliin  stat 
czum  Gor  wonen  nißgen,  umbeswert  beide,  an  bete,  be- 
schaczunge,  gewalt  und  geschosse.  [Breslau,  19.  februar  l35'.i) 
archiv  f.  österr.  gesch.  8i,  125. 

b))   ;ib   ein    man    clngote  von    sincs  wibes  wein  czu  einer 


GEWALT  I  3  (personificiert)  4936 

frauwen  umme  ein  erbe,  das  si  anirstorben  ist  von  irem 
rechten  eömen,  das  helle  si  sich  undirwunden  unde  sesse 
doriiine  mit  rechter  gewalt  unde  lietlc  also  gerichlis  unde 
gerte  der  ontwort.  Magdeburger  fragen  1,4.5  Behrend;  wann 
ainer  ainem  andern  ain  urtail  für  das  recht  traid,  so  muess, 
der  di  urtail  fürtraid  des  andern  prüef  haben,  der  die  urlail 
bei  im  gesambt  hal,  und  muess  der  prüef  sagen,  das  der 
man  di  urlail  fürtrag  mit  vollem  gevvaldt  in  allem  dem  rechten, 
sam  ener  sclbs  da  war.  steiermärkisches  landrecht  artikel  10 
Bischoff;  unde  konig  Johans  son  von  Behinm  genant  Carolus 
quarlus  der  vurleif  romischer  konig  unde  wart  keiser  mit 
rehler  gewalt.  Limburgische  chronik  30. 
C)  die  personifieation  des  begriffes. 

i))  im  allgemeinen  wird  die  personißcation  durch  mehrere 
der  bisherigen  Verwendungen  so  gut  vorbereitet,  dasz  die  weiter- 
entwicldung  rasch  einsetzt;  im  besondern  ist  auszerdem  für  die 
beziehung  auf  gott  eine  solche  schon  in  der  theologischen 
litteratur  überliefert,  nach  der  scholastischen  lehre,  wie  sie 
AüGüSTiN  entwickelt  halte,  wie  sie  der  frtscAo/"  Hildebeht  v,  Mans, 
der  dem  deutschen  dichter  des  'anegenge'  die  vorläge  bot,  ein- 
gehender ausführt,  sind  macht,  Weisheit,  gute  namen  für  die  subslanz 
gottes.  sie  kommen  den  einzelnen  personen  der  gottheit  in  gleicher 
weise  zu,  sehr  oft  sei  aber  in  der  heiligen  schrift  unter  'mnc/it' 
der  vater,  unter  'weisheit'  der  söhn,  unter  *güte'  der  heilige  geist 
verstanden,  vgl.  Kkli.e  (zum  ancgenge)  2,111;  hierauf  beruhen 
folgende  —  für  sich  selbst  betrachtet  weniger  einleuchtende  — 
Verwendungen ; 

den  wisluom  schouwet  Cherubim. 

di  gute  minnet  Seraphim 

deme  gewalie  dienent  di  trdne. 

hüclier  Mon"  3,19  Üiemcr;  ähnlich  anegenge  36,63; 

ouch  hat  der  weistiim  die  ere. 

swaz  er  geordenote. 

da;  der  gewalt  und  diu  gute. 

des  nicht  widern  salte.  anegenge  8,62  llalin; 

der  sun  ordenot  clJiu  dinc. 

aU  si  noch  immer  mcre  sint. 

ö  icht  geschall'en  waere  worden, 

doch  het  er  den  erden. 

vil  gseiiich  verioni. 

het  unz  der  gewalt  nicht  geborn. 

do  tet  der  gewalt  durch  den  sfin. 

der  da  ist  sein  weistiim. 

da;  er  guten  machte. 

nach  des  weistilmes  achte.       6,39; 

der  valer  ist.    der  gotes  gewalt. 

der  wirt  von  reclite  der  zu  gezaJt. 
6, 11;  ähnlich  (mii  dem  reim  gewalt:  gezall)  5,81.  6,7; 

die  cngcl  bescbfin'  d'goies  giwalt. 

durch  seiner  gute  einvalt.       3,79; 

do  sprach  der  gewalt  zedera  weistura. 

wie  er  im  sein  stat  solde  tfin.       6,57.  8,51  u.a. 

2))  annäherung  an  die  personifieation  auf  grund  der  bisher 
belegten  Verwendungen. 

o))  aus  der  geistlichen  litteratur: 

an  dir,  ewlglr  vater,  stet  der  gewalt 
des  werch  die  sint  manichvalt. 

lilanoi  bei  üoffhann  fundgruben  2,216; 
mit  des  gewaldes  prise 
warf  in  din  gerechtekeit 
do  zu  maniger  arbeit.       passtoual  2,6; 
einen  namete  er  engeie,  den  andern  hochengele, 
den  dritten  gestfile,  den  vierden  berscerte, 
den  vinf'ten  namete  er  gewalie,  den  sehsten  Tiirsten, 
einen  namete  er  cherubin,  den  anderen  seraphiu. 

nenrsis  bei  IIoffhann  funUgiuben  2,11; 
aller  kflnege  ein  keiser  gröz. 
äne  geliehen  genöz, 
aller  herren  ein  gewalt, 
den  eine  in  einer  drivalt 
diu  menscheit  anbeten  sol. 

H.  V.  Ems  Uurluom  und  Joaaphnt  50; 
die  ordenunge  (orrfnun';  der  engelchore)  dar  enmitlen 
in  drou  sich  ouch  geteilet  hat 
als  der  goiliche  rat 
uf  sin  lor  si  hat  geschart 
gewalt  vursien  herschaft.  passional  339,74  Huhn. 

b))  in  der  dichlung  greift  sonst  der  allgemeinere  begriff  mit 
der  personifieation  über  den  rahmen  von  potestas,  macht  hinaus, 
hier  liegen  mehr  berührungen  mit  der  bedeutung  *kraft,  zwang' 
{sp.  4938)  vor: 

fruo  grtsen,  ö  zit  alten 

muoz  ich  von  disem  hunde, 

ich  mein  den  hunt  Gewalten, 

des  ich  mich  leider  nie  entslahen  künde. 

er  tribet  Helfen  ab  mit  sinem  schalle, 

ach,  ich  besorge  in  leider, 

da;  er  gewaliiclichen  an  ej  valle. 

IIaiumar  V.  Labbr  die  Jagd  546; 


4937  GEWALT  13  (auwalt) 

•I  von  den  ilorken  wirt  dd  linicer  nitit  cebllao. 

de  fliogant  tllt  dU  im  lieim  und  halteol  |tni  (trihl*. 

diu  gewtli  gtt  dtuD  Obr  dio  iiorklnna. 

hulniiiri-i  meUleiUäder  58.23. 

e))  per$oiiißcation  da  ttaatirtthtHehtn  begri/fs:  sUA  (cbol  io 
alnein  iegleicbea  convent  aetn  oin  baupl,  drin  mua  volg  ao 
wiuen,  und  alo  gev«alt,  der  twioge.  K.  t.  MicaMnac  IM,  U 
Pfti/Ter; 

ar  bevalecb  ilnan  roaonea  die  wol  radlnan  ebuodao. 

üb  In  i>in  brfidar  gagenia  uoda  al  *ragai«  war  al  warao 

oder  w«me  ilai  »eolien  den  ai  rolgaian. 

dai  al  doiine  ^p^achen  vlla  ffMOganllcben 

'dln  iioaloh  Jacob  «anta  dli'  dUa  geb«  gAi. 

er  chumai  lellie  |A  Ulnare  gewelie. 

WB|  übe  Ima  got  gabiuiei  (Tat  er  mich  argea  Ternldei*. 
gengfU  bat  llorra>i«M  (muliiHbrn  3,47,33; 

ab  sieb  ein  radmann,  sebeppe,  metrburger  adir  ein  gemein« 
man  xcu  bove  libele  adir  bilde  unde  daa  icbirkele  adir  ir- 
worbe,  dus  der  stal  recbl  adir  bnnireaten  grbrocben  worden 
Tun  gewalillger  bant  oder  koniglirber  genalt,  nns  ain  brocb 
wcic.  Magdeburger  fragen  I,  1,  Ib  {Dresdener  hand^chnft,  in 
andern  fehlt  l(oniKli>'ber  gewalt);  ein  man  be-^eHsendc  babin 
elicb  Mip  und  Kinder,  der  hinge  sich  io  slme  busze  unde 
das  qiieme  zcu  wege  von  czweilel  adir  von  rechter  torbeit. 
durczu  au  qucnic  dei  dirbungen  diner  rioer  unde  bip  in  abe 
und  li'gele  en  nedir.  birnoch  so  gingen  des  dirbangeo  frund 
zcti  der  königlichen  gewalt  durch  der  minsten  unlust  wille 
unde  belrupnisz  unde  beten,  das  man  den  toden  musle  be- 
gnihi'D.    9,  6,  2. 

d))  für  dit  pertonification  auf  grund  der  privatrechlliehin  ht- 
wendungen  Imten  sich  »wti  au$!iangtiiiinkt*  fettsttUen:  gewalt 
>-  besili,  gewahrsam  und  gewalt  ^  nollmaclit.  aut  der  einen 
riclilung  ergitbt  lieh  hin  für  die  hedeulung  'diener,  tehuttver- 
vandler',  aut  dir  andern  diejenige  von  *bevollmdehtigter' .  beide 
richtungen  treffen  wiederum  in  der  viel  belegten  Verwendung  für 
*bevollmichtigter  dienet,  untergeordneter  tlellvertreter'  tmammen. 
manche  der  einsehlliiigen  beiige  tchtinen  nach  form  und  he- 
devtung  die  turückfuhrung  auf  das  schwache  nomen  agenlis  naht 
IM  legen,  das  in  anwalt  mrUegt,  vgl.  theil  1,513.  dem  gegen- 
über wird  duich  das  femininum,  das  an  den  entsprechenden 
mitteldeutschen  btisfielen  durchgängig  heol^achtet  wird,  dit  ab- 
leilung  von  unseren  nomtn  actionis  unsweifelhaß  gesichert. 

a))  bat  ein  man  ge>inde,  ii  si  knecbt  oder  mait,  di  in 
sinem  brote  sin,  he  habe  si  gemietit  oder  ungemieltit,  di 
ht'izen  sin  gewult,  also  dai  he  vor  si  klagen  unde  nntwcrten 
mac,  ab  he  wil.  Freiberger  stadtreehl  2ft7  (40,5);  cetar  uhor 
einen  Herman,  der  naine  gewalt  Cunrale  gewunt  unde  gewat- 
scbart  bat.  104  (30,  lü);  es  sein  ze  rat  worden  die  burger 
durch  gemeines  frides  willen,  daz  fOrbaz  dehein  burger  noch 
sein  gewalt  oder  sein  Untertan  nicht  turniren  sol  weder  hie 
noch  anderswa.    {Nürnberg  1362)  d.  städtechron.  l,  476. 

ß})  gewult,  procurator,  viearius,  per  meton  adiuneti.  HAiTAoe 
697 ;  swelch  man  des  anderen  Tormiinde  wirdel,  der  mac  Tor 
in  entwerten  alse  lange,  als  in  lustet.  hekliigit  in  ein  man 
limine  eine  marc  in  unde  sine  gewalt  unde  he  entwerte  des 
unde  he  beklage  in  danach  umme  cebn  marc  an  derselben 
slat  unde  he  spreche,  he  ne  wolle  nicht  me  vor  in  ant- 
werten,  des  mac  nicht  grsin  zn  rechte.  Freiberger  ttadtreeht 
ih,  1  Ermisch;  ist,  daz  ein  man  pfandnnge  irteidinget  uf  einen 
Vormunden  unde  uf  sine  gewalt,  so  sal  der  ricbter  pfandes 
helfen  zu  deme  Vormunden  unde  zu  siner  gewalt.  147 ;  ist 
aber,  dat  die  vrowe  vor  kumet  di  rechtscbuldige  mit  irer 
gev\alt,  so  sal  der  vorderer  den  voit  hiten,  daz  he  si  vrege, 
vii  si  sich  irvarn  habe.  143;  so  muz  der  vorderer  schult 
geben  der  vrowen  also:  'her  ricbter,  he  klaget  uch  zu  der 
vruwrn  und  zu  irer  gewalt  Cunrale,  daz  si  quam  unde  ir 
gewalt  an  di  stat,  da  Heinrieb  unde  sin  vriint  Friderich  vride 
unde  genade  solde  haben  unde  brach  den  Tride  an  im  unde 
an  sinem  vrunde . . .'  nu  mac  sich  di  vrowe  hiten  zu  irvarne 
an  irer  gewalt  umme  di  sache,  als  he  ir  schult  bat  gegeben 
mit  rechte,  ah  si  wil.    33,3. 

y))  he  klaget  uch  uher  einen  Rudiger,  das  der  quam  an 
di  stat,  da  der  ricbter  unde  sine  gewalt  Cunrat,  der  in  uf 
den  heiligen  gewunnen  bat,  vride  unde  genade  solde  bähen, 
unde  was  an  volge  unde  an  geverte,  da  sine  gewalt  gewunt 
unde  gewatschart  wart,  unde  brach  den  vride  an  im  unde 
an  siner  gewalt.  Freiberger  stadtredit  \n  Ermiscit;  wo  die 
munzroeistere  einen  man  ufbalden  mit  valscben  prenningen 
oder  mit  vals«  hem  silber,  iz  si  uffen  velde  oder  in  der  slat, 
den  sollen  si  brengen  dem  nchtere  oder  siner  gewalt  zu  huse 


GEWALT  18  (oMdiigebwt) 


4038 


uode  SU  bove  uiit  deosell>en  prenaiogeo.  1|1,  ebenso  10,  •  u.  ».; 
darnach  steet  der  acbulibcla  oder  s«io  gewalt,  dar  deo  bao 
hat,  ouff,  rtc  irAci«ii-y#rM/i-«rJa.  im  Würthurg,  liiiraos  Wf, 
daz  rar  mich  kom  io  |«felll  4er  gewalt  des  conveotes  s«  Hots- 
piunne.  tiümbergtr  urkundt  9—  Mut,  ebd.  flST;  wir  laszeo 
iwch  wisen  daz  dem  erberno  weisen  Hsrimao  Aosorgen  dem 
eitern  diu  ander  dag  hmcs  erlailt  worden  ist  inzaud  vor 
uns  aulT  dem  lanlfrid  tsA  Kircbaiu  uoder  Tegg  an  dem  nebttcD 
alTtermentag  vor  aant  Ulriche  lt§  uab  das  tr  des  lantfridz  ge- 
maut  wurden  emJ  von  ftartmao  AMorgt«  wegen  izu  frischer 
tat,  do  man  im  dus  sin  fAr  iwch  gtlribra  und  grfört  bat, 
das  im  Jacob  Bolricb  and  sin  gewalt  rtplicb  genoMiO  k$i, 
das  ir  nicht  darc<&  getan  band  als  der  landfrid  aUl  nad 
ausweist.  {Kirehhem  isos)  d.  stadteehron.  i,  iM;  alt«  dm  wir 
und  all  unser  erben  ...  sie  daran  nichts  bekriokeo,  leMifM 
noch  beschweren,  noch  keinem  unaem  gewalt,  oocb  anpl> 
man,  and  wie  der  genandt  sein  mag,  noch  keinem  unacna 
diener  gegen  werligen  oder  künfftigen  .  .  .  si  mit  «tellln 
rechten,  nucb  on  recht,  noch  mit  gewalt  anzufallen, 
sie  zu  bindern,  zuleidigen  nucb  zu  hetcbweren  nit  verbengM. 
grOndung  des  Carmrlitti klosttrt  tu  Abtnsperg  (IM3),  Hund  wutrO" 
polit  Salisburgentis  3,  33&A;  und  welche  wir  dao  oder  unser 
gewalt  US  den  die  also  kamen  zu  aulchem  unsern  bi>ff^ericbt 
zum  rechten  nidersizeo  heimsen,  in  untone  inter  epitl.  Utrbip. 
et  eapitutum  an.  t423,  bei  Haliaus  607. 

rj)  dit  objeetivierung  des  begriffet  wird  ebtnfaUt  durch  ttnigt 
der  bishtr  beUgttn  terwendungen  wrbtrittet,  lü  bleibl  jtdatk  t» 
den  belegen  mehr  ptretnuU. 

D)  poetische  Übertragung: 

all  ProiAui  Ot  dem  saer 
dicke  kunii  tu  laoda  her. 
dar  mac  vertchalTen  tlo  gaatall 
an  msaecvaldan  gewall 
wand  er  wart  aiaiwanDe 
so  Icuwen  Ai  maooe 

ALaaacrr  v.  llaLMB«T*»T  38, 1$; 
seinem  boume  wart  sie  dao, 
dt  bangt  er  mit  den  armen  aa  — 
die  mdre  maget  wart  ga>ialt 
aa  den  dritten  gewalt 
als  ein  wiseot  vrela^am, 
dag  stn  PeKus  orquam 
und  llet  von  Im  die  hends 
zu  .»Soer  mltaewende.       34, 181. 

3))  dtr  tlaattrechtlicht  begriff  gewalt  —  dominium: 

e(  wireo  dialu  dilu  laat . . 
dat  <IA  er  den  griven  aluoe, 
und  abe  dea  winigen  man 
VCD  dem  er  die  wunden  gwaa, 
und  de.«  kOoee  Artdae«  gwalt 
dislu  driu  ichlet  oiuwan  dar  weit.       &>m  tTMt 
der  hdhe  bola  blas  ain  gewalt.       1997  { 
bie  mite  bat  er  sich  wUen 
bin,  di  daa  vilaoilea  barn 
mit  dem  reube  ."Olie  wider  vara. 
,    Triaiao  labani  bewiaet  wart 
vll  rehte  Af  Urgftiiet  vart 
In  einen  harte  wilden  walt. 
und  atiei  der  an  dea  rUen  gewalt 
de«  endes,  dA  der  roup  le 
Ober  eine  brücke  wider  gle. 

Gorrrena  TViatea  ttt/19, 

9))  tntwkklung  aut  den  priwotrttktUefieH  otrwendungtn, 

a))  gewall  — •  betoUM4diÜgun§tttkrtik«n :  mit  namen  so  hatte 
der  lomescbe  kooig  und  kooig  sa  Bebemen  genant  Wenzelaaa 
sine  gewalt  dar  gesaoi.    Limburger  ckronik  BS. 

b))  gewalt  >B  btsUsobject :  deme  manne  oder  dem  bolea 
sal  man  volgen  zu  rechte  bis  zu  dem  huse  und  sal  vrcgea 
den,  uf  den  he  geieben  bat,  ab  be  im  di  pfenningt  g^ 
geben  habe,  sprichet:  'ia',  so  ist  der  böte  ledie.  aa^e  ao 
mac  man  suchen  mit  rechte  in  deme  boae  and  ia  siner 
gewalt  in  kästen,  in  kamem  nnde  allen  enden,  ab  man  der 
Pfenninge  icbt  me  vinde.  Frhbtrgtr  staitradU  te  f  3  Aha'trA; 
ist  aber,  daz  der  herre  oder  di  vrowe  loakeneo  der  pfro- 
ninge,  das  si  deai  aaaaae  oder  deoie  boten  icbt  gegeben 
hoben,  so  sal  aaa  4»  nkbt  suchen  so  rechte  in  keiner 
siner  gewalL    }  4. 

b)  die  abgrtnnnf  tea  gawalt  und  kraft  «•  sjatf  aar  mraife 
beispitle,  die  für  dk  müMotkdemtteke  periode  ia  hetrotM  faamr» 
Mni  ourh  dieu  sind  nicht  imwter  f«at  mArr,  denn  die  bedtm- 
tungfonnüermng  an  den  bepiff  der  *knfi'  erw4«h$t  mehr  dem 
jewtiligen  tmt.immenh*ngf  in  dem  du  mori  occuiomeU  §eirtmdd 
erttheint,  eis  dos»  sie  mit  btsHmmif  ftslen  eerltaiaafca  fe- 
wrhnheitsm4stig  terknüpß  mdn. 

310* 


4939 


GEWALT  I  3,  b  (krafi) 


GEWALT  I  3,  c  (zwang) 


4940 


a)  gelegentliche  Verwendungen. 

l))  in  Verbindungen  mil  dem  Substantiv  'kraft'  oder  mit  einer 
ablritnvg  von  diesem  n-igt  sich  für  gewalt  oft  noch  ein  ueiter 
abstand  gegen  die  neue  bedeulung.  trotzdem  sind  gerade  diese 
geeignvtf  die  annäherung  zu  enluickeln: 

si  wären  Mute,  als  ir  nü  sit, 
wan  <\ai  Ir  kterteclich  gewalt 
was  micbel  un>1e  itiaiiicvalt 
von  kriutern  und  von  ^teillen. 

Konrad  v.  Wörzbkrg  traf,  krieg  861; 
Alpha  et  t),  künec  S&liäöt, 
got.  des  gemaltes  krall  gebot 
leben  äii  urhap. 

H.  V.  E«s  Bnrlaam  und  Josnphat  1  Pfeiffer: 

swenne  das  harn  ist  röt  unde  dicke,  daz  bediutet  daz  daz 
bluot  relite  clirart  unde  guoten  gewalt  hat  in  dem  übe.  zwei 
arzneibncher  aus  dem  Vi.  u.  13.  jahrh.  2,  l',  Wiener  s.  6.  42, 128. 
2))  in  anderen  fällen  ergiebt  sich  die  bedeutung  *kraft'  aus 
der  ait  und  weise  des  Substantivs,  das  als  träger  der  gewalt 
erscheint : 

da  ergienc  ein  FÖlhiu  hohgezit 

swer  der  hnt  gelichet  ül, 

des  bani  iedoch  gewaltes  phinc. 

WoLFKAM  Partivnl  102, S5; 

daz  der  peinn  kaiser  kainen  angel  hab,  da  mit  er  stech,  sam 
die  andern  peinn  liabent,  wan  er  ist  genuog  gew6peDt  mit 
seim  gewalt,  den  er  hat.  Konrad  von  MbceNBkRC  buch  der 
i(a<(/r  28^,  31  Pfeiffer;  ez  {das  einamom)  bdt  die  mäht,  daz  es 
andern  wolsmcckender  ding  gewalt  widerdiurkt.    362,23. 

ß)  aus  der  letzterwähnten  Verwendung  scheinen  zuerst  auch 
feste  Verbindungen  sich  abzulösen,  liierher  gehört  %.  b. : 

er  (Siijfriti)  weit  in  (,Liudgast)  fOeren  danoen       dö  wart  er  an 

geiant 
von  drizic  sinen  mannen:        dö  werte  des  beides  bant 
sinen  liehen  gisel        mit  ungel'üegen  siegen.. 
Liudgasi  der  recke        was  geiueiet  dan 
von  Sinides  gewalte       zuo  Guntbered  man. 

^Nibelungenlied  192,2. 

y)  auch  in  der  präpositionalverbindung  mit  gewalt  Idszl  sich 
die  annäherung  an  die  bedeutung  *kraft'  nachweisen,  die  hier 
freilich  von  den  beispielen  für  violentia  schwer  abzugrenzen  ist: 

l))  euch  vani  ich  einen  brunnen  kalt 

da  under  grüeiiem  büume, 

der  eine  miilen  mit  gewalt 

wol  tribe  an  sinem  stroume. 

KoNKADV.  WöRZBURG  klage  der  kunst  1,7  Joseph; 

Ir  viöut  iuch  junge  und  alte, 

der  Meie  mit  gewalte 

den  WJDier  bat  verdrungen, 

die  bluomen  sint  entsprungen. 

Nbidbakt  8,  IS  Kein»! 

ich  bin  in  den  wingarten  brftht 

durch  büwen  bouwen  unde  jeten, 

und  bän  mich  leider  überdäht 

da;  ich  vil  Tiuo  wart  dar  gebeten, 

da;;  ich  den  rät  ban  übertieten, 

und  hat  das  alter  mit  gewalt 

in  sinen  stric  mich  so  gewiten 

daj  ich  versläTen  hän  die  zit. 

da  von  muoz  ich  ze  diinke  nemen 

ein  Ion  daj  mir  der  meister  git.         Winsbeke  CT,  6. 
2))  die  brut  sprach  aber  mit  gewelde: 

dilecius  meus  candidus  et  rubicundus 

electus  ex  railibus  caput  eius  aurum  Optimum. 

Brum  von  ScuONKBCCi  7Ö34; 

der  keiser  hiez  allerwegen 

den  Christen  schalfen  gemach. 

mit  gewalde  er  do  spracu 

ein  Wort  an  dem  ersten  tage, 

do  im  zurgienc  sin  uoiklage, 

und  er  den  gotes  toul'  euplie. 

passtonal  09,02  £dpili«. 
8))  die  reine  was  iesa  zu  stunt 

von  godelicher  minne  wunt, 

wände  ein  bitterlichei  swert 

was  durch  Ir  zurten  >eie  wert 

mil  gewalt  gedrungen.  Etisahelh  065  Rieger, 

c)  die  bedeutung  von  violentia.  wie  im  lateinischen  vis  und 
»foJenlio  einen  gegensntz  zum  ausdruck  bringen,  der  aus  einer 
Wurzel  erwächst,  so  hält  auch  der  begriff  der  ^gewaltnomkeit',  der 
sich  in  zahlreichen  Verbindungen  und  redensarten  ausprägt,  Vor- 
stellungen zusammen,  die  in  mannigfacher  sondeientwicklung 
einander  gegenübertreten,  alt  mitlelpunkte  neuer  gruppen  lassen 
tich  hier  vor  allem  zwei  hauptbegriffe  scheiden:  eine  kraftfülle, 
die  jeden  widerstand  niederzwingt,  und  eine  anwendung  der 
macht,  die  das  recht  beugt,  so  ergeben  sich  die  bedeutungen 
'zwang'  und  'unrecht',  die  in  der  mittelhochdeutschen  periode  ihre 
eigenen  kreist  für  die  Verwendung  des  Wortes  gewalt  ziehen, 
beide  führen  im   gründe  auf  die  bedeutung  'mach^  suriUk  m 


jenem  engeren  sinne,  wie  wir  ihn  oben  an  gewalt  nachgewiesen 
haben;  es  sind  ncbenumstände,  begleitmonienle,  die  zur  tonder- 
entwtcklung  drängen,  in  einem  falle  fällt  der  Schwerpunkt  auf 
die  Wirkung  und  den  ihatsdchlichen  erfolt)  bei  der  ausübung,  im 
andiren  falle  wird  diese  ausübung  an  dem  maszstabe  des  rechtes 
—  weltlichen  oder  göttlichen  Ursprungs  —  gmissen  oder  besser 
an  recht  und  moral,  diese  letztere  enlwicklung  ist  rietleicht  die 
ursprünglichere  und  frühere,  sie  liegt  schon  in  den  sp.  4915  attt 
dem  Tatian  und  sp.  4919  aus  Notri.b  belegten  beispielen  vor- 
bereitet vor.  die  erstere  ergibt  sich  ungezwungen  aus  der  prä- 
posütonalvcrbindung  mit  gewalt. 

a)  die  bedeutung  'wideistandskrafl,  zwang'. 

l))  enlwicklung   aus  der  präpositionalverbindung  mit  gewalt: 

a))     'waj  mag  uns  gewerren?'        ^pIach  do  Sil'rit. 
'awai  ich  rriuniliche        niht  ab  in  erblt, 
da;  niac  sus  erwerben        mit  eilen  da  min  liant, 
ich  ti'ouwe  an  Im  erdringen        beldiu  liute  unde  lant'. 
dö  sprach  der  rtirste  Sigmunt        'diu  rede  ist  mir  leit  . . 
mit  gewalte  nieroan       erwerben  mac  die  maget'. 

\ilwliiii:,enümt  ."iS.l; 

zwei  auffassungen  sind  hier  für  die  Verbindung  möglich;  der 
einfache  gegensatz  zu  friunillclie,  vgL  z.  b. 

alle;  da{  ich  ie  gewan, 

mönt  ich  da;;  mit  gewalte  hän, 

da;  wolde  ich  dar  unibe  geben, 

sold  ich  dir  bi  sin  gelegen. 

Laurin  1744  MMlenhnff; 

und  die  besondere  beziehung  auf  die  entfaltung  kriegerischer 
macht. 

bj)  diese  letzlere  wird  durch  eine  reihe  von  Verwendungen  nahe- 
gelegt und  führt  xu  besonderen  prägungen: 
«))  's6  hat  hie  mengen  solUier 

von  Normandie  (iascbier, 

der  wise  degen  höre. 

noch  hat  hie  riter  mSre 

Kaylet  von  lioskura>t, 

manegen  zornigen  gast. 

die  brächten  alle  in  diz  laut 

der  Schotten  künec  Vridebrant'. .. 

der  gast  zer  wiriinne 

sprach  mil  ritter«  sinne 

'saget  mir.  ob  irs  ruochet, 

durh  wa;  man  iuch  so  suochet 

(ornliche  mit  gewalt'.    Wolfkam  Partival  26,6. 
ß))  er  kom  uT  da;  palas, 

A&  der  kiinic  Philippus  was:  ... 

Decius  mit  gewa.-len, 

der  cunic  niii  alinuosen. 

Döcius  mit  gewalle, 

der  cunic  mit  ainvalte. 

kaiserchronik  6137  Schroeder 
(variniile  gewalt); 

duo  vrouwite  sich  der  junge  man, 

da;  er  diu  riebe  al  gewan. 

her  vuor  duo  mit  gewelte 

oi  Röme,  sui  so  her  wolie. 

.4nnoIied  403  Hädiger; 

die  heidenen  dachten  ubile: 

sie  wanden  mit  gewalde 

in  rofi:i>chome  lande 

al  Iren  willen  volle  bringen; 

dar  nach  begunden  sie  va^te  ringen. 

Trierer  bilvester  646; 
des  erlöste  sie  Hercules 
und  eisciiete  ze  löne  des, 
da;  er  ir  half  da;  sie  genas, 
eine  stüi  die  gelobet  was. 
durch  die  wart  anderweide 
Läumeclon  meineide. 
der  unirÜNven  er  unlgalt, 
da;  Hercules  mit  gewalt 
Troye  belac  und  al>e  gewan. 

Ai.HKKcuT  V.  Halbkrstadt  24, 113. 
Y))  zuo  den  rossen  gienc  der  degen. 

dannoch  was  da  nieman  bi, 
Or  sä;en  si  dö  alle  dri 
und  riien  dan  mit  gewalt, 
so  da;  mit  den  recken  halt 
nieman  streit  noch  envaht.     herzog  Ernst  1310; 

dö  sich  der  herzöge  sus  gewach 

und  der  künec  da;  gesach 

da;  sin  neve  tot  was 

und  der  herzöge  genas 

und  mit  gewalt  enwec  reit, 

da;  was  im  ein  herielek.       1356; 

der  vurgenante  grebe  Engelbrecht  was  so  hochmndig  unde 
wolgefriint  unde  eiilboil  einen  mant  vur  dein  biscbofe  von 
Colne,  daz  he  in  mit  gewalt  in  siuie  lande  obeizigeii  unde 
oberriden  wolde.    Limburyer  chronik  84. 

ä))  du  fingen  si  wider  enweg  unde  qwamen  vur  Straspurg 
uode  alle  in  dem  lande  umb  unde  Elsuszen  me  dan  zwene 


4941 


GEWALT  I  8,  c  (zwang) 


GEWALT  I  3.  e  (xwang) 


4943 


mand«  mit  gnnzer  gewalt  uiide  vurüarfien  dat  lant  jenifr- 
liehen.  Limbitriier  e/ironür  71;  in  der  zll  iiliup  aicb  der  er- 
wprdige  furtte  l>rr  Cooe  von  Falki-n»teiD  erieltimbor  tu  Trire 
mii  Kroizcr  möge  un<le  grwalt  unJe  bmcli  di  nume  uiderunib, 
di  in  lima  gebiile  undi-  geleide  gesehen  was.  ai;  onde  lag 
der  konig  mit  «im«  arlliet  libe  zu  «eide  mit  grntier  gewalt 
mit  Rolicher  herhchril  timl  bemcbuft,  al»  ail  her  an  diien 
dag  nunime  gesehen  wart  in  DuHrben  laiden.  (tl.  tbemo  M: 
uiiJe  tiet  züib  der  Turgmante  lantgrebe  Heinrich  mit  groazer 
gi'Mult  viir  rliie  bürg  di  biai  Haliler-<rn.  38;  di  zogen 
mit  ein  me  dan  mit  aibenzig  duaenl  rittern  unda  koecblen 
mit  groKzer  gewalt  ober  den  berrm  von  Mt-ilan.  6(;  ande 
sog  der  keiiar  ober  in  mit  groszer  ponipen  unda  gewall, 
unde  gpwao  he  ime  *il  lani  iinde  lüde  nne.  in;  da  zog  di 
fraiiwe  ein  herzoginna  Tun  Hrubnnt  ober  den  hertogen  von 
Geller  unde  herzogen  zu  Gulcb  mit  groder  gewalt  unda  ber- 
tchurt.  9y 

t)}  so  doch  behilt  AdolT  biacbof  vur^enant  das  hisrhtom 
EU  Menze  genzlichru  mit  nllen  scliluii!*zen,  landen  unde  luden 
mit  rethter  gewalt  wider  den  habest ,  den  Leiser  unde  alle 
mnicgrehen  von  Miitsen.  LmbuTiitr  chrontk  68;  uode  gewonnen 
das  huis  binnen  eiine  halben  diige,  unde  was  in  dem  erne 
unde  daden  daz  mit  rechirr  gewalt  ober  beupt.  60;  item  in 
disen  zitfu  da  zoch  lantgrebe  Otto,  lantgreben  llenricbea  son 
von  Hexsfn  vurgenant,  ober  einen  obet  von  FuM«  mit  iwelf 
hundert  gleven  unde  lag  virzen  dage  in  sime  lande  mit  rechter 
gewalt.  4t>;  unde  für  ober  Hin  in  das  Rungowe  unde  lag 
daiin  mit  rechter  gewalt  zu  velde  zeben  dage  und  zabeo 
Dacht.    M. 

^))  darauB  trwdehu  am  endt  tint  chjeetivitrung,  die  übrr  dit 
bedeutung  *kriegtniacht'  su  der  von  'ktüyzsehaar,  mengt'  führt: 
unde  hatten  ir  möge  unde  gewalt  ulda  vur  EInerhusen  ligende 
unde  heiligten  si  mit  den  groszen  bos»en,  mit  bliden  unde 
mit  andern  fachen,  also  dax  nit  wol  spise  doruf  mocht« 
komeq,  bit  daz  si  di  bürg  unde  den  dal  gewonnen  mit 
rechter  gewalt  in  dem  jare  dornach  uf  den  ersten  dug  julii 
des  mundes.  iimburgtr  ehronik  00;  item  da  man  schreip 
dnsent  druhondert  unde  zwei  unde  nunzig  jer  da  waa  der 
römische  konig  WVnzelaus  gen;int  unde  kunig  zu  Beliemen 
vigent  der  von  Straszburg,  unde  sin  gewalt  zug  vur  Stra*- 
purg.  86; 

dax  ilrltto  was  oucb  wol  getao 

einem  manne'  wo!  glich 

ds{  warf,  uf  den  esierlch 

bliimea  harte  manlcfaU 

und  helle  an  blunien  »ulcben  gawoli 

iwie  vll  es  ir  nider  spreie 

das  *i  '''  '"  "*<'''  hetf. 

IUnboit  V.  Fritzlar  <ro/'iisi«ch«r  krieg  9343. 

t))  der  itttttre  begriff:  die  bedeutung  ^widerstandskTaft  gegen 
kemmnisse  aller  art' : 

«))     waz  half  dd  sin  sterile       und  oueh  stn  kraft, 
wan  sl  Im  ertelgte        Ir  libes  meisterschaTi? 
si  triioc  ib  nili  gewalte       (da;  imios  ei  alsd  sin) 
und  diiicie  in  uugeruog«       bi  dam  belle  an  einen  scbrln. 
Stbelungtntied  020,8: 
gedsnken  ntch  der  kOnegio 
begunden  krenken  im  den  sin: 
den  miiese  er  ear  Terloren  hftn, 
wert  niht  ein  nerxeharier  man. 
mli  t;ewaU  den  loum  ila;  res 
truog  über  ronen  und  durchez  mos: 
wandas  wtsie  niemens  hant. 

WoLFRAa  /'ursivoi  n4, 10 ; 
Laurin  der  k6nig  also  reich 
schlug  mit  gewalt  hern  Dleierlcb 
das  im  sein  Tessel  rlem  lerbrach. 

iMurin  taw  Sehaät'; 
und  jn  der  ungefOge  stich 
mit  saniier  kralTt  und  auch  gewall 
barnider  tu  der  erden  Talt.        Ul, 
»n  diu  gewalt«>rinue  minne 

illu  nas  ouci)  in  ir  oinne 
ein  teil  ze  sttirinolich«  komen 
und  ha-le  Ir  mli  gewalt«  gauomen 
den  besten  lell  Ir  iut;e. 

Gorrraiao  v.  STRAiaoaa  TVislanOe'i; 
die  Trcuwen  n&niens  mit  gewalt 
und  Idrtens  lugend  manicvalt. 

bNitm,  wiluhronik  20671  Stnimeh; 

da  brachen  si  den  vride  ao  im  onde  an  sime  gute  uode 
roulieten  im  d;it  abe  mit  gewall.  Freiberger  uadtrtckt  194. 
y))  ab  imand  einen  schuldiger,  der  im  enigehia  wolde, 
möge  begriffen,  so  her  den  ricbter  noch  einen  butio  niiht 
gehaben  inoge,   unda  mit  gewalt  uff^uhaldeo  möge  adir  vor 


gericbla  brangeo  adir  waa  recht  a«L  hiniff  aprtekao  wir 
acbe|>pin  tca  Magdeburg  reibt:  oinanil  aig  au  gawalt 
aunder  den  ncbler  adir  ricblers  b«tefl  sicen  arhuldiger  uff- 
gebalden.  Magikburger  fragen  i  ee^.  3,30:  werdet  oc  eo  maa 
ii.l'l  gbewald  unde  suoder  scold.  ao  eneme  buse  brsloteo. 
wert  wa  des  Tor»anaea.  de  beirra  dama  besluieoeo  XII  ntarc. 
Wiiby  $tatUta<i  l,  ^i  {  t  SehlyUr  S;  und  oameo  den  man.  den 
dai  gencbie  vnroiteiirt  hatte,  unde  furtao  iD  mit  gewalt  ia 
di  atat  zu  Collen,  onde  roeiolen,  da<  si  lo  irlosaa  woldea. 
Limbmrger  ehronik  61   Wyu. 

9))  ab  ein  man  vor  gehegit  diog  werde  Iraebl,  dffM  «iaa 
dube,  welcberleia  di  were,  ward«  olT  dan  hals  gebuadeo 
onde  alao  der  selbe  muD  brecht  vor  gebrgit  ding,  daraclb« 
spreche  unda  elagete,  di  duba  wera  im  mit  gavralt  afliia- 
bonden,  a  denne  der  clegar  aina  claga  stellte.  thgMmrfir 
flogen  3,3,  I  Behrend  168;  also  bebill  her  Cooe  arxrblscbof 
mit  gewalt  sinen  willen  uode  nam  in  lanl,  lüde  und  dat  Ux 
ober  Hin  lit  ao  diseo  Imdigen  dag.    Ltmburger  dnontk  81 

$))  wer  ain  iunkfmwen  oder  eczleicbe  frawen  mit  gewaM 
uod  unkewschlicb  uiderdruckt  onde  imlzerret,  den  acbol 
man  entliawpten.    Iglauer  tladlretht,  arltkel  M  Ttmaachtk  148. 

1))  roM  dieser  prdpntüionalverbtndung  aut  nimmt  'ftwatf  auch 
in  andere  Verwendungen  eine  tknüche  bedeulung  mtt.  frrtUek 
liegen  hiefür  aui  der  mittelk<xhdeut*chen  zeit  nur  wenige  bei- 
ifiele  for;  tie  toueii  mtl  ausnähme  der  oben  für  di*  obyüi- 
vierung  angeführten  belege  durchweg  den  gegtutjü  gegen  vnuDl- 
Itcba  in  allgemeimter  fauung  hertortrrten. 

a))  terbtndung  mit  tervandun  prapotHionen : 

dA  uoderwuodfn  sl  sieb  slot 
des  landes  um  der  bikrge       um  msneg^s  recken  kall.- 
da(  muos  in  slder  dienen       b4dlu  durch  vorbi«  um  gewalt. 
tStb'txnyfHUeä  17l,l  Z«ira«kef 
ob  mich  der  kuole  noch  vertrlb 
da{  hUt  Ich  wxrllch  nieman  gib 
durch  tio  gewall  noch  durch  sin  knast. 

Ottosab  Oettrr.  mmeltnmik  818L 

())  freie  einbeüehung  t»  dat  tatigefüge: 

d6  dar  kOnIc  Günther        bat  und  oucb  gebAt, 
si  bebten  Or  mit  swerten        in  des  striies  o4L 
dat  wa»  gewalt  vll  größer       dat  <!*  oiemea  sloa«. 
er  vrlgte  den  von  Betoe       der  matre  sciiiere  genaoc 

Sihftuii'ieHtt-  I  Will.  3  Laehmanmt 

da^  alsus  werltcben  man 

ein  wip  enschumpOerea  kan 

wohri  woch,  wa^  sol  dat  sin? 

dt  luot  frou  mliine  ir  sümeo  scblo 

an  dem  der  pri>  blt  bejagi. 

werlich  uod  unvertagt 

hil  «In  iedoch  runden. 

fein  dem  siechen  wunden 

aolle  sl  gewalt*  verdrieieo: 

er  möhi  doch  des  geoieten. 

dai  sin  ioe  sinen  danc 

woi  gesunden  4  betwanc. 

WoLSBAi  Nrtltal  S8&,1: 
w8  dat  mich  s4  manger  hii  von  llal  er  eiai  gedruagaa 
l^eldlu  von  des  guoien  unde  oucb  wileoi  andenwi. 
oeüelicheu  wart  von  in  OT  mioeu  trau  ge»pruageD. 
ir  gawalies  bin  Ich  vor  in  mioem  ecbopo«  gri. 

NaiDMART  49*.40  IMmti 

darotch  dd  man  des  wart  gewar, 

dat  ilRt  rieh  was  herren  bar, 

46  watl  et  (kbele  festall: 

leglich  herr«  wart  so  ball, 

dat  «''  '•'*  *'*><'*  "*^ 

als  vll  als  In  sin  wllle  hief. 

et  wart  oucb  In  den  •leiao, 

da{  et  die  riehen  beim 

an  gewalt  über  die  armeo: 

awat  In  nilii  wold  erbarmen. 

dat  -"U  durch  goi  uiht  lietea. 

5erlht«>balp  si  tiieteo 
at  Sil  swar  al  dübie  gaoi. 

OivoKAR  oslerr.  rttmittnnik  laM. 
«))  pottiiaht  pertonifiealion : 

aitg  unda  weea  sim  In  benomen: 

oniriuwe  Ist  in  der  »8te. 

gewalt  vert  ü(  der  strate: 

iride  onde  rehi  »im  s4r«  wnai. 

ditt  drlu  entbabem  galalie«  olhi.  A«  zwei  enwerdea  <  gesani. 

WALTIsa  M,S; 

Jewalt  noch  atangeoi  aa  fe^lgat, 
at  h«r«i  maa  die  wisan  ichaa, 
ii  aa«  geaide  nilii  eapfllgei. 
dat  *«l*  aa  aiUier  IVaawea  s^baa. 

lAcaa  T.  Wart«  (I  tt)  bei  Babt*« 
Skhwrtur  miane».  14*; 

Jawalt  den  wittea  an  gesigei 
a  man  rebie.«  niht  enpfliget. 
bi  ieaiao  wiuic  kai  gnot^ 
aaa  ist  dar  amaen  keiner  fruot.    FasiaAin  W,  1. 


4943 


GEWALT  13,  c  (unrecht) 


GEWALT  I  3,  c  (unrecht) 


4944 


d)}  ansatz  zur  objectivierung  : 

sint  lie^eD  sie  den  stürm  bestfto 
uml  bereiten  sich  zu  slrite 
zu  der  >elbPD  ziie 
und  vären  bin  liein  Kürlant. 
der  meister  liegen  in  zu  hanl 
qunm  mit  zwein  schönen  tiern, 
er  wolde  in  ireii  gewalt  wem. 
sin  her  was  micbel  und  grö^ 
des  i{  doch  wenic  genöj, 

l.ivlänitüche  leimchronOt  5594  Meyer, 

ß)  die  beurtheilung  unter  dem  gesichtspunkte  des  reehls  und 
der  moral:  gewali  =  unrecht. 

1))  wie  oben  schon  bemerkt,  wird  diese  Wendung  durch  mannig- 
fache wandluni/en  des  Zusammenhanges  vorbereitet,  die  präpo- 
sitionalverbindung  kommt  hier  mehr  neben  anderen  factoren  in 
betracht ,  wird  aber  —  namentlich  in  rechtsquelkn  —  ebenfalls 
viel  dargeboten. 

o))  die  wile  man  aver  en  gut  under  enem  manne  beklaget 
na  rechte,  svo  lange  he't  halt  dar  boven  mit  gewalt,  nimmer 
ne  gewint  he  dar  rechte  gewere  an,  di  wile  man  de  rechten 
klage  gefügen  mach.  Sachsenspiegel  1,  45,  1 ;  doch  ne  bet  dat 
nen  recht  gewere  dat  die  man  mit  gewalt  hesitt,  of  man  die 
gewalt  ervolget  mit  rechter  klage  unde  dat  getügen  mach. 
Sachsenspiegel  lehnrecht  14;  ab  eine  stal  gemeinlicb  adir  irre 
burger  einer  breche  in  Sachen,  di  dem  borggreven  ammecht 
angehören,  unde  der  obirste  berre  des  borggreven  unde  der 
stat  di  stat  adir  den  burger  dorumme  anspreche,  ab  der 
herre  das  mit  rechte  sal  usgeben  adir  mit  gewalt  richten, 
wi  das  sal  varen.    Magdeburger  fragen  1,6,10  Behrend  92. 

b))  wenn  ainer  spricht,  er  hat  mir  das  genomcn  mit  gwalt 
oder  an  recht,  so  muess  der  antwurter  wissen,  wo  das  ge- 
schechen  sei.  steiermärkisches  landrecht  87  Bischoff;  wenn  aineni 
daz  sin  mit  gewalt  an  recht  vorbehebl  wurd,  derselb  verlürt 
numer  kain  gewer  nil.  civil-  u.  kriminalstaluten  von  Mütuter- 
Ihal  (1427),  österr.  icmt/i.  4,  357 ;  mit  so  vil  genäden,  daz  wir 
den  himel  m£r  besitzen  mit  gcwult  wan  mit  reht.  Konrad 
VON  Mbgbnberg  buch  der  natur  361,  11. 

c))  da  brach  he  vride  an  hern  Cunrate  an  sime  gute  unde 
roubete  im  daz  abe  mit  unrechter  gewalt.  Freiberger  stadt- 
recht (20,4)  131;  wen  he  der  stat  recht  brichet  an  im  unde 
he  mit  vrevel  unde  mil  gewalt  suchet  in  sime  huse  wider 
sinen  willen,  waz  der  wirt  darumme  tut  oder  begeht,  di  wile 
si  in  sime  huse  sin,  da  hat  ne  nichein  unrecht  an  begangen. 
2S0. 

2))  andererseiti  wird  —  ebenfalls  in  reehtsquellen  —  die  Ver- 
bindung unrechte  gewalt  als  techiiische  formel  der  mannig- 
fachsten Verwendung  unterstellt: 

a))  sineme  wechverdigen  gesellen  unde  sime  werde,  dar  be 
geherberget  is,  unde  sime  gaste  unde  svie  to  sinen  gnaden 
vlüt,  dem  sal  die  man  lielpen  weder  allis  manlikeme,  dat  he 
sik  irwere  unrechter  gewalt,  unde  ne  dut  weder  sine  trüwe 
nicht.  Sachsenspiegel  3,78  Humeyer ;  wante  de  stad  van  Dorp- 
munde  in  groten  oirlaghe  geleghen  bevet  und  sich  unrechter 
ghewalt  gheweret  hevet,  ...  so  sal  ein  iclicb  dei  binnen  der 
stad  van  Dorpmunde  wonachtich  is  .  .  .  gheven  van  hundert 
marken  viiff  mark.  Dortmunder  Statuten,  hansische  geichichts- 
quellen  3,  212;  were  oik  imand  dei  sine  borgerschap  op  hedde 
geseghet  offte  noch  op  sechte  umme  der  behelpinge  willen, 
dat  hei  nicht  ene  wolde  helpen  betalen  dei  schuld,  dei  wii 
schuldich  sint,  dar  wii  in  der  vede  unrechte  ghewolt  mede 
wederstonden ,  des  begheret  unse  borger,  dat  men  en  dat 
segge  und  do  verstaen,  wei  sei  sint.  3,  213;  wenne  wir  uch 
vormals  unser  brive  geben  haben,  czu  schirmen  und  czu 
sichern  alle  Juden  in  unsir  stat  czu  Bresslow  vor  allem  un- 
rechte und  gewalde  . . .  dorumme  bevelen  und  gebiten  wir 
uch  . . .  {Breslau,  25.  jan.  1359)  arch.  /'.  österr.  gesch.  31,  122. 

6))  ne  dut  he's  nicht  binnen  rechter  degedingen,  ime  ne 
hilpt  sin  unscult  nicht  die  he  gedan  hevet;  man  ne  verdele 
ime  dat  gut,  is  ne  erre  ine  unrechte  gewalt  unde  he  die  be- 
klage mit  rechte.  Sachsenspiegel  khnrecht  59  Homeyer;  unde 
di  lute,  di  sulche  unrechte  gewalt  begehen,  wi  vil  der  ioch 
ist,  di  volbrengit  man  alle  wol  mit  einer  kamperer  wunden 
also  samfte  alse  mit  cehenen.    Freiberger  üadtrecht  170. 

3))  aus  solchen  Verwendungen  entwickelt  sich  für  unser  wort 
in  der  rechtssprache  leicht  sachbedeutung ,  es  nähert  sich  der 
bedeutung  gewaltthat.  ein  kennzeichen  für  diese  enlwicklun(i 
liegt  in  der  Verbindung  mit  dem  artikel: 

a))  umb  uiii  gewalt,  umb  den  gewalt: 

a))  wan   ainer   fürpot   gesamht  iiat   umb   ain    gwalt   und 


zeucht  er  den  gwalt  enen  selber,  der  den  gwalt  than  hat, 
so  muess  der  fürpot  sagen,  das  der  cbger  um  den  gwult  an 
den  antwurter  zeucht,  steiermärkisches  landrecht  75  Bischoff; 
wann  der  antwurter  engegen  ist,  so  zeucht  der  clager  wol 
an  im  selb  umb  ain  gwalt.  79;  umb  ain  gwalt  mag  ainer 
nicht  dingen.  85;  umb  ain  gewalt  muess  man  antworten  auf 
den  andern  tag.   87. 

ß))  ez  mag  umb  gewalt  nimant  gerichten,  den  der  hawbt- 
man  in  Steir.  steiermärkisches  landrecht  96  Bischoff;  man  mag 
umb  gewalt  wol  an  ainen  selben  ziehen.  107;  wer  also  nicht 
lat  umb  gwalt,  so  muess  der  clager  hinz  dem  antwurter  be- 
wären, und  der  clager  ist  selbdritt.   77. 

y))  cumt  uc  en  man  van  butcne  to  lo  deme  anderen 
in  sine  herberghe  gudes  modcs,  unde  werdet  se  scelende 
mid  quaden  worden,  oder  sieghen;  dat  betere  malk  deme 
anderen,  dar  na  se  sin,  wo  dat  ghescen  si  up  der  nienen 
strate.  jedoch  tyt  we  den  wert  ut  deme  hus,  so  betere  he 
vor  de  ghewold,  deme  cleghere  XU  marc.  Wisby  stadslag 
I,  52  §  8  Schlyter. 

b))  wir  wissen  vur  ein  recht,  so  schire  eime  amptmanne 
Worte  geklaget  eine  gewalt,  so  sal  he  bescheiden  ein  gericht 
von  der  herren  wegen.  Limburger  chronik  69;  da  hait  here 
Niciais  ein  gewalt  von  ime  geclagt,  daz  er  solicher  gebot  nil 
gehalten  halt,  der  Ingelheimer  oberhof  ißQ  Lorsch ;  wann  man 
ainem  ainen  gewalt  anbebaht,  der  chürapt  umb  zechen  markch. 
steiermärkisches  landrechl  107  Bischoff;  ebenso  86  vgl.  S2. 

c))  were  dat  dat  sei  dei  nicht  en  künden  ghescheden, 
queme  dat  an  gherichte,  wei  in  den  vorghesprokenen  reden 
sculdich  ghevftnden  wurde,  de  were  brochnftich  an  einer 
ghewelde.  Dortmunder  Statuten,  hansische  geschichtsquellen  3,  72. 
4))  auch  die  poetische  spräche,  die  in  der  personificierung  von 
gewalt  (vgl.  sp,  4942)  die  beurteilung  unter  dem  gesichtspunkte 
der  moral  schon  durchblicken  läszt,  stellt  gewalt  und  unrecht 
gelegentlich  zus'jmmen: 

diu  sunne  hat  ir  schin  verkSret, 

untriuwe  ir  sämen  üz  gerSret 

allenthalben  zuo  den  wegen: 

der  vater  bi  dem  kinde  untriuwe  vindet, 

der  bruoder  sinem  bruoder  liuget: 

geistlich  leben  in  kappen  triuget, 

die  uns  ze  himel  sollen  Stegen: 

gewalt  get  üf,  rebt  vor  gerihie  swindet. 

wol  AI'!  hie  ist  ze  vil  gelegen.  Walthkr  22,1; 

bi  dem  Lugebach 

einer  mit  gewalte  vert: 

der  waenet  in  den  lüften  stveben. 

sine  triuwe  habent  aberhäken  als  ein  gör. 

michel  ungemacb 

wa.s  mir  ie  von  im  beschert.    Nkidhabt  58,50  Keim; 

der  (qral)  het  so  höhez  lop  bejeit 

an  triwen  und  an  manheit, 

da;  si  sich  des  liefen  an  in, 

swar  da;  reht  zuge  hin, 

da;  er  dem  gestöende  b! 

und  den  andern  mähte  fri 

gewaltes  unde  unrehtes. 

Ottoear  österr.  reimchronik  3945; 

es  bat  gewalt  das  grois  unrecht 

des  rechten  hört  verdrungen. 

MüscATBLiSi  69,57  Groole. 
y)  die  festen  Verbindungen  mit  verbis  leisten  der  eben  be- 
obachteten Sonderentwicklung,  die  in  die  bedeutungen  *iwang'  und 
^unrecht'  ausmündet,  wenig  Vorschub,  hier  herrseht  viel  mehr 
eine  allgemeinere  bedeutung  vor,  die  beide  Vorstellungen  umfaszt. 
diese  Unbestimmtheit  der  bedeutung  steigert  sich,  je  formelhafter 
die  Verbindungen  werden,  vgl.  den  gegensati  zwischen  gewalt 
treiben,  üben  und  gewalt  thun.  auch  hier  lassen  sieh  die 
Schwankungen  schon  an  der  empfdnglichkeit  oder  sprödigkeit  gegen- 
über dem  artikel  erkennen,  mittel-  und  niederdeutsche  quellen 
bevorzugen  diesen,  vgl.  beseite  ein  borgere  des  anderen  körn 
up  den  velde  mit  gherichte,  queme  dat  mit  einen  ordele  an 
den  raed,  weliker  van  en  sich  des  körn  underwunne  sunder 
gerichte  unde  recht,  eir  dat  ordel  gewiset  were,  dei  breke 
ene  gewalt  unde  sal  dal  weder  doen.  Dortmunder  Statuten, 
hansische  geschichtsquell.n  3,  134  «.  o.  vgl.  sp.  4946. 
I))  gewalt  begehen,  treiben,  üben: 

a))  wa;  wii  diu  minneclichiu  ebt  an  mir  enden? 

des  muo;  mich  iemer  wunder  hän. 
si  wii  gewalt  an  mir  begän, 
wii  si  niht  schiere  minen  kumber  wenden. 

V.  TOGGBNBURG  bei  Bartsch  78.   » 

b))  wxr  frumer  landes  herre  niht, 

so  tribe  gewalt  nianoc  bocsewiht 
mit  aimen  Hüten,  die  er  mit  l'ride 
muoj  sitzen  län  durch  swert,  durch  wide. 

renner  1121; 


4945  GEWALT  I  3.  c  (gcwalt  thun) 

der  kciser  unde  das  coocilium  tatin  die  von  Ueideliurgk  in 
swcre  benne  unde  in  die  achte,  doran  die  von  Heidfl>iirgt( 
rieb  wpnigk  karten  onde  gewonnen  gleii-bwol  de*  bitchoufr» 
ilouer  tinde  stete  unde  trehin  grosze  gewalt  mit  irem  berren 
unde  oriinc  lande.    Jobanr  Rothi  tküringitehe  ehreuik  618. 

c))  Icli  roso  wol  difen  fewali 

■n  minem  vliido  üaoen. 

UoTTmiKO  V.  STRASiauio  TrUI»n  IMSSi 
In  ouch,  dat  in  de*  geieme, 
dai  or  mlub  w|l  beirutien 
und  »liieti  gewalt  iilien 
und  vrevellcli  her  In  kid, 
■0  wll  leb  aber  Im  wldaralan.         pauional  Ui,U, 

3))  gPNvalt  thun: 

o))  ilA  iprach  dei  kOneo  Lotea  «uon 

'lidrt'fl  ir  woli  gewalt  nu  luon, 

«II  Ir  mir  grQeten  wldcnagC. 

WoLfRAi  PartiMl  SM,  14 ; 

Trou  minne,  ir  Ifltet  oucb  gewall, 

dd  Parzivil  der  degen  balt 

durch  liicli  von  »tuen  wluen  »chlai 

alt  im  sin  iriwe  dö  geriet.       293,  b. 
h))  doch  erbarmte  unterm  (chspbxrc. 

unter  ewlK«t  Ixit, 

doch  enwolde  er  die  warlixll. 

noch  dat  recht  nicht  iclieiiüen. 

er  wolt  e(  aiidor«  wenden. 

•r  woli  ouch  dem  tivi-l  nicht  sewali  t&n. 

aeln  erbormde  und  aeln  weidom. 

die  gedachten  einer  wage. 

tarn  ob  dar  ur  Ixge. 

•Iliu  diu  «chulde. 

da  mit  al  verluren  gotea  hulde.        anegenge  34,62: 

all  leb«  mich  vertinne, 

niD  harre  wtl  gewall  mir  luon 

durch  da{  leb  bin  decbeinrn  auon. 

WoLratM  Parthttl  M7,tO; 
kunt  ir  dan  rltiert  Tuorc  tpehoo, 
Ir  mne(t  Im  rebier  dinge  jehen. 
tin  lin  geln  valtche  nie  wart  palu 
twer  Im  darüber  tuoi  gcwalt, 
w:rrt  min  vater  ode  min  kint, 
al  die  ^ein  Im  In  zorne  eint, 
m!ii  muge  ode  min  bruoder, 
die  muein  diu  airitea  ruoder 
gain  mir  ilebn.       304,4; 

TOr  wtr,  «1  (die  minne)  ixte  mir  gewalt, 

ob  sl  betwuDge  mir  den  sin 

dat  mir  min  heite  wOrde  ball 

Ar  miner  »xldeo  yngewln 

und  wider  nifneo  niuot  d&  hin 

dA  von  min  dre  würde  krunc, 

des  ich  di  her  erlg^eu  bin. 

wil  Ir  gewalt  mich  uihi  verhern, 

»6  twlnge  ngcb  ir  dien  mich: 

des  muoj  ich  ür  genfide  gern.  Winsbekm  3S; 

Ich  hAn  also  von  dir  vernomen, 

dat  "ich  diu  kuuigin  übertan, 

di  gebest  dO  mir  üchuMe  au. 

daran  luosi  dö  mir  gewalt. 

Uttokar  itteiT,  reimchronik  18195; 

wer  dem  andern  gewail  luot  in  recht,  also,  daz  er  sich 
«eins  guots  unüerwindt,  wie  daz  genant  ist,  mit  frUrei,  der 
|cil  dem  richler  nin  pHint  pfenning,  der  stut  zwai  pfunt 
Pfenning.   $ladtreeht  ton  Mitziehen  art.  4SJ  {Auer  164). 

())  er  hAt  unliuPchen  mnnnet  alte. 

er  hAi  gor  einn  unhurschen  muot, 
der  den  wiben  gwali  luot. 

TaOMtaii«  ilir  »eliche  gast  ttW  RArterf; 

papen  unde  jQden  die  wapen  vflren  unde  nicht  gescbnren  ne 
sin  na  irmo  rechte,  dut  man  in  gewalt,  man  aal  in  betereo 
alt  eme  leien.    Saehsenspiegtl  3,2; 

hcprstüi,  junger  künic  vri? 

Mtfslü  dem  lU-hen  edrin  bi, 

dat  er  dorn  arinuu  tuot  gcwalt, 

din  mi»setAl  Ist  manicvali.  kOnig  fyrol  37,4. 

d))  {tr)  sprach   daz   er   im  gewalt  und  unrecht  tet.  (13«6) 
Züncher  sladtliüchrr  1,  183. 

*))  er  kingt  im  sAre  den  gewalt. 

den  im  der  kunic  Wdliin 
hie  te  Stire  hei  geiAn. 

Ottokar  ötterr.  rtimehmük  SSSS; 

sieht  ein  tristen  einen  iuden  ze  tode  oder  ein  iude  einen 
Christen  oder  wundet  ir  riner  den  andern  oder  «weihen  ge- 
walt ein  cristen  einen  luden  oder  ein  iude  einen  engten  an- 
Icit  oder  die  iuden  under  einander,. ..  dnz  sol  man  eime 
vogte  buzzen  als  in  sime  rehle  gesrbriben  slal.  ttadtbuch 
•0»  AuusbuTg  &6  tleyifr;  item  anderwrrbe  frugete  der  vur- 
genunie  rilter  von  der  herren  wegen,  obe  einer  ein  gewalt 
drde  tu  Limpnrg,   ohr   dnn   ein  amptmnnn  der  herren  den 


GEWALT  I  4  (nciilioHideuUche  pmode)     4946 

mochte  aoegrifen  unde  halden  bit  uf  di  tcbelTen  of  daz  b« 
nit  vurflucblig  enwurde.  Ltmburger  chrontk  t9.  #6riiio  19; 
spreke  dei  ricbtere  enen  an  vor  gberirbte,  dat  bei  aalworde 
op  eoe  ciagb«:  enigeoge  d«i  drme  gberiebte  fvoder  sni« 
werde,  dei  ded«  eoe  gbewait.  IhrtmuMäer  itakUt»,  k»»ätilu 
gesckiehtuiuiUtn  3,  »i ;  ipreke  dei  riehler«  tOM  ano  aa,  dat 
bei  pale  bedde  olb  grioghen  unde  »tllM  to  brukra  htiit 
unde  hedde  dar  ein  aelfgerlcble  an  gedkn,  «ortkct  M  ata, 
bei  en  be!)be  neine  pale  ulb  geireekel  oocb  nrioe  wellen 
10  broken  ooth  neine  gbewall  gbedaa  node  ai  der  tii<bl 
alinck  unacbuldicb,  dei  man  ia  sioer  ontcbuli  oaer,  das  dei 
ricbtere  dei  klage  op  ene  to  winnende  ei.  t,  114. 
I))  «))  dam  kOoage  Pabruina 

gascbeben  l>l  bU  rede  gewalt. 

der  leloen  baacbelUr  («lali 

von  iu  wart  lo  spoiloi  wit. 

KoxiiAD  V.  Weazaiae  P^rUmepiT  4XUi 
gescbegbe   eine  gbewait   umme  siegbe  oder  niome  mitt*- 
bandelmge,   dar   scal   be  einen  woldener  umme  aculdighe« 
Sltndaler  nrtheiUhueh  (14.  jakrh.)  26,  3  Bekreni. 

())  In  dli  lant  bAi  «r  gesprocbeo 

einen  angettllcban  tac, 
dt  diu  wiiwe  Wirt  gerocbeo 
und  der  waia«  klagen  nae 
und  der  arme  den  gswalt 
dar  da  wirt  nli  Ime  gaaiall.       W«tniia  11,11; 

801  laria  lo  »elbe  vardola 
eo  gewali,  der  in  gascbaeb, 
wand  man  wol  an  Im  aach, 
dat  er  vll  ongeroe  entphl« 
dat  emi,  dat  inan  uf  lo  II«        pa*$ion»t  lt,ftl: 

ta  stunt  so  qwain  der  ricbter  vor  den  rat  andr  klagete  unde 
schrei  ober  di  gewalt  di  da  gesehen  wa«.  Lituburger  rArontkCl. 

4)  die  neuhochdtvl$cln  pmode.  im  gtgnuat»  m  dtr  mtlUlknek- 
dtuisehen  periode,  die  an  unterem  ttortt  ffM  4«»  haujiUnun  det 
gebraueket  immer  neue  M'ätttlungen  ahtmtiftn  bctt,  xtteknet 
$iek  die  ntukochdeulsche  periode  vor  allem  durrk  hefetligung  *nd 
verbreilerung  der  übernommenen  rervendungen  tut.  freHitk 
kommt  dieu  tleigeiung  nickt  aüen  gebt uueht formen  ^tkkminif 
lugntt.  einuliie  Verwendungen  verkümmern  ollmdklkk  fest,  e»- 
dere  tckwelUn  int  unyemnfene  an-  für  diese  ungUiekwt4$titkeil 
itt  die  kauptursacke  in  den  versekiebungtn  »  tueke»^  iit  tuA 
der  leite  der  slilform  an  der  maue  der  belege  z«  beobatkten 
sind,  je  nackdem  kirebliehe  oder  veliUcke  inieresten  die  ILtcratur 
bekerrtchen,  je  nachdem  der  pkantasie  tpielraum  gelasun  i>/ 
oder  fette  überlii-ferung  den  tpraekgebrauch  einengt,  jt  nack- 
dem dat  beschauliche  oder  dat  gesckißUeke  leben  auf  die  weilet - 
entwicklung  tinßua  gewinnt,  je  nackdem  werden  du  einteilte» 
Verwendungen  und  Verbindungen  det  wortet  erkaUen,  fortgebtUet 
oder  turüekgedrdngl.  daher  ist  es  bei  gewalt  im  betonderen  ge- 
boten, über  einiflne  ttilformet»  und  verwendungskreise  der  neueren 
spräche  in  susommei: fattendem  überblicke  tu  bericklen.  der  um- 
fang, den  die  bedeulunghntirieklung  in  der  neueren  tpracke  er- 
reiekt,  ^oU  kier  —  im  gegensali  lu  der  darsteUun§  der  frükeren 
Perioden  —  ni4r  mit  tolchen  beispielen  belegt  meiden,  in  denen 
die  bedeutung  über  den  rahmen  einielner  irorirerbindunge»  Ma«M 
absolute  geltiing  gewonnen  hat.  dieie  wortrerbindunge»,  4k  fkr 
dat  geschtchiliche  verttdndnis  der  bedeulungtentirieklung  M>  fiht 
die  voraututxungen  geboten  hatten,  toUen  tn  Ikeil  III  tum  g^fin- 
ttand  eigener  untersuckung  gemacht  werden,  de  dat  nußtmmem 
neuer,  dat  verkümmern  alter  Verbindungen  »etenllitkt  $$ft  fkr 
das  neuere  bild  unteret  wortet  Lefert. 

a)  uerschiebungt^n  der  gebraucktgrenten, 

a)  antchauliek  IdtU  tieh  ein  tkeil  det  entwicibin§t§n§n  to 
der  bibelüberuttung  verfolgen,  bei  der  frei'ick  itr  itfimttt 
twiteken  dUerem  und  neuerem  gebrauch  unter  smi  fcaiclf»- 
punkten  tu  beurtkeiUn  ist.  einmal  ktmwa  tUgemeimer  ik  /Wf- 
getchriltenere,  auf  neuerem  iprachgtbrauek  benkenie  Ueraadasf»- 
technik  tn  belraekt,  wie  tu  ttek  Vieilmi$e  in  der  rtdntktn  bei 
KoBoaciB,  in  den  nutgnken  rta  DieTt^aiacta  und  Eca,  nteh 
mehr  im  18.  und  19.  ftkrh.  sdyt  anderersritt  mntt  der  geftn- 
satt  indiri'tueUer  tpreekgebunf  in  betradit  feaofrm  wtrden,  der 
in  der  überragenden  pertinUckkrii  Lomus  tugüidt  mundvtUtke 
fdrbung  gewinnt,  auf  dieser  giundUft  der  bHinektum§  darf  du 
beharren,  dat  turückweicken  und  dut  twtekrnlen  «aesne  mmU» 
die  tufmerktnmkeä  in  nntfemek  tukmtn. 

1))  rrrMwaMnnif  Mi  fswaaeaei  M  Loraia  aa  itfeaeefs 
IM  den  iltem  Menetarra. 

a\)  wie  Mftea  atii  den  then  fsp.  4tl9>  w  UintAS  fr|«ft«aeii 
eadeniuiifeii  lientefikt,  itt  e$  AeapMdUirA  du  grentUnk  §efen 
macbi,  die  $itk  ta  mnfunilen  ten  gewall  rersckiebL 


4947     GEWALT  1  4,  a  (in  der  bibelüberselzung) 

«))  vorwiegend  IriU  die  Verschiebung  in  den  festen  Verbin- 
dungen mit  verbis  zu  tage,  hier  wird  sie  in  der  Verbindung 
gewalt  geben  consequenter  beobachtet  als  in  der  von  gewall 
haben,  aufmerksamkeit  verdient  das  verhalten  in  Bebeims  Über- 
setzung, die  vielfach  als  vorldufer  Lotbers  im  gegensalz  zu  den 
oberdeutsclien  Übersetzern  erscheint. 

1)))  und  er  rieff  seine  zweiff  jüngere  za  sich,  und  gab 
jnen  macht,  über  die  unsaubern  geister,  das  sie  die  selbigen 
austrieben.  Lotber  Matth.  10,  i  (ebenso  Dibtbnbkrger,  Eck; 
und  gab  ihnen  vollmacht  über  unreine  geister.  Kautzscii  ; 
her  gap  en  gewalt  ubir  di  unreinen  geiste.  Bbhbih,  ebenso 
cod.  Tepl.  Eggesteir.  Kobdrger);  gleich  wie  du  im  macht 
hast  gegeben  über  alles  fleisch.  Lutbbr  Joh.  17,2  (ebenso  Dibten- 
BERGER.  Eck;  vollmacht  bei  Kadtzsch;  alse  du  ime  gigebin 
hdst  gewalt  allis  vleisches.  BkOBiM;  ebenso  cod.  Tepl.  Egge- 
STEiN.  Kobdrger);  ebenso  Marcus  13,34  bei  (BBomM  macht); 
denn  wie  der  vaier  das  leben  hat  in  jm  selber,  also  bat  er 
dem  son  gegeben  das  leben  zu  haben  in  jm  selber  und  hat 
jm  muchi  gegeben  auch  das  gericbte  zu  halten.  Luther 
Joli.  b,  26  (lind  gab  im  gewalt  ze  tun  daz  urtail  eod.  Tepl. ; 
ebenso  BEBbiM.  Eggestein.  Kobdrger;  macht  6d  Dietenberger 
und  Eck;  und  hat  ihm  vollmacht  gegeben  Kadtzsch).  ebenso 
Lucas  10, 19  (hier  aber  schon  bei  Beheih  macht);  wie  viel  jn 
aber  auffnamen,  denen  gab  er  macht,  gottes  kinder  zu  werden, 
die  an  seinen  namen  gleuben.  Luther  Joh.  l,  I2  (ebenso  Be- 
HEiM.  Diete.nbkbgeb.  Eck  ;  ihnen  bat  er  die  macht  verliehen. 
Kadtzsch  ;  den  gab  er  gewalt  ze  werden  di  sun  gotz  cod. 
Tepl.;  ebenso  Ecgestbiw.  Koborcfr);  ähnlieh  prediger  6,2  (bei 
Eck  gewalt). 

2)))  gewalt  haben  wird  von  Luther  gelegentlich  entgegen  der 
älteren  Übersetzung  erst  eingeführt,  während  er  da,  wo  die  älteren 
Übersetzer  die  Verbindung  verwenden,  seinerseits  macht  einsetzt: 
und  auff  das  er  durch  den  tod  die  macht  neme  dem,  der 
des  todes  gewalt  hatte,  das  ist  dem  teufel.  Luther  Ebreer 
8,14  (x^äxoe  kyiftvxa  tov  d'avdiov,  mortis  xmperium.  daz 
gepot  dez  todes  tod.  Tepl. ;  ebenso  Eggestein  und  Kobdrger, 
des  todes  gewalt  bat  Oietenbergeb.  Eck.  Emser.  Fboscbauer). 
da,  wo  Luther  macht  einsetzt,  folgen  ihm  die  späteren  Über- 
setzer nicht  immer,  nicht  nur  Eck,  der  gewalt  überhaupt  mehr 
bevorzugt,  sondern  auch  Kadtzsch  tritt  hier  gegebenen  falls  in 
gegensatz  zu  I.iUTBBR;  ei  du  fromer  knecht,  dieweil  du  bist 
im  geringsten  treu  gewesen,  soitu  macht  haben  über  zehen 
stedte  Lotbeb  Lucas  19,  n  (ebenso  Dietbnberger;  i^ovaiav, 
potestatem.  du  wirdes  gewaldic  ubir  zcen  stete  Bebeim;  du 
wirst  haben  gewalt  eod.  Tepl.;  ebenso  Eggesteir.  Kobdrger. 
Eck;  so  sollst  du  nun  gewalt  haben  über  zehn  städte 
Kadtzsch);  und  sahen,  das  das  feuer  keine  macht  am  leibe 
dieser  männer  beweiset  hatte.  Daniel  3,  27  (das  daz  feu'r 
kein  ding  des  gewalts  hat  gehabt  an  Iren  leiben  Eggestein, 
ebenso  Kobdrger  ;  das  feur  het  kain  gewalt  gehabt  in  iren 
leiben  Eck,  ähnlich  Dietenberger  und  später  Kautzsch);  wisset, 
das  des  menschen  son  macht  hat  anff  erden,  sünde  zu 
vergeben,  /oft.  6,  24  (so  schon  Beheih,  cfcenso  später  Dieten- 
üERGER.  Eck;  vollmacht  bei  Kadtzsch;  bat  gewalt  auf  der  erde 
ze  vergeben  cod.  Tepl.;  ebenso  Eggestein.  Kobdrger);  ebenso 
Joh.  19,  10  s.  oben  (hier  halten  Bebbiii  und  später  Kadtzsch 
an  gewalt  fest). 

ß))  andere  Verwendungen  werden  von  dieser  Verschiebung  sel- 
tener berührt:  und  als  er  in  den  tempel  kam,  tratten  zu  im, 
als  er  leret,  die  hohenpriester  und  die  eltesten  im  volck, 
and  sprachen,  aus  waser  macht  thustu  das?  und  wer  liat 
dir  die  macht  gegeben.  Lotber  Matth.  21,  23  {ebenso  Diethn- 
bergeb.  Eck.  Ehsbr;  in  waz  gewalt  tustu  dise  dinc?  und 
wer  hat  dir  disen  gewalt  gegebin  Beheih;  ebenso  cod.  Tepl. 
KoRüiiGER.  Eggestein);  aber  dis  ist  ewer  stunde,  und  die 
macht  der  Unsternis.  Lucas  22,53  (ebenso  Dietenberger.  Eck; 
dicz  ist  eur  stund,  und  der  gewall  der  vinster  cod.  Tepl.; 
ebenso  Beheih.  Eggestein.  Kobdi.ger  und  später  Kadtzsch). 

b))  nach  anderer  seile  verschiebt  sich  bei  Ldther  die  gebrauchs- 
grenze  in  dm  jällen,  in  denen  der  begriff  der  macht  staats- 
rechtlich bestimmt  erscheint,  selten,  dasz  er  hier  gewalt  oder 
macht  zuläszt:  durch  Jhesum  Christ,  welchem  sei  ehre 
und  gewalt  von  ewigkeit  zu  ewigkeit.  Ldther  1.  Petri  4,11 
(ebenso  Dietenberger.  Eck;  eui  est  gloria  et  imperium.  dem  sei 
wnnniciich  und  gepot  cod.  Tepl.;  ebenso  Eggestein.  Kobdrgi  r; 
herrschart  bei  Kautzscb);  und  weiset  jm  alle  reich  der  gantzen 
weit,  in  einem  augeoblick,  und  sprach  zu  jm,  diese  macht 
wil  ich  dir  alle  geben,  und  jre  herrligkeit.    Lucas  4, 6  (ebenso 


GEWALT  I  4,  a  (in  der  bibelüliersetzung)     4948 

Dietenberger.  Eck;  potestatem.  disen  gewalt  allesament  Bb- 
HEI.U ;  ebenso  cod.  Tepl.  Eggestein.  Koisurger);  sonst  zieht 
Ldther  hier  Synonyma  wie  regiment,  herrschaft,  majestäl  oder 
(Übergang  zur  personißcution)  oberkeit  vor. 

«))  das  regiinenl  aulT  erden  stehet  in  gottes  banden.  Ldther 
Sirach  10,  4  (ebenso  später  Kadtzsch  ;  potestas.  der  gewalt  der 
erd  ist  in  der  haut  gotz  Eggestein;  ebenso  Kobdrger.  Dietbn- 
berger.  Eck.  Ulenherg;  die  macht  über  das  lant.  Piscatob. 
holländische  slaatenbibel) ;  ist  nicht  herrschaft  und  furcht  bei 
im,  der  den  frieden  macht  unter  seinen  höhesien.  Hiob  25, 2 
(ebenso  Dietenberger;  potestas  et  terror.  der  gewalt  und  di 
Torchte  Eggestein;  fbenso  Kobdrger  und  Eck;  sein  ist  die 
herrschermacht  und  majestät,  der  frieden  schafft  in  seinen 
höhesten  Kadtzsch);  und  sein  reich  ist  ein  ewiges  reich,  und 
seine  herrschaft  wehret  für  und  für.  Daniel  3,  33  (et  potestas 
ejus,  sein  gewalt  Eggestein.  Kobdrger.  Dietenbergeu.  Eck 
u.  a.);  das  er  sehen  Hesse  den  herrlichen  reichthum  seines 
königreichs,  und  den  köstlichen  pracht  seiner  maiestet.  Esther 
1, 4  (die  erhcbung  sein  gewaltes  Eggestein.  Kobdrger  ;  den 
köstlichen  pracht  seiner  grosse  und  gewalts  Dietbnrerger; 
den  bracht  seiner  macht  Eck;  die  pracht  seine  grosse 
Kadtzsch). 

ß))  und  als  er  vernam,  das  er  unter  Kerodes  oberkeit 
gehöret.  Luther  Lucas  23,  7  (ebenso  Dietenrergbr.  Eck;  daz 
her  von  Hßrödis  gewalt  was  Beheih,  ebenso  cod.  Tepl.  Egge- 
stein. Kobdrger;  dasz  er  aus  der  herrschaft  des  Herodes 
sei  Kadtzsch).  ähnlich  Matth.  8,  9;  jederman  sei  unterthan 
der  oberkeit,  die  gewalt  über  in  hat,  denn  es  ist  keine  ober- 
keit, on  von  gott.  Römer  13, 1  (ausgäbe  von  1545;  der  ubirkeit 
und  gewalt,  denn  es  ist  keine  gewalt,  on  von  gott.  ausgäbe 
von  1522;  ebenso  Dietenberger.  Eck;  geweilen  cod.  Tepl.  Egge- 
stein. Kobdrger;  der  obrigkeitlichen  gewalt  Kadtzsch;  po- 
teslatibus  sublimioribus) ;  wiltu  dicli  aber  nicht  fürchten  für 
der  oberkeit,  so  thue  gutes.  18, S  (wiltu  nit  furchten  den 
gewalt  cod.  Tepl.;  ebenso  Eggestein.  Eck.  Dietenberger). 

c))  bei  der  wiedergäbe  von  vis,  violentia  weicht  Lotheb  nur  tn 
ganz  seltenen  fällen  zu  Ungunsten  von  gewalt  gegen  die  älteren 
Übersetzer  ab:  herr  wie  lang  sol  ich  schreien,  und  du  wilt  nicht 
hören?  wie  lange  sol  ich  zu  dir  ruffen  ober  frevel,  und  du 
wilt  nicht  belffen.  Luther  Habakuk  1,2  (ausgäbe  von  1M5, 
ruffen  über  unrecht,  ausgäbe  von  1524;  toeiferahor  ad  tt  vim 
patiens;  Icidentt  gewalt  Eggestein,  ebenso  Kobdrcbr  u.  «.  wie 
lange  schon  rufe  ich  dir  zu 'gewalt'!  Kadtzsch).  andererseits 
schlieszt  Luther  eben  diese  stelle  im  gegensatz  s«  aUen  Über- 
setzern mit  dem  Sprichwort  es  gehet  gewalt  über  recht  s.  «. 

2))  vordringen  der  gebrauchsgrenu  von  gewalt  6«t  Ldtbei  im 
gegensatz  zu  den  älteren  Übersetzern. 

a))  am  wenigsten  wird  das  gebrauehsgebiet  von  macht  durch 
das  vordringende  gewalt  berührt,  einzelne  Verwendungen,  die 
sich  hierher  ziehen  lassen,  stimmen  alle  darin  fiberetn,  dasz  die 
lat.  vorläge  den  gebrauch  von  potestas  vermeidet,  weshalb  die 
älteren  Übersetzer  auch  nicht  auf  gewalt  zurückgreifen,  nur  zum 
geringsten  theil  sind  et  Verwendungen,  die  den  oben  gekenn- 
zeichneten sich  anreihen:  und  gebe  dir  gewalt  eigene  müntze 
in  deinem  lande  zu  schlahen.  Ldther  l  Maccab.  15,6  (per- 
mitto  tibi;  ich  verbeug  dir  zu  machen  die  schlagung  eigner 
muntz  Eggestein,  ebenso  Kobdrger  ;  vergünn  dir  Dietenberger. 
Eck,  gestatte  dir  Kadtzsch).  int  allgemeinen  wiegen  vielmehr 
poetische  einkleidungen  des  staatsrechtlichen  begriffet  vor,  die 
schon  in  den  gtossen  Iheilweise  durch  gewalt  wiedergegeben 
wurden,  während  spätere  Übersetzer  stc/t  mehr  an  den  Wortlaut 
hielten:  solchs  ist  im  rat  der  wechter  beschlossen  und  im 
gesprecb  der  heiligen  beratschlagt,  auff  das  die  lebendigen 
erkennen,  das  der  buhest  gewalt  hat  über  der  menschen 
ki^nigreiche,  und  gibt  si,  wem  er  wil;  und  erhöhet  die  ni- 
drigen  zu  den  selbigen.  Daniel  4,  14  (ebenso  Dietenberger; 
quoniam  dominatur  excelsus  in  regno  hominum.  daz  der  höchst 
herscbt  in  dem  reich  der  menschen  Eggestein.  Kobuiiger; 
ebenso  Eck;  dass  der  höchste  über  das  königthum  der 
menschen  macht  hat  KadtzschI.  ähnlieh  Daniel  3,30.  2,33; 
und  der  herr  gab  Israel  einen  heiland,  der  sie  aus  der  ge- 
walt der  Syrer  füret.  2  könige  13,  5  (ebenso  Dietenberger 
und  PiscATOR;  et  tiberatus  est  de  manu  regis  Syriae.  aus  der 
Obergewalt  Arams  Kadtzsch;  von  der  band  des  kflnigs  Syri 
Eggestein.  Kobdrgeb.  Eck);  ebenso  I.  Mos.  16,6  {hier  auch  bei 
PiscATOR  baut),  psalm  49,  16  (hier  auch  bei  Dietendeiiger  ge- 
wall); aber  da  sie  des  herrn  jres  gottes  vergasspn,  verkuufft 
er   sie   unter   die  gewalt  Sisüera,   des  heubtnians  zu  Hozor, 


4949     (lEWALT  I  4,  a  (iu  Her  hiliolübcreelzuDg) 

und  unter  die  gvwalt  der  rbili»(er,  und  unter  die  gewalt 
des  konig«  d«r  Moubiter,  die  ttrilten  widrr  (ia.  t  üam.  li,  • 
(tbenio  DiKTlNtBdCKa.  Züriehtr,  Slratzburger  M«L  Kautzsci; 
tt  tradidit  tot  in  manu  Sitarae;  und  er  antwurt  li  in  die 
liand  SJMure  .  .  und  in  die  band  der  l>liili<ttiner  Ecckitkin: 
«ben$o  KoBUBcea  Eow.  a.);  denn  du  bait  inline  oierro  lo 
deiner  gewait,  du  Wiire-tt  über  mir  in  mutier  leibe,  ptulm 
ISO,  13  {ibenio  DiKTKMeaci'a.  Xüneher,  StraMburger  btbet,  l'ii- 
cAToK:  ]>oi$eJisti  rtnet  meot;  wann  du  hott  beieiten  mein 
lancken  EcciiiTiiiN,  iben$o  Küiuacra.  lixi). 

b))  Ubhafler  dringt  gewuU  gtgin  die  lynonyma  'kraft,  $tärk$' 
{viTtu$,  forlitudo)  vor,  dit  in  der  äUtren  tprache  tirh  $o  sah  und 
tprödt  erwititn  liatltn. 

Ol)  bei  Jm  igott)  ist  weisbeit  and  gewalt,  rat  und  terttand. 
LoTBBR  Htob  Vi,  13  {apud  iptum  itt  tapitnlia  H  fortitudo,  iptt 
liabtl  consilium  tt  intelligfutiam ;  bei  im  ist  die  Weisheit  und 
die  •ttvrck:  er  selb  bat  den  rat  und  die  Vernunft  Ecckstbin, 
rbeiifo  KoBURCBR.  DiKTKMBKRCKn.  EcK ',  bci  ibm  ist  nei^beil 
und  .stiirkc,  sein  i<)t  der  rat  und  die  einsieht  Kautxsch).  ähn- 
lieh 3U,  19;  bilir  mir  gott  durch  deinen  namen  und  schalTc 
mir  recht  durch  deine  gewalt.  psatm  si,  3  {tbtnto  Dietsm- 
DBRCKR.  Zäriclwr,  Straszburgtr  biOeL  Piscator  ;  in  virtute  lua 
judiCii  mt;  und  crlösz  mich  in  deiner  kraft  Eccpstein.  Ko- 
RuncBR.  Eck;  door  une  macht.  Uolldndticht  staatt%bü)tt ;  und 
führe  meine  suche  durch  deine  stUrke  Kautzscm).  gtnau  %o 
psalm  06,7.  ähnlich  Lucas  9,1  {virtuttm  et  pottstatem ,  gewalt 
und  macht  Lotbbr).  ebtnto  Lucas  lO,  19  {hier  bei  Ec«  und 
KAUTZscn  gewalt).    ähnlich  apottel'itschiehtt  i,  7. 

fl))  aber  das  hinder  teil  7ubrach,  von  der  gewalt  der 
wellen.  Luther  apostelgtschichtt  27,  41  {rbtnso  OitTBi^BtRCKR. 
Kck;  a  vi  maris,  von  der  sterk  des  meres  cod.  Ttpl.  Ecge- 
sTEiN.  DiETKNRhRGEB.  KoBüRCBR ;  gieng  durch  den  anprall 
aufeinander  Kautzscb). 

y))  und  als  er  an  die  stuffen  kam,  musten  in  die  kriegs- 
knecht  tragen,  für  gewalt  des  voicks.  Llthbr  aposttlgttclnchtt 
:\,y^  (tbtnso  DiKTKNBtRCKR.  Eck;  propttr  tim  populi;  um  di 
>terk  des  volkz  cod.  Tepl.  Eucestein;  vun  getreng  wegen. 
\ugs''urger  bibel  von  1477;  Koburckk,  wegen  des  andrangs  des 
\olke.s  Kaltzsc'i). 

c)l  (Jtn  siciäbarsttn  aber  ist  di«  vorwdrtsbtuegung  inntrhalb 
der  bediutung  von  violtntia. 

a))  denn  gleich  wie  ein  born  sein  nasser  quillet,  also 
quillet  auch  jre  bosbeit,  ir  frevel  und  gewalt  schreiet  über 
sie.  Luther  Jtrtmia  6,  7  (iniquitas  tt  tastitas  auditur;  un- 
gangkeit  Egcbstei.>  ;  missetat  Koburger;  gewaltthat  Kautzsch): 
umb  gewalt,  unrecht  und  geitzes  willen  kompt  ein  kßnigreich 
von  einem  voick  aufTs  ander.  Sirach  10,8  [propter  injustitias 
tt  injurias  tt  tontumelias;  umb  die  Ungerechtigkeit  und  die 
krieg  und  die  laster  Ecgesti  i\,  ahnL  Koburgkr.  Eck.  Kautzscb; 
unrecht,  der  frevel  gewalt,  mancherlei  betrug  DiKTENBEnCKR; 
wegen  ungerechter  und  gewaltsamer  tliaten  Piscator). 

ß))   und  swang  die  kinder  Israel  mit  gewalt  twenzig  jar. 

DTBER  richttr  4,  3  (ebenso  DiETSNBEnci'R.  Piscator.  HoUän- 
Uscht  staattftbibtl ;  vehtmtnttr  oppiesstrat tos ;  gewaltig  Kautzscb  ; 
Mercklich  Ecgesthin.  Koburger:  fast  Eck;  hart  Ulbrbbrc). 
hnltch  Jeremias  13, 12  {hier  in  der  vorläge,  und  dem  entsprtchtnd 
ri  den  {ibrigtn  übertelstrn  anJtrt  auffassung);  beschediget 
lieroand,  hebelt  das  pfand  nicht,  nicht  mit  gewalt  etwas 
liuipt ,  teilet  sein  brut  mit  dem  hungerigen.  Hesikiel  18,  tö 
RIO  Uietbnrercbr.  ülbnbkrg.  Piscator;  rapinam  non  ra- 
unt; und  nimpt  nit  den  raube  Eccesteir.  Kobircbr.  Eck; 
trübt  keine  erpressiing  Kaltzsch). 

y))  antwortet  »idcr  mich  für  dem  herrn  und  seinem  ge- 
•albten,  ob  ich  jeniands  ochsen  oder  esel  genomen  habt  ob 
eh  jemand  hab  gewalt  oder  unrecht  getban.  Lotber  I  Sa- 
l««iul2,  3  {ebenso  Dikti-rrerger.    Züricher,  Sirassburgtr  btbel. 

CR;  tt  quempiam  calumniatus  tum,  ti  opprtssi  aliqutm ;  ob  ich 

lan  biib  verdruckt  Egcestein.  Koburckr).  ebenso  13,  4. 
kniicA  Jtrtmias  22, 3.    psalm  II»,  31.   Sprüche  14,  Sl.  Lucas  3, 14. 

S))   der   recht   schaffet  denen,   so  gewalt  leiden.    Luther 

«Im  146,7   [ebenso   Eck.    Piscator;    fecit  Judicium  tniMnam 

»tientibus:  den  die  do  erleiden  daz  unrecht  Egcesteik.  Ko- 

lURCER.  Dibtsnbsrcer.  Ulbnbbrc;  den  verdruckten.    Hulld»- 

Msche  Staatenbibel;  den  unterdrückten  Kautzscb).  ebenso  Hosta 

(,11  ^hitr  auch  bei  DiETEnBERCER  Mnd  Kautzsch  gewalt). 

•))  hier  in  der  bttievlung  ton  vioUntU  nimmt  itr  §t- 
brauch  von  gewalt  nach  LcniER  bei  den  spAttrtn  übattiurn 
noth  im;  ir  die  auff  dem  gebirg  Sumaria  wonet  unnd  gewalt 
IV. 


GEWALT  I  4.  a  (m  der  bili«labm4>lzuog)     4950 


nitt  den  arniao  treibet  Üibteiirbbcsb  ilflMs  4,  t  (ir  die  vcr- 
gewaltii;en  Eck;  di«  ihr  den  dOrfUfM  fnralt  IkitC  Ol»«« 
BRac.  Pucatur;  ir  do  ibAt  leid  4m  ftkrtfllgM  EcnsTai«; 

tat  zwancksal  deo  dürft  gen  Koaoacta;  ao4  des  darfligta 
unrecht  tbut  Lctbkb:  die  di«  geringan  bedrflek««  l«imac«): 
daz  sie  gewalt  lb6o  Piscator  Uahtkwk  i,  t  (gawallthtiM 
Kautzscb:  raub  Kobcbckb;  tcbadan  Ihun,  frevala  Loiut: 
rauben  OiBTKNRBReBa.  Eci.  Ulsbbbb6).  4kuäek  Umiu  u,t 
(Lltbrr:  unrecht  thun).  sfrUk» n^Xf,  ich  nife  «btr  gewult 
und  verstOmng  Piscator  iimtiu  St,  •  (verfe«allifun| 
Kautzscb;  Verwüstung  Ecckstri«.  Korobcbr.  Eou  Uuvauc; 
zerstürung  Lutbrr.  Uietembbrcbr). 

%))  über  ein  Stimmung  im  gtbrautkt  smisehtn  LanEB  und  itn 
anderen  übtitttstrn. 

a))  in  der  vttdergabt  von  paUttat  tearin  e^  di$  meittrn 
bilegt  für  dat  vordrtngtn  foti  maclit  an  du  itellt  eoii  gawall 
tu  vrrtnc/inrn.  trottdtm  bUibt  dem  lelzttrtn  nnk  en*  r«ik« 
von  rtrtcendungtii  netichetl.  iro  der  begriff  durek  rffa  tawafcwf 
auf  tinen  bestimmten  tiäger  eingeengt  erscheint,  A4l(  ädk  gewalt 
dnrehvtg,  und  auch  in  dtn  vtrUndungtn  mä  ikMt  wittbetlm- 
mung  tind  ts  wuhr  dit  fttttn  formtln,  die  au  «M«W  tnhtsm- 
fallen.  der  allgemeine  begriff  wird  in  frntr  vtrHitdung  nicht 
liicht  mehr  durch  gewalt  gedeckt;  ausnakmtn  biHen  ileUen,  i« 
denen  das  bedürfnit  der  Variation  entscheidet:  Ober  alle  fürsleo* 
thnm,  gewalt,  macht,  brrrschaft.  Lotber  Ephtser  i,  }|  (fursteo- 
lum  und  gewalt  und  kraft  und  herscbaft  cod.  Ttpl.;  dknlick 
EccESTKM.  KoRiRCBB  u.  a.  printipoimm  tt  poUstaltm  tt  virtuttm 
et  dominationem ;  über  alle  berrtcbafl  und  macht  und  fewah 
Kautzscb). 

o))  erscheine,  der  du  sitzest  ubar  Cherobia.  trwerke 
deine  gewalt,  der  du  für  Ephraim,  Ben  Jaaia  aa4  llan.i««e 
bist,  und  kome  uns  zu  bOlffe.  Lcrara  psatm  M,l  (er«tee 
deinen  gewalt  Ecgestbik;  erwecke  deinen  gewalt  Kobibceb 
u.a.;  txcita  poltntiam  tuam  ..  weccbe  dina  macht  Notskb; 
herr  biete  deine  macht  auf  Kautzscb);  und  deine  gewalt 
langet  bis  an  der  weit  ende.  Daniel  4,  19  (tt  potttlas  tua  per- 
vtnit  in  terminos  universat  ttrrat;  und  dein  gewalt  Eccsstbiii, 
ebenso  Koburger;  dessen  macht  bis  an  das  ende  der  erde 
reicht  Kautzsch);  und  die  ehre  deines  kOnigreicbs  rhAnen 
und  ton  deiner  gewalt  reden,  das  den  menscbenkindern  deine 
gewalt  kund  werde,  und  die  ehrliche  pracht  deines  kOniy- 
reichs.  isalm  14S,  12  {potenliam  tuam;  di  gewalt  dm.  Treb- 
nüur  psalmtn;  ebenso  EcchSTRin.  Korirci'R  u.a.  KAiTztrs; 
nur  Eck  hat  hier  macht);  das  sie  sich  bekeren  von  der  Gnster- 
nis  zu  dem  liecbt,  und  von  der  gewalt  dea  salans  lu  gntu 
apostelgetchichlt  2«,  17  (von  dem  gewalt  Satbanas  tu  gol  ttd. 
Ttpl;  tbenso  Eccestein.  Kobircrr.  Uibtehbekcbr.  Ecr;  too 
der  macht  des  satans  Kautzscb;  de  poltsiatt  Satanae);  dein 
rat  stehet  nicht  in  menschen  gewalU  Tot.  s,  2i  (dein  rate 
der  ist  nit  in  dem  gewalt  dez  men*cben  Eccrsteir  «.  «.; 
non  est  'tnim  in  hominis  poleftatt  ronMliMBi  tnum). 

ß))  mir  ist  gehen  aller  gewalt  im  himel.  Lctbbb  lf«M.tt,tS 
(gewalt eod.  TtpL  Beheih.  Eccesteir  u. a. ;  alle  gewalt  Kaotiscb): 
denn  du  hast  gewalt,  beide  über  leben  und  über  toH.  nukett 
Salamonis  16,  IS  (du  bist  es  der  do  hast  gewalt  det  labaoa 
und  dez  tod«  Eggestein.  Kobirgbr  u.  «.;  du  hast  naclil  akcr 
leben  und  tod  Kautzscb  ;  tbtnso  stkon  BtUtuaitdit  tlaalw 
hibtl) ;  las  deinem  weihe  nicht  gewalt  über  dick,  da*  lit  aidit 
dein  herr  werde.  Siradt  •,  2  (nicbten  gib  dctn  weib  den  ge- 
walt deiner  sei  Egcestrik.  Kobcrcer  u,a.;  abcriiefere  dich 
nicht  selbst  deiner  frau  Kactzscb;  iknück  ttkan  Piscato«; 
non  dts  muUtn  pottstattm  antmjt  tuat);  halt  dick  *oa  dCBca 
so  gewalt  haben  zu  t&dten.  9, 14  (der  du  bat  gewalt  il  4«r> 
schlahen  Eccuteiü;  tbenso  Koaoacia  ■.  a.  tutk  Kactuci;  al 
homiiit  pottstatem  habentt). 

b))  da  dit  btdtutung  von  tirtus,  fwiVtmda  im  der  Utarm  Akr- 
settung  nur  durch  kraft  oder  stärke  teitrkt  mied,  tu  Im*  isck 
LoTBERs  varbeb«  fAr  gewalt  hier  nir§eudt  M  dti  uB§mtmt 
Überlieferung  anlehnen. 

e))  um  so  mehr  pvtUtkn  fiudtt  Lotrbm  ■ii|M|,  ««,  eja- 
lentia  durch  gewalt  »itdtr  tu  ^tktn:  itr  Biaannd  etwas  sait 
gewalt  nimpt  Litbrb  BettkM  l%,t  iftr  tim  mMI  rtfuerit; 
oiropl  nit  durch  gewail  EccBarua;  ikniiek  Koborgeb  u.a.; 
keine  erpressung  verfibt  BAonsca) :  auf  das  si  di  machen  der 
armen  beugen,  und  gewalt  üben  iaa  recht  der  elenden  unter 
meinem  voIck.  Jesaiis  lo,  2  liktslitk  Dibteübfrcer.  Eck«.«.; 
rl  tim  faeerent  tausae  humikum  ptfuti  mei ;  und  teilen  gewalt 
der  8.ick   der  deaAügen   mrios  vnlrkes   Egcestbiü;   etent» 

311 


4951     GEWALT  I  4,  a  (in  einzelnen  stilformen) 

KoBURGBit)-  ebenso  Sirach  20,  4  (hier  auch  bei  Kadtzscb  gewalt), 
Jacobi  2,  6  (veigewalligen  bei  Kautzsch),  Hiob  22,8.  Hesekiel 
18,18;  welche  sie  gelüstet,  also  treiben  sie  gewalt  mit  eins 
jedem  hause  und  mit  eins  jedem  erbe.  Micha  2, 2  (vioknter 
tulerunt  et  rapuerunt  domas;  haben  sie  geweltigklicb  genomen 
Eggestein;  ähnlich  Koburgeb;  treiben  sie  gewalt  Dieten- 
BERGBii ;  ähnlich  Eck  u.a);  bessert  euer  leben  und  wesen, 
das  jr  recht  thut  einesz  gegen  dem  andern  und  den  frembd- 
lingen,  waisen  und  vvidwen  keine  gewalt  thut.  Jeremias  7, 6 
(fion  fccerilis  calumniam;  ihüt  nit  gewalt  den  fremden  Egge- 
stein; ebenso  KoBv&GHti  u.  a.;  (ft  Kautzsch  bedrücken),  ebenso 
Hesekiel  22,  29;  und  wirst  gewalt  und  unrecht  leiden  müssen 
dein  leben  lang,  und  niemand  wird  dir  helffen.  5  Mos.  28,  29 
{omnique  tempore  calumniam  sustineas  et  opprimaris  violentia; 
und  wirst  betruckt  mit  gewall  Eggestein.  Koburger;  Dibten- 
BERGER  u.  a.  wie  Lcther).  in  den  gleichen  Zusammenhang  greifen 
auch  einige  Verwendungen  ein,  in  denen  die  vorläge  potestas  auf- 
weist: und  wer  sich  viel  gewalts  anmasset,  dem  wird  man 
gram.  Sirach  20,  8  {qui  potestatem  sibi  sumit  injuste;  der  im 
nimpt  den  gewalt  ze  unrecht  Eggestein  u.a.);  ir  wisset, 
das  die  wellliche  fürsten  herrschen  und  die  uberherren  haben 
gewalt.  Afa/lA.  20,  25  {ausgäbe  von  1545;  faren  mit  gewalt  au£- 
gabe  von  1622;  potestatem  exercent  in  tos;  üben  den  gewalt 
über  si  Eggestein  ;  ebenso  Kobdrger  u.  a.). 

ß)  das  fortleben  des  Wortes  in  den  verschiedenen  stilformen 
der  spräche,  die  vcrkehrsform,  wie  sie  sich  in  den  ahslufungen 
der  Umgangsprache  darbietet,  beschränkt  sich  mehr  auf  die  er- 
haltung  des  besitzstandes ,  sie  führt  die  meisten  Verwendungen 
und  Verbindungen  fort,  ohne  sie  aus  eigener  kraft  weiter  zu 
entwickeln,  daneben  nimmt  sie  einzelne  Verbindungen  aus  den 
fach-  und  Standessprachen  auf,  die  durch  die  fortschreitende  Ver- 
feinerung der  terminologte  tn  die  niederungen  des  sprachlebens 
abgedrängt  werden,  charakteristisch  ist,  in  welchem  grade  die 
Verbindung  gottes  gewalt  davon  betroffen  ist.  in  der  ärztlichen 
spräche  wurde  sie  ganz  auf  die  Volksmedizin  eingeschränkt  {vgl. 
HöFLKR  deutsches  krankheitsnamenbuch  198'),  während  sie  in  der 
rechtsprache  durch  allgemeinere  formen  wie  höhere  gewalt  ersetzt 
wurde  vgl.  unten  III  1. 

1))  hier  in  der  rechtsprache  bildet  sowohl  die  Währung  des 
besitzstandes  als  die  Verschiebung  der  gebraichsgrenzen  bemerkens- 
werthe  züge  aus;  der  staatsrechtliche  begriff  der  gewalt,  der  frei- 
lich für  die  ältere  zeit  der  neuhochdeutschen  periode  mehr  aus 
Chroniken  und  litterarischen  denkmälern  bezeugt  wird,  als  aus 
Urkunden  und  rechtsquellen,  hält  sich  tm  groszen  und  ganzen 
ungeschu'ächt.  weniger  tn  der  allgemeineren  fassung  (herrschaft 
und  gewalt)  als  in  der  einengung  durch  besondere  Verbindungen 
(gesetzgebende  gewalt,  vollziehende  gewalt,  amtsgewalt,  dienst- 
gewalt)  lebt  er  weiter  und  greift  durch  Übertragung  über  die 
rechtsphäre  hinaus,  eine  empßndliclie  einbusze  hat  die  privat- 
rechtliche Verwendung  des  worles  zu  verzeichnen,  in  der  parallele 
gewalt  und  besitz  wird  die  trennungslinie  wieder  schärfer  gezogen 
und  gewalt  dadurch  auf  die  selteneren  fälle  eingeschränkt,  in  denen 
die  einschränkung  des  begiiffes  auf  die  ^Verfügung  über  etwas' 
hervorgehoben  werden  soll,  die  objectivierung  und  personißcierung, 
die  an  diese  seile  von  gewalt  anknüpft,  ist  hier  mit  der  zeit 
ganz  untergegangen,  mandatum  wird  durch  vollmacht  wieder- 
gegeben, mandant  und  mandatar  haben  die  Zusammensetzungen 
gewaltgebcr  und  gewalthaber  an  die  stelle  des  einfachen  Wortes 
rücken  lassen;  in  den  einzelnen  fällen  haben  sich  die  genaueren 
bezeichnungen  mündel,  dient,  dienstbote,  anwalt  u.  a.  festgesetzt, 
schon  bei  Estor  3, 1314  werden  die  älteren  bezeichnungen  nur  noch 
aus  veralteten  rechtsquellen  belegt,  vgl.  unter  gewaltführer.  dem 
gegenüber  ist  eine  verhältnismäszige  Steigerung  des  gebrauches  tn 
der  strafrechtlichen  Verwendung  zu  beobachten,  der  das  vurschreiten 
der  bedeutungen  vis,  violentia  in  erster  linie  zu  gute  kommt,  so 
kennt  Holtzendorfk  rechtslexikon  2, 156  neben  den  famiiien-  oder 
hausgewalten  aus  neuerer  zeit  nur  noch  die  bedeutung  von  vis, 
violentia  und  ein  ähnliches  ergebnis  bieten  die  Sachregister  neuerer 
rechtsquellen. 

2))  tn  die  schöne  litteratur  findet  gewalt  ßr  die  ältere  zeit 
der  neuhochdeutschen  periode  wesentlich  durch  solche  Verwendungen 
eingang,  die  der  Umgangs-  oder  geschäfisprache  angehören,  noch 
bei  Gellert  z.  b.  ist  von  einem  lebendigen  gebrauch  des  Wortes 
keine  rede  mehr,  und  auch  der  poetische  aufschwung,  den  die 
spräche  seit  Klopstock  nimmt,  hat  dem  wort  mehr  die  Verbindung 
mit  neuen  adjectiven  ermöglicht  (ist  Warnung  vielleicht  die  ge- 
heime gewalt,  die  mich  fesselt.  Messias  13,  355 ;  ähnlich  16, 411). 
aber  neues  leben  spiegelt  sich  bei  Göthb  und  ebenso  bei  Scrilleb 


GEWALT  I  4,  a  (in  wörlerhüchern)      4952 

in  den  kühnen  Verbindungen  mit  subjecliven  genetiven ,  die  den 
bedeutungsgehalt  erweitern  und  vertiefen  {vgl,  unter  III) ;  seiner 
äugen  gewalt;  ich  höre  staunend  die  gewalt  des  mundes; 
unseres  haders  wild  ausbrechende  gewalt.  hieraus  zieht  nament- 
lich die  parallele  gewalt  =  kraft  ihre  nahrunci ,  wie  auch  die 
neueren  formen  der  personißcation  an  diesen  poetischen  gebrauch 
anknüpfen. 

y)   in  den   Wörterbüchern   nimmt   die  aufzählung   der  vielen 
festen  Verbindungen,  mit  denen  gewalt  tn  der  spräche  des  täg- 
lichen lebens  wie  tn  der  geschäfts-  und  scliriftsprache  würzet  ge- 
schlagen  hat,   den  breitesten  räum  ein.     die  begriffsbestimmung 
I    trägt   durchaus   nicht  in   allen   fällen   den  beispielen,   die  auf- 
;    gehäuft  sind,  rechnung,  vielmehr  sind  die  umfassenderen  deßni- 
j   tionen  verhällniszmäszig  selten. 

1))  umfassende  aufzählung :  gewalt . .  potestas,  maieslas . .  macht, 
1    kraSi,  potestas,  dicio,  facultas,  potentatus ;  gewalt  oder  unrecht, 
1    violentia,  violamen  oder  enterung,  vel  frevelkeit;  gewalt,  maister- 
!    .'ipruch,  auctoritas,  dignitas.    vocab.   theut.  {Nürnberg  1482)  M5; 
I   gewalt,  potestas,  verniügligkeil  und  gewalt,  ansähen  und  herr- 
I    Schaft.    Frisius  1027';   facultas,   macht   und  gewalt  und  ver- 
i    mügenheit  etwas  ze  thun.  539';  autiwritas,  gewalt,  vermögen  und 
i    ansähen.    148';  authoritas  legatorum.    ebenda;  potentatus   herr- 
j    Schaft   und   gewalt.     1027*;   coercio,   eine   herrschung,   gwalt 
I    oder  ansahen,  das  einer  gegen  seinen  underthonen  hat.  240'; 
I   vis,  gwalt  oder  ungestümigkeit.    1390';  gewalt,  macht,  potestas, 
vis,  jus,  recht,  herrschafl;  ..unrecht,  unbilligkeit,  vis,  violentia, 
injuria.    Ehbl  silva  (1592)  O.07;  gewalt,  macht,  vermügen,  po- 
testas, potentia  . .  gewaltsamkeit ,   frevel,  hochmut,  unrecht,  vis, 
violentia,  vehementia,  impetus,  . .  herrschung,  regiment,  dominium, 
principatus,  Imperium,  autorilas,  kompt  her  von  walt,  weltig, 
Valens,  validus,  oder  iXelv,  valere,  integris  esse  viribus,  Henisch 
(161G)  1590;  ghewald,  gewald,  potestas,  potentia,  vis,  violentia, 
vehementia,  impetus,  auctoritas,  imperium.    Kilian  (1639)  K4'. 
ähnlich,   nur  mit  einfügung  von  effieaätas,   mandatum,  pleni- 
potentia.    Stieler  (i69i)  2426;  gewalt,  macht,  stärke,  unrecht, 
erlaubnis.    N.  Gürtler  {Basel  1702)  2,74;  ebenso  Spieser  151; 
gewalt,  stärke,  zwang,  forza,  violenza,  vehemenza,  impetu,  force, 
violence,  . . .  macht,  vermögen,  potere,  poteslä,  potenza,  autoritä, 
commando,  imperio,  pouvoir,  autorite,  puissance,  commandemcnt. 
Rädlbin  (1711)  380*.  381';    gewalt,   domtntum,  auctoritas,  vis, 
potentia,  potestas,  imperium,  unrecht,  vis,  injuria.  Weismann 
(1715)  156.    ähnlich  Bayer  290*.   Steinbach  (l734)  2,921;  gewalt, 
pouvoir,  puissance,  autoritä;  gewalt,  gewaltsamkeit,  force,  vio- 
lence.   Rondeac-Büxtorff  (1740)  253;   gewalt,  pouvoir,  puis- 
sance, autorttö,  droit,  force,  facultö,  Jurisdiction,  disposition,  vio- 
lence, force,  vdhemence,  impötuositä,  oppression,  tyrannie,  dictature. 
nouveau  dictionnaire  allem,  franf,  (i762)  338;  gewalt. .  geweld, 
magt,  overweldigung ,  onregt,  ongelyk,   vermögen,  mogendheid. 
Weidenbacb  deutsch-hoUänd.  wb.  436'. 

2i)  die  begriffsentwicklung  auf  grund  feststehender  Verbindungen 
führt  zur  einschränkung  des  bedeutungsumfanges :  gewalt,  wird 
in  verschiedenem  verstand  genommen :  einmal  verstehet  man 
darunter  ein  vermögen,  etwas  zu  thun,  welches  sich  entweder 
auf  gewisse  kräffle  des  leibes,  der  seelen  und  des  glucks; 
oder  auf  ein  gewisses  recht  gründet,  dasz  man  dem  andern 
was  befehlen,  und  ihn  daher  zu  etwas  zwingen  kan,  daraus 
wir  die  redensart,  in  unserer  gewalt  stehen,  nicht  in  unserer 
gewalt  stehen,  leicht  verstehen  können,  es  steht  etwas  in 
unserer  gewalt,  wenn  wir  durch  den  gebrauch  unserer  kräffte 
etwas  thun,  oder  nicht  thun,  erbalten  oder  vermeiden  können; 
und  hingegen  steht  etwas  nicht  in  unserer  gewalt,  wenn  das 
zur  ausführung  einer  sache  nöthige  vermügen  fehlet,  folglich 
was  in  unserer  gewalt  stehet,  kan  seine  wircklichkeit  erlangen, 
wenn  wir  die  kräffte  appliciren  wollen,  hernach  verstehet 
man  insonderheit  dadurch  den  äusserlichen  zwang,  der  ent- 
weder rechtmäszig,  und  sich  auf  ein  gewisses  recht  gründet; 
oder  unrechtmäszig,  der  ohne  recht  aus  bosheit  ausgeübet 
wird,  welches  die  strafbare  gewaltsamkeit.  Walch  philo- 
sophisches textcon  (L733)  1, 13U9;  gewalt,  heist  die  macht,  oder 
das  vermögen,  etwas  auszurichten,  entweder  mit  fug  und 
recht,  und  so  denn  ist  es  eine  rechtmäszige  gewalt,  lat.  po- 
testas, fr,  pouvoir  oder  puissance,  oder  ohne  recht  und  aus 
muthwillen,  und  alsdenn  ist  es  eine  straffbare  gewaltsamkeit 
oder  gewaltthätigkeit,  lat.  vis  oder  violentia,  weichen  falls  man 
befugt  ist,  gewalt  mit  gewalt,  wenn  und  so  gut  man  kan, 
abzutreiben,  diese  letztere  aber  wird  wiederum  in  die  öffent- 
liche und  heimliche,  vim  publicum  et  privatam  eingetheilet. 
Cbomel   oec.  u.  physical.   lex.  (1761)  4,1040;    die  gewalt.    vgl. 


4953      GEWALT  I  4.  a  (in  wörlerltUohern) 

auch  KtTOi  3,  IM.  VoiCTKL  rrriucA  tituM  handwÖTUrbuehti  (ITM) 
3,  '0.    Kr  DG  phitosophisehei  Uxieon  (tH33)  1,  lOu. 

3))  abgrtnzung  gtgen  lynonyma.  btaclitung  ttTdiinlf  d4$t  in 
dtn  gemmae  gemmarum  ttit  1613  mucht  an  lUUt  fM  gewall 
vorrückt,  noch  l.'>0H  ist  für  potettai,  juriMdietio  etc.  gewtlt  tin- 
giführl,  ibli  tritt  dafür  iiiacbt  nn.    fb«n$o  IkIS. 

a))  gtgen  maclit  und  kr.ift:  die  mocbl  ist  flgentllcb  eia 
vermögen,  etwas  xu  (bun,  oder  zu  wirken,  docb  das  ver^ 
mOgeii  kauii  theils  pbyiikalioch,  Ibeilx  uucb  moraiiscb  and 
politisch  sein  . .  die  gewait  wird  zwar  bisweilen  auch  von  der 
imicbt  gesaget:  als  wenn  man  saget,  ein  kOnig  habe  die 
höcbMle  gewait  in  seinem  lande,  oder  die  gewait,  peselte  zu 
geben  . .  er  Unit  mir  gewult  an . .  die  kruTt  ist  eine  wirkliebe 
bemübung  zu  wirken  wie  die  weltweisen  lehren,  golt  erbült 
durch  seine  unendliche  kraft  die  weit  die  krafte  der  natur 
nehmen  nicht  ab  .  .  mit  allen  seinen  krSften  oscb  etwas 
trachten.  Gotisch ko  beobaehtungen  über  den  gebrauch  und  mis- 
bratieh  vieler  deutscher  Wörter  (1758)  ihO  ff. ;  Termilgen,  kraft, 
starke,  macht,  gewult.  alle  diese  wOrter,  zeigen  eine  gewisse 
beüchalTniheit  an,  wodurch  man  etwas  zu  thun,  oder  zu  ver- 
richten in  den  stund  gesetzei  wird,  das  vermögen,  bestehet 
bloa  in  einer  solchen  einrichtung  der  eigeuscbaften  eines 
dinges,  wodurch  es  lu  gewissen  Wirkungen  tüchtig  wird, 
oder  es  ist  eine  luöglicbkeit  etwas  zu  thun.  die  kraft,  be- 
stehet in  einer  fUliigkeit  oder  bemübung,  das  vermögen  zu 
gebrauchen  und  anzuwenden,  die  stUrke,  ist  eine  grossere 
kraft,  die  macht,  beruhet  auf  der  freiheit,  welche  wir  haben, 
unser  vermögen,  kraft  oder  stiirke  zu  gebrauchen,  die  ge> 
wall,  kumml  von  einer  Überlegenheit  der  stflike  her.  Srosce 
be$timmung  einiger  gleichbeileutender  Wörter  (1777)   1,430 /f. 

b))  abgremung  gegtn  macht  allein:  die  macht  eignet  uns 
elo  gewisses  recht  zu,  eine  suche  zu  ibun,  man  erlanget  die 
gewait  durch  eine  Überlegenheit  der  stflrke,  es  sei  nun,  dass 
wir  solche  stärke  von  uns  selber  haben,  oder  sie  mit  hülfe 
anderer  bekommen,  jemand  gewait  thun  beisst,  blos  nach 
der  übrrlegeoheit  der  starke,  mit  ihm  verfahren,  ohne  darauf 
zu  sehen,  ob  es  recht  und  billig  sei.  die  gewait  bringet 
eine  herrschafi  zuwege,  forsten  und  Obrigkeiten,  haben  die 
gewait  in  banden,  aber  sie  müssen  dieselbige  allezeit  nach 
den  regeln  der  gerechtigkeit  und  billigkeit  brauchen.  Stoscb 
bestimniung  einiger  gleichbedeutender  vörfrr  (1777)  1,  43u /f.;  die 
macht  ist  das  vermögen,  das  jemandem  seine  krSfte  geben, 
um  das  auszurichten,  was  er  beacblossen  bat;  die  gewait, 
das  vermögen  mit  dieser  macht  allen  widerstand  zu  über- 
winden, der  sich  seinem  willen  entgegen  setzen  könnte,  also 
die  freiheit  über  etwas  zu  disponieren,  indem  man  die 
macht  anwendet,  das  was  man  will,  zu  erzwingen.  Ebibiiard 
versuch  einer  allgemeinen  deutschen  synonytntk  3  (l70>)  282.  im 
gegensatu  tu  anderen  begriffsbtsttmmunijen ,  du  eben  so  wenig 
aus  der  geschichtlichen  belrachtung  entwickelt  $ind ,  hat  dieser 
versuch  Erkrhards,  die  widerstrebenden  Verwendungen  des  Wortes 
unter  etnem  alliiemeineren  begriff  lu  vereinigen ,  ausnahmsweise 
tfoi  richtige  getroffen,  gewait  und  macht  stehen  sich  von  anfang  an 
i»Tin  gegenüber,  dast  bei  gewait  immer  rtn  Verhältnis  mit  gedacht 
virdy  in  dem  die  kräftt  des  trdgers  der  gewait  an  anderen  kräßen 
gemessen  werden;  bei  macht  dagegen  ist  ein  solches  herauslrtten 
des  begriffes  aus  der  tphdrt  des  jeweiligen  subjecta  nicht  getioten. 

4))  unvoUstdndiqe  aufsdhlungen  des  bedeutungsgehaltes  pßegen 
neia  einer  ausprdgung  der  begriffe  vis,  virtus,  viokntia  m  er- 
mangeln, die  ihrerseits  oft  in  den  mit  aufgeführten  festen  9er- 
btnäungen  um  so  deutlicher  tum  ausdruck  kommen  oder  —  m 
tweitheiligen  wörteibüchern  —  in  demjenigen  theile  aufgeführt 
»erden,  der  die  fremdsprachlichen  ttrniini  verdeutscht,  so  haben 
Kirsch,  Calepinos  u.  u.  den  begriff  der  gewaltth.ttigkeit  mir 
im  laleinisch-ii eil tschen  theile  ausgeprägt  (s.  vis,  violentia),  ebenso 
d*t  nonveau  dictionairt^  das  ihn  im  frans,-d*utschen  theik  unter 
•ioltnu  butkL 

a))  vereinuh  bleibt  dieser  theil  der  btgriffsbestimmung  in  an- 
sdtzen  stecken:  gewait,  poltstas,  autoiitas,  diciio,  potentia.  ge- 
walt  des  rechtens,  gewait  des  gebiete,  jiirisdictio,  id  est  po- 
(e«tei;'udiC(indi  ,gewnlt  der  Überwindung,  gewait  der  zwingung. 
pottntatiis,  id  est  poteslas  vinc*ndi  et  ejiciendi.  vocabular.  op- 
timus  (LoTTKR  1504) ;  potestas,  gewait,  vermügligkeiL  Dastpodids 
(1637)191*.  ns...  aii(}Müiido  gewait,  Mii^ätii«.  ebendattl'.  r^f. 
gewait  oder  gerechtigkeit  geriebt  zu  halten,  jurisdictio.  341*; 
gewait,  pouvoir,  pvissanee  .  .  force.  HcLsioa  (15M)  G2*.  die 
gewait,  macht,  das  vermögen  power,  might,  autkonly,  dofiiiittoiif 
Msey,  force,  ri§ht,  facuUy  eU.    EtKas  «44. 


GEWALT  I  4.  b  (hedeulungtumrang)     4054 

b))  dtr  btfriff  dtr  violentia  bleibt  gant  uiAtrüek$ieki»fL  wmU 
giebt  hier  dts  itaalsrecktltcJu  mowsenl  fUr  die  h«fii§Amtiimmm»t 
dtn  aussehtag:  gewult,  poteüa»,  autoritas,  äietio  i  potnäa,  9tcak. 
inapient  Itut. ;  gewait  (der)  unnd  ansahen,  poUntm,  autkoiHat, 
poiestas;  gewait  and  macht  eopta.  gewagt  oder  geracbti.keil, 
recht  unnd  geriebt  ze  ballen,  jutuduiio,  Maaus  (VM)  \W; 
gewait,  auUioritiit,  anieheii,  gewait,  wirdigkeil.  CALipmce 
(1670)  150* ;  potentia,  macht  uod  gewall,  Vera- »geo beil.  eh«nd* 
\\%i*',  gewait  {die),  macht,  harrachaffl,  auloritat,  pamfr,  am- 
thorily,  might,  dominion,  tway.  tamttek-rugL  »t.  (1716)  7M;  gewall, 
lü,  potentia,  berrnchaft,  potestas,  dominatio,  demtnaltu.  KiMCM 
cornucop.  (17«4)  179*:  ähnlich  {etwas  kürt^i)  Faisc«  (I7ll)  3,«M*. 

6))  bedtutungen,  die  in  der  entwieklungsgttckithle  in  ttrntu 
nur  vorübergehende  oder  bedinute  jeltung  gewinnen,  afrem%  ekk 
in  tinielnrn  würterbücherm  einer  beathtung,  di$  da$  iMUiig«  eer- 
hiltnis  verschiebt. 

ai)  der  aus  der  Verbindung  mit  sielbestimmung«n  enttritheUi 
begriff  der  erlauhnn  wird  besonders  hervor  gehaben:  gewait,  eiMfcl, 
potestas,  potentia;  erlaubnust,  copia,  Iteenita.  patntai,  ptU9li». 
SpiKses  {Basel  l7oO)  1511;  gewait  m.  macht,  to  ^enwir,  U 
puissance,  potestas,  erlaubnit ,  l4  pouvoir,  la  permimitn,  srnk. 
noureau  dietionaire  du  voyageur  (1703)  144.  t4&.  tbtnso  BafM 
(i;:)3).  SU  beiden  vgL  auch  unter  h)) ;  gewall,  trUubnit,  Uftr- 
münon,  venia.  Vknkroiii  (1766)  74. 

b))  die  bedeutungtgemeinsehaft  mit  krafl,  starke  wird  gtpßtft: 
gewait,  stareke,  la  foru,  potentia,  vis.  «raacaH  dutionaire  dn 
toyoycur  144*.  B*Tie  290*:  gewall,  krafftea,  potentia,  vvet. 
Alis  {Köln  1727)  934*;  gewall,  starke,  U  force,  vis,  la  forta. 
VBifFSom  74';  gewait  s.  krafl.  CaoaiL  4, 1040.  hterker  mtts$tu 
auch  du  meisten  mundartliehen  wörlerbüeher  gerechnet  werden, 
die  in  den  Verbindungen  oder  redintarten,  die  sse  anfkkren 
(mit  gewait,  gewaltsmensch,  gewallskerl  h.  a.)  torwiegend  auf 
die  berührung  von  gewait  und  kraft  tielen,  vgL  gewalds  swio. 
WoKSTB  wb.  der  westphdL  mundart  37  «.  a.;  gewaltsmeosch,  eine 
grotne  starke  weibsperson.  Sciiidt  schwdb.  wb.  616;  e  g'waits- 
karli.    Sbilir  Basler  mundart  157.    t^L  Scs*u.lib  >*,  »09. 

b)  überblick  über  die  bedeulungen,  die  über  dm  rakwum  der 
einulnen  Wortverbindungen  {vgL  theil  IM)  hinausrrieken, 

a)  die  bedtutung  von  potesttis,  berihrung  mit  macht. 

t))  die  allgemeinste  fassung  des  begriffes  hol  in  der  neueren 
spräche  —  ror  altem  in  der  poesie  —  ihr  gebiet  ausgebreitet: 

wer  gwalt  batt  dar  bsi  angst  und  noit, 
vi!  (Int  durch  gwuli  geschlsgeD  doli, 
den  gwali  man  oit  laogtii  bebalt. 
den  man  mOst  icbirmea  miti  gawalt. 

SiSiSTUN  B«*nT  Hurremchiff  Zt,Xh  ■.  1^/ 
sie  mein  koecbt  der  ht  giert  und  waUs, 
er  sclieutt  vor  mir  sutT  wta  «io  ralts, 
coli  in  sr  von  oaiur  und  gwall, 
im  QeUch  gieag  «r  io  knechtet  gesulL 

Matmuioi  iricHenreden  6S: 
kein  grosser  gewait  auflT  erden,  dann  der  mund.  HBüieca  INI. 

•))  da  gewult  und  macht  den  voriaots  bat, 

das  recht  gar  well  dabindeo  galii. 

KiacaaoP  menduummik  U*; 

nimm  darnach  war,  wie  weiss  der  sein  mösi  der  alle  die« 
geschaffne  ding  ordenel,  regieret,  richtet . . .  gegen  des  macht 
aller  gewait  ist,  wie  em  spinnen  wepp,  dem  niit  verborgen 
bleibet,  denn  er  ist  ein  dureb^eber  der  bertzeo.  Gsilbb  f. 
Kbisebsbbrc  seelenparadist  (1603)  4*; 

magn«e  poieitati  sunt  Juocta  paricula  nag««, 
qui  moderaiorem  *•  cupii  •••«.  TuriL 
'grou  gwalt  und  macht  vll  uacAh  liai. 

Sersbrlicbail.  UQiir«w«n  rath. 
ar  in  alo  thor.  dem  harrscbain  llebi, 
sin  grosser  b«rr.  dar  lugcat  ftkt*. 

Franeiid  A<r«rc*r  tmei  treafMaftfr  (IW)  M*; 
mein  goii  und  harr  leb  daaefce  dir, 
daa  du  dein  goad  •ricigast  mir, 
la  all  meim  Tebao  bist  I«  lodt, 
erreiiei  baai  auu  alles  oohu 
■ad  mich  ketabi  mli  gwali  uad  maekt, 
•ll  haab  aa«  gai  oho  allao  pracht. 

t.  Faiscaua  Ifr^m  Wtndelter4  l.l)  IS; 
viel  seind  deren  die  an  gewait  ond  nackt  groaee  riesen, 
unnd  an  weiszbeit  pasteten  manlio  saind.  LtBaaRii  ßmi- 
legium  307;  man  kann  überall  in  der  weit  und  in  allen  Ver- 
hältnissen nur  durch  macht  und  gewait  etwas  durcbseUen. 
FBiOERSTiDT  Schopenhauer -kstkon  1,38;». 

b))  pfeBoing.  nid,  fnlouchatl,  gwalt  and  gnoal 

serbrechea  iais  recht,  brieff.  and  kun»t. 

S.  BaAüT  mtrrenickiff  46,61; 
•II«  dlBck  la  «sidcrdaa  dem  geld«: 
4a  g«li  kefW  kiteht  «ek  w«l  g«w«l4«. 

*«M  Ueiufhe  d,  V.  MI; 


4955 


GEWALT  I  4,  b  (maclil) 


die  thorheit  hat  ein  grosz  gezelt, 
bei  ihr  -sieb  lagert  alle  weit, 
voraus  was  hat  gewalt  und  geld. 

Petbi  iler  Tuutschen  weithe'U  bei  Hofkmann 
spenden  1, 16; 
geld,  gewalt  und  herrnngunst, 
bricht  ehr,  recht  und  alle  kunst. 

Lehhakn  florilegium  1,56; 
gwalt,  gunst  und  gellt 
den  bracht  behelt 
ietzund  ufT  dis.ser  erden. 

Herman  Francs  der  binder,  bei  Wackebnagel 
das  deutsche  kiichenlied  2,  1079'; 

wann  eim  trauml,  wie  er  lautern  wein,  oder  wein  mit  wasser 
gemischt  trinise,  derselbe  wird  geld  und  gewalt  bekommen, 
nachdem  er  viel  getruncken.  traumbuch  cap.  1S5,  anhang  zu 
CoLERDS  hausbuch  (1656);  ist  er  von  solchen  trincken  iruncken 
worilen  so  wird  er  geld  mit  gewalt  gewinnen ,  auch  einen 
sehr  hohen  stand,  mich  dem  ersehr  trnncken  gewesen,  ebenda; 

geld  und  gewalt,  gewalt  und  geld, 

daran  kann  man  sich  Treuen, 

gerecht-  und  Ungerechtigkeit 

(las  sind  nur  lumpereien. 

GöTHE  (zahme  xenien)  56,111. 

c))  derhalben  kan  kain  mensch  von  sich  selbs  die  ewsser- 
lich  und  innerlich  kewschhait  globen,  dann  sie  kompl  von 
oben  herab,  und  wiewol  sie  von  oben  herab  kompt,  ist  es 
doch  unmuglich,  auch  unvernunftig,  sich  ewig  darein  zu 
globen,  dann  soliche  kewschhait  ist  ain  gab  gottes,  wie  an- 
dere gaben,  als  weishait,  kunst,  gewalt,  reichtumb.  Thomas 
ZwEiFBr.  {Rotenburg  an  der  Tauber  im  bürgerkriege  29)  bei  Bac- 
MANN  quellen  2; 

hie  sol  ein  man  petrachten, 
wo  er  hat  etlicli  gottes  gab, 
das  er  kein  thu  verachten, 
der  gleich  der  seinen  gab  nit  hab, 
es  sei  gwalt,  reichtöm  oder  kunst. 

H.  Sachs  {der  pfau  mii  dem  kinnich)  fabeln 
und  schwanke  ineudruck)  3,184; 

alsz  ihr  gar  viel  unnd  wol  betrachten,  dasz  der  mensch  sein 
glück  und  geschickligkeit  hab  von  dem  gestirn,  also,  das 
einer  mehr  auffwechst  dan  der  ander:  einer  in  künsten,  der 
ander  in  reicbthumb,  der  dritt  in  gewalt,  unnd  dergleichen. 
Paiiacelsüs  (1591)  1, 16;  wann  einem  träumt,  wie  er  wein  mit 
rosinen  zugericlit  trincke,  und  davon  truncken  werde,  so 
wird  er  von  einem  weibe  reicbthumb  und  gewalt,  mit  furcht 
vermischt  überkommen,  traumbuch  cap.  185,  anhang  zu  Colebos 
hauszbuch  (1656). 

d))  was  sol  gewalt  on  gots  forclit  und  kunst  der  heiligen 
geschriCft?  Judas  Nazarei  vom  alten  und  neuen  gott  62  neu- 
druck;  wann  einem  träumt,  wie  er  most  in  einem  gefäsz 
trage,  so  wird  er  reiclithumb,  doch  ohne  gewalt  erlangen, 
dann  von  most  wird  keiner  truncken.  traumbuch  cap.  185, 
anhang  zu  Colerüs  hauszbuch  (1656);  die  gemachten  träncke 
aber  haben  deszhalben  die  deutung  der  arbeit  und  beschwe- 
rung,  weil  sie  mit  dem  feuer  gesotten  werden,  auch  bedeuten 
sie  gewalt  ohne  tadel.    ebenda. 

«))  unbedacht  ist  bei  gewalt;  wer  gewalt  hat,  pflegt  zu 

dencken, 
nachweit  musz  ihm  alles  frech  gar  vergessen  oder 
schencken. 
LoCAü  1.  zugäbe  87; 

Steht  die  gewalt  bei  einem,  so  ist  die  menge  unterwürfig, 
ist  die  gewult  bei  der  menge,  so  steht  der  einzelne  im  nach- 
theil.   GöTHE  6,96; 

der  tyrann 
des  landes  ist  gefallen,  wir  erdulden 
keine  gewall  mehr,  wir  sind  freie  menschen. 

ScHiLLEB  (Teil  4.  3)  5(10': 
ich  bin  grundsätzlich  kein  freund  der  gewalt,  ich  halte  die 
gewalt  an  und  für  sich  nicht  für  sittlich,  mag  sie  als  stehen- 
des beer  organisirt  sein,  mag  sie  als  revolution  ungeordnet 
auftreten,  die  gewalt  bekommt  ihren  sittlichen  werth  nur 
durch  den  inhalt  desjenigen,  wofür  sie  verwendet  wird.  6er. 
d.  Frankf.  nat.  vers.  4,  2663;  eben  so  kommt  hierbei  nicht 
dasjenige  recht  des  Volkes  in  betracht,  welches  wir  demselben 
aus  dem  besitze  der  gewalt  vindicirten  und  stets  vindiciren 
werden;  denn  von  diesem  durchaus  politischen  Standpunkte 
aus  dürften  wir  nur  kurz  sagen:  das  volk  hatte  im  märz 
das  recht,  das  prinzen-palais  für  nationaleigenthum  zu  er- 
klären, weil  es  die  gewalt  dazu  halte.  Locomotive,  zeitung 
für  die  politische  bilduny  des  Volkes,    Berlin  1.  Januar  1849. 

f))  ihr  mattes  hertz  verlangen  trug,  ihn  bald 

zu  sehen,  weil  !<ie  nun  schier  fühlte  die  gewalt 
welch'  alles  sterben  macht;  er  kam  mit  furcht  beladen. 

Rist  Parn.  616; 


GEWALT  I  4,  b  (slaatsrpchllicher  begriff)     4956 

da  die  würde  ein  ausdruck  des  Widerstandes  ist,  den  der 
selbststündige  geist  dem  naturtriebe  leistet,  dieser  also  als 
eine  gewalt  musz  angesehen  werden,  welche  widerstand  nöthig 
macht,  so  ist  sie  da,  wo  keine  solche  gewail  zu  bekämpfen 
ist,  lächerlich,  und,  wo  keine  mehr  zu  bekämpfen  sein  sollte, 
verächtlich.    Schimür  {über  anmuth  und  würde)  1157*. 

g))  berumb  bastu  ein  namen  grosser  dan  Hercules  name, 
0  du  seliger  deutscher,  dweil  dich  innen  hatt  das  edel  haus 
von  Beiern,  kein  gewalt  mag  dich  nummermehr  geletzen. 
M.  V.  Kehnat  Chronik  Friedrichs  I.,  quellen  z.  bair.  «.  deutsch, 
gesch.  2,23;  und  wider  den  felsz  sol  nicht  vermügen  irgent 
ein  gewalt,  auch  nicht  pforlen  der  hellen.  Luther  ein  christ- 
licher sermon,  von  gewalt  sand  Peters  A2'; 

du  must  mit  mir  es  darff  nit  vvort 
dann  ich  gantz  niemant  übersieh 
er  sig  grosz,  klein,  arm  oder  ricli 
dcszglich  bnpst,  keiner,  forsten,  licrren 
mögend  sich  mins  zorns  nit  erweereii. 
da  hilirt  kein  gwalt,  da  hilll't  kein  gunst 
da  hillTt  kein  wiszheit  noch  kein  kunst. 
spiel  vom  reiclifn  mann  und  armen  Ijmnrus  von  1529, 
vtjt.  Bächtold  s, 75,  r.;/.  Stumpf  (1.548)  2,164; 

Shakespeare  zeigt  ihm  (dem  leser)  gleichsam  das  buch  der 
Vorsehung,  und  die  entzückte,  prophetische  seele,  über  den 
Zusammenhang  der  begebenheiten  hinausgesetzt,  wird  ge- 
drungen, diesen  (den  erfolg),  als  den  einzigen  zu  erkennen  — 
welche  gewalt  könnte,  wenn  die  Ursachen  bleiben,  den  erfolg 
hindern!  —  ist  dies  nicht  gebrauch  der  geschichle  und  no- 
velle  gnug?  Herdkr  werke  5,243;  nein,  da  ist  keine  gewalt 
auf  erden,  die  sie  zwingen  könnte.  Gottür  (I802)  3,  91 ;  keine 
gewalt  ist  hinreichend,  meinen  willen  zu  beugen.  Tiece  Don 
Quixote  2, 187. 

h))     gewalt  ist  wie  ein  kind;  wo  nicht  verstand  sie  leitet, 
80  stürtzet  sie  sich  selbs,  weil  sie  zu  fievlich  schreitet. 

LoGAU  2,8,15; 

denkst  du,  die  pHicht  soll  sich  scheuen  zu  reden,  wenn  sich 
die  gewalt  vor  der  Schmeichelei  bükt?  Wieland  Shakespeare 
1,  138  {könig  Lear  1,  2); 

von  allem  glänze  jener  hofTnung  mich 
auf  ewig  trennen!  das  vermag  ich  nicht! 
0  fasse  mich,  gewalt,  mit  ehrnen  fausten; 
geschick,  du  blindes,  reisze  mich  hinweg. 

GöTHK  (naiürliche  tociUer  5,6)  9,371; 
ja  wenn,  was  einem  schön  und  löblich  dünkt, 
auch  jedem  andern  schön  und  löblich  djjukte, 
kein  streit  noch  zwist  entzweite  dann  die  weit! 
so  aber  sind's  die  nahmen  nur,  worüber 
man  sich  versteht;  in  Sachen  denkt  man  anders, 
sieh  ..  in  der  erde  tiefen  taucht'  ich  unter, 
die  höchste  der  göttinnen,  die  gewalt, 
mir  zu  erringen!  mutter,  und  die^z  gut 
sollt''  ich  in  andern  bänden  lieber  sehn, 
als  in  den  meinigen?  und  wie 
erniedrigend  für  mich,  wenn  dieser  da 
mit  feu"r  und  schwort,  was  er  nur  will,  von  mir 
ertrotzen  könnte. 

Schiller  (die  Phönizierinnen  2,4)  6,142; 
bunt  gemengt  aus  manchen  Stoffen 
ist  das  roberz  der  gewalt, 
kaum  der  brand  von  zehen  reichen 
gnü^t,  die  raischung  auszugleichen, 
die  im  tiegel  kocht  und  wallt. 

Grillparzrr  (der  iraum,  ein  leben  4)  6,243; 
doch  rätlisel  geben  ziemt  nur  der  gewalt, 
die  räthsel  lösen  eignet  dem  gehorsam. 

(Libussa  3)  6,200. 

2))  der  staatsrechtliche  begriff,  gewalt  soll  güetig  sein.  Hk- 
NiscH  1592  (vgl.  oben  sp.  4920.  21);  gewalt  auff  erden  so  hoch 
nie  kam,  der  nicht  ein  end  mit  trawren  nam.  Lehmann 
florilegium  307;  je  höher  gewalt,  je  höher  abfall.  Hemsch 
1592;  kein  gewalt  bleibt  fest,    ebenda. 

a))  das  vierde  und  das  mehtigeste  rieh  ving  ane  zu  Rome, 
do  es  ouch  noch  ist  und  bliben  sol  untz  an  den  jungesten 
dag,  noch  dem  nammen  zu  nemenc  und  nüt  noch  dem  ge- 
walte oder  gesiebte.  Königshofkn,  d.  Städtechroniken  8, 317 ;  und 
die  von  Friburg  noment  zu  an  gewalde  und  die  groven  abe. 
317  Schilter;  denn  das  schwert  und  die  gewalt,  als  ein  sonder- 
licher gottesdienst,  gebührt  den  Christen  zu  eigen  für  allen 
andern  auf  erden.  Luther  Ordnung  eines  gemeinen  kastens 
(1523)  22,77  Erl.;  dann  Appius  Claudius  begundt  sich  ganlz 
zuverkeren  ion  übermöt  unnd  hoffcrt,  das  tliatten  auch  die 
andern  neun,  dann  sie  sich  des  gewalts  ziivil  überhüben. 
Livius  {Straszburg  1562)  42';  laszt  euch  niemandt  verfüren, 
folgend  gutem  rath,  so  werden  jhr  gunst  von  den  göttern 
und  menschen  erlangen,  unnd  die  statt  Khom  wider  zfi  allen 
ehren  und  gewalt,  darinn  sie  ie  vor  gewesen,  kürtzlich  bringen. 


4957       GEWALT  I  4,  b  (licrriichafl,  reich) 

M':  dann  die  berrligk«it  des  Hamlicban  reicht  eich  weiller 
er»treckl,  und  bucIi  über  den  Rhein  biaQber  grilTea  bot,  und 
tlamlt  die  revcrenlz  und  den  gewalt  Über  die  allen  grenUen 
oder  marcliitrin  binuuterweittert.  Hmuii  Tacitut{G«rm.)  Ui* ; 

jeut  li)*K  Ich  dt  oho  alloii  »Inn, 
hab  weder  roachl  noch  ((walie, 
uiiil  ob  Ich  tchon  ein  heriog  bin 
iraurlg  In  lodt  giialie. 

Ural  und  Cohh  ti»d»r  amf  den  dnituitjährige» 
krieg  318; 

wie  leb  dan  den  golUcbligen  berro  aich  deaien  aelber  habe 
boren  rühmen,  aagendl,  er  wUsste  wobi,  dass,  ob  er  gleich 
an  macht  undl  gewoldt  dem  ItOiiige  in  Franclireieh  ondl 
Eniielandt  nicht  glrich  wrhre,  ao  übertreffe  er  «ie  doch  in 
diesem  Rtück,  da»8  er ...  sicher  reisen ...  kunle.  Dktlkv 
V.  AaiüFBiOT  mtmoirtn  i.  16;  von  Pipin  Heristalls  teilen  batten 
die  Anatrasischcn  majoree  domus,  die  acbon  principra  et 
duces  Froncorum  waren,  aussiebt  zur  kröne;  es  kü»tele 
aber,  so  völlige  könige  sie  on  amt  und  gewalt  wnren,  mit 
dem  numen  etwas  mühe.  HiaüER  (leit  du  ätut$chtn  Uisehöft 
lanä$tänd«  wurdtii)  5,087; 

könig.    in  alle  dem  mm  reiohsgebliren  nano'  Ich  — 

tritt  vor.  Uancbanunl   -  hiarl  —  ernenn'  leb  dich! 
sei  du  Ihr  aug  und  obr,  ae|  haod  und  arm. 
ale  wird  der  geist  sein,  der  durch  dich  eebleleU 
Bancbanui.    ach  herr,  bedenltl .  .  ich  bin  ein  schwacher  mano. 
kiniy.    to  minder  wohl  verlockt  dich  die  gewalt. 

(•aiM.PARtiR  (ein  neuer  ditner  1)  6*.  170. 

I))  berumb  sehet  ufT  die  ding,  das  kein  ander  keiser, 
kunig  oder  fürst  in  Üeutscblande  und  in  euwern  gewalt  und 
furstentbum  nit  niste  oder  betzwinge.  M.  v.  Keh.nat  chronik 
Fritäiicht  I.  86;  ich  bins  gewisz,  dut  \>eder  tod  noch  leben, 

uucb  engel,  noch  furstentbum,   noch  gewalt mag  uns 

scheiden  von  der  liebe  goltes.  Johann  Earaun  v.  GONzauac 
{wider  die  schunder  der  cieaturen  gotles)  2,6  neudruek;  es  ist 
in  allen  bisturien  von  anfang  der  weit  xu  aeben,  und  zu 
finden,  wie  ein  unsäglicher  groszer  gewalt  das  reich  des 
leufels  sei.  Justus  Joxaa  apologia  der  confeuion  vtrdtud$cht 
(1536)  bei  LuTHüa  6,384'; 

dast  khummen  *ei«t  ist  unns  wUsen, 
unnd  khünTtig  werden  ve.<st  glauben, 
darumb  begcliirmb,  durchleuchiiRer, 
4aiD  reich  unnd  gwalt  vlll  machtiger. 

Iiymnaiiii$  bei  Wackkbnagkl  iia»  üeutteft$ 
kiichenlieit  2, 1 1  tO' 

{vgl.  daiu  di*  Verbindungen  mit  dem  Possessivpronomen  unter  III); 
als  aber  die  Behein  unbillicb  daucbt,  das  ein  solcher  metb- 
liger  gwalt  durch  ein  weibshild  soll  gregiert  werden,  da 
•prach  Libussa  in  riner  grossen  ver^amiung  und  inenig  ires 
«o!cks.  S.  MüNSTKa  cosmographie  (i&37)  C2';  Franciscus  ist 
gleich  den  serapliim,  mag  auch  durch  sie  und  jre  liguren 
bedeut  und  figuriert  werden,  durch  alle  chür  der  engel,  der 
Cherubim,  der  thrcn,  berrschafTten,  der  kreOten,  der  gewult, 
fnrstcnthumen,  der  ertzengel  etc.  es  figuriert  alles  Franciscen. 
Erashos  Albbrus  der  barfusser  möncbe  Eulenspiegel  und  alkoran 
B3';  so  würde  solch  ein  be.«tündige  justitia,  darauff  alle 
königreicbe,  gewalt  und  herrschalTlen  gegründet,  im  b.  rüm. 
reich  nit  mehr  zu  finden  sein,  ob  der  kaistrlieht  holfrath  . . . 
bei  I.ONUORP  1,  14';  der  district  oder  die  gewalt,  wo  jemand 
zu  gebietben  bat  Voictbl  vtrsueh  eines  neuhvchd.  handwb. 
(17911   2,79. 

C))     dan  anserro  gel  nichts  su  vergleichen, 

und  aller  menschen  macht  mU"!  :>cinom  dunder  weichen, 
ror  Ihm  (Irr  herren  stolii  vergehet  wie  ein  dnn>t, 
für  ilim  wird  ir  gewalt  *elb^  dem  gewalt  beschwerlich, 
ao  ist  der  ffirsien  xorn  Tür  seinem  loro  umbsnnst, 
*eio  rühm  Ist  unvermelirlich. 

WicKHKRLii«  (jedichle  1,306  (psalm  93,&); 

dann  die  auff  der  höchsten  spitze  stehen ,  die  stehen  nicht 
satt,  es  wird  jhnen  nichts  nieher,  dann  dasz  sie  wie  im  spil 
der  faulen  brücken,  einmal  die  bSnd  zusammen  schlagen  unnd 
jaucblzcn,  unnd  al.'idan  wider  herab  springen,  rutschen  unnd 
hürtzcin:  ja  wann  sie  sich  nit  recht  vortheilliafTlig  inn  die 
wag  stellen,  darGT  sie  die  spitze  des  gcwalts  durchlringen  unnd 
umbringen.    Fiscrart  GarganL  914  neudruek; 

wohinn.  so  sei  der  ring  sogleich  gebildet, 
man  pnnnie  auf  die  Schwerter  der  gewall. 

ScHiLLia  {feit  %D  14.3i3: 
Ich  Knm  herein,  als  eine  biitende. 
dB''  heil'gc  (;a$treclii  Todernd.  in  den  arm 
der  bUiisvernraiiilien  kOniirin  mich  werfend  — 
und  so  ergriff  mich  die  gewalt.  bereitete 
mir  ketten,  wo  ich  achuu  gehofft  — . 

{Maria  SlnaH  1.7)  1%438: 


GEWALT  I  4.  b  (tiaaUgewalt.  uaubefefBtf)    4958 

Nebucad  Nexar,  for  den  die  erde  aich  krflaal,  «ad  de« 
macht  und  herrscbaft  fegeben  iit  vom  aurgaoc  bw  im  niader» 
gang,  entbietet  seinem  feldbauptoMOO  HoloiarMt  das  fnias 
der  geMali.  litaacL  iJudilh}  i,  U;  wir  kaontea  «a4ar  dia 
BcbOne  griechischer  gOtierbilder,  nocb  andererseila  jaaaaONa» 
ritche  weseo,  io  ilem  bilde  des  jemaügen  brirschara  dar 
aufstrebenden  Jugend  ein  drobeades  syiubol  der  gewalt  eot- 
gegen  zu  Italien.    Ta.  Stobm  iifr  amtstt»trmrfu$)  t,  lU. 

d))  sU  eatient  oucb  4  meiiter  nocb  der  alleo  geweabaÜ 
and  einen  amtnanmeister,  der  eio  buabet  solta  sio  der  aot» 
werke  und  dea  eit  aott  vor  allen  eideo  gon,  das  «ormala 
ungewonlicb  waz . . .  soa  kam  der  gewalt  ua  der  barrto  kaat 
ao  die  antwerke,  das  doch  den  sntwerkro  ein  groa  noidurft 
was,  wand  die  herren  beginRcnt  grasten  gewalt  an  in.  Cio. 
•IRBH,  d.  stddleehroniken  {Slranburg)  »,  123;  da  er  aich  aber 
in  Sattel  geschwungen  (d.  h.  al't  gtmordtu  war),  ood  das 
gaul  bei  dem  sanm  erwOschet  beite,  gab  ja  die  gewalt  eiaas 
muht,  unnd  trüge  sein  haupt  anffgericblet  deno  ein  binda. 
KiacBHOF  wendunmuth  304';  für  den  menscbeo  aoll  E.  K.  F.  G. 
also  aich  halten:  nSmIicb  der  oberkeit,  als  ein  kui.'lirst, 
gehorsam  aeio  .  .  .  und  ja  nicht  wehren  nocb  widerseizro, 
noch  widersats  oder  irgend  ein  hinderniax  begehren,  der 
gewalt,  ao  sie  mich  fahen  oder  tödten  will,  denn  die  ge- 
walt soll  niemand  brechen  nocb  widerstebea,  denn  alleioa 
der,  der  sie  eingesetzt  bat ;  sonst  ists  empArong,  ond  wider 
gott.  LüTBKB  an  kur fürst  Friedrich  (S.  «sari  l&n)  3. 140  de  WtlU; 
selig  were  aber  der,  der  dess  gewslta  ist  (ich  aaetne  die  ober- 
keit). Pabacblsos  chirurif.  stkr.\,9ia;g«rertf«l«ti»tem  am  gewalt 
oder  regiment  sitzen,  ein  oberkeit  verwalten.  Bibbuob  tiaat  aa 
verordene  unnd  will  ich,  das  Lobkund  über  alle  vitzihaoi 
pOeger,  Verwalter,  acbOsser  and  ampllent  ein . .  landskaupt- 
man  und  überhaupt,  mit  genügsamer  dazu  erheischter  autbo- 
ritet  veruaret  aeie:  und  mit  dem  königlichen  kind  ao  lang 
zu  gewalt  und  rbat  sitz,  bisz  er  da«  reich  für  sich  selber 
zu  regiren  ticb  tenglicb  befind.  Fiscbabt  Gargantua  433  ani- 
drurüi;  wellichen  einem  sein  bausz  anfstosi,  bader  oder  unk 
anOenp,  fenster  einwarf  und  schaden  thele,  solle  strakts  in 
ein  gefenkousz  geworfen  werden  und  dem  herrn  der  gewalt 
haimbgesetst.  bannteiding  von  Neuherg  (16.  jakrk.),  üsterr.  weitik. 
6,131;  immer  war  er  gelassen,  fObrte  seine  gescbifle  mit 
festigkeit  durch,  ohne  sich  auf  die  gewalt  su  berufen  nnd 
ala  regierungsperson  zu  brüsten.  G.  Kbllbb  {der  grünt  Heinriek) 
1,380;  {ich)  habe  gleichwohl  erkundet,  daas  die  rite  und 
bOrger,  die  zweihundert  und  das  volk  auf  der  landscbafi  in 
grosser  mebrheit  einig  gehen  und  die  gewall  bei  ihnen  iat 
nach  wie  vor.  Züricher  novellen  363;  su  herrscbaft  und  g»- 
walt,  zu  geld  und  besifs  führen  viele  wege,  sur  erkennlnits 
des  guten  und  bösen  nur  der  eine,  den  die  achlange  seigt. 
Hkbbbl  {eharaklerisliktn)  4, 80. 

'))  wer  Bin  gwalt  uff  erden  ir«H 

der  ai  tu  gflttem  blapll  beralk 

ThoiAB  MtBNBa  wii miaartwirwi  IM  9l>tl 
tttmirmek)t 

vil  besser  hettaas  vor  bsunneo 
aas  aller  gwalt  von  gott  alleia. 

WoLrcARB  ScaasLTiBL  S«auMl  m^  5aal 
{Wiener  neuärnckt  &,!(): 

wen  allar  gewalt  dar  kompi  daramb. 
dt  aaaD  straffen  tollt .  .  . 
was  Ikbal  ist  gatbaoe. 

HiasAini  Fbaiks  M  WACSB«ii««at, 
da*  dtaltck«  kiraätnUad  S,  ia7Vi 

darumb  ist  disem  nnaem  geben  dar  gewak  (iraMa  csf  ff- 
vintia)  Terensüberutsung  ro«  1480  M*;  VfL  gewalt  fÄaa 
unter  lil; 

well  du  auD  alt  and  sehwaebliait  val 

wie  tis  daaa  sehen,  wlaaea  «oi. 

3 wall  rtfiaeal  bebst  abarteba 
•io  afta.  aia  ttn  ahi  M*««  lebe 
varfcbera  das  raekt  «aa  aeoiaea  gab 
von  delMH  weg  gaatt  rallea  ab 
druoib  sie  begem  «ad  kabea  wOlla 
salst  Ja  elQ  aadera  kttalf  ttella. 

Wot.r««)i«  SaiaBt.na&  Samuel  mad  Saat 
{»tratr  atmäntka  h,  Ift): 

allen  gewalt,  den  kanig  Fndrick  doraa  hatte,  waa  schaues 
und  gAls  and  brieff  er  zA  Wien  ia  deaa  hose  und  testen 
halle,  wart  ala  geoonen  von  aiaae  gewalt.  EaaAaa  v.  Arraa» 
wilbb,  Baskr  ckraniktu  4,a8a; 

was  ■e«si  Jkr  each  sA  dea  gewalt 
dar  ewak  gar  aicbi  Ist  sA  gestalt. 

FiscaART  /MMo/s  latt  namiiatik. 


4959       'GEWALT  I  4,  b  (obrigkeit,  aml) 

f))  ich  törst  alle  mine  heimlicheit  entdecken  ;  ror  dem  einem 
verbüt  es  der  gwalt,  vor  dem  andern  verdrüst  mich  des 
geschichtz  dz  ich  nit  ungeschickt  noch  stützig  gesehenn 
wurd.    Terem  (1499)  86'  {heautont.  4); 

wie  kumpts  das  dir  allzit  nit  gfalt 
was  ich  nie  radten  und  der  gwalt. 

tragddie  JohannU  den  täuffers  (1549)  F7'; 

auff  die  laster  acht  haben,  gebürt  aliein  den  priestern,  auff 
das  nit  der  gewalt,  sonder  gott  durch  die  priester  die 
lasier  und  übelthat  straffen.  S.  Münster  cosmographie  B4'; 
das  der  gewalt  sölichs  nit  weite  noch  sölte  lassen  liggen. 
ü.  ZvviNGLi  von  der  freiheit  der  speisen  4  neudruck;  wölche 
der  gewalt  widerstreben,  die  werden  ain  gericht  sich  über- 
kommen. Ldtber  wider  die  mordischen  und  reubischen  roUen 
der  bawren  A';  so  doch  gott  wil  die  gewalt  gefurcht  und 
geehret  haben,  ob  sie  gleich  heidenisch  were  und  eitel  un- 
recht thete.  vermanung  an  die  bawerschafft  3, 108* ;  er  glaubt 
nit,  das  er  (Jesus)  ein  herr  sei  der  feindt;  wenn  er  beleidigt 
Wirt  oder  feindt  hat,  so  lauffens  zu  dem  gewalt,  der  sie 
verbäte,  predigten  (1523)  12,459;  dan  wiewol  derselbich  lanz- 
knecbt,  genant  Nicias  vann  Han  uis  der  Sclesen,  van  dem  tag 
an,  er  gesclagen  war,  4  ganser  wechen  uff  der  Strassen  gink 
und  minen  swager  vur  der  gewalt  beclagete, ...  so  wart  er 
doch  nach  4  wochen  eirst  krank,  buch  Weinsberg  3, 28 ;  a.  1526 
im  vurs.  rumor  hat  sich  Henrich  Lutzekirchen  kuffersclegcr 
.  . .  auch  under  die  rumorischen  ingelaissen ,  weiters  als  im 
gezimt  hat,  darumb  sollt  er  auch  angetast  werden  und  wart 
zu  Cronenberch   gesucht  von   der   gewalt,  aber  nit  fonden. 

1    47  • 

'    '*  der  glaub  hat  allweg  so  gestanden, 

das  er  nichts  gilt  inn  allen  landen, 
und  sonderlich  bei  der  gewalt 
da  bat  der  glaub  schier  kein  gestalt. 

Erashus  Alberus  E'so/)  34  neudruck; 

nach  dem  der  frumm  Caspar  Tawber,  die  christlich  freihält 
offt  und  vil,  mit  worten  und  wercken,  als  ein  rechter  Christ 
bei  den  widerchristen  erzaigt  und  verfochten  hat,  ist  er  von 
dem  widertail  dem  gewalt  übergeben  . . .  worden,  ein  war- 
hafft  geschieht,  wie  Caspar  Tawber  bürger  zu  Wiene  etc.  (1524)  B  2'. 
g))  jm  ('tem  päpstlichen  reich)  aller  gewalt  gar  under  liegen 
demfltiglich  sein  knie  musz  biegen, 

B.  IValdis  das  pdpstisch  reich  AI'; 

ein  yglicher  gewalt  hat  sich  von  des  teufeis  banden  tzureyssen, 
durch  erkantnusz  unszer  grewiicben  szunden.  Harthuth 
V.  Cronbbrg  59  neudruck;  gewalt,  regum  apices.  Maaler  178*; 
ebenso  Fbisids  104*;  gewalt  m.  consul,  der  oberste  gewalt  zu  Rom. 
PiMCUNDS  bl.  15;  da  er  dem  volck  die  ursach  öffnet,  legeten 
sie  grosz  gebet  an  den  obern  gewalt  umb  genad  den  hirten 
zu  erwerben.  Pauli  schimpf  und  ernst  106*  (1563);  tribuni  mili- 
tares,  sive  tribuni  militum.  oberster  gwalt  zä  Rom  auff  ein  mal. 
sunst  schirmherrn  der  kriegsleuten,  sunderlich  wider  den 
unbill  desz  väldherrens.  Frisios  1328^  ebenso  Ribelius  (vgl.  die 
Wortverbindung  oberster  gewalt,  oberste  gewalt  un(<r  III);  da 
durch  disze  zeit  aus  der  massen  ferlich  ist,  müssen  wir  gar 
weislich  handien,  und  ihe  zusehen,  das  wir  die  ubirkeit  und 
gewalt  in  allen  ehren  haben.  Luther  (sermon  vom  bann  1520) 
6,  72 ;  da  nun  die  Römer  durch  jr  hohe  vernunfil  . . .  wol 
erkennen  kondten,  das  jr  stand  und  wesen  nit  langwärig 
sein  möcht,  wo  sie  nit  under  jnen  ordentlich  gewalt  und 
oberkeit  betten,  .  .  .  erdachten  sie  ein  mittel.  Livius  (Strasz- 
6urp  1562)  22*;  und  wurden  burgermeister  und  zunfftmeister, 
und  alle  andere  änipter  und  gewalt  abgethon.  42*;  so  were 
noth,  das  man  einigen  hauptmann  und  gewalt  mächt.  .  27*; 
aber  heimlich  hett  er  den  anscblag,  so  andere  gewalt  zft 
Rum  abgethon  werden,  das  er  etlicher  der  reichsten  guter 
under  die  gemein  thcilen,  und  des  ursach  erdichten  wolte  . .  49'; 

und  so  entkleid'  ich  denn,  mit  deinem  urlaub, 

mich  air  der  würden,  fimter  und  gewalt, 

die  deine  huld  an  deinen  knecbt  verschwendet. 

Grillpahzb»  {ein  treuer  dimer  5)  6^253. 

8))  in  privatreehtlichen  beziehungen  steht  die  bedeutung  von  ge- 
walt im  allgemeinen  unter  dem  einflusz  der  Wortverbindungen,  in 
denen  der  träger  des  begriffes  oder  die  Zielbestimmung  gekenn- 
zeichnet wird,  vielfach  hegen  hier  auch  staatsrechtliche  befug- 
nisse  zu  gründe,  die  aber  in  ihrer  beziehung  auf  bestimmte  träger 
privatrechtlichen  charakler  annehmen,  di*  neuere  spräche  zeigt 
hier  die  meisten  einbuszen. 

«))  von  vornherein  beschränkt  ist  die  Verwendung  in  der  be- 
deutung ^auftrag,  gerechtsame,  Privilegium',  vgl.  oben  sp.  4935. 
wo  sich  diese  bedeutung  von  den  veibindungen  Most,  denen  sie 


GEWALT  I  4,  b  (privatrechlliche  enlwicklung)     4960 

entstammt,  prägt  sie  meist  die  allgemeinste  fassung  aus.  in  ein- 
zelnen fällen  nimmt  sie  jedoch  von  unterdrückten  ausführungs- 
bestimmungen  eine  engere  bedeutung  mit. 

«))  dasz  wir  und  all  unser  erben  und  nachkommen  noch 
niemand  von  unsert  wegen,  von  keiner  sach  wegen,  in  keinem 
gewalt,  keinen  einfall  . .  daran  thun  sollen.  Urkunde  von 
Abensperg  (1399),  Hund  2,225;  sölicher  gewalt  sich  nit  weiter 
erstrecken  sol,  den  zu  ere  dem  fürsten  und  nütz  dem  land. 
wo  ein  amptmann  die  burger  schinden  tede  on  sciiuld,  oder 
die  giitter  im  selber  zä  eigen  machen  wölt,  oder  dz  land 
einem  seiner  findt  übergeben,  wil  nit  glauben,  daz  der  fürst 
sölichs  gestattet,  oder  der  massen  den  gewalt  im  verlieben 
hab.  Karsthans  174  Kurz;  und  so  der  (träm  oder  balken)  alt 
wörd,  oder  verwesz,  und  wolte  eigens  gewults  .  .  .  andere 
träm  und  baicken  auszwechseln  .  .  .  das  hat  er  nicht  macht. 
Fronspergeb  bau-ordnun^  (1567)  22';  derhalben  soll  sieb  kainer 
underwinden,  darvon  aignes  gewalts  was  einzefahen,  ze  hfllzen, 
ze  pauen.  landrecht  vor  Wartenfels  (1585),  öslerr.  weisth.  i,ißl; 
üls  gebieten  wir  dir,  krafft  unsers  von  gott  dem  allmachtigen 
habenden  gewalts,  dasz  du  . . .  allhier  zu  Jerusalem  vor  uns 
.  .  .  erscheinest.  Jag.  Ayrer  proc.  144;  wir  Christian  fürst 
zu  Anhalt ....  von  wegen  herrn  Joachim  Ernst,  marggrafen 
zu  Brandenburg  ....  krafft  habenden  gewalts.  tractat  zwischen 
den  unirten  fürsten  und  ständen  1614  bei  Londorp  1,166*;  ich 
gib  und  lasz  jhm  zu,  es  ist  nit  not  alle  ding  gegen  jhm,  nach 
meinem  gewalt  zuhandlen.  Valent.  Boltz  Terenzübers.  128'; 
eo  jure,  quo  qui  optima,  dasz  ers  habe  mit  allem  gewalt  (das 
imperium)  und  solchem  Vorzug,  wie  man  es  ihm  in  dem  fall 
übergeben  mag.  Ribelius  1590;  jus,  pro  potestate,  macht  und 
gewalt.  ebenda;  jus,  die  macht,  gewalt.  Göhtler  (1762)  l,  454; 
gewalt,  recht,  jus.  Bayki:  290';  per  potestatem  auferre  aliquid 
alicui,  ausz  gewalt  und  von  der  oberband.  Ribelius  1590; 
derhalben  geben  wir,  aus  bepstlichem  gewalt,  mit  gutem 
wissen,  laut  gegenwertiger  schrifft,  volkomen  freien  und 
gantzen  gewalt  unsern  geliebten  sönen  bierunden  geschrieben. 
LuTBER  (ztco  bullen  papst  Clementis  VII.  1525)  3,  96' ;  du  sagst 
ausz  Unvernunft  von  der  trifaitigen  krön,  so  unser  aller 
heiligster,  die  er  pillich  ausz  gewalt  seiner  obrigkeit  tragt. 
ein  unterred  des  bapsts  und  seiner  eardinalen  bei  Scbade  Satiren 
3,  92;  den  (druck)  gemelter  Iro  durch  sich  selbs  oder  ein 
andern  von  seinet  wegen,  wo  er  den  bei  jr  jedem  finden 
wirt,  aus  eignem  gewalt  on  Verhinderung  meniglichs  zu  sich 
nemen  und  damit  nach  seinem  gefallen  handeln  und  thäu 
mag.  Carolina  (druckprivilegium)  2  Kohler-Scheel;  da  ist  ßar- 
tholome  Rem  aus  aignem  gewalt  zfigefaren  in  der  kaiserlichen 
stat  und  in  dem  glaid  und  hat  den  rossen  an  den  wägen  die 
strängen  abgehauen.  Sender  ehronik  von  Augsburg,  d.  Städte- 
c/iron.  23, 148;  usz  eignem  angenommenen  gewalt.  Judas  Nazarbi 
26;  das  sich  über  den  vertrag,  zwischen  der  stat-  und  lant- 
gericbt  Rattemberg  ausgangen,  kain  frembter  hantwercher  in 
der  Briggslegg,  Krämsach  und  Radvelden  auszer  der  verord- 
neten ausz  aignem  gewalt  nit  nidersetze,  ehehaft  taiding  von 
Rattenberg,  österr.  weisth.  2,101;  anno  1517  hat  angeregter  pabst 
Leo  X.  ausz  sonderm  gewalt,  welchen  er  vermeinet  ausz 
altem  herkommen  und  gebrauch  seiner  vorfahren  über  alle 
christlichen  kirchen  zu  haben,  hin  und  wider  durch  alle  land 
brieff  und  ablasz  auszgeschickt.  Kircrhof  wendunmuth  (1, 2, 14) 
1,459  österley. 

ß))  engere  bedeutung  auf  grund  ausführender  bestimmungen^ 
die  bei  gewohnheüsmäsziger  Wiederholung  leicht  unterdrückt  werden : 
die  macht  odder  gewalt  zu  regirn.  Lotber  vier  tröstliche  psalmen 
B8*;  dazu  gehört  folge  der  untertban,  und  hoheit,  das  ist, 
gewalt  zu  gebieten,  guter  und  eigenthuinb.  Melancbtbon  (loci 
theolog.)  corpus  doct.  Christ.  286*;  und  soll  allein  den  dütschen 
zu  stan  gewalt  und  gerechtigkeit  einen  künig  oder  keiser  zu 
erwelen.  Judas  Nazarbi  vom  alten  und  neuen  gott  32;  ward 
dem  gemeinen  römischen  volck  der  gewalt  und  chur,  ein 
andern  könig  zu  kiesen,  zugelassen.  Livius  (Straszburg  1562) 
8';  dieweil  mir  mein  gnädigster  herr  in  seinem  abschied  mir 
allen  gwalt  übergeben  hat,  das  unrecht  zu  straffen.  Wicrran 
Galmy  142;  ausz  der  von  gott  ihr,  der  geistlichen  hocbheit, 
erlheilten  gewalt  und  macht . .  in  geistlichen  bann  zu  tbun. 
Abele  künstl.  Unordnung  3,  250 ; 

gewalts  und  richtens  ich  beger, 

das  mir  werd  bald  mein  seckel  schwer. 

Scuwartzknbbkg  135'; 
«eil  si  (ilie  cwtiitaneii)  da  selb  alleine  han 
alle  gewalt  und  Jurisdiction. 

B.  Waldis  das  päpstisok  reich  H2'; 


4961 


GEWALT  I  4.  b  (vollmicht) 


GEWALT  I  4.  b  (voUmachl) 


4962 


und  lollcn  niiiiiuelir  liaben  rlnige  Ket>ult,  reibt  ud«r  fericlil. 
Kiiciittor  uundunmuth  (3,46)  1,89  OUtrlty;  QberSDtwort  d«r 
pabiit  .  .  dem  kel«er  .  .  gerecbtigkeit  und  gewalt  i8  erbloo. 
Judas  Nazarki  vom  alUn  und  ntuen  goU  31  ntudruek;  jurit- 
diclio,  rOcbupruch  oder  rAcbttatz,  oder  gericbUitz,  gewall 
oder  gerücbtigkeit ,  rflcbt  und  geriebt  tt  ballen,  gericbia- 
zwang.  Fii8iut  (l^tt8  und  in  $piUeren  auigaben)  'U*.  9gL  obtn 
Maalk*  178';  gcwall,  oder  gereibiigkeit,  gericbt  zu  ballen, 
juriidietion.  Hulsiub  (i&M)  Gl'  {fällt  in  der  autgab«  tum  1614 
weg). 

y))  eine  ander*  ellipst  nicht  mit  ttntelnen  mundartlichen  Ver- 
wendungen noch  in  die  neuere  spräche  herein:  gewAld,  m. ;  .. 
in  der  kanzleiapriicbe  die  von  einem  landanimunn  oder  ilalt- 
baiier  erlbeille  erlaubnia  lu  recbillcben  einschritten,  be- 
willigiing  zu  recbtserOITnung,  beTolimilcliligung,  befebl.  ToBLsa 
AppenuU.  iprachsehatt  147;  gwald  wird  *on  wiiig  {»*i$ung) 
untrracbieden.  der  Übertretung  einer  nisig  folgt  keine  strafe. 
ebenda. 

b))  allgtmtintr  entwickelt  tick  auf  grund  der  glHchen  vir- 
bindungeii,  die  den  eben  dirgelegten  tonderbedeulungen  tu  gründe 
liegen  (geN^alt  geben,  gewalt  baben,  etwas  zu  tbun,  vgl.  oben 
tp.  i9A^  ff.)  die  bedeutuiig  ^vollmacht',  vgl.  gewalt,  manda/um 
procuratorit  cujusiit.  (Ialtaus  üdG.  diese  engere  bedeutnng  tr- 
mögltcht  eine  reihe  freier  Verwendungen  und  neuer  verbindungenf 
während  die  allgemeinere  bedeutung  *erlaubnis'  an  den  alten  vtT' 
bindungen  klebt,  vgl.  unten  HI. 

n))  die  würben  an  den  raiit,  daz  man  ain  erber  potlschaft  mit 
vollem gewaltsanligen Kircbbain.  d.stddleehron.4,Sti{Augsbur(i); 
Karsthans:  wie  meinst  dan,  wan  es  darzA  komen  wult,  das 
allein  der  gewalt  recht  wrr.    jn  wann  der  bapst  einen  goucb 
von  Hom  schickt  mit  gewall:  ja  fach  mir  den,  verbren  disen, 
scbmir  mrin  pflegel  würt  sieb  regen.  Karslhant  174  Kurz;  bittend 
und  ersuchend,  ir  wulli  nt  zu  hertz  nemen,  was  den  erbern  obern 
steten  un  dem  allem  gelegen,  und  ewer  erber  ratzbotscbaft 
wol  underricht  mit  gewalt  und  bevclcb.    autschreiben  der  studt 
Memmingen  23.  nidrz  1625,  Baomann  atten  161;  als  der  keiser 
darein  bewilligte,  schrieben  sie  am  23.  tag  des  berbstmonals, 
beiden   stedten,   und   forderten  sie,  das  sie  auf  den  3.  des 
wintennonats,  zu  Augfizpurgk  auff  eio  frei  geleit,  zur  band- 
lung  erscheinen,  und  jlire  gesandten  mit  volmecbtigem  bevehl 
und   gewalt,   etwas   endlich  .zu  scbliessen,   dabin  abfertigen 
Bolten.    PoMARius  Chronik  von  Magdeburg  |15b7)  Z9*;  derhalben 
begert   und   eimanet   der  pabst,   dasz  die  forsten,   ieder  in 
Sonderheit,   ihre  gesandten  mit  vollmechttgem  gewalt  dahin 
wollen  allfertigen.    Kircuhof  wendunmuth  (i,  2, 19)  1,  467  Oster- 
Iry;  ich  gedachte  aber  bei  mir,  und  wider  ihn,  das  könne 
einmal   nit  sein,  weilen  der  mit  nichtigem  gewalt  und  voll- 
macht versehne  bauer  nit  weis,  noch  wissen  kan,  auf  was 
für  weis-articul   und   fragstuck   sein  nachbaur  etwann,   und 
also  entweder  de  facto  alieno  oder  proprio,  gefragt  werden 
machte.    AsKLB   künstl.   Unordnung  2,  StS;  ich  wurde  zornig, 
und   niurrete   bei   mir,  wer   hat  den  schlenckel  mit  gewalt 
und  vollmucbt  versehen,  im  namen  der  ebemänner,  ein  so 
feine  und  kurtze  vermahnungs-   oder  warnungs-predigt  ab- 
zulegen.  3, 103;  einen  mit  gehöriger  gewalt  versehen,  donner 
UR  bon  pouvoir  {pouvoir  tn  bonne  forme)  ä  queleun.  Rondbao- 
BoxToRFF  (1740)  253;  wo  aber ..  der  antworter  oder  jemand 
mit  vollem   gewalt  an  seiner  statt  auf  dem  gesetzten  recht- 
tage  erschiene,    protokoll  über  dit  reformation  det  bair.  land- 
rechtt  (1487)  KasaRBB  13,83;  die  berschinen  all  geborsamlich 
mit  iren  ferornnten  uGT  auntag  zA  nacht  hie  mit  folem  gewalt. 
Ilcc  Vülinger  clironik  1&4;  zu  diesen  mSren  kam  die  legation 
von  itoQ),  mit  vollem   gewalt   und  conimissiun  in  der  sach 
zu  bündeln.    Kircrrof  wendunmuth  41l';  darum  in  allen  nut 
und  gebürlichen  were,  zu  setzen  irc  procuratores  und  tyn- 
dicos,  die  solch  ir  sach  mit  vollir  muclit  und  mit  gantzem 
gewalt  handelten  und  wandelten,  zu  gewine  und  zu  Verluste. 
Urkunde  von  UM  bei  Haltaos  69«;  das  er  darumb  freuntlicb  recht 
vor  des   reichs   richter   hie  zu  Nuremberg  durch  sich  seiht 
oder  durch  seinen  macht  botten  mit  seinem  vol'eo  gewalte 
nemen    wulle    und    niendert   anders.     Nürnbtrgrr  polittiord, 
326;  der  do  hingeben  will  der  soll  am  ersten  das  guet  dem 
probst  aufgeben  mit  gegeben  oder  angenonien  gewalt,  so  des 
not  ihut,  von  allen  eriben  und  milerben  . .  stißrecht  i«  Wie- 
ting  (ij.  jahrh.),  östtrr.  weisth.  6,  510;  vor  Qcb  offen  geschwornen 
nolarien,  und  den  hiebisteenden  glObwürdigen  gezogen,  wir 
Jeroniums  at>bt   zu  Alberspach   in  namen  and  an  stall  von 
ansers  gotzhusz  wegen,  und  mit  gewalt  uosera  eonventa  1( 


für  und  sprechen,  als  dann  dai  genempl  unser  golzbusz  oit 
mit  roerckblicber  heller- gOll  beleit  ist,  sondern  uff  falbere 
gOeter  gewidmet,  appellatto»  det  thU$  *.  Mptrtb*tk  •■  dat 
kaii.  Hof-  odn  kammtrftfitkt  (iMg)  M  BlfKSia  «—I— f 
aUwtrt.  ttatularrecltle  4&. 

ft))  aber  die  fraw  die  mit  irem  man  ztgeUea  oit  srbatdlf 
ist.  mag  Iren  man  one  besonndem  gewalt  mt  tertretlaa. 
Nürnberger  reformatio»  (1419)  lilfl  »,  geutt  1;  des/glfidMB 
uff  begereo  der  mSoncr  an  statt  derselben  mit  rrtclirineste 
weiber,  und  (das  doch  ganz  scbimpflicb  Ist)  auf  b«|«re«  im 
weibspersübneo,  in  nahmen  ihrer  abwesenden  allnv,  a>»<tr 
caution  und  gewall  bandleo.  frankfurter  ttkiftnbttiteU  mm 
11.  Januar  t5W  {anmtrkungen  tiher  du  tmtutrit  Frankfurter 
reformation  1,S4I);  wie  dann  der  hieber  gehörig«  scboffeo- 
bescbeid  vom  26.  jroner  1663  .  .  dahin  lautet  'demnach  eiM 
zeit  hero  verspOrt  worden,  das  die  procuratores  gar  viel 
nne  gewalt  gebnodell,  and  darnach  sich  dar  sacheo  abgetan. 
anmtrkungen  tur  Frankfurter  reformation  (liai)  1,116;  sonder 
gnugsameo  gewalt  oder  vollmacht,  sollan  sie  (die  ptoeuratorem) 
von  keiner  frembden  noch  auch  abwesenden  partfaei  wagen, 
sieb  in  recht  einlassen.  Frankfurter  reformation  ton  IftW  l,ft  f  lU 

y))  der  gestalten,  dasg  ihnen  gewallhabern  aihrtfl  ittr 
vollige  gewall  und  die  vollmacht  zuegelegt  ond  eiafaraoakl 
sein  solle,  gemetndetehluts  und  ordnungtbrtef  twiieke»  flKf» 
natx  und  Ktiplen  (1116),  Osten,  uetttk.  S,  133;  es  soll  aneh 
duneben  zu  gleich ,  wider  wen,  und  was  aacbeo  halben, 
auch  weicher  gestalt,  der  gewall  geben  werde,  angezeigt, 
und  tolcbs  alles,  dartu  auch  wann,  und  für  welehea 
schaffen,  es  geschehen,  durch  den  gericbtschreiber  in  sein 
prothucoll  eigentlich  geschrieben,  und  folgende  za  den  aeleo 
registrirt  werden.  Frankfurter  reformation  (1578)  1,6  f  S;  ick 
endesunterscbriebener  bekenne  biemit,  dasz  ich  za  rechtlickar 
volifOhrung  meines  vor  dem  Igericbte)  vorseiendrn  prorMM* 
. . .  den  z.  b.  Paul ,  zu  meinem  obngezwaifellrn  gevoltoiteb' 
tigten  angenommen  und  darstelle,  ao  fort  nicht  allein  alles 
dasienige,  was  er  bereits  vorbin  bierionen  getan,  hiermit 
genemhalte  nod  bestätige,  sondern  auch  denselben  noch 
weiter  unumschränkte  gewalt  und  volmacht  gebe,  alles  das 
zu  tnn,  was  die  Zierlichkeit  des  proceszes  und  die  rechtlich« 
aasführung  der  sache  . . .  erfodert.  muster  einer  beim  kur- 
pfäliisehen  hofgericht  gebrauchten  toUmichtsertheilung  {anmer- 
kungen  über  die  erneuerte  Frankfurter  reformatton  [175;]  l,SM); 
ob  ober  der  ehemann  für  seine  ehefrau  einen  andern  be- 
volmacbligten  sezen  und  ihm  den  gewalt  dabei  bestand  za 
tun  gehen  kan?  dis  verneinet  Berger.  t,  S7&;  ich  habe 
mich  an  dem  stocke  so  mOde  gearbeitet,  du  verbesserst 
das  mit  einem  federzuge.  ich  gebe  dir  volle  nacht  und 
gewalU  GöTHB  an  Herder  (IS.  Januar  1181),  britfe  8, 194  (sfL 
gewalt  geben  in  III);  auf  solches  haben  wir  ans...aaf  ein 
gantzes  ende  vertragen  und  geeint  durch  den  andichtigen 
bcrrn  Friederichen  Schecker,  an  den  zeilen  prior  desz  gott»- 
hausz  der  obgenenlen  unser  lieben  fragen  brOder  ordens  za 
Straubing,  der  den  gaoizen  vollen  gewalt  gehabt  bat  von 
einem  gemeinen  general  provincial  und  ca()itel  desx  ge- 
nannten Ordens,  kopie  der  tlitfUkriefturt»i«rmm§  M  dem 
Carmeliterkloster  tu  Abentperg  (1463)  bei  HoR»  «MUrsptlii  i 
gentit  3,328;  nach  etlichen  tagen,  als  sie  aick  ' 
underredt  haben,  da  bandt  sie  z5  andtwurt  fek« 
seit  volkomen  gewalt  von  iren  herm,  von  dto  ai«  bieber 
geschickt  seien,  und  sind  also  wider  haimzochen.  Sa^ata 
Chronik  von  Augsburg,  i,  Mdlttknwikn  38,  lil  (afL  gtmlt  kskta 
in  III):  wann  aber  dar  priodMl  aiihl  ««IkM  laftflN,  «oit 
sein  anwaldt,  in  seiner  partbfien,  ns^  acta  «ig««  «tei,  «^ 
gesetzten  eidt  schweren,  ob  er  das  mit  guteoi  nwiaw  IfeM 
mOge,  nemlicb,  dasz  er  das  jeni^r,  so  er  farbriofl  «ai  fcagart, 
nicht  aust  gefährde,  oder  böser  meinong,  noch  za  verlliaf»- 
rung  der  aachen,  sondern  allem  zor  ootlurflt  tboe,  aai  ään 
er  das  also  zu  ibun  vuu  saiocr  partbeien  anterrkktaof  9»i 
gewalt  empfangen  habe,  h0f§rn^tt^e^nung  der  ktnim  fra/f- 
tehafft  Spanhem  {Frankfurt  1567)  51;  ea  soll  auch  «in  jeder, 
so  sich  also  der  anwaldtachaft  aodeniebet,  and  von  einem 
andern  gewalt  annimpt,  akk  b«fl«ltait«n ,  deaaadb««  iordi 
sich  selbst,  oder  aamc  r«tkf8aii|liak  aikalftiiif,  gaac  n 
thun.  erneuerte  FHnkfurter  tt^mäkm  (IMS)  t,«  f  II:  wa 
keiner  fr«aM«a  sock  «ittlwtockaa  parsooea  soll«n  si« 
(die  fraaft«rwi)  feiiernk  mnitimm  e4«r  |en«inen  gewalt 
za  allen  aachen,  darino  aa  unscrn  sladi  gericht  za  pro- 
euriren,  aan«m«a.    1,8  1 18;  da   kam   far  ona  in   gerickt« 


4963        GEWALT  I  4,  b  (beglaubigimg) 

der  .  .  .  anwälde  und  völlige  machtbolten  .  .  .  welches  ge- 
walts  sie  alspald  für  gericlit  urkundt  gnug  fürbrachten.  Ur- 
kunde von  1455  bei  Haltaüs  696;  wiewol  aber  niemand  von 
eines  andern  wegen  vor  'gericlit,  olin  gnugsamen  gewalt,  es 
sei  im  klagen  oder  antworten,  zugelassen  soll  werden:  so 
lassen  doch  die  keiserüchen  recht,  ausz  sondern  ehebafften 
bedencken,  auch  ohn  fürbringung  gewalts,  beide  zu  klagen 
und  zu  antworten,  etliche  personen  zu.  erneuerte  Frankfurter 
reformation  (1578)  1,  (i  §8;  an  sant  Johanns  baptisten  tag 
ist  der  bischof  von  Ferrer  hie  gewesen  und  hat  unserm  car- 
dinal  den  gewalt  vom  bapst  prncht,  das  er  obroster  legat 
Süll  sein  auf  dem  tag  zue  Nürmberg.  Hector  Mülicii,  d.  städle- 
chron.  22,212  {Augsburg);  ein  jeder,  er  sei  kläger  oder  ant- 
worter, mag  seinen  gewalt  vor  geiicht  in  schrifften,  oder 
mit  folgenden  ausgedrückten  Worten  seinem  anwald  über- 
geben.   Henneberger  landesordnung  (1720)  51. 

S))  sonst  ist  auch  noch  der  unterscheid  zwischen  einem 
gemeinen  und  besondern  gewalte,  welcher  lezte  nur,  in  an- 
sehung  gewiszer  besonderen  Verrichtungen,  allemal  nötig  ist, 
zu  bemerken,  anmerkungen  nber  die  erneuerte  Frankfurter 
reformation  (1757)  1,346;  der  unterscheid  im  §  7,  zwischen 
einem  geraeinen  und  bei  einigen  fällen  in  rechten  nötigen 
besondern  gewalte  ist  aus  den  rechten  genug  bekant  und 
bei  allen  gerichten  bräuchlich,  1,373;  dasz  solcher  gewalt 
auch  auf  die  nicht  ausgedruckten  falle  oder  wenigstens  die- 
ienigen,  die  mit  den  ausgedruckten  eine  gleichheit  und  Zu- 
sammenhang haben  ...  erweitert  werden  ka».  1,374;  da 
ermeltcr  anwalt  eines  weitern  gewalls,  dann  hierin  begriffen, 
bedürdtig  wäre,  oder  sein  würde,  demselben  wolle  ich  hiemit 
in  allerkräfftigst  und  beständigster  form,  dasselbe  vermög 
der  rechten,  und  dem  sliio  hochermelter  kais.  majest.  reichs- 
hofrahts  gemesz  beschehen  sol,  kan,  oder  mag,  auch  gegeben 
haben,  reichs-hof-ralds-ordnung  {Regensburg  1654)  bei  Londorp 
1,219*;  und  da  ermelder  mein  anwald  eines  weitern  gewaltes, 
dann  hierin  begriffen,  bediirflig  wäre,  denselbigen  wil  ich  ihm 
auch  hiermit  am  allerkräftigst-  und  beständigsten  .  .  .  auch 
gegeben  haben,  aus  der  Frankfurter  formel  bei  ertheilung  der 
gerichtl.  vollmacht  {anmerkungen  über  die  erneuerte  Frankfurter 
reformation  1,347);  welche  geschäfte  also  entweder  einen  he- 
sondern  gewalt  darüber  erfodern,  oder  doch,  nach  der  ge- 
meinen lere,  nötig  ist,  dasz  si  im  gemeinen  gewalle  aus- 
drücklich und  besonders  mit  benennet  werden.    1,373. 

c))  die  objeclivierung  des  begriffes  ^vollmacht',  gewalt  im  sinne 
von  beglaubigungschreiben:  gewalt,  gewallsbrief,  fouvoir.  Ron- 

UEAD-BüXTOBFF    253. 

«))    Seveiius  sagt:  notari,  den  gwalt  lesen  tliut! 

Diellieb,  der  notarius,  list  den  brielf  oder  gewalt  also; 

wir  Ivönig  Priamus  von  Troia  .  ,  . 

nach  dem  sicii  ein  zwispon  erhalt 

zwischen  uns  kiägern  eines  tlieils. 

wegen  zugefügten  unlieils, 

Podagra  als  der  königin 

an  andern  tiieil,  geben  forthin 

unsern  voilltomuien  macht  und  gwalt, 

das  jetzund  lierr  Hans  Sachs,  der  alt, 

fürtreniich  und  sinnreich  poet, 

der  zu  Nürnbers  sein  wohnuug  het, 

Podagram  solt  lassen  citirn, 

klag  eingeben  und  zeugen  i'ührn  .  . . 

Severius,  der  keiser,  sagt  zu  Francisco  Petr«rcha: 

nun  sagt  uns,  ob  jhr  darlur  halt, 

dasz  disz  sei  ein  gnugsamer  gwalt. 

so  kan  man  weiter  procedirn,  . . . 

Francij=cus  Petrarcha  sagt: 

die  zeit  nicht  unnütz  zu  verürn, 

80  lasz  ich  jm  disen  gwalt  zu 

und  dargegen  aufliegen  (hu 

mein  gwalt,  den  mir  Podagra  gab 

und  bitt  ihn  auch  zu  le^en  ab. 

J.  Ayreb  piuci-sz  mdf.r  der  königin  Podagra  lyraniiei 
{liderar,  verein  79,2549/'.); 
weil  jr  dann  mit  uns  seit  zu  friden 
so  verlest  aucli  dasz  herrn  gewalt.       2551; 

groir'zmechtiger  keiser,  ich  will  nicht  sehen 

eur  maiestat  commission, 

weil  Podagra  die  göttin  schon 

in  eur  gnad  hat  compromiuirt, 

wie  im  gewalt  gelessan  wird.       ebenda; 

dasz  er  unser  gewalt  und  instructiones  zu  sehen  . . .  begehrt. 
Vortrag  und  Werbung  des  admiranlischen  gesandten  . .  .  wegen  der 
abführung  des  span.  kriegsvolcks  (1599)  {Londorp.  supplelus  1, 13S'); 
ein  kriegs-obrister,  begehrte  etwas  neues  an  eines  orts  in- 
wohner,  die  begehrten  hinwieder  von  ihm  seine  gewalt,  umb- 
zusehen,  von  weme  er  die  vollmacht  bette.  Zinkgref  apo- 
pMhegmata  {\(ibz)  l,26S;  welcher  auszerhalb  des  pittelstnbs  von 


GEWALT  I  4,  b  (beglaubigung)        4964 

andern  enden,  einen  gewalt  fürbringt,  und  als  anwalt  ze 
clagen  oder  geantwurten  vermeint,  der  soW ...  Nürnberger 
reformation  (1479)  titel  2,  gesetz  2;  wo  er  aber  nicht  selbs, 
sonder  durch  einen  anwaldt  erschiene,  soll  derselb  anwaldt 
seinen  gewalt  neben  obbestimpter  ladung  und  articnlierten 
klag  einlegen  unnd  fürbringen,  hoffgerichtsordnung  der  hin' 
dem  graffschafft  Spanheim  {Frankfurt  1587)  41;  ac  porro,  si 
mandatum  non  est  sufßcienSf  atit  si  quis  litis  instrumenta  habeat; 
admittitur  pronune:  sed  cum  cautione,  das  er  in  künfftig  einen 
gnugsamen  gewalt  einbringen  solle.  Besold  thesaurus  prac~ 
ticus  (1679)  1070  Diether;  darnach  zog  er  seinen  gewalt  herfür, 
seine  person  zu  diesem  vertrag  und  handlung  damit  zu  legi- 
timiren,  und  bat  seinen  gewalt  öffentlich  zu  verlesen.  S.  Ayrer 
proc.  (1680)  29;  dasz,  wo  sie  einigen  gewalt,  von  ehrlichen 
leuthen  gegeben,  vorweisen  werden,  so  wolle  ich  ihnen 
ferners  antworten,  und  sonsten  nicht.  Moscherosch  gesichte 
s.  395  Kürschner;  seinen  gewalt  vorweisen,  montrer,  communi- 
quer  son  pouvoir.  Rondeaü-Büxtobff  (1740)  253;  auch  wol 
gewalt  producirt,  aber  nicht  präsentiret.  anmerkungen  über 
die  erneuerte  Frankfurter  reformation  1,  345. 

ß))  das  stehet  in  unserm  gwalt  nit  geschriebn. 

ttbdanlibriefl  einer  evangelif:clien  gmain  Wien  1619 
bei  Opel  und  Cohn  27; 

aber  die  abwesenden  ausziendischen,  mögen  einen  anwalt, 
wen  sie  wollen,  ausz  unsers  statt  geriohts-procuratoren, 
oder  auch  einen  frembden . . .  durch  einen  schrifftlichen  ge- 
walt, es  seie  zu  klagen  oder  antworten,  vollmechtigen: 
welcher  gewalt  auch  in  recht  .  . .  zugelassen  und  ange- 
nommen werden  solle,  erneuerte  Frankfurter  reformation 
(1578)  1,6  §  4;  wann  sie  von  des  abgestorbenen  und  nach- 
gelassenen weibern  und  kindern ,  eitern  oder  Schwestern 
genügsame  gewalt  und  schein  finden.  Reutter  v.  Sp.  kricgs- 
Ordnung  s.  18;  nach  dem  nun  der  kläger  oder  appellant,  in 
gericht,  wie  obstehet,  gehandlet  hat,  so  ferrn  denn  der  ant- 
worter oder  appello(n)t,  oder  ein  anderer,  so  gewalt  von 
seinetwegen  fürbiacht,  oder  bestandt  derohalben  thun  würde, 
copei  dessen,  so  also  schrifftlich  einbracht,  begert,  die  soll 
jhme  erkandt  und  gegeben  . . .  werden,  hoffgerichtsordnung  der 
hindern  graffschafft  Spanheim  {Frankfurt  1587)  43;  copia  vero 
gewalts  enim  signatura  ist,  wenn  einer  einer  gemeinen  gewalt 
eingegeben,  in  causu  piimi  mandati,  und  dann  zu  mehr  Sachen 
sich  legitimiren  soll,  als  in  causa  secundi,  tertii,  quarti  vcl 
quinti  mandati,  musz  er  in  einer  jeden  sache  legitimirt  sein, 
so  übergiebt  er  copien  desz  gemeinen  gewalts,  und  schreibt 
darunter,  huius  mandati  originale  ist  einkommen  in  den  ersten 
Sachen  mandati,  dasz  heiszt  man  signaturani.  Wehner 
observationes  (1614)  225;  vgl.  formulam  eines  gerichtlichen 
gewalts  in  der  continuatio  thesaiir.  pract.  Besoldi  (1679)  237; 
so  sollen  sie  copiam  desselben  jhres  gemeinen  gewalts, 
wann  die  conslitutio  geschehen,  oder  solcher  gewalt  erstmals 
gerichtlich  einkommen  seie,  cum  signatura  fürbringen  und 
beilegen.  Frankfurter  reformation  (1578)  1,5  §14;  zu  urkund 
haben  wir  diesen  gewalt  und  syndical  mit  unserm  gewöhn- 
lichen secret  insiegel  besiegeil.  J.  Ayrer  proc.  (1680)  89;  es 
sol  auch  hirrfüro  kein  supplication,  schreiben,  schlifft  oder 
anders,  wie  das  naraen  haben  mag,  übergeben,  noch  auf-  und 
angenommen  werden,  sie  seien  dann  entweder  von  denen 
anwesenden  partheien  selbst,  oder  von  deren  procuraloren 
und  agenten,  so  dessen  genügsamen  gewalt  zu  vordeist  bei- 
gelegt, ...  mit  eigener  band  unterschrieben,  reicbs-hof-raths- 
oidnung  (1654)  bei  Londorp  1,  218';  indem  sie  die  procuratores 
von  fremder  und  hiesiger  partheien  wegen,  in  dero  ahwesen, 
ohne  einiges  mandat  oder  caution  bandeln,  ja  biszweilcn 
sich  mit  Unwahrheit  anwälde  nennen,  da  doch  keine  consli- 
tutio noch  gewalt  in  actis.  Frankfurter  Ordnung  von  1551, 
s.  anmerkungen  zur  erneuerten  reformation  1,  344. 

y))  die  objectivierung  begünstigt  den  pluralgebrauch  {vgl.  unten 
11):  dweill  .  .  ausz  den  gewelden  so  es  uns  uberantwort. 
Casseler  Urkunde  von  1537  Diefenbach-Wülceer  619;  von  ge- 
wälten,  die  anderswo  gefertigt  oder  auszgepracht  werden. 
erneuerte  Nürnberger  reformation  (1564)  2.  gesetz,  5.  titel;  ähn- 
lich I.  gesetz,  5.  titel;  3.  gesetz,  5.  titel;  mandata  procuratoria 
Germanis  seind  vollmachten,  gewalt  der  anwalden  und  procu- 
raloren. Wehner  observationes  (tCU)  225;  allerhand  foruiulus 
der  gewalt.  Besold  thesaurus  pract.  (1641)  352;  als  werden 
sie  hiemit  alles  ernstes  erinnert  und  verwarnet,  die  gewälte 
alsohald  in  primo  termino  zu  produciren.  Frankfurter  schöffen- 
bescheid  von  I<i63,  s.  anmerkungen  zur  erneuerten  reformation  1.346 


4065     GKWALT  I  4.  I»  (anwalt,  »tcllverlrelcr) 

8))  Verbindungen  gtht  da$  objeettvierte  tubttantit  g*rn  mit 
pof$t$$iven  Bestimmungen  ein:  weil  «uer  lieb  und  uniiier  (f- 
walt  Akt,  oll  wir  um  fiinnern,  auT  «loctor  LupMirb  getlelt 
gewesl.  Castekr  Urkunde  vtm  IM&  DliriNBACM-WDiciKi  BIO; 
ain  irder  mag  in  butgfrliclien  aachen  peraonlkh  rracheineo, 
oder  leinen  gwall  und  Tolmarbt  in  grricbl  aineni  andern 
bevellien.  ühmberget  reformalion  (iMt)  fot.  is".  dhnliehet  auch 
in  den  oben  angeführltn  briipielen.  andere  Verbindungen,  die  in 
der  Umgangs-  oder  geitliäflspracht  üblich  gewesen  sein  mögen, 
lasten  sieh  nur  aut  gelegentlichen  notiun  trtchlienen,  viil.  t.  b. 
(IUI  Würtburger  aelen ;  mögen  wir  eucli  giirdigor  freiindtliibrr 
mrinting  nirlit  bergen  . . .  dniz  bei  uniern  itifTt  nicht  preucli- 
iirh  Doch  herkommen,  od  gewoll  so  leiben,  {bisthef  Juliui 
I&76)  liAi:TAua  000. 

d))  die  perionißeterung.  tur  parallele  mit  anwalt  und  tum 
geschichtlichen  vtrhältnit  twitehen  beiden  bildungen  vgl.  oben 
$p.  4937. 

et))  der  tltUvertreler  in  reehttangelegenheiten :  eracblne  aber  er 
in  oigncr  perion.  oder  diiixb  leinen  vollen  gcwait  zu  der 
iiawpt  loch.  10  «ol  durnnch  vcrrer  procediort  werden.  A'arn- 
berger  reformalion  (U70)  titeli,  gesett  6;  nin  icde  fraw  mag  irrn- 
balb  in  «acben  li^dbe«  oder  ir  beitonnder  habe  oder  gfit  be- 
rUrcnd.  persönlich  oder  durch  jren  gcwalt  clngen.  titeli,  gesellt; 
und  iiümmt  er  also  auf  den  log,  »h  man  ihm  denn  ersetzet, 
oder  aein  voller  gewall,  da  loll  gencbehen,  was  recht  ist;  liilme 
er  aber  oder  lein  gewolt  niclil,  so  soll  ober  geschphen,  wna 
recht  i^t.  Baseler  festsetiungen  kaiser  Sigmundt  iti  LCnic  corput 
iuri$  feudalit  Germania  1,  199;  und  wo  auf  dal  nflchstc  recht 
der  antwortfr,  oder  aein  gewalt  aber  nicht  erschiene.  protoeoU 
der  reformution  des  bair.  landrechl$  (t4S7)  bei  KaetiRBa  12,  63; 
item  dorniich  am  ilonncritog  icnmen  des  ollen  bobst«  gewalt, 
drei  legalen,  d.  städlechron.  1,  4lu  (Nürnberg);  wo  eri  nit  zairo 
wurd,  so  aol  ain  Jftliche  oberkait  sein  volmechligen  gewalt 
schicken,  so  soll  daroulT  gehandelt  werden,  wie  sich  (:ep(lrn 

rt.   W'iLBF.LM   KiiM    eroniea    netter  gesehichlen,  d.  ttädtechron. 

,  t2.^;  und  dem  die  stiri  uml  pantading  chunt  ist  getan  von 

einer   TraueD  und  der  richter  boten,    körn  der  nicht,   der 

t  umb  dfli  wondl,  er  hah  dann  seinen  beredtboten,  der  stee 

moiner  frowen  oder  irem  gewalt  still,  umb  wen  si  zu  im  ze 

spreclien     hat.     Öffnung  und   recht  tu    Axama   (ttö2),    öslerr. 

weisth.  2, 2&3;   man  ofTent  euch,   wem  her  auf  den  heutigen 

lug  meiner  frowen  stift  mit  dem  ombtmnn  oder  mit  seinem 

holen  kunt  wSr  gelon,  und  der  nicht  konien  wör,  wSr  der 

fii'isiitz,   der  wfir   umb   das  wandel   chilmen,  und  von  dem 

gnet,  er  hab  dann  seinen  beredhotcn,  der  ste  meiner  frawen 

oder  irem  gewalt  still  umb  wen  st  zu  im  ze  sprechen  bat. 

öffnunij  lu  Anget,  a.  a.  o.  2,  CO. 

*?))  der  ttellrertrrter  einer  amtsperson:  wann  ein  armeni 
slirht,  an  gottes  leichnom  oder  an  pcicht,  ao  gewint  man 
im  den  freithofT  von  dem  piicholff  oder  von  seinem  gewalt. 
Why»  ScHiLTRBncEn  reisebuch  t07;  es  soll  auch  der  omman 
"  ch  sein  gpwnit  mit  dem  Visclipach  noch  l.anckwasser  nit 

»Sern.  Tvche*  baumeisterbuch  in ;  und  so  das  zimmer  oufT- 

t'iirhlel  wirdt,  soll  es  durch  den  ampiman  oder  üpinen  ge- 

;ilt   be.ochowet  und  ie  von  einem  gespeir.  .  ein  ort  einea 

ilden  grnnmmen  werden.    Nürnberger  waldoidnung  von  153*, 

;.  stiUUeehron,  l,4l)o';   und  wann    man  hrrschou  hat,  ao  lol 

'  i-r  richter  hinein  reiten  oder  sein  gewolt  und  sol  lierscbau 

darin  halten,    recht  der  hofmark  tu  IHllersee,  östtrr.  weisth.  i,  98. 

)'))  der  ttellvertreter  in  ausübung  det  gewerbes  oder  berufet: 
unnd  wo  iemant  derselben  vngelherd  in  vorgeschribncr  mass 
einen  helle  und  sirh  dess  durch  sich  selbe  oder  seinen  nn- 
wnlilt  allein  fflr  sich,  seine  geprole  {die  in  seinem  brodt 
stehenden)  kinde,  eehalten  und  gesinde  geprauchen  wolt, 
demselben  «olt  der  ombtman  dorzu  einich  annder  boltz  nit 
erlauben  oder  vergunneo  dann  vorbin .  .  .  doch  dax  diejenen, 
»o  solichc  vorgeschrihne  vorhein,  vichlein  oder  tennin  este 
»II  solichem  vogelherd  geprawcheo  und  hawen  wollen,  durch 
^  ih  selbs  oder  iren  gewalt  nicht  ouff  die  stammen  steigen. 
^i.rr.hi-rger  poliieiordnung  3[i;  ei  lollea  alle  fleischbacker  und 
nrisrlilinckcrin,  die  ie  zu  Zeiten  achwein  itechen,  prüen  oder 
wiirjt  machen,  weder  durch  sich  selbst  oder  eehalten  oder  ge- 
walt in  allerlei  wilrate  nichtz  anders  einhacken  noch  geprauchen 
dann  von  schweineim  fleisch.  2:si;  do  mag  er  woll  hawen 
doch  also,  das  er  noch  sein  gewalt  seinen  nutz  mit  dem  boltz 
noch  loe  nicht  suchen,  und  das  sunst  nirgen  füren  dann 
fiT  der  stat  kairknfen  in  keinerlal  weisse  on  allei  geverde. 
TrcncR  baumeitterbuch  90:  ei  lol  auch  kainez  aogieizera  wirtia 
IV. 


GEWALT  I  4.  b  (aniu>|irn) 


4966 


nibt  lebrnckeo,  er  ooeb  baine  Min  gewall.  Stmbrrfer  ptIM 
ordn.  2ü6:  dai  der  meiner  der  bamertroit  selber  zfl  i*a 
heiligen  iwern  sol,  dui  er  und  leio  gewalt  dbeio  colo  aizzen 
und  brennen  sol  von  bedeo  weiden.  170;  in»  fOrti»««  kein 
pierprew  noch  pecke  odrr  |r  ge«ell  oder  eebaliten  zn  den 
hier  zu  mOllzen  oder  zn  prewen,  noeb  tu  der  arbeit  4ea 
taigi  dei  viicbpacbi  nrmeo  oder  gebraacben  sollen.  377:  ob 
im  ein  Wirt  sein  wein  Hetz  machen,  dai  er  oder  atio  wirtia 
oder  sein  gewalt,  den  er  darzo  aebicket,  nibt  itM  mm^B, 
doz  si  sehen,  wamit  n  in  in  den  wein  machte,  der  vtirt  aiAt 
gehen  &  pfunt  haller.  2()4;  der  wirf,  scbennck  oler  ire  weiber 
oder  gewall,  die  also  ieroand  mit  were  oder  waffeo  in  leiaen 
hawsa  trinclien,  zechen  oder  lilzen  lieiten,  der  lol  von  eioeoi 
irden  derselben  were  trager  zu  puis  verfallen  lein.  U;  daoo 
welcher  burger,  borgerin  oder  ir  geaalt  an  lolirheni  betrellea 
oder  aunit  darumb  furbracht  wurde,  und  ich  det  fOr  ilch 
und  leinen  gewalt  mit  leinem  rechten  nit  benemen  noeble, 
10  lollte  abermali  lolicbe  habe  und  wäre  .  .  .  <iero  zolloer 
von  gemeiner  Hat  wegen  verrallrn  sem.  Nürnberger  polit/i- 
ordnungen  143;  ebenso  62.  151.  t6S;  welher  unier  borgcr  oder 
burgerin  oder  ir  gewalt  einem  andern  on<erm  bnrger  icbaden 
tut  an  einen  gerlen.  otierrheinisehe  ttidtreehlt  1,1.2  Schröder: 
es  sollen  auch  die  meisler  noch  die  knecht  weder  klupfel 
noch  spenn  noch  keinerlei  hollzwerck  auch  kemerlai  eiaeo- 
werck  nocb  anders,  daa  zn  dem  pawe  gebort,  von  der 
arbeit  tragen,  anch  in  die  pauberren,  ir  frawen  noeb  ir 
gewalt  des  nit  vergönnen.  Tucnia  iaumtitterbvch  374;  und 
gepietten  ernstlichen,  das  non  binfur  kein  pauherre,  fraw 
oder  ir  gewolt  hie  in  der  etat  den  obgemellen  arbeillern  nit 
mer  luppen  oder  lunst  zn  essen  and  trincken  geben  aoll, 
sunder  das  bei  dem  gesetzten  looe  beleben  lassen.  376;  ain 
ir^kliche  frow  mag  die  anndern  in  irer  kiondipet  ?or  oder 
nach  mittag  oder  tischteit  wol  haimiucben  und  besehen,  doch 
also,  das  ainiche  frow  oder  ir  gewalt  aul  einen  lag  inn 
derselben  kinndtpel  weder  kinnden  oder  anen  ober  vier 
Pfenning  nit  gebe.    Nürnbergtr  poUtfiordn.  70. 

4))  der  begriff  der  macht  rird  durch  die  forsteUungen  der 
ehrt,  des  ansehens,  der  dasserlichen  geltung  turückgedrdngl.  tgL 
oben  ip.  4912  SM  gotisch  vul))ns. 

a))  potenlia,  gewalt  und  ansahen.  Faisnia  (i6M  und  ipdter) 
10:7*.  in  magna  potentia  esst  in  grossem  gewall  und  anaSben 
sein,  ebenda,  ebenso  Üihblids;  gelt  bringet  ehr,  anaebeo  und 
gewalt.  HaniacB  \h9l;  den  do  unser  her  got  hertzog  Buga- 
lolTen  mit  so  mechligen  landen  und  lewlen  .  .  .  mit  gewait 
und  ansehen  ond  mit  fried  und  aller  wolfhart  erhaben  beitc. 
Kantzow  Pomtrania  2,323  Kotegarttn; 

wenn  ich  mich  aber  traizllch  ballt 
denn  bin  min  anieheiMi  ein  gwalll 
sunsi  wenn  Ich  sftsi  bi  deo  burea 
bialtens  mich  wit  iunii  «io  lurao. 

T«L.  UOLTZ  der  weit  tfUftl  P4*. 

())  wer  einen  veind  in  bohen  eeren  oder  gewalt  findet, 
der  lol  sich  vor  jm  hüten,  als  vor  der  schlangen,  luck  der 
beispiel»  aller  Krisen  119;  omb  aolcher  lere  willen,  lAdtet  der 
teufel  niemand,  kan  aie  wol  leiden,  ja  gibt  jnea  ypne 
reichtlium,  ehre  und  gewalt  dieaer  weit,  daa  aie  rvft  tabaa 
und  aOssea  leben  fOren.  Loraia  {asstlegung  dt»  9.  pfim. 
1636)  3,2s*  Jtna;  ea  haben  aber  bie  bei  diesen  Suionen  aocb 
die  reichthnmh  und  gewalt,  ir  ehr  and  aniebena.  MicTir 
Lus  Tucilui  {Germania)  451*;  darumb  so  acbreiben  wir  4ca 
eaeln  kein  ehr  oder  gewalt  zS,  wie  die  Egjptier  de«  cro- 
codilen  unnd  nattern.  Hbpio  Joifphtit  widrr  Apionem  IM*; 
zum  andern,  trachtet  der  gemein  baolT  in  dieser  well  allein 
dahin,  wie  sie  können  ond  mögen,  et  sei  mit  ehm,  od«r 
unchrn,  grosse  reichtamb,  ehr,  wollast,  gewalt,  gnandtkeÜ, 
und  waa  dieaer  atOck  mehr  lind  erlangen.  GacTTKi  erkl.  dtr 
tp.  a.  d,  Römer  (t6M)  743;  wie  nun  ilerselbigt  (Itatf  Artm») 
seiner  atillen  ond  gerechten  regiening  wegen  an  gewalt, 
grosser  reichtbumb  und  ehren  mehr,  denn  iemand  denckeo 
mOcble,  tuname,  also  woll  er.  dass  seine  kAoiglicbe  freigiMge 
milligkeit  nicht  allein  leinen  Engellendem  und  onlertbaoen 
bekannt,  aondern  auch  bei  allen  •oaalindiscben  voickem 
mcbthar  wQrdc.    Kiacaior  wendunmulk  (3,  33)  3,  »  ötttrkf; 

der  weit  nacht,  berrligkeit.  relchtn*. 

gwilt.  fhr.  kiin«!.  (iin»i.  goad.  rhuia,  Bier,  pracki, 

und  ajlrs  was  borh  wird  gescbi 

■uff  ditMr  «rd,  und  Dicht  btateht, 

ja  wie  tlo  sehen  vad  t«bau'  varfabt. 

HoLLONiua  MMiiti««!  aif«»  a«m«Me  69  nimiruii; 

312 


4967  GEWALT  I  4,  b  (kraft,  stärke) 

reichtuhni,  grosse  gewalt,  ehre  und  ansehen,  etc.  sein  eitel; 
nichts.    BüTSCBKY  hochdeutsche  canzeUei  2, 3S9. 

f))  festung  nennet  man  die  statte  und  Schlösser,  für  andern 
darzu  abgesondert,  welche  mit  thürnen,  mauren,  wällen,  brusf- 
und  streich weren,  boliwercken,  pasteien  und  tieffen  grüben, 
nicht  zur  lust,  pracht,  seine  gewalt  reichthumb  und  grosse 
weiszheit,  dadurch,  wie  Nebucadnezar  zu  ostentiren,  .  .  .  er- 
bawet,  sondern  mit  grossen  kosten  auffgericht,  und  der 
ganlzen  landtschafft  zum  besten  erhalten  worden.  Kirchhoff 
militaris  disciplina  10; 

slh  doch,  0  mensch,  was  ist  die  weit, 
wie  precliiig  sie  sich  immer  helt, 
gegen  gott  und  seiner  alimacht? 
sie  wird  veriinstert  wie  die  nacht, 
all  ihr  gewalt,  ihr  pracht,  ihr  rahm, 
was  ist  sie  anders,  denn  ein  blum? 

KiRciiHOF  wcnilunmiU!i  (3,5)  2,  272/".  Osterley; 

ich  habe  dir  oben  herab  erzelel,  wie  dein  schöne  reich- 
thumb, gewalt  hoffnung  und  anders,  so  gar  nit  solle  nach 
werdt  sein,  sihe  auff  dich,  du  würdst  in  vilen  betrogen,  dein 
gewalt  vvürdt  dir  zum  neid  geradien.  Franc.  Pelrarche  zwei 
trostbücher  104";  weit  entfernt,  einen  frieden  zu  wünschen,  der 
ihn  aus  dem  millagsglanze  der  grösze  und  gewalt  in  die 
dunkelheit  des  privatstandes  herunterstürzte,  wollte  er  nur 
den  Schauplatz  des  krieges  verändern.  Scbiller  {dreiszigj ähriger 
krieg)  8, 132. 

d))  der  könig  ausz  Engelland  kam  auch  mit  einem  solchen 
gewalt,  dasz  unmiiglich  davon  zu  schreiben  ist.  buch  der 
liebe  lo';  cum  poteslate  proßcisci  in  provinciam.  herrlich  und 
prachtlich  aufreiten,  mit  grossem  gewalt  und  herrligkeit  auff 
ein  vogtei  reiten.  Fnisios  1028';  denn  in  dieser  sach  wird 
inn  keinem  weg  gesucht,  den  bischoffenjhre  herrligkeit  oder 
gewalt  zunemen.  Meuncdthon  confess.  August,  (corp.  doct. 
Christ.  18") ;  Telemachus  war  vormals  nie  in  dem  gewalt  und 
herrlichait  seins  valers  gesessen,  hat  auch  nie  kain  red  vor 
der  gemain  gethon.  Schaidenreiszer  Odyssee  5';  möchte  dir 
wol  hie  exempel  anzeigen,  die  von  grosser  herrlichkeit,  macht 
und  gewalt  zu  armen  knechten  unnd  bettlern  worden  seind. 
Franc.  Petrarche  zwei  trostbücher  80';  mein  her  sihet  nuhn, 
was  mein  Vaterland  und  meine  gebuhrts-stat  fohr  herligkeit, 
pracht,  gewalt  und  reichtühmer  hat.  Zesen  adriat.  Ros.  170 
neudruck. 

ß)  die  bedeulungen  ^krafl,  stärke',  berührung  mit  vlrtus.  auch 
hier  sind  es  natürlich  einzelne  Verbindungen,  die  diese  bedeutungs- 
entwicklung  begünstigen. 

1))  voran  stehen  präpositionalverbindungen  neben  bestimmten 
verbis:  das  kriegszvoick  vor  der  statt  Verona  hat  auff  beiden 
seilen  eilff  gantze  tag  in  die  statt  geschossen,  mit  solchen 
gewalt  und  anharrigkeit,  dasz  die  Venediger  die  mauwer 
mehr  dann  hundert  und  fünfftzig  schuch  breit  nidergeworffen. 
Frundsbergs  kriegsthaten  2,  26";  unnd  damit  er  deren  eins 
zu  end  führet,  nani  er  sein  schwerdt  in  beide  bände,  mit 
welchem  er  ausz  allem  seinem  gewalt  den  Juncker  überfiel. 
Amadis  102;  dann  füren  wir  widerumb  mit  solchem  gewalt 
hinunder,  das  einer  wol  het  gedencken  mögen,  es  wurde 
alles  zu  grund  gehn.  Rauwolf  16;  dieweil  die  barbarische 
völcker  ihres  nutzes  halben  die  wurtzel  sarabt  den  blättern 
zerschneiden,  und  den  safft  mit  gewalt  berausz  trucken, 
damit  sie  es  viel  verkauffen  können.  Verzascha  kräulerbuch 
(1678)  739;  einige  spannen  die  sehne  zu  straff  und  drücken 
den  pfeil  mit  gröszerer  gewalt  ab  als  nöthig  ist.  Wiei.a.nd 
Lucian  1,50;  mig  g'walt  cha-me-ne  geiss  hindenumme  lüpfe. 
Seiler  Basler  mundart  157*  «.  a.  s.   unter  mit  gewalt  (111,  3). 

2))  auch  aus  der  eiiienart  des  jeweiligen  subjectes  wird  diese 
bedeutung  vielfach  bestimmt  und  bedingt: 

von  der  wüsten  Romanie, 
von  Chärnten  chom  ein  cbrie, 
da;  wait  und  perch  zeinander  schal, 
mit  gewalt  den  Rio  herab  zetal. 

LiLiENCRON  volnslieilrr  1,13"  (1298); 

der  In  rint  aus  Engedein  bei  einem  gar  hohen  perg,  so  man 
die  Vinstermintz  nent,  feit  hei  fünfzehen  meilen,  so  das  ober 
Intal  ist,  über  fels  und  stain  mit  solchem  gewalt,  prast  und 
sausen,  das  man  darauf  gar  nit  faren  mag.  Avbntin  {bairische 
Chronik)  4,39;  am  ersten  soll  der  mülpach  mit  vollem  gwalt 
gen  durch  das  dorf  winter  und  sunier.  dorfrecht  von  Part- 
schins  {ubschrift  von  1815),  österr.  weisth.  6,32;  dasz  niemandts 
kan  ein  brunnen  abgraben  noch  verstellen,  in  dem,  man 
musz  jm  seinen  lauff  lassen,  und  jm  sein  gewalt  lassen. 
Paraciisus  Chirurg.  Schriften  I,3t0;  so  ist  auch  ain  geinainer 


GEWALT  1  4,  b  (krafi,  stärke)  496§ 

offner  jochwal  zwischen  dem  haus  am  ort  in  niderndern  dorf 
und  der  Geirin  hof,  der  die  herrschaft  angehürt,  und  der 
selbe  wall  soll  alzeit  offen  sein,  und  wan  ein  grosser  gwalt 
kumbt  von  wassers  wegen,  was  dan  der  ober  jochwall  nit 
tragen  mag,  das  soll  durch  den  untern  jochwall  rinnen,  dorf- 
buch von  Naturns,  öslerr.  weisth.  b,  2-2;  allwo  in  einem  kranen- 
rade  ein  ochs  gehet  und  soviel  gewalt  darin  thuet,  als  er 
selber  wieget.  Bechkr  207;  item  die  kranräder,  welche  grosze 
gewalt  thun.  ebenda;  geschütz  grobes,  hat  grosse  gewalt. 
Abraham  a.  S.  Clara  gehab  dich  wohl,  register  (Nürnberg  1729). 
vor  allem  gilt  dies  für  die  Verbindung  mit  einem  subjectiven 
genctiv  oder  einem  entsprechenden  pronomen  {vgl.  auch  unter 
HI,  1):  solche  grosz  gnad  und  gewalt  der  tauff  und  des  christ- 
lichen Stands,  haben  sie  uns  durchs  geistlich  recht  fast  nider- 
gelegt  und  unbekant  gemacht.  Luther  an  den  christlichen  adel 
8  neudruck;  allein  gott  durch  sein  gotllichs  wort,  und  durch 
sein  gotlichs  gnedigs  warhafftig  tzusagen,  wurdet  uns  helffen, 
nit  durch  unszern  verdienst,  sonder  einnigk  und  allein,  damit 
sein  göttlich  barmhertzigkeit,  die  gewalt  und  ere  seines  gott- 
lichenn  wortes,  offenbar  werde.  Hartuuth  v.  CrOnberg  47 
neudruck;  da  sie  durch  den  hericht  des  tuchhändlers  auf 
den  gedanken  gekommen  war,  es  könne  wohl  die  gewalt 
der  töne  gewesen  sein,  die  an  jenem  schauerlichen  tage  das 
gemüth  ihrer  armen  söhne  zerstört  und  verwirrt  habe;  so 
fragte  sie  die  klosterschwesler.  H.  v.  Kleist  [die  heilige  Cä- 
cilie)  4,203;  sie  {die  Scheiben)  sind  sämmtlich  von  1570,  aber 
an  der  starken  Stellung  der  gerüsteten  männer,  an  der  gewalt 
der  heraldischen  thiere,  an  den  tüchtigen  körpern  der  zier- 
rathen,  an  der  lebhaftigkeit  der  färben,  sieht  man  den  kern- 
geist  der  zeit.  Göthe  (Schweizerreise  vom  jähre  1797)  43, 163; 
alles  ist  an  ihm  (dem  torso)  in  flusz  und  bewegung  in  den 
allergelindesten  umrissen,  man  sieht  alle  theile  und  ihre 
macht  und  gewalt,  jede  fiber  ist  in  regung.  Heinse  (Ardin- 
ghello)  1,225;  er  drückte  an  der  klinke  der  thüre.  da  sie  sich 
aber  so  nicht  öffnen  lassen  wollte,  so  stemmte  er  sich  mit 
der  ganzen   gewalt  seiner  schultern   gegen  sie.    Iumkrhann 

werke  3, 135;  ... 

die  lanze  traf 
geführt  mit  Sicherheit  mir  das  visir. 
dasz,  eurer  nicht  ein  würd'ges,  euer  rosz 
gefällt  ward  unter  euch  vom  kräft'gen  stosz 
zeugt  der  gewalt  allein  des  lenkenden. 

Chamisso  Fortwiali  gliickseckel  15  neudruck. 

3))  über  diese  und  andere  Verbindungen  hinaus  hält  das  wort 
in  der  neueren  spräche  die  bedeutung  '■krafC  gerne  fest,  es  strebt 
namentlich  nach  der  Verbindung  mit  entsprechenden  synonymen, 
a))  bittet  und  ruft  gott  an  umb  hülf  und  stärcke,  oder 
umb  seine  gewalt,  damit  er  den  hischoff  und  tyrannen  hin- 
dere oder  ändere.  Luther  (an  die  Christen  bei  Freiberg  1531) 
54,238  Erlangen;  was  gewalt  und  sterck  die  liebe  verborgen 
dreit.  darumb  du  dich  mit  höchstem  fleisz  davor  hewaren 
unnd  hüten  sult,  ein  ebenbild  ab  mir  nctnmen  und  dich 
diszera  gewalt  nimmer  mehr  underwürfflich  machen.  Wickrah 
Galmy  9; 

dan  böser  leut  mfis  ir  arm'  &nt  gewalte 
brechen  enlzwai:  gott'  aber  wunderlich 
ist  immerdar  der  frommen  aufenthalte. 

Mklissus  ijisalm  37)  138  neudruck; 

gewalt  und  stärke  giebt  kein  recht,  die  schwachen  zu  unter- 
werfen. Wikland  (goldener  spiegel  2,  6)  7,  117;  ich  bin  über  die 
stärke  und  Zartheit,  über  die  gewalt  und  ruhe  so  erstaunt 
und  auszer  aller  fassung  gebracht,  dasz  ich  nur  mit  Sehn- 
sucht auf  die  zeit  warte,  da  ich  mich  in  einem  zustande 
befinden  werde,  weiter  zu  lesen.  Göthe  (Wilhelm  Meisters 
lehr  jähre  3,  2)  18,  310;  weil  nie  dergleichen  oder  nicht  in 
solcher  gewalt  und  stärke  erlebt  worden  war.  Stifter  Studien 
1, 382. 

b))  do  ist  denne  wiltnisse  und  wasser  zu  eime  zeichen,  das 
irdensch  gewalt  und  kraft  gegen  gölte  nut  verfohet.  d.  städle- 
fAron.  8,  248  (KöNicsrioFEN);  der  eingang  ins  bad  soll  gemach 
und  langsam  sein,  damit  die  krafft  und  gewalt  des  bades... 
nicht  etwa  eine  gute  wirckung  verbindert,  med.  maulaffe  590; 

wie  nu  des  herren  stim  gefährlich 
als  voll  kraft,  macht,  gewalt  und  wuht, 
so  herrlich  ist  sie  und  vermchrlich, 
vermänget  mit  dampf,  hitz  und  glut. 

Weckiierlin  gedickte  2,105; 

im  stillen  krafft  und  fähigkeit  (das  hcist  gewalt)  zu  saminlen, 
zu  halten,  und  auszuarbeiten  und  auf  glück  zu  warten  wo 
das  mögte  zu  brauchen  sein.  Göthe  {an  Charlotte  von  Stein 
I7b0)  briefe  4,  216;  denn  ihr  hililet  euch  ein,  ihr  seid  kräftig, 


4960 


GEWALT  I  4.  Ii  (zwang) 


GEWALT  I  4.  h  (zwao(() 


4970 


und  seid  dorli  olt;  ihr  denkt,  ihr  hobt  gcwolt,  und  »tid 
trliwucli.  TiKct  don  Qinxote  2,  ^9 ;  da»  i«t  eine  groiie  roriltt; 
e«  ist  diiH  icliwrrt  Caroli  Mngni,  seil  launend  und  mehreren 
Jahren  heim  uherhofe  aufhewahrt  und  nocb  in  «ulier  kraft  und 
gewall.  lttXi;iiMAMi  1,186;  wenn  ich  an  die  kraft  und  gewolt 
ihrer  flgnren  mich  erinnere,  an  den  tieftinnigen ,  freien, 
grillten,  unerschrockenen  bumor  in  Odutian,  Zerbinn,  Kaier, 
I)Uuuichen,  HIauhart,  Kurtiinat  und  in  der  verkehrlen  weit 
so  wejsz  ich  nur  ein  gegcnhild  tu  diesem  Jutlapiele  in  der 
ganzen  geschichte  der  pui-sie  lu  flnden:  es  ist  das  des 
Arislophiineü.  4,9;  als  dieser  aber  ihm  nun  die  band  gab 
und  die  seinige  mit  einem  prablerisrhen  drucke  acbOllelte, 
um  ihm  xrine  grosze  kraft  und  gewalt  anzukündeo,  erwiderte 
der  fiohn  unverweiit  diesen  druck,  so  dasz  die  gewiilt  wie 
ein  blitz  in  den  arm  de«  alten  turilckstrOmte  und  den  ganzen 
niunn  gelinde  erschiillerle.  G.  Kkller  {Uule  von  S4läwyh)  4,211. 
c))  dus  gewissen  erfereis,  das  ein  nachdruck  und  gewalt 
bei  dem  götilicben  wort  isl.  Lothir  10,118  Weimar;  bei  der 
stelle:  viel  böxes  zu  eizilhlen  pp.  bähen  sie  ganz  recht,  die 
gewalt  auf:  böse*  zu  legen.  GOtbr  (an  Kayttr  26.  oel.  l'Hb) 
trifft  7,112;  Schiller  hat  deswegen  einen  guten  gcdanken 
gehallt,  dasz  er  ein  kleines  stQck  die  Wallensteicer  als  ex- 
pusiiion  vorausschickt,  wo  die  masse  der  armee,  gleichsam 
wie  das  rhor  der  allen,  sich  mit  gewalt  und  gewicht  dar- 
slelit.    (Sehwtiurreife  t:o:)  43,  10. 

d))  dann  viel  mitlelniUssiger  bild  sind  dorzwiscben  zo 
finden,  und  es  ist  auib  ein  grosse  kunst,  welcher  in  groben 
bäurischen  dingen  ein  rechten  gewalt  und  kunst  kann  an- 
zeigen und  recht  brauchen.  OOrbr  naehL  247;  der  feurigste 
maler  darf  nicht  sudeln,  so  wenig  als  der  feurigste  musikus 
falsch  gre  fen  darf;  das  organ,  in  dem  die  grüszle  gewalt  und 
geschwindigkeit  sich  Uuszern  will,  musz  erst  richtig  sein. 
GftTHB  {an  Fr.  Müller  21.  ;iini  1781)  briefe  5,137;  man  musz 
überhaupt  eine  gewalt,  die  nach  und  nach  wirkt,  nicht  mit 
der  gewalt  vergleichen,  die  plUlzlich  wirkt  ein  tropfen 
Wasser  ist,  denke  ich,  doch  wohl  ein  s(  hwttcherer  knrper,  als 
ein  stein;  und  dennoch  bleibt  der  alte  satz  wahr:  gnlla  eavat 
lapident.    Uicrter  chirurgische  bibliothek  (1777)  4,674. 

y)   die  bedeutungen    'zwang,    Überwältigung,   Vergewaltigung, 
gewaltthal'.    die  Vorstellung  der  kraft,  wie  sie  sieh  in  der  parallele 
mit  lat.  virlus  in  Wendungen  nach  ort  der  eben  belegten  entwickelt, 
beruht   auf  der   Unterdrückung   oder  Verdrängung   des   relativen 
momentes,   das  dem  woite  gewalt  ron  haute  aus  beiuohnt.    die 
factoren,  an  denen  die  kraft  steh  misit,  haben  in  solchem  tusammen- 
hang   auf  den   bedeutumisinhalt  des  substantivt  keinen  einflust 
pwonnen,    und   so  wurde  der  absolute  begriff  vorbereitet,     eine 
§»ns  ander»  richtung  nimmt  die  bedeutungsentwicklung,  wenn  der 
Iwiderstand,  den  andere  mathtfactoren  ausüben,  lebhafter  empfunden 
Itfird;  von  hier  aus  breiten  sich  je  nach  dem  tutammenhang,  je 
inach  der  teibindung  mit  synonymen  oder  yegensätzen,  nach  der 
ftnknüpfung  an   einzelne  anlasse,   die  verschiedenen  abstufungen 
[tffs  begriffts  ^überlegene  kraft'  in  der  paralle  mit  vu,  violenlia  aus. 
1))  Übergänge   twischen   den  bedeutungen  *kraft'  und  *:wang' 
der  präposttionalverbindung   mit  gewalt:   dies  saamenkorn 
lllt  in  die  erde!  da  liegts  und   erstarrt;    aber   nun  kommt 
Itonne  es  zu  wecken:  da  brichts  auf:  die  gefflsse  schwellen 
init  gewalt  auseinander.    Herdir  werkt  5,  &32;    der   jfln^ling 
^Oblt  den    eindruck    innig  und  unauslöschlich:   er  fühlt  ihn 
nachher  wieder  und  wenn  der  dunkle,  abentheuerliche,  nicbta- 
ssgende  eindruck    nach    den   guten    gesetzen    der  seele  von 
selbst  anfangt,   schwacher  zu  werden;  so  verstärkt   er  ihn 
mit   gewalt!   er   erzwingt  sich  andacht  —  welche   andacbt! 
{fragmenle  zu  einer  archdologie  des  morgenlondet)  6,93;  mitten 
unter  schönheilen   der   alten  wird    das   gefahl  an  Schönheit 
Wrliartel,  und  der  geschmack  mit    gewalt  gezwangen,    dasz 
er  sich  verwahrlose   und  nach  elenden,   kindischen,  unsin- 
nigen  zwecken    laufe.     5,052   u.  o.   {vgL  mit  gewalt  111,9); 
dAniirA   ich   hab    das   durch    gewalt  gezwungen  gethan  vi  at 
nectssitate  eooctut,  et  irritus  hoc  feci.  Albr  (17i7)  933*. 

•ii)  ausprdgung  d<s  momtnttt  der  überltgtnktit  übtr  anäirt 
machtfactoren. 

«))  mat  ht  ist  ein  vermögen,  welchea  grossen  hindernissen 
Öberleg.n  ist.  eben  dieselbe  beisst  eine  gewalt,  wenn  sie 
auch  dem  widerstand  dessen,  was  selbst  macht  ist,  Ob«r- 
»fen  i«t.    Kaxt  7.111; 

von  der  ßoxTnU,  die  «II«  wesen  bindet, 
berreh  der  menscli  sieb,  der  sich  Oberwindeu 

tiöTHR  (äie  tvknmmiut)  13,185; 


msAtlicbe  («wRli.  41«  akb  beberrKbl. 
«niOr«Mei  daloeo  lipM"«  iTa*»»  b,4|  iai,mt 

drum  «bto  Ui  |«««U  gewsli  caasiiMi. 
«all  sie  «oigetrii  irlii  den  wLlertisad. 

(•■iLLftsiii  ('i>i  bim.t    tmitt  b)  1,  l<S; 

der  enget  tu  pferde  io  der  kircbe  ist  etwas  ungereini :  abar 
er  macht  ein  herrlich  bild  von  sehnelligkni  ond  onwider- 
stehlicher  gewalt.  Hua«B  ArdingheUo  l,  i»];  jenes  Ober- 
Mülligen  des  bes<«ren  durch  uDwiderUehlieba  gewalt  lar- 
traromert  das  augenblickliche  gluck,  aber  vermeliret  di«  iooere 
kraft,  sie  weckend  und  in  sich  zurflckdrloiead.  W.  t.  Ilo»- 
aoLDT  gttehithle  det  verfallt  der  grietk.  friiOutm  IM  (4,  liOe- 
ralurdtnkm.  bs); 

verweguer  träum!  doeb  wie  du  laoier  mIsIs 
mich  ireilii  lu  dir  tllmbcbilge  irawsli. 
gabsnni  In  deine  krelce  li«(i  m«ia  gtl»'. 

(ititiL  jm..im*lie4er  tu: 
unwiderstehlich  war  die  aniiebungskraft,  di«  Taaao  auf  ii» 
Prinzessin  ausgeübt ,  sie  ist  von  dieser  gawalt  oielit  bbai 
ergriffen  und  forlgerisaen  worden,  denn  si«  weiai  mit  foll«r 
klarbeit,  was  sie  bewegt  und  tu  ihm  hingezogen  bat.  K.  Fwcaaa 
Gothtt  Tauo  403. 

t))  de  «int  dl  al  ge«ai  vor  ein  «lempel. 

ok  holt  men  *e  grdi  in  goilet  hllxero  lempel, 

aUe  l'aulu«,  Antonlu».  Jeroulmus  uode  Macbsri«« 

mit  al  den  andprea  vadert ,  der  er  oame  goda  i«t  bekaat. 

dar  er«  sels  In   de«aem  leveoda  befl  gaboldeo  4«  averaa 

baoi. 

uade  den  llebam  uodergeholdeo  io  groiar  «pcoKicbeii. 

ond«  bebbcD  alsui  den  oemmel  gakregeo  miiRawaliuad« 

streofiebeit. 
de*  dodm  tfna  in  BatUuke; 
nach  dem  er  vor  aller  litia  conteatation ,  4aa  iat,  tor  aller 
rechtfertignusz  willig  und  frei,  auch  mit  keinan  gewalt,  soak 
zwang  gedrungen  . .  nis  marhafft  getcMieht,  wie  Oufor  TamUe 
bürger  tu  Wiene .  .  .  (|534)  3;  da  hat  den  bund«aieaden  der 
bischoff  und  capitel  aolichen  zwang  und  gewalt  ainea  raU 
anzeigt,  und  das  inen  bescbecb  wider  recht,  bandsordonof 
und  alte  gewonhait.  Semd^r  cJironik  ton  Augsburg,  d.  tHitt 
Chroniken  23, 357 ;  es  wirt  kainer  under  allen  des  gewaita  ward««, 
der  mich  nötcn  wolt,  den  bogen  jm.  und  nit  daa  gast  i5- 
raicben.  ScBAiOERRBiszia  Odysueio';  alsdann  wM  4ia  aoHh 
wendigkeit  eingebracht,  wenn  der  tliflter  dasjenige,  waa  w 
gethan  bat,  aus  noth  und  gewalt  gethan  habe.  amtftkrHAer 
discurs  und  bedencken  eines  teutsehtn  kathoUseken  patriolen  hei 
LoNDORP  l,269'(v;l.  Cicero  de  jurent.  2:  RM<isii<t5  m/erlvr,  cmi 
w  quadam  reut,  ui  quod  fecerit,  fecitse  defendüur); 

Sewali  und  mtng 
ai  kein  rortgaiic 
ond  werei  nicht  laag. 

LiaaiND  flort/egium  9»;  vgL  BomiAni 
»peniten  t.M; 

ein   tborheit  der  menschen   ists,   da   gott  jedem  sein  land 

und  leut,   sein  hausz  und  nahrung  hat  zugeeigoet  and  ver- 

zeunt,  das  einer  den  zäun  will  brechen,  and  aeia  baoat  mit 

ander  leut  zwang  und  gewalt  ergrüssero.    Laatuna  ßtrOepum 

310;  gewalt  geschieht  durch  zwang  und  überreden.   305;  die 

gewalt  hat  ihn  gezwungen,  rit  eum  adegü.    SraiNaAca  S,  aii ; 

wer  weist,  wo  tie  dar  wOibenda  verbirft. 

welcher  gcwali  tie  rrevelnil  *icb  arfcOboea 

ihr  bers  lu  twiagen  tum  «erhatiieo  baoe. 

ScKiLLia  {TeU  4.3|  b»T*. 

e))  gegen  gewaldt  ligt  witt  to  fflsaen,  «M  r<  res  gerHur,  t^fienü» 
t  medio  pellitur,  LBaasnn  fioriltgium  907;  wet»bcit  Qbertnfft 
gewalt  und  macht  rtchtssprukwSrter  t*n  Gaar  und  Dibt«ibi 
5:9;  das  exempel  des  Orpheus,  welcher  durch  di«  gewalt 
seiner  aaiten,  Eurydiceo  von  den  unerbittlichen  ricblero,  ob 
schon  unter  einer  allzustrengen  bediogaof  erkaltea,  «M 
ziemlich  weitliufig  berflhrt,  und  eodM  «f 
dast  ein  sieg,  der  Ober  das  reich  der  adMltca  darch  , 
erbalten  worden,  auch  wol  dorch  gewail  <a 
Lessiks  freu  den  trauertpitlen  iet  Seneta)  a,  177; 
scbah  es,  dasz  einer  den  andern  mt  gewalt  oder  Bit  fiel 
von  dem  throne  drang.    SiBDiaAca  2.  tll; 

und  waoD  gewalt  okbt  bilfl.  ••  tiiire  vor  der  llsl. 

Os  {tief  4ra  tiektttvUti)  m  Sraerf 
dies  konnte  das  Volk  beantworten,  nicht  aoa  staataeia- 
sicbten.  sondern  weil  jeder  bärger  streiten  roostte,  und 
ilus  in  einem  feldzage,  wo  es  aaebr  auf  liat  und  gewall,  ala 
khuheit  und  wiszensckaft  ankaai.  HaaaaB  {keWn  mir  medk 
jei:l  tat  fukUkum  u»4  vn$eritst4  iet  ajtea)  t,  l«;  eure  artigkeil 
wird  uns  sUrker  nMkigcn,  als  eare  gewalt  Wiblaü»  SMA*- 
spttr»  1,  aa  (me  es  euds  gifilU  S,B):  als  ich   mich  hier  Bit 

312» 


4971 


GEWALT  I  4,  b  (zwang) 


GEWALT  I  4,  b  (ungestüm) 


4072 


bitten  und  gewalt  bis  an  die  barriere  durchgearbeitet  hatte, 
stand  ich  dicht  neben  ihr.  Th.  Stobm  {auf  der  universiläl)  2,117; 
gewalt  ist  nicht  tapferkeit.  Logau  übtrsehriß  zu  l,  4,  55; 
Lomellin.  aber  sie  werden  eine  buhlerin  suchen,  und  eine 
empiindlerin  finden.  Gianeltino.  gewalt  ist  die  beste  bered- 
samkeit.    Schiller  {Fiesko  i,!>)z,2i; 

mit  welchem  schlosz  verwahr'  ich  eure  treue, 
das  nicht  Sankt  Peters  Schlüssel  öffnen  kann? 
gewalt  nur  ist  die  einz'ge  Sicherheit, 
kein  bündnisz  ist  mit  dem  geiücbt  der  schlangen. 
(iW(i)iu  Sluarl  3,4)  12,499; 

80  y\\  leuchtet  ein,  dasz  sich  weder  der  wille  bei  der  ab- 
sichtlichen, noch  der  affect  bei  der  sympathetischen  bewegung, 
gegen  die  von  ihm  abliängende  natur  als  eine  gewalt  ver- 
halten dürfe,  wenn  sie  ihm  mit  Schönheit  gehorchen  soll. 
(aber  antnuth  und  würde)  10,95; 

nie  war  uatur  und  ihr  lebendiges  fliessea 
auf  tilg  und  nacht  und  stunden  angewiesen, 
sie  bildet  regelnd  jegliche  gestalt 
und  selbst  im  grossen  ist  es  nicht  gewalt. 

GöTUB  (l-'ausl  2,2)  41,150. 
d})  ich  (Vuiius)  zwing  allein  all  forsten  herren, 

mins  gwalts  kan  sich  kein  man  erweren. 

MukNER  die  yeuchmatl  n3*; 

vim  vi  pellere  jura  $inunt;  das  ist,  die  rechte  gebenz  zu,  das 
man  gewalt  mit  gewalt  were.  Ldtheb  (sermon  vom  wueher  1529) 
6,  37;  sich  wider  gewalt  wehren,  contra  aliquem  decerlare. 
Weismann  156;  ebenso  Aler  933';  item  dieweil  alle  recht  zu- 
lassen, dasz  mann  gewalt  mit  gewalt  abtreiben  möge,  so  ist 
niemandt  verwert  sich  selbs  bei  seiner  habenden  possession 
mit  gewalt  zubescliirmen.  statutenbuch  (Franckfort  1558)  102*; 
vim  vi  repellere,  gwalt  mit  gwalt  abtreiben  oder  widerston.  Pri- 
SIU8  1390*;  ebenso  noch  Weismann  156;  dero  wegen  gedachten 
sie  gewalt  mit  gewall  abzutreiben,  da  fieng  man  an  slüsse 
auszzutheilen  von  beiden  selten  her.  GrimhelshausiiN  Simplic. 
172  neudruck;  es  ist  gleichwohl  zu  recht  versehen,  dasz  man 
wohl  gewalt  mit  gewalt  vertreiben  möge.  Jag.  Ayrür  proc.  4 
(1680);  gewalt  musz  gewalt  vertreiben,  rechtssprichwörter  von 
Graf  und  Dietri^br  590;  ein  man  mag  wohl  gewalt  mit  ge- 
walt vertreiben;  gewalt  mag  man  wohl  mit  gewalt,  macht 
mit  maciit  wenden,  ebenda;  sie  hätten  eben  gewalt  mit  ge- 
walt vertrieben,  und  da  sei  könig  Teleklos  umgekommen. 
Lessing  {Kleonnis)  3,361;  gewalt  ist  eher  mit  gewalt  zu  ver- 
treiben; aber  ein  gut  gesinntes,  zur  liebe  und  tbeilnahme 
geneigtes  kind  weisz  dem  höhn  und  dem  bösen  willen  wenig 
entgegenzusetzen.  Götbb  {dichlung  u.  tvahrh.  2)  24,105;  da 
wieder  verhoffen  unsz  oder  den  unserigen  von  den  Soldaten 
einige  beschwerung  zugefugett  werden  soll,  wir  alszdann  ge- 
waldt  mit  gewaldt  zu  sieuren  unvorgeszen  sein  wolten.  {Greifs- 
wald 1624)  balL  j<ud.  15, 89;  gewalt!  gewalt!  wer  kann  der 
gewalt  nicht  trotzen?  was  gewalt  beiszt,  ist  nichts:  Ver- 
führung ist  die  wahre  gewalt.  Lessing  {Emilia  Galotli  5,7) 
2,448;  wir  konnten  darauf  nichts  antworten,  weil  wir  der 
gewalt  nicht  trotzen  konnten.  Frankfurter  nationalvers.  (9)  6879; 

denn  wer  der  list  sich  wohl  noch  fügen  will, 
wird  der  gewalt  sich  widersetzen. 

GöTUB  {Ejiimeiiiiies  erwachen)  13,277; 

in  Kopenhagen  hatte  man  nicht  übel  lust,  bei  dem  erscheinen 
von  buudestruppen  an  der  Elbe  gewalt  der  gewalt  entgegen 
zu  setzen.  Sibei  begründung  des  deutschen  reiches  9,96;  wider 
den  gewalt  ist  kein  ratb  ohne  das  gebet.  Henisch  1592;  wer 
kan  wider  gewalt.  1591;  wer  kan  für  gewalt,  ferenda  est 
vis  et  injuria,  cui  resisti  non  polest.  Weismann  156;  ich  glaube 
aber,  dasz  wir  hier  uns  ganz  unnütz  der  gewalt  entgegen- 
stellen würden,  oder  dasz  es  ein  comödienspiel  wäre,  wenn 
wir  noch  länger  versuche  machen  wollten,  hier  noch  länger 
Sitzungen  zu  halten,  nachdem  man  die  gewalt  gegen  uns 
consumirt  hat.  die  gewalt  ist  consumirt.  Frankfurter  national- 
vers. (9)  6884*;  die  Athener  waren  unvermögend  der  gewalt 
zu  widerstehen,  und  Klisthenes  muszte  mit  den  seinen  in 
die  Verbannung  ziehen.    Scblossüb  vellgeschichte  {16U)  1,323; 

ihr  schönen  in  I3ritannia!  ....  verschönert  durch  die  Zärtlichkeit, 
durch   ein   erröhten  und  durch  furcht,   hierinn,  wenn  ihr  nicht 

sicher  seid, 
bestehet  euer  gröszter  reiz:  bei  jeder  handlung.  jedem  wort, 
in  eurem  freundlichen  gesiebt,  mit  süsser  röthe,  schnell  zu  wallen, 
und  vor  der  mindesten  gewalt  zu  zitiern,  wird  uns  stets  gefallen. 
BaocKES  'J'humsuiis  juhreszeilan  {Uer  hcrbt^i)  343; 

ich  war  einmal  in  den  bänden  des  stärkern :  ich  muszte  der 
gewalt  weichen,  und  folgte  meinem  führer,  wohin  er  mich 
leitete.  Uz 338  Satter;  ich  weiche  der  gewalt.  Kotzebue  almanach 


dratnat.  sp.  2, 255;  wir  haben  unsere  pHicht  gethan,  sind  nur 
der  gewalt  gewichen,  und  das  war  vorerst  alles,  was  hier 
zu  thun  war.  Frankfurter  nationalvers.  (9)  687«';  ich  bin  für 
eine  öGTentliche  sitzung  und  wir  dürfen  erst  einer  ganz  an- 
deren gewalt  weichen,  als  der,  welche  heute  angewandt 
worden  ist.    6879'. 

3))  bei  der  überlegenen  kraftentfaltung,  bei  der  ausübung  un- 
widerstehlichen Zwangs,  wirkt  ein  momenl  der  Überraschung,  des 
Ungestüms  mit,  das  im  bedeutungsgehalt  von  gewalt  ebenfalls 
räum  gewinnt,  an  menschlichen  handlungen  wird  es  als  leiden- 
schaft  empfunden  und  in  gegcnsatx  gestellt  zu  besonnener  Über- 
legung, bei  sonstigen  ereignissen  entwickelt  es  die  Vorstellung 
des  schreckhaften,  vgl.  hiertu  die  adjectiva  als  attributive  be- 
gleiter  unter  III,  2. 

a))  das  moment  der  leidenschajtlichkeit  wird  ausgeprägt:  und 
das  grössest,  dz  diser  unwissendt  gewalt  theologus  will  den 
christenlichen  glauben  uff  zitlicb,  liplich  fUrstenthum  und 
heidnisch  herschafft  gründen.  Karsihans  163  Kurz;  gewalt  und 
hochmut  stürtzet  manchen  man  und  statt.  Henisch  1592; 
gewalt  und  zorn  zusammen  ist  der  todt.  ebenda;  gewalt  und 
Zorn,   machen   alle  ding  verworn.    Lebmann  florilegium  304; 

namen  in  bald  mit  zorn  und  gwalt 
und  wartfen  auff  die  erde, 
durchschlagen  wardt  mit  nagele  hart 
sein  hend  und  fuosz  mit  gferde. 

Martin  Utllius  bei  Wackbrnagbl  da»  deutsch« 
kirchenlied  2,1105; 

was  mit  gewalt  geschieht,  das  hat  jmmer  seine  mängel.  Lsh- 
hann  florilegium  309;  weiszheit  regiert  über  gewalt.  Henisch 
1592;  weiszheit  regiert  durch  wort,  nicht  durch  gewalt. 
kunst  gehet  über  gewalt.  ebenda;  aller  gewalt  ist  unbewust, 
auser  des  Jägers  Verfolgung.  Botschky  hochdeutsche  eanzellei 
2,300;  {Julian)  nahm  so  viel  er  konnte,  philosophie,  pytha- 
gorism  und  platonism  zu  hülfe,  um  allem  den  feinsten  an- 
strich der  Vernunft  zu  geben  —  setzte  alles  auf  den  triuniph- 
wagen  des  gröszten  gepränges,  von  den  zwei  unbändigsten 
thieren,  gewalt  und  Schwärmerei  gezogen,  von  der  feinsten 
Staatskunst  gelenkt  —  alles  umsonst!  sie  erlag!  sie  war 
verlebt!  Herder  5,618  {auch  eine  philosophie  der  geschichte); 
vis,  gewalt  oder  ungeslümigkeit.  Frisids  1390';  viol'utia,  un- 
gestümer gewalt.  Calbpinus  {Basel  1570)  vgl.  sp.  4952  und  4953 
(unten);  ich  achte  aber,  das  sie  erstlich  nit  mit  gewalt  oder 
ungestüminiglich,  sonder  mit  einer  listigkeit,  und  kunst,  zu 
sollichen  sachen  kumen  sein.  Hotten  (Vadiseut:  arte.,  non 
vi  aut  violentia)  4,191; 

der  Jüngling  tet  sich  keren, 
er  hob  sich  auf  die  vart 
zu  einem  frawenklosier  .  . . 
drein  trat  er  pehende, 
das  schafft  der  gewalte  sein. 

UuLAND  Volkslieder  2,859; 
bis  dir  der  helle  sieg  gelingt, 
der  durch  des  irrthums  blendwerk  dringt 
und  ihm  gewalt  und  nebel  raubet. 

Uagkoorn  rout.  weriic  (1770)  1, 14 
(moi  aliicke  gi'dichle). 

h))  die  daller  verlieren  sich  mitt  gewallt.  Padmcartner 
briefweehsel  2;  es  wird  mit  gewalt  warm  =  plötzlich,  schnell  und 
starb.  AiBitECHT  Leipziger  mundart  122  u.  a.  vgl.  III,  8;  das  is 
der  e  gewalt!    Estor   (1767)   3,1409;   vgl.   Scbmeller  2*,  908. 

4))  besondere  abstufungen  der  bedeutung  ergeben  sieh  je  nach 
der  art  der  angewendeten  mittel  und  des  Verhältnisses  zwischen 
object  und  subject  der  gewalt. 

a))  der  staatsrechtlichen  prägung  des  hegriffes  ^macht'  läszt  sich 
auch  aus  dem  bedeutungsgebiete  des  *zwangs'  ein  analogon  zur 
seile  stellen:  das  übergewicht,  das  eine  machtgruppe  über  die 
andere  durch  anwendung  kriegerischer  mittel  gewinnt,  hier  steht 
das  Verhältnis  zwischen  object  und  subject  mit  der  eigenart  der 
angewendeten  mittel  in  einem  gewissen  causalzusammennang. 

a))  ein  torechter  regent,  der  da  stat  auff  dem  tach  des 
gewalts  zeigt  sein  unvolkuinmenheit  und  laster,  die  vor  ver- 
borgen waren.  Geilek  v.  Kbisebsberg  der  helliseh  low  a6'; 
mit  dem  hörn  des  auffsatzes  unnd  betrügs  stossend  auch 
die  behenden  kouffleut,  und  würfft  ie  einer  den  andren  über 
das  seil . .  mit  dem  andren  hörn  des  gewalts ,  stossend  die 
gewaltigen  herren  in  denen  wenig  kunst  ist,  deren  decretal 
und  landtrecht  ist . . .  wir  wöllens,  es  musz  sein,  das  irrig 
ichaf  A3'; 

auch  jener  hohes  hörn, 

gewalt,  heerzug  und  zorn 

ist  nu  dahin,  zerschlagen  und  vernichtet. 

Wbckiierlin  gediclUe  2,61; 


I 


4973  GEWALT  I  4.  h  (heercsmtühl) 

«m  $u$ciptrt  tontra  rmpuHicam,  (ewalt  wider  ein  regiment 
fürnpmmen,  iit  echter  einer  lUtt  abiageo.  Ftitiue  I8M'; 
gewalt  niuii  haben  groiz  gelt,  grooz  ruituog,  goten  ralb, 
bei'<lan<t  und  glQck.    Lkbxann  ßoriitgium  SiO; 

ach  da«i  der  (rotie  gott  bald  KiiAdigllch  von  oben 
mit  iiarkem  donner-arm  lertehlüia  allet  toben, 
leriranuia  dl«  gewalt  und  ricbia  gutea  auf. 
and  Haue  wlederAin  der  tugcod  rralan  laufl 

SciiorTBLiua  fiifili-1,1  tiri)  39  twudrucMi 
ea  lehret  iwar  die  erfnhruog,  daaz  mehrenlheils  einige  g»- 
vsolt  darbel  mit  unterlauft,  wenn  braundera  der  nudare  tbeil 
sich  wideraetzet,  und  kein  pfand  abnehmen  laaacn  will. 
KLiNCNüa  dorfreehtt  i,  v>9;  ea  acbrint  tlao  dem  gang  der 
ding>i  gema«zer,  doaz  der  erate  konig  ein  uaurpator  war,  den 
nicht  ein  freiwilliger  einstimmiger  ruf  der  nntion  (denn  da- 
niala  war  noch  keine  nation)  aumlern  gewalt  und  glQck  und 
eine  achlngfertitie  milii  auf  den  thron  «eUen.  Scmillin  (erj/# 
mtnschengtttlUchafi)  ö,  U3:  waa  eine  jede  religionaparthei  in 
dem  Aiigsburger  frieden  rettete  oder  gewann,  »erdankte  aie 
der  gewull,  dem  zufiilligen  njiicht»erhü!lni»z,  In  welchem 
beide  bei  grilndung  dea  frieden«  zu  einander  gestanden. 
[ärtistigjähtign  krieg  1)  8,  18  (gewalt  filU  in  den  ausgaben  von 
1802  und  b,iK6»!tM  Olli);  allen  krit-g-  und  frieden-achlas«en 
liegt  diirrhüua  noch  ein  hoherea  bindmiltel,  aU  die  gewalt . . 
unter,  nomlich  tertrauen  auf  irgend  ein  abgewonnenea  wort. 
JiAN  Paul  Lttana  'i,  166;  herr  Uhland  aber  hatte  die  gOle,  mir 
sagen  zd  lassen,  dasi  seine  meinung  wäre,  wir  mOazten  uns 
In  einem  znge,  alle  die  abgeordneten,  die  sich  gerade  lu- 
sammenfflnden,  an  ort  und  stelle  begeben,  um,  wenn  ea  sein 
müszl«,  die  gewalt  nn  uns  consuminiren  zu  lassen.  Frank- 
furier nationahert.  10)  8877";  wer  im  kriege  ohne  erlanbmsz 
dea  komniandireoden  generals  oder  gegen  ein  ausdrackllches 
»erhol,  bewegliches  gut  der  landesbewohner  im  diesseiligeu 
oder  fremden,  selbst  feindlichen  Staatsgebiet,  mit  ondrohung 
oder  ausübung  »on  gewalt  sich  lueignet,  ist  wegen  plQnde- 
rung  mit . . .  mehrjähriger  festungsstrafe  lu  belegen,  preutt. 
müil.  strafgesetibuch  §  U8  {bunde$gesetsblaU  fo»  1897  1.219). 

ß))  die  btdeulungsvcrschicbungen ,  die  tich  aus  tolehen  Ver- 
wendungen der  prdpositionalverbindung  mit  gewalt  ergeben,  sind 
seiion  in  der  miltelhochdeulsehen  periode  {vgl  oben  sp.  4W0. 
4911)  belegt  und  in  den  rerxweiqungen  'beer',  *voUismasse',  'menge' 
nachgewiesen  worden,  sie  haben  in  der  neuhochdeutschen  periode 
ihren  besilsstand  vermehrt  und  leben  in  einsehen  mundartlichen 
Wendungen  noch  heute  fort. 

1)))  auch  musz  ich  die  könige  ausz  Engelland,  ausz  Schott- 
land, unnd  den  kOnig  ausz  Irland,  umb  hülff  und  beislandt 
bitten,  dasz  sie  nicht  lang  auszbleiben,   und  mit  allem  jren 
gewillt    kommen,    und  mir  zu   helffen   sieb   nicht  sUumen. 
buch  der  liebe  10*;  sie  bezwongen  die  Frantsosen  wider,  aie 
»erdribcn,  »erdrungen  aie  mit  gantzem  gewalt  und  buwetten 
die  statt  von   mueren   und  »esligten   die  mit  gewalt.    M.  ». 
KaiiiiiT   Chronik  95;   anno   doininl  28   umb  Martini   zoch  der 
^fdel  und  streng  her  Jörg  »on  Fraintsperg  zu  Mundelhain  in 
laa  Welscliland  mit  einem  fuszzewg  in  groszer  geferlichhait, 
ran  er  mit  ijantzer  gewalt  hinein  müsset,  alle  clausen  und 
*-as8en  »erlegt  waren.    NicotAua  Thojian  ( WeiM^nAorner  histo- 
1«)  bei  Baumamn   quellen  t;   wie  nun  der  patriarch  an- 
•xeiget  waa   er  gesehen,  i$t  Ferdinandus  Gonzaga  für  an- 
lere  dieser  meinung  gewesen,  man  aolte  das  gescbOtx  und 
II«  knecht  auff  das  landt  lassen,  und  »or  allen  dingen  das 
ehiosi  l'revesa  mil  gaotz.m  gewalt  durch  den  stürm  erobern. 
r»o«sPK«ci!B  kriegsbuch   (1596)  3, 12l';   aich  mil  aller  gewalt 
triheidigen,  m  o6nu«  defendere.    Stbi>bacb  2,921.    vol.  auth 
■<«■  III. 
2)))   sie   zugen   auch   auf   dasmal  mit  groszem  gewalt  für 
Brich  und  lagen  darror  mit  drei  »elden.    Boriabd  Zins,  d. 
Utechronüicn  5,1:3  [Augfburg);  rückten  also  mit  groszer  ge- 
ll»  für   die   mordergruben.    BOntino  Braunschweiger  dtron. 
»usgabe  von  IW4)  2,26';  darnach  zog  der  kflne  held  bertzog 
leinrich  als  ein  frewdiger  lew,  mil  dem  ganiien  hellen  baulTen 
W  Oldenburg,  belagert  da  grafT  Christian  mil  grosser  gewalt, 
isz  er  sich  besorget,  er  würde  d;i8  hausz  zu  slütken  reissen. 
knda  {ausgäbe  lon  1820)  147;  der  erUbischoff  »on  Bremen  kam 
«la»or.  und  stürmet  mit  grosser  gewalt,  kundte  doch  gleicb- 
Mol    nichts   auszrichleo.    2;S.    «hnUck  804;  hertzog    Heinrich 
griff  die  stad  Bremen  an,  atürmel  und  erobert  sie  mit  grosaer 
gewalt,  und  gab  sie  den  krigaleuten.    140;  erobert  das  schlotz 
und    setzet   sich    mit   groszer  gewalt   hinein.    414;    ala    nun 
beorg  von  Frundsberg  . . .  nicht  kondten  zu    hülff  kommen. 


tritt  tki 


cm  An  1 4.  b  (kMKMMdii)       4074 

weil  die  Frantioa«a  und  Venedifcr  ait  grdsltM  fa«»ll  iwTor 
lafen,  bMcbosaM  oad  atonneua  . . .  fraa^skrga 

(1668)   1,J»';  •^ 

MiclM  klMUM«  rew  btki  Ikr  «ntaA 

ia  V8iirea.  Unffera  aad  («»cliwla^ 

ia  OiWfraleb  und  aaefe 

Ia  8ebl*»l«a  nni  tautalu  liaid, 

las  raalMk  rtlcii  all  ,,0«,.  g^mth 

wi  lOogaa  dieaar  rancb.    ürst  mmd  Cai 

•ono  I4T4  a«ind  ll  Uoiend  aoazerleseoe  Tttrclta  all  „„,,, 
gewalt  in  die  Wallacbei  «Ingebrocbcn,  lo«!  baftW  ihn* 
groszfürsten  Mabometa  alda  alle«  tu  »erbeeren.  Aaea««« 
A  S.  Uaba  au/f,  auff  ihr  tMsUn  {Wuiur  ntmäntU  I,  •); 
eieb  auch  ge»i8licb  zu  »eraebeo,  wann  sie  mit  ttaeia  gtwalt 
In  diese  land  kommen  aolten,  daas  ri«  darrk  diroiaÜM 
onleiiong  and  beistand  ihren  inlent  wol  darektratkf«  »wdM. 
gutaehUn ...  wegen  der  HoUinder  tonfödtfalmm  (1811)  hti  Loa- 
oo«p  1,173*;  so  cntsieht  die  neue  frai«  «m  Mn  thun  will, 
oder  Vielmehr  thun  maei  wenn  aia  oül  fwattrcktcr  gewalt 
wieder  kommen.  GOrai  (aa  lari  ila^asl  n:»)  hritft  4.8  (a.  t 
mit  »ersUrckter  maclit). 

3)))  Hobeiikonigsbergk  . . .  boit  er  durch  sein  lanttoft  and 
hewbtieut  im  Elsas  mit  gewalt  aberzogen  und  erobtrl  M.  *. 
Kbmnat   Chronik  Fiüdriehs  I.    ton  der  Pfalt  yt;   daruacb  li«a 
der  pfaltzgra»«  ziehen   mit  gewalt  vor  llobenburg.    M;   do 
zoch   die  etat  AuKspurg  ut  mit  grwalt  gen  Paira  wM  «ffsar 
banier.    d.  städieehroniken  4,  82   (Augsburg  itmU  4e  «fcla|Uo 
sich  dl«  »on  Aug«purg,  wie  die  berrn  »on  Baira  Jm  frid  ao 
barlicb  geprocben  bellen,  den  der  kunig,  flntM  mai  haira 
gemacht   betten,   und  wurden   Bberain,  däai  «aa  «all  aia 
zug  ton  mit  gwalt  durch  da«  land  t«  Baira  gas  Beaeos^orf. 
BuaiABD  Zins,  iL  städUchrms.  6,  »4  {AmgOmrg):  «A«|sak  8,81. 
6,27;   do  zob  man  bie  mit  gewall  aow,  gereisig  and  fotz- 
»oick,  und  zugen  den  Sweiizern  entgegen  htti  eobalb  Czenn; 
do  cbomen  die  Sweiczer  bergegen  »on  \Vin»heim  bist  enhilb 
Cj»nn  und  komen  do  lu  den  unsern  und  zugen  do  mit  ga- 
walt   herein.    Nürnberg's  krieg  gegen  Alkreckl  ii&o,  d.  Mdla- 
«AroaUtea  2,217;  und  ist  unser  meinung  bieraof  gesielt,  wia 
ir  una  beislant  bett  wollen  tbfio,  wollen  wir  rot  aacbt  aad 
gewalt  für   den    himel   ziehen,    «ia   unlerred   dt$  btfilt  wai 
seiner  tardinaUn  bei  Scbaob  m<.  3,M;  dia  in  der  eiaiaaa  etat 
lugent  mit  gewall,  mit  drigen  bannerin,  mil  den  roeU»g«ria 
für  das  richthua.    Ebbard  t.  Appbnwbiibb,  BatUr  ekrwn.  4,  :m: 
da   lagenta  {du  Baiem)  mit   gewalt  fdoff  tag  and  prannlan 
die  gantzen  slrasi.    i.  stadt*chr0m.  4,811  {Aupburg  itnt.  ia 
der  zeit  rait  kaiser  Karl  in  die  mark  geen  Prandenburg  mit 
groszer  rilterschaft   und   mit  groszem  »olk  »on   berrn   und 
»on  stetteo  und  lag  darinnen  mit  gewalt.    Boas«aa  Ziaa,  4. 
stddteehron.  6,8  {Augsburg);  ähnlich  5.  2I; 

die  »tat  fJcrii'-il'm)  dia  ward  naibgekea  aar 
»om  kalter  mit  gewalt 

bei  WiciiBü*«!!.  I/4J  dtuisdu  UnktmUid  XHM: 
do  öffneten  die  in  der  statt  ein  pfortlelu,  waaser  la  infta 
. . .  daa  wart  inne  »00  dem  pfaltzgrjien  abgrl.iiiff«a  aad  iaaa 
gedrungen  mit  gewalle.  M.  ».  Kbmnat  ekrontk  Friedrieitt  l  M; 
nobiles  hotnines  in  potsessiontm  ofri  puhUei  gns$vi  .  .  nil  gewail 
darein  gon,  oder  darsü  kommen.  Faisics  (iM8  •.  «.)  «la*; 
si  haben  una  mil  gewalt  angegriffen,  Uptiknt^  f«tr9..ti^ 
manu,  copiis  am  adorti  sunL  Ana  (1727)  •»*;  mit  fewail 
überwinden,  eti^arai  debtikrt,  ehnd»;  att  gawalt  aiat  aladl 
erobern.    SiiinaAca  2,  «21. 

4)))  Im  1027  jar  loga  kaiser  Coani  gaha  Boai  ait  tgafw 
gewalt.  WcaaTisBü  (nei)  »9(mit  kaectakiall  I8a)i  Jarfaawarf. 
let  er  (Coaunn)  neban  anderem,  da«  aacfc  afcaiwlia  kartaaf 
Carola  »on  Burgand,  ao   fOr  .Nancej  Mikaa,  kttl$  Lwim\$ 

aua  Frankreich dia  graff<cbaffl  ArtMa  aad  kada  Baiw 

gund,  dem  frewiia  »on  Borguad,  mü  kaawa  kiaft  aa4  f». 
wall  genommen  bat.  Pa^talbo«  SkUn  Mart.  (aam*  aa 
dea  User)  IM7. 

y))  du  tbjreHntrU  saAOaalia  aasaerAa*  dtr  pHpmiitmtt 
Verbindung:  und  sampten  Mch  do,  aad  krtlrtta  aai  »a^rtttf 
ilamach  an  dem  abent  »il  voirka  (Ir  dat  kaaa  laa  amüS, 
XU  rosz  und  xa  fuaxaa,  osd  «ta  graoa  paahoia;  aa4  itt 
aelbig  bao«  waa  aaar  aia  laalfeaaa,  all  «aÜ  «aa  Iwtaaia 
gelegen,  daraaf  «aiaa  «ükk  faaritea,  aad  da  aia  daa  c«A 
sahan,  do  erfakaa  «la  aick,  aa4  in  kaaa  ward  aaaifekeaai. 
d.  s«idlr<*rea.  %  m  {kisfiknidl  Htnktrf,  aaa  l«4tl:  aia 
hellen  «ick  aack  aoick«  geo  ktrtsofca  Ladwigaa  ait  gatrawct 
uod  schickten  baraasx,  waa  dar  froai  gawalt  aaiaia,  daa 


4975 


GEWALT  I  4,  b  (menge) 


sie  ungewarneter  sacb  vor  ir  stat  und  umb  ir  stat  allent- 
halben ziehen  sahen.  Bdbkard  Zink,  d.  städtechronilien  5,238 
(Augsburg);  do  waren  dannoch  in  Lüttich  wol  sechzig  tausent 
man  und  betten  die  stat  wol  behalten,  sie  betten  aber  kain 
hauptmann  und  forcbteu  den  grossen  gewalt.  Hbctor  Müuch, 
d.  slädlechron.  22,  216  (Augsburg);  und  als  er  an  die  stuffen 
kam,  musten  jn  die  kriegsknecht  tragen,  für  gewalt  des 
voicks,  denn  es  folgete  viel  volcks  nach.  Lother  apostel- 
gescliichte  21, 35  (um  die  sterck  cod.  TepU,  von  getreng  wegen. 
Augsburger  bibel  von  1487)  vgl.  sp.  4949; 

all  Trid  und  daidung  war  zu  mat, 

derhalb  kaiserlich  maiestat 

hin  auT  Mailand  zu-zohe; 

als  der  Frenzes  den  gwalt  Ternatn, 

zu-ruck  er  eillent  Dolie,  ja  flöhe. 

Hans  Sachs  (der  kriegstug  in  Sophoierland) 
22,180  Keller-Götze; 

darnach  aber  als  sie  jre  grentz  und  marck  umbher  auff- 
gericht  und  jre  besatzungen  und  gewalt  fürtgeriickt,  seind 
sie  nun  ein  schlosz  und  ort  des  römischen  reichs,  und  zöm 
theil  einer  provintzen  oder  vogteien  gleich  worden.  Micyilos 
Tacitus  (Germania)  44"!*;  ein  grosser  gewalt  von  feinden,  magna 
manus  hostium.  Fronsperger  234';  derhalben  ein  grosser  gwalt 
der  leüten  zu  den  thoren  bärausz  gangen,  mitt  höchster  freud 
unnd  gottesdienst.    Herold  Diclys  70; 

denn  blieb  mein  Maydel  gleich  auf  unser  wahlstatt  liegen; 

ist  es  doch  nur  durch  list  und  meucbelei  geschebn: 

weil  sie,  durch  redlichkeit,  nicht  eintzeln  Konten  siegen; 

80  musle  zu  dem  streit  gewalt  und  menge  gehn. 

Bksser  (jcdwhle  (1732)  305; 

die  kaiserlichen  haben  ihre  mögliche  gewalt  an  die  Lahn  ge- 
zogen und  wehren  sich  von  Wetzlar  bis  an  den  Hhein  hin- 
unter was  sie  können.  Götbb  an  /.  H.  Meyer  (20.  juni  1796), 
briefe  11, 102;  e  gwald,  e  ganze  gwald,  e  gwald  leut.  Schnel- 
ler 2',  908;  wenn  de'  gwalt  kimmt  (menge,  Übermacht),  ebenda; 
item  ein  gwalt  büecber  zur  librei  kbaufft  worden,  künstler, 
kunslsachen  und  gelehrte,  so  anders  betreffend  (1590)  bei  Weste n- 
RiEDEii  beitrage  3, 71 ;  under  tags  da  haben  die  Suedischen  Sol- 
daten weiber  und  menner  allerlei  sachen  in  die  statt  zu- 
verkhauffen  gebracht,  ganzen  gewalt  und  menge  der  rind, 
vil  rosz,  noch  mehrer  reuerent:  schwein,  weiberschlair,  aller- 
lei leinwath.  gewiser  bericht  und  urkhundl  desz  entstandnen 
ubls  und  unruehe  in  Minchen  im  jar  1632.  7,316;  daraus  man 
achten  khan,  was  eine  grosse  gewalt  fische  dar  mus  ge- 
fangen werden.  Kantzow  chronik  von  Pommern  412  Gabel; 
ain  sollicher  gewult  von  marmelstainen  ist  kommen,  also 
das  dreihundert  und  sechlzig  marmelstainine  seulen  ...  zu 
ainem  gemach  des  temporariscben  dantzbausz,  dahin  gefürt 
seind  worden,  älpinüs  Vergilius  67*;  gewalt,  menge,  eine 
gewalt  breite.  Schhid  schwäb.  wb.  515;  weld  die,  überßusz, 
fülle.  J.  Müller  und  W.  Weitz  die  Aachener  mundart  (1836)  259. 
b))  manig faltig  gliedern  sich  die  bedeutungen,  wofern  einer 
der  beiden  factoren  individuell  bestimmt  ist,  während  im  andern 
das  colleclive  moment  überwiegt,  namentlich  sofern  dieses  letztere 
corporativ  zusammengefaszl  ist. 

a))  bleibt  dieses  corporative  moment  auf  der  seile  des  trägers 
der  gewalt,  so  entwickelt  sich  die  Vorstellung  einer  Steigerung 
oder  Überspannung  der  amtsgewalt,  dienstgewalt  gegenüber  von 
unterthanen  und  untergebenen: 

ob  schon  mir  Rom  nit  aplasz  gibt, 

und  wil  umb  wabrheit  hassen  mich, 

so  wil  ichs  leiden  gedultiglich. 

wer  weisz,  was  noch  mag  begeben  sich. 

Tilleicht  ob  leid  mir  widerfert, 

würt  funden  werden  band  und  schwerdt, 

und  gegen  solchem  gewalt  gekert. 

Hütten  {Vadiscus)  4, 148  Böckiiig; 

doch  mögen  sie  davon,  und  ob  sonst  andere  wege  zu  finden, 
rathe  suchen  zu  hofe;  denn  widder  öffentlichen  gewalt  ist 
sonst  wenig  rathe,  denn  allein  geduld  udder  gewalt.  Luther 
(bedenken  in  wiefern  protestuntische  edelleute  in  religionssachen 
..1532),  briefe  4,429;  damit  erlangt  er  auch  sovil,  das  ime 
gemaine  aidgnossen  gepots  und  gelaitsbrief  wider  die  von 
Rottweil  für  allen  gewalt  zum  rechten  erkannten.  Zimmersche 
cAronife  3,  354 ;  dann  es  seind  doch  ie  noch  redlich  leüt  under 
den  geistlichen,  und  solt  man  sie  mit  einem  gewalt  überfallen, 
80  war  zu  besorgen,  dasz  der  unschuldig  mit  dem  schuldigen 
gieng.  neu  Karsthans  bei  Schade  saliren  und  pasquille  2,  3;  Cato 
der  älter  hat  ihnen  vor  zelten  zu  Rom  gesagt:  'die  amtleut, 
und  regenten  sollt  man  mit  steinen  zu  tod  werfen,  die  g'walt 
vermöchten  zu  erwehren,  und  erwehrens  nil'.  Hütten  (ver- 
teutscht  klag  an  herzog  Friedrich)  h,ld  Manch;  sie  lehren,  dasz 


GEWALT  14,  b  (vergewalligung)        4976 

man  alle  diejenigen,  so  vom  bapst  excommunicirt  sind,  mit 
gutem  gewissen,  mit  gifft  oder  gewalt  könne,  ja  solle  hin- 
richten, auszführlicber  discurs  und  bedencken  eines  teutschen 
calholischen  priesters  bei  Londorp  1,  280';  Caraffa  fieng  an 
wieder  gewalt  zu  protestiren.  Kohnao  mediz.  quacksalber  hi; 
so  wird  man  zum  voraus  wohl  zu  überlegen  und  sich  zu 
cntschliesen  haben,  ob  man  im  Weigerungsfall  ihn  arretiren 
und  ans  dem  land  bringen,  und  wie  weit  man  mit  der  ge- 
walt wenn  er  sich  widersezzen  sollte  geben  wolle.  Götfib 
(an  Karl  August  1779)  briefe  4,8;  als  anslifter  wird  bestraft, 
wer  einen  anderen  zu  der  von  demselben  begangenen  straf- 
baren handlung  . . .  durch  miszbrauch  des  ansehens  oder  der 
gewalt . . .  bestimmt  bat.  Strafgesetzbuch  für  den  norddeutschen 
bund  (1870)  §  48,  bundesgesetzblatt  von  1870  s.  2U5;  das  ist  nach 
meiner  meinung  der  wahre  begriff  germanischer  freiheit, 
welche  nicht  mit  wüthenden  rotten  durch  die  straszen  läuft, 
sich  selbst  ausrufend,  sondern  der  gewalt  eine  unsichtbare 
und  stumme  schranke  entgegensetzt.  Imh ermann  (memorabilien) 
18,33  Bobertag;  der  gerichtsvoilzieher  ist...  wenn  er  wider- 
stand findet,  zur  anwendung  von  gewalt  befugt  und  kann  zu 
diesem  zwecke  die  Unterstützung  der  polizeilichen  Vollzugs- 
organe nachsuchen.  Strafgesetzbuch  für  den  norddeutschen  bund 
(1870)   §  678. 

ß))  dem  gegenüber  entwickelt  sich  da ,  wo  das  collective  und 
corporative  moment  in  dem  Zielpunkt  der  gewalt  liegt,  der  begriff 
^aufruhr': 

da  zerret  an  der  glocke  atr&ngen 

der  aurruhr,  dasz  sie  heulend  schallt, 

und  nur  geweiht  zu  rriedensklängen 

die  losung  anstimmt  zur  gewalt. 

Schiller  (glocke  368)  11,317; 

ist  bei  einem  auflaufe  gegen  die  beamten  oder  die  bewaff- 
nete macht  mit  vereinten  kräften  thätiicher  widerstand  ge- 
leistet oder  gewalt  verübt  worden,  so  treten  ..  die  strafen 
des  aufruhrs  ein.  Strafgesetzbuch  für  das  deutsche  reich  §  116, 
vgl.  auch  §  106  und  ähnlich  §  113  (s.  schon  bundesgesetzblatt 
von  1870  s.  218)  vgl.  auch  unten  sp.  49*^'!.  49S3. 

e))  wenn  beide  factoren  individuell  beJimmt  sind,  nimmt  das 
wort  zunächst  privatrechtlichen  Charakter  an,  greift  aber  von  hier 
aus  in  das  strafrechtliche  gebiet  über. 

«))  das  machtverhältnis  wird  nicht  näher  angedeutet:  wa  Iren 
ainem  von  iemands  ainicher  gewalt  und  scbad  beschehen 
wellte,  das  die  andern  alle  disen  betrengten  bei  recht  handt- 
haben  und  leib,  blut  und  gut  zu  ainandern  setzen  wellten. 
Zimmersche  chronik  1, 146  u.  a,  (vgl.  die  zahlreichen  ähnlichen 
Verbindungen  unter  HI,  4);  also  vermaint  der  Fugger,  es  sollt 
im  das  auch  also  hingeen,  man  derft  in  nit  anfechten,  aber 
Matheisz  Öhen  kham  für  ain  rhat,  beclagt  sich  sollicbes  ge- 
walts.  Langenmantelsche  chronik,  d.  städtechron.  23,244  anm.  l; 
doch  soll  dem  gegentheil  seine  notturfft  und  einrede  (da  er 
einige  zu  haben  vermeint)  wider  solchen  gewalt  fürzubiingen, 
hierdurch  unbenommen,  sondern  vorbehalten  sein.  Frank- 
furter reformation  (1578)  1,6  §5;  war  es  dann  sach,  das  ain 
gerichtsman,  so  weit  von  der  obrigkait,  durch  böse  leüt  an- 
griffen wurde,  mag  er  seine  nachtbarn  umb  hilf  und  beistand 
anrüefen,  damit  er  sich  des  gewalts  erwerth.  landrecht  von 
Wartenfeld  (1585),  österr.  tveislh.  1, 161 ;  da  er  mir  sagte,  dasz 
Gabrias  bereit  wäre,  über  gewalt  gegen  mich  zu  klagen.  Wie- 
land  (Peregrinus  Proteus)  28,100;  die  nothwehr  findet  aber 
nur  gegen  eigenmächtige  gewalt,  und  auch  gegen  diese  nur 
alsdann  statt,  wenn  die  obrigkeitliche  hülfe  die  beleidigung 
weder  abwenden,  noch  den  vorigen  zustand  wieder  herstellen 
kann,  landrecht  der  preusz.  Staaten  (1832)  2,20  §  518;  gegen 
gewalt  musz  jeder  Inhaber  und  besitzer  geschützt  werden.  1,7 
§  141.  vgl.  auch  §  142.  §  143;  ist  die  gewahrsam  oder  der 
besitz,  obigen  Vorschriften  zuwider,  jemanden  mit  gewalt 
entnommen  worden,  so  müssen  ihm  dieselben,  ohne  rücksicht 
auf  ein  besseres  recht  dessen,  der  die  gewalt  verübt  hat, 
wiedergegeben  werden.  §  146;  eben  so  wenig  können  durch 
gewalt  erzwungene,  oder  durch  betrug  veranlaszte  handlungen 
oder  duldungen  den  besitz  eines  rechts  bewirken.  §  97;  wer 
mit  gewalt  gegen  eine  person  oder  unter  anwendung  von 
drohungen  mit  gegenwärtiger  gefahr  für  leib  oder  leben  eine 
fremde  bewegliche  sache  einem  andern  in  der  absiebt  weg- 
nimmt, sich  dieselbe  rechtswidrig  zuzueignen,  wird  wegen 
raubs  mit  zuchtbaus  bestraft,  strafgesstzbuch  für  den  nord- 
deutschen bund  (1870)  §  249;  wird  die  erpressung  durch  gewalt 
gegen  eine  person  oder  unter  anwendung  von  drohungen 
mit   gegenwärtiger  gefahr  für  leib  oder  leben  begangen,    so 


4d77        GEWALT  I  4.  t)  (Vergewaltigung) 

iit  der  tbUter  gleich  einem  rttuber  zu  bestrafen,  f  255;  ««r 
einetn  kainerudeo  . . .  etzwaareo,  gelranke,  lubaik  oilrr  gegen* 
•tandc  zur  reiuigung  oder  zum  au«be«iero  der  »•cheo  inm 
eigenen  gebrauch  oline  anwendung  von  gewoil  an  tucben 
entwendet  oder  veruntreut,  wird  das  erste  mal  disxiplinari«cb 
mit  Sil  engem  arrest  Ije-itroft.  gescbielit  dies  aber  zum  zt^eiten 
in;il ,  oder  ist  bei  verübnng  der  (bat  gewalt  an  sacbi-n  an- 
gewendet...  so  tritt  die  strafe  dea  eiufarbfn  ilieb»tabls  ein. 
krieguTtikel  ßr  das  prtutz.  hur  (Ibfti)  {  40,  hundngttttihlaU 
ton  1867  I.  316. 

ß))  dat  verhaUnis  dt»  tUrktren  tum  $chwdchtren: 
ja,  was  heim 
bei  dir  gewiili?  mit  Teu'r  uod  ncliweri?  oeln,  Dolo, 
was  hrauolit  e»  diIi  den  acliwacheo  für  gewall, 
all  Ibre  schwaclio.  Lii<»ii<o  {tfiiihnu  2,3)  3,5&. 

mit  Vorliebe  «ird  dieut  vtrhültnit  an  dem  unltrschied  der  gt- 
sehlecliter  ausgeprägt  und  der  begriff  der  gewalt  von  hier  aus 
auf  das  sexuelle  gebiet  itber geführt. 

1)))  niinnierniehr,  mein  hprr;  kb  geb  es  nimmermehr  zo. 

—  es  geschieht  uhne  meine  einwilligung.  -  das  beiszt  gewalt 
hiüuchen,  mit  gewnit  besitz  nehmen.  —  aber  gewalt  wider  eine 
srbwacbe,  unglückliche;  —  ein  mann  sollte  sich  dieser  gewalt 
acliiimen.  Lkssinc  {die  matrone  von  Ephesus)  3,400;  lasz  ab! 
beschöne  nicht  die  gewalt,  womit  du  ein  welirlnses  weih  zu 
zwingen  denkst.  GUthi  {Iphigenit  in  prota  i,  3)  67,87  {rgU  die 
sich  der  Schwachheit  eines  weibes  freut  in  der  späteren  fassung). 

^)))  so  jemandt  einer  unvcrleumhlen  ebefrawen,  witwen 
oder  jungfrowen  mit  gewalt  unnd  wider  jren  willen  ihre  junck- 
fraulich  oder  frttwiich  eer  neme,  derselbig  ubelltbatter  hat 
das  lebenn  verwurckt.  Carolina  62  Kohler  -  Stheel ;  doch  bei 
langem  wirdt  der  bruder  gar  entzündet  unnd  schendet  die 
Bciiwester  mit  gewnll.  Pauli  schimpf  und  ernst  176';  riolar$ 
nutzwingen,  mit  gewalt  schwachen,  verletzen.  Ambbosiis- 
Calbpinus  (I&70);  violatio,  Verletzung,  anfallung  mit  gewalt 
z(\  sehenden,  eb.nda;  violatur,  verletzer,  gewalt  an  ibuer, 
geschender.    ebenda;  meine  jungfräuliche  ebre  —  diese  nacht 

—  gewalt!  SciiiLLKR  {Fiesko  i,  10)  3,33; 

die  wilde  begierdfl 
dringt  mit  gewalt  auf  das  weib,  und  macht  die  lusi  lum  eDtsetieD. 
GöTHB  {lIciiiKinn  und  Durolheo)  40,2!ri: 

mit  Zuchthaus  bis  zu  zehn  jähren  wird  bestraft,  wer  mit 
gewalt  unzüchtige  liandlung,en  an  einer  frauensperson  vor- 
nimmt, sirafijeiettbtich  für  den  norddeutschen  bund  (1870)  $  176. 
vgL  Strafgesellbuch  für  das  deutsche  reich  §  176.  177,  vgL  auch 
gewalt  anthun  unter  III,  4. 

5))  die  objectivierung  knüpft  an  die  rtrsehiedenen  «6*n  be- 
legten bedeutunyen  an,  bevorzugt  aber  die  individuell  gebundenen, 
ein  äusseres  kennseichen  der  objectivierung  liegt  in  dem  xutritt 
von  pronominalformen  tum  Substantiv,  die  neuere  spräche  hat 
diese  abgestreift. 

a))  dann  es  ist  kein  gewalt  vordriszlicher  unnd  unleid- 
licher, dann  wo  man  des  vor^ewQltigten  noch  darzu  spottet, 
lind  in  z3  seinen  unglück  übet  und  trotzet.  Hütten  (Va- 
discus)  4,  tS8  Böckiitg, 

b))  dwile  heie  Niciais  Feiern  geschuldiget  hait  umb  ain 
gewalt  und  nit  umb  ein  frevel,  und  mit  recht  gewiset  ist, 
daz  es  keine  gewalt  ist  dann  ein  frevel,  ao  sal  bere  Niciais 
den  kosten  gelden.  der  Ingelheimer  oifr/io/' (1448)  267  Lorsch; 
eine  unsrholt  geboden  vor  den  ofgemessen  schaden  und  umb 
eicen  gewalt.  (Oberwesel  1449)  2t»3;  das  ist  ein  gwalt  wann 
es  geschieht  on  offen  ursacb.  Terem  (1499)  lll'  (anmerkung 
des  übersetiers) ;  wa  aber  jemandt  uss  forcht  eins  gewallts 
unnd  nit  der  meinung,  jemandt  vom  rechten  zu  dringen,  ann 
unTcrdaihtlicb  ende  enntwicben,  der  bat  dadurch  disse  vor- 
gemellte  straffe  nit  verwurckt.  Carolina  66  Kohler-Scheel ;  ao 
ein  fehler  befunlen  wiert,  von  der  herrschaft  dasz  gehörige 
einsechcn  und  die  verdiente  bestralTung  vorgekert  wIert,  ohne 
dasz  man  diiszfahlsz  einen  richler  einen  gewalt  oder  be- 
slraffung  zuelaszet.  marktordnung  von  PöUtn  (IM7),  hUrr. 
weMh.  6,  lii. 

c))  derliaiben,  als  sie  den  gewalt  und  straf  gottes  angen- 
scheinliclien  Sachen,  baten  sie  gott  umb  gnad  und  Verzeihung. 
Ximmerschi  Chronik  1,283:  kumbt  iemant,  der  zu  schaden  gen 
wolle,  das  sullen  sie  understen  und  denselben  davon  weisen, 
wolt  sich  aber  derselb  oder  mer  darinn  fravenlicben  halten 
und  in  gwalt  beweisen  oder  mit  gwalt  in  die  hueten  preclien, 
desselben  gwalts  si  sich  sullen  wem  nach  irm  vermögen. 
dorfrecht  der  gtmeinsehaft  im  Tirol  (1462),  isUrr.  wfittli.  6*,  »7; 
aller  der  gewalt,  scbud,  nngcuiach  der  di-m  gotshaua  geschieht 


GEWALT  I  4.  b  (frevel) 


4978 


in  leuteo  oitr  so  gal,  dea  kImI  4«f  M  Moer  aut  fogi  let, 
z«  bant  und  er  4m  veroinmi,  faaerMb  tktrttituuf  mtt  Ut. 
Urkunde  (&<*«•  1197)  aus  itr  i.  Atf|/b  im  It.  I»ktk.  »m  Z^b« 
urkundenbuth  *MS  Sttserm»ik  t,  Mt  tSim  fevail  oHtt  ^^ 
Irubung,  die  eine«  ion  seiner  pomwlti  WHßH^tßüt  mUm 
mn  dem  gerirbt,  darino  diescibta  kwcbtkM,  fereckifertitet 
werden.  Frankfurter  itMtulenbuek  (UM)  MC. 
ä))  4m  Ut 

nicht  alle«,  was  naa  fcietfero  ikai.  lewtliT  — 

SU  «agen :  —  sii«|SBoaiM«a,  «a*  die  kt/cb' 

an  klnüern  tbuk  Ls'Siao  (.Vaik«.  «.))  S,  Uli 

es  Ist  gewalt!  es  tat  vtrwefotr  raub! 

alcbt  pDIcbiveriaMCD  kooot*  meine  l«<kter 

aus  fralcr  oalgunf  dem  eotfubrer  feliaa. 

Schills«  ti>immi  vm  itmtim)  UVi 

tfl  gewaltibat  (i.  d.)  im  gtgensatu  m  gewalltblligktit  (s.  i.). 
«))  gewalt   schreien   (iti  anderen   iknluhen  »ecussttHn  M 
(chreien  vgl.  Iheil  9,  171»): 

der  biscbsr  siebt  erstaunt  ood  schreit  toleut:  gewalll 
dass  von  dam  lauien  ruf  die  bObl«  widerscbaltt. 

Kacmabiab  (rgmummiu  I)  l.*3: 

gewalt  schreien,  cAiamar«  oinle,  crirr  Aare,  rMeai<r,  »ptUtr  i 
son  ucours.  RIolem  (1711)  38o';  gewalt,  gewalt!  o  rettet! 
kommet  mir  zu  bulffe,  die  ihr  ehre  und  keuacbbeU  achtet. 
GtTMios  Horribilt.  69  neudrutk; 

herbei,  Ibr  mloner,  gute  leuia  helft! 
■ewalt,  gewalt.  tie  fbbren  Ihn  gcrangcn. 

ScaiLLia  (WUkftm  UÜ  S.S)  14.aWt 
gewalll  eowaltl  ..  acb  gold'gar  kalter! 
sie  plOnoisro  drio  In  haus,  tie  sAuüen  aa 
und  gOnnan  telbti  den  t«dMa  nlebt  die  nibl 
acb  schütit  uns,  berr. 

öaiLLPiaiaa  (tMg  OlUUr  »)  0,  lO. 

S)  gewalt  ■-  frtvtl  wsi  ^  «nrecU.  die  mu(Aun§  itr  Mer- 
Itgentn  kraß  wird  an  dem  ■seisateft  der  wsm^  oitr  4a  cmMm 
gemeutn:  gewalt,  gewaltthMigkeit  tit,  riolMlie.  Baiii  n». 
Albb  1727  M.  a.  vorbereitet  und  tngedeulet  war  dies«  tenrtlu9ma§ 
auch  schon  in  manchen  der  tken  Meglen  beitpteUf  dtek  feUu 
die  besondere  autprigung  dies«$  momente»,  die  in  ieu  ftl§niem 
belegen  hervortritt. 

1))  die  beurthetlung  utOtr  d««  f«itdkljpaiikl  der  wurni: 

den  armen  man  nit  underdrack 
durch  blebarl  und  faUcbe  tiuck: 
des  groten  gwalts  nUibruch  nit  sieb: 
cot  lelt  das  nit  im  binaelrich. 

Taon**  MuBKBa  bMlenfakil  t&.M  Mertlmi 
riebt  nun  dein  thun  und  lu>en 
nach  gotici  gesati  und  lehr, 
halt  dich  aun  rechter  Strassen 
nnd  gang  kein  misigtnc  mehr, 
die  gerechiigkeit  thue  da  tucbea 
vor  andern  lügenden  all, 
den  gewalt  ihut  goit  verililch«B 
vor  andern  la«iern  all. 

deutscht  lietler  auf  de»  miaterk»mi§  W  WtiUm, 

a))  (die  aufrührerischen  Caseogner)  erwehletea  dcrtolkea 
allerlei  befeh'haher,  ja  einen  künig,  welche  nit  gross 
und  bncbmulh  tiel  aiadt  und  leuth  durch  liat  u 
einonmen  und  z>\ungen.  Kiacaaur  mendunmulk  (1^4^  S>M 
Osterley;  dieweil  aber  d.  Luthera  christlicbc  lebra^  VM  nlln 

Seiten  mit  listen  und  gewall  aogefocbteo eekritk  4. 

Luther  an  disi  edle  blut  (a«  KaH  V  ),  MaraieiM  UAm  «; 
drei  roauren  kan  noch  wobi  ein  slarckes  be«r  beateifM»  •• 
feate  als  sie  aind,  bricht  sie  gewalt  and  IUI.  asedl  mmik§t 
77;  er  fasst  hierauf  den  eoiachtuti.  aeine  vnßk  ta  ter* 
bergen,  ein  ruhiges  uod  freudigca  anaekn  aoMaetoca,  mm 
sene  absiebten  desto  gewisser  n  arreuba«,  \m  im  llHt 


aber  gewall,  list,  belnegerei  und 

er  Ober  das  hartnackige  weigeni  <W  Tyilrti  «iera 

LissiKO  (aHjta^  aas  dm  lr«a0i|pMt  l%fMe)  t^Wt  Mi 

doch  euch  wider  de«  teafale  UM  m4  fi»»!!»  Ib  Ü 

aofa  irockne  bringeo.   G«t«s  m  AtvMf  MmH  Ah^  (»•  f»- 

1181),  hriefe  &,9»: 


aa»f  earteiee  kM  der  baaaeni  ■oweMMaa  ■iwr» 
das  mit  dea  Mdaeea  fewali  MasM  dea  TJilen  Uait 
aber  jener  befcenaahie  mk  iraft  dto  «wiewa  ante. 
dieser  belehrte  die  ««h,  dia  ar  Mk  Wigliall  tiawli 
kefäiMaft  *as  |ir  as«  prwMa 
•«MfvtifMs  aMaaacrM«  im  4aa 


tl.t»l 


ScauLBB  C«r    _^_ 
der  t*4Uktt  «■«ff« 
4tutk^ :  des  MaMra  tratt}  «fC 

la  der  kehle  Ikgi'a  varwahn, 

«•ftkaUist  vaa  alle«  «iaela 

der  Um  «ad  der  gawaft. 

j  dia  aotabuBf  daa  •anekto  twcMaM  eoiwader  iarch  faentk 
i  oder   durch   liet,  wiklia«   !■   kiasubi   aaf    daa 


4979 


GEWALT  14,  b  (frevel) 


GEWALT  14,  b  (unrecht) 


4980 


wesentliche  einerlei  ist.  gewalt  ist  zwang  des  fremden  indi- 
viduums  durch  physische  causalität.  Schopbnbaobr  weit  als 
Wille  und  Vorstellung  l,  39S  vgl.  Fraüenstädt  Schopenhauer- 
lexikon 1,  28S;  wer  sich  eines  menschen  durch  üst,  drohung 
oder  gewalt  bemächtigt  .  .  wird  wegen  menschenraubes  mit 
Zuchthaus  bestraft.  Strafgesetzbuch  für  den  norddeutschen  bund 
(1870)  §  234,  bundesgesetzblatt  von  1870  s.  239;  wer  eine  minder- 
jährige person  durch  list,  drohung  oder  gewalt  ihren  eitern 
oder  ihrem  Vormunde  entzieht.    §  235. 

6))  dez  wir  aber  für  uns,  helffer  und  dienner  und  wenn 
wir  dir  zu  schaden  bringen  müssen,  gern  vertragen  waren, 
als  ferr  wir  dez  von  hindernüss  gross  gewalz  und  mütwillens 
verderiblichen,  den  du  mit  unseim  vatter  und  auch  mit  uns 
manig  jar  blssher  getriben  hast,  müssig  und  entladen  möchten 
sein.  OsKald  der  jüngere  und  Gotthard  von  Wolkcnstein  an  Hans 
von  Vilanders  (I44l)  bei  Steinhäuser  privaUriefe  1,355;  dann 
man  heit  das  volck  gar  nahe  für  knecht  .  .  .  under  denen 
ergeben  sich  viel  den  edlen,  wenn  sie  mit  frembdem  gelt, 
mit  grossem  tribut,  oder  durch  gewalt  und  mutwillen  der 
potentaten  beschwert  werden.  Ringmann  Cäsar  (l5S8)  59";  weil 
sie,  die  alte  schlänge,  mit  lügen  und  gewalt  die  auffsteigende 
warheit  nicht  demptfen  kondte,  erreget  sich  aus  d.  Martini 
Zuhörern  allerlei  Zerrüttung  und  ergernus.  Matbesiüs  Luther 
76;  er  traib  vll  büeberei  und  gewalt  mit  dem  armen  volck. 
Hectob  MiiLicH,  d.  städtechron.  {Augsburg)  22,241; 

(wir  sehen)  gewalt  inii  poszheil  schweben  hoch, 

di  tugent  gbat  weit  binden  nach. 

SCHWARZBNBEBG  157*; 

§ewalt  in  boszheit  ilzundt  swevet  hogb, 
e  döget  geit  verne  bindernach. 

jünuere  glome  tum  l'icineke  d.  V,  128  Brandet; 
geltz,  gewalt  und  ubermuth, 

verderbet  manchen  Schreiber  gut.        Hbniscu  1592; 
glaubt  nicht,  dasz  Ich  fasele,  dasz  ich  dichte, 
seht  bin  und  findet  mir  andre  gestalt! 
es  ist  die  ganze  lärchengeschiente 
mischmasch  von  irrthum  und  von  gewalt. 

GöTHB  (uikme  xenien)  66,103; 
zu  Trifels,  auf  der  alten  kaiserburg, 
dort  liegen  herrenlos  die  reicliskleinode 
im  öden  saal,  den  heidengeititei'  bfiten, 
derweil  in  deutschen  gauen  überall 
gewalt  und  Zwietracht  iingebändigl  toben. 

UuLAWD  (Luitwiii  der  liaier)  8,107. 
c))  ohne  allein  ob  frevel,  gewalt  oder  andere  Sache  ge- 
schehe, das  halsz  und  band  anträfe.  Meiszner  Urkunde  von 
13S4  bei  Haltaüs  C95;  bischoff  Niclaus  war  zornig  über  die 
bürger,  sagt,  sie  hellen  grosz  gefreffelt,  und  die  freilieit  der 
kirchen  an  jm  zerbrochen,  woite  das  sie  jm  den  freffel  und 
gewalt  abtrügen.  Aventin  clironik  485';  darum  geschähe  ihnen, 
nach  solcher  ihrer  lehre,  kein  unrecht  so  man  sich  wider 
solche  unleidliche  gewalt  und  frevel  mit  gewalt  setzete. 
Luther  {predigt  am  24.  sonntag  nach  trinit.)  14,275  Eilangen; 
darumb  lasszt  ewer  frevel  und  gewalt  und  denckt  das  er 
mitt  recht  handlet,  von  welllicher  oberkeit  (1523)  E3';  gewalt 
ist  öffentlicher  frevel,  glossen  zu  Lucas  8,14;  dat  he  ome 
enjegen  wedder  sinen  willen  mit  frevell  und  eigener  gewolt, 
wone  und  sitle  in  einen  huse.  Urkunde  von  1533  aus  Leineberg 
bei  Haltaus  ii95;  unnd  lesset  jhm  unrecht  thun,  unnd  das  sei- 
nige mit  freuel  und  gewalt  abdringen  unnd  rauben.  Mathesius 
hochzeitspredigten  115  neudruck;  ebenso  105;  gewalt  und  frevel 
bringt  endtlich  den  todt.    Hunisch  1592; 

wer  weist  nicht,  dasz  ohn  dich  ihr  wort  erloschen  war 
im  blu!-bad  fiommer  leuth,  und  falscher  läbrer  scbwäzen, 
die  sich  an  gott«s  statt  mit  trotz  und  frefel  sazen, 
wenn  du  nicht  dem  gewall  stebts  bauest  abgewehrt 
und  durch  Verfolgung  erst  die  gläubigen  gemehrt. 

RoHPLER  I ei iiK.i Milchte  A3*; 
ich  wai^cbe,  goit,  in  Unschuld  meine  liände; 
wenn  ich  an  mir  gewalt  und  frevel  fände, 
wie  dürft  ich  meinem  gotte  flnho. 

Kbaker  psalmen  1,98; 
aver  gesten  sol  man  ze  allen  zeiten  richten  und  umb  frävel 
und   umb  gewalt   und  umb   Unzucht   sol  man  auch  richten. 
rechtbuch  von  Brixen,  österr.  weisth.  5',  382. 

d))  gewalt,  notzwang,  ehebruch  und  schand 

zerreissen  olTt  das  ehelich  band; 
wenn  aber  allwee  folgt  die  räch, 
die  übern  söhn  der  vatter  sprach, 
denn  ehebruch,  unzucbt,  frawenschänden, 
Bcbetzt  man  kaum  werth,  sich  drumb  zu  wenden. 

KiRCHUOF  wenitunviiiih  (2,  .=»3)  2,  104  Uslerley; 
er  (der  tnifci)  kam  an  eines  füersten  bolT, 
da  man  spilt  llücht,  büert  und  zusofT: 
Bchinterei,  gwalt,  krieg  rawb  und  moit, 
der  füer.n  s^acb  durch  dii:  prillen. 

H.  Sachs  (iter  teufet  aiitt  im  tnnt)  fabeln  und 
schivanke  3,326  Cötie; 


dieweil  der  satan  das  evangelium  mit  keiner  gewalt  noch 
ketzerei  vertilgen  kundt,  practicieret  er  noch  weiter.  Er.  Al- 
BBBUS  wider  die  verfluchte  lert  der  Carlstadler,  vorrede; 

hör'  ich  nicht  den  krieg  schon  kommen? 
steur  ihn  doch,  du  frommer  gottl 
er  hat  zu  gehüllT  genommen 
hunger,  armuht,  g  wslt  und  lod. 

ScHOTTKLius  fiiedens  sieg  56  neudruck; 
gehütet  wie  den  apfel  meines  auges 
bab'  ich  dies  land  und  diese  arge  Stadt, 
und  wfihrend  alte  weit  ringsum  in  krieg, 
lag  einer  blühenden  oase  gleich 
es  in  der  wüste  von  gewalt  und  mord. 

Gbillparzer  (ein  bruderzwisl  4)  8^,105. 
e))  hie  gebt  vor  billigkeit  gewalt, 

hie  hat  Unschuld  kein  aufenthalt. 

HüiTBN  (ktaii  über  den  Luterischen  brandt) 
5,48  Miinch; 

violentia  notzwang,  unbillicher  gewalt.  Fnisius  1385';  ebenso 
ßiiiBLiDS;  ohn  einigen  unterscheid  bat  man  alle  diejenigen, 
so  nur  mussitirt,  gegen  und  über  den  unbillicben  gewalt, 
dessen  sich  dann  Spanien  in  dieser  occupation  gebraucht, 
ein  Wörtlein  fliegen  lassen,  hinweg  geräumt,  spanische  stnrm- 
glock  (1616)  bei  Lündorp  1,289*;  u.a.  vgl.  auch  unter  111,2; 
sein  recht  in  der  scheide  tragen,  und  den  gewalt  für  billig- 
keit achten.  Schotteuus  hauptsprache  1232. 
2))  gegenüberstellung  von  gewalt  und  recht. 

«))  Hanns  Waidman,  man  seit  von  dir, 

du  wellest  im  land  jagen  schier,  .... 

zQ  Zürich  brachstu  mit  gewalt 

die  armen  l&te  manigfalt, 

recht  mocht  nieman  geheifen, 

die  bunde  bastu  all  ertöt 

mit  deinen  jungen  Wolfen. 

LiLiKNCRON  volkslietter  2,272  (Hans  Waldmann  1489); 
wer  den  gröslen  kolben  hat, 
der  kura  von  dem  galgen  uff  das  rat, 
und  setz  sich  da  in  das  wasserbat. 
wir  narren  stecken  kein  ander  zil 
dem,  der  unsz  narren  geweitigen  wil, 
on  recht  unsz  wil  mit  gewalt  vertreiben, 
und  laszt  uns  nit  bei  recht  bleiben. 

Murner  vom  grasten  Lutlierischen  narren 
vers  569  Kurt; 

denn  man  helt  es  dar  für  gewissziich,  das  soliche  gewalt 
nicht  rechte  sach  halt,  und  wider  recht  handle,  weil  sie  on 
gottes  wort  feret  und  sich  sonst  nicht  denn  mit  blosser  ge- 
walt zu  helffen  weisz,  wie  die  unvernünß'tigen  thier  thund. 
Luther  ton  weltlicher  oberkeit  (1523)  E2";  darnach  theten  si 
{die  päpsle)  das  tüchlin  recht  vom  angesicht,  namen  sich 
gewalls  an,  doch  mit  forcht,  einen  künig  zö  machen,  desz- 
halb  mit  den  fürsten  einen  bescheid  machten.  Judas  Nazarei 
vom  alten  und  neuen  gott  26  neudruck;  wer  zur  gewalt  schweigt, 
der  verliert  sein  recht.    Lehmann  florilegium  307; 

gewonbeit  wird  gebot  durch  brauch  und  lange  zeit, 
krieg  hat  durch  dreissig  jähr  gewalt  in  recht  gefreit. 

LOGAU  3,1,39; 

den  ausspruch  rechtens  durch  den  weg  der  gewalt  hinter- 
treiben. Schottelius  hauptsprache  1232;  die  gewalt  musz  un- 
rechtmässig sein,  mancher  Verbrecher  wird  zur  urphede  ge- 
zwungen ;  dieser  zwang  ist  gerecht,  alle  krigesgewalt  hat 
die  Vermutung  des  rechtens  für  sich.  Estor  teutsche  rechts- 
gelehrtheit  (1767)  3,1196; 

ein  schnöder  eigeiinutz  steht  itzo  an  der  steile 
des  alten  götterschwarms  des  bimmels  und  der  böllc. 
ihm  weiht,  ihm  opfert  sich  das  menschliche  geschlecht, 
sein  tempel  ist  die  weit  und  die  gewalt  sein  recht. 

Hagedorn  poet.  werlte  1,8S; 
was  ist  gesetz  und  Ordnung?  können  sie 
der  Unschuld  kindertage  nicht  beschützen? 
wer  seid  denn  ihr,  die  ihr,  mit  leerem  stolz, 
durch's  recht  gewalt  zu  bänd'geu  euch  berühmt. 

GöTUB  (nutürtiche  locliter  4,2)  9,340, 
nicht  ist  von  recht,  noch  von  gerlchl  die  rede; 
hier  ist  gewalt  1  entsetzliche  gewalt, 
selbst  wenn  sie  klug,  selbst  wenn  sie  weise  handelt. 

(4,1)9,329; 
geh  zu  raub  und  krieg  1 
hin,  WO  gewalt  gesetz  macht!  denn  wo  sich  gesetz, 
WO  vaterwllle  sich  gewalt  schuf,  taugst  du  nicht. 

(l'amiora)  40,890; 

dieser  religionsfriede  also,  der  die  flamme  des  bürgerkriegs 
auf  ewige  Zeiten  ersticken  sollte,  war  im  gründe  nur  eine 
temporäre  auskunft,  ein  werk  der  noth  und  gewalt,  nicht 
vom  gesetz  der  gerechtigkeit  diktiert.  ScniLLBR  geschickte  des 
dreisiigjdhrigen  krieges  1  (nach  den  ausgaben  von  1802;  in  den 
alleren  von  1791  ab:  ein  werk  der  nothwendigkeit  und  der 
stärke,  vgl.  Gödeke  8, 18); 


4981        GEWALT  I  4.  I>  (kvIiI  vor  rcclit) 

denn  nicht  vom  rachia.  voo  fawtli  •Udo 
Ul  iwUclicn  mir  und  Kogellaiid  dia  rad«. 

SCHILL!*  (Uaiia  Stuart  1,7)  13,439; 
icbrackllcli  immer, 
auch  \a  gararhiKr  racha,  In  gawali, 
goti  lillfi  nur  dann,  wenn  aeoicbeD  nicht  mehr  beiraa. 

{T0II  'l.i)  U,  :i30: 

da«  werk  der  gewalt,  freien  nNonern  unzirmlicb,  man  frr- 
niieden  wenien,  »0  lang  da*  recht  atimme  hat.  J.  v.  MOLi.aa 
gt$cliiehU  der  Scliwriieritchtn  tirigenouenicJiafl  4,  414; 

mnin  beer  erwartet  mich,  dani  wir  vertucheo, 

was  die  gewalt  vermag  im  dlemt  de»  rechii. 

GaiLLrARXia  (ein  lieuer  ilimrr  1)  (>*,I09; 

herold.       beglOcki  wer  hat:  da«  lit  ein  alt  geieit. 
kanzler.     ao  nennt  ihr  da«  geaett?  dai  lit  gewalt. 

(kAnii  Utiukar  4)  0, 109; 

nicht  der  arm  der  gerechtigkeit,  die  gewalt  nCtbigte  mich 
ein  land  tu  rliumen,  in  das  man  mich  berufen,  wo  ich 
ncht  jnhre  in  treuem,  ehrenvollem  dientle  tugebracht  hatte. 
J.  GaiHM  {über  mein«  tnllassung)  kl.  telir.  l,2&;  nein,  ich  er- 
warte, dasz  Die  sich  als  mSnner  und  disciplinirte  soidateo 
benommen  haben  würden,  die  das  recht  da  gesucht  hatten, 
wo  es  SU  linden,  und  niclit  auf  dem  »ege  der  gewalt,  um 
es  sich  selbst  zu  vrrscbalTcn.    Frankfurier  nationalvtriammlung 

(1)  105*;  an  die  stelle  der  ewigen  onlnnngon  des  rechtes, 
die  nach  vorüliergeheiuier  Verdunkelung  alle  zeit  nur  um  so 
liellcr  Icuchlen,  liut  er  das  bunner  der  gewalt  tu  pflanzen 
versucht,  darum  kann  er  nicht  sitzen  unter  den  mannern, 
denen  unser  volk  die  gründung  der  einheit,  die  fesligung 
seiner  freiheit  anvertraut  bat,  in  den  wegen  des  ralhes,  der 
milssigiing,  der  Weisheit,  der  geduld.    E,  Simson  (über  Hrckn) 

(2)  MHi»';  «ir  haben  etwas  hei  uns,  was  voo  heut  ab  in  diesem 
walde  starker  sein  soll  als  die  gewalt,  und  das  ist  unser 
recht  und  das  gesetz.  G.  Frkttac  (toU  und  haben)  h,%\\  von 
notur,  also  ursprünglich,  herrscht  nicht  das  recht,  sondern  die 
gewnit  auf  erden,  weiehe  vor  dem  recht  den  Vorzug  des  primi 
occwpantis  hat.    Schopinhaokr  parerga  2,265  vgl.  Fraoerstädt. 

b))  warum  lesscstu  mich  sehen  mühe  und  arbeit?  warum 
zeigesiu  mir  rauh  und  frevel  umb  mich?  es  gehet  gewalt 
über  recht.  Lbthbr  Hahakuk  1,3  (et  factum  esl  iudicium  et 
eontradiclio  potentior;  und  es  ist  urlail  worden,  unnd  das 
wider  sprechen  gewaltiger  Eck;  bei  den  älteren  überseliern 
andere  auffassung) ;  darumb  ist  dieser  spruch  liabacuc;  ge- 
walt gehet  über  recht,  wol  bleiben  inn  der  well,  der  prophet 
Habakuk  l4*;  der  wellt  lauff  ist,  wer  frum  sein  wil,  der  mus 
leiden,  solt  man  ein  sachc  vom  alten  zäun  brechen,  denn 
gewalt  gehet  für  recht,  wenn  man  dem  hunde  zu  wil,  so 
hiil  er  das  ledder  gefressen,  wenn  der  wolff  wil,  ao  ist 
das  lainb  unrecht,   fabeln  16  (neudrueke  76); 


gewalt  der  eeiit  gar  ofTl  für  recht, 
als  ir  Inn  diesem  beUpiel  secbi. 

11.  Sachs  tiabel  de$  wolffe  mit  dem  Umb)  6,80; 


I    ................. 

^^m  gewnit  gieng  iinderwpiln  für  ruchi. 

^^H  und  hat  der  huridt  schon  nirht»  gethan, 

^^^  mu>i  er  doch  ledder  freisen  han. 

^^^E  Erashus  Alrkrvs  fiibcln  92  NeMdmc*;  efreiuo  in 

^^■1  der  Khrifi  'mider  die  verfluchte  lere  der 

■|F  KarlBledter'  L6': 

inn  das  klagt  auch  jener  armer  knecht,  das  gewalt  gehet 
fflr  reclil,  unnd  ein  quintlein  gunst  wolbereil,  uberwigt  ofll 
ein  centner  gerechligkeit.  Matbbsius  hochteilprtdiglen  tu  (bibl. 
d.  tchriflsteller  aut  Böhmen); 

gewalt  gebet  für  recht 

aaa  klaget  mancher  frommer  knecht. 

Lkhian!«  florileyium  30&; 
wo  gewalt  gehet  für  recht 
d.i  bin  Ich  lieber  berr  dann  knecbt.       IIinisch  1&91; 

es  ward  aulT  erden  nie  so  achlochl, 

«'  gieng  gcwolt  stets  über  recht.        ebenda; 

ge«alt  gehl  vor  recht.  Pisioaius  jjjricA»«r<rrjc*olt  19«:  g«w»lt 
fehei  für  recht  jus  ri  obniitur.  Spiisst  (ITOO)  151*;  ebense 
Wüis^iANi,  i5«-.  Bavkr  290'.  Ai.B«  983';  gewalt  geht  vor 
recht,  rfot"  e  la  forsa,  la  legge  non  ka  ragione,  ftna  etde  »lU 
ragione,  u  fien  I»  forza,  une  parU  la  ragione,  U  neione  t»4e 
^uo  ttlia  forta,  la  force  passe  U  droä.  Radlein  wf;  gtwalt 
für  recht  jus  in  armis.  Kirsch  179';  es  geht  gewalt  fflr  recht, 
da»  i»i  der  weit  bekannt  Joseph  Kurz  prinxestin  Ai«p*M 
{»uner  neudrueke  1)  8t:  gcwolt  geht  Tor  recht  und  die  ge- 
selle verstummen  vor  furcht.  Lbssiuc  (fo«  den  tramtrifttlem 
de*  Seneca)  e,  171;  gewalt  geht  über  rechL  WiblardSI  (MufaW 


GEWALT  I  4.  b  (gvhl  w  redii)        49S2 

«M  I8&7),  4IS:  Siifen:  konmt!  mI  mmttm  W9§t  kM«'9  *m 
»erdeo.  recht  babM  »ir,  uui  mit  «•nMnft  mIim  «|r*  imdk. 
»letskr:  ihr  nanen!   gawalt  gaki  ««r  rackl.  MAI!   Mru 

(6«i  bOMneniearheÜnnt  »,  •)  ||,4M:  VMü  raelMc  im  f«K«>  i« 
dort  nirgend*  die  redt,  nur  tm  aldilM,  M  immt  4ocfc.  mmm 
•i«  mächtig  siod,  bluBf  gawalt  vor  recht  gehl  F.  L  Jaaa  t,  L 
6>0;  in  bOseo  seitUaflte,  wo  gewall  für  racki  cHm.  t,  t,*!«; 
man  bat  mir  einmal  eine  •boliekalotunnt  »MaM  MfakM: 
'gewalt  geht  vor  recht',  das  war  dM  Mft,  Im  ksk«  M  ■(• 
getagt.    Bismarcr  rtdtn  (ii.  )Hni  mt)  •,M4. 

e))  es  ist  bot  rechten,  wo  gewalt  riehter  iat  &  Fiaaca 
tprithmMtr  2,20;  genau  $o  BpritMtrirUr  {henkfvt  »:•)  MI*; 
vgl.  HorraAMN  spenden  l,  i»i.  SiHsoca  U14  «.  •.;  wo  tewaUi 
ist,  de  mosB  recht  sein  maul  halte«.  Liaataa  ßmiUfium  SM; 
da.nr  geweld  heersrht,  zwijgeo  4«  wetlaa.  t.  S»*u  j-ltiimt 
tot  dt  hislorie  tan  Geldrrlanä  (initr  arai«  lUenl  Ufie)  1,11;  syL 
GsAP  und  OiBTaBRR  4 ;  wer  gewalt  hat,  der  niaHa  Uawef  m4 
last  die  recbtsgelehrtea  verlheidigrn.  LtaiAtiH  ßorüegüm  aa«; 
wer  geualt  hat,  der  hat  recht,  unnd  ist  gereckt,  aood  t«IU» 
alle  acbreibfedem  darüber  zu  bralwOrsIen  werden.  897:  «tM 
gewalt  mit  dem  scbeinmanlel  der  gerechligkeit  bedeckt  lil, 
last  er  sich  nicht  stralTen  no< h  bessern.  KM;  waa  lal rachlT 
gewalt  kan  es  tagen,  wilto  nicht,  so  mutto  wol,  da« 
recht,  ebenda;  gewalt  behelt  allzeit  recht,  das  tat  jeU 
weit  louir.  HüKMca  1592;  eine  band  voll  gewall  itl 
alt  ein  tack  voll  recht.    Graf  und  Disiakaa  U». 

d))  der  tlArcker  thut  oorecht  mit  geMail,  der  tchwacb« 
mutz  leiden,  unnd  darzn  dancken.  Lihbakr  ßerileftumtUi 
gewalt  nimpt  den  armen  sein  deck.  809;  ein  gelebrter  ■••• 
sagte:  die  gewaltigen  handeln  mit  gewall;  die  schwacban 
mit  recht,  gewalt  kan  es  kriegen:  nemlich,  wilto  oicbt,  to 
niiistu  wol,  das  ist  recht,  dann  der  bock  waiez,  dati  er 
hArner  hat.  ZinccRsr  apftphlhegmuta  (I6»8)  t,  IM;  gtwail  iat 
treglicher  zu  dulden    rIsz  unrecht.    Lbhhaiir  /ferileyniai  tm, 

e))  wo  gewalt  Ober  band  nimpt,  so  itl  da«  recht  l«dL 
iiemscR  1592;  wenn  gewall  kOmmt,  ist  recht  todi.  Ba*M 
sechstausend  d.  sprirhw5rUr  (1840)  781;  ebens«  Siiaoca  (M») 
lind  Graf  und  Dietmbrr;  wo  gewalt  recht  hat,  bat  dat  racbt 
keine  gewalt.  Bradn  766;  vgl.  Sisrocr  (8570)  u.  a.;  wo  gewalt 
herr  ist,  da  ist  gerechligkeit  knechU    7M;  vfl  SiaRoca  (81711; 

lunten-recbi  (egi,  theil  6.1309)  bell  rechtes  recbl  aar  flr 

lumpen-rccbt: 
wo  gewalt  tum  herreo  wird,  Itl  gerccbi  elo  kaeckL 

Lo«Ae8.«klS: 
Um  gewall  sich  blicken 
gebt  da«  recht  auf  krfickea. 

Baioii  781:  VfL  Siaaacs  (ttny. 

f))  wan  alle  gewalt  itt  unrecht,  cod.  HpL  Uhf-MmO- 
lanut  8,  723  GünVter;  vgl.  Graf  und  OiiTniRR  $.  4;  gewall  tbal 
unrecht.  Schradbr  aUe  teutsthe  eprithmirttr  (l«N)  89;  itwaM, 
unrecht,  rts,  vio^entM,  injuria,  SritsRa  (i*09)  151*;  gawah, 
unrecht,  ta;«ri«,  violentie.  Batbs  (1738)  290*;  gewalt,  nt  <«• 
justa,  violentia.  HAi.TAct69t;  und  toll  deraelbig  tun  redMM 
für  unrechtem  gwaldt,  und  nit  weiitber,  vergleidt  werda«. 
Carolina  $  156  Kohlrr  und  S>chrel:  sobald  er  veroimpt  de«  «^ 
rechten  gwalt,  so  an  sie  gelegt  wQrl,  er  sooder  iwaifal  ail 
underlaaxt,  der  bertzogin  t&  helffen.  Wicciab  Ceimf  IM; 
unrechter  gewalt  wird  nit  alL  Tecao»«  M  TaaiM  äffimmUm 
tprarhschatt  w*  u.  a,  vgL  unracki  umi  «MhAt  •4MIM  M 
gewalt  (I.  III 1). 

§))  von  welchem  nit  beratt  geteockl  aac  wifdM  im  fnMf 
die  anni^t,  ungerecbtikeil,  aMkaÜ,  MtltaMMf.  fbNM<l«l| 
tot'  {unde  emergi  um  paMfil.  «fMlM^  t^^MlMa^  Mihrft^  *»> 
fomia.  Ade^kei  8,1;  ffL  i«  tfir  fHm.  MavMMMf  aaa  IVi 
la  riolence,  la  paurrtU  u,  a.);  sad  ht§m( 
voo  herlieo,  dat  die  Abcrataa  im  kktkam  für 
ao  tie  iito  baban,  alt  larbaü,  aiaaiiPHi  Aberflata  . .  gtwali 
und  onrecbt  .  .  etwaa  aa  rieh  aHMa  diat«  fefeaiagaal» 
HoTTBH  {Yeäutus,  rtWraCia,  aatlar««!  arvMHtl^  4^Xi«  MrMtf ; 
allein  sollen  wir  noscra  aakadaa  kalaaakaa  . 
dem  unrecht  und  gewalt,  f  aaa  «aa  4aa 
geschieht . .  widcrttreben.  «fteaia  198  iaiainaa 
riamt;  eherna  18».  181  [ugL  gtwail  ÜMa  aalv  Hl);  daai  aia 
doch  aia  kaia  Iraw  aorh  claabaa  Makaa. 
ding  gatcbaMifat,  dana  aia  ia  .  . .  gawall 
tbon.  (wir  dt«  »^  aUma^  ..)  8,874  MaMaf ;  alaa  waa  kk 
noch  TOD  doctor  Latbert  aebriltaa  gtlaaea,  aag  M  kai 
meiner  taten  »eligkeil  tagea,  data  iah  daa  aH  daaa  a>ri<Bai 
aad  wol  gaa«bribaa  e rfcaaac.    aoklai  aaa  aaib im güBakaa 

319 


4983       GEWALT  II  1   (flexion  und  genus) 

warheit  und  gerecbtigkeit  willen  gewalt  und  unrecht  wider- 
faren,  fürwar  es  möcbt  mir  nit  lieb  sein,  neu  Karslhans  bei 
Schade  Satiren  und  pasquille  1,  4.  KjIbler  zseh.  f.  d.  phil.  30,  494 
will  in  der  Verbindung  gewalt  und  unrecht,  die  bei  Hütten 
so  häufig  belegt  ist,  ein  zengnis  für  Huttens  autorschaft  an 
diesem  Karsthans  erblicken,  die  Verbindung  ist  aber  auch  auszer- 
halb  des  Huttenschen  stih  beliebt:  darumb  reden  die  Wider- 
sacher jhren  gewalt,  und  thun  uns  gantz  für  gott  nnrecht. 
Melanchton  apologia  Augsb.  conf.  in  corp.  doct,  Christ.  {Leipzig 
1560)  s.  159  {zu  der  Verbindung  seinen  gewalt  reden,  vgl.  unter 
III);  wo  aber  ir  sie  also  unverantwurt  verbrennen  lassen, 
so  sprich  ich,  das  der  frawen  gwalt  und  unrecht  beschech. 
Wickrah  Galmy  137;  {sie)  understönten  die  junclifrawen  vor 
solchem  gewalt  und  unrecht  zu  erretten.  Livius  (Slraszburg 
1562)  43';  (;5)  stönd  Verginius  bei  dem  todten  leib  seiner 
tochter,  und  that  ein  klägliche  red  vor  allen  burgern,  erzölet 
den  grossen  gewalt  und  unrecht.  44*;  alle  öffentliche  gewalt, 
Schmach  und  unrecht,  da  einer  mit  gewehren,  prügeln  oder 
dergleichen,  den  andern ...  überfället  und  schlägt,  soll  bei 
leib  und  leben  .  .  .  verboten  sein.  Sghwendi  discurs  von  be- 
stellung  des  ganzen  kriegswesens  (1676)  134;  alle  öffentliche  ge- 
walt ntin  wird  auch  vermöge  der  kriegs- rechte,  am  leben 
gestrafft,  ebd.  164;  wer  einen  andern  widerrechtlich  durch 
gewalt  oder  durch  bedrohung  mit  einem  verbrechen  oder  ver- 
gehen zu  einer  bandlung,  duidung  oder  Unterlassung  nöthigt, 
wird  mit  gefängnisz  bestraft.  Strafgesetzbuch  für  den  nord- 
deutschen   bund  {1&70)  §  24ü,    bundesgeselzblatt  von  1870  s.  240. 

U.  grammatischer  theil.  formen.  Schwankungen  des  geims.  synlax: 
gebrauch  der  numeri  und  der  casus;  Überordnung  über  substanliva. 

1)  die  mannigfalligkeit  der  casusformen  steht  in  Wechselwirkung 
mit  den  Schwankungen,  die  am  genus  zu  beobachten  sind,  vgl. 
sp.  4913. 

a)  die  Verdrängung  des  femininums  durch  das  masculinum 
und  die  casusformen  der  älteren  spräche. 

«)  wie  schon  bemerkt,  ist  das  femininum  bei  Otfrid,  im  Heliand 
und  in  der  Tatianübersetzung  ohne  concurrenz,  mit  gleicher  über- 
ein.tlimmung  sind  aus  diesen  denkmdlern  auch  casusformen  der 
i-declination  belegt,  die  jeweils  den  entsprechenden  umlaut  auf- 
weisen, während  der  genetiv  singularis  hier  nur  ganz  selten  belegt 
ist  (lob  ouh  thera  giweiti  Otfbid  5,  25, 102),  liegen  für  den  dativ 
singularis  zahlreiche  beispide  vor:  in  welihhero  giwelli.  Tutian 
123, 1. 47,5;  al  an  is  gevveidi  städ.  Heliand  2l(;6  u.  a. ;  mit  giweiti. 
Otfrid  1,15,37  u.  a.;  vgl.  sp.  4915.  16.  von  den  pluralformen 
ist  der  dativ  bei  Tatian  belegt  zi  giweltin  44, 13,  Otfrid  meidet 
ihn,  falls  nicht  engilo  giwelli  (4,  7, 16)  als  aecusativ  des  plurals 
zu  erklären  ist  {vgl.  jedoch  sp.  4986).  die  mehrzahl  der  ein- 
schlägigen  beispiele  weist  den  nominativ  oder  aecusativ  singularis 
auf,  giebl  also  für  den  declinationstypus  keinen  fingerzeig,  vgl. 
giwall  finstarnesso.  Tatian  168,8.  242,1;  Otfrid5,  17, 9  u.  a.; 
Ihie  thar  suliha  giwalt  gab  mannun.  Tatian  54,9  u.a.;  He- 
liand 24S8  u.  a. ;  Otfrid  6, 16,35  u.  a.;  vgl.  sp.  4916. 

ßj  andere  —  meist  jüngere  —  denkmäler  der  althochdeutschen 
spräche  bieten  für  einzelne  casus  des  Singulars  und  plurals  un- 
umgelatitete  formen,  ohne  dasz  jeweils  ein  bestimmtes  genus 
festgestellt  werden  kann,  für  die  \-declination  sind  hierbei  in 
anspruch  zu  nehmen  der  dativ  singularis  kiwalti  {Oxforder  glossen 
des  9.  jahrh.  Steinmüyer-Sievers  4,  &)  und  der  instrumentalis 
in  kiwalti  Pilätes  des  St.  Galler  eredo.  dagegen  ist  auf  die 
&-declination  zu  schlieszen  bei  dem  dativ  singularis  giwalte  der 
Tegernseer  handschriften  des  10.  und  11.  jahrh.  (2,  286.  2,601), 
weil  ebendort  (2,293)  der  dativ  pluralis  giwaltun  erscheint. 

y)  sicheres  masculinum  mit  unumgelauteten  formen,  die  freilich 
über  die  declinationsklasse  nicht  immer  entscheidung  geben,  ist 
in  den  Monseer  fragmenten  belegt:  gewaltes,  regentis.  Monseer 
fragmente  39,  29  Hench;  himilischin  kawalte,  caelo.  28,30;  dhes 
sines  aerwirdbighin  chiwaldes  sahba.  Isidor  43, 14  Hench,  eine 
accusalivform  cbiwaldi  (dhurahsnuob  dhes  chiwaldi,  inrepserat 
potestatem.  Isidor  35,  2),  die  ebenso  wie  der  obenstehende  beleg 
aus  Otfrid  die  mönlichkeit  der  erklärung  aus  dem  plural  offen 
läszt,  wird  von  Hench  a.  a.  o.  als  typus  der  collectivbildung 
aufgefaszt  und  dem  neutrum  zugeschrieben  {eine  andere  er- 
klärung s.  sp.  4986).  durchgeführt  erscheint  das  masculinum  bei 
NoTBER,  bei  ihm  sind  auch  die  unzweifelhaften  belege  für  die 
anlehnung  an  die  a-derlination  gegeben:  tero  chCiningo  gewalt, 
ter  ofto  die  riehen  insezzet.  Boethius  25' ;  gibet  imo  neheinen 
gewalt.  psalm  38,33  u.a.;  sines  kewaltes.  77,42  u.a.;  foiie 
hello  gewalte.  48,  IG  u.a.;  alle  andere  gewalta.  Boethius  27' 
u.  a. ;  waz  kewalto  mag  taz  sin.  its';  föne  iiu  sarfen  gewallcn. 


GEWALT  II 1 ,  b  (fem.  durch  masc.  verdrängt)     4984 

psalm  34,17  {vgl.  cornibus  giwaltun.  Steinmbter-Sievers  2,293). 
diesen  Zeugnissen  für  das  masculinum  stehen  bei  Notker,  der 
in  zahlreichen  anderen  fällen  einen  aufschlusz  über  das  genus 
nicht  ermöglicht,  nur  zwei  belege  für  das  femininum  entgegen: 
diabolum  fliehendo  chömen  oüh  wir  in  sina  gewalt.  psalm 
113,1  {Hattemer  2,408*);  lose  mih  .  .  föne  dero  gewalte  des 
hundes.  21,21  {Hattemer  i,%0');  zu  den  belegen,  die  einen 
aufschlusz  über  das  genus  versagen,  vgl:  daz  sin  lichamo  in 
iro  gewalt  ne  chome.   68,  16  {Hattemer  2,  236')  u.  a. 

b)  das  vorwiegen  des  masculinums  in  der  mittelhochdeutschen 
Periode. 

a)  nur  von  einem  vorwiegen  des  masculinums  kann  für  diese  zeit 
die  rede  sein,  die  niederdeutschen  quellen  hallen,  soweit  das  genus 
ersichtlich  ist,  am  femininum  fest,  die  oberdeutschen  zeigen  das 
masculinum  durchgeführt,  die  mitteldeutschen  neigen  mehr  zum 
femininum.  diese  den  mundartlichen  gegensätzen  folgende  linie 
wird  aber  wieder  durchkreuzt  durch  eine  andere,  die  über  bestimmte 
unterschiede  in  der  Verwendung  und  bedeutung  führt,  denn  die 
vermuthung  von  Benecke  {wb.  zum  luein,  2.  aufläge  101)  darf 
nicht  ganz  von  der  Hand  gewiesen  v  erden  {vgl.  mhd.  wb.  3,  474'), 
sie  ist  nur  einzugrenzen  und  zu  verändern,  denn  genau  so  wie 
bei  Notker  in  der  Verbindung  in  die  gewalt  eines  andern  komen 
das  femininum  außaucht,  so  erscheint  es  bei  Harthann  v.  äue, 
der  sonst  eine  der  sichersten  stützen  des  mascul.  gebrauches  ist, 
in  der  analogen  redensart  in  die  gewalt  eines  andern  sich 
ergeben:  sU  ir  iuch  . .  in  mine  gewalt  hat  ergeben.  luein  2297 
{in  der  Heidelberger  handschrift  von  1477  und  in  der  Am- 
braser von  1517  min);  du  antwurt  er . .  guot  unde  lip  beide 
in  sine  gewall.  5099  {in  allen  handschriften).  von  hier  aus 
fällt  neues  licht  auf  einige  auffällige  inconsequenzen  in  ober- 
deutschen denkmdlern.  immer  handtit  es  sich  um  bestimmte  feste 
Verbindungen,  von  denen  einige  durch  ihre  geschlossenheit  das 
alte  genus  gesichert  haben  mögen,  während  andere  rielleicht 
aus  der  Umgangs-  oder  rechtsprache  des  nordens  eingedrungen 
sind:  ergebet  iuch  in  mine  gewalt.  ParziDoJ 287, 28 ;  näme  die 
burch  in  sine  gewalt.  Vorauer  handscbriß  des  Alexanderliedes  ii~, 
ebenso  661;  forte  die  chuningin  in  sine  gewalt.  631;  nam  den 
sperewer  an  ire  gewalt.  zsch.  f.  d.  a.  6, 429 ;  sol  der  rihler  daz  gfit 
in  sine  gewalt  nemen.  Schwabenspiegel  §273  Laszberg;  gegen- 
über von  nam  wider  in  sinen  golelichen  gewalt.  kaiserchronik 
8853,  ebenso  Wbrnher  Afarja  158.  Crescentia  Zn,  2Z.  Juditft  165,2; 
wer  si . .  in  sinen  gewalt  leit.  Straszburger  ordAung  bei  Ehe- 
berg 1, 6  u.  a.  noch  zäher  hält  sich  das  femininum  in  ähn- 
licher Verbindung  mit  einem  verbum  des  beharrens:  iz  ist  alles 
in  slner  gewalt.  kaiserchronik  2389  u.  a.,  vgl.  sp.  4923;  das  si  in 
irer  gewall  hat.  steiermärkisches  landrecht  108;  in  seiner  gwald 
haben,  österr.  weisih.  6,  300;  swaz  er  varunder  hab  het  in 
slner  gewalt.  Ottokar  21038;  vindet  man  ez  in  siner  gewalt. 
Schwabenspiegel  e.  258  §31  bei  Haltaus  695;  das  gut  bleibet 
in  der  gewalt  der  frauwen.  Iglauer  stadtrecht  201,  vgl.  auch 
die  Wiener  arzneibücher  2, 13*.  Ottokab  3693.  74809.  47500.  36320. 
dem  gegenüber  sind  einschlägige  beispiele  für  das  masculinum 
hier  spärlich:  also  het  in  der  marggraf..in  seinem  gewalt. 
vierte  bairische  forlselzung  der  sächsischen  weltchronik  376;  stS 
in  dem  gewalt  des  richters.  Augsburger  stadtreeht  60;  von 
sinem  gewalle  gie.    Gregorius  3677. 

ß)  theilweise  durch  die  art  der  Verbindung  bedingt,  theilweise 
aber  auch  durch  die  lautform  veranlaszt  ist  die  anziehungskiaft, 
die  die  einzelnen  casus  auf  dieses  oder  jenes  genus  ausiiben. 

1))  für  den  genetiv  ist  leicht  ersichtlich,  wie  sehr  er  das 
masculinum  begünstigt,  dessen  charakteristische  endung  mehr  ins 
ohr  fiel:  der  gewaldes  pflac.  Parzival  102,  11;  ebenso  Gre- 
gorius 3561;  hat  gewaltes  vil.  Enikei,  weltchronik  13260.  10431. 
Winsbeke  lh,i.  Lourtn  70.  Lutwin  285.  spec.  ecclesiaell;  und 
gebe  dir  gewaldis  vil.  Livländische  reimchronik  423;  ires  ge- 
waldes rouben.  72.  hierher  fällt  auch  der  einzige  beleg  für  das 
masculinum  aus  Brun  v.  Schonebeck  des  gewaldes  Stab  12082; 
vgl.  auch  gewaldes  hant.  passional  2,6;  dagegen  vgl.  der  des 
bäbstes  gewalt  pflac.    kaiserchronik  45514. 

2))  der  nominativ  bietet  formell  weder  dem  einen  noch  dem 
andern  genus  besondere  vorlheile;  da  er  aber  keine  der  oben  («) 
besprochenen  Verbindungen  zuläszt,  kann  er  eher  zu  den  casus  ge- 
rechnet werden,  die  das  masculinum  liegnnstigen.  überdies  kommt 
gerade  in  diesem  casus  die  wirkende,  thätige  kraft  am  bedeutungs- 
gehalte  des  Substantivs  zum  ausdruck:  do  seein  der  gotes  gewalt. 
genesis  {fundgruben  2,11),  ähnlich  K.  v.  Megenberc  112,3;  über 
die  belle  ist  sin  gewalt.  Ezzolied  21,8,  ähnlich  16,12;  der 
gewalt  wart  in  benomen.    JAvländische  r«/wr/ironfft  648 ;  wtlen 


I 


4985     GEWALT  II  1.  b  (miltelhochd.  masc.) 

glnc  der  gwalt  «In.  AU.rtndtititd,  Slrattburfftr  handtekr.  IM; 
tbtn$o  Yoruuer  handichr.  1430;  tfAnhfA  Mt  (ütarcbe  wAit  Ime 
alo  gewiill).  manchmal  liehen  tieh  im  ÄUxanderltti  hier  beide 
handithi iflen  geijenbber:  du  aolt  cbumcb  alo.  der  gewalt  al  dir 
vil  gcreit.  Voraiier  handuhr.  343;  diu  gewalt  al  dir  tu  ger^l. 
StraMiburger  handschr.  400.  im  ollfemeiuen  »ini  feminiua  hitr 
nur  au$  mittel-  und  niedrrdeutnehen  dmkmaltrn  belegt  und 
tueh  tie  nehmen  uU  belege  für  dt*  penoniliciervng  tugltith  mim 
londeritellung  tin:  tu  der  aicli  neigeta  .  .  dl  bobe  godelich 
gewalt.  Klitabeth  &33ü;  daa  nimpt  di  koniciicbe  gewalt.  da$ 
alte  Kulmiiche  ueJit  4,70;  den  aol  de  rrone  geMolt  bebalden. 
Sachsenspiegel  \,  0. 

81)  beim  atcusativ  machen  sieh  ausser  den  oben  b*$proektne% 
auch  andere  feste  Verbindungen  geltend. 

a))  aineo  golciiclicu  gewalt  ou^en.  kaiscrchronik  9387;  er- 
kanden  al  den  golea  gewalt.  Crcgorius  3363;  er  wolde  im 
atnen  gwall  lAo.  hersog  Ernst  4B»7  u.  a.;  vgl.  dagegen  an  gute, 
daa  un  die  kuoiglicbe  gewall  rdlil.  Magdeburger  fragen  l,2fVi 
«.  a. 

b))  gewalt  gewan  . .  a6  guoten.  Tristan  lOSSO;  lies  ime  den 
gewalt.  Tritrtr  Silvester  304.  dhnlieh  Walibk«  &6,  6;  den  ge- 
walt verlieb  saute  i'ctcr.  kaistrehronik  12392;  babita  allin  ge- 
nalt. Annolivd  AT\.  ebenso  Nibelungen  U,i,  20*.\4.  Alexander- 
lied, (Strasiburger  handschr.)  6880;  vollen  gewalt  baben  aüllen. 
monum.  Hoica  25,  63U  u.  a. ;  vyU  dagegen  btten  aie  die  gewalt. 
A.  V.  HiLBünaTADT  t,  111;  der  furale  gub  ir  di  gewuit.  Elisabeth 
2262;  onde  bette  ahie  gewalt  über  jung  und  über  alt.  Liv- 
lilndtsche  reimchronilt  680;  ao  bähen  die  burger  In  die  boiate 
gewalt  ubir  ai.  Freibergtr  stodireeht  244;  di  baben  di  gewalt 
wol.    10,4  «.  a. 

c))  den  oben  für  da$  femininum  in  oberdeutschen  quellen  an- 
gtßhrten  belegen  reihen  sich  aus  mittel-  und  niederdeutschen 
denkmdlern  an:  dea  gibicb  im  in  alne  gewalt.  könig  Aot/icr 
193;  nam  die  meiatergchaft  au  aine  gewalt.  Livldndtsche  reim- 
chronik  6327;  daa  aal  ber  in  aine  gewuit  triben.  das  alle 
Kulmische  reclU  &,  26  u.  a.  vgl  oben  sp.  4929. 

4))  der  dativ  singularis,  der  nur  für  das  masculinum  noch  di* 
volle  form  aufweist,  während  er  im  femininunt  vom  nominatit 
und  accusativ  steh  bakl  nicht  mehr  unterscheidet,  bevorsugt  das 
mascuUnum  im  freien  gebrauche,  in  festen  Verbindungen  ist  er 
theiiweise  {vgl.  sp,  40S4)  auch  in  oberdeutschen  quellen  vom  femi- 
ninum  bedrängt. 

a))  roüezin  dem  gewalte  din  . .  vremede  atn.  Barlaam  1; 
aenent  «icb  nacb  einem  gewalte,  leben  Jesu  378,13;  cbom 
von  gütlichem  gwalte.    St.  Pauler  predigten   126  u.  a. 

b})  daz  der  vater  bat  in  aime  gewulte.  fundgruben  3,  12U; 
gegen  got  bite  in  einer  gewuit.  kaiserchronik  835&  «.  a.  vgl. 
sp.  4930. 

c))  er  holte  una  .  .  mit  einem  gewall.  Wahrheit  91  Waag. 
Mar.  172,  0 ;  gegen  got  mit  einer  gewalt  Estolted  29, 1  «i.  a. 
vgl    sp.  49i2.  4024. 

6))  für  die  spärlichen  pluralformen  (vgl.  tp.  4924)  ist  di«  lu- 
gehörigkeit  sum  femtninum  der  i-klasse  aus  dem  uml>iut  su  er- 
schliisicn  {unumgelaulete  formen  s.  sp.  4986) ;  später  freilich  — 
auf  oberJeutachem  gebiet«  —  fordern  solch«  formen  «int  ander« 
ttkUirung. 

y]  die  sähigkeit,  mit  der  das  mittel-  und  nieder  deutsch«  gebiet 
am  ^imtntnum  festhielt,  ist  am  offenkundigsten  in  der  personi- 
ficuTting,  namentlich  wo  diese  mtt  männlichen  eigennamtn  in 
verinndung  tritt:  Hernian,  der  niine  gewalt  Cunrate  gewunl.. 
hat.  Ficiberger  staJtrecht  191;  der  richter  unde  sine  gewalt 
Cunral.  \^i;  vgl.  daqegen  kom  in  geriebt  der  gewalt  dea  con- 
M>Dte3.    Nürnberger  Urkunde  von  1303  u.  a.  vyL  »p.  4937  ff.  AM&ff. 

h  ein  vtrexnuUes  mascuUnum  ist  bei  A.  v.  HALaaaaTADT  mü 
1  (',';,. ii  bedeutung  verknüpft:  der  roac  verscbalTen  ein  geatalt 
.  II  II  iiecvaMen  gewall.  30, 16.  24, 181,  vgl.  oben  tp.  4938.  hiersu 
i.i:i.mt  bette  an  blumen  aulchen  gewalt.  Hiaeoar  v.  Fairzua 
9343. 

i)  SU  einer  Sonderstellung  des  im  sinn«  von  vis  und  violenti* 
verwendeten  Substantivs  liegen  in  btsug  auf  das  g«nut  keinerlei 
anhallspunkte  9or.  deutltch  lauen  sich  vielmehr  4i«  «b«»  ge- 
wonnenen grentlinien  auch  hier  verfolgen. 

0)  oberdeutsche  denkmältr  {die  Litiändisch«  rtimchronik  stimmt 
nuch  hier  wie  oben  mit  dieser  grupp*  überein):  gewalt  vil  gröier. 
Kibelungenhed  1927,  3;  bern  Dietrich  der  gewalt  verdroa«. 
lauiin  &61;  nu  tuost  du  dinen  gewalt.  Konrad  Rolandslitd 
75,18;  aprecliet  iwern  gewall.  Eree  9('32:  klagen  mae . .  der 
arme  den   gewalt.   Walthkb  16,13;   diaeo   gewalt  ..  flebeo. 


GEWALT  n  l.b  (flnioD  dct  mM.  mm;)     4986 


Tristan  lostt.  iknliik  pamJMMl  MI,  14.  i«,»i.  rtr  rvt  Unku 
landrecht  75. 107.  LMiuik^  rämtkromk  MM;  4««  |i»tH(M 
krall  Barlü4m  1}  ir  fwkm  M*  Ick . .  gri.  NatMAir  mT,  41^ 
ahnliih  ParMMl  M,  I  •.  «.  OTTOtAB  INA. 

3))  mum-  ««4  nM«r4emt$di«  inkmUm:  A  «i»tU  Ü  U 
gesehen  waa.  Umhurger  thtemik  «1.  atwielir  «MMm*  3%tt 
eine  gewalt  klageo.  Lmburger  tkrmikm.  SkalUkm  wmi  »ftm: 
laetin  groaae  gewall.  Roiiteit;  brrk«  eo«  ctwaJt.  Ihiimuätr 
itotuten.  ebenso  Magdtbnrfer  (rf***  ftttkerfir  tuitnä»  itU 
Saclitenspitgel,  vgl.  •*««  tp.  4913  f.;  mit  grAwr  fewall. 
Rothtr  2A74.  ebenso  to  4«r  Lmiurytr  tkrenA  mai  »udern 
vgl.  sp.  4941. 

0  Umlaut  und  ßexiontendungen. 

1))  der  umlaul.  Übergriff«  der  umfeUuUUu  fmmn  <■  4m 
accusativ  oder  nominativ  singularit,  mk  tk  tielUukt  m  «iaigm 
allhochdeulsrhen  belegen  ansunehmen  liad  (tfL  giwalli.  Omt* 
4,7,16;  chiwaldi.  isiDOB  3&,  i),  tut  en  tick  in  unterer  pttiei« 
kaum  belegen,  auf  niederdeutschem  koäen  haben  li»  um  »» 
mehr  gellung  gewonnen;  hier  sUk«n  sich  tmei  deelntUtMtffftm 
mit  theilweit«  fettgelegter  bedeutung  gegenüber ,  wfL  HWiMe, 
geweit  neben  gewalt,  gewolU  ScniiLta-LGaaKn  3,100;  9§L 
geweit.  VüHWua  und  Vibdah  t,  1881 /f.  neben  gewooU  inijf. 
(nebenform  gewonde).  in  der  mittelhncJideutttkeu  peritie  «iiii 
umgekehrt  die  umgelauteten  formen  auch  tm  itlim  ««i  §neti» 
singularit  surückgetrelen,  ulbu  mttleläeuUche  queUe*  ftben  Mm* 
nur  vereinzelt  noch  tpielraum.  ßr  Um  «kerdieutschen  denkmdter 
liegen  die  leisten  anhallspunkt«  in  ungnitun  de«  12.  jahrkunierU: 
wer  di  werlt  eile  io  einer  gwelde.  HAaTiAnn  v»m  glauben  3MC 
Matimann ;  in  einer  geweite,  kaiterchronik  11031  {vanante  bcode); 
vuor  . .  mit  gewelte.  Annolied  46&;  geweldL  Crtteenltu  3»  Schade ; 
t&  einer  geweite,  genesti  fundgruben  tb,  34.  ebento  47,  SS. 
aiit  niederdeutschem  gebiet,  90  «nttpreckend»  belege  bu  i»  4i» 
neuere  teit  (s.  unten)  vorliegen^  9<jL  die  brut  aprach  abir  mik 
geweldf.  Bron  v.  Schorbbici  7034;  an  einer  gk«wel4«.  Atrl- 
munder  Statuten  73  u.  o.  tu  den  plurai/omidi,  Üi  §md»  <• 
oberdeutschen  quellen  den  umlaut  später  neu  krMfli,  «.  ««Ms. 

2))  di«  flesions formen  unterlugen  den  Mnektehungen  des  ie- 
clinationslypus,  die  die  neuere  tprache  kenuMeicknen^  mcA  wtntf. 
im  eigennamen  begegnet  bei  Hadanab  v.  Labbb  der  wc  nif. 
Gewalten,  überall  tonst  bleibt  der  st4irke  (ypiu,  «■  dem  dm 
charakteristischen  flextonsmerkmale  tdh  festgekuUen  werden,  mir 
der  dativ  tingularit  verfällt  im  ^fmininiiai  der  »pokape  reif,  mtrd 
von  der  endumislosen  form  terdrängt,  wikrend  tr 
eulinum  länger  hält,  wie  weit  du  ersiarrkn  \ 
düngen  wie  mit  gewalt  dem  einen  oder  andern  gemu  PUmtt 
tind,  Idstt  ticli  nicht  bestimmen,  jedenfaUi  ia(  dt«  endunfitm« 
form  hier  im  vordiingen.  erhalten  bleibt  der  teti«  »mtUmt  M 
Nibelungenlied,  bei  Gottfrib.  NtiDBABT,  «•  pattional,  lelkti  n«tk 
im  drucke  det  Laurin,  vgl.  auch  gewalde  n  BretUuer  Urkunden, 
häußg  variieren  die  handschriften^  tt  aetMa  in  der  kaietntnwik 
6137  (mit  gewalle  und  gewalt).  ditm  $dtmnkn  U  mu  df 
reimen  gelegentluh  auch  für  den  ditkler  m  ertekketten,  m  fkt 
Hartiann  V.  Aub.  der  im  reim  ebento  mit  gewsU  («m  SH4| 
bteUt^  wie  mit  gewulte  (MU):  ffi.  mtek  dmtm 
2ü37  (t.  die  anmerkung),  dn§*lßn  ktmeki  dtl 
WoLFRAB,  vgl.  I'aruval  J«,  5.  r44,  it  nnd  ekenm  in  i 
quellen  «i«  t.  b.  Albb»cht  v.  HALBiBatMT,  Umkurgir  cArew*, 
Magdeburger  fragen,  Sacktentptegei  n.  a. 

8)(    unter  den   Mniym  pluratfmmen   der  mitlelktekdfulmken 
Periode  tind  auck  einige  unumgeUuteU  beiegt^  vgl  gewaiica  m 
Fraberger   ttadireckt,    vgL  den    mm.   pirnrnt.   gewaiU 
fundgruben  3,11;  lufleclicbe  fewallei.    if««.  «ttln.  «. 

e)  die  durchjükrung  det  femirnnrnm«  i»  der 
penode.  den  eigeuUitken  »sutm*  tttmÜ  dint 
dat  übergeviiht,  dnt  mmildtnhika  ipi>rt|i^ilBn<l^  Ji  in 
beginnenden  tcMrtftifrnake  gtmmtntn, 
fükrung  bei  gewall.  Mit  ••  BW» 
lote,  de*  artiktU  »der  einet  tdjettin  enAtkeeadtt  fmm  dtr- 
boten, die  jeder  verttkiebnmi  de*  gtnu*  gen*  gtgektn  wer.  dnxn 
kommt  sodann,  dntt  U  d«n  tgnmgmen  aadU,  kraft  ■.  a. 
^emiataa  tarlafm. 

a)  n«k  hier  Uttt  M*  dtr  ««Uwlkiamaaf  dtiMtk  am  dm 
Wk^ükeneixung  Mffnk  m  tad.  Tefbenm  M  4e*  fmtumm 
^•daiKi*  tereintril,  und  idM  na  laUkam  ammakmtfaB  mied  a$  tarn 
der  gedruckten  akerde^Omkem  Mal  «Mir  tartkpdrdmgß:  ick 
Ud  ein  man  geacbickt  toh  dar  ftvralt.  «ad.  T«fL  Matdt.  9,  it 
(»nder  de«  gewalt.  AugOurger  und  Nir^erger  MaQ.  die 
rrebnitser    ptalmen    netge*    tum    feanntnum:    dai    si    tekaot 

313  • 


4987    GEWALT  I1 1 ,  c  (masc.  durcli  fein,  zurücligedr.) 

machen  . .  di  gewalt  din.  144,  il.  12  (Koburgbr:  deinen  gewalt. 
Luther:  deine  gewalt).  auch  in  Bebeiub  evangelienübersetzung 
dringt  das  femininum  schon  energisch  vor,  theilweise  allerdings 
in  Verwendungen,  die  die  oberdeutsche  bibel  mit  synonymen  deckt: 
sitzet  Af  dem  stüle  siner  gewalt.  Matth.  19,  28  {für  malestät, 
herrligkeit);  ebenso  Lucas  9,31;  mit  grözir  craft  und  mit  grözir 
gewalt.  il/aKA.  24,  30 ;  mir  ist  alle  gewalt  gigebin  im  bimele. 
2$,  18  (aller  gewalt  in  cod.  Tepl.,  bei  Eggestbin.  Koburgeb  u.  a.); 
die  gewalt  der  vinsternisse.  Lucas  22,  53  (der  gewalt  der 
vinster  im  cod.  Tepl.,  bei  Kobuhger  u.  a.);  dagegen  vgl.  ich  wil 
dir  gebin  disen  gewalt.  4,6  (ebenso  cod.  Tepl.  u.a.);  wer  hat 
dir  disen  gewalt  gegebin  Behbim  Matth.  21,23  (ebenso  cod. 
Tepl.  u.  0.  die  macht  Luther),  noch  consequtnter  geht  Luther 
vor:  aus  welcher  gewalt . .  habt  ir  das  getban.  Luthüb  apostel- 
geschichte  4,  7  {vgl.  aus  welchem  gewalt  cod.  Tepl.  u.  a,  Matth. 
21,23)  u.a.;  das  masculinum,  das  er  in  den  bibelausgaben  vor  1527 
noch  einigemak  verwendet,  tilgt  er  später  auch  dort:  mir  ist 
geben  alle  gewalt.  Matlh.  28,  18  (bis  1527  alier  gewalt);  über 
alle  gewalt  des  feindes.  Lucas  10, 19  (bis  1527  allen  gewalt). 
nur  an  wenigen  stellen  bleibt  hier  das  masculinum  bewahrt:  rechet 
den  gewalt  an  ewren  volck  geübet.  Luther  l.  Macc.  2, 64. 
bemerkenswerth  ist  auch  das  verhalten  der  nachdrucke  und  nach- 
übersetzer.  vgl.  aller  gewalt.  Matlh.  28,  18  (ebenso  Froschaueh. 
Dietenberger.  Eck;  alle  gewalt  Emsbr);  aber  das  hinder  teil 
zuhracb  von  der  gewalt  der  wellen.  Luther  apostelgeschichte 
27,41  (ebenso  üibtgnbergbr.  Eck;  von  dem  gwalt  der  wellen 
Frosch  kUEB). 

ß)  wie  in  der  bibelübersetzung ,  so  leisten  die  oberdeutschen 
denkmdler  auch  sonst  dem  femininum  widerstand,  es  ist  die 
zur  gemeinsprache  entwickelte  Schriftsprache,  die  das  masculinum 
erst  sehr  allmählich  zurückdrängt  und  die  es  in  den  mundarten 
bis  heute  nicht  ganz  überwältigt  hat. 

1))  dieses  oberdeutsche  masculinum  läszt  sich  innerhalb  der 
verschiedenartigsten  bedeutungen  und  der  mannigfachsten  Verbin- 
dungen weiter  belegen. 

a))  ist  disem  ..  geben  der  gewalt.  Terenz  (1499)  80*;  aller 
gwalt.  Geilkb  Seelenparadies  4';  ebenso  W.  Schmeltzel  Wiener 
neudruekeb,  15;  Franck  s, Wackernagel  kirchenliedi,  1075';  als  ob 
der  gewalt  nit  bei  dir  stund.  Boltz  Terenzüberselz.  lll';  ward 
dem  gemeinen  volck  der  gewalt  und  chur,  ein  andern  könig 
zu  kiesen,  zögelassen.  Livius  (1562)  8*;  der  völlige  gewalt  und 
die  vollmacht,  österr.  weisth,  3,122;  das  der  gewalt  sölichs 
nit  weite.  U.  Zwingli  freiheit  der  speisen  4  neudruck.  ebenso 
S.  Münster  cosmographia  (1537)  B4';  der  kriegsgewalt  (als  amt) 
bei  GiiiHMELSHAusEN  SimpUcissimus  (1112)  3,152;  gewalt..  der. 
Lehmann  florilegium  ZOT ;  unziemlicher  gewalt.. in  einen  grossen 
missbrauch  ist  kommen.  Hxitjev  klagschrift  b,3b  Münch;  das 
ist  ein  offner  gevvalt.  statutenbuch  (Frankfurt  1558)  103';  ein 
unsäglich  grosser  gewalt.  J.  Jonas;  ein  mächtiger  gewalt. 
S.  MüNsTEB  C2';  wa  dir . .  einiger  gewalt . .  begegnet.  Fisciiart 
Gargantua  215';  so  ist  mir  der  grosseste  gewalt  geschehen. 
MoscHEBoscH  cuTU  parcniiim  57  neudruck.  ähnlich  137;  das 
schafft  der  gewalte  dein.    Uhland  Volkslieder  2,  859. 

b))  so  nennen  wir  den  gewalt  der  kirchen  schlQssel.  Me- 
LANCBTHON  loci  thcologici ;  bisz  Rom  gantz  in  jren  gewalt 
komeu.  Liviusübersetzung  (1662)  136';  unter  seinen  gewalt 
bringen.  N.  Gürtler  (Basel  no2)  1,606;  wie  wol  er  nun  den 
gewalt  hett  von  dem  babst.  B.  Zink,  d.  slädtechroniken  5,69. 
ähnlich  Schwaktzenberg  teutsch  Cicero  (1535)  9'.  österr.  weisth. 
3,310.  Fischart  flöhats  1025  neudruck.  Wickram  Galmy  168  u.  a.; 
bevalcb  er  seinen  vollmächtigen  gewalt  dem  ehrsamen  N. 
rhetorica  und  teutsch  formulari  (Tübingen  1560)  74*.  ähnlich  hoff- 
gerichtsordnung  von  Sponheim  (Frankfurt  1587)  41;  welcher., 
ein  rechten  gewalt  und  kunst  kann  anzeigen.  Düreb  nachlasz 
247;  den  vögtlichen  gewalt  ..  verleiht.  Uompleb  (Straszburg 
1647)  24;  den  göttlichen  gewalt  sehen.  S.  Bbant  Moretus  b3'. 
ähnlich  Micyllds  446'.  Hedio  Josephus  23';  disen  gewalt  des 
Wassers.  Thcbneysseh  (1574)  200;  er  bat  den  gewalt  der  liebe 
empfunden,  buch  der  liebe  243';  als  er  gesehen  den  gewalt 
und  mutwillen.  Zimmersche  chronik  1,  470.  ebenso  1,  412.  ähn- 
lich deutsche  lieder  auf  den  Winterkönig  68  Wolkan.  vgl.  auch 
bei  LoNDORp  l,  269'.    Forer  fisclibuch  14l'.  Wickram  Galmy  144. 

e))  gewaltes  Egcestein  Esther  l,  4;  ebenso  Kobuiigeb  und 
Dietenbergür;  krafft  habenden  gewalts.  Londobp  1,166'; 
aignes  gewalts.  österr.  weisth.  1,161;  gemain  form  eines  ge- 
walts. Tengi.eb  laienspiegel  (1527)  9'.  vgl.  auch  bei  Londurp 
1,  t'o'.  1,319' u.a.;  des  grossen  gewalts  miszbrauch.  Murner 
badenfahrt  15,  60;  damit  er  sich  des  gewalts  erwerth.    österr. 


GEVVALT  II  l,c  (neuhochd.  fem.)       4988 

weisth.  1, 161.  vgl.  auch  die  genetive  (gewaltes)  bei  Geiler  bäum 
der  Seligkeit  27'.  Aventin  4,  90.  Basler  Chroniken  5,  462.  Hans 
Sachs  3,  1, 162'.  Fischart  Garga7itua  31t.  V.  Boi.tz  Livius 
(Straszburg  1562)  42'  «.  o.  hier  hält  auch  LuTHtR  länger  am 
masculinum  fest.  vgl.  3,  94*  Erlanger  ausgäbe,  ebenso  3,  95*. 
vgl.  Matthbsios  leichenreden  192. 

d))  es  stat  nit  in  deinem  gewalt.  Eberlin  2, 167.  ebenso 
Zimmer,  ehr,  l,bil.  Spieser  150;  mit  vollem  gewalt.  d.  städtechr. 
5,82  (Zink);  23,172  (Sendeb).  vgl.  auch  oben  sp.4%lff.;  da 
er  nun  . .  in  grossem  gewalt  stunde.  Schwartzenbbrg  teulsch 
Cicero  9';  das  das  hailig  grab  im  gewalt  der  ungläubigen  .  . 
gewest.  ZimmerscAe  c/iront/c  1, 478 ;  wann  ein  mözger . .  in  dem 
gwalt  blib.  österr.  weisth,  6,423;  dieweils  die  priester  in  ihrem 
gewalt  hatten.  Paracelsus  (15S9)  1,  313;  alle  ding  sind  in 
deinem  gewalt.  tragödie  Johannis  kl*;  potiri  in  seinem  gevvalt 
haben.  N.  Gürtler  1,  606;  mancipati  usz  dem  gewalt  verlassen. 
MuBNEB  Verdeutschung  der  instituten  (1520);  aus  päbstiichem 
gewalt..  geabsolvirt.  Düber  nachlasz  13;  ergab  mich  also  dem 
gewalt.  .der  wind.  Schaidenbeiszer  41*;  wie  mit  grossem 
gewalt  ist  es  . .  vertruckt.  Hütten  4,  224;  mit  ganizem  gewalt. 
Wiceram  Galmy  69;  wann  sie  mit  einem  gewalt  in  dies  land 
kommen  sollen.  Londobp  l,  173';  mit  sondern  gewalt  in  die 
Wuilachei  eingebrochen.  Abbahah  a  S.  Clara  Wiener  neu- 
drucke  1,68;  mit  allem  gewalt.  Wbismann  156;  Bayer  290*. 

2))  der  kreis  der  Schriftsteller,  die  das  masculinum  gebrauchen, 
schlieszt  sich  vom  17.  jahrh.  ab  auch  in  Oberdeutschland  immer 
enger  zusammen,  im  16.  jahrh.  bieten  die  oberdeutschen  Chro- 
niken, namentlich  Augsburger  Ursprungs,  die  zahlreichen  in  Strasxz- 
burg  gedruckten  Übersetzungen,  eine  stattliche  reihe  von  Urkunden, 
weisthümern  und  rhetoriken  einmüthig  das  masculinum,  das  aus 
dem  kreise  der  bekannten  schriflsteller  noch  bei  Hütten,  Muhner, 
Melancbthon,  Zwingli,  Schwartzenberg,  Düheii,  Hans  Sachs, 
S.  Münster,  Wicrbam,  Fischart  zu  belegen  ist.  im  17.  jahrh. 
sind  auszer  einigen  Staatsschriften  wesentlich  noch  Straszburger 
drucke  aufzuführen  und  von  Schriftstellern  sind  nur  noch 
Weckheblin,  Fabacblsus,  MoscBEi'.oscH,  Abraham  A  S.  Claba 
zu  nennen,  im  i8.  jahrh.  ist  das  masculinum  schon  auf  isolierte 
Verbindungen  (eigenen  gewalts  bei  Abele,  der  kriegsgewalt  im 
Simplicissimus)  oder  auf  mundartlichen  gebrauch  eingeschränkt: 
potestas  der  gewalt,  die  macht.  N.  Gürtler  (Busel  1702)  l,  606; 
potentia  die  macht,  der  gewalt.  ebenda;  vis  der  gewalt,  ge- 
waltthätigkeit.  1,818;  unter  seinen  gewalt  bringen.  noui;eau 
dictionaire  du  voyageur  (Genf  1703)  144;  der  gwald  ist  ent- 
weder ein  güetliga  oder  eidliga.  Tohler  appenzell.  Sprach- 
schatz 2il;  gewalt,  noch  mehrfach  im  lande  auch  männliches 
geschlechtes,  v.  Pfistbb  1.  ergänzungsheft  zu  Vilmar  12;  gewall 
masculinum  und  femininum.  Lenz  Handschuhsheimer  dialeet  28. 
für  das  Schwäbische  vgl.  H.  Fischbb  zu  Weckheblin  526. 

3))  für  die  einbürgerung  des  femininums  bei  den  oberdeutschen 
Schriftstellern  kommen  einige  bevorzugte  Verbindungen  in  betracht, 
die  auch  gegen  die  allgemeine  neigung  für  das  masculinum  den 
sieg  behalten,  vgl.  sp.  4984. 

a))  es  sei  wider  die  tüfflische  gewalt.  Mubnbb  an  den  .. 
adel  deutscher  nation  30  neudruck;  so  mögen  auch  wir  hin  wider 
nit  leiden  Römische  gewalt,  betrug,  und  schaickheit.  Hütten 
werke  4,241  Vadiscus  (violenliam,  fraudem  et  scelus);  vgl.  das 
femininum  in  den  unter  HI,  2  belegten  Verbindungen  des  Sub- 
stantivs mit  adjectiven. 

b))  und  keret  sich  mit  aller  gewalt  wider  Bayern.  S.  Meister- 
lin  Chronik  von  Nürnberg ,  d.  Städtechroniken  3, 85  (sonst  dort 
stets  masculinum);  ain  gast  sol  selber  kummen  oder  aber 
seinen  gewissen  potten  mit  voller  gewalt  in  geschrift  her 
scbiken,  daz  hat  denn  für  recht  kraft,  und  nit  anders,  civil- 
und  criminalstatuten  von  Münsterlhal  (UTi),  öslerr.  weisth.  4,319. 

y)  auf  mitteldeutschem  boden  läszt  sich  das  masculinum  nicht        _ 
lange   verfolgen.     Luther  ,   der  dieses   genus  in   seinen  älteren       M 
Schriften   auch   auszerhalb  der  bibelübersetzung  gelegentlich  auf-       " 
weist  (das  wir  alle  gleichen  gewalt  haben,    an  den  adel  Bj"; 
bepstlichen  gewalt  1520,  keinen  gewallt  1522,  den  mussigen 
. .  gewalt  des  bapstumbs  1521 ,  unterscheid  des  gewalts  1523. 
ebenso   1525  8,  94*   u.   a.   vgl.    Dietz  2,112;   Satan  sthet  mit 
grossem   gewalt.    predigten   von  1526,   vgl.  Weimarer   ausgäbe 
20,  458),  läszt  es  doch  bald  ganz  zurückgehen.    B.  Waldis  (streit- 
gedichte  2)  verwendet  es  noch  im  dativ,  vgl.  auch  vor  dem  gewalt 
des   Satans.     Piscator  511*.     tn   den   Wörterbüchern,    die  nach 
Mitteldeutschland  weisen,  wird  frühzeitig  das  femininum  als  ein- 
ziges genus  angeführt:   alle  gewall    stehet   bei   dem    Pompeio. 
Hemscii  1590;  wall  f.  vis,  potentia .. compositum  gewalt.  Schottel 


4989        GEWALT  11  l.c  (neuere  flesioo) 

UiO.  iu  dta  iji.  49S7  angeführkn  btlegtn  fkr  das  fem.  tgl.  auch 
wider  die  ohemlen  gewall  des  baptU.  CoaiLtiii  keimtieh 
getprieh  19  ntudruck;  gab  jm  die  gewalt  einen  mubt.  Kirci- 
iior  utndunmulh  Sttt';  vtir  der  gewalt  beklagen,  buch  Wtim- 
btrg  2, -ig.  1,47;  bei  der  gewsll.  Enititua  Ataiaua  Etof  M; 
alle  gewalt  des  feinde«,  rom  haittiiktn  lu  MagJtburg  Ds*  (da- 
gegtn  vollkommenen  Ki-Malt  in  dtr  stlirift  gtgtn  Jirg  Witttl}; 
•ine   gewalt   («  tollmaelit).   ZittcuRür  vgl.  obtn  if.  4M9  «.  •• 

d)  iimlaut  und  fltxiomendungtn. 

1))  d«r  umlaut. 

o))  im  singuLr  tind  für  dtn  g*ntln  oder  talh  nur  noch 
itUtn  umgelautttt  formen  btUgl,  vgl.  clarlieit  der  gewfllle  glo- 
riam  poUslatit.  (Uücoa  diulgt  2,  eap.i;  auf  niedeideulschtm 
bodfu  dagegtn  macht  lieh  du  durehfälirung  dtr  umgtliultUn 
formtn  äureh  alU  catut  gtlltnd:  vcle  geweide  .  .  aiulon 
(ntbtn  leidet  gewalt  im  rttm  auf  niannichvalt).  drt  dodet 
dun»  IMS  batlhcktf  nach  iMbteker  drucken  dtt  15.  jahrh.; 
gbetveldhode  legatu$  Kiiu:«  (1632)  K«';  glieweldbrief.  ebenda; 
de  gelt  belTt,  kricht  ock  wol  gewelde.  jüngert  glosit  tum 
lieinekt  145  brande$;  gewelde  bebhen.  Kantzow  &0;  weld, 
die,  übtrfluit,  füllt.  MOiLia  und  Weirz  Aachener  mundarl  (|636) 
2M;  geweit.  J.  Winkibr  friesth  woordenboek  4&&;  p;l.  gewall, 
fieweld,  magl,  mogenlheit.  Kdahr«  dtulich-hoüänd.  «b.  (1719) 
2,90*;  geweld.  woordenboek  der  nederlimdseht  taal  4,  2o32/f.  (tgl. 
gewuuld.    ebenda  2142 /f.   et  beginnt  im  17.  jahrh.  lu  feralten). 

b))  der  flural  dagegen  begünstigt  gerade  in  ober,leulschen  denk- 
miürn  und  in  solchen  aus  dem  südlichen  IhtHe  dtt  mitttl- 
itultchtn  gebietet  den  umlaul. 

a))  geweilen  dat.  pluriiU  cod.  Tifl.  Römtr  18,  t ;  «l«RM 
EcctsTKiN  KoatRce«;  vgL  auch  ptalm  20,  7  bei  EcGitTEi!«  u.a. 
Ximmirtcht  ehronik  4,  &0;  gewfliten.  Nürnbtrgtr  rtformation 
(14:o)  r  und  öfitrt.  ScBWARTXB.oDKRC  167,  1.  reithskammtr' 
gerichtsordnung  von  1607;  gwüldt  nom.  plural.  Sirastun  BbaüT 
narrenicAi/f  22,  17.  bair.  landlagshandl.  11,203  Krenner;  gewalt. 
S.  Francr  ene.  mor.  13*.  Nürnberger  refoimalion  von  1504. 
reithshofrahttordnung  lOM.  kurpfalzische  hofgtrichtsordnung  {li'i) 
81  f  u.  0. 

ß))  nördlich  dtr  Mainlinie  sind  dit  beispielt  stUtntr:  ge wälle 
nom.  plural.  antnrrftunyfn  lur  erntutrlen  Frankfurttr  refor- 
mation  1,346.  346  (175*);  gewelde.  det  dodet  dam  1518;  ge- 
waltrn  dat.  plur.  Flertheimtr  Chronik  IS.  Schwircir  gehar- 
nitchte  Vcnut  53.  10.  98.    Fi  em^c  662. 

y))  unumgelautete  formen  sind  im  südlichen  theile  des  mtilel- 
deulschen  gebieles  anfangt  wenig  beleijt,  sit  finden  sich  zuerst 
hei  Mkiissls  (psulm  35);  fraglich  ist  ein  beleg  im  Uelffenstatner 
lied  {reim  auf  feiten  t.  sp.  4995).  um  so  häufiger  begegnen  sie 
im  nördlichen  theil:  Gewalten  dal  plur.  bei  II.Waldis  Esopus  2,266. 
IIartmi't  V.  Cromierg  146.  Opitz  pa{m  35.  im  nominatit  wird  dit 
starke  form  später  durch  die  schwächt  verdrängt,  während  Acri- 
i.OL*  {spr,  t9S)  die  gewalte,  Melanciitbu^  {eonfest.  Augutl.)  beide 
gewiili  teigl,  erscheint  tchon  bei  Ldtrbr  die  form  gewulten  (6,  l2ü'). 

S))  durch  die  grammaliker  und  wortfortcher  wird  dieser  plural 
im  17.  jahrh.  befestigt,  vgl.  gewallen  unde  gewall,  polentia. 
Stirlkr  2424;  tr  findet  sich  im  nominativ  und  aceusativ  bei 
IS0TR8  13,299.  22,242.  2t,  291.  6,162;  brieft  18,  9.  ebenso  bei 
KtNT  (5,  146).  Senil LBR.  Zaciiarias  WRR^BR.  Tu.  KOr>bn. 
Griiiparaer.  NaRRMiNi«.  Arndt.  Gbirei.  u.a.  für  dtn  genetiv 
gewallen  bieten  IJiiiAfiD  3,  18.  AniiDr  7,201  und  dit  redner  der 
nationalversammlting  beispiele;  tum  dativ  tß.  Schillbb  16,1,6. 
16,2,461  und  sahlreiehe  belege  auf  sp.KW\f[. 

2))  dit  flexionsendungen  det  Singulars. 

u))  für  den  genetiv  ist  der  form  auf  es  m»  bemerkt  eint 
lejond^re  tähigkeit  eigen,  to  in  der  formet  eigenen  gewallea 
und  in  tusammentettungen  {rgl.  schon  des  gewalde«  Stab  Dron 
V.  SciiOTiBRecK).  fieilich  ist  für  diest  tugleich  die  secundäre 
trmtittrung  dtt  kreises  dtr  mit  den  composilioni-$  i;ebildeten  formen 
m  helracht  tu  sieben,  vgl.  gewoltsbrief  neben  gewallbrief  u.  a. 

b))  für  den  daliv  war  schon  aus  der  mittclhochdeutsehen  teil 
eint  tinbusit  der  volleren  formen  im  belegen,  doth  ri«  oben 
gezeigt  stehen  sieh  dort  tunäelitt  wxh  in  der  gewalt  und  in 
dem  gewalle  gegenüber,  rintr  durclißbrung  itr  apokop«  am 
mase.  kamen  die  un  einsehe  feste  vtrbindungtn  und  ««  den 
wechselseitigen  rinßust  der  mundarten  geknüpftt»  §tnus9<rtchit- 
bungen  entgegen,  auch  der  reimswang  musstt  in  dieser  nehtung 
wirken ,  vor  allem  die  in  älterer  uit  *e  belieblt  bindung  iet 
adjectits  gestall  {geartet)  mit  unserem  tubstantiv,  die  tpMtr 
bei  GöTBR  in  dem  reim  crslalt  {forma)  ~  gewalt  nneii  rWiue 
begünstigten  nachfolger  gefunden  koL 


U 


ß) 


OKWAI.T  II  3  (präBi  uod  «esUl)      4090 

•))  nrtiuuUt  4tk»un§t»  itr  tmtaalkfmm  (ir  am  Ml  f^ 
walte.   Nsuafos  la»  utudnuk;  4m  eekill  4er  fiwel»  tm. 

I.  Uhiarb  ntkäkitr  t,m$)  äai  m$  4m  Hdftrm,  im  itr  ät 
darttbHn  mträn,  M  »MHMbs  m4  4trftm  unkt  mt  im 
obtn  irwAtsk»  tibmträfm  im  fwrtg  m4  iumfmmf  «• 
dtn  aeeustHt  tim  umlmätt  MMMMüfnMi  Mr4ia. 

2)  uuiMrAdb  4rr  ■«  ^M  f<mMa«kaMlMifM  ta 
ttehtnden   ft.^iioni formen   MfM    Mir    uadt   im 
formen  mit  und  oAm  frtßs  iuttrtm.    Ht  aitnil»f  im  Mh- 
tchlustlautt  teigl  tbtnfaUt  timift 

a)  die  formtn  oAm  prtßa  ftktrtn 
deuttthtn  gthrt  a»,  vgl  thtm  ijp.  Mtl.  eyt  mkd.  •*.  S.41«*. 
Lbub  9,  06S.  rtriinttUt  btUft  ««MirAatt  Htm  %MHn  m^i% 
auf  niederdeutsche  spuren,  andtrt  i»§ff$n  f^itn  ttrt  «rAMnvsf 
auf  dem  boden  der  <ijcnen  munitrL  dit  miftaiMkti  attmmt 
von  den  priifislostn  formen  langt  Araa/aii. 

a)  dat  de  koaiog  de  konicblike  wall  kedd«.  Matittm^m- 
sthiippenclironik,  i,  ttddUehromken  7,  21;  gaf  oa  fol  wtk  sllec 
recbtea.  ebendt  Ui;  vgl.  wall  im  Sttndoltr  uriktüAuek;  «eh 
im  Visby  studlslag  1,51  Schlyier  u.a.;  «Ild  ),»  «.«.; 

wer'  er  nitu  lo  barmik  bi  4tr  will,  dl*  er  bei. 
•ene  wuril'  ourli  nhiimcr  der  •im«n  tCiadar  rM. 

llruMi!«  DIR  l'ABKN  mimet.  3,  tbi'  llagf»;  rktmtt  IM*; 
dubo  U.iiTt.  .  ubir  deu  geUi  koinawali  |«wloa*a. 

Wtt^t«  *.  fc,Lati«»eBf  II 
wann«  nacb  asoMblicbcr  oaiure 
der  vsier  kumpl  ao  dai  aldir, 
«0  dti  *iii*  oaiura  wirt  kaldlr, 
to  gel  Im  RD  der  wall  abt, 
al»ui  leb  gelcMo  bab«. 
uail  wIrt  an  allto  dingen  kranker, 
dl  Im  da  vora  was  eio  »okar. 

Bai'N  V.  ScBOKBRRCK  '<««  kokt  lied  13418 
ai  Irgip  sieb  lo  gotl*  walt. 

kaiierrhrumk  15479  {Variante  tu  uebUsM  gavalt): 
iprich  du  der  alle 
micb  selben  btbe  du  lawalie, 
ia  bat  nin  berra  Maraflie 
dri  sAne  adele, 
raiea  b  dioe  wiiln 
nim  ir  eioeo  te  glsel. 

IM'inl^lirl  26.17  Grimm  (vrlanlv  bebellm) . 
waz  neide  der  gcist  in  dem  gelrencnitse  kabe.  amC  tplt3: 
de  kam  aber  der  herzog  von  ßiirgun  ond  leit  sick  W  HarlM 
..mit  einer  aOlicbeo  groszen  weit,  das  man  si  eeteM  für 
hundert  mallen  tusiiit  man  und  fast  ze  ross.  rAr*«il  itr 
Stadt  Zürich  206,  queUen  tur  SchireiurgeschkkU  H.  18. 

y)  walt  f.  vis,  poltnUa  .  .  gewall,   gewallig  <*l  «lifaftBai 
SCNOTTBL  144«:    wald.     MruBB    «ad    WliTt    Ateiitutr 
art  259. 

b)  formtn  mit  prä>ix. 
a)   tur   Schreibung  det   anlauleuitn  gutturth. 

mannisehtn  ttnuis  (in  gotes  kewalte.  WoTSBa  fmim  74»>  ■.  c 
p^.  GRArr  1,  S09)  steht  bei  l<ii>oa  m.  t.  üt  friuUukt  ttkiti' 
bung  cbiwaldi  gegenüber,  die  dit  iwB«  mt  jpirMMackir  «H- 
ipracA«  sichert;  dasu  vgL  die  schrtibumg  im  RwderdMbdkf» fMlM^ 
gescbeghe  eme  gbewalt.  Sttndaltr  urtknUhuk  H»  8  ttkrtmi; 
gbeweld.  KiLiAR  K4';  tgL  gbewold  Ml  IVMf  ilbdWaf  l,it 
i  9  Schlyttr. 

ß)  im  tbtrdtuttehtm  furJlm  «rtfl  iM  d«i  fr4lis  igmitpimt 
gwSldt  S  BrAiiT  marrtmtekii  88,  IT;  fwaM.  McaiiBa  ii4w 
fahrt  15,  60.  ZiBiBimc*«  tkmtk  I,  «W.  «88;  gwaldt.  0»*> 
iina  M;  gwall  FaoacnACBR  »ptHilgtttkiekki  r.  4t.  S  FitCMB 
cAronil  vom  lim  II  27  {tbtr  gewall  tili.  J.  Fbiksiis  {l  ral»). 
Ha5s  Sacis  fabttn  umi  ttkwtmkt  8,811.  W.  Scusirtt  Smmti 
und  Stul  (1651)  HkMr  ■«idrwit»  8,  Ih.  «tHrr.  wmttL  1^  ML 
ja  tegar  im  Frankfurttr  iM«tnilM*  (I6M)  lee*.  imt  »wisiBBej 
tritt  tm  «An»  ta  itm  AmAm  *•  ».  «W  i«.  ^bAt*.  sa  »aft; 
iB  im  ayrilir*4wiir*w  tmiait  MM  ür  sie*  ascü  itmitkk 


vtrftlftm  (decA  vgl  gw«h  <•  Uirtican«  ibmtnim  «81;  sfi 
«Ncb  M  TBoaA<ii-i ,  Hartbbiir  smi  ftostni,  JNt  «M  wm4 


Ml. 


im  Sttiristktm  UadrrcAl),  mai  t/ttm  wki  m  iai 
rertehkieri.    im  dtr  MifMfiffWAt  4m  fÜlM  AaTMlt  lit 
htutt,  tgL  gwald,  fwIM.  TMin  äffmmm,  ifiadmktth 

r)  dit  iikrrmmmf  4m  flrMMb 

A)  JBiraJntf  M  «•  KMi*  Im  §diiH  4tr  kdaendUsAwif 
durckgtfnkrt  umi  atigi  sWk  amtk  ifikr  aar  adto  «rmWM,  iaik 
rgL  gewaldcs.  ftrtual  ifl,  II :  UM.  i«^i«««oet«  M  Scaittma 
817;  auttertu»  dtr  iBirtiilBniHiiBBl  kkM  4k  mt4it:  f»> 
Walde  ftisitmal  f«,  tl.  MM8ir  MH  ta  fmiMer  wttmmif 
(1859):  Ton  gotia  gtwtMc«.  Wt<<rf«r  ilidlrricl  l^^l  •.  «.; 
gewaldes  »lab.  Bat.!«  v.  Sc<-^BeicR  7«M;  Biil  fbwdd«. 
da;  Tele  gewelde.   dt>tet  dtnt  I6ll 


4991        GEWALT  II  3,  a  (pluralgebrauch) 

ß)  der  auslaut  bietet  aucli  in  den  klzterwälinten  denicmdlern 
die  tenuis,  nur  das  auszerdeutsche  Wisby  stadlslag  zeigt  ghewald. 
im  neuhochdeutschen  bürgert  sich  vorübergehend  die  Schreibung 
dt  im  auslaut  ein  nach  analogie  anderer  substantiva,  die  zwischen 
tenuis  und  media  je  nach  der  Stellung  wechselten:  den  gewaldt 
thut  gott  verQucben.  lieder  auf  den  winlerkönig  68  Wolkan;  all 
gewäldt.  S.  B KANT  norrensc/ii'/f  22, 17;  gewaldt,  Lehmann  ^ori- 
legium  308.  Aiilefbldt  16.  baltische  Studien  86',  vgl.  tp.  4971. 
3)  syntactische  beweglichkeit. 

a)  unter  den  numeri  wird  der  plural  durch  die  bedeutung  des 
Wortes  zurückgehalten,  der  jeweilige  gebrauch  des  plurals  beruht 
auf  ausnahmefällen  und  wird  dann  durch  eine  bestimmte  riciitung 
der  bedeutungsentwicklung  begünstigt. 

a)  die  ältere  spräche  beschränkt  sich  fast  ganz  auf  den  singular. 
wie  wenig  Otfrid  zum  plural  neigt,  zeigt  5, 17,9,  wo  er  den  singular 
unseres  Substantivs  im  verein  mit  den  pluralen  der  beiden  synonyma 
einführt:  tholi  quement  iu  tliio  mabti  glwalt  job  gotes  kreftl. 
bei  den  Übersetzern  giebt  die  lat.  vorläge  gelegentlich  den  aus- 
schlug,  doch  ist  in  diesem  falle  auch  die  bedeutung  des  Wortes 
an  einem  punkte  angelangt,  wo  sie  den  plural  begünstigt:  tbanne 
sie  iwib  seien  in  samanunga  inti  meistartuomun  iati  zi  gi- 
weltin.  Tatian  ii,  IZ  (ad  potestates) ;  hfiisceffe,  furstüoma,  ke- 
walta.  NoTKER  psalm  70,  19  (potestates) ;  ebenso  Boethius  27' 
(res  publicas).  daneben  bereitet  sich  jedoch  bei  Notkeb  der  plural- 
gebrauch auch  schon  für  den  allgemeineren  abstracten  begriff  vor: 
löse  diä  föne  iro  sarfen  gewalten.  zu  psalm  34, 17  {Hattemer 
2, 119').  noch  weiter  geht  in  dieser  richtung  das  Freiberger  stadt- 
recht mit  der  Verbindung  von  golls  gewelden,  vgl.  sp.  4924. 
sonst  sind  aut  der  mittelhochdeutschen  periode  nur  noch  wenige 
beispiele  für  den  plural  anzuführen,  die  den  erst  erwähnten  be- 
legen entsprechen:  herscefte  .  .  gewalle  ..  fursten  ..  cherubin. 
genesis  fundgruben  2,  11,  vgl.  oben  sp.  4936;  wir  baben  laider 
ainen  gaistliclien  viant  .  .  er  wonent  in  den  lüften;  dannan 
sint  die  tievele  genant,  aereae  potestates,  iuftecliche  gewalte. 
spec.  eccles.  43  Kelle. 

ß)  für  die  neuhochdeutsche  periode  bilden  tunächst  die  zahl- 
reichen objectivierungen  und  ptrsonificationen  günstige  gelegenheit 
zur  pluralentwicklung.  ihren  besonderen  gang  hallen  hier  die 
poetischen  personificationen  ein,  die  dem  im  getchäftsleben  ab- 
sterbenden plural  in  der  gehobenen  spräche  neue  triebkraft 
geben-  von  dort,  wo  in  der  kunstform  der  dichtung  auch  der 
reim  zu  seinen  gunsten  wirkt,  verbreitete  sich  der  plural  auch  in 
die  Verwendungen,  die  ihm  an  und  für  sich  verschlossen  wären, 
$0  neigt  Göthe  ganz  besonders  zu  der  pluralform  unseres  Wortes. 
l))  die  staatsrechtliche  personißcation :  ein  iegklich  sei  sei 
undertenig  den  böhern  geweilen.  Koburgek  Römer  13, 1  (po- 
testatibus  sublimioribus ;  dem  obersten  geweiten  cod.  Tepl.,  der 
oberkeit  Luther,  ebenso  Froscmader.  Dietenbehger.  Eck. 
EusER,  der  obrigkeitlichen  gewait  Kautzsch);  gesetze  von 
allerlei  gewällen  albie  und  anderswo.  Nürnberger  reformation 
(1479)  i'.  2*  u.  0,; 

durch  mich,  die  kunig  bant  jr  krön 
dui'ch  mich,  all  gsatz  mit  reht  uff  ston 
durch  mich,  die  l'ürsten  hant  jr  landt 
durch  mich,  all  gwält  jr  rehtspruch  band. 

S.  Brant  narrensc/ii/f  22, 16 ; 
nempt  war  manch  pöse  procurei, 
gar  vil  gewalten  wooet  bei. 

ScuwABTZGNBKiic  (der  kummertrost)  157,1; 

item  könig  Pbilippus  des  grossen  Alexanders  vater  wolle  auff 
ein  zeit  einer  witwen  sach  nicht  hören,  da  sprach  das  weih, 
du  must  mein  sach  hören  könig,  oder  must  nicht  könig  sein, 
denn  könig  sein,  beisst  sacbe  hören  und  entscheiden,  denn 
dazu  seind  die  gewalte  auS  erden  von  gott  geordnet,  unnd 
welche  gewait  das  nicht  thut,  die  ist  vor  gott  kein  gewait, 
sondern  tyrannei  und  mörderei.  Agricola  Sprichwörter  19S; 
derhalben  auch  die  unsern  verursacht  worden,  die  gewissen 
vun  beiderlei  gewait,  weltlich  und  geistlich  zu  unterrichten, 
und  unterscheid  anzuzeigen,  der  allen  Christen  mercklich, 
nützlich  und  not  ist  zu  wissen,  und  baben  allezeit  gelehrt, 
das  beide  gewait,  die  höhesten  und  besten  gaaben  gottes  sein 
auff  erden.  Melanchthon  confess.  August,  (eorp.  doct.  Christ.  16'); 
einerseits  hatte  ich  an  diesen  dingen  manche  lust:  weil... 
solche  symbolische  ceremonien  das  durch  so  viele  pergamnnte, 
papiere  und  bücher  beinah  verschüttete  deutsche  reich  wieder 
für  einen  augenblick  lebendig  darstellten,  andrerseits  aber 
konnte  ich  mir  ein  geheimes  miszfallen  nicht  verbergen, 
wenn  ich  nun  zu  hause  die  Innern  Verhandlungen  zum  behuf 
meines  vaters  abschreiben  und  dabei  bemerken  muszte,  dasz 


GEWALT  113,  a  (pluralgebrauch)        4992 

hier  mehrere  gewalten  einander  gegenüber  standen,  die  sich 
das  gleichgewicht  hielten.  Götbe  (dichtung  und  Wahrheit  6) 
24, 291 ;  ich  hatte  sie  (die  siegelsammlung)  nach  dem  staats- 
kalender  eingerichtet,  und  war  bei  dieser  gelegenheit  mit 
sümmtlicben  potentaten,  gröszern  und  geringern  mächten  und 
gewalten,  bis  auf  den  adel  herunter  wohl  bekannt  geworden. 
(dichtung  u.wahrh.  10)  25,298;  da  man  aber  auch  dem  ungeachtet 
sehr  oft  nur  die  überfuhrung  bis  zum  purgatorio  wird  treiben 
können,  so  mache  man  das  gesetz,  dasz  derjenige,  der  bis 
zum  purgatorio  gravirt  ist,  ohne  weitere  sentenz  die  Stadt 
zu  verlassen  habe  . . .  durch  diese  einrichtung  würden  keine 
neuen  stellen  noch  gewalten  geschaffen,  sondern  den  alten 
nur  das,  was  ihnen  eigentlich  gehört,  aufgetragen,  an  herzog 
Carl  August,  briefe  18,9;  denn  wäre  auch  mit  Dumouriez  und 
den  höchsten  gewalten  Übereinkunft  getroffen  gewesen,... 
so  gehorchte  doch  damals  nicht  leicht  jemand  dem  andern. 
(campagne  in  Frankreich)  30,101;  der  hausvater  ist  der  durch 
die  Verfassung  beschränkte  könig,  der  zwar  innerhalb  dieser 
schranken  des  höchsten  ansehens  sicher  sein  kann,  aber  auch 
nur  sein  reich  unter  der  bedingung  hat,  dasz  er  die  frau, 
kinder,  ja  selbst  das  gesinde  als  constituirte  gewalten  achtet. 
Ihmerhann  (memorabilien)  18,  71  Bobertag;  der  vormittag  ist 
prangenden  aufzügen  der  gewalten  und  bebörden,  Versamm- 
lungen in  den  kirchen  und  dankgebeten  und  lobliedern  zu 
gott  geheiligt.  E.  M.  Abndt  Schriften  f.  m.  l.  D.  2,205;  die  gewait 
an  sich  ist  also  nicht  widerrechtlich;  sie  wird  es  erst  durch 
ihren  gebrauch,  es  kann  daher  auch  rechtliche  gewalten 
geben,  z.  b.  die  elterliche,  die  hausherrliche,  die  kirchliche, 
die  politische  oder  Staatsgewalt,  die  dann  wieder  nach  ihren 
verschiednen  zweigen  oder  anwendungen  in  die  aufsehende, 
gesetzgebende  etc.  eingetheilt  wird.  Krug  philos.  lex.  (1833) 
2,260;  man  sucht  heute  die  garantie  gegen  excesse  der  ge- 
walten in  ihrer  schwäche,  man  fürchtet  alle  gewalten.  her. 
d.  Frankfurter  nationalversammlung  (7)  4990*;  der  zeit  des  krieges 
aber  ist  die  des  aufruhrs  gleichzustellen,  wenn  die  eigenen 
bewühner  des  landes  sich  gegen  die  rechtmäszigen  gewalten 
mit  bewaffneter  band  erheben.  (7)4957';  ich  bin  der  ansieht, 
dasz  diejenigen,  welche  die  bundesacte  und  die  früheren 
organischen  vertrage  gemacht  haben,  die  rechtmäszig  con- 
stituirten,  die  rechtsgiltigen  gewalten  in  Deutschland  waren, 
dass  sie  verfassungsmässig  berufen  waren,  das  volk  zu  ver- 
treten, (l)  136';  dem  constitutionellen  monarchen  in  einer  ge- 
wöhnlichen constitutionellen  monarchie  sieht  nur  gegenüber 
die  Vertretung  des  Volkes;  im  bundesstaate  aber  steht  ausser 
der  Vertretung  des  volkes  noch  die  Vertretung  sämmtlicher 
einzeln  Staaten  ihm  gegenüber  ...  wenn  man  bei  abänderung 
der  Verfassung  dem  reichsoberhaupte  nur  ein  suspensiv-veto 
beilegt  ...  so  schaffen  sie  nach  meiner  Überzeugung  eine 
republik  mit  einem  constitutionell-monarchischen  mantel,  denn 
dann  ist  nicht  blosz  die  Wirksamkeit  des  reicbsoberhauptes 
im  einzelnen  falle  abhängig  gemacht  von  anderen  gewalten, 
sondern  die  ganze  existenz  des  reicbsoberhauptes  hängt  ab 
von  der  willkür  zweier  anderer  gewalten.  (7)4988*;  wenn 
eine  Vereinbarung  zwischen  den  drei  gewalten  nicht  statt- 
findet, so  fehlt  es  in  der  Verfassung  an  jeglicher  bestimmung 
darüber,  welche  von  ihnen  nachgeben  musz.  Bismarck 
(27.  Januar  1863)  reden  2,80;  nachdem  ich  durch  den  über- 
einstimmenden und  vertragmäszig  bekundeten  willen  der  dazu 
berechtigten  gesetzgebenden  gewalten  unseres  deutschen  Vater- 
landes zu  dieser  hervorragenden  Stellung  in  demselben  be- 
rufen bin,  betrachte  ich  es  als  ebrenpQicbt,  vor  den  zu 
diesem  parlamente  erwählten  Vertretern  des  deutschen  volkes 
zu  bekunden,  dasz  ich  die  mir  übertragenen  rechte  . . .  band- 
haben und  verwerthen  werde.  (Wilhelm  L,  thronrede  von  1868) 
4,59;  wenn  für  solche  fälle  die  möglicbkeit  eintritt,  dasz  der 
Wirksamkeit  der  kammer  ein  weites  feld  auf  eine  zeit  lang 
entzogen  bleibt,  so  liegt  das  im  text  der  Verfassung  begründet, 
wie  bei  jeder  materie,  über  welche  sich  die  drei  gesetz- 
gebenden gewalten  nicht  einigen  können.  (24.  februar  1851) 
1,315;  die  regierenden  grimmig  entzweit,  fremde  gewalten 
im  anzuge  gegen  das  volk,  der  kaiser  aus  Spanien,  der  papst 
aus  Rom,  der  Türke  aus  dem  mittelmeer.  G.  Freytag  (bildfr  2) 
19,  137;  in  den  weltumspannenden  kämpfen  ihrer  groszen 
kaiser  ging  die  macht  der  deutschen  monarchie  zu  gründe, 
auf  den  trümmern  des  alten  königthums  erhebt  sich  sodann 
eine  junge  weit  territorialer  gewalten.  Treitschke  deutscht 
geschichte  1,3;  die  scheu  vor  den  bestehenden  gewalten,;  der 
Widerwille  gegen  öffentliche  Unruhen  . . .  das  alles  erwies  sich 


4993        GEWALT  II  3.  a  (pitiralgebraucli) 

bei  manchrm  starker  als  jene  mflrble,  die  atieb  ibn  zanichat 
in  die  rernnnbewegiing  bioeingctriebeo  halten.  Vocr  dtuhcin 
tilteralurgeichiehtt  ttt;  nocb  netzt«  er  (Hulten)  ja  überhaupt 
bolTiiungen   auf  dl«  beitebeodeo  gewalteo.    allg.  d.  biegrapkit 

U,  471. 

}))  die  ttaahrechtliche  obJ0€H9ier%ng :  ao  acht  Ich*  for  daa 
■icberst«  und  biilirliite,  daa  all«  biacboff  pfaffen  und  mOncbeo, 
ron  den  benclialTlen  gewolteo  und  rricIithfimeD,  freiba  ab- 
trelteo.  llAamuTn  v.  CRONanRC  IM  ntudrutk; 

lur  mnrgrncaba  ichank  Ich  meiner  braul 
dlo  rniiteiiiDQiner  l*le>kow  und  tiro*ineugtrt, 
mli  allen  iiAdian.  dArfarn  und  bewobnern, 
oll  Allan  boheluracblen  und  gawaliao, 
tum  rraieo  elgenibum  auT  awge  leli. 

SCHILLBR  (Ih-ilirlrim  I)  16,1,461, 
8))  die  privalrtfktliehr  objectivieiung.  wAhrtnd  für  die  p«T- 
ionification  kaum  pluralbeltje  vorlirgtn,  weist  die  objtctivitrle 
Mtutung  'vollmacht'  um  to  lahlruchere  btitpielt  ßr  den  plural 
auf:  und  auf  daa,  als  sich  die  vermeinten  aowllde  proteslin-o, 
dasx  tie  durch  ihre  excepiion  in  untre  der  kllger  und  anwflidc 
person,  auch  in  die  eingelegtrn  gewalle  nicht  willigen,  und 
die  rur  krAllig  achten,  somlern  olle  rechtliche  einrede  ihnen 
vorbehaltrn  haben  wollen,  thun  wir  die  klüger  euch  den 
königlichen  coromissarien  fürwenden,  dasz  wir  aolcbe  ver- 
meinte proteatation  gelten  lassen,  rephk  der  Löwler  gegen  die 
anwalte  hertog  Albreelilt  von  Baien  (U9.>)  bei  KRK.'«f«tR  bairisehe 
landtagshandlungen  II,  U9:  darauf  die  anwalde:  ea  wliren  zu 
gehaltenen  lagen  von  ihren  wegen  zween  gewalle  eingelegt, 
verhOil,  und  vom  widertlieil  zugelassen.  dal)ei  liessen  sie 
es  noch  bleileo,  der  hofnung  der  wieilerlheil  sollte  das  anch 
thun.  proloroU  j*y.  n  die  anväUe  hertog  Albrechts  von  Baiern  { Vlmer 
reiehstagun)  a.a.O.  11,303;  iedocb  das  es  ein  wenig  ain  ansehen, 
gab  ninn  für,  sie  waren  mit  genugiiamen  geweiten  izumols 
nit  verfast.  Zimmerscke  chronik  4,59;  es  sollen  auch  die 
secrelarii . . .  eine  jede  schrifTl  zu  seinem  gehörigen  process 
hinlegen,  .  .  .  auch  alles  und  jedes,  was  producicrt,  es  aein 
«upplicatiiine»,  mandata,  citaiiones,  libelli  executionea,  gewalt, 
houptschiilYlen  oder  beilagen,  mit  Ziffern  notirt  und  numerirt, 
veriassen.  rtiehs-hof-rahlsordnung  1615  bei  Lordorp  I,  21 1'; 
wie  die  anwald  mit  gwniden  sollen  versehen  und  gcvol- 
mechtigt  werden,  der  slat  Nürnberg  erneuerte  reformation  (|&6I) 
5  tittl  \.geseti:  ebenso  3,  5.  liW,  i,u.lUelu.a.;  czweo  gewnit, 
gewillt,  (iuas  auctorilates.  tAon.  Franc.  \i%  f.  i^' ;  kraft  ihrer 
{der  procuralores)  gewfllte.  Würiburger  landgeriehUordnung 
s.  ScRMKLLBR  2*,  908;  ausculUrl  unnd  collationirl  ist  diese 
gegenwertige  copey  durch  mich  Casparum  Kechler  aus  bcbst- 
lichen  und  kaiserlichen  gewSlten  offnen  notarien,  unnd  laut 
gleich  TOD  wori  zu  wort  Irem  rechten  original,  welchea  an 
sclniefften  und  sleglung  noch  unversehret.  Flershtimer  chronik 
I.  ifl  Wallt;  sonst  ist  alhicr  zu  bemerken,  dasz  das  lezo  aus 
der  procesordn.  angezogene  mit  dem  im  reicbesabschlede 
von  1854  5  42  davon  stehenden  zimlich  Obereinirift,  wie  die 
procuralores  ihr  gewalle  und  rechifertigungen  in  diesem 
ersten  termln  tub  praejudicio  (bei  Verlust  und  ausacbliesung) 
richtig  einbringen  oder  darüber  vorstand  leisten  sollen. 
anmerkuiigen  über  die  erneuerte  Frankfurter  reformation  (1767) 
t,  346 ;  ebenso  3^t5  u.  a. 
4))  poetische  personilication. 

a))  es  sind  zwo  gleiche  gewalteo  gegeneinander.    Lotiib 
grund  und  ursach  (1521)  1';  wider  dise  zween  gewalt  (lorn  «ad 
btyterde)    wie  vi!  die  vernunffl  vermöge,   zaiget  freilieb  go&g 
an  das  gemain  leben  der  mensclieo.  J.  Irarck  enc.  mor.  i»*; 
0  herr,  wer  mag  dir  gleiche  nein, 
der  du  vor  Mirikereo  gewalien 
den  armen  gnUg  wllt  erhalieo, 
den  armen  vor  dessellien  macht 
der  Ihn  tu  rauben  iti  bedacht, 
mich  sprengen  n-ecbe  mögen  an. 
und  fodern  was  Ich  nicht  gethan. 

OptTi  ptatm  95,6 
(rpi.  psalm  36,  lo:  eripiens  inopem  de  manu  foriiorum  eiwt;  von 
dem,  der  jm  zu  starck  ist  LuiMBn);  ejj.  datu  Mbi.issus  »«Irr 

*  (<'n)  musxt  auf  das  nur  btun. 

was  In  der  meoscbllcben  natur  beruht, 
in  der  gewallen  ew'gem  gegenüait. 
der  unter  allen  rorman  wiederfcrbri. 

Uhlakd  (Ernst  mn  Schwaben  1,1)  3,16; 
die  speise  nimmt  er  auf  lo  lelDen  leib: 
da  treten  wirkende  gewallen  auf 
und  wfbeo  fort  und  Ton  mit  ra»arn  und  gerStt 
und  limmern  Ibm  sein  haut;  kelo  kAnIgttcbloat 
ma^  sieh  Terglelcbeo  mit  daa  Baantcbealeib. 

(itiLLPARiBR  (König  Ottokan  §IM  «ad  ende  6)  6«,lMi 


GEWALT  n  a.  a  (plarilfrebraach)        4994 

das  klaid,  da«  Ick  trag«,  (et  ktio  drelfarbea  m  «s4 
di«  braat  oicirt  inuitr  irgao  dl«  |««ali«a  im 
P.  V.  Saab  tnaatnt  H; 

e«  ff««  a«luaaMa  g«««lMa 
ward  leb  olaisllclb  ab«nMMML 
da>s  leb  raal  v«r  «ImI  ll«k« 
auf  dl«  scbAiiM  l««f«Wa«M. 

Vau«»  tiHmÜ»§m  t  (4^  t*$e^i 

.11«  ersten,  alnfachateo  r«g«iog«a  Ur  afttRefchtH  wacten  aaf: 
der  eld  wird  auverletzlieb,  daa  pMrackl  b«iH«:  da«  absMi». 
volle  scheu  vor  den  onerkllrllelws  |a«alUn  er«<b«M  tÜ 
naiOrlicb  und  oolbwendig.  lnn*nMA»n{»itr  4**  rnendtm  iim 
de$  SophokU$)  17,  411  BoberUg; 

doch  die  aaendllcben  gawalu«, 
die  wir  pirtumt.  |t|ls«kl,  fäUK 
die  werden  lauj  uad  T«lk  «rtajua, 
wana  uaatr  staub  tu  aiaMk  aaraU«H. 

B.  M.  AaN«t  uktlflem  . .  ■«  atW««  kaUn 
HetUMken  l,»44: 

hnibbeit  in  der  machtvoitkommenheit  der  kflaatlerlackM  la^ 
lung,  einmiacbung  kunttfremder  gewalteo  ■oii  aotbvaaAf 
baihbeit  und  Zerfahrenheit  in  ihre  retullate  briogeo.  f.  OsvaitvT 
das  nationaltheater  (1649)  18;  webe  aber  dem  laodwiitb,  dria 
der  grund  unter  den  fOssrn  fremden  gewalteo  verfallt !  er 
ist  verloren,  wenn  seine  arbeit  nicht  mehr  ausreicht,  di« 
anspräche  tu  befriedigen,  welche  ander«  menscbeo  «a  ili« 
machen,  die  geister  der  naiur  gOnoen  ihren  segen  oor  itm, 
welcher  ihnen  frei  und  sicher  gegcnflber  steht,  si«  eap6r*a 
sich,  wo  sie  erbwache,  eile  und  halben  nuth  «hoeo.  G.  Fatita« 
(«0«  und  haben  3,4)  4,164;  wer  plötzlich  als  eioteloer  ■oler 
fremde  geworfeo  wird  ...  der  erst  erkroot  den  ae««o  der 
heiligen  krei«e,  welche  um  jeden  eiozelneo  menscbeo  Uaecad« 
der  millelienden  billen,  die  familie,  seine  arbeit*g«nns««fl, 
rein  volkssiamm,  sein  Staat,  ob  er  in  der  fremde  v«rli«r« 
oder  gewinne,  er  wird  ein  anderer,  ist  «r  ein  achw|cbl}o|, 
so  wird  er  die  eigene  art  den  fremden  gewalteo  opfora,  ia 
deren  bannkreia  er  getreten  ist.  (4,1)  6,1«. 

b))     doch,  wa«  gebeimobivoll  bedeutend  w«bl 
und  bildet  in  den  tiefen  der  ntlur.  — 
die  geisterleiter.  die  au«  dieser  wali  da«  ataob«« 
bis  lo  die  iiernenwelt,  mit  tausend  aprosaeo, 
binauf  sieb  baut,  an  der  die  biaall*«liaa 
gewalteo  wirkend  auf  und  niedrr  waodslo, 
—  die  kreise  lo  deo  kreisen,  die  skb  eog 
und  eoger  tleb'n  am  die  caotr»r»cba  sobo«  — 
die  lieht  das  aug  nur,  da«  enuiegeli«, 
dar  bellgebobroao,  beltern  JovUkl«d«r. 

ScuiLiia  (/Vru/*«M  1,6)  11.113: 

die  drei  bimmliscben  gewalt««. 
die  den  gang  der  scbOprnng  balieo, 
«olleo  Wahrheit  mir  teugen. 
«der  tum  toiie  Blcb  beugcol 

RfcsitT  mrikf  (l!ift»i  11.111  (.V«l  md 
Damaje'li  tS): 

und  der  bObne,  crBstlicbe  tpniag  geliagt, 

Ibn  betcbOuao  böb'r«  gewalteo: 

weoo  auch  das  rosa  terscbaartt-rt  veniaki. 

der  rlitar  ist  w«bl  erbatian.     Köanta  (H«rr«a)  1.167; 


die  ide«,    dasz   die    bohereo   gewallen   aar 

bessernd  in  di«  irdischen  verhliioiss«  e.Ofrailiw  t»«oa>»  ist 

rein  modero.  I««bbb«rr  {übte  itm  nmadn  Aj*m  im  Sipibaiiail 

17,411; 

Mfi.    ...  »I«  kamst  da  ••«  im  lk«k«? 

bat  dicb  der  bllu  «MIUmbT  —  i«4«.  r^aatl 
Prtnrt»,    In  fauarwag««.  ■«•icbibar  f«l*«H. 

«alfObreo  uos  aasterblklM  f««aN«a. 

(fVirtrot  «  ll,Mlt 


«•  Ist  eine   traurige  rrfahraat»  '■M  ^ 

«alten   dem  menscfarnkind  4aa  gltak  «faNT 

enpflodong  nicht  lan^ce  aoff«rklMMrt 

SBcbe  so  schlaa  eiogrrxbl«!,  Awt  akk 

unsara  iaoara  ■haoanot,  ao  ofl  alt  <«•  wkM 

zur  bOka  kar— ifWW.  G.  FatiTa«  (lal  Mi  kokea  Li)  i^tMt 

all««  aBen<ck«ol«kaa ...  hl  4ank  laalaa  cwoaMalal,  aia^ 

vollen  brauch,  «iikaaia  üMMb  akifika^ .  • .  «ft  mm»  it- 

durch  das  tafllil|a^  kMM  laaiftl  m 

wcrdco.    aadttck  ilaal  viaiao  ribnl  m 

ackldlickea  ciste«t  ■twhiliito  p«a»M.   (I 

i.  «*rf«afraML  iM.)  t%  tt. 

«))  aa  |lkl  tvrti  fiMBckc  fovOM:  daa  racki  «d  «• 
acbicknchkf't.  GOT««  (WOMat  Mekkn  v««d«r^  laaraaMufn) 
».Ml; 


4995        GEWALT  II  3,  a  (plural gebrauch) 

doch  nur  dämoiien  steigen  fuiciitbar  nieder 
in  irotzger  Wildheit,  die  mit  lialtem  hotine 
ruchlos  die  herzen  quälen  und  zerspalten! 
die  seligen  gehalten 

die  durch  die  schmerzen  reinen  und  belohnen, 
sind  Tremd  dem  manne,  dessen  Zauberworte 
den  Vorhang  heben  TOn  d^m  grausen  orte, 
wo  die  verdaramnisz  und  das  laster  wohnen. 

Zedlitz  lodtenkräme  str.  88; 

die  erde  wie  tieT,  und  um  mich  her 

eine  rfillo  edler  gestalten, 

tief  in  der  brüst  ein  Hütend  meer 

Tolliönender  gewallcn. 

Stb  ACH  WITZ  gedickte  172; 

so  lebte  er  nun  manchen  tag  und  manches  jähr  auf  der  haide, 
und  wurde  gröszer  und  stärker,  und  in  das  herz  kamen 
tiefere,  dunklere  und  stillere  gcwalten,  und  es  ward  ihm 
wehe.  Stifter  Studien  1,119; 

welche  klugheit,  welche  macht 

mag  das  opTcr  wohl  erhalten, 

das  die  Tinsteren  gehalten 

ziehen  wollen  in  die  nacht. 

Grillpabze«  {ahnfrau  1)  45,19; 

ertragt  ihr  die  schmach,  omazonen  zu  flieh'n, 
verrolgen  euch  schatten  erschlag'ner,  erschien 
Sarpedon  .  . .  und  weicht 
ihr  dunkeln  gewalten  des  Hades  vielleicht? 

Leuthold  (l'cntkesilea)  294; 

in  diesem  stände,  mein  Alfred,  ist  neben  finsteren  gewalten 
eine  opferwilligkeit  und  eine  slillduldende  liebe,  die  ans 
heldenhafte  grenzt.    Rosegger  erdsegen  351. 

d})  im  tieTsten,  hohl,  das  crdreich  untergraben, 

aul'  welchem  jene  schrecklichen  gewallen 

nun  offenbar  ihr  wildes  wesen  haben, 

in  majestätisch  liä>zliclien  ^e^taiten, 

und  mit  den  holden  überreiTen  gaben 

der  Oberfläche  nach  belieben  schalten. 

GöTUE  (lipimcnidet  erwachen)  13,299; 

sich  hinab  zu  stijrzen  dann 

in  das  rege,  wirre  leben, 

an  die  volle  brüst  es  drücken, 

an  sich  und  doch  unter  sich: 

wie  ein  gott,  an  leisen  fäden 

trotzende  gewalten  lenken 

ring::"  zu  sammeln  alle  quellen. 

Grillparzer  {der  träum,  ein  leben  1)  '5,121; 

allein  es  fol^t  der  mensch  dem  dunkel  gerne; 

er  will  sie  nicht,  die  retiungslichter  schauen. 

und  trauernd  ziehen  die  in  düstre  ferne. 

so  wird  es  nacht,  —  ihn  überfällt  ein  grauen; 

es  ist  zu  spät,  —  die  feindlichen  gewalten 

verschlieszen  ihm  die  schönen  hiiiimelsauen. 

Z.  Wermer  Martin  Luther,  jn'olog  29; 
also  deutet  die  himmlische  mir  die  gebilde  der  kiinsiler, 
und  ich  erkenne,  wie  scliön  einst  sie  die  Völker  regiert; 
wie  sie  mit  lächelndem  blick  die  rohen  gewalten  geziigelt, 
wie  sie  die  sprossende  kraft  stets  auf  das  grosse  gelenkt. 

Gkibbl  elcgie. 
5))  der  plitral  am  allgemeinen  abstracten  begriff, 
a))  unter  dem  einflusz  des  reimes: 

die  schüzenmeister  theten  nach  ehren  stellen, 

ein  jeder  wolt  das  schlosz  selbs  feilen, 

sie  schoszen  mit  ganzen  gwalten, 

ein  schusz  gieng  über  den  andern  aus, 

bis  sie  die  mauer  ganz  feiten. 

Hetffensteiner  lied  hei  Adrian  miilheil.  132; 

nach  dem  jetzt  die  grimmigen  lawen 

all  thier  fast  trutzen  und  bedrawen 

und  müssen  tantzen,  wie  sie  pfeifTen, 

in  weidlich  aulT  die  hauhen  greitfen, 

das  haut  und  bar  ofTt  folgen  nach, 

mit  jrer  tyrannei  und  räch, 

wit  wüten,  toben  und  gewalten 

all  thier  so  trutzlich  underhalten, 

vor  jrem  grewel  müssen  streichen. 

ß.  Waldis  Rsopvs  2,266  Kurt; 

dan  waern  al  meine  bain  zu-gleich 

sprechen,  o  her,  wa^r  ist  dir  gleich, 

daer  von  des  siaerkeren  gewalten 

den  schwachen  kanst  rettend  erhalten. 

Melissus  (jisalm  85)  128  neudruck; 
vgl.  oben  4))  a)); 

ihr  viel  verweisen  mir,  ich  lieb'  ihr  gar  zu  viel. 

ich  selbst  auch  pllegs  an  mir  offt  in  geheim  zu  schelten. 

was  aber  kan  ich  thun.  wer  schützt  sich  vor  gewalten, 

die  stärcker  sind,  als  er.  P.  Fleming  gedichte  (1642)  662; 

wie  kan  ich  freundin,  disz  vergelten, 

indebni  ich  folge  den  gewalten, 

die  ieder  mensch  vom  sternen-flusz' 

ohn  allen  mispruch  dulden  musz. 

SciiwiEGER  geharnischte  Venus  63  neudruck; 

ich  bin  ein  jungfer-lieber, 

die  zunge  geht  mir  über 

von  dehm,  was  aus  dem  hertzen  quillt. 

wer  mich  hierum  wll  schelten, 

der  fluche  den  gewalten, 

die  ob  uns  hat  ein  weibes-bild.        16; 


GEWALT  II  3,  1)  (casiisgebrauch)         4996 

das  ganze  buch  ist  dein,  was  ich  hierunter  tuh' 
ist,  meiner  schfildigkeit  bezwängnusz  zu  erfüllen, 
nim  meine  neigung  an,  und  lasz  mich  ferner  gelten, 
die  Venus  wird  nicht  nur  von  mir  besungen  sein, 
iezt  schwazzt  Minerve  mir  ein  anders  treiben  ein, 
forthin  entzieh'  ich  mich  des  Zypripors  gewalten.       08; 

nun  fühlt  sie  tief  des  blicks  gewalten 

und  unverwandt  schaut  sie  liinauf ; 

die  perlen  wollen  sich  gestalten: 

denn  jede  nahm  sein  bildnisz  auf. 

GÖTHE  (divan)  5,182; 

wie  wird  mir  auf  einmal! 

wie  ist  mir  geschehn! 

es  zieht  mich  zu  ihnen  mit  dunkeln  gewalten; 

es  sind  mir  bekannte,  geliebte  gesiaken,: 

und  weisz  doch,  ich  habe  sie  niemals  ge'sehn. 

Sc>iiLr.p.R  (huliliijUH!)  der  kitiislc)  15,  1,6; 

du  aber  mit  melodischen  gewalten 

vermagst  in  masz  und  wort,  in  färb'  und  tönen 

vergang'nes  neu  und  dauernd  zu  gestalten. 

Leutnold  (die  kunst)  173; 

sahen  die  bäche  aus  himmelsräumen 

über  des  abgrunds  felsige  Schlucht 

nieder  zu  thal  in  die  sceen  schäumen, 

stäubend  tind  strahlend  in  donnernder  flucht, 

sahn  der  lawine  gewalten 

grauenvoll  schalten.        Roquette  (/erfic/iJe  (1859)97. 

b))  auszerhalb  des  reimzwanges:  in  den  ge weiten  ist  die  he- 
haltsam  seiner  gerechten.  Eggestkin  psalm  20,  7  (in  den  ge- 
wallen ist  das  heil  seiner  gerechten  Koüijrchr;  in  potentibus 
Salus  dexlere  ejus,  sinero  zeswun  heili  chumct  in  mähten. 
NoTKER  psalm  19,7);  die  vereinigten  Staaten  haben  nämlich 
noch  weitere  bcslimmungen  angenommen,  so  die,  dasz  der 
congresz  auch  das  recht  haben  soll,  gesetze  zu  erlassen, 
welche  nothwendig  sind  zur  ausführung  der  ausdrücklich 
verliehenen  gewalten.  btr.  d.  Frankfurter  nationalversammlung 
(7)  4969'. 

6))  gewalt,  die,  plural  die  gewalten  (nur  in  einigen  fallen). 
VoiGTEL  versuch  eines  hochdeutschen  handtvb.  (1794)  2,79;  ge- 
walt, plur.  inus.  Weidenrach  deutsch-holldnd.  wb.  (1803)  436'; 
bei  Hilpert  wird  für  die  bedeuiung  '■hrafl,  zwang,  macht'  der 
pluraljebrauch  von  gewall  ausgeschlossen,  nur  für  die  personi- 
fication  (the  persans  or  tht  body  exercising  power  or  command) 
läszt  er  ihn  %u. 

b)  der  casusgehrauch. 

a)  das  vorwiegen  einzelner  fesler  Verbindungen  in  der  Ver- 
wendung unseres  Wortes  übt  auch  auf  den  easusgebrauch  einen 
einschränkenden  einflusz  aus.  am  meisten  ist  davon  der  nomi- 
naliv  betroffen,  der  von  diesen  Verbindungen  nur  bei  der  Um- 
setzung in  das  passiv  in  anspruch  genommen  tcird,  auch  sonst 
ist  es  selten,  dasz  von  unserem  Substantiv  eine  eigentliche  thälig- 
keit  ausgesagt  wird,  meist  handelt  es  sich  dann  um  fülle,  in 
denen  es  der  personißcation  oder  objectivieritng  sich  nähert,  vgl. 
sp.  4984  —  4985.  die  prädicalfnnclion  andererseits  ist  uesentlich 
auf  einige  Verwendungen  im  sinnt  von  vis,  violentia  beschränkt. 

1))   dize   ist  daz  gotes  lamp  —  vil  micbel  ist  der  sin  ge- 
walt.   Baümgartner  Johannes  55;  vgl.  sp.  4922.  4924  u.  a.;  an 
dir  . .  stet  der  gewall.    fundgruben  2, 2 IG;  alle  gewalt  stehet  bei 
dem  Pompejo,  potestas  omnis  penes  Pompejum  est.   Henisch  1591; 
ez  ist  gezalt 
über  mich  din  gewalt. 

rf.  gute  Gerliarä  4272  w.  a.,  vgl.  .tp.  4927; 
es  was  unser  stat  in  sölichem  iamer  daz  der  wirdig  gewalt 
der  gesecze  gcleich  als  wol  geistlich  als  weltlich  ser  zer- 
gangen «ras.  Steinhöwel  decameron  5  Keller;  es  soll  ja  bil- 
lich  alle  weiszheit,  aller  gewalt  Christo  unnd  seinem  heiligen 
wort  weichen.  Melanciithon  apologia  (corp.  doct.  ehrist.  109") ; 
sost  mir  al  min  gewall . .  da  hin.  minnes.  frühling  5,  26;  nam 
ein  ende  aller  ire  gewalt.   M.  t.  Kemnat  96  u.  a.  vgl.  auch  111 1,  c. 

2))  ghescheghe  eime  gewalt.  Stendaler  urlheilsbuch  26,  3  u.  o. 
vgl.  unter  111,4;  gewalt  gßt  ftf.  Walther  22,  l.  ähnlich  8,  25;  ge- 
walt .."gesiget.    Frbidank,  Jacob  v.  Warte  «.  o.  vgl.  sp.  4942. 

3))  so  sal  ok  de  geistliche  gewalt  helpen.  Sachsenspiegel 
1, 1;  das  nimpt  di  koniciiche  gewalt.  Kulmisches  recht  4,70  u.  a. 
vgl.  sp.  4926;  do  sprach  der  gewalt  zeilem  weistum.  anegenge 
6,57  u.  a.  vgl.  sp.  4936;  daz  .  .  dchein  butger  noch  sein  ge- 
walt .  .  nicht  turniren  sol.  d.  städtechroniken  1,475;  zu  der 
sich  neigele  . .  di  hohe  godelich  gewalt.  Elisabeth  5330;  er  war 
der  Zuversicht,  hier  im  stübcben  sei  er  sicher  und  wohl  be- 
hütet und  keine  böse  gewalt  habe  macht  über  ihn.  J.  Gott- 
belf  Käthi  die  groszmutter  (1847)  1,9. 

4))  prädicalfunction :  die  andern  sprächen,  ez  wser  der  gotes 
gewalt.  K.  v.  Megenberc  112,3;  daj  was  gewalt  vil  gröjer. 
Nibelungenlied  1927,3;  es  ist  gewalt.  Scbillkr  14,75  u.a.  vgl. 
sp.  4978. 


4997 


GEWALT  II  :u  \>  (.a.ii>g.-l.r.iiiili) 


ßt  der  ijmrtiv. 

1))  in  den  xetbiniungtn  mif  verbit  tttrbt  dieter  caiui  tu  der 
ntueren  tiirache  nolinluh  ab:  gewaldes  iitlegeii.  WuLruAH  I'ot' 
sival  lU'i,  II  u.a.;  gewalte«  LIint  marlien,  rgl.  ip.  4021;  der 
bawcr  beJaiickt  nich  de»  betcliaid*  uml  war  den  erli:iltnen 
geMiilta  fru.  HiWii.  V.  WiTriniToarr  Batthuti»  Wt;  sieb  drt 
gewolU  erweren.  Oittrr.  »titth.  1,101;  tolle  ai  gewulti  ter- 
driezen.    Panival  &S5,  i ;  ir  gewaltet  bio  ich  . .  gri.  Niiii>h*kt 

{$.  M<ll^'  ,1g,.  nilubriicli  i*t  *o  naaigrali. 

(tat  man  leti  in  maocbem  landl, 
den  lion  hall  fOr  elD  lOrlli  ilundl; 
al>u  liondi  Ir*  lO  gar  vemclilu. 
daa  man  Qwari  fwalit  acht  oit. 

Tnomas  MtaMBa  nanrnbeichwiriHig  7S 
t'iU.iH  iiruihtiek); 

xft  lettt  Tertumleten  tie  die  gemein,  unnd  beredten  die,  dut 
tie  lieh  Jiet  gewultt  biuiichm ,  und  newe  geitalz  machen 
tolle.  Liiiut  (1502)  59';  tie  würden  solche  verzagte  beren- 
henler  antrcfTi-n,  dati  es  keiner  tonderlichen  gewalt  wOrde 
Tun  oOthen  tein.    Wiisk  die  drri  ärgsten  ertnamn  \i:\  neudruek. 

D)  um  so  entuicklungffdbiger  ist  dit  Verbindung  mit  iub- 
tlanttven,  die  vor  alkm  aus  der  klatst  dtr  verhiiUubst>intiva  %*- 
unttibroelien  suteaclis  erhalt. 

a))  ains  gewaltet  krult.  Barlaam  1.  LuTwm  K5;  der  banr 
der  da  wat  gebunden  komm,  urlitiring  begiiod  enbunden  stan. 
da  w.ird  Salla  tA  der  crefl  söllicber  grosser  gewalt  zittern. 
Gregors  dialoge  [Augsburg  u;3\  i  eap.  ^\ ;  derbalben  .  .  .  aus 
göttlicher  barnilierizigkeit  und  vulkonienheit  unsers  gewalls 
wollen  und  verleiben  wir.  Luintti  (two  bullen  bapsl  Üementis  \\\. 
1&3&)9,  Ol*  Jena;  die  watterblasea  (tolt  bullu  tagen) ...  allen 
andern  beirhtvetern  verbeut,  aut  vermügen  einiget  gewalt", 
ao  inen  verliehen,  sieb  nicht  zu  unterstehen  jemandt . . .  von 
gedachten  vorbehalten  feilen  zu  entbinden,  (l&'il)  3,96*; 
»Ol  wir  sie  nit  mit  kriegesthai 
ein  itdck  unser»  gewalls  lasen  sehen. 

II.  Sachs  (J/ar/iuhrc) )  11,99  Keller; 
die  spitze  det  gewallt.  Fischart  Garyanlua  341  neudruek  vgl. 
oben  sp.  4Ö57;  und  {Karl  der  ßnflt)  nubm  in  Antwerpen  eine 
veronlnung  zurücke,  die  er  mit  allen  schrecken  der  gewalt 
in  M.idrid  und  IJssabon  würde  behanplet  haben.  Schiller 
{abfdll  der  I^iederlande  I)  7, 4U;  oder  es  gelang  dem  kaiser,  zu 
ilcn  alten  grunillapen  seiner  gewalt  eine  so  grosze  thutsiicli- 
lichi-  macht  zu  fügen,  dasz  der  widerstand  aller  landherren 
gt-hrocbcn  und  Deiilschland  allmählich  in  einen  modernen  stat 
verwandelt  wurde,  der  die  einzelnen  landscbaften  entweder  zur 
vollständigen  einheit  zusammenschlosz,  oder  doch  wenigstens 
alle  höchste  regierungsgewalt  in  der  band  eines  berrschers 
veri'inigle.  (J.  Fbeytac  {bilder  2)  19,146;  ihr  buch  über  den 
begriff  der  höheren  gewalt,  lieber  freund,  hat  meine  seelc 
mit  dank  erfüllt.  {',,  Kkller  an  Einer  tl.  april  1883  bei  [SÄcnTOLD 
3.  53i;  die  waffen  der  gewolt  (neben  gewalt  der  waffen). 
Franklurter  nationalversammlung  148S*. 

b))  du  künig  Mann  das  dreiuiiddreissigtt  jar  seines  gewalls 
erraicht  hei,  was  Abraham  fünfzig  jar  alt  Atentim  {baimehe 
Chronik)  4,90;  uff  den  21.  tag  det  selben  manots  der  kung 
ist  gefarn  dur  das  sloss  das  man  nempt  Buloniam.  gelegen 
uff  dem  mer,  und  slieff  da,  an  dem  ende  des  gewalls  von 
Fronckriib.  {RöteUr  cAronii)  Basler  dironiken  5,  162. 

e))  (t))  solch  Ordnung  lesset  gotl  bleiben,  macht  aber  nicht 
nnterscheid  des  gewallls.  Lotiier  epistel  s.  Petn  gepredigt  Ks'; 
4arumb  haben  die  unsern  nicht  aut  frevel,  oder  Verachtung 
feistlichs  gewalls  von  diesen  sachin  gelert,  sondern  es  hat 
die  hohe  nulh  gefodderl,  underricbt  zu  Ihun.  confest.  August. 

'  HIER  6,3:2';  vgl.  auch  ÜKi.hncmnoH  in  eorpMt  dod.  Christ., 
,  ISOO;  er  war  schon  im  besitz  der  gewalt,  weil  ihm 
die  mächtigsten  zu  geböte  standen.  ScHiLita  {erste  menstktn- 
geulUchttft)  9,143;  wie  aber  soll  ich  dir  ersetzen,  wat  mitt- 
l'niuch  der  gewalt  deiner  mutier  raubte?  grosz  war  dein 
eriio.  schon  seil  jähren  hast  du  entbehrt,  was  dir  gebührte. 
KoTZEtiK  almanach  dramut.  spiele  (ISOT  kaistr  Claudius)  i,\U; 
«s  ist  mir  noch  viel  erklärlicher,  wenn  es  aich  um  tchaffnng 
einer  neuen  gewalt  iiandelt.  6er.  d.  FrankfurUr  nationalversamm- 
'•'"9  (7)  40S7*:  die  leislungen  der  bOhnenkunst  sollen  einheit- 
liches leben  haben,  darum  verträgt  ihre  leitung  keine  theilung 
der  gewall.  E.  Dbvrient  das  naIionaWitaUr  des  neuen  DeuUek- 
lands  [\sn)  n. 

p))  denn  vieler  starker  lanien  drohten  ihm, 

und  wehrirn.  ob  er  »chon  so  gro^t  und  stark 
und  »treiterluhren  war,  ibu  voo  sieb  ab. 
und  er  entwich  deai  dränge  der  gewiili. 

Boaei»  Iti»*  3,776; 
IV. 


(ji^WaLI   Uä.  i>  (c«>u»B«^«udi>         4998 

waou  ibr  J«auU  ein«  UirtM  te«  Man  MfÜMUra  ftwUcbi 
babi,  und  wissi  wa*  et  itt  milleiJeo  t«  bab«a  oi»r  la  initu, 
■u  latzt  mein  bitten  di«  wuihuog  drr  g«wall  knifu.  )^nlA»^ 
Shakttpiare  2. 67  {»it  «$  ««/A  fef4Ul  t,»);  «r  (Aw)  kasoia 
•!a»  lenksame  bera  aeiaea  firuode*.  aocb  k«r<firk  IUm  Ib« 
der  dichter  eine  probe  der  gewalt  ablegen,  lak  4«r  w  ••trb«e 
beberracbie.  Soitiua  (brir^*  üher  in  ferU«  11)  «,<«: 

••  denkt  der  mentch  41«  frei«  ibai  <u  ikna, 
umsouti!  er  Ul  da«  tpldwerk  nur  der  kllMe« 
geitali.  dl«  au«  der  eigoca  «alil  lli«  »«kaeil 
lila  furchtbare  oeibweodigktit  erechafft. 

(»l'«b«iMl#te«  1*4  4.»|  tS,Mlt 

tie  können  nicht  anhand  nebroeo,  aelbst  «roa  ti«  di«  baa4> 
hingen  einzelner  der  bur^rertcbaft  tui.  Maioi  aiMMIHlM, 
gegen  solche  ina«zregelu  unerhörter  geweit  ibr  «•(•  «isM* 
legen,  ber.  d.  Frankfurter  nutionalttntmmimug  l,  IM*;  er  km» 
sich  wieder  vor,  als  hatte  er  aicb  an  de«  gfk«tii|rtw 
der  menscbbeil  gedacbtei,  wu  ihn  die  band  ^  c«bM  _ 
nicht  fassen  und  verfolgen  durfte.  Au^saaca  MtMtMesV.sn« 

y))  derselben  hat  ein  jeder  hundert  mann  von  der  gwiiladt 
bei  jm,  welche  beide  teiner  rath  unnd  seiner  gevsk  kM4t* 
baber  sind.    MicTiLut  Tacitut  |l33ä)  4ii'  {Germamia). 

3))  der  gtneUv  neben  dem  verbum  substanlivum :  dat  ist  tapferer 
und  gröttert  gewalls.  Terentübersetiung  (I4»i»  </«*:  mit  wmi 
du  hie  zA  handien  batt,  der  ist  ein  frembder,  minders  gwalta 
dann  du,  weniger  bekannt,  der  hie  liizeler  freund  bau 
VaLiNTiR  BoLTZ  Terenzübersetiuny  72'.  vgL  eigenet  gewatta 
tein.    EnHEL  Sylva  0    0.  7;  det  gewaltet  tio  sp.  tm. 

4))  absoluter  genetiv:  solche  gepurscb  haben  tie  zu  nacblail 
und  merglicbem  verlust  mertailt  irer  genacbparten  auch  nf 
die  hocben  gericht  dermatzen  erstreckt,  dat  ire  pnrger  ire« 
gefallent  und  aigent  gewalls  den  nochgetetznen  in  die  vitcb- 
watter  geen.  /.immersche  chronik  3,363;  vgl  ebenso  thterr.  wetuk. 
2,22  u.  a.  rgl.  sp.  49«0;  es  gebühre  seinem  ttatzkopfligten 
ebeweib  nicht,  sich  selbsten  und  eignen  gewalts  und  gefalieot 
von  dein  ehemann,  welchem  ibr  leib  an-  und  zugehOret,  ab» 
zutondern.  AtELi  künstliche  Unordnung  1,  2^1;  dasz  zuUaaif 
seie,  wegen  det  ehebrucbs,  das  weib  zu  beurlauben,  arf» 
auch  dem  weib  sich  von  ihrem  hurenhengtt  abzusondern,  Mi4 
zwar  eignen  gewalls.  252;  und  half  im  mebtiger  gewalt.  Ha» 
Lissus  ftalmen  122  neudruek; 

und  sollt'  leb  nicht,  lebntücbtigtter  gawaii, 
io's  leben  liebn  die  eiotigste  gesiali. 

G6niB  Fmuu  7436. 

y)  di*  überwiegende  lahl  aller  Verwendungen  entfallt  mif  4e* 
accusativ  und  den  datir,  die  beiden  ewiu,  ta  denen  *er  amJms 
die  festen  Verbindungen  sich  entwicktl».  dem  fCffUftltr  «mMmm 
die  spärlichen  falle  freien  ea$usgekmucke$  kier  wie  termueiU 
ausnahmen. 

1))  für  den  accusativ  kommt  vorwiegend  die  funetten  det  tkytifi» 
in  betracht,  für  die  sowohl  die  parallele  mit  ptleiUt  nlt  die  mä 
riol^nfia  fruchtbar  ist,  rgl.  gewalt  geben,  gewalt  haben  •••.; 
vgl.  gewalt  begehen,  thun,  üben,  treiben  u,a,  $.  III,  1.  auf  Mi- 
gehender  entictckelung  beruht  diese  funeiion  bet  gewalt  scbretM, 
gewall  klagen  vgL  oben  tp.  v»;s.  4»4t.  fr§pmilimMn^mim»§m 
sind  dem  accusativ  vor  allem  dann  sefiafNtk*  MM  itr  ht§n§ 
durch  die  betiehung  auf  einen  bestimmifn  M^er  dtr  gtwall  <i»> 
geengt  eruheint:  gezali ...  in  gutes  (i  efri«)  gewalt;  •MteiilM, 
sieb  ergeben,  bringen,  kommen  in  jemande«  gewalt  b.  •.  t. 
ill.  3.  diu  absolut  gehrtuekle  nhUnli*  etlrtektert  die  pUft 
sitionaherUndung  «m  ehettm  auf  dem  kerfra  kemimmter  W> 
deulungsrertehiebungen^  vgl.  umb  ein  gewall  s^  •O.  M77;  ifl 
ohne,  sonder  gewalt  (—  rtUmacki}  tp.  t-Ai;  tfi  tk  ennnriM 
biläung  durch  gewalt  (>■  »t  gewall):  wer  «iMa  mi&tm 
widerrechtlich  durch  gewall  .  .  la  timt  haadlMf . .  MlUik 
bürgerlsehet  getHtkuek  )  240  eMi  laWke*  ßUn  ^fMrikaa  äätf 
prdpMt/ioadIferktiMluRf««  kirr  »eätn: 

w  aM  das  iehee  4r«a(t,  w  dm  eerftekr 
aiek  ■eaaltfacb  durcMkrawtM  mnä  «erwlinagv 
da  kr*«clM%  ver  alle«  erdwaaf  aad  g*»««a. 


K*»««a. 
damit  ein  jeder  aagetm  ?Ma  aaiarw. 
in  sichern  frentea  waw^le  aekM  kaha, 
damit  nicht  di«  T«rwlmB*(  !•  gewall 
sich  l«te.  Dn*w  lutmig  dtr  Btttr  1.1. 

2))  der  daäv  «laiMl  c«  den  tethininnfin  itt  iMMMudl  br- 

stmwäen  tubs!antivt  ebra/Wtt  (bcü.*  es  ttal  oit  ia  deiaca 
gewalt  (EsEBLin  2,  t&T)  ■.  «.;  lyL  laaes  d.  gedkUt  im,  ifL 
111,3:  do  i<i  »naer  berrgnlt ...  nit  seinem  gewalt  do  gewctt 
ZtaiM/rscfte  rArcatk  4,  tsti;  tfl.  ans  seiner  eewall  last««,  v<io 

;}14 


4999        GEWALT  II  3,  b  (casusgebrauch) 

der  gewalt  eines  andern  gehen  u.  a.  auch  das  absolut  ge- 
brauchte Substantiv  geht  solche  Verbindungen  ein,  vgl.  an  der 
gewalt  sitzen,  in  der  gewalt  sein,  vgl.  daz  doch  vil  manic 
man  in  micheiem  gewaite  kan.  Tristan  26S;  t.  sp.  4921.  den 
hauptanlheil  am  dalivgibrauch  aber  haben  präpositionalverbin- 
dungen,  die  die  Verallgemeinerung  und  weitgehende  Verschiebung 
der  btdeutung  herbeiführen,  vgl.  vor  allem  die  Verbindung  mit 
gewalt  unter  III,  8.  diesen  haupttypen  gegenüber  seien  einige 
besondere  fälle  des  dalivgebrauehes  zur  ergämung  angefügt;  sie 
stimmen  darin  überein,  dasx  das  Substantiv  hier  die  energie  der 
bedeulung  festhält,  während  der  dativ  sonst  im  allgemeinen  die 
formelhafte  abschwächung  begünstigt, 
a))  präposilionalverbindangen. 

a))  das  Substantiv  strebt  der  personißcation  oder  objectivierung 
tu:  gingen  des  dirhangen  frund  zcu  der  königlichen  gewalt. 
Magdeburger  fragen  3,  6,  2  «.  a.;  vgl.  oben  sp.  4926,  vgl. 
tp.  4937 ; 

dem  gleich  fast  iderman  icz  tbOet: 
in  diesem  leben  trachtet 
nach  gwalt,  macht  vrolAst,  er  und  gQet, 
aur  das  künftig  nit  achtet. 

H.  Sachs  {der  edelmann  mit  dem  narrenwagen) 
(allein  und  schwanke  3,295  neudruck; 
der  guter  höchstes  dürfen  wir  vertheid'gen 
gegen  gewalt  —  wir  stehn  vor  unser  iand, 
wir  stehn  vor  unsre  weiber,  unsre  kinder. 

ScHiLLiR  (Teil  2,2)  14,329. 

ß))  das  Substantiv  wird  durch  nähere  beslimmungen  abgehoben: 
schmeicheln  sie  mir  nicht  mit  einer  gewalt,  von  der  ich  hier 
keinen  gebrauch  absehe.  Lessing  {Emilia  Galotli  1,6)  2,390; 
sie  (Virginia)  weis,  dasz  sie  unfähig  ist,  irgend  eine  Wahrheit 
zu  verbergen,  und  läszt  also  den  Iciiius  von  der  gewalt  ur- 
tbeilen,  die  sie  sich  besonders  mit  ihm  anthun  müsse,  {auszug 
aus  dem  Irauer spiele  Virginia)  6, 19; 

herr  graf, 
das  fiberläszt  die  vehme  euch!  ihr  zeigtet 
von  der  gewalt,  die  ihr  hier  übt,  so  manche 
besondre  probe  uns;  laszt  uns  noch  eine, 
die  gröszeste,  bevor  wir  scheiden,  sehn, 
und  gebt  sie  ihrem  alten  vater  wieder. 

H.  V.  Klsist  (hdllichcn  von  Iteilbronn  1,2)  3,31; 

und  jetzt,  wo  dasselbe  geschieht,  wo  es  fast  täglich  zu  lesen 
ist,  wie  hier  die  wohnung  eines  abgeordneten  zertrümmert, 
wie  er  verfolgt  wird,  wo  man  bis  zur  gewalt  gegen  die 
majorität  der  Volksvertretung  sich  erfrecht,  um  die  minoritiit 
zur  herrscbaft  zu  bringen,  jetzt  sollen  die  frevel  im  namen 
der  freibeit  geschehen?  ber.  d.  Frankfurter  nalionalversammlung 
4,  2651*. 

b))  der  dativ  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  dem  verbum: 
deme  gewaite  dienent  di  tröne.  bücher  Mosis  3, 19  Diemer ;  den 
suilen  si  brengen  dem  richtere  oder  siner  gewalt.  Freiberger 
stadtrecht  7, 1 ;  als  jm  {dem  Schulmeister)  nu  das  zugelassen, 
gab  er  jm  zcu  verstehen,  wie  er  der  besten  bürgers  kindt, 
seinem  gewalt  die  zu  übergeben,  mit  jm  brechte.  Kirchbof 
wendunmuth  20* ;  ich  übergebe  dich  . . .  dem  . . .  gewalt  des 
lebendigen  sathans.  kirchenbannformel  von  Straszburg  1658; 
diesem  gewalt  nimmer  mehr  unterwürffig  machen.  Galmy  21; 
eines  gewalt  sich  entziehen,  detradare  imperium  alicujus. 
Weismann  156; 

es  beugt  der  gewalt 

sich  mit  kosendem  schmeicheln  der  panther. 

RoQUETTK  gedicliie  (1859)  173. 

e)  die  fähifikeit,  substantiva  unterzuordnen. 

a)  hauptsächlich  kommen  hier  die  erscheinungen  des  subjectiven 
genetivs  in  betrucht:  die  gewalt  gottes,  des  papstes,  des  kaisers, 
des  Staates,  der  ellern  u.  a.    vgl.  III,  l. 

ß)  der  objective  genetiv  ist  zunächst  auf  die  Verbindungen  mit 
verbis  une  gewalt  geben,  gewalt  haben  u.  o.  beschränkt  (vgl.  III,  4). 
hier  wird  er  später  durch  präpositionalverbindungen  abgelöst,  unter 
denen  über  vor  andern  hervorragt,  aus  diesen  Verbindungen  mit 
verbis  dringen  beide  arten  der  Unterordnung  auch  in  sonstige  ge- 
brauehsformen  des  Wortes  über,  hier  wird  der  genetiv  in  der 
composition  noch  heute  festgehalten. 

1))  tn  der  beziehung  auf  personen  sind  genetivverbindungen 
jetzt  seilen,  doch  zeugen  isolierte  Wendungen  wie  sie  haben  dein 
gewalt,  sein  selbst  gewalt  u.  a.  (vgl.  111,4,  a,  y)  dafür,  vgl.  auch 
zerwirft  oder  frist  nicht  der  krannich  seiner  kränchin  ziileid 
seine  eigene  eier,  das  wachtelmäniin  seins  wachtelweibiins, 
der  pfo  der  pföin,  das  rephun  der  rephennin,  der  rapp  der 
krähin,  nur  umb  ehrgeltr  des  kindergewalts?  Fisgbart  Gar- 
gantua  3()8  neudruck.  sonst  wiegen  präpositionalverbindungen 
vor,  die  den   Charakter   der  zielbeslimmung  schärfer  ausprägen. 


GEWALT  II 3,  c  (übergeorduel  über  substantiva)  5000 

a))  der  pfaff  erwarb  gwalt  und  gnad  von  bischoff  Burkharten 
über  die  kötzer.  Bdrkabd  Zink,  d.  städtechron.  (Augsburg)  5,45; 
henschung  und  gewalt  aines  über  die  andern.  J.  Ebbrlin  t. 
GOnzburg  2,178  neudruck;  man  hat  in  als  ein  wahnsinnigen 
menschen  ins  gefängnusz  gelegt,  da  hat  er  gesagt:  ich  werd  nit 
lang  ewer  gefangener  sein,  und  wird  ewer  gewalt  bald  ein  end 
hoben  über  mich.  Kirchhof  »endunmu/h  (2,56)  2,107  Ös/erlty; 
bruder,  deine  gewalt  über  mich  ist  noch  die  alte.  Kotzebub 
dramat.  sp.  2,  338;  Juliens  Unglück  war  —  eine  solche  frau  zm 
Stiefmutter  zu  haben;  oder,  wenn  diesz  nun  ja  einmahl  nicht 
zu  ändern  war,  ihr  an  klugheit  und  gewalt  über  sich  selbst  so 
wenig  gewachsen  zu  sein.  WIELA^D  {ehrcnretlung  der..  Julia) 
24,343;  in  seiner  (Coriolans)  mutter  ist  seine  eigne  natur,  aber 
mit  der  ihr  gefährliches  balancierenden  gewalt  über  sich  selbst, 
sein  stolz,  aber  in  Unterordnung  unter  die  forderungen  der 
Situation  an  die  klugheit  in  handlung  gesetzt  und  so  mit 
seiner  natur  kontrastirt.  0.  Ludwig  (studien)  5,  91. 

b))  die  helle  pforten  sind  aller  gewalt  wider  die  Christen, 
als  da  sind  tod,  helle,  weltliche  Weisheit  und  gewalt.  Lotber 
glosse  zu  Matlh.  16,18;  uns  ist  mehr  drauff  zusehen,  das  die 
unsern,  so  den  predigern  ungeneigt,  nicht  herausschepffen 
ursach  und  gewalt  wider  si,  das  sie  predigen  müssen,  was 
sie  wollen,  wie  etliche  an  viel  orten  schon  fürgenomen.  (die 
Ordnung  der  visitatorn  belangend  1527)  werke  3,  409';  ist  der 
widerstand  .  .  mit  gewult  an  der  person  begangen  worden. 
Strafgesetzbuch  für  das  deutsche  reich  §  117. 

c))  jeder  von  den  beiden  mag  mir  die  gewalt  entreissen; 
dieser  durch  seinen  feurigen  geist,  der  alle  köpfe  in  flammen 
setzt,  und  der  alte  durch  seine  lügend  und  gewalt  aufs  volk. 
Klinger  (Damokles  II)  2,360;  du  allein  kannst  durch  deine 
Weisheit,  durch  deine  anerkannte  tugend,  deine  gewalt  auf 
die  herzen  des  volks,  diesem  nahen  unglUck  vorbeugen. 
(Damokles  I)  337. 

2))  länger  hält  sich  dieser  genetiv  in  der  Unterordnung  un- 
persönlicher Vorstellungen,  wenn  auch  in  freier  ffigung  hier  die 
präpositionalverbindungen  eingegriffen  haben ,  so  hat  dafür  die 
composition  das  gebiet  dieses  genetivs  erweitert. 

a))  a))  ich  bin  auch  die  jenige,  die  diese  güldene  ketten 
hat  gehenckt  an  ewren  halsz,  mit  Übergebung  desz  gewaits 
meines  leibes.  buch  der  lieben';  ich  will  dein  geleiter  sein, 
dann  du  würst  den  heiiath  nach  dem  du  eilest,  erlangen,  und 
frumme  kinder  bekummen,  deren  vile  unzalbar  sein  wirt, 
und  fürtreffliche  kinder  werden  sie  verlassen,  denen  ich  den 
gewalt  disz  landes  würd  eingeben.  Hedio  übers,  des  Josephus 
(1535)  15*;  gewalt  lebens  und  todts.   Binguann  Cäsar  58'. 

ß))  so  wurde  diese  mitherrschnng  dadurch  dem  parlament 
in  einen  vollkommenen  gewalt  über  das  königreich  verwendet. 
Zeiller  hundert  episteln  473;  da  man  nehmlich  alle  jähr  einem 
ihden  inlande  einen  zunft-meister  fobr-gesäzt,  welchem  die 
höhchste  gewalt  über  laben  und  tohd  gegäben  ward.  Zesen 
adr.  Rosam.  177  neudruck. 

b))  a))  so  nennen  wir  den  gewalt  der  kirchen  Schlüssel, 
darumb  ist  kirchen  gewalt  und  Schlüssel  ein  ding.  Melancbtbon 
loci  theologici  (eorp.  doct.  chiist.  286') ;  polestas  elavium,  die  ge- 
walt der  schlötel.  Chyträus  7; 

wie  dan  sant  Paulus  gotes  frünt 

vom  bapst  dem  Entchrist  hat  verkünt 

und  in  ein  menschen  nent  der  sünd. 

da  in  mit  dem  nu  ist  gelungen, 

dasz  sie  uns  hand  den  won  eintrungcn, 

wie  in  alein  sei  zugestalt 

des  schlüszeln  volle  macht  und  gwalt, 

dasz  weil  sie  binden,  sei  gebunden, 

wen  sie  uflösen,  sei  entbunden, 

band  si  den  gwalt  so  weit  gestreckt, 

dasz  sie  band  alle  weit  erschreckt. 

Iriumphus  veriiutis  637  (Sciiadk  Satiren 
und  pasquillfi  2,211); 
vgl.  die  Schlüsselgewalt  als  zusammenfassende  bezeiehnung  für 
§  I3i7  des  bürgerlichen  gesetzbuchs;  noverint  tam  presenles 
quam  posteri,  quod  nos  decimam  nostram  tam  magnain 
quam  minutam,  quam  habemus  et  habuimus  apud  Rindorp, 
Ruzerode,  et  in  Hättorp,  et  unam  potestatem  silvaticam  in 
Silva  de  Rindorp,  que  hulzgewalt  vulgariter  appellatur, . . .  ven- 
didimus  communi  manu.  (1281)  bei  Lacohblet  Urkunden  2, 443 
u.  a.  {aus  1283  und  1297);  vgl.  Kebrbin  lo'. 

ß))  nun  faren  die  romanisten  daher,  unnd  wiewol  sie  ihr 
nimmer  selb  brauchen,  noch  ir  ampt  üben,  nemen  sie  doch 
in  selb  einen  gewalt,  über  den  selben  brauch  der  schlussel. 
Lutbkr  von  dem  bapstum  FS';  der  besitz  einer  sache  wird 
durch  die  erlangung  der  thatsächlicben  gewalt  Ober  die  sach« 


5001  G  BW  ALT  U  3,  c  (übergeordnet  über  sobilantivi) 

erworben,  bürgtrliehti  gtultbueh  9  SM;  d«r  bet.U  wird  da- 
durch  heendiKt,  da»  der  betitzer  die  tbuUlcbliche  gewalt 
aber  die  iach«  auTgiebt.    $  NM. 

el)  n))  M  wuDBcb  gewalt,  wunachea  gewalt  hat  $ich  tehon 
oben  sp.  4W3  der  gcnttiv  wonoebea  als  ein  objtctiHr  erwuten. 
vgi.  datu:  remlicli  und  bnbftch  oacb  wuo^cbea  gewalt.  Si:«o 
buch  von  dtr  ewigen  ueitheit  {Augiburg  l&u)  1,1;  ebtn$o  Ml- 
Lusua  pittltn  37.    vgl.  auch  III,  i  unter  gewalt  babeo. 

ß))  welche«  gpfUbl  kann  gegen  die  unuldersprecblichen 
gründe  eotacbelden,  womit  un»  die  Vernunft  alle  gewalt  iilier 
unnere  Yoratcllungen  att<pricht?  K  W  JKBuaaLia  philotophitche 
aufsiUe  ii  (d.  litti-ralurdenkm.);  die  gewalt  über  tintire  leidcn- 
schufica  bat  niemala  ein  Terfaaiter  io  einem  bobero  grade 
beiiessrn,  oder  in  su  verstcbiedi-nen  anlflueo  gezeigt  Wikland 
.S'/ni*r'ij)füre  1,5  rorrrd«;  es  fehlt  ihm  nichia,  ali  etwaa  mehr 
kunüt,  und  mehr  gewalt  über  die  «leuiacbe  spräche,  so  würde 
er  vielleicht  mit  der  zeit  mit  gutem  gewisaeo  einen  lobredner 
des  marscballs  vun  Sachten  uhgeben  kfinnen.  Lissins  (eri- 
tische  nachriehten  auf  dat  jähr  I7&I)  4, 120. 

d))  die  (;ei8lliche  obrigkeit  bat  den  gewalt  dess  banos,  die 
weltliche  ober  den  gewalt  desz  acbwerdts  darum  empfangen, 
ila^i . . .  I'h.  litüiRauNitKB  von  der  Augtpurger  eonfession  riäer». 
eensur  3;  ge>«alt  des  recblens,  gewalt  des  gebiets,  juritäklio 
id  etl  potetlae  judicandt.  voeabulariui  ineip,  Uut. ;  daher  kompt 
es,  das  dem  Apullini  des  artsneiens  gewalt  tftgerechnet  wirt, 
dann  die  miiuige  hitz  der  sonnen,  ist  ein  vertreibuni;  aller 
kranckliniten.  Alpirus  Vergiliut  {Augepurg  i&44)29*;  oamenllicb 
bat  die  Preu>zisrbe  regierungsgewalt  seil  dem  grossen  kur- 
fürslen  diesen  Charakter  gehnbi.  Cuubkwitz  10,424;  vgL  auch 
ihftl  8, 534 :  es  handelt  sich  hier  um  eine  aache  der  allerbüchsteo 
kuminandogewalt.  d^r  preusi.  kriegtminitter  m  d,  rtiehttagt 
27.  norembcr  1901 :  ist  der  familienratb  befugt,  die  TerfOgungs- 
gewalt  des  Viitera  . .  tu  beschranken,  enitrheidungen  dtt  rtichi- 
geriehtt  in  civilsaehen  II,  aiT;  ein  klagbares  recht  darauf,  dasz 
derselbe  (der  vater)  die  erziehungsgewalt  ordnungsmaazig 
ausübe.  39,159;  wenn  du  es  genehmigest,  wollen  wir  den 
Merkur  mit  unbeschrankter  sttafgewalt  zu  ihnen  berunter- 
scbicken.  Wieland  {überutzung  ton  Lukiant  die  enlliufenen 
selaven)  8,  132; 

so  kann  mein  sohuts  dir  niemals  fehleo, 

denn  meine  ttrafgewalt-  trIfTt  nur  belleckte  seelen. 

(Obffron  2,40)  20.47  (GA«c*«n  IS5«); 

etlirhes  holz  ist  der  Tersteinigungsgewalt  auch  flhiger. 
Krashu«!  Frakcisci  indiscli-ehinee.  lustgarlen  {[WS)  {,  l^;  sla.-it 
und  Volk  geben  erst  ein  reich,  and  dessen  erhaltungsgewalt 
bleibt  das  Volkstum.  F.  L.  Jahn  l,  160;  der  scbreiber  war 
einer  der  gröszten  federsiburken,  der  je  in  unserm  Innde 
dintenkünste  und  radiergewalt  ausgeübt.  Pestalozzi  (Gertrud 
und  Lienhard  2  §  70)  2,265(1810);  zu  dem  preise  seiner  rede- 
gewalt.  ScHEBEB  aufsdtte  über  Götht  (Naueikaa)  335.  9gl,  auch 
theil  8,  46t. 

e))  mit  sinem  vollen  gewalt,  zfi  lAode.  Basier  Chroniken 
6,152;  praesentis  tui  facultas:  gewalt  oder  verwiliigung  bei  dir 
ze  sein.  Frisius  539';  gewalt  zu  sprechen,  dictator.  Algb  934*; 
gewalt  in  eine  abgetretene  pfründe  wieder  zu  kehren,  regreu 
noui'^uu  diet.  (fUra^tburg  1762)  339. 

y)  diese  form  der  composition  erUiehltrt  den  zutritt  der  mannig- 
faUigsUn  beslimmungen  su  unserem  Substantiv,  oft  sind  es  su- 
mtze,  die  eint  d«r  in  I  4,  6  entvickelten  abstufungen  uints  ^- 
deulungsqehaltes  noch  einmal  zum  ausdruek  bringen. 

1))  diesem  zufolge  übertrugen  sie  ihm  volle  macbtgewalt. 
Ober  die  Verwendung  des  OtTentlicben  Schatzes  ebenso  un- 
beschrankt zu  gebieten  als  Ober  aeine  eigene  caase.  Wikurd 
(der  goldene  Spiegel  2,  16)  S,  346  (Göschen  185S),  f^iuo  31,  130 
l^ani.  revolution  6);  als  nun  aber  die  riesen  so  ziemlich  mit 
den  (Iracben  fertig  geworden,  stieg  ihnen  gleichfalls  der  muth 
und  dunkel,  weszwegen  sie  gar  manches  frevele,  besonders 
auch  gegen  die  guten  Zwerglein,  verübten,  welche  denn  aber- 
mals in  ihrer  noth  sich  zu  dem  herrn  wandten,  der  sodann 
aus  seiner  machtgewalt  die  ritten  achuf.  GOtbb  {Wilhelm 
Heisters  wanderj.  6)  23,  92.  ebenso  39,232  (blumtnwsaltni) ;  vgl. 
auch  theil  6,  1406; 

•rtOnen  ian' 
In  ilirer  nunmehr  gans  erstarkten  machtgewalt 
triumph  und  rutim. 

K.  Iaai*«*ii:i  (Eudoxia)  wrkt  15,38«:  ikntkk  18,31«. 
t))     klar  lat's  tu  schaun.    beginnend  •aUlea  alao  vor, 
die  kfihn  bedrohen  ihre  siadt  m\\  kerrscbgewalu 

W.  ▼.  HcatOLDT  (A5er»«l«MN9  rf.  Agamamnm 

14.  «MM)  3,80; 


6IWALT  III  (wortTcrbindiiBges)       5003 

«a«M  da  dl«  auMlebi  ailr  «rAfaca  koaaw««. 

▼•Bildltts.  dau  müt 

dU  böchsi*  b«rr*eb(*wa||  la  0«MU<iila«4  s«t«dMkli 

a«  wftrd'  Autuiiu*.  da«  f«r«t«ir'  teb  4Uk, 

dea  wtraMien  rreon4  «Orrf'  «v  M  alr  arialM«. 

H.  *.  KkBiev  (Hrr*M«a«M*lMM  t.1)  l,Mii, 
der  krUcer  brenai.  aaicaf*«  dir  su  «tlea. 
und  iroiii  Im  kaaipf 
der  wtU«  aiebi  gala 


laaa««  Mm^m  yUliea. 

LtenMta  im*f  am  ttH  Mt 


•)) 


iit  bei  eioein  meoackeo  dl«  oelgaBg  onr 
der  gerachligkeit,  weil  dl«  g«r«cbliffc«il  aick  glOckUclMfwriM 
auf  «eileo  der  neigong  bedod«!,  «o  wird  d«r  aalortHtb  m 
alTekt  eine  vollkommene  tuangsgewah  ikm  4m  vtltM  •■•• 
üben,  und,  wo  ein  opfer  nOtbig  Ist,  a«  wiri  m  H»  «MlMUdl 
und  nicht  di«  sinnlicbkait  bnogeo.  Scsitti«  (Mar  nmulk  und 
mürde)  10,  1 10. 

8)  vielfach  sind  et  auch  bettimmts»§iu  ttt  trt  und  Mit«, 
die  in  •tieier  form  der  eumpoitlion  ms§ttliti*rt  werdn.  («Ml 
entsprechenden  adjectn  in  der  eomp»sili»m  s.  III,  1):  dk  fo^ 
tische  begeitlerung  überflel  ihn  nitunler  mit  eiiMT  i«b«f' 
gewall  und  mitten  aua  dem  gefflblsdSrreo  bodeo  4er  weh 
di«  ihn  trug,  aproszten  dann  plötzlich  aein«  dichlaogen  wi« 
caclutpflaozen.  kO«»«  Frans  frrthtrr  Gaudf  {manaUbUtttr  mir 
ergdnsung  dtr  aUg.  ttitnng^  mai  l»45):  Nipplar  klopfu  Bit  d«r 
tteifen  papierroll«  auf  daa  podium,  und  sofort  begannco  di« 
Violinen  ihr  werk;  jetit  6el  di«  flot«  ein,  wihrend  von  tett 
zu  zeit  dea  'basaet  grundgewalt'  d«aMi»ch«n  brummte.  Fqii- 
TAN«  «er  dMi  ilar«!  3,  30«; 

lob  wollt',  leb  wir"  tia  apielmaaa 
asli  solcher  klaoifewali. 
daas  allet  ktm  Io  meiato  baaa. 
to  weit  mtio  liad  «rscballl. 

8Ta4cawiT«  #*<Ml«  101t 

daa  frei«,  verstSndige  In  der  gescbichte  v«rtrilt  der  aaBo, 
die  volktkraft  wirkt  uoakUsaif  mit  d«in  diMktla  ivasf« 
einer  urg«walt,  und  ihr«  gd«tif«n  bilducgen  «atoffMlwa  OH 
weilen  in  auffallender  weie«  den  geaultun|apfoc«««««  itt 
tlills(  halTenden  naturkraft,  die  aus  dem  aamenkom  der  pllan« 
atiel,  bintter  und  blutbe  bervortreibt.   Fbbtta«  bildtr  \**,U. 

III.  dw  mottverbindungen.  tt  testrs  sith  tstti  kauftgniffn 
AiiT  unterscheiden,  je  nachdem  i*s  vori  mit  tiium  nauttn  ra/'> 
pronomea  tn  engere  Verbindung  tritt  odtr  mit  liMtm  mrhsm. 
dabei  ist  freilieh  tu  berücksichtigen,  datt  die  engttt»  «arMaAnfni 
mit  einem  terbum  tugleich  noch  ein  nowsn 
anspruch  nehmen  können,  insofern  naaMnAich  4it 
begrenziing  des  lub^tantirbegrilfa  fut  imttk  »Ut  ««rlMnfn 
hindurch  ihre  sonderrolle  tpielt.  iamuHibt  tktr  M  Unm  !*• 
stimmungsmometU  für  gebrauch  und  MnifiafarataicUMif  dtf 
Verbindungen  mit  vtrbit  »uist  erst  tn  tmeHfr  Bntt  «MaMU^fM, 
selbst  in  Wendungen  trie  in  d«r  gewalt  einea  aadera  «•(•,  ia 
die  gewalt  eines  dritten  kommen  «.  «nlrr  3.  andtn  ttrhatn 
sich  Verbindungen  wie  in  gottes  gewalt  liegen  (i^  ItM)  im 
sinne  von  in  den  letzten  zOgen  liegen.  —  dk  ■«■i—lt^WT' 
lindung  das  entscheidende  momtnt  fkr  die  hedtwlm§tntalMm§ 
liefert,  die  gliederunf  vmd  rffftm «tt  im  fm' 
entscheidenden  >«KfHHi|W f«nl  MHfdkM.  dk  i 
grensung  des  tuhtantiahtgrif^  uli 
gedeckt,  die  im  fnsHk  unttrfmdsut  tM  (tyi.  «M*  i^  4«l«».  «k 
enattbildungeu  Umtrs  «•«*  ptmtmim  fr «■«■!—  ad^  •dji^i»- 
ableüungen  eintreten  (goU  mit  seiD«r  |«— It«  <li«  IßUJkk»  fß- 
walt).  loiul  Aft«r«wiail  dat  adjaeüm  §ndtmtlmmmm§im^  dk  M 
unserem  tubstani»  /tr  dk  »«rfrafwifMMcteaf  aalr  mkdtit  •m- 
den,  oder  es  dient  ms  ff«rw  *«r«ia  dm^edMäamp 
die  neuere  sprathe  hol  im  bmm 
vickfU,  die  einen  im  bagßig  dm 
nathdrüektkk   ktrmktbm.    dk 

die  w  rnter  tmk  dk  ninH|Wihii««|  dm  ti^m  ankk*,  i 
unter  wart  antmadar  mimtUr  adm  ■iiiiW*     m  dm  m 
treten,    «t  dtr  erskm  fW^r*  i*»"  *»  j 
t«  dtr  tmeOm  rer  «Ot« 
gründe*  emfßehU  «t  th*  Mir  •*  rttr  frapp«*  —  ■■hirt«d 
ikret  «afcm  iat«mmwitw|«t  —  Ml*  mnitr  amfmthhm. 

I)  dir  mbiadmmfen  mn  eitttm  i 
oder  m*  dtaien  nmnHldmm§n: 
anSm  tavnXx ,  dtr  «mM  dm  f 
^    *  »«rMrwv  Mf  •*  «Ar  «iatali«  ft«  ttar*  «vAc*. 
hm  fUvtm  dk /ktlea  NiWWaafW  MM  av  ii«ii  iTii.' f«llfl«> 
gewalt  (got«f«»alt),  aUataftwak,  ri«hm«ti«lt,  iil»M|ii  ih 

M.  «. 

SU* 


5003     GKWALT  III  1   (mit  sul.jecl.  geneliv) 

a)  betiehung  auf  goU  und  Vorstellungen  des  religiösen  lebens. 
vgl.  oben  sp.  4922. 

«)  itumen  divinum,  numen  et  vis  dei;  güdtlike  krafft,  ge- 
walt  und  wille.  Chytraei's  nomenclator  latino-saxonicusZ;  gött- 
lich gewalt  und  alimacht.  Henisch  1592;  gotlesgewalt,  divina 
potestas.  Stieler  2426;  göttliche  gewalt,  gottes  gewalt,  po/ensa 
divina,  il  braccio  divino,  puissance  divine.   Rädlein  (1710  38l'. 

1))  es  was  aber  der  gewalt  gottes  grösser  und  nier,  dan 
der  besen  cristen.  Nicolaüs  Thoban  {Weissenhorner  historie  171) 
bei  Badmann  quellen  bd.l;  vorhin  ist  gemeldet  worden,  dasz 
jhm  seine  zween  brüder,  hertzog  Danckwerdt  und  hertzog 
Heinrich  habn  nach  der  keiserlichen  krön  gegriffen,  jedoch 
durch  gottes  gewalt  daran  verhindert  worden.  Bünting  Braun- 
schweiger Chronik  (1620)  70;  (ein  richter)  soll  den  gütlichen 
gewalt  sehen  an.  Brant  Moretus  bs';  von  dem  brummen 
seines  gütlichen  gewalts  erbidemet  das  gantz  ertreich.  Geiler 
bäum  der  seligk.  27'  (Ch.  Schmiüt  eis.  mundarl  143);  sondern 
solchs  alles  ist  seiner  göttlichen  gewalt  selbs  eigen  werck. 
Luther  (das  diese  wort  Christi  1527)  3,  35i'; 

ach  herr  und  gott,  ich  lob  und  preis 
dein  göttlich  gwalt  mit  allem  vicis. 

BuRKARD  Waluts  siieitijeiUchlc  3  neuäruck; 

ob  du  dich  jetzt  wol  deiner  ehre,  und  götlichs  gewalts  eine 
kleine  zeit  euserst,^  und  lest  dich  am  creutz  umb  bringen, 
dennoch  bist  du  ein  ewiger  könig.  Matiiesiüs  leichenreden  I92 
neudruck;  es  kahm  ihnen  nichts  so  ungeräumet  fohr,  als  dasz 
man  di  gütliche  al-macht  und  boheit  in  die  änge  gebäu  und 
hütten  ein-schlühssen  solle,  oder  durch  bilder  und  götsen 
führ-bilden;  weil  di  gütliche  gewalt  nicht  von  mänschen- 
gedanken,  vihi  weniger  zwüschen  vihr  wänden  könle  begriffen 
wärden.  Zesen  adriat  Rosam.  idl  neudruck;  als  er  (goU)  an- 
fangs den  umbkreis  himmels  und  der  erden  geordnet,  hat 
er  der  nalur  gewisse  gesetz  vorgeschriben,  und  aller  dinge 
Ordnung  und  Ursache  so  fest  verknüpffet,  indem  er  alle  ge- 
schüpf  nicht  durch  unvernunfft,  sondern  hochweisesten  rath 
geordnet,  und  dieselbe  durch  eine  innerliche  imnierwebrende 
richtschnur  fort  gepflantzet,  welche  gottliche  gewalt  nicht 
weniger  in  dieser  ihrer  erhaltung  sich  blicken,  als  in  deren 
erschaffung  sich  thälig  erzeiget,  dergestalt,  dasz  wer  glauben 
wolle,  dasz  der  weit  kräffte  abnehmen,  dafür  halten  niiisle, 
als  wenn  die  göttliche  gewalt  selbst  auffhürete.  J.  A.  Schupp 
Schriften  776  {beschr.  d.  100 jähr,  zeitl.);  wie  weistu,  was  gott 
vermag?  wie  kanstu  seine  Weisheit  und  gewalt  abmessen, 
das  er  seinen  leib  und  blut  nicht  allein  im  sacrament  künd 
haben,  das  dennoch  seine  seel  und  gottheit  nicht  darinnen 
were,  ob  gleich  seine  seel  und  gottheit  on  leib  und  plut 
nicht  sein  kan?  Luther  ein  bericht  an  einen  guten  freund  G4'; 

wer  kan  doch  deine  gewalt  auszsprechen? 
wer  kan  deine  wunder  und  thatten  auszrechnen? 
Michael  Wkissk  bei  Waceürnagel  d.  k.  299; 

langmütig  bist,  herr,  in  deira  gwalt, 
menschliche  werk  bald  hast  geTalt. 

DuRKARD  Waldis  stidti/edichte  2  neudruck; 

ihr  lob,  das  weit  umher  erschallt, 
verkündigt  deines  arms  gewalt, 
beschämt  der  Widersacher  beere, 
und  rettet  deines  namens  ehre. 

Kramer  psalmen  1,29; 

hillT  das  ich  gleich  als  mich  dich  undt  den  necbsten  liebe, 
und  was  mich  itzund  kränkt,  die  grimme  teufel-schar, 
zur  räch  (wen  dein  gewalt  wirdt  richten  olTenbahr) 
mitt  unter  deinen  fus,  o  scblangen-treter,  schiebe. 

Grtphius  sonn-  und  feierlags-sonetlc  61  neudruck. 

2))  die  Verbindung  in  den  einzelnen  gebrauchstypen. 

a))  der  todt  und  die  verderbung  stond  im  gewalt  gottes. 
Luther  predigten  (1523)  12,460  Weimar,  vgl.  sapientia  16,13; 
nachdem  als  ir  mich  geladen  habet  vor  das  hoffegerichte 
kein  Liptzigk  von  Cristoffel  vonn  Scheidinges  wegen  alzo  fug 
ich  euch  wissen  das  ich  in  der  gewalt  gottes  lege  unnd  szere 
krangk  bin,  als  balde  als  mir  got  wider  uff  hilfft  szo  wil 
ich  scbeidinge  thu ,  als  vil  ich  om  vor  pflicht  bin.  Lentzb 
V.  Seioersdokk  (1495)  bei  Haltaus  742; 

wann  wir  ligent,  und  ietz  siechen 
und  gon  nit  mügen  oder  kriechen, 
80  schrient  wir:  'loulT  wunder  bald, 
ich  lig  ietz  gantz  in  got.s  gewalt: 
ich  sich,  mins  lebens  ist  ein  endt. 
louff,  bring  mir  bald  das  sacrament'. 

Thomas  Murner  narrenbescliwörung  262 
(87, 12  neudruck); 


GEWALT  III  l,a  (golles  gevvali)        5004 

vorzeiten,  da  Ich  am  leben  war, 

da  kiefl'  er  mich  an  jmmerdar, 

des  ewigen  keifens,  aber  baldt, 

da  ich  jetzt  lag  in  gotts  gewalt, 

und  siarh  in  meine  äugen  nein, 

(lux  er  sich  auch  zu  todte  grein. 

M.  Haineccius  Ihiiis  l'fiiciii  V.  594  nrudnick', 
sub  arbitrio  dei  esse,  im  willen  gottes  slon,  under  dem  gewaU 
gottes  sein.  Frisiüs  130';  ob  er  schon  helTtig  wieder  uns  ge- 
sündiget hat,  jedoch  jetzundt  in  gottes  gewaldt  ist,  so  ver- 
ziehen wir  jhm  hiemit  seine  uberlrettung.  Bartholomäus 
KRt^GEB  Hans  Ciawerts  werkliche  historien  13;  er  liegt  in  gottes 


lont  döja  abandonne.  Rädlein  (1711)  38l'; 

die  nachbarn  lleissig  bsuchtcn  jhn, 
und  redten  jhm  ausz  seinem  sinn, 
dasz  er  nit  sterben  wurd  so  baldt, 
sein  leben  stund  in  gottes  gwalt. 

Sandrub  liislorisclie  und  poetische  kurzwp.il  166 
neudruck, 
b))  do  sprach  der  rilter:  lüge  der  tüfel  noch  also  gerne, 
so  het  er  dir  doch  darane  die  worheit  gesell,  und  das  mäht 
du  mit  gottes  gewalt  zuobraht  haben,  wanne  ich  mag  sin 
in  der  worheit  in  deheinen  weg  gelöicken,  wenne  das  es 
reble  in  alle  wise  und  wege  ist  alse  er  dir  geseit  het. 
sogenannter  Nicolaus  v.  Basel  90  Schmidt;  leive  moine,  got 
bewar  uch  ummer  me  unde  geve  uch  also  manchgen  goiden 
daich,  alse  hei  mit  sinre  gotlichger  gewalt  wol  vermach. 
Margaret  v.  Nassau  an  Mechthild  v.  Geldern  bei  Steinbausen 
privatbriefe  1,  7. 

c))  ich  blib  darbi  bis  in  den  tod, 

dasz  der  pabst  si  gott  uff  erden, 
und  wir  durch  ihn  selig  werden, 
oder  verdammet,  wie  es  ihm  g'fallt, 
dann  er  hat  allen  göttlichen  g'walt. 

N.  Manubl  fasiniichlspielc  11, 
^))  darumb  seid  from,  und  förchtet  gott, 

und  habt  för  äugen  sein  gebott, 
dann  menschen  holTart  musz  vcigehn, 
för  gotts  gewalt  kan  nicht  bestehn, 
wer  sich  verlest  auff  seinen  pracht, 
gott  hat  sein  baldt  ein  end  gemacht. 

Erashus  Alberus  fiilicln  124  iieudruek; 
sie  murren  wider  gott,  zürnen  mit  im  und  stössen  in,  sovil 
an   inen   ist,   ausz   seinem  gewalt  und  regierung.    Kirchhof 
wendunmuth  (1,174)  1,  2il  Öslerley; 

jetzt  hett  er  in  nit  recht  gethon, 
das  er  uns  hie  halt  regen  Ion, 
jetz  ists  zfi  warm,  dan  ists  zu  kalt, 
und  reden  gott  in  sein  gewalt. 

Thomas  Murner  schelmomunfi  45  neudruck; 
auch  wird  kein  man  der  gott  hoch  halt, 
seim  Schöpfer  greilTen  inn  sein  gewalt, 
sonst  wird  er  seinen  gwalt  verliren, 
den  jra  sein  schöpfer  gönnt  zul'üren. 

FiscH»RT  (chczuchlbüvhleiii)  3,142  llauffen; 
ach  herr  nun  sehen  wie  esz  fallt 
wer  kan  doch  wider  gottes  gwallt? 
min  gütter  sind  doch  gar  zergenckt 
an  bettel  stab,  binn  ich  gehenckt. 

Val.  Boltz  ii(r  wrtl  fpiesel  L5'. 
3))   fortschritte    der    oben   {sp.  4924)   beobachteten   bedeutungs- 
verengerung. 

a))  herr  ir  seit  an  solichs  end  körnen  do  man  niemand 
dann  gots  gewalt  allein  furcht.  Ulmer  decamerone  (10,2)  59i 
Keller;  und  sünderlich  geben  wir  eür  liebe  zu  erkennen,  das 
itzunt  allenthalben  hieumb  die  baut  und  gewalt  gots  mit  sterben 
der  leut  groz  strafft.  Margarete  v.  Sachsen  an  herzog  Albrecht 
V.  Sachsen  (1484)  bei  Steinhaüsen  privatbriefe  l,  264;  am  heiligen 
abent  zue  weichnachten  für  er  wider  an,  betrat  in  aber  ein 
sturmbwint  so  hart,  das  die  schiffleut  die  schiff  in  gottes 
gwalt  musten  geen  laszen,  und  schlug  sie  der  wint  gen 
Enkhausen.  Wilwolt  v.  Sciiaumburg  197;  die  zwentzigsten 
heissen  Blocbart.  das  seint  die,  die  do  durch  gewalt  gots 
oder  sunst  blindt  werden.  M.  v.  Kemnat  chronik  Friedrichs  I.  106; 
aber  es  ist  weder  besser  noch  beser  worden,  bin  wider  zu 
jm  gangen  und  jm  sollichs  anzaigt,  da  hat  er  gsagt,  es  sei 
der  will  und  gwalt  gottes,  er  kind  mier  nitt  helffen,  also 
hat  mich  die  artznci  auch  nichts  gholffen.  S.  Fischer  chronik 
von  Ulm  27  Veesenmeyer; 

denn  keiner  sich  würlTt  selber  nit; 
es  mflsz  nun  do  sin  gotts  gewalt, 
das  ein  gouch  zä  der  erden  falt 
mit  kranckheit  und  mit  andrem  Tai, 
do  mit  unsz  gott  gflcht  über  al. 

Thomas  Murner  gäuchmntt  34,27. 


5005        GEWALT  III  l.a  (koUm  gewall) 

b))  alt  btdeulungsvtrtHgtTuiig  in  der  umgangi-  und  rtchUjiraelu; 
fpdtere  Verdrängung  der  vtrbindunii  durch  die  concurrent(ormel 
liulieie  ßfMalt:  lu  wird  nilib  auier  gultet  gewalt  oicbts  uuf- 
lialtrn,  die  kleine  reise  hiehrr  zu  (bun.  med,  maulaffi  419;  ea 
Mrte  dann  auch  «uck,  das  rtwan  oincr  nit  aobaiinbe,  an  ver« 
rni-'leo  In  wicbdgen  sacbi-ii,  oder  ubrr  dunb  leiba  icbwacbbeit 
und  güttea  gewuil  oil  ersrlieincn  kuni,  »o  loll  er  aicb  aber 
uuf  data  wenigst  durch  geiiudl  midern  entscbuldigen  lamen. 
Ordnung  von  Haitherg  (ca.  10:20),  0$terr.  weuUi.  0,  131 ;  wOllicher 
nicht  zu  den  tfldiog  kunibl,  so  man  das  verrOelT,  der  ist  ver- 
fallen I.XXII,  auazgenomen  eebnriige  not  oder  gots  gewalt. 
hannlaidiiig  von  WenigtfU  (lO.  jahrh.) ,  ebd.  106;  das  cur 
lieb  deaüeMi(;n  tag  ufT  angeregte  xi-it  eigener  persoo  gewisslicb 
besuchen,  und  sirh  daran  gar  nii  htn,  dann  allein  gottes  ge- 
wiilt  und  ehehafTte  leibskrunckbeit  verhindern  wollen  Id^oen. 
britfharlW  (lb4u)  bei  Haltaus  742:  als  der  pfalzgrufe  meint, 
v>ir  sint  nit  kumrn  als  wir  komen  sollen,  das  ist  nu  nit 
uniter  schult  wanne  gctle«  gewalt,  wanne  unser  kQcben  ncbiiT 
diiH  zerbnich  uns  uf  dem  wasser,  das  niuchten  wir  nit 
binder  ima  gclossen.  Windecib  denkwdrdigkeilen  lur  ge- 
$chichte  .  .  kaiser  Sigismunds  107  AUmann;  ea  würe  dann  sacb, 
das  er  aus  Verhinderung  gotsgewait,  seiner  grundberrschart 
oder  auszer  lands  wSre.  rügung  unJ  landgeboU  von  An- 
therimjy  österr.  »eUth.  1,09;  ich  sollte  mich  nichts,  denn 
guttes  gew;i!t,  verhindern  lassen,  und  mich  auf  den  10.  april 
eigenthümlirb  zu  l'rag  bei  i.  f.  g.  einstellen.  ScawKiNicHEN 
1,43;  zum  zCbenten  soll  ain  iedcr,  so  von  uns  ainicherlai 
güeter,  grund  und  puden  inhat  und  ertictt,  jSrlich  in  unser 
atüfll  kummen,  wann  und  wohin  ime  dieselb  verkündt  wür- 
det, und  sein  sinTtgeld  in  giieler  landleüliger  nnd  so  vil 
möglich  grober  reicbsmOnz  raichen,  in  irrhe  dann  gottes 
gewalt  oder  sondere  ehi-li;ifto  noih.  stiflrecht  des  domeapilels 
in  Salzburg  {Handschrift  aus  dem  n.  jahrh.),  ötlrrr.  tteisth.  1,0; 
dor  nach  beücbecbener  ansog  des  ricbters  nibt  ins  dorfrecht 
kombt  oder  in  abwessenheit  des  nanns  das  weib  oder  der 
knecbt  erscheinen  soll,  so  ist  allzeit  die  straff  sechs 
kreizer,  auser  gottes  gewalt  und  herrn  geschilft  verhindern 
dises.  dorfordnung  tu  Weinburg  (l702),  ebd.  0,  39S;  es  irr 
dann  den  anlwurter  gottes  gewalt  oder  herreo  pot,  oder 
wcicberlai  ehuft  das  war,  die  er  beweisen  mag,  als  recht 
ist.  ehehaft  der  Wennser  gemeinde  {handschrift  von  \'bi), 
ebd.  3,  181;  dem  alihiesigen  postamt  ist  ordentlich  über- 
geiicn  worden  ein  beschwert  valor  60  nthlr.  .  .  nach  Ba^el. 
gottes  und  berren  gewalt  vorbehalten,  in  deme  man  nur  für 
lue  treue  der  postUmter,  botten  und  postillonen  gut  stehet. 
einliffertingsschein  des  Züricher  postamtes  vom  13.  januar  179C. 
später  ist  hierfür  die  Verbindung  ^höhere  gewalt'  eingetreten,  die 
sich  an  den  rechlsbegriff  der  vis  major  enger  anlehnt,  vgl.  da$ 
franiKsische  force  majeure,  dieses  letitere  ist  allerdings  in  deulscii- 
fians.  tcörierbüchern  erst  spät  belegt  und  wird  veder  bei  Hon- 
DKAD-ßuxTURFF  (l7S9)  HOch  dcsscn  Vorgängern  angeführt,  luerü 
eneheint  es  im  frani.  Wörterbuch  der  akademie  und  hier  tundchsl 
in  beiiehung  auf  meilliche  macht  factoren:  on  appelU  *  force  ma- 
jeure' un*  puissance  sup^rieure,  ä  laqudle  on  ne  peut  pas 
T<^siiter.  (autorit^  des  peret  lur  les  enfanls,  tient  lieii  dt  forte 
majeure,  dictionnaire  dt  l'academit  frangois*  (lOM)  1,478;  6ei 
ScBWAN,  dtr  dit  fransösiseht  formtl  luerst  mit  deutschen  uen- 
dungen  in  best<hung  stltt,  ist  unser  Substantiv  anfangs  noch  nicht 
ktrangezogen,  es  wird  in  der  ersten  auflagt  noch  durch  Synonyma 
imdeckt:  force  majeure,  die  überwiegende,  überlegene  macht, 
IS  Übergewicht  der  macht.  Schwan  ausgabt  von  I7S9,  3,  &to; 
agegen  vgl.  la  force  majeure  die  höhere  gewalt,  die  über- 
[riegende  knift,  . .  der  man  nicht  widerstehen  kann,  {ausgabt 
M  ISlu)  1,  137 ;  V(iL  auch  l'autorite  du  prince,  du  mngistrat,  d* 
*^ral  est  unt  forct  majeure,  dictionnaire  de  l'ucademit  (ISU) 
i607.  die  deutsche  veibindung,  dit  auch  allyemanere  bedeu- 
»gen  entwickelt  {vgl.  III,  2)  nimmt  tn  dieser  engeren  bedeutung 
von  vorneherein  mehr  die  ausserhalb  des  menschlichen  bereichts 
lifgtiiden  machtfoctoren  tum  siel:  er  haftet  für  feuersbrünste, 
svu  er  nicht  beweist:  dasz  die  feuersbrunst  durch  tufall 
oder  durch  höhere  gewalt  oder  durch  fehler  an  der  bauart 
entstanden,  badisches  landrecht  von  tso«  §  1733;  der  Verfrachter 
baftit  für  den  schaden,  weicher  durch  verlusl  oder  bescbä- 
digung  der  guter  seil  der  empfangnahme  bis  zur  ablieferung 
enistiinden  ist,  sofern  er  nicht  beweist,  dasi  der  Verlust  oder 
die  beschudigung  durch  höhere  gew  alt  (rü  major) . . .  enlatandeo 
ist . . .  Verlust  nnd  beschSdigung,  welche  aus  eineoi  mangel- 
haften zustande  des  acbiffs  entstehen,  der  aller  Sorgfalt  ud- 


GEWAi.T  III  I,  a  (gollM  gewall)        5006 


geachtet  nicht  vt  »Hiukm  m»r . . .  «•rrfaa  iImi  aaifcaato 
ü.ler  der  bev  l»«4ifM|  4wck  Mhwt  tßmaU  tlriitjMrtHI, 
retckigesetiblaH  (j«Arfa«f  MN)  M»;  itt  iMfrif  im 
baren  lufalls  iat  gleicbMMlMi  MÜ  4mi  <h 
walt  in  aione  des  art  M»  H.  C.  B.  «Ittiäimafim  im  mMh 
gtiuhu  tn  einltadktn  2,43»,  tktnta  31,1»;  fdr  4i«  ^mwiHmu 
der  h<ibrrrn  gewalt  genügt  aber  oicirt  dm  auacal  aifMMr 
Verschuldung  des  unternebmars  und  saioer  aogralälllMt  «iel» 
mehr  mutz  dnrgelban  werden,  Am  «in  mit  aller  <a«ltlia>M 
umsieht  unahwendlures  ereignit  den  unfali  bewirkt«.  14,1^ 
V|,l.  auch  1,27»;  es  mag  neblig  sein,  4att  wtUt  4ea  MglÜ 
der  höheren  gewalt  unter  umttanden  auch  fmB4e  I 
fallen,  die  zu  verboten  trotz  aut/er*ter  vor*icbt 
ist.  I,  2&4;  auch  eine  plötzlich  aufgeireteaa  scbvicke 
erkrankung,  z.  b.  eine  ubnmacbt,  ein  epiltpüecber  Mfall  o4m 
ein  ausbruch  von  geiateskrankbeit,  kana  biamacb  ab  liBiara 
gewalt  anzusehen  sein.  21,  I6:  das  bcrafuogsgericbt  bat  frrorr 
mit  recht  angenummen,  dast,  auch  weoD,  wie  der  beklagt« 
hehiiuplet,  ea  techniacb  undurchführbar  sei,  auch  aar  41« 
bediensleteo  der  eiaenbabo  gegen  die  einwirkaaf  iiaaer 
kohlenslauhau<>strümuogen  zu  schützen,  dorb  desbalb  im 
Unfall  nicht  auf  höherer  gewalt  beruhend  angeacbta  «<r4ea 
könne.  11,147;  ist  der  erbe  durch  höhere  gewalt  terbia^cft 
worden ,  das  Inventar  rechtzeitig  zu  errichten . .  so  bat  Iba 
auf  seinen  antrag  das  nachlaszgericht  eine  neu*  invtoUrfnal 
tu  he«tiinmen.  bürgerliches  gettttbuck  i  IttM  rfL  «mA  f  9BI.  191. 
())  die  bidcutungtrerengerung  in  dtr  vdktIkHMthen  mtÜtät: 
als  mich  ew.  f.  g.  auf  am  sonntag  oculi  scbierist  gen  MQncbM 
in  eine  landacbaft  erfordert  haben  ...  so  bat  mich  gotta« 
gewalt  und  blOdigkeit  meines  leibes  ietzt  in  der  pOnztag 
nacht  vergangen  fast  begrilTen,  dast  ich  mit  verlanb  vor  ew. 
gnaden  in  einem  knie  grosse«  leiden  habe  . . .  dadorcb  ick 
und  aus  keiner  andren  nrsache,  sondern  der  krankheit  halle« 
meines  leibea  nicht  kommen  mag.  entschuldigungsuhreibtm  4tt 
Ha<i>8  PAOi.sTüsrKB  fMr  Kür%  (1493)  an  den  hersog  ft«i  kasaaia 
bair.  landlagshanil.  9,\M;  und  Lucium  den  ainen  kaiser  traf 
der  gewalt  gotta,  schlueg  in  der  tropf  und  das  atlig  mmi 
starb.  AvB<iTl<«  {bairitcht  chronik)  4,870;  das  bat  4ic  aalt 
gethon,  und  indem  aie  ir  das  patternoster  dargebottea  mmI 
die  fraw  das  in  die  bandt  genomen,  do  ist  unser  benfaCI 
urblutzlmgen  mit  seinem  gewalt  do  gcwest.  Zimmtritki  dumäk 
4, 130:  nichs  destoweniger  bat  der  churfarst  in  «eratlkkt  aa4 
in  seiner  behausung  zn  Dirmstain  verwaren  and  4ana  !•• 
venlieren  lassen,  welches  berr  Wolf,  dieweil  im  daa  aBk 
unschult  begegnet,  so  gar  bescbwerlub  und  hoch  uffeaeaaeay 
daz  in  der  gewalt  gottes  beruert  und  gar  tu  »im  klaA 
worden.  3,  103;  wie  der  nun  uf  dtr  kircbwatb«  a>a«it 
widerumb  begert  berheim  tu  reiten,  ao  trift  ine  dar  g«wah 
gutes,  so  man  apoplexiam  nempt.  S,M9;  in  dem  jar,  ala 
grafe  Jobann  Wernber  Überndorf  wider  bekam,  do  fei  i 
Petter  keufelin,  der  pfarrer  daselbst,  ab  a 
binin  in  seiner  scheur  unversehenhrb  banb  !■  dM 
das  er  hernach  nit  vil  mehr  redt,  sunder  deae  ia  vcaif  I 
starb,  man  vermaint,  es  bet  in  uoacrs  bcrgels  fanall  träte. 
9,477;  man  hat  lang  kein  wunden,  atkh  odai 
an  im  ünden  künden,  letztlich  abar,  ala  aaaa  ia  gari 
bat  man  ein  kleins  windlin  underm  nabal  fl 
haben  etlicb  vermaint.  ea  bab  ia  ar.scra  bcrgela  favail  f»» 
truflen.  9,&8S;  er  schaffet  aber  pnti  nicMa,  aataacfcea,  ia 
traf  der  gewalt  gotte».  NtcoLAoa  Taoaaa  [Wmmnkmuir  katmit 
I4.S)  bei  Baumanh  queUf,  M.  i;  t««a  lag  daner,  ••  er  |»> 
storben  ist,  hat  in  goU  gwalt  trafaa,  tea  er  kai«  wo«  nit 
hat  migen  reden  noch  s«in  laib  biaataa.  Guaaaa  Saaasa, 
d.  ttddttehtoniken  33, 391  (.IlifsKrf):  der  tHoet  kM  feMaaaa 
Urlicb,  der  ander  Jerg.  der  iu  um  mtea  |a<at*aa,  M  aia 
teit  lang  kranrk  gelegen,  damarb  bat  ia  aaaera  krraa  gemU 
troffen.  39, 105:  do  sUrb  er  (faarW  Stm)  aa  vm  tmmtH 
vor  sant  JobanoU  laf  jai  auaiar  um  di«  i«ai  nacb 
. . .  ea  hat  in  unscra  berea  gwalt  tum  dhUen  mal 
wie  ea  in  das  erste  mal  truff««  bat,  d«  bat  er  aickia  aa 
sich  selbst  gewissl,  danach  wie  er  «idrr  tn  dtr  «eraaaaft 
ist  kiimen,  bat  in  mcta  faittr  fcfragl  «a«  ea  (Or  a«  kiaacfc 
halt  sei  ob  groaaer  acfeaMrta  darbei  aei,  kal  er  mriaeai  iaitar 
gcantwurt,  gar  alt  ari  t«  aia  »ckaiiili ...  er  |b«b  ail  daa 
kein  senffterer  tod  sei,  dan  wan  ain  unacr«  htrca  ftwait 
trifft,  t$  sei  nit  andcr«t  mt.'.tr  ala  wan  am  deracUafffter- 
wint.  S.  Fiscau  tkrmtik  vm  lim  ll  KM»raaMf«r;  adi  i«.  d*- 
cember  tM7  traff  micb  gottta  gewalU   N.  ^c■•*aIai  dtfskwf 


5007        GEWALT  UI  1,  a  (teufelsgewalt) 

ScHMBixER  2^,409;  es  war  ein  gar  frommer  mann,  den  die 
gwalt  gotes  des  allmäcbtigen,  wie  man  sie  nennet,  getroffen 
liet  unnd  im  ein  seilten  veriümbt  und  todt  geschlagen.  Michael 
LiNDNEB  Eatxipori  121;  welclie  kränklich  und  schon  zweimal 
den  schlag  oder  gewall  gottes  ...  gehabt.  G.König  Wiener- 
reise 2,90  Bäehlold;  gotlesgewalt.  M.  Buland  drei  bücher  von 
Wasserbädern  {Basel  lö79)  163:  schlag,  gottes  band  oder  gewalt. 
WiRSUNG  arzneibuch  112;  gewalt  golles  v.  schlagflusz.  Weismann 
156;  gewalt  gottes,  der  schlag.  Albb  934';  gewalt  gottes, 
sch!ag-fluss,  apoplexia.  Tora  gewalt  gottes  . . .  getroffen,  apo- 
plexia  tactus.  Bateb  290;  gewalt  gottes  heisst  bei  einigen  in- 
sonderheit *pt7epsja.  Frisch  2,  42o'.  ryl.  Schöpf  798;  vgl.  gewalt 
gottes  bei  Höfleb  deutsches  kranklieilsnamenbueh  198*. 

ß)  die  bezifhung  auf  Christus  ist  in  der  neueren  spräche 
fast  ganz  verkümmert:  si  fragen:  wie,  was,  wo,  warumb  die 
beilig  drivaltigkeit  sei,  wie  Christus  gott  si  unnd  nitt  sei, 
was  er  sei,  was  sin  ampt,  sin  gewalt  sei.  Judas  Nazabei  vom 
alten  und  neuen  gott  65  neudruck; 

die  heii'schaft  des  Vollenders,  mitblutende! 
die  gewalt  desz,  den  kreuziger  tödteten. 

Klopstock  (J/esswÄ  20)  3,264; 
unter  seine  (Cliristi)  gewalt  gabst  du  die  sterblichen  alle. 

4,1271. 

y)  um  so  gröszere  ausdehnung  hol  hier  die  beziehung  auf  den 
leufel  genommen,  in  der  volkslhümlichen  spräche  haben  sich  hier 
Verbindungen  entwickelt,  die  weitgehender  bedeulungsverschiebung 
unterliegen,  so  theilt  die  Verbindung  mit  teufeis  gewalt  mit 
der  präpositionalverbindung  mit  gewalt  («.  III,  3)  die  funclion, 
zum  blotzen  sleigerunfismittel  zu  dienen. 

1))  so  würdest  du  ze  stunt  wider  gegeben  dem  gewalt 
des  teiifels.  Gregors  dialoge  2,  cap.  16;  aber  gott  wird  meine 
seele  erlösen  aus  der  bellen  gewalt,  denn  er  hat  mich  an- 
genommen. LuTBBB  psalm  49, 16;  das  sie  sich  bekeren  von  der 
linsternis  zu  dem  liecht,  und  von  der  gewalt  des  satans 
zu  gott.  aposlelgeschichle  26,  \S ;  dadurch  du  von  des  teuffels, 
tods  und  der  bellen  gewalt  wirst  gefreiet.  zwo  predigt  auf  der 
kindertaufe  K3';  doctor  Faustus,  nach  dem  jhme  sein  unmuht 
ein  wenig  veigienge,  fragte  er  seinen  geisl  Mepbostopbilem 
von  regiei'ung,  raht,  gewalt,  angriff,  versucbungen  und  tyrannei 
desz  teuffels.    historia  von  d.  Johan  Fausten  {Spies)  31  neudruck; 

das  weszt  got  wol,  daniiocht  so  wolt  ers  nit  vermeiden, 
er  wolt  sein  börtte  strenge  inarter  für  uns  leiden, 
damitt  wolt  er  des  argen  teüfels  gwalt  Terscbneiden, 
und  auch  den  liebsten  freunden  sein 
helfen  ousz  grossen  nödten. 

bei  Waccbrnagbl  das  deutsche  kirchenlied  (14.  /ahrh.)  t,  1160. 
hin forte 
ihn  wol  beschützen  tbut 
fürs  teufeis  gwalt  und  feindes  lisU 

Hoffmann  gesellschaful.  2,40  (1622); 

ich  abergebe  dich  kräfftiglich,  würcklich  und  thätlich,  dem 
(durch  kirchisch  gebet)  unrerwehrten  gewalt  des  lebendigen 
sathans.  fetr(;/ien-&ann/'orme)  zum  edict  der  Stadt  Slraszburg  wider 
pasquillanten  von  1658  i«t  B.  Schopf  679 ;  gott  mache  ein  ende 
der  bösen  weit,  auff  dasi:  der  gewalt  desz  fUrsten  der  weit 
gestrafft . . .  (werde).  Moschbroscb  insomnis  cura  parentum  137 
neudruck;  nach  dem  gebet  ist  heirath  die  erste  pflicht,  frucbt- 
barkeit  der  erste  segen.  kinder  sind  die  brücke  zum  himmel: 
priester  ohne  kinder  keines  amts  fähig  und  unter  der  gewalt 
des  bösen:  hurerei  und  ehebruch,  der  grund  aller  übel,  die 
die  weit  verwüsten.  Hbrder  (älteste  Urkunde  des  menschen- 
geschlechts  3,6)  6,499;  wenn  dem  nun  so  ist,  wie  es  denn 
ist,  so  erhellt  deutlich,  dasz  dieser  äffe  aus  gewalt  des  teufeis 
spricht,  und  das  nimmt  mich  sehr  wunder,  dasz  ihn  die 
beilige  nicht  ergriffen  und  examinirt  liat.  Tikck  don  Quixote 
2,  228. 

2))  die  Verbindung  mit  teufeis  gewalt,  die  heute  mehr  nur  als 
Verstärkung  der  einfachen  präpositionalverbindung  erscheint,  hat  die 
ursprüngliche  bedeutung  erst  über  einige  concurrenzformen  hinweg 
abgestreift:  so  wollen  sie  denn  gar  nicht  raison  annehmen, 
mademoiselie?  wollen  sich  selbst  fürs  teufeis  gewalt  pro- 
stituiren?  H.  L.  Wagnbr  die  kindesmörderin  21;  mit  des  teufeis 
gewalt.  Sedme  1,  a;  und  wollen  mit  des  teufeis  gewalt  ein- 
brechen. KoTZBBDB  aimanach  dram.  spiele  2,  119;  ja,  ich  kann 
mich  mit  teufeis  gewalt  aber  nicht  mehr  besinnen,  was  ihr  zu 
dem  hüben  gesagt  habt.  Auerbach  [Diethelm  von  Buchenberg) 
dorfgeseh.  3, 177. 

3))  also  lasz  ich  zu,  daz  den  glauben  zft  retten,  es  sei 
wider  die  lüfflische  gewalt,  menschlichen  oder  sunst  wider 
wen  es  wöl,  actio  publica  sei.  MüBner  an  den  groszmechtigsten 


GEWALT  III  l,  a  (göttergewalt)         5008 

und  durchlüehtigsten  adel  tütscher  nation  30  neudiuek;  o  Leo 
wollest  dich  nit  uff  deinen  teufelischen  gewalt  verlassen, 
welchen  gott  der  allmechtig  nit  lenger  verbeugen  wurdet, 
Hartmut  v.  Cronberg  36  neudruck; 

nacli  verstOrztung  des  höllischen  gwalts  in  himeln  regierenden 
loben  piliicben  got  liecht,  polus,  erd  unud  das  mör. 

hymiiarius  bei  Wackbrnagkl  das  deutsche  kirchenlied  2,1116-, 
so  sathan  nun  ist  teilt  ein  gwalt 
ja  inn  siin  selbs,  wie  mag  daon  bliben 
sin  ricli?  tragödie  Jultaiinis  des  täuffers  P2'; 

da  hab  ich  in  predigen  und  lectionen  gar  vil  treflichs  trosts, 
und  starcke  seufftzer,  und  krefftige  gebet,  trewe  vermanung 
gehört,  nemlicb,  ob  wol  der  hellische  drach  all  sein  macht 
unnd  gewalt  wider  Deutschland  jetzmals  richte,  dennoch 
werde  Türck,  bapst,  ...  vor  den  Ihoren  der  Christenheit  ab- 
sateln.  Mathesius  Luther  159  neudruck;  nun  weisz  man  ja 
wol,  dasz  dem  teuffei  an  seinem  gewalt  niemand  Verhinderung 
thun  kan,  als  gott  selbst.  Jag.  Ayreb  proc.  413;  durchweiche 
all«  dem  teuffei  täglich  sein  reich,  frevel,  thurst  und  gewalt 
verhindert  und  zurbrochen  wird.  Chryseüs /lo/teu/e/A  2' »orrfde. 
4))  vermeinstu  dasz  der  gewalt  diser  weit  guldin  stuck, 
hoch  biet,  und  andre  weltlich  pomp  ein  Christen  menschen 
sollen  erschrecken  in  einem  solchen  guten  gerechten  handel? 
dialogus  von  M.  Luther  und  P.  Hesso  (Hütten  3,604  Böeking 
dialogi  pseudohuttenici) ;  daran  (an  der  christlichen  Wahrheit)  uns 
mehr  leit,  dann  an  allen  reichtumen  und  gewalt  dieser  well. 
DüRKR  (an  Georg  Spalatin  1520)  nachl.  66;  warlich  aller  adel, 
gewalt  und  reichtumb  der  gantzen  weit,  ist  nit  tzu  vorgleichen 
diserer  himmellischer  bruderschaSl.  Harthot  t.  Cronbebg  42 
neudruck. 

S)  da  seind  wir  durch  der  götter  allmächtigen  gewalt  von 
ainander  getailt  unnd  geschiden.  Schaidenreiszer  lO';  auch 
disputieren  sie  .  .  von  macht  und  gewalt  der  untödtlicbeii 
götter.  Ringbann  Cäsar  (1588)  60";  ihren  abgöttern,  derer 
göttliche  gewalt  nit  anders,  als  durch  vergiessung  menschen- 
bluts  konte  versöhnt  werden.  J.  B.  Schupp  777  [beschreib,  diser 
lOOjöAr.  zeitl.); 

da  schaut  sich  der  hohe  in  hundert  gebilden, 

als  Jüngling,  als  riesen,  den  groszen,  den  milden, 

wir  ersten  wir  waren's  die  göttergewalt 

aufstellten  in  würdiger  menschengestait. 

GölHK  (FiiHst  83Ü1)  41,170; 

nicht  hemmte  sein  scbild,  dasz  der  tödliche  schlag 

der  Streitaxt  ihn  traf  und  er  früh  schon  erlag 

der  Keren  gewalt 

und  nimmer  die  pQege  der  eitern  vergalt. 

Ledthold  (Penlhesilea)  259. 

s)  icti  bin  in  die  gewah  einer  hexe  gerathen,  und  bin  auf 
den  glasberg  gebannt.  Grinh  (der  trommler)  kinder-  und  haus- 
märchen  2,  501;  du  hast  mich  erlöst  und  aus  der  gewalt  der 
alten  befreit,  die  eine  böse  hexe  ist.  (die  alle  im  wald)  2,213; 
wie  darf  ich  die  unschuldige  Jungfrau  in  die  gewalt  der 
wilden  riesen  bringen,  die  haben  böses  im  sinn,  (der  gelernte 
Jäger)  2,151;  dann  wichen  die  götter  vor  den  andringenden 
riesengewalten  des  reifes  und  schnees  in  die  tiefen  der  haine. 
Freytac  (bilder  1)  17,90; 

angeschwemmt  durch  der  fluten  gewalt  in  tagen  der  Vorzeit, 
dürftiger  niederschlag  aus  dem  abgang  alter  granite, 
welche  zermalmte  die  riesengewalt  ergrimmter  Titanen, 
tauchet  des  südinnds  stiebender  quarz  und  verwitterter  feldspat 
....  hervor.  Kosegartbn  2,86  {itw,  insetfahrt), 

b)  beziehung  auf  weltlieht  gruppen  oder  deren  typische  Ver- 
treter, vgl.  oben  sp.  i9thff. 

a)  allgemeinste  gruppe.  menschengewalt,  vis  humana.  Stieler 
2426;  die  menschliche  gewalt,  humana  vis.    Steinbach  2,021; 

mancher  hat  usz  gähe  getlian, 

hett  ers  noch  zQ  fahen  an, 

do  geb  er  umb  wol  tusent  pfundt. 

geschechne  sacb  nie  wider  kundt 
ringen  hie  menschlicher  gwalt; 
des  bi.sz  in  allen  sachen  kalt. 

Th.  Mubnbr  narrenbpschioörung  (85,89)  257; 

darausz  wir  sein  (gottes)  gunst  erkennen  und  loben  sollen, 
aber  menschlicher  gewalt,  sei  bepst  oder  concilia,  achten 
unser  blödigkeit  gar  nicht,  zwingen  uns  bei  lebendigem  leib 
in  bellischenn  kercker.  J.  Eberlin  t.  GOnzbdbg  (wie  gar  ge- 
fährlich, so  ein  priester  kein  eheweib  hat)  2,28  neudruck;  also, 
dasz  auch  unmüglich  were,  das  ein  fürst  unnd  christlicher 
Ireuwer  regent  bestendig  bleiben,  oder  für  solchem  des  teuffels 
täglichem  grim,  listen,  toben  und  wüten,  durch  menschliche 
weiszheit  oder  gewalt,  erhalten  werden  möchte.  Cbbyseus 
hofteufel  kz' vorrede ;  menschlich  gewalt  vermag  nichts  wider 
gottes  gewalt.    Piscatob  anhang  des  herbornischen  bibl.  wercks 


5009        GEWALT  111  1.  b  (Römergewalt) 

(1610)  »10*:  die  eben  lind  kein  werk  vor  mentehliebe  gewalt. 
conjugium  non  deptndel  ab  humana  dirtetione.  Stiihiaci  1,911 ; 
die  incDicbliclie  gewolt  wird  er«l  alt  dann  der  göttlichen 
ähnlich ,  wena  gerecbtigkeit  durch  goade  gemildert  wird. 
WiKLiND  Skaktspeart  S,  118  (ft«u/m«nii  tea  VtHuHf  4,3); 

oacti  llirem  Inoerao  («halt 

die  well  *oll  narren  uniuprlte^i 

bl  da*  In  meoicblleher  gewaltt 

GAcKiMi  g»StlU»  l.ll. 

ß)  politi$ehi  odtr  nationale  gigeniätu. 

1))  oft  veraperrt  auch  dir  gewalt  anderer  fOlker  den  lugang 
lum  meere,  und  dann  aind  die  bewobner  einea  binnenlandea 
leibeigene  Ihrea  eigenen  bodena.  F.  L.  J*i<<  l,M;  ob  ea  aicb 
begebe,  daa  gott  obwende,  dnsz  auez  feinde  gewalt,  oder  «uaz 
•ndemi  ziifall  on  dein  ediuld,  der  gemeldtea  graffecbalTl 
rennt  und  einkomnien  *ernii'ig  der  abred,  nicht  nieaeeo  moch- 
test, dasz  du  aUdenn  babr>t  und  emprabest  die  beioldung. 
A.  RmszRiiR  Frund$bergt  ritterliche  kritg$lltal«n  (t&71)  6,91*:  dar- 
nach jlir  iirine  befohlene  undcrtliatirn,  vor  unbillichem  frembden 
gewalt  zuscbützen.  KiaciiiioiF  müitarit  düctphtta  6;  da  aber 
der  leidige  aatban ,  Christi  und  Abrahame  aameo  grewlicher 
wideraacber,  mit  frembder  gewalt  unod  frevel  nicbia  achalTon 
kondte,  erregt  er  vil  greulicher  ergcmue  und  empOrung  unter 
Moaea  pfurr  kindern.  MATiCüiua  Luthir  tB7;  daez  nicht  etwa 
die  etatt..  durch  ein  auszlfindlscben  gewalt  mOchte  angegriffen 
werden.  Z.  MCnsTta  Iittui  {Frankfurt  i&M)  Bl':  denn  eie 
haben  nicht  allein  jhre  eigen  lande,  gegen  frembde  gewalt 
vertheidigen  kOnnen,  eondern  jbre  hOlffe  iat  auch  «oo  andern 
frembden  natiunen  und  vOickern  begehret  und  ersucht  wurden. 
DDNTiNe  Braunsehueiger  thronik  {liU)  17 ;  wie  dann  die  sprachen 
nicht  anders  als  bei  einer  einfallenden  barbarei  oder  Unord- 
nung oder  fremder  gewalt  sich  merklich  \erandero.  LiiaüiTt 
ttuttehe  iprociu  '12  Guhrautr  {deutsche  uhriflen  1,467);  ea  war 
ehemals  in  Rum  überaus  scbiuipfflicb,  seine  mutter- spräche 
nicht  kOnnen,  und  über  deren  ehre  haben  alle  etreitbare 
natiunen  geeiJTert,  weilen  aie  wahrgenommen,  dasz  so  ofTt 
ein  voick  fremden  sprarben  nacbgehangen,  es  insgemein  auch 
unter  fremde  ge»alt  verfallen.  lisssER  (1732)  123;  was  kann 
von  der  Selbständigkeit  einer  nation  übrig  bleiben,  so  bald 
aie  es  sich  gefallen  ISszt,  dasz  eine  auswärtige  gewalt  ihr 
ein  oberbaupt  gebe?  Ranic  rtf.  1,40;  aie  aind  bereit,  euch 
wieder  unter  sich  aufzunehmen,  wenn  ihr  euch  ganz  los- 
gemacht vun  jener  feindlichen  gewalt.  GaiLLPARzan  {Melu- 
tina  3)  5,  309  vgl.  feindliche  gewalten  $j).  4995,  vgl  auch  sp.  6019; 

fremder  gewalt  rollet'  ihn  aus,  und  lerstreut'  ihn! 

Klopstock  {Messias  20}  3,340. 
3))  da  hat  sich  Deudscblandt  ganti  verkert 

und  under  der  Homer  gewalt 
Ist  vollend  kommen, . . . 

EsASHCs  ALBiaos  fabeln  118  neudruck; 

darumb  Alba  fürter  in  gehorsam  und  gewalt  der  Römer  stehen 
solte.  Livius  {Stra$tburg  1&62)  9';  do  kam  Karolus  Magnus, 
der  grost>  genant,  er  gewan  Rome,  die  muren  und  stadi, 
mit  grossem  mordt  und  marht  iren  gewalt  gantz  zu  nicht 
. . .  ulso  kernen  sie  von  gewalt  des  keiserthumbs  und  wart 
gesetzt  in  deutsch  landt.  M.  v.  Kehnat  cAronii /■'rKdrtcAi/.  98; 
das  keiserthum  bleib  in  der  Romer  hant  400  jar.  sie  be- 
zwungen alle  konig  und  laut,  daa  sie  ine  musten  dienen, 
jedoch  wart  sieb  ire  gluck  wenden  .  .  und  nam  ein  ende 
aller  ire  gewalt.  96;  zA  disen  ziten  also  die  ROmer  an  der 
ersten  hetlenl  kOnige,  do  ging  ir  gewalt  kume  vier  milen 
Weges  von  der  stat.  KOmcshofkr,  d.  $tddtechrm.  8,321;  als 
die  abgesandteil  der  statt  Rom  in  einer  glQckwünschung»» 
reilp,  damit  sie  den  ankommenden  keiser  empliengen,  die 
wicderouffrichtung  ihrer  alten  obrigkeitlichen  ämpter,  ihrer 
Sitten,  genalt  und  freiheiten, ...  begehrten,  antwortet  ihnen 
der  keiser  also.    Zinkcrbf  apophthegmata  (1053)  1,3»; 

die  liabeni  sich  daselbst  gemert 

UDil  als  lang  mii  trem  gewall  genert, 

bis  Rom  die  stat  bawen  ist  worden. 

KOcHLiN  (herkommen  der  Uadt  Augsburf), 
d.  Btddlechronikeit  4,348; 

die  ROmer  haben  nach  eroberung  jres  gewalts  groase  ding 
geübt.  S.  MCnstm  cosmographie  (1537)  CT;  derhalben  dann 
auch  die  Kriechischen,  als  die  allerwegen  für  die  aller- 
klQgsien  gezelet  werden,  und  nach  jnen  die  Römer,  welche 
den  Greckischen  nit  allein  jre  gewalt  unnd  berrsihalTt  sonder 
auch  die  kunst  und  weiszbeit  abgewonnen  und  eingenommen 
•  ■  .  haben.  Mictlli's  Taeitus  aS*  wcmde;  rOmiaeher  gewalt 
und  mechtikeit  waa  in  einea  rats,  aenal,  and  gemaioer  hanU 


U(fiamr,  Ma- 


GEWALT  III  l.b  (Türkeogewalt)       5010 

SieacüO  M(UTisuii,tf.  äHUtkrmtUuut,»  (iVftn4«rf);  itan  da 
ein  ablasskreottler  rIMiiMiM  p»i  \m  MfMf  4m  bergwercka 
.-•llda  ausgeleget,  wie  Jna  ik  ImI  Jr  m1*m4  keut/lein  la 
setzen  wustto,  uod  rfcliH  IrtOkb  Mi«M  rtaUcbta  fwalt, 
dast  er  di«  ■acht  tmi  häli|M  «ater  battiu  «rar  aia  piMnIsf 
einlegt,  der  arldaal  daail  aia  aaal  aaai  daai  ' 
Taaaiua  ikrtpU  tl*: 

voaa  kapei  der  welff  bat  raaaeli  fewalt. 

die  MaMbeo  steltsea  beliei  gali, 

da*  man  dem  wolff  rergekea  aall. 

aed  abeoWlerp  von  peio  nad  selieil. 

CsASBos  ALssaea  fatato  M 

was  bat  serbrocben  rOBaekes  gwall 

dann  bürgerlich  krieg  uod  swb^lY 

WicitAB  (tor  frr  leüieadt 

daait  gaben  aie  Tarquinio  nraacb,  den  krieg  nll  jeen  wider- 
umb  anzufaben.    de<z  bat  er  grosaen  tust,  daoo  sein 
stund   zii  ehren  und  ritterlichen  wercken,   damit  er  jhl 
dacht,  deo  rCmiscbeo  oammen  und  geuall  nit  minder 
sein  vorfar,  zämebren.  LhiuM  {Stratiburg  iMi)  il*. 

3)1  let>tlich  ermanet  er  sie  mit  groszem  eroat,  daa  aia 
wellen  tu  berien  fassen,  daa  dM  bailig  grab  ia  |wali  der 
onglOubigeo  ao  vil  jar  geweai  ond  noch.  Ztmm*r$di«  tkrtmk 
1,478;  dann  alsz  der  Tflrck  roercket,  wie  da«!  sie  an  der 
antahl  und  atercke  von  tag  zu  t«g  je  lenger  je  mehr  zA- 
namen,  alao  auch,  das  mitler  teit  zAbesorgen,  ...  er  eick 
in  kflrtxe  oit  wenig  vor  jbren  gewall  wArd«  togefahrrn  haben: 
war  er  beweget,  aaff  mitel  unod  weg  tft  tracbleo,  wta  tr  aia 
z8  demmen,  onod  under  seinen  gewalt  {Abringco  irit  (Ifaa 
möchte  angreifen.  Raowoir  reut  m  du  wtmgt»U*in  (ttü) 
201;  darumb  dann  solche  {du  tmtulm)  voa  irar  barnakaft 
und  oberkeil  dabin  verordnet,  und  mit  prlfilaglaa  foai 
TQrckiacbeo  kaiser  conOrmiert  werden,  daa  si«  dia  kaoflieflt 
mit  ihren  wahren  an  deo  enden  unnd  orteo  lasaeo  bai 
sieb  einziehen,  und  die  vor  eOsserlichcm  gewalt  der  Türcken 
ond  Moren  beachilzeo  ond  beschOrmen.  33;  Iben  so  vihi 
hat  auch  fobr  disen  das  Inland  Zipem,  welches  oubo  in 
der  TQrckeo  gewall  ist,  auf-gebrachu  Zise?i  odriot  lee.  laa 
neudrutk;  wollest  dich  {Leo\  enlhalden,  von  unnützer  aor|^ 
ubergib  dem  tugeni  lieben  keiszer  Carolo  dein  berschaflt  aad 
tzeitlich  reichtumb,  und  lasz  in  des  Turcken  gewalt  wer««. 
Hartiot  t.  CaoHBiac  9a  nfdrutk ;  aller  gewall  und  reichtumb 
dea  türckiacben  keisera,  und  ob  er  schon  die  ganls  wellt 
under  seinen  gewallt  und  grhoraam  bringen  würde,  daa  gott 
nach  seinem  willen  verhüten  wöll,  aoilicbs  iat  alles  für  gehof 
und  nichtig,  ood  alles  für  einen  schatten  sn  rechen  fegaa 
der  wenigislen  armesten  menacben  beaolduog,  der  ia  fatt 
glanpl  und  vertrauwet.  71. 

4))  daher  der  Francken  macht  ond  gewalt  ia  Gallia  Je 
lenger  je  hoher  gestiegen.  Rcktiüc  Brmi9$tkm«»§tr  dtnmik 
(1620)  19;  delen  dar  dn  Ursachen:  dann  dateeh  ward  dar 
eidgnussen  gwalt  gemindert.  Hcinaica  v.  Baiaana,  faakr  ekr»> 
iiti<n  6,  387 ; 

da  wurden  lo  dentelben  tareo 
Germao  und  Swib  «otII  er«la(en, 
das  ir  frier  gewalt  eio  eod  dsb. 

KecHLiN  {herkomm'M  4m  «fadl  Jafilwi^ 
rf.  tUMetki9>dktei  \,Wk\ 
denn  er  sank  nicbl  einmsi  durch  Treerfftwall  Ua. 
oder  deo  fr^euoden  Im  arme,  aacbdea  er  aea  kH«t  TallaaiaC 
Vose  Urfy**«*  (taaoi  I4.9r>: 

also  Ist  deo  LOlicbem  auch  geschehen,  iegclicher  «olt  *«io 
eigen  ein  praucben,  uod  hielten  kein  ordnnog,  darea  iat  in 
aller  ir  gewalt  genommen.  Hscroa  NClki,  d.  lUdlcdkrwMkr« 
22,  315  {AugAurg);  zwi^rbeo  Uviaod  ond  Praaaaae  IM  eia 
kleinea  liodlio  einer  tagreist  breit, . . .  darioa  «aal  aia  «akk 
Massagete  genant,  das  iat  we<ler  beidaiaah  aaab  chri«tfleaM|, 
unnd  doch  dem  polnischen  gwalt  nndaiaaiffaa.  &  Faaaca 
meWtutk  56\ 

5))  man  legte  die  beiden  leicheo,  die  maa  nicht  der  aoth- 
willigen  gewalt  der  nrger  Oberiassen  wollte,  aaf  eia  brctL 
H.  T.  Kliist  (rerie^af  eea  il  0a«wfe)  4,  l$a. 

y)  der  gegensatt  tmittkn  fiidhiher  wU  miMkkn  rnnkt: 
geistliche,  weltliche  gewall,  ^eaeair  («alaril^  mtkätäi^»*, 
ttemkere.  RoioaAC-BoiToer?  (t74a)1U. 

1))  daniab  iaU  aickt  eine  vrahlicka  |a»ail,  dadarch  dia 
bisscbov«  abar  dia  kircktn  akb  brtaiaa  aad  banackaa 
mOcbteo,  aoodeni  eine  gciatlicha  fewak,  daa  aladcra  ta 
gut  ond  hnt  gegeben.  LvTRaa  mUgr  dba  tiprfaa  N  i*;  atHcba 
haben  geistliche  oad  wthlcba  favall  aabr  acbidlicb  darck 
einander  gaaaam,  kakaa   falakrat,  dt  dar  h^f*,  aaat 


5011      GEWALT  III  1,  b  (wellliche  gcAvall) 

Christus  befehl,  ein  monarcha  und  herr  sein  sol,  aller  welt- 
lichen guter,  königreich  und  herrschaften,  der  könig  zu  setzen 
und  zu  entsetzen  gewalt  habe.  Melancbtbon  confess.  August, 
{corp.  doct.  Christ.  15');  so  nu  die  geistlich  gewalt  ewige  guter 
der  seel  anbeut,  und  allein  durchs  worl  und  sacrament  ge- 
übet wirdt,  ist  sie  fern  unterschieden  von  weltlicher  gewalt, 
die  leibliche  guter  giebt  und  erhält.  15';  denn  jr  wisset,  oder 
solts  ja  wissen,  das  christlich  regimenl  oder  gewalt  nicht 
zu  verderben,  sondern  zu  bessern  von  gott  eingesetzt  ist. 
Luther  (vermanung  an  die  geistlichen  1530)  5,94*;  dasz  der 
kaiser  . . .  mit  weltlichen  gerichte  zwinge  dem  pabste  gehor- 
sam zu  sein,  desgleichen  soll  auch  seine  geistliche  gewalt 
dem  weltlichen  gerichte,  wenn  es  nöthig  ist,  beistehen. 
Sachsenspiegel,  i.buch  art.  l.  (ausgäbe  von  1732)  17; 

der  bischof  lie^z  sie  laden 

vor  geistliche  ge\valt, 

und  muszte  sie  begnaden, 

so  schön  war  ihr  g.;stalt. 

Cl.  Brentano  (Loreley)  2,391. 
2))  und  wer  gern  wöll  leben  fri, 

in  Wollust  und  aller  biiberi, 

der  beheire  sich  miner  rechten, 

so  bedarf  üch  niemand  widerfechten. 

ihr  stehlend,  roubend,  ihiigend,  was  ir  wend, 

so  bedörfend  doch  die  laien  nit  ihr  band 

an  üch  legen  mit  ihrem  gewalt. 

N.  Manuel  faslnachtspiele  5; 

und  das  alles  wollen  wir  ihnen  schützen  und  schirmen,  und 
freien  vor  allen  weltlichen  gewalt,  also  dasz  wir  noch  all 
unser  erben,  noch  niemands  von  unsertwegen  ihn  darinnen 
keinen  gewalt,  keinen  anfall  noch  kein  irrung  und  hindernusz 
zuziehen  Ihun.  slifflsbrief  des  klosters  Abensperg  (1463)  bei  Hund 
metrop.  Salisb.  2,230,  ebenso  225;  die  sonne  bedeule  päpst- 
liche, der  monat  die  weltliche  gewalt  in  der  Christenheit. 
LüTHEK  {warum  des  papsts  und  seiner  jünger  bücher  verbrannt 
sind  1520)  24,  154  Erlangen;  was  vermag  die  ungerecht  tyrannei 
der  weillichen  gewalt  und  macht  der  finsternüss?  DijREß 
(tagebuch  der  reise  in  die  Niederlande)  nachl.  104;  drumb  muste 
weltlich  gewalt  hie  still  hallen.  Mathesius  Luther  352  neudruck; 
aber  es  ist  wissentlich,  das  dieselben  (Abraham,  Isaac  und 
Jacob)  nicht  ausz  priesterlicher  gewalt  und  ansehen,  sonder 
ausz  natürlicher  gotsforcht,  den  gotsdienst  volbracht  haben. 
Alpinds  Vergilius  89';  ihr  ansehen  (der  christl.  priester)  beruhte 
nicht  auf  vseltlicher  gewalt,  der  sie  eben  mit  ihrem  ansehen 
widerstanden.  Herder  werke  5,683;  zur  weit  gebracht  habe 
ich  gestern  ein  französisches  memoire  vom  Ursprung  der 
\yeltlichen  gewalt  des  heiligen  Stuhls  zu  Rom.  J.  v.  Mijller 
(an  seinen  bruder  1782)  5,70; 

das  aber  weiset  mir  kein  himmelsstrahl, 
dasz  sich  die  klrche  weltlicher  gewalt 
anraai-zeii  dürfe,  dasz  der  könig,  den 
die  deutschen  fürsten  wählten,  sich  vom  papst 
einholen  müsse  die  bestätigung. 

Uhlano  Ludwig  der  Baier  2,2. 

S)  papst,  kaiser  und  könig. 

1))  ich  Ulrich  Rösch  der  zitt  des  erwirdigen  gotzhuses  zu 
St.  Gallen  .  .  .  bestätter  pfliiger  in  geistlich  unnd  weltlichen 
Sachen,  von  gewalts  unnd  entpfelhentz  wegen  unsers  beigen 
vatters  des  papsts  ...  lund  kund.  (1458)  bei  Zellwegeb  Ur- 
kunden 2,1,29;  das  (der  bann)  bestund  bis  an  sant  Barbara 
tag,  do  wurden  wir  zu  Nürmberg  ledig  von  dem  apt  von 
Schotten,  der  hett  des  babsts  gewalt.  Hector  Mijlich,  d. 
städtechron.  (Augsburg)  22,  63 ;  clag  und  vormunung  gegen,  dem 
übermässigen  unchristlichen  gewalt  des  bapstes  zil  Rom. 
Hütten;  o  vatier,  du  meinst  es  sig  mit  des  bapsls  gewalt 
als  um  eines  vogts  im  dorff  (als  du  bist)  der  nit  ains  halms 
breit  handlet  (mit  willen)  anders  dan  mit  recht  und  erkant- 
nüs  siner  umsilzer.  Karslhans  bei  Hvtten  i,6Zl  Böcking;  aber 
die  priester  ehe  berührend,  dieweil  dieselbige  aus  mensch- 
licher Satzung  abgestellet,  und  in  des  bapstes  gewalt  stehet, 
wider  zu  endern,  dieweil  auch  wenig  reiner  keuscher  priester 
erfunden,  so  rathen  sie  . . .  Luther  (ausschreibung  eines  hiiligen 
concilii  1535)  6,328'  Jena;  wie  du  darnach,  mein  herr,  ver- 
hängest, dass  Jerusalem  darum  zerstöret  ward,  also  wirst 
du  auch  diesen  eignen  angenommenen  gewalt  des  römischen 
Stuhls  zerstören.  Dürer  (lagebuch  der  reise  in  die  Niederlande) 
nachl.  164;  dasz  sie  desz  römischen  stuls  macht  oder  gewall 
nicht  erkennen,  und  . .  gewisz  sein,  dasz  dem  römischen  pabst 
von  rechts  wegen  nit  gehöre  ein  concilium  auszzuschreiben. 
KiRCiiHOK  wendunmuth  (1,2,20)  1,468  Österley;  vom  obersten 
gewalt  des  papstes  und  befestigung  desselben  mit  schrifflen 
und    exempeln.    Fiscbart   bienk.    (1586)  118';   in    dem  so  Pi- 


GEVVALT  1111,1)  (papslliche,  kaisen..   >.      kqj^ 

pinus  usz  gewalt  des  pabsts  und  gnnst  des  volc,_    ...  .    • 
Franckrich  was  worden,  do  regiert  noch  der  römif  ,    ?'?.\. 
Leo   der  vierd  zu  Constantinopel.    Judas  Nazarei  «         .J*^^ 
und  neuen  golt  24  neudruck;  ebenso  29;  ''     a 

dann  dises  reichs  gewalt  und  krafft 
sein  willen  hoch  im  himmel  schafft, 
auch  alles  was  auff  erd  umb  fert 
wird  stets  durch  sein  gewalt  regert. 

B.  Waldis  (las  päiistisch  reich  AI"; 

uf  ein   mal  was   ein  bapst  kranck,   der  gab  seinem  caplanN 
seinen    gewalt   das   er  in    der  beicht  absolvieren  mochl  füll, 
pein    und    für  schuld.    Pauli  schimpf  und  ernst  217;    wellen' 
wir  das  mittel  treffen  und  dem  bapst  seinen  gewalt  behalten 
MuRNEii  an  den  adel  30  neudruck;  würt  dann  Christus  unseri  * 
groszen   macht  und  gewalt  in  maszen  und  gestalt  sehen  s' 
wol    gerüst,   für  war   er  würt   förchten   die   Zerstörung  dej 
schönen  gepeu.    (Unterredung  des  bapsts  und  seiner  cardinalen  \ 
Schade  sat.  und  pasqu.  3,88;    zu  dem  sechszten  (du  sprichst    ^ 
das   der   bäpstlich   gewalt  nichts  anders  sei,    dan  die  seien 
zu  verdaranisz  füren.    Murner  an  den  adel  53  neudruck;  auch 
wo  diesz  wort  sollen  bepstlichen  gewalt  bestetigen,  über  alle 
Christen,   wolt   ich    gerne  wissen.    Luther    von   den  bapstum 
Ja';    an   einem   erchtag . .  .  ist  mein  frumme  mutter  Barbara 
Dürerin  verschieden    christlich   mit   allen   Sakramenten,   ans 
päpstlicliem  gewalt  van  pein  und  schuld  geabsolvirt.    DCrer 
nachlasz  13; 

dann,  des  rhümbt  sich  bäpstüche  gewah 
wil  auch,  das  man  jn  da  fürhalt. 

B.  Waldis  (ins  /id/jsfisc/i  reich  Ai': 
von  Ursprung  des  bepstlichen  gewalts  und  ban.  triumphus 
veritatis  {Überschrift)  bei  Schade  sat.  und  pasqu.  2,  21o;  bei 
euwerem  leib  nicht  Juncker,  saget  der  abt,  redet  also  schmäh- 
lich aulT  die  heiligen  vätler,  zuvorab  auft"  den  aller  heiligsten 
bapst  zu  Rom,  der  durch  seinen  apostolischen  gewalt  er- 
meldten unsern  orden  und  regel  hat  conlirmiert.  Kirchhof 
wendunmuth  395*. 

2))  zu  dem  es  fürders  gefährlich  ist,  so  wol  allen  ständen 
in  gemein,  als  den  catholischen  und  lutheranern,  insonder- 
heit der  calvinisten,  begehren  statt  zu  geben,  dasz  nemblich 
von  ihretwegen  desz  reichs  hauptgesatz  verändert  sollen 
werden,  als  da  sind  der  religionsfried ,  und  die  authorität 
oder  gewalt  desz  keisers  und  der  ständt  in  den  reichsver- 
samblungen.  Ursachen,  ausz  welchen  die  calvinisten  zum  inner- 
lichen krieg  . . .  angetrieben  su  werden,  vermeinen  mögen  (1616)  bei 
Londorp  1,301';  nach  dem  wir  nach  gottes  gunsl  das  fürsten- 
thum  Meylan,  ...  zu  des  heiligen  Römischen  reichs  gewalt 
und  banden  widerumb  gebracht.  A.  Reiszner  Frundsbergs 
ritterliche  thaten  (1572)  5,90*;  ich  wil  aber  itzt  alein  von  dem 
Römischen  reich  reden,  des  haüpt  ist  ein  Römischer  keiser. 
nu  sol  ich  an  der  warheit  nichts  verhalten,  dasz  ich  nichts 
anders  weisz  dann  dasz  wir  ein  ersamen  fromen  versiendigen 
gotsfürchtigen  keiser  und  haübt  haben,  aber  usz  der  hof- 
fait,  groszen  pracht,  neit  und  hasz  anderer  könig  und  poten- 
taten,  christlich  und  unchrisllich,  entsteen  vil  seltsamer  prac- 
tik  und  anschleg,  sein  macht  und  gewalt  zu  underdrücken. 
(dialogus  Sickingens  vor  des  himmels  pforten)  bei  Schade  sat. 
und  pasqu.  2,  52;  so  bitt  ich  uwr.  f.  g.  wolle  daran  sin, 
das  dem  romischen  kaiser  sin  gewalt  und  macht  nit  ge- 
schmelert  werd,  dan  dem  rieh  ist  zuvil  gnug  biszher  ent- 
zogen. Reuchlin  an  Friedrich  den  weisen  (3.  Januar  1521)  bei 
ÜLMAiNN  Sickingen  407;  zoch  Xsc.  der  papst)  ein  uszzug  sol- 
cher geschichten  in,  das  etwan  die  keiser  irs  gewalts  unwisz 
und  dorecht  weren.  Judas  Nazarei  vom  alten  und  neuen 
gott  28  neudruck;  nu  vernemet  den  alden  vrede,  den  die 
keiserlike  gewall  gestediget  hevet  deine  lande  to  Sassen,  mit 
der  guden  knechte  wilkore  von  deme  lande.  Sachsenspiegel 
2,66  vgl.  auch  oben  sp.  4926;  donoch  wart  er  getoufet  von 
Silvestro  dem  bobesle  und  wait  zehant  gereinet  von  uszetzig- 
keit,  und  dovon  lies  er  dem  hobst  alle  keiserlich  würdekeit 
und  gewalt  und  för  er  gen  Constantinopel  gen  Kriechen. 
Closener,  d.  städtechron.  (Straszburg)  8,  30; 

als  nu  Augiistus  Octavian 

keiserlichen  gewalt  gewan 

und  hört,  das  die  edeln  Germani 

fiberal  weiten  sitzen  fri, 

da  schickt  er  usz  dri  legion. 

KÖCHLIN  (licrkoinmcii  der  stadl  Augsburg), 
<l.  Hädtechroniken  4.348; 

Franciscus  kam  z&  mir  gantz  uff  geschwollen  von  keiscr- 
lichem  gewalt,  und  sagt  zä  mir.  J.  Eberlin  t.  Günzrdrg 
(eine  schöne  und  klägliche  historit)  2,103; 


5013  GEWALT  III  1.  h  (koiugiiche) 

römUcb  k«U«rllch  malaitti 

li«U  mit  seio  rOriUn  wai>«in  rabi, 

wU  «r  mll  k«l>«rllcbeni  gwali 

da*  römlMb  ralob  •cbdii  uud  arball. 

H.  Stella  (("-«t'iiribMHi/  nttrr  aM«W#)  13,  Sil  ( 

•0  bant  aie  keiaerliclien  gewatt.  MatNK«  mMrrtithHtlim.  111  hm 
SciiMiDi  el^a.^t.mundart  US;  ich  kann  dreiat  behaupten :  Obt  nicbt 
dua  iirliHidiuni  de»  nurddeutscheo  butidet  in  Süddvut«chlaud 
«in  atik'k  kuiaerlicber  gewall,  wi«  e»  iu  beails«  der  deuUcbea 
kaiaer  a«il  fünThuiidert  jähren  Dicht  geweaeo  l*lT  BuNaaci 
{U.  fel-ruar  ibTü)  4,316. 

3))  die  bort  to  der  koDingliken  g«wult.  S4€k$n$püfel  I,  S5 
u.  a.  vgl.  tp.  4976;  und  geben  iue  von  unaem  küniglicbeo 
gewalte  und  gnadeo,  daa  aie  aua  dem  durf  lu  Neunbrono  io 
Wirlxpiirger  bisblum  gelegen  ein  atal  mucbeu  mögen.  (Hr- 
kundt  Ludwig»  dtt  Baürt  1323)  obtrrheinucht  iUidtrtcMtt  \,  1, 7 
Sehroedir;  dea  wollen  aber  dea  kaiiera  polen  nit  aufoeoiao 
und  apracben,  wir  wollen  dem  kunig  prucb  machen  gean  andern 
atelten  und  paten  die  von  AuRapurg,  dasx  aie  willig  waren 
nnd  in  acbwuern  an  dea  kunig»  atat,  wann  «i«  doch  dea  ko- 
iiigs  gewalt  bellen.  UuRiAan  Ziri,  ä.  ilddUekron.  {Augiburg) 
o,  i&:  wir  ratbmanne  der  atadl  Bie»lua  von  kfiniglicber  gewalt 
von  Rebmen  haltende  und  vi-rweaende  die  banptnianoacbafl 
zu  Brealuu.  {Urkunde  von  I43ü)  cod.  dipL  SiU$.  i,  M;  die 
von  Sicilia  teteo  diaer  zeit  allen  küoiglicben  gewall  ab  und 
namen  den  freien  stand  an,  regirt  der  g'main  man  fünfzig 
iar.  AvKNTiN  {baimih$  chrontk)  4,318;  aie  haben  aber  nicbt 
ein  tyrannischen  gewall,  da»  ist,  ohne  gewiaz  geaelz  za  ur- 
ilieiien.  ao  haben  sie  auch  keinen  königlirben  gewall,  da» 
\*t,  über  die  gegeben  geaelz  zu  achaffen,  aondern  haben  eii: 
gewiaz  gotlea  gebot  und  Kemesaen  befebl,  unter  welchem  sie 
aind,  nach  welchem  sie  jbra  geistlichen  gewallt  und  geriehl- 
zwangs  brauchen  sollen.  Mblanchtiion  apologia  {corp.  doct. 
Christ.  10»');  denn  wie  gesagt,  der  kirchendienat  ist  nicht  wie 
die  weltliche  gewalt,  lyninnen  oder  kCniglicbe  gewalt,  denn 
tyrannen  gewalt  ist  ein  ungebunden  ding,  das  keine  gewiase 
legel  hat.  loa  Ihtologiei  {ebenda  2S6');  wenn  man  königliche 
gewalt  zu  gebieten  und  zu  zwingen,  ausz  der  kirchen  weg- 
Ihot,  ao  aihet  die  kirclie  als  aei  sie  sehr  achwach  unnd 
gering,  ebenda  -im';  und  machten  jn  zu  einem  dictator,  der 
allen  königlichen  gewall  on  alles  appelliren  tragen,  zu  schaffen 
und  zu  gebieten  haben  aulte.    Kircouüp  mendunmuth  lu'; 

wli-  mOsien  erttllcli  toaUerlich, 
darnach  xu  gleich  all  sanienilich 
aolchi  Tür  in  bringen,  in  lolctir  gastalt 
ala  «chmuhet  er  köoglicben  gewalt. 

CuaTnaDS  Uufleufel  DV; 

ea  wOrde  mich  nicht  befremden,  wenn  ich  fftnde,  daaz  einer 
Ton  den  ulten  aualegem  dea  Homere  diese  stelle  (/iiaj2,  lui/f.) 
ala  die  vollkummenate  allegorie  von  dem  uraprunge,  dem 
forlgange,  der  befeaiigung  und  en<llicben  beerbfolgung  der 
kOniglicbeo  gewull  unter  den  menschen  bewundert  hatte. 
LuaiRG  {Laokuon)9,W;  die  fortschritte  der  königlichen  gewall. 
ScaiLLia  iabfall  der  Nuderland*  1)  7,  46;  in  dieaer  wie  in  jeder 
anderen  beziehuog  iai  ea  meine  pOicht,  den  auf  geaelz  und 
Verfassung  beruhenden  umfang  königlicher  gewalt  unge- 
schmälert zu  wahren,  könig  Wilmklh  an  die  abgeordneten 
r:o.  mai  1803)  bei  ßisMAHca  reden  2,  189;  nun  das  erbliche  ober- 
liaiipi  wird  schon  im  inlerease  aeiner  familie  dafür  aorgen, 
tlas£  er  aeinen  nachkummen  die  gewalt ,  welche  er  beaitzl, 
auch  erhalle,  berichle  der  Frankfurter  nationalversammlung  (',)AWi*: 
Uslt-rreicb  betheuerte,  es  habe  nur  die  legitime  königagewalt 
In  den  herzugthUmern  herstellen  . . .  wollen.  SiaiL  k^rt»- 
«'•nj  3,80. 

»)  ttaatsi  echlliche  gUederung, 

0)  aut  dem  deutschen  staatsleben :  gewalt  (auctorliai)  Tller- 
licbr,  h&usiiche,  kiichliebe,  ataai  liehe,  ial  die  ffibigkeil  einea 
menschen,  die  selbslbealimmung  dea  andern  seinem  willen 
unlerzuordnen.  Warzae  und  VVblti  kirehenlesikon  s,  Mi. 

<>>>  der  ausruff,  seiner  lugent  und  der  volnbrachten  ge- 
■chicbt  ein  butt,  halt  nit  allein  durchlaufen  deuUchca,  sunder 
aucii  alle  ausser  laod  also  erfüllet,  das  vil  nach  alle  men- 
schen mit  vereinter  stimme  ine  wirdig  acheizen  de«  oberalen 
gewalles,  das  ial  dea  römischen  reichs.  M.  v.  Kihnat  cAremk 
trudrichs  I.  Jo  vgL  auch  oberste  gewalt  (III,  i);  reichsgevrall, 
••^«1  et  robur  imperii.  SriKLKa  242«;  die  reicbagewalU  •»- 
KhniU  2  det  verfassungsentwur/s  der  Frankfurter  nattomalvenawuit- 
'««?  s.  beneide  (2)  STn/fl;  die  reichsgewall  Obt  den  au»- 
laisde  gegenüber  die  vulkerrechtlich«  Vertretung  Deutachlands 

IV. 


GEWALT  III  l.b  (rOrttcDgewalt)        5014 

oni  (Ur  «iaMlneo  deulacbM  atoatoo  au»aeblieazlieb  aas. 
Um  niafeefnralt  »lellt  geMit*«  ni  comuln  an  ft.  alle 
Dicht  rtia  ^fatrecbtliehro  vertrife,  welcb«  eine  deutacbe  rt- 
fierung  . . .  abaeblieealy  aiod  dar  reiibagewalt  zur  kanntiiiaz- 
Oühme  . .  vorzulegen  (  lo  m.  a.;  eiD  waaenUkll««  aerkoul  de* 
buode*alaalea  ial  eine  reicbagewalt,  »eldia  aekca  4m  «at» 
wickelung  dar  einzelataaleu  die  geaa— Uotaraem  «erwirk- 
licht,  und  dazu  mit  der  oOtbigen  OMcbt  aiMftrtaUt  ial. 
molwe  tum  verfauunguntmurfe.  btrvchl*  dtr  fnnkfvtm  mÜmmI- 
vtnammlung  (2)  2727  «.  o.  tum  gebrautk  bei  Bisaaaca  mmd 
Ha.isb,  vgL  MWl  «,601:  wann  wir  vor  alleta  fielleicbl  die 
frage  um  eine  provisorische  ceolral|e«ell  io  berallMOf 
nehmen.  bericMle  dir  Frankfurter  BafmiiiitierM— |gf  l^lUTt  Ha 
gruaze  debatte  »egen  errichtung  einer  prmlanrianha«  eaalnl> 
gewall  hatte  die  veraammlung  in  ihren  liefen  crreft  Fairrac 
ttf'üA;  darum  führten  aie  das  geld  al»  «in  von  der  ataata- 
gewall  beglaubigte*  zeichen  jede«  verSukaerlicben  grouasM 
ein.  teutuher  Merkur  juU  I7M:  da  er  »eia  anerbieten,  falle 
er  damit  al>gewie»en  werden  aojlle,  unfehlbar  unter  gebltaifa« 
bemerkungen  zur  wisiten»cbafl  de»  volks  bhngeu  wur^e«  ao 
könne  daskelbe  leicht  in  dem  grade  verfObrt  «eria«,  4m* 
mit  der  alaalagewall  gar  nicbla  nebr  gegeo  ibo  ananriaMaa 
sei.  H.  V.  Klkmt  {Miekael  hohlhat)  4,  102;  widerataaii  fafia 
die  ataatagewalU  ttrafyetelibuth  für  den  notddeuttchn  fruatf  (IM!) 
6.  abschnitt:  der  schlechte  Staat  bedient  aich  zu  dem  tu4» 
lediglich  aeiner  gewall,  verschlingt  die  familie  mit  der  macht 
seine»  geaetze»,  legt  sich  ein  obereigeoibum  bei,  drOckt  auf 
die  forachung  »einen  Stempel,  dringt  jeder  regel  jede  aoe- 
oahme  auf.    Ü.uiLiA.tn  poüttk  l',7. 

b)i  aua  tragender  gewall  de«  forsten,  amctoritat*  prnuifit. 
Faisca  (I74l)  2,  42u';  wir  Bolke  . . .  t6n  kunt  und  bekeaM« 
oflinlicb  mit  de»ein  brive,  daz  wir,  mit  l>cdacblem  nute  m4 
mit  rate  uuaer  mannen  unsen  Juden  . .  .  begnaden  doaMla 
von  fürstlicher  gewall  und  frunllicber  gunat . . .  dal . . .  (UMb 
19.  ttpl.  130»)  ardtiv  f.  itttrr.  geuh.  31, 12»;  alle  menig  hat  gehOnl 
verlesen  die  brieflich  urkund  . .  »o  da&il  die  durcbleucbligialaSy 
hochgeburnen  lursten  von  Österreich  .  . .  dai  löblich  dualer 
ucid  gotshaus  in  Neunperg,  auch  die  berracbafi  Reicbenaw 
mit  sambt  der  gegend  genant  di  Prein  gnSdiklicben  ausz 
fürstlichen  gewalt  begnadet  und  begabt  haben.  bannUtding 
von  Reiehenau  (16.  juhrh.),  itterr.  weitth.  6,64;  wir  wellen  auch 
pielen  von  fürstlichem  gewalt,  das  binfar  kein  paoUidiog 
von  dem  benanteo  Hans  Claiu  iu  der  Prein  gehalten  ward. 
6,63;  ich  fOrchte  viel  mehr  von  der  vermiacbuog  der  frafa 
über  die  grenze  zwischen  parlainentariacber  und  forstlicher 
gewalt  mit  der  frage  von  der  verlheidigungsfabigkeit  Üeotach- 
landa  dem  auslande  gegenüber.  Uismamcs  reden  3, 178  (ii.  m4rt 
lt>67);  ea  war  der  bischofe  vurtbeil,  der  wilden  hlndalaufftl 
zu  widersiehen,  der  mitwachseudeo  gewalt  weltl.cber  rtlaia 
das  gegengewicht  zu  halten,  dasz  die  kOoige  aich  «eoigaieB« 
luliig  zu  lüde  leben  konnten.  IIkrueb  merk*i,1M:  äff.  fOrala»- 
gewall  ip.  bC6;  dieselbe  unbestimmte  furcht  laocrle  biater 
ihrer  freude,  wenn  sie  gefangene  furaleo  der  DruiacLeo  loi 
iriiimphe  aufführten,  wenn  ihr  fusz  auf  römischer  thOr- 
schwelle  an  einen  berauschten  deuiscbeo  trabaoteo  ihre» 
kaisers  stiesz  . ..  wenn  die  kaiserliche  slaalakuoat  iittmnaem- 
hfluptlinge  beatach,  verderbte  und  mit  berreatawail 
Frkita«  [bibUr  t)  17,48:  eine  enischicdeoe  pajliea 
war  auch  Heinrich  Zschokke  ...  die  eiserne  ouaka  (MNl  i 
die  heimlichen  greuel  der  hofgeMalt  im  hartaa 
gegen  jene  atOcke  der  Babo  und  Kratier  o.  a.,  4ia  aa 
höfe  die  srbOoaie  menscbbeil  scbiiteirbelteo  Gaatmaa  i 
raturgcsch,  6,674;  tgl.  uuth  territoriale  gewaileo  ifu  am. 

c))  bekriegieo  die  Wucherer  und  gewooaea  ea 
ao  mit  Irauwen  und  mit  gütlicher  icidiof  aar  9a4  aack  aa 
lies  bischoffs  banden  und  gewalt  Baaaa  41»  eUlt  aad  taBa. 
U  V.  KaanAT  thromtk  Friedrich»  L  !•;  aaah  aatwoft  die  aa*> 
futatio  Dicht  auB  «oaara  grttaie,  aoa^ara  atdict  ai(h  rächt 
bapatlicb,  aagt  voa  graeaar  gawalt  «iar  hsaachaic  llaiA^carao:i 
oHefäa  {mf.  490.  ikn$L  wf);  naa4  M  hieaatafe  fawalt  last 
dae  afaaiaiy,  aia  hafahl  failaa,  4m  mm§ikmh  m  fcaJlf . 
fonfttc  Auftui.  {tbtnä*  »*i:  4m  anhiaakaf  «aa  ttia  iai  ato  ara- 
kauzler  des  heiligen  rOmi*chaa  ricka  aad  hat  aa  barllM  alle 
die  rieh  in  lialia,  in  Laupartae,  ia  iaa  kaiaartlaia  aa  Iricchaa, 
io  4ea  kaogricheo  cnead  mttf  us4  wahia  alaa  aia  gawalt 
rakhat.  Uuuca  t.  RicaeatAL  flkrM*4  4m  Caa^aazer  aaaaili  IC; 
da  aber  Tetzel  aaad  sein  aobaog,  aut  rOoiiechcr  und  Uacha^ 
lieber  gcwall,  uad  nit  der  kircben  acblOaael,  jr  laodwcrck 

31» 


5015       GEWALT  Illl.b  (gericlUsgewali) 

vertheidigen  wollen,  wird  d.  Luther  auff  sein  eid  und  doctoral 
gedrungen,  posltiones  und  gründe  wider  Jolian  Telzels,  unnd 
all  die  mit  jm  unter  der  decken  lagen,  zustellen.  Mathesius 
Luther  34;  was  maint  ir  dasz  euwer  gewalt  und  ampt  sei, 
wann  ir  es  recht  halten  wölt,  es  sei  bapst,  cardinäl,  bischof, 
prelaten  und  pfarrer  und  alle  geistlich  . . .?  nichts  anders 
dann  ernstlich  und  andächtiklich  beten  und  predigen  und  euch 
alain  mit  got  und  der  geschrift  gots  nach  arbeiten,  dialog 
zu)i$chen  aim  pfarrer  und  aim  schuUhaisz  (Schade  Satiren  und 
pasquille  2, 143). 

d))  wir  sollen  auch  haben  alle  unsere  rechte,  gewonheite, 
gebole  und  allen  unsern  gewalt  in  der  egeschriebenen  unserer 
stat  an  allen  sacben  glicherwise  als  vor.  Verordnung  der  grafen 
vonWerthem({Zh\),  oberrheinische siadtrechte  \,  1, 15 ;  frohn-gewall, 
heiszt  des  richters  gewalt  und  gehorsam,  darinnen  er  leute 
behält,  rechts  zu  pflegen.  Cbohel  oee,  u.  physical.  lex.  4,  505; 
aber  das  gestand  ich  nit,  das  sie  daz  mit  richterlichem 
gewalt  macht  haben  züthän.  Mubner  an  den  adel  tiUscher 
nation  14  neudruck;  vgl.  auch  richterliche  gewalt  in  Hugo's 
naturrecht  (1819)  520; 

(erfreuet  euch)  mit  uns,  den  männschen  hie,  so  gott  nach  ihm 

gestallt, 
und  denen  er  durchausz  den  vögtlichen  gewalt 
Imm  reich  der  wält  verleilit. 

RoHPLER  reinKjetichte  (Strastburg  1647)  24; 

daher  sich  wol  zu  verwundern,  dasz  heutiges  tages  leut, 
welche  der  höchsten  kaiserl.  majest.  gerichts- gewalt  oder 
Jurisdiction  also  zu  schmähleru,  und  gar  nahend  überall  zu 
entziehen  sich  hin  und  wieder  bemühen,  an  Christian  v.  Anhalt 
(1615)  hei  LoNDORP  1,188';  das  schir  aller  gehorsam  aus  wäre 
und  alle  gerichtswalt  nidderlag.  Kantzow  chronik  v.  Pommern 
254 ;  das  sich  der  bischoff  mit  seiner  gerichtswalt  nicht  weiter 
strecken  wolle,  wen  es  sich  gepurt.  177; 

des  landvogts  oberlierrliche  gewalt 
verachtet  er,  und  will  sie  nicht  erkennen. 

ScuiLLER  {Wilhelm  Teil  3,3)  14,354. 

dazti  vgl.  gericbtsgewalt  sp.  3661. 

e))  und  si  domit  ein  ort  und  ein  endt,  und  genungk  ge- 
sagt von  der  gewalt  der  hocbmechtigen.  M.  v.  Kemnat  c/iront& 
Friedrichs  I.  99;  gott  stürtzt  der  grossen  stoltzen  gewalt  unnil 
nestelt  ein  gewalt  an  andern,  dasz  sie  einander  schwächen 
und  auffreiben.  sein  reimen  ist:  er  stöst  die  gewaltigen  vom 
stuhl  und  setzt  darauff  einen  fuoszscbemeh  Lehmann  ^ort- 
legium  307; 

je  grösser  berr  ist  auff  der  weit, 
dest  schwerer  wirt  sein  straff  geTellt 
von  gott,  so  er  sein  gwalt  miszbrauchl, 
und  zvor  wie  bischoff  Hatte  straucht. 

Kirchhof  wendunmulh  390*; 

gegen  jeden  miszbrauch  der  herrschaftlichen  gewalt  nnisz 
der  richter  dem  leibeigenen  schuz  angedeihen  lassen.  Danz 
deutschet  privatrecht  {nach  dem  system  Rundes  1800)  6,  125. 

/))  und  sol  der  burger  der  den  getäter  erobert,  nach  dem 
erobern  underston  in  mit  worten  zu  schirmen,  bitz  er  ine 
in  sichern  gewarsam  nemlicb  in  meister  und  rats  bände  und 
gewalt  oder  in  einen  turn  bringen  mag.  Straszburger  zunft- 
und  polizeiverordnungen  ib  Brucker ;  aber  bar  gegen  gantz  der 
götlichen  geschrifft  gleichförmig,  daz  ire  beschwerden  die 
underthonen  vernünfftig  fürlragen,  und  die  oberkeit  inen 
durch  iren  gewalt  zu  hilff  kum.  Murner  an  den  adel  tütscher 
nation  31  neudruck;  obrigkeitliche  gewalt,  jurisdictio,  potestas, 
tnagistratus.  Stieler  2426;  ausz  obrigkeitlicher  macht  und 
gewalt.  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren  199  neudruck;  jeden- 
noch  musz  ein  jeder  gerichtsherr  auch  alle  obliegende  be- 
scheidenheit  darbei  anwenden,  dasz  er...  seine  zustehende 
obrigkeitliche  gewalt  nicht  in  eine  grausamkeit  verwandele. 
Klingner  dorfrechtes,  555;  poch  nit . .  auf  freundschafft,  ampls- 
gewalt.  UiNGWALDT  144,  vgl  theil  1,  tp.  283;  amtsgewalt,  coer- 
eitio.  SriELER  2426 ;  die  besten  zu  vereinigen,  suche  man  die 
form  des  concilii  arctioris  auszudehnen  und  seine  gewalt 
zu  vermehren.  Götub  an  herzog  Carl  August  7.  april  1786,  briefe 
7,195;  dasz  diese  hohe  Versammlung  nur  nötbig  hätte,  Hecker 
in  ihre  mitte  aufzunehmen,  um  ihre  gewalt,  die  .  .  .  nur 
eine  moralische  ist,  nicht  etwa  blosz  zu  hemmen  und  zu 
lähmen,  sondern  mit  einem  einzigen  schlage  vollständig  zu 
vernichten.  Eduard  Simson  berichte  der  Frankfurter  national- 
versammlung  (2)  1488;  die  bürgerlichen  gewalten,  the  civil 
iiulhurities.    Hilpert  1,462;    die   civile   gewalt  wird  dann  mit 


GEWALT  III  1,  b  (amtsgewalt)  5016 

der  militärischen  verbunden.  (7)4958,6;  wer  einen  gefangenen 
, .  aus  der  gewalt  der  bewaffneten  macht . .  vorsätzlich  befreit. 
Strafgesetzbuch  für  das  deutsche  reich  §120;  werden  gemeine 
verbrechen  oder  vergehen  im  kriege  unter  miszbrauch  der 
militärischen  gewalt  verübt,  so  wird  die  sonst  verwirkte 
strafe  verschärft,  kriegsartikel  für  das  preusz.  heer  von  1852 
artikel  48  (bundesgeselzblatt  von  1867  s.  315);  wer  irgend  eine 
dienstgewalt  über  andere  auszuüben  hat,  soll  durch  ruhiges, 
ernstes  und  gesetztes  benehmen  die  achtung  und  das  ver- 
trauen seiner  untergebenen  sich  zu  erwerben  suchen,  kriegs- 
artikel für  das  preusz.  heer  von  1852  §  46  (bundesgeselzblatt  von 
1867  s.  315);  wer  seine  dienstgewalt  über  einen  untergebenen 
zu  befehlen  oder  forderungen,  die  in  keiner  beziehung  zum 
dienste  stehen,  oder  zu  piivatzwecken  miszbraucht . . .  wird 
mit  gefängnisz  ...  bestraft,  mililärstrafgesetzbuch  von  1872  §  114; 
wer  durch  miszbrauch  seiner  dienstgewalt  oder  seiner  dienst- 
lichen Stellung  einen  untergebenen  zu  einer  von  demselben 
begangenen,  mit  strafe  bedrohten  handiung  vorsätzlich  he* 
stimmt  hat,  wird  als  thäter  oder  als  anstifter  mit  erhöhter 
strafe  belegt.  §  115;  der  Schiffer  oder  sonstige  vorgesetzte, 
welcher  einem  scbiffsmann  gegenüber  seine  disziplinargewalt 
miszbraucht,  wird  mit  geldstrafe  bis  zu  dreihundert  thalern 
oder  mit  gefängnisz  bis  zu  einem  jabre  bestraft,  seemanns- 
ordnung  von  1872  §  96  [reiclis-gesetzblatt  von  1872  s.  428). 

2))  auch  die  gliederung  fremder  staatsrechtlicher  gewalten 
nimmt  einen  breiten  räum  ein  in  folge  der  zahlreichen  Über- 
setzungen namentlich  lateinischer  Schriftsteller. 

a))  der  höchst  und  gröst  gewalt  und  ansähen  der  künige, 
regum  apices.  Maaler  (1561)  178*;  es  hangt  aber  doch  alle  der 
selben  könig  gewalt  und  macht  an  dem  römischen  gewalt 
und  reich,  von  welchem  sie  nit  viel  mit  krieg  oder  wallen, 
aber  offtmals  mit  geld  entsalzt  unnd  gefürdert  werden.  Mi- 
CYLLüS  Tacitus  (1531)  450*  [Germ.). 

b))  dictatura,  das  ampt  unnd  gewalt  eins  solichen  obersten 
herren.  Dasypodius  (1537)  53*.  üAnitcÄ  Frisiüs  412';  dictator,  der 
oberst  gewaltbaber  zä  Rom,  bleib  allein  sechsz  monat  in 
seinem  gewalt,  und  ward  allein  in  groszen  nuten,  kriegen 
und  aufrüren  der  statt  aufgeworffen  und  erwellt,  ein  potestat. 
412*;  da  das  Manlius  nit  th&n  wolt  oder  kondl,  liesz  jhn  der 
dictator  in  den  kercker  füren,  wiewol  die  gemein  grosz  misz- 
fallcns  darab  hatte,  dannocht  war  der  gewalt  des  diclalors, 
das  niemandt  dorfft  sich  darwider  setzen.  Livius  (Slraszburg 
1562)  38*;  tribunus  celerum,  stalthulter  desz  obersten  und 
künigklichen  gewalts,  conestable.  Fhisids  1328*. 

c))  aristocratia,  das  ist,  der  fürgenden  herren  gewalt. 
Alpinus  Vergilius  33*;  dann  wie  derselbig  (dictator)  erwölt 
was,  da  verloren  alle  oberkait  . . .  jren  gewalt.  33*;  also  da 
sie  jhren  gewalt  inn  dem  drillen  Jar  trugen  ...  begab  sich 
mancherlei  miszbrauch,  und  inn  sonders  zwo  sacben,  dar- 
durch  jr  gewalt  zerstört  und  abgethon  ward.  Livius  (Slrasz- 
burg 1562)42*;  also  nam  der  unrecht  gewall,  der  zchen  menner 
ein  end.  45*; 

daraus  mercitt  man  zw  dem  pescblus, 
das  die  zehen  man  wurden  pald 
abgesetzet  von  irem  gwalt 
von  wegen  dieser  schnöden  dat. 

H.  Sacus  (die  Itewsch  crmört  Virqincu)  22,29 
Kellnr-Gölie; 

triumviratus ,  ampt  und  gewalt  diser  dreien  gewaltherren. 
Faisios  1332*;  endtlich  beschlosz  der  senat,  die  fünff  sollen 
bei  jrem  gewalt  und  namen  bleiben.  Livius  (Straszburg  1562)  55*. 

d)}  Iribunitius,  tribunitia  potestas,  desz  obersten  meisters 
oder  zunfftmeisters  gewalt.  Fbisius  1328*;  authoritas  legatorum, 
voller  gewalt  der  gesandten  ratlisboUcn.  Rihelil's  1590;  Marcus 
Titinius  und  T.  Fonteius,  die  an  statt  eins  buigernieisters 
waren,  sind  gebeissen  worten  in  Hispania  zu  bleiben  in  jrem 
gewalt.  Livius  (Straszburg  1562)  6*;  attende  quam  ego  non  de- 
fugiam  authoritatem  consulatus  niet,  sich  wie  wenig  ich  weichen 
wolle  von  dem  gewalt,  den  ich  als  bur^erineister  hab.  Ribb- 
Lios  15U0;  es  war  nur  eine  formelle  flause  ...  die  lebhaft 
erinnert  an  den  weisen  beschluss  des  verschollenen  junker- 
thuins,  den  plebcjern  nicht  das  consulat,  sondern  nur  die 
consularische  gewalt  einzuräumen.  Mommsen  römische  geschichte 
3,  307. 

^)  berufliche  gliedtiung:  zu  erzeigen  den  gewalt  des  artzet. 
Terenz  (1499),  bemerkung  des  Übersetzers  22*;  wäre  der  gute 
kerl  mit  seiner  kleinen  injurie  zufrieden  gewesen,  so  dürffte 
er  letzt  nicht  etliche  wochen  in  des  barbierers  gewalt  liegen. 
Chris  MAN  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren  22  neudruck; 


5U17     (iliWAI/r  lil  l.b  (ellerluhf,  väleilicli.') 

Ich  hab  iw*r  such  divoa  fabork 
ao?  gebl  (IIa  aach  mit  kreuiarii  tu, 
acbau  er,  daa  e*  auch  lang  waro  tbul 
dlaweil  maa  aagt,  der  bäum  «wall 
der  bhi  gar  rrb  und  wer  ulchi  alt. 
gleich  «bau  wie  die  pdriiog-bauinfn. 

J.  Aiaaa  der  bimn  mit  nim  getaner  loa 

tri  KaLLia  UHi; 

iL   bin  betrogen,  ich  bin  entführt  und  in  die  |«wslt  einet 
l.iKifnianna  gcratlien.  Grihn  vtäiclun  (dn  treut  Joka»ne$)  1,88. 

ij)  gbederung  det  familieiiUbtnt. 

1))  wie  viel  weniger  aolil  denn  die  gewallt  der  eitern  oder 
ii'tjeiit  ein  ander  gewalt  geben  sein  zu  verderben,  und  nicht 
\iel  nielir  allein  zu  bessern?  Luther  dai  elUi n  die  kinJtr  iut 
cht  nichl  xwingen  soUen  As';  bei  den  Germanen  war  die  ge- 
weilt der  elteru  über  ihre  itinder  ursprünglich  Iteine  andere, 
als  diejiinige,  weiche  auch  das  naturrecbt  kennt,  nilmlich 
eine  befugnitz  beider  ellern.  Danz  haiidbueh  itt  htuligen 
detilschtu  privaliechts  {nach  dtm  $yt!em  Rundti  tSOi)  1,  69; 
die  natürliche  elterliche  gewalt  entsteht  durch  die  zeugung. 
7,91,  vgl.  uuc/(7, 02.  7,  125.  7,70;  die  zeit,  und  der  sun  in  des 
Vaters  gewalt  ist,  so  mag  er  an  des  valera  willen  und  wort 
Sein  eibtail  nicht  versetzen  noch  verchUinniern  noch  anwcrden 
noch  vercbuuffcn.  tladtreehl  von  Uünchtn,  ort.  222  (Autr  87); 
nit  ichs  fOrcbt,  wenn  die  such  allein  an  dir  stund,  aber  dz 
du  nit  mOgest  des  valters  gewalt  erliden.  Terem  (I4M)  16*, 
ebtn$o  V.  lioLTi  (iM7)  17*;  ao  ist  patria  poUttüs,  der  gewall 
•0  ein  vatter,  auch  volterlicher  olinherr,  über  seine  liindere 
und  eugUen,  söhn  und  tOchlere,  hat,  «nrenglich  un  von 
alters,  allein  bei  den  ItOinern  auUlioinmen.  Frankfurttr  refor- 
maUon  (iJ7t>)  2, 1  (8;  doch  bat  er  nicht  gestatten  wollen,  das 
der  gewolt  des  vatlera  über  die  Linder  jbm  solle  entnommen 
uerdeti.  Hedio  übers,  des  Joscphus  vom  krieg  der  Juden  SO*; 
die  ehe  cwiüchen  mann  und  frau,  des  vaters  gewalt  Ober 
das  liind  bot  sicher  von  selbst  und  vor  der  zeit  bestanden, 
wo  der  eingelrelne  zusammenflusz  vieler  familien  in  ein  volk 
jenen  Verhältnissen  bestimmte  positive  bedin^ungen  zufügte 
oder  die  schon  in  der  sitte  gebildeten  ausdrücklich  aner 
kannte.  J.  Gbihm  {dai  »ort  de$  betilies)  kU  sehr,  i,  123;  noch 
in  der  gewalt  seines  vaters  stehen,  (o  bt  still  dependenl  upon 
ont't  father.  Hilpert  4(i2;  vgl.  auch  0.  Sciibader  realUxikon 
der  iiidogerm.  allerlhumskunde  291  und  2\iff.;  ob  schon  gotl 
vetcriichen  gewalt  wil  gccbret  und  geschützet  haben.  H^tbüsius 
hochieilspredtgten  63  (bibi.  d.  schiiftst.  aus  Böhmen);  auch  seind 
die  conträct,  ao  zwischen  eim  vutter  und  seinem  söhn,  den  er 
noch  in  seinem  vattcriicben  gewalt  hat,  geschelicn,  im  rechten. 
frankfurter  reformation  Uyib)  2,1  §7;  auch  sol  die  multer  für 
ihre  kiuder  nicht  erscheinen  dürfen  . . .  welches  doch  seinen 
nbfall  leidet,  wann  selbige  eine  wilwe  und  mit  ihren  kindern 
in  der  gfltergemeinschafl  lebet ...  so  hat  sie  sich  durch  bei- 
li'gung  eines  von  der  gerichleskanzlei  verfertigten  versiegelten 
Scheines  ...  tu  rechtfertigen;  welches  sie  aber,  gleich  wie 
der  vater,  kraft  ihres  mütterlichen  gewaltes  . .  nicht  nOlig  bat, 
wofern  nicht  die  kinder  mündig  oder  aus  der  vaterlichen 
gewalt  gekummen.  anmerkung  über  die  erneuerle  t'rankfurkr 
rtformation  (i7ü:)  1,376;  auch  ist  er  kürtzlich  berürt  da  er 
>|)richt  von  der  veterlichen  gewalt  ...  denn  er  meint,  wo 
der  vater  seinen  sun  lest  aus  seiner  gewalt.  nun  vernempt 
was  gewalts  ein  vater  hat  über  seinen  sun.  glotu  tu  Sachsen- 
tp'fgel  \.buch  \Z.artikel  (Lotter  t&28);  es  wird  hie  auch  kürtzlich 
iwas  von    der  vatterlichen   gewalt  gesagt,    welche  die  leges 

li  melden  . .  er  meldet  auch  daneben,  wie  der  vatier  seinen 
sühn  ausz  seiner  gewalt  lesset.  nu  vernim  kürtzlich,  was 
gewalts  ein  vatter  über  seinen  söhn  habe,  ausgäbe  von  1792 
t.43;  was  kann  darinn  {in  dem  britfe)  enthalten  sein?  liebe 
und  Vergebung. ..  und  vielleicht  ein  aulrichtiges  belauern, 
djst  er  die  rechte  der  väterlichen  gewalt  gegen  ein  kind 
brauchen  wollen,  für  welches  nur  die  Vorrechte  der  väler- 
licbon  buld  sind.  Lkssirg  (misi  Sara  ^mpion  3,  S)  2,  303;  da 
in  den  fallen,  wo  jemand  seine  eigene  bausbaltung  mit  elter- 
licher bewilligung  anfangt,  er  dadurch,  in  ansehung  deijenigeo 
würkungen  der  väterlichen  gewalt,  welche  bloa  aus  bürger- 
lichen gesetzen,  und  nicht  olleio  aus  dem  natürlichen  ver- 
biiltnis  der  kinder  gegen  ihre  eitern  fliessen,  solcher  gewall, 
den  gemeinen  teutschcn  und  hiesigen  landrechten  nach,  ent- 
lediget wird.  Inhalt  der  Markgrdflich-Badischen  gtsettgebung  1781 
«.337;  der  väterlichen  gewall  kann  in  Deutschland  theils  nach 
römischer  art,  durch  eine  förmliche  emancipatiou,  theiia  nach 
deutscher  weise,  durch  anlegung  einer  eigenen  abgesonderten 
Laushallung  ein  ende  gemacht  werden.    Uqrde  frunäsitu  d«t 


GEWALT  III  1.  li  (hausgewalt)  5018 

gemeinen  deuttcht»  prttatreeklt  (l<il7)  615;  v<jn  den  vertrl|eo 
der  kinder,  die  noch  in  vaterliclier  gewalt  siod  .  .  .  lto4 
nähere  bestimmungen  lebOrigeo  orte  fest|e»etzt.  prmtiulm 
landreeht  (l<>3l)  I.  theil,  &.  tUel  (23;  die  «Iteriicbc  ftwalt, 
paternal  power.  HiLPtar  t,  462;  mit  rOcksicht  auf  iitft  «ffeb» 
nis  einer  rechtlich  bedenkensfreien  beweiswOrdiguog  erachtet 
das  brrufungsgericbt  .  .  .  den  nacbweis  für  erbracht,  das« 
der  beklagte,  obgleich  er  im  Jahre  IM3  das  lt.  lebeosjahr 
erreicht  bat,  zur  zeit  der  in  diesen  jabre  erfolfleo  beweia- 
aufnähme  und  also  auch  b«i  abscblusz  des  vertr.iges  toa 
20.  Juli  1891  noch  baussobn  war,  4.  b.  sich  noch  unter  «itcr- 
lieber  gewalt  befand.  tnts<h*idmng«m  4.  reichigerichU  in  «MI» 
sachtn  81,207;  die  in  vaterlicher  gewalt  itehendeo  pernonen 
...erhalten  einen  pfleger  für  angelegenheiten,  bei  welchen 
die  aU'iObung  der  väterlichen  rechte  ...  erforderlich  ist,  aber 
aus  tbatsachlichen  oder  rechtlichen  gründen  nicht  statiflnden 
kann.  39,  169  (um  itr  preutiischtn  vormunduhaßtorinunt 
i.  juli  1876  i  66);  eine,  wie  vorliegend,  als  eine  ganz  vorüber- 
gehende von  anfaog  an  ins  äuge  gefaazte,  wenngleich  mit 
geholt  verbundene  atellung  als  kommis  ist  nicht  geeii;nel, 
die  aufhi'bung  der  väterlichen  gewalt  zu  bewirken.  6,267; 
die  rechte,  welche  vurzOghch  dem  vater  alt  haupt  der  familie 
zustehen ,  machen  die  vaterliche  gewalt  aus.  öä4rr.  bürgerL 
geselibuck  S  147,  f^l.  {  178  (mitzbraucb  der  väterlichen  gewalt); 
vgl  i  173.  177;  alle  die  friedlichen  Segnungen  aber,  welche 
leiu  Volk  unter  der  christlich-ständischen  monarcbie  zo  er- 
warten hatte,  tollten  allein  aucgebeo  von  der  weitheit  der 
kröne;  denn  wie  ein  palriarch  det  allen  testaments  vertland 
er  seine  würde,  recht  eigentlich  als  eine  viterlicbe  von  golt 
selbst  zur  erziehung  der  vulker  eingesetzte  gewall  erschien 
ihm  dat  kOnigthum.   TttirscniB  deulselu  gttthckt*  6,11. 

2))  die  natur  dieser  mütterlichen  gewall  ergiebt  sich  aber 
aus  dem  fundainenle,  auf  welchem  nach  deutschen  begriffen, 
die  elterliche  gewalt  ruht,  von  telbsl.  Daüi  dtutsckes  prtvt- 
reehl  (nach  dem  System  Rundes  1801)  7,71;  die  geteizlichen  be- 
stimmungen betreffs  der  rechte  und  der  gewalt  des  vormunda 
gehören  dem  öffentlichen  rechte  an.  entsekeidungem  4et  rtiek^ 
gericht  im  civiltachen  11,818. 

3))  es  erzclt  aber  Joseph  dem  weih,  was  jr  ampt  were,  und 
was  sie  jrem  mann  schuldig,  unnd  bat  tie,  dat  tie  mehr 
daran  wolt  gedencken,  dann  an  zergancklichen  wollusl, . .  to 
blihe  sie  auch  rein  in  der  ehepflicbl  jres  manns,  behielt  den 
gewalt  einer  herrlichen  frawen,  und  wurd  jrer  sünd  halben 
nit  gescbendt  werden.  Hkdio  übtrs.  des  Joiephus  23*  (i^: 
kunst  und  altertbum  erwarte  sehnlichst  und  ist  bei  mir  schon 
längst  nachgefragt  worden,  da  sie  mir  wohl  zuweilen  als  einem 
Verwahrer  deiner  schätze  tcbmeicheln;  wat  mir  schlecht 
genug  bekommt,  wenn  ich  nicht  wieder  kriege  was  mir  dann 
und  wann  mit  fiauengewalt  abgelispell  wird.  Zkltcb  hri$f- 
wechul  mit  GöUu  6,51;  die  sanftere  gewalt  der  juagfrao. 
Stiftbr  ersdhlungen  276,  vgL  unten  III,  2; 

Dteioe  göttio,  deiner  gegenwart  kliek 
Abcrdrlngi  mich  wie  erstes  jugendglQck. 
die  leb  iu  teer  und  sinn,  himnlUche  geuali, 
dich  umfasse  mit  brluiigams  gewaiu 

(iöTHt  (küHUiere  arMtumallm)  ll>14i: 

gewalt  det  ehemanns.  regislernotis  itt  btimktm  kmämkti  mm 
1809  für  §216 /f.;  wenn  eine  minderj.ibrige  tochter  ticb  ver- 
ehelicht, to  kommt  tie  iwar  in  rücksiebt  ihrer  pertoo  unter 
die  gewalt  des  mannet,  in  hinsieht  auf  dat  vermögen  abtr 
hat  der  vuter  bii  zu  ihrer  grutzjahrigkeit  die  recbl«  an4 
pflichten  einet  curaturs.  österr.  bärgerL  getttiimtk  f  128;  4tmM 
vgl.  dii  bedeutung  von  tioUntiii  im 

ein  perlin  ist,  ein  edel  gtteia, 

das  aiie  Trowea  machet  rein; 

wann  si  da«  selb  verloren  ba««li, 

so  sindt  (i  im  scbloraffeD  landt: 

das  i«t  die  schiB.  darum  man  ert 

der  Iroweu  tierd  würd  aucb  gemert. 

wann  *i  das  ciclnoi  uimmer  liabea, 

so  louffen*  mit  den  pureo  knabea. 

.  .  «i  wort  «leb  Tau  des  maat  gewalt, 

aU  wann  dem  «mI  der  tacb  ootpralt. 
Tm.  Mtania  nirre>ibe*t.Smnrmmf  ita,&9)  tt  memärmtk; 
in  der  gewalt  der  kinder  hingegen  ttebl  ta,  der  natur  der  tacbe 
nach,  nicht,  dat  elterliche  brtizmcbl  anf  kgtnd  tian  waiae 
III  beschränken.  Danz  deuttdm  ftvmUt€kt  (mk*  «bat  tfilHi 
Rundet  1801)  7, 9o  «««Mrteaf; 

aus  graveavelloa  wiokoln  flhro  nleht 

mir  der  gospoosior  dicbto  ochaar  horan. 

die  meiner  locbior  lieblicbe  gowall 

mir  laubrisch  on  und  leicht  binwoggebaaaL 

ti<^Taa  ^nmtflr|^ci,e  toeUti  3,4)  ».S2^ 

Slft* 


5019       GEWALT  III  1,  b  (feindes  gewall) 

d")  typen  ßr  bestimmte  lebensfunetionen.  nomina  agentis. 
1))  got  der  allmächtig  hat  mich  erledigt  aus  dem  gewalt 
meiner  veint.  Memminger  voeabular  von  1487,  3';  Christus  hat 
uns  macht  gegeben  zntretten  uff  schlangen,  scorpion  und  alle 
gewalt  des  feindes,  und  kan  uns  kein  gifft  schaden.  Erasmds 
Alierds  vom  basiliskcn  zu  Magdeburg  D2'; 

und  wer  sich  denn  steh  zu  der  wehr, 
der  wtird  ermordt  und  kam  in  gfehr 
8eiDs  ieibs  und  lebens  also  bald, 
denn  er  war  in  der  feind  gewalt. 

THm  Thcdel  von  Wallmoden  1754; 
so  bleib  nu.  herr,  mein  auTenthalt, 
dasz  ich  ffirbin  von  dem  gewalt 
des  feiods.  wie  biszher,  frei  mög  bleiben. 

Weckherliw  Ofäiclile  2,122  (psnlm  32,15); 
und  kein  gewalt  des  Teinds,  wie  immer  schwer, 
bezwinget  uns  des  höchsten  ehr  und  lehr 
als  seiner  hilfT  misztrawend  zu  vergessen.        2,6t; 

dises  nuhn  wahr  ihm  eine  gewündschte  gelägenheit,  da- 
durch er  nicht  alein  der  gewalt  seiner  feind  entrünnen  ... 
sondern  auch  ihre  tükke  verlachchen  . . .  konte.  Zesen  adriat. 
Ros.  120  neudruck;  der  feinde  gewalt.  Göthk  {Rcineke  fuchs) 
40,24;  seine  larve  fortwerfen  und  sie,  Maria,  von  sich  stoszen; 
ihr  in  der  feinde  gewalt  kommen  und  flacht.  0.  Lddwig 
(Studien  5,402);  wie  nun  von  auszen  her  durch  feindliche 
gewalt  so  manches  herrliclie  gebäude  mit  seinem  inhalt  ver- 
nichtet war,  so  war  auch  innerlich  vieles  durch  rohheit, 
frevel  und  muthwillen  zu  gründe  gerichtet.  Göthe  (belagcrung 
von  Mainz)  30,  326.  zum  politischen  begriff  feindlich  s.  oben 
sp.  5009 ;  zur  bedeutungsverschiebung  des  adjedivs  s.  III,  2. 

2))  alsdann  und  darnach  stett  jn  des  sachers  gewalt  nimmer 
deszhalb  zu  einicher  appellacion  zugreiffen.  Nürnberger  refor- 
mation  (1479)  titel  10,  gesetz  2. 

Si))  ich,  ich  bab  erkennet,  ich  was  erkennen  den  gewalt 
des  gebieters  und  die  knifft  der  ritter  on  blälvergiessen. 
Terenz  (1499)72*;  auff  gnad  unnd  ungnad  aber  auß'geben,  ist, 
sich  in  desz  überwinders  gewalt,  wie  es  derselbig  mit  jhnen 
schaffen  wil,  ergeben.  Kirchhof  militaris  disciplina  47; 

und  wo  in  der  Verzweiflung  muth 

die  mutter  mit  der  eignen  brut 

vom  l'elshang  springt  in's  todesbette, 

dasz  vor  der  knechtschaft  sie  sich  rette 

und  der  gewalt  der  rohen  sieger. 

BoDKNSTBDT  Mirza  Schaffy  prolog. 

4))  viele  hSit  man  für  reich  und  glückselig,  viele  verdecken 
mit  grosser  kunst  zu  diesen  gar  mühseligen  geldmangelnden 
Zeiten  ihre  unglückseligkeit,  und  seind  weit  unglückseliger 
als  eben  diese  bettler,  welche  ihre  armuth  gantz  nicht  ver- 
borgen, sondern  überall  öffnen,  und  öffentlich  profitiren, 
führet  zu  gemüth,  wie  viel  und  wie  grosse  praerogativen  und 
gewalt  der  bettler  seien,  welche  diese  weit  andern  guten 
miinnern  gantz  nicht  concediret.  B.  Schdpp  lehrreiche  Schriften 
(Frankfurt  1684)  579  (kunst  reich  zu  werden). 

5))  sobald  ein  recht  und  eine  gewalt  des  fluchenden  an- 
erkannt wird,  das  unheil,  das  die  folge  seines  fluches  sein 
soll,  im  detail  festzusetzen,  sobald  dieses  unheil  in  all  seinem 
detail  als  ein  unentfliehbares  Schicksal  gefeiert  und  diese 
schicksalslehre  einer  ganzen  tragödie  als  haupt-  und  grund- 
gedanke  untergelegt  wird,  haben  wir  nicht  als  eine  verirrung 
des  menschlichen  geistes  zu  rügen.  Fr.  v.  Uechtritz  deutsche 
vieiteljahrsschr.  1842  4, 85. 

c)  die  beziehungen  auf  ein  bestimmtes  individuum  (vgl.  auch 
$p.  4927)  nehmen  einzelne  casus  in  Verbindung  mit  gewissen  verbis 
in  besonderem  grade  in  ansprach,  weshalb  es  sich  empßehlt  die 
gliederung  unter  dem  gesichtspunkt  einer  ergänzung  zu  II,  3,  b 
vorzunehmen,  dasz  gewisse  prdpositionaleerbindungen  hier  durch 
gemeinsame  züge  von  der  übrigen  masse  der  belege  sich  abheben 
und  deshalb  in  ihrem  eigenen  Zusammenhang  dargestellt  werden 
(s.  III,  3),  ist  schon  oben  bemerkt  worden. 

a)  das  Substantiv  ist  subjeel:  was  sol  ich  mich  mer  eins 
pösen  menschen  müen  ich  halte  auff  erdrich  würde  nie  pöser 
mensch  geporn  dez  poszheit  lang  zeit  auf  het  gehalten  der  ge- 
walt des  genanten  ritters  Muciatto  die  unrecht  die  er  verpracht 
vor  gericht  wider  arme  leult  dem  ritter  ze  liebe  sein  geschonet 
und  im  vertragen  wurden.    Ulmer  decamerone  20  Keller; 

und  wesz  gewalt  würt  boszhalTt  sein, 

der  leit  gewaltig  ewig  pein.        Scuwabtzenberg  134*; 

am  Waldmau  wil  ich  heben  an, 

wann  er  was  gar  ein  cltlger  man, .... 

nach  unern  begond  er  vechten, 

er  wont  sin  gewalt  der  kam  im  wol, 

sin  Sachen  sti'inden  schlechte. 

LiLiBNCROR  lii'itor.  Volkslieder  2,271 
{Hans  Waldmann  1489); 


GEWALT  III  1 ,  c  (indiviiluelle  begrenzung)     5020 

wie  helt  sich?  aber  umb  den  narrn? 
er  kan  nicht  mehr,  dann  grewlich  scharra. 
er  wolt  wol  gern,  und  kan  doch  nicht, 
dann  sein  gewalt  hat  kein  gewicht. 

Erasmds  Albercs  prupceiila  vitac  ac  morum  71'; 

das  ist  der  danck,  den  ich  umb  den  hoffertigen  münch  ver- 
dient hab,  leszt  mich  keiner  trew  noch  arbeit  geniessen, 
woll  an  sein  gwalt  wirt  auch  ein  end  nemen.  CociaÄus  ein 
heimlich  gespräch  22  neudruck;  mein  sinn  betriegen  mich  dann, 
80  würt  Unglück  nit  weit  von  mir  sein,  also  hefftig  würdt 
mein  gewalt  durch  dise  sach  bei  Hercie  jetzt  eingetrungen, 
ich  ersehe  dann  ettwas,  das  der  alt  nit  erfahr.  Valentin  Boltz 
Terenzübers.  HO*. 

ß)   das  Substantiv  ist  dem  verbum  unmittelbar  untergeordnet. 

1))  im  aeeusativ. 

a))  hertzog  Oebreht  von  Oslerrich  nam  mit  ime  .  .  den 
hertzogen  von  Opulie  dem  der  kunig  von  Behmen  sinen  ge- 
walt helfe  gegeben  an  der  walunge.  Closener,  d.  städtr- 
chroniken  8,  58  «.  a.  vgl.  HF,  4; 

Nabucbodonosor  up  sine  gewaldt  vorletb, 
dat  ohn  got  uth  demm  rike  steit: 
do  he   iho  last  sin  sünde  erkandt, 
forde  olin  got  wedder  inn  sin  landt. 

B.  Waldis  der  verlorene  sokn  vcrs  1900  neudruck; 

vgl.  auch  oben  I,  4  gewalt  =  vollmacht;  begnndten  dj  ge- 
schieht Ciceronis  under  dem  voick  schmehen,  verfolgten  jme 
seinen  gewalt,  und  so  er  ausz  dem  rath  gieng,  macheten 
si  aigene  Versammlung.  Schwartzenberg  deutsch  Cicero  (1535) 
9';  dannenhero  die  klugen  beiden  das  glükk  eine  königinn 
der  weit  und  verstürerinn  aller  menschlichen  rahtsläge  und 
klugheit  genennet,  auch  demselben,  als  einer  göttinn,  altare 
gesetzet,  und  opfere  getahn  haben,  damit  sie  de^elben 
Ungunst  und  gewalt  in  etwas  versöhnen  . .  möchten.  Schot- 
TEI.IUS  friedens  sieg  9  neudruck;  wann  einem  träumt,  wie 
er  trincke,  und  werde  nit  truncken,  derselbe  wird  seine 
gewalt  verdrucken  unnd  verbergen,  traumbuch  cap.  186  anhaiig 
zu  CoLEBOs  hauszbuch  (1656);  ein  mann  von  seinem  ehrgeitze 
(Gregor  der  siebente)  setzet  die  Wahrheit  nur  alsdann  mit  aller 
macht  durch,  wenn  er  sein  ansehn  und  seine  gewalt  mit  ihr 
zugleich  befestigen  kann.  Lessing  (Berengarius  Turonensis) 
11,  154. 

b))  herr  doctor,  da  redet  ir  euern  gewalt,  sie  ist  mir  noch 
nie  zukommen  noch  gezeiget.  Luther  (gespräch  mit  Karlstadl) 
2,465";  vgl.  auch  seinen  gewalt  erzeigen  s.  111,4. 

2))  im  genetiv:  dann  als  Crösus  der  reichst  könig  «ich 
seiner  reichtbumb  seiner  macht  und  gewalls  überhaben,  . . . 
ward  er  deszhalben  von  gott  durch  Cyrum  seines  königreichs 
beraubt.  Kirchhof  wendunmutli  a3'  vorrede;  schnw  laf^z  dir 
mein  unglUck  ain  ebenbild  sein,  übernimm  dich  nit  deines 
gewalts,  den  du  für  andere  dienerin  hast.  Scbaidenreiszer 
80';  unlängst  darnach,  enderte  er  {herzog  Magnus  der  jünger) 
sich  ganlz  und  gar,  erhub  sich  seiner  gewalt,  fleng  unnötige 
kriege  an.  Bünting  Braunschweiger  ehronikiii  (1620);  und  begab 
sich  selber  seins  gewalts.  Livius  (1562)  41^ 

3))  im  dativ: 

Cherea :  ich  heisz  dich,  ia  ich  zwing  dich,  und  ich  gebüt  dir 
dz.  Parmenio:  nimmer  wurd  ich  diu  obren  gewalt  entpllihen. 
gang  mir  nach.  Terenz  (1499)  47';  die  von  Augspurg  und  Ulm 
und  etlich  graven  und  edel  kamen  zi°i  ainander  und  rat- 
schlagten, wie  sie  dem  grosen  gewalt  hertzog  Jergen  wollen 
widerstand  thon.  Clenens  Sender,  d.  städtechroniken  23,  50 
(Augsburg). 

y)  präposilionalverbindungen  mit  vorwalten  des  individuellen 
momentes,  das  der  formelhaften  ei  starrung  der  wortgruppe  wider- 
stand leistet,    vgl.  dazu  III,  3. 

1))  also  wird  frater  Martinus,  auff  befeih  seines  vicarii  und 
convents,  . .  .  unnd  auff  Privilegien  und  gewalt  herrn  Maxi- 
milian! romischen  keisers,  und  des  stuls  zu  Bom,  . . .  zum 
doctor  der  heiligen  schrifft  zu  Wittenberg  am  tag  Lucie  pro- 
movirt.  Mathesius  Luther  24  u.  a.  vgl.  die  formet  kraft  meiner 
gewalt  111,3. 

2))  diser  mensch  (Wallenstetn)  wäre  glückseelig  gewesen, 
wofern  es  nicht  sein  glück  . . .  durch  den  unersättlichen  ehr- 
geitz  verschertzt,  als  welchen  er  sich  zu  viel  einnehmen  und 
überwinden  lassen,  worüber  er  dann  von  einem  Gordon  zu 
Eger  erstochen,  und  von  ihme  neben  seinen  mitgesellen  auff 
einem  mistkarch  (obgleich  zuvor  das  kaiscri.  gnntzc  beer  vor 
ihn  wachte,  und  sich  die  reichs-fürslen  vor  seinem  gewalt 
entsetzten,  er  auch  den  höchsten  gewalt  in  kriegs-  und  friedens- 


5021  GEWALT  III  I .  d  (naliirKewall) 

haodliingrn  hatte)  durch  die  sUdt  gefOhrt  und  aller  walt 
lum  «polt  genischft  worden,  i'.umimitnikvun  Simflic.  (nil) 
s,  tr.3;  wenn  auch  alle  beide,  Valcriua  uod  lloratiut  au»- 
bleilten  »ollten,  no  Temlcliert  er  dorb,  da»  Vlrgioiua  Niimilur 
and  er,  unter  drm  bei«laii(le  der  jungen  maontcbaft,  welche 
ihn  lipgiritc,  und  deren  tapferkeit  ichün  bekannt  sei,  Ohrr 
die  Kewalt  und  den  atoli  dea  decemfir»  lachen  kAnuleo. 
LaatiNC  (auitiig  aui  d«m  IrauirspitU  Vtr.Jnia)  Q,  IIS; 

wan  er  war  in  ««Im  »Inn  varrAclil. 
forlieas  »leb  aulT  a«ln  gwali  und  macbu 

Waidu  »treilgaäuhu  gin}»n  hertog  Hfiniick 
(nndmekt  4t)  «.  tl. 
8))  ata  wnrct  {iie<ien  den  tnuher) 

die  ncmpt  tfl  eueb  In  «Oren  gewald. 

istqmoi  ar  Seh«r*««k{ 

bat  er  änderst  aeine  acliwein  wider  in  aein  gewalt  bringen 
wellen,  hnt  er  mit  dem  der  schaden  empbangen ,  wie  auch 
mit  drm  amiilnian ,  nnch  billicben  dingen  »ich  vergleichen 
miieüsrn.  freiheit,  gtTtchtigktit  n.  i.  ».  tau  Silk  (le.  jakrh.), 
Osten.  ueislh.6,U  u.  a.  rgL  uiitar  S);  alao  alPind  R.  ofTentlicb 
im  gcricht,  Terzige  sieb  der  »ogtei  gegen  den  besiiinplen 
D-  und  K.  »eins  bruders  seligen  kin<iern,  und  gäbe  die  auIT 
von  aeiiion  banden,  lA  bnnde  und  gewalt  des  benannten 
berrn  N.  rhcloriea  und  teuUch  formutar  {Tübingen  IMO)  76\ 

4))  als  nun  Sardanapoluü  di  ersähe,  das  er  in  Arbaeta 
gewillt  kumroen  mrist,  verbrannt  er  sieb  Helbs.  Ta.  MuRRaa 
giurlimatt  IM  Uhl;  herlzog  Hrinrich  !>olte  sich  mit  land  und 
leiit'^n,  in  herizogen  Moritzen  gewalt  ergeben.  BrnTinc  Braun- 
Kliwtigtr  Chronik  318;  sahen  wir  von  fern,  dasz  ein  troppen 
Soldaten  uns  zueilten,  da  sagte  ich,  bruder,  wir  seind  ver- 
lohren  in  desz  i'olypliemi  gewalt  seind  wir  schon  gerathen, 
der  keckheit  müssen  wir  uns  bedienen.  HOrlv.  W*TTBasTOinr 
Baechutia  49;  und  er  sah  vermuthlich,  dasz  es,  nachdem  sie 
unter  die  gpwall  und  aufsieht  des  Agrippa  gekommrn  war, 
noihig  sei,  einen  solchen  karakter  mit  nachsieht  zu  be- 
bandeln. VVihLAND  {threnrettung  der  . .  Julia)  24,  348.    vgl.  111, 3. 

d)  pertonißcationtn  und  abstracia  als  Irägn  der  gewalt  drängen 
die  parallele  mit  potesta$  xu  gunsten  der  mit  vis  und  nolentia 
turüek:  sie  leisten  den  bedeutungen  kraft,  stärke,  ungestüm, 
zwanit  Vorschub,  rgl.  oben  sp.  40fi8  /f. 

a)  weit,  natur,  naturerseheinungen  alt  träger  der  gewalt. 

II)  die  icelt  als  tusammenfassender  btgriff  wird  in  diese  Ver- 
bindungen voririegeiid  durch  den  in  religiösen  Vorstellungen 
wurielnden  gegensati  twisehen  diesseits  und  jenseits  hereingesogen : 

die  weit  ist  wandelbar,  und  alles,  was  darinnen, 
i«t  «Alei  und  vergetu.  war  will  »le  lieb  gewinnen? 
all  ihre  macht,  gewall,  und  sitrck  i«t  wie  ein  röhr. 

RoapLRR  214: 

«.  a.  vgl.  sp.  500S.  di>  aus  diesem  gegensals  entspring-nde  staats- 
rechtliche theilung  der  gewalten  ist  an  das  adjectiv  gebunden: 
geistliche,  weltliche  gewalt  rgL  sp.  5011.  allgemeiner  und  um- 
fassender sind  die  begriffe  die  mit  nntur,  erde  u.  a.  gedeckt 
werden,  doch  knüpfen  sich  auch  an  diese  in  unserer  Verbindung 
vielfach  bedentundsveTschiebungen :  er  wünschte,  dasz  die  zer- 
störende gewalt  der  natur  von  neuem  über  ihn  einbrechen 
mochte.  H.  V.  Kleist  (erdbeben  in  Chili)  4,4;  aber  swisehen 
undurchdringlichen  naturgewalten  harrte  ich  in  der  streu- 
schiebte auf  dns  niederbreeben  meines  daebes.  Rosbccib  erd- 
segen  278  u.  a.  vgl.  theil  T  sp.  4SI.  eine  minderung  erfährt  der  erste 
eompositionstheil  tri  verwendunißu,  wie  den  folgenden:  was  dem 
italiker  nufflel,  war  zunächst  die  naturgewalt  des  fremden 
Volkes.  Fbkttag  {bUder)  17,49;  sie  ging  umher,  grübelnd,  ob 
das,  was  ihre  grdanken  zu  dem  fernen  geliebten  zwong, 
nur  die  geisii^^e  Übereinstimmung  ihres  wcsens  oder  nicht  viel- 
mehr jrne  beratisrbende  naturgewalt  sei,  der  sie  keine  be- 
reclAigung   zugestehen  wollte.   Tn.  Stori  {im  schlost)  I,  185; 

nun  iRstt  auch  niederwlru,  durch  erdgewalt 
herabgezogen  was  sirh  hoch  geballt. 
Id  donnerwettern  wQibrnd  sich  ergehn, 
heersi-liaareD  gleich  enirollen  und  verwabnl 

GöruR  {Hoicartls  ehrrngeiidchtnif,  iiimbus)  9,106; 

spräche  Ist  aber  ein  theil  der  naturkunde  dea  geisles;  und 
wenn  auch  die  freiheit ...  ihn  der  erdgewalt  mächtig  zu  ent- 
ziehen strebt,  so  wird  die  entfesselung  doch  nie  ganz  voll- 
bracht. A.  V.  Humboldt  kosmos  1,384,  vgl.  theil  3  sp.  7*0;  und 
siud  die  sprossen  des  holtzes  fast  alle,  darausz  der  ro- 
mische stuel  gemacht  ist,  von  jrrdischer  gewalt,  träumen, 
alter  gewonheit,  menschen  Satzungen.  Matbbsius  lekhenredeu 
W,  vgL  aberirdische  gewalten  sp.  49tM; 


GEWALT  Hl  l.d  («lunngewalt)        5022 
dann  brtebi  dar  wilde  tiuraB  barror.  «ii  als««  «biertsclMa 


aad  kebrt  s«  glalak  daa  saita  «a  a«.  ha  atalMfarMCM  hin- 

Irtla.  taB. 
da  aifirzei  die  («wall  d«e  blnmal»  veo  obaa  auf  dl«  Oaefca  sa«, 
und  treibet  von  deai  donklca  boden  dl«  dittera  flatitca  la  dl« 

Mb. 
haecsB«  7be«M«af  jakretfUnt  {4er  »imier,  vm  IVt)  411 . 
da  «rffrairis  Iba  dia  a««l«  bH  biaiai«laf«wali, 
und  ••  blilsi  aus  d«a  aacaa  Iba  kbbn. 
und  er  ti«b«i  •rraib«a  df«  tcban«  BaMalt, 
nad  alabt  al«  «rblelcbtn  und  ilaken  bla. 

ScaiLLRt  (MacMr)  ll.Wt 

vgl.  theU  4,1  sf.  IIU;  bimmlische  lenaUan  ffL  tp.  4«»l: 

dl«  gewalt  dar  atbaraa  saaa« 
welcbta  du  doflaad«  wacba.  das  der  BlUfa  SMlaa  mngai. 
Vota  OvUs  m«!««.  iM  (IMUai««); 

daa  ist  eower  stund  und  der  gewalt  der  flnstcmisi.  Rtttzma 
Jerusalem  t,  36^  so  aber  das  {sehwert)  oszzugen  witt,  nnnd  al 
anfaben  etwaa  pallieren  und  wüschen,  so  erzeigt  »ich  aller 
gawalt  der  Unstrrnusz  (daa  ist  der  weltweiten,  der  hocli- 
fertigen,  gewalligen,  gittigan,  unküscben,  erdiebtan  gtisi- 
lieben,  und  der  teufel  salba).  Joaas  Nataaii  vtm  aiira  tti 
a/uaa  galt  3  neudruek; 

komm'  er  (der  leuf^l)  daoo  ali  niehi'ger  rlas«. 

•lahl  TORR  baopt«  bia  (an  tun, 

mit  der  flotternlu  gewalt 

von  der  bOII«  gluib  amiirablt; 

ich  will  lacbaa  seinem  wütbea 

und  Iba  kOba  dl«  slirn«  bl«l«B. 

GRiLLfARZRa  (aknfram  S)  S,t7| 

aod  tiafer  Oal  leb  lo  der  nacbt  gewall. 

aieln  glanbaa  all,  nein  hoffen  und  ai«la  liebaa, 

der  ireiulea  freund«  trötieod«  ■•(«alt. 

wa«  aiir  tum  iroit  in  jeder  nacbt  gebliabea. 

ai«ln  foit,  m«ln  beilaod.  ia49r  taafca  Itokia  — 

gUlch  toter  aacb«  wollt«  ailn  aafatlafca«. 

QaaM  jMlaiMftMr  Wi 

um  rettung  au*  d«*  lod«*  nsebtfcwalt. 

um  dieses  licht«  eraulck«nd«a  geaura, 

um  sicberbeit  de*  daaeloi.  ruft  iu«rst. 

au*  tl«r«r  notb,  «In  balbv«riora«r  aock. 

(i«T«B  Innfrlickr  lackier  4,t)  %,UH; 

vgl  auch  Z.  Webmr  24.  fAruar  prolog;  t^L  tJteil  1  if.  Itl 

2))  und  sie  geben  alle  drei  wortlos  dnrcb  die  lebenamlcli- 
tigen  früblingsgewalten,  die  alle  gesunden  kreatureo  «ialar 
und  tod  vergessen  machen.  H.  Büilao  der  ra»§k^tkwk$f 
tl8;  and  wie  unsicher  war  ihm  dabei  noch  imnar  di«  frockt 
seines  fleiszea,  in  die  gewalt  der  Witterung  und  der  jabrsieit 
gegeben.  Scbiller  {erste  menschengeseüschaft) »,  \U ;  hier  binaoa 
bona  man  die  ganze  gewalt  des  welters.  Th.  Sroaa  (Haas 
und  Heins  Kireh\  6,75;  das  kind  hatte,  sein  geaangbacbelcba« 
anterm  arme,  die  binde  In  die  acbflne  gewickelt  und  scbieü 
sich  vergebens  anzustrengen,  gegen  die  gewall  des  weitera 
atandiubalten.    KCcblcbk  jugenderinnerumgen  14; 

sieht  ein  kirchlein  tief  im  wsld, 

mit  ergrauter  mauer. 

daa  getroizet  dar  gewalt 

aller  seltenacbaaer.    RaQorrra  fadieftf«  (UM)  Vti 

ergab  mich  also  dem  gewalt  und  ungestflorigkait  4m  «M. 
ScaAiDBüBBiszBR  41*;  jcdoch  wird  ihre  zail  («M«  aatf  /M) 
zuweilen  in  etwas  wegen  der  seestarisa  verrtekl,  vreva 
lieb  der  wind  durch  seine  gewalt  daa  waaaar  an  aeintr  i 
ordinairen  bewei^ung  bindert.    DAbbl  4.  W*; 

so  bin  Ich  hier.  geretl«t  an«  daa  »larai«* 
Mwalt  und  au*  der  scbllmaaerva  dar  aieaaabaa. 

ScaiLLsa  (r««  4.1)  I4.m; 
wl«  von  majiUcber  laiarne. 
scbnaubt'«  baran  aalt  sturaBgawall. 
Götbr  41.42  (^iMiiai»,  mrtmmle  galsta  gawall): 

dem  *«ch*teo  «Rcb  daai  aabaiaa  Ladwlc  galt 
der  nlcb<ta  ruf.  dar  daMar  aaMu  ataicr. 
ela  schwacbes  robr.  gtkaiakt  «aa  *i«r«g««ali. 

CataisM  aastbi  m  WmttHt  ra^v«  Hit 

vgl.  auck  ScawECiEa  jakrbmik  icr  msawaH  {^%^^}  U4; 


so  «ncballl  ona  iMlaa 
raaBsaa 


ekallt. 


denn  da«  volk«s  »liasaa  sia  < 

aod  «niOammt  vaa  b«irfaai  gvtaaM 

folgt  d«t  bliii««  allgewalL 

Garas  (ü^teMMr*  rr—rikia)  IS.StT: 

aiB  ende  dea  bOgaia  baacküeazt  die  aaaaickt  aia  aadarcr 
((Aarai),  von  dem,  ala  wira  ar  dorcb  die  gawalt  dea  bhtzca 
gespalten,  nor  >wai  donaa,  abar  aakr  baka  aMeka  ia  dia 
luft  emporragen.  W.  v.  HcBaaiar  (über  im  aaüft*  Ikaalar  w 
Sa^al),  d.  liUeratitrdtiAmü»  M»  IM;  die  blilt-gewalt  iet  bo». 
nota  —  deren  elaktrisck  danhadkbfende,  nad  nß  dia  pola 
umkebrenda  wirkuag  vrcaifalaaa  fir  eiaea  nisligaa  aiaflafs 
spricht.    Jbaü  Paoi.  (/HadaMpreÜfl)  »4,41,  wJL  Mait  ip.  I94: 


5023        GEWALT  111  1,  d  (wassergewall) 

auTstöhnt  er  wie  Pan,  der  den  wanderer  schreckt, 
grau'nvoll,  dasz  das  echo,  vom  ruTe  geweckt, 
mit  donnergewalt 
femiiia  in  den  Schlünden  des  Ida  verliallt. 

Lkuthold  {Ponthesilea)  816; 

aber  warlich  vil  rechter  theten  si,  wann  si  sagten,  das  si 
disen  behilff  des  menschlichen  leben«,  wider  des  frosts  ge- 
walt,  von  gott . .  empfangen  betten.  Alpinus  Yergilius  (1544)  5ü'. 

3))      ihr  alle  seid  geborgen  in  liiitt'  und  feisen^palt, 

nur  mich  bat  fortgeschwemmet  des  wolkenliruchs  gewalt. 

Uhland  2,150; 

der  lawine  gewallen  sp.  49%;  durch  die  bläst  und  wind,  die 
diesen  gewalt  des  Wassers  vor  jm  her  treibt  oder  aber  durch 
gegenwertigkeit  des  gcwalls  dis  wasser  selbst  treiben.  Tbür- 
NEiszER  von  wassern  (1572)  290;  dann  Nemroth,  der  sun  Chan, 
des  sun  Noe,  wie  er  sich,  nach  der  sundtflusz,  bemühet  die 
menschen  abwendig  zumachen,  von  der  forcble  gottes,  die 
sich  vor  des  wassers  gewalt  besorgtend.  Ai.pinus  Yergilius  5"; 
was  durch  die  gewalt  des  vorbeiOiessenden  wassers  an  einem 
fremden  grund  unvermerkter  weis  nach  und  nach  angeschüttet 
wild,  das  gehört  auch  zu  selbigen  grund,  wenn  solcher  anders 
keine  gewisse  ausgezeigte  gränzen  bat,  sondern  der  flusz  selbst 
die  Scheidung  macht,  churbairisches  lundrecht  von  175!»,  II, 
3.  cap.  §  10;  sehen  wir  den  operationsplan  des  herzogs  genau 
an,  so  geht  deutlich  hervor,  dasz  der  herzog  sich  im  gründe 
kein  anderes  bestimmtes  ziel  vorsteckte,  als  schnell  vorzu- 
rücken, um  der  gewalt  der  Überschwemmungen  so  vil  land 
als  möglich  zu  enireiszen.  v.  Cladsewitz  werke  über  krieg  und 
kricgführung  10,313;  solche  vermehrete  sich  je  länger  je  mehr, 
also  dasz  wir  auch  die  masst  abhauen  und  das  schiff  dem 
willen  und  gewalt  der  wellen  lassen  mustcn.  Grimmelshaüsen 
Simplic.  551  neudruck;  man  glaubt  einem  unglücklichen,  den 
die  gewalt  der  wellen  an  das  ufer  geworfen,  wenn  er  uns 
die  schrecken  des  schifbruchs  erzählt.  Lessing  {misogyn)  1, 2 
{später  Sturm  und  wellen  l',  5); 

nur  noch  die  abendröthe 

überstreut  sie  ('lir  woqfndeii  wasser)  mit  goldnen  lichtem, 

und  die  rauschende  lluthgewalt 

drängt  an's  ufer  die  weiszen  wellen. 

Heins  bück  der  lieder  351  Uitteraturdenkm.) ; 

die  Jugend  wird  immer  tollkühner:  sie  will  nicht  mehr  er- 
kennen wie  wir  ganz  in  der  geheimen  gewalt  des  wüsten 
meeres  sind,  wenn  wir  uns  seinen  wellen  mit  so  zerbrech- 
lichen fahrzeugen  preisgeben.  Steffens  (Walseth  und  Leith) 
bei  WACKEa^AGEL  3,2,1304;  er  brachte  ein  segel  unter  dem 
schiffe  an,  welches  eben  so  von  dem  wasser,  wie  die  gewöhn- 
lichen segel  von  dem  winde  angeschwellt  werden  und  auf 
diese  art  das  schiff  mit  der  ganzen  gewalt  des  Stromes  fort- 
treiben könnte.    Schiller  {belagerung  Antwerpens)  9, 165; 

fort  reiszet  sie  des  Stroms  gewalt.  ein  schrei  fremdart'gen  klanges 
entquillt  der  brüst  —  dann  treiht  sie  fort,  ein  raub  des  wogen- 


ROBBRT  Waldvöller  edeluielsz  (16C0)  35. 

4))  nach  so  lang  trocknem  wetter,  bei  einem  unglücklichen 
wind  war  die  gewalt  des  feuers  unbündig.  Göthe  an  Char- 
lotte von  Stein  (26.  juni  1780),  briefe  4,239;  die  gewalt  des 
feuers  auf  den  angrenzenden  dächern  war  zu  mächtig  gewesen. 
Stifter  bunte  steine  201. 

5))  durumb  er  selbs  (Chiron)  bei  dem  Ovidio  spricht,  der 
kreütern  gewalt  ist  underwürfllich.  Alpinus  Yergilius  24'; 

gar  under  vil  unachtpar  stain 
leit  bi  der  schön  schmaragd  allein. 
und  fürt  dich  rose  so  wol  gestalt, 
in  schai'pß'er  dorne  stich  gewalt. 

ScuwARTZENBERC  der  teulsch  Cicero  (1535)  129*; 

aber  im  stillen  getnacb  entwirft  bedeutende  zirkel 
sinnend  der  weise,  bescbleicht  forschend  den  scIialTenden  geist, 
prüft  der  stolTe  gewalt,  der  magnete  hassen  und  lieben, 
folgt  durch  die  lüfte  dem  klang,  folgt  durch  den  äther  dem 

strahl. 
ScuiLLKB  (spatiergang  140)  11,88  (in  der  ersten  fassuiig 
der  elemente  gewalt). 
6))     sein  pferd,  von  einer  partisan  durchstossen, 

bäumt  sich  wüthend.  schleudert  weil  den  reiter  ab, 
und  hoch  weg  über  ihn  geht  die  gewalt 
der  rosse,  keinem  zügel  mehr  gehorchend. 

(Walleiiileins  lud  4,10)  12,353. 

ß)  memehliche  organe,  innere  und  äuszere  Ihäligkeit  als  träger 
der  gewalt. 

0)  gleich  dem  wadel  ao  einem  bund,  der  krumb  ist;  so 
lange  du  den  in  gewalt  deiner  hende  hast,  so  bleibt  er 
schlecht,    so   bald    du   im    seinen  gewalt  leszt,    so  wird  er 


GEWALT  III  l,d  (körpergewalt)         5024 

wider  krumb  als  vor.  Pfore  43\  genau  so  jüngere  glosse  zum 
Reineke  d.  v.  150,  vgl.  gewalt  und  band  als  synonyma  sp.  404S; 

sein  hoher  gang, 

sein'  edle  gestalt, 

seines  mundes  lächeln, 

seiner  äugen  gewalt.        Göthr  (Fausl  1)  12,178, 

unnd  ist  kein  grösser  gwalt  auff  erden,  dann  der  mund  oder 
wort  gwalt.  Sebastian  Fbanck  sprichw.  2, 30';  es  ist  kein 
grosser  gwalt  dann  der  wort  gwalt,  nicht  bessers,  dann  wo 
er  recht,  nicht  bösers,  dann  wo  er  falsch  ist.    ebenda; 

ich  höre  staunend  die  gewalt  des  mundes, 
der  mir  von  je  so  unheilbringend  war  — 
wie  werd'  ich  mich,  ein  ungelehites  weib, 
mit  so  kunstfertigem  redner  messen  können  1 

Schiller  (Maria  Sluarl  1,7)  12,431; 

so  sprach  sie  xorniß  und  zeigt  ihm 

ein  ergrimmtes  gesiebt;  sie  fassU  ihn  am  harte,  da  fühlt  er 

ihrer  zahne  gewalt  und  lief  und  weit  ihr  entweichen. 

GöTUB  (lleiiieke  fuclis)  40,42 

(dat  he  dat  völede  under  der  swarde.       Reinke  do  V.  1434; 

80  dasz  er  es  unter  der  schwarte  schon  fühlte  Gottsched); 

zwar  sind  unsere  seelen  so  zarte,  dasz  sie  sich  durch  keine 
äusserlicbe  gewalt  zu  etwas  zwingen  lassen.  Kubnaü  der 
musikalische  quaclisalber  50;  bei  ihm  {dtm  Griechen)  war  der 
heroismus  wie  die  verborgenen  funken  im  kiesel,  die  ruhig 
schlafen,  so  lange  keine  äussere  gewalt  sie  wecket,  und 
dem  steine  weder  seine  klarheit  noch  seine  kälte  nehmen. 
Lessing  (Laokoon)  8,9;  dan  wat  de  babilonische  hoer  mit  erer 
vorgiffter  wiszheit,  gefinzeder  hillicheit  nicht  hefft  können 
tho  wege  brengen,  de  Christen  Ihom  affvall  iho  trecken, 
dar  tho  hebben  dan  de  forsten  der  erden  mit  er  gebolet 
unnde  mit  flesscbliker  gewalt  se  dar  tho  geholpen.  Rotmann 
restitution  14  neudruck;  und  gebüret  den  bissclioffen  als 
bisschoffen  . . .  kein  ander  jurisdiclio  ausz  göttlichen  rechten 
und  dem  evangelio,  denn  sünde  vergeben,  die  lehre  so  dem 
evangelio  entgegen  ist,  verweiffen,  und  andere  öffentliche 
Sünde  mit  dem  bann  slraafen,  ohn  leiblich  gewalt,  sondern 
mit  dem  wort.  Melanchthon  eonfess.  August,  (corp.  docl, 
Christ.  16*);  sie  suchte  mit  körperlicher  gewalt  der  bilder  berr 
zu  werden,  die  sich  frech  und  meisterlos  zu  ihr  heran 
drängten  und  nicht  weichen  wollten.   Th.  Storm  (im  schlosz) 

1,161; 

die  weishait  gottes  grosse 
hat  dich  gar  schon  gformiert, 
dich  sein  gemacht  genösse, 
mit  tugent  hoch  geziert, 
vor  aller  sünd  behalten, 
lirkommen  unnd  gefreit 
ausz  seiner  krufft  gewalte, 
de«  glauben  jung  und  alte 
in  cristenlicher  zeit. 

Nie.  Manuel  bei  Wackernagel  das  deutsche 
kirchenlicd  2, 1032 ; 

wenn  ich  sie  recht  verstehe  und  wenn  das,  was  ich  mir 
immer  schon  vorher  beim  chore  dachte,  mit  ihren  ideen 
übereinstimmt,  so  ist  der  chor  dazu  da,  die  gleichsam  phy- 
sische gewalt  der  empfindung  des  Zuschauers,  da  wo  sie 
eben  zur  bloszen  theilnahme  an  den  handelnden  personen, 
als  wirklichen  wesen  herabsinken  will,  auf  einmal  zu  brechen. 
Humboldt  an  Schiller  1803  (briefwechsel  iOB);  äusserungen  des 
willens,  wozu  iemand  durch  physische  gewalt  genöthigt  wor- 
den, haben  keine  verbindliche  kraft,  landreeht  d.  preusz.  Staaten 
(1832)  1,  tit.  4  §  31;  unmittelbar  kann  immer  nur  die  phy- 
sische gewalt  wirken,  da  vor  ihr  allein  die  menschen,  vrie 
sie  in  der  regel  sind,  respect  haben,  die  machtlosigkeit 
blos  moralischer  gewalten,  wie  Vernunft,  recht,  billigkeit, 
würde  bei  aufhebung  alles  physischen  Zwanges  sofort  augen- 
fällig werden.  FRAüENSTÄDTScAo|)(!nAa«er-/(;a;JÄEon  1,288;  darum 
hat  nie  ein  sieg  eine  gröszere  moralische  gewalt  gehabt  als 
dieser  und  was  sich  durch  diese  gewalt  zugetragen  hat .... 
ist  so  wenig  auffallend . . .  dasz  es  für  ein  halbes  wunder 
gelten  müszte  wenn  die  sachen  anders  gekommen  wären. 
Cladsewitz  werke  über  krieg  und  kriegführung  8,  189;  dann  kam 
es,  mit  der  stillen  gewalt  der  inenschenstimme.  Th.  Storh 
{ein  stiller  musikant)  4,200;  mit  dem  gröszten  theile  musz 
man  zufrieden  sein,  wenn  durch  die  gewalt  der  sinne  ihr 
schweres  und  kaltes  herz  in  diejenige  bewegung  gesetzt 
wird,  die  der  dichter  zur  absieht  hatte.  Lessi.ng  {beitrage  %ur 
historie  1750)  4,54; 

doch  alle  kraft  der  heldensöhne 
sinkt  hin  vor  seines  geisis  gewalt, 
und  aller  künste  pracht  und  schöne 
erbleicht  vor  seiner  krcuzgestalt. 

Uerok  patmeiiblätter  81; 


6025         GEWALT  III  l.d  (licbMgewalt) 

our  voran  uU  $\üek»new%li, 
der  bailiirr  wird  olchi  •lt. 
das  ani«eii«n  w|a  liat  grauta. 
da«  laralOren  alt  «In  bauso, 
nur  voran  mit  Kal*i«K«««ali, 
wirball  uauka,  irommai«  aoballl. 

UÖTui  (ri-qumm  d»m  fitnlen  r.  iigit»), 
Coiitt  IMu,  ü,  11,  9<jl.  |«l»l«i|«walt  •)>.  riAl; 

denn  unrocrklicb,  ohne  rlietoriiclie  kQnale,  mll  der  anicbeio* 
baren  gewalt  eine*  reichen  witaeot  und  einet  hellen  ter- 
itantle»,  der  allen  Ideeo-sloff  sofort  in  aaft  unti  biul  ver* 
wandelte,  ling  er  an  dai  geiprilch  tu  beliemcbeo.  lUtM 
(dtr  Utitt  cenlaur)  4,260; 

Rtfit,  darr  Ich  obn«  ititern  mich  der  sfiiaea 
gewall  dei  iruaknen  bariani  ObarlaaaaD? 

ScMiLLia  (brüut  1.3)  U.XIi 
aoh.  und  Ober  die  berge  hinweg.  Ober  erden  und  wclieo 
trieb  Iho  diu  kiiline  gewoll  der  wlldbegeliMrtea  aeala. 

KöBNia  [hluanl  Hiiil  Veronikn)  1.300. 

3))  iiebcnswertb  ist  nur  das  lileinlcben  und  die  packende 
gewalt  dt'titscher  natur  ist  auch  bei  den  kleinen.  Krkttao 
{an  Tititschke  U.  ttpUmber  im)  briffwtehirl  Ol;  die  rmpflndung 
fÜKt  lü  der  form  des  letzteren  {da  rhyUimut)  die  gewalt  des 
gefubis  und  folgt  den  leitenden  Ideen  des  geniQths.  W.  v. 
HuHSüLDT  {Latium  und  Hellas),  d.  lilteraturJinkm.  58,  lll/f.;  Wiese 
bat . .  eine  tiefe  der  poesie,  eine  Innigkeit  und  gewalt  des  ge- 
fübls  entwickelt,  die  uns  acbtung  vor  seioem  toleut  abgewinnt. 
bUiUer  für  litUrariscIu  unltrhaltung  (tMl)  'J,  ftS'i*;  unter  dem 
gebiet  der  tbierheit  begreife  ich  das  ganze  syslem  derjenigen 
(■■.scbeinuiigen  am  menschen,  die  uuler  der  blinden  gewalt  des 
naiurtriebes  sieben  und  ubne  vuraustetcung  einer  freiheit 
des  willens  vollkommen  crklUrbar  sind.  Schilleb  {über  dat 
palhelische)  10,160;  dadurch  nebmlicb,  dasz  alle  blos  der  natur 
geburcbende  tbeile,  ülier  welche  der  wille  entweder  gar  nie- 
mals oder  wenigstens  unter  gewissen  umstünden  nicht  dis- 
poniren  kann,  die  gegenwart  des  leidens  verruthen,  diejenigen 
tlieile  aber,  welche  der  blinden  gewalt  des  Instinkts  ent- 
zogen sind,  und  dem  nuturgesetz  nicht  nothwendig  gehorchen, 
keine  oder  nur  eine  geringe  spur  dieses  leidens  zeigen,  also 
in  einem  gewissen  grad  frei  erscheinen.  159;  blinde  gewalt 
des  adekts.  lO,  t08; 

dem  meaecheo  bring  Ich  nur  die  ibat  In  rechnuof, 
woiu  Ihn  rulilg  der  cbarakter  ireibl; 
denn  blinder  mUiversUndnlsse  gewoh 
dringt  oft  den  betten  aus  dem  rechten  gleite. 

Hyaltensteiits  toU  3,6)  12,365; 
Ihn  orgrein  in  dem  lebensgewQhle 
niclit  der  leldeiisclian  wilde  gewalt; 
DJninier  In  telnem  stillen  atyla 
sieht  er  der  meuscbheit  traurge  gestalt. 

{braut  von  Mi-isinn  4,7)  14,117; 

es  Ist  ihnen  gelungen ,  in  dieser  gewagten  rolle  die  gontze 
gewalt  der  leidenscbnft  auszudrucken  und  doch  alles  mit . . 
anmutb  zu  ilberk leiden.  A.  W.  v.  Scblscbl  an  Tlierese  Peche, 
Bonn  1827;  in  Shakespeares  gestalten  siegt  nie  die  freiheil, 
die  Vernunft,  auch  nur  vorübergehend;  was  in  ihnen  die  ge- 
walt bat,  wus  an  ihnen  imponiert,  ist  die  gewalt  der  leiden- 
scbaft,  eben  die  gewnit,  da;«  übergewicht  der  niederen  be- 
gehrungskraft  Ober  die  höhere.  0.  Lubwic  {studien)  5,07;  er 
durcbbobrie  den  Geszler  mit  den  äugen  und  seine  stimme 
erhob  sich  einen  augenblick  lang  mit  solcher  gewalt  der 
leidenschaft,  dasz  Geszler  erbluszte  und  ein  schrecken  über 
den  ganzen  markt  fuhr.  G.  Kellkk  {der  grüne  Uiinrieh)  1,872; 
und  weil  die  Wirkung  der  schmelzenden  scbönlieit  ist,  das 
Keniüth  im  moralischen  wie  im  physischen  aufzulösen,  so 
begegnet  es  eben  so  leicht,  dasz  mit  der  gewalt  der  begierden 
auch  die  ener^ie  der  gefUhle  erstickt  wird.  Scbillkr  {über 
die  (Utiietisehe  ersiehung  des  menschen  16  brief)  10,330;  ebenso 
10, 103; 

nur  wo  liebe  und  witi  mit  dem  bscbar  tie  tchlein. 
mug  der  schlllT  echter  vorsdiamsnien  gelungen  werden, 
do>t  von  der  tiitien  gewalt  Ihrer  blendenden  gliii 
alle  luhlendon  berten  in  liebe  umschlungen  werden. 

UooiNSTBOT  Slir:a  Schaffy  teimischte  Ueätr  S3; 
iDmb  andern,  wen  der  lieb  pegir 
aniflni  das  haiuilich  leiden, 
der  selbl);  Ilivh  aAr»  weicit  von  ir, 
tbu  all  ursach  vermelden. 
. . .  to  wirt  der  liebe  gwalt 
ganct  machtlot,  lam  und  kalt. 

ÜAMS  Sacu«  (eJ"dii<;ei;e  buhtschaft)  fabeln  wki 
»cluräiike  3,331  Gölte  *ml  Drrschfr; 
80  weisz   ich  wol  d.isz  ewer  keiner  ist,   er  bat  den  gewalt 
der  liebe  empfnnden.    bucH  dtr  liebe  24)';  die  wohnnng  meines 
berzeos   ist   derogestalt  von   der   gewalt  «iner  uDgastunigen 


GEWALT  III  l.d  (redegewalt)         5026 

liebe  «laieechrftakt,  und  imIm  aiMeu  durch  aoMbnligkeit 
einet  »atato  fiflM  »Im  btzanbert,  da«  ich  jbr«  taweteobeil 
Dicht  wahr  ftBOWMO.  Scacirauus  fhfitns  sieg  u  wisdnuk: 
die  liebe,  immt  (twait  die  Jugend  empnodri,  zieal  Oicbt 
dem  alter.  GOrui  Imhiltwü,  nngung,  Iteb«)  40,11;  md  ok 
mein  liebkter  zwar  in  beistar  liebsgtwalt  mich  t«— fldwtl 
geküst.  Nkusisoi  1,23«;  (eUumil)  mein  kerx  fOr  alzocroMer 
liebMgawalt  zo  lausend  alükken  gebeo  «il,  flrb«  ick  dich 
demüliglicb.  ScHorTkiio«  ftitdm  utg  v>  neudnek;  \i$hm- 
gewalt  verzeiht  sieb  gar  bald,  kein  roldcben  bat  noch  je  das 
todeturteil  über  ihren  rfluber  ausge.pr<>eliea.  Matu  MCuil 
Goh  und  Cenoutü  3,9  {Kürschner  bd.  01  $.  *.t); 

In  dar  oacbt,  die  micU  uaiiobei. 
bat  mein  laoü  vorblühai. 
elend  durch  de/<  grämt  gewell 
klag  leb  micb  alt.  Kstata  p*mlm»t  I,t4: 

wie  nu  mein  tchwacber  lalb  obn  tcb6nheli  und  gettall, 
alio  verdorren  auch  durch  meiner  quabl  gawall 
taelo  aingewald,  gadlrm  und  leoden. 

WkCKatauü  grdiektt  t.  ttt, 
da  tiahi  auch  ein  mantoh  und  ilant  in  die  b0ba, 
und  ringi  die  btnda  vor  schmerzantgawalL 

Uaiaa  b*ch  <l.  lUätr  llts  liiteniturJtakm.  »9/.  iktil  •.I*l2i 
nun  ratt'  Ich  im  tanJ  der  verbelisang  bald, 
wo  mir  teligkeii  bIQbi,  wo  der  acbmertea  gawsli 
durchdringen  mich  toll,  wann  die  woobo  tartiiubl. 
und  turCicli  den  trauerndeu  treibt. 

nouisTTB  gmHäiU  (laW)  w. 

S»  ich  leugne  es  nicht,  oft  ist  er  mir  ««rdlcbiig:  bald 
erscheint  er  mir  als  ein  lügner,  aN  ein  bctrieger;  und  gleicb 
bin  ich  wieder  durch  die  gewall  seiner  gegenwart  an  ihn 
gebunden  und  wie  an  ketten  gelegt.  Göiii  (yreei -  wy>te) 
14, 153; 

•s  mag  des  waldnerkt  edle  gewalt 

nicbi  dat  wild  dat  walde«  nur  lAdtan. 

auch  det  berieot  lorgeu  und  nOibeu 

arblalcban  altbald, 

wenn  dat  Jagdhorn  »challi. 

UaiLLrABiaa  (MelMiae  I)  t.M1i 

am  nächsten  morgen  freute  sich  der  marschalk  Ober  dat 
feucr,  mit  welchem  er  in  den  sattel  sprang,  und  Qber  die 
gewalt  der  stüsze,  welche  er  austheille.  G.  KatTtac  (Irider 
tom  deutschen  hause)  10, 91 ;  des  blicket  gewalten  sp.  499t; 

erprobe  du  jeiil  die  kraft  det  blui«. 
die  gewall  der  rührenden  mulierbiiie  1 
aaeioe  worta  liab  Ich  umsooti  verloren. 

ScHiLLsa  (bniHt  ton  Meium»  4.9)  I4,U1( 
ZU  grots  itt  Ihre  macht  auf  die  gemftther 
und  Ihrer  ihrAneu  weibliche  gewalu 

(Maria  Smart  1,8)  11.440; 

ich  bin  also  überzeugt,  dasz  ihre  drei  Sehnsüchten  meinem 
miethpferde  magische  «chlingcn  um  die  ftlsze  legten,  die  ee 
in  den  doinenweg  eutlängst  der  garlenbecke  zogen,  und  dasx 
es  dann  vor  der  mystischen  gewalt  ihrer  seafzer  Kbrute. 
iMMEBitAüN  werke  1,96;  trage  daher  grosze  sorge,  es  aoszer 
die  gewalt  des  geliicbters  selbst  zu  setzen,  dir  dM  eolcber 
kurzweiligen  beiwörterzu  geben!  Caiipb  Theoflin» {Itta) i,t:9; 

ei  war  det  vaiart  erntie  lotanreier. 
im  volktgadrtng  verborgen  wobnica  «ir 
ihr  bei.  du  webzt's  in  unbekauoicr  kleidnag. 
so  hatteti  du's  mit  weisbeii  angeordoai. 
data  uosers  hadert  wild  ausbracbende 
gewall  det  ra>te«  würde  nicht  verlaue. 

ScHILLBB  Cr«««  rua  Jlr»<Ma  2,5)  14.79; 

dieser  mit  erbellender  ge.«all  der  rede  brOlleode  soha 
donnere.  SchuI'P  lehrreiche  schrtßtn  {Frankfurt  I0»l)  M 
das  unwabrscheinlicliste  durch  eine  glückhcbe  fnffknm§, 
durch  eine  fein  berechnete  tieigorung  der  ToifiUe,  t«r  «UcM 
durch  die  gewalt  der  rede  uenigsten«  auf  «isM  »WfßMkA 
alt  möglich  erscheiuio  zu  la«t«n.  l'etsziL  lifHaii  äimmt 
lurgie  1, 3lS;  rgL  redegewalt  Ihiü  9  s^  491;  so  grau  iel  dar 
kreis,  in  welchen  dich  der  reicbiboai  uad  dia  aMMiffiiMl 
keit  deines  stutfes  btneiniiebt  —  die  grüaie  eeiaee  gaalea, 
...  die  gewalt  seiner  bcredsawkeil.  Wiblab»  Lmötm  9,141: 

g«lt  will  est  s«  rufaa  dl«  ri-ur. 

oalflamai  tob  der  »radigt  gcwalu 

dass  der  tchwar  wie  ata  blmmlbcfe  gewiaar 

dl«  kirchaDgawaib«  darchkalli. 

Gtaoc  i-mlmMiler  H: 

baaoadera  dia  vaatalio  ist  aa  bobail  de«  etil«,  aa  gewall  daa 
tragiaabaa  palbo«  akkt  wieder  crrekhi  wardca.  SeiACi  ais 
kMn  jaMmmitH  I,  lei:  die  kraaieha  de«  IbjcM  arladMaa 
eine  ganz  epische  ausfobrung,  wa«  dea  «taff  dal  dicMcr 
innerlieh  werth  machte,  «rar  die  daraus  brrrorepringcade 
idee  der  gewalt  kAostlerischer  dar«lelluag  Aber  dt«  aMasrb- 


5027         GEWALT  111  1,  d  (Waffengewalt) 

liehe  biust.  W.  v.  Humboldt  über  Schiller  {briefw.  lü);  und  du 
vergehst  nicht  darüber  sie  so  was  fähig  zu  halten?  den 
engel!  wirf  feuer  aufn  altar,  brenn  kirch  und  kloster  nieder 
—  thust  verzeililichere  sünde  als  in  der  gewalt  so  harter 
beschuidigung  der  reinsten  Unschuld.  Malkb  MGller  Fausts 
leben  (litteraturdenkm.  39); 

sie  (difl  moraliften)  sind  von  besscrm  ton  als  wir. 
sie  bändigen  ihr  herz  durch  die  gewalt  der  Schlüsse. 
Gkllürt  {die  beiden  ImabeH)  fabeln 
und  ertdhlungen  (1748)  2,118; 
ja,  ich  habe  mich 
durch  Uattons  arge  list  verieiteu  lassen, 
blosz  meiner  ebre  wegen,  und  im  glauben 
an  meiner  gründe  siegende  gewalt, 
ein  olir  zu  leiben  jenen  klagepunliten. 

Schiller  (Marta  Stuart  1,7)  12,430; 

nur  die  gewalt  eines  gedankeus,  eines  noch  ungelösten  ge- 
lübdes  halt  die  reisefertige  seele  noch  in  dem  verfallenden 
hause  zurück.  0.  Ludwig  4,  221. 

y)  die  erzeugnisse  menschlicher  thäligkeit  als  träger  der  gewalt. 

1))  potestas  clavium,  die  gewalt  der  schlötel.  Cuvtbaus, 
vgl.  die  beispiele  für  objectiven  genetiv  sp.  5000; 

das  einfach  schöne  soll  der  kenner  schfitzen; 
verziertes  aber  spricht  der  menge  zu.  — 
nun  leihe  mir  der  perlen  sanftes  licht, 
auch  der  Juwelen  leuchtende  gewalt. 

GöTHB  (_natüiiicbe  tochter)  9,298; 
durch  des  Okeanos  ström  trug  uns  die  wallende  flut  hin, 
erst  mit  rudergewalt,  und  drauf  mit  günstigem  fabrwind. 
Voss  Odyss.  11,640  (1813;  erst  vom  rüder  gelrieben  1781); 

das  exempel  des  Orpheus,  welcher  durch  die  gewalt  seiner 
Saiten,  Eurydicen  von  den  unerbittlichen  richtern  . .  erhalten. 
Lessing  (von  den  trauerspielen  des  Seneca)  6, 177  u.  o.  vgl.  oben 
sp.  4968;  die  gewalt  reizender  formen  erzeigt  sich  in  einer 
blute  der  dichtkunst  und  stärke  der  prosa,  wie  sie  nur  aus 
der  ungehemmtesten  natur  des  volks  hervorgehn  konnten. 
J.  Gbimh  (über  schule,  universitätf  ahademie)  kl.  Schriften  1,231; 
nun  scheu'  ich  oft  des  weins  verborgene  gewalt 
und  den  zu  sichern  schlaf,  als  einen  hinterhalt. 

Hagedorn  puel.  werke  (1770;  1,73  (morul.  qedichte); 

die  gewalt  dieses  aimanachs  über  das  schöne  geschlecht  ist 
der  stof  dieses  gedichtes.  Lessing  (das  neueste  aus  dem  reiche 
des  Witzes  1751)  4,  409 ; 

nun  versteh'  ich  den  Piaton  erst,  ihr  ionischen  lieder, 
eure  gewalt,  und  warum  Hellas  in  fesseln  jetzt  liegt. 

H.  v.  Kleist  (cidyiamme)  1,33. 

2))  (es)  wurd  d.  Luther  verursacht,  ...  die  erschrocknen 
Obrigkeit  zuvermanen,  das  sie  solche  schedliche  brunst  mit 
Schwerts  gewalt  dempSTen  und  teuben  solle.  Mathesius 
Luther  98  neudruck;  es  weren  zwene  wege  verbanden,  fried 
und  einigkeit  in  der  Christenheit  anzurichten,  entweder  das 
man  mit  schwerts  gewalt  die  halsstarrigen  strafifete,  oder 
das  man  sünliche  und  gütliche  mittel  und  wege  für  die 
band  neme.  181; 

wie  kriegsgefährte  den  schützen  deckt 
mit  dem  scliild,  so  sie  der  äugen  trellende  pfeilgewalt. 
GÖTHK  40,404  (l'anUoiu  1.  ucl); 

beschreibung,  kurtze  aber  gründl.,  d.  allergrausanisten  u. 
erschröcklichsten  verrätherei,  welche  d.  5.  wintermonats  1605 
V.  d.  Kömisch-Catholischen  wider  d.  grossmächtigen  könig 
V.  Grossbritannien  durch  gewalt  d.  büchsenpulvers  angestellet. 
verdeutschet  d.  Wolfg.  Mayer  o.  o.  1610;  eben  der  'Rheinische 
Mercur*  war  es  nämlich,  der  mich  in  diesen  letzten  tagen 
so  gewaltig  aufregle,  ich  hatte  ihn  noch  nie  gelesen,  nun 
erweckten  die  Zeitverhältnisse  einen  trieb  in  mir,  die  ver- 
säumte bekanntschaft  nachzuholen,  und  da  trafen  mich  denn 
die  beiden  starken  foliobände  mit  der  intensiven  gewalt  eines 
kernschusses.  Immeiimann  memorabilien ,  Düsseldorfer  anfange 
(werke  20, 118);  Budweisz  ergab  sich  bei  Zeiten,  und  thät  sehr 
weiszlicb,  Biagoditz  aber  erfuhr  den  gewalt  der  kaiserL 
Waffen,  welche  auch  mit  den  halsstarrigen  grausam  um- 
giengen.  Simplie.  (1713)  2,  120;  es  ist  nie  gewisser,  als  dasz 
wir  noch  mit  neuen  wunden  von  gewalt  der  waffen,  durch 
welche  wir  ein  kleines  zuvor  verwundet  worden,  wiederumb 
durch  verhängnüsz  getroffen  können  werden.  B.  Schupp  lehr- 
reiche Schriften  (Frankfurt  1684)  605  (kunst  reich  zu  werden);  mit 
gewalt  der  waffen,  by  strength  of  arms.  teutsch-englisches  wb.  768 
(1716);  auch  wirf  uns  nicht  die  gewalt  der  waffen  vor,  bei 
deren  Unterstützung  Mahomet  predigte.  Lessinc  (rettung  des 
Cardans)  b,32T;  entscheidung  des  preuszischen  kabinets  durch 
die  gewalt  der  waffen.  Clauskwitz  werke  10,281;  sie  hatten 
richtig  berechnet,  dasz  neben  einer  revoluzion,  wie  die  ihrige. 


GEWALT  llll.d  (kriegsgewalt)         5028 

die  üffenlliche  ruhe  und  Sicherheit  in  allen  ländern  auf  dem 
spiele  stand,  dasz  früher  oder  später  die  gewalt  der  waffen 
das  Schicksal  dieser  revoluzion  entscheiden  muszte.  Gentz 
Ursprung  und  character  des  krieges  gegen  die  frz.  revolution  4ü; 
dreierlei  schreib  Ich  dir  auf:  den  namen  des  letzten  regenlen 
deines  hauses,  die  Jahreszahl,  da  er  sein  reich  verlieren,  und 
den  namen  dessen,  der  es  durch  die  gewalt  der  waffen  an 
sich  reiszen  wird.  H.  v.  Kleist  (Michael  Kohlhaas)  4, 144;  auch 
hier  folgte  er  (Dionysius)  dem  grundsatze  seiner  poiitik,  die 
gewalt  der  waffen  nur  dann  zu  gebrauchen,  wenn  ihm  keine 
andere  mittel  zu  gebot  standen.  Schlosser  Weltgeschichte  (1843) 
3,  319;  wir  beide,  sagt  er  (Hecker),  ihr  und  ich,  sind  aus  der 
revolution  hervorgegangen,  wir  sind  die  revolution  selbst; 
unsere  gemeinschaftliche  aufgäbe  ist  die  gründung  der  national- 
souveränität.  wir  unterscheiden  uns  äussersten  falls  in  der 
wähl  der  mittel;  ihr  operirt  mit  decreten,  und  ich  mit  der 
gewalt  der  waffen,  oder  —  denn  das  lässt  sich  vollständig 
umkehren  —  mit  den  waffen  der  gewalt.  berichte  der  Frank- 
furter nationalversammlung  (2)  1488";  dient  es  nicht  zur  auf- 
regung,  wenn  hier,  da  man  von  Waffengewalt  sprach,  der 
gefährlichste  aller  grundsatze  aufgestellt  wird.  (4)  2650";  nach 
vielfachem  hader  hatte  dann  1720  der  könig  Frederik  IV.  die 
Gottorper  mit  Waffengewalt  vertrieben.  S\bel  begründung  3, 12. 

8)  collectivbegrilfe  und  abslractionen. 

0)  doch  wie  nichts  in  der  weit  so  fest  und  beständig  ist, 
das  nicht  entweder  durch  die  gewalt  der  zeit,  oder  durch 
die  bosheit  der  menschen  verfallen  sollle,  so  konnten  auch 
diese  ablaszverkündigungen  nicht  davon  ausgenommen  bleiben. 
LEssI^G  (rettung  des  Cochläus)  5,  358;  wir  Deutsche  würden 
noch  ruhig  wie  die  Amerikaner,  in  unsern  Wäldern  leben, 
oder  vielmehr  noch  in  ihnen  rauh  kriegen  und  beiden  sein, 
wenn  die  kette  fremder  kultur  nicht  so  nah  an  uns  gedrängt, 
und  mit  der  gewalt  ganzer  Jahrhunderte  uns  genölhigt  hätte, 
mit  einzugreifen.  Herdeb  werke  5, 142  (über  den  Ursprung  der 
spräche) ; 

ach!  was  in  tiefer  brust  uns  da  entsprungen, 
was  sich  die  lippe  schüchtern  vorgeiailt, 
misziathen  jetzt,  und  jetzt  vielleicht  gelungen, 
verschlingt  des  wilden  augenblicks  gewalt. 

GöiuK  {Faust  70)  12,11. 

2))  ja  sie,  die  protestirende  gebrauchen  sich  auch  dessen, 
und  sagen  man  solle  nur  hinder  sich  in  die  historien  sehen, 
80  werde  sich  bald  behnden,  dasz  in  der  kirchen  Christi 
jederzeit  grosse  kriege  gewesen,  und  dasz  sonderlich  der 
bapst  auch  lang  vor  Lutheri  und  Calvini  zeiteh  sich  bc- 
fliessen,  die  aufflichtigsten  frömbste  keiser  zu  verfolgen,  zu 
unterdrucken,  und  die  gewalt  und  das  ansehen  desz  leich- 
thumbs  und  Teulschen  freiheit  und  vermögen,  an  sich  zu 
zielien.  auszführlicher  discurs  und  bedenken  eines  teulschen  katho- 
lischen Patrioten  (1616)  bei  Londobp  1,257*;  wer  einen  gefangenen 
aus  der  gefangenanstalt  oder  aus  der  gewalt  der  bewaffneten 
macht,  des  beamten  oder  desjenigen,  unter  dessen  beauf- 
sichtigung,  begleitung  oder  bewachung  er  sich  beUndet  vor- 
sätzlich befreit ...  wird  mit  gelängnisz  bis  zu  drei  jähren 
bestraft.    Strafgesetzbuch  f.  d.  norddeutschen   band  (1870)   §  12ü. 

3))  es  sei  keine  kriegsgewalt,  keine  feindsnobt,  keine  pest 
oder  sterbensläuffe,  kein  fewr,  keine  plünderung,  die  dem 
gemeinen  nutzen  und  dem  volck  gottes  mehr  schade,  als 
lue  viele  Veränderungen  und  Verringerungen  der  müntzen. 
Zi.ncgbef  apophthegmata  (l653)  1,322;  die  weil  dann  nun  der 
kriegs-gewalt  sich  nicht  an  die  gerechtigkeit  binden  läszt,  so 
weit,  dasz  man  ungestrafft  rauben,  und  sich  zueignen  mag, 
was  man  ...  ablangen  und  erschnappen  kan;  so  will  ich  .. . 
GniMMELSHAQSE.M  SimpHciss.  (1713)  3,  152;  (er)  schilderte  den 
glänz,  der  durch  eine  Verhandlung  mit  demselben,  als  einer 
rechtlichen  kriegsgewalt,  auf  sein  gottverdammtes  baupt  falle. 
H.  V.  Kleist  (Michael  Kohlhaas)  4, 102  u.  a.  vgl.  theil  5  sp.  2272. 

4))  wenn  die  wölken  gethürmt  den  himmel  schwärzen, 

wenn  dumpftosend  der  donner  hallt, 
da  fühlen  sich  alle  herzen 
in  des  furchtbaren  Schicksals  gewalt. 

Schiller  (braut  4,4)  14,106; 

rat  und  das  gut  kan  man  miteinander  nit  verlieren,  dann 
der  rat  ist  ein  gut  des  gemütes  das  gut  ist  in  gewalt  des 
glucks.  Terenz  (1499),  bemerkung  des  Übersetzers  43';  sintemal 
nuhn  keine  gewalt,  reichthumb  und  herrliches  leben  des 
wandelbaren  glucks  in  dieser  weit  gesichert,  und  da  mancher 
immerdar  auch  in  höchststehender  freuwde  sein  anhangend 
nachtheil  und  Irawrigkeit  erfahren  muss.  Kirchsof  wendunmuth 
(2,22)  2,38  Österley;   das  ist  gewalt  desz  glucks,   von  dem 


5029     GEWALT  III  1.  d  (des  glUckn.  der  iimRtiind«)  GEWALT  III  2  (Verbindung  mit  idjfcliv#>n)     5030 

hntorhtiung  nm*i  im  hidtiUu»pfek»IU  in  tmk^tnltm  rnkenJt» 
tiHUlntn  sugn.  frrüuh  ItUt  t«  9€thtiidumf4m  mit  güUliebfl, 
biinniliieb«,  königlich«  ^ewalt  4fr  urifrUnfkek*  hnmtu  auf 
etntn  trdgfr  itt  iuhttanlnbegrt/f*i  ntt  $»  »tH  $mriUk  aif  <to«  m 
Mtbiudiing*»  mit:  elo«  |öUliehe  lud!  klMBNMkM  bafeafta, 
«in  kOoiglichet  (««rheok  I  tutätu  d*>Agf  Mtftm  im  trwmitn 
htliu%qn  90t:  itTütnh  ich  Mit  der  («ii,  tldbicb«  aofre^ni 
lebabl,  das  mtio,  und  »Bd«r  aoacbatdige  IOehl«r,  oaltr 
•olcben  dar  muocliao  ungAitlirbra  iirannitcb««  g«wall  •«<• 
aOll«n.  ScawAtTtkliaKiiC  ttnähruf  1  {Sürmktrg  IS14);  «i«  M 
deoo  nicbt  in«hr  alt  billig  und  wubliiandig,  data  wOrde  aad 
w«i»h«il  10  dfin  r«icb«  beiiainni«D  «ob(i«o,  und  di««er  «in« 
racblmatiig«  «oo  «ildrr  lyranniacber  g««all  wittmriiädt» 
bilft.  BoTiCNaT  bet  HurmkMi  tpndtn  1,111;  dar  fMiakI« 
bobe  magittrat,  ao  aicli  in  dem  b«nibiolr»l«o  Ua^tlSofUM 
««racbloaien,  wurden  durcb  tyranniicbco  gewall  vtr  A$m  fM 
weio  («u  dorb  wider  aeio  geiaU)  herautiblto  MahoMcl  f»> 
acblept  Aaa.  a  S.  Ciaa*  auff,  »uff  tkr  thrtsUn  [Wiautr  «•- 
drutke  1,46):  die  feindlicbe  gewall  bat  roemao  ttaod  4«ai 
•einigeo  gleicb  geinacbl.  Ltttiac  {Plautus,  taptiti  ), ))  4, VI; 
rgl.  $p.  6019.  andere  ihnlieht  ^erkindungen  UtUn  tu  dt*  «u*- 
druekimitltln  über,  die  die  abitufungen  der  energie  und  da$  iMaa 
der  btlhetbgung  andeuten,  diu  dem  bedeutungtgekalt  dt$  imk- 
ttanhai  im  etnulnen  falU  tugtbdhift  mird: 

war  »Ibrint  bIi  Ab«riD(a»cblich«r  gewali 

dti  bert  der  Aaiia,  und  larmtf  4t»  flacbcbaa 

aicbt  lu  «robaro?    QaktanOum  Jmit»  uh4  F<imu)l,Ul. 


nao  auch  recht  unnd  warlieh  aagt,  daat  ••  den  kttbnro  und 
kecken  beUtund  thu,  die  Hieb  elwai  underwiodeo  dOrffeo. 
lUaaL  facetien   iti"  {Frankfurt  a.  M.  IM»); 

dei  itlOek«  Kawall 
wie  moiiiligf iiali 
•leb  aiideru  ibui. 
drun  hab'i  in  but. 

Patai  (''»r  Ttmfeken  »eiiheit  1601) 
fil.  HorratiiM  tfiendtn  l,l&; 

dieaer  (ertO  . .  .  thal,  wat  ar  koont«,  abar  die  gewalt  dea 
ubela  war  xu  befUg  und  in  kaum  36  atunden  lebt«  er  nicht 
mehr.  HuMBuLor  an  SthUler  ihos  [brufm.  soi). 

6))  die  oltle  aber  in  ihrer  weaenllicb  ertirbeodan  gewalt 
wiril  immer  vorzUgIkh  nur  in  der  lamilie  und  deren  ge- 
krlli){en  be/iebungeii  wirknam  aeio  kOoneo.  Kicaanauar  ver- 
muchte  uhn/len  3, 'iSü  (der  deutsche  roman); 

•le  (die  m6lfi>)  tcbititen  auf  den  halt  der  muliar,  nll  rlubrUebar 

gafebwliidigkali .... 
auch   die   faii  gOitllch«  gewalt  dar  acbAaball,  deren  glani  die 

lauen, 
darob  «rtiarrel,  »elber  •cheuao. 

I*t  «In  ununurtcblednar  raub,  irrfleltchai  und  befleckt  ailt  blut. 
Baocaat  ThumMong  JulirrmUen :   der  minier,  »»r$  39«; 

die  maKiaclie  gewalt  der  barmonie,  der  bealeo  arioei  für  eine 
zerrüttete  pbuotaaie,  heile  dein  izt  uotQchtigat  gebiro. 
WiBLÄKD  Shakespeare  3,  4S'i  {ilurm  5,3); 

oieln  guter  vaier  .  .  er  Irauarl .  .  . 
wabnl  nilcb  In  d«r  verfCihrung  itrickeo, 
uod  aillari  vor  de»  lauert  gewalt. 

KoTxaauB  atmanach  dramal.  ipiela 
(.tat  Ifhr  dörfchent  6,4«; 
doch  bau'  er  nur  angeraogen 
Ober  ala  durch  die  gewalt  der  «iegendeo  wabrbelt  tu  berrachan. 

KLOPtTOCK  McMKU   14,l>6«; 

ein  gruazer  anlhei!  an  der  kirchenrevulutioo  gebührt  un- 
streitig der  siegenden  gewalt  der  wabrlieit,  oder  dessen, 
wua  mit  wabrlieit  verwechselt  wurde.  Scbillüb  {dreisiigjähriger 
kritg  i)  8,  &;  gewalt  der  Wahrheit.    HiLPi-aT  1,462. 

6)1  ScbrOdera  v<irhabeo  kam  mir  nicht  ganz  unerwartet, 
und  berührte  mich  dennoch  mit  aller  gewalt  der  aberraachung. 
F.  L.  W.  Mkybb  f.  L.  Schröder  i,  218;  ach  guttl  ea  ist  die 
»limäcbtig  auferstehung  Christi  ja  zu  TJelmal  ein  grOazerer 
Irotz,  denn  dasz  er  aich  sollt  lassen  scheuen  und  feig  machen 
durcb  ihren  augeoblickiichen  gewalt  der  strohern  und  papirern 
tyiannei.  Lotubn  (an  Hartmut  ron  Cronftery  t&22)  briefe  2,  164 
de  Welle;  o  du  gewult  der  schmt-ichelei,  wieweit  eralreckst 
du  dich.  TiECi  don  üutsote  2,  t61; 

plOtilich  «rwarnit  der  pluge  gewalt,  und  Kelött  von  den  Oammeo 
gehet  sie  well  umher  durch  Herliulet  glieder  Terbreliet. 

Vott  Oriat  ti-nenwUunyeii  buch  9  r(>r«l61; 

im  marscbfll!  too  Sachsen  (von  H.  Zscbobbb  1804)  glüht  es  von 
jenem  Ingrimm  geilen  die  kolossalen  misstflnde,  die  die  ge- 
sellschaft  detn  idealen  herAen  entgegenbringt,  und  gegen 
die  gewalt  der  nieinung,  des  vorurtheiis  und  der  falschen 
ehre.  Gbrvinus  Mteraturgetchichle  5,  6'4; 

hier  «tOrsten  die  Uojnren  mir  lu  rOs»en, 
besiegt  von  dieser  lougnisse  gewalt. 
und  grOtilen  mich  als  ibrat  ctareo  tohn. 

Schills«  (Ocmeiitu«)  1&,2,446; 

•gl.  so  vieler  Zeugnisse  vereinte  kraft  448;  vgL  die  gewalt 
der  lieispiele.  Voictbl  versuch  einet  hoekd.  handwb.  2,  '9.   ebenso 

lilLPBBT    1,  462. 

7))  wir  glaubeo  alao  dasz  die  Franzoaeo  .  .  .  früh  oder 
spät  htttten  der  gewalt  der  umstände  nachgebeo  und  ihren 
rückzug  antreten  müssen,  auch  ohne  dunh  eine  achlacht 
dazu  gezwungen  zu  sein.  C.  v.  Claiiskwitz  d.  feldsug  •.  1796 
I.  34';  wenn  das  vaterlund  aich  wahrhatt  in  gefahr  befindet, 
Menn  es  die  reitung  des  ataalrs  aus  drohendem  verderben 
K<lt|  dann  sind  auch  auszerordentlicbe  iiia^zregeln  an  ihrem 
pluize.  und  fs  scheint  zu  wünschen,  daaz  aich  dieae  dann 
iiichi  blusz  durch  die  gewalt  der  Ihalsacheo  räum  ver- 
tchaffen,  sundern  dasz  auch  für  solche  fälle  die  verfaasung 
selbst  Vorsorge  gelrolTeo  bat.  berichte  der  Frankfurter  nationat- 
9frsammlung  (')  4908*. 

2)  dl«  Mibindung  mit  adjectiven  führt  seltener  sur  eompofition. 
«in«  gruppe  der  adjtctitverbiudungen  haben  rir  uhon  tm  eorkar- 
gehemltn  gestrei/t ,  da  die  k^nnseiehnung  des  jeweiligen  trdgers 
drr  gewalt  neben  subslanliven  tm  genelte  auctt  pronoinina  und 
adjecliva  in  anspruch  nimmt,  trenn  diese  gruppe  ton  adfeetipen 
«•fftntlich  auf  dte  vrrengeriing  des  bedeulungfumfangs  unseres 
iiifts<an(it'5  sielt,  $o  leitet  sse  doch  tugletch  auch  auf  andere 
fuiicitomen  das  adjectm  üher,  die  beachimnf  fordern,  *•  die 
IV. 


diese  Ittst  ermdhnle  gruppe  {tgL  die  terbtndunfen  auf  grosz,  boch« 
voll,  gaoz)  ntmmt  gerade  k«i  unserem  lubitantte  brnttn  räum 
ein,  sie  ist  nickt  auf  die  function  der  Steigerung  beschrankt, 
sondern  greiß  mit  eielfucheu  bedeutungsueruktebunfen  n  dm 
gruppe  der  bedeutungsrerengernden  adjectipa  tpgl.  höhere  gewall, 
höchste,  oberste  gewalt  neben  irdische  gewall,  meoachliek« 
gewalt,  ataatliche,  bürgerlich«  grwall)  über,  »ig  m  anäertr- 
sfils  auch  den  attributen  sich  annähert,  die  unter  dem  druck 
gesteigerter  emp/indung  einen  einulnen  sug  am  substanitw  ktrtor- 
heben  wie  freie,  unendliche,  hohe  gewalt  u.  a, 

a)  adjeäira,  die  den  bedeutungsumfang  des  subtlautita  durch 
eine  abgrenunde  beslimmung  einengen. 

a)  Verbindungen,  die  die  paraltele  wül  fdastas  beriUtren. 

1)1  abgremung  nach  den  abtlufungtn  des  geltungtbereickec, 
vgl.  oben  sp.  5ül3. 

a))  die  cumpeteoz  bei  der  beairafung  dea  vergebeoa  gegeo 
die  Öffentliche  gewalt  betr.  Verfügung  d.  bad.  kofgersekU,  Uum»- 
heim  1832  bei  Wbiibüb  &,  1424  u.  a.  tgl.  auch  5,  IS2>«:  M  UMrlM 
zwei  mSnner  in  waffeo  au  aufgeregt  berein,  da«z  di«  apicler 
zusamiueo  fuhren  und  meioleo,  die  Öffentliche  gewalt  breche 
wieder  über  sie  los.  G.  Kai  lkb  Zürscher  notelle»  401.  na 
gegensatse  hiersu  »ird  offen  und  offenbar  nur  uul  dem  tat  naM 
von  riolentia  gebrauchten  substanttv  verbunden:  uod  wirdt  di« 
gewaltig  handthat  via  publica,  daa  ist,  ein  offner  gwalt,  and 
di«  einnemung.  so  die  on  waffen  geschieht  «is  privaia  geoaol. 
Statutenbuch  {Frankfurt  1M8I  los';  sie  würden  altdeon  mit 
offenhaurer  ge«all,  brauchbaare,  verbeuraibel«,  aote«e**«ne 
leute  mit  wegnehmen,  mao  würde  den  uoierlb«n  vor  prcllcr- 
eieo  und  bevurtheilungen  nicbt  schfllzeo  kOnoeo.  GAtM  flS 
hertog  Carl  August,  januar  177»,  briefe  4,9. 

b))  aber  es  kann  doch  nur  daoo  eiwaa  ao«  der  aMh« 
werden,  wenn  Ordnung  und  gesell  fortbettcb««  «od  w«Ml 
aich  irgend  eine  centrale  gewall  erbilu  MoiTae  faa.  '  '^ 
6,  IM. 

())  wellicher  inbaber  iemant  in  teioem  gartM  m 
güelero    in  achaden    betril,   der  mag  dieselM«  fmttkmmm 
aigeoa  gwalia  fengklicbeo  aoBcaca  tt»4  der  e>ri|fclil  wkti^ 
antworten,  ekekaft  tatding  re*  fa/MM,  Ulnr.  mMI.  S,SI  •.•> 
vgLabtnsp.mo:  das  er  aolicto  ■!••  frweBail  ■>  ritinr  §twtk 
grtan   habe,   »o  solle  er  oaaero  kcr«  intwmk  eiae«  »aaicl 
acbuldig  sin.  {Kreusuaek  1444)  der  Imgelkttmtr  aktrkaf  I»  Umk; 
•in  teder  so  vil  dato*  b«lt. 
das  Maa  auf  $fn  and  teiillck  ehr 
Uli  uoui  aad  poebt  >e  «aader  *akr, 
tut  «Iga«  jrwalt.  *i«rck,  weltakek.  krafk . . . 

BcBBait»  Wtiata  uretifMMi«  9  aeadlraek 
«.   lyf.  ekaa  e^  dÜ*: 

durcb  bandlnngeo  nnerlaobter  pnvalgtwall  !•■■  4tt  Iwitl 
eioer  »ache  niemals  eriaogt  werden,  allfiaiiiwa  leairwW  Ar 
preust.  tlaatem  I,  tttuLl  f  96:  doch  darf  aach  cio  aolcfcy 
be^itzer  einer  Doerlaabl«a  privaigcwail ,  wodorck  die  Otfait 
liebe  rabc  aad  aicberbeit  gastOtl,  oder  der  iababer  ia  aaiaeo 

316 


5031  GEWALT  III  2  (gemeine,  freie) 

anderweitigen  gerecht samen  beeinträchtigt  wird,  sich  nicht 
bedienen.  §  145. 

d))  von  keiner  frembden  noch  auszliindischen  personen 
sollen  sie  generale  mandatum,  oder  gemeinen  gewalt  zu  allen 
Sachen,  darinn  an  unserm  statlgerlcht  zu  procuriren,  an- 
nemtnen.  Frankfurter  reformation  (1578)  1,  6  §  13.  «.  o.  vgl.  oben 
sp.  4063;  hie  ist,  im  namen  meiner  gebietenden  berren, 
ein  feneral-gewalt  und  special-vollmacbt.  Abele  künsll.  Un- 
ordnung 2,  57.  ebenso  83;  prärogatite,  sonderlich  gewalt  und 
macht,  die  einer  vom  andern  hat.  Erashos  Alberos  i4*;  es 
soll  auch  ein  gemeiner  gewalt,  auff  die  fälle,  darinn  die 
recht  speciale  mnndatum,  das  ist,  einen  besondern  gewalt 
erfordern,  nicht  gezogen  werden.  Frankfurter  reformalion  (l578) 
1,6  §  7;  es  solle  auch  ein  solcher  raht  alsdann  sich  anderer 
Sachen,  die  seinen  herrn  nicht  concerniren,  anzunelimen,  und 
in  einige  neben-advocatur  oder  sollicilatur  einzulassen  nicht 
befugt  sein,  es  wäre  dann  sach,  dasz  auflf  einen  special- 
gewalt  eines  andern  cburfürslen  oder  Stands  sein  principal 
solches  gutwillig  zulassen  .  .  .  wolle,  reichs-hof-rahts-ordnung 
{Regenspurg  1654)  bei  Londorp  1,218*. 

2))  abgrenzung  nach  dem  Verhältnis  zu  andern  machtfadoren. 

o))  circumscriplum  imperium:  vurgeschreven  gewalt,  wenn 
einem  vorgeschreven  in  wie  weit  slck  sine  gewalt  strecket. 
Cbytraeds  160;  delegatio,  gegebene  gewalt.  Aler  933'; 

Mathias  i<t  des  hauses  ältester: 

tliut  noth  denn  übertragene  gewalt, 

wie  es  fast  scheint,  so  sei  sie  ihm  vertraut. 

GiiLLPARZiR  {fiin  brudevtmH  2)  7,61. 

b))  auch  haben  ire  könig  nit  aller  ding  freien  gewalt  und 
macht,  dasz  sie  thun  möchten  was  sie  wollen.  Micyixds 
Taeitus  (1535)  440'  {Germania);  vgl.  auch  frei  neben  gewalt  in 
der  bedeutung  von  vis,  violentia  (sp.  5034).  in  der  gleichen  Ver- 
bindung ist  dort  auch  unendlich  zu  belegen,  während  grenzenlos 
sich  neben  gewall,  poteslas  findet:  ein  von  liebe  brennender 
farst  zu  ihren  füszcn,  ungeduldig  eine  grenzenlose  gewalt 
um  die  kleinste  ihrer  gunstbezeugungen  hinzugehen.  Wieiand 
{Agathon  12,5)  3,94,  vgl.  auch  unbeschränkt  sp.  5035;  ob  nun  aber 
solliche  gleich  wie  ander  Türeken  schon  mehr  wciber  liaben, 
unnd  die  auch  in  ihrem  stand  einander  ungleich  seind,  habcns 
doch  inn  der  hauszhaltung  gleichen  gewalt.  Rauwolf87;  der 
begriff  monarchie  kommt  doch  immer  darauf  wesentlich  hin- 
aus, dasz  der  monarch  eine  selbstsiändige  gewalt  im  Staate 
sein  solle.  6er.  d.  Frankfurter  nationalversammlung  (7)  4990". 

c))  war  auch  domals  die  erst  zwitracht  zwischen  rat  und 
g'main,  demnach  ward  ein  neuer  gewalt  zue  Rom  aufgericht, 
man  tet  allen  andern  gewalt  und  empter  ab.  Aventin 
(bairische  chronik)  4,  287;  die  wiederholten  auftritte  strenger 
und  fertiger  Justiz  unterhielten  das  schrecken  der  souverainen 
gewalt.  Schiller  {abfall  der  Niederlande  i)  7,  56;  erstieg  die 
monarchische  gewalt  die  äusserste  höhe  des  despotismus. 
7,40;  eine  einzige  gewalt  im  staute,  wenn  sie  allmächtig  ist, 
komme  sie  nun  von  unten  oder  von  oben,  führt  zu  dem 
schrankenlosesten  despotismus.  ber.  d.  Frankfurter  national- 
versammlung (l)  4^d2' ;  vgl.  höchste,  oberste  gewalt  tp.  5037.  38; 

0  stille!  einsame  gewalt!    es  ist  die  tliür  in  deiner  macht. 

besorge  du  und  nimm  in  acht, 

dasz  ja,  in  den  geweihten  stunden,  liein  anderer  herein  sich 

diinge, 
als  Lycidas,  mein  wehrtet  freund. 

Brockes  Thomnons  Jahreszeiten:  der  winter,  «ßis  485 
(silence,  thou  lonely  power). 

8))  abgrenzung  nach  dem  Wirkungskreise. 

a))  denn  der  crhaltungstrieb  ringt  ohne  unterlasz  nach 
der  gesetzgebenden  gewalt  im  gebiete  des  willens,  und  sein 
bestreben  ist,  eben  so  ungebunden  über  den  menschen  wie 
über  das  thier  zu  schalten.  Schiller  (über  anmuth  und  würde) 
10,111;  die  gesetzgehende  gewalt,  the  legislative  power  or  body. 
Hilpert  1,462',  vgl.  Campe  357;  eine  änderung  der  re- 
gierungsform  und  der  Verfassung  eines  einzelstaates  kann  zu 
jeder  zeit  durch  dessen  gesetzgebende  gewalt  .  .  .  vorge- 
nommen werden,  berichte  d.  Frankfurter  nationalversammlung 
(7)  4959'.    vgl.  sp.  4992. 

b))  der  königliche  titel  mit  seinem  zugehör  ist  alles  was 
wir  uns  aushedingen;  die  regierung,  die  vollziehende  gewalt, 
und  die  einkünfte,  geliebte  söhne,  sollen  euer  sein.  Wieland 
Shakespeare  i,  137  (könig  Lear  1,2);  die  gesetzgebende  voll- 
ziehende gewalt,  the  legislitive,  executive  power.  Hilpert  1,462'; 
es  kann  keinem  zweifei  unterliegen,  dasz  sowohl  die  ma- 
jorität  des  ausschusses  als  alle  anderen  antrüge,  so  vielfach 


GEWALT  III  2  (vollziehende,  strafende)     5032 

sie  gestellt  sind,  nur  die  vollziehungsgewali  im  äuge  hatten. 
berichte  der  Frankfurter  nationalversammlung  (24.  juni  1848). 

c))  und  (Innocentius  der  dritte)  trennte  auf  eine  unnatürliche 
weise  die  geistliche  aufsieht  und  Unterweisung  von  der  stra- 
fenden gewalt.  Schiller  (abfall  der  Niederlande,  l)  7,  68. 

4))  attribute  bei  der  engeren  Verwendung  im  sinne  von  vollmacht: 

desswegen  macht  euch  aufT  gar  baldt, 
dess  habt  ihr  briefflichen  gewaldi. 

Eniiinger  jiiilcnspid  71  neudruch; 

item  ein  verschriben  gewalt  von  dem  von  Heiden  nenien. 
d.  städlechron.  2,293  anm.  3;  sie  waren  auch  allein  gesetzt 
über  etlich  sach  und  betten  ein  bestimpten  auszgedruckten 
gewalt.  S.  MeiSTEiiLiif,  d.  Städtechroniken  3,77  (Nürnberg);  es 
zöge  der  abt  den  bewissnen  gewalt  hoch  an,  so  wollen  die 
grafen  der  Sachen  befuegt  sein  und  nit  unrecht  haben. 
Zimmersche  chronik  2,518;  gestalt  auch  die  agenten  und  pro- 
curatores  zu  jedweder  gerichtlichen  sachen,  nachdeme  die 
mandata  oder  processus  appellationis  reproducirt  werden, 
in  primo  termino  stets  ihre  mandata  procuratoria  binfüro 
originaliter  neben  einer  collationirten  abschlifft,  damit  solche 
dem  gegentheil  communidrt  werden  möge,  zu  übergeben, 
es  wäre  dann  sache,  dasz  der  original-gewall  schon  zuvor 
ad  omnes  causas  wäre  producirt  worden,  reichs-hofs-rahts- 
ordnung  (1654)  bei  Londorp  l,210';  vgl.  auch  unter  voll,  ge- 
nugsam u.  0.  sp.  5033 /f. 

5))  participia  als  attribute  lassen  den  wettesten  Spielraum  der 
gliederung  tu: 

wo  lieb  und  wirde  sein  verkaufTt, 
heimlicher  neid  mit  under  laufft, 
und  ist  allweg  die  fieundtscham  thewr, 
auch  gleich  die  wird  eim  ström  feuwr, 
wie  schön  das  brennt,  doch  bald  verluscht, 
also  erkauffte  gewalt  sich  tuscht. 

KiRCHHOK  wenditnmuth  370"; 

ein  gewalt  durch  bitte  erlangt,  praecarium  imperium.  Dasy- 
poDiüs  340* ;  der  könig  von  dem  jetzt  die  rede  ist,  war  der 
erste  in  der  weit,  und  das  volk,  das  sich  ihm  unterwarf, 
eine  gesellscbaft  freigebohrner  menschen,  die  noch  keine 
gewalt  über  sich  gesehen  hatten,  eine  schon  ehraals  ge- 
duldete gewalt  lässt  sich  sehr  gut  auf  diesem  ruhigen  weg 
wieder  herstellen,  aber  auf  diesem  ruhigen  weg  läszt  sich 
eine  ganz  neue  und  unbekannte  nicht  einsetzen.  Schiller 
(erste  menschen gesellschaft)  9,  143;  vgl.  constituirte  gewalten 
sp.  4992;  bestehende  gewalten.  ebenda. 

ß)  Verbindungen,  die  die  parallele  mit  vis,  violentia  berühren, 
fallen  nur  spärlich  in  unseren  Zusammenhang,  sie  gehören  meist 
der  kunstform  des  poetischen  siils  an  und  wenden  sich  der  func- 
tion  zu,  einen  einzelnen  im  bedeutungsgehalt  des  Substantivs 
ruhenden  zug  mit  nachdruck  hervorzuheben,  dies  zeigt  schon  die 
Zusammenstellung  der  beiwörter  in  älteren  handbüchern  an,  vgl.: 
die  reissende,  bebende,  stürmische,  heimliche,  unbezwingliche. 
gehemmte,  stille.  l)ezwungene.  entflohene,  drohende,  starcke. 
nichtige,  schwache,  verlachte.  J.  G.  Hamann  poetisches  lex.  471. 
im  folgenden  werden  einige  adjectivverbindungen  aufgeführt,  denen 
die  function  der  bedeutungsverengerung  zuerkannt  werden  kann; 
bei  einigen  von  diesen  ist  es  freilich  strittig,  ob  sie  nicht  besser 
in  der  dritten  gruppe  einzureihen  wären. 

1))  offene,  offenbare  gewalt  vgl.sp.bOiO;  so  ist  doch  gäntz- 
lich  dafür  zuhalten,  das  nichts  schmerlzlicher  und  kümmer- 
haffliger  sein  kan,  als  wenn  zwene  in  wahrer  treu  und 
inbrünstiger  liebe  verbundene  hertzen  .  .  .  durch  die  letzte 
gewalt  von  einander  gerissen  und  getrennet  werden.  Prätoriüs 
hundert  auserlesene  abdanckungen  (1663)  376;  wollen  wir  jetzt 
wieder  eine  öffentliche  silzung  halten,  so  wäre  diesz  eine 
herausforderung  zu  neuer  gewalt.  berichte  der  Frankfurter 
nationalversammlung  (9)  6879'. 

2))  den  räum  des  öden  ortes 

errüllt  verschiedener  zeug:  den  regende  gewalt 
erlieset,  trennet,  mischt  und  sammlet  in  gestalt. 

Halleb  gediclite  (1734)  120; 

indesz  dasz  der  wollustgewohnte  geist  ...  in  unsichtbare 
winde  eingekerkert  mit  rastloser  gewalt  rund  um  die  schwe- 
bende weit  getrieben  wird.  Wieland  Shakespeare  2,226;  der 
Sprudel  quillt  in  einem  hölzernen  kästen,  der  unmittelbar 
auf  den  rlsz  der  decke  aufgesetzt  ist,  gewaltsam  berauf  und 
läuft  in  einer  rinne  ab,  so  dasz  die  becher  untergehalten 
werden,  es  ist  ein  groszer  anblick,  diese  ungeheure  siedende 
gewalt  zu  sehen,  die  man  sonst  sehr  philisterhaft  gezwungen 
hatte,  männerchen  zu  machen.  Göthk  an  herzog  Carl  August 
24.  mai  1817  (briefe  21,311); 


5033  GEWALT  III  2  (volle  gcwall) 

(lan  fcliinuck  der  iwelga  htbl  Ibr  •bfahtuan, 
da  tieir  Ich,  ein  eniltiibKr  •lamm!    liocb  liineo 
im  marke  lebl  die  lohaffeude  |«wtli, 
die  iproiteod  aloe  walt  au»  »leb  gabobrcn. 

SeMiLLiM  (WalUiiHelHB  iml  3,1»  17. 191 . 

Ilei  liii  hat  dio  feinite  lufl  von  der  weit  . . .  nebel  Ut  ganz 
egul ,  iielicl  Ist  was  duizeriicliei  und  aliei  Buuerlicbe  be- 
deutet niiliis.  innen  sircki  es,  innen  lebl  die  scbaffende 
gewalt,  immer  frisch,  froh  und  frei.  KunTiiia  du  PoggnfuhU 
.10;  vgl.  wirkende  gefallen  ip,  4W3; 

zum  rallilrick  wurd  Ihm  laliis  |r6«i'  und  maebl 
und  diuiu  diiiikeliichwankaDde  gswali. 

Sliiiliiii  {WiilliiDirinM  lud  4.1)  11,337. 
3))  dotglelchaii  «ieh  ein  iclirnckllch  ichlang 

um«  ISweii  fDsx  gawundeii. 
die  wol  der  ganten  weh  marht  bang, 
der  lAw  bat!  hia  aropfuDden. 
•ie  noch  nli  «charr  rarglfirm  gwall 
demtelbnii  In  die  »allen, 
da«  müchi  den  IOwan,  jtiitR  und  all, 
da«  hart  im  leib  larachneideit. 
Opkl  iitt't  CouN  lieJer  auf  Jen  ilreittitjikrtgen  trfrffM. 

h)  adjectiva,  dit  dtn  grad  der  tntrgie  und  das  ma$t  dtr  bt- 
Ihttli^vng  des  lubtlantivi  ktiimtichntn  und  ton  hitr  am  lur 
btileutungsvertngerung  odtr  lur  htrtorktbung  tints  tinulnen  tugei 
fühlen. 

n)  die  ail}tcliva  voll,  frei,  gcnflgend,  ganz,  all. 

I))  vuil  und  frei. 

a))  du  giundbfdeulung  von  voll  gfkt  bei  dtr  privalrechlUchtn 
vfTtPtiidung  des  luhslanlits  in  der  emj*  dtr  vtrbinduny  allmdhlieli 
giim  verloren:  und  w;irent  disz  botlen  erber  und  gelert 
lül,  giiistlich  und  weltlich,  crislan  oder  nil,  und  bettend  oll 
und  jeglirh  vollen  und  gAleu  gcnnit  von  im  herren  mit 
hriefcn  und  och  insigeln.  ULnicii  r.  I<ichr>tal  thronik  dtt 
l'onstaiiier  eoneilt  f>i;  die  urlail:  es  bab  ain  brohst  als  völ- 
ligen und  starken  ge\salt  ze  ricblea,  ze  stiften,  als  der  von 
Admuiid  scibs  da  sezz  und  wer.  tli/treclit  tu  Gasthof  (|5. )/).), 
i'tt^rr.  »ei$th.  6,  I ;  auf  unser  frawentag  ze  liechlmesz  do 
sunt  koiser  Karl  sein  trelTcnlich  rat  gecn  (imund  mit  vollem 
gCMnlt  und  liesz  den  reichstetlen  verkünden  und  hell  ain 
giusz  vordrung  an  sie.  B.  Zi.ik,  d.  sUdteehroniktn  5,7  {Augs- 
burg); ebenso  5,  9.  82  u.  a.  vgl.  oben  sp.  4061.  vgl.  unter  heutiges 
voilma(  lit.  um  so  lebhafter  hält  sieh  dit  grundbedeutung  neben 
dem  Substantiv,  irenn  dieses  in  der  bedeutung  von  vis  oder  vio- 
lentia  erscheint:  soll  der  miilpach  mit  vollem  gewalt  gen.  öi<*rr. 
weisth.  6,32,  vgl.  oben  sp.  A9<)1  ff.  auch  neben  potestas  in  staats- 
rrchtlieher  Verwendung  hält  das  adjeetiv  eher  an  der  intensiven  be- 
deutung fest:  kunt  sei  getan  allen  den,  die  disen  ofTen  brief 
anscbent,  börent  oder  lesend,  dai  ich  Fridrich  der  Smiehtr, 
die  zeit  meins  gnädigen  herren  herzog  Fridrichs,  herzogen  ze 
Oslerreich  etc.,  laotrichter  zu  Slainacb  an  dem  gemaineo 
lantrechlen  saz  mit  vollem  gwalt  an  des  egenanten  gnaidigen 
berren  stat.  frins  1411,  ötlerr.  weislh.  2,  292;  zu  diser  zeit  hubb 
sich  der  ein-haubtige  stand  ihrer  beherscbung  an,  und  hatten 
dl  herzöge,  nach  aussage  des  Janots  . . .  die  folla  gewalt  bis 
auf  den  Sehastiahn  Zinnus.  Zkssk  adr.  Rosam.  177  neudruek; 
voller  gewall,  imperium  absoliitum,  infinitum.  Ai.kr  (Köln  1727) 
siys';  also  im  legalen  besitz  der  vollgewall  ging  l'ompeius 
II  das  werk  und  schritt  nachdrücklich  vor  gegen  die  in  den 
liihs  und  den  geschworncngerichten  müchiige  Opposition. 
MiiMMsKN   römische  gc seh.  3,307. 

h))  die  verschiedenen  ableitungen,  die  von  HnMrem  aijecUv  auf- 
gehen, und  die  susammensettungen  mit  voll  iirAmdi  meist  an 
der  verengerten  bedeutung  theil. 

n))  er  sei  von  seinem  hösz  geführten  leben  abgestanden, 
habe  steifTen  fOrsatz  sich  zu  bessern,  und  alles  entfrembdes 
durch  wuiher  erobertes  geldt  unter  die  armen  auszzulhailen, 
habe  dessentwegen  ihm  bereit  völligen  gewalt  erlhailt. 
lliiiL  v.  WÄTTKRsToarr  Bacehusia  262;  in  jure  quotjut  est  man- 
dttum,  ticutt  volle,  5»r«  völlige  gewalt,  p/rnipü/*n/iii.  Stiilkr 
142«.  dagegen  vgl.:  völlige  gewalt  haben,  in  grosser  gewalt 
sein,  in  magna  potentin  esse.  Alkh  93.V. 

ß))  daselben  (nacA  Augsburg)  hinzekomen,  hat  er  sein  land- 
schntlt  aus  11  fürstenthumen  durch  ir  botschatR  mit  vol- 
koninem  gewalt  (zckumeu)  ei  fudert.  Ciineiis  Srnoer,  d.  stiJlt- 
-hroniken  23,172  (Augsburg);  so  bab  ich  in  der  aller  besten 
'imni,  als  es  nach  Ordnung  der  rech),  auch  nach  gewonheit 
uns  ieden,  und  besonder  des  bemelleo  N.  grnchts  am 
maisteu  krafTt  und  macht  haben  so!  und  mög,  wissentlich 
hieniit  und  in  kraffl  des  brieffs  meinen  volkoinmen  gewall 
und    niaciit   gegeben   und    bevolhcn  . . .    TüncLEa  kitntpiettl 


GEWALT  III  2  (reichliche,  geoagume)     5034 

(l»n)t'.  iafefi»  wfL:  o  litber  b«rr  4oclor,  i«li  veraebe 
mirh,  ibr  habt  lOlcben  volkamroenen  gewalt,  tbut  ii  best 
hei  mir.  Kbasrus  Al8>ros  midtr  Urg  Wttteh  mtmmelmktm  U  l'; 

ao  Obargak  leb  aurar  UDrarkab 

die  kiiagtmacbi  sali  TellkomaeMr  gawali. 

l'aLio»  },ai  lünm  SM  Sc*««a«a  S.l>. 

y))  item  iaa  »elbeo  jar  nt  batt  kaisser  Karle  von  Oator» 
rricb  all»  aio  romser  kaisser  ain  bolUckaifi  «oo  Dürgia  ia 
lliitpaoigen  abgefcrgeit  mit  folnecbligen  gewalt  mit  dea  kataaera 
sigel.  Iko   ViUingtr  chrontk  170.    ihtnto  r.i. 

e))  frei,  dai  »ir  oW»  M  gewalt  tm  sinn«  tM  fttnltt  f 
der  grundbedeutung  fettkaUe»  tahtn,  wird  nibtm  dm  trtwnämu§«u 
für  fitf  tioltnti»  mehr  smm  UeigtrmngimttUl  uui  tmpH»4uaf»UiU: 

Haben  dir  andre  welbrr. 

ao  kar  dich  well  ton  mir! 

nun  tprecban  »ich  dia  lauie 

wie  ich  die  «chönde  »el. 

das  lob  wil  loh  bebalten 

■eloaa  feinan  kAlan  allalo, 

aus  frisebam  realem  gawalie. 

Uhl*.'«»  voUutitdtr  \,  H«. 
vgl.  auch  bergrtihen  97  Meier. 

d))  dat   gleiche   gilt   für  das  naht  rertcondtt  unendlich,    es 

liegt  eine  unendliche  gewalt  in  der  ehnneruog,  in  dem  ge- 

fable    der  erianeruog,   die   der  meoscb   io   »ich   empflndeL 

Eatisr  MoaiTzAa.xDT,  Frtnkf.  nationalttrtammlung  X.^Ufuü  \sVL 

1))  reichlich,  übrig  und  genugs.-iro. 

»))  für  du  trüirt  ist  dit  allgemeint  verimdun')  belegt:  di« 
christliche  kircbe  ist  viel  nebr  dagegen  durch  die  heilig« 
scbriffl,  oder  artikel  des  glaabeos,  bcweret  und  besletigel, 
als  von  einer  hObern  macht,  und  durch  reieblicbeo  gewalt 
Luraea  (iprikAa  wider  des  ttufelt  tynagtgt  lUo)  &,  10*  Am. 

b))  übrig  ist  gelegentlich  in  rerbiniungen  mit  gewall  fttr  vio- 
lentia  belegt:  übriger  gewalt  erdruckt  manchea.  iitnisai  IkU* 
e))  genugsam  dagegen  ist  gant  auf  dit  engere  bidtutmȤ  ka- 
tcMrdnkt:  bierauff  so  haben  gemalter  untertban  vom  Bodtaaa« 
und  Algew,  veiordenter  ausschos,  rrbl,  ood  volmechlig  an- 
welde,  des  sie  herr  JOrgen  tmcbsessen,  Obersten  feldbenbt- 
man,  einen  versiegelten  gnugsamea  gewalt  uberaotwort. 
vertrag  twischen  dem  löblichen  bund  tu  Schwaben  und  den  tmtten 
hauffen  1525  bei  Lutheb  S,  107'  Jena;  da  auch  darauff  solcbar 
gewalt  durch  die  scheffep  ungenügsam  erkennt  wQrda,  upd 
der  anwalt  oder  procurator  einen  andern  vollkommlicbern 
und  genügsamen  gewalt  einzubringen,  sich  erbieten, . .  .  soll 
er  zu  der  bandlung  gelassen  werden.  Frankfurter  refoimUstm 
(1578)  1,6  §6  M.  a.;  es  eracbin  auch  graf  Frobeo  Cbriatof 
mit  seinem  advocaten,  und  ala  die  baid  iezgenannteo  fut- 
theien  zu  der  posess  der  Csterreicbiscben  leben  zu  Chrucheo- 
wiss  clagten,  beschacb  sollichs  gleichergestalt  von  graf  Frobeo 
Christof,  welcher  ebenmeszig  von  seine  berrn  valterns  wegen, 
von  dem  er  auch  mit  gnug«amem  gewalt  abgefertiget  worden, 
haodlele.  limmeruht  chronik  S,5M; 

nun  sagt  uns.  ob  ihr  darfOr  ball. 
daaz  dUs  «el  ein  gnugsamer  gewalt! 
so  kan  man  welter  procediru. 

J.  AlRi«  (aiii/<ii/  »iler  dir  Matfia  fWafftS 
tfrannri)  U60; 

dasz  beiden  schon  genügsamer  gewall  gagahw  aai,  *ea  na- 
serin  und  desz  reicbs  bodeo,  das  eingelegte  kriafa-ToIck  a^ 
zuführen.  keistrL  schreibt»  aa«  IftM  Lmtdttf  I  sufflHut  (Jf.  Jiffir) 
1, 113*.    u.  a.  u  tf.  4963.  4M4. 

3))  ganz  und  all. 

a))  ganz  ist  tin  seUtntr  be^eittr  dtt  nrkfanaiea,  ttthtndit 
sich  aber  gelegentlieh  mit  ditum  nn^  mriti  den«  frscae  wtamwif- 
foltigkeilderttrvendungenauf:  q«aroan  *ur  Straayrg  . . .  ■> 
ganzer  gewalt  Limburger  chronik  71,  sfL  a^  Ifk  IMI;  «b« 
kumen  si  über  die  Tiberbnick  lon  Rom  hWaa  aft  gaUa— 
tieualt.  iluc  ViUtnger  chronik  161,  9ft.tmkttmf.mnt-.  ri» 
schoszen  mit  gantien  gewalleo.  elea  if.  Mi:  4k  pota«  |»> 
waU,  Iota  vis.  StEnaAca  1,  tn ;  Bit  ^  guiaaa  gawnk  4ar 
sehullern.  InaaaaAiiH  t,  II&.  in  in  Ulmn  kUtt^tlmr  kt  §tn 
tiniftmtlt  mit  itm  pritnlrttktlthtn  btftig  nrrbnWa«,  snM 
A«  frunibtdeutung  tUk  «ladkaMdU;  4«r  das  gaoUao  follM 
gawalt  gehabt  bat  Mtmkttftt  mtkmttit  eaa  IM  bti  He«a  1,1*; 
noch  dem  alleo  .  .  .  haut  der  vorgeonnt  her  Fridhch  T«a 
Uraufnegg  seinen  vollen  ond  pnlien  gewnit  .  .  .  d>t  «M^ 
genant  bislAoi  ton  saioea  wegaa  eiSMOcac«.  4tr  raMk  mm 
Augsburg  es  pfakfnf  tMimif  (1114)^  i.  MdUtkrtu.  Ii,  MI. 

»))  all,  lu  tukkt»  ttrhhiumtm  atfenatf«  kt^  Int  mik  ämnkmu 
iit  nOtnuit  krmfl  seiner  btdiutmnf  httMkrt: 

316* 


5035      GEWALT  III  2  (alle,  ganze  gewalt) 

all  sein  glauhige  Christen, 
so  sie  hertzlicl)  zu  im  sclireien 
in  not,  vor  irer  Teinde  listen 
wil  er  sie  beschützen  und  freien, 
er  hat  allen  gwalt  in  seiner  hendt, 
In  dem  bimlischen  regiment. 

Hans  Sachs  (ijlaubeiisbekenulHis}  22,167; 

der  bawr  . . .  war  frewden  Toll,  und  versprach  dem  fuchsen 
allen  gewalt  über  seine  bannen  und  hüner  getrewiich  ohne 
geverdt.  Hörl  v.  Wätterstobff  ßacc/iuiio  20;  mit  welchem  er 
ausz  allem  seinem  gewalt  den  Juncker  uberliel.  Amadis  102; 
do  liesz  er  die  sächsischen  fürsten  von  im  und  keret  sich 
mit  aller  gewalt  wider  Baiern.  S.  Meistermn,  d.  städtechronikcn 
3,  85  (Nürnberg)  u.  o.    vgl.  III  3. 

c))  die  gleiche  bedeutung  läszt  sich  auch  am  compositum  all- 
gewalt  belegen,  soweit  es  den  begriff  omnipotentia ,  allmacbl 
deckt,  in  einem  beleg  aus  dem  17.  jahrh.  und  einem  andern 
aus  GöTHE  (vyl.  theil  1,  sp.  235)  wird  es  mit  macht  in  syndetiscbe 
Verbindung  gesetzt;  für  sick  allein  wird  es  bei  Wieland  häufiger 
gebraucht:  was  würden  ihre  hoheit  von  einem  groszen  fürstcn 
sagen,  der  den  muth  hätte,  den  ...  reitzungen  der  Jugend 
und  der  allgewalt  und  dem  wollüstigen  müasiggange,  worin 
junge  fUrsten  die  schönste  zeit  des  lebens  zu  verlieren  pflegen, 
sich  zu  entreissen,  und  in  gestalt  eines  Privatmannes,  weit- 
läufige und  beschwerdevolle  reisen  zu  unternehmen.  Wielakd 
{goldene  spiegel  2,7)  7, 138.  ebenso  (Peregrinus  Proteus  2,S)  28,125. 
bei  GöTHE  erscheint  das  compositum  sogar  personißciert : 

haben  sich  die  allgewalten 
endlich  echöprerisch  entschieden, 
aufzuzeichnen,  zu  entfalten 
allgemeinen  ew'geo  Hieden? 

GöTHg  (am  2.  jaii.  1815)  2, 159. 

die  häufigere  Verwendung  dagegen  dient  der  Steigerung  in  der 
bedeutung  von  vis,  viyl. ;  dieses  blickes  allgewalt  bei  Bj^rger 
[thi'il  1,  sp.  235);  weil  es  möglich  ist  auf  die  neigung  ihres 
viiliens  selbst  zu  wirken,  und  sie  durch  die  allgewalt  der 
liebe  zur  gegenliebe  zu  nöthigen.  Wi^land  {Peregrinus  Proteus) 
28,  143.  ebenso:  die  allgewalt  der  Sympathie.  Aurora  und 
Cephalus  (10,78  Göschen)  u.a.: 

zierlich  wendet  die  schöne  sich  nun,  und  der  blühende 
Jüngling  auch,    wie   er  springt!    wie  er  leicht  und   behend 

sich  dreht, 
stampfend,  feuer  im  blick!   und  er  wirft  ihr  die  rose  zu. 
anmut  aber  verläszt  den  begehrenden  nie,  sie  zähmt 
seia  wollüstiges  äuge  mit  reizender  allgewalt. 

Platbn  tocrke  2,  212  (bilder  Neaiiel"); 

wo  du  dein  ganzes  wesen 

vergabst  mit  allgewalt, 

kannst  du's  zurück  nicht  lösen 

in  früherer  gestalt.     Roqcettb  gedickte  (1859)  94; 

es  schleicht  so  sacht  in  das  ohr  der  braut, 

ihr  ist  als  ob  aus  der  tiefe, 

als  ob  aus  der  tiefe  mit  allgewalt 

der  liebste  buhle  sie  riefe.       Geibbl  juniuslieder  307. 

4))  die  den  adjectiven  voll,  ganz,  all  xu  gründe  liegeruJe  Vor- 
stellung wird  bei  der  rechtlichen  Verwendung  des  Substantivs  durch 
andere  bildungen  noch  deutlicher  xum  ausdruck  gebracht,  so  durch 
die  participialbildung  unumschränkt  u.  a. 

a))  nur  zweifeln  sie  keinen  augenblick  an  der  unum- 
schränktesten gewalt,  die  sie  über  mich  haben.  Lesslng 
{Emilia  Galotti  3,5)  2,417;  der  charakter  eines  Sultans  ist 
noch  mehr  verunstaltet;  da  ist  auch  nicht  ein  schatten  von 
der  unumschränkten  gewalt,  vor  der  sich  alles  schmiegen 
musz.  {Hamburgische  dramaturgie  \.,Zi)  9,  32S;  um  dem  dämon 
in  mir  eine  unbeschränkte  gewalt  über  den  menschen,  an 
welchen  er  noch  gebunden  war,  zu  verschaffen.  Wieland 
{Peregrinus  Proteus  2)  28,  154;  indessen  herrschet  an  seinem 
plaz,  und  mit  seiner  ganzen  unumschränkten  gewalt,  der 
freiherr  Angelo,  ein  mann  dessen  blut  schneewasser  ist. 
Shakespeare  2,172  {masz  für  masi  1,8;  mit  voller  macht  bei 
BoDBNSTEDT  1,5);  noch  geschlossenem  frieden  trat  er  {Tilly) 
in  die  dienste  Maximilians  von  Bayern,  der  ihn  zum  ober- 
feldherrn  mit  unumschränkter  gewalt  ernannte.  Schiller 
{dreiszigjähriger  krieg)  8,  161;  die  bedächtigem  jedoch  waren 
weit  entfernt,  der  königin  unumschränkte  gewalt  verschaffen 
zu  wollen.  Platen  {gesch.  d.  kOnigreichs  Neapel  1,  7)  werke 
5,  68;  eine  unumschränkte  gewalt,  absolute,  unlimited,  arbitrary 
power.  Hilpert  1,462';  ungemessene;  freie;  gemessene  gewalt, 
pouvoir  absolu,  independant,  limilä.  Rondeaü-Büxtobff  (1746)  253. 

b))  vor  allem  wollte  er  {der  könig)  keine  herstellung  der 
alten  gemrinsamen  landstände  für  Schleswig-Holstein,  da  er 
von   einer  solchen   körperschaft   nicht  blosz  starken  wider- 


GEWALT  III  2  (grosze  gewall)         5036 

stand  gegen  seine  absolute  gewalt,  sondern  vielleicht  ein 
stieben  nach  gänzlicher  trennung  von  Dänemark  besorgte. 
Sybbl  begründung  3,  10. 

ß)  grosz,  hoch  und  verwandte  adjectiva. 

1))  grosz  bleibt  auf  die  function  der  Steigerung  der  bedeutungs^ 
energie  beschränkt,  in  dieser  aber  ist  ihr  die  Verbindung  mit  dem 
Substantiv  in  allen  dessen  bedeutungen  möglich. 

o))  gross  narrheit  ist  bei  grossem  gwalt. 

S,  Brant  narrenschiff  76; 

solche  grosse  gnade  und  gewalt,  weie  im  {dem  Telzel)  zu 
Ilom  auffgelrngen.  Mathesius  Luther  33; 

die  grossn  gwalt  habn  in  dem  reich, 

als  fürsten,  herren  und  der  gleich  .  .  , 

sie  wöllens  wol  nicht  geren  han, 

das  man  vil  sagen  thu  davon.    Chrtsbus  hofleufel  B2'; 

tragedi  . . .  von  erbauung  der  Stadt  Born  und  wie  sich  ihr 
grosser  gewalt  angefangen  hat.  J.  Ayrer  17;  grosser  gewalt 
kan  nicht  werden  alt.  Henisch  1592,  vgl.  auch  Tobler  Appen- 
zell. Sprachschatz  247; 

ich  lasz  mich  schier  gewinnen, 

weil  ich  mich  kann  besinnen, 

dasz  ander  fürsten  all, 

ja  selbs  ihr  heiligkeite, 

zu  groszen  gwalt  nicht  leiden, 

hallen  gern  die  wagscbal. 

Opel  und  Cohn  lieder  anf  den  dreistüjjdhrigen 
kriei]  296; 
indem  der  junge  afT  herkam, 
sehr  grosze  ding  sich  unternahm, 
setzt  auf  sein  köpf  ein  fremde  krön 
thät  sich  groszes  gwalts  untersten.    94,58; 

Numidien  wird  dich  mit  mehrern  lorbern  krönen, 
wird  mehr  aliäie  dir  baun,  als  den  zwei  Philenen      / 
Carthago  widmete,  die  in  Cyrener  sand 
sich  lebend  Hessen  scharr'n:  wormit  ihr  Vaterland 
auf  ihrer  edlen  grufft  ein  ewig's  gräntzmal  hette 
vergrösserier  gewalt.       Lohbnstbin  So;j/jü«is6e  1,421; 

die  grösste  gewalt  haben,  summo  imperio  esse.  Aler  933*;  in 
grosser  gewalt  sein,  m  magna  potentia  esse,   ebenda. 

b))  wan  ein  grosser  gwalt  kumbt  von  wassers  wegen,  österr. 
wfistA.  5,  22,  vgl.  o6<nsp.  4968;  grössere  gewalt,  grösste  gewalt 
ebenda;  ehe  dann  ir  stercke  zft  grösserm  gewalt  sich  er- 
streckte, sollen  sie  anfahen  zusireitten,  der  Zuversicht,  es 
wurde  inen  niemand!  widerstehn.  Henio  übers,  des  Josephus 
(1553)  41*;  so  aber  mancheriai  gattung  der  klaidern  seind, 
nämlich  derer  gar  kain  masz  ist,  dann  ainer  des,  der  ander 
ain  anders,  ietzundt  Tonn  tag  zu  tag  erfindet,  gebrauchen 
sichs  ancb,  und  ist  so  ain  grosser  gewalt,  des  uberigen 
prachts  drein  krochen...  Alpinus  Polydorus  Vergilius  (1544) 
65';  unter  dem  fürchterlichen  kämpf  zwischen  dem  Über- 
schwang des  gefühls,  das  mich  zu  ihren  füszen  werfen 
wollte,  und  der  ehrfurcht  und  schaarn,  die  mich  mit  gleich 
groszer  gewalt  zurück  zogen.  Wielano  {Peregrinus  Proteus  2) 
28,  180. 

c))  lag  der  konig  ...  zu  vehle  mit  grosser  gewalt.  Limburger 
Chronik  81  u.  o.  tgl.  oben  sp.  4941.  4973;  satan  sthet  mit  grossem 
gewalt  in  via,  si  debemus  intrare,  muss  wir  gewalt  thun.  Lltber 
(predigten  1526)20,458  Weim.;  so  ist  doch  diss  absondern  {der 
frauen,  kinder  und  greise  aus  einer  belagerten  stadt)  nirgend  für 
zu  schetzen  gegen  dem,  wenn  die  auff  den  wehren,  den 
feinden,  welche  mit  zu  viel  grosser  gewalt  und  macht  hinein 
dringen,  den  rücken  kehren,  und  die  statt  wird  eingenommen 
und  erobert.  Kirchhof  wendnnmuth  (3,32)  2,301  österley; 

wa  ietz  ein  man  verdorben  ist, 

dem  an  üb  und  gi°it  gebrisi, 

so  frönt  man  bald  den  armen  man, 

das  er  nit  bezalen  kan  .  . . 

dann  kompt  der  fröner  ein  grosse  zai, 

und  utr  ein  11  so  wendt  si  all 

bezalet  sin  mit  grossem  gwalt; 

da  mit  der  wagen  niderl'ait, 

das  er  nimmer  ufT  kan  ston. 

hett  man  im  der  zit  gelon, 

so  wer  er  bi  sin  eren  bliben 

und  hett  sich  usz  der  schuld  geriben. 

Th.  Ml'rnbr  narren  beschwörung  145  (43,41) 
neudruck; 
jo,  wo  du  uns  nit  folgest  baldt, 
so  würstdu  spüren  grossen  gwalt: 
wir  wollen  loulfen  an  das  thor 
und  sagen  do  all  ofTenbor, 
wie  das  ein  jüngling  gwasen  si, 
hab  mit  dir  triben  vil  bübri. 

SixT  BiBK  Susanna,  bei  Bächtoldt  schwm. 
schausr.  2,  25; 


5037     GEWALT  III  2  (hohe,  höhere,  höchste) 

■eb,  wU  Ui  aller  m«a«oh«n  Ubco, 
nOhtellg  mit  «leiid  umb|rb«n, 
von  inuiier  l«ib  an  tiiytl  iioii  noib, 
biw  (lati  der  iiloroaiiil  icboDaad  loü 
durch  ««inen  griiniii  und  groii  |fwalt, 
uniehlbur  wcl.»«  inannlchralt, 
duioh  uiirall  niehrol  Ihr  bnchwaril, 
und  ila  Im  giab  ludackl  mll  trd, 
dl«  Ulnar  allar  muilar  lil! 

KiauHUor  irt.iiluiimuth  {i,it>)  1,M  Otlarltf. 

]))  hoch  ift  im  poitliv  itlUntr  btUgt,  tt  hUthl  hur  wit  (truit 
auf  ilu  ongabf  des  graäes  bttchrinkl,  im  dem  dal  iubüanlt9  für 
dtn  tutammtnhang  in  ampruch  genomvttn  vird;  mtUt  gtht  tt 
dabti  äit  form  dtr  eompoiitton  nn.  vieUnligtr  dagtf*ii  nnd 
du  vtrwtnduugen  dit  comfaralivs  und  $uperlülif$,  du  weniijrr 
dtr  gradtleigtrung  alt  dtr  btdtuluiigivtreiigtrung  ditntn. 

a)}  ^uU,  der  du  dein  vulck  aus  Egypieolaiid  gefUret  basi, 
mit  starcker  band,  mit  gruster  macht,  und  bober  gawall. 
LuTHKB  Baruch  3,  11;  do  kam  Cirua  der  kooig  und  erachlug 
in«  zu  doit  und  eina  huren  «one  wart  sein  krön  und  »ein 
reich,  merck,  der  bochgewalt  kam  uff  den  oiderolen  atainme. 
M.  V.  Kemnat  chromk  Fritdrichi  l.  M;  mit  der  bochgewalt  des 
hungert.  PaaTALoxzi  (1819)3,160; 

bler  lelitri  frlacb  uud  webllch  drloganda  bocbgawalt 
erwunichlen  dientt.        GöTita  (l'auiiura  I)  40.  4ib. 
Kil.  »hfü  4,1.  </'.  I«2I. 

h))  den  höheren  gcwelten.  Augtbvrgtr  bibtl  von  1481  Rbmtr 
13,1  (dem  obersten  geweilen,  codtx  Tipl.,  der  oberkeil. 
LuTiia)  I.  0.  .- 

eitllch  dem  gwalt  ouch  wOnichen  noch 
und  wie  nie  atlgen  ulT  «att  boeli 
und  biracliieii  nli  dai  linher  gwalt 
dai>i  hoher  wider  abhcr  fall. 

SiatsTiAK  lla*;iT  utirmitchiff  W,K>  Zitmclu: 

der  fahrende  «cbüler,  wolle  sie  hierauf  durch  beschwerung 
zwingen,  uns  beides,  den  verborgnen  schätz,  und  auch  den 
weg  dahin  zu  zeipen,  aber  sie  antwortet,  sie  wiirde  durch 
einen  hohern  gewali  genüthigt,  dem  glQck  zu  folgen,  welches 
allbereit  jetzt  beschlossen,  und  sich  eilichst  auf  den  weg 
gemacht  hätte,  einen  andern  zu  bereichern.  Simplie.  (1713) 
3,300;  einer  höheren  gewalt  inusz  man  nachgeben  ..  genug, 
dasz  noch  mittel  übrig  sind,  dieser  höhern  gewalt  auszu- 
weichen.  tUBRNBH   (1777)3,143; 

zu  »pit!  sie  decken  deinen  frevel  nicbl. 
aU  Werkzeug  einer  höheren  gewalt 
aleb  Ich  vor  dir. 

UaiLLPtaika  (ilie  Arijonnutrn  4)  5*,12S. 

rt<  die  gesehlossent  Verbindung  höhere  gewalt  in  di*  htd*utungt- 
gemnnuhaft  mtl  gottes  gewalt  rtniri«,  ist  lehon  obtn  sp.  500ä. 
buoe  dargtUgt  worden,  doch  ist  mit  dttstr  entwicklutig  dit  v«r- 
mtndung  dtr  worlvtrbindung  auch  htul*  noch  nicht  erschöpft, 
vgl.  «elbsl  im  unmutli  und  zürn  stand  die  gebttrde  des  niuones 
l((i'ii«i5«iiüuj)  unter  höherer  gewalt,  und  die  spräche  behielt 
Tden  klang  der  helden.  E.  M.  Arndt  Schriften  an  mein«  Utben 
\Beutsehen  3,  339  (1843),  vgl.  auch  sp.  4994. 

cj)  dtr  suptrlativ  wird  heute  fast  nur  noch  neben  dtr  ttaatt- 
Pr«rA</ieA(n  prdgung  des  substanttvs  Qtbraucht,  die  er  in  bestimmter 
\tHue  eingrtntt;  dit  belege  für  allgemeinen  grad steigernden  ge- 
ftrauch  sind  selten  und  altern  urtprungs. 

a))  das  iclis  bei^z  berieffen,  ich  vater,  dann  der  höchst 
rgewuli  der  huchzit  ist  im  vater  der  tochter.  Tereni  (l499) 
lj<miri*i»ny  des  Übersetzers  29';  ich  liitt  dich  durch  der  gött 
|uod  unser  früntscIiaOl  Chreme  die  an  gefangen  hat  von  kint- 
;heit  mit  dem  aller  ouch  zä  gelegt,  und  durch  din  einige 
[tochter  und  min  aun,  welches  der  höchst  genalt  dir  zQ  be- 
i  kalten  geben  würt,  dz  du  mir  mithelffest  in  der  sacb.  24* 
^(c«)iM  Itbi  poltstas  summa  servandi  dalur,  Andrui  3);  die  höchste 
gewalt  ist  die,  nichts  zu  entbehren.  Las^iNe  (fo»  dtn  trauer- 
[apMkn  dtt  Seneea)  «,  2ii8. 

^11  welchen  höchsten  gewalt  sie  fürter  auff  alle  babst 
auch  zö  ziehen  und  sie  derlialh  über  alle  andere  geweit  tlk 
erheben  vermeinen.  Schwa«tzense«c  beschmenng  i4';  und  bat 
Ciceru  damals  den  höchsten  gewalt  ...  erlangt,  teutseh  Cutr» 
{Augsburg  I63S)6':  imptrtum  summum,  bögeste  gewalt.  CaiTsios 
160;  als  dieser  junge  herr  zu  Weiblingen,  anno  1121  gebuien, 
hat  seiner  mutier  ein  alter  ins  binimelslauff  erfahrner  müack 
aus  seiner  nativitet  prognosticiret,  er  würde  den  höchsten 
gewalt  in  der  Christenheit  erlangen.  Hossmar:«  von  ktutrltchtr 
vakl  und  krdnung  (1612)242;  unser  statwSsen  wjre  nimmer- 
mehr so  triiflich  gewachssen,  wo  nicht  unsere  fohr-fahren, 
durch  den  hohcli-muht  genlhret,  ihre  ehre  beobachtet,  und 
nahch  der  hoiichsten  gewalt  gesträbet  bitten.  ZiskH  air.  Rasam, 


GEWALT  III  2  (obere,  obmte)         5038 

17t  n*u4nuk;  ditse  aualeiuoi,  gUabt  ich,  kal  ikrt  KbM- 
b«itea,  welche  sieb  btaoodera  in  den  letzleo  zeilea  so»- 
nehmen,  wo  der  dichter  *oa  der  eroiedrigung  der  atolzeo, 
uod  «OD  der  übtitnifiiag  d«r  bAciuuo  gtwali  red««,  di«  tr 
uolir  dem  bildt  dM  «ipfel»  will  ««nUsdM  «iM«>a.  LMamc 
{rtUungtu  dtt  //erat)  6,  le«.  tgL  Htrat  l,M:  «r  (infwfw)  war 
•Is  das  überhaupt  des  Staat«*,  al»  dar  atM,  \m  ■■lill—  dM 
vertrauen  der  Komer.  die  politik  seiner  aiialalar,  aad  daa 
glück  des  CAsariacbcn  hausea  alle  t«eige  der  k»cb«lao  g*- 
walt  vereinigt  halten,  der  unuuuchrlnkir  monarcb  Uuuaa 
[thrtnreUung  dtr  . .  Jutta)  24,  >M ;  io  Üreadro  gebt  es  ObriiMe 
ao  »lill  und  civilisirt  her,  dasz,  wenn  nun  ee  nicbl  aaa  im 
Zeitungen  wüazie,  man  kaum  glauben  worda,  daas  kiar  tar 
fünfzehn  monaien  eine  grutze  religiöse  aufrafMf  kaotaadaa 
habe,  vor  zwölf  munden  aber  die  bucbfia  fawall  «ad  dta 
verfaeoung  im  stürmischen  drang  gaindart  «erde«  sei.  leaia- 
■ARN  {rtisejournal  2, H  10, Hl;  die  böcbsU,  dl«  wbarala  fewalt, 
tht  luprtmt  or  sovtrngn  power.   HiLraar  l,  4M*. 

S))  dtm  comparattt  und  luperlaltw  9om  hoek  «aUfmhm  4m 
formtn  ober  und  oberst,  du  tuk  «ea  tkrtt  nädutUtfimif 
funclion  wtntger  Ittchl  abdrdngtn  Uium. 

a))  ober  itt  fatl  nur  i«  der  ccmpotttton  htUft,  4atk  tfL 
legeten  aie  groti  gebet  an  den  obero  gewall  Paoii  IM* 
(i.  ol>tn  ly.  4969):  avcA  bti  Al»r  931*  wvd  twar  obere  gewall, 
pTtncipatut  aufgeführt,  darauf  folgt  aber  sofort:  einem  die  ober- 
gewall  geben,  die  obei gewalt  haben,  und  tkant»  aeifr«  aUt 
übrigen  der  tahlreuktn  beispitle  die  form  der  etmfmiHmt,  kur 
tUhen  du  formen  ubergewa  t  und  ttbergewalt  ns  «ntmrrtms,  der 
«IM  »nltrtehud  in  der  Verwendung  paraUtl  läuft,  nuofern  d«i 
trtltrt  an  du  tlaalsrechtluht  bedtutung  von  pcUtUs,  dt  swnU 
an  du  aüt^emtintrt  bedeutung  *u  anknupß. 

a))  Obergewalt,  tumma  pctetLtt,  prtneiptjlut,  itttatura,  Riaiej« 
5*>r  M.  a.;  krafft  aeiner  ihm  über  Preussea  sakoBlModaa 
Obergewalt.  Bisseb  ttaaluchnflen  (t73i|  4M.  ffL  (eka  tktü 
7,  108)  dit  btisfiitlt  aut  Klopstocb,  Kaut,  LATaraa,  Göiaa, 
SciiiUEa,  Heine,  J.  Gaiaa;  so  schied  Napoleon  ana  Frank- 
reich, ohne  dasz  sein  groszer  stürz  ihm  tbeilnakme  erre«! 
bfttle;  die  gemütber  ballen  sich  ihm  langst  abgewandt,  seine 
Obergewalt  war  verhaszt.  VAaRHAcaii  dtnkwüriigktiUn  6,876 
(dit  r&ekkehr  der  Bourbvns). 

ß))  ntbtn  diestr  engeren  ttaattreekllkhtn  ttrwtniumf  ui  du 
al^emtinert  bei  Obergewalt  trtt  jüngeren  urtfrungt:  and  hier 
liesz  er  {Granulla)  die  eratlinge  seiner  beredsamkeit  boren, 
die  ihm  in  der  folge  eine  so  grone  Obergewalt  ttbar  zwei 
könige  gab.  Scbillsr  (abfatl  dtr  Nudtrlandt  2)  7,  loa;  ibre 
Obergewalt  Ober  das  lesepublicum.  Ficura  matk§iUn.  »«Htt 
3,340;    IM   Obergewalt  für  Oberbefehl  bti  Voaa  «.  Aal  1,  lOtl. 

y))  diese  aUgemtinert  Verwendung  ut  ursfrtm^uk  im  mm- 
eurreniform  ttbergewalt  etgen:  uhergewalt,  aisIraJM  HlSMCB 
\i9l;  über  gewalt  wirdt  nicht  alt,  niiUiiM  vM^ra/aas  ftrfHwmm. 
ebenda;  man  wird  die  kräftigen  contraste  zwischen  tücblifaa 
freisinn  in  der  wildnisz  und  einer,  zwar  geordneten,  afcar 
doch  immer  unzulänglichen  barbarischen  ubergawait  b*> 
wundern.  Götri  (toUupotsu)  46, 2M;  das  frantOaiaclM  a«f- 
lodern  liesz  sieb  nicbl  von  ihnen  [dtn  Wtmvtmirm)  arvartaa, 
am  wenigsteu  zu  einer  zeit,  wu  die  fraiaOaiacka  tkofgawalt 
so  allseitig  drohte,  {lag-  und  )akrtiktß$  lbM|tl,ini  kam- 
huter,  quüker,  am  meisten  joden  kakrtM|aa  dit  IkMflmll 
der  erziehung  über  umgebende  — il<«ckartiia  Mitaa  m4 
Völker.  Jear  Paoi.  Ltwana  i'  s.  2*. 

*))  dtr  tuptilaln  iü  auf  aUnkmIm  ferbsadM«»  besabrtalf; 
oberater  gwalt  z3  Rom.  Faisios  1326*  •.  a.,  ffl.  ijp.  mtf. 
J.  Huaz  aei  nitt  wider  die  mun«r«bia«,  daa  lal  «idar  dta 
obersten  gewalt  dea  bapsU,  wia  kk.  Cocsiiva  <«a 
fespritk  10  ntudrutk; 

wann  dann  dberrea  wtfda«  —  blladi 
»o  «Ordi  daaa  berr  «»4 


druaib  lau  aet,  daa  der  afctttl  fvail 
■It  aller  rrwabkrlt  r«cbl  aaban. 
ibAt  flUaif  alle  laater  »ekr««  . . . 


die  selben  consuln  »olteo  den  Oberetaa  gevrait  ia  Ra«  irafa«. 
Iiviiu  iStrusaar«  li«2l  33*;  der  barr  «ob  ■***  bat  aaiM 
arbeil  in  vier  akikatlaafaa  faaondert.  and  kaaddt  m  der 
einleilung  «on  der  akartlca  fanait-  L»s»irc  (f  ismitr  atüwf 
1761)  4, 371 :  die  ebarala  fawak  dar  kircka  aar  falkeflci;  c«ai 
zugleich,  and  aii  aMÜlfn  nianiMtiMtn,  koirKkaads 
plip«la  sicbertto  ik«  «ar  der  tfrasMi  de«  aiac«  «»d  daa 
ander«.    Ltaais«  (f<rt«f«nM  faraMMii)  II,  W;  vaaa   dar 


5039     GEWALT  III  2  (ordentliche,  unrechte) 

offenbare  mis2l)rauch  der  obersten  gewalt,  eure  alte  gesin- 
nungen  wieder  erweckt,  ...  so  steht  mir  wider  dieses  un- 
geheuer bei.  (auszug  aus  dem  trauerspiele  Virginia)  6, 118;  saget 
mir,  meine  töcliter,  (da  wir  uns  nun  der  obersten  gewalt, 
der  landesherrBchaft  und  der  sorge  des  Staats  zu  begehen 
willens  sind,)  von  welcher  unter  euch  sollen  wir  sagen,  dasz 
sie  uns  am  meisten  liebe?  Wieland  Shakespeare  l,  133  {hönifi 
Lear  1, 2) ;  ja  sogar  werden  versuche  gemaciit  die  oberste 
gewalt  einem  oder  mehreren  fremden  anzutragen.  Göthe  (on- 
hang  zur  lebensbesclneibung  des  Benvenuto  Cellini  X.);  denn 
sobald  es  in  einem  Staate  keine  anerkannte  obersle  gewalt 
mehr  giebt,  sobald  sich  die  mitglieder  desselben  befugt 
glauben,  zum  natürlichen  rechte  zurückzukehren  ...  kann 
sofort  nur  der  wille  jedes  einzelnen,  sein  einziges  und 
höchstes  gesetz  sein.  Gentz  Ursprung  und  Charakter  des  krieges 
gegen  die  franz.  rcvolution  30;  die  höchste,  die  oberste  gewalt, 
Ihe  supreme  or  sovereign  power.  Hilpert  1,462'. 

c)  Gdjectiva,  die  einen  im  bedeutungsgehalte  des  Substantivs 
ruhenden  zug  unter  dem  druck  gesteigerter  empfindtmg  hervorheben. 

a)  die  oben  sp.  4943.  4980.  4982  angeführten  adjectiva,  die  den 
bedeutungsübergang  von  gewalt  zu  unrecht,  Verfehlung  begkiten, 
führen  ungezwungen  zu  der  gruppe  der  adjectivverbindungen  über, 
die  die  hervorhebung  eines  einzelnen  zuges  mehr  oder  weniger 
mit  der  function  des  slimmungserregers  verbinden,  ihren  aus- 
gangspunkt  nehmen  diese  adjectiva  bei  der  kennzeichnenden  func- 
tion des  adjectivs :  unordentliche,  ungesetzliche,  ungerechte 
gewalt  grenzt  sich  gegen  ordentliche,  gesetzliche,  gerechte  ge- 
walt mit  bestimmten  bedeutungsmerkmolen  ab.  je  mehr  diese 
merkmale  durch  den  bedeutungsübergang  von  gewalt  zu  violentia, 
injuria  an  den  begriff  des  alleinstehenden  Substantivs  geheftet  er- 
scheinen, um  so  überflüssiger  wird  das  Substantiv  für  die  bcgriffs- 
bestimmung,  um  so  freier  entfaltet  sich  an  ihm  die  nebenwirkung 
eines  ausdrucksmillels  der  empßndung. 

1))  denn  da  er  den  teuffei  so  weit  zu  gevattern  gebeten 
hatte,  das  der  pofel  on  ordenliche  gewalt,  die  bildcr  sollt 
stürmen,  als  durch  gottes  gepot  geheissen,  da  muste  er  fort. 
Luther  wider  die  himmlischen  propheten  (iSSr.)  E2';  als  nun 
der  thüringische  auffrhur,  auff  doctor  Martinus  schreiben,  mit 
ordenlicher  gewalt  gedempffet,  .  . .  bleibet  doctor  bei  gottes 
wort.  Matiiesius  Luther  102; 

lasz  diesen,  in  gefüllten  Städten,  sein  arbeitselges  werk  voll- 
bringen, 
und  bei  gesetzlicher  gewalt,   und,   bei  erlaubter  schuld,  ver- 
dringen 
die  anmuht  der  geselligkeit. 

Brockss  Thomsons  jnliresteiten :  der  herbst,  vers  1183. 

vgl.  rechtliche,  rechtmässige  ^  rechtsgiltige  gewniten  sp.  4992: 
sie  (die  churfürsiiit)  ist  in  unserm  gautzen  lande, 
die  klügste  frau,  das  schönste  weib. 
wer  wolle  sie  nicht  herrschen  lassen? 
sie  herrscht  mit  billiger  gewalt; 
sie  übertrilU  die  uutersassen, 

an  hoheit,  tugend  und  gesialt.  Besssr  gt^if.  (1732)  725; 
denn  durch  dienen  allein  gelangt  sie  endlich  zum  herrschen, 
zu  der  verdienten  gewalt,  die  doch  ihr  im  hause  gehört. 

GöTUB  (Herni.  u.  Dor.)  40,311. 

2))  o))  da  wolt  er  auch  ie  wissen,  wo  so  ein  grosses 
Wasser...  entsprang,  wolt  auch  land  und  leut  in  teutschen 
landen  sehen,  si  underweisen  was  zu  der  narung  dient,  anch 
unrechten  gewalt  abtuen.  Aventin  {bairische  chronik)  4,120; 
80  nun  ein  oberkeit  als  ein  oberkeit  dem  keiser  widerstehen 
u.  sich  u.  ihre  unterthane  schützen  mag  für  unrechter  ge- 
walt, darüber  mögen  sie  richten,  ich  lasse  sie  es  walten  und 
verantworten  auff  ihre  gewissen.  Luther  {an  Wencel  Link 
1530)  briefe  6,  128  de  Wette; 

und  das  in  pescbedigen  thüet 
rauberei  und  unrehter  gwalt, 
oder  gleich  in  ander  gestalt 
dieberei,  petrueg  und  arg  list. 

Hans  Sachs  {der  geiiiqe  wotl)  fabeln  und  sdiwänke 
2,157  Götze; 
unrechter  gewalt  mit  pueben-stüecken 
sol  man  zeitlichen  unterdrüecken, 
das  kein  tiranei  daraus  wachs. 

(die  kewsch  ermört  Virijineu)  22,296; 

darzu  so  halt  in  dem  gemeinen  mann,  ausz  den  vorgehenden 
miszhandlungen,  der  unwill  gewurtzelt,  .  . .  und  waren  fro, 
das  jeniandt  seinem  unrechten  gewalt  understünd  zöwider- 
streben.  Livius  (Slraszburg  1562)  21* ;  wür  aber,  (das)  das  recht 
durch  derselben  gedingstat  gericbtsleut  nicht  beschirmbt  mecht 
werden  von  Übersetzung  wegen  ainer  freuntschaft  oder  un- 
rechtes  gewalts,   so    mag   ain    richter   woi   von  den  andern 


GEWALT  III  2  (falsche,  unbillige)       5040 

zwaien  gedingsteten  gericbtsleut  umb  hilf  und  schirmb,  das 
recht  zu  vollenden,  anruefen  und  ermanen.  landsprach  von 
Nauders  {handschrift  vom  17.  jahrh.),  öslerr.  weisth.  3,  319 ;  einen 
solichen  unrechtlichen  gewalt  hab  ich  klagt  den  stenden 
detz  römschen  reichsz.  Hartmut  v.Cronberg  152;  die  unrecht- 
mäszige  gewalt,  deren  sich  die  Guisen  nach  dem  tode  Hein- 
richs IL  anmaszten,  verursachte  die  bekannte  Verschwörung 
von  Amboise.  denkwürdigkeiten  aus  dem  leben  des  marschaüs 
Vieilleville,  vgl.  die  ausgäbe  von  Schillers  werken  (1S30)  s.  1135'; 
diese  wölke  schwarzen  Schicksals,  die  über  dem  sonnigen 
lebensbilde  hing,  barg  den  blitz  einer  unbesonnenen,  un- 
geheuern  that,  wie  sie,  erzeugt  durch  den  druck  ungerechter 
gewalt,  ungeahnt  und  plötzlich  einmal  entsteht  und  den  thäter 
mit  dem  Iiedrücker  vernichtet.  G.  Keiler  Züricher  novellen  88. 
b))  falsch  babstischer  gewalt.  Waldis  B*b; 

du  falscher  gwallt  nun  torcht  doch  gott 

worumb  verachtest  sine  bott? 

zöm  gwalt  hat  dich  gott  uszerkoren 

so  stäcktst  du  in  sünd  bisz  über  die  orcn. 

Val.  Boltz  der  well  Spiegel  N2* 
(Jusiilia  zum  tandvogi); 
nfin  sprich  ich  das  on  allen  wan, 
hete  Hanns  Waldman  das  ouch  getan, 
bim  leben  wer  er  beliben; 
er  hat  gefün  ein  falschen  gewalt, 
das  hat  man  im  vertriben. 

lied  auf  Hans  Waldmann  (Liliencron  volltsl.  2,273); 

dahero  sein  weib,  um  so  viel  destoweniger  befugt,  sich  von 
ihme  freien  angeroasten  gewalts,  abzusondern.  Abele  künslliche 
Unordnung  1,254;  aber  auf  eine  solche  art  zu  kommen,  und 
sein  recht  durch  unerlaubte  gewalt  zu  suchen,  das  geht  nicht 
an.  Wieland  Shakespeare  5,  72  {Richard  IL  2, 10). 

c))  uns  und  die  unsern  durch  göttliche  gnädige  hülff  und 
Verleihung  vor  deinem  unbilligen  gewalt,  auch  uncbristlicbem 
und  unfürstlichem  thatlichem  vornemmen  zu  schützen  und 
zu  reiten.  Kirciihoff  militaris  disciplina  89;  violentus,  voll  un- 
billicbs  gwalts,  ungestüm,  grimm.  Frisius  1385';  zu  derselbigen 
zeit,  haben  herlzog  Bernhard  und  hertzog  Heinrich  zu  Lüne- 
burg gebrüder,  mit  hertzog  Erichen  von  Sachsen  ...  ein  ver- 
bündnis  gemacht,  das  sie  wider  alle  unbillige  gewalt,  so  inen 
von  Iren  feinden  umbher  begegnen  möchte,  einander  trewlich 
beistehen  und  vertedigen  wolten.  Bünting  Braunschw.  chronik 
(1584)2,26';  ob  schon  meiner  feinden  unzimlicher  gewalt,  von 
etwo  vil  Jahren  her  in  einen  grossen  miszbrauch  ist  kommen, 
das  lasset  mir  doch  nit  an  meinem  leben  schaden.  Hütten 
(klagschrift  an  alle  stände)  1,413  Böcking;  übler  gewalt  wirt 
nit  alt.  Sprichwörter  (1570)  375';  ebenso  Henisch  1592,  vgl.  Horr- 
MANN  spenden  1, 151; 

ich  herrschen, 
die  einer  schimpflichen  gewalt  erliegt, 
die  stirbt!  Scuii.lkr  (Phädra  3,1)  15,1,48. 

ß)  adjectiva,  die  das  aus  der  bedeutung  von  violentia  er- 
wachsende moment  der  überlgenheit,  des  zwangs,  der  leidenschafl- 
lichkcit  nachdrücklich  hervorheben. 

0)  da  dieser  menscii  elend 

rief  unt  schrai,  gott'  erhört'  in  bald, 

Qnt  half  im  me^chtiger  gewalt 

aus  al-  seinem  elend.    Melissus  psalmeu  123  neudrnck; 

wir  wollen  eine  starke,  kräftige  gewall  an  der  spitze  schaffen, 
und  doch  wird  uns  vorgeschlagen,  wir  sollen  nicht  blosz 
die  Wirksamkeit  der  gcwalten  für  einzelne  fälle  beschränken. 
6er.  d.  Frankfurter  nationalversammlung  (7)  4989",  vgl.  stärkere 
gewallen  sp.  4993.     dazu  vgl.  die  entgegengesetzten  attribute: 

weil  sie  sich  selb  für  mechtig  acht, 
gots  werck  daneben  nicht  betiacbt, 
ausz  trutz  vermiszt  sich  alzuvil, 
vorgiszt  des  worts:  ia,  ob  got  wil, 
so  ist  ir  sterck  und  macht  hinwegk, 
und  leit  die  kralTtlosz  gwalt  Im  dreck. 

ßuRKARD  Waldis  slreilgeUichlü  31  neudruck; 

dicner,  die  vom  putze  strotzten,  liefen  an  den  tafeln  hin 
und  her,  und  wurden  bald,  von  einem  fliegenden  sonnenblitze, 
der  von  auszen  herein  kam,  begossen,  bald  von  den  lichtem, 
die  im  innern  in  noch  schwacher  gewalt  brannten,  sanft 
bestrahlt.   Stifter  {Procopus)  erzähl.  31. 

2))  unwiderstehliche  gewalt  rgl.  oben  sp.  4970;  einer  von 
den  himmeisbewohnern  hatte  ihn  am  kragen  gepackt  und 
schob  ihn  mit  unwiderstehlicher  gewalt  hinaus.  Grimm  {meister 
Pfriem)  kinder-  und  hausmärchen  2,  418;  eine  strafbare  hand- 
lung  ist  nicht  vorhanden,  wenn  der  thäter  durch  unwider- 
stehliche gewalt  oder  durch  eine  drohung  ...  zu  der  hand- 
lung  genöthigt   worden   ist.   Strafgesetzbuch  f.  d.  norddeutschen 


.0041      GEWALT  III  2  (zwingende,  slürinische) 

bund  (1870)  i  t>7,  bundefgfifttblatl  ton  1170  f.  307:  trftel  nur  ber 
und  lieinitliet  eucli  Oin  meine  bulJe,  betrachtet  den  uner- 
ficliii|iniclicn  gewalt  meinet  reiebluhm«  und  erAarlet  von 
mir  iure  vermeinte  und  erwOnitcbte  aceüüLeit  dei  irdiicben 
leliens.  FiciioTTii.iuf  fntdtnt  tieg  ifi  ntudrutk;  tpl.  uoendllcbe 
gewalt  ip.  &034;  unendliche  gewalten  ip.iVH;  9gl.  unattglicbe 
gewalt  ip.  4d:o. 

3))  Amt  Zauberin  . .  von  deren  Terfabreritehtr  gewalt  da 
dir  nur  erst  jetzt  einigen  begrilT  mactien  kanntt  WiKLtRD 
{Ptregrinut  Proteut  })  S8,  99;  wenn  die  Aleiandar  and  Caiarn  . . 
augrnblici(0  ballen,  wu  eine  uiifieiwiliige  inner«  gewalt  lie 
nitibigte  einem  ricbler  in  ihrem  eigenen  buien  rechen«cbaft 
zu  geben.  28,  t24; 

diu  ileKciiüe  gewalt,  dl«  gab«  reich  lu  aain. 
wai  (Innen  loclii  und  ftbl,  hat  nicbi  dar  mcnicb  allein. 
IltOiDoaN  pofl.  werke  (t77ü)  t,U  lmor»l.  gediehlt); 

9gU  trotzende  gewallen  ip.  4995; 

Au(u«lu«  hat 
daa  angeboi  der  drei  lecionen, 
die  Vnrut  führt,  tum  acliutia  wiilrr  Marbod, 
tum  (IriitRiifnal  mir  lieiile  «vl«derlioli. 
frOnde  von  iwingendrr  crw.ilt  beiilmmen  nieb, 
dio  iruppen  langer  nicht  mehr  abiulehnen. 

il.  V.  KLiikT  (llermanittuklacki  1.10)  t.  Ilt; 
er  war  bestimmt.  In  aelner  caban  fAlle, 
mich  von  der  rtichtkunnt  woikenoahan  glpreln 
hl  dieto.H  leben«  heitre  birnbrntliAler 
mit  tanlt  baiwingender  genalt  herabiuiiehn. 

GaiLLriaiaa  (Sappho  l,S)  ),IOO; 
vgl.  unltn  $p.  604S; 

nun  «ag«  mir,  valer,  war  gab  der  geitalt 
die  elntiga  furchtbar  enttchledne  gewalt? 

UöTiii  {l'nndorn)  40,397; 

er  {der  kronprint)  halte  nichts  dagegen,  constitulionellen 
miniülcrn  die  Verantwortung  und  dnmit  die  entsrheidende 
gewalt  zu  überlassen.  Stskl  begründung  des  deutschen  reichet 

S>42;  bi(  die  tlirftn«,  tchmertgeboren, 

bi'lclii  die  hemmende  gewalt, 
da»i  ich  ewig  nun  verloren 
deine  leuchtende  geiialt. 

IlOQi'KTTi  tiedichte  (I8&9)  8t. 

4))  voll  ungestümes  gewalls,  vio/en(i(S.  Hbniscii  1502,  vgl.  oben 
sp.  49*2;  das  «pricb wort  sagt:  schwinde  gewall,  vergehet  bald. 
Matmb«ius  Sj/rarA  i,Cl*;  vgl.  auch  llEtiiscn  a.a.O.;  die  regierung 
Karls  des  fünften  . .  zuerst  führte  die  willliürlichc  gewitll  in 
das  innerste  heiliglhum  ihrer  Verfassung.  ScRiiLüa  {abfall  der 
Niederlande  I)  7,  49 : 

wie  alles  si&ubt  und  bebt  bei  ankiinITl  einer  heerda: 
so  schwärme  sich  die  lulTt  und  tittert«  die  erde; 
alt  dieser  voicker  trIfTt,  und  deren  hinterhall, 
auf  untre  läger  drang  mit  stürmischor  gewalt. 

Uxtsia  'leiiichlc  34  (1732); 

Leopuld  errang  mit  stürmender  gewalt  und  groszer  aufopfe- 
ning  von  menschen  am  8.  de/einber  den  bedc(kten  weg. 
VaRUBacbn  von  Ensk  {Leopold  von  Anhalt-Dessau)  Hogr.  denkm. 
S,ei;  seine  {Alltlas)  haltung  war  stolz,  die  äugen  spähten 
durchdringend  umber,  er  war  von  verschlagenem  geist,  immer 
ein  vornehmer  berr,  der  niiene  und  wort  sorglich  hütete, 
und  der  das  wilde  huiincnhlui,  wo  es  darauf  ankam,  wohl 
zu  bündigen  wuszte,  wenn  er  aber  der  leidenschafl  nachgab, 
durch  die  wülhende  gewalt  seines  wesena  auch  feste  niSnner 
bellen  machte.  Fhkytac  {bilder  l)  17,140; 

schnall.  unverholTt,  bei  nichtlich  »tiller  welle 
g&hrts  io  dem  lück'schen  feuerschlunde,  ladet 
sich  aus  mit  tobender  gewalt,  und  weg 
treibt  über  alle  pflaniungen  der  menschen 
der  wilde  ström  in  grnusender  lerstöruog. 

ScniLLBR  {Wntlrnitnns  (od  3,  IS)  12,306; 
die  stunde,  cardinal,  wo  eure  lendung 
die  srhmeiterndo  genalt  entbinden  toll, 
ist  nah.         F.  v.  Saar  (//einnW.  IV.  t,2)  6,74; 

in  der  festrede   zum   zehnten    nnvember  1859  schilderte  er, 
wie  Schillers  tiefsinniges  worl  mit  tOnender  gewnit  die  geister 
durchdringt.  Rkknats  scÄn/ten  2,  327  (lur  kenntnis  J.  Grimms); 
tgl.  volltönende  gewalten  sp.  49<)5; 
I  nesthardi.  bürg  du  für  dich  und  deinen  eignen  leib! 

wir  thun,  was  un^er«  amtes  —  fort  mit  ihn! 
melchiltat.      nein,  das  ist  schreiende  gewall  1 

ScHiLLsa  (WUh.  Teil  3.  3)  14.  334: 
vgL  gewall  achreien  sp,  4978;  die  zerstörende  gewalt  der  feuer- 
kugeln  war  zu  grosz,  das  anrückende  unglück  so  entschieden, 
dasz  niemand  glaubte  entgegenwirken  zu  können.  Gütik 
{belagerung  von  Maini)  30,329;  so  oft  also  die  natur  eine 
foderuiig  macht,  und  den  willen  durch  die  blinde  gewall 
des  affekU  nberraschen  will,  kouiint  ea  diesem  au,  ihr  ao 


GKWALT  1112  (gehfime.  beilige)       5U42 

lange  stillstand  tu  gebleleo,  bia  ii»  vtmunfl  gtsprocWa  kaL 

ScmiLia  {Aber  anmutk  und  mürdt)  19, tot;  «f^.  amtk  «tM  ifuMMt 

•i  gibt  «In  etwas  i«  de*  ateoscban  w«»«a. 

da«,  uoabblat  voa  de«  altoer*  «llUa, 

aoslebi  und  aasiAtti  all  blinder  gewalL 

tisiLtrsatSB  lArgamantem  I)  P.Mi 
aucb  mkb,  erbaba«!  «Irsi  da  ntclii  verbesM«, 
die  bclire  settApftriu  der  isusebendea  gesutti 
VOM  leben  bllitl  e«  und  die  färbe«  br««««* 
auf  meinem  tueb  mit  glObeBder  g««alL 

ffcMiLLsa  f'/i"  aeM«a«f  4fr  a«M««)  It.t.il. 

y)  nahe  tertrandl  mit  der  Miifiu  ffuff»  äai  ik  tdimim, 
die  das  unbegreifliche,  grhemitim$äi  ta  mUm  im  mMImtim 
hrrvorheben  : 

I))  als  eine  art  von  geniiia,  d«r . .  «tch  mit  «ioer  «rt  vo« 
magischer  gewalt  meiner  ganzen  «««le  bemfcbligte.  Witt««» 
{Peregrinus  Proleus  i)n,t\0;  zu  meinem  erstaunen  f«nd  irb  d«az 
mir,  al«  laste  ein  «Ip  auf  meiner  brüst,  von  einer  anbekanolen 
gewalt  die  apracbe  benommen  und  ich  unverm>j|cnd  war 
den  grringaten  laut  von  mir  zu  geben.  Gaiaa  {der  §Usn9» 
sarg)  kinder-  und  hautmdrchen  3,366; 

was  lockst  du  mich  wieder  alt  dunkler  («wall, 
aalt  lügen  von  lern  und  liebeslusi? 

LiOTNOLB  (sWkatM*!)  4; 

«yL  teilsame,  nnerkittriicbe  gewalten  ip.  49)4. 
2))  da  wAr'  er  gerne  geflohen: 

aber  ib«  hielt  verborgne  gewalt !   er  stand  vor  dea  riebtar. 
KtorsTOCt  Mrisia»  I«.  411; 

beim  anblicke  Leonhard's  sprang  das  mSdchen  auf,  ala  wen« 
aie  von  irgend  einer  verborgenen  gewalt  emporgeacbnellt 
würde.  nraNARR  Scivio  get.  tthrifitn  4, rr;  wie  von  innerer 
gewalt  gedringt,  streckte  ich  beide  bSnd«  gegen  ihn  «ut. 
Tu.  Stör«  {im  sehloss)  1, 167. 

3))     und  ist  Warnung  vielleicht  die  gebelae  gewalt.  die  alcb 
res>elt?     Ilopstoci  Mettuit  11.366; 

der  instinkt,  der  alle  lebendigen  mit  einer  geheimen  und  nur 
desto  müchtigern  gewalt  an  die  einzige  art  von  dasein,  welche 
sie  aus  unmittelbarer  erfabrung  kennen,  fetselU  Wiblab« 
(P<rffrinu5  Proleus  2)  29,216;  die  Jugend  wird  immer  toll- 
kühner: sie  will  nicht  mehr  erkennen,  wie  wir  ganz  in  der 
geheimen  gewalt  dea  wüsten  meeres  sind,  wenn  wir  uns 
seinen  wellen  mit  so  zerbrechlichen  fahrzengen  preisgeben. 
HsRaiCH  STBrrKNS  Walseth  und  Letth,  3.  buch  (WactaaüacBL 
3',  t3u4);  nnwillkOrlich  als  triebe  ihn  eine  geheim«  gewalt 
schritt  er  wieder  seines  weges  dahin.  AoEeaaca  «ran  le^en 
3,181;  Weniel.  meinst  du,  dasz  er  ihr  verzauberte  triak« 
gereiclit?  Hans,  opiate,  die  des  menschen  herz  mit  gehail 
niazvoller  gewalt  umstricken?  H.  v.  KLtiai  {Ktthchm  r.  U*9- 
frroiin)3, 14;  er  zauderte  zwar,  doch,  von  einer  beimiicbeo 
gewall  angetrieben,  gehorchte  er  der  atimme.  Gaia«  {der 
gläserne  sarg)  kinder-  und  kausmärche*  t,  964. 

4))  es  rauscht  der  donner  in  den  Itfle« 

mit  majesiitiscber  gewall, 
so  stark,  diss  er  aus  tlernoaa  klOftaa 
mil  lausend  siinmao  wledürbaliu 

Kataaa  fualmm  1.4: 
•a  war  ihr  tiefstes  und  eehelasies  leben. 
was  mich  ergriff  mit  heiliger  gewalt. 

SciiiLLia  (hriial  ro«  ilruima  t,i)  14. *l; 

kein  Privilegium,   keine  bürgerliche  gerecbtigkeil  galt  gcfco 
die  heilige  gewalt  (<f<r  tn^Kisitio«).  Sonnta  («»/WM  dtr  Itaiir 
lande  1)  7,74; 

so  entsteht  au*  trübem  dunlrl. 

gllntend  schdoer  als  karfnokel 

•In«  hlmnllscbe  (otalt; 

■nd  gesiillt  ist  all  sei«  streben. 

«a  «rgraift  ibn  neu«*  lebe« 

mit  gebeiligter  gewall. 

RftRüRB  (4(«  9rm«lt  4rr  »rt|«t>»)  I.  tl. 

S)  ausirucksmiUel  für  dm  tmpfiniungn,  iit  dit  gtwsh  <• 
ihrer  Wirkung  ausUil. 

1))  n))  den  mntsigca,  praekUiciM«.  laslrckbra  gtwait  im 
bnpslumbs.  I.OT«««  grund  «U  «r»e<A(i6«l)  I  T:  er  {ifr  vttfmm) 
giaubt  nicht,  data  man  die  tliMiraliecli«  dicJukan»!  eraMrig*, 
wenn  man  ihren  letzten  eadzweck  daa  «rfOte«  Mia  iMal, 
und  unlertcheide 
welche«  nur  v«rt«_ 

mit  einer  aD|CMliäea  gtvralt  auf  aoarr  bcn  «MeL  ÜMOW 
{crüuthe  n«<*rM4flt  mtf  du  jahr  \;m)  4,  r.%:  wnA  wm  ikeim, 
glaube   ich,  konnte  einen  philo^opken  in  ai 
«acbe  befriedigen,  wamei  diea«  linie  eine  ao 
vialt  über  un»re   «apfiaduBgea   kab«.   (wrbrrMM  a«  Jfyto* 


Jet  dieae«  ergOUen  in  cte  iapetÜM ;  ia 

irtAglidi  di«  sinne  rühret,  oM  km,  •• 


5043  GEWALT  III  2  (sanfle,  rauhe) 

übersettung  von  Hogarths  Zergliederung  der  ichünheit)  5,  371 ;  melo- 
dische gewalten  sp.  4096.     v^I.  aucli  tönende  gewalt   sp.  5041; 

das  glas  erklingt  von  lieblicher  gewalt, 

es  trübt,  es  lilärt  sich;  also  musz  es  werden  1 

ich  seh'  in  zierlicher  gestalt 

ein  artig  männlein  sich  gebärden. 

GöTUK  (Faust  2)  41,106; 
sagt,  darf  ich  ohne  ziitern  mich  der  süszen 
gewalt  des  trunknen  herzens  überlassen? 

Schiller  (hrutil  von  Messina  1,3)  14,27; 

des  Dänen  arm  mit  sü^zer  gewalt 

sein  königlich  lieb  umkreist.    Strachwitz  ged.  141. 

b))  ich  . .  slreifle  mit  freundschaftlicher   gewalt   ihm  den 
ring  vom  fingen.  Imhermann  5,87; 

er  (<ler  jünnlim)  gab  der  stärkern  Wahrheit  nach, 

die  seine  wilde  freihcit  brach : 

er  fühlte,  wenn  sie  schalt. 

der  leidenschaften  stürm  entschlief: 

die  tugend  siegte,  da  sie  rief, 

mit  schmeichelnder  gewalt. 

Uz  Unle  an  die  weislieil)  sämtl.poot.  werke  144  Sauer; 
schnell  dann  faszt'  er  am  arm  und  führte  sie,  welche  vergebens 
schuz  von  Amalia  flehte,   mit  sanfter  gewalt  aus  der  kammer. 

Voss  Luisi^  3,  294; 

sie  {die  beiden  mädchen)   waren  gröszer,   und  unter  die  un- 
bedeutende freude  des  kindes  mischte  sich  schon  die  sanftere 
gewalt  der  Jungfrau.  Stiftkr  (der  waldgänger)  erzähl,  ilh ;  sie 
zog  ihn  mit  sanfter  gewalt  auf  einen  stuhl,  kniete  vor  ihm 
nieder  und  schaute  ihm  mit  einem  unbeschreiblichen  blicke 
in  die  äugen.  Ihnermann  5,154;  er  berührt  ihre  äugen,  nach- 
dem er  mit  sanfter  gewalt  ihr  gesiebt  beraufgebogen.  Haupt- 
mann Hanneles  lümmelfahrl  91  (scenischebemerkung);  'so  setzen 
sie   sich    doch   hieher   in    den  schatten!'    rief  das  müdcben 
und   zwang   mich   mit   sanfter   gewalt   auf  die  bank  nieder. 
J.  v.  Saar  Innocens  63; 
doch  ist  ein  tröster kommen  ihrem  (Deuluchland,  derwiitih)  leide: 
der  gelst  der  eintracht,  welcher  nun  mit  leiser 
gewalt  um  ihre  «tirn  die  eichenreiser 
zusammenhält,  dasz  keins  vom  kränze  scheide. 

Gkibrl  juniuslieder  197; 
vgl.  friedliche,  selige  gewalten  sp.  4994.  9495. 
2))  finstere,  dunkle  gewalten  vgl,  sp.  4995.  4996. 

a))  i.st  schon  der  schwülstige  gewalt, 

gemeiniglich  mit  euch  (reicUtlmm  und  geu)  verbunden, 
so  hat  sich  doch  noch  nie  befunden, 
dasz  er  euch  unverletzt  erhalt. 

Romplbr  reimgetichte  83; 

es  wäire  anzuführen  überflüssig,  wie  durch  diese  acte 
unmilder  gewalt  die  freude  gedämpft  wurde,  dasz  ein  wich- 
tiger landstricb  aus  der  zwar  ehrenvollen,  oft  ersprieszlichen, 
aber  das  nationalgefühl  lierabdrückenden  Verbindung  mit  einem 
mächtigen  fremden  reiche  in  das  reine  verhältnisz  der  andern 
deutschen  bundesstaaten  übergegangen  war.  J.  Grimm  (meine 
entlassung)  kl.  Schriften  l,3i;  welcher  von  dem  gemeinen  manne, 
der  seine  stränge  gewalt  nicht  vertragen  wolle,  in  einem 
aufruhr'  erschlagen  ward.  Zesen  adriat.  Rosam.  17S  neudruck; 

des  Melcager  rauhe  gewalt, 

des  kaledonischen  eberbezwingers, 

tödtet''  Althea,  die  mutter  das  kind. 

Grillparzer  (iledea  3)  5»,  182; 
doch  endlich,  da  legt  sich  die  wilde  gewalt, 
und  schwarz  aus  dem  weiszen  schäum 
klafft  hinunter  ein  gähnender  spalt, 
grundlos  als  giengs  in  den  höllenraum. 

Schiller  (.laudier)  11,221; 

die  einen  sagten  darauf,  die  brutale  gewalt  behalte  heute  die 
überhand,  erst  eine  künftige  revolution  könne  das  heil  bringen. 
Sybel  begrfmdung  des  deutschen  reiches  i,Ul ;  vgl.  rohe  gew allen 
sp.  4995. 

b))  ob  solcher  schrecklicher  gewalt 

vorwundert  sich  beid  jung  und  alt. 

BuHKARD  Waldis  ülrvit (jediclilc  29  neudrurk; 

von  meinem  moloch  habe  ich  den  ersten  act  fertig  und  bin 
zufrieden,  es  wird  ein  stück  von  schrecklicher  gewalt.  Hebrei. 
(an  F.  Bamberg)  briefwechsel  1,262;  vgl.  schreckliche  gewalten 
sp.  49!t5. 

c))  ohne  unsre  annäherung,  würden  diese  schlafenden 
steine,  die  euch  umgürten,  durch  den  stosz  ihrer  mascbinen 
aus  ihrem  ruhigen  Iciin-bette  gerissen,  und  der  blutigen  ge- 
walt ein  gräsziicher  ruin  gemacht  worden  sein,  auf  euern 
frieden  einzustürmen.  Wieianu  Shakespeare  Z,'^^  (könig  Johann 
2,3);  und  driben  grosen  mörtlichen  gewalt  den  gantzen  winder. 
BRi)GiiNGER  (chronik),  Basl.  chron.  4,iS2;  aber  gott  lob,  sind 
unser  doctor  von  der  weltlichen  obrigkeit  und  kricgsleuten 
ausz  golles  wort  geschrieben,  unnd  mit  seiner  ledern  ir  vil 


GEWALT  III  3  (in  präpositionalverhindungen)     5044 

von  bapsts  füssen  und  mOrdlicher  gewalt  erledigt.  Mathesius 
Luther  180  neudruck. 

d))  wie  gern  ich  auch  gestehe,  dasz  ihr  Schicksal  uns  mit 
seiner  ganzen  tragischen  gewalt  ergreift.  Wim.  Jordan  Frankf. 
nationalversammlung  24.  juli  1848. 

3)  die  präpositionalverhindungen  mit  verbis.  für  die  parallele 
von  gewalt  und  potestas  ist  hier  der  oben  {$p.  4998.  5020.)  6«- 
sprochene  gegensatz  zwischen  dem  individuell  begrenzten  begriff  und 
dem  absolut  gefaszten  Substantiv  von  einschneidender  Wirkung, 
durch  ihn  werden  bestimmte  präpositionen ,  bestimmte  verba  vor 
andern  in  die  Verbindung  gezogen,  durch  ihn  die  bedeulung  ein- 
zelner Wortverbindungen  in  bestimmte  riehtung  gewiesen,  dagegen 
kommt  für  die  parallele  von  gewall  mit  vis  oder  violentia  ein 
solcher  unterschied  kaum  in  betracht.  hier  überwiegt  durchaus 
der  absolute  gebrauch,  der  seinerseits  weitgehende  bedeutungS' 
Verschiebungen  veranlaszt. 

a)  die  parallele  gewalt  und  potestas. 

a)  für  das  individuell  begrenzte  Substantiv  ist  fast  autschliesz- 
lich  die  Verbindung  in  der  gewalt  belegt,  der  gegenüber  einige 
concurrenzbilduugen  weit  zurücktreten. 

1))  in  der  gewalt  sein,  stehen  u.  a.  setzen  in  der  hauptmasse 
der  belege  hier  eine  dritte  person  als  träger  der  gewalt  voraus. 
Wendungen  wie  hie  sint  die  mennische  in  ir  selbir  gewälte 
spec.  eccles.  49,  vgl.  oben  sp.  4925,  sind  ganz  vereinzelt:  das  ist 
geschehen,  die  weil  der  alt  herr  noch  in  seinem  gewalt  was 
(herzog  Ludwig  der  bärtige  von  Baiern ,  der  später  von  seinem 
eigenen  söhn  entthront  wurde).  B.Zink,  d.  Städtechroniken  b,  \6l ; 
und  so  du  ire  das  ganz  haus  bevilchst,  muss  ire  jedermann 
dienstlich  sein,  behcltestu  aber  etwas  in  deinem  gewalt,  so 
spricht  sie,  du  wollest  ire  nit  getrauwen.  M.  v.  Kemnat  chronik 
Friedrichs  I.  141.  häufiger  belegt  sind  ähnliche  Verbindungen  mit 
dem  absolut  gebrauchten  Substantiv  bei  änderung  der  bedeutung. 
vgl.  in  der  gewalt  sein,  in  der  gewalt  sitzen,    s.  sp.  5053  (/). 

a))  in  eines  gewalt  sein,  esse  in  manu.  Henisch  1591;  vgl. 
oben  sp.  4923.  4925.  4926.  4928.  4930.  4984;  in  eines  gewalt  sein, 
nouveau  dict.  (Straszburg  1762)  338;  in  jemandes  gewalt  sein. 
to  bc  in  any  one's  power,  at  bis  disposal,  at  his  mercy.  Hilpert 
1,  462'. 

«))  do  sprach  grave  Hanns:  'ich  waisz  wol  ain  gefangnen 
jungen  Deutschen,  der  ist  in  meinem  gewalt  und  will  nie- 
mands  sagen,  wer,  oder  von  wannen  er  sei'.  Zimmersche  chronik 
3,110;  herr  küng,  nun  bin  ich  in  dinem  gewalt.  buch  der 
beispiele  alter  weisen  120;  als  nun  die  magt  hoch  geschworen 
verschwiegenheil  zu  halten,  hept  das  weih  also  zereden  an: 
wüss,  dass  mein  herr,  in  dess  gewalt  ich  bin,  ein  grausame 
that  wider  den  kciser  ...  im  sinn  und  in  das  werck  zu 
l)ringen,  für  sich  genommen  hat.  H.  Wetzel  reise  der  söhne 
Giaffers  (litter.  ver.  208)  s.  28 ;  in  ejus  potestate  dixi  fore ,  das 
ich  wolle  in  seinem  dienst  unnd  gewalt  sein,  und  im  ver- 
bunden ston,  oder  in  seinem  willen  laben.  Frisius  (1568  und 
1574)  1028'; 

alle  sind  wir  in  eurer  gewalt,  ihr  habt  uns  in  bänden. 

GöTHK  {lieiueke  (ucha)  40,61 

(stehen  ja  in  eurer  gewalt.  Gottsched  88;  im  Reinke  de  Vos 
andere  Wendung);  es  war,  als  seien  wir  plötzlich  in  der  gewalt 
unseres  jungen  meisters.  Tu.  Storm  (im  schlosz)  1, 140. 

ß))  nü  ist  her  durch  den  willenn  unnd  vorhengnisz  des 
almechligenn  gotis,  in  des  gewallt  wir  alle  sein,  in  kortz 
todis  halbenn  ahgangenn.  hochmeister  Hans  von  Tiefen  an 
Bilgrin  von  Reischach  den  jüngeren  (Königsberg  1434),  bei  Stein- 
HAüSEN  privatbriefe  1,399;  solch  klag  mag  der  man  für  sein 
ehefrawen,  der  vatter  für  sein  kinder,  die  in  seiner  gewalt 
sein,  thun.  statutenbuch  (Franekfort  1558)  42". 

y))  und  Dam  im  die  stat  Werd,  schwäbischen  Werd,  die 
gar  lang  zeit  in  der  berrn  von  Bairn  gewalt  gewesen  was. 
d.  Städtechroniken  4,121;  als  nön  die  sach  an  einen  rath  ge- 
langt, zweiffeiten  sie  am  ersten,  ob  das  ziUhun  wer,  dann 
Martius  möcht  sie  alle  bei  ihm  behalten,  oder  zum  wenigsten 
sein  inüller,  weih  und  kind,  die  hielten  die  Römer  als  ein 
pfandt,  dieweil  die  inn  irem  gewalt  unnd  bänden  weren, 
das  Martius  seinem  zorn  nit  so  gar  nachhengen,  sonder  sein 
grimmigkeit  massigen  wurd.  Linus  (Straszburg  1562)  34';  drauff 
diauff,  der  sig  wird  unser  sein,  die  sladt  in  meinem  gewalt, 
der  raub  in  euren  bänden.  Ahraham  a  S.  Clara  avff,  auff  ihr 
Christen  (Wiener  veudrucke  i,  59);  einer  bundesfestung  auf  dem 
linken  Rheinufer,  welche  13  jalire  in  französischer  gewalt 
war.  ber.  der  Frankf.  nationalversammlung  (l)  107'. 

S))   piaesertim  quum  tota  potestas  huius  rei  tua  sit,    dieweil 


5045     GEWALT  III  3  (in  eine«  »luleru  gewtll  »ein)      ÜEWAUT  III  3  (id  einn  andern  gewall  ileb^n)    5046 

und   die    larb  in  deinem  gewalt  itt,    oder  du  allein  g«walt 
iu  diter  tacli  liaei.  Fmiio«  (I5ea  N«tf  laU)  lOto'; 


oll«  ilInK  lind  In  dtfioem  tewill 
du  iiiuclieil  Uatmil  wliu  dir  ifelt. 

iragdlia  ;o/iaNRlJ  ärt  Itulfrrt  (I&49J  A7*i 

wenn  das  gesell  a  priori  all  der  Itealimrouogagrund  der  band- 
\»ng  . .  Iieliaclilct  werden  kann,  ao  isl  daa  urtlieil,  ob  elwaa 
ein  gettenilund  lier  reinen  prulititcbea  Ternunfl  sei  oder  uicbl, 
\{}u  der  vcrgleo  bung  luil  unserem  |ibysisclieo  vermögen  gant 
unabb5ngig,  und  die  frage  isl  nur,  ob  wir  eine  handlang, 
die  uuf  die  existent  eines  objects  grricbtel  ist,  «rollen  dOrfen, 
wenn  diese«  in  unserer  ^e\s»\i  würe.  Kant  8,  117  (lUa);  ich 
grif  ibr  sogar  vur,  und  bat  meine  leser  gewisse  bllller  lu 
(Iberscblagcn,  die  icb  duniil  entscbuiiliKle,  dusz  die  bandscbrifl 
acbun  seil  drei  jabrru  nicbl  mehr  in  meiner  geMalt  gewcteo 
aei.  Lasainr.  (forrfde  tu  den  schriflen  l.  Ihtil  1763)  6,1):  aagen 
sie  mir,  inOcble  man  nicbl  die  lusl  «erliereo,  aicb  au(  irgend 
etwas  scbmeicbelbiifles,  daa  nocb  nicbl  glntlicb  in  unserer 
pcwall  ist,  inrbr  rrcbnung  zu  macben?  (rermiirA»*  %(krtflt* 
du  Myliuf)  0, 3U3; 

WS«  ileln  Itl  und  In  delm  Rewali, 
das  selb  heb  auf  uud  es  rOrsIcIillclich  peball. 

11.  Sachs  (Uie  nachiijall)  Inhtl»  uhiI  ithmänkt 
3,101  Hfudruck; 

es  ist  inn  deiner  geMnIt,  in  manu  tua  est.  IIrmsco  t&SI.  tbtnto 
Steinbach  1,911  (in  mea  diliont  ttl);  ist  nicbt  in  meinem  ge- 
walt: es  steht  nicbt  bei  mir,  non  c>l  in  mra  manu,  non  rtt 
in  mea  polfstate,  non  ut  mti  arbilrii,  non  tu  penrs  me.  IIatcb 
2»j,  »htnso  kiRsca  i:»';  das  ist  nicbl  in  meiner  ge«>alt,  rtla 
nai  pas  {je  ne  l'ai  pas)  eu  man  poufoir;  ü  nt  dtptnd  pos  ie 
tnot.  KuNbBAu-BuxTOSFr  35S'. 

f))  der  Sabal  ist  in  dem  gwalt  des  mensclien,  und  der 
menscb  nil  in  dem  gwalt  des  sabata.  Ulricb  Zwincli  ro«  frei- 
heil  der  speisen  13  neudruek;  die  erreichung  Aa  endiwecl(B, 
sofern  er  nicbt  ganz  in  un-^erer  gewult  ist.  KantT,  3S9; 

Ist  denn  kein  patrlol  lu  linden,  in  deasen  msclit.  gewalt  und  haad 
die  best'  und  götlllche  veractiwendung  vorliandeu,    der   datu 

fesclilcki, 
Icht  der  well  erblickt, 
und  lausend,  die  noch  nicht  gebohren.  In  kindes  klndcru  recht 

beglückt, 
gesegnet  und  veiRnügl  lu  machen? 

ilaocKKS  'lliomsom  jahreitgilen:  der  kerbit,  vei»  814; 

er  möchte  seinen  nrmen  söhn  nicht  so  elendiglich  umliommen 
lassen,  niO<bte  ihm  aus  einer  leidenscbafl,  die  ihn  oime 
seinen  willen  befallen  habe  und  nicht  in  seiner  gewalt  aei, 
liein  verbrechen  niacbeo.  Wiblano  übenetiung  l.ueians  b,  i<Ji ; 
ja.  Wilhelmine,  meine  liebe  ist  ganz  in  deiner  gewall. 
II.  V.  kiKisr  (an  .'«ne  6raii()  161. 

^))  nun  über  ist  wachsen  in  unserm  gewalt  nil,  aber  die 
Bünden  sein  in  unserm  gewall.  Mubnks  an  d<-n  .. .  adel  tütsckrr 
na/ton  43  neudruek;  wir  sind  menseben,  Kmilia,  die  gäbe  tu 
beten  ist  nicht  immer  in  unserer  gewalt.  Lbssinc  {Emitia 
Gahlti  2,  C)  3,  399 ; 

und  rettune  über  die  mauer 
i<t  In  untrer  gewalt.  wenn  die  tniir  die  wOthenden  aurhält. 
Klopstock  SIeuias  M,  1132; 

wolt  ober  Jsinandt  dich  drumb  strnfTen. 
datx  du  mtcbsi  solch  rumor  im  schlalTen, 
sprich,  es  iat  nicht  In  meinem  Rwalt, 
dnüi  ich  die  fürtx  in  henden  halt. 

Ki'PA«  ScHKiPT  liiobianHi  98  nruHruck; 

in  unsrer  gewult  wenigstens  ist  es  nicht,  ob  wir  das,  was 
gut,  rerhlschaffen  und  löblich  i.st,  billigen  wollen  oder  nicbl. 
Lks<inc  {abhandlung  für  das  rührende  lusttpiel)  6,45; 

da»  e«  in  Ihrer  gewall  sei,  lod,  oder  leben  xu  wihleo. 

Klop«tock  ileMia*  9,  IM. 

6))  poni  in  potestate  alicuiu$,  in  eines  gewalt  slon,  und  an 
sein  gi<ad  kommen.  Fatsios  (l&6Sv.  1574)  102»':  in  eines  ge- 
aalt stellen,  in  pole$taU  alieuius  tilum  ttse.  Faisca  ),  4M\ 
vgl.  sp.  4916.  4923.  4925.  4927.  4929.  vgL  in  goltea  gewalt  liegen, 
in  gutles  gewalt  stehen  .«p.  6003.  &004. 

n))  wie  es  mit  den  unmündigen  und  den  die  in  gewall 
iier  Vormünder  sleen  . . .  mit  cbgen  und  untwurtten  sol  ge- 
balten werden.  Aurnfcrrprr  re/^orwialion  (1479)  4';  als  diese  wort 
vom  Vogler  verstanden,  sagt  er:  allergnedigsle  fraw,  wie? 
der  vogel,  ich,  und  alles  was  ich  bab,  siebt  alles  in  euwerero 
gewalt,  ich  begUr  auch  von  euch  nichts  ander»,  denn  dass 
ir  diesen  vo^el  von  mir  zu  einer  acbencke  annemmen  wollen. 
J.  Wktzel  reite  dtr  söhnt  Giafftrs  [Utttr.  Hr.  MS)  •». 
IT. 


ft))  lUcb  kein  rreuudttcbaffl  dureb  ««sclieack, 

lieb  swerdeo  durch  •cbiii«lcbl«il>cb  reork, 
Mod  lass  delos  reickibuaik«  brlneB  »ekeia 
habe»  bei  den.  der  v«r  nlcbi  kieio 
feiadsebaffl  le«  dir  las  bertsen  hat. 
dartu  la  seloeai  gewalt  aveb  •islil 
dcio  leib  und  gut.  da»  ist  aeln  rabi. 

Kiacaaor  m0ad»mmulk  41*; 

du  soll  oueb.  ob  goii  »11.  BlsaaserMer 

bi^ln  anrecbl  vea  Mir  all  varaeaaie«. 

Ich  w6lt  mich  sl«  gar  nb«l  schtnaea. 

hl«  fröllcb  usd  guoter  diuge«! 

dir  sol.  ob  goll  will.  «Ol  callngaa. 

brIo  IIb  stet  In  dlnta  gwalt. 

du  oiagtl  mit  baadlea,  was  dir  gfalk 

(«tlnaekUfieU  Wl.W  Satter. 

Y))  »as  ich  ouch  wiiers  hett  ich  gefelliga,  aleai  allwegen 
in  gewalt  üwer  liebe.  Vltttk  wn  WtaUmbtrg  an  knrfurü  Alkieeki 
von  Aiaiid<n(M/9  (1473)  bet  SnuHAUssR  fnfthruft  1,  to«;  4m 
glaub  isl  ein  gOlliche  gäbe,  und  du  magst  nil  glauben  WMM 
du  will,  es  slat  nil  in  deinem  gew all.  J.  KaRaiin  v.  Gcaiaea« 
(ein  bückldn,  irorsa  auf  drei  fragtn  gtanlrorUt  vtrd)  2,  IS7 
nfudrMci;;  die  sacb  stadt  an  dir  und  an  deinem  gewall,  n 
pole$laU  Im»  tit.  Maalrr  178*,  ehtns»  Faisiue  (iMSw.  1674)  IM»*; 
du  magst,  et  stadt  in  deinem  gwalt.  ektnd*  Wf;  M  alehl 
in  deiner  gewall,  penei  te,  in  lua  «aa«,  la  (■•  »r^ün»  $iium 
tu.  SricLRa  3126;  ea  stehet  in  deiorm  gewalt,  in  ptUttaU  tut 
e$t,  arbtlrii  tut  at.  SriKSEB  IU*;  es  siebet  in  »einer  gewalt, 
in  tua  ttt  poleUitit.  STRi.>BACti  3,911;  ea  sieht  nicbl  in  meiner 
gewall,  aoa  eil  ia  miaa  aiM ,  mti  arkkrii,  in  mf  paUitak. 
WaisBAN!«  im',  tktnM  Strikbacx  2,921.  FaisC'i  2,4*^;  tu 
sieht  nicbl  in  meiner  gewalt  oder  vermögen,  Utaft  hffomi 
my  rtaek,  tkttf'$  more  tkan  tehal  I  am  eUe  fo  ftrform,  ttuUtk- 
eapl.  »>.  (I7ts)  708,  iktnto  HurKar  ((Aal  is  airf  la  Mi  fMMr« 
do*i  ao<  dtpend  upon  htm). 

3})  lodt  und  leben  . . .  siebet  in  der  gewall  der  lungen.  ifter- 
si-tzaaj  ro«  Petrarcas  Irottbückem  (i&U)7*:  daa,  weist  ich,  M 
pllicbl,  wenn  man  Wahrheit  lelireo  will,  sie  gant,  oder  pr  •khl» 
zu  lehren :  sie  klar  und  rund ,  ohne  rfltbsel,  ohne  zurflrk- 
haitung,  ohne  miszlratien  in  ihre  kraft  und  nQtzlicbkeil,  zu 
lehren :  und  die  gaben,  welche  datu  erfordert  werden,  alehen 
in  unserer  gewalt.  Liastac  (Brrea^artai  fiiroaeanj)  li,  70;  ein 
ehrlicher  mann,  der  nur  einigerma^ten  gelernt  hal.  eich  von 
dem  ausserlichen  nicbt  unterdräcken  tu  lassen,  kann  zwar 
fast  immer  aufgelegt  sein,  elwaa  ernsthaftes  zu  arbeiten, 
besonders  wann  mehr  antlrenguog  des  flei«zes,  alt  det 
geniet  datu  erfordert  wird ;  aber  nicbl  immer  etwat  williget, 
weichet  eine  gewitse  heiterkeil  det  geislet  verlangt,  die  «fl 
in  einer  gant  anderen  gewall  alt  in  der  nntrigen  ttebet 
(i'orrrde  roa  1761  tu  sehrifUn  9.)  s,  271 ;  drobongen  sind  geflbr- 
lich,  wenn  die  ausfobrung  derselben  entweder  ao  aich,  oder 
auch  nur  nach  der  meinung  dea  bedrohelen  in  der  gewalt 
det  drohenden  ttehU  Undreehi  d.  prnita.  tleeln  (im)  I,  Mt  4 
§  81;  die  entfernuog  einet  regitseurt  von  aeioeai  poate*  aMt 
natürlich  in  der  gewalt  det  directort  ttchen,  doch  hal  er 
sich  mit  dem  übrigen  ausschuste  dethalb  to  bcnehnea. 
E.  ÜRvaiiMT  da$  nationaUhtatir  dtt  ntun  De»t$eklands  (iMt)  II 

t))  in  deinem  gewalt  slOt  nil  allein  ein  knecht 
tA  sin:  sonder  auch  ein  kiod  goltes.  llARTncT  v.  Cao«i 
{ttndhritf  an  kaistr  Karl  \.)  tfkrifttn  1  nendnuk;  et 
in  eines  jeden  menschen  selbst  gewalt  nnnd  willM^lha  ■<■ 
ding  acbwer  oder  leicht  ifl  machen.  ScsaiMaMHna  f^; 
auch  vernehmen  die  berrlirb«ten  seelen,  elt  IMIM  |Mc^ 
nach  des  Plalo  meinung,  ihren  sitx  bei  den  getlif«,  . .  . 
so  wenig  die  ihnen  tngeschiekle  anroffongen  . . .  ab  ta  ihm 
gewalt  Stande  den  flehenden  zu  heltTen.  Loatxstti«  Arm.  t,%%t'i 
e>n  redner  und  poet  zu  werden,  das  steht  akhl  in  antrrr 
gewalt.  GBLiiar  briefe  loi : 

ich  wollt,  •«  »lOnd  in  BMlner  ffwall 

dait  Ich  lauscbea  darft. 

wollt  aba  nbelat  dta  tliea  fr«k 

\m  eiata  jiiafa«  (»k«a. 

laMadka/Ur  ^..efraara  aadj  iiigjn  ■is  ea». 
Mrtrtikfr.  tfL  Heveuaa  trwMacMWMsr  ar.  SM. 

;))  f«at  ttretnuM  nimmt  imr  mrUaimf  mA  ik  nftn 
b«.ltutnn§  vollmacht  e«^: 

la  aaaeras  gwali  ibat  e«  aMM  eielM. 
data  wir  la  aasan»  )adtcira 
«ie  ia  Ae  aehadaa  caadaawilra. 
die  weU  «tr  aelad  aar  «elafirt. 
J.  Avaaa  (aaUaf  mtttr  «er  Masfia  isiaiia  i«r««>rft  ^«4^ 

t))  eintHnt  sflTeaert  aaHaiaafni  «t  awwanOw  nrNi: 
•))  eich  kallca   la   «ms   §amtä   ip.  4»j«;  dagefea   ifL 

817 


5047     GEWALT  III  3  (in  die  gew.  eines  and.  bringen)  GEWALT  111  3  (in  seiner  gewall  haben)     5048 

auch  zum  letzten  ihr  leben  gar  nahe  mit  einem  gleichen 
end  beschlossen,  dieweii  dieser  könig  Demetrius  in  seiner 
feinde  bände  und  gewalt  kommen,  und  Antonius  gar  nahe 
(lessgleichen  erlitten.  Kircbhof  wendunmulh  (2,15)  2,30  Osleiky; 
was  die  gnade  betriCft,  die  er  gegen  Lear  und  Cordelia  im 
sinn  hat,  wofern  sie  in  uusre  gewalt  kommen,  so  sollen 
sie  gewisz  nichts  davon  sehen.  Wieland  Shakespeare  l,309  {könig 
Lear  5,  3) ;  anno  etc.  74  do  käme  Hornberg  in  des  pfailzgraven 
Friderichs  gewalt  durch  Verschuldung  herre  Lutze  Schotten. 
M.  V.  Kehhat  Chronik  Friedrichs  I.  68;  was  mochten  sie  doch 
mehr  begeren,  .  .  .  bisz  Rom  gantz  inn  iren  gewalt  komm. 
Livius  (Slraszburg  1582)  36" ;  als  . . .  Rom  jedoch  bald  wieder 
durch  eine  list  des  befehlshabers  der  engelsburg  in  püpst* 
liehe  gewalt  kam.  Platen  (gesch.  d.  königr.  Neapel  3,5)  5, 174; 
nu  wast  du  wo),  daz  ich  dicke  geweist  han,  daz  der  prief 
in  mein  gewalt  nie  cham.  Hermann  von  Liebenberg  an  Ekkeha)d 
von  L.   1396  6«  Steinhaüsen    1,  349.    vgl.  oben  sp.  4916.  4926. 

3))  die  Verbindungen  mit  haben,  halten  erfordern  ein  subjeet, 
dai  mU  dem  träger  der  gewalt  identisch  ist.  gewöhnlich  wird 
diese  identität  durch  das  reflexivpronomen  zum  ausdruck  gebracht, 
vgl.  teneo,  potior,  ich  hab  in  meinem  gewalt.  Erasmus  Albebus 
il';  ebenso  novum  dictionarii  genus  Al';  possidere,  besitzen, 
inn  haben,  in  seinem  gewalt  haben.  Hihelius;  in  seiner  ge- 
walt haben,  haver  in  sua  possenza,  nel  suo  polere,  avoir  en  sa 
puissance,  «»»  son  pouvoir.  Uädlein  381";  in  seiner  gewalt 
haben,  in  sua  polestale  habere.  Frisch  2,  420*.  vgl.  oben  sp.  4923. 
4928.  4930.  gelegentlich  wird  das  reflexivpronomen  in  diesen 
Verbindungen  auch  unterdrückt,  weil  es  ja  ein  moment  zum 
ausdruck  bringt,  da$  schon  aus  der  Verbindung  selbst  hervorgeht: 
vgl.  die  himel  wunne  nianichvalt,  die  hat  si  da  in  gewalt. 
genesis  35,  40  (s.  sp.  4931);  vgl.  in  gewalt  haben,  possidere,  potiri. 
Dasvpodiüs  341*.  vjl.  jüngere  Wendungen  wie:  der  Schauspieler, 
von  dem  ich  sie  unterhalle,  hat  sich  immer  so  sehr  in  der 
gewalt,  dujz  er  seine  handlungen  nicht  ausarten  läszt. 
J.  v.  S0NNKNKEI.S  6m'«/«  über  die  Wienerische  Schaubühne  (Wiener 
neudrucke  7,93);  er  war  voll  witz  und  guter  laune,  und  hatte 
mich  80  in  der  gewalt,  dasz  ein  blick  genügte,  mich  zum 
ausplatzen  zu  bringen.  Kögelgen  Jugenderinnerungen  86; 
männer,  die  sich  selbst  in  der  gewalt  haben.  Tieck  novellen 
3,109;  ich  kann  mir  nur  das  lob  beilegen,  dasz  ich  mich 
nie  in  meinem  leben  so  in  der  gewalt  gehabt  und  eine 
conversation  mit  so  viel  Unbefangenheit  und  fieimuth  ge- 
führt habe  wie  diesen  vormittag.  Hebdel  (an  Elise  Lensing  1842) 
briefwechscl  1,100;  man  wird  sich  erinnern,  dasz  der  kaiser 
Augustus,  jener  fürchterliche  mensch,  der  sich  ebenso  in 
der  gewalt  hatte  und  der  ebenso  schweigen  konnte  wie 
irgend  ein  weiser  Socrates,  mit  seinem  letzten  worte  indiscret 
gegen  sich  selber  wurde.  Nietzsche  (fröhliche  Wissenschaft)  b,U. 
die  meisten  dieser  belege  für  Unterdrückung  des  refiexiiprono- 
mens  neben  der  präpositionalverbindung  weisen  dafür  ein  re- 
flexives object  auf,  doch  vgl.  er  . . .  hatte  mich  so  in  der  ge- 
walt bei  Kcgelgen  ;  ebenso  in  gewalt  haben,  posseder  Hulsios 
(1596)  G2"  (fehlt  in  der  ausgäbe  von  1614);  vgl.  die  feder  in 
der  gewalt  haben,  anders  zu  beurtheilen  sind  Verbindungen 
des  absoluten  Substantivs  wie:  daz  man  behalte  deumüete  in 
gewalte.   Gregorius  3798,  vgl.  oben  sp.  4920. 

a))  aber  der  teuffei  hat  uns  also  hart  in  seinem  gewalt 
gehabt.  Hartmut  v.  Ciionbeiig  46  neudruc/c;  da»  dann  Claudius 
sie  in  seinem  gewalt  behalten  und  verbürgen  solt,  sie  wider, 
so  Verginius  ausz  dem  läger  kam,  für  recht  stellen.  Livius 
(Slraszburg  1562)  43';  orat  ut  tui  copiam  sibi  poteslatemque  facias, 
si  bittet  dich  dasz  si  dich  in  irem  gewalt  möge  haben  oder 
regieren.  Fßisius  (1568  und  1574)  332'.  ähnlich  Aler  933';  wenn 
wir  die  braut  in  unserer  gewalt  hätten:  so  stund'  ich  dafür, 
dnsz  aus  der  bocbzeit  nichts  werden  sollte.  Lessing  (Emilia 
Galotti  3, 1)  2,  411 ;  ihre  (Cleopatras)  hämische  rachsucht  gegen 
eine  person,  von  der  ihr  weiter  nichts  zu  befürchten  stehet, 
die  sie  in  ihrer  gewalt  hat,  der  sie,  bei  dem  geringsten 
funken  von  edelmuthe  vergeben  müszte.  (Hamburgische  drama- 
turgie  1,  31)  9,  312. 

6))  ouch  wart  das  heiige  grap  das  die  cristen  gewunnen 
und  bestellet  heltent,  von  dem  soldan  von  Babilonie  wider- 
umb  gewunnen,  der  es  ouch  noch  in  ,sime  gewalte  het. 
KöNiGSHOFBN,  d  städlcchron.  8,441;  er  het  das  reich  an  stat 
des  kaisers  in  seinem  gewalt,  und  da  er  frevel  was  wider 
die  priester,  da  fraszent  in  die  leiis.  S.  Meistkrlin,  d.  städti'- 
chroniken  3,65  (Nürnberg);  diser  zeit  hat  herr  Johanns  Wörnher 
nichtdestei'weniger  Wildenstain    das  schlosz,   darauf  er  sich 


behalten  in  seiner  gewalt  sp.  5048;  das  er  seinen  einigen  son 
in  die  schuntz  geschlagen  hat,  auff  das  der  mensch  nach 
seinem  ebeubilde  geschaffen,  nicht  im  vorderbnis,  und  inn 
der  gewalt  desz  teuCfels  bliebe.  Musculus  hosenteufel  s.  22  neu- 
druck,  vgl.  auch  sp,  4927.  4930;  er  (Appius)  siebet  die  kriegsheere 
in  seiner  gewalt,  die  nichts  ohne  seinen  befehl  thun  dürfen. 
Lessikg  (auszug  aus  dem  trauerspiele  Virginia)  6,83;  ich  aber, 
der  ich  mich  ganz  in  ihrer  gewalt  sah,  gehorchte  dem  be- 
fehle. Platen  4,  101  {rosensohn  12);  sie  glauben  nicht,  frau 
cousine,  wie  erquicklich  es  ist,  sich  einmal  in  einer  ande- 
ren gewalt  zu  fühlen  als  in  der  unserer  kleinen  regierungs- 
lustigen mitcrealuren.  Tu  Storh  (eine  hallig fuhrt)  4,14;  lange 
genug  sind  ich  und  andre,  die  im  schatten  eurer  gewalt 
schliefen,  herumgelrret,  und  haben  unsre  bedrükkungen 
umsonst  in  klagen  ausgehaucht.  VVieland  Shakespeare  3,  3tu 
(Timon  5,6). 

ß))  so  were  mir  manigfaltig  lieber  die  geschenck  hüben 
in  deinem  gewalt,  dann  das  sie  inen  auch  zutail  wurden. 
Scuaidenkeiszer  71';  wann  ainer  sein  leben  durch  recht- 
fertigung  verleust,  so  soll  der  richter  desselben  weib  und 
kind  guels  nicht  nemen,  sie  sein  auch  der  berrschaft  nichts 
fellig,  ausgenonien  man  Undt  verstollens  oder  ander  unrecht 
guet  wissentlich  in  derselben  gewalt,  des  mag  sich  ein  richter 
underwinden.  banntaiding  zu  Wasserneuenburg  (um  1575),  österr. 
weisth.  6,428;  vgl.  auch  oben  sp.  4931. 

y))  klagen  sie  den  himmel  nicht  an!  er  bat  die  ein- 
bildungen  in  unserer  gewalt  gelassen.  Lessing  (misz  Sara 
Sampson  1,  7)  2,  274. 

2))  in  die  gewalt  eines  anderen  bringen,  geben,  sich  geben, 
kommen. 

a))  bitz  er  ine  in  sichern  gewarsam,  nemlich  in  meister 
und  rats  hande  und  gewalt  oder  in  einen  turn  bringen  mag. 
Straszburger  zunft-  und  polizeiverordmingeu  25,  vgl.  oben  sp.  4878. 
vgl.  dazu  sp.  4926.  4929; 

dar  uach  wil  ich  min  tochler  bald 

dem  bischotr  solialTeii  in  gewalt, 

bi  dem  si  mir  gar  bald  verdient, 

das  er  mir  gibt  ein  ander  pi'rieiidt. 

TuoMAsMcKNKK  luirrenbescitwörung  98  (28,48)  neudruck; 

dann  wie  offt  hat  doch  gott  dem  frommen  Dauid  seinen 
Verfolger  künig  Saul  in  seinen  gewalt  geben,  in  zu  versuchen. 
Wolfgang  Schmeltzl  Samuel  und  Saul  (Wiener  neudrucke  b,b); 
ob  auch  einem  burger  . . .  einich  zolpar  habe  oder  gut  here 
in  iren  gewalt  geschickt  wurde  von  geslen,  die  nit  zollfrei 
weien,  so  sollen  sie  bei  einer  peen  . . .  gepunden  sein.  Nürn- 
berger polizeiordn.  143;  von  Vorgang  des  kauffers,  dem  vor 
dem  andern  kauffen  soliche  erkaufte  habe  in  sein  geweere 
unnd  gewalt  geantwort  wirdet.  Nürnberger  reformalion  (1479) 
20';  und  nit  allein  diss,  sondern  wo  ir  etwas  weiters  von 
unserm  haab  und  gutt  begeren,  wollen  wir  das  alles  von 
gantzem  bertzen  in  euweren  gewalt  übergeben  haben. 
J.  Wetzel  r«is«  der  söhne  Giaffers  (litter.  ver.  208)156;  vgl.  in 
eines  gewalt  antworten  .sp.  4926.  4929 ,  befehlen  sp.  4916.  4927, 
treiben  sp.  4927.  4929,  leiten  sp.  4929,  geben  sp.  4927.  4928. 

b))  was  halt  ir  mich 

so  strengiciich, 
mein  aiiiigs  lieb, 

weil  ich  mich  also  iintlierdenig  halde 
und  mich  ia  euren  gwalde 
mit  leib  und  güel  genczlich  und  gar  ergieb. 

II,  Sachs  {die  iieschickle  werlrnny)  fabeln  und 
scliwänke  3, 113; 
in  dein  gewalt 
ich  mich  dir  hab  ergeben. 

J,  EccAitD  (IG.jaUrh.)  ohne  dich  nur  leid, 
vijl.  lloFKMANN  V.  F.  ijeseUschaflsUeder  »r.  69; 

Marlin,  wenus  sein  will  wer,  weit  wir  ins  heint  zamen  legen, 
dann  ich  hau  wol  als  hart  bi^z  her  dran  tragn. 

'l'rein.    si,  mein  lieb,  ich  weit  dirs  einlach  nit  veisagn, 
weiiiis  nur  mocht  hubn  t'ueg  und  gstallt. 
ich  han  mich  drumb  ergeben  in  dein  gewallt, 
dünn  gantz  begirlich  ich  mich  nach  dir  sen. 

aic.rzinijer  spiele  (1535;   Wiener  neudrucke  11,  s.  227). 

vgl.  auch  oben  sp.  4924.  4928.  4984. 

c))  ei,  ich  pedurlT  nicht  deines  guecz. 

ich  dartr  nur  gueies  muecz: 
mein  heixz  kains  guecz  nicht  pegert, 
dainmb  pistu  vor  mier  unberdi. 
.schickt)  tich  nun  von  binnenn  pald, 
mein  lieb  kumpt  nit  in  dein  gebaldt. 

Üterziniier  spifle  (1511;   Wiener  neudrucke  9,  $.265); 
dem  neuw  versöhnten  feind  nit  bald 
vertrauw,  denn  koinput  in  sein  gewalt. 

KiRCHUor  wendunmulh  391'; 


5049     üRWALT  III  3  (m  seJDer  gewalt  liabeo) 

in  xriiien  bflchiten  nAien  vrrls**en,  noch  in  Minfm  irwoli 
gi'h.ihl.  '/.\mmiTtcht  ehrnnik  1,  N4I ;  üeiniiacb  woll«o  ouo  dit 
iiroiinirb weicher  und  LOnrblirgrr,  dl<>  rechten  iKrn  CIttiici 
Oller  Sachsen  leia,  davon  Cornrliua  Taciiua  weiter  acbreibt, 
daii  ate  da*  grutte  land,  von  den  Friesen  herab,  bi«<  an 
die  CattoR  oder  Hessen,  nicht  allein  ii>  irer  gewalt  gehabt, 
und  darinnen  gewonet,  tondern  anrb  iiiil  der  oieoge  ires 
vulckes  gonti  gpfflllrt  haben.  iirMTinc  Btuunuhrtigt  Aronik 
(lfli<i)0:  Alfoni  antwortete,  diisz  er  bereid  die  meisten  pifltte 
in  feiner  gewalt  habe  und  nicht  mehr  darum  kiimpfeo  kOnne. 
Pi.ATRH  {gtiehiehUn  dt*  königrticht  fiinftl  1,  9)  h ,  \i\.  in  iiium 
tusammtiihang,  bti  tintm  objtrt  ton  colUtthtr  bedtulung  tsl  auelt 
hallen  an  tttiU  von  haben  tinigtmnlf  beUgl,  rgl.  ot««  tp.  4K*t: 
noch  abgang  Arnolphi  und  auch  Ludwici  hielt  er  dia  rnmiacbe 
reich  aiben  jare  in  seinem  gewolt,  aber  er  fraget  nichts  nach 
der   krön.    S.  MiisrinLiii,  d.  ttidtfehrnniktn  S, 66  [Nürnbnij); 

•  in  iitige  muoter,  mit  der  gab 

der  l)()ch«t«r  pschalTar  klianili  herab, 

der  die  weldt  hOllt  in  ■eluem  gwall, 

in  deinem  leib  Ter<chloas  ilcb  paldi. 

hri  Waciiskacil  (<<><  Ueuiichr  Ali  rhen/M  1. 1  tll'. 

e))  dann  wir  bawen  die  erden,  and  hebend  die  frAcbt  anlT 
ron  ir,  wir  haben  die  Tisch,  wir  haben  die  gilflgel,  wir  haben 
die  Tierfü^sige  thieren  in  unterem  gewalt.  Aimoa  Vfrgitiui  6*; 
spuren  gnug,  dasz  die  morgenlünder  noch  Ober  dem  bimroel, 
als  dem  fussboden  gottes,  meere  und  grosse  liehflltnis«e  dea 
regens  geglaubt,  Toirathsliaflser,  die  der  nllmSchtige  zur  zeit 
der  dürre  noch  in  seiner  gewalt  habe,  die  erde  zu  erquicken. 
Mkrder  {fragmentt  tu  tintr  archdohgit  dtt  norgenlxndft)  6, 14; 
dann  mocht  David  das  brodt  (nr  den  hunger  essen,  so  war 
es  niminen  dasz,  das  et  war,  dieweilt  die  priesler  in  ihrem 
gewalt  hallen.  PAiukrüisus  virkt  (B»$el  \b^9)  1,8IS:  der  sist 
paumeisler  soll  auch  bestellen  auf  den  erilag  oder  millwoch 
vor  des  wirdigen  heiligtbnmbs  Weisung,  das  man  die  ketten 
under  den  srhwipogen  und  srhosrgatlern  an  dem  wasser 
unden  und  oben  anlege  und  die  Terscbliesz  mit  den  srhinssen, 
die  dann  darzn  gehören  und  der  gflrtler  in  seiner  gewell 
bat.  Tuciiea  baumeislnbueh  129;  ßeramns  der  keiser  hat  ans 
heigesclitrltt  ime  zu  holen  seinen  «piegel,  den  euner  kOnigin 
in  irem  gewalt  hat.  J.  Wf.tzel  r«.«e  der  söhnt  Giafftrs  {Itltn. 
rer.  30S)  t.  42;  so  darnach  iemmd  lehnens  halben  In  an- 
langet, verschwur  er  sirb  hoch  und  theur,  wie  er  nicht  einen 
pfennig  oder  einig  gelt  im  bausz  nnd  seiner  gewalt  mehr 
hette.  Kirchhof  vtnduumulh  (t,  18:)  1,226;  du  hast  es  in 
deinem  gewalt,  tu  l'as  tn  ta  puissanet,  in  tua  ttt  pottstatt. 
notivfiiu  dictionairt  du  voyagtur  144,  tbfnso  Vekicroni  74. 
d))  des  »ind  »le  kernen  nmb  Ifit  und  land, 

umb  Uberberg  Anwyl  Siein:ich, 

da*  isi  den  von  »am  Hallen  ain  irhand 

und  doriA  euch  grost  nngemach, 

da»  hnl)en  n!\  umb  ir  verschulden 

die  aiilßcno^ien  in  irero  gewalt 

nndgdariA  lechen  tnsent  gulilln, 

*l  hands  lA  pen  davon  gesriialtn. 

LiLiaMcaoi«  vuiksliriiT  J,!<0 
(rom  llohrfcltnchfr  klottttbriich  1489); 

die  ainlicbait  hast  du  nit  in  deinem  gewalt,  aber  deinen 
freien  willen.  GEiLBa  v  haisensBBRC  trofhpiegtl  {Augsburg  i&os) 
nS*;  nicht  jeder  lehrbegierige  hat  die  mittel,  sich  geschickter 
lehrer  zu  bedienen,  in  seiner  gewnli.  Lessinc  {Vossiseht  teitung 
\'A9)  4,36;  ist  es  aber  ein  wesen,  das  denkt  und  acblilsse 
macht,  ao  bat  es  zeichen,  die  nicht  die  gegenstände  selbst 
sind,  die  aber  mit  den  gegenst.lnden  (Ibereinslimmen.  und 
diese  zeichen  hat  es  in  seiner  gewnli.  HnnD^R  [ührr  Ihmsltr- 
hut/s  iHlrt  fur  l'honimt)  rtrkt  &,  466;  alles  narkte,  was  lu 
unsern  zciten  nm  menschen  sirbtbnr  ist,  besitzt  er  {Rapkatl) 
in  seiner  gewnit.  Hrinsk  ArdinghtUo  t,  107  (IMI):  zugleich 
hofte  er,  hei  dem  prinzen  einen  Torflbergebenden  gesrhmack 
an  dem  spiel  zu  erwecken,  der  diesen  romanhaften  schwang 
seiner  leidenst  baft  bald  ersticken,  und  den  man  immer  in 
der  gewalt  haben  würde,  ihm  wieder  zu  benehmen.  Schillrb 
(gri*tfrsthtr)  4,  326. 

f))  mein  Unschuld  holfnet  ich  darz!^  thun,  wa  mir  gebflrt, 
aber  diser  gauckler  Zungen  hab  ich  nit  in  meinem  gewalt. 
MuRsra  vom  grosttn  lutherischtn  narren  s  Äiiri;  wer  hatte 
daa  heri:  die^e«  in  aeinen  leideuschaften  eo  unmSssigen 
mannes  mehr  in  seiner  gew.nit  als  Livia.  Wibiand  {thrtnrftiHng 
..der  Julia)  24,366.  tgl.  dagegen:  in  der  gewalt  haben,  (e 
*«r<  tht  mailtry  of  or  orer  oiie'f  passiont.  HiiesaT. 

ß)  wir  haben  mine  und  äuge  nicht  so  nrplAlzIich  in 
vnserer  gewalt,   als   fusz  und  band.    Lassnc  {Htimkurgi*<kt 


GEWALT  III  3  (io  '^■>*  8«^lt  bringen)     5050 

dramtlvr'jit  l,4)*,  196:  «r  lApptut)  ist  in  der  kua*t,  tirb  la 
verstellen,  vollkonaan  anlerhcblet,  «r  hat  ««lO«  mineo  lo 
■einer  gewalt,  ar  weia  aeine  gedenken  tu  verberge«.  leiMStif 
au*  4tm  itauertpielt  Vtrginia\  t,  u :  beb«  ieb  «nain  «aul  aielit 
etwa  In  meiner  gewalt?  (f«r  iinn!)  S,»^:  aod  ieb  gltak« 
taveriasiig,  ieb  wOida  jetzt,  wenn  irb  4\m  mmmm  Mcfe  in 
memer  gewalt  bitte,  bea*er  apielen  tUJMMla.  f.  L  ffWbUM 
(iao7)  bti  F.  L  W  Mavc»  1,117. 

g))  hier  mu«z  nan  dem  bm.  liollaadar  das  re^bl  »M«r> 
fahren  laasen,  da«z  er  die  blobeade  berrdumieit 
oiiginals,  in  der  deutschen  tpraiba  die  er  Oberdll  io 
gewalt  tu  beben  beweiset,  sehr  glocblieb  anagedrflrhe«  bab«. 
LlssiNC  (KoMUcAe  setluRg  17(3)  S,  117:  biU  irb  die  Mslilokacb« 
spräche  in  nainer  gewalt  wt«  di«  uaglOekliebe  lenfsche.  tcb 
lüde  aie  gleich  zu  einer  reiae  ienteita  der  Alp««  tu:  Cdm 
an  Kayitr,  b.  mat  I7M,  britfi  7,117:  icb  naf  «H  berm  U. 
nicht  wetteifern;  er  bat  ao  viel  poetischen  etil  and  tpracto 
in  eeiner  gewalt.  llaaDia  (bntfwrtktel  übtr  Ohm«)  mttki  a,  ll»; 
eine  spracbe  in  seiner  gewalt  beben.  Voicrst  i,'t:  etet 
spräche  gant  io  seiner  gewalt  haben,  fe  bt  f«4e  «arfer  af 
a  languagt.  lIiLeiar  I.  461. 

h))  der  Blumme  plauderer  Itl  artig,  und  eolblll  einen  aloff. 
welcher  alcb  unter  geb'trigen  Veränderungen  aof  dem  Ibeaier 
vortreflicb  ausnehmen  würde,  besonders  wenn  man  sebaoapie^er 
besehtiftigen  wollte,  welche  das  stumme  apiel  in  ihrer  gewall 
haben.  Lissinc  (/Irrt,  prtvite^iertf  tei(HR9t7ftl)  4.  390:  da<i  er 
Ober  dieses  die  kunst  wohl  tu  eaeblen,  nnd  die  edle  einfalt 
in  Worten  und  auadrückeo,  werde  in  seiner  gowall  ^babl 
haben,  Idszt  aieb  schon  djrans  acblevseo,  weil  ertiaFroMMt 
ist.  (dei  ttbti  von  Marigny  gtukithtt  dtr  Arahtr , . .  wmrai»  im 
übtrstittTt)  6,21:  dieses  bat  der  berr  von  Prea-inlval  alt 
einer  strenge  im  beweisen,  deren  nur  ein  geomeier  fibig  iai, 
nnd  mit  einer  sierlirbkeit  des  vortraca  gelban,  welche  kaia 
genmeler  in  »einer  gewalt  hat,  wenn  er  nicht  totleirb  eio 
mann  von  gesrbmack  ist.  fem  dtr  Berlmutken  prinl,  teifeef 
I7&S)  b,  174:  der  verf.  wOrde  finden,  dast  ana  dem  herzen  nn4 
fdrs  herz  tn  singen,  noch  etw.is  andere  sei,  als  halb  aas 
dem  gedachinisz,  halb  ans  der  leicht  erregten  ph3nla«ie  worte 
und  kadenzen  zu  sIrOroen,  nnd  dasz  er  dem  bardrn  alsdcno 
gewist  ahnlicher  sein  werde,  wenn  er  diese  nrkrafi  dea  §»• 
sanges,  der  dicblung,  der  spräche,  mit  sparsamer  ni&stigkail 
ganz  in  seiner  gewalt  hatte.  Httntt  {über  Rtn;ulpkdtnbirien) 
vrrte  6,  336;  in  philosophischen  nnd  poeiitcben  der  galtong, 
in  der  sie  jeltl  arbeiten,  haben  sie  nun  auf  eine  bewnn* 
demswQrdige  weise  geteigt,  dast  sie  die  vollerdung  jtier 
arbeit,  wie  ein  mabler  jede  Zeichnung,  io  ihrer  gewall  haben. 
HoMBoiDT  an  SehiUtr  (16.  oetoitr  i:»j),  britfwatkMi  im-,  irb 
weisz  aber  auch  dnsz  der  gemeine  gebrancb,  welcher  di« 
abanderung  der  wOrter  in  seiner  gewall  hat,  sieb  wenig  om 
die  herleitung  bekümmert    Lissihc  {Sophokltt)  9, <•*. 

4))  fpArlither  sind  toUM*  Verbindung*»  miI  bringen,  bika— eo, 
kriegen. 

a))  derhalben  erforderten  sie  eilende  C  MarioM  Wipalaan 
aus  Africa,  welcher  nnlangs  darvor  deo  k&oif  Jagorlbaa 
von  Numidia  überwunden  und  in  seinen  gewall  gebraoM, 
aacb  der  grOsten  und  sifibaften  hanpllent  aioer  war, 
Hom  ie  gehabt.  Zimmersekt  tkrvmik  i,  i  Bar^tk;  da 
ileraclins  ein  grosz  hör,  und  bracht  vil  laodtscbafl  «MI  ( 
Persiem,  bekOromert  wider  an  .«einen  fwalt.  S  Faanci  ak 
(I&3I)  161*;  Bolgaria  oder  Balgarty  dm  tfCflMM  h*4  IM 
der  saltan  Baiazeih  isfl  volliff  in  s«incai  ftw*ll  tfkmM. 
Abb.  AS.Ciaa«  ew/f,  auf  ikr  cArMea,  IWinar  utmänuti  t,«; 
also  dat  ai  (die  Juden)  das  beiligialt  eoaraieot  «m  tlHalan 
in  ir  gewalt  bracht  und  das  in  ir»  eynaginre  .  .  .  ■it  rllaa 
geslagen.  (Brunn,  34.  ;iiii  I4U)  «rrMr  f.  Merr.  fcsr*.  91,1»: 
dast  es  nicht  edelrouih  nod  daikbarca  p*f«bl  .  .  sunJaw 
etwaa  gant  andere«  war,  wm  dick  daaabia  in  ihr»  gcwall 
brachte.  Wibl«!ip  {Prrtgnmus  fnlimi  i)  7«»MI;  sfl.  bi  «oiM 
gewalt  nehmen  tp.  4tl&.  49M.  4»i%. 

»))  dieweil  ea  gott  alao  gefall*«,  daa«  kk  dnrek  Ma  hilf 
nnd  raht  mein  lebeo  erhallen,  demnach  ancb  At»  0»  kh 
ganii  berUlicb  nnd  traofealich  befert,  widar  In  ti— ■  ge- 
walt bekommen,  . . .  ca  wer«  »•■  »ttm,  wir  ttfa«,  den  tarm 
and  gross«  tyrannel  dca«  klaif«  MwrmaMa«,  mit  Ginll« 
and  Acbel  vo«  binnen.  JL  Wtrxn  rriae  äff  bMm  Qimgen 
(.tS4:  der  teutfel  bat  de«  faha  aiehl  aowoaat  thar  «ach 
g»srbwungeo.  dann  bkrdorch  hat  er  aadeatea  ««llca, 
dast  er  Ober  eacb  »ehaa   iih|aaiiH,  «nd  räch  i«   ««ine 

317* 


5051     GEWALT  III  3  (unter  eine  gcwall  bringen)  GEWALT  III  3  (mit,  zu.  vor  einer  gewall)     5052 


gewalt  bekommen  hat.  Stranitzky  ollapalrida  .  .  .  Fuchs- 
mundi,  Wiener  neudrucke  10,276;  hierauf  begab  er  sich  un- 
mittelbar zu  . .  der  iiönigin  . .  vielleicht  . .  um  sie  selbst  in 
seine  gewalt  zu  beitonimen.  Platen  geschickten  des  königreichs 
Neapel  ijb;  da  er  den  mantel  in  sein  gewalt  bekam,  legt  er 
den  aulT  sein  achsel,  und  sagt:  ich  bin  der  bapst.  Kirchhof 
wendunmulh  369';  die  schwungübungen:  wobei  der  turner 
alle  arten  des  Schwunges  in  seine  gewalt  zu  bekommen 
sucht.  F.  L.  Jahn  2, 1,  56. 

c))  wiewol  sichs  der  bös  understan 

ihn  dermassen  zu  fechten  an 

und  hat  es  auch  versucht  mancliraldt, 

das  er  ihn  krieg  in  sein  gewalt, 

hat  ihn  gleichwol  noch  nie  liein  mal 

uberweldigt  in  diesem  Tal. 

Tbyii  Thedpl  von  Wallmoden  8  neudntch. 

ß)  gegen  diese  Verbindungen  mit  der  präposition  in  stehen 
hier  die  übrigen  präpositionalverbindungen  an  häufigkeil  der 
Verwendung  und  an  Vielseitigkeit  der  bedeulung  weit  zurück. 

1))  am  nächsten  kommen  die  Verbindungen  mit  unter,  das 
auch  vorwiegend  neben  den  gleichen  verbis  belegt  ist.  andere 
Verwendungen  erscheinen  hier  nur  vereinzelt:  unter  dem  gewalt 
und  regiment  der  königin  Pampinea,  die  wirdig  geselschaft 
sagen  wirt  von  abenteuerlichen  ergangen  gescheften.  deca- 
meron  19  Keller. 

a))  das  alt  weih  etc.  das  ist  wider  dz  oben  geredt  durch 
Klinia,  die  bosz  mütter,  under  welcher  gewall  sie  ist.  Terenz 
(1499)  75*;  auch  ein  ieder,  der  solche  sünd  tbüt ...  ein  knechl 
der  Sünden  ist,  und  alle  knecht,  unter  dem  gewalt  jrer  herrn 
sind.  SciiwABTZENREBG  &«c/weru(ip  der  allen  teufelischen  schlangen 
9';  wir  sind  alle  unter  gottes  gewalt,  omnes  sub  arbitrio  dei 
sumus.  Aler  934';  wir  stehen  nicht  unter  seiner  gewalt. 
VOIGTEI,  2.  79. 

6))  wir  wollen  aber  seiner  auch  nit  mer  auff  disz  mal 
gewänen,  sunder  ihn  under  dem  schirm  und  gewalt  des 
höchsten  gottes  befelhen.  Sciiaidenreiszer  59';  doch  würd 
ich  mich  under  keines  gewalt  lassen  zwingen,  die  spisz  dem 
buch,  und  der  buch  der  spisz.  ülricb  Zwingli  von  freiheit 
der  speisen  6  neudruck;  darnmh  mag  mich  niemans  von  meiner 
friheit  under  einen  gewalt  bringen,  ebenda;  redigo  regionem 
in  provinciae  formam,  ich  bring  das  land  under  der  Römer 
gewalt.  Erasmus  Alberüs  M  l'. 

c))  die  Römer  wurden  nachmals  des  alten  ganzen  Italien 
geweitig,  brachlens  alles  unter  iren  gewalt.  Aventin  {chronik) 
4,401;  wenn  fünft'  menschen,  die  eines  sinns,  gemüts  und 
willens,  könlen  funden  werden,  möchten  sie  die  ganize 
weit  under  iren  gewalt  wol  bringen.  J.  Wetzel  reise  der 
söhne  Giaffers  s.  43;  als  Dionysius  der  tyrann  von  Siracusa 
vil  sfelt  gewunnen,  unnd  under  seinen  gewalt  hracht  halt, 
legt  er  sich  für  die  statt  Rhegium.  Fronlinus  (1552)  21";  dan 
die  ketzer  wollen  die  kirch  gottes  under  den  gewalt  der 
schrifft  pringen.  Fiscuart  bienenkorb  30";  es  melden  die,  so 
türckische  historien  beschreiben,  dass  der  Türck  die  landt, 
so  er  unter  sich  oder  in  seinen  gewalt  bracht,  nicht  zu  re- 
gieren untergibt  gebornen  fürsten,  herrn  und  andern  etc., 
sondern  seinen  saniacken,  hegen  und  beglerbegen  und 
bassa  etc.  Kirchhof  wendunmulh  (2,  52)  2,  102  Osterley;  (Karl) 
brachte  sie  auch  dasmal  wider  unter  seine  gewalt.  BOnti.ng 
Braunschweiger  chronik  (1620)28;  fürtcr  wie  die  Römer  her- 
nach von  jaren  zu  jaren  einem  land  nach  dem  andern  krieg 
zugefügt,  alles  under  ihren  gewalt  gerissen,  unnd  wie  sie 
beid  das  erdtrich  und  meer  mit  blut  (liessen  gemacht,  ist 
in  vielen  büchern  zu  finden.  Kirchhof  wendunmulh  356;  under 
seine  gewalt  bringen,  sub  imperium,  in  potestatem  redigere. 
Stiele«  2426,  ebenso  Steinbach  2,921.  Frisch  2,420*.  Spieser 
t50  {redigere  in  potestatem  suam).  ebenso  Bayer  391*;  pottri, 
erobern,  mechtig  werden,  under  sein  gewalt  bringen.  Ambro- 
SIU8  Calepinus  1186';  unter  seinen  gewalt  bringen,  reduire 
sous  sa  puissancc,  redigere  in  potestatem  suam.  nouveau  diclio- 
naire  du  voyageur  \ii.  ebenso  Veneroni  74;  unter  seine  ge- 
walt bringen,  reduire  sous  son  obeissance,  dependance,  ßg. 
mettre  a  conlribution  les  eueurs.  nouveau  diclionnaire  {Strasz- 
burg   1762)  s.  338. 

d))  aber  unser  allerersainster  fürst . . .  umbleitte  mit  man- 
cherlei krieggetzug  ein  schloss  wol  verwarnt  und  gelegen  an 
eim  last  hohen  ende,  und  gewan  es  in  wenig  tagen  mit 
Sturm,  streit,  und  das  gantz  land  darunib  gelegen  under 
seine  gewalt  sich  zu  geben  zwang  er.  Matthias  v.  Kemnat 
chronik    Friedrichs  I.    19;     und     begaben    sich    unter    seine 


(Harminios)  gewalt.  BI5nting  Braunschweiger  chronik  (1620)  12; 
und  sunderlich  wan  das  egenant  guttshaus  in  solcher  mas 
gefreiei  ist,  das  es  . . .  under  keiner  weillichen  personen  ge- 
walt niemer  komen  soll.  Urkunde  Herzogs  Friedrich  von  Öster- 
reich (1406)  bei  Herrgott  geneal.  Habsburg.  3,  806;  eoncedere  in 
alicujus  jus,  unter  eines  gewalt  kommen.  N.  GIjrtler  1,455; 
unter  die  gewalt  eines  mächtigen  köuiches  geralhen,  in  di- 
tionem  regis  potentis  cadere.  Steinbach  2,921. 

2))  in  der  Verbindung  mit  gewalt,  die  den  absoluten  gebrauch 
durch  die  annäherung  an  violentia  (s.  u.)  steigerte,  ist  der 
frühere  individuelle  gebrauch  {vgl.  sp.  4922.  4924  u.  o.)  um  so  mehr 
verkümmert:  je  mehr  du  mit  deinem  gewalt  mit  den  leulen 
zuthun  must  haben  jhe  mehr  würdt  mann  dir  zusetzen. 
Übersetzung  von  Petrarcas  trostbüchern  (1559)  80* ;  als  wollen 
sie  damit  anzeigen  oder  zuverslehen  geben  das  sie  alle  des 
gots  underthenige  unnd  gefangene  weren  unnd  der  selbig 
mit  seinem  gewalt  über  sie  herschet.  Micyllüs  Tac.  (1535) 
(Germania)  449*; 

0  Jupitier  du  starcker  held, 
welclien  erzittert  alle  weit, 
kuram  mir  mit  deinem  gwalt  zQhülIT, 
in  nötten  ich  jetz  zu  dir  gülfl. 

Fischart  flöhhati  1  neudruck; 
gott  machts  nach  sinem  willen 
wie  es  im  gfalt, 
er  kan  den  zadel  stillen 
mit  sinem  gwalt, 
nimt  euch  dem  bapst  sin  kraft. 

Uur.AND  Volkslieder  2,897; 
wir  hondt  sant  Peters  Schlüssel  noch, 
wie  wol  das  schlofz  hat  aber  doch 
gott  durch  sin  gwalt  verendern  Ion, 
das  selten  me  würt  ufTgeihon. 
TiiOHAS  MuRNKR  narrenlicsctiwOrunij  11  (3,49)  iieudrnck; 

und  cc  nu  der  gerichtstag  komen  si,  da  habe  Cleschin  die 
pande  ane  laube  der  schultheissen  frevelich  mit  eigner  gewalt 
widdergnonien  und  Hengin  die  entferiet.  (Kreutnuch  1444)  der 
Ingelheimer  oberhof  196  Lorsch. 

3))  das  denn  unser  eidgenossen  von  Appenzelle,  darnach 
wenn  inen  das  von  dem  hoffgericht  zu  Rottwil  verkünt  wirtt 
in  vierzehen  tagen,  Heinrichen  Heiden  die  biielfe  alle  so 
hinder  si  von  im  und  siner  elichen  husfrowen  komen  sind, 
hinusz  in  unsre  statt  Zürich  zu  sinen  banden  und  gewaite 
an  alles  verziechen,  antwurtten  und  geben  süllint.  (1456)  bei 
Zellwege»  2, 1,  21 ;  da  gered  und  versprüch  ich  inen  in  kraft 
und  macht  disz  briefs  was  si  angal,  darumb  das  si  mir  uff 
sölich  ervoignus  rechten,  sülich  brief  zu  ininen  banden  und 
gewalt  gen  Zürich  in  die  statt  geantwurt  haben,  ebenda;  drum 
fuget  sich  der  dreier  spruch  keiner  izur  gewalt  des  bapsts 
ubir  die  guntz  Christenheit.  Luther  von  dem  bapsltum  F2'; 
das  .  . .  ir  disem  armen  mann  sein  camel,  sampt  dem  jhenigen 
so  darbei  gewesen ,  widerumb  zu  seinem  gewalt  stellen. 
J.  Wetzel  reise  der  söhne  Giaffers  {litter.  ver.  208)  j.  17. 

4))  als  sich  das  Wirtenbergerisch  land  vor  dem  gewalt 
des  fursten  von  Hessen  nit  enthalten  kunt,  haben  sie  sich 
mit  bewilligung  und  Zulassung  ires  kbonigs  Verdinando  dem 
landgrafen  ergehen,  chronik  des  schuhmacherhandwerks,  quellen 
zur  Frankfurter  geschickte  2,17;  weisz  auch  sich  vorm  gewalt 
desz  feindts  slarck  genug  auffzuhaiten.  Kirchboff  militaris 
disciplina  (Frankfurt  1602)  7;  wissz,  das  die  Ären  gemeinlich 
all  nacht  bi  einunnder  wonen  in  einer  hüli  eins  bergs,  da- 
rinn  sie  sich  all  nacht  samlen,  und  ist  die  hüli  vornen  eng 
und  innwendig  wit  für  gewalt  eins  überfals.  buch  der  beispiele 
aller  weisen  HS;  hallet  euch  in  den  häusern,  und  hütet  euch 
vor  meiner  gewalt.  Lessing  (Plautus,  capliii  4,2)4,118. 

5))  was  heisset  nu  gottes  reich?  antworl.  nichts  anders, 
dann  wie  wir  droben  im  glauben  gehurt  haben,  das  gott 
seinen  son  Christum  unsern  herrn  inn  die  weit  geschickt, 
das  er  uns  erlösete  und  fieimachete  von  der  gewalt  des 
teulTels.  Luther  deutsch  catechismus  63\  und  kamen  dez  alle 
über  ein  von  dem  gewalt  den  si  helen  von  dem  romischen 
kunig,  daz  unter  den  herren  und  steten  nimant  kaiin  Juden 
weder  hawbtgut  noch  gesuch  geben  soll.  Ui.man  Stromer, 
d.  slädtechroniken  1,26  (Nürnberg);  vgl.  von  gewalt  der  jhenen 
die  vollung  erraicht  haben.  Nürnberger  reformation  (1479)  8';  die 
seihen  erlangten  voikumelicb  ablas  aller  irer  sünd  in  dem 
verdienen  unser»  herren  Jesu  Christi  und  der  liehen  heiligen 
und  der  gewalt  sant  Peter  und  sant  Pauls  und  von  gewalts 
wegen  des  allerheiligisten  in  got  vater  und  herrn  herr  Nicias 
babst  des  fünften.  (Jahrbücher  des  Ib.  jahrh.)  d.  slädtechroniken 
10, 182  (Nürnberg);  da  bracht  uns  auch  der  bemelt  abbt  dafür 


5053        (iKWALT  III  3  (in  <kr  g«wall  Min) 

•in  huiilvent,  *un  iieii  itifteni  uod  uniern  vurfurdern,  «nn 
und  urenn  seliger  gtdechlmttt,  auigongen;  und  pulen  in 
baiden  lallen  di  vuu  furillichrm  geMalt,  der  ttiesprucb  bei 
um  heleiben,  daa  aeu  williglicli  lellt-n.  ianntfiämg  tu  Htick*it«m 
(in.  ;a/irA.),  öiUrr.  mtUth.  6,63. 

«))  autz  riosi  gewalt  ein  ding  verbaudien,  »uthmilatt  «ii- 
eutui  factrt  aliquid.  MAALüa  I7h';  io  inucbi  der  kei*er  durcb 
den  gewalt  im  heiligen  evangelio  durch  Cbriilan  geben, 
nach  aller  nodlurllt,  und  mit  der  tbat  handeln.  Hartmlt 
V.  (^RONBKRC  IS  nfudruck;  der  tatao  gab  hierauf  die  anlwurt 
mil  kurtzen  Worten:  wolan  libe  zu,  daiz  dem  alto  sein 
möge,  und  beharre  drnaf,  dai  tage  ich  dir  bei  meinem  ge- 
Mult;  und  alao  verschwand  er  lunamt  ilrm  teuer.  Wioman 
Fauits  Üben  612  Uli.  9trtin;  und  kamen  daielbit  in  kraft 
des  gewalls,  den  sie  von  dem  rumitcheo  kunig  hellen, 
uherein  . . .  S.  Meistirli!«,  J.  $lddleehrontk«n  i,W>;  *oo  ver- 
pindung  gemeiner  ite*elltcbart  des,  to  durch  geselscbuffter 
uder  ir  diener  in  gewalt  der  getelscbalR  fOrgenumen  und 
gehandelt  winiet.  Nürnberger  rtformotion  (I4'9)  73';  ich  kan 
kraft  meiner  ge»alt  dieses  gericht  entlasten,  bis  Bellario,  ein 
erfahrener  rechlügi-lehrter,  den  ich  . .  .  habe  berufen  lassen, 
angekuminen  sein  wird.  Wikland  Shakitptar»  i,  \\1  {ktufmann 
von  Venedig  i,  l). 

7))  wolan  so  absolvier  ich  dich  aus  der  gewalt  des  römischen 
ablas.  Erashu!«  AiaiRus  »tddtr  Jörg  Wttutn  mammeluken  H  i' ; 
ob  ainer  oder  »ine  auüser  gwalt,  wissen  ond  willen  der  berr- 
schaft  heirat,  mos  darumbt-n  rrcbt  sei?  darauf  ist  recht,  das 
sich  niemanis  ausser  gwalts  verheiraten  soll  une  sondern 
willen  und  wissen  der  herrschaft.  urbar  itißrethl  der  herruhäft 
lUtr,  österr.  meisth.  2,102;  Nabochdunosor  der  bucbmecbtige 
konig  In  Niniva,  der  wart  gegleicliet  einem  ochssen  oder  rinde 
und  ein  baslart  vertreib  ine  aus  seinem  gewall.  M.  v.  Kkmnat 
Chronik  Friedrichs  f.  09; 

he)  bi(tu  dss  salb  ichantllch  wlb 
so  mil'  mt'lDs  herizeii  luid  veririb, 
gentiniincn  ba*t  au«  nieiui  gewalt 
neiD  hon,  mein  iroit,  mein  aulTenthall. 

WicKsta  der  irr  reiilendf  bilgff  8*; 

darnach  stund  Mamercus  tmilius  seller  ah  willigklicb  von 
seinem  gewalt.  Liriu.i  (SUanburg  IS62)47';  emancipare,  au»z 
seinem  gewalt  und  von  banden  geben,  ausz  seiner  gewalt 
la-isen.  Albr  933';  aus  seiner  gewalt  lotsen,  e»  na  tolunlat* 
dimitlere.  STeiNBACn  2,921.' 

ß)  Verbindungen  mit  dem  abiolut  gebrauchten  subslantiv.  der 
absolute  gebrauch  beruht  theilweife  auf  ellipse ,  insofern  die  jt- 
wetlige  individuelle  bedeulumjsverengerung  das  entsprechende  aus- 
drucksmittel  einbiisst;  metst  wird  sie  hier  durch  den  sogenannten 
urltkel  vertreten,  in  anderen  fallen  erwächst  der  absolute  ge- 
brauch aus  der  abstraclion. 

l))  am  mannigfaltigsten  sind  die  bedeutungsabstufungen  neben 
der  prdposition  *in'.  auf  ellipse  beruht  die  Verwendung  in  den 
yürnberifer  poHieicerordnungen ,  wo  die  gewalt  ein  bestimmtes 
hohiitsgebiet  kennseichnet ,  datu  vgl.  aus  der  gewalt  sp.  MS5. 
auch  die  parallele  von  gewalt  und  regiment  deutet  wuist  auf 
elltpse,  da  sie  von  einzelnen  bestimmten  regier ungsformen  ausgeht, 
allgitnein  und  abstiact  dagegen  ist  das  Substantiv  in  verbiuduniien 
tn«  \a  grosser  gewall  stehen,  in  gewalt  jemand  ilberlrefTen ; 
in  gewitit  stehen  =^   in   kraft  stehen. 

a))  elliptische  fugungen. 

a))  swer  ain  haus  in  der  gewall  verkauft  und  ei  aus  der 
gewalt  nibt  gibt,  da  ist  weder,  der  da  kaufet,  oder  der  da 
hm  gibt,  keinem  vorsler  nibt  nmbe  schuldig.  Sürnberger 
polizeiordnung  301;  hat  ain  man,  der  in  der  gewalt  eilzel, 
gei.mbert  oder  prennehollz  gefürel,  wil  er  dez  geraten  und 
verkauft  daz,  und  gibt  daz  in  die  gewalt,  da  ist  weder  der 
da  kaufei,  noch  der  da  hin  gibt,  kainem  vorster  niht  umbe 
srbiildig.  aot;  und  .swennc  ecker  wirt,  so  sol  der  vorstmaUler 
niwrr  alnen  schütter  haben,  und  ieclich  vorsler  in  seiner 
hüte  ainen  schüter,  und  ain  ieclich  man,  der  in  der  gewalt 
sitzet,  der  mac  seine  sweio,  die  er  in  sinem  hause  biderhen 
wil,  wol  in  die  sicheln  treiben.  901. 

ß))  doch  so  find  ich  si  {rtlich  gescklechl)  nit,  das  si  in  den 
gewallt  sein  gewesen  als  burgermaister  und  pflefer  oder 
ander  zeugen.  Hcctor  MCiich,  d.  stddleehroniken  22,312  (Auf$- 
burg);  man  hat  auch  nach  den  zunflen  etlichen,  die  im  gwailt 
seind  gewesen,  auch  herr  geschriben.  346.  ek«Nto  311: 

Hcrodas  michtig  Ut  im  gwali. 
zehamllan  was  uod  wie*  las  gfalt. 


GEWALT  III  3  (an  g«walt  MUen)         5<)54 

\irgiB«ut,  «In  kerr  pt  tk»m. 

hei  «lu  Uocbicr,  dia  h(«i  aill  «ea 

VIrgiiiea.  •u|itll  uad  itri, 

dia  lulcllcb  ««liabai  wart 

«OB  Applo  <  Taudio  aide. 

dar  laben  aloar  !■  gawsM«. 

Uam  UtM»  {dtt  temiäs  ermm  rirflMa)  n,  »4 
äellfT-Ctlui 
■an  irlbt  leu  mSiwIII  In  da«  gwsll 
gracbiickeli  Ui  in  Ucli  arialk 

VtL.  UoiM  der  *#«  Hifafsl  W  I*. 

frier  lelcbtn  was  im  (ewali.  Terens  ii'fuMl. 

y))  und  wann  «ia  WM%tt  onb  ain  «tettl  «oo  «ioen  rutil 
und  ain  bOck  omb  1  o4«r  l  pfconing  bro4  nnd  Bnstb  in  4«ai 
gwalt  blib,  ...  so  aollen  es  die  wOrt  nnter  ri«n»4<r  ««M- 
lailen.  ar(iir«i  du  markUs  Uermtgee  (\iM),  UUir.  mmik.  *f0k 

b))  QbsIrtcUoH  und  terallfemeisurmng, 

'))  unda  da  Lukastcbe  aclilllingar  oll 

•cbolda  iisn  Bldda  lu  gawoli 
vor  «aveo  paooiogb  unda  ain  tcbarC 
Rii!<Bii «  UaoKiaasii  isthukupul  ta  •rMMtsdkss^tnil, 
'/.  $l4äl*chronttfit  If.lM; 

da  er  {Cieeru)  nun  etlich  jar,  alao  inn  grostea  f«wah  al4n4«, 
und  dz  regiment  gemainer  ding  entbieil«,  «wink  ia  4  •»- 
gestumigkait  Clodii.  ScnwsaTXKiiaasg  ItttMk  Cmm  (H»)**; 
vjl.  dein  krancker  leib  sol  . . .  oft  tenaMM  aa4  la  aaftvnh 
ston  sein  eigen  begirde  zA  erfdllto.  Sos«  bruk  «ea  in  ewi§e% 
•euheit  2,1  [drutk  M«  i»i2);  80  dn  widtnnak  ia  g««ali 
kurobsl,  wollest  unser  auch,  die  du  jetiundl  ferlasatal,  nil 
vergessen.  Hioio  ^en.  des  Josepkmi  {\a^)tC. 

ß))  da  wirekl  in  dar  drivalM 

die  dral  In  aias  gawalM 
das  »aanss  ■eoacbaU. 

hfi  Wacsssnassl  d««  deftSUke  kirek*iäit4  X  lUTi 
f«a  aisB  nropbeian  dar  encb  aelt. 
den  goit  nab  gsaadi  ia  d'  JudlAcbali 
dar  ward  ibfln  gress«  wnndertelcben. 
io  gwalt  all  aeosckea  nberraleliea. 

tragiJie  JekaamU  dm  t^mgert  L  r. 

y))  und  wenn  unser  frOnod  der  foa  Appiull  btHrtniJ 

mit  namen  Amman  Schedler  als  er  maint  fon  sinnen  frfiondea 
nit  in  bevelbnusz  noch  gewalt  hant  gebept,  atns  »olichca 
rechten  inzegun,  so  ist  hierin  beredt  worden,  das  er  aObcks 
hinder  sich  an  sin  harren  und  frUnnd  bhngaa  . . .  «U.  ifiMtk 
der  SdiafPiauser  ton  I4&7  bei  ZaiLwecaa  Urkunde»  3, 1,  M. 
3))  an  der  gewalt,  an  gewall. 

a))  elliptische  fügungen:  am  gewalt  oder  rcfioMBt  aitieo, 
ein  überkeit  verwalten,  gerere  poUsMes.  Maalss  ITS*.  ebens* 
Frisios  1028*;  gewan  er  (L^ienus)  doch  am  leslen  die  slat 
durch  verreterei ,  wan  in  der  »tat  waren  zwen  berreo  an 
der  gewalt,  Duicemar  uod  Signalor  genant.  «i<Iar  einander. 
S.  Mbisteblin,  d.  städlechromiken  3,  ro  (.VA/a^f). 
b))  vollmacht  und  absirattion  : 

to  böbai  ewer  baupi  ampor. 

arwciuart  encb,  ibr  dar  woli  ibor. 

ihr  pforieo  sali  bocb,  decli  datmiiibig: 

da>t  durch  eucb  «aioan  aintug  ball 

der  kAoic.  walcber  an  rawali 


allmicblig,  und  an,  gnad  allgaü|.^^ 


un 


Wactaiaun 
der  berühmte  Italiäner  Boccalini  meldet  aat  «M 
l'aroasso,  was  ge!>lall  alle  polenlalco  in  Earapa  aia 
Itch  wag  aml  hellen,  also  beliebt  und  aogestellel,  dasa  sie 
alle  fünfzehn  jähr  zusammen  kuomen  «olleo  . . .  uai  »aaa 
üicb  alsdan  befände,  dass  der  eine  an  gewalt  ao  sM  nf«» 
nommen,  also  dass  sich  andere  far  ihm  ta  bdOrcklaa  katoa 
luOcblen,  demselben  alsdan  sein  gnMhrcad  |e|«nnwtclK  . . 
gegeben  werden  solle.    ScnonaiMs  frkitmt  mif  t  ■ra^ari; 

bonnt  ibr  Uoffer  es  mit  anaehn. 

wk«  der  alac«««n(M  fremde, 

auar  «ad  der  enre«  ipailaiT 

jadao  lag  an  kfthnkait  wacksend. 

lada  atunda  an  gawalu 

GaiLirAaiaa  tdee  tremm,  rte  Iskea  «)  1«.l«. 

klein  von  (••lalt. 

grvss  ven  gewali.    6*raa  (faus  II)  41.  U4. 

4)1  ob  ieoMot  war  oder  forwas  wnrde,  «r  var  4m  riaiann 
ratea  oder  des  giotien  rates,  er  wer  rick  o4er  arai,  dar 
nack  gewalt  hie  ••  Aofsporg  sUa  «oU  aad  iraata  fivait 
füren  nad  k«k«a  wnk,  4aa  daa  ak  kaaaktkaa  aal!  aack 
enmug,  dammk . .  (na/berfnaaaf  aM  iayi*nrf  l»i^  4.  sMdls 
enreaahfo  4, 129. 

b))  au  gewalte  |eb«a  lei  Ornw  s.  ekra  tp.  tat«,  dkmikk  «u 
jtff  re»  deoimili  i  a  tf.  Hat.  Ol ;  wfL  >e  gewalle  lisen  Greftrüit 
»H;  dia  «tat  kat  ala  «iackgrakca  pci  sant  Katherein  undcr  dtr 


»)) 


5055 


GEWALT  m  3  (mit  gewalt) 


müll  doselbst  an  der  Begnitz,  die  bat  der  Knopf,  der  stat 
viscber,  zu  gewalt.  Tücher  baumeisterbueh  268; 

€icl),  ich  liets  nicht  begert  fürwar, 
habt  danck!  ir  schenkt  mir  immerzu, 
i<ein  schenck  ich  euch  herwider  thii, 
wann  mein  berr  lest  mir  nichts  zu  gwalt. 

H.  Sachs  {die  lUtifi  bulenn)  17,22; 

wiewol  er  höchste  ding  zu  gewalt  gehabt  {summis  rebus  prae- 
esse).  Frontin  von  Taciüs  bei  Fborsperger  3,  276\ 

6))  auf  der  gewalt,  auf  gewalt. 

a))  darnach  offent  man  euch,  dasz  ieileimyn  melde  und  rucg 
auf  sein  gewissen,  was  er  wisse,  da  dem  goitshaus  künftiger 
schad  von  werden  oder  komen  müg,  das  sei  an  pauvell  von 
zimerschlaipf,  an  krieg,  den  pauleute  gen  einander  habent, 
und  ob  iemand  auf  der  gewalt  kert  hab,  oder  der  darzu  ge- 
wachsen sei,  dasz  er  verporig,  dasz  er  ans  der  gewalt  icht 
ker.  Öffnung  zu  Anget,  öslerr.  tveistli.  2,  68. 

b))  zu  viel  trutz  keiner  auff  gewalt 

die  urthcil  gottes  sein  manigralt. 

Kirchhof  wenUunmulh  64'. 

7))  aus  der  gewalt,  ohne  gewalt. 

o))  wer  zimerholcz  oder  prennholcz  .  .  .  aus  der  gewalt 
gibt  ...  der  gibt  die  alten  puss.  Nürnberger  polizeiordnungen 
307;  es  sulien  auch  die  hawer  kein  holcz  geben  auss  der 
gewalt,  es  sein  bnrger  oder  ander  le«t,  die  sich  versehen, 
die  es  aus  der  gewalt  füren  oder  geben,  ongeferde  bei  dem 
aide.  308;  auch  sol  kein  hafner  dheinen  auss  der  gewalt 
geben,  wer  aber  darüber  tet,  denselben  und  auch  sein  vihe 
sol  man  halten  als  einen  auss  der  gewalt.  305;  ietweder  teile 
tribend  und  suchende  gewesen  ist,  wie  er  den  anderen  teil 
von  dem  selben  ampte  und  usser  gewalt  getrücken  und  Ver- 
stössen möchte.  Basler  chron.  5,  79. 

b))  doch  sollen  solche  gesipte  und  verwandle  personen,  wann 
sie  also  sonder  gewalt  handlen  wollen,  gnugsame  caution  und 
Sicherheit  thun.  Frankfurter  reformalion  (1578)  1,  6  §  9  «.  a.  vgl. 
sp.  4962;  die  Wahrheit  des  wirksamen  und  der  materie  können 
wir  nicht  einsehen,  ohne  grosze  gewalt  der  matbemalik.  Göthe 
(geschickte  der  farbenlehre  ))  53,97;  die  minister  sind  ohne 
gewalt,  ohne  vertrauen,  ohne  wahre  Verantwortlichkeit,  sie 
können  es  nicht  wagen,  mit  einer  neuen  grossen  idee,  mit 
einem  umfassenden  plan  hervorzutreten.  C.  v.  Claüsewitz 
nachrichten  über  Preuszen  in  seiner  groszen  katastrophe  (kriegs- 
geschichlliclie  einzelschriften  10, 422). 

b)  die  präpositionalverbindungen  für  die  parallele  von  gewalt 
mit  vis ,  violenlia.  toenn  für  gewalt  =  potestas  in  erster  linie 
die  Verbindung  in  gewalt  anzuziehen  war,  so  kommt  hier  fast 
ausschlieszlich  mit  gewalt  in  betracht. 

«)  auf  die  mannigfoUige  Verwendung  der  Verbindung  mit 
gewalt  und  auf  die  rolle,  die  sie  in  der  bedeutungsentwicklung 
unseres  Substantivs  spielt,  halte  schon  die  bisherige  darstellung  mehr- 
fach bezug  zu  nehmen,  dabei  zeigte  sich  für  älteste  zeit  nur  die 
hedeutung  potestas  entwickelt,  die  später  gerade  in  dieser  Verbin- 
dung ganz  zurücktritt  (vgl.  sp.  5052).  in  dieser  durch  einen  indi- 
viduellen träger  eingeengten  bedeutung  ist  mit  gewalt  zuerst  bei 
Otfrid  belegt  (erquimit  mit  giwelti  1,15,37  u.a.  vgl.  oben  sp. 4915) 
und  gewinnt  in  der  geistlichen  dichlung  der  mittelhochdeutschen 
Periode  unter  anknüpfung  an  Gott  oder  Christus  weile  Verbreitung : 
vgl.  got  mit  siner  gewalt.  Ezzolied  23,1,  vgl.  oben  sp.i^nff. 
aus  jener  zeit  ist  auch  der  lypus  des  absolut  gebrauchten  Sub- 
stantivs belegt,  in  dem  die  bedeulungen  kraft  und  zwang  ihre 
gemeinsame  erklärung  ßnden:  der  Meie  mit  gewalte  den  Winter 
bat  verdrungen.  Neidiiart  8, 13  «,  o.  vgl.  oben  sp.  4939;  si 
wanden  mit  gewalde  . . .  iren  willen  volle  bringen.  Trierer  Sil- 
vester 546  u.  a.  vgl.  oben  sp.  4940.  die  Verbreitung,  die  diese  und 
ähnliche  Verwendungen  in  der  neueren  spräche  gefunden  haben, 
ist  andeutungsweise  schon  mehrmals  gestreift  worden,  vgl.  sp.  4967. 
4969.  4972.  im  folgenden  sollen  die  bedeutungsübergänge  dargelegt 
werden,  soweit  sie  mit  der  bevorzugung  bestimmter  verba  neben 
der  Präposition alverbindung  in  Wechselwirkung  stehen;  auszerdem 
beansprucht  die  Verengerung  der  wortgruppe  unsere  aufmerk- 
samkeil, in  der  formelhaften  erstarrung  verblaszt  die  bedeutung, 
so  dasz  mit  gewalt  schlieszlich  im  sinne  von  ^durchaus'  gebraucht 
wird,  vgl.  oben  sp.  5007  mit  teufeis  gewalt. 

1))  ausprägung  der  bedeutung  ^kraft,  stärke,  ungestüm':  mit 
gewalt,  per  vim.  Dasypodius  340',  ebenso  Heniscm  1591;  mit 
gewalt,  vi,  per  vim.  Spiesek  (Basel  1700)  150,  ebenso  Weismann  156. 

o))  darnach  haben  die  Griechen  sich  besorgt,  dz  sie  mit 
irem  verziehen  durch  zwischen  kommung  des  winters  (der 
jetz  schon  mitt  gwalt  dahür  gieng)  von  dem  schiffen  verspert 


GEWALT  III  3  (mit  gewalt,  mit  kraft)     5056 

oder  verhindert  wurden.  Herold  Dictys  74;  der  sommer  kommt 
mit  gewalt  angeflogen,  med.  maulaffe  Ql6;  wenn  nun  erst  das 
frühjahr  mit  gewalt  eintritt!  Götiie  (ital.  reise  2,  16.  mdrz  1787) 
28,54;  gleich  darfür  binausz,  erhörten  wir  bald  von  ferne 
ein  grosses  getösz,  wasserreichen  brunnenquellen,  welche 
innerhalb  in  der  gegne  mit  solchem  gewalt  entspringen,  das 
die  gleich  darbei  etliche  mülinen  treiben  sollen.  Rauwolf 
reisz  in  die  morgenländer  (1582)  305;  und  für  anderen  bädern 
auch  dise  art  hat,  das  es  (das  wasser)  sich  vom  October  an 
bisz  fast  inn  Maien  verleust,  unnd  dann  im  Maio  mit  gwalt 
wider  herzu  kompt.  3;  indem  das  wasser  mit  gröster  gewalt, 
und  an  vielen  orten  etliche  eilen  hoch,  zwischen  dem  gesteine 
herausstürtzte.    J.  G.  Schnabel  insel  Felsenburg  122  neudruck; 

der  Weizen  wachset  mit  gewalt, 

darüber  jauchzet  jung  und  alt 

und  rühmt  die  grosze  gute 

desz,  der  so  überflüssig  labt 

und  mit  so  manchem  gut  begabt 

das  menschliche  gemüte.    P.  Gerhardt  240  Gödeke; 

es  wird  mit  gewalt  grün,  und  des  armen  menschen  freude, 
wenn  wieder  einmal  etwas  iung  wird,  ist  gar  gros.  GOthe 
(an  Charlotte  von  Stein  15.  mai  1782)  briefe  5,  329;  dazwischen 
regnete  es  mit  gewalt,  woraus  manche  Unbequemlichkeit 
entstand.  (Wahlverwandtschaften)  17,228. 

())  mit  gewalt  herauszbrechen,  erumpere.    Dasypooids  341; 
als   nun   das   schwein  ihn  darinn  vermercket,   hiebe  es  mit 
gewalt  durch  den  bäum.  Kirchhof  wendunmuth  247*: 
der  braune 
hörte   den  wachsenden  lärm  in  seinen  schrecklichen  nöthen 
und  er  risz  mit  gewalt  das  haupt  aus  der  spalte. 

GÖTHS  (Reineke  fuchs)  40,26; 
ich  sähe  einen  ungeheuren  leuen  mit  gewalt  auf  mich  zu- 
lauffen,  welchen  ich  mit  meinem  dägen  so  lang'  abhihlt,  bis 
mihr  etliche  unbekante  manschen  zu  hülfe  kalimen.  Zesen 
adrialische  Rosamund  68  neudruck;  zuletzt  sprang  Rustefeils 
bruder  mit  einem  dicken  und  langen  knültel  herbei,  und 
gab  ihm  einen  solchen  schlag  auf  den  köpf,  dasz  ihm  hören 
und  sehen  davon  vergieng.  von  diesem  schlage  sprang  er 
mit  gewalt  auf.  Gottscbkd  Reineke  fuchs  (1759)  (9.  hauptstück) 
s.  17  Bieling  (doch  fuhr  er  empor  vom  mächtigen  schlage. 
Göthe  40,28); 

da  nun  Hinze  den  stiick  an  seinem  halse  verspürte, 
l'uhr  er  ängstlich  zusammen  und  fibereilte  sich  Turchtsam, 
denn  er  sprang  mit  gewalt:  da  zog  der  strick  sich  zusammen. 
GöTHK  (lieincke  fuctis)  40,40; 

noch  lange  hingen  die  apostel  immer  an  irdischen  begriffen; 
aber  da  der  niedrige,  gestorbne,  auferweckte,  und  nun  gar 
in  die  himmel  erhöhte  heiland  ihnen  ganz  etwas  anders 
lehrte,  so  brach  mit  gewalt  die  scherbe.  sie  empfingen  und 
verkündigten  begriffe  von  einem  höhern,  geistigen,  glückseligen 
reiche.  Herder  (erläuterungen  zum  neuen  testament  nib)  7,451. 
c))  kieset  uch  seihest  zwellT  man, 

so  starck  ire  si  moget  gehain, 

die  die  barier  halten 

mit  macht  und  gewalde! 

negen  sich  dann  die  bancr  nicht, 

so  wel  ich  sittzen  recht  geriebt. 

Ahfelder  pusstonsspiet  3897  Greinf 

die  bauren  gruben  die  schanz  mit  gwalt, 

aber  die  im  schlosz  vernommens  alsbald, 

sie  tbeten  bald  zu  ihn  schieszen. 

Ilelffeiisteiner  tieil.  bei  AoRrAN  miltli.  133; 

da  si  er  mit  gewalt  usser  dem  kommer  gangen  und  Odeber 
von  Wonnisscheim  habe  Hennen  von  Leien  ein  streich  geben 
mit  einem  swinspisse  unden  under  sich  geworfen.  (Rummek- 
heim  1440)  der  Ingelheimer  oberhof  101  Lorsch;  ein  anderer  ist 
so  unverschämt,  dasz  er  in  die  scbüssel  mit  solchem  gewalt 
hinein  sticht,  als  wollt  er  einen  wilden  schwein  den  fang 
geben.  Stranitzkv  ollapatrida  des  durchgetriebenen  Fuchsmundi, 
Wiener  neudrucke  10,  138;  zwei  mal  warf  er  ihm  den  hut  her- 
unter, und  ermüdete  ihn  so  sehr,  dasz  jener  aus  verdrusz, 
zorn  und  wuth  den  degen  bei  dem  griffe  faszte,  und  ihn 
mit  solcher  gewalt  durch  die  luft  schleuderte,  dasz  einer 
von  den  gegenwärtigen  bauern  . . .  nachher  zeugnis  abgelegt 
hat,  dasz  er  ihn  beinahe  dreiviertel  meilen  weggeschmissen 
habe.  Tieck  don  Quixole  2, 170;  er  wirft  das  messer  mit  sol- 
cher gewalt  an  den  boden,  dasz  es  zerspringt.  Werner 
24   februar  (3.  auftritt)  Minor; 

ja  sprach  sich  der  galander 

In  tausenilai  stimmen, 

die  Icrch  usz  lautem  grimmen 

80  streitticiich  herwider  hal, 

doch  mit  gewalt  die  nachtigal 

si  alle  übersaiig.    Clara  Hätzlkrin  2,  68, 14; 


5057     GEWALT  111  3  (mit  gewall.  mit  krafl) 

liliull«i;hfl»  hör  erfrellt  »leb  paldi, 
<lie  eoKlu  tliiK«i>  KOI  mit  k<*uU 
duii  lieiUnru  Mur  auch  ulTiiDwar 
der  lieriter,  pictiatTur  aller  iMar. 

/i|imr4aWiM  bet  W«ckiiiRAfiBL  kireh«nli*>l  1,  IltO*. 

vgl.  oben  die  brut  iprach  obir  mit  gewellte.  Btuii  v.  Scioiiibbci 
höht»  lied  tüU;  bit-wrilcn  Italiiu  auib  eio  beiiier  seufxer  bar- 
auf-geHligf M,  und  brolich  mit  lolcber  gewull  durch  den  niund, 
detz  man  ihn  gabr  ton  (Urnen  n-rnUhmfn  konle.  Zi«rh  aar. 
Hot.  u:i  neutlruck;  icb  bio  •ehr  riri.Hzig  oh  der  getcbicble 
der  farbrnlcbre  und  stcclie  im  17.  jaiirlmndert,  da*  icb  mit 
gewail  angreiTeo  mu»z,  uenn  es  durchkummeo  will.  Gotik 
an  Knebel  I8.  man  i>tüO,  biiefe  30,3^7;  ich  verfulgle  jeden  xweck 
mit  erOKt,  gewall  und  treue,  {aui  meinem  Uben^  fragmtntariteket) 
00,297;  wir  sahen  io  der  sessionostube  des  capilels  die  tcitze 
zur  bochzeit  von  Cana  durch  l'aul  Verooeae  ein  trelTlicbe* 
Stack,  mit  gruier  liebe  und  Iclcbtigkeil  gemahlen  und  gewalt 
und  tücbtigkeil.  an  ChailolU  von  Stein  26.  teplember  1770, 
brieft  4,04:  warum  giebt  herr  Semler  beinah  allea  streitend 
vuu  sich?  warum  ludet  er,  eben  durch  atrriiigkeilea  und 
ewige  terlheitÜKunKen  gegen  ketzere),  ja  aisu  am  meisten 
selbst  den  verdacht  von  kcUerei  auf  sich,  und  halt  nucb 
den  Ifiirr  mit  gewalt  immer  aul  dem  gedanken  fest.  Hfaoii 
(über  Semlert  paraphtase  des  evangeL  Jok.)  6,  4 IS. 

dl)  du  weist,  mein  allerliebster  Galmj,  das  dann  ich  dir 
erxOlen  kon,  mit  was  gwalt  die  liebe  gegen  denen,  so  sich 
ir  underwUrflich  machen,  berschen  Ihfit.  WickaAN  Galmy  22; 
uion  musz  nolh» endig  glauben,  dasz  sie  alle  ihrer  nicht 
milchtig  gewesen  sind,  uud  dasz  sie  eine  art  von  enlhusiaslerei 
müsse  berallen  haben,  welche  hieb  auf  ihre  kindcr  mit  solcher 
gewalt  furtgeplliinzt,  dasz  sie  ihrem  ebrgritze  und  dem  rühme 
ihres  vatfrlandes,  guter  und  Freunde,  Qltern  und  weiber,  und 
alles  was  ihnen  am  liebsten  war,  aurupferleo.  Lksshc  (Koi- 
iische  ttitiing  I7&3)  5,  182;  nennen  sie  mir  etwas,  was  gleich 
mit  solcher  gewalt  die  seele  ausweitete  als  die  bloszen  namen: 
Korn,  Athen.  Ixmkrhann  6,  199. 

r))  in  der  bedeulung  *kraft,  ttdrke,  ungestüm'  verbindet  $tek 
gewalt  gern  mit  den  schon  oben  {sp.Wiiff.)  besprochenen  attri- 
bulen  voll,  ganz,  oll.  in  wie  weit  diese  veibindungen  den  formil- 
haften  gebrauch  des  worles  und  die  absehwdchung  der  hedeutung 
begünstigen,  wird  sich  unter  3))  seigen.  dasz  die  grundbedeulung 
jedoch  autli  noch  in  der  heuligen  Verwendung  weilerlebt,  »eigen 
niclit   bloss   wörterburhnoti:en,   sondern  auch  lUterarische  belege. 

a))  summa  vi,  mit  gaut/em  gewalt  und  mit  gantzer  stercke. 
Faisiü8iy>9";  omni  vi,  mit  allem  gewalt,  mit  aller  maacht.  IS9o'; 
uiit  gantzer  ficwalt.  Ebasmu.s  Albkrus  K2';  mit  gantzer  gewalt, 

'US  velisqne,    omni  conttntiune,  velis  tquisque.    Hbniscu  1691; 

i  ollem  gewall,    omni  vi  et  eonatu.    Weismann  (1716)  150*; 

I  aller  gewalt,  omni  vi,  et  eonatu,  magno  eonatu,  studioque 
r.  ALüa  933";  mit  gantzer  gewalt,  enixe,  obnixe,  summa 
Kpum  li.  ebenda,  ebenso  ÜATüa  (manibus  pedibusque)  290.  Stkin- 
BACB  2,921.  Kiiiscii  cornucop.  179;  mit  aller  gewalt,  de  toutt 
M  foice,  dt  toutes  ses  forccs.  Hohdhau-Buitorff  263;  mit 
grosser  gewalt,  with  main  force,  mightily,  power fully.  leutsch- 
<iigl.  wb.  (1710)  ^OS. 

■<))  da  nu  die  nacht  vergangen  und  ictz  die  edle  morgenrOte 

i  I  ganlzem  gewalt  dobar  trang.  WictiAH  üalmy  09;  icb 
l«iinle  miih  mit  g;inlzcr  gewalt  des  lachens  nicht  enthalten, 
/  was  by  no  nieans  apt  to  forbear  laughing,  leutseh-engl.  wb. 
(1716)708;  die  andern  pfaffeukuechte  lieffcn  mit  voller  gewoll 
davon,  dasz  ihnen  die  scbnch  entfallen  möchten.  DOnti.nc 
Braunsehw.  chronik  427;  als  man  in  das  haus  zurückgekommen 
war,  naiim  die  Unterhaltung  einen  höhern  scbwung  und  warf 
»ich  mit  voller  gewalt  auf  kunst  und  Wissenschaft.  iaHERMAR.'« 
(d«r  Ncve  Pygmalion)  8,23; 

last  uns  bald. 
Ihn  werflTen  nsu<  mit  aller  gwalt. 

Mabtin  llATNKcciut  llt»i$  Pfritm  37  ntnilruck; 
er  kOsset«  meiue  band  mit  aller  gewalt  wohl  60  mahl. 
J.  G.  ScHNABEi.  instl  Felsenburg  1,  II  neudruek;  das  ichneider- 
lein  .  .  .  suchte  den  dicksten  stein  aus  und  warf  ihn  dem 
nesen  mit  aller  gewalt  auf  die  brüst.  Gaiaa  {das  tapferi 
scJinriderltin)  i,  I3l;  mit  aWar  gewalt  schreien,  to  cry  as  toud 
«  on*  can,  wUk  all  one's  might.  Hilpert  1,462*;  mit  aller 
gKwait  klopfen,  to  knock  as  hard  as  one  can.  ebenda:  so  drang 
er  mit  aller  gewall  auf  einen  frieden  zwischen  Kromweln, 
und  dem  könige  von  Frankreich.  Zstci«  ftkrönlt  mtjesUt 
(1661)  ii^;  (ch  werde  dns  immer  deutlicher  und  deutlicher 
ciusebco,   immer  lebhafter  und  lebhafter  fahlen  lernen,   bis 


GEWALT  III  3  (mit  gewall,  mit  zwang)     505S 

vernuofi  uud  heiz  mit  alUr  gewalt  meiner  »«eie  riiMO  tat- 
schlusz  bewirken.  11.  f.  Klbist  (««  itnu  kr—H  2lo. 

2))  du  ausprägung  der  ieituim»^  'M«"f  t  v^frwdUfMf'; 
mit  gewalt,  pur  vsoUntt.  Hiiaw»  (lIM)  Gf  (/«fcil  I«I4):  ail 
gewalt,  per  fort»,  «  fprs«,  tm  iaiftl«,  4i  ftUmt»,  «M  tU- 
lenta,  par  foret,  avte  motntt,  IUlum  IM*:  oiit  |««aU,  |»- 
walltbutiglich,  vi,  ptr  vim,  «MfaMr.  BAta«  2S«. 

a))  du  vtrbimdung  mit  all,  gani  n. «.  ab  mäklm  4m  i 
ist  kirr  ullen :  sie  wQrdeo  alsiaM  wM 
wult,  brauchbare,  «erbeuratbete,  angeseeaen«  leal«  bH  wef- 
nebmeo.  Göthk  (an  Karl  Au.uss  i;7»i  ktitfe  *,%;  mit  oSro- 
barer,  ganzer  gewalt,  hy  optn  fort«.  lliLtaar.  itftgn  mmd 
hier  negierende  attrtbule  kirnjlttr  htieft:  bat  üt  mIicIm  a«it 
nie  zulassen  wellen,  darbalbao  berr  Wörnbtr,  ala  «io  m» 
nunftiger  weiser  berr,  solcbs  nit  kaim  gwalt,  drmoadl  m 
dann  der  sach  wol  gesessen  und  die  dorfer  eiozoeaeaMa 
vermögt  bet  etc.,  ausricbieo,  sondern  bat  die  mt  litten  «ai 
pessern  fno^en  bekommen  wellen  und  biciumb  am  sollickM 
itchick  an  die  bandt  genomen.  '/immerseät  tkrmttk  t,  ^',^; 
allermaisl  aus  der  ursach  [ward  das  conedium  tu  Baul  Mu- 
geschrieben),  damit  die  Bebem,  so  bisher  mit  kainem  gvrall 
gedempt,  mit  listen  und  freundlichhüit  widerumb  zu  der 
römischen  kirchen  mochten  gebracht  und  mit  derselben  ver- 
glichen und  veraint  werden.  I,  241 ;  von  den  Mder-deutscben 
will  fast  das  wider-spihi  erfolgen,  weil  si«  an  ihrem  reich- 
tiihroe  so  hart  und  faste  klaben,  daaz  si  fast  mit  keiner 
gowalt  dahr-Tun  zu  bringen  sein.  Ziaaii  «Jrtaf.  Rotam.  tu 
neudruek;  nur  zu  so  gemeinen  bargersleuleo  hatte  man  ibo 
mit  keiner  gewalt  gebracht.  J.  GoTTHtir  Vb  in  pitkttr, 
cap.  9. 

b))  mit  verbis,  die  den  begriff  des  sm«m§$  itkm  ni  ikrtm 
eigenen  bedeutungsgehalt  führen,  b'.eibl  die  prtpt$iH$HaU«Tknimmg 
in  loserer  fühlung.  da  sie  der  Steigerung  und  teriUrknuf  dint^ 
gewinnt  sie  auf  das  ttrbum  wtnigtr  einflutt. 

f^))  solchi  war  ilea  boheo  rOrateo  euigsga, 

Ibein  sieb  mit  gwalt  dawider  Irgo. 

CaavsBi-s  koftfufel  Bl*; 
da  Tandea  wir  sie  feiodllcb  bler  («lagert 
und  uns  den  elngaog  sperrend  mt  gewalt. 

SCHILLBB  (6raii<  ton  JiraWaa  3,2)  14.63. 

unnd  wo  man  nit  mit  gewallt  werenn  kann  unnd  dar  vrarbeit 
bellTen.  das  man  doch  daselbs  bekenne.  Lurasa  {voudmpiUn 
werken,  1620)  9,263;  der  besitzer  darf  sich  verbotener  tigao- 
macht  mit  gewalt  erwehren.  bürgtrUcket  gesetibueh  f  $&•  m.  «. 
vgl.  oben  ip.  4971;  darumb  die  rechtsprücbe:  vim  vi  repellere 
licet,  man  möge  gewalt  mit  gewalt  steuren,  helfen  hie  niclua. 
LutBKR  (an  kurfürsl  Johannes  1630)  briefe  3,  601  «.  «.  tfL  eW« 
ip.  4971;  (es)  kan  der  jagd-  und  wildbanosberr  ...  g««ralt 
mit  gewall  in  conliuenti  abtreiben.  Beost  jagd-  und  wiMfas 
gerechtigkeit  010;  mit  gewalt  abtreiben.  SraiRSAca  3,t2l  «.«. 
vyi.  oben  ip.  4971;  zu  arm  an  .«oldaten,  um  sein  land  tn  vm- 
tbeidigcn,  und  ohne  bolfe  gelassen  von  den  kaiser,  der  u 
den  beweglichsten  Vorstellungen  schwieg,  befahl  ecdlich  itt 
churfQrst  von  Brandenburg  !>einen  unlerthjncn  in  einen 
edikt,  gewalt  mit  gewalt  zu  verlreibaa.  Souixat  (inteif 
jähriger  kritg)  8,101;  sie  {die  aeriiaalwi waihai) 
deutsche  volk  aufgerufen,  die  reirbavaffaaaaof  ta 
gewalt  mit  gewalt  zu  venreiben.  k<r.  d.  Fitnkfutur 
veisammluug  (9)  6883*;  gewalt  mit  gewalt  verlrni>«a, 
iu  forta  alla  fort«,  ttpotser  ta  fvrtt  f*t  la  fmtt,  RlMtia 
(1711)360*;  man  kan  gewalt  nit  gevralt  «artnikaa.  täas  n  4e- 
fendtrt  (Cicero).  Albb  «n*.  ikmktk  Bataa  ttt.  FiMca.  KaaaaA»- 
Buxrosrr  26S.  ttuUdk-4m§L  ai.  »ea  itlC  BaMiT  a.  a.  afL  alta 
fp.  4971;  wo  man  mit  ftwait  hth  ümm  aaiar  «arck,  4a 
mus  es  in  das  fleisch  und  blat  arhhtaa.  mA  gift  aaHaa. 


LuTnas  s,  173';   bapst  uud  keiser,  fcbctaf  aad  am,  an>> 

prie^trr  und  scbultbei*  ballen  i6sa8iea,  «ftllaa  aa«  aul  f^ 

wallt   binderen   am  erlicheo  st^indi.   J.  Eataux  «.  tiCaiaaaa 

{siegln  ftvmmt  . .  ff*ff  Maf«a  «iaer  dtm  mudtt*  Ai«  aal)  S, 0: 

Im« 

■It  der  gawaii  naaet  Idi  alt  kia4era.  kirn 

klatiosuarlnc«"- 

laasRBAim  Itr  lasrif  sl  to  lUM  t,\i  II.K 
*tr  —UMm  kiir  mkkt  4arak  4m  «N^ian 

da  dieaufmonia«  dMs  IC  jaal » . .  aafaaalita  BaaaarerJialltlia 
Sitzung  in  den  locak  wr  aalieaalWBMBMlaat . . .  aaf  aa- 
ordunog  dar  warnnlirghibaa  i«|ianBC  aü  gawait  ?ar> 
hindert  wurJa,  inlan  . . .  üa  >^^l^rtaa^a  «aai  aialrilt  ia 
den  Sitzungssaal  wü  ftwalt  turackguriaaia  wmAtm,  —  vtt- 


5059     GEWALT  111  3   (mil  gewall,  mit  zwang) 

sammelten  sich  dieselben  nachmittags  nach  3  ulir  im  saale 
des  h6tel  Marquardl.  ber.  d.  Frankfurter  nalionalversammhing 
(9)  6875*. 

ß))  doch  han  sie  mit  gewalt  und  frevel  etlich  ivioster  wollen 
stürmen.  Wolfgang  Kömgstein  (tagebuch),  quellen  zur  Frank- 
furter gesch.  2,  84  ;  impeto,  impetum  facto  in  aliquem  . . .  stürm 
zu  ihm  ein  mil  gewalt.  Erashus  ALBunus  Y4';  nnd  ich  war 
selbst  zeuge  einer  solchen  seene,  wo  sie  mit  umgekehrten 
heliebarden  auf  iierrn  und  damen  losschlugen,  die  mit  gewalt 
die  thüre  erstürmen  wollten,  die  zu  dem  saale  der  fusz- 
waschung  führt.  Gbillparzer  {tagebuch  auf  der  reise  nach  Italien) 
19^,223;  eine  festung  mit  gewalt  übersteigen,  forcer  une  place, 
l'emporter  de  vive  force.  Rondeac-Buxtorfk  283;  in  das  lager, 
in  ein  haus  mit  gewalt  einbrechen,  forcer  un  camp,  une 
maison.  ebenda;  eine  thür  mit  gewalt  aufbrechen,  to  break  or 
bounce  open  a  door  toilh  violence.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  768. 
ebenso  Hilpert. 

y))  esz  ist  ein  rechlte  rauberei  geweszen.  esz  sein  vor- 
heitte,  bosze  hüben  gewest,  haben  mit  gwalt  und  durst  ihn 
hinweg  getriben.  Luther  (predigten  über  das  1.  buch  Mose, 
1523/24)  14,351;  dringen  inn  etliih  mal  mit  freuel  unnd  ge- 
walt, on  alle  ursach,  von  dem  seinigen.  Mathesius  hochzeits- 
prcdigten  105  neudruch ; 

laszt  {nit  gewalt  sie  uns  vom  allar  reiszen, 
ihr  theures  dasein,  furcht'  ich,  ist  bedroht. 

Grillpahzer  (Ubmsa  5)  85,216. 

S))  Darius  von  Hesperg  zwingt  den  erwcrgen  man  mit 
gewalt,  das  er  dez  geltz  30  gülden  hat  müsen  bezalen  und 
daz  ander  auf  weinnachlen.  Dof.otbea  v.  Brandenburg  an  ihre 
mutter  (Bamberg  1494)  bei  Steinhalsen  privalbriefe  1,309;  der 
text  und  die  meinung  s.  Pauli  foddern  und  erzwingens 
mil  gewalt.  Luther  (sendbrief  vom  dolmetschen  1530)  5,  143'; 
warumb  sollen  wir  denn  solche  hoffertige  geister  mit  gewalt 
in  sein  reich  zwingen?  (warnungschri/ft  an  die  zu  Frankfurt  am 
Main  1533)  6, 108'; 

man  sei  in  züchten  gAter  ding, 

und  einr  dem  andern  einen  bring. 

doch  also,  dasz  mann  niemand  dring, 

und  mit  gewalt  zu  sanffen  zwing. 

Erashus  Albbrus  praecepta  vitae  et  monim  02*; 

liebste  wunderliche  seele,  warum  wollen  sie  mich  nun  mit 
gewalt  zwingen,  einer  kleinigkeit  zu  gedenken,  die  ich  ihnen 
in  eben  dem  augenhiicke  vergab,  in  welchem  ich  sie  erfuhr? 
Lessing  (misz  Sara  Sampson  i,  i)  2,284;  mit  gewalt  zwingen. 
nouveau  dict.  {Strasiburg  1762); 

das  Wasser  war  nicht  selber  schuld,  der  baura  hat's  nicht  be- 
gangen, 
sie  hatten   ihre  meister  schon ,   die  mit  gewalt  sie  zwangen. 
RoBiiRT  Waldhöller  mleUocisz  (1860)  09; 

er  sei  nämlich  ...  fest  überzeugt  gewesen,  dasz  Christus 
sich  als  regent  und  volkshaupt  erklären  werde,  und  habe 
das  bisher  unüberwindliche  zaudern  des  herrn  mit  gewall 
zur  that  nöthigen  wollen.  Göthe  (dicht,  u.  wahrh.  15)  26,310; 
mit  gewalt  überwinden,  aliquem  debellare.  Aler  933"; 
der  übereilte  knabe  will  des  mann's 
vertraun  und  freundschaft  mit  gewalt  ertrotzen? 

GöiHE  (7'<(Mo  2,3)  9,157; 

herr  musz  ich  sein,  dasz  ich  das  mil  gewalt  ertrotze,  wozu 
mir  die  liebenswürdigkcit  gebricht.  Schiller  (räufrer  1, 1)  2,  28 ; 
mit  gewalt  ertrotzen.  Platen  (1843)4,154; 

das  einz'ge  mittel,  ihn  vom  bann  zu  lösen, 
war  diese  liusze,  vor  der  weit  vollbracht, 
er  durfte  mit  gewalt  sich  nicht  ertrotzen, 
was  frei  gewährt  allein  ihm  frommen  könnt. 

F.  v.  Saar  (Heinrich  IV.  1,4,3)  s.  169. 

c))  die  burgman  zu  Liningen  hielten  ime  sein  eigenlhum 
vor  mit  gewalt  und  meinten  das  nit  zu  übergeben.  M.v.Kemnat 
Chronik  Friedrichs  I.  49;  er  sei  ouch  den  Iren  daz  dorlT  Thonsel, 
den  er  daz  mit  gewalt  vorhalte,  keren  one  fi'irworte.  (Basler 
rathsbücher)  Bas.  Chroniken  4,31;  wo  sie  nicht  gutwillig  sein 
wurde,  dass  er  wol  verschalTen  kondte,  dass  ir  herr  heim- 
lichen umbgebracht  wurde,  oder  sie  durch  seine  diener  mit 
gewall  zu  rauben.  J.  Wetzel  reise  der  söhne  Giaffers  {litter. 
ver.  208)  s.itf.;  hierunib  wie  mügen  wir  lenger  leiden,  dz 
die  uns  vor  zeiten  das  gell  und  gfll  abschmeichelten,  dz 
selbig  ietzo  mit  gewalt  zu  rauben  understeben?  Hütten 
(Vadtscus)  4,  212  (quando  per  oppressionem  eripiunt);  da  nun  das 
spiel  im  besten  war,  und  niemants  sich  des  versähe,  liesz 
Komulus  die  seinen  mil  gewalt  die  frembden  frauwcn,  und 
jungfraunen  rauben.  I.ivius  (Straszburg  \bü2)  5';  was  man  mit 
gewalt  raubt,  das  musz  mil  gewalt  verlhädigt  werden.  Hemsch 


GEWALT  III  3  (mit  gewalt,  mit  zwang)     5060 

1592;  er  entführte  sie  mit  gewalt,  he  carried  her  off  by  force. 
Hilpert  1,  462'. 

^))  unnd  (da)  ime  das  seine  wider  gott  unnd  recht,  mit 
gewall  abgedrungen  wart.  Mathesius  hochzeitspredigleii  93  neu- 
druck;  si  trungen  mil  gewall  die  sligen  hinauf.  Wilwoi.t 
VON  Schaumburg  149;  aber  die  verschworenen  brachen  durch 
die  geöffnete  thüre  mit  gewalt  herein.  Platen  gesehichten  des 
königreichs  Neapel  2,  10; 

ach  got  von  himelreiclie, 

durch  Christum  deinen  son 

verlei  mir  giiedigleiclie 

dein  heilig  geist  so  fron, 

das  Ich  mag  frölicli  singen 

von  deinem  heiligen  wori 

das  itzt  mit  gewalt  thut  dringen 

herfür  an  manchem  ort.       heigreihen  3  Meter; 

die  liofTart  dringt  euch  mit  gewalt, 

zeitlich  ehr,  und  weltlicher  bracht 

Ist  euwer  andacht  tag  und  nacht. 

WicKRA«  ((er  irr  reiltende  bilger  55'; 
und  wird  also  (der  eingezogene  alhem)  mit  gewalt  zu  den  äugen 
getrieben.  Aristoteles  problemata  (1589)  23;  haben  ihn  (den 
Clitus)  die  anwesemlcn  rälhe  mil  gewall  hinauss  gestossen, 
der  doch  zu  einer  andern  thür  wider  hinein  kam,  und  diesen 
poetischen  spruch  mit  lauter  stimme  ohne  schew  aussgeruffen : 
'heu!  was  grimmiger  sitten  kommen  in  das  Griechenland!' 
Kirchhof  wendunmitth  (2,3)  2,15  Osterley;  andere  sagen,  der 
castetlan,  Sannuto  da  Capua,  ein  starker  und  handfester 
mann,  habe  es  (das  pferd)  beim  zügel  ergriffen  und  mit  ge- 
walt jenseits  der  brücke  zurückgestoszen,  die  sogleich  in  die 
höhe  gezogen  ward.  Platen  gesehichten  des  königreichs  Neapel  2,5; 
valer,  anverwanJie  und  freunde,  alle,  alle  verdienen  es  nicht, 
dasz  ich  sie  llinger  kenne,  weil  sie  Deutsche  sind;  weil  sie 
aus  dem  volke  sind ,  daz  ihre  gröszten  geister  mit  gewalt 
von  sich  ausstöszl.  Lessinc  (der  junge  gelehrte  3,15)  1^,367; 
dieser  dem  stück  natürlichste  gesichtspunkl,  zu  dem  uns 
doch  jeder  zug  jedes  bildes  fast  mit  gewalt  hinstöszet.  Herder 
(älteste  Urkunde  des  menschengeschlechtes)  6,  257 ;  sie  ist  immer 
eine  art  von  kleiner  enlzückung,  ein  zustand,  da  der  ordent- 
liche, schnelle,  natürliche  lauf  der  ideen  durch  etwas  er- 
habnes aufgehallen  und  mit  gewalt  auf  sich  gefeszelt  wird. 
(archäologie  des  morgenlandes)  6,91;  denn  wahrend  der  letzten 
stunde  ballen  die  zwei  älteren  mitglieder  der  expedition 
förmlich  mit  gewalt  geschleppt  werden  müssen.  Schack  ein 
halbes  Jahrhundert  l,  199; 

ein  liälzchen,  das  der  wirthinn  liebe 
nie  mit  gewalt  zum  mausen  triebe, 
und  itzt  in  ihrem  schosze  sasz, 
war  schlau,  vernahm  und  merkte  das. 

Lessing  (die  nus2  und  die  kalte)  13.  187. 

T]))  darnach  furn  die  von  Venedig  uz  mit  gantzer  macht 
für  Glülz  und  der  herzog  von  Venedig  für  mit  sin  selbs  lip 
für  Glütz  und  lagen  darvor  mil  gewalt  piz  in  daz  80.  jar. 
d.  städlechroniken  4,65  (Augsburg  1379).  ebenso  B.  Zink,  d.städte- 
chroniken  5,21;  bi  des  ziten  besoszenl  die  Lamparter  die 
stal  zu  Rome  mit  gewalt.  Closener  chronik,  d.  Städtechroniken 
8,  20;  als  einmabis  der  bluthund  seinen  wegk  daselbst  fiiruber 
genommen,  sein  die  kriegsleut  ausz  dem  schlosz  herausz 
gefallen,  haben  in  den  grossen  hauffen,  den  der  tyrann  umb 
sich  halle,  mil  gewall  hinein  gesetzt,  sie  gelrennet,  und  in 
die  flucht  gebracht.  Bijnting  Braitiischweiger  chronik  18; 

ich  hatt  dir  ach  otTt  gern  in  khaim  geschriben, 

aber  es  wer  hart  verschwigen  bliben, 

denn  du  hasst  mir  mein  hertz  mit  gwallt  pessessen. 

Stertinger  spiele  1535,   Wiener  tieiidrucke  11,  224; 

die  zugen  für  Slutgarten  und  wiisten  da  die  winreben  ain 
gantzen  lag  mit  gewalt  und  schuzzen  hinein  und  si  iiernz. 
d.  städlechroniken  i,öß  (Augsburg  \316);  enmorent  do  rail  daz 
vittent  folk  uz  und  pranten  in  des  von  Wirtenberg  land  aber 
mit  gwalt  vil  dörfer  neben  sich  und  für  sich.  57;  denn  ob 
man  gleich  alle  Juden  und  ketzer  mit  gewalt  verbrennet, 
so  ist  und  wird  docli  keiner  dadurch  überwunden  noch  be- 
keret.  Luther  von  welllicher  oberkcit  (1523)  E2';  und  komen 
an  die  vorbenanten  ritter  und  knecht  und  tiengen  ir  ain  lail 
und  triben  daz  vieh  mit  gwalt  gen  Bottenburg.  d.  slädtechroniken 
4,55  {Augsburg  \Z'S)\  denn  als  Herman  und  Heinrich  graffen 
zu  Wernigerode,  das  schlosz  Lichtenberg  mil  gewall  ein- 
genommen hatten,  zog  herlzog  Wilhelm,  herr  zu  Lüneiiurg 
davor,  und  belagert  das  schlosz  mit  solcher  gewalt,  das  die 
darauf  waren,  besorgten,  sie  raüsten  hunger  sterben.  BtiNTiNG 
Braunschweiger  chronik  39S;  eine  Stadt  mit  gewalt  einnehmen 


5061     GEWALT  III  3  (mit  gewalt.  roll  «w«ng) 

oder  mit  »türm  erobern,  to  tak«  «  low»  iy  ilorm.  teuUtk- 
engl.  »b.  {MM)  ^Wi^,  »o  haben  doch  ire  curfuritlicbe  und  furit- 
lickiiilen  ichlo»  und  sladl  Ciunberg  mit  |««alt  «roberi. 
HAMTMura  Yo^  CRONDktc  I»)  ntudruck i  alt  des  königa  go- 
lantlie  ankamen,  befand  er  tirh  in  Aquiln,  daa  Ihm...  to- 
erkannt  worden,  daa  er  jedocb  mit  gewall  erobern  muiat«, 
da  ea  der  proventaliachen  parte!  ergeben  war.  Putü«  f- 
schiehUn  drt  königrticht  Ntaptl  1,6;  daa  tehloa  xS  Tibiogen 
bett  man  fail  wol  gewuncn  mit  gewalt.  WiiMita  Rm  eronita 
newtr  grschichUn,  d.  >tidttchronik*n  36,  lu4:  darnach  «eiod  iMti 
ttiittle  mit  gewalt  gewnnnen  worden  und  getchlaift,  Mulila  und 
Faveria.  /.ivius  {Slratsburg  \hü7)u';  die  eidgrootaen  Terordne!en 
Heini  WollUbrn,  den  baupimann  von  Uri,  mit  3000.  koecblen 
aiilT  den  berg,  eroberet  den  lierg,  und  icblAg  ai«  mit  gewalt 
dnnib.  Stumpk  Siliwnitr  chrontk  tVi'  {{9M). 

&))  w*nn  schon  in  vitUn  der  UtU  angtßhrUn  hiltgt  dtr 
begriff  der  violentia  nicht  aut  dtr  gruiidbtdtutung  dn  terhiau, 
iondtrn  aus,  deren  Weiterentwicklung  im  rahmen  det  milMriiehe» 
wortsfhatus  hervorging,  to  gilt  die$  noch  mehr  für  die  nach- 
folgenden btispiele.  auch  hier  aber  dient  die  prApositional- 
verbtndung  mehr  der  wtederholung  und  tleigtrung  alt  der  be- 
deutung.fvrrengerung :  darnach  zugen  dea  richa  itet,  die  den 
pund  hielten ,  le  feld  mit  gualt  und  tauten  dem  von 
Wittenberg  grozzco  achoden.  d.  lUttlteehroniken  i,  bh  {Aup- 
buri]  1378);  der  pundt  achickt  etlicb  ritt  gen  ZOncb  z&  den 
nidcenosüen  und  handletten  ao  vil,  daai  die  Schweitzer  den 
ireo  achriben,  weiten  sie  nicht  boim  körnen,  so  weiten  sie 
mit  gwnit  über  sie  hinaus  ziechen  und  weiten  sie  bollen. 
WiiHKiM  Ruh  cromco  newer  getehiehten,  d.ttddtechroniken2i,l(a: 
darauf  dann  ein  ufruhr  ward,  und  lieffen  sie  den  pfalz-grafen 
an  um  glaidt,  und  gnb  man  ihnen  reuter  zu,  und  verglaidt 
sie  mit  gewalt  hinweg.  Götz  von  Rkrlicbincbn  S7  neudruck. 
c))  gani  andere  functionen  übt  die  u-ortgruppe  neben  terbit 
allgemeinerer  art  wie  nehmen,  handeln,  fahren,  geschehen  aut, 
hxer  giebt  txe  dem  bedeulungsgthalt  erst  eigentlich  die  riehtung 
und  Iflstt  sich  im  rahmen  det  jeweiligen  tutammenhangs  vom 
verbum  gar  nicht  lösen. 

a))   ariipio,   tripio,    ich    raub,    nem  mit   gewall.    EaAsios 
Albksus  not'um  dietionarii  genut  1i';  dem  bnursmano  das  körn 
mit  gewalt  nemmcn,    frumenlum  ab  aratore  abripere.  Maalbr 
\;^*;  doch  hüte  Chreme  das  du  die  nit  verlierest,    ee  du  sie 
von  mir  enlpfahesl.    wann  sie  ist  die  unib  die  der  ritter  ietz 
kumpl  sie  von  mir  mit  gewalt  ietz  zenemen.  Terens  {lAW)'il' 
(li  ereptum);    wie   der  kaiser  durch  Orllens  geraist,    do  hat 
der  Delphin  eim   edelman   in  sein  baus  einfallen  lasen  und 
ein  scbOne  junge  docbter,  die  noch  unverheirai  gewesen,  mit 
eim  gewalt  herausz  nemen  lasen.   Zimmeriche  chronik  8,316; 
dann  wo  er  also  seit  abgon 
so  möchi  »ich  mancher  undersian, 
die  tochter  tu  holen  mit  gewalt. 

Tfugrd'inii  1,67  Gödtkt; 
dem  ritter  sie  haimiich  verschrib, 
wie  sie  sich  mOMSt  scheiden, 
sie  eimoiit  in  der  grossen  IIb, 
das  er  xu  hilfT  Ir  kerne 
und  mit  im  nem  die  pesten  ritter  seia. 
da«  «r  sie  auT  dem  mer  nem  mit  gewalte; 
waa  moD  sie  schicken  woli  dem  kftnis  alte. 

H.  Sacbs  {Conttaticiii  nnd  tirrbino)  fabeln  und 
.tcAwdnikf  3,  20  neudruck; 
mit  gewalt  werben,  wegnehmen,  eslringtre  con  forta  al  sertitio 
miliiaif,  usar  tiolenia  per  inroUare  la  gente,  fortare  la  genle  a 
prendere  partita  nel  serviiio  militare, . .  mit  gewalt  geworben,  weg- 
genouinien  werden,  gezwungen  werden,  cenir  ron  ^oria  atlretto 
al  sert'iiio  militare,  itre  forc^  ä  prendre  parti  dant  lu  troupet. 
Rädlbin  t.  38o';  das  dritte  {theil)  wil  ich  haben,  darumb 
das  ich  stercker  bin  und  mehr  darnach  gelaufTen  und  ge- 
erbeitet  habe,  denn  ihr  alle  drei,  wer  aber  daa  vierde  haben 
wil,  der  mus  mirs  mit  gewallt  nemen.  Ldther  fabeln  18  neu- 
druck; das  er  seinem  neben  menschen  verleugnet,  was  er  im 
befolhen  bat,  oder  daa  im  zu  trewer  band  getban  ni,  oder 
das  er  mit  gewalt  genomen,  oder  mit  unrecht  zu  sieb  bracht, 
oder  das  verloren  iai,  fundcn  bat  und  leugnet  solchs  mit  einem 
falschen  eid.  3  Mos.  6,  i :  da  werden  sein  die  den  armen  leuten 
nit  allein  kein  hülffe  gethan,  sonder  auch  das  ihr  mit  gewalt  ge- 
nommen. bRiSMUs  Al  BKBUS  Widder  Jörg  Wttuln  mammeluktn  E«'; 
api  Uli  \tift  dich  nit  herfür, 

Srosz  Unglück  Ht  dir  vor  der  lür, 
ar  In  machtu  wol  komen, 
won  du  vil  mengem  irotshusmaa 
das  sia  mit  gewalt  hast  gaonra. 

Mm  lUtltrschaeher  kio^lerbruch  14üa. 
LiLimcRon  toUuJieiler  1,271; 
IV. 


GEWALT  III  3  (mit  gewall.  mit  iwattg)    5062 

grwlnsi  da  tlaem  das  »•!■  all  gewalt  aa 
dem  oiach  ein  anders  uedertkaa. 

kMter  MMsirnttuiBe  Imt  bei  FtMnMM 
|lf«Us  tUtI  «.  %Vi 

doch  l.ykodei  will  das  lamm  dem  lljlai  mit  ge«tlt  oehaMfl; 
llylai  will  es  mit  gewait  bebaupteo,  und  dai  arme  lemoi  — 
treffliche  betcbutzer!  --  wird  darüber  lerrissco.  Ltssmc  {du 
bescküttle  lamm)  l',  111;  to  «otlle  er  »ich  nun  mit  gewall 
die  apeise  nehmen.  üoTTacaea  Htineke  der  fueki  nt  (M  GOmi 
40,  to3  gewaltsam) ;  er  bals  iliMa  alt  gewall  und  uorrcbi  ge- 
nommen ,  k*  kos  eioUnlly  . . .  akätrUi  U  frtm  ikrm 
engLmb.{^^\$)^tHl  wird  eine  bewegliche  seelM  dea 
mittelst  verbotener  eigeoaacbt  weggenommen,  ao  tut  er  •!• 
dem  auf  frischer  Ibat  hctrolTenen  oder  verfolgten  tkller  mit 
gewall  wieder  abnehmen,  buttert,  gnett^ek  t  %M:  mit  den 
neuen  erzflbluogen  steht  es  so.  dieselben  sollea  ia  dar 
'deutseben  rundtchau'  erscheinen  ...  and  kb  werda  arir  4b 
zeit  mit  gewalt  dazu  nehmen.  G.  KlUKa  (ea  die  Ciirilfae^t 
buehhandlung)  bei  BicnTOLDi,  m.  dai  gegenttAek  t«  nefaaMO 
u(  hier  begrtiflifker  weite  nur  leiten  belegt,  ffL:  gab  im,  wie 
ers  nit  gewolt,  mit  gewalt  viertzig  krönen.  Kiacaaor  wni- 
unmuth  363*.    tgl.  tp.  6066  mit  gewalt  geben  wollen. 

ß))  nun  zeiget  zwar  die  nechst  beirisch  aoffrSr  genngsem, 
waa  for  last  unnd  freundtttcbafft  die  undertbonen  tii  irea 
herren  haben,  die  alto  mit  gewalt  faren.  S.  FasMci  meUbuek  ü'. 
rgl.  auch  eben  ip.  4»4l:  aber  todlsrbiag,  kriegen,  mit  gewalt 
faren,  gottea  gebott  Obertretten,  iat  eia  ring  ding.  Wl':  die 
weltliche  forsten  berschen,  and  walcbe  dia  obenlto  eeind« 
faren  mit  gewalt.  Lotaia  te«  9«iaidur  tbtrktü  (llW  E4*: 
werdet  ir  aber  mit  gewalt  faren ,  steiff  und  balasiarrig  hin- 
durch wnllen  (da  gott  für  sei),  ao  bezeoge  ich  hie  mit  »ampt 
allen  ...  das  ir  tu  drOmmera  gebet.  {9*rwtammng  ea  dtr  frM» 
liehen  I6S0)  6,  »l*,  ebento  n*; 

das  machet.  tchAnes  lieb, 

deine  gute  cettalt. 

farhlo,  rarhio  aalt  gewalt: 

eu  hast  mein 

luDges  bertte  noeh  Dia  kein  aal  getrOstet,  geuAsUL 

bergreihen  St  iTrier; 
das  man  ein  mas  lo  allem  halt 
und  nicht  schwind  fahr  und  nll  gewall. 

LoawABsa«  r«/. 


lang,   nuUum 


St; 
nolentmm  i 


mit  gewalt  fahren  wehret   nit 
(urnuai.  Hemsca  1591. 

y))  ago  meo  injure,  ich  bandel  mit  gewalt.  Eaasaos  Aiaiaos 
i  4  ;  die  gewaldt  haben  die  bandeln  mit  gewalt,  die  tchwarben 
bandeln  mit  recht.  Lkhma!«!!  florUegtom  w.;  ich  treib  mit 
gewalt,  ich  betrilb,  beleidige,  mach  unrflwig,  erxo.  DjtaTPoai«« 
156*;  allea  mit  gewall  verrichten,  oaiaM  per  wim  fitere. 
STBiaaACB  1,911;  ao  müssen  auch  dergleichen  actaa  nicht 
vitieus,  daa  iat,  nee  vi,  nee  dam,  nee  precario,  nicht  mil 
gewalt,  nicht  heimlich,  nicht  bitt-weise  eiercirel  worden  aein, 
weil  sie  sonst  keinen  elTect  haben.  Bicrr  jagd-  «ad  wM- 
6aniit-yrr((A(iylceil  603;  und  wSre  vielleicht  zeit  vorbaaiaat 
noch  ein  kleinerea  atOck,  aus  der  reformationtzeit ,  a«an>- 
arbeiten  ...  mil  gewall  fabrizieren  wollen  wir  nicht.  G.  Kiuaa 
(an  die  Gütehensthe  buehhandlung)  bei  BicaroL»  S,  SSU 

i))  ein  wevar  dat  varnam. 

hie  wart  lomicb  ind  graa. 

vsD  den  husen  dal  bie  Isif. 

dat  volk  bie  anrtlf. 

dal  si  lelfen  lo  valde 

Ind  hollden  den  man  mit  gewalde. 

{dU  wff ertUukt.  l'4<a)  rf.  i«idlw*rewft»a  lt.  SUs 

mit  gewalt  wirai  da  wahrlich  keinen  fraoa^  wadar  btkoaaaa 
noch  behalten.  Wiblasd  |;4>ulipf  1, 14)  tt,  !«•:  äff.  elea 
sp.  49to:  mit  gewalte  nieman  erwerbea  aac  dia  mafeC  Me- 
lungenlted  6$,  i ;  schaff  das  da  mir  die  arit  ge«8lt  bralick 
oder  mit  gebet  zuweg  bringest,  ee  gilt  mir  glich  daa  ick 
sie  nun  bruche.  Tertnn  (t499)  46*;  eiaa«  aÜ  fawall  varu 
bringen ,  to  foret,  tomfei  er  eontttm»  eae  t»  leaiiMef,  InMk- 
enfUwb.  (i:it)T«; 

eilt  ihr  tur  »ladt,  and  ireffi  Ihr  bcIsm  bmder, 

bringt  ilia  tarftek  alt  g«u,  atl  gewall. 
6Biu.rAasaB  itim  mir  «wer  seines  aerrw  h}  i^.StSt 
deaa  briag« 

sie.  tei's  alt  gute,  sei  e*  aii  gewalt. 

deck  leise  In  den  letgebundnen  nscken. 

aad  fort  neck  Cblo»,  aar  der  aulla  fen: 

KStfftm  4. 11  4*.  IM: 

da  mflsten  jedmal  die  ikrea  bcraaa  aad  aic  mit  gewalt  wieder 
za  bette  bringen.  AatBacBoeta  (der^fdafp)  fes.  mtrhi  s,  tt. 

318 


5063     GEWALT  III  3  (mit  gewalt,  mit  zwang) 

i))  d.i  war  ein  beliertzler  unter  den  räubern,  der  kam  mit 
gewalt  in  unser  schiff,  buch  der  liebe  202' ;  also  iiam  des  kunigs 
hauptmann  mit  gwalt  in  die  statt  und  lies  2  oder  3  heuser 
anzinden.  Wilhelm  Rem  crotiica  newer  geschkhlen,  d.  städle- 
chroniken  25,134;  also  kamen  sie  alle  wider  baim  mit  gwalt 
ungeirrt  aller  herren  halb  und  verprannlen  an  der  widerfart 
auch  alles,  das  der  feind  was.  Bdrkard  Zink,  d.  städteclironiken 
3,  34  (Augsburg) ; 

doch  wurden  sie  gar  wol  bezahlt, 

dann  als  gestoiben  war  der  alt, 

da  kam  der  landherr  mit  gewolt, 

grosz  unl'ug  er  im  kioster  stall, 

Frischlin  Ut.  Chrisloffel)  175; 

sie  selb«  befanden  sich  betrogen,  und,  da  schier 

sie  mir  schon  mit  gewalt  fürkamen,  förgekommen; 

dieweil  got  ihnen  selbs  das  leben  eh  sie  mir 

die  hofiiung,  weggenommen. 

Wbckiieklin  ('/«/•  18.  psalm)  gedickte  2,44  Fischer. 

P)  fürwor  er  irret  wit  von  minem  urteil  der  gioubt,  ge- 
bietung schwerer  si  und  basz  gefestnet  die  mit  gwalt  geschieht 
dann  das  das  durch  früntschaft  zesamen  gefiegt  würt.  Terenz 
(1499)  96';  was  mit  gewalt  geschehen  musz,  dasz  ist  nichts 
wehrt,  und  wird  zeitlich  wormstichig.  Lehmann  ßorilegium  307; 
hat  pflegen  zu  sagen:  wer  ein  weih  nimpt,  der  bilde  ihm 
nur  ein,  sie  werde  das  dominium  (regiment)  haben,  es  ge- 
schehe gleich  clam,  vi  oder  precario:  heimlich,  mit  gewalt, 
oder  aber  bittsweisz.  Zincgref  apophthegniata  \,U9;  es  ist 
alles  mit  gewalt  geschehen,  omnia  iemere,  turbulente,  per  vim, 
per  furorem  sunt  gesta.  Steinbach  2,921. 

d})  nicht  so  eng  an  das  vcrbum  geknüpft,  aber  doch  mit  dem 
verbalen  satztheil  in  näherem  Zusammenhang  bleibt  die  präpo- 
sitionalverbindung  in  den  fällen,  in  denen  sie  die  bedeutung  eines 
verbums  nach  der  seile  ergänzt,  der  sich  das  verbum  schon  an 
und  für  sich  zuneigt,  diese  Verbindungen  halten  die  mitte  zwischen 
den  unter  b))  und  c))  aufgeführten  gruppen. 

«))  was  thust  du.  Fauste,  Fauste,  —  mit  gewalt 

faszt  er  sie  an,  schon  trübt  sich  die  gestalt. 

GöTHK  (Faust  11,1)  41,91; 
nun  glauben  wir's  zu  kennen!    mit  gewalt 
ergreift  uns  liebreiz  weiblicher  gestalt. 

(irilogie)  3,  22 ; 

der  Jugend,  guter  freund,  bedarfst  du  allenfalls, 

wenn  dich  in  schlachten  feinde  drängen, 

wenn  mit  gewalt  an  deinen  hals 

sich  allerliebste  mädchen  hängen.      (Faust  I)  12,  15; 

es  wirft  sich  dem  freunde  ihres  liehhabers  so  mit  gewalt  an 
den  hals,  dasz  sich  der  junge  der  dirne  nicht  erwähren  kann. 
J.  V.  SoNNENFEis  bricfe  über  die  wienerische  Schaubühne  (Wiener 
neudrucke  7,  s.  58). 

ß))  zöge  mich  also,  unangesehen  mir  noch  die  äugen  voller 
schlaffs  waren  mit  gewalt  mit  sich.  Höhl  von  Wätterstorff 
BacchusJaZ;  sollicher  gestalt  ist  der  glaub  von  den  abgöttern 
mänig  (weil  si  die  betrachtnusz  von  den  götzen,  auff  die  un- 
sichtbarliche  gaisten  mit  gewalt  hat  gezogen)  dahin  gewachssen. 
Aipin  US  Vergilius  l'; 

welch  tiefes  summen,  welch  ein  heller  ton, 
zieht  mit  gewalt  das  glas  von  meinem  munde? 

GÖTHE  (Faust  1)  12,44; 

Ottilie  ward  durch  diese  traulichen  reden  in  den  schreck- 
lichsten zustand  versetzt:  denn  es  zerrisz  mit  gewalt  vor  ihr 
der  anmulhige  Schleier.  (Wahlverwandtschaften  i,  10)  n,  HS. 

y))  endlich  greifft  sich  der  vater  an;  er  überschreit  ihn 
mit  gewalt,  und  besänftigt  ihn  mit  einer  menge  solcher  lob- 
sprüche,  die  in  der  weit  niemand  verdient  hat,  verdient, 
noch  verdienen  wird.  Lessing  (der  junge  gelehrte)  l^,i314;  mit 
kewalt  heipt  me  e  käs  rum  =  mit  gewalt  bringt  man  schliesz- 
lich  alles  fertig.  Lenz  der  Handschuhsheimer  dialekt  1,  21 ;  hätte 
ich  das  nicht  mit  gewalt  durchgesetzt,  so  war  mir  der  tod 
gewisz.  Gni»iM  (Strohhalm,  kohle,  bohne)  1,111;  er  will  alles 
mit   gewalt   durchsetzen,   he  wishes  to  carry  all  by  authorüy. 

HiLPKRT. 

S))  der  esel  will  schlege  haben ,  und  der  pofel  will  mit 
gewalt  regiri  sein,  das  wüste  gott  wol,  darumb  gab  er  der 
überkeil  nicht  einen  fuchsschwanlz,  sondern  ein  schwerd  inn 
die  band.  Luthür  sendebrie/f  von  dem  harten  büchlin  c2';  der 
pöfel  will  mit  gewalt  regiert  sein.  Hesisch  1592;  und  er  be- 
fahl sie  zu  laufen  im  nainen  Jesu,  und  legte  die  bände  auf 
sie  und  sie  empfingen  den  geist.  dem  Spruch  ist  so  viel 
gewalt  angelhan,  da  die  jünger  Jobannes  bald  zu  unwissenden 
einer  kalechismusfrage,  bald  Paulus  zum  Wiedertäufer  ge- 
macht,  bald   mit   gewalt    bewiesen  ist,   dasz  sie  nicht  zum 


GEWALT  III  3   (mit  gewalt,  mit  zwang)     5064 

zweitenmal  und  so  unwissend  getauft  worden.  Hehder  (er- 
läuterungen  zum  neuen  lestament  aus  einer  neueröfjielen  monjen- 
ländischen  quelle.  1775)  7, 40G. 

e))  's  ist  der  zerbrochne  krug  nicht,  der  sie  warnt, 

die  hochzeit  Ist  es,  die  ein  loch  bekommen, 
und  mit  gewalt  hier  denkt  sie  sie  zu  flicken. 

H.  v.  Kleist  (der  zerbrochne  knig  7)  2,  29  Zolling, 

e))  in  anderen  fällen  dagegen  steht  die  präpositionalverbindung 
dem    verbum  selbständiger  gegenüber,   sie  dient  dem  satzganzeUf 
nicht  dem  verbalen  satztheil,  als  ergänzung. 
(*■))  0  herr  dir  si  lob  ehr  und  pri«z 

das  ich  .  .  . 

den  sun  gois  gsen  in  menschlicher  art 
der  on  mans  samen  geboren  ward, 
uff  wölchem  gsessen  mit  gewalt 
der  heilig  geist  in  der  tuben  gstalt. 

Irngöilia  Johnnnis  das  töiiffrrs  (1549)  E2'; 

haben  wir  und  unnser  gesellen  den  dannck  mit  gewallt  er- 
stochen, wiewol  sein  liebe  viel  guter  sticher  von  Bayern  und 
Swaben  au(T  seiner  selten  gehabt  hat.  Markgraf  Frikdrich 
VON  Brandenbürg  an  herzog  von  Baiern  1481  bei  Steinhaüsen 
privatbriefe  l,  239 ; 

manch  schwanger  frawen  sitzen  do, 
wan  sie  dan  schreien  lut  also, 
und  ziehen  uff  die  stirn  mit  gewalt, 
ein  schrecken  in  die  weiber  fall. 
Th.  Murneb  vom  qroszen  Lutherischen  narren  AI  Kurz; 

wan  er  nuhn  (fuhr  ich  fort)  zu  ihr  körnt,  und  si  sich  wider 
verhoffen  noch  was  fremde  gegen  ihn  stallen  würde,  so  darf 
er  sich  nicht  entzühen,  ihr  einen  fuhs-fal  zu  tuhn,  und  si 
mit  fohrabgefassten  bewähglichen  und  härz-drüngenden  worten 
gleichsam  mit  gewalt  zur  verzeuhung  zu  zähen.  Zesen  adriat. 
Rosamund  139  neudruck;  er,  der  nun  gar  in  angst  der  seele 
wider  willen  andächtig  sein  will,  oder  soll,  schüttelt  sie  mit 
gewalt  auf.  Herder  (über  die  ältesten  Urkunden)  6,164; 

er  ist  von  sinnen!   hörst  du  nicht!   Leander! 

noch  geb  ich  ihn  nicht  auf.    die  freunde  samml'  ich, 

wir  halten  iiin,  und  war'  es  mit  gewalt. 

Grillparzer  [des  mecrex  und  der  liebe  wellen  4)  75,  80; 

die  Obrigkeit  selbst  hielt  es  ihrer  aufmerksamkeit  nicht  für 
unwürdig,  den  künstler  mit  gewalt  in  seiner  wahren  Sphäre 
zu  erhalten.  Lessing  (Laocoon)  9, 12. 

ß))  do  Cresus  der  könig  vonn  Lydien,  Halim  das  wasser 
nit  mocht  überziehen,  auch  weder  brücken  noch  schiff  hett, 
. . .  liesz  er  eilendt  ein  lieffen  graben  . . .  auff  werffen  . . .  und 
leitet  also  mit  gewalt  unnd  grosser  arbeit  den  flusz  des 
wasser  darein.  Fron <intis  ( 1532)  9*;  dann  gott  mehr  gfallens 
hat  an  dem  opffer,  in  welchem  er  von  freiwilligen  unnd  von 
natur  geborn#n  fruchten  verehret  ward,  dann  an  jhenen, 
welche  ausz  erfindung  eins  geitzigen  menschen  gleichsam 
dem  erdtrich  mit  gewalt  abgetragen  scind.  Hedio  übers,  des 
Josephus  (1553)  4";  und  wan  nuhr  auch  ändlich  diser  sünnen- 
spruch,  auf  last  komt  lust,  darauf  folgete,  so  künte  sich  ein 
harz  noch  wohl  mit  fräuden,  wi  ein  palmbaum,  der  auf- 
geläglen  bürde  widersäzzen,  und  seine  beiden  hügel  wider 
alles  unglük  mit  gewalt  auf-rüchten.  Zesen  adriatische  Rosa- 
mund 25  neudruck. 

y))  und  wiewol  wir  mit  gewalt  und  auch  spott  manig- 
falliglich  von  in  verletziget  sein,  so  wüllen  wir  uns  doch  nit 
mit  bestürmung  oder  wider  wer  entgegen  setzen.  Hütten 
(Vadiscus)  4,222  (tot  modis  offensi  conlumeliam  non  defendimus 
et  iniuriam  propulsamus) ;  denen  die  sich  ergeben,  musz  man 
verschönen,  und  die  hoffärtige  mit  gewalt  under  die  füsz 
bringen,  memento,  parcere  subjectis  et  debellare  superbos.  Aler 
933';  etwas  mit  gewalt  nicht  vertilgen  können,  aliquid  ferro, 
facibus,  vi,  manu,  copiis  delere  non  posse.  Steinbach  2,  921;  ich 
wil  dich  mit  gewalt  nach  hause  führen,  rapiam  te  domum. 
Aler  932';  diese  mit  gewalt  in  fremde  bände  gegebne  leute, 
werden  in  kurzem  desertiren ,  und  in  ihr  Vaterland  zurück- 
kehren, die  iVeusen  werden  sie  wieder  fordern,  im  fall  sie 
fehlen,  austreten  oder  sich  verbergen,  an  ihrer  stelle  andre 
wegnehmen.  Göthe  (an  Karl  August  1779)  briefe  4,  5. 

8))  von  Christi  gehurt'  uio.  empfieng  Johannes  23.  von 
Neapolis,  vormals  Balthasar  Cossa  genannt,  ein  cardinal,  mehr 
mit  gewalt  denn  ausz  freier  wähl  das  bapstlhumb  zu  Bononia. 
Kirchhof  wendunmuth  369";  doch  do  mit  der  pabst  nitt  verfür, 
und  etwan  ersucht  würd  siner  besitzung  halb,  auch  das  er 
ein  rucken  hett  wider  sine  find ,  so  beschrib  der  pabst 
Johannes  der  XU  des  namens,  der  sich  mit  gewalt  pabst 
macht  usz  bistandt  siner  fründtschafft,  und  schendilichen 
lebt,   Otloni   ein  solchen   eid  vor.  Judas  Nazarei  vom  allen 


5065     GEWALT  111  3  rroit  gewalt,  durchaus) 

vnd  neuen  gntt  90  neudruek;  Clernrnt  wa«  bobil  9  Jor  und 
10  tag.  der  wnR  tiühsl  mit  grwalt  und  widert  recbU  Ciottuci 
Chronik,  d.  slddleehroniken  8,  '.'6 ; 

der  pur  lernt«  von  di^n  burcara  oucb, 
ein  narr  iii  iln  und  oucti  «In  goucli. 
und  flert  lull  gma\\  d«r  nerren  ordeo, 
*il  das  der  pur  Iti  icbampar  worden. 
Tn.  MuBRiiB  nurren6#Mkie«r««i;  319  (VI,  t4l)  »tudrueki 

iib  ienDant  den  ondern  beclagt  umb  «oiwerronf  ao  im  mit 
gewall  und  on  recht  loltt  gefügt  haben  oder  beicbebeo  aein. 
ao  aoll  er  f(lr|iiingen  und  beweiien.  Nüinbtrgtr  tifmmttitm 
(U70)  tM'iü,  gefeit  4;  alito  i<it  er  durch  und  mit  gewalt  «er- 
urlailt  worden,  ein  marhaffl  gesrhichl,  wir  Catpar  Taub«,  bürger 
lu  Wien  ..  {\'su)  114*;  do  die  juncl^frow  geiehen  hat,  daa 
man  ir  liindt  ao  unschuldig  mit  gewalt  verdammet  hot  und 
im  «0  grom  nnrrcht  ge^rhobe,  hat  ea  ir  im  hercten  und 
ollen  itrelTten  \tee  thuo.  LtraiN  {predigt**  M\9 — t&7l)  9,  MO; 
derjenige  aber  jaget  mit  gewalt,  der  wieder  geichebenea  «erbot 
einen  actum  zu  eierciren  fortführel.  BaoaT  j*gä-  und  wild- 
banni-gtrechligktit  604. 

'))  Uaihu«alero  der  warde  all 

neunhundert  neunundiii>chtl|  mit  fwalt. 

Wiciiia  <<«r  irr  rriilnd  Meer  7*; 

aeel  die  imgern  vom  leib  acheidet  ao  der  meoncb  noch  uo- 
au82geteert  mit  gewalt  veracbeiden  mQat,  nto«  «aiai«. 
M*aiia  9«»': 

fast  (cbien'i.  du  liabeit  lald  und  wonna 

lo  dir  getodirt  roll  K«w*lt: 

dein  luge  war  wie  wloiertonne 

•0  klar,  10  Uchelnd  und  —  «o  kalt. 

RiiiBL  ^MniiMUeder  *0. 

3))  durch  lolehe  loekerung  det  tusammenhangt  mü  dem  tirbvm 
uird  die  fttrmelhafU  erstarrung  der  prdpoiüionalrerbtndung  wor- 
bereitei:  mit  allem  gewalt,  durchaus,  platterdtngi.  ScaiiKLLKa 
l',008;  med  der  gewald.  Kkohharr  9,  264;  mett  jewalt,  met 
aller  jenalt,  sehr  gern,  untrr  allen  umstanden.  Jicni  »Mtrhueh 
der  Mansfeider  tnundait  42     vgl.  auch  oben  mit  teufela  gewall. 

a))  den  au$gangtpunkl  der  Verschiebung  bildet  die  enger»  Ver- 
bindung mit  terbis  des  vollens,  ttrebens,  müuentf  in  der  die 
prdposttionalverbindung  ihre  bedeutung  Pudert,  am  antehaulichslen 
lAstt  sich  der  unterschied  an  solchen  beisptelen  darleijen,  in  denen 
das  verbuni  der  vilUnsthätigkcit  als  hilfsverb  einem  anders  ge- 
arteten vrrhum  gegenübertritt,  insofern  die  prdpositionalverbindung 
mehr  mit  diesem  letiteren  in  beiiehung  bleibt,  hält  sie  auch  an 
ihrer  grundbedeulung  fest :  da  l(6nig  Pbilometor  nu  erwachsen 
war,  und  das  reich  einnam,  wolte  er  das  seine  mit  gewalt 
wider  holen.  LoTnaa  {vorrede  auf  den  propheten  Daniel),  vgl. 
HiNDSRiL-iNiiMeTBa  7, 974.  wo  iie  dagegen  tn  dem  vorstellungs- 
kreise  dis  hilfsverbs  turückgchaUen  wird,  entwickelt  sie  die  oben 
belegten  bedeutungen ,  vgl.:  duch  will  .si  {die  gduchin)  es  {das 
hemd)  mit  gewall  dir  selb  weschen,  so  westh  du  mit  seufTen 
die  gel  färb  vor  usz.  Thomas  Musneb  gduchmatt  s.  41  Vhl. 
die  überwiegende  sahl  der  einschldgtgen  belege  zeigt  denn  auch 
das  hilfsverb  wollen,  einige  ireni^e  sollen  oder  müssen,  rtn«  spdr- 
Itehe  gr^ippe  weist  als  verbum  finitum  ein  bedeutungsvertcandtts 
Wort  auf,  und  ganx  vereinielt  dringt  die  gesehlosstne  Verbindung 
mit  ihrer  neuen  bedeutung  auch  in  andere  sätse  «tn.  die  ver- 
ii\Tkung  durch  eingeschobene  altribute  (mit  ganzer  gewalt,  mit 
iler  gewall,  vgl.  auch  mit  teufeis  gewalt  tp.  &007)  ist  aus  jüngeren 
(juellen  belegt  und  bleibt  in  der  mindenahl.  die  einßhnsng  des 
demonstrativen  artikels  ist  mundirllich  bneugt:  dat  gefSld  eam 
so  bister  schlecht,  dal  h9  sincn  bisrhloap  med  der  gewäld 
\\h  kwil  sin  wei.  Fbommamn  mundarten  {märkisch -  nietUrd. 
mundarM  3,264.  iinler  den  Schriftstellern  ist  es  Ihnibma^.'«,  der 
dietr  mundartliche  erweilerung  der  Verbindung  im  mntn  M  auf- 
genommen hat,  vgl.  sp.  50&8.    vgl,  sp.  &M7. 

b))  neben  dem  hilfsverb  wollen : 

«))  fälle,  tn  denen  die  prdpositionalverbindung  auch  mit  anderen 
sahtheiUn  als  dem  hilfsverbum  in  bexiehung  gtsttit  werden  kann : 
(in  liegiindt  er  von  dem  biachof  der  selben  stat  aischen  «in 
kirchen  die  er  seinem  irsal  weihet,  und  da  im  der  biscbof 
das  hafticiich  versaget,  da  spmcb  der  selb  Arrianus  offen- 
lich,  das  er  des  andern  Liges  in  sant  Paulus  kirchen  mit 
gewalt  gan  wolt.  Gregors  dialoge  {Augsburg  1479)  3.39:  er  will 
uns  mit  aller  gewalt  tum  lachen  iwiugeo.  Wsiaa  ii*  drti 
ärgsten  ersnarren  1K8  ntudruck;  als  ich  solches  hOrete,  ao 
woll°  ich  meinen  absrhihd  mit  gewalt  nihroen,  und  bemOhete 
mich  so  vihi  als  ich  imer  lionte,  disem  inttahenden  blisi' 
aus  dem  wäge  zu  weichen.  Zkskn  adriatische  Rosamund  44 
ntudruck;    du   spittbube,    willst   mich  mit  aller  gewalt  vom 


GEWALT  III  3  (mit  gewalt,  dardm»)     5066 

platte  kabea.  Ln>*tuc  Iderfrttftiit  t,t)^,m;  kan,ier\ 
sähe,  das/  er  mit  aller  gewall  bAker  wollt«.  (tfnn«a,3)  i,l 
ß))  du  präpotUionaUtrbinduMf  M  i«  tm§tm  atmurnnkamf 

«II  ätm  hilfsverb  abgedrängt: 

dauo  vll  *ini  BB  la  lelb«  «rtilliii 

41«  miti  (walt  wem  wliilf  tlN 

da  latfaiaan  »Ichi  und  Ut  »clila 

Ir  narrketi.        8.  Bbabt  »ttfrmttktff  <«.>; 

BB  btiffi  k«la  weri  an  ftwar«  bB«bwar«a; 

dann  ir  Och  kllegllcli  klnucaai  wer«« 

und  kindt«  flotlBrati  all«*  Sa. 

•ueb  wolt  mit  fWBli  kein  nBrr«a  sin. 

Tm.  MtiBMaa  -urrmtttdSw^nm^  II  ik.VT)  m'm4rue*i 

dann  aie  mich  ie  inü  gewall  für  einen  narren  kabr«  «Mltn. 
luth.  narr  3  Kurs;  der  {Tktagtnoi)  wolle  mit  gewall  ail  4aai 
achwerdt  dran,  sie  wolt  mebt  von  jm,  aondrr  ml  jka  allrtaa 
und  gentBen.  ^ck  ^  iiekr  303' :  icb  tag  euek,  dsM  ■■■  •!• 
(du  tafel)  gleicbaan  Bit  gawalt  von  mtr  bat  babaa  «»llaa.  Olan 
(UM  iaeob  HelUr  39. 0*9. 1609)  MeAi.  i»;  wollea  alt  fowall  ii« 
basahlung  von  mir  haben.  Hobl  von  WirTcasioarf  fcMkaiiatTt 

Bin  offner  köpf,  ein  ■nnirar  («kk 

kun.  «loer  von  den  rBloan  loaua, 

dia  Ihr  kBrnf  tu  nBuickalU« 

■Ib  dsnken.  ewig  radäa  k«l*Sl. 

41a  nli  gswalt  ••  haben  wollea. 

dati  kluKB  oSriUcb  werden  Mllaa: 

ein  folcber  trhwtitar  trat  bareln. 

dam  dichiar  dsa  kBsoeb  aa  Mb«n. 

Gbllbbt  {äff  f^ge  bevaeb)  l-tMm  umd 
(I7M)  1.91: 

er  iai  allein,  bat  vum  rsler  achCoe  gOter,  ist  jung  und  rh«<b: 
DUO  will  er  mit  gewalt  «loe  frao  dato  haken,  and  joai  aaicä. 
GöTaa  (Jery  und  Bätilj/)  11,6;  voo  eioon  mlgdleio,  w«lck«« 
einen  beichtpfennig  mit  gewall  geben  will.  S«!«»aca  kiuwimtt 
und  poetische  kurswtit  14  ntudruek,  ikr  oMigal  «uck  la  air 
und  wollt  mit  gewalt  kugeln  mit  mir  weck*«lo.  Scacrr  («■!• 
aiorl  auf  S«  ■midts  ducari)  sthrifftn  79t; 

dann  grob  sein  hai  eia  iolcban  bsclMM. 
dats  leb*  fiir  grobe  iborhaii  ball, 
war  gascblagan  sola  will  mit  gawalt. 

KABBiB  Scaaiar  «iv^mnmt  st 


ein  mensch,  der  mit  gewalt  will  cioen  fcllhrt«« 
Wstsi  die  drei  ärgsten  erinarren  48  Mninwi;  Ick 
ihro  gnaden  eine  gute  nacht!  uo4  biaraaf  will  «r  mtt  gowalt 
fort.  Listiwc  («ntrur^e  un<)tdnukUrlufkfiilt)$fnb:  sie  wollte 
mit  gewalt  zu  ihm,  aber  man  bi«lt  aie  ab.  Haiaa«  (>lrd^ag«L«) 
tdmtl.  Schriften  1,79;  ood  wenn  graf  Appiani  nicbl  mit  ga- 
walt einen  aeiner  ergebenaten  freunde  in  mir  vcrkcosta 
will.  LBsainc  {Emili*  GalotU  3,10)  3,406;  ood  deaaoek  — 
willst  du  mit  gewalt  denn  hahnrei  Min.  (/«Ma,  Km  Bain- 
s<rom)  1',  179;  aie  fuhren  immerzo  und  wollte«  mit  gewah 
neue  ISnder  entdecken.  EicaFnooarr  9,339;  dieeer  Heioriek 
hat  mit  gewalt  aein  glQck  oiekl  erkennen  wollen.  Te.  !»T««a 
(dravsxen  im  haidedorf)  S,  tx 

•/))  Verstärkung  der  fripotHitmalterbindung  darcA  eiaacAMt; 
Amnndus  wolte  mit  gantzer  gewalt  wis<ea,  wo  a«te  |B«I 
blieben  wire.  Ca.  Waiaa  die  drn  UüpUn  kaie  dtr  wft  MB: 
indem  sie  mit  aller  gewalt  ihren  Carl  Fraots  a«k««, 
sich  Selbsten  den  kopCT  an  einen  feiaea  «ioetoaaca 
J.  G.  Sciihäbbl  tnsei  Felttuhwg  I,  IM  utuinstk;  «!■ 
kerl,  der  wolte  mit  gantzer  gewalt  «in  natr  aein.  Cr  Wäa« 
dit  drei  ärgsten  erinarre*  168  nmdrutk;  kielt  iha 
vor,  warum  er  mit  aller  gewalt  10  daa  «arrta 
gesetzt  sein.  19;  aber  wenn  «r  nur  aack  ein 
aller  gewalt  kitte  mackea  woll«a,  aoMa  «r  4«ra 
witzigea  machen  ?  Ustnc  (Ü*  «Malüi*«  «rM«)  S.Mt:  «8  lat 
gut,  ihrem  geiat«  tu  dienen,  d«a  i*»  o«a«,  das  b«««a4ara 
geblendet  bat,  den  ein  aneckcio  *oa  grOadlicbkeft  an  0t^ 
zendeu  irrtbOioero  dabinretstt,  ood  dar.  an*  kefiarJ«  b«> 
merkt  tu  werden,  sie  mit  aller  (cw»h  ta  «twaa  aaackw  will, 
was  nur  feinde  der  lufcad.  wn«  nr  ktaawiaklar  «aia 
sollten,  {dtrfreigtia  1,1)  3,U:  «IM  «ifMI  alt  Mir, 
als  ich  horte,  daat  L«IU  daa  kaaa,  «kM  im  kaai, 
di«  barer  ha  ft  verkorf««  i«t,  alt  «Mar  fa— >  ««rkMlgi 
sagen  aie  mir  waa  aollu  kh  Ikaat  (iv  aäk«ti|  I*,  Ol: 
well  4a  alt  Maa.  au  aller 
gawalt  variier««  «Ulst.       (thUsamXlt  >,•: 

da  vrillat  e«  alao  ait  aller  gtwaN  wisaeaT  {mtm  Sara ; 

1,3)  3*,  369:    kcid«   b«rT«n   a«aa  «in  fartarpMa  |iack«tf 

jucken,  daa  sie  ait  aller  ftwnH  anfgaalaiki 
{brirfe,    dm  neutUr  fctter.  MNfkatfl  %Wix 

hineinwollen,  I«  bm«!  to  «aar  aM  a^  tmi  «aia  d  «sf 

J18* 


5067     GEWALT  III  3  (mit  gewalt,  durchaus) 

rate.  HilpertIi,  462;  fürt  wollen  se  mett  aller  jevvalt.  Jecht 
Wörterbuch  der  Mansfelder  mundart  42. 

c))  Verbindung  mit  müssen  oder  sollen. 

«))  ist  sie  (die  Veränderung)  aber  durch  Süssere  umstände 
veranlaszt  worden,  bat  er  sich,  aus  absiebten,  mit  gewalt  in 
seine  itzige  denltungsart  versetzen  müssen,  so  betauere  ich 
ihn  aus  dem  innersten  meiner  seele.  Lessing  {briefe,  die 
neueste  litter.  betreffend)  8^,  15. 

ß}}  inn  dem  wir  fort  fahren,  kam  unser  vilen  ein  solcher 
widerwill,  das  wir  gleich  darauff  mit  gewalt  mosten  von  uns 
geben,  .  .  .  was  wir  in  langer  zeit  gesamlet.  Raowolf  11; 
denselben  faulen  schaafe  musz  man  solch  gemengt  saltz  mit 
einer  hollunder-röhre  in  den  hals  schütten  und  halten,  dasz 
es  mit  gewalt  fressen  musz.  Becher  hausx-vater  6Zi ;  selbige 
meine  liebe  ehe-gattin  muste  sich  also  mit  gewall  gute 
tage  machen.  J.  G.  Schnabel  insel  Felsenburg  s.  218  neudruck; 
zehlete  sie  mir  50  holländische  spec.  ducaten  auf  den  tisch, 
welche  ich,  solte  sie  anders  nicht  zornig  werden,  mit  aller 
gewalt  in  meine  tasche  stecken  muste.  1,34;  weil  er  nun 
dem  ritter  vorgestellt,  dasz  es  gott  versuchen  beisze,  wenn 
man  den  löwen  anreizte,  dasz  er  mit  gewalt  heraus  müszte, 
wie  er  gewollt,  dasz  man  thun  solle.  Tibck  don  Quixote  2,147; 
mit  gewalt  etwas  thun  müssen  (gezwungen  werden),  met  ge- 
weld  iets  doen  moeten.  Kraher  nieder-hoch-teutsch  wb.  1, 96' 
{Nürnberg  1719). 

y))  man  wil  auch  dergleichen  mit  allen  zeit-wörtern,  welche 
die  weise  zu  gebüten  bedeuten,  als  ich  liebe,  lobe  du,  u.  a.  m. 
und  mit  aller  gewalt  tohr  wurzeln  der  andern  sollen  gehalten 
würden,  anfangen.  Zesen  hei  Josan  BeLLlNE^  etlicher  der . . 
deutsch-gesinnten  genossenschaft  mitglieder  sendexchreiben  . .  {Ham- 
burg 1647)  8.  Sendschreiben;  daher  die  erdichteten  umstände 
der  ausschmöckung  Hegesippus  und  andrer:  er  sei  ins  beilige 
gegangen,  habe  das  stirnblatt  getragen  u.  f.  —  weil  er  biscbof 
jüdischer  Christen  zu  Jerusalem  war,  so  sollt'  er  auch  mit 
gewalt  der  erste  jüdisch-christliche  hohepriester  sein,  wie 
es  die  sage  ebenfalls  von  Johannes  dichtet.  Herder  {briefe 
zweener  brüder  Jesu  in  unserm  kanon.  1775)7,490;  genug,  es 
sollte  nun  mit  aller  gewalt  eine  religiöse  schule  am  Rheine  er- 
blühen. Imhermarn  memorabilien :  Düsseldorfer  anfange  {werke  20, 
s.  202);  wollt  ihr  nicht  in  der  gute,  so  sollt  ihr  mit  gewalt, 
if  by  means  you  would  not,  I  shall  make  you  do  it  by  foul, 
teutseh-cngl.  wb.  (1716)  1768'. 

d))  Verbindung  mit  verwandten  verbis:  mit  aller  gewalt  nach 
einem  bubenstuck  stehn,  anhelare  scelus,  summa  ardore  animi 
scelus  admittere  velle.  Heniscb  s.  1591  (1616);  wenn  Adrast  eben 
der  fromme  mann  wäre,  der  Theophan  ist;  wenn  seine  seele 
von  eben  so  göttlichen  stralen  der  wabrheit,  die  er  sich  mit 
gewalt  zuverkennen  bestrebet,  erleuchtet  wäre:  so  würde  er 
ein  engel  unter  den  menschen  sein.  Lessing  {der  freigeist  2, 1) 
2^,68;  geld  und  gut  sollst  du  haben,  so  viel  du  mit  aller 
gewalt  durchbringen  kannst.  Grimm  {der  bärenhäuter)  kinder- 
und  hausmdrchen  2,94;  darum  ist  an  ihnen  eine  tborheit  gesetzt, 
das  schieszen  ohne  trelTen.  sie  sollen  aber  suchen,  mit  der 
gewalt  davon  loszukommen.  Immermann  1,276;  drei  tagemuszte 
die  gesunde  kranke  im  bette  zubringen,  drei  näclite  hatte  die 
friedensstörerin  auf  dem  wächterstuhl  zu  versitzen,  endlich 
erklärte  jene  sich  mit  gewalt  für  hergestellt.  5, 85 ;  deswegen 
eilet  es  {das  podagra)  mit  gewalt  zu  denen  reichen,  und  ver- 
lasset sie  nicht.  Albertus  abhandl.  vom  podagra  (1725)  19. 

«))  erweiterung  des  gebrauches: 

recht  lieb  auch  yeb 
gen  mir  min  hört 
du  schaffst  siinst  mort 
inn  mir  mit  gwalt. 
Volkslied:  min  gmiüt  unnd  plAt  ist  gantz  eotzint. 
vt)l.  Singer  z.  f.  ä.  a.  45,173; 

eines  Ungunst  mit  gewalt  auff  sich  laden,  irruere  in  odium 
alicujus.  Aler  933*. 

ß)  neben  dieser  mannigfaltigkeil  der  Verwendung  treten  alle 
anderen  präposilionalverbindungen  weit  zurück;  sie  werden  daher 
im  folgenden  mehr  zum  vergleich  und  zur  ergänzung  herangezogen. 

I))  am  nächsten  kommen  noch  die  Verbindungen  mit  durch, 
die  einigemale  das  Substantiv  auch  in  individueller  bestimmtheil 
darbieten: 

a))  item  alle  wuchrer  und  alle  die,  die  durch  iren  aigen 
gewalt  absagen  und  kircben  verprennt  haben  und  die  kainerlai 
schaden  Christenleuten  zugezogen  haben  und  fremde  hab  und 
gut  gewaltiglichen  innen  haben,  alle  die  weil  sie  also  peleiben, 
so  sein  sie  des  ablas  und  der  genaden  uQwirdig.  {Jahrbücher 


GEWALT  III  3  (durch  gewalt  u.  a.)      5068 

des  Ib.  jahrh.  Nürnberg)  d.  Städtechroniken  10,183;  so  aber  nun 
die  ungestumm  und  last  der  schlacht  sich  anfecht,  als  dann 
vil  ding  durch  etlichen  gewalt  gebrochen  werden.  Onexander 
von  den  kriegszhandlungen  und  räthen  der  guten  hauptleut  {Mainz 
1532)  39";  durch  gewalt  der  waffen  austreiben.  Wieland 
Shakespeare  1, 217  anm. 

b))  alles  ist  durch  gewalt  geschehen,  omnia  per  vim  gesta 
sunt;  omnia  temere  et  per  furorem  sunt  acta,  contra  leges, 
moresque  majorum.  Aler  933'.  vgl.  auch  oben  sp.  4976;  was  durcii 
gewalt  gewonnen  wurde,  muszte  behauptet  werden  durch 
gewalt.  Schiller  {dreiszigjährigerkrieg\)8,l8;  wer  zu  ohn- 
mächtig war,  gewalt  durch  gewalt  abzuwenden,  flüchtete 
sich  unter  die  flügel  der  Justiz.  19;  auch  in  den  folgenden 
zelten  setzte  sich  die  katholische  kirche  lieber  aus,  alles 
durch  gewalt  zu  verlieren,  als  einen  kleinen  vortheil  frei- 
willig und  rechtlich  aufzugeben.  17;  diese  zu  rechter  zeit 
hingeworfene  drohung,  vielleicht  aurl.  der  blick  auf  die 
schwedische  armee,  welche  mächtig  genug  war,  dem  könige 
durch  gewalt  zu  verschaffen,  was  man  ihm  auf  dein  wege 
der  gute  verweigerte,  brachte  endlich  den  churfürsten  zum 
entschlusz,  Spandau  in  seine  bände  zu  übergeben.  178; 
wir  uns  abtrotzen  lassen  durch  gewalt 
was  wir  der  gute  weigerten?      (Teil  2,  2)  543"; 

zwingt  man  dich  nicht  durch  drohungen?  durch  gewalt? 
Kotzeboe  almanach  dramat.  spiele  (1807)  5,  207  {d.  lustspiel  am 
fensler);  die  erschütterung  in  Frankreich  wirkte  weit  über 
die  glänzen  dieses  landes  hinaus,  von  allen  seiten  erhoben 
sich  bewegungen,  die  durch  khigheit  zu  beschränken,  durch 
einsieht  zu  meistern  oder  durch  gewalt  zu  hemmen  waren. 
Varnbagen  denkwürdigkeiten  b,  W  {biographisches:  Fr.v.Gentz). 
2))  van  des  rade.s  borgen  inholde, 

we  rechte  repe  in  gewolde 
we  pik  ok  tughen  birepe, 
dat  sin  sake  sus  andrepe. 
Reinerus  Groningen  schichtspiel  zu  Braunschwetg  935, 
d.  städtechroinken  16,132; 
man  bat  dich  an  der  Donau  Oberlistet, 
versuch,  ob  in  gewalt  er  auch  obsiegt) 

Grillparzer  {könig  Oltokars  glück  und  ende  4)  6^,  114; 
er  hatte  grosse  lust  zur  beute; 
nur  dasz  er  jeden  gegner  scheute, 
der  stärker  war,  als  lamm  und  schaf. 
drum  sollt'  es  ihm  durch  list  gelingen, 
den  jungen  Streiter  zu  bezwingen 
der  an  gewalt  ihn  flbertral'. 

Hagedorn  poclisclie  werke  2,41  iwolf  und  pferd). 

3))  die  sich  mit  innigem  gaist  zä  got  halten  die  pflegent 
in  baid  weise  zaichen  zi°i  beweisen  so  das  die  noturft  aischet, 
also  das  si  iegliche  wunder  etwen  durch  das  gehett  tund 
und  etwen  von  gewalt.  Gregors  dialoge  {Augsburg  1473)  II  eap.  80; 

der  Schelmen  zunfTt  bat  disse  art, 

das  mancher  scbelm  sein  geltli  spart, 

do  er  billich  mit  bezalt, 

und  kumpt  im  denocht  usz  gewalt 

unnuizlich  an  eira  ander  ort, 

der  olTt  nit  dancket  mit  eim  wort. 

Thomas  Murner  schetmenzunfl  29  neudruck; 
denn  ich  das  ufT  der  geuchmat  ilndt, 
da.':  ettlich  nit  gantz  witzig  sindt; 
darumb  miSsz  ichs  mit  gwalt  besehen, 
ob  si  usz  gwalt  etwas  verleben,     gäuchmatl  34,18. 

4))  item  solle  kein  parthei  noch  zeuge  von  den  richtern 
oder  commissarien  vor  peinlicher  rechtfertigung  vergleidt 
werdenn,  aber  für  gewallt  mogenn  die  parthien  unnd  zeugen 
für  gericht  vergleidt  werdenn.  Carolina  (76)  44  Kohler- Scheel; 
die  Teutschen  sollen  des  römischen  reicbs  mitgenossen  und 
pundsverwonten,  von  denen  in  nichts  übels  geschehen  war, 
unpekümmert  lassen,  abziehen  und  sich  wegkmachen,  wo  nit, 
so  künten  und  möchten  die  Römer  die  iren  nit  verlassen, 
müesten  und  würden  darzue  gezwungen  und  genöt,  das  si 
den  iren  zue  hilf  kämen,  si  vor  g'walt  und  muetwillen  pe- 
schüzelen  und  beschirmeten.  Aventin  {baierische  chronik)  4,319; 
das  land  ist  voller  graben  für  gewalt  gemacht.  S.  France 
weltbuch  197*;  elathri  vel  elathra,  getter  für  gewalt.  Scbbnck 
nomenclator  H.  Junii  ad  usum  seholarum  {Augsburg  1571).  vgl, 
LüDiN  Adam  Sibers  bearbeitung  des  nomenclator  H.  Junii  75; 

in  der  gehorsam  sie  in  baten, 
das  er  woli  folgen  irem  rat 
und  sein  tochter  vor  seinem  tot 
verheiraten  nach  den  eren, 
damit  sie  wüsten  einen  herren, 
der  sie  schirmet  und  ent>chüttet 
und  vor  allem  gewalt  errettet. 

Teuerdank  1,67  Gödeke: 


506'.)    (iliWALT  III  4  (uninillelli.  vcrhimlK.  mit  rerbis) 

er  (ii«r  in/«')  t|irach,  tl»b«l  «lo  jeder  ■erok. 
wann  Ihr  euch  real  lutimen  ball. 
(0  werdl  Ibr  wo!  »lehn  für  |ew»li.      ,^         .      . 
Eiteaue  ALiiaue  faiieln  l«l  luMrittat 

dar  jeiit  roll  trewcQ  tndar  leOl, 
rcgiren  toi  lu  dlear  teil, 
und  unrecht  webrao.  fOr  gwall  baeebOUB, 
wird  offi  «ewU  rOr  aDftien  icbwliin. 

CuiiTtiu*  f»i»Ut*l»l  el*; 

wider  gpwall  kau  Ich  nicht,  non  poimm  mi*<  jiratüart  «  t<. 
Skiiz  Uuttchf  idwlUmenbA'  {Mil);  ea  |ibt  noch  mlnner,  die 
nuch  der  gewnlt  geKenüber  ein  gewitMO  babea.  J.  üai»» 
{mtine  tnlhuung)  kl.  idtr.  1, 3^. 

5))  wie  iler  elende,  dessen  vom  fleber  geachwacble  gelenke, 
wie  loagerisine  annein,  unter  der  gewali  det  iabeoa  waakeo, 
in  einem  ungeduldigen  ansioai;  ton  hiie,  wie  ein  feuer  aus 
arine»  hüter»  armen  ausbricht,  ao  »ind  meine  ton  gram  ge- 
achwUcbtc  giieder,  nun  »om  gram  lur  wutb  getrieben,  dreimal 
aiarkeraU  aonal  Wikund  Shaktsptart^,Wi{HnnricklV.i,l,1). 
«))  über  gewalt,  Ober  allen  gewalt,  Ober  leofela  gewal». 
SciiBBLLBn  2*, 908;  müual  ball  eppea  Obe' gewalt  tofi  («ol««f, 
robnt).  ebenda. 

4)  die  unmiltelbartn  vtrhindungtn  mit  vtrbii  btuhränken  ttch 
fatt    aussehlirstltrh  auf  ubjeetverbindungett.    aU  tubjtct  geht  dat 
Bubitantiv  feste   ftrbindungen    nur   mit    «teheo  und  geachehen 
tin.    vgl:  wol  bette  man  einen  animanrnriater  gebebet,  ober 
ea  ilunl  kein  gewalt  an  Ime,  wandr  dai  er  die  ecbolTel  »aroele 
ao  man  Ote  roll  in  wolte  ift  rot  werden.  CLoatiiM,  d.  tUdle- 
ekronikeni,m  {Slrattburg)  H.a.    r  jj.  ip.  41>W.  4»« ;    im  ea  ge- 
»cbiebt  gewalt  (— rioIrnJio)  fgl  ip.  4W6  und  unten  4,6;  du 
grundlegende  bedeutung,   die  gerade  die  objeetrerbindungen  für 
dte  ge$ehicMe  unseres  Substantivs  gewonnen   kabtn,   kam  in  der 
bisherigen   darstellung  schon  sur  geltung.     aus  den   belegen  für 
Ulfilas,  die  Tatianüberselsung,  Heliand  und  Oiraiü  (vgl.  ip.  4911. 
4914.  4916)  katte  sich  ergeben ,    dast  der  dUeiU  gebrauclt  unseres 
workt    fast    ausschliesiiich   an   die   objectverbindung  mit  geben 
oder  haben    anknüpfte,     diese  beiden  Verbindungen  tragen  auch 
M  NoTiBa  und  in  der  mittelhochdeutschen  periode  hauptsächlich 
die  Verwendungen  des  Substantivs  in  der  bedeutung  »on  *potestas' 
{vgl.  ip.  4918.  49il.  4926— 4<»28.  4031-4933.  4Ö34I.    dem  gegenüber 
kommen  andere  ähnliche  verba  kaum  in  betraeht,   sie  sind  ent- 
weder uitlieh  beschrankt  wie  das  milteihochd.  pflegen,    das  den 
gentliv  erfordert   (vgl.  sp.  Anxj,    oder  weisen    nur  spärliche  Ver- 
wendung auf  wie  lassen,  ein»aumen  u.  a.    verhältnismässig  spät 
belegt  sind  objeclverbindungen,   die  die  bedeutung  'vis,  violentia' 
sum  ausdruck  bringen,    ausser  der  vereinsellen  TatianstelU  giwolt 
l.igangent  in  sie   (112,3  für  'potestatem  exercent'  vgl.  »p.4915) 
gehören  sie  erst  der  mittelhochdeutschen  periode  an  und  kommen 
an   hdufigkeit  der  Verwendung   alle   lusammen    nicht   gegen   die 
gtraJe  hier  so  beliebte  präposilionalverbindung   mit  gewall   auf, 
vgl.  gcwoll  begehen  (sp.  4943.  4944) ,  treiben  (ip.  4014),   neben 
(jp.  4945),  thun   (ip.  4915).  ^ 

a)  die  alten  Verbindungen,  die  in  der  bedeutung  'poUstat  tu- 
sammentreffen.  bei  einsetnen  fügungen  isl  hier  ein  übergreifen 
ubi-r  den  rahmen  dieser  bedeutung  nichl  ausgeschlossen,  vgl.: 
gleich  dem  wadel  an  einem  hund  ...  so  bald  du  im  seinen 
gewalt  lesit,  so  wirdt  er  wider  krumb  als  vor.  alte  weisen 
(1566)  43';  Servilius  wünscht  frieden,  und  sein  aller,  sein  ver- 
dienst, giebt  seinem  wünsch  gewall.  J.  W.».  Bbawi  Hrutusl,^. 
vgl.  auch  sp.  50-4  unter  gewalt  haben.  o*#r  die  grundriditumg 
der  beJeutungfentwicklung  wird  durch  solche  seitentri*be  kaum 
berührt,  mehr  beachtung  fordert  di*  jnnehvMnde  nnführung  des 
individuell  begreniten  begnffes  in  dieu  vabindungen,  die  anfangs 
nur  lulbestimmungcn  neben  dem  Substantiv  begünstigt  hatUn, 
vgl.  oben  sp.  4931. 

a)  gewalt  geben  und  ähnticht  Verbindungen. 
I))  der  kreis  der  HnschUtQigen  verba  ist  hier  am  weit«tt«n  bei 
der  Verbindung  des  ju6j<un/ir5  mit  eiiem  refleiispronomtn. 

a))  ron  dieser  Verbindung  wird  die  allgemeinere  bf4«HlH«9  ee« 
potestas  seltener  getroffen: 

ist  dein  gesank  aUo  Kaian. 
als  schön  du  suost  put  cestall. 
>o  hat  got  wol  leln  sewalt 
mit  •einem  lleli  an  dich  selait. 

Hans  Vintlbb  plumen  der  tugent  149t : 

gewisi  würde  ich  mich  lu  dir  nicht  herablassen,  wenn  mir 
ein  tyrann  seine  gewalt,  oder  der  himmel  seinen  blit*  aii»er- 
Irauen  wollte.  Lessinc  («üi  Saro  Sumpion  4,6)  1,3»;  kor«, 
sie  erhielt  wieder  ihre  vorige  gewait  Ober  mich;  und  kaum 
haUe  ich  sie  aus  den  äugen  verloren,  ala  ich  in  einer  plöu- 


GEWALT  III  4  ((tewall  gebfo)  5070 

lieben  aowandluoi  *uo  rau«  . . .  ihr  . . .  oacbtugebeti  aofiag. 
UiauMb  (/Wafrteiu  PrM«u$)  21,10». 

»))  titi  kiußttr  iMgtff  wird  km  4k  nftet  btdtulmH  '«tt- 

tau'  »ngnoftu. 

a))  aweon  auch  die  borgennaiator  ao  do«  forikt  alfat  gaaio 

Ogen,  ao  aulleo  ti  iwaiaa  uait  im  twolf  gaowora  nkuro 


mOgen, 


weihen   si  welleni,  Iro«  «elloa  fOvoH  mifläkm,  {mälm 
tHO)  i.  illlriilriaftM  4,  M»;  teMfnff 


sunfibruf  von  AugskuT§ ,       .         w 

Hana  von  Leacbteoberg  bat  aaio  fowall  itm  UodMff  «M 
Meotz   bevolcben.   Ciiaaiia  Siaeta,  4.  MdMkrtaikn  M,  «0 

{Augsburg);  aio  ieder  mag  in  burgerlickM  OOOhoa  persooUeh 
erscbeineo,  oder  seinen  gwalt  ood  vuloticM  ia  fericbt  ataeai 
andern  bevelhen.  Nürnberger  rtfmmUim  (1104)  la*. 

ß))  ich  ülreirb  von  iiobeolocli  kokmoM  offeolicbeo  aU 
disem  brif  eic.  ala  uns  der  aller  durcblcweliliMl  ltn4«  tmi 
berre  ber  Wentilaw  rOmiacber  kOnig  . . .  empfoübo«  m4  OMfc 
aeinen  gantzeii  vollen  gewalt  and  macbl  mit  aeisoa  lt«ith«hoa 
bnrlTen  ReK.ben  bat.  (vertrag  dtr  bnOmid^tm  WenuU  ma 
dt-m  stndtebund  wegen  dtr  judtmekuldtm  IM»)  4.  lUdUtkitutkn 
I,  IIB  (Sümberg);  bierumb  in  der  aller  beateotlickaloa  Mi 
kreOligsien  form,  aller  gerichteo  and  rechtco,  ao  pk  «14 
bevalch  er  seinen  vollmicbtigeo  gewalt  und  ganl/e  vol- 
komne  macht,  dem  ebrsameo  .N.  der  zAgegao  under  aagca 
at&od.  rkelorica  und  teuluk  ^ormalar  ( fUtaf»  IMOI  74*:  bertsof 
Öbrebl  von  Oslerrich  nam  mit  ia«  das  brrliogea  voa 
Sahseo,  den  bertiogeo  von  Keroteo  oo4  4«a  bertMfoa  tM 
Opulie,  dem  der  kunig  von  Babaa  alaoo  fowolt  boU«  ••- 
geben  an  der  walunge.  CtoaKaaa  «*re«H,  4.  äiiUdtriaUua 
8, 58 ;  berlzof  Baoa  von  Baireo,  graff  zu  Veldeuti  and  bartaof 
Ludwig  z8  Baireo,  graff  t&  Spaobaim,  haben  ireo  gwail  gckoo 
margniff  Philipps  cantzler  voo  Baden.  Ciaiass  Scaait, 
i  stddteckrontken  19,286  (Augskurg);  dcrbalbeo  iit  aiaar  er- 
samen  nacbpertcbafi  verordooDf,  wann  ain  haablaao  üo 
oachperscbaft  wissen  laaat,  dasa  ieder  pertoodlick  ' 
eracheinen  und  ml  einem  andern  seinen  |avsH 
macht  haben  soll,  er  sei  dann  mit  sondern  eeboftoa 
beladen,  mag  er  sieb  gegen  dem  baubtaaa 
gemeinsehaftsbrief  von  l.orenstn  (li«i),  Mrrr.  «aMk  0, 41t. 

y))  darxu  wir  dir  hiemil  in  der  allertealao  fona  oll 
gewalt  und  macht  übergeben.  Jac  Avaia  proc  4S5:  aod  aber 
leb  in  eigner  person,  abweaenheit  halben,  nit  eracbeinca  kao, 
bekenn,  dasz  ich  meinen  vollkummeneo  gewalt  ond  macht, 
auf  und  Qbergebeo  habe,  dem  wolerfahrnen  und  frommen 
Moisi.  76. 

1))  über  den  rahmen  4*r  rtßtxixen  fü§ufn  rtitU  uttr  i«a 
angefühlten   synonymn   «tgentlieh    nur  4k  arrMa^Mf  fawolt 
geben  Jkinoui,  dk  hatf  auf  aUnbulire 
kraft  ausübt,  bald  dat  büd  formethafter 

a))  und  »oll  man  wiszen,  data  ea  den 
pfaffhalt  gar  hart  gerewen  bett,  data  er  deo       , 
walt  bell  geben.    B.  Ziaa,  d.  slädttckrniktn  0,01  (iafsOwf): 
DU  borai,  wie  ble  luget 


und  uns  und  alle  die  worM  be«r«f«4l 

.  .  ble  aoist  nicbi  fuafUffk  Jar  all 
und  clbbai  »in  Boade  aalak  (CwalL 

es  war  noch  nii  kelo  ^^ 

den  aolck  gewalt  wr  le  aatoh**» 
B.Waian  IM«  f4ftU 


Oretut 


tgL  •*«  tp'  «K  •""•'•  «•*•'*  ''•'••■  ****'  »^  •*•  •■  «— <f: 
liehen  gewalt  an  dem  end  geben  fOr  mich  o«d  M*ar?  ^ 

aolt  ea  ntt  mir  ala  im  erloabl  sin?  bueh  dtr  hsi^ialr  «1 
183;  («*)  bit  dich  aoch,  durch  de.oer  einifMiocftI«  ^^  . 
und  meines  aona,  welche»  sons,  zA  b««arta  ««r^tfrMckMO 
gewalt  geben,  daa  da  nur  helffaa»  ia  diae«  hooial,  mA  4m 
die  hocbieit  alao  gtachch«,  wk  «o  ^OM  torhaaln  «tr. 
VatRari»  Bolt«  Tentihtn.  n*;  aalcr«  *»4  af 
dicbtera  iai  geleieber  gewalt  geben  za  moloa  ■ 
S.  MBiartauit,  4.  sUiktkrvnktu  », »  {!iünkm%)i 

iek  bk  fteb.  lasMMt  ab  dareb  gaa. 

kb  ihA  m\m  herrea  alt  daa  sfatt. 
alr  allea  ***'*  ({Stjft^ 


*•  *-^ '^  ^  fta^^-ÄiiTe-a-k-.«  ar; 

ea  hat  aieh  hcgehc«,  ala  ir, 
weiten  reia«  mir  allea  gwall  io 
band  und  ich  aich  icizoad  ei«  . 

Briunieo  gegeben  hab,   tch  Mir  !■      

die  edel  herUofin  uaab  ir  «kra  il  hrisf«.  ^i  . 

148  a<«dr««k;  der  rat  hei  aach  «rfcjaat  aaaz  la  Irifialirt,  te 


5071  GEWALT  111  4  (gewalt  geben) 

in  namen  der  stat  die  sach  fiieiten,  und  gaben  denselben  vollen 
gewalt.  S.  Meisterlin,  d.  städteehronikcii  i,\6i  {Nürnberg);  also 
bedacht  sich  der  bischofl"  gar  schnell  und  einpfalch  den  von 
Augspurg,  dasz  sie  den  pfaffen  tätten,  was  sie  verschult  hellen, 
und  gab  in  vollen  gewalt.  Burkard  Zink,  d.  Städtechroniken 
b,  61  (Augsburg);  infinitum  imperium  alieui  dare,  einem  viillen- 
kament  gewall  unde  macht  geven.  Cbyträus  160;  demnach  so 
bewilligen  wir  dir,  von  unser  aller  herrschenden  macht  wegen, 
und  geben  dir  hierzu,  hiermit  und  in  krafft  dieses  brieffs 
vollkommenen  gewalt.  Jac.  Ayrer  proc.  32  (1680);  er  hingegen 
wolte  indessen  meine  gesdiäffte,  wan  ich  ihm  deszwegen 
vollkommen  gewalt  geben  würde,  so  getreulich  befördern,  als 
ob  ich  persöhnlich  gegenwärtig  wäre.  GiiiMMiiLSHAusEN  Smiplic. 
290  neudruck. 

h))  den  allen  sei  er  hingestelt 

mit  im  zu  tliun  was  den  gefeit, 

gebn  ailn  auch  volle  macht  und  gwalt 

gegu  im  zu  wüten  manichralt. 

drei  neue  und  lustige  gespreehe  hei  Schade 
Satiren  1, 142; 

wir  geben  ine  auch  den  gewalt,  sollich  stend,  wie  sie  die 
austailen  oder  weisen,  zu  verpenen,  das  niemanis  von  den 
kauffleuten  dem  andern  doran  kein  gewalt  thue.  oberrhein. 
stadtrechte  ],  101  Sehröder;  er  hat  ihm  volle  gewalt  gegeben, 
für  ihn  zu  handeln,  he  has  given  him  füll  power  for  him  or  in  his 
name.  Hilpert  1,462;  den  gab  er  gewalt  ze  werden  di  sun 
golz.  cod.  Tepl.  Joh.  I,  12  (gotes  suni  zi  wesanne.  Tatian  13,  6), 
ebenso  cod.  Tepl.  Lucas  10, 19  (s.  Tatian  67, 5,  vgl.  oben  sp.  4914)  «.  o. 
dazu  vgl.  oben  *p.  4916  (Heiland  1078  u.a.);  wan  so  Jobannes 
spricht,  wie  vil  in  enpfangen  band,  den  hat  er  gewalt  ge- 
geben kinder  gottes  ze  werden,  ist  es  das  si  sind  kinder 
gottes  von  gewalt,  was  wunders  ist  das  ob  si  mügent  zaichen 
tun  von  gewalt.  Gregors  dialoge  {Augsburg  ]i'i3)  II  cap.ZO;  er 
igott)  hat  einem  ietlichen  geben  gewalt  ein  kindt  goltes,  und 
ein  erbe  seines  ewigen  reiches  zu  sein.  Haktmuth  von  Cron- 
RBRe  20  neudruck; 

dan  ich  binü  Hecht  das  euch  ist  liomen, 
dasz  all  die  mich  band  angenomen, 
den  hat  got  geben  gwalt  und  macht, 
dasz  sie  seind  seine  kind  geacht. 

triumphus  veritatis  bei  Schade  «af.  tt.  p«sgu.  2, 246 ; 

allen  gewalt  gäben  den  zanck  z&  zerlegen,  allen  miteinanderen 
die  sach  zeentscheiden  übergäben,  arbitrium  litis  in  omnes 
trajicere.  M aaler  17s';  copiam  pugnae  facere,  gwalt  geben  oder 
erlauben  zeschlahen.  Frisius  (1568  a.  1574)  332';  die  alten  herren 
haben  uns  gewalt  geben,  den  Linhart  Mendel  und  Jacob 
Schopper  an  soll  schreiben  und  nemen,  idem  mit  2  pferden. 
{berichte  und  handlungen  ...  in  der  Waiden f eis' sehen  fehde  1444) 
d.  stddtechroniken  2,  Bi  {Nürnberg);  mir  sagt  ain  frummer  kauf- 
man,  , . .  dasz  der  müntzmaister  zu  Grälz  dem  kaiser  12000  u 
Wiener  geben  hab  umb  das,  dasz  im  der  kaiser  gewalt  geben 
hab  zu  müntzen  dreie  jar  lang.  Burkart  Zink,  d.  städtechroniken 
h,n3  {Augsburg);  der  glaub  in  Christum  macht  den  menschen 
gut  unnd  frumm,  unnd  gibt  im  gewalt  alle  creatur  zu  ge- 
brauchen zu  not,  nutz  und  trosl,  wann,  wo,  wie  er  will. 
J.  Eberlin  vOiN  GüNZBUBC  {widcr  die  Schänder  der  creaturen  gottes) 
2,14  neudruck;  ir  raogent  mit  keinem  grundt  der  geschrifft 
sagen  das  der  allmcchtig  gott  euch  oder  einichem  anndern 
gewalt  hab  geben  die  menschlichen  gesetz  auch  die  menschen 
trawme  und  gutt  duncken  under  das  dar  ewangelium  zw 
vermischen  oder  dorneben  zupredigen.  Hartmüth  von  Cron- 
BERG  88  neudruck;  welche  im  pann,  acht  oder  den  das  land 
umb  übelthat  verholten  seind  zu  achten  als  weren  sie  tod, 
und  mögen  zu  clagen  nit  gwalt  geben.  Tengler  laienspiegel 
(1527)  8';  uns  ist  gewalt  geben  zu  bawen,  nicht  zu  ver- 
derben. Melanchthon  confess.  August,  {corp.  doctr.  Christ.  16'); 
und  (JiftJo)  sovil  auszrichtet,  dasz  in  die  bürger  zu  Papyrio 
schickten,  unnd  mit  den  Römern  zu  teidingen  gewalt  gaben. 
Frontinus  (1532)  20* ;  das  gebürl  sich,  sprach  sanct  Peter,  rüfft 
dem  mann  und  seiner  frauwen  und  gab  inen  gewalt ,  drei 
mal  zu  wünschen ;  was  sie  wollen,  solt  geschehen.  Kircbbof 
toendunmut/j  (1, 180)  \,2\9  Österley;  so  west  ir  doch,  dasz 
Christus  auf  erden  und  in  bimel  sanct  Petro  und  allen  seinen 
nachkomen  gewalt  zu  thün  und  zti  laszen  geben  hat.  ein 
unterred  des  bapsts  und  seiner  cardinelen  bei  Scbade  su<.  3, 84; 
nun  harrent  da  mit  gutem  gemüt,  gebent  mir  gewalt,  das 
ich  mit  stillschweigen  mOg  fürlragen  dise  stille  comediam. 
Valentin  Boltz  Terenzübers.  89";  wenn  sie  ein  oder  dreimal 
so  verbunden  im  ratb  gesessen,  bindet  er  ihnen  das  maul 


GEWALT  111  4  (gewalt  geben) 


5072 


wieder  auf,  und  giebet  ihnen  macht  und  gewalt,  dasjenige 
zu  reden,  was  zur  gemeinen  wolilfart  der  kirchen  verträglich 
ist.  A.  Fbencel  de  diis  Soraborum  {script.  rer.  Lus.  2,  112'); 

gott  gab  ihn  gwalt  im  paradeis 
zä  essen  aller  frücht  zur  speis. 

WicKRAH  der  irr  reiUende  bilger  12"; 

er  gibt  gewalt,  verdächtige  personen  in  verhaft  und  unter 
polizeiliche  Sicherung  zu  stellen.  1829.  Tobler  uppenzellischer 
Sprachschatz  427. 

c))  er  liez  sein  haus  und  gab  den  gewalt  ainz  iegleren 
Werkes  sein  knechten,  cod.  Tepl.  Marcus  13, 34,  vgl.  oben  Tatian 
147,6;  ich  find  wol  daz  Christus  seine  prlester  erwölt  hat, 
und  nach  der  erwölung  inen  den  gewalt  geben  des  priester- 
lichen ampts.  MüRNER  an  den  . . ,  adel  tütscher  uation  18  neu- 
druck; ich  gib  dir  gewalt  über  mein  leib,  potestatem.  Mem- 
minger  vocabular  von  1487  18";  geh,  bring  die  geisterschaar, 
über  die  ich  dir  gewalt  gegeben  habe,  an  diesen  ort.  Wieland 
Shakespeare  2, ili  {stürm  4,2);  nimmer  gebe  ich  euch  gewalt 
über  kleid  und  leib  trotz  eurem  drohwort,  marschalk. 
G.  Freytag  {brüder  vom  deutschen  hause)  10,  68. 

d])  facere  potestatem,  einem  gewalt  oder  erlaubnusz  geben. 
Fkisiüs  (1568  und  1574)  1028';  dale  crescendi  copiam  novarum, 
gäbend  gewalt  und  fieiheit,  thund  steur  und  hilff  darzü.  332'; 
gewalt  geben,  douner  procuration  et  pleine  puissance.  Hülsios 
(159ß)  G2':  gewalt  geben,  macht  geben,  heimstellen,  zulassen, 
potestatem  dare,  tradere,  permittere,  facere,  concedere  potestatem. 
Emmel  Silvas  0.0.7;  gewalt  geben,  potestatem  tradere,  dare, 
facere.  Stielkr  2426;  gewalt  geben,  potestatem  dare,  facere, 
]iermiUere,  concedere  potestatem,  copiam  facere.  Spieser  150; 
ähnlich  Weismann  156.  Bayer  290.  Kirsch  1T9;  gewalt  geben, 
dar  autorita,  licenza,  donner  procuration,  puissance,  licence. 
Bädlein  381';  gewalt  geben,  autoriser,  donner  plein  pouvoir. 
nouveau  dictionaire  {Straszburg  1762)  338;  ähnlich  Rondeau- 
Bdxtorff  253. 

e))  aber  ehe  und  er  gehn  bimel  hinauff  kommen  sei,  hat 
er  den  aposllen  gewalt  gegeben,  wasz  sie  für  ein  christ- 
liche pollicei  auff  richten  sollen.  Alpinüs  Vergilius  Si' ;  die 
von  Augspurg  wollen  sich  daran  nit  keren  und  sprachen, 
er  hett  in  gewalt  geben,  also  wollen  sie  auch  mit  in  tuen, 
als  sie  dann  erkent  betten.  Burkaud  Zink,  d.  städtechroniken 
5,67  {Augsburg);  da  hat  ain  rat  z&  andtwurt  geben,  er  hab 
inen  bevelch  und  gewalt  geben,  darauf  haben  sie  urtail  ge- 
sprochen, das  miesz  unwiderriefl  beleiben,  Clemens  Sender, 
d.  städtechroniken  23,  33  {Augsburg) ;  der  allerhöchste  hat  zwar 
der  geisllichkeit  gewalt  gegeben,  nicht  aber,  dasz  sie  solchen 
durch  aberglauben  band  haben  solle.  Abele  künstl.  unordn. 
2,  273. 

3))  in  der  vereinzelten  fügung  mit  anderen  ähnlichen  rerbis 
geht  die  formelhafte  erstarrting  selten  so  weit. 

a))  Sethosis  hat  im  {Arman)  allen  andern  künigklichen 
gewalt  verliehen,  allein  des  künigklichen  diadems  solt  er  sich 
nit  gebrauchen.  Hedio  Josephus  wider  Appionem  150*  (1553); 
gewalt  zu  regireu,  verleicht  nit  ainem  iden  der  homerisch 
Jupiter.  S.  Franck  enc.  mor.  38";  du  könig  bist  ein  könig  aller 
könige,  dem  gott  von  bimel  königreich,  macht,  stercke  und 
ehre  gegeben  hat,  und  alles  da  leute  wonen,  dazu  die  thiere 
auff  dem  felde,  und  die  vogel  unter  dem  bimel  in  deine 
hende  gegeben,  und  dir  über  alles  gewalt  verüben  hat,  du 
bist  das  g&lden  beubt.   Lütbek  Dan.  2, 38. 

b))  weil  nu  der  königin  so  viel  gewalt  war  eingereumet, 
gewann  sie  lust,  den  gefangenen  marggraven,  der  ihr  von 
wegen  seiner  jugent  und  geradem  leib  warbafftig  gerümbt 
worden,  in  der  person  selbst  zu  sehen.  Kircbbof  wendunmulh 
(2,47)  2,95  Osterley;  einem  gewalt  einräumen,  geben,  ver- 
leiben, to  gire  any  one  power  or  authority,  to  empower,  to 
authorize  any  one.  Hilpert  1,  462. 

c))  einem  gewalt  über  sich  gestatten  s.  Eberhard -Maasz 
3,190;  er  versprach  also  der  Marianne,  ihr  in  allen  stücken 
freie  gewalt  zu  lassen,  wann  sie  den  aufenlhalt  ihres  ge- 
liebten entdecken  könnte.  Lkssing  {das  neueste  aus  dem  reiche 
des  Witzes  1751 )  4,  434. 

d))  bleibt  abgescbiednen  geistern  die  gewalt, 

zu  kehren  nach  dem  ird'schen  aulenthalt, 
so  kehrest  du  nicht  in  der  mondennacht, 
wenn  nur  die  Sehnsucht  und  die  Schwermut  wacht. 
Ublamd  auf  den  tod  eines  Inndgeistlichen. 

ß)  gewalt  nehmen,  an  sich  ziehen,  anmassen,  gewinnen, 
erlangen,   hallen  u.a.     die   meisten   dieser  Verbindungen   sind 


5073    GEWALT  III  4  (gewalt  nehmeo.  Überkommen) 

jitngertn  ur$prungt  und  inliithrm  $iek  dtr  bedfulu»f$Mbickirötku»t 
und  ttrtcliUbung,  du  tick  bei  gemalt  geben  und  fewoll  liabrD 
aui  drr  formelhaften  ertlarrung  dtr  vrrlindung  ergitbt. 

1))  unter  die  äUeilen  Verbindungen  dtr  frupp*  gehört  gewall 
iieliiiifn  mit  dem  reßexitpmnotnen  im  dalip  tommodi.  dit  gegen- 
tlieilige  fügung  (einem  andern  die  gewalt  wegoebinen)  ut  )üngtr 
und  itltentr. 

a))  wir  hüben  una  oiicb  «olleo  gewalt  genomen  und  ui« 
gedinget  di*e  vorgeacbribi-n  geiiatite  ond  arlickel  le  benern. 
ttPtittr  tunfthritf  ton  Äugtburg  isW,  d.  addletkronikrn  4,  IS*t ; 
wie  du  doch  aonal  dir  irlb  gewalt  grnoinmen  baat  olle  ding 
deines  ^«rollrns  wandeln  und  kereo.  LuTiaa  (auf  du  übtf' 
chriitlich  . .  .  buch  Botk  Km$er$  antmorl)  ', e;fl  Weim.',  to  wollen 
wir  gewalt  nrincn  nn  nllen  orten  alao  xii  «agrn,  dm  binftirt  keio 
Wort  bleibe  m  der  «rhrilTl,  da*  nicbi  mlige  ein  andere  bei*ien, 
denn  ea  lautet,  (antwort  auf  Itöniq  Ihtmichi  ton  KngtUand  buch) 
'l,tH*Jina;  die  wahre  rechte  chritiliclie  philoiophiam  nn- 
lugreifTen,  udrr  su  tadlen,  will  irb  mir  nicht  gewalt  neniinrn. 
MofiCiiraoscH  insomnit  eura  partntum  40  niudruek;  ibm  aelbat 
die  gewalt  nehmen,  pottslatem  $tbt  arrogart,  Stulki  UW. 

b))  wer  iMt  der  peQriscb  man  der  eich  dea  gewalci  der 
predige  bat  angenonien,  und  ungelert,  daai  er  «ich  *on  im 
aelba  des  ampts  un>'erB  brrren  des  bapsts  nnderwinden. 
Grtgort  dialogt  (Augsburg  1473)  I  cap.  10;  gwald  ufneh,  fwald 
öbercbob,  um  bewilligung  zu  rechtlichem  einschreiten  nach- 
suchen, liewilligung  zu  rechtlichem  einschreiten  et  halten, 
(diese  voilniarlit  wird  einem  landsmanne  mündlich  miigelbeilt.) 
ToBi.iR  apptnuUisrher  tpraehtehali  241. 

c))  Hsnni  Waldmsn  hat  ein  «Ina  erdsohl 

unit  wolt  uns  nOwn  gtii  lian  bracht, 
dat  hai  man  im  Terkomrn, 
dl«  fiomao  gemeliid  ain  Züricher  ae 
band  Im  dm  gewalt  genomen. 
der  gawnli  ist  nummen  tin, 
darumb  so  mAnz  er  liden  pIn. 

i>iLiKNCKON  votlulieärr  i,  271  {Han$  Waldmann 
14S»— 14!>0); 

einem  die  gewalt  nehmen,  potestalem  abrogare,  minuere,  prai- 
cidtrt,  tolltre,  odimtre.  Stiklbk  ::4J6,  s.  ii.  ;  einem  die  gewalt 
beoelinien,  die  Hügel  beschneiden,  ditautorart  uno,  öler  It 
pouvoir  ou  l'autoriU  ä  quelcun.  Radlbin  381';  einem  die  gewalt 
benehmen,  alicui  potestotetti  adimere.  Stbinbach  3,  921. 

2))  wiewul  über  solche  »tat  iinfengelicbs  durch  den  adel 
regiert,  auch  das  hovegericht  daselbst  mit  der  ritterschuft 
besetzt  worJen,  so  ist  doch  das  regiment  oder  forma  rei- 
publicae  mit  der  zeit  verengert  worden  und  in  ein  solche 
oligarchiam  geratlien,  das  her  omnes  oder  der  gemain  pülTel 
allen  gewalt  an  sich  zogen.  Zimmertc/i«  chronik  3,360;  wer 
viel  plaudert,  der  macht  sich  feindselig,  und  wer  sich  viel 
gcwoits  anmnsspl,  dem  wird  man  gram.  Luther  Str.  20,8; 
triiuml  einem,  wie  er  apfTcliuost  irincke,  so  wird  er  tergeb- 
licher  gewalt  sich  anmassen,  doch  ohne  fruchlbarkeit.  (raum- 
buch  cap.  187,  anhaitg  ju  Colerus  hausibueh  (1650); 

was  messt  ihr  eurh  xil  deo  gewalt 
der  euch  gar  niclii  ist  lAgesialt, 
diou  ihr  soll  bhelfTen  eucti  im  »taub. 

FitcHAiT  fldhhalt  1025. 

3i)  {der  doctoititel)  welchen  nainen  oder  gewalt  einer  musz 
erlangen  vom  habst.  UeiLtR  post.  2,  3>*  (Cb.  Scbmidt  eUdst. 
mundart  143);  gewalt  erlangen,  potenttam  consequi.  Stbinrach 
2,  921,  ebenso  Frisch  42o';  mit  freude  bemerkt  er  dasz 
seine  kinder  nur  von  den  weiszen  fruchten  gegessen,  mithin 
Irankheit  und  tod  noch  keine  gewalt  Aber  sie  erlangt  ballen. 
W.  Grimm  forrtde  lu  den  kinder-  und  hausmärehen  xxxii;  so 
gespannt  waren  sie  auf  das  nächste,  auf  das  nothweodigste, 
das.-.  die  furcht  keine  gewalt  über  sie  erhielt.  Hbmicb  STErrifis 
bei  \Va(  kKRNACF.L  8,  2, 1301;  Livia  ...  eine  fiao,  welche  die 
gewalt,  die  sie  in  ihrem  achtzehnten  jähre  durch  ihre  blen- 
dende srhönheit  über  den  ausschweifenden  Oktavian  erhielt, 
über  den  berrn  der  weit  Angustus  vierzig  jähre  lang  ...  zu 
erhalten  wusle.  Wikiand  {threnrtttung  der  Julia)  14,343. 

4))  gwald  öberchoh.  ToRit  r  appenieUi^chtT  xprachsckati  247, 
xglobtn;  wann  einem  träumt,  wie  er  einen  gantzen  (luss 
mit  wein  sehe  (solcher  träum  aber  kan  keinem  andern  für- 
kummen,  als  dem  könige  selber,  oder  seinem  fürsten  einen) 
und  so  der  flusz  sein,  so  wird  er  grosser  gewalt  bekonimeo. 
traumbueh  rup.  iss,  anAan;  xu  Colbros  A«ius6iicA  (IftM):  ge- 
walt bekommen,  facultattm  nandm,  ton$tqm.  STiBLBt342«: 
die  kammeijungfer  hatte   aber  zugesehen   und    freute   sieb 


GEWALT  III  4  (gewall  haben)  5074 

dast  si«  gewalt  Ober  die  biMrt  beklme  Gsia«  «^  ftttmnpd) 
ktndtr.  und  kautmirtktm  1,11;  Irftf'  ich  «iiklicb  e|a  mUIm 
heimliches  bild  in  lioo  and  ben  —  nie  wird  W  M  iM 
gewalt  gewinnen,  mich  mir  arlbM  M  rviibM  Md 
pOkbten.  lioLrci  {trinntrung)  btiUift  ßr  im  Hü^jUIdl 
IKS2  I.  %. 

y)  gewalt  haben  tgi.  ip.  4fit  4*14.  4«i«.  4tt|.  4Ki.  4fM|'. 
4931  ff.  4934.  ans  alitn  ptriaif  un$$rtr  ItlUratur  rekUtek  MffI, 
kat  dtrte  ttrbindunf  thre  ket«rtm§U  ifriaef  eiidk  im  dtr  tutm 
tpraeh»  brkauplet ,  ob*»  dwdk  Mna*M«*f  dir  ktiktr  kM- 
achltten  grtntltnttn  gerade  nr««  i*|r  s«  ntotrMa.  m  «atlfikkl 
mthr  dem  allgemeinen  anr aekten  drr  neu*rra  Meftt  MMl  «M* 
bute  und  dhnlifhe  be$ltmmungen  auek  kier  ntkeu  dam  iuh*l*»lh 
mehr  bedeutung  gerinnen  gegenitker  dn  tielket'immungen  frUuret 
pertodi-n   {rgl.  jp.  4931  —  4934). 

D)  dat  tubUantit  enibehil  einer  aMtfüNmaasf,  miri  ttm  te 
iWfinii  bedeutungtgthatl  dank  atUihidnm  «ad  »•dura  ■rrtiadwfW 
{i«rtii/>i«fs<. 

a))  frrvnominalforwttn  fkkrn  «m  dem  tmMmminkam§  kuM»- 
mung$monunU  eta. 

«))  Bielo  herr  hat  aoeb  solleba  gbalt. 

den  hat  im  aln  ungebekbier  pUrhof  tebaa. 

wellcber  man  teios  weibs  ail  mag  ^feUga. 

die  »rbali  «r  von  aianaader  pald, 

sl  seien  jungclih  oder  all. 

Sirriinijer  iptelt  (l&ll :  WUmar  naudruekat  •.!•){ 

darnnb.  lieber  barr.  bap  Ir  aaa  selbe  gkali. 

so  scbaldei  nicb  von  Im  pald, 

dan  er  Im  mich  nur  scbiseheo  aad  scbelia 

umb  mein  antigad«  ding,  das  aaea  kh  eareliau 
ekamta  «.91; 

ich  tsct  band  die  wirt  »olcbea  gawali 

im  iiail  was  band  sie  dana  las  baoa. 

Wicsata  dar  irr  raiiUuda  kilfar  Wi 
rgU  Beliand  842,  i.  oben  tp.  4916. 

ß))  das  ich  . . .  melden  mOg  und  ricbteo  aim  jeden  der 
beut  mit  klag  für  kuinbt  tu  verlust  ond  zu  gebio,  torbebakca 
dreierlei  stehen :  dren,  eer  und  daa  ploei,  das  die  ■alalli 
herueret,  and  ob  ich  nicht  billicben  allen  den  gewalt  kab^ 
alt  ob  mein  genadiger  herr  von  Admnod  telbs  gegeowortig 
da  war.  banntaiding  la  tanet  Galten  {anfauf  dn  i«.  jakrk.\, 
öttrrr,  weittk,  6,35,  agL  obtn  tp.  4931  (.VtManfra  1015,  !■.«.): 
ea  ist  war,  mein  tocbter,  wir  babeo  ao  vil  gewallt  ala  der 
bapst  oder  ein  penitentxer.  HicaaeL  LtnaK^ta  äaltifmi  IM; 
und  sol  keiner  kein  bocbgewild,  antzerbalb  laodc  weder 
verwenden,  nach  verkanffen  ohne  Torhcrgebeod«  b««ilB> 
guog  eines  land-amroana  oder  seines  stattbailara,  im  im*- 
wegen  gewalt  hat  landbu^  de»  kantcmt  Apfanuü' Ammtr 
roden  artikel  186;  um  das  höchste  und  edelste  zu  teiD,  ibo«z 
er  (der  kinig  der  elamente)  die  masseo  aller  andern  durcb- 
dringen,  gewalt  darüber  haben,  sie  an  aicb  ketten  und 
nach  seiner  eignen  natur  formen  ond  bewegen.  Haiatt 
(Ardinghetlo)  1,249. 

/))  hasiu  die  gewalt  danck  sie  koap*  «en  gett. 

der  sich  von  aiemandi  iretiea  lei. 

Kiacaaor  larmdmmmmlk  XT; 

an  erit  harc  optio  et  poUstat  tua,  wiritt  da  die  waal 
gewalt  haben.  Fmsios  (t5ft9  aad  l&Ttl  lOSs*: 
die  gewalt  in  seinen  binden  hat,  keaat  «« 
Überlegung.  Lbssiüc  (ai  iiaf  ea*  dlm  trmmifkk  firfiaia)g^M{ 
vor  der  nahen  Wirklichkeit  koaaU  im  9fU  im  pbaattaia 
sich  nicht  enttOnden;  die  nflcblemen  ndäata«  kaOaa  alkia 
jetzt  die  gewall.  Ta.  Sroaa  (tur  »mli-  aad  »awv/tawirl  ^a»; 
na,  nu  sehen  sie  aul,  der  racker,  im  baayfaaa  Mdall 
marht  mich  zum  kommenienralb :  aber  —  bair  Ai  SiiMB 
lebcns!  —  mit  unserer  macht  ist  otcbls  grtfta«,  er  hat  Ja 
nicht  die  gewalt  —  die  gewalt  bai  der  grotzbrrsaf.  P.  lanta 
reis'  nah  Konaantiuafei  a.  IM; 
up  den  lütten,  frOadlkbea  kc 
lieber  herr.  sie  babeo  eia  ao 
sie  vielleicht  ihre  kabine  i 
dadurch  mit  dem  valer  dieser  ji 

'o,  bitte,  die  daaMa  babca  faaaer  die  favail,  ia»  Ja  Ibm 
die  gewall',  a.  IM;  gwlabeetHar  aaa  Manabwi!  Ja,  ja,  te 
h.iben  die  gewall.  s.lM:  ■•  da  ator«  «Mit,  aa  da  1«U 
kopniann  sUbote  doraang:  iMrr  da  BciMa  lebeat!  —  Ja, 
der  hat  die  gewalt!  —  aail  aaaMer  aacta  iai  akMa  gatbaa*. 
s.  170:  hup!  —  bap!  —  all  daa  hal  Üegewall.  «.  ni;  "ja, 
ja,  der  herr  Boe«  weiet  baicbaid,  der  bat  die  gewalt'.  t.  Mk 
rf«.  a.  «4».  185. 


5075 


GEWALT  III  4  (gewalt  haben) 


b))  indefinite  pronomina  und  ähnliche  formen. 

«))  ich  rüch  zfl  mir  der  narren  vil 

und  mach  ein  gauch  usz  wem  ich  wil 
min  künden  niemans  nennet  all 
wer  hat  gehört  von  Circes  stall, 
Calypso,  der  Syrenen  joch 
der  gdenck,  was  gwaltes  ich  hab  noch. 

SeüaSTIan  Bkant  narrenscUiß'  13,8  Zarncke; 

darin  {in  dem  hrief)  ist  gestonden,  was  der  legat  für  ain  gwalt 
und  bevelch  hat.  Ci.kmens  Sender,  d.  Städtechroniken  23,288 
(Augsburg);  beschreibung  des  parlaments  wie  es  nehmlich 
sitzt  und  was  es  vor  gewalt  hat,  beschrieben  von  Th.  Smith. 
0.0.1689;  e«  ist  mir  daran  gelegen,  mein  amt  recht  zu 
kennen,  ich  habe  eine  gewalt;  aber  ich  bin  nicht  belehrt, 
wie  weit  sie  sich  erstreckt.  Wieland  Shakespeare  2, 155  {masz 
für  masz  l,  2). 

ß))  da  hofft  er  zu  gott,  er  wolt  in  und  sein  vettern  auf 
ain  ganz  end  richten,  wann  er  biet  vil  gewalts  von  herzog 
Ludwigen.  Jöbg  Kazmair  (denkschrift),  d.  Städtechroniken  \b,i9S; 
es  ist  stockfinster;  es  geht  nach  den  zwölfen',  und  in  der 
charwoche  hat  der  teufel  sonst  viel  gewalt.  Pestalozzi  {Lien- 
hard  und  Gertrud)  142  (pädagog.  biblioth.  7);  Karsthans,  lieber 
8un,  die  wil  du  so  gelert  bist  worden,  sag  mier,  bat  ain 
Schaffner  mer  gewaltz,  dan  im  sein  herr  geben  hat?  ich  als 
ein  pur  acht  nein.  Karslhans  s.  Böcking  Hütten  4,632;  wie 
dann  der  brauch  im  hausz,  das  der  siman  mehr  gewalt  hat 
dann  der  eman.  Seb.  Franck  chronik  der  Teutschen  317'  (1538). 

c))  von  adjectiven  werden  seltener  solche  in  die  Verbindung 
eingezogen,  die  der  bedeutungsverengerung  an  sich  dienen,  oder 
die  einen  einzelnen  zug  aus  dem  bedeutungsgehalt  hervorheben; 
der  kaupttheil  entfällt  vielmehr  auf  die  mittlere  gruppe  {vgl.  oben 
sp.  5033/f.)  der  steigernden  adjectiva  wie  grosz,  voll  u.a. 

a))  als  dann  die  edelleut  grossen  gewalt  haben,  vermeint 
er,  im  auff  morgen  ein  stropacorda  lassen  zu  geben.  Wickram 
rollwagenbüchlin  (35)  s.  58  Kurz;    vgl.  thu  habe  grote  giwa'id. 

Heliand  3075 ; 

schöne  gestalt 

hat  grosz  gewalt.    Lehmann  florilegium  705; 

bischöff  haben  nit  grössern  gewalt  weder  andere  priester. 
Zell  chrisll.  Verantwortung  e  2"  (Ch.  Schmidt  eis.  mundart  143); 
grosze  gewalt  haben,  in  magna  potentia  esse.  Steinbach  2,  92! ; 
die  groszte  gewalt  haben,  summam  habere  potestatem.  ebenda; 
vgl,  oben  sp.  5036  ff. 

ß))  drumb  ist  des  bischoffs  weihen  nit  anders,  den  als 
wen  er  an  stat  und  person  der  gantzen  samlung,  einen  ausz 
dem  hauffen  nehme,  die  alle  gleiche  gewalt  haben.  Lgther 
an  den  christlichen  adel  8  neudruck;  dann  weil  wir  alle  gleich 
priester  sein-,  musz  sich  niemant  selb  erfur  thun,  und  sich 
unterwinden,  an  unszer  bewilligen  und  erwelen,  das  zuthun, 
des  wir  alle  gleichen  gewall  haben.  9;  das  aber  nicht  alle 
Christen  gleichen  gewalt  haben,  so  vil  die  priesterschafft  be- 
triffet,  gibt  das  ein  anzögen,  das  Christus  unser  her  allein  zu 
den  zwölfbooten  geret  hat,  nemen  den  heiligen  geist.  Murner 
an  den  . .  durchlüchligsten  adel  tütscher  nalion  17  neudruck;  doch 
wurden  sie  nach  irer  spraach  nit  consules,  sonder  tribuni 
militnm  genant,  und  hatten  doch  gleichen  gewalt.  Livius 
{Straszburg  1562)  47';  vgl.  oben  sp.  5031. 

y))  ich  armer  sündhafftiger  und  boshafftiger,  der  ich  bin 
eine  creatur,  einer  gifftigen  natur,  klag  mein  not,  dem  almech- 
tigen  got,  und  seiner  mutter  schon,  und  ihrem  son,  und 
euch  priester  an  gottes  stat,  der  volkumlichen  gewalt  hat. 
Ekashus  Alberos  Widder  Jörg  Witzeln  mammeluken  Mb'-,  weil 
ich  hierzu  laut  meiner  paesse  und  freibriefe  von  denen 
häuptern  der  Ost-Indischen  compagnie  sattsame  gewalt  und 
macht  habe.  J.G.Schnabel  insel  Felsenburg  1,352;  vgl.  oben 
sp.  5033. 

S))  eigenen  gewalt  haben,  eigenes  gewalts  sein,  seinen 
eigenen  willen  haben.  Euurl  sylva  o.  o.  7;  obersten  gewalt 
haben,  ebenda;  vgl.  oben  sp.  5030. 

2))  dem  Substantiv  wird  durch  eine  Zielbestimmung  die  richtung 
gewiesen,  es  führt  aber  überdies  noch  attributive  und  ähnliche 
Verbindungen  mit. 

o))  fraw  Wirtin !   habt  ir  nit  so  vil  gewalt 

dasz  ir  ein  furman  über  nacht  behalt, 
vier  rosz  und  ainen  —  hederle 
zum  sitz  und  federlel 

vier  rosz  und  einen  wagen?   Uhland  Volkslieder  2, IM; 
Iraw  .«checherin,  habt  ihr  nicht  sovll  gewalt, 
das  ihr  die  lenninger  über  nacht  behalt, 
das  ihr  die  land.sknecht  ubernacht  behalt? 
Slampen  müssen  die  stadeu. 


GEWALT  III  4  (gewalt  haben)  5076 

so  vil  gewalt  hab  ich  gar  wol, 
wie  ein  fraw  schecherin  haben  soll, 
wie  ein  fraw  wirtin  haben  soll, 
stampen  müssen  die  staden. 
nieäertändisches  lied  von  1608,  zs.  f.  il.  wortf.  1, 58,  5 
(rottoelsch); 

anfangs  zwar  hatte  die  königin  noch  so  viel  gewalt  über 
sich  selbst  ihre  krankheit  zu  verbergen.  Wieland  lucton  5,308; 
es  halt  auch  gemeltter  patron  ob  solchem  schaff  kein  anderen 
gewaltt  gehaptt,  als  iber  seine  schüffieuth  gute  Justiz  zu- 
haltlen.  Kr  äfft  reisen  19;  morgen  soll  sie  schon  andere  saiten 
aufziehn.  denn  so  eine  todle  mutter,  die  hat  mehr  gewalt 
über  eine  tochter,  als  die  lebendige.  Kotzhbue  almanach  dramat. 
spiele  5, 195  {d.  lustspiel  am  fenster);  und  nie  hatten  die  weiber 
mehr  gewalt  über  mich,  als  wenn  mir's  an  geld  gebrach,  um 
zu  spielen.  Schiller  (geisterseher)  4,327;  da  flog  der  teufel 
mit  einem  lauten  schrei  fort  und  hatte  keine  gewalt  mehr 
über  sie.  Grimm  {der  teufel  und  seine  groszmutter)  2,  222; 
er  hat  nicht  weniger  empfindlichkeit  denn  ein  anderer,  aber 
er  hat  mehr  gewalt  und  vermögen  über  sich  und  seine  be- 
wegungen.  Besser  (1732)  164;  sein  oberkeit  und  herrschafft 
bette  also  ein  gestalt,  dasz  die  menge  nicht  minder  gewalts 
über  ihn,  denn  er  über  der  statt  volck  hette.  Ringmann 
Cäsar  (1588)  51*;  nach  dem  Ödipus  des  Sophokles  musz  in 
der  weit  kein  stück  mehr  gewalt  über  unsere  leidenschaften 
haben,  als  Othello,  als  könig  Lear,  als  Hamlet.  Lessing 
(briefe,  die  neueste  litteratur  betreffend  1, 17)  8,43;  sie  hat  über 
das  herz  ihres  herrn  immer  noch  gewalt  genug,  um  mein 
glück  zu  unterstützen.  Rabener  3,156;  hat  {gotl)  auch  macht 
und  gewalt  genug  sie  zu  stürtzen,  wie  er  bisher  auch  so 
vielen  grossen  königreichen  gethan.  Lcther  exempel  einen 
rechten  christl.  bischöff  tu  weihen  (1542)  C3'. 

b))  die  band  vollen  gewalt  über  alle  samlung,  die  zu  dem 
obgenanten  pau  beschicht.  BüRKkRüZiiif.,d. städtechroniken  b,iH 
{Augsburg);  arbitrium  urbis  Romulus  habet,  Romulus  hat  allen 
gwalt  über  die  statt  Rom,  die  statt  ist  in  desz  Romuli  gwalt. 
Frisids  130°;  der  papst  hab  in  seinem  herzen  vollen  gewalt 
ubir  alle  rechte.  Luther  {warum  des  papsts  und  seiner  jünger 
bücher  verbrannt  sind  1529)  24, 154  Erl.;  ich  hatte  eine  unein- 
geschränkte gewalt  über  ihren  verstand,  denn  ich  kannte 
alle  mittel,  ihre  kleinen  neigungen  zu  befriedigen.  Götbb 
{W.  Meisters  lehrjahre  7,  8)  20,  95;  auf  das  mal  hett  man  gesetzt 
siben  man,  die  des  kriegs  sollen  walten,  und  die  betten 
vollen  gewalt  ze  tuen  und  zu  lassen  alle  ding  die  darzu  ge- 
horten. Bürkard  Zink,  d.  städtechroniken  b,i  {Augsburg);  die- 
selben 18  man  sollen  nidersitzen  und  vollen  gewalt  haben  zu 
verhören  und  ze  lesen  alle  freibait.  5,119;  darauff  sollen  die- 
selben verordneten  obbenenten  factoren  . .  dieselben  schulden 
zu  erfodern,  einzuziehen  . .  völligen  gewalt  und  macht  haben. 
Clemens  Sender,  d.  städtechroniken  23,229  {Augsburg);  selben 
pene  sullen  gefallen  auf  zwai  tail  der  gemainschaft,  der 
drit  tail  (dem)  gerichte,  und  welliche  man  darzue  geschaffen 
seint,  die  sollen  vollen  gewalt  haben,  den  wein  zu  schätzen 
und  anzegieszen.  dorfbuch  von  Naturns,  österr.  weisth.  5,  20; 
nach  verscheinung  ieder  jarsfristen  sollen  die  verordneten 
dorfmaister  vollen  macht  und  gwalt  haben,  zween  andere,  di 
si  darzue  für  taugenlich  erkennen,  fürzunemen.  dorf-  und 
Ordnungsbrief  von  Biberwier  (1598),  ebenda  3,  146;  ich  habe 
völlige  gewalt  sie  {die  briefe)  drucken  zu  lassen,  wie  und 
wenn  ich  will.  Lessing  {briefe,  die  neueste  litteratur  betreffend) 
8,3;  wenn  sie  gleich  mein  mandatar  sind,  —  ich  habe  volle 
gewall,  mein  lestament  zu  ändern.  Th.  Storm  {im  nachbar- 
hause links)  8, 28 ;  man  machet  da  ein  regiment  und  salzt 
ain  ratt  gen  JNürmberg,  der  hett  allen  gewalt  auszurichten, 
was  dann  anlag  dem  balligen  remischen  reich,  {fortselzungen 
der  Chronik  des  Hector  Mülich)  d.  städtechroniken  23,  433 ;  bat  er 
allen  gewalt,  einen  papst  oder  bischöff  zu  erwehlen,  von  den 
Römern  und  pfaffen  an  den  keiser  gewendet.  Bünting  Braun- 
schweiger chronik  87 ; 

darum  wol-aiif,  -meine  sei,  z8n  im  sprich, 
d5  bist  mein  her,  meiner  hast  ain  gewalte: 
ÖDt  körnt  zö  dir  von  meim  guten  verdinste, 
welchs  dQ  dörfest,  dennoch  nicht's  aller-minste. 

MiiLissus  psalmen  53  neudruck; 

woher  auch  dieses  bildnisz  sei,  oder  wen  es  vorstelle,  so 
sagt  mir  mein  äuge,  dasz  es  das  ihrige  ist,  und  mein  herz, 
dasz  es  alle  die  gewalt,  die  es  über  mich  hatte,  allein  von 
dieser  wunderbaren  ähnlichkeit  mit  ihnen  empfangen  hat. 
Wieland  {don  Sylvia  ~t,1)  12,318;  so  ist  mein  brueder  Sig- 
mund ain   knab,  des  bab  ich  auch  chainen  gewalt.   Georg 


6077         GEWALT  III  4  (gewall  haben) 

VON  WoLiK>STKiii  oti  Oswald  von  W.  Uli  bti  STliimtoSKN  priMf- 
briefc  i,3&6;  ich  h.ib  dir  auch  kein  gna>i  mer  im  b«wei»eD, 
dann  ich  dein  keinen  gwull  nu-r  iiab.  der  fruroni  man,  »o 
dich  ritterlichen  Überwunden,  hott  dich  macht  zA  todteo  oder 
ifi  Ionen.  WicKiiAM  Galmy  luu  BoUt; 

deito  KrOMer  l>l  dia  icbanda. 

dait  du  einen  andern  ragUran  talt 

uu«|  enboit  diu  aalbar  kein  gewall. 

AUf0läer  pauion$tiiifl  64i ; 

«on  t$  tompoi  tut,  du  haat  dein  lelbai  kein  gewolt.  EtAaNOt 
ALBfcRus  c4';  «0*  tibi  ipti$  enpit,  sie  luuaarn  tbuo  waa  er 
wil,  haben  jrer  aelbat  kein  geMail,  «btnia  ;  hör  e$t  tibi  aucloritas 
in  mr,  du  hast  kein  gewuit  über  mich,  tbeni*  Ol';  du  bsat 
i%i'iiieu  gewalt  über  mich,  voui  n'atn  poHU  de  poutotr  rar 
moi.   nouveau  dictionairc  du  voyaprur  144'; 

et  In  ein  gar  uiitchiildig  dlnc, 

dat  eben  lür  nloliu  sur  balchie  glag: 

bber  die  hab'  ich  keine  gawall. 

UAtub  FauMt  l.VM; 

olle  guten  griKter  loben  ihren  mri^ler,  und  die  böten  hatten 
erat  recht  keine  gewalt  über  ihn.  V.  Hviaa  (Judtth  Stirm)  6,  4S; 
ja  wonimb  vorpeut  der  bapal  der  ganizen  prtatertchalll  den 
tlielichin  staut,  .  ..  wider  got,  wider  recht,  wider  »ornunffl 
und  uiilur.  der  er  keinen  fug,  gewalt  noch  recht  hui.  Luthkb 
*oa  dem  pabstum  V.2',  tbtnto  STinMEa  com.  24»: 

tie  (piacb:  'tcbwelR  *llllt  du  hau  kt\n  gwall 
über  hUner,  geuti  oder  über  kaucbelu'. 

U.  Waldis  Kioim$  3,2^0  Ahm; 

hau'  ihn  der  teufel  geholl,  ao  wttr  daa  gewand  surOck- 
geblieben,  denn  das  gewand,  tagt  der  Wurxentoui,  iat  un- 
schuldig, über  dus  hat  der  teufel  keine  gewalt.  Roaaccia 
tchtiflen  des  woldschulmeistnt  12;  aulTs  dritte,  ob  aie  gleich 
nicht  geirret  betten,  so  hahen  aie  doch  keinen  gcwulll  artickel 
des  glawbens  z&  setzen.  Luthrb  deutseh  antworl  auf  könig 
Heinrichs  von  EngtUand  buch  wider  den  tractat  von  der  baby- 
lonischen gefdngnisi  (1522)  B  4*;  der  hobst  gab  im  brief, 
das  gnadeiijar  soll  also  bestau  von  ustern  bisz  auf  Jacobi 
und  erlaupt  im  8U  bencdicier,  die  beicht  sulten  hörn  und 
ir  sünd  zu  vergehen,  ausz^enumen  was  todschleg  waren, 
licUcn  sie  kain  gwall  zu  vergehen.  Borkard  Zink,  d.  tlddte- 
chroniken  5,45  (Augsburg);  arbilrio  luo  carert,  kein  gewalt 
haben  nach  seinem  willen  ze  thun,  in  knechtscbafTt  aein. 
Frisius  112*;  da  daa  historische  wahre  nicht  immer  auch 
wahrscheinlich  ist,  da  Aristoteles  selbst  die  aentenz  des 
Agatho  billiget:  ...  da  er  hier  aelbsl  sagt,  dasz  daa  ver* 
gangene  nur  gemeiniglich  [im  to  noXv)  dem  zukünftigen 
ahnlich  sei;  der  dichter  aber  freie  gewalt  hat,  hierinn 
von  der  natur  abzulieben,  und  alles,  was  er  für  wahr  aus- 
gicbt,  auch  wahrscheinlich  zu  machen:  sollte  ich  wohl 
meinen,  würe  es  wühl  klar.  Lessinc  {abhandlungen  über  die 
fabri)  7,446;  über  weiche  üble  ersrheinung  sich  Uozinante 
dennas/en  entsetzte,  dasz  er,  ohne  dusz  don  Quixote  ge- 
walt genug  hatte,  ihn  zurückzuhalten,  den  xügel  zwischen 
die  zahne  nahm,  und  über  das  fehl  mit  einer  leicbtigkeit 
binwcgildh,  die  man  niemals  den  gebeinen  seines  gerippes 
zugetraut  hUtte.  Tiki.k  don  Quisole  2,93;  wie  IMut>)  saget,  die 
poeten  liabeii  aufT  beiden  Iheilen  grossen  gewalt,  nemlich, 
zu  loben  und  zu  schellen.  Aristoteks  problemata  (1589)  20«; 
Schwerter  halten  den  brunnen  bewacht,  Speere  starren,  die 
heulen  haben  grosze  gewall  über  Israel.  ilBBBHL  {Judith)  l,S3; 
labeil  iriusy  labfllio,  scriba,  scripluarius,  elassieut  ttstis,  ein 
olVentlicher  Schreiber,  der  sAndcrIich  gewalt  bat  lengnns  zu 
geben.  Ehashus  Albrrus  lo";  dann  kein  heilig  schier  in  canone 
verzeichnet,  der  nicht  ein  eigene  namhafTlige  gewalt  gehabt, 
etwas  sonderlicbs  guts  zu  geben  oder  böses  abzuwenden,  ja 
die  lieben  heiligen  betten  alle  kirchen  und  clauseu  ein- 
gemimmen  und  Cliristiim  schier  verdrungen.  Kihchhof  vend- 
unmulli  (2,  S9)  2,  142  /".  OsUrlry. 

c))  darzA  hat  ein  ieglich  stat  den  gewalt,  daz  aie  irn  burgern 
uiub  solch  gelt,  daz  sie  den  Juden  gehen  aüllen,  ober  das 
vorgenannte  zil  uder  darunter  lenger  oder  kürczer  geben 
niiigen.  {vertrag  der  beroUmäthtigttn  könig  Wtnuls  mtt  dem 
stddtebund  wegen  der  judenschulden  I3S5)  d,  stadtechroniktn  1,11*; 
der  hobest  was  vor  gebetten,  das  er  von  Avion  gein  Roroe 
keine  und  den  künig  zu  keiser  krönete,  oder  aber  ieman 
den  gewalt  enpfülhe,  den  künig  z&  krönende.  KOnicshofk^ 
(hrontk,  d.  sUdtechroniken  8,  469;  wo  die  von  Appenzell  sämmig 
wurdint,  das  si  die  bezalung  dem  guttzhus  nQl  Ullinl,  ao 
IV. 


GEWALT  III  4  (gewalt  habeo)        &078 

•ont  ei  dltmaelbeo  gotzbua  noeb  barto  i«  recblein  uraat«, 
pen  und  busz,  aber  drittbalbbuodert  guldio  tegeben  tertalleo 
sin,  und  daa  gutlibua  oder  aio  pfleget  unod  anwalten,  band 
dann  dafUrhin  den  gewall  unod  alle*  recht,  die  funffboodert 
guldin  zutammenhain  den  vuo  Appenzell  jotesiccbeoL,  (t4M) 
bei  Zbllwbceb  urtiiN^#a  1,  t,  S4: 

euch  «ahnend  tl«,  leb  bib  daa  («wall 
In  dia  böll  tu  bladao,  wor  atlr  gafalll. 

ti.  ÜAMti.  fMMMablapM«  4| 
wolau,  aalo  IIb«  kindi  beb  daa  gwalt 
i'  kuriiwilen  nach  dln  llcboa  wlllea, 
diot  berueo  bgird  wll  Ich  arfbllea. 

lr*Qt.ii*  JokänuU  in  ItufgrB  Q IP; 

ob  er  nit  geviel,  ao  babenl  die  brcbat  den  geiralt,  im  aei 
baittenl  ainen  richter  nider  tilien  und  aoll  in  rkIrtM  irai 
tag  nach  einander.  tauim§  tu  Pfumd$  {handukrift  res  IIM), 
Mtrr.  tctittk.  3,  Sic;  to  ai  dat  gewall  baol.  (aiLaa  von 
KKltBRtaKiic  21  ar(iiel5:  schwacher  tropf  I  warum  bat  er'a 
nicht  mehr  gewalt,  einen  langer  feti/uhailen?  Fa.  MCLiea 
Golo  und  Gtnorera  l,(i;  warum  latz  ich  mich  denn  wrgtreibeo 
von  ihr?  wer  halt  gewollt?  —  nein,  ich  muai!  nuazi  ver- 
dammte well,  dann  ein  ehrlicher  kerl  aicb  to  berumacbiadeo 
aoll ;  verleugnen,  waa  man  nicht  kann,  nicht  gewalt  baL  S,  2. 

d))  ich  aber  bab  pabtilicbaa  gwall, 

dat  leb  virctlg  partOD  nag  abtolvirro. 

H.  Saou  ('lU  irn  krtdutfckr)  f»M»  und 
tekmdmk«  3. Ml 

3))  dat  lubitttiiHv  hat  nur  eint  titlhe$iimmm»§  ii«A«*  «ich. 

«))  tinführung  vom  ptrsonn. 

a))  also  muetten  die  gefangen  zu  IngolaUt  beleihen  uüi 
wolt  man  in  nit  mer  lag  geben  und  mneslen  farbaax,  nscb- 
dem  und  »ie  den  brief  wider  genommen  band,  allbef  in  der 
hOrberg  beleihen  und  getortten  darau«x  nit  bei  geacbworoem 
aid  on  urlaub  dea  vugta,  der  ir  gewalt  bell.  Bcataa»  Zi^t, 
d.  ttadteehroniktn  &,  233  {Augttmrg);  alt  eur  lieb  treibt  de«  von 
Heitleck  halben,  las  ich  eur  lieb  wiazen,  daa  ich  mein  telbtt 
in  den  Sachen  nit  gwall  bab.  Babbara  voif  BtAüDi^acac  a» 
herzog  Georg  von  Baiern  (I4M)  b*i  Steimbau^bii  privolimtl*  1,30* ; 
so  bah  du  nun  zumal  dein  .«elb  gewall,  unod  seid  ao  fatt 
du  magst,  weg  nnd  ateg,  au  sich  die  jangfraw  gabrancbt 
buch  der  liebe  244*. 

ß))  ciliarcha,  der  gewalt  bat  Ober  tutend;  antmrto,  der 
gewall  hat  über  hundert;  decurio,  der  gewalt  bat  über  xebeo. 
vocab.  oplimus  39  Waektrnagel;  animadvert»  in  tt,  ich  ttralf 
dich,  als  indem  ich  recht  und  gewall  über  dich  bab.  EaAtaot 
Albebub  Jl*;  und  haben  die  männer  über  ihre  fraowen 
gleich  wie  über  die  kinder  gewall.  Rincmak  CdMr  (ts^A)  •■*: 
zil  denen  Zeilen  betten  auch  die  Rüroer  gewalt  über  ire  kiod, 
die  lebendig  oder  todt  xfilassen.  Livius  {Strnaburg  litn)  44* ; 

über  Job.  taibao,  hab  gewall, 
jedoch  da«  er  lein  «eel  beball. 

ScawAtnaNBBR«  memorial  der  tugeui  10^*  (l&3ä), 

genug  sowohl  für  unt,  als  für  die,  welche  gewall  Aber  ona 
haben  \Viblai«d  {frani.  retol.  4)  C9,2T»;  pu  kabtrt  m  ««ifMs, 
gewall  über  einen  haben.  N.  GCbtleb  t,  4&a. 

y))  wir  werden  gewalt  bi  ir  haben  ea  ai  dir  litb  o4ir  IcM. 
rerem  (1199)  annurkung  des  übertHun  a»*;  WfL  aW«  a^  ttll 
(Ihat  he  giwald  mid  gode  . . .  h.ibdi.  Helmn4  9'i) 
b))  unpenönliehi  objecte. 

a))  sei  frfliich,  wenn  uns  gntt  der  allaalckligt  mut  iimm 
not  hillTl,  ao  aoltu  meines  königreicha  (a»all  kakas.  taäk 
der  bebe  23';  rgU  tben  ip.  4917  (be  habdi  allea  Ikaata  laste 
gewald.  Heliani  1678  «.«.): 

dar  tiolier*  w*lir  ea 
nieraaU  lorneD.  data  foii  der  ktalgrelcbe  gewalt  bat. 
und.  wla  er  will,  die  k6Dl#a  aiam. 

Ki«m«<«  Mtmi»»  tl.Mii 

der  mann  ball  nilt  gewall  teioe«  letbs,  aoaiar  4aa  «elk 
CocaLÄoa  et«  ImmUch  ff$fr4ek  31  mnirMtk;  der  aaaa  ia»  acte 
und  teinea  leibs  bab  ich  allein  gewalt.  «.  la; 

wi«  ein  kiaglicb  dlac.  Imb  and  •  Ihr  fMar,  lai  daafe  daa 
•I«  knechi  reaellt  bmb  alaaa  balbaaii^atlaa  baml  . . . 
dtna  tainea  laiba«  bat  jn  aialM  dar  ateaaar 
gewalt  TOB  aaaiaa.  aaadera  er.  der  Ha  fakaaft 

*  j.  ii.To*8  »TiMvftnt*  yrr. 

narb  dem  na  die  kiadar  Oaiack  «ad  Uot  habea,  itl  era 
gteicbermas>e  teilhallit  ■efJa«,  aaff  daa  ar  darcb  dea  tod 
die  ma<bt  neme,  dt«,  dar  daa 


dem  leufeL  Urraaa  £br.  S,U: 


ladaa  gavah  hatte,   daa  ist. 


319 


5079         GEWALT  III  4  (gewalt  haben) 

sie  stunden  da,  und  warn  verzagt, 
der  low  fuhr  immer  fort,  und  sagt, 
sölln  wir  nun  gut  gesellen  sein, 
so  müst  ir  euch  ergeben  drein, 
das  mir  das  vierdt  tlieil  auch  zusteh, 
aufT  das  es  euch  nicht  uhel  geh, 
und  forthin  meine  gnad  behalt, 
dann  ich  hab  aller  ding  gewalt. 

Erasmus  Alberus  Eso;)  34  neudruck; 
und  heit  Icli  aller  wünsch  gewalt 
und  soll  auch  nimmer  werden  alt 
und  solt  der  obirst  sein  auf  erden, 
ee  ich  wolt  frauen  gunst  an  werden, 
bei  disem  reichtum  allen  sant, 
ee  wolt  ich  sein  der  ermest  genant. 

faslnaclUsjiiele  1,26(5  {fin  hubfcli  npil),  vgl.  sp.  5001; 

nach  dem  in  dieser  stat  gemeiniicli  lierpracht  ist.  dz  die 
gesalzten  vormund  in  gesciieften.  nit  allein  derselben  gesciieft 
auszriclitung  und  volziehung.  sonnder  auch  der  Vormund- 
schaft tuteia  genant,  und  darzu  der  vevtrettung  derselben 
ivinden  oder  personen  in  iren  minderen  jaren  cura  genant, 
gemeinen  gebrauch  und  gewalt  gehabt  haben,  darumb  zu 
hanthabung  sollichs  gemeinen  herlcomens  und  gewonheit.  ist 
geordent  und  gesatzt.  Nürnberger  reformalion  (1479)  titel  18, 
geselz  10;  do  wir  gon  Lulzern  für  rat  und  die  hundert  kament, 
und  mit  inen  retten  umb  friden,  gabent  si  uns  gar  gütig 
antwurt:  dann  si  desz  nit  gwalt  betten  on  die  andren.  Basler 
Chroniken  5,  246. 

ß))  fresz  ich  mich  ann:  unnd  saulT  mich  zu  tod,  so  hab 
ich  gcwisz  gewalt  über  den  tod.  Iischart  Gargantua  125  neu- 
druck, vgl.  oben  sp.  4917  (thu  habes  gewald  ober  al.  Heliand 
4768«.  3.);  nur  über  einzelne  worte  balle  er  jetzt  mitunter 
noch  gewall;  auch  die,  so  hoffte  sie,  sollten  bald  verstummen. 
Tu.  Storm  {ein  fest  auf  Hader slethuus)  6,253;  er  hal  gewalt 
darüber,  er  hat  darüber  zu  befehlen,  he  is  master  of  it;  it's 
al  his  command.  teutsch-engl.  wb.  (17 16)  769. 

y))  lasz  dich  nit  betriegen  ...  die  do  schwetzen,  du  habst 
gewalt  inn  den  himel,  in  die  hei  und  insz  fegfewr.  Luther 
{sendbrief  an  papst  Leo)  7,  10  Weimar;  und  die  musiii  ist  llel)- 
lich  zu  hören,  und  hat  wirklich  gewalt  aufs  herz.  Claudius 
1,33;  wir  haben  nicht  gewalt  der  warheil  zu  wider,  son- 
dern für  die  warlieit.  Melanchthon  confess.  August,  (corp. 
doetr.  Christ.  16'). 

c))  die  inßnitivverbindungen  nehmen  hier  den  gröszten  räum 
ein  und  entwickeln  mehrfache  Spielarten  der  bedeuluiig.  je  nach 
dem  Zusammenhang  schläijt  hier  bald  die  bedeutung  von  vis,  bald 
die  von  potestas  vor;  letzlere  bedeutung  verengert  sich  anderer- 
seits unter  dem  einflusz  einzelner  Verbindungen  und  nimmt  die 
abstufungen  '■amtsbefugnis',  'gerechtsame'  oder  ^vollmacht'  oder 
^erlaubiiis'  an. 

«))  0  Leo  du  wurdest  nit  weniger  selig  sein  dann  sanct 
Petor,  wo  du  durch  die  gnad  gottes  noch  gewalt  hast  ein 
kindt  gottes  tzuwcrden.  Haktmutb  von  Cronberg  37  neudruck; 
vgl.  oben  sp.  4916  (hi  givvald  habda  te  togeanna  tecan.  Heliand 
2162  «.  a.);  Christus  lernet  uns  das  wir  die  nit  furchten 
sollen,  die  uns  den  leip  todten,  sonder  vor  dem  sollen  wir 
uns  forchten  der  weiter  gewalt  hat  unser  scle  in  die  grau- 
samen helle  zusetzen.  15;  gib  im  ein  glückselig  leben,  und 
besitznng  der  gütter,  welche  du  auszzulheilen  gewalt  hast. 
Hedio  übers,  des  Josephus  m';  darumb  so  ist  zu  besorgen  (wie 
der  psalraist  spricht),  dasz  er  sieht  von  oben  herab,  und 
sieht  nit  einen,  der  gut  ist,  das  ist,  der  gewalt  hatt  gesundt 
zu  machen,  oder  ohn  falsch  predigen  oder  lehren,  dann 
die  ding  gehen  alle  ausz  dem  menschen ,  unnd  durch  den 
menschen,  der  da  ist  der  newen  geburt  und  des  newen 
lebens.  dieselbigen  haben  gewalt,  mit  einem  kew  von  einem 
esel,  lauscnt  mann  zu  erschlagen,  haben  gewalt  risen  zu 
werffen  mit  spöttlicher  gewehr,  wie  David  Goliam.  Paracelsus 
10,292;  guter  vater  cardinal,  sprich  du  amen  zu  meinen 
fluchen;  denn  ohne  eine  kränkung,  wie  die  meinige,  ist  keine 
zungc,  die  gewalt  hat,  ihm  recht  zu  fluchen.  Wieland  Shake- 
speare 3,376  (könig  Johann  3,3); 

der  geist, 
den  ich  gesehen,   kann  ein  teufel  sein; 
der  teufel  hat  gewalt  sich  zu  verkleiden 
in  lockende  geslalt.        Sciilegkl  llamlel  2,  2 

{halh  putoerio  assumc,  hat  die  macht.  Eschenburo); 

vgl.  auch  Hilpert  1,462. 

ß))  darzu  sol  man  wizzen,  das  die  Tier  und  zwainczig 
ratgeben  . ..  gewalt  sullen  haben  ze  tun  bis  zu  fünf  pfunden 
Augspuiger  pfening  und  darüber  nicht,  (zunftverfassung  in 
Augsburg  1340)  d.  stadtechroniken  4, 131}  und  noch  danue  fürbaz 


GEWALT  III  4  (gewalt  haben)         5080 

sol  ein  rat  gewalt  haben,  einem  genade  zetunne,  der  ge- 
werket hat  für  sin  büse,  das  im  dii  gelichtet  wurde,  ob  er 
dem  rate  als  wol  gedienet  het.  Züricher  stadlbilcher  (n,  jahrh.) 
l,U6  Zeller-Werdmüller ;  die  obgenanten  schwöstcren  in  dem 
Wohnenslein  und  ihr  nachkommen,  sollen  auch  gewalt  haben, 
unter  ihn  selbst  ein  meisterin  zu  erwehlen.  (1453)  6«  Zell- 
WEGER  Urkunden  2,  t,  3 ;  als  dahar  der  frlamplmann,  des  ge- 
richttes  gwalt  gehept  hat  solich  schlecht  friden  zeschencken, 
dadurch  den  reten  10  sz.  pfenn.  abgangen  und  nit  worden 
sint  da  sol  hinnnathin  der  friampiman  nit  witter  gwalt 
haben  solich  friden  zeschencken.  äUeste  gerichlsordnung  von 
Basel  1457  {herausgeg.  von  Schnell,  Basel  1841)  17";  alszdann  hat 
der  aigenherr  macht  unnd  gewalt  nach  diser  stat  herkuinen 
unnd  recht  vierzehen  tag  die  wal  zehaben.  denselben  kauft' 
dermassen  anzenemen.  Nürnberger  reformalion  (1479)  titel  26, 
gesetz  2;  etlich  sagen,  daz  solches  nieinants  gewalt  hab  zu 
thün  dan  der  bapst  . . .  alsz  dan  sol  ein  jeder  gewalt  haben 
ein  concilium  z&sammen  bringen.  Moiiner  an  den...adel 
lütscher  nation  29  neudruck;  dlsen  eidt  hat  der  bapst  gewalt 
zülieissen  nach  laut  seines  geistlichen  rechtens.  Hütten  {wie 
die  bäpst  allwcgen  . .)  b,  i6G  Böcking;  dise  knüpff  haben  mich 
zwungen  zu  gedencken  das  die  geistlichen  obren  nit  nun 
nit  gewalt  habend  söliche  ding  ze  gebieten,  sunder  ... 
Ul.  ZvviNGLi  von  freiheit  der  speisen  i2  neudruck;  denn  es  von 
eim  gantzen  lande  beschlossen,  in  langem  gebrauch  gewesen 
ist,  das  ein  jgliche  pfarrkirch  nach  irem  guten  willen  einen 
pfarrberrn  oder  prediger  setzen  oder  entsetzen  gewalt  habe. 
Luther  {auslcgung  des  9.  psalm  152^)  3,  32'  Jena;  halt  dich  von 
denen,  so  gewalt  haben  zu  tftdten,  so  darffestu  dich  nicht 
besorgen,  das  er  dich  tödte.  Sir.  9, 18;  bat  der  vater  gewallt, 
des  kinds  gelübd  und  ehe  zu  hindern,  und  zureissen,  so  hat 
er  auch  gewallt  ihm  die  ehe  gar  zu  verpielen.  {das  eitern 
die  kinder  zur  ehe  nicht  zwingen  sollen  1524)  15,  162  Weimar; 
der  klagte  das  die  burgermeisler  gewalt  betten  recht  zu- 
sprechen nach  ihrem  willen.  Livius  {Straszburg  1562)  40'; 
wölt  aber  (als  ich  nit  hoff)  ein  weltlich  öberkeit  auch  verplent 
sin,  so  hat  ein  gemein  gewalt  usz  der  geschrillt,  dem  evangelio 
hilff  und  ere  zubeweisen.  Judas  Nazarei  vom  alten  und  neuen 
galt  60  neudruck;  den  eid  hat  der  pabst  gewalt  zu  heischen, 
nach  lut  sins  geistlichen  rechten,  ebenda  31;  magistratus,  öber- 
keit, die  gwalt  hat  zegebieten  und  zerichten.  Frisiüs  793'; 
pro  potestate  aliquid  facere,  ampts  halben  etwas  th&n,  als 
ein  gemeine  person  die  gwalt  hal  söliches  zethün.  1028"; 
es  sollen  auch  unser  hoffrichter  und  beisitzer,  auff  anruffen 
der  partheien,  solche  urtheil,  die  also  in  ir  kralTt  ergangen, 
zu  cxequiren  macht  und  gewalt  haben,  hoffgerichts  Ordnung 
der  hindern  grajfschajfl  Spanheim  {Frankfurt  1587)  30;  da  ain 
oder  mehr  umb  den  markt  Weiz  in  selbigen  purkfridt 
wobnenle  der  herrschaft  Guettenberg  oder  anderer  frembter 
herrschaften  gehörige  unterlhanen  sich  an  gewcnlichen  rat- 
hausz  zu  Weiz  anmelten  und  auch  burger  zu  werden  begehren, 
solle  richter,  ratli  und  die  ganze  burgerscbnft  zu  Weiz  gewalt 
haben  solche  alsz  mitburger  aufzunemben.  bannlaiding  zu  Weiz 
(17.  jahrh.),  österr.  weisth.  6,  192; 

denn  man  sagt:   der  ist  schuldig  der  ihat,   der  zu  strafen 

gewalt  hat, 
und  nicht  strafet.    Göthe  (fleinefte /'uc/is)  40, 116  (wer  misse- 
that  nicht  strafet.   Gotiscubd  «.  a.). 

y))  sunst  haben  si  nit  gewalt,  von  verein  mitelen  ze 
reden  und  miezen  also  ains  bei  dem  anderen  staun  und 
bleiben  lassen,  aussage  der  bauern gesandten  beim  Günzburger 
tage  (janttarl525)  bei  Baumann  actenSZ:  und  für  solche  oberste 
hauptmannschafft  solt  du  haben  und  einnemmen  das  ein- 
kommen,  rennt  und  nutzung  der  graffschafft  Carpen  .  • .  die- 
selbige  innzuhaben,  zu  besitzen,  zu  nutzen,  und  zu  niessen, 
in  form  und  vvei>;z,  wie  sich  unsere  gesaniile  oratores  be- 
felch  und  gewalt  haben  mit  dir  vergleichen.  Reissner  Frunds- 
bergs  ritterliche  kricgsthaten  (1572)  5,91*. 

S})  der  sol  es  darnach  die  nasten  erben  an  pielen,  wellnt 
si  uns  gelten,  als  ander  läwt,  so  sol  er  in  es  gehen,  tätn 
si  des  nicht  ze  haut,  hat  er  gewalt  ze  geben,  wem  er  wol. 
bairisches  landrecht  von  1346,  Heümann  opuscula  106;  so  haben 
wir,  unser  erben  oder  nachkommen,  denselbigen  hauptstifft- 
brief  gewalt  auffzuheben.  Urkunde  von  Abensperg  1463,  Hund 
2,229;  wenn  aber  ein  mauwr  jedem  zu  sein  nutzen  gemein 
were,  so  hat  ein  jeder  für  sich  seihest  auff  sein  kosten 
Fenster  gewalt  und  macht  zö  machen.  Fkönspürger  bau- 
orditung  (1564)46';  wir  habend  fug  unnd  gewalt  oder  freiheit 


5081         GEWALT  III  4  (gewalt  haben) 

•uizbio  legOD,  copia  tri  ut  jptätm  tfferamui  »x  »tätbu$. 
Maalk*  t7M',  tbtnio  Kniiiui  3.12* ;  wer  fua  deo  diaodifuUa 
winfentlich  kaiilTt:  •climalz,  kaam,  vieitcb,  haar  und  ander 
8olclt  liauit/iiullurft,  und  woll  witatt,  dut  die  dienalleut 
■ülcbeit  \M  gcwall  liietcii  lu  verkaufen,  lo  tollen  der  knufer 
und  verkuiifer  leib  und  gut  verfallen  aeio.  er^Nun;  det  land- 
geridili  WoUsentUin  {\^^^),  OiUrr.  wtnili.  6,30;  ilrm  ttod  waa 
iiulUea  die  von  VVulierlinijeii  wollend  fOren  oder  brucben 
tA  dem  iluriT,  tollend  si  gewalt  baben,  waa  tie  mit  twaien 
lügen  den  berg  uff  füren,  da>  trlbig  baim  t&  fOrend  und 
|6  hrncben  an  der  balden  iinder  den  ilunaen  und  under 
dem  HulliMiberK  und  lullend  kain  bom  dro  berg  ab  füren 
gegen  den  Kreg.  mmlhum  von  WoUträmgtn  (Ktitt),  Altmonnta 
1,  IHU;  zun>  er«len  ist  unser  begeren,  da«  wir  binfüru  gev\alt 
und  machl  «ullcu  bobm,  einen  pfarrer  aelbi  erwoleo  und 
kieaen,  uucb  gewult  bobeo,  ilen«elbigen  wider  m  entaetien, 
wo  er  aiib  ungt'biirlicb  bielte.  lanijtntninqtr  tthktl  {ü, mdri 
J625)  bti  Baumann  (acttn)  «.  isi ;  xuro  vierdien,  ist  biaber  iai 
brauch  gewesen,  da«  kein  uriner  man  gewalt  gehabt  bat,  das 
Wildbret,  gevOgel  oder  fltch,  im  lli-senJen  wa^ier  zu  faben. 
beuhwerung  und  frtundlich  brgtrtn  der  batrrsehaffl  in  Xll  arttktl 
gtfautl  btt  LuTHKR  3, 112' irna;  wer  »ich  selb»  martert,  der  bat 
ullzceit  gewaldl,  uufT  zruburen,  wen  es  im  gefellet.  Luthih 
(pTtdtgten)  9,  St6  Weimar;  so  wir  gewalt  betten  etnen  vatter 
nir  erden  zunilTen,  so  mecliten  wir  euch  billich  f&r  einen 
valer  ballen.  lUantoT  v.  CauNaiae  61  ntudruck; 

all  rrhcht  iQ  «««en  bab  eawali 
vom  hellt  deti  witiea  iticb  entbalu 

Sr.RWAMTKNKtO  memurial  der  tngml  99'; 

die  ding,  die  uns  gott  geben  bat,  die  seinil  dein,  und  du 
hast  gewnit,  sie  una  t°\  geben  und  zQ  nemmen,  dann  oulT 
die  weisi  kaoslu  der  gute  gotles  nachfolgen,  und  etlicher 
masz  gott  gleich  werden,  diinn  ao  einer  beiderlei  gewalt  bat, 
i^t  dz  das  allerbest,  das  er  sich  des  gewalta  lAm  guten  ge- 
liraui'b,  und  de«  gewalts  der  zum  bösen  ist,  .  .  .  vergesse. 
IIkdio  Ubfrs.  itt  Josrphus  W' ;  nber  von  den  zuegOrtern  soll 
kainer  nichts  anfzukeercn  gwall  haben,  allain  er  besetz  den- 
selben zueliuf  mit  aineui  der  berrschafl  annemblicben  und 
gefflligen  |iuiiman.  almbhef  tit  Yöls  im  EisackIhaU  {IMI),  östtrr. 
meisth.  'o,"\;  solt  ich  diinn  nit  gew.iit  hoben  zu  schreiben 
anders  dann  ein  ander  Schreiber.  Paracklsus  2,  ins. 

d))  subftantividlte  sind  hier  trlttn  unttrgiordntt ,  ohn*  ntben 
dem  tubslantit  pronominal  mtrtttn  tu  trtn,  tgU  obtn  ip.  501S. 
6077.  6078 ; 

so  hal  ers  ('f<>r  oMo«  0«'O  wo!,  und  bat  gewalt, 

dat  er  Ocb  alles  leitien  mag, 

wa*  er  Qoh  le  hat  sö  gesagt. 

Th.  Muineb  iiarrenbeschwöi ung  t90  (65, 50)  neudrueki 

wOlche  ding  alle,  unser  bailinacber  Chri.<stus,  das  si  weit  von 
unns  seien,  guelt  butt,  da  er  gesagt,  halte  die  geboL  Airinus 
Ker^iituj  iO*. 

41)  die  icortverbindung  ohne  jedt  weiUn  bfstimmung.  die  dlteste 
hier  belegte  veTwenditni/  nähert  sich  der  parallele  von  gewalt  mit 
vis:  leienti  soso  giMult  babenter,  poteslatem  habent.  TatianA3fA, 
vgl.  oben  sp.  Wli;  der  hauptgtbrauch  sielt  aber  auch  hier  auf 
die  parttllele  mit  potestas. 

a))  »U  sie  nun  in  die  stat  kamen,  da  hiesi  der  von  Mai- 
land erstechen  und  erschlahen  le  tod  alles,  das  man  an  kam 
und  macht  snckinan  über  die  stat  und  liesz  ausztreiben  alle 
die  burger,  die  gwalt  betten.  Uurkaho  Zink,  d.  iM(/(ecAronül:eii 
5^43  [Augsburg); 

ich  O'enus)  liab  gowall  und  ii>ii  deo  nimeo 

(was  man  dücli  »tg  mir  vou  der  «chimea !) 

und  acht  nit  was  man  l(lat;en  üert; 

ich  bin,  die  leti  die  weit  regiert. 

Thomas  Muhnir  !,du<;/imo(l  4,  t  Ulil; 

er  gibt  »inr  «acli  mit  molen 

ein  schöne  gstalt 

und  sprich!  gar  unverholen 

er  helg«  gewalt 

dariA  im  eigen  rieh.    Uhla!«»  vott<(i«der  3,S97; 

das  nun  du  deme  gelebesi  nach, 

und  also  siellest  an  ilein  sach, 

(las  du  von  hinnen  weiclie»!  baldt. 

drumb  sind  wir  da.  und  han  gewalt. 

Martin  IUtniccius  llani  l'frifm  M  nendmek; 

birtusrhen  beliben  de  Pamern,  de  tho  Woignst  weren,  nicht 
leiden  khonen,  dat  de  ituyuner  und  Mekelhorger  van  wegen 
des  khoniges  van  Denneniorcken  und  hertoch  Hinriks  mit 
en  in  der  stut  scholdeu  sin,  und  ge^elde  bebben.  aus  Bihmtrs 
ausgäbe  von  Kamzow  chronik  von  Pommern  SO;  ich  fang«  an, 
eine   alberne   und   allzu   gut  herzige   sciaverei    in  der  uoler- 


GEWALT  III 4  (gewall  behalten,  veriiereo  n.  a.)    5082 

werffüDg  unter  bejabrtt  IjraoMi  vi  finden,  welche  oiebt 
herrschet,  weil  sie  gewalt  bat,  aoodero  waii  ai«  §tialAtt 
wird.  WitiAND  Shakespeart  l,  l&l  litaif  Uar  1,1);  a«  «WfM 
orten  der  Vorstadt  ist  das  Abel  gros,  ond  io  »iocr  allfle«MlaM 
nulb  auch  ein  gemeiner  verstaD4  natie,  weoo  er  gewalt  hat. 
üOthk  (ea  CkarleUe  vm  Sttn,  t.  «idrs  ITM)  btuft  a,  14$. 

6))  ataeler,  dar  gewall  \M  fai  4ea  rat  te  lloae.  tmtk. 
ofL  aa  Waekernofet:  cum  f¥täal»  aif,  rr  brt  gewailig,  kal 
gewalt.  Erashüs  ALaaRca  cV:  kahtn  foltitaltmt  Backt  m4 
gewalt  haben.  Kaiaiua  (itea  •.  t»ll)  la»*  «.  «.;  |awalt  kaba«, 
cum  poUiiaU  esst.  ÜatTrooiot  Mi*:  jus  koktet,  m  mun  tarn 
altcui.  ebenda;  gewalt  babeo,  nacht  haben,  kakera yelwWw», 
poiestattm  grrtre,  armatum  esu,  versan  cum  poUttot»  . . .  mm  te 
magna  potentia.  Ehnbl  silvae  0.  o.  7;  gewalt  babeo,  evetr 
jirocurettoii,  avoir  en  «a  jmutame*.  Huuas  iilM)  (;  i*  {fekU  m 
der  ausgäbe  von  l«U);  gewalt  haben,  berracben,  dämtmari. 
Hhnibch  1691;  wer  gewalt  hat,  der  gebraucht  genalt.  ebemd* 
I&92:  gewalt  haben,  valtrt,  posu.  STiELeainS;  gewall  habea, 
dominari,  *aUri  iwiperio.  Atta  9»\  ebenso  Kiasca  I7t:  er  bat 
die  gewall,  potetlas  sila  est  in  eo.  SriiNRACfi  179;  gewalt  babeo, 
potastatem,  eopiam  habere.  SritsiR  150.  ebenso  Bavbr  no*;  ge- 
walt baben,  munibiit  aliquid  habere,  eonttner»  m  pi4*ttaU  iiM, 
habere  Ucmtinm,  VNkismann  i&A. 

d)  vereinulte  Verbindungen:  gewalt  bebalten,  aasObea  n. «. 

III  gewalt  bebalten,  s.  sp,  4i^;  unnd  von  den  zelten  m 
behielten  die  lunOflroeister  den  gewalt,  das  sie  ein  iedea  sl 
Itom  für  ein  gemeind  fordern,  und  nrtbeil  uob  sein  leib 
und  leben  sprechen  mocblen.  /.imm  [Strasburg  itaj)  n*:  iutt 
ich  wirklieb  so  viel  gewall  über  mich  und  sie  behielt,  dasi  sie 
sieb  auch  nicht  des  kleinsten  sirges  Aber  meine  eolbalti>ani- 
keit  zu  rühmen  halle.  Wiilaro  {feregrimma  Prmtm»  H  tt,  IM. 

2))  gewnit  üben,  verüben  entnekelt  durdmm  äk 
von    violenlia,    daliegen   herrstkt    neb<n   ausObco 
pote>tas   vor:    durch   eine   ihrer   oatnr   nach    vorfll 
Verhinderung   in   der   auaObang   der  gewalt   wird   4er 
nicht   beendigt,    biirgerückes  geulsbmck  i  8M  «.  c.    efL  m»ln 
sp.  5087. 

3))  seine  gewalt  sehen  lassen,  esereere  vires  in  abqu*  rt, 
SruLita  2426;  es  ist  hekanot,  dasz  unter  Karl  I.  das  prla- 
nient  am  ende  alle  gewalt  im  ataate  und  selbst  die 
executivgcwalt  io  sich  vereinigte,  ber.  d.  Frankfurter  natia 
Versammlung  (7)  49^1*. 

t)  verba,  die  im  gegensatt  zu  baben,  gewinnen,  au*Oben  ■.  e. 
rinm  verluslf  ein«  r^rmindrruiiy  der  gewalt  tum  ausdruck  hiingem^ 
bevortugen  das  indteiduell  begrenzt*  substamth  und  km  ine4m 
das  reßexivpronomen.  . 

l))  welcher  innerhalb  des  pillelstabs  seinen  gewalt  vor 
dem  richter,  oder  einem  geschworoen  gericbtsscbreiber.  anf- 
gibl  das  sol  bescbeben  zum  minsleo  im  beiwesen  eioa  g*- 
scbworoeo  scbOpfeo.  oder  sunst  eine  des  kleinem  rata. 
Nürnberger  reformation  (1479)  titel  2,  geuls  i;  sonst  wird  er 
seinen  gewalt  verlieren.  Fischart  ehesucktbiiekUnii;  Bereich 
seines  gewalts  so  weit  eusert,  das  . . .  Botfcaiv  Pulkmaa  tiU 

2))  der  bischuD  oaui  dem  bropst  seinen  gwjlt  und 
swen  ininch,  die  sollen  dem  bropst  helfen  regoieren, 
er  soll  nicht  on  die  selben  handieo.  WnecL«  Ran,  ^i 
cArofitikeii  26,141  (Augtburg);  da«  mao  aber  aMtoel,  aan  aal 
eines  coociliom  erwarten,  kompt  aus  den  iraal.  daa  ana 
bat  genummen  den  gewalt  dem  golles  wort  lO  der  kihel  |^ 
scbribeo,  . . .  uod  man  bat  den  gewalt  fasoflen  «f  ■aaaa^ 
lieben  rhal.  J.  Erkrun  v.  GCitsatac  im  MahMn,  mmim  mf 
drei  fragen  geantwortet  ttird)  t,  taa  ueuinstk:  rinea  frvait 
brechen,  eomprimere  abcmjus  iaiprf««,  a'san  peMsfelem  adnere. 
Aiaa  93«*.  ebenso  Kibscr  179 

3))  gewalt  aoll  niemand  brechen,  noch  »ideratehc«,  denn 
allein  der,  der  sie  eiogesetxt  h.it.  Haaiacii  iMS. 

b)  die  Verbindungen,  innerlmtb  dum  |av*all  it»  hobnlnaf  mm 
viokntia  entwkkeU,  setgem  rtn  JfMa/laraa  btU  im  i«snna|  mmi 
versektebung  als  dte  Mäher  Irtraahritw.  aimmlt  veih*  mit  hn- 
gehen,  anlegen,  treiben,  fthM  fahirea  hlkmmUn  pertMn  der 
vergangenkeit  •«,  andere  wk  hraacha«  hahm  «aah  lAr  gehiet  tat 
tpdlar  tnUrt,  im  anMaiii»  iifinni  Ihm  hol  äA  im  in  m- 
weüerien  ferm  aalhon  bmimik  aenoa»  a*#  eoH*  faftoaf  h»  wahrt. 

(t)  ausitestvrben  lind  io  4er  nrnerrn  sfrmke  gnwall  hcfnhco, 
gewalt  treiben. 

I))  gewalt  betehao,  tfi  refien  IIS,  i,  a.  eheo  sp.  ««IS;  9gL  dia 
wütleUMkdeulstkeu  bakg»  sp.  4*43.  «Mt;  do  heciagten  die  von 
Au(spurg  gaawinco   reicbOettea   den   grossen   gewalt,   dea 

319* 


5083        GEWALT  III  4  (gewalt  treiben) 

hertzog  Steffan  mit  in  begieng  in  vil  stucken.  Hectob  Mümch, 
d.  Städtechroniken  22,30  (Augsburg);  bi  des  ziten  begingent  die 
Lamparter  vil  gewaltes  und  jomers  in  Italia.  Closeneb,  d.  sWdte- 
chroniken  S,  20  (Slraszburg);  wolt  er  (der  Straszburger  patrizier), 
so  galt  er  ime  die  schulde,  wolt  ers  nül  gelten,  so  getorste 
in  der  arme  man  nüt  derumbe  bekumbern  in  gcrihtes  wise. 
liiesche  ers  ime  danne  zA  dicke,  so  schlug  er  in  dran  und 
ging  dernoch  keine  besserunge.  solichen  gewalt  und  andern 
manige  unlüste  begingent  sü  an  armen  iüten.  dis  dotent  sü 
doch  nüt  alle,  wand  ir  maniger  waz  die  niemanne  keinen 
gewalt  dotent.  d.  stddtechroniken  8,  t23  (Straszburg). 

2))  gewalt  treiben ,  vgl.  oben  tp.  4944. 

a))  lockere  Verbindungen:  er  liesz  auch  den  Lech  herein 
graben  auf  unserm  teil  bei  Hausstetten,  des  er  doch  nit 
recht  hett,  und  trib  vast  grossen  gewalt  mit  uns.  Hector 
MCiicH,  d.  stddtechroniken  22,218  (Augsburg);  des  jars  ward  ent- 
hauptet Jörig  von  Hiethaim  zu  Werd  von  den  von  Augspurg, 
der  hett  groszen  gewalt  getrieben  mit  armen  leuten.  ebenda  19; 
welcher  pawer  daz  nit  ton  wolt,  den  fingen  sie  und  namen 
im,  was  er  hett,  und  triben  groszen  gewalt  mit  armen  leuten. 
(Nürnbergs  krieg  gegen  Albrecht  1449)    d.  städtechronikcn  2, 167 ; 

darumb  sein  wir  zw  ewch  her  kemenn, 

ewch  das  selbig  zu  bedeuten, 

wie  Rumpolt  desz  bäuslas  sun  von  der  leiten 

kan  leichnura  weil  hoffieren 

Adlhaitn  des  Temlprugls  dienen, 

die  er  den  zu  ainem  weib  begert 

und  wirt  der  pett  von  ir  gebert; 

den  si  ist  lieb  und  raincklich  gstalt. 

mit  im  treibt  si  gar  grossn  gbalt. 

Sieiiiw/ei-  »piele  (1512:  Wiener  neudruche  11,  s.  15); 

der  bertzog  von  Burgundi  salzt  in  ainen  bauplman,  herrn 
Peter  von  Hagenpach,  der  traib  grossen  gewalt.  Hector  MClich, 
d.  stddtechroniken  22,  2H  (Augsburg);  er  bat  auch  den  gürtlern 
von  hinnen  zö  sant  Leonhart  gürtlen  genommen  und  ain 
wagen  von  diser  stat  mit  stahel,  und  trib  grossen  gewalt 
wider  das  recht.  22,143;  und  tribent  vil  grosser  hochvart 
und  gewaltz  da  mit  im,  und  lagent  den  sumer  also  vor  im.  die 
Röteler  chronik  (Basler  Chroniken  5, 137);  wann  ehe  es  also  alles 
fürgemelt  aussgericht  ist,  so  soll  der  Schirmherr  in  obg.closters 
gericht  nit  so  vil  gewalt  treiben,  dass  er  sein  pferdt  an  einen 
dürren  zäun  binde,  weisthum  vonBiebern  (1506)  bei  Grimm  2,191; 
so  triben  mer  mit  den  Juden  unser  gewalt. 

Alsfelder  passioiisspiel  300. 

6))  die  geschlossene  Verbindung  mit  einer  Zielbestimmung:  also 
gehet  es  mit  Mahomet  auch,  da  er  mit  iederman  gewall  trib. 
S.  Franck  wellbuch  119*; 

es  bringt  und  macht  uns  erst  ein  nammen, 
*  das  wir  die  pündt  band  gschworen  zammen; 

all  unsren  finden  es  miszl'allt, 

die  gern  mitt  uns  triben  den  gwallt; 

doch  miisz  uns  das  nit  vil  irren : 

icb  hoff,  kein  fürst  mög  uns  verwirren. 

Valbntin  ßoLTZ  der  weUspiegel  bei  BXcutold 
Schweiz,  schnu^p.  2,238j 
sihe  da  weren  woll  vill  gutter  werck  vor  handenn.  dann 
das  mehrerteill:  der  gewalltigen,  reichen  freunden,  thun 
unrecht:  unnd  treiben  gewallt  widder  die  armen,  geringen 
und  vvidderpartheien.  Luther  (von  den  guten  werken,  1520) 
2,253;  wann  ein  ander  herr  wolt  gewalt  treiben  auf  meiner 
herrn  guet  von  Freising,  das  soll  ain  vogt  auszrichten.  recht 
und  gewohnheit  zu  Ebersdorf  an  der  Donau  (von  1491),  österr. 
weisth.  8,  1050. 

c))  absoluter  gebrauch: 

Susannen  ricbter  noch  vil  sindt 

die  mutwill  triben.  und  gewalt. 

S.  Brant  narrenschi/f  46,45; 
und  der  Arianisch  bischof  der  gewalt  wolt  treiben,  ward  mit 
verwäringer  blinthait  geplagt.  Gregors  dialoge  III,  29  (Augsburg 
1473);  welche  inn  der  gestalt  als  wollen  si  gold  suchen,  die 
insel  blünderlen  und  gwalt  triben.  S.  Franck  wellbuch  223"; 
zum  sechsten  gefragt,  ob  sie  etwass  wissen,  das  rugbar  oder 
straeflich  sei,  ob  iemandts  gefrevelt  oder  gewalt  getrieben 
bette,  dasz  sie  das  fürbringen,  weisthum  von  Biebern  (1506)  bei 
Grimm  2, 190; 

gleichwie  ein  steüber  bat  den  brauch, 

das  er  die  liascn  ausz  dem  Strauch 

aufTireibt,  also  treiben  gewalt 

die  bürsten  in  dem  lauser  walt. 

Erasmus  Alberus  fabeln  201  neudruck; 

wir  habend  hie  ein  offen  Strassen 

da  menglich  würd  hindurchi  glossen, 

wolt  drumb  ein  jeder  gwalt  triben 

der  dörfft  woll  in  der  lallen  bliben. 

Valentin  Boltz  der  well  Spiegel  E  4'. 


GEWALT  III  4  (gewalt  anlegen)       5084 

ß)  Verbindungen,  die  erst  in  der  neuhochdeutschen  periode 
auftauchen,  neben  vereinzelten  Wendungen  sind  hier  in  erster 
linie  gewalt  anlegen  und  gewalt  brauchen  zu  nennen,  das 
erstere  hat  den  höhepunkt  seiner  Verwendung  schon  zu  anfang 
dieser  periode  erreicht  und  wird  später  mehr  nur  in  den  Wörter- 
büchern  mitgtführt,  das  zweite  findet  seine  eigentliche  Verbreitung 
in  der  neueren  spräche. 

1))  gewalt  anlegen,  als  ältesten  beleg  vgl:  des  en  mochten 
die  armen  leut  nit  mer  leiden  und  wurden  des  enain  und 
verscriben  dem  jungen  herzogen  Ludweigen  den  grozzen 
chummer  und  gewalt,  den  in  der  alt  herr,  sein  vater  herzog 
Ludweig,  anlegt,  sächsische  weltchronik  368  (4.  bair.  forts.). 

a))  da  gieng  er  zft  der  truchen  und  legt  gütliclich  gewalt 
an,  und  zerprach  die  schlosz  der  truchen.  Gregors  dialoge 
(Auqsburg  1473),  1.  cap.  19;  als  der  domdechanl  alda,  herr 
Friderich  von  Hinweil,  tödtlichen  krank  gelegen,  ...  hat  sich 
bei  etlich  tagen  vor  seim  todt  begeben,  . .  .  das  des  nachts 
ain  solch  getumel,  klopfen  und  schlagen  in  tom  urschaiden- 
üchen  gehört  worden,  als  ob  man  alle  scblosz  und  thuren 
ufbrech  und  ein  grosen  gewalt  anlege.  Zimmersche  chronik  4, 185. 

b))  halt  Abraham  an  dieser  statt 

dann  gott  dein  willen  gseben  hatt, 
leg  an  den  knaben  keinen  gwalt 
nim  für  in  disen  wider  halt. 

Wickrah  der  irr  reitlende  bilger  46*; 

als  die  ärzt  an  im  verzweifelten,  ward  er  im  schlaff  ge- 
warnet, dameit  er  kein  gewalt  an  das  weib  des  frembden 
leget.  Hedio  Josephus  i2* ;  du  kriegsgurgel,  ich  sag  dir  jetzund 
entlieh,  das  du  niergents  kein  gwalt  an  sie  legest.  Valentin 
Boltz  Terenzübers.  74';  da  er  aber  vernam,  dasz  sie  seines 
willens  zu  pflegen  ernstlich  abschlug,  legt  er  gewalt  an  sie 
in  der  gefengknisz.  Kirchhof  wendunmuth  30*;  wiszlen  auch, 
das  Marlius  bei  aller  seiner  hertigkeit  so  fromm  und  auffrecbt 
was,  das  er  kein  gewalt,  an  einiche  bottschafft  legt,  oder 
ichts  handelt,  das  seinen  ehren  nit  wol  anstünde.  Livius 
(Straszburg  1562)  34'. 

c))  inferre  alicui  vim,  gewalt  an  einen  legen.  Frisius  1390*; 
adhibere  vim,  gewalt  anlegen,  stercke  brauchen,  ebenda;  afferre 
vim  mulieri,  geweitigen,  gewalt  an  si  legen,  si  geschenden. 
ebenda;  gewalt  anlegig,  faisant  violence.  Hulsius  (1596)  G2' 
(fehlt  in  der  ausgäbe  von  1614);  gewalt  anlegen,  vergewaltigen, 
gewalt  üben  oder  brauchen  an  einem,  gewalt  thun,  einen 
mit  gewalt  anlassen,  gewalt  zufügen,  mit  gewalt,  überfallen, 
afferre  vim,  inferre,  facere,  adhibere,  admittere  vim.  Emmel 
0.0.7;  gewalt  thun,  an  einem  gewalt  üben,  gewalt  anlegen, 
zufügen,  vim  adferre,  inferre,  facere,  admittere,  adhibere. 
Henisch  1591;  gewalt  anlegen,  anthun  oder  brauchen,  far 
forza,  costringere,  usar  la  forza  o  violenza,  faire  force,  forcer, 
user  de  violence.  Rädlein  380*.  ähnlich  Aler  933";  gewalt  an- 
legen, manus  et  vim  alicui  afferre,  inferre,  adhibere,  violentcr 
inferre  manus,  vim  facere.  Wkismann  156. 

d))  in  der  neuesten  spräche  ist  diese  Verbindung  abgestorben, 
an  ihre  stelle  ist  die  Verbindung  mit  anwenden  getreten,  7tament- 
lich  wo  absoluter  gebrauch  vorliegt:  denn  so  lange  der  sitt- 
liche geist  noch  gewalt  anwendet,  so  musz  der  naturtrieb 
ihm  noch  macht  entgegen  zu  setzen  haben.  Schiller  (über 
anmuth  und  würde)  10, 100. 152'.  für  die  Verbindung  mit  einer 
Zielbestimmung  vgl.  gewalt  anthun. 

2))  gewalt  brauchen,  gebrauchen  ist  von  vornherein  mehr  auf 
den  absoluten  gebrauch  gerichtet  als  gewalt  anlegen,  die  ältesten 
belege  gehören  dem  16.  Jahrhundert  an.  deutlich  Idszt  sich  hier 
auch  der  Übergang  der  bedeutung  von  potestas  zu  violenlia  ver- 
folgen. 

a))  die  beispiele  für  die  bedeutung  potestas  weisen  sämtlich 
attributive  bestimmungen  auf:  ebenfalls  sollen  sie  söllheusler 
und  kluin  trager  wegen  des  bolzens,  sonderbar  des  hagens 
halber,  sich  bcschaidenlich  verhalten,  keinen  aignen  gewalt 
prauchen,  sunder  ieder  zeit  die  dorfmaister  daruuib  befragen. 
dorfbrief  von  Wörgl  (1609),  österr.  weisth.  2,71;  und  wa  solche 
sein  wort  in  gen  ir  nit  hulffen,  er  seinen  gwalt  wolt  brauchen. 
Bocc.  (1535)  96';  es  mag  der  ottomanische  feind  allen  ernst 
anwenden,  keine  arbeit  spahren,  allen  lleisz  ankebren,  keine 
mühe  auszschlagen,  allen  gewalt  brauchen,  kein  gefahr  un- 
versucht lassen,  so  wird  er  ungezweill'let  wenig  sig  vnnd 
victori  fischen,  weilen  Christus  nicht  bei  ibme.  Arraham  a 
S.  Clara  auff  auff  ihr  Christen,  Wiener  neudrucke  l,  56. 

6!)  auch  für  die  bedeutung  violenlia  sind  vereinzelt  solche  be- 
stimmungen  belegt,   die   der  formelhaften  erstarr ung  widerstand 


5085       (iEWALT  111  4  (t^.wüli  l.rauchen) 

Unten:  damit  man  alter  ihne  iitt  (Ur  «in  lyrauueu,  loodi-r 
für  ein  gurei'bteii  und  fruiiiiucn  faroleo  bulte,  will  er  kein 
solchen  gewult  brauchen,  M-rsicbt  iich  über,  ir  werden  «rinein 
willen  K*'bi>rcbcn.  J.  WerzKt.  rtiu  dtr  ifihnt  <iulfer$  (liUrr. 
vir.  2us)  s.  2H;  do  »i  (d^e  unltTthantn)  Im  geboream  warend 
als  aim  liit  irm  beren,  do  hatl  der  apt  lutl  bedellt  xo  lanl 
Jurgi-i),  die  llnpen  den  fugt  mit  dem  elab  und  ander  ricbter 
ücb  lind  lelt  si  in  den  turn,  from,  redlicb  buren,  und  brurht 
gruszeii  grvvalll  mit  in.  liuc  Vxlltngtr  eAroniit  19;  und  furwur, 
80  bubfn  die  goistlichcn  der  zeit  ein  grotzeo  gewalt  grpraucbl 
und  sich  ireü  Ihiicns  vil  flbernomnien.  '/.tmmeTicht  thTontk  l,4IS; 

ChrUlui  lalberi  olTi  bekam, 
wie  in  »v\\\  TSier  hat  gaaaodl. 
und  dai  tt  mar  verkündig  niobl, 
donn  wa»  der  valar  In  brricbl, 
nit  mar  Rawolia.  er  hat  gamell, 
lA  brauchen  bia  in  dliar  wall. 
ScuwAaTiKNBise  ÖMcitwrmnf  liar  ail  lenfetUchr» 
tcktanttn  II*; 

ich  habe  im  Lnocoun  bereits  angemerkt,  dasx  mehrere  dai 
gemühUle  des  l'ruto|;rnrB,  welches  in  der  atadt  war,  und 
deszen  «vegen  Oemetiiu«  nicht  die  austersle  gevtalt  gegen 
sie  braurhte,  mit  dem  verwechseln,  welches  er  wAbrend  der 
belagerung   auszer    der   siadt   mahlte.    Lkssin«   {eoUtttanea) 

15,  SSI. 

e))  dii  gttchkasfne  ftrbinditng :  de'  himmel  braucht  Td  gwalt. 
ScRDKLLBR  2*, (K>!>:  gewalt  brauchen,  gewaltigklicb  (ftfareo, 
grossari.  Maalir  TB*;  grassari,  uberauRX  wiUen,  toben  und 
wild  Ihun,  ra«zlen,  gewalt  brauchen,  überfallen,  berauben,  ge- 
wultigklicli  lAfaren.  Kmsii's  (1M>8  und  1&74)  610',  vgl.  sp.50M  die 
angaben  von  Kmhbl  und  ükhiüch;  er  hat  wieder  alle  gewalt 
gebraucht,  advrrsiii  omnt  grnut  homtnum  grattatuM  tst.  Alkn  033' ; 
er  braucht  gewalt,  vi  agil.  Stkinbach  i,  921 ;  wenn  gUie  nicht 
liellTcn  will,  musz  man  gewalt  brauchen,  übt  knitas  non  lofum 
habet,  vis  adhtbendu  est.  ebenda;  gewalt  brauchen,  user  de 
foree,  dt  viuUnce,  vim  adhibere.  n.  diet.  du  voyagtur  144'.  ebenso 
KuMiKAU-BuxTUHFF  283;  gewalt  braueben,  inferre  alieui  vim, 
manus.  Kiiisca  1^9;  wobei  ich  vollends  so  hitzig  verlieht 
wurde,  dasz  bei  nahe  resolvirt  war,  nach  und  nach  gewalt 
zu  brauchen,  i.  G.  Schnabel  inttl  Fehenburg  |,85  niudruck; 
er  {Ptccinardi)  sollte  kein  auTsehAns  machen,  sondern  auf 
cburfl.  befehl  mit  ihm  fahren,  sonsten  er  {Besser)  genüthigt 
seil)  würde,  gewalt  zu  brauchen.  König  Ubensbcsehretbung 
Bessert  5.71  (in  ükssers  ged.\lZ1);  nu,  das  hciszl  doch  noch 
gewalt  brauchen,  ein  ziehen  und  stuszeu  zugleich.  Lessinc 
(Plautns,  caflivi  3,6)  4, 1I&;  aber  das  hcisst  gewalt  brauchen 
(vis  est  haec  quidem).  K.  F.  Komanos  die  brüder  (5, 8  nach  Tereni), 
vgl.  I.ESsiNC  {Hamburger  drumat.)  10,200:  weder  staub  noch 
lanb  sehend,  ging  ich  wieder  in  die  stube,  machte  lidit  und 
nahm  am  laden  wahr,  tiasz  gewalt  gebrauclit  worden.  Bräker 
der  arme  man  im  Tockeuburg  211 ;  wenn  es  ein  ehrlich  madchcn 
ist,  und  sie  haben  (;ewult  gebraucht ;  so  soll  er  sie  drei  tage 
liiiiter  einander  mit  rnthen  streichen  lassen.  Götuk  tFgmont) 
'<,2ll;  gewalt  wollte  man  nicht  brauchen,  aber  ohne  nothignng 
wilre  man  gar  nicht  vorwärts  gekommen,  (dielitung  und  xahr- 
hexl  9)  25,  2a& ; 

ich  liebe  dich,  mich  ralit  deine  schOoe  geatalt; 
und  bist  du  nicht  willig,  so  brauch  ich  gewalt' 

(ErlUnig)  l.t84; 

hinaus  darf  niemand,  wer  gewalt  braucht,  niedergestochen. 
>(.HiiLKR  {Fxesko  4,1)  3,108;  der  Schneider  al>er  sprach  'du 
Last  doch  geld,  und  das  soll  auch  heraus',  brauchte  gewalt 
und  schhi,;  ihn  so  lange,  bis  er  nah  am  tod  war.  brüder 
(Ihimm  kinder-  und  bausmarchen  2,  174;  wenn  ich  weiter  soll, 
luilszt  ihr  gewalt  brauchen,  damit  ein  jeder  sieht,  dasi  ich 
nicht  vou  sellist  komme.  IIkbhbl  (diamani  5,  8)  2,80;  es  war 
derselbe  fürst,  der  einige  Jahre  darauf,  als  in  Wittenlierg 
(lic  bilder  gestürmt  wurden,  erklarte,  er  wolle  lieber  mit 
einem  stecken  in  der  band  aus  seinem  laude  pilgern,  als 
da  gewait  brauchen,  wo  das  gesetz  gottes  sein  kOnne. 
G.  Krkytac  {biUer  i)  19,149. 

d))  gewall  gebrauchen. 

a))  aber  nit  das  ir  uns  gestendig  sin,  noch  sich  iemand 
erzaigie,  der  uns  darzA  hellfen,  sunder  haltend  nun  ain  lange 
zit  semlichen  trang  und  unbilirhhaitt  erliden  mfiszen  und  so 
dan  semlicbs  hocbm&tz  und  gewallts  gegen  uns  z&  gebrucbeo 
kein  end  sin.  Huc  Villinger  ckronik  196;  als  ihr  (drr  üertchlig- 
keit)  aber  die  menschliche  gebrechligkeit  des  Schwertes  ge- 
brauch cutwülligte,  da  ward  sie  gezwungen  sich  der  gewalt. 


GEWALT  III  4  (gr 


itiro) 


5086 


die  gewalt  lu  verbiodem,  »elbal  zu  gebraiicbeo.  ZufeN  fe- 
kiöntt  majeslät  Hi. 

ß))  w«r  gewall  bat,  der  gebraucht  gewalt.  Hivisai  IMl; 
aber  nun  fragt  ••  aicb,  ob  du  ibn  gutwillig  herausgtfc« 
willat,  oder  üb  man  gewalt  gebrauchen  inusi.  lleatBi  (tfiMMMf 
S,  4)  1,  S3. 

())  ganz  vfrttHttU  M  üt  unptrsMiekt  nnUruetio»  im  *t«M 
ton  opeittt:  u  braucht  gewalt,  utra^H«  »a  9i  ei  witmi, 
Wkismaii.<<  ISS.  r^l.  dan:  wenn  die  leule  guU  l«gt  hsbM  — 
kost  es  freilich  gewalt,  daa  sie  «oder«  Im!«  mUmIm. 
LtTRBR  4,46*. 

S))  gewalt  lufQgeo,  «rteigro,  atifleii. 

a))  (l.ueifer)  begehrt  r»tb  foa  ihoen  wir  sie  ticli  dock  an 
diesen  Jesu  Nazareus, . . .  wiederum  rlcbto,  und  »«ioM  uo« 
wiederbnoglicben  scbadeos,  zugefOgieo  gewaks,  tariMiM 
und  spolii,  erboten,  und  so  der  restitnlioo  boMM*  iBcM— ■ 
Jac.  Atrer  Aistor.  pro€*u.  jutü  2;  nao  soll  aucb  keioMi 
hospital,  schule  oder  closter,  weoa  sie  aicb  oicbt  zur  wthra 
setzen,  einige  gewalt  zu  fugen.  Scnwcna  äiseun  von  baUlhM§ 
des  ganitn  kriegsieeuns  179;  die  Sinnlichkeit  selbst  must  ail 
siegender  kraft  ihr  gebiet  behaupten,  uod  der  gewalt  wtdef> 
streben,  die  ihr  der  geist  durch  sein«  forgrrifend*  tbatigkeit 
gern  zufügen  möchte.  Scaiuta  (A^  4$lheliteh«  tmekumf  ia 
menschen  13.  britf)  10, 310. 

h))  nun  haben  wir  ein  tocbter,  die  eich  s«lbs  bcrtabC  hat 
der  gnaden  und  ewiga  Ion«  nn»er  gütter  and  bat  gebal4«l 
unserm  nefen  dem  creutzigtcm  gote,  do  mügen  wir  asMni 
grossen  gewall  nit  erzeigen  ao  aoatra  plat,  alt  «BMr  ocfea 
und  vorfaro  . . .  getan  haben,  d,  iHrffartrariliB  11^  m  {Htnt- 
berg);  wann  die  gütt  babeo  an  mir  TOlliglicb  «lim  IrM  fßmth 
enöget.  Terent  (1499)  82'  {tuhuek  iU 

C))  liefre  mich  olcbi  girllcben  wila  Aal  bAi 

der  reluden  mein:  dan  wider  akh  attfaifa 
di  faltcb  saugnAs  erlognes  aiAo4s  ««(Jt«. 
Anl  iKf  gewali  ailhet  aus  yberaAt 

.^KLiiaoa  (p—Im  27)  99  mMdnuM, 

4))  der  gewalt  sich  unlerstcheo,  gewalt  aicb  anoaaata, 
sich  erlauben :  so  jemand  sich  gewalts  unterstehen  wolle  in 
seinem  abwesen,  den  sollen  die  nacbbaren  ins  loch  werfen. 
I'ape  beltel-  und  gartettuftt  l>6';  onsireilig  mAssen  sich  d;« 
geselze  über  die  Wissenschaften  keine  gewalt  anroassen,  denn 
der  endzweck  der  Wissenschaften  ist  wabrbril.  Ltssins 
(Laocoon)  9,  13; 

und  seiner  wilden  lu>t  genug  lu  ibaa,  ^ 

erlaubte  sieb  der  frecbe  gar  gawall! 

ScniUBR  {l%ddr*A.l)  tS,I.U. 

y)  die  Verbindungen  mit  üben  und  tbon,  di«  scAea  rn  dir 
miltclhoehdeutschen  periodt  belegt  sind,  werstärkeu  lArr  vtrM- 
formen  in  dtr  neueren  spracht  durch  pripoiitiouen  rttp,  frifixt: 
gewalt  verüben,  jemand  gew.?lt  antbun. 

1))  üben,  verüben,  ausüben,  mihrtni  gewalt  Oben  |r  {.  alira 
sp.  4915)  fast  gani  auf  die  puralkk  mit  tiolentM  httkränkt  ulf 
die  auch  in  gewalt  verüben  dwehsthlägt^  iint  dit  ttrhnimmg 
gewalt  ausüben  mrAr  dtr  iedtutung  rea 

a))  getvalt  Oben. 

n))  lockert,  durch  tltribule  und  dhnlitkt 
wetterte  verbtndung:  übet  nicht  unrechte«  gewalt,  betfifct 
niemand.  HKLA^CBTRON  corp.  dxL  Christ.  Kt*  (rgt  LmcM  l,  14): 
daruinb  wir  euch  als  zeugen  filrsiellcn  wGll«n  und  befcreo 
mit  cntlicbem  beschlusi  solchen  seinen  gewalt  mit  aoa  t« 
üben  nimmer  gedulden,  Vil  weniger  zu  leiden.  imnUrrtdmmf 
des  bapsts  mit  sttntn  cardinjitn)  Scsaob  mi.  «.  p««f>.  S,M: 
herr  (;<>tfridl,  als  er  gesehen  den  gwalt  ood  mntwiilc«,  ica 
Conrad!  Glick  über  alle«  recbierpieten  geutblf  bat  «r  «af  ia 
als  uf  sein  abgejagten  feindt  lo  rw«  «od  m  (aon  ttrailn 
lassen.  Zimmtrstht  chronik  1, 470;  ao  aber  ai«  ktrr  richlar 
oder  ambtman  oder  jemanl«  ander  dem  berro  «oa  StabaibiH 
in  (:emeller  seiner  freib.nit  aioirerlai  eiognlT,  gwalt  oder  Itaval 
iebet,  so  mag  des  brrren  *oa  Stubabarf  pbiagar,  rkbtar 
oder  ambimao  den  titler  noklich  aiaiiabaa.  baaalaüblf  M 
WtntguU  (I«.  ;4Ar*.),  Msrr.  Mialb.  «»laS:  Ich  ntkH4  Ar 
ietB,  das  du  nit  eioieb««  ftwak  «Mar  im*  tbaal.  rarras 
(1199)  79*;  sie  (dir  rBsralea«)  hattaa  aach  haachaMee.  4a» 
alle  thor  der  statt,  aucb  alla  hataar  teiaa  aAa  attadaa, 
on  alle  bAl,  und  wer«  ir  brgerM  sa  CuaillaM,  im  er  kaiaar 
gewalt  gegen  la  Oben  woli.  Lmas  (SCrasakarg  iMS)  kl*,  gaas 
wrrtasril  iU  irr  fvigtmdt  htitg  !ii  du  badtateaf  t*a  ptttdu: 
es  sind  nicht  immer  die  vorzdgiicbsteo  mrnscben.  vrrder  aa 
geist  noch  ao  tairnteo,   s«ll«n  darch  banensgate  sieb  em* 


5087     GEWALT  III  4  (gewalt  verüben,  ausüben) 

pfehlend;  aber  eine  ungeheure  kraft  geht  von  ihnen  aus, 
und  sie  üben  eine  unglaubliche  gewalt  über  alle  geschöpfe, 
ja  sogar  über  die  demente,  und  wer  kann  sagen,  wie  weit 
sich  eine  solche  Wirkung  erstrecken  wird?  Göthe  {dichlung 
und  Wahrheit)  48, 179.    vgl.  dagegen  gewalt  ausüben. 

ß})  geschlossene  Verbindung:  sind  nicht  die  reichen  da,  die 
gewalt  an  euch  üben,  und  ziehen  euch  für  gerichie.  Luthür 
biief  des  Jacobus  2,  6;  und  foddert  zu  euch  alle,  so  das 
gesetz  hatten,  rechet  den  gewall  an  eurem  voick  geühet. 
1  Macc.  2,67;  ungern  übe  ich  gegen  einen  verwandten  gewalt; 
ihr  selbst  tragt  schuld,  wenn  ihr  in  diesem  thurme,  den  euer 
ahn  gebaut,  als  gefangener  bleiben  müszt.  G.  Freytac  (brüder 
vom  deutschen  hause)  10,295;  du  hast  gewalt  im  lande  geübt, 
und  prechtig  drinnen  gesessen.  Luther  liiob  22,8;  wer  gewalt 
übet  im  gericht,  der  ist  eben  als  ein  hofemeister,  der  eine 
jungfraw  schendet,  die  er  bewaren  sol.  Sir.  20,4;  weh  den 
schrifftgelerten,  die  unrecht  gesetz  machen,  und  die  unrechte 
urteil  schreiben,  auff  das  sie  die  sachen  der  armen  beugen, 
und  gewalt  üben  im  recht  der  elenden  ander  meinem  volck, 
das  die  widwen  jr  raub,  und  die  waisen  jre  beute  sein 
müssen.  Jes.  10,2;  der  teufe!  fület  wol,  was  D.  Martinus  für 
gewalt  in  seinem  reiche  geübet  hat,  drumb  gedenckt  er  sich 
redlich  zurechen.  Erasmüs  Albeuüs  wider  die  verfluchte  lere 
der  Carlstader  Pl';  einem  verbieten  gewalt  zu  üben,  de  vi 
alicui  interdieere.  Henisch  1591;  gewalt  üben,  forcer,  user  de 
violence.  Hülsios  (1614)  163";  gewalt  üben,  usar  di  forza,  ö 
violenza,  forcer,  user  de  force,  ou  de  violence.  Rädlein  S81'; 
wan  man  nun,  zum  exempel  deuten  wil  auf  gewalt  üben, 
oder  mit  der  that  verfahren,  kan  man  sagen:  gewaltsames 
weges  verfahren.  Schottelius  Aoupt^/jrac/ie  1231;  dasz  wir... 
uns  in  der  kammer  bei  berathung  desselben  gegenständes 
befanden  und  daher  nicht  auf  dem  platze  sein  konnten,  wo 
die  gewalt  geübt  wurde,  ber.  d.  Frankfurter  nationalversammlung 
(9)  6878";  meine  berren!  man  hat  gewalt  geübt,  ich  glaube 
nicht,  dasz  man  dabei  stehen  bleiben  wird.  6885". 

6))  im  allgemeinen  drängt  der  neuere  Sprachgebrauch  das  ein- 
fache verbum  hier  zu  gunsten  der  erweiterten  form  verüben 
zurück,  so  dasz  sich  die  zuletzt  angeführten  belege  als  aus- 
nahmen und  als  proben  eines  am  alten  festhaltenden  gehobenen 
Stils  erweisen:  aber  du  bist  so  weit  entfernt,  England  zu 
lieben,  dasz  du  seinen  rechtmäszigen  könig  unterdrükt  . . . 
an  der  jungfräulichen  ehre  der  crone  gewalt  verübt  hast. 
Wieland  Shakespeare  3,341  (könig  Johann  1,2);  ist  bei  einem 
auflaufe  gegen  die  beamten  oder  die  bewaffnete  macht  mit 
vereinten  kräften  thätlicher  widerstand  geleistet  oder  gewalt 
verübt  worden,  so  treten  ...  die  strafen  des  aufruhrs  ein. 
Strafgesetzbuch  für  den  norddeutschen  bund  (1870)  §  116  {bundes- 
fieselzblatt  von  1870,  s.  219);  mit  Zuchthaus  nicht  unter  zehn 
Jahren  oder  mit  lebenslänglichem  Zuchthaus  wird  der  räuber 
bestraft,  wenn  bei  dem  raube  ein  mensch  gemartert  oder 
durch  die  gegen  ihn  verübte  gewalt  eine  schwere  körper- 
verletzung  oder  der  tod  desselben  verursacht  worden  ist. 
§  251. 

c))  die  Verbindung  gewalt  ausüben  (gewalt  in  den  bedeutungen 
macht,  einflusz,  selten  in  der  von  zwang). 

a))     denn   so  viel   in  den  inseln   gewalt  ausüben   und   herr- 
schal't,  .  .  . 
alle  umwerben  die  matter  zugleich,   und  zehren  das  gut 
aus.    Voss  Odyssee  1,246 
(1806,  vgl.  so  viel  in  diesen  inseln  gebieten  1781); 

die  einigung  des  bisherigen  besitzers  und  des  erwerbers  ge- 
nügt zum  erwerbe,  wenn  der  erwerber  in  der  läge  ist,  die 
gewalt  über  die  sache  auszuüben,  bürgerliches  yesetzbuch  §  854; 
übt  jemand  die  thatsächliche  gewalt  über  eine  sache  für 
einen  anderen  in  dessen  haushält  oder  erwerbsgeschäll  aus 
...  so  ist  nur  der  andere  besitzer.  §  855,  vgl.  auch  §  856. 

ß))  ich  denke  die  ersten  tage  des  octobers  in  den  tiefern 
gebirgen  zuzubringen,  da  ich  so  nahe  bin  konnte  ich  der 
Versuchung  nicht  widerstehen  meine  alten  freunde  wieder- 
zusehen, die  in  früherer  zeit  soviel  gewalt  über  mich  aus- 
geübt haben.  Göthe  an  Cotla  (27.  September  1797),  briefe  12,  321 ; 
doch,  wir  wollen  es  so  ganz  genau  nicht  nehmen,  immer  ist 
es  erfreulich,  dasz  dieser  Schriftsteller  (Gutzkow),  der  nun 
einmal  grosze  gewalt  in  der  literatur  ausübt,  einiges  vermag. 
Hebbel  (an  Elise  Lensing  1839)  1,85;  es  wird  wenige  geben, 
welche  nicht  schon  an  sich  selbst  die  gewalt  empfunden 
haben,  die  gespenstergeschichten  auf  das  gemüt  ausüben. 
ScHACK  ein  halbes  Jahrhundert  1,31. 


GEWALT  III  4  (gewalt  Ihun) 


5088 


y))  nein,  nein,  das  edle  ist  niclit  ganz  erstickt 

in  euch!  es  schlummert  nur,  ich  will  es  wecken, 
ihr  müszt  gewalt  ausüben  an  euch  selbst, 
die  angestammte  tugend  zu  ertödten. 

Schiller  {Teil  3,2)  14,345. 

2))  gewalt  thun  ist  von  der  jüngeren  und  erweiterten  Ver- 
bindung gewall  anthun  durch  keinerlei  gegensatz  in  der  bedeulung 
oder  Verwendung  geschieden,  für  beide  ist  der  begriff'  der  violenlia 
vorherrschend. 

a))  gewalt  thun,  vgl.  oben  sp.  4945. 

a))  lockere  formen  der  Verbindung :  seitmal  dann  niemand  bei 
dir  ist,  und  dir  niemand  laid  noch  gewalt  thut,  sunder  dein 
schmertz  und  kranckhait  von  got  her  raichet  (welches  gewalt 
niemand  entfliehen  kan)  so  mügen  wir  dir  auch  nit  helffen. 
ScHAiDENREiszEK  39";  och  schreibist  du,  ich  habe  dir  ein  graue- 
lich  bekentnisse  geton:  doran  tust  du  mir  unrecht  und  gewalt. 
bei  STKisHkvsfia  privatbriefe  1,352;  also  das  irkeinen  genügen 
habt,  unns  des  gelts  zä  berauben,  sunder  auch  über  das  ir 
uns  unrecht  und  gewalt  thüt,  spottet  ir  unser  noch  darzu. 
Hütten  (Vadiskus)  i^lQb  Böcking  (injuriam  re  illutam  verborum 
adhue  contumelia  . .  augeatis),  vgl.  4, 194 ;  der  hertzog  thet  inen 
gewalt  und  unrecht.  Bebbl  facetien  K33';  Karlstat.  herr 
doctor . .  ir  thut  mir  gewalt  und  unrecht,  das  ir  mich  zu  dem 
mörderischen  geist  ein  brocket,  unnd  das  ich  nicht  mit  dem 
geist  in  dem  auffrühr  zütbun  hab,  protestir  ich  oQenlich  vor 
disen  brüdern.  Lutbeb  (bericht  d.  handlung  zwischen  Luther  und 
Karlstat  1524)  15,  336  Weimar;  "vermainlen  auch  der  kaiser 
(Karl  V.)  thet  den  firsten  gwalt  und  unrecht,  es  wäre  der 
neid  und  has  vons  glaubens  wegen,  dan  so  er  weit  ain  auS- 
richtigen  krieg  fieren;,  solle  er  si  for  mitt  recht  fürnemen. 
S.  FiscBER  Chronik  von  Ulm  123  Veesenmeyer;  wenn  uns  jemand 
wil  gewalt  und  unrecht  ihun,  dawider  hat  uns  gott  gegeben 
die  weltliche  oberkeit.  Erasmüs  Alberus  wider  die  verfluchte 
lere  der  Carlstader  L6';  so  ist  inn  bürgerlichen  Sachen  nie 
kein  sonder  mensch  von  mir  beleidigt  worden,  npch  ie  von 
mir  geklagt,  das  ichjemnndt  gewalt  und  unrecht  hab  gethon. 
Livius  (Straszburg  1562)  35';  wer  das  ihm  zuleget,  der  thut 
ihm  gewalt  unnd  unrecht.  Stettler  Schweitzer  chronik  i,  500'; 
du  thust  mir  gewalt  und  unrecht,  und  du  selbsten  bist  ein 
solcher  gesell,  der  die  gerechtigkeil  verhindert.  Jacob  Ayrbr 
histor.  process.  juris  136; 

ihr  thut  mir  gwalt  und  gar  unrecht, 
dann  ich  ein  bütenlautfer  geborn 
und  keinem  artzt  noch  nie  holt  worn. 

i.  AvRER  (wider  der  kOniijin  Podagra  lytannei)  2580; 

(st«)  zeigten  mir  an,  wie  die  Waldstrommer  ihnen  gewalt 
und  unrecht  eines  erbs  halben  theten.  Götz  v.  Berlicbingen 
37  neudruck; 

vor  verräthern,  vor  verräthern 

hüte  jeder  sich,  am  meisten, 

wer  gewalt  und  unrecht  thut. 

Heiidbr  Cid  32;  vgl.  oben  sp.  4982.  4983; 

thuet  niemandt  überlast,  noch  gewalt:  contenti  estote  sti- 
pendiis  vestris,  und  seiet  mit  euerm  sold  zufriden.  Abraham 
a  S.  Clara  aufff,  auff  ihr  Christen  (Wiener  neudrucke  1,85); 
achtestu  dann  uns  teütschen  zfl  diszen  zeilen  vor  barbarisch? 
oder  wie  darffestu  uns  sollichen  gewalt  thun.  Hütten  (Vadiskus) 
4,160  (et  qua  iniuria?);  aber  ich  sagt  die  warheit,  don  er 
hat  mir  kein  gewalt  gedain.  buch  Weinsberg  2,126;  das  nie- 
mants  von  den  kauffleuten  dem  andern  doran  kein  gewalt 
thue.  oberrheinische  stadtrechte  1, 101   Schroedcr; 

sei  freundtlich,  und  thu  kein  gewalt, 

das  glück  hat  sich  gewendet  baldt. 

Erashus  Albkrcs  fabeln  27  neudruck; 

denn  er  dem  reich  that  grosz  gewalt, 

desselben  ich  darnach  entgalt. 

15ÜNT1NG  UraunscUweiqer  Chronik  379. 

ß})   die  geschlossene  Verbindung  mit  einem  dativ  der  person: 

dann  wer  sich  für  ein  narren  acht 
der  ist  bald  zA  eim  wisen  gmacht 
aber  wer  ie  wil  witzig  sin 
der  ist  faiuus  der  glatter  min 
der  düt  mir  ouch  daran  gewalt 
wann  er  disz  büchlin  nit  bebalt. 

Sebastian  Brant  narrenschiff,  vorrede  45; 

ich  meine  solche  mühe  und  erbeit,  da  einer  dem  andern  das 
seine  nimpt  und  im  gewalt  thut.  Luther  (auslegung  des  I.  cup. 
Habak.)  19,358  Weimar;  do  sei  der  teufl'el  komen,  und  dem 
maier  ein  gewaltigen  backenstreich  geben,  und  gesagt,  er  hab 
im  gewalt  gethan,  mit  unwarheit  also  gemalet,  dann  er  nit  so 
scheutziich  und  greulich  sei,  als  er  in  mit  den  luderhossen 
abcontrafeit  hab.   Musculus  hosenteufel  8  neudruck;   ir   habt 


5089 


GEWALT  lli  4   (gewall  lliiiii) 


mir  güwall  gelun  diimol.  itoltmück  - diuluhet  ifirathlmtk  99*. 
iliiNNit  64.  ebento  103';  «iif  lagen  auch  doi  Iteta  burger  loll 
gcpfent  Kein  für  den  lichter,  ob  «r  ieniaot  gewatt  IbBil. 
bannlaiiling  tu  Tritbtniee,  Mtrr.  wti$tk.  •>, 4M;  nimht,  thdt 
er  dir  gewull  zücb  in  für  recht,  hod«  gemerckl.  TtrtMübtr- 
itliung  von   I4M  f.  '1  {bei  Uolix  73*  tbtmo); 

bald  klagt  Ich  In  dem  brrren  an, 
all  ob  e*  mir  gewnit  hell  ilian. 

TiioaA«  Müama  ijd'ichmalt  40,13; 

•ie  wiaiten  wol,  da»  man  mir  gewalt  theL  J  FasuLiii  v.  GOns- 
•uao  (ein«  $ehOne  und  kldgliehe  htitorit)  7, 101 ;  Mabnmpt  trOuwel, 
alle  Muisulmnnnua,  lo  einen  chriaten,  der  aein  Iribtit  gibt, 
beleidigen,  unnd  ihm  ^ewait  tbiin,  am  tag  dea  gericblt 
icbwerlich  und  mit  gro^urm  zürn  cu  terfolgen  unnd  za 
atrafTen  J.  Witzki.  reise  der  $i)hi<e  Ctoffert  {litter.  vtr.  108)  ISS^.; 
der  ricbicr  ain  von  er^t  gcii  drm  vatter  verklagen  weit,  ehe 
pr  Ton  ir  desz  gOMalts  halben  den  er  ibr  wolt  gethan  haben 
(verklagt  utirdc).  Boce.  (I53&)  01*; 

wer  einem  mentehen  thAt  gawall, 
denielbeu  Tür  ein  bAbeo  ball. 

KiAfiua  Ai.»i«ua  prarceiita  »ila»  »e  Monnii  M^; 
kein  wiiiier  Ihm  iiit  wOrdI  lA  kali 
kein  lummeri  hiti  tliAt  Ihm  Kein  (wall(rf«m  geelorbengn). 

WicKHAi  ilxr  irr  rtul*nä»  bilger  V; 
Ici  In  Im  holt,  daii  Ul  Im  kalt, 
dan  er  an  leiiuT  war  verhnlt, 
lex  verel  er  »leb  talber  palt, 
don  ibAi  (ein  bertchart  iro  gewall, 
loliund  sein  «cliOlüuer  in  nicht  aalt. 

II.  S «CHS  [iliit  Unglück)  fabeln  u.  uliwdnk«  S,57  COltei; 

wer  hie  onileren  leiithcn  gcwalt  tbut,  der  muii  in  der  bOll 
wiileniinh  von  anderen  gewalt  leiden.  iiEMscil502;  einem 
gewalt  thun,  vim  alieui  inferre,  injurium,  injuTtotum  esse, 
violentes  monus  alieui  inferre,  violentum  animum  iramque  in 
aliquetn  depromere.  Weismann  t&O;  einem  gewalt  thiin,  faire 
violenee  a  quelcun,  HoRDKAtj-BuxTOBrr  353;  der^elli  wolt  der 
franen  gcren  gewalt  tun.  Gbiler  v.  Kbiseksbrix  preJi^ten  134*; 
mit  dem  nötel  Tiirquinius  Lucreciiim  und  tbet  ir  gewalt,  daz 
aie  »eines  willen  lein  must.  ALeaKCHT  v.  Eybb  ob  einem  manne 
sei  zu  nemen  14*;  einer  weibs-peraohn  gewalt  thun,  vim  adferre 
fa-minae.  Frisch  2,420*;  ach!  liehatcr  vatcr,  thue  dir  aelber 
nicht  gewall!  Gottscmed  Catob,i;  ihm  selbst  gewall  thun, 
se  faire  violenee  a  soi  meme.  KoNDSAü-BuXToarF  2&3; 

Ufttnberg.  wie  gebl'a  der  kOnIgin? 

Elitabeth.  verwunderlich! 

doch  thut  sie  «Ich  gewall,  das  sieht  man  wohl. 

GaiLLrARtiR  [kinig  illlukar  1)  6&,  0; 
es  kommen  mtnner,  welbcr,  jung  und  alt, 
an  Ihrer  ipltie  steht  der  buigemeister. 
er  thut  sieb,  wie  es  »cheiiit,  etwa*  gewalt; 
die  ras<ung  seines  ainte^  doch  beweist  er. 

laaKRHtNN  i)edichle  4  (merke  11,167); 
die  mutler  rohri  xum  kamine  die  mald, 
sie  richtet  Ibr  bettlein,  sie  trocknet  ihr  kleid, 
sie  redet  Ihr  irosi,  und  sie  thut  sich  gewalt, 
»ie  alebt  erstarren  die  blHhnde  Keaialt. 

HoQUSTTt  ijfdichle  (1859)  147. 

y))  ii*  geschlossene  Verbindung  mil  einem  unpersönlichen  dutiw: 

wer  aber  sinam  IIb  tbAi  gwalt 

der  selb  wol  gotl  dem  herreo  grali. 

tragMia  Johannis  des  töuffern  M2*; 

wenn  innn  grgenwiirtige  nnchrichlen  lieset,  so  wird  man  an- 
fangs linden,  daaz  Cliristina  bei  verschiedenen  griegenbeiten 
\iol  mSszigung  bezeiget  bat:  aber  Ihat  sie  nicht  hernach  ihrer 
iieigung  gewnit?  Lbssinc  {eritische  nachriehten  auf  das  jähr  1751) 

*'  ^^''         hie  tbflt  man  gwalt  der  predig  dein, 
bie  gibt  man  alles  lästere  schein. 

iluTTsn  {Uag  ührr  dm  l.utfruchen  brandt) 
3,45«  Böcking; 

Luter  Ihut  der  geschriffl  hie  gewalt,  dann  der  texl  nilh 
Siigt  wer  das  cuncilium  berufl'en  hab.  Emser  »iiier  das  vn- 
christt-nliihe  buch  Martini  l.ulers  45  nevdruck;  dem  sinn  des 
autors  gcwall  thun,  ihn  verdrehen,  lo  vrest  the  sense  of  a 
passage.  teutfch-eniß.  trb.  (I7lt>)  768;  er  wolltf  ihrer  neigung  auf 
keinerlei  art  gewult  thun.  MusÄus  volksmdrchen  3, 56. 

ö))  der  absoliitr  gebrauch  der  veibindung:  gewalt  thun,  manus 
inferre,  vel  manus  adfene.  Üastpodius  Sil*;  gewall  thun  and 
alercke  brauchen,  vim  admovere.  Maaleb  ns*.  ähnlich  FaisioaS»*, 
KiLUN  K4*(gheweld  doen)  und  Erasmus  Alberds  c4';  poslH- 
latus  est  de  vi,  vorklaget  dal  einer  gewalt  hebbe  gedan. 
CatTRAEoa  161;  wer  gewall  thut  der  brennt  aschen.  IIk.hisch 
1^92:  man  lehret  uns  sonst,  Aast  Christus  allein  durch  sein 
tbeures  blut  und  verdienst  uns  die  Seligkeit  erworben,   nun 


GEWALT  Ul  4  (gewall  anihun)        5090 

aber  fodert  re:in  auch  von  una,  dasz  wir  darum  lauSeii, 
arbeiten,  kSnpfeo,  beian,  gewall  ibuo  aolleo.  Scaitaa  stelm- 
uhats  I,  417;  er  iat  ao  «brlicb, . . .  dasi  er  einein  Dolbleideo> 
den  armen  lieber  dient,  als  einen  reieben,  der  gewall  tbal. 
HABRNga  S,  140;  gcwall  Ibun,  ttm  ftcere,  »dhiktr*,  tm  et  ««■■< 
aUeiii  inferre,  graitäri,  manu  agere,  tklim  «tffVMi.  Kiasca  IT«. 
titie  andere  rieiUung  der  bedfuluMptnlmitUma§  UiU  »nk  im 
hoUändisehen  belegen:  gaweld  doiin,  aOt  kraehlen  insyarnttn. 
MoLkMA  vi.  der  Gnnsingtnuken  ws4.  im  19.  jakrh.  s.  la. 

k))  gewalt  anihun. 

tt))  lockere  Verbindung:  ala  aber  di«  SoiomMm  i\*  jBng- 
ling  baban  angesehen,  die  beaunder«  Mkach«  angesicbl 
ballen,  und  arkuntan  dt  ai  zum  Loib  aiokOrt,  babco  ai« 
aich  undernumen,  gwall  und  scbmibang  irer  hObsrb«  ••• 
zuthAn.  Henio  Überleitung  des  Jotepkus  (I5S5)  10*;  fon  itm 
im  nicbslen  achreibeii  gedarbten  berizogeo  *ob  Alba  lia«t 
man,  ...  daaz  nirgends  einigem  orth,  aocb  ao  gar  keinea 
baurenbau^zlein,  einiger  gawalt,  oder  acbadeo,  angetbao 
worden.  Ziiueb  hundert  episleln  46S;  ai  (dii  »mf  kikn  ttknU» 
leben)  mögen  autb  tuhn  waa  aie  wollen,  ao  babM  ti  4«ck 
aolcbe  (reiheit,  daaz  ihnen  kein  alaladiner  ein  bahr  krflUMMa 
darf,  fihl  weniger  einige  gewall  anluhn.  Zub^i  aar.  Rotäws, 
306  neuirutk;  dua  eraiaiinen,  das  ihn  bcm  anrang  Ibrer  rede 
befiel,  vernandelle  aicb  beim  ende  deraelben  in  einen  no- 
willen,  den  er  kann  zurQekballen  konnte,  jedocb  tbal  er 
aicb  die  aOaaerste  gewalt  an,  und  nacb  einer  zierolicb  langen 
pauae  aagle  er...  WieLA<i»  (do*  Sy(ne  1,  3)  li,'to6:  ja,  wenn 
ea  in  meinem  vermögen  alQnde,  ihm  bei  der  Insaerateo  g^ 
wall,  die  er  aicb  meine! wegen  anibul,  daa  bitterste  zo  6fw 
aparen,  wenn  in  dem  angenblicke,  da  er  nir  allea  eriaake« 
wollte,  ich  ihm  alles  aufopfern  kOnnle,  ao  irtre  ••  pnt 
etwas  andres.  LsaaMc  |m»s  Satt  3,1)  3,104:  die  gewall, 
welche  aie  sieb  anihun  mnaste  einem  ao  liebeaawArtifn 
prinzen  zu  wideralehen.  Wieland  (yt^ol^ion  13,51  3,96;  eiMM 
die  gewalt  nnthun,  oiirui  inturtam  inferre.  STBinaara  3,931: 
ich  befinde  mich  in  einer  abnlicben  läge  wie  da,  ond  habe 
mir  schon  eben  die  gewall  angetban,  die  ich  dir  nun  Bbar 
dich  selbst  zumulhe.  GOtre  {wahltencandtschafttn  1,2)  17,16:  kh 
muszte  ihnen  gestern  achrecken  and  gewall  anlbun,  danll 
wir  heute  die  fruchte  ernten.  STirrr.a  bunte  üeine  331. 

ß))  die  geschlouene  Verbindung  mil  einem  personlichem  daltt: 
der  k&nig  Xerxes  . . .  ward  ...  in  liebe  eotzflndel  gegen  «eine* 
leiblichen  brudrra  Masislea  weih,  als  er  aie  nubn  weder  aiil 
werten  noch  gaben,  deren  er  ihr  viel  zugeschickt,  nicht  be- 
wegen mögen,  hat  er  ihr  doch  kein  gewall  anihun  wollen. 
KiRCBiiop  seendunmulh  (2,18)  1,33  Osterlty;  zur  selbigen  teil 
waren  die  Sudomiter  irer  reichtumm  halb  atolti  und  aber- 
malig, und  tlielen  den  menschen  gewall  ao.  HiDM  tkttt.  dea 
Josephus  11*.  ähnlich  103*; 

goi  isi's  dxr  gibt  da<  leb  mich  reebeo  kaa. 
macht  mir  dflrch  iwang  di  Völker  Anicrifn: 
der  mich  erret  von  meinen  Telndan  irBuig. 
erhaben  hoch  über  al.  di  aiifsiAiilg 
wider  mich  warn:  vom  ungerechun  maa 
hast  mich  gefreit,  dar  mir  gewall  tft'  an. 

Matissra  (pmlm  18)  63  mrm^rmn; 

und  dergleichen  ist  der  gröale  thell  der  menachen.  was? 
es  Ihut  ofTt  den  weisen  selbst,  wenn  sie  da«  beriz  vrriieie«. 
gewall  an,  dabero  wage,  wage  etwas,  o  bruder.  B.  Scaert 
lehrreiche  sekrifUn  031  {kunst  reick  su  verd/a);  eÜMia  gcwaU 
anihun ,  ^air«  »io//nee  a  fa.  tim  aü««!  imftm.  •.  ÜtL  im 
voyageur  14»*:  einem  gewall  anlbun,  *•  ejfrr  walca«  to  m». 
teutsck-engl.  wb.  (1716)  768:  offen  ihue  Leine«  gewalt  ao,  «ea 
vim  facias  uüam  in  uUum.  Aleb  933*:  nan  hat  air  gcwall 
angetban,  vi  at  ntctuitaU  cecctas,  «t  laaites  Aac  fttL  «3*; 
einem  gewall  anlbun  . .,  •btui  rr»  nfttrt.  Batca  »a*.  «^aac 
SrBiBBAca  3,  921.  I^nliek  Vtaaaoii  7«.  aaaeM«  ütUmmn 
{Slrasiburg  1762)339.  HiieiBT  1,4«:  90  cia  far9li|aB  Ihiar 
du  bist,  so  bah  ich  dir  doch  mh  menacUiehar  Araofta  !•> 
gegnel,  und  dich  in  meiner  eignen  relia  bdMrkcrfCtf  Maa 
du  frech  genug  warst,  meinen  kinde  gewalt  aalhoa  ta  woUca. 
WiKURB  Sia«|»««f«  2,116  {stmtm  1,4): 

walb,  welli  Ihr  alr  gewali  aaibaM.  klewcg. 

ScsiLLaa  (r(4<  4.3»  14.391: 

ja,  um  ihm  (trttiberra)  in  lalttcrcr  betiebaog  gar  keine  ge- 
wall anjtutbun,  sandte  ich  ihm  daa  back  aaf  dem««lbeo  wage 
zu,  auf  dem  die  anfurdemog  gcfcbebcn  war  GBiLiPABzea 
(ertnaervar*  *■  ietikmtn)  3o*,iaa:  daat  or  ihr  aaihat  aiciK 
gewalt  antban  aolte,  mOate  aia  nick  •aiacUioaae« ,  ib«  cka 


5091         GEWALT  III  4  (gewalt  anthun) 

noch  3  nächle  verlieffen,  als  seine  ehe-frau  beizuwohnen. 
J.  G.  Schnabel  insel  Felsenburg  1,159  neudruck.  ebenso  1,244; 
einem  mädchen  gewalt  anlhiin,  to  ravish,  to  violate  a  girl. 
Hilpert  1,462;  Butillo  jedoch,  ein  Wüstling,  war  in  ein  frauen- 
kloster  eingedrungen  und  hatte  dort  einer  nonne  gewalt  an- 
gethan,  worauf  er,  nach  den  bestehenden  gesetzen,  zum  tode 
verurtheilt  wurde.  Platen  (geschickten  des  königreiclis  Neapel  1,2) 
6,  58. 

y))  besonders  beiübt  ist  diese  Verbindung  neuerdings  neben  dem 
reflexivpronomen:  sich  gewalt  anthun,  sich  zwingen  etwas 
zu  thun,  sich  zu  etwas  zv\ingen,  farsi  violenza,  vinzersi  se 
stesso,  se  faire  violence.  Hädlein  381";  ich  kan  mir  diese  gewalt 
nicht  anthun,  ich  kan  dieses  nicht  übers  hertze  bringen. 
ebenda;  ihm  selbst  gewalt  anthun,  manus  sibi  vio'.entas  in- 
ferre.  Aleb  933";  er  habe  ihre  Schönheit  ohne  würcklichen 
genusz  lange  f;enug  vergebens  vor  äugen  gehabt,  nunmehro 
aber,  da  ihn  niciils  als  der  elende  Albert  daran  verhinder- 
lich sein  künte;  wäre  er  nicht  gesonnen  sich  länger  ge- 
walt anzuthun,  und  kurtz!  wolle  sie  haben.  J.  G.  Schnabel 
insel  Felsenburg  i,  159  neudruck;  der  hinimel  weisz,  wie  viel 
gewalt  ich  mir  anthun  musz,  nicht  so  gelehrt  zu  sein,  um 
meinen  lesern  nicht  unerträglich  zu  werden.  Rabeneu  3, 126; 
man  kann  dieses  aus  seinen  gefangnen  beweisen,  wo  er  an 
unterschiedenen  stellen,  die  ich  anmerken  werde,  ganz  ohne 
noth  dergleichen  unrath  ausstreuet;  da  er  doch  in  diesem 
stücke  sich  meint  gewall  angethan  zu  haben.  Lessing  (critik 
über  die  gefangnen  des  Plaittus)  4,137;  sie  bewillkommte  ihn 
mit  dem  edlen  und  anmuthsvollen  anstände,  der  ihr  eigen 
war,  ob  sie  sich  gleich  gewalt  anthun  nuiszte,  die  unruhe 
zu  verbergen,  die  in  ihrem  schönen  busen  kochte.  Wieland 
(don  Sylvio  5,5)  12,41;  und  so  sollte  ich  denn,  um  auch 
schatten  in  meine  gemählde  zu  bringen,  von  verbrechen  und 
Unheil,  erdbeben  und  wasserfluth  einiges  melden,  doch  setzt 
das  gegenwärtige  ausbrechen  des  feuers  des  Vesuvs  die  meisten 
fremden  hier  in  bewegung,  und  man  musz  sich  gewalt  an- 
thun, um  nicht  mit  fortgerissen  zu  werden.  Götbe  (ilal. 
reise  i)  27,232;  ich  thue  mir  gewalt  an  hier  abzubrechen. 
an  Hetzler  14.  juli  mo,  briefe  1,239;  ich  miiszte  mir  recht 
gewalt  anthun ,  um  nicht  zu  viel  zu  trinken,  an  Christiane 
18.  mai  1810,  briefe  21,305;  sich  selbst  gewalt  anthun  (sich 
entleiben),  to  lay  hands  upon  one's  seif.  Hilpeiit  t,462;  sich  ge- 
walt anthun  (sich  oder  seine  begierden  zftjdn),  to  put  or  reslraint 
one's  seif,  to  restrain  one's  passions.  ebenda;  thun  sie  sich  keine 
gewalt  an  (=  handeln  sie,  reden  sie  frei),  do  not  lay  any  restraint 
upon  yourself.  ebenda;  am  ersten  tag  thal  sie  sich  gewalt  an, 
war  fleiszig  und  folgte  der  frau  Holle,  brüder  Grimm  (frau  Holle) 
1,156.  ebenso  (die  n  jäger)  1,420;  darum  that  sie  sich  gewult 
an,  eine  verschämte  falschfreundliche  miene  anzunehmen. 
MusÄus  Volksmärchen  1,181;  als  ich  indes  auch  dort  nichts 
fand,  und  die  mutter  mir  statt  der  geburtstags-chokolade 
gleichgültige  milch  vorsetzte,  muszte  ich  mir  gewall  anthun, 
um  meinen  schieck  nicht  zu  verraien.  KCgelgen  jugend- 
erinnerungen  44;  die  gewalt,  die  er  (Macbeth)  sich  anthun 
musz,  mit  solchem  innern  zustande  solche  üuszere  rolle  zu 
spielen,  wird  wiederum  zum  Iriumphe  des  Schauspielers. 
0.  Ludwig  (studien)  5, 119;  sie  muszte  sich  gewalt  anthun,  um 
den  ausbruch  derselben  {der  thränen)  zurück  zu  halten. 
Hermanin  Schmid  ges.  Schriften  3,  45;  es  war  unverkennbar, 
dasz  diese  sich  dann  gewall  anthat,  um  nicht  die  ungewohnte 
liebkosung  mit  allem  ungestüm  der  Jugend  zu  erwidern. 
Th.  Storm  (der  herr  ctatsrath)  6,207;  die  gewall,  die  er  sich 
anthat,  seinen  ganzen  zorn  Jiinler  der  maske  der  gekränkten 
liebe  zu  verbergen ,  nahm  ihm  fast  den  athem.  F.  Lewald 
reisegefährten  2,  227 ;  man  merkte  es,  wie  er  sich  gewalt  an- 
that, gelassen  zu  bleiben.  Rosegger  Schriften  des  waldschul- 
meislers  11. 

8))  auch  der  unpersönliche  dativ  nimmt  an  dieser  Verbindung 
groszen  antheil,  vielfach  in  Verknüpfung  mit  reflexiven  pro- 
nominibus:  diejenigen  Schauspielerinnen,  welche  die  mädchen 
vorstellen,  müssen  sich  nicht  allzusehr  putzen,  sondern  ihrer 
eitelkeit  ein  wenig  gewalt  anthun.  Lessing  (auszug  ans  dem 
schauspiiier)  6,  143;  und  er  konnte  seine  rolle  nie  anders  lie- 
haupten,  als  indem  er  seinem  willen  gegen  seine  eigne  Über- 
zeugung gewalt  anthat.  Wieland  Shakespeare  6  (viel  lärmen 
um  nichts  1,4);  ich  wende  mich  unmittelbar  zum  gegenstände, 
der  uns  beschäftigt,  und  bin  genöthigt,  meinen  gefühlen  ge- 
walt anzuthun.  berichte  der  Frankfurter  nationnlversnmmlung 
(3)2132";    ich  bewundrc  mich  täglich,  bis  zu  welchem  grade 


GEWALT  111  4  (gewall  antlmn)         5092 

es  mir  gelingt,  meiner  angcbornen  tintenscheu  und  faulheit 
gewalt  anzuthun.  Bismarck  an  IL  Wagcncr  27.  april  1853;  und 
dann,  wisset  ihr  sehr  wol,  und  habt  gesehen,  mit  was  leicht- 
fertigkeit  die  wählsche  vülcker  und  heutige  Soldaten  alle,  den 
ledigen,  und  anderen  Weibspersonen,  wo  sie  insonderheit  noch 
irgend  was  mittel  zu  haben  vermeinen,  nachstellen,  und 
ihren  ehren  gewalt  anthun,  wo  sie  können,  ungestrnffl  und 
ungewehret.  Moscherosch  insomnis  cura  parentum  19  neudruck; 
wenn  der  mechanische  künstler  seine  band  an  die  gestaltlose 
masse  legt,  um  ihr  die  form  seiner  zwecke  zu  geben,  so  trägt 
er  kein  bedenken ,  ihr  gewalt  anzuthun.  Schillkr  (über  die 
ästhetische  erziehung)  10,283;  unsere  allvordern  erfreuten  sich 
einer  richtigen  und  der  deutschen  ausspräche  vollkommen 
angemessenen  rechtschreibung.  wir  haben  uns  in  barbarischen 
Jahrhunderten  eine  last  von  Verkehrtheiten  aufgebürdet,  die 
sich  freilich  nicht  mit  einem  male  abschütteln  lassen,  wenn 
dem  äuge  nicht  zu  viel  gewalt  angethan  werden  soll.  Platen 
(über  verschiedene  gegenstände  der  dichtkunsl  u.  spräche)  5,  33; 
einer  stelle,  einem  gesetze  gewall  anthun  (sie  auf  eine  ge- 
zwungene art  erklären),  to  wrcst  the  sense  of  a  passage  or  of  a  law. 
Hilpert  1,  402;  bei  allem  dem  können  wir  nicht  bergen,  dasz 
wir  aus  verschiedenen  gründen  in  Versuchung  gerathen  sind, 
der  historischen  Wahrheit  dieses  einzige  mahl  gewalt  anzuthun. 
Willand  {Agalhon  5,6)  1,251;  ruhet  dort  aus,  in  desz  dasz 
ich  in  dieses  harte  harte  haus  . . .  zurük  kehre,  und  ihrer 
kargen  höflichkeit  gewalt  anthue.  Wieland  Shakespeare  i,  231 
(könig  Lfar3,  3);  der  mildlhätigkeit  der  leute  gewalt  anthun. 
ebenda  (2,7)  205;  alle  halfen  denn  an  der  quadratur  des 
zirkeis  erfinden;  selbst  der  alte  Stilling  verwendete  vielen 
fleisz  auf  die  Sache,  ich  würde  dem  erfinderischen,  oder 
besser,  dem  guten  und  natürlichen  verstände  dieses  mannes 
gewalt  anthun,  wenn  ich  sagen  sollte:  er  hätte  nichts  in  dieser 
Sache  geleistet.  J.  H.  Jung- Stilling  Heinrich  Stillings  jugend 
(Kürschner  137  s.  25);  hier  finden  wir  ein  genaues  und  tiefes 
Studium,  das  vielleichl  der  menge  nicht  bemerklich  wäre,  das 
aber  unser  französischer  dichter  gar  leicht  mit  glänzenden 
und  volksmäszigen  Stickereien  hätte  ausschmücken  können, 
ohne  der  geschichte  die  mindeste  gewalt  anzuthun.  Gothe 
(auswärtige  litteratur  und  voikspoesie)  46, 145;  weil  dieses  ge- 
waltthätige  und  fehlerhafte  betragen  des  Mallhesers  alle  nach- 
folgende Situationen,  und  vorzüglich  seine  aufopferung  herbei- 
geführt hat,  so  setzte  man,  ein  wenig  rasch,  voraus,  dasz 
sich  der  dichter  von  diesem  unbedeutenden  gewinn  habe 
hinreiszen  lassen,  der  innern  Wahrheit  dieses  characters  ge- 
walt anzuthun,  und  den  gewöhnlichen  lauf  der  handlung  zu 
verlenken.  Schiller  (briefe  über  don  Karlos  ll)  6,70;  ich  glaube, 
dasz  wir  unserer  gestrigen  abstimmung  gewalt  anthun,  wenn 
wir  sie  nach  dem  wortlaul  der  bucbstaben  und  nicht  nach 
ihrer  bedeutung  dem  sinne  nach  beurtheilen.  Bismarck 
(18.  junt  1847)  1,33;  Kleist  verstellt  auf  eine  selbst  erfundene, 
freie  weise  die  wortfolge  und  verschränkt  seine  salze  inein- 
ander: man  empfindet  die  kühnlieit,  mit  welcher  der  spräche 
gewalt  angelhan  wird.  0.  Bhahm  H.  v.  Kleist  131. 

«))  der  absolute  gebrauch  isl  hier  im  gründe  ausgeschlossen, 
er  findet  sich  nur  in  wörterbuchnotizen:  gewalt  anthun,  far 
forza,  faire  force.  Rädlein  380';  gewalt  anthun,  geweld  aan- 
doen,  geweld  pleegen,  orerweldigen,  overkrachtcn.  Kramer  nieder- 
hoch-teulsch  wb.  2,00";  gewalt  anlegen,  gewall  anthun,  brauchen, 
alicui  vim  inferre.  Aler  933*. 

8)  gewalt  leiden. 

1))  lockere  fügungen:  ein  Christ  soll  gewalt  und  unrecht 
leiden ,  sonderlich  von  seiner  obcrkeit.  Luther  (an  kurfürst 
Johannes  1530)  briefe  3,560;  gewall  und  unrecht  leiden,  to  suffer 
violence  and  wrong.  leulsch-engl.  wb.  (1716)  768;  davon  ist  es  das 
die  heiligen  marirer  von  den  ungelaubigen  vil  hörter  gewalt 
gelitten  band.  Gregors  dialoge  IV  cap.20  (Augsburg  1473);  ge- 
wust  hat  er,  dasz  das  reich  goltes,  das  obere  Jerusalem  einen 
gewall  leide,  regnum  eoelorum  vim  patitur,  dahero  gedachte 
er  mit  einer  gantzen  armee  für  dasselbe  zu  rucken ,  diese 
arniee  aber  waren  die  arme,  in  die  er  seine  barmhertzige 
äugen  geworffen ,  denen  er  sich  barmhertzig  dargestellt. 
Abraham  a  S.Clara  reimb  dich,  von  d.  heiligen  Georg  6;  der 
blasenhals  leidet  mittelst  des  zeMengewebes,  das  ihn  um- 
giebt,  und  das  bei  der  Operation  gewaltsam  angespannt  wird, 
zwar  einige  gewalt,  aber  diese  gewall  ist  ohne  gefahr;  denn 
das  Zellengewebe  giebt  nach  und  last  sich  verlängern,  und 
wenn  ja  einige  entzündung  erfolgen  sollte,  so  ist  sie  doch 
leicht  zu  heben.  Richter  chirurgische  bibliothek  4,  576. 


5093     GEWALT  III  4  (es  gMchieht  gewalt) 

2))  geuhlos$tne  terbindung  : 

de  Word«  d*i  hilftm  ewanfralluBt  iffCD  »a  vliileh  an, 
du  aUut  geirbre?eo  itali:  dal  rika  dar  bamin«!  Itilai  cewall. 
äti  iioäti  düiii  1611  lUthcui 

inn  alio  lehret  der  papai  mit  allan  aeinan  «pottelo  ood 
jiiiigcrn,  juriaten  and  thiolugen,  man  aei  nicht  aeholilii  ge- 
uult  zu  leiden,  londern  v>m  vi  repeiiere  liceL  Lurma  {frtdigt 
(im  'U.  lonntage  nach  (rinil.)  14,2:4  £V/.;  gewalt  leiden,  rm 
iubire,  experiri,  $uttinere.  SriKLia  113^;  ich  halle,  viele  werden 
aelliat  gcalelien  mQaaen,  dait  sie  niclil  wiaaen,  waa  daa  aei: 
daa  liimmrlreii-h  leidet  gewalt,  und  die  gewalt  IbuD  reiaaea 
ea  zu  aicli :  daai  aie  nieroalilen  eine  rerhte  aorge  uro  ihre 
aOnde  gebniit,  keinen  aonderlichrn  kummrr  um  ihre  aeligkeit. 
ScRiTKa  $frUnschats  1,427;  das  biromrlreiib  leidet  gewalt,  und 
die  d(>m.<i(<lben  gewalt  thun,  reisaen  ea  zo  aieb,  Iht  kingdom 
o{  heavin  tufffTtth  violtnct.  UuUeh-*ngL  mb.  (1716)  TU;  gewalt 
leiden,  accipere,  pali,  ferre  impnium,  nm  pali.  STri?ia*cii  2,921; 
injutiam  arnpere.  Kirsch  179;  gewalt  leiden,  BoufrH  de  id 
violenet.  RuNOBAO-ÜoiToarr  2M;  dafQr  itoUttn  dit  protinun) 
aber  den  mflcbtigen  acbutz  diesea  reicbea  genieazen,  and 
an  keinem  ihrer  besondern  Vorrechte  gewalt  leiden.  Scaiuia 
{abfall  der  tiitdtrlandt  \)  7,  U  anm. 

31)  in  der  terbindung  mit  der  negation  entwiektlt  ach  an 
leiden  die  bedeutung  ^dulden,  s»U$$en': 

last  mich!  nein,  ich  leida  keine  gewaltl 
fasaa  mich  nicht  lo  mörderUcb  onl 
soo>t  hab'  ich  dir  ja  alles  lu  lieb  geihao. 

GöTHi  (laust  I)  lt.  14»; 
und  du  mu<ii  tarnen ;  fremde  arme  ichroiegaa 
sich  an  dein  herx:  o  leide  nicht  gewalll 
leb  teh  dein  weiiie«  kleld  vortiberQlegen 
und  deine  lelobie,  ilrtlicbe  gesiolt. 

Th.  Stobb  {.'ledifhl»)  8.203. 

e)  mit  gewblt  leiden  berührt  iieh  der  bedeutung  nach  die 
Verbindung  es  gescliiebt  gewalt,  der  haupttypu$  der}enigen  Ver- 
bindungen, in  denen  gewalt  alt  tubject  tum  vtrbum  tritt,  nur 
verttnielt  begegnen  hier  lockere  formen:  diaz  ist  der  gewalt 
und  scbad  der  mir  gesehen  ist.  d.  slddledironiken  2,65  anm.  7; 
sol  dem  edlen  iOngling,  zA  den  iederman  aliea  gtit  ror- 
hofTen  ist,  ein  sollichi'r  gewalt  widerfaren.  Hütten  Yadiskvs 
{hane  . . .  tniunam  fieri)  4,  1!>9  Böeking;  vgL  wa  dir  and  deiro 
reich  einiger  gewalt  von  uns  begegnet,  wa  wir  deinen  feinden 
etwas  gonstes  oder  vorschuhes  beweisen.  FiacHiBT  Gargantua 
342  neudruck.  in  der  älteren  tprache  vechtelt  gelegentlich  auch  das 
präfix,  vgl.:  der  aulT  dem  erdtrieb  pilunzet,  und  die  heum  vor 
dem  Tterdten  Jar  frucht  bringen,  der  soll  goit  nicht  darvun 
die  erstlinge  opITern,  noch  era  selber  essen,  dann  das  nit 
der  zeit  noch  gewachsen  Ist,  dieweil  es  sich  ansehen  laszt, 
als  ob  der  natur  wider  die  zeit  gewalt  beschehen  aei,  darumb 
dann  disz  weder  golt  noch  dem  eignen  berren  zuessen,  tu- 
gehOrig  ist.  ilsoio  übers,  des  Jonphus  47*. 

n)  mit  persönlichem  dativ :  ^hrscheghe  eime  ghewalt.  Stendaltr 
urlhetlsbuch  {U.  jahrh.)  :2k,  3  Behrend,  vgl.  auch  das  beitpiel  aus 
KoNRAD  TON  W|}Rzausc  o6en  .<p.  494H;  ich  were  werdt,  daa  man 
!  mich  verbrennen  soll,  darumb  daa  ich  gesagt  hett,  mir  wer 
gewalt  geschehen.  J.  EataLiN  tun  GOnzrurg  (eine  scAöne  und 
kltigliclie  historie)  2,110;  die  aelbigen  mQgen  schreien,  wenn 
inen  viel  gewalt  ge^ciiicht,  und  ruflen  über  den  arm  der 
grossen.  Lcthkr  //1063&,  o;  denn  es  mua  ja  ein  kind  odder 
knecbt  im  hause,  den  trotz  und  trost  haben  zu  seinem  berren, 
das  er  wisse,  das  er  im  nicht  wolle  laasen  gewalt  geschehen, 
ton  Jliesu  Chiisto  rtn  predigt  Ei*; 

die  richter  werden  an  Ihrer  atadl 

Se^lralTt  umb  llir«  misseihot, 
io  widwen  auch  gerochen  werdn 
der  ein  gtchach  gwalt  vom  reichen  bsrrD, 
der  andern  ward  der  schütz  veri-agt 
das  aie  gott  Ihrem  herro  geklagt. 

P.  RtaHi'H<i  Susanna  h  Patmi 
darumb  diss  unpartheisch  gericht 
wtirt  alin  Ihn  la!i$en  manglen  nicht, 
wie  dan  diu*  kaiseilirh  recht  Inhalt, 
und  soll  auch  niumandt  gscbehen  gwalu 

tJndtnger  Juäemfiiet  15  meuämek; 
tu  (Veien  oder  nicht, 
keinem  gewalt  geschiebt.    Hi!<isca  IS03; 

am  leihe  bin  ich  schuldig  worden,  aber  mein  berlz  ist 
ohn  alle  schuld,  dann  mir  gewalt  geschehen,  welchs  die 
kOnigin  durch  ihren  bruder  scbendlicher  weise  Terursachet 
bat  BOnting  Braunschteeigtr  chronik  218;  ea  iat  mir  der 
grosseste  gewalt  geschehen  in  meinem  stattlichen  eilen- 
den dienst,  durch  drei  hündiscli-ungerecht-watende  feinde. 
IV. 


GEWALT  r»djectiv)  —  GFAV  ALT  AUSÜBEND     5094 

Mosraiansn  intomnii  eura  parenlum  S7  neudruck ;  es  geschieht 
ihm  gewalt,  injurm  fit  tpti,  t»it]uitatt  oppiimäur.  STitLte  242«: 
ea  gatcbieht  mir  gewalt,  onrecbl,  mi  n  fi  mhu/iim  per  fort*, 
mi  H  f*  vioUnta,  m  «m  faü  iniuUiet  par  foree,  m  me  fait 
vietenu.  Hiaiaiii  3M';  ea  geecbicbl  im  gewalt  and  aortebt, 
mantfetta  tnfuria  vindtUt  ffTMUU.  WklM*»»  IM,  iAaldk 
lUvia  290; 

du  hast  daa  erst«  wert.  Mein  »obn!  well  Hr 
gewalt  getcbeheo.  w|*  da  •ag>i   biti  da 
aalt  data  Arflverbear  beraurffiogao. 

ScaiLLsa  il^oHitUHrnrntm  4)9,I4A: 
o  nrio  gablftert 
pewall,  gewalt  ga«cblabi  uns.  Agameaieea. 
gewalitam  raiai  er  deines  briel  Mir  aa» 
den  blöden.  tlptii>ttmU  im  ,iuli»)t,lUi 

frosivaier.  hilf!  gawali  gaichlsbi  dam  vaier. 

{Wukelm  teU  >.«>  t*,IM. 
ß)  mit  unptrsönUchtm  daln: 

Joannes  leer  bat  aber  eaacbi 
da*  vil  l(kt  leis  nach  goiem  Itiracht, 
nnd  gschlcbt  dem  blnmelrlch  gewalt 
*o  le  der  gölte*  wort  tö  fall. 

(rovMid  Johammi*  <le*  Ibuffert  ftti 

doch    nicht   zo   gedenken,    dasz    dem  üi  aonseb  gewalt  ge> 
schiebet,  wenn  man  es  auf  das  nicbsistebende  aubject  ziehet. 
Lassiü«  (anliquarisehe  bnefe  44)  10, 17k. 
y)  9trtinuUt  gebrauehsformen : 

T«r>ch!ie(i  da*  gelt  aulT*  aller  beel, 
vrrw*r  de«  mammnu  ka*i*o  veat, 
aalt  •chlotien.  rigela.  eisern  ibftr, 
da*i  kein  (lewalt  irescbah  daflkr. 

Ktttiii«  ALaiaci  pratcefda  titae  ae  mtrwm  H^; 

es  geschieht  gewalt,  vi  geritur  ra,  adett  t<s.  Aiu  {CUa  11X1) 
I.  933*. 

GEWALT,  adj.f  »mr  im  mtnign  mitUlhoehdeutsdun  int- 
malern  belegt,  dit  die  adjectinrrung  «/*  vtreimteüt  tttt  accwi» 
ddrer  tntwieklung  erscheinen  lossn,  vgL  wthd.  wb.  1,474*: 

dir  Inbdt  din  sun  Joseph,      er  na  r-are  noch  t4l  nlcbt. 
er  ist  über  al  Egiptelant      ein  Oilüm  gwali: 
gewalllcbllchen  er  pbleget     al  da*  ler  cbuoleb  habet 

Wiener  /iniii/xAr.   '/m-  •in-eti*  [lUHiturnlum  2,11.19), 
ander*  Hia  ililtliiier  kan-i$chr.,  §.  OienMT  lai>.31 : 
min  raelater  Ist  gewalt  lo  dem  bimale, 
er  waeuet  Im  muge  nibt  »In  widere. 

UiUiaiter  Huiitttchr.  Urr  iifiir.f  {Diemer  l.tt)  in 
d«r  Witner  handschr.  gawalticb,  •»<.  Baca  timr^ 
manu  b,  4(>7; 
leb  bin  e*  »prach  er  goiea  •na 
and  aller  dinfte  wot  gewalt 

min  craft  Ut  manlchTalu     i'a>*innnl  199,21  lltkmi 
dem  {'lern  kOni-i)  bat  einen  sun  verseil 
vrou  natura,  und  dat  wa;  im  Itli; 
wan  iwA  lOhter.  die  er  lie(. 
die  er  de*  lande*  pHegeu  bia{ 
mit  Hüten  und  mit  guuta  .  .  . 
nu  was  diu  ein  elter 

de*  wolt  sie  sin  geweiter.  

Hkikrich  V.  D.  TdaLni  kr«M  im  SekaO. 
de  sieb  ir  leben  bin  gelroe 
ur  ein  heillc  aldvr 
unde  *l  le  gewalder 
Ton  tage  tu  tage  an  ir  wart.    ptuUmal  tST.tt  Ktttt. 

die  ron  Lexer  angeführten  foimm  geweldiste,  allergewcMiete 
(barmherziste  inde  gerebtiate.  die  rede  vm  d.  M  Vd*m, 
s.  Germania  6, 148)  nnd  bester  alt  gewallig  tm  «rüdren,  a.  d. 
aus  duser  vereinuUe%  ad'ettinsche*  rttwemdunf  ntf  Luu 
(1,972)  auA  die  penrntifitmunf  in  satatonliea  |4rr  ftwaH,  itt 
amtsperton,  die  okri§ktü  fffL  atr«  J^  4991)  crftMmi.  mmk  dkm, 
wt  mr  o*«it  tm  uumKmmtkfft  hiiftirrtkl  kak«%  äarfim» 
wemek  ebtnto  a^fMnd  mtrdem  mit  dit  {tf.  49M)  »ktmimmm 
trkldmng  ans  anwalL 

GEWALTACT,  «.,  vgl  gewalt,  titlnät:  ee  (?Mvaani)  kaoo, 
so  lange  die  legitimen  lierrto  nicbt  iortk  «iMeUang  ctaea 
neuen  entfernt  sind,  wableo  aar  ala  ftwaitact  »■aacbraih— . 
Fbeitac  «n  Trtiltihke  {:.  fuä  l869|.  hhef^nlUd  I9»w 

GEWALTANSPAN.NUNG,  f.,  ayt  |t««lt,  Hi:  tr  gcwteot 
durch  aprOnge  den  kraft  -  Obertdiau  ta  itn  achnitea  und 
tanzen...  «ei'  eben  di«  mebrfcraft  ha  biatertolta  jlairbiam 
daa  acbwungbret  für  den  tanz  der  graiie  niariagt:  h4 
Horaz  Terdankte  der  gewalianapaaaaot  für  a*iM  «daa  |t«it«t 
die  Torschuie  für  den  spiclzaabar  aetaur  twaata  aa4  aaiaaa 
lehrgedicbt«.  Jbax  Pacl  grimUttimtk»  frmtfm,  mmit  IC 

GE\VALTAMWE.NDUNG,  A>  ■««<r«a|«  MMl,  äff.  lawO, 
viotentM  t.  tp.  tOM. 

GEWALTAUSOBEND,  |arlllffiilii  atjKlit,  afl.  gnrak, 
paletUi  u  tp,  Mtl: 

SlO 


5095  GEW  ALT  AUSÜBUNG— GEWALTBRIEF 


GEWALTBRIEF 


5096 


eine  goldene  scliaie  nunmehr  mit  ei|;enen  iiänden 

fDlli'  ich  des  heiligen  tranks,   und  rings  nach  der  reihe  ver- 

theilt  ich, 
tränliend  jeglichen  mann  der  gewaltnusübenden  herrscher. 
Voss  llesiod  2tj6  {Oriiheiis  der  Anjuuaul  328). 

GEWALTAÜSÜBÜNG,  f.,  Verbalsubstantiv;  bei  Lavater  ist 
diese  bildung  im  gegensatz  zu  den  sonstigen  beohachtungen  an 
gewalt  ausüben  mit  dem  begriff  der  violentia  belegt:  ich  sehe 
allentbalben  herrschsiicht,  anmasziing,  gewaltausübung,  die  in 
grosze  Verlegenheit  kommen  würden,  wenn  man  fragte :  woher? 
J.  K.  Lavatei:  handbibliothek  1, 154. 

GEWALTBAR,  adj.,  vgl.  gewalt,  violentia:  da  ein  kaiser 
seiner  autorität  ordentlich  und  nicht  gewaltbar  gebrauchet. 
HoRTLBDER  de  bello  German.  bei  Hipp,  a  Lapide  143;  gewaltbare 
eindringung,  Schottelius  325'. 

GEVVALTBARLICH,  adverbialform  zum  vorigen:  gewaltper- 
lich  in  den  Überlinger  aclen  des  16.  jahrh.,  s.  Diefenbacb- 
WÜLCKER  619. 

GEWALTBETE,  f.,  vgl.  gewall,  potcstas,  Imperium:  sie 
sprechen  und  teilten  auch  in  vorgeschriebener  wise  ufif  ire 
eide,  were  zu  Derdingen  sehsze  oder  wonent  ein  monden 
an  noch  volgenden  herren,  der  sei  swern  der  obgenanten 
herrschaft,  iren  schaden  zu  warn,  ire  bestez  zu  werben 
und  alle  ding  mit  der  gemeinde  zu  tragen  und  zö  liden, 
uszgenommen  die  gewaltbede,  ez  wer'  dann,  daz  er  gut  helle, 
die  der  herschaft  vore  bede  geben  hellen,  weisthtim  von  Der- 
dingen 1410  bei  MoNE  12,267,  vgl.  auch  Grium  weisthümer  6,2i; 
nemlich  also  das  nu  hinfur  zcu  ewigen  gezeiten  dieselbigen 
libseigen  leute  und  irer  igiicher  insunderheit  der  obgnanten 
berschaCTt  von  Hyneck  kein  gwaltbete  zcu  geben  schuldig 
adir  pflichtig  sin  sullen,  . . .  dan  allein  jerlicbs  ein  vastnacht 
hun  und  zcwene  wispfennige.  die  grafen  von  Rieneck  erlassen  ihren 
leibeigenen  abgaben  (1479),    s.  Guden  codex  diplomaticiis  5,459. 

GEWALTFJILDÜNG,  f.  als  gegensatz  zu  einem  organisch  ent- 
wickelten gebilde :  die  römische  kunstsprache  ...  wurzelte  fest 
im  leutschen  boden  und  köpfe  .  .  .  tasten  wir  jene  worte 
nicht  an,  welche  aus  jener  zeit  der  armuth  und  gewaltbildung, 
als  willkommene  fremdlingc  ...  ihr  bürgcrrecht  verjährten. 
Schwarzot  ein  teutsches  wort  grgen  d.  unteutschen  kunstausdrücke 
s.  Schlegels  deutsches  museum  3, 114  (l813j.    vgl.  gewallgebild. 

GEWALTBOTE,  GEWALTSBOTE,  m.,  vgl.  gewalt,  potestas, 
vollmacht,  das  compositum  hat  die  {sp.  4913)  erwähnte  ältere  bildung 
waltpoto,  proeurator  {vgl.  waltpote  mhd.  wb.  1,  184".  Lexer 
3,  658)  unter  dem  einflusz  der  weit  ausgreifenden  Verwendung  der 
form  gewalt  verdrängt,  in  den  mundarten,  die  gewalt  als  masc. 
brauchen,  ist  dieses  Substantiv  hier,  wie  in  anderen  ähnlichen 
Zusammensetzungen,  als  objectiver  genetiv  gekennzeichnet  (gewaits- 
bote),  während  das  femininum  anderer  mundarten  der  kenn- 
zeichnung  zunächst  entbehrt,  später  verschieben  sich  diese  grenz- 
linien  je  nach  dem  lilterarischen  übergewicht  der  einen  oder  anderen 
form  und  je  nach  deren  Widerstandskraft  gegen  die  allgemeine 
ausbreitung  des  compositionszeichens. 

1)  gheweldbode,  legalus.  Kilian  K4';  als  alle  Vorstellungen 
vergeblich  schienen,  ritten  die  gewaltbolen  hinauf  ins  land. 
J.V.Müller  gesch.  d.  Schweiz  i,  16;  in  Deutschland  trilt  der 
missus  comitis  unter  deutschem  namen  als  der  gewaltbote 
des  grafen  auf.  Sobm  die  altdeutsche  reichs-  und  gerichtsver- 
fassung  l,  519. 

2)  gewaltsbotten  (die)  gesandte  betten,  foederum,  pacis,  belli, 
induciarum  oratores.  Maaler  178*,  genau  so  Frisius  932*;  gewalts- 
bott.  machtbott,  gesanier,  legatus,  orator, . . .  qui  cum  mandatis 
aliquo  mitlitur.  Henisch  1592;  gewaltsbotten,  foederum,  pacis, 
belli,  induciarum  oratores.  Spieser  151;  e&enso  Ale r  934';  gewalts- 
bot,  legatus.  N.Gürtler  2,74;  gewaitsbot,  un  ambassadeur, 
legatus.  nouveau  dictionaire  du  voyageur  145;  unser  vicedom 
und  gewaltsbott  in  unserer  sladt  Mayntz  sollen  samt  und 
sonders  dahin  sehen,  damit  die  ergangene  feuer- Ordnung 
beobachtet  ..werden.  Mainzer  landrecht  {l'ibi)6o;  gewallsbot,  m. 
un  ambassadeur,  legatus,  un  ambasciatore.  Veneroni  75;  ge- 
waitsbot, proeurator  mandato  instructus  et  suffultus.  Haltaus 
697.    vgl.  EsTOR  3,  1314. 

3)  tn  einzelnen  Wörterbüchern  wird  anlehnung  an  den  begriff 
der  violentia  gesucht:  gewaltsbotl,  gewaltiger,  magister,  prae- 
fectus,  judex  violenliarum,  vindiciarum.  Aler  933*;  gewaltsbott, 
vorgesetzter  über  gewaltthätigkeiten,  violenliarum  praefeetus. 
Ba^er  290'. 

GEWALTBRIEF,  GEWALTSBHIEF,  m.  vgl.  das  einfache 
gewalt,  vollmacht,  beglaubigungsschreiben  sp.  49ü3.  vgl.  dazu 
auch:  das  min  sunder  gul  zitig,  vernünfftig  vvissenlicher  und 


wol  bedachter  will  und  meinung  ist.  das  der  gewalt  und 
brieff  so  ich  kurtz  vergangner  tagen  Fritzen  x  gegen  Conlin  x 
umb  100  guldin  .  • .  überanlwurt  hab  . . .  dat  dis  brieffs  und 
fürhin  gantz  vernicht,  widerruft,  lod  und  ab.  F.  Biedrer  rhe- 
torichscher  Spiegel  {Freiburg  14931  178*.  hier  liegen  auch  aus  ober- 
deutschem gebiet  alte  belege  für  die  form  ohne  's'  vor;  sie  zeigen, 
dasz  die  composition  zunächst  aus  der  beiordnung,  nicht  der 
Unterordnung  des  Substantivs  gewalt  erwuchs. 

1)  die  form  gewaltbrief:  als  herr  Georg  von  Ekhartzaw, 
herr  Sigmund  von  Eitzing  und  herr  Jobst  Hawser  von  der 
bemelten  k.  maieslat  wegen  zu  innemern  derselben  aufsieg 
und  ansleg  gegeben  sein  ,  daz  die  k.  maieslat  dreien  ainen 
gewaltbrief  oder  bevelhbrief  verfertig  daz  si  solh  ansleg  und 
aufsieg  von  seiner  keiserlichen  gnaden  wegen  hanndeln  sullen. 
actenstück  zur  gesch.  d.  landtage  zu  Krems  u.  Wien  (1478),  mvnu- 
menta  Habshurgica  1,2,555;  man  sol  wizzen,  daz  hie  nach  staund 
geschriben  die  bünd  und  artikel,  die  wir  Marquart  dez  haiigen 
stuls  ze  Aglai  patriarcb  beret  und  beledingt  habent  ...  alz 
si  der  rihtung  ze  baider  siten  hinder  uns  sint  gegangen  nach 
der  gewalt  brief  lut  die  si  uns  darübergeben  habent.  {friedens- 
vertrag  mit  Augsburg  1374)  d.  Städtechroniken  4,  177;  darnach 
kam  Wigeles  der  schenkh  zu  herzog  Ernst  geen  Wolfarts- 
hausen mit  ainem  gewaltbrief  von  dem  purggrafen  und  warb 
an  in:  sein  herr  der  burggraf  pät  in  treuleichen,  daz  er  geen 
Ingolstat  zu  im  rit.  d.  städtechroniken  15,  498;  gewaltbriefif, 
machtbrieff,  verweszbrieffe.  vocab.  theut.  {Nüriiberg)  1482; 
gewaltbrief  Hulsids  ausgäbe  von  1614  {in  der  ausgäbe  von  1596 
gewallsbrieff) ;  gheweldbrief,  diploma.  Kiuan  K4';  gewalt-brieff, 
lettre  patenti,  letres  patentes  de  quelque  prince  ou  seigneur. 
Rädlein  381';  gewaltbrief,  magtbrief.  Weidenbach  436';  gewalt- 
brief, im  oberdeutschen  eine  Urkunde,  worin  jemanden  zu 
einem  geschäfte  gewalt,  d.i.  vollmacht  ertheiit  wird;  wie 
z.  b.  ein  executerium.  zuweilen  auch  das  beglaubigungs- 
schreiben der  gesandten.  Adelung  2,648;  um  jedem  misz- 
brauche  einen  gewaltbrief  zu  geben.  A.  F.  W.  Mayer  Üya  Na 
Sore  4,  241 ;  gewalt-brief ,  m.  . .  power  of  attorney, . .  order  of 
arrest,  Warrant,  writ  of  execution.  Hilpert  1,  462. 

2)  die  form  gewallsbrief:  nu  si  sin  muter  zu  sölicher  krank- 
heit  komen,  daz  si  uns  nit  mer  nacbgefarn  müge,  und  hab 
graf  Fritzen  iiem  sun  soliche  ansprach  und  vordrung  so  si 
zu  den  obgenanten  von  Ow  habe  von  desselben  Schadens 
wegen  gegeben...  und  wer  daz  nit  gelouben  well,  so  hoft 
graf  Fritz  daz  kuntlich  ze  machen,  als  er  des  ainen  gewaltz- 
brief  zogt.  Eberhard  v.  Wirtenberg  entscheidet  in  Streitsachen 
zwischen  denen  von  Ow  und  graf  Fritz  von  Zolr  (1410),  monu- 
mente  Zollerana  l,  522  (s.  433);  als  ich  gen  Straspürg  käme  uff 
dünderstag  nach  sant  Lützigen  tag  da  schreibe  mir  min  herre 
hertzog  Otte  wie  daz  er  die  andern  der  Phaltz  rete  nit  zu 
mir  gesenden  moht  etc.  und  sant  mir  also  den  gewalzbrief. 
C.  V.  Weinsberg  {einnahmen  ..  register  von  1437— 3S)  90  Albrecht; 
da  begert  aber  der  Puchberger  durch  seinen  vorgenanlen 
furleger,  daz  der  gewallsbrief,  als  der  verlesen  ward,  bei 
unsern  hannden  beleiben  soll.  (Passau  1475.)  fontes  rer.  Austr. 
2,37,458;  doch  zeigt  (er)  kein  gewaltzbrieCf  gemeins  adels. 
bericht  über  die  Heidelberger  Verhandlung  vom  13.  Januar  1450, 
d.  Städtechroniken  2,389  anm.;  item,  man  sol  dem  amman  geben 
von  ainer  urlail,  ech  von  ainer  vertigung  ains  kouffs,  und  von 
ainem  ganltbrieff  zuobesiglen,  ain  Schilling  pfening,  und  von 
ainem  gwallssbrieff  sechs  pfening.  Grimm  weisthümer  1,232 
{St.  Gallen),  öfnung  zu  Tablatt  1471;  ob  iemant  von  wegen 
einer  zugehörigen  person  im  gesippte  des  gepluets  bis  in  den 
dritten  grad  in  recht  zeclagen  oder  zeantwurlen.  oder  icbts 
anders  rechtlich  zehanndeln  vermainte.  und  des  einleben 
sundern  gewallsbrief  noch  urkund  nit  fürbrechte.  der  mag 
von  desselben  wegen  gewalt  verpurgen.  oder  snnst  nach  not- 
turfft  versichern.  Nürnberger  reformation  (l479),  titel  2,  gesetz  3; 
darumb  gaben  Bernhart  min  bruder  und  Martha  min  Schwester 
mir  ein  gewalzbrief  von  irer  zweier  wegen  zu  vorziben. 
Job  Roh  BACH  {tagebuch  1496),  quellen  zur  Frankfurter  geschickte 
1,272;  also  wert  die  wal  und  hieng  lang  zeit  ehe  dann  es 
sich  schicken  wolt,  usz  Ursachen  das  der  gwaltsbrief  und 
stimm,  so  der  bischoff  von  Bomberg  uff  den  von  Honstein 
gesetzt,  ward  zugelaszen  und  gut  erkanl.  aber  der  gwalt 
des  bischüffs  von  Utrich  und  des  von  Brandis  ward  als  un- 
förmlich aberkhant  und  nit  zugelaszen.  S.  Brant  von  Hoensteins 
waal  249,  vgl.  narrenschiff  200  Zarncke;  gewallsbrieff  guter  zu- 
verkoutTen  und  zevertigen.  F.  Riedrkr  rhethorichscher  spiegel 
177';  item  sust  ieder  cleger  der  selbs  personlich  nit  erschinen 


5097      (iEWALTDROHL\N(.  —  «,LW  ALTEN 

iiiüg  in  niinilern  IrefTenlicIirn  sncbfn,  beslimpt  im  lewaltz- 
IrielT  bi  ainein  eid,  lib«  kraiickbeii,  herrenoot . . .  dudurch 
er  nil  wüI  und  frie  selhi  kuiiicn  nag.  t:o'.  tbtn$o  \;o'.  l'S 
V,  a,;  vuD  geaalt*  brielTi-n.  Tknclkk  ia/>nip««0«l  (l^il)  »':  ge- 
waltalirielV  von  «im  fürsleii  uder  oberliail,  dtploma.  Daiipodiu« 
340':  vun  geMulUhrieren.  wsrnemung  dai  io  nacbberOrteo 
gewultshrieren  nut  iat,  das  der  gewaltgeber  btbalt  bei  »eioein 
eiil  I)r8titiiniende  eelinft  nut,  so  ioe  Irret,  dai  er  aalba 
ml  Itüiiiuicn  miig.  Iluc  rhetonea  u,  formular«  Uvt$ch  lie*: 
gewullRbrielT,  diploma  ...  da  riner  von  ein)  fltriteu  erlaogl 
tewalteii  und  zexcijalten  da»  da«  aelbig  lulie  den  kniOt 
haben,  potestu$  eodiciUarii.  Maalck  rs';  dipioma,  «io  gewall»- 
brieff,  freiendabrielT,  auoderlicb  eio  bull,  oder  offner  f«r> 
•igieler  brieff  eines  fursten  oder  oberkelL  Faiiioi  42t*:  ge* 
wultibiieff  von  eiin  fürsten  oder  oberkeit,  protuiation,  di^omt, 
lettres  patentes  d'un  pnnce.  HuLilua  (Ii90)  G3*  (»  dir  tu$güb« 
von  1614  gewuitlirief);  du  Faului  autztube  mit  gewalubrieffen 
gen  Damascun,  die  Christen  gefenglich  rinzuzieben,  und  uml>- 
bringen  zu  lassen,  (•rüttir  erkldrmng  d^r  tp.  Pauli  an  du 
Rönur  4M;  diplomi,  freibeiilirieff  oder  geMalisbrieff,  so  von 
fürsten  auff^-rben  oder  versigiel  werden.  Ambbosius  Qikpimos 
443*;  gevvuitsbrielT,  diploma,  litera»  publicat,  tigne  rtfio  muniU« 
tl  sanetae,  autoritates.  Hknisch  160,!;  gewailsbricT,  diploma.  GOaT* 
LKa2,*4*.  (bfnio  SfiKsta  151.  Alna  SM*.  BAiaa  }Mi.  Wiisaami 
1.S7.  nouveau  dict.  du  voyag.  145*  {Itttrei  patentn).  VedEaoni  7S*; 
gevvaltslincf  (der),  die  gewalt,  die  volhnacbl,  a  letttr  ofaUomtp, 
a  Warrant,  an  aulhentie  power.  Uut  seh  -  engl,  vft.  (iTis)  :e8; 
genaltsbrief,  diploma,  mandatum.  Ktatcn  ISO;  gi-wallsbot  ist 
procurator,  welcher  eine  vollmacht  hat,  die  man  den  gewalta- 
hiilf  munet.  Estuh  3, 1314:  gewaltsbrief,  mandatum  proeurttoni. 
H.tLTAUs  087;  des  geleiclin  wiHer  den  klager  oder  sein  gewalts- 
liaber  oder  den  gewallspiief  das  ist  procuratorium  oder 
mandatum.  erkldrung  der  oidnung  im  Über  ]udieiariu$  bei 
ScKCSENiiEnc  eorp.  juris  germ.  2,  l,  161. 

GEWALTDHOHONG,  f.:  bei  Kar!  vno  Zweihrflcken  ... 
auclite  karl  Theodor  sich  zu  entschuldigen  mit  seiner  hilf- 
ond  ratlosigkeit  gegenüber  den  Osterreichischen  gewalt- 
drohungen.  Frutz  preusx.  geschickte  3, 182. 

GEWALTEN,  verb.,  verstärktes  walten  s.  d.  vgl.  oben  $p.  4911. 
der  entwicklungsgang  dieses  terbums  wird  durch  formen  und  Ver- 
wendungen gtkrtust,  die  unter  dem  einfluss  des  Substantivs  gewalt 
oder  der  ableitungen  gewaltig,  gewalligen  {s.d.)  stehen,  hierher 
yehört  die  ublOsung  der  starken  /lexion  durch  die  schwache  und 
die  Verdrängung  der  ursprtingUchen  bedeutuiig  'maeJit,  fürsorge, 
aufsieht  ausüben  über  jemand,  verfügen  über  nne  Sache'  durch 
die  jüngere  bedeutiing  ^bezwingen,  vergewaltigen,  mit  der  das 
verbum  in  die  neuhochdeutsche  periode  eingetreten  isL  anders 
lu  biurlheilen  ist  die  rerdränguny  des  ursprunglichen  genettvs  des 
objects  mben  dem  veibum  durch  den  dativ  und  accusaiiv  retp. 
die  Unterdrückung  eines  objects  durch  absoluten  gebrauch,  der- 
artige Verschiebungen  sind  auch  bei  anderen  verbis  belegt,  die 
ein  genetivobjeet  angliedern  {vgl.  s.  b.  gewähren  oben  sp.  4827) 
vnd  fordern  in  unserem  fall  ihre  besondere  erkldrung  noch  des- 
halb, weil  schon  der  älteste  gebrauch  des  verbums  (vgL  augclsdchs, 
gewealdan,  alls.  giwaidan)  auf  das  genetivobjeet  nicht  beschränkt 
ist.  alle  diese  unregelmässigkctttn  und  abweiehungen  suchte  man 
bisher  ton  einem  punkte  aus  zu  erklären,  indem  man  swei  ver- 
scliudene  verba  gigeneinander  abgrentte:  an  älteres  stark  flectierttt 
lerbum  mit  geneliv  des  objects  und  ngentr  bedeutung  und  eine 
jüngere,  schwach  flectinte  obleitung,  die  ihre  bedeutung  vom  Sub- 
stantiv erhält.  Laibman  (sunt  Iwein  1568)  glaubt*  dabei  in  den 
Schwankungen  der  rection  genügende  anhaltspunkte  su  finden,  das 
mitleUiochd.  wb.  (3,  474*  und  476*)  hielt  sieh  seineiseits  mehr  an  dm 
untirschied  twisdien  starker  und  schwacher  fiexion  und  Leih  1,9*S 
•ctidrrum  erachtete  die  gegensälse  in  der  bedeutung  für  ous- 
reichend.  in  Wirklichkeit  versagen  die  gliederungsgründe,  sobald 
man  su  tu  vereiniijen  sucht,  die  schuache  flejnon,  die  sich  jt 
beim  einfachen  verbum  durchgesetit  hat,  läsit  sieh  für  gewallen 
suersl  an  der  alleren  btdeutung  nachweisen  (G.  gewaltocbt  in  der 
stau  gesta  Rom.  3).  wie  wenig  die  Schwankungen  in  der  construction 
ausreichen,  wird  sich  im  folgenden  xeigen,  und  so  bleiben  nmr 
die  gegensätse  in  der  bedeutung  übrig,  die  uns  twar  den  einfiust 
wiederspiegeln,  den  die  beJeutungstiitwicklung  des  subslauttrt  auf 
Ute  des  verbums  gewinnt,  die  uns  aber  hier  ebensowenig  wie  dort 
berechtigen,  ohne  weiteres  verschiedene  b:ldungen  anzunehmen. 

i|  das  verbum  ausserhalb  der  nachweismren  tinßusispkirt  des 
Substantivs  oder  seiner  nbUitungen;  die  grundbcdeutung  unditrn 
näeksiliegende  entwicklung. 


GEW  ALI  LN   1  (gewalt  haben)  5098 

•)  tUkHkitulMht  ftn9it:  güvialtao  üaarr  l,W7,  ifL  Mff^ 

säehsiuh  gewealdau,  rufe,  hate  pcmtr  99er,  fmm^ni,  tontrclf 

cause,  s.  Boswroate  »ngh-uxom  äset.  tU\    re  4er  genel».  der 

aetusaliv   und  der   inUnmenHHi  neben  dem  mrbum  b*U§l  tU. 

a)  mU  genettv. 

tj)  der  person: 

•A  «ido  «A  U  k«r|ioc*« 
ebar  »1  tkal  laadtkepl      lia4lo  ci«*l4««. 

HeHmmä  U4  (CaHomimniu  i  ll«4l  M^tneemeh}: 
ibA  scolda  ikero  «larca  ti«al4 
4csR  it  trblwar4  -.      iM  «a»  ArcbalaiM  liau« 
tierllo(o      ti«lnb*rsa4«ro: 
ib«  tcolda  nmbl  lileruMUM     Jedaa«*  r«lk«e. 

»•lOd««  |ll>aliiao.  767.  eben»«  .60.  294».  lÜls 
iha(  luntlb  bUr  ilbalia*.  leb  eufllo  «üb  ckweltM 
lob  MlUto  paradua*,  mit  (Iwolii  tbar  IrtciM«. 

Otmi»  «.«.Mi 

sA  er  dat  aliez  kelAol  onde  er  arnero  ao  verro  gewailel, 
dara  oflb  slget  er  unde  sluneL  NoTica  {fmim  a)  bet  Harrtau 
2,47*  (CNM  dominatus  faerit  pauperum,  tfl.  tutk  U>*  •!!«•  tlatw 
lieodo  waltet  er). 

1))  0141  unpersMichtm  genettv: 

bwlll«  iban  liudfcepi      Isodes  scoldl 

widost  fiwaldsn.        llelSümä  ii,  tbrnto  IM.  MI. 

pldlu  »eal  lau  bsirao  dsr  blallts  bluttiliiL.    Meartui  49: 

Laisru»  «a«  b«  b«uii, 
lag  la«  dago  gabwillkaa  ai  Hiam  durvo  foraa. 
...        nl  bb6»I«  ibar  In  cuflaao. 

na  b«  nl  aiabta  gablddiaii.     ibai  man  !•■  iba«  brAda»  tfcara4 
gidragao  «<i|di.      iba*  tbar  rao  ibann  dUb«  aldcr 
aoiral  OBdar  Iro  fitl:     ot  otabta  iaa  tbar  «alg  tiumu  wardM 
ras  ibasBu  b«roa(oo.      Iba  ibaa  kOaaa  glwold.     Hets^md  MUi 

ibae  aiaai  ala  ao  ibaai  lludoo  flio 
diuroro  aaddoio,      dAduo  all  lA  «la  blguaDua 
—  oa  tlwaldaa  Iro  wIIIIod  —  diduo      »A  «Ido  cAd 
tbon  lludoo  aflar  ibam  laodo.     ibai  ala  *ulica  lug isa  wttitm 
ababbiao  bo  ibao  beiagao  drobUo.       baM. 

ihe  «ai  «r  »A  Baoagaa  dag 
lidwasiBoo  bllamod.       ol  mabu  b  Ikbaaao 
«Ibt  gewaldan.       2101. 

ao  weKr  dero  f6ozo  gewalteodo  glt  aode  aade'^r  der  *• 
oegewaltet  tpedibus  tncedm  roirat).  Norsaa  Boetuse  xt*; 

aA  «grobiful  \».      tbo  tbar  alUa  gawaldid.    Mttitn-:  AMI; 

thet  tib,  (bat  ibu  aa  glwaliat     job  wg|a  aaa  gtkaltoo. 

ÜTrai»  4.37, 13  (Fr»taMffor  A«o*t*r..  As  dm 


•nd«rii;  waUea). 
ß)  sonstige  eonstructionen. 
1))  veibindung  mit  reflexivem  ateutatn: 

(o  eicun  dali  tioe      Ion  voo  drabiiaa. 

gell  Ulu  follon      ihurub  tban  guatao  willen. 

want  er  ihaj  ubila  Urroeld,      job  ■(  gare  ibaoa  aoold: 

Ibat  guaia  ttaii  gibaliao     job  mag  alb  ba(  giwalua. 

Otsaia  A.2A.M. 
2))  mit  persönlichem  dattv; 

ik  farglbu  ibl  bimllricaaa  elotilaa, 
ibai  Ibu  mAai  afiar  ml  allun  |i«aldaa 
krtsiiouai  folke. 

H'liiinU  9073  (Moneeemtit;  waldao  CrfloMOOM). 

3))  «nfarordnun^  tintr  inUnitinerbindmng : 

mi  babbiat      ibl  ibasa  liudi  fargekaa. 
warod  Judaono,      ibai  U  giwaidan  mom 
«A  ihik  10  »pildlaoaa      ao  «poroa  ordo. 
tA  ibi  quallianoa  ao  chkolum.    Iltliame  SMS. 

b)  miUelho€hdeuttcke  periode,  vyL  «Ad.  «A.  t,4VC.  Lon  !,#». 
974.    n«<Alraf  t07:  9fL  metteimiederitwtuk  faanHw,  fi»>ldM. 

t.  Verwijs  und  VkBaaa  S»l<n#.  OsMaaBS  1,AM#. 

n)  «tl  genettv.    dt  pirsioBsAe  olyai«  wird  dimm  tmm  kkt 
früh  enttogen  und  ut  auf  annnämefilk  AcacArAnif 

ar  lia  «I  solbeo  M  bUioo.  or  ol  «olt  Iro  so  acolcbiAa; 

It  dubl  in  auoia.  die  «r  fri  fosu. 

üb  er  die  tp  «caiche  uit  dorcfc  dakolB  iro  o««o 

or  woll  li  glwialuo  Ir«. 

tameiü  {Wiener kemdatkritlh  a.  fiiadgioUa  S,7«.M^ 
afC  Diemer  IU,9. 

holto  «bAo  aioiBO 

Ir  oyfbr  alo  ArAchaaB  . 

aio  wAfOB  BBtrew— BOB 

obA  golBBbMB  nm  Alo  broBBoa 

uBd  OB  Alo  boaaao  im  «olAo. 

Aoa  aAalo  Ir  gowalAo 

Alo  (««»«aiAitfi  Aori  lAvtliaoAo  aciaioroctoll, 

der  aa  1b  wlaio  alao  hnti 

darah  taagoc  AaaAo  piao. 

waa  alo  wwoa  aiao. 

Aoa  aaackio  or  ait  in  kakaa  pkllcbi. 

A.  T.  HtLaia<T*aT  >r»4««  M  BecAalate. 

Ign9«r  bteiibeu  taliAf  fearfttoerAiodonym  Artai  tinfeekem  sorAaai 
in  Aro/I,  VfL  EaiaRaaT  t.  Earvar  BoancA  aai  Ana«|aade  ma, 

•20* 


5099  GEWALTEN   1   (gewalt  haben) 

passional  298, 4,  Küpke  u.  a.     zahlreiche  beispiele  liegen  dagegen 
für  den  geneliv  des  unpersönlichen  objecls  vor: 

do  . .  . 

Otto  des  rikes  wol  gewelde 

uade  gebode,  dat  men  vesten  vreden  beide. 

CvERUARD  di^  Inndalione  .  .  Gaiideshemensis 
ecclesiae  bei  Leibmz  scripl.,  ter.  lirvnsv.  3, 166% 

«.  SCUILLER-LÖBBBN   U.  a.  O.f 

du  spräche,  übe  wir  den  {den  suntach)  behielten, 
wir  paradises  gewielten. 

Etiulied  3,6  (MÖLLENHOFF-ScHBRER  denkm.  P,  79); 

dat  se  mit  gode  des  ewighen  levendes  ghewelde. 

hVKRUARD  (liei  Lkibnix  Kciiiit.  rer.  Bnmsv.  3,  166') 
V(il,  ScHiLLER-Li)BBRN  a.a.O.; 
boubet  unde  hals  gie  im  vil  raste  entwer, 
leht  als  einem  der  des  libes  niht  gewalten  mac. 

Nbiduart  60,57  Keim: 
du  mohiis  baj  bewenden, 
woldistti  hine  senden 
dinen  michelen  tresem 
da  du  Imer  solt  wesen, 
da  worder  dir  wol  behalden. 
liejistu  Is  got  gwalden, 
daj  ne  dorrte  dih  nit  geruwen. 

llARTHtNN  com  glauben  2579  Maszmann; 
het  er  nu  tiurne  goldes  vol, 

da  muoi  er  von,   aide?  von  im,  er  mak  sin  niht  gewalten. 
we  dem  herzen,  das  des  guotes  zileklichen  gert. 

DER  IJARDEGGER,  s.  »linnesiiigev  2,135*  v.  d.  Hagen; 

so  sie  sich  verwilde. 

drier  bilde  sie  gewielt. 

an  einem  vogel  ei'  sie  behielt: 

zeinem  boume  wart  sie  dan 

da  hangt  er  mit  den  armen  an. 

A.  V.  Ualbkkstadt  24,176; 
ein  cruce  von  Constantinopel  is  hir  beholden, 
des  woide  ek  iwer  gerne  von  di  ghewolden. 

EvERHARO  bei  Lkibmiz  scniit.  'er,  brunsv.  3, 156', 37, 
vgl.  ScHiLLER-LÜBBEN  a.  a.  0,; 

swer  sine  sele  Verliese  hie, 

dem  muge  ^näde  dort  gescbie, 

unde  swer  sie  hie  behalte, 

der  muge  ir  dort  niht  gewalte. 

Hkimr.  V.  Krolewitz  vaterunter  2427; 

Isääc  erchom  so  harte, 

d;ii  er  negewielt  siner  worte. 

vil  michel  vvunier  in  genam, 

wie  doj  scolie  sin  getan, 

er  cliot:  "wer  ist  da,  werigot? 

du  hast  mich  unsanfte  irwecböt*. 

Wiener  yenenis  2374  Piper; 

wir  ti^n  dich  noch  gewalten. 

vil  weriliclier  eren. 

wil  du  deinen  mQi  oberen. 

ze  müjnlichem  »inne.    das  Jüdel,  bei  Hahn  131,36; 

duo  hiej  er  si  wisen 

zuo  dem  vrönen  paradise, 

da;  sl  da  inne  wären, 

des  sinen  obsces  nhlngen, 

unt  uh  siu  da<  behielten, 

vil  maneger  guäden  si  gewielten. 

EtZulirU  4,»  (MÜLLENHOFF-SCHERER  de/i*»!.  1',  81) ; 

dat  se  mit  gode  der  ewighen  ere  ghewolden. 

EvERUARD  bei  Leibniz  ycript.  rer.  Brunsv. 
3,  157',  20, 
SU,  so  machstu  wol  siner  bulde  ghewolden. 

163',  T2,   Vyl.   SCUILLKR-LÖBBEN    u.  u.  0.  ; 

die  sterkeu  nimpt  man  zwivaltkleicb, 

die  erste  macht  die  liibe  reich, 

die  scbol  man  schaczen  Tür  kein  tugend.  . . . 

die  ander  vestnet  gar  den  muot, 

sen  ist  ein  zarleu  tugcnt  guot  ... 

die  ist  die  vordrest  und  die  best 

an  edelcliäit  mit  ganczer  vest: 

won  wer  ii-  nit  eiiwil  gewalten, 

der  mag  die  andern  wench  behalten. 

WiTTENWEiLKB  der  ring  29^  39  Beckstein. 

ß)  andere  füfjungen. 

l))  der  accusativ  des  objecles  ist  zwar  nicht  sicher  belegt,  wurde 
aber  vorbereilet  durch  Verbindungen  wie:  von  diu  warn  wizzin- 
lichen  diu  zewai  gcmachede  salicb^  die  nie  debeinir  siabte 
bosboit  gewieltin.  speculum  ecclesiae  89  Kelle. 

2))  mit  persönlichem  dativ: 

alsz  dit  der  frouwen  wart  gesecht, 

daz  dit  der  ritter  hatte  getan, 

si  liesz  den  ritterligen  knecbt 

heiscliin  unde  vor  sich  gan. 

si  gab  im  nicht  den  aldeu  grusz; 

si  sprach:  ich  musz  dich  laszin 

unde  nimme  wesen  din  genosz  . . , 

erst  hattich  gebotin  dir  .  .  . 

dez  hastu  nicht  gehalden. 

ge,  kum  nimme  da  ich  bin, 

ich  kau  dir  nicht  gewalden. 

E.  Cersmx  der  minne  regel  313&. 


GEWALTEN  2  (gewalt  ihun)  5100 

3))  mit  objectsatz: 

doch  soltu  nicht  gewalde, 

da;  min  minne  kalde 

noch  sich  von  ir  scheide, 

wan  mich  und  sie  beide 

soltu  von  der  minne 

tun  geliche  brinne.    A.  v.  Halbbrstadt  33,  33. 

2)  das  verbum  beeinfluszt  von  dem  enlwicklungsgange  des  Sub- 
stantivs oder  seiner  ableüungen :  die  bedeulung  ^zwingen ,  ver- 
gewaltigen', die  belege  greifen  in  die  mittelhochdeutsche  periode 
zurück  und  reichen  in  die  neuere  spräche  herein;  mundartlich 
leben  noch  heute  Verwendungen  fort,  flexivische  merkmale  geben 
gerade  hier  keinen  anhaltspnnkt.  das  einzige  Präteritum,  das 
belegt  ist,  weist  die  starke  flexion  auf  {Gregorius  1446  tn  der  ab- 
schiift  Scherz-Oberlins) ;  ein  Zeugnis  für  die  schwache  ßexion 
(Ercc  1247)  beruht  auf  einer  conjeclur  Lachmanns,  auch  die 
rection  führt  nicht  ganz  auf  sichere  Unten,  denn  obwohl  der 
objectivc  geneliv  durch  die  bedeutungsänderung  allmählich  zurück- 
gedrängt wurde,  stellt  er  sich  anfangs  doch  auch  hier  ein. 

a)  mit  geneliv:  der  förster  ist  oucb  gebunden  von  sime 
ambacbte,  das  er  sol  rainer  frowen  walt  behüten  . . .  und  ist, 
das  er  jemand  do  inne  vindet  buwen,  den  sol  er  pfenden; 
mag  aber  er  sin  nit  gewalten,  so  sol  er  in  rügen  miner 
frowen.   Grimm  weisth.  1,678  {Unterelsasz,  Sundhaus). 

b)  mit  dativ  {gelegentlich  bleibt  die  frage  offen,  ob  nicht  accu- 
sativ vorliegt): 

ein  dinc  ist  clagebeere: 

Sit  Minne  kraft  bat  so  vil 

da;  si  gewaltet  swem  si  wil 

und  alle  künege  die  nü  sint 

noch  lihter  twinget  danne  ein  kint, 

so  ist  si  einer  swachen  art, 

da;  si  ie  so  deumüete  wart 

da;  si  iht  boeses  ruochet 

und  so  swache  siat  suochet, 

diu  ir  von  rehte  waere 

smsebe  und  utimxre. 

HARTHANri  VON  AuB  Iwcin  156$; 
gejustiert  ich  ie  wider  den  man, 
dem  gewielt  ich  an. 

liipiioriiix  (uaclt  der  le.fart  Schert-Oberlins 
gegen  da  gev&lte  ich  nie  an,  vgl.  Lachmann  1446); 
6  danne  er  jsehe,  da;  wir'm  hier  an 
gewalten  unde  unrehten, 
ich  wil  6  mit  im  veliten. 

GoTTFRiD  VON  Strassburg  Tristan  11307  (nach 
hunUbClir.  W,  wälirenU  M  u.  H  dfn  acc.  zeigen, 
vyl.  Germania  17, 392 /f.). 
fraglich  sind:    sit  lob  ungewarnet  was, 

wann  er  enhörte  noch  «>nlas 
die  niuwen  6  noch  die  alten, 
wie  mag  uns  iemen  gewalten 
da;  wir  län  tugent  unde  got. 

Thomasin  V.  Zirclaria  der  welsche  gast  6208, 
vgl.  Lexer  naclUrng  210; 
man  sol  der  vrounen  minne  ervlebeu,  . . . 
man  sol  ir  minne  niht  gewalten, 
man  sol  sich  in  ze  dienste  valten 
mit  triuwen.        minuesiiiyer  3,439*  v,  d.  Hagen. 

c)  mit  präpositionalverbindungen : 

stiure,  edel  ritter,  dinem  munde, 

da;  er  din  lop  iht  jage  ze  gründe; 

wol  gedenke,  wie  sere  ein  über  mündik  ros  ze  schiuheu  ist: 

ist  e;  des  mundes  ungehalten, 

so  enmalitu  niht  mit  im  gewalten, 

e;  treit  dich  vil  liht(e)  an  die  stat,  da  du  ungerue  bist. 

miuneöinger  3,437'  v.  d.  Hagen; 

di  engel  Potestates 
gehalten  sind,  da;  ist  ir  nara,  . . . 
wa;  wider  got  gewallen  wil, 
da;  wirt  von  in  vertriben. 

SucHENwiRi  4l,llö8  {die  sieben  freuden  Maria) 
Primis-ier; 
lieber  vriunt  min 
ei  ist  an  iu  vil  ^ol  schin, 
da;  nach  vroun  Eniten 
iwer  herze  begiinde  slriten 
so  sere  unde  ringen  . .  . 
da;  ist  sit  niht  behalten. 
ir  enwelt  mit  ir  gewalten, 
so  bat  sie  verdienet  da;, 
da;  an  iu  minne  und  der  ha; 
nimer  sich  geparrieret. 

ÜErNRicii  v.  D.  TÜRLIN  krone  24560  Scholl.    ■ 

d)  mit  accusativ  (vgl.  unter  b):  wer  ichl  begreiffe  daz  wendeibere 
si  daz  ensoile  her  nicht  von  eme  lassin,  her  ensule  iine  di 
folge  thun  bisz  an  di  stat  dor  her  ine  gewaldin  mo^je  unn 
sal  en  antwortin  dem  keiser.  wer  dez  nicht  enlhede  belindet 
man  daz  an  dem  so  hat  he  sich  gegebin  an  (es  keisirs 
hant.  mag  er  en  aber  nicht  gewehiigen  so  sal  hers  dem 
keiser  meldiu  {usque  ad  lucuni,  ubi  eo  poliri  queat  . . .  quodsi 


6101         GEWALTENER  — GBWAI.TEniN 

vtTO  tju$  eompoi  fieri  ntqutat).  türiantt  in  kltntn  koiterrtchU» 
7,m  nach  SeticiKNiiRttG  eorpu$  jurti  Cerman.  l,&]  (kW  Lrok- 
MAHN  nach  der  Fuläaer  handtelir.  btidtmal  gaweldigeo) ; 

Inn  dem  träum  mir  ertcbln 
•lii  ub«r-giawi«inb>  llilfr  . . . 
Min  hall  umbringen  obtn 
•In  elixrtn  knian  btt. 
dann  ileh  bangan  Ibat 
ein  durchtlchtlgar  galil 
dai  er  ichnliiel  und  iralil, 
doi  tlilttr  XU  wliler-barieii, 
XU  lernen  unnd  xu  gwallen. 

II.  Sacmi  (men*eklUii  heuUr  äaä  BektiUekit  ikitr) 
S,4U  Hrller: 
ml.:  war  doch  nit  lo  krafilg  und  iiarek, 
da*  er  den  haien  mooiii  erbaltan. 
gi-relen  und  entlieh  verKwalien, 
lOnder  der  bai  riM  ilch  mil  gwali 
vom  hOiid.         (i<«r  all»  hunU  mi<  («in«iii  k#rra) 
fabeln  Hmd  ieh»4»k*  3. 130; 

ihr  woliuit  gewaltet  mich.  pod.  v*rant».  Cl; 

Suianna  mit  liutirr  itini  ichral  und  »praeb: 
hellTi  hnllTi,  mich  wclleni  dl  allen 
ble  In  disem  giften  gawalien  I 

$pul  t.  tt.  SutumnB  ( WUttfr  hamUcktift) 
1.  Germanim  n,S43*; 

gewaltcD  «.  aet.  gewalligen  oder  virlmebr  gewalt,  nolbtwang 
gegen  jeiiiamlrn  anwenden  (Btrntrfclm  oberland).  STALOca  3,4)9. 
e)  a6toiu<rr  gtbrauch.    unterdrütkung  des  objtcU: 

minne  niender  »Ich  entlialdel 

in«  iriuwe  und  »ixien  muol. 

«wer  diu  nllil  xnmmen  valdat, 

all  AI  vll  nunc  valtcher  luot, 

din  l>l  minne  niender  bi. 

er  unruogct  und  geweidet. 

awer  gibt,  di|  di  minne  li. 

Ulbicii  ton  Likchtinitiin  frautnJIitiut  419itOt 

nach  dem  jetzt  die  grlnimigen  lawan 

all  Ihler  fi»i  tniticn  und  bedrawen 

und  mOiien  taiitien,  wie  »ie  preilTen, 

In  weidlich  aiilT  die  hiuben  greiireo, 

da*  haut  und  her  olTt  rollen  nach, 

mit  irer  Ijraniiel  und  räch. 

mit  wüten,  loben  und  gewallen 

all  ibier  lo  trutxlich  iinderhalten. 

vor  Irem  grewel  mOsien  streichen  . . . 

B.  Walou  Eioiua  2,2««. 
GEWALTENER,  m.,  i.  gewalter. 

('•EWALTEll,  m.,  nomrn  agtniis  su  gewall,  gewalten,  dai  nur 
aus  niedtrdeulschvn  und  uitdtrl.  qutllen  belegt  ist  (geweider), 
/nr  das  oberdeutsche  gebiet  jedoch  aus  der  movierten  form  ge- 
walterin  (s.  d.)  erschlossen  werden  kann,  di»  mitleltwchdeuttche 
peiioile  bevorzugt  eine  anders  geartet»  bildung:  gewaltes^ire, 
vgl.  mhd.  vb.  3,4'7'.  I.kxes  1,974,  vgl.  auch  ge»  altscher,  neben 
geweldcr  wrisfn  niederdeutsch»  denkmdler  auch  die  form  gewel- 
dener  auf:  den  strateoroTern  eder  geweldeoeren.  old,  urk. 
1445;  mit  den  viaoden  ofT  deit  stratenrüTern  eder  gewelde- 
DereD.  IMt  bei  SciiiLLeR-LfBBEN  2,  lOO;  geweider,  der  gewalt 
iiht,  fergewalliger.  de  riibter  des  reclites  hevet  ghedodet  den 
ghewelder  des  rechtes,  bok  d.  bitn  19S'  be\  ScniLLca-LraaBM  :>, 
nachlrag  141;  gcweldere  . . .  1.  machthebber ,  machthebbende, 
oppermechtig  gebieder.  2.  geweldtnaar,  iemand  die  gtweld  pleegt 
of  gepUegd  heefl.  Vsawus-ViihOAii  2, 1878;  gewelder,  macht- 
hebbende om  als  overweldiger  te  handeltn.  OuDenAMa  3, 6&7; 
»ir  Friedrich  von  goltes  gnaden  römischer  keiser  ...  be- 
kennen öflTentlicIi  mit  diesem  brief  allen  denen,  die  ihn  sehen, 
lesen  oder  boren  lesen,  dasz  uns  die  ehrsamen  unser«  und 
de.«  reichs  lieben  getreuen,  bOrgermeisler  und  rabte  und  des 
heil,  reichs  stadl  Lübeck,  durch  ihre  ebrbabr  bohtbaben 
thiin  anbringen,  wie  sie  ...  mit  viel  schweren  lolien  auT- 
le);eD,  auch  taeglicber  und  mercklicber  koste  und  darletiunge 
zu  wiisser  und  zu  lande  der  anstossrnde  gewaiter,  und  sorge 
h;ilben  beladen  . . .  kaiserL  confirmation  üb*r  btfreiung  d.  ttadl 
Lübeck  von  dem  loU  in  tleckleHl>UTg  (1473)  bei  Wbstphalih  «um. 
med.  rer.  germ.  4,  los3. 

GEWALTEKIN,  f.,  movierte  form  tum  vorigen: 

oucb  vergle  sin  ^«nelich  ge.<rhiht 

die  sencden  Blanschelliure  niht: 

diu  was  oucb  mil  dem  leihen  ichadea 

durch  In,  al«  er  duich  it,  beladen. 

diu  gewiliairinne  minne 

diu  wai  euch  in  ir  »inne 

ein  teil  xe  stiirmeliche  komen 

und  ha'ie  ir  mit  gewalle  genomeo 

den  besten  teil  ir  miie. 

tiOTTraio  TON  ST*Ai<Buao  TrUtan  W9 
(viriuNic  gewaliigicriuDe,  *.  ä.). 

geweUlerinne,    mhd.    gewaltserinne,    maekiktbsttr ,    frMMbter. 

ViRnus-VtaDAM  -:,  IblK. 


GEWALTR8EB  -  GEW  ALTGEBER       5102 

GEWALTESER,  m.,  $.  lawalltr. 

GEWALTESEHTHEILKH,  m,:  wittr  tU  auek  di«  vom  b*> 
rObmteo  Bribtner  .  .  .  Ober  die,  M  4m  ■rilU«  firkhlM, 
nlilicheo  formen  dar  gedrucklro  f oiaiekiM  IMMCkl*  Mtfc» 
uurdige  rrinoeruni  anzufOreo  oAtif  . . ..  4»n  4i«  ia  tolct— 
gadrucklcn  gewalUn  beflodlirbro  aoTrr*iaodlieb«o  oai  ia 
laieiniacber  spracb«  geaetlan  kun*t«ort«r  n»4  kia«««!»  nu 
wader  TtmlmUch  aod  io  4aulecber  apracb«  §mtuHt  94ti 
dem  lawaltaierleilar  aufa  deullicbsi«  «rkllral  vtr^M.  «H 
mtrkungen  üb»r  die  »rntutrtt  hantfwler  reforwMtom  (I7&'.)  l,tM> 
GKWALTKOHREH,  m.,  mit  die  tuUttt  genannt»  büdmng  md 
gewall  IR  itr  bedeutung  von  TolloMckt  tmmrnmtwftattM, 
bildung  findet  in  dtn  oben  belegten  tkjßttmthim 
»nhallspunkt,  sie  trtU  m  b»Sf  wf  ktmßflUä  4m 
vtit  hinter  synonymen  wi»  f/tvnWÜkm  ißfm%Wi\  « 
ir;iger  {t.i)  lurück  und  iu  tmnidM  am  Sfkmiur  i9nkmUm 
beUgt:  io  dem  jar«  nach  der  gaburt  unscrs  berrto  im» 
Cbri<tl,  all  man  call  143«  jara  . . .  und  gestandan  la  ir  aaika 
pertoo  dar  edel  und  bocbinecblig  mann  berr  Ollolin  Iff, 
des  allerdurcblQcbtigiilen  furMeo  und  berreo  brrrn  Pkiliffaa 
Maria  Aiigli  bartzogen  zu  Mellaod  ...  ala  tin  banzogttai» 
lieber  clmmerer  fOr  denaelbeo  barUogeo  oad  in  sioem 
hott,  and  gewaltfOrer,  zu  aadeo  din  aackgaacMkaea  i 
bewart  mit  follem  gwall.  Tacastl  dkreaift  S,  ICI ; 
verbeissend  offrnlicb  die  obfeaaatea  dnrck  Ira 
boileo  und  gewaltfurer  daes  oader  droiebea  Mdaa  lailaa 
ain  und  weiea  sull  eia  galcr,  ewiger  und  aaswbrachacr 
fride.  IM*:  die  botien  und  gwaltfttrar  «Ur  aftaaalaa  irer  f»- 
meiodeo  band  ferbeisseo  und  gelokead.  tbimd».  wfL  Faiaca 
3,42o';  gewaltfabrer  ist  eia  ifcgaaiBdler  de«  fttreteoa.  Eeroa 
3, 1114;  gewall  fohrer,  printifk  ■eadelTia»  «•  i<yei«a.  BAtTaai 
•97;  gewaltfOhrer,  gawaltbaber  und  gewalltraftr  eiMl  la  dar 
grscbarts-ipracbe  einiger  gegendeo  fOr  betellMUfcligUr  fß- 
brlucblicb.  Hiv.iati  Aniibarbünu  63. 

GEWALTFOLLE,  /:,  vgU  gewall,  peiota«:  daa  keiaarthaM 
mit  seiner  gewaltrolle.  BictKB  meUgitdtKkU  14,  n«. 

(iEWALTFORM.  /,  n)L  gewalt,  vtoUnlt*:  iodem  die  ra- 
gierung  an  den  alten  einricblungen  rQttelte,  und  dca  ga> 
scbicbllicben  rechten  keine  scboouog  erwie«,  so  lange  aie 
keinen  widerst.-ind  fand,  wenn  dieser  aber  eintrat,  aackgab 
und  diese  rechte  wieder  in  folle  kraft  treten  liesz  eolataad 
ein  Dua  alten  und  neuen  gewaltlormen  gemiacble*  Terfakna. 
BECKBa  meltgetfhiehte  U,  83. 

GbWALTFREI,  adj.,  vgl.  gewalt,  pcU$U»:  der  politicua, 
und  rechts-geiehrte,  Werdens  auch  nicht  loben:  sondern  aageo, 
dasz  die  gräber,  bei  allen  netten  und  höflichen  volckero, 
der  unverstorlicheo  ruhe  gewidmet,  unversebrlicb,  ge«alifrei, 
und  gleichsam  beilig  geachtet  worden.  Eaaeaoa  Feaaciao  itr 
höllisch»  Protrus  396. 

GEVVALTGEBENO,  parttdptaUs  •ij.^  vevt  gevallgebcr  tmi 
gewaltgebung,  t.  d.  von  der  gestklotuntn  tbjtttwrbKiimaf  ge- 
walt geben  {vgl.  $p.  M«9/f.)  »ibgtUilH:  e  gwallgebeda  kopl  .. 
der  landammann  odtr  stctüulur.  Toaiia  AfptnuU.  ifntk- 
tchats  247. 

GEWALTGEBEB,  «.,  «eew»  «fr«*«  «"  der  «We  cralkatai 
mortverbindmug :  wamemung  ia  weliclwo  gcwaltakriefca  aal 
sie:  z6bebalien  beim  aid  daa  dar  gawallfakar  salke  aÜ 
knmen  mög.  F.  Riieait  rA«lfcarirticiir  ir«f«l  I»*:  fawaiU- 
brief  gon  Rotwil  werdend  zweier  gaetak  aataaMfea,  4m 
einen  wi«  bekennend  «ich  die  ge«all|akar  aader  ira  1^ 
sigelo,  das  ist  Ton  obero  bil<  off  dea  oDdertkoa  oaWf. 
170*;  mancher  durchtriebener  advocat  wei«z  «kk  wie  aiaa 
schlänge  zu  winden,  und  allerkead  aekiafHOcker  >a  ladta, 
und  seinem  gewallgeber  oder  vialaakr  4aa  laafel  latttk 
zu  dienen.  Scaifia  mtauck.  t,Ml:  ea|fa 
ciaiMiiid  raii:  daat  dar  fewaügakar,  allaa 
waa  der  gewaltiriger  kaadlaa  «rar^  Baaata 
101*  DitUm;  gewaltgebrr,  aiaadeaa,  iat  ia  Sackeaa  palafck 
EsToa  9,  UI4,  fft  •«*<*  HatTAea  «7:  fewa  l4iaker, 
Ronaaao-BwtToafr  IM.  «••«»  aewaaa  tfMaaaira  (j 
i7«3)S3a':  gawakfakar . .  an  I 
pemoo,  wcicka  eiaer  aodera  gewalt,  4.  i. 
en heilet;  der  pnacipaU  AaiLnae  S,ail:  geweHfakar,  aMgl- 
gtntr,  fitfitir.  Wai»a.<«BAca  «M^i  psrahftker.  ak,  gekuhia,  f. 
a  pmea  IM  fiaaa  a  yeaer  •fmmmp.  tufwn  I,  W :  Ua  aaf 
genebaüffMf  ikrar  kftckeica  taaellgafcara.  ew  4m  adra  4a 
IVjiiem  iJeetwiitmi  ea«  ittl,  «.  Dieraaeaca-Wctcata  i,«i9; 
der  fewaUfaker  iat  «ckaldifc  die  vcrkiad  ickkctica  im  erftUca. 


5103  GEWALTGEBEUIN—  GEWALTHABER 


GEWALTHABER 


5104 


welche  der  gewalthaber  innerhalb  der  schranken  der  ihm 
ertheiiten  vollmacht  abgeschlossen  hat.  badisclies  cmlyesetzbuch 
§  1998,  justizgeselze  für  Baden  l,  460 ;  auslugen,  svelche  der  ge- 
walthaber macht,  niusz  ihm  der  gewallgeber  ...  verzinsen. 
ebenda  (§  2001)  461.  über  solche  vereinzelte,  durch  den  Zusammen- 
hang nahe  gelegte,  Verwendungen  reicht  der  heutige  gebrauch  des 
Wortes  kaum  mehr  hinaus. 

GEWALTGEBERIN,  f.,  wird  bei  Adelung  und  Weidenbach 
neben  gewaltgeber  angeführt. 

GEWALTGEBILD,  n.,  vgl.  gewalt,  violentia,  s.  oben  gevvalt- 
bildung,  gewaltl'orm: 

da  blickt'  ich  auf,  und  auf  der  wölke  schwebten  schon 
im  gaukeln  lieblich  götterbilder,  buntgedrängt:  .  ■  . 
dort  triebst  du,  sprach  sie,  glänzet  üebesglück  empor!  .  . . 
doch  höher  steigt,  bedächtig  ernsten  herrscherblicks, 
ein  immer  vorwärts  dringendes  gewaligebild. 
dagegen,  gunsterregend  strebt,  mit  freundlichkeit 
sich  selbst  gefallend,  süsz  zudringlich,  regen  blicks, 
ein  artig  bild,  dein  äuge  suchend,  emsig  her. 

GÖTHE  (Pinidora)  40,379. 

GEWALTGEBüNG,  f.,  nomen  actionis,  gleich  früh  belegt  wie 
das  nomen  agentis:  gewall  von  eim  edelman:  vor  zweien  edlen 
gesetzt  und  gesworn,  das  er  nil  kommen  mög,  ein  aucht 
zerechtvertigen.  dis  gewaltgebung  sol  auch  von  eim  beltrisen 
beschehen  so  er  sich  uff  recht  usser  aucht  genomen  hat. 
F.  RiEDRKR  rhetho) ichscher  spiegel  I7l'.  ebenso  Hug  rhetorica  und 
formular  teutsck  lio';  auff  welche  gewaldgebung  der  sach- 
wälder  dem  richter  an  den  stab  geloben  soll,  an  aids  statt, 
solches  alles,  wie  obvermeldt,  stet  und  unverbrüchlichen  zu 
halten ,  auch  seinen  gewalthaber  dieser  rechtfertigung  alles 
kostens  und  Schadens  ...  zu  entheben.  Henneberger  landes- 
ordnung  (1720)52;  der  gewalthaber  haftet  für  angenommene 
Stellvertreter:  l)  wenn  er  die  Tollmacht  zur  aftergewaltgebung 
nicht  erhalten  hat.  bariisches  civilgesetzbuch  §  1994,  Justizgesetze 
für  Baden  1,  459. 

GEWALTGERICHT,  n.,  vgl.  gewalt,  violentia.  das  com- 
positum erscheint  in  einer  älteren  und  einer  jüngeren  bedeutung, 
je  nach  dem  syntaktischen  Verhältnis  der  compositionstheile. 

1)  die  ältere  Zusammensetzung  ordnet  gewalt  als  object  der 
thätigkeit  oder  befugnis  unter,  die  im  zweiten  theile  angedeutet  ist: 
gewaltgericht ,  an  einigen  orten  z.  b.  zu  Cöin,  ein  gericht, 
welches  über  zugefügte  gewalt,  d.  i.  über  thätige  injurien 
urtbeilet,  zum  unterschiede  von  dem  aintgerichte,  welches 
sich  nur  mit  schmähworten  beschäftiget,  s.  gewaltricbter. 
Adelung  2,  648.  ebenso  Voigtkl  versuch  eines  hochd.  handwb.  2, 79. 
Weidenbach  436';  gewalt- gericht,  n.  (obsolete  or  provincial) 
criminel  court  of  justice.  Hilpert  1,41)2"  u.  o. 

2)  die  jüngere  Zusammensetzung  zieht  gewalt  attributiv  zur 
Charakterisierung  des  zweiten  compositionslheils  heran:  neue  ge- 
waltgerichte  wurden  eingesetzt,  welche  entschieden,  wie  der 
herrscher  befahl,  und  welche  die  unschuldigsten  menschen, 
die  ihm  verdächtig  waren,  plötzlich  zum  tode  brachten. 
E.  M.  Arndt  Schriften  f.  m.  l.  D.  l,  234. 

GEWALTHABEND,  participiales  adj.,  s.  gewalt  haben 
sp.  5074/f.,  vgl.  gewalthaber;  gewalthabender  richter,  giudice 
competente,  juge  competent.  RXdlein  381*;  gewalt-habende  richter 
dieses  orts  (der),  the  competent  ordinary  justice  of  this  place, 
teutsch-engl.  wb.  (1716)  768;  gewalthabend,  potestatem,  Imperium 
habens.  Bayer  290;  es  sei  nun,  dasz  die  Vernunft  in  dem 
menschen  noch  gar  nicht  gesprochen  habe,  und  das  phy- 
sische noch  mit  blinder  noth wendigkeit  über  ihn  herrsche; 
oder  dasz  sich  die  Vernunft  noch  nicht  genug  von  den  sinnen 
gereinigt  habe,  und  das  moralische  dem  physischen  noch 
diene,  so  ist  in  beiden  fällen  das  einzige  in  ibm  gewalt- 
habende princip  ein  materielles.  Schiller  (iiber  die  ästhetische 
erziehung  des  menschen  24.  brief)  10,  364. 

GEWALTHABER,  m.,  nomen  agentis  zu  gewalt  haben,  die 
Zugehörigkeit  unserer  bildung  zu  dieser  objectverbindung  scheint 
sich  dem  Sprachgefühl  immer  wieder  eingeprägt  zu  haben,  des- 
halb hat  das  compositum  dem  aus  der  nominalcomposition  vor- 
dringenden fiexionszeichen  's'  auf  die  dauer  widerstand  geleistet, 
obwohl  schon  in  den  ältesten  belegen  die  form  gewaltshaber  bezeugt 
ist  (bei  Sender,  d.  städtechroniken  23,  286),  und  später  der  versuch 
gemacht  wird,  die  doppelform  zu  gunsten  der  bedeutungsdifferen- 
zierung  auszunützen:  gewalthaber,  dominator,  dynastes  .  .  ge- 
waltshaber, procurator.  Kirsch  com.  2, 150',  vgl.  die  schweizerische 
form  gewaltshaber  Schweiz,  idiotikon  2, 1774.  auf  die  gleiche 
thatsache  führt  auch  die  beJeutungsverschiebung  zurück,  mit  der 
die  neuere  spräche  das  absterbende  compositum  wieder  aufgefrischt 
hat.    die  ältere  spräche  knüpft  in  ihrem  sehr  häufigen  gebrauch 


durchweg  an  die  engere  bedeutung  von  gewalt  im  sinne  von 
'vollmacht'  an.  die  weitere  bedeutung  von  potestas  wird  zwar  in 
einigen  Spielarten  der  Verwendung  schon  vorbereitet,  entwickelt 
sich  aber  erst  spät  zu  allgemeinem  gebrauch,  so  wird  auch  in 
der  bibclübersetzung  die  Wortverbindung  'potestatem  habentes'  durch- 
weg mit  relativsätzen  oder  mittelst  des  adjeclivs  gewaltig  wieder- 
gegeben, erst  bei  Piscator  tritt  gewalthaber  dafür  ein.  diese 
späte  ricIUung  der  bedeutungsentwicklung  beherrscht  nun  aber  den 
neueren  gebrauch  völlig,  sie  hat  die  ältere  anlehnung  an  den 
begriff  'vollmacht'  ganz  zurückgedrängt  und  neigt  eher  dazu,  den 
bcdeutungsübergang  von  gewalt,  potestas  zu  violentia  auch  auf 
unsere  bildung  zu  übertragen. 

1)  die  ältere  richlung:  ankniipfung  an  gewalt  im  sinne  von 
hwllmacht'. 

o)  wo  diese  gewalt  aus  dem  machtbereich  staatsrechtlicher  fac- 
toren  flieszt,  ist  der  Vorstellung  einer  Übertragung  der  macht  meist 
auch  die  nebenvorstellung  ihrer  ausülmng  beigemischt,  die  sieh  je 
nach  dem  Zusammenhang  freier  entwickelt  und  zur  allgemeineren 
bedeutung  von  gewalt,  potestas  überleitet. 

a)  die  voistellung  der  Übertragung  der  gewalt  wird  durch  den 
Zusammenhang  festgehalten :  item  alls  docktor  Balihasar  Merck 
von  Walkilch,  kaisser  Karlis  obraster  secretari  und  folmech- 
tiger  gewalthaber,  vom  king  Ferdenando  zu  Offen  abgefergett 
ward,  ward  im  och  gewalt  geben  und  befolhen,  wider  in 
Thuczland  heruff  illes  zu  rilten.  Hug  Villinger  clironik  171 ; 
aulf  disem  reichslag  sind  hie  gewessen  personlich  44  graffen, 
die  all  in  rat  gehören,  die  andern  bischoff,  prelaten  und 
graffen  durch  ir  botschafft  und  48  der  stat  ratsgeben,  die 
andern  reich-  und  freistät  mit  bevelch  anderer  gewaltshaber. 
Cr.EMtNs  Sünder,  d.  städtechroniken  23,286  (Augsburg);  auch 
des  heil,  reichs  frei-  und  reichsstäilt  bottschafften  und  gewalt- 
haber hernach  benennt,  bekennen  auch  offenlicb,  mit  diesem 
abschied,  abschied  des  reichstags  zu  Augsburg  (1520)  s.  reichstags- 
abschiede  212;  wo  aber  ain  oder  der  ander  tail  des  beschwert 
zu  sein  vermaint,  so  sollen  si  zu  baiden  tailen  durch  ire 
volmechtig  gwalthaber  auf  erichtag  vor  sanct  ßartolomes,  des 
hailigen  zwelfpoten,  tag  schierist  künftig  vorgemelten  Statt- 
haltern und  rezenten  zu  Innsprugg  gegen  ainander  erscheinen. 
vertrag  und  abschied  von  Ulten  (1521),  österr.  weisth.  5,  164; 
damit  ab  diser  ehehaftsordnung  desto  ernstlicher  gehalten 
und  darwider  nichte  gehandelt  werde,  seint  für  diszmalen 
durch  ainhellig  hefundnen  ratschlag  dise  hernach  benambste 
ehrliche  mitnachpern  zu  bevollmechtigten  gwalthabern  .  .  . 
(irgenomben  und  erkiest,  ehehaftsordnung  von  Tetfs  (handschrift 
von  1631),  ebenda  3,7;  zu  iirkombung  beszerer  policei  und 
forcht  goltes  aber  ist  beschlossen  worden,  dasz  zwai 
erhahre  gerichtsmänner,  als  auf  ieden  thail  ainer,  auf  alle 
kreuzgäng  in-  und  ausserhalb  des  gerichts  zu  ordentlich  be- 
vollmechtigten gwalthaber  durch  den  richter  verordnet  und 
bestettet  werden.  Ordnung  des  ehehaftstaiding  von  Stein  auf  dem 
Ritten  (1766),  ebenda  5,  241;  erstens  solle  nebst  den 
anwald  ein  eigener  gemeinds-gewaltbaber  nebst  vier  viertl- 
meister  bestellet  werden,  gememdeordnung  von  Scharnitz  (1789), 
ebenda  3,  31;  ist  hierinnen  fürgenomen  und  beschlossen, 
wann  und  zu  welcher  zeit  der  gemain  dorfraaister  zu  Silz 
aus  rath  und  bevelch  der  sechscn  als  seinen  zuegebnen 
gwalthabern,  dieselben  selbst  oder  der  verordnete  essehei 
und  panmeister  von  gemainer  nachperschaft  nuz,  fromen 
und  ehehait  wegen  der  ganzen  gemain  gar  oder  ainstails  auf 
ainen  tag  oder  stunt  von  haus  zu  haus  zusamen  peutet . .  . 
ehehaft  und  Ordnung  von  Silz  (1616),  ebenda  3,  38,  desgl. 
3,81  (Untermiemingen  1618);  damit  die  Sachen  nach  und  nach 
desto  besser  in  guter  Ordnung  erhalten  werden  kinnen,  soll 
jedes  Jahrs  jährlich  ungefähr  um  Georgi  mit  vorwissen  der 
oberkeit  ain  tag  fürgenommen  werden,  darauf  die  burger- 
schaft  gemeinsamlich  zusammenkommen,  da  die  Ordnung  nach 
lengs  meniglich  zu  Wissenschaft  verlösen  zu  lassen,  was  für 
mängl  fürfallen,  anzuzaigen  vornehmen,  darüber  die  gebühr 
zu  schliessen,  insonderheit  auch  widerummen  zwo  gewalt- 
haber anstatt  der  burgerschaft  zu  verordnen,  bürgerschafts- 
ordnung  von  Sillian  (handschrift  von  1801),  ebenda  5,  577; 
wo  ainer  ain  gewalthaber  seczet,  der  nit  ain  angeseszner 
gerichtsmann  war,  derselb  soll  auch  mit  zvvaien  gerichts- 
männern  ain  bestand  thuen  oder  wie  vorstehet  an  den  stab 
angeloben,  landrecht  von  Kessendorf,  ebenda  1,35;  anfäng- 
lichen beschlossen,  dasz  nun  hinfiran  alle  jähr  vier  gwalt- 
haber, ausschüss  oder  dorfmeister,  . . .  allwegen  zu  hallender 
kirchenraitung  und  dann  (in  den  oslerfeir)tageQ  zween  marigen 


5105     GEWALTilARER  1  (hevollmäclitigler) 

erwOhlt  lind  fürgenuiiieii.  dorfordnung  ton  Sttä*r$äorf  ihani' 
tehrift  von  llHl),  ebtnda  b,  542;  und  ao  aiocm  roiiot- 
gerichl  lül  man  sin  umb  und  io  der  II.  itund,  sie  verknndrn 
dann  uiit  uinem  vogllierrm  oder  »inao  («wallkaltprn  ain 
anilers,  duz  sie  mui>(gfriclit  ie  an  ainen  morgen  oder  zr 
iilipiit  biibfn  wOlrn,  dem  lol  dann  6ch  nacbgegangeo  werden, 
Mie  obstuU  öfnung  von  Gtbhard$iril  (I4M),  mtitUiümtr  r>,  I4S 
Grimm;  item,  wo  doch  nit  oin  geecbworn  gericht  iat,  da 
«ol  dennocbt  nieman  urtail  gen  noch  ufbeben,  dann  die 
darzuo  von  oinem  vugt  oder  ainen  gewollbabern  geaeltt 
werden!.  140;  du  baben  die  komer  nacb  vil  erültn  acbadeo 
«on  den  Bairn  enbalb  Ina  mit  hiir  kOnig  Dielricba  alt  Ver- 
walter, gewnitbaber  und  vogt  kainem  Anailaaii  vertamlel . . . 
Annri^i  I,  M. 

ß)  du  voTsttllung  dtr  überlragung  der  gewaK  hilt  hinler  der 
wrtleUung  der  machtau$übvng  turück:  aucb  (locke,  galgen  und 
alle  geliebte,  also  da«  die  amptlude  und  gewallbabare  in 
dem  egen.  miirclite  zu  Scbolten  ricbren  sollen  Ober  all«  aacbeo 
die  in  dem  marckte... geschehen.  (13^)  HaltausMO;  Obresler 
fi-ltbauptmun  des  römischen  reicbi<,  Titus  Vespa^iaoos  kaisrr, 
von  got  aiigezai|;l  geweicht,  obrester  pinchof,  gewaltbaber 
der  gemuin.  Aventi.i  [batnuht  thronik)  4,  MI;  römischen 
reicbs  Verwalter,  Nerva  kaiüer,  angezeigt  geweicht  von  gol, 
der  g'muin  g'wollbaber,  burgermuisler  zum  andern  mal,  valer 
seins  hainiata  der  .«tat  Itum.  M*:  dem  Abreiten  veltbauptman 
kaiser  Traiano,  von  got  geweit  und  geweicht,  Qberwinder  der 
Teuttchen  und  Goten,  pu|>!«t,  gewaltbaber  der  g'main.  V>i; 
Lucius  Papirint  Cnrsor,  obemler  gewall baber  der  ROmer, 
wolt  haben,  wie  er  den  Fabium  Rutilium  mit  gerten  gestrichen 
bell,  man  aoll  ihn  darzu  mit  der  azt  auch  richten.  Fao:«»- 
PERCia  krieg$bueh  3,  199';  als  hat  mon  flrgenomen,  ainen 
gemainsausschus/  von  zwOlf  personen  zu  setzen  und  zu  ver- 
pOicbten,  welicbe  mit  und  neben  denen  ordinari  gewaltbabern 
alle  gemeine  vorrallenheitcn  zu  verordnen  und  zu  bescblieszen 
...  begwaltigt  und  berechtigt  üein  sollen.  Ordnung  von  Tarrent, 
öiterr.  weiith.  :i,  168;  ilaraiifliin  bab  ich  von  oberkeits  wegen, 
neben  und  samt  denen  gewait-  und  befehlshabern,  auch  aus- 
schu.sz  mit  einhelligen  roth  hernach  folgende  pfanlung  för- 
genomnien.  durfreehte  von  Itchi/l  (1569),  ötterr.  »eisth.  3,193; 
und  üb  sich  aber  der.<telbig  nit  pfenden  lassen  wolle,  und 
dem,  der  ine  gepfenl  hat,  pöse  ungeburliche  wort  geben 
wurde,  der  soll  es  den  gwaltbabern  iedes  orts  anzaigen. 
bannding  von  Atehau  {\b90),  ebenda  4,373  anm.;  so  sollen 
auch  alle  Jar  in  den  vier  orten,  in  ieden  ort  zween  gewalt- 
baber genomen,  und  durch  den  mair  offenlich  vor  ganzer 
gemaind  auf  uin  jar  lang  durch  das  glübt  an  aid  statt  bestelt 
werden.  (t&g2)38i;  verrer,  iirs  achtundzwainzigisle,  ist 
sowol  durch  die  obrigkait,  als  den  dorfmaister,  gwaltbaber 
und  ausachusz  wegen  der  frembden  in  das  dorf  Hainibiogen 
einziecbenten  persohnen  . . .  hernach  beschribne  bestendige 
Ordnung  .  .  .  fOrgenomen  worden,  ehehaft  und  ordnung  von 
Haimingen  (1044),  ebenda  3,  «7;  es  soll  auch  aineui  ieden 
dorfmaister  hiemit  eingepunden  sein,  umb  dasjenige,  was 
er  in  namen  ganzer  gemain  einzunemen  und  anszgegeben 
hat,  negst  nach  ^luszgange  seines  jars  dem  nachkomenden 
dorfmaister,  gwallbaliern  und  ausschusz  ordenlich  specificiret 
und  erbarliche  railung  zu  halten,  ebenda  71;  den  zween  dorf» 
meistern  und  gewaltbabern  ist  die  vollmocbt  eingegeben,  die 
gemeinde  llaid  in  allen  vorfallenheiten  zu  vertretten.  gemeinde- 
ordnung  von  Hnid  {handschrift  von  1798),  ebenda  8,  346; 
wenn  der  gemeiodevorsteber  oder  die  gewaltbaber  die  ge- 
meinde zusammenrufen  l&sst,  so  soll  ieder  schuldig  sein  zum 
erscheinen,  gemeindibrief  von  Btrwang  {handschrift  am  dtm 
17.  jahrh.)f  ebrmla  3, 139. 

b)  am  einseitigsten  wird  die  vorstiltung  der  übertragtHtu 
^'ewalt  da  herausgearbeitet,  wo  die  übertrngung  von  Privat- 
personen ausgeht:  wie  ein  gewaltbaber  in  crafft  sin<  gewalts 
einen  andern  muchthabcr  underseizt  schulden  inzebringen. 
P.  HiEDnKR  rhethorichscher  Spiegel  175';  wenn  aber  bierin  vei^ 
drieslich  und  vil  zft  weitleuflig  sein  würd,  von  einer  ieden 
^.^cben  gewalts  formen,  an  zß  zeigen  wie  die  gewaltbaber 
zu  setzen  sein.  Tkngler  latenjpM^W  (Ibll)  9*;  die  münich  und 
ander  geistlich  ordensleut  roOgen  on  irer  obern  gunsi,  nit 
gewalthaber  setzen,  s';  weibs  person  mOgen  nit  gewaltbaber 
sein.  8*:  thun  dir  . . .  hiermit  zu  wissen,  dasz  Moises  der 
fürsprrcher  und  gewalthaber  Jesu  von  Nazareth  des  beklagten 
inwillens  ist .  . .  etliche  zeugen  und  kundschaflt  vor  ans  . . . 
tu  verführen.  Avats  historischer  proetssut  juris  141;  »o  beben 


CEWALTIIABER  1  (bevollniditigter)    5106 

die  recbl  beilMOlBell  tugelatseo,  daet  tiB  jUtr,  m  MM 
klüger  oder  Mttofler,  in  allen  borfariiite«  • 
anwali  und  gewaltbaber  aa  »mn  sUII  er^MQ 
mOge.  FronkfurUr  reformUin  (Itll)  I,«.  f  I.  flfL  «Mi 
mtrkungtn  über  ite  refermahf  (lltl)  l,IM:  «od  vo« 
ganzen  geriebt  der  sacbro  ballMr  ftUstcktig  •rbrifllii 
gewaltbabern,  iai  aus  bernacb  volgeotei  «Mcbeo  Aber  rdfar 
coosideration  and  beraliMcblafaog  4«r 
mit  den  baot-  und  Ufwerchem  allble 
llrgenomen.  getttklstervrdnunf  t«  KaitelhtU  UW),  ttUn 
4,  tl«:  die  ankOndigoog  der  loosang  kann  fMi 
loosungsberecbtiftM  lelbet  odUr  «to«B  gewtlUMker, 
beistand,  oder  gaMklflelMaorfir  im»9\hm  .  .  .  fmthikm. 
geus  Uhtr  du  UtmnpftndMgluU  f  tl,  a.  \Umlm  nfimMBulM 
litr  IM»  f.  IS7:  der  gewaltbaber  Ist  acksMIf,  Am  iha  ••• 
vermale  geacblfl,  eo  laaf*  '«c  eoflrtg  hmUtkH,  n  talW 
ziehen.  baHtllm  MiptHAmtk  sm  1979  i  l'>tl,  ^MÜlfMrtV  ßr 
Hoden  I,  4M,  »fL  aiuA  «  ItM  Mi  IM7 ;  die  betMfHjflW  eM 
befugt,  io  allen  fllleo,  wo  oicbt  da«  gesels  dere«  fero*» 
liebes  bandeln  verlangt,  sieb  durch  gewaltbaber  vor  4m 
recbtspolizeibebOrden  vertreten  to  lassM.  rMcMifciaaiyMrti 
fUr  Baden  (l»79)  {  40,  «.  >Nj|isfca<(sr  fl»  Btdn  «,»{  «kMal 
der  notar,  da«x  die  Vertretung  der  nartd  dwch  eiM*  fnwsil- 
baber  im  einzelnen  falle  nicht  znllMif  ad,  M  kal  «r  4m 
vor  ihm  erscheinenden  bevnllmScfatiglM  n 
die  vollmacbleo  der  rewaithnlier  der  batbciHflM  i 
hallen  die  bezeichnuog:  des  ge«all(ebers  rai  if  fe«al^ 
liabers.  notanatswdnuuf  ßr  Badtu  (ivn)  IM,*.  i9MiM§m$m 
ßr  Baden  3,M. 

t)  von  dieser  frimintkllkhtm  wtrwendnng  eu  wird  dtr  le- 
ieutungsgehaU  itt  tmtf  mtnmt  in  itr  täeren  Imniaelaftr  ia 
erster  Ünie  beurtheiU. 

a)  so  kerrseht  für  dit  Ütttt  retkUfrtke  imrtkvef  itt  W- 
deutung  'slellrtrtreUr,  bnuftrfUr'  wr,  fleuk  eirf,  msf  wiUbtm 
reehtsgebiet  das  wort  angntftn  mird:  e«  seiod  MMiforlai  f»- 
walthaber  nameo,  etlieb  werden  gemainlick  sA  laUia  fa> 
naot  procuratores,  die  aust  gebem  gewaltt  dM  »BJtru 
Sachen  und  gescbefft  bandlen.  Te^ciKa  Mflsaplifal  <*;  M 
balldt  der  angeclagi  lu  gefenngknass  aogenonen  iat,  aol 
der  anclager  oder  sein  gwalllhaber  mit  seinen  leip  verwart 
werden.  CaroUn»  ii  Kohler  -  Scheel ;  gevialibaber,  ftweraU 
voeabulum  est,  mandatarium  sev  procmralorem  comstttmtmm  intUms. 
htne  si  in  commissionibus  eirca  eareeralos  et  carterm 
eommissario  injunctum,  dass  er  iess  gefangenen  gtkgtmktil^  t 
von  jhme  selbst,  als  dem  rahl  oder  dessen  9trm4tu$tm  aW  ga> 
wnithabern,  vnnd  son*ten  erkiindijen  He.  k»e  <s(,  «1  ea»- 
ditionem  raptivt  tam  ab  tpso  quam  a  «leyisCrata  md  tjm$  <la- 
pulatis  et  mandatariis  vel  alias  imjuirant:  faa«T#ar,  fwt  wtm 
sub  verbo  gewaltbabern  comprehendantmr?  et  yriaie  ea  dtfmlati, 
qui  captivum  detinent,  hüte  verba  conUnetntmr :  «  rtdebaltt 
dicendum,  quoä  non,  quia  sunt  insUr  tesitmm.  tum  ilafie  jmru 
Sit,  testem  in  profria  caussa  a#aiia<ai  «sae  feasr,  «Mrtfe  et  ki 
reieiendi,  nee  sub  kisce  ttrh*  emt/nktiM  fmtr  rWrator. 
Wbhner  obsertahones  21»  (1634);  gewaltbaber,  msndstami, 
procurator.  HaLTao8  607;  gewaltbaber.  proemrutr,  wu»d*l4n»i. 
EsTOR  s,  1314  {der  autirnck  mird  »k  im  Saeksen  Akbek  beteukmHt. 

ß)  auf  die  gleich«  Memtnng  weisem  ea<*  die 
denen  das  wort  im  ttrbindumf  tritt: 

verlowend  «Ich.  das  ti«  das  rvrhi 
wol  bflgeo.  des  •>  alt  blik  •ckl«ca( 
als  ob  •«  wer  «la  waehaia  aaaa 
Dil  Jeackend.  da«  sl  siad  der  ha« 


der  ian  d«>r  scbflber  pNUmr  knai 
der  vofft.  gwallbabcr.  «ad  ftr«aadi 
aad  adveeal.  arfea  ai  ata  Aach 
dar  vaa  eacb  bM  ala  aebUgl«  vt^lk. 


:i.l4  Urmett: 


wini  Ir.  «ana  Ir 

desB  ana«*  faree  da  ai 
do  sass  ala  betr  dar  adi 
der  *a»ali  aaab  ala  siattli  ban, 
TOft  gwalibaber  aad  ftneaadl. 
eio  iedvr.  d*r  yeiadea,  kasap«. 
Ta.  Mcania  m*t       '      ' 


naxf} 


{Aleiamitr)  schickt  anrb  sein  eltast  rtl 

kriegern.   der    li  iau«ead  waren,   herüber  ia  CarafHB  ait» 

sambi  einem  aowa  I  and  gywattbabar,  wM 

AvR^Tl5  4,  .Vi:  wir  SalooMn  .    .  thaa 

daaz  Moises,  der  gewaltbaber  and  aawaMt  JeM  M« 

MTbabMa  ist,  .. .  ailbir  vor  «na  and  aaser«  itlkM, 

UriabUbeiaitaer« ,   edkb«  ie«t**.   wieder 


5107         GEWALTHABER  2  (machthaber) 

Lucifern,  und  die  höllische  gemein  verhören  zu  lassen.  Jac. 
Ayrer  proc.  juris  144,  vgl.  fürsprecher  und  gewalthaber.  ebenda; 
sindicus,  wirdet  von  einer  gemaind  zu  gewalthaber  gesetzt. 
Tkngleb  laienspiegel  8";  hueler,  m.:  verordneter,  der  bei 
den  gemeindetrUnken  den  wein  einzuschenken  bat  .  .  also 
eigentlich  wer  die  hut,  spec.  die  aufsieht  über  die  kasse 
hat,  aus  welcher  der  gemeindetrunk  bezahlt  wird.  syn. 
gewalts-haber.  schweizerisches  idiotikon  2,1794;  Belial,  nach  dem 
du  begehrest  von  der  höllischen  gemein  wegen,  als  ein 
abgeordneter  gewalt-  und  befelchhaber  oder  verweser,  ehr- 
liches vor  uns  vorzubringen.  Ayrer  historischer  processus  juris  29 ; 
vorstehende  persohnen,  als  anwald,  gewallhaber  und  viertel- 
meister  haben  sich  in  gemeinds-sachen  zu  unterstützen. 
gemeindeordnung  von  Schärnüz  (1789),  öslerr.  weislh.  3,  32. 

y)  unter  den  tBörterbüchern,  sofern  sie  nicht  die  jüngere  be- 
dmtungsenlwicklung  buchen  (s,  unten  2,  e),  sind  es  nur  Dasypodiüs 
und  HuLsius,  die  die  übertragene  macht  in  der  form  eines 
öffentlichen  anites  auffassen:  gewalthaber  recht  ze  sprechen, 
praetor.  Dasypodiüs  F2';  gewallhaber,  recht  zu  sprechen,  le 
juge.  HuLsius  (1596)  G2'  {in  der  ausgäbe  von  \6ii  geändert),  die 
spdleren  Wörterbücher  haben  nur  den  privatrechtlichen  begriff  der 
Stellvertretung  im  äuge:  gewalthaber,  proeurator,  aetor.  Stieleb 
723;  völliger  gewalthaber,  p/entpo<en/tarm.<.  ebenda;  gewallhaber, 
actor  alio  nomine.  Spieser  151;  gewalthaber,  proeurator,  pa- 
tronus.  N.  GtiBTtEH  2,74;  gewalthaber,  «n  procureur,  proeurator. 
nouveau  diclionaire  du  voyageur  145.  ebenso  Veneroni  74';  ge- 
walthaber, anwald  chi  ha  potere  ö  autoritct,  proeuratore,  ayant 
puissance,  ou  autorite,  procureur.  Uädlein  381";  gewalthaber 
(der)  dem  jemand  gewalt  gegeben  hat,  a  plevipotenliary ,  a 
commissary,  an  altorney,  a  praetor,  a  factor,  an  agent.  teutsch- 
engl.  wb.  (1716)  768;  gewalthaber,  geweldhabber,  s.  anwalt.  Krämer 
(1719)  2,96';  gewalthaber  einer  sach,  solche  auszuführen,  pro- 
eurator. Bayer  290.  Kirsch  2, 150'  (in  älteren  ausgaben,  fehlt  1764); 
gewalthaber,  commissaire,  procureur,  plenipotetitiaire.  Rondeau- 
BuxTOBFF  253;  gewalthaber,  s.  mandatarius.  Ciiomei.  4,104t; 
gewalthaber  ...  im  oberdeutschen  eine  person,  welcher  zu 
einem  gewissen  geschäfte  die  nöthige  gewnit,  d.  i.  vollmacht 
ertheilet  worden;  der  gewaltführer,  gewaltträger,  im  hoch- 
deutschen der  bevollmächtigte.  Adelung  2,648;  gewalthaber, 
baberin,  magt-  of  volmagthebber,  eene  gevolmagtigde.  Weiden- 
bach 430* ;  gewalthaber,  «i.  -haberin,  ^.  one  invested  with  power 
or  authority;  it.  v,  bevollmächtigter.  Hilpebt  1,462'. 

2)  die  jüngere  nehtung:  anlinüpfung  an  die  allgemeinere  be- 
deutung  von  polestas:  vgl.  gheweldbebber,  mächtige.  Oudehans 
2,657;  gewellhabber,  macht,  gezag  hebbende.  J.  Winkler  f/i«c/i 
woordenboek  455;  geweldhebber,  kleine  dwingeland,  een  gewel- 
denaar,  ander  hinderen.  Molema  «»6.  der  Groningensche  mda.  im 
19.  jahrh.   123. 

a)  Verwendungen  und  Verbindungen,  die  sich  aus  dem  oben 
(1,  o)  belegten  gebrauche  entwickeln  konnten. 

a)  die  Verbindung  mit  dem  subjecliven  genetiv:  des  königs 
Nebucad  Netzars  gewalthaber,  der  seine  weisen  tödten  solle, 
hiesz  Arjoch.  Dan.  9  v.  15.  Piscator  anhang  d.  herbornischen 
bibl.  wercks  (1616)  511". 

ß)  attribiile,  die  dem  Verhältnis  zu  anderen  machtfactoren  eine 
rangordnung  entnehmen:  auch  ungescheuwet  seiner  jugent, 
zu  dem,  dasz  er  mit  dem  geschlechtnamen  Corvinus  geadelt, 
haben  in  die  Römer  baldt  darnach  zu  ihrem  consul,  das  ist, 
zu  dem  höchsten  gewallhaber  under  sich  erwehlet.  Kirchhof 
wendunmuth  25";  und  ist  C.  Marius  Rutilius,  ausz  der  gemain 
der  erst  mann  dictator,  das  ist,  obrigoster  gwalthaber,  erwölt 
worden.  Alpinüs  Vergilius  33*;  macht  und  gröse  des  Staats 
und  seines  obersten  gewaltbabers  schienen  jetzt  das  ganze 
glQk  der  Franzosen  zu  sein.  Posselt  Staatsgeschichte  Europas 
(1805)   1,50. 

b)  Verwendungen  die  unmittelbar  auf  die  allgemeinere  grundlage 
von  gewalt  haben  zurückführen,  die  Verbindung  mit  einem  ob- 
jectiven  genetiv  und  dessen  ersatzbildungen :  wellicher  mensch 
durch  die  gnad  gottes  der  ein  gewalthaber  aller  menschen 
hertzen  ist,  in  dise  himmelische  bruderschafft  gepracbt  und 
angenomen,  desselbigen  namen  wurdet  uffgeschriben  werden 
in  *as  buch  der  lebendigen  in  dem  himmel.  Hartmut  von 
Crakberg  74  neudruck;  gott  allein  ist  ein  gewalthaber  aller 
menschen  hertzen.  121;  arbiter  imperii,  regierer  und  gewalt- 
haber des  römischen  reichs,  der  das  reich  nach  seinem 
willen  regieret.  Hiiielios  a.  a.  o.;  der  gewalthaber  des  todcs 
[Christus]  starb,  welch  ein  wundervoller,  geheimniszreicher 
tod!    La  VATER   handbibliothek  für  freunde  2,  MZ;   ich    gewalt- 


GEVVALTHABER  2  (machthaber)         5108 

haber  des  todes,  bin  ich  nicht  mächtig,  den  ohne  anstosz 
zu  behüten,  der  sich  an  mir  hält.  180;  er  kam  nicht  zum 
gericht  in  diese  weit,  sondern  leben  und  Unsterblichkeit  in 
jedem  verstand  empor  zu  bringen;  den  tod  in  jedem  verstand 
zu  vertilgen,  und  des  forsten  und  gewaltbabers  des  todes 
meister  zu  werden,  aussiebten  in  die  ewigkeit  3,  328;  das  wäre 
ein  triumph,  wenn  der  teufel  mehr  der  gott  dieser  weit,  der 
herr  der  eiemente,  der  gewallhaber  über  tod  und  unglück 
wäre,  (wie  ihn  doch  das  a.  t.  und  selbst  die  meinungen  des 
damaligen  Zeitpunkts  darstellen)  den  nachher  Jesus  überwände. 
Herder  {gespräch  . .  über  Klopslocks  Messias)  1,282. 

c)  von  dieser  jüngeren  entwiclclung  nehmen  auch  einige  Wörter- 
bücher notiz,  und  zwar  mit  ausnähme  von  Bayer,  dem  teutsch- 
engl.  wb.  von  1716  und  dem  Straszburger  dictionaire  nur  solche, 
die  die  ältere  bedeutung  nicht  buchen,  während  bei  Dasypodiüs, 
der  lateinisch  -  deutsche  und  der  deutsch -lateinische  theil,  bei 
HüLSiüs  und  Kirsch  die  einzelnen  ausgaben  nach  dieser  richlung 
abweichen:  dominus  ..,  gewalthaber  über  etwas.  Dasypodiüs  J7''; 
imperafor,  gewalthaber.  Simon  Bot;  gewalthaber,  ai/sni  puissance 
ou  authority.  Hülsius  (1614)  163";  gewalthaber,  regent,  oberster, 
dominus,  imperator.  Henisch  15!i2;  gewalthaber,  herrscher. 
Bayer  290;  gewalthaber,  dominator,  dynastes,  dictator,  poten- 
tator.  Kirsch  com.  2, 150*  {in  der  ausgäbe  von  1764  nur  gewalt- 
haber, dominus);  ein  obrisler  gewalthaber,  ein  souverain,  ein 
monarch,  der  seine  gewalt  von  gott  hat,  o  sovereign,  a  monarch, 
he  that  has  a  sovereign  power,  teutsch-engl,  wb.  (1716)  763;  ge- 
walthaber, qui  vim  et  auctoritatem  habet.  Frisch  2,  420';  gewalt- 
haber, seigneur,  maitre;  plenipotentiaire,  commissaire,  procureur, 
mandataire,  principal.    nouveau  dictionnaire  339". 

d)  der  neuere  Sprachgebrauch  hat  die  genetivverbindungen  der 
einen  wie  der  anderen  art  unterdrückt,  auch  die  attribute,  die 
die  bedeutung  wesentlich  beeinflussen,  der  absolute  gebrauch  des 
Wortes,  der  in  der  terminologie  der  rechtsprache  die  allgemeinste 
und  abstracteste  bedeutung  ausprägt,  nimmt  in  politischen  und 
historischen  darlegungen  eine  Wendung  zu  gewalt,  violentia.  hier 
überwiegt  der  plural  weit  über  den  Singular. 

a)  Verbindung  mit  atlributen. 

1))  ganz  vereinzelt  und  alterthümlich  erscheint  hier  das  Possessiv- 
pronomen, namentlich  wenn  es  den  objectiven  genetiv  ersetzt:  als 
.lustin  hierauf  bei  dem  feldzuge  in  die  bände  der  Wfllschen 
gerieth  und  sie  ihn  erschieszen  wollten,  meinte  er,  mit  den 
äugen  zwinkernd,  zu  seinen  gewalthabern  ...  Rosegger  Sonder- 
linge 52. 

2))  adjectiva. 

«))  allen  rittermessigen  gewalthabern,  beide  landt  und  statt, 
darzu  auch  andern,  wesz  Stands  die  sein  mögen,  auff  viel 
wege  dienstlich  und  sehr  kurtzweilig  zulesen.  Bingmann  Cäsar 
()5&8)  titelblatt;  worte  zur  rechten  zeit  an  die  politischen 
und  moralischen  gewalthaber  .  .  .  über  die  Robespierrische 
konstituzion  von  1793.  Wieland  29,424;  die  geistlichen  und 
weltlichen  gewalthaber.  A.  W.  Schlegel  berichtifiungen  einiger 
miszdeutungen  (1S2S)103;  die  geschichle  des  groszen  zwischen- 
reichs  in  den  jähren  1439  bis  1433  läszt  uns  in  die  Ver- 
wirrungen eines  wahlreiches  hineinsehen,  wo  man  dem  wür- 
digsten des  inlandes  die  kröne  nicht  gön^,  oder  auch  wohl 
zwischen  würdigen  und  mächtigen  in's  schwanken  gerät  h, 
und  deswegen  viel  nach  auswärtigen  gewalthabern  umsieht. 
Göthe  {theater  und  deutsche  literatur)  ib,i(iS;  es  heiszl  meines 
erachtens  der  nationalehre  einen  schlechten  dienst  erweisen, 
wenn  man  annimmt,  dasz  die  miszhandlung  und  crniedrigung, 
die  die  Preuszen  durch  einen  fremden  gewalthaber  erlitten, 
nicht  hinreichend  gewesen  seien,  ihr  blut  in  wallung  zu 
bringen  und  durch  den  hasz  gegen  die  fremdiinge  alle  anderen 
gefühle  übertäubt  werden  zu  lassen.  Bisharck  reden  (17.  mai 
1847)  1,10. 

ß)  das  Substantiv  ohne  attribute,  die  die  bedeutung  beeinflussen. 

1))  der  singulargebrauch. 

a))  unterm  gewalthaber  Nimrod,  dem  geherrschigen  könig. 
magisler  Gh.  N.  N.  Naomann  Nimrod  (1752),  17.  buch.  vgl.  dazu 
ScHöNAicH  ästhetik  in  einer  nusz  (158  Röster),  der  an  general- 
gewaltiger erinnert;  sie  sind  die  ewig  offene  strasze,  worauf 
die  unterjocher  einziehen,  ein  thor,  was  jeder  gewalthaber 
einnimmt.  F.L.Jahn  l,4ll. 

b))  in  der  terminologie  der  wissenschaftlichen,  vor  allem  der 
rechtsprache:  folglich  giebt  blosze  gewalt  kein  recht;  sonst 
müsst'  es  ein  recht  des  stärkern  geben,  welches  die  Vernunft 
nicht  anerkennt,  soll  demnach  ein  gewalthaber  zugleich  ein 
rechthaber  (nämlich   ein    wirklicher,   nicht   ein   solcher  der 


61 09     GEW  ALTII  ABKRAMT  —  (JEWALTHABKRIN 


CEVVALTHABUffG  —  OEWALTHAUfE     5!  10 


I 


immer  reiht  haben  mHI,  Mrnii  rr  es  aurb  niehl  lial)  tein: 
■0  mii«/.  das  mit  der  ftev^nH  verknöpfte  rccbl  eioeo  ander- 
Meiien  grund  haben,  welehei  dieier  «el,  muii  tich  in  jeden 
falle  aui  den  beaondern  verbttitnitsen  des  gewaltbaber«  lO 
seinen  iinlergeboen  ergeben.  Kkuc  pHtie$opk,  U*.  S,MO^: 
itebl  der  minderjflhrige  unter  elterlicher  gewalt,  lo  itl  auch 
die  einwilligung  des  gewaltbaber*  erforderlich  bürferlkhn 
gentüuth  $  4;  fOr  eine  minderjährige  wlllwe  Ist  die  eio* 
williguog  des  gewaltbaber«  nUbl  erforderlich,  fbtmdt. 

«))   gewaltbaber   für   dtipM  i.  Campi  f«rd«%lithungim^.  Ut. 

3))  ätr  j>lui algtbraueh. 

n))  dcnnoi  h  mögen  einxelne  gewaltbaber  ihre  bOfa  befestigt 
haben.  MOiLKNUor»'  dtutteht  aUerlkum$kundi  i,tM>;  allein  dies 
ging  zu  weil;  der  senat  gehorchte  seinem  geböte  nicht, 
sonderft  em|iOrtc  sich  sommt  der  bOrgersrbafi  gegen  die 
beiden  gewalthaher.  ScRiossaa  »tUgtttkiehl*  t*,  llft  idtr  unat 
ton  Alhtn  gegtn  Isagorat  und  KUomtnti);  Pichte  bllt  mitten 
unter  den  gewalthabern  in  lierlin  seine  'reden  an  die  deutsche 
nation*.  Innkrmanii  (mtmorabiUtn:  das  fnt  dtr  frtivMfn  im 
liüln)  wtrke  l»,  !«&. 

b))  sollte  aber  die  absiebt  soirber  maiimen  aein,  das 
lirivatinteresse  der  gewolthnber  von  dem  allgemeinen  Interesse 
der  vOlker  trennen,  oder  dem  letzteren  gar  entgegen  setzen 
zu  wollen.  Wikland  [über  die  front,  rnolulion)  29,430;  dem- 
nach wUre  alle  unrernunft  . . .  bald  iii  heilen  . . .  wenn  nicht 
ilarauf  geachtet  wUrda  ...  ein  sali,  der  nirbt  nur  im  Privat- 
leben ernstlich  erwogen,  sondern  auch  fUr)>ten  und  gewalt- 
lialiern  lum  nachdenken  aoenipfohlcn  ta  werden  verdient. 
laaEaHAim  Mättthhausfn  9,  to;  wir  waren  provisoriseb.  wenn 
einer  den  andern  damals  fragte:  'wie  gebt's  dir?'  und  der 
andere  wollte  sagen :  schlecht,  so  antwortete  er:  'provisorisch*, 
denkt  ihr,  dast  in  solchen  tnmultuarischen  zelten  sieb  die 
ordentlichen  leute  zu  den  gewalthahern  finden?  gott  bewahre! 
lue  sUien  ȆW  und  verdrieszlicb  zu  bause.  (memorobilien : 
Düsstldorffr  anfängt)  verke  20, 129;  von  der  eniehung  der 
Jugend  musz  die  rettiing  ausgehn.  sie  muaz  als  deubche 
nalionalcrziebung,  als  aufgäbe  der  gebildeten  gefaszt  werden, 
selbst  den  gewallhnbern  soll  die  neue  erziebung  nicht  ge- 
fithrlicb  sein;  denn  sie  bereitet  ihnen  nichts,  was  sie  zu 
fürchten  hiltten.  18,184;  mit  noch  viel  sieghafteren  gründen 
konn  l'rcussen  antworten  . .  es  ist  nicht  wahr,  dasz  es  ein 
Volk  (Polen)  unterdrOckt  bat,  es  bat  nur  eine  aristokratie 
gestürzt,  welche  die  masse  ihrer  leibeignen  verbinderte,  ein 
Volk  zu  werden;  es  hat  nar  die  gewaltbaber  beseitigt, 
welclie  ihre  untergebenen  in  einem  zustande  der  enimen- 
scliung  festhielten.  Wilh.  Jordan  ber.  d.  Frankfurter  national- 
vtrtammlung  (>)  1148*;  die  gewaltbaber  haben  jede  schäm 
aufgegeben  und  das  volk  wird  jede  achlung  vor  ihnen  auf- 
geben. AuKBBACH  neues  leben  3,  98;  das,  was  er  seinem 
teniperament  nach  am  liebsten  getban  hSIte,  nümlicb  der 
regierung  sein  anit  vor  die  fUsze  zu  werfen,  sich  an  die 
spitze  einer  bewegung  zu  stellen  und  mittelst  seiner  einsieht 
und  energie  die  gewnitliaber  wieder  dahin  zu  jagen,  von 
wannen  sie  gekomuien:  das  bat  er  unterlassen.  G.  KeLLsa 
(der  gritne  Heinrich)   1.386. 

f.KWALTHARF.itAMT,  n.;  zum  fal  aber  von  beriert  auaz- 
geschosznen  personen  ainer  oder  mer  zum  gemainen  gwalt- 
haberambl  angesechen  oder  erkiest  wurde,  soll  er  solicbes 
zugleich  obzntragen  verpunden  und  dessen  nit  exempt  sein. 
vrtslh.  von  Tarrens,  österr.  »eisth.  3, 168. 

GkWAi.TIIABKHKI,  f..  lundr/ut  als  rolUetirum  brsfugl,  »o 
es  an  dir  engere  bedeutung  v^n  gewaltbalier  anknüpft,  tpältr 
ah    nomen   adionis   belegt   mit  engerer  und  wetterer  bedentung. 

I))  und  so  einer  ein  solches  ibertritet  und  von  der  ge»all- 
haheiei  keine  erlaubnis  begehrt,  der  jenige  solle  von  einem 
iedeii  stuck  neben  dem  grasgelt  gepllindet  werden  umb  sechs 
kreizer.  gemembuctt  tu  Graun  (I617),  £s/rrr.  wrt*M.  3, 330  «aai. 

2))  erstens  sollen  alljährlich  nebst  den  durfmaister  vier 
gewaltbaber  obrigkeitlich  verpflichtet  werden  .  .  .  binfäran 
aber  haben  solche  gewaltliaberei  diejenigen  zu  verricblen, 
welche  die  Ordnung  trifft,  gemeindeordnung  von  Obtrmitmingtn 
(l*a.\),  fc/rrr.  weiirt,  3, 85;  der  gewinn  war  fOr  die  bundra- 
gcnossen  keine  lockung  mehr,  die  gewaltliaberei  zu  haus« 
hatte  keine  schrecken  mehr,  die  anstrengung  gab  kein  btl* 
spiel  mehr.   Gervinus  geseh.  des    19.  jtkrk.  1,8. 

GEWALTilABElUN,  f.,  tgl.  gewalterin.  gewaltigerin.  <s 
ist  naturgemdit  die  aUgemeintrt  und  ireiUrt  dtr  »m  ««»f.  |e- 
nalthaber  beobaelitettn  btdeutungen^  dk  «ra  fem.  rertnlntt: 
IV. 


fewaltbabetin,  regentin,  de«t  berrn  fraw,  d^miu«,  imftutHs. 
fvriun»  dtmina  etl  rtrum  kumtnsrum.  Hbbmc«  ItM;  fawalt- 
liaberio,  prinetfle,  maattiu.  aamiraM  jtthnmtk«  (fitr««ai«^  IMIt 
339*.  Aatttac  (I,  »a>  fukrt  im  mmkiUfmMnm 
ntben  dem  m  der  engeren  btttn^mg  awf>saf—#» 
•uf,  ekmokt  gtrndt  du  bedntung  fttnflar ,  aMS 
»tntgtltn  d«s  btdfkrfnk  natk  tmtr  wstnnrnng  4t$ 
tnneken  konnlt. 

GCWALTHAbUNG,  A,  «mms  a«Hw^  iu  ■■aiWiia»  m» 4m 
ebjeetterbtniung  abfiMlH  kl,  aAM  du  tertukenäuf*  «M  f*«»ll» 
babar  s«  ^AAms;  bei  da«  lOrrklscba«  hoff  wird  ■••  aata« 
die  vollmarbtige  froste  vezier,  welche  gleit  btaaa  ia  imr 
gewaltbabung  halbe  gOlter  spendireo.  AtaAiAa  a  S,  Cua*  msf, 
»uff  M  (H'tener  ntudrueke  1). 

GEWAI.TMANÜ,  I.  gewallaband. 

GEVVALTIIANOLUNG,  f.:  wi«  4aM  di«  oütalidH  Mk 
einiger  gewaltbandlung   o4«r  Hbaaloa  M4«fw  comtmAnm 
«erwandten   niemals  onterataa^atk   aala  «atf  knümnfm  mi 
dem  reiekstag  im  Reiitntburf  laiS  bei  Lontoaa  I,  IM*. 

GEWALTilAlKN.  GkWALTHAUT,  f€rtiopkU$  niittUt  m 
waltbaoen  wgl.  l>aiBa  s,  e«i  {vfL  9b«n  ftwaldrecbteo):  hoU, 
das  nit  gezimmert  oder  gawalthawaa  »Ir«.  Ticasa  *t,n: 
wenn  daa  timmer  gewaltbawat  iat  n,l7:  4aa  «argit  iai  t^ 
walthauwat  durch  die  ibenen  a«  dazu  geordeoi.  IHnhtrfir 
urkund«  fom  1487,  i.  Oivrx^sAca-WeicaB«  619. 

GEWALTHAUFE,  GEWALTSHAL^E,  «.,  n  smi  swtm»- 
dungen  brlegl,  mit  engerer  und  meiUrtr  Mrwiaaf. 

1)  d»4  tngere  bedeulung  ist  *n  itt  ftrm  ftwalibaofa  febmmdtm 
und  wird  durck  die  in  ditr  msUUiütktm  fukifrntki  eututndem 
vtrbtndung  gewaltiger  haofe  btdsnfl,  Uft.  im  «wlwffat 
biesz  der  vortrab  aioaa  hatres,  der  ftwaMf«  o^ 
häufe  daa  baoplbeer.  tkeit  4,  1  sp.  aM,  efl.  amlm  |WWlM|| 
ordneten  ein  siareke  vor-  unnd  oachbat,  twiarl 
und  dem  gewalihanffen,  stellelen  ai«  ibraeiaawri 
trosz.  SriTTLEa  Sekreittr  ckrtnik  I,  I4S*;  anff  dast  sie 
eigendlicber  durch  ihren  nachlnickenden  gtwaithaoSta  las 
allem  treffen  vor  den  Zürichern  unlericbriden  werdca  ■ezMia. 
149';  in  zwei  treffen  rOckten  sie  an,  links  Hsllwjl,  im  fl«al^ 
häufe  rechts,  Hertenstein  hinter  ihnen,  bereit  auf  allca.  J.  t. 
MCllbe  gestkickle  der  Stkrtiser  i,;9;  zu  nichts  wurde  dem  hartof 
zeit  gelassen;  indem  ilallwyl  und  nun  mit  macht  aocb  Bsit«a* 
stein  die  höhen  von  Cour-gevaux  reinigten,  .  .  .  WaMataa 
aber  mit  dem  gewalthaufen  das  bauplheer  zu  keiner  baaaaf 
kommen  lieszen.  &,  I ;  dann  wurde  es  wieder  slill  aai  ala 
her;  die  schätzen  halten  das  gebölt  verla<«eo,  ■•  ii» 
bisher  zum  angriff  noch  unentscbloaseoe  baaptRia<ht  im 
katholischen  heranzurufen,  dann  nahte  das  gawiiicr  io  Uraalaa 
rocken  wirklich  heran;  tu  vielen  taataadaa  hntk  im  §»• 
waltbaufe  der  fflnf  orte  durch  wald  ani  gaMark  (&.  Kaun 
ZUnther  noteütn  (Ursula)  40«. 

2)  die  allgemeinen  beieulunf  miii  stkn  dtdurek  iwrirrnM, 
dast  der  teehnisckt  tenaJaM  im  itr  «rmkltrmm§  ttnet  gt^met 
das  besondere  gtprig«  ^ttnifk;  tk  aMM  alar  MfWf*  umUr  dem 
einfluss  der  mtt  gewalt  fMUdtm  munmmtmmlmmt«m  m  gewall»- 
kerl,  gewallstbier  «.  e.  und  wird  übetJiei  dmrti  im  «a  |awall 
hrA  wordrAngend«  beieulung  tioUntm  hefina^gL 

a)  ach,  wenn  ich  mir  diest  allaa  eriaaera,  aad  data  H» 
Unmöglichkeit  die  weit  in  janer  IrCkaa  tail  ta  "  ' 
ich  noch  ein  sklava  war  von  jedeoi,  im  aridl 
wollte: ...  da  ich  nicht  mehr  kraft  haUa  ab  tia 
ein  fflrcbterlicher  ge\«ali*haa(aa  *»a  aaraahaKa  umi  «aaa 
mitteMande,  und  zumal  vo«  llfclaaa  faachlrrhie.  ai'l  dar 
unerhörtesten  hilxa  und  partaieaaM,  «Ir  IA#ikh  8«(  de« 
nacken  lag  und  llfHdi  gttaa  aalch  ack^t  J  G.  I— aaaaaa 
(i)»«rdKrt«MaiA«sli.eaf.)t,l«4:  tbem»  hast  da  da«  ta»alN 
baufao  der  doanheit  aaf  itm  aacfta«.  t»  !«•:  aa  war  alr 
als  ob  eia  auch  «M  da«  tirtiiaiaa  »•a»>tadt . . .  aa  »ac 
mir,  als  ob  sie  mit  dlaaa«  favalMaaaB  AralMaa  aad  aataa« 
gewalisbaufeo,  den  aoaarlaaaaaa  HadlbwtMV  «••  B»,  At  ia 
der  Trappttea  wwhaa«  «•<  ia  4ar  llWitMaa  msi  ia  aadara 
vorn«k«aa  qaarttavaa,  aad  imlltiw  inlilil  Ganaata 
{btatnurkfd}  1,4181 

»)  4ar««  «alUt  «anMMa  aaf  im  «li|MaUipMa  MM, 
Heiarkli  aaa  Gafara:  kialar  Ar  aMM  «a  aaliam  akkt  Uaiar 
jenen  laalaa,  die,  wtaa  aie  aMI  ikraa  tm  tß9*»m  Idifl« 
aasbndiacban  fcwallhaafM  irgtad  eia  aakaadMUl^  aU^t- 
chen  aa  dar  graasa  tkerteliai^  lapaHlt  aa4  aiaadiacha  bis- 
glakh  iaikia<l|aa    ■na«,  i.  mkim  MM  (1 

Sil 


51 1 1  GEWALTHEIT  —  GEWALTHERRSCHAFT 


GEWALTHERRSCHER  — GEWALTIG  5112 


allg.  zeit.);  einer  der  dorischen  gewaltliaufen ,  welche  um 
1104  im  Peloponnes  eingebrochen  waren,  bemächtigte  sich 
auch  der  landschaft  Lakonien.  Oscar  Jäger  hilfsbuch  für  den 
ersten  Unterricht  in  der  alten  «jeschichte^^  7. 

GEWALTHEIT,  /.,  vereinzelte  bildung,  die  der  ältesten  periode 
angehört,  vgl.  mhd,  ab.  Z,  VS'.  Lexe«  1,974;  er  tet  gwaltheit 
in  arme  sinem.  er  zefuorte  die  ubermuoten  in  dem  muote 
ifecit  potentiam  in  brachio).  eanticum  sl.  Mariae  aus  der  Wind- 
berger  psalmenhandxchrift,  s.  zeilschr.  f.  d.  a.  8, 140  (6«  Notker: 
mahtigo  teta  er  mit  sinemo  arme),    vgl.  gewaltigheit. 

GEVVALTHERR,  GEVVALTSHEKR,  m.,  mit  anleknung  sowohl 
an  den  begriff  der  violentia  wie  an  den  der  potestas. 

1)  die  erstere  anlehnung  ist  die  allgemeiner  bekannte  und  ge- 
bräuchlichere, meist  erscheint  hier  die  form  gewaltherr;  in  Obcr- 
deutschland,  wo  das  masc.  vorherrscht,  jedoch  gewaltsherr,  da 
das  Substantiv  im  objectiven  genetiv  untergeordnet  ist:  gewalts- 
herren,  über  die  gefencicnusz  und  ühelthätter  verordnet, 
capilales  triumviri.  Maaler  178';  binnen  dem  hochweissthumb 
des  hülTs  Aweli  weist  man  dem  herrn  von  Gerhardtstein  aiss 
hochrichter  und  gewaltherr  den  fundt  und  prundt  vom  bimmeli 
biss  in  den  giundt.  weisthvm  zu  Awel,  Grimm  weisth.  2,587; 
gewaltsberren  über  die  gefangenen  und  übelthäter,  triumviri 
capilales.  Aler  934',  gewaltherr,  »n.  {obsolete  or  provinzial)  a 
magistrate  invested  wilh  eriminal  Jurisdiction.  Hilpert  1, 462'. 
in  den  Wörterbüchern  vom  ausgang  des  18.  jahrh.  wird  gewalt- 
herr vor  allem  als  amtstllel  der  vom  rathe  in  Köln  für  den  gerichts- 
dienst  abgeordneten  mitglieder  angeführt:  gewaltherr  ...  zu  Cöln 
gewisse  gerichtliche  personen  aus  dem  magistrate,  welche  die 
befugnisz  haben,  peinliche  Verbrecher  in  verhaft  nehmen  zu 
lassen,  und  sie  den  thurmherren  zur  Verwahrung  und  zum 
ersten  verhör  zu  übergeben,  worauf  sie  an  das  churfürstliche 
Schöffengericht  abgeliefert  werden.  Adelung  2,  37.  vgl.  auch 
Weidenbacb  436*.  VoiGTEL  2, 79.  in  der  Kölner  verfassungs- 
geschichte  scheint  sich  diese  benennting  jedoch  erst  spät  zum  com- 
positum zu  verdichten,  vorher  begegnen  andere  Zusammensetzungen 
(gewallmeister,  gewaltricbter),  die  im  besonderen  den  obmann 
des  collegiums  kennzeichnen,  ebenso  gut  aber  auch  die  gesamtheit 
zusammenfassen:  dit  is  van  den  richterin  van  der  gewalt. 
eidhuch  von  1341  {quellen  zur  gesch.  der  siadt  Köln  1,  27);  zwene 
beirren  van  me  rade  of  die  burgermeistere  of  die  richtere 
van  der  gewelde.  ebenda  u.a.;  dat  balfscheit  sal  vallen  der 
stede  inde  dat  ander  haiTscheit  der  gewelde  meistere,  ebenda 
(l,  36)  u.  a.    vgl.  gewallmeister,  gewaltricbter. 

2)  beschränkter  im  Wirkungskreise,  aber  wohl  älter  ist  ein 
terminus  der  recittspiache,  dem  die  bedeutung  von  potestas  zu 
gründe  liegt:  zu  Pülhem  werden  die  berren  zu  S.  Georgen 
in  Cöln  für  griindlierrn  und  mein  gn.  herr  für  schirm  und 
gewaltber  als  die  hohe  obrigkeit  vermög  der  schöffen  wroge 
erkant.  Jülicher  Urkunde  von  1554,  archiv  für  gesch.  des  Nieder- 
rheins 3,  315,  ebenso  315.  316.  318  u.  a.  damit  berühren  sich  Ver- 
deutschungen des  römischen  begriffes  der  triumviri:  triumvir, 
einer  der  dreien  gewaltsherren  zu  Rom,  die  mancherlei  ämpter 
zeverwalten  haltend.  Fitisins  1332';  triumviralus,  ampt  und  ge- 
walt diser  dreien  gewaltsherren.  ebenda. 

3)  auch  dem  späteren  lilterarischen  gebrauch  gehören  ähnliche 
Prägungen  an,  sie  scheinen  jedoch  unter  den  tinflusz  von 
Zusammensetzungen  wie  gewaltherrscbig,  gewaltberrscher  zu 
stehen  {s.  d.)  und  neben  der  bedeutung  von  potestas  diejenige  von 
violentia  wieder  vorzudrängen,  allerdings  unter  veränderten  syn- 
taktischen bedingungcn:  der  mächtigste  gewaltsherr  —  ohne  liebe 
eine  furchtbare  menschentrümmer,  wo  das  schönste  zur  voll- 
ständigung  fehlt.  F.  L.  Jahn  werke  1,  355;  unter  der  herrschaft 
der  30  lyrannen  wurde  Sokrates  nicht  verfolgt,  während  so 
viele  andere  bürger  ihr  leben  verloren  oder  in  die  Ver- 
bannung getrieben  wurden,  ungeachtet  er  einst  einem  an  ihn 
ergangenen  befehle  der  gewultherren  mit  derselben  ruhe  . . . 
den  gehorsam  versagte.  Schlosser  Weltgeschichte  2%  64. 

GEWALTHERRISCH,  adj.:  despotisch  ..  gewallheirisch  (von 
Gerslner  vorgeschlagen)   s.  Campe   verdeutschungswb.   (1813)  258. 

GEWALTHERRSCHAFT,  n.,  vgl.  gewaltherr,  gewaltberrscher. 
die  reihe  der  einschlägigen  Zusammensetzungen  wird  eröffnet  durch 
das  adjecliv  gewaltherrscbig  (s.  d.),  das  freilich  bis  jetzt  nur 
spärlich  belegt  ist.  aufschwang  und  Verbreitung  gewannen  diese 
bildiingen  durch  die  Verdeutschungsversuche  am  ende  des  [S.jalirh.: 
despotie,  eine  zwang-,  zwing-  oder  gewaltherrscbaft,  das 
reich  der  willkühr.  Campe  verdeutschungswörterbueh  258; 
despotismus,  der  willkührlicbe  gewaltsgebrauch,  die  will- 
kQhrliche    herrschaft,     die    zwing-    oder    zwangsherrschaft, 


die  gewalt-  oder  gewaltsherrschaft.  man  kann  beides  sagen, 
jenes  für  herrschaft  durch  zwang  oder  gewalt,  dieses  für 
herrschaft  des  Zwanges  oder  der  gewalt.  ebenda;  gewalt- 
herrscbaft, despotism.  Hilpert  1,462*;  dabei  war  er  (Tarquinius) 
nur  sehr  schwer  zugänglich,  begünstigte  ankläger  und  Ohren- 
bläser, liesz  das  vermögen  aller  verurtheilteu  einziehen,  und 
bediente  sich  desselben  zur  festeren  begründung  seiner  ge- 
wallherrschaft.  Schlosser  Weltgeschichte  {geschichte  der  Römer 
2,8)  2*,  42;  mit  dem  glänze  der  neuen  gewaltherrscbaft  der 
fürsten  muszten  auch  die  stehenden  beere  vermehrt,  muszte 
der  prunk  der  hofhaltungen  erhöhet  werden.  E.  M.  Arndt 
Schriften  f.  m.  l.  D.  2,79;  nein,  in  so  betrübten  zuständen, 
wie  ich  sie  mir  hier  vorstelle,  ist  es  die  freiheit  nicht,  der 
wir  uns  jetzt  erfreuen,  da  ist  es  allein  die  gewaltherrscbaft, 
die  das  Vaterland  retten  kann.  Mathy  in  der  Frankfurter  national- 
versammlung  24.  juni  1848.  vgl.  Freytac  22,287;  zuweilen  stam- 
melte er  dieses  ziel  verfolgende,  irre  worte,  unheimlich  ge- 
mischt mit  dem  lobliede  der  gewaltherrscbaft.  C.  F.  Meyeb 
Angela  Borgia  173. 

GEWALTHERRSCHER,  m.:  despot,  ein  berrscher,  der  kein 
anderes  gesetz,  als  das  seiner  willkühr  anerkennt,  in  dem 
Rraunschw.  Journal  1791  sept.  ist  . . .  zwingherr  dafür  vorge- 
schlagen worden  . . .  ausserdem  habe  ich  in  meinen  früheren 
versuchen  gewaltberrscher  dafür  vorgeschlagen,  welches  hin 
und  wieder  gleichfalls  beifali  gefunden  hat.  Campe  verdeut- 
schungswörterbueh IhK  vgl.  dazu  Heynatz:  gewaltberrscher  hat 
Campe  für  despot  vorgeschlagen.  Zwangherrscher  scheint 
mir  doch  etwas  besser.  Antibarbarus  52;  gewaltberrscher, 
despot.  Hilpert  1,462';  einen  groszen  gegensatz  zu  diesem 
werke  bildet  das  fragment:  'Marius  und  Sulla',  der  Ver- 
fasser hat  es  auf  nichts  geringeres  angelegt,  als  auf  die 
Schilderung  der  damaligen  aufgelösten  römischen  weit,  um 
welche  die  beiden  gewaltberrscher,  der  eine  ein  wilder 
demagogischer  held,  der  andere  ein  hochstehender,  tief- 
blickender Staatsmann,  bis  zur  Vernichtung  kämpfen.  Imhbr- 
MANN  {memorabilien :  Grabbe)  werke  19,  16;  (es)  treffen  hier  die 
reichsten  kaufleute  der  damaligen  weit  ...  in  einem  und 
demselben  geschmack  zusammen,  und  in  Italien  gesellen  sich 
auch  gewaltlierrsciier  hinzu.  Bdrckhart  beitrage z.kunstgeschichte 
Italiens  317;  es  ver.-teht  sich,  dasz  diese  regeln  nicht  durch 
Willkür  eines  einzelnen,  auch  nicht  durch  den  einllusz  eines 
groszen  denkers  oder  dichters  auferlegt  sein  dürfen,  sondern 
dasz  sie  aus  den  edelsten  Wirkungen  unserer  bühne  gezogen, 
nur  das  für  uns  nothwendige  enthalten  müssen,  dasz  sie  der 
kritik  und  der  schaffenden  kraft  nicht  als  gewaltberrscher, 
sondern  als  ehrliche  helfer  zu  dienen  haben.  G.  Frbytag 
{lechnik  des  dramas)  14,  6. 

GEWALTHERRSCBIG,    adj.:   sind    on   zwifel  nit  sömlich 
gewaltherrscbig   prälaten  und  bischof  gesin  wie  jetz,   als  si 
sprechend,   sin  müssen.    Zwingli  {handlung  der  Versammlung 
in  der  loblichen  statt  Zinich)  1,  122. 
GEWALTHIEB,  m.,  vgl.  gewalt,  vis: 
Roszlan  röcheU'  im  sand',  und  schnell,  nocli  ehe  der  tiiter 
kommende  schar  das  weisz'  im  äuge  des  l'einde.s  gewahrte, 
fiel  noch  lu.<ulT,  und  Ismail  Beg,  und  Haroun,  der  emir, 
seines  mordenden  Stahls  blutgier  und  der  rechte  gcwaliliieb. 
Ptrker  {Tunisias  9)  109. 

GEWALTHUHN,  n.,  auf  die  ältere  spräche  beschränkt  vgl.  Lexer 
1,  974.  die  erkldrung  hat  wohl  an  gewaltbede  {sp.  5095)  anzu- 
knüpfen: da  ist  ime  {dem  grafen  zu  Wertheim)  gewisen  worden 
zu  rechtem,  daz  er  oberster  herr  und  faut  sei  über  wasser  und 
weide  .  .  .  auch  ist  ime  gewiesen  worden  von  den  güttern, 
die  nit  sein  eigen  sein  und  doch  in  dem  gericht  liegen,  somer 
büner,  gewaltbüner,  frontag  und  atzung.  {Luetzelbach  I42l) 
Grimm  weisthümer  6,387;  auch  so  bat  v.  b.  v.  W.  von  allen 
guten,  die  bebuwet  sin  hie  zu  M.  sine  gewalthune  on  von 
freihen  gute  gleicherwise  als  v.  b.  von  Mentz  umb  fassnacht. 
{weislhum  zu  Mümlingen  1422)  3,  558. 

GEWALTJÄGER,  m.,  zu  gewalt,  potestas:  alles  wird  ein 
raub  eigensüchtiger,  zeitkluger,  listiger  gewaltjäger.  A.  F.  W. 
Meyer  Dya  Na  Sore  349. 

GEWALTIG,  adj.  und  udv.,  eine  der  ältesten  ubleilungen 
von  gewalt,  die  dem  Substantiv  in  bczug  auf  die  häiißgkeit  der 
Verwendung  unter  allen  am  nächsten  kommt,  der  entwicklungs- 
gang  der  bedeutungen  des  Substantivs  von  potestas  zu  vis  und 
violentia  beherrscht  auch  den  bedeutungsgehalt  des  adjectivs,  nur 
mit  dem  unterschiede,  dasz  er  in  ganz  anderem  grade  eine  chrono- 
logische gliederung  ermöglicht,  denn  die  bedeutung  von  potestas 
ist  hier  in  der  neueren  spräche  nicht  etwa  blosz  zurückgedrängt, 


113 


GEWALTIG 


GEWALTIG  t  (potent) 


5114 


«IC  nt  titm  frtitn  gtbrauch  togar  gani  abg^ttorbtn  und  itiri  nur 
noch  in  wtnt<ttn  i$olurUn  rt$ttH  ftUgikaÜtn.  um  m  fruMüarir 
nt  fUr  dtn  ntueren  tpfochgebrauch  di»  brdfulu»§  ms  tu  gtworitn, 
uahifiid  dte  um  lubilanliv  lo  eryitbige  btdtutunf  M»  tMtntia 
durch  die  adjecttpbtldung*n  iicwolUiiiii  (i.  d.)  und  gtwalllliltig 
(«.  d.)  aufiieioijen  wurdt.  die  bedfutung  to»  tii  ingtgtn  kal 
durch  die  Uberftihrung  in  di*  kategunt  dt$  »djtttin  und  adretbt 
nfue  enlmtcklungtfurmen  gewonnen,  du  den  gebrautk  dt$  morttn 
in  der  heutigen  iprachi  wetrntUeh  betltmmen, 

tur  duneren  form  ut  der  mil  dem  abUUutiguufHa  (i  Mr 
dem  guttural,  vgHintiin  gramm.':,'ät»  neudrutk,  WtLUkntdtuluk« 
grammatik  'i,  ^  343.  MI)  in  verbnidung  $Uhend4  umlaul  lu  b4- 
acltten.  die  älteiten  belege,  die  auf  frinkttthft  und  meärrdtulichu 
gebiet  wetsen,  bieten  nur  umgelautete  formen,  tgU  |iwelilig 
//Wtand  aioe,  giwfitig  ÜTf*iD  1,3,43.  4,13,3:  n.  a.  dit  ikl 
ialiireicheren  bet»pteU  der  Übergangsperiode  tum  miltelhothdtuUehen 
daijegen  entliehen  nch  dem  umlaul,  weil  oberdeuUeht»  ur$frungt, 
vgl.  vor  allem  )iewalllg  bei  Nutkk«,  i.  Ga*rr  1,810.  »uch  in 
der  mtttelhoehdeuticken  penode  »erden  ilte  unumgelauUUn  formt» 
bevortugl;  übeidtet  Intt  —  (n(ipr«/irnd  dem  allgtmetntn  tug« 
der  ahfchu'dchunt)  unbetonter  voealt  —  die  form  ec,  die  auf  ag 
turückführt,  in  eoncurrent,  tgl.  gewaltec  mhd.  »b  >,  410*,  ga- 
Maltrc,  -waltic,  -wellic  Lum  1,9';3;  nachtrug  m.  die  neuen 
tpiache  hat  dt»  wlUn  tuf^xvocal  surückge fuhrt,  auch  du  um- 
gelautete» formt»,  di*  $ehon  im  au$giing  der  mtttelhoclideutuhe» 
Periode  ttdrker  htrvorgttreten  wart»,  macht»  $ich  bis  auf  htiitt  im 
mundartluhen  gebiaitcht  geltend;  IM  haltt»  tieh  nicht  blott  i» 
frankischtm  un<i  niederdeuttchtm  epraehgebittt,  iondem  auch  auf 
ötttrrtichisch-bairischem  bod*»  und  umickliesie»  dat  $ehwäbiicki 
gebiet  von  wette»,  »orde»  und  oUt»:  geweliiic  bei  Uairaoio 
V.  HoLLi;  gewellig  tptc.  tccUi.  78.  Konrad  v.  MKceniKie 
32'.*,  II.  Frankfurter  reichscoirttpondens  I,IS1  (aus  1410).  JVanMr 
clironik  {d.  stddtechron.  17,  SM).  KöNicsHorBN  {d.  ttddleckro». 
8,  33tt).  quellen  tum  hauernkriegt  1,579.  Hans  Sacrs  9,  2?h 
{fabeln  und  schiräiike).  Erasmus  AlriiRos  i4*.  Micti.i.us  Tacitut 
4&(i*.  deutsche*  kirchenlied  2,  1108*.  t028  WackernageL  —  g»- 
weldicb  sdcitt,  leeltchron,  05.  71.  Sachsenspiegel,  landreeht  3,44 
§  1  Htmeyer,  ebenso  im  niederrh.  marienlob  23  Piper  und  der 
rede  vo»  den  Ib  graden  (Germania  6, 148);  geweld-,  gewald-, 
gewolilicb.  Scbii.lch-LCrbbm  2,100;  geweldic  Trebnitier  ptalmen 
23,8.  38,3.  20,2.  65,7.  75,4.  88,9.  105,41.  111,3.  118,193. 
120,4  (aber  195,2  gewaldic);.  geweldigck  Alsfeldtr  pastiontspiel 
1620.  1256.  1275.  2024.  2031  7174.  7292.  7137  [aber  gewuldigk  1801. 
3^64. 7523).  Kölner  cJironiken  {d.  itddtechron.  13,ll$i);  ghewcldigh 
KiLiAN  K  4';  weldich,  woldicb,  weldeke  bei  Uibfenbacm- 
WOlcibr  893;  geweidig  Eultuspiegel  cap,  91;  geweldicb  bei 
Frisch  3,  42o';  —  gewellig  Yorauer  handschr.  det  Alexander 
466  u.  a.  genesis  55,  20  fundgruben.  monum.  Boica  4,  175. 
AvKNTM  1, 483  und  oft  (spdlere  drucke  beseitigen  den  umlaut, 
vgl.  gewaltig  im  druck  von  1560  für  4, 401).  MClicos  chromk 
von  Augsburg,  d.  ttädtechroniken  22, 139.    Sttriinyer  spielt  1, 172. 

der  guttural  des  Suffixes  erscheint  bei  Hans  Sacbs  hduHg 
nti.<aliert;  fraglich  ist,  ob  in  formen  «i*  geweidiste  (Germania 
6, 48)  der  Superlativ  des  adjerlivs  gewalt  (s.  sp.  5094)  oder  unuies 
adjectivs  [mit  ekthli}>$is)  antunelitnen  ist.  formen  uie  gewelgi>te 
niederrheinisch  marienlob  29  Piper  sprechen  für  das  Ulslert,  dtr 
auslaut  leigt  die  bekannten  gegensättt  oberJeulscher  und  mittel- 
deutscher ausspracht,  die  in  dtr  ältere»  schieibung  tur  geliung 
kommen:  gewaltec,  gewaltic,  gewallig  fege»  geweldicb. 

pidfix  und  dental  weise»  dit  gleichen  tügt  auf  uit  beim  sub- 
sinitiv,  der  media  kommen  auch  dit  vtrdnderten  btäingungt» 
dei  iidjectivs,  das  den  dental  im  gegtnsali  tum  Substantiv  un- 
veiandi-rt  im  inlaut  fefthdit,  nicht  tu  gute,  in  den  muiid- 
arten  u-iid  der  dental  vielfach  assimiliert  oder  unterdrückt:  ge- 
wi'llig  (Seilers)  Kkhrein  volksipracht  in  Nassau  \,  163;  gewablig 
lUciiKY  idiulicon  Hamburgtnst  74. 

I)  der  iltert  gebrauch:  die  anlehnung  a»  gewalt  ni  dtr  bt- 
ifutung  von  potestns.  die  voUt  vtrwtndung  det  adjtttirs  i» 
ifser  bedeutung  umfastt  das  11.  bis  16.  Jahrhundert,  wohl 
führen  einselne  belege  in  das  9.  Jahrhundert  suritk,  vo»  tintm 
befestigten  Sprachgebrauch  Idstt  sich  jedoch  erst  in  der  überpingtttit 
tur  mittelhochd.  perioilt  rtden.  auch  in  de»  vtnri»dttn  ^ratkt» 
geiiött  das  adjectiv  einer  jüngere»  schicht  a».  dit  »»ftUidttückt 
sptache  i.  b.  begnüiit  sich  noch  mit  dem  participieiMjttli»^  19I. 
gewealdcnde.  powerful,  muihty;  pottnt,  valtdut.  Boswortr  4at': 
(^''geweaKIcndlice,  potrfi^uüy.  ebenda.  dage§e»  vgL  tltntedtstk 
Taldugr.  Miiitiu»  490,  friesisch  weldicb,  miitelnifderL  geweldieh 
Vkrwus  und  Vkroam  2,  l87!>/f^,   gbeweldich   OcoBMANa  2,  «57. 


auf  drultehem  bodt»  Itegl  Wa  htlupunkt  tat  wtrwnimuf  m  dtr 
mitielhochdeuttehe»  düku»t>  '«A  AaJtn  timtämi  §tkr»»duf«rwm 
steh  »oek  bti  int  10.  jahtkunitri  ta  ntlHrr  htmtgHekkHl,  mit 
»amentltek  auch  aus  der  bibelkbtttettung  tu  eruhrn  ttt.  tnt 
mit  dem  17.  Jahrhundert  ukrumpft  der  tttwendunpkrtu  ttkatü 
ti»,  wtU  raidier  aoc*  alt  die  vtrwt»ä»»ttm,  4m  auf  gewall  ■■  fit 
tutückfUhre»,  skk  au*dek»e».  ta  4«r  »pdttrr»  ifntht  m»4  aar 
ao<A  wtnigt  tpurt»,  du  4t»  tUt»  gtbtauek  «rtniMa  iaam, 
und  auch  4a  ist  tt  oft  fra§Uek,  «6  tt*  »ukl  t/ktUfftt  tmf  4k 
Jüngere  bedeutung  leeitt». 

a)  abhoeh4*uttck*  ptria4».  <a  auff*U*»4em  ft§tnntt  m  itt 
ausgtdtkntt»  vrrwtn4u»f  4a$  Mtmim mpittrmmttdltm  MMilMif  4fM 
4tr  tpdrUckt  ftbrautk  un$tni  §ijttlim  im  im  4Unf  imtmütn, 
dit  Talianiibeitettunf  »»4  4i«  M^uHtr  frafmtiO«  knrttm  «a  tlv 
kaupl  »icht;  der  Heliand,  dtr  mablig  »akt  a»  kuodtilimat  btitfm 
tättt,  kal  für  gewaltig  aar  ti»  ttuäft»  btitpiiL  4m  UttItM 
bekundet  alU>  dingt  itkom  ti»»  ftrl§«tikHlUm  tnlmutimuf,  41t 
kdufigere»  gebrauck  autk  okm  btktt  andläfttt,  wtmm  4at 
adjectiv  kitr  uultr  4*m  einßuts  der  tugertm  be4eutunf  tlekl,  4i$ 
dat  tubttantiv  t»  rerbtndunge»  wie  gewaU  babeo,  ge«all  grbaa 
trworbe»  kat,  so  fükrt»  die  wenige»  btitpteia  aas  Uirn»  mekr 
auf  die  allgemnutTt  aai  ursp'iingliehe  ba4tuhnf  tmiktk,  4ee 
44$  $uMa»ttv  mit  4tm  vtrbum  gem^»  kat  «W  4m  tm»4tkit 
autk  4tm  tijttkt  tukawt.  4at  wtatkleetkiUnit,  dat  kitr  aafwafw 
wii4,  ist  im  t«i»tmt  tielpunkt  begTe»t$  u»4  fkkrt  auf  lUabntkt 
lickt  oder  privatrttktlieke  btfugmittt.  kteri»  liegt  die  ttfrnniaf 
gege»  mablig.  dat  v»  haute  aus  abioimle»  tkarakter  teifl  umd 
auf  kraft-  oder  mllenidusierunge»  allgemetner  ort  «HvU.  4it 
vertchiebung  der  ursprüngliche»  grentltni*.  4u  4utek  Ukerttaptf 
fetter  verbindunge»  und  durch  andere  erweHiruuft»  det  \ 
vo»  gewaltig  erreicht  wird,  ut  k«i  MoTtaa  deulUek 
bahnt,  er  bereitet  duiek  eerbindung*»  mit  fawakig  artSf  |a«»lllf 
werüeo  den  abiultUe»  gebrauch  mm  |a«allif  9tr  mad  4rim§t 
mit  der  form  des  tubttantivierlen  a4jetÄn,  4m  er  bettteim  kr- 
vorsugt,  weit  über  de»  bnkenge»  brdeutungiumfmg  kimtu*. 

a)  veibindung  mit  einer  tingrenseude»  neibutsmmung :  §emetm 
oder  piipotitionalterbindung. 

I))     »i  wirilli  iliing.  ih  »agen  ibir  Ibat.    ar  aab  si4or  »alkhagl 
lliar  »iiieoi  druta  alDt.      ibi  er  lob  klar  »«Iba  !■  Hka. 
Job  sini  oub  tbararo  dato      glwaUig  filu  ifcraia. 

Orraia  k.M.lt: 
kewalt  netAol  ten  sin  selbes  kewalllgen,  teo  sina  acadobarien 
gelüste  bindrill,  aee  potettat  feterU  tut  campolem.  Noftta 
BocÜiituii.'  Hattemer;  66  einen  gewaltigen  oiaa  sine«  mAoU« 
ter  tyrunnus  w6nda  gendien,  liberum  qu*»dam  tnum.  li*;  foM 
diu  ist  ter  man  zeablAnne,  cbad  si,  des  kawallV;,  las  tr  gaaag» 
unda  uiige wältig,  tes  er  olebt  negeroag,  faW  arra  faiafM 
polett,  ta  «0  talülut.  106*  (ebendoit  in  gttidter  Mnlaaf .  mkte 
bei  absolutem  gebrauch  mabtig  . . .  unmahtig);  b«lia  Miat  mtm 
Disko  gewaltig  an  sloero  tdte  gAolea  iuh  obclaa,  Itfl  gol,  UT 
al  fore  weiz  twingat  10  demu  einen,  aaUa  eii  tiberlas  kmmamit 
consilüs  et  actionibut.  225*;  aber  der  iDrnniiko  «a*  Tora  sIa«M 
praevaricatiuna  beidaro  gewaltig  wixentbeiie  iok  «illaa,  am 
drro  praeTaricalione  wurten  siu  bcidiu  s&  geinat,  Ua  9t 
cbiesendo  logi  diccbo  acblül  fura  wir,  Hode  er  wtllcado  abd 
wile  füre  gAut.  319*. 

3))     'al  wildu  »precban*.  qaad  ar.  II  BirT     al  vttaui.  waglfe 

••gea  iitir. 
Ibat  »teil  Ibat  thlns(  eatl      ia  ai)«*«  »elb««  iMail, 
Job  bin  leb  oub  iclweliig      abar  »ilu  Ula«  Ui*« 
in  IIb  Job  lod  biuiu.      »o  «»dir  ••  Ik  glbhiiar 
aniwurtlia  .  .  iker  . .  Ia  «ar      ik*aio  k«iiiok«a  ikar 
■Ih  *sf«B  ikkr.  lbs(  aik  kllah  ikiki      tl«*u  al  babsilaW 

ab«r    Mik. 

oba  ibtr  ihst  gltaail      ran  btaaU«  al  •••■!'. 

vtraia  4.9;, Sit 
ter  was  kewallig  nber  alla  dk  liolc,  dl«  d«  ama*  alwatliUi 
kie  tawu»  rtgebat  tteptra  p^pmlaa.  Noitaa  taatUm»  ttt  alM 
geb6t  Anloninus  . . .  4as  ftpiatooma  dir  ia  kitiH  lasfa  f^ 
walUgan  slna  htre-cka«Ma  rtkfw,  *-  fe*n»m  mir  mAbMi 
114*:  unda  in  mlaea  aaaaea  «irt  IrMh«!  ala  fclMHia  ltr«all) 
. . .  ande  laöa  in  ge«aiii|  iaiaaM  wmrm,  kat  «rf  4mmtktmr 
ftatibut . . .  oada  laöa  |a«aMt  •(■•  >•••«•■  ta  4ite  aka« 
. . .  alle  wcrilaol  sia  Ma  Ml  taM  mitntm,  ftmktt  H^»  (kk 
«il  taiaa  band  iaa  aaar  <■■■■,  mmi  mäm  racMa  Ia  Jb 
«aaacr  LaiaBa,  tkemta  arika»  IVaiaiMr  fMkaaa). 

a))  ao  ievao  gewalt«  ÜMra  «IpMM,  vaa4a  da  piaallli 
pisl  Blius  M  lari.  Naiiua  la  paala  n*,k  CiBibiii  «,hOi 
waola  nin  apaaaaa  lat  imm  et  baaia,  aa  iai  «r  §tmMt  fit 
divioiuiere  alaea  baMaa  safikcM  4aaa  ayirilaa 
WiuuAR  pa*ay*rasa  tha  Aaita  iMn  Vk,4, 

MI* 


5115     GEWALTIG  1   (polens,  allhochdeulsch) 

ß)  Weiterentwicklung  einzelner  Verwendungen  auf  grund  ellip- 
tischer ergänzung  der  Zielbestimmung. 

l))  die  unierdrückte  Zielbestimmung  tvirkt  in  der  richtung  der 
engeren  bedeutuug  ^vollmacht,  erlaubnis'  weiter,  vgl.  oben  unter 
gewalt  sp.  4933.  4935. 

a))  thar  Tundun  sie  gnan  kuninges  thegn 

uniankan    undar  themii   werodc:        quad    tbat    he  wäri 

giweldig  bodo 
adalkesures;  .  .      quad  thai  he  wäri  gisendid  tharod, 
tbat  he  thar  gitr.anodi      raanno  gehwiliken 
thero  höbidscattü.  tleliand  31S5. 

b})  Privilegium,  primus  honor,  furista  era,  kiwaltigaz  gipot, 
lex  singularis.  glossenhandschr.  des  9.  Jahrhunderts  bei  Steinmeyer- 
Sievers  4,13;  inmunem,  giwalligen,  al.  sihharen.  Tegernseer 
handschriflen  des  10.  und  II.  jahrh.  tu  1  Maccab.  II,  28  {ut  immunem 
faceret  Judeam,  das  er  gantzem  Jiidea  . . .  den  schos  erlassen 
wolt.  Luther).  1,695.  ebenso  in  den  glossen  der  gleichen  hand- 
schriflen zu  den  eanones  2, 136. 

c))  auf  ähnlicher  ellipse  beruht  auch  folgende  übertragene  Ver- 
wendung: war  ana  mag  loman  skeinen  sinen  gewalt  äne  an 
demo  lichamen  . . .  mahl  tu  ieht  üz  erdrewen  gewaltigemo 
müote,  quicquam  imperabis  libero  animo?  Notkeb  Boethius  80". 
vgl.  einen  gewaltigen  man  sines  müole<.  81". 

2))  die  unterdrückte  zielhestimmung  wirkt  in  der  richtung  der 
befestigung  des  staatsrechthchen  begriffes  von  potestas.  hier  sind 
es  vor  allem  die  Verbindungen  mit  dem  verbum  substantivum 
oder  mit  ^werden,  die  zugleich  als  entsprechung  ßr  lateinisches 
regnare,  dominari  dienen,  dadurch  wird  —  namentlich  in  über- 
tragener Verwendung  —  ein  freierer  gebrauch  des  prädicaliven  ad- 
jectivs  vorbereitet. 

a))  die  geschlossene  Verbindung  als  ersatz  für  regnare,  dominari: 

sih,  thaj  heroti      theist  imo  thiomuati 

go  wito,  soso  woroit  ist,      waot  er  ther  drubtin  ist; 

er  ist  giweltig  lilu  Tram.  Otfrid  1,3,43; 

wis  kewaltig  under  mitten  dinen  fienden,  duminare  in  media 
inimieorum  tuorum.  Notker  psalm  109,2  (herrschen  in  Treb- 
nitzer  psalmen,  herrsche  unter  deinen  feinden.  Luther);  üe 
wellen  selben  werden  gewaltig,  aide  gewaltigen  io  mite  sin, 
vel  regnare  ipsi  .\  vel . .  adherere  regnantibus.  Boethius  98* ;  wio 
sie  sih  einotön,  füre  die  reges  cunsules  zehabenne,  die 
iärliches  kewehselöt  wurtin,  nio  sie  lango  gewaltig  wesendo 
ze  nbermüote  ne  wurten.  79';  mit  tiu  ferllesent  sie  niehl  ein 
gewaltig  wesen,  nube  ioh  selbej  ta;  wesen,  potentes  esse.  170*. 

6))  Übertragung  und  lockerung  der  festen  Verbindung:  wile 
du  gewaltig  werden,  potentiamne  desideras?  Notker  Boethitis 
119";  ter  gewaltig  welle  sin,  der  dwlnge  sin  geilla  mftot, 
qui  se  volet  esse  potentem.  115*;  s6  übel  wiht  kewaltig  wirdet, 
quotiens  iniqiius  gladius  additur  sero  veneno.  84'. 

c))  annäherung  an  den  absoluten  gebrauch  von  mahtig:  näh 
in  waren  tribuni  plebis  kewaitigöslen.  Notrer  Boethius  lio'; 
noh  tanne  sint  io  manige  diete,  dero  ein  chuning  so  wei^r 
gewaltigösto  ist,  nieht  newaltet,  quibus  regum  quisque  non 
impcrel.  113". 

d))  prädicative  Verwendung  neben  anderen  verbis:  aht6st  tö 
den  gewaltigen,  der  daz  ketüon  nemag,  taz  er  wile?  potentem 
censes.  Notker  Boethius  lis'. 

3))  auch  die  attributive  Verwendung  knüpß  zunächst  an  die 
staatsrechtliche  ausprägung  des  begriffes  an;  so  unteischeidit  sich 
ursprünglich  gewaltig  als  beiwort  der  könige  und  weltlichen  gewalt- 
haber  von  mahtic,  das  mit  Gott,  Christus  und  anderen  macht- 
habern  verbunden  wird,  die  erweiterung  des  gebrauches  knüpß 
an  Übertragungen  an,  insofern  Gott,  Christus  u.  a.  als  regenten 
aufgefaszl  werden. 

a))  trübten  was  ouh  wunderlich  an  diSn  $6  höhen  unde 
so  gewaltigen  regilius,  mirabilis  in  allis  dominus.  Notker  psalm 
92,4  (in  der  hoe.  Trebnitzer  psalmen;  in  der  hübe.  Luther); 
der  die  gewaltigen  unde  die  mahtigen  chuninga  sluug,  qui 
percussit  reges  magnos,  et  occidil  reges  fortes.  135,  17  (2, 472") 
(der  do  irsluc  konige  groz  unde  ir  totte  di  starken 
konige.  Trebnilzer  psalmen ;  grosse  könige  . .  mächtige  künige. 

LUTUEIl). 

b))  ich  kelouben  an  got  futer...sun  unde  an  den  heiligen 
geist,  daz  thie  dri  genenneda  ein  got  ist,  kewalliger  unde 
alemachtiger.  St.  Galler  glaube  Müllenhoff- Scherer  denkm. 
,1^, 2h9;  wanda  er  iriösta  sinen  dürftigen  unde  armen  Hut  ... 
föne  demo  gewalligen  ti^vde,  liberavit  egenum  a  potente.  Notker 
ptalm  71, 12  (von  dem  mecbtigun.  Trebnitzer  psalmen;  anders 
Luther). 

;')   die  syntaktische  funrtion   des  adverbiums,   die  jedoch  bei 


GEWALTIG   1   (polens,  miUelhochdeulsch)     5116 

Notker  noch  wenig  entwickelt  ist,  trägt  ebenso  wie  die  Substan- 
tivierung in  sich  die  keime  zu  neuen  richtungen  der  bedeutungs- 
entwicklung.  in  beiden  fällen  ist  es  namentlich  die  annäherung 
an  gewalt  im  sinne  von  violentia,  die  sich  geltend  macht:  wer 
daz  wib  wäre  s6  gewaltigo  varentiu,  haec  mulier  tarn  im- 
periosae  auctoritatis.  Notker  Boethius  19' ;  wio  gewaltigo  diu 
natura  iro  zoum  chSre,  quantas  rerum  habenas  fleclat  natura 
potens.  102';  curte  din  swert  umbe  din  dieh,  filo  gewaltigo, 
accingere  gladio  tuo  circa  femur  tuum  potentissime.  psalm  44,  4 
(der  hell  Luthkr;  geweldiclichen  Trebnilzer  psalmen);  wafene 
dili  mit  demo  swerte  dinero  lero,  diu  gewaltigo  den  sun 
sceide  föne  demo  fater.  zu  psalm  45,4  (Hatlemer  2,  157'). 

S)  die  Substantivierung  des  adjectivs. 

l))  objectivierung :  aide  waz  mag  tiu  gAollicbi  gewaltiges, 
unde  mahtiges  hüben,  diu  mit  s6  gnüten  marchön  bedwungen 
ist,  amplum  magnificumque.  Notker  Boethius  86'. 

2))  personißcierung. 

a))  wanda  dife  gewalligen  dirro  werlte,  die  wurden  des  in 
ubelmo,  daz  iro  leges  (Ca)  föne  Gotes  legibus  (eon)  ferzoien 
solton  werden.  Notkur  zu  psalm  4ö  (Hatlemer  2,  163");  nieht 
ne  fersehent  iüh  ze  gewalligen,  nolite  conßdere  in  principibus. 
145,3  (nicht  ingetruwet  in  di  vursten.  Trebnitzer  psalmen;  ähnlich 
Luther  146,3);  dero  gewaltigön  bolgenscaft,  offensio  potentium. 
Boethius  28";  dero  gewaltigön  göoti,  probitas  utentium.  80*. 

b))  kemag  si  danne  ieht  wider  demo  gewaltigosten,  polen- 
tissimum.  Notker  Boethius  154'. 

c))  Übergang  in  die  bedeutung  'violentus,  superbus,  saevus': 
föne  diu  smulzen  potentes  et  superbi  (kewaltige  und  uber- 
muote)  also  wahs  föne  Gotes  anasiüne.  Notker  zu  psalm  96,5 
{Hatlemer  2,  dil^j.  ebenso  I03,i6;  waz  ist  tien  muödingcn,  daz 
sie  die  gewaltigen  furhtenl?  quid  tanttim  mirantur  miseri . . . 
saevos  tyrannos.  Boethius  25';  mit  tiu  infüorest  tu  demo  ge- 
walligen sin  Zorn.   26*. 

b)  auch  der  gebrauch  in  der  mittelhochdeutschen  dichtung  geht 
kaum  über  die  eben  gewonnenen  linien  hinaus,  das  Nibelungen- 
lied ist  nach  dieser  seile  sogar  weit  conservativer  als  etwa  Notker. 

«)  Verbindung  mit  eingrenzenden  Zielbestimmungen,  der  unter- 
schied zwischen  persönlicher  und  unpersönlicher  bestimmung  läszt 
hier  bei  der  gröszeren  zahl  einschlägiger  belege  den  einflusz  viel 
deutlicher  erkennen,  den  er  auf  die  bedeulungsentwicklung  im 
einzelnen  falle  ausübt. 

1))  genetivverbindungen. 

a))  bei  persönlicher  Zielbestimmung: 

Parziväl  sprach  zim  'sit  ir 
80  gewaldec  iwerr  liute, 
das  se  ivver  biten  iiiiite 
und  al  die  wile  ir  von  in  sit?' 

Wolfram  Parziväl  753,13; 
möbt  ich  nu  wol  iu  beiden 
mit  triwen  solhen  rät  gegcbn, 
des  iwer  werdeciiches  lehn 
genüjje,  ich  woldej  werben: 
des  eiilie^e  ich  nibt  verderben.' 
si  sprach  'ir  suli  gewaldec  i-in 
des  werden  küneges  unde  min'.    635,21; 
es  (das  kiml)  wart  der  Juden  gewaltic  sint. 

Enikkl  welCcIirunik  6188; 

ob   mich  morder  oder  beiden  wollen  morden  und  ob  ich  ir 
geualdic  wirde,  sol  ich  sie  erslahen?  der  veter  buoch  4  Palm; 

Arlüs  sprach  'da?  wil  ich  tuen. 
Gäwän  miner  swester  suon 
ist  wol  so  gewaldec  ir, 
daj  si  beidiu  im  unde  mir 
durch  ir  zuht  die  schulde  git'. 

Wolfram  fariival  727,11; 
diu  fürstin  an  den  forsten  sach : 
Ir  munt  dö  jsemeilichen  sprach 
'nu  eret  an  mir  riters  pris. 
ir  sit  gelriuwe  unde  wis, 
und  ouch  wol  so  gewaldic  min, 
ir  muget  mir  gei)en  hölien  pin',    136,14; 
m^re  denn  man  iu  enphalch, 
sagten  si  dem  Iruoten 
von  der  frouwen  höchgemuoien, 
der  er  gewallig  wsere. 

ÜTTOKAR  österr.  reimclir,  90137; 
genäde  sol  bi  gewalt  sin  zwifaltig. 
nu  hetzä  her  genäden, 

lieb,  du  bist  min  gewalticlich  gewaltig. 

Fl.  T.  Labkr  (/.  jagä,  171  Scliinellfr ,• 
diu  ist  gar  gewaltik  min 
an  genade  diu  vil  guote 
lat  mich  iruren,  iu  unmuote 
muoj  ich  an  min  ende  sin. 

Jacob  vom  Wartb,  s,  IUktscu  243; 


5117     (.KWALTIG   1   (potcns,  miUethochdeuUeh) 

Hebe,  Ich  erglho  mich  in  dich, 
win  liu  (üli  iiilii  ^(<K>n^Mt  i\n 
dl«  «ile  Ich  hau  liit  leben  tnln. 

I'KTKK  lOt   SlAUriRMM  Uti 

dA  tliioni  Ich  vor  Ir  betle  und  bAri  wtt  il  dt  fprech. 
dt  von  wart  Ich  Ir  gewalUc,  Uat  ■!  micn  olhi  •niaeb. 
twU  tAr«  tl  »Ich  wen«,     »6  «an  il  doek  min  «Ip. 

Ortnü  IIS  llteläinbueh  S).  nrUitU  f««alillell. 

b))  bei  unptriönlicher  tielbetlimmung. 

a))  gedenke,  kunliio  rieh« 

Alexander,  wer  Ich  wir«, 

wer  wa*  K«waldl|er« 

der  le  K"born  worU« 

lälU  und«  bürge.     I.Aaraicit  AltannUr 

(&>tti«6Nryrr  htnänkr,)  tMl; 

d«in  brtbt  er  guoie  nvr« 
da(  er  gawaltic  wwr«^ 

4«8  guoien   landea  lUderrlcb.  

Uttokab  6%itrT,  rtimdir.  1711,  ibnto  63tn; 

doch  wart  er  vewalilo  dar  rieb 
und  baiai  diu  hArllob. 

Knikil  luritenbiiek  Vtt  Stimtuki 
leb  gibe  Och  lande«  darsuo  vll, 
all  ich  ficb  bescheiden  w||, 
da{  Ir  dei  gewililg  tlnt 
ein  herre  wol  und  üwer  hlnt 
■Il  mlner  ninonien  werden. 

l'iTm  VON  SrauraMiaa«  Mi} 
do  rurt  «r  In  uf  ein  hAhe. 
um  apraeh  swai  er  über  a«b«. 
da|  er  lo  dea  glwalilo  UBI«. 
ob  er  In  nlder  vallmd«  bat«.    M^cap«  S7.S1; 

d«>  hoir«  mir  der  •iioi«  KrUl, 

der  hiniel  und  erd  gewaUic  Ut 

Enukl  wfUchronik  123  Slrauck,  #4m*«  (mü 
yleiekein  rrim)  1&4T8:  ßr$lenbii€k  S8M; 

«r  (inroM  sprach:  'lieber  vaier  min, 

ble  Ist  Eeaii  der  tun  din.  . . . 

du  aeolt  «liiao, 

minas  iagidee  eu«n. 

und  tcoli  du  mich  «Iben, 

dine  «ilde  mir  verliheu, 

gewelilcb  tOn  dines  erbea, 

4  du  ersterbe»!'.      Wiener  0«ne«M  3297. 
ß))  gawaltic  kleiner  vogellin 

wart  nie  ad  vasta  ein  adclar, 

sam  sl  di  wAreu  maneger  schar, 

durch  die  si  drungen  unde  riien. 

Konato  von  WBaiauao  PurtoNO/Jin-  ItWS; 

was  wil  si  mein,  was  wil  al  mein, 

sol  Ich  meluei  lelbes  nicht  gewaltig  sein? 

Erlauer  tpittt  IM  hummtri 

sl  sprach  'Ich  senn«  lu  acbier«. 

CundrI«  la  suriiere 

ruocbot  mich  so  dicke  sehn: 

swag  von  erienie  mac  geschehn, 

des  tuot  sl  mich  gewaltec  wol'. 

WoLraiH  l'aitival  679,37; 
sl  d6ht  ouch  maneger  Aren      von  Mbehinge  lanl, 
der  sl  was  gewallte      unde  die  ir  llagnen  baut 
mit  SiTriües  lAde      bete  gar  benomen, 
ob  im  das  ouch  immer      le  leide  möhie  komtn. 

Nibclunyeit  13;i2.2;  ähul.  1176,3; 

grA(  trlwe  hei  Im  sft  bewari 

sin  manlicb  herxe  und  ouch  den  llp, 

das  riir  wir  nie  ander  wip 

wart  gewaldec  sincr  rolnae, 

ninau  diu  künegiiine 

Condwir  imQrs, 

diu  geOörlerie  hii  flärs. 

WoLrsAB  Partitol  7S3,11; 

'für  dai  ors  des  Ir  hie  gert 

habt  lu  den  man  dorg  geln  mir  reit'. 

. .  .  'megt  Irs  so  gewaldec  sin, 

anlwurlen  In  den  kocken  min. 

»6  kuuut  ir  werdekeit  wol  luon'.    646,39: 

w&  von  sol  man  liine  vüre  min  seplllie  erkennen? 
hie  envor  dö  ksnde  man  I;  wol  bi  iuuwenial. 
da  von  solde  man  mich  noch  von  allem  rollte  nennen: 
nusi  mir  eigen  umle  iöhen  d&  geme^eo  amal. 
kini.  ir  haltet  in  den  singen  der  sin  nO  gewalllc  al: 
Ich  bin  slu  verslögen  ine  schulde:  mine  vriuot.  nd  llget  mich 
des  namen  vrt.     MitoBAaT  49.6  heutt- 

2))  vtrdringung  der  gtnetnxonttruttion  durch  accusttivformtn : 

der  knnec  apraeh  'dea  sIt  gawart, 
um  di  luo  allea  dea  ir  gert. 
be>lhiici  vasie  dia  tfir. 
Ich  schafTa  iwina  dA  vAr 
die  nieman  lägem  dar  in 
uusa  ich  der  4rsie  bin  .  .  . 
awat  ich  rilter  gewaliec  bin 
die  müegeu  alle  dar  in. 
dag  man  wol  scbouwe  d4  bi. 
wer  ine  valich  gewetkat  si'. 

pfafft  Ami$  in  LamM. 


GEWALTIG  1  (poleo*.  miUelhorhdeutteh)     5118 

a))  prip9tUi»nal9tibinim*T«M. 

■'))  i|  wifln  onb  ebuaag«  cr«nio 

über  man««  dli  gawalile. 
«11  niebel  waa  Ir  salkbak, 
Ir  ll>t  und«  Ir  hand««k«ll. 

LsaraicvT.  Al'tatätr  tl  KanM^r  kMadsdkr.i 
und«  nimet  «alcb  imar  «•■d«r     sli  «r  dIa  •!««■  le^ 
und  du  bber  noa  baldlu      eA  gewalilc  biM. 
dag  tr  dir  a«  lang«      d«n  ilos  ver»«ig«n  bli. 
dloar  bberaftai«      s«ld  leb  *••  rebu  beb««  rAl. 

nbar  dl«  rl««n  and  leiwerc 

Nad  ub«r  manche«  kale«  Mrf 

aolt  du  a«  gar  gewaltig  *«l«.      Lmwtim  M  Mtkaätk 
b))  dU  g«t«baeb  In  «Im«  laaivrU«, 

d«n  bll  g«boUB  bi  der  wIde 

«la  l«w«,  der  waa  Vr«v«l  geaast. 

g«w«li«e  tb«r  dat  Uat- 

H0tJt*>i  taettt  Ita  Mumbmtmt 

•r  boa  da  «r  «Inea  pr «b««l  «Mk, 

•Iwar«  uad  «lavatitc. 

•nd  ledoch  wa«  gewalilc 

kb«r  «la  vll  Mlcbel  ga«t.    pfa/r*  *"**  tt»  UmM, 
())  «(«n  bllfei  gria  In  scbili  noeb  s««rt, 

•oell  or«.  bdcb  pure  aaii  i5fB«a  ««iti 

Ir  Sil  gewaldac  ob  der  war. 

Md«  iir  erde  nat  la  d««  aar 

wat  entiinnei  Iwer«  brUg«. 

•t  Olrg«  oder  tUg«.    Wairaaa  PUtttti  IM.  1 1 

d«  eowold«  diu  gai«. 

dl«  der  vaicr  aad  dar  aaa  baiaa  la  Ir  Mi«. 

dl«  gregt«B  wau«  alcbl  «artragaa. 

dag  dl«  goi  «la«  Wald«  b«b«a. 

d«  rl«i  al  deaa  vaur  dag. 

dar  gawBltl«  ««geben  wa«.      taagaag«  l^4t  Mba. 

ß)   unter    d4»   ftrwu»   d*r  etltptutktu 
die  fritUtedUlttk«  *m$fr4fm§  im  dm  ditkittj 
{9tL  4«f<fM  wUtr  c),  «M  aa  Mkt/kM  pßt§$  tal  Mi 
Tt^lätkt  gefurdn^  a«r  attrai  ni  itt  wrihkaf  mH  dtm 

iubttanHwum, 

\)\  bttiehitug  •%(  neUUdu  «MM/Wlarn. 
a))  geukkttent  fabindung: 

dag  tl  gewaltae  wcrea.      dag  tiiaa  «i  «al  acbla. 
awag  sl  geblatea  woldan.      d«s  tarat«  saa  aUM  Ua. 

aoa  wart  dar  fursi«  rieb« 
gawaltic  tOsierricb«. 

OiTOiAB  oUerr.  reimtkr.  I7M; 
nu  was  ein  vaisebafUr  aaa 
argeireieo  In  gewall  . . . 
nnd  was  tu  berrea  «tkora 
aber  SIcilieo  dag  lanl. 
Quincianus  was  er  genant  . . . 
Acaiba  wart  do  gebetcu 
«fl  dicke,  dat  »i  tele. 
awes  si«  der  berre  bei«, 
dag  w«r«  ir  gut  tu  «r«B. 
wolde  oucb  si  des  enikeren 
und  siorm  willen  wlderttaa. 
to  Bochlec  ir  wol  mlss«gaa. 
wand  er  gewaldec  wer«.    ;MSsi««al  177,37  Uifktt 

dA  apracb  einer,  der  kfloic  mOlil«  es  auch  baz  gctuoo,  «m 
der  wäre  gewaltic  und  «was  «r  gebiete,  d%i  aiAaala  warn 
leisten.  Bübthold  f.  llEcensacBC  2,  IS4  ffiifit;  4tr  «att  tm 
geweldich  iinroe  Janda  van  Pbaraooe«  halfea.  •idla.aiMIr.  71; 
rompejus  ia  der  alal  sS  Babjloa  «ai  ganallif.  fiila  ia> 
aKinerHW  7  JTrUrr; 

Ich  sib«  (dag  alr  saalt«  ia«i) 

vll  riehen  lump  aad  «r««a  fTaa^ 

Bteman  isi  rieh«  in  argaa  IIa« 

«aa  dar  gara«  «ra  ist. 

awA  riekar  aaa  nwaltia  al, 

4i  aal  anek  gatdia  w«a«B  kl. 

aaa  s«l  sich  gara«  «rkaraen 

Obar  dl«  edela  ana«a.    Faataaa«  lt.  II  6«saaaa. 

6))  |«i»«A«rli  ««rtia^af .' 

welba  waga  al  Itaraa     ••  Maa  <arak  dta  laa^ 

dea  kaa  lak  alki  kaa«kaldaa.     Ir  rfttar  aal  i 

dag  «a  aaa  la  alaaaa :     aaa  «atkia  ir  k( 
ji  waa  vll  gawaltk     dar  «d«l«  btaia  aal 

XHtlmtm  tm.h 
von  Roian  ta«  d«a  Uta«      vaa  4w  Clk«  aas  aa  dag  aar. 
aft  Ist  künec  debeiaer     ad  gawalil«  aibt. 
da  aaki  dMi  «r«aw«a  k«ld«.     a*  «r  dia  ta  kaaaa  (tti.    UM,1{ 

akir  «aMMl  Salasaa  dar  ttrlag 

alaar  «raenraa  aaadMwaa  dtaf .  •  • 

•a  daa  kaiaa  «fraeft  al  da: 

aaga«  alr,  aar  aalr  k««ra  al. 

lafcar  aan  kaak  aad  «a  kl  «ri? . . . 

ai  ayraaa  s  ai  aar  laai  faaaMlaa  T 

kar  «yraaa:  vraaaa  aa^  i^ii^  aa» 

a  aMTi  asaa«  ad  aaar« 

ala  gvwalt  gai  «aa  daa  aara  aag  aar. 

Baa«  «.  1— aaaBBta  aas  ke*r  IM  Ilk. 
•ft  aaiaa  a«^  ftllti 


5119     GEWALTIG  l  (polens,  mittelhochdeutsch) 

dö  wart  er  ricbtaere, 
gewaliich  unde  maere: 
Ilöme  unde  Lateran 
wurden  im  baide  undertan. 

kaiserchronik  11415  Schröder; 
Isac  Abruliames  sun 
wart  nach  im  gewaltic  und  frura 
unde  wart  ein  erbser  man, 
als  ich  von  im  gele&en  hän. 

£mkel  teeltchronik  4294  Slrauch; 
da  von  wil  ich  des  verjehen, 
daj  er  ist  gewaltic  und  starc 
und  vil  sinnic,  wis  und  liarc.    7687; 
do  uam  uT  sinen  palas 
der  keiser  Katherinen  .  , 
und  mit  sernTten  worten  sprach:  .. 
'nach  miner  liuniginne 
saltu  gewaldigest  wesen 
und  mir  die  liebeste  u;  erlesen, 
die  ich  nu  indert  schowe.' 

passional  079, 69  Köpke. 
c))  Verbindung  mit  faclitiven  verbis: 

swer  hilfei  rechen  min  leit, 
ich  gibe  im  (die)  Sicherheit 
dag  ich  in  cndeliciie 
gewaltic  unde  riebe 
wll  machen  e  ich  erwinde. 

MoBiz  v.  Craon  210  Schröder. 

2))  Übertragung  auf  göUliche  macht  {vgl.  schon  die  sp.  5118  an- 
geführte stelle  aus  Baus  v.  Scbonebecr): 
dar  undir  wärin 
di  dir  von  goti  lärin: 
dai  wärin  di  herrin 
di  güiii)  Israhälin. 
ein  andir  si  sagitin, 
also  si  gilesin  habitin, 
da;,  gut  wer  df  demo  himili 
sam  giwaltig  sami  hi  nidini. 

eiiiyanij  zui  älteren  Judith  nach  Müllbnhoff- 
ScHERER  ilenlimäler  1^, US; 
der  llp  ist  ce  fleischlichen  sachen 
weich  unde  olialtich  {unhallichi): 
80  bist  ave  du  herro  so  gwalticb, 
da;  du  in  wol  gisterchin  malit 
mit  diner  gotelichin  cbraTt. 

litaiifL  bei  Hoffmamn  fundqruben  2,216; 
nu  was  ein  gro;  gotinne 
vil  gewaldec  da  gewesen, 
die  da;  volc  bete  uz  erlesen 
an  sunderlicher  werdekeit.    passional  13,27; 
der  vater.  der  den  sun  bete  gisant. 
der  bewerte  wol  daz. 
da;  er  gewaltic,  weise,  unt  gut  was. 

anegenge  9,49  Hahn; 
er  ist  gewaltic  unde  starc, 
der  ze  wihen  naht  geboren  wart, 
da;  ist  der  heilige  Krist. 

Spkrvogrl,  minnesangs  frühling  28, 13 ; 
'Silvester',  sprach  er,  'bore  michl 
du  spriches  so,  da;  swen  Christ 
an  gotelicher  mitewist 
si  gewaldec,  starc  und  da;  leben, 
wie  hat  er  danne  sich  ergeben, 
ist  er  des  gewaides  got, 
under  schimpflichen  spot, 
des  er  vil  hat  geliden'.    passional  81,53. 

3))  Übertragung  auf  unpersönliche  träger: 

des  antwurte  Sifrit,        der  kreftige  man, 
'müet  iuch  da;,  här  Hagne,      da;  ich  gesprochen  hän, 
so  sol  ich  lä;en  kiesen        da;  die  hende  min 
weüeut  vil  gewaltic        ble  zen  Burgondea  sin'. 

Nihelnnqen  121,4. 
y)  die  attributive  Verwendung  des  adjectivs  zeigt  vor  allem  in  der 
geistlichen  dichlung  eine  erweiterung  ihres  gebietes,  da  das  adjectiv 
mit  bezug  auf  gott  gern  angezogen  wird,  die  freiere  fügung  in 
der  poetischen  kunstform  begünstigt  dabei  diejenige  form  des  attri- 
buts,  die  sich  der  apposition  nähert  und  zur  Substantivierung  führt. 
1))  weltliche  macht: 

l'ur  dem  chunige  in  dem  sale 
da  vant  er  boten  Daiios 
aines  gewelligen  cbuniges. 

Lauprecut  Alexander  466  Vorauer  handschr., 
ähnlich  1429. 
vpi.  des  waldigen  koninges  kint.  Brdn  t.  Schonebeck  Ao/i«(t>(i  294; 

du  solt  ein  künec  gewaltic       bi  neben  Etzelen  sin. 

Nibelungen  2095,4; 
unt  sint  erstorben        alle  mine  man, 
so  hat  min  got  verge;;en        ich  armer  Dietrich, 
ich  was  ein  künec  gewaltic       Mr  unde  rieh.    2256,4; 

lä;  dir  mit  triiwen  wesen  leit, 

da;  du  ein  kunic  lobelich 

gewaldic  und  dar  bie  rieh 

hast  dine  gote  verl&n, 

die  dincn  eidern  bän  gestän 

bie  in  manchen  Sachen. 

livländische  reimchronik  6406; 


GEWALTIG   1   (polens,  mütelhochdeutsch)     5120 

und  dar  umb  gepöl  der  geweitig  kaUer  Alexander  seim  volk, 
daj  e;  der  veigen  nicht  seg.  Konkad  t.  Megenberg  buch  der 
nalur  322,  11 ; 

dS  sol  ich  mime  herren       werben  ein  ander  wtp, 
Sit  diu  ist  derstorbei!        der  schoenen  [lelchen  lip. 
ich  wii  nach  Kriemhilde        liten  an  den  Bin  : 
diu  sol  bie  zen  Hiunen        vrowe  vil  gewaltec  sin. 

Nibelungen  1109,4; 
sus  kerte  er  dannen  zehant 
unde  nam  von  den  mairen, 
den  gewaltigen  Romseren 
urloup  unde  boteschaft, 
swaj  er  belwünge  mit  kraft, 
da;  er  da;  zeigen  haute 
und  ouch  in  da  von  taete 
etslich  reht  und  6re.     Gottfried  Tristan  5910; 
und  alse  der  zins  üf  sine  vart 
hin  wider  trlant  geschicket  wart 
und  da;  fünfte  jär  in  gie, 
so  muosen  aber  diu  zwei  lant  ie 
iemer  ze  sunnewenden  . 
die  boten  ze  Röme  senden, 
die  Röme  wol  gezaemen, 
und  da;  die  da  vernahmen, 
welch  gebot  und  weihen  rät 
der  gewaltege  senät 
enbute  unde  sande 
einem  iegeüchem  lande.     5992; 
die  Joseben  chouften  do  si  in  zfi  Egypte  lande  brabten, 
si  verchouften  in  sSre  zfi  eineme  heiren  hie;  Putllar. 
der  was  ein  geweitig  man,  deme  was  da;  bere  undertan. 

genesis  55,26  fundgruben, 
von  sinen  gnaden  i;  quam 
da;  der  herre  siechen  began : 
da;  dem  gewaldigen  man 
ze  gro;er  selicbeite  quam.      Trierer  Silvester  45; 

warlicben  soll!  dehein  ricliir  herre.  odir  ein  geweltigir  vriwent 
zu  iwenne  höse  chomin ,  mit  allim  vlijje  werde  iwer  hü» 
gechert  und  gereinit.  specul.  eccles.  82  Kelle; 

nu  was  bi  in  ein  reiner  degen, 

beide  gewaldec  unde  wis, 

der  hete  an  imo  auliclien  pris 

in  dem  er  trat  die  anderen  vur, 

dai;  vil  nach  die  willekur 

alleine  an  sime  herzen  stant.    passional  9,59; 

nü  was  da  bie  gese;;en 

ein  beiden  wol  verme;;en, 

beide  gewaldic  und  rieb, 

dar  bie  was  er  tugentlich. 

livländisclie  i-eimchrotiik  261. 

vgl.  gbeweldich  heer,  souveratitf  vorst.  Oudeuani  2, 658. 
2))  Übertragung: 

vrowe,  aller  högeste  minncrinne, 
num  in  dine  hant  alle  mine  sinne, 
aller  gewelgiste  keserinne  .  .  , 
num  minen  dinst  minnencliche. 

niederrhein,  Marientoh  23  Piper; 

er  ist,  sprichint  sl,  der  starche  herre,  herre  aliir  tugindi, 
ein  geweitiger  herre  ane  sineme  vtige,  dominus  fortis,  dominus 
virtutum,  dominus  polens  in  praelio.  speculum  eeclesiae  78  Kelle; 
tot  ist  die  henne  die  do  anszzog  soiiicli  hiiner.  ach  gott, 
gewaltiger  herre !  wie  lieb  sach  ich  mir,  wann  sie  so  zuchtic- 
liches  ganges  pflag.  ackermann  aus  Böhmen  12; 

ouwe,  gewaltiger  Krist, 
wa;  eren  uns  benomcn  ist, 
minem  herren  unde  mir! 
nu  enbirt  er  und  ich  enbir 
der  €ren  der  uns  was  gedäht. 

Harthann  V.  Aue  aimer  Heinrich  1297; 
got  gewaltic,  wa;  du  schickest 
wunderlicher  dinge  an  allen  meini 
für  der  himele  dach  du  blickest 
unde  durh  der  belle  dillestein. 

Konrad  v.  Würzburg  lieder  und  Sprüche  1,1; 
swer  sich  unreiner  lust  irwerlt 
unde  vermidet  böse  dat 
unde  setzet  sinen  rat 
an  den  geweldegen  got 
unde  lieldet  sin  gebot,     säch'i.  weltchronik  65; 
so  wil  ich  dir  in  nennen, 
und  wisen  blne^  namen  sus: 
min  herre  i&sus  Kristus 
da;  einbornegotes  kint  . . . 
der  höhe  ob  allen  listen 
aller  wisheit  urliap  treit 
mit  endelöser  wisheit. 
in  drin  namen  eine, 
hcilic,  eine,  reine, 
gewaltic  eine  lebende, 
Sn  ende  leben  gebende. 

Rudolf  v.  Ems  Barlaam  und  Jonaphot  50,21; 

ich  geloub  das  er  da  sitzt  zu  der  zeswum  sines  vatters,  im 
eben  gewaltig  unnd  eben  ewig,  bekenntnis formet  d.  abtes  Bechtold 
(1250)  bei  Zellweger  Urkunden  1,1,58;  wat  bis  dik  wan  min 


5121     GEWALTIG  1  (potens.  in  d.  älter. getchäfUpr.)      GEWALTIG  I  (poleoi.  in  d.  ätitr. gmekäptpr,)    5123 


liere  got?  want  w«  U  liere  Anr  dich  b«re  ov«  we  it  |ot 
Ane  dicli,  got.  ovirite,  Leale,  geweldiite,  allrrittweldUie, 
barmlirrziitte,  iodc  gerebiiile,  btneltcliUl«  ind«  offeobirule 
•I6de  iiide  uabegrUlicb,  unwuiidelb^re  lud«  it  wandelet  alle 
diiicb,  iiide  die  slolten  leidet  d6  in  dat  aldir,  inde  ti  eii- 
HJ/zeri  ea  iiiei.  di*  ride  vo»  den  XV  f,Tadt»  (TtUitr  kundtchr. 
de%  u.  jahrh.),  Germania  0,  It8  {vgl.  ubtn  ip.  bottl);  acb  berr, 
»ie  uft  er  mich  gevangen  bAl,  da;  niicb  diu  aller  lugentlelcbtl 
...  diu  gewclligit  allzeit  bdt  erbrit  au;  teincii  tcharpfeo 
l.liU'ii.  KoHRAü  V.  Mi:cR?<B»tc  buch  der  natur  loi,  7. 

ö)  ßr  die  function  du  ad*ftbtum$  Irrten  du  btUgt  i»  itr 
mitlelhoMtuUchem  ptrioJe  gant  turfuk;  hiefür  liegen  in  den 
formen  gcwullcdicbfu,  gewallecllcbe  (i.  gewaltiglicb)  betondere 
l'iUurtgtn  vor.  auch  die  lubslantmerung  un$eTe$  »d]etU$$  i$t 
hier  wenig  entwickelt: 

Adritaui  dur  wart  lotiivtr. 

rliie«  gewaliligvn  wtrl  li«r  genrar. 

luliani  do  her  den  Irsacb, 

weder  en  her  ernitlichen  «prachs 

mache,  ila^  mir  Secundu«  lu  rede, 

da»  wel  ich  dich  Kuillchen  bede. 

do  tprtch  der  *ulbe  (.'«waldlgt  mtn  ... 

Sfcunaut  no  (**chi.  f.  U.  alltrlhum  tt.MS). 

e)  tu  der  Übergangsperiode  ton  der  milUlhochdevteckem  $mr 
ntuhochdiuUchen  teil  machen  $ich  die  einulnen  ttit/ormtn  der 
prota  mtt  ihren  besonderen  bedingungen  für  die  bedeulnngs- 
entuieklung  de$  adjecdvs  geltend,  m  dltnen  ekroniken  übermegl 
die  terbindung  mit  einem  persünlichen  genetie,  du  tiek  enger 
an  die  oben  belegten  fügungen  anlehnt,  die  reekttfracke  betor- 
tugt  perliiiidungen  mit  unjiertönlichem  genetit,  bei  denen  die 
parallele  von  gewatl  und  beiilz  durchschlagt,  in  der  gesehdft- 
sprache  der  Urkunden  tritt  die  auf  eUiptitehrr  fügung  beruhende 
attributive  Verwendung  mehr  in  den  Vordergrund,  vereintelt 
werden  auch  schon  ansätu  tu  der  bedeutung  violentus  bemitklieh, 
so  in  der  Verbindung  gewaltige  band  (t.  unter  2);  doch  ist  beim 
adjectiv  diese  entwicklung  lange  nickt  $o  früh  belegt  mie  an  der 
adverbial f Ol  m  gowaltiglicb  t.  d. 

o)  die  sielbestimmunii  wird  hier  fast  immer  im  genetit  an- 
gefügt, prüpositionalverbindungtn  sind  selten:  to  Babilnoie  ir- 
buf  sik  dat  rike,  die  wns  geweldich  uver  alle  land.  Sachsen- 
spiegel landrecht  3,  4t  §  1  llomeyer;  vgl.  auch  die  infinitive  mit  zu. 

1))  mit  persönlichem  i/eneliv: 

a))  welch  geaellen  nicht  beleiben  wollen,  der  aie  nicht 
gewaltig  wereo ,  di  solt  man  lazzen  reiten,  (bestrllung  der 
Söldner  1388)  d.  stddtechroniken  1,173  {Nfirnberg);  und  wollen 
das  fQr  uns  und  nlie  die  untern,  deren  wir  gewaltig  sind 
und  una  zu  versprechen  sieben,  getreulich  und  ungefährlich 
helfen,  in  kraft  dieses  briefrs.  schreiben  des  hersogs  Ludwig 
von  Ingolstadt  (1436)  bair.  landlagshandl.  4,  8S  Krenner; 
jr  wori  woion  .«o  menchvelülch. 
li  enwereu  der  kncichte  ueit  geweldicb. 

GoiraiD  iUesN  {bouh  ran  der  siede  Colne), 
ii.  slddlechioniken  13,118; 

und  verput  ullen  seinen  gescbloszen,  das  man  den  jungen 
brrren  berczog  Ludwigen  nicht  einliest  dann  mit  einer  anzal, 
das  si  sein  gewaltig  möchten  sein.  d.  stddtechroniken  A,  123 
{Augiburg,  su  UM);  wollen  die  von  Auspurg  willig  sin,  so 
wollen  ti  des  kaisers  gewaltig  sin  (einßust  ausüben  auf,  gut 
stehen  ßr  d.  k.)  umb  9  lusenl  guldin.  4,3«; 

int  want  hint  din  aveui  U 

und  des  leWen  Crlitui  geweldich  bis, 

to  mois  du  um  hint  mdcben  hoili 

alle  de  uns  hat«ent  ain  ante  tcboiU. 

GotraiD  llAetN  {bouh  ran  der  siede  Cetne), 
d.  tlddilediroxiken  13,79. 

6))  wer  aber,  daz  kein  jud  in  den  vorgenanten  steten  mit 
icmant,  der  in  solch  gült  schuldig  were,  an  der  rechnung 
siozzig  würden  oder  ze  hert  sein  wollen,  ao  sol  dez  der  rat 
in  der  stat,  do  dann  derseih  jud  gesezzen  ist,  gewallig  sein 
und  uff  im  bleiben,  (vertrag  der  bevollmdcJitigten  kOiiig  Wensels 
mit  dim  slddtebund  wegen  der  judenschulden  1385)  d.  stddte- 
chroniken I,  117;  so  ea  aacbe  wehre  dasz  uns  ehehafflige  noih 
.-iiitrelTen  würden  als  gefangnüsz,  krieg  oder  ander  gescbicble, 
unser  oder  unser  manne  ehre  und  leib  tu  lösen,  datt  wir 
«Innn  derselben  unser  fürslenthumb,  land  und  leule  gewaltig 
sein,  zu  thun  und  zu  lassen.  Urkunde  hersog  Bolkos  von  Schlesien 
(135;))  bei  LüRiG  cod.  Germ.  dipl.  1, 1091,  f^i.  IUltaus  89S;  ttirbt 
ain  man  An  gescbaeft,  und  lict  hie  bausfraun  und  cbint,  so 
sol  deu  wiieb  der  chint  und  des  guots  gewailicb  sein,  ttndt- 

':t  von  Manchen  124  {Auer  49). 

.))  unpert'önlicher  genetit. 


a))  do  er  io  di«  tUt  ko«  4o  iMf  §r  •  hutr,  die  di«  atal 
und  la  verkauft  ketten  !•*■  i$m  *o«  IbilMd.  d«o  tcUlc 
er  iie  baubt  ab  mtl  am  a«lk«  ka«4  m4  ward  im  tUl  §»■ 
wältig  |>it  ao  den  Hucken.  4,  äidtedtrtnden  4,01  (iafiNrf, 
IM  IMO):  auek  dadm  «i«  di«  diocr«  ab«,  de«  die  porle«  befol« 
waren,  und  «Ml««  «i«  äam  dar,  die  in  avSna.  alt«  dax 
tie  der  porten  «nd  dar  Ikorae  gawcld^  «ardaa  «sd  ««ck 
tiut.  17,35«  {Mains,  t«  ins). 

b))  twai  aver  «r  kal  da«  er  gewalticb  Itt,  liC  4n  «to 
beraiUcbefft«  oder  an  fale  oaff  der  erde,  lo  4m  alal  «iar 
drrvur,  dat  er  mit  der  ttat  fodloel  bat,  a«i 
twelber  iaie  daz  i«l,  daz  toi  «r  iiiarao  aU  aia  < 
stadtbuck  een  Augsbwg  7«  Heyer;  i«a  ak«r  «to  k«aain  Miar 
ein  butfrowe,  du  büter  bant  in  Ir  baal  «nd  dar  favalli« 
tial  te  den  beiligeo  twerreot,  dat  e«  ane  ir  »ltt««d«.  kalfe 
und  rat  getcbeben  tt,  die  tüln  dar  kAaa«  ml  daa  «ii«  ladlf 
tin.  (ISii)  Züricher  st-sdtbAcher  l,  l«7;  ■«•  a«ll  Um  «Mb  im 
(Uli  lattrn  in  gewerea  etc.  da«  i^  ■«■  uM  fkit  im  mta 
geweitig  tein  lataen,  data  er  «a  ««ff  «atoaa  ftvla  wai  mläa 
beben  und  vortretlen  mutz,  ffaia»  am  ffarkawyifrf  (*>*•) 
ebdruek  MM  VOciLi:i  IMI  $.  471*;  da  ti  di  ascka  «s  tr  baol 
gaben,  da  waren  ei  ir  oicbl  ma  gewaldic.  fhiber§tr  sUittedU 
49,  <6  Krmisck;  gebit  und  vorreicbl  ein  nun  i«  gebagetoa 
dinge  vur  rirbler  und  vor  Kbeppeo  eioM  tinir  kindtr  baailirt 
mark  in  alle  tio  gut  vor  na  tzn  oemen  vor  aodirn  aiMS 
kiodirn  oocb  time  lode  Izu  tune  and  txn  latroa.  di  «fl« 
ber  abir  lebil  ao  wil  ber  lelbir  gewaldig  tio  d«a  gate«  nai 
dumitle  tun  und  laten.  to  tat  di  gobc  blibao.  im  alb  !•(- 
mische  reckt  4,31  [Uman  loa);  vorgbift  ea  wal,  «f  ka  ftert« 
•tat  meo  dat  dar  deooe  antwarde,  da  «ile  ba  lata  «o  «Uta 
be  det  gbeweldicb  tin,  dat  na  i*  nra  gavr.  iie  Cerianaakra 
Statuten  9  Cischen:  C8ne  Ürellz  it  gekomea  vor  gtkegl  diag 
unde  bet  gegeven  L.  tioer  aliken  boifrowrn  tio  egao  lu 
eime  lifgedinge;  telven  wil  be  det  gewaldKk  tin,  dia  «üa 
be  levet.  Hall'fche  jahrbüther  {ende  14.  jokr*.)  1,434  Herlel; 
unde  let  be  sik  dat  recbt  lo  drao  iare«  acktaraa,  ai  im 
vor  de  dörre,  legghen,  to  zai  da  fbasa  d«a«  i»  mmi  !• 
hOret,  det  gbewoldicb  wesen.  WtAf  äeiänf  3,1,4  SeUfkr: 
to  toi  der  ribler  der  frowen  vormunl  *in,  not  dat  tl  Ir 
einen  geneme,  und  to!  die  frowen  iree  gnte«  gewaliic  tan, 
det  er  ti  ungewallic  bete  getan.  Schmahenefegel  cmf.  44,  i; 
gestet  be  alto,  to  bat  be  dat  cintgelt  gawunoea,  aada 
der  Hehler  tal  ia  in  gewaldic  tun.  Fretberger  staitrecU  t,  3i; 
so  tuln  si  far  den  ribtcr  varen,  in  det  gerible  dat  gut 
lit,  und  tuln  et  dem  klagen:  der  toi  m  ir  gut«  gcwabia 
machen.  Schieabenspiegei  92,3;  wirdel  rinen  maooe  ein  kM 
geeigenl,  als  recht  ist,  daz  tal  man  im  rumen  in  vir<aka 
lagen;  oder  ieore,  der  da  inne  itt,  ramrt  ke  it  mcbl,  ka 
verlutit  tecbzic  tchiliinga  ...  tut  be  det  dennoch  nicbl,  a« 
sal  der  richter  mit  im  dar  gen  unde  tal  ia  keifen,  dat  da 
gerumet  werde  aoe  Widerrede  ...  itt  ke  la  craae,  k«  *«I  dt 
burger  zu  im  nemen  unde  tal  ienen  utvriaaa  SM«  aal  diaaa 
darin  v«isen  unde  sal  it  in  gewaldic  macb«*.  UntMtfm  <a<^ 
recht  5,20;  geaten  ti  abir  alle,  alt  rccki  iH,  aa  ■«  MM  ir 
ir  erbeleil  leitten  unde  bewiaeo  {■  drflw  diag«.  lal  ■«•  4«« 
oicbl,  der  richler  tal  ti  it  gewaldic  MMrk««.  ft,tt  <•  ••^H 
dem  vorgen.  Merten  do  mit  vrag  oad  onail,  m  acMl  air 
mein  recbt  geben,  daz  hat  er  geUo,  nad  «dMll  ick  li  4«« 
baut  gewaltig  machen  and  an  dt«  ge«rr  tcttc«.  Wiener  wf' 
künde  roN  I3M  (aiiJ  DccLLiot  km.  «fvil.  lenlk.  3, 71)  bet  Haitaaa 
C96:  icb  obgeoaoler  Jobanoea  karr  tu  Akeaefetf,  md  Ick 
Miciaua  berr  tu  Ab«n*perg  «ein  tobn  aalaaa  im  kaaMiM 
prior,  convent  und  all  ihre  aackkoiMMa  itt  kaMMM  |ik 
und  gelte  ein ,  aott  noter  naia  «aM  ftwiar»  lia  Ikr  aalt 
unnd  gewier,  unnd  macbca  tl  dar  faaaMg  Msartl  la  liaft 
detz  bneff«.  stift>Mrf  ie$  UmHrt  aa  Akra^OTf  (MO)  hä  9mm 
1,  329;  dieweil  «vir  «bar  ia  toick  al  gaaaal  g^  «a  iwjiWl 
Zeiten  nit  gekaufleo,  aad  kita  aaf  ikr  ' 
gewaltig  gemacht  kakaa,  ao  toll 
binder  dem  ebrw :  la  galt  karr«  Caaradaa  «kl,  «der  aato 
narbkommen  aod  daa  taavaai  Sl  Bahaana  fMitkiaat  n 
Rageoaparg  alill  lifaa,  aa  laaf  kia«  «Ir  Aa  |ill  ia 
ala  akM  g««rkrik«a  aialwl»  lakäaAaa  aa4  rfa  imm 
aoff  ikr  kaalflra  aiagaacltl  m4  gavakif 
ehendn  mni  ifl"*- 

3))  nnd  owc  er  daaa«  laaaa  aaa  a«  iai  kake«,  üa  te 
»aben  and  borten,  dat  rt  ia  di«  Bkaa,  die  «ia  t«  4m  aalbca 
ttica  gewaltic  «raren  ta  tkiaafc   SMaakruprfd  a^p.  M,  i; 


Mai 


5123     GEWALTIG  1  (potens,  in  d.  aller,  geschäßspr.)      GEWALTIG  1  (polens,  in  d.  älter,  geschäflspr.)     5124 


wir  wellen  und  setzen,  daz  die  schergen  und  vorsprechen 
chainer  schidung  gewallig  sein,  sladtrecht  von  München  art,  271 
{Auer  106);  wir  haben  uns  auch  vollen  gewalt  behalten  und 
uzgenomen  swaz  wir  fürbaz  zu  disen  vorgeschriben  gesalzten 
erdencken  chünnen  und  mugen  da  von  gemainlichen  riehen 
und  armen  zuht,  fride  und  gemach  wachsen  und  Isomcn 
mag,  daz  wir  daz  alle  zit  gewaltig  sien  ze  tön.  (zweiter  zunfl- 
brief  von  Augsburg  1308)  d.  slädtechroniken  4, 145. 

ß)  für  die  Verbindung  mit  dem  verbum  substantivum  Idszt  sich 
die  bedeutuiigsverengerung  und  ebenso  die  Unterdrückung  der  ziel- 
bestimmnng  an  einigen  beispiekn  anschaulich  verfolgen:  ist  er  dann 
gevangen  in  unsers  herren  gericht,  das  zu  Fügner  schrann  gehört, 
so  sol  man  in  antworten  auf  den  dingpühel,  und  wer  dann  der- 
selben schrann  gewallig  ist,  der  sol  uns  siezen  und  unver- 
zogne recht  tuen,  landrecht  im  ZiUerthal,  öiterr.  weisth.  1,320; 
wenn  der  kamrär  nicht  geweitig  möcht  in  allen  Sachen  sein, 
so  sol  im  der  vogt  helfen.  Öffnung  und  rechte  von  Olzthal, 
ebenda  3, 'i;  und  hant  öch  die  vorgenanten  Juden  oder  den, 
der  dis  brieves  gewaltig  ist,  getröstet  und  gelopt  uf  dem 
selben  phande  getrüwelich  ze  schirmende.  Basler  urhundenbuch 
(1335)  4,120  Wackernagel;  wenn  das  jar  auz  chiimbt,  so  sol 
di  fraw  von  newen  anvengen,  oder  ire  kinder,  ist  dass  sie 
dem  guet  geniig  und  gewaltig  mag  sein  mit  dem  paw  an  ab- 
ganck.  (Urkunde  der  abtei  Chiemsce  1462)  mon,  boica  2,513; 
sölliche  stösz  ist  vor  zeiten  pei  unsern  gedingen  für  recht 
kummen,  und  hat  recht  und  urtail  erfunden,  daz  ain  ieklicher 
sol  mit  sein  aigen  gut  frei  und  ledig  und  ganz  gewaltig  sein 
und  seinen  willen  darmit  tun.  civil-  und  kriminalstaluten  von 
Münsterthal  (1427),  dsterr.  weisth.  4, 359 ;  parrochianus,  qui  dicitur 
vulgariter  geweidig  man  . .  poterit  sibi  ortum  construere  in  campo. 
Kölner  Urkunde  von  1341  bei  Lacomblet  3,  361,  vgl.  Kehrein  31*. 

y)  die  attributive  Verwendung  des  adjectivs  erfreut  sich  gerade 
in  dieser  stilform  einer  vielseitigen  entwicklung,  da  der  kreis  der 
substantiva,  die  eine  Verbindung  mit  gewaltig  eingehen,  hier  sehr 
ausgedehnt  ist.  die  staatsrechtlichen  machtfactoren  treten  zwar 
zurück,  dagegen  nimmt  die  zahl  der  auf  die  Vorstellung  einer 
Übertragung  der  gewalt  zurückführenden  substanliva  zu.  hier 
wiederholen  sich  die  bei  gewalt  oben  belegten  gegensälze,  indem 
bald  die  Vorstellung  der  machtausübung,  bald  die  der  Stellvertretung 
in  derselben  überwiegen. 

1))  Verbindung  mit  staatsrechtlichen  typen :  ich  grave  Hainrich 
von  Werdenberg   vergich   ouch,   dag  ich  ainen  gelerten  aide 
gen   der  haiigen  gesworn  han,   allej  dag   gelriwlich  staet  je 
halten    und   ge   voUefuern,   dag  hie  verschriben  ist.    ich  sol 
ouch    bi    der   vogtai    beliben   bis  an  ainen  ain  welligen  und 
gewaltigen  Hömschen    kuenig.    graf  v.  Werdenberg  verpflichtet 
sich,  der  stadt  Ulm  zu  helfen  (1328),  s.  Ulmisches  urkundenbuch 
2,  82;    ich  . . .  mein    hausfrau  . . .  verleben    offenbar   mit  dem 
briefe,  dag  unser  vater  Chunrat  der  alt  Torsch  ze  Ichen  hat 
genomen  von  unsern  genädigen  herrn  herrn  Ludwcigen  dem 
bochgeporn  fürsten  ze  Bayrn  und  geweltigcn  kaiser  dez  rö- 
mischen reiches,  einen  ward.    (1381)  monumenla  boica  4,173; 
ir  moicht  geweldich  sicherliche 
koninginne  sin  over  all  min  riche, 
darzo  hait  uch  min  herze  erl<oren, 
waut  ir  sit  koningis  kint  geboren. 

GoTFRiD  Hagen  (boicli  van  der  stede  Colne), 
d.  kläiUechroniken  12,28; 
ollen  den  sie  kunt,  die  disen  brief  gesehent...,  daz  wir  Adilbeil 
.  .  .  mit  verhenknisse  und  ordenunge  dez  edeln  herren,  hern 
UPidolfis,  von  gottis  gnadin  eins  geweitigen  marggraven  von 
Baden,  ...  gebin  und  entwurlin  sulent  unvirzogenliche  von 
dem  zehenden  dez  dorfis  und  bannis  zu  Steinbach  vier  und 
zwenlzig  phunt  ballere.  Öffnung  und  recht  im  Ötzlhal  (1312) 
bei  Mo.NE  zeitschr.  7,  359. 

2))  machtausübung  in  Stellvertretung. 

a))  ausprägung  der  Vorstellung  der  ^machtausübung' :  wa  ich 
iu  erwette  den  rehten  munt,  den  gewerten  munt,  den  ge- 
waltigen munt,  näh  Swäbe  i,  näh  Swdbe  rebte,  so  von  rehte 
ain  vri  Swäb  ainer  vrien  Swäbin  sol,  mir  ze  mineme  rebte, 
iu  zuo  iuwerenie  rehte,  mit  mineme  vole werde  engegen 
iwereme  vollen  werde.  Schwäbische  trauformel  (Miji.lenhoff- 
SciiERKR  denkm.  1^,319);  ich  spriche  meinem  herrn  zu  recht,  das 
er  zu  dreien  zeiten  gewaltigen  ban  hat,  zu  wihenachien  u.  zu 
Ostern  u.  zu  s.  Peters  mess  und  zu  ieglicher  zeit  drei  fuder 
weins  ussleget,  das  ist  zu  den  dreien  ziten  neun  fueder. 
Grihh  «f«s</i.  1,  754  (Unlerelsasz,  Neuweiler);  ich  Asm.  Pirkner 
an  der  zeit  meines  gnedigen  herrn  zu  Hol  etc.  richter  bekenne 
offenlich   mit   dem   brief.    als   ich  an  offner  schrann  in  der 


hüfmark  Pillersee  mit  gewalligen  stab  sass  zu  rechten:  da 
komen  die  12  geschwornen  rechtsprecher.  landrecht  von  Pillersee, 
ö$terr. weisth.  2,90 anm. ;  dasz  ich  mit  gewalligen  stab  zu  gericht 
sasz.  Urkunde  von  1450  6«  Hältaüs  1713 :  so  offent  man  euch,  das 
mein  frau  oder  ir  anwalt,  wem  si  gewalt  darzu  geil,  hat  einen 
gewaltigen  richltag  in  irer  freien  slift  ielzo  in  dem  pantäding 
mit  minn  oder  mit  recht  umb  alles,  das  ir  laut  und  güeter 
angehört  oder  anget.  Öffnung  und  recht  im  Ötzthal,  österr.  weisth. 
3,  73;  anno  1282  ist  Albrecht  der  erst  hertzog  zu  Osterrich  von 
sinem  voller  küng  RudollTen  zu  gewaltigem  gesetzt  über  das 
land  Osterrich.  Basler  chron.  5, 17. 

b))  machtausübung  und  Stellvertretung  halten  sieh  die  wage: 
item  . .  .  solle  ein  apt  von  Swartzach  liaben  sitzen  von  sant 
Peters  gnaden  einen  gewalligen  schultheissen  zu  Trusenheim 
an  dem  gerichtc.  Grimm  weisthümer  i,  734  (Unterelsasz,  Drusen- 
heim); ist,  daz  he  ein  dinc  sitzet  oder  zwei,  ab  der  undersle 
voit  dabi  nicht  ist,  waz  vor  im  geteidingil  wirdit  an  ein  zil, 
daz  bezugit  man  wol  mit  im,  wen  he  gewaldiger  richter  ist 
unde  sin  gerichte  von  dem  konige  hat.  Freiberger  stadtreeht 
34,3  Ermisch;  ich  phleger  zu  Baienberg  bechenn  offenleich 
mit  dem  brieff,  daz  ich  zu  Praitenpach  auf  deichen  tuiding 
an  dem  rechten  saz  mit  dem  stab  als  ain  gewaltiger  richter. 
{Brandenberg  1434)  österr.  weisth.  2,  n6 ;  es  sind  unsre  land- 
recht, das  ain  ieder  pfleger  ze  Kropfsperg  ain  gewaltigen 
richter  haben  sol  zu  lassen  und  ze  tuen  und  sol  dhainen 
arm  noch  reichen  nicht  gepieten  gen  Kropfsperg  zu  taiding. 
landrecht  im  ZiUerthal,  ebenda  1,318;  wir  die  geweidige  ind 
verdiende  scheffenen  des  hoen  gerijchtz  zo  Coelne.  (1430) 
acten  x.  Verfassung  d.  stadt  Köln  626;  do  griffen  si  ouch  zu  hant 
den  selben  burgermeister  unde  hiwen  on  an  vier  stucke, 
unnd  ouch  andere  redeliche  gewaldige  luthe,  radmanne,  di 
das  mete  wüsten,  den  hiw  man  di  koppfe  abe.  Stolle 
Thüringisch- Erfurtische  chronik  3  Hesse;  in  des  brobstes  ab- 
wesen  mit  erlöbnuss  zweier  oder  dreier  der  gewaltigosten 
Chorherren  in  namen  und  stat  der  andern.  Ordnung  für  den 
Stiftsschulmeister  zu  Münster  {Graubünden  1420),  Sammlung  . .  päda- 
gogischer Schriften  i2,i6;  meiner  swcsler  kint,  der  got  genad, 
der  ich  doselben  gewaltiger  pfleger  war.  Fürstenfelder  Urkunde 
von  133S,  mon.  boica  9,  177. 

c))  die  Stellvertretung  gieht  den,  ausschlag:  es  gepeut  unser 
genedigister  herr  kunig  Lasslaw  zu  Hungern  ...  sein  obrisler 
baubtnian  her  Wolfgang  von  Wallsse,  sein  gewaltiger  lant- 
marschalh  in  Österreich,  copey-buch  d.  stadt  Wien  (1454),  föntet 
rerum  Austriacarum  2,7,13;  item,  und  mainent  si  die  selben 
schiltberen,  in  sol  chain  richter  nicht  gepieten  umb  chainerlai 
sach  an  meinen  herren  oder  seinen  gewaltigen  hauptman. 
(gericht  im  Passeier)  österr.  weisth.  5,94;  der  gewallige  böte. 
Mühlhauser  rechtsbuch  12  Fürstemann  neben  waltpode,  gewalt- 
bote  (s.  d.)  und  mächtiger  böte  vgl.  Becb  Germania  5,  242. 

S)  hieran  knüpft  vor  allem  die  Substantivierung:  die  virde 
Sache  der  eliaftigen  nodt  kumpt  von  hcrndinste.  die  ist 
manchfeldig  zcu  erkennen,  wan  des  hern  dinst  mit  urteiln 
geboten  wirt,  ader  der  rat  gebut  in  witpildc,  ader  des  herrn 
gewaldigen  ader  sein  selbst  böte;  das  dinst  mus  man  dan 
tun.  J.  PüRCOLDT  rechtsbuch  XXXI,  s.  Ortloff  Sammlung  deutscher 
rechtsquellen  2, 184;  darüber  mehr  thun  wir  ihnen  die  gnade, 
das  sie  nirgendt  mehr  unsern  gewaltiegenn,  noch  unsern 
voigdten  noch  mannen  unterlhenig  sollen  sein.  (Weimar  1310) 
bei  Klingser  dorfrechte;  do  sprochen  der  fursten  gewaldigen, 
is  envvere  om  nicht  nutze  das  her  sie  also  bescbedigete  ane 
redeliche  schulde.  JonA.NN  Bothe  thüringische  chronik  611;  nu 
hiessen  on  die  herren  zu  Ooringen  unde  zu  Missen  dorumbe 
beteidingen  uf  einie  tage,  den  ir  gewaldigen  mil  om  bilden, 
worumbe  her  sie  roubete.  ebenda;  do  sy  zu  deme  ralhuse 
quomen,  do  was  das  ratbusz  geuffenl,  do  erschrocken  di 
bürgere  gar  sere  und  frageten,  wy  das  zu  ginge;  esz  en 
wolde  nymanl  wisse,  eyner  fragete  den  andern  under  den 
gewaldigen,  si  sprochen'  alle,  si  woston  sie  nit.  Stollk  Thü- 
ringisch-Erfurtische chronik  2  Hesse,  vgl.  Sciiillbb-Lüuden  2, 100, 
vgl.  auch  gewaltiger. 

d)  auch  hier  giebt  die  bibelübersetzung,  der  sich  die  geistliehe 
prosa   des   14.  und  15.  jahrh.   anreihen  läszt,   ein  anschauliches 
bild  von  den  mannigfachen  Verschiebungen,  denen  der  lilterarische 
gebrauch  des  adjectivs  im  Überyang  zur  neuhochdeutschen  periode 
unterliegt,     es  ist  nicht  blosz  erweiterung  und  ausdehnung,  son-      j 
dem  in  mancher  hinsieht  auch  eine  Verkümmerung  zu  beobachten,      j 
im   cod.  Teplensis  z.  b.   tritt  die  Verwendung  auffallend  zurück,      1 
während  die  Trebnitzer  psalmen  andererseits  den  gebrauch  steigern,     j 


.,  1 25    GEWALTIG  1  (poteui,  in  der  bibelübertetsung)      GEWALTIG  1  (poleos.  in  der  bihelüberieltun§)    &12tt 


bei  I.UTHin  büt:tn  die  charakttrütuehen  forwun  4Uerm  g4brauelu$ 
an  geltung  etn,  wdhrenJ  einvje  andere,  $o  Mwuntiuk  du  aliri- 
bulive  functutn  und  die  iubttanUvxerung,  tomkrtiln, 

a)  du  veikitmmeiung  der  bulier  beforiugUn  f«bmuk»formtll, 

t))  die  verbi'idung  mtt  einem  genrtiv  oder  einer  tndern  form 
dir  tielbe$limmung  eiretchl  in  den  TreliinHer  ptatmt»  tkrr*  AMf- 
;  <fnA'(  und  tcliriimpft  dann  roteh  lutamntrn.  tm  iike$ttu  mrd 
)ic  nut/i  in  der  /ürieher  bibel  fetIgihaUen, 

a))  DUO  Ton  tiein  dnleo  worlteicben,  das  Ul,  das  Ir  dpfl« 
l<:i.  merken  und  gi*luulien  >ülli'Ul,  das  gut  nn  iierri)  iil  un4 
un-«r  ullcr  gewaltig  itl.  Nie.  v.  Uaibl  lU;  goll,  d«r  nein 
und  ewer  gewullig  i»l,  getraue  ich  wol,  er  wrrd«  mich  vor 
i'ucli  betcbiruien.  atki-rmann  aut  H6hm*n  U;  unde  b*  gsp  ti 
in  di  hcndi!  der  leuie,  unde  geweldic  «int  Ir  di  tl  bttUn. 
Trebnilstr  psalmin  lu&,  41  {et  dominnU  ranl  «om«  qui  odtmat 
eos,  unde  iro  Uenda  wi^llen  iru.  Motu*;  und  di  »i  bavteo, 
die  hersclilent  ir.  EccttTiiv.  koButcia;  dat  über  ti«  berr- 
Kcbe(eo,  die  inen  gram  waren.  Luritia.  dkmtitk  Eci.  kAOTtaca 
10«,  11);  di  gcngf  min  bi-ricble  alna  der  aproehin  dm,  unde 
Hiebt  gcweUlic  inwcrde  min  aliii  unrecbi.  Trtbnilter  pialmen 
IIH,  l'.t3  (</  non  domiielur  mei  omnu  imuililii ,  unde  neli^in 
uuri-bl  oe  walle  uiln.  Noriia;  allei  unrecbt  bertcbl  mein 
nil.  KccisTdi«.  Kuaiaciia;  und  lui  kein  uorecbt  über  micb 
lit-rrscben.  LuTHta  ti9,  IS3.  ebento  Kca.  DiKTinaKacia. 
Kautzücr);  darzuo  <>o  ba^l  du  oucb  einen  Duowro  glouben 
in  kuorzon  joren  gelatan  ufgon,  und  das  tinl  rristonmenscben, 
lind  in  dem  selbun  gloubau  so  bast  da  ir  also  vll  gelosen 
wcrdro  und  uurh  also  gewallig  über  una  werden,  also  daa 
mich  uurb  wunder  bul.  buch  von  den  fünf  mannen  bei  ScnnibJ 
fiicolaut  V.  Hasel  Vii. 

b))  wiiiu  aber  minen  willen  tun,  sA  wil  icb  dich  ^ren  und 
\>il  dicb  gewaldic  tun  olles  mines  rielii«  und  wil  dirb  nenien 
zu  einer  (lieben  vrowen.  Hga«Ai«F«  t.  I-'bitzi.ar  heiltyen  leben, 
deutscht  mystiker  des  \i.  jahrh.  l,l&0:  und  dicb  Ober  disrs 
rilles  samen  gewaliig  geuiacbt.  Züricher  bihel  {Frottkauer)  Dan. 
,  3S  (el  sub  dilione  tua  universa  eonsMiiU;  und  biit  geschickt 
lle  ding  under  deim  gebot.  Kcckstiin,  ähnlich  Kobobcbr  : 
alle  ding  in  deinen  gewalt  gestellt.  Diktenbkrceb,  dhnUch  Eci; 
und  dir  über  alles  gewalt  verliben  bat.  Luther;  den  er 
über  alles  zum  herrscher  gemncbt  hat.  Kautzscr);  Tmwe 
dich  gittir  und  getiAwer  kiiecht!  wan  dA  in  eime  deinen 
bist  gctr&Me  gewfxil,  du  wirdes  ge\^aldic  ubir  zen  stete. 
«EBKiMS  evangelienübers.  Lucas  ly,  17  (eris  pottstatem  kabtns;  da 
wirst  hoben  gewalt  über  lo  stet.  cod.  Tepl.  ebenso  Kgcbstrin. 
kunuBCKB.  E(t.  Kaltzscii;  solstu  macht  halten  über  zeben 
stedte.  LurHER.  Diktknbercbb);  Katberina,  sich  ane  dine  jugent 
und  d'ine  geburt  und  dlne  schände  und  k^re  dich  zu  unsm 
(s'olPD !  ich  wil  dich  setzen  gewaldic  in  mime  riebe  und  wil 
ein  bilde  ndch  dir  läzen  gizen  daz  ailez  min  toIc  muz  ane- 
beten.  Hebmann  v.  Iritzlab  heiligen  leben,  deutsche  mysliker  des 
14.  jahrh.  1,256;  und  dö  was  ein  keiser  zu  Käme  der  liiz 
l'hylippus;  der  hale  einrn  sun  der  biz  oucb  Phylippus,  und 
dise  di  wurden  gewaldic  zu  R6me.  174;  du  bist  der  berr 
des  Ittbens  und  tods  gewaltig  bist.  Züricher  bibel,  »eisheit 
Salomonis  10, 13  {ebenso  Uibtbnbercer  und  Eck;  et  mortis  habes 
potestatem,  hast  gewalt  des  lebens.  Egckstrin.  Kobubceb.  ähnlich 
Lutmkr;  du  hast  macht  über  leben  und  tod.  Kaützscii);  aber 
er  was  alle  zit  des  Ternünfligt'n  willen  also  gewallig,  und 
was  sin  vernOnTtigpr  wille  als  eine  mit  dein  gOlltchcn  willen 
des  voller  (wan  ir  beider  wille  was  ein  willr),  daz  er  einen 
ougeiililik  nie  gewürkte  üt  dem  natiurllchen  »illen.  Nicolaus 
V.  Stiiaszbi'RG  ron  dem  lidtn  unsers  herren,  deutsche  mytliker 
des  U.  jahrh.  X,190;  geweldic  uf  der  erdin  sal  sin  da«  ge- 
slechlc  sin.  Ttebnitter  psalmm  111,2  {potens  in  terra  ertt  semen 
tjut,  sin  Si\mo  . .  kemag  flio  in  terra  beatorum.  .Notreb;  »ein 
same  wirt  gowallig  in  dem  Inud.  Egcksteim.  Kobcrckb;  des 
same  wird  gewallig  sein  auflT  erden.  Lutiibr.  tbtnso  Dibtk- 
bhbgbb.  ähnlich  Kadtzscu  ;  bti  Lutiibr  in  den  rtrnoneii  roa 
1621  und  1524  sein  same  wird  regirn;  bei  Ecb:  m.lcblig. .  sein); 
got  ist  gewallig  von  diesen  slainen  zersien  di  sune  Abrabams. 
cod.  Tepl.  Mattheus  3,  9  (goll  vermag  dem  Abraham  aus  diesen 
steinen  kinder  zu  erwecken.  Lutmkr). 

2))  engere  Verbindung  des  adjectits  mit  dem  t*rhum  substarUirwm. 

a))  der  do  geweldic  iüt  in  der  togunt  sin  ewiciicb.  TVei- 
nilxer  psolnien  65,  7  {qui  dominatur  in  rirlult  sma,  der  in  sinero 
chrefle  i^mer  hiVresöt.  Notrrr.  d/ialieik  Eccbstbi:«.  Kubibcbb; 
er  berrscliei  mit  seiner  gexralt.  Loticr  66,7.  r^nso  Dibtkn- 
BtaesH.  Eck;   er   herrscht  in   ewigkeit  durch  seine  aUrfce. 

IV. 


K«OTt<i€tt):  di  da  «erdea  |e««ebea  te  •«ia  fevraltig  deo  Itaten. 
eud.  Te^  Marens  lo,  n  (ebenso  Ececsraia    KoaetcM,  md  9i- 

dntur  printtp-in  fenUbui;  di  da  ge<eb.n  wrrde«  fIrMi»* 
scbariiode.  biaiii;  dts  die  »ellhcbe  forsUo  %ttruhm. 
LoTara). 

b))  htm,  fol  itr  tofonde,  mtt  tat  fllek  d'irf  jtvtldk 
bisiu,  herre,  nnde  di  worbe.t  di«  iat  mmm  ikk.  fnkmtam 
psolmen  M,4  (petm  et  itmme,  d6  IrvMc«  Met  aihlif.  Nvrittt 
du  bist  fewaitig.  KoBCRCt*.  Kccbstbm.  K4im*<a:  eis  mtdh 
liger  gott.  Lornaa.  dknlicM  ÜurrBBtscral.  iknbeä  TMMMr 
ptalmen  75,  4  (hier  la  dtr  g*nt«n  »heifrn  UMähtrerümt  •mdttt 
auffastung);  wan  er  bat  mir  getan  Bickele  dial,  itr  4»  itt 
grw.ilii^t.  cod.  Tepl  t.utas  1,4«  (der  d«  m  §ntM^  ÜMr 
drucke:  der  da  mecblig  ist.  LcrafB):  mm  M  itr  kMrif  im 
errn  T  unse  berre  slarg  und  nrcblif,  ooa«  ktm  itt  ffalih 
io  dem  orlruge.  Trebnttter  pialwsn  13,  •  (IniMM,  ttttpr 
in  wige.  Noiibb:  der  starck  und  der  gewallig  kcrr.  iictUf 
an  den  alreiU  EccRsriia.  KoBOtcaa;  gewaltig  ood  ein  Mi 
..ein  krieftsbeld.  KAtTtsca;  der  berr,  »larck  «nd  aeeblig, 
der  berr  roerbtig  im  streit.  Lufaaa.  <*n*eCci.  DraTtAseaecal: 
e«  ist  tu  fOrblende.  daz  di«  valtek«  act<<aWdn  «olk  *ll 
larler  mOrwer  inenscbm  an  sieb  ftekewl«  wni  |e«iiaM«d« 
werdeni,  der  rin  teil  nebe  und  ge«ailif  wenleal  liMli^  wni 
ir  öcb  ein  teil  gar  bebender  vemtaftiger  jMkm  4er  ■■4er 
werdeni  ainde.  Raia.«R  lieaswia  bntk  ntm  in  tmei  asenes  » 
l^urhert. 

ß)  die  wfüi-renlriektunii  der  »eniftr  ftfßtjjUm  rtrwenimnftn 
trifft  ta  itr  bibelibrsetsung  den  tltniatntn  §tirnnek  mni  ist 
snbstanlirknng ,  »ikrend  im  fnnttitn  in  edMrimau  m«* 
snrüekbUrht^ 

\W  der  attribulit4  gtbrauek  nwtiktt  arm  fi^tl  nne  «Mm  tas 
tatamainiAaay  mit  der  abukmiehrnnf  itr  tiAtr  iMtoelMn 
eigtnart  itt  adjecün  nnd  itr  nnwümmn  itr  Mrakwf 
roa  potrai  an  du  vea  ro^tutoj,  /WMs,  tdUmtut.  mtt  ukr 
diese  annäkemng  iurtk  die  Mtntmnf  itr  ssMaaCwe  le- 
gümtigt  trird,  mit  denen  das  attribnl  skk  »rrhmiitt  ttlft  dir 
nachfolgende  itberbhck,  bn  dem  es  oft  nw  amf  frussi  dt$  laatar 
der  vulgata  migtich  i>(,  i«  tnttduidtn,  o^  dte  illere  beientmn^ 
potens  für  ias  adjeelif  antnnekwun  ist,  oder  •*  iu  jinftren  was 
grtiufigeren  bedeutungen  ro^astat,  ftrtitt  wiktwunt  nmtmfim, 
beaehtung  rerdtent,  dass  für  im  küUm  faU  die  ito»  IM- 
übersetsung  übereinsttmwuni  an  adjeeUrtn  wie  atart,  krtlUg/M> 
hält,  mährend  Lothrb  kur  nnser  adjectir  eimbirftk. 

a))  die  belege,  in  denen  das  adjcclir  e^nem  ftUnt  itr  tniftt»  «■!- 
sprickt,  »eisen  nicht  bloss  »eUlicke  maektfjttmtu  als  Irifir  in  hr- 
griffes  auf,  sondern  auch  abstracto  wd  k di fitikkt  eryeae,  iu  itam 
leicht  SU  der  neueren  ncktung  der  bedeutungsentwiekimnf  eWrfnIf , 
tele  gewallige  stadi,  gew.->llige  band  «.  a.:  einer  ist«,  der  aller» 
höbest,  der  scbepITer  aller  dinge,  altroecblig.  ein  ge«allifer 
könig,  und  seer  erschrecklich.  LoTnBaSir  i,7  («aainf  «IkMMiM 
rreofor  oainipolea«  et  itx  potent,  ein  gewalii«er  knai^  &««■• 
STKIN.  Kobi'sgbr):  jederman  wei«,  da*  du  der  gewahifBl  T 
Idst,  im  ganizen  kOnigreicb,  und  dcia  gut  regiaeal 
uberal  geprei«e(.  Jud.  11,6  (fuMieai  tn  aak»  tmm  ftitm  «• 
in  oaiNi  r^gno  tjut.  das  du  bi»t  allein  fit  wni  Mal  favaM|> 
EccKSTiiN.  KoatacE*):  Cbua  aber  teogte  de«  !liawad,  der 
iieng  an  ein  gewalliger  berr  zu  »eio  aaff  erden.  iJfeiL  N^a 
[ebenso  Er.cK«T»i<i.  Koatacta.  OiBTtaeaacaa.  I«v?*«ca:  tfm 
cepit  esst  poUns  in  terra,  itr  bat  aagafBaflaa  atcMf  IS  asia. 
Eck);  {Arpkaxad)  bawete  aiae  gwasa  n»alllta alad,  <ia  i 
er  Ecbaiana.  Jud.  i,  I  (fititalw  falMliaiMaas  ■»<  ar 
die  gewaliigstro  sUU  EecRaraia.  Kaaaacea);  dia 
berrn  sebeu  auff  dia,  ae  ia  liek  bakaa.  «r  iai  ala  i 
schütz,  eine  groeee  atertka,  cia  acMras  «Uar  Äa 
Sir.  S4,  I»  |pr«l«rlar  pnentue,  tt  Iat  kMzbiraier  d« 
ein  Tesleokeil  der  ingeal.  Eeeaarna  ■.  e.|.  der 
daz  i<irrbeli>cbe  «olc  durrb  daa  ■Wtikwta  Wut  < 
in  der  hani  gewaldic  unde  ia  daai  avaM  k*. 
ISS,  12  (la  aieaii  ftlrmH  tl  bimäi 
bende.  >otsbi  :  m  einer  fa«allifM  I 
Ecb  :  dar.  b  mecbtige  kaad.  tarsaa  la^it.  < 
nil  surker  band.  Kavfsacal;  Aa  kaal  elaaa  |— altttra  ai^ 
siarck  ist  deine  kaad.  Laraaa  paaka  «^i«  (dto  ans  iM 
.Nortta  M,I4;  dia  ar«  aiit  awckttkalla.  IWMh 
bnekium  nrai  pattnüt,  deia  ar«  Mil  •  •  •  fawak. 
KoBO»caa ;  dein  ar«  aHl 
Toller  kraft  KtvTtac«):  nt 
wakiga  kaad  gettae»  daa  ar 

3» 


5127    GEWALTIG  1  (poteiis,  in  der  bibelübersetzung)      GEWALTIG  1  (potens,  in  der  bibelübersetzung)    5128 


lPetr.b,6  {sub  potenti  manu  dei,  under  di  gewaldige  bant 
gotes.  cod.  Tcpl.  ebenso  Eggestein.  Koburgeh.  Emser  u.  a.). 
b))  in  den  fällen,  in  denen  die  vulgata  das  Substantiv  virtus 
oder  die  adjectiua  fortis,  robuslus,  vehemens  bietet,  hat  das  von 
LüTHEB  eingeführte  gewaltig  vereinzelt  in  den  Trebnitzer  psalmen 
schon  einen  Vorgänger,  von  den  späteren  Übersetzern  folgt  ihm 
meist  DiETENBERGEB,  Während  Eck  zum  älteren  gebrauch  zurück- 
kehrt; für  violentus  meidet  Luther  unser  adjectiv,  vgl.  sp.  5129. 
a))  aber  du  gewaltiger  lierrscher,  richtest  mit  lindigkeit, 
und  regierest  uns  mit  viel  verschonen,  denn  du  vermagst 
alles  was  du  wiit.  Luther  toeishcit  12, 18  {tu  autem  dominator 
virtutis,  wann  du  bist  ein  herrscher  der  krafft.  Eggestein. 
Kobdrgeb);  di  stimme  unsis  herren  ist  uf  di  wazzer,  der 
geweldige  got  ane  lulle.  Trebnitzer  psalmen  28,  3  (deus  niaje- 
stalis  intouuit,  got  dero  magen  chrefle.  Notkeb.  ebenso  Eoge- 
stein;  maiestet  Koburger.  ebenso  Eck;  der  goll  der  ehren. 
Luther  29,3.  ähnlich  Dietbnbebger;  gott  der  berrlichkeil. 
Kautzsch);  und  hat  sich  niemand  wider  in  (Alexander)  setzen 
dürffen,  und  hatte  ein  gewaltig  gut  kriegsvolck.  Lutmeb 
1  Macc.  1,  4  (et  congregavil  virlutem  et  exercitum  forlem  nimis, 
und  er  samelt  die  krafft  und  ein  beer  als  starck.  Eggestein. 
ebenso  Koüurger);  er  lesst  verkündigen  seine  gewaltige  thalten 
seinem  voick,  das  er  inen  gebe  das  erbe  der  beiden,  psalm 
111, 6  (virlutem  operum  suorum  annunciabit  populo  suo,  er 
skeinet  sineino  liüte,  waz  er  getuon  mag.  Notreb  ;  di  togunt 
der  werke  sin  sal  he  gebotschaffen.  Trebnitzer  psalmen). 

ß))  gegenüber  von  fortis  weicht  Luther  gelegentlich  zu  gunsten 
von  grosz  ab,  selbst  im  gegensatz  zu  älteren  Übersetzern :  der 
grosse  königc  schlug  ..  und  erwürget  mecbtige  könige.  psalm 
136, 18  (et  occidit  reges  fortes,  der  die  gewaltigen  und  die  mahtigen 
chuninga  slüog.  Notkkr  135,18;  die  slarcken  kunig.  'Egge- 
stein.  Koburger.  ebenso  Ece;  konige  grosz.  Trebnitzer  psalmen; 
majestätische  könige.  Kautzscb).  meist  aber  macht  Luther  ge- 
rade hier  von  unserem  adjectiv  gern  gebrauch:  die  kinder  aber 
Thola  waren  . . .  heubter  im  hause  irer  veter  von  Thola,  und 
gewaltige  leute  in  irem  geschlecht  an  der  zal  zu  Davids  zeiten 
zwei  und  zwenzig  tausent  und  sechs  hundert,  ic/iron.  8, 2 
(viri  fortissimi,  die  stercksten.  Eggestein.  Kobuiiger.  Eck;  ge- 
waltige sehr  starcke  leut  in  ihren  geschlecht.  Dietenbebgek); 
Naenian  der  feldheubtraan  des  küniges  zu  Syrien,  waz  ein 
trefflicher  man  für  seinem  herrn,  und  hoch  gehalten,  denn 
durch  in  gab  der  herr  heil  in  Syrien,  und  er  war  ein  ge- 
waltiger man  und  aussetzig.  i  könige  b,  1.  ebenso  Dietenberger 
(erat  autem  vir  fortis  et  dives,  sed  leprosus,  ein  starcker  man 
und  reich.  Eggestein.  Koburger.  Eck;  aber  der  mann  war 
bei  aller  vortrefflichkeit  aussätzig.  Kautzsch). 

y))  aber  die  kinder  Bela  waren,  Ezbon,  Usi  ...  und  Iri 
die  fünffe,  heubter  im  hause  der  veter  gewaltige  leute.  Luther 
1  chron.  8,  7.  ebenso  8,  5  (viri  robustissimi,  die  stercksten.  Egge- 
stein. Koburger.  Eck;  starck  gewaltiger  leut.  Dietenberger); 
da  erschracken  die  fürsten  Edom,  zittern  kam  die  gewaltigen 
Moab  an ,  alle  einwoner  Canaan  wurden  feig.  2  Mos.  15,  15 
(conturbati  sunt  principes  Edom ,  robustos  Moab  obtinuit  tremor, 
die  fursten  der  Edom.  die  kreftigen  Moab.  Eggestein;  die 
Stareken  Moab.  Koburgeh);  Chus  aber  zeuget  den  Nimrod, 
der  fieng  an  ein  gewaltiger  herr  zu  sein  auff  erden  (vgl, 
oben  sp.  6126)  und  war  ein  gewaltiger  jeger  für  dem  herrn, 
daher  spricht  man,  das  ist  ein  gewaltiger  jeger  für  dem  herrn, 
wie  Nimrod.  1  Mos.  10,  9  (ebenso  DIETE^BERGErt.  Kautzsch;  ro- 
bustus  Venator  coram  domino,  und  er  war  ein  starcker  ieger 
vor  dem  herren.  Eggestein;  ein  stoltzer  jeger.  Koburger. 
ebenso  Eck). 

§})  es  geschach  schnelle  ein  brausen  vom  bimel,  als  eines 
gewaltigen  windes,  und  erfüllet  das  ganlze  haus,  da  sie 
Sassen.  Luther  apostelgeschichtei,2  (tamquatn  advenientis  Spiritus 
vehementis,  alz  ainz  starken  geistz.  cod.  Tepl.  ebenso  Eggestein. 
Koburger.  Emser;  als  eines  starcken  gewalligen  winds. 
DiETENiihRGEB;  wie  weun  ein  Sturmwind  daherfährt.  Kautzsch); 
vortrenkit  sint  si  als  bli  in  den  geweidigen  wazzeren.  Treb- 
nitzer psalmen  cantic.  fil.  Israhel  10. 

2))  die  Substantivierung  trifft  noch  bei  Lutheb  wesentlich  die- 
jenige seile  der  bedcutungsentwiclilung  des  adjectivs,  die  auf  der 
parallele  mit  mächtig,  potens  beruht;  belege  für  die  eben  an- 
geführten bedeulungen  liegen  hier  kaum  vor.  es  ist  im  gcgentheil 
für  Luther  in  einzelnen  fällen  anschaulich  nachzuweisen,  dasz 
ihm  für  die  Substantivierung  nicht  die  gleiche  Vielseitigkeit  des 
adjectivs  geläufig  ist,  wie  für  den  attributiven  gebrauch,  in  der 
psalmenübersetzuug  deckt  ein  lateinisches  potens  der  vulgata  einige 


male  eine  bedeutung,  die  sich  mehr  den  begriffen  fortis,  violentus 
nähert,  die  ältere  bibelübersetzung  zieht  trotzdem  getreulich  die 
Synonyma  gewaltig,  mächtig  heran  und  auch  Luther  folyt  dem 
in  den  einzelausgaben  und  auslegungen  der  psalmen,  in  denen 
er  mehr  von  der  tradition  abhängt,  in  der  gesamtbibel  jedoch,  wo 
er  die  vorlagen  selbständig  prüft,  weicht  er  durchgehend  hier  ab : 
alse  di  geschos  in  der  hant  dez  geweidigin,  also  sint  di  zone 
(sone)  der  uszgeslagener.  Trebnitzer  psalmen  126,4  (sicut  sagittae 
in  manu  potentis,  also  die  strala  in  des  mahtigen  hende. 
NoTKER.  ebenso  Eck;  in  der  band  des  gewaltigen.  Eggestein. 
Koburger.  Dietenberger;  ebenso  Luther  in  den  '  buszpsalmen 
und  in  der  auslegung  des  127.  psalms  von  1524,  während  er  in 
der  bibelübersetzung  übersetzt:  in  der  band  eines  starcken, 
vgl.  in  der  band  eines  beiden.  Kautzsch);  ich  han  gelegt 
helfe  min  in  einin  gewaltigen,  fränkische  psalmenversion  des 
12.  jahrh.  (vgl.  Schönbach  zschr.  d.  a.  45,  179),  psalm  88,  20  (an 
den  mahtigen  sazta  ih  mina  helfa.  Nutker.  ebenso  Trebnitzer 
psalmen.  Eck;  ich  salzt  die  hilffe  in  den  gewaltigen.  Egge- 
stein. Koburger.  Diete.nbbrger;  ähnlich  Luther  t'i  einzel- 
ausgaben, vgl.  dagegen  in  der  gesamtbibel;  ich  babe  einen  hell 
erweckt  der  belll'en  sol;  vgl.  ich  habe  ein  diadem  auf  einen 
beiden  gelegt.  Kautzsch).     dazu  vgl.  auch  unter  b)). 

a))  in  der  bedeutung,  die  auf  die  parallele  mit  potens,  mächtig 
zurückführt,  entwickelt  unser  substantiviertes  adjectiv  in  der  bibel- 
übersetzung eine  gewisse  mannigfultigkeit  der  Verwendung,  für 
potens  übernimmt  es  die  fälle  des  attributiven  wie  des  substan- 
tivischen gebraucbes,  es  deckt  den  abslracten  plural  von  potestas 
ebenso  wie  relativsätze  mit  potestalem  habere,  bevorzugt  wird 
hier  der  plural,  der  auch  die  begriffe  duces,  optimales,  piincipes 
wieder  giebt ;  selbst  einem  magnus  der  vulgata  gegenüber  wird  von 
Luther  der  plural  unseres  adjectivs  eingeführt. 

a))  die  vulgata  zeigt  potens.  an  das  attributive  potens  lehnt  sich 
hierbei  nur  der  singulargebrauch  an:  welche  wird  zeigen  zu  seiner 
zeit,  der  seiige  und  allein  gewaltiger,  der  könig  alier  könige, 
und  herr  aller  herren.  Luther  l  Timoth.  6, 15  (beatus  et  solus 
potens  rex  regutn,  der  alain  gewaltig,  cod.  Tepl.  ebenso  Egge- 
stein. Koburger;  geweltigcr  könig  aller  könig.  Dietenberger. 
Eck;  der  selige  alleinige  gebieter.  Kautzsch);  und  sihe,  ein 
man  aus  Morenland  ein  kemerer  und  gewaltiger  der  königin 
in  Morenland,  welcher  war  über  alle  ire  schatzkamer,  der 
war  komen  gen  Jerusalem  anzubeten,  apostelgeschichte  8, 27 
(eunuchus potens,  ain  keuscher  man  mor,  ain  gewaltiger  Candacis 
der  kunigin.  cod.  Tepl.  ebenso  Eggestein.  Koburger.  Emser 
u.  a.).  der  pluralgebrauch  dagegen  knüpft  an  das  substantivierte 
potens  an,  vgl.:  denn  den  geringen  widerferet  gnade,  aber 
die  gewalligen  werden  gewailiglich  gestrafft  werden.  Weisheit 
Salomonis  6,  7  (potentes  autem  potenter  tormenta  patientur,  wann 
die  gewaltigen  leiden  die  quelung  gewaltigklich.  Eggestein. 
Korurger);  er  stösset  die  gewaltigen  vom  stuel  und  erhebt 
die  elenden.  Lucas  l,  52  (deposuit  potentes,  die  gewaltigen,  im 
cod.  Tepl.  bei  Eggestein.  Koburger.  Beheim.  Dietenberger. 
Eck.  Kautzsch  ;  Luther  hat  in  der  Verdeutschung  des  Magnificat 
von  1521  die  grossen  herren  dafür  eingeführt);  sehet  an,  lieben 
brüder,  ewren  beruff,  nicht  viel  weisen  nach  dem  fleisch, 
nicht  viel  gewaltige,  nicht  viel  edle  sind  beruffen.  iCor.  l,  26 
{non  multi  potentes,  non  multi  nobiles,  nit  manig  gewaltig,  nit 
manig  edel.  cod.  Tepl.  Eggestein.  Koburger.  Emser). 

ß))  für  potestas:  welcher  ist  zur  rechten  gottes  in  den 
himel  gefaren,  und  sind  im  unterthan  die  engel,  und  die 
gewaltigen,  und  die  krefften.  Luther  l  Petr.  3, 22  (et  potestalibus 
et  virtutibus,  die  engel  und  die  geweit  und  die  kreö'te.  Egge- 
stein. Koburger;  die  gewaltigen  unnd  die  kräßligen.  Dieten- 
berger; da  ihm  engel  unterthan  wurden  und  mächte  und 
gewalten.  Kautzsch);  wenn  sie  euch  aber  füren  werden  in 
ire  schulen,  und  für  die  oberkeit  und  für  die  gewaltigen, 
80  sorget  nicht.  Lucas  12,  U  {tradent  vos  in  sinagogas  et 
ad  magistratus  et  potestates,  in  samanunga  inti  meistarluumun 
inti  zi  giweltin.  Tatian  44,  13;  zu  den  meisterschaffien  und 
zu  den  gewaltigen,  cod.  Tepl.  ebenso  Beheim;  zur  den  geweiten. 
Eggestein;  vor  herrschaften  und  behörden.  Kautzsch);  er 
aber  sprach  zu  inen,  die  weltlichen  künige  herrschen,  und 
die  gewaltigen  heisset  man  gnedige  herrn.  Lucas  22, 25  (et 
qui  potestalem  habent,  super  eos,  beneßci  vocantur,  di  da  habent 
den  gewalt  über  si.  cod.  Tepl.  Beheim.  Eggestein.  Koburger. 
Diktenberger.  Eck.  Emser;  ihre  machthaber  lassen  sich 
gnädige  herren  nennen.  Kautzsch);  und  er  fraget  unnd  sprach 
zu  Arioch  des  künigs  gewaltigen.  Dietenberger  Daniel  2,  15 
(qui  a  rege  potestalem  acceperat,   den  der  do  hct  empfangen 


5129    GEWALTIG  1  (polens.  tn  der  bibelübersetsung)      GEWALTIG  1  (polens,  JM  16.  «nd  n.jahrh.)     5130 


den  RewDit  voin  kunig.  EcciaTeiN.  Kotutcci  ähnlich  Eci; 
»proch  zu  ilei  kOaiRea  *ogl.  Luiaaii:  gewollbober  Fucatoi; 
befelilHlialier  KautzxchU 

y))  für  pnneiptt,  dueei:  die  wei«heit  iterckt  den  wei«en 
mehr,  denn  zrhen  gf» alligen,  die  lo  der  «lad  sind.  LoTHit 
preäigtr  7,  30  ttbenso  UiKTKRiKicgii.  Kaotiki;  $up*r  dreem 
principt$  eirilatum,  die  weitheit  «Irrckl  den  «riten  über 
leben  fOriten  der  •Istb.  Ecckstkin.  Koiuioia.  Eci);  im 
dritten  Jor  teine«  kOnigreiehi,  machet  er  bei  im  ein  mal 
allen  seinen  für«len  und  knecblen,  nemlirh,  den  gewaltigen 
in  Fersen  und  Medeo  ...  da*  er  «rhen  lie«M  den  herrlichen 
reichthnm  «eines  kimigreichs.  Ktthrr  i,  3  {eumtlu  frnuifihu», 
siercksten  kno(btrn  der  Fcrier.  Eccksteii.  KoaoaoiiB.  Eci; 
den  gewaltigfiten.  KnotciuuEa.  UiKTKNitacaii);  aleo  gab  Moie 
dem  stam  der  kinder  Ruhen  nach  iren  ge«cblecbten  . . .  das 
gantze  land  Sihon  des  kOnigs  der  Amoriier,  der  tu  Hesbon 
sasz,  den  Mose  schlug,  snmpl  den  Türslen  Midian,  Evi,  Hekem, 
Hur,  und  Heba,  die  gewaltigen  des  kOnigs  Sihon,  die  in 
lande  wonelen.  Jo$ua  13, 31  {dute$  Sthon  kabilatora  Urrat^  die 
bertzogen  Seon.  Eccmtiü«.  Kuaoncia). 

d))  für  opttmotet:  kOnig  ilelsozer  machte  ein  herrlich  malh 
seinen  gewaltigen  und  heiipllrulen,  und  soff  sich  toI  mit 
inen.  Lutsks  Üanirl  b,  l  (optimatibui  tuü  milU,  tausent  seinen 
besten.  EceisTKiit.  dhnlirh  KoaiscEa;  seinen  obersten.  Eck; 
gewaltigen  ÜiRTBNBKRCeR;  fOr  seine  lausend  grosien.  Kaotzscii); 
alle  ire  gen  alt  igen  wurden  in  ketten  und  feiisel  gelegt. 
Nahum  8,  10  [omnet  optimatet^  alle  ire  besten.  Egcksteü«.  Ko- 
auRCBB;  all  ir  obersten.  Eck;  all  ir  gewaltigen.  Dibtb.ibbrcei  ; 
ihre  grossen.  Kaotzsch).  tbtnso  Nthttnku  8,  5  (edelsten  Eccb- 
STBiN ;  ihre  Tornehmen.  Kautzscb). 

«))  für  magnus:  was  der  fürst  wil,  das  spricht  der  richter, 
das  er  im  wider  einen  dienst  tbun  sol.  die  gewaltigen  raten 
nach  irem  mtitwillen,  schaden  zu  tbun,  und  drebens  wie 
sie  wollen.  Luther  Micha  7,3  {magnui  locutui  est  dttidtrium 
animat  tvat,  der  grosse.  Eccrstbin.  Kobobceb.  Eck.  Kaotzsch; 
der  gewaltig.    DiETRNREBCtB.  Piscatob). 

6))  für  du  l'tdeuluniisentwitklung  in  der  riehtung  von  vio- 
Uiitut  ist  ein  lurückhaltender  tug  in  der  tprache  Lütbeiis  bereits 
oben  nachgewiesen  vgl.  tp.ilV.  1.S38:  niehl  einmal  in  fällen, 
die  die  vul^ata  mit  fiolent  deckt,  liebt  er  das  sonst  to  gern 
verwendete  gewoitig.  tu  den  oben  belegten  beispitlen  ngL:  die 
Weisheit  des  niensrhen  erleuchtet  sein  angesicht,  wer  aber 
frech  ist,  der  ist  feindselig.  Lutrsb  prediger  8,1  {et  poleii- 
tiuimus  faeiem  illius  commutobü,  der  niler  roechiigest  wird  des- 
selbigen  ongesicht  verendern.  Dietbnberger.  Ecr;  der  ge- 
waltigst. EccESTKiN.  Kobubcer  ;  ilic  robeit  seines  angesichts 
wird  umgewandelt.  Kautzscm).  gleicher  ueise  verhält  sich  die 
übersetsung  Luthrbs  ablehnend  in  anderen  fallen,  in  denen  eimelne 
Übersetter  gewultig  einführen,  obwohl  die  vvlgala  die  adjectiva 
fioltntus  oder  superbus  darbirtet:  aber  Ton  den  tagen  Jobannis 
des  teufTers,  bis  hie  her,  leidet  das  himelrercb  gewalt,  und  die 
gewalt  tbun,  die  reissen  es  zu  sich.  Litrbu  Matth.  il,  13  (ebenso 
niKTBRRERCEB.  EcR :  ((  vioUnti  rapiunt  lUud,  die  gewaltigen 
begrifteut  ez.  cod.  Tepl  ebenso  EccE.sTKiif  u.a.;  di  gewaldigere. 
Bbiieih;  und  di  Stürmer  reissen  es  an  sich.  Kautzscb):  du 
achiltest  die  stoltzen,  verflurbt  sind,  die  deiner  gebot  feilen, 
wende  ton  mir  schmach  und  Terachlung,  denn  ich  halle 
dein  zeugnis.  Lothkr  psalm  llO, ->1  {increpasti  superbos,  die 
bocbfertigen.  Fccesteim.  Kobubcbr.  Ecb;  die  . .  abermOtigen. 
Kadtzscb)  m.  «. 

cl)  ^•erschie,^enhfit  der  auffassung  bekvndet  sieh  in  einem  fall, 
tu  dem  die  vulgata  mit  fortis,  Ldtbeb  mit  gewaltig  im  sinne  von 
polens  operiert:  er  wird  aber  an  seine  gewaltigen  gedencken, 
doch  werden  die  seihigen  fallen,  wo  sie  hinaus  wollen,  und 
werden  eilen  zur  mauren,  und  zu  dem  srhirm,  da  sie  sicher 
seien.  LuTHhR  Nah.  3,  6  {recordnbitur  forlium  suorum,  er  besinnt 
sich  auf  seine  edlen.  Kadtzscb;  er  wirt  gedencken  seiner 
slarcken.  EccBSTiiit.  Kobdhcbb.  Dibtbnbbbcbb;  aeiner 
beiden.  Eck). 

3)>  das  adverbium.  hier  ist  es  die  ton  virtus,  krafl,  stärke 
ausgehende  bedeutung,  die  die  wenigen  einschlägigen  brispiele  be- 
einflusU.  vgL  auch  unter  gewalliglicli.  »ir  sehen  hier  sugleich 
den  Übergang  von  der  grundbedeutung  bis  m  der  blossen  function 
einer  Steigerung  ansdiaulich  belegt:  denn  er  prediget  gewaltig, 
und  nicht  wie  die  schrifftgelerten.  Lütbeb  Malth.  7, 3t  (erat 
tnim  docens  eot  sicut  potestntem  habfns,  er  waz  si  lereot  all 
habent  gewalt.  cod.  TepL  ebenso  Kgcbsteir.  Korcbceb;  als 
einer  der  do  gewall  hat     E».k.  Dibtk:<bkbceb;  wie  einer,  der 


vollmacht  bat.  Kactiscm);  es  wird  der  zerstrewer  wider  dirb 
erauff  ziehen,  ood  die  feste  belegrrn,  aber,  ja  berenne  die 
Strassen  wol,  rusie  dich  aulTs  bette,  und  tiercke  dich  auffs 
gewaltigst.  Sahum  3,  3  (temfertü  ImwAot,  rohorn  vtrlutem  vlde, 
sterck  gar  sere  die  crafft.  EccetTsm.  KuscRcea;  rOste  dich 
nur  tebr  slarck  zu.  DiErtnafacBB;  dem  kraft  BBacb  gaat 
ttarck.  EcB:  rOtte  dich  gewaltig.  KAVTttca). 

e)  für  die  neuhorhdeutuhe  peripd«  Ael  scUa  der  Mtrblkk 
über  die  bibrlübersetsunf  emulne  qnnittge  trktnueu  kmt»,  im 
dU  entwicklung  des  adjecttvs  weitfr  bestimwten.  irr  §€nu  um- 
fang der  in  der  parallele  vn  gewaltig  mit  mächtig,  p^tev  «nt- 
»ickelten  Verwendungen  ist  n  Wfnra  der  nemh»tk4tmlitke9  tat 
noch  in  verwtndung,  tugltiek  aber  trUl  di*  partUtIt  mit  fMmlM, 
fortii,  robutlus,  valtdus,  vthtmm  »tu  dtn  erstem  «a/liaf«»  ktrtm, 
vgl.  die  abichnttle  3  und  x  wikrnd  dai  \%  JMkrh.  mtek 
höhepiinkl  tu  der  Verwendung  ßr  poUni  bednsttl,  tekrmmfft  i 
gebrauch  im  17.  jahrh.  rateh  tutammen.  in  brtraeht  komwtem  die 
Verbindung  des  adjeetirs  mit  sielbe$timmunt)en  und  die  darauf  be- 
ruhende elliptuche  fügung,  der  attributive  gebrauch  des  abtauten 
adjeetirs  und  die  subslantitierung.  das  adrerbnsm  fäUt  gani  in 
das  suue  bedeutungsgebiet :  vgL  jedoch  tp.  &I35. 

n)  Verbindung  mit  lielbeütmmungen  und  »eiterenlmieklum§  te 
der  ellipse. 

II)  die  genetivverbindungen  wrrden,  dem  allgemeinen  sug  neu- 
hochdeutscher entwicklung  entsprechend,  stärker  vom  accusatn  des 
objeeL*  bedrängt:  und  alles  vieb,  das  ti  darin  geschlagen 
betten,  gewaltig  wurden.  ü-irtMi  von  ScBurrt si  151  M*;  gedacht 
Appius,  wie  er  weg  sucht,  das  er  di«  juogfraoeo  gewaltig 
wQrd  und  lu  seinem  willen  bracht.  48. 

a)}  am  persönlichen  genrliv  wucht  sieh  der  gegensals  switekem 
individueller  und  typischer  Verbindung  gellend,  du  formen  in 
letUeren  beeinßusuu,  wie  wir  gesehen  haben  ^  den  bedeutmuft- 
gehall  der  worlreibtndung  stärker  imJ  §eben  ikm  im  «mm^ 
faltigste  riehtung. 

«))  daruir  Stil  mein  befereo. 

fraw,  nach  den  gnadeo  dein 

alli'*lt  utr  diter  erden, 

das  du  seiest  siolg  mrln. 

alt  dir  von  mir  vertprocbta  Ist, 

des  geleich  ich  auch  beger 

wann  du  in<>io  gants  gewalllg  bl<t. 

daa  Ich  dir  nit  Ttircbar.     Claba  ilÄTtiBBra  I.17,t3: 

nun  het  der  selb  Julianns  einen  koaben  der  bocbtertig  and 
gar  widerspSnig  was,  des  er  selbs  kaum  gewaltig  was,  und 
den  sant  er  das  er  den  apt  soll  pald  zä  im  pnngen  Gregors 
dtaloge  [Augsburg  U7S)  t.Cdf.  10;  im  kurcze  antwurt  gab,  si 
aller  sacb  bereit  und  willig  wir  and  ir  beider  Schwester 
diser  sacb  halben  si  gewaltig  wSre,  nicht  anders  tbiten  dann 
ir  gefallen  war.  dekameron  (4,  3)  i6»  Keller;  die  müoch  wollen 
also  euer  gewaltig  werdenn,  ao  sie  euer  kind  lOcklen  in  ihr« 
netz.  EsKRLiii  t.  GOnzbohb  (an  den  rat  ro«  Ulm)  i, 9  Enden; 
eioea  gewallig  werden.    Lvius  (IUI)  H  t*; 

so  hat  mir  doch  kdoig  Trumphart 
D«chge«ielli  alto  lang  und  hart. 
bi:«i  das  er  mein  durch  lauberlist 
so  weil  gewaliifc  worden  Ist. 
dost  Ich  mit  ibro  alhar  mu*t  reitao. 

l.  Atata  {V.,teHlim  m  .4  Urtus  III.)  fgTt. 

ß))  bis  dein  selbs  gewaltig  und  gib  dein  bers  nieound 
dann  gott  allein.  Keisbrsbebc  granatapiel  Fl'(l&l«):  da  bist 
dein  selbs  nit  gewaltig,  anhrb.  wuisstk  E&;  was  der  BBeMchca 
sind,  die  ire  herzen  legen  auf  zeitliche  gflter,  die  ainrf  ir<r 
nit  gewaltig,  sondern  sie  werden  von  ioeo  in  gewall  gekallea. 
wrknparadie«  138*;  ao  baldt  ein  mann  sich  der  lieb«  aoler- 
wOrfTlich  macht,  ist  er  sein  nimmer  gewaitif,  er  Terleuret 
starck  und  weinbeil.  buch  der  iiet«  Wft*;  kk  cnnan  dick 
treATenlicb  Israbel  (das  ist,  der  gut  «kkC  uui  so  gwa<«  «er- 
Iniwet,  das  er  sieb  sin  gewaltig  weitzll  kOrsta  akk,  M 
Wirt  er  dir  kein  nOwer  got.  Ulr.  Zwiitcu  ee«  freAeä  itr 
speisen  17  neudruek;  der  aein  selbst  nickt  gewaltig  kaa  sein, 
der  bleib  nicht  allein.  Paraceiscs  op.  (tu*-  l,  »•:  «aan 
der  waitz  auf  oder  abslagt,  aad  die  wag  aa  4ea  proal  ver- 
andem  wellen,  so  sflilea  wir  das  ao  aineo  borgermaisler 
und  rat  bnngen  and  mit  irem  willen  and  wissen  sdicb  ver- 
Indening  geschehen  und  änter  selbs  darinnen  mt  geweitig 
sein,  solch  «erandniog  la  tuen,  ttadtretkt  und  feieoknheit  mm 
Bruneck,  islerr.  venM.  S,4aft. 

^)l  alsio  ist  er  wordea  Israel,  der  gottis  gewelliig  ist,  annd 
Torhin  Jscob  geweezeon.  LjrrnKB  (tee  der  btkkt  IS3I)  8,  IT« 
HVtat.;  ennisx  dise  wort  wol,  beskk  si  dick,  so  siehst  das 

322* 


5131     GEWALTIG  1  (polens,  m  16.  und  il.jahrh,)      GEWALTIG  1  (potens,  im  16.  und  n.jahrh.)     5132 


got  wil  im  allein  geloset  werden,  wellen  eclit  wir  sin  gwaltig 
sin,  so  werde  in  uns  kein  nüwer  gott.  Ui.R.  Zwingli  von 
freiheU  dt-r  speisen  17  netidruck;  du  bist  gewaltig  des  alier- 
gewaltigesten.  Geiler  V.  Keisersberg  anheb.  mensch  Ä7. 

S))  also  gab  man  im  zu  antwurt,  sie  betten  die  hinein  ge- 
schickt, ee  er  in  abgesagt  hett ;  sie  woltent  in  gern  schreiben, 
aber  si  wären  ir  nimmer  gewältig.  Hector  Mijlich,  d.  städte- 
chroniken  22,  139  (Augsburg);  dan  sie  haben  wol  gehört,  dasz 
sollichs  losze  umbesessene  arme  betlerinnen  sollen  gethan 
haben,  die  der  hunger  ausgetrieben,  der  sie  nicht  gewaltig. 
(Seüastian  Langhans  an  den  cardinal  Vo2l)  ebenda  iT,  20' ;  wer 
kind  biet,  das  wären  sun  oder  töchter,  die  weil  er  für  si 
verspricht,  des  genügt  mein  fraun  wol;  würden  aber  die  kind 
im  ze  swär,  das  er  ir  nicht  gewaltig  mocht  sein,  so  sol  er 
si  stellen  und  anlwurten,  das  si  meiner  frawen  und  dem 
gotshaus  verporgen,  das  si  an  ir  wissen  und  willen  nicht 
heiraten.  Öffnung  zu  Anget,  Osten,  weisth.  2,  66. 

b))  wann  sich  das  blat  würt  iimbher  keren, 

da»  si  min  gewaltig  waren, 
und  scliliegent  mir  min  hat  recht  vol, 
so  würt  mir  dann  der  narren  zol. 

Tu.  MuiiNEK  narnnbescliwörung  165  (51,7)  neudruck; 

nun  wol  hin,  seid  dasz  ich  durch  sie  siegliafft,  und  meiner 
feinde  gewaltig  bin  worden,  so  wil  ich  nun  fortbasz  alle 
meine  geschafft  und  Sachen  mit  irem  willen  und  raht  be- 
schliessen.  buch  der  liebe  269";  wie  nu  die  unsern  abgezogen, 
erhebt  sich  im  felde  von  ihren  hakenschützen  noch  ein 
heran  setzen,  derhalb  die  unsern,  die  itz  bereit  im  thore 
waren,  sich  gewendet  und  ihne  wider  zugesatzt,  sie  sein  aber 
zurücke  gelrieben,  letzlich  hat  sich  das  spiel  wider  gewandt 
und  sein  die  unsern  der  feinde  gewalligk  worden,  (forts.  d. 
hochd.  Übersetzung  d.  Magd,  schöffenchronik)  d.  Städtechroniken 
27,62;  nun  besorgten  sich  die  zween  könige  ieder  besonder, 
es  würde  der  ander  die  königliche  wilwe  zur  ehe  nemen, 
derselben  reich  dem  seinen  einverleiben,  und  alsdann  seiner 
widerwertigen,  also  auch  seiner  gewaltig  werden.  Kirchhof 
tvendunmuth  (2,  35)  2,  69  Osterley;  sampt  andern  erbern  leuten, 
die  damals  .  .  gern  bei  aim  rat  hüben  wern ,  damit  sie  des 
andern  ungeschickten,  uflfrurigen  gemainen  gepöfels  samt 
den  uffrurigen  predigern  mechtig  und  gewaltig  gewest  wern. 
Tb.  Zweifei.  bei  Baomann  quellen  zur  geschickte  des  bauern- 
kriegs  13;  da  er  (der  könig)  ir  (der  Breslauer)  also  gewaltig 
was  da  liesz  er  ir  etwan  manigen  vachen  und  die  köpf  ab- 
schlahen.  Burrahd  Zink,  d.  Städtechroniken  5,88  (Augsburg); 
nu  soll  man  wiszen,  dasz  dem  künig  so  grosz  volk  zu  zoch 
von  fürsten  und  herrn,  riltern  und  knechten,  von  Meichsen 
und  von  allen  teutschen  landen,  der  v?as  sovil,  dasz  man 
der  Russen  wol  geweitig  möcht  sein  gewesen.  5,  89;  als  si 
ir  nun  gewaltig  wurden,  da  viengen  sie  die  untrewen  verretter, 
die  in  den  berg  eingeben  betten,  und  muesten  schwern,  dasz 
sie  iren  Hussenglauben  wollen  han.  90;  also  gedachten  die 
von  Prag  an  die  von  ßresziaw,  dasz  er  die  also  ungnediclich 
gestraffet  hett  on  alle  schuld  und  aber  sie  grosz  und  manig- 
faltiglich  wider  in  getan  betten,  und  ob  er  ir  gewaltig  wurd, 
so  möcht  er  sie  noch  heiter  straffen.   88. 

£))  der  treip  sin  wip  von  im,  darumbe  daz  sü  eime  bi- 
schove  zö  heimelich  waz,  und  sprach,  er  wer  ir  nie  geweltig 
worden.  Closener,  d.  Städtechroniken  8,34;  Kungund  sprach: 
herr  rieht  heut  für  keiser  Heinrich  und  für  all  man,  das 
mein  keiner  nie  gewaltig  ward,  heiligen  leben  (i472)77'; 

ich  lian  recht  geiiatlen  mein  cliciien  ordcn, 
waii  ich  pin  keins  weibs  nie  gewaltig  worden. 

fastnaclUs/i.  323  Keller; 
won  ich  ward  nie  keiner  frowen  gewaltig  den  Elisen,  miner 
lieben  gemachel.  deutsche  Volksbücher  192,11  Bachmann;  wie 
er  (Appius)  weg  sucht,  dasz  er  der  jungfrawen  gewaltig  würd. 
Livius  (Mainz  1551)  1,46'; 

lier,  icli  hab  reclitgehalten  mein  clichcn  orn 
und  pin  kains  weibs  nit  gbaltig  born 
under  dem  napl  und  ob  dem  knie. 

üiertinyer  spiele  (1510),   Wiener  neudrucke  9,  29; 

ains  tags  fragt  si  der  eifferer, 

wer  doch  der  pfaff  h-  pulschaft  wer. 

sie  sprach:  'gleich  dw,  mein  lieber  mone ! 

in  der  peicht  warstw  mein  capjone; 

dw  pist  mein  gwaltig,  wen  dw  will.' 

II.  Sachs  (liei-  eilersuchligc  liöii  beichte)  fabeln  und 
schwilnke  3, 313  neudruck. 

b))  nach  anderer  seile  entwickeln  sich  die  Spielarten  des  un- 
persönlichen genvtivs. 


a))  der  ving  siuen  valter,  do  er  des  riclies  gewaltig  waz, 
und  hielt  in  in  starken  banden  und  lies  in  dinne  sterben. 
Closener,  d.  Städtechroniken  8,36;  zu  der  zeit  da  was  Honorius 
des  reichs  gewaltig,  heiligen  leben  (1472)56';  die  Homer  wurden 
nachmals  des  alten  ganzen  Italien  geweltig,  brachten's  alles 
under  iren  gewalt.  Aventin  (bairische  chronik)  werke  4,401; 
solchs  bezeugen  auch  obgemelter  herr  Veit  Arenpeck  und 
gar  alte  püecher  und  leben  der  heiligen,  vorausz  sand 
Eustasii,  so  in  unsern  stiften  und  clöstern,  nemlich  zu  Frei- 
sing im  tom  und  Tegernse,  behalten  werden  und  vor  neun- 
hundert jaren  bei  künig  Lauthers  des  andern,  teutsch  und 
französisch  reichs  geweltigs,  zeiten  mit  alten  römischen 
buechslahen  . . .  beschriben  sein  worden.  34;  was  der  senat 
und  das  römisch  voick  von  iren  göttern  jhe  begert,  und 
inen  als  hauptleuten  bevolhen  betten,  das  wer,  das  sie  gantz 
Italien  gewaltig  wurden,  und  under  ire  gehorsam  brecliten, 
solches  wer  durch  der  gölten  gnad,  iren  fleisz,  und  mit 
mannheit  der  römischen  ritter  volbracht.  I.ivius  (Straszburg 
1562)  71";  und  do  nun  die  Römer  der  ganzen  weit  geweltig 
waren,  die  Baiern,  in  Wälschland  und  Lambardei  wonend, 
zu  frid  gedrungen  betten,  hielten  si  disen  frid  nit  so  gar 
lang.  AvHNTiN  (bairische  chronik)  4,464;  bestell  darnach  all 
Teutschen,  vorausz  so  umb  die  Donau  auf  peden  seilen 
domals  unden  sassen,  nemlich  obgenanten  baierischen  künig 
Diethmar,  so  herehem  gegen  mittag  pisz  an  Wälschland  und 
venedigischem  mer  gewältig  was.  4,469;  dise  land  alle  sein 
vor  Zeiten  ein  künigreich  und  herzoglum,  in  der  gemain 
Büiern  genant,  und  ein  einiger  regierender  fürst  in  Baiern 
ist  ir  geweltig  gewesen.  37;  do  diz  lands  Alexander  geweltig 
war,  besezt  er's  mit  hauptleuten,  paut  neu  stet,  kert  wider 
vom  aufgang  der  sun  vom  end  der  weit.    363; 

gibt  dir  nun  gott  die  gnad  des  sigs 

dasz  du  imm  sturmm  obligst 

und  gewaltig  wirst  des  sclilosz  oder  statt  . . . 

keiser  Ma.vimilians  leer  seiner  ersten  jugenl  bei 
Fbo.ntinus  {Maim  1532)  51"; 

uff  solche  unadeliche  pubische  Mangold  von  Ebersteins  und 
seiner  helfl'er  handlung  haben  gemain  stende  des  löblichen 
bundts  zu  Schwaben  dem  wolgebornen  herrn,  herrn  Georgen 
graven  zu  Werthaim  etc.,  bevelch  geben,  das  schloss  Branden- 
stein einzuneuien  und  sich  aller  der  Mangolt  von  Ebersteins 
hab  und  gutter  gewaltig  zumachen,  aus  d.  bayrischen  Staats- 
archiv zu  Nürnberg  (1522),  i.  Pallmann  Götz  v.  Berlichingen  7 
(Programm). 

ß))  der  marggranff  von  Brandenburg,  der  ist  der  obrost 
probst  des  haiigen  römischen  richs  und  ist  gewaltig  des 
römischen  richs  kammer,  in  ze  nemen  und  uszzegeben. 
Ulrich  v.  Richental  chronik  des  Constanzer  concils  16. 

/))  gott  aller  dinge  gewaldigl<; 

du  bist  einigk  und  drivaltigk. 

Atsjelder  pnssionsspiel  3764  Grein; 

was  bedarff  der  kaiser  sich  vor  dem  bapst  oder  allen  seinen 
helffern  zuforchtenn,  die  weil  der  almechtig  got  aller  ding 
in  himel  unnd  erden  die  seinen  nit  verlassen  wil.  Hartmutu 
V.  Cronberg  15  neudruck;  nun  seind  alle  ding  dem  menschen 
unterworfen,  also  das  der  mensch  derselbigen  gewaltig  ist. 
Paracelsüs  op.  (1589)  9,130;  wir  seindt  aber  die,  die  des 
feurs  gewaltig  seind.  1,  309. 

o))  du  begunde  mich  zu  fragen  min  frawe, 

wo  ich  so  lange  were  gewest. 
was  wolde  sie  des? 
sal  ich  mines  jungen 
libes  nicht  gewaldigk  sin? 

Alsfelder  ixissionssjdel  1801  drein; 

ob  im  gleich  zuweilen  düncket,  das  ein  trawm  sei,  odder 
von  einem  trawm  trewmet,  dennoch  ist  er  gefangen,  das  er 
sich  nicht  er  aus  richten  kan,-  noch  seiner  sinne  gewaltig  ist. 
Luther  das  5.  6.  und  7.  cap.  s.  Matth.  (1532)  Ob':  welcher 
auszbrüch  der  frei  will  mag  gewaltig  sein.  Geiler  v.  Keisers- 
berg pndij/e»  (1508)  49';  der  will  ist  seines  aigen  wercks  nit 
gewallig.  J.  Ebehlin  v.  Günzburg  (kurzer  schriftlicher  bericht) 
2,186;  es  vast  zierlich  steht,  das  einer  seiner  begirligkeit  ge- 
waltig sei.  Hedio  übers,  des  Josephus  (1553)68*. 

e})  die  stet  wurden  ains  und  salzten  5  man  zft  dem  krieg, 
die  sollen  des  kriegs  gantz  gewaltig  sein,  (anonyme  chronik 
von  Augsburg)  d.  stddtechroniken  22,495;  also  ist  jederman  ires 
friden  gewallig,  on  allein  sie  selber,  denn  die  andern  nemen 
in  von  inen  als  dick  sie  wollen.  Keisersberg  sedenparad.  72"; 


5133     OEWALTKi  I  (poten».  im  16.  und  17.  fahrh.)      üEWALTKi  1  (polens,  im  16.  und  n.Jakrh.)     5134 

mmti  ii»  ilUrrn  gtbtautliifoimta  i«r  tU^m  §tUunf,  du  liek 
in  tmei  kauplgrupfen  glitdfrn,  ra  dit  iHiJuUM  Mr^näuHf  mU 
$*b$lanlir*H  und  o  di*  prädUalue  md  9«rbti. 

a))  dtr  titUrrn  gtuppt  ul  dit  btämtumg  b«totliDlebtjm  b^ 
rechtigl  gemetntam  {ffU  «^  $f.  kltSjf.),  du  im  dtr  fiddiümlmu 
functton  nur  ulUn  tu  btirft»  M:  4<r  tntk$in  uigt  iaM  «■« 
«tatx  er  in  d«in  «al  nit  mer  gewiltig,  aber  all*  baabileat 
waren  hai  ainander,  daoeo  bat  ar  di«  loainuog  «i«  obartAlll, 
fOrgehallen.  {der  tckrnktr  4rt  lruckuttt%  fie«r§  t«m  H'aUHvf) 
htt  D«cii*Mii  qutlku  rar  f«aal.  i.  hmerukritp  m  OUtukmtktm 

a))  in  diteni  *all,  wo  man  lo  Laofi-n,  vrrkaiifrn,  Uutcbra 
auch  wecbalu,  Teraauung,  verpfantung,  beailndea  lerlatMO, 
procureien,  recbtfarligung  bioilerftengn,  terUtffeo  nad  fer- 
trbreiliungeo  mit  untogtpern  kinden  liandio  »oll, . . .  «o  aoll 
m.'in  die  durch  freund  uml  ordanliche  beracliafl  ml  gtwaltifaa 
gerhalien  oder  mit  versorgern,  trjgern,  «ormundeo,  htJMimi 
und  verDniwurlern  nutturfliklicb  «eriei  beo.  laud' »Itr  äukafi 
Uliding  in  dtr  Raurii  (I&65),  ÖUtrr.  tcHtth.  1,111. 

ß))  drige  geweltige  ammrUtcr  wurdeot  vertriban  tA  Slroa- 
bnrg.  KOniMHoren,  d.  $tädltchtontken  •,'»};  da  man  talt 
I4SI  jar,  zA  dan  teilten  ward  dam  bocbneporan  fOrtlfO  und 
herren  berrrn  AIhrecblen,  margraffeo  z&  l'randrnburg,  das 
rOroitcb  reirh  bcfolcben  alt  aim  geHaUigem  ülzdum  in  diaen 
landen.  Jon.  Krani,  d.  stddtechroniktn  »,  in  (Aupturgtr 
annalen);  der  zQna  von  zQoifOcb  iat  ataigarlich  and  oaeb- 
Iflaslicb,  weichen  ein  gewalliger  amlnano  tu  aezen  «der  ta 
bestimmen  bat  alptnrtckk  tu  Seuhof  und  JÜnaUbai,  i$krr. 
treiith.  6,363. 

y))  nachilrm  dA  nO  ein  geualtiser  bopimao  bial  tu  Obin 
und  da  umb.  bil  ich  dich  fruntlicb,  al«  icb  kan,  dat  du 
umh  zwen  gut  rüden  helfft  zu  den  acbwrio.  HtiNRica  t.  Racs- 
atNC  an  Bilgri»  ton  Rtisehuch  (14:6)  bti  SrainHaiatii  frnti- 
britfe  I,  SS4:  aber  herrn  Wilwolten  wart  bevolchen,  den  arbor- 
geriscben  krieg  im  lant  zn  Lutlich  auszfareo,  genaltiger 
baubtman  nber  raisig  und  fueatolk  gemarbt.  Whwolt  tom 
Sr.BAuaacac  lO«;  e*  schickt  sich  nit  einem  gwaltigeo  baopi- 
roan,  auf  der  gassen  zugehn  mit  einem  bSszIm  (oder  bAlea). 
VAi.e:<Ti!«  Boi.TZ  rrrrnzMftrrj.  62*. 

S))  wann  einem  iraumt,  «ie  er  in  der  kllie  oder  wein- 
presse  den  most  selber  trelle  und  marbe.  so  wird  er  ameai 
mächtigen  furslen  dienen,  und  werden  ihm  gewaltige  empler 
vertrauet  uenleo.  traumhuA  caf.  tu,  «nhanf  n  CoL»ac« 
kau.t:bueh  (1666). 

b))  in  der  prädiealtten  terbindung  mit  rerbit  frird  dit  enftn 
staatsrechtliche  fassung  des  begnffes  {vgl.  oben  tp.  ftttS)  mehr  mmd 
mehr  erweitert  und  abgeschwächt. 

a))  Trutu*  her  in  da*  Riesi  kaa 

und  mit  dertetben  hertari 
uiiKevocbien  da  gewaltig  wart. 
wiuD  dem  laod  dia  hilf  was  abgasirickt  . .. 

KEcatm  {lt»ibomm*H  der  Mlmät  Ant*bmri  336). 
d.  itUletkronikem  4. SM: 

in  diesem  lant  waa  der  edel  gralT  Rudolph  gewaltig,  ood 
do  sich  wider  in  setzten  die  von  Basel  etc.  do  ward  er 
erwelt  zu  kniser.  SicacitD  MaiSTBauii,  d.  tUdtefhronikeu  3,  IM 
{Siirnbtrg);  auch  so  waren  zu  diesen  leiten  die  brnogta  tea 
Ambertal  gewaltig  auf  dem  Norgee.  »7:  ilen  des  sdbM  atb 
da  sUrb  der  iQrckiscb  kaiser,  and  aeio  soo  ward  |ew»kif 
an  seiner  statt.  Jun.  Fra.ii,  iL  iMdlre*raa«kM  »,  SIS  (4«fa- 
(Mr^rr  annaiea);  und  Aegvplus  ward  geweitig  in  itm  huL 
AvKRTiN  4, 1&9:  nach  kilnig  .Myela  und  Penoo  find  ich,  das 
bei  uns  gen  eltig  gewesen  »ein  bei  sibenzig  jaren  Veaae  «ad 
Helto.  4,263;  als  er  aber  uberal  freundlscballt  und  g««eia- 
srhafft  macht  mit  denen  die  gewaltig  waren,  bat  er  sieb  (Ir* 
nemllch  mit  der  Araber  krtnig  ler^chw.ijteit.  HiMo  tktn.  im 
Josrphus  vom  krieg  der  jtiden  9*:  hat  er  aber  keiOM  «•!■  §•- 
iruncken,  unnd  ist  gleicbwol  tniackcn,  der«elke  wird  «•! 
gensliig  werden,  tbar  csdlick  urrioMi  diaatlbt  gcwsH. 
traunibuch  eap.  IS6,  aaAeBf  t«  Coluos  h*mt^bmA  (IIUI. 

ß))  sü  schreibt  der  höchste  und  ffiracoislc  geacbicbl- 
schreiber  der  keiscr  Julius  löblicher  gedScblnis,  wie  das 
etwann  der  Galler  oder  Fraockreicber  Sachen  mechtifcr 
unnd  gewalliger  seien  gewesen.  Mictllcs  Tueitut  (tS3&)  4lS* 
{Germania);  dieselben  send  auch  nit  weniger  gewillig  oder  ver- 
niOfilicb.  *M*;  wie  nun  kaioer  mag  globen,  er  wöll  aein 
leben  lang  weis,  kunstreich  and  (ewalUg  scn,  dieweil  ar 
nit  wai«z,  w  e  lang  im  gott  solicbe  pb  talaasen  wOll,  alsu 
kan  kainer  geloben,   er  wOll   sein  Irbaa   laof  kawsch   scia. 


die  ntcbl  wird  »chiar  dea  tilmel»  gatl, 

des  tagt»  fUii 

will  Ir  gewaltig  »ein.       Clisa  II*tsi.b«in  t,  (»9.1. 

())  wo  aber  ein  biscboff  ie  sitmig  wer  ...  so  ist  dia  welt- 
lich iiherkeit  des  gewallig  und  schuldig,  das  dem  avangelio 
bUliind  bescherh.  JuDAa  Nii^aai  eo  ntudutk:  die  götler  betirn 
aie  dea  gewaltig  gctiiacbl,  das  aie  die  .ttutt  alle  terreisnen, 
und  grosse  ödigkcit,  und  wOsinng  in  Italien  machen  roOcbleo. 
Lifius  {Strastburg  1567)  71*. 

•i))  die  priipotttionalverbindungtn  laufen  nur  einigen  »enigrn 
der  oben  gekiiinieichnelen  grünen  parallel. 

a))  da  weist  man  in  [Ihiisioyhurus)  zu  einem  groszen  kunig, 
der  was  (jcwuIük  Über  vil  land  und  Irul.  heiligen  lebrn  (1472) 
100*;  nie  Mol  er  {Rudolph  v.  Ilabsburg)  gen  Itum  nit  wolt, 
wann  er  besorget,  der  bapst  wurd  in  mit  etlichen  stucken 
verpinden,  so  er  die  krön  wolt  haben,  aber  in  Irutschen 
landen  was  er  gewaltig  iiber  fOrslen  und  siet,  allein  ein 
künic  von  Itebeiui  setzt  sich  wider  in.  SicacaD  MtiSTtBLii«, 
d.  stadtechruniken  3, 107 ; 

Ich  bin  llerode*  gnant. 

ein  genoldigk  konlK  über  all«  laol. 

\Ufeliier  patsionsxpifl  IU6  Vir  eint 

were  ein  herltog  von  Oesterrich  an  der  statt  ßasel  au  ge- 
waltig und  helle  so  vil  rechtes  darinne  als  unser  herre  der 
bischolT  von  Hasel,  er  brecht  die  von  liasel  gemeinlicb  darzO, 
daz  si  sin  lidig  eigen  von  sOllicher  sache  wegen  sin  niAsteode. 
{an f.  des  ib.  jahth.)  Basier  Chroniken  &,  lOO;  herr,  du  machsl 
ndiuer  me  gewaltig  über  die  slat  Samum  nerüen,  es  sie 
dann,  das  Esupus,  desz  raut  sie  allneg  vo!);en,  von  danne 
gebrai  hl  werde.  Stkinrüwkl  Asop  (4ii')6&  Osterley;  nun  hab 
icb  nie  brgerung  gehabt  (A  des  kilngs  amplern,  und  so  du 
über  vil  lier  gewaltig  bist,  so  magst  da  die  wol  under  in 
linden,  die  all  darzQ  tougcnlich«-r  sind,  dann  icb,  und  die 
hrgird  darzA  haben,  buch  der  beispiele  alter  weisen  161 
Holland;  wie  er,  nach  dem  er  unschuldig  fttr  uns  gelitten 
und  gestorben,  wideriimb  aulTerslanden,  und  gehn  himniel 
gefahren,  über  alles  was  im  hiininel  unnd  erden  lebte  und 
Rihwrble,  gewaltig  were.  Kihchhuk  vrtidunmu(/i  30';  fiengen 
die  von  Kegrnspurg  den  alten  ratt  mit  namen  Degenharlt 
GralTenridrrer  und  Peter  GralTenrider  .  .  die  send  kamerer 
gewesen,  iSotlhaft  GrufTen,  war  bei  dein  dorn,  und  den  Mil- 
durfer,  den  StelTan  im  ratthaus,  der  das  ungelt  ein  nempt, 
und  den  grossen  zull,  den  Kicrer  auf  dem  haus,  der  ausgeber 
ist  den  tagwerckern,  den  steursclirriber  und  den  HiHzer,  der 
gewaltig  über  der  ^tail  koren  ist  gewesen,  {fortsettungen  der 
clironik  des  Heetor  Mälieh)  d.  stadtechroniken  iS,  <16. 

b))  eierule  für  sieb  selbst  ist  ganz  gewaltig  zu  scharfen 
rauden.   Wirsumc  artneibueh  491. 

e))  und  ilerhalben  mich  ielz  bewilligt  haben,  ainen  auüz 
euch  ziineinen,  welcher  disen  bogen  roeins  lieben  hausz- 
wirts  gowallig  ist  zA  erspannen.  ScBAiDKNREisziia  89*;  aposleln 
und  pfarner  so  es  befehl  haben,  wie  S.  Petrus  sagt,  aollen 
dem  wort  und  gebet  obligen,  bücher  schreiben,  die  schrillt 
rrkleren,  gewaltig  sein  die  widersachrr  einzutreiben.  Matbesius 
Luther  %\»;  also  vernimm  ich  aigenliich,  das  ich  gegen  ewer 
weishoit,  doch  feNcblich,  versagt  und  angeben  bin  worden  auf 
die  mainung,  als  sollt  ich  Andres  von  Carolslat  uin  Zeitlang 
haiuilich  nit  in  niriner,  sonder  in  ewer  weisliait  behawsung 
ulT  der  schul,  da  docli  ewer  weishait  auch  allzeit  mit  guten 
Ursachen  zu  spurn  gewallig  und  mechtig  gewest,  ulTenthalten 
und  beherbergt  haben.  Schulmeister  VNei«ni!L  Pawr  an  den  ratli 
SM  Rotenburg  bei  Baumanr  quelUn  zur  gesek.  des  bauernkriegs  aus 
Rotenburg  M)5. 

3)1  vNler  den  elliptischen  filgungen  sind  einige,  die  ungeiwungen 
Sil  der  heutigen  hauplverwendumi  des  adjertiss  in  der  bedeulung 
wn  validus,  vehemens,  überleiten,  hierher  gehört  s.  b.  der  fol'iende 
beleg,  dtr  die  rrkldrung  aus  eiier  ellipse  des  reflexitpronomen% 
nahelegt:  rechte  kunst  macht,  dass  du  gar  wenig  fehlst,  und 
macht  dich  gewaltig  in  deiner  erbet,  benimmt  dir  den  irrlhiim 
und  würsl  unverzagt  und  behend,  und  dein  werk  erscheint 
allweg  der  gerechtigkeit  gemäss.  üCreb  nachL  -::>0.  tgl.  dasu 
aus  ilterer  teil:  ez  ist  also  zwisschen  unseren  vorgoanten 
brAdern  und  uns  gedinget,  geredet  und  fieleidingt,  daz  wir 
uns  verzigen  haben,  und  verzihen  uns  mit  di.<em  gegen- 
wertigen brieve  offenlich,  mit  gesundem  lihe  und  mit  ge- 
waltigem und  besunnem  niAte,  alles  des  landes,  lente,  und 
gutes  und  vaeterlichs  erbes  unwiderrAflicb.  apanagitertrag  des 
burggriftn  Fiiediich  mit  seinen  brüdern  (8.  april  I3n),  moHument* 
ZolUrana  3,  10.     tn  der  rscAO-  und  gtstkifUfraekt  Aute«  «ocA 


5135     GEWALTIG  1  (potens,  im  16.  und  n.jahrh.)      GEWALTIG  1  (potens,  m  16.  und  il.jahrh.)     5136 


Supplik  der  barfüszermönche  bei  Baumann  quellen  zur  gesch.  des 
bauernhriegs  aus  Rotenburg  29; 

sei  fromm,  und  wart  on  argelist 

des,  dai'zQ  du  berüfTsD  bist. 

wann  du  das  thüst,  so  bistu  klug, 

gewaltig,  reicb,  und  edel  gnug. 

Erasmus  Albebus  praecepla  vitae  ac  morum  85'; 

aber  Demea  thü  du  eins,  bedenck  bei  dir  selbs  in  deinem 
gemilt,  wie  gantz  röwigiich  ir  lebent,  wie  überausz  gwältigcr, 
reich,  glückselig  unnd  edel  ir  seind.  Valentin  Boltz  Tereni- 
ühers.  148*; 

dann  welcher  hie  des  gälts  hat  vil, 

der  mag  wol  \Verden,  was  er  wil : 

fromm,  gwältig,  hüpsch,  darzö  ouch  wisz, 

man  gibt  im  alleuthalb  den  prisz. 

Geoiig  Binder  AcolasLus  v.  877; 

dann  streng  uns  nit  mit  ijbelnn  seer 

nach  wielichliait  der  süiiden  schweer, 

sunder  mach  uns  mit  dein  heilig 

ewig  zu  sein  kewsch  und  gweltig. 

bei  Wackernagel  das  deutsclie  kirchenlied  2, 1108'. 

y))  nach  des  tod  haben  sie  hertzogen  Lotharium  usz 
Sachsen,  und  hertzog  Conraden  usz  Schwaben  an  einander 
gehetzt,  uff  dz  nit  wo  einlrächigkeit  under  inen  were,  ir 
einer  sich  erhaben  möcht,  und  inen  zfi  gewaltig  werden. 
Hütten  {wie  die  bäpst  allwegen..)  b,  370  Böcking;  dan  Schwaben 
landt  ist  Christen  worden  zu  denen  Zeiten,  do  fast  gewaltig 
ist  gewesen  das  bapstumb.  Eberlin  v.  Günzburg  {an  den 
rath  von  Ulm)  3,  3  neudruck ; 

DU  du  so  geweldigU  bist, 

so  sage  mer,  wo  von  ist 

der  din  kleit  von  biude  roit. 

Ahlelder  pussionsspiel  7137; 

dann  dasz  ich  also  gwaltig  si, 
wie  wol  ich  leb  in  büeberl, 

N.  Manuel  vom  pni'xt  und  seiner  pneslerschaft 
bei  Bächtolo  s.  33 ; 

erhueben  sich  irs  wesen  so  hoch,  und  vtimainten  so  gewaltig 
zesein,  das  si  auch  die  erbhuldigung  den  gesannten  des 
landsfursten  nicht  thuen  wollen.  Geoiig  Kirchmair  {denk- 
würdigkeilen), fontes  rer.  Aust.  1, 1,  446,  darurab  hatte  ihn  Solon 
gestraffet,  unnd  gesagt:  dasz  kein  mensch  also  vermessen 
sein  solt,  sich  bei  leben  für  selig  zu  halten,  unnd  so  ge- 
waltig, dasz  ihn  niemandt  stürtzen  möchte.  Kirchhof  wend- 
unmutk  4'. 

d))  und  gleich  wie  einer  des  gewaltiger  ist,  der  vil  freund 
hat,  also  vermag  auch  der  mit  vilen  kindein  begabt  mehr 
als  der  keine  oder  wenig  hat.  Fischart  ehezuchtbücblein  3, 192 
Hauffen. 

c))  statt  der  Verbindung  des  adjedivs  mit  dem  verbum  substan- 
livum   werden   für  die  staatsrechtliche  bedeutung  nach  und  nach 
prägnantere  verba  bevorzugt,  dadurch  wird  das  adjecliv  vorüber- 
gehend in  die  function  des  adverbiums  übergeführt: 
Salomon,  der  ein  künig  was, 
der  würdt  mir  ouch  bezügen  das, 
(und  zu  Hierusalem  gweltig  saszj. 

Thomas  Murner  gäuclimatt  3,79  UUl; 

als  nach  Christi  geburt  fürwar 

man  zelet  fünlTzehen  hundert  jar, 

eh  das  zwei  und  seclitzigst  angieng, 

gwaltig  zu  regieren  anfieng 

etlich  zeit  her  in  unser  greniz 

die  gschwind  kranckheit  der  pestilentz. 

H.  Sachs  (oimjung  disz  vierdien  buchs)  15,17; 

in  den  büchern  der  alten  bistorien  wird  gedacht  eines  königs 
Arturus,  auch  wol  Artus  genennet,  und  über  die  iniichtige 
und  weitberühmte  insul,  damals  Älbion  oder  Albania,  umb 
des  weissen  erdreichs  und  kreidenberg  willen,  diese  zeit  aber 
Engelland  geheissen,  umbs  jähr  Chi  isti  542  gewaltig  herrschte. 
Kirchhof  wendunmuth  (2,22)  2,38  Österley. 

ß)  die  freiere  entwicklung  des  attributiven  gebrauches.  die 
unmittelbare  beziehung  auf  gotl  tritt  mehr  und  mehr  zurück, 
mittelbar  wird  sie  in  der  Verbindung  gottes  gewaldige  hant  fest- 
gehalten, die  sieh  dadurch  charakteristisch  von  jüngeren  Ver- 
wendungen der  gleichen  Verbindung  unterscheidet  vgl.  gewaltige 
band  für  violenlia  sp.  5148;  vgl.  das  ist  eine  gewaltige  band, 
ein  gewaltiger  fusz  vgl.  sp.  5155.  die  Verbindung  mit  weltlichen 
machtfactoren  erweitert  andererseits  den  kreis  der  zuständigen 
appellativa  und  nomina  agentis. 

l))  dasz  mer  nicht  vorterben 

in  sundon  ufT  diser  erden  1 
des  hilff  uns,  geweidiger  got. 

Alsfelder  pnssionsspiel  2624; 
gwöltiger  got  der  m&chtikhait 
der  dw  ausz  wassers  gschöpf  berait  .  . . 

bei  Wackbrnagbl  das  deutsche  kircherilied  2,1128; 


dann  uns  vallt  zu  rent,  gült  und  bar  gelt 

US  der  armen  blutenden  schweisz, 

der  nit  anders  verstat,  noch  weisz, 

denn  dasz  ich  {di-r  pniisl)  sie  g'waltiger  gott, 

und  müssind  halten  mine  gebott. 

N.  Manuel  vom  pnpst  und  seiner  prieslerschaft 
bei  Bäcutold  s.  35; 
sieb,  wie  gar  irlich  sie  dich  entphao 
mit  gesang  aller  Judden  kint, 
erkennen  als  ein  geweidigen  konigk. 

Atsfetder  pussionsspiel  2631; 

gelobet  sijstu  milder  Crist! 

wallt  du  ein  gewcldiger  konig  bist.       7292; 

gott  hat  mir  grosse  sünd  vergeben 

und  mich  erweit  in  ewigs  leben 

durch  das  verdienen  Jesu  Christ, 

on  welches  nüt  sälig  wirt,  noch  ist. 

einiger  gott  und  gewaltiger  herr, 

der  gibt  den  hinimel  und  siinst  niemand  mer. 

N.  Manuel  vom  pupsl  und  seiner  priesierschafl 
bei  BÄCHTOLD  90; 
reden  wird  got  der  stark  gewaltig  her, 
flnt  wird  di  weit  berulTen  na'  ünt  fpr, 
vom  aufgang  an  bis  zu  der  sonnen  ris. 

Mblissus  (jjsa/m  50)  191  neudruck; 
aber  im  krig  uf  unsrer  selten 
war'  der  gewaltig  her  der  streiten: 
Jacobs  gott'  ist  ain  starker  schätz 
für  uns,  zuwider  allem  trutz.        (46)  179; 

als  nun  Jesus  Christus  als  ein  gewaltiger  triumphirender  herr 
den  todt  überwunden.  Ayrer  process.  jur.  i;  gewallige  band 
gottes  6«  Albrecht  von  Evb  Spiegel  der  sitten  ll'; 

ir  Juddenfursten,  ich  thun  uch  kunt, 
dasz  mich  Jhesus  hot  gemacht  gesunt 
mit  siner  geweidigen  hant. 

Alsfelder  pussionsspiel  1626; 

in  goties  willen  und  gewaltige  band  sich  gütlich  untergeben. 
Mathksius  hoehzeitpredigten  159  neudruck;  da  Moses  ziihörer 
ausz  irem  eisenern  hause,  mit  herrlicher  und  gewaltiger 
band  gottes  durchs  rote  meer  geleitet,  fahen  sie  von  stund 
an  zu  murren.    Luther  107; 

nu  frawe  dich,  Eva  du  frauwe  min! 
ich  sehen  den  geweidigen  gottes  schin 
und  sin  gebeneditten  liant. 

Alsfelder  pussionsspiel  7174; 

als  Samuel  disz  zum  volck  geredl,  ist  von  stund  an  donder, 
hagel  und  plitz  ausz  gottes  gewaltigem  geheisz  herfür,  brochen. 
Hedio  übers,  des  Josephus  (1553)  97'. 

2))  Otto  der  grosze  Heinriches  sün  richsete  12  jor.  der  was 
der  erste  lutsche  gewaltiger  keiser.  Closener,  d.  städtechroniken 
8,  35;  zuband  da  das  also  beschlossen  war,  wurden  die 
obg'nanlen  zwSn  fursten  von  rat  und  geinain  ainhelliklichen 
angenonien  als  geweitig  römisch  regirend  kaiser.  Aventin 
4,931;  aber  damit  ich  endlich  davon  zu  reden  beschliesse, 
ist  nach  keiser  Karlen  dem  grossen  kein  so  gewaltiger  keiser, 
regierer  und  führer  des  Vaterlands  gewesen,  als  dieser  keiser 
Otto.  Bünting  Braunschweiger  chronik  (1620)  96;  dise  {Esther) 
wirdt  ein  grosse  unnd  gewaltige  keiserin,  inn  der  grossen 
monarchei  zu  Persen.  Mathesius  hochzeitpredigten  195  neudruck; 

ich  bin  ein  gwaltiger  könig  werdt. 
meins  gleichen  lebt  kaum  au(T  der  erdt; 
dann  mir  fehlt  nichts  an  gelt  und  gut. 

J.  Ayukr  (anidaii  wider  dur  iiönigin  Podagra 
tyrannei')  2528; 

durch  solich  weisz  wurst  du  ein  gewalliger  küng  der  erden, 
so  du  vorhin  gols  handel  uszrichiest,  dar  nah  wirt  got  din 
liandel  uszrichten.  Eberlin  von  Gi)NZBDRG  15  bundsgi'nossen 
neudruck  s,  13  {an  Karl  V.);  und  dann  so  bald  bilder  der 
selben  künslrichen  menschen,  oder  gewaltigen  künig,  uff 
gerichl  wurden,  so  schmücket  sich  der  tülel  dorin.  Judas 
Nazarei  vom  alten  und  neuen  gott  6  neudruck; 

ich  pin  in  potschalTt  her  gesandt 

zu  euch  her  in  das  landt 

von  Kriinhilden  der  liebsten  frauen  mein, 

ein  gehaltige  kunigin  an  dem  Rein. 

aierzinger  spiele  (1511;   Wiener  neudrucke  9,148). 

3))  nun  sitzen  wir  noch  inn  der  well,  darinn  der  leuffel 
ein  gewaltiger  printz  ist.  Mathesius  leichenreden  142  neudruck; 
Philippus  Alexanders  vatter,  ein  gewaltiger,  Ireflicher,  löb- 
licher fürst,  hatte  ein  schönes  lugendreiclies  weib  seer  lieb. 
Erasmus  Alberds  ehbüchlein  E  2,  a ;  eines  fürtrefflichen  gewal- 
tigen, unnd  derhalben  hochberühmbten  kriegsfürsten  losa- 
ment,  hab  ich  gesehen.  Kirchhoff  militaris  disctplina  125 ;  und 
warent  da  gegenwürlig  die  mechtigeslen,  durlüchligesten 
fi'irslen  und  die  gewaltigesten  edeln  des  küngriches.  {Röteter 
Chronik)  Basler  Chroniken  b,  lii ;   das  woll  aber  der  pfaltzgraff 


6 !  37     GEWALTIG  I  (polen«,  im  1 6.  und  1 7 .  iahrh.)      GEWALTIG  1  (poleo»,  im  16.  und  M.  jahrh.)     51 38 


nit  tuen,  ei  wUr  donn,  datz  der  von  Emeopurg,  dtr  bitcbull 
von  Meiitz,  gewuiliger  bitrbufl  von  Mend  blelbeo  «oll.  Uur- 
MRD  ZiNi,  d.  tUJUcliTonike%b,ihO\AugibuTg);  do  Adolffut 
starb  .  .  .  do  wart  elndrecbtlicb  «rw«lt  und  pottuliert  zu  {»■ 
wolligem  bitcbufT  zu  Mentz  der  obgeincll  berr  Üielber  *oo 
Ucnburg.  M.  v.  küMNAT  chrontk  Fnidiiehs  /.  126;  woibraucb 
ondere  grovse  beU|iti<r,  Mciie  und  gewallliger  {fariaiiU  ge- 
Haltig),  witzl,  und  aunderlicli  dir  gi-istlicben,  die  »ich  nacb 
uns  ricbten,  die  zeiget  lolcben  widerwrrligen  umb  inerer 
bewegknutz  willen  inu  alle  weg  aucb  on.  ScawAatinaKae 
büchltin  com  tiilrmken  1i  ntudruek ;  zQ  den  letzten  tocb  berr 
Ludwig  von  llubsperg  (der  nun  ain  gewalliger  riller  an  bcrtiog 
Jcrgen  liulT  war)  sQ  Weimenhorn  aus  und  pilndart  dat 
dosier  llogkcnburg.  CLBHENa  SanDia,  i.  Uddttthrontkn  ii,  bo 
{Augsburg). 

41)  ial  es  nit  zu  vorwundern  und  zuerbarmen,  wie  die 
roUncb,  sonderlich  die  bellelteck,  aUo  eiofeltiglicb  seint  ein- 
gangen in  die  stell  uund  landt . .  bist  das  sie  |«wallig  berreo 
seint  worden  oller  irer  beiwoner.  EaiauH  vor  GOazaoBC 
(un  den  ralli  von  Ulm)  9,0  nrudmcit;  so  geben  uns  die  ge- 
walligcD  hirin  aucb  nicbles  und  werden  von  «ioem  iderman 
verlasen  und  verneblet.  M*hCAaiT>  von  Ra*iiba,<<BU*c  an 
kurßrtt  Albrechl  u;i  bii  STsinnAUSsn  prholbnefe  i,  IM;  des 
knnig»  rat  und  sein  gewflitig  ander  berren,  lilter  und  knecbi, 
die  wol  am  bof  warn  gewesen,  die  forcbten  in  sir.  Avanvin 
4,941; 

ihr  werilenii  iwallTel«  ohn  wol  kennen, 

es  Ut  ilerchiliold  und  KrchliiKsr, 

und  Leutfriil,  alle  nach  und  f«rr, 

bekannte  fürsien,  gwaliiga  herra, 

a*  ist  mir  leid  umb  ihre  ahrn, 

dasi  il«  ain|>rangen  ein  solchen  loiio. 

KsiscHLiN  (»endeharä  4,3)  48; 

und  spracb  Sibilla  zAm  keiser:  'das  kind  ist  grösser  und 
mehliger  berre  denne  du,  darumb  soitu  dich  nüt  lossen 
nnebrtten  für  den  gevx  elligesten.  KOnicsnorEN,  d.  ttddteehronüen 
8,990;  dem  künig  Tuitscho  oder  Teulscb  . . .  bat  im  regimcnt 
nacbgefulgt  sein  sun,  der  Mann,  im  latein  Mnnnus  genant; 
ist  gewelliger  und  regirender  lierr  über  all  ding,  land  und 
leut  gewesen  zwaiund»ihenzig  Jar.  Avanrin  4, 69;  ein  gewalliger 
und  michliger  berr,  des  namroen  von  unnölen  bieber  zu- 
setzen auf  ain  zeit  ain  bawren  bei  im  gebebt,  mit  dem  er 
sieb  allerlai  Sachen  halben  underreden  müssen.  Michail  I.in- 
DENKR  raslbuchlrin  l'i ;  Franciscus  llel  in  ein  irlhuni,  denn  aus 
dem  gesiebt,  das  im  gott  gezeigrt  hatle,  lies  er  sieb  beduncken. 
er  würde  ein  grosser  und  gewaltiger  berr  in  dieser  well 
werden,  tiusnos  Alsbrus  der  barfuiter  müncht  eukmpitgel 
und  akoran  D  9*; 

ich  bin  Pilaiui,  ein  geweldigk  herra 
und  wel  ucli  sagen  war  inere, 
dasx  ich  wel  ein  recbl  richii-r  sinn. 

AltfelJer  pii.'ixionfBpiel  1276 ; 
leb  trag  holcz,  pet,  ker,  spQel  und  thu  abbaspen. 
also  Ich  ein  gweltiger  berr 
In  mcim  hows  ihn  umb  laspen. 

II.  SiCHS  (der  bischof  von  Mains)  fabeln  und 
$chwa»kg  9,328; 
Ich  slog  die  siban  th  bl  dem  wlo, 
leb  kan  ein  gewaliiger  Chorherr  sin 
und  heb  ain  hQarlin  an  dem  barran. 

N.  MiNtiSL  vom  /uiit'i  uiiti  itiner  prtttlertckafl 
bri  Uächtold  $.  Ol. 

6))  da  man  zait  1449,  da  hanckt  man  ain  bie  zu  Augipurg, 
der  hiesz  mit  namen  Erbart  und  was  ralzknerhl  auff  dem 
bausz  und  was  ain  gewalliger  man,  und  dem  der  mit  und 
geniain  wol  trauet.  Jobannbs  Fra!<s,  d.  tlädtechronikenVtyiw 
(AttgtbuTgn  anniilen); 

der  gewaltig  man.  dem  das  gatichi 
Isi  gemacht,  sol  ain  verswigan  nicbu 

K6caLii«  {.herkitmmen  von  Angthurg),  d-  $Hdle- 
Chroniken  4,955; 
dar  naler  dar  vast  frOwet  sich, 
da*  er  soll  tagen  dam  gewaltigen  man, 
Ich  wOlt  Im  darinn  tö  willen  stan.       944; 

er  was  ain  geMnItiger,  rarnemor  man  gewesen,  er  tbet  den 
Iculten  offl  daa  wort  in  ainem  ralt.  Wiliiki«  IUm  (cronica 
netrer  geschkklen),  d.  *MJJ.rAron.  25, 126;  darnach  das  was  als 
man  zaIt  I4I9  jar  kam  ich  wider  gen  Augspurg  zu  ainem 
reichen  man,  Jus  Krämer,  der  was  ain  gewallig  man  bie,  er 
was  ain  pjumaister.  Borkard  Zini,  d.  stddUchroniktn  5,  128 
{Augsburg);  es  ist  zu  wiszen  und  wol  zu  merken,  dasz  ain 
burger  bie  was,  der  was  genant  Lorentz  Egen.  der  was  ain 
reicher  gewallig  man   bie  in  der  stat.  6, 19«.  <;bf;ijo9i0;    ain 


gewaltiger  und  gar  Bio  weis  man.  23* ;  das  was  ainer,  genant 
l.ut  liornlin,  der  Ist  aucb  am  gewaltig  man  gawrsen,  als 
darvor  von  im  auch  aigentlicb  geMfaribtfi  »tat  Ml  d0mtl4i 

wer  allwer  «U  Jadtrasaa  sinH 
und  bargabi.  als  sei  «r  fabftrBl, 
1*1  ein  solcbsr  alo  (waliig  saaan, 
war  kann  da  »eio  und  Iba  racbi  ibaaf 

Dtaaa  maekittt  Mt 

ja  Christus  wir  «in  gewaltiger  nana  worden,  and  wir  wol 
aust  kommen,  wann  er  sich  cingetOfM  gakalteo.  Micsail 
LiNPBntN  A'alsipori  97 ;  der  Franzosen  aotwoft  was,  wiawol 
inen  die  ROmer  unbekannt  Meren,  danRocbl  nAsten  sie  aclMen, 
das  sie  an  macht  gewslli,;e  onnd  männliche  leat  weren- 
Lirntt  {Strastburg  1562)51*;  Iraunl  einem,  wie  er  auss  eioaa 
granatbaum  gestiegen,  so  wird  er  durch  einen  gewaltigen 
mann,  der  eines  grossen  namens  ist,  erhöbet  werden,  tramm- 
buch  cap.  \i9,  ankang  tu  Coiasos  ikaiut^iicA  (10^4);  do  nen 
zaile  noch  gots  geburte  tSM  jor,  do  worent  drige  gewaltige 
manne  z6  Strusburg.  Könicsnorin,  d.üädtechron.i.'iü;  Se- 
bastian  Ilsuog  und  Peler  Recblioger  eind  beid  zwen  reich, 
gewallig  mann  und  ratshero  z&  Augspurg  |a«Ma«a,  dock  dtr 
llsung  vil  gewalliger.  Cieisns  SanoeB.d.  sMÜtdkrMittMSlylt 
{Augsburg);  Esau  . . .  ober  bat  weibrr  genooMM«,  Ada  aia 
locbter  ilelonis,  und  Alib.men  Fsebeonis,  welch«  under  den 
Cbananeem  gewaltige  manner  w.-iren,  nnnd  nucht  sich  selbs 
zum  herren  dise  beirat  zu  vergwalligen,  und  befragt  den 
vatter  nit  umb  raht.  Hbdio  üben,  de»  Jtitpkmt  {\iU)  i€ :  wann 
einem  könig  träumt,  wie  er  truncken  sei,  so  wird  er  ge- 
waltige leute  ihm  unlertblnig  machen.  fraiifli6«eA  t»p.  IM» 
ankang  tu  Colbbos  ktunkmck;  trincket  er  das  wasser  anst 
dem  OüBZ  Mio  mit  zucker,  so  wird  er  durch  e.oe  gewallige 
person  woblfart  und  wollust  erlangen,  eep.  107 ;  wilt  du  ver- 
treiben alle  schaden,  und  überwinden  alle  Irdischen  ding. . . 
so  nim  den  stein  der  da  Agalhcs  genannt  wirt . . .  dar  »alk 
macht  überwinden  schaden,  und  verleicbt  krefflen  den  harttw, 
und  machet  ein  gewalligen  menschen,  wolgefellig  nnoi  Mab 
gehabt  von  jederiuan.  Albbbtos  Macnos  butk  4.  ktmätkktäm 
ton  arttnfi  (1540)  D  9*. 

O))  Augualus,  der  gros  kaiaer, 

eio  gewaltiger  ralser, 
als  er  kam  aus  der  scblacbla, 
wart  im  ain  fogel  prachie, 
der  küni  den  kaiser  frriiaieo, 
mit  Worten  fein  durch  sOesen. 

II.  Sachs  (der  $ckutUr  mil  ^m  »sapan) 
fabfl»  und  $chm4nke  9,343  tteudneki 

ich  bin  nit  der  roachtigesi,  besonnder  so  gang  tS  dem  ga- 
walligen  fürer  der  woicken,  der  ist  mlcbtiger  dann  ich.  butk 
der  beispifle  alter  »eisen  llO;  ich  (forfana)  bin  die  gewaltig« 
beherscherin  über  das  wilde  weile  meer.  ScnorriLios  /Hrrfrat 
sieg  IG  neudruck.  in  der  Verbindung  mit  solch  einem  ■«««■ 
agentis  hegen  vor  allem  die  übergamfspunkli  n  der  Mentaaf 
rehemfnt,  magnus^  tgl.  item  Jörg  kallschaid  ist  ein  verdanr 
und  gewaltiger  redliszOerer  gewesen  den  krieg,  als 
gewert  hat.  terhörprtAoktM  bei  Baohabu  aeU*  »ur 
des  deutschen  bauernkriegs  s.  959.    r^L  sp.  5151. 

*))  furnemlicb  aber  ist  die  sflnde,  und  das  gericht  derer, 
so  die  kirchen  spotten,  und  dte  geistlichen  gfllar  m  akh 
rcissen,  schwer  und  unireglicb,  die  golt  ematlick  alraSM 
wirt,  wie  aulTem  lande  der  adel  und  dia  scbarkaaata,  hl 
sletlen  die  gewaltigen  gesrblecht  und  bOrgcr  gcflMiai|lkli 
pdegen  zu  tbun.  LurnEa  JucArrdm  (1567)  2i»*:  wann  aber  ain 
weisser  erberer  radt  gemerket  bat,  das  iene  {«6r  selkta  lail 
meine  gwaltige  oberkeil  l  mich  wolt«n  veriagco,  kabefl  ai  ai»> 
helligklich  mein  wider  begert.  J.  Easaun  von  GOacBoa« 
(tarier  sekrifllicker  bnickt  des  glaubens)  1,  r.i;  niemant  aol  sa« 
nerrisch  sein,  das  ehr  glewb  es  sei  des  ba^staa.  uai  allar 
seiner  Romanisten  nnnd  Schmeichler  enaU  aelMMil^  ariM 
gewelliga  ubirkeit  sei  ausz  gotlicher  ordcaaag.  Lama  m« 
dem  bapstum  A  4*;  deren  (sMdle)  Ich  hi«  alMa  dia  gevrel- 
tigisten  und  namhaffligaten  «rtehlto  wil  HicTUsa  fsatas 
(1595)  400*  (Germ.);  dasz  alle  hohe  gewaltiga  laaarchiaa  von 
gott  eingesetzt  find  geordenl,  di«  grB««aa  ■aclHigan  pot«a- 
taten  und  berm  zA  straffen,  recht  wider  gawalt  auffiSrichtan, 
auch  wider  die  selbigrn  sich  nieman  setzen,  verachten,  noch 
empören  soll,  wirdt  durch  das  eiempel  des  Itfln'gs  Saaoalis 
und  Sau'is  kLirlich  aageitigl.  Woltcabc  ScaaeLrxL  Sammd 
und  Saul  {Wiener  afudmete  5,  s.  1). 

y)  die  su^sianltrterung,  iwreü  sie  «•*  itm  rakmtn  frftfeal- 
licker   s^ntaklucker  ten€kubun§  kerausthU  «ad  fettere  fr*tma§ 


5139     GEWALTIG  1  (potens,  im  16.  und  \l.jahrh.)      GEWALTIG  1  (potens,  im  16.  und  n.jahrh.)     5140 


zeigt,  läszl  zwei  hauptformen  der  entwicklung  erkennen,  auf  der 
einen  seile  wird  durch  die  function  des  Substantivs  die  verall- 
yemeinerung  der  hedeulung  besonders  gefördert,  dieser  richtung 
gehören  namentlick  die  typen  an ,  die  der  bedeutung  von  polens 
einigen  aiitcil  an  dem  neueren  gebrauche  von  gewaltig  gesichert 
haben,  andererseits  dringen  aus  den  bestimmten  Überlieferungen 
einzelner  sprachkreise  auch  die  merkmae  der  bedeutungsverenge- 
rung  in  die  Substantivierung  über,  wobei  die  individualisierenden 
bestimmungen  bald  angedeutet  werden,  ball  elliptisch  zu  ergänzen 
sind,  diese  zweite  )ichtung  findet  ihre  hauptpflege  in  den  denk- 
mälern  drs  16.  Jahrhunderts  und  verkümmert  nachher  rasch. 
an  der  svbi^tanlivierung  nehmen  auch  Steigerungsformen  theil, 
der  Superlativ  ist  vereinzelt  sogar  in  die  isolierten  gebrauchsformen 
übergedrungen. 

i))  gelegentliche  syntaktische  Verschiebung: 

(loch  unter  ihren  feindlichen  sli'irmcn, 
erscheinst  du,  gewaltiger,  mich  zu  heschirmen: 
sie  sehn,  wie  ich  beschirmet  hin, 
und  zagen  und  .Stürzen  ohnmäclitig  dahin. 

Kramer  jisalmen  1,65; 
das  olft  der  ring  mit  listen  schwind 
den  grosz  gwaltigen  überwind.    H.  Sacds  16,344; 
vur  ein  gwalting  erwel  er  seins  geleichen, 
viir  ein  stolczen  ein  demutigen  schlechten, 
vor  ein  dieh  erwel  ein  eren  pegaher, 
vur  ein  müesigenger  ein  arbeitsamen. 

(die  füchsisdie  gesellscliafl)  fnbftii  u.  ^chwänki'  3,  62; 

wer  im  geringen  unvermüglichen  scliwaclien  standt  sich  wider 
ein  gewaltigem  will  setzen,  dem  ist  zurliaten  er  iasz  den 
liesen  gehen  und  ziehe  den  hiit  für  ibnie  ab.  Lehmann  flo- 
rilegium  308;  wer  ist  disz,  ein  so  gewaltiger,  mit  dieser  solchen 
gab.  Valentin  BoLTZ  Terenzübersetzung  (läüS)  bS' ;  so  icli  doch 
darin  gefallen  bin,  musz  icii  dir  e<n  liüpscli  stüciili  zeigen, 
d;imit  du  dich  vor  dem  git  der  geistlich  gwaltigen  bescliinnen 
magst  also.  Ul.  Zwingli  von  freiheit  der  speisen  20  neudruck ; 
biscbofl'  und  pfaffen,  gelert  und  gewaltig,  verstendig  und 
iLoll,  välter  und  frembde  seiiid  widerwertig  gemein  seiner 
(Christi)  lere  und  leben.  J.  Ehüblin  von  Günzberc  {ein  buck- 
lein, worin  auf  drei  fragen  geantwortet  wird)  2,  Wi  neudruck ; 
do  sprach  der  pretor,  das  ist  der  gewaltigest  und  oberer  des 
Volkes.  Steinhowkl  Äsop  (48*)  64  Österlcy;  item  ist  es  zu 
wiszen ,  dasz  die  Bussen  zugen  für  die  Kulten  und  etlicb 
falsch  ungetrewe  der  allergewaltigislen,  die  da  waren,  die 
gaben  den  berg  hin  den  Hassen.  Bürkard  Zink,  d.  städlc- 
chroniken  h,  90  (Augsburg);  und  auf  sollichs  alles  auf  den  sechs 
und  zwcintzigsten  tag  Julii  do  bracht  man  gefangen  mit  ein- 
ander acbtzelien  man,  den  schlug  man  auf  disen  tag  die 
köpf  ab  zu  Durrach,  die  sollen  die  von  den  gewaltigisten 
under  in  gewesen  sein,  (auszug  des  schwäbischen  bunds  wider 
herzog  Ulrich)  bei  Baumann  quellen  zur  geschichlc  des  bauern- 
kriegs  in  Oberschwaben  775;  das  erste  teil  waren  patricii, 
obersten  und  gewaltigsten.  Luther  über  das  erste  buch  Mose 
(1527)  13'. 

2))  festgeprägte  formen. 

a))  auf  grund  der  Verallgemeinerung  und  abstraclion. 

a))  im  dritten  jar  seines  königreichs,  machel  er  bei  ihm 
ein  mal,  allen  seinen  forsten  und  knechten,  nemlich  den 
gewnlligen  in  Fersen  und  Meden,  den  landpfleyern  und 
obersten  in  seinen  ländern,  dasz  er  sehen  liesz  den  herr- 
lichen reichlhumb  seines  reichs.  buch  der  liebe  2'.i»' ;  da  si 
(die  Städte)  nu  die  gewaltigen  in  Egypten  wider  fodderten, 
wolt  er  nicht  abtretten.  Luther  vorrede  auf  den  proph.  Daniel 
bei  BiNDSKiL-NiEMEVER  7, 374;  das  wisselchin  bedeut  unscrn 
lieben  herrn  Jesum  Christum,  welcher,  ob  er  wol  iVir  der 
weit,  gering,  schwach  und  veracht  war,  noch  hat  er  grössere 
dinge  ausgericht,  dann  alle  gewalligen  in  der  ganfzen  weit 
vermögen.  Erasmus  alhebüs  vom  basilisken  zu  Magdeburg  ü  2*; 

ihr  gewaltigen  in  dieser  weit, 
herbei  und  bringt  dem  hcrren, 
bringt  ehr  und  stärke  diesem  beld, 
so  wird  euch  nicht  gewerren. 

JoACii.  S.ABTORius  bei  HoFFMANN  si'enden  2,224. 
ß))  ein  schaf  nennt  sie  {die  weit)  den  einfeltgen, 

grosz  Hans  so  heist  sie  den  geweitigen, 
den  alten  mann  nennt  sie  ein  l'ucbssen, 
ein  gscheid  listigen  argen  luclissen. 

Hans  Stcus  ((le;'  well  iiachschualtz)  fabeln 
und  schwanke  2,249; 

acht  ding  sein,  die  ihnen  selbst  unnd  andern  schaden..  . 
ein  gewaltiger,  der  ein  schalk  ist.  KiRcifHOF  uendunmu/Ä  344'; 
dcsglichen  han  ich  zu  Wurms  in  der  samlung  aller  fursten 
und  des  richs  holten  gebeten,  mir  zu  gunnen  die  stummen- 


den sund  abzustellen  . . .  doch  zulest  lies  ich  ab  mit  mim 
nochreisen,  wen  ich  sach,  daz  kein  gewaltiger  geneigt  wer, 
den  rechten  weg  zu  gon.  oiierrheinisches  reformprogramm  aus 
d,  Zeitalter  Maximilian  /. ,  westd.  zsch.  f,  gesch.  und  kunsl  er- 
gänzungsheft  8,100;  als  weit  nu  die  warheit  in  ir  selb  besser 
ist,  denn  die  menschen,  in  denen  sie  wonel;  also  vil  sein 
die  gelerten  ärger,  denn  die  geweitigen  und  reichen.  Luther 
[magnißcat  verdeutscht  1521)  7,589  Weimar;  und  sonderlich 
wenn  grosse  unnd  gewallige  sich  wider  uns  aufflehnen. 
Mathesius  hochzeitspvedigten  108  neudruck;  item  bei  den 
grossen  heupteren ,  gewaltigen  und  weisen,  und  sunderlich 
den  geistlichen  habt  grossen  (leisz,  sie  mit  zutrincken  inn 
unseren  dienst  zöbiingcn,  weil  uns  an  den  selben  gar  vil 
und  grosz  gelegen  ist.  J.  v.  Schwarzenrerg  das  büehldn  vom 
zutrinken  2S  neudruck;  item  die  jhcnigen,  so  ausz  euch  gehör, 
bei  den  forsten  und  gewaltigen  haben,  soll  den  selbigen 
sagen, ...  25;  (sie)  haben  vil  grösseren  lust  zu  allerlai  newen  ge- 
dichten,  und  selizamen  phantaseien,  inn  denen  sie  geinainklich 
ire  kaiser  unnd  gewaltige,  ihrer  ritterlichen  tbaten  halb  rhümen. 
RauwolkOI;  wie  die  gewaltigen,  macht  und  scharrhansen,  da 
sie  jetzt  vermeldete  tyrannei  und  bubenstück  an  den  armen, 
entweder  ausz  neidt  oder  boszhafftigem  muhtwillen  brauchen 
wollen,  oder  gebraucht  haben, ...  gibt  uns  diese  Esopische 
fabel  ein  kurtz  und  schön  gleichnisz.  Kirchhof  wendunmuth  52'; 
es  kumpt  gar  dik,  daz  der  niechtig  nit  erkennt,  waz  im  der 
klein  tut...dorumb  so  sag  ich:  den  gewaltigen  ist  nut  zu 
vertruwen.  in  ist  weder  gloub  noch  barniherzikeit,  und  liand 
die  armen  lieb,  diewil  si  geben,  aber  si  denken  nit,  warumb 
si  daz  endphohen.  oberrheinisches  reformprogramm  130;  dise 
fabel  warnet  und  leret  die  gewaltigen,  daz  sie  in  ierem 
gewalt  gütig  und  senftmütig  sien,  das  kain  rauch  nach  usz- 
gang  des  gwalcz  über  sie  gang.  Steinhöwel  Äsop  (70*)  99 
üsterley.  ebenso  3bb;  ich  hab  im  freunden  gerathen,  bei  ett- 
lichen  gewaltigen  durch  schankung  zu  procurirn,  die  ich 
höre  sich  damit  bewegen  lassen,  deszgleichen  bei  des  bischoff 
von  Crakow  hure,  die  er  auCf  einen  wagen  mit  lurt,  die  hübsch 
und  des  geistlichen  valters  gewaltig  ist.  Schwahtzenbehc 
zween  sehr  merkwürdige  briefe  '6  (ed.  Herbst  \",Z);  solchen  soll 
er  zum  helTtigisten  undersagen,  und  sie  vermahnen,  erstlich 
den  gerichtsschreiber:  dasz  er  in  seinem  schreiben  kein  per- 
son  ansehe,  die  gewaltigen  den  armen  nicht  vorziehe.  Kirch- 
hof milttaris  disciplina  230;  die  wellliche  könige  herrschen, 
und  die  gewaltigen  heist  man  gneilige  herrn.  Bünting  Braun- 
schtv.  Chronik  448,  vgl.  oben  (zur  bibelübersetzung)  sp.  5128. 

6))  bedeutungsverengerung  und  elliptische  ergänzung. 

a))  unnd  er  befahl  seinen  gewalligen  über  ihm,  dasz  sie 
ihn  geleiteten,  und  sein  weib  und  alles  was  er  halt,  buch 
der  liebe  zoi',  vgl.  genes.  12,20;  do  zoch  künig  Laslaw^  von 
stundan  hinab  gen  kriechisch  Weissenburg  und  mit  graf  Ulrich 
von  Zily,  des  künigs  Laslaw  hofmaister  und  gantz  gewaltig 
des  künigs.  Hector  Mülich,  d.  slädteckroniken  22,  l\Q  (Augs- 
burg); item  wurde  auch  iemandt  des  römischen  kaisers  ge- 
polt von  zfltrinckens  wegen  geschehen,  fürwerffen,  so  sagt, 
ihrer  maiestat  sei  nit  ernst  geweszt  unnd  desz  also  uber- 
redt  worden,  als  sich  darausz  erfinde,  das  sein  gewalligste 
am  hoff  zutrincken.  J.  v.  Schwarzei^berg  büchlein  vom  zu- 
trinken 36  neudruck;  Leopoldus,  weiland  ein  herlzog  zii  Oster- 
reich, hielt  raht  mit  seinen  obersten  und  gewalligen  von  dem 
krieg,  so  er  gegen  die  Schweitzer  füren  wolle.  Kirchhof 
wendunmuth  l,  i2Q  Ostertey;  so  offt  er  under  die  gemein  gieng, 
begleiteten  in  seine  amptleut,  gewaltigen  und  hofräht.  463* ; 
seine  kriegsleute  und  gewaltigen  antworten  ihm,  wir  fürchten 
es  könne  nicht  geschehen.  BtlNTiNG  Braunschweiger  chronih 
53;  usz  dissem  scholder,  den  man  empfohot  von  den 
Spielern  und  dem  gewin  so  man  erobert  von  den  karten, 
wurt  gelont  den  knechten  derselben  stuben ,  und  den  ge- 
waltigen koufft  der  schleck  den  man  nennet  ein  voruszlin, 
und  wurt  usz  geteilt  an  die  drii  oben  dran,  das  ein  oben- 
dran  macht  der  amineisler  an  sinem  lisch,  das  ander  der 
Stetmeister  .  .  .  und  das  diit  ..  .  der  slatschriber.  Geiler 
v.  Keiskrsberg  21  artikel  nr.  8,   s.   Daciieüx  Jean  Geiler  XXIV. 

ß))  des  nam  ein  gewaltiger  des  volcks  acht,  das  er  ganlz 
kein  erhermde  mit  der  liit  und  den  ciagcnden  liet.  buch  der 
beispiele  alter  weisen  i78  Holland;  so  liesz  Caius  Virgilius  ain 
gewaltiger  inn  Sicilia  briefliche,  offenliche  gebot  wider  Cice- 
ronem,  und  sein  entlialtiing  auszghän.  Schwaiitze.nbeiic  teulsch 
Cicero  (1,555)  x';  kein  könig,  richter  noch  gewaltiger  auff  erden 
hat   nach   gott  diesen  titel  ausgeleschel ,   da  er  sich  nennet 


5141     GEWALTIG  1  (potens.  im  16.  und  M.jahrh.)  GEWALTIG  1  (poteos,  in  ttürterbückem)     5142 

. . .  einen  recliten  richter.  J.  Johai  /.uM«ri  aiuUg.  d.  pni.  S0IO- 
tnonii  dtutsch  i&SS,  i.  Lutüki  b,  itt)'  AUenb.  auMg.;  der  lliung 
waa  alter  biirgermeittcr  und  wa*  kein  gefälliger  dea»elbea 
maula  z«  Kiigtf \irg.  d.$lidUrhrnntken  i,tai(Aug^ur§iu  m^); 
ich  wull  gar  Til  wider  mein  onneider  acbraibeo,  aber  die 
gewolligen  aagrnt,  ich  aoj  sie  vrrachltn,  ja  feracbmeben. 
S.  Mki«tniii.in,  d.  ftAdteehrontkeH  9,  sUNünibtrq).  {»iri  «M 
autontat  trnatut  prohiberrlae  ij>truendo$  tudirartt)',  da  enpfieng 
in  niemunt  von  der  »tot  wegen,  denn  der  gtwalligeo  ainer 
von  der  geniain ,  mit  nomea  der  Heriiu  .  .  .  (//Ara/im  ter- 
wrisung  1416)  d.  ttddUcliron.  4, 2S0;  e>  gracbuchen  hie  lA 
Aiigapurg  vil  bener  reil  von  den  handwercltleullen,  da«  die 
gewulligcn  gcwnr  wurden,  aber  inun  dürft  sich  nicht  riereo. 
WiLnkLu  Khm,  d.  itddlrchron.  25,18  {Augiburg);  und  die 
aigen  leut,  die  sie  widt-r  edel  und  unedel  aufnenien  amb 
jUrlich  zinüe  tu  versprechen,  darvon  der  »tat  vil  ver- 
drießt und  unrals  zustoi,  das  uuch  wider  ir  geschworen  alaU 
pucch  iai,  uit  nier  zu  hoben  auch  verpollen  worden,  und 
vil  mer  ander  nottOrflig  ordo'ing  und  geseltr  und  zu  halten 
bei  geschwurneni  aide  eriicnt  wurden,  damit  denselben  ge- 
waltigen ir  »Igen  uüU  abgenommen  und  geirrt  ward  tu  not- 
turU  und  aufenthalt  der  löblichen  etat  umb  geinaina  nult 
willen.  ÜuRKAiiii  Zinr,  d.  ilddltchroniken  i,Hto  (Augsburg);  ja 
auch  dorzu  etürb..  »o  den  hurgeruiuistern  und  allen  liurger- 
niolHteru  tolich  ..  conspiraliones  und  handlung  . .  anpracblen 
und  sie  warnten,  von  denselben  dorumb  mit  harten,  nn- 
geschirliten  werten  angealrengl . .  Hessen  sich  eliich  der  gt- 
unltigen  merkrn  mit  ernst,  a\*  ob  man  sie  darumb  etrafen 
sollt,  dos  mnibl  menigeu  bidermoii  entsetzt,  da«  niemaudt 
den  gewaltigen  solicher  ding  nichts  aupriugen  oder  sagen 
dorft.  Th.  ZwKirBL  bn  Baumann  quellen  lur  geuk,  dtt  bauem- 
kriei}$  aus  Rotenburg  Xb;  anno  domini  1^27  . .  habend  die  von 
Ulm  da«  loblich  amt  Marie ..  abgelban  doch  haben  sich  die 
gowaltitten  8ch0n  wollen  machen  und  zu  dienen,  so  vor  dos 
uuipt  gesuub'en  hohen,  gesagt,  si  rougen  wol  tungen,  werdt 
inen  nit  weren,  ober  kain  sold  mer  geben.  Nicolaos  Tboiian  bei 
Haonakn  qutlUn  tut  geteh.  des  bauernkrieiis  in  Obersehwaben  131 : 
geschähe  olles  darumb,  dz  die  gewaltigen  von  den  Kcsclilech- 
tern  dester  bosz  »ir  trurkrn  .  .  .  mOrbten.  Livius  {Sirassburg 
1561)  4s';  da  bedacht  sich  der  son,  und  nnm  durob,  es  wer 
sein  meinung,  er  soll  den  gewaltigen  und  hohen  in  der 
statt  (iabios  auch  also  thAn,  und  biesz  den  rsbtszherrn  und 
den  besten  alle  ir  heüpter  obschlagen.  (1572)  2o*;  sölcb  gesetz 
mt  ollain  dem  gemainen  volgk,  sunder  auch  etlichen  gewal- 
tifien,  und  zuvor  Caio  Antonio  .  .  .  fast  wol  geflel. 
ScHWARTZBNBERC  deT  UiitseH  ftrero (;4u0t6Mr|^  1535)  5';  die  twOlf 
boten  »ind  mit  Trüden  gegangen  für  dos  angesiebt  der  ge- 
woltigen.  Keiskusbhrc  prtd.  40*,  vgl.  auch  die  gewaltigen  (die 
regierendtn)  in  den  2t  arlikeln  24. 

y))  da  kam  ain  soilicbe  flucht  under  unser  vulck,  welche 
nit  mochten  über  die  pruck  kommen ,  die  fuelen  in  den 
graben  ...  wa-i  don  die  Schweitzer  ereilten,  erstachen  si 
alis,  floihen  eliich  edel  und  gewultug  durch  Bregentz,  die 
Blatt,  aus,  bisz  »ie  niainten,  sicher  zu  sein.  NicoiJkus  Tbünan 
{Weisunhorner  Historie  37  Variante)  bei  Baumamn  quellen  lur 
gtsch.  des  bauernkritgs  in  Oberschmaben ;  (es)  wurden  von  inen 
ire  Ahrislen  darione  übergehen  von  h:iuptleOten,  fendrich  und 
andren  gewaltigen  under  in,  damit  ir  daselbst  om  andern 
lag  19  man  gckilpft  wurden,  {ausiug  des  scItwAbifthen  bunds 
viÜer  k«rt«9  Ulrich)  tbenda  :e5;  zu  Boltenburg  an  der  Tauber 
bat  margrar  Kasimirus  in  namen  des  schwebuschen  bunds 
•inem  docior,  acb  ainero  mincb  und  etlirben  gwaltigen  die 
kApf  ab  lassen  schlagen.  IIS;  des  apts  knecbt  von  Koggenburg 
fuengen  ain  pauren,  der  hieaz  Peler  Sausenlaller,  keret  dem 
dosier  tu,  wosz  acb  ain  gewaliuger  gewesen,  fuerten  gen 
Echingen,  lag  ain  gute  teil  da  gefangen.  125.  eine  dknliehe 
htdeulungsterengtrung ,  wie  sie  kitr  vorliegt,  hat  fUr  di*  mili- 
täiücht  terminolofiir  gtüung  gewonnen,  vgU  s.  b.  aus  spaterer  itit: 
wenn  es  dem  regimenlspater  mit  dem  gewaltigen  und  scharf- 
ricbtor  auf  die  straiff  tu  gehen  InlTl,  hat  er  diejenigen, 
so  in  nagranti  sollen  bingerichlet  werden,  lieicbt  zu  boren. 
baii:  infanlerieordnung  t.  1754,  172.  meist  jedoch  herrscht  kitr 
die  ftrm  gewalliger  eor  (*.  d.),  du  nicht  als  nomtn  agtntis 
tu  gewalligen  aufsufasstn  ist,  sondern  als  isolitrtt  form  des 
stark  flektierten  nominatits  sing,  mtsc  unurtt  adjectirt. 

S)  die  fuHCtion  des  •drtrhiums  beriJnt  das  bed<-utungsgebiet 
r.m  poUns  nur  in  ausnokmeftUen  m  gtgfnsais  tu  den  tus- 
gebretUUn  belegen  fkr  gewaltig,  ttoleiKMj  «inerseils  und  ftiims^ 
IV. 


fortis,  fthemens  andertrseiU.  tu  dem  odeerh  bei  berracben,  re- 
gieren vql.  ip.  5IS&:  m  unM*rn  tusamwsenhang  fäUt  ntUnchl:  emr 
golt  euch  allzeit  gewaltig  reiten  kan    Caaiakti«  koptufei  V  1*. 

f)  ni  den  angaben  dtr  »trUrbtidktr  ifkfiä  tUk  die  wr- 
kümmerung,  der  du  bedtulung  fttn»  im  ftknmdk  4tr  untrtu 
tproekt  unlftUegl^  ntMrUdi  ukkl  m  »mtkmlUk  mkimitr  Md«- 
ratiir.  tinuina  mniun§n  mahitm  kttr  §mtk9kiiUmäul§  mm 
einem  vdrterbuHt  tum  «Mens  ii«ri— w  ««^  t$  »Mk  hm§t 
feitgehiUen ,  ob>tohl  ste  im  Ürtairtüfilw  ftfrrMMl  tmt$Mltrbt» 
sind,  bei  den  vüttetbuds$ekrmi«rn  dt$  tK  iakrk.  kmnml  dam 
du  Ittteraristhe  beUtenkett,  du  dt*  brUge  drr  ntutrtm  tprock*  «w 
früheren  pertoden  ergänst.  dus  giti  namentUek  fkf  Aaaie«* 
(1,  (48),  dem  aus  der  eigenen  ipratät  dte  bedeutmnftu  näirni, 
Toiuttut,  vehemens  nahe  liegen,  während  «r  du  be4«utuu§  poInt 
nur  »u$  der  bibfluberstttung  ertchlttttt.  ebemo  Scaiier  {uhmib. 
mb.  s.  515),  der  aus  einer  dem  14.  )«ArA.  ntnommenen  urkmndf 
(f.  l'tmischet  urkundenbuek  2,  »2  9gL  eben  ip.  »IIS)  4ii  t 
eruhliesst:  gewaltig,  der  das  reich  zu  bebaapUa 
trolidtm  lasstn  sich  auch  aus  dtm  übabUtk  ftWr  ik 
büehrr  sichere  anhalU^nUt  ftwimut»,  v«a«  «M«  dm  auf*»merk 
auf  die  trweiterunp  dm  htieukusftmmftngtB  in  df  ttnttlmtn 
angabtn  ussd  auf  das  j«W4ili§«  MrMtfms  amiicktm  §lUm  und 
neuen  gfbrauehsformtn  rieäUU 

a)  aUgemetne  begri/fsbesttmmung 

I))  du  beschrinkung  auf  die  bedtutung  poUns  findet  ätk  im 
deutsrh-Uttinisehen  thetl  der  äUttItn  wtrterbUlUr  ula  rtfH:  §^ 
wallig,  mechiig,  poUns.  teee*.  Iknt.  {Ntnkerf  I4«2)  MS:  |»> 
wallig,  pntens.  uotui.  tntipient  InL  *nU  ht.,  mm*.  opUmma 
(1504),  eb«nso  Maaiir  17»';  ogl.  muUrpolens,  gewallif,  tril  ver- 
mögend. AHBBosiuaCALBrtaos  (1570);  gewaltig,  atfcktig,  put$- 
sanL    Hdlsius  11014)  IC3'  (vgl.  jadotls  asuk  ip.  5i4t). 

2))  dit  berütksiehtigunf  der  bedeutunpsermtiUrung  irttt  im 
lateiniteh-deutschen  tkeiU  dtr  wirterbücker  an,  tpL  paUni,  g^ 
waltig.  FaiMus  (itM)  1021*;  nerrosus  adericblif,  voll  gidera, 
ttarck  und  gwallig.  s«5'  {in  der  autgabe  vra  IMI:  »fTwaani, 
aderachlig,  starck;  Mrros«  dieert,  gewaltigklieb  .  .  reito  l«*); 
valentiuimus ,  gar  krelTlig  und  gewallig.  iM4*;  syl.  amtk  »29 
Hafer  ^ortti;  nur  für  vioUnlus  mun  Faismt  (15««>)  natk  mm- 
sehrabungen  heramiehen  (voll  unbiliicba  gewalU).  kitr  wird  artt 
Hbniscm  den  Uiatsachen  gertekt :  gewaltige  ■IcMig^vr—H  gtiralt 
geschieht,  polens,  fortis,  molentut,  impetuatua.  IM! ;  gbeweMigk, 
poUnt,  forlit,  tiottnlut,  impeluosus.  Kilun  K  4*;  gewaltig,  nlcli- 
tig,  in  groasem  gewalt,  kralTlig,  pdens,  petis,  tabdusy  valent, 
EmnblN2;  gewaltig,  po<eiii,  vaUnt,  paUens,  palenUr, 
quod  etiam  tat  gewaltiglich,   meaiu  de  faäo.  SrieLta  UM. 

31)  tM  18.  jahrh,  ist  die  betckrdnkung  auf  du  bedeuirnng 
tent  nur  noch  selten  belegt:  gewaltig,  f mumm/,  potra«. 
diettonair«  du  voyageur  (Genf  r.oi)  \H' ;  gawaUigi  aicirtif, 
poteiis,  adv.  potenter.  Bavcb  2«o';  gewalti|^  fBäMl*  ptUna, 
potente.  Vbneroni  14;  gewallig,  polens^  polnlalt  prmüluit  f- 
lestatem  ac  dominium  ohtinens.  Haltaos  6M.  dmrckfimfip  kttrilkl 
sonst  die  mannigfaltigkeit  der  angaben  tar:  gewalti(,  paitntf 
ralidus.  GObtlbb  2,  14;  gewaltig,  mächtig,  yatew,  mUima. 
Spibsbr  151,  ebenso  SiKiNBAca  2,  931;  gewallig,  micblig.  ye- 
lente,  possente,  poJeroto,  puitsant.  Rädliis  MI*;  gewalUf,  st*- 
lento,  vehemenU,  ferndo,  n«^nl,  r/h^ment,  ckaudfhauiUtnLtbend*; 
gewaltig,  grosz,  grande,  WKsramgliem,  Umpanda,  ptmad,  i 
merveiUeux.  ebenda  is\*;  gcwallig  atio.  fe  t« 
niightg,  great.  pouarful,  tiramg,  wt4§mi(U«mL  lr«lM(k-«a|L 
(171«)  769:  gewallig,  gewalUam,  alarck,  Ü.  mUk 
kettig.  KsAats  {Nürnberg  I1I9)S,W';  gtiraMg,  fetoat,  yni> 
patent^  imperiosus,  talidut.  WBisaA<«N  IM;  gewaltig,  palentt 
opAus  Valens.  Faisca  2,  42o' ;  gewallig,  paUn»,  Miras.  Kiaaca  119*; 
gewaltig,  pHtwowl,Aort,wel«il,wyitii«i».  RoaeKAO-BvtToamU; 
grand,  contid^abU,  imporiant.  SM;  gewaltig,  pmumnL,  fmt, 
grand,  tmndirakk,  tWeat,  mnpetfs^  w^kmMt,  £impmUn«t^ 
de  coMCfiMM*.  ■amwe«  ilkttaMirr  (Stfiilwi  I2«:)  »•':  A»b- 
L0N6  (2,  648)  /BArt  eil  «rsk  b«ind9M§  ms:  ftwak  habeaJ,  ia 
der  gewait  begrOndet,  iet*  we»4m  tfcr/li  aar  aa^f*  lar- 
bindungen  sugetUnden,  in  denen  tWvJiei  aUrt,  ktf^  ear- 
drdngen:  gewallig  anpochen,  gewaltig  a«lirci«o.  etne  eckt 
gewallige  stimme;  aus  dem  'gemeiaen  Itbem*  mird  beigtfkgl: 
eine  gewaltige  meng«  ■laulwa  ...da  ftwaltifir  ■nach. 
dagegen  fäll  (ttr  AeiLc:««  iia  Itdtwdmng  —cht  kekeaJ,  Mark, 
mächtig  eil  eerelle«  und  nibeatitkliik.  fcu4Aa(icAfoiCTU.l,1*: 
gewallig  I)  (stmkf  kefUg)  pamerfnl,  sträng,  edknacal, 
2)  («MUAtif)  pmmrful,  paleäty  migktp.    Hilpsbt  l,  463*. 

ß)  bmdmag  atamtatr  seriiiJaafW  und  gekramcksferwum. 

929 


5143     GEWALTIG  1  (polens,  in  Wörterbüchern) 

1))  vix  ita  compos  mei  essem,  ich  wer  mein  selLs  kaum  so 
raeister  und  so  gwaltig.  Frisiüs  273';  nee  potens  mentis  tiu- 
eukntus  Atreus,  er  was  nit  wol  bei  im  selbs,  sein  seibs  nit 
gewaltig,  unsinnig.  1027';  seiner  selbs  gewallig  sein,  com- 
potem  sui  esse.  Maaler  17S';  diva  potens  uteri,  die  gewaltig 
göttin  Lucina  den  gebärenden  frauwen.  Frisids  1027";  gewaltig 
über  einen  sein,  einem  zu  gebieten  haben,  habere  potestatem 
alicuius.  Maaler  178';  ebenso  Frisios  1028";  gewaltiger  seiner 
fusz,  compes  est  qui  habet  potestatem  suorutn  pedum.  vocabular. 
incip.  teuth.  ebenso  vocab.  optimus.  (1504);  seiner  glideren  nit 
gewaltig,  der  seine  glider  nit  mer  kan  oder  mag  brauchen, 
membris  captus.  Maaler  178';  an  ipse  imperij  potens  .  .  .  esset, 
ob  er  desz  reichs  herr,  gewaltig,  oder  mäclitig  wäre.  Fnisius 
1027'  {ähnlich  schon  in  der  ausgäbe  von  1541,  s.  837);  frugum 
potens f  gewallig  über  die  frucht.  ebenda;  gewaltig  über  das 
wätter,  der  gut  wütter  oder  bösz  wätter  mag  machen,  potens 
tempeslatum.  Maaler  178'.  ebenso  Frisius  1027';  potentes  maris, 
gewaltig  und  mächtig  über  das  meer.    Frisius  1027'. 

2))  potiri,  mecbtig,  geweitig  sein,  werden ;  poliri  victoria, 
virgine,  uberkummen.  Aventin  {rudimenta  prammattca«)  1,  483 ; 
gewaltig  sein,  versari  cum  imperio  et  potestate:  in  magna 
potentia  esse.  Weismann  (1715)  156';  nomen  potens  matris, 
der  vil  vermag  oder  gewallig  ist.  Frisius  102;';  cum  potestate 
est,  er  ist  gewaltig,  hat  gewalt.  Erasmos  Alberus  C4*;  der 
gewaltig  ist,  qui  in  magna  potentia  est.  Steinbach  2,  921;  ge- 
waltig sein,  in  magna  potentia  esse,  magnas  vires  habere.  Frisch 
2,  42ü'.  dazu  vgl.  geweidig  sein,  in  besitz  haben,  ebenda,  aus 
älteren  Urkunden;  gewaltig  sein,  opiftus  vo/ere,  in  magna  potentia 
esse,  habere  magnas  vires  magnasque  opes,  habere  magnam  po- 
testatem. Kirsch  179';  wann  einer  gewaltig  wirdt,  so  laszt 
er  sein  art  sie  seie  gut  oder  bösz  heifür,  und  wacht  der 
fuchs  oder  scbaick,  so  ihm  hinder  den  obren  schlieff,  auff. 
Henisch  1591;  wirdt  die  thorheit  gewallig,  so  hüete  sich  der 
einfältig;  gewallig  werden,  divenir  potente,  devenir  puissant. 
Kädlein  381*;  gewaltig  werden,  die  gewall  bekommen,  prö- 
valer,  prdvaloir.  ebenda;  gewaltig  werden,  potestatem  adipisct, 
potenliam  consequi.    Bayeu  29ü'.    ebenso  Kirsch  179'. 

3))  potiri  rerum,  geweitiger  herr  sein.  Aventin  (rudimenta 
grammaticae)  l,  i%Z;  dynasta,  ein  gewaltiger  here.  Chytraeüs 
nomenclalor  lalinosaxonicus  135;  potestates,  herrscba£ften,  das 
ist,  gwaltig  herren,  oder,  der  gwalt  über  ein  volck.  Fri- 
sius 1028';  mensarij  Iriumviri,  die  drei  gewaltigen  herren  über 
die  müntz,  inüntzmeister.  1332';  gewaltiger  grosser  herr, 
puissant  piince.  Hdlsius  (1596)  G2';  gewaltiger  grosser  herr, 
grande  possente  signore,  puissant  prince  ou  seigneur.  Rädlein 
38i';  ein  gewalliger  man,  vir  strenuus,  gravis  et  autoritate 
pollens.  Stieler  2426;  ein  gewaltiger  herr,  a  potent  or  mig- 
thy  lord.  Hilpert  1,462*;  gott  ist  der  allgewaltige  herr,  deus 
est  dominus  potentissimus.  Steinbach  2,  921;  wo  gute  Ordnung 
ist  auch  ein  gewaltig  grosz  reich.  Henisch  1591;  ein  gewal- 
tiges reich,  stadt,  kriegheer,  un  roiaume  puissant,  une  viUe, 
armie  puissante.  Rondeau-Büxtorff  253;  sich  unter  die  gewal- 
tige band  gotles  demüthigen,  to  humble  one's  seif  under  the 
mighty  hand  of  god.  Hilpekt  1,  462'. 

4)1  dictator,  der  gewaltigest  ze  Rome.  vocab.  optimus  39 
Wackernagel;  gewaltiger,  wn /iommeputssanf.  Hülsius  (1596)  G  2'; 
ein  schrifftliche  antwort  eines  gewaltigen,  rescriptum. 
Henisch  1591;  will  du  sein  eines  gewaltigen  freund,  so  ver- 
leur  die  warheit  oder  freundtschafft.  Henisch  1591;  gewalts- 
bott,  gewaltiger,  der  über  die  übelthäter  gesetzt  ist,  violen- 
tiatum  praefectus.  Bayer  290';  gewaltiger  im  kriege  (ein),  a 
provosl-marshal  in  an  army.  teutsch-engl.  wb.  (1716)709;  poten- 
tatus,  ein  gewalt  oder  herrscliafft,  der  standt  der  gewaltigen. 
Ahbrosios  Calepinds  1182;  die  gewaltigen  seindt  nicht  den 
gutteo  wercken,  sondern  den  bösen  zu  fürchten.  Henisch  1591; 
er  stöst  die  gewaltigen  vom  stuhl,  he  puts  down  the  migthy 
from  their  seats.  ebenda;  die  gewaltigen,  die  grosse  herren, 
le  poteme,  i  potenti,  les  puissances,  les  potentals.  Rädlein  38l'; 
die  gewaltigen  der  weit,  les  puissances  du  monde.  Rondeau- 
Boxtobfk253;  die  gewaltigen  der  well,  les  puissances  de  la 
terre.  nouveau  dictionnaire  (Straszburg  17()2)  339' ;  die  gewaltigen 
der  erde,  (in  theology)  the  powers  of  the  world.  Hilpert  1,462'; 

6))  facundia  validus  gewaltig  redend.  Frisius  (1568)  1344'; 
gewaltig,  valde,  valide  potenter.  Henisch  1591;  gewaltig,  gewal- 
tiglich,  adv.  potentemente,  con  possenza,  bien  fort,  puissamment. 
Rädlein  38l';  gewaltig  oder  gewaltiglich,  adv.  potenter.  Frisch 
2,  42o';  gewaltiglich  oder  gewaltig  herrschen,  teutsch-engl  wb. 
(1716)  769.    vgl.  gewaltiglich. 


GEWALTIG   l   (polens,  letzte  belege)     5144 

g)  die  letzten  Htlerarischen  belege  der  neueren  spräche  gehören 
zum  theil  einer  archaisierenden  stilform  an,  wie  die  fügung  mit 
objectivem  genetiv.  andere  werden  durch  bevorzugte  typen  weiter- 
geführt, so  in  der  Verbindung  mit  künig,  herr  «.  a.,  wobei  oft 
die  grenzlinie  zwischen  der  bedeutung  potens  und  der  von  magnus, 
validus  schwankt,  ähnlich  in  einigen  Verwendungen  des  prädicats 
vgl.  3,  b,  a;  sicherer  dagegen  sind  die  typen 

a)  l))  ob  vor  der  freiung  iemant  begriffen  wurd,  so  soll 
der  dorfmaister  bitlen  um  den  thurn,  das  er  den  leicb,  das 
man  den  gfangen  da  halte,  so  soll  ihm  der,  der  des  thuren 
gewaltig  ist,  weichen,  ehehaß  der  Wennser  gemeinde  (hand- 
schrift  von  1782),  österr.  weisth.  3,  178;  niemals  erstarkte  die 
macht  des  deutschen  kaisers  zu  der  stufe,  dasz  sie  gleich 
der  des  französischen  oder  englischen  königs  auf  die  dauer 
der  herzöge,  fürsten  und  grafen  gewaltig  geworden  wäre. 
J.  Grimm  {reiseeindrücke)  kl.  sehr.  1,68;  er  wäre  der  weit  so 
gewallig  als  des  apfels.  Sihrock  4,  440;  wer  die  bcrde  ein- 
treibt, einpfercht,  zu  stalle  bringt,  der  ist  ihrer  gewaltig, 
besitzt  sie.    J.  Giiihh  {das  wort  des  besitzes)  kl.  sehr.  1, 135. 

2))  bald  stritten  diese  beiden  gefühle  zusammen,  bald  war 
der  absehen  über  die  liebe  gewaltig.  Göthe  (Wilhelm  Meisters 
lehrjahre  S,  9)  iO,  2~i2 ;  denn  besonders  seitdem  die  Aldonbran- 
dinische  hochzeit  dem  weit  und  breit  gewaltigen  Buonaparte 
glücklich  entronnen  und  vor  wenigen  tagen  in  Stäfe  ange- 
langt war,  so  konnte  der  wünsch  nicht  auszen  bleiben,  dieses 
dem  moder  und  den  Franzosen  enlriszne  bild  schon  in 
Weimar  aufgestellt  und  von  ihnen  beleuchtet  zu  sehen.  Göthe 
on  Böttiger  (2t.  oct.  1797),  briefe  12,  344. 

ß)  1))  ein  fräulein  aus  einem  hohen  gräflichen  haus 
heiiathen,  deren  gewaltige  anverwandte  er  nicht  vor  den 
köpf  stoszen  dürfte.  Grihmelshausen  simplic,  Schriften  2,  200 
Tittmann; 

Theseus,  Pirithous  stiegen  hinab 

in  des  Aides  finstere  wohnung, 

der  schatten  gewaltigem  herrn  zu  rauben 

die  strahlende  gattin  Persephoiieia. 

Grillparzbr  (Medca  3)  3,213; 

auf  dieser  trauervollen  jagd 

euch  reiche  beute  ward; 

ihr  habt  erjagt,  gewalt'ger  herr, 

den  edeln  leopard.        Uuland  2,131; 

auch  Alexander  erlag,  der  gewaltige  liebling  des  Schicksals, 
eh'  sein  ziel  er  erreicht,  weil  er  der  götter  vergas^. 

Gkibel  juiiiuslieder  357; 

denn  so  unbeugsam  der  gewaltige  minister  in  der  Verfolgung 
eines  groszen  Zweckes  war,  ebenso  elastisch  und  vielseitig 
zeigte  er  sich  in  der  auswahl  der  dazu  führenden  mittel. 
Sybbi    begründung  3,  324; 

zwo  gewalt'ge  nationen  ringen 

um  der  weit  alleinigen  besitz. 

aller  länder  freiheit  zu  verschlingen, 

schwingen  sie  den  dreizack  und  den  blitz. 

Schiller  {aniriu  des  neuen  jahrh.)  11,332. 

2))  doch  sie  sah  dich,  ich  hab'  es  wohl  bemerkt  1 

wie  wir  da  knieten,  rückwärts  ich,  du  vorn 
am  Standbild  Hymens,  des  gewalt'gen  gottes, 
und  sie  nun  kam,  des  Opferrauchs  zu  streun: 
da  stockte  sie,  die  haud  hing  in  der  lul't. 
Grillparzbr  {<Ips  mceres  und  der  liebe  wellen)  5,87; 

di  ganze  nacht  täht  er  kein  äuge  zu,  sondern  verschlos  si 
mit  solchen  sühssen  verzükkungen,  dasz  auch  der  scblnhf, 
wi-wohl  er  sonst  ein  sühsser  und  gewaltiger  gast  ist,  nicht 
80  vihl  macht  hatte,  seine  äugen  zu  über-wältigen.  Zesen 
adriatische  Rosamund  100  neudruck;  minne  ist  eine  gewaltige 
königin ;  sie  fährt  daher  unversehens  und  ergreift,  den  sie 
mag,  ohne  widerstand  zu  dulden.  Immeilmann  werke  i,9l; 
hört  ihr  die  paszkugeln  über  uns  ...  sie  kommen  aus  fran- 
zösischen geschülzen  und  sind  die  gewaltigen,  helfenden  be- 
gleiter.  Grabbe  {Napoleon  5,  3)  werke  3,  222. 

3))  auf  den  unbuszfertigen  unnd  verstockten  werde  sich 
legen  des  herrn  schwere,  gewaltige  hand.  J.  Gotthelf  {Käthi 
die  grossmulter  1)1,9;  Wahrheit  ergriff  er  mit  gewaltiger  hand, 
und  wirkte  sie  reichlich  in  seine  gesiebter,  und  seine  Stel- 
lungen. Lavater  physiognom.  fragmenle  l,SO; 

das  ist  der  Karl,  der  kaiser, 
der  mit  gewalt'ger  hand 
vor  vielen  hundert  jähren 

geherrscht  im  deutschen  land.       Geisel  gedichte  392. 
4))  es  müssen  alle  seufzend  doch  gehorchen, 

sich  schweigend  beugen  dem  gewalt'gen  joche, 
vom  könig  alles  leiden  niedr'  und  hohe. 

F.  ScuLEGKL  Alarcos  1,2; 


5145     GFAVALTIG   1  (potens.  leMe  heUf) 

TOD  liöcli»i«n, 
wie  vom  («nelniten.  I«rnt  er  (<i*r  mtnteh)  tleb  •al«r6hn«o, 
dfliin  tlin  befiegaa  di«  gawali'K«n  dundaa 
ScMiLiia 


y)  iubitanlivierung. 


{WalUHlHHU  to4h,3)  12.  3*5. 


1))  noch  hab'  Ich  nlamala  anarehl«  baibndlial, 

uud  aiiiiigrairaii  eliiea  wall  gawalirintii. 
Im  aloa  ihat,  dia  •Icltarlieb  *«rdarbaa  brlugl. 

I'latin  (romaMUthtr  U<iifiu$  $)  4.115; 
wla.  ca  folgi  dar  («wall'ga  dam  rtekaltaiiliandeD  J(kn|llaf  7 
iau*aiida  fuhrt  ar  Ihm  lu,  ilnf  »odaiin  talbar  roll  Ihm. 

(Ale*amU»rt  urab)  I.IM: 

gewaltig  lat  die  rob«  krufl,  über  ein  blinder  lufail  kann  aie 
brechen;  ttHrker  noch  iil  der  wille,  aber  an  eioem  biOden 
greis,  einem  sterbenden  kiiid,  wird  er  zu  tchaaden;  der  ge- 
waltigste da.s  ist  der  geist,  der  auch  die  rohen  krllle 
ordnend  einreiht  in  den  dienet  des  ewig  achOnco.  W.  r.  Hiuiaii 
dtt  giwaUi.ttt  (18021  tchlutuatt. 

i)}  eine  über  andere  raKeniie  hohe  marbel  dao  nenacben 
ein  ansehen,  und  stehet  sonderlich  denen  gewaltigto  uud 
hoben  in  der  weit  wohl  an.  I'bätorios  colUgium  enrio$um 
(1718)  7; 

Sewalilga  der  wall,  Ihr  fOhrat  mit  aoltOeka« 
a«  raiiichonila  vertlerben  an? 
und  eu«-r  lAchelnd  auga  kano 
dia  furiao  dea  kriaga  arbllckao? 

Ui  («M  kerra  caHoniciu  Gl»im)  lämtL 
foel.  mtriu  l&l  Sauer; 

vtnntio  dominum  opfirtmva,  ein  greulich  tjranniacbea  jagen, 
da  die  gewaltigen  auf  erden  die  armen  unschuldigen  leu(« 
unterdrücken,  uud  xwingen,  von  einem  ort  xum  andern 
treiben,  und  ihnen  das  ihrige  nehmen:  wie  in  der  heiligen 
schritTt  dergleichen  von  dem  Niinrod  verstanden  werden  mag, 
wenn  derselbe  ein  gewaltiger  jager  . .  .  genennel  wird.  Biobt 
jagd-  und  wildbanm-geTtchtigkeit  i;  die  götter  wollen  nicht, 
dasx  du  rechten  aollst  mit  einem  gewaltigen  im  lande,  tragen 
und  dulden  ist  der  schwicberen  loos.  Nuaios  woUuaKlrcAm 
if  Ab  {Gotha  1801);  auch  hies  ihn  der  franIxOsiscbe  bof,  samt 
allen  anwesenden  gewaltifien  des  reichs,  ...  mit  allen  ersin- 
lieben  freude/euchen  wilkommen.  Zkskn  gtkrönU  WMjuMl 
(IMI)  50; 

et  suche,  wer  da  will,  die  icblOpITerlgan  bObao, 

wo  die  gawaliigeo  der  k6ulaa-böfa  *iehen. 

mir  gniigi  die  *Q«aa  ruh  und  ala  garlogar  Bland. 

Uk«sbr  9«rf.  (1732)  18&; 

dieses  hat  der  kaiser  nicht  nur  aeinen  laqueien,  seinen  stall- 
jungen, sondern  auch  seinen  gewaltigen,  seinen  gebeimbsien 
rfithen  und  vornehmsten  ofücieren  befehlen  lassen.  J.  B.  Schupp 
Igedenck  dran)  Schriften  182;  welche  rede  ich  un);erehrlicb  über 
8.  oder  4.  tag  darnach  bei  eines  fürsten  gewaltigen  erfahren, 
dein  aie  durch  die  piist  von  Aug$purg  ausi  zu  wissen  getbao. 
Götz  t.  BKRLicaiNCBN  65  neudruek. 

9))  wenn  bei  einem  der  vorigen  stQcke  ein  neuer  abschnitt 
sichtbar  angeht!  so  hier,  was  für  ein  Zusammenhang  mit 
dem  vorigen  gescblecbiregister?  vielmehr  neue  sonderbare  be- 
griffe von  gOttersi^hnen,  rieaen,  gewaltigen ,  wellberrschern, 
tu  denen  gar  nicht  zubereitet  worden?  Herdbr  werke  S,  109 
{arthäolegie  de$  morgenlandes) ;  dort  (in  Augsburg)  strömte  zum 
reicbatag  fast  alles  zusammen,  was  Oeatschland  an  gewaltigen 
besasz.  G.  Kbbytac  (büder  2,2)  19.  ibb;  unter  der  leihwache, 
die  im  ringe  um  den  schön  geschnitzten  zäun  seines  {Altilas) 
bofea  lag,  dienten  gewallige  fast  jedes  volkea  zwischen  Persien 
und  den  Pyrenäen,  {bilder  1)  17,  Ut ;  unter  den  gewaltigen  dieser 
wilden  zeit ...  bat  kaum  ein  anderer  so  breite  spuren  in  den 
geschichtcn  der  Südländer  und  in  den  germanischen  sagen 
von  Italien  bis  zum  eismeer  hinterlusseo,  als  der  Hunne 
Attila.  UO;  gleichzeitig  aber  fand  «ich  noch  ein  anderer  hoher 
gast  «in,  ein  machtliaber  und  gewalliger  sondergleichen 
{GUht),  der  zwar  über  rosz  und  reiter  nicht  verfügte,  dessen 
stimme  auch  im  rate  der  monarchen  nicht  gehört  ward,  der 
aber  dennoch  in  einer  anderen  sphare  unumschränkt«  macht 
ausOble.  KOgilcbx  jugenderinnerungen  tlS;  der  da  ist  zum 
glück  kein  gewaltiger,  kein  furst  und  berr;  er  flchl  blos  mit 
den  banden  durch  die  luft  und  führt  kein  scbwerl,  sondern 
nur  einen  bleistift.  lavtiBNANii  {der  earnfvol)  t«,  loi;  aber  auch 
hier  ging  das  böse  leben  der  gewalligen  der  bösen  lehre 
fast  zwei  jabrhondert«  voran.  E.  M.  Arndt  tckriften  an  mein« 
lieben  Deutschen  S,  U. 

k)  die  form  der  eompotitüm  erweist  tiA  all  der  MdkeHe  Uitt- 
pmnkt  für  die  nussterhende  bedeulung  eo«  potnu.  ins  nijeclif 
folgt  Aier  meist  den  gebraneksformn ,  die  fUr  dtt  snhsUnti$ 
gcwalt  im  unne  ton  patettas  oteii  belcgl  sind,    du  terbindungem 


GEWALTIG   1   (potens.  eompwilion)     5146 

tthiUen  tkk.  je  maehdem  der  «rate  ttmpmMtMsIkeü  nmf  «m« 
objeeltpen  gtuetie  oder  eine  tMkkl  lltnHmmmng  surkckfikrt 
(vfi.  dntu  otfii  tp.  bonf.)  •dtf  •%t  «im  aä)«€tt$  retp.  adnri 
{9gL  oben  tp.  6oau/f.). 

n)  die  ferhndunge»  wsit  emeu  okjeetiren  penetn  oder  etmer 
dhntuhen  betttwmunp  knkett  ätk  erst  la  der  neueren  ipeatlu 
ret(hl%cher  tntmitkeU.  dte  iUttln  Mepe  uigl  d*t  eampuilmm 
allesgewaltig,  allgewaltig,  dns  mit  selbstfanaUig  (*«lbwtU>f) 
M  einen  ittonderen  tuusmwunhtng  gekört  (f.  unttr  ßu  daneben 
ist  aus  NoraeR  die  form  bimelgewallig,  aUi  potens  h*k§l 
(Gsirr  1,  Bll),  bei  der  da»  oerkdünie  twiuken  den  beiden  etm- 
potilionstheiUn  keinen  autdnsek  erkalten  k4sL  dteter  fiiwyaasliBBMrl 
stnd  die  menten  tusammensettunpen  unteret  adjeeÜM  a»(äpibUdil, 
wahrend  du  Unterordnung  des  inlitoal/«*  la  der  penetkefmm  M 
WMseuUnen  wentg  btUebl  ist  (Keisteagewaltig,  geajutb»ge waltig): 
käufiger  ist  sie  bei  femininen  in  der  pluralform  sn  belegen 
(lanztngewaltig,  kahlenge  waltig,  bohoangewaltig,  odan§awnU 
tig):  nachdem  der  beergewaltige,  zweimal  gebändigt,  auf  4i* 
Ode  felseninsel  verbannt,  dia  ruhe  Europas  nicht  zu  aiOren 
vermocht«,  kehrte  Ordnung  und  friede  wieder  zurück.  F.  L.  Ja«« 
1,427.  <6«1IJ0  1,431; 

doch  leb  arholia  mieb  bald  v«a  deaa  schreck  vor  galu«  aad 

«aUtcra . 
BeD>choo  waren  am  dIbU,  ■anvcbro  bbIi  Oal*cb  und  gablftl  — 
kahlangawahiga  baldaol  »le  waren  voa  rcbiatlea  acbr«M: 
iegllcber,  Aila«  gleich.  aiOui«  die  bürde  d«r  walu 

laaiaa*!)«  >)r4ukie  VI  {m-rte  11, IM); 
pur  zwei  vAlkartebleiber.  den  rotaabBadlfar  Kaitor 
iah  Ich  otrgaod«.   uad  airgeods  den  lautifawalUgaa  Pallo« 

BtaeB*  ii4a.  S,2S1. 
«9L  tkeü  3, 1382,  egl.  Janzengew  altig  A«ü  e,  l»0: 

und  wo  daa  gaiüBBel  aa  lauiaaleo  achalli, 
da  funkolt  die  blaodaada  rOaioof.  da  wallt 
da«  lockige  haar 
der  oabkampfgawaliifaB  fOratla  der  acbar. 

Lan-ei^  (MmlkaaOaa)  IM: 

mein  werden  kann  si«  nie,  was  wollte  aocb  der  emate, 
ruhige,  gemütbsgewaltige  iberub  mit  mir?  STirrsa  ilaiira  t,1X 
vgL  geistesgewaltig  thetl  4, 1,  2761 ; 

kommt  mao  leer,  geacbwaizif  wal. 
auf  breitem  beerweg.  achleoderhari  Ina  achaiSfawAlk, 
zum  achrela  dar  relchsklelaodien?  wel*«  grob  dea  gaag 
der  »inogawalt'ga  meiner  in  verhorfBohelL 

K.  laaRBB*!««  {EudcMim)  werke  tS.Mi: 

das  haben  doch  in  Frankreich  mit  dem  borbfranzOsiscbeo 
die  sprachgewaltigen,  der  bof,  daa  pariament,  die  «kademi« 
nicht  gewagt.  F.  L.  Jabiv  i,  49;  gedankenreich  and  «infach. 
lebendig  und  sprachgewaltig;  voll  freimut  gegen  weltlich  and 
geistliche.  Goedebb  grunJriss  I*,  397;  nicbst  der  mttelbocb- 
deutscben  hatte  Lachmann  vorzugaweiae  die  ihm  /umai  wot- 
lautende  althochdeutsche  spräche  angebaut,  der  lltereo  nnd 
formgewuliigeren  gothischen  sich  minder  zugewandt.  J.  Gaiaa 
{rede  auf  Lachmann)  kU  tckriften  1, 1&3: 

o  balmaiseel  den  eiosi  alt  baredieai  lob 
der  aAoger  priea.  der  odeogewaltige, 
llebkoai  vom  glück,  im  arm  Atr  freuadaebafl, 
•eines  untiarbiicbeo  rubmes  »Icher. 

Lbutmolb  ( Irr  tOritkerteo)  IM; 

der  bflbnengewalllge  dichter  bat  hier  lieber  di«  onwabr- 
scheinlichkeit,  dasz  Cyprianua  nicht  schon  jetzt  den  aalaa 
erkennt,  vorgezogen,  als  dasz  er  sieb  den  haupieffect  d«« 
dritten  actes  bmweggenommen  hltl«.  laaaBaA^ii(airaa'«MMa.- 
t^Auck)  werk»  19.  I3l; 

nenn«  mir  doch  elomabl  dea  waaJafjawaltlfaB  Baaa  dcrt. 

ftaesa  tti*»  s.  lat: 

deroflthig  wirst  du  den  uubargewaiiigco  ring  in  ihre«  s«ho«z 
legen.  lansaMAX«  uerke  4,  &». 

ß)  in  der  mitte  smstken  dtrter  und  der  folgrud^n  gtmpp« 
stehen  die  bildungen  allgewaltig,  ««Ibsigcwaltig.  der  erst»  nm- 
positionstheil,  der  deullitk  auf  obfethttn  gtniät  sarict/Mrl, 
terliert  mehr  und  mehr  seine  tubstnntiendit  !*''■%  ■'•'  «M 
ais  adoerbium  empfunden. 

D)  fkr  allgewaltig  ist  *c*«a  oben  {tp.  4»ll)  die  tteUung 
swiicken  allwaltend  und  allmicktif  *«r«»rf«>«Wa  •arrfea,  ayf. 
aucJi  thetl  \,W>:  spricht  der  harr  gol  «li««  gewahigtr.  tad, 
TepL  2  Cor.  e,  l>  [ebenso  EccKsTiia :  deut  omntpalnt,  der  berrf ot 
der  alroecbtig.  koaoacaa.  rWaio  DiBTSüaiacBa.  E>b:  der  all- 
mechtige  berr.  Lothib),  nuo  tuo  af  dinen  munt  und  «npfob 
den  grossen  algewalttgco  herren  in  d«tn  heiliges  sacnneal« 
in  dirre  halben  oatien.  itftmannter  Nie.  v.  Basel  149  Sekwtidt; 
do  was  mir  reble  wie  daz  er  spreche:  da  beat  rehle  da; 
dn   mich   alsua  beaworeo   hast  bi  der  balgen  ewigen  «Ige- 

3»* 


5147     GEWALTIG  1  (potens,  composition) 

weltigen  Irivaltikeit.  316;  es  hat  mich  aber  der  allgewaltige 
gott  nicht  ganz  und  gar  im  kummer  und  sorgen  stecken 
lassen.  Schwblmchen  3,241;  allgewaltig,  omnipotens.  Stein- 
bach 2,921; 

vor  der  strenge  seines  vaters,  vor  dem  allgewaltigen  zar, 
floh  von  Moskau  weg  Alexis,  der  aus  zarterm  stolle  war. 

Platen  Alexius; 

die  natürliche  bedeutung  des  ausdrucks  'göttersöhne'  ist  nach 
der  spräche  der  inorgenländer,  die  von  macht,  allgewaltiger 
herrschaft,  herrlichkeit,  und  hoheit.  Herder  (lied  vom  ver- 
derben der  well)  6, 109;  auch  ganze  Städte  hat  die  allgewaltige 
zeit  begraben.  Klinger  {betracbtungen  und  gedankeri  1)  11,214; 
vgl.  des  hungers  allgewalt'ge  notli.  theil  1,235;  ach,  Wilhel- 
mine, die  mL'nschen  spiechen  mir  von  alkaiien  und  säuren, 
indessen  mir  ein  allgewaltiges  bedürfnisz  die  lippe  trocknet. 
H.V.Kleist  (an  seine  braut)  203; 

0,  warum  drängest  du 
den  strahl  der  liebe,  der  sich  allgewaltig 
in  dir  erschlieszen  will,  zurück  und  hältst 
die  nacht  der  zweifei  fest  dir  über'm  haupt? 

F.  V.  Saab  Heinrich  IV.  (11.  3,4)  84; 

denn  seht, 
wenn  Ich  die  kröne  und  die  herrschermacht 
Ibm  nehme,  so  entfern'  ich  sorglich  nur, 
was  sein  gemüth  in  argen  banden  hält: 
weil  er  sich  allgewaltig  dünkt  durch  sie. 

(II.  2,2)  45; 

musz  liebesfeuer  allgewaltig  glühen.     Göthe  2,16; 
wir   dünken    uns  frei,   und  der  zufall  führt  uns  aligewaltig 
an  tausend  feingesponnenen  fäden  fort.  H.  v.  Kleist  {an  seine 
braut)  172.    vgl.  auch  sp.  5164. 

2))  selbsgewaltig,  selbstgewaltig:  dasz  es  musz  von  der 
selbsgewaltigen  und  privat  räche  zu  verstehen  sein.  Luther 
tischreden  3y3' ;  ein  selbsgewaltiger  herr.  Stumpf  2,38',  vgl. 
theil  10,475;  was  plündernd,  rauhend,  selbstgewaltig,  jähre 
lang  mit  den  Franzosen  umhergezogen  war,  das  hatte  die 
Sitte  und  das  gemüth  besserer  Völker  abgelegt.  E.  M.  Arndt 
geist  der  zeit  (1813)  3,  44. 

y)  iusammensetzung  mit  adverbien. 

l))  ich  pio  also  scone,  ich  wil  mit  minem  chore 

ehengewaltich  ime  wesen,  ich  wil  äne  in  genesen. 
genesis  bei  Hoffhann  fundyruben  2,11; 

merke,  wie  ...  die  krafthaben  und  die  starkwaltigen  leben 
in  entriscben  wustungen.  ackermann  aus  Böhmen  13  Knieschek; 
dise  Verwaltung  al)er  währete  nicht  länger  als  bis  in  das 
sechste  jähr,  da  die  stat-herschaft,  im  742  jahie  widerüm 
einen  fol-gew altigen  herzog  erwählete.  Zesen  adriat.  Rosam. 
178  neudruck;  so  hatte  nunmehr  ein  solcher  fürst,  der  un- 
längst das  volgewaltige  obergebiet  über  drei  königreiche  ge- 
habt, 80  viel  raumes  nicht,  dasz  er  seine  königliche  majestät 
ausbreiten  kOnte.  gekrönte  majestät  (I66l)  48;  Berliner  und 
Schlesier,  Pommer  und  Märker,  alle  eine  freudige,  aber  über- 
gewaltige glut,  sowie  es  hiesz  'auf  den  feind'!  Grabbe  {Napoleon 
4,5)  werke  3,168;  auch  jener  war  ein  mensch,  aus  gut  und 
böse  gemischt,  und  weit  mehr  von  der  macht  übergewaltiger 
umstände  zu  raaszlosen  thaten  entboten,  als  dieser  macht 
selbst  gebietend.  Ibmermann  (memorabilien:  fest  der  freiwilligen 
in  Köln)  werke  19,164;  vor  diesem  bilde  begann  er  an  so 
übergewaltige  empfiodungen  zu  glauben  und  vor  ihrer  macht 
zu  erbeben.  C.  F.Meyer  der  schusi  vor  der  kamel  60; 

nicht  tragen  könnt'  ich  den  mächtigen  glänz 
und  senkte  geblendet  die  blicke, 
doch  durch  der  äugen  geschlossenes  lid 
noch  übergewaltig  drang  er  hindurch. 

ScuACK  {nüctUe  des  Orients)  1,34. 

vgl.  auch  hochgewaltig  unter  sp.  5151; 

entfesselt  ist  die  urgewalt'ge  kraft, 
die  erde  quillt,  die  jungen  safte  tropfen, 
und  alles  treibt,  und  alles  webt  und  schafft, 
des  leheiis  vollste  pulse  hör'  ich  klopfen. 

Tu.  Storm  {gedickte)  8,237. 
2))  sie  aber  strebt  in  mein  gebiet,    mit  taumeltrank 

erregt  sie  frische  kräfie  jenem  ungetliüm : 
dem  dummen,  dumpfen,  träggewalt'gen  widerstand. 
K.  Ihhkrhann  (tMoxia)  werke  15,372; 

du  machst  uns  mühe,  stolzer  Hohenstaufel 
das  ÜHt'ge  altverderbliche  geschlecht 
erhebt  in  dir  sich  schmeichlerisch-gewaltig, 
ein  groszer  mei^ter  bist  du  in  den  künsten, 
ein  held  In  schlachten,  und  kein  frauenberz 
verschlosz  sich  deiner  Werbung. 

(kaiser  Friedrich  II.  1, 6)  17, 178. 

2)  gewallig   in  der  bedeutung  violentus.     wie  beim  Substantiv 
von  der  Vorstellung   der   macht  je  mich  den  der  ausübuiig  ent- 


GEWALTIG  2  (violentus) 


5148 


gegenstehenden  Hemmnissen  und  nach  der  ort  der  entfalteten 
mitlel  die  Vorstellung  des  zwangs  sich  ablöste  und  wie  diese 
wieder  in  gegensatz  zu  der  Vorstellung  von  recht  und  biltiglieit 
gestellt  wurde  (vgl.  oben  sp.  4939 /f.  4969 /f.),  so  wiederholt  sich 
ähnliches  bei  dem  adjectiv.  es  wird  sich  zeigen,  dasz  diese 
entwicklung  wesentlich  auf  der  attributiven  Verbindung  mit  be- 
stimmten Substantiven  beruht,  während  der  adverbiale  gebrauch 
neben  einzelnen  verbis  die  erbschaft  von  gewaltiglich  (s.  d.) 
antritt;  andere  gebrauch stypen  sind  hier  ganz  vereinzelt,  der 
Höhepunkt  der  entwicklung  liegt,  wie  schon  aus  dem  überblick 
über  die  bibelübersetzung  (vgl.  sp.  5128.  29)  und  aus  der  Zu- 
sammenstellung der  wörlerbuchnotizen  (vgl.  sp.  5142)  hervorging, 
im  16.  jahrh.  die  Verkümmerung,  die  durch  die  ausbreilung  der 
concurrenzbildungen  gewaltsam,  gewaltlhätig  gefördert  wurde, 
setzt  schon  im  17.  jahrh.  ein  und  trifft  vor  allem  die  attributive 
Verwendung,  während  das  adverbium  sich  noch  länger  hält, 
a)  die  attributive  funclion. 

o)  ab  sich  ein  radmann,  scheppe,  meleburger  adir  ein  ge- 
meine man  zue  hove  libete  adir  bilde  unde  das  schickete 
adir  irworbe,  das  der  stat  recht  adir  handfesten  gebrochen 
worden  von  gewaidiger  hant,  was  sin  broch  were.  Magde- 
burger fragen  1,1,  15  (Behrens  30);  di  kurschen  und  das  gelt 
hot  mir  Niclas  Grobnik  gegeben  czu  getrewer  hant  und  di 
seint  mir  genomen  von  gewaidiger  hant  vor  ander  lewte, 
das  ich  wol  mag  beweisen  .  .  .  schöffenurtheile  aus  Thorn 
227,  Magdeburger  fragen,  beilage  3;  das  em  das  gut  von  ge- 
waldiger hant  und  ane  seine  vorwariosunge  genomen  sei. 
ebenda;  das  em  das  gut  ane  seine  vorwarlosuoge  mit  ge- 
waldiger hant  genomen  were.  ebenda;  das  em  das  gut  sei 
genommen  mit  gewaldiger  hant,  noch  forwarlosunge  wart  nirne 
gedoclit  in  dem  briffe.  ebenda;  wiewol  unser  genedigster  herr 
der  kunigMaximilianus  nach  erobrung  (von)  Stuiweissenburg  in 
fürnemen  was,  furlan  in  Ungern  und  für  Ofen  ze  ziehen  und 
also  das  künigreich  Ungern  mit  gewaltiger  band  ein  ze 
nemen:  iedocb  .  .  .  d.  Städtechroniken  U,  72S  (etliche  geschickten. 
Nürnberg);  das  man  gewallige  hende  an  die  bischove  oder 
andere  prelaten  leget,  sonst  allenthalben  gedachten  vol- 
komenen  ablas  zu  erlangen.  Lüiiher  (zwo  bullen  papst  Cle- 
mens YIJ.)  3,  96"  Jena; 

halt  füer,  halt  füer,  und  facht  den  mon 

der  mich  des  pferds  und  meiner  kleidcr 

in  genem  ünstreo  walde  laider 

mit  gweltiger  hant  hat  peraubetl 

H.  Sachs  (der  herr  mit  dem  spietsüclUigen  kneclit) 
fabeln  und  nchivänke  2, 164  neudruck; 

verflocht  sigstu,  du  alter  keib 

das  gwaltig  band  an  uns  hast  gleiht. 

V.  BoLTZ  der  weh  stieget  [Basrl  1552)  C8*. 

ß)  solicher  gewaltigen  an-  und  ingrif  bescbahen  dem  alten 
Hannsen  von  Landenberg  so  vii,  das,  seitmals  sein  rechts 
erpielen  im  reich  ine  nit  furtragen  oder  helfen  wolt,  das  er 
sich  geen  Baden  in  das  Ergew  verfuegt,  und  daselbs  vor  ge- 
mainer  aidgnoscliaft  rathsboiten  sich  des  unaufhörlichen  ge- 
vvalts  beclagen  musst.  Zimmersche  chronik  3,  349;  imprcssio, 
ein  gewaltiger  infall.  Chytbaeus  200;  da  geschach  ein  un- 
geslümmer  gewaltiger  eiubruch  in  neuw  Rom.  A.  Heiszner 
Frundsbergs  kriegslhaten  (löli)  \il''  (buch  ^);  wegen  desz  gewal- 
tigen Überfalls  und  einlägerunge,  so  seither ...  durch  das 
königl.  Spanische,  und  ander  Nieder-Burgundische  kriegsvolck 
vorgenommen,  copei  fernem  keiserl.  .  .  .  beschwer,  contra  das 
Spanische  kriegsvolck  1599  bei  Londorp.  suppletus  1,  122';  40  statte 
mit  gewaltiger  belägerung  und  fortrückung  desz  geschützes, 
oder  sonsten  gefährlichen  betrohungen  eingenommen  (copei  der 
churfürstl.  Rheinischen  . . .  versanüete  bottschafften  und  gesandten, 
an  den  Fränck.  creisz.  1599)  ebenda  120";  sondern  ist  desz  ge- 
waltigen, weitern  uberziehens  und  einnehmens,  zu  den  vo- 
rigen anderer  mehr  stätde  und  oerter,  auch  raubens,  plün- 
derns,  brandschatzens  .  .  .  .kein  ende,  (copei  eines  ernsten 
Schreibens  und  keiserlichen  befelchs,  an  admiral  von  Arrugon  1599) 
ebenda  125';  dann  die  zwiefache  wehre  ist  schwerlich  zu  ge- 
winnen, und  obgeleich  die  ausser  gemauert  schütl  mit  grossem 
Volk  und  gewaltigen  stürm  gewünnen  würde,  so  ist  doch  die 
inner  .»ichütt  hoher  dann  die  ausser  und  gerät  (ruhig,  geschützt). 
ÜCrer  nachlasz  273;  darzu  (um  die  wehren  nieder  zulegen)  ist 
kein  härter,  schärpffer  und  gewaltiger  schiessen,  dann  gute 
kundtscbaffi,  wie  die  wehren  der  festung  drinnen  gethan. 
Kirchiioff  militaris  disciplina  170;  unnd  wie  offt  Saul  aller 
seiner  wort  unnd  verbündnusz  vergasz,  und  David  nach  dem 
leben   stellet,  hat   sich    doch   David  allzeit,  mit  gedult  und 


5149 


GEWALTIG  2  (violeotua) 


GEWALTIG  2  (fioleDtiu) 


5150 


weickeo  auCrgelistien,  uod  ni«  Id  «ioig*  reiiileot  oder  g*> 
woltiget  widerietzen  eingelaiscD,  looader  auf  gellet  geriebt 
und  willen  seia  lacbea  geilell.  V/oirCAUQ  Scuikitil  Samutl 
und  Saul  {Witner  ntudftkt  5,  &). 

y)  Dach  (öllicliein  gewolligem  geplUodereii  lubet  ti  JOrgero 
Funi'ken  lu  dem  ituppenicbecb  gabuodao  uod  gefaogea  ge- 
liert, btsehweidttehiifl  bei  IUomanh  a€l*n  Mur  t*$thi(IU»  in 
bauttnkrugt  m  ObeT$ehmabcn  393;  wiewol  wir  una  so  uDierm 
Turaten  uod  bcrreo,  ir  f.  goaden  erwtrdigeo  cootanl  genixlicb 
veraecben,  dua  aOllicb  gewollig  furiieaien  geheairel  uod  fiirler 
io  ewig  .  .  abgealalt  werden,  btichmirdtichrift  dir  ttmptentr 
baunn  bei  b*UH*NN  qutlUn  :ur  gttchiditt  d*$  bautrHkTi«g$ 
in  Obtrschwabtn  b4 ;  dcnioucli  in  noipluing  de«  auatcbutt  erost- 
licbs,  geMultigs  ftirneuien,  und  da»  3io  gemoind  aicb  an  die 
pawrn  und  beiwideruinb  die  pnwrn  aicb  ao  ain  gemaind,  wie 
oua  aolicber  dei  uuaarbusi  liandliiog  xu  «erwerekeo  waa,  lo 
vertragen  ain  ungrzweirelieo  veratuod  mil  ainaoder  betten,  bei 
•in  rat . .  .  aus  betrangter  not  die  aacb  der  pawro  . . .  dem 
autacbusi  entlieh  und  mei  hiigklicb  aua  der  band  in  gutlicbem 
aussprucb  und  cnlsclnrd  ergeben.  Tioaas  Zwtirai  6<iB*0H*n!i 
qutlUn  zur  geschiehte  dti  btuernkriegt  aui  RoUvburg  91 :  aua  in- 
wendiger oder  inb:iimiscber,  iwilrecbliger  bedransknust  irren 
und  der  Tertamelten  bawrtcbaft  bOaeni,  frevenllicbem  und  ge- 
tvalligpin  furnemen  anbangen  müssen.  tLtnda  315;  versehen  una 
auch,  er  werd  uiiltlerxeil  mit  seinem  gawalligen  furnemen  atill 
steen.  (6<n(ia  39t ;  also  kam  daa  bailig  etangelium  und  gotica 
wort  in  am  giosten,  ergerlicben  und  scbedlicheo  niissver- 
Bland,  daa  vil  der  weltlichen  baupler,  gemainen  adels  und 
gemainen  vulks  aOlicht  allea  uff  Iren  aigeo  vorteil  und  nutz, 
uuib  gewallig,  tellicb,  freveolicb,  rauplieb  und  mOrllicli 
bandlung  und  furnemen  xu  sieben  . .  undersiunden.  137  (tgU 
gewaltsam  furnemen  s.  30  m.  •.);  ain  grosse  gewaltige  bandlung, 
uioem  mit  grwalt  uod  gewaffneter  bandl  also  einxufallen  und 
vergwalligcn  über  und  wider  den  lundlfriden.  {Langenmanttl- 
tcke  thronik)  d.  slidttehron.  23,  24t  an».  I ;  aUo  gect  der  puot 
tyrannisch  mit  den  cristlichen  brudern  umb,  sie,  die  pun- 
discben,  wem  teufel  uod  nit  menschen,  gleich  als  ob  die  tat  zu 
Weinsperg  und  ander  der  pawrschaft  lellicb  gewallig  bandlung 
...  nit  uncrisilich  oder  tyrannisch,  aondern  recht  sein  sollte. 
Tbovas  Zweifkl  bei  Baums:«!«  quellen  397 ;  auch  darzu  durch  aicb 
aelbs  oder  iemanls  andern  von  seinen  wegen  nicht  dienen, 
noch  auch  einicb  schloaz,  sielt,  rourkbt,  befesligung,  dOrfer, 
höf  oder  weiter  absteigen  oder  oo  des  andern  willen  mit 
gewaltiger  thal,  frövenlicb  eionemen  . . .  sul.  landpol  in  Ober- 
und  tiitder-Bttern  (I3I6)2';  so  sich  aber  einer  sulliches  ob- 
gemellls  missbanndells  frevenlicber  und  gcwallliger  weise 
gegen  einer  unverleumbten  frawen  oder  jungkfrawcu  unnder- 
atunde  .  .  .  derselbig  ubellballer  soll  .  . .  gestrafft  werdeno. 
Carolina  03  Kohler -SeJttel;  nun  haben  wir  aber  ausz  allem 
dem,  so  oberzeblt, ...  unleugbar  zu  sein  befunden,  als  im 
jabr  l&üt.  bei  obgemeldlen  kOnigl.  stuel  und  sladt  Aach,  die 
erste  bescbwerlicbe  unrube  und  empöruog  eolalandeo,  durch 
welche  der  alte  rath  und  magistrut  daseibat  seines  ampies 
de  factu  eiitsetzl,  und  bei  und  in  der  stadi,  beides  im  geiat- 
licbeu  und  puliliscben  stand  und  wesen  eine  merckliche  ver- 
Underung  dem  alten  herbringen  gantzlicb  zuwider,  gewalliger 
weis  eingedrungen  wurden.  urtAeiJ^;/rMe/k  des  kaiurs  MaUtiut 
•H  dit  tladt  Aachen  (I6U)  bei  Lo.tDoar  l,  t«o'. 

v))  riD  lader  wart  noch  tloem  dot 

der  urloll  dl«  «r  geben  hat 
war  mit  »im  uriell  b*chwar«i  vU 
dem  l«i  geteuei  «ucb  »in  ill 
do  «r  «iu  Kwaliilg  urteil  liadl 
dar  Btaio  d«r  feit  In  ulT  den  griodU 

St«4»tUN  HiANT  narr0n$chiffi,79; 

triOta  mich  von  der  menschen  gewalligem  nnrecbl.  Dibtiii- 
aiRGia^lm  119,  134  (quelungen  EeciaTain.  Koacacaa,  frevel 
LoTiia,  mensilienbedrückoog  KaoTZsce):  geslollne,  geraubte 
und  gewallige  gewer  macht  kein  recht.  Und-  und  thtkaft  tat- 
ding  rm  Raurit  (I&ei4i.  iei4),  ötUrr.  veistk.  |,  319;  gewaltiger 
raub  und  nam  der  guter,  rarusemMl  des  büns  d'aHtmy.  HoL- 
aios(i6i4)  l<3*:  ob  es  sieb  auch  begab  bei  tag  oder  nacht, 
das  iemund  durch  ba.«e  verdecbtlicbe  leQt  mit  gewalligem 
raub,  mort  oder  piand  oder  auch  anderer  gewalliger  that 
gefrafll  wurde,...  das  sollen  die  underth<'oen  alsbald  wo 
sie  mügen  einem  pflegrr  aozaigen.  i<indrrcAt  ton  WarUnfeU 
(i486),  isterr.  weüth.  i,  lot;  gewaltiger  raub  der  guter,  rapi- 
«eiile  tstremo  deW  aUrvi  bvni^  rtfissrmtnt  extreme  des  hent 
mttfUruL  Räplein  SS|\ 


«)  darnach  zween  gleichsam  gewiHif  Ijruata  dertiaifM 
vernonfft  entgegen  gesetzt  (lora  und  %t§MI^  &  Fmici  «w. 
mar.  il', 

C)  ein  gewaltiger,  gewaltaaoMr  tod,  «m 
KaABiB  it^üt nbfff  Ul»)  1,  M*  vpL  gevaltsMMr  lod. 
b)  du  funttion  det  «dterMirau,  ifL  des«  geerglliglidk. 
u)  de  Husten  wrrrn  gewtidicb  eter  de  beiie  gekeaei 
vellen  in  de  stcdL.  mouii«.  In.  4*,  IM  a.  ScaitiBa-LAa 
»UlelfiedtrdeMtuhet  mttttibnek  t,  loo;  dao  ela  auf  ein  teil 
iu  sdlicbera  gescbrai  eio  paur  am  Maranaeo  mit  geiadoer 
puchsn  und  pcinendeo  zunlatrtck  Im  niarckt  gewaltig  aod 
frivelicb,  über  auasgaogen  gepott,  zu  Mulbeck  — ^eege«, 
desabalben  ine  S.gmuod  Hagenawcr  ala  ricbler  au  WMtts 
straffen  .  .  .  wolt.  Giuac  kiacjMAM  itiJUtktitgktilf ,  fmtu 
rer.  Amtr.  i,  l,44S:  ala  nun  TilM  Stnmkm  gewaltig  eioge- 
nommen.  Fao.israacaa  191*;  aieket  aeo  alckl  jelzund  auck 
vor  äugen  und  vor  der  IbQr,  dass  Spanien  allbereit  etOM 
guten  aniheil  deren  zum  reich  gehöriger  stldt  uod  lande  eis» 
genommen,  ganti  gewallig  besetzt  und  gesiareket?  auußkr- 
ticJier  duun  und  bedenken  eines  ttutsekem  kalhotutJtn  fttriaUn 
bei  LoKDoar  1,  }7ü';  Aleiander  bat  die  festen  atetl  gewaltig 
erobert.  Husziira  2,  47': 

dtrbalb  Uaalbal  irisaailc  gar 

drei  grostcr  ibftreo  fslleo  war 

■It  leia  »luraienz  durch  kriegas  furaa 

uad  tbci  auch  iwiltlff  zu  eia  »iura 

all  bdciieo  r«ll«a  die  auitaawreo. 

U.  Sacm  (roN  lersM'WM  der  . .  sfezi  Safwiaa) 

la.aai; 
gewallig,  gewalliglicb,  edr,  puistawunl,  arte  fort*.  RoiieKAC- 
BozToarrUi;  einen  gewaltig  schätzen,  proUgtr  fuisstmmnt 
quelfun;  er  bedrückte  die  Israeliico  gewallig.  Kaotzsui  ntkUr 
4,3  (und  drücket  sie  scbrecklirb.  Koacaces.  CccaaTtie; 
zwang  die  kinder  Israel  mil  gewalt.   Lorika); 

droD  sie  rufen  suiammcn  «u*  sllte  «adee  die  Jugaed 
wie  da«  aliar,  uud  dringen  gewaltig  «er. 

GoTuB  [llrim,  und  Ihr,)  m,Wk 

ß)  gewallig  band  an  etwaa  le^en.  rMrre^re«  Gl;  «eieber 
einen  gewaliig  m  acin  baue  bricht  oder  dergleichen  moet- 
willen  iebt  ist  dem  gericbl  verfallen,  bauntatdtnf  itr  ktrr- 
sehaß  Pfannbtrg  (16.  jahrh.),  istttr.  wtistk.  «,  SM;  wolt  er  der 
kains  Ihnen,  ao  sollen  si  inen  geweitig  und  zu  gerlckta  kaodeo, 
wie  ai  kunen  bekumeo,  bringen,  riefet  ni  der  ktmtktfi  irtfft- 
berg  {handschiifl  i«.  joArA.),  5sterr.  MistA.  t,  S74:  o*d  eker  dee 
er  aicb  rechts  gegen  inen  erpollen  bab,  bändeln  •'  gewellig 
darüber  in  dem  seinen  und  treiben  ime  seine  tagenerker 
ausz  seim  holtz.  ifemmin^er  rstAiprofoloU  124.  mirs  tM3)  Rac- 
■ahn  ttcltn  41;  die  weil  wir  aber  biezwuscben  ao  gewaltig 
und  warbaftig  gewarnt,  bat  uns  beden  mit  nicblen  geporen 
zu  verharren,  dann  so  ain  sterker  kompt,  mnsz  der  echwecker 
weichen.  Rolenburger  fluchtltnfr  a»  den  rat  roe  itdtnkutf  M 
BAoaANH  quelle»  624; 

gni  wllibrei  Ir  aussgetpOrei  babco. 

uod  ewaiile  bracht  ifl  eawsra  baadea. 

WictBAB  dar  irr  rtiUnd»  kilftr  aT; 

der  iod  kaa  su  iha  ge«ehikbeB. 

greiff  Ibn  gewaliij  ao.    kertrriken  89  Mtitr; 

er  allain  hielt  uns  und  fümealick  den  Anlido,  ala  er  dir 
wolt  antwort  geben,  unsere  milnd  mit  frrin  bendeo  gewaltig 
zu,  bisz  das  doch  Pjllas  dich  hinweg  fürt  Scaaiacxsauzaa  il*; 
do  könnt  ihr  ja  herriicb  beweisen,  »le  su  nrl  ecken  erst 
haben  milszen  gewaltsam  abgerieben  werden,  ehe  dae  raadc, 
glatte,  artige  dii.g  erscheinen  kunnte,  «a*  wir  sind.  Ha»»ta 
(earA  «tu«  fkilotufkie)  3,  U7  (eurMaM  gewaltig). 

Y)  aber  die  ungeslOmigkait   des  waasers  Ulg  in  getrakig 
zwischen    felsz    and  alaio.  SciAiaeaasiszui  tf ;    aie  waaeie 
nicht,  ging'a  zum  leben,  ginge   zum  tode.   ee  dooeerte  «ad 
brauste  so  gewaltig  um  das  baosckea  ker,  des  «aaearatieg, 
dasz    sie  den  donoer  der  KwM  9M  kICM  ^MiMe,   Ae  |»- 
wallig  die  dämme  durcbbrocken  «ad  eie  dakiawiaaa«  aerde. 
J.  GoTTaair  (lUki  dte  itMimuXUr,  \U1)  l,  tl; 
dcoD  Jupii«r.  d«r  gllDseod«.  regien 
aad  lUbi  da«  duplal  subertiteu  werk 
gewaltig  in  da»  reirb  de«  liabu. 

ScMiLSB  tH«liM«lMas  tod  t.iM2.Sae. 
aak  der  bluiscbald  wUlea  ireiki 
die  faria  gewaltie  Iha  uabar. 

(Tevaa  (IfAiff.  1.1)  t.»i 
deeb  bat  er.  se  getk«.  ee  vellfekalilc 
die"!  brviera«  gettete  aickt  «erscbaabt: 
bler  «cbildert  tr  das  schickaaL  das  grwaliif 
voB  ug  ta  aacbt  di«  «rdeaacbse  diahu 

(«!«<•»  <•  ScMUers  ftocAe)  U,  ITL 


5151     GEWALTIG  3  (vehemens,  validus,  magnus) 

c)  seltenere  gebrauchsformen. 

a)  die  Verbindung  mit  dem  verbum  substantivum :  ist  ein 
man  der  ime  darwider  si,  der  ist  meim  herrn  die  besse- 
runge  schuldig  mit  recht,  ist  der  man  so  gewaltig  oder 
so  frevel,  das  er  an  meins  licrren  minne  nit .  .  .  so  sol  er 
mein  herr  dem  vogt  clagen.  Grimm  weisthitmer  l,  754  {Unter- 
elsasz,  Neuweikr)  und  öfters;  Milio.  last  mich  noch  nit  mit 
friden?  Äsciünus.  nein,  es  sei  denn,  das  ich  dich  erbitte. 
Milio.  warlich  das  ist  gewaltig.    Val.  Boltz  Terenzübers.  163*. 

ß)  die  Substantivierung :  alszo  werdenn  all  hoffertigen  unnd 
geweldigenn  vorworffen  sein  von  allen  creaturen.  Luther 
{auslegung  des  109.  ps.,  1518)  9,183  Weim.;  dann  under  den 
gewaltigen  und  mutwilligen  ist  es  umb  sonst  das  einer  ge- 
denckt  zu  frieden  sein  unnd  ruhe  zu  haben.  Micvlliis  Tac. 
(1535)  448'  {Germ.);  grassalor,  ein  rouber,  schleilzer,  gewaltiger, 
straszröuber.  Frisius  610";  sage  du,  wie  schnell  bist  du?  der 
sechste  geist:  so  schnell  als  die  räche  des  rächers!  Faust:  des 
rächers?  welches  rächers?  der  sechste  geisl:  des  gewaltigen, 
des  schrecklichen,  der  sich  allein  die  räche  vorbehielt,  weil 
ihn  die  räche  vergnügte.  Lessing  (Faust)  3,  382;  Gocciola 
stiesz  einen  schrei  aus,  als  falle  die  band  des  gewaltigen 
auf  seine  Schulter.  C.  F.  Meyer  die  hochzeü  des  mönchs  &i. 

3)  gewaltig  mit  den  bedeutungen  vehemens,  validus,  robustus, 
forlis,  magnus.  die  entwicklung  setzt  hier  spät  ein,  namentlich  im 
Verhältnis  zu  der  adverbialform  gewaitiglich  (s.  d.).  nur  ver- 
einzelt stehen  litterarische  belege  vor  dem  16.  Jahrhundert  zu  gebot 
{vgl  z.  b.  a,  «,  1))).  dem  entsprechen  auch  die  wörterbuch- 
angaben, wie  oben  kurz  angedeutet  wurde  {sp.  5142).  für  nervosus 
wird  in  Verbindung  mit  reden  zuerst  gewaitiglich  angeführt  (Frisius 
ausgäbe  von  1541),  das  in  anderen  syntaktischen  functionen  zu  ge- 
waltig überleitete  {vgl.  sp,  5159  u.  o.).  der  gleichen  Verbindung 
entsprang  der  erste  beleg  für  validus  (bei  Dasypodius,  ausgäbe  von 
1537,  ist  für  validus  nur  vermügig,  starck  angeführt,  während 
valenlia  =  vermUgung,  gewalt  gesetzt  wird) :  facundia  validus, 
gewaltig  redend.  Frisius  (1568)  1344';  valentissimus,  gar  krefftig 
und  gewaltig,  ebenda;  die  parallele  gewaltig,  vobustus  ist  in 
Wörterbüchern  nicht  beliebt,  und  die  mit  vehemens  taucht  ebenso 
wie  die  mit  magnus  erst  spät  auf  vgl.  aber  impeluosus  bei  Hemsch 
a.  a.  0.  dagegen  giebt  fortis  viel  früher  anlasz,  unser  adjectiv  heran- 
zuziehen, in  der  ausgäbe  von  1541  bucht  Frisius  unier  forlis 
(starck ,  mächtig,  dapffer)  die  vereinzelte  Verbindung  fortis  fa- 
milia,  mächtig  und  gewaltig  s.  579'.  dazu  kommen  1568:  fortis 
in  armis  dapfifer  und  gewaltig  im  krieg  579';  ductor  fortissinius, 
ein  gewaltiger  dapfferer  bauptman.    ebenda. 

für  diese  neuen  Verwendungen  nun  liegen  dreierlei  ausgangs- 
punkte  vor:  einmal  die  parallele  gewalt,  virtus,  dann  die  ent- 
wicklung der  adverbialform  gewaitiglich  {s.  d.)  und  im  besonderen 
die  Verbindung  des  adjectivs  mit  bestimmten  Substantiven  oder 
verbis  in  der  attributiven  oder  adverbialen  function  (zum  prädicat- 
gebrauch  vgl.  sp.  6133).  diese  Verbindungen  zeigen  aber  doch  in 
allem,  dasz  das  adjectiv  gewaltig  seinen  eigenen  entwicklungsgang 
einschlägt,  der  bedeutungsübergang  in  der  Verbindung  mit  einem 
nomen  agentis  ist  schon  oben  (sp.  5138)  hervorgehoben  worden, 
daneben  wäre  noch  besonders  auf  die  Verbindung  mit  Substantiven 
hinzuweisen,  die  kraft  und  grösze  in  ihrem  bedeutungsgehalt  ver- 
körpern (vgl.  sp.  5126).  solche  Verbindungen  liebt  auch  das  ad- 
jectiv mächtig,  und  es  erlangt  hierdurch  im  geqensatz  zu  dem 
Substantiv  macht  bedeutungen,  in  denen  es  sich  mit  gewallig 
berührt,  unserem  adjectiv  ist  jedoch  die  gröszere  Verbreitung  in 
Schriftsprache  und  mundarten  eigen  vgl.  gewahiig  groot.  Hicbbv 
idioticon  Hamburgense  74;  gewellig  Kehrein  1,103  u.  a. 

a)  die  attributiven  Verbindungen  lassen  sich  in  der  mannig- 
falligheit  der  bedeutungsentwicklung  um  die  Vorstellungen  der 
'■krafC  und  *grösze'  gruppieren,  innerhalb  des  bedeutungskreises 
von  ^kräftig'  ist  es  das  ungewöhnliche,  über  das  masz  hinaus- 
reichende, das  tmser  adjectiv  gegen  seine  Synonyma  abgrenzt:  das 
ungestüme  der  physischen,  körperlichen  kraft,  das  geheimnisvolle, 
eindriniiliche  der  geistigen  kraft,  von  hier  aus  wird  der  begriff 
der  ^grösze'  vorbereitet,  der  wiederum  je  nach  seiner  belebung 
durch  körperliche  oder  geistige  träger  neuen  Spielarten  zustrebt, 
in  der  folgenden  Zusammenstellung  sind  nicht  diese  Spielarten 
selbst,  die  vielfach  nur  flüssige  grenzlinien  zeigen,  sondern  die 
einzelnen  träger  der  Verbindung  als  ausgangspunkt  der  gliederung 
genommen. 

a)  in  der  beziehung  auf  die  natur  und  die  einzelnen  er- 
teheinungen  der  auszenwelt  tritt  der  begriff  ungebändigter  kraft- 
entfaltung  in  den  Vordergrund,  der  in  einzelnen  Verbindungen 
die   Vorstellungen  des   rohen,   starren,   in  andern   diejenige  der 


GEWALTIG  3  (gewaltige  see  u.  a.)      5152 

erhabenheit   und  grösze  erweckt,     hier  reichen  die  beispiele  ver~ 

hältnismäszig  weit  zurück. 

1))  wo  er  den  benumet,  do  sal  her  im  volgen  mitte,  abir 

obir  die   geweidigen  si  (see,   meer)  nicht,     das  alte  kulmische 

recht  3,  127  Leman  (vgl.  3,  130:  mer  obir  du  waldige  si  nicht); 
als  du  den  fremden  erschlugst, 
den  götterbescliiitzten,  den  gastfreund, 
und  raubtest  sein  gut. 
da  trugst  du  einen  Tunken  in  dein  hau«, 
der  glimrai  und  glimmt  und  nicht  verlöschen  wird, 
göszest  du  auch  darüber  aus, 
was  an  wasser  die  heilige  quelle  hat, 
der  ströme  und  flüsse  unnennbare  zahl 
und  das  ohne  grenzen  gewaltige  meer. 

Grillparzer  (Arquitaulen  1)  55,40; 
als  ich  geprüft  ward,  brausten  die  hasser 
schnell  über  mich  her,  wie  gewaltige  wasser, 
allein  gott.  meine  Zuversicht, 
verliesz  mich  in  meinen  bedrängnissen  nicht. 

Kkaher  psalmen  1,61; 

ein  gewaltiges  gewässer,  a  rapid  torrent,  a  great  or  mighty 
flood,  a  very  high  tide.  teutsch-engl.  wb.  (1716)769;  der  starke 
wind  und  die  gewaltige  Strömung  machten  die  fahrt  schwierig. 
Grillparzer  {tagebuch  auf  der  reise  nach  Griechenland)  20^,  164; 

jene  gewaltigen  wetterbäche, 

aus  des  hageis  unendlichen  schloszen, 

aus  den  wolkenbrüchen  zusammen  gefloszen, 

kommen  finster  gerauscht  und  geschoszen, 

reiszen  die  brücken  und  reiszen  die  dämme 

donnernd  mit  fort  im  vvogengeschwemme, 

nichts  ist,  das  die  gewaltigen  hemme. 

Schiller  {hraul  von  Messina  1,3)  14,24; 
erlitten  hat  das  bange  herz 
begier  und  furcht  und  grau'n, 
erlitten  bat  es  seinen  theil  von  schmerz, 
und  in  das  leben  setzt  es  kein  vertrauen; 
ihm  werde  die  gewaltige  naiur 
zum  mittel  nur, 
aus  eigner  kraft  sich  eine  weit  zu  bau'n. 

Platkn  (Vision)  1,94. 
2))  feuer  ist  das  gewaltigst  element,  das  die  andern  alle 
verzehret  und  aufffrisset.  Mathesios  Sarepta  33';  ez  spricht 
Albertus,  daz  er  selber  mit  seiner  haut  ain  snuor  in  ain  ge- 
vveltigez  feur  würf.  Konrad  t.  Mkgenberg  buch  d.  na<ur  278, 10; 
ignis  sacer,  nimiumque  potens,  das  gewallig  fheur  der  liebe. 
Fiiisius  1027';  der  Zuschauer  vom  gewaltigen  licht  der  Sinn- 
lichkeit geblendet,  übersiebt  offt  eben  sowohl  die  feinsten 
Schönheiten,  als  die  untergeflossenen  flerken,  die  sich  nur 
dem  äuge  des  bedachtsamen  lesers  cntblöszen.  Schiller  {erste 
vorrede  zu  den  räubern)  2,  7 ; 

doch  stritt  in  dem  beere,  von  eifer  entfacht, 
Zobir,  ein  gewaltiger  blitz  in  der  schlacht; 
fort  jagt  er  im  zorn, 
ihm  trielte,  der  klirrende,  blutige  sporn. 

Platkn  (Zobir)  1,136; 

ein  brausen  .  .  .  eines  gewaltigen  windes.  apostelgesch.  2,  l; 
gewaltig  wind,  venti  violenti.  Henisch  1591;  erhub  sich  da- 
gegen ein  dermassen  gewaltiger  Sturmwind,  dasz  man  auch 
vor  dessen  entsetzlichen  brausen,  wie  ich  glaube,  den  knall 
einer  canone  niclit  würde  gehört  haben.  J.  G.  Schnabel  insel 
Felsenburg  i,  104 ;  dieszmal  aber  ging's  gar  schlecht  auf  der 
see,  fünf  tage  und  fünf  nachte  wüthete  ein  gewaltiger  stürm. 
Auerbach  schalzicästlein  2,  36;  ein  gewalliger  wind  oder  stürm, 
a  very  boisterous,  impetuous,  mighly,  ßerce,  strong  storm.  teutsch- 
engl.  wb.  (1718)  769;  gewaltiger  wind,  vent  impetueux.  Uondeaü- 
Bdxtorff  253;  gewaltiges  ungewiiter,  violente  tempete.  ebenda; 

wie  kamt  ihr  durch  das  wasser, 
da  doch  der  ström  die  brücken  fortgeführt?  . . 
Ihr  wart  zu  schiff  in  dem  gewaltgen  stürm? 

Schillbr  (Wilhtlm  Teil  4,3)  14,395; 

ein  gewaltiger  lärm,  stürm,  wind,  a  violent  noise,  tempest, 
wind.  Hilpert  1, 462*;  da  nun  die  gewaltige  springßut,  die 
mich  in  l^aris  über  das  gefühl  einer  beklemmenden  einsam- 
keit  soweit  erhob,  wegüel  und  kein  entsprechender  ersatz 
eintrat,  so  brauche  ich  mich  nicht  zu  schämen,  dasz  ich 
mich  in  Hom  nicht  augenblicklich,  wie  im  bimmel,  fühlte. 
Hebbel  an  Elise  Lensing,  briefw.  1,351;  darnach  im  winter 
auff  den  tag  Francisci,  fiel  ein  gewaltiger  schnee.  Bünting 
Braunschw.  chronik  2»2;  ein  gewaltiger  staub  oder  dreck, 
a  mighty  dust  or  dirt.  teutsch-engl.  wb.  (1716)769;  ein  gewal- 
tiger regen,  a  shower,  a  raining  as  fast  as  it  can  pour,  a  great 
shower  ofrain.  ebenda;  diese  vermeinten  groszen  geister  gleichen 
der  miicke  des  la  Fontaine,  die  von  dem  heuwagen  herunter- 
rief: seht  doch,  was  ich  für  einen  gewaltigen  staub  mache. 
Klinckr  betrachtungen  i,  260;  eine  gewaltige  (bedeutende)  hilze, 
kälte,  an  intense  or  powerful  heat,  cold.  Hilpeut  l,  402'. 


M53     GEWALTIG  3  (gewaltiger  lirrg.    hau  u.  a.)      GEWALTIG  3  (gewaltiger  kansllrr.  k«ri.  held)     5164 

0)  vtMr  •Inccklifer  Jb«ra  CriM, 

wtB  du  «ia  f«wtldl(tr  Kluyplur  MM. 

M  »fift  leb  dorb  wobl,  wttcb  ein  (tewali{|«r 
kniiiller  der  bAie  Rcitt  iit,  all  allerlei  li*ii| 
einzugebeo.  Lotik«  (am  kndptf  tkUnf  mm 
iruf*  4.14:  ditweil  sbtr  4m  «Im  wA  tUk  4«  . 
neiilerin  oder  kooilleria  in  4mm  «liafM  bmcHi  wwmImI, 
verlaoft  tie  tu  sebeo,  wi«  |e«cbickt  doch  di«  JaB|«  tocMtr 
in  «olchtr  kantt  eei«.  J.  Witiil  rnu  dir  iMm  Giaftn 
(Mter.  Mr.  «y»)  i.  141;  alto  wOrdeet  da  wobl  •ebtfl  ood  efw 
fabren,  waa  Moyaea  fOr  tto  gewalliger  und  geacbwiodrr  jarM 
iiL  Arata  froet$tui  jmrit  i«7t  auu  das  iMaaalititcbeo  g*- 
achlecbt  brrrar«*!  die  vermaledaile  adÜMIM- kniet  MacbonH, 
. . .  deasen  vatter  war  Abdalaa,  ein  |t««ltt|«r  tauberer  tni 
bexeo-togU  Aaa  *  S.  Cita*  nff,  e«/f  ii  mtuändt;  mm 
weil,  daaz  von  Niorod  oiehu  bckaaot  tat,  als  i»n  «r  aia 
gewaltiger  jflger  vor  itm  barm  gcwttM.  w4  41«  «rat« 
inooarcbir  gealifut  babao  eoll.  LaaaiM  »*,  t  (»fl.  ake«  ip.  im); 
aie  war  ein«  fromme  frao  ani  eine  gewaltig«  biballaaarto. 
E.  M.  AaaoT  leben  lo; 

•0.  fon  deiner  lieb  enitOadai, 

kein  gewilU|«r  propbet. 

nur  eio  bcrold,  der  «erkbadet 

Miaee  kdolit*  ■•JctUt. 

(elb»i  ein  lOnUer,  wtll  leb  rufen. 

(MIO!  pelaiiMHer  Ms 
•ie   (meint  mutUr)  gelangte  zu   einem   dritien   freunde   dM 
ralera,  einem  tcbutter,  der  im  gerucbe  tiefen  Ter>landea  und 
ein«!  gewalligen  poiitikera  lebte.  CKiuta  (d<r  fr«M  Hiiahdi) 
l,M7. 

2))  es  kam  darauf  an  in  jrdem  jahrbundrrt  die  roaebti(»tca 
und  gewalligMen  zeugen  der  tpracbe  zu  rrracirn  ood  wrnif» 
atan»  ibre  grOsslen  werke  in  dat  worterbucb  enzutragen. 
J.  GaiNU  einUilujig  n  tkeü  t,  $p.»:  jeder  genaltige  geiat 
wirft  scbon  in  der  kindheit,  obgleich  noch  im  cbaoa  o4«r 
nebel,  helle  strahlen  von  steh.  IIiiüsi  ArikinftU»  i,  tt 
(autgab*  «on  tS57);  waa  meine  Wenigkeit  anlangt,  ao  lailu 
ich  zwar  aufrichtig  den  Widerwillen  meiner  guten  »utlar 
gegen  den  beiden  des  Jahrhunderts,  doch  hatte  mich  daa 
nicht  abgeliniten,  mich  an  jenem  murgen  auf  die  itraaM  tu 
begehen,  um  mir  den  hocbgewaltigrn  mann,  dessen  naOM  Mf 
aller  lippen  war,  möglichst  von  nahem  zu  besehen.  KCctLca<« 
jugenderinnerungen  93;  lief  ist  er  (OhlentfkldgtT)  nicht,  aber 
empfänglich,  keine  gewaltige,  aber  eine  schön,  kraftvoli  in 
sich  abgerundete  natnr.  HsaBit  ea  Qu«  Uuthg,  hriefw.  i,  ttS; 
zuletzt  warf  er  seine  äugen  auf  die  russische  zaarin  Katba- 
rina,  von  der  er  viel  erstaunliche  abenteuer  gebOrt  und  gelesra 
hatte,  und  nannte  sein  blondes  zartes  kind  nach  die»er  ge- 
waltigen dame.   Hetss  {Frans  Algeyer)  4,  U. 

3))  du  bist  ein  gewaltiger  gesell.  Alib  93S':  tienf  Wiuaa<iii 
156*:  die  drei  gewaltigen  gesellen.  (iOraa  (feml  II)  4i, 
gewisser  hinsieht,  sagt«  (iootbe,  hatten  sie  ( KeniAepeu 
malt)  etwas  ultra-Plütarchiscbes  damit  geliefert;  das 
chiüche  parallele  zöge  »ich  ohnehin  durch  die  drei  gewakigM 
kerle  {graf  Büekeburg,  graf  ScJiuUnburg  M»i  baron  AViU«/)  feia 
durch.  GOtrb  gespräeht  b. 69  Biedermann;  du  biet  ein  gewalliger 
kerl,  held!  rouz  eres  beaucoup  de  ponwotr;  roiu  Uta  m*  fceiai« 
de  eonsequenee,  d'ttnporfance;  tans  eoiu  nra  m  se  /W;  #•■»- 
quement.  Ro\DBsu-lkixTOkFF  IM;  du  bist  ein  gewalUfar  ksM, 
kerl,  ironiqutmtnl  «  vens  eatndr*,  m  dtrait  fmt  eewItaBfatllw 
chost,  on  n'a  ptu  penr  it  taMk  aaBna«  ikimtin  (im  Stnm 
bnrg)  sis' ;  ich  weist  ea  wobl  waa  Jlckal  fflr  cte  jtkraa  «iar 
etziichrn  für  ein  gewalliger  rotzlAlTel  wahr«.  ScMM  *BBi iüi 
vom  üiidtnltnltben  »7,8;  daa  ist  der  allgewalÜfaU  afiUbuba» 
der  jemals  einem  ehrlichen  oian  ball  zugcmSM  kaL  Wiu*»» 
Shakesptart  h  {Henrich  IV.  i,  i,  4);  fflrwahr  nlbl|if  gakarMtor 
ist  gar  ein  gewaltiger  zebendsrbnapper.  B.  Scscrr  MmUe 
tchrifitn  {Frankfurt  1681)  MT  (hiul  rntk  z«  xerrfra). 

4))  du  bist  wobl  ein  gewalliger  held!  !*••  «rt •  kMt iMa 
fmtootk!  Üi<m  ort  likt  a  man  af  slram  ftr  aä  <tk§  fmtmtm, 
ttnttch-tngl  mb.  (1716)  :69:  du  bist  ein  gewaltiger  kaM.  aber 
ihr  gotl  ist  zu  mlcbiig.  HtaaiL  (hUitk\  1,1«; 

und  aar  dea  bodca  scblfaden  iba  der  bebr« 

Sawaltge  paladin  •«  rank  asd  »lld. 
asa  lod  uad  lebea  >i«li  akbl  l*«ti  crkaadea. 

GaiBs  fW«r«  I.S,M: 
die  glnen  dea  etdea*.  sie  daftea  ta  aiairb, 
bler  |i«p«lB  ta  »•**  4\»  Ma« 
der  frauea  . .  das  sebrt  wie  gfft  aa  anrk 
der  gewalUgaa  a«r4laad>e«hae. 

Ueiaau  (>a«M*«r  aWr*««)  41. 


t))  iwen  ochian  groti  nlt  cleloe 

elu  roaiien  lisnt  gemeine, 
darin  geiar  oleman  gan 
von  meiigem  der  gewaltie, 
die  ilariiiub  nanlgvnlile 
gani  und  lecbeut  lA. 

LiLiSKCiOH  huior.  totktlitder  (tt49)  I.S*  vettatted 
auf  lt.  bUnäni»  twiiehtn  Htm  ead  Awttarf  | 
0  Rmynlhen  hober  gotl  geziert, 
durcii  «»«Hieben  tiarck  wird  regiert, 
Ciila  und  Zeneilos  vorab, 
wo  Terr  olin  gleisioerel  leb  hak, 
dein  heiligen  lempei  geehrt, 
und  deinen  nanen  auch  gemehrt, 
durch  viel  brandiopITer  mannigrsitlg. 
mit  gelsten  und  ocliieo  gawaiiig. 
•o  ihu  Jetiund  erhOreo  mich.    SriBne  lila»  %*; 

aber  alsdenn,  alsHenn  mnchle  es  um  nns  alle  gesebehen 
aein,  wenn  rs  dem  gewalligen  lowen  einfallen  sollte,  sich 
mit  dem  schleichenden  lucbte  zu  verbinden.  Ltssiae  (der 
kirttk  und  dtr  futh$)  t*,2n; 

mit  starken  Mhrliten  ein  raldchen 
lenklo  mit  longem  iiabe  die  beiden  gewaiilgeu  ihierc. 

UOras  {Herrn.  ui,d  lhi..t  40,349; 
und  vor  dem  pförichen  tiehn,  mit  flegeln  In  dar  band, 
zwei  bochgewaliige,  motallene  kolotsea. 

WitLANt  Oberom  t,  16  lltmpti. 

4))  und  Aber  das  gflrtlein  weg  siebt  man  die  gewaltigen 
Hemer  berge  so  killin  und  ehrenfest,  auf  der  erde  dir  ge- 
waltigen füsze,  halb  im  bimmel  die  ebrwflrdigen  hlupler. 
GOTTHKLr  (Kathi  die  groismuUer)  10,11; 

hoch  rollton  die  wogen  entlang  ihr  gleis, 
und  rollten  gewaltige  fciien  eis. 

liüaoRR  {lieä  tom  brattn  aieaa)  1.W7: 
. . ,  vorsOndfliitlilirha  lannao 
sab  ich.  Uie  niaoimiiili*  der  pflanienwell, 
und  kolbeii  von  tiochaurragendam  röhr 
und,  liiiikelnd  vom  loiinebeglauiien  iban, 
die  Stauden  gewaltiger  grSaer. 

ScHACK  (ndc/ile  de«  or<en(«)  t,4A. 

ft))  underwegen  ersahen  wir  in  der  ebne  vil  gewaltige  alle 
hoiie  und  grosse  gebflw.  HAiiwoir  20«;  verhalten  sich  also 
di<r  Juden  durch  die  Türcitey  ausz  gar  vil,  sonderlich  aber 
in  di-n  fürnenisten  hanüelssttttten,  alst  tA  Halepu,  wie  auch 
in  diser  statt  Tripuli,  darinnen  sie  erst  ein  gewaltige  be- 
bausung  und  schnne  synagogam  erbawet.  S&;  da  hat  moo  im 
graben  bei  dem  ficbsliag  ein  gewaltig  werck  eines  apringeten 
prunena  auf  gerichu  Paum£artner  bntfmtchul  16; 

in  dem  dorne  zu  Corüova 

liehen  taulrn,  dreizehnhumlert, 

dreixehnhiiiidert  ricsrnsAulen 

tragen  die  gewalt'ge  kuppel. 

iliiNB  werke  I9S  (i4(man«or): 

blickte  aicb  nun  der  knabe  in  der  sladt  um,  so  sah  er  den 
gewaltigen  dom  mit  seinen  beiden  majestiitisch  empor- 
strebenden  tbürmen  und  im  übrigen  lauter  hSuser,  die  wie 
geschnOrkelte  lotiunoden  dagegen  aussahen.  laMERHiNN  {me- 
morahilirn)  18, 3S;  unten  vor  seinen  fUszen  zog  der  dunkle 
Strom  dem  meere  zu,  ihm  gegenüber  erhoben  sich  die  ge- 
waltigen roassen  des  allen  doius.  G.  Freytag  (soll  und  haben) 
4,  &44:  schwarze  wölken  steigen  da  aus  zehn  thurmbohen 
Schornsteinen,  die  eisenhSmmer  dröhnen  aus  den  gewaltigen 
werkstatten,  in  den  glaliOfen  siedet  es.  Gorziow  rt</er  rom 
geiste  4.  buch,  cap.  it;  wie  es  general  Moltke  vorausgesehen, 
liatte  man  in  Kopenhagen  beschlossen,  den  ernsten  wider- 
stand nicht  an  der  tider,  sondern  erst  an  der  Danewerk- 
steilung zu  beginnen,  jener  gewaltigen,  durch  tiefe  morlste 
gedeckten  srbanzenreibe.  Stbkl  begründung  3,  229. 

*))      ach  du  rede»!  umionst,  vordem  gewaltiges  kelcbglas, 
heitre  gedaiiken  mir  lul    Kiomtock  u<i  Ebni  3; 

der  schwarzäugige  verwegene  richtete  im  baumgarten  mit 
bocken,  blocken  und  brettera  eine  gewaltige  lange  lafel 
zwischen  den  bluinenbeeten  und  unter  den  fruchtatammen 
tu.  iBMBBwanN  werkt  3,  to; 

ata  nahm  aus  einem  schrank  gewaltig 
kapp',  rortuch  und  den  maotal  faltig. 

(7'iM(an  Niid  holHe)  19,46; 

man  findet  daselbst  nur  grosze  tische  und  gewaltige  schranke 
mit  gewundenen  fQszen  und  saulen.  GuTzzow  rüur  vom  gitit 
I.  buek,  cap.  4. 

ßt  I»  dtr  btiithung  auf  ptt$ontn  tind  ts  tunäckst  aemiaa 
agtnlis,  die  das  adjectit  an  tick  stehen,  dte  tk«{igkeit,  die  durch 
ditit  trrköiyert  trird,  liegt  meist  auf  gHstigem  gtbitt.  d<sh,ilb  tritt 
hier  in  den  iUrrtn  btlegtn  die  tanttUung  körptrlicher  kraft  und 
grösu  sunächst  gant  turdck. 


»4;  ia 


5155     GEWALTIG  3  (gewaltige  band,  faiist,  stimme)      GEWALTIG  3  (gewaltige  neigung,  bitte,  rede)     5156 

y)  die  Vorstellung  der  körperkraft  und  grösze  des  Wuchses  kam 
vereinzelt  schon  in  den  eben  erwähnten  Verbindungen  zur  geltung, 
jedoch  nur  in  solchen  aus  späterer  zeit;  ihren  eigensten  ausdruck 
findet  sie  —  freilich  auch  erst  in  jüngeren  belegen  —  in  der 
Verbindung  mit  menschlichen  Organen. 

ij)  als  die  menschlieit  in  den  kriegern  stutzte,  ergriff  or 
mit  gewaltiger  band  das  panier.  Lessinc  {ode  auf  dvn  tod 
Schwerins)  i^,  153;  Minerva  aber  ergriff  den  drachen,  und 
schleuderte  ihn  mit  gewaltiger  band  an  das  firmament. 
(Minerva)  219;  und  hob  die  gewaltige  faust  gegen  ihn,  der 
Schröder,  durch  einen  sprung  aufs  thcater  .  ,  .  entrann. 
F.  L.W.  Meyer  F.  L.  Schröder  1,58;  die  Oberländer  trugen 
mit  ihren  gewalligen  armen  die  schweizerischen  büchsen  hin- 
über. J.  V.  Müi.i-ER  geschichle  der  Schweizer  5,71; 
und  theilt  mit  gewaltigen  armen 
den  Strom,  und  ein  goit  hat  erbarmen. 

ScuiLLKB  (bürnschaft)  11,286; 
diese  (scherten)  faszten  schnell  den  überraschten 
söhn  des  Ilarun  Alrascliid  und  trugen 
auf  gewaltigen  schultern  ihn  von  dannen. 

l'LATBN  (.Abbasiden  1)  4,236; 
dann  hieb  ich  mich  durch  seinen  riesenleib, 
durch  all  das  fleisch  und  die  gewall'gen  knochen. 
Hkbbel  {Nibelunuen,  d.  (jehörnte  Siegfried  1)  5,39; 

ferner  gab  Zeuxis  den  gliedern  mehr  inhalt,  und  machte  sie 
völliger  und  ansehnlicher,  er  folgte  hierin,  wie  man  glaubt, 
dem  Homer,  welchem  die  gewaltigste  form  auch  an  den 
weibern  gefällt.  Göthe  (Winckelmann)  31,  il;  ein  schleswig- 
scher ritter  Hans  Ravenstrupp,  sasz  als  scbloszhauptmann 
des  künigs  dort,  ein  mann  von  gewaltigem  körperbau.  Th. 
Storm  (ein  fest  auf  Haderslevhuus)  6,  262. 

2))  was  mir  den  scharfen  warner,  den  einschneidenden 
Strafredner,  den  unerschrockenen  propheten  von  damals  be- 
sonders ehrwürdig  macht,  ist  sein  versöhnlicher  sinn,  sein 
conservativer  charükter  inmitten  alles  zornigen  und  dräuen- 
den, was  der  gewaltige  mund  ausströmt.  Immerhann  (memo- 
rabiUen,  Düsseldorfer  anfange)  10,  \n ;  Untergang  kommt:  er 
nahet  mit  jeder  zeile.  ein  neues  stück  der  geschichte  be- 
ginnet von  einzelnen,  gebrochenen,  gewaltigen  stimmen,  und 
jede  posaune  ruft  näher:  der  richter  kommt!  UuRDkR  {älteste 
Urkunde  des  menscbengeschlechts.  4.  theil)  1,  162;  sofort  be- 
ginnet ein  andrer  ton :  triumph  der  gotte>söhne,  inähr- 
und  ritterlon  ihrer  heroischen  thaten,  bis  die  gewaltige  reu- 
und  trauei  stimme  gottes  auch  in  jeder  silbe  wiedertönt,  eine 
weit  zu  verwüsten.  7,  170;  eine  gewaltige  stimme,  o  very 
loud,  a  power ful  voice.  Hilpert  1,  462'; 

ich  höre  dich,  gewaltige  donncr^timme, 
dich  herrlichen  Choral  der  wölken. 

UuLAND  das  Ständchen; 
Ich  wollte  sie  beruh'gen,  aber  sie, 
mich  unterbrechend  mit  gewalt'gem  laut, 
rief,  ihre  äugen  roll'nd:  'er  kennt  mich  nichtl' 
und  Zorn  und  unaussprechliche  Verachtung 
zuckt'  um  den  round. 

K.  iHMKimANN  {Irauertpiel  in  Tirol  3, 2)  werke  17, 76. 

S)  in  der  Verbindung  mit  Substantiven,  die  eine  innere  kraft- 
äuszerung  des  menschen  verkörpern,  die  auf  d./s  gemütsleben 
und  das  willensoermögen  bezug  nehmen,  macht  sich  die  Vorstel- 
lung des  unwiderstehlichen,  des  ungestümen,  geheimnisiwllen 
geltend,  gewaltig  =  vehemens.  auch  hier  wie  oben  unter  n) 
ermöglichen  es  die  typen  der  suhstantiva,  neben  denen  gewaltig 
belegt  ist,  die  grenzlinie  zwischen  vehemens  und  violentus  mit 
einiger  Sicherheit  zu  ziehen. 

1))  darumb  beleibt  es  (das  herz)  auch  wie  vor,  voller  ge- 
waltiger neigung  zii  allem  bösem.  J.  Eberi.ein  v.  Gijnzburc 
(ein  üüchlein ,  worin  auf  drei  fragen  geantwortet  wird)  2,  156 
neudruek; 

ja,  ich  hätte  mich  ihm  verbunden  in  lieb'  und  Umarmung, 

könnten  Tritoj;eneien  die  werke  der  Kypris  geziemen; 

aber  wie  er  den  freund  mit  pewaltiger  neigung  uml'aszt  hat, 

also  hall'  ich  auch  ihn.       Göthk  {Acliilleis)  40,357; 

vor  ein  paar  tagen  las  ich  im  globe  einen  auszug  aus  einer 
Schrift  über  Kants  letzte  lebensjahre,  und  fand  darin,  dasz 
Kant  auch  eine  gewaltige  aversion  gegen  das  tier  gehabt 
habe.  Körner  an  W.  v.  Humboldt  1830;  man  lasse  das  wunder- 
bare von  dieser  erzehlung  weg,  und  es  bleibt  doch  immer 
noch  so  viel  übrig,  dasz  Äschylus  die  tragische  dichtkunst 
nicht  studiert,  sondern  sich  dank  einem  gewaltigen,  und 
gleichsam  unwillkürlichen  trieb  seines  genies  damit  abgegeben 
hat.  Lessinc  (Sophokles)  h,  in ;  wenn  dann  männlicher,  die 
gewaltige  nerve  der  begierden  und  leiden  in  deinem  pinsel 
lebt,    du    gestrebt    und  gelitten  genug  Last,    und  genug  ge- 


nossen, und  satt  bist  irrdischer  Schönheit,  und  wertl»  bist 
auszuruhn  in  dem  arme  der  göttinn,  werth  an  ihrem  husen 
zu  fühlen,  was  den  vergötterten  Herkules  neu  gebahr;  nimm 
ihn  auf,  himmlische  Schönheit,  der  junge  Göthe  (t'on  deutscher 
baukunst)  2,  2li ;  die  glühendste  liebe  verlischt,  ihre  gewal- 
lige begehrung  endet  mit  überdrusz  und  ekel.  F.  L.  JAnn 
1,  111; 

jenen  ward  der  gewallige  wille 

und  die  unzerbrechliche  krall. 

mit  der  furchtbaren  stärke  gerüstet, 

führen  sie  aus,  was  dem  herzen  gelüstet. 

Schiller  ibvaut  vou  Messina  1,3)  14,24. 

2))  solch  Sicherheit  und  trotz  (sage  ich)  ist  ein  gewaltig 
zeichen  eines  gewalligen  zorns.  Lotber  (auff  des  bapstesels 
deutung  1518)  3,  632'  Jena;  gewaltiger  zorn,  vehemens  ira. 
Bayer  290";  gewaltige  liebe,  ansehen,  feindschafft,  grande 
affection,  autorite,  inimiti^.  Ronoeaü-Huxtohff  251; 

wenn  der  nordwind  schüttelt  den  distelstrauch 

und  kühlt  der  todten  brüst, 

da  weckt  sein  wohlbekannter  hauch 

die  alte,  gewaltige  lust. 

die  wilde  lust  nach  der  wilden  see  .  . 

Stracuwitz  ged.  143; 
zu  lange  schon  erstickt  ich  der  natur 
gewalt'ge  reguug,  weil  noch  über  mich 
ein  fremder  wille  herrisch  waltete. 

Schiller  (braut  von  Messina  1,1)14,19; 

wSrt  ihr  der  leidenscbaft  selbst,   der  gewaltigen,  fähig,  ich 

sänge 
Daphiie,  beim  himmel,  und  was  jüngstaufden  triften  geschehn. 
II.  V.  Kleist  (epigramme)  1,31; 

die  gewaltigen  kühnen  und  reichen  gefühle,ahndungen,  träume, 
enischlüsse,  die  sich  dunkel  und  verworren  in  dieser  knahen- 
seele  drängten,  muszten  mitgeteilt . .  werden.  Schiller  (btiefe 
über  don  Karlos)  6,  41. 

3))  Platearius  spricht,  daz  opobalsamum  die  pesten  nnd 
die  geweltigisten  kraft  liab.  Konrau  v.  Megknberg  buch  d. 
natur  359,  23;  er  fühlte  auf  einmal  wie  eine  gewaltige  kroil 
durch  seine  ädern  drang.  Grimh  (der  königssohn  der  sich  vor  nichts 
fiirchlet\  märchen  2,  197;  gewaltigere  lebenskraft  flosz  noch  ein- 
mal durch  alle  meine  nerven.  Maler  Mijller  (Adams  erstes 
erwachen)  1,  10  Hettner;  ein  verwes'tes  reich  besinnt  sich 
nicht,  wie  Preuszen  that,  unmittelbar  nach  dem  enlsetzlichen 
Sturz  auf  gewaltige  lebenskräfte;  ein  heruntergekommenes 
und  abgenutztes  volk  würde  etwas  mehr  als  sechs  jähre  be- 
durft haben,  um  von  dem  zustande  der  entkräftung  zu  dem 
muthe  zu  genesen,  mit  welchem  der  schild  erhoben  wurde, 
als  die  stunde  gekommen  war.  Imhbrmann  (memorabilien:  fest 
der  freiwilligen  in  Köln)  19,  163;  der  anläge  zufolge  wird  es 
(das  slück)  in  dem  ringen  zwischen  Marius  und  Sulla,  end- 
lich aber  in  dem  gewaltigeren  character  des  letzteren  seinen 
cniminalionspunkt  finden.  Grabge  (vorrede  zu  Marius  u.  Sulla) 
werke  3,  259. 

4))  wann  lewt  durch  das  land  geent,  als  oft  geschehen  ist 
und  noch  geschiecht,  die  an  die  perg  geent,  und  wo  läwt 
an  den  pergen  siezen,  an  der  ain  die  mit  gewaltigen  pet 
pitlend  und  die  leüt  beswärnl,  .  .  .  wem  das  widerfür,  der 
sol  sein  nachpuuern  also  anruefen.  (landrecht  im  Zillerthal) 
österr.  weisth.  1,320;  so  were  dennoch  ein  trew  unterthenigs 
vermanen  nicht  zu  verachten,  angesehen,  das  e.  k.  und  f.  g. 
wie  zu  vermuten,  gar  mit  stalliclier  gewaltiger  furbit,  berandt, 
besturinel..  und.,  ersucht  werden  müssen.  LvroEnan  kurfürsten 
zu  Sachsen  und  landgraven  zu  Hessen  (1545)  A3';  in  hoffnung, 
dasz  wir  ein  gar  geneme  sach  angreiffen  den,  die  lieb  habent 
laimet,  ere,  nutz  ires  vatteriands,  und  bestetigen  unser  sag 
mit  gewalligem  schreiben  der  gescheen  ding,  als  die  verstend, 
den  solich  erkant  seint  (qui  famam,  honorem,  utilitatem, 
palrie  amplectuntur,  et  auctoritate  subnixam,  ut  claret  hiis,  qut 
auctorum  scripta  non  ignorant).  Sigmund  Meistkriin,  d.  städte- 
chroniken  3,  34  (Nürnberg);  das  auch  s.  Paulus  umb  der  sache 
willen  am  meisten  die  epistel  an  die  Kömer  geschrieben  hat, 
darinnen  er  auff  das  aller  scherffest  und  mechtigst  eben  diesen 
artickel  handelt,  mit  gewaltigen  schrifften,  das  gott  nicht 
allein  der  Juden,  sondern  auch  der  beiden  golt  sei.  Luther 
(auslegung  des  l.  cap.  des  propheten  Jonas  15i6)  3,  203'  Jena; 
gewaltige  und  tappere  brieffe.  deutsch  theologia  (\bis)  \  l^ ;  ein 
gewaltiger  beweis,  o  forcible  argnment.  eine  gewaltige  rede, 
a  pathetic  or  pathetical  speech.  teutseh-engl.  wb.  (1716)  709;  eine 
gewaltige  rede,  un  discours  frier»  fort,  gewaltige  gründe,  mo- 
tifs  puissans,  raisons  forles.  Hondeaü-Buxtorkf  253;  an  die 
leutselige  art  meines  lieben  vateis  gewöhnet,  wollte  dessen 


5157      GEWALTIG  3  (gewaltige  dichtung) 

gewaltige  rede  mir  nicht  »ogleicti  gefallen.  Tu.  ST<'t«  (Rtnatt) 
h,  41 :  gewaltige  wort,  vtrborum  fulmina,  gewaltige  wort  fObrea, 
gramtur  i»  quem  dietri.  Alki  93I'.  tbnto  Kiaaci  119*:  gewal- 
tige, nacbdrackliche  oder  narlidrnklirbt  wurt«,  «mpkatiea^ 
tntrgttieal,  forcibU  or  ngnifieant  $aytngt  or  nfTttHom,  ItuUeh- 
tngL  rb.  (t7is)  10«;  auch  die  tpracbe  allein  tbut  ea  nicht, 
ob  ale  gleich  allexeit  dat  gewaltige  erkennungawort  bewahrt. 
Jahn},  7,  48&;  den  gewaltigen  Iroftupruch  dea  berrn  Cbriili, 
der  Job.  3  angt:  ulao  bat  goit  die  weit  griiekt  J.  B.  Scaurr 
ichriffltn  (die  kranktnwdrlerin)  441 ; 

k))  (leu  manan  handt  variruwl  lA  Oll, 

dar  fUr  Ich  tl  lall  wtrnan  will, 
gaben  gfli  und  eewelilg  lera 
und  wider  llii  ein  wldsr  wara. 

Tmoiü  Mild««»  gänehmMU  tt.M  Okli 
aollicbs  hall  licb  der  uraach  halben  begeben,  daa  die«  allaio, 
under  den  kOnsten,  drei  andere,  die  aller  gawaltigiten,  daa 
menscblicben  gemUta,  under  aicb  alluln  gebrocht  hat.  At- 
piNüs  K«r^iMi25*:  daa  zwOlfft  capitel  sagt  foo  etlichen  ge- 
waltigen beimlichen  kOnilen  z8  den  wrinen,  welche  ein  vater 
kuutn  aein  kind  aolt  leren.  ktlUrmattterti,  btrithl  wit  «m« 
all*  »Hn  vor  allen  tufiilUn  bewartn  . .  .  loU  (I&39):  der  bang 
dea  dicbters  lu  gewalligen  und  entlegenen  bildero  «pricbt 
aua  beiden  gedichten.  am  liebaten  wlblt  er  tu  aeinen  ter- 
gleicbungen  daa  incoromensurable  oder  die  reinen  kategoiien 
dea  seini.  liiaaiiMAfiii  {mtmorabilitn:  Grabb^)  10,  17;  die  voll- 
komnienbeil  und  gewallige  regel  dea  aanakrit  rouate,  ob- 
achon  auch  den  weg  bahnend  to  einer  der  altealen  und 
raichaten  poesien,  recht  dam  einladen  aicb  mit  ihr  uro  ihrer 
leihst  willen  vertraut  zu  machen.  J.  Gaiaa  [über  den  unprung 
der  tpratht)  kl.  uhriflen  I,  UH; 

doch  blieb  tod  der  iclt  da*  gewalilgaD  Karls  wohl  noeb  alo 

gewalilgei  llad  euch, 
ein  gewaltige*  lled  toq  der  mkchilgaB  frag,  die  erst  als  lar- 

Uaie  iunefrau 
dasteht,  und  Tericbikmt,  toII  scbOchierner  buld,  dem  erbabanea 

beiden  die  band  relclit, 
bis  dann  sie  luletit,  durobs  leben  gestählt,  durcb  glühende 

racbe  gabirtet, 
graoDYoll  auriritt,  In  den  blöden  alo  schwärt  und  das  baubt 
de*  aaitiaubieten  brudert. 
Plstin  (romanluclier  üilifiut)  4,  l$>(i; 

daia  ein  gewaltiges  griecbiacbei«  trauerapiel  too  Goethe  zu 
erwarten  ist,  in  Iriuetern  oder  cborlbniicben  chOren,  bat 
dir  Dorothea  glaube  ich  acbon  ala  reaultat  leine*  letzten 
bierseini  grschriehen.  Fbibobicb  .Scblbcbl  am  teintn  brvder 
Atiguil  Wtlhtlm  (u.  moMmbtr  IMO) ;  auch  Grabbe'i  Napoleon 
iat  eine  gewaltige  dichtung.  Scaaca  ein  halbes  jakrkundtrt  1,89; 
ab,  der  berr  kummerzienrat  acliwirmen  auch  für  dieaei  g6- 
waltige  werk.  C  Wsitubkcrt  Phaldna  tS7. 

f|  in  der  terbindung  mit  einem  iiomtn  aclionis  oder  einem 
abUrattum  toUtitht  iich  die  weitere  enlKtcklung,  indem  der 
begriff  der  getleigerten  kraft  immer  mehr  terblasU  und  nur 
noch  die  funetion  der  Steigerung  übrig  IdsU,  die  den  btdeutuiigt- 
gehalt  jrdrs  btliebtgen  subUanlivt  beeinflussen  kann,  durch  du 
mannigfaltigkett  der  veibindungen  wird  hier  freilich  eine  gewisse 
mtlseittgkeit  der  bedtulungen  ersirlt,  die  in  einigen  festeren  prd- 
fungen  iiber  den  rahmen  der  gelegenheitsverbindunii  hinausreicht. 
die  alte  bedeulung  'ungettüm'  halt  sich  am  sihesten  neben  Sub- 
stantiven, die  vorginge  der  ausstnwelt  betreffen;  in  der  besiehung 
auf  menschliehe  handlungen  und  lebensiusutungen  gehl  der  begiiff 
der  körperlichen  kraft  in  den  der  eneri^e  und  Uiirke  der  be- 
MH§u*§  Ober,  in  anderen  Verbindungen,  vor  allem  mit  ub- 
Itractia,  entwickelt  sieh  die  tarsteUung  des  erhabenen,  bedeut- 
Hmtn;  aber  m  den  jüngeren  Verbindungen  wird  dem  adjecliw 
der  bedeutungegehalt  mehr  und  mehr  durch  die  blotu  fundion 
«iner  Steigerung  det  subäanhebegriffet  entsagen. 

tl)  ea  war  ein  gewaltigea  Musen  und  brausen  und  flttich- 
achlagen,  und  ea  aah  aua,  ala  wenn  eine  acbwarze  wölke 
dabin  lOge.    Gbimi  (der   taunkiHig)  kinder-  und  haumäreken 

in  kOhlar  roorfransiunJe,  da  der  Junge  tag, 

mit  rosrnrotlirn  wangrn  nocli  auf  deo  bergen  lag. 

da  war  auf  Airtteim«  haide  gewall'ger  sctiall  erwacht. 

«00  Alfs  und  Slgurds  Bannen  begonnen  wurd«  dl*  achlaebl. 

ClIiSL  >»"l>«W»/^</cr  ;M4; 
ArOD  sah  Ich,  Im  heiligen  schmnrk.  mit  drohender  siiroe, 
gegen   mich  komnien.    aeln  aug*  soll  feufr.   ton  gOiilichem 

grimm  soll. 
lOdtetel    siehe,  dar  brnst  blld  voll  gewalilger  airahlan 
blitile,  wit  lloreb.  auf  mtchl        KLOraTOCt  ile-*ui»  4.73. 
?))  da   aber   diese  amaionin    durch  einen  gewaltigen  hieb 
Ober  den  kopff  in  ubnmacht  gebracht.   J.  G.  Scbmabbl  intel 
Ftlsenburg  i,  ts»; 


GEWALTIG  3  (gewaltiger  idikg,  it«w,  ppn»«)   5158 

■od  drei.  Bit  gewaliltaa  amMM«, 
«rlagi  er,  dl«  aa4era  eaiwalcbea. 

Scaiij.ia  (t>«fy*ck«/>  Tt)  tl.lt7; 
. .  «nd  oiil  gewali'geai  rustsiou  hinter  »Ir 
seblaudr'  ki  daa  a«bUn*ia  la  deo  acbluad  dar  waaaar. 

tr^l  4.1)  i4.t7t| 
Ueffrlas  teigt*  lieb  wild  ■■<  grlaialc.  reekw  dl«  laiaaa, 
Itam  daher  mit  offeaeai  aiaal,  uod  gewalügea  aartaf««. 

C6TM  InttMoa«  Imek»  iSi  4i.tUi 

sabald  er  dl«  aebaieniieb  ikriaeade*  aag«o 
aelaa*  r«led«>  erblickt«.  b«gaaa  er  (4«r  (at*-t\  aili  befttg«« 

sK^age«. 
■ii  g«walilgaa  *«bllgao  asf  Iha  n  aiAraaa.    tkemtai 

die  jüngeren  verbrachten  ibre  tait ...  mit  leibeaObongea,  «i« 
ateinstoizen  und  gewaltigem  springen.  G.  Hiilbb  Ikritim  •»- 
e«i/ra(l/rfulo)  t,  170;  dort  rannte  daa  weib  in  ftwtlÜfM 
aai>«n  daa  thal  hinab.  Auiaaaca  mim«  Mml^  tt;  dm  dick» 
bluter  muszt«  einen  gewaltigen  pan«ll»«naB  gaacboa««!  ksbea. 
Baraa  li/aifr.  tierleben  t»\ ;  wQrda  hier  nicht  «in  gewaltifar 
aprting  lein,  dergleichen  doch  der  mennchlicbe  veriland  tkt, 
selbst  nicht  in  seinen  abweicbuogen  von  der  wabrbeil,  be- 
gehet? LiisiNC  (Berengariut  Turoneism)  II,  tat ;  familiengefabl, 
religion  und  atiller  landgenusz  dea  lebena  «cbwaod:  die  rc 
ginientafurui  tbat  einen  gewaltigen  achriit  zur  fre>heii  der 
republik,  von  der  weder  Morgenitoder  noch  Ägypter  aifM^ 
lieb  begrif  gehabt!  Htaasa  (eae*  <ta«  ^iieM^d«rf«MM(Afa) 
&,  492 ;  o  anblick  Obar  alle  maiteo  ...  ala  ich  xubb  anHaa 
mal  aber  mir  aufsteigan  die  aoooe  sab  . . .  bflUe  damala 
meinen  beasern  leib...  nicht  selig«  reinbeit  «mporgebalten... 
er  blti«  dl«  stark«,  dea  so  gawaliigen  schlag  dies«*  wunder* 
anblicke  nicht  ertragen.  Malbb  MCu.bb  (Adawu  erUtt  er- 
wachen) I,  tl  Hetlner. 

9))  siehe,  da  fleog  Ludfer,  der  bolliscbeo  gemein  eb«rsi«r 
fOrst,  gegen  seinen  onter^vorffaoM  gaistem  ein  graosanai, 
gewaltiges  .  .  .  geschrei  an.  Aiaia  pneeu.  für.  i ;  'Bauer 
Weistbuber',  sagte  der  mann,  aiatn  gewaltigen  zog  aiu  der 
preife  thuend,  'mOstt  das  arme  dimdl  mt  erschrecken  '  AaiBK- 
CBOiea  (dorfgAnge)  get.  werke  s,  II ;  er  tbat  di«  tbOr«  das  tis- 
mers  mit  dem  gewaltigsten  barzpocbea  aal.  lanBeaaea 
4,  48; 

ein  gewalliger  schauer 
fasste  den  Seraph,  ihn  schlug  fein  ban. 

KtorfTOCK  JM«MMs  1,14t: 

anno  879  ist  ein  solcher  gewaltiger  bunger  gewesen,  das 
auch  ein  mensch  den  andern  gefressen  hat.  Poiabiob  ekrmnk 
ton  Magdeburg  (I&87)  C  3*; 

sieh,  da  kam  im  aeblaf  eio  seltner  iraoai  mir. 
an  dem  Strand  des  unfruchibarao  ■eere« 
Irrt  ich  von  gewill'^em  durtl  gapeioigl 
hin  und  her.  zur  zeit  der  soaoearA»!«. 

GsiaiL  jmitimttieder  TU: 

ein«  gewaltige  bewegung,  a  forcible,  impetmoue,  ttkeusent  er 
violrat  motioa.  teuUth-engU  wb.  (t:iS)  7W:  gesseitige  acbmerzen, 
noknt  pains.  t(.  very  Urge,  eery  great,  pradiiinu  Ha»BBT  1,4«': 
ea  zeigt  aicb  eine  gewaltige  abnähme  von  frenndlicbkeit,  s»> 
wol  bei  allen  bedienten,  als  bei  dem  herzog  und  eurer 
tochter  selbst  WiBUtaa  Shakespeare  l,  I6&  {kintg  Lear  i.  tl). 
4)1  der  jung«  kautfmann  stutzte,  and  wolle  nicht  giaubeo, 
daaz  der  berr  von  Leuven  ao  bald  nach  Antwerpen  zurirk- 
kehren  müsse,  da  er  aber  deo  ernst  vemerckte .  .  ging  ea  aa  cia 
gewaltiges  nOthtgen.  J.  G.Sca'>*aBL  imsel  Feisenbmrg  i,M;  wir 
tindrn  die  verschiedenen  gesch  echter  and  alter.  sUnde,  b^ 
acbaitigungen,  gewaltiges  wirken  nnd  grosze«  leiden,  aiics 
inaofern  ea  heroen  und  beroinen  ziemt.  Göiaa  (^ff«Ci  f»* 
mihUe)  41.  114:  bei  dem  ersten  tntl,  deo  ich  aaf  4ia  ktetca 
meine«  lande«  jüngst  nieder  tbat,  durcbscbanatl«  aack  mUk 
das  unbegreifliche,  aber  gewaltige  walle«  der  »rtaekaa^  Gaaaac 
{Napoleon  I,  9)  werke  9,  47:  denn  je  die  gaalM  kialarli  vol  lal 
allerlei  heilsamer  leer,  berrlicber  irOsluog.  gewaltiger  aa4 
eni etlicher  rettung.  Caaiseoa  kofteufrl  A  9'  wrede;  <a  Ca^ 
stantnopel  war  auf  eine  zeit  «ia  lawailifar  aafmbr  de«  rnlkca 
wider  die  ohrigkeit.  ScaoTTtua»  t^kitm  ätf  »  neudru-k:  eia 
gewaltigea  verbrechen,  «■  «(ririsoj  anöM.  Rlir-ar  i,  4ai*:  als 
Kant  regiert«,  lri«ben  sein«  leoie,  sowobi  Kantricbe,  ala 
Kanllinge  mit  diesen  femen  walTeo  em  gcwaltifca  «esee. 
F.  L.  Jabm  {brrekäermng  des  kd  SfrachtehetMsi  t,4t:  denn,  ao  wie 
man  vor  ThuiD.isius  an  beirn  und  lietenroe<«ter  aberglaabie, 
die  bOees  weiter  macben  soll:en  uod  schlimme  zeit,  ao  ist 
nach  dem  erscheinen  der  'recbtlichen  erörtemng'  ein  ge- 
waltig geaiSr«  v»a  umirichem,  die  nne  koee  atiaiaraag  btr- 
Torbringeo.  l,  l,aoa;  die  mutier  st«llie  «in«  gewalliflal 


5159     GEWALTIG  3  (gewaltigor  streit,  mühe,  that) 

an,  und  es  that  ihr  wohl  bis  in  die  schuhe  hinab,  die 
meisterfrau  zu  spielen.  Gotthelf  {der  bauernspiegel)  l,  41. 

51)  nervöse  dicere,  vel  asscrere,  gute  gewaltige  griff  im  reden 
brauchen,  oder  handtlich  und  dapferlich  reden.    Frisios  (1568) 

865'; 

da  bereitet'  er  (Heineke)  sich  zu  neuen  gewaltigen  lugen. 

GöTHE  i Heineke  fuchs)  40,70; 

man  siebet  aus  diesen  gewalligen  zurüstungen,  wie  fürchter- 
lich der  einzige  Evagaras  den  Persern  müsse  gewesen  sein. 
Reinhard  gesell,  von  Cypern  l,  40; 

es  gschach  disz  gwaliig  niderlag, 

gleich  eben  an  s.  Pelagl  tag. 

Frischlin  {vVeniielgard  1,1)  1"; 

der  löwe   und  der  hase,   beide   schlafen  mit  offenen  äugen. 

und  so  schlief  jener,  ermüdet  von  der  gewaltigen  jagd,  einst 

vor  dem   eingange   seiner   fürchterlichen  höhle.  Lessing  (der 

löwe  und  der  tieger)  1 ',  205 ; 

und  wie  sie  im  ewig  geschlossenen  kreise 

vollenden  die  weite,  gewaltige  reise, 

Platen  (.diu  neuen  propheten)  3,9; 

Über  meinen  namen  aber  entstand  ein  gewaltiger  streit.  Gott- 
helf (bauernspiegel)  1, 12;  er  musste  also  etwas  anderes  werden, 
nämlich  lustig,  ein  gewaltiger  kämpf  arbeitete  in  seinen  ge- 
sichtsmuskeln ;  wir  halfen  den  wehen  der  fröhlichkeit  nach, 
brachen  in  lachen  aus.  Immermann  {memorabilien)  6,  tn  Muncker; 
Müllendorf  wurde  mit  der  gröszten  ehrfurcht  genannt;  doch 
erinnere  ich  mich  auch,  dasz  Blücher  schon  damals  in  den 
gesprächen  stark  hervorklang,  und  dasz  man  wegen  eines 
kühnen  und  gewaltigen  reiterangriffs  —  welcher?  ist  mir 
entfallen  —  an  ihn  die  aussieht  knüpfte,  vor  ihm  sei,  wenn 
er  zum  einbauen  komme,  kein  bestand;  denn  er  reite  alles 

nieder.  18,  54 ; 

man  hörte  den  rollenden  wagen, 
der  mit  gewaltiger  eile  nun  donnert  unter  dem  thorweg. 

GöTHB  (Hium.  und  Uor.)  40,243; 

gewaltige  mühe,  gran  pena,  grand'  affanno,  tres  grande  peine. 
RÄDi.EiN  38l';  den  zweiundzwanzigsten  august  morgens  drei 
uhr  ward  alarm  geschlagen  und  mit  anbruch  des  tiiges  stand 
unser  regiment  Itzenblitz  —  ein  herrlicher  name!  —  das 
die  Soldaten  wegen  der  gewaltigen  schärfe  unseres  obiisten 
auch  donner  und  blitz  nannten,  in  der  Krausenstrasze  schon 
parade.  Bräker  der  arme  mann  im  Tockenb urg  iOl;  damit  ihr 
aber  dester  christlicher  dran  gehet,  hab  ich  euch  zu  dienst, 
unnd  wölchen  es  gelüstet  zu  nutz,  das  sibend  capitel  aus 
der  ersten  epistel  s.  Pauli  zu  den  Corinthern  für  mich  ge- 
nomen  aus  zu  legen,  ausz  der  ursach,  das  dasseib  capitel 
für  allen  schrifften  der  gantzen  bibel,  hin  und  her  gezogen 
ist,  Widder  den  ehlichen  stand,  und  gleich  ein  geweitigen 
schein  gevvunnen  hat,  für  den  ferlichen  unnd  seltzamen  stannd 
der  keuschheit.  Lother  das  7.  cap.  Pauli  zu  den  Corinthern 
(1523)  A  2";  eine  gewallige  noht,  a  pressing  or  urging  necessity. 
teutsch-engl.  tob.  (1716)  769,  ein  gewaltiger  contrast  mit  unserm 
letzten  beisammensein,  67  in  den  Tuilerien.  Bismarck  an  seine 
frau3.sept.  1870;  was  das  für  einen  gewaltigen  einflusz  auf 
das  verständnisz  ihrer  spräche  hat,  ist  hier  nicht  der  ort  zu 
sagen.  Herder  werke  5,  14  (über  den  Ursprung  der  spräche); 
will  er  (Coriolan)  ein  mensch  aus  dem  ganzen  sein,  so  musz 
er  es  auch  ganz  sein,  will  oder  muss  er  blosz  der  Selbst- 
bestimmung seiner  natur  folgen,  so  sollte  er  nicht  der  mutler 
den  gewaltigen  einflusz  auf  sich  einräumen  wollen  oder 
müssen.  0.  Ludwig  (studien)  5,  90. 

6))  ist  wol   eine  gewaltige  that,   sach,  seilicet  spolia  ampla 
tulisti,  magna  res;  valde  magnum  facis.  Weismann  156*; 
da  thronen  sie  beisammen  und  halten  eifrig  rath, 
bedenken  und  besprechen  gewaltge  waflenthat. 

UuLAND  (He  drei  köniip;  zu  Heimsen ; 

hie  sihestu,  das  gar  ein  lebendig  geweitig  ding  ist  umb  den 
glauben.  Luthrr  evangüium  von  den  lehen  aussetzigen  (1520) 
D  2';  wachholderöhl  ist  ein  gewaltig  ding,  es  heilet  alle  frische 
wunden  und  stiebe,  zweimal  warm  damit  gesalbet.  Colerus 
hausapothek  ^i  wu  slahme?  darümme  weel  er  kornblumen 
nicht  kriegen  künnt?  gewallige  Sache!  ich  bi  so  gutt  asse 
kurnblume,  und  noch  wul  andertholbe  centner  besser.  A.  Gry- 
PBiös  (die  geliebte  Dornrose)  lustspiele  288  Palm;  das  ist  wohl 
eine  gewaltige  Sache,  a  great  matter  indeed,  a  thing  to  be 
laughed  al.  teutsch-engl,  «»6.(1716)769;  ein  gewaltige  sach, 
magna  res.  Bayer  290*;  eine  gewaltige  suche,  la  grande 
affaire,  voila  une  affaire  de  grande  importanee.  Rondkau-Büx- 
T0RFF254;  eine  gewaltige  sd^che,  ironiqaement,  la  grande  affaire. 
nouveau   dictiouaire  (Slraszburg  1762)  339*;    (ironically)   das    ist 


GEWALTIG  3  (gewaltiger  häufe)        5160 

eine  gewaltige  sache,  that  is  a  mighty  affair,  indeed.  Hilpert 
1,462';  die  helikonische  heerde  soff  nämlich,  wie  wir  wissen, 
aus  der  Hippokrene.  diese  quelle  wirkt  nun  bei  allen,  welche 
sie  trinken,  die  gewaltigsten  dinge,  jedoch  nur  bei  den  durch 
das  Schicksal  dazu  voibestimmten  jenen  reizenden  Wahnsinn, 
den  wir  kennen.  Immermann  2,  81. 

7))  allein  des  Messias  gewaltige  wunder 

retteten  ihn,  er  veiiiesz  die  labyrinihischen  irren, 
kam  zu  Jesus.        Klopstock  .Messias  3,268; 
der  Wächter  auf  den  zinnen 
treibt  gar  gewali'gen  spuk, 
siebt  er  wohl  gaste  kommen? 
er  schreit:  'guck,  guck!  guckguck!' 

Grillparzkr  iiiililiiigs  kommen; 
dasz  ihnen  grade  in  dieser  gewaltigen  zeit  auch  solche 
Steigerung  ihrer  empfindung  kommt,  ist  ein  schöner  zufall. 
G.  Freytag  an  Treitsehke  (i.juli  1866),  briefwechsel  103 ;  ungeachtet 
des  allgemeinen  entgegenkommens,  und  obschon  die  gewal- 
tigen ereignisse  des  letzten  jahres  die  unentbehrlichkeit  einer 
neubildung  der  deutschen  Verfassung  zu  allseitiger  Über- 
zeugung gebracht  und  die  gemüther  für  die  annähme  der- 
selben empfänglicher  gemacht  hatten, . .  .  haben  wir  doch  in 
den  Verhandlungen  von  neuem  die  schwere  der  aufgäbe 
empfunden.  Bismarck  (24.  februar  1867)  3,  155. 

t)  in  Verbindung  mit  collectivbegriffen  wird  die  funclion  der 
Steigerung  am  einseitigsten  herausgearbeitet,  und  zwar  nach  der 
seile  der  quantitativen  werthung.  ein  anschauliches  beispiel  ßr 
diese  entwicklung  liegt  in  der  Verbindung  gewalliger  häufe  vor,  die 
zu  den  ältesten  festen  Verbindungen  gehört  vgl.  auch  gewalthaufe 
sp.  5110.  sie  führt  auf  die  bedeutung  potens  zurück  mit  ausnähme 
eines  vereinzelten  belegs,  der  der  bedeutung  violentus  entsprang: 
szo  halb  der  rath  vor  sollicher  meinunge  des  voicks  anhe  perikel 
irhes  lebens  nicht  weren  mügen,  mich  derhalbenn  mith  vleise 
gebeten,  sie  kegen  c.  churf.  g.  im  allerpesten  zuverschuldigen 
und  vor  sie  bitten,  das  sie  mith  guten  predigern  muchten 
versorgt  werden,  uff  das  kein  erger  zcufall  hirus  entstünde, 
dan  inhewereunmOgklich  dem  geweidigen  hauffen  zcuwstewren. 
Sebastian  Langhans  (an  den  kardinal ib-2l),  d. stadtechron.il, IQl ; 
in  dieser  Verbindung  halten  nun  die  Vorstellungen  ^macht,  kraft, 
stärke'  dem  zahlbegriff  noch  die  wage,  aber  in  den  nachfolgenden 
Verbindungen  gewaltige  Stadt,  gewaltiges  reich  (im  gegensatz  zu 
den  sp.  5138  aufgeführten  Verwendungen  der  gleichen  Verbindung) 
zeigt  sich  schon  die  Verdrängung  der  ursprünglichen  bedeutung,  die 
in  gewaltige  menge,  gewaltiger  reichthum  ganz  geschwunden  ist. 
1))  item  alls  der  gewaltig  huff  zö  ross  und  füsz  zu  Hill- 
czingen  ir  leger  gehept  haltend,  .  .  .  do  musztend  die  purn 
von  Hillczingen  ir  groste  glocken  usz  irm  thurn  thün.  Huo, 
Villinger  Chronik  Ml;  disem  Mario  Nepoti  ward  der  krieg  wider 
die  Cimbrischen  und  Hochteutschen  zu  fieren  bevolchen. 
aber  seitmals  die  Cimbri  und  Hochteutschen  in  zwen  under- 
schidlicbe  gewaltige  häufen  sich  gethailt,  ist  Marius  den  Hochr 
deutschen  und  Ämbronern  mit  ainem  gewaltigen  hör  bisz 
in  Galliam  entgegen  zogen.  Zimmerische  Chronik  l,  4;  aber  der 
gewaltig  hauff  der  versamelten  baurschaft  zu  Brethain,  so 
etwas  uff  tausend  stark,  wern  hinweg  gewest  und  uff  In- 
singen und  Diepach  zugezogen,  sich  diese  nacht  daselbsten 
zu  legem.  Th.  Zweifel  bei  Baumann  quellen  zur  geschichte 
des  bauernkriegs  aus  Rotenburg  61;  alda  auf  einer  eben  des 
felds  stuend  der  geweitig  häufen,  die  binderhuet  het  iren 
vortaii,  eine  höhe,  eingenommen,  künig  Brenner  wendl  sich 
von  dem  geweitigen  häufen,  platzt  und  fül  in  die  hinderhuet, 
tribs  . . .  ausz  irem  vortaii.  Avbntin  (chronik)  4,  320.  ebenso  321 ; 
hat  sich  der  kaiser  auffgemacht  und  Thonauwerd  zu  zogen 
und  die  statt  eingnumen  nachgenlz  weitter  herauf  geruckt 
und  Dillingen  eingenumen  .  .  .  und  ist  sein  gweltiger  hauff 
hernach  geruckt.  S.  Fischer  chronik  von  Ulm  126  Veesenmeyer; 
gewaltiger  und  verlorner  hauffe.  Frundsberg  118'.  ebenso  Hort- 
LBDER  631.  vgl.  dazu  Frisch  2,  420'; 

die  Vögel  wie  ein  pfeil  zuflogen: 
der  verlorn  hauff  ward  erst  erschlagen, 
darnach  die  vögel  all  gemein 
geizten  zum  gwaltigen  liaufTen  ein. 
die  thier  wurden  in  die  flucht  bracht: 
die  Vögel  gwunnen  also  die  schlacht. 

B.  Waldis  ICsopns  1,1,34  Kurzi 

der  gewaltig  hauff  von  eidgnossen  rucket  darzwischen  an 
die  landweere,  denen  kamen  die  fluchtigen  ab  dem  berg  in 
die  hend.  Stumpf  Schweizer  chronik  647";  1273  kam  grave 
Rudolf  mit  einem  gewaltigen  oberländischen  zeug  für  Basel. 
WoRSTisEN  chronik  132;  dasz  man  mit  keinem  gewaltigen  zeug 
darüber  kummen  möchte.  DO»  er  nachlasz  ii4 ;  ein  gewaltiges 


5161        GKWALTKJ  3  (prädicatfunction) 

beer,  a  power ful  army.  Hiifküt  i,  4bj*;  nun  »or  kurti  »«f- 
ruckteo  tilgen  war  ein  mrchtiger  kOnig  itm  krittr  Bertino 
in  sein  land  KefoHen,  willen»  iroa  das  einifneinmeo,  wiiler 
welclteo  Beratiiui  der  keiner  mit  geMralligar  brrea  kraffl  auta- 
geiogan,  den  feind  verjagt,  und  ein  groatan  lieg  erlanget. 
II.  WarzKi.  rtu0  ätr  i6hne  Giafftrt  {litlet.  Mr.  IM)  «.  M:  dif 
einwübner  in  der  allen  «tatt  Hom,  da  aie  daa  gewaltig 
kriegstvoick  an  der  brücken  Sixti  aabro,  haben  ai  marggralT 
Albrechten  vermocht  und  rrbeiten,  do*z  er .  .  .  bei  dem 
keiserlicheo  kriegszvoick  uro  Tried  anruffeo  wOlt  A.  HiiatiiiR 
FTundibtrgs  krtegstliottn  (tbT^)  119'  (s.  buch). 

2))  diae  grohaa'  und  gewaltige  etat,  derao  geriagateo 
achalteii  mein  hen  auf  diner  glah%-»cbeiben  eatworfeo  libet, 
bat  zur  zeit  dea  bunnitcben  krigea,  wi  aao  ubrkundei, 
ihren  ubrsprung  genommen.  Ziami  adr.  Roi.  IM  »fdrutk; 
Kaselarcelon  halte  eine  gewaltige  veatung,  die  ao  hoch  war 
aia  der  berg  Alwend,  und  ao  viel  untertchiediiche  unbwege 
halle,  aU  die  haare  einer  braut,  die  aie  icbOn  gekrflaaet; 
die  darinnen  lagen,  fürchteten  sich  vor  keiner  gewalL.  OLttaiua 
der  peitianitchf  baum-garttn  {Hamburg  10941 1.  17*; 

uoU  wie  ihr  toii  iliin  tcibi  |Ccb6i1, 

ao  bat  Ihn  ftoii  alto  gamehri, 

aih  fünIT  rAinlut  har  kriier  marbt, 

den  er  geillnnt  «hn  allen  piachi. 

In  kirchan  und  In  ibran  kaaittelaa, 

daa  ar  iwöllT  gwaltigar  abiaieo. 

uod«  t'.Ofleniier  bituimb  arlangt, 

dainlt  ar  doch  raii  nlchiao  prangL 

FailCULIR  (»rnätltfrä,  *^og)  tS; 

dieae  drei  gewaltige,  nahend  bei  einander  gelegene  kOaig- 
reiche  aeind  mehrer  mahlen  unter  einer  berraehaSl  zugleich 
geweaeo,  ieizt  hat  derer  zwei  ein  knnig  allein,  bald  ieglicba 
ein  besonder  kOnig  beherrschet.  Kiacnaor  ttendunmulh  {l,  ii) 
1,  6<>  Otterley.  tbenso  13;  aie  ballen  ao  niemand  adreaaen  ge- 
habt, hatten  sich  in  dem  gewaltigen  gewOhle  nicht  zurrcbt 
zu  linden  gewuszt.  Nicolai  rtis*bnchrnb*ng  ({'m)  i,  tr, ;  thit 
er  {der  tmftl)  dem  auch  alao,  schmiert  eine  gewaltige  menge 
lebro  zusammen,  ruilt'a  in  aeinen  binden,  behaucht'  und  be- 
geiferte es.  Linz  ponddmontMm  37;  eine  gewaltige  menge  voU 
kea,  a*  immeiu«  cratei  of  p4opU.  HiLPtar  1,472';  ein  gewal- 
tiger schätz,  a  tau  trtasure.  tbtnda;  gewaltiger  reichthum, 
rwAeiMt  «oii.<i(f^raM«t.  RonoKai-BL'XTosrr  2M. 

b)  am  dem  rahmen  dit$tr  ttrbindungt*  \6ttn  nek  einigt  it- 
dntungtabstufumien  ab,  du  in  d*n  freien  gebrauch  det  adjfctivs 
übergehen,  iri«  die  Vorstellungen:  ^gro$i,  stark,  erhaben,  dxesrm 
freien  gebrauch  gehören  andererseits  auch  ferwendungen  an,  die 
unmittelbar  auf  die  unttr  gewaltig,  potens  angeführten  gebraucht- 
formtn  lurüekgehen. 

a)  weiterentmieklung  der  bei  gewaltig,  potens  dargekgten  Ver- 
wendung. 

11)  rooli^emetnerun^  und  abschwäehung :  gleicbergestalt  wie 
der  mensch  ob  allen  andern  creaturen  und  geachOpfen,  die 
von  golt  gemacht,  das  edeNl,  fürnemlist  und  gewaltigeat  ist, 
alao  auch  bin  widerumb  ist  er  das  elende-t.  TBuaniiszBa  von 
wassern  (I&72)  2-19;  das  kind  das  denn  geboren  wirt  dz  wirt 
gewallig  und  rein  und  demütig.  OaioiiF  v.  Bairlämdt  arin«t- 
buch  u*. 

1))  bedeutungsretengerung  und  ellipst. 

a))  wird  sie  {die  gestalt  des  Utbes)  nicht  in  mOssiggange 
and  tregheit  vorterbet,  aber  durch  die  flbung  und  das  be- 
wegen gewaltig  erhallen?  Burscaai  itanii.  42«;  ein  meialer 
dea  achwerta  auf  hieb  und  aioat,  kurz,  rasch,  fest,  fein,  ge- 
waltig und  nicht  zu  ermüden,  wenn  seine  band  erst  das  eiaen 
faszie.  F.  L.  Jaan  2,1,6. 

b))  da  waren  di  sQndlicben  Iflale  (welche  durch  gesetze 
aich  erregeten)  krefltig  in  uoaern  gliedern.  LctHia  Rltmer  7, 5 
(teruiai«  gewaltig);  aber  die  malrii  zeucht  die  aamen  nicht 
allemal  an  aich,  sie  iat  dann  gewaltig.  PaeAciLaoa  ep.  (1U9) 
liUO; 

liar't  doch  nur  jadar 
au«  dam  buch  lich  heraus,  und  ist  er  gewaltig,  so  llet'l  er 
In  daa  buch  sich  binelo.  amalgamlrt  sieb  das  fremd«. 

GöTBB  i>7>.  I)  1.3S«. 

}))  Übertragung:  die  irdische  harmonie  ist  doch  gewalliger 
ala  die  himmliacbe.  Göiai  {an  CkarlotU  r.  Sinn  \0.  febr.  \-%\) 
hritfe  &,  49;  waa  ist  der  menach  dasz  ein  bisgen  aalz  gewal- 
tiger ist  ala  nlle  aeme  Temnaft.  (19.  de«.  1783)  «,128.  ^ 

ß)  »bereinstmmung  mU  den  in  dtr  nUrUmtiven  vtrhiniung 
entwickelten  beitutungen. 

\))  nervotus  orator .  ein  hiffliger  Iriffenlicher  reder,  der 
atreng   und    gwaltig   ist.  und    redt    daa   zä  der  aach  dienet. 


GEWALTIG  3  (nibtUotivierang)        5t62 

FsMioa  M»*;  dat  geaaliea  stin  ia«  ao  aUrck  aad  ftwaltif, 
daa  ate  auch  ein  lewoobertx  eraebreckeo  kau.  EaAaaoa  At> 
azaoa  vom  butüiiken  »m  Mtfieburg  C  t :  waa  ich  ml  oMiaM 
augeo  aoaebe,  daa  springt  aoaetaandar,  ao  g««alli|  iat  mein 
blick.   Gaia«  {die  ncht  diente)  mirtluu  t,  t«. 

2))  an  dem  atain  aio  neoarb  iat  aod  bll  io  der  rtktaa 
bani  ain  aicheln ,  der  macht  aeinen  tragar  von  lag  te  tag 
geweitiger.  KuaaAD  *.  MaccHaaae  butk  ä.  Mter  a7,  11;  (•- 
wrIliK  {SfUers)  diateäform  vom  gewaltig,  iftout  tUrL  Ktaau« 
tolkisprteho  im  Nautu  I,  IIS. 

1)1  kOnig,  nenn  ihn  gewaltig,  riaetakafl,  ■■galiwuf,  —  4«ch 
nimmermehr  gruaz,  den  mOrdcr  d'Eogkicsa,  —  «M  «si 
nimmer  den  groaz,  welcher  treue,  recht,  ehr'  aod  liebe  daa 
rühm    und  der  macht  aufopfert.  Gaaaac  {}iopoUom  1,1)  wrte 

*,  4»; 

und  wlbraod  «r  anslOrasi  la  iflraaadaai  grall 
wie  Ära*  ■•waliir  und  »cböo  wU  Apoll, 
beiaubert  dar  glaoi 
dar  aHoDlIcbeo  »cbönbaii  da»  baldan  il«  gaaa. 

LiotMOL»  {l^alktMU*)  Sit; 

. .  gewaltig  war  er  (Stgurd  AI««)  anoKbaan. 

Gaiaai  JmiimMtdtr  »t ; 

die  ara«  gekrautl.  gewaltig  und  siuaa, 

»0  wird  ar  vor  auch  siaban. 

Ihr  aber  slabai  4«o  buekal  kraasa 

und  traget  saloa  ll*rAea.    StaAOiwm  f#dL  M; 

daa  bild  vom  Beere  In  meiner  phantaaie  war  allerdinga  nlcb- 
tiger,  gewaltiger  geweaen  ala  die  Wirklichkeit,  und  dock 
feaselle  mich  der  eindruck  so,  daaz  Ich  mich  kau«  trtMMa 
konnte,  ich  hatte  mir  daa  meer  nimllcb  nicht  ao  acMa  f^ 
dacht,  nicht  ao  unbescbrei>>lich  schön.  GamrAizia  (tefrlMft 
auf  der  rtiu  n<tch  Italien)  19*,  196:  der  gnada  knglaoda  f«r- 
dankt  aeinem  irrwaho  nach  künig  Ludwig  die  krön«  — 
Frankreichs  kröne!  so  leuchtend  und  ao  gewaltig,  da«<  aie 
aelbat  einem  riraen,  der  aie  trflge  . . .  aag  ood  baapi  ver- 
blenden und  zeracbmetlern  kannte.  Gaaaai  {Hofokom  l,  I) 
3,  33;  wenn  ich  dann  aber  sehe,  wi  er  aonst  iat,  temkeriig 
und  freundlich  sogar  gegen  die  fliegen,  die  un  aeioe  oaae 
tanzen,  .  .  .  und  nie  er  alier  Meli  daa  beste  gOnnrn  möchte, 
und  wie  er  aich  aelber  gar  oichla  gönnt  und  noch  lief  in  der 
niicht  lie^t  und  achreiht,  ao  wird  mir  aeine  ganze  gescbichte 
gewallig.  Frettac  verlorene  handsehrifl  i,  38. 

4))  nun  wurde  freilich  der  effect,  den  dies  intermetzo 
machte,  um  so  gewaltiger.  Hetsi  tder  UtUe  etntaur\  4,  2a4; 
immerhin  war  der  eindruck,  «eichen  der  rasche  fall  de« 
Danewerks  hervorrief,  ein  gewaltiger.  Svaai  btgrftniunq  t,t38; 
er  fragte  nach  dem  atundenplane,  niemand  batie  einen  aolcben, 
wie  die  Verwilderung  überhaupt  gewaltig  achien.  Aoeaeaca 
iwiies  leben  1,  Itt. 

c)  dit  substantirierung  ia  kiir  ntekl  auf  das  «MaciUtaaas  kr- 
selirdnkt,  sit  dient  im  nevfriini  «««A  der  ^tUmtätm.  ämi  M 
wesentlich  auf  die  bedeulung  'erhabtn'  ftriekUL  iu  ■aawhaam 
andrerst^s  leigt  hier  meitl  indiridmeUts  §*ft4§t  mmi  trd^  itm 
Charakter  der  gelegentlichem  ühtrfükrmmf  im  dit  tvtefotit  in 
iubttantm.  tj/pitche  prdgmngem  trtUm  kier  »«Ar  asrick.  multr 
den  bedeutun§«m  AterwMfl  üt  vortteUumf  ühnmimtMitktt  ftra/l 
und  sUirke,  die  mit  terlwl«  UrftrÜck  trfual  kU 

a)  personificatiom. 

t))  syntaktitekt   übtrfükrmng  ra  die  ottegorit  in  saAsleaNn. 

a))  mü  btsug  auf  kkfertidte  kraß:  gleich  wie  vil  beckira 
in  eim  wicber,  do  alweg  der  gewaltiger  den  achwecbcrw 
frist  und  dempt.  lenttesa  bti  Ki-az  Mamert  Lutk.  man  IM; 
sie  nannte  ihn  den  gewalligen,  den  alarken,  deasea 
macht  sie  allenthalben  aake«,  deszen  gegenwart  aie  ■■ 
mit  schauer  der  ehrfurrkt  fSkhen.  HiaaKa  {vmm  §iid  in 
Ebreisthen  poent  1)  lt,24S; 

daas  du  auch  jeoei  aaaaoi.  daa  tewaUigaa,  naa««  mir  BODweai, 
wer  der  Üanaar  dort  m  groas  aod  kerlkb  b«r*orpraogt. 

Vo»a  It»*»  3.tMi 


der  laaae 


i«4er  aekante  aiek 
4aa  gewaJügea  (A(*aJ/^<i  z«  aiebe. 


Beacta  t»»*  k,\ 


edler  rfctar. 
nicht  wollt  «trackalbeo  aolM«  grwas.  aU  ohrTartkl 
betriebt  leb  auf  dar  «orkaa  brwst  da*  blei«e4, 
da»  kOailicb«.  dea  aacblifatoa  gecvlclii 
gabObtlicb  von  der  bald  der  acMaiteo  fraoen. 
a*  trieb  das  hers  alcb  mala«  erste  lanie 
«otgcgao  dea  gewaltiruaa  aa  kalte«.  — 
lek  ward  von  encb  baMagt. 

Ca«niMO  ForunaA  glttkaetktl  1»  nndrutk; 

SM* 


5163        GEWALTIG  3  (substanlivierung) 

bebst  du?  schauert  dir  das  gebein? 
hast's  ja  gewollt,  warum  gehst  du  nicht? 
starker  kühner,  gewaltiger! 
nur  gegen  mich  hast  du  mut? 
bebst  vor  der  schlänge? 

Grillparzbii  (Argonauten  4)  5*,  109; 

ein  könis;! 
spricht  doch  ein  dege»  so  mit  einem  degcn! 
wei'  kanti  und  mag  besitzen,  wenn  er  nicht 
bewiesen  hat,  dasz  er  mit  recht  besitzt? 
und  wer  erstickt  das  murren  um  sich  her, 
bevor  er  den  gewaltigsten,  der  lebt, 
zu  boden  warf.  Hebbel  Sibelungen,  vompiel  2. 

h))  mit   bezug  auf  geistes-  uvd   willenshraft:    Najtokon.    das 
geschick  trieb  seine  rüder  zermalmend   über  nocli  viel    här- 
tere herzen.     Bertrand,  du,  selbst  so  gewaltiger,  glaubst  ein 
geBckick?   Grabbb  {Napoleon  l,  4)  werke  3,  59; 
doch  solltet  ihr  je  übermütig  werden, 
mit  stolz  erheben  euren  herrscherhiick, 
so  denkt  an  den  gewaltigen  zurück, 
der  jfizt  nur  fiel  in  goties  strenge  bände, 
an  Ottokar,  sein  glück  und  an  sein  ende! 

GaiLLPARZER  {Uniiiii  UUnkar  5)  68,145; 
dich  selbst,  gewalt'ger,  den  ich  noch  vor  jähren 
mein  lieTes  wesen  witzig  sah  verneinen, 
dich  selbst  nuu  zähl'  ich  heute  zu  den  meinen. 

Platbn  (lins  souhU  IUI  Göllte)  2,90; 
niemand  wagt  den  geradesten  weg,  man  fügt  sich  dem  welllauf, 
da  sich  der  weltlauf  doch  stets  dem  gewalligen  fügt. 

Geibkl  juniiiislieiter  (iiuomen  9). 

2))  typische  prägungen:  die  drei  gewaltigen.  Göthe  Faust  2,  4. 

vgl.  oben  sp.  5154; 

Willekalm:  dich  ruf  ich  gewalt'ger, 
tritt  hinler  mich, 
in  thales  miuen 
dort  stelle  dich, 

deine  arme  von  eisen  und  stahl 
recke  und  strecke  über  das  thal. 

(der  gewaltige  wirft  die  keule  fort,  streckt  beide  arme  nach 
rechts  und  links  aus.  in  dem  augenblick  wuchst  unter 
seinen  füszen  aus  dem  boden  ein  berg  empor,  so  dasz  der 
gewaltige  emporgetragen  wird,  der  berg  steigt  so  lange 
empor,  bis  dasz  die  bände  des  gewalligen  sich  in  gleicher 
hübe  mit  den  tbalrändern  rechts  und  links  befinden,  dann 
steht  der  berg  fest.) 

der  brücken-pfeiler 

ist  aufgestellt  — 

der  iiacken  trägt  mir 

die  deutsche  weit! 

WiLDKNBRüca  Willehalm  2.  bild; 

den  Cyklopen,  riesenhafligen  gewaltigen  einer  früheren  welt- 
ordnung.  Schlosser  weltgeschichle  (geschickte  der  Griechen  1,  2) 

1^142; 

der  Jugendtraum  der  erde  ist  geträumt, 
und  mit  den  riesen,  mit  den  drachen  ist 
der  beiden,  der  gewalt'gen  zeit  dahin. 

Gbillparzeb  (liöiiiii  OUokars  glück  v.  ende  3) 
65, 95. 
ß)  die  abstraction  im  neutrum: 

nun  denn,  ich  hab'  gelernt,  gewaltigem  mich  fügen, 
die  götier  wollien's  nicht,  da  rächten  sie's. 

Gbillparzer  (des  meeiex  und  der  liebe  wellen  5)  7*,  101; 

durch  die  äugen  gehet  zart  zurück,  was  zart  kam;  das  ge- 
waltige gebiehrt  die  brüst,  die  zunge  spricht  es  aus.  E.  M. 
Arnut  geist  der  zeit  (1807)  1,  3; 

vieles  erlernest  du  wohl,  doch  nimmer  erlernst  du  das  grosze, 
und  das  gewaltige  giebt  einzig  der  strahl  der  gehurt. 

Geisel  juniusUeder  (gnomen  6); 
aber  du.  ein  söhn  der  zelten 
deren  schosz  gewaliges  tragt  .  .  . 

RoQtETTB  i)cdichte  (1859)  117; 
derweil  in  weh'n  die  erde  kreist, 
gewaltiges  sich  vorbereitet, 
und  ein  verderbenschwang'rer  gelst 
geharnischt  durch  die  lande  schreitet. 

BooENSTEDT  Mirtu  Schafft/  prolog, 

d)  in  der  function  des  adverbiums  erreicht  gewaltig  nicht  die 
gleiche  vielseiligkeit ,  die  wir  am  attributiven  gebrauch  festgestellt 
haben,  dagegen  übertrifft  es  diesen  an  häußgkeit  der  Ver- 
wendung in  einigen  bevorzugten  formen,  am  engsten  berührt 
sich  das  adveib  mit  dem  adjectiv  in  den  bedeutungen  'ungestüm, 
stark,  heftig,  eindringlich',  die  sich  aus  der  Verbindung  mit  verbis 
entwickeln,  wenn  eine  bewegung  in  der  auszenwelt  oder  am 
mensclilirhen  körper,  eine  erregung  des  gemütes  oder  endlieh  die 
nachhaltigkeit  eimr  Wirkung  dargestellt  wird,  aber  schon  hier 
sinkt  das  adverbium  viel  rascher  zum  bloszen  steigerungsmiltel 
herab,  als  das  es  namentlich  neben  verbis  wie  zunehmen,  sich 
vermehren  u.  a.  gebraucht  wird,  von  hier  aus  wird  auch  die  ver- 


GEWALTIG  3  (adverbium) 


5164 


bindung  mit  adjecliven  begünstigt,  in  die  allerdings  auch  einige 
parlicipia  mit  einijreifen.  am  wenigsten  scheint  dem  adverb  die 
bedeutung  ^erhaben  entgegenzukommen  die  nur  vereinzelt  be- 
gegnet in  Wendungen  wie:  und  es  ist  als  müszte  man  jetzt 
eine  neue  spräche  sprechen,  alles  gewohnte  anders  thun, 
höher,  gewaltiger.  Auerbach  neues  leben  3,  66. 

a)  Verbindung  mit  verbts. 

1))  die  bedeutung  ^ungestüm'  bei  verbis,  die  auf  einen  duszeren 
Vorgang  bezug  nehmen  oder  eine  innere  bewetjung  unter  ähn- 
lichen bilde  zum  ausdruck  bringen ,  vgl.  das  attributive  adjectiv 
in  sp.  51.ll. 

a))  äuszere  Vorgänge. 

a))  auch  luff  alles  das  seichwasser  an  den  fürt  zu  Vede, 
unnd  schwemmt  den  flusz  so  blötzlich  unnd  gewaltig,  dasz 
alle  die  daselbst  ligenden  geschwader  der  feint  schrecklich 
ersoffen.  Fisciiart  Gargant.  232*; 

wie?  das,  was  aus  dem  meer  an  dünsten  das  licht  der  sonnen 

aufwärts  zieht, 
ist  mehr,  als  aller  ströhme  fluhten?  wieviel,  wie  oft,  wie  stark 

von  oben, 
in  bittern  schauern,   auf  die  wellen,  die  durch  die  macht  der 

stürme  toben, 
gewaltig  wieder  abwerts  fällt:   wird   uns   ein  schilfer,   der  es 

sieht, 
am  allerbesten  sagen  können. 

Bbockks  TliDmfoiis  Jahreszeilen,  der  herbst  v.  741 ; 

die  wellen,  die  auf  diesem  breiten  mächtigen  ströme  nicht 
so  unbedeutend  sind,  als  die  wellen  der  Oder,  ergriffen  das 
schiff  an  seiner  fläche,  und  schleuderten  es  so  gewaltig, 
dasz  es  durch  sein  höchst  gefährliches  schwanken,  die  ganze 
gesellschaft  in  schrecken  setzte.  H.  v.  Kleist  an  seine  braut 
202;  Napoleon  hat  die  Völker  einst  zu  einander  spazieren 
geführt;  das  musste  aufhören;  die  reisen  der  einzelnen  sind 
aber  gewissermaszen  die  leisen  äussersten  kreise  der  einst  so 
gewaltig  vom  mittelpunkt  erregten  flut.  Immebhann  (memo- 
rabilien)  6, 67  Muncker ; 

wogend  bin  und  her  gewaltig,  unaufhaltsam,  wütend  gräszllch 
rast  vernicblung  vielgestaltig  .... 

Leutmold  (vor  Cremona)  120; 

es  fing  gewaltig  an  zu  blitzen  und  zu  donnern.  Bräker  der 
arme  mann  im  Tockenburg  29;  es  regnet  gewaltig,  it  rains 
apace.  teutseh-engl.  wb.  (1716)  769;  der  wind  geht  oder  bläst 
gewaltig,  the  wind  blows  very  hard,  is  very  high.  Hilpert  1,  462'; 
will  man  diesen  versuch  mit  farbigen  papieren,  auf,  die  man 
das  Sonnenlicht  gewaltig  fallen  und  von  da  auf  eine  im 
dunklen  stehende  fläche  reOectiren  läszt,  anstellen  ...  so 
wird  man  sich  noch  mehr  von  dem  wahren  veihältnisz  der 
Sache  überzeugen.    Göthe  (farbenlehre)  59,  236. 

ß))  der  donner  brüllt  gewaltig,  the  thunder  roars  dread- 
fully.    Hilpert  1,  462'; 

und  ängstlich  auf  dem  borst  mit  seinen  jungen 
fand  ich  das  weibchen  sitzen,    fürchterlich 
bekämpften    noch  bei  ihr  die  männer  sich; 
wie  knoten  sah  ich  hals  um  hals  geschlungen, 
gewaltig  tönte  ihrer  flügel  schlag. 

HouwALD  heimhehr  13.  auftritt; 
denn  er  war  unser!  mag  das  stolze  wort 
den  lauten  schmerz  gewaltig  übertönen. 

Göthe  (fifiilug  zu  Schillers  gloclie)  13,170; 

das  geschütz  gieng  gewaltig,  dasz  es  nicht  allein  die  mauwer. 
Sundern  die  dächer,  beuser  und  gebeuw  nider  geworffen. 
RfitszNER  Frundsbergs  kriegslhaten  2,  26;  am  pfingsl-montag  hat 
Hans  Oppersdorff  hauplmann  looo  pferde  durchgeführet,  in 
der  Stadt  gewallig  geschossen.  Mart.  Meister  Görlitzer  annalen 
in  scripl.  rer.  Lusat.  (1719)  2,  34*. 

y))  der  wallüsch  kommt  gewaltig  hergeschwommen, 

doch  stüimt  er  mit  dem  schwänze  nicht. 

Glkim  (13.  fiibel.  Neptun,  der  wallfiscli)  1,86; 
es  kamen  auch  steine  gewaltig  geflogen, 
die  den  verzweifelten  Brauneu  von  allen  selten  bedrängten. 
Göthe  (lieiaeke  fuchs)  40,28. 

6))  Übertragung  auf  innere  vorginge. 

«))  die  müelnerin  sich  nider  legt, 

kert  den  köpf  zu  den  füesen; 
der  most  sich  gwaliig  in  ir  regt. 

H.  Sachs  (iias  wein/ierlein  der  mülnerin)  fabeln 
und  schwanke  3,85  neudruck; 
es  war  ein  düerrer  fuochse; 
in  dem  gwaltig  erwüechse 
der  hünger  gar  inprüenstig. 

(der  kniiiiriiie  juclis  mit  dem  wie.^el)  ebenda  3,244; 
(der  Student)  ging  im  sehne  ziirent,  zanklafTent  auf  und  ab, 
sein  ganczen  leib  der  fiost  gewaltig  üehergab: 
die  fraw  schuwt  zu,  den  spot  wart  aus  im  treiben. 

(der  Student  im  schnee)  ebenda  3, 36i  neudrucki 


5165     GEWALTIG  3  (gewaltig  treiben,  reiueo) 

•■  würe  hier  auch  ganz  arli|,  wenn  oiir  nicbl  wi«  gtttgt 
der  bninnen  einen  »o  gewaltig  «ogriffa.  GOTHt  («■  Ckrütiant 
90.  ;Miit   IMOI)  brief»  16,243; 

dir  aber,  weloheo  tehonend  Ich  bdhandtli«, 
dir  icbwllli  der  kimm  gswaltig,  bliier  hAhnti  du  mieb. 
l'LATiN  UumuHtuchtr  ÖUti-Uä  t)  4.176. 

ß))  lat  fiitt  itein  ander  h^weisung,  die  gewalligpr  foo  iOaden 
abzeucbt  ilann  so  du  belrocbleit.  Mblancnton  annoM,  tu  Rim, 
9,7;  liebe  diesen  mann  tuII  kraft  und  gefObl  goltea,  abar  so 
innig  und  rtibig  fOblend,  alt  bier  der  taft  im  bauine  treibt, 
als  der  iriNiinkt,  der  lausendurlig  dort  uniar  geacbopfa  *ar- 
tlieili,  der  In  jedem  geacbopre  eioieln  ao  gawallig  treibet, 
all  dieser  in  ibn  geaaiuroelte  stille,  grsund«  oaturtrieb  nur 
wUrkep  kann.  llüRDKa  {auch  tint  pAiloiopAir)  &,  4a0; 

docb  unerbliilleb.  allgawalilg  irelbi 

de*  augeiibllli«  geblaisrtiliumfl  mich 

ao  das  entwobiite  lieht  dar  wall  barvor. 

ScMiLi.1*  (bruMt  ron  M0ui»B  I)  14. U; 

nimmer  nun  dn*  xairali  schwloga 

stell'  leb  au«  In»  waiia  maer. 

denn  gewallig  ilebl  die  ding« 

frommer  ilehasiwaog  mir  bar. 

Gaiaat  juniiiMlUder  t; 
weil  uns  die  materie  eniscbfldigt  und  gicicbsaro  Ober  atock 
und  stein  gewaltig  mitreiszt.  Haaoia  {rtctntion  ton  Klop$lockt 
odtn)  6,  SM;  gewist,  er  wird  eucb  balten  und  retten,  weao 
euch  nicbt  daa  verbangnisz  gewaltig  fortreisxt.  C.  F.  Maita 
Angtla  Borgidl\;  bist  mein  Heinrieb  und  bast'ii  kQssen  verlernt! 
wie  aonat  ein  gonzer  biiiimcl  mit  deiner  umarmung  gewallig 
über  mich  eindrang.  GOtie  urfautt,  ktrktrtctnt;  wie  sie  aber 
das  niännlirbe  alter  erreicht  ballen,  und  gewabr  wurden  mit 
welcber  ebrerbietung  meinen  freunden  tod  dem  gro^zen  baufeo 
begegnet  wird,  . .  .  «o  stach  ihnen  daa  allea  gawallig  io  die 
«ugen  und  ein  mann,  dem  alle  dieae  TorzOg«  beiwohnten, 
düucbte  aich  ein  gruszer  berr  zu  sein.  Wiilard  Hhtrtttiung 
Luciant  S,  l'iS  (die  tntlauftntn  irldMn);  die  vornehme  fa^on 
und  der  diimascirte  lauf  des  kleinen  meisterslückes  der  da- 
maligen bflcbsenscbmiedekunst  stachen  dem  pfarrer  gewaltig 
In  die  äugen.    C  F.  MiiY>R  der  schua  *9%  der  kanul  6«. 

1))  dii  bedeulung  'stark,  kräftig'  bti  r*rbis  die  tine  körper- 
hewtgung  ihm  autdruck  bringen,  vgl.  dai  atlrtbuliM  adjtctiv  in 
$p.  6I&6. 

a))  der  wolf  «erzog  das  geiicht  gewaltig,  docb  liesz  er 
aich  nicht  schrecken.  Gaidii  (der  wolf  und  der  mtn$th)  mdrcken 
1,440; 

er  oies'ie  gewaltig  von  vornan  und  biDten. 

GöTHB  [Itetneke  fuchs  VI)  40,  KS; 

MQnchhaosen  ...  tog  die  augenbraueo  in  die  höhe,  daaz  daa 
blaue  und  das  braune  äuge  noch  gewaltiger  hervortrat  ala 
gewöhnlich.  Ihhehiarii  l,  loi;  vor  dem  acbietzhause  atebt  er 
[der  äoctor)  mit  seiner  bQcbse  neben  dem  Oeiscber  Below, 
der  ala  tchotzencapitan  goldene  epauletlen  auf  seiner  uni- 
form trügt  und  tu  gewaltig  um  sich  aiebt,  dasz  die  bürger 
ihm  mit  noch  gröszerer  hochacbtung  betrachten  als  an  werkel- 
tagen.  Fiiitag  {aus  einer  kleinen  Stadt)  ts,  144;  einen  jeden 
blomeuaer  nabete  er  in  aeine  kleider,  und  damit  er  deren 
einige  in  voirath  kriegen  mOgte,  muste  ich  und  sein  armes 
pferd  daran  sparen  helffen,  davon  kams,  dasz  ich  den  treugea 
pnmprroirkel  gewaltig  beissen,  und  mich  mit  wasser,  oder 
wan»  wolging,  mit  dinn  bier  behellTen  must«.  GRiaMiLsaAoaaa 
SimpU«.  181  neudruck; 

nun  «precb  wir  all  gar  dOemfiatlg 
und  schreien  lu  got  so  gwelilg 
asit  wain  tum  richier  heitiigliTlch. 
das  lorn  tu  wanden  sear  ricblicb. 
bei  WACKaoASSL  das  lieultch»  kirchenKf4%il\X; 
Johann!  fleng  drauf  der  wirih  gewaltig  an  tu  icbrein, 
dar  dichter  (Tauft  geschwind!)  soll  von  der  gfiia  sein, 
uml  mir  lein  trsuerspiel  auf  eine  stunde  schicken. 
(Ullbrt  (iIih  </efpenst)  fnbeln  Und  ertaMuitgen  (1748)  I.SS; 
gewaltig  schreien,  (o  rry  as  loud  at  one  can.    Hiipaar  1,  463'; 
ich  tttom  gewaltig  an  tu  kollern  und  tagte: 'worzu  halte  ich 
ao  ein  baufTen   mBgd   im  hauts,   wann  ihr  alles  selbit  ibun 
wollt'?  GaiHMBLSBaosan  {tagelnest)  i,to  Kurs;  freilich  ist  denen, 
welche  für  die  casse  zu  aorgen  haben,  nicht  übelzunehmen, 
wenn   aie  in  diesem  falle,  ala  die  wficbter  Ziont,   gewaltig 
tuten.  Görai  a»  i.  H.  Meyer  (»7.  seft.  1807),  briefe  l»,  416. 

i))  to  lange  ich  lebe  soll  nichts  davon  gedruckt  werden, 
die  flnger  jucken  mir  aber  gewaltig,  meine  bemerkungen 
über  das  jetzige  tbcalerwesen  bekannt  zu  machen.  F.  1-. 
ScaaöDBR  bei  F.  L  W.  Metsa  3,317;  wenn  er  arbeitete,  ao 
fuhr  er  mit  dem  draht  to  gewaltig  aus,  datz  er  jedem,  der 


GEWALTIG  3  (gewaltig  driogeo.  springeo)    5166 

lieh  nicht  weit  genug  in  der  ferne  kielt,  iia  faaal  In  de« 
leib   itiaat.   GaiiN   {wui$ltr  Pfritm)  ksnitr'  wU 

1,  41«; 

■ein  pferd.  «in  aagablndltt  iftrkhcbaa. 
von  böroerklang  nod  p«ii*cbto*ehall  «ad 
geklair  varolldart.  alli  ata  ellaodea 
TO'Ubar  nach  daa  andaro  .  .  . 
gawallig  drOik'  leb  Io  die  tAgal.  docb. 
al*  hatia  aio  sporn  geueffao,  oon  er»i  greift 
a»  aus.  _ 

H.  v.  EiBier  (/««U/«  SekngtnttH»  i.t)  UM 
2a|/faer 
dam  flscbar  giaicb  wlrf.i  da  die  sogoi  MH^ 
willst  fern«  iiehn,  balauernd  dalaen  badar. 
Libutsa  Ist  k<-lo  O'chleln,  daa  man  faoft, 
gawallig.  wie  dar  rOr>ilieb«  datpbln, 
relss'  leb  die  aogal  dir  loaammt  dar  lalo« 
aoa  schwacher  haad  uod  schlaudr«  dich  \p*  maar. 
da  laig  deoo.  ob  du  ichwimaao  kaoost.  aeln  lUcoer. 

GaiLLrtasBB  lUkuiam  H  a*.ltl. 
ao  dem  seil«  «eben  ilebi  mao  deo  frcood  «oipar. 
da  serireoot  er  gewaltig  dao  dlcbMo  cbor. 

'     »caliiB«  (baryuA«/!)  It.IM: 
sie  terrt«  gewallig 
■od  es  blieb  ihr  «In  viertel  des  achwaose*  Im  eise  gafangao. 
GOtas  {HeiHtke  fach»  11)  40,1»:. 
da  kam  ein  bube  geiaafao 
ein  variracktar  gaaalie  mit  aloar  pik«  bewalfoei 
iclebi  tu  fast.  sMcb  er  oacb  uos  uod  diiogt*  mos  gewaltig. 

ehmdai 
dar  waiaa  fOrat  verbargt  ikb  in  ein  winket,  nai  aMMl, 
wia  der  ilallmaistcr  lia  idie  Jungfrau)  mit  faoatca  nui  fHaaw 
gewaltig  abschmiert.  S.  Witzbl  rein  der  stku«  Gtai*r$  m 
oriidrNrili;  (er)  gerbte  den  einen  jungen  den  rflckao  ao  ga- 
wallig, da«z  er  zum  baut  bmaoa  iprang.  brider  Gaiaa 
{tuehchen  deck  dich)  mdrcken  I,  2tS; 

in  der  ecke  fanden  ale  iba  (dem  —tf)  oad  soliiageo  ood  garbiaa 
ihm  gewalüg  daa  feil.  Cftroa  (lUUek*  fuek*)  4»,U. 

<))  die  weil  Ich  aber  roat  oii  ball 

oaoi  Ich  bald  einen  ao  dar  »lall 
vom  gmeloeo  voick,  dar  sierckai  rtkrwar 
der  underm  gsniien  baufTeo  war, 
den  brauchet  ich  (ur  eioan  gaol, 
er  sprang  gwaiiig  uod  wai  nil  faul. 

FUCHABV  fl«hkMlt  374  BiodTMaj 
es  hing  Ihm  ao  der  seltao 
eio  trlnkgafasz  voo  buchs; 
gewallig  Boooi'  er  scbrelico 
aod  war  voo  hohem  wuchs. 

Uhlaiib.  der  tekenk  aam  Umhmrft 
iodesseo  Mhriii  telo  gabt  gewaltig  fart 
io'a  ewige  des  wahreo.  guieo,  scbiäaaa. 

Gövaa  le/iltKj  »n  SckitUrt  yl»ct»)  19, !?•; 

(ich)  ward  aber  bald  in,  datz  ich  anaiat  einea  forsten  «aas 
pbantaiten  gefangen  hatte,  der  aich  Oberstudierel,  und  ia  der 
poelerei  gewaltig  verstiegen.  GaiHaiL<iBAOsiii  Semfke.  307 
neadrucJt ; 

im  kriege  wiren  ooeb  eher 
Isegrim  und  Brauo  lu  gehraucbao,  mao  fOrcbiei  sl«  beide . . . 
doch  im  raih«  feblie  gar  oft  die  o6tblge  klagball: 
denn  sie  pOegeo  tu  aehr  auf  ihre  starke  tu  Uoueo. 
kommt  BBo  io'a  feid  uod   oaht  sich  dea  werk,  da  blakt  m 
gewaltig. 

COTBB  (lleimek«  fUek*)  M^l«»{ 
hilfst  du  FalsiaVa  ew'g«  lauoe,  krintt'  Iho  Perej*B 
nagt'  ich,  dast  dem  louo  Percj  upfar  du  das  baui  I 
docb  der  uoput  biokt  gawallig  wie  delo  prahlaa  aad  dal 

laaiBaA!«!!  (der  im  iirvorte*  drr  OMbtt 
umiktrummelmä«  emMtUr)  13,  dM: 

dia  anfwirterinnen  tragen  die  breiten  tionackOaaafai  li  ar- 
hobenen  banden  in  der  hohe  ihrta  gesichiea  keraa,  arit  ga- 
raesienem  paradeichrilt,  die  koflao  gewaltig  hin  aod  bar 
wiegend.  G.  Ktuaa  (der  grüne  Henrich)  l,  3&7; 
nur  manchmal,  dait  er  {Luther)  mit  deo  bOrgera  4m 
behOrdr,  der  juriitenfacallAt  aaiaar  nnivertiiM,  4aa 
teines  landeaherrn  gewaltig  tMaaaa>atieat.G.  FaavraafIMr  3) 
1»,  197;  wenn  aich  die  aadara  akkt  gewaliif  aagreifaa,  aa 
ist  das  haoa  dein.  hrUer  Giiaa  (Ae  ärai  »rWcr)  aKrdkea 
3,  316. 

9)1  dia  bedentuf  *ke/%'  M  aiHi»,  ik  eim  UipmaAt»  ftfUd 
oder  eine  graftitteäefaaf  aa«i  atMiraai  tiiayta  afl.  ipi  »im  f. 

a))     lag  ich  la  tief  alt  dea  baopiT  alr  takllgt  daa  ben  aa 
gewaliifl 

▼aaa  Utaa  t.  61». 

•Ia  lieh  endlich  dia  beiden  OOgelthtraa  »üwlaa.  wir  kinder 
binainstOrmlen  and  dann  «iader  vor  •kanaaakaog  »ttli  ataa- 
den,  pocbta  mein  hert  gewaltig.  Aoiaaaci  aiMaAMlaia  3^  itt; 

leider  hab'  leb  ta  viel  vaa  elaer  ayalaa  gagieaaa. 
dia  mir  fibal  bekoauat;  ala  eabaaiat  aleb  gawattte  ia  lalk« 
6«taa  iMaJaeU  fiului)  i»,Ui 


5167    GEWALTIG  3  (gewaltig  erschrecken) 

er  nimmt  nun  die  fuszbekleidung  in  die  band,  und  marschirt 
barfusz  weiter,  eines  tages,  als  ihn  die  füsze  gewaltig  brennen, 
legt  ir  sich  am  säume  eines  waliies  nieder.  Auerbach  schatz- 
käsllein  2,  98;  neue  sliefel,  die  gewaltig  drücken,  darf  geschickten 
1,467;  für  den  üiierschickten  Plotin  danke  zum  schönsten. 
leider  fällt  seine  ideale  einheit,  auf  die  er  so  sehr  dringt, 
mit  der  realen  einerleiheit  zusammen ,  an  der  ich  hier  ge- 
waltig zu  leiden  anfange.  Götmb  an  F.  A.  Wolf  (30.  aug.  1805), 
briefe  19,  53. 

b))  hört  mich  nur  aus!  —  indem 

er  mir  nun  aufträgt,  diesem  Juden  straks, 
wo  möglich,  auf  die  spur  zu  kommen,  und 
gevcaltig  sich  ob  eines  solchen  freveis, 
erzürnt,  der  ihm  die  wahre  sünde  wider 

den  heii'gen  geist  bedünkt 

Lessing  (N.if/ian  4,7)  33,135; 
dasz  mich  dieses  gewaltig  verdrosz.  J.G.  Schnabel  JnsWFcisen/mrj 
1,187;  es  ärgerte  mich  gewaltig,  wenn  ich  bemerkte,  wie  mitten 
im  kriege  die  verständnisvollen  blicke  bäuliger  fielen  und  der 
schöne  feind  seine  bände  den  burscben  immer  anhaltender 
und  williger  überliesz.  G.  Keller  {der  grüne  ffeinnc/i)  1,  296; 
jetzt  hinterher  wurmte  es  ihn  gewaltig,  oder  er  schämte 
sich,  dasz  es  damit  nichts  geworden.  Anzengbdbkr  [dorf- 
gänge)  ges.  werfte  3,  106;  die  herzoginnen  waren  gewaltig  ge- 
rührt bei  einigen  scenen.  F.  L.  v.  Stolberg  an  die  grafin 
Bernslorff  (6.  dec.  1775)  6«  Janssen  1,63;  und  haben  alle  sich 
gewaltig  gefreut,  brüder  Grimm  {der  starke  Hans)  märchm  2, 381 ; 
was  kann  ich  aber  von  Savignys  Vorlesungen  anders  sagen, 
als  dasz  sie  mich  aufs  gewaltigste  ergriffen  und  auf  mein 
ganzes  leben  und  studieren  entschiedensten  einflusz  erlangten? 
J.  Grimm  (Selbstbiographie)  kl.  sehr.  1,6; 

eines  lages 
als  ich  mich  umsah  in  des  bischol's  wohnung, 
fiel  mir  ein  weiblich  bildnisz  in  die  äugen, 
von  rührend  wundersamem  reiz;  gewaltig 
ergrill  es  mich  in  meiner  tiefsten  seele, 
und  des  gefühls  nicht  mächtig  stand  ich  da. 

Schiller  (jHui io  Stuart  1,6)  12,421; 

anfangs  erschrack  Bapunzel  gewaltig  als  ein  mann  zu  ihr  herein 
kam.  brüder  Grimm  (Rapunzel)  märchen  1,76;  ich  richtete  mich 
auf  sähe  mich  um,  und  entsetzte  mich  gewaltig.  J.  G.  Schnabel 
insel  Felsenburg  106;  nach  gethanem  schusse  stutzten  alle  leben- 
digen creaturen  gewaltig.  120.  genau  ebenso  239;  entsetzte 
sie  sich  so  gewaltig  vor  seinem  antlitz,  dasz  sie  aufschrie 
und  fortlief,    brüder  Grimm  (der  bärenhäuter)  märchen  2,  96. 

4))  die  bedeutung  'eindringlich,  nachhaltig'  bei  verbis  der  er- 
kennlnisz  oder  einer  geistigen  thätigkeit  vgl.  sp.  5159. 

o))  als  die  zwen  merckten  so  geweltig 

den  doctor  so  schlecht  und  ainfellig, 
versagtens  im  sein  töricht  pit. 

II.  Sachs  (der  doclor  im  Venusberg)  fabeln  und 
schwanke  3,349  nowirncU ; 
ist  hier  die  rede  von  einem  propheten  ?  das  hätte  ich  armer 
unwissender  Berliner  mir  freilich  nicht  träumen  lassen,  ich 
horchte  gewaltig.  ThDmmel  (reise  in  die  mittdgl.  provinzen)  1,  36; 
nichts  desto  weniger  aber  irret  sie  sich  Lisette;  gewaltig 
irret  sie  sich.  Lessing  (freigeisl-2,Z)2^,12;  er  irrt  sich  ge- 
waltig, Äe  is  egregiously  mistaken,  Hilpert  1,462';  das  hciszt, 
die  Zeiten  gewallig  verwechseln;  das  heiszt  sich  einbilden, 
dasz  eben  der  rang,  dasz  eben  die  Schätzung,  die  wir  itzt 
den  edelsieinen  geben,  ihnen  auch  von  den  alten  gegeben 
worden.  Lessing  (antiquarische  briefe  24)  10^,  303;  ich  dachte, 
nun  sei  alles  abgethan.  aber  ich  hatte  mich  gewaltig  ver- 
rechnet. Immermann  (die  papierfenster  eines  eremiten)  9,  48 ;  ohn- 
geachtet  aber  meine  hoffnung,  in  kurtzer  zeit  ein  glücklicher 
alchymiste  und  reicher  mann  zu  werden,  sich  gewallig  be- 
trogen sähe.   J.  G.  Schnabel  insel  Felsenburg  l,  7. 

b))  er  hub  an  gewaltig  deudsch  zu  reden  mit  grimmigem 
gemüt.  Luther  3,458'  Jena;  der  keiser,  als  er  diese  Jüng- 
ling gantz  gewaltig  und  sinnreich  stets  reden  horte,  ward  er 
von  der  leisten  red  hochbetrübl.  H.  Wetzel  reise  der  söhne 
Giaffers  (lilter.  ver.  208)  26;  sage  an,  wann  einer  schon  hübsch, 
geschwind,  zierlich,  prachtig  und  gewaltig  von  der  sache 
reden  kan  .  .  .  was  ist  es  anders,  dann  ein  unnützes  gethön. 
Petrarcas  1  trostbücher  42*;  dapffer  und  gewaltig  reden,  gra- 
viter  dicere,  cum  aucloritate.  Henisch  1591 ;  gewaltig  reden, 
potenter  dicere.  Steinbach  2,  921;  gewaltig  reden  können,  to 
be  a  great  oratour.  teutsch-engl.  lob.  (1716)  769;  gewaltig  reden, 
parier  avee  force.  Rondeau-Buxtorff  254;  zu  der  beilage  sage 
ich  nichts,  weil  sie  sich  selbst  gewallig  ausspricht.  Gütbe 
an  Schiller  (b.  juli  1803),  briefe  16,  251. 

e))  der  kann  nicht  allein  die  Sünder  erschrecken,  sondern 


GEWALTIG  3  (gewallig  zunehmen)      5168 

auch  die  erschrockenen  gewaltig  trösten.  Schopf  484  (Co- 
rinna) ;  die  oratores  und  fuchsschwäntzer  hielten  prächtige 
orationes,  strichen  den  kaiser  gewaltig  herausz,  dasz  er  bei 
den  göttern  in  grossen  gnaden  were.  Prätorius  wundschel- 
ruthen  (1667)  450;  einen  gewallig  loben  oder  herausstreichen. 
teutsch-engl.  wb.  (1716)  769;  einen  gewaltig  loben,  louer  gran- 
dement  quelcun.  Bondead-Büxtorff  254;  gewaltig  lügen,  valde 
mentiri.  Stein bach  2,  921. 

d))  ist  freilich  klar,  und  gewaltig  gnug  beweiset,  das  bil- 
derei im  ersten  gebot,  eine  zeitliche  ceremonia  ist,  im  newen 
testament  aulfgehoben.  Luther  (der  l.  theil  wider  die  him- 
lischen  propheten  1525)  3,  42'  Jena;  das  schleust  sich  gewaltiger 
aus  dem  text.  4,  34*;  in  dieser  deutung  und  meinung,  ist  alle 
weit  einlrechtig,  und  das  werk  und  die  historien  beweisens 
auch  gewaltig,  vorrede  auf  den  propheten  Daniel  bei  Bindseil- 
NiEHEYER  7,  359;  das  sind  treffliche  worlt  unnd  streitten  ge- 
waltig Widder  die  werckmeisler.  Luther  auslegung  der  epistel 
u,  des  ev.  vom  christag  (lb22)  \  3' ;  ich  kehre  mich  um  und 
sehe  dich  auf  einmahl  das  deinige  gewallig  lehrend.  Götbk 
an  Lavater  (9.  aug.  1782),  briefe  6,  36. 

«))  am  gewaltigsten  unter  allen  wirkte  aber  doch  Schiller, 
während  Goethe  uns  mehr  ein  gott  in  unendlichem  abstände 
blieb.  K.  Immermann  (mcmorabilicn)  werkeis,  161;  nur  ihre 
(der  bildenden  kunst)  höchsten  meisterstücke  wirken  gewaltig 
auf  mich,  und  auch  die  nicht  immer.  Hebbel  briefwechsel 
1,  351  (an  Elise,  Rom  14.  oct.  1842);  er  zog  erröthend  seinen  hut, 
und  das  fräulein  erkannte  aus  seinem  strahlenden  gesiebt 
mit  befriedigung,  dasz  trotz  der  büchertasche  ihre  erscheinung 
noch  ebenso  gewallig  auf  ihn  wirkte,  als  früher.  G.  Freytag 
(soll  und  haben)  ges.  werke  4,  73. 

5))  die  bisher  belegten  Verbindungen  mit  verbis  hatten  schon 
gezeigt ,  dasz  die  Sonderbedeutungen  'ur}geslüm ,  kräftig ,  heftig, 
nachhaltig'  nicht  in  jedem  falle  gleich  scharf  hervortraten,  dasz 
sie  vielmehr  in  manchen  zusammenhängen  der  abschwächung  ent- 
gegen gingen,  so  dasz  oft  wenig  mehr  übrig  Hieb  als  die  function 
der  Steigerung,  vgl.  z.  b.  4  c)).  diese  function,  die  zu  dem  Über- 
gang des  lateinischen  valide  in  valde  eine  parallele  liefert,  bildet 
nun  den  rahmen  für  eine  reiche  Verwendung  des  adverbiums, 
die  eine  gliederung  kaum  mehr  zuläszt.  gewaltig,  valde,  valide, 
potenter.  Henisch  1591;  gewaltig,  sehr,  heftig,  stark,  über  die 
maszen,  geweidig,  geweldiglyk,  zeer,  sterk,  boven  maaten.  Kramer 
(Nürnberg  1719)  2,96°;  gewaltig,  geweidig,  hevig,  zeer,  sterk. 
Weidenbach  436';  gewaltig  wird,  wie  entsetzlich  u.  a.  auf  eine 
oft  sehr  auffallende  art  für  sehr  oder  ausserordentlich  ge- 
braucht, (sich  gewaltig  betrügen,  sich  gewaltig  freuen,  gewallig 
ersclirecken ,  gewallig  laufen  etc.).  Heynatz  antibarbarus  53, 
ähnlich  Frischbier  1,  232. 

a))  eine  gruppe  für  sich  bilden  die  verba,  die  eine  quanti- 
tative Steigerung  ausdrücken :  die  kirche  nahm  an  zuhörern 
gewaltig  zu,  man  muste  nun  stüle  machen  lassen.  Schupp 
freund  in  der  not  27  neudruck;  aber  ein  herrlichers  geschach 
von  tage  zu  tage  in  der  kaiserlichen  Stadt  Wien ;  da  schickte 
man  noch  gewaltiger  zu:  und  wurden  auf  die  coinmediantea 
alleine  60  000  fl.  gewandt.  Prätorius  zodiakus  mercurialis  (1661) 
6;  Vi e\che  (hohe  schule)  von  den  beiden  Fridrichen,  den  kuhr- 
fürsten  und  herzogen  von  Sachsen,  krlstlicher  gedächtniss 
von  dem  einem  im  1502.  jähre  gestiftet,  und  von  dem  andern 
gewaltig  vermehret  worden.    Zesen  adriat.  Ros.  119  neudruck. 

b))  gewaltig  anfangen,  angehen: 

.  .  deshalb  die  plag  auch  aulT  uns  schlug 
und  gweltig  angefcingen  hat 
zu  Nüremberg  wol  in  der  siadt. 

H.  Sachs  (eingang  äisz  vierdtcn  buchs)  15,17 
lietler-Götze; 
mancher,  den  sie  (die  morgensonne)  mit  der  abendsonne  ver- 
mengen will,   Ihut  die   äugen  wieder  zu;   aber   die  lerchen 
erklären  alles  und  wecken  die  lauben.     dann  geht  lust  und 
morgen  gewaltig  wieder  an.  Jean  Paul  flegeljahre  1,  29. 

c))  gewaltig  helfen,  nützen:  der  adlerstein  ad  inguina  ge- 
bunden, hilEFt  auch  wunderlich  und  gewaltig  ad  promovendum 
partum.  Coleros  hauszbuch  (1556)  343';  dies  würde  der  aesthelik 
gewaltig  nützen.    Herder  1, 288. 

d))  der  man  kan  wol  von  Unglück  sagen, 

der  mit  eim  solchn  weih  ist  erschlagen, 
gantz  ohn  verstand!.  vernunITl  und  sin, 
geht  als  ein  dolles  viech  dahin, 
baUlt  glaubich,  doppisch  und  einfeltig, 
der  musz  er  lign  im  zäum  geweitig, 
das  sie  nicht  verwarlosz  sein  gut. 

(der  farendl  scInUer  im  paradeist,  v.  310) 
fastnachlspiete  i  Gölte: 


l 


5t 69     GEWALTIG  3  (gewaltig  froh,  böte) 

bald  darauf  aber  überflel  iba  eine  furcbi,  zog  die  wider  Ca- 
roluuianniin)  genchickie  annM  wieder  luruck,  lie*s  ihn  und 
die  Sjrai-eiicn  in  Italien  bautieo  wie  »ie  wolleo,  und  eitle 
Ober  ball  und  köpf,  gleiL-btam  al«  nucbtif,  wieder  Bacb 
Franckreicb,  worhei  auch  Carolumoanua  den  Qrck  gewallig 
Drban  da*  locb  geteilt,  uod  er  »tett,  da  tr  fon  gaoti  Italien 
sieb  oboe  niiihe  buUe  können  meitter  micbeo,  durch  eine 
taitung,  alü  ob  Carolut  nebst  dem  paptl  mit  einer  groaaen 
arme«  wider  ihn  im  aniug  waren,  «chrecken  lietz,  und  un- 
verrirliteter  dingen  aus  Italien  hinaus  gieng.  Imorr  kuttnukn 
bildtTiaal  (IT IS)  3,47; 

wann  von  thsu  >le  tiarrllch  ilUler^ 

denkt  die  ros'  Ihr  tisiibi  (ewalilft 

Stirnen,  <lie  juwrlan  irugsn. 

oeigCD  »Ich,  von  kummer  fiilir. 

pLiTSN  {ti>rMche  unä  bUdtr)  t.ttl 

ß)  den  lutrHI  dtt  adttrhiumi  tu  adjtcliren  und  adterUtn 
btgünttigen  mannigfache  vtrbindungen  und  vtrwendungtn.  ttnt 
griau  tahl  von  vtrbit,  deren  vtrbtndung  mtl  umeTtm  uiurb  im 
»orhergthtiiden  naehgtwitun  oder  natu  gtltgl  rar,  haUtu  an 
diutr  Verbindung  auch  i%  der  prAdttatne*  oder  altnbutue*  fune- 
Hon  des  paitieips  fett:  er  ist  gewaltig  io  sie  vrrliebl,  dafUr 
eingenunimcii,  er  war  gewaltig  hetroffeo,  ein  gewallig  nieder- 
acblagend  pulver,  gewaltig  rührende  stimme,  gewaltig  b«- 
QOgelte  Sehnsucht  u.  a.  dhnlieh  tu  beurtheile»  und  die  meitlen 
Verbindungen  eines  priditaliven  adjeclits  tnU  dem  vabum  sub- 
ttanlivum  oder  einem  ähnlichen  verbum,  so  fern  iw  mit  der 
unter  a,  S))  aufgeführten  gruipe  von  terbu  in  bedeutungtgemein- 
schajl  stehen  (er  ist  gewallig  bos«,  wild,  froh,  lustig  u.  u.)>  ti* 
stehen  auch  substantiva  und  adverbia  in  diettn  kreis:  ihm  wird 
gewaltig  angst,  der  Türke  ist  f;rwnllig  auf  u.  a.  den  leich- 
testen sufiang  eröffnet  natürlich  die  function  der  Steigerung,  di* 
das  odeerbiiim'iowohl  mit  dem  prddicutnen  adjeclin  als  mit  an- 
dern adverbien  in  Verbindung  srltt.  neben  dem  attr^uticen  ad- 
jectic  ist  diese  erieeiterung  seltener. 

D)  gewaltig  neben  dem  pridieativen  partieip  oder  adjecltv  M 
umschreibenden  Verbindungen. 

a))  Arist  ist  gewaltig  fOr  die  reise  eingeoommen.  H.  P. 
Sruai  die  reise  nach  dem  Deisler,  deutuhe  litteraturdenkm,  M,3 ;  er 
ist  gewallig  in  sie  verliebt,  he  loves  her  miiihtily,  dearly,  ex- 
tremely,  rehemenlly  etc.  teutsch-eugL  r6.  (1716)769;  und  der 
alte  ohcim  fragte  mich  eines  lags  ganz  naiv,  wann  denn  die 
Öffentliche  rrklürung  vor  sich  gehen  würde,  wir  waren  ge- 
waltig betroffen,  und  ...  so  lieszen  wir  nichts  unversucht, 
in  der  meinung  der  Sippschaft  von  einander  zu  kommen. 
iMMKanaNii  MUnchhauten  3,6; 

Gumpertuf  olmiui  t\n  *chönea  meotcb  und  ist  gewaltig  froh; 
0,  lieber  gümpel,  freu  dich  sacht!  es  Ist  gedroschen  sirob. 

Lostu  2,&,&8; 
Alondrr,  bOr'  Ich,  ist  auf  mich  gewaltig  wild; 
er  spöiielt,  listen,  IQgt  und  schilt. 

LtssiNO  (si'in.Q«d4c/i('-)  t*,  13; 

wie  das  die  jungen  zaunkOnige  bOrtfn,  wurden  sie  gewaltig 
bOs.  briider  GRimi  {der  sauniöniy  und  der  bdr)  milrchen  2,  tot; 
er  war  gewaltig  ( =<  sehr)  bOse,  he  uas  very  or  extremely  angry. 
HiLPitr  I,  46i' ;  als  es  mit  den  sieben  jähren  zu  ende  gieng, 
ward  zwflen  gewallig  angst  und  bang.  6rüder  üriiim  {der 
teufel  und  seine  grostmutter)  mdrchen  3,  319;  dem  bedienten  aber 
ward  gewallig  angst,  (doctor  allititsend)  3,  SO;  es  war  einmal 
eine  pnnzcasin  gewaltig  stolz,  (rom  klugen  tehneiderlein)  3,169; 
'ihr  seil!  ja  gewallig  Insiig,  Marx!'  Tu.  Srosa  {auf  dem  staatt- 
kop  1,86;  sie  werden  doch  wohl  nur  dies«  nacht  hier  bleiben? 
sagte  mir  der  wirtb  zum  erbprinzen,  als  ich  ausstieg  —  ge- 
wallig neugierig!  dachte  ich.  TbCniikl  {reise  im  die  mittagL 
fretiRMa  l)  t,i9. 

b))  und  wenn  gleich  dasselbe  nicht  were,  so  ist  er  mit 
dem  maule  so  gewaltig  (ii,  uod  weisz  das  welier  und  das 
geslirne  eins  und  das  andere  so  straff  zu.sammen  zu  reimen 
als  ein  staudente.  Scaocn  komödie  vom  studentenleb.n  39  t'abri- 
äns;  er  ist  gewaltig  eigensinnig,  he  i$  miiihty  stubborn.  teutsch- 
«ngl.  w6.  (1716)  769;  die  zeit  wird  einem  gewaltig  lang,  wenn 
es  so  wenig  neuigkeilen  giebt.  Lissmc  {Minna  v.  fi.  3, 1)  3>,  191 ; 
dazu  ward  er  noch  in  den  st-hornslein  zum  rSuchern  auf- 
gebüngt,  wo  ihm  zeit  und  weile  gewallig  lang  wurde.  biUder 
Gai«ii  (Daidiwrtin^j  wnndertchaft)  ««irrAni  t,  261 ;  es  ist  ge- 
waltig grosz,  klein,  schon,  unsauber,  starck,  schwach  etc., 
it  i$  mighty  great,  miyktf  Utk,  mighly  fair,  mighty  dirty,  mighty 
»trong,  mighty  menk  et*.  teulsck-engL  vk.  (1716)  769;  gewaltig 
grosz,  reich,  schön,  bin  {fort)  gnnd,  ticke,  beau.  Ronoiao- 
Bciroarr  3M; 


GEWALTIG  8  (gewslUg  vieQ  5170 

4tr  Tttk  Ui  aber  gmuUlg  aof 
bftrt  man  In  Polso  klage*. 

Uta»  WmtTiT  limdtkmeekfs  eiU  und  branck, 
•v/.  HorrBAna  tttaUetämfUtUä^  nr.  tM; 

in  den  grauen  feldmarseball  ist  iler  gei*t  Preuszeos  aa  ge- 
waltigsten reg«;  io  seinen  Terbtltnist  stehen  di«  geacbkk« 
Preuszens  gieicbtan  tu  tage,  laaeaaaas  (mtmtrMbtm:  du 
fett  der  fretmlLj  !•,  t61. 

c»  wir  wollen  «.  farttL  gnaden  nicbl  k«rfMt  4m>  ifck 
dl«  Zwingliaoer  allbie  gewaltig  nauaig  nackM.  dawrefr 
V.  UHCisaooarr  ertnnerung  «.  i.  m.  bei  Lowaosr  I,  Itl*:  «in«« 
g«waltig  li«b  liatten,  I«  have  a  great  er  vitUnt  fuiitn  for,  I» 
be  expreuively  fand  of  any  ont.  HiLPiaT  I,  4*3*:  sie  kslt«i'« 
{das  bauschen)  gewaltig  sanb«r.  Tl.  Srosa  {irnisuf  im  kaU»- 
darf)  3,  tue. 

3))  neben  attributiven  partmpien  und  a/ijettiten. 

«))  enifernang  ist  ein  gewallig  niederaebtagend  p«lt«r. 
GOtni  aa  Hettier  (34.  aug.  1710),  britfe  l,  343; 

oelol   du  kegreiru  ailr  nlnner  das  bob«.  das  giftbcad«  was««, 
nlmaier  *erst«b*t  du  alr  >o  gewaltig  b«S6g«li«  a«liwclw. 

GaisoBOviot  Eufktrim  tt; 

an  der  kOnige  böfen,  an  den  tischen  der  reichen,  for  d«o 
IhOren  der  verliebten  horchte  man  aof  sie,  indem  sich  da« 
ohr  and  die  seele  ftlr  alles  ander«  verscblust,  wie  nan  aieh 
selig  preist  und  entzQckt  still«  steht,  wenn  aus  den  ga- 
bUachen,  durch  die  man  wandeil,  die  aiian«  der  nacbtigall 
gewaltig  rührend  hervordringt.  GOrai  {WilMeim  MtieUrt  Ukt- 
jahre  3,  2)  t»,  IM. 

b))  du  machst  ja  ein  gewallig  ««rdrkszlich  g««ichL  h^der 
Gaiaa  {tischdien  deck  dich)  mdrchen  1,  ta-, 

o  glOckllch!  w«n  die  bold«  haost  In  friedea 
ailt  Jedem  rrObllog  lockt  auf  aeu«  Dur: 
vergnügt  mit  dem,  was  Ihm  «la  goti  bsscblada«^ 
lalgi  Ibm  dl«  wtit  des  eignen  gtUies  spar, 
kein  hiodernUs  vermag  ibn  su  ermüden, 
er  schreit«  fort,  so  will  es  dl«  nator. 
und  wie  des  wilden  jlgers  braust  von  «b«« 
de»  selten  geisl«  gewallig  freebes  loben. 
GöTMS  epilog  SM  FauMt,  abtehUä  tCtÜte-Jahrbuek  •.«). 

t))  80  bat  doch  den  homeriacben  beiden  oit  die  hooig* 
siesse  speisz  der  Lolbophagier,  mit  begird  flbergeen  ond  bc- 
hefflen,  nit  die  wolsingenden  mOrwunder  oder  gespenst  Sir*> 
nes,  belhoren  mögen,  nit  die  unhold  oder  zaubierio  Circe 
mit  irem  gewaltig  giffligen  getranck  bezaubern.  Schaimn- 
RBisziB  {Augsburg  ibSl)  torredt  z';  so  verOnsterte  doch  eis 
anballender  gewaltig-dicker  nebel  fast  die  gantz«  Infi.  J.  G. 
Sca!«ABBL  insel  Feltenburg  I,  69;  das  dflnkl«  mich  ein  könig- 
licher palast  und  der  major  der  kOnig  selbst  zu  sein,  ae 
majestätisch  kam  er  mir  vor,  ein  gewaltig  groszer  man,  mü 
einem  beldengesicht  und  ein  paar  feurigen  äugen  wie  Sternen. 
BrSkbb  der  arm*  mann  im  Tockenburg  »i ;  ein  gewallig  grosser 
mann ,  an  exceedingly  lau  man ,  •  powerful  men.  HaeeaT 
I,  462*. 

3))  neben  viel  heftet  tieh  das  adverbium  tverokl  «n  die  aUn- 
butiven  als  an  die  ndverbialen  funetitmtn  dt$  snMaalias. 

a))  gewallig  viel  kern,  geld,  frend«  lenlc  «tc,  f^faff  *f 
com,  a  great  deal  of  wumtf,  aseay  friendi.  UmlHk  ngL  «4. 
(1716)  769. 

b))  man  wusite,  dast  ibm  gewaltig  viel  daran  gelcfea  war. 
BoBCBasar  beitrtg«  rar  ftnnilfeseA.  lUliens  93». 

4))  dl«  funtütm  dtr  Steigerung  »ebm  advtrbin, 

«))  dieses  kleid  (aemrnUn^  sik«t  gewallig  ehriar,  «ad 
ist  billicb  darüber  tu  lachen,  von  ha«s  kdmigs  sokme  est 
SngeUand  bei  Tittmaüh  teknuapielt  der  tetg/L  «emMnanlm  313 :  ala 
sich  das  möer  bei  zwo  stund  in  dit  nacklt  wtdaranb  fhd- 
lieh  machelt,  füren  wir  die  ganli«  nacktt  ailt  de«  galten 
maislral  wind  so  gewaltig  starckh  fortt,  alt  nieaal«  anff  a»- 
s«r«r  raisz  beschehen.  Kaarrr  reiaen  30. 

h))  Idocb  oft  *chwind  gleich  w{«  ein  ^lea 

wachten  der  kilfarbeU  noch  m««r. 
Ja  lenger  gewallleer  s««r. 
*«  mit  grotem  scnAeb«!  and  bawffen. 
das  Ich  In  rntllch  mO«s  «ntlawffen. 
wo  leb  wll  änderst  ksb«n  rnw«. 
Ii.  Sicas  Io««  tanUrnai)  ^«*«te  mstf  «simMle  S,Mk: 

denn  das  kom  ein  groaz  tkeil  nickt  kABM«  niff  werdca, 
daa  ander  ist  gewallig  aekr  anstfewachaaa,  «ÜklN  far  er> 
soffen.  BeiiTi<<e  Br««njcftv.  «Arcnsft  »3:  das  ken  radct  «na 
gewaltig  gern  nach  den  naole.  Laasiae  (Ifnae  r««  f.  1,1) 
t',190. 

GK\V.\LT1GKN,  gewaltigen,  verbmws,  dt  dtm  eben  b». 
knndelten   tdittti»   mei  kmiftvermtmdumftn  «nlmaraU,  «ff.  ft- 


5171 


GEWÄLTIGEN 


waltig  thun,  machen  und  gewaltig  sein,  werden  vgl.  sp.  5114. 
6118.  5119.  5121.  5122.  mit  beiden  gebrauchsformen  reicht  das 
verbum  in  die  mitleih ochdeutsche  periode  lurück  (vgl.  mhd.  wb. 
8,  477*.  Lex  KR  1,  9'4),  aber  se/ir  ungleich  ist  der  anteil,  den  die 
beiden  haupttypen  am  neueren  sprachgebrauche  haben,  gewal- 
tigen in  der  bedeulung  von  gewaltig  machen  ist  mit  der  älteren 
rechtsprache  ausgestorben  und  wird  nur  aus  anlasz  der  sub- 
stantivbildung  gewältigung  in  späteren  Wörterbüchern  noch  ge- 
streift, nachhaltiger  ist  die  bideutung  von  gewaltig  sein,  gewaltig 
werden,  hier  spaltet  sich  die  Verwendung  wieder  in  zwei  haupt- 
formen, je  nachdem  der  begriff  von  potens  oder  der  später  ent- 
wickelte von  violentus  durchschlägt,  für  den  zweiten  fall  ist  das 
einfache  verbum  durch  das  compositum  vergewaltigen  verdrängt, 
auch  im  erstem  fall  sind  die  zusammengesetzten  formen  sehr  in 
aufnähme  gekommen,  vgl.  überwältigen  bei  persönlichem,  be- 
wältigen bei  unpersönlichem  objecte;  aber  das  einfache  verbum 
hat  sich  doch  bis  auf  heute  lebendig  erhalten,  im  besonderen  ist 
es  GöTHn ,  der  den  gebrauch  stfttzt,  und  unter  seinem  einflusz 
mögen  manche  späteren  Verwendungen  stehen,  daneben  hat  die 
bergwerksprache  ihren  anteil  an  der  erhaltung  des  verbums  und 
von  ihr  ist  zum  guten  theile  schon  der  gebrauch  Güthes  beein- 
fluszt, 

der  Wechsel  zwischen  umgelauteten  und  unumgelauteten  formen, 
der  in  dem  gegensatz  zwischen  überwältigen  und  vergewaltigen 
nunmehr  an  die  unterschiede  der  bedeutung  gebunden  scheint, 
beruht  zunächst  auf  den  mannigfachen  zufallen  und  bedingungen 
der  schriftlichen  Überlieferung,  selten,  dasz  auf  bestimmten  land- 
schaftlichen brauch  geschlossen  werden  kann,  denn  aus  mehreren 
denkmälern  sind  beide  formen  belegt,  vgl.  gewaldegen  neben  ge- 
weldegen  in  der  sächs.  weltchronik  und  im  alten  Kulm  (gewal- 
digen) ;  vgl.  gewältigen  neben  gewaltigen  bei  Mürner,  S.  Franck, 
Frisius,  Paracelsus  und  in  den  österr.  weisthümern.  auf  die  un- 
umgelautete  form  beschränken  sich :  das  stadirecht  von  Celle  (gewol- 
degen),  das  Rolandslied  (gewaltigön),  K.  v.  Megenberg  (gewal- 
ligen), ebenso  die  Augsburger  Chroniken,  N.  Mandel,  Zwingi.i, 
Lorich,  der  vocab.  opt.  und  der  vocab.  ine.  teuth.,  der  Eulen- 
spiegel, Albinüs,  der  Straszburger  Livius  und  Claudius,  um- 
gelauteten vocal  vor  der  media  (geweldegen)  zeigen  der  könig 
Rother,  der  Sachsenspiegel,  die  Magdeburger  fragen,  Kölner  Ur- 
kunden, der  voc.  rei  numm.  {Wittenberg  1558)  und  Kilian  (vgl. 
geweidigen  bei  Vkrwus  und  Veroam).  umgelauteter  vocal  vor 
der  tenuis  (geweitigen,  nur  selten  gewältigen)  zeigt  sich  im 
Eree,  in  den  Trebnitzer  psalmen,  in  den  monumenta  Boica,  den 
acten  zwn  bauernkriege ,  im  Karsthans,  bei  Geiler,  Atentin, 
Hans  Sachs,  Luther,  Henisch.  die  bindung  der  einzelnen  formen 
an  bestimmte  abstufungen  der  bedeutung  läszt  sich  zuerst  in  der 
bergwerksprache  beobachten ,  denn  dort  ist  durchweg  {mit  aus- 
nähme der  notiz  bei  Albinüs)  gewältigen  belegt ,  und  von  hier 
aus  ist  denn  auch  die  Schreibung  btti  Frisch,  Adelung,  Weiden- 
bach, Hilpert,  Thikl  u.  a. ,  ebenso  bei  Göthe,  Grillparzbr, 
Jahn,  HCckert  und  Hebel  beeinßuszt. 

1)  gewaltigen  in  der  bedeutung  von  gewallig  tun,  gewaltig 
machen  ist  hauptsächlich  in  privatrechllichen  beziehungen  zu  be- 
legen ,  wo  es  [in  syntaktische  Verbindung  und  in  btdeulungs- 
gemeinschaft  mit  gewere,  geweren  tritt,  wie  dieses  führt  es 
accusativ  der  person  und  genetiv  des  objects  mit  sich  und  ent- 
wickelt schon  früh  die  üblichen  Verschiebungen  {accusativ  des  ob- 
jects, daliv  der  person).  weniger  ergiebig  sind  andere  rich- 
tungen  der  bedeutungsi-ntwicklung,  die  an  gewaltig  =  bevoll- 
mächtigt oder  an  die  allgemeinere  bedeutung  von  ^mächtig' 
anknüpfen,  vgl.  geweidigen  . . .  bekraehtingen.  Vervijs  und  Ver- 
dau 2,  18S0,  vgl.  gewaltigen,  dare  alicui  potestatem  auloritalem 
agendi,  possidendi.  Haltaüs  69!);  gewältigen,  gewall  eitheiien, 
bevollmächtigen  (doch  nur  im  oberdeutschen).  Adelung  2,  649. 
ebenso  Voigtel  2,79  u.  a.;  gewältigen  . . .  magd,  volmugd  geeven, 
verleenen.  Weiden hach  436';  gewältigen  or  gewalligen  (einen 
zu  etwas)  to  authorize  or  empower  any  one.    Hilpert  1,  436'. 

o)  gewaltigen,  einen  in  den  besitz  einer  sache  setzen,  das 
verbum  vermittelt  ausschlieszlich  privatrechtliche  beziehungen,  unter 
ihnen  natürlich  auch  solche,  denen  wir  heule  staatsrechtlichen 
Charakter  zuerkennen  würden,  vgl  he  geweltcgede  den  hertogen 
IJeinarde  dez  heitochdomes,  dal  he  ime  in  der  vaslen  dar 
voren  gelegen  liadde.  sächs.  weltchronik  231. 
a)  mit  accusativ  der  person. 

1))  mit  genetiv  des  objects:  tu  hant  dar  na  sal  he  ine  gewei- 
digen siner  gewere,  of  ii  jene,  uppe  den  die  klage  gut,  nicht 
ne  weder  redetmit  rechte.  Sachsenspiegel  1,  2b  Homeyer;  dries 
over  vierlennachl  sal  man  aver  jenen  vore  laden  vore  lo  stände 


GEWÄLTIGEN  1  (gewaltig  machen)       5172 

sin  gut,  of  he  wille;  ne  dut  he  's  nicht,  man  geweldeget  is 
jenen,  die  dar  up  klaget,  ebenda  {landrechl)  3,5  §  1  Uomeyer; 
hevet  en  man  gekiagel  uppe  gut  lo  dien  dingen,  man  sal 
ine  dar  in  wisen  unde  sal  is  ine  geweidigen.  1,70  §  i;  ab 
ein  gast  dem  andirn  in  unsirm  geiichte  sein  gut  vorspreche 
is  were  erbe  adir  varnde  habe,  adir  ein  burger  dem  andirn 
und  dem  das  gut  vorsprochin  were,  der  were  nicht  iiegin- 
woitik  und  der  selbe  ansprechir  das  gut  czu  den  dren  dingen 
uff  geholten  helle  und  irclagil  vor  sine  schult,  ab  man  den 
des  gutis  czu  virden  dingen  geweitigen  sulle  uff  bürgen  adir 
ane  burgin.  Magdeburger  fragen  1,  i^Z'  (B ehrend  lh6) ;  swelich 
man  erve  hevet  to  pande,  but  he  il  up  he  scal  it  haiden 
seven  weken,  but  he  it  up  ander  warve,  so  sal  he  il  höde 
unde  morghene.  to  deme  dridden  male  wert  he  is  ghewol- 
deghel.  stadtrecht  von  Celle  bei  Leibnitz  Script.  Brunsv.  3,  383; 
sint  si  de  richlere  der  vrowen  vormünde,  unde  geweldege  se 
von  gepichtes  halven  irs  gudes,  des  se  unlweldegel  was. 
Saehsenspii'gel  1,41;  so  scal  ene  thes  erves  weldeghen  Ihe 
voghel  unde  Ihe  rat.  recht  von  Stade  bei  Haltaus  2024;  unt 
wart  Ainweg  mit  frag  unt  mit  urlail  desselben  guetes  gesaitzl 
in  nutz  und  in  gwer  unt  wort  ime  ein  fronipot  gegeben  von 
mir  und  von  dem  Granns  Ainweigen  ze  gwelligen  desselben 
guels.    nionum.  boica  3,  354  (1293). 

2))  mit  präpositionalverbindung :  wolde  dan  de  genne,  deme 
also  ein  erve  vor  sine  schulde  angeweldigt  is,  dal  erve  upbeden, 
dal  schall  he  doen  Iho  dren  echten  dingen  etc.  so  schall 
de  radt  mit  des  richtes  baden  den  upbeder  weidigen  und 
weren  laten  in  dal  erve,  dal  schall  he  den  holden  soss 
weken  und  die  dage  etc.  recht  von  Verden,  arl.  47,  s.  Halt- 
aus 2024. 

3))  mit  ellipse  des  sächl.  objects :  dal  wir . . .  si  ouch  ind  ir 
erfnamen  an  dat  vurschreven  erve  ind  gut  brengen  ind  dein 
schriven  ind  geweidigen  na  rechte  ind  gewoenden  der  siede 
van  Cölne.  Kölner  Urkunde  von  1349  bei  Lorsch  und  Sciiröder 
Urkunden  zur  gesch.  d.  d.  privatrechts  2  nr.  201. 

ß)  accusativ  des  objects  neben  dativ  der  person:  wirt  eime 
manne  sein  gut  mit  gerichte  versprochen  Hnde  entrinnet 
der,  den  bedarff  man  nicht  vorladen,  mer  der  cleger  sal 
das  gut  zcu  dren  gehegeten  dingen  uffbiten.  kumpt  denne 
iener  nicht,  so  sal  der  richter  deme  cleger  das  gut  vor  sine 
schult  geweidigen.  Magdeburger  fragen  2,  2,  2  {Behrend  155); 
welch  man  ein  gut  hat  daz  im  gesalzt  ist  umine  schult,  unde 
clagel  das  in  gehegetem  dinge  alse  lange  bes  das  man  im 
mit  rechten  orteilen  gewaldiget  und  geeigent  daz  gut  vor  sin 
gelt,  der  mag  denne  domele  tun  und  lassen  was  her  wil. 
das  alle  KulmiBche  recht  3,  100  (Leman  83);  wirt  einem  manne 
ein  erbe  gesalzt  in  gehegetem  dinge  vor  tzehen  mark  das 
hunderlir  adir  mer  wert  ist.  und  das  alle  dinge  tage  ufbietet 
alse  recht  ist.  und  das  selbe  erbe  adir  gut  im  geweitiget 
und  geeigent  wirt  mit  rechte,  so  mag  her  das  gut  vorkouien 
adir  behalden.  3, 104  (84).  vgl.  auch  3,  106  (85);  so  vint  man 
man  sulles  im  gewaldigen.  Oschatzer  handschr.  des  richtsteigs 
landrechts  14,  3  {niederdeutscher  text:  so  vintme  me  scoles  eme 
weldegen.  Homeyer). 

b)  andere  richtungen  der  bcdeulungsenlwicklung : 
a)  das  di  alden  ratmanne  di  nüvven  waldigen,  wenne  di 
alden  ratmanne  die  nüwen  kisen.  do  swern  di  nüwcn  ral- 
manne.  und  geloben  den  alden  nicht  abe  tzu  nemen  allis 
das  si  bi  iren  getziten  von  der  slat  wegin  getan  ban.  und 
wenne  das  gesehen  ist.  so  waldigen  di  alden  ratmanne  di 
nüwen  und  setzen  si  an  ire  stal.  von  rechts  wegen,  das  alle 
Kulmische  recht  l,  2  Leman;  item  were  sache,  dat  einich  ge- 
weldipit  scheffin  gesunne  geboitz  oeverniitz  richter  und 
scheffin,  so  wat  Urkunde  davan  geborint,  dei  sal  liei  gheiven. 
(13S7)  recht  d.  Schöffenschreins,  aklen  z.  Verfassung  der  Stadt 
Köln  562  und  öfters. 

ß)  ich  sal  lobin  dich,,  berre,  wen  du  inphingist  mich, 
noch  nicht  ingeweldigis  di  vinde  min  uf  mich.  Trebnitzer 
psalmen  29, 2  {nee  delectasti  inimicos  meos  super  me;  minen 
fienden  ne  willotol  an  mir.  Notkkr;  und  lessesl  meine  feinde 
sich  niciit  über  mich  frewen.  Luther,  ähnlich  Melfssus). 

2)  gewaltigen  =  eines  andern,  einer  sache  gewaltig  sein, 
werden,  vgl.  gewe'digen  . .  overweldigen,  bemechtigen,  sich 
mcster  maken  von  iemand.  Vervijs  und  Verdam  2,  IbSü;  die- 
selbe gewaltigen,  »i  re.<!istere.  Frisch  2,  4'20';  gewall,  d.  i.  über- 
legene macht  über  etwas  bekommen;  in  welcher  bedeniiing 
es  doch  nur  hin  und  wieder  im  gem.  leben,  besonders  im  berg- 
baue  im  figürlichen  verstände  üblich  ist.  Adelung  2,  649.   ähnl. 


5173     (lEWÄLTir.KN  2  (gewaltig  weHen) 

VoiCTKLl,  79;  gewaldigeo,  bad\vln|{eo,  oterwtldi|eD.  WtiDim- 
BAca  430*;  gewUltigeo,  b«s«Uea,  xwingtn.  Tiili.  Undmrlk- 
uhuftlichet  touv4TtatioiitUxikoH  i,  iV) 

a)    für  dit  dlUre  ifiracht  kommtn,    wit   leho»  Htnergth^itn, 
twti  hauptformtn    dti   gt\\rauchn    in   bttracht,   je  tuekdtm  dU 
maehtautiibung  ab  ein  verhiUnii  itcrier  tuH  ntftgt*  mirtttnder 
krdftt    trfatil    oder  an  recht   und  moral  abgtvu$»rn  miri.    9.1. 
den  gtgentats  von  bewalligm  QberwSltlgeo,  und  fergewiltii;«a. 
a)  du  iidtutung  von  bewfiltigen,  xwiagen,  QbflrMriodeii. 
D)  beiithung  auf  ptrtinlichit  okjett. 
a))  die  Überwindung  durch  kürperkrafl  und  »»ffngtwaU: 
ei  avar.  «lat  «l  altd  argtt, 
dal  mlcb  gawaldagai  oHa  tMl, 
ao  gadliiga  ich.  dal  Atciiiiua 
mal  frada  rowi«  liliman  tarap. 

U.  V.  ViLblilK  tiievle  inn  (SI0.1)  BekBgkft 
(variant»ii  bawaldagtl,  twlsgl); 
•r  cawahigi  mich  Dil  iloar  bani 
noa  hAi  mich,  Irowa,  bar  gp>aoi, 
dat  lob  dar  lalban  ichulda 
gawlana  Iwar  bulde. 

H.  *  Aui  K'te  1147  (hiinä$ekrifl,  hti  ttun 
gwaliia,  bei  Bich  gavalia); 

df  koninc  Frederie  vor  do  mit  groter  rrafl  (o  Hom«  und«  warf 
umbe  lie  wieoge;  in  deine  wege  gewuldegede  be  alle  da  ima 
wider  wert>ii.  sdcksitche  mUehronik  n\.  tgL  Scaiutt-Loaim 
S,  101 ;  baben  gesagt,  al  woio  reriiaben.  bia  il  aebea,  waa 
die  erb«>rn  »lel  bandlen,  und,  »1  werden  dan  geweitigt,  von 
aim  rat  nit  zue  weicbeo.  Metnmingtr  raUprotokoU  (I6u)  kii  Rao- 
MANn  ncten  lur  geseh.  du  d.  bautrnkritget  i.  43. 

b))  bedetitungsftrtngerung  ditur  vtrwtndung  innerhalb  der 
rechUprache :  künden  sie  dann  diejenigen  übltbitter  xe  wagen 
bringen  und  geweitigen,  sollen  sie  daran  kaioen  Oeisx  sparen. 
landrecht  ton  Wailenftlt,  Mtrr.  »titlh.  t,  lei;  traut  er  ioe 
solcbe  leiit  selbs  tu  geweitigen  ist  es  wol  unde  gueU  tb*nda; 
ob  einer  des  gutshauts  unlemlaz  und  suegeboriger  einen 
andern  oder  mer  bei  tag  and  narht  in  sein  bausx  oder 
andern  ungewOndlicben  stetlen  oder  der  berrscbafl  zu  nacbtl 
entbleit,  begriffen  and  denselben  nit  allain  gewalligen  mOcbt, 
so  sül  und  mag  er  oinen  oder  mer  sainer  nachbern  zu  im 
erfordern,  banniaiding  von  MilUlaU  (16.  «.  17.  jahrh.),  Merr. 
weisth.  0,470;  wer  In  diesem  geriebt  begütert  and  sessbaft 
ist,  dem  soll  man  um  kein  geldtscbuldt  gewflitigen  nocb  in 
gefflngniss  legen,  »tttlhum  su  ObtrhiUerthem ,  i.  Gaiiiii  »rti- 
thdmer  4,609. 
«))  Übertragung: 

mich  machian  iruiikln  mioe  man, 

dat  ich  hüie  alia  4o  lAra  ggo, 

von  du  nakan  Ich  oichaima  gdlan  knecbta 

geannarleii  id  rechte. 

min  droiiwa  newari  nie  too  *liina  getAn. 

de*  gcloubli  m*r.  birre  Asprlin, 

waa  du  mer  noch  in  d«me  liba  umbe  git 

uode  mich  »A  ffeweldigit  hil, 

dat  Ich  widir  uwerU  harren  man 

negeina  gAta  rede  nakau. 

kdiiil  nother  1027  *.  Bahder,' 

er  solle  den  Uufel  alse  kreftecllcbe  überwinden  dir  te  hea 
unde  durch  dine  geliOrsame,  alse  Ithlecitche  er  sich  bete 
gelAzeo  überwinden  unde  gewaltif;en  mit  den  sQnden,  dir 
za  laster.  Oatio  v.  Accsaoao  wgL  lUeJn.  f.  d.  alt.  9, 12;  also 
seit  du  . . .  mit  Ternunffl  dich  gewelligen.  Grilir  sündem  d. 
munds  M*:  also  wie  wir  euch  anieigen,  solleodt  ihr  merken, 
das  die  geist  den  schuldigen  geweitigen.  Paracmsos  op.  (t.ss9) 
1,64;  ao  du  magst  durch  gehorsam  der  krooken  dir  schwere 
sorg  und  llst  abwenden,  so  gewaltige  den  kranken,  lat 
basaer,  er  greine,  d.ion  do.  opus  ekirurg.  3. 

2))  betiehung  auf  objette  aus  der  thitrwelt:  na  sage  mir., 
wer  zeroil  das  wilde  dier.  wende  des  mensben  wisbeit . .  wer 
geweldsget  daz  wilde  tier.  wen  das  nienshm  undersheiL  Sele- 
«leait  Am  13  bei  Aoaui  miUhtilungtn  aus  handuchrifttn  420;  aosi 
dem  folget  nuhn,  so  es  perücirt  ist  und  gutt  geralben,  daat 
dar  träum  tisch  fahet  und  sie  gewaltigel.  PiaAciLsoa  o«.  (i&96) 
10, 233. 

S))  siehUche  objeüe. 

•))  Überwindung  durth  maffengewalt: 

iher  keiter  iat  ihA  bera  komen  .  .  . 
kumai  er  über  berge, 
er  gawalilgei  noser  erbe. 

KoKRAD  UolandstM  418  ftarUck; 
alsus  geweldegeden  sa   dat  lant  unde  tovorden  bischopdome. 
clostere  unde  kirken.   tttcksische  veltekronik  ?M ;   also   zog  er 
für  eil)  Stadt  Longiila  genannt,  dia  gewalliget  er  bald.  ScuOr- 
FKSLiN  Liriui3t; 
IV. 


GEWALTIGEN  2  (gewalt  antbun)      5174 

bUs  deeb  dar  bluilg  krUg  an  gabt  .  .  . 
bai  »Ol  offl  aln  riagaa  aafaag. 
doch  «tlrJ  er  tierckar  la  da«  gaaf 
nod  Ibtti  tleb  also  •aBlgfalilgan, 
da»  maa  Ihn  olcbi  «ehr  kaa  gawliigaa, 
Iha  alchi  mehr  bailaa  la  des  taaaa. 

11.  Sacas  (•<.  leAadlM  fraa  ■,  af«r««  lUtr, 
.1.  ktUf)  %,m  Mhri 

wo  aber  jemaod  dar  aiacution  wolt«  widerettkoa  odar  Jia- 
selba  gawultigeo.  Sicuau.io  ttut$du  tontlUutw  m  PrtmMum 
llbl«)  f  IS.  »fL  FBisca2,  420*. 

k))  Übertragung. 

o))  wan  der  raocb,  dar  laf  gCt  von  den  nafaa  bi  tu 
baopt,  batrQehl  dia  gsisl,  das  der  tt\  kreft  »l  nicht  gewaltigeo 
■flgant  in  iro  werken.  KoaaAD  *  Micanaiac  bmek  4.  natur 
•,29;  ao  bat  doch  seine  adelicbe  tugent  den  tura  gaMaff- 
liget,  und  in  elwao  so  gar  geweitiget,  daat . . .  Aiaoa  wrrotfr. 

ß))  so  ist  ein  grofter  stock,  der  sein  bertz,  und  aodcre 
grosse  wurlzelo  bat,  nicht  leicht  zu  geweltigeo.  Matiuics 
hoehteitipredigten  109  neudruek;  land  nit  ner  idei  •rtai)  of 
«iamal  in,  denn  Ir  wol  nOgend  gewaltigen.  N.  Marcrl  «•  dn 
Berntr  rtl  i.  Blcaroip  mnUÜung  1.13;  was  gawelliget  aiaaa? 
eUeo  aileio,  dai  ist  der  baromar.  Pasacrlso*  ef.4,  tM(llMi. 

y))  greilTen  mit  der  band  z8,  dia  duon  Ist  aaT  tft  aebwer, 
ich  kan  dz  allein  ntt  gawalligan.  Till  £uU*tfiegel  (l&lk)  IM 
neud'utk;  nun  wie  kan  ich  wider  das  aeio,  oder  daa  ge- 
wnltigeo,  daa  mir  za  gewaltigen  unmOgticb  iat.  Paaacaisos 
op.  (1^9)  2,173. 

ß)  die  btdeutung  gewalt  antbun,  9itUr«:  gaweldigeo,  |»- 
welii  doen.  Vtawiji  und  Vcroam  2, 1119;  esaiar«,  gaweltife«, 
notzwiogen,  iiotzogeo,  beleidigen,  variattao.  Faisics  IS96:  gb*> 
weidigen,  etm  facert.  KiUaü  K  4*.  ebento  HiMsca  1&90.  ßr 
diese  ftrmendung  det  terfraau  lugen  takUeiehi  caneurreutftrmtu 
des  gUi(ken  stummes  »er;  wältigen  (oba  sie  ienan  fon  nnrecbt 
wältigen.  WinDeaa  t04  AUmann  u.  «.),  begewä;ii;en  (o  OMio 
Tolk,  bubeo  begewaltigen  dich  und  weibcr  barrach««  ftbar 
dich.  Züricher  liM  Jeu  3,  12  u.  a.  tgl.  eacA  llamaai  ia«a  ••< 
oben  theil  i,  ip.  n9i);  flberwiltigao  {fatert  rtm  aikmi,  einen 
übergwaltigen.  Faisius  l39o*),  tergewalligen  (einen  veninrecbten 
und  vergewUliigcn.  6atr.  tändlatihänilungen  lo,  191  irentur  s. 
Scaiii.LiR  2*,  909  a.  a.)  und  verge«  alten  (ff/,  ebendt  nns  Haas 
Sacbs).  neben  unserem  rerftam  sind  ta  dieser  btdeutnng  bes^niert 
hdufig  persönliche  objrete  belegt ,  robri  die  bniekung  auf  dat 
meiblicht  geschledit  die  engere  btdeulung  'notsüchtigen'  entitiekelL 
unter  den  unpersönlielien  objecten  bat  iia  bAel  mit  ikren  rtaadae» 
textsIflUn  in  der  polemik  der  rtformMtivntttH  btttmUrt  fataaf 
gewonnen. 

1))  persinUche  objette. 

a))  areiter«  bedeutung:  ich  neme  nit  allea  daa  goldi  im 
gantzen  well,  das  imandt  bunt  ine  zu  geweitigen  an  iba  lefcC 
AiaoN  boq,  e; 

Ir  einer  kam  harrOrblr  gan 

und  woli  den  bruder  gawalilgal  kaa 

aiiau  im  da«  sacramcoi  lo  bali. 

Mvtüsa  4  kttsrr  Lt*: 

(die  einmohner  v.  Knm)  waren  fraisam  waelricb,  ge  weltigetn  iadar* 
muii,  Termainleo  grausam  zu  sein  und  gewalt  treiben  «tr  daa 
recht,  wer  mir  gewalt  biet  und  mir  beoOligrl  biet  mir  raebL 
AVBNTIR4,  49;  darumb  sl  warm  urobgefalleo,  allenorial 
ilarumb  das  al  selbs  berren  wollen  sein  diter 
in$el,  wie  si  in  diser  uDgiaogen  in  alier  geilbeit 
willrn  mit  rauhen,  stülen,  «od  iademao  zA  gewaltigen.  &  Peaaca 
wcUbuchtn';  der  berr  daa  laadaa gowelligat  sie  ood  geacbeidal 
sie.  Kiuiasaa«c  briatmL  1,41*; 

0  »alig  war  gaau  taaisebea  laad. 

weaa  ee  aaeb  helle  sn  baleuad 

ela  aollkbaa  ikeurea  baapiaaa. 

dar  la  aucb  ileai  sa  kertae«  faba 

dar  tTranoaa  nnbllligkail. 

dl«  »ie  irelkea  sa  di*er  tait, 

aa*er»cbAB«i  aalt  freier  baad, 

mit  raub,  geraaekaaa.  aiord  aad  braad. 

dia  fraaiaea  MbAuaa,  gwalüac  aad  twiagaa, 

wider  goti.  ebr  aad  racii  sie  driagea. 

n.  Saeaa  (ftii»yawe«>»,  d*w  fttrtu  AaaHaiaa) 
2«.4CT  ktUtr-aUs*: 

der  f&cb*,  welcher  (als  dia  fabel  laut)  «or  acincn  hcrraa 
dem  lewen,  Terclaiil.  das  er  ein  acbadficbar  aMpt— ■ 
were,  die  armen  leot,  nemlirh  hOoer,  aalao,  aad  fäa«  f^ 
wältiget,  und  aucb  etlirb  ainbracht  und  äff  (reaaa»  aieh  s«r> 
antwort  sprechende.  Ruanaea  LoBica  ot«  )anfe  (irslra . . . 
•adervtar«  aiJfea  werdtn  (MaMalaag  atika  fimmierur  p4d*- 
ttgktktr  »tkrifltm  U,  M);   aof  den   aadMtea   tag  auf  aaat 

82t 


5175        GEWÄLTIGEN  2  (gewalt  anllnin) 

Otlimars  tag  feng  man  ein  hin,  der  ander  endrann.  waren 
irer  zwenn,  betten  ain  gewaltiget  und  im  liochmutt  ange- 
legt, d.  städlecliron.  n,iü'3  (Augsburg,  forlseUung  des  Miilich)  ,■ 
wider  reciit  gewaltigen  oder  verdruclien.  r.  a.  von  1515  §  5; 
do  wurden  die  stett  zu  raut,  daz  man  si  gewultiget  von 
baiden  tailn.  d.  städtechroniken  4,  72  (chronik  von  Augsburg); 
fniu  Matliiid  die  berzogin  gab  etlichen  ciöslern  vil  freihiiit . . 
die  wolt  phalzgraf  Hudolpb  ir  suu  nit  iialten.  und  wurden 
also  derinassen  der  sacb  uncins,  das  pliulzgraf  Rudolph  . .  . 
si . .  gefangen  gein  München  füert . .  die  berzogin  .  .  clagt  irem 
brucder  dem  künig  über  den  sun,  der  biet  si  gewelligt  wider 
alle  pilligkait.   Aventin  5,416; 

wir  narren  stecken  Icein  ander  zil 

dein,  der  unsz  narren  gewelligen  wil, 

on  recht  unsz  wil  mit  gewali  vertreiben, 

und  laszt  unsz  nit  bei  recht  bleiben. 

Murner  vom  iiioazen  Lullwrischcn  narren  570  Kurz; 
einen  gewaltigen,  alicui  vim  inferre,  adferre,  offerre.  Aler  935*. 
6))  bedeutungsverengerung :  gewaltigen  und  verseren  an  der 
iungfrauschafft,  violare.  vocab.  optimus  (Lotter)  1504 ;  ebenso  vocab. 
incipiens  teuth.  (affcrre  vim  mulieri);  geweitigen,  gewalt  an  si 
legen.  Frisiüs  I39a";  das  andere:  si  sollend  ainander  lieb 
han  leiient  und  lod,  und  sol  kains  an  dem  andern  prechen. 
es.  schreibt  Sant  Jeronimns  das  ain  fraw  hiess  Lucrecia,  die 
ward  gewaldegot  von  des  künigs  sun  ze  Hom,  die  erstach 
sich  selber,  das  kain  fraw  geren  hernach  det,  das  si  vil  un- 
geren  det.  meistkr  Ingold  guldin  spiel  19  E.  Schröder,  vgl. 
Cn.  Schmidt  wb.  der  Elsäss.  mundart  143";  da  nichts  an  inen 
(den  Juden)  wolt  helfen,  wardens  zuletzt  bezwungen,  kamen 
in  der  Römer,  ir  feind,  band,  muesten  zuesehen,  das  man  Ire 
hausfrauen  jemerlich  hin  und  her  tlaischt,  muet williget  vor 
iren  aiigen,  weih  und  junkfrauen  notzerret,  geweitiget,  als 
die  seck  und  kotzen  unibzoch  und  failfüert.  Aventin  4,  831; 

'kein  frouw  sol  sprechen  durch  min  thadt 

das  man  ie  si  geweitiget  hat!' 

Murner  (läuchmnll  47,210; 
vgl.  bah  ich  kein  weibsbild  je  begwaltigt.  Uvmo  JosephusZii" ; 
vgl.  vergwaltigter   notzwang.    bair.  landrecht   von   1616  s.  80t. 
Schmeller  2^,  909. 

2))  unpersönliche  objecle: 

a))  in  thülite  wie  er  zu  Ache  wäre 

unde  ein  bere  vor  Ime  läge 

mit  zwein  ketenen  gebunden. 

sä  ze  then  stunden 

ther  pere  in  vaste  ane  sab. 

(hie  ketenen  er  bStlie  cebrah. 

ane  lief  in  iher  peie. 

thie  fursten  wollen  in  weren : 

ther  keiser  nemahie  sib  sin  nilit  crhnien. 

er  gewaltigste  ime  then  arm, 

thaz  flei-c  er  ime  alle;  abe  brah. 

lioliinäslied  3077  Barisch; 
ob   man  gleich  die  glider  gewältigt,   den  leib  fähet,   ia  gar 
tödt,  ist  doch  unser  will  nit  gewaltiget,  j^efangen  und  getüdt. 
S.  Franck  paradoxa  165". 

b))  so  du  nun  aber  hie  zwei  mal  die  heilig  geschrifft  nit 
nach  irem  sin  usz  legst,  sundcr  wider  iren  versiand  gesval- 
tigest.  Murneu  an  den  adel  .  .  liilscher  naiion  17  neudruck; 
welicher  die,  geschrillt  mer  gewaltige,  Luther  oder  die  in  ein 
ketzer  schelten.  Zell  Verantwortung  V^".  vgl.  Schmidt  Elsäss. 
mundart  143*;  sagt  doctor  Murner  aber  in  seinem  buchlin, 
'auuh  seint  vil  wie  docior  l>ullier,  die  solliche  worter  des 
heiligen  evangelii  bezwingen,  und  uff  iren  sinn  gewältigen, 
dann  weder  die  Wörter,  dann  der  sinn  geben  mögen'.  Karst- 
hans (BöcKiNG  Hatten  i,  tu);  damit  allen  menschen  iedweders 
gnüg  beschäche  oder  doch  geschickte  verantvvurt  gegnete, 
dasz  weder  wir  noch  die  frommen  gleerten,  die  wir  der 
dingen  wegen  verhört,  überdacht  inöchlind  werden,  sam  wir 
als  die  eigensinnigen  das  wort  goltes  gewaltigen  und  nach 
unsern  köpfen  verstau,  und  demnach  slriten  und  gachen 
wellind:  habend  wir  einen  gnugsamen  Verzug,  nämlich  länger 
dann  ein  halb  jar,  angesehen.  Zuingli  (ratschlag  von  den  bil- 
dern  und  der  tnesz)  l,  573;  disz  seiiid  nü  gantz  ausz  er- 
zcwungen  unnd  geweltigete  ausziegung.  Luther  {auslegung 
des  109.  psalms)  9,  201. 

b)  für  die  nettere  spräche,  die  die  parallele  mit  violare  nur 
noch  in  dem  compositum  vergewaltigen  lebendig  erhält,  hat 
andrerseits  die  entwicklung  des  verbums  in  der  bergwerksprache 
bcdeutung  gewonnen,  die  Wechselwirkungen  zwischen  diesem  son- 
dergebrauch und  der  allgemeineren  Verwendung  bedürfen  ein- 
gehender prüfung. 

«)  das  verbum  in  der  bergwerksprache:  eine  alte  pinge  ge- 
weidigen, puleum  veterem  instaurare.  Agricola  de  re  metallica 


GEWÄLTIGEN  2  (in  der  bergwerksprache)     5176 

(l54C)  483.  vgl.  B  EH  WARD  interpres  phrascolog.  mclallurgic.  (1673)  18. 
Meltzeii  beschr.  der  stadt  Schneebergk  (1684)  510.  52-2;  gewältigen 
ist  die  tieffslen  entweder  von  hineingestürzten  bergen,  oder  zu- 
gelauffenen  wassern  säubern  und  zu  sumpff  bringen.  A.v.Schön- 
bekg  ausführliche  berg-information  (Leipzig  169S)  2,  44.  genau  so 
IlERTwiG&e/-j6Hc/t(l710)178''«nd  Cromel 4,1040;  ffrenso  Hübner  865. 
minerophilos  2S9;  alte  berggebäude  gewaltigen,  sie  säubern  und 
mit  neuer  zimmeiung  versehen,  eine  zeche  wieder  gewaltigen, 
sie,  nachdem  sie  verlassen  worden,  wieder  mit  arbeitern  be- 
legen, das  wasser  in  den  berggehäuden  gewältigen,  es  fort- 
schaffen. Adelung  2,  649;  alte  berggebäude  gewältigen.  Voigtel 
2,79;  gewältigen  (in  mining)  das  wasser  —  to  draine  a  mine, 
to  emply  it  of  its  waters;  eine  zeche  wieder  gewältigen,  to 
work  again  one  mine  that  had  been  abandoned,  it.  to  repair 
or  restore  a  mine.  Hilpert  1,463'.  vgl.  gewältigen  Scheuchen- 
stuel  102.  Vfith  230;  gewältigen  .  .  .  das  in  einer  grübe  be- 
findliche wasser  durch  kunsizeuge  herausschaffen.  4.  eine  ver- 
lassene zeche  wieder  bauen  und  das  verschüttete  wegschaffen. 
Thiel  landwirthsch.  conversationslex.  4,  420.  wie  sich  aus  diesen 
darleijungen,  namentlich  aus  der  buchung  bei  Adelung  ergicbt, 
sind  es  verschiedene  Verwendungen,  die  in  dem  bergmännischen 
gebrauch  des  verbums  zusammentreffen,  die  wasser  gewältigen, 
einen  bau,  eine  zeche  gewältigen,  diese  unterschiede  spiegeln 
sich  auch  in  den  Zusammensetzungen  wieder,  denen  das  verbum 
zustrebt,  auf  der  einen  seile:  abgewältigen  (vgl.  Veith  6),  weg- 
gewältigen  (565),  auf  der  andern  seile  aufgewältigen.  vgl.  beson- 
ders wird  der  ausdruck  gebraucht,  wenn  der  grubenbau 
wegen  mangelnder  Unterstützung  zusammengebrochen  war. 
dann  bestellt  das  'aufwältigeu' im  entfernen  der  bruchmassen 
und  im  wiederherstellen  des  grubenbaues.  Lueger  lex.  der 
ycsumten  tcchnik  1,  537.  vgl.  auch  oben  theil  1,  sp.  657  und 
Veith  3l.  die  erste  der  beiden  Verbindungen  scheint  unmittel- 
bar an  gewältigen  =  bezwingen ,  überwinden  anzuknüpfen,  und 
könnte  durch  erweilerung  des  kreises  der  objecte  auch  die  zweite 
gruppe  von  Verbindungen  veranlaszt  haben,  nun  wird  aber  durch 
die  Chronologie  der  belege  gerade  diese  ziveite  gruppe  in  den  an- 
fang  der  ganzen  entwiclilung  gerückt,  und  hier  zeigen  sich  auch 
Verwendungen,  die  sich  als  ausgangspunkte  verwerten  lassen,  denn 
während  die  bedeuluny  gewaltig  machen  ^  stark  marken, 
fest  machen  sich  entschieden  als  eine  später  entwickelte  Vorstellung 
darstellt,  die  dem  Zusammenhang  einzelner  Verbindungen  er- 
wächst, führen  die  ältesten  belege  auf  ein  gewaltigen  =  in  be- 
sitz nehmen  zurück,  das  die  an  gewältigen  1  (sp.  5171)  belegte 
bedeutung  in  unserer  gruppe  tvieder  aufnimmt,  der  accusativ  des 
objects  an  stelle  des  genetivs  läszt  sich  hier  in  der  gleichen  weise 
erklären  wie  dort,  für  die  weitere  entwicklung  hätte  man  dann 
mit  der  beeinflussung  durch  die  bisher  belegten  Verwendungen  von 
gewälligen  zu  rechnen,  so  konnte  die  Verbindung  einen  Stollen, 
eine  zeche  gewältigen  unter  dem  einftusz  von  gewältigen 
==  zwingen,  überwinden,  leicht  zu  den  weiteren  Verbindungen 
führen,  wie  einen  gestürzten  berg  gewältigen,  die  eingedrungenen 
wasser  gewältigen,  von  diesen  drei  erwähnten  möglichkeilen 
kann  jeweils  eine  auf  die  auffassung  dessen ,  der  das  wort  ge- 
brauchte, einflusi  ausgeübt  haben. 

0)  einen  Stollen,  eine  zeche,  einen  bau  gewälligen. 

a))  wir  geben  inen  auch  frist  zu  suchen  und  zu  gewältigen 
dri  oder  vier  Schacht  oder  Stollen,  bisz  sie  erfaren,  wo  hin  sie  ir 
funtgrube  setzen  soUea. (Heidelberg  1476)  bei  MortEztschr.f.  d.  gesch. 
d.  Oberrheins  1,  46;  Josaphat  macht  ein  gewerckschafft,  mit 
einem  gottlosen  herrn,  da  er  in  Ophir,  Salomonis  zeche 
wider  geweitigen  und  belegen  wolle.    Mathesius  Sarepta  35*. 

6))  unter  andern  hat  bapst  Clemens  II.  durch  die  Fucker 
etliche  erfahrne  berglent  .  .  von  Schwatz  ins  Welschland 
holen  lassen,  und  ihnen  befohlen  etliche  alte  schachte  auff 
den  verlegenen  bergwercken  wider  auff  zunemen,  und  zu- 
gewaltigen, auch  newe  gänge  ausschürffen  und  zuschmeltzen. 
Ai.BiNus  Meisznische  bergchronika  (1590)  95;  da  aber  einer  oder 
der  ander  sich  gewaltsam  und  eigenmächtig  unterstehen,  und 
einigen  schacbf,  sehürff,  püngen,  stölln  .  .  verziehen,  und  die 
baiden  einebnen  würde,  der  oder  dieselben,  so  offt  sie  das 
übertreten,  sollen  uns  20  schock  gr.  Böhm,  zur  straffe  ver- 
fallen sein  .  .  da  verordnet,  dasz  solche  eingeebnete  püngen, 
Schacht,  schürffe,  über  die  straffe  der  20  schock  gr,  Böhm, 
wieder  sollen  gewaltiget  und  geräumet  werden,  wie  sie  vor- 
hero  gewesen.  Span  bergrechts-spiegel  (1698)  183;  wo  einer  oder 
mehr  auff  unsern  königl.  gründen  bergwerck  oder  metall 
suchen,  alle  verlegne  zechen  gewälligen,  oder  im  bauen  der 
zechen  oertcr    belegen    wolle,    derselbe    soll  . . .  zum    hoff- 


I 


5177    GKWÄLTlGliN  2  (ueuerer  lillerar.  gebraucl») 

ineiiiter  oder  Jea  ort«  IterRineitter  ai-heu.  217;  auch  mo  er- 
•tickl  und  erlrunkeiio  zechen  »iud,  die  kein  rad  nucb  ge- 
waltigen kann,  uder  gewinnen  .  .  .  daa  giebl  inao  iiim  dartu. 
altei  ScJiemmlur  bergrtcht  i.  VVag<«m  eorpiu  ;uMl  «Mlalüci  104; 
wenn  ein  uufiuaaiger  ftollen  verbrochen  it|:  ao  baben  die 
gruben  ...  das  recbt,  deo  •(ollen  in  ibrem  felde  aelbit  tu 
gewaltigen.  aUgtmttna  (prfusi.)  iandrtckt  j,  16;  der  bau  war 
häullg  dem  erlaufen  ausge«etzt  und  ei  i*l  «liederbolt  der  fall 
vurgekuniuien,  dasa  derselbe  kuuni  gewtltigt  und  wieder 
belegt,  »ucb  achon  wieder  verlamen  werden  niu«>(«.  jthr- 
buch  ät$  schlti.  vtTtint  für  berg-  und  hutttn»M$4n  (IMl)  Ib*. 
]))  gebirgc,  erx,  waiaer  gi-MOlti»;en. 

a))  in  ultcn  gebSuden  den  duhin  gentttrtalan  berg  weg- 
rttumen  und  gewulligen.  A.  v.  ScHüRKtKK«  ritltniarttn  t«i  berg- 
und  schmtUtwercktn  (IS98)  &;  edelgesteiu  betlebm  in  die  Ittoge 
nii'bt  im  feuer,  sie  werden  gcwulligel,  beswungen,  und  tu 
raUblein  und  kOrnlein,  wie  den  ceinentirero  bekannt  iai. 
Otiio  tvangehschei  kranktntrost  iio ;  gebirge  aufgeicbluaaen 
durcb  bergbau,  bedeutende  noturpioducle  rob  aufgesucht, 
gcwaltigt,  behandelt,  beorbeitt-t,  gesondert,  gereinigt  und 
menschlichen  zwecken  unterworfen :  dieses  war  es,  was  ihn . . . 
höchlich  inleressirle.  (jOrHi  {bacon  ton  Virulamt  U,  IM; 
üai  ori,  üa»  «prOile  gewSUigend  diircti»  feuar. 

ntJciitT  ijf't'  1.4A« 
0))  frau  braut  der  kospp  Ist  wol  liar  be*ta 

den  grutien-compaiti  braucht  ar  auch, 
er  wird  bald  niuihan  und  drauff  Khürffeo 
besiailgeu  und  werffnn  sali, 
biss  er  wird  gar  ansiiien  dOrffeo 
die  fluib  tertcbroten  lo  dar  all. 
darnach  gewtlilgen  und  macbeo, 
damit  ar  recht  lu  lag  aa>nbrL 

U.  NÖMLProaTH  leutuh»  >i«i1iektt  (I6M)  tS3 
Ibtrgreiken  auf  ('.  >•'.  kochtril): 
Fu  sind  denn  <lic  wasser  wieder  gewiltigtl  wie  aebr  be- 
ruhigt mich  das  einstweilen,  bi>z  mir,  noch  dem  ver^ 
sprechen,  ihr  DSrhster  brief  dai«  genauere  erzählt.  Cörai  an 
Vogt  I.  brW/e  8,  SI7;  wir  sind  auf  dem  wpge  die  wasser  zu 
gewditigen  die  uns  Terlriebeu  hatten,  eben  ala  wir  die  un- 
geheure niasse  gipa  dnrchsuncken  hatten  und  auf  das  dach- 
gestein,  das  über  dem  llüs  liegt  kamen,  an  Jaeobi  (0.  iept. 
1168),  britfe9,io;  dann  ritt  ich  nach  Ilmenau  wo  ate  ernst- 
lich beschäftigt  sind  die  waaser  tu  gewaltigen,  an  kiriog 
Carl  Augutt  (I.  utt.  I7»s)^  bruft  9,  S6;  collte  der  scharbt  toII 
wa«aer  atehen,  so  musi  man  suchen  dieselben  durch  ruber 
oder  auch  allenfalls  durch  banilpumpen  herauszuschaflen  oder 
10  gewaltigen.  KOnLEa  bfrgm.  taschrnbuch  (IT9I)  1(3;  gewal- 
tigen, die  wasaer,  eine  grübe  miitelat  maschinen  von  den 
grundwassern  befreien.  C.  iUaraAMN  kandwb.  d.  mintralogie, 
b*ry-,  külttn-  und  taliwtrkskundt  {Ilmenau  Uli)  l,29ü:  ge- 
walligen dea  Wassers  ist  der  inbrgrifT  der  arbeiten,  durch 
welche  man  daa  wasaer  aus  den  funduroenigruben  schafft, 
um  das  legen  der  roste  oder  der  fiindamente  trockenen 
fnsses  bewirken  tu  können.  Hcifft  encycl.  üb.  der  landhau- 
kuntt  (1830)  143. 

ß)  mit  dieser  iwrilen  grupp«  ton  oerbindungen  steht  der  all- 
gemeinere hUeraiisthe  gebrauch  dtt  verbums  in  wediselwirkung. 
ogL  gewilligen  {Itttle  trdh  to  get  tht  better  of,  lo  subdue  v. 
bewältigen.  HiLraaT  l,  463'  (notii  9or  den  oben  angeführten 
belegen  für  die  bergverkspraehe).  dieur  allgemeinere  gebrauch 
mnrde  namentlich  in  der  spracht  G4tbk*  von  einulnen  forschern 
haabtkt^  und  isl  nnerdtngt  nmssekltettlieh  aus  der  bergwerks^lracht 
«rUirt  aronb«.  tgl.  DOnrtia  teitschr.  f.  i.  pkiL  31,  sV).  Boisi 
verl  «nd  btdniunf  in  Göthes  spraeht  Mi  ff.  dtm  geyenüber  tst 
kirmtukHen,  datt  der  gebrauch  auf  (iOriii  nitkt  kttehrinkt 
itl,  tundtm  9or  und  nach  dteum  in  einulnen  Wendungen  belegt 
wird,  die  unmiUelbiir  an  du  unter  a,  a)  aufgeführten  anknüpfen. 
$0  wird  ttlUrdingi  liörais  fri-iond^r«  neigung  für  das  ferbum  in 
dem  einflun  des  bergmännischen  terminus  eint  trkliirung  linden, 
itr  gebrauch  selbst  aber  darf  nicht  alUtn  hieraus  abgeleitet  werden. 
I))  piTsönltdus  objeet: 

UU.  du  fotibagnadeie  mutier. 

dl«  du  trlDkaat  alle  wesen  mii  göttlichem  licht. 

die  du,  die  larte.  die  ew'ge, 

•U  Jungfrau  dich  nahend  den  sOndigen  mentchaa, 

verkläret,  gewalilgi  durch  ewig«  kralt, 

deo  meisler,  daa  belland  gebarst. 

Z.  WiMMta  templrr  auf  Cmtm  S,t; 
'wem  dank'  ich  dies  höchste  glOck?*  .  . 
'ihm.  der  herrschet  ob  den  berrtchero, 
der  gewilligt  die  gewkU'g«n. 
dem  da«  gluck  des  Böhmeoköulg*, 
was  dea  Oogarkönlgt  glück  T 

GaiLLfAiiaa  {Uadotf  und  OUokmr)  26.333. 


GEWALTIGER 


5178 


)))  andere  Ieke9t$t» :  der  bai  bler  kam  •■  verlvf  eelMit,  eo  ein 
acbAein  könne  er  oiekt  bttabteu,  auch  nicbt  gewaltigen  in 
seiner  kleinen  hauskallnaf.  HaaKi  {freund  »  der  nett)  3,  M. 

S))  idtUttkt  ohieüi, 

«))  Cbrialua  war  auf  erdea,  dM  allgeaeio«  biod«roi«z  tu 
gewaltigen.  Ciaoaioa  a,  M;  ir  schlief  esdlicil  «is  «ad  «r> 
wacbie  nicbt  aber  wieder,  ala  bi*  die  sonne  ait  bawBcba« 
blick  hinaufstieg,  and  die  frUbaten  oebel  gewlMifU.  C4TM 
{wahlurm.  X,  13)  17,  i4>: 

gawllilgi  f  aborcbt  ua*  die  weganda  maabt. 

Köaaaa  t.  IM. 

I))  bentacblands  alte  kraft,  macht  und  berrlicbheit  baben 
aie  vurtüglicb  gebrochen  und  einen  seuibensiolT  hinterlassen, 
dessen  flnggilt  erst  unsere  nachkommen  «uilig  gewaiitgeo 
»erdeo.  F.  L  Jana  },  1 1.  6M ;  an  jener  neiguog  Hoger  Bacona, 
daa  unbekannte  durch  da*  liekanate  aulzulö*en,  dat  fern« 
durcb  daa  nahe  tu  gewaltigen,  . .  .  scblieszt  sieb  ein«  rigaa» 
beit  au,  welche  genau  beachtet  zu  werden  verdient  üoraa 
[ijeschifhtt  der  farbenlehrt  I)  U,  tu4 ;  der  geoialale  adwrfricyjpU 
mann  aelbsl  hatte  die  naiur  nur  «n  groa  gewlili|M  »mi  be- 
herrschen können,  {geschieht*  meines  botanuchen  ifadiMM)M,iM; 
d.ibcr  war  die  höhere  natbematik  ihm  lAVr(oa)  ala  daa  aifaai> 
liehe  organ  gegeben,  durcb  das  er  seine  inaare  well  aa(- 
zubaurii  und  die  loatere  tu  gewaltigen  aucbte.  {gesckuktt  der 
farbenlehre  3)  M,  M;  denn  obgleich  dia  toriiegeadan  papiere  von 
bedeutiing  waren  und  genugaaaaa  fakalt  Haferten,  so  blieb 
doch  die  verschiedenartige  fora  daaaelha«  achwer  tu  gewll> 
tigen  und  in  irgend  ein  congnienle«  gaata«  tosaiaaie»- 
tufilgen.  {tag-  und  jakrethefle)  31,  61 ;  ao  eben  diesa  batrach- 
tung  acbliestt  sich  die  vieljabrig«  hchlaof  naiaaa  gaislaa 
gegen  die  franzöüiacbe  revolution  ooaiiUalbar  ao,  «ad  aa 
erklart  sich  die  granzenlo««  ba«iabiui|  diaaas  sebrerklichete 
aller  ereigniss«  in  seines  «raackaa  aadfalfM  dichtenach  to 
geMaltigen.  ibtdeuiende  finUrmini  t»,  9$:  aadlich  «ard  eine 
indische,  mir  lAng«t  im  sinn  schwebende,  von  teil  tu  teil 
ergrilTene  legende  wieder  lebendig,  und  ich  sachte  sie  vOllif 
zu  gewaltigen,  {tag-  und  yikrfskeft*)  33,  188;  er  findet  sich  io 
der  klemme  zwischen  dem  denkbaren  und  dem  wirklichen, 
und  indem  er  beide  tu  gewaltigen  oder  zo  verbinden 
m.lszigung  snraiben  muaz,  so  nost  er  seibat  an  aich  ballen, 
und,  indem  er  gerecht  sein  will,  vielseitig  werden.  ((■  kdider- 
lUhem  andenken   Wielands)  33,  341. 

UEWALTICitH,  m.,  aoaira  agtntis,  das  eitnsa  den  MaUaafa- 
gekatt  ton  gewaltigen  als  den  ao«  gewaltig  in  du  caitgtm 
des  subUanHvs  übtrführL  iii  tnten  btispttU  reiehtn  la  die 
tnittelhoehdeuluhe  periode  surluL  tgL  gawaldig^,  gewaldigcre, 
gewultig.ire.  mitlelhochd.  wk.  3,  477'.  {bti  Luia  I,  #74  isad  die 
meisten  der  neu  beigebrachten  belege  n  ttreickrn,  mtil  sie  conu- 
oder  Steigerungsformen  des  adjecttts  dai bieten.)  für  du  iUert  ttU 
schon  gabelt  tich  der  gebrauch:  einerseits  rttst  ins  iBtelaarta 
auf  gewaltig,  polens,  zurück,  und  vrar  tu  rtiser  «afsrea  «tfe- 
lexUlen  bedeutung,  dia  in  dtr  htttekmng  auf  Chiiu  ms  btf$ 
tritt,  in  anderen  ^kfM  htrtdtrt  ikk  daa  lahsfaaCi»  mit  §t- 
waltigen,  vtin  affertn,  «rekns,  laaM  dtr  timnittr  in  saaM« 
agenlis  kräftig  gewahrt  bUM.  dieur  gegmsatt  halmrmM  mttk 
mehr  die  spätere  ratwsciiaaf ,  ia  die  das  suksttmÜmmts  »d^tätt 
gewaltig  niii  ',der  iseürrtea  ^arai  dm  starte«  asasiaaUw  aiaac 
eindringt,  9:1.  o*ra  «f.  5141.  itr  mtHusI  tmkdtrm  mmftb&uktm 
und  nitJit  umgelauUUn  formen  fäUl  hier  wenig  ins  gewitkl,  dir 
umlaut  ut  splrlich  bele«t  und  anfanp  auf  du  enU  i'Uffi  be- 
schränkt (geweidiger  Moacarrtor.  gewaHifar  Ditranaaacaa. 
tcK.  gewaltiger  riretcr  iaadnardMOif.  Ttoaaaisaa.  Ziaccatr), 
n>dler  dringt  tr  aaraiasaK  aaci  im  ü»  mmU  frane  ater. 


erst   später   dringt 

ngi  gewaltiger  M  Faisiaa,  faviHtar  hm  Sii 
1)  die  anknipfisng  «•  fa«alti(  — palCM.* 
a)  dl«  4Utsttn  bakg«  mfms  ias  iwlilaalla,  «i»  aahaa 
dtutet,  nur  aü  btimmt  Oam,  «ad  kssr  cr«sM  sie*  ««<  dm 
8aaaniaMa*«af,  dost  dit  funetian  ttmm  tmte*  afnüs,  wem  m 
ithtrhaufi  tu  gründe  k§,  jedenfalU  larMssal  iil: 

die  tdr«l  alt«  wuadar  «aai 

war  dirr«  waodcr6r«, 

dar  4r«B  koair.  m4*n. 

sie  rirfan  'all«  jarA  jt 

wer  ist  der?  «er  siarma*  dl'T 

dar  uod  dar  *r  ab«r  stieg. 

in  er  bald«  llfaa  kl«| 

«laaa  bMiea  k««i«  bar. 

di«  lAfel  w«ad«ri«  ab«r  m4t. 

wer  der  g«waltif6re. 

d«r  «r««  koDic,  w«r«.        erUmug  MSS  BmUth} 

SJ6* 


5179 


GEWALTIGER 


ein  Stare  gewaltigere, 
wa;  ob  sich  unser  8wxre. 
mit  dem  selbem  endet, 
er  hat  mich  her  gesendet. 

nrstende  124,56  Hahn; 
der  gewaldigajre, 
von  dem  diu  starken  mxre 
die  wissagen  hänt  geseit. 

Rbinbot  heil,  Georg  49'  Ilogen. 

b)  ebensowenig  macht  sieh  die  function  eines  nomen  agtntis  in 
einigen  belegen  aus  der  älteren  neuhochdeutschen  periodc  geltend, 
die  der  weitesten  und  allgemeinsten  bedeulung  von  gewaltig, 
polens  dienen  und  die  sich  nur  formell  vom  adjeclivgebrauch 
unterscheiden,  indem  sie  die  form  gewaltiger  auch  da  fortführen, 
wo  der  nom.  sing.  masc.  der  starken  fiexion  nicht  zuständig  ist: 

wir  sehen  die  trabten  nach  grölen  eren, 
die  nie  wurden  herren  kint 
und  weder  gebüre  noch  ritten  sint; 
gewaltigör  üf  höhen  pferden 
machent  in  namen  hie  ür  erden. 

rentier  1091  (oder  comparalw  f); 

ir  fursten  herren  ritter  knecht 

das  ist  utr  uch  gesungen. 

wan  ir  doch  sit  in  duser  zit 

geweidiger  des  rechten 

und  habt  dar  zu  in  uwer  hant       lüde  und  lant 

eer  und  göt,        dar  umb  so  diit 

weder  die  eer  nit  fechten.  MuskatplBt  69,57; 

vgl.  einer  ist  der  höchst  schöpffer  als  gewalliger  alier  ding, 
ein  gewalliger  künig.  Eggestein  Sirach  1,  7  [ebenso  Kobürger, 
omnipotens;  allmechtig,  ein  gewaltiger  könig.  Luther);  der 
selige  und  allein  gewaltiger,  der  könig  aller  künige,  und  herr 
aller  lierren.LcTHER  1.  Timolh.6, 16  (deralain  gewaltig. cod.  Tepl. ; 
geweitiger  könig  aller  könig.  Dibtbnbbrgbr  und  Eck;  beatus 
et  solus  potens  rex  regum). 

c)  noch  sicherer  weisen  andere  Verwendungen  auf  das  sub- 
slantiri'rte  adjectiv,  die  die  bedeutungsverengerung  auf  grund 
der  ellipse  durchführen. 

a)  gewaltiger,  dynasles  vel  dynasta.  Dasypodiüs  340;  gewal- 
liger, ein  oberoffizier.  milliarcha,  gewaltiger  über  lOüO  ritter. 
cenlurio,  gewaltiger  über  100  ritter.  Brack  vocab.  15*,  nach 
Frisch  2,  420' ;  gewaltiger,  gewaltsbott,  in  einer  Stadt,  oder 
im  kriegsheer.  Bayer  290';  indem  Titas  mit  seinen  verwan- 
den, sich  an  den  jungferdieb  zu  rächen  rüstet,  und  die 
rotte  des  gewältigers  ihm  beizustehen  verordnet  wird,  be- 
mühet sich  Sinat  Paradee  zu  bereden,  dasz  sie  seines  willens 
zu  werden  geruhen  wolle.  Harsdörffer  6,  lol;  die,  so  etwas, 
das  den  gewaltigem  miszfelt,  thunt.  Thdrneisbr  von  wassern  271. 

ß)  der  mann  sei  von  weibs  gut  gewälliger,  besitzer, 
niesser  und  bewarer.  landesordnung  der  grafschaft  Tirol  von 
1603  bei  Schöpf  798. 

y)  als  sich  die  Jesuiten  berühmten,  dasz  sie  so  viel ..  in 
der  Ffaltz  bekehrt  hellen,  antwort  (er),  nicht  ihr,  sondern 
die  provosen,  geweltigers  und  executores.  Zincgref  3,  51; 
überantworteten  mich  dem  gewaltiger,  welcher  mich  seinem 
befehl  gemesz,  mit  eisernen  ketten  und  banden  an  bänden 
und  füssen,  noch  ein  mehrers  zierte.  Grimmelshaüsbn  Sim- 
plicissimus  55  neudruck;  wir  gefangene  wurden  strack  zum 
comraandanten  geführet,  welcher  sich  sehr  über  meine 
Jugend  verwunderte .  .  .  darauff  befahl  er  uns  zum  gewalliger 
zuführen,  und  erlaubte  doch  dem  cornet  auff  sein  anhalten, 
uns  zugastiren.  250;  der  gewaltiger.  Zibglbb  schaupl.  66i'; 
gewalliger,  oberster  feldprofos  alias  generälgewaltiger.  Stieler 
1481;  gewaltiger,  in  bello  etiam  est  quaesitor,  präfectus  rerum 
capitalium,  latrunculator.  ebenda;  gewalliger,  in  einer  Stadt 
oder  kriegsheer,  rerum  capitalium  praefectus.  Aler  934'.  ähn- 
lich Bayer  29ü';  general-profosz,  general  gewaltiger,  rumor- 
meister  . .  führet  das  comniando  über  die  profosen  und 
stecken-knechte . .  und  ist  sein  amt,  die  Strassen  rein  und 
sicher  zu  halten;  und  die  deserteurs,  oder  die  dem  land- 
mann wider  ordre  schaden  zufügen,  auch  so  gleich  am  leben 
zu  straffen.  Fasch  kriegs-ingenieur  lex.  (l735)  355^.;  gewal- 
tiger, geneialgewalliger,  prevöt  de  l'armee.  Rondead-Buxtorff 
254.  ebenso  nouveau  dictionnaire  (Slraszburg  1772)  339' ;  gewal- 
tiger, m.  {in  military  affairs),  obergewalliger,  gcneralgewaltiger, 
provost  marshal  of  an  army.  it  v.  Scharfrichter.  Hilpert  1,  463"; 
bei  ScHMELLER  1^,  909  Sind  aus  der  bairischen  infanterieordnung 
von  1720  beispiele  angeführt,  die  zeigen,  dasz  die  ßexion  des 
Wortes  in  der  Schriftsprache  da  und  dort  wieder  dem  Schema  des 
substantivierten  adjectivs  zustrebt  (gewaltiger,  über  dem  gewal- 
tigen) ;  ebendoit  wird  auch  aus  einem  russischen  armeebefehl  von 
1839  das  eindringen  in  die  russische  militärsprache  belegt  (gewal- 


GEWALTIGERIN  —  GEWALTIGKEIT     5180 

diger,  reserwnoi  diivisü  6  "><>).  zu  der  bildunq  gcneralgewaltiger, 
die  in  allen  angeführten  Wörterbüchern  bald  als  synonym,  bald  als 
bestimmter  typus  des  simplex  verzeichnet  ist,    vgl.  oben  sp.  3777. 

2)  das  nomen  agenlis  zu  gewaltigen,  vim  afferre,  violare. 

a)  die  ältesten  belegt  entstammen  der  rechts-  und  geschäfl- 
sprache:  wirdet  ein  man  uberloufen  in  sime  huse  oder  in 
sime  gemache,  wo  daz  ist  von  gewaldegeren  oder  von  luten, 
wer  si  sint  die  di  tribtn  unrechte  gewalt,  also  lange,  biz 
daz  der  wirt  wunt  wirdet,  .  .  .  der  mac  eine  beimsuchunge 
wol  volbrengen  mit  rechte.  Freiberger  stadtrecht  cap.  28,  1 
Ermisch  (jünger*  handschr.  gewaldigen);  item  all  gewaltiger 
der  kirchen  und  solicher  freihält,  die  der  kirchen  und  sölich 
gaistlichen  personen  und  durch  das  götlicb  und  menschlich 
recht  verlihen  ist,  enpfaben  des  apIas  nit.  (Jahrbücher  des 
15.  jahrh.,  Nürnberg)  d.  städtechron.  10,  183;  uff  das  kein  erger 
zcufall  birus  entstünde,  dan  inbe  were  unmügklicb  dem  ge- 
weidigen hauffen  zcnsteuren.  aber  die  von  Sanct  Michel 
haben  von  stundt,  als  mir  ihr  pfarrer  den  begrebnisse  halben 
geclaget  .  .  .  szo  viel  vieisz  vorgewanth,  das  die  gewaldiger 
abgestanden  und  dem  pfarrer  räum  gelassen  den  toden 
cörper  zcu  begraben,  der  Magdeburger  möllenvogt  S.  Lang- 
hans an  den  kardinal  (1526),  d.  städtechron.  27,  207. 

b)  auch  in  der  sonstigen  litleratur  wird  es  vereinzelt  ange- 
zogen : 

Kain  mit  allen  mordgrn,  .  . 

Judas  mit  allen  verrätSrn, 

Pilatus  mit  valschen  rihtern, 

Nemroth  mit  allen  gewaliiggrn.     renner  24357; 

abir  von  den  tagin  Johannis  des  touf^res  86  lidct  die  craft 
daz  rtche  der  himele,  und  di  gewalriigere  roubin  iz.  Beheims 
evangelienbuch  Matth.  11,  12  (di  gewalligen.  cod.  Tepl.  Egge- 
stein u.  a. ;  leidet  das  himelreich  gewalt,  und  die  gewalt 
thun,  die  reissen  es  zu  sich.  Ldther);  die  eebrecher,  jung- 
frawen  gewalliger  und  ferfeller.  Geiler  v.  Keisersbbrg  brö- 
saml.  1,89";  von  dem  höllischen  gewalliger  unbewälliget  ver- 
bleiben. BoTBcnKY  Palm.  .504. 

c)  unter  den  Wörterbüchern  sind  es  nur  die  ältesten,  die  das 
Substantiv  verzeichnen :  gewaltiger,  grassator.  Maaler  178*;  vio- 
lator,  geweitiger,  Schädiger,  verderber,  gschender.  Frisios  1385'. 

3)  fraglich  ist  ob  das  nachfolgende  beispiel  unmittelbar  vom 
verbum  aus  neu  gebildet  ist  oder  auf  der  nachahmung  älteren 
Sprachgebrauchs  beruht:  der  riesenkönig  empfand  an  ihm  seinen 
meister  und  gewaltiger.    Simrock  2,  330. 

GEWALTIGERIN,  f.,  die  movitrte  form  des  fem.  ist  nur  als 
Variante  tu  gewalterin  frtsCan  959  belegt,  vgl.  sp.  5101. 

GEWALTIGKEIT,  f.,  substantivbildung  zu  gewaltig,  die  erst 
am  ausgang  der  miltelhochdeutschen  periode  auftritt,  vgl.  gewal- 
techeit  Lexer  nachtrag  207 ;  geweldicheit  Verwijs  und  Verdau 
2,1880;  gbeweldecheit  Oddekanb  2,  656.  am  reichlichsten  ist 
das  Substantiv  in  den  Trebnitzer  psalmen  belegt,  dann  taucht  es 
völlig  vereinzelt  im  16.  und  im  18.  jahrh.  auf  und  erlangt  im 
sprachgebrauche  knrivrs  und  Ihmkrimann  plötzlich  wieder  gellung. 
bei  Arndt  allein  weist  es  auch  die  bedeutung  von  violentia  auf 
neben  der  von  potestas,  die  in  allen  anderen  Verwendungen 
herrscht. 

1)  der  älteste  gebrauch: 

icb  hän  die  gewaltichait, 

da;  ich  wol  leben  lä;; 

oder  setz  in  tödes  säj.      Tbicunbr  A209*; 

di  tage  der  iare  unser  an  den  sibinczic  iorin.  abir  in  den 
geweldikeiten  achczic  ior,  unde  me  was  ir  eibeit  unde  ir 
ruwe.  Trebnitzer  psalmen  89,  10  (unser  leben  wehret  siebenzig 
jar,  wens  hoch  kompl  so  sinds  achtzig  jar,  und  wens  küst- 
lich gewesen  ist,  so  ists  mühe  und  erbeit  gewesen.  Luther 
ps.  90,  1 ;  st  aulem  in  polentatibus,  octoginta  anni,  übe  sie  aber 
in  mahlen  sint,  so  sint  ero  ahzeg.  Notkhb);  do  czerbrach 
he  di  gevveldikeit,  den  bogin  unde  den  schilt,  daz  swert 
unde  daz  orleuge.  Trebnitzer  psalmen  75,  4  (ibi  confregil  poten- 
tias;  daselbst  zerbricht  er  die  pfeile  des  bogens.  Luther 
76,4;  dar  habet  er  gebrochöt  starche  bogen,  fonitudines  ar- 
cuum.  Notker).  fraglich  könnte  das  folgende  beispiel  sein,  doch 
wird  man  auch  hier  auf  poteslas  schlieszen  dürfen:  gedenke, 
berre,  Davidis  unde  allir  geweldikeit  sin.  Trebnitzer  psalmen 
131,  1  (gedenke  herr  an  David,  und  an  alle  seine  leiden. 
Luther  132,  l ;  et  omnis  mansuetudinis  ejus,  allero  sinero  mam- 
niendi.  Notrer). 

2)  belege  für  das  fortleben  vom  15.  bis  zum  18.  Jahrhundert : 
gewall,  gewalligkeil,  macht  oder  mächligkeit.  kiafft  oder  krefflig- 
keit.  vocab.  theut.  {Nürnberg  1482)  Mb;  ein  reich,  gewaltigheit, 


6181      GEWALTIGISCn  —  CKVVALTIGLICH 

imperium,  regnum.    Daitpooio  M  l\     •ll|ewalligkail  an  ttrlU 
von   allinadit  wtri  von  Schöraici    (</m  §»nM  iUhtttk  ra  nmr 
nuss  71}  am  ipraclig*brüueht  Naunanh»  gitaitU. 
S)  ntuert  auffrischung  du  gtkraudui. 

a)  tn  der  b*deutung  pottttat:  «lucb  nutt  tr  {iichtr)  an- 
willkUrlicb  dai  bekennlniix  dar  unerncliOpflicbeo  und  unfar- 
wüailicbrD  gewalligkeil  des  aordweitlicbrn  lUmmvulkaa  ab- 
legcD.  E.  M.  Arndt  tehrifltt^  tn  m.  1.  DtuUchtn  t,  V» ;  vor 
vielen  jabitauseoden  Mar  hier  ain  warm^lrr  bimmal  und  tioe 
falle  inÜKcbcr  herrllcbkeiteti  und  cioa  ineoge  und  gewallig- 
keit  der  mfn^chro,  wie  nie  im  17.  uod  la.  jobrbuadert  auf 
der  immer  kalter  und  ttrmer  werdenden  «rde  nicht  inrhr 
•ein  konnte.  4,  8üi;  denn  aucb  die  Ungerechtigkeiten  und 
tOcken  dea  groixen  kOnig^,  von  welchen,  wl«  ich  lieltpieU- 
waise  angab,  tuweilen  die  rede  war,  minderten  an  dein  bilde 
aeiner  ge«altigkeit  nichts,  weil  mein  valer  jedea  mal  hintu- 
•elzte:  'wenn  er  aich  dergleichen  vorgenommen  balle,  au 
konnte  k*-in  mensch  auf  erden  dawider  an.'  iMacRaAiiii  (me- 
morabilitn)  vtrkt  I8,  44. 

b)  in  dir  bfdtutung  violenli»:  vri«  wir'a,  «eno  solche  ge- 
waltigkcit  der  bezeicbnuog  und  vcrMirrung  der  bilder  aus 
höherer  infltienxa  der  leil  enisprAngeT  KauDairn  Abüoi 
bei  E.  M.  Arndt  idiTiftenf.m.l.D.l,\M;  diese  aiftenscbaften 
können  aber  gelegentlich  auch  in  hirten  nnd  gewaltig- 
keilen  ausarlrn;  doch  davor  war  Reimrr  bewahrt.  E.  M.  AaiiaT 
ebtnda  3,  34n. 

GEWALTIGISCH,  adj.,  gant  urtinuUt  btldung:  mit  wortlen 
ein  ding  tbun  ist  herrisch,  ist  gewaltigisrb,  ist  ein  zeichen 
eins  geliielena  Aber  ein  andern.  PtaAciLsoa  {SlTa$iburf  tsis) 
2,  2«*. 

GEWALTIGLICH,  od».,  vgL  gewaltecitche,  gewnitecllcbrn. 
tnhd,  «-/).  S,  47'*.  I.KXKR  1,9*9;  geweidichliken  Scait.i  la-LOBnrN 
},  tOO/f. ;  geweidichlike  Vkrwijs  und  Vkrda«  7,  I«s0.  dtm  ad- 
ftrbialtn  gebrauch  dtt  worUt  tUht  tin  nur  $thr  $pdrlick  rnl- 
KickeltfT  adjtctirischtr  gtgrnübir,  von  dem  tich  das  advtrb  dtr 
ntutrtn  tprackt  formell  nickt  mekr  abgrtntt.  vgl.  gewalteclich 
mhd.  irb.  9,  47ft*.  Luia  1,  973.  v;l.  ghewrldicblik,  vrijmacbtig. 
OuDBvANS  1,058.  tgl.  genaltiglich  l.  unsere  bildung  berührt  $ich 
am  nächuen  mit  gewaltlich,  nur  dati  tie  auf  dat  abgeUitelf 
adjectit  gewallig  turüekptkrt,  wdkrend  gewaltlich  unmittelbar 
tom  tubiiantiv  abgeUitet  ist.  in  betug  auf  vi-rbreitung  und  ent- 
trieklung  t*t  t;e»iilti|;lich  im  deutschen  spr.ichgtbtitt  seiner  con- 
eurrensform  bedeutend  überlegen,  wenigstens  ras  die  advetbiate 
funetion  betrifft,  gelegentlieh  steht  es  ihr  in  tarianten  gegen- 
über, so  im  Barlaam,  während  die  Varianten  der  Eneide  (17,4. 
t09,  «.  109,  93  EtlmülUr  gegen  Behaghel  4.  3t.79.  74ft4)  auf  das 
bestreben  des  neueren  herausgebers  surückführen ,  Vbldbhk  die 
formen  seiner  mundarl  susutceisen;  denn  die  niederländische 
ifraehe  beroriugt  ihrerseits  die  btldung  gewaltlicli. 

l)  das  adverbium.  die  bedeutttngen,  die  in  der  adverbialen 
funttion  enlwtckelt  sind,  werden  in  knappster  form  bei  Kilian  K  4' 
»utammengeslelU :  gbeweldigblick,  potenter,  violenter,  impeluofe. 
a«  btiien  ersten  bedeutungen  treten  sieh  sthon  in  den  dlksten 
mitteUockdevtscken  belegen  deutlick  gegenüber  und  tcerden  meist 
in  fester  Verbindung  mtt  bestimmten  trrbts  entwickelt,  die  lettt 
angeführte  bedeutung  impetuose  {vehementer)  drtngt  in  den  lit- 
lerarischen  belegen  etmat  später  tor,  sie  ist  aber  die  eintige,  die  am 
neuesten  spiackgebrtmek  noch  antheil  behdU.  die  gremlinie  gegen 
gewaltig  hat  sieh  im  laufe  der  enlwieklung  mannigfach  ver- 
$dubeis.  so  lange  die  adverbialen  funettonen  an  gewallig  wenig 
•u$te^Udet  waren  (vgL  $p.  i\lb  ff.  &I3I.  &I29.  &I30),  verioA  ge- 
waittflicb  die  ditnste  iet  adverbtums;  mit  der  adverbialen  ent~ 
»kklmmf  *•«  gewaltig  dagegen  wurde  es  überflüssig  egL  tp.  619&. 
6149.  9150.  6189 /f.  10  kommt  es,  dast  die  mitUlkethäeutsthe 
period*  einen  köhepunkt  der  Verbreitung  für  unsere  adverbialform 
büdet,  während  sie  in  der  neuhochdeutschen  spräche  allmihUch 
aufeinselne  fesU  Verbindungen  und  individuellen  gebrauch  suhirA- 
nnkL  noch  Lotner  hält  mit  besonderer  vorUebe  an  dieser  vol- 
leren lind  tTd/li!jer«n  form  fest,  er  hat  sie  auth  in  der  bibel- 
überselsung  gegenüber  älterem  gewaltif;  mehimals  durcligeführL 
auf  die  bibet  gehen  auch  dia  wirterbuehnottsen  späterer  seit  surfick: 
gewaltiglich,  welchea  noch  biaweilen  m  der  bibel  vorkommt, 
ist  veraltet  Voigtbl  1, 79.  Mnerer  ktteranscher  gebrauch  Idsit 
tkh  in  der  kunstftrm  der  poesie  beobachten,  wo  die  vollere  form 
de»  bedingungen  des  vMtruwu  entgegen  komwiL 

Umlaut  ist  beseugt  in  der  genesis,  bei  Konbad  v.  Meobnbbbc, 
dem  passional,  den  Trebnitur  psnlflieii,  tat  mitteldeutschen  voca- 
bular  des  15.  jahrh.,    den  Nürnberger  und  Frankfurter  belegen^ 


GEWALTIGMCH  1  (ailverhium)         5t82 

dem  AUfeHer  poteioMiptel,  bei  Natibus  «.  KaaiiAT,  SowAtTSt»- 
bbb«,  Avbiitiii,  M  4tm  Wtilfkalen  Huttmabii  «*f«M  mr  M  d0m 
Alemanne»  Unttu.  tm  ■Wfwwia^n  treten  ds*  «asfriMMni  W- 
leye  jedodt  msrUk;  ik  btnitekrifln  in  Emäi»  ommäin  4tm 
Umlaut;  im  SttkintpUfel  eek  im  in  MtiieHrptr  ikromk  !•- 
gegnen  unumgrlauteU  formen  mW»  4tm  umgeUuleUn,  ebonm 
in  den  schnfUtüeken  aus  dem  benmnkHtte. 

der  dental  weist  du  wudia  im  S4ekieniptegei  und  mI- 
spreehenden  denkwtälern  auf,  ebenea  aber  auch  wieder  ^  Wol#- 
BAH.  das  mitteldeutniu  WM^niar  dagegen  uugt  mit  4f  Utrm- 
berger,  Frankfutter  btlSff  u,».  für  die  lenuti  m  { 
Alsfelder  pauionsipiel  (ftW«l«HfliehX  i»  •'M* 
beide  formen  belcijl. 

grosu  mannig  falttgkeit  bielit  Ue  §aUtrol  in  jsslnanin  tmtfiam. 
bn  anegenge,  itr  genesis,  dem  SatktnopiefeU  lesarten  der  Bneiie, 
iet  evangcUum  fHtodemi  itt  tptran$  btanft  (gawaldicblike,  gtwal- 
ticbllcbe),  tsi  faMioN«!  kt  dtr  guttural  ««saiierl  (g«««ld«oelielMa). 
die  tenuis,  die  in  mUlMotbieultektn  briego»  üb  normulform  am- 
gesetu  ist  (gewallicilcheo  Niidiart,  Ebisbl  «.  «.>,  wird  auek  im 
dem  mitteld.  voeabutar,  den  Ttebnitter  psalmen,  Mobnbb,  H*af 
Sacbs  dargeboten  (gewalliclich),  e^aioM  ienBosUr  tkromikeUf  bei 
Zmi>cli  und  in  den  Ster:inger  spielen  (gewalliklicb).  im  lü.jeikrh. 
überuiegt  die  unter  dem  einßutt  der  tfpenkiufung  itakenie 
Vereinigung  beider  forwsen  (gewaltigklicb),  oo  bei  k.  v.  Eia, 
SciwABTtB!iat*c,  H.  V.  Kronbbbc,  EacBLiii,  MoavBB,  Haaio, 
im  Alsfelder  passiomtpiel  und  4er  tragtdia  Jolsaunu,  dem  kirdten- 
lied,  den  Merr.  weistkümern,  ebenso  bei  Maaibb,  Fruios,  C*> 
iBroo«  Mild  IltNiscH.  die  heule  geltende  meiiu  ßuitt  mk 
zuerst  im  Nürnberger  voeab.  Ikeut,  von  im  uni  uaitro  ootwbu 
larien,  ebenso  bei  Mattiia«  t.  Kbmmat:  «•<  anderen  formem 
wechselnd  ist  sie  auek  bn  Li  tbeb,  EataiiR,  ZwiirBL,  HAatBirr 
V.  KRONBKBe  und  m  Alsfelder  pouioutepiet  beiepL 

für  gewaltecliche  kerrsckt  in  in  jUmtom  häoftn  iu  auf 
den  dattv  pluralis  lurück  fuhr  ende  lin§oro  fmm  (gtwslUcllcbea) 
ror,  die  jedoch  in  allen  ienkmtler»  —  meist  unter  dem  esis- 
flust  von  verswsasa  und  reim  —  mit  der  kürterem  utfrusalform 
wechselt,  die  letzten  seugnisu  für  die  Idafcre  form  «aM« 
dem  Alsfelder  passtonstpiel  uni  der  Ummritbeu  äh— iL 
vorher  halte  du  kuriere  form  den  auslautendeu  ßoaimmoatH  am- 
gebüsst.  diththongierung  des  suffirvoealt  (gewalticbMckt,  |»> 
waltigkleicb)  ist  aus  dem  anegenge,  den  Stersiuftr  ifitkm  vs4 
dem  Sigenot  belegt. 

a)  die   bedeutung  von  potenter   wird  m  weiterer  und  euperor 
fassung  sum  ausdruck  gebracht. 

a)  die  weitere  fassung  seijt   staatsrechtliches  peprdg«  und  ba- 
günttigt  vor  allem  die  Verbindung  mit  bestimmte»  verbie, 

1))     Juds*  «prach  Ime  ifl  vile  frolichsa 

'lierre  vater  gfll«.  wis  mli  güiaoi  iiflM. 
dir  Inbdt  diu  sun  Joseph,  er  oa  wäre  ■•«h  t4l  alcb«. 
er  Isi  über  al  Efipialani  ain  flaiflfls  Rwalt 
gewaliicbllchan  er  phlegei  al  4ea  lar  ckaaMl  hak««*. 

genest*  7t,  It  fuisdaruaomt 
oucli  wardao  ir  alt  dien*to       »idcr  undarUa 
al  das  kOoagea  aaiffe       uot  alle  tino  maa. 
da{  diu  vrowe  Ualcba  ala       to  gawalicclieb«  ge^At. 
sO  st  ou  muosen  dianaa       aas  aa  daa  Krlaabilia  i4t. 

Nibetumfon  mä,9; 
bis  sol  slcsaa  acliena 
air  sinaa  vaiiar*  OafMia  thraoe; 
lo  tioas  vaiitr  rieb 
gabui  bia  gawaldlf  lieh«. 

AlefaUar  paitiaimswitt  4MS. 
%))  d«  diu  rdnUkln  Hebe 

ilüoieo  fewaliiclicba 
ID  dea  keiner  Fridaricbaa  baaL 
paisfTta  Waa^aai  4>«0  (Piraa  f«M«l.  4ie*t.  t.9M): 

do    verwaodclda    sik    dat    rike    to    Babilooi«    ood   staot  ■• 
Krieken  to  Cooslantinopola   geweldicbltka  aUo 
6<ld«r.  4  bei  ScaiLLBa-LCaaBn  l,  toi; 

wie  gawaliacliclM 
aib«o|lc  kfiaag«  rieb« 
dea  aairal  Hat  aadatli». 
I.  Flbcs  Flore  hU  Staaa 
dat  dir  das  laad  vaa  Baraa 
sali  diaoan  aUo  c««alügUeWb. 

Sigemat  br  Setmbaelkt 

{hersog  Frtodritk)  solta  ooch  dea  kOoge  aUA  aia«  stoa  ga- 
waltiklichen  Ingebao  in  atoam  lU.  (l4Mir  cftraail)  9ader 
ckron.  6,  167. 

9))     dar  suo  gii  in  ala  barra     (dag  heltai  «r  ia  sagoal. 
ob  tr  gcraocbti  kr4ae      bl  dea  kfinega  iragaa. 
fawah  den  aller  boakstaa,     daa  Hakba  ia  tawaa, 
atm  aalt  Ir  gawahacBcbaa     babea  var  BibbIb«  saaa. 

Un,9; 


5183  GEWALTIGLIGH   1  (poleuler) 

hin  vur  din  gesinde 

mit  dem  reinen  liinde 

in  Judeam  da;;  lant 

nu  wari  oucli  Joseplie  erkant 

wie  da  geweldencliclien 

hete  under  im  daj  rirlie 

Ai'clielaus  Herodes  suii 

do  enweste  er  aber  wie  tun 

wände  er  vorchie  sere 

daj  nac  der  widerkere 

daj  kitii  zu  sciiaden  queme. 

das  alle  passional  48,44  Hahn; 

der  alliu  dinc  be8lo??;en  hat, 
gewaliecliche  in  slner  hant, 
der  tuo  dir  sailden  vil  beltant 
und  der  vi!  reinen  muoter  min. 

Konrad  von  Würzburg  Engelhard  379; 

furbas  soltu  wissen,  das  die  hernach  geschrieben  stedte  und 
schloss  pfaitzgrave  Friderich  geweltiglich  zu  meiner  zeit  innen 
hoit  gehabt.  Matthias  v.  Kemnat  chronik  Friedrichs  v.  d.  Pfalz  84 ; 
aber  dise  iand  alle  hat  der  Türk  nit  so  vor  vi!  jaren  den  Christen 
abgewunnen,  die  fürsten  kaiser  und  herien  darin  all  er- 
würgt und  hals  noch  gewaltiglich  innen.  Aventin  4,  663; 
(wir  Ludwig  der  vierte)  sein  in  unser  und  des  heiligen  rö- 
mischen reichs  übriste  haubtslat  und  kaiserlichen  hof,  die 
stat  Rom,  komen  mit  grossem  fried  on  mäniglichs  wider- 
slant,  sein  alda  von  got  geweicht  und  gekrönt  worden,  hallen 
also  in  gewaltiglich  durch  die  wunderbarlichen  und  unsicht- 
barlichen  macht  und  hilf  des  almechtigen  gotts  das  regi- 
menl  der  weit.  5,  473. 

4))  Artaxersis  ein  chunic  her  unde  rieh 

der  sa;;  gewelticlichen 

ze  Pe(r)se  in  sinem  riebe.  .„„  „, 

jüngere  Judith  s.  Diemkr  ged.  d,  12.  jahrli.  128,21 ; 

nu  vernemt  churzlicben  daj. 

wa  got  vor  allen  tagen  was. 

unt  vor  aller  geschefte. 

ul'  seiner  magen  chrefte. 

er  Kewalt'chlichen  saj. 

in  im  selben  er  was.  anegenge  2,24  Halin,- 

dö  der  künec  mit  sime  wibe      von  den  staden  reit, 
wer  iegiiclie  fuorte,      daj  wart  dö  wol  geseit. 
die  edelen  Kriemhilte      si  gruojtens  dester  baj, 
hei  wie  gewalteclichen      si  sit  an  Heichen  stat  gesaj. 

Nibelungen  1323,4; 

ich  was  durch  wunder  üj  gevarn: 

dö  vant  ich  wunderlichiu  dinc. 

ich  vant  diu  siüele  leider  Isere  stän, 

da  wisbeit  adel  und  alter 

gewaltecliche  säjen  ö.  Waliher  102,19; 

und  sal  siezen  schone 

geweldigklichen  in  dem  throne. 

Alsfelder  passionssitiet  4894; 

sprach  aber  der  gewalt. 

der  dem  vater  ist  gezalt. 

ich  haeijje  ein  erbe. 

braiitej  unt  vil  bederbe. 

da  wil  ich  selbe  gewaltichleiche. 

inne  wonen  ewichleiche.        anegenge  7,13  Hahn; 

denn  siehe,  der  herr  kompt  gewaltiglich,  und  sein  arm  wird 
herrschen.  Luther  Esaias  40,  10  (der  herr  gott  kurapt  in  der 
sterck.  Eggestbin;  Kobürger  u.a.  wird  kommen  als  ein 
starker);  es  stehet  herrlich  und  prechtig  für  im,  und  gehet 
gewaltiglich  und  frölich  zu  an  seinem  ort.  Luther  1.  chron. 
17, 27  (begechung  und  michelich  ist  von  ime  stercke  und 
freude  in  seiner  stat.  Eggkstein.  Kobürger;  fortitudo  et  gau- 
dium  in  loco  ejus). 

5))     dö  sprach  künic  Sigmunt       'lät  luj  nieman  sagen, 
vor  allen  minen  mägen       sult  ir  kröne  tragen 
vil  gewalteclichen       als  ir  habt  6  getan, 
irn  suU  des  niht  enkelten       dar  wir  den  hell  verlorn  han  . 

Nibelungen  1020,3; 

min  leben  konf  ich  schöne, 
in  zwein  landen  kröne 
treit  gewaldecliche 
min  bruoder,  der  ist  riche. 

Wolfram  Parzival  266,23; 

Römulüs  sal  der  eine  sin, 
der  märe  und  der  riebe, 
der  vil  gewaldechliche 
daz  riche  sal  berihten. 

H.v.  Vkldeke  Eneide  109,6  Ettmüller 
vgl.  3676  Behagtiel; 

doch  80  regirt  er  geweltiglichen  und  nam  mit  im  den  konig 
von  Frankreich  und  den  von  Engellant  und  Hispania,  und 
zoch  in  das  hailig  lant  und  thet  grosz  streit.  Sigmund  Meisteb- 
LiN,  d.  stadtechroniken  3,  89  {Nürnberg);  er  ward  auch  ...  ein 
tapffer  und  mannlicher  fürst,  denn  er  gewann  in  Frieszland 
Olenpleg,  darnach  gewann  er  das  königreich  von  Dennemarck, 
und  regierete  dasselbige  königreich  gewaltiglich,  mit  viel  zeit- 


GEWALTIGLICH   l   (polenler)  5184 

üches  glucks  und  ehren,  buch  der  liebeln';  diese  zween 
könige  regierten  gar  gewaltiglich,  unnd  theten  dem  heid- 
nischen volck  starcken  widerstandt.  268';  die  alt  künigin 
Braunhild  .  .  .  underwand  sich  mitsambt  iren  eniklen 
des  regiments  und  regieret  gewaltiglich  heraus  in  Frank- 
reich, in  Burgundi,  Orliens  und  teutschem  Iand.  Aven- 
tin 5,  62;  regirt  also  gewaltiglich  mit  der  Teutschen  hilf  und 
gunst  des  kaisers  über  die  jüdischait.  4,  732;  zu  gleicher 
weis  und  gar  nit  anders  ain  ainiger  gott,  herr  und  schöpfer 
regiert  allein  geweltiglich  das  ganz  werk  der  weit.  5,  38;  in 
vuUer  krafft  und  aller  herlicheit,  aver  allen  menschen  ge- 
weldichlick  und  genedichlick  sal  (Christus)  regeren,  gewel- 
dichlick  aver  sine  vianden,  genedichlick  aver  sine  ghelruwen 
fründen.  B.  Rotmann  restitution  rechter  und  gesunder  christ- 
licher lehre  (1534)  94  neudruck;  darinn  vil  grosse  ergernüss  und 
irsal  gewaltigklich  regiert  haben.  J.  Eberlin  v.  Günzburg  (ein 
6üc/i/«n,  worin  auf  drei  fragen  geantwortet  wird)  2,  155  ncu- 
druck; 

was  iiie  gesalbet  wirt  im  leben 

ist  alles  samraen  got  ergeben, 

bedüdet  ouch  götlich  gewalt, 

dan  sie  haben  manig  l'alt 

von  got  empfangen  gwaltiklich 

zuo  reigieren  dugentlich. 

MuRNKR  badf^nfohrt  15,13; 

denn  er  (der  antidirist)  gewaltiglich  daselbs  regirt.  Luther 
auslegung  des  9.  psalmen  (lö2ö)  32";  wenn  Franciscus  die  funff 
wunden  empfangen  hette,  so  were  es  gewislich  ein  teuffels 
gespenst  gewest,  aber  da  für  halt  ichs  eigentlich,  und  wer 
iren  alcoran  gar  auslieset,  wirds  also  befinden,  das  die  münch 
sölchs  nach  Francisci  tod  erticht  haben,  iren  orden  zu  com- 
niendiren,  nach  Lucifers  art,  die  in  allen  münchorden  ge- 
waltiglich regiert.  Eiiäsmus  Alberus  der  barfusser  münche 
Eulenspiegel  und  alcoran,  vorrede; 

es  hat  ein  low  im  römischen  reich 

regiert  vor  zelten  gwaltiglich. 

fabeln  90  nendruch; 

hör  mich  o  Phscbe  unbelrogen, 
der  du  tregst  einen  güldin  bogen, 
darneben  über  Chrysen  fron, 
über  Cyilam,  und  Tenedon, 
regieren  thust  gewaltiglich, 
vorhin  hast  du  erfrewet  mich, .  . . 

Spreng  Ilias  15'; 

Ancus  regiert  44  jar  gewaltiglich.  Blank  Rom  (1614)  N  4*. 
ß)  engere  eingrenzung  der  bedeutung: 

t))  under  in  si  do  sprachen 

0  wer  ist  der  starche 
der  in  unse  marche 
80  geweldenclichen  zöget: 
als  ein  richtender  voget 
kumt  er  unervorcht  da  her. 

das  alte  passional  100, 14  Hahn; 

gewaltigklich  strafft  gott  ir  macht, 
wann  si  dort  kummen  für  gericht. 

SCUWARIZENBERG    157'; 

denn   den    geringen    widerferet   gnade,   aber  die  gewaltigen 
werden  gewaltiglich  gestrafft  werden.  Luther   weish.  6,  7   (die 
gewaltigen  leiden  die  quelung  gewaltigklich.  Eggestein.  Ko- 
bürger ;  potentes  . .  potenter  tormenta  patientur). 
2))  dem  (erthiscUof)  erwarp  gewaltecliche 

der  edel  keiser  riche 

ein  reht,  da;  immer  hinnan  für 

der  bischof  sitzet  an  der  kür 

da  der  kröne  wirt  erkorn 

ein  vogt  der  vientlichen  zorn 

und  uiigerihte  stoeren  sol. 

Rudolf  von  Ems  der  gute  Gerhard  195; 

zu  einem  kunige  wart  er  erkorn 

und  in  Galliam  daj  lant 

mit  groj^en  eren  gesant, 

da  er  nicht  lange  doch  besa{, 

wand  ein  vil  wenic  vurbaj 

quam  er  zu  Rome  hinwider 

und  wart  gewaldecliche  sider 

romisch  kei.ser  da  gezalt, 

daj  er  ouch  ubete  manicvalt 

uf  der  cristen  ungemach, 

die  man  in  darnach  hajjen  sach. 

das  passional  157,32  Köpke. 
3))  herre,  ir  sült  mit  vreuden  sin. 

ich  sa^e  iu  daj  vil  wol  für  war: 
si  wil  iuch  hinte  ergetzen  gar: 
iuch  wil  diu  reine,  tilgende  rieh 
bint  grüei;en  also  miuneclich, 
daj  ir  gewalticlichen  tuot 
mit  ir,  swaj  iuch  dunket  guot. 

Ulrich  von  Lichtenstein  frauendienst  1278, 
Bechstetn. 


i 


5185  GEWALTini.ICH  1   (violenter) 

y)  in  Jen  w6i ItrbCtehtrn  i$t  et  du  atlgemtttnU  bedtutung  *•» 
potenter,  die  die  ttrmmologie  beherriehl:  auturttaltvt,  fcwaltiflicb. 
Mklhkii  vocab,  piedtcanlium  L4;  gewalliglich  oder  inechtiglicb, 
potettatite,  i.  potenter,  tucab.  theut.  {Nürnbtrg  IMS);  leHtltig- 
licli  potenter,  potettate.  totab.  i*tipiiiu;  polenitr,  gewallig* 
klich,  verinOgenlicIi.  Caikpinos  un';  gewalligliih,  puu- 
samment.  IIulniuh  (1611)  163*;  g«walliglicb,  mtcbliglicb,  mit 
iiiucht  und  gewall.  KaaKi.  Nl;  gewalllglicb,  pHiit»iiimrn(,  po- 
tenler.  nouveau  dietionüiri  du  toyageur  {l'OX)  iii'.  ebento  \tnMi- 
HOKi  74;  gewalliglich  {ailj.  abi.),  potenter.  SraiNBAca  3,  M3. 
ebento  KiHir.ii  17B;  gewaltiglich  vft.  ftewnllig  7.  HiLPaar  l,4M'; 
von  der  engeren  begrenzung  in  der  ttauttretiitlieken  prigunf  *^' 
nur  selten  notiz  genommen:  pro  tmperio  ,  .  Kcnug  hcrrtcblich  und 
gewalÜKklich  odrr  maiHlerhafftigklicb.  i>Riia't  (I&4I)  uo*;  ge> 
wallig  Oller  geHalligiich  hemchen,  <o  dominnr  powerfuUy  or 
miglittly.  trutseh-engi  wb.  (1710)  709.  neben  dmr  MtfMiHBf  •«• 
potentn  kommen  du  übrigrn  abiiceignngen  der  fatoiaUmf  (ffo- 
lenter,  vehementer,  valide,  valde)  in  den  wörUritelUnt  «nriffr 
tur  geltung  alt  im  litterarischen  gebrauch,  am  vieluiHg$ten  mnd 
Fmiius,  Hkmsch,  Kilian  und  unter  ilen  tpiteren  Spiitia  und 
das  Stratiburger  nouveau  dict.  auf  violenter,  vehementer,  ner- 
vöse beschränkt  ist  Maai.kr,  auf  violenttr  SnBLBa,  auf  ralidt 
neben  potenter  GCitlir,  vgl.  auch  tp.  5192. 

b)  die  beJeutung  von  violenter  IdsU  sich  am  unserem  adver- 
bium  ebenso  frühe  belegen  itie  die  von  potenter,  seltener  sind  et 
die  gleichen  verba,  die  in  der  einen  oder  andern  bedeutuug  äit 
Verbindung  eingehn,  vgl.: 

waiiil  or  K*wali6olichea  bat 

beide  tiurgo  und«  «tet, 

die  dem  lani  Ketißrten  iiio.    Orroita  9177; 

gegen  gewalticiicben  U&ü.  oben  sp.  &I83.  vgl.  die  vertinseltt 
bedeutnng  von  potenter  in  der  Verbindung  mit  besitzen : 

der  TBter  lai  der  gotet  gewall. 

der  wiri  von  rechte  der  lu  geiall. 

wou  er  gewolticlileiche. 

beteizen  hal  diu  reiche,    anegenge  6,13  Mahn 

gegen  die  belege  unter  a)  l)).  viel  häufiger  unterscheiden  sich 
dte  verba  der  einen  oder  andern  gruppe  durch  leichte  abslufungen 
in  form  und  bedeutnng,  vgl.  gewallecliclie  besitzen  {bekgern) 
gegen  inne  häo;  gewaltecliclie  varen,  ziehen,  riteo  gegen 

guot  wa>  ie  genxme,  icdoch  so  gie  diu  Are 
vor  dem  guoie:  nü  ht  do{  guoi  so  höre, 
da;  e;  gewnitecliche  vor  ir  luo  den  frowen  glt. 
mit  den  rOrslen  suo  den  kOnegeo  an  ir  ril. 

WALTHia  31.19. 

im  allgemeinen  sind  es  auch  hier  die  gleichen  typen  der  Vor- 
stellung violentia,  uie  sie  oben  bei  gewall  und  gewaltig  tu  beob- 
achten waren:  die  Unterdrückung  durch  eine  kriegsmacht,  die 
individuelle  überlegenheil  über  einen  andern  oder  über  fin  objeet, 
der  iwang  im  qegensats  tum  freien  willen,  die  beurtheilung  der 
machlausubung  unter  dem  gesichtspunkt  von  recht  und  billtgkeit. 
a)  die  Unterdrückung  durch  kriegsmacht  und  Waffengewalt: 

0)  ir  habet  wol  vernomen  dat. 

wi  iler  kiinicli  Menelaua  besät 
Troioii  die  riehen 
vil  gewaidachlichen. 

t'.iifiiif  4  EUmUtler  {Varianten  Kawaldiciiche, 
ftewaiiiclicben,  *oa  Bsnashil  eiugaetu: 
gewaldelika): 
und  dö  der  kunic  rieh 
he«ai(  gawnlticllch 
Cecili,  da{  guote  lanl. 
vil  sfhiore  man  den  kunio  vtmX 
m\\  Siechtum  ülieriaden. 

0TT0K*a  Merr.  reimAr.  IM; 
darumbe  si  te  harren  hdn 
wolden  den,  der  gewalilclich 
bei  betesteo  ösierrtch.       t»97; 
du  hau»!  docb  selb  bekennet  dicb 
das  «iniruw  bab  Rewaliiltllch 
besessen  vil  der  TOtsche  land. 

H.  V.  SACHSinaaia  mirin  tUA, 

da  flenge  an  der  bi«cholT  und  pfnrrer  gewalt  minder  ti) 
werden,  und  wuiiipn  auch  die  hoben  schAlon  von  bSltcl 
manchen  gewnitiglich  besessen,  uoJ  alle  predigst&l  und  beicbl- 
stöl.    KiikaiiN  V.  GÜNiBORC  (s.  bundsgtnost)  l,S3; 

der  selbig  bhieli  wider  dieen  Fridericb 
gewaltiglilichen  das  ROmlsch  rieb. 

(/>  ner  tjMl  von  WUkrtm  Teil  504 
{Schmeiter  tdtautpiele  5. 38). 
''))  wer  ist  der  kuninc  der  eren 

der  to  gewriiencliche 
veri  gegen  dem  hiemeiricba 
mit  also  ritterlichem  her. 

dtu  all*  peutionat  I0&,  80  KahN  ; 


GEWALTIGLICH   1  (violeoter)  5186 

aiB«  sagt  bla  aapkor  cbftacb  TwraaMr 

gawaltiebllcb  Ar  Ober  aar 

gegen  Pranrbrich  bla  all  ritianalMft 

Liuaacaoa  Iv^tkäUtd  m/  d.  seUmeki  M 
GUmHm)  1.1^: 

!■  dar  Sit  46  dat  |a*cbacb, 
an  dam  driiiao  ia(«  dar  nkall 
dd  reit  4vr  i.aiiowea  bar 
gawaldaelleb  mit  siner  wer 
und  ktria  kein  Irma  lande  44. 

I4tt4»d4*ekt  reimeknnik  llXlk. 

wol  f  aardanl  nao  ai  aacb 
gawaldaelleb  doreb  lArlaal 
riian  wider  Of  den  ilrani        M87: 

■<i*  logotan  nie  in  dar  brtder  last 
d*  gawaldaelleb  all  bar.       tttli 

dat  ber  wart  algaaalns  vrA. 
ein  ander  bure  sie  •Acbien  M 
gawaldacllcban  all  Ir  ber.       «MI. 

sl  ttriebea  Af  da(  selbe  laai. 
dag  BlaaaBt  Bibaa  alcbt  aavaoi. 
vil  ftwtMaallcbaa  d«.       1441 ; 

dl  litan  dia  brAdera  alt  irra  aacbl 
gewaldecMcbeB  swA  nacbL       Cttl; 

er  (ii«r  kA»ig  »on  Kmitamä)  apracb.  — 

acbol  eines  bertogeo  banier  gka 

vor  eines  rehlen  kUnlga«  «anan? 

Bwir  leb  weit  raicb  0  iaea 

alne*  kbalericba. 

sl  aAeti  gewaltielicba 

in  daa  horba  bla  galigaa! 

EniBBL  ßrmemkatk  HM  Sirmmek: 

swia  gawalilcllcban 

der  blbest  und  dia  eardlnal 

all  grötea  guoia  iae  tal 

Srdtfu  ber  babaai  galadea 
r  dar  aalbea  berraa  tcbadea, 
docb  ist  ia  araas  aibi  gescheiiea. 
s4  aan  dar  wftrbaii  wlljeben. 

OrraBAB  aat«rr.  reimckr,  MM. 

gewalligklieh  eioralleo,  kitpelmm  facere  ta  ifras  iaiasfaraa. 
Mbalir  178'. 

3))     den  ertibiscboir  von  CAIIn  leb  (fleiaric*  dfr  Umet 
geschlagen  hab  gewaliielich. 

flO^iTiiie  Branrnsckm.  Aronik  MS; 

ala  «r  ihm  aber  aotwort,  wie  daa  er  obligeo,  and  die  feiol 
gewalligklieh  überwinden  wurd,  ist  Saal  wider  die  Palettiner 
auazsegen.  Hsoio  flftns  des  Joseph»t  9»' ;  aU  dist  beichehca 
ist,  haben  die  Heiveer  die  Amalechiten  gewaltigklicb  über- 
wunden, n';  anno  dorn.  1303  haben  die  von  Basel  das  aehloaas 
Kamstein,  unnd  damit  sunst  noch  &  oambaffler  scblüsacr 
gewaltigklicb  erobert  und  zerbrochen.  Stumpf  Sckweiser  dbraaak 
705*  (1006). 

4))  am  selben  tag  ist  gefangen  Ckhart  ta  Ikelbain  aÜ 
seiner  geselscbaft,  die  geflohen  sind  in  Augnatiner  closter  zu 
Winsbaim  und  herauszgenumen  gewelliglicb  von  der  ffltatra 
ret,  eingelegt  auf  alrengs  gehbt.  Hainaica  DKicntiia  «ArMÜ, 
d.  ttidtechron.  II,  OOJ:  die.<e  haben  dem  probate  die  srbloascl 
abgedrungen  und  den  kuster  auch  gewaltiglich  doriue  ge> 
achlept  und  getzogen,  daa  er  moste  den  cbor  aofscblies»#a. 
SeaasTtaü  I.ARCiiA!«a  kistoria,  d.  sUdleekrtn.  1'.,  tsi;  damab 
wollend  getrost  und  frOlirb  sein,  dann  wir  bald  M  c«ck 
komen  und  euch  geweltigklicb  retten  wollen,  ^Mt  tolll  Ir 
kain  Zweifel  haben.  Tbobas  ZwairaL  ^i  BAoaaaa  fMflni  av 
gettkiekte  iet  teaaralriff«  aas  teUnkutg  t.  491 ;  der  acMf 
(o6ertle  kiaaüscAe  ftenpfaana)  äff  emea  iflicheo  dico»t«au 
•omtren,  in  aller  haoodlung  and  not,  gagee  alle«  fein4ea 
fewalltigklich  helffen  unnd  überwinden  will.  H.  f.  Cao^- 
atio  13  amdrvcA. 

ß)   mit   den  ItttUn  nThninugf  ^Utf  mk  «a/k  nfät 

J-^     J^    ^^m^^l^^mM  I^^^^^^^^a^    ^^^M^^tfa^^    ^bA  ^^^^^4^4^    ^^^^ 

vtra  MflMMM  Mca  n  Mcrftnafm^n  nfgefngtu  ww  firt- 

faltung  UrftHklMr  Mrie  fdMarf,  aw  et  ta  irr  MraAraf  ta- 
lidr,  vekemetder  tkeHtüA  aacft  niem  rkOrnng  fkkH  He 
TonieUmng  taÜMfadlrr  ikrriiyraftfa,  w  ne  mtf  tdtiiigmng 
amierer  indivHmen  neU.  kitr  asM  ik  hemrtkeimmg  unUr  dem 
gesitkttfmnkt  des  rttktt  mnd  der  wsenl  an. 

I))  wirt  gegurt  of  di  kuf  diu  mit  dem  «werte  din  geweldie- 
lichen.  Trebnilter  ysaJara  44,  4  (garte  dein  scbwert  an  deine 
seilen  du  hell,  and  achmOcke  dich  achön.  LcTHca4A,4; 
carte  din  swert  ambe  dIn  di^h  6lo  g«walUgo,  aetiMgere  { 
laa  ctrc«  fewsur  teaa  fUmUstkme.  Notbeb); 


5187  GEWALTIGLIGH   1    (violeiUer) 

allda  sich  unser  rilter  stellt, 
recht  als  ein  ritter  und  ein  held, 
seinen  vater  gewaltiglich, 
(den  herren  Christum  meine  Ich) 
wie  sichs  gebühret  derendirt. 

H.  KiNMHABT  der  eisilebische  chrUUiche 
ritler  46  neudruck; 

wann  ouch  iolicher  getäter  einer  oder  me  In  eins  pur- 
gers  hus  oder  bofe  fllelhe  oder  understünde  zu  flielien,  so 
sei  derselbe  burger ...  zu  demselben  getäter  gewalteclich 
grifen  und  helfen  vohen.  Straszburger  xunfl-  und  polizeiver- 
ordnungen  25  Brucker;  wer  aber  sach,  das  der  lantrjchter  ge- 
waltiklich  wolt  greifen  auf  die  grünt,  so  sollen  die  drei  stifl 
aneinander  helfen,  rechte  des  stißes  Gösi  (16.  jahrh.),  öiterr. 
wrä/A.  6,  807 ;  wollen  also  hiermit  menniglich  ernstlich  ge- 
botten  haben,  dasz  niemandts  .  .  .  ausserhalb  rechtlicher  er- 
kandtnusz  und  dieser  unser  Ordnung  und  Satzung  zuwider, 
an  iemandts  gewaltiglich  zuvergreiffen  . . .  toll,  hoffgeriehls- 
ordnung  der  hindern  graffschafft  Sponhfim  {Franckfurt  \bSl)  91; 
dat  icii  ju  juwen  borgher  gheweldichliken  hebbe  affghegrepen. 
cod.  Brdbrg.  1,  10,  156  bei  Schii.ier-LObbbr  2,  101; 

0  herr  nun  kum  du  heilger  gast 

beheisch  dins  vaiters  Davids  rieh 

veririb  den  tüflel  gwalti^klich 

der  uns  bestritten  halt  ti1  jar. 

tnifiödia  Johannis  des  töuffers  DT; 

durch  minen  man  wardt  koulTet  ab 
Joseph,  ein  frummer  koscher  knab, 
dem  ich  der  bölschaffi  an  hab  §mfit, .  . . 
und  wolt  in  zfi  den  weichen  zwingen, 
bisz  er  mir  gewaliigklich  entran. 

MuRNKR  (jäuchmatt  z4*. 

l))  vil  minneclichiu  minne,  ich  hän 

von  dir  verloren  minen  sin. 
du  wilt  gewalteclichen  gän 
in  minem  herzen  üz  unt  in.        Walthüb  55,10; 
dar  nach  gap  in  got  ein  stiur 
da?  daj  wilde  iiur 
kam  gewalticiiche 
und  verbrant  daj  hüs  riebe, 
äai  von  gold  was  bereit. 

Enikel  wellcitronik  24253  Strauch; 

alein  der  kunig  wace 
draurig,  pekümert  war  sein  hercz, 
kaiii  schimpff  noch  schercz 
mocht  fiaien  in,  die  eiffersüecht 
in  gwalticiich  pesase. 

H.  Sachs  (i(te  ehebrecher brücke)  fabeln  und 
schwanke  8,  352. 
3))  wände  Ich  von  disme  kunlge  sprach 

da;  er  gewelteclich  durch  brach 
beider  iser  rigele  unde  ir  tur 
sccbt  nu  aber  alda  vur 
ein  stimme  an  großen  werten 
tut  uf  tut  uf  die  porien 
ir  vursten  wände  es  mu;  sin 
der  kuninc  der  ereu  sal  dar  in. 

'/()<;  nlifi  passional  100,81  Hahn; 
was  was  daz  wir  horten? 
wer  hie;  dl  helle  pforten 
so  gewalticlichen  uftun. 

Hbslkr  eviinqpl.  Nikodem,  8015  Helm 
(gewaltichlich  bri  Pipgn); 

anno  1497  decima  maji  in  nocte  hat  Harnesz  sun  ...  zu  So- 
senhusen  ein  tor  geweltiglich  ufgelretten  an  einem  huselin. 
Job.  HüRBACH  tagebuch,  quellen  zur  Frankfurter  geschichte  l,iU; 
so  warn  dann  ellicb  . .  mit  gewalt  an  die  sinagog  gefallen, 
rissen  und  brachen  die  gewaltigklich  uff.  Tu.  Zweifel  bei 
Bach&nn  quellen  zur  geschiehte  des  bauernkriegs  aus  Rotenburg  10 ; 

des  senfte  gnad  unnd  guetikhait 

duicli  dwunden  so  er  am  chreüti  laidt 

löst  autr  die  pand  so  gweltigkhlich 

dmit  unser  vater  knüplTct  sich. 
hei  Wackeunackl  das  deutscki)  kirchenlied  2,1118. 
4))  er  ist  ungevüeger  danne  wilen  Cngelmär, 

der  gewalticlichen  nam 

den  Spiegel  Viidcrüne: 

des  bin  ich  dem  döiper  gram, 

dem  selben  Walberüne.       Neidhart  53,67  Keim; 

8vie  deine  anderen  gut  geweldicbliken  nimt  bit  an  jenes  dot, 
alle  recht  hevet  he  an  deme  gude  verlorn,  dat  ime  an  deme 
gude  irsterven  mochte  na  jenes  dode.  Sachsenspiegel  {land- 
recht) Z,  H  Homeyer ;  deshalben  das  in  ergangen  kriegsleufen 
menigem  unsern  underthan  sein  biief  und  insigill  von  den 
lantsfeinten  und  andern  gewaltigklich  genoroen.  grundbuch- 
ordnung  von  st.  Lambrechl  (1494),  österr.  toeisth.  6,  226;  also  iiset 
man  von  Muhometh,  das  er  z&  Mecha  einem  armen  mann 
sein  camel  gewaltiglich  nam.  S.  France  tceltbuch  119';  ain 
erber  rat  hat . .  mich  one  verhör  und  Verantwortung  (gestraft) 
gewaltigklich  meinen  kindern  das  ir  genomen.  £.  Kuhpf  bei 


GEWALTIGLICH  1   (violenter) 


5188 


Baumann  quellen  zur  gesch.  des  bauernkriegs  aus  Rotenburg  574; 
gewelticiich  nemen,  rapere.  mitteldeutsches  vocab.  ex  quo  des 
15.  jahrh.  (Mainz)  bei  Diefenbach-Wülcrer  619;  es  ist  auch  herr 
Johanns  Wernhcr  freiherr  ton  Zimbern  hiezwischen  mit  todt 
abgangen,  derhalben  sein  nachgelasine  wlttib,  die  grevin  von 
Ottingen,  auch  andtre  obgehörter  banditen  erben,  denen  ire 
gueter  gewalticlichen  ingezogen,  den  angefengten  process 
uszzufuern  begert.  Zimmtrsehe  c/ironift  l, 549  Barack;  der  wolge- 
born  grave  N.  unsteet  uns  burgenneister,  rath  und  gemein  des 
heiligen  reichs  statt  N.  daran  wir  vil  hundert  jar  löblich, 
unabwendig  herkomen  gwaltiglich  rfitrengen  von  dem  ge- 
brauch, zQvischen  das  wasser  genannt  N.  Hüg  rheloriea  und 
formulare-teutsch  ii' ;  wir  empieten  euch  ernstlich,  das  ir  uff 
das  schierst  und  unverzogenlich  zu  uns  kompt  geen  Dunkels- 
puhel,  zu  eufern  (aufern,  befördern)  das  hailig  evangelium, 
des  unsern  bruder  vil  gewaltigklich  beraupt  sein.  Thomas 
Zweifel  bei  Baohann  quellen  zur  geschiehte  des  bauernkriegs 
aus  Rotenburg  292. 

6))  welcher  ein  weibsblld,  wesz  weseni  oder  Standes  sie 
wäre,  gewaltiglich  genothzuchtet.  protocoll  über  die  rtformation 
des  rechtsbuchs  kaiser  Ludwigs  bei  Krenner  12,  197; 

hie  lldt  die  fromm  Lucretia, 

die  .  .  vom  kOng  Sexto  ist  frävelich 

gschwecht  ir  eer  gantz  gwälltigküch. 

Heinrich  Bullinger  Lucrelin  444  Bächtold; 

da  haben  si  dise  (frau)  bingezuckt,  und  nach  irem  mutwillen 
gewaltigklich  mit  ir  gehandlet.  Hedio  übers,  des  Josephus 
(1513)  81';  hab  er  zu  Breisach  und  anderen  orten,  viel  jung- 
frawen,  eheweiber  und  closterfrawen  genotzoget,  und  mit 
ihnen  gewaltigklich  seins  willens  gepfleget.  Wurstisen  Basler 
Chronik  (6,6)  438. 

y)  die  Vorstellung  des  xwangs  unter  abslreifung  der  nehen- 
vorslellungen. 

1))  charakteristisch  prägt  sich  diese  in  einer  technischen  formet 
der  höfischen  spräche  aus,  die  Ulrich  v.  Licbtenstein  über- 
liefert hat: 

ich  wold  des  marschalcamptes  mich 

htnt  underwinden,  füept  ej  sich. 

herbergen  wold  ich  in  der  stat 

gewalticlich.    ej  ist  min  rät, 

daj  hie  die  herberge  von  iu  nem 

ein  ieslich  ritler,  als  im  daj  zem. 

fianendiensl  814,6; 

do  der  tuomvogt  ze  Wienen  quam, 

er  herbergt  so,  als  dat  ^o'  '■^^^> 

in  al  der  nat  gewalticlich. 

do  enwas  dehein  burgser  so  rieh, 

er  müest  in  dfi  herbergen  lan.       817,3. 

2))  auf  eine  andere  bedeulungsverengervng  weist  die  formel  der 
kanzlet-  und  gerichtsprache :  die  geweltiglich  hantbaben,  und 
wenn  Ir  die  Oberwindet,  so  woll  wir  in  allen  siben  die 
heubter  absiahen.  Heinrich  Deicrslbr,  d.  städtechron.  11,612. 
vgl.  auch:  es  sind  ouch  . .  iber  allen  abschid  und  sicher  gelait 
. .  von  desz  abbts  von  Kempten  amptleut  und  raisigen  ge- 
waltiglich und  fenglich  angenomen  und  geliert  Antoni  Rappen- 
schech  von  Hirszdorf,  ouch  Jörg  Funck  von  Buchenberg. 
beschwerde  der  obgenanten  bei  Badhann  acten  392.  vgl.  auch 
$p.  5187  oben. 

3))  allgemeiner  kommt  dieser  gegensatz  neben  verbis  wie  ^zwingen, 
fordern,  treiben'  u.  a.  zur  geltung: 

der  herzöge  enwolde  dannen  komen 

6  er  mit  ellenthafter  hant 

de{  liut  über  al  daj  laut 

über  kurz  und  über  lanc 

also  gewalteclich  betwanc 

daz  sime  den  zins  sit  gäben. 

herton  Ernst  4880  Bartsch; 

mim  eignen  sun  thet  ich  unrecht 

und  wolt  in  gweltigklicben  zwingen, 

mit  mir  unküsche  werk  volbringen. 

Thomas  Murner  näuchmatt  43,27; 

vier  sind,  die  warlich  und  recht  handien:  .  .  .  der  slnen  zorn 
gewaltiglich  gezwingen  mag.  buch  der  beispiele  aller  weisen  lb6; 

derhalben  glcube  ich  nimmermehr 

das  er  sich  immer  mehr  beker, 

das  ich  solchs  gleub  darzu  zwingt  mich 

die  heilige  schrilTt  gewaltiglich. 

Er.  Albercs  contra faclur  A3'; 

item  sl  habend  meines  gnädigen  hern  dienstmagt  und  knecht 
mit  hoher  betrowung  gewaltiglich  von  ieren  diensten  ab  und 
zu  inen  gefordert,  klage  des  fürstabts  von  Kempten  bei  Baumann 
acten  331;  zum  andern,  zeigen  sie  uns  viel  und  grosse  exempel 
und  erfarunge  an,  des  ersten  gebots,  und  streichen  dasselbige 
gar  meisterlich  aus,  beide  mit  worten  und  exempel,  damit  sie 
uns  zur  furcht  gottes,  und  zum  glauben  gewaltiglich  treiben. 


5189  GEWALTIGIJCII   1   (vio)en(er) 

un4  dabei  erhalten.  Lutiikr  torrede  anff  di*  prophtttn  bei  Bmo- 
■CIL  7,83«; 

do  dai  nli  hnlir,  underitflod  «r  tleb 
il  also  gwaltlRktli  h  tO  ndieo 
•dar  •!  darumb  lO  «nödian. 

Urner  ,,,i,t  »un  Willutm  TM  •.  406 
(Schmeittr  »el>»u*pi»lt  3,  SS). 

8)  die  heurtheilung  unier  dem  getiehUpunkU  in  rtthtt  und 
der  moral: 

D)  »Tie  dem«  anderen  ain  hua  afnewiot  mit  unrechte,  klaget 
jrne  dar  up  deone  alie  recht  ii,  onde  halt  nao't  ime  denoe 
gewaliiicliliken  vore,  alle  de  wile  he  'a  ungeweldirh  \n  die 
dar  rrcht  to  he\et,  ao  n«  mach  inao  upp«  dat  boe  nrne  klage 
dun,  dar  man't  mede  brrken  Hole.  Saehxfnpitgel  {landrfehl) 
3,  07  Ihimiytr;  svelk  man  enrn  bekhigeilen  man  am  iingerirhte 
geweldictilike  deme  gerichte  unlTurt,  wert  he  gevangen  mit 
gerUchte,  he  «al  gpjike  pine  jeneme  liden.  3,0,  f  &:  bricket 
man  aver  en  hua  gewaldicblikrn  ...  dat  mut  man  wol  weder 
bnwen  ane  dea  ricbtere.^  orlof.  3,  66,  I  4;  umb  daz  daa  in 
der  Komiache  kei«er  über  sein  trollige  rechtbott  too  aein  wir- 
den  hat  gewaltiglirhen  TerAtoazen  wellen,  anfrort  Unig  Mat- 
thias von  Ungarn  auf  d.  sehrciben  de»  reiehtfgt  (I4SI)  6h  SlNcaKK- 
BERc  tammlung  v.  ungeJruckt.  und  raren  $cknfttn  I,  63;  wer 
aich  gerichtsßewaltiglich  seit  Ut  verfahlen  lachen  gülden.  6aiiii- 
taiding  von  Wachsenrgg  (IT.  jaltrh.),  österr.  mtitth.  6,  17». 

S))     nA  wil  Ich  mich  det  ncharprea  langet  oacb  geoieteB: 
dA  Ich  in  mli  vorhten  bat,  lU  wil  Ich  nA  cebletaa. 
Ich  sllie  wol  (iai  man  h4rren  giiot  und  wlbea  gr«*t 
gewaliecllcb  und  UDgeiogeolich  rrwarban  muo(. 

WALTMia  31,10; 

merck  erfordern,  oder  heiasen  gar  frevenlich  und  gewallikllch 
fli.  Terent  (1490)  8**,  btmerkung  des  über$et:eTt;  ob  einer  mit 
frBvel  oder  gewaltiglicb  ain  autzwentliger  jemant  in  der  ge|;ent 
laiiUgel  oder  fleug,  der  wir  Terrallen  zweihundert  mnrk 
lOttigea  Silber,  banntoiding  t«  SfAlal  (16.  jahrh.),  isterr.  «eisth. 
6,  5S :  80  sie  wider  ir  oid  und  pflicht  wider  ir  oberkailen 
geweltigklicb  zu  handeln  unterstunden  etc.  bin  ich  von  der- 
aelben  zeit  von  rats  wegen  verordnet  worden,  daa  aelbig 
begern,  so  in  schriDen  verfasst  gewest  ist,  zu  verlesen  ainer 
wach,  der  sechs  sind.  Tmohas  ZwairsL  bei  Baumann  quellen 
nur  gesrhiehte  de$  bauernkriegt  aut  Rotenburg  &7e:  der  slatl- 
achreiber  redet  im  darein,  sagt  tum  pfarrer,  in  welicbem 
evaogelium  oder  gotsworf  sie  doch  funden  gesrbriben  steen, 
das  sie  also  freTenlich,  tsilich  und  gewaltigklich  bandeln 
wider  die  oberkaiL  448;  der  cappellan  tu  a.  Katb.-)naen  hat 
den  probst  ein  dieb,  scbnlck  und  vorreter  geschulden  unter 
dem  sermon,  den  er  alda  selbst  gewaltiglicb  wieder  den 
prOpst  anzeige  soll  getban  haben.  Skbastian  LANCRANS,d.«Md(«- 
thron.  37,  I&2  (Magrielmrii);  von  dem  muthwiljigen  prediget  haben 
sie  sich  entscbuldiget,  das  sie  damit  nichtz  zcetbunde  gehabt, 
besundcr  der  sei  mitb  dem  groszen  baufTen  gekommen,  kegen 
die  sie  sich  nicht  haben  mügen  ulTrichten,  das  auch  weiber 
aelbgeweldigklicb  in  der  kirchen  uningelestet,  ee  die  aecba 
Wochen  zu  ende  gelouTm,  gegangen,  tragen  sie  kein  wissen. 
(aR  den  cardinal  \h2h)  27,  207. 

t)  in  Körterbüehern  wird  von  allen  diesen  obslufungen  wenig 
notii  genommen  {vgL  tp.  .M8&),  selbst  die  bedeulung  violenttr  wird 
nur  ulten  angemerkt :  violenter,  ungeslilmigklich,  gewaltigklich. 
Faiaiua  tSS&'.  gewallig  . .  polenter,  violenter,  quod  etitm  est  ge- 
waliiglich.  Stulkb  2420;  gewaltiglicb,  mit  gewalt  s.  gewaltsam« 
lirh.  Batkr  290;  gew.-iltiglicb,  violenter.  Kiascn  179'.  am  au$~ 
ßhrlifhsten  ist  auch  hier  wieder  Hkhiscr:  gewaltigklich,  mit  ge- 
schnindigkeit  und  gewalt  herfahren,  eigens  gewolts,  aigena 
filrnrmmens,  mit  gewaltiger  that,  magna  n,  vioUnUr,  impt- 
tuose  agerr.  tS9t. 

e)  die  bedeulung  vehementer,  valtde,  vcldt,  auch  für  dies« 
bedeulung  rvichen  dte  beiipiele  weit  turüek,  'sie  weisen  vielfach 
wiederum  die  gleichen  terba  neben  dem  adverbium  auf,  die  aus 
anderen  bedeulungtgruppen  tv  belegen  waren,  so  varen,  gehen, 
kommen  «.  «.  meist  ergitbt  sich  der  bedeutungsuntersehied  un- 
gezwungen au$  dem  nusammenhang,  vMnckmal  jedoch  bUtbt  die 
auffassung  det  redenden  unsicher,  im  folgenden  beiipiel  aus 
Li'THKB  ist  et  s.  b.  nur  der  vergleich  mit  der  übrigen  bibelUber- 
setiung,  der  die  festslellung  des  begriffet  ermöglicht:  du  hast 
dein  voick  erlöset  gewaltiglirh,  die  kinder  Jacob  und  Joseph. 
LoTHEa  ps.  77,  16  {redemisti  in  brachio  tuo  populum  tuum,  da 
hast  irlost  mit  der  starcheil  dia  dat  volk  din.  Trebnüter  psalmen 
76,16;  du  bast  erli.st  dein  voIck  in  deim  gewalt.  Eccesteik. 
Korircer)  ;  dasu  vgl.:  nun  mercke  ich,  das  der  berr  seinem 
gesalbeten  hilOt,  und  erhöret  in  io  seinem  heiligen  bimel, 
IV. 


GEWALTIGLICB  1  (Trhem^nler)        5190 

seine  rechte  hand  bilffl  gewaltiglicb.  Loriaa  f$.  M,  1.  /y«f> 
<i{A  blnbt  auch,  ob  dat  adv*ibium  im  folftnitm  tttu  Üt  Meit' 
lung  vtoUnter  autprtgt  oitr  aber  an  M*««Ml<r,  milde,  vaU* 
übtrMM: 

Ir  sootf  f oiM  in  kein  weg  Tergeaaen  I 

Sadaoeliend  wlast  coli  bab  ««rhangt, 
a  Ir  vom  adall  wurden  irdrangt. 
dem  Ir  «blaieDdi  gwaUigllcii. 

y.  Uoun  4*r  w*U  epttftL  Seämthsr 
tiknifUt»  X 114. 

*M  den   Verbindungen  und  verwendumgem ,  di$  ftr  gawaltif 
in   diesem   bedeutungtgtbiet  tu   belrgen    waren   (rfL  if.  ftlM/f.K 

kommen  für  gewaltiglicb  nur  einielne  in  ketraeht.  dii  hed^utmuf 
*iingett(tm'  macht  sich  weniger  an  Vorgängen  rn  der  auswnwtt 
alt  an  kfirpeibewegungen  det  wuntehen  geltend,  daueb«»  mwsmt 
die  bedeulung  'eindiinglieh ,  nachhaltig'  den  gritiUn  räum  «m. 
sie  wird  in  der  spracht  der  alleren  meditin  h»9bu€kUt  neken 
verbii,  die  eine  physiuhe  Wirkung  tnm  siel  haben,  und  sie  kehrt 
bei  LllTnia  und  anderen  Vertretern  der  refurmattontlüUratur 
wieder ,  wo  sie  neben  lerbis  wie  reden ,  beweisen  u.  a.  bttortugt 
wird,  wenig  tahlmch  dagegen  sind  du  belege  für  du  einfache 
funeiion  der  Steigerung. 

a)  die  bedeulung  'ungestüm'. 

1))  M  trseheinungen  der  autttnieelt: 

M  mir  labalieb  asln  lobao 

uf  dar  ardan  was  gagobon 

wand  lebs  alt  wenan  ans  bavfone 

ain  voIck  dat  In  dam  vlosieren  ficn« 

wart  grotoa  llacbta«  gawar 

dai  naial  dii  galiicbi«  dar 

in  sima  »ebooen  blicke 

dai  durch  dia  vlniMra  dielia 

10  gewaldoocllrbcn  alai 

da  all  nnt  allan  hau  anawi 

kl  goia  aaldaarlcbar  loa. 

4ai  miu  patttanal  9t.  13  Hakmi 

was  niebt  cethan  dia  ■alsterln.  iba'  leb : 
leb  tlab'  dia  pforta  so:  dann  «eti'  ich  mleb. 
ein  ttichl'ger  hülar.  auf  dar  kaninor  acbwello, 
dati  uobelauscbai  ttröma  drio  die  walle 
dea  Strome»  welcher  «Ich 
entrang  dem  bachleio,  jaeb,  cewaitigllck. 

InnaanAiiN  Iritian  und  hot4*  l  {werke  IS.  M). 

3))  6rt  kSrperbewegungen : 

a))  do  in  die  samnunga  tach 

dort  obeoe  In  bleroetriebo 
wie  er  gewalteDcllcbe 
Df  vur  von  *ln  telbea  eraft 

das  alle  t>astionat  IM,M  llakni 
wer  iat  der  chuoig  «o  ernreieh, 
der  do  vert  so  gawaltichleich? 
raich  mier  elo  «per  in  mein  bant 
und  ti)  da«  lo  te  hant. 
Ich  wil  lern  ramein  in  sein  giider 
und  wil  in  atecheo  nider. 

Ertauer  npUlt  US  Caaiin^ 

(ri  ist  fraglich,  wie  weit  dieses  beispitl  in  untere«  suMaMieaAnnf 

gehört  vgl.  oben  sp.  5185.  5186); 

er  befaich  aelm  vater  die  seol 
und  fuhr  gewaitiglieh  in  dia  baiU 

OCtsa  nathUss  W; 
aein  nam  der  batst  sieb  gott  mit  nnt. 
den  sollen  wir  alle  loben,    gowaltigllck 
von  himalreleh 
herabe  kam: 

den  aoln  loben  die  fraaeo  «nd  auch  dl«  man. 
»«ryreih^a  14  MeUri 

derhniben  bitten  wir  nu  bi«  .  . .  daa  es  bei  andern  l«atea  ein 
zafall  und  anhang  gewinne,  and  gewaltigikh  dorck  die  weit 
gebe,  auff  des  ihr  viel  zo  dem  gnadenreich  komco.  Lvthu 
deutsch  eatechismus  63*. 

b))  und  er  kam  bis  zu  dem  wider  der  twei  kdrMr 
den  ich  stehen  sähe  für  dem  waaser.  und  «r  lieff  !■ 
lorn  gewaltiglicb  zu  im  tu.  Lciica  Di*,  s,  6  (i>  ^i 
seiner  sterrk.  EcctaTiiw,  e^enae  loaoacia  :  mit  i 
seiner  stflrcke.  Era;  mit  grimmiger  macht  Dnrnnuaa; 
mit  aeioer  ganzen  kraft.  RAcrtaca):  daa  er  Ambrosia«,  «o 
vormeinbter  (sie!)  capellan  dea  kloaler«  a.  Agnelen  in  der  aew. 
Stadt  M.igdeburgk  den  selben  sontagk  nach  esseoa  ahne  der 
ebtissin  und  probstea  erlenbnuate  nach  Lutbehacher  art  habe 
geprediget,  dabin  ihm  über  die  zwei  tauaeot  mea«cbeo,  wit 
man  eagt,  gewaltiglichen  and  mit  «mer  groszen  nngesiaemig- 
keit  .  .  .  ibne  zu  hören  gefolget  sein  aollen.  ScnASTUM  Uüi«> 
RAUS,  d.  Uidlechrtn,  V,  t««  {Mugdehirg) ; 

der  I6w  totprlngea  frawet  sieb, 
•r  sprang  binAber  gwaltiglicb. 

KnAsans  AuaaM  fuMm  W  ■iid>nat| 

3M 


5191  GEWALTIGLICH   1   (nervöse) 

wir  rennen 
und  irefTen  so  gewaltigiich 
zusammen,  dasz  aufs  knie  die  rosse  stürzen. 

WiKLAND  (Uieron  1,56)  22,27. 

c))  wer  hat  so  gewaltigklich  anklopfft  an  der  thür?  A.  v. 
Evu  (Philogenia)  145,  U  Herrmann; 

dasz  liie  {Jesus)  liommet  vor  der  helle  tliore 
und  kloppet  do  also  geweldiglichen  vor. 

Alsfelder  passionssidel  261 ; 
wer  ist  der  konigk  der  eren  so  rieh, 
der  do  so  geweldiglich 
cloppei  au  vor  miner  thore?       7126. 

m))  der  here  Pallas  rief  si  au, 

der  IVumige  unde  riche, 
vil  gewaldechliche. 
mit  einre  höhen  stimme. 

Eneide  203,32  Eumfiller  (v<il.  geweldelike 
bei  Beiughel  7464). 

ß)  die  bedeutung  ^eindringlich,  nachhaltig'. 

1))  in  bezug  auf  physische  Wirkungen:  aber  der  wild  (/iicAer) 
ist  pezzer  und  haizer...und  würkl  gewelticleicher  wan  der 
haimisch.  Konrad  v.  Megenberg  buch  d.  natur  389,  13;  aber 
der  wild  {kicher)  ist  pesser  und  hersser  und  laszt  sich  bas 
dewen  und  würcliet  gewaUigklicher  wann  der  heimisch.  Or- 
TOLFV.  Bayrlant  arzneibuch  84';  wer  von  hirssem  hören  trinket 
als  es  gesotten  ist  in  der  weis  als  es  die  satller  abschaben, 
das  er  stercke  das  hertz  gewaltigkiichen  und  treibt  aus  die 
Spulwurm.  69';  ein  schweiszbad  von  schelikraut  gemacht  für- 
dert  den  schweisz  gewailiglich.  Tabebnaemontanus  kräuterbuch 
105;  dieses  kraut  stillet  die  blutflüsz  gewailiglich.  514. 

2))  in  bezug  auf  geistige  Wirkungen. 

a))  sie  entsalzten  sich  über  seiner  lere,  denn  er  leret  ge- 
wailiglich, und  nicht  wie  die  schrifftgelerten.  LüTfiKR  Marc. 
1,  22  {oi£  i^ovaiav  e^w»/).  vgl.  oben  gewaltig;  dazu  vgl. 
gewailiglich,  das  ist,  seine  predigt  war  als  eines,  der  es  mit 
ernst  meinet,  und  was  er  sagte,  das  hatte  eine  gewalt  und 
lebete,  als  hätte  es  bände  und  füsze.  glosse  zu  Marc.  1,22; 
er  leret  nit  wie  die  schrifftgelerten  und  gleiszner,  sonder 
ganz  gewailiglich.  S.  Frank  mor.  encom.  40';  sehen  aber  nicht, 
das  gleichwol  die  nieinung  des  texts  inn  sich  hat,  und  wo 
mans  vil  klar  und  gewailiglich  verdeudschen,  so  gehöret  es 
hinein  {nämlich  das  wort  ^allein).  Luther  vom  dolmetschen 
(1550)  B 2';  sie  fiengen  an  meisterlich  und  gewaltigklich  zö 
reden  mit  mir  einigen  und  trostlosen.  J.  Ebehlin  v.  Gij.nz- 
BüRG  (eine  schöne  und  klägliche  historia)  2,  101  neudruck;  ge- 
waltigklich reden,  nervöse  dicere  vel  asserere.  Maaler  n8^ 

6))  der  dritte  nutz,  hoffe  ich,  solle  gewailiglich  zubeweisen 
sein.  Luther  (das  diese  wort  1527)  3,  376'  Jena;  und  (er  will)  hie 
mit,  als  mit  seinem  eigen  exempel  gewailiglich  beweisen,  die 
feine  lere  und  vermanung,  da  er  uns  hat  heissen  auff  got 
trawen.  das  schöne  confitemini  (153o)  F2';  wie  das  alles  durch 
die  schrifft  klerlich  und  gewailiglich  mag  beweiset  werden. 
bekendtnis  christlicher  lere  und  glaubens  (1536)  14" ;  wie  alle  ver- 
nunfftige  leute  zeugen,  und  die  schriffte  gewailiglich  beweisen. 
wider  Hans  Worst  5  neudruck;  wer  inn  colloquiis  unnd 
conciliis  disputirn,  unnd  die  Widersacher,  als  ein  bischof, 
Superintendent,  doctor  oder  professor,  gewaltigklich  über- 
weisen und  widerlegen  soll,  der  musz  beider  redekunst  und 
sprachen  fertig  sein.  Matbesius  iu//(£r  322;  und  meine  bücher 
gewailiglich  zeugen,  mit  welchem  grossen  ernst  ich  wider 
den  irrlhum  gestritten  habe.  Luther  (warnungschrifft  an  die  zu 
Franckfurt  am  Main  1533)  5,  107'  Jena;  also  müssen  wir  daraus 
fassen  den  artickel  des  glaubens,  denn  der  texl  dringt  ge- 
wailiglich, ob  wirs  gleich  nit  verstehen,  das  zwu  person  sein, 
(predigten  1523)  12,449  Weimar;  dis  stücke  zeiget  gewailiglich,  das 
er  der  reclite  endechrist  oder  widerchrist  sei.  artickel,  so  da 
ketten  sollen  auffs  concilion  (1538)  D  2' ;  aus  dem  allen  schliessen 
wir  gewailiglich,  das  die  eisene  maure  Ecolampads,  oder  der 
Spruch  (fleisch  ist  kein  nütz.)  gar  nicht  kan  in  das  abend- 
mal gehören,  (das  diese  wort  Christi  1527)  3,  36l'  Jena. 

c))  dann  so  wir  unserem  kampff  genäg  thän  wollen  gegen 
dem  teüffel  dem  wir  widersagt  haben  in  der  tauff,  so  müessen 
wir  nachtrucken  in  brechung  der  feindt  spitz,  so  wir  doch, 
sehen  und  beünden,  wie  gewailiglich  das  wort  gottes  durcli- 
bricht.  Hartmüth  v.  Cronberg  li3  neudruck;  hieher  gehet  nu 
die  schrifft  gewailiglicli.  Luther  (das  diese  tvort  Christi  1527)  3, 35l' 
Jena;  also  stehet  hie  Lucas  gewailiglich,  das  im  abendmal 
Christi  nicht  schlechter  wein  mag  sein,  (vom  abendmal  Christi 
1528)  3,  492';  weil  denn  schrifft  und  geschieht  so  gewelliglich 
mit  einander  über  ein  treffen,  haben  ia  die  Juden  nichts  das 
sie   da   wider  mügen   sagen,  das  Jhesus  Christus  (1533)  E  3'; 


GEWALTIGLICH  2  (adjecliv)  5192 

wiewol  etlich  aus  ihnen  durch  sielig  Übung  ein  freie  band 
erlangt,  also  dasz  sie  ilire  werk  gewailiglich,  aber  unbe- 
dächtlich  und  allein  nach  ihrem  wolgefallen  gemacht  haben. 
DöREu  (Unterweisung  der  messung)  nachl.\SO;  itzt  meine  ich 
ja,  sind  wir  redlich  und  gewailiglich  absolvirel,  das  sie  uns 
nicht  mehr  wollen  noch  können  ketzer  schellen.  Luther  fon 
den  conciliis  (1539)  B  l'. 

<*))  so,  mair,  vergech  dich  nit  in  diser  l'risti 

sag  an  von  erst,  wer  du  pist, 
das  du  so  gar  pist  freiden  reich 
und  umb  mich  puelst  so  gbaltikleich. 

Sleriinger  spiele,   Wiener  neudrucke  9,  s.  197. 

y)  die  blosze  function  der  Steigerung,   gewailiglich  =  valide. 
1))  neben  verbis: 

a))  er  lessl  sie  tödlen  und  blut  vergiessen,  stellet  sich  als 
hab  er  ir  vergessen,  aber  er  gedenckl  gewaltiglich  an  sie, 
und  schafft,  das  ir  blut  gerochen  wird.  Luther  (auslegung  des 
9.  psalmes  1525)  3,  29'  Jena;  ihr  sollt  leihen  also,  das  ihr  nichts 
davon  hoffet  ...  dis  ist  ja  auch  (alls  ich  meine)  ein  hoch 
christlich  und  seltzam  werck  .  .  .  und  wurde  wo  es  sollt  in 
brauch  kommen  . .  .  allerlei  handel  gar  gewailiglich  mindern. 
(von  kaufshandl.  u.  wucher)  15,  302  Weimar;  der  aber  disen 
ringen  weg  zu  der  gnad  gottes  durch  Christum  nil  weiszt  oder 
wüssen  wil,  ,  .  .  der  sieht  ouch  allein  den  buchstaben  an,  und 
wil  den  gewalliklich  erfüllen.  Ulrich  Zwincli  von  freiheit  der 
speisen  16  neudruck. 

b))  zu  band  er  sich 

gewajticlich 
theti  in  der  haut  aufpleen. 

H.  Sachs  (der  froscit  mil  dem  ochaen)  fabeln  • 
tind  schwanke  3,395  neudruck; 

ich  delinte  mich  empor,  micli  auszuleeren 
gewailiglich,  und  sandte  hoch  die  äste 
empor  zu  meinem  gütterbild,  dem  hehrea. 

Ihmbrmann  (der  bäum)  werke  11,  81, 
2))  neben  adjectiven: 

lieb,  du  bist  min  gewalticiich  gewaltig. 

H.  V.  Labbr  ((.  jaijd  171  Schmeller; 
nü  sülleu  wir  an  schände 
von  der  Riuzeu  lande 
von  dem  künig  heben  an, 
wie  er  dar  nach  richsen  began. 
er  was  gewalticiich  starc. 

Enikel  weltchron.  26681  Slrnucht 

ni  vis  boni  in  ipsa  inesset  forma,  wenn  si  nil  vun  natur  ge- 
waltigklich hüpsch  wäre  gewäsen.  Frisius  1389";  potenter,  adv.: 
ut  res  potenter   lecta,   etwas    gewaltigklich   auszerläsen.  102?'. 

f)  die  parallelen  in  den  Wörterbüchern :  valide,  vast  mächlig- 
klich,  gewaltigklich,  krelltigklich,  häfftig.  Frisius  (1541)  1086'; 
valenter,  kreffligklich,  mächtigklicb,  gwaltigklich.  ebenda;  ner- 
vöse, kreffligklich,  gewailiglich.  865';  gewaltigklich,  magna  vi, 
potenter.  Henisch  1591;  gewaltiglich,  potenter,  valide.  N.  Gürtler 
2,74;  gewaltiglich,  potenter,  violenter,  valide.  Spieser  151;  gewal- 
tiglich, adv.:  puissamment,  fortement,  grandement,  considerable- 
ment,  violamment,  avec  vöhcmence.  nouveau  dictionnaire  (Strasz- 
burg  1772)  339". 

2)  das  adjecliv  beruht  nur  auf  vereinzelten  erweiterungen  des 
gebrauches  und  ist  in  den  Wörterbüchern  nicht  zur  aner kennung 
gelangt,  die  ersten  ansdtze  zeigen  sich  bei  Konrad  v.  Würzborg, 
der  die  bedeutung  violentus  bevorzugt  und  durchweg  attributive 
function  aufweist,  bei  der  bedeutung  potens  überwiegt  der  prädi- 
calive  gebrauch  und  die  appositionelle  function ,  bei  der  es  oft 
fraglich  ist,  ob  adjectiv  oder  adverb  vorliegt,  ausgesprochenes 
attribut  läszt  sich  hier  nur  selten  belegen. 

a)  die  bedeutung  potens. 

a)  die  function  des  attributs: 

den  ich  hie  vor       genennet  hän, 
daj  ist  der  leide        strites  got; 
der  fröiden  tor       ist  zuo  getan 
dur  sin  gewalteclich  gebot. 

KoisRAD  V.  Wörzbdrg  Sprüche  2,34; 
fraglich  ist: 

die  mit  gewalteclicher  kraft 
muosten  e^  heschirmcn  ie. 

R.  V.  Ems  Barlaam  und  Josaphat  {nach  Pfeiffer), 

da  die  Varianten  auf  gewaltig  und  gewalllich  weisen;  diser  künig 
ßel  in  das  gelobt  land,  schlueg  die  Juden,  nam  ein  stat  im 
land  ein,  alda  het  er  geweltiglichen  hof,  tet  der  judischait 
vil  Zwangs  an  wol  achtzehen  jar.    Aventin  4,  165. 
ß)  die  function  des  prädicats : 

daj  ein  kint  von  mir  komen  sol, 

daj  wirt  gcwaliiclich 

in  dem  küaicricb.    Enikel  wellchr.  19876  Strauch; 


i 


5193        GEWÄLTMIUNG.  GEWALTIGUMÜ 

ChrUiHii:    'leb  tKRen  ucli  iiu  tu  dloer  frltl. 

da»2  Uer  koiilKk  <lnr  «ren  lil«  vor  M. 
Lutifer:    'nu  du  lo  ffemnlditk  liUl, 

•0  •■)(«  mar.  wo  vun  Itt 

d«r  dla  klaii  voa  bliida  roll, 

■It  ab  du  tljett  geilaKoo  doli'. 

M'ltiUur  puttioMUpUt  1197: 

S«  tiif  den  perr  mll  mir«, 
a  wil  loh  lateo  *chan  dleb, 
wla  Ich  tal  lo  Kawalilcllch, 
dai  mich  im  wald  xhlr  nibao  all«  dir«. 

il.  Sacui  ('ler  tehirttml  ttet)  fabtt» 
und  ichmiitkt  a.  IM. 
y)  die  funelion  dn  afpontion: 

da{  in  Svrla  dum  lani 
wa«  alo  künic  (tawalilcllch. 

Knikil  wWfcAr.  IS66I  Stmtki 
ib  iprach  dar  kOnIo  rieb 
vll  («r  gawaliaelloh.       MTie; 
••Ive.  iuockfiaw,  wir  erOaaao  dieh 
•lo  kauiarln  (awalilkllcb, 
(ar  hoch  In  jorarch«ia, 
•d  ta,  du  köntgio  frela, 
cloinamu«,  wir  itat  «ubrala, 
blllT  uo*  au*  allem  we. 

il.  Stcut  bri  WACiiaNaaiL  <tM  dtnltOu 
kirchntlUH  -i.tlSO*; 

item  und  dn  wart  der  lierliog  sein  aiden  erwelt  fon  d«D 
ungerischen  licrrcn  geweltiglicbeo  zu  könig.  d.  itädttcJironiktn 
(Nürnbtrg)  I,  300  {odtr  adverb?  vgl.  dn  btUg  aus  Aviktin  •»( 
tp.  6193). 

b)  die  bedfulung  tiolentut. 
a)  die  funelion  dn  attributi, 

er  kwam  gariden  In  Ir  Um 

mit  gewaldecilcher  hani 

und  mit  *o  gr6ivr  here*  kraft. 

dai  «ich  die  rrouwa  tufrantbari 

mit  nicbia  konda  sin  erwern. 

Ko!<aAD  T.  WüiiBUBC  tikmanriller  M; 

iUi  kArteni  in  der  beiden  her, 

dai  "ilt  gewalieclichar  war 

wa«  Ober  raer  geleitet 

und  in  dai  Imt  eebreltel 

alumbe  sich  iwelf  mlie.  /MrloaopiVr  IMM. 
ß)  die  function  des  prädieaU:  itt  der  gAl  sclicin  deren  diog 
gewalii(;kiiclier  getein,  dann  auch  beflndlliclier  scliad  darautz 
erwacbaen  und  erfaren,  geleicber  weisz  gescbiebi  ea  in  dingen, 
ao  wesenlicb  gflt  lein,  dar  ulTman  gewaltigklich  fallet,  sie  teind 
weseniicb  gut,  aber  man  fallet  nit  weaenlich  druff.  J.  Ebkilir 
{büchlrin ,  worin  auf  3  frayen  geantvortet  teird)  2,  IM  Enders. 
y)  die  function  der  Opposition:  den  Ton  Frirkenhauaen  ist 
gesagt  worden,  düs  si  gedencken  und  ains  ratz  erkauft  bollz 
iniessig  standen  und  ntchla  gueltigclicbs  bawen.  Memminyer 
rathsprotocoU  von  liii  bei  Balhar!«  acten  tur  geschickte  du 
bauiTtikriegs  11. 

GEWÄLTIGLNü,  GKWALTIGUNG,  f.,  nomen  actionis  zu 
gewalligen,  vgl.  sp.h\;\ff.  von  den  verschiedenen  bedeulungtn, 
die  am  verbum  belegt  wurden,  sind  für  das  substanliv  nur  twei 
beieugt,  gewülligung  im  sinn«  von  Tergewaitigiing  und  gevvfll- 
tigung  ™  bewüllijjung.  ein  drttter  li/pus,  die  anlehnung  an  ge- 
waltigen —  'in  besiti  setun  ist  bei  Aoeiümc  5,  M9  angefühlt, 
aber  nicht  durch  belege  gedeckt,  vgL  gewalligung,  «erleemng  tan 
magt  of  volmagd.  Wkiob^ibacii  436'. 

t)  vtolatto,  geweltigung,  »erderbung,  sersiarung.  Faiaioa 
13$S';  gewalligung,  so  einem  unbillicber  weisz  zQgemessen, 
durch  bilt  an  rüm.  keis.  oder  ander  forsten  abtragen,  and 
schirm  zu  liiltcn.  IIug  rhetoncn  und  formulare  teutsch.  register; 
ist  dann  niemand  da,  der  sich  unserer  nuth  von  bertzeo 
erbarmen  und  annehmen,  und  die  unleulsche  fremde  völcker 
mit  iliren  fremden  laslern  von  gCHaltiguug,  scbinderei,  marrk 
auszsaiigen  und  golleslflstern,  nusz  unserem  Taterland  weg- 
treiben wolle?  MosciiEaoscH  Philander  (4.  gesickt)  I,  SM;  ge- 
walligung, violatio.  Alir  934*. 

2)  die  bedeutung  bewlltigung  ist  miederum  tumeist  aus  der 
ber;imerkspiaehe  und  in  engerer  fassung  belegt,  vereinteU  nur 
begegnet  die  allgemeinere  ausprdgung. 

a)  ich  sehe  die  moglichkeil  nicht,  wie  bei  dem  gegen- 
wärtigen Stande  des  personals,  bei  bevorstehender  rauherer 
Witterung  pp.  eine  so  komplicirle  Operation,  wie  die  gewal- 
tigung  des  wassers  immer  mehr  zu  werden  scheint,  aus- 
geführt werden  kOnne.  Götuk  (an  Voi^jt  17891  briefe  9,  IM; 
wenn  die  summe  zur  gewiiliif^ung  nicht  reicht,  werden  sie 
wohl  den  rest  noch  aufnehmen  müssen.  (I790)  9,  221 :  die 
Schwierigkeit  und  kost<pieligkeii  der  gewalligung  tief  und  weil 
ausgedehnter  alter  baue  kann  .  .  .  hinreichen,  lieber  gani 
neue  gruben  zu  erOlTnen.  Gätzscbma.'«»  dte   auf-  und  ■ater- 


GRWÄLTIGUNÜSKOSTEN  —  GEWALTLICH     5194 

sutkung  *ra  lagenUtltm  nutsb<trtr  mineralin  (Frtibtrf  tu«)  Itt: 
die  fewAllifiiog  dt«  wassert,  thf  draining  of  a  miiat,  4ia  |»> 
walligung  einer  eingefalleoeo  grübe.  Üu  rtparatstn  er  IWüf 
again  of  a  thaft  or  ptl.  MiLMtr  I,  4as*. 

b)  gewiltigung,  bedmngtnf,  aperweidipng.  WiiDinaACiilMr: 
(«wllligung,  f.,  ad  of  getUng  tat  bettet  of,  of  t^tdutng.  HiL»ttr 
1,463'  (die   bekge  und  i«r  btrgmerktpraeiu  entnommtn.  s.  •.); 

des  h6»am  trieb«  lewaiiigno«^ 

nrciaar  ««A.  ).SI. 
GEVVÄLTIGUNGSKOSTEN,  ptnraleUsntuws,  tgL  gtwllligao« 
t,a:  gewaliiguogs-koateo,  i.  i.  da«  g«ld,  ao  dt«  alt«fl  f*- 
biude  lu  gewaiiigeo  angewendet  Morden.  MiHkaoraiiM 
Mintnt.-  u,  b«rgw*rkstex.  {\;k%)  v^.  gtmsu  so  Chobil  4,  IM«; 
die  gewlltigungskotuo  (m  bergbaue),  dMjaoigaa  koaUo,  wakh« 
zur  gewiiltigung  des  watter«,  oder  zar  aaakMMTMlf  «iMT 
Terfalleoer  gebüude  angewendet  werden.  AotuiM  t,  MI;  f^ 
wBltigungtkotleo  (in  mtntng)  tlu  exptnu  af  imin§  m  reftt- 
ring  a  mine.  lliLraar  I,  4«3'. 

GEWALTKUAFT,  GEWALT.SKKAFT,  f.: 
»treueod 

«einen  altbauch  iwi.cben  all«, 

kein  er  dla  vertchlednen  wind* 

wiilerwtriif  auf  «t«  ein. 

(iber  «ia  gab  er  Kawalikrafl 

aaioeo  rrotigefpriitan  •tiirm<>a, 

«lieg  in  Tlmar«  ratb  baroleder. 

«cbrie  ibo  drohend  ao  und  «pracb  ••. 

_    ...  G»T««  (4lMJi)  ft.  IUI 

Htlidor  iat  eio  menacb,  der  bei  der  gtwalukrart  aeluacr 
•Olafen  in  tiefe  achlecbtheit  vertunkeo  ist.  Putalosu 
1,15«. 

GEWALTKRÄFTIG,  adj.:  ich  glaube  ebne  einen  gewall- 
kräftigen  berrtcher  oicbl  an  die  deuttcbe  eioheil.  AttaaAOi 
neues  leben  3,  9i. 

GEWALTKRIKG,  m.:  binwiederumb  haben  die  uogerechlaa, 
annOtigen,  muthwilligen  krieg  vor  koH,  gerad  dat  wit4ar- 
tpiel.  darumb  die  kriegtzleut,  die  solchen  gewallkriagta,  ao- 
gotttfarchliglich  nachlaufen,  ohne  pQicbt  und  noth,  allcio 
aosz  mutb^illen, ...  eio  schwer  ortbeil  aulT  den  lag  4t$t 
gericbta  ob«r  sieb  laden.  Daüiel  Schallcb  tke«L  ktrwUi 
(|<M>4)  29^. 

GEWALTLKER.  adj.:  gewaltleer,  nnWeüJi«.  SritLaa  liar. 

GEWALTLEIDER,  •.,  egL  gewalt  leiden,  ip.  mi.  gevralt. 
leider,  ttm  sustmens,  oppreuus,  tupprestus.  SntLBa  IIU. 

GEWÄLTLEl.N,  n.,  deminuHo  tu  gewalt: 

•wa  «lob  gewall  gawall(e)linen 
Iat  Ober  kriegen  am  dla  «inaa, 
da  si  wafan ! 

über  alla  die  gescbrial,  die  «olieb  aovuor«  aolteo  strafe«. 
mbiNMinvfr  3,441*  ».  J.  Mafaa« 
tumpllcbe  luot  ar.  der  titb  gegao  »Inen  rahuo  bama  atnet 
gewalt  getigel  vil  gerne  ao  gawaltallo«. 

(Dta  Maies^BB)  9,iar: 
vgL  Lkxsr   t,  973.     nachtrag   vn.    ioi   deminutte   wird  i*    der 
Schweizer  mundart  noch  fest  gekalttn:  gwillli.  Toaita  AfpenstiL 
iprackschats  247. 

GEWALTLICH,  ei;  ,  »eUener  atfa.,  ffL  Gaarr  I,  Sil.  mM- 
kochd,  wb.  3, 4ie*.  Lbxeb  i,  »71,  wgL  geveldelijc  Vbbwu«  und 
ViRDAM  i,  1877.  gewelJelike  «*m^  IS78,  wgl.  gaweldelk,  maeättg. 
OooiMAN8S,«M:  gbeweldelic,  gh«wal4«li|k,  mH  gemtU,  am« 
macht  «57.  auf  deultektm  Men  iM  dm  mmwimugikuk  iimm 
bUdung  fast  guns  aufdn  adjetUe  hatiHait  fe«lM*r«,  mssi  tmtk 
hier  hat  im  sich  gegen  da$  lekimitrtflifere  gewaltg  ai«*!  laaf* 
halten  können,  trtttdem  M  der  htdemtustgsuwsfang  alt  aimMk 
weit  belegt. 

I)  das  adjettit. 
«)  die  bedeutung  pateru: 

a)  wanda   du  gealcbdlkkot  kabe«!  dinta  naa««  abar  al 
daz  dir  gewalillcbe«  itt,  in  •»§tHm  kmmmkmt.  Mortu  yaato 
137,  3  (MTMal«  fcwabllkbes:  ■ifa^fTiaiW  aapar  •«•#  MaMi 
laadNM  tmum);    {süperb)  gewaMdii«.  »Im»«  der  Teferemtr 
kandtekr.  det   lt.  julsr*.   ra  fergil.    Aeuets  i2,  IT?  («er  fatlunt 
jMta  superba  magnanim*  Jwtk,  nicht  Uoacbt  micb  der  herrische 
auttpruch  dat  bochtiooigao  Zcna).  STtnaitaa-äiaTiBt  :,r;i; 
er  (.>»•*>  «pracb  l»a  tnm<tm  3.  «dU«)  .... 
dar  aiek  bat  cedoccbaL 
Til  g«tlicb«a  irw«««h«l  . . 
der  tcol  dar  od'Xa  ««de  der  fHf«  al«. 
aada  all«t  4a|  rbvaa«  ai«. 
4r«  Moda  »in  rieb«. 
Tll  nwalilicbc. 
eia  borMbart  niaiar  tcrfal. 
dl  wUa  da«  warti  «UL 

4,  tacArr  ll««w  M  Dibibb  gtt.  d.  Xt  j^krk.  14,9; 

IM* 


5195     GEWALTLIEBEND  —  GEWALTMASZREGEL 

du  gibst  also,  da^  iuwer  leben 
von  wisen  liuten  si  {regebeo, 
und  voo  rieber  härschaTt, 
die  mit  gewaltlicher  kraft 
muosten  e;  beschirmen  ie. 

B.  VON  Ems  B'irlanm  und  Josaphat  326,30  KOpke 
(vanaiuen:  gewaltiger,  gewaltecltcher). 
ß)      d&  von  wart  ich  ir  gewaltlicb,     da^  si  mich  niht  ensach, 
swie  sere  si  sich  werte,    so  wart  st  doch  min  wip. 

vaiianle  tu  ürlnit  173.    vgl.  oben  gewaltig  sp.  5117. 

2)  die  bedeutung  violenhn:  dei  alduslike  geweltlike  overdad 
dede  mit  vorsate,  dat  somtlike  van  unsen  tnedegesellen  van 
unsen  rade  unde  van  unsen  borgeren  gesein  unde  geiiort 
hedden,  dat  sal  men  richten  an  sime  balze.  {Dortmunder  sta- 
tuiert) hansisclie  geschichtsquelUnS,  MO;  es  erkennen  scheffen 
und  geschworen  die  hern  von  Tbomburgh  uf  den  wildt- 
hoffen  vur  lehn  und  grundthern  uf  den  kuppen  und  Iren 
eigenen  buschen  und  gutteren  allein  und  niemantz  anders 
gepot  und  verpot  zu  und  alle  gewaltliche  Sachen  zu  straffen. 
weisthnm  zu  Krahenfort  t5S6  bei  Grimm  2,  700;  erstlich  erkennen 
die  sctieffen  zu  Meill  den  voUedelen  gestrengen  berren  Jo- 
han  Quadten  von  Lanscron,  berren  zu  Meill  und  ober  Vin- 
teren,  nunmehr  für  ihren  berren  allein  zu  Meil),  und  erkennen 
den  selben  herren  zu  gebott  und  verbott,  wassergang,  klocken- 
klanck,  antäst  und  alle  gewaltliche  Sachen,  weislliuni  zu  Meill, 
ebenda  4,  762.  vgl.  auch  geweltlicbe  Sachen  unter  gewalt- 
schirmherr. 

2)  das  adverb:  libere,  giwaltliho.  glofsen  zu  Gregors  dia- 
logen,  Steinmeyer -Sievers  2,  257;  und  erscheinen  für  den 
mensrhen  so  gros  geachtet,  und  gleich  zun  beubten  sitzen, 
forcbtiicb  und  gewaltlich,  alle  ding  durchdringen,  frei  und 
sicher  wandeln.  Ldtber  (auslegung  des  109.  ps.  1518)  l,  90* 
Jena  (in  der  Weim.  ausg.  9,  ISi:  prechtlicb). 

GEWALTLIEBEND,  varticipaUs  adj  :  daher  dan  nicht  un- 
billig ausz  gerechter  Verordnung  des  erzürneten  gottes,  wel- 
cher die  klugsücbtigen  in  ihren  tükken  ergreift  und  denen 
gewaltliebenden  ihren  eisernen  nakken  zerbricht,  entstehet 
so  manches  also  genantes  unglükk.  Scbottelius  friedens  sieg  ll 
neudruek. 

GEWALTLOS,  adj.,  mit  anlehnung  an  potestas  und  vio- 
lentia: 

1)  gewaltlosz,  senza  autorita,  spolestato,  incompetente,  sans 
autorild  ou  pouvoir,  incompelent.    Rädlbin  381'. 

2)  jedes  urtbeil,  das  innere  Wahrheit  haben  soll,  musz  aus 
einer  umfassenden  kenntnisz  so  reif  und  vollendet  heraus- 
fallen, als  der  gereifte  kern  vollendet  frei  und  gewaltlos  von 
selbst  aus  der  schale  herausfällt.  PesTAt.ozzi  5,  42. 

GEWALTMACHER,  tn.  vgl.  geweltmaker,  levenmaker,  ru- 
ziemaker.  Winklbr  frieseh  vioordenboek  456. 

GEWALTMACHT,  f.:  wir  stehen  in  trauer  um  den  tod 
eines  jugendlichen  kämpfers,  ohne  den  trost  zu  finden,  dasz 
er  sein  leben  für  eine  siegreiche  sache  gelassen,  nieder- 
gebeugt vielmehr  von  dem  elend,  das  gewaltmacht  ihr  be- 
reitet. E.  Schmidt-Wkissenfbls,  vgl.  zeitschr.  f.  deutsche  spräche 
7,  298. 

GEWALTMANDAT,  n.:  die  gottslästercr  und  gottswerer, 
wo  man  die  ankomb  und  betridt,  soll  dasz  gcricht  schwär- 
lich,  Inhalt  kais.  maj.  gewaltinandat  deszhalben  auszgangen, 
doch  nach  gelegenbait  ires  verschulden  an  leib  und  guet 
straffen,  (banntaiding  von  st.  Lambrecht  16.  jahrh.)  österr.  weisth. 
6,  233. 

GEWALTMARSCH,  tn.:  als  Firmian  in  der  osterwoche  ein 
mal  von  einer  halbstündigen  lustreise  voll  gewaltmärsche 
heimkam,  fragte  Lenette:  warum  er  nicht  eher  gekommen  — 
der  briefträger  wäre  mit  einem  breiten  buche  dagewesen. 
Jean  Faul  Siebenkäs  Z,  fH ;  er  scheint  es  für  undenkbar  ge- 
halten zu  haben,  dasz  die  preuszische  garde,  welche  tages 
zuvor  einen  gewaltmarsch  von  fast  sechs  meilen  zurück- 
gelegt hatte,  schon  am  vormittag  seine  truppenzüge  würde 
erreichen  können.  Sybbl  begriindung  d.  deutsehen  reiches  5, 148. 

GEWALTMÄSZIGKEIT,  /.,  erweiterte  Substantivbildung,  vgl. 
gewaltheit,  gewaltigkeit,  gewaltnis,  gewaltsamkeit:  schmerzt- 
lich  aber,  ja  unchristiicb  kompt  uns  vor,  dasz  sie  uns  und 
unsern  armen  unschuldigen  leuten  .  .  mit  verhergung  unnd 
brund,  und  allen  andern  kriegs-molestationen  als  feinde  und 
rebeilen,  wie  sie  uns  ausz  gewaltmUssigkeit  nennen  thun, 
zu  verfolgen  helröwen.  Moschkrosch  Philander  (6,  gesicht)  2,  705. 

GEWALTMASZREGEL,  f.:  was  für  ein  verbrechen  wäre 
das  recht  dieser  vertbeidigung,  die  nichts  verräth,  nichts  ver- 
deckt, keinen  gehorsam  aufkündigt,  sondern  nur  gegen  eine 


GEW  ALTMEISTER  — GEWALTMENSCH     5196 

gewaltmaszregel  der  regierung  einspräche  thut?  J.  Grimm 
{meine  enllassung)  kl.  sehr.  1,42;  Tarquinius  blieb  aber  in  seinen 
gewaltmaszregeln  nicht  bei  diesem  stände  stehen,  auch  die 
patricier  hatten  den  druck  seines  despotischen  regiments  zu 
erdulden.  Schlosser  Weltgeschichte  2^,425;  in  der  nächsten  Um- 
gebung des  künigs  blieben  nach  wie  vor  einzelne  beiden; 
die  vornehmen  Franken,  die  seinem  beispiel  nicht  folgten, 
traten  auch  nicht  aus  seinem  dienste,  und  es  kam  weder  dem 
konig  noch  seiner  christlichen  Umgebung  der  gedanke,  gewalt- 
maszregeln zu  ihrer  bekehrung  anzuwenden.  Sach  deutsches 
leben  1, 107.  ebenso  1,  597. 

GEWALTMEISTER,  m.,  vgl.  Lexer  nachtrag20l,  vgl.  ge- 
«eltmeester,  opzichter  der  gevangenis,  gevangenbewaarder.  Ver- 
wijs  und  Verdam  2,  1885,  vgl,  oben  gewaltherr  sp.  5ili;  s.  unten 
gewaltricbter.  das  deutsche  wort  ist  ausschlieszlich  aus  Kölner 
quellen  belegt.  Lodewich  Juede  geweldemeister  (im  Verzeichnis 
der  ralhsbeamten  von  1383).  quellen  zur  geschiehte  der  Stadt 
Cöln  l,  81 ;  alle  diese  vurs.  punte  sollen  die  geweldemeistere 
ind  ire  boiden  alle  jairen  zo  den  beiigen  sweiren.  akten  z. 
Verfassung  d.  stadt  Köln  i,\Oh  (aus  1385);  dit  is  der  eidt,  den 
des  raitz  und  geweldemeister  boiden  doin  soilien.  ebenda  {aus 
1407)  250;  ind  we  den  anderen  doit  sieit,  de  sal  2  mark  gelden 
zubuessen  den  geweldemeisteren.  quellen  zur  geschickte  der 
Stadt  Cöln  l,  199;  (die  busze  sollen)  die  geweldmeister  zer  tziit 
up  ire  eide  forderenn.  stadtrecht  von  Köln  1437,  vgl.  Diefen- 
bach-W'ülcker  619;  unser  stede  geweldmeister.  ebenda;  daz 
dez  nich  geschach,  daz  verboden  de  heren  der  raet  zu  Kolen, 
und  santen  zwen  geweldemeister  und  ire  boden  bi  dat  vulk. 
(Cölner  Jahrbücher  des  14.  und  15.  jahrh.)  d.  städlechron.  13,  107; 

wal  zwei  und  zwentzig  erbnr  man 

die  moisten  mit  in  zu  ihorn  gaio, 

und  dannoch  des  raitz  neun 

moisten  auch  zu  toro  sin, 

so  dat  irer  ein  und  drissich  was  zusammen. 

80  wer  disse  herren  weren  mit  nahmen 

dat  sali  ich  euch  laissen  verstain. 

den  irsten  den  ich  sach  ahn, 

berr  Goszwin  van  Strahlen,  als  ich  las, 

der  ein  burgermeister  was. 

darzo  herr  Heinrich  Suderman, 

der  ein  rentmeister  was  der  statt  Collen  dan. 

berr  Ceter  van  der  Klocken  moist  mit, 

want  hie  wolt  niet  singen  ir  liet 

der  vierte  Arnold  van  Wesselink  was, 

der  der  statt  geweldmeister  was. 

kölner  reimchnmik  über  die  Unruhen  von  1481, 
d.  städtechruniken  14,956*. 

GEWALTMENSCH,  GEWALTSMENSCH,  m.,  in  der  form 
gewaltsmensch  auch  n.  in  dieser  bildung  machen  sich  ver- 
schiedenartige beziehungen  der  compositionstheile  geltend,  ohne 
dasz  die  unterschiede  der  Schreibung  sich  mit  den  bedeutungs- 
gegensätzen  deckten. 

1)  der  zweite  compositionstheil  wird  nicht  mit  seiner  vollen 
bedeutung,  sondern  mehr  nur  mit  seiner  funclion  angezogen,  er 
dient  der  personificierung  des  beherrschenden  begriffes  gewalt.  je 
nachdem  an  diesem  letzteren  die  bedeutung  potestas  oder  violentia 
vorwiegt,  gliedern  sich  die  Verwendungen. 

a)  gewaltsinenscben ,  die  die  gewalt  haben:  die  grosze 
mehrbeit  der  gewaltsmenschen  unsrer  tage  . .  verachtet  den 
stand  der  geistlichen.  Pestalozzi  (26.  abendstunde)  12,405; 
bei  kräftigen  menschen  lehnt  sich  der  körper  leicht  am 
geiste  an,  aber  bei  Schwächlingen  findet  die  matte  seele  am 
stärkeren  körper  ihre  stütze;  nur  solche  gewaltsmenschen 
mögen  sich  spreizen,  die  keine  andere  macht  haben  als  die 
meinung,  die  man  hat  von  ihrer  macht,  wie  könig  Philipp 
in  Don  Carlos.  Böknk  über  das  Käthchen  von  Heilbrunn  (dra- 
maturg.  blätter  nr.  25). 

b)  anknüpfung  an  violentia:  wenn  aber  die  gewalt .  .wider- 
rechtlich gebraucht  wird,  so  beiszt  die  handlung  gewaltsam 
oder  gewaltthätig.  jemanden  gewalt  thun  oder  anthun  be- 
deutet daher  ihn  durch  Übermacht  an  seinem  rechte  ver- 
letzen, wer  dieses  thut  beiszt  ein  gewaltmensch.  Kuur.  phil. 
lexikon  2,  260 ;  das  ist  eine  pascha-regierung,  eine  türkische, 
wenn  auch  diese  gewaltmenscben  sich  germanisch-christlich 
nennen.  Varnhagkn  v.  En se  tageb.  7,306;  die  hausmutter  er- 
kennt ihn  als  den  Toifel,  einen  halbblöden,  berüchtigten  ge- 
waltmenscben. RosEGGER  erdsegen  320. 

2)  der  zweite  compositionstheil  entfaltet  volle  bedeutung  und 
drückt  den  ersten  auf  die  function  eines  attributs  herab:  ge- 
wallmensch, gewaltsmensch  =  gewaltiger  mensch. 

o)  hieher  gehört  das  nach  der  analogie  von  gewaltskerl,  ge- 
waltsthier  u.  a.  gebildete  neutrum  gewaltsmensch,  das  ganz  an 


5197     (lEWALTMINISTEBIUM  — GEWALTRECIIT 


GF.VVATREICH— GEW  ALTSACHE        5198 


die  form  mit  '$'  gebunden  iit .'  ein  fewalUineuacb,  «ioa  |ro«t« 
■tarke  ueilnperson.  Sciiaior  ickwib.  irl.  Ml. 

b)  für  du  anknüiifung  an  viultnlia  kommt»  kitr  Mrwtudungtn 
in  belraeht,  die  dn«  »andlung  in  dir  beurthftlung  »idtt' 
ipiegeln:  •■  wird  zu  vil  auf  dem  Tolk  hertiingelurnt,  und 
wir  braiicliea  Uberbaiipt  eher  robuate  lewalimeoicliaa,  deren 
gefuble  nicht  auf  der  drecbselbank  getcbnitsalt  wird.  AiiiiaACH 
Nrufi  Üben  2,56;  sein  (Chritliam  von  Brauntchmtig)  leben  aber 
iat  noch  cuneusar,  denn  er  ist  In  der  that  Mer  leUle  ritler', 
Too  dtni  die  geacbichte  meldal,  und  wie  dieser  abenteuerliche 
gewallamenach  dar  anglncklichen,  einem  thaologitchen  trüumer 
«armlbllen  stolien  winterkünifiin  lein  ganiea  wilde*  leben  zu 
fUasan  legt,  hat  nur  in  den  tetleo  dar  troubadoura  allenfalls 
ein  gegen«! Qck  und  Miederbolt  sieb  nie  wieder.  lliTsa  Merbn 
3,327;  einem  zeilalter  der  furcht.  .  wo  der  einzelne  sich 
selber  gegen  gawalt  zu  ichutzen  hatte  nnd  um  diesa*  ziele* 
willen  »elber  gewalimenscb  «ein  mu**te.  .NiSTzeciia  frühlieke 
wi$ientckaft  74;  Spruch  des  gewaltnienschen  (bitte  nia . .  nimm 
imnipi).    ebenda  {torspiel), 

(;KWALTM!MSTEKIUM,  «.,  9gL  gawalimrnscb  t,  k:  es 
werden  inRhetundere  die  namen  unseres  verehrten  abgeord- 
neten  Uhlund  and  Schott,  welche  dabei  waren,  ala  gegen 
den  prtisidenlen  gewalt  geQbt  wurde,  dazu  beitragen,  um 
daa  gewaltministerium  nicht  blosz  in  WQrlemberg,  sondern 
in  gant  Deutschland  zu  brandmarken,  ber.  d.  Frankf.  nat.- 
ttrs.  (9)  2877*. 

GEWALTMITTEL,  *.,  analog»  bildung  wie  dt$  vorhtrgekendt : 
die  menge  fon  aimen  nttmlicli  wird  käuflich  sein  und  des- 
halb das  diensivülk  eines  einzelnen  werden,  der  nach  allrin- 
barracbaft  strebt,  und  dieser  musz,  wenn  er  zu  seinem  ziele 
gelangt  ist,  die  errungene  macht  durch  dieselben  gewalt- 
mittel  zu  behaupten  suchen,  durch  welche  er  sie  sich  ver- 
scbalTt  hat.  ScHLOsaea  »eltgetckiehte  i,  iii ;  obschon  tr  (kaiser 
Karl  V)  keineswegs  geneigt  war,  die  bartnttckigkeit,  mit  wel- 
cher sich  das  verblendete  Rum  gegen  die  neue  religiöse  er- 
ragung  zu  befestigen  gedachte,  durch  gewaltmitlel  zu  unter- 
atOtzan.  Decikb  vettgeschichte  t,  iU;  die  lange  beschwerliche 
reise  in  mpinem  vurgerückten  alter . .  .  ao  ganz  allein,  so 
als  atudent  zu  machen,  grenzt  wirklich  an  dan  unsinn.  in- 
des hatte  ich  sie  beschlossen,  und  da  meine  hypochondrische 
unentschlüssenheit  eben  eines  der  bauptQbal  ist,  zu  deren 
heilung  ich  das  gewaltmittel  anzuwenden  beschlosz,  so  konnte 
ich  doch  mir  selbst  gegenüber  dan  gefaszten  .  . .  plan  un- 
möglich aufgeben.  GaiLLPABzia  {tagebueh  auf  der  reise  nach 
Grieehenland)  20  ^  149. 

GEWALTNEHMF.R,  m.,  vgl.  gewalt  nehmen  sp.  &07S:  also 
ia  id  umme  einen  deeff  edder  rover  edder  gliewaltnemer  unde 
dwinger   etc    summa.  Joh.  f.  isi*.    Schiller  u.  LObbbr  2,  luo. 

GEVVALTNIS,  f.,  vereinieUe  subitantivbildung,  vgl.  gewalt- 
mäazigkeit,  gewallsamkeit  u.  a.:  das  nünd  ist  todscbleg  und 
gewaltnQs,  da  ainer  den  andern  zwingt  wie  ar  wilL  Mkistbb 
Incold  daa  goldne  spiel  64  Sehröder. 

GEWALTPFLEGUNG,  f.,  vgl.  gewaltes  pOegen  tp,  4831: 
ea  aol  auch  khein  vogt,  ribter,  oder  omptnian,  noch  anders 
Dieman,  welcherlei  gewaltptlegung  der  bab  des  . . .  closters 
Int  noch  gut  etc.  leidigen  noch  besweren.  urkund«  fon  1340 
bei  HsLTAOs  697. 

GEWALTPUNKT,  m.,  vyL  gewalt,  poUtUu:  ich  appallira 
nicht  einmal  an  ihre  bumanitil,  indem  ich  von  ihnen  ver- 
lange, dasz  sie  auf  grundlage  der  vulkssouveranitll  sich  ent- 
scheiden sollen  ...  schieben  sie  den  halt-  und  gewaltpunkt 
Boweit  rechts,  ala  sie  wollen,  damit  begründen  sie  blosz  ein 
thatsichliches  verhaltnisz,  welches,  ohne  grundsätzliche  unter- 
läge, aicb  Jeden  lag  >erfindern  kann,  und  wenn  ihr  bau  der- 
ainat  in  trümmer  geht,  so  werden  sie  dieselben  immer  nieder 
auf  dem  bodan  dar  volkssouverünetat  zusammenraETan.  6«- 
richte  der  Frankfurter  nationaltert,  (S)  2129'. 

GEWALTRATH,  ni.,  r^l.  gewalt  tp.  4956/^.:  gewaltrithe, 
procurator{es)  prinetpis  oder  einer  privatperson.  Earoa  S,  tsu. 

GEWALTHAU ü,  m.  Usurpation:  die  gewaltsame  and  daher 
rechtswidrige  oder  widerrechtliche  besitznebmung  oder  be- 
silznahme.  ich  schlug  zwar  in  der  preisschrift  gewallraub, 
d.  i.  raub  durch  gewalt,  dafür  Tor  .  .  .  andere  haben  macht- 
raub dafür  versucht.  Cahpi  verdeutsckungswb.  600,  vfl.  Hat- 
RATZ  antibarbarus  &3.  Hilpbbt  t.  463*. 

GEWALTBAUBER,  m.,  noimii  ngenüs  mm  torkergdunin 
(Usurpator). 

GEWALTRECHT,  GEWALTSRECHT,  «^   md  ttrukitintr 


bedeulung,  je  naekdtm  poteUai  oder  wioUnti»  angetöftn  miri : 
er  gebort  jedem  gewalt>recbt  sainer  bebOrden.  PgsTALOUi 
6,  IM;  abneigung  gegen  die  kOnigllcbao  le^alirecbte.  A.  Fr.  W. 
Mkvib  Du«  iV«  Sor»  4,  391. 

GbWALTREICH,  täj.:  oicbt  amsooit  »ar4  er  mit  C»- 
lilina  verglichen,  der  gawalirricbe,  Obarmlebtiga,  aktroa 
Knipperdullini;.  LsvtTia  phytiofuem,  frngwunU  I,  116. 

GEWALTHICMTFH,  ai.,  wgL  gawalUMrr,  gawtJUMiatar,  tfia 
beUge  für  das  tubtlintie  sind  «Wiaaa  mk  kii  gawItmalaMr  taf 
Kilner  denkmäler  betehrinkl:  in  dem  lersteo  dat  man  van  deaar 
zijt  nu  vortan  kitten  lud  bestellen  sal . . .  burgetmeistere,  rebl- 
meistere,  raitzricbtera,  geweldrichlere.  akltn  t.  eerfauung  der 
Stadt  Ciln  (i99&)  1,166;  aber  das  gelrenge  und  folk  war  so  uo- 
gesianr,  das  si  die  geweltricbler  und  Ire  dianer  oil  alaaraa 
mogten,  alao,  das  vll  oit  kregen,  etliche  auch  zwei 
maln  etwas  bequamen.  huck  Wein^ergi,  it»;  and  wi«  si*  I 
und  dar  beubiman  dia  kamer  nit  aroffneo  wulla,  dan  aich  \m 
die  gegen  wer  stalte,  ist  der  geweltricbler  mit  aioen  diasara 
inmitlels  darzukomen  und  die  kamer  mit  gewalt  affgebrochn. 
4,  t08;  das  gluck  und  narong  ist  im  wol  gelaafen,  das  er 
ein  haus  uff  dem  boltermart  gegolten  und  da  dia  stat  Üelffl 
ussgehangen,  aicb  an  eines  bruwers  docbter  bastadt  and 
kinder  gesielt,  ist  des  raitz  wurden,  gwelrichter  und  banncr- 
ber  ufl  der  Fiscbroenger-guffeln.  4,  162;  gewaliricbler,  ■•- 
gister  wiolentiarum,  praefectus  findieiarum.  Alib9U*;  gawait- 
richter,  in  Cöln  am  Rhein  gewisse  beamle,  juitcen  wiaUu- 
tiarum.  Faiüca  3,  430*;  gewaltrichter  . . .  in  Coln,  dar  ricbtcr 
in  dem  gewaltgericbte.  AoKLoac  3,  649,  tknm  Voictbl  3, 7%. 
WBinBNBAci  436';  gewaltrichter,  m,  (obtdäk  tr  frtmmmtU  trir 
minal  judge.  Hilpkbt  1,462';  urtheil  und  esacution  in  solchen 
Sachen  stand  den  vom  rathe  gewählten  gewallrichteni  zu. 
diese  hatten  namentlich  bei  todtschlag,  beraabung,  aoflaof ... 
den  acbuldigen  die  vom  rathe  bestimmten  bu«zen  and  brOeb- 
ten  zu  diktiren.  Eti^e:«  gesch.  der  studt  AdJ*  2,  431. 

GEWALTRISZ,  GEWALTSRISZ,  m.:  ruplura  tquüt  tioknU 
dicitur  ein  gewall-risz,  rtpa  autem  ein  wehr- lamm  .  . .  DitraBa- 
Fritsciius  eontinuatio  thesauri  pract.  Beioldiani  (1679)  796;  ga- 
waltrisz  heist,  wenn  eine  j&hlinge  wasserQut  kommt.  CaoaeL 
4, 1041 :  gewaltrisz,  rup<ura  aquai  wtolenta,  ckaradra.  Stiilbs  IMl. 

GEWALTRITT,  «.,  vgL  gewaltmarsch:  nachdem  er  (JfiaAaei 
Kohlhaas)  dta  landvogt  durch  geschickte  mlrscbe  fQnfmeilcn 
tun  der  Stadt  hiiiweggelockt  und  vermittelst  mehrerer  anslalten, 
die  er  traf,  zu  dem  wahn  verleitet  hatte,  dasz  er  sich  von  der 
Übermacht  gedrflngt  ins  ürandeoburgiscbe  werfen  wQrde; 
wandte  er  sich  plötzlich  beim  eiobruch  der  dritten  nacbl. 
kehrte  in  einem  gewaltriit  nach  Wittenberg  zarflck  nnd 
steckte  die  sladt  zum  drittenmal  in  brand.  H.  v.  Elsist 
(Michael  Kohlhaas)  4,90  ZolUng;  in  einem  schleunigen  gewaluitt 
von  zehn  stunden  fast  ununterbrochenem  trab  wuszten  wir 
von  La  Ftrli  über  Orleana  zarflck  nach  dem  langweiligen, 
Srmlicben  hochlande  am  rechten  Loire-ufer  reiten.  ktntUt 
eitus  $ek»adronsarttes  (1896)  307. 

GEWALTSACHE,  f.  du  susamwstnutsung  tnimkiiU  «Mir» 
fache  bideutungen. 

1)  dhnltch  tri*  tri  gewaltgarieht,  gewaltrichter«.  «.fssMte 
begriff  der  tioltntia  den  aussekUf,  gewaltsacba  •»  gawaUficlM 
Sache  vgL  oben  tp.  bl»3:  llem  bat  der  acbeffen  an  itm  tmitas 
mala  gewiset  vor  recht  eime  abi  onJ  dem  dosier  Wndjitw 
zu,  als  eime  obristen  berm,  den  ganzen  bau  d«s  basirks,  db 
in  und  uff  zu  binden  und  zo  entbinden  und  beider  konna  aifta 
leude,  zagk,  fluck,  waßer.  weide,  vrtlde,  Irtwdiaaata,  fibal 
und  verbot,  wettunge,  alle  gawaltancka ,  trwtA, 
beUerung,  klein  und  groß,  hoeb  «ai  oia^Ur,  4m 
der  erden  und  auf  der  erden,  geriekl  m4  tJk  9 


leuib  zu  setzen  und  zu  ent>rlzea.  mmikmm  wtm  Uatfarf  (Ml^ 
weisthAmtr  3,  14 :  auch  erkennet  oaan  uf  varge«cbriebc8  tagk 
V.  gn.  b.  alle  gawaltsacben,  waiffengaackr« ,  mcMeniehea, 
alles  dasjeniga,  daa  in  den  freffel  tnSt  mhMmi  mm  Btmmn- 
stein  (1&63).  tkfid^  1,933:  item  erkendt  4m  *cft••M^  4m  tlm 
grave  zn  Blankenheim  albia  ia  kocbaidl  BWkv  aai  ein  ga- 
waldt  and  landiberr,  neben  daa  feWlt  aa4  tartedt  and  Äaa 
hohe  gericht  für  all;  item  klockenklanck,  »**«erpnk,  wilt- 
fang  (ist  tbdruek:  wiltsanf),  fogel»«ack,  fandt  and  plandt, 
binnen  dam  belzirk  nnd  kockeidl  das  gcrickta  Biaibiu-,  aai 
alle  gewaltsarbena.  MMftwa  a«  IMhn-  (19111  3,191. 

3)  eimigtn  tttwendufen  Mtfl  iit  McalMif  yalesiBs  aa  fnmdt. 

a)  tut  iUtrtr  uä  ist  karr  aaMaaaf  an  iit  «nfcrt  kaii  aftiaf 
gotles  gewait,  bohara  gawah  Mrfl :  Uca,  sali  4ar  i 


5199 


GEWALTSAM  (adjectiv) 


GEWALTSAM  (adjectiv)   1 


5200 


haben  zu  rafen  ein  maller  eichelen,  dessgleicben  weisen  wir 
den  windtfall  dem  meier  zu,  ess  geschähe  denn  gewaltsach; 
dan  so  der  windl  einen  bäum  umbwerffen  würdt,  stehet  er 
dem  grundtherrn  zu.  weisthum  von  Wavern  und  Hamm  (Iö6l), 
weistliümer  2,  S2. 

b)  in  jüngerer  Verwendung  macht  sich  die  anlehnung  an  ge- 
waltskerl  u.  o.  geltend:  'ist  das  eine  gewaltssache  mit  dem 
alten  schifferstuhl'  rief  er.  Th.  Storm  {Hans  und  Heinz  Kirch)  6,47. 

GEWALTSAM,  adjectiv  und  adverb,  vorwiegend  in  der  be- 
deutung  von  vioknlus,  weniger  in  der  von  vehemvns  belegt, 
während  die  von  polens  überhaupt  kaum  in  betrachl  kommt,  an 
und  für  sich  liegt  in  dem  sufßx  kein  anhallspunkt  für  diese  cnt- 
wicklung,  wenn  auch  die  nächst  verwandte  bildung  gewaltlich  {vgl. 
sp.  5194)  ähnliche  beschränkung  der  bedeutung  aufweist,  unser  ad- 
jectiv ist  verhältnismäi^zig  spät  belegt,  es  taucht  am  ausgang  des 

15.  Jahrhunderts   in   der   rechtsprache  auf  und  gewinnt  noch  im 

16.  Jahrhundert  wenigstens  in  der  litteratur  nicht  viel  räum,  bei 
Luther  ist  es  gar  nicht,  bei  Hans  Sachs  ganz  spärlich  nach- 
gewiesen, noch  mehr  als  bei  gewahrsam  (s.  sp.  4S"4  und  4876) 
gehen  hier  die  belege  für  die  substantivbildung  {vgl.  gewaltsame, 
gewaltsam  fem.  und  masc.)  dem  adjcctivischen  gebrauch  voraus, 
hier  wird  jedoch  eine  andere  erklärung  dieser  thatsache  nahe 
gelegt;  denn  die  ersten  gebrauchsformen  von  gewaltsam!  machen 
es  wahrscheinlich,  dasz  unter  dem  unmittelbaren  einßusz  des  be- 
deutungsverwandten gewahrsami  zunächst  das  Substantiv  gewalt- 
sami  von  gewalt  abgdeilet  worden  ist.  adjectiv  und  Substantiv 
müssen  also  auch  entwicklungsgeschichtlich  auseinander  gehalten 
werden,  dafür  spricht  auch  der  umstand,  dasz  die  Substantivie- 
rung, die  bis  in  die  mittelhochdeutsche  periode  zurückreicht  {vgl- 
Lkxer  1,  974),  einseitig  nur  den  begriff  potestas  entwickelt,  und 
da.<iz  die  ansalze  zu  der  ausprägung  von  violentia  im  gcgensatz 
zum  adjectivgebrauch  hier  secundärer  art  und  vereinzelt  sind. 

l)  allgemeiner  überblick. 

a)  die  ältesten  belege,  aus  der  rechts-  und  geschdftsprache 
stammend,  prägen  an  der  attributiven  function  des  adjectivs  die 
bedeutung  violentus  aus  und  zwar  im  sinne  eines  gegensatzes  der 
Waffengewalt  gegen  recht  und  Ordnung,  eine  abgrenzung  gegen 
gewaltlhätig  läszt  sich  hier  nicht  durchführen,  manche  beispiele 
ziehen  gerade  nomina  wie  thatlich  oder  handlung  in  die  Wort- 
verbindungen: von  beweisung  der  geweere.  und  gewaltsamer 
oder  uiigepürlicher  entweerung  des.  der  umh  entweerung  und 
einsatzung  clagt.  Nürnberger  reformation  (1479)  2o';  so  auss 
jetzgemellten  oder  andern  genügsamen  ursacbenn  einer  person 
nit  zu  vertrawen  oder  zu  glaubenn  were,  das  si  die  leuthe 
gewalltsamer  ihatlicber  beschedigung  unnd  ubells  vertrüge, 
. . .  soll  dieseibig  unglaubhafiftig  bossbafftige  person  inn  ge- 
fengknuss  .  .  durch  die  scheft'en  rechtlich  erkannt  werden. 
Carolina  93  Kohler-Scheel;  erstlich  sollen  sie  {die  abgesandten) 
zu  den  Neustetlern  also  reden,  dasz  seiner  churf.  g.  glaublich 
furkornmen.  was  groszen  mutwillens  Ungehorsams  und  gewallt- 
samer uberfahrung  sich  ihre  burger  burgers  söhne  und  gesinde 
in  den  clostern  und  golteshewsern  selbweldiglich  und  widder 
die  geboth  und  Ordnung  der  kirchen  understehen  sollen,  wie 
sie  auch  und  ire  weiber  ...  in  beider  gestallt  communiciren, 
auch  ire  kinder  deutz  teuffen  lassen  sollen,  instruction  von  1524, 
d.  slädtechroniken  27,208  (Magdeburg);  und  ain  gemain  verpott- 
briefe,  weliche  über  solich  gegeben  Sicherung  dieselben  an- 
genomen  bruder  oder  sciivvester  bescbedigten,  das  dieselben  an 
allen  orten  angeschlagen  wurden,  damit  solicher  gewaltsamer 
eingriff  furkomen,  und  der  biderman  bei  ileni  seinen  bleiben 
mücht.  beschlusz  des  bauernrathes  bei  ßAUUANN  quelkn  zur  ge- 
schichte  des  bauernkriegs  aus  Rotenburg  iib.  vgl.  gewaltig  sp.  5140; 
nach  sülichem  . .  haben  bed  inner  und  eusser  rät . .  die  wachen 
der  gemaind  alhic.in  die  grossen  ratstuben  gefordert,  akla 
ward  inen  das  bös,  gewaltsam  furnemen  der  versamelten, 
uffrurigen  baurscbaft  furgeballen  und  gedagt.  Th  Zweifel, 
ebenda  50;  dan  sie  sahen  letzt  vor  äugen  der  gemaind 
und  irs  verordneten  ausschusz  geverlich,  gewaltsam,  hessig 
und  ernstlich  vorhaben.  63;  dann  ewer  weishait  haben  wir 
sölichs  hievor  muntlich  genugsam  anzaigt  und  daruff  ge- 
betten,  sich  unser  als  der  armen  gunstlich  anzunemen,  vor 
frembder  pflichten,  verrcr  gewaltsamer  handlung  und  unleid- 
lichen betrangknussen  zu  verwarn,  gemeinde  zu  Urphersheim 
und  Westheim,  ebenda  510.  ebenso  83  «.  a. 

b)  vielseitiger  ist  der  allßmeine  litterarisehe  gebrauch  des  16.  Jahr- 
hunderts, neben  der  bedeutung  von  vtolentus  werden  auch  die 
bedeutungen  von  vehemens,  nervcsus,  validus,  selten  von  potens 
entwickelt. 


n)  an  der  bedeutung  von  violentus  macht  sich  neben  der 
allgemeineren  Vorstellung  des  zwangs  durch  Waffengewalt  bereits 
die  besondere  form  des  zwangs  im  gegensatz  zur  freien  enlwicklung 
geltend. 

l)\  durch  solch  gewaltsam  trutz  und  wüten 

hat  er  alln  künigen  zu  gebieten. 

li.  Waldis  das  päbslisch  reich  C4*;    ' 

(den  kriegsleuten  wird  eingeschärft,  in  fremden  ländern)  durch 
keinerlei  unnötige  bcschwerung,  entwendung  des  ihren,  oder 
deren  weih  und  kinder  in  unzucht  ziehen  und  gewaltsamen 
nothzwang  anzulegen,  und  alles  ander,  dardurch  solche  leuth, 
ab  ihnen  zu  klagen  und  sich  zu  rechen  bewegt  werden  möch- 
ten, vermeiden.  Kirchhof  wendunmuth  (3,57)  2,323  Österley. 
ebenso  militaris  disciplina  60; 

bie  pei  sol  ain  obiikeit  mercken, 
wo  sie  ir  regiment  wil  steicken, 
das  pei  ir  zu  nein  lewt  und  lant, 
das  sie  mit  tuegentrcicher  hant 
ir  UQlcrthon  weislich  regier, 
nit  gewaltsam  ihiranisier,  ... 

H.  Sachs  [der  fuchs  mit  dem  adler)  fabeln  und 
schwanke  2, 103  neudruci:. 

2))  da  sie  den  plötzlichen  ruckwend  und  spott  des  glucks 
weder  durch  sanffsame  noch  gewaltsame  mittel  zuverbesseren 
gewusst  noch  vermocht.    Fischart  Gargantua  339  neudruck. 

ß)  die  bedeutung  von  vehemens:  der  wind  wolt  kurzumb  mit 
gewaltsamen  plasen  ainem,  der  über  feld  zog,  den  mantel 
nemmen,  oder  jne  zwingen,  das  er  den  mantel  von  im  würfe. 
FiscHART  (ehezuchtbüchlein)  2,134  Hauffen;  bei  denen  insuln 
und  werden  . .  ist  zu  unter  scheiden,  ob  solche  in  dem  flusz 
nur  anschüttweis  nach  und  nach,  oder  aber  auf  einmal  durch 
gewaltsamen  wassereinbruch  entstanden  seind.  churbairisches 
landrecht  von  1579,  II  3  cap.  §  11. 

y)  die  bedeutung  von  potens:  nichtz  tut  er  in  bittender  gestalt 
und  als  ein  gewaltsamer  vatter.  Terenz  (1499)  115°  {bemerkung 
des  Übersetzers);  vgl.  dazu  gewaltsam,  prächtig,  imperiosus. 
Hewisch  1591  (neben  anderen  angaben  s.  «.). 

S)  die  bedeutung  validus,  nervosus:  die  rechten  künstner 
erkennen  im  augenblick,  welclis  ein  gewaltsam  werk  ist. 
Dürer  (von  menschlicher  proportion)  nachl.  228;  dise  seltsame 
red  werden  allein  die  gwaltsamen  künstner  mögen  vernehmen, 
dass  ich  wahr  red.    221. 

c)  die  Wörterbücher  nehmen  erst  vom  17.  Jahrhundert  ab  kenntnis 
von  unserem  adjectiv,  so  z.  b.  Hülsius,  der  das  wort  in  der  ersten 
ausgäbe  noch  nicht  aufführt,  später  aber  (1614)  bemerkt:  ge- 
waltsam, so  mit  gewalt  geschieht,  par  force  et  violence.  16:;". 
vorher  hatte  schon  J.  Meder  (Ulm  1612)  261  violentus,  gewaltsam 
gebucht,  später  folgt  Henisch,  der  neben  gewaltsam,  prächtig, 
imperiosus,  auch  die  bedeutug  so  mit  gewalt  geschieht,  vi,  vio- 
lenter  —  anführt  (1592).  in  den  späteren  Wörterbüchern  wird  der 
bedeutungsurnfang  unseres  adjeclivs  sehr  eng  gezogen  und  auf 
die  parallele  mit  violentus  beschränkt,  seltener  werden  impetuosus, 
velumens  mit  einbezogen,  beachtung  verdient  deshalb  die  angäbe 
von  Kramer  (/Vürnfrery  1719)  2,  96°:  gewaltig,  gewaltsam,  starck 
vgl.  oben  sp.  5142;  ebenso  \oigtel,  der  auf  die  bedeutung  potens 
zurückgeht:  gewaltsam  .  .mit  gewalt  versehen.  2,79. 

a)  gewaltsam,  violentus,  injurius,  iniquus,  injuslus,  impe- 
tuosus. Stieler  2425;  gewaltsam  adjectiv,  violentus,  vehemens, 
quod  vim  adfert.  Steinbach  2,  922;  gewaltsam,  violentus,  vehe- 
mens. KiiiSCH  179';  gewaltsam,  violent,  empörte,  vehement,  nou- 
veau  dictionnaire  (Straszburg  1772)  339';  vgl.  auch  Adelung  2,649; 
gewaltsam,  forcible,  violent.    Hilpert  1,463". 

ß)  violentus,  gewaltsam,  gewallthätig.  N.  GtiRTLER  1,816; 
gewaltsam  violentus.  Spieser  151 ;  ebenso  Weismann  156.  Baver 
290.  Frisch  2,420";  gewaltsam  violent,  violentus.  nouveau  dic- 
tionaire  du  voyageur  (l703)  145;  ebenso  Uondeau-Büxtorff  254. 
Venerom  74';  gewaltsam  sein,  to  be  violent.  teutsch-engl.  wb. 
(1716)   769. 

y)  diese  Wörterbücher  beschränken  ihre  angaben  zumeist  auf 
das  adjectiv.  vom  adverb  nehmen  nur  wenige  —  und  diese  erst 
spät  —  notiz:  gewaltsam,  violens,  violente.  N.  Gürtler  1,  816; 
gewaltsam  adv.  violenter,  vi,  per  vim.  Kirsch  180";  ebenso  Frisch 
2,  420';  gewaltsam  met  geweld,  op  eene  geweidige  wijze.  Weiden- 
bach 436';  gewaltsam,  mit  f;ewalt,  gewaltsamlich  adv.  vio- 
lentamente,  sforzamente,  par  force,  violemment.    Rädlein  381*. 

d)  diese  beiden  functionen,  die  attributive  und  die  adverbiale 
werden  an  gewaltsam  in  der  gehobenen  spräche  des  18.  Jahr- 
hunderts für  die  bedeutungen  vehemens,  nervosus  und  im  be- 
sondern für  violentus  voll  entwickelt. 


5201 


GEWALTSAM  (adjcctiv)  1 


a)  diese  btiden  bfdeutungtn  ngibtn  j«  nach  dir  «Uributhen 
oder  adverbuiUn  /undio/i  vrruhtedenartiqt  abgr*ntungtn  t*ll** 
die  lynvnyma  gewaltig  und  (iewoUlblUg.  für  dk  adttrhMle 
funelion  kommt  gewalttliiUig  Jtaufli  m  Mratkt,  hier  $leken  in 
der  bedeutung  von  vioUntu$:  gewalltara  und  nil  geMotl,  in 
der  bedeutung  von  vehement:  gewalttan  und  gewallig  in  con- 
current,  du  letitgenannten  formen  tind  du  woUutüwmektrtn  und 
getduliyen.  für  die  altitbutive  /unc/ion  ul  dagegn  mit  der  99U** 
concurreni  von  gfwalltliUiig  tu  rechnen,  et  teifl  iWk,  dn»  dit 
neuere  spräche  manchen  verbtnduniien  teie  grwallaamer  aiaoo  H.  a, 
aus  dem  wege  geht,  «eil  sie  bei  persnnen  und  ftntnifHHtmtn  ge- 
waltlbfiliK  torlieht  und  unser  adjeetn  mtkr  M  ahitraetionen 
une  dem  nomen  actionti  verwendet.  Aoilunc  glaub!  den  ftgen- 
satt  von  gewaitüain  und  gewalUliOtig  auf  anderem  gebiete 
SU  finden:  gewaltiain  Ittsit  die  lillliibkeit  der  tnwenduog 
der  überlegenen  macht  uneniscbieden ,  dagegeo  genalllbilig 
allenial  eine  unbefugte  gewait  auidrOckt.  %,Ub,  diett  UiUert 
bideutung  ist  über  aucli  für  gewaltsam  ntcAl  •«ifMcMeM««,  das 
iibeihaupt  den  weiteren  umfang  der  bedeutung  haL  nlt  betoU' 
derer,  unserem  adjeäiv  im  f/egensati  tu  alten  coneurrenxformtn 
eigener  zug  musx  die  weitgehende  enttcieklung  des  begrtffes  'smn/ 
im  gegensali  zur  natur  hervoi gehoben  »erden,  gewulltacn  <•■  pe- 
swungen ,  unnatürlich,  kCinstluh.  in  der  theorie  teird  dust 
enlwicJslung  allerdingt  gelegentlich  geleugnet:  geiwungen  und 
gewaltsaui  ist  nirbt  einerlei:  dietes  gebet  nicht  allein  auf 
die  Stellung,  die  bandlung  und  den  aucdruck,  loadero  aucb 
auf  die  bewegung  aller  tbeile  —  gezwungen  iat  dat  gegen- 
Ibeil  von  der  natur,  und  gewalliam  das  gegenibeil  foo  der 
sillsiiinki'it  unil  dem  wohlanit;inde.  Wi<icai!LiiAii<i  S,  221.  ist 
der  praxis  geht  die  entiticklung  jedoch  weit  über  dteu  grentUnit 
hinaus,  vgi  gewaltsamer  tud,  gewaltaame  alellungen,  fremder 
und  gewaltsamer  gLmz,  etwas  gewallsam  hervorbringen,  ge- 
waltsam lOsen  u.  a. 

ß)  dem  gegenüber  treten  die  prddicatiie  function  und  ebenso 
die  Substantivierung  rollsldndig  lurüek, 

I))  frddieative  function. 

a))  nach  ikm  bericbte  des  Diodor  war  er  (Hiero)  geiiig 
und  gewaltsam.  Iliciooaii  1,10  anM.  s»;  Eiielino  war  eine 
herrschernatur  und,  wie  sie  einmal  sind,  etwas  raob  und 
gewaltsam.    C.  F.  Mktcr  di«  kochteit  des  möneht  \t. 

b))  aucb  sieht  man  keinen  grund  zu  vermutbeo,  dasz  der 
wirhel  jemals  gewaltsamer  gewesen  als  gegenwärtig.  GümK 
(Uaekert)  24,318;  wird  aber  der  lärm  gewallsam,  dann  gähnt 
er,  dehnt  sich,  reibt  die  äugen,  und  sagt:  nun,  nun,  was 
gibt's?  {Rameau't  neffe)  4&,  83;  das  übel  war  sehr  gewaltsam, 
doch  nude  ich  mitb  geschwinder  wieder  hergestellt  als  ich 
hoffen  durfte,  (an  grafen  Brühl  2$.  februar  IMI)  briefe  15,  IS4; 
weil  aber  die  leidensehaften  In  der  komOdie  nicht  so  ge- 
waltsam sind,  als  in  der  tragödie:  so  musz  der  komische 
Schauspieler  zwar  die  empflndung  in  einem  gruszern  arofange, 
dt>r  tragi.-«che  aber  in  einem  m.'innlirhern  grade  besitzen. 
Lkssing  (auitii;  diu  dem  tchauspteier)  G,  124;  die  natürliche 
empflndlichkeit,  wäre  die  anläge  zu  dem  schnellen  eindrucke 
eines  erbliikten,  oder  Qberdacblen  gegenständes;  die  be- 
weglichkeit  der  fSsercben,  welche,  wenn  ich  so  sagen  darf, 
die  pbisikniiscbe  vorntellung  bis  zur  seele  bringen,  je  bfluUger 
ihre  Wirkungen,  je  zudringender  sie  sind,  desto  gewaltsamer 
musz  ihr  eindruck  werden.  J.  v.  So.'ininrau  brieft  über  die 
Wienerische  Schaubühne  {Wiener  neudrucke  ',,  9\);  der  moralische 
eindruck  würde  vielleicht  gewaltsamer  ohne  diesen  ausgang 
gewesen  sein:  aber  der  moralische  eindruck  ist  nicht  der 
einzige  endzweck  des  dichter».  7,259. 

2))  Substantivierung:  dieser  schwieg  noch  immer,  die  äugen 
starr  vor  sirb  hingeworfen,  sein  stillschweigen  Ängstigte 
mich,  ich  warf  mich  zu  seinen  fOszen.  um  gottes  willen, 
gnüdigsler  prinz,  rief  ich  aus,  beschliessen  sie  nichts  ge- 
waltsames, sie  sollen,  sie  werden  die  vollstflndigüte  genug- 
tbiiung  haben.  Scuillcr  (geisteruher)  4,  S4S:  wer  hier  nicht 
ein  roher  Schotte  werden,  unil  die  begebenbeilen  seiner  weit 
mit  seinem  enge  sehen  und  mit  seinem  warmen  herzen 
fühlen,  und  mit  seiner  starken  einbildunj;skraft  denken  kann; 
der  wird  über  einförmigkeit  in  biUlern,  Ober  mangel  an  feineu 
pensces  und  senlenzen,  über  dunkle  kürze  und  häutige 
Wiederholungen,  Ober  Wildheit,  gniusamkeit,  und  ein  gewalt- 
same.« in  Charakteren,  über  einfOrmigkeit  der  silten  unter  den 
grossen  und  geringern,  kurz  Ober  den  mangel  unsrer  heutigen 
artigen  weit,  und  über  das  nirhtunterhaltende  in  Oszian 
klagen.     Heioer    werke  i,  417    (recrn^tonen) ;    Fichte's    ganze 


GEWALTSAM  2  (gewalUame  fluth)      5202 

geistig«  araclieiauog  bat  etwaa  gewalUaaas,  abar  freiUck 
etwaa  bareiaeli'ltvaltaaines.  k.  ln»aMa»»  ■«■argfcHw  (wirto 
t«,  172):  wir  MOgeo  io  Göthes  z«tcboM|  4m  nmkmatt  tß- 
rade  den  zug  vemisseo,  itt  uds  10  ikr  «tr  •!!••  dNnkt*' 
ristiscb  scheint :  daa  rarkiicbuloaa  MMlaba«  im  iaditUkMÜlll 
...  im  'CelUni'  bat  Gotb«  ap«l«r  aocb  um«  atilc  «rfMSt: 
jetzt  hinderte  ihn  darao  a«in«  klaasiatercsi«  aba<ii«i  (•!•• 
das  gruszariig-gewaltaan«.    E.  M.  Maiin  GMkt  i,tH. 

y)  dit  bedeutung  vm  peteni  iil  in  der  nmunm  ifntkt  fM« 
verkümmert,  tte  ktnnl*  tiiUmkl  im  «Mfra  rnfmeUnufm  §mtkt 
werden,  die  steh  jedttk  anfMdk  MM*  ßr  mJUm,  mtnmm, 
uhemens  anziehen  latten; 

David  war  «Io  rroncr  blru,  Mnrod  «In  g«waluaa  itger. 
rcirslso  »ollen  ««in  deu  voickes  oicbt  tersueucr,  Modera  bafar. 

UcA»  X.3.n; 
er  weist  aucb,  dass  er  viel  so  acbwach  ood  obnmlcbtig  tat, 
dem  gewall  »amen  willen   aeincs  acbOpffers  10  wiederstcbeo. 
BoDiaa  und  BauiiHcta   dtscourse  der  mukter  i,n  {Kkrtdsmer 
42,  2&). 

2)  die  bedeutungen  vehement,  noUntut  in  der  attrBmtiu» 
function  unseres  oäjectirs.  aueh  hier  Idtit  sich  der  etnfmu  itr 
in  die  Verbindung  tretenden  substantn*  auf  du  bidtu§t»l$ 
differensierung  naehweuen ,  wobei  jedoch  an  der  «nsciaM  war- 
bindiing  je  nach  dem  tutamwunhang  die  nsannigfaUigkeä  der 
bedeutungen  gross  ut,  vgL  gewaltsame  rede,  »ratio  mperba,  im- 
flata,  arrogasst,  vehement,  ineilala,  aerit,  penelraut.  SrtBUta  MM: 

Leonardo  l.or«d*no,  nlMlg«  diebl 
welch  eine  spracbe  fithrti  du? 
doge.  dl«  der  not. 

die  not  entscboldigi  kein  K*"alu«m  wert. 

l*t«TSN  ((19a  *«■  Cambrai)  4.SI4t 

ebento  vgl  die  abstufungen  in  der  Verbindung  wut  band:  b«i 
dieses  biscbofs  Conradi  I  zeiten  ist  Conrad  pfalzfraf  bei 
Hhein,  kaiser  Fridenci  1  bruder,  nil  fcwallsamer  band  in 
Stadt  Worms  gefallen,  dieselb«  geplOodart,  beraubt  «od  iW 
Schadens  getbao.  Zork  Wormter  ekmik  »  J^rwald ;  arwiHlaa 
eode  gar  die  rechtliche  frage  auf,  ob  nicht  den  manosperaooea 
erlaubt  sei,  diese  feinde  ihrer  Zärtlichkeit  mit  gewaltaamcr 
band  anzugreifen?    Lassmc  {Vostuche  seitung  174»)  4*, 4t; 

aber  das  angehture  auch 

Urne  erwarten  im  irditcbeo  leben  1 

mit  gewalitamer  band 

I6>et  der  morü  aucb  da«  beiligsia  band. 

ScaiLLsa  (braitz  wn  JfrMia«  4.4)  14.tM: 

desto  scbmertzlicber  ist  gewisz  auch  die  trenooog,  weon 
neinlich  in  aolcbcr  besten  Vereinigung  und  erwOnscblea  vcr- 
mügen  der  gemütber,  die  (lewaltsame  band  des  todta  glaicb- 
sam  einen  strich  durchmachet.  Psaturics  hundert  OMCrksnw 
abdanekungen  Iü9.  vgL  auch  die  drei  bedeutungen  de»  mljttlim 
in:  er  {Klopstoek)  hat  verstand,  stolz  und  gewaltaMM  «a^l»- 
dung,  ebrlicbkeit  und  melancholei.  GBiicar  es  die  grdlbs 
Bentink  1757;  frevel  und  frevelich  aber  heiszt  bei  anaara  all«* 
Schriftstellern  alles,  was  in  der  biUe  einer  gewaitaaaca  laidaa 
Schaft  gesagt  oder  getbao  wird.  Ltaaiüc  (•Mertac*  a«  Is|«o) 
7,  373;  nicht  anders  floden  wir  aucb  io  Rellaa  all«  Maba« 
heilen  des  lebens;  nicht  bloss  die  draogoale,  die  eiozalM  «ad 
nationen  befallen,  auch  alle  gewaltsamsteo  leideoacbollca, 
ausschweifungen  und  selbst  rohbeilen  unge/Qgelter  roeaacbaa 
natur.  W.  v.  HiaaoLor  gesthichte  det  verfallt  der  gruek.  fhi' 
Staaten ,  d.  litteralurdenkns,  U,  17*.  vgl  auek  die  akitufungn 
in  den  Verbindungen  gewaltaame  auilcl,  gewaltaaoter  wet*e. 
gewaltsame  naturen,  geister  «.  a. 

a)  für  die  bedeutung  te«  vehement  und  deren  obMufimgtm 
sind  unserem  adjeetiv  nmr  wenige  der  hei  gewaltig  Mifim 
^ppen  SH^npte*:  «ummI  dk  bnkkung  amf  uthtnridstHsmngem, 
seltener  auf  kifferbevNguugeu  und  »ninttveUt  die  hetiekmng  auf 
gemüthtbewegungen  und  innere  rtgungm.  im  atleu  fUen  M  dat 
nomen  actionit  der  bevarsugle  bereiter  des  affrilaCi,  das  jedaek 
auch  auf  die  rerfattung  und  beanlagung  naes  iaÜnÜBaas  oder 
irgend  einet  abUracten  begnfet  anmemdung  ftdU. 

a)  uaturerscheinungen:  flaichvit  aaa  geiritsca  |rwallaaawn 
wasserschüsseo  uod  aiakrickta  4cr  atrtMae  oicbi  sowokl  dmdk 
einen  steifen  damai  dd4I  «MtrstaaJ,  als  dorcb  etaraa,  ao 
anfangs  oacbgiebt,  bemarb  aber  allartbHc  skk  adtel  mai 
fest  wird,  zu  steureo.  LsiB!<irs  (««Mkc  tftmke  SS)  ilnstsdk« 
sehnpen  1,  4ö7  Guhrauer;  vgL  dazu  dies«  ibr«  wortc  inirdeo 
mit  einer  gewaltsamen  tbrineo-llotk  beg laiteL  J.  G.  Sca^aau. 
imd  Felienburg  l,  U2;  ungläcklicbenretse  trat,  oarb  gewalt- 
aamem  nogawitter,  etoe  «asserflutb  ein.    Güraa  {das  Lausten- 


5203    GEWALTSAM  2  (gewaltsamer  druck) 

fest)  60,230;  wir  haben  entsetzliche  bitze  erduldet  die  sich 
gestern  in  ein  gewaltsam  gewitter  auflöste,  (an  Jacobi  9.juli  1793) 
briefe  10,  97 ;  aber  in  der  gewaltsamen  kälte  war  es  unmöglich 
zu  verweilen.  (Hackert)  37,  210;  die  vier  tüchtigen  jungen  laute 
waren  in  der  nähe  thätig,  wo  ein  gewaltsamer  brand  die 
anniuthigste  landstadt  in  asche  gelegt  hatte.  (Wilhelm  Meisters 
wanderjahre)  23,9;  eine  bombe,  durch  alle  Stockwerke  durch- 
schlagend, war  in  diesem  räume  geplatzt;  die  gewaltsame 
luftausdebnung,  indem  sie  inwendig  alles  von  der  stelle 
warf,  schlug  die  fenster  herauswärts.  {belagerung  von  Mainz) 
30,  326. 

ß)  körperbeivegungen :  das  gewaltsame  rütteln  und  schütteln 
auf  der  reise  hat,  glaube  ich,  schon  die  hälfte  der  kur  voll- 
bracht. GöTHE  (an  Christiane  3.  juli  1806)  briefe  19,154;  und 
die  klinke  gab  nur  wiederholten  und  gewaltsamem  drücken 
nach.  Imhermann  {Münchhausen  1,1)  4,56;  allein  das  über- 
flüszig  eingeschlungene  geträncke  suchte  seinen  auszgang  bei 
ihm  überall,  auf  so  gewaltsame  art,  dasz  er  auf  einmal  als 
ein  ochse  darnieder  stflrtzte.  J.  G.  Schnabel  insel  Ftlsenburg 
1,244  neudruck;  oft  ist  es  sehr  gut,  wenn  er  in  denjenigen 
augenblicken,  in  welchen  geraeine  seelen  denken,  dasz  er 
sich  in  der  allergewaltsamsten  bewegung  zeigen  werde,  ganz 
vollkommen  ruhig  zu  sein  scheinet.  Lessirg  (auszug  aus  dem 
Schauspieler)  6^,  147;  sie  kam  zu  spät  —  diese  feige  reue,  mehr 
eine  schwache  tocbter  der  unentschlossenheit  als  der  Über- 
legung verdient  sie  nur  vor  dem  menschenkenner  als  zeugin 
aufzutreten,  wie  überspannt  die  wuth  der  leidenschaft  in  den 
Urhebern  der  jetzt  schon  ausgebrochenen  Jammerszenen  ge- 
wesen sein  musz,  dasz  sie  nun  im  augenblick  der  Vollendung 
in  die  gewaltsamste  abspannung  aller  ihrer  nerven  und  krüfte 
plötzlich  sich  auflöszte.  Scbiller  {geschickte  der  frz.  unruhen) 
9,  375. 

y)  innere  regungen,  gemüthsbewegungen :  wenn  also  der  zweite 
unserer  anfangs  aufgestellten  grundsütze  richtig  ist,  dasz  in 
fällen  einer  sehr  gewaltsamen  Spannung  der  Interessen  und 
groszen  entscheidung  die  Vernichtung  der  feindlichen  Streit- 
kräfte die  hauptsache  ist.  v.  Cladsewitz  {feldzug  von  1815)  werke 
über  krieg  und  kriegsführungSfllS.  ichwürdcihn..  wissen  noch 
zorniger  zu  machen,  meine  beruhigung  wäre  als  dann  diese,  dasz 
bei  einem  gewaltsamen  zorne  kein  wehmQthiger  gram  räum  ha- 
ben könne.  Lessing  (misz  Sara  Sampson  3,  3)  2^,304;  solche  aus- 
leger  mögen  sich  auch  denn  darüber  quälen,  wie  gott  so  gewalt- 
same leidenschaften,  reue,  dasz  er  die  menschen  gemacht,  innere 
bekümmernisz  und  rächender  zorn  zukomme.  Herder  {archäo- 
logie  des  morgenlandes  A)  6,112;  in  der  ecke  der  capelle  oder 
des  saals  stand  ein  kästen  mit  steinen,  welchen  Felix,  der 
seit  unserer  Wanderung  durch's  gebirg  eine  gewaltsame  neigung 
zum  gestein  bekommen,  eifrig  hervorzog  und  durchsuchte. 
GöTHE  (Wilhelm  Meisters  wanderjahre)  21, 39;  denn  die  liias 
und  Odyssee,  und  wenn  sie  durch  die  bände  von  tausend 
dichtem  und  redacteurs  gegangen  wären,  zeigen  die  gewalt- 
same tendenz  der  poetischen  und  kritischen  natur  nach  ein- 
heit.  (an  Schiller  28.  april  1797)  briefe  12,105;  so  durchschauerie 
sie  eine  gewaltsame  freude  wie  ein  gebet.  Jean  Paul  Titan 
3,46;  dabei  erlebte  ich  den  eigenen  zufall,  dasz  während 
der  comödie  ein  schweres  gewitter  ausbrach  .  .  lustig  und 
fürchterlich  zugleich  war  der  effekt,  wenn  bei  den  gewalt- 
samen Verwünschungen  des  himmels,  welche  die  Isabelle  im 
letzten  akt  ausspricht,  der  donner  einfiel.  Schiller  (an  seine 
frau  4.  juli  I8ü3)  briefe  7, 50  Jonas;  ein  gewaltsamer  trieb, 
a  violent  or  forcible  drift,  instinct  or  instigation,  leutsch-engl. 
«»6.(1716)769;  gewaltsame  regung,  passion  violenle.  Rondeaü- 
Bdxtorff  251. 

S)  beziehung  auf  die  Veranlagung  eines  Individuums:  ich 
glaube  nicht,  wenigstens  läszt  michs  seine,  in  allen  seinen 
biidnissen,  mehr  kraftvolle  und  gewaltsame,  als  erhabene 
Physiognomie  —  nicht  glauben,  dasz  er  jemals,  selbst,  wenn 
er  Raphaels  schüler  gewesen  wäre,  seinen  hohen  aus- 
druck  erreiciit  haben  würde.  Lavateh  physiognom.  fragmente 
1,80;  es  culminirt  in  diesen  reden  (an  die  deutsche  nation) 
der  herbe,  keusche  und  doch  gewaltsame  geist,  der  berufen 
war,  nicht  einen  Schacht  der  absoluten  Wahrheit  von  lang 
nachhalliger  ausbeute  aufzudecken,  sondern  für  die  praxis 
mit  gröszter  schärfe  den  ausgangspunkt  zu  zeigen,  den  alle 
besseren  suchten.  K.  Immermann  (memorabilten)  werke  18,190; 
gewaltsame,  harte,  rohe  naturen  können  und  müssen  piiisisch 
fest  organisirt  sein.  Göthe  (an  Herder  20.  märt  1783)  briefe 
6, 139 ;  da  man  die  betrachtungen  über  natur  und  kunst  doch 


GEWALTSAM  2  (gewaltsamer  Überfall)     5204 

einmal  nicht  los  wird,  so  ist  es  höchst  nöthig  sich  mit  dieser 
herrschenden  und  gewaltsamen  vorstellungsart  bekannt  zu 
machen.  Göthb  (an  Schiller  \&.  September  1800)  briefe  15,109; 
ein  gewaltsamer  mensch,  homo  vehemens  et  violentus.  Steinbach 
2,  922 ;  baron  Hartley,  ein  guter  vater,  aber  ein  gewaltsamer 
mann,  wird  frau  von  Murern  dahin  zu  bewegen  suchen,  dasz 
sie  in  die  Versorgung  miteinstimme,  die  er  für  Eugenien  vor- 
schlägt. J.  V.  Sonnenfels  briefe  über  die  Wienerische  Schaubühne 
(Wiener  neudrucke  7,  189); 

ich  (pickellieiinQ)  gehe  demselben  (Gottsched)  gern  aus  den  wegen; 

es  ist  ein  gar  gewaltsamer  mann 

und  hat  mir  übel  leids  gethan.  Tb.  Storh  (gediclite)  8,256. 

e)  Verbindung  mit  abslractionen :  Porcia's  träum  recitirten  wir 
um  die  wette,  und  in  das  wilde  verzweifelnde  gespräch  zwischen 
satan  und  Adramelech,  welche  in's  rothe  meer  gestürzt  worden, 
hatten  wir  uns  getheilt.  die  erste  rolle,  als  die  gewaltsamste, 
war  auf  mein  theil  gekommen.  Götbe  (dicht,  u.  wahrh.  2) 
24, 125;  göttersöhne,  Überwältigungen,  ein  rechten  des  geistes 
mit  dem  fleisch:  riesenmänner  von  namen  und  gewalt:  eine 
fürchterliche  beschreibung  der  menschlichen  boszheit:  heftige 
leidenschaften  und  grausame  entscblüsze  in  gott :  dies  alles 
in  kurzem  gewaltsamen  ausdruck  —  das  ist  der  Charakter 
des  Stücks:  und  nach  dem  müszen  wir  auslegen.  Herder 
(archäologie  des  morgenlandes  4)  6,109;  abends  mache  ich  in- 
deszen  den  wirth  ihrer  pvomenadcn  und  suche  bald  durch 
thee,  bald  durch  saure  milch  die  gemüther  der  frauen  zu 
gewinnen,  indesz  die  männer  von  der  gewaltsamen  Parce  an 
den  Spieltisch  gefeszelt  sind.  Göthb  (an  herzog  Carl  August 
12.  moi  1789)  briefe  9,117;  der  zerbrochene  krug  hat  auszer- 
ordentliche  Verdienste,  und  die  ganze  darstellung  dringt  sich 
mit  gewaltsamer  gegenvvart  auf.  (an  Adam  Heinrich  Müller 
28.  august  1807)  briefe  19,402;  diese  herren  sind  oft  von  ein- 
drücken aller  art  so  abgespannt,  durch  darbringnngen  jedes 
fachs  und  kreises  so  belästigt  und  —  namentlich  auf  ihre 
eilreisen  —  so  ermüdet,  dasz  man  sich  nicht  verwundern  musz, 
wenn  nur  die  gewaltsamsten  reizmittel  noch  auf  sie  wirken. 
K.  Imhermann  (memorabilien:  tagebuch)  19, 113. 

b)  mannigfacher  und  ergiebiger  sind  die  gebrauchs formen  für 
die  bedeutung  violentus  in  ihren  verschiedenen  abstufungen. 

a)  zwang  durch  Waffengewalt. 

1))  im  einfachen  kriegsverhältnis, 

a))  gewaltsamer  Überfall,  impressio  violtnta.  Stieler  2425; 
Gustav,  um  .le  hälfte  schwächer  als  Tilly,  vermied  sie  (die 
Schlacht)  mit  Weisheit;  sein  lager  war  zu  fest,  um  dem  feind 
einen  gewaltsamen  angriff  zu  erlauben.  Schiller  (dreiszig- 
jähriger  krieg  1)  8,183;  kurz,  ein  gewaltsamer  zusammenstosz 
kann  hier  täglich  erwartet  werden.  Moltke  (briefe  1848)  ges. 
Schriften  6, 157. 

b))  die  Juden  weren  feindt,  unnd  kundtschaffter,  fielen  sie 
darnach  an,  mit  anlegung  gewaltsamer  handt.  Hedio  übers, 
des  Josephus  vom  krieg  der  Juden  (1553)  59' ;  die  weil  es  abent 
waz,  hat  er  sich  aller  gevaltsamen  bandiung  enthalten.  18'; 
ich  mach  mir  aber  doch  obiger  dednction  nach,  keinen 
zweiffei,  es  werde,  in  betrachtung  dessen  allen,  unter 
unsein  Teutschen,  niemand  so  goltlosz,  und  aller  treu 
und  ehren  vergessen  sein,  der  nunmehr  noch  dieses  ein- 
wurfifs,  dasz  man  den  evanegelischen  religions- frieden  nicht 
zu  halten  schuldig,  sondern  dessen  unerachtet,  befugt  sei, 
sie  gewaltsamer  weise  zu  überfallen  und  auszzurotten,  sich 
gebrauchen,  viel  weniger  darzu  helffen  werde,  auszführlicher 
discurs  und  bedencken  eines  deutschen  katholischen  patrioten  bei 

LONDORP  1,  254'. 

c))  es  war  nichts  natürlicher,  als  dasz  ein  so  langer,  ge- 
waltsamer kriegszustand,  in  den  die  Römer  Deutschland 
setzten,  alle  sehnen  eines  körpers  anstrengen  muste,  der  nur 
für  schnelle,  heftige  bewegung  gemacht  war.  Herder  (wie 
die  deutschen  bischöfe  landstäride  wurden)  5,681. 

d))  gewaltsame  herrschaft,  seigneurie,  maistrise,  domination. 
HuLSiüs  (1614)  163";  gewaltsame  herrschaft,  dominazione,  ö  do- 
minio  violento,  e  sforzato,  seigneurie,  maitrise,  domination  con- 
trainte et  forcee.  IUdlein  38i';  ein  gewaltsamer  besitzer  der 
kröne,  an  usurper  of  the  crown.    teutsch-engl.  wb.  (1716)  769. 

2))  wo  die  streitenden  gruppen  staatsrechtlich  nicht  gleich  geordnet 
sind,  entwickelt  sich  die  nebenbedeutung  eines  verstoszes  gegen  recht 
und  Ordnung;  das  erstere,  wenn  der  zwang  von  dem  übergeordneten 
theile  ausgeht,  das  zweite,   wo  sich  der  untergeordnete  auflehnt. 

a))  wie  wir  die  gewaltsame  undertruckung  anderer  leuten 
anschauen  und  betrachten  sollen.    Piscator  (zu  Hiob  24)  an- 


l 


5205      GEWALTSAM  2  (gewallMme  lliat) 

hang  dei  htrhomuehen  bibrlwnki  (leio)  M9*;  Jrtiit  Sirarb  iprichl, 
eil)  k'tnignirh  wirdt  von  aln«in  voick  tafi  inder  »ertcbnben 
vun  wfgen  ungrrecliler  und  ge«ralii8n)«r  Ibaleo.  Sir.  10  *.  8. 
M9'  (um  gewall,  unrecbl  uud  geltzet  «illeo,  kompt  ein 
knnigre  eil  ^on  einem  voIck  auffa  ander.  Larira):  kAO'gl. 
palent,  wegen  der  allgemeinen  ilrberbeit  dea  auf  die  uni- 
vemitttl  Holle  von  auawflrtigea  Orlrrn  zu  und  abreitender, 
auch  daielliot  »ii  b  bellnilenden  iludioiorum  fnr  alter  lewalt- 
•amen  Werbung.  KmuiüBKN  $tudi-nUnlix>con  (IhlU  \VH)  7M: 
icb  werde  . .  nach  Joiix  In  Frankreirb  . .  trantportirt,  um  da- 
telbtt  bi«  zum  fiicilen  audiewahrt  zu  werden,  dir  den  grund 
dieaer  gewalttumrn  niatzregel  anzugeben,  bin  icb  niibl  im 
alanile.  II.  v.  Klkibt  hrieft  an  tfine  uhu^iUr  lU;  wenn  die 
Vfrliutung  auf  gewalltamem  und  ungeteUmIdigero  weg,  von 
unten  oder  von  oben,  uingealoazen  vrerden  aoll.  htriehtt  der 
Frank fuittr  nationalvtrtammlung  (7)  49M';  hat  man  alao  ge- 
witllaoroe  mosiregelD  angeordnet  und  dadurch  eioen  eooflict 
berlieigeruhrt,  ao  triffl  die  «cbuld  und  die  folge  nur  die- 
jenigen, welrhe  die  recbttverletxung  begangen  haben.  (i)>0l': 
ich  bin  der  anficht,  datz  wir  dem  deulicbeu  Volke  acbuldig 
•iod,  in  einer  kurzen  nfTcnllicIien  bekanulmachung  dirten 
gewaltsamen  hergang. . .  dem  deutschen  volke  kund  zu  geben. 
(•)888&';  um  zunflchiit  die  miltheilungrn  det  |iraiidenten  über 
die  gewalt»uma  Verhinderung  der  auf  beute  anberaumten 
ailzung  tu  vernehmen.  (fi)MW. 

7))  wir  aehen  {in  Walltntttint  lager)  ncbon  eine  lebhafte, 
gewaltsume  oppnailion  gegen  den  generalistiuiut.  ao  wflrde 
dieser  pfaffa  (tiler  kaputtntr)  nicht  tprechen,  wenn  er  keinen 
hinterhall  hlllte.  tur  tröffnung  dt»  Wrimanthtn  theat*r$  {hrief 
tom  t&.  octobtr  MOS)  bti  llorraiitTin  naehUu  im  SehtiUr  4,  M7 ; 
aber,  girbt  ea  denn  keine  andern  mittel  und  wege,  den 
mangeln,  gi-brechrn  und  misabrfluchen  einer  alten  verfaaaung 
abtuhelfen,  als  einen  getvaloamen  Umsturz?  Wkiano  (auf- 
tiiu  über  dit  fran».  rttolution)  2ft,  4M:  im  jähre  Ifti«  wurde 
er  {Gustaw  ütruve),  wie  ao  viele  andere,  tu  einer  noch 
eiiremeren  richtung  fortgerissen ,  so  dasz  er  ernstlich  die 
repubiik  durch  gewaltsamen  Umsturz  m  Deut^cbL-ind  ein- 
zuführen trachtete.  Scrack  ein  haU>tt  Jahrhundert  l,  13t ;  9gL 
datu:  ea  musx  eine  ei Ziehung  geben,  die  gewaltaame  revo- 
lutinnen  nnnOlhig  macht.  AoiaatcH  ntuts  leben  1,342. 

s))  über  und  neben  ihnen  erscheinen  die  gewnltthStigkeiten 
gegen  überwundene,  dort  rlrht  Neopiuiem  den  tod  seines 
valera,  hier  vennOgen  die  Atreiden  selbst  eine  heilige  jung- 
freu nicht  zu  achfliten.  doch  unfern  dieser  gewaltsamen 
ereignisse  ist  eine  verschonte  zu  sehen.  GOtiib  (Polyqnolt 
gemählde)  44,  tl<:  darauf  schrieb  irh  den  von  Rüchen,  dasz 
aie  mir  und  meinen  armen  leuthen  kurzum  nlitrag  thelen 
um  ihrer  freventlicher,  muthwilliger  und  gewaltsamer  hand- 
Inng  willen.  GAti  v.  Bkrlicbimghn  66  neudruck;  wenn  denn 
aber  doch  ein  jeder  die  partei  vertheldigte,  der  er  zugeth:<n 
war,  trunk  und  leideosch.-ift  sich  wecliselsweise  steigerten; 
so  moszie  ea  zuletzt  zu  gewaltsamen  sceneo  hinauslaufen. 
GAtmk  \iioten  s.  dfron)  6,  os. 

ft)  wo  das  indttnduum  nh  trager  der  machtentfaUung  eruheint, 
entwirkfll  tieh  die  nebenrorttellHug  ttttet  itrafredillieken  tergeheni 
oder  einet  morolischm  verschuldeni. 

I))  gewaltsame  that,  exiorrion,  vi$lene*.  Hol«ids  (1614)  163*, 
ebento  Hiniscb  {ertorsio,  fioienlia)  I5»t ;  {d«r  kaiser)  zeiget  ihr 
an,  das/,  er  nun  bed  cht  were,  den  ehreoschender  der  aie 
in  ihrem  witwensiimde  dermassen  betrübet,  und  mit  gewalt- 
aamerthsl  ihrer  frewiirhen  ehren  beraubet,  gebührlicher  weise 
tu  stralTen.  RrNTi<i6  Braunschtreiger  ehronik  M;  gewaltsame 
tbal,  ettorsione,  tioUnta,  riolamente,  ejlortion,  riolenet.  Häd- 
LBIK  asi';  gewaiUitm  tbal.  wioUne*.  noufeau  dietionnaire  {Stratt- 
bnrg  rm)  839*;  es  sollte  die  erinncrung  vorher  gepflogener 
freundsrhalTt  aller  gewaltsamen  th.ttliclikeil  vergessen,  und 
tu  dem  ende  kein  ander  gewehr  ala  der  degen  gebraucht 
werden  KKssra  atdichle  (r.ii)  im  der  KöntQsehen  lebemhe- 
ithrribung  46;  Gallus  aber,  der  seit  der  zeit  beständig,  ao 
wohl  auf  einen  gewaltsamen,  als  listigen  anscblag  geaouneo. 
J.  G.  ScR^AasL  hset  Feltenburg  t.l47. 

5)1  diese  episode  Ist  die  gewaltsame  entfühninf  der  Psallria 
durch  den  Aschinna.  Ltf-nnc  {Hambtirgische  dramttvrpt  1, 9t) 
10',  M3:  es  ist  eher  ein  madeben  mit  gewalt  entfahrt  worden, 
ohne  dast  es  einer  gewaltsamen  enlfühning  ähnlich  ge.<eben. 
(tmilia  GalotH  9,1)  3,411;  sehen  aie:  so  ist  es  doch  keme 
gewalts.ime  entführnng;  sondern  bloa  ein  kleiner  —  kleiner 
meurhelm»rd.  (4,7)  3,436. 
IV. 


GEWALTSAM  2  (gewslinmer  tod)     5200 

9))  e'ne  gewaltsame  vorentbatiung  der  gftler,  «  fortM»  kU- 
ding  er  detatning  of  tomu  tüur  My't  yasirwie».  kml$tk  emfL 
»b.  (nie)  :6e;  einen  gewaltteroer  wrie«  Sberfai'eo,  U  f»ä  fütt 
upon  ent,  lo  ruth  er  iWte  Hpm  htm,  eU,  tbtnd* ;  de  nao  k«- 
klagte  unterm  17.  Julil  denuoriret,  4asi  fertcl>ie<(eee  leoM 
.  .  .  ihres  pachler ...  die  gefangenen  flache  .  .  .  fewallseoMr 
weiae  binweggenommen.  proeeti  iwittke*  dem  raike  t«  BudinI» 
und  dem  ritlerguU  Ohna  174t,  KimcHea  derfreekle  4,  M&:  acbsa, 
hier  liefere  ich  dir  allea,  waa  da  auf  der  Tronkeoborg  ge- 
waltsamer weite  eimtebOtzt  und  was  ich  »la  deio  tande«berr 
dir  Mieder  zu  verfcbalTeo  tcboldig  war,  lurflck.  II.  v.  kuHT 
{Michael  Kohlhaat)  4,  153;  denn  nicht  immer  itl  drr  aeerenb, 
die  gewalltame  aneignung  fremden  eigenthum«  auf  dem  meere, 
ein  verbrechen  in  den  ao|eo  der  roentrben  geweeeo.  ileel*- 
lea.'  13,  39«. 

4))  tie  haben  aoch  it>o,  nein  lieber  |ot,  wider  4ortor 
Martinut  Lulber,  wie  ein  gewaltsame,  wie  ein  yrtutaaie  an- 
gflllge  und  grimmif-e  bullen  aostgeen  lassen.  lloTTee  (9er' 
teuUeht  klag  an  hermg  Friedrich)  I,  9M  BdcUng:  Jehova,  tnfang 
aller  ding,  .. .  enibieirn  dir. ..  heil,  and  füge  dir  zu  «isaen, 
dasz  der  bollenfürst,  Lucifer  Salanas  genannt, ...  vor  ana  . . . 
.'in  und  fOrgebracht,  dasz  ibm  und  der  ganizen  höllischen 
gemein  von  .  .  .  Jesu  von  Naxareth  kurts  vertcblener  lagen 
eine  gewaltsame  lurbalion  und  spoliation  tugefOget  worden 
wäre.  Jac.  Avaia  proc  9t  (1680);  berr  ricbterl  ei!  welch  ein 
gewalltames  verfahren!  H.  v.  Kiiier  {dtr  teriratMttu  krm§ 
7.  aii/Tr.)  3,  9H  ZoUing:  gewaltsame  mittel  gebrauchen,  te  effly 
wiolent  rtmtdin,  to  um  foul  wuant.  UuIkM  -  engl.  »h.'M;  ge- 
waltsame mittel  anwenden,  emploitr  det  wuient  rioleus.  Ron- 
DRAO-BotToarv  3&4,  r^i.  auch  liiiMar  l,  463*. 

9\  du  Mtuimng  *$mang'  itt  in  ihrer  reine*  ahttratUn  fu- 
tung  wenig  ergiebig,  belekt  wird  ti*  ertt  durch  den  gegem- 
tatt  qegen  die  frei*  natürUeh»  entwkklung.  im  mUtelfunkt  der 
eintfhldgigen  Verwendungen  iteht  die  beliehU  terhindung  ge- 
waltsamer Iod,  die  einerteitt  die  vortteUung  der  femltthmt  nahe 
legt  andererteits  gerade  den  gegensats  gegen  den  organitehe*  s«r- 
tauf  des  leben tproersf es  hertorkehrt  und  to  t«  den  fedeutungen 
^unnatürlich,  getwungen  überleitet,  die  in  anderen  werhndunfen 
torherrtchen. 

D)  reine  autprigung  der  bedeutung  'tmang' :  dan  sl  wolle 
seine  gesthanke  dureh-aua  nicht  annahmen,  und  wSgertesieh 
so  lange,  bis  andlirb  vater  und  multer  d.-ihrzu-kamen,  und 
ai  mit  solchen  harten  drBn-worten,  dass  si  nimmer-mehr 
fohr  ihr  kind  solle  gehalten  warden,  gewaltsaoier  weiae 
zwangen,  aelbige  an  tu  nahmen.  Zcsan  airioL  Roiem.  117 
neudruck;  wrie  viele  Schriftsteller  müssen  mit  dem  gewalt- 
samsten zwang  auf  etwas  anders  gedeutet  werden,  wenn  man 
darin  dieae  lebre  nicht  finden  will.  Latatu  auttickte*  ns  Üe 
ewi()kat  (I7T5)  I,  220. 

1))  der  ttrang  als  eingriff  in  die  natürUehe  enlwieklmng,  he- 
gleitet ton  der  nebenvortlrtlung  der  gewaüthat. 

a))  gewalisamer  tod,  tgl.  gewaltthSiiger  tod,  i.  d,;  aondem 
muste  .  .  .  alle  angenblick  entweder  vom  feind  oder  von 
meinen  eigenen  offlcierem  Selbsten,  ja  gar  von  des  benker« 
band  eines  nnversebenen,  gewaltsamen  todet  gewärtig  sein. 
GaiHiieLseAoaiii  Simplte.  (I6»i)  s,  KA:  wenn  die  lebene-liair 
sehr  kurtt,  bedeut  aie  caeteria  parihus,  sonderlich  in  beiden 
banden  ein  kurtzea  leben,  oder  gewaltsame  tode«-{efahr. 
pRÄToiius  ceüeghtm  nrietiiei  (I7i9)  14;  ein  gewaitaMMr  tod, 
morte  riolent«,  «i«rt  fMnf.  RioLim  98t':  'inet  ganthttf 
todea  sterben,  nieHr  dnn*  mtrte  tieUnU,  etaere  etMiMla^  mnemir 
d\ne  mort  riolente,  itre  1»/.  ekeai«;  eines  gevmllf  f  04kr 
keines  natürlichen  todes  sterben,  U  dte  n»  eetarol  l«l  •  aje- 
Itnt  death.  teutteh-engL  »h.  (I7I6I  Itt:  ein  gcvrelitaner  tod,  imts 
riolentd.  Strirbach  3.  923.  «^eue  Bavu  ttO*.  RonttAC-Rei- 
Toarr  3M  (mort  rioleme);  an  dem  erstem  alarh  mein  geliebter 
valer  eines  achnellen,  gewaltsamen  todc«,  den  ich  lange 
nicht  verschmerzen  konnte.  Bsiti*  der  anme  eMwi  im  facini- 
burg  iTt:  Kscc,  Ober  deutsches  nniversitlttweets,  aÜ  rtck- 
slcht  auf  kotzebuea  litterar.  Wochenblatt  uad  gewattteoMii 
tod.  l^sig  ISI4;  ein  gewaltsamer  Iod,  •  eiei««!,  aggiftirrf 
denth.  HiLPiar  l,  4H':  der  uniergang  der  gneckisdtea  tUalen 
hat  aber  noch  das  etgenlhomliche,  dast  er  mehr  einem  gewalt- 
aeaen,  als  einem  krankheitslode  gleicht  W.  *.  Hoaeoter  fe- 
schiehte  det  wrfalb  der  gnerh.  frenUaten,  d.  Ulteraturdenkm»h 
m,  ts&:  das  verfahrt«  bei  gewettaeoMa  todesflllen  betriBwi 
. . .  wegen  der  durch  die  ataataanwilte  über  gewaltsame  todee- 
falle   tu   führenden  veneichnisse  wird   die  Verordnung  Ober 

827 


5207    GEWALTSAM  2  (gewaltsame  ersciieiniing) 

tUe  Statistik  der  slrafrechlspflege  das  erforderliche  anordnen. 
Verordnung  vom  11.  September  1879,  s.  justizgeselze  für  Hadert 
5,734;  hinsiclitlich  der  Untersuchung  gewaltsamer  todesfülle 
von  inililärpersonen  sind  auch  künftig  die  hestimmungen  des 
§  13  .  . .  maszgebend.  ebenda;  warte  noch,  lord  Salisbury,  ich 
will  mit  dir  gehen,  und  das  erhiheil  dieses  armen  kindes, 
sein  kleines  königreich  von  einem  gewaltsamen  grabe  suchen. 
W1EI.AND  Shakespeare  3,  413  {Icönig  Johann  4,  2);  der  letzte  männ- 
liche sprosse  war  als  fünfzehnjähriger  knabe  auf  eine  gewalt- 
same weise  ums  leben  gekommen.  Th.  Storm  (auf  dem  staats- 
hof)  1,  59. 

b))  es  ist  schon  gesagt,  dasz  eine  gewisse  biegsamkeit  einer 
Verfassung  das  beste  mitte!  sei,  um  sie  vor  gewaltsamen 
erschütlerungen  zu  bewahren,  berichte  der  Franhf.  naiionalvers. 
(7)4967";  es  wird  eine  zeit  dauern,  bis  es  {das  volk)  sich  in 
dieselben  {die  freiheiten)  so  hineinlebt,  dasz  die  gewaltsamen 
krisen    und   erschütlerungen  von   oben  und  unten  aufhören. 

(7)  4958'; 

solchen  weclisel, 
so  plötzlich,  so  gewaltsam,  zu  ertragen,  war 
ihr  weiches  herz  zu  scinvach. 

Wieland  wec/.e  4,147  Hempel; 
auch    das   letzte   nothmittel   des   Osmanisclien    Staatsrechts, 
der    gewaltsame    thronwechsel,    verspricht   kein    heil    mehr. 
TßEiTscHKE  deutsche  kämpfe  (l)  12. 

c))  0  wie  manch,  sonst  ehrliches  weib,  ist  bei  diesen 
Zeiten  nach  jhres  mannes  todt,  auf  dem  land,  ausz  mangcl 
rahls,  hülffe,  trosts,  mittel,  underlialtung;  auch  wegen  freund- 
schafft, ansehen,  forcht,  gefahr  unnd  gelegenheit,  durch  nolh 
oder  gewaltsames  heirathen,  in  frembder  reügion  verführet 
und  mit  kindern  an  leib  und  seel  zu  schänden  worden. 
MoscHEBOScH  insomnis  cura  parentum  18  neudruck. 

3))  die  schärfere  ausprägung  des  gegensatzes  zur  natürlichen 
entwicklung,  gewaltsam  =  gezwungen,  unnatihiich. 

o))  so  habe  ich  voriges  jähr  mit  einem  gewaltsamen  an- 
lauf  die  Helena  endlich  zum  übereinstimmenden  leben  ge- 
bracht. GöTHE  an  Nees  von  Esenbeck  25.  mai  1827;  es  be- 
durfte eines  gewaltsamen  entschlusses,  mich  auch  hiervon 
zu  befreien,  (dicht,  u.  wahrh.  13)  26,  225. 

b)}  wir  halien  uns  einen  despotismus  des  Orients  aus  den 
übertriebensten,  gewaltsamsten  erscheinungen  meist  verfallen- 
der reiche  abgesondert,  die  sich  mit  ihm  nur  in  ihrer  letzten 
todesangst  sträuben.  Herder  (auch  eine  Philosophie  der  geschickte) 

6,  482,  ebenso  590;  schon  also  die  gewaltsame,  unnatürliche 
grösze  des  reichs  Karig  machte,  dasz  es  zerreissen  muste.  (wie 
die  deutschen  bisrhöfe  landstände  wurden)  691 ;  nachmals  gab  es 
noch  einen  gewaltsamen  krampf  in  dem  schwachen  gescliöpfe, 
der  zuletzt  in  eine  krankheit  sich  auflöste.   Ihmerhann  werke 

7,  125;  dem  zeltcr  donna  Lucre/ias  dagegen  zerrisz  der  gewalt- 
same ton  das  feine  ohr.  C.  F.  Meyer  Angela  Borgia  7 ;  eben  da 
ich  hoffe  durch  meinen  knaben  ihr  wesen,  ihre  Umgebung  mir 
näher  gebracht  zu  sehen,  wie  er  mir  vorm  jähr  das  bild 
meiner  mutler  zurückbrachte;  so  erleben  sie  den  gewalt- 
samen risz  den  ich  in  jedem  sinne  mitempfinde.  Göthe  (an 
Zelter  26.  märz  18()6)  briefe  19,  117. 

e))  gewaltsame  freundlichkeit.  Bctschky  hochd.  kanzellei 
2438;  dieser  söhn  war  von  guter  und  iielterer  geraüths- 
art,  und  hatte  vom  vater  nichts  als  das  ungewöhnlich 
grosze,  bei  ihm  jedoch  mit  spärlichem  erbsenblondem  haar 
bewachsene  haupt,  welches  er  mit  seinem  halstuch  zwischen 
zwei  spitzen  Vatermördern  derart  einzuschnüren  pflegte,  dasz 
die  runden  äugen  stets  mit  etwas  gewaltsamer  freundlich- 
keit daraus  hervorsahen  Th.  Storm  (der  herr  etalsrath)  6,  IZS ; 
was  meine  person  anbetrifft,  so  befinde  ich  mich  körperlich 
ziemlich  wohl,  bis  auf  einen  leisen  kopfschmerz,  den  Schwieger- 
mutter dadurch  unterhält,  dasz  sie  mir  zu  allen  tageszeiten 
mit  gewaltsamer  freundlichkeit  starken  rheinwein  einflüszt. 
BisHARCK  briefe  (14.  april  1847)  49  Kohl;  die  überinäszige  länge 
und  gewaltsamen  gebärden  mancher  figuren  sind  nicht  manier, 
sundern  die  nothwendigkeit  und  der  geschmack  haben  sie 
80  gefordert.  Göthe  (an  Schiller  14.  aug.  1797)  briefe  12,  233; 
es  giebt  leidenschaften  und  grade  von  leidenschaften,  die 
sich  in  dem  gesiebte  durch  die  häszlichsten  Verzerrungen 
äuszern,  und  den  ganzen  körper  in  so  gewaltsame  Stellungen 
setzen,  dasz  alle  die  schönen  linien,  die  ihn  in  seinem 
ruhigen  stände  umschreiben,  verloren  gehen.  Lessing  (Laocoon) 
9^,  14 ;  wenn  hei  den  Griechen  Schönheit  das  höchste  gesetz 
der  kunst  war:  so  mussten  gewaltsame  Stellungen,  hässliche 
Verzerrungen  vom  künsller  entweder  gemieden,  oder  herab- 


GEWALTSAM  3  (adverbiiim) 


5208 


gesetzt  werden.  Herder  (kritische  wälder  l)  3,  55;  er,  der  in 
der  sculptur  die  geivaltsamsten  und  verrenklesten  Stellungen 
aufbrachte,  wuszte  in  der  baukunsl  das  edele  maasz  noch 
weniger  zu  achten.  G.  F.  Schuppe  über  die  neuere  deutsche  kunst, 
s.  taschenbuch  auf  d.  jähr  1S37  s.  79. 

d])  eine  gewaltige,  aber  nicht  gewaltsame  kritik,  wie  der 
schriflgelehrten  ihre,  eine  volle,  aber  nicht  eigenmächtige 
hypokritische  gesetzlichkeit  gehört  zu  den  bedürfnissen  un- 
serer durch  unenthaltsamkeit  erschöpften  preszfreiheit.  Hamann 
(fliegender  brief  an  niemand  den  kundbaren)  7,  119;  allein  ich 
fürchte  sehr,  dasz  strenge  Verehrer  der  religion  mit  der  ge- 
waltsamen ausdehnung  dieser  regel  nicht  zufrieden  sein 
werden.  Lessing  (briefe,  die  neueste  litteratur  betreffend  48) 
8^,  124;  du  bist  immer  braver  als  man  denckt,  weil  du  doch 
immer  am  ende  das  äusserste  thust,  aber  dafür  deswegen 
auch  kein  poet,  wie  neulich  iemand  sehr  wohl  von  deiner 
offiinbaarung  bemerckle,  wo  du  denn  doch  eine  gewaltsame 
streifung  in  das  gebiete  der  dicbtkunst  geführt  hast.  Göthe 
(an  Lavater  5.  juninsn)  briefe  i,  2ii ;  als  wenn  jenes  gewalt- 
same verkennen  nunmehr  niclit  ohne  ein  ausgesprochenes 
anerkennen  bleiben  dürfe.  (Wahlverwandtschaften  2,  lo)  17,  327; 
mir  ist  dieses  gewaltsame  fortziehen  der  Verhältnisse  zu  einer 
handlung,  mit  deren  gedanken  man  sich  blos  zu  spielen 
erlaubt  hatte,  äusserst  merkwürdig,  aber  nun  ist  es  unab- 
änderlich geschehen,  und  ich  musz  reisen.  H.  v.  Klbist  an 
seine  braut  (14.  april  1801);  da  die  lehrer  wissen,  dasz  ihre 
eigene  zukunft  zum  theil  von  dem  ausgang  dieser  examina 
abhängt,  so  artet  der  Unterricht  oft  in  eine  gewaltsame  dressur 
aus.    Treitscbke  deutsche  kämpfe  (19)  247. 

e))  dasz  Ägisth  mit  einmal  von  dem  Eurikles  weggeführet 
wird,  und  die  Vertiefung  sich  hinter  ihm  schlieszt,  ist  ein 
sehr  gewaltsames  mittel.  Lessing  (Hamburgische  dramaturgie 
1,  50)  9^,  398;  schon  in  der  scene,  wo  Lear  die  töchter  wechsel- 
weise bittet,  ihn  aufzunehmen,  kam  er  nicht  aus  dem  zittern, 
gebrochenen  heulen  und  fiel  den  begleitern  einmal  über  das 
andre  in  die  arme,  so  gewaltsame  motive  so  früh  ge- 
brauchen, hiesz  sich  die  Steigerung  unmöglich  machen.  Immer- 
mann (rmejournajl,  3)  10,  18 ;  ihr  stilles,  schlichtes  wesen, 
ohne  allen  schein,  weder  schön  noch  häszlicb,  gut,  wie  das 
tägliche  brot,  frisch  wie  das  quellwasser  und  rein  wie  die 
luft  vom  berge,  besiegte  vor  seinen  sinnen  jeden  fremden 
und  gewaltsamen  glänz.  G.  Keller  (Züricher  novellen  340)  2, 110. 

3)  die  bedeulungen  vehemens  und  violentus  in  der  adverbialen 
function  unseres  adjectivs. 

a)  die  bedeutung  von  vehementer. 

a)  bczugnahme  auf  naturerscheinungen : 

nicht  die  nacht,  die  breii  sich  bedeckt  mit  siuliendcn  wölken, 
niclit  der  rollende  donner  (ich  höre  ihn)  soll   mich  verhindern, 
nicht  des  regens  gusz,  der  drauszen  gewaltsam  herabschlagi, 
noch  der  sausende  stürm. 

Göthe  (Hermann  und  Dorolhea)  40,331: 

ich  trat  wieder  auf  die  bühne  an  den  stürz  heran  und  fühlte, 
dasz  der  vorige  eindruck  schon  verwischt  war;  denn  es  schien 
gewaltsamer  als  vorher  zu  stürmen,  wobei  ich  zu  bemerken 
hatte,  wie  schnell  die  nerve  in  ihren  alten  zustand  sich  wieder 
herstellt,  (schweizerreise  im  jähre  1797)  43,  156;  leichte  wind- 
stösze  kräuselten  lebhafter  die  säume  des  stürzenden  Schau- 
mes, dunst  schien  mit  dunst  gewaltsamer  zu  kämpfen,  und 
indem  die  ungeheure  crscheinung  immer  sich  selbst  gleich 
bliei),  fürchtete  der  Zuschauer  dem  übermasz  zu  unterliegen. 
161;  bald  hatte  er  die  vor  ihm  fortgerissene  schöne  erreicht ; 
er  fasste  sie,  wnsste  sie  zu  heben  und  zu  tragen;  beide 
wurden  vom  ström  gewaltsam  fortgerissen,  bis  sie  die  inseln 
. .  weit  hinter  sich  liatten.  (Wahlverwandtschaften)  17,  331 ;  da 
nun  aber  gewöhnlich,  wenn  unser  seelenconcert  am  geistigsten 
gestimmt  ist,  die  rohen,  kreischenden  töne  des  weltwesens 
am  gewaltsamsten  und  ungestümsten  einfallen,  (dicht,  und 
wahrh.  8.  buch)  25,  191 ;  der  regenbogen  erschien  in  seiner 
giössten  Schönheit;  er  stand  mit  seinem  ruhigen  fusz  in  dem 
ungeheuren  gischt  und  schäum,  der,  in  dem  er  ihn  gewaltsam 
zu  zerstören  droht,  ihn  jeden  augenblick  neu  hervorbringen 
musz.    (schweizerreise  im  jähre  1797)  43,  166; 

jetzt  eil'  ich  zur  holte, 
unter  mir  .soll  mein  allmnchliger  l'usz  das  meer  und  die  erde, 
mir  zu  bahnen  gehharen  weg,  gewaltsam  verwüsten. 

Klopstock  Messias  i,  187 ; 

80  im  ringen  das  gewaltsam 

des  Jahrhunderts  Kräfte  schürt, 

wird  im  wirbel  unaurhaltsam 

ihm  des  strebens  ziel  entPührt. 

Roquktib  gedichte  (1859)  116. 


5209    GEWALTSAM  3  (gewaltMiu  aoTuseD) 

ß)  6ri  körpfibewegutif/tp. 

0)  ritte  mich  niebl  (O  Kewalttan  an  I 

C.öiHt  (füMtl  I)  13.338; 

Sachse  wird  sie  ein|mckeD  und  vorher  jeden  tbeil  besoadert 
einwickeln,  auch  dat  paket  mit  hindfaden  nlcbt  lo  gewalt- 
sam zutchnilren,  damit  die  bOnde  nicht  leiden,  (dn  CkriUiant 
4  aug.  li«ou)  britfe  21,33;  sie  sahen  allerliebst  aas,  staunten 
einander  an,  als  »ie  zusamnientialen,  und  Helen  sieb  mit 
unmas/iger  leiden««  haft,  und  doch  halb  lächelnd  Ober  die 
vermumuiung,  gewaltsum  in  die  orroe.    {leahlrnwandttthafUn) 

17,939; 

herr  bOrgrrmeltier,  zli-bk  ilori  an  der  icbUnel 
to  gnlil'»  iilctii!  fori!  wer  wiril  to  Ishk«  lögern? 
(er  relttl  telbti  gowaltüom   üle  tcliiene  »b  und  wirn  tie  nlllen 
in  deii  taal.)       UaiLLrAnii«  {otiuhar  1)  «^-i7; 
•odilch  hob  er 
den  blick  gen  himniet,  ballte  to  dl«  fautl; 
dann  knirtchr  ei  mit  den  lAtinan,  und  dann  drOckte 
Heu  küpT  er  to  gewtlitom  In  deu  nsckea, 
alt  wenn  er  mit  dem  hal>gel<nka  ticb 
die  aurgelaufnen  udcrn  »prengao,  und 
dat  klnn  vom  haUe  ab  tlcb  reltiaD  wollM. 

Z.  WiKiKR  lempier  nuf  Cyprrn  (»«»«  de$  tto/t  I)  4,3; 
wie  »lond  bei  iwinttig  Jahr  der  tepier  dir  so  schön. 
Ihr  wurdet  beide  jung  tum  reglmeul  erboben: 
nur  da.-x  tlcb  der  Auiiutl  gewalitsm  «logescbobea. 

OsitsB  a»>tichf  (1133)  10. 
3))     ein  jnoglinK  raun  die  flOgel  regsn, 

In  llub  und  ba«i  gewaUtam  tlcb  bewegen. 

UAtub  (4aMtl(er«  nfioiheoif)  13,100: 

aber  als  er  nun  das  lagersirob  umgekehrt  und  die  weniprn 
saclien,  welche  der  enge,  kahle  rauui  enthielt,  hinweggelhan 
halte,  brach  er  gewaltsam  susaminen.  |iiHKi>iiA!«ft  4,  b3;  aber 
bertig  risz  sich  das  abenieuer  von  ihm  lus,  sliesz  ein  ge- 
scbrei  aus,  welches  ihm  durch  mark  und  bein  drang,  warf 
sich  gewalts^im  zu  boden  und  rief,  die  bände  vurKesIrerkl, 
in  einem  wunderbar  schneidenden  tone:  du  willst  mich  vcr- 
ratlien?  tbtnda;  plötzlich  »tiesz  auT  diese  weise  ein  langeü, 
stärkeres  madchen,  das  allgemein  der  hulzbock  genannt  wurde, 
eine  zarte  gcslnlt  so  gewaltsam  hervor  und  gegen  den  herrn 
Jac(|urs,  dasz  sie  erri)teiid  und  aufschreiend  die  bände  wider 
seine  brüst  stemmen  muszie,  um  nicht  an  dieselbe  hin- 
tufallen.  G.  Kit  lh«  {Zünchtr  novelUn)  0,  19. 

9))  genau  jenes  spiel  der  Schulkinder,  welches  man  ein 
ktüdrücken  nennt,  wo  -die  luszrr.oten  der  baok  nach  der 
mitte  hin  pressen,  um  die  dortigen  hinauszudrängen,  die 
mittleren  aber  sich  gewaltsam  ausdelmrn,  um  die  finszeriitea 
von  der  baiik  abzusprengen.  Keliks  Züricher  novtUen  (Hii- 
Iau6)l,  M;  in  der  that,  Mylurd,  das  arme  thier  ächzte  so 
bange  seufzer  heraus,  dasz  bei  jedem  seine  gewaltsam  aus- 
gedehnte brüst  hatte  ber>ten  mOgen.  Wikuno  ühaktiftart 
'1,  44  (mk  u  tuck  gtfailt  3,  1); 

0  rattlot  dringen 

wlll.it  du  gewaltsam 

die  brüst  mir  tprengen, 

ich  kenne  dich.  GsiaiL  yauitttfterfer  10; 

der  bhtsenhals  leidet  mittelst  des  zellcnge\vcbe5,  d;is  ihn  um- 
giebt,  und  das  bei  der  Operation  gewoltsam  ungespannt  wird, 
zwar  einige  gewalt,  aber  diese  gewalt  ist  ohne  gefuhr. 
RiCMTiK  chirurgisch*  bMiothtk  {X'Ti)  i,  h'A\  nu,  ich  will  nicht 
mehr  mit  meiner  stimme  so  gewaltsam  donnern;  ich  will 
dir  aus  mitleid  nicht  das  tromrorirell  sprengen,  weil  du  mein 
schwieget  voter  wirst.  Chr.  G.  Klkm«  drr  au/' (fen /'ümais  ser- 
tttUt  grAnt\  WuKtr  ntulrucke  4,  4S;  da  plötzlich  unten  vom 
moor  herauf  schlug  ein  thierschrei  an  ihr  ohr,  heiser  und 
gewaltsam.  Tu.  Sruan  (nbuils)  t,  338;  so  lag  er  noch  eine  zeit 
lang,  endlich  setzte  sich  das  stockende  blut  doch  wieder 
gewallaatn  in  bcwegung;  er  konnte  seine  arme  und  fasse 
regen.  liataa*>N  3,  too; 

doch  dle<ei  lachen  wsndelte  »ich  bald 

in  ein  ortiarren,  und  zwei  thrtoeu  quollen 

gewalitam  aus  den  nurgeriiinea  äugen. 

Z.  Wk«M(B  lemiiler  auf  (>;>ri'ii  4,3; 
iwel  teelen  wohnen,  acli!  In  meiner  brüst, 
dl«  ein«  will  tlcb  von  der  andern  trennen; 
dl«  «in«  hall,  in  derber  liebesln.«!. 
tlcb  an  di«  weit,  mit  klammernden  Organen; 
dl«  andre  habt  gewalttam  tlcb  vom  dufl 
SO  d«n  («niden  boh«r  abnen. 

GöTMB  [FmnU  1116)  13.31. 
y)  g«mM*httttfungfn. 

\))  nirgend;)  fand  ich  mich  aber  tiefer  in  imincm  innersten 
gerührt,  als  in  der  katholischen  kirche,  wo  die  grOszte,  er- 
habenste inusik  noch  zu  den  andern  kflnsten  (ritt,  das  ben 
gewalts;im  zu  bewegen,  il.  v.  KLit>T  en  wir«  biumt  IM; 


GEWALTSAM  3  (gewaliMin  anralKu)    5210 

all  n.aln«  »icio«  Outen 
tu  dir.  in  dir  c«walt*sn. 
br«nB«nd«r  s«Bata«bi  flute« 
rl«««ln  durch  mein  f«b«in.  ^ 

Gsisai,  JmainäUdfr  ISt 

eben  ao  gewaltsam  brach  sich  die  lange  verhalUM  $iMU- 
lutl  buho.  seine  Iragodie  'liannibal'  lag  ihm  be«oo4crfl  »m 
herzen,  das  manuscripl  brachte  er  fast  vulleodet  mit  Mn4 
zeigte  es  mir  in  den  ersten  tagen  nach  seiner  anknofL 
Ihmlbmaiiii  {mtmor(ä>iU*n :  Grabb«)  ircri«  It,  3I* 

3))  fuhr  elnil  uuauntalitam 

mserwarti  »lull  und  frei, 
lockst  mich  nun  g««Blt*am. 
tOtS«  Lorel«f.  OnttL  Jnnim*IU^0r  t$t 

gewalltamer  halle  sie  kein  dumpfer  Khmeiz  ergriffen,  ale  i't*M 
klarheil.  GOthr  {mMkltermindUdialUn  3,  to)  17,  331 ;  die  mfllUr- 
licbe  aberredungskuosi  halle  so  gewaltsam  gewirkel,  4aas 
sie,  wie  eine  blume  von  schwüler  Sonnenhitze  zosamme« 
welkte,  und  tichtbarlich  abzehrte.  Uvilv»  tolksmdrtktu  t,Ui 
ihre  neuliche  bemerkung,  dasz  die  autfobruog  einiger  tra- 
gischer sceneo  in  prusa  so  gewaltsam  angreifend  autgefallen, 
bestätigt  eine  altere  erfahrung,  die  sie  bei  der  Mariane  im 
Meister  gemacht  halten,  wo  gleichfalls  der  pure  reahsm  in 
einer  pothetisrhen  tituation  ao  heftig  wirkt,  und  eioeo  nicht 
poetischen  ernst  hervorbringt.  Scbillcb  (an  GMt  3.  wui  179») 
brieft  i,  3*9  yoMaj- 

3)  dieses  ereigniss  Qberflel  mich  um  so  onvorbereiter  and 
gewaltsamer,  ala  ich  wahrend  der  schönen  zeit  des  verkehre 
mit  Innocens  ganz  und  gar  auf  die  pulitik  vergessen  hatte 
K.  V.  Saab  Innoctnt  36. 

b)  di*  btdtutung  ton  tioUnler. 

a)  b*titkung  umf  kritgtmueht  und  maftngtuaU. 

I))  eine  stadt  gewaltsam  erobern,  urbeu  rioknltr  *Tpft§*an. 
STBi!<BAtH  3,  933;  indessen  gieng  es  mit  ihrer  {dtr  Argtttr) 
flucht.,  nicht  sonderlich  gewaltsam  (siarmiscb  Jacoai)  her. 
denn  so  langweilig  und  standhaft  die  Laredamonier  das  ge- 
fecht  aushallen,  bis  der  feind  zum  weichen  gebracht  worden, 
SU  bald  halten  sie,  wenn  dieses  einmal  geschehen,  mit  dem 
narhsezzen  ein.    HtiiaANN  Thucydidtt  (IM9)  716. 

3))  diese  müssen  sehr  gutmUtbige  leute  sein;  »ie  sollten 
sie  es  sonst  ertragen,  sich  mit  dem  wenigen  roahsaa  er- 
worbenen begniigen,  und  nicht  den  andern  gewaltsam  den 
Qberdusz  rauhen,  der  doch  von  ihnen  herkommt?  KuRCU 
(retten  ror  der  sündßuth)  0,  91. 

ß)  gttealtthat  d*s  tinulntn. 

1))  sei's  denol  behaupte  dich  lo  deinen  pottea 

gewaltsam,  widersetze  dich  dam  kalter, 
wenn'«  »ein  mutz,  treibt  zur  olTenen  empdruag, 
will,  was  ich  nicht  gut  brlsze.  mit  dir  i«il«n. 
nur  —  tum  verriter  werd«  nlcbu 

ScuiLLBB  (WaHtntlei»i  tod  3,3)  13.343; 

den  mSnoarn  nicht  weichend  an  krafl  und  gasUll, 
bekimpr  leb  gewaluam  Ibr  durch  gawali 
erworbenes  recht 
des  stlrkern,  und  rieb«  m«ia  ganze«  g«»ehl«cbt. 

Lbithol«  (/'ealArti/r«)  3M. 

3))  einen  gewaltsam  anfallen,  noUnltr  tänittm  imfdtTt.  üraiii- 
iiAcH  3,933;    gewaltsam   oder   gewaltaauilich  handeln,   !•  «d 
r/oknlfy  or  forcMy,  [ierrely  er  9th*menUy,   wHk  wum  ftret  er 
str*ngth.  ttvistk-*ngL  »b.  (1716)  769.  *b«mt9  HiLPaar  1,463*; 
er  machte  tlcb  dran  ood  wollt«  gewalt»«» 
Ihren  vorraib  b«ta«Un :  das  wart  ihn  üb«l  geratiiea. 
Uöraa  [lUiiuke  fmcln)  40.369  (U«ttac*«4:  aalt  gewall): 

und  tchoo  dl«  lamp'  Im  b«U«  wollt*  kh  leaclMB, 

als  taut«  Baiin«r»iimm«a,  «in  tumult 

in  meiner  tocbter  abK«lefD«a  kaaaar. 

als  ob  der  feind  einbräche.  «Ich  «rschreekl. 

getchwlod  di«  uepp'  fll'  ich  bieab.  ick  Oado 

d;«  kammerthür  gcwaltMai  eincetpreBgt. 

scblmpfreden  tchallen  wdtkead  mir  «atgegeü. 

II.  T.  Kititv  (der  i#r*radkeae  tr»«)  2. 46  ttUimf; 

etwas  gewaltsam  anpacken,  alkni  rri  «mbiu  vieimtet  aiftm. 

SlKiHBAcn  3,933. 

S))  eine  gewaltsam  schwängern,  f*r  rim  tlipum  Umfrtre. 
SifiMSAca  3,  933;  ein  mSdcheo  gewaltsam  entfahren,  te  earrf 
e/f  a  ftri  6y  ftrct,  fm^ably.  HiLresr  l,  463*. 

y)  am$pr4p*mf  dt*  ktpift*  tmdmdmtUtr  iihtrkftuktU  und  4b- 
sUtifmmf  dtr  li|liils>nlHinBj  4tr  fewilfHal;  iWriotaa;  z«m 
btgriff  dt*  ttnnyn. 

I))  Teukros  bat,  als  Menelaos  trscheint,  noch  keine  an- 
alalten tum  begrAbnisz  gem.-ichL  dieser  verbietet  sie  roh  und 
gewaltsam.  K.  laiBsnAxii  (iWr  dt*  nstmdtn  Aj*s  dt$  StfktUa) 
17,   431 ;    die    vögcl    sangen    zu    OMinter    im    sonneuscbeio, 

J27* 


5211    GEWALTSAM  3  (gewaltsam  nöthigen) 

dasz  mir  alle  traurigen  gedanken  vergingen,  sobald  wir 
in  den  wald  kamen ;  nur  den  an  Julianna  muszte  icli 
gewaltsum  abwehren,  um  nicht  welch  zu  werden.  Bibmarck 
briefe  an  seine  frau  s.  328 ; 

ich  wollte  mich  schon  oft 
gewaltsam  von  dem  bösen  druck  befrei'u. 
der  mir  die  allgemeine  lusi  vergällt. 

F.  V.  Saar  {Heinrich  IV.  2)  4,1  s.  90; 

wohl  schwillt  mir  hoch  die  brüst  mit  raschem  klopi'en, 
seh  ich,  im  aogesicht  des  schweiszes  tropfen, 
die  junge  zeit,  wie  sie  gewaltsam  ringt. 

GüiBEL  juniuslieder  85. 

2))  in  affeklen  also,  'wo  die  natur  (der  trieb)  zuerst  han- 
delt und  den  willen  entweder  ganz  zu  umgehen  oder  ihn 
gewaltsam  auf  ihre  seite  zu  ziehen  streiit,  kann  sich  die  Sitt- 
lichkeit des  Charakters  nicht  anders  als  durch  widerstand 
offenbaren'.  Scuillbk  {über  anmuth  und  würde)  10, 109; 

o!  sie  zwingen  mich,  sie  stoszen 
gewaltsam,  wider  meiaon  willen,  mich  hiueiu. 

(Piccü/omint  2,1)  12,100; 

Moses,  der  die  quelle  aus  dem  felsen  hervorruft,  ist  zum 
gegenständ  der  rückseite  einer  medaille  vorgeschlagen  .  .  . 
Moses,  der  im  sinne  Rafaels  (siehe  dessen  bibel)  das  wasser 
mit  einem  kurzen  stabe  mehr  hervorlocket,  als  gewaltsam 
hervorschlägt.    Göthe   (an   Nagl  24.  märz  1804)  briefe  18,  91 ; 

gnäd'ger  herr  —  als  ich 
vorbeiging  au  dem  bilde,  risz  es  mich 
gewaltsam  zu  sich  nieder. 
H.  v.  Kleist  {familie  Hcliruffenstein  1,13  1,81  Zolliny; 

lassen  sie  mich  augenblicklich!  rief  die  marquise;  ich  be- 
fehl's  ihnen !  risz  sieb  gewaltsam  aus  seinen  armen,  und 
entOoh.  (die  marquise  von  0.)  4,  43;  er  schlich  sich  heimlich 
zu  den  werken,  verdarb  manches  schadenfroh  und  hatte  einmal 
durch  ein  geschickt  eingeworfenes  hemmnisz  eine  dampf- 
presse gewaltsam  zum  stehn  gebracht,  dadurch  aber  beinahe 
den  mechanismus  zerstört.    Imhübhann  7,  23. 

3))     jetz  weiss  ich  nichts  mehr,    ausgeleert  hab  ich 
der  werte  köcher  und  erschöpft  der  bitten  kraft, 
im  grabe  ruht  der  euch  gewaltsam  bämligie, 
und  machtlos  steht  die  mutter  zwischen  euch, 
volleudeil  ihr  habt  freie  macbtl 

ScuiLLKR  (braul  von  Messina  1,4)  14,31; 
doch  war's,  als  ob  das  schrecken 
der  hölle  zwischen  sie  und  mich  sich  drang, 
und  das  geständnis,  das  sich  oft  zur  lippe  rang, 
gewaltsam  immer  wieder  rückwärts  zwang. 

Z.  Wernkr  vierundzwanziyste  februar  743; 
durch  herbeirufung  magischer  weltschicksale  ...  die  das  volk, 
indem  sie  dem  egoism  seine  letzten  stützen  rauben,  gewalt- 
sam nötigen,  sich  nach  einem  festeren  anker,  nämlich  nach 
einem  im  unendllclien  und  ewigen  wurzelnden  umzusehen. 
Z.  Wkrnkk  an  Varnhagen  (1806),  Euphorion  2,  361. 
S)  der  zwang  im  gegensalz  zur  freien  entwicklung. 

1))  sie  raffte  von  dem  stosz  sich 

der  ihr  die  brüst  zerrisz,  gewaltsam  auf. 

H.  V.  Kleist  (Penthesilea  13)  2,357; 
jetzt  aber  krampft  gewaltsam  sich  mein  herz, 
mir  ist,  als  wäre  dieser  augeublick, 
der  schwindet,  wie  ich  rede,  nur  noch  mein. 

Hebbel  Genoveva  1,2; 
dann  kehrte  er  sich  gewaltsam  ab  und  ging  zur  tbür  hinaus. 
Tb.  Storm  (Immensee)  1,  37. 

2))  er  presst  gewaltsam  die  geballten  bände  aufs  herz. 
bühnenanweisung  bei  Ghillparzer  (Bianca  v.  Kastilien  5, 8) 
10,  189;  ich  lag  mit  dem  gesiebt  gegen  die  wand,  um  aber 
der  geliebten  mutter  die  freude  der  Überraschung  nicht  zu 
verderben,  kniff  ich  die  äugen  noch  obendrein  gewaltsam  zu 
und  hütete  mich,  mein  Wachsein  zu  verraten.  KjSgelgen 
Jugenderinnerungen  44;  es  zuckte  um  seinen  mund,  als  drängten 
sich  Ihm  worte  auf  die  lippen,  die  er  gewaltsam  wieder  in 
sein  inneres  verschlosz.  Heysb  (Helene  Morien)  4,  96. 
3))     was  nicht  vermag,  den  grund  erhabner  pflichten 

den  endzweck  meines  seins  gewaltsam  zu  zernichten, 
kann  wühl  ein  übel  sein,  doch  zweifelhafter  an, 
das  durch  die  Weisheit  oft  zu  einem  guten  ward. 

Uz  (die  kunsl  stets  fröhticli  zu  sein)  250  Sauer; 

du  kennst  die  sage,  dasz  wenn  jemand  gewaltsam  umgebracht 
worden  ist,  sein  geist  als  gespenst  umwandle.  Auerbach 
schatzkdslkin  2,  U;  viele  menschen  schlagen  die  zeit  gewaltsam 
todt.  ebenda;  wie  fast  alle  Verbindungen,  die  er  (Döring)  vor 
seiner  anstellung  In  Berlin  sihlosz,  löste  er  auch  seinen 
contract  mit  der  Hamburger  bühne  gewaltsam.  Uhdk  das 
ttadttiteattr  in  Hamburg  78; 


GEWALTSAME,  GEWALTSAM 


5212 


treibt  denn  der  bäum  der  lust  bolz  so  im  überQusz, 
dasz  man  gewaltsam  ihm  die  äste  rauben  musz? 

LEssI^G  (au  herrii  MariJurg)  13,248. 

4))  du  hast  mich  hier 

als  einen  wüihenden  getroffen. 

dieser  bat  alle  schuld,  wenn  ich  mich  schuldig  machte, 
er  hat  die  gluth  gewaltsam  angefacht, 
die  mich  ergriff  und  mich  und  ihn  verletzte. 

GöTUE  (Tosso  2,4)  9,160; 

aber  diese  Veredlung  des  geistes  ist  bei  vielen  nur  ein  un- 
natürlicher zustand,  durch  eine  lebhaftere  wallung  des  bluts, 
einen  rascheren  scbwung  der  phantasle  gewaltsam  hervor- 
gebracht. ScHiLLEB  (pliilos.  briefe)  4,  44. 

6J)  aber  diese  Systeme  (die  wellbegebenheüen  unter  einen 
gesichlspunkt  zu  bringen)  haben  meistentheils,  auszer  dem 
fehler,  nicht  geschichtlich  und  am  wenigsten  weltgeschicht- 
lich zu  sein,  d.  h.  die  begebenhelten  gewaltsam  zu  behan- 
deln, und  ganze  theile,  die  nicht  in  den  sichtbarer  ver- 
knüpften hineinpassen,  zu  übergehen,  noch  den,  das  menschen- 
geschlecht  zu  sehr  Intellektuell ...  zu  betrachten.  W.  v.  Hom- 
BOLUT  belrachlungen  über  die  Weltgeschichte,  d.  lilleraturdenkm. 
58,55;  das  bedürfnisz,  völlig  allgemeine  und  abstrakte  be- 
griffe, worauf  sich  vorhandene  Wörter  nicht  gut  anwenden 
lassen  wollen,  entweder  durch  völlig  neugebildete,  oder  ge- 
waltsam übertragene  ausdrükke  zu  bezeichnen,  (über  das 
Studium  des  altertliums)  14. 

c)  die  Verbindung  des  adverbiums  mit  adjectiven  ist  bei  gewaltsam 
im  gegensatze  zu  gewaltig  auf  ausnahmefälle,  wie  participien  oder 
auf  beispiele  syntactischer  Verschiebung  (vgl.  Schiller  14,318)  be- 
schränkt, einigemale  ist  die  asyndetische  Verbindung  mit  anderen 
adverbien  belegt. 

a)  dieser  (der  Amerikaner)  hatte  trotz  mancher  zuthulicb- 
kelt  etwas  gewaltsam  zugeknüpftes  und  starres.  Aubrbacb 
neues  leben  3,  26u ; 

in  den  einsamen  sennhütten  kehrt'  ich  ein  .  . 
und  fromme  ehrfurcht  schaffte  mir  mein  Unglück 
vor  jeder  pforte,  wo  ich  wandernd  klopfte, 
entrüstet  fand  ich  diese  gradeu  seelen 
ob  dem  gewaltsam  neuen  regiment. 

ScuiLLER  iTell  2,2)  14,318. 

ß)  montag  denck  leb  von  hier,  dienstag  von  Jena  zu  gefan; 
wenn  es  der  wllle  der  himmlischen  ist,  die  seit  einiger  zeit 
gewaltsam  liebreich  über  mich  gebieten.  Gö^HK(aii  frau  von 
Stein  21.  juli  1786)  briefe  7,  250; 

nicht  jeden  leitet  ein  gelinder  gang 
unmerklich  in  das  stille  reich  der  schatten. 

fewaltsam  schmerzlich  reiszt  Zerstörung  oft 
urch  höUenqualen  in  die  ruhe  hin. 

(natürliche  tuchter  3,4)  9,316; 

die  Parzen,  das  leben  abspinnend  nach  dem  buche  des 
Schicksals,  links  sitzt  Atropos  mit  untergeschlagenem  bein, 
mit  geöffnetem  munde;  mit  energischer  geberde  zerrelszt  sie 
den  faden,  auszerordentlich  schön,  gewaltsam  grosz.  Ihhbr- 
mann  (memorabilien :  fränkische  reise)  20,80. 

GEWALTSAME,  GEWALTSAM,  f.,  ganz  vereinzelt  auch  als 
masc.  nachgewiesen,  Substantivbildung  zu  dem  eben  behandelten 
adjectiv,  vgl.  gewaltsame  bei  Lexer  1,  974,  nocAf/aj  207.  über 
das  geschichtliche  Verhältnis  zwischen  beiden  nominibus  s.  u.  —  das 
Substantiv  gehört  von  seinem  ersten  auftreten  ab  (1214)  durchaus 
der  rechts-  und  geschäflsprache  an,  in  der  es  die  bedeulung  von 
polestas  mit  den  verschiedenen  an  gewalt  (s.  d.)  oben  belegten 
privatrechtlichen  Verzweigungen  des  begri/fes  zur  geltung  bringt, 
seit  dem  ende  des  15.  jahrh.  wird  auch  die  Vorstellung  der  vio- 
lenlia  an  unserem  Substantiv  entwickelt,  dus  in  dieser  piägung 
in  die  allgemeinere  litteralur  überdriiigt,  vgl.  die  beispiele  aus 
Hütten,  Fischart,  Kirchhof  und  den  Chroniken,  vom  11.  jahrh. 
ab  sterben  beide  Verwendungen  rasch  wieder  ab,  sie  werden  nur 
in  Wörterbüchern,  vor  allem  in  den  Sammlungen  zur  rechtsprache^ 
vorübergehend  wieder  aufgefrischt. 

der  Wechsel  zwischen  apokopierlen  und  vollen  formen,  den 
Luxer  o.  a.  o.  mit  dem  gegensatz  im  genusgebrauch  identijicierl, 
ist  an  diese  unterschiede  nicht  gebunden,  ausgesprochenes  masc. 
ist  überhaupt  nur  seilen  belegt:  si  stunden  solichs  jres  ge- 
waltsams  ab.  monumcnta  Boica  2b,  i9l,  »y/.  Schmeller2^,  909; 
darauff  sich  dann  .  .  .  der  hertzog  etc.  etlicher  derselben 
liaab  und  guter  auch  zu  seinem  gewaltsumb  unterzogen. 
Urkunde  kaiser  Friedrichs  III.  (1465)  bei  Haltaüs  697;  da  sie 
sich  binfuro  solches  aigenthätlichen  gewaltsains  und  furnemeiis 
gegen  den  unsern  enthalten,  der  Frankfurter  rat  (1561)  bei 
Haltaus  698. 


5213 


GEWALTSAME  (poletl») 


GEWALTSAME  (poIcstM) 


5214 


die  apokopiirttn  formen  und  auch  am  autgtifrothtnen  ftmi- 
nt)ium  hticgi,  tii  wvgen  tu  dtn  o$terrtichiiclnn  teeitthtimern  und 
tntipreclunden  urkund>-n,  vor  allen  in  den  }(iȤeTtn  reeMt*qiuUeH 
tOT.  tuf  6$terreichnehem  gibitt  itt  iieti  apokop^  mü  dir  tnt' 
wieklut>g  eine$  labialen  vei  lehluttlautct  verknüpft  (vfL  g«walt- 
•amb  uslerr.  wi-iith.  t,  474.  470.  b,  20«.  3,  IH.  I,  33",  vfi  Halt- 
Au«  0U7.  Matr  «//i(am«  S2l'),  dir  beim  ober$ehwdbu€tten  $ehTeiber 
det  Iruchietten  von  Waldburg  auch  vor  dem  auiluulenäen  vceat 
ertchtml  (gewull'>sinbu  bt\  Baumann  b68). 

/ur  die  volle  form  hat  der  auslautende  vetti  mne  quoUtät  m 
der  tcliiribung  lange  fettgthallen,  vgl.  gewalUami  Werdenberger 
uritHnd«fi  von  1314,  ötterr.  wciM.  t,  103.  333;  Bahnger  urk.  v.  1403; 
urk.  kalter  Maximtliant,  vgU  dte  belege  aut  SciOrru!«,  Gitiu* 
OiiKm  und  den  monuffl.  Boiea.  du  tchwäi-hung  det  voealt  ist  in 
den  monum.  Zollnana,  in  den  acttn  tum  bauernkiuge  und  der 
Schweitn  ehrontk  [ur  geHaltsuiu«  ->  potetleit  btUjt,  ebento  i« 
den  metsttn  betspulen  für  gewaltiame  <—  vioknlia  {bei  Hottih 
und  Th.  ZwKirKL  gewaltiainin,  gewallaam).  la  der  form  ge- 
wall8amB  buchen  sodann  die  tamlliehen  wirterbüeher  datjenige, 
WM  tie  von  denk  absterbenden  worte  noch  Witten,  to  Hk.iikb, 
Willis BH,  BetoLD,  SATTLta,  Stiilkb,  B*tia,  Falten,  «ur  EtTua 
bedient  tich  der  »pokopierten  form. 

der  Charakter  det  abstractumt  bringt  et  mit  tieh,  datz  das 
iii6j<an(ii>  an  und  für  sich  dem  pluralgebraueh  teiderttrebt :  die 
vurgeacbriben  dOrffer  allü  mit  allen  ireo  rebten  gewaitaomi 
Dulien  uod  zuKebOnleo.  baltngtr  Urkunde  von  t403  bet  RsTacBil 
aUwürt.  statutarrechte  t&t.  andererseits  »trd  aber  aut  tolchen 
Kendungen,  dte  dat  subslantiv  in  die  Verbindung  mit  dem  plural 
von  tynottymen  bringen,  der  plitralgebrnuch  auch  am  coUectiv 
entwickelt  t.  u. 

1)  die  bedeutung  von  potettat. 

a)  die  bedeutungsgeineinsehaft  mit  gewabraaro  (<.'•)  tpringtbei 
den  niesten  belegen  in  dte  äugen  und  must  lur  trkldrung 
unserer  mortfonn  selbst  herangezogen  werden,  ste  fuhrt  itiu  auf 
verbiitdungen  dte  auch  am  Substantiv  gewalt,  wenn  dieut  der 
bedeutungtverengerung  durch  die  kennseiehnung  eines  bestimmten 
triigert  unterlieiit  (vgl.  sp.  48^2),  tn  reichlichen  mauste  belegt  sind, 
vgl.  tp.  6044 /f.  5047.  3u  diesfn  Verbindungen  bilden  du  ältesten 
gebrauehsformen  in  der  gewaitsume  etaea  andero  «eiu,  uuder 
die  gewallsaine  eines  andero  bringen  eine  paraUele.  t»  be~ 
traeht  tu  liehen  itt  daneben  noch  dat  adjectiw  walUani,  doj 
freMch  nur  einmal  beleijt  ist  (aller  giüt  aio  walUam  fas. 
wutster  AiTWkBT  IM,  tl,  vgl.  Lbxkb  3,tt63),  das  aber  ebendort 
unabhängig  vom  adjeüiv  gewallsum  auf  das  verbum  walten 
turüekführt. 

a)  wir  aolleo  och  alle  diu  guter  diu  in  unser  gewallsaini 
gelegen  sind,  diu  unserm  berren  dem  biscbuf,  oder  ^im 
gotzbua,  dem  rapitel,  den  dienstlüten  oder  lutea,  vou  des 
kriegawegen  abgedrungen  sind  uud  innehabend,  widerlasseo, 
als  verr  als  man  «laa  bewiset  mit  dem  rechten,  und  mit 
galer  kundscbaft  fOrbringen  mag,  und  wir  des  unterweiset 
werden  an  alle  gewerd.  Werdenberger  Urkunde  von  1214  bei  Mobr 
Urkunden  tut  gtsch.  Ratiens;  denselben  alukcb  allen  mit  sampt 
der  kapeilen  und  mit  dem  garten,  der  bintten  an  den  be- 
oanten  stukcb  leit,  denselben  stukcb  mit  aller  aciner  zu- 
gehuruDg  vun  dem  dach  uncz  auf  di  erdeo  babeo  ai  in  zu 
ircu  uod  irs  goczbaus  ooldurften  vorbebalten  in  solber 
wainuog,  das  der  beoant  slokch  mit  obgemeldter  seiner  zu- 
|«horung  in  irer  gewaltsam  und  mit  versperrung  beleihen 
und  sein  soll.  Urkunde  des  klvstert  Goldenkron  (1441),  rcr.  attstriac. 
föntet  3,  97,  439;  darumb,  lieber  in  gottsun,  abbt,  so  haben 
wir  uns  diner  gepurlicben  pitteo  gnädigelich  geoaigt  uod  das 
münater  Owe,  das  dann  (Arwar  uoder  gewaltsam)  und  grecb- 
ligkait  saot  Peters  gehörr,  das  du  ietz  mit  gunst  guttes  «er- 
wist, .  .  .  ulTgenouien  und  empfaDgen.  Galius  Ubkim  ckronik 
von  Reichenau  134;  too  kindeo  die  in  gewaltsam  irer  eitern 
oder  «orniuoite  seio  einich  schulde  hinter  joeo  oit  zemachen. 
Nir9k«rfer  rfforeial^e»  (1479)  li*;  und  noch  in  aeioer  gewalt- 
aui  kak.  sttttutenbuck  i&ft4  hl.  38*. 

ß)  dadurch  war  uns  unser  romzug  gesperrt,  nod  die  kai. 
chroo  mit  sampt  gantzem  Ilalia  io  seio  gewaltsam]  ood  re- 
giening  kernen  und  gevalleo.  Maxihiliaii  an  die  reiehsstdnde  m 
Lindau  (UM)  bei  Kitvru.  1,311;  all  ir  goadeo  uod  freibaiten 
. .  so  die  in  kaiserlicher  gewaltsam  kumeo  wirdet,  die  aber- 
mals coo tirmif  re n.  urk.  sur  gtsch.  Mas.  nr.  S0&  Ckmel ,  dem  heiligen 
reich  zu  entliehen  uod  under  sein  gewaltsam  zu  bringen. 
koiurbnef  (Auatburg  WA)  bet  DiBFENBAce-WcLciRi  «19,  rgl.  in 
ir  gewaltMuib  bringen.  Maia  «püvBM  (1604)  331';  dt  auf  irer 


fttrol  lieben  gaedea  orkar  am  inaleflexieche  persoo  betrrtuo 
wurde,  so  nag  ir  fOrttl.  go.  nrbarnebler,  da  er  an  der  band, 
nach  deD*elbigen  greifen  und  »olcbes  alsobaid  deo  Isod*- 
pflrger  erioderu,  damit  er  komb  uod  die'elbig  «oo  dem  urbar 
gefeoklich  wie  sie  mt  gurti  unbfaogen  tu  aemer  gtwallaaa 
biiug.  Undttcht  vom  Warteufeli  {IMJ,  tittir.ißetuh.  l,  l'j»;  to 
sol  uod  mag  er  aioen  oder  ner  seiner  nacbbem  »u  im  m- 
fordero,  nach  demselben  greifea  uud  io  der  herr»«kafk  n 
Milllslatb  gewallsamb  briogen.  bannlaidtny  sm  Jf'iMali  (lt. «. 
17.  )ahrk.)f  ebenda  •,  410  i  und  wigert  aicb  des  zu  meioer  blodeo 
oder  gewaltsam  zu  überantworten,  ttatutnbuck  IMI  M.  3i*  n. «. ; 
wurden  schedliche  leit  io  dem  laodger.cbt  gefangen  ood  in 
des  landricbters  gewaltsamb  bracht,  es  aeie  aio  oder  OMbr, 
itt  ein  ancleger  vorhandeu,  der  eoll  duiuit  gefahren  mitTar- 
gwissuog  ood  recbirartiguog  aia  recht  und  tun  allers  h«w 
liummen  ist.  landreekt  im  Lungau  {handtehnft  i«>73),  itUrr. 
meitlh.  t,  3SS;  wer  solliches  iLerfuer  und  damit  tietreleo  wurde, 
soll  von  iedem  »tamb,  er  sei  klaio  oder  grosz,  zwei  phuot 
peroer  puesz  zue  gehen  verfallen  sein,  und  darzoe  sollicbe« 
verpotenca  bolz  zoe  der  gemein  baot  ood  gewaltsamb  genomen 
werden,  ehehaft  der  nachbatschaß  tu  Inzing  (1016),  ebersäa  3,  Ift. 
6)  dU  bedeutung  *gerechUame,  tustehendet  reckt,  befufi», 
die  an  gewalt  verkdUnisntditit  vpdrhch  entnckeU  iii  {vgl  tp. 
49U.  49&9/f.),  hat  unttrtf  $tAtUMliitildunt  in  der  alteren  ipracht 
Verbreitung  und  iieltung  gesichert;  tie  entspringt  aut  dem  abf- 
luten gebrauche  det  wartet. 

a)  ich  Jacob  too  Scharcnstetteo  bekfloe  uod  vergidl  oCes- 
licheo  mit  disein  brictr..daz  ich  . .  miii«o  buf  ze  Fynoiagen 
gelegen  . .  mit  allen  den  rechleo  ebefftio  gewunbaiten  diensteo 
nutzen  und  galten  und  der  vorgeoaot  huff  mit  deo  vier  feldeo 
und  ieglicbs  besonder  gillrt  oder  gilteo  mag  an  claioetn  an 
grossen  mit  be-ietzzen  und  entsetzzen  und  mit  aller  ebefltio 
gemainsemio  zwaogstlio  gewaltseoio  (verkaufe)  alt  ich  deo 
merengiu  Jare  bis  her  uff  disen  blutigen  lag  bracht  tao 
gebebt  und  genossen  ban.  (t3S4)  monumeulm  Beica  n,mi 
gebend  ...  die  vorgeschriben  dürffer  allü  mit  allen  iren 
rehten  gewaltsami  nutzen  und  zugehOrden,  es  sige  an  loten, 
an  guten  au  Zinsen  .  .  .  und  mit  allen  andren  iren  rechten 
gewaltsami  nutzen  und  zugeburden  im  hümenbin  ierme  ze 
babeo.  kaufbrief  für  die  fette  Sciiohburg  (Balingen  1403)  tn  Rbi- 
sr.BBR  IS4;  die  obgenanteo  dOrfTer  und  willer  allü  nit  lüteo, 
mit  guten,  mit  Zinsen,  mit  gelten,  mit  boltz,  mit  feld,  mit 
Wasser,  wunoe  und  waid,  und  beaunderlicb  mit  allen  irtn 
rehten,  ehaften,  gewaltsamen,  nützen  und  zägehOrden  wm 
daran,  darin  oder  darz&  gehöret,  als  das  unser  lieber  berre 
und  valter  von  lelit  gewaltsami  oder  gewonhait  inoe,  her- 
braiibt,  gehept  und  genosseo  hat,  es  sigeod  kilcheogesStz, 
zeobeadfo,  nütz,  dienst,  zins,  väll  oder  gelt,  kleine  and 
giOsz,  nülzit  usgeoomeo.  brüderliche  erbleuung  twitcktn  da 
grafen  Fritt  det  älteren  von  Hohem,  töhtten  (13.  tept,  1403\  mso- 
nHm«n<a  Zollerana  t,  470;  wir  .  . .  babeot ...  zu  nozen  und 
zu  niessende  versetzt  unser  uod  der  vorgeoaonleo  ooaer 
stifTt  zwei  dOrffer  mit  oainen  Bergbollz  mit  dem  flasslein 
daselbs  und  Celle,  mit  lOleo,  .  .  .  mit  gewrrffeo,  banwin, 
Wonnen,  weiden ...  mit  aller  herlickeii  und  frewaltsjoieo, 
nutzen,  teilen  uod  rechten.  (Murhack  it&o)  bet  ScaOrrua  AUat. 
dipiom.  3,  SS» ;  rtUeai  tt  pagum  Steiobeimb  mit  loten,  giilt. 
gutem,  Zöllen,  vogteien  and  gerichteo,  uod  ait  aller  gewah- 
same  und  berrlicbkeiten,  freveln  und  füllen.  Urkunde  trafU 
von  Hohenlohe  atu  t4&7  ^i  Haltaos  «9»;  item  dea  cratea,  das 
der  vurgenaot  junckher  Rudolff  Giel  aio  eftta  ni  Mcfc 
kumeo  in  dero  band  uod  gewalt  Bargow  leaier  koaipl  da- 
selbs zu  burger  uod  uff  der  rnttllerrgg  togt  uad  kerrea  sbd, 
und  sigeo  an  deo  enden  iro  gericht  zwiog  und  peno  and 
alle  berlicheii  ait  aUar  gewalliami,  aaiteleaaiea  die  hockea 
cericht.  Gaiaa  ■riiHlfii  1,  IM  (d/iMaf  m  iarfaa  !«•);  itaa 
dea  ersten,  siad  gariehl,  tiriaf  aad  biaa  aaad  all«  karückail 
im  geriebt  zoo  Tablett  aioa  benea  aood  golzboa  zao  eaot 
Galleo,  mit  aller  gewaltsami  nnad  gerecbltigkaiU  I,  333  (4^- 
nung  tu  Tablalt  U'l,  5i.  Galten):  so  ist  dawider  auch,  das 
ein  abht  voo  Kempten  die  linser  Bit  steurca,  diensteo  and 
aller  gewaltsame  innegehabt  and  dabei  plaibea  aolle.  eaCerl 
d#j  fArstabts  tea  itmftem  auf  die  bntkmni«  dm  jetuteailiafi 
bei  BsonAX!«  attf  u. 

ß)  dieweil  aber  ir  und  eare  mitbrüder  eoch  daoebeo  mercken 
I  uod  teroemmeo  last,  keioem  herra  aioiche  gehorsame  mer, 
:  wie  too  allers  hero,  zue  thueo,  noch  zue  beweiseo,  noch 
j   euch  in  eur  Vereinigung  understandea,  eora  barra  ir  geataJt 


5215 


GEWALTSAME  (polestas) 


GEWALTSAME  (violentia) 


5216 


und  gewaltsambe  mit  gebot  und  verboten  ziie  entziehen,  auch 
durch  euch  selbs  eurs  gefalleas  neu  gevvalt  und  obiigkaiten 
zue  setzen,  der  sehreiber  des  truchsessen  Georg  von  Waldburg, 
bei  Baumann  quellen  zur  gfschichte  des  bauernkrieges  in  Ober- 
schivaben  558;  es  haben  aber  dennocht  die  bischolT,  vom 
ersten  einsatz  s.  Olhmars  bisz  au£f  Gotzbertuni  hinausz  zu- 
rechnen, die  gewaltsame  über  s.  Gallen  Cell  bei  60  jaren  in 
ihren  banden  gehabt.  Stumpf  Schweitzer  chronik  357*  (1606). 

c)  die  bedeutung  'vollmacht',  die  bei  gewall  eine  auszerordent- 
liehe  Verbreitung  gefunden  hatte  {vgl,  sp.  4933 /f.  4961 /f.),  tritt 
dem  gegenüber  an  unserer  substanlivbildung  sehr  zuri^ick,  sie 
entfaltet  aber  immerhin  die  ganze  mannigfalligkeit  dir  dort  be- 
legten Verzweigungen. 

a)  noch  deüainerlei  gewaltsam  noch  rechts  darüber  haben 
sollen  ze  gebieten  weder  von  vogti  noch  dehainerlai  zwank- 
sali.  Urkunde  von  1407  bei  Haltaus  698;  in  dem  allem  sollen 
die  zwen  gewaltsam  haben,  in  hernach  beschribner  masz  das 
alles  nach  dem  nuzesln  zu  bedenken  und  ze  handln.  bi:trger- 
ordnung  von  Mitlersill,  öslerr.  weislh.  1,  298;  ist  aber  ain  ort 
oder  mehr  im  gericht,  das  er  nicht  selbs  versorgen  mocht, 
düselben  bat  er  vollen  gewalt  ze  sezen  ainen  andern  prabst, 
doch  daran  ain  richter  und  die  geswornen  ain  benügen  und 
gevallen  haben,  und  im  an  seiner  siatt  gewaltsam  zu  emphe- 
Ihen,  und  der  gesazt  prabst  sol  auch  alle  die  gewaltsam  und 
gerecbtichait  haben  zu  volfiii  en,  so  geschriben  stet,  lanlsprach 
des  gerichts  Glurns  (15.  jahrh.),  ebenda  4,  8. 

ß)  und  sunderiich  wan  das  egenant  gottsbaus  in  solcher 
mas  gefreiet  ist,  das  es  . .  .  nur  allain  seins  abbts  und  seins 
kastvogts  underihanikeit  seit  gehorsam  sein;  als  auch  den 
nu  mit  erbschaft  und  rechter  gewaltsam  an  uns  und  die 
herrschaft  von  Osterrich  gevallen  ist,  das  wir  des  gottsbaus 
kastvogt  sein,  und  seine  leüt  und  güeter  ze  versprechen 
liaben.  Urkunde  herzog  Friedrichs  v.  Österreich  (1406)  bei  Herrgott 
geneal.  Habsburgica  3,^06;  vermerkt  ain  gemain  fiirnemen  und 
betrachtung  in  eelich  täding  am  suntag  vor  Fabian  und  Se- 
bastian des  vierundachtzigisten  jars  durch  richter  und  ge- 
schworn  die  zeit  und  die  ganz  gemain  des  gerichts  Wanjjen 
in  beiwescn  Sigmundt  Zwickhauer,  burger  zu  ßozen,  als 
pfleger  im  Ried,  an  stat  und  mit  gewaltsamb  des  edlen  und 
vesten  Adam  von  Weinegk,  als  gerichtsherrn  daselbs,  für- 
genomen  und  betr&chU  rechte  des  geiichtes  Wangen  (1491),  österr. 
weisth.  5,  206. 

y)  es  sol  auch  ain  ieklicher  der  herrschaft  pfleger  mit 
voller  gewaltsamb  auf  Naudeisperg  mit  seinem  selbs  leib  heus- 
lich  sitzen,  landsprache  und  ehehaft  von  Nauders  (1436),  österr. 
weislh.  3,  318;  inmassen  sie  dann  ihre  allhero  abgeordnete 
rähte  und  botschafft  mit  hierzu  nohtwendigen  und  dienst- 
lichen Instructionen  und  gewaltsam  versehen  und  abgefertigt 
haben.  (1603)  bei  Londorp  l,  n' ;  in  dem  begern  euer  kon. 
gn.  mit  volmiichtiger  gewaltsam  gen  Lynntz  geschickt  werden. 
urk.  zur  gesch.  Max.  nr.  2  Chmel;  das  ir . .  Johannsen  schul- 
maister  statschreiber  für  unser  landhofmaister  gen  Insprugg 
mit  voller  gewaltsam  sendet.  182,  vgl.  gewaltsam  ist  die  macht, 
welche  ein  mandatarius  auszuüben  hat.   Estob  3,  1314. 

8)  item  von  gewaltsam  zu  vcrsigln,  was  man  ainem 
richter  davon  geben  sol.  stadrecht  von  Bruneh  (ih.  jahrh.), 
österr.  weisth.  5,  487. 

e)  auf  solichen  des  gotsbausz  grünten  und  herrligkaiten 
sol  niemant  ze  greifen  noch  zu  richten  hüben  dan  die  herr- 
schaft hie  zu  Müllestath  oder  in  allen  hernach  geschribiien 
slucken  und  ariidn  ier  anwalt  oder  gesezt  gewaltsamb.  bann- 
taiding  von  Millstutt  (16.  «.  17.  jahrh.),  österr.  weisth.  6,  474. 

2)  die  bedeutung  von  violentia. 

o)  in  der  rechts-  und  geschäftsprache : 

a)  von  dem  kaulTer  {ist)  sein  selbs  schaden  zetragen  so  er 
sein  verkaufte  habe  verliesse,  oder  der  abstünde  in  zeit 
der  weerschaft,  oder  so  er  söIichen  schaden  ausz  seiner 
Verschuldung  empfangen  hat,  oder  im  auszerhalb  rechtens 
mit  gewaltsam  gefügt  werde.  Nürnberger  rc/ormation  ( 1479)20'; 
solche  gepursch  haben  sie  zu  nachtail  und  merglichem  Ver- 
lust mertails  irer  genachpurlen  auch  uf  die  hochen  gericht 
dermaszen  erstreckt,  das  ire  purger  ires  gefallens  und  aigens 
gewalts  den  nachgesesznen  in  die  vischwasser  geen,  darin 
vischen  und  angln,  auch  in  diesem  bezirk  alle  maleficia  sich 
zu  strafen  anmasen,  damit  dann  biszher  dem  reich,  dem 
haus  Öslerreich,  auch  andern  oberkaiten  groszer  ingriff  be- 
scbehen;  haben  iedocli  das  mit  irer  grosen  importunitet  und 
gewaltsame,  auch  ainstuiis  user  liderlichkait  der  genachpurlen 


bisz  anhere  erhallen.  Zimmemche  chronik  z,  ihZ  Barack ;  bed 
inner  und  ewsser  rate  sein  daruiJ  über  die  sach  gesessen, 
haben  solichen  furschlag  des  ausschusz  für  ganz  beschwer- 
lich und  dabei  bewegen  und  ermessen,  sollten  sie  ichtzit 
gegen  der  versamelten  bawrschafl  in  diser  ußrur  und  be- 
trangter  not  begeben  und  nachlassen,  so  beschehe  sölicbs 
aus  ainer  gewaltsam,  und  were  niemand  sulichs  schuldig  zu 
halten.  Thomas  Zweifel  bei  Daumann  quellen  zur  geschichte  des 
bauernkriegs  aus  Rotenburg  79. 

ß)  ob  der  kauffer  sich  eu.<sert  seiner  erkaufften  habe  oder 
guts,  und  hell  das  pro  derelicto  in  zeit  der  werschaft,  und 
deszhalb  einich  gcrichtshenndel  oder  urtail  wider  in  er- 
giengen,  oder  ausz  sein  selbs  verschulden  einleben  schaden 
daran  lidte,  oder  aber  einich  gewaltsame  ausserhalb  rechtens 
im  beschehe,  so  ist  im  in  disen  viillen  der  verkuuCfer  da- 
rumb  nichts  schuldig.  Nürnberger  reformation  (1479)  titel  28,  ge- 
setz  13;  damit  nun  sölicher  misztiaw  abgeschnitten,  und  ain 
ieder  zu  seiner  arbait  und  gewerb  unverhindert  gelassen 
ward,  sehe  der  ausschusz  für  not  und  gut  an,  dasz  sich 
der  ausschusz  von  Iren  und  der  gemaind  wegen  zu  aim  innern 
burgermaister  und  rat  und  herwiderumb  inner  burgermaister 
und  rate  zu  dem  ausschusz  verpunden,  globten  und  pflicht 
teten,  das  sie  ober  ainander  trawen  und  glauben  halten, 
kain  tail  von  dem  andern  ainicher  gewaltsam,  far  oder  sorg 
gewarten  sollten,  oder  wollten.  Tb.  Zweifel  bei  Baumann 
quellen  zur  gesch.  des  bauernkrieges  aus  Rotenburg  35;  am  freitag 
nach  jubilate  hat  der  inner  rat  alspald  allen  haudwerken 
sagen  lassen,  dieweil  sich  die  pawrn  diser  gewaltsam  under- 
standen  betten,  die  orden  und  ander  hewser  hie  in  der  statt 
Rotenburg  zu  besuchen  und  zu  plündern.  339;  sich  solchs 
aigenthätlichen  gewaltsams  und  furnemcns  ...  enthalten.  (1561) 
bei  Haltaus  698  s.  o. 

y)  also  machten  die  Rhümer  mit  den  Persiern  fried,  und 
solt  der  flusz  Tigris  ihre  landschallt  teilen,  und  scheiden, 
die  andern  schreiben  anders,  nemlich  Heraclius  hab  das 
volck  in  nahe  gelegnen  landen,  und  das  im  sein  vatter  ausz 
Aphrica  zuschicket,  angericht  wider  Coszdrani  den  künig 
Pensarum  zii  beschützung  der  römischen  gegne,  wider  des 
selben  künigs  hochmlit  und  gewaltsame.  S.  Fhanck  chron. 
(I53l)l62*;  und  ist  dieser  prucess  {der  einspruch  der  (jrafen 
gegen  die  rechtswidrige  besitznahme  ihrer  guter)  angefengt  worden 
durch  bischof  Marxen  von  Preneste,  als  aber  derselbig  bischof, 
ehe  und  zuvor  die  rechlvertigung  zu  ende  geloffen,  mit  todt 
abgangen,  hat  bemelter  bapst  Innocentius,  dem  dise  deutsche 
gewaltsame  hoch  angelegen,  soilich  geschäft  magister  Felino 
de  Sandes,  seim  caplon  und  auditori  palatii  bevolchen. 
Zimmersche  chronik  1,  549  barack. 

b)  in  der  allgemeinen  lilteralur:  entschützt  mich ...  gegen 
ein  ausziendigen  macht,  als  landsleut,  als  die,  umb  deren 
willen  ich  etwas  gethon  hab,  wider  einen  ungebürlichen, 
unförmlichen  mutwillen  und  gewaltsamm.  Hütten  (klagschrift 
an  alle  stände)  1,413  Böchiny;  aber  übersah  er  jm  die  ersten 
tag,  inn  betrachtung,  dasz  die  natur  die  plötzliche  änderungen 
wegen  der  gewaltsame,  on  verdrüsziichkeit  nicht  wol  über- 
stehet und  auszhart.  Fischart  Gargantua  271  neudruck;  es  ist 
eine  gleiche  gewaltsame,  wann  der  man  übel  seiner  herschaft 
gepraucht,  und  wann  ein  unvcrstendig  weih  widerstrebet. 
{ehezuchtbüchlein)  3,  187  Hauffen;  vim  vi  repellere  licet,  das  ist 
gewaltsame  mag  man  mit  gewalt  schwächen  und  hindern. 
Kirchhoff  militaris  disciplina  5. 

3)  in  den  aufzeichnungen  der  Wörterbücher  zeigt  sich  die  be- 
deutung potestas  durch  die  von  violentia  überflügelt. 

a)  die  bedeulumj  polestas  wird  allein  gebucht:  gewaltsame,/'. 
{]üur.  inus.),  de  onderdaanigheit ,  gehoorzamheid ,  of,  hei  regt 
van  de  hooge  overheid.  WEroENBACH  43ü'. 

b)  beide  bedeulungen  werden  neben  einander  aufgeführt:  ge- 
waltsamme,  herrschaft,  dominium.  Henisch1591;  alle  gewalt- 
samme  SibsleWcn,  omni  violentia  abstinere.  ebenda;  gewaltsame, 
antiquum  verbum  est  olim  valde  usitalum  pro  eo  quod  hodie 
dicimus  obiigkeit.  Wehner  observat.  (1624)  225.  ebenso  Be- 
soLDüs  thesaurus  (1641)  352,  vgl.  auch  Dietiier-Fbisch  (1679)  237 ; 
gewaltsame,  pro  vi  et  violentia,  welches  am  kaiserlichen  hof- 
gericht  zu  Rotweil  ein  ehehallt  ist.  Weiiner  ad  reform.  Rotw. 
2,  1,  §  25,  vgl.  Diether-Frisch  (1679)  237 ;  gewaltsame,  die,  in 
jure  dicilur  jurisdictio,  coerclio,  et  violentia.  Stieleh  2420; 
gewaltsame,  bottmUssigkeit.  Bayer  290;  gewaltsame,  gewalt- 
thüligkeit,  violentia,  vis.  ebenda;  gewaltsame,  subst.,  vis,  vio- 
lentia,  it.    obrigkeitliche  gewalt.    Frisch  1,  42o';    gewaltsam, 


6217   ÜEWALTSAMKN  —  GEVVALTSAMKKIT 


GEWALTSAMKEIT 


5218 


pottilai.  IIai.taui  ue7;  jut  poleilalivum  Wt;  fOttUüt  lUUila  rt 
uiurpata,  vit  rioltnta.  ebenda. 

e)  etnichränkung  auf  den  begriff  der  9iol*ntia:  tit,  tielentio, 
fewsltMame.  Mkokn  ((/Im  i«i2)  210;  geMnlttnme,  f.  la  violenet, 
<a  force,  vis.  nouvrau  dtttionaire  du  voyagtur  {U*nf  KOS)  I4ö. 

(iKVVAI.TSAMKN,  vtrb.,  ableitung  tu  <iem  ttrigtn,  und  mar 
mit  dir  bedeulung  iioUiilia,  vgl.  gewaltigen,  dat  Mrftii«  M  nur 
auf  teliwäbisrh  -  alemanniüchem  boden  bfttgt,  doch  länt  ein  hti 
Krkch  2,  42o'  am  der  Uagdeburger  ehrontk  dtt  I'omaiiui  au«- 
gehubtner  beleg  für  vergcwallsainen  auf  weilert  t4Tbrtitung 
ichlietien:  sein«*  nflclitten  weib  trliwrcbl  er,  den  trinen  und 
darrti(((>D  beleidigt  er,  er  riubt  und  gewaltiamet.  /(trither 
bibel  ||&30)  Hesek.  tH,  ll  (wenn  jemand  ...mit  gewalt  elwaa 
nimpt.  LuTHia;  einen  tuckenüen  die  rauhe.  KoauacBn.  Ecci- 
strin);  ain  vatter  ober,  diewil  er  ninen  brfider  gewalUamet 
und  liernubt,  unnd  nOt  giltü  under  tinem  vulck  gebandiet 
hat.  //e5e;i-.  is,  IH  (sein  valtcr  aber,  dieweil  er  gcwalt  ge- 
liiben,  und  Rrinem  brAder  etMta  mit  frevelein  igewalt  ge- 
nommen. DiBmNBKRGiiR;  (et  den  gewait  dem  bruder.  Ecci- 
•TKiN.  KoBuRCKR;  tcin  vatlfr,  der  gewalt  (ban  bat.  Ecr;  sein 
Taler,  der  Kuwait  und  macht  geübt  und  unter  seinem  voick 
getban  bat,  das  nicht  taug.  I.uriiia):  aber  die  hirten  vun 
iierar  zanktend  mit  den  hirten  Uoact  und  apracbend:  da« 
wasiier  ist  unser,  do  biesi  er  den  bronoen  Esek  (zank), 
durumb  das  ai  in  da  gcMallsamel  hatten,  t.  Hot.  26, 20  (dasa 
(•ie  ihm  da  unrecht  getban  halten.  Lutiirb;  rieff  er  den 
namen  der  brunnen  gewalt . .  von  dem  daz  du  was  gescbeehen. 
KccesTbii«  ahni  Konuacsa);  nach  dem  er  aber  sein  voIck  teglicb 
mit  neüwen  Schätzungen,  tinszen  und  zollen  beschwert,  und 
mit  untraglicber  bürd  helestigt  und  gwaltsaroel,  tleng  im  an 
Aludn  des  verstorbnen  l.olbarij  verlaszne  bauszfrauw  befllig 
luwidemteen    S.  Francs  chron  (l!>si)  I7S*. 

GEWALTSAMICKKIT,  f.,  worUufer  Ma  gewaltsamkeit  (i.  d.). 
ein  adjeetn  gewult>aniig,  gewallsamec,  das  diesn  tubstanliv- 
liildung  su  gründe  gelegt  werden  könnte,  itl  nicht  beltgl.  beaeh- 
litng  verdient,  dasi  an  unterer  form  nicht  blott  die  bedeulung 
von  violentia,  »ondtrn  auch  die  von  poteslas  ausgeprägt  erscheint. 

1)  zu  solicb  congregation  sollen  auch  unsz.  bro.  ernstlichen 
zu  rate  werden  und  daran  sin,  damit  die  gewaltsamigbeit 
die  die  heiligen  gemeinsamen  concilia,  in  masseo  solichs  in 
deme  concilio  zu  Con^lanz  geordcnt  ist,  haben  sollen,  feslig- 
lich  gehandhabt  werde,  reichseonvenl  tu  Frankfurt  141&  bei 
iUNRK  reform.  6,  8. 

2)  zu  widderstandt  uDcristlichs  anod  unmenschliches  lebens 
unnd  frevellicher  (lewaltszumickeiL  gerichtsordnung  für  die 
dir f er  Melbaeh,  Heiienheim  und  Geisenheim  i.  d.  Wetterau  von  M75. 

GtWAI.TSAMKhIT,  f.,  jüngere  bildung,  die  dit  vorhergehende 
ebento  verdrängt  u-ie  das  Substantiv  gewaltsame,  von  letiteiein 
hat  tie  nur  den  begriff  der  tiolentia  übernommen,  den  tie  aber 
in  den  verschiedenen  bcdeutungsahstufungen  durclifükrtf  die  am 
adjectiv  gewaltsam  tu  belege*  murtn. 

I)  die  lieiUulung  gewaltthütigkeil. 

a)  in  Verbindung  mit  den  einttlnen  verbis,  dit  für  gewalt 
SM  belegen  waren :  welche  parthen  do  des  ungehorsam  werent 
und  dadlher  gewaltsamkeit  tnbrnt  mit  Trevelm  hnndel,  alahen 
oder  stechen, ...  so  sol  der  der  si  des  fridens  ermanet  bette, 
bi  sinpm  eit,  uf  slunt,  olme  verzog,  durch  sich  oder  ieman 
anders  solichs  verkünden  dem  ammeisler.  Strastburgtr  tunfl- 
MMi  polittivtrorinungen  23  Brücket; 

verkelirie  »lerne  lenken  meinen  füti  und  arm, 
gewaluamkeliaD  «usiuObfo  cegcn  sinn 
und  eigne  nelgung,  seblecht  errreul  von  herbem  zwang. 
K.  laaiRMtni«  (/-.'«rfoxi»)  t&,  37t; 

kann  man  aageo:  mit  bindanscbleuderung  des  recbU  aich 
der  lewallsamkeit  gebrauchen.  Schottklius  haubtspracht  mi. 
ll  frtpofiUonaherbiHdumjen:  sie  holten  die  seelen  derer, 
welche  entweder  tn  der  scbincht  oder  durch  andere  gewalt- 
sarokeit  umkommen  .ler  ewigen  freuilen  theilhaffiij;.  chri<niche 
knegstiomptle ii6»i)  V.*' ;  umro  solcher  that  willen  ist  der  lands- 
knecht  ins  gefängn^si  geworfen,  und  weil  er  den  wirth  in 
dem  seinen  violenter  und  mit  frevelhaOtiger  gewaltsamkeit 
nngegrilTen,  ihme  dat  baupt  abzuhauen  und  zu  richten,  tu 
recht  erkennet  wurden.  ra&ToRioa  mundsehel-ruthen  (IM7)  102, 
tgL  auch  glAtksttff  292:  ein  »olk,  das  auf  den  gewinnst  so 
erpicht  ist,  fragt  wenig  darnach,  ob  es  ihn  mit  recht  oder 
unrecht,  mit  iist  oder  gewaltsamkeit  erliAll.  I.kssm«  {die 
JHden)  l',  5>6;  das  pabsttbum  mit  alle  seiner  gewaltsamkeit 
ward  in  der   band  des  Schicksals  marbiene  zu  einer  'noch 


bohern  verbindang,  zur  alUemrineo  •rkennuaf  a«in  •olUoder 
Christen!  brttder!  meotrben!'  Hks»««  (««cA  eine  pktlMOfkte 
der  getchiehte)  h,  629;  nur  onMS  ■••  dMB  Aleuad«r  vtr- 
zeihen,  datz  «r  (efObl«,  i\%  «ioM  licfM  qMll  ichUr  ata- 
lieb k eit  in  seinem  innero  HrrtUMS,  all  gewohnter  despo- 
tischer gewaltt.-imkeil  loturt«.  P.  f.  SciltCRL  {amiien  iet 
klattischen  ntlerlhunit)  4,  ftt. 

t)  der  fieie  gebrauch  det  tubtianlift. 

et)  bei  individueller  begr entung  det  begiiffe»:  OMB  4tlrt  Blrfel 
den  geringsten  versuch  einiger  gewaltsamkeit  tob  aeilen  des 
Sultans.  Lttainc  {Hamhtrgiuke  iramtlurgie  \,tX)  ^,%7\;  in 
•nschung  seiner  wenigen  krlfie  hat  er  sich  also  noch  gtOck 
tn  wOnschen,  dnst  er  dem  ungerechten  Appius  nur  ao  fiti 
furcht  eingejagt,  dast  er  nicht  nach  aller  bitte  seiner  ge- 
wallsamkeit  verfahren,  (auizti^  aus  dem  tranertpiele  ViryteM) 
6,  to«:  über  den  rothbaarigen  knecbt  fühlte  er  den  heftigsten 
verdrusz;  denn  er  hatte  dessen  gewaltsamkeit  ncKh  splt  in 
der  nacht  vor  dem  Schlafengehen  erfahren.  laataitANR  werke 
4,  16;  machte  kalte  ebrsucht  und  rOcksicbislose  gewaltsamkeit 
den  färsten,  wahrlich,  nicht  der  ärmste  unter  diesen  leiblich 
und  geistig  armen,  sehnte  sieh  dann  so  beist,  mit  mir  so 
tauschen,  als  ich  mit  ihm.  0.  LuDwie  {Agnet  Bernauerin)  4,  tn. 
ß)  absoluter  gebrauch:  ea  ist  leicht  einzugehen  dasz  diea« 
drei  groszen  akle  des  Qbermutbes  und  'der  gewaltsamkek 
die  mAglicbkeit  des  friedens  ganz  aufbeben  mutzten.  CiAPti- 
wiTz  {fetdtfKje  von  1790)  6,7;  diese  enthebung  darf  aber  nur 
—  um  gewaltsamkeit  oder  intrigue  zu  entwaffnen  in  der- 
selben weise,  wie  die  wähl  geschehen,  durrb  besrblusz  im 
mmisterinm«  und  der  zwei  drittel  mebrheit  der  ttimmbereeih 
liglen.  E.  ÜcvtiBNT  ioM  nottonaltheater  det  ««««n  Deuttchlandt 
(1849)  S8: 

lieisit  das  niebi  friedea:  Ihr  misibrauebt  dat  wort, 
dat  boldetie  im  ganzen  krelt  der  ipraclie, 
das  aus  der  neotcbbeii  geldoer  uffeit  blieb 
alt  (röstende  verbeittuag,  da  tein  lobili 
vericheuchl  tum  hlmmel  Oob.  gewalttankeii 
uiirecbl  und  treu,  des  unreclii*  faindlicb  kio4, 
den  cwgeii  krieg  begannen  um  die  berr»cbaA. 

0.  l.votTic  I  ^qnei  Urrnmutrim)  4.143. 
d)  diese  richtung  det  begriffet  bestimmt  tutk  die  bedeutungt- 
abgreniung  in  den  vörterbüchern ,  die  tehr  einteÜig  id  (tu  den 
angaben  im  teuttch-engU  wb.,  bei  SriiiiSAca,  Kiasca  t.  •.).  be- 
achtung  verdient,  dati  Stieleb  :v«r  gewaltsam,  gewiltaaae 
und  gewaltsamlich,  »icA(  aber  unser  Substantiv  buchL 

a)  gewaltsamkeit,  violenee.  Holsics  (1614)  I6S*;  gewaltaam- 
keit,  vis,  violentia.  GCbtler  3,  74.  ebenso  Faisca  3,4io';  ge- 
waltsamkeit, tiolentia.  Bater  390;  gewaltsamkeit  oder  ge- 
waltthatigkeit.  Cbomel  4,  t04l;  gewaltsamkeit,  la  witlente,  (a 
force,  vis,  la  violenza,  lü  forta.  Ve^BBoni  (1772)  7t':  gewalt- 
samkeit, Holenee.  nour<it(  dir/ionnatr«  939';  gewaltsamkeit, 
die  eigenschaft,  da  eine  handlung  gewaltsam  ist  (ohne  plural). 
Adelunc  3,649.  ebenso  VoiCTEL  3,80;  gewaltsamkeit,  getreldeg- 
heit,  't  gtweld  van  iett,  Weidk.ibacb  496';  gewaltsamkeit,  /. 
force,  violenee.    Hilpirt  1,463*. 

ß)  mit  offenbarer  gewallsamkeit,  müh  open  itreng/Ot  er  ferte. 
teutsch-engL  wb.  (1716)  7W;  etwas  mit  gewaltsamkeit  suchen, 
in  re  ^iqua  violentiam  tdkibere.  Stcibbaci  3,922;  durch  de« 
feindes  gewaltaamkeit  uoterdrOckt  werden,  vicUntiae  Aeslu 
impetu  opprimi,    ebenda, 

2)  gewallsamkeit  ■■  vehementit:  gewaltaamkeit,  rteinor, 
fcrtibleHeu^  force,  vehemency,  fiercenetx.  letüsA-engL  «i.  (1716) 
769;  gewaltsamkeit,  violentf,  oekewuntim.  Srii^BAca  3,t32; 
ebento  Kiasci  ISO* ;  besonders  auch  daroahls  aufm  balttechta 
oceanischen  und  mitlanditcben  meer  fast  uniebibare  achiSa 
eben  solche  gewaltsamkeit  mit  empfindung  ihres  nnterpBfM, 
haben  über  sich  müssen  ergehen  lassen.  Pbätobivs  iitja 
liaume  (1667)  172;  in  mineralischen  arheilea  ist  die  gewalt- 
samkeit des  offenen  feuere  nichts  nOiM.  wud.  etealaf«  IM; 
aber  kellermann  hatte  aich  zu  vortMIhall  gretelll  na^  ■«• 
beg.ina  die  kanonade  von  der  man  fiel  enlhll,  derea  aogeo- 
blickliche  gewaltaamkeit  jedoch  m»u  nicht  heechrtiheo,  nicht 
einmal  in  der  einbildungskraft  tarücknifen  kann.  GOnii 
{campagne  in  Frnnkreick)  90,  M. 

9)  die  bedeutun§en,  die  mu  dir  mräeUung  det  twemgt  im 
gegentatt  tu  der  nelftriich«*  ntmcUwnf  erw*duen,  9§l.  ge- 
waltsam ■>  ^rtweefrii,  nMMtArlicft. 

•)  es  wOrde  nehaalich  weniger  wahrscheinlich  sein,  dast 
Oclav  ganz  bel.lnbt  wird,  und  nicht  weis,  was  er  sagen  soll, 
wenn  nicht  die  anszerordentliche  beftigkeit  des  Scapins  und 
die  gewalUamkcit  seines  betragens,  dieaea  jungen  liebhabcr 


5219 


GEWALTSAMLICH 


so  täuschte,  dasz  er  wirklich  den  fürchterlichen  Argante  in 
dem  Scapin  zu  sehen  glaubte.  Lessing  (auszug  aus  dem  Schau- 
spieler) 6^  145;  so  schien  es  als  ob  ihr  früher  kindischer  geist 
mit  allen  seinen  lücken  nnH  gewaltsamkeiten  wieder  erwachte. 
GöTUE  ^walilverwandtschaften)\l,9W  {zum  plural  vgl.  4,  a) ;  be- 
tracht  einmal  die  ganzen  gestalten  in  unserm  stücke!  wie 
edel!  länglicht  ohne  Johann  von  Lenkens  hagerkeit;  männ- 
lich ohne  Glozens  gcwaltsamkeit  und  Überspanntheit.  Lavatbr 
{physiogn.  fragmente)  1, 115. 

b)  liun  begreife  ich  sehr  wohl,  wie  uns  der  dichter  aus 
einer  jeden  leidenschaft  zu  der  ihr  entgegenstehenden,  zu 
ihrem  völligen  widerspiele,  ohne  unangenehme  gewaltsamkeit, 
bringen  kann.  Lessu^g  {Hamburgisehe  dramaturgie  \,il)  9,190-, 
die  Situationen  sind  alltäglich  oder  unnatürlich,  und  die  wenig 
guten  so  weit  von  einander  entfernt,  dasz  sie  sich,  ohne 
gewaltsamkeit,  in  den  engen  räum  eines  Schauspiels  von  drei 
aufzügen  nicht  zwingen  lassen.  (1,8)  9, 2n;  das  feiier  be- 
steht nicht  in  der  heftigkeit  der  declamation,  oder  in  der 
gewaltsamkeit  der  bewegungen,  sondern  es  ist  nichts  anders 
als  die  geschwindigkeit  und  lebhaftigkeit,  mit  welcher  alle 
theile,  die  einen  Schauspieler  ausmachen,  zusammen  treffen, 
um  seiner  action  das  ansehen  der  Wahrheit  zu  geben,  {auszug 
aus  dem  Schauspieler)  6,  124;  das  genaue  verständnisz  der  ana- 
tomie  erweiterte  dieser  mächtige  genius  {Michel  Angela)  zu 
einer  wahrhaft  tiefsinnigen  Wissenschaft . .  allein  sie  verführte 
ihn  auch  zu  manchem  übermuth,  zu  mancher  gewaltsamkeit, 
ja  zu  mancher  gesuchten  Verdrehung  des  menschlichen  körpers. 
G.  F.  Schuppe  über  die  neuere  deutsche  kunst,  taschenbuch  auf 
das  jähr  1837  s.  71. 

4)  der  pluralgebrauch  entspricht  vor  allem  dieser  letzt  belegten 
bedeutungsgruppe,  er  geht  von  hier  jedoch  auch  auf  die  anderen 
Verwendungen  über. 

o)  mit  ihrer  stimme  bezauberte  sie  die  seelen  aller,  die 
ihr  zuhöreten ;  ja  sie  hatte  überaus  viel  anmuthige  gewalt- 
samkeiten ,  die  aller  hertzen  zu  ihrem  gehorsam  zwungen. 
Stbanitz«!  ollapatrida  des  durchgetriebenen  Fuchsmundi,  Wiener 
tieudrucfce  10, 102;  diese  Umbildung  oder  Organisation,  wie 
man  dergleichen  gewaltsamkeiten  nennt,  als  wenn  man  in 
einer  neuen  provinz  nur  eine  todte  masse  empfinge,  welcher 
durch  den  erwerber  erst  die  lebensorgane  gegeben  werden 
müszten,  scheint  mir  gänzlich  auszer  der  zeit  zu  sein.  Imuer- 
MAHN  6, 156;  da  nun  auch  seine  {des  narren)  neueste  thor- 
beiten  und  gewaltsamkeiten  zur  spräche  kamen  und  kund 
wurden,  fiel  es  den  herren  wie  schuppen  von  den  äugen. 
G.  Keller  Züricher  novellen  138.    vgl.  auch  oben  (3,  o)  den  beleg 

aus    GÖTHE. 

6)  wir  werden  nun  sehen,  dasz  die  hieraus  entstehende 
Verwirrung  ganz  in  dem  grade  vorwärts  schritt,  als  diese 
thüre  von  anderer  seile  her  auf  das  rücksichtsloseste  zu- 
geschlagen ward,  und  die  gefühlte  raangelhaftigkeit  der  scene 
wiederum  zu  willkürlichen  gewaltsamkeiten  gegen  das  leben- 
dige drama  selbst  trieb.  U.  Wagner  {oper  und  drama  2)  4^,12; 
je  mehr  dieser  mensch  unter  dem  drucke  politischer  und 
religiöser  gewaltsamkeiten  zur  kraftanstrengung  eines  gegen- 
druckes  aus  seinem  inneren  wesen  selbst  gedrängt  wurde, 
desto  deutlicher  erkennen  wir  auch  in  der  vorliegenden 
dichtungsart  das  streben  ausgesprochen,  der  masse  des  viel- 
artigen Stoffes  von  innen  heraus  herr  zu  werden.    8. 

GEWALTSAMLICH,  adverbialbildung  zu  gewaltsam  (s.  d.). 
die  form  ist  weniger  durch  lilterarischen  gebrauch  als  durch  die 
Zähigkeit,  mit  der  sie  sich  in  den  Wörterbüchern  hält,  bemerkenswerth. 

1)  als  solches  verrätherisch  stück  zu  Worms  ruchbar  wor- 
den, hat  man  alsbald  die  burgerschaft  versammelt,  die  sind 
auch  mit  wiszen  und  willen  bischof  Eberhards  ernanntem 
Jacoben  von  Stein  seinem  diener  in  sein  haus  und  hof... 
gefallen,  was  sie  drinnen  funden  geplündert, ...  dieweil  er 
ihnen  etlich  jähr  viel  leids  gethan ,  auch  den  vertrag  so  er- 
nannter bischof  Eberhard  zwischen  ihm  und  denen  von  Worms 
aufgerichtet,  nit  gehalten,  sondern  ohn  alle  ursach  gewalt- 
samlich  gebrochen  und  zerriszen.  Zorn  Wormser  ehronik  1I3 
Arnold;  dan  die  aufgewügelte  heers-macht  unterfing  sich  nach- 
mahl« zwischen  dem  könige,  und  den  herren  des  Oberhauses 
gewaltsamlich  ein  zu  dringen.  Zesen  gekrönte  majestäl  (1661) 
81;  dann  vor  eins,  hat  man  sich  nicht  zu  besorgen,  dasz 
deren  gestalt,  und  wenn  sie  nicht  mit  gewalt  gerüst  kommen, 
Teutschland  einigen  schaden  leiden  oder  von  ihnen  gewalt- 
samblich angelastet  werden  könne,  auszführlieher  discurs  und 
bedencken  eines  teutschen  cathvlifchen  patrioten  bei  Lonoorp  1,  285'. 


GEWALTSANBLICK—  GKWALTSCHL  AG  5220 

2)  violenter,  gewaltsamlich.  J.  Meder  {Ulm  1612)  261;  ge- 
waltsamlich, violentement ,  par  forte.  Hoisius  (1614)  163";  ge- 
waltsamlich, idem  quod  gewaltigklich.  Henisch  1591;  gewalt- 
samlich, violenter,  impetuose,  injuriose,  immerito,  injuria.  Stiele« 
2425;  gewaltsamlich,  violenter.  Spieser  151";  <6«nso  Steinbacii 
2,922;  gewaltsamlich,  violenter,  vi,  per  vim.  Bayer  290';  ge- 
waltsamlich, par  forte,  vi.  nouveau  diclionaire  du  royageur 
(1704)  145';  ebenso  Rondeao-Bdxtorff  (gewaltsamlich  verfahren 
agir  violemment}  254;  ebenso  nouveau  dict.  (1772)  339';  ähnlich 
Veneroni  75*. 

GEWALTSANBLICK,  m.:  das  ganze  ist  ein  unwirtlicher 
urwilder  gewaltsanblick.  Jahrbuch  des  Schweiz,  o/pencJ.  1891  s.  547. 
GEWALTSATZ,  m.,  vgl.  gewalt  =  violenlia:  die  andere  pein- 
liche erinnerung  an  jene  schulzelt  sind  mir  der  katechismus 
und  die  stunden,  während  deren  wir  uns  damit  beschäftigen 
mussten  ...  die  pein  dieser  discipün  erreichte  ihren  giplel, 
wenn  mehrere  male  im  jähre  die  reihe  an  mich  kam,  am 
Sonntag  in  der  kirche  vor  der  ganzen  gemeinde  das  wunder- 
liche Zwiegespräch  mit  dem  geistlichen  zu  führen  . .  weil . . 
ein  letztes  feines  räuchlein  verschollener  Scheiterhaufen,  durch 
die  hallende  kirche  schwebend,  mir  den  aufenlhalt  widerlich 
machte,  wenn  die  eintönigen  gewaltsätze  hin  und  her  ge- 
worfen wurden.  G.  Keller  der  grüne  Heinrich  1,95. 

GEWALTSATZUNG,  f.,  vgl.  gewalt  =  po<«Jos  {vollmacht): 
wenn  ein  priester,  oder  ander  geistlich  Kit  und  frawen,  uff 
dem  hofgericht  ir  clag  an  ein  procurator  setzen  wollen,  die 
sollend  zevor  mit  weltlichen  personen.  sunder  geborn  welt- 
lich frawen,  und  junckfrowen  mit  ir  genosz  bevogt  werden: 
unnd  solich  gewaltsatzung,  durch  der  vogt  band  .  .  zfigon. 
F.  Biedrer  rhethorichscher  Spiegel  (1493)  172'. 

GEWALTSBENGEL,  m. :  de  gewaltsbengel,  wenn  he  um'tboot 
fragt,  so  hett  he't  ock  all  losknült.  Tb.  Storm  {bötjer  Basch)  7,22. 
GEWALTSBLUME,  f.,  vgl.  gewalt  =  violenlia:  gewaltsblumen 
riechen  nicht.    Henisch  1592. 

GEWALTSBUB,  n». ;   am   ende   schieszt   er   seine   eigene 
mutter    über   den  häufen,    wenn  sie  nicht  gleich  thut,   was 
der  gewaltsbub  verlangt.  P.  Hevse  {mutter  und  kind)  5,45. 
GEWALTSBOTE,  s.  gewaltbote  sp.  5095. 
GEWALTSBRIEF,  s.  gewaltbrief  sp.  5096. 
GEWALTSCHAFT,  f.,  vgl.  gevia]t  ==  potestas :  ouch  so  en- 
mach  noch  ensal  nieman  van  uns  sine  gewaltschaft  vom  sime 
gelende,   des   si  vil  off  wenich,   uisdoin  off  verpechten  den 
vieischheuwern  noch  niemant  anders  alsoe,  dat  die  ire  schaife 
up  unse  laut  iet  driven  moigen  off  soelen.  Kölnische  feldpolizei- 
ordnung  (1391),«.  Mone  Zeitschrift  9,  MS;  gelijchwaell  sali  der 
vursecht  sijne  drijcht  ind  gewaltschaff  behalden  in  alre  maissen, 
as  hei  dat  van  alders  gehat  ind  besessen  halt.    176. 

GEWALTSCHEIN,  m.,  vgl.  ^e\\&\l  =  bevollmächligung :  es 
hette  dann  etwan  einer  von  weib  und  kindern  ader  den 
nächsten  erben  genügsamen  gewaltsschein  der  verstorbenen 
Verlassenschaft  zu  empfahen,  Fronspercer  fc)ieffs6ucÄ  3, 120'; 
dann  gehst  du  in  aller  stille  zu  Arner,  nimmst  einen  ge- 
waltsschein, alle  häuser  durchsuchen  zu  dürfen.  Pestalozzi 
{Lienhard  und  Gertrud)  138  {pädag.  bibliolhek  l). 

GEWALTSCHEB,  «».,  nebenform  zu  gewalteser,  gewaltesare 
vgl.  mhd.  wb.  3,  477*.  Lexbr  1,  974.  die  form  ist  noch  bei  Suso 
belegt:  wie  diu  driheit  der  andern  schar,  die  herscher,  kreft- 
ger,  und  gewaltscher,  ordenlichen  volbringent  die  wunne- 
klichen  ewigen  ordenunge  nath  Wackernagel  lesebuch'^  884,  31 
(in  der  Augsburger  ausgäbe  von  1512,  91'  lautet  die  stelle:  die 
dreihait  der  anilern  schare  die  herschenden  krefftigen  und 
gewaltigen  gaist). 

GEWALTSCHIRMHERR,  GEWALTSCHIRMER,  m.:  item 
Wisent  sie  minen  junckeren  von  Wiede  zu  vur  einen  gewalt- 
schirmer  zu  I.  {Mich)  über  geweltlichen  Sachen,  die  da  ge- 
drieben  werdent,  das  hie  die  wetten  da  van  heben  sali,  wan 
die  erdingt  und  erklait  werden  zu  Feltkirchen.  weisthümer 
3,  744  (Irlich  bei  Neuwied  1478) ;  sei  sprachen  auch  damit,  der 
jhenig  Castelburgh  schleust  und  enlschleust,  alss  u.  gned.  h. 
von  Trier  zur  zeit  doit,  vor  einen  vaidt  und  einen  gewalt- 
schirmhern.  {hofgeding  zu  Udelhovtn  1481)  2, 532. 
GEWALTSCHLAG,  m.: 

eh  ihr  auszieht 

in  (las  fernland, 

diesem  nachbar 

werdet  hülfreich 

und  befreit  ihn 

vom  gewaltschlag 

wilder  rachlusil    Göthi  (Pnndora)  40,419. 


5221  GEWALTSCHLOSSEL  —  GEWALTSKKRL 

GEWALTSCHLÜSSEL,  m.,  tgl.  ftewalt  —  poUtl*$:  ilto  auch 
den  gevtalurhlüiiel  und  berr«rlili)tiel  wollen  and  tollen  wir 
auch  nicbt  Iritlen.  Luraia  von  den  tchlüufln  (1530)  Hl';  drr 
gewuittcbiniiel  heiiüt,  dat  irr  b.ipit  macbt  bat  im  bimal 
und  erden  zo  gepieten  und  za  verbieten,  wia  and  waa  er 
wil.  F2'. 

GEWALTSCilRlTT,  m.  mit  anknapfung  an  äk  Mnlunftn 
tu  und  vioUnlia. 

1)       aiir  dar  Tortrlt  *a|anb«(rOnl«in  bltebfalii, 

«I«  Uei  krlertinann«.  il«r  nach  dem  hur<rhlat  hlnborebu 
llegl  raeln  ohr  und  bdrri  «riirlrainiar  «iihlirblachi 
belilfliigtwalijchrlti  STa*cawiTi  iiHiehlt  08. 

3)  dai  bei  jedem  gewaltacbriU  lo  ofc  wiedrrlioll«  deci(> 
mittel  der  nolbwenajglteit.  NV.  F.  MiTia<«  Dya  Na  Sort  4, 4u3: 
der  Srbiller  waa  ein  ganzrr  mann,  und  wuaata  wobi,  da» 
nach  Uuriaa  ahfabrung  zum  lode  dem  Olier  diäten  gewall- 
achritl  empörten  zutebaoer  daa  blld  der  gequälten  Terlnsaenen 
Clitabrth  mit  auf  den  weg  hinaua  gegeben  werden  mOate. 
E.  T.  llocw«i.D  epilog  tu  Maria  Stuart;  in  den  kammrrn  verlor 
die  liberale  parte!  wiedrr  die  mnjoriiat,  und  bielt  lich  in 
hfhultamer  defensivr,  um  nicbt  neue  gewalttcbritte  de«  huodri 
berrorzurufen.  Stril  hfgründun§  dts  d.  rrifkts  t.M;  auch  dai 
von  dem  gewaU«cbritl  baat  du  nicht  veralnnden?  du  bi»l  tu 
beneiden!   llaaaiL  (an  Elite  Lenting  \W)  l.bl. 

GbWALTSELK^KEIT,  f.,  abgeUiltt  ron  gewaitMl,  gewaltielig, 
äi»  beide  nicht  belegt  tind,  vgL  gewalt  ■>  vioUnUa:  die  natiir 
rottete  daa  weibliche  getchlecht  zur  liebe,  nicbt  zu  gewaltaelig- 
keilpn  aut;  e«  toll  zUrtlicbkeit,  nicbt  furcht  erwecken.  Lkaamc 
{Hamb.  dramnt.  So)  o',  309. 

GEWALTSEiNTI.ASSEN.  parlicifinlfs  adj.  fgL  gawalt  —  po- 
U$ta$:  der  gcwaltüentlatienr  minderjährige,  der  bandlung  treibt, 
wird  in  bandluiigtgetcbtrirn  für  volljlibrig  geachtet.  badi$che$ 
eivitgesetibuch  §  487,  jutttigetrtit  für  Baden  l,  91:  jeder  gewaltt- 
•ntlasten*^  minderjährige,  dessen  verbindlicbkeilen  dietem  zu 
folge  gemindert  werden,  kann  der  wobltbat  der  gewalla- 
entiatsung  verluttig  erklart  werden,  ebenda  §4S&:  der  minder- 
jlbrige  wird  durch  heirath  kraft  getetzet  gewallaentiassen. 
abtndn  f  4;«. 

GEWALTSENTLASSLNG,  f.,  tgl.  dai  torige:  ancb  der 
elternlote  minderjaiirige  kann  nach  erreichtem  alter  von  acht- 
zehn jähren,  wenn  ihn  der  familienrnib  diizu  Hihig  erkennt, 
freigeluütrn  werden,  die  gewallsentlas^iing  entateht  in  diesem 
falle  aus  dem  hetcbluta  det  fainilienralhü,  der  lit  gestattet. 
badiichtt  civilgeseltbuek  §  47!«,  justitgesetie  für  Baden  t,93;  ibenso 
i  486,  t.  0.;  Ton  drm  tage  an,  wo  die  gewaltsenllassung  zurflck- 
genommen  wird,  tritt  der  minderjährige  wieder  unter  vorround- 
achaft.  ebenda  §  4M. 

nEWALTSERTHEILUNG,r.,tjI.  gewalt  ^potestas  (vollmaeht): 
bei  der  anderen  arl  der  ge«altesertei!ungen,  weiche  nach  aiis- 
weia  dea  (  4  von  den  abwesenden  ausliindlscben  schriftlich 
gegeben  werden,  ist  zn  bemerken,  datz  aie  förmlich  sein  und 
die  nötigen  erfodernisze  haben  müssen,  anmerkun^en  sur 
Frankfurter  reformation  1,870. 

GEWALTSr.Esr.HICHTE.  f.,  vgl  gewalt  in  gewaltskerl:  der 
fremde  erzählte  allerlei  lustige  tpiizbiiben-  und  gewalta- 
fesrhichten.  Tn.  Stori  {ein  dojipelginger)  6,  I7S. 

GEWALTSIIAnER,  t.  gewallhaber  $p.  MOS. 

GEWALTSilAND,  f.,  tgL  gewalt  ~  vioUnti»: 

nun  rilli  dti  vaiarland.  dat.  herrenlo». 
dem  rautie  inkrht'irer  tu  enifllthn  gedachte, 
dem  mlchilgiten  citr  rltiher  in  den  icho», 
und  wo  ein  ««'Ker  rrntalrieden  lachte, 
wo  «ich  der  leele  eingeborne  fchtm 
mli  anenognpr  aiii«  fröhlich  piarie, 
und  nmn  In  Unschuld  hoch  in  jthren  kam, 
da  wird  In  inkiinri  «In«  ranhhehiiirte 
gawallthand  würgend  un<  Im  ntcken  tilian. 

St»B*a*!ii«  i(f  4rei  Tfihtrftttem  St. 

CrWALTSRAUFE,  t.  gewaltbaafo  tp.  stlOw 

GEWAl.TSHF.RR.  t.  gewalthcrr  tp-  &"l. 

GEW  ALTS)1F»RS(  HAFT,  «.  gewaltherrschafl  tp.  5ltt. 

GEWALTSKERL,  ttlUner  GEWALTKERL,  «.  der  ertte  ctm- 
ftiUionslheil  tnlwkkfU  kter  tovol  die  tinnliche  torsleUung  grOtze, 
krafl,  die  m  ntutrum  gewaltümensch  [tp.  &|9«  unltn),  gewalta> 
nate,  gewaltstitr  ■.  a.  t«  tage  tritt,  alt  auch  die  Utrtrnftm 
ftneendung,  wi*  tie  an  gewaltabub  «.  a.  zu  belegen  wtr:  e 
gwald  oder  gwaldtkerl  —  mentch  •^  tpilzbub  —  lump  —  haum 
...  ein  tabr  groater.  Scnaauia  ?*, tot;  bei  dir  ist  nun  einer 
gleich  ein  gewaltskerl,  wenn  er  nur  die  bllfte  waa  Ist 
F.  MCiLiR  Goh  untl  Gtnoreret  (t,  4)  St. 
IV. 


GEW  ALTSKRAFT  — GEWALTSTREICH     6221 

GEWALTSKRAFT,  (.  gewallkrtfl  ip.  ftttl. 

GEWALTSKIIKIS,  «.,  rp/.gei»alt  — ^/-ttoi;  an  dwBJenlgen. 
waa  in  anteliuDg  dea  |e»alt»crei*ea  gedacht  ODt«r  «lalea 
edict  arl.  III  Ob«r  bargtrticbe  geiicbttbarkcU  ordnet,  bti.ttr- 
ordnung,  «d  tttl,  r«f.>Mtll  *.  it. 

GEWALTSMACHT,  A  tgL  gewalt  —  rioUuli*:  wir  woIIm 
zn  gott  hoffen,  daaz  manches  sieb  noch  leielitem,  mildef« 
und  dem  schwei/eritcheo  nationalcbaraLter  tnptawdar 
machen  werde  —  (besonder«,  wenn  tie  einmal  pstsaftMl 
selber  ttehen  und  mcbt  mtbr  di«  BMchloe  fretndfr  |twtlt*- 
macbt  sein  wird).  LAvaral  mtt$mtkllt  »änifUn  »,41. 

GEWALTSMENSCM,  «.  |e««llMMiMll  t^  tttt. 

GEWALTSISASE,  f.,  tgl.  gew«tl*keft:  ich  tebe  nor  tin«« 
federbut,  darunter  ein«  gawallanai«  and  den  in  den  kragen 
gesenkten  pecbtcbwarzen  epitzbart.  C  F.  Mciit  dn  uktan  *•■ 
der  kantel  2«. 

(;EWALTSPRACHE,  A  ««»  »praehe,  eint  tri  tu  tpretktn, 
»eiche  tieh  auf  angematttt  gewalt  grtndH.  CaaeilySU»*:  allen 
droben  aie  in  dreiater  gewaitapraehe.  ebei^. 

GEWALTSPRliCH,  m.,  ejl.  gewalt  —  wefcn/ia:  Ihre  onbeile 
tind  gewalt.iprüche,  ihre  geietze  planbensregeln.  W.  F.  Mtiian 
Dya  ^a  Sore  S,3'8;  be;m  nScbtten  miiiagesten  eröffnete 
Hediger,  als  die  ge<ellen  fort  waren,  seinem  söhne  und 
aeiner  frau  den  feierlichen  beacblusz  von  getlem,  da» 
twiachen  Karl  nnd  des  zimmermannt  locbter  fortan  ka.n 
Verhältnis  mehr  geduldet  würde,  frau  Hediger,  die  bOcbten- 
acbmiedin,  wurde  durch  diesen  gewall«prucb  so  loro  lachen 
gereizt,  datz  ihr  daa  restchen  wein,  weichet  tie  eben  aoa- 
trinken  wollte,  in  die  luftröbre  geriet  and  ein  gewalligM 
husten  verurtachte.  G.  Killi*  dat  fihnlein  der  titbtn  aufretkUn. 

GEWALTSPRUNG,  m.  im  folgenden  mrhr  mit  der  btdettlmnf 
ton  tiolentia,  alt  ton  vu,  tmpetNJ.'  auch  die  elendesten  anter 
den  mannspersonen  machen  gewallsprOnge,  wodurch  sie  den 
mannwerden  und  mannsein  enlkommrn,  setzen  Aber  einig« 
lebensatofen  hinweg,  von  knaben  gleich  zum  greiae.  F.L  Jann 
rer*«  J,579. 

GEWALTSRECHT,  *.  gewaltrecbt  »p.  51»7. 

GEWALTSTAB,  m.,  tgL  gewall  —  potestu: 

und  du  »olt  burgerraelster  lela  . . . 
recht  urteil  am  gerichie  htb! 
darzu  ninib  de«  gewallet  »lab! 

H.  SAca«  (K-i«  galt  .Ail.im  n.  Eta  ihre  kindfr  ugnri) 
11.391  Heller. 
GEWALTSTEÜER,  f.,  rgL  gewalt  =  poUttat:  die  gencblslente 
klagen,  dass  aie  nicbt  nur  die  t8  mark  Pomer  and  . . .  vogtei- 
zinse,  sondern  noch  darüber  hin  die  auferlegten  reite-  und  g». 
waltateaem  zahlen  aollen,  ipruthbritf  tvtJcArii  Carneii  mni 
Steinegg  {liw),  öttert.  reitth.  &,3!:9;  ea  ist  tu  wissen  um  die  klag 
und  vordrung  nnd  aa<prach,  die  ietznnd  lange  zeit  gewesen 
sind  zwischen  der  gen  einschaft  zu  Terlan  an  einem  leil  nnd 
zwischen  der  gemeinschaft  Flaster  und  Campideller  an  andern 
leil  von  wegen  der  gewaltsteuer,  so  die  unser  gnädig  herr- 
schaft  von  Österreich  auf  dieselb  gemeinschaft  und  geriebt 
zum  neuen  hause  auflegen  iaU  freikeiten  dtt  gtriekU  FUm$  und 
Campidell  (1401),  ebenda  I8&. 

GEWALTSTOSZ,  «.,  wgL  gewalt  —  tu,  itnptlta:  eine  all- 
gemeine bof-,  ataata-  und  Volkssprache  einzafohren,  verstomten 
die  Perser,  lieszen  befehle  ond  Verordnungen  in  allen  sprachen 
der  unterworfenen  schreiben  —  dafJlr  fiel  heim  eraten  gewalt- 
ttosz  ihr  groszreich  ans  einander.  F.  L.JAn^  w«rke  l,  itlw 

GEWALTSTRKICM,  m.  neuem  mmpmäwm,  it$  in  ht§hf  itr 
tiolentia  in  der  tortteUung  eine»  einttifattit  f«rewck««lMM.  4le 
ertte  kennlnis  r«n  Aeaer  sntammfntettung  gitU  Ctin  (1,1:4),  itr 
tie  aut  Huaia  belegt  (keinen  neuen  gewalUirrieh ,  bnider!). 
beliebt  u(  die  tenrtndung  n»  ertle«  trUtel  it$  lt.  >«*r*«wl«r«i, 
namenH;fA  bei  Ashdt,  Jahr  mmi  Platin,  <«*  i—*rt  ttr  ff- 
IraiicA  «MC*  <n  der  r^twtAim  ifntkt  fm,  der  bedtutungtumfang 
bltibt  enge,  et  itt  itr  gtgimtedx  fsyra  rrtkt  nni  trimung,  itr 
die  bedeutung  bekerrmkt  mwt  itr  wm  imrdk  itt  ftrtdtwitukiil 
des  tubjettet  der  «McMeaiilanf  eines  tfUnwm  HwttgßidkL 
caUedwter«/«  !•«»•  in  fiMshM*  fäkm  US  nsts—sKifciy  <<r 
wt/fengttrtU  s«,  dit  mIc*  imdimdmHk»  aecMl^Mtves  inilrtftH. 
1)  aber  kein  m»ckttw«cli  mi  ftwtiMreiek,  ehi  rndrt*- 
spmch  and  vergleich,  r .  L.  J*«^  l,4tS:  auch  irsr  jeder  aas- 
lindische  gewaltstreich  wohl  vorhereRet  ond  voraosbcrechnef. 
411;  die  auflBsung  ist  donh  gevrnhstreich  geschehen,  als  so 
geschehen«  nehme  man  sie  an  nnd  rSat«  sich  zn  neoen 
wählen.  VAannacKW  v.  E^as  tageb.  t,SS:  die  groszen  «asf- 
regeln,  wodurrb  Ronapsrie  aeinc«  tebatz  fBlIte,  veranlsazten 

328 


hin    GEWALTSTIRR  —  GEWALTSVERFAHRÜNG 

«0  tiele  bubereien,  schänden  und  gewaltstreiche  der  kleinen 
und  groszen,  dasz  es  mich  verdrieszt,  das  einzelne  zu  er- 
zählen. E.M.  Arndt  geLit  der  seit  (1813)3,29;  selbst  in  den 
nächsten  Jahrhunderten  nach  Cyrus,  als  die  herrlichkeit  des 
Perserstaates  durch  luxus  und  serailregierungen  zu  zerflieszen 
anfing,  waren  doch  orientalische  gewallstreiche  nicht  orienta- 
lische regel.  (1807)  l,  129;  und  als  ihm  sein  gesandter  in  Rom 
...schrieb,  dasz  eine  Verschwörung  gegen  ihn  angezettelt 
sei,  an  deren  spitze  Sergianni  stehe,  so  liesz  er  diesen,  trotz 
des  geleitbriefes  im  Castel  nuovo  verhaften,  hierauf  begab 
er  sich  unmittelbar  zu  pferde  nach  dem  Custel  Caperano,  um 
der  königin  diesen  gcwaltstreich  anzuzeigen.  Pläten  geschicliten 
des  köniireichs  Neapel  2,5;  'je  schlimmer  je  besser'  so  sagen 
viele  sonst  brave  menschen,  wenn  ein  neuer  gewaltstreich  in 
der  weit  geschehen,  wenn  aber  und  abermals  eine  ehrliche 
hoffnung  zu  schänden  geworden  ist.  Auerbach  schattkäsllein 
2,22;  eine  abtrennung  Schleswigs  von  Holstein,  eine  einver- 
leibung  desselben  in  das  königreich  Dänemark  im  engeren 
sinne,  wäre  ein  verfassungswidriger  gewaltslreich,  nach  der 
eigenen  erklärung  des  dänischen  monarchen.  Sybbi.  be- 
nründung  des  deutschen  reiches  3,  39;  er  iiütele  sich,  durch  einen 
zu  auffallenden  gewultstreich  alle  seine  feinde  zu  einer  innigen 
Verbindung  zu  treiben.  Schlosser  wd<^«c/t.  (1849)  9, 43; 

freiwillig  musz  er  mich  vom  banne  lösen, 
rreiwillig  mir  die  kröne  wieder  geben: 
denn  ein  gewaltstreich,  ausgelegt  als  frevel, 
zur  neuen  walle  würd'  er  meinen  feinden. 

F.  T.  Saa«  Heiniick  [V.  1,3,10,  s.  151. 

5)  auszer  Campe  seheriken  die  Wörterbücher  der  bildung  kaum 
beaelttung:  handstreich,  gewaltstreich, n».,  Überrumpelung,  Über- 
fall ...judden  attak,  surprise,  eoup  de  main,  insulte.  Karmarscb 
1,  237'. 

GEWALTSTIER,  m.,  knüpß  an  zwei  bedtutungen  von  gewalt, 
an  vis  und  poteslas,  an. 

1)  fisch'  bring  ich,  blaufelchen  und  stichling',  auch  mit  den 

roten 
tupfen  die  grundforelle:  von  achtzehn  pfund  ein  gewaltstier. 
MöRiKE  U'lylle  vom  Bodensee)  ges.  scliriflen  l,3t>4. 

2)  wenn  die  bürgerschaft,  welche  von  den  herren  als  eine 
der  schwierigsten  bezeichnet  wurde,  einmal  aufbrauste,  so 
wurde  jener  (der  ceusor)  schnell  zurückgezogen,  bis  das  weiter 
vorüber  war;  nachher  stand  er  wieder  da  gleich  dem  baro- 
metermännchen,  und  die  obrigkeit  war  wieder  das  nämliche 
mystisch-abstrakte  gewaltstier  wie  vorher,  das  allein  von  gott 
eingesetzt  worden.  G.  Keller  der  landvogt  von  Greifensee. 

GEWÄLTSUCHT,  f.  die  sucht,  die  unmäszige  begierde  nach 
gemalt.  Cahpb  2,359':  wie  gierig  die  hab- und  gewaltsucht ... 
greift.  Benzbl-Stbrnad  ebenda;  zugleich  bemerkte  ich  an 
ihnen,  goid-  ehr-  räch-  gewalt-  und  herrscbsucbt  bewirkten 
in  ihnen  eben  das,  was  der  enthusiasmus  der  fügend  in  Ben 
Halis  beiden  bewirkt.  Klinger  (d.  Faust  der  morgenländer)  'i,lQ ; 
futter,  gcschlecbtstrieb  und  gewaltsucht  sind  wie  bei  jeder 
viehgattung  die  mächtigsten  reize  zum  handeln.  Zschokke 
I,  138. 

GEWALTSÜCHTIG,  adj.  und  adv.,  früher  belegt  als  das  Sub- 
stantiv: wer  bat  iemals  dises  Wüterichs  tyrannei  gleichen  ge- 
höret... was  sol  man  aber  von  dises  gewaltsüchligen  dürslig- 
keit  sagen.  Kirchhof  wendunmuth  1,440  Österley;  wiewohl  ihn 
[Wallenstein)  einige  missgünstige  bei  dem  käiser  in  verdacht 
gesetzet  lialten,  wie  er  denn  hierzu  wegen  seiner  grausamen 
gewalt  bei  einem  gewaltsüchligen  herrn  an  gelegenheil  nicht 
ermangelte.  Pufendorf  schwed.  kriegsgesch.  (16S8)  1,  185';  die 
ausschüsse  fanden  hier  gelegenheit,  sich  ein  verdienst  um  den 
Staat  zu  erwerben,  und  nahmen  sich  vor,  den  gewaitsüchtigen 
ministem  die  arbeit  gehörig  durchzubessern.  Varnhagen  v.  Ense 
tagebücher  4, 186. 

GEWALTSUMFANG,  m.,  vgl.  gewalt  =  pores/as;  zu  ausübung 
der  bürgerlichen  gerichtsbarkeit . . .  bewilligen  wir  den  standes- 
berren  die  ballung  von  justizcanzleien  ...  der  gewaits-umfang 
dieser  gerichte  ist  ganz  dem  unserer  hofgerichte  analog. 
standesherrliihkeüs-verfassuvg  f.  Baden,  s.  badisches  regierungsblatt 
für  1807,  s.  147;  die  iurisdiction  in  bürgerlichen  rechts-  und 
policeihchen  straf-  auch  ehesachen  ist  künftig  über  amts- 
säszige  Personen  und  sachen  in  eben  dem  gewaltsumfang 
von  den  siandesherrlichen  ämlern  zu  verwalten,  wie  sie  von 
den  amtern  unserer  allen  lande  in  ihren  gerichls-bezirken 
besorgt  wird,  ebenda  s.  146. 

GEWALTSVERtAHRUNG,/-.,  vgl  gewalt  =  vioUntia:  doch 
gienge   mir  solche   gewalts-verfabrung   so   tieff  zu    berlzen. 


GEWALTTHAT 


5224 


dasz  ich  etliche  stund  aus  der  nasen  bluten  muste.  Abels 
künstl.  unoidaung  3, 149. 

GEWALTTHAT,  f.,  nomen  actionis,  das  wie  gewalt  ihun, 
gewalt  anthun  (»9I.  tp.  5088)  ausschlieszlich  den  begriff  der  violentia 
in  anspruch  nimmt,  in  der  gleichen  riehtung  bewegt  sich  auch 
die  Verwendung  von  gewaltlhäter  (s.  d.)  als  nomen  agentis  und 
die  des  adjeclivs  gewalltliätig  (s.  d.).  6«  Schottel  zeigt  sich  an 
gewaltlhäter,  weniger  sicher  an  gewaltthat,  dasz  auch  die  be- 
deutung  von  potestas  in  diese  composition  eingang  fand:  wan 
zum  exempel,  ein  historicus  oder  politicus  wil  von  gewalt- 
thaten,  proceszführen  oder  gütlichen  bandlungen,  so  in  einem 
weitlänfigen  handel  oder  geschichtbeschreibung  zum  öfteren 
vorfallen,  erwehnen,  stehet  es  sehr  übel,  nur  immer  einerlei 
wort  oder  redensart  zu  gebrauchen.  Schottel  haubt-sprache 
1230.  von  gewallthätig  hat  sich  eine  neue  substantivbildung,  ge- 
waitthütigkeit  {s.  d.),  abgezweigt,  die  mit  unserem  Substantiv  in 
scharfe  concurrenz  tritt,  die  abgrenzung  der  beiden  gebrauclis- 
gebiete  ist  nicht  ganz  sicher  su  tiefj'en. 

1)  abgrenzung  von  gewaltthäligkeit. 

0)  einen  anhaltspunkt  bieten  die  abgrenzungsversuche  der  wörler- 
hneher.  diese  nehmen  freilich  erst  spät  von  den  einschlägigen 
bildungen  notiz:  Steinbach  (2,784)  verzeichnet  zuerst  gewall- 
thätig, FiiiscH  (2,  371')  gewallthäligkeit.  gewaltthat,  das  von 
Schottel  wol  im  text,  nicht  aber  in  den  feslsetzungcn  aufgeführt 
wird,  begegnet  zuerst  bei  Adelung:  gewaltthat,  ein  im  hoch- 
deutschen ziemlich  ungewöhnliches,  im  oberdeutschen  aber 
gangbares  wort ...  im  hochdeutschen  ist  dafür  gewaluhätigkeit 
üblicher.  2,649.  ähnlich:  gewaltthat,  eine  that,  welche  mit 
unbefugter,  überlegener  gewalt  gethan  wird,  üblicher  ist  gewall- 
thäligkeit. Voigtel  2,  80.  diese  allgemein  gehaltene  angäbe  Idszt 
sich  nach  einem  überblick  über  die  beiderseitigen  belege  dahin  er- 
gänzen, dasz  gewaltthäligkeit  in  der  that,  wenn  es  auch  die 
jüngere  bildung  ist,  in  der  spräche  der  prosa  die  allgemeinere 
gellung  errungen  hat.  dagegen  hat  sich  gewaltthat  in  der  ge- 
hobenen spräche,  vor  allem  in  der  poesie,  behauptet  und  hat  hier 
neuerdtngs  sein  gebiet  wieder  ausgedehnt. 

b)  in  diesem  neueren  gebrauche  erwächst  auch  ein  inneres 
moment  der  abgrenzung  gegen  gewaltlhätigkeit  aus  einer  Ver- 
schiedenheit der  bedeutung  und  Verwendung,  gewaltthat  be- 
schränkt sich  immer  mehr  auf  den  einzelfaÜ  der  ausübung  von 
gewalt,  während  gewaltthäligkeit  mehr  auf  die  Wiederholung 
zielt,  die  Veranlagung  und  neigung  verkörpert,  für  die  ältere 
spräche  lassen  sich  diese  unterschiede  nicht  verwerten ,  He  bietet 
für  beide  Verwendungen  in  gleichem  masze  belege. 

«)  gewaltthat,  gots  schwiir  ist  mein  art, 

wild  ist  mein  Kleidung  und  mein  part. 

ScBWARTZENBERG  (memorial  der  luyend)  135*; 
hunger  und  durst,  auch  hitz  und  k&lt, 
arbeit  und  arrouth,  wie  es  fällt, 
gewaltthat,  Ungerechtigkeit 
treiben  wir  landsknecht  allezeit.    Simpt.  43  neudr.; 

überstolze  Schönheit,  deine  tyranney  ist  eine  freundliche 
gewaltthat.  Jon.  Riehbr  der  politische  Stockfisch  189;  deine  gewalt- 
that kann  bei  uns  woll  etwas  vermögen,  aber  nicht  bei  gott. 
Adam  Oleaiiius  pers.  rosenthal  1,29. 

ß)  bedencke,  dasz  uns  säniptlich  unmöglich  ist,  dir  hter- 
innen  wider  deinen  widerwärtigen  und  viel  zu  starcken  feind 
gehulffen  zu  sein,  dann  du  hast  aus  seiner  uns  zugefügten 
gewaltthat  seine  slärcke  und  mächtigkeit  dermassen  erfahren, 
dasz  . . .  Jac.  Ayrer  proc.  3  (I68O);  vgl.  auch  das  oben  angeführte 
beispiel  uus  Schottel. 

2)  der  neuere  gebrauch. 

a)  für  die  vor.Hellung  der  Wiederholung  bietet  die  neuer«  ge- 
hobene spräche  nur  wenige  beispiele: 

und  dich  befriedigt  nicht  der  gleiche  theil 
am  throne,  du  missgönnst  ihm  auch  den  seinen? 
ist  das  gerecht,  mein  söhn?  was  ist  so  grosses 
denn  an  der  macht,  der  glücklichen  gewalttliat, 
dass  du  so  übermässig  sie  vergötterst? 

Schillkr  (Phöniiierinnen)  6,144; 
es  war  eine  zeit  der  nolh  und  gewaltthat.  G.  Fbeytag  {bilder 
aus  d.  d.  Vergangenheit  1)  17, 225 ;  auf  neue  beschwerden  kommen 
dann  neue  gesandschaften,  lange  geht  das  spiel  zwischen 
gewaltthat  und  treuloser  schwäche.  118;  gewaltthat,  wüchse 
sie  auch  stolz  zum  himmel,  hat  keine  wurzeln.  Stifter  {der 
hagestolz)  Studien  2,  257. 

b)  im  mittelpunkl  der  neueren  Verwendung  steht,  wie  schon 
bemerkt,  die  beziehung  auf  den  einzelfall.  wie  sehr  der  gebrauch 
dabei  auf  die  gehobene  spräche  beschränkt  ist,  zeigen  die  typen 
der  Verbindungen  und  die  art  der  einfügung  in  den  salz. 


5225 


«EWAI.TTUAT 


n)  unvtrhdUiiisma$iig  oft  ist  ioi  wort  m  »ominatif  tingffUgl, 
vnd  iwnr  nur  ttlttn  alt  $iib)eci  tmtr  pauitKonUTMCitu»  wu:  icb 
pjlr  vor  allem  zu  ilineii ,  deaa  e*  iat  inö|lieb,  «Um  nickt 
gegen  iiiicli  allein  tu  unerhörte  geMfalubat  b«abficbtlgt  wird. 
Ci.  KiBiTiC  (aui  tintr  kUimn  »ladt)  \i,  ISA.  lonit  übtrvtrgtn 
hier  Ptutralt  vtrba,  dit  ittren  bedtulungigthalt  etil  vom  tubilonttt 
iinpfangen  und  du  tum  lattMdenden  subitanitt  übtTltiUn,  da- 
ntben  stthtn  veiba  mi(  unnkrdlttger  attiver  btdtuimng. 

1))  ich  kuoD  nicht  unleriuchen,  ob  eine  geMtlllhat  io  form 
«■iner  betteuernng  uder  einer  einfarbeo  wegiiabmr,  kunlttcatioo 
oder  eint-r  gUilirhen  ironsaciton  ■tollgefiindeo  bat.  G.  Kcller 
nn   Willtelm  PeUrien  IMII   bti  RX(htold  9,  «ll; 

btdenk  IcU'*  recbi. 
•0  kann,  da  flinnal  reg«  der  verdacht, 
ein  (iiirall  »ia  belrelTen.  Ja  gewaluLai, 
da  acliüui  lumeUi  mein  «Igenea  geleli. 

GaiLLriaiaa  f)»ätm  ton  Tottäo  1)  7, 190; 

die  tentralisation  ist  mehr  oder  weniger  eine  gewaUtbat  und 
ist  ebne  einen  —  wenigateni  am  geitle  der  verfasaong  aicb 
«ersUiidigeodea  brncb  kaum  durchzufahren.  BimAact  nerd- 
dtultchtr  Tvichüat  (te.  opr/l  IMO);  das  war  gewalttbat,  ober 
es  war  kiinigsracbe  für  i-ine  beleidigung,  und  darum  ertrug 
daa  beer  die  schwere  that.  G.  Kskitac  bilder  a%t  d.  d.  vtrg, 
1,74;  seil  der  übei schreitung  der  grenze  bemerke  icb, 
schreibt  er  (ViUioiil),  bi«  unter  die  mauern  ton  Wien  das 
«die  beiragen  der  Preussen  gegen  die  von  kriegsnolh  be- 
troffene bevölkerung;  kein  raub,  keine  gewaltthaL  Stbkl  6<- 
gründung  d.  d.  reicht  5, 345. 

3))  10  hah  Ich 

mit  elf^nem  nelt  verdei blich  micli  verstrickt 
und  nur  gawalithat  kann  «i  reltiend  loaaa. 

ScHILLia  {»olleiisteiiit  loa  1.4)   11,ll&; 

tabireiche  seelinessen  werden  gestiftet  fOr  die  ruhe  derjenigen, 
die  eine  rasche  gewaliihnt  hinweggeraffl  in  der  mitie  ihrer 
Sünden.  GRiLLrAszER  11^.  24^. 

ß)  noeh  deutUrher  tprechfn  die  genetiv-  und  daltwerbindungen- 
I))  heute,  wo  das  band  geistiger  und  rechtlicher  einigung, 
welches  die  befreiungskriege  lu  knüpfen  begannen,  die 
deutschen  stSinme  je  iSnger,  desto  inniger  verbindet,  heute, 
wo  Deutschlands  rOsInng  dem  feinde  keine  Öffnung  mehr 
bietet,  irdgt  Deutschland  in  sich  selbst  den  willen  und  die 
kraft  der  abwebr  erneuter  französischer  gewaUtbat.  Ihronrede 
vom  19.  7.  1870  bei  Hiswarcs  reden  4,  410. 

3))  der  berr  Vorredner  bat  die  vorgenommenen  ausweisungen 
als  einen  ganz  ungeheuerlichen  act  der  gewalllbat  der 
dortigen  behOrde  dargestellt,  für  welche  ich  natürlich  ver- 
antwortlich bin.  (16.  b.  1813)  reden  6,300;  wer  zuweilen  nicht 
den  sieinblock  der  gewaUtbat  schleudern  kann,  der  vermag 
aocli  nicht  von  urgrund  aus  zu  wirken  und  zu  helfen.  SrirreR 
(d.  hagestols)  Studien  i,  'ii'. 

3i)  Huäciit.  ver^chwundea 

iti  mein«  Boitba.  heiuilich  weggeraubl, 
mit  kecker  rrevrlthat  niii  unsrer  miii«i 
Stuuffacher.    »olcher  gewaluhat  li&tte  der  Ijrann 
willer  dl«  frei«  edle  licb  verwogen? 

ScMiLiiia  {WiUirliH  Teil  4,9)  14.387; 
bl«r  «uF  Aliobro^orgebiot  vsroiaft  »Ich, 

JOngii  noch  itrallo«.  völkerverirsge  br«€k«nd, 
«D«r  neu«  ritnkiscb«  Imperator 
•chuöd«r  geniltihat. 

LacTuOLO  (ilt*  hetiimmunq  drr  Schwei»)  HO. 
*))  ■SBiIng«!!  bist  dn  hi«r  in  dieiar  pfals 

und  i«fllcber  gswalithat  prel*gfgeb«n. 

F.  V.  S4ia  (//»... uW.  IV.  1)  4.t,  ».106. 

y)  i*r  aetuslitgtkraueh  veiit  zeitiger  ausgeprägt«  süft  auf: 
ob  mich  gleich  jetzt  die  Zukunft  unruhig  macht,  so  bin 
icb  doch  derjenige  von  meinen  beiden  reisegeTährten,  der 
diese  gewaUtbat  am  leichtesten  verschmerzen  kann.  H.  v.Kliist 
tan  mne  sthmetUr)  ii8;  Alarich  ...trilt  mit  wenigen  begleiiern 
in  dit  mantro  (tron  Athen),  bOrt  freundlich  die  «voblgeseizlen 
bcfrOaMOfsradeo  .  .  ein|if.ingt  die  ablieben  ebrengescbenke 
und  verlleel  acbtangsvoll  die  sladi  und  ihr  gebiet,  ohne  eine 
gewalitlial  mImt  Mlnner  zu  dulden.  G.  Fbettac  {biUer  «ut 
ätr  d,  Mffnftnhiit  «)  n,  i«9;  |to  ritt  ihnen  entgegen,  naoot« 
seinen  namen  und  die  absiebt  der  fahrt  und  entsrbiildigl« 
die  gewaUihdl  seiner  mannen  so  gut  er  veimuchle.  (die  britdtr 
M«  deutuhen  htuse)  lo,  14*;  weil  aber  das  durchlöcherte  tisch- 
tucb  an  einen  seiner  westeakoöpfe  hingen  blieb,  tog  er 
dasselbe  samt  der  bafersupp«  ...  auf  den  boden.  die  frau 
nahm  das  für  eine  ab.Mchtiiche  gewaltibaU  G.  Kmik^  der  Und- 
H§t  te»  Ürtt/eitHt, 


li 


CEWALTTHATEN  —  GKWALTTUÄTER  5226 

8)  lahlreich  und  wt4nntgf*IH§  ttnd  dm  frtfmÜtamUetbtndungtu, 

II)  er  (üdyttem)  bat  da«  acbssart  laMfiat  »bar  otdii  tat 
gewalllbat  (e|M  H»  MterMiickM  «IctK  tfiarm  4k  «M- 
linge  des  blul||«a  opfara  i»m  Trireaiaa  n  ktwahrw.  GArat 
iPaipfaete  fmdkid*)  41,  itl ;  der  spracblebrar  ia  «tMifM  aiMa 
des  worta  bat  zu  «riner  bearb«ituo|  eio  groaiM  faM,  4«eli 
genügt  es  naocbaa  noch  nicht,  und  erobentttgslnaC  reiMt 
ihn  zur  fcwalltbat.  F.  LJabr  merkg  1,2::  auf  eioa  atraklf« 
forderung  den  berrn  SaaoxaiDiatar  aotawaisea,  hsJt«  ich  tUU 
für  rirbiig;  die  regiamaf  aof  ein«  gctvaiilbat  fifM  da  klatoaa 
land  anzuweisen,  welche«  allerdioga  io  aoaeren  bla4«a  Iat 
und  sich  nicht  zu  webreo  ««HMf,  halt«  icb  auch  oidM  Ar 
tultssig.  BiSMAScs  (».  t.  !•••)  rtit»  4,  »7. 

t))  kohlbaa«  aolworlele:  bealrafung  das  Junkers  den  ge- 
aelzen  gemtst  [wertauft  er),  Wiederherstellung  der  pferde  i* 
den  vorigen  stand  und  ersetz  des  schaden«,  den  icb  sowobi 
als  mein  bei  Mahlberg  gefallener  kneclit  durch  die  gewaltibjl, 
die  man  an  uns  verübte,  erlilteo.  H.  v.  Klcist  4,M:  jede« 
ungeschickte  worl,  das  er  im  zorne  ausge8to«z«n,  »ord«  tmB 
aobllgar  gagan  ibn,  und  die  geftbriicbe  gesinoung,  die  in 
diaaaa  aaMacblen  wortao  lu  liegen  schien,  erbtell  ibre 
erginteede  bastittigung  durch  die  gewalllbat,  welcher  er  aicb 
heute  acbuldig  gemacht  halle.  H.  Kiaz  {Sonnenmrih)  6,  I2S: 
unsere  zeit  ist  zum  martyreithum  nicht  mehr  gemacht,  wenn 
es  zwar  an  treuen  seeien  nicht  fehlen  mochte,  die  sich  gern 
für  die  erkannte  wahrbeit  hingaben,  so  fehlt  den  gegnero 
doch  der  mutb,  durch  offene  gewaUtbat  die  partei  zu  reiiea 
und  ihren  willen  mit  leidensebaft  durchzusetzen.  Gorzto* 
briefe  eine»  narrtn. 

3))  icb  will  ist  Ober  dieae  gewalithat  scbreieo,  dast  ick 
mich  nicht  mehr  erinnere,  wie  icb  damaia  geschrien  kab«. 
Wielamd  Sliaketpear*  1,  334  {tlurm  1,  ]). 

c)  aut  solcher  inJtndualitierenden  rer»endun§  trpM  $kk  tiiA 
das  beJürfiiu  der  pluralbtldung  {ffl.  den  «Mieyea  ««rfaaf  M 
der  ertcetterung  der  bedeulung  rou  gewalltfaltigkait):  geaetic. ... 
welche  allerdings  nicht  andres  waren  als  eingriffe  und  gewalt- 
thaten  gegen  bestehende  rechts-  und  eigentumsverhaltnissa. 
WiLB.  JuRDAK  Frankf.  nationalters.  74.  *.  tat«;  es  habe  aicb 
wunderbarerweise  in  einer  zeit,  die  der  gewallt  baten  nicht 
entrathen  kAnne,  ein  unverstandlicher  zorn  über  die  blendung 
dun  Giulio's  an  den  italienischen  böfen  gebildet  C  F.  Mbtbb 
Angtla  Borgia  136;  eine  treffliche  spräche  im  munde  der 
theiler  von  Polen  ...  würden  sie  nur  n  cht  zugleich  kleinliche 
beuchler,  indem  sie  grosze  gewalttbaien  begehen.  Grabbb 
(Napoleon  3,3)  »erki  3,132;  gewallthaun  ausüben,  I«  eommä 
iicts  of  violence.  Hiipbrt  1,467;  die  fremden  Völker  siltefteo, 
denn  sie  erkannten  die  thatigkeit,  unruhe,  und  Irüglicbkeit 
des  fürchterlichen  mannes,  und  wurden  auch  durch  grauri 
und  gewalttbaien  geschreckt.  E  M.  Aaiior  gtiti  dtr  s«i<(l81S)3,ft; 
man  hatte  mittel  und  wege  ber.ithen,  um  sich  vor  ferneren 
gewaltlhateu  dieser  art  zu  schützen.  Goizsow  rtUtr  tvm  frsstei 
&.  buch,  cap.  10. 

GEWALTTHATEN,  terb.,  peai  rereinulU  unmUUiUr«  «»- 
letlung  von  gewalitbat:  kurtz  darauf  kOuirot  dar  gagaKltl. aticht, 
scheust  und  baut  ehea  dieselbe,  so  ailararat  ««|«a  ibre« 
Sieges  sich  so  lustig  machten,  danieder,  brent  zur  iMha  mtdk 
mehr  stadte  und  dOrffer  hinweg,  »cbeodet,  noblaOcblif«!  m4 
g«walttahtet  nocb  freier,  trecbw  ood  aatigar.  Soorrai 
fritdens  ti«g  7t  (neudr.). 

GEWALTTHXTEH,  «k.  aoNir«  a^ntis,  «st  ani  urti  beitm- 
tungen  vea  gen  alt  btlefl. 

t)  gewait  —  yotestat,  nUmsatht:  gewall bater  oder  geeaadlet. 
ScnoTTEL  83t',  1^  gewaUftthrar  tf.  aoi. 

7)  la  dtr  nnltkmu9§  «•  aieteaüa  führt  dt  mmfmtmm  im 
d«n  nnfang  dn  17.  >aAhk.  siiric*:  Paaio«  beben  nai,  daai 
er  gewesen  sei  eio  gewalllbtter.  t  Ifoi.  1,  tx  PiscarM  aab— g 
des  üerbtewutkn  kM.  rerdb  (1«I0)  if\  mu*  im  miHtrhätktm 
wtid  <*  fiUfemlbih  nn§efAhit  ({tewalltbller,  gnsvf^tfsr,  ga- 
»eUUmaer,d»ingeU»d.  s.lfr«aa.  KaAaaa  [.Väralk'rf  i:i»]  t,K7t 
»Ufewuiner  nber  wird  es  tm  enttu  drittel  dtt  la.  j.AHL,  ««  aaa 
Arrot  und  Jaaa,  uewtmdti:  dna  die  plindater,  fawallthMar, 
•«rder,  welcba  MetlMia  «vfolfliM  M^  riiiarliirtBO. 
E.  M.  AaoDT  getsl  iL  aas*  \waH  3,  l«»:  er  «arlMagta  aia«  cioe 
ebrenütrjfe,  «eil  aie  als  riuber  ood  gcwalttblter  ihre  ritter- 
liebe ehre  verwirkt  hatten.  F.  LJtaii  •erl«  2, 1.37*:  auch 
waren  die  gewalUhMer  jcocr  triteo  viel  tu  kräftige  Sünder, 
als  dasz  es  iboa«  eiofallcn  konnte,  sich  auf  eioen  diebspfade 
ia   die  gescbicbt«  etostebleo  so  ««llaa.   S,  s,  ;•»;  aOge  sie 

SM* 


5227     GEWALTTHÄTERISCH— GEWALTTHÄTIG 

(die  regierung]  sehen,  wie  sie  mit  ilirer  verlegenbeit  fertig  wird, 
ihr  bleibt  die  ganze  scbande  davon!  diese  elenden  minister, 
diese  gewallthäter  und  duramköpfe.  Vabnhagkn  t.  Ensb  tage- 
bücher  ö,  31. 

GEWALTTHÄTERISCH, odj.;  gewaitlheterischer  weis.  Tbor- 
NUSSKR  nothgedriir.genes  ausschreiben  1584  von.  8. 

GEWALTTHÄTIG,  adj.  und  adv.,  jüngere  bildung.  sie  ent- 
sprang dem  bedürfnis,  die  bedeutung  violenlus,  die  an  den 
adjectivableitungen  gewaltig  und  gewaltsam  (s.  d.)  mit  anderen 
b/deutuvgen  concurrierte ,  einseitiger  herauszuarbeiten  und  mit 
stärkeren  mittein  darzuthun.  aus  demselben  bedürfnis  war  schon 
das  compositum  gewaltlLuig  (s.  d.)  hervorgegangen,  das  sich  enger 
an  die  feste  Verbindung  gewalt  thun  anlehnte,  aber  nicht  die 
gleichen  günstigen  bedingungen  vorfand,  denn  gewaitlhälig  hatte 
die  Stützpunkte  gewallthat  und  gewalttbäter  für  sich  und  drängle 
die  nebenform  bald  ganz  zurück,  vgl.  auch  gewalttbätigl^eit. 

es  war  zunächst  die  attributive  Verwendung,  die  dem  neuen 
adjectiv  den  weg  ebnete,  und  hierin  fand  es  von  seilen  des  älteren 
gewaltig  den  geringsten  widerstand,  die  feste  Verbindung  mit 
gewaltiger  band  hat  auf  diesem  wege  die  bedeutung  violenter 
ganz  eingebüszt  und  ist  auf  die  von  potenter  (s.  sp.  5144)  be- 
schränkt geblieben,  auch  die  Verbindung  gewalttbäliger  weise 
wurde  —  vorübergehend  —  viel  angezogen,  stärkeren  hemmnissen 
begegnete  das  adjectiv  in  der  concurrenz  mit  gewaltsam,  auch 
hier  lassen  sich  anfangs  parallelen  für  alle  gebrauchs formen  be- 
legen, allmählich  aber  wird  gewaltthiitig  doch  mehr  auf  ein 
gebiet  zurückgedrängt,  das  der  btdeutung  des  zweiten  compositions- 
tlteds  näher  liegt:  die  beziehungcn  auf  ein  aclives  subject,  die 
verbindunfjen  mit  personen  und  personificationen.  diese  neuere 
einschränkung  wird  zum  erstenmal  von  Adelung  festgelegt,  freilich 
zunächst  ohne  praktischen  erfulg:  wenn  es  einige  für  gewaltsam 
gebraueben,  z.  b.  ein  gewailtbätiger  und  schimpflicher  tod, 
SU  ist  solches  wider  den  Sprachgebrauch.  2,  649. 

der  adverbiale  gebrauch  hat  sich  nicht  in  gleichem  grade  entwickelt, 
hier  sind  vielmehr  gewaltsam  und  mit  gewalt  im  alten  besitz  ver- 
blieben, ebenso  vereinzelt  blieb  der  versuch,  in  dieser  wortform  auch 
die  dritte  der  an  gewalt  beobachteten  bedeutungen ,  die  von  vis, 
Impetus,  zum  ausdruck  zu  bringen:  es  giebt  nämlich  noch  eine 
eilte  Variation,  diu  groszes  Unglück  anrichten  könnte:  spielt  man 
diese,  so  gerät  die  ganze  naiur  in  aufruhr,  die  berge  und  die 
feisen  fangen  an  zu  tunzen  ...  nein,  solche  gewaltthätige 
melüdien  bat  berr  AJam  nicht  von  seiner  nordischen  reise 
heimgebracht.  Heine  (Lutetia  2  [7. /'f&r.  1842]) ',  189;  der  neue 
berr  pfarrer  ist  ein  gewalttbäliger  berr,  der  wird  nicht  so 
ruhig  im  pfarrhause  sitzen  bleiben,  wie  der  selige,  hausblätter 
hrsg.  v.  Hackländer  u.  Höfer  (1856)  1,326. 

die  Wörterbücher  nehmen  von  1700  ab  kenntnis:  gewaltthätig, 
violenlus  Spieser  151 ;  der  gewaltthätig  stirbt,  biothanatos.  ebenda  ; 
violenlus,  gewaltsam,  gewaltthätig.  N.  Gürtler  1,817*;  violenta 
mors,  ebenda;  gewaltthätig,  violent,  violenlus.  nouveau  dict.  du 
voyageur  Hb';  ähnlich  älbr,  Vbneroni,  Kirsch,  Weishann; 
gewaltthätig,  violenlus,  gewalttbäliger  weise,  violenter,vi,  gewalt- 
thätig im  rechten,  iniurius  iniuriosus.  adv.  iniuriose,  per  in- 
iuriam,  cum  iniuria.  Bayer  (1733)  290.  ähnlich  Steindach  2,784; 
Frisch  führt  das  adjectiv  nicht  unter  den  Zusammensetzungen  von 
gewalt,  sondern  nur  unter  denen  von  thätig  auf.  2, 371*. 

1)  der  attributive  gebrauch. 

a)  vor  einem  nomen  actionis  oder  abslractum. 

a)  welches  desz  admiranten  vorhaben  noch  klärer  und 
bundgreiiflicher,  sich  mit  gewalttbäliger  einnebmung  der  statt, 
Veränderung  der  religiun  und  policei  bescheinet,  copia  Schreibens 
der  staden  an  einen  vornehmen  fürsten  1599  bei  Londürp  supplelus 
1,142*;  Ässenat  hatte  den  schrick,  den  ihr  der  königliche 
fürst,  durch  sein  gewalttbätiges  beginnen  eingejagt  noch  nicht 
vergessen.  Zesen  Assenati^;  zu  wissen,  dasz  der  diebstahl 
zwar  nicht  so  grosz  gewesen,  allein  die  umstand  haben  die 
that  mercklich  vergrössert,  als  die  gewaltthätige  und  nächt- 
liche einbrecbungen,  die  leut  zu  peinigen,  ihre  köpf  mit 
stricken  zu  reitein.  Abele  künstl.  Unordnung  l,  19;  sollen  wir 
nit  vielmehr  bei  gutem  fried  und  ruhe,  da  wir  obn  gewalt- 
thätige hindernis  unsern  gottesdienst  frei,  öffentlich  und  obn 
scheu  thun  können,  mit  gefallenen  bänden...  uns  ileissig 
und  eiferig  dazu  einstellen.  Wolfgang  Oho  vom  miszbrauch 
der  kleider  (1663)  101;  nothgedrungen  schritt  er  jetzt  auf  den 
gewiillthiiligen  wegen  fort,  die  er  anfangs  aus  übermuth  be- 
treten hiilte.  ScBiLLEH  (dreisziijjähr.  krieg)  S,  \Gi;  alle  Urkunden 
und  kontrakte  muszten  ihm  vorgelegt  werden,  und  oft  die 
(ewulUbaiigtte  auslegung  und  ändcrunj;   leiden,   (obfall  der 


GEWALTTHÄTIG 


5228 


Niederlande)  7,  S22 ;  auch  diese  (leibwache)  wuszt  er  (Dionysius) 
durch  die  Vorspiegelung  von  gewaltthätigen  planen  seiner 
feinde  von  dem  bethörten  volke  zu  erhalten.  Schlosser  welt- 
gesch.  (1843)  3, 316 ;  nur  bei  der  letzteren  (thronfolgtfragt)  waren 
alle  jene  zweifei  und  controversen  entsprungen,  während  in 
der  ersteren  (verfatsungsfrage)  die  gewaltthätige  offension  Däne- 
marks gegen  Schleswig-Holstein  jeder  spur  eines  rechtlichen 
vorwandes  entbehrte.  Sybel  begründung  des  deutsehen  reiches  3,4; 
es  hält  uns  nicht  ab,  die  erklärung  der  regentscbaft  zu  em- 
pfangen, und  das  protocoll  über  die  gewaltthätige  bebandlung 
einzelner  mitgiieder  ...  aufzunehmen,  ber.  d.  Frankf.  nalional- 
vers.  9,  8881. 

ß)  er  nante  sogar  den  tag,  an  welchem  die  scblacht  vor 
Wittstock  nachgehends  geschähe,  sintemal  ihm  viel  zukamen, 
denen  um  dieselbige  zeit  einen  gewaltthätigen  tod  zuleiden 
angedrohet  war.  Grimiielshauskn  Simpl.  164  neudruck;  dem 
falschen  Olivier  . . .  sagte  er  auszdrücklich,  dasz  er  eines  ge- 
waltthätigen todes  sterben  müste.  ebenda;  die  nämliche  nacht 
ging  mit  dem  kühlen  mantel  aller  ihrer  Sterne  gleichgültig 
herauf,  ob  junge  herzen  sich  des  entschwundenen  tages  ge- 
freut und  nie  an  einen  tod  gedacht  hatten,  als  wenn  es 
keinen  gäbe  —  oder  ob  ein  altes  sich  vor  gewailtbätiger  Ver- 
kürzung seines  lebens  fürchtete.  Stifter  (der  hageslolx)  Studien 
2,  183. 

y)  die  christliche  könig  und  fürsten  sollen  der  päbsti- 
schen  tyrannei  widerstreben,  sie  auch  mit  scbwerd  und  gewail- 
tbätiger band  verhindern,  und  brechen, ...  (1616)  bei  Londorp 
1,291*;  gewaltthätige  bände  an  der  unterthanen  guter  legen. 
Olkarivs pers.Tosenlh,  1,8;  zu  welchem  ende...  erlzb.  Leopold 
zu  Österreich  . . .  eich  anfangs  heimlicher  und  unversehener 
weisz  der  vestung  Gübel  gemächtiget,  und  seithero  dieselbe 
mit  gewalttbäliger  band  vor  enthalten.  (1610)  bei  Londorp  l,9u'; 
der  medicus  aber  vermeinte,  das  kind  sei  durch  gewalllbälige 
band  erwürget  worden,  med.  maulaffe  436;  diejenigen,  denen 
ihr  fluchet,  haben  des  todes  gewaltthätige  band  gefühlt,  und 
ligen  tief  in  geweihtem  grund.  Wieland  Shakespeare  5, 84 
(Richard  IL  3,4);  man  steigt  auf  zehn  bis  zwölf  stufen  in 
zwei  abteilungen  zu  dem  gotischen  portal,  dessen  Verzierungen 
von  gewalllhatiger  band  höchst  beschädigt  sind.  Grillparzer 
(tagebuch  auf  der  reise  nach  Italien)  19*,  254. 

S)  was  ist  lang  leben,  denn  lang  in  elendt  schweben,  doch 
soll  man  hierinnen  f&rnemblich  auff  gottes  willen  sehen,  und 
also  leben ,  dasz  man  nicht  ursacb  habe  das  leben  uns  ge- 
waltthütiger  weise  zu  nemen  unnd  abzuk&rtzen.  Sanürub 
hist.  u.  poet,  kurzweil  87  neudr. ;  so  will  es  die  nolbdurfft  er- 
fordern, dasz  wir  vor  diszmahl  von  den  milleln,  dadurch 
man  zu  einem  heiligen  wandel  gelangen  könne,  einige  nach- 
frage anstellen,  wobei  denn  guter  massen  auch  erhellen  wird, 
wie  man  um  das  bimmelreich  gewalt  thun,  und  es  gleichsam 
gewalttbäliger  weise  an  sich  reissen  müsse.  Scrivers  seelen- 
schatz  428;  könig  Johann,  und  was  folgt,  wenn  wir  uns 
dessen  weigern?  Chatillon.  der  stolze  Widerspruch  eines  blu- 
tigen kriegs,  dir  mit  gewalt  die  rechte  abzudringen,  die  du 
gewailtbätiger  weise  vorentbällst.  Wielakd  Shakespeare  3,  321 
(könig  Johann  1, 1). 

t)  gesetzt  also,  der  erste,  welcher  versucht  wurde,  eine 
schlimme  handlung  zu  begeben,  und  sie  aus  achtung  für  die 
gerecbligkeit  unterliesz,  habe  einen  so  gebildeten  geschmack, 
dasz  alles  schändliche  und  gewaltthätige  ihm  einen  abscheu 
erweckt.  Schiller  (nutzen  ästhetischer  Schriften)  10,421. 

b)  vor  personen  und  personificationen. 

a)  deutscher  könig  war  jetzt  der  verwachsene,  herrsch- 
süchtige gewaltthätige  AlbrechL  G.  Keller  Hadlaub  (Züricfier 
novellen  76);  darum  suchte  die  ältere  derselben,  Mechtildis 
welche  auf  weisz  Wasserstelz  hauste  und  dessen  ungeachtet 
eine  fast  ruszige,  linstere  und  gewaltthätige  person  war,  un- 
ablässig ihre  jüngere  Schwester  . . .  von  ihrem  erbe  zu  ver- 
drängen. 26;  was  wäre  andrerseits  von  dem  eigenwilligen  und 
gewaltthätigen  Bismarck  zu  erwarten,  welcher  soeben  dem 
österreichischen  mitkämpfer  die  härteste  ab  Weisung  in  dem 
groszen  zolivereinskriege  entgegenstellte,  und  damit  auch  die 
alten  und  liehen  berzenswünsche  der  mittelstaalen  durch- 
kreuzte? SiBKL  begründung  d.  deutschen  reiches  3, 293;  das  herr- 
liche märchen  von  den  drei  ringen,  dessen  tiefsinnige  Ironie 
sich  doch  leicht  erkennen  läszt,  da  ja  nur  einer  der  ringe 
echt  ist,  wurde  ganz  gedankenloe  ausgelegt,  als  wäre  Lessing 
ebenso  stumpfsinnig  gewesen  wie  seine  erklärer,  als  balle 
er  den  gewaltthätigen  Islam  oder  das  längst  zur  mumie  er« 


5229 


OEWALTTIIÄTKJKEIT 


GEWALTTHÄTICiKEIT 


52ao 


i 


■tirrte  judentbuin  wirklieb  der  reiiglun  der  li«b«  uod  dw 
freilieit  gliicbstelleo  wollen.  TauTtoiCR  i.tnek.h,Ui;  («*) 
kon  der  jiK'd-  und  wildbannsberr  den  «ewaittbiligen  turbanten 
mit  gewall  abtreilirn.  Uuuty  jagd  u.  ttildbann$griechlifknl  tto; 
eizcttgl  er  aber  einro  gewalitbutigen  «ubn ,  der  erprettuof 
verObl.  Ht$.  18,  12  Küutueh  (weno  er  aber  einen  aon  leagel, 
und  derielbige  . .  .  mit  gewalt  eiwaa  mmpt.  Luiiaa). 

ß)  et  bleibt  rine  ewige  wabrbtit,  daai  ein«  gew:il(thl(igkcit, 
wenn  die  wenbeit  aie  gebie(bct,  nie  dem  gewalltbltigen  darf 
aurgclrogen  werdro.  ScniLLia  (ärtiiiigjihr.  kTit§  l)  t,^^. 

7)  adterbiaUr  gebrauch. 

ü)  dte  9urtt4lung  der  maffengtwall  bthnrttht  dtn  begriff:  ea 
bat  diier  «luert&tilicbe  egci  nocb  nicbt  grniirg  gmogen,  «ondern 
leinen  raub  auih  gestiebt  in  lirm  weii-lliril  Afriea,  dariooen 
gewalttbatig  eingmuinrarn  und  durcb  waOTen  zu  aicb  leiogen 
ganlz  Hauritaniani  Caetarientem.  Abi.  a  S.  Clab*  a%ff,  auff, 
ihr  thritUn  18  ntudr.;  niemund  gedacble,  datz  di«  gereebligkait 
wieder  aufer»teben  würde,  und  da<'Z  üiete  ihre  aiegiprableod« 
übeiwmilrrin  mit  eben  dem  xleroe,  mit  dem  aie  aufgegangen, 
wieder  untergehen,  ja  durcb  dai  achwert,  das  aie  gewalltbAtig 
genommen,  fallen  rouile.  Ziatn  grkrönU  majt$tdl  (1861)  146; 
aie  (Angelsachttn,  Langobarden)  griffen  bei  der  eroberung  ge- 
waltlbUlig  zu,  aber  aie  lievormundeten  und  quallen  nicht  über- 
roll*!)ig.  U.  FiiETTAC  {biider  aus  der  d.  pergangenhett  1)  fi  l^l : 
Tbonia«,  mrin  tbeurer  gemabi,  mein  Gloiler,  (eine  phiole  voll 
von  Edwards  geheiligtem  blul.  ein  blübender  zweig  au«  seinem 
kAniglicbeo  stumm)  ist  gewaltibatig  zerbrochen,  und  all  sein 
kostbarer  saft  versrbüttei,  ...  durcb  des  meucbelmorda  blulige 
•xt  umgefallt.  WuLANO  Shakespeare  5,1»  {Richard  II.  1,2). 

b)  die  vortlellurtg  det  ivangt  im  weiteren  tinnt:  ala  nun  eines 
diser  söhn  Mabomet  mit  anderen  rauppen-bueben  aulT  dem 
feld  spülte,  ist  er  Ton  den  Saracenern,  so  zur  selbigen  zeit 
wilde  und  herumb  straifTende  rauber  abgeben,  gewaltlbaiig  ent- 
führt, und  einem  sehr  reichen  und  wolbabenden  ismaelitischen 
bandelsmaon  Abdemonapli  umb  geringen  prrisz  verkaufft 
worden.  Ana.  a  S.  Clara  tuff,  ou/f,  ihr  chiiUen  ll  nevdr.;  das 
ist  arger  ala  mord,  die  ebrerbirtung  gegen  mich  ao  gewali- 
tbatig  zu  verletzen.  Wielaüd  Shaketpeare  |,20S  Ikönig  LearJ,'); 
hingegen,  wenn  sie  gewalttbatig  mit  ihm  verfahren,  und  aicb's 
fände,  dasz  sie  Aber  seine  absiebt  geirrt  hatten,  so  würde 
das  ihrer  eignen  ehre  eine  grusse  nunde  beibringen.  ISS  (l,&); 
ich  wog  gewürz  ab  ...  gab  klein  geld  heraus;  letzteres  nicbt 
ohne  h&uflge  irrungen,  wo  denn  immer  Barlara  dazwischen 
fuhr,  gewnltlbiilig  wegnahm,  was  ich  eben  in  den  bimden  hielt, 
und  mich  \or  den  künden  verlarhie  und  verspottete.  GaiLr- 
rARZKR  {der  arme  tpielmann)  13^,253;  er  (mnn  grostvater)  ent- 
zweite sich  darüber  mit  dem  gewissenlosen  administrator  und 
wurde  gewaltiliatig  auf  die  feste  Hohentwiel  verwiesen. 
J.  KEaitEa  bilderbueh  30. 

GKWALTTHATIGKKiT,  f.,  vgl  gewalltliat:  gewalttb.ntigkeii, 
rti,  violentia.  N.  GCrtlrr  1,  817.  dhnlieh:  mouteau  diet.  du 
voyageur  M&*,  ebento  VeNEaoNi,  Ro>DBAU-BoxTOBFr;  gewalt- 
lliatigkeit,  violentia,  injuria.  WsiasiiAriR  (I71S)  156,  ähnlich 
KiRMR;  genaltthlitigkeil,  violentia  vis,  gewalttbatigkeit  im 
rechten.  BATialtM;  gewaltlhatigkeit,  violentta  Steinbaci  3,784; 
durch  eines  andern  gewaltthatigkeil  untergedrückt  werden, 
violeittae  alicujus  tmpttu  opprimi;  ungrzahmte  genalttbfttigkeit, 
9ioU»tia  effrenata.  ebenda;  vgl.  auch  Kaiscu  a,  371*  u.a.;  die 
gewallibaiigkeit  ...  l)  die  eigenschaft  einer  handlung,  da  sie 
mit  ungerechter  anwendang  der  überlegenen  macht  geschiehet, 
ohne  plural.  2)  eine  solche  handlung  selbst,  gewaltthatig- 
keiten  vornehmen,  begehen,  im  oberdeotscben  sind  dafür 
auch  die  wOrter  itenalithat,  begewaltigong,  Vergewaltigung, 
(hathandlung  üblich.  Adblumo  2, 660;  im  allgemeinen  die 
widerrechtliche  aufnnthigung  dea  eigenen  wiilena  ...  um 
einen  andern  wider  deasen  willen  zu  einem  thnn,  unterlassen 
oder  dulden  zu  bewegen,  sie  verwirklicht  sich  entv\«dcr 
durcb  kOrperkrafl ...  oder  mittelst  geistiger  einwirkung,  indem 
geistiger  widerstand  durch  furcht  vor  unmittelbar  drohendem 
übel  überwunden  wird.  HoLTZRNOoarr  rtchltlex.  2,  167. 

I)  die  gewalttbatigkeit  beruht  auf  einer  reihe  von  handlungen; 
tk  «M  eia  iamtni«  tnrheinung,  alt  rigensehafl  erfasO. 

•)  i*r  tktehUa  f^muk. 

m)  ft»9knk«il>m4ttift  engere  verHnduHg  mit  einulnen  verbit. 

1))  duhero  die  wehnQiige  kljg  hei  unsern  landsgeno<>rn, 
dasz  aie  von  uoaern  kriegs-knecbten  mehrer  gewallthltigkeil 
und  überlast  leiden,  ala  von  dem  feind  selbsten.  AtaAiA« 
A  S.  Clara  Mf,  «itjf,  ikt  Christen  U  nruir.;  traft  Ihr  vor  ans, 


•le  den   pHestcni   der  gerecbligkeit,   k«lM  tcfcai.  iut  ihr 

vor  diesem  nebter-sloble  (ewsllibliifldl  ttalT  Koiha« 
der  mutikal.  quack$tk>»r  IM;  der  bastard  rtolcoobrigd«  ist 
nun  in  tngland,  brM^MblMl  die  kircke,  ood  übel  uackriat- 
lieb«  gewaitlblligke«!  •«•.  Wieiar»  Skakstpesre  i,  im  (Mwtf 
Johann  t,  8). 

21)  Hrinricb  «crurtbtilt  «inen  Vtahtimmiti,  «oM  f»walt. 
Ibaiigkeit  angewendet  wordan.  J.  «.  Sov^tartts  k«r/lr  Mrr  ^ 
wieneruche  tehaubühne  (Wiener  neudrnek*  7,  na);  gcvralukuig- 
keit  fand  un  ao  mehr  tUtI,  da  die  weiber  frühe  z«r  reife 
kommen,  wenn  aie  noch  wirklich«  kioder  aind,  and  d«r  g«- 
schlecbtertrieb  in  morgenland«  aebr  ungrsIliM  Un  ve«  beiiitn 
aeilen.  angrif  und  fall  ist  zuaanraen.  Hmvu  (tnä4tltfi»  4. 
mor9«iil«nd/i)  8,  tto;  auf  solche  wen«  riaeeo  f«waltlb3ti|k«tl 
und  Verwirrung  bei  den  Troglodjflen  immer  weiter  rio.  ptirttt 
nr.  140,26,  vgL  Keiciel  GotUehed-wb.  W. 

ß)  lockere  Verbindung  mtt  vetbti. 

D)  der  roszkamm,  der  wohl  sab,  daas  er  hi«r  der  g«w«lt> 
tbltigkeit  weichen  rouszte,  eniscblosz  sieh,  di«  forderung, 
weil  doch  nichts  anders  übrig  blieb,  zu  erfüllen.  H.  v.  KiKisr 
{Michael  KohUuas)  4,62  ZoUing;  balle  »ich  der  mord-buod 
srhon  wiederum  gerüstet,  eine  neue  mord-tbat  an  dem  armen 
Albert  Julio  zu  hegeben,  weil  dieser  sich  unterstand,  seiner 
geil-brünstigen  gewaltth^itigkeit  bei  der  keusciien  Coneordia 
zu  widerstehen.  J.  G.  Sciiüabbl  tnul  FeUmburg  i,2lS. 

2))  man  beacbuldigle  aie  der  gewallthlligkeil,  der  v«r- 
acbtung  der  gesetze,  und  dea  Wohlstandes,  der  hoffart  und 
der  Ungerechtigkeit.  Wulahd  Lm«ian  2,347. 

8))  deswegen  werden  auch  nach  gemeinen  rechten  di«  di«b« 
weit  gelinder  bestraft,  rauber  entwenden  B>t  offenbarer  g*- 
walttbitigkeit  gegen  pcrsonen.  F.  L  Jarr  merke  i,  73:  wer 
Sachen,  von  denen  er  weiiz,  dasz  sie  darch  slraflare  fewall- 
Ihitigkeit  in  kriege  erlangt  *ind,  von  demjenigen,  welcher 
diese«  verbrechen  begangen  hat,  au«  gewiaa«AchÜf«r  «hckbl 
in  Verwahrung  nimmt  oder  an  sich  briagt,  mII  all  «IraSfMl 
arrest . . .  belegt  werden,  ilrafgesetshnek  f.  4.  frmuM.  h$ir  \  %\H 
{bundftgesftzbUiU  von  1887,  «.  220). 

y)  Unterordnung  unter  ein  ««rwr  attionit. 

1))  eine  menge  junger  leute  nelimen  antheil  an  der  ver- 
änderten läge  ihrer  eitern,  brüder,  freunde  und  lebrer,  an 
der  verrOckung  ihrer  eigenen  Stellung;  alle  bewegt  eia  all- 
gemeines gefohl  der  schwebenden  gewslttbaiigkeii,  nnd  e« 
braucht  nicht  erst  gesagt  zu  werden,  auf  welcher  aeile  sie 
stehen.  J.  Gsirr  {meine  entlissung)  U.  sdir.  1,  37. 

2))  alsdan  zweifele  ich  {Mars)  nicht,  dasz  ich  noch  lange 
liebe  jähre  in  Europa  und  abaonderlich  in  me.nem  lieben 
Teut<cbland  terbleihen  und  meine  regicrung  nach  gebeis  der 
gewalttbatigkeit  führen  werde.  ScacrrKLns^edeai  negüneudr. 

h)  individualisierung   durch   die   kennuiehnnng  det  $ubjeete$. 

n)  besiehung  auf  personen. 

I))  es  ist  una  von  nntur  angebohren  über  gross«  anglakks- 
fülle  erharmung  zu  halten,  über  einen  unverhoTten  nnd  fr5> 
ligen  ansgang  einer  geschieht  una  mit  zuergetzeo.  einen 
falschen  mordgierigen  Obeltahter  bei  seiner  gewalitafatigkeil 
dennuch  zu  hassen  und  die  unsrhuld  mit  einer  gewogeoheit  zo 
lieben.  Scrottelics  friedens  sieg  II  neudr.;  seit  dem  tode  herm 
Guillanmes,  des  vormaligen  eigenihümers  dieser  pQanzong. 
der  durch  seine  grimmige  band  beim  aosbruch  der  empOmog 
tiel,  sind  wir,  die  wir  ihm  als  verwandte  die  wirtbschafl 
führen,  seiner  ganzen  willkflr  und  gewaltthatigkeil  preisge- 
geben. H.  V.  Kl  EIST  {die  terlebnnf  in  tL  Domingo)  4, 181. 

2))  doch  warnte  er  diesen  vor  der  leicht  aosbraehenden 
gewalttbatigkeit  Wernber«,  der  eifertachtif  «ad  zoia  Eor«« 
geneigt  sei.  G.  KELiBa  lürieher  aeMflni  181; 

3))  du,  Jupiter,  baitesl  dich  w«brKeh  «eaig  oa  . . .  die 
gewallibaiigkeit  und  vOllerei  der  Centaurea  k«kt»BCft.  Wii» 
LARD  Lueian  2,  377 ;  bat  man  kOnige  gesebM,  die  darcli  . . . 
gewalttbatigkeit  ihrer  naebbarn,  vom  throa«  fcctflnt  irordea? 
GorrscKED  Baylts  gedanken  bei  gtL  d.  eemeten  f06;  er  {der 
landvogt)  gab  den  jonker  . . .  ein«  wache,  die  ihn  vor  der  ge- 
waltthatigkeil des  Volks,  da«  ihn .  ao«  der  stadt  entfernt  wisaen 
wollt«,  acbfltzte.  H.  v.  Ilbibt  {Vtdtaei  Iahit««s)  «,M  Jeünif. 

ß)  erweite! ung  des  kreiset. 

I))  so  schimpft  ...  ein  professor.  itr  Ictfe«  kenem  kat, 
.nuf  die  gewaltlhaiigkeit  der  ferichtsstobe.  Raberbr  3, 138(1772); 
despolismoa  scheint  die  klnataisse.  nnler  dem  väleriiclMn 
regimenl  erfunden,  zu  gceetien  des  landet  fixitt,  h  emt  zoerst 
genullt,   nachher  abfr  iwaa^trbeit  iwik  ntin  überaaafz, 


5231 


GEWALTTHÄTIGKEIT 


seine  gewultthätigkeil  und  willküLr  unendlich  geschadet  zu 
haben.  Hkbder  (vom  einflusz  der  regierung  auf  die  Wissenschaften) 
9,  372. 

2))  SO  heilig  und  gorgrällig  bewahreten  die  Egipter  aller 
ihrer  abgestorbenen  leiber,  damit  sie  vor  der  gewalttähtigiipit 
des  feuers,  des  wassers,  und  der  luft  ewig  befreihet  blieben. 
ZesEN  Assenat  234. 

2)  gewaltthätiglieit  als  einzelne  handlung. 

a)  der  singulargebraueh  tritt  hier  gam  hinter  dem  plural  zurück, 
und  innerhalb  der  belege  für  den  Singular  überwiegt  wiederum 
der  iypus  lockerster  Verbindung. 

a)  ihr  Unglück  und  ihr  hasz  gebe  ihnen  hier  kein  recht, 
und  ich  litte  ein  für  alle  mal  an  dieser  stelle  keine  gewali- 
tbütigkeit.  Göthe  (belagerung  von  Mainz)  30,319;  man  hat  im 
berichte  dargestellt,  als  ob  sich  vor  munaten  einmal  die 
Mainzer  eine  gewaltthätigkeit  gegen  ofßciere  zu  schulden 
hätten  kommen   lassen,    ber,  d.  Frankf.  nationalvers.  i,  98'. 

ß)  ]))  dasz  zwischen  einer  forcht  und  gewalltbütigkeit,  ein 
grosser  unterschied,  weilen  das  letzte  von  der  freiheit  auch 
gar  nichts  hinterlasset.  Abkle  künsll.  Unordnung  1,246;  diisz 
die  grosze  unbilliger  weisz  zugefügte  furcht  einer  gewalt- 
thäligkeit  gleichförmig  seie.  245. 

2))  darum  bitte  ich  dich,  iasz  dich  keiner  gewaltlhätigkeit 
gelüsten.  Unterredung  eines  fürnehmen  Ungarn  und  eines  teutschen 
cavallieres  (1004)  E3'. 

3))  ja  er  suchte  durch  diese  vermeinte  gewalt-täbtigkeil 
anders  nichts,  als  dasz  seine  untertahnen,  nach  so  kleinem 
Verlust,  um  so  viel  grösseren  nutzen  dermahleins  genüszen 
möchten.  Zesgn  gekrönte  majeslät  (16G1)  68;  er  ist  todl?  als 
ob  sein  tod  in  meinem  plan  gewesen  wäre,  es  würde  auch 
ohne  die  geringste  gewaltlhätigkeit  abgelaufen  sein,  wenn  sich 
der  graf  nicht  die  erste  erlaubt  hätte.  Lessing  (Emilia  Galolti  4,  l) 
?,  422;  80  bewahrte  er  einen  stillen  Unwillen  gegen  ihn  in 
seinem  herzen,  der  bei  dem  nächsten  anlasz  in  gewaltthäiig- 
keit  ausbrechen  muszte.  Scbiller  (erste  menschengescllschall) 
9,  134. 

b)  der  plural. 

a)  engere  Verbindung  mit  verbis. 

1))  demnach  mir  mit  groszem  miszfahlen  zu  vernemben 
kommen,  wasz  gewalthetigkeiten  und  insolentien  die  busara  zu 
verüben  sich  unterfangen,  {der  commandant  von  WinkeHiofen  an 
die  regierung  in  Freiburg  1705)  anz.  f.  künde  der  d.  vorzeit  18,290; 
um  sich  an  dem  herzog  von  Pommern  zu  rächen,  liesz  der  kaiser- 
liche general  auf  dem  rückzuge  seine  truppen  die  schreiendsten 
gewallthätigkeiten  gegen  die  einwohner  Pommerns  verüben. 
Schiller  (dreiszigjälir.  krieg  2)  8,  157;  dieselben  gewaltthätig- 
keiten  wurden  auch  auf  den  seeländiscben  inseln  verübt. 
(abfall  der  I^iederlande)  7,  235;  diejenigen  meuterer,  welche 
gewaltthäligkeiten  gegen  die  anslaltsbeamten  . . .  verüben. 
strafgesetzb.  f.  d.  deutsche  reich  §  122;  wenn  sich  eine  menschen- 
menge  ölTentlich  zusammenrottet  und  mit  vereinten  krülten 
gegen  personen  oder  suchen  gewaltthäligkeiten  begeht.  §  125; 
die  schönen  und  ihre  Jiebhaber  haben  seit  undenklichen  jähren 
einander  ihr  wort  gegeben,  weder  durch  eine  übertriebene 
strenge  dergleichen  sündliche  gewaltthäligkeiten  zu  veran- 
lassen, noch  bei  unvermutheter  härte  sich  zu  entleiben.  Uz  312 
Sauer;  wenn  das  nicht  wäre,  wer  würde  die  miszhandiungen 
und  staupen-schluge  der  zeit,  die  gewaltthäligkeiten  des  unier- 
drükers,  die  verüchtlichen  kriinkungen  des  stolzen...  ertragen? 
WiEiAND  S/iaftesp«or«  8,  106  (Hamlet  d,  2);  mit  fluten  von  bitl- 
schriften,  alle  wider  Wallenstein  gerichtet,  stürmte  man  auf 
den  erschrockenen  kaiser  ein,  und  erschütterte  sein  ohr  durch 
die  schauderhaftesten  beschreibungen  der  erlittenen  gewalt- 
thäligkeiten. ScHiLLEn  (dreiszigjähr.  krieg)  g,  I3S. 

2))  wann  dergleichen  gewaltlhätigkeiten  in  dem  heiligen 
römischen  reiche  angehen  sollen;  so  ist  kein  stand  des  reichs 
vor  einem  mächtigern  sicher.  Karl  YI.  an  den  liönig  von  Preuszen, 
vgl.  Adelung  Staatsbriefe  1,  108;  über  und  neben  ihnen  er- 
scheinen die  gewaltthäligkeiten  gegen  überwundene.  Göthe 
(l'olygnots  gemählde)  44, 116;  sie  haben  von  dem  berichterstatter 
gehört,  dasz  sich  die  mannichfachen  gewaltthäligkeiten... 
nicht  auf  ...  die  bürger  allein,  sondern  auch  auf  frauen  und 
kinder  erstreckten,  ber.  d.  Frankf.  nationatveit.  1,  9S\  das  sind 
gewaltthäligkeiten!  —  herr  hauptmann,  haben  sie  achtung 
gegen  eine  unglückliche.  Lessing  (die  malrone  von  Ephesus  1,  4) 
3,  4. 'id. 

ß)  lockere  Verbindung  mit  verbis. 

I))  so   bald   man    ihn   in  seinem  blute  schwimmend^  auf 


GEWALTTHÄTIGLICH  —  GEWALTTRÄGER  5232 

den  boden  gestürzt,  und  unter  schrecklichem  gebrülle  den 
geist  aufgeben  sähe,  beschlossen  alle  verschworne,  ein  so 
grosses  werk  nicht  unvollendet  zu  lassen,  sondern  gingen 
einmüthig,  auch  die  übrigen  tyrannen,  die  an  seinen  gewalt- 
thäligkeiten theil  gehabt,  aufzusuchen  und  zu  bestrafen. 
Lessing  (auszug  aus  dem  trauerspiele  Virginie)  6,120;  wer  in 
einer  den  öffentlichen  frieden  gefährdenden  weise  verschiedene 
klassen  der  bevölkerung  zu  gewaltthäligkeiten  gegeneinander 
ölfentlich  anreizt.  Strafgesetzbuch  f.  d.  deutsche  reich  §130;  sie 
lieben  mich  sehr,  und  doch  hab'  ich  genug  zu  thun,  sie  von 
unmenschlichen  gewaltthäligkeiten  zurük  zu  halten.  Wieland 
Shakespeare  6,  i2l ;  auch  die  unterthanen  ...  recht  barbarisch 
geprügelt,  ja  der  eine  bauer  auf  der  stelle  im  Spreeflusse 
fast  todl  geschlagen  worden,  da  nun  ...wider  dergleichen 
eigenmächtige  gewallthätigkeiten  appellirel  ...  worden,  so 
wären  sämtliche  stadtsoldaten  wider  von  neuem  dahin  ge- 
kiimroen.  proiesz  zwischen  dem  rathe  zu  Budiszin  und  dem  rilttr- 
gute  Oehna  (1749)  bei  Klingser  dorfr.  4,  5S5. 

2))  ob  eine  festung  durch  stürm  oder  andre  gewallthätig- 
keiten oder  auch  nur  durch  hunger  übergehet ;  die  festung 
ist  doch  allemahl  gewisz  veriohren,  es  sei  auf  diese  oder  jene 
weise  geschehen.  König  einleitung  zu  Bessers  Schriften  cxv  (1732). 
3))  dan  mitten  in  Kromwels  eben  so  greulichen  mordtähtig- 
keiten,  als  abscheulichen  gewultlähtigkeiten,  ...  kalim  eine 
band  aus  dem  himmel.  Zesen  gekrönte  majestät  (IG61)  275; 
er  (Tarquinius)  liesz  den  senat  auf  eine  kleine  zahl  herab- 
sinken, was  ihm  ohne  gewaltthäligkeiten  leicht  möglich  war. 
Schlosser  weltgesch.  2^  420. 
ÜEWALTTHÄTIGI.ICH,  adv.: 

hilf  mii'  von  der  gotiosen  wuht. 

die  inich  mciiiaidigiicli  betrogen, 

und  gewalttliätiglicli  entzogen 

von  mir  mein  nmpt,  land,  hnab  und  gut. 

Weckherlii«  qeil.  2,37; 

gewaltlhätiglich,  violenler  N.  Gühtler  2,74';  ebenso  Kirsch  180; 
gewaltlhätiglich,  par  force,  par  violence,  riolenter,  sforzatamente. 
Veneüom  75;  gewaltthätiglich,  violemment,a  main  armee.  nouveau 
dict.  (Straszburg  11T2)  339*.  vgl.  auch  Steiniiach  2,  784.  Frisch 
2,371". 

GEWALTTHÄTLICHKEIT,  f.:  welche  gewalithällicbkeit  von 
den  Engländern  in  Holland  nachmals  geklagel.  Erashcs 
Francisci  indisch-chinesicher  lust-garten  (t66S)  1, 14.  tgl.:  gantze 
lander  in  unerzwingliche  . . .  conttibutiun  gesetzt,  den  übrigen 
mit  gleichem  gewalt  und  thällichkeit  stündlich  getrohet  wird. 
churfürstl.  rhein.  . . .  gesandten  an  den  fränk.  eraeisz  (1599)    bei 

LONDORP    Suppl.  1,  128. 

GEWALTTHUER,  m.,  vgl.  gewaltthäter:  der  liel.eleere  wird 
leicht  lieblos,  der  besitzlose  ein  zugreifer,  bald  Schleicher, 
bald  gewaltthuer.  F.L.Jahn  werke  2,  u,  5.712. 

GEWALTTHLIG,  adj.,  vgl.  gewaltlliäli,':  violenlus,  gewalt 
thuig,  gewalt  anlegig.  Dasypodius  F2';  gewaltthuig,  violent, 
impetueiix.  Hulsius  (15%)  G  2'  (fehlt  1614). 

GEWALTTOD,  m.:  durch  den  gewaltlod  ihres  valers.  Dya 
Na  Sore  1, 377.  vgl.  gewaltsamer  tod  sp.  5206,  gewaillhäliger 
tod  sp.  5228. 

GEWALTTOIS,  m.,  vgl.  gewalt  =  vis: 

jetzo   noch  wirbel  und  schlag  der  lieereljewegenden  trommel, 
nahten  sie  all'  im  gemessenen  schritt,  die  pcwehi'  an  die  schütter 
pressend  im  arm,  und  zum  schall  der  fcldschalmeien  und  flöten 
ehernen  klänge  des  horns  und  des  biummrohrs  tiefen  gewallton 
mengend,   im   schönen  verein  ihr  fernhinlialleudes  schlachtlied. 

I'VRKKR  (Tiinisian  i)  ;i;i. 

GEWALTTRÄGER,  GEWALTSTRÄGER,  m.,  zusammen, 
seliung,  die  den  begriff  der  potestas  mittelst  eines  nomen  agentis 
an  personen  bindet,  vgl.  die  personificierung  von  gewalt  sp.  4937 
und  49G5;  vgl  gewalthaber  i/).  5103;  gewaltführer  .<;p.  5102.  bei 
unserem  compositum  überwiegt  die  vorstillung  einer  übertragenen 
gewalt.  nur  die  Verdeutschung  von  imperator  durch  gewalttrager 
bei  Simon  Rot  (l571)  entzieht  sich  diesem  vorstellungskreise,  sie 
kann  aber  auch  auf  späterer  bedeutungserweilerung  beruhen, 
diese  Vorstellung  der  übertragenen  gewalt  umfitszt  den  weitesten 
umfang  im  rahmen  des  Ichensverhältnisses  (vgl.  1).  weit  ergiebiger 
dagegen  ist  die  bedcutungsverengerung  im  sinne  von  Stellvertretung, 
vollmacht,  die  sich  wiederum  abstuft,  je  nachdem  öffentliche  macht- 
befugnisse  ausgeübt  oder  privatrechtliche  dienste  geleistet  werden, 
im  zweiten  fall  wendet  sich  das  compositum  innerhalb  der  kanzlei- 
und   geschdf Isprache  der  bcdeutung  ^rcchtsvertreter ,    advokat'  zu. 

I)  es  komiiil  aber  liicrbei  vornehinlich  daraul  nn,  ob  die 
leim    auch  jedc^-muhl,   bei   Veränderung   solcher    lehn-  oder 


5233     GEWALTTRAr.KnEI  —  GEWALTWIRKEN 

gewall-trilg«r  wiederum  geüuchel,  und  die  lebnwiare  allezeit 
eotriclitd  weriien  roüiie.  bti  Kunc^iii  iorfr.  i,  ihi. 

i)  wiert  aher  einer  auf  fri«<-|ier  tliai  nit  eltrliegrilfao ,  »o 
mag  m.'ui  in  fürfonleren  und  verbOien  *ur  dem  geriebt  da 
die  tbot  hrtclulien  \nt,  und  wott  dan  d;iirll>  wider  ihn  trk«li, 
da»x  *i>il  mon  drt  panren  berrrn  oder  leinrm  gewaltatroigtr 
verkünden,  markt-  und  WMuUiordnung  ton  Vortu  (laM),  tätn. 
»ei$th.  B,  113;  für  da»  erite  ioll  ein  nchler,  dan  eio  kwr- 
Rcbiifl  au»  den  perKobnen,  dir  der  ralh  und  gemia  ■Oben 
det  allen  vorgewtiiten  ricliier  nacb  aller  loblicber  ftwOBbtU 
in  die  wall  itölien,  rrkial,  fürnemblicb  seinen  barm  dem 
pruhst  und  erineo  ((rwalltraKei  gelihen  und  vergreifen,  daa 
er  dem  berrn  und  goltubauüz  lelbsl  treu  und  geboiiamb  sein 
wolle,  maiklorilnung  ron  l'öllau  (IM7),  ebenda  ist;  als  haben 
wir  I).  L  diese  coromission  nebit  unserer  kais.  grwall,  welcbe 
wir  drro-elben  cum  pole«ia(e  subitituendi  tu  dem  ende  bierniit 
in  bester  form  tuslellen,  in  gnaden  aulTtragen  wollen,  gnSdigsl 
befehlend ,  da<>z  sie  in  der  persobo,  oder  durch  einen  oder 
mehr  deiselhea  substilnirta  gew;ilUrUger  oflgedacbten  von 
Tliun  etc.  «ieigeilachte  gra(r!tcliafl  llubnslein  .  .  .  io  unsern 
niibmen  . . .  einuntworien.  in  ttrdinandi  II.  imp.  mandato  ad 
Albtrtum  ductm  tritiltandiae  an.  1629  bti  IIaitaus  609. 

9)  gcwaltlrllgrr,  prufuralor ,  tarn  pnvali  quam  principis. 
IIaLt&us  69S;  gewalUrUger,  derjenige,  wcKber  zu  irgend 
einem  gescbaffle  die  nOibige  vollmacbt  bekommen  (olerd.). 
VoiCTcL  1,  80;  darauff  beide  pnrlheieo  auff  einen  forder- 
lichen lag  und  gelegene  mablstatt,  für  sich  oder  ibre 
anbdeligirle  selbst,  oder  durch  ihre  vollmlcblige,  gewali- 
Iragere  tu  erscheinen  beigeben  und  laden,  (teu  AuysbuTg)  bti 
LoiHOiiBp  I,  t6S';  vor  euer  kOnigl.  uiujesL  dem  allerdurcblaücli- 
tigsten  . . .  künig  Snlomun  tu  Jerusalem  . . .  OherKibl  unwürdiger 
gewaltlrliger  . . .  Jesu  des  sobns  golles  und  Manae  seine  in 
giitllicben,  geistlichen  und  weUlicbrn  rechten  wohlgegrQndt-le 
exccption-schrilTt  rontra  Relials  . . .  klaglibell.  Atrrb  hislor. 
proceMut  jurit  140;  das  si  sich  im  rechten,  durch  Ire  gewalt- 
trager,  neben  genuegsamen  verfertigten  schrifTlIicben  gewalt, 
verantworten  iniigen,  kärndt. land-rtrhtt-ordn.  art.21,  foUM  dti 
Haltaus  698;  der  gegentheilische  gewoltlrager  bale,  das  lobl. 
gericht  geruhe,  dieser  freiMÜlig  gethaner  bekandnus  prolello- 
cando  einged  nck  zu  sein.  Abilk  kän$U.  Unordnung  1,211; 
es  kan  auch  in  der  partheien  abue!«enheit  derselbe  gewalt- 
trager,  ob  es  schon  der  gegenihcil  oder  dessen  gewnit-tragcr 
tugeben  woite,  berührtes  eids  nicht  erlassen  werden.  2,  325. 

GEWALTTÜAGKHKI,  f.,  ahlttlung  wo»  dtm  »orhergthenden 
mit  dtr  unttr  2)  dargtsleUien  btdrutung:  wann  dieselbe  bei 
solicher  ihrer  gewulttragerei  in  ain  so  anderen  ainichen 
unlleisz  oder  saunibsnl  erzaigen  und  verspiren  lassen 
wurden,  mithin  den  schaden  bei  der  gemaind  nit  ver- 
langten zu  wenden  oder  geblerend  anzuzaigen,  auf  soliche 
erlindung  sodann  gegen  denen  selben  auch  das  gebichrende 
vorgekehrt  werden  solle,  getntinsschlusx  und  Ordnung  von 
Ehttn  und  Klimm  (l'lli),  österr.  «dslh.  3,  121;  weiiche  {gtwaU- 
kobtr)  aüwegs  zur  solieben  gewaltlragerei  durch  löbliche 
Obrigkeit  tu  approbieren  und  in  das  haniglibt  zu  nehmen. 
gtmtinuehluts  und  ordnungsbnef  tmischtn  dtn  gtmtinden  Elbigtn- 
alp  und  Köglen  (17t(>),  thtudu  t2&. 

CfcWALTT.HLTZIG,  adj.: 

Ich  bab  getfn  alil  goiloseo  gwali-trAiilg. 

«Ivr  t«acti(,  Dim-tiV  wi  iln  btum,  hoch  Ant  weit, 

d*r  taflig  grAni,  Af  aifnam  boden  «irAtiig. 

Mklimui  (/isndn  i't  140  neudr. 

GEWALTVEHKONDEM),  parL  adj.,  tgl.  gewalt,  vtolentia: 
sie  liebte  klare,  ruhige  und  abgeschlossene  achAnbeil  sehr, 
und  hatte  Widerwillen  gegen  jedes  gewallverkündende,  an- 
schreiteoda,  drohende.  Stiiteb  {Procopus)  trUikl.  44. 

GtWALTVü(iT,  •!.,  tgl.  gewaltherr,  gcwaltmeister:  ind  di« 
hern  von  Prume  dickgemell  baint  perschonlicb  ire  haiffs  ga- 
dingb  besessen  ind  baindt  bei  sich  gehoildt  den  gewaitvaidt. 
kofgtdtng  im  Ld«iAor<ii  (i48t)  mtitik.  3,  Vll. 

GEWALTWERKZEUG,  n.,  tgL  gexvalt,  tioUntu:  ao  wie  er 
ihr  gälte  und  kOnig,  da  wirft  er  die  maske  fort,  und  glaubt 
auch  ihren  angstanstrengangen ,  das  so  schlimm  gewonnena 
fflr  ihn  und  sich  to  erhalten,  nicht  mehr,  zeigt  ihr  vielmehr 
unverhohlen  seine  Verachtung,  da  sie  ihm  nur  ain  gawalt- 
warkzeug  ist.  0.  Lcdwic  [studitn)  &,  402. 

GEWALTWIIIKEN,  tuktL  ,nf^  tgL  gewalt,  noUnli^:  dem 
schwur  im  ballhanse,  dem  gewaltwirken  Mirabeau's,  dem 
ktiirtn   der   baslille,    der  allgemeinen  bawalTnung  des  volks. 


OEWAlTZUr,  — GRWALZB 


5234 


der  arklAning  itr  ■eoscbeortebla  «ad  dar  Bartbolomi«» 
nacht  daa  aifaalbaaa  folgt  aodlieh  di«  aoganaBoia  'cmw 
«lituiion  dar  aaaUltwaata'.   laaeaaa^a  (awaraWfca)  mm^ 

ll»,3oS. 

GEWALTZUG,  as.  aia  lavralilgar,  d.h.  nil  gewalt  tt- 
bundeaer,  ein  acbnaller,  aageetreogter  tag  od«f  anraeh 
(forcirtar  marsch)  'der  ganeral  sollta  durci  aiaaa  gawaMsag 
mitten  durch  das  feind««  land  das  apaaiaaba  baar  aaigakta'. 
PoasaiT.  Camm  t,tt»'. 

GEW  ALTZWANG,  m.:  das  menacbanhind  baaa  alla«  aa«. 
stehen,  notb  und  krankheit  und  (tuarsbniast  oad  gcwalt- 
twang:  abar  von  ««iaasgleicben  varaloatea  sain,  das  kann 
da«  menscbenkind  nicht  aussirben.  iiaiBaanii  4, 3&. 

GbWALTZWKIG,  «.,  r^L  gewall,  poltUai:  die  abblogig- 
keit  des  volk«  vom  senat  ward,  als  von  »tandesvorraelrtca 
die  rede  nicht  mehr  war,  .  ..  dadareb  arballen,  daaa  aiaaa 
jeden  einzelnen  wohl  uad  «ak  voa  daai  einzelnaa  aanatf 
abbing,  den  ihm  der  prfltor  inoi  riebler  bei  einen  recbto- 
handel  gab.  was  spater  die  alSrke  eines  gewalizwaiges  aaa- 
machte,  hatte  vor  alters  dia  macht  {det  itandtt}  bagrfladaL 
.NiRBUBR  röm.  gtteh.  (1)42)  %,il. 

GEWAIJ:,  t.  gewälds  tp.  4M«:  der  aal  . . .  keine  grracbtig- 
keit  im  bogen  gewelz  haben,  »tiithum  t«  hurburg  (liail, 
veisth.  1,639. 

GEWALZCHEN,  •.,  s.  gevvllte. 

GEWALZE,  a.,  f«rr>aitiiksUa<ir  tu  walten  (f.  d.),  kei  Cian 
2,  3&9  alt  Wort  itr  nitdrtgt%  tcMreihart  oder  umgangttpraekt  «•• 
gtfahrl.    tgl.  Hbihsius  2,481:  gewalte  ..  das  viele  walten. 

(;EWALZE,  ■.,  I.  wtizen.  Caaee  2,  Ua,  iltiasica  2,  4St 
ttritichnen  für  ditttt  ttrbaltubttantn  »idd  büas  die  bedeutumg 
tinet  nomtm  oclionü  (ein  wiederholt<-s,  anhaltendes  wlltea), 
lond^ra  auch  den  Übergang  lur  tathbtitulung :  etwas,  das  siak 
wälzt,  heraliwalzl,  tgl.  scbnregewSlze.  ite  ertle  ht4eutmm§  M 
auch  liUtrurüeh  brUgt  auisuteheiden  ton  iittem  laaaaMMateaf 
i((  der  mundartliche  gtbrauth  der  gleichm  mmtftrm  i»  itr  IftA- 
rxngiuktn  rtdensart  da  bab'  ich  mein  gawllza  Dicbl,  dar  bat 
sein  gew&lzclien  gehabt. 

I)  ddi  Nom<a  artionü  im  der  grunibtdeutumf: 

wie?  oder  wenn  romsotiscb  im  sebAlie 
ein  leiser  laut  zu  drinea  obrca  dranr, 
und  in  der  wellen  sllberneas  gewtite 
ein  mldcben  sammetglieder  achwaog. 

ScMiLLKS  (in  eiiMii  moittisteit)  l,24tt 
allaa  seblaa 
voll  grAsiiar  lu»i,  hier  auszufieigen 
und  in  dem  grün  aninuth'gra  schweigaa 
der  wle.<enliüg«l  aal  ilem  gtund 
des  festen  laodes  zu  verireiaa 
die  rüsza,  unter  danao  rund 
die  meereswelle  mit  deai  tteian 
gewilie  schon  seit  tagen  rollt', 
and  fHfaod  sahn  sie  noeh  Isold*. 

K.  laeaaiAiiii  {liitlan  u.  JmM*)  tt,iU^ 

i)  dat  Ihüringitthe  tubttantit  gewülte,  gawalicban:  gewilza 
(gewalt),  n.  schlenderndes  massiges  umhergelien,  bequeates 
faules  umherliegen,  bebaglichkeit,  ungenierthrit  . . .  da  bab' 
ich  mein  gewaiza  nicht.  Kisai.  tuhlter  mund«rl  i99:  do'  bM 
a  üma  st  gawllichen  gehSt,  da  hat  ar  einmal  aaiaa  wabre 
lust  gehabt,  ebtnda.  Kicii.  rtü  dos  wert  alt  terbalimkämitt 
XU  walten  deuttn  und  trinnerl  a»  eg  niaog  nu  waliaa  ab  «| 
mac  {mhd.  mb.  i,  in)  und  an  dem  retklthtgriff  der  waltenden 
grundstücke,  ffL  waltende  atilcka  landes,  tbailbare  gätcr, 
quae  pro  lubd»  fasaessarii  ysaiaal  dttidi  et  abeaari  Faiaca 
2,420',  f^L  ScBvtiLiB  2*, »II.  bi  Mdra  /Wira  M  fedteä  im 
ItlU  gewomnem*  htdeutumg  in  er§tk»k  mmtr  ealairthiai  aaa 
walten,  folutor«,  die  für  dem  lktrim§ittktm  nudrmtk  a«bl  »araat- 
gesetU  Verden  kann,  tid  eher  ilaate  ik  fügnit  mkieidemUtke 
beUgUtlU  kier  »ngetfem  mtrdra: 

de  molaD  Jowcick  wickalde 

sali  iniwar  Bede  bestalda. 

dal  backer  aide  krwwar 

darinna  aiciti  wordea  sclrawar. 

de  alaa  a«lvc»i  lo  varbcgbaa  ... 

da  brawar  aaii  ar««  aalte 

badiaa  daaaa  dar  Ar  gawalia. 

arawiaiaatiar  arWiiiapii  i  IISI. 
4,  HUMkn*.  \%,t». 

dock  ist  tie  »US  iem  tasaaMwabaag  aidkf  tMber  aa  deutem. 
dagefm  ieaiail  Seisss  {betlri§e  ta  tvum  kemmihtrfkekn  Mm- 
Ütea  7«)  dem  lark  miker,  indem  er  auf  wllxaUg  aeraetsl.- 
wilzeoUg  ...  der  nicht  mehr  kircbli^  bagaageae  driUe 
feiertag  der  hohen  feste,  an  walcbaai  baaoadera  dia 
jungeu   leuta  aas  der  atadt  aafa  laad  gabea,   üb  eicb  cia 


5235 


GEWÄLZEN— GßWÄMP 


GEWaMPT  — GEWAND 


5236 


'pläsir'  zu  machen,  ebenda  «.274;  wäälzedok,  m.,  diUler  (auf- 
gebubener)  feierlag,  an  welcLem  man  noch  nicht  arbeitet, 
gondein  aus  der  Stadt  hinaus  aufs  land  geht  um  sich  noch 
etwas  zu  gute  zu  thun.  besonders  von  gesellen  und  lebr- 
jungen  der  Schneider  und  schuster.  vom  walzen,  walzer 
tanzen  oder  vom  sich  herumwälzen,  faullenzen.  Spibss  volks- 
thümliches  aus  dem  frdnkisch-hennebergischen  35.  wie  weit  der 
Francfurter  wUldchestag  liierher  gehört,  läsit  $ick  an  diesem  orte 
nicht  untersuchen,  dagegen  vgl.:  walstag,  wenn  der  bau  gehoben 
ist,  und  die  zimuierleute  schmausen,  htss.  rtdensarlen  bei 
EsTOR  der  teulschen  rechtsgelahrlheit  3,  1422;  walztag  ist  ein 
feieriag  der  niaurer  nach  beendigung  grösserer  arbeit.  Pfister 
zweites  ergäntungsheft  zum  iditiokon  von  Hessen  s.  44.  fraglich  id 
nun,  ob  die  sippe  auf  walzen,  wälzen  turückführt  im  sinne  von 
schlaff,  schlendernd  gehen  (vgl.  Pfister  ebendorl).  viel  eher 
haben  wir  eine  abkitung  von  der  sippe,  die  in  unserem  wählen 
und  im  nd.  wehl  (vgl.  unser  wohl)  vertreten  ist:  dat  deit  he  ut 
wehl,  das  thut  er  aus  mulhwillen.  Hichet  hamburg.  idiol.  336; 
de  wehl  schall  em  wol  vergahn.  ebtnda;  he  kann  den  wehl 
nich  hauen,  er  kann  die  guten  tage  nicht  vertragen,  ebenda, 
der  gleiche  ttammvocal  wie  in  walstag  wird  auch  in  dem  schwä- 
bischen walen  dargeboten:  spielen  und  wählen.  Birlinger 
schwäbisch-augsburgisches  üb.  s.  425.  vgl. ahd. giwalazta  als  neben- 
form  zu  giwalta,  dilegavit,  eommisit.  Graff  I,  792. 

GEWÄLZEN,  verb.,  in  der  tusammcnsetzung  mit  dem  präfix 
auf  die  ältere  spräche  beschränkt,  in  der  es  intransitiv  und 
transitiv  belegt  ist,  vgl.  Lexer  1,  9S2,  s.  wälzen. 

1}  vi,  künd  ich  din  top  so  velzen, 

üaj  e{  wanken,  noch  gewehea 
möht,  mit  golde  wol  dursmelzen 
dar  näcli  als  din  wirde  ie  wak. 

Ebkruabt  V.  Sax  bei  Bartsch,  Schweiter  minnes. 

2)  do  stuenden  si  unde  ahten, 

die  reineil  vrowen  unde  traliten, 
wie  si  den  michel  stain 
mohten  geweltzen  inein. 

aiilidiiisi  181,4,  fiindgriihen  1. 

GEWÄLZT,  parlieipiales  adjectiv  tu  wälzen,  vgl.:  die  uger 
erdu  gewalzten  ronen,  Iruncos  vulsos.  Noiker  Boethius,  $.  Graff 
1,792;  geweitzt,  gebraucht,  volutatus.  Maaler  179*.  Heniscb 
1597;  gewäkt,  volulus  Kirsch  cornucop.  iSü';  gewelzt,  adj.  et 
adv.,  rouU  Scbwan  l,743(17Si);  walzender  stein  wird  nicht 
moosig,  gewalzter  stein  begraset  nicht.  Reinsberg-Düringsfeid 
sprichw.  der  germ.  und  roman.  sprachen  2,  390. 

GEWÄLZT,  participiales  adjectiv  zu  walzen  (s.  d.).  diese  form 
des  adjectivs  hat  in  der  neuoen  technik  besondere  anwendung 
gefunden:  gewalzt  nennt  man  gegenstände,  die,  um  sie  nach 
allen  ricbtungen  hin  auszubreiten,  zwischen  zwei  auf  einander 
liegende  walzen  hindurchgezogen  werden,  dieses  findet  in 
der  regel  zumeist  bei  metallen  statt,  die  in  blechtafeln  ver- 
wandelt werden  sollen,  daher  man  denn  auch  statt  eisen- 
and  kupferblech  gewalztes  eisen  und  kupfer  sagt.  Helfft 
üb.  der  landbaukunsl  (1836)  143;  gewalztes  blech,  die  erzeugung 
des  bleches  geschieht  durch  den  hamnier  (geschlagenes  blech, 
Plaques  failes  au  marteau,  hammered  metal,  hammered  plale), 
oder  durch  walzen  (gewalztes  blech,  v/ahh\ec\i,plaques  laminies, 
rolled  melal,  rolled  plate),  Karmarscb  handb.  der  mechanischen 
teehnologie  i,  158 ;  man  verfertigt  gewalzte  bleiplatten  von  V> 
linie  bis  i'/s  linien.  167.  vgl.  gewalztes  tabukblei:  die  papier- 
dQnnen  bleiblätler  werden  hauptsächlich  zum  einpacken  des 
tabaks  gebraucht,  man  verfertigt  sie  ziemlich  allgemein  durch 
walzen,  zuweilen  auch  noch  nach  der  älteien  art  durch 
gieszen.  123;  gezogenes,  gewalztes  stabeisen,  n.,  walzeisen,  n., 
drawn-out  iron,  rolled  iron.  fer  laminä,  fer  cylindre.  Rumpf 
technol.  wb.  152';  es  unterscheiden  sich  also  die  röhren  ... 
in  gezogene,  gewalzte,  gepreszte.  Karmarscb  1,  218;  gewalzte 
röhren,  tupaux  cylindr^s,  rolled  tubes. —  das  walzen  findet  haupt- 
sächlich anwendung  bei  darstellung  geschweiszter  schmiede- 
eiserner röhren.  224. 

GEWÄMBS,  I.  gewam«. 

GEWAMM,  s.  gewämp. 

GEWÄMMERT,  parlieipiales  adjectiv,  das  in  adverbialer  function 
belegt  ist:  gewämmerte  voll  Hertel  Thüringer  Sprachschatz  253. 
vgl.  gewampt,  g«wammt. 

GEWÄMP,  n„  eollectiv  tu  wampe,  wamme  (s.d),  vgl.  wamba, 
bauch,  wampe,  ventra  Graff  1,853:  anthropomanteia,  budel- 
sch«tzer,  wi  das  gewämp  im  mentschen  lag,  also  kundten 
dise  sagen,  was  sein  bedeutung  an  dem  ohrte  und  zu  den 
Zeiten  als  man  noch  mentschen  opffert.  Heroldt  heydenweldl 
(1564)  p5';  das  gewämp  (gwämp),  der  inhalt  des  bauches,  das 


unedle  eingeweide.  Schmeller  2*,  914.  vgl.  gewam,  gewei,  in- 
gewand  vom  viscli.  De  Bo  westvlamisch  idiot.  l,  S53. 

GEWAMPT,  GEV^hmn,  participiales  adjectiv,  das  unmittelbar 
vom  Substantiv  wampe,  »ainme  abgeleitet  zu  sein  scheint,  ohne 
andere  verbalformen  neben  sich  zu  haben.  Stieier  führt  zwar 
an  (2427):  wammen,  und  wampen,  gewammet,  und  genampet, 
propr.  adiposum,  corpulentum,  et  habitu  corporis  opimo  esse: 
deinde  magnifieä,  et  flucluatim  incedere,  alias  sich  spreizen, 
wie  die,  denen  alle  gaszen  zu  enge  sein,  die  belege  weise» 
jedoch  alle  auf  die  partieipialform  hin: 

da  gnädig  herr  pfarrer  der  ellel  ma  ganz  bsundä: 
er  geiget  ais  abä  so  gsctiwind  nie  da  plunda  (leufvl) 
er  liai  a  grosz  gwampeiö  geign  auf  da  seit  — 
es  hält  dö«  Berchtsgadnenscli  landl  drin  weit. 

KiCKBE*  siilib.  ijeil.  (1759;,  s.  Bayerns  muudarlen  1,232; 

gewampet,  l.  dick,  wohlgenährt.  2.  (sehr  gemein)  st.  schwanger ; 
auch  so  viel  als  trächtig.  Loritza  neues  idiot.  viennense  5t ; 
der  hals  ist  kurz  und  dii  k,  vorn  gefaltet,  nicht  aber  gewammt. 
Brebn  illustriertes  thierlebcn  2,  629. 

GEWAMS,  GEWÄMS,  GEWÄMBS,  n.,  eollectiv  zu  wams 
(s.d.):  das  gewamse  (niedriges  wart)  Campe  2,359;  das  gewämbs 
(gwümps),  im  scherz  oder  verächtlich  als  eollectiv  für  kleider 
überhaupt  üblich.  Sciiheller  2^,914;  gewams  (das),  schlechte 
kleidungsttüche.  Loritza  51;  gewämbs,  kleidung  Hihmelstosz 
aus  dem  bair.  wald,  s.  Bayerns  mundarten  2,  446. 

GEWAiN,  m.,  verstärkte  form  zu  w4n,  wahn  (s.  d.): 

wand  ich  habe  des  gewan, 
das  mir  got  nicht  geniche  lau 
aplai  umb  die  misseiriie 
der  mir  bat  vil  gevolget  mite. 

yassionul  590,50  höj.ke,  v<jl.  mhd.  wb,  3,494'; 
noch  weren  dar  selszen  puncto 
in  den  se  hedden  ghewan, 
doch  woldeu  se  na  vrede  stan. 

d.  iiädtcchron.  16, 106  iBraunsehtveig, 
d.  schichlspiel),  ähnliclt  16,215. 

t);I.  gewähnen  sp.  4753:  einem  den  gewalin  laszen.  Pfisteb 
2.  ergdnzungsheft  zu  Vilmar  44. 

GEWAN,  n.,  kontrahierte  form  zu  gwäd'n,  durch  den  wind 
aufgehäufter  schnee,  Schneegestöber.  SchOpf  220.  vgl.  g\\Ala 
(gewehte)  ToRLta  Appenzeller  Sprachschatz  Ul ;  g'wächti,  wind- 
wihe  Stalder  2,426.    vgl.  sp.  iin. 

GEWAN,  f.,  s.  gewann. 

GEWAN,  adj.,  s.  gewon,  gewohnt. 

GEWAND  L  "•«  pannus,  vestimentum,  vestis.  das  wort  führt 
mit  einer  reihe  formverwandter  bildungen,  die  aus  einzelnen  denk- 
mälern  in  dem  gleichen  schriftbilde  belegt  sind  (s.  gewände,  ge- 
wann, gewandt),  auf  den  etymologischen  Zusammenhang  zurück, 
dem  auch  die  verba  winden  unii  u enden  angehören,  die  älteren 
erklärungen  knüpfen  alle  unr>\iltelbar  an  winden  an,  dem  sie 
ein  Verbalsubstantiv  wand  (vgl.  auch  wand,  paries)  zur  seile 
stellen,  diesem  Substantiv  wird  von  den  einen  die  bedeutung 
'uindung,  das  gewundene'  unterlegt,  von  den  anderen  unter  un- 
lehnung  an  das  althochdeutsche  fem.  gewand  (terminus,  finis)  die 
bedeutung  *das  abgegrenzte'  zuerkannt,  eine  andere  erklärung 
hat  H.  Paul  (deutsches  Wörterbuch  s.  181)  angebahnt,  der  in  dem 
abgeleiteten  verbum  wenden  den  ausgangspunkt  auch  für  das 
Substantiv  gewand  sieht,  ohne  die  weiteren  folget  ungen  ziehen  zu 
wollen,  die  verschiedenen  möglichkeiten,  die  sich  ergeben,  hat  der 
Verfasser  folgender  darstellung  an  anderem  ort  gegen  einander 
abgewogen  (vgl.  indogermanische  forschungen  band  14,  406  jf.) 
und  in  unserem  neutrum  ein  in  der  suhstanlicklasse  isoliertes 
particip  praeteriti  mit  der  bedeutung  ^gewendet,  umgebogen,  ver- 
mutet, das  xunächst  die  äuszere  form  kennzeichnet,  in  der  seit 
der  Vervollkommnung  der  Webstühle  und  seit  der  gewerbsmdszigen 
herstellung  —  namentlich  der  tuche  —  die  gewebe  außewahrt, 
transportiert  und  zum  verkauf  ausgeboten  werden,  auf  grund 
späterer  eingehender  belrachtung  und  vergleichung  der  für  gewand, 
gewann  (s.  d.)  vorliegenden  formen  ist  der  Verfasser  jedoch  zu 
der  Überzeugung  gekommen,  dasz  unser  neutrum  mit  diesen  auf 
den  gleichen  Ursprung  zurück  führt,  beiden  gruppen  ist  giwand, 
terminus  finis  zu  gründe  zu  legen,  das  in  oberdeutschen  quellen 
als  fem.,  in  niederdeutschen  als  neutrum  erscheint,  die  bedeutung 
terminus  braucht  man  beim  neuhochdeutschen  gewand  nicht  auf 
den  schnitt  des  kleidungsstückes  zu  beziehen,  sie  ei klärt  sich  bei 
dem  äUeren  gebrauche  im  sinne  von  tuch  aus  der  form,  in  der 
die  stücke  vom  Webstuhl  kamen,  diese  konnte  leicht  zu  einem 
vergleich  mit  den  streifen  führen,  in  die  eine  gewannlage  gC' 
thcilt  wurde  (s.  u.).  der  gleiche  bedeutungsübergang  läszt  sich  ja 
auch   bei   gir   beobachten,     das  neutrale  geschlecht  wird  wol  im 


5237      GEWAND  (1.  abgrentung  von  gewsptc) 

tu$ammenhang  mit  dem  hbtTwir,tn  nUdndtuluhn  btUgt  ßr 
du  hauptvtrwtndung  Jti  erklirtn  iHn.  amutrdrm  ut  bti  dem 
iigenai tigen  obhdngtgkfiltttrhdUnis,  in  dem  ncwaad  nach  geUrauth 
und  Verbindungen  tu  dem  alleren  $tihilanfiv  gpwc(e  tUht,  da$ 
getehUchl  dieiet  worltt  mil  in  rechnung  tu  bringen,  das  gleiehi 
gilt  für  die  form,  du  unter  gewniid  den  dental  ftilgehallen  hat 
im  grgeni'itt  tu  gewann,  bedenken  könnte  eher  die  hildung  liirln 
peweodrr  für  tuchhdndler  erregen,  da  man  mu  ruelitieht  auf 
die  lynoni/ma  ftwand^ehoFidrr,  grwindrfiiiser  temufht  ut,  auch 
bei  ihr  die  thdtigkeit  im  äuge  tu  fatsen,  die  der  hdndltr  beim 
verkaufe  auiubt,  insofern  er  die  bolhn  hin  und  her  u/eitdeU  doch 
vgL  dif  (inmerkungeii  tu  fpwander,  gfMfln.ler  (i.  d.). 

wie  bei  dem  bedeulungsierieandlen  tubitanliv  kleid  reichen  »urh 
fiir  gtwaod  die  belege  nicht  über  dat  n.  jahrh.  turütli.  wahrend 
das  tynonymon  aber  in  auizerdevtnehen  dialrUen  früher  beteuqt 
lit,  gehört  pe»¥and  nur  dem  deutschen  gebiet  an,  n  hat  noch 
urtprung  und  terHendnngsart  keine  anhalttpunktt  in  anderen 
sprachen,  nur  dat  mittelnieJerUndische  trhliettt  iich  aurh  hierin 
dem  niederdeutschen  sprachgebrauche  an :  gewsnt  (gf  wirni,  gnaot) 
Stoff,  van  allerlei  soort,  vaarvan  kleederen  gemaakt  worden.  . . . 
kUeding,  gewaad,  uitrusting  ...  koopwaareu,  handelsraaren. 
Viiwus-Vkroah  2,  l8:>8/f.  ebento  Oooiiiaiii  5,«50.  die  althoch- 
deutsche pniode  deckt  ihre  entsprechenden  bedürfniste  gant  mü 
den  alteren  bildungen  w«l,  gewKte  {angels.  waed ;  allnoril.  tsd 
gegen  gotifch  »a»ti  —  tat.  »uti»),  da  gewand  dat  rerwendungt- 
gtbiet  dieter  tubstantita  ah  erbtchaft  übernimmt,  mutz  der  ab- 
grentung von  gewand  und  gewale  dat  erttt  augenmerk  ge- 
widmet sein. 

I)  abgrentiinq  von  gewand  und  pewete.  das  voidringen  ro« 
gawand  in  der  miiteViochdtulschen  periode. 

a)  gleich  die  ältesten  belege  lassen  gen  and  in  Varianten  einulntr 
handsdiriften  an  die  stelle  von  wot,  gcwa-le  treten,  die  erste 
spur  bieten  glossenhundschrifUn  det  12.  jahrh.,  die  in  die  allere 
glosse  mutntorium,  vestis  mutatoria,  miizsiwali  an  der  «-inrn  stelle 
dat  compositum  badegewand  einschieben,  während  tie  an  der 
anderen  stelle  {vgl.  STKiMMKtia-SiETiaa  t,  iM)  die  alte  xu- 
sammensettuiig  ttehen  latien,  vgl.:  padagwant,  padrgnonde, 
badegwant  (tu  2  könige  5,22)  in  handsehri/len  det  vi.  jahrh.  aut 
St.  Emmeran,  Benedictbevren,  Freising,  St.  Blaiien,  Rheinau  und 
Weingarten,  t.  Stemmiitei-Sikte«  1, 451.  von  hier  aus  dringt 
die  glotse  auch  in  Strassburger  Sammlungen  ein  {s.  Steinüktki- 
SiiTiRa  4,410.  4,239)  iin^  irird  im  13.  jahrh.  von  tmei  hand*^ 
tehriften  in  dat  tummarium  Hetnriei  aufgenommen  {StunnriSH- 

SlITRRS   3,  221). 

die  beteiehnung  alt  badrgewand  ist  in  dem  lusammcnhang, 
dem  die  lateinische  Wortverbindung  entnommen  ist,  auffallend. 
l.iTHER  übersetu  in  beiden  fällen  feicrLIeid  (2  kön.  5, 22  und 
*ioioj  3,  175).  der  gleiche  begiiff  wird  auch  in  einer  stelle  der 
biblischen  diehtung  dargeboten: 

Joseph  «inen  brillieren  gebete  mit  sabenlner  wate, 
iegeliclieire  xwei  pmlgwani  so  man  si  be^jest  da  rant. 
yenesis,  lunilgruben-i,' 1,3,  ebenso  bei  Diemcr,  Joseph  764. 
für  die  trkUrunf  der  befremdenden  parallele  badegcwand,  feler- 
kleid  ()iebt  schon  die  bedeutungsentwiekluiig  der  latcinitchen  form 
vestit  mutatoria  einen  ftngertcig,  die  beide,  so  weit  abstehende, 
vortteUungen  in  ihiem  umfang  rereinigt,  der  ausgangspunkl  dieser 
tntwicklun§  liegt  in  der  vorslrlliing  des  wechseU,  det  vertautehens : 
unlerkleiier  weiden  —  namentlich  nach  dem  bade  —  mit  anderen 
terlautcht,  damit  sie  gewaschen  werden,  wenn  sie  nach  längerem 
gebrauche  unsauber  geworden  sind;  die  feierkUider  aber  treten 
tri  besonderen  feranüssungen  in  gleieJier  weise  an  die  stelle  der 
alUagtkleidung.  ßr  beide  Verwendungen  det  lateinischen  wortet 
fgL  DocANci  •.«.•. 

rfk  MweiU  dieter  Verwendungen  itt  der  deutschen  bildung 
durch  du  lateinische  form  aufgeprägt  worden,  von  hause  aus  hat 
badegcwand  nur  der  ersten  entsprochen,  diese  kommt  am  deut- 
titkUen  in  einer  tpäteren  ttelle  tum  ausdrutk: 

•u.<  (>|  leb  lo  den  bad«  alhle. 

Rain  kamorvr«  d4  *on  mir  gl« 

In  die  Herberge  mtn  irhani. 

er  weit  mir  bringCD  min  gewant. 

l'.  ».  l.icHTRK'Tiin  "29.4: 

io  (i4{eRB  torne  er  mich  l|p. 

■ti  kamarcre  dd  luo  mir  gle 

und  brihi  mir  al  mtn  badgewant.       73«,  3; 

•olh«  unruot«  ich  nie  bckanu 

DU  reiche  mir  mtn  badgewaoi: 

ich  wil  alaA  ungcbat  Aj  g«a.       7SS,6. 
«M  alten   dieten   beisj^elen  gehl  hervor,   dasi  das  badegewaod 
nicht  wihreni  da  badet,  sondern  nach  iem  bad*  angeUft  wird; 
IV. 


GEWAND  (I.  abgrensung  von  grwvle)     523d 

der  Utite  beUo  aber  teigt,  datt  et  tieh  auek  niekt  •«  «mm 
bademantel  handelt,  den  men  etwa  woftm  der  Wirkungen  det 
badet  onUgt.  für  dat*  letttere  anaalm«  li$$t  lirk  aurk  mtekt 
dat  in  der  mittelhoehd.  ptriodr  vereinuü  §tiraudät  eorl  kadewat, 
badwat  anführen  (vgl  mäd  mb.  i,  711),    vgl 

dag  «r  Im  den  heim  durchbrach 

ob  den  riogan  darcb  die  baiw4u 

L^ntfloi  M3S,  ff/,  awm./ 

dla  bclaae  alcb  mnoaieo  kllaben 

nni  <kr  die  beiwti.        Ilaorntehtuilu  700  •. «. 

denn  man  darf  hier  nicht  «■  eine  ketpfbinde  denkest,  wie  ik  Hmt 

d.e  badenden  getragen  hätten,  londern  mutt  mit  Jacoa  Gaiaa 
{leiUchr.  d.  a.  I,  I3<.)  den  gegeniatt  tu  jegUcker  kletdung  ra 
bal"at  verkörpert  uhen,  die  nackte,  bUtu  haut,  hier  dte  Hirn- 
haut, nach  alledem  itt  et  netwendig,  ßr  badegrwaot  die  er- 
kldrung  aut  badcwat  auituichlietten ;  dagegen  dürfen  wir  wot 
der  thatsache  bedeulung  sumessen,  datt  die  ersten  belege  fkr 
gewand  gerode  an  die  veideuttchung  ton  rettii  mutatoria  an- 
knüpfen, et  wird  ja  auth  niekt  blosser  tufalt  sein,  das:  noch 
in  anderen  belegen  gewand  spetiell  m  tutammenhang  mit  dem 
verb.  wantalon,  w.indeln,  ntitfur«  angrtogen  wtrd,  »gl.  t  b.  ite 
Variante  der  Trierer  handschriß  su  ptalm  to2,27:  alco  in^  gewaal 
Kolen  aie  alten  tinde  aUe  ein  decheial  (oIl  du  wandeln  ai, 
oMnet  ticut  veitimentum  retereteent  et  tieut  tpertorium  mulabit  eaa. 
b)  dass  die  ahnliehkeit  det  lautbtldei  vmt  gewiBie,  wal  uttä 
gewand  den  Übergang  der  formen  oß  begünttiftt,  teigt  die  neben- 
[arm  iogewant  tu  ingewaide,  iogewat  (eingeweide),  vgL  Leite 
t,  14S4.  doch  genügt  i»eus  moment  allein  noch  nicht  ntr  erkiimn§ 
der  Varianten,  mit  denen  jüngere  handsehnfien  das  wardringenit 
gewaad  an  die  stelle  eines  älteren  gewcle  leiten.    vfL: 

ich  brenge  dir  die  tochier  din. 

wir  ffld^in  aver  einio  kiel  bavin. 

die  aaniger  hande  wondir  trage, 

golt  unde  iteine, 

wauerperlin  kleioe. 

ecarlachio  unde  pellen. 

awer  di  kouren  wolle. 

dax  wir  dea  gdde  (lade  bin. 

aesticb  ritire  ioaxam 

die  folia  derlone  Terholoe  ifo. 

die  junctrouwe.  Conttaniio, 

bedrOgli  die  lelt^^ne  wlt. 

dat  *io  lichte  in  den  kiel  fit 

unde  achounret  min  kr&mgewant. 

»i  «Are  wir  al  in  dag  dln  lani.       kd-ig  Katker  90711 
nocA   den  besserungen  der  hermitgeber ;   die  Heidelberger  kand- 
schrift   hat   want   statt   nat  mil  der  sinnwuirigen  indenn§  gao 
an  der  retmsteüe; 

ouch  »ante  ti  bi  ir  den 
vrischiu  kleider.  »eil  von  gran 
und  deine  linwlt,  twei, 
achuobe  und  hoaeo  von  »ei.       Imrin  }4U 
(linwcle  Giestener  handschr.;  lingewanl  Heidelberger  kandttkr. 
nr.  897);       den  nrmen  wart  er  »il  holt: 
er  gab  in  ailber  unde  golt. 
dat  cuniciich  gewitr, 

er  was  rruo  und  apate.       kaiterdsromik  1M6  SdkrMer 
(in  der  WolfenbüUler  handschr.  ans  dem  14.  ;*.  ciiniciicb  gewant): 
dö  sprach  rr  ino  der  rrouwen        'il  dir  liep  dat  kindelin. 
so  behalt  uox  an  sin  aller       dat  tnurgewzi«  *Sn. 
Ich  wll  dir  sagen,  nrouwe.        awat  im  dar  too  geMbibt. 
und  >i  dir  liep  dag  kindel.       *4  vlius  dag  ga«»t«  aibi*. 

\yolfilielrich  2\,  <ieniKtiea  keMcnbwdk  I,t4, 
r<iriiTa/e  laufgeweaia,  feweai. 

ebenso  vgl.  in  §  101,2  ron  Roprec*ts  Freitinfer  ttnimkitknek 
die  viriante  cbirchgwanl  der  handstkri/t  rm  |32S  fffc«  chirchwat 
in  anderer  handschriß.  in  einem  beispiel  ans  dam  frtatreal  Eit- 
■AtTS  T.  OaiRCK  lassen  sick  Ü*  vamiOen  wsit  tiekirheil  Ind- 
schaßlich  gruppieren :  die  mmeldenlukt  knndttkrift  aei/t  gewaot, 
die  ukr  sfite  oberdeulttke  {ickwdbiscken  nrtftnnp  ans  I4«l)  wal: 

dA  der  koninc  vor  obir  quam 

der  vrauwen  lamergewaBt  began 

fie  dar  vor  die  wart«. 

K.  T.  Oaiaea  TWaTrcnl  M24  licAtoaiMa 
{nnck  D,  t»  B:  kamerwat). 

e)  He  urspringltche  verschtedenkeH  in  hedentung  mni  iwnten- 
dung  kennzeichnet  ikk  d»iwrtkt  tes  wat,  (tmaU  tmnddktt 
der  Wiedergabe  der  bepiit  eoNaflitoei,  «mIMm,  acHn  ditnl, 
vgl.  fiRArr  1,740.  mhi.  veb.yr,lf.  Ltxca  I,«7«l  S,7«3. 

a)  gieng  IhA  in  tber  caoing . . .  inll  gi.*ah  ihar  imo  tingi- 
wAlitan  brAtloufinbbeino  giwite,  H  ueia  tki  kewtinem  nen 
aesMvai  vttU  nuptklL  Tatian  125.11  (and  er  sach  da  eioen 
maa  nil  gevaiijl  mil  koditeilleren  gewanU  cod.  TepL  ilaUk,  22,  n ; 
und  aabe  alda  einen  nentcben,  der  bade  kein  hochteillicli 

329 


523d    ÖEWaND  (l,e  geWffile«svcstimenlum) 

kleid  an.  Luther);  sliiimo  bringet  tha;  erira  giwati  inti  giwatet 
inan  inti  gebet  iingirin  in  sina  bnnt  inti  giscuohiu  in  fuo;i, 
proferte  slolam  pritnam  et  induite  illutn  et  date  annulum  in 
manum  ejus  et  caleiamenta  in  pedes.  Tatian  97,  5  (bringt  her 
schier  da^  erst  gewant  und  vajjt  in.  cod.  Tepl.  Lucas  15,22; 
bringet  das  beste  iiieid  erfiir,  und  thut  in  an.  Luther)«,  a. 

ß)  in  charakteristischem  gegensatz  tritt  wat  hier  zu  der  parallele 
pannus,  tuch:  nioman  blez^a  niuwes  duoches  nawit  altemo 
giwate,  nemo  assumenlvm  pannis(\)  rudis  assuit  vestimento  reteri. 
Tatian  56,  7  (ifein  nimt  dag  stuck  des  newen  tuch?  und  neet 
eg  an  daj  alt  gewant.  cod.  Tepl.  Marc.  2,  21 ;  niemand  flicket 
einen  läppen  von  newem  tuch,  an  ein  alt  kleid.  Luther). 

y)  erst  die  mittelhochdeutsche  zeit  läszt  eine  erweiterung  des 
gebrauches  und  des  bedeutungsumfanges  auch  bei  gewaete  hervor- 
treten : 

1))  der  umfassendere  begriff  der  kleidung  erweiterte  sich  tu 
dem  der  ausrüslung  fiberhaupl.  so  tritt  wat,  gewaete  bald  in 
gegensatz  zu  wehr  und  waffen,  bald  begreift  es  auch  diise  in  sich: 

si  liten  gröjen  unrät 
an  dem  libe  und  an  der  wät. 
ej  wären  bi  ir  viure 
under  wilen  tiure 

vleiscli  mitten  vischen.       Iioetn  6214; 
*sit  du  niht  wll  erwinden'       sprach  frou  Siglint, 
'so  hiir  ich  dir  der  reise,       min  einige;  liint, 
mit  der  besten  waete       die  riter  ie  getruoc, 
dir  unt  dinen  gesellen :       ir  sult  ir  l'üeren  genuoc  . .  .' 
dö  8ä!;(>n  schoene  frouwen        naht  unde  tac, 
daj  lüjel  ir  deheiniu       ruo^ve  gepflac, 
unze  man  geworhte        die  Sifrides  wät. 
er  wolde  siner  reise       haben  deheiner  slahte  rät. 
sin  vater  hiej  im  zieren       sin  riterllch  gewant, 
da  mit  er  wolde  rümen       daj  Sigmundes  lant: 
und  ir  vil  liebten  brüneje       die  wurden  ouch  bereit, 
und  ir  Teste  helmen       ir  schilde  schoene  unde  breit. 

Nibelungen  64, 1 /f.  «.  a.; 
der  sturmküene  recke,       meister  Hilprant, 
weder  schilt  noch  wälTen       truoger  an  der  hani  .  . . 
dö  sprach  der  giimme  Wolfhart       'weit  ir  dar  biojer  gän, 
so  mac  e;  an  ein  schelten       nimmer  wol  gestän  . . . 
dö  garte  sich  der  wisc       durch  des  tumben  rät. 
&  daj  ers  inne  wurde,        dö  warn  In  ir  wäl 
alle  Dietriches  recken        unt  truogen  swert  enhant, 
dem  beide  was  ej  leide:       vil  gerne  hßt  erz  erwant. 

2185, 1  ff. 
in  dieser  letzten  richlung  bewegt  sich  auch  ein  groszer  thcil  der 
composita,  die  wät,  gewagte  entwickelt  hat:  Isenwäl  Lanzelot  8930. 
Parz.  75,  5  «.  a.,  vgl.  mhd.  wb.  3,776'.  Lexer  1,  1458;  sarwal 
Lamprechts  Alexander  4122  u.  a.  vgl.  mhd.  wb.  3,  778*.  Lexer  2,6io 
{hier  über  50  belege,  namentlich  aus  spielmannspoesie  und  helden- 
sage);  hergewaete  \vor  alUm  in  rechlsdenkmälern  belegt)  mhd.  wb. 
3,778'.  Lexer  1,1-256;  dit  gehöret  dem  heeigeweth  . . .  dut 
beste  pferd  gesadelt,  ein  furderwagen.  all  des  doden  mannes 
schapene  gewand.  gericht  Lüdenscheid,  vgl.  J.  Gniim  deutsche 
rechtsalterthümer  (1851)  573;  vereinzelt  wicgewaete  {könig  Rother  875 
in  eonjectur  neben  wicgewant  2682.  Rolandslied blbl Barisch);  sfrit- 
gewaete  {im  Oswalt  und  bei  Jeroschin)  und  kampfwat  {bei  Diemer 
314,5);  wäpenwät  {bei  Jeroschin  und  im  mhd.  schachbuch), 
s.  Lexer  3,  686.    vgl.  auch  birsgewaete  Nibelungen  893, 1. 

2))  in  anderer  richtung  wird  durch  Verallgemeinerung  der  begriff 
der  ausslaltung  entwickelt,  die  ursprüngliche  vorslellung  des 
Stoffes  (gewebtes  und  anderes  zeug)  bleibt  hier  als  beherrschendes 
moment  von  einflusz  und  wird  in  den  einzelnen  compositis  nur 
differenziert,  das  simplex  kommt  hier  der  parallele  mit  pannus 
entgegen:  dö  hiej  dar  tragen  diu  wise 

saniit  von  Ethnise. 
unversniten  wät  truoc  man  dft  mite, 
pl'elle  von  Tahronite 
iijern  lande  ze  Tribaliböt, 
an  Kaukasas  da;  golt  ist  röt, 
dar  üi  die  beiden  manege  wät 
wurkent,  diu  vil  spxhe  hat, 
mit  rehter  art  üf  siden.       Part.  375,1. 
unter  den  einschlägigen  compositis  sind  schon  ahd.  linwat  (lint- 
amen)    und   pettiwat   (stratoria)   belegt,    vgl.  Graff  1, 741.    sie 
stehen   auch   im  mittelpunkl  der  Verwendung  in  der  mittelhoch- 
deutschen zeit,  vgl.  bellewAt  mhd.  to6.  3,777'.  Lexer  1,244;  bette- 
gewaete  mhd.  wb.  Z,  "S*.  Lexer  1,243;  underwil  (unterbett,  im 
liederbuch  der  Hätzlerin);    vederwat  (federbett,  beltzeug)  mhd. 
»fr.  3,  778".  Lexer  3,40;  vedergewaete  Lexer  3,38;  linwät  mArf, 
wb.  3,  778".  Lexeb   1,  1929. 

3))  die  Übertragung  setzt  auch  bei  wut,  gewaite  früh  ein:  des 
meien  wÄt,  siner  lugende  wät,  der  kircben  kranke  wit,  ».  mhd. 
wb.  .3,  777'.     zu  gewaete  vgl.  sp.  5254. 

d)  an  gewant  andererseits  tritt  als  abgrenzender  und  kenn- 
teichncnder   tug  die  bedeutung  von  zeug,    stoff  hervor,  die  an 


GEW.\ND  (1,  d  gewant  =  paüniis)       5240 

wat  und  gewaete  nur  kümmerlich  entwickelt  ist.  die  belege  für 
diese  bedeutung  gehören  allerdings  nicht  zu  den  frühesten  Zeug- 
nissen für  gewant,  sie  gewinnen  aber  an  gewicht  durch  die  stilform, 
der  sie  entnommen  sind,  sie  stammen  aus  der  rechts-  und  ge- 
schäftssprache  des  14.  und  15.  jahrh.  und  spiegeln  den  urwüchsigen 
gebrauch  des  Wortes  unmittelbarer  wieder  als  die  an  die  poetische 
s'.ilform  gebundenen  belege  des  13.  jahrh.,  die  zudem  wesentlich 
oberdeutschen  Ursprungs  sind,  dem  mittel-  und  niederdeutschen 
gebiet  gehörte  gewand  fast  nur  in  der  bedeutung  von  pannus 
an;  für  vestis  drang  hier  kleid  t'or.  so  zeigen  sich  landschaft- 
liche gegensätze,  die  vielleicht  noch  mehr  beachtung  beanspruchen, 
als  ihnen  in  dieser  darstellung  geworden  ist.    vgl.  auch  sp.  filiS  f]'. 

a)  dafür,  dasz  mit  gewant  ein  bestimmtes,  durch  seine  eigenart 
von  andern  sich  abhebendes  gewebe  bezeichnet  würde,  liegen  keine 
anbaltspunkte  vor.  die  Verwendungen  und  Verbindungen  weisen 
vielmehr  darauf  hin,  dasz  die  technik  der  Weberei  auf  die  be- 
nennung  nicht  von  einflusz  war. 

1))  selten  wird  irgendwie  auf  die  herstellung  des  Stoffes  bezug  ge- 
nommen: unde  di  flut  werte  me  dan  fünf  dage  unde  nachte 
uf  unde  abe  . . .  unde  di  Lane  vur  Limpurg  warf  in  die  garten 
alle  umbe  unde  umbe  unde  maniche  rame  mit  gcwande.  Lim- 
burger Chronik  64;  were  ouch  sache,  dat  einich  wiger  off 
underkeuffer  gewant  machde  (\ö.  jahrh).  acten  zur  Verfassung 
der  Stadt  Cöln  2,663  Stein;  vort  so  wat  woellen  nu  vertan  uss 
den  vurs.  verboeden  landen  kempt,  die  zo  dem  Coelschen 
gewainde  verboeden  iss  zo  vermachen,  uss  der  woellen  sullen 
die  wiger  und  underkeuffer  die  beste  woelle  uisslesen,  die 
zo  deme  Coelschen  gewande  guit  were.  {ende  des  15.  jahrh.) 
ebenda  (564. 

2))  die  adjeclivverbindungen  ergeben  meist  nur  Unterschei- 
dungen, die  die  hevkunft  oder  die  heschaffenheit  {färbe,  dichl- 
heit,  werth]  des  Stoffes  kennzeichnen:  unde  allerleie  gewant 
mugen  si  wol  sniden  zu  rechte  undene  als  obene,  ane 
drierleie  gewant  sullen  di  understen  nicht  sniden  zu  rechte, 
daz,  ist  Ginlhisch  gewant  unde  Ipirsch  unde  Broslisch  ge- 
want, di  da/,  sniden  wollen,  die  sullen  obene  uf  treten  in  di 
obirsten  koufgaden.  Freiberger  stadtrecht  47,2;  vort  so  suelen 
dieghiene,  die  Coeltz  gewant  zu  snede  verkouffent,  dat  be- 
segelt ende  allewege  behalden  up  dat  leste  ende,  up  dat  man 
damede  gein  conlrefeit  muege  driven.  gesetze  über  den  verkauf 
fremden  gewandes  (1341 — 60)  acten  zur  Verfassung  der  stadt  Cöln 
1,64  Stein;  ind  ditz  ze  verslain  van  gewande  van  Brabant 
ind  van  Viaenderen.  vort  van  anderen  gewande,  wa  dat  ge- 
maicht  is,  sal  men  nemen  ...  einen  halven  alden  groissen. 
acten  zur  Verfassung  der  Stadt  Cöln  2,  25  Stein  u.  a. ;  da;  gest 
dheinerlei  gewant  suln  verchauffen  hinder  einem  halben  saim 
(saim,  saem,  sam,  säum  bezeichnung  einer  gewichtsmenge:  was 
ein  saumlhier  traiien  kann;  sanm  gewands  =  22  stück  tuch, 
s.  u.)  auszer  dünnes  gewant  da;  niht  soumec  ist,  s.  Weste\- 
RiEDER  beitr.  6, 114;  e;  haben  die  gesworen  gesetzet,  da;  gest 
oder  an;lent,  swer  die  sein,  hie  in  der  stat  ze  Münichen 
chainerlai  gewant  Süllen  verchauffen  hinder  aincm  halben 
saem,  e;  sey  dann  Hymperger,  Arras,  und  alleg  dünneg  ge- 
want, fuotertuocb,  leineintuoch.  Ulmer  und  allerlai  tuocb,  da; 
nicht  saem  ist,  des  mügen  sie  ain  tuocb  oder  mer  verchauffen, 
ob  sie  wellent,  und  chain  gast  sol  hie  chainerlai  gewant 
veisneiden  und  dann  verchauffen.  Münchener  stadtrechlbuch 
von  1347  art.  324  Auer;  geste  di  up  deme  kophuse  stan 
met  schonen  gewande,  geven  islikc  von  der  stede  1  Schil- 
ling. Berliner  stadtbuch  15:  von  dem  guten  gewande  ...  von 
dem  grawen,  unde  wissen  hie  gemachtem  gewande.  Straszburger 
kaufhausordn.  von  1401  bei  Schmoli.eb  s.  21*  {Eheberg  1,5);  uf 
allem  gebirge,  dag  in  di  stat  gebort,  sal  niemant  kein  gewant 
veile  sniden  ane  gra  gewant.  Freiberger  stadtrecht  47,2  Ermisch; 
das  gra  gewant  Nürnberger  polizeiordn.  162,  s.  unten  sp.  5242; 
ausgenummen  grobes,  gewant  oder  welcherlei  forb  dag 
sei,  das  im  lande  gemachet  ist  zu  Peheim,  und  allerlai 
Polanisch  gewant.  Altprager  sludtrecht  (slatutarrecht  58)  39 
Röszler;  ouch  sullent  si  haben  dag  isen  d4  mit  man 
pfehten  sol  unde  me;7,en  die  eilen  .  . .  stab  ze  einvarwem 
gewande.  stadtrecht  von  Meran  17,  i.  d.  a.  6,427;  in  den  gademen 
uf  dem  koufbouse,  do  da;  geferwete  gewant  billich  ston  sol. 
Straszburger  kaufhausordn.  von  iAfii;  auch  namen  di  vurgenanten 
denzer,  so  manne  so  frauwen,  sich  ane,  dag  si  kein  rot  ge- 
want mochten  gesehen.  Limburger  chronik  64;  item  In  dem- 
selben jar  warf  de  stat  zu  Nuremberg  7  kleinat  auf  wol  bei 
on  2:50  guld.  wert:  ein  ochsen,  ein  pferd  [verdeckt  mit 
rotem  gewant]  ein  silbrein  pecher.  d.  städtechron.  1,388  (1434 


6241     GEWAND  (l.d  mt((«/AocAd.  —  paonus) 

Hürnhtrg);  in  (l«n  ieriUo  «o  w«  mit  vrendtn  gewsad«,  Id 
•i  dicke  of  dfinne,  b&isien  Coloe  vert  zA  msrte,  dat  he  die 
•tucl(e  üf  die  tianl/r  doiciie,  die  iem  blivrnt  «ao  aliulcbein 
vreindeii  gewandc,  niet  wieder  in  die  Hat  «an  Culne ...  brengen 
en  aal.  $tatut  ubtr  dat  vtrhalien  der  bürger  (mi— &i)  aeten 
sur  vtrfauuny  der  ttadi  Cöln  1,01,  ebtuio  2,  11»;  «ort  ao  eo  aal 
nieiiiuii,  lie  wuiie  binnen  der  aUt  of  darbuiaaen,  eghein  |»- 
Mant,  dal  bui«>eo  der  »tut  van  Coloe  gemaichi  wer«,  id  ai 
dicke  of  dAnne,  egrinre  wja  gelden,  zu  ineil«!  tu  vercoulTen 
binnen  der  atut  vun  Colne.  1,64:  e;  iit  auch  geaetzet,  dar 
kam  inentler  niht  mache  wandelbar  gewant,  rrn  buhe  e{  ao 
frünigebe  gcnincbet  alt  er  dun  b  rebl  aol.  Nürnkergtr  poliui- 
ordn.  161;  aurh  ban  wir  die  gewonlieid  da«  niman  uff  ge- 
(erwii  gurn  adir  ulY  gelerMete  wollen  ailir  uff  unbereid  gewand 
üben  adir  gebin  eiiiul.  gewohnlmlen  dtr  handvttkn  im  Frtnk- 
furt  (136.'))  bti  UüHMEB  rod.  dipl.  Munofrancofurtanut  e3&. 

fi)  viel  mehr  Ireltn  die  mit  dtm  trantport  und  dem  verkauf 
der  waare  tirkrtüpflrn  einteUmU»  in  dtn  tordtTgrund  der  Ver- 
bindungen. 

\))  daj  doi^aelb«  gewant  ua  den  ballen  geilagro  werde  und 
in  den  gadcmen  fcrköft.  Stra$tburgfT  kaufhau$ordn,  von  (tot 
bei  ScHMOLLBK  $,1\*,  V'il.  gewontbiillen  ebenda  (2i*)  u.».;  aooo  10 
feria  2  et  crastiiia  Martini  benk  man  ein  zu  Geiinbuaeii  ge- 
nant Cunzgin  Schatze  ein  melzeler,  der  batie  in  siiier  joi;)nt 
einen  ballen  mit  gt-wande  ufgeiuitteu  und  etlich  gewant 
daruudz  genommen,  b.  Kon  räch  Mer  geslorum  frankfurter 
cliron.  I,  197;  üem  »all  men  van  iedereni  pack  gewandiz,  dat 
durch  Coellne  gheit  ind  ein  tzeicben  van  dem  assijisenieiiter 
boilen  mois,  der  »tndt  ge«en  3  a.  aceite  v.  gewand  |l4b7)  aclen 
tur  virfasiung  der  itadl  Cöln  2, 63o  Stein;  ok  >al  mcn  nemen  . . . 
von  eme  pak  gevsandes  oder  von  eme  atuckc  gewandes  be- 
siegen 16  den.  Berliner  iladtbueh  13;  22  (Ach  iit  ein  lam 
gwaiitz,  24  den  machrn  ain  tflch,  4S  parch:int  ist  ain  fardel, 
18  eleo  ist  ain  parcbunt.  quelle  d4t  15.  jahrh.  bei  ScHMeuaa 
1*,  &S2;  item  einer  kaufTt  l  sanm  (jewantz  zA  hollen  ie  ein 
tAch  für  0  n.  rechenbuch  aut  dem  anfang  det  16.  jahrh.  6t*. 
vgU  Üteil  8,  ip.  I!>U9. 

2))  wir  —  sollen  geben  zu  Frankford  —  uf  di  missen  — 
Ton  deme  wagen  dee  geladen  ist  mit  gewande  vier  tuinose  zo 
geleitzgeld«  —  und  uszwendig  den  missen  von  deme  wogen  — 
ie  von  deme  doche  twene  iunge  haller  —  warwert  wir  — 
mit  uoaerm  gewande  durch'  ain  lant  faren.  vergl.  d.  ttadt  Lim- 
burg . . .  über  dat  geleit  (I3ö7)  bei  Ahnold  beitr.  tu  den  deutschen 
glostarien  47 ;  von  einem  wagen  mit  gewant  oder  mit  kauF- 
maiischaft  12  haller...  und  von  einem  karren,  der  gewant 
oder  kaiifmnnsrbaft  iregt,  der  gibt  6  b.-iller.  Nürnberger  politei- 
ordn.  vii;  item  in  der  selben  zit  zu  halpvasten  da  solden 
die  Niderlenschen  knuflude  mit  irme  gewande  uf  faren  in 
die  misse  zu  Frunkcnfurt.  Limburger  chronik  61;  item  ein  jar 
darnach  . . .  aolden  di  meisler  des  wollenhantwerkea  zu  Lim- 
purg  uf  di  misse  gen  Krankenftirt  faren  mit  ir  gewanden,   bb. 

:>))  erkCinfer  die  mit  dem  gewande  umbegont.  Strattburger 
kaupiautordn.  von  i4oi  frft  SciiMOLLKa  i.  21'«.  a. ;  sieit  ok  eonich 
gast  met  gewande  und  wil  des  nicht  sniden,  so  mennich 
gewand  he  vorkoppel,  von  i<^liken  vorkoftcn  gewande  gelt  he 
twe  pennige.  Beilinir  ttaJtbuch  t&;  alle  ...  konflüte,  die  ge- 
want veil  habent.  titrastburger  kaupiousordnung  von  1477  bei 
ScHMOLLKi  1.91  u.a.;  desgleichen  gewand  der  soll  man  auch 
keins  feill  habenn  es  saei  dann  genetz  und  geschornn. 
DaeTTWKiN  etslingisehe  ehrontk  69  DirkL 

4))  ist.  da;  ein  man  fiewanl  gibit  zu  anidene  einem  Schröter 
unde  intphuri  he  i^  im  . . .  da<  sullen  di  meistere  unde  di 
grwerkeu  zu  rechte  gelden.  Freiberger  ttadtrecht  47,  2,  ebento 
4.\4;  di  kouliule,  di  gewant  sniden  under  deme  koufbuse, 
di  hüben  ouch  eine  innunge  io  dem  kuufliuse  unde  anders 
nirgen  unde  also,  da;  niniant  kein  gewant  veilc  sniden  sal 
denne  in  der  hurger  koufbuse  zu  Vriberc.  47,  1  it.  a.;  ein 
burgcr,  der  gerichte  unde  voitrie  biit  in  uwir  slal,  mag  wol 
gewand  sniden  unde  hier  schencken  unde  ander  naruDge 
Iriben.  Magdeburger  fragen  1,2,  7,  ähnlich  1.  2,8;  v.irt  so  en  sal 
man  gein  vremde  gewant  an  ganizen  doicbcn  of  ;in  stucken 
doichen  in  die  zwei  huis  Orsburrb  ind  Kriechmart  of  in  einich 
ander  huis,  da  man  Colli  gewant  mit  offenen  vinsleren  anijdt, 
aelieo  noch  dainne  bebaldrn  mit  eincher  behentgeit.  (I34l — 6ü) 
aeUn  lur  rerfotiung dtr  ttadt  Cöln  1,64  Stein:  such  sei  wir  tu  rat 
worden  von  der  gewansneider  wegen  under  aneider:  das  kain 
snaider,  der  hanlnerk  treiwen  wil.  der  achol  kainerlai  gewunt 
nicht  schneiden.  AUpragtr  tladtreckt  [ttatutai  recht  ött|39  RöttUr; 


EWAND  (1,  d  miuelhochd.  —  panous)     5241 

dar  inn«  mac  alo  mso  lao«rb«lb«o  def  ftdeau«  babM  ?«ii« 
aarben,  swelber  kaode  er  wil,  und«  ••McrlMlk  •icki,  so«  die 
gewant  sneldent  von  haut,  die  rougrs  ir  fMrtnl  wol  lUr  krr 
auf  di«  peoke  setzen  für  ir  gadem.  Nur»b«r§tr  ftbttmim,  IM. 

(>))  von  gegebeoem  gewande  eine  soidcr.  gdilt  •!•  MM 
ain  gewant  eine  auider  tzu  macbine  . . .  b«r  atl  i*  i«  b*- 
waren.  d4»  «lU  kutmJMlu  recM  a,s,  abtUM  »,4. 

y)  im  dtn  abt»  beigArtkUet  bätgt*  k4t  mek  ttmt  ngi  b0- 
rührung  tmttchtn  dt*  btdiutungen  von  gewand  und  tucb  erfiira, 
in  ttnielnen  fMtn  tU  dtr  gtbrauek  gtradetu  tdentiuk.  ««M 
ober  machen  ttth  doch  mnteruhudt  t%  der  bedeutung  gelUnd,  leim 
gewand  alt  irr  retttr»,  tucb  ali  dtr  engen  begrtff  truknnL 
dieter  gegentatt  ut  veremuU  an  «m  veitehiedenkeit  der  vrter- 
techntk  gebuudrn,  titU  aber  m  der  wtehrtahl  der  (all*  tkn«  4ium 
momfal  auf. 

D)  tdenliiditT  gabrauck:  wer  ein  4Acb  kaffi,  wo  oder  •■ 
weihen  stellen  da;  ist,  es  ai«  verr«  oder  nube.  oder  dar»a 
er  teil  oder  gemein  bei,  der  sol  ea  veruugellen,  ale  vor* 
gescbriben  etat;  brehte  aber  er  da<  gewant  mit  bor  io  uneer 
stat  tu  Straasburg  und  fOre  ea  uaweodig  fOr,  so  soi  er  aber 
daj  ungelt  davon  geben.  Strasiburger  JtaM/kaaiortfo.  (I40l)  ^1 
biicaisc  1,5;  were  oucb  sache,  das  iemans  uf  dite  ordeounge 
gewand  inkoufie,  aollichs  mit  der  eleu  10  diser  etat  wider 
zA  verkoufen  und  uazuaniden  . . .  der  sol  und  mag  das  briogea 
für  die  drie  manne  . . .  und  wo  dann  erfunden  wurt,  4a»  du 
tSche  andere  isl,  dann  ea  von  rebt  ain  sol,  daruab  aOlloot 
dieselbeo  drie  dem  köufer  ...  ein  versigellen  scbio  ond  Ur- 
kunde geben.  Siratiburger  ttadtordn.  von  I49b  bti  Scoaoi  laa  1. 9». 

2))  ttcknticht  unttriehitdt  trettn  nawunlluk  im  dtr  »utmmmun' 
ttellung  der  beiden  nomtna  tu  tage:  vort  aoilen  amadoicb, 
mutzen,  bevereo  hoete  . . .  kiraduicb  iod  gewaotdoirb,  dat 
biebinnen  ganiz  verkouft  wirt  . . .  allit  gelden  van  100  marcfc 
I  marck.  acttn  lur  vtrfatnng  dtr  ttadt  CMn  {ntut  aeeut  99m  iJlt) 
2,  US  Stein  [klraey,  grobtt  iroUfiiwii^l. 

3))  engerer  und  reHertr  btgriff  schUehÜtin :  wer  der  iat,  dtr 
gewant  in  dem  koufbuse  koufet  . . .  der  sol  Jen  zoi  von 
ieglicbem  dAcb  von  beiden  benden  geben.  SfroJifrur^r  kauf- 
huutordn.  vom  1477  bti  ScaaoLLKB  s.  82  H.a.;  der  gewant  bar- 
bringet  . . .  waa  dAcb  er  do  oit  verkAfeL  ebenda  77  (4«ii/baiia- 
ordn.  von  1461).  dem  entsprechen  auch  untrruhiede  lai  tyntaktuektm 
gebrauch,  gewand  ist  hier  durchaus  tingulatttantum ,  vdkrend 
tucb  häufiger  in  den  plural  geutit  isL  andererseits  wird  gewand 
ohne  aitikel  eingeführt  oder  mit  dem  gtneratisiertnden  dtmou- 
stratir,  vährend  tuch,  wo  et  im  tingular  ertchttnt,  dat  indefinituwt 
und  dhnltcAe  formen  aniieht:  item  der  czol  v<>m  gew;iade  und 
wie  uf  Bartholomei  und  uf  Hedwigis  ist  halb  de'«  closters 
und  halb  der  ftirsten.  tehöpptnbuch  des  kretsgenehlt  tu  Trebnitt 
(1410)  cod.  dipl.  Silttiae  i.ihi;  de»  mügen  aie  ain  tuocb  oder 
iner  vercbauffen,  ob  sie  wellent,  und  cbain  gast  aol  hie 
chainerlai  gewant  veraneiden  und  dann  vercbauffen:  e;  mag 
ain  purger  wol  ain  tuoch  chaoffen  von  den  gesteo,  da<  er  laa 
selben  oder  seiner  bausfrauen  und  sein  chinden  wil  ansneidon 
oder  seinen  freunten  mit  im  le  gemein  lan.  Münrhrntr  stodt- 
recht  (l,:'.24)  l2&/f.  Auer;  von  dem  growen  unde  wissen  b.e  ge- 
mähtem gewande.  wer  hie  gemäht  dAeh  koft,  sie  simt  wis  oder 
growe  wifelinge  oder  herwer  . . .  der  git  von  ledern  tArhe  •  ^ 
Strassburger  kaußiiusordn.  von  1401  bti  ScMaoiLia  s.21*:  e«  sint 
auch  maslere  geseizet  Ober  daa  gra  gewant  in  scnt  Sebolde« 
pfarre  und  in  sende  Laurencien  pfarre.  die  babeot  darüber 
gesworn  ze  den  heligeo,  dai;  ai  saln  bewaro,  dag  man  di« 
grawen  tuch  wQrck  in  der  breite  and  in  der  dicke  walk«  al« 
vor  zwaintzig  jaren.  Klimbtrgtr  fbstmdn.  itl:  die  geavore« 
strigere  aAelen  sweren  zu  den  beiligeo,  di«  doicbe  reicht  z« 
strichen  ...  ind  ai  soelen  neinen  van  deoM  gaatM«  aehar- 
lacben  einen  haWen  gülden,  van  deme  laofto  4oick«  t*«a« 
aide  groisscn  ind  van  deme  kürten  eines  al4«a  groiaaoa. 
item  van  deme  strivrden  scbarlarhen  2  aide  groisseo  \ui  iitt 
ze  verstain  van  gewande  van  Brahant  md  van  Vlaendareo. 
vort  van  anderen  gewande,  wo  dat  gemaicht  ia,  sal  mco 
nemen  van  eime  doiche,  dat  beneden  20  gülden  gegoldeo 
wirt,  einen  halven  alden  groisacn.  tid.  4.  gtttkrtrtntn  ttrtitktr 
(1350 — 60)  acttn  tur  vtrfastung  dtr  ttait  CUm  2,25  Stein:  von 
dem  gAten  gewande.  w^r  ein  tAcb  von  Mecbel  koft  od«r  ver- 
kofl.  Strasiburger  knupiaMSvrdn.  res  1401  ict  ScaaoLi  la  s.  21*. 

4))  tut  vfdltrtr  tiU  ist  dteter  gtfrmst»  in  ttkarftr  nusfrdfung 
btle^:  de  bant  (wand)  tAch,  «i»  tläck  Itinwand  eon  aar« 
^rissra  Mass«.  ScaaiLLBa  2',940l. 

8)  gtgtm  loiowand  (Itnwat)  itl  gewand   t»  iitttm  tfrtck- 

J2U* 


5243     GEWAND  (1,  e  annäherung  an  gewaete) 

gebrauch  deutlich  und  bestimmt  abgegrenzt:  vort  wiert  sacbe, 
dal  einich  burger  of  wiit  einicber  kunne  guel  verkoiifte  in 
sinie  buise  od'  Hesse  verkouiCTen,  die  gilt  is  marck  zo  boessen, 
id  si  gewant  off  lynwait  off  so  wat  zo  dieme  kouifbuisse 
geboirt  unden  ind  oIvcd.  ordinancien  vom  kaufhause  (1370 — 90) 
actett  zur  Verfassung  der  stadl  Cöln  2,47  Stein;  ist  es  aber,  das 
sie  ballen  in  Lainperten  über  berg  füren  mit  gewand,  rein 
linwot,  arras,  bösen,  birrotel  und  desglicben.  Straszburger 
kaufhausordn,  von  1477  bei  Schholler  s.  86.  vgl.:  Arras  und 
alle;  dünne;  gewant,  fuotertuocb,  leinintuocb.  Münchener  stadt- 
recht 324  Auer. 

e)  dagegen  erweitert  sich  der  bedeutungsumfang  in  der  traditio- 
nellen Zusammenstellung  mit  anderen  colleclivbegrifftn  :  di  burger 
in  Vriberc  mugen  koufcn  mit  iotigem  silbere  alli;,  da/,  si 
wollen,  gewant,  bli,  win,  ros.  Freiberger  stadtrecht  6,16;  item 
gewant  ind  alle  andere  koufmanschaf  sal  man  niemen  van 
deme  wane  viere  junge  balier  tzo  tolle,  ordinancie  v.  zoll-  und 
wvggeld  (1370 — 90)  aclen  zur  Verfassung  der  Stadt  Cöln  2,55  Siein; 
in  dem  iersten  dat  eine  wane  sal  gelden  3  wijsse  pennincge, 
de  last  bait  geladen  van  «ijne,  van  wollen,  van  gewaende 
off  van  gude  van  gewicbte.  Verpachtung  des  Stadipfennigs  (1390) 
ebenda  71. 

e)  dem  entgegen  wird  gewand  tu  der  spräche  der  poesie  durch 
die  bedentungen  gekennzeichnet,  die  sich  an  wat,  gewaete  als 
maszgebend  erwiesen  haben,  in  ihnen  liegt  auch  der  ausgangspunkt 
für  die  neuhochdeutsche  Verwendung  von  gewand.  unabhängig  von 
dieser  beeinflussung  durch  gewa;le  lassen  sich  nicht  viele  gebrauchs- 
formen  des  wertes  hier  belet/en,  am  ehesten  einige  composita, 
vielleicht  auch  einige  vereinzelte  Zeugnisse  für  das  simplex.  die 
belege  für  die  bedeutungsgemeinschaft  mit  gewaete  führen  weil 
zurück:  die  genesis  und  das  Rolandslied  sind  nach  allen  richlungen 
ergiebig,  während  andere  wie  der  könig  Rother  nicht  ganz  sichere 
beispiele  bieten,  im  Nibelungenlied  sind  beide  substantiva  con- 
currenzformen ,  die  mehr  vom  reim  «ni  versmasz  als  von  be- 
stimmten festen  verbindangeti  abgesloszen  oder  angezogen  werden ; 
bei  Hartmann  v.  Äuii  und  ebenso  bei  Wolfbam  läszt  sich  im  reim- 
gebrauch ein  allmähliches  zurücktreten  des  Substantivs  wat  beob- 
achten, vgl.  ZwiERZiNA  beobachtungen  zum  reimgebrauch  Harl- 
manns  und  Wolframs,  vgl.  Panzer  zeitschr.  d.  phil.  33, 130. 

«)  Verwendungen,  die  dem  kreist  von  wat,  gewagte  unabhängig 
gegenüber  stehen. 

1)1  unter  den  gebrauchsformen  des  einfachen  Wortes  sind  mehrere, 
die  sich  nicht  unmittelbar  an  Verwendungen  von  wat,  gewaete 
anlehnen;  einige  von  diesen  lassen  sich  mit  gröszerer  oder  ge- 
ringerer Wahrscheinlichkeit  mittelbar  darauf  zurückführen. 

üj)  eines  tages  wart  ej  gewar. 

do  ei  .seines  gebetes  ulilac. 
da;  stoub  ür  dem  biiae  lac. 
do  iiam  ej  schone;  gewant. 
unt  wischet  e;  harte  leise.    Jüdel  130,24  Hahn; 
ein  gast,  den  bat  mir  got  gesant. 

wä  ist  er? 

dort,  man  snidet  im  gewant. 

H.  V.  Ems  d.  gute  Gerhard  4195. 
^))  er  va{{ot  sin  olbenten  mit  allem  gewante, 

5f  sum  sajjete  er  wip  uude  chiut. 

genesis  61,4  bicmer  {Wiener  handuchr.:  mit 
sinen  gwanien  fundgruben  2, 45, 24;; 
init  wibe  ioch  mit  gwande 
für  er  ze  Lgipte  laude,       fundgruben  2,30,5, 
c))      sinem  vater  er  sande       schaz  mit  gewande, 

zeben  esel  er  ladete        mit  allem  des  er  habete. 

genesis  100,7  Diemer,  vul.  fundgruben 
(Wiener  handschr.)  2,77,7; 
Rachel  unde  Lie       die  sprachen  beide 
sine  wielten  niuhtes       ir  vater  götes, 
gewandes  noch  schajjes      noch  deheiner  slahte  nutgies. 
60,23  (erbes  uude  scatzes  luiidijruben  2,4ö,  I9j; 

dd  sie  daj  vingerlin  gesach, 

dö  ii;  sie  man  uude  laut, 

beide  schaz  uude  gewant 

und  alli;;  da;  sie  i  genan. 

EiLUAHD  V,  Obergb  Tristronl  932S  Lichtenslein . 

be  gar  met  williger  bant 

skai,  ros  end  gewant, 

Evander  der  rike,    Ybldkkb  l':neide  62B6  Behaghel ; 

er  machte  eine  wirtschaTt 

sinen  liuten  mit  gröj^er  kraft. 

er  gap  in  schätz  und  gewant. 

herzog  Ernst  4895  Bartsch; 
Til  manic  soumxre  müeliche  truoc, 
das  ir  hovegesinde  brähte  von  dem  lande, 
der  gienc  bi  ir  lüscut  geladen  mit  schätze  unde  mit  ge- 
wande.       iuidrun  12,4; 

die  gkim  formd  in  132,4.  422,4; 


GEWAND  (1,  e  annäherung  an  gewaele)     5244 

dö  wart  der  vogt  von  Rine        da  von  vil  ungemuot, 
das  s'  versprechen  wollen        so  riches  kiiniges  guot: 
dö  muosten  si  enphähen        sin  golt  und  sin  gewant, 
dai  si  mit  in  fuorten       sit  in  Etzelen  lant, 

Niiicl.  1430,3  Lachmanni 
gang  als  in  des  hordes  gaden, 
da  der  schaz  inne  lit, 
unt  trag'  ber  üi  in  der  zit 
gewant,  silber  unde  swert. 

der  Busant  2S3,  s.  v,  d.  Hagen  gesamlabenteuer 
1, 345, 

d})     dö  hie;  sin  vater  Sigemunt       künden  sinen  man, 
er  wolde  höchgeziie        mit  lieben  friunden  hän. 
diu  macre  mau  dö  fuorte        in  ander  künege  lant. 
den  fremden  unde  den  künden     gap  er  ros  unde  gewant. 

...    Nibel.  2S,  4  Lachmann, 

ebenso  1414,2.  264,4.  ebenso  Kudrun  350  Symons.  vgl.  1902,3 
s6  bei;  ich  dir  geben  ...  von  rossen  und  von  kleidern  aliej 
da;  du  wil;  vgl.  Grihh  schenken  und  geben  lS9//°.; 

'wä  sint  die  vriunde  min, 
die  durch  mine  iiebe  wellent       eilende  sin? 
die  suln  mit  mir  riten       in  der  Hiunen  lant: 
die  uemen  schätz  minen       und  koufen  ros  unt  euch  go- 
waut.'       Nibel.  1222,4  Lachmann; 

und  alle;  iwer  gesinde.       swa;  ir  in  da;  lant 
habt  mit  iu  gefüeret,       ross  und  ouch  gewant, 
dem  shalfe  ich  sölhe  huote       da;  sin  niht  wirt  verlorn. 
1598,6  (ross  Silber  unt  gewant  C); 

die  da  von  vremeden  erben       kömen  zuo  dem  lande, 
der  wären  tüsent  beide.        die  zierde  er  wol  mit  rosso 
und  mit  gewande.    KuUrun  175,4  iigmons; 

man  sach  dar  hoven  wider  strit 
manigen  dorch  der  minuen  gelt 
de  geziemeret  uf  datz  velt 
(luanien  utz  manigen  riehen 
de  dar  miidichliciien 
gaven  ros  und  gewant. 

ÜBRTUOLD  v,  lloLLB,  Cvatie  3C5, 
teitschr.  f.  d.  att.  1,88; 
kein  ander  underscbeide 
an  ir  bilden  wart  erkant 
wan  da;  ir  pfei  t  und  ir  gevant 
ein  ander  wären  ungelich, 

Konrao  V,  WÜKZBUHG  Engelhard  4Q0; 

nu  gie  Jovinianus  doch  auj  dem  wajger  und  vant  weder 
gewant  noch  ros  ...  ich  ge  zu  im.  der  gibt  mir  gewant  und 
ein  ander  ros.  gesta  Romanorum  55  Keller. 

e))      dö  nähte  in  ir  reise       ze  den  Borgenden  dan. 
umb  si  begunde  sorgen        wip  unde  man, 
ob  si  immer  komen  sohlen        beim  wider  in  ir  lant. 
die  beide  in  bie;en  soumen       beide  wäfen  und  gewant, 
Nibel.  68,4  Laclimann. 
f})     dö  bie;  man  den  gesten        tragen  üf  den  sant 
in  dem  vride  Uageoen        ir  sp!se  und  ir  gewant, 
da;  si  di  ruowen  selten        ze  vierzehen  tagen, 
die  stolzen  pilgerine       muosteu  im  des  gnäde  sagen, 
hudrun  160,2  Symons; 
ber  gebot  einen  kamerercn, 
die  truric  dar  kTimen  weren, 
da;  man  in  gewant  unde  spise  gebe. 

Trierer  Sylvester  114  u.  «.,  «1;/.  sp.  5249. 

2))  unter  den  Zusammensetzungen  mit  gewand  nehmen  die- 
jenigen unsere  aufmerksamkeit  in  anspruch,  die  sich  der  Verbindung 
mit  wat,  gewaete  ganz  entziehen  oder  erst  nachträglich  er- 
schlieszen. 

a))  voran  steht  kramgewant,  das  unmittelbar  auf  die  Ver- 
wendungen zurückführt,  die  sich  uns  als  die  ursprünglichen  beim 
grundwort  ergeben  haben: 

unde  schouwet  min  kramgewant, 
BÖ  vore  wir  si  in  da;  diu  lant. 

könig  Bolher  3077; 
lasz  mir  also  berciden, 
als  ich  dich  will  bescheiden, 
einen  krame  vil  riehen  .  . . 
eme  wart  ein  kavin,  als  er  hatte  gereit, 
von  bentscbuwen  und  kramgewant, 
damidde  er  für  in  dem  laud. 
MoiollT  der  verstalte  sich 
mit  gewande  wonderlich. 

Salman  u.  Morotf  S,  1723  bei  v.  d.  Hagen; 
nu  beeret  von  Obien  sagn. 
diu  bot  ir  ba;;cs  genuoc 
Gäwän,  dern  äne  schulde  truoc: 
si  wolt  im  werben  schände. 
einen  garzün  si  saude 
hin  ze  Gäwän,  da  der  sa;: 
si  sprach  'nu  vräge  in  fürba; 
ob  diu  ors  veile  sin, 
und  ob  in  sinen  soumschrin 
lige  Inder  werde;  kramgewant. 
wir  frowen  koulenz  al  zehant.' 

Vanival  860, 15,  ebenso  563, 12.  616, 16.  623, 25, 


i 


ir  «iih  ilar  an  geJaoken, 
icb  wil  deli«ii)en  lueren. 
ar  »i  ouch  ein  edel  rluer 


i 


5245     GKVVANI)  (1,0  annäherung  an  gewcte) 

vgl.  daiu  die  beltgi  au$  dtr  rechti-ipiacht:  die  creiiier  haben 
ouch  eine  iniiuiige,  uitu  dar  nimunl  kein  craiiigeweiit  ancb 
kramerie  «eile  »al  babeu  io  Vriberc,  be  gewioa«  ulr«al  ir 
iiiDUDge  mit  lirizik  •cbilllDgeo.  Frithtrgtr  ttadlritktao(«af.Vt,  l), 
il/iniie/i  Münehener  ilaJlrtcht  (7,  •(«)  2iM  Aurr,  AUfft^tr  $ltit- 
i«e/i((i/a<u<arr«c/if  &H)3^  RöuUr;  da/,  i»t  deu  uiaiil  dals  ZwiMlii 
...von  dem  säum  iwa;  «in  roa  treit,  r;  sei  wacba,  amer, 
aweia  oder  gewaot  4  pfenn.  vuo  dem  tauin,  ej  »ei  itiaaio  oder 
wolleiD  oder  beut,  pfeffcr  oder  cbramgewaut,  iwa;  irukben 
ist,  geil  man  I3  pfeon.  (urborum  Hamvanat  tnftnorn)  monuw. 
Üotea  16,467;  es  sol  aucb  oieoiant  mit  Ulerii  uocb  tnil  kruiu- 
gewaDt  vor  der  kireben  sIen ;  docb  inugeo  die  (eurer  ir  krüm- 
gewaol  um  hala  tragen  am  marckt  und  andertbalbeo  in  der 
hlut  und  oit  vor  der  kireben.  aut  Munchmer  kandtchr.  btt 
ScHMüLLaR  2*,  04t.  du  vtrbindung  mit  wal  ul  hur  ertt  ipdt 
und  nur  aui  dem  rtiinir  belegt,  vgl.  kramwit  Huco  v.  Taiaaaac 
renner  lOü.sO. 

b))  nicht  $0  gekldrt  üt  das  verkiUnii  der  eoneurrenxforwun  in 
den  Verbindungen  wtcgewant,  sturmgeMunt  u.  a. 

slurmgew;int  steht  ulUrdings  nur  mit  iturm  gezouwe,  stürm 
getiuc  i»  Wettbewerb;  sturmgewaite  ist  nur  in  »artanten  belegt : 
ir  liebte^  tturniKtwele  da^  «louflen  sl  d6  an.  Ortntt  381, 1 
(und^r«  le$ait  stürm  gewunte).  aber  du  bildung  Idtit  sieh  überhäuft 
erst  in  den  jüngeren  gediditen  der  heldentage  nachweisen: 

d6  sprscli  dar  [..amparta      mir  iii  elu  Iroum  belisni. 
vll  lieber  ksmoraiie,      du  l«riuo  mir  uiia  aiurngewant. 

Orimi  "iJ.'i, 

ebenso  &&0,1.  Alphartt  tod  i2\,y  Wolfdietrick  iü.  Lorengel  174,4 
(leitschr.  f.  d.  all.  15,311).  Sigenol  tuo.  Scuadi  «.  a.; 

A  n&men  vil  der  roste  und  ander  siumgewaoU 

OrtHÜ  479, 1 ; 
Ir  beide,  itl  Remanl. 
od  er  liabe  aiurmfewaot, 
oder  rllter«  gen6{; 
mir  euvolgt  detieinar.      itt  lu  ein  vioger  lilu|. 

45,2.  ileulickethelienbuch'i,^,  rhnsit  Wolldietrick  i\i,'l. 

früher  beieugl  ist  dagegen  wtcgewaol,  und  diesem  steht  wiederum 
wtcgewcte  lur  seite: 

«owar  die  bArreo  liinio  rietin, 

di  rietin  lieTen  allis  mite 

in  ere  nictigewöie.       ktuig  Hotker  875. 

tgl.  auch  die  conjectur  Rüca^ars  1003:  «tcgewite  für  wtcgewere; 

die  beide  uf  tpruogen 
dat  gotes  top  tl  »ungen. 
tl  tlulTeo  In  wiges  gewate. 

Hotaiid*lied  204,35  Crimm. 

dagegen   ist    gewani    durcA  den  reim  gesichert  in  rin^r  anderen 

stelle  des  könig  Rotlier  : 

d6  watend«  aicb  Atpritu, 

unde  xweir  riiar  lottam 

aluffen  in  er  wicgewant. 

iu  was  lit  deme  aiorme  harte  lieb.       26!i2. 

(fatit  rgU:    &  dar  mau«  vollen  gerie,  man  sacb  wol  Bewifeal  siiu 
den  inellen  videlrre.       deu  heim  er  är  geuaot: 
lo  tiirliclier  varwe        waa  siu  wicgewant: 
er  bani  oucb  lelme  actiafte       ein  leicben  da{  waa  r6u 
Aibt'J.  1j;K>,3  Lackmann,  ebenso  2254,3; 

ik  sprach  Wate  der  wlae:      '»6  traget  ti{  üfden  sant 
tchill  und«  wipeu       und  iuwer  wicgewant. 
tuoi  luch  »elbe  unmQaiic,       die  kneiiie  bettet  dienen, 
diu  loa  aol  mau  baneken.      Ir  bai(et  baltperge  und  belma 

riemen. 
ob  Iuwer  etrilcham       dai  kleit  niht  rehte  »iti, 
dat  >uo  dem  wipen  geboeret.       tö  babei  de«  minaa  rit; 
•(  liSt  min  vrou  Hilde        vOnf  hundert  brünna 
mit  uns  ber  getendet;       die  geben  wir  dar  guoteo  ritter 

kOnna. 
kuirun  1140,3  .^vmom«,  ebeuto  I3*«,3:  tut.  auck 
Bilerolf  100,  ebenso  334».  0586.  8319. 

mil  atrtt  sind  neben  »trttgewaat  «ucA  die  tfbindunyen  atril- 
gewvle   und   slrllkieil  belegt  [wgl  auch  alHtltcli  gewaot  A'iM. 

^■"«^)-  di  *ÖD  di  «cbrin  sua  sagli, 

da«  Saul  Ulvld  an  tita 
vil  gar  ^iD  stritgewAla, 
und  einen  heim  4rin 
alurst  er  üf  da(  houbt  sin.     N.  v.  JiRoscam  3979; 

das  arschrikrn  die  beiden  alle  sAr, 
in  wart  von  den  bauen  ger. 
grOxia  nöi  wart  In  bekam, 
lie  lallen  an  ir  »trltgawauu 

OswütUs  leben  3114  EUmnUer; 
aie  lugan  ab«  Ir  striigawant 
«ud  vielea  kriu(wi8  Or  aa(  lanl. 

1719,  ebtmo  UM.  1701; 


GEWAND  (1,0  annäherung  an  gtwmU)     5246 

dö  ««aog  or  aba  die  koitan.  und  Hat  sie  vailes  ao  da«  graa. 
sA  rebia  wOnoaaclieba  dar  mouicb  gaw4p«al  was. 
was  iragaol  ir  undar  dan  bo*aa7  sprach  or  Uiliabraat 
daa  lue«  i«b.  lieber  kmodar,  «1b  alug  tiriigawaut. 

ä.  io»ei>t»rtoH  b7u  W,  Httmm,  r<>««M  Imuhh  1701  üefcadr. 

mit  kämpf  >tt  nur  kampfwat  btltgt  Uiaara  St4,&;  ebenso  tUkt 
dem  oben  betprothenen  bergewvie  ketne  oerbindung  mit  gewaui 
lur  Ml«.  Iseowit  {»oretHuU  laaokleit)  ondtrertnt»  kalt  dem 
belegen  für  tsaofewant  du  möge  {tgl.  mkd,  mb,  I,  TM*,  ••4*. 
Laiaa  1, 14M,  14&7,  14M): 

d4  lialaa  unde  glaagea 
maoe  »ardar  man  la  Isamstit 
daa  wart  4k  g*luni  Ir  l<rSi 
mit  irateB  uod  mit  kiulaa. 

WokrsAa  Port.  ^t>,t  u.  o.t 
DU  brioe  mir  bar  vil  baldo 
miD  ros.  mio  isangwant. 
wan  icb  muog  aioar  frouvaa 
rtmao  diu  Isat.     KBaaaaaaa  Miaaas.  ft^d.  9,30. 
vll  achiara  bribter  ima  nk 
•in  ros  und  ain  Isaagwaat 

HAaTBtaa  v.  Aaa  Imein  900. 

(6(aio   Ere$  W>b.  3400.    Wiaar  v.  GaivEHaeac    Wigoloit  um. 

il.  V.  0.  TOsLiH  kröne  I&11&.  Eracüut  MOO  Od/.  NlitMABT 
V.  HiuEiiTHAL  M*,  70  äeins : 

dö  wlpnt  er  sieb  varbolaa 

unda  truoe  varslolDa 

undar  dar  wAi  iId  Isaagwaot. 

tliaTBANa  V.  Ana  Ereo  )M9; 

e;  enaol  auch  oieman  (urba|  aaf  aoaar  toidincb  fflro  ann- 
brost,  spar,  . ..  verborgeo  bot  noch  debaio  eisengwant  (l2»&). 
monwiB.  Wütelsbaunsia  l&S. 

stabelual  erscheint  in  oarianltn  det  Wolfdieiriek  neben  aUbcU 
gewant,  daneben  ist  auch  stabeikleil  belegt,  vfi.  Laxai  3,  113». 
dazu  vgL:  er  fuorta  ein  «lehatio  gewaot. 

dsi  lüiar  als  ein  ipiagal  schein. 

KoaaAB  r.  WBauoaa  turmti  *•■  Bmnüuit  09; 
«6a»fO  Trojanrrkritif  3073  heiter; 

Hector  dar  bete  an  sieh  geiio 
von  stabalringan  ein  gawaot: 
dat  ba>le,  dat  i*  ''■rt  arkaot 
Ober  al  des  Isndes  craii.       3703. 

IB  diesen  Verbindungen  entfalten  beide  eoneurrenxforwun  soeeol  du 
coUectiobedeutung  ausrüstung  als  auch  die  indmdualuurenie  oon 
kleiduogaatOck,  ohru  dasi  sscii  jeweils  fesltlelUn  Uetse,  vb  gevtand 
durch  gewcte  in  duse  verlnndungen  und  oerweudmmgr»  fettftm 
wurde  oder  umgekehrt,  manche  latsem  tick  amt  dar  iHkiUudi§an 
entuickelung  beider  worle  sugleith  erklären,  m*d  im  talektr  t#- 
rührung  liegt  tuUeieht  der  ausgangspunkt  des  ganun  prost$$a$ 
der  verdiingung  ton  gewcte  durch  gewaod. 

S))  das  gleiche  gilt  auch  für  die  foiftudtn  im  tns*mmenkang 
mü  den  letsien  compostlis  stekenden  tarhinimufeu,  dt»  Wenfalls 
sum«ul  dem  worte  gewaod  torbchalten  timd: 

dd  gab  ar  Gunih4reD,        dem  heida  lobelieb, 
dat  ****'  >ruoc  mit  4ren        der  edel  künic  rieb, 
twia  »alten  er  gAba  aophiange,       alo  wSTanlicb  gawaai. 
Xibel.  1634,3  UUm«uj 
ir  klala  aO  dA  slAten 
Ib  dat  rrftmada  lanu 
sio  trOgea  riiarllcb  gawaal 
alle  aalicba. 

sie  voran  varmeuallcb«.       kimig  Ketker  m-, 
aiD  vatrr  biet  im  sleraa       sia  riiarllcb  t**>al* 
di  mil  ar  woldo  rUmeo       dag  Slgmundas  laoi: 
und  ir  vll  liebten  bruncja       die  wardao  aucb  beratt. 
und  ir  vasta  balmaa.       Ir  scbilde  scbaaa«  aad«  broil. 
Si'jtl.  07.1  l.mtitmannt 
dat  awan  tat  aia  riiarllcb  fawaal. 
it  ibaat  wol  la  iwar  baat. 
Holeimäelied  SM«  GrüiM  itarUMe  A:  waBI); 
dA  scbuttaa  sl  die  Hr«       mit  krarte  vaa  dar  baat 
durb  die  vasian  acbllla       Af  liabtag  ir  gavani. 
dat  die  girttaagan       bAba  drviaa  draa. 

NikeL  197»,  3,  a*«iM«  432.0.  433.4; 
d*  Dam  der  barra  Dialricb       aalba  ein  («waat; 
im  bair.  dat  «r  sieb  waraaL       dar  alle  Uildabraai. 

d.  SAotuu^a  a«i  X241.1  LacfcaMaa; 
'wir  soldaa  ungavaDgao       wol  rümca  dita  laDi*. 
spracb  sia  bruedar  lisgaoa,       'bat  wir  dag  aawant 
dar  wir  la  nU  badurfaa.       und  diu  »wen  vll  gnei, 
tO  wurde  wol  gstaorui     dar  acbooen  fronaraa  CMirmaoi'. 
42::.  2,  ekanm  433,  X 

ß)  termeiidun§t%,  die  tkä  an  du  geirautksfarmen  non  iral, 
gewcte  anitkbttuu  iasse». 

I))  imnerkaik  der  tmmfatitimu 

a)\  die  um fasstndart  htd«»tmu§  fn  wat,  gewcte  tritt  ta 
etnttimen  tatbtnd^nfen  wü  liawalj  betlevrat  dnUitk  lumr^  se 


5247     GEWAND  (l,e  in  Verbindungen  von  gewaele)      GEWAND  (l,e  in  Verbindungen  von  gewaete)     5248 

erweitert  sich  in  einer  Wortverbindung  wie  sateles  gewaete  (Parz. 
530,  30)  zu  dem  allgemeinsten  begriff  von  ausriistung. 

für  linwat  ist  schon  oben  aus  dem  Variantenapparat  zu  Iwein  3455 
die  lesart  lingewant  beigebracht  worden,  aus  der  früheren  zeit 
läizt  sich  nur  linwat  oder  liiiin  gewanl  belegen,  die  form 
lingewant  gehört  der  Übergangszeit  an  und  taucht  auch  in  der 
rechtssprache  erst  später  auf:  nocl)  ist  nianchir  bände  lileinote. 
(las  dortzu  gehöret  (zu  den  gerälschaften ,  die  die  frau  erbt). 
alleine  en  benumete  ich  is  sunderllchen  nicht,  alsc  borsten, 
scheren,  spigele  und  alle  lingewant  ungesneten.  d.  alle  kul- 
mische recht  4,50  Leman;  swenne  ain  frowe  oder  man  ain 
tohter  hin  ze  manne  gibt,  der  schol  man  me  niht  geben 
loingewandes  denne  ain  rockelein  und  ain  mursnitz  und 
liemde  swie  vil  man  wil.  Nürnberger  poliieiordn.  60  Baader, 
zu  bettgewand  vgl.: 

ich  wil  iu  kurzlicheii  sagen, 

des  ricbes  fiouwe  «ait  getragen 

in  des  allen  wibes  hus  zebanu 

man  legte  ir  bettcgewant 

üf  die  erden  zuo  der  gluot. 

Eraclius  3962  (3740)  Graf; 

got  den  tüvelen  vorhiuc, 

daj  si  mit  sam  dem  bet  in  üf 

böge  vüriin  iu  di  luT  . . . 

daj  er  begonde  schrien 

Dach  huire  an  Marien  .  .  . 

zuhanl  der  tüvil  in  vailin  li; 

unvorsärit  in  ein  brüch,  — 

want  sin  Marie  hatte  rüch  . . . 

.  .  .  want  al  da^  bettegewant 

man  noch  dort  in  dem  briiche  vant. 

N.  T.  Jkroschii«  26040. 

vgl.  lectisternium  bettegewant  in  den  späteren  vocabularien.  in 
den  gleichen  bedeutunyszusammenhang  gehörte  auch  kistengevvand 
{lintea  cistalia,  quae  cista  clauduntur):  allij  dacz  czu  hergewete 
und  czu  kistengewende  gehont,  urk.  von  1403  6«  Haltaus  1091. 
b))  dem  entgegen  prägt  sich  der  engste  begriff  in  den  Ver- 
bindungen aus,  die  die  bekleidung  eines  einzelnen  körpertheils 
näher   kennzeichnen,    vgl.  ahd.  ahsalgiwati,   peinkiwati  Gbaff 

1,  741/f.,  m/id.  beinwat,  niderwal  u.a.: 

ir  hüete  unde  ir  beingewant 
daj  stuont  wol  nach  ir  rehle. 
die  selben  gotes  knehte 
die  truogen  an  ir  scbeiikeleu 
linhosen,  die  obe  ir  eukelen 
wol  einer  bende  erwunden, 
näh  an  ir  bein  gebunden. 

GoTTKHiKO  V.  Stbaszburg  Tristan  2636; 
so  kument  mine  vriunt,  bringeiit  min  kampfes  wat; 
min  bein  gewant  da;  sint  zwen'  sek  nilu  wol  geuat, 
min  wapen  rok  ein  linin  tuocb  von  kranker  tat. 

Hbgenbogs,  «.  V.  D.  Uagen  mitines.  3, 346* ; 
ebenso  Liturin  181  MüLlenhoff; 

beingewant  bei  Kömgshofek  137  Schilter;  painwappen  oder 
paingewande,    crurarele.    vocab.  von  1482.     vgl.  Lexer  1,  leo. 

vgl.  armwäpen: 

der  abbet  unt  der  münicb  gie 
zuo  einem  üure  an  ir  gemach, 
also  schiere  da^  geschach, 
man  zöch  in  abo  sä  zcbant 
ir  scbuohe  unde  ir  obergewant. 

der  manch  und  die  yänslein  68,  teitschr.  f.  d, 
iilt.  8,98; 

wenn  ouch  ain  frow  von  tod  abgät,  so  sol  aiueni  bischoff 
ze  val  werden  das  bebt  bett  . . .  und  ainem  keikr  das  best 
ober  gewand  und  under  gewand,  als  si  an  hochzitlichen  tagen 
ze  kilchen  gut,  iettweder  gewand  ains.  öfnung  v.  Laufen  bei 
Gbimh  weisth.  1,6; 

und  künt  ich  uch  betüten 

80  sprach  ich  das  der  wuri'el  wer 

ein  üieb  und  ein  rober 

wann  er  sezt  mangen  in  sin  nlder  gewant 

«0  tut  er  aim  ain  ander  schaut 

er  l'romt  mangen  erstochen 

der  würl'ei  hat  zerbrochen. 

d->.r  Würfel  25,  liedersaal  3,231; 

dri  junckHowen  spunueu  garn 

zuo  aiue{  müuchej  nider  gewant. 

b]jruch'jeäicht  113,  ebenda  564; 

und  zoch  sich  in  herren  Cünen  hus  u;  untz  in  sin  nider 
gewand,  und  in  sin  hemede.  urkundenbuch  d.  stadt  Freiburg  i.  B. 

2,  63  Schreiber ; 

G&vvän  die  wunden  verbant, 
mit  der  frouwen  boubtgewant.        Part,  507,22; 
diu  manbeit  sprach  'ich  wil  den  zagen 
von  mir  in  einen  wcber  jagen 
der  sitzet  stxte  an  scbamguwunt; 
da  bi  sin  zugclieit  ixt  erkant. 
Seifrieä  Uetbting  7,793,  s.zeitschr.f.d.all.4,lbl. 


i!azu  vgl.  die  zusammenfassende  bcdculuiig  leibsgewand:  von 
des  leibes  gewandt  Wiener  arzncihandschr.  bei  i.UxvvT  (Wiener 
sitz.-ber.  71)  s.  456. 

c))  die  glicäerung  nach  schnitt  und  form  wird  auch  durch 
andere  Verbindungen  erzielt,  vgl.:  stirbt  ain  gotzhus  man  ... 
aines  herren  amptman  werdent  die  besten  hosen,  kapp  und 
gürtelgewand.  öfnung  v.  Wiesendangen  [Uli)  bei  Gkimm  weisth. 
1, 140.  ebenso  vgl.  l,  106.  4, 4üS  u.  o.  s.  sp.  5255.  namentlich  ge- 
hören hieher  Zusammensetzungen,  die  den  anlasz  kennzeichnen, 
hei  dem  das  kleidungsslück  getragen  wird,  oder  die  den  träger  nach 
geschlecht,  beruf  oder  stand  näher  bestimnun.  vgl.  ahd.  carwat 
{veste  lugubri),  diucwat  {toga),  wibgiwali  (muliebri)  Graff  1,  741. 
dieser  bedcutungsverengerung  geht  andererseits  ein  coUectives 
moment  zur  seitv,  indem  der  begriff  alles  wesentliche  umfaszt, 
was  zu  der  betreffenden  ort  der  kleidung  gehört: 

von  bejjerm  pirsgew«te        hoit  icli  nie  gcsagen. 
einen  roc  swarz  phellin        such  man  in  tragen, 
und  einen  huot  von  zobele,        der  riebe  was  geniioc. 
bei  wa{  er  borten       an  sime  korbx>re  truoc. 

mhel.  893, 1 ; 
allej  min  gewaite        wil  ich  mit  mir  tragen, 
den  ger  zuo  dem  schilde        und  min  pirsgewant.    916,3; 

dai  raiiej  er  also  liden 
und  daj  im  sin  rennegewant, 
so  er  lil'  den  buhuri  rant, 
würd  ein  altc^  plahenväch. 

Snifricd  Helbling  8,323; 
di  nü  vor  gr6;er  huote  megen, 
die   sulen  balde  ir  beste;  vireiacgewani  anlegen. 

NeiDUABT  v.  Rf.uentiial  3,14  Heinz; 
zehant  huob  sich  Reinhart 
vil  wunderliche  dräte 
in  sine  kemenäie 
und  nam  sin  bovegevvant 
da{  allerbeste,  da;  er  drinne  vant. 
,    „  „  keineke  fuchs  1817  Reiszenberger. 

vgl.  auch  Schmelleb  2"',  941; 

diu  kuneginne  Larie 

gie  do  mit  der  wirtin. 

ir  kaniergcwant  truc  man  in, 

und  entliit  den  heirant. 

WiRNiv.  Gravknsbebg  Wiqnloif  114()0. 

ähnlich  Eilhart  v.  Ouerge  Tristrant  Uli  ff .  (s.  oben).  Parz.  353,8, 
ebenso  669,  5 ; 

achcig  somere  di  nam  her 

zu  der  kuuinginnen  nameu 

di  gecelt  und  camer  gewant  trougen.  ' 

Ulr.  V.  D.  TÜRLiN   Wilhelm  126'; 

dö  diu  künegin  ir  reisegewant 

ab  gezöch  unt  sich  gebaut, 

si  kom  als  e;  ir  wol  gezam: 

Feirelij  an  einer  lür  si  nam.        Parz.  807,88, 

ganz  ähnlich  Pleier  Meleranz  10845  Bartsch.  H.  v.  d.  Türlin 
kröne  21289.  Ulr.  v.  d.  Türlin  Wilhelm  105*.  Pleier  Garel.  13, 144 
Zingerle,  s.  Wiener  sitz.-ber.  50,517; 

und  ist  ir  ernest  ah  mir, 
zwäre  so  vinden  wir 
beide  etlichen  list 
der  uns  nütze  dar  zuo  ist, 
swie  uns  scheiden  driu  lant, 
da;  uns  niener  nahtgewaut 
noch  so  vil  so  ein  hemdo 
nach  dirre  langen  fremde 
underwilen  scheide. 

Hartmann  v.  Aue  2.  Iiiichleiu  660; 

ir  witewelich  gwant  si  da  verlie.  ...  unde  leil  ir  brutgwanl 
ane.  jüngere  Judith,  Diemer  161,12; 

Gotelint  vlös  ir  briutegcwant. 

bi  einem  züne  man  si  vant 

in  vil  swacher  küste.       meier  Helmbrechl  1631 ; 

ich  sül  die  messe  singen, 
mir  sül  so  wol  gelingen, 
als  ich  da;  mcssegewant 
an  mich  gelege,  i\a%  ich  zehant 
der  buocb  ein  wiser  meisler  si. 

((.  j'/fl/fe  Amis  1419,  ebenso  1461. 

vgl.  auch  buch  der  rügen  1189  (zeitschr.  f.  d.  alt.  2,79);  dar  nach, 
6  der  priester  da;  messgewant  abziech,  schol  er  die  stain 
segenen.  Megenbekg  buch  d.  natur  472.  M.  Beheim  buch  v.  d. 
Wienern  105, 26.  ebenso  in  den  Nürnberger  polizeiordn.  322 ;  im 
stadtrecht  von  Heran  20  (zeitschr.  f.  d.  alt.  6,  429);  in  einer  schles. 
Urkunde  von  1381  (cod.  dipl.  Silesiae  2,  179)  u.  a.: 

da  sprach  er  zu  der  frawen  'sei  dir  lieb  das  kindelein, 
so  behalt  (es)  untz  au  sein  alter  das  taufl'gewante  sein, 
ich  wil  dir  sagen,  l'rawe,  was  im  darvon  geschieht, 
und  sei  dir  lieb  das  kindelein,  so  verleuse  das  gewant  nicht. 
Wolfdietrich  28  b«i  Uagen  iieldenbuch  1,76; 


5249     GEWAND  (1 , 0  tti  Verwendungen  von  gewvtc)      GEWAND  (1 . «  umfasiender  betriff:  kleidung)     5250 


i 


m»  li  ouch  Jiinite  w«*i«bara. 

kiiuar  vruiiwaa  klndtr  vunl. 

(Ion  nmla  it  \r  doiifg«wsol 

iiilt  ir  lelbd  liend«.        UtiinbHk  iXi"^. 

d))  am  lelltniten  sind  in  der  dllertn  uit  compoiUa.  in  tlenfn 

dir  ituff  gekennuichnft  wird: 

d«a  rillerii  gnp  man  guliipwanl. 

lliiKiicH  r.  Nki  iTtar   ipollon.  tlV>: 

kür«ea   oder  kflrtcbengewand,  peUkleiduog.  eo<i.  ('r-n    *' i 

un$ü.    9yL  ScimiiiLlt  7^0(l.     datu  rgL: 

dar  nl  dl«  Toraten  rike 

ftivaii  vollikfl, 
inr  |rK«llch  inpi  tinrn  linni, 
ddra  pollin  cawant 
toda  roa  end«  «kai, 
allvar  eiida  lolirai, 
mi^le  anda  raTlia, 
palle  ende  »aniita 
gaii«  «Inda  onRonkrAiIrn  .  .  . 

llaiNBiCN  V.  ViLDKiB  t^nei'lf  I3IH4  HrlniqheL 

t))  auiurhalb  der  eomposition  übericiegt  die  umfauendert  ht- 
deutung,  jedoch  weniger  in  dem  weiteren  tmn«  von  tunriUliini; 
ah  in  dem  engeren  von  kleiHiing.  fharokteristiteh  itt,  wie  neA 
dit  eoneiirrent  twisehrn  gewand  und  kleid  hier  in  dem  ver- 
tehiedenartigen  gebrauch  drr  numeri  äutiert,  rährend  die  iwisehen 
jewand  und  gewcte  an  den  einen  numerus  des  tingulart  ge- 
bunden bleibt: 

ob  ir  dc.i  gort.  Ich  hän  gewaol, 

tiat  al  ilor  Fraiitoi^ar  Um 

nilit  mac  RrihiKm  bcu*''  *'^' 

denn  lu  min  hani  ic  aeben  b&t. 

W.  y.  KucniitatCH  WUtehalm  137,17  Laekman»; 

da  ar  alsiii  wart  pecilar«! 
mit  clalüern  iitul  mit  gewandt 
ao  hiib  er  aicli  Ton  dem  lande. 

Salm»n  un-i  itorolf  %^^Vi/f.  bei 
T.  ».  litciH  a.  a.,  I.  u.t 
'nü  fleh  mich  an.  w|a  Ich  »lan, 
und  wat  ich  KPwaiiiei  an  mir  bin, 
dag  merk  In  üinrm  miioi.' 
»pracb  *ant  Peter  der  giiot. 
Ich  mg  In  was  er  an  truoc. 
atn  klrldar  wurn  Tremil  Kcnnoc. 

J.  RxiiiL  wellckronik  )S372 : 
von  dannen  kArt«n  wir  dO  ti 
bin  an  den  »alben  ttunden 
di  wir  den  kOnec  runden, 
drm  was  mfi  vlita  wol  bareil 
vil  edel  kicit  und  angelelt 
wa«  im  mit  winlen  »In  gewnnt. 
fil  wol  irh  in  bekleidet  vant 
von  naroii  und  baldekln, 
von  lobel  und  vnn  hermln. 

K.  V.  Eaa  il.  (tut«  Gerhnrd  4473. 

a))  allgemeintUr  begriff:  vorrat  Ton  kleidern.   *gl.  gencte  in: 

er  hieun„Reban  wv|;ene        vil  wol  geladene, 

da   man  of  nVie  wip        mit  ir  chinden  unda  andir  Irgeainde 

dar  lA  Ir  goirvie        unde  alll{  dai  «i  hxlen 

dai  gebot  er  lebant        bringen  in  Cgipten  lanl. 

genf$is  99,31  IHemer,  ähnlich  kaiferekronik  tISSS. 

<id:it  rgl. :         owl,  wie  gerne  Ich  noch  riete, 
dar  man  die  boten  liete 
ritfn  hin  lA  lande 
ande  Tan«de  kI  mit  gewande; 
aulicher  »lachte  ii;  wAre, 
dat  man  en  mocliia  glven  mit  iren. 

wild«  mir  »olgen,  **'"»  «•'*"'  «'«  = 

baaende  dO  dine  holden, 

halt  ai  vauen  mit  gewande 

dam  alrebasien  da{  man  vinde  im  lande. 

VretetntUt  27  Sdude: 
Ir  kiele  wArent  wol  geladen, 
ah  wir  da;  tiut.tch  buoch  hirran  aafaa, 
mit  spt«  und  ouch  gewande. 
alt  ai  at  wolten  fOeren  gen  JArutal^m  tao  laado. 

OreHdel  447  Urrytr.  •«/.  aadk  q».  St44: 
diu  roa  gesoran  wlran       Sigmunde*  mau. 
ala  »I  wolden  riten        te  Miblnnge  lant: 
a|  wa«  i\r  gesouniel        al  der  rerken  genant. 

M'fl.  Itm,4  Lachmannt 
dA  biet  man  In  behalten        allei  Ir  gawant. 
die  beuten  hcrherge        man  »uohi«,  die  man  vant, 
Sifrldes  knchien:        man  Mhuof  in  gnot  gemarh.      117,1; 

man  schuor  in  herberge        and  behialt  in  ir  gewanu    491,1; 

ton  de«  wirio»  gadema        kleider  man  d&  truoc. 

allen  die  ir  gerten,        d^n  gap  man  ir  genuoc. 

dar  luo  gap   man   In  »rhilde        und   ro»  ron  Trlando. 

diu  edele  kiiniginna    tierta  ouch  vil  der  vrouwen  mit  gawande. 

(1  gap  wol  tO«rnt  wiben        b«rlirhe  wtl 

uiide  vil  den  meiden,       d«|  kiodaa  rahia  »ili. 

Kmirmn  40,4  w.  «, 


in  dUitn  bedeutunftkreü  ftkört faifnde ifrttMwMkduterbindung : 

voo  Oalarricb  dam  karras  «ia 
tcbad  und  la>iar  bla  gaacbiklt 
t  da(  ir  die  gl^en  ganlii, 
langet  4  dia  Ungar  hlal 
ao  dar  barl»«i(  da|  gawanL 

Urraaaa  rrtmribrMitt  n44l. 

b))  Ha  9t$4mtheit  de$ten,  mtt  ftmsmi  am  nek  Irtffl.  iitter 
liegriff  mird  nur  uUm  pmtlie  »uigefrigL  wfi  dn  tetemuUrm 
beleg  für  gewale: 

Ah  man  ilia  iaecha  anbani.  In  de*  iungaaiea  taccka  ma*  la  fant. 

Pf  flen  bi  dar  baot.  la  doch  ainlana  bant. 

er  cbod,  foo  rebian  iculden  »Ina*  barraa  aealcb  m&ao  ala. 

allei  Ire  gewaia  li  larten.  vil  parmicblleban  crbarliaa 

'ao  wA  un»  wanigeo  dat  ut  cbom  Baulamin'. 

f«M«i>  #7.M  Moffmm-m,  e*«M«  Difmrr  fc.l. 

ouch  wat  er  habalAa  4k  gar. 
ar  bet  »Ich  nibt  gawarnat  dar: 
iraud  in  kom  diu  ralaa  gihaa  aa, 
ala  icli  iu  dl  vor  geaagai  ban. 
ar  het  dA  nihi  m4ra 
(dat  bekumbert  la  dd  »4re) 
waa  dat  pbtrt  und  am  gewanL 

liiaTat«*!  V.  Ana  Srt»  MI: 
Trittan  der  nam  In  an  die  baut, 
tlo  bereittcban  uada  tin  gewant. 
dat  wat.  alt  et  dd  mobta  tia, 
ein  vil  armat  rockelin 
llatchaban  unde  verthttaa 
wt  unda  wA  leritien: 
dat  truoc  er  Ane  mantal  an. 
diu  kleider.  diu  der  guole  maa 

under  ilaem  rocke  truoc.  

diu  wArao  armaelicb  gaaaa«.        Triataa  Mt7. 

fiel  häufiger  giebt  tu  teUker  auifrätuuf  itt  •afctfa*  mtmnt 
anlast,  wenn  du  kleiäung  abgestreift,  abgeurrt  wird  *im  Mar- 
kaupt  mangelt: 

voo  diten  ttrengea  tacban 

muo«  ar  durch  not  erwachen. 

im  twlizien  Adern  tinde  bein. 

der  tag  ouch  durcb  diu  vpn.irr  »cbaia. 

dA  sprach  er  'wA  wk  >ini  diu  kini. 

dat  li  Ilia  vor  mir  mht  «int? 

war  toi  mir  biaiea  mSn  gewant?' 

Wotraia  fVir«.  14»,  14: 
da  beguada  ar  tieh  achaaian 
dat  ar  gewandet  nibi  hat  ana. 

«r<i«»M  14,11  Üiemen 
to  »ich  Lutiirer  verma«t 
da{  er  Ober  got  woli  «in 
do  bett  er  ocb  der  hell  pin 
och  her  Adam  tlunt  ta  bant 
do  er  tändat  an  gewanL    lte<iersaal  1,  '>3  LttAerg; 
ai  aprach:  merck.  waa  ich  dir  tag. 
dat  pild.  10  ich  an  mir  trag  . . . 
da  main  ich  liebe  mit  .  .  . 
noch  mar  gebt  mir  dat  pildettUAr 
und  aagt.  durch  welliche  aubantawr 
tragt  ir  die  lieb  on  claider? 
ai  aprach:  da  woni  si  leider 
ia  meinem  tinn  nackent  und  plaai  . . . 
darumb  trag  ich  ti  an  genaniii. 

Cl.  IIÄTtLaai!«  l*»4trkm€k  t.CS,  IM; 
Iher  keiter  biet  Ib  tcendea, 
pinien  sine  henda 
mit  kctenen  uat  mit  inuorea 
biet  er  ia  aalt  ima  fgorea. 
that  cowaat  ala  lata  A|  aloanaa. 
tbai  hAr  ala  Ima  aaraaftea. 

JUIearftiiW  «IIS  •srtacA; 
Jnacbtrran  tael  aad  alht  ta  lat 
maneger  im  dar  albar  tpranc: 
ti  ea>chaohieB  baia,  diu  wiren  blaac 
oucb  tocb  im  aar  gewaadea  aka 
maoec  wol  geboraer  knaba. 

Woi^ta  hra.14S.l7: 
mir  nnd  minaa  wika 
idch  er  ab  dem  übe 
uoaer  beider  gewaat.       wuler  Btimbratkt  IMt 

(agL  Easan.  t.  EaroiT  Heinrick  «.  ämmifumit  sm:  ai«  lAck  A; 
ir  gawtle):      „  ^„^i,  ,,.  ,|„  „„^  ^g,  „|,, 

aad  larta  aba  tia  gcwaai. 
dai  er  wart  blAt  tam  ein  kaat. 

iltaTBtn*  V.  An  tmeim  ttK; 
der  edel  vOrtle  ilaMrt  rieb 

Jie  barrtiot.  wüllfa  te  IScb  .  .  . 
er  kitcboir  .  .  .  a^ack  .  .  . 
ad  »i  in  dat  ta  booga  gegrbca, 
dat  ir  varaiaaBcbe  lebet  .  .  . 
luot  lack  Ot  4eB  fawande: 
dat  kabe  wir  an  ia  ackaa4«. 

Umi  m.  Kea/Ier  199,11 

(rfL  pwhmal  in,  93:  Agalba  wart  gaaacliet  blo;  von  •Ilem 
inne  gewete). 


5251     GEWAND  (l,e  kleulung,  äuszereersclieinung)       GEWAND  (I,  e  Verbindung  mit  adjecliven)      5252 


e))  tn  positiiier  Verwendung  ist  der  utr) fassende  begriff  meist  auf 

das  beschränkt,    was  man  von  der  kleidnng  am  menschen  sieht, 

also  die  oberkleider.     xu  gewa>te  vgl: 

do  Rüben  zfi  der  gr&be  chom        und  er  in  nilu  inolite  vinden, 

sin  gewaeie  er  zarie.     genesis 'i6,ii  Diemer  (ebenso  fttudijr.)  u.a. 

zu  gewant  vgl.: 

an  dem  sibenden  morgen        ze  Wjimz  üf  den  sanl 

riten  die  vil  küenen.        allej  ir  gewant 

was  Ton  röteme  golde,        ir  gereite  woi  getan. 

iSibel.  72,2; 
sin  gewant  ich  alle;  nun  enkan 
gemerlien,  wai;  er  an  triioc, 
wan  ei  was  rieh  genuoc, 
für  war  ich  daj  sprechen  mac. 

i.  EniKüL  wellchronik  25384; 

under  dem  stein  ligt  ein  stein,  auf  dern  das  gewant  Christi 
geteilt  und  gelost  ist  worden.  Mcffel  beschreibung  d.  stadt 
Rom  14. 

d))  in  dieser  riclitung  verallgemeinert  sich  und  verblaszt  der 
begriff  zur  kennzeichnung  der  äuszeren  erscheinung  einer  person. 
zu  wol,  gewa-'te  vgl.: 

sin  tohter  Dina.    diu  ne  beite  neheine  wile. 
si  scouwete  in  dem  lande, 
wi  deu  wip  ir  gewate  stalten. 

hücher  Mosif  30, 12  Diemer; 
dö  kom  der  küene  Voikßr,        ein  edel  spilman, 
zuo  der  hovereise        mit  drizec  siner  man: 
die    beten   sölech  gewsete,        ej  mölite  ein  künic  tragen, 
das  c  zen  Hiunen  wolte,        daj  hiej  er  Gunthere  sagen. 
Nihel.  1416,3  Lachmann; 
vor  ziien  ward  der  hoff  erdacht, 
das  man  groszen  adel  volbracht 
an  wirdi  und  ritterlicher  tat, 
wie  ainr  kam  in  siner  wat. 
bat  er  sich  ritterlich  gehalten, 
so  ward  er  weder  geslagen  noch  geschalten. 

geistlich  spiel  v.  S.  Meinrads  leben  und 
vgl.  gewant  in:  sterben  7775  Hall  Morel; 

nü  stant  öf,  herre  Constantln, 
und  inifä  wir  dise  geste. 
we  gerne  ich  da?  wiste, 
wannen  sie  kuinen  wören. 
ir  gewant  ist  seltsene.       könig  Rottier  255; 
•daj  tuon  ich',  sprach  Hngne:      zeinem  vensterer  dö  gie, 
sin  ougen  er  da  wenken      zno  din  gesten  lie. 
wol  behagte  im  ir  g^verte      und  ouch  ir  gewant: 
si  wären  im  vil  vremde     in  der  Burgunden  lant. 

t^ibcl.  85,3.  vi/l.  <>3, 2  Lachmann; 

einen  er  im  schiffe  sach: 
der  bRt  an  im  alsolch  gewant, 
ob  im  dienden  •lliu  lant, 
daj  ej  niht  be?jer  mölite  sin. 
gel'urrlert  sin  huot  was  pfäwin. 

Wolfram  Parz.  225,9; 

manc  unpeTelschet  frouwen  vel 

man  da  bi  röten  münden  sach, 

ob  Kyöt  die  wärheit  sprach. 

rlttr  und  frouwen  truogn  gewant, 

niht  gesniten  in  eime  laut; 

wibe  gebende,  nider,  hoch, 

als  ei  nach  ir  lantwise  zöch.        776,1t; 
gerne  mugt  ir  hoeren  wie  die  dörper  sint  gekleidet:  üppeclich 

ist  ir  gewant. 
enge  rocke  tragent  si  und  enge  schaperüne. 

Neithart  49",  42  Keim; 

nach  der  ungehorsam 

wart  das  wip  und  Adam 

mit  zweien  rocken  angeleit, 

domiite  sü  gott  bekleit. 

die  rocke  worent  vellin. 

es  mochte  do  nit  weher  gesin, 

wanne  ich  wene,  in  ture  weren 

nodeln  und  scheren, 

vadem  und  vingerhut. 

dOTon  must  sü  duncken  gut 

das  selbe  unreht  gewant 

das  gott  andett  mit  siner  haut 

dem  man  und  dem  wibe 

(u  decken  ir  schäme  an  irem  übe. 

LuTwiN  Adam  u.  Eva  744; 

nu  wisset  doch  daj,  daj  Rüal 

swie  unhovebeere 

gewandeshalp  er  wsre 

er  was  iedoch  lewäre 

an  übe  und  an  gebäre 

Tollekomen  unde  rieh. 

Gottfried  v.  Straszbi'rg  Tristan  4028; 

ouch  was  er  an  gewande 

gelich  hcrrn  Tristande. 

Tristan  als  mönch  925  Paul; 

ow4,  herre,  ir  spottet  min; 

da;  sult  ir  billlch  läjen  sin  .  ,  . 

die  ßdbeim  tragent  ir  gewant, 

als  Sit  ist  in  Bdheimlant, 

die  Sahsen  und  die  i*ölän 

trageot  ouch  gewant  an.    Seiffied  Helblingl.liS; 


ich  wolte,  swer  in  Uslerlant 
ti'üBg  nach  ü^heim  sit  g:ewant, 
swes  in  viagte  ein  biderb  man, 
dai;  er  spraech  'nie  roszmie  pan', 
und  mit  sineni  munde 
nilit  anders  reden  künde; 
und  wer  in  dem  lande  snite 
gwant,  nach  der  l'öläne  siie 
(ia^  dem  sin  här  waare  gescliorn 
hoch  lif  vür  diu  örn, 
da;  sohl  im  nimer  wahsen; 
unJ^swer  nach  den  Sahsen 
in    Osterriche^gewandes  pllang, 
da;    im    diu   Österspräche  gelirg. 


S.'Z'^ff. 


e))  bet  dem  umfassenden  begriff  sind  es  auch  meist  nur  all- 
gemein gehaltene  epitheta,  die  in  der  form  des  adjectivs,  vereinzelt 
auch  eines  substantivischen  genetivs,  zum  Substantiv  treten. 

«))  gelegentlich  kennzeichnet  das  adjeetiv  den  Stoff  oder  die 
färbe  der  kleidung.    vgl.  oben  die  composita: 

üf  rillte  sich  der  wigant. 

dö  was  sin  linin  gewant 

nach  wunden  unde  haniaschvar. 

zuo  zim  was  gelcget  dar 

hemde  und  bruoch  von  b'ickeram; 

den  wehsei  er  do  gerne  nam, 

unt  eine  garnasch  märderin 

des  selben  ein  kürsenlin, 

WoLFBA«  l^art.  588,12; 
du  {Most'n)  kündest  nimmer  lieber  sin 
einer  küniginne  .  .  . 
ich  sneit  dir  sidlniu  gwant 
da;  beste  da;  ich  veil  vant. 

J.  Rnieil  weltchrnnik  7249; 
bieten 
herin  gwant  an.    so  si  ze  gotes  dienste  solden  gan. 
jüngere  Judith,  s.  Diehkr  ged.  d.  11.  u.  M.jakih.  143,3, 

vjl.  herin  gewete  ttn  passional  58,  22  Köpke,  ebenso  bei  Veldbkb 
Eneide  13184  Behaghel; 

der  sun  hie;  balde  springen 
sin  fuchsin  gewant  im  bringen,  .  .  . 
bemde,  schuhe  und  underkleit, 
sin  gewant  er  im  an  leit. 

der  Kozzc  G'i.i  ff.,  Knloctner  codex  174. 
des  dritten  morgens  do  man  sanc, 
und  vor  der  kirchen  was  gedranc, 
und  die  sune  ze  kirchen  wolden  gan, 
do  sahen  sie  den  vater  stan, 
in  wiltwerkinem  gewant.        C95,  ebenda  175; 
der  risz  herr  Dieterich  nam 
der  fürst  im  unter  die  Achsen  kam 
doch  wolt  ers  nicht  verscblaffen 
er  schriet  im  durch  sein  hörnen  gwand 
da  bliit  ran  im  in  die  handt 
der  risz  der  schrei  laut  wallen. 

Siyenoi  99  Scliaile,  ebenso  70; 
ich  wei;  si  in  allen  gaben        choiiflüte  sahen: 
si  flirten  mislich  gwant,       si  wollen  ze  Egipte  lande. 
gcnesis  lundgruben  2,54,32,  ebenso  bei  Uii-mer; 

als  ein  iuncherre  von  liove  vert.  heime  wil  varn.  so  treit 
er  gerne  zerliowen  gewant  wij  und  rot.  under  ein  ander 
^-esniten.  daj  stet  gar  wol  bei  ein  ander,  predigtbruchslück 
(13.  jahrh.),  s.  Strauch  zeilschr.  f.  d.  alt.  41,369; 

diu  junge  küniginne       vroelicher  nie 
wider   morgen  wart  gekleidet       mit  liehtem  ir  gewande. 
KtKirun  3S5, 3  Synions. 
ß))  spärlicher  sind  die  adjectivn,  die  auf  den  stand  oder  beruf 
des  trägers  hinweisen ,   hier  treten  natürlich  auch  substantivische 
ijenetive  zur  teile,    schon  fi:ir  gewxle  liegen  dafür  belege  vor :  dti^ 
engelische  gewfite.  Heinrich  u.  Kunigunde  1924  Bechstein  (vgl.  auch 
unten  sp.  5254);  der  bCiliute  gewete.  kaiserchron.  4789; 
er  tet  sich  der  werlde  abe. 
er  Ixit  an  gseistlich  giwant. 

Tnugdalna  {Halm,  grd.  il.  12.  i(.  ii.jaltrh.  45, 1); 
wa;  sol  münichen  wertlich  gewant. 

der  Meisner  bii  v.  d.  IIagbn  3,  lOS'; 
die  der  obristen  ere. 
under  der  phaffheeit  solden  phlegen. 
den  da;  vingerl.    unt  der  stap  ist  geben, 
um  ander  vil.  bezspichenlicb  gewant. 
da  von  si  bischof  sint  genant. 
ze  den  ist  da;  recht  enzwa>i. 

V.  d.  tötet  gehügede  59. 
y))    unter    den    sonstigen    adjectivverbindungen    nehmen    die 
rühmenden    epitheta    den   breitesten    räum  ein,  sie  sind  vielfach 
auch   schon    neben    gewajte  belegt,     dagegen  sind  andere  kenn- 
zeichnende  beiworte  spärlich  belegt. 

l)))    im  enmac  geholfen  niht  sin  hovelich  gewant. 

Neiduabt  V.  nguRNTHAt  53,76  Keim; 
dö  si  an  geleiten        ir  wunderlich  gewant, 
dö  sageien  sim  rcbte        die  rei^^e  in  Etzelen  iant. 

Mbet,  1478,3  Lachmann; 


5253      GEWaND  (t,0  rerbindung  mit  adjeriii^en)      UKW \üb  (\,e  engerer  begiiff:  [ile'iiüogMtiick)    5254 


nAch  den  hürgtiallen        «tri  bou  tSt  ■•••ai, 

ob  *i  wolilen  •clioutt«a        nli»«{  |r  |«wtnt.       So '.  - 

»wenn  irli  den  trcnca  «ach  ilt  vor 

mli  kuubtrliclien  owlan  iln  .  .  . 

»ö  gap  leb  roll  mlncr  haoi 

•(••woniio  «In  all  gawaat. 

Htiooir  V.  Ka«,  d,  gut»  G*rkmr4  MC; 

bin  lel  er  illii  rlrhfii  kl«lt 

und  4clilri  ticb  von  ilein  landa 

Olli  üdrnigan  gawnnd«. 

IltaTatfiN  V.  Aca  Cregiutui  iliO. 

3)))  tu  guol  gewKl«  rgl.  genttU  43,15  Ditmer.     iutm  vgl.: 

Joteph  h|pt  •**  aaboiia  •charo. 
•r  «hioldal  in  niU  gAiam  gawaiide. 

fifiutit  H,i  Uitmrr; 
Ich  «vll  dait  bare  griven  Igallch 
tweir  rltor  hdrilcli, 
dia  alla  lA  giU  gewant  bavan 
dat  wir  Ana  laatar  Tor  alu  kuninc  mugin  iragan. 
käin'j  Holher  131  j 
d6  wart  \\t,  dan  ichrtnan        gaiiiocbai  guoi  gawanu 
awa|  man  in  der  valilr        der  guoien  w;fte  vanl, 
dia  bouge  mit  dm  borien.       da{  irat  in  tII  berall. 
(leb  liari«  rilerllcha        maolc  wcilichlu  melt. 

Nihil.  275,4  Uultmanii,  rh0ii%o  34%  17.  533,2. 
Kuilrun  319,2, 
daK  Ich  lelba  vierda        te  vier  tagen  trage 
ie  drier  bände  klalder       und  aJMi  Kuot  gawaot 
doi  wir  Ana  »ihande       rämeii  l'rünhilda  ianl. 

a&l,3,  ebni'u  ri«2,3.  1700,1-, 
norh  gap  man  bie  den  beiden       vll  batar  gewani 
denoe  tf  le  gelrüegen        noch  bS  allen  Ir  lagen.     065,0; 
dö  der  berr  von  Ir  gle, 
diu  frou  leil  und  loru  gevia. 
al  «prach:  Moftes.  liebet  kini. 
din  irlu  lil  gen  mir  worden  blint !  .  ,  . 
leb  gap  dir  gwani  i\i  rolnero  «cbriu, 
dai  bell,  dai  ie  man  Bctruoc. 

J.  k.iiKKi.  »fllchroiiik  7034; 
kuite  erdenket  ir  ein;,  morgen  erdenket  ir  ein  ander;,  alse 
ie  einer  einen  iteniuwen  fiint  vindcl,  den  niüe/,eiit  aie  danne 
alle  Tersuuchen.  und  ir  geltet  etewenne  einem  alse  Til  ze 
lAne,  der  iu  da;  guolc  gewant  ze  hadern  machet,  alse  iuch 
da;  gewaot  dA  kostet,  oder  halb  als  vi).  Ubrthold  t.  Keckns- 
lURC  prtdigttn  I,  390  Pfeiffer. 

S)))  den  verbiftiJungfn  cunicilch  gewiclR  {kaiserchronik  790*i 
Schröder.  A.  v.  Halbemtaot  16,  34o)  und  irlicbe  gewiMe  Orendel 
477  steht  für  gewant  nur  die  reich  belegte  Verbindung  mit  hörlkh 
gegenüber : 

durch  ir  kimle  liebe        biet  *•  bereiten  klelu 
dA  mite  wärt  geiierel       vi!  nouwe  unde  raeit 
uud  TU  der  jungen  recken       0{  Uurgonden  Inni. 
il   hiei  ouch  vil  den  fiemd«        brOeven  hOiliuh  gewani. 
Mhel.  263,  4  l.mliiniinn. 
tbenso  73,  4.  348,  8.  445,4.  721,4  u.  a. ;  Arlich  genant  80,  3  Lüch- 
mann   {gegen  h^rlicb    bei  Zarncke  und  Bartseh),    ebenso  207,  2. 
4)))  reiche  wat  Laurin  ITO:  Schade,     daxu  vgl.: 

dO  kom  der  wirt  des  iandes       und  oucli  »Sn  acbuene  «ip 
mit  ricbero  gawande       gezierat  wa*  ir  lip. 

iVibW.  17'J8,1  LacAmann; 

diu  «int  cloider  der  leb  gnuoe 

in  mime  iroume  dicke  iruoc. 

ichn  aihe  hie  nienicn  dea  »i  sin: 

ich  bodarr  ir  wol:  nü  n\nti  ouch  mSn. 

nä  wat  ob  dislu  «am  tuont? 

alt  dai  mir  t  s6  wol  stuoni 

Iq  mtme  irouma  rieb  gawani. 

ll*aT«*SM  ».  Aüi /»ei«  3593; 

dO  ar  le  bove  gie, 

dar  hartog  in  anphio 

und  die  berren  betuodar, 

ai  nam  des  michei  wunder, 

von  wann  im  na-r«  ge«nni 

dat  sA  riche  gewant.  UrroiAa  reimcfcroaiA  43M0: 
vil  knecht  und  meide  haben  . . .  reicbea  gewandes  und  allerlei 
ander  habe  beuser  und  kielen  vol.  ackermann  mu$  BOkmen  54 
Knieschfk. 

M))  de  waren  ti  ungehorsam. 

worden  bedlu  enaant. 

ein  wunechlich  giwaot. 

hei  io  der  tiTol  ab  geiogan. 

•r  hat  slu  bediu  sampi  betrogen. 

ein  fowanl  köstlich        '»ev^gt  17.70  lUhn; 

mit  grsmtda  wol  besiegen 

biet  er  im  dar  tragen.    Urroata  reimchrm».  ATüOO; 
der  ehunicb  gebot       da|  man  im  brabi  den  man  tAl 
uode   in   badet  schiere.       gecbleideien  in  gewani  liara. 

tfrncjM  84,6  Hirmer; 
dö  sprach  der  künic  Günther      Trouwe,  Ich  will  iu  sagen. 
w  r  mftejon  mirhel  sorge      bi  h«hrae  muoie  tragen, 
wir  wellen  hObsoben  ritan      verre  in  Hrrmdiu  Ianl: 
wir  soiden  luo  der  reise      haben  liarlich  gewaab' 

AfiM.  M5,A  L«dkm«Ha. 


IT. 


f))  ipärlteh  nur  i*t  der  ewgtre  htgnff,  in  bedtutmng  kleiduog»- 
lUck  beltj/t,    »Utk  dk  ad)tctuffrbmdum§n  n»d  m  wrgUick  tm 
den  oben  (if.  bU^)  htiff€ke*tn  etmp«$ttu  kifr  menig  taklrrkk: 
•le  gana  des  gbnal  i«  bam 
Ober  ir  obar*ia{  gawaai 
und  gie  In  dem  palat 
wider  und  vOr. 

llaiMBicM  V.  ».  TCaua  AraM  WH  (WO 

dagegen    üherwiegen    terktndungtm    mtl  dtm  ftuttak 

mährend  das  d/monstraltt  turütksteht. 
«))  XU  gewvl«  VfL: 

aioci  brfidir  gawvta 

dat  •'  behalten  ha-ta. 

da(  biet  «i  in  an  Uken. 

den  lip  wol  bedccben.       9—fi>  4«,lt  Mtmir. 
tfdiM  vgl.:         diu  State  comohie  In  nibi  gescbcbea 

dat  sl  bxten  besehen 

wa(  in  dem  veue  wäre. 

dat  waa  In  aber  unm»ra: 

wan  sl  bAten  de«  gedAbi. 

ad  all  le  bOa«  b»lea  brAbI, 

aA  aacban  sl  mit  gaaacb« 

Ir  fuodane  sache. 

sl  würfen  drOber  ir  gawani 

uud  xugao  vaala  an  d»t  laoi. 

llaaTaAMi«  v.  Aca  Grtgtriut  975; 

d4  Nt  er  sl  Of  lu  baut 

and  uam  sl  uodor  ain  gawaai. 

SiaOTi  der  aroMüM  sacAl  S74  Lambrt; 

do  befunden  iM  riller  luo  gAo. 

aOmelTch  gibea  Im  ir  gewaat 

sümellch  pb'nninge  lehaDl, 

aimailcb  pbvrt  oder  sweri. 

Stiiciir  pf»lfe  Ami»  Wl; 

ein  vrowe  sol  recken  nlbi  Ir  bant. 

swenn  sl  rli.  vOr  ir  gewani. 

Ta.  «.  ZiaciARiA  4.  Wttsckt  fU  439; 

dA  si  bt  dem  tanie 

gia,  er  gie  ir  an  der  bant. 

von  dem  ridewame 

kom  sin  vuot  Af  ir  gewaal; 

da(  lac  an  der  erde. 

NtiDHtaT  V.  nataNTMAL  50,46  ffrät; 

In  «cbouban  wisx  was  ir  cewaui 

von  semil  blaw  usx  gro4  Vogart 

mit  bueien  nach  der  Kt'is<en  an. 

li.  V.  SACBSRHMaia  «drta  r.  C74, 
1^'.  cu(A  NiinHAtr  33,  47.  Sigenot  183  Schade  tu  «. 

ß))  Noe  iranch  wIn  uode  slier,      dai  gewani  er  uiden 

oui  swlef. 
genen»  30,24  Dinur; 
Genoveve  leii  dan  mantcl  an, 
dA  von  sa  ein  lall  schäme  gewaa. 
wan  ir  dat  selbe  gewant 
ob  den  enkelea  erwant 
also  dat  *l  ie  oiht  tobte. 

Utaica  V.  ZiTiiKovia  f.aataja«  SS5t: 
dat  >t  dir  in  dem  bliebe  wer«, 
dat  du  gawande*  würdest  aail 
dat  wan  wAr  an  der  siai: 
dat  gewant  waa  in  dem  wtba; 
dat  hcl«  sie  in  dem  übe 
vll  nAch  gexerret  eniwal. 
vil  ungeTuoge  sie  »chrei: 
wan  ir  waa  wirs  danne  wA. 

a.  d.  drei  wluueka»,  •«/.  WtcataMAatL 
iMeltuck  372. 
Y))  dar  nAch  gap  daa  gairiuwa  wlp 

ir  lieben  sune  an  stnen  lip 
kettenwambis  unJe  »wen. 
des  waa  der  jüngeline  wol  arafi. 
noch  gap  si  dem  setbea  kaaha« 
iwei  gewant.  diu  muesi  ar  bahea. 

net^r  Htlmbrtckl  15). 

9))  ik  ühertragent  Verwendung   vrtr  «aek  *«*•«  hti  gewxle 
ausgeHUIet,  vgl.: 

dA  dal  wenigen  liuie 

Auren  dat  cngibcbe  gawaia 

unl  naecnet  waren 

ia  sanilicheo  gebarea. 

•veariM  fundifTubem  2,tt,l9; 

bla  gegmetel.  klare  auaael 

voa  dir  hat  der  hiaal  wuaa«. 

aunnon  acbia  iai  dia  gewwia, 

goies  wiabeii  dir  dat  B*t«. 

mimnet.  bri  V.  a.  Hacui  3,431*; 

die  warli  und  Ir  richeii 

durch  goi  er  allet  vem  lieg. 

am  den  ewigen  geniet 

warb  er  mit  stetem  vlite. 

er  hielt  in  schöner  wiie 

siner  tagende  gewete.     tMUsional  MI,  13  ITIpb». 
das  gleiche  listl  tkk  aaa  aar*  ftr  gewaot  Megn  und  zwar 
stvrot  in  irr  gristlitken  lätertimr,  W9  He  ikerUeferte  termimthtk 
ik  tnhnllsfunkU  kf,  «b  »tk  iu  itr  »tiakkn  Ifrik. 

330 


6255  GEWaNI)  (i,/'vesliiuenium  in  der  rechissprache) 

(*))  wa;  gewandis  hun  wirdeanean?  guudium  et  leticiain. 
froude.  unde  uiandunge.  ut  cantet  tibi  gloria  mea  et  non 
conpungar.  zuo  fronen  holizilio  borit  schone  gewate,  zuo 
selionenie  gewale.  nebein  unfroude.  die  wiele  wir  in  deme 
i'ulen  saccbe  sin.  des  fleisglicben  gewatis.  so  niuojjin  wir 
iemir  mit  ruwe  sin.  luube  unser  sunde.  alld.  predigten  u.  gebele 
{Wackernagel)  2,63;  in  deiner  werltstat  sahen  wir  dich  ein 
adel  gewaut  vun  regeiipogeu  wurken.  ackermann  aus  Bölimen 
27,  to  Knieschek. 

b))  swie  wol  ich  weihische  lian, 

so  wli  ich  doch  in  min  getiht 

welhischer  woiie  mischen  niht. 

iJer  züiite  leie  gewunt  sol  gar 

von  sinie  geboie  siii  eitivar. 

Tu.  V.  ZiRCLAiu  d.  welsche  gast  37. 

i'))  bluoiuen  schin 

ich  da  vant. 
heide  hat  ir  lieht  gewant. 

NciDHAKT  V.  Rbukntual  1,12  Keliii ! 

?uot  maere  ich  den  vrouwen  *il  sagen, 
Jaj  von  liehten  röseii  diu  heide  hat  gewaut, 
dat  beste  dai  »i  vant.        Vi.'i; 

sendet  herze  wirt  eriuaat 
herzeclicher  ungehabe, 
so  der  linden  ir  gewant 
Talwet  unde  riset  abe. 

Ko.NRAD  V.  WüuzuukG  tieder  u.  Sprüche  5,10 
Bartsch. 

/)  die  bedeutung  vestimentum  für  gewand  in  der  rechts-  und 
geschäftssprache. 

wenn  gewand  in  der  älteren  poeste  somit  ganz  in  den  ver- 
wendungskreis  von  gewsete  hineingewachsen  ist,  so  hält  die  ältere 
geschiftssprache  in  dieser  richlung  nicht  gleichen  schritt,  die 
belegt  sind  hier  spärlich  und  mehren  sich  erst  am  uusgang  der 
periode,  dabei  musz  hervorgehoben  «erden,  dasz  sie  fast  aus- 
sclilieszlich  oberdeutschen  quellen  zu  entnehmen  sind:  und  ist 
aber  da;  ein  bunt  einen  man  un  veiiet,  und  in  bijet  in  sin 
gewant  oder  in  sine  bloge  but,  swa  daj  an  sinem  übe  ist: 
und  wert  er  sich  des  und  siebet  in  ze  tode:  er  so!  im 
einen  aise  guten  geben  als  iener  was.  Schwabenspiegel  cap.  282 
i  8  Gengier;  ist  das  rauber  reittnn  oder  genutb  unnd  ver- 
kernnt  ir  gewannt  unnd  verpergent  sich  unnter  den  augenn 
das  man  si  nicht  erkennen  mag.  land-  und  stadtrechtsbuch 
HuPBECitTS  V. Fbeising  2,  cap.il  Maurer;  wer  aus  der  padstubnn 
stilt  gewannt  da;  sol  man  richlenn  gegnn  der  müidieberei. 
wirt  er  aber  nicht  fundenn  und  bat  ener  der  paddinrnn  sein 
gewanndt  zu  beballtenn  gebnn  unnd  hat  ir  den  Ion  von  gebnn. 
so  sul  er  den  pader  an  sprecbnn  umb  das  gewanndt  das 
er  verlornn  bat.  ebenda  2,  cap.  S9  Maurer;  swenne  got  über 
unser  aine  gebutti,  die  sol  ir  gewant,  da^  ze  irm  Übe  büret, 
gen  ze  ainem  val  dem  dosier  ze  sante  Bläsin  (13ü6).  Mone 
seilschr.  9, 48U ;  e;  mag  aber  ain  frau,  die  ainen  wirt  hat,  an 
iren  lesten  zeiten  wul  binschalTen  durch  got,  und  iren  Trennten, 
und  wem  si  wil,  ir  morgengab,  ir  prautkiainot,  ir  gewant,  daj; 
ir  ir  vater  und  ir  muoter  .  .  .  geben  iiabent.  stadirecht  von 
München  221  Auer  {Variante  prSiutgewaut);  in  dissem  wich- 
bilde,  wo  man  den  fruwen  dritten  teil  gibt,  do  gibt  man 
nimande  hergewete  wen  den  sonen  . . .  si  nemen  oucb  alle 
sine  cleider  zcuvor,  unde  gortel,  gewant,  wa;  des  ist,  ab  man 
si  nicht  durch  god  gibt  mit  orer  aller  willen.  Ortloff  das 
rechtsbuch  nach  distinctionen  1,  eap.  9;  wo  ain  man  abgat  mit  tod 
...  sol  werden  den  kellern  so  denn  den  kelnholl'  hannd  das 
best  gewanndt,  als  er  ze  kircbcn  gaut...es  sol  ainem  waibel 
euch  werden  gürtteigwanndt  oberes  und  unndres, kappen,  hosen 
und  schuh,  öfnung  zu  Neukilch  (1330)  bei  Grihh  weisth.  i,  293, 
vgl.sp.iUS;  da;  mein  lohter..und  mein  swester..die  egenanten 
zehen  phunt  geltes  in  nutz  und  in  gewer  inne  haben  suln 
I«  pessrunge  irr  phrQnt  und  irs  gewants  unverchummert 
untz  an  irn  tode  (ISIO).  wkundenbueh  der  abtei  v.  d.  Schotten  196, 
fontes  1,18,122;  wa  ain  linserin  stirbt,  von  der  nimpt  man 
das  best,  das  sie  gespinnen  kan  und  dem  zinszmaister  wirt 
ir  bull,  ir  gürtel,  gewant  und  ir  scbucb.  vogtbuch  der  abtei 
Alpirsbaeh  (l4ü8— 1417)  6«  Rr^scher  altwürtemb.  slalutarrechle  39; 
wer  ain  iuukfrawen  oder  eczleicbe  frawen  mit  gewalt  und 
unkewschlich  niderdruckl  und  notzerret,  den  scbol  man 
entbawpten  ...  ist  es  aber,  das  di  iunkfrawe  oder  frawe  in 
cturistenem  und  blutigem  gewande  dagt  und  bat  des  kainen 
geciewgen,  der,  den  si  beclagt,  der  wirt  ir  gerecht  mit 
Mwaien  geczewgen.  lylauer  stadtrecht  lt>  bd  Tokascbe*.  deutsches 
recht  in  Oslerreiek  148;  man  scbribet  allen  rfitcn:  swele  des 
rates  knecbt  worden  ist,  de  der  enheis  berren  noch  burger 


OüVVaND  (2  formen) 


5256 


suuderlich  gewant  noch  röke  tragen  sol.  Züricher  stadtbücher 
(1319)  \,\T  Zeller-Werdmüller :  es  sol  ocb  enkein  frow,  weder 
elicb  wip  noch  ledig  tochtern,  enkein  gewant  obnan  an  mer 
tragen ,  won  dj  inen  dg  hobtloch  zweier  vinger  breit  uf  der 
achslen  ligen  sol,  und  sol  ocb  der  selben  gewanden  enkeins 
mer  vor  uf  noch  nebenzu  knüpflet  noch  gebrisen  sin.  1,185; 
das  erste,  das  niman  kein  gewand  machen  sal  mit  lilzen, 
her  hübe  unser  zunfft,  ane  die  scheffen  das  sie  selbir  mit 
irnie  gesinde  tragen  wulden.  auch  sal  niman  der  vierbande 
gewand  herin  füren  adir  veile  han,  die  uns  virboden  sinl, 
e;  were  dan  in  den  mezsen.  gewohnhtiten  der  handteerker  zu 
Frankfurt  (1355)  6«  Böhmer  cod.  dipl.  Moenofrancof.  633; 
e;  sol  auch  nieman  weder  man  noch  frawe  kain  silber  auf 
kain  gewant  schlaben  danne  silberine  beftelein.  Nürnberger 
polizeiordn.  66  Baader;  und  darumb  so  sol  man  ...  zu  zweien 
jor  eime  {Wächter  auf  dem  münster)  H  ein  tuchs  zu  eime  ge- 
wand {geben).  Straszburger  zunft  u.  polizei  Verordnungen  des 
15.  jahrh.  bei  Bbucker  506. 

<;)  die  letzten  ausläufer  des  gebrauehs  von  wat,  gewaete  reichen 
l'is  über  du»  16.  jahrh.  hinaus,  sie  finden  sich  in  denkmälern,  deren 
spräche  den  landschaftlichen  Charakter  sorgloser  festhält,  betheiligt 
sind  hieran  oberdeutsche,  mitteldeutsche  und  niederdeutsche  quellen: 

die  priesterscIiulTi  ouch  uszhiii  kert 
in  irem  prieslerlichen  wad. 

McRNgR  fiäuchmalt  413  Uht; 

be  {kaiser  Otto  IV.)  reit  wedder  ut  der  stad  und  leide  af  sin 
koninglike  gewat  und  loch  ut  sine  scbo.  Magdeburger  schöppen- 
ehroniic,  d.  städlechron.  7,49;  ebenda  15:  ridderlicb  gewede; 
cleinol  ind  gewuit  d.  städtechron.  13  (Cöln  1499)  491 ; 

ihr  herrn  von  Hamburg,  wir  bitten  umb  ein  ...  gnade, 
dasz  wir  mögen  den  Trorenberg  hingelin, 
In  UDierm  besten  gewade. 

Slorlelekerlied  (1402)  bei  Soltau  hist.  volksl. 
2.  hundert  $.  8. 

ob  aus  der  anführung  von  vvad  bei  IIrniscii  auf  längeren  ge- 
brauch geschlossen  weiden  darf,  ist  fraglich,  dagegen  hält  sich 
das  Substantiv  in  der  composition:  der  pfad  wirt  gewasst  mit 
cim  rock  und  mit  leinin  niderwaten.  i  Mos.  6,10  bei  Eggestein, 
ebenso  Koburgeh  ;  vgl.  und  der  priester  sol  seinen  leinen  rock 
anziehen,  und  die  leinen  niderwad  an  seinen  leib.  Luther 
(leine  lender  tuch  Eck);  also  beider  alt  Jacob  Felber,  der 
burgermaister,  das  koren,  und  Cecillia  hluckin  das  bettgewat, 
das  tygen  flayscbs  und  scbwinine  bacbstuck,  da  luget  sie 
treulieben  zue.  Heggbacher  chronik  (1541)  bei  Bauhann  quellen 
zur  gesch.  des  bauernkriegs  in  Oberschwaben  283. 

2)  formen. 

a)  das  präßx. 

a)  mitteldeutsche  und  niederdeutsche  munaarlen  weisen  früh- 
zeitig formen  ohne  präßx  auf,  die  bis  in  die  neueste  zeit  fort- 
leben, theiliceise  mit  isolierter  bedeutung. 

1))  rlterlicb  want  Rolandslied  5577  Bartsch  nach  der  Strasz- 
burger handschr.  gegen  gewant  in  der  Heidelberger ; 

werltliche  want  durch  wertlich  lop  sol  man  geben, 
da;  wirdet  die  edelen  ht'rren  sere : 

swer  münichen  weritlich  want  gebe,  des  lop  da^  mueje  er- 
krummen .  .  . 
wa;  sol  münichen  weritlich  gewant. 

der  hieisner  bei  v.  d.  Hagbn  minnes.  8, 108*; 

want,  gewand,  luch,  zeug  Schillek-LCbbbn  5,594;  gewant- 
buyss  . . .  wanthuys  G.  t.  d.  Schueren  Teuthonista  304\ 

2))  euch  kleidet  pur  in  lauter  schwarzes  wand.  Si>ee  trutz- 
nac/i<.  169;  der  mutter  tod...  beweinen  ...  in  schwarzem 
trauerwande.  Dieti».  v.d.  Werokb  TosiO  6,59;  wand,«.  pannum(!) 
SciJOTTELius  1440;  wand,  pannus  ...  gewand,  vestimentum. 
Frisch  2,421;  wand  an  stat  gewand.  tuch,  laken,  pannus. 
Bichet  333;  ähnlich  Scherz  1935;  wandbereiter  teutseh-engl. 
wb.  (1716)  2378;  wand  brem.  wb.  5,177.  Schütze  4,336; 
wand,  dal,  ein  wollenes  gewebe,  tuch.  Danneil  wb.  der  alt- 
mdrkisch-plaltd.mundartUii  wand,  msc.  tuch,  kleiderstolT  aus 
wolle;  ...  nur  im  westfälischen  und  sächsischen  Hessen 
üblich.  Yii.HAR  kurhess.  idiot.  441,  vgl.  auch  Firmenicu  1,320* 
{aus  Kurhessen),  in  der  neueren  Schriftsprache  findet  sich  wand 
bei  Voss:  flammen  in  safran farbiger  wände.  Yirgils  ländl,  ged. 
(4,44)  1,163.  sonst  ist  es  namentlich  Tehmb,  der  diese  form 
belegen  läszt:  blauen  mantel  von  grobem  tuche,  sogenannten 
wand,  gartenlaube  9, 161*  u.  a. 

ß)  t'n  oberdeutschen  quellen  begegnet  die  form  ohne  präfix  nur 
ganz  vereinzelt  und  unter  Verhältnissen,  die  ihre  besondere  er- 
klärung  verlangen :  niderwant  statt  niderwat  cod.  germ.  Monac.  717 


5257 


GEWAND  (2  formen) 


k«i  ScHMiiLLii  l',  «10;  der  wonihdeler  in  m»r  kandtehr.  it$ 
Müuchtner  tladlrtchtt  ntbin  wfttbüeter  und  gewaodhOeler. 
hitr  ichtintn  die  dopfitlformen  «At  und  (twrie,  du  lick 
namenlltch  in  (eittn  ttrhindungtn  und  temfoatit  htmtrkkek 
machen  (»y/.  lli)«4t  und  mltle*  gewwte),  auch  auf  dt*  jUnftra 
hildung  genant  ikrt  Wirkung  auip«uM  lu  kubtii,  du  in  leiimand 
falt  grllung  gewonnen  hol. 

y)  andcTi  tu  btuilhttlm  nl  dii  präßsloie  form  dir  mitttl- 
und  nieilcidtiitichen  mundarUn.  ii<  ii<  von  anfang  *n  beim 
ntulrum  nachiuwtisen ,  tUhl  aUo  keintifallt  unter  dem  ein- 
ßust  de$  fem.  wul.  ««hn  <n  dem  worta  beiderwaod  (heider- 
wund,  rem.  und  neutr.  briitermann,  mse.  und  neulr.  gr- 
wund,  zeag,  au«  beiden  ttolTen,  i;ewebe  halb  aui  linnen 
halb  aus  wolle.  Viihah  tdiot.  t.  Kurhet$en  70)  dat  femininum 
und  geli-genllich  dis  ma$culinum  neben  dem  neutrum  btUgl  ist, 
$0  beruht  diet  auf  iecumUlrer  entwicklung.  für  dte  illtere  spräche 
kommt  nur  dat  neu/mm  hier  in  betracht  und  überall  nt  dte 
bedeutung  einteilig  auf  die  ton  pannut  beschränkt,  du  fericenduiig 
iteht  alio  von  wat,  gewa-le  to  we\t  oft  alt  mtglick.  für  den 
mangel  einee  prdfixet  muti  demnach  die  rrkldrung  im  tu$ammen- 
hang  mit  der  auch  sonst  beobachteten  abnetgung  dieser  mundarten 
gegen  unser  prifix  gesucht  werden. 

8)  das  prdfix  selbst  unterliegt  in  den  iUeren  ärnkmiilern  ober- 
deutscher lutii;«  und  in  heutijen  uugnissen  für  die  mund'irt 
der  gewohnten  Synkope :  gwand  d.  stilälechron.^,Uu.a.;  g'wand 
HoNziiKi  Aargauer  wb.  IIB  u.a. 

6)  der  auslnulende  dental. 

a)  im  der  ßr  das  miltelliochdeulsehe  gellenden  und  namentiick 
in  den  ausijaben  durchgefiihrlen  abstufmni)  fgL:  »o\  neb  kaiD 
noderkafer,  der  iTi  dem  gewande  geboret,  nieinan  kein  gewant 
verkouren  an  keinen  Metten,  wo  da;  iit,  ea  «ie  danne  ... 
ia  den  gademen  uf  dem  koufbnie,  do  da;  geferwete  gewanl 
bilHch  ston  sol,  aluo  doch  da^  dasselbe  gewant  us  den 
ballen  geslngeo  werde  und  in  den  gademen  verköfl.  Strasx- 
bnrger  kaufliansordn.  ll';  da  sohlen  di  Niderlenscben  kauf- 
lude  mit  irme  gewande  den  Hm  af  füren  in  di  misse  zu 
Krankenfurt.  ...  da  qwomen  der  grobe  von  Wede  unde  her 
Salentin  von  Isenburg  unde  nnmeo  da  den  kaufluden  nie 
diin  »ir  dusent  guldenwert  gewande»  .  .  .  darxu  wart  den 
kaufluden  di  rame  unde  Ir  gewanl  wider,  iimburger  chronik  82. 
aus  der  übergamisteit  ist  die  lenuis  noch  tu  beleijen  in  ei"telnen 
Chroniken,  vgL  d.  stadtechron.  I,  IUI.  -1,137;  im  buch  Weinsberg 
1,348;  in  vocabularien,  vgl.  f^c\\a^^^,  pannus.  tocab.  incip.  theiit., 
t.  auch  DiRrenaiCR  Oto'.  die  lelsttn  belege  uigen  Muffkl,  Tucbir 
und  die  Strasiburger  Ordnung  v.  tM)2. 

ß)  die  Verbindung  dt  ist  bei  gewand  seltener  als  in  anderen 
ähnlichen  fällen :  ve$lit  gewnndt  S.  HiYnKN  nommclatura  rer.  dorn. 
(1639)84*:  ebenso  Jutiius  (I0()2)  148*.  Hulrius  (leil)  103' (in  d<r 
spiteren  ausgäbe  von  1631  tr/irftfr(  er  gewand) ;  gewandt,  kleid, 
tmxctus  Kater  (1733)  2W)'. 

y)  die  media  im  auslaut  Idssl  sich  schon  bei  Eccestiin  — 
hier  im  iiegensati  tum  codex  Tepl.  —  belegen:  eralllen  ai  als 
dg  gewand.  ptalm  lul,  17;  der  leib  nier  denn  da;  gewand. 
Matth.t,ti;  datu  *gU:  als  . . .  di«  ton  Ulm  mit  irm  gewand 
hain  woltrn.  d.  s/d<i(#r/iron.  6,  44 ;  ebenso  4,91  u.a.;  nider  ge- 
wand, subligar  DAitPoDius  Kl;  gewand,  kleidung  Maalfr 
(IMI)  t7!<',  ebenso  Kaisioa  (15:4)  tS7o'.  KaiscHLiM  nomenclator 
cap.  139;  gheward,  gbewand  Kiliar  (I6.tl)  K4';  gewand  HiniacH 
159,1.  En»il  0.0.7.  HoLSiua  (IC3t)  iSo*.  ScantTRLiDa  694*  ■. «. 

c)  in  der  form  gewnnte,  gewande.  die  im  Ift.  jtkrk,  ftrtinuU 
auflttueht  und  die  nicht  immer  mit  Sicherheit  von  gewande,  ge- 
wonde  (i.  gewohnbeiti  m  trennen  ist,  liegt  spätere  erumttrung 
vor,  wie  sie  namentlich  unter  dem  iKang  ton  metrum  und  mm 
begünstigt  wurde: 

ile  *prach:  'Ich  hab  «iigen  im  ars\ 
und  ^ie  •nischllefT  tu  hantle. 
EsopO.H  geitachi.  nAo  erfarsi 
(leckt  Ir  aflf  da«  gewand«. 

il.  Stca*  fnbeln  und  »chwditk»  nr.  88. 

datu  vgl.  gewante  oder  kinyd«  9otab.  ikeul.  Nürnberg  1481. 

d)  die  pluralbildung. 

n)  der  pliiral  ist,  wie  sich  aus  der  unprünglichen  cvUetUP- 
bedeutung  von  selbst  ergiebt,  der  ilteren  spräche  an  und  für  ncA 
nicAf  eigen,  in  der  bedeutung  ron  pannus,  tuch  ist  tr  nur 
finmoi  belegt  in  einem  susammenhange,  wo  <ia«  mehrsahl  ven 
besitsern  hervorgehoben  wird:  solden  di  meister  des  woIImh 
hnnlwcrkes  zu  Limpurg  uf  di  misse  gen  Krankenfurt  brfn 
mit  Iren  gewaiidcn.  unde  worden  nidergeworfen  ...  «nie  wart 
in  genomen  me  dan  druhondert  duch.    Limkurgtr  cAranift  70. 


GLWAiNU  {2.  d  pluralbUdtmg)         5258 

du  gMtke  fiU  für  H»  heifutung  nrtmtnfm,  mik  <•  in 
heiin  folg4mdem  fdUem: 

dk  bl  «an  ale  «rkennel  . .  . 

•4   U«r  tfirvi  A|  Onerriefc. 

4a»  küntga*  »un,  ta  lio*e  g<l 

und  tor  «lurm  vaur  m4i. 

M  mae  der  kOnrc  •«■§•*  war 

ds|  «In  rikrtilleblu  lebar 

dk  bl  sln«(B  tun  w»r. 

In  dai  Ria  alUr*laiiia>r 

■Ini  mit  Ir  gewaadan.    Mfrißd  HaMlnf  •.mf.i 

und  anl  och  enbeiu  elicb  «ip  oocli  willwa  w«4rr|»l4,  allkcr, 
edel  geslein  norb  aiden  uf  dien  selben  gewandeo  iMr  Irtfta« 
aber  locbtcrn  inugent  wol  uf  irem  gewand  lrag«n  gold,  ailber, 
bei  Im  und  aiden.  lüruktr  staälhüchtr  \,\%t  ItUtr-WerimüBir. 
bei  dem  hinweit  auf  einen  betiimmttn  träger  $nd  ik  MtfieU 
gam  tereintell  und  mntt  aus  fremder  worUga  »m  trUdm: 
unde  Tassent  in  mit  seinen  gewanden.  Kare.  II,  W.  «tie*  Tffl. 
{ebenso  Korurckr,  EectsTsin ;  cieidero  Biniin;  kleider  Loraat 
M.  a.) ;  ebenso  Marc.  9, 1  M.  «  ; 

er  (y/icot>)  vauotr  >lne  olhenien  nli  sinan  fwaalea. 
ü(  »ümo  «alle  er  wlb  und  cliioi  und  (Ar  dtn  slnen  alat. 

yeietii  (iMtnrr  hamückr,),  fnnd^mktm  1.45.14. 

ß)  die  wenigen  belege  der  dlUrtn  tfruke  ktben  durchweg  die 
schwache  form  des  plurals  dargeboten  und  dwt*  kemcht  auch 
btt  in  die  neuere  utl  in  der  gehobenen  spraclit  tor.  du  aut- 
dehnuHQ  des  plurahjebrauthei  telbtt  steht  tni  tuiammenkamg  mtt 
der  in  der  neueren  ipiache  tunekwunden  pertngentng  md  «•- 
tchrdnkung  der  coUeciitbedeutung  {t.  S). 

I))  die  formen  des  accusattts  und  nemiaalies.' 

•i«  »ireuien  Ihm  palmen!  sie  warfan 
Ibre   gewande   tor    ihn,   und   ruften:    boiaana   daaa   s*kM 
Ua*ids!        KLorttoca  ilrttioi  7. 097: 

f6enio  11,111.  11,  IM.  I«,19»;  ehensa  BOaeaa  fUet  n,  IM; 

aber  bade  dich  nun  und  lege  dir  reina  gewand*  an. 

Vom  UdvMM  (ISO«)  4L 'W 

(1781  ein   reines   gewand);    ebenso  4,750.  13,67.    Or^rai  der 

Argonaute  i!>\.;fiO.  l\V>.    HOltt  ged.il:    i»  »chwane  «ewande 

verbnilt  Voaa  Orphetu  der  Arg.  i^.  Odyssee  1,9.  15,104.  14,44; 

doch  nun  wieder  welch  artehelnen. 

liegen  »cbltie  dort  vei borgen?  blunieutireiQge  gewande 

bat  er  würdig  anKethan. 

GATua  (Fnn^t  1)  41.119.  rleRM  30.10.  M.tSft  ■.  e.t 
wir  kommen,  wir  kommen, 
mit  reRtlicbem  prangen 
die  braut  tu  ampfsngan; 
es  bringen  die  kusben 
dla  reichen  gewande,  die  briutiichen  gaben. 

ScNiLLia  {hfiimt  r.  Mr**.  U.l)  14, tl; 
und  eines  weihet  ieurhtende  gewande. 
vom  »trudel  rorigeralTt,  di«  nacht  durchblinkan. 

(isiLLPARiia  lIMinua)  (k,lll,tl3i 
weh,  ihr  damen!  di«  gewande 
baschen  *chon  die  wilden  wellen, 
und  die  lieniden  »chfichtcrn  Oacktrn. 
obu«  schilT«.  lurt'ge  t«g«l. 

Cl.  BaRRTAüo  i/e:  ukr.  1.413.  ek^n*»  9.15: 
auf  aeinem  gipfel  (>/>•<  hirgf)  tiehn  twolf  greise 
und  scbauan  ki  de«  himmela  prachi. 
ale  hallen  »Ich  tn  die  ganand« 
und  «chlumnern  Aber  j«d«n  lag. 

G.  ScuwAB  Untnde  r.  rf.  1  Mnlfra  I)  441; 

mit  sinnender  miene  wirft  er  {der  ttkmeidfr)  iit  ballen  «an- 
einander . . .  macht . . .  brautgewand«  aa4  lodleakltiicr  nil 
der  nSmlicben  nadel.  HeaiL(Ürr^|li<Mic4«/eaif<tabka«irf<Tt) 

4,3«; 

Ilalena  trat  Indes  an  die  kleidertniken.  darin  sie 
bunte  gewande.  das  werk  ibr«r  elg«»ea  kia4e.  Torwahrte. 
Joaatn  odftM*  15.  IM,  awl.  wktm  la  Tom; 

jelxl  flnden  wir  d»%  kostbare  stock  ooter  VollakM  Mkrilk««, 
wo   wir   es   mit  orbauung  lesen  mögen,     im  |Miik  tckalk 
versieht  sich   in   alle  gewande  za  hülleo.   Busats  adv^lea 
1, 1«  (inr  erimsurung  «n  kerwg  LetpaU). 
D)  dit  fmrn  drt  iatm: 
jene  gingen:  «s  Tiihrten  *i«  Ares  nnd  Pallas  Athene, 
beide  waren  von  gold,  in  geldnea  gewanden  gcklekdci: 
schon  in  ihrer  r«>iuog  und  gmaa.      SroLasa«  liiu*  I8,5l8 

hier  wuschen  die  ritter 
eleh  aar  befahl  der  prieeierin  ah.  nad  dekien  die  g licder 
■Il  umdurtendea  waltsea  gewanden,  das  %pfer  sa  reiren. 

WiRt.4aB  lleraiMa  l.  r.  691; 
der  geliebte  soba  de«  Odfatent, 
aagaihan    asii  gewanden,    und  hiagie  das  schw«rt  un  die 
tcbull«r.        Vase  CAdasaw  1,3  (tSOO;  legt«  die 
UeMer  aa  I7«l). 

tkentv  4,159.  (hÜ  ar.  98,4).  Orpkeus  itr  ArgnmauU  <^ll: 

330* 


5259         GEWAND  (2,  d  pluralbildung) 

man  musz  sich  nach  des  landes  weise  richten, 

wie  in  geträniien,  speisen  und  gewanden, 

so  manchmal  auch  im  malen  und  im  dichten. 

UuLAKD  ^l''uitunats)  ),35ö  E.  Schmidt, 
cliensu  1,212.  204. 

ähnlich  Heine  7,195  {Luleliai).  Geibel  juniuslieder  151; 

in  diesem  thal  ddr  weiszen  blüienbäume 
kam  mir  des  ortes  genius  oft  genaht  .  .  . 
er  gieng  nicht  steif  in  cJassischen  gewanden, 
gieng  keck  und  flott  und  trank  wie  ein  Student. 

Scheffel  Widmung  zum  (juudeamu/i, 

y)  die  starke  form  des  plurals  taucht  zuerst  aus  mundartlichen 
guellen  auf  (ganze  belhgewenter  Münchener  bericht  von  1632  bei 
Wkstenrieüer  6ei7r.  7, 316);  in  die  Schriftsprache  ist  sie  durch 
Lessing  eingebürgert  worden:  ich  meine  die  Verschiedenheit 
in  der  bekieidung.  . . .  und  diesen  leuten  antworten  kenner 
der  kunst  in  allem  ernste,  dasz  es  allerdings  ein  fehler  wider 
das  übliche  sei  {ßguren  nackend  darzustellen) ,  dasz  aber  die 
künstler  dazu  gezwungen  worden,  weil  sie  ihren  figuren  keine 
anständige  kleidung  geben  können  . . .  und  lieber  gegen  die 
Wahrheit  selbst  Verstössen ,  als  in  den  gewändern  tadelhaft 
werden  müssen.  (Laokoon)  9,42; 

stieg  empor, 
in'g  duftende  gemach,  wo,  allerlei 

an  kunst,  gewänder  lagen,  das  gewerk  der  müdchen  Sidon's. 
UÜHGKR  llis  6,37!)  (WO  sie  die  schönen  gewande 
verwnhrete.  Voss); 

der  art  nach,  an  die  wir  unser  äuge  gewöhnt,  ist  mancher 
figur  ihr  kleid  so  nötbig,   als   mancher   schöne  ihr  leichtes 
nachläsziges  gewand:  und  da  eine  bekleidete  weit  doch  die 
weit   unsres  anschauns ,   und  des  üblichen  um  uns  ist;   die 
maierei   aber   für  das  anschauen  arbeitet  —  wie  wesentlich 
sind  ihr  nicht  die  gewänder.  Herder  (die  plastik  von  1770)  8, 134; 
ein  schlender 
von  weiszem  krepp,  halbeng,  halbweit 
und  Taltenreich,  wie  griechische  gewänder  .  .  . 
kurz  ein  Pariser  hemd,  mit  breiter  l'albala, 
dient  der  verwelkten  biust  zum  täuschenden  Tuttrale. 

GoTTF,R  (miszknlender)  1,68; 

von  den  modernen  bildhauern  wurden  sehr  wenige  so  häufig, 
von  befugten  richtern,  den  meistern  Athens  und  Koms  an 
die  seile  gestellt,  als  Donatello,  vorzüglich  wegen  seines 
musterhaften  geschmacks  in  Stellungen,  gewändern  und  um- 
rissen. Matthisson  {umrisse  aus  Italien,  Florenz)  4,187;  was 
die  gewänder  betrifft,  malle  er  diejenigen  zuerst,  über  deren 
färben  er  schneller  gewisz  geworden.  Göthe  (/.  Bossi  über 
Leonard  da  Vinci)  39,117,  ebenso  39,7  (1840);  ebenso  Heinrich 
Meyeb  kl.  Schriften  zur  kunst  121.  J.  Paul  Quintus  Fixlein  21; 
die  mannigfaltigkeit  unserer  gewänder.  GOtiie  36,  262,  ebenso 
Heinrich  Meyer  kl,  Schriften  zur  kunst  114.  Schiller  12,  448. 
CiJAMisso  (Salas  y  Gomez  2)  4,  155.  G.  Schwab  legende  von  den 
3  königen  &;  da...  der  gröszere  kunstwerlb  in  den  harmo- 
nischen zu  jedem  charakter,  zu  jeder  Stellung  passenden 
gewändern  liegt.  Güthb44,  21.  43,418;  die  wundersamen  wesen 
sind  zumeist  in  schleppende,  zur  not  aufgeschürzte  gewänder 
von  grauer  oder  brauner  färbe,  auch  wohl  in  reines  weisz 
gehüllt.  MoRiRE  (makr  Nolten  1)  ges.  Schriften  3, 12;  auf  einem 
hügel  in  der  nähe  wurde  ein  trupp  reiter  sichtbar,  die  abend- 
sonne  vergoldete  rüstungen  und  gewänder.  Frevtac  (brüder 
vom  deutschen  hause)  lo,  148; 

ich  stand  verdutzt, 
rings  griechische  gewänder!  —  ists  auch  noch 
die  alte  Davidsstadt?   0.  Ludwig  {die  Makkabäer)  3, 313. 

S)  gewand  in  der  neuhochdeutschen  periode. 

schon  die  miltelhochdeutsche  zeit  hatte  gewand  auf  kosten  des 
älteren  gewaele  obsiegen  lassen,  und  im  ausgange  dieser  periode 
kann  eigentlich  nur  noch  von  einem  Wettstreite  zwischen  gewand 
und  kleid  die  rede  sein,  dieser  letztere  ist  es  nunmehr,  der  den 
neuhochdeutschen  gebrauch  beherrscht  und  verschiebt,  gewand 
wird  in  seinem  Verwendungsgebiete  durch  das  allgemeinere  und 
beweglichere  synonym  eingeengt,  erfährt  aber  in  den  ihm  eigenen 
gebrauehsformen  eine  Steigerung  und  mannigfache  differenzierung. 

die  bedeutung  pannus,  tucb,  ist  die  erste,  die  am  gehrauche 
von  gewand  terkümmerl,  sie  führt  bald  nur  noch  in  den  Wörter- 
büchern ein  Scheindasein. 

unter  den  von  gevvaete  übernommenen  bedeutungen  vesti- 
mentum,  vestis  sehwindet  die  erstere,  der  umfassende  begriff, 
der  die  mittelhochdeutschen  belege  beherrscht  hatte,  die  Verwen- 
dungen und  Verbindungen  dieser  art  werden  von  den  collectiv- 
formen  kleidung,  kleider  in  besitz  genommen,  nur  die  baii isch- 
österreichische mundart  bewßhrt  hifr  teste  früheren  allaemeineren 
ijf  brauch», 


GEWAND  (3  neuhochdeulscher  gebrauch)     5260 

der  engere,  individualisierende  begriff  vestis  andererseits,  der 
in  mittelhochdeutschen  belegen  weniger  zur  geltung  gekommen  war, 
giebt  jetzt  die  eigentlichen  anhaltspunkte  für  den  gebrauch  und 
für  die  abgrcnzung  der  synonymen  formen. 

kleid  ist  bedeutungsschwächer,  abstracler;  gewand  erschlieszt 
mehr  vorstell ungsgehalt  und  beruht  auf  eindringlicher  lebendiger 
anschauung.  einerseits  ist  es  die  Vorstellung  des  faltenwurfs,  die 
den  gebrauch  beherrscht;  sie  führt  das  wort  namentlich  da  ein, 
wo  die  tracht  der  antiken  weit,  aus  neuerer  zeit  diejenige  des 
Orientes,  die  fraucnkleidung,  die  geistliche  tracht,  die  vermummung 
in  weite  faltige  sloffe  gekennzeichnet  wird,  gelegentlich  wirkt  bei 
neueren  Schriftstellern  auch  die  etymologische  anlehnung  an 
winden  mit.  in  Zusammenhang  mit  diesen  beobachtungen  steht 
das  allgemeinere  erqebnis,  dasz  gewand  von  der  gehobeneren 
spräche  der  poesie,  wie  der  prosa  bevorzugt  wird ;  man  vgl.  z.b. 
den  ungewöhnlich  starken  verbrauch  in  Freytags  o/ine»;  wo  das 
synonyme  kleid  in  der  gehobenen  spräche  Verwendung  findet,  handelt 
es  sich  meist  um  den  obstracten  begriff,  oder  der  darsleller  sucht  einer 
Wiederholung  des  ausdrucks  auszuweichen,  charakteristisch  nach  all 
diesen  punkten  ist  die  abhandlung  von  Herder  (die  plastik  von  1770), 
die  das  gegensätzliche  Verhältnis  des  bildhauers  und  des  malcrs 
zur  frage  der  bekieidung  oder  entblö.szung  der  dargestellten  per- 
sonen  entwickelt,  wo  vom  bildhauer  gesprochen  wird,  herrscht 
gewand  vor,  wo  vom  maier  die  rede  ist,  kleid,  kleider  u.  a. : 
in  der  bildnerei  ist  gewand,  als  gewand  unwürksam,  nicht 
blos,  weil  es  verhüllet,  sondern  auch,  weil  es  etwas  fühlbar 
macht,  was  in  seinem  wesen  und  zu  seinen  zwecken  nicht 
fühlbar  sein  muste.  ...  in  der  maierei  isls,  dem  ersten  grund- 
satz  ihres  vvesens  nach,  anders,  sie  zeigt  die  schöne  Ober- 
fläche, so  fern  sie  anscheinendes  bild  giebt,  und  zu  diesem 
anschein  gehören  auch  kleider.  ...  das  kleid  wird  nicht  mehr, 
als  es  seiner  natur  nach  sein  soll,  furbe,  anschein;  der 
mahler  kann  also  in  sie,  in  ihren  wurf,  in  ihre  falten,  in 
ihren  schön  verhüllenden  betrug  würklicb  einen  theil  seiner 
kunst  legen.  ...  der  art  nach,  an  die  wir  unser  äuge  ge- 
wöhnt, ist  mancher  figur  ihr  kieid  so  nölhig,  als  mancher 
schöne  ihr  leichtes  nachlässiges  gewand:  und  da  eine  be- 
kleidete weit  doch  die  weit  unsres  anschauns,  und  des  üblichen 
um  uns  ist ;  die  maierei  aber  für  das  anschauen  arbeitet  — 
wie  wesentlich  sind  ihr  nicht  die  gewänder!  Herder  (die 
plastik  von  1770)  8,  133.  134;  kunst  soll  fühlbar  schöne  form, 
ein  schönes  völliges  vom  körper  geben ;  unter  einem  gewande 
gibt  sie  nichts  davon,  und  statt  dessen  nur  einen  unan- 
genehmen steinernen  teppich.  durchs  nasse  gewand  wird  das 
teppichartige,  körperliche  des  kleides  vernichtet :  es  wird  nur 
eine  vorscheinende  wölke,  durch  die  ein  körper  durchscheinet, 
und  fürs  gefühl  noch  seine  schöne  fülle  behält.  137;  es  ist 
die  gemeinste  bemerkuug,  dasz  in  der  bildnerkunst  die  be- 
kleidungen  gar  nicht  von  der  würkung  sind,  als  in  der  maierei, 
dasz  wenn  in  dieser  sich  ein  würklicher  grosser  theil  der 
schönen  kunst  in  den  gewändern  äuszern  kann,  sie  in  jener 
der  band  des  bildners  nie  meisterslück  seiner  kunst,  sun- 
dern öfters  ein  ungelegnes  hindernisz  werden.  133;  wenn  uns 
das  gewand  blos  etwas  besseres,  einen  schönen  körper,  ent- 
zöge; 80  gölte  die  klage  über  diesen  raub,  der  maierei  nicht 
minder,  als  der  bildbauerei:  denn  beide  arbeiten  —  auf  das 
schöne  und  in  beiden  ist  das  schöne  eines  vollkommenen 
körpers  doch  immer  etwas  schöneres,  als  das  schöne  eines 
vollkommenen  kleides.  133;  gebildet  kann  nichts  werden,  und 
also  auch  dem  sinn  des  schönen  nichts  fühlbar  werden,  als 
was  an  sich  fühlbar  sein  soll,  ein  solidum,  ein  völliges; 
sind  das  aber  gewand  und  lumpen?  in  der  natur  sind  sie 
der  bedeckung,  der  noth  wegen  da  . . .  nur  hüllen  für  den 
körper,  ihn  unsichtbar  zu  machen,  dörfen  und  sollen  sie  so 
wenig  als  möglich  selbst  körper  sein,  und  in  der  kunst  sind 
sie  doch  nichts  als  körper.  das  herabfallende  gewand  von 
stein,  von  erz,  von  holz  hört  auf  gewand  zu  sein  ...  das 
Unding  von  gewande  ist  das  wesentliche  der  kunst  geworden 
und  das  dadurch  verhüllte  wesentliche  ist  für  das  gefühl 
vernichtet.  132;  Apollo  vom  siege  des  Pythons  kam  gewisz 
nicht  unbekleidet;  aber  sehet!  der  künstler  wusste  das  ge- 
wand zu  entfernen,  wo  ers  nicht  brauchen  und  auch  nicht 
gar  missen  konnte,  da  stehet  der  überwinder  mit  freier  brüst 
und  bis  an  die  fusze  nacktem  leibe:  die  träge  last  des  kleides 
ist  zurückgeschoben,  und  ruhet,  wo  sie  das  mindeste  ver- 
bergen kann,  auf  seiner  rechten  Schulter  und  seinem  vor- 
gestreckten arme,  wer  den  schonen  fieigebildeten  körper  mit 
seinem  äuge  ftihlel,  und  bedenkt,  was  er  bei  uinwundnen 


5261     GEWAND  (3,  a  letile  belege  ßr  panniu) 

gewande  nicht  bBlle  fübltn  künnea,  wird  oicbt  «arumt 
fragen.  I3S. 

in  dtr  ifrntht  der  pMüe  übt»  noch  tmwur  ttrtmu*  uai  rtim 
ihren  tinflu$i  aus  nuf  dtn  j«wtiUg*n  ijtbrauek  da  Hnt»  odn 
andtin  dir  bttdtn  st/nonyma,  vgl.: 

«oll  lucli  die  klelUer  all  t«r*rliiielilco, 
k<lu  gtoi  ecwaiiil  nlt  an  dir  leiiirn. 
dann  war  /«iiuml  niclii  an  Im  Iralt 
•In  lumpaebl  «rol  trrliawan  klelJi, 
lion  iielail  man  glalch  ein  bawieniinollan. 

ScNiioT  l'.rubiuitHt  131  »iitdr.i 
ll«bet  klml,  wai  bU(  ilu  mir  doch  aln  Ittilga*  mldchan! 
dnino  lioiibnren  lil«ider,  wie  allet  Im  wu*ia  herumllagl! 
und  dl«  hochieli  >i«hi  dir  bevor!  du  miiii  doeb  waa  acbAnaa 
•rIii  für  dich  »albar.        Vo»a  U>/y**<r  «,M  (H»$g,  »rn  lidOt 

r;{.  doMH : 

welch  ein  Uitlffoa  ntdcben,  Naualkaa,  bin  du  der  mulitr! 
doiii  gewand,  wie  IIoki  <*»  in  wuit,  fo  geprieiener  tchOubeli 
und  dir  naht  die  veruibhiung,  wo  »chAne»  du  brauchiL 

UMtgnbt  ton  171>3. 

A.  W.  SrniKCir.  (charakUnsliktn  und  kntiktn  2,  ist)  tadtit  an 
diestr  tItlU,  da$t  gewaiid  als  collertifum  grhraucht  sti,  tr  gtstehl 
IN,  dasi  dies  dem  ursf)rung  des  wottes  enisprethin  könne,  mein!  »btr, 
jetzt  Mi  es  'gttritt  gar  nicht  iVlich'.  tum  bestreben,  bet  »ledtrholung 
dtt   begriffet  den  tpraehlicheu  ttu$drMtk  tu  differtnutm^   ffL: 

mein  »ohn,  «on  diätem  lag'  an  tchnlii' 
ich  janmernde  die  locken  nir  vom  haupla, 
■eil  dle»«m  tage  «chmiickt  kein  weitiea  ilebl 
die  glieder  mehr,  nur  dieta«  nkchtliche 
gewand.  dai  du  hier  »iehtt,  hat  mich  bekleldei. 

ScHiLLia  Ucenen  au»  itm  Piwmitiei  inuen)  6, 133. 

Atrr  ist  auch  die  versclncdenheit  der  für  jedri  der  tynonyma  zu- 
ständigen ableilungen  in  belracht  tu  iiehen,  so  hat  die  Schrift- 
sprache I.  b.  nur  neben  kleid  rin  verbutn  entteickeU,  mährend 
das  trrbum  gewanden  auf  mundartlichen  gebrauch  beschränkt 
blieb,  dies  gilt  >.  b.  für  die  obigen  belege  aus  lieaoER.  i»  der 
spräche  des  gemeinen  Ubent  ist  gewand  ganz  ausgettorben,  et  wird 
auch  von  Jen  munilattcn  —  mit  ausnähme  der  bairisdi-Ssttrreichi- 
tehtn  —  nirAf  mrAr  geführt,  tgl.  i.  b.  Lknz  zum  Handschuhsheimtr 
iialed  t.  28.  anders  verhält  et  sich  mtt  wand,  vgL  sp.  5'2M. 
•  )  die  Utilen  ausläufer  der  bcdeutung  lucb,  pannut. 
a)  litterarifcht  belege. 

I))  die  Überlieferung  der  rechtssprache :  als  man  in  vergangenen 
jnren  vrrurdnet  liut,  das  allet  willen  ge\\.int  ...  so  man  mit 
der  den  hie  in  der  stat  Strussburg  nssclinitlcn  und  verkufen 
«il,  vor  und  ec  im  wasser  genetzet  sin  sol  . . .  so  baben 
unser  beren  . ..  ieizt  verwilligrt  und  nochgelosen,  das  man 
nun  Tiirbas  hin  alle  Sirosshurger  dßcb,  Swebsche  dAcb  . . . 
nit  nie  schuldig  sin  sul,  zA  netzen.  Slrasiburger  Verordnung 
von  l&ul  bei  Scruollkr  i.  107.  verbot,  das  'wuliengewand'  ellen- 
wtita  autzuschneiden  (gerichtet  an  die  'so  aulTm  land  sitzen"). 
in  der  bair.  landsordn.  von  15.'>3  bet  Schbemer  2*,W;  über  diese 
sind  auch  mancher  band  kleinot,  als  bürsten,  scheren,  spicgel, 
un  alle  gewand  und  Inken,  welche  zu  frawen  kleidern  ge- 
schnitten, gold  und  Silber  so  zu  frawen  gescbnuick  gewirckcl, 
zu  der  ger.ide  grbftrent,  aber  ganize  gewand  und  laken,  die  zu 
wriblicber  kieidung  nicht  geschnitten,  auch  silher  und  gold,  das 
zu  frawen  geschnuick  nicht  gewircket  oder  gemachet ...  die 
volgrn  dem  erbe,  und  nicht  der  gerade.  Giorc  v.  Roth^cbitz 
procfssut  iuris  de>idsch.  Leipzig  ISM  (Z  2) ;  wer  gewand  schneiden 
will,  soll  dieser  Stadt  bitrger  sein.  Dansiger  trillkür  {handschr. 
des  16.  ]ahrh.)  druck  von  1761  t.  171 ;  niemand  soll  anderswo, 
als  in  seinem  laden  gewand  schneiden,  ebenda;  der  filrfang 
sei  aine^  richters  umb  verttollens  oder  leupiges  guet,  ist 
da;  guet  von  gwond,  als  oft  ain  puesea  alt  oft  72  ^  . . .  ist 
«t  aber  ganz  und  unverscbnidldet  grwand,  es  sei  gefSrbtes 
tnech  oder  loden,  von  iedem  orth  72  ^  {landrrcht  von  l.ungau, 
handschr.  von  1679)  Osttrr.  weisth.  1,239;  von  aineni  orth  ge- 
scblacbluecb  in  der  freiung  4  ^  von  ainem  ortb  lodeo  oder 
wasi  desselben  gewants  verkauft  wierl  in  der  freiung  1  ^ 
isttrr.  »eisth.  {friiheiten  und  recht  von  Gleüdorf  18»5)  6,220. 

2))  in  der  allgemeinen  litteraturtprache  hält  das  16.  ;aArA.  norA 
liemltch  fest  an  der  bt-deutung  pannus;  für  dat  17.  ;aArA.  flittstn 
die  beispiele  fast  nur  noch  aus  (iaiHMELsnAütElis  SiwtpUcknmui, 
im  18.  taucht  vereinult  die  poetische  erntutrnn§  4et  fthrtmtkts 
auf  und  im  19.  jahrh.  verwendet  G.  Kbbytac  mil  hetwutttstin  dk 
ttrbindung  gewand  schneiden  alt  ein  kennzeiche*  alUrlkümlkker 
spräche:       wann  m.in  fari  gen  Franckfuri  hin 

und  ich  ein  ichifr  wei.<i  ulT  dem  Rin. 

daun  iwing  ich»  r.iren  nl  item  laodt; 

darinn  vil  .«peiieri  ich  fandi. 

Silber,  goldi  und  idch  gewandt. 

NcBNia  narrenbeschwörnng  84  neudr,  nr.  ||9; 


GEWANÜ  (3.  a  UttU  belege  ßr  paooiu)     5262 

Telemacbut  gteng  ia  di«  tcbalzkaiMr,  darin  gold  ond  ailerlai 
•rt(  baufUcbt,  dareA  vil  fewaodt  inn  den  bittrn.  SciaioBi» 
BBUzea  Odytua  h':  aoo.  IMI ...  ist  «oder  den  judto  «in  feu«r 
ulTgaogen  und  n— lieh  HfcBOW  4m  jwl—  bMsMtaadtniiwtiM 
bauten  verbroaoM,  «Mb  «NMl  fTMatr  adada  aa  fawaM,  fall, 
cli-inoi  getcbeen.  W.  KaKietTtiKt  Hgthttk  (litt),  «.  fMttn  tm 
Frankf.  geKh.2,6H;  ich  bsb  vuo  eirfm  lucb  (twasd,  ttrkaari 
ein  dritieyl  und  ...  terbteln.  Hich.Stiikl  tati Cknäefk iniilflu 
206:  tontagt  nach  Nicolai  aeindt  der  IUg4ask«fW  neUt 
autzgeranndt  und  einen  wagen,  dorauf  biar,  wcia  Md  f^ 
wandt  gew«ten  und  nach  Detzdorff  faren  wollen,  bekoiMMO» 
(/.  Uädtediron.  27,  213  {Magdtburg  iMo);  «t«  man  teideo  gtvaaJ 
liodt,  die  von  tweien  farb«B  gewOrki  aiod.  ÜCbbr  a««Alai>a«7: 
auch  wenn  dat  ia(,  daa  so  dem  beiligtuinb  to  vil  gewaata 
berkompl,  dat  dieselben  anten  in  dnn  gawaotbaut  oii  alle 
getteen  mugeo  und  zu  eng  itt,  to  kat  aaa  ta  zeiitcn  auf 
der  wag  feil  gehabt.  TurnKR  baumeirtertmk  MS;  aa(a«cfclkli 
bettrn  ihn  auch  virl  Streicher  und  aaatfaMbM  Mtscka  81h' 
gesetzt,  denen  er  gewand  zu  k leidem  awaiaat.  ÜArataioa 
Luther  145*:  wie  man  denn  leglicb  aibel,  dat  die,  to  am 
gewfien  lind,  und  liabcn  etwat  erworben,  mit  einem  bandel, 
nlt  mit  gewand,  oder  dergleichen,  to  fallrn  si«  daraoff, 
und  legen  noch  ein  bandel  zu.  Acricola  $priehm.  ar.  104: 
er  und  sein  jung  giengcn  tlatllicb  gekleidet,  welche«  geiraad 
darzu  jhmc  sein  geist  zu  nacbia,  zu  NQrmberg,  Aofaparg 
oder  Fraockfurt  eink-iulfen  oder  stehlen  Miata.  wtlk^mtm 
von  doctor  Faust  25  neudr. ;  b.ihen  iber  die  4«  kaMoM  aaal- 
tbier  von  wulle  gewandt  und  mererlai  wabren  beiadto  aitt 
una  la   der  contoia  gebabtt.   H.  U.  Kbaftt  rnarn  107  Haikr; 

item,  mich  dtucht  datt  einer  kam, 

dar  lautant  ceniner  illbrr  aam, 

und  brngi  »le  mir  an  mrlna  hand, 

die  trug  Ich  al*  ein  »Kick  gewand. 

RtdcwALDT  r.  d.  Imen  Eekardt  EV: 

von  allerband  gewand,  wolle, scide,  baumwolle  and  leinen, beide« 
zu  bellen,  tischen  und  lapezereien,  halten  wir  nichts,  alt 
wat  wir  auflT  dem  leib  trugen.  GRiaaiLSHacte!«  Smipl.  31  ntudr. ; 
dan  ich  batie  meines  einaidlcrt  rock  an,  wan  ich  denselben 
anders  noch  einen  rock  nennen  darff,  dirweil  das  erste  gewand, 
darausz  er  geschnitten  worden,  giintzlich  verschwunden.  S2: 
hierauir  fragte  mein  Zimmermann,  was  wol  vor  wabren  in 
der  kiste  sein  mögten,  darauf  antwortete  sie,  es  waren  etliche 
chinesische  stocke  gewand,  etliche  gewchr  und  wafTen.  VA; 
das  er  (der  kanfmann)  zeug  und  gewand  zu  verkaulTen  habe. 
Bi'TtCHiT  rufAines  339; 

Oacbt  und  wolle  tu  gewand, 

würket  >le  mit  muniier  hand. 

illRDBR  tiriUr  tirr  tiebe  1778  (wrrke  8.  ».  M7); 

und  die  nicbie  bei  ihren  gepriesenen  waibern 

ruhn  tia  auf  weichem  gewand. 

Voss  OrfyM<>e  tO.IS  (1806). 
dazu  vgU:  aber  des  nachts  ruhi  neben  der  iQchtiren  gatiln 

Jeder  auf  prtcbilgen  decken  im  acbOngcblldeirn  bell«. 

(I7»l) 
(unter  die  decken  gettreckL  Joaoa:«),  abtnsa  Odyss«*  21,  4i: 
unter  ihnen  hielt  Johannes  der  kaufmann,  den  sie  Laogbant 
nannten  (xu  iAm  tagt  Henner)  gestattet,  cbevalier,  data  wir 
nach  unsenn  devoir  thun,  wenn  wir  auch  wenigen  geAbt 
sind,  gewand  zu  schneiden,  alt  ihr.  G.  Krbvtac  (trAder  aen 
deutschen  hause)  10,71. 

ß)  du  Ub«rl»,ferung  da  »iiterbiitker  irij^l  auffaUtni»  $tkmam- 
kungen.  in  einer  dtr  äUeiie%,  aecA  im  dtm  a»fa*§  itt  tk  |«ArA. 
reickendtn  AvcAniifr«  iti  htrtttt  itt  rtrAdttni  tmkitkf  fewaad 
und  tuch  ttntrtt^t,  gewaod  «ad  kleid  aaderersn/s  tn  ttuer 
wttst  gtregell,  du  dm  t^rttk/tbrauck  wHl  ttrauitiU,  die  ther 
tthtm  dtswtft*  WecAlanf  tirdnut,  weil  m  dtr  taajWaaMrlia 
fttktfratht  twttttmml:  da;  gcbant,  1«  9t$U,  die  cMdar,  Ir  Male, 
das  i»<^l>>  fi  pnrnt.  itutmnttk - daalicAM  yartlarik  «m  I4M 
{Bai/emt  Mandarin  i,  M).  Üt  mtkkm  tmiirtm  mittuHOut 
hall*»  btt  M  a»  aride  it$  12.  jtkrk.  tm  itr  Meateaf  pttumt 
auch  fkr  gawaad  emfmku  w  i*  —  timi  et  aMAr  aar  im 
tmtwfntkigtm  wtrttrHtkirt  Üt  imt  tUit*utt§  aeck  atraiMaea. 
dl«  mirt«rb»tker  itr  dttätdttn  ifrtck«  timdkmm  die  Mtmt*n§ 
ftnnut  mtitt  nur  %m  tuttmwuuktnf  mU  der  atedtrdrafacAfli 
nthtnfarm  wand,  vW  Stiilib,  Ftitca  ■.  c.  «der  ««  fcrsocAnm 
tk  alt  rtralteU 

I))  ftunmit  Ad.  loch,  thoch  . . .  gewanl,  DiiriiiBtca  410*; 
gewand,  fianniu,  antis,  sadaneal««,  ekltt^  d^tt,  DuFEivaacn- 
WCLCBKB  619 ;  gewant .  in  .  d  .  doick  SareaBei«  FralAMrata  3d4*  ; 
pennam«,  aoyeleft  nlt  v\  »cbnodeai  gewant.  tacal.  iac^., 


5263     GEWANÜ  (3,  b  =  veslis,  vcslimeulum) 

vqI.  DiErENBACH  409';  gewant,  pannus;  vulgariter  tnch.  vocai. 
incip.  tlieut. ;  gewandt,  getüche,  diap,  draperie.  Hülsius  (1614) 
163';  gewand,  tucb,  wandt,  unzerschnitten  gewand,  wad,  zeug 
zum  kleid,  Henisch  1593;  dreischiftig  gewiik  oder  gewand, 
das  ist  das  mit  dreien  bäumen  und  dreien  scliemeln  gewiriit 
wird,  zwilcb,  federrit  {drillkh),  ein  grad  oder  carisei  in  wullen 
gewand,  tela  aut  vestis  triplex.  718,  vgl.  theil  2,  sp.  1390; 
karisey,  ein  jeder  grad  in  wullenem  gewand,  zwilch,  federitt, 
ein  durcbsichtig  gewirk  oder  gewand,  das  mit  drei  kämmen 
gewirkt  wird.  588.748;  chiffon,  haillon,  m,  ein  lump,  ein  zer- 
rissener und  nichlswertiger  lump,  ein  alt  gewand,  lacinia, 
panniculamentum,  scruta.    Dükz  dict.  gall.-germ.-lat.  (1664)  14l'. 

2))  gewand,  n.  un  habit,  vetement,  vestimentum.  nouveau 
dict.  du  voyageur  (no3)  145;  gewand,  getüche,  panno,  drappo, 
drappi,  panni,  drap,  draperie.  Rädlein  38l',  ebenso  Pomai  grand. 
dict.  royal  J32';  gewand,  (1)  das  wand  oder  tuch,  cloth, 
drapers  wäre,  teutsch-engl.  wb.  (1716)  769;  gewand,  pantius, 
vestis,  amictus.  Aler  935' ;  gewand,  i.  e.  tuch,  (wöllin)  laahen. 
gewand,  kleid,  s.  d.  Krämer  niderhochleutsch  und  hochnider- 
teutsch  dict.  (Nürnberg  1719)  2,  96';  gewand,  laken,  kleid, 
gewaad.  Kramer  nieuw  woordenboek  (Leipzig  1768)  2,  133';  ge- 
wand, drap,  robe,  etoffe,  habit,  vetemenl,  habilkment,  draperie 
volonte,  nouveau  didionnaire  (S/rasJ&urj  1772)  339';  gewand... 
se  du  de  chaque  ouvrage  de  soie  de  laine,  de  fil  etc. ,  le  drap, 
l'etoffe.  Schwan  (1782)  1,  743. 

3))  wand  und  gewand,  omne  genus  telae  et  panni.  Stibler 
2406;  das  wollen  tucb  bat  man  vor  alters  absonderlich  want 
oder  gewand  gebeissen,  und  die  so  in  den  städten  damit 
gehandelt,  waren  Ton  den  vornehmsten,  und  hiessen  an  statt 
tucbhändler,  gewand-schneider.  Frisch  2,  421.  wand  an  statt 
gewand:  tuch,  laken,  pannus.  RicbeysSS;  gewand  ...  1)  ein 
jedes  gewebe,  ein  jeder  zeug,  er  bestehe  aus  wolle,  seide 
oder  garn ;  besonders  so  fern  er  zu  kleidungsstücken  be- 
stimmet ist.  ohne  plural.  in  dieser  weitesten  bedeutung,  in 
weiclier  es  nur  noch  zuweilen  in  der  hohem  Schreibart  ge- 
braucht wird,  kommt  das  einfachere  wand  nur  noch  in  dem 
zusammen  gesetzten  leinwand  vor.  2)  in  engerer  bedeutung, 
ein  wollenes  gewebe,  tuch,  gleichfalls  ohne  plural,  auszer 
von  mehreren  arten  und  quantitäten.  auch  in  dieser  bedeutung 
ist  gewand  sowohl,  als  das  einfachere  wand  den  Hochdeutschen 
ziemlich  fremd,  nicht  aber  den  Ober-  und  Niederdeutschen, 
besonders  ist  wand  und  gewand  in  Niedersachsen  für  wollenes 
tuch  noch  völlig  gangbar,  s.  gewandschneider.  Adelung  2,  650, 
ähnlich  Campe  2,359.  Stoscii  3,  322yf. ;  wad,  gewand  tuch, 
X.  wath.  wathmann.  Hknnig  preusz.  wb.  (1785)  339;  wand  oder 
wangd  wird  hier  grobes  schlechtes  tuch  genannt.  296. 

4))  gewand  . . .  ein  jeder  zeug  (ohne  plural)  ein  wollenes 
gewebe  (seilen)  ein  kleid  (in  der  höheren  Schreibart),  Voigtel 
handwb.  2,80;  gewand,  wollenes  tuch  Arnoldi  beitrage  zu 
den  deutschen  glossarien  47;  gewand,  wollenes  tuch  Wallraf 
altd.  histor.-diplomal.  wb.  28;  gewand,  wand,  nicht  nur  klei- 
dungsstück,  somlern  auch  das  tuch,  aus  welchem  kleidungs- 
stücke  verfertigt  werden.  Brinckmeier  (;{os$.dip{.  1,914.  vgl.  auch 
Schneller  2"^,  940. 

5))  nicht  unmöglich  ist  es,  dasz  die  im  18.  jahrh.  mit  Vorliebe 
gebuchte  bedeutung  draperie  (vgl.  sp.  6266)  auf  die  bedeutung 
pannus  zurückführt,  sie  läszt  sich  freilieh  ohnt  zwang  auch  aus 
der  speciellen  entwicklung  ableiten,  die  die  bedeutung  veslis, 
vestimentum  in  der  kunstsprache  der  maierei  und  bildhauerei 
genommen  bat,  vgl.  oben  die  belege  aus  Heu  der. 

6))  eine  andere  entwicklung  läszt  sich  aus  folgenden  vereinzelten 
buchungen  erschlieszen :  vestis  pexa,  ain  dick  tuch  das  vil  gwand 
hat.  JuNius  nomenclator  von  1629,  s.  88  nach  Schmei.ler  2^,  941 
iin  der  ausgäbe  von  1602:  veslis  pexa  . . .  von  guten  Lindischcra 
tuch,  das  man  wol  bescheren  mag);  demtuche  ein  gewand  . . . 
einen  guten  lllz  geben,  feutrer  un  drap,  donner  un  bon  feutrage 
au  drap.  Schwan  (1782)  1,743. 

b)  die  bedeutungen  veslis,  vestimentum. 

a)  das  vordringen  der  concurrenzform  kleid. 

1))  in  der  bibelübersetzuirg  zeigt  sich  deutlich,  dasz  es  mittel- 
deutscher einfiusz  ist,  der  diese  form  begünstigt,  die  ältere  ober- 
deutsche bibel  hat  die  form  kleid  nur  in  seltenem  fällen:  und 
ir  blul  ist  gesprenget  auff  mein  gewand:  und  ich  hab  ent- 
zeiibert  alle  meine  cleider.  Jes.  63,  3  bei  Eggestein  (ähnlich 
KoBURGER ;  daher  ist  jr  vermügen  auff  meine  kleider  gesprützt, 
und  ich  hab  alle  mein  gewand  besuddelt.  Luther),  meist 
dagegen  herrscht  hier  die  form  gewand  vor. 

a))  diese  form  wird  in  den  belegen  aus  dem  neuen  tesfamtnl 


GEWAND  (3,  b  Verdrängung  durch  kleid)     5264 

schon  tn  der  Beheimschen  Übersetzung  durch  kleid  verdrängt, 
während  der  cod.  Tepl.  stets  an  gewand  festhält.  Luther  stimmt 
hier  fast  durchaus  mit  den  neigungen  seines  landsmanns  überein 
und  hat  dadurch  dem  vordringen  von  kle.d  entschieden  Vorschub 
geleistet,  die  belege  begreifen  sowol  die  collectivbedculung  wie  die 
individualisierenden  färbungen  des  begriffes  in  sich. 

a))  si  teilten  in  seine  gewand  si  legten  das  losz:  das 
derfullt  würd  das  geseit  ist  durch  den  weissagen  sagent. 
si  teilten  in  meine  gewand.  und  auf  meinen  gewand  legten 
si  daj  losz.  Jtfa//A.  25,  37  &«  Eggestein  (ebenso  Koboüger;  si 
teilten  im  sein  gewant  ...  si  teilten  in  mein  gewant,  und 
auf  mein  gewantd  legten  si  daj  losz.  cod.  Tepl. ;  dö  teilten 
sie  sine  cleidere  und  worfln  log,  ilf  daj  irfullit  wurde  das 
gesprochen  ist  durch  den  prophßten  sprechinde:  si  habin  en 
geleilet  mine  cleidere  und  ubir  raln  cleit  worfln  si  daj  loj. 
Geheim;  teileten  sie  seine  cleider  ...  sie  haben  meine  cleider 
unter  sich  geteilet,  und  über  mein  gewand  haben  sie  das  los 
geworfen.  Luther,  Dietenberger,  Eck),  ebenso  die  gleiche 
stelle  in  Marc.  15,  24  und  in  psalm  22, 19,  wo  an  stelle  der 
Beheimschen  Übersetzung  die  Trebnilzer  psalmen  die  mittel- 
deutsche bevorzugung  der  form  kleid  bezeugen:  si  teilten  in 
di  cleider  min  unde  uf  das  cleit  min  santen  si  daj  los. 
(21,19).  das  gleiche  an  anderen  stellen:  und  si  legten  ir  ge- 
wande  auff  das  fülle  . . .  si  streuten  ir  gewand  an  den  weg. 
Luc.  19,  37  bei  Egcestein  (ir  gewand  Kohdrger;  si  werfen  ir 
gewant  uf  daj  fule  . . .  si  streuten  ir  gewant  an  dem  wege. 
cod.  Tepl. ;  ire  cleidere  ...  ire  cleidere.  Beheim;  worffen  ire 
kleider  auff  das  füllen  . . .  breiteten  sie  ire  kleider  auff  den 
weg.  Lutmeb,  Dibtenbkbger,  Ece).  ebenso  die  gleiche  stelle  in 
Malth.  21,8. 

/?))  ist  den  nit  di  sei  mer  den  doj  essen  und  der  Icip 
mer  den  daj  gewant?  A/oW/i.  6,  25,  cod.  Tepl.  (ebenso  Eggestkin, 
Korurgeb;  der  licham  nitht  grijjirwan  da;  cleit?  Beiieim;  und 
der  leib  mehr  denn  die  kleidung.  Luther,  Eck,  Dietenberger). 

y))  hut  euch  vor  den  falschen  weissagen,  di  zu  euch  koment 
in  scheffim  gewanden.  Matth.  7, 16,  cod.  Tepl.  (in  scheffln  ge- 
wande  Eggestein,  Korürgur;  di  zQ  Ach  kumen  in  schSfinen 
cleideren.  Beheim;  die  in  Schafskleidern  zu  euch  komcn. 
Luther,  Eck,  Dietenberger). 

S))  wan  seine  gewand  wurden  gemacht  weij  alg  der  snee. 
Jt/a//A.  17,  3,  cod.  Tepl.  (ebenso  Eggestein,  Koburger;  sine 
cleidere  sint  wij  worden  alse  der  sne.  Beheim;  sßine  kleider 
wurden  weis  als  ein  liecht.  Luther,  Dietenberger,  Eck). 
ähnlich  Matth.  l\,  8.  27,31.  28,3. 

«))  wan  der  oberst  phaff  rai;  sein  gewant.  Marc.  14,  63, 
cod.  Tepl.  (ebenso  Koburgf,r,  Eggestein;  reig  sine  cleidere 
Beheim,  Dieteni;erger,  Eck;  da  zureis  der  hohepriester  seinen 
rock.  Luther);  dag  si  alain  rurten  den  säum  seing  gewandj. 
Marc.  6, 56,  cod.  Tepl.  (ebenso  Koburger,  Eggfstein;  dag  si 
nur  sines  cicidcs  soum  ben'irten.  Beheim;  ebenso  Luther, 
Dietenberger,  Eck);  ebenso  Marc,  b,  21.  10,49. 

^))  wann  keiner  nimpt  das  stuck  des  neQwen  t&chs  und 
nect  es  an  das  alt  gewand.  Marc.  2,  2t  bei  Eggestein  (ebenso 
Koburger,  cod.  Tepl.;  an  ein  alt  cleit  Beheim,  Luther,  Dieten- 
berger, Eck),  ebenso  die  gleiche  stelle  in  Matth.  9, 16;  in  welcher 
weij  bistu  ingangen ,  nit  habent  hochzeitlich  gewant.  Malth, 
22,12,  cod.  Tepl.  (ebenso  Ecgestein,  Koburger;  wan  du  hast 
nicht  ein  brfitliift  cleit.  Beheim;  und  hast  doch  kein  hoch- 
zeitlich kleid  an.  Lutheii,  Dietenberger,  Eck). 

b))  für  die  beispiele  aus  dem  alten  testament  treten  die  Treb- 
nilzer psalmen  als  zeugen  des  Vordringens  der  concurrenzform 
ein,  vgl.  psalm  22, 19.  104,  2;  sonst  Luther,  der  die  ersten  belege 
bietet,  vgl.:  und  er  sprach  zu  den  di  do  waren  über  die 
gewand.  bringt  die  gewand  allen  den  knechten  Baal  und 
si  brachten  in  gewande.  2  &ön.  10, 22  bei  Eggestkin  (ebenso 
Kouubger;  das  sprach  er  zu  denen,  die  über  das  kleiderhaus 
waren,  bringet  allen  dienern  Baal  kleider  er  aus,  und  sie 
brachten  die  kleider  er  aus.  Luther,  ähnlich  Dietenberger, 
Eck),  ebenso  5  Mos.  22,5.  3  Mos.  13,59;  und  der  mensch  wasch 
sein  gewande.  und  er  wirt  rein.  3  Mos.  13, 6  bei  Eggestein 
(ebenso  Koburger;  er  soll  seine  kleider  wasschen.  Luther, 
ebenso  Dietenberger,  Eck),  ebenso  3  Mos.  14,8;  ähnlich  Jes.  61,  lo. 
63, 1.  3  Mos.  13,  45 ;  warumb  ist  rot  dein  gefesz,  und  dein  ge- 
wand als  der  die  do  tralten  in  der  piesz.  Jes.  63,  2  bei  Eggestein 
(ähnlich  Koburger  ;  warumb  ist  denn  dein  gewand  so  rotfarb, 
und  dein  kleid  wie  eines  kelterlreters.  J«.  63, 2  bei  Lutheii, 
ebenso  Eck  [kleider];  kleid  ...  gewandt  Dietenberger).  ebenso 
psalm  104, 2,  richter  14,  19, 


5265     (GEWAND  (3.  6  umfatsender  hegrift) 

c))  tinijirinaU  fuhrt  Lithrh  tnigif/tn  ondtrn  ijuaalineienäfn 
tynonymtn  liKUKiM»  du  aUgtmttntrt  form  kleiJ  «n;  ürr  balt« 
ein  long  wei«  kleitl  an.  ilare.  1»,  b,  rbitiio  DiinnitiiCKii,  K<t 
|;tinen  juoglink  . . .  gevuMel  mit  wtiiirin  gewand.  toä.  Tqil., 
fbfnio  KcciiTKiio,  KoiüncKi;  b«dMkU  nil  ciocr  blaiikindeu 
•lölin.  Kkmkim):  tbtnio  Mare.li,». 

•1))  auch  auturhalb  der  »igenllulitn  hibtiübenrttung  /dii(  $ich 
in  dtr  gtulltehtn  diehlung  der  yliieltt  proettt  htobochOn.  lo 
laulft  du  buhtunantcrtiung  dei  Augiburger  pauionM/'if/j  aui 
Sl.  Afra  {vgt.  llAiiTMAr<<i  Oberammergauet  pu$tiont$piel  i.  Sil  «nf- 
iprtchend  dtr  oben  angefutirltn  btbtlUtU*  (i/j.  62)14):  Caipbut  ler- 
leim  «ein  «rwaii.!.  bei  IIanh  Sach«  {tut.  vetetn  \M,V)t)  finden 
wir  an  der  gUtcben  Utile:  xerrciit  ■«m  kleiHt. 

S))  auch  die  uiörlnbuiher  Ugtn  itugnu  ab  für  das  iuriick- 
weiiben  uniertt  »orUi,  vor  allem  dir  frerndtprachliclien.  wo  dit 
fremde  ti>rachi  du  al}>liabetiteht  gliederung  beherrtcht ,  macht 
nch  namentlich  in  den  jüngeren  buchungen  du  trrdiingung  bt- 
vinklich,  irdhrenil  ilu  älteren  —  im  betondern  du  obtrdeutichtn  — 
11»  gi'worid  norh  festhalten,  wo  der  dtultche  worUchatt  alpha- 
betisch gegliedert  erscheint,  ist  pewnn.l  allerdings  nicht  Uichl 
umgangen,  es  wird  aber  spattr  doch  durchaut  als  du  nebinform 
yrkenmeuhntt. 

•))  rf«»"  fiemdt  Wortschats  biherrseht  dit  aufteiehnung. 
«))  vestis  hd.  kiriil,  pcwanl  vocnb.  lal.-germ.  bei  Uibfini4cn 
BI9';  vtttu  gewandt,  betligcwandt,  veslimtntum  leihsgewant. 
S.  IIkyokn  nomencluluni  rer.  dornest,  a  *' ;  indumentum  gewand, 
vestis,  vestmentum  lleid.  ^■«l8CHtl^  nomenclator  Iril.  (IMO)  |80', 
ebenso  noch  i(>3i;  universa  vtslis  in  vestiarto  seclus»  ...  ein 
bjuirt-n  kirider  oder  gewandt.  Jumus  14S*  {sonst  dort  überall 
nur  kleid  gebraucht);  vestis  kleid,  kleidung,  gewand.  Faisica 
(1674)  J37ü', 

/S))  vestu,  vestimentum,  amictus,  kleid.  Sciesur  (im  dtvtsch- 
lat.thetl:  gewand,  kleid,  vestis  I6i*);  ebenso  ÜAtKn. 
6))  der  deutscht  Wortschatz  beherrscht  du  anordnung. 
«))  nidrr  (^ewund,  subliqar  Üasypudiui  Vi;  gewaiid,  ifidu- 
mtntiim,  kleid,  vestis,  vestimentum.  üiimkl  nomenclator  quadii- 
hngiiis  331;  gewand,  kleidung,  vtstis,  vestmentum,  indumen- 
tum. MAALKa  iiu*;  gewand,  n.  hoc  vesttmtntum,  hatc  otstis. 
IJUansa  74*. 

/^))  gewand,  vrstis  rr(ju.  kleyd.  EiiAsnut  AiaiRo«  noDum  dtef. 
genus  0  3'  (lin  sonstiutn  text  nur  kleid);  getvand  v.  kleid 
VVkhha.nn  lex.  bipart.  15)';  gewand  a.  kleid  Cuomkl  4,  lu4l 
(kleid,  kleidung,  oder  ein  gewand.  6,  H87|. 

ff)  gewand  in  der  umfassenden  bedeutung  von  vestimentum. 
du  bedeutungsentüicklunii  hat  geseiiß,  wie  weit  dit  tinstlnen  Ver- 
bindungen den  collectivbegnff  an  unserem  Worte  abgestuft  und 
•bgetchwdcht  haben,  du  umfassendste  bedeutung,  dit  sich  uusser- 
kalb  iokhtr  vtrbindungen  odir  ntben  dem  gtneraluiei enden 
pronomtn  halt,  ist  wesentlich  auf  die  dlttrt  period*  der  neuhuchd. 
spracht  besclirankt,  der  neueren  seit  gehört  sie  nur  in  engeren 
sprachkreisen  an,  so  alt  tfrmtnus  technieus  der  malerspracht  oder 
als  mundartliches  wort.  in  der  Verbindung  mit  dem  possrssiv- 
pronomtn  wird  naturgemasi  du  Verengerung  des  begriffes  ange- 
bahnt, doch  gehören  aueli  hieraus  einige  veruendungen  in  unseren 
susammenhang,  vgl.  sp.  S26I  das  beispul  aus  Vos»,  dtr  den  vtr- 
such  wagte,  m  altt  verlassene  bahnen  miedtr  lurücksukthrtn. 
1))  dit  umfassendste  btdtutung, 
a)l  iUeri  belege. 
«))  ohnt  arltkel: 

wani  nier  min  sinn  dai  vor  wäre  sprarb, 

doKi  hie  i.M  iJrr  wäre  Criti  .  .  . 

dar  umb  «ollen  nirr  nicht  hriilen, 

mer  inlien  uns  dar  tu  bereidrn 

und  gehen  em  enig«|ian  oilt  getange. 

ner  «oln  auch  «im  can^re 

mit  palnifn  lervn  uii<l  iiewani, 

80  Wirt  uns  gnade  Toin  em  bekaou 

Altfelätr  pmuionupiM  UM  Üreim; 
du  Ich  begunite  «chauvren 
die  palmen  under  ene  tirauwen 
und  kleider  uud  gewaui.       SSIO: 

er  tchwen,  das  kain  hantwarcka  ge<el 

pifibi,  wo«  im  wol  get  lu  fiiipr  wercl^siau, 

rOnder  nach  einer  nndren  «i^l, 

flnt  doch  daheim  den  wiri  frAw  und«  spat«. 

was  er  ao  eim  ort  »chewchie, 

Wirt  im  iwirach  peschert, 

wo  er  hin  liert: 

da*  laoi  crewiwf>is  dilrch  tewchia, 

pi«  er  gwaiii  und  gelilich  verieru 

U.  Sachs  Ntiu  Nietat  „H  ifabelm  «. 
9.170). 


GEWAND  (3,  6  umfMnder  begri/f)     5206 

fl))  mit  ätm  gntrtluitttnden  ptontmtn : 

gewlai  al  eio  cbindalclu. 
•la  ao  mAst  du  d«r  vaior  a«la  .  .  . 
danuocb  l«i  e>  nicht  gar  w«cbani: 
ela  du  mOsi  Mra«n  uwb  da»  Ktwaat. 
.  .  .  umb  daa  Oaiacb  uud  uHb  tfaa  fftM, 

K>t*mtr  ipUU  I.M  ImMMT/ 

Man  spricht,  data  kl«lder  «acbca  laaik. 

(•rbuddari  «ollar  lau«*  btdaut. 

wie  an  den  ftdarn  wtrd  «rtanni 

ein  «oRol,  so  aueb  rfaa  gpwaad 

gibt  tu  erkenne«  mann  und  walb. 

daa*  doch  aaoa  itel  au  farra  akbi  acbraifc. 

KiacMMor  menäimmutk  (S,  127),  7,tnf.  Öittrltf. 

»))  dtr  termmus  Uehnieus  dtr  wuslertpratht  begegnet  mAm 
bei  Dßaaa  Hnd  wird  sfAttr  namentUth  tu»  den  mirltrbktäem 
festgehalUn:  dann  mit  dem  groeaan  Oeiaa  kaon  icb  «a  •»- 
geoicbl  in  einen  bnlben  jabr  kaum  machen,  ao  bal  U  dit 
tafil  acbier  loo  angeaicbl  ohne  gewand  und  Undacbaft  oo4 
ander  ding,  die  daran  aeind.  UCata  natkUn  kl;  daraua  «r- 
klart  aicb  die  griecbiacbe  kunaC  aj«  bekleidet  ao  wenig,  aU 
muglicb,  uder  wenn  sie  muate,  auf  eine  arl,  die  daa  gewand 
als  gewand  Ternicbligte  und  daa  «Ollige  dea  kOrpera  auch 
unter  demaelben  zu  füblen  gab.  daber  ibr  nacktea  und  ibr« 
liearbeiiung  nach  waazergewiindern.  ÜKaoca  Uudien  und  ent- 
warft aar  plastik  (werke  8,  te):  mit  diesem  worte  drOkt 
mm  flberbaupt  alle*  aus,  was  in  leirboendeo  kun*iea  xur 
hekleidung  auwol  der  ttguren  als  auch  lebloaer  dinge  ge- 
braucht und  wn»  man  in  der  kunstspracbe  gar  oft  mit  dem 
fraozOsiacben  wort  drapere  bezeubnet  . .  .  diesea  kann  bio- 
langlich  sein  den  künailer  zu  überzeugen,  wie  wichtig  e« 
sei,  die  kuost  des  gewandes  zu  studiren.  Sclzsb  I,  4I8A; 
gewand...  S)  ein  kleid,  ein  kleiduogMtQrk,  besonders  ein 
»olcbes  kleidungsstQck,  welches  zur  bedeckung  grOizrrer 
tbeile  des  körpers  bestimmt  ist  . . .  io  dieser  bedeutung  ist 
es  im  bochdeuticben  nur  in  der  bobero  scbreibart  Oblicb  .. 
doch  brauchen  es  die  mabler  und  bildbauer  noch  fon  allen, 
besonders  weiten  kleidern  und  kleidungsstOcken,  womit  di« 
liguren  bekleidet  werden;  franz.  draperie.  Adilo:«c  l.eso. 
C»iip«  3,359.  ebenso  Stosch  5,  S«/f.;  gewand  {en  terme  de 
pnnt.i,  la  draperie.  Schwan  (I7M)  i,  743:  gewand,  als  gegen- 
ständ der  tcböoen  kunst  betrachtet,  s.  bekleidungtkuoat  un4 
draperie.  Kaue  philos.  lex.  3,  3ei. 

c))  für  mundartlichen  gebrauch  liegt  ausser  den  btirisck- 
ÖUerreirh.  uugnissen  nur  die  bemerkung  von  Asroldi  ror;  ge- 
wand  für  kleidung  überhaupt  ist  noch  in  der  hiesigen  gegeod 
gebräuchlich,  beür.  su  den  deuUchen  glotsarien  {Marburg  r.v»)  4: ; 
sonst  vgl  ;  das  gewand  ...  bei  unserm  »olk  der  gewOhnlirbä 
au<druck  für  das  bocbd.  kleidung  oder  kleid  (eoUetiieU 
ScHBKLiea  3*,  »10.  ebenso  ScnOrr  TiroUr  idioL  MO.  Luis 
*drii<.  wb.  349;  guots,  letzis  giwant,  hoasetg'want,  czeitngwaot 
(festtagsgewand).  Lixaa  ebend»;  'a  gwania,  du  Uesdunf  Karb 
Böhmer  wald  119;  wie  gehst  denn  du's  an,  daaz  bei  dir  «o 
»lal  zeit  und  'a  gewand  draufgeht.  An/aNcauBBa  {jungfempft 
3,3)  ic*r»#  8,  6«;  'mutier,  icb  roOcht'  s»  fiel  gern  nach  Wim 
gehen  .  .  .'  du  narriarh,  was  filli  dir  dena  ein  ...  w« 
nahmst  du  das  gewand  und  das  feld  her?  Rosiceaa  (veld- 
ketmat  I)  8,151. 

8))  ans4tu  tur  heieutunttvertnftrumf  dvrck  äst  vtrhndmna 
mU  dem  poauuivfr^Homen: 

da*  da*  horrolk  nii  enkaa 

den  neuen  irii,  den  wir  haa. 

darum  pia  sein  ane  tar 

unsena  gewani  und  uosre«  bar. 

darsu  asa  «prioicaa  und  alt  spranaaa, 

daa  un*  mit  neuea  laaiaa 

kain  ritler  nie  gelekh  ward. 

NttlUrUfiei,  fMUaekUfittt  t.«7  Ua^r.- 

sie  babn  Ja  weder  gell  Mtb  »raadi, 
vol  laua  ud  l«h  tat  Jr  gewaadL 

»•  ^ca*  l^ JNitmnfieftt  mk  dn 

ick  lattch  buner  aad  gena  ••  iH 
und  b  ir  aeiber  alrki  nr  viL 
ein  biuel  ■«!■  gawande. 

fmketm  m.  •««•da^  fdia  ««/*e*.  »rdtmUmlo 
S,M  GMts-Oreeekar; 

\m  dea  derjMehl  aick  auch  nii  »aAmbt. 
im  beabd  wider  \n\  berberg  scblicli 
uad  well  *•!■  kerrea  aacb  kaialkh 
da  Mclea  allaa  aaia  gawaaL 

(d.  ketr  mit  dem  «rMaAcfcÜyra  kmrcki.  > 
J,IM; 


5267    GEWaND  (3,  b  ansalze  zur  individualisierung) 

jungkfraw,  wol  ihr  mit  ins  Uiigerland, 
so  nembt  rnit  euch  all  ewcr  gewand,  . . . 
so  nembt  mit  euch  all  ewer  gewandt. 

stampen  müssen  die  staden 
ich  mag  nicht  in  das  Ungeiland, 
hab  sorg,  es  kleck  mir  nit  all  mein  gewandt  . . . 
stampen  müssen  die  staden. 

(/,  niedei  ländisclie  ticd  von  1608,  zeilschr,  f. 
d.  toortfurschitiKj  1,58; 

last  uns  eins  toppein,  der  minst  ist  knecht :  es  glückt  basz, 
wann  icb  mit  singen  darzu  pasz:  sechs  unnd  siben,  haben 
mich  vertrieben,  ausz  meinem  gewand,  das  tbut  mir  and. 
FisciiART  Garg.  146  neudr.;  und  zoch  sein  gewand  ausz  und 
warf  sieb  nackend  in  die  angel  der  doron  und  in  die 
eoczüntnusse  der  nesseln.  Gregors  dialog {Augsburg  1473)11  cap.  2; 

ein  schöne  jungfraw  allzumal 
fand  ich  sitzen  bei  einem  bett, 
ihr  gewand  sie  abgezogen  hett. 

FisciiART  tlöhli.  (1573)  6  neudi;  nr.  5; 
80  hett  sie  auch  all  ihr  gewant 
hoch  hangen  dort  an  einer  wand.        ehenda; 

gib  mir,  wie  du  verbeiszen  hast, 
mein  brod  und  mein  gewand, 
und  führ'  in  tages  hitz  und  last 
mich  treulich  an  der  band. 

Gbrok  (morganlied)  pnlmhlälter  179. 

Y)  die  Verengerung  des  begriffes,  die  zu  der  bedeulung  des 
eirizelnen  kleidungsstiickes  führt,  erwächst  aus  der  veranschau- 
lichung: es  ist  meist  nur  ein  theil  der  kleidung,  der  dem  be- 
schauet in  die  äugen  fällt,  —  das  charakteristische  stück,  an 
dem  auch  die  beziehung  auf  einen  bestimmten  träger,  die  Hervor- 
hebung einzelner  lüge  haftet. 

ohne  beziehung  auf  einen  einzelnen  träger  wird  diese  bedeulung 
seltener  angezogen:  die  gröste  Veränderung  in  der  weit  ist  der 
fort-  und  umJauf  im  reiche  der  geister,  der  unsichi baren 
kräfte  und  begierden.  hier  wechseln  die  himmel  wie  ein 
gewand,  und  die  alte  mutier  erde  verjüngt  und  drehet  sich 
ewig.  Hehder  {vom  erkennen  und  empfinden  1775)  8,304; 

da  Tällt  sie  leblos, 

wie  ein  gewand,  in  unsrer  band  zusammen. 

11.  V.  Kleist  (l'eiithcsilea  9)  2,349. 

die  träger  sind  tiaturgemäsz  pcrsonen,  im  ausgedehnten  über- 
tragenen gebrauche  {s.u.\  personißcationen  aller  art.  die  beziehung 
auf  andere  als  menschliche  wesen  ist  auszerhalb  des  übertragenen 
gebrauches  natürlich  ganz  vereinzelt: 

kaum  hatte  noch  des  Schneiders  band 
ein  buntes  comiscbes  gewand 
dem  muntern  alTcn  umgebangen: 
so  gab  sein  rock  ihm  das  verlangen, 
sich  in  dem  spie^'el  zu  besebn. 

Gbllert  {der  a/fe)  schriflen  1,281. 

hei  der  beziehung  auf  personen  tritt,  wie  schon  bemerkt,  der 
faltenwurf  als  beherrschende  vorsttllung  hervor,  für  die  an- 
lehnung  an  den  in  winden  zu  gründe  liegenden  begriff  rgl.: 
ihre  weste  trag  ich  bey  ieder  feyerlichkeil,  ich  möchte  ein 
ganz  gewand  haben  das  sie  gesponnen  und  gewürckt  hätten 
um  mich  drein  zu  wickeln.  Göthe  briefe  4,  58.  der  faltenwurf 
macht  sich  als  beherrschendes  moment  schon  in  der  Ihalsache 
gellend,  dasz  der  haupttheil  der  belege  das  weibliche  geschlecht 
als  träger  voraussetzt  (s.  unten),  während  heim  männlichen  ge- 
schlechl  die  belege  wesentlich  auf  die  kleidertracht  der  antike,  des 
Orients,  vermummungen  und  die  der  frauentracht  ähnliche  kleidung 
der  geistlichen  beschränkt  bleiben. 

1))  belege,  in  denen  die  Vorstellung  des  faltenwurfs  nicht  vortritt. 

a))  das  Substantiv  ohne  kennzeichnende  attribute. 

'*"  von  Keiserspcrg  die  klugen, 

die  kamen  dar  zu  band, 
ein  lil'erie  si  antrugen 
und  alsant  ein  gewand. 
stri'il  V.  I'Jikoil  1474  hei  Liliencron  hisl.  voihsl.  2,39; 

oan  gewand  ham,  wie  da  hund  oan  hout.  ober-österr.  Sprich- 
wort 6ej  Wakdkr  1, 1650;  kein  gewand  kleidet  schöner  als 
demuth.  ebenda,  vgl.  Simrock  1529; 

da  wusch  er  sich  von  staub  und  blut 
gewand  und  waffen  belle. 

Uhi.apcd  (Itoland  schitdlrdger)  1,266  E.  Schmidt; 

erlauchter  Jüngling,  tausendmal  willkommen  1 

die  boten,  die  wir  jüngst  nach  dir  gesandt, 

sie  brachten  erst  nur  ein  gewand  von  dir, 

dasz  untre  Sehnsucht  sich  ersätiige, 

bis  du  uns  selbst  erschienest,    dies  gewand, 

wir  trugen  es  umher,  wir  fasztens  an, 

wir  küizten  es  gleich  einem  heiligthum. 

(Konradin)  1,210. 


GeWaND  (3,  h  =  vostis) 


526§ 


ß))  das  gewand  ziert   nicht  den  stand.  VVander  1, 1050; 

du  darlTst  nit  gantz  in  kessel  sitzen: 
las  dich  nur  ein  weunig  spritzen! 
wan  ein  tropfen  ricrt  das  gwand 
so  dringt  es  durch  den  leib  zuo  handt 
bis  es  gereiniget  hat  die  sei. 

MiiRNKR  badenjahvl  31,31; 

wallt  der  busen  dir?  das  gewand  bebt; 
.  pocht  das  herz  dir  nicht,  weil  die  band  bebt? 

Platen  ((ßaselan  \il)  2,20; 

scheint  es  dir  nicht  gut, 
ihm  auT's  gewand  ein  feines  kreuz  zu  sticken? 

Hebbel  tiihel.  2,  4,0; 
wie  die  Schönheit  seiner  glieder 
durch  die  lumpen  des  gewands, 
SO  durch  fetzen  seiner  liedcr 
leuchtet  hell  des  gottes  glänz. 

A.  Gbön  (zwei  poelen)  ged.  201. 

/'))  reichet  mer  her  min  gewant  I 

das  wel  icb  wedder  an  thun  zu  hant 
und  wel  mich  widder  heim  zu  hus  keren 
und  gott  vom  hiraelrich  eren  (aniii  Lazanis). 

Alufeldcr  passionsspiel  2291  Grein; 

sein  gewand  an  eine 

Säule  bangend,  um's  zu  trocknen,  legt  er 

scblal'bedürftig  in  den  nächsten  kahn  sich. 

I'latem  (Abansiäen  7)  4,290; 
dein  haar  ist  nasz, 
und  nasz  ist  dein  gewand. 

Grillparzer  (des  meeres  it.  der  liehe  welle»)  7,52; 

euch  aber,  ihr  fremden,  fordere  icb  auf,  gutwillig  abzu- 
steigen und  euer  gewand  abzulegen  . . .  eine  helle  stimme  rief: 
'nimmer  geh  ich  euch  gewalt  über  kleid  und  leib' . . .  aber 
augenblicklich  war  er  umringt,  vom  rosse  geworfen,  des  ge- 
wandes  entkleidet.  Fueytag  {brüder  vom  deutschen  hause)  10,68; 
man  empfängt  dich  nach  deinem  gewande,  und  verläszt  dich 
nach  deinem  verslande.  fliegende  blätler  nr.  2293  s.  4,  s.  Sanders 
cilalenlex.  261. 

b))  das  Substantiv  mit  kennzeichnenden   attributen. 

n))  vermörkt  die  mant  in  dem  gericht  zu  Vorau  . . .  von 
ainem  gemachten  gewand  vom  stuck  i  ^.  öslerr.  weisth.  {markt- 
ordnung  zu  Vorau  1603)  6,118;  es  soll  auch  niemant  an  dem 
Frauenmarkt  ein  gementels  gewant  füer  ein  neies  hingeben, 
es  soll  auch  niemant  ein  neien  gewant  an  dem  markt  fall 
tragen  dan  in  dem  hausz.  (bannlaiding  u.  rechte  zu  Eggenburg 
\'./\9.  jahrh.)  8,  GOG;  tricffend  nass  fügten  sich  diese,  so  auss 
dem  [unfreiwilligen!]  bad  kamen,  ein  ieder  nach  seinem  losa- 
ment  und  gewarsam,  trocknes  und  anders  gewand  anzulegen. 
KiRCBHOF  wendunm.  (2,22)  2,42  Öslerley;  in  selicher  schniech- 
licher  unfur  kam  der  abbt  durch  hilf  der  seinen  in  ain  ander 
hausz  imd  zu  morgens  frii  in  veiendertem  gewand  zu  der  stat 
ausz.  ,1.  Knfbel  Donauwörther  chronik  bei  Baumann  quellen  zur 
gesch.  des  bauernkriegs  in  Oberschwaben  s.  267,  ebenso  in  Knebels 
chronik  von  Kcisheim  465*. 

ß))  wie  kompt  in  mich  vom  tod  ein  grusen ! 

bin  ich  nit  sicher  in  der  waldklusen? 
was  nutzt  mich  ietz  min  härin  gwand, 
so  icb  oucb  mu!<s  in's  müsenland. 

der  einsiedler  im  Ifidlf.ntanz  des  Niklaus  Makuel 
bei  BÄciiTOLD  .i.  7; 

zum  lobe  des  Hildebrandiscben  goldalters,  auswendig  zu 
lernen,  und  im  härenen  gewande,  unter  begleitung  einer 
altdeutschen  nachtwächterschnurre  hervoizukrächzen.  Voss 
krit.  bl.  1,518; 

der  könig  mit  eim  seiden  gwand 
Joseph  bekleidt,  und  von  seinr  band 
den  ring  wegnimpt  und  ihm  vertrauwt, 
auf  den  er  sein  gantz  königreich  bauwt. 

Frisculin  deutsche  dichtungcn  73  {Joseph  act.  4); 

dem  Herakles,  der  sein  weib  verliesz, 

von  anderer  liebe  gelockt, 

sandte  sie  rächend  ein  leinen  gewand. 

Grillparzer  (Medea  3)  3,213. 

y))  neben  dem  stund  ein  schöner  man,  mit  ainem  gar 
ersamen  gewand.  Gregors  dialoge  {Augsburg  1473)  II  eap.  39; 
der  liebreiche  vater  bereitet  ihn  dazu  noch  mehr,  und  stattet 
ihn  gleichsam  aus  durch  die  mitgäbe  der  ihm  so  nothwendigen 
erfindung  eines  tüchtigem  gewandes,  als  seine  feigenblätter 
waren.  Herder  {briefe  das  Studium  der  theologie  betreffend  1)  10, 21 ; 

zu  den  kisten, 
wo  sie  die  schönen  gewande  verwahrt,  die  sie  selber  gewirket. 
Voss  Odyssee  15,104  (1781;  bunten  gewande  1806); 

eine  trug  die  säubern  gewand'  ihm,  mantel  und  leibrock. 

13,67  (1806); 


5269  GEWAND  (3.  b  männerlraeht) 

mio  »no,  •tnnd  nlT,  «ndir  «lln  lebaal 
da*  all  liaD  Ich  dir  aU  TerKabaa. 

biinKciiil  mir  bir  daa  flria(  |wan4 
dmnit  ticiileldeiiJ  Inii  lA  band. 
U.Uiaoia  4ci.WaWMt  b.&  (1&93),  •.BleaTOL»  SrkwWfr 
tckau»i>tete  1,2J0,  »yJ.  unirn  ti>.  hMi 
tchnbclil  eticb  tiir  liIrchaD,  ibr  gltia, 
rfiatai  ala  foilicb  K««*Dd. 

tiaaui  {•jtockrntöne)  pulmbUiltr  II6| 

leb  auinroa  foneita  tu  itiram  pral<a. 
urotcliwelia  ila  artif  iinil  iliaiftbeOlttan; 
war  ilcb  bewrui  In  io  reliiem  iirali«, 
darf  auitaud  uud  («io  gawaad  niclil  miataa. 

A.  (iaON  {cuUbii)  gut.  3<il. 

8))  lA  aioflr  ondaro  teitt  kainrn  tA  im  «tllcb  billgria  dir 
gar  zerrillten  gewand  an  lirlteo,  aiao  dai  ai  fil  nach  mit 
lioander  naciienl  warcD.  Gregon  iialoge  III  rap.  U; 

aioa  tagaa  loa  ala  prlaaiar  ubarlanda, 
tu  dam  rlo  gAai  atalpniedar  kora 
in  »er  poaam  gawaode, 
lerhawi,  ternamat  allai  «am. 

li.  Sachi  (<(ui  ri  im  pftiffi-nbeli)  füM»  «.  iehmdnkf 
9. Sit  GMt«; 
dort  Daclidarn  er  lich  «elbtl  unwürdige  airiamao  tegaluall, 
und  io  achiechie  gewand',  aia  itoecbi,  alch  die  acDultar  ga- 

hOliet. 
Vota  Odfuee  4,7ii  (180«;  !■  tcblachla  luoipea  1781). 

der  aDküniniiing  achleicbt  wie  ein  pilgrim  unbemerkt  uiober, 
dem  herrlichsten  und  beiligatrn  nabt  er  ticb  io  untcbein- 
hnreiu  geMunil.  (iOriiB  {W'ineki-lmann)  37,34. 

'1))  bflege  für  die  minntitracht ,  dt*  ron  d*T  wvnUUuug  dtt 
falknmurfs  behtmchl  und. 

a))  die  auUkt  klttiung:  der  leidende  lierkuiea  in  dem  ver- 
giftelen  gewande,  von  der  band  eines  allen  unbekanoleii 
meiaters.  LisaiHC  {iaokoon)  \i\  18;  bleibe  aUo  den  bild- 
aüulen  das  feine  coiscbe  gewand,  durcb  welebes  sieb  der 
geschianke  leib  und  das  runde  knie  und  die  weiche  bOde 
und  die  Iraube  der  jiigrndlicben  bnist  gleichsam  durcb- 
faiilet:  da  itlx  an  stelle.  lUaDuR  (di«  p/aj(ii  roa  1710)  8,  ISm: 
eine  einzige  vortieillicbe  griechische  statue  gehl . . .  Ober  all 
euer  fralzeuwesen  tud  unreifen  gesirht^zügeo,  noch  so  affektirl 
geworfenen  gewllndern.  HrifisK  ArätnghtlloX/iül ;  in  die  antiken 
gewflnder  hat  rr  {der  kunttUr)  sich  i;ut  hineingedacht,  und 
mau  luerkt  nichts  gezwungenes.  2,  IS; 

daoo  dia  BOoter  und  Jaonao  In  langen  gewaodao, 
.  . .  bleltao  d«o  «lürmendeo  flecior  ab. 

STOLatac  liim  13,«»ä  (io  iaogam  gawand    Voaa). 

h))  tratkt  de$  Orients,  tgl.  das  seiden  gewand  in  FaiscBLiiis 
Joseph,  t.  0.:  des  reichen  raannes  purpur  unnd  seiden  ge- 
wand... v\ird  da  nicht  viel  gelten.  Matbbüics  hoefiieittpred. 
SOtHtudr. ;  neben  dem  Griechin  im  langen  bunten  gewande 
alanden  der  Jude  im  kaftnn,  der  syrische  christ  mit  weiszem 
turban.  KsKtTAC  {brüder  vom  deuUehen  hause)  10,  l(>4;  Lys  .  . . 
hatte  seiner  zeit  zu  Studien  für  das  bild  mit  dem  Salomo 
Tersuclisweite  ein  altorientaiiscbes  kOnigskostilm  anfertigen 
lassen;  das  lange  gewand  war  von  weiszem  feinem  bultistleinen 
in  viele  falten  gelegt  und  mit  purpurfarbigen  ...troddeln  und 
fransen  besetzt.  G.  KaiL^a  grüner  Heinrieh  3,2ü3;  Lys  ...  pflegte 
niemals  auszugehen,  ohne  eine  grössere  summe  geldes  in  nolen 
bei  sich  zu  traRen,  einer  langjährigen  reisegewobnheit  zufolge, 
auch  jetzt  hielt  er  die  brieflasche  io  seinen  gewSndern  irgendwo 
versorgt.  n\. 

t))  tinhüibtng  und  vermummung: 
der  Oaltt  .  .  . 
wlrfi  iho  (den  mUien)  \u  ein  wsra  gawaod  *od  wolle,  talft 

Ibm,  sich  tu  kieldao 
la  Ota*aaodar  und  tarier  laiuwaod. 

BaocMs  (DornjoHi  jnhrteteken,  k«rb»t  U)  S87: 

auf  einem  gerüste  stand  dort  ein  inaler,  welcher  . . .  zwischen 
den  von  oben  einfüllenden  morgen  lichtem  und  den  halb- 
vollendeten, betenden  gestallen  mit  ihren  reichen,  leuchtenden 
gewandem,  wie  in  dem  kelch  einer  wunderbaren  blume 
schwebte.  EicainDOsrF  [dichter  und  ihre  geseUtn  1,8)  9,71; 
graf  Kraft  von  Tofgenburg  steigt  io  hochrotem,  schüofaltigem 
gewand  auf  einer  leiler  zum  »Oller  der  geliebten  empor. 
G.  KKLita  Zurieher  noteUtn  (Uotllaub)  !,»&; 

und  nlldara  tedalian  traieo 

bartor  io  wallcndan  Bawaod. 

dia  kuostler  sind  aa,  dia  poaiao, 

Bilt  (oldoen  barfao  io  dar  band. 

GiaoK  )M(iNMAl«r  (timd  .(.  4.  Im*ken  •litt)  k 

aiill  tleho  tla  ein  la  wallaodeo  gawaoda. 

aalt  aaoftoat  acbrltt,  gleich  aioor  prtaaiarscbaar. 

(«t«  CtfMT)  palm^ldiur  7«; 

IT. 


GEWAND  (3.  b  frauentracM)  5270 

der  graoe  inanl«!  iat  too  seiaar  scbuller  leglitteo  and  er 
steht  da  in  einem  «eittguldenan  gewande.  G.  llaurTeaaa 
UanntUi  hhnmelfnJtrt  M 

d))  die  geiitUehe  trathl:  du  sieb  dia  JOdiaclÜMit . . .  Bit  M 

erbern  claidern  und  priMUtiidM«  ftvuai«  titrM  mi  k*> 

claidan,  daj  menglich  und  aoadar  fMt«,  ii»  si«  rfcfcl  ä^tßt^^ 

lieh  erkennen,  «e  fOr  pricsler  eeren     d.  $t44Utkm.  k,ni; 

da  wftacb  4tr  pfsrer  wU  ela  fraw 

■ii  aurfacboareiiaa  cawaatfa. 

li.  Stcaa  (db  drti  taktrm  «M«M  ftMn  •. 
«c*MM«l.m  C«a«f 

es  soll  mich  pabtt«  l'eiagil  «hr  wOrdig  angeatcbt  nit  erniliern 
wie  Tolilam:  noch  Leoma  ptibsilicb  gewand  und  birtanslab 
erschrecken  wie  Atlilan.  Fi  caaaT  Cwg,  üo  ntuir. :  dato  Wer 
also  die  bilder  von  thronen  und  krönen,  vom  weissen  priealer- 
gewande  und  den  lo  raib  aiiaao  an  den  thron  des  berrM. 
Haaoia  9,  H9; 

slill  lagt  er  von  atcb  da*  gawaod 

uod  ka*tt  da*  mei>lrr*  aireoga  baod 

und  gebt.        ScaiLL'a  (fcam>V  "lU  d.  ärochtm)  U.Wl. 

3))  du  frnueniraeht. 

a))  allgemnn,  ohne  dait  dit  form  gekennuichMt  mkrit. 

«))  doj  $ubstanli9  ohne  attributt: 

aiu  (romn  frau  la>tt  wol  Ir  gawaoi 

vor  der  bidtlubao  an  der  waod, 

aber  ila  tihai  ein  baner*  ao, 

welch«  iiaio  wa*aar  abwlicbeo  kaa 

von  tcliamioi,  da»  Ut  lucbi  uod  icban. 
Fucatav  {ekttnehÜAchtetH  AB*)  wtrk»  9, 133 /faa/f«^  ; 

die  morgensceoe  lebte  gewaltig  in  Lockmsnns  einbildoog*- 
kraft,  und  da«  gewand  der  göttlichen  Schönheit  (HiUegBtit) 
war  ihm  kaum  ein  dünner  Schleier.  W.  HrI!<sb  {Httdeford 
f.  Hohenthal)  merke  2,  i«; 

die  Isnpa  aeize  bio  uod  hole  nelo  gawaod. 

GaiLtrAataa  {)l»im$Ut)  l.ttl; 

darum  bal)e  Ich  beute,  da  ich  zum  heiligen  abeodnahi  gehe, 
dies  gewand  angelegt  ich  trug  es  den  tag,  wo  ich  die 
frOmm-^ten  und  besten  vorsStze  meines  lebens  fasxte.  HtaaBL 
Maria  Magdalena  1,2; 

recht  al«  law  tragt  sie  ein  bmal: 

das  tbut  mich  olit  verdristeo. 

wolt  goti,  soll  leb  (ie  noch  meloeo  laal 

Ion  mein  ermeiein  acblis.<ieo! 

acbwartt  braun  Ut  ibr  gewaod 

blau  tliui  Ibr  wohneo  bei. 

darAmb  iregi  maocher  hat  uod  oald, 

daa  sie  aiir  Ikao  vartreibeo  leid. 

bergyeihfn  (neuäneke  W/f.)  nr.  M,2«: 
wober  so  frOb?  dir  trieft  da*  haar  v«o  Ihaa. 
uod  dein  gawaod  ist  blulbatpreogt. 

HaaaiL  AiM.  11,1.1; 
ich  kann  mich  nicht  an  so  viel  licht  cewöboao, 
es  thui  mir  weh,  mir  i<t.  als  g)og'  ich  oackt. 
als  wtre  kein  gewaod  bler  dicht  gaougl        1,6; 
dia  achAoen  mtdcbeo  voo  TiOla 
dia  lieben  schmuck  und  tier:  .  .  . 
voo  sammi  und  aeida  schier 
must  beinklald  uod  gawaod  aaio. 

lioatHSTiav  Mira«  Sekmffi/  Tlfli*  % 

ß))  dai  Substantiv  mit  appositioneUem  gentth  oder  tnttfretken- 
dem  adjtctiv: 

daoo  ich  mich  aocb  alomal  bafaod 
gar  stotit  in  einer  fOrstio  gewand. 
uod  meint  ich  war  scboo  salb  ala  barr, 
da  was  mir  zwar  boIo  oad  ah  farr. 
dann  wol  tehen  migt  cllaodl  kamca. 
da»  gwand  lA  Ihrro  haodan  oaaaa 
toracblAKao.  klopITten,  (lochten  daa, 
kalo  oitlalo  vor  jho  sicher  wa«. 

Ki^cBABT  flMhk.  1  mam4r.: 
daroach  aio  mSdchaa,  »uh'od  aaf  a(«ls«a  pferdel 
sacht  »iaban  jähre  alt!  sali  der  kleka««  kao4 
dao  braunan  tikcelndl  sclil«asaw4  la  gawaod 
dar  amoraiiao.    raaiLiaasta  (laarfriaaUat  dtdkf.  1.  ili ; 
wek  doeli  4ia  ■•hrai«« 
scbrackt  dar  arbabaoao   miaoa  (4.  )tmgfr»u),  «•■■  Md«*> 

gewaada  das  ikraa  Ar 
dooaarfewebi  umgraua.        B»a«B«a«  {Pnrtkenn»  1,8); 
elaa  locka  biaodar  haar«, 
dia  (awaoda  alaar  aooao. 
Bimmt  ar  waiaaad  a«8  da«  kaata«, 
•ad  daan  aiaa  aakmra  rwll«. 

Cl.  taniTAM  gas.  mkr.  g,U; 
sckwan  btagt  Ur  kimmel  Aber  dtcaaaa  laod. 
■ad  baasar  ueata  mir  der  iraaerflor. 
ala  daa  gaprlaga  briuilicber  gewiodar. 

ScaiLiaa  (JM.  6l««ri  2.2)  12,448.  e*cMa  Dbuüb 
(adaaerüpfre)  1,1M  E.  SekmUt; 

931 


5271 


GEWAND  (3,  b  frauenlracht) 


ihr  kOnstlerisches  gewand,  halb  mantille,  halb  oberrock,  stand 
ibr  hübsch  und  nett.    Hebbel  bricfteeehstl  l,  123. 

y))  hervorhebung  bestimmter  eigenschaflen  (färbe,  gewebe,  be~ 
sehaffenheit) : 

indem  der  eremit  so  mit  sich  selber  spricht, 

kommt  eine  frau,  gar  Tein  von  angesiclit  .  .  . 

in  silbernem  gewaud,  mit  ringen  und  mit  spangeo. 

Wieland  (die  wasserkufe)  13,59; 
neben  den  quellen  sind  geräumige  becicen  zum  waschen, 
schöne,  steinerne  becken.   hier  wuschen  die  weiber  derXroer 
und  die  reitzenden  töchter  vordem  die  blanken  gewande. 

BSrger  3,432  (llias  22,154); 

wenn  man  sie  (die  königstochter)  an  den  schönen  festen  unter 
einer  schar  reitzender  gespielen,  im  weiszen,  glänzenden  ge- 
wande erblicltte.  Novalis  (fl.  v.  Ofterdingen)  sehriften  1,  30 
E.  Heilborn; 

als  sie  die  zierlichen  bände  sodann  und  die  schwellenden  arme 
fast  bis  zur  schulter  hiiiaur  gebiillt  in  die  seidenen  bandscbub, 
deren  violenglut  zum  lilienweissen  gewande 
schön  abstach,  ergriff  sie  den  reingeOochtenen  spanbut 

Kosegarten  Uucumie  2)  dichluniien  1,74; 
versprich  mir, 
dein  haar  nicht  abzuschneiden,  auch  kein  schwarzes 
gewand  um  dich  zu  schlagen. 

Schiller  (Ipliig.  in  Aulis  5,6)  6,225; 
alle  geschwister  soTort,  umhüllt  mit  schwarzen  gewanden, 
nahn  der  Ceres  betrübt.       Voss  Uvid  n/-.  38, 43; 
der  reiche  sarg,  von  künstlerhand  gezimmert, 
mit  eiaer  fürstin  purpurnem  gewande,  .  .  . 
bedeutet  er  nicht  groszes  weh  dem  lande. 

üiiLAND  (Ualliarina)  1,118  E.  Schmidt; 

ihm  folgte  ein  seltsam  gekleidetes  mädchen  zu  pFerde  im 
blauen  gewand.  ElCHE^DORFF  {dichter  und  ihre  gesellen  1,5)  3,43; 

kinder,  so   früh  an   die   lurt,   da  beibaut  noch  blinkt  der 

bollunder? 
und  in  so  dünnem  gewand'.  Amalia? 

Voss  (Luise  2.  idylle)  1,77; 

sie  trug  freilich  nur  ein  schlicht  gewand.  Tb.  Storm  {zur  chronik 
von  Grieshuus)  werke  6,  190;  vor  das  gericht  des  landvogts  ge- 
rufen, erschienen  sie  in  verlockend  üppigem  gewande.  Keller 
Züricher  novellen  (landvogt  von  Greifensee)  1,286;  es  fällt  auf, 
dasz  die  alten  gesetze  der  im  mittelalter  allgemeinen  regel, 
die  genothzüchtigte  solle  zum  beweis  der  that  allsogleicb 
mit  zerrissenem  gewand  und  struppigem  haar  lautes  gescbrei 
erheben,  gar  nicht  gedenken.  Grihh  rechtsalterth.  633; 
dort  kommt  die  mutter  .  .  . 
zerrissen  das  gewand.    0.  Ludwig  (Malikabäer  4)  3, 3S5 ; 

mit  blutbespritztem  wagen  und  gewand  kam  die  unmensch- 
liche tochter  nach  hause  zurück.  Schlosser  weltgesch.  i^,i1b; 

sie  legt  die  eine  kalte  band 

dem  ritter  auf  das  kinn 

und  hält  ihr  moderndes  gewand 

ihm  mit  der  andern  bin. 

HöLTT  (Adelstan  u.  Röschen)  13. 

h])  in  bezug  auf  schnitt  und  form  sind  es  drei  momenle,  die 
die  Verbindungen  beherrschen:  das  langhin  schleppende,  der  falten- 
wurf  und  das  einhüllende,  umflieszende. 

a))  ich  mich  bengt 

ainer  gnadfrauen  inn  das  gwand, 

welches  sie  nacbscblaift  durch  kat  und  sand. 

I-'lscuART  flülih,  1007; 

das  herabfallende  gewand  von  stein,  von  erz,  von  holz  hört 
auf  gewand  zu  sein  . . .  das  unding  von  gewande  ist  das 
wesentliche  der  kunst  geworden  und  das  dadurch  verhüllte 
wesentliche  ist  für  das  gefühl  vernichtet.  Herder  (die  plaslik, 
mo)  8,132; 

furchtsam,  dasz  dem  gewand  den  säum   nicht  tränkte   der 

,     ..  moorsumpf, 

wankte  sie  hm  .  .  .  '^ 

jezo  betrat  sie  den  steg,   und  hob  ein  füszchen  mit  vorsieht 
über  den  zäun,  dasz  enthüllet  die  zwickelblume  bervoiscliien, 
ordnete  schnell  das  gewand,  und  schwang  wie  ein  reh  sich 
hinüber.        Voss  (Luine  1,133)  1,18; 
gedüglte  pagen  warten  dir  (der  Maria)  auf, 
sie  üechien  dir  blumen  und  bSnder 
ins  goldene  haar,  sie  tragen  dir  nach 
die  schleppe  deiner  gewänder. 

Heine  lobyesdnge  auf  könii]  Ludwig  3. 
ß))  hab  ein  gespenstisch  weib  hier  sitzen  sehn, 

das  streckte  mir  aus  weiigel'altetem 
gewande  langsam  «ine  dürre  band. 

Schiller  (jungfr.  v.  Ort.,  prolog  2)  13,176; 

keine  falte  des  gewandes  darf  ihr  verschoben  werden,  denn 
sie  wird  beschützt  —  von  Lucrezia  Borgia.  C.  F.  Meter  Angela 
Borijia  52;  die  göttin  der  Schönheit  sollte  gar  keine  falten 
haben.   . . .  wozu  tiberall  ein  gewand  ?    kann  das  verwünschte 


GEWAND  (3,  c  übertragene  Verwendung)     5272 

gewand,  wie  leicht  es  auch  geworfen  ist,  etwas  anders  thun  als 
die  Schönheit  umwölken  ...  dasz  die  göttin  der  Schönheit  auch 
durch  die  zierlichste  bekleidung  verliert,  ist  natur  der  sache. 
Wieland  {Aristtpps  briefe  1.  buch)  33,  181 ;  die  Zeichnung  [der 
heiligen  Agnes)   ist   in    edler  und  groszer  manier  ausgeführt, 
das    gewand   gut  geworfen  und  das  kolorit  harmonisch  ver- 
schmolzen. Mattbisson  (umrisse  aus  Italien,  Pisa)  4,221; 
die  rosen  heut,  o  muse  von  dem  baupte, 
das  gestern  noch  im  scboosz  der  Troben  Jugend  schlief ;  ... 
reisz  schnell,  der  weste  spiel,  das  flatternde  gewand, 
in  schmutzig  unachtsame  falten. 

Lessino  (*briefe\  n).  21)  53,97; 
weit  eher  entfliehst  du  dem  ebrnen  geschick 
als  diesem  durchbohrend  verschlingenden  blick; 
weit  eher  eindringenden  keren  gefahr 
als  diesem  geflochtoen  geringelten  haar; 
weit  eher  der  wüste  beweglichem  sand 
ais  diesem  umflatternden  regen  gewaud. 

GöTUE  (Pandora)  40,397; 
schöne  mädchen  warten  auf 
in  leichten  losen  gewanden. 

Geisel  (Mime  Tekel)  juniusliede.r  161; 

wo  nur  irgend  ein  weibliches  gewand  im  winde  flatterte,  da 
trug  ihn  sein  zitternder  fusz  hin.  H.  v.  Kleist  (erdbeben  in 
Chili)  4,4. 

y))  auf  der  andern  seile,  wo  sich  der  söhn  nannte,  steht 
die  in  ihr  groszes  gewand  verhüllte  parze.  Herder  (wie  die 
alten  den  tod  gebildet)  5,663; 

von  ihren  lenden  Qieszt  ein  farbiges  gewand 
mit  flisterndem  geräusch  in  den  erstaunten  sand. 

neue  beitrage  z,  vergnügen  d.  Verstandes  u.  witzei, 

Bremen  1746  (Verwandlungen  1)  1,210; 
bald  schlössen  alle  band  in  band: 
ain  freier  tanz  ward  angefangen, 
da  Ilosz  ihr  unbewahrt  gewand 
auf  grüner  erde  hin. 

Uz  (li.  Ulleralurdenkmal    nr.  33)  9; 
leichtlich  umflosz  das  gewand  sie,  als  war's  aus  blauen  vielen 
duftig  gewebt.        Gregorovius  luipliorion  s.  31; 
wie  das  gewand  um  deine  glieder, 
schlingt  sich  der  reim  um  meine  iieder: 
schön  mögen  des  gewande«  falten  sein, 
doch  schöner  mu.sz,  was  sie  enthalten,  sein. 

BoDENSTKDi  Mirzu.  Schaffy,  verm,  Iieder  42. 

e)  die  übertragene  Verwendung  hatte  in  der  mittelhochdeutschen 
dichtung  trotz  der  spärlichen  beispiele  doch  schon  eine  gewisse 
Vielseitigkeit  belegen  lassen:  der  kreis  der  träger  hatte  sich  er- 
weitert, indem  er  anthropomorphische  Vorstellungen  (engelische 
gewste,  gewand  der  sonne,  beide,  linde)  und  abstraetionen 
(der  lugende  gewaete)  aufgenommen  hatte,  möglich  war  dies 
durch  die  herausaibeilung  des  begriff  es  der  hülle,  als  welche  auch 
der  leib  der  seele  gegenübergestellt  war  (fleischliches  gewsete). 
nach  beiden  richtungen  hat  die  neuhochdeutsche  periode  den  über- 
tragenen gebrauch  ganz  auszerordentlich  erweitert,  diese  erweite- 
rung,  die  sich  namentlich  gegen  die  einschrdnkung  abhebt,  die  der 
allgemeine  gebrauch  erfahren ,  steht  unter  dem  tinflusse  der  be- 
sonderen pflege,  die  dem  wort  in  der  gehobenen  spräche  zu  theil 
wurde,  deutlich  läszt  sich  hier  unterscheiden  zwischen  den  ver~ 
Wendungen,  die  der  poetischen  anschauung  entspringend  an  der 
sinnlichen  grundbedeutung  festhalten,  und  solchen,  die  mit  dem 
übertragenen  gebrauch  zugleich  eine  Umbildung  der  bedeulung 
verbinden,  die  dem  abslracten  begriff  der  hülle,  der  form  im 
gegensatze  zum  Inhalt,  zustrebt. 

a)  die  Verwendungen,  die  an  der  sinnlichen  grundbedeutung 
festhalten,  die  beziehung  auf  das  menschliche  geschlechl  tritt  hier 
naturgemäsz  ganz  zurück,  die  meisten  belege  bedeuten  eine  er- 
weiterung  des  kreises  der  träger  auf  grund  anlhropomorphischer  an- 
schauung. 

1))  vereinzelte  belege  für  poetisclie  Übertragung  innerftalb  der 
beziehung  auf  menschen: 

beller  und  röther  blühn 
alle  Wangen  des  blumenvolks, 

das  den  scbmeicbeliiden  ku.ss  ihres  gewandes  ((/.  mddchens) 
fühlt.        HöLTT  (au  d.  pliiiiUasie)  50; 
der  Sänger  geht  auf 'rauhen  pfaden, 
zerreiszt  in  dornen  sein  gewand. 
er  musz  durch  flusz  und  sümpfe  baden, 
und  keins  reicht  hülfreich  ihm  die  hand. 

Novalis  (//.  v.  Oflerdiugen)  sclir.  1,44  E.  Heilbom; 

Unschuld  ist  ihre  seide,  reines  leben  ist  ihr  gewand.  Herdes 

9,  208;  nur 

sind  wenige  zu  Sardes,  die 

nicht  ihr  gewand  befleckten  —  wenige, 

sie  wandeln  einst,  hell  an  gewand,  mit  mir, 

denn  sie  sinds  werth!  — 

wer  überwindet,  ihn  erwartet  hell 

gewandt        (Johannes  Offenbarung)  9,16; 


5273     GEWAND  (3,  c  von  natureneheinungen) 

blnmlltch)!«  leban  Im  bUutn  temmi; 
*till«r  niiiiich  Im  bltMso  *ch«lo, 
OüchllK  grabt  Im  bunt«o  •anda 
■lo  dao  t»ii  ilfli  namant  ein  — 
uolar  bobdii.  rs>taa  bo|«D, 
nur  vom  lam|iaiillelii  «fbellt, 
liegt,  »elidam  dar  gal«!  aiiiflogao, 
nun  da«  bellig«!«  anr  »alt 

NovALit  (rf.  yeäUhl)  I.  m  K.  llrUborn. 

1))  du  trwtttiTung  litt  krtiut  ätr  träger  ä*$  btgii/fit. 

a))  rtltgiOse  vontellungen : 

Ijiht  lit  da«  K«**and  Jahovaba, 

Dilt  glani  (Ulli  berrllcbkaU  IM  ar  (a»ebfflOelil. 

lUiinia  lurehtnloyie  ä.  morgenlmnä»»)  6,11; 

Jahova.  du  inelii  goil,  blat  (cbOo  und  barrlleb, 

blit  priehtig  «chön  gaiebmOokt. 

ar  kifidat  ilcb  In  lala  gawand,  dat  llcbl, 

ar  breliPt  au«  dia  blumai,  wla  alo  itiu       II, SM; 

Iit  lehnnbeit,  ionne,  morgen,  frOhling,  bluibe  dea  lebena, 
ist  ein  geichOpf  voll  reiz  und  wonoe  in  der  gaozen  catnr 
vergebena?  kaina  nicht,  alao  getclimQckt  aua  den  bandt-n 
desz,  ilein  licht  «ein  kleld  itt  und  morgenroth  der  lauin 
•eioea  gewandet T  8,036  {hed«T  der  btb»  177»); 

wer  legte  dem  maer  «cbleuieo  vor, 

al*  ea  nervorbracb  wie  aut  multerleiba? 

aia  ich  ihm  wölken  zum  gewand' 

und  oachi  der  gewitter  zu  wlodein  beiUamie? 

S,  IS  (aichäutogi*  dti  morgenlanäat) , 

was  wahr  und  gut  ist,  bflngt  mit  dem  eensorinm  der  achnpfung, 
dem  groszen  griale  zusammen,  an  dessen  gewaiide  nichts 
umkommt.  8,  2IS  {vom  erkennin  und  tmpfiuitn  \''i). 

ß))  Natalis  Comes  giebt  dein  tode  ein  schwarzem  gewaod. 
LBasiNc   (wie  die  alten  den  tod  gebildet)  tl',  A2:    mein   Karl! 
wenn   du  um  mich  schwehsl  im  gewond  des  friedent,    ver- 
|i«b  mir.  Scbillkb  {riuber  6,1)  },  102; 
ich  »ab*  die  toten;  .  .  . 
weiti  das  gewand  und  weiss  daa  angeaiebu 

HsiNB  l'iöiieiitdmmernnii)  1,187  Karpelt», 
h))  natvrertchtinungen  und  eontrete  fortteUungen. 

«))     du  bist  reizend,  o  mond.  wenn  du,  IScbeliidar  gotl, 
durch  das  blaue  gellld,  im  gawaoda  von  liebt, 
deine  iritie  beliOgeitt.    IIAltt  ('iirmiiM«  an  d.  monJ)  qeil.i'l; 
Immer  reiisesi  du  mich,  rreundlichas  äuge  dar  oaebl, 
waoa  du  dem  oit  rnuirlgit,  und  Im  roihen  gewaod 
bioter  dem  waide  hervor  gehst.       1(3; 

Erangender  erschien  die  morsenrAtha 
I  liimereas  rosigtem  gewano. 

ScHiLLBB  (n6Her  Griceltenlanris)  8,S3; 
ilnmrnog  kleidet 'den  hain  in  ibr  graues  gewand. 

lläLTT  {hyinnu»  an  d.  morgentonne)  46; 
sie  körnt,  dia  nacht!  und  alles  lauschet: 
kein  stero  arbeilet  Ibr  gewand. 

liolluiiier  miiseiiiilmanack  auf  1710  (Denis); 
nie  breitet  um  die  stille  weit 
die  nacht  ibr  tbauiges  gawand. 

ScHiLLSB  (l)ido  613)  6,401; 
die  ibr  einhergeht  im  gewande  der  nacht 
und  aur  des  Sturmes  Utiictien  wandeil. 

GaiLLPAKisB  [Argonauten)  6,61; 
und  nun  von  fern 
winkt  glhoend  das  gaspenst  des  alltags  wieder 
im  apionwebgrauen,  schleppenden  gewand. 

G.  lUcrTBinx  Uer  arme  Htinruk  3,4. 
ß))  die  morgeiiröiln  kOmmet  her  .  .  . 

das  land  mit  Ihrer  zarten  band 
kestraiiat  sie  mit  gilg  und  roaeo. 
und  mit  sa>zköstllcbem  gewaod 
will  sie  der  weiiao  wall  liebkosen. 

WsctutsLiN  iied.  I01| 
ar  bat  auch  das  gawand  dar  erde  so  geschmöckal: 
daa  äugen  und  Vernunft  es  sahn  arslauneod  an. 

LousnsTtiN  Hyaciulhie  18; 
0  du  gottes  berrlichkell. 
du  dar  erde  schönes  kleid, 
sart  gewaod.  wo  alles  webt, 
and  zu  böhanu  leban  strebt. 

HiRDsa  (<<tc>  iCktpfUng)  6,189; 
der  du  den  bodeo  des  erdrelcbs  grOndetesI, 
dass  es  ewUlich  vesistebet.  wia  ein  pallaiil 
mit  tiefen  deckest  du  es,  wia  mit  gewande, 
und.waszer  sieben  Ober  den  bergen. 

{iiiehdolouie  ä.  moKjenlandes)  6, 11; 
reizender  als  dieses  allgemeine  grOoe  gewand,  in  welcbea 
sich  die  gaose  vegetabiliache  naiur  gewöhnlich  kleidet,  sind 
jene  entschiedenem  färben,  womit  sie  sich  in  den  stunden 
ihrer  hocbzeilfeier  acbmackt.  GOtbb  {beilräge  tur  optti,  cta- 
Uitung)  68,347; 

du  giutbenreiche  zone, 
der  erde  köaigsland. 
dia  soon'  ist  deine  krooe, 
aaad  ist  dein  gelb  gewand. 

FaaiLieaAta  («a  i/Vike)  ditht.  1,333; 


GEWANO  (3,0  «M  nalurerschrinung0n)     5274 

ita  eebwarzen  gesellen  Irgerta  wol  ^aa  weiat|UnteDde  ge- 
wand der  erde.  AoBaeAcn  neuei  lebe»  3,16«:  die  aeo«  aonna 
Uodet  nielit  mehr  da«  flaumigr,  mattweiste  gewaa4  der  bod- 
acbaft,  sondern  einao  barieo,  gllozen<leo  alablpaoter.  TecHOM 
thierleben  der  olpeamll  34; 

scbnsawaliz  ragt  sie  iäi»  Jungfrau)  vom  fuss  bis  tut  sebeUel. 

die  boeb  la  de«  llclMraaaa 
«bersieoi  blau  sieb  verliert,  oaialbi  von  duoklea  geMrt««... 
keiner. . .  tcbauta  von  hier  dar  blamlitcbao  Uebarndas  aaUbs 
ohne  zu  fuieo  den  wünsch.  Ihr  zu  nahn.  nod,  geaabt.  BMb 

dao  aaum  nur 
tbree  krjsialloao  gewaods.  aoutkrki  der  aii».  zu  kftaaea. 

Usessssa  {l'wiMemmu  II  1,6: 

war  dabei  geweaeo  wira,  ala  dia  erde  dia  berge  fabtr,  «la 
dia  uogabeureo  kiodar  der  erde  scbott  sieb  entwandeo,  die, 
nackt  geboreQ  aus  gluhendrm  schusxe,  erslorrlen  in  der  kalten 
lufl,  welche  Qbar  der  erde  lag;  wer  dabei  gewesen  w9re,  als 
lauere  iorte  kamen,  die  kalten  kinder  aufiaulao  io  wannar 
tonne,  ibr  eisig  gewaod  xu  wasser  ward.  üoTTHBLr  (Iü^h 
die  grosimulter)  10,9. 

yu  hier  sab  das  kleine  ding 

'"  den  schönsten  tchmeiterling, 

mit  ansgaspanniam  OOgei 
in  pomp  vonibarileho. 
ein  llchier  farben*plegel 
von  gold.  nliranarln 
and  Silber  und  carmla 
war  s«lo  gawaad. 

PrirvBL  ^ritlckem  u,  uhmetlerUug)  paat, 
wertueke  6,6(1: 
tauben  dort,  die  Obarm  meare  kreUea. 
sonst  nur  bettlar.  dia  nach  nahrung  relaea, 
beule  doch  Im  tllbernen  gewande 
nOgalpllfer  zun  gelobtea  laade. 

k.  GbOh  tiedichit  tscaala#enar»<a)  tk 
^))     bluneo  oad  standen  bekanntaa  die  band  des  leliea«laa 

frlrtoera; 
blumen  antfalietan  hier  Ibr  farbigi  gawaad 
an  dam  steagel.        Bopasa  d.  SixichnU,  I.  geiamft 
wieder  Ist  der  frOblIng  io's  land  gekonnea, 
Ist  la  blumigem,  buntem  gswaod  gakooimeo. 

BooinrraaT  Mino  Schaffti.  lieier  i.  kUg*  t; 
Stolz  aebo  dort  die  taoneo  nieder, 
ibr  gewand  vertauschend  niel 
freibeitdurst'ge  wsITenbrOder, 
ballet  färbe,  so  wla  siel 

A.  r.afiR  {unAricher  {aaseft)  gtiUktt  107. 
<))  doch  bat  daselbst  vor  allen 

eine  Jungfrau  mir  gefailea. 
ihr  äuge  blinkt  wia  klarer  welo, 
ihre  wangen  alnd  nicht  bleiche, 
wie  prtchtlg  ihre  kleider  «ein, 
von  lauter  schwerem  seage: 
von  elchenholz  i«t  Ihr  gewaod, 
von  birkenreifoii  ihre  baod', 
daa  mieder,  das  sie  zieret, 
mit  eisen  ist  gescbnürek 

llsorr  (<«  d  auf  dit  ras«),  p»nita«<oeo  in 
Bremer  ratArUer; 
rair  auf  die  knocbeo.  dein  norscb  gastelo, 
steig'  auf  Im  allen  gewan-le, 
da  lelcbe  jetzt,  o  vkiar^chiosz. 
ein  schmuck  und  »lolz  dem  laude. 

A.  GaOii  {ein  icklott  in  Uihmt»)  gtd.  416. 
t))  pertonißcation  und  abUraetio». 

n))     des  kampfes  richter  nehmen  nlld  ood  acbnaichalod 
oua  zur  crbobluog  Ibr  die  waffen  ab, 
und  kleiden  ale  io  fastlicbas  gewand. 

BBaeaa  3, 143,  juMfeU  der  Caortia  AufmUs 

zittert  vor  der  greisen  alma  maier,  die  als  ahofrau  onserer 
ooiversiiaten  ibr  faltenreiches,  molteozarfressenes  gawaad 
auf  dem  boden  der  aula  aioberscbleifl  und  ihre  allen  iieb- 
haberpedanten  durch  junge  und  frische  la  rekrutiren  socbL 
WiUiaABS  Mkeiiulu  feldMigtt  »mii§n*nf  IX; 

etwa  nelo  schvaaurlala, 
prosa  belszi  sie  geoMla, 
irtgt  oft  mein  gewand, 
dl«  flogt  msn  mit  der  kämä. 

GaiLLpsassB  ( u«  mm«  6«Uaft  «M)  t,tM| 
der  krieg  im  blutigen  gewaoda 
gabt  würgend  aus  auf  solo  geboib. 

Uz  {litlrtmlmrdrHkmale  ur.  33)  ItT. 

ß))  sebUgt  delo  KbatteaObgal.  acbwarzar  kanner, 

nir  dl«  seeleT  oder  onwekasi  du 
nelaeo  galst  in  Oog.  hohe  ackwamaibT 
raaachei  lo  oacbi  delo  gewaad  nir. 

A.  Lsoai  li«der  «w«i  Prunktm  am  Bbriaslran 
(1761)337: 
0  welches  cdea.  das  leb  varlorea  I 
«•  Ich  gewaod«ll  In  füll  und  loat. 
TMB  aoM  der  Jugend  and  raaach  darckgohrea, 
daa  voblk«hagras  gewand  gascbialft 
tetak  gtnao,  diebt  wia  da«  haar  dea  nobraa. 

RCcasaT  (6.  ndUai«)  lUMt; 

831  • 


5275       GEWAND  (3,  c  von  abslracHonen) 

der  ihorheit  nimmt  die  dunkelheit 
ihr  an  der  sonne  schimmernd  Itleid 
und  farbigtes  gewand.        Uz  142; 

aus  dieser  reinen  quelle  schöpft  sie  {die  bühne)  ihre  lehren 
und  muster,  und  kleidet  die  strenge  pflicbl  in  ein  reizendes 
lockendes  gewand.  Schili  er  (was  kann  eine  gute  stehende  Schau- 
bühne eigentlich  wirken?)  3,  516;  als  Liane  auf  sich  blickte  und 
hier  ihr  leben  allein  im  dunkeln  gev.rande  stehen  sah  — 
drüben  das  leere  haus  des  geliebten  —  hier  das  ihrige,  das 
auch  leer  für  sie  geworden.  J.  Paul  Titan  3,80;  der  macber 
eines  solchen  neuen  Stückes  verfährt  dann  in  ähnlicher  weise, 
zunächst  faszt  er  ins  äuge,  'was  die  zeit  bewegt',  so  heiszen 
für  ihn  oft  jene  kranken  paradoxieen  des  denkens  und 
fühlens... jener  grillige  äuszerste  fransenbesatz  em  gewande 
der  zeit.  0.  Ludwig  {Shakespeare  Studien)  5,  49. 

y))  ich  kann  hierinn  die  elegie  nicht  besser  mit  einem 
träume  vergleichen,  diese  vergleichung  sagt  vielleicht  viel, 
die  ganze  bilderreihe,  die  vor  ihrem  äuge  vorbeistreichet,  ist 
in  einen  heiligen  schleier  halb  verhüllt,  der  das  dunkle  ge- 
vrand  der  traumgesichte  zu  sein  pflegt.  Herder  (fragmenle  3) 
1   489;  solche  wonne,  solche  freuden, 

spiegelt  uns  die  zukiinrt  vor: 

und  doch  könnten  wir  den  beiden 

ihre  götzenschaar  beneiden? 

nicht  verstopfen  unser  ehr, 

vor  den  süszen  schmeichellehren, 

die,  im  blumigen  gewand, 

um  durch  reitze  zu  beihören, 

menschenschwacbheit  sich  erfand. 
Franz  V.  Kleist  lob  d.  eimigen  qotles,  i.teutscher 
merkur,  august  1789; 

ich  asz  und  trank,  scherzte  und  lachte,  wie  ein  gesunder; 
die  lebhafteste  erinnerung,  das  lieblichste  geschwätz  packte 
alle  die  farbigen  gewänder  aus,  und  staubte  die  bunten  feder- 
büsche  ab,  in  denen  einst  unsere  unbefangene  Jugend,  so 
zufrieden  mit  sich  selbst,  einhertrat.  ThBmmel  1,65;  wenn 
schon  die  seelen  werdender  lieder  mir  das  haupt  umschweben, 
eh'  das  nachahmende  gewand  der  spräche  sie  umflieszel, 
ohne  den  geistigen  Qug  zu  hemmen.  Ch.  u.  F.  L.  Stolherg 
{d.  genius),  werke  (1827)1,12;  ich  glaube  nicht,  versetzte  sie 
eben  so  ernsthaft,  dasz  der  instrumentensturm,  der  die 
mensclienstimmen,  immer  doch  die  seele  des  ganzen,  so 
überrauscht,  dem  unsterblichen  gefallen  könne,  der  die 
rührendsten  melodien,  die  er  ihr  gegeben  hat,  meistens  nur, 
wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf,  gleichsam  in  ein  zartes 
griechisches  gewand  hüllte.  W.  Heinsb  (Hildegard  v.  H.), 
werke  2,29. 

ß)  die  verblastung  der  sinnlichen  grundamehauung,  die  ent- 
wicklung  des  begriffes  der  hülle,  der  äusieren  form  in  gegensatz 
zum  inhaÜ,  wird  dadurch  gefördert,  dasz  einzelne  der  eben  be- 
legten freien  Verbindungen  und  Verwendungen  durch  gewohnheits- 
mäszigt  Wiederholung  gebunden  werden  und  als  feststehende 
redensarten  in  den  poetischen  formelschatz  übergehen. 

1))  hieran  ist  schon  derjenige  tropus  beiheiligt,  der  sich  am 
xdhesten  die  bildkrafl  bewahrt,  die  Vorstellung  des  leibes  als  der 
hülle  der  seele,  des  geistes: 

doch  nur  sein  erster  leib,  sein  irdisches  gewand, 

verlor  sich  auch  mit  ihm. 
neue  beiträte  z.  vergnügen  d.  Verstandes  u.  wtties  l,30o; 

entkleidet  durch  den  lod  vom  sterblichen  gewande, 

durchwandelst  du,  ganz  geist  mit  hellerem  verstände, 

die  Wohnungen  des  lichts. 

Uz  {liunsl,  stets  fröhlich  tu  sein  4)  277  neudr.; 

was  ihn  erwartet,  wenn  er  sich  in  seinem  leben  als  von 
einem  seines  gleichen  gezwungener  langsamer  mörder  des 
gewandes  darstellt,  das  ihm  auf  der  erde  angebildet  ward? 
Klingkr  12,158;  wurden  von  einer  solchen  Verklärung  um- 
geben, dass  die  vergangene  und  zukünftige  nolh  des  lebens, 
und  seine  mühe  wie  schlacken  uns  zu  füssen  lag,  und  wir, 
im  noch  irrdischem  gewand,  schon  die  leichtigkeit  künftiger 
seeliger  befiederung,  durch  die  noch  stumpfen  kiele  unsrer 
fitlige  spürten.  Göthb  briefe  4,296; 

es  Ist  euch  gut,  dasz  ich  von  hinnen  geh;  .  .  . 
noch  kennt  ihr  euern  herrn 

im  eeiste  nicht,  nur  im  gewand  von  staube. 

Gkrok  palmblätter  42. 

2))  der  gleichen  entwicklung  gehört  die  Verbindung  mit  einem 
nomen  agentis  oder  einem  die  Stellung  kennzeichnenden  appellaliv 
an:  Abu  Seid  von  Serug,  der  .  .  .  heut  im  gewand  eines 
poeten  auftrat,  —  morgen  den  mund  eines  prophelen  aufthat. 
RüCKERT  (l.makame)  11,231;  siehe,  da  trat  Abu  Seid  herein 
in  gewande  eines  bedürftigen  —  und  mit  der  gewandtheil 


GEWAND  (3,  c  «=  hülle,  form)         5276 

eines  unterwürfigen,  —  und  grüszte  den  Wali.  (Zl.makame)  456; 
so  ging  es  JeanpauUsch-HoEfmannisirend  noch  eine  Zeitlang 
weiter,  ich  machte  das  experiment  mit  ihm  in  mehreren 
ausdrucksweisen  und  fand,  dasz  ihm  das  äuszere  gewand 
eines  jeden  Schriftstellers  gleich  gerecht  war.  Ihm  ermann 
reisejournal  I,  3  (werke  10,  16). 

3))  unter  den  abstraclionen  sind  es  namentlich  die  erzeugnisst 
der  dichtkunst  und  der  schriftslellerei,  im  weitern  auch  die  spräche 
selbst  und  ähnliche  nomina  actionis,  die  diese  entwicklung  fördern: 
der  epische  dichter  giebt  seinem  gedanken  ein  episches,  der 
lyrische  ein  lyrisches,  der  dramatische  ein  dramatisches  ge- 
wand. Herder  (2.krit.wäldchen)Z,ib-2;  arme  poesie  der  Ebräer, 
wie  stehst  du  verwandelt!  bescheiden  schämst  du  dich  des 
zu  stolzen  gewandes,  und  stolz  schämt  sich  das  fremde  ge- 
wand deiner!  (briefe,  das  Studium  der  thtologit  betreffend, 
1.  theil)  10,116; 

wie  die  natur  die  innig  reiche  brüst 
mit  einem  grönen  bunten  kleide  deckt, 
so  hüllt  er  alles,  was  den  menschen  nur 
ehrwiirdig,  liebenswürdig  machen  kann, 
in's  blühende  gewand  der  fabel  ein. 

Göthb  (Tusso  1,4)  9,131; 

möge  das  fremde  gewand  und  die  ungewohnte  spräche  dir 
nicht  zuwieder  »ein  und  die  gestalt  dir  anmuthig  werden. 
briefe  6,92; 

und  weil  mir  vorgeworfen  ward,  es  wäre 

mein  vers  zu  gut  für  eure  blöden  obren, 

und  allzukunstreich  meine  ganze  Sphäre,  . .  . 

so  hab  ich  dieszmal  ein  gewand  erKohren 

ganz  schlicht  und  einfach  und  bequem  zu  fassen, 

das  kaum  verhüllt  den  stoff  in  keusche  massen. 

Platrn  {Abassiden,  proloq)  4,223; 

indische  Sprüche  in  deutschem  gewande.  titel  einer  abhand- 
lung  in  zeitschr.  f.  deutsche  spräche  1,224;  die  alten  gereimten 
Übersetzungen  wurden  ...  völlig  unbrauchbar,  und  unsern 
dichtem  fehlte  es  entweder  an  willen,  oder  an  vermögen, 
ihnen  ein  modischeres  gewand  zu  geben.  Gotter  2,  vorrede xi; 
demselben  Stoffgebiete,  wie  die  vorige  schrift,  gehört  auch 
diese  bisher  nicht  veröffentlichte  abhandlung  an.  ihr  latei- 
nisches gewand  erklärt  sich  daraus,  dasz  sie  in  beant- 
wortung  einer  französischen  preisaufgabe  geschrieben  wurde. 
Steig  u.  Suphan,  vorbericht  zu  Herder  band  5;  die  sagen  der 
Urwelt  wurden  als  mährchen,  ihres  reizenden  gewandes 
willen,  gehört,  die  gölter  als  poetische  maschinen,  als  puppen 
betrachtet.  Herder  {über  die  würkung  der  dichtkunst  auf  die 
Sitten  der  Völker  im)  S,dOi;  diese  alten  sagen,  die  das  deutsche 
Volk  noch  immer  bewahrt,  hat  hier  der  dichter  in  neuen 
kostbaren  gewanden  gekleidet.  Heine  (d.  romantische  schule  2,-2) 
werke  6, 141 ;  der  verschämteste  begriff  ist  (im  französischen) 
gezwungen  die  mystischen  gewänder  fallen  zu  lassen  und 
sich  in  seiner  nacktheit  zu  zeigen,  verm.  sehr.  (1854)  1,63; 
wenn  fremdartig  klingende  bildungen  sich  als  zurückgekehrte 
überläuffer  enthüllen,  die,  ursprünglich  deutsch,  einst  in  die 
fremde  zogen  und  später,  durch  fremdes  gewand  unkenntlich 
gemacht,  wiederkamen.  Härder  weiden  «.  wandern  unterer 
Wörter  l.  . 

4))  so  entstehen  einzelne  feste  typen  der  Verbindung,  die  m 
der  neueren  gewählten  spräche  unter  den  verschiedenartigsten 
formen  des  Zusammenhangs  immer  wiederkehren. 

a))  anpassung  des  übersezten  alten  Schriftstellers  auf  den 
modernen  leser  ...  treue  der  worte  und  des  buchstahens 
. . .  treue  des  geistes,  wenn  ich  so  sagen  darf,  und  des  ge- 
wandes, worin  er  gekleidet  ist,  wobei  also  vorzüglich  viel 
auf  die  nachahmung  der  diktion  bei  prosaikern  und  des 
rhythmus  und  des  Versbaues  bei  dichtem  ankommt.  W.  v.Hüm- 
uOLDT  über  das  Studium  des  alterthums,  d.  litteraturdenkm.  58,33; 
die  Ihren  eignen  hasz,  die  eigne  rachsucht 
verkleiden  in's  gewand  der  diensbellissenheit. 

Grillparzkr  (Estlier)  8,266; 

die  persischen  magier  fingen  den  tag  mit  conccrts  an,  und 
schloszen  ihn  so.  sie  fingen  ihn  mit  musik  an,  wandelten 
alsdenn  schweigend  in  promenaden,  bis  zu  einer  höhe,  wo 
sie  gott  lobten,  sie  waren  liebhaber  der  naturkunde  und 
noch  mehr  ihre  naturkunde  kleidete  sich  in  ein  geistreiches 
gewand,  das  aber  nicht  mythologische  allegorie  war.  Herder 
(archäologie  des  morgenlandes  4)  6,  123;  es  soll  also  vorerst 
meine  anhaltende  arbeit  sein,  eine  solche  bemühung,  inso- 
fern sie  begonnen  ist,  fortzusetzen,  insofern  ich  sie 
skelettartig  finde,  mit  fleisch  und  gewand  zu  bekleiden  und 
80  weit  zu  führen,  dasz  man  si«  nicht  blosz  sich  zu  unter- 


5277         GEWAND  {3,  c  mm  hülle,  form) 

riehlen,  londern  auch  lich  iti  vergnügen  l«*en  mOge.  GOrii 
paralipomtna  lu  den  annaUn:  wtrlu  30,  uVth  {CcUaMhi  jubiL' 
autgabe). 

b))  die  einfältige,  herrliche  nod  alleal«  (obel,  die  wir  b«btD, 
hatte  eine  würltung,  die  nuch  jede«  wort  der  wahrheil  gegen 
einen  unteriirflcljer,  wenn  e«  «ich  Ine  grwand  der  fabel 
verhilllen  inusz.  halten  tollte.  Hiaoia  (übtr  di«  würkung  drr 
diehlkunit  auf  die  $itten  drr  i6tktr  t7'(l)  t,Mt:  die  iiraache 
und  der  verlauf  deittelben  {dt$  troj.  krirgn)  »ind  durch  die 
tage  ao  aehr  in  ein  falieibaftet  gewand  eingehüllt  worden, 
daat  die  Wirklichkeit  nicht  ao  den  tag  tu  bringen  iü. 
Sciiioaaia  mtUgtaeh.  \\  IM; 

kann  der  lehtln  tleb  aUo  hOlltn 

Im  gawaod  dar  wirklichkaii? 

GaiLLr*Riia  laknfrau  I)  4,17. 

t))  wir  haben  una  in  die  weit,  in  doi  naichaon  einea  aino- 
lichen  Volk«  geaetsi,  und  ihre»  ab»traktiunen  aar  gewami 
umgeworfen.  IltaDKa  {unterhoU.  u.  britf*  tibtr  die  ilUtten 
wkundtn  i,  &)  6,  M ;  e«  wird  sich  mehr  davon  aagen  laaten. 
wenn  ich  lur  epuche  jener  wunderlichen  dichtungtart  gelaO);e, 
durch  »flehe  mon  die  alt-  und  neulpstunienl lieben  mythen 
dem  anschauen  und  itefOhl  naber  tu  bringen  glaubte,  wenn 
man  . . .  ihnen  nun  dem  gfgenwflrtigen  leben,  ea  lei  nun  ge- 
meiner oder  vornehmer,  ein  gewand  umhinge.  Gotrk  {dichl. 
u.  mahl  heil,  buch  6)  u,i\H\  und  mösaen  sie  ja  predigen,  ao 
legen  sie  daa  gewand  der  beicheidenhelt  an  von  köpf  zu 
fflaien.  HBapia  {krieft,  das  Uudtum  der  thtologit  betreffend, 
4.  ihe\l\  It.  39:  wie  in  Kngland  daa  l'.  Jahrhundert  aiili 
aeinen  Elisabethanischen  Homer  in  Chapmans  Obertragung 
schuf ...  wie  das  10.  Jahrhundert  durch  William  Morris  dem 
nie  alternden  Griechen  dos  ihrer  zeit  entsprechende  gewand 
anzulegen  unternahm,  so  wird  auch  unser  Schlegel-Tieck- 
acher  Shakespeare  früher  oder  spSler  einer  neuen  form  des 
30.  Jahrhunderts  platz  mncheo  müssen,  beilagt  u  aUgemtinen 
teitung  (lOOl)  «r.  luO;  wobi'i  man  »ich  nicht  scheute,  abgetragene 
redensarten  wie  ein  neues  gewand  seinen  gedankeo  umzu- 
legen. Au»BBACH  neue»  Ubtu  S,3I*. 

d))  der  weil  iimrlngi 

von  (einen  9i«rkt*n,  an  der  Soree 

In  dem  gewtnde  der  abre  sunt. 

liöitingtr  mutnolm.  auf  1770  (Denü) 
Ne«'(r.  (.  n ; 

wenn  bringet  ihr  euer  kii)d  ao  weit,  dost  aicb  selbst  seine 
fehler  nur  wie  hier  entwickeln?  der  erste  ungehorsam  im 
gewande  der  schaam,  die  schaam  im  gewande  der  scbuld, 
die  lasten  drr  menschheit,  heilige  bürde  der  vaterlichen 
•träfe,  der  erste  kleine  fehltritt,  das  spiel  einea  apfels,  orznei 
bla  zum  jQngaten  der  tage.  HtaPta  {ällette  Urkunde  det  mtntchen- 
§»ukLckU,  4.  thfH)  7,131;  das  ist  die  dem  Argonaulentug 
zu  gründe  liegende  Ihatsache;  ...  dat  |riechi$cbe  volk  der 
heroischen  zeit  hat  sie  als  wirkliche  ercignisse  angesehen; 
und  die  hauptbedeutung,  welche  sie  dadurch  erhielten,  be- 
atebt  darin,  dast  sie  . . .  ala  sage  oder  im  gewand  der  dicbt- 
kunst  lange  zeit  einea  der  eirmente  der  griechischen  Volks- 
bildung waren.  Scmossta  meltgetch.  l*,  teS; 

der  du  einhergingal  Im  gewand  der  nacbl 
und  licht  mir  strahltest  in  die  dunkle  teele. 

GuiLLPABZt«  (det  maere*  unit  der  tieb»  »eilen  5) 
7.101; 

kurt  tind  gut,  was  man  bei  uns  die  deutsch-feindliche  Fran- 
zusenpresse,  die  alte  Rheinbundpresse  unter  katholischem 
gewande  nennen  knnn.  Bismarck  reden  &,  3SS;  der  herr  Vor- 
redner beklagt  sich,  dasz  eine  menge  von  fragen,  lieren  lösung 
mir  freilich  naher  hfltte  liegen  kennen,  als  die  polnische, 
wenn  letztere  nicht  im  gewande  einer  insurrection  aufgetreten 
»Are,  nun  ihre  lOsung  ...  nicht  finden  würden.  },  I6l;  als 
dieselbe  [die  arittokratie)  aber  spflter  nochmals  auftauchte  in 
demokratischem  gewande.  Kblleb  Züricher  noteUen  1,  Id. 

b))  es  hat  sich  geieigt,  dast  einielne  sehriflsteller  besonderen 
antheil  an  der  enttricklnng  den  gcbrauchcs  und  an  der  ausbUdung 
bestimmter  redensarten  geuonnen  haben,  untfr  ihnen  ragt  Hiaoia 
hervor,  vgl.  nueh:  schaam  ist  das  treue  gewand  der  liebe,  und 
selbst  feinere,  der  vrrnnnft  nahe  tiere  nähern  aich  ihr. 
{älteste  Urkunde  des  menscheHgetchUchtt ,  4.  theil)  7,B1;  was 
hr.  Sulzer  beschreibt,  ist,  dünkt  mich,  schon  das  apätere 
epische  gewand  des  abentbeocrs.  (reetii5ton«iil  5, 381 ;  alles 
dies  dachte  ich  nuch  bei  der  mad.  Klopstock  hinterlassenen 
Schriften;  und  demohngeachtet  träumte  ich  aie  so  angenehm 
durch,  weil  überall  daa  gewand  dea  •uszerordenlUchen  und 


GEWAND  (3.  d  in  der  eompoHtion)     !^278 

empflndungsvollen  nleb  aufnerkiMI  asdUc.  (eea  mitkähmmag 
d*r  Ut,  elepn)  1,477;  'daa  gereekt  mmUn  vor  goU  4oreb 
glauben  oder  durch  werke'  war  «in«  fonnel  des  judea- 
thuroa.  daa  warf  Paalua  bia  aofs  gewand  ab:  Jakobu« 
läuterte:  jeder  sah  in  eeiaem  geaicblsponkt  —  un4  koaoi'  er 
anders T  [brieft  Mmetutr  brUder  Jetm  t*  unierm  kanom  177») 
7,  Mi;  alles  unter  dieaen  baupizug  der  bMtiflnB«*t  n 
ordnen,  speise  und  trank,  wo  auch  nur  «ia  Mkk  fal  ii» 
ernte  dea  reiche  gulte«  war,  zu  vergetzen;  ier  gasiM  Miar, 
alle  bilder  und  anftritte  der»elben,  jedes  gewand,  ia»  b«- 
ziehung  aufa  reich  goltes  halte,  tu  rauben,  abtaa«hiit  tbt»* 
lernen,  winke  seiner  beslimmuog  in  allen  zu  floden.  («• 
prediijer  177S)  300;  die  hebrOiscbe  spräche  dieser  teitriom« 
moste  freilich  flicke  von  dichtkonsi  behalten  and  hat  sie 
noch,  weil  sie  ursprünglich  zu  nichts  als  dicbikuntt  gebildet 
war;  auch  ermangeln  dieae  flicke  dea  heutigen  rabbimsmut 
nicht,  oft  an  die  alte  hoheit  ihrea  Ursprunges  to  ennoem, 
indessen  ist  doch,  auch  aus  vornehmen  flicken  gestickt,  ein 
gewand  der  art  nur  immer  ein  brttleraniantel.  {übtr  dit 
mürku'ig  der  dichtknnsl  auf  dit  tüten  der  tMker  \T,H)  a,  IM. 
diitu  vgl.  aueh  einige  neuere  dicliter: 

CepAise.  >le  sprechen  ja  wie  ioo*i.   sind  >ie  dann  nicht  Kleaptb? 
Xfaentt.  Ich  bin.  drr  slaU  Ich  war;  ils«  andre  war  gewaad. 
war  tauscbendas  gewand  «oo  aseiuem  ectttaa  wetee. 

K.  laassaA!«)!  (dta  tckmla  der  fromnum  3.)) 
14.S44: 

die  Weltgeschichte  Ist  immer  nur  das  gewand  der  gotlee- 
i:eschicbte.  9,196;  ich  preise  nie  die  tb.it,  sondern  nur  den 
menschlichen  gei«t,  die  tbat  ist  nur  dessen  gewand,  und  die 
gescbichte  ist  nichts  ala  die  alte  g.nrderube  dea  menscbikben 
geistes.  Hiimr  Italien  cap.  29;  gegenwärtig  aber  ringt  alle  weit 
nach  einem  neuen  aein  und  nach  einem  neoea  gewänne. 
U.  Ktuaa  in  Heidelberg  (l»49)  bei  BicNToia  1, 4M. 

d)  gewand  in  dfr  evmpoätiou.  amek  km  »^  dar  mtukttk 
deutteh*  spraehgebrauds  btwmkenswerU  tkmkkutjtm  mai  äait- 
rungen  gegenüber  den  eben  belegten  wtigtmftm  dir  «Umu  tau. 
die  Verbindungen,  die  als  soniterttjenlhum  der  eindrimgenitm  ftrm 
gewand  nachgeriestn  «erden  konnten,  gehen  fast  atlt  eerlom,  nur 
all  ftralleU  lu  wie-  (strlt-  sturmlpewand  ist  vereinseU  krieg« 
gewand  zu  belegen,  eben$o  gehört  hierher  eisen-  stahigewaod.  nei 
nachhaltiger  daliegen  erviestn  sich  die  rerbtndungtn,  die  tcAe«  ftr 
die  alten  formen  wat,  gewcte  beuugt  tcaren,  freilich  unter  dmrek- 
greifenden  Änderungen:  an  lein  wand  ist  durch  du  unterdriekung 
des  prißjces  der  tusammenhang  mü  unserem  »ort  rerdunkeU,  an 
hetigewand  die  bedeutung  verengt  »orden.  its  de»  §nppemf  die 
eine  gliederung  des  kleidungulüeks  je  nach  dem  körpertkeil  (obet^ 
nider-  leib»-  hauptgewand)  oder  nach  dem  tvrdk,  dem  et  4ient 
Ipirs-  renn-  reise-  kamergewand)  oder  natk  4er  imündmiitiH 
und  berufstltUung  des  Irdgert  anstreben,  tind  nelfath  dit  «rtlen 
eompotitionsgliedrr  durch  jüngere  »orte  terdidngt  werden, 
Verbindungen  sind  ausgestorben,  mannigfache  irntf  aufgi 
worden,  die  reichste  entvicktung  hoben  aber  diejenigen 
ginommen,  die  sloff,  färbe  oder  tchnüt  der  kUidung 
uichnen  oder  die  das  pnmkhape  an  ikr  kertarhebem,  ^Mtea 
hat  sich  natürlich  auch  der  übertragene  gebrauch  det  merUt  im 
mannigfachen  neneningen  der  cempnHi»»  bewserUiek  gfmtHU. 
a)  9erbindun§en  te»  gewaod  <»  der  Mealiiaf  *m  ^mmmm: 
kiatengewand  egk  tkeil  5,s&8,  betlgewand  afi  Ikeil  l,  179&.  ans 
umfassenden  begriff  des  letzteren  vgL:  ich  beb  (gott  lob)  noch 
allain  sovil  pethgewandt  leilacher  und  decken,  dt  icb  in 
meinem  baust  liebe  freund  auch  kan  sauber  ond  wol  leitrn. 
ScHAiDBHaKiszBt  Odtfsse»  13*;  aber  kbain  khis,  nob  polster, 
oder  wa-^z  zu  einen  beethgewiiodt  gehörig,  ist  nit  in  die  statt 
gelassen  worden.  ge»iter  bericht  . . .  dess  entstanden  vMi  und 
unruehe  in  Mimiken  (ICSI)  bei  \VesTB^al■»u  leilrife  7,  SIS. 
ihnlich  Dfata  McUen  I&.  il.  Sachs  fabeln  umd  tekminkt  «r.  in 
{neudr.).  ebenso  Hr.  M.  J.  imaaL  ckremsk  wem  itkktim  (lMt))03 
Hüitner,  R  KaCcea  ffcas  CkMrtt . . .  Uiterica  (lft«7)  «•  imemdr.). 
EsAsacs  Fi&^cisa  indittk-elümet.  lmti-f«rUm  1,101:  an  kein 
bettgewand  ist  nicht  zu  gedenken  ...  vor  ein  grosses  glück 
hat  man  es  tu  schätzen,  wenn  man  saaber  und  friscb  atrob 
aatrifft.  rnseii  und  camfagnen  Jf*iMSs(M«  Smammtit,  Aerftefs 
in  W&rtemberg  (1790)  s.  ftl.  fragUtk  iH  der  wai/iiaf  der  be- 
demtmmg  im: 

sie  paekea  nua  «iirenic  «lies  ein. 
was  aaa  aof  «Inar  solcben  weiten 
Jahrlangan  fahrt  so  wasaar  and  m  laad 
Tonnöthen  haben  kaaa,  an  kleidoog,  beilgewaBd 
and  taoaaad  andern  klaiaeo  waare«. 

WiBUn»  (CtaMa  ■.  SinibnU  8)  11.«». 


5279     GEWAND  (3,  d  in  der  composüion) 

tur  Verengerung  des  hegriffes  und  lur  annäherung  an  nacbt- 
gewand  vgl.:  wie  wird  das  küstlicbe  pettgewand,  mit  gold 
nnd  edelgesteincn  gesticket  und  geschmücket,  mit  biut  ... 
besudelt  worden  sein?  Prätoriüs  Turci-cida  P  3". 

von  anderen  Verbindungen  gehört  hieher:  federgewand,  «.  th.  3, 
$p.  1400,  vgl.  federwat;  wo  sol  ich  micb  hinkeren  ich  armes 
bröderlein?  mein  feder  gwand  von  slro  und  hew  in  armutei 
und  betlerei  wil  ich  ein  rege!  schreiben.  G.  Förster  frische 
teutsche  liedlein  100  neudr.  neu  ist  die  bildung  in  übertragener 
Verwendung  mit  der  bedeutung  vestis,  vestimentum,  s.  sp.  5282.  auch 
badegewand  ist  aus  späterer  zeit  für  die  übertragene  Verwendung 
belegt:  der  mond  windelt  uns  in  ein  nasses  badegewand  von 
wölken  ein.  J.  Paül  herbstblum.  3,  227. 

ß)  Verbindungen  von  gewand  in  der  bedeutung  vestis,  vesli- 
mentum. 

1))  gliederung  nach  einzelnen  körpertheilen :  obergewand,  vgl. 
theil  7, 1087 ;  über  dem  purpurnen  langen  ärmelkleid  trug  sie  ein 
bimmelblaues,  zart  mit  gold  gesäumtes,  seidenes  obergewand. 
Kelleb  Züricher  novellen  {Hadlaub)  1,75;  niedergewand  {vgl.  th.'i, 
sp.  762)  reicht  nicht  in  die  neuere  spräche  herein ;  es  wurde  verdrängt 
durch  untergewand:  dass  die  Stoffe  ...  grösstenteils  wenigstens 
erst  mit  der  scheere  und  nadel  zu  kleidungsstücken  verarbeitet 
wurden  . . .  lehrt  ein  blick  auf  die  construction  der  ver- 
schiedenen mäntei  und  untergewänder.  Gübl  leben  d.  Griechen 
u.  Römer  2,235;  brustgewand,  vgl.  theil  2,449; 

also  sprach  er,  und  reicht  in  die  arme  der  liebenden  gattin 
seinen  söhn;  und  sie  nahm  in  das  dultende  busengewand  ihn, 
lächelnd  mit  thränen  im  blick.        Voss  Itias  6, 4»3; 

leibgewand,  vgl.  theil  6,601 ;  dazu  vgl.:  es  ist  das  porträt  eines 
jungen  mannes  in  einem  roten  leibgewande,  sehr  schlicht  und 
voll  einfalt  in  der  färbe.  IiiMERMANNrm<;ournaJ2,4.  beingewand: 
darnach  steck  oben  in  die  büchsen  ein  glocken  mit  ihrem 
Öhr  dreier  schuch  weit  und  zweier  hoch,  und  leg  zwo  bafesen 
(setzschilde)  kreuzweis  darauf,  und  setz  vier  harnich  mit  den 
rucken  aneinander  auf  die  bafesen,  also  dasz  auf  den  vier 
orten  ihr  beingwand  über  die  bafesen  hangen.  Dürer  nach- 
lasz  186.  SciiiLTER  führt  in  seiner  ausgäbe  der  chronik  von 
KöNiGSHOFEN  bcingewant  (s.  dort  137)  als  veraltet  auf,  vgl.  dazu 
die  neuschöpfung  mit  veränderter  bedeutung:  warum  ist  nun 
aber  ein  kleiner  chinesischer  fusz  schön?  weil  es  ein  sonder- 
barer kleidergeschmack  gewollt  hat,  dasz  unten  aus  einem 
grossen  gezelte  von  bein-  und  fuszgewande  sich  nur  zwo 
kleine  spitzen  zeigen,  und  kaum  zeigen,  hinter  das  lange 
gewand  so  gleich  sich  wieder  verhüllen  sollten  —  ist  das 
nun  gleichwiegender  grund  der  Schönheit?  Herder  {die  ^plastik' 
von  1770)  8. 151. 

2))  gliederung  nach  dem  zwecke,  dem  das  kleidungsstück  dient: 
reisegewand,  vgl.  theil  8,  sp.  727: 

eben  besucht'  uns 
einer  im  reisegewand',   und  bracht'  ein  türkisches  robr  mit, 
...  ein  wohlgearteter  Jüngling. 

Voss  (Luise  2.  Idylle)  gedickte  1,92. 

kriegsgewand:  statt  die  alten  bauemkleider  hervorzusucben, 

blieb   er  in  seinem  kriegsgewande.    Keller  Züricher  novellen 

1, 133. 

sie 


auch  überwunden  bin 
ich  ehrenwerter,  als  Antone  sind, 
um  die  der  pomp  des  siegs-gewandes  strahlt. 

J.  W.v.  Brawb  Brutus  II.  2  (hürscliner  bä.12,  »,225); 
v(jl.  Hkrder  9,209. 

hof gewand:  vp/.  hofgewand ,  hofliberei  Frisch  1,460*.  haus- 
gewand,  vgl.  theil  4,2,  sp.  668:  sie  war  noch  im  hausgewand, 
und  wollte  sich  nur  in  der  geschwindigkeit  umkleiden.  Schiller 
{kab.  u.  liebe  4,6)  3,  457.     tanzgewand,  s.  theil  li,  sp.  i26: 

eine  blatilaus  kam  gekrochen, 
welch'  auf  italien'scher  erde  die  tarantel  bös  gestochen, 
Aafz  ihr  geist  sich   regt  und  rühret  in  Sanct  Veitens   tanz- 
gewand, 
dasz   sie   eine  laus  sich  dünket  von  verniontendem  verstand. 
K.  Ihuermann  (der  im  Irrgarten  der  metrik  umher- 
lanmelnde  cavalier)  17,499. 

nachtgewand,  vgl.  theil  7, 182: 

hui  sprang  grar  Walter  auf  und  grilT 

zum  haken  an  der  wand, 

und  warf  um  seinen  weiszen  leib 

das  seidne  nachtgewand.    Borger  (graf  Walter)  2, 192, 

«Jenso  Wieland  20,111.  18,67;  die  dicken  flechten  ihres  haares 

lagen  über  dem  weissen  nachtgewand  bis  in  den  schosz  hinab. 

Th.  Storm  {aquis  submersus)  3,  248.     schlafgewand,  vgl.  theil  9, 

sp.  297 : 

im  weiszen  schlafgewand,  dem  schönsten  engel  gleich, 
tritt  sie  in  sein  gemach.       Wibland  {Oberon  17,13)  20,181. 


GEWAND  (3,  d  in  der  composition)     5280 

morgengewand,  vgl.  theil  i,  sp.  2569:  unvermerkt  drangen  seine 
blicke  unter  die  schatten  des  lindengewölbes  in  einen  garten, 
etwa  fünf-  bis  sechshundert  schritt  entfernt,  wo  ein  frauen- 
zimmer  sein  morgengewand  ablegte.  Hbinse  {Hildegard  von 
Hohenthal)  2,6.     frühgewand,  vgl.  theil  i,  l,  sp. 292.    vgl.: 

die  schöne  kön'gin.  lieblich  blasz, 
ums^chmiegt  das  frühgewand.    sie  sasz 
zärtlich  berührt  von  Stoffen  feinen, 
und  schien  so  weisz  aus  weiszcm  scheinen. 

K.  Immkrhann  (Tristan  und  Isolde  2)  13,371. 

sommergewand,  vgl.  theil  lo,  sp.  1530:  beide  Stoffe,  vorzugs- 
weise aber  die  wolle,  wurden  bald  zu  dichteren,  für  den 
Winter  bestimmten,  bald  zu  leichten  sommergewändern  ver- 
arbeitet. Gdul  leben  d,  Griechen  u.  Römer  2,  232.  nothgewand, 
s.  theil  1,  sp.  938.     sterbegewand: 

Christus  mutter  erblickte  zuerst  den  treuen  und  sah  es, 
dasz  er  das  sterbegewand  zu  ihres  sohnes  begräbnisz  trug. 
Klopstock  Messias  2,63. 
leichengewand,  vgl.: 

rasender!  wenn  er  sogar  dich  mordete;  nimmer  bewein'  ich 
dich    auf    leichengewanden,    du    trautester   sprössling    des 
schoosses.    Voss  Utas  22, 87,  s.  auch  Udyssee  2, 99. 
grabgewand : 

dann  wird  ein  jeder  leichnam  von  treuen  dieners  band 
gewaschen  und  gekleidet  in  weiszes  grabgewand. 

Uhland  (graf  Eberhard,  sclilucht  b.  Reutlingen)  1, 286 
E.  Schmidt; 

wie  gespenster  werden  wir  die  nachweit  erschrecken,  wenn 
der  rest  des  täuschenden  grabgewandes  von  den  dürren  ge- 
beinen  herabgefallen  ist.  E.M.Annor  geisl  der  zeit  \,i2,  messe- 
gewand,  s.  theil  iy  sp.  2114;  messgevvand  sp.  2136; 

sin  sigel  er  verloren  hat, 
vil  berlin.  güldin  sidin  wat, 
krön,  edelsiein  so  glänze, 
güldin  bücher,  kelch,  meszgewand, 
ein  bischofhüt  man  ouch  da  vand, 
darzä  güldin  moustranzen. 

V.  d.  strit  vor  Orauson,  s.  Lii.iencro«  2,80*, 

ornatuSf  ein  gezierde  oder  ein  meszgewandt,  gemma  ^«mm.  (1508). 
ähnlich  Stiele*  2407.  Frisch  421.  Adelung  3,  483.  Schwan 
(1782)  1,743.  vgl.  auch  d.  stddtechron.  23,392.  Knebel  ehronik 
V.  Kaisheim  333.  Ebbrlin  v.  GGnzbdrg  65  {neudrucke  nr.  170). 
H.  Sachs  fabeln  und  schwanke  nr.  123.  Göthe  an  frau  v.  Stein 
1,  242. 

kirchengewand,  vgU  theil  b,  sp.  803:  'lO  fl.  zu  kircbengewand' 
hatte  bruder  Sepp,  auszer  je  200  fl.  erbe,  jedem  seiner  kinder 
zugedacht;  (Dezember  1842).  Schmeller  2^,941; 

der  pfarrer  von  Rosenhaida, 
mit  stol'  und  chorgewand, 
in  heiligem  seeleneifer 
kam  schnell  herbeigerannt. 

A.  Grön  (lloseiihuLdu's  Untergang)  ged.  372; 

fern  dem  wirbelstrom  der  weit  soll  sie  lebenslänglich  im 
nonnenkloster  das  religiosengewand  tragen.  Dahn  Urgeschichte 
1,529.     bussgewand: 

mir  aber  gebt  ein  bussgewand 

statt  diesem  blut'gen  kleide. 

Schwab  (romunzen  v.  Robert  d.  teufel  6)  417, 

ebenso  Bodenstedt Mirza Schaffy,  Bafisa  II.  F.v.Saar  HeinrichlV. 

(1,2)22.     trauergewand: 

ein  Junker,  In  flor  und  in  trauergewand, 
trug  fackel  und  leichengedeck  in  der  band. 

BQrger  (Lenardo  u.  Btandine)  1,198, 

ebenso  Schillkr  6,  135.  Pybker  {Rudolph  von  Habsburg  12)  345; 

im  gewande  der  trauer 
schreit'  ich  über  die  meere, 
aufrecht,  wie  einst  der  glaube 
schritt  zum  nachen  des  herru. 

A.  GrBn  (Sturmvogel)  ged.  265. 

3))  gliederung  nach  individualität  und  berufsstellung  des  tragen: 
dass  aber  die  griechischen  frauen  in  der  kunst  des  stickens 
weil  vorgeschritten  waren ,  dafür  legen  die  mit  figuren  und 
geschmackvollen  Verzierungen  gestickten  bordüren  griechischer 
männer-  und  frauengewänder  . . .  den  besten  beweis  ab.  Guai. 
leben  d.  Griechen  u.  Römer-  1,  203.     münchsgewand,  vgl.  theil  6, 

sp.  2494;  das  mönchgewand  warf  ich  entschlossen  ab, 

und  floh  nach  Polen. 

Schiller  (Demetrius  1,1)  152,442. 

nonnengewand,  vgl.  theil  7,  sp.^S4: 

auf  einmal  entfiel  mir 
schwindend  mein  hohes  priestergewand  wie  asch  auf  die  erde. 
Klopstock  Messias  4,71; 

er  . . .  lief  in  das  gehölze  zurück,  um  seine  blösze  zu  decken 
und  das  berrschergewand  wieder  herzustellen,  so  gut  es  ging. 
Keller  Züricher  novellen  {Ursula)  2, 150. 


i 


6281     (iEWANI)  (3.  d  in  der  eompotilion) 

4))  gliederung  nath  $toff,  ichniU  und  färb«, 
a))  ttahlgewand: 

•n  dar  prorlt  üalil  leln  roit, 
UbDtt  »pctr  aoü  lUblitwiod. 

UHL4NP  (Sankt  (iȟnj,  rUitr)  1,  IM  g.  Sekmidl, 
9gl.  auch  StiAOiwiTt  gmUcht«  tS. 
erzgewand;      der  ilaitr,  ftni  in  «Uto, 
Irin  Im  «r«r«gl«  Und.  . .  . 

Sebariiiichl  In  dar  wllda 
la  an  dia  tthna  lohlar,  .     . 
•■  raiaeln  die  arifawanda 
wo  qiiall  und  lereh«  tln|t. 

A.  Gutn  (d.  rlitrM  mdiia)  g*4.  SSt; 

doch  ward  ich  Iho  (ihn  I6m»n)'.*i^ntn 
nii  dam  ipefr  In  aiarkar  haod, 
um  dl«  ichullarn  mir  tcbOnaa 
■ein  goldKawaiid. 

Uui*ND  (d.  U/i<««oikii  5)  1,304  C  SeftmM/. 
•gl.  anek  unitr  e)); 

von  auarn  tlulenhallan  und  laltndaro 

bog  (Ich  dla  prncht.  die  atatl  da«  ruhma  («bllabaoi  — 

diu  rOti'fre  roaiuilielt  liatia  aio  variriebao 

und  barriobia  0|>plg  nun  In  |old(awlndaro. 

LiOTMOLD  gttdkhit*  lft&: 

aa  ann  und  beinen  quillt,  •orgsam  gepretit  und  gefflllitll, 
durch  das  ende  des  paniers  ein  feines  linnengewand  vor, 
weisx  und  carmoisinrotb  umslumt.  H.  HeTTnea  griechische 
rtttttkitien  tet.  seiiiengewand,  tgLlheil  lo,  182:  setdengewand 
oder  kleid,  tettis  seriea,  bombycina,  pannus  urieu$,  bombyeinus. 
HiNisci  I&93; 

aU  mich  In  llaroman  umdrobt  variweinuog, 
deckte  dea  glauben«  asbestgewand  micb. 

fLATS!«  (>jkat.  91)  1,47; 
die  gOtiln  war'a.  die  unerkannt, 
mit  »charfam  blick  und  offnen  mieneo 
In  einem  weinen  llachigewaiid, 
wie  fie  dem  Sokratea  eraclileneo, 
vor  seinem  trüben  aug«  aland. 

PrarrKL  {il.  plutoyuftit  u,  a,  maJirhtii)  fabeln  7,11: 

ID  welches  alsobald  der  junge  pfarrrr  . . .  mit  seiner  kecken, 
frischen  frau  einzog,  welche  mit  ihrem  geräucherten  speck 
und  mit  ihren  derben  mehlklöszen  schnell  sammiliche  mousse- 
lingewSnder,  füchür  und  sonnenschirmeben  aus  haus  und 
garten  vertrieben  hatte.  Ki'iLLBa  d.  grüne  Heinrich  l,  109. 

())  TortrSge  . . .  darin  die  ewige  Wahrheit  in  ihrer  reinen 
einfalt,  frei  Ton  dem  falten-gewaode  der  schulen  auftrat. 
PrerFEL  prosaische  rrrt«eA«.3,  6,  ebenso  Detlev  v.  LilibncrO!« 
merke  i,  13 ;  faltenschwarigewand  laaERMANii  Tristan  u.  holde  1 ; 

bunt  Oorgewand  und  schmeli  und  «chlelf  am  mieder, 

band,  qiio«t'  und  pausch  erhöhte 

den  acomelchelreli  der  lelcbtKescbwungnen  glleder. 

K.  laasaM*M.<«  Berlin;  tueignungi 

das  schönste  war  eine  junge  frau  im  weiszen  spitzengewande. 
KiiLBR  Züricher  novellen  t,2&5;  kann  maierei  waszergewAnder 
malen,  dasz  der  kOrper  durchfühle  ond  es  noch  gewand  sei? 
nein!  das  ist  nicht  mehr  färbe  des  kOrpers,  nicht  mehr  ge- 
wand: dies  Ut  blos  schatten,  wölke,  nebel.  Hekdek  {Studien 
und  entwürfe  tur  plastik)  8,  89  u.  a.;  der  meister  der 
mimischen  kunst  ist  hier  sitzend  dargestellt  in  völlig  idealer 
tracht,  mit  nacktem  uberkOrper  und  umgescblungenem,  frei 
geordnetem  manielgewand.  grensboten  U,  t,  123(is6(i). 

e))  aafrangewand,  tgl.  thril  8,  tp.  1637.  schimmergewand, 
tkeU  9,  »p.  16t.    silbergewnnd,  Iheil  10,  sp,  1006,  vgl.  auch  oben  a)) : 

als  kaUerskind  trigt  «i«  die  goldgewtnder. 
■■d  doch  Ut  »ie  dei  acbauckaa  bOcbai«  tier. 

GOvas  {die  romantisck*  po«*i«)  13,1X9, 
tgt.  anck  unter  a)); 
du  wirti  das  werk,  0  herrin,  meiner  band 
nicht  loben;  wurde  doch  von  mir  begehrt 
der  Unschuld  engeihlid  im  llcbigewand; 
ea  bat  *lcb  in  die  wolluit  mir  verkebrL 

CM*ai*to  (du  materetiehen)  4.1(7. 
purpurgewand,  tgl  theil  7,  sp.  iiüi: 

mit  blat-gawande  getcbmOcki.     KLoraroca  tlewa*. 

5))  putz  und  prunk:  feiertagsgewand,  vgL  theil  3,  sp.  1439; 
feiergcwand  ebenda  sp.  1436,  egl.  auch  oben  sp.  526«.  M79; 

aber  dla  nymfen  weben  auf  laqgeo  itelnemen  atahleo 
reierge wände,  mit  purpur  gefirbt.    Voa«  OdysM»  13,  lOS  (1781); 

dritte  (färbt)  wart  das  grOa  dar  OursD,  deiner  Oaren  fasl- 
...  .  gewand, 

deiner  berge  icbOner  mantel.  Hellas,  aOtie*  Vaterland! 

A.  6a6a  [drei  fnrhtn)  gtd.  3M,  eb«m*9  prolog. 

desgl.  FALuiKtAiB*  fragm,nte  aus  dem  •rtml  1,4.  «hrengewao4» 
1.  thetl  3,  ip.  60: 


GEWAND  (S.iin  der  eompotitüm)     5282 

•bo'  «In  aiarrea  siaatag«waa4 

eilt  auf«  lasd. 

•bne  perlea  uod  ge«ebaiald«| 

freier  bebt,  voll  rrOblingtliut 

sieb  die  brsai 

aoter  lelebiea  scbaferkleldo. 

S«Lia  (UndUsd  t%r  m44tk»u)  11 

pracbt|awand,  egU  tktü  ;,  sp.  7016.    pntokfawaBi  tp.  31«  t 

er  liebt's,  su  eebwelfen  darab  dla  laad«, 
sieb  tauberod  vielerlei  getuli. 
als  praaser  bald  la  praclitgowaBd«, 
ala  oailler  nackt  nad  dOrfug  bald. 

A.  Gafla  i'i»  *eM)  geduki»  Ut; 
auf  der  wölke  acbwebiea  acbeo 
la  gaukela  lieblich  gOtlerbllder.  buoigedriagt: 
Pandora  lelgi'  ond  nannte  mir  die  aabwakasMB: 
dort  slaliii  du,   sprach  ti«.  irlAnsel  HtlailUBll  «aporl  .  .  . 
daneben  siebt,  ao  iprach  ala  fort,  ilt— aalwilfaa 
des  vollgewandaa  weilanbarte  schlepp«  Mab. 

Cftraa  (Asador«)  i;vx 

e))  wenn  uhon  in  den  bisherigen  comptdHi  ii*  Mrwtnimuf 
vielfach  übertragene  bedeutung  entwickelte,  $o  ttigt  sieh  auth  dm 
gruppe  solcher  Verbindungen  reich  belegt  ^  dt«  §»»s  »nf  kh«r- 
tragung  beruhen. 

a))  gebt  mir  dea  adlara  federgawaad 

datt  es  mich  io  deo  blaaal  trän. 
SratCHWiTi  {in  dtu  weite)  gtd,  73,  wgl.  eben  tp.  &t79; 
dl«  anger  mit  scbafen  b«d««it,  dl«  n—n  taa  bluaeagawaad. 
WiBLANB  (Oberon  2.7)  20,3«: 

an  d«n  ufern  stiegen  sanft  in  raseogewaod  dia  kobeo  aoL 
norii  M.  Süd  64, 139.  erdgewand,  s.  thetl  3,  sp.  770:  der  l«0|- 
gestreckte  räum  ...  ist  ein  zusammenhangender  laubwald  voo 
platane n,  buchen . . .  faellgrOnes,  loftdurcbflcbrltea  berggcwtad, 
wo  die  myrte,  die  rosenhecke ...  alle  räume  fallt.  Fallbuatu 
frnfwsente  aus  i.  Orient  2, 9 ; 

leb  aoss  das  klad 

v«rs«bli«sa«B  la  dl«*  boligewaMi  (onra). 

HD!<e*Ri  deuuchtr  dUhterfrekant  t,M. 

b))  sie  verlangt  ein  dufigewand, 

das.  sie  sagts,  an  bochieitstagea 
wOnscht  ein  reicher  mann  zu  trag««, 
endlich  rOcket  die  heraus, 
die  daa  diirtkleld  hat  Im  baut. 

RScKtiT  (arabische  stamwngen,  das  iuftmimtni) 
4,104: 
kalt  wie  ein  blld  von  alabaster; 
doch  seelvoll,  wie  ein  geUt  In  einea  ln^gewaad. 
WiKLAüB  (Aspatia)  9,  IIU 

lichtgewand,  egl.  Iheil  6,  ip.  885: 

ein  gelst 
vertauacbi  sich  leicht  mit  eiaea  aodera; 
lumal  der  achwarse  (wie  bekaoni) 
gern  un*«ro  bOsen  iüsteo  acbmeiebelt 
uod  oft  Im  achönsteo  lichtgewand 
den  reinen  heil'gen  enget  heuchelt. 

WiiLi!<o  {Sixt  u.  CUrekmt  1)  lO.lbft. 

schaumgewand,  s.  thetl  8,  sp.  23«i9: 

dann  wird  des  vaiers  kröne  bllisea, 
und  jeder  bliii  ist  welienbrand: 
dann  wird  bis  lu  der  berge  apiiien 
die  mutter  tiaho  ihr  tcbaumgawaad. 

GBiaiL  (mitAiM  t«M  dampf)  3.7. 

schoeegewand,  $.  Iktil  9,  ip.  1334: 

wir  warten  stets, 
bis,  wenn  da*  scbneeeewand  lerhaucht.  der  frflbUaf 
den  kaas  drOckt  auf  dea  busea  der  aatur. 

H.  V.  KLttar  (Punlk-iloa  li)  3,383: 
«s  a«ir«lt  *anft  auf  *llb«rwog«a 
la  aobB««g«waad  dar  atols«  acbwaa. 

k.  Gala  gtdiekt*  (tiederfuetl)  43  ■. «. 

lentgewand,  s.  theü  6,  sp.  7U:  iMigcwaad  ip.  1491. 

r))  schwingst  des  weltgeistes  auferslebungagewaad  Ober 
den  regeobogen.  F.  L.Jah»  teerke  3,3,732. 

^)  und  sprOche  siod's  Im  reimgewaad 

erdacht  im  fernen  morgeolaod. 

BoaiHsvteT  Mirsa  Sdtaffg  prolag; 

wSre  dies  geschehen,  so  würde  Jahn  sieb  darüber,  iowiefera 
er  die  fraglichen  ausieningen  wOitlkb,  ae  «i«  aie  ibai  aof- 
gerückt  wurden,  oder  nur  deia  4n«  Mck  hn  aiMcfM  «ort» 
gewande,  oder  ob  er  si«  ab«rkaapl  geaachl,  haben  «rfctarea 
kOnnao.  F.  L  Jai*  2, 1,319:  ooTerture  ...  mit  eioeta  ua- 
tadeligen  instrumeotalgewaod  angetbaa.  maL-uiL  31, 20li 

GEWAND  II.  f.,  iUere  form  /ftr  gewann  ($.d.U  iyl.«i»3M. 

GEWAND  III.  r^  nersiiTkU  form  n  wand  (persrs).  tafffra- 
satt  SM  der  colUttiwbiUung  gewinde  (s.4.),  die  dar  t«irte>  Utirr. 
mundart  eigen  tst  und  die  in  der  stkrtfit/ndtt  tk  tawimsa  im 
banfeairks  a«f>aa|«n  wird,  hat  titk  dkm  fotm  m  dar  bergmmm$- 
fnljrmht  und  erkailen.    das  ehfacke  «and  miri  Uer 


5283 


GEWAND  IV.— GEWANDBONE 


GEW ANDßÜRSTE— GEWÄNDE  II       5284 


in  der  bedeulung  eines  ^aus  seinem  natürliclten  zusammenhange 
losgelösten  gröszeren  oder  kleineren  gesteinsstückes'  gebraucht  (vgl. 
Veith  s.  551).  die  verstärkte  form  dagegen  wird  mit  beziehung  auf 
eine  ausgedehnte  und  in  bestimmter  form  gelagerte  masse  verwendet: 
gewand  {blanc  de  sable)  nennt  der  Eschweiler  steinkohlen- 
beigmann  ^/i  bis  1  lachter  mächtige  rücken  aus  thon ,  auf- 
gelöszten  stücken  des  steinkohlengeblrges  und  Sandstein  be- 
stehend, welche  die  steinkohlenflötze  auf  1  bis  50  laclUer 
verwerfen.  C.  Hartmann  handwörlerb.  d.  mineralogie,  berg-, 
hatten-  und  salzwerkskundc  {Ilmenau  1825);  biss  oder  gewand, 
bezeichnung  für  mächtige  verwerfungsklüfte  im  Aachener  beeken, 
...Verwerfung,  sprung,  rücken  im  gebirge  Rümpf  teehnolog. 
wb.  l,  210'. 

GEWAND  IV.  n.,  nebenform  zu  geweide,  gewaide,  in  friesischen 
mundarten  und  in  der  niederländischen  spräche  belegt;  vgl.  't  ge- 
wand, de  gewanden  hungen  d'r  üt.  tbn  Doobnkaat  Koolman 
1,  623',  vgl.  holländisch  ingewand. 

GEWAND  V.,  Verbalsubstantiv  zu  winden;  im  vlämischen  wird 
damit  ein  hölzernes  Werkzeug  bezeichnet,  mit  dem  bäume  auf  säge- 
böcke  gewunden  werden,  vgl.  Schüerman  vlaamsch  idiotikon  154. 

GEWANDACH,  GEWÄNDACH,  n.  bayrisch- österreichische 
collectivbildung  tu  gewand  I  und  zu  wand,  paries. 

1)  gewandach,  kleidung  Schmeller  2^,941. 

2)  Kämt.  pezhoTJe,.viei  steine,  felsen,  wände,  gewöhnlich  das 
gewandach  genannt.  Jarnik  e<ymo%.  der slos.mda.,  «.Schheller 
2^,940.    vgl.  auch  Unger-Khdli.  Steir.  Wortschatz  s.  290. 

GEWÄNDANKER,  s,  gewändeanker. 

GEWANDBANK,  f.:  2  gr.  5  den.  Hans  Seber  vor  2  remen 
zcu  den  gewantbencken.  Pegauer  stadtbuch  (1442)  40'.  hierbei 
ist  wol  an  die  Vorrichtungen  in  den  Verkaufsstellen  zu  denken, 
vgl.:  67,  so!  auch  niemand  sten  mit . . .  tuch  ze  marckt,  er 
enhabe  denne  ain  pancin  dem  wathause.  Nürnb.  polizeiordn.  162 
Baader;  was  ...  abgeet  ...  in  dem  gewanthaus  von  pöcken 
und  preltern  zu  den  tuchen,  soll  ein  paumeister  machen 
lassen.  Tücher  246  (s.  unter  gewandhaus).  sonst  werden  die 
reme  immer  im  Zusammenhang  mit  der  herstellung  des  Stoffes 
genannt. 

GEWANDBEIN,  f.,  mit  anschlusz  an  gewand  II:  gewandbeine, 
s.  Scheitelbeine.  Thiel  landw.  lex.  4,  420. 

GEWANDBEHALTER,  m.  seltene  nebenform  zu  dem  häufiger 
belegten  gewandgehalter,  gewandgehelter,  gewandkalter  (s.  d.): 

ich,  ain  schreiner  von  Nürenberg 
mach  .  .  . 

thruen,  schlairladen,  gwantpehalter, 
petstat,  disch,  pretspil,  und  giskalter. 

Hans  Sachs  {beschreib,  niler  stände)  23,  287. 

GEWANDBEREITER,  m.:  gewandbereiter,  o  cloth  dresser, 
he  that  dresses  woollen  cloth.  teutsch-engl.  lex.  (ni6)  770.  s.  auch 
wandbereiter  ebenda  2378;  vgl.  wandbereeder,  tuchscherer 
RiCHEY  Hamb.idiot.33Z.  Schütze  holsteinsch.  idiot.  i,ZS6;  der 
gewandbereiler,  le  tondeur,  pareur,  applanisseur,  ^plaigneur,  em~ 
plaigneur  de  draps.  Schwan  (1782)  1,743;  gewandbereiter,  ».tuch- 
bereiter Hilpert  1,463*. 

GEWANDBESEN,  m.,  schon  aus  1629  belegt  bei  Unger-Khüll 
Steirischer  Wortschatz  s.  290;  dazu  vgl.:  denen  Jungfrauen  und 
ledigen  persohnen  verehre  ich  einen  gewandbesen  (z.  auskeren 
fleischl.  gedanken).  F.  Troyer,  sermones  breves  super  omnes  dies 
festus  (1691)  1,  307.  308,  s.  Alemannia  18,25;  gewandbesen  oder 
kleiderhürsten,  eine  art  kehrbesen  oder  bürsten,  die  von  reisz- 
stroh  gemacht,  und  über  Triest  in  menge  aus  Italien  gebracht 
werden,  sie  sind  mit  griffen  von  vergoldetem  leder,  saffian 
und  dergl.  versehen.  Schedel  waarenlex.  398,  wiederholt  bei 
Thiel  4,  421. 

GEWANDBILD,  n.,  vgl.:  denn  an  den  alljährlich  gefeierten 
sogenannten  kleinen  panathenäen  ward  kein  solches  gewand- 
bild  im  zuge  aufgeführt,  das  der  kunstfleisz  nur  alle  vier 
oder  fünf  jähre  zu  schaffen  im  stände  war.  Starr  2  monate 
in  Paris  1,  261. 

GEWANDBODEN,  m.,  zu  gewand,  pannus:  das  mittel  oder 
halbgeschoss  (des  gewandhauses)  enthält  den  gewandboden,  auf 
welchem  in  den  messen  die  tuchmacher  und  tuchhSndler 
feil  haben,  ausser  der  messen  wird  ein  theil  desselben  zum 
fechtboden  gebraucht.  Leipzig,  ein  handbuch  . . .  für  alle  diesen 
meszplalz  besuchenden  fremden  (1802)  s.  38. 

GEWANDBONE,  f.:  gewantbonen  ...  faba  inversa  latine.  die 
maister  sprechen  das  dises  sei  ain  kraut  und  hat  braite  bleter 
nahet  als  boberellen  alkakenge  genant,  dises  kraut  tregt 
honen  die  sind  gestülpt,  sein  Stengel  ist  ains  arms  hoch. 
Herbarius  (Ulm  1487)  n5. 


GEWANDBÜRSTE,  f.:  scopina,  gewantburst  S.  Heyden 
nomenclatura  rer.  dornest.  a5';  scopula,  bäsemle  oder  ein  ge- 
wandbürsl  Frisiüs  (1574)  liss';  häszbürst,  gewandbürst  Emmkl 
nomcnclator  quadriling.  m  ;  gewandtbürste,  kehrbürste,  des 
vergettes.  Hulsiüs  (1614)163'.  ebenso  Henisch  1593.  Frischlin 
nomenclator  cap.  139.  Pomai  grand.  dict.  royal  132'.  Spieser  151*. 
Rädlein  381'.  Aler  935';  gewandhürste,  scopula  Kirsch 
ISO*;  die  so  si  (die  pfaffen)  an  iren  kutz  hüt  sehen,  der 
eine  grosse  grüne  sidene  schnür  als  ein  barfusser  gurtel  hat 
mit  grossen  zotten,  sidenen  fasen  wie  die  gewant  bürsten, 
so  galt  inen  ein  grosser  stich  zürn  hertzen,  wann  si  erinnert 
werden  des  grimmen  tods.  Judas  Nazarei  vom  alten  und  neuen 
gott  41  neudr. 

GEWÄNDCHEN,  n.: 

o  du  mein  gar  zu  fleiss'ges  spinnermädchen, 
im  schönen  selb.st  gesponnenen  gewändcheii, 
die  rührig  mit  dem  rüsschen  und  dem  händchen, 
du  sitzest  tag  und  nacht  am  spinnerrädchen. 

RöcKERT  lyrisclte  yediciUe  2,62,  vgl.  auch  gewfinderclien. 

GEWANDCISE,  f.,  s.  gewandzise. 

GEWANDDARSTELLUNG,  f,  von  Campe  2,359  als  neues 
wort  für  das  frz.  drapierung  gebucht:  die  gewanddurstellung 
...die  darstellung,  nachbildung  der  gewänder  in  der  mahlerei 
und  bildhauerkunst  (drapierung),  wenn  von  gemählden  und 
Zeichnungen  die  rede  ist,  auch  die  gewandmahlerei,  gewand- 
zeicbnung. 

GEWÄNDE,  GEWANTE,  f.,  s.  gewohnde,  gewohnte,  ge- 
wohnheit. 

GEWÄNDE  I.  f.  und  n.,  s.  gewann. 

GEWÄNDE  II.  n.,  collectivbildung  zu  wand,  paries.  die  ver- 
hältnismäszig  junge  bildung  gehört  der  Schriftsprache,  wie  schon 
bei  gewand  III  erwähnt,  nur  in  der  engeren  bedeutung  eines 
terminus  des  baugewerbes  an,  umfassender  ist  der  gebrauch  in 
der  bayrisch-österreichischen  mundart,  wo  der  collectivbegriff  auf 
gebilde  der  natur  {'felsen,  gebirgswände')  übertragen  ist. 

1)  der  terminus  des  baugewerbes. 

a)  die  allgemeinere  bedeutung  ist  hier  selten:  Tneophrastus 
bezeuget,  wie  das  Cadmus  z&  Thebis  die  ersten  Steinhütten 
zu  Phenlcia  z&  der  mauer  und  thüren  erfunden  habe,  unnd 
sonderlich  sol  Crope  die  erste  stath  mit  gewend  oder  gemeuer 
umbgeben  haben.  Fronspergeh  bauordnung  63' ;  gewände, 
die  wände  in  einem  gebäude,  von  dem  worte:  die  wand. 
Täübel  verzeichnisz  gleichlautender  teutscher  Wörter  s.  10  tn  seinem 
practischen  wb.  der  buchdruckerkunst. 

b)  weitaus  verbreiteter  ist  die  engere  bedeutung,  die  aus  den  Zu- 
sammensetzungen thürgewände,  fenstergewände  am  sichersten  zu 
erscMieszen  ist,  der  theil  der  wand,  der  eine  Öffnung  umschlieszt. 
im  Zusammenhang  mit  dieser  Verwendung  steht  eine  lautlich  fast 
gleichartige  bildung  geweng,  gewenge,  gewänge  mit  gleicher  be- 
deutung {s.  d.),  die  auf  wange  zurückführt,  es  ist  nicht  aus- 
geschlossen, dasz  diese  form  auf  die  hier  bebandelte  bedeutung 
von  gewände  einflusz  ausgeübt  hat:  partes  columnarium  ...  ge- 
simslein . . .  coronices,  binden,  sive  gewänllein,  fasciae.  Stieler 
1693;  in  Berlin  ist  der  schlechte  geschmack  aufgekommen 
die  gewände  und  den  bogen  der  hausthUren  perspectivisch 
zu  machen.  Sülzer  theorie  der  schönen  künste  4,532';  im  thür- 
gewände ein  verziertes  steinernes  sitzchen,  wie  wir  sie  wohl 
bei  uns  in  alten  gebäuden  auch  noch  antreffen.  Götue 
(italienische  reise)  21,  U,  ebenso  Benvenuto  Cellini  2,11;  vor- 
wärts gehend  erblickte  ich,  linker  hand,  in  der  mauer  ein 
pförtchen,  das  ich  mich  nicht  erinnerte  je  gesehen  zu  haben, 
es  schien  niedrig,  aber  der  spitzbugun  drüber  hätte  den 
gröszten  mann  hindurch  gelassen,  bogen  und  gewände  waren 
auf's  zierlichste  vom  Steinmetz  und  bildhauer  ausgemeisselt, 
die  thüre  selbst  aber  zog  erst  recht  meine  aufmerksamkeit 
an  sich,  (dicht,  u.  wahrh.  2)  24,81;  die  zweite  thür  ist  an  den 
gewänden  mit  baumstämmen  verziert,  deren  dürre  äste  sich 
um  einanderschlingen.  Stieglitz  von  altdeutscher  baukunst 
231;  nach  einem  Spitzbogen  in  die  höhe  gehend,  sind 
die  gewände  zunächst  der  öfnung  mit  einigen  gliedern  ver- 
schen, ebenda;  der  daneben  liegende  gerade  theil  der  gewände 
ist,  auf  jeder  seile  der  thür,  mit  einer  niedrigen  cannelirten 
Säule  besetzt.  232;  gewände,  aufsteigender  teil  der  Umfas- 
sungen von  thüren  und  fensteröffnungen.  Lüeger  lex.  der  ges. 
(t>c/int/[  4,  633;  die  selten  der  lichtöffnung  bilden  die  senkrecht 
aufsteigenden  fenstergewände.  167;  gewände,  die  seitenwände 
einer  thür  oder  fensteröffnung.  Otte  kunstarchäologie  Sil ;  ge- 
wände, n.,  Jambe,  jambage,  aussen  bündig  stehende  gewände, 
outside  joinled  jambstones  . . .,  in  die  mauerstärke  gesetzte  ge- 


6286        GEWÄNDEANKER  —  GEWÄNDEL 


GEWANDELE  — GEWANDEUf 


6286 


wflnde,  . . .  jambttonti ,  $tanding  in  the  thukneu  of  Ihi  trall; 
■teinffrnes  gew&nde  Hvurr  teek>iol.  wb.  l,3to'.  «tu«  autführlufn, 
int  eintelnt  ythende  darttellung  giebt  MOlLli-MoTiikl  archdo- 
loghehtt  wb.  4&s'.  auch  au$  der  Luxemburgn  umgangttpraeht  itt 
das  »ort  bekgt  und  twar  mil  unterdrückttm  dtnial:  gt- 
wSiiDer,  pJ.  (arck.)  die  leitenuiaueni  od«r  p(eiler  (eioar  (bOre, 
eines  feoitersK  Gauciii  i'0. 

2)  di*  umfautndt  bedtutung  dn  eelUäiti  mit  itr  übtrtragung 
auf  trtthhnungtn  in  der  natur,  im  btiondfrti»  auf  btrg  und 
feh,  vuTielt  in  der  gebirgiwfU  du  bttruch  -  Merrneh.  landet, 
tit  tit  vom  mundaitltchen  gehrauch  aui  uuch  im  tehnflifiraehkeke 
quellen  Uberijegangen,  9ql.  Schhki  i.eN  3^,  »10.  SoiOrr  799.  LuXKl 
kdrnln.  mb.  TM.  Uiicer-Khull  t.  iw. 

a)  dei  pinnlioli  halben,  der  iit  ausgezaigt  von  dem  Hnllen- 
slainer  velt  .  .  .  hinauf  in  da«  gewent  und  von  demnellien 
gewenl  uinb  durch  liiiz  in  die  Camerlcirrhen.  ötttrr.  »eitlh. 
{Lieht€nwert,  Tirol  I.Mu)  3,  128;  wie  dann  datelbit  z« lochen 
den  zwaien  grllbien  ain  vermarchung  atifgericht  ungeverlich 
tno  sclirit  gegen  dem  ttainen  gewend,  die  Hocb-riiz  genannt. 
(Kufslein,  Tirol)  2,  M. 

b)  rriücli  «iilO  auf  da  alm.  frisch  el'  bl~  el'a  gwani. 
und  lia»  ml  mal'  daanal  t'n  juchan  kanoi. 

M.  ScNMiLLia  2«.  MO: 

•  gambi  aufn  g'wlod  und  a  pankt  In  der  ichalbo, 
und  mel'  acbati  In  der  alm  —  lamar  thoa  und  mal'  irelbn. 

t.  Scaöpv  TW  M.  a. 

e)  mit  ausgebreilelen  arme o  . . .  iat  er  Ober  das  gewflnds 
hinauigesprungen  und  hat  sich  zerschmettert.  Hkrham«  Schmidt 
IFriedtl  und  Oswald  4)  23,  14;  ich  lob'  mir  meinen  pfarrer 
drüben  im  geMÜiid',  den  allen  eingrauen  mann,  der  erat  mit 
der  weit  fertig  geworden  ist,  eh'  er  sich  bat  weihen  lassen. 
Anzincrvsbh  {dorfgiingt  3,93);  der  burscbe  weisz  wohl,  er 
but  seio  ouge  zu  wahren,  dasz  das  rad  in  seinem  houpte 
nicht  anhebt  zu  kreisen,  er  weist  wohl:  blickt  er  empor  am 
geniinde,  so  ist  es  der  abschied  vom  himelslicht,  und  senkt 
er  sein  äuge  niederwärts,  so  schaut  er  in  sein  grab.  Uosiccta 
uhriften  det  ualdsehulmeittert  $.  i;S;  er  besteigt  das  niedrigere 
gewitmie,  über  welches  der  bolzhauer  mit  seiner  kraxe  noch 
wandeln  niusz,  er  erklettert  hänge,  an  denen  der  wurzner 
seinen  speik  unssticht:  er  schwingt  sich  Ober  Schluchten 
und  klippen,  denen  kaum  mehr  der  gemsjfiger  traut.  172; 
dem  hirten  hnb  ich  die  beerde  von  dem  gerulirlichen  gewSnde 
abgeleitet.  221 :  drei  dieser  wSsser  bilden  falle  Aber  terassen- 
fOrmiges  ge\v,1nde.  HaidtptUrt  Gabriel  (werk*  tt)  280;  du  lauerst 
ihm  auf,  wo  er  stand  halten  musz,  ao  neben  einem  jflben 
gewttnd.  P.  Hbtse  (auf  der  alm)  5,311. 

liEWÄNÜKANKtR,  m.,  t.  gewände  II:  gewSndanker  (bauw), 
cramp-iroR  for  fasten  ing  the  jambstonet  an  the  wall,  patte  #n 
fUtre:  patte  des  lanas.  Himpf  technoL  wb.  l,2lo'. 

GEWANUEGLIEDERUNn,  f.,  s.  gewSnde  II:  gewSnd- 
gliederung,  /.,  Tranz.  chambranle,  bandcau,  moulure  de  laneis, 
engl,  dretting  of  a  jamb.  MOi.lkh-Motbes  Mrehdol.  üb.  458*;  ge- 
sims  oder  Verkleidung  eines  gewSndes,  dressing  of  u  dore-jamb 
er  window-jamb.  chambranlt,  bandeau,  moulure  de  laneit.  Rumpf 
technoL  •>.  i,  ito*. 

GEWANDEL,  GEWANDL,  n.,  diminutivform  s%  gewand  I, 
der  bairisch' Österreich,  mundart  angehörig  und  9on  da  in  die 
liUeratur  eingedrungen,  «(.1  gewandleio  und  gewiodcben: 

leb  mag  auch  nit  nur  über  sebOisl  und  teller 
und  psuniler  iroeinn  gbloil  und  fader  bat, 
wall  gscbbaign  su  anoern  bausradl. 

Sierting-r  tpiel*  {Wiener  neuitruckt  9)H9; 

dn  lagst,  du  kund  vlll  schneiden  nit  scher; 
dapaj  stet  dir  der  .«eck!  Ilr. 
von  wen  wolstu  mir  »chneida  mAoil? 
du  hast  selb  ao  ain  possi  gblntl.       liOj 

siti  auir  den  etuel  daher 

und  beb  vornenn  aulT  dein  gwinil: 

hast  aio  pruech  ao,  so  last  liai  pantl.        11,  ItS; 

der  Stil  salbst  ist  eine  manier,  ein  gewandel,  welches  ein 
launist  an-,  aus-  und  abziehen  kann.  KincL  buch  d.  andenkent 
3,212:  da  ist  net  viel  bei  dir  zu  holen!  maiermadi?  a  ver- 
achmierte  leinwand,  an  zahnhürscbtel,  wanns  eins  hast,  a 
nal.^chUrzen  und  a  schlecht's  gwandl  —  dein  best's  hast  an, 
net  ?  H.  BOiLso  der  ran(iierbQknkof  tos. 

GEWXNDEL,  GEWANDL,  GEWÄNTL,  n.,  diminutieform  sm 
gewiode    (gewand   II):    gewlntl    kommt    auch    von    kleinen 
gartenabtheilungen  vor,  die  auf  einmal  umgewendet  werden. 
ScHHBLLIR   2*,  MS. 
IV. 


GEWAMOELC  GEWANÜLE,  ■.,  NrMnMMüi»  m  wMu 
(s.  d.):  w«on  nao  aof  dto  strass««  giof,  kMMto  ata  doch 
seine  gedanken  zusammen  halten;  ea  war  Mifcadi  tlill  nnd 
sacht«  drin,  nicht  au  ein  getnebe  und  $9»tkni»,  ao  ein  ge- 
handla  und  gewandt«  als  Jelzundar.  UiiaiARi  {itr  MnMaai 
und  die  lomnambuU)  t,  111. 

GEWANUKL.N,  terb.,  MrtlärUet  wandeln,  dai  mtl  teinen 
hauptteruendungrn,  dem  IramtUnen  gebramth  tm  eimne  so«  mmUrt 
und  dem  intrantüiwtn  tm  tinne  eon  aaitaiar«,  »m  duter  btldung 
tlieil  Ntiiimt 

I )  der  Iraruitite  gebrauch  mU  itt  beienlunf  mmiwt  i$t  MiSrtteh 
früher  beuugt  (f.  wandeln),  di*  htUf«  rädUm  Um  «ilM  <•  ik 
atlhochdeuttche  pertode  itinki,  ralslaaMw«  jmUtk  mmr  i*n  fiassw. 
I.  Gatry  1,7M.  aar  bedingt  hierher  tu  rechnen  itt  iat  ptrlie. 
praeteriH  kiwantalot,  dai  tn  attributiver  wOindun§  die  bedeutung 
weit  tertchiebt  (kiwantaloleru  atunto,  eerta  ttee.  STaiaatiia» 
SiKveas  l,49:i*).  andererteitt  itt  für  mutare,  giwantalon  te  if» 
glatten  t«m/ib(Teomifu(STmaiVKa-SicvBBal,(iia*)dMaH/]r«ss«af 
nicht  unireifelhafl.  die  ttelle  besieht  ttek  auf  Mallk.  &,  43  und 
hier  hat  die  tulgaVi  mutuari:  volenti  mutuart  a  to,  m  arrrtons; 
tteherer  führt  die  ttelle  einer  Tegemseer  hundtchr.  det  II.  jakrk.: 
vertere,  giwantalon  STEiMaETea-SiBVBm  2,071*  {tu  Aen eis  l3,S3t: 
aul  tocem  mutare  virot  tut  lertere  tetttm,  oder  die  «prack'  Hl> 
tauschen,  und  vorige  kleidangen  wandeln.  Voss). 

a)  in  dem  eben  angetogenen  b<Ug  sielt  i*t  werhim  *mf  ei» 
täckliehet,  realet  ohjeel.  iieiem  tiuammenk»ttf  tnidtäM  iie  ft*> 
deutung  ^wegnehmen,  turüeknehwun  : 

er  ehoalTe  wol  oder  übel«, 

er  wll  eiiawa^  darüber«. 

aiemor  er  gewaodalAt, 

des  er  vercbouffei.        qeneti»  1734  Hper; 

di  wtle  her  lebit  aö  mag  her  di  gebe  nicht  gewandilo  noch 
entvremden.  Kulm,  reckt  4, 15. 

b)  bei  einem  pert6nlicken  objeet  leitet  dien  bede*tun§  m  itr 
ton  *ent(einen'  über. 

l))  vtier,  alt  Ich  ban  gesehen 

wie  ir  minem  enen  geiadei, 
und  In  XU  tische  gelaUet. 
ut  der  fliege  gewandelt, 
nacb  «ren  sclioii  gebandall, 
dai  clbet  mir  die  lere, 
da{  leb  din  alter  ere. 

tum  kotirn  350  Kotnezaer  cod. 

3))  auch  sullen  wir  in  einen  ricbler  geben  ...  swenne 
si  weilen,  so  mügen  si  den  gewandeln,  ob  er  e;  nmb  si 
verschuldt  «Mmaai.  ZoUer.  i,  187  (tu  134;);  bedden  $e  beseteo, 
so  weren  se  vol  gesogen  ...  du  komet  andere  de  hungench 
sin...  hirbi  nam  de  keiser  eoe  merke,  dat  he  nimmer  sin« 
ricbtere  gewandelde.  tdchs.  weltchrontk  92. 

c)  in  der  übertragenen  Verwendung  tpaUet  tick  die  heiemtung 
je  nachdem  die  dnderung  auf  elieat  wult,  dat  autterhalk  itt  m$k- 
jeclet  liegt  oder  innerhalb  itttelktm  n  tudie»  iü. 

a)  objeete  ausurhalb  dtr  tpkdrt  itt  tubjetU. 
1))  unpertönlichet  inject: 

den  {Wirioli)  iriven  ses  riesln  vr<aaa 

uode  beiden  eoe  ungebire  hin, 

das  die  burgtre 

immer  «ageten  m<r«  .  . . 

unxe  her  «or  CoustaotlDe  quaia. 

d6  sprach  ein  griva  oberlAi 

'bir  veret  des  tOvells  brdt, 

—  mocbtlch  die  scbaod« 

laaier  ai4r  gewaadalen.  — 

(s«  mir  datbailieba  lltcbin 

lehn«  gabelte  sin  vor  des«  kaaiag«  nicht.' 

k»mi§  Aattrr  io57  r.  SdMer; 

dM  er  mit  uwer  und  ander,  di«  ta  das  baUfea  rkka  g*- 
horenl,  bulffe  solicbe  grosse  iminge  and  gtkrcclMa,  ü«  hiJar 
lange  nt  in  der  heiligen  kirchen  ...deat«  kaat  forftsia  «od 
wiedersten  and  mit  der  gols  hullfe  gewandeln  und  za  guten 
wesen  bringen  mag«.  Frankfurt»  reitktcmruptnitn»  {tut  IMI) 
I,  5M.  dAnl.  1, 570;  ick  «o  OMch  okbl  gevraodtieo  (raiaisterc) 
dat  wort  dea  heren.  BaButUiL  MM  (iksa)  4  JT««.  31,  U  ki 
ScaiLLBB-LcaaEN  3,  97; 

sal  dat  Wesen  uwer  gaa 

and  uwer  irloter«, 

d«a  Ir  a«  offeaber« 

vor  ■  aa«  la{«l  handeleB. 

ao  wol  a«  itt  gewandelen 

Im  an  den  wihieo  mobui, 

ob  ir  »o  vil  im  tobtet, 

dat  ir  In  tor»t«i  |esiarea. 
Ussist  enenttLliie»äemi  4fT8  Reim.  #(«•*•  4354; 

wullit  ans  darumiDe  oaiM  •odaaer  velen  bodiscbaßk  nicht 
vordcngkio.    denae   »ir  dtax  aodira   nicht  wol  gewandelin 

332 


5287 


GEWANDELT  —  GEWANDEN 


GEW  ANDENER  —  GEWANDER 


5288 


können.  Mabgabete  t.  Bbadnscbwbig  an  ihren  bruder  bei  Stein- 
BA08EN  privalbriefe  1,  30. 

ß)  cbjeete  innerhalb  der  Sphäre  des  subjects. 

l))  wan  der  kunic  riche 

was  dö  so  tugenlveste 
da;  er  sine  geste 
schöne  und  wol  hie;  handeln, 
ern  wolle  nie  gewandeln 
an  den  eren  sine  site. 

K.  V.  WÜRZBüRO  Engellwrt  650  Haupt; 
tgL  auch:  hienach  an  dem  sibenden  tage 

wart  im  sin  mut  gewandelt. 

passional  275,5  Köphe; 

sant  Augustinus  schrtbel  also:  mensche,  kanst  du  din  leben 
gewandeln,  so  kan  ouch  unser  herre  stn  urteil  gewandeln. 
Sprüche  deutscher  mystiker,  s.  Pfeiffer  Germania  3,  230". 

2))  sich  gewandilon,  sich  verändern,  ^Jossen  zu  homilien, 
vgl.  ameiger  für  künde  der  deutschen  vorzeit  8,  503.    vgl. : 

mit  vreuden  si  do  heim  schiet 

und  was  uT  ein  ander  leben 

gewandelt,  daj  ir  wart  gegeben 

von  unsers  herren  gute,     pusüonal  404,38  Köphe. 

2)  der  intransitive  gebrauch  mil  der  bcdeulung  ambulare. 

0)  für  das  grundwort  wandeln  nimmt  die  allgemeine  auf- 
fassuvg  bei  diesem  gebrauch  mitteldeutschen  ursprutig  an  und 
stellt  dessen  einbürgerung  in  unsere  Schriftsprache  unter  den  einflusz 
Luthers,  da  nun  aber  aus  unseren  beispielen  hervorgeht,  dasz 
die  verstärkte  form  gewandeln  hier  gerade  in  oberdeutschen  denk- 
mälern  verhällnismäszig  früh  belegt  ist,  so  läszt  sich  diese  an- 
schauung  nicht  hallen.  Luthers  einflusz  ist  die  Verdrängung 
der  volleren  form  gewandeln  durch  das  einfache  wandeln  mit 
zuzuschreiben,  nicht  aber  die  einbürgerung  des  verbums  überhaupt 

a)  der  ander  wec  dag  ist  der  wec  der  gotheit.  wag  wege 
hAt  diu  gotheit  oder  war  mac  sie  gewandeln,  wan  si  doch 
an  allen  steten  ist,  oder  wä  mit  wandelt  si,  wan  si  doch 
niht  vüege  hat?  predigt  des  14.  jahrh.,  s.  zeitschr.  f.  d.  alt. 
8,245;  also  sont  si  des  richs  Strasse  offen  und  in  ßren  halten, 
das  mängclich  uf  und  nider  gewandlen  mug  ze  ross  und  ze 
föss.  St.  gallische  ralhssatzungen  272  {mitth.  d.  hist.  Vereins  zu 
St.  Gallen  4,124);  dan  er  {der  schnee)  was  so  tieff,  des  nit  zu 
schribend  ist,  und  mocht  imen  gewandlen.  Hdg  Villinger 
Chronik  18;  es  geturste  ouch  niemant  gewandeln  in  dem  lande 
one  ir  geleite  und  Wortzeichen.  Königshofen  d.  städtechron. 
8,487  {Strasiburg). 

ß)  in  einigen  der  oben  angeführten  beispiele  ist  das  verbum 
für  das  umherziehen  und  die  reuen  der  kaufleute  angezogen, 
dieser  engere  gebrauch  wird  durch  die  schon  aus  lautlichen 
gründen  beliebte  Verbindung  von  handeln,  wandeln  begünstigt 
und  beeinfluszt  wieder  die  bedeutungsentwicklung,  an  eine 
nachwirkung  des  sedativen  präfixes  ist  dagegen  nicht  wol  zu 
denken:  und  die  Strossen  verwüstet  werent,  das  kouflüte  und 
andere  nüt  gewandein  möhlent.  Königshofen  d.  städtechron. 
8,448;  und  do  sü  den  turn  Babilon  gebuwetent  wol  fünf 
welscher  milen  hoch,  do  wolle  got  ir  hochfarl  nüt  me  ver- 
tragen und  verwandelte  ire  sprochen  ...  und  kundent  nüt  me 
mittenander  gereden  noch  gewandeln.  245. 

b)  wie  andere  intransitive  verba  der  bewegung  läszt  auch  dieses 
gewandeln  gelegentlich  einen  accusativ  des  inneren  objectes  zu 
sich  treten:  und  darumb  do  besatzte  derselb  Wernher  mit  der 
vesli  Valkenstein,  daran  er  doch  gar  einen  kleinen  teil  hat, 
das  niemant  die  strasze  noch  das  tal  für  dieselb  vesti  Valken- 
stein uf  noch  abe  gewandelen  mocht.  urkundenbuch  der  sladt 
Freiburq  i.  B.  2,  69  Schreiber. 

GEWANDELT,  partiäpiales  adjectiv  mit  beiden  oben  belegten 
bedeutungen. 

1)  Augustinus  genande 

und  wolde  im  willen  gerne  tun. 
er  was  nu  ein  gewandelt  sun. 
wand  als  er  vor  die  muter  vloch. 
durch  da;  si  in  zu  Cristo  zoch, 
eus  war  er  ir  nu  gerne  mite. 

passional  425,8  Köphe. 
S)  da  ging  ich 

meinen  gewandelten  weg  zurück. 

Klopstock  Messias  18,323. 

GEWANDEN  I,  verh.,  nebenform  zu  gewanen,  gewahnen, 
gewähnen,  vgl.  sp.  i'hi:  obe  du  von  gotte  . . .  iht  gewandost 
oder  gespreche  durch  irre  tuom.  Silbebhann  libellus  de  con- 
fessione  43,  vgl.  Scbehz  544*. 

GEWANDEN  11,  verb.,  ableitung  tu  gewand,  für  die  sich 
zweierlei  ausgangspunkte  nachweisen  lasten:  die  anknüpf ung  an 
den  umfassenden  begriff  (kleidung)  der  bair.-österr.  mundart  und 


die  anknüpfung  an  den  engeren  begrijf  (kleidungsstück)  der 
Schriftsprache,  neben  den  formen  gewanden  (gwanden),  gewanten 
(Schöpf  Tiroler  idiolikon  s.  800  g'wantig'n)  stehen  auch  umge- 
lautete:  gewänden,  gewenden,  gewenten. 

1)  gewanden,  die  kleidung  liefern,  vielfach  als  siehende  Ver- 
pflichtung: der  pflegvater  soll  das  kind  gewandten.  Amberger 
aden  (1334),  t)p/.  Schmeller  2^,942;  klaiden,  gewüntten,  restire. 
vocab.  V.  1419,  ebenda;  do  sprach  Wilhalro:  ich  wil  dich  in  eren 
haben  und  wil  dich  gewenden  und  kleiden  nach  dinen  eren. 
deutsche  Volksbücher  149  Bachmann  -  Singer ;  das  ich  han  den 
nakhoten  nie  gewant.  offene  beichte  zu  Aldersbach  (1450), 
s.  Schmeller  a.a.O.;  da  soll  sich  jeder  priester  selbst  be- 
khosten  und  gewenten.  (1404),  vji.  Schöpf  Tiroler  idiot.  sw. 
mil  der  gleichen  bedeutung  reihen  sich  die  Zeugnisse  aus  der 
lebenden  mundart  an.  vgl.  Schmeller  o.  o.  o.  Lexer  kämt, 
tvb.  249.  Schöpf  o.  o.  o.  Ungkr-Khüll  s.290.  Loritza  neues  idiot. 
viennense  51:  warum  g'wandt  denn  gott  die  lilien  auf  dem  feld, 
als  weil  sie  sich  von  anderer  seit'  kein  g'wand  schaffen  können. 
Anzengrdber  {zu  fromm)  5,  86.  beliebt  sind  namentlich  reflexiv- 
verbindungen:  wie  kunt  ma'si'  denn  gwanfn,  wenn  da  markt- 
grösch'n  n^t  war?  als  ausrede  der  Münchener  köchinnen  bei 
Schmeller  angeführt;  dafür  hab  ich  mich  zu  gewanden.  Rank 
t»on  haus  zu  haus  28;  dernthalb  hast  di  'heunt  so  schön  gwandt. 
s.  Sanders  ergänz.-wb. 

2)  gewanden,  für  die  gewährung  oder  inanspruchnahme  einzelner 
kleidun  gsstücke. 

a)  der  marschalch  gieng  und  gewsendt  desz  chfiningez 
tochter  mit  der  aller  pesten  wset.  gesta  Romanorum  165  Keller; 
und  schuf  zehant  daj  man  die  iunchfrawen  pracht  und  si  ... 
mit  reichen  claidern  gewienden  scholl.  20;  und  si  gewanten 
in  mit  dem  aller  pesten  gewand,  dag  si  gehaben  mochten.  171; 
der  was  nit  gewent  mit  einem  hochzeitlichen  claid.  bei 
Schmeller  2^,942. 

6)  dies  wort  ist  noch  in  den  schönen  künslen  brauchbar, 
für:  mit  gewändern  bekleiden  (drapiren),  das  gewanden,  pe- 
wanlen.  Campe  2,359;  der  mittelalterige  künstler  gewandele 
seine  heiligen  am  liebsten  nach  eben  gangbarer  landessitte. 
RiEHL  wanderbuch  362;  gewänden,  gewanten  (drapieren)  {tin- 
usual)  V.  tr.  eine  ligur  gewanten,  to  make  the  drapery  of  a 
ßgure,  to  cloth  it.  Hilpert  1,463'. 

c)       halb  griechische,  halb  auch  französche  donne 
ist  Regula,  die  wackerste  ma  bonne: 
nimmt  sorgsam  überall,  nimmt  tag  und  nacht' 
die  lieben  kinderchen  ganz  wohl  in  acht; 
weisz  wohlgewandet  zu  gängeln,  weisz  spazieren 
den  kleinen  trupp  vorsichtiglich  zu  führen. 

BÜRGBR  (inamsell  tu  Begle)  1,152; 
ihre  gestalt  war  in  einen  . . .  morgenanzug  gewandet.  ScbCcking 
dunkle  th.  6;  in  weisz  und  schwarz  gewandet.  Stabr  ein  jähr 
in  Italien  2,  400 ; 

mit  feiner  band  hältst  du  in  schönen  banden, 
das  er  dir  gab  {der  linrr),  dein  aiimuireiches  haar, 
gleich  einer  palme  aus  den  morgenlanden 
liess  er  dich  wachsen,  der  im  anfang  warr; 
du  aber  weisst  dich  köstlich  zu  gewanden, 
dass  sich  verdunkelt  deiner  Schwestern  schar. 

G.  Kkllbr  (ghas.)  10,12; 
und  anders  ward  mein  träumen  nun  gewandet, 
zu  einer  mumie  ward  ich  versandet, 
mein  linnen  staub,  fahlgrau  mein  angesicht. 

A.  V.  Droste-HBlsiioff  ('lic  mprgelgrube)  1,100. 

3)  die  mannig  faltigkeit  dieser  bedeutungen  spiegelt  sich  auch 
in  Zusammensetzungen  des  verbums,  vgl.  z.  b.  vergewanden: 
1)  sich  vergewanden  =  sich  verkleiden  Schmeller  a.a.O.;  i)  das 
geld  vergewanden  {an  der  kleidung  verschwenden)  ebenda;  3)  ver- 
g'wanten,  stücke  aus  der  haushaltung  heimlich  verkaufen. 
Schmidt  schwäb.  wb.  517. 

GEWANDENER,  GEWANDNER,  GEWANTER,  m.,  österr.- 
bair.  Substantivbildung,  nomen  ageiitis  zum  vorhergehenden  verbum : 
gwantner,  vestiarius  {im  kloster  Osterhofen).  Schmeller  2^942; 
auf  ableitung  von  gewand  =  pannus  deutet  geschlachtgewandner, 
feintuchweber.  ebenda  500. 

GEWANDER,  GEWÄNDER,  GEWENDER,  m.,  nomen  agentis 
zu  gewand  L,  das  mit  seinen  nebenformen  gewandler,  gewendler 
und  gewandser  sich  ganz  auf  die  bedeutung  pannus  beschränkt: 
gewander  ist  der  tuchhändler,  aber  im  detailierkauf,  vgl.  gewand- 
schneider.  zwei  punkte  bedürfen  hierbei  der  erklärung.  formell 
überrascht  der  Wechsel  zwischen  umgelautetem  und  nicht  umge- 
lautetem  stammvocal,  aus  dem  sich  für  die  gleichstellung  von 
gewand  und  gewendet  eine  handhabe  gewinnen  liesze,  vgl.  indo- 
germ.  forschungen  14,417.  sobald  man  jedoch  den  umlaut  beim 
verbum  gewanden  {s,  oben)  in  belrachl  zieht,  für  das  jede  un- 


6289   GEWANDERE  —  GEWÄNDERN 


GEW  ANDERPR  ACHT  — GEWANDK  ALL  5200 


mitlelbare  trklärung  aut  wenden  *frM«<,  wiri  im»  iUu*  fw- 
mtlitn  itültpunkt  auitchtiien  m&urn.  dagegen  Httbt  noch  der 
bedeulungtiutiiumtnhang  lon  gewaadrr  mil  gewandrei^irr  und 
gewandscbiieider.  der  abtr  nur  nn  wahruhnnliehkeitimomenl, 
jtdoch  keinen  twingenden  grund  für  dittt  erkldrung  diubietel, 
I)  10  ist  aub  der  gewnnder  relil,  da;  kam  ludwaber  nob 
niemen  der  genant  erziugel  bi  der  rtlen  oibt  verkaufen  aol 
won  bi  ganzen  lodeo.  Augtburger  itadtbuek  (arl.  u,  f  li)i.42 
Meyer;  man  «ol  ancb  wii(^an  bin  wider  da;  die  gwonder  keiner 
•Iaht  kramgwant  verkaufen  auln  nob  da;  die  kouMule  ao- 
gfbwrol,  ez  »i  «iden  gwant,  tidan  golter  cic  (anm.  tu  att.  u, 
f  10)  I.  41;  verkauiret  eiu  gewander  gewant  unde  enpbilbet  daj 
eime  inider,  da^  er  von  im  ibl  ia^je,  e  da;  er  gewährt  wanie 
der  pbenoinge,  die  umba  daj  gewani  horeiit,  git  er  daj  darüber 
ieme  der  e;  da  kauft  bat  ane  das  gewanders  wort,  so  ist 
er  dem  gewander  einer  phenuinge  «cbuldic  ob  er  ai  bat. 
(dt!.  133)  1.317  Meyer;  wir  die  driczehen  gezunfle  tu  Spire. 
die  ducber,  gewt-nder  und  snider  ...  die  kremera  und  die 
iioweler,  aiCgewender  . . .  sngtiegere.  (1337)  teiUchr.  i.  ge$ch. 
du  Oberrheins  17,43;  die  tuecbler,  gewandtier,  so  das  tuecb 
nach  der  elen  ausschneiden,  polieeiordn.  ro»  I&73  bei  ScnOpr  MO; 

und  «windet  das  cell  reht  alt  der  wink 
do  dem  kiener,  do  dem  gaweoder, 
dort  dem  rebmao,  hl«  dem  bcoder. 

UAficaaoTtNsia  dus  hritiiie  namfnbuch  469, 
ftsäumeht  liltri'ilur'lenkm. 

3)  manntgfallig  beleyt  sind  diese  eubstantivbildungen  in  der 
eompotiUon. 

a)  ailgewender:  darum  begert  da^  bantwark,  da;  die  alt- 
gewender  binfilrier  nit  me  sQllent  nuwe  sergen  feil  baben, 
sunder  nit  me  dau  die  sergen,  die  sQ  in  busret  koufen  oder 
sust  alt  sergen,  die  inen  fürkomen.  Stratiburger  itadlordnung 
vom  ende  l&.  jahrh.  bei  SciiMOLien  t.  to&.  hier  scheint  naehlrilglieh 
anlehnung  an  wenden  und  imar  tm  fieii«rea  teehnisehen  tinne  (ein 
kleid  wenden)  gesucht  morden  xu  srin.-  altgeweuder,  interpolotor, 
eiu  altgewender,  der  alte  kleider  wieder  neu  macbt.  UasY- 
poDioa,  alt  gewUnder,  der  alte  kleider  wieder  bessert  auf  den 
kauff,  als  baretlinw&scber  und  dergleichen.  Emhii.  lylta  Basel 
N3';  fripier,  altgewandser  Dokz  ^ruat.  pramm.  (td4&)  3I0. 

b)  die  pleonostische  Verbindung  mit  tuch:  (tgL  lon  Terkoaften 
des  tucbgewands.  Straub,  stadtordn.  ton  149«  bei  ScBaoLLia  i.  96 ; 
bi  Heinizelin  dem  dücbgewender  zu  Würopffen.  C  f.  Wsins- 
abSG  rinna/ttnea  und  ausfabenregister  34  «.  a.  ffl.  indogerm. 
forsehungen  14,417;  vestiarius,  (ucbgewender  EaASMUS  Albshos 
NO«,  dut.  V;  tbucbgwendter  bei  Hans  Sachs  (Merino)  7,  134 
Keller  u.a.;  das  dann  die  turbgewendere  den  wOliin  webern 
das  abkaufen  wollen.  (Villingen  1536),  leitselir.  f.  getch,  d.  Ober- 
rheins 9,  US;  wunn  freinbde  tucbgwender  oder  ander  krSmer 
in  sollicber  Stadt  IWieslocb)  uf  den  jabrmarckten  oder  sonsten 
fall  baben,  müssen  dieselbigen  zuvor  ihr  ebl  den  burger- 
meislern  anzeigen,  oberrheinische  sladtreehte  l,  718(t&&7). 

ÜEWANDEHE,  n.,  nomcn  adtoni.'!  lu  wandern,  vgl.  Campb 
3,359.  Heinsius  2,431.  eine  mundart/ir/i«  abtweigung  der  be- 
deutungsenlwicklung  wird  aus  dem  oberhess.  Sprachgebrauch  beieugt: 
wandern  .  .  .  spuken  .  .  .  davon  das  gewander  (gewAnner). 
Crkcklios  oberhess.  wb.  &03. 

GEWANDEHMALER.  m.,  -MALERIN,  A;  ein  kronprinz  kann 
kein  system  ausstehen  ausser  das  der  attrakzion;  keinen 
anderen  wabrbeilmaler  als  den  gewündermaler.  J.  Paul  palin- 
genesien  3,70;  der  lektur  hatte...  die  boftrauer  schon  an- 
nnd  approbiert  ...  die  weiber  waren  ala  hocbselige  aus  den 
betten  gestiegen,  weil  für  diese  fleissigen  gewaodermalerinnen 
eine  lange  wesenlette  von  rökken  und  von  deren  tragern  wol 
ao  schwer  wiegt  als  für  ihre  mfinner  eine  gekoppelte  Sippschaft 
von  pferden.  Titan  i,  7o. 

GEWANDKRN,  terstdrktet  wandern  (t.  d.),  berUiH  $uk  eng 
mit  gewandeln  (s.  o.). 

1)  der  iatraMiliM  gebrauek. 

•)  aaitular«. 

a)  und  ward  der  schnee  so  dick  und  so  grosz,  daai  niemant 
gewandern  mOcbt.  R.  Zink  d.  stddtechron.  S,  179  (Augsburg); 
so  baide  es  in  bessenmg  mit  im  kum,  und  ehr . . .  gewandern 
künde,  in  eigener  person  zu  erscheinen.  H.  t.  o.  Plakits  6<- 
ritkU  (1521 /f.)  t.  113  Virck. 

ß)  gewander  hin,  war  v«olIest  du  (et  aaifriila).  milleldeuttcMet 
«f«N^/iHm  Jo*.  5, 13,  I.  ScnöüRACH  Witner  tiiJungsber.  157,10 
(nim  dein  bette  und  gehe  hin.  Litbkr);  und  üb  er  übte  wil 
gewandem  hin  in  der  dritten  wabte  al  dar,  et  ii  m  ferfia 
wigiUn  tenerü.  ^eni*  {Lue,  it,  si:  and  ao  tr  kompU  Lothes); 


da  daekl  si  all  klaabeli. 

wie  si  von  Mir  gswaodsrt« 

und  dabin  sieb  veraadert«, 

da  Ir  bascberi  was  Ir  loU    pMtiomal  «M.ll  Mlfks, 

b)  coiigredi,  eommertium  habere: 

•I  (sodsa  bltchoir  Br4n«a  beisa 

da{  «r  d«a  kunliig  «ea  iMbcisa 

bar  se  Brnna«  brsebM:  ' 

detiar  seblera  osao  aabta 

twUcbrn  la  cewaadara 

von  siaeai  blas  dau  aadam. 

OrroaAa  »irii.  letmtkr.  I4tll  Stem^Ueri 

mit  uns  gewanderni  her  und  dar,  kk  nelktt  tum  lunL  mälM, 
etangeL  Marc  •,  t,  i.  S€aOHa*ca  «.  a.  o.  (sind  nicht  aock  MiM 
Schwestern  alhie  bei  un«.  LtTaEa):  und  üb  ein  «ip  sack  ir 
begir  verlat  ir  man  ond  einen  andern  gelat ...  bin  t«  ir  |*- 
wandern.  ebenda  Marc  10, 12  (und  freiet  einen  andern.  Lbibu). 

2)  Vereintelt  scheint  auch  der  transüive  gebrauch  wMt  der  he- 
deutung  mutare  ton  gewandeln  übernommen  tu  setn,  im  vee- 
liegenden  fall  allerdings  unter  dem  einftuts  des  reimtmanfot: 

diM  harren  all« 

btti  Ich  des  mio  geiiue«  slo, 

da{  lob  umb  dea  schaden  aUa 

gao  iu  dhala  rede  ander  

Dimmar  gewaadar.       «Uerr.  reimehremä  USST. 

UEWANDEhPRACliT,  f.,  rgL:  in  rflcksicht  des  färben- 
reichtbuma  und  der  gewamlerpraebt.  Ea.  ScaiectL  •,!!•. 

GEWANDERT,  parfiripiul^i  ad)ectiv,  mti  dem  gleickem  t#- 
deulungtübergang,  der  uns  an  bewandert  vertraut  ut. 

t)  dos  particip  in  der  grundbedemtmng :  gewandert  . . .  peregti' 
natus  HoLsiDs  (iOSt)  IM*;  gewandert,  f«i  muUas  fooeefrawä 
terras.  Spiesea  15t*,  ähnl.  GoaTLts,  Kiasca,  RAiaa:  gewandert, 
qui  a  toyagi,  qui  exterat  perlustraeit  terrae  naueeau  dtct,  du 
voyageur  Uj,  ebenso  Ponai,  Vaüiao.M;  gewanderter  bandMfrcka- 
ge.^ell,  «N  eoNipa^oN  de  meUiere  qui  a  eouru  pay$.  Hcuioa 
(1614)  163',  ebenso  {aufjabe  roa  1631)  s.  106*,  ebenso  no«rMM  ätcL; 
garfon  de  melier,  qui  a  bien  hantu  et  couru  les  fay$.  RiaLtlN 
381';  ein  gewanderter  bandwerksbursche,  gatfon  de  meuer, 
qui  est  alU  voyageur.  Scb«van  (17b3)  1,741;  gewandert,  b«> 
wandert,  gereist  bebbende.  KaAiEa  {MUnberg  1719)  3,9f*. 

3)  Übergang  zur  übertragenen  Verwendung:  dann  es  ao  ein 
grob,  unverst6odig,  auch  ungewandert  rolckb  {die  Mosemeitter). 
S.  KiEciEL  reuen  115  Hassler;  man  büet  sich  (ur  gewanderten 
jungkfrawen,  und  nngewanderten  jungen  f:esellen.  Hi<iisch 
1594;  er  ist  ein  gewanderter  gesell,  einmal  tu  marckt, 
zweimal  zur  mühle,  und  dreimal  zu  bad  gewesen  (imt  Ver- 
höhnung ton  Stubenhockern),  ebenda;  ao  soll  doch  tin  jeglicher 
Wundarzt  von  ihm  selber  erfaren,  gewandert  und  geschickt 
sein,  ihr  (der  wunden)  wesen  und  eigenschaft  zu  erkennen. 
Pabacelsos  opiii  Chirurg.  7;  ich  will  meine  ontugenden  so 
wenig  verbeten,  als  meine  lügenden,  damit...  der  unge- 
wanderte  leser  auch  erfahr«,  was  vor  seltsame  kautien  es 
in  der  weit  gibet.  SimpL  ai9  neudr.;  niemand,  der  auf  dem 
felde  der  Synonymik  einigermassen  gewandert  iaU  Wiican» 
syn,  2,  5. 

GEWANDESTEiN,».:  gewandstein,  ;aai^stoNe,i«Nd.  Rcarr 
lethnol.  wb.  I,3I0'. 

GEWANDFALL,  M.,  nr  bedeutung  rgL :  alle  hörigen  hatten 
dem  herrn  kopfzins  und  erbschaftssteuer  zu  entrichten.  ...  die 
strengere  form  derselben,  der  'buleil',  hatte  noch  an  meisl«n 
von  dem  ursprOngüchen  Charakter  bewahrt,  indem  der  Imtt 
entweder  einen  anteil  . . .  des  ganten  beweglichen  nacUasaca 
oder  doch  des  Viehbestandes,  nebtt  dem  heergewcie  itt  ver- 
storbenen mannes  oder  der  gerade  der  versiorbeoen  frao, 
beanspruchte;  die  mildere  form  war  die  des  'falles'  (atcrbfall, 
todfall,  oder  der  kurmede).  wobei  der  berr  nur  das  tieat« 
stock  Vieh  (als  bestliaupt)  und  da«  baate  kleid  (als  gewandlall) 
erhob.  R.  ScaaOaiu  4.  rttktt§mk.*  a.  4M. 

der  zweite  evmpvtihomitkeil  mUfUkt  kier  die  glekke  bedeutmuf^ 
die  da$  verbum  fallen  in  wenämtfim  wie  jemanden  zufallen 
{mhd.  Valien,  gevailen),  beimfaiiaa «atoMUil.  vgl:  gotes  hiusem 
viel  daj  ander  teil.  HAarnANv.  Aob  armer  Heiuritk  35«:  wa; 
davon  gevel  et,  da;  ist  csu  anlwurtea  in  die  losungsiubca. 
d.  stddtechron.  2,  »4  «.  a.  danken  weut  val  in  der  Hier*»  tpruke 
auch  die  bedeutungen  *$U$rtj  unterfang,  te^  auf.  i»  mendmm§en 
wie  tie  in:  dia  herachafl  kit  «••  alias  iraa  aigtDaa  aaaaaa  t« 
vall«  da;  beste  boobt  («.  aiM.  ak  »,Mf)iwftfia,  Maale  nMHs 
val  aaeA  taa  deeete  waäesUtutfmuiltug  ase  uUtmi  tiwaid  asas 

Niaa  riek  fir  die  «rUtovaf  ««•  safidlaa,  kaiaBfaHea  enteckeiden. 
tmtktung  aker  vardint,  dau  lAtval  ta  der  miUethodideutMhen 

J32* 


529 1   GEWANDFALTE  —  GEWANDGASSE 


GEWANDGEHALTER  — GEWANDHAUS  5292 


periode  iwei  ganz  verschiedenartige  bedeutungen  aufweist  {tnhi. 
tob.  3,222'):  1)  tautologiscli  =  tod  {vgl.  d6  ich...  den  tödes  val 
in  da;  wajger  woldc  hün  getan)  und  2)  in  der  rechtssprache 
der  erbscbaftsantheil,  der  bei  einem  todesfall  dem  herren  des 
verstorbenen  zukommt. 

dieser  antheil  ist  im  gewandfall  auf  das  gebiet  der  kleidung 
eingeengt,  das  einzige  beispiel  zugleich  für  die  concurrenz  zwischen 
gewand  und  seiner  mundartlichen  (alemannischen)  nebenform  häsz 
{theil  4,  2,  sp.  555),  vgl.  hnezeval  Grihh  weisth.  t,  6S.  auch  wat 
ist  in  Verbindung  mU  diesem  gebrauch  von  val  bekgt,  doch  noch 
nicht  in  composition:  stirbt  ain  aigen  man  bi  siner  genozschaft, 
da  nimpt  man  den  besten  val  und  wat  und  wafen.  vogleibueh 
d.  abtei  Alpirsbach  (i4üS)  bei  Bevscber  39.  für  unser  compositum 
fallen  die  ältesten  belege  ebenfalls  noch  in  das  \h.  jahrh.:  unnd 
ob  ain  gottshusz  sant  Polayen  man  sturb  und  liberben  ver- 
iiesz,  das  nit  knaben  vrerindt,  und  der  erbfal  an  frowen  fiel 
oder  an  töchteren,  so  ist  der  gwandfal  des  waibels  inn  dem 
hoET,  darin  er  dann  bort,  weislhum  von  . . .  Mühlibach  (1472)  bei 
Grimm  <cm</i.  4,  408 ;  item  wan  ein  frauw  in  witwen  stat  ab- 
gatb,  so  gevalt  einem  berren  von  Ouw  ein  gewandfabl  und 
ir  beste  pet  und  alles  ir  gespunen  garn.  öfnung  zu  Mülheim 
(1475)  1, 262.  später,  als  der  brauch  längst  ausgestorben  war,  lebte 
das  tvorl  noch  lange  lilterarisch  weiter,  in  rechtsgeschichtlichen  er- 
örtei^ungen  und  in  Wörterbüchern :  und  disz  bat  man  bauptrecht 
genannt,  budtheil,  gewandfäll,  item  ein  todte  band.  Besoldds 
thesaurus  praclicus  342  {ausgäbe  von  1697);  weitere  lilteratur  bei 
Brinckheieb  gloss.  dipl.  1,914,  vgl.  auch  B.  Sciihüder  a.a.O.; 
todte  band,  alias  haubtrecht,  wantmal,  gewandfäll.  Stieler  752^ 
gewandfall  oder  gewandrecbt.  Cbombl  4, 1041.  Adelung  2, 650 
(gewandfall,  niedersächs.  walmal).  Weissenbach  437*,  ebenso 
Campe,  Voigtel,  vgl,  Tüiel  landw.  kx.  i,  iil. 

vereinzelt  ist  auch  in  der  schönen  lilteratur  auf  den  brauch 
wieder  bezug  genommen  worden:  so  etwas  sollte  der  mensch 
stets  deponieren  und  alle  freudenblumen  aufkleben  ...  in 
einem  kräuterbuche;  nicht  einmal  seine  alten  fracks,  pikeseben 
und  bratenröcke  . . .  sollte  er  verschenken  und  versteigern, 
sondern  binhenken  sollt'  er  sie  als  hülsen  seiner  ausgekernten 
stunden,  ...  als  gewandfall  oder  todte  band,  die  der  er- 
innerung  beimfällt  von  den  gestorbenen  jähren.  J.  Paul  un- 
sichtbare  löge  3, 176. 

GEWANDFALTE,  f.,  im  plural  ersatz  für  den  älteren  gebrauch 
von  gewand  in  der  bedeutung  ^draperie',  s.  sp.  5266 :  die  äugen, 
die  nasen,  die  härte,  die  gewandfalten,  die  flügel  der  engel  — 
alles  macht,  obwobl  mit  dem  pinsel  gezeichnet,  mehr  den 
eindruck,  als  sei  es  aus  steinwürfeln  zusammengesetzt.  Muther 
geschichte  d.  malerei  1, 16. 

GEWANDFÄRBER,  m.:  gewandferber,  waicker,  Wäscher, 
fullo,  qui  pannos  et  veslimenta  lavat.  Heniscb  1593. 

GEWANDFETZEN,  m. ;  Michelangelos  jüngstes  geriebt  er- 
hielt, da  die  nacktheit  anstöszig  erschien,  jene  gewandfetzen, 
die  es  heute  entstellen.  R.  Muther  gesch,  d.  malerei  4,  7. 

GEWANDFIGUR,  f.:  die  schönen,  aus  weichem  thon  ge- 
formten arabesken,  iöwen,  greife,  sphynxe  und  niedlicben 
gewandfiguren  nach  antiken  mustern  gefielen  mir  fast  besser, 
als  die  bilder  meines  vaters.  KCgelgen  Jugenderinnerungen 
eines  alten  mannes  (2,  2)  S3. 

GEWANDFLECKER,  m.:  gewandflecker,  interpolatores  qui 
antiquas  vestes  renovant.  Pimcianus  k2\  v^I.  altgewänder 
unter  gewänder  sp.  5289;  kleiderflicker  theil  5, 1079. 

GEWANDFÜHRER,  m.,  anknüpfend  an  die  bedeutung  von 
pannus:  der  gewandfüerer  oder  gewandschneider  war  als 
tuch-  und  leinwandhändler  im  kleinen  dem  tuechmunger  oder 
groszhändler  und  Verleger  entgegengesetzt.  Scbmeller  2^,  941. 

GEWANDGADEN,  m.,  anknüpfend  an  die  bedeutungen  von 
pannus  und  vestis:  gewandtgaden  oder  tucbgaden,  panificina, 
vesdarium.  vocab.  theut.  (Nürnberg  US2)  üb;  gewandgaden.  als 
von  der  vier  gewant  gaden  wegin,  da  sie  umb  zweieten. 
Frankfurt  (1376),  s.  Diefenbach-Wülckeb  1,619;  item  da  nu 
Heintz  Dullin  und  Henne  Noszbaum  usz  der  stad  waren  ge- 
farn,  da  slosz  der  rad  ir  hoffe  zu  und  ir  gewantgaden  und 
versperten  alle  ir  gut.  d.  städlechron.  17,  305  (Mainz);  item 
15  newe  kammern  in  den  gewandgaden  gebessert,  newe  balcken, 
und  darunder  benck.  aufzeichnungen  im  Erfurter  hof  (löOO)  bei 
MicBELSBN  15.  dazu  vgl,  gewantgaden,  vestiarium,  kleiderkanimer 
(aus  Twinger).  Brinckmeier  l,  114.  vgl,  unten  gewandkammer, 
vgl.  kleiderkammer  theil  5,  $p.  1080. 

GEWANDGASSE,  f,,  GEWANDGÄSZCHEN,  n.,  an  gewand 
b:  pannus  anknüpfend:  wie  es  dann  alibier  zu  Leipzig  eine 


gleicbmäszige  bewandnüsze  bat  entweder  in  unserm  Paulino 
coliegio  ...  oder  vor  collegio,  und  vorm  thorwege,  des  ge- 
wand-gäszgens.  Prätorius  wündsehel-ruthcr  153;  wir  gehen 
nun  vom  alten  neumarkte  weg...  nach  dem  gewandgäszgen. 
dieses  bat  von  dem  gewandhause,  welches  die  ganze  linke 
Seite  desselben  einnimmt,  seinen  namen.  beschreibung  der  sladl 
Leipzig  1784,  s.  55. 

GEWANDGEHALTER,  GEWANDGEH&LTER,  m.,  in  Nürn- 
berger quellen  älterer  zeit  belegt  und  zwar  in  der  form  gewand- 
kelter.  das  wort  knüpft  an  gewand  =  vestis  an  und  verall- 
gemeinert sich  zu  der  bedeutung  ^kleiderschrank' : 

wuschtuclier  neser  und  bentschuch 
gewantkelter  leden  pulpit 
und  eilich  pucher  zimen  mit. 

FoLz  (von  allem  liausral),  fastnachtsp.  1217  Keller, 

nun  in  eim  winckel  stund  ein  alter 
grosser  vierecketer  gwandkalter; 
den  reisz  er  aulT  und  schawt  hinein, 
vermeint,  es  soU  der  laden  sein. 

H.  Sachs  (d.  faul  Fritz  im  kdler)  17,283  Keller-Götze. 

GEWANDGELD,  n.,  vgl.  gewanden  11,  1.  s.  ünger-Khull 
Steirischer  Wortschatz  s,  290. 

GEWANDHALLE,  f,,  jüngere  und  vereinzelte  bildung  für  ge- 
wandhaos  (s.d.);  vy/.  hallordtnongh  des  gewandtz  für  Düren 
von  1618,  s.  Bonn  etc.  malerialien  z.  gesch.  von  Düren  s.  43;  bürger- 
meister,  schöCfen  und  ratb  erhielten  das  recht  ...  den  gross- 
bandel  mit  wollentuch  ausserhalb  der  gewandhalle  straflos 
gestalten  zu  dürfen.  P.  B.  Bergratb  annalen  des  hist.  ver.  f.  d. 
Niederrhein  5.  HO. 

GEWANDHÄNDLER,  m..'  gewandhändler,  der  gewand  oder 
tuch  nach  der  eile  ausschneidet  und  verkauft,  ein  gewand- 
schneider oder  wandschneider,  a  draper,  a  woollen  draper,  he 
that  sells  woolen  cloth  by  single  ells.  teutsch.-engl,  lex,  (i1l6)n0; 
gewandhändler,  le  marchand  drapier.  Scbwan  1,  743. 

GEWANDHAUS,  «.,  mit  anknüpfung  an  gewand  =  pannus, 
ganz  selten  auch  mit  anlehnung  an  gewand  =  vestis, 

l)  der  allgemeinere  gebrauch,  die  anknüpfung  an  pannus, 
vgl.  tucbhaus,  tuchhalle,  auffallend  ist,  dasz  gerade  hier  auch 
formen  mit  wat  belegt  sind:  e;  sul  auch  niemand  sten  mit  graven 
noch  mit  leinem  tuch  ze  marckt,  er  enbabe  denne  ain  panc  in 
dem  watbause.  Nürnberger  polizeiordn.  162  Baader  (an  der  gleichen 
stelle  auch  tuchhaus)  u.  a.;  niederdeutsche  quellen  bieten  die  form 
wanlhus:  wat  de  rad  bedde  an  worttinse  unde  an  ervetinse, 
alze  an  husen,  an  worden,  an  wanthuse,  an  beckerschernen. 
Braunschweiger  zinsbuch  von  1401,  d.  städlechron.  6,125,  anm,  2; 
do  sloghen  se  dat  radbus  vor  one  to:  dar  hauweden  de 
timmerlude  mit  den  bintexsen  in  .  .  .  unde  tobreken  dat 
jamerliken  entwei,  so  dat  de  beren  achter  affkemen  na  dem 
wanthuse.  Braunschweiger  schichtbuch  (zu  1512),  d.  städlechron, 
16,  453. 

a)  die  ältesten  bekg«  fallen  in  das  14.  jahrh,:  da;  nft  noch 
nummermS  in  der . . .  nuwen  Stadt  . . .  nichein  rätbus  edir 
r^le  sollen  si  edder  werden,  noch  gewantbAs,  wdgbAs  noch 
koufhüs.  Nordhäuser  Urkunde  von  1365  (vgl.  Becb  (7erm.  20, 38) ; 
soe  bebben  wi  onser  slat  van  Goch  weder  georloETt  . . .  dat 
die  burgermeistere  schepen  ende  raet  der  vcerg.  stal,  een 
vleyshuys  ende  een  gewanthuys  selten  ende  maken  moegen. 
Privilegium  herzog  Eduards  v,  Geldern  für  die  Stadt  Goch  (1370), 
annakn  des  hist.  ver.  f,  den  Niederrhein  6, 69 ;  in  dem  sehen  jar 
namen  die  beren  van  Colen  unser  frauen  bilde  vur  deme 
gewanthuse,  dat  nu  fleischhus  is,  ind  satten  dat  bilde  zu 
sent  Mertin.  d.  städlechron.  (idTl)  \3,li  (Cöln);  und  das  waszer 
stemmet  bei  der  flaiscbprucken  untz  zu  dem  gewantbaus  an 
dem  marckt.  (1445)1,412  (Nürnberg);  item  im  dreu  und 
sechtzigisten  jare  vor  Walpurgis  hab  ich  von  dem  gemach 
im  gewantbaus  geben  anderhalb  nacht  von  vierhundert 
schefflein  ie  von  einem  ein  pfenning.  Tucher  baumeisterbuch  114, 
ebenso  246,  vgl.  oben  sp.  5283;  gewantbausze  oder  tuchbausze, 
pan7ii(ortum.  voc,  theut,  (Nürnberg  1482)  M5;  gewanthusz,  pannt- 
torium,  vulgo  tuchhusz  oder  gadem.  voc.  incip.  theut.;  gewant- 
huyss,  pannetum  Schuerbn  Teuthonista  304';  tuch  und  gewand- 
baüser  etc.  werden  billig...  an  bequeme  örter  geleget.  Gbuber 
friedens  und  krugsschul  (1697)  288. 

b)  sokhe  verkaufshäuser,  die,  wie  die  tuchhalle,  das  gewand- 
haus,  zu  bestimmten  Zeiten  leer  standen,  boten  dem  städtischen 
gemeinkben  gekgenheit,  in  breiterem  rahmen  sich  zu  entfalten; 
begünstigt  wurde  diese  entwicklung  vor  allem  an  den  orten, 
wo  die  kaufhalU  im  untern  Stockwerk  des  rathhauses  unter- 
gebracht war,  vgl.  Schmoller  Strasxburger  tuchmachtrxunft  s,  393, 


5293 


GEWANDHAUS 


GEWA5DHÜF~  GEWANDKAMMER      5294 


$0  u-urd*  der  name  gewandbaui  aUmähUch  mit  nnriehtungm  i» 
btiiehung  gebracht,  die  itm  trtUn  gebrauch  sehr  ftr»  ttehtn: 
gewandbaua,  groaiea  gebfiad«  in  meii  und  iiiarktiUdlen,  io 
welcbem  die  tucbmacber  und  wollwarenfabrikant«o  ibre 
waren  feilbieten  konnten,  sie  entbleiten  nicht  selten  »Sie 
lu  innungsfeslen  und  wurden  aucb  bler  die  fabnen  und 
dekorativen  festgewQnder  aufbewahrt,  im  Innern  befand  alch 
in  der  mitte  eine  atraate  und  reclil«  and  linke  die  Terkaufa- 
Iflden  ...  die  bekonntrslen  bauten  dieser  art  dQrrien  daa  ebe- 
malige  gewandbaua  in  Leipzig  und  jenes  in  Kr.ikau  aein; 
letzteres  wird  nocb  heu(e  als  Terkaufsbaua  fQr  verschiedene 
waren  benOtzt.  Luickr  tu.  d.  gtsammten  ttchnik  4,033.  dat 
ytwandhaui  in  Leipzig  darf  hier  wol  alt  typisch  gelten  und  in  teinen 
entwicklungsformen  verfolgt  werden,  nach  ditur  teile  beanipruchen 
tehon  dte  4  venchiedenen  bauten,  um  die  et  tieh  hier  handelt, 
htaehtung.  das  ältette  haut  diente  tunichtt  nur  terkaufttwecken ; 
$t  wurde  SM  ende  det  15.  jahrh.  durch  einen  neubau  ertettt,  der 
mit  dem  iewihaute  fufamm<n  ttiets.  auch  dieter  bau  wich  in 
der  mitte  det  ig.  jahrh.  einem  neuen  bauwerk,  dat  nur  im 
erdgeschost  wid  ertlen  stock  dem  handel  und  gewirbe  diente,  im 
obtrsten  Stockwerk  jedoch  tdle  enthielt :  den  saal  für  dte  städtische 
bibliolhek  und  den  ball-  und  eoncertsaal.  aus  diesem  concerl- 
laal  haben  die  (jewandhauuoneerU  den  alten  innungsnamen  au 
das  musikalische  gebiet  übertragen,  so  dass,  als  lu  ende  des 
10.  jahrh.  der  bau  eines  coneerthauses  notwendig  wurde,  dieter 
neubau,  der  mit  der  tuchmacherinnung  gar  nichts  mehr  tu  tliun 
hatte,  doch  in  dem  namen  gewandbaus  den  historischen  lusammen- 
hanij  aufrecht  erhielt :  nachdem  die  ersamen  meister  desz  handt- 
wergs  der  wolleweber  . . .  das  haosi  über  dem  loche  gelegen 
. . .  lange  zeit  und  Jahr  in  irer  besitzung  und  gewehr  gebapt 
haben  ...  das  sie  ir  gewandt  und  tuch,  das  sie  selbst  machen, 
dorufT  alle  niarckttage  . . .  feil  bähen,  auch  ir  gewandt  doruff 
dene,  die  das  von  ine  bei  der  elen  kaulTen  wollen,  «chneiden 
mögen.  Urkunde  von  146»,  Leipziger  urkundenbuch  1,  nr.  440 
{vgl.  schon  aus  1341:  punnilicibus  Lypcensibus  dümum  quandam 
aitam  iuxta  institorea  . . .  super  via,  qua«  in  vulgo  dicitur  das 
Loch  ...  possidcndum  contulinius.  Urkunde  nr.34);  wir  werdenn 
beriebt,  das  . . .  ir  uch  an  dem  gewannt  hawsze,  daa  ir  vor- 
ezeiten  mit  unnser  gunst  ...  zcubawen  furgenomen,  zcubawen 
gar  leszlicb  irtzrigt  habt...  und  uf  daa  ir  sollicb  baws  deste 
stutlicber  . . .  bereitenn  muget,  so  ist  unnaer  begerung,  das 
ir  ollen  bürgern  bei  uch  saget,  daa  sie  sich  mit  Iren  gebcwden 
...bis  ir  das  bnus  vorbringt  entbaldenn,  und  allen  zeiget, 
den  ir  kont  gemachen  . . .  aileine  zcu  bauwunge  des  hawses 
gebraucht,  schreiben  det  kurfürsten  Ernst  von  Sachsen  an  den 
rat  SU  Leiptig  1478,  ebenda  nr.  498;  item  dem  priori  zu  sant 
Pauli  abir  für  67  «Wi  maurstein,  die  er  dem  rate  zu  dem 
gewanihausxe  gelassen  bat  . . .  67  sz.  silbernn.  Urkunde  des 
predigerklotttrs  von  1481,  ebenda  3,  nr.  243;  den  10.  august  (1740) 
liesz  e.  e.  hocbweiser  rath  dieser  Stadt  den  anfang  zu 
bauuDg  des  gewandhauses  machen,  und  zwar  mit  der  bSlfte 
nach  dem  neuen  neumarkt  zu,  welche  bis  auf  das  unterste 
gewolbe,  worinnen  die  wollwange  sieb  beflndet,  abzutragen, 
es  soll  das  ganze  gehaude  zu  e.  hocliw.  ratbs  bibliotheque 
und  andern  dienlichen  behaitnissen  eingerichtet  werden,  aut 
RiKMiaa  Leipt.jahibuch  bei  Wustmarn  quellen  sur  getch.  Leipsigt 
1,217,  vgL  auch  t.  277;  den  18.  srptember  (1706)  ist  ein  neues 
collegium  musicum.  das  universitatsconcrrl  genannt,  in  dem 
cramerbause  auf  dem  neuen  neumarkle  zum  erstenmal  probiret 
worden  .  .  .  den  6.  august  (I7eb)  bat  daa  allbier  befindliche 
collegium  musicum  im  gewandhause  wegen  dea  . . .  namens- 
festes . .  .  unsers  gnSdigsten  landesherrns  eine  feierliche 
cantata  .  .  .  aufgefohret.  ebenda  t,  4S3;  das  gewandhausz, 
ein  schnnes  steinernes  1740  erbautes  gebSude,  ist  unstreitig 
unter  den  Öffentlichen  hiesigen  gebauden  daa  achOnale  und 
von  edler  bauart  ...  im  erdgeschosse  ist  die  wollwaage  . . . 
wo  zugleich  die  Offtntlichen  auctiooen  gehalten  werden,  aonst 
aiod  in  diesem  geschusse  noch  einige  niederlegen  für  kauf- 
leule.  das  mittel-  oder  halbgescbosz  dient  zum  gewandbause, 
wo  measenszeit  die  fremden  tucbmacber  und  tucbhändirr  ihre 
waaren  feil  h.iben;  ausser  der  messe  macht  ein  theil  desselben 
den  fechtboden  aus  . . .  das  dritte  oder  hauptgeschoss  ist 
ein  grosser  schöner  von  allen  aeiten  erieuchteter  saal,  auf 
welchem  seil  1747  die  grosse  und  kostbare  ralhsbibliothek 
aufbewahret  wird,  besehreibung  der  stadt  Leipzig  17&4  t.  bh; 
durch  gute  Verwaltung  und  kluge  anwendung  dieses  Ver- 
mögens .  .  .  war  diese  bibliothek  im  jähr  1739  schon  800(0 
bände   stark  and   der  rath  liea  daher  auf  dem  einen  OOgel 


des  Zeughauses,  dem  beutigen  gewandbaua«,  174«  4m 
wartigen  saal  aufrichten.  Letpvg,  ein  handhtek  f»r  aik'Siimt 
mettpklt  beturhenden  fremden  (IW)]),  (.40;  in  sweilMi  stuck 
(det  alten  teughautet)  richtete  man  den  plati  zu  einem  gewand- 
boden  fOr  tuchiMclMr  ud  tuchhlodler  «in.  im  dritten  atock- 
werk  machte  mao  ant  itm  einen  tbeile  d««selbeo  den  konzeri- 
aaal  und  aus  dem  anHern  drn  ballsaal.  ebenda  t.  43;  mihrtüi 
ich  dieses  vollendete,  lernt«  ich  io  den  Leipziger  |«wan4ha««- 
concerten  tuarst  BMtkOT«o'scb«  muiik  kennen  (It27):  ihr 
riodrurk  auf  mich  war  allfawaltig.  Kichabo  Wtcnta  {sebtt- 
bio'iraphu-)  werke  \*,  0:  «!•  e«  ia*  publikum  verwirrt . . .  Rostini'a 
oiiveriiire  zu  'Wilhelm  Teil'  in  demselben  konterte,  io  weleben 
es  Handel  und  Beethoven  gebOrt  halte,  mit .  . .  jubal  aofzs- 
nehmen,  wie  ich  diest  selbst  meiner  zeit  in  einam  4ar  ba- 
rilbmten  Leipziger  gewandbaus-koozeri«  erlebte,  (ierieht  Mar 
eine  in  München  s.  erruht,  deutsche  muttktekule)  S',  I5S;  io 
meiner  Jugend  wurden  in  den  herObmteo  Leipzigar  gewandbaa»- 
konzerten  diese  stocke  einfach  gar  nicht  dirigirt;  sondern... 
unter  dem  vorspiele  des  damaligen  konzertnieisteis  Mattbai 
wurden  si«  etwa  wie  die  Ouvertüren  und  entreakle  im  Schau- 
spiele, abgespielt,  {über  das  dirigiren)  270. 

2)  dieser  glänzenden  entwicklung  steht  die  ankhnung  «•  gawao4 
•B  vestis  mit  nur  tehr  betcheidenen  antdtttn  gt§ntktr:  M 
Di8rK:<isAci-W0LCiEB  1,018  ist  aut  tocahtUaritn  wAf  itr  b*- 
deutung  pannetum  auch  die  von  retliarmm  belegt,  dciu  vgl.: 
und  sprach  zu  dem,  der  über  das  gewandbaua  was.  Zürtcker 
bibel  von  I&30,  1  kön.  10  (qui  erant  super  wetU$;  klaiderbaoa 
bei  Ldtiib).    vgL  kleiderbaus  thetl  &,  ip.  1080. 

GEWANDHOF,  m.,  t.  wandhof. 

GEWANUHOSE,  ^,  mit  anlehnung  an  gewand  »  pannM.' 
gewandhose,  hose  aus  'gradel'.  U<icia-Kaau  Sleir.  weHacA. 
5.  200.  vgl  auch  gewandleibel  ebenda,  tgl.  gradel,  fcstar  oloff 
aus  baumwolle  oder  leinen,  ebenda  t,  3oi. 

GEWANDHCTEH,«.,  GEWANDIlCTEHLN,  A  die  formen  ent- 
tlammen  den*  mittelalterlichen  baJeleben  und  beliehen  tieh  tuf 
die  Obliegenheit  det  dienenden  pertonalt,  dte  kleider  der  §4tte  xm 
verwahren,  während  diete  badeten,  die  männliche  form  ttl  $eUener 
und  nur  lexicalttch  belegt:  eaptariut,  qui  rettiment*  ttuetpt* 
cuttodit,  gewaodhleter  {im  bad).  Piivicunos  prompf.  (1616)  Cs'. 
das  fem.  ertcheint  namentlich  in  rechttsatiungen,  to  alt  vuriantt  ftr 
baddienerin  in  mehreren  handschnften  des  rechttbuehs  Rcraicara 
V.  FaBTsiN«:  bat  einer  der  paddinrnn  {vananttn  gewantbOterio, 
gwaothOterin)  sein  gewanddt  zu  behalten  geben  .  .  .  ao  sol 
er  den  ane  sprechenn  umb  das  gewandt  das  er  verlorao  bat. 
2,  cap.  30  Maurer;  vgL  auch:  swa|  der  selb  und  sein  banafraa 
und  sein  bausgesind  ze  päd  verliesenl,  da^  siillen  die  gewanl- 
hütterinn   gelten,    stadtreckt  von  Münrhen  333  Auer,   vgL  «Mb 

PiKIClANOS    Fl*. 

GEWANDIG,  adj.  aus  Nürnberger  und  Ulmer  munitrt  wm- 
gleich  belegt,  nach  den  betreffenden  üxicalischen  angaben  sdMabar 
auch  mit  der  gleichen  ausdehnung  det  bedeutungsumfangea.  im 
Wirklichkeit  wird  jedoch  wol  su  trennen  sein: 

1)  an  die  unter  3,a, /3,  6))  {vgl.  sp.  bVü)  gebmckU  unUrmrt  4«r 
bedeutung  pannus  lehnt  sieh  das  adjeeÜf  <■  4cr  i^biabarfsr 
mundart  an:  gwantig  {Sirnberg,  Hsl)  tob  tbebar«,  dicbl,  fal. 
ScaaiLLBB  2*,  »42.    ähnL  Scbmid  idurdk.  mk.  MI. 

2)  mit  der  an  der  bedeutung  testfs  kervtrgektkenen  beUtimm§ 
des  faltenwurfa  stimmt  ükerein:  g'waotig,  lang  and  weit  to- 
gescbnitten;  ein  gwaotiger  rock  {Ulm).  Scaaio  tekm4k.  mh.  at7. 

ähnL   SCBWELLEB   0.0,0. 

GEWANDKALTER,  «.  gawandgeballer. 

GEWANDKAHMER,  f.,  ebenfaUs  tnit  S  MnU■■fn^  j»  Mob 
der  anknüpf ung  an  ponniu  oder  tetik. 

t)  anknüpfung  an  fnnut,  rgL  gewaodkeller,  gewandfidM, 
gewandlaube:  darnach  ao  ban  ich  gescbafl  bero  Otten  itm 
pharrer  le  ROrnpach  und  aeinen  nachchomen  drei  schilliaga 
Wienner  phenning«  geltat  purcbrechtes  aaf  Rflgera  atobM  das 
Haemler,  dem  got  ganade,  deu  da  stet  aaf  der  gewant  cbamer 
under  den  lauben.  (1340).  Urkunden  d.  Benedtctiner-abtei  tu  i. 
Sekolten  196,  föntet  3,18,2S3:  bath  der  rat  die  eldesten  besant 
unde  aint  desz  ein  wurden,  das  iczlich  betessen  burger,  ap  er 
auch  nicht  eine  gewantkammer  halb,  in  siorm  haae  ein  tueb 
adder  zwei  vorkeuffen  adder  anideo  OMf  ane  wandel.  ratht- 
betekluts  von  14&3,  Le^nger  urhnitithuk  1,  «r.  298;  noch- 
demmole  das  di  tochter  .  . .  unde  N.  mk  irtr  volbort  und  si 
keinwortig  sich  mit  im  vorpfendet  unde  vorlobt  habin  bi 
alle  irem  erbe  unde  bi  dem  stein  huste,  bi  einer  halbin  ge- 
wand  cammere  unda  bi  aine  cronia,  ao  ea  iat  N.  ainas  wibaa 


5295   GEWANDKARRE  —  GEWANDLAUS 

muter  donimb  nicht  pQicbtig  czu  antwertten.  Magdeburger 
fragen  1, 4,  8. 

2)  anliuüpfung  an  gewand  =  »««<«,  vgl.  kleiderkammer  theil  5, 
sp.  1080:  gewandtkamer,  zaberna,  camera  ubi  vestes  vel  aliae 
res  ponuntur.  voc.  theut.  1482  (Nürnberg);  vestiariumy  gewand- 
kamer.  voc.  ai/)/ia5.  Diefenbach  6l6';  es  sol  auch  ain  gemaine 
gewandkamer  gehalten  werden  und  sol  kaine  ir  claider  hinder 
ir  haben  in  ir  zellen.  Geilek  has  im  pfeffer  b3';  »es(t- 
arium,  ein  kleiderkast  oder  kieiderschranck,  gewandkammer, 
garderohe.  Hulsiüs  {1632)389";  cipressen  holtz  ist  zu  allerhand 
bild  und  götzenwerck,  trog  und  kästen,  arcken,  oder  gewand- 
kammern  darausz  zumachen  sehr  dienlich.  Sebiz  /eW6au  258; 
du  magst  in  die  gewandkammer  gehen  und  dir  auswählen 
nach  belieben.  Hermann  Schmidt  {Friede/u.Osu'aW) 21, 23;  Pollux 
halte  alle  für  diese  Verkleidung  nöthigen  Sachen  der  gewand- 
kammer seines  meisters  entnommen.    Ebebs  der  kaiser  2,  30. 

GEWANDKARRE,  m.,  zu  gewand  =  ponnus:  dasz  wir... 
euer  gewandkarren  lassen  gen,  als  uns  dag  empfohlen  habe 
unser  gnediger  herr  der  keiser.  Nürnberger  rat  an  Regensburg 
(1354)  bei  Gemeiner  Regensb.  chron.  2,81.    vgl.  gewandschiff. 

GEWANDKASTEN,  m.,  vgl.  kleiderkaslen  theil  5,  sp.  1080: 
capsa  vestiaria,  gewandkast.  Pinicianus  A4,  ebenso  S.  Heyüen 
nomencl.  rer.  dornest.;  gewandkasten  (der),  vestiaria  area.  Maaler 
17S',  ebenso  Fbisius  1371';  darnach  gieng  si  weiter  in  einen 
gemach,  darinn  auff  ainer  seilen  vil  gewandkasten  stünden. 
Schaidenreiszer  Odyss.  88';  wolan  sprach  mit  freundtlichen 
Worten  die  jungfrauw  ...  ich  wil  euch  mit  einem  lün- 
dischen  hosenlhüch  begaben,  gieng  hin  über  ires  vatters 
gewandkasten,  holete  und  bracht  es  im.  Kirchhof  wendunm. 
1,393  Ösierley;  inn  gewandkasten  und  tröge  gelegt,  bewart 
die  kleider  für  den  motten  und  schaben.  Sebiz  feldbau  247; 
dieses  heiligthum  (crucifix)  war  in  Verwahrung  geblieben  bis 
auf  den  Christabend,  an  welchem  es  mein  vater  aus  einem 
gewandkasten  hervornahm  und  auf  das  hausaltärchen  stellte. 
RosEGGER  {waldheimat  l)  8,54;  als  er  {der  buuer)  aus  seinem 
gewandkasten  ein  frisches  linnenhemde  herausnehmen  wollte. 
ah  ich  noch  jung  war  18. 

GEWANDKAUF,  m.  tachhandel:  item  ein  burger  sol  nit  mit 
einem  frembden  oder  auswirdischen  ...  in  der  Stadt  gesel- 
schaft  machen,  wider  an  getreidich,  meltzen,  schencken,  an 
weinkauf  . . .  und  gewandkauf,  und  an  allern  andernn  kaui- 
nianschatzs,  domit  man  liandel  treibt.  sladtreclU  v.  Arnstadt  121, 
s.  MiCHELSEN  rechlsdenkmale  aus  Thüringen,  vgl.  gewandschnilt. 

GEWANDKELLER,  «i. :  und  ein  phunt  geltes  leit  ouf  hern 
Cbunratz  des  tuechscherers  hous,  dag  da  leit  bei  des  Scherautz 
gewant  cheller  an  dem  hohenmarcht.  Urkunde  (1336)  des  stiftes 
Klosterneuburg,  s.  fontes  2, 10, 259.  zu  dem  compositum,  das  bei 
kleid  kein  analogon  findet,  vgl.:  der  mit  gewand  'ze  gadem' 
orfer  *ze  kelr  stat'.  Augsburger  sladlbuch  bei  Schmelleb  2^,941. 

GEWANDKELTEU,  s.  gewandgehälter. 

GEWANDKRAM,  m.:  gewant  —  sive  tuchkram,  ofßeina 
pannaria.  Stielbr  1024. 

GEWANDKRÄMER,  m.,   vgl.  kleiderkrSmer  theil  5,  sp.  1080. 

GEWANDLADE,  f.,  vgl.  kleiderlade  theil  b,  sp.  1080:  capsa 
vestiaria,  gewandtlad.  Erasmus  Albekus  novum  diet.  genus  G  6. 

GEWANDLADEN,  m.,  im  gegensatz  zum  vorhergehenden  mit 
anlehnung  an  gewand  ==  pannus; 

über  Dromonem  ich  bie  klag, 

der  ist  in  mei  gwandtladen  kommen, 

hai  fünfTzen  elen  thuch  genommen. 

auff  borg.       H.  Sachs  (Henuo)  Heller  7,141; 

weil  ich  das  tuch  im  geben  han 

ainig  allein  in  mein  gwandladen. 

beweisen  kan  ich  nit  den  schaden.       142; 

gewandlade,  tuch  laden,  taberna  vestiaria,  pannaria.  Henisch 
1593;  gewandladen,  m.,  a  wooten  drapcr's  sAop.  teuttch-engl.  lex. 
(1716)  770. 

GEWANDLAPPEN,  m.,  vgl.  auch  oben  gewandfetzen:  so 
rausz  man  ihr  auch  die  herausgehende  mutter  mit  gutem 
altem  warmen  hier  ...  waschen,  da  keine  butter  innen  ist, 
und  darnach  wider  hinein  thun,  und  einen  blawen  gewand- 
lappen  vorhalten.  Coleh  hausbuch  2,214*. 

GEWANDLAUDE,  f.,  knüpft  an  gewand  =  pannus  an.  vgl. 
tuchlaube,  brotlaube  u.  a.  «Acii  6,  sp.  291:  gewandloube,  sceno, 
locus  umbrosus,  ubi  mercatores  stant.  voc.  theut.  (1482  Nürnberg). 

GEWANDLAUF,  m.:  gewantlouf,  oder  rote  mugk  od.  snack, 
einifes.  voc.  theut.  (1482). 

GEWANDLAÜS,  f.,  vgl.  kleiderlaus  theil  5,  sp.  1080 :  pediculus 
tabescentium  ».  vestimenti,  die  die  sogen,  laüsesucbt  erzeugende 


GEWANDLAÜSSGHMIERE  —  GEWANDLICH     5296 

gewandlaus.  HOfi.bb  deutsches  krankheitsnamenbuch  356.  es  ist 
in  einzelnen  fällen  schwer  festzustellen,  ob  bei  der  form  nicht 
die  wandlaus  (wanze)  gemeint  ist,  wie  z.  b.  bei  Stalder  2,  434. 
dies  gilt  auch  ßr 

GEWANDLAÜSSCHMIERE,  f.:  gewandlausschmiere,  ungt. 
hydrarg.  pedic.  Holpert  volksthümliche  arzneimiltelnamen  65. 

GEWANDLER,  GEWENDLEH,  «i.,   rpj,  gewander  sp,  5288: 

auch  mochten  si  ain  pruderschalTt, 
dar  under  waren  vil  namhafft 
erberer,  treffenlicher  laut  . . . 
arskraczer,  refler,  tendier, 
mantel  pleczer,  gewendler. 

Mich.  Ueuüiii  buch  v,  il.  Wienern  812,3; 
und  ain  kelber  arczt  hiess  Czimas 
pei  den  ungetrewen  waj. 
und  ainer  hiess  der  Jörg  Flechseli, 
Steffen  Stubenschaber,  sein  gsell, 
dise  zwen  woren  tendier, 
auch  waren  vir  gewendler.       14,19; 

die  tuechler,  gewandtler,  so  das  tuech  nach  der  elen  aus- 
schneiden, polizei- Ordnung  v.  1573  bei  Schopf  800;  der  alt- 
gewandler  (Nürnb.),  der  mit  alten  kleidern  handelt,  irödler. 
ScHMEi.LEB  2'',  941.    vgl.  auch  Unger-Kiioll  s.  290. 

GEWANDLERIN,  GEWENDLEHIN,  f.:  item  gewentlerin 
Gertrudis  de  area  3  denarios.  gesammturbare  d.  bisthums  Freising 
(1316),  fontes  rer.  Austr.  2,36,365. 

GEWÄNDLEIN,  n.,  mhd.  gevvendelin,  gewändelin,  vgl.  mhd. 
wb.  3,  6S4'.  /rüÄn//d,  gewentlein,  gewändtlein,  gewändelin,  ge- 
wenllin,  vgl.  Schweiz,  gewandeli.  die  diminutivform  (vgl.  kleider- 
lein  theil  5,  sp.  1080)  ist  einerseits  mit  bezug  auf  einfache,  ärmliche 
kleidung  belegt,  andererseits  wird  sie  auf  die  kleidung  der  kinder 
angewendet. 

1)  der  eselsere  sprach  dö : 

'guot  man,  wie  redest  du  nü  so?  .  .  .* 

er  zöh  üj  sin  gewendelin 

den  li€rren  glouTt  er  dar  in.       kaiserclirontk  1744; 

wau  daj  mir  din  genäde  gebe 

die  spise  und  da;  gewendelin 

diu  mir  gemieje  beide  sin. 

K.  V.  WÜBZBURG  Eiigelliatd  6105; 

in  irem  groben  gewentlein  in  den  palast  zu  einer  kamern  in 
die  andern  ...  sich  zu  aller  schnöden  arbeit  schickt,  decam.mi. 

2)  gewandeli  (kleidchen).  glossen  zum  seelenspiegel  bei  Mone  an- 
set^er  8,490;  aber  an  einem  mal,  da  wag  si  an  irm  gebet:  da 
sah  sie  in  {Christus)  aber  in  siner  minneclichen  kintheit,  und  het 
schon  gewentlin  an  und  spilt  vor  ir  gar  minneölich.  Nonne 
V.  Encelthal  büchlein  v.  der  genaden  überlast  36,  5  Schröder; 
und  {das  kind)  halt  sein  gewändelin  noch  an  und  gantz  nass, 
als  ob  es  ertruncken  were.  M.  v.  Kemnat  chronik  Friedrichs  I.  120; 

liesz  eilend  lauffen  die  trabanlen 
das  sie  das  völcklein  zamen  manten 
dieselben  dann  auch  gar  bald  kamen 
mit  böres  krafft  das  hausz  einnamen 
der  nächsten  einer  einem  knaben 
thet  unden  unders  gvs'ändtlein  traben. 

FiscuART  flöltli.  (1573)  17  neuitr. 

GEWANDLICH  I,  nebenform  zu  gewanlich,  gewonlich,  ge- 
wöhnlich, s.  das  letztere;  vgl.:  so  soll  er  die  gemainschaft  und 
kauffleut  halten  bei  allem  herkumen  und  gewandlichen  Ion. 
üsterr.  weisth.  5, 148. 

GEWANDLICH  II,  GEWÄNDLICH,  ableüung  von  gewand, 
vestimentum. 

1)  das  Substantiv  als  collecliv  ist  litterarisch  aus  Hans  Sachs 
und  Ayber  viel  bezeugt,  neuerdings  läszt  es  sich  aus  Harzer 
ntundarten  belegen,    vgl.  auch  oben  gewandacb,  gewandich: 

ich  hab  zwen  spitzbubn  dort  c:elunnen, 
haben  mir  all  mein  gettlich  aogwunnen, 
...  als  ich  nun  kein  geltlich  mer  het, 
ich  mein  gwentlicb  zusetzen  thet. 

H.  Sachs  (d.  verspilt  reuler)  21,82  lielter-Gölie, 
ebenso  s.  88  u.  u.; 
heut  frü,  frö,  frü  er  auffstehn  ward, 
legt  sich  an,  weils  noch  finster  war, 
und  sucht  zusamm  sein  gwandlich  gar 
und  mir  ein  guten  morgen  bott.   (frau Berilola)  16,115; 

zw  Straspurg  war  ein  Sprecher, 
ein  gueter  toller  zecher, 
was  er  des  tagsz  gewone, 
das  war  zw  nacht  vertone, 
derhalb  ging  er  zw  —  rissen, 
in  gwentlich,  alt,  zerschlissen. 

22,416  (</.  spr edier  mit  dem  rock); 
ir  hauben  ligt  im  kot  herumb, 
deszgleichen  ir  scburtz  und  gwendlicb. 

Jac.  Atrer  (von  einer  versoffenen  bäurin)  2627  Kelter, 
ebenso  3001  (der  verlawfl  Franciscus); 


6207        <;i:WANI)LOS~GEWANnMAUKT 


GEWANDMASZ  ~  GEWANDSCHNEIDER     5298 


gewandlicli,  netitr.  tt.  eig.  die  griamcntbeit  der  gewaode;  aber 
doch  meist  in  der  bedculiiog  kleidungiilUcke  gehraucbl,  daan 
•achen:  ici  gewandlich  namine,  «eine  aacben  aufnehmen. 
G<  ScBOU  EwtrhartMcht  litter,  t.  HcaRiCit  archiv  60, 430. 

1)  dir  neuertn  tprachi  —  iet  gewühlttren  ttiU  —  gihdrl  das 
adjeetiv  an,  dat  ieintr$eil$  iritder  iubituntniert  erichnni:  dat 
gewundlicbe  (des  pnrlraila).   nattonalteitung  24,  196. 

(iEWAM)LüS,  adj.,  von  Ki  opitoci  eingtbürgtrttt  eompo$ilum, 
grgin  dat  rieh  Sciiit-iiAicH  im  neol.  wb.  157  noch  $p6ttiteh  »endet. 
WiFLAND  hat  et  wieder  aufgenomtnen,  vgl.  kleiderioa  bei  GOTiii, 
I.  tkeü  b,  tp.  1081 : 

Ich  Qoli.  und  kam  mit  lerfllagendea  baareo 
und  mit  a«cir  aul  dem  hsiipte,  gawaodloa,  eottielli,  und  ver- 
wildert 
unter  dai  volk.       Klomtook  Uettiat  4,88. 

diitu  vgl:  gewnndloa  bcUzt  loa  vom  gewande,  oackt  aein. 
ziehe  ich  also  meine  husea  uua:  ao  bin  ich  boseoioa;  und 
Itiszt  die  Jungfer  den  rock  fallen,  ao  iat  aie  rocklos.  SchOhaicii 
neolog.  wb.  i&7; 

Rucli  Junons  majesilt  bequemt  sich  allgemach 
lu  dem,  woi.  ohne  «olche  gründe, 
»ie  Ihrem  munne,  lelbtt  Im  ehilcben  gemach, 
noch  nie  gestaltet  bat,  noch  Jemals  lugeitOnde. 
gewandloi  iieht  de  da. 

WiBLANO  {dat  ui  theit  det  l'arU)  10,169; 

gewandloa,  adj.  and  adv.,  vithout  elothtt  or  drett.  HiLPaai 
t,  463*. 

GEWANDLOSIGKEIT.  f.,  t.  Campe  2,859. 

GEWANUMACllElt,  GEWANDMECilEtt  m.,  mit  anknüpfuno 
an  ge«and>spannus;  dat  wort  tteht  also  in  gegensatz  tu  kleidcr- 
macher  {vgl.  thtil  &,  tp.  lOSl),  dem  es  sich  erst  in  dem  neueren 
gebrauche  eines  bairischen  tdiriftttellers  nähert. 

1)  auf  den  siihen  tag  ward  verprant  bei  Nurenberg  Werd, 
do  warn  vi!  gewniilnuicher  gesessen,  üi  man-Sthomer  t.d.ttadle- 
ekron.  1,43;  wir  die  meistir  gewaiidmechir  zu  bVankenford. 
die  dun  kiint  unsern  herren  den  schefTen  und  dem  rade  ge- 
roeinlich  unse  gewouheid  und  unse  bescheidenbeid.  (18551, 
t.  ÜuHMBR  urkundenb.  d.  reichss'.adt  Frankf,  1,635;  wir  die  sibrii 
bantwerke  der  egenant  stetde  und  furatetde,  mit  nameo  die 
gewantmechere,  die  beckere,  die  bruwere,  die  acbucliwirtin, 
die  nei^cbhauere,  die  amiiie,  die  anidere.  vertrag  d.  ttadt  Wetxlur 
mit  ihren  yldubigern  (13S2),  I.  Fichard  archiv  1, 1*7,  ebento  193. 195 ; 
f^r  aucA  hessisches  urkundenbueh  2,5^8.660;  und  suiien  oucb 
in  unser  stal  Duirenn  nict  meh  a!sz  seven  ambacbter  .  .  . 
gehaldenn  werdenn;  nemlich  dat  smede-ambacbt,  gewant- 
mecher  ampt,  die  hruwer  etc.  ordnxn;  von  1S45  bei  Bonn  . . . 
maier ialien  t.  gesch.  Dürens  s.  \3Z;  den  gewantmecherenn  seint 
zugeduin:  die  lincnn  weher,  ebenda;  gewandmacher,  panni/irx. 
voc.  incip.  theut.;  gcwanimecher  voe.  rer.  bei  Dikfenbach  409'; 
gewandniacber,  /;  friseur  de  drap.  Schwan  1,743;  daiu  vgl. 
wanilmeker  Berliner  stadtbuch  I8,  ebento  2S;  wandmuker  bei 
SciiKRZ  1935;  wandmaoker,  der  tucbmacber  Dannkil  wb.  d. 
allmdrk.  muiidart  243.  in  der  wissenschaftlichen  litteratur  wird 
das  wort  gelegentlich  aus  der  spradie  der  Urkunden  wieder  ein- 
sitbilrgern  gesucht:  über  den  umfang  des  gewandmncher- 
gesrhliftes  in  der  Stadt  Goch  selbst  während  des  14.  u.  15.  jahrh. 
gehen  uns  eine  menge  von  Urkunden  auskuoft.  P.  B.  BKacaaTn 
annalfn  det  htst.  ver.  f.  den  Niederrhein  5, 103;  ein  grosser  tbeil 
der  gewandmacber  besass  eigene  rahmen  mit  bleiche  und 
zuhcliür  in  der  nUhe  der  Wohnungen.  104  u.  a.  vgl.  daxu 
gewantmaker  in  den  Urkunden,  ebenda  6,71  u.  a.  vgl.:  gewaod- 
maker,  vtrvaardiger  va  de  eent  of  andere  stof,  bepaaldelijk  laken- 
wever.  VtRwiJS-VKnDAU  2,  1S61. 

2)  da  waren  tuchhiindler  aus  Fellkircb,  gewandmacber 
(Schneider?)  und  schütter  aus  dem  rührigen  Dorenbüren. 
IIeiimann  Schmio  {Friedel  u.  Oswald)  23, 70. 

GEWANüMALtlltl,  f.,  von  Caupi  2,359  als  nru  gebüdeUt 
•Ott  aufgeführt:  gewandmahlerei,  i.  gewanddarstellung. 

GEWANDMANN,  m.  luclthdndUr.  dat  uort  ul  nur  aut  Batler 
tiriiHnd«n  belegt,  vgl.  gewandbündler,  gewandschneider:  ich 
Dyeboltt  KyfT,  burger  und  gewundlman  inn  Basell  aoDo  1583. 
BasUrchrontken  1,219;  uff  aundag  . . .  geschach  ein  joroerlicbe 
niordt,  so  Cristuffel  Buumgartter,  ein  gewuntraan  und  nam- 
halTliger  burger  hie  zu  Basel,  begieng  an  sim  ellicben  wib. 
(1532)  I,  140;  von  dein  grossen  morthandell,  den  Stoffel  Boum- 
garler  der  gewandtman  an  Elszbethen  Daviden  siner  eegemahell 
. .  .begangen  halt,  {ralsbticher)  4, 9S. 

GEWANDMARKT,  m.,  xu  ge»and  =  pannus,  vgl  kleidermarkt 
tkeil  5,  sp.  1081 :  wir  gebieten  und  setzen,  das  niemao  af  kaineni 


narchte  i«  Pare,  le  Traia,  z«  PruOs  ood  ze  Lioi  «ol  da  cbaia 
linwat  vercbofen,  wize  ooeb  rowe,  wan  tri«  tage  for  den 
gewaode  marcble.  verordHung  i.  ttadtratket  xu  K—ttanx  (t28t)  in 
seHtekr.  geteh.  Oberrheitu  4,  49. 

GEWANDMASZ,  n.;  von  gewaodmaas:  22  l8cb  ist  aio  aan 
gwantz,  24  eleo  machen  aio  t6cb,  4&  parebeot  ist  aio  fard«!, 
18  eleu  ist  aio  parebeot  {ib.  jakrh.),  s.  Schvillu  I*,  Ml 

GEWANDMKISTEH,  m.  i)  aufttktr  üh«r  ü»  gnnadkammcr: 
in  der  sele  closter  »ol  got  Ooaer  barr«  prior  aio.  kMckaidM» 
halt  Hubprior.  armuot  scbaffoer.  vorble  p^rtoar.  d«nB«CkaU 
gewantmaiater.  minoe  diu  rege!,  warbail  der  lesnaisttr.  VM 
der  seit  elotter,  alld.  predigten  u.  gebele  51,2  ft<t  WACica<i*ceL. 

2)  »MltariiM,  eio  gewaodroeister  oder  eio  kleiderverkanffer. 
HuLRios  (1632)889*,  ebento  Aiaaos.  CaLipmof  (1SM)2,M1. 

GEWAiNDMEiSTKHIiN,  A.  <«  gewaodmeisUr  i):  daa  anl  dar 
aller  gewaodmaieterin  bat  drei  unierablheiluogrn :  die  »oliM 
kamerin  ...  die  lini  kamerio  ...  die  belcrmaitletio.  atUktdk 
d.  Dominikanerinnenkloitert  tm  bedingen  bei  SraAUcii  Marfwetk» 
Ebner  u.  Heinrich  v.  Sördlingen  336. 

GEWA.NDNADEL,^;  die  gewaodoadel  oder  Übel.  Ha'tae  der 
menteh  2,691;  sie  {di*  nadel)  dient  voroehmiicb  einem  doppelt« 
zweck:  entweder  zum  nähen  (als  oabnadel)  od«r  zun  in» 
sammenbeften  —  und  halten  des  gewaodes  «mUt  haarM  (al* 
gewand-  und  haarnadel).  570,  vgl.  amek  ScaaaaBB  rtaät*,  4. 
indogerm.  alltrtumtkunde  29t  u.  78v. 

GEWAND.NER,  m.,  t.  gewander. 

GEWANDBOLLE,  f.:  gewamirolle  {dUere  tpratht)  Wäsche- 
rolle. UncER-KiiULL  Steir.  worltch.  290.  du  kedeulung  ton  wiUth« 
für  gewand,  die  in  beiui4  auf  du  erkldrung  von  badegewand 
{rgL  tp.  5237)  ron  wiehligkeü  ist,  wird  für  die  Altere  tteuitekt 
iprach*  ebendort  auch  atu  den  eompotüu  gewaodsack  (sack  fttr 
witsche)  und  gewaodseii  (wischesirick)  erwietrm. 

GEWANDS,  •.,  mundarliicA«  eoUeetivform  für  gewaod  «■  mtti- 
mentum,  u  oben  tp.  6266. 

GEWANDSAME,  m.,  vgl  kleideraame  tkeüi,  »p.  1082:  maa 
inöcht  disz  gewechs  {botris,  draubenkraut)  auch  gewaod  oder 
moltensameo  heissen,  daruwb  das  die  weiber  zu  Pariiz  legena 
zwischen  die  kleider  und  leinen  get&ch  in  die  arcken,  von 
wegen  des  aOasen  lieblichen  geruchs.  Bocs  kriuterb.  336* ; 
gewandsamen,  chenopodium  botryt.  NEMMica  lex.  d.  naturgtttk. 
3, 19i  (unter  chenopod.  botryt  1, 1014  fehlt  unter  wort,  hur  nur 
traiibenkraut,  mottenkraut  u.  i.  «.  angeführt}. 

GEWANDSCHEBt,  f.,  s.  wandscbere,  forfex.  mitteli.  voc 
rer.  du  li.  jahrh.,  vgL  DisFEiiaAcB-WeLCiBR  1,619:  forfex  fiUrum 
gwandtscher.  Ave.itin  {appendix  grammatica*)  merk»  l,  568,  «fL 
aucA  1,392;  gewantscher,  forfex.  vocineip. theut.;  gevraodacheer, 
schneiderscheer,  f.,  eiteaux  dt  tailleur,  forftx,  dtutteke  filer- 
^agung  von  Pohai  grand  diel,  royal  132*. 

GEWANDSCHEREB,  ai..'  gewantscherer,  pannieitor,  pcnni- 
tonsor  idem  gewantscbneider,  vulgo  tuchler  panmcida,  panniÖMor. 
voc.  incip.  theut.;  Günther  gewantscherer,  v<rd  in  einer  terkauft- 
urkunde  von  1399  im  Pegauer  stadtb.  (2*)  aufgeführt 

GEWANüSCHIFF,  a.  die  bildung  itt  ein  uugnis  f%r  den 
wattertransport  der  stoffe,  wie  andererseilt  das  für  die  nleidie  ttadt 
belegte  gewandkarre  (sp.  5295)  den  landweg  du  handelt  dartkut : 
dasz  die  erbern  bürger  gemein  der  atadt  Regensburg  um  dia 
ansprach  und  forderung  . . .  daram  er  ein  gewand>chif  >a 
Passau  aufgebebt ...  mit  300  lib.  vergewissert  babeo.  Urkunde 
bischof  GoUfnedt  von  Pattan  bei  GaasiMBa  Regensb.  chron.  2,96. 

GEWANDSCHNEIDEN,  a^  ia  deai  die  verbalrerbinäunf  ga- 
waod  achoeiJen  ihm  coaiposilaai  erttarrt:  acboj^eo  von  des 
gewantantden.  ZiU.  jahru.  28,  14.  mhd.  wb.  2,  2,  439';  von 
gewantschneiden.  kein  laotroan  sol  gewant  schneiden  wenn 
zu  dem  jarmarckt,  er  thu  es  dan  mit  dar  bOrger  «illaa. 
sUidtrecht  v.  LeuUiiberg  74,  t.  MicBELain  retklidetkm.  a.  Hiriafra 
435.  fraglich  ist,  ob  dat  folgende  hierher  fekki  oder  et  aa  cia 
aomen  o^enfii  an  denken  ist:  unnd  wie  wol,  wider  aollich 
aberflQssigkait  der  klaider,  seiden,  gold,  ailber,  perlen,  edel 
gestain,  ge^»anndtscbneillrn,  annd  müssigenodeo  atürtzer,  im 
hailigeo  reich  mermala  gäl  uod  ooturft  ordoongeo  auszge- 
srbriben,  so  werden  ai  . . .  nit  gebanndtbabL  Taaciaa  iaira- 
tpiegel  {Augsburg  IS09I  E6. 

GEWANDSCHNEIDER,  m.,  a^aea  af«a4ii,  die  heätUetle  und 
autdauerndste  unter  den  xutnmment«ts»n§en  aaa  gawand  ta  der 
bedeutunf  pannut,  äe  itt  aut  alten  Ikeäen  det  tfracAfcMefca 
belegt  und  reicht  foai  IX  >aArA.  bit  in  di*  nentHe  teil,  wo  tie 
aUerdingt  wukr  Uttemrittk  wieder  aufgenommen  irurde.  die  formen 
ohne  prd/tjc  iAenriefen  ta  niiderdndtdun  queüen,  to  waotanidar 


5299 


GEWANDSCHNEIDER 


GEWANDSCHNEIDER 


5300 


in  der  Magdeburger  chronik;  dazu  vgl. :  wandsnider,  tuchhündler, 
lakenkrämer.  Riche\  Hamb.idiot.m;  wandsnieder  Schütze  Hol- 
stein, idiot.  4,  336.  äbnl.  Danneil  wb.  d.  allmärk.  plattd.  mundarl 
243  u.  a.  im  weslen  ist  das  präßx  festgehalten,  so  in  Kölrter 
Urkunden,  vgl.  auch  das  mitlelniederl.  eine  seltsame  form  belegt 
ScHMELLER  2^,941  aus  dem  handschriftlichen  text  des  Freysinger 
rechtsbuches :  es  ist  auch  von  allter  recht  und  gewonhait  gewesen, 
da;  cbain  gewanthinsneider  chain  gewant  hie  versneiden  sol, 
dan  zu  den  recblen  .  .  .  margten. 

1)  älteste  belege,  vgl. :  gewantsnider,  tuchausschneider,  tuch- 
händler.  mhd.  wb.  2,  2,  442';  gewantsnider,  lakenverkooper 
Verwijs-Verdam  2,  1861. 

o)  nach  der  Magdeburger  chronik  soll  die  innung  der  gewand- 
ichneider  mit  der  der  krämer  als  erste  in  dieser  stadt  gestiftet 
worden  sein  und  zwar  schon  1153  durch  den  erzbischof  Wichman: 
dusse  biscbop  Wichman  . . .  makede  der  wantsnider  und  der 
kremer  inninge  erst,  schöppenchronik,  d.  städtechron.  7, 118.  in 
der  gleichen  zeit  soll  die  gilde  auch  in  Hamburg  begründet  worden 
sein,  vgl.  Lappenberg  archivalbericht  über  den  Ursprung  und  das 
bestehen  der  realgewerbe  in  Hamburg  s.  92.  auch  das  Augsburger 
stadtbuch  von  1276  erwähnt  die  gewantsnider  als  schon  bestehende 
gruppe  neben  anderen  gewerben;  es  giebt  dem  artUcel  14,  §  10 
{bei  Meyer  s.  41:  so  ist  der  burger  reht  die  gewant  snident, 
da;  niemen  kain  gewant  sniden  so!  bi  der  eilen  mit  in  wan 
der  ze  gademe  oder  ze  offem  kaeir  stat)  das  Stichwort:  wag 
rehtes  die  gewantsnider  haben  sulen.  (Meyer  s.  2).  im  text 
werden  jedoch  die  luchhändler  durchweg  gewander  genannt  {vgl. 
sp.  Ö2SS,  vgl.  auch  tucbgewender  ebenda),  es  scheint  also,  dasz 
dieses  appellativ  dem  localen  Sprachgebrauch  angehört,  während 
das  allgemeiner  geltende  gewantsnider  unter  den  litterarischen 
einflusz  der  rechtssprache  von  norden  her  eingebürgert  wurde, 
dem  norden  Deutschlands  gehört  ja  auch  die  corporationsmäszige 
gliederung  der  gewandschneider  an,  für  die  aus  dem  Südwesten 
keine  Zeugnisse  zu  gewinnen  sind,  vgl.  Scbmoller  die  Slraszburg- 
tucber  und  weberzunft  s.  390.  gewandschneidergilden  sind  durch 
Privilegien,  die  freilich  für  die  geschickte  unseres  wertes  meist 
nicht  in  bctracht  kommen,  für  Magdeburg,  Hamburg,  Stendal, 
Köln,  Frankfurt  a.  0.,  Erfurt  u.a.  schon  bis  zur  mitte  des  13.  jahrh. 
nachgewiesen  {vgl.  Scmuollbr  a.  a.  o.).  die  Urkunden  betreffen 
meist  die  abgrenzung  gegen  die  handwerker  {weber  und  tuchscherer) 
und  lassen  die  händler  und  Verkäufer  als  die  höher  stehende  klasse 
erscheinen,  xur  abgrenzung  gegen  die  Schneider  (scrodere)  vgl. 
unten  4). 

b)  die  belege  reichen  in  die  mittelhochdeutsche  periode  zurück 
und  beschränken  sich  nicht  blosz  auf  die  rechtssprache: 

vor  dem  kunge  ein  vende  stat 

der  alsuliche  i'orme  hat  . . . 

so  trug  he  sundir  vele  ^ 

in  linUer  hant  ein  ele  . . .  ^ 

DU  sal  man  bi  der  elin 

gewantsnidere  zcelin, 

und  oucli  di  kouTlute 

und  mancbir  dinge  bute. 

milleld.  schachli.  4,30,  zeitschr.  f.  d.  all.  17,294; 

wir  gewantsneider  schullen  losungen.  wer  in  der  stat  gewant 
von  Gent,  von  Brucbsel,  von  Eiper,  von  Louen,  von  Dorn 
oder  ander  soiich  gewant  mit  der  eilen  versneiden  oder  vor- 
chauffen  wil,  der  schol  in  der  stat  gesessen  sein  und  schoi 
erb  haben  und  schol  czu  dem  minnisten  von  setzick  marcken 
losung  geben  ...und  wer  da;  gepot  ubertrit  und  sneidet  tuech 
von  hant,  da;  selbe  tuech  schol  er  vorliesen.  stadtrecht  von 
Brunn  181  Röszli>r;  auch  haben  wir  ausgetragen,  das  die  ge- 
wantsneider rechte  mase  schullen  gewen,  und  auch  ain  gewant 
pei  seim  rechten  namen  nomen,  als  es  vom  recht  genannt 
ist.  AUprager  stadtrecht  {slatutarrecht  58)  39  Röszler;  das  die  be- 
schaiden  leut  gewantsnaider,  die  kromer,  unser  mitpurger, 
vor  uns  kdmen  sein.  38;  Otto  quantschneider.  73;  di  gesworn 
der  stat  ze  Präge  Heinrich  der  glas,  .  .  .  Niklas  im  türm, 
Johan  gewansneider  und  ander  aidgenossen.  17,  ebenso  26; 
wir  Stephan  von  gottes  genaden  ...  bekhennen  otTennlich  mit 
dem  brief,  dasz  von  allen  gwandtschneidern,  lodern,  cramern 
und  taliern  zue  Landsperg,  die  besonder  gnad  und  fürderung 
gethann  haben  .  .  .  dasz  kein  gast  oder  auslender  kainerlei 
tuech  nicht  schneiden  .  .  .  soll.  Urkunde  von  1386  bei  Lori 
gesch.  d.  Lechrains  (Urkunden)  2,84;  dit  is  der  eit,  den  die 
zwene  van  den  gewantsnideren,  zo  der  assisen  des  sneets 
inzoforderen  gekoiren,  sweiren  solen.  (I400),  akten  z.  Verfassung 
d.  Stadt  Cöln  220.  dazu  vgl.:  di  wuntsnider  tu  Berlin  und  tu 
Collen  geven  islike  von  der  stede  up  deme  kophuse  oder 
war  >i  stan,  tu  sunte  Walburgen  dage  und  tu  des  heiligen 


crus  dage  2  Schillinge  penninge.  Berliner  stadtbuch  15;  ich 
Heinrich  Winszperg  gewantsnyder.  Frankfurter  testament  von 
1481 ;  hat  Peter  Schober  . . .  und  ander  gewantsnider  vorge- 
brocht, wi  vehl  gewant  sniden  heimlich  in  den  husern  und 
nicht  kammern  haben,  ralhsbeschlusz  von  1453,  Leipz.  urkunden- 
buch  1,  nr.  298. 

2)  »n  den  Wörterbüchern  hält  die  Überlieferung  auffallend  lange  an 
dem  Worte  fest:  er  ist  ein  gebantsneider,  eile  drapiero.  voc.  venez.- 
tedesco  von  1424  bei  Scbheller  2^,  f)4l;  du  achcz  mein  benigt 
und  ich  minder  dein  gebantsneider,  tu  chura  puocho  de  my 
e  my  meno  de  ti  zima  dura.  italieniscL-deutsches  sprachbuch 
53,  22,  S.Brenner,  Bayerns  mundarten  2,419;  gewantsneider, 
pannicida  oder  tuchsneider,  incissor.  voc.  theul.  (1482)  Nürnberg; 
pannicida,  ein  tuchscbneider  oder  gewantscbneider  oder  tuch- 
macber.  gemma  gemmarum  (löOS);  andere  vocabularien  mit 
gewant-  und  want-snider  s.  Diefenbach  409';  panicularius,  ge- 
wantscbneider, tuchler,  sarcinator,  Schneider  Aventin  werke 
1,558;  gewandschneider,  vesiiarius  Dasypodios  F2';  gewand- 
schneider, tucber,  vestiarius,  pannarius  Hknisch  1593;  gewandt- 
schneider,  drapier,  mercante,  o  tessitore  di  drapi,  sartor.  HcLStos 
(1631)166';  gewandschneider,  nundmatorjsannarius  Stieler  1900; 
drapier,  ponnoriu« Pomai  132*.  ähnlich  Kirsch  180".  teutsch-engl.  wb. 
(1716)770;  tucbbändler,  gewandschneider  Frisch  2,421;  der 
gewandschneider,  te  marchand  drapier.  Schwan  (1782)1,743. 
ähnlich  Adelung  2,651.  Voigtel  2,80.  Campe  2,359;  gewand- 
schneider, eene  zort  van  rinkeliers,  't  wolle  laken  by  de  el  ver~ 
koopende.  Weissenbach  437' ;  gewandschneider,  woollen  draper. 
Hilpert  1, 463'. 

3)  litterarische  belege  der  neuhochdeutschen  periode:  dem  wüUen- 
ambacht  ist  als  iren  beiveroidneten  zugetban  die  gewandt- 
schneider,  die  wullen-  undt  leinenweber.  Dürener  polizeiordn.  v. 
1556  bei  Bonn  materialien  z. gesch.  Dürens  s.  197 ;  item  adi  9  marczo 
rechnet  ich  ab  mit  Peter  Obermair  gewantscbneider.  Tücher 
haushaltbuch  53,  ebenso  79.  112.  116.  126.  151;  sein  vater  genant 
Weitschuch,  ein  gewantscbneider.  Deicbsler  s.  d.  städtechron. 
11,575  {Nürnberg);  auff  den  lesten  tag  des  heemonatz,  was  ... 
ain  sollich  grosz  wasser  .  .  .  geschach  den  kramer,  auch 
gwandschneider  grosser  scbad.  fortsetzungen  d.  chronik  des 
Hkctok  MilLicB,  d.  städtechron.  23,458  {Augsburg);  auf  solch 
tröstung  kamen  kromer  und  gewandschneider  und  ander  leut 
gen  Laugingen  mit  ir  kramerei  und  kaufmanschatz,  und  als 
sie  nun  gelost  betten  umb  die  stett  und  wollen  aufmachen  ire 
hätten,  da  schickt  man  schergen  und  polten  zu  in  und  verpot 
in,  dasz  kainer  von  Augspurg  weder  kaufen  noch  verkaufen 
soll.  ß.  Zink,  d.  städtechron.  b,  Z2l  {Augsburg);  er  {Jacob  Höeh- 
stetter)  was  ain  gewandschneider  und  hett  in  disem  jar  den 
pauren  gwand  verkauQ't  auff  zeit  3  elen  für  1  fl.,  das  ander 
gwandschneider  7  elen  für  i  fl.  guten  ...  ain  ratt  . . .  verholt 
dem  Höchsteiter,  dasz  er  kain  gwand  roer  soll  ausschneiden, 
das  ist,  dasz  er  nach  der  elen  sol  kain  tüch  verkauffen,  nur 
gantze  stuck  mag  er  verkaulTen.  Reh,  d.  städtechron.  25,  81 
{Augsburg);  gib  geld  ...  tucbmacber,  gewandschneider,  tuch- 
scherer. LoTBER  briefe  6,330  de  Wette; 

da  kam  ber  der  holTschneider  alt 
und  sagt,  es  wer  noch  unbezalt 
unser  tuch  bei  dem  gwaiidtsciineider, 
der  unsern  verding  horriileider. 
H.  Sachs  (veräoriten  Hdelmann  mit  dem  weichen  behtt 
14,278  Keller-Götze: 
nimb  hin  das  gelt  und  bring  es  spat 
dem  gewandsclineider  in  der  stat 
.  .  .  das  er  mir  für  dises  gelt 
ein  lunfzehen  elen  tucbs  schicket, 
das  ich  nit  geh  so  gar  geflicket. 

Uienno)  Keller  7, 128, 

ebenso  21,53  Variante  gewandschneider /°ür  duchgwenter;  man 
list  von  einem  protbonotario,  dass  ist,  von  einem  besondern 
gelehrten  mann  zu  Pariss,  der  iiess  ihm  ein  gar  schönes, 
junges  weiblein,  die  eines  sehr  reichen  kauffmans,  der  ein 
luchman  oder  gewandschneider,  haussfraw  war,  zu  sehr  wol- 
gefallen,  das  er  in  unördenlicber,  verbottener  liebe  gegen  sie 
ward  entzündet.  Kirchhof  wendunm.  (3,  174),  2,443  Österley; 
ich  will  dir  das  kleid  kaufTen.  und  gieng  damit  mit  ihm  zu 
dem  gewandschneider,  kauffet  im  hosen  und  rock.  Schühanh 
nachtbüchlein  54  Balte;  so  ginck  er  von  stund  an  mit  ime  zu 
den  wantschneidern  und  nham  ime  leidisch  tuch  aus  zum 
rock  und  zu  hosen  und  wambs.  Kantzow  chronik  v.  Pommern 
318;  hatte  der  rath  und  die  hundertmänner  im  nahmen  der 
börgerschafft  daselbs  (in  S(ra{sut(d) ...  einen  bflrgervertrag  . . . 
beliebet  und  bekräfftiget.    als  aber  die  altersleute  der  gewand- 


i 


5301     CKWANDSCIINKIDEIIIN  — GEWANÜSCHNITT 

•cbneider,  und  undere  bürger,  so  ticb  zu  ihnen  getban,  den- 
selben nicht  gut  beissen  wollten,  but  der  landes  fOrst  . . .  sieb 
darzwischea  gescblagen.  J.  Miciakliui  vom  all*»  PommtrUnd« 
4,'.)-i;  alle  gewaodscbneider,  krnmer  uad  andere,  so  waren  zu 
feilkauf  Latten.  SciiCtzk  hrtuiun2H;  wer  gewaad  scbneideo 
will,  Süll  dieser  Stadt  bürger  sein,  und  der  gewandschueider 
brUderscbaft  gewinnen.  Daiitigtr  Willkür  (änek  pon  i:6l)  1, 171 ; 
TermOge  der  forstlich  Hesseo-Casselischeii  Verordnung  vom 
12.  april  1714  können  die  gowandU(  hneider  mit  allerbanti 
waareii,  neben  dem  tuchhandel,  und  den  geringen  von  in- 
Ittndiscben  tuchmacbern  u-rfertigten  lachen  gleichfalls  bandeln : 
jedoch  aollen  sie  unter  20  call  keine  fremde  tuche  ins  liiud 
bringen.  Estor  Uuttche  reclitiiitlahrlittl  i,  (233;  tuchhandlungen 
gicbls  zu  Nürnberg  von  zwpierlei  art:  1)  an  gros,  welche 
schon  im  jähre  1431,  unter  dem  namen  kaufroaoa  mit  gewani, 
vorkommen,  und  deren  im  jähre  17M  daselbst  6  waren 
3)  offenen  (!e>verb8,  welche  da*  tuch  ellenweis  verschneiden, 
schon  im  jnhre  U42,  unter  dem  nanien  gewantscbneider,  vor- 
kommen, und  deren  im  jaiire  17s4  daselbst  8  wuren.  Gattkrir 
teelinologiielies  magazin  (i'UO)  I,  2,  613;  die  älteste,  bis  jetzt  be- 
kannte erwühiiung  einer  giide  in  üeut-schlund,  ist  die  der 
gewandschneider,  oder  tuch-  und  zeughfindler  in  Mogdehurg. 
LicnTKNBBBG  verm.  tchrifttn  6,410. 

4)  der  gtgtntali  twitchen  dem  (;ew ondschneider  ali  einem  hdndler 
und  dem  Schneider  ah  einem  handweiker  muiUi  immer  wieder 
nachdrücklich  eingeschärft  werden,  vgl.:  es  soll  dbuin  sneider 
. . .  kaioerlui  gewant  nit  mer  bei  der  eilen  schneiden  noch 
verchauffen.  Münchener  schneiderotdnung  von  1406  bei  Schxellkr 
U*'', 609;  80  hcciageden  sick  de  wanisniders  over  de  Schröder, 
dat  se  enlelen  lakcn  vorsnedden  uode  delden  unde  bi  elen 
vorkoften.  Braumchweiger  uhtchtbuch  (lu  1488),  d.  ttddlechron. 
10, 3S8;  die  Schneider  soIIau  hinforder  kein  gewandt,  noch 
(wollen  noch)  seiden  gewandt  . . .  ulfo  feilen  kauff  zuvor- 
schneiden, bei  sich  hüben  (mann  soll  deissigen,  ob  mao  sie 
in  der  gute  bewegen  konte  davon  abe/ustehn).  Leipt.  ralht- 
protoeoll  von  1534  bei  S.  Moltik  die  Leipt.  kramerinnung  $.  lüO. 
vgl.  auch  einteliie  belege  unter  gewandschnitt.  immer  aber  wurde 
wieder  die  grentlinie  verwischt:  er  soll  den  gewandtschneider 
koumicn  lassen,  wie  dann  beschah,  und  so  bald  der  schneidet 
kam,  spricht  der  murggraf  zu  ihm,  nimm  den  Berlinger  und 
uiiiiz  ihm  kleider  au.  G.  v.  BaaLicoi.'xGKN  lebensbesehreibung  14 
BieliU.  auch  bei  lexikogrophen  späterer  xeil  begegnet  solches 
zusammenwerfen,  wte  das  Aublung  a.  a.  o.  an  W&cuteb  tadill. 

GEWANDSCHNEIDEKIN,  f.:  bürget  imand,  er  sei  purger 
oder  gast,  einer  krameriiine,  gewandsneiderinne  oder  andern 
weihen,  die  manne  haben.  AUprager  staätrecht  '6(statutarrechl  l!9) 
Röszler;  doch  sol  er  zuvor  mit  seinem  rechten  beweisen,  das 
die  schulde  on  sein  und  seiner  freund  wissen  und  wort  ge- 
machet  sei,  aussgcnumen  gewanntacboeiderin,  kremerin. 
Küriib.  politeiordn.  30  (Baader);  gieng  derwegen  erstlich  zum 
protonotario  und  sagte,  dass  seine  fraw,  die  gewandschneiderin, 
ihm  wol  wissend,  viel  guts  wQndschet  und  zu  siigen  befohlen 
habe,  neben  und  mit  freundlicher  bitte,  ihr  fünlTtzig  gold- 
kronen  vorzustrecken  und  zu  leiben.  Kirchbof  wendunm. 
{9,  174),  2,  444   Öslerley. 

GEWANDSCHNEIUERINNUNG,  f.:  die  gewandscbneider- 
innung,  le  corps  des  marckands  drapiert.  Scuwan  (1782)  1,743; 
das  gewandschneidehnnungshaus,  la  maison  dt  la  commuaute 
des  drapiers.  ebenda. 

GEWANDSCHNKIUUNG,  f.:  pannieidmm,  gewantsnidunge. 
voc.  tat.  germ.  bei  UierBMBACB  409'.  die  tpärtieh  Leseugt«  bildung 
ist  durch  die  folgende  verdrängt  worden. 

GEWANDSCHMTT,  m.,  nomen  actionis  tu  gewand  schneiden 
t»  der  bedeutung  ton  tueh  aussdineiden ,  verkaufen,  vgl.  auch 
gewaiidkuuf.  das  compositum  steht  also  mit  dem  warte  kleider- 
schnitt  {vgL  Iheil  i,  sp.  1082)  in  keiner  bedeutungtgemeintchafl. 
es  ist  aus  niederdeutschen  —  später  auch  aut  mitteldeuttchen  quellen 
belegt;  in  oberdeutschen  denkmältm  finden  wir  die  vrreinulte 
stelle   der  Augsburger  rathtdeciete  mit  der  form  gewandscbnitz. 

I)  id  si  zu  wissen,  dat  gein  man,  hee  sij,  we  hee  sij,  geine 
flockendoich  binnen  Coelne  brencgen  . . .  sali  . . .  bi  wilchme 
bfirgere  sulche  doiche  vonden  wunlcn,  der  en  sali  ouch  achter 
der  tzijt  numbermc  mit  deme  gewantsnede  sich  geoeiren. 
Handel  m.  fremden  tuth  (1407),  acUn  t,  rerfatsung  i.  ttüdt  Cöin 
1,  171  Stein;  dit  is  der  eit  dergheenre,  die  den  gewantsnit 
bewarent.  (1413),  1,283;  item  den  gewantsnit  zo  dubbelen, 
also  zo  verstain,  daevao  men  bissber  t  marck  vaa  einem 
doiche  gegeven  hedde,  dat  men  na  vertan  daevan  2  nurck 
IV. 


(JEWANUSCIIRANK  ~  GEWANDSTÜCK     5302 

geve  ind  so  vortan.  (l487),  i,  «SO:  «off  14  tag  jener  anno  etc. 
IS  17  bat  ein  erber  rat  Jacoben  HöehateUer,  daruuib  daa  er 
mit  verkauffuog  aeinea  geMand*  gegen  den  pauren  bitber  ao 
gar  beuch wArlicb  gebandelt  bat,  deu  gevranndscbniU  •nfff** 
hOpl.  Augsburger  ratktdecrtt4 ,  t.  d.  tidUektn.  tt,  •!  •>•.; 
Süll  nhieinaodi,  tun  den  gewandimecbarn  oder  («iao4(- 
scbneidero  alhier...so  das  ambacbt  und  den  gwandlaebniit 
nicht  haben,  inicbe  gesellacbaSt  lu  gewinn  ...  hallen.  kaU- 
ordnung  det  gewandt  ßr  Düren  kei  Born  maltrimUtm  tmr  { 
von  Uurm  f.  40;  niemand  soll  anderswo,  th  im  mUsm 
gewund  schneiden,  und  soll  ein  jeder  in  den  erb«,  «o  «r 
xeinen  gewandschnilt  treibet,  ein  eigeotbaalich««  aopart... 
haben.  Dantiger  willk&r  (druck  r.  17«1)  t7i;  dasa  nIeJM  wtoife 
personeu,  ao  nicht  ihrer  zunft,  auch  des»en  akhl  Mugl 
wSren,  einea  gefahrlichen  gewandschnitls  sich  oatereahaM, 
und  . . .  allerlei  IQcher  . . .  vertrieben,  kmrf.  sdehu  «Miiiel  #•■ 
1020  bei  G.  L.  FuNtt  4,331:  es  soll  auch  keiner,  der  niclu 
seines  handwercka  ein  tuchmacher ...  einiges  gewandscbnilU 
in  atidten  oder  dOrflfern  inn-  und  ausserhalb  der  jahrroirekte, 
«ich  unterfangen,  oder  untüchtige  tuche  vertreiben  und  ver- 
■>chneiden.  ebenda  f .  23&. 

2)  aut  dem  bedeutnngsgthalt  (delailhandel  mit  tuehm)  trat  du 
forUellung  des  besonderen  objectes  lurück,  to  blieb  nur  in  all- 
gemeiner* Vorstellung  det  klemhandelt  Mrig:  sein  rath  wäre  er 
lieoge  einen  gewandschnitt  mit  tauben  an.  denn  wo  ein  paar 
sechs  Pfennige  gUlte,  und  er  verkauffte  tausend,  so  hatte  er 
unfehlbar  zwantzig  tbaler  und  zwanizig  groseben.  Caa.  Wiisi 
die  drei  ärgsten  erznarren  t.  iu<  neudr. 

3)  die  Wörterbücher  Mrkallen  uek  diesem  in  ahtrieuttehen 
'juellen  to  uUen  belegten  tubttanliw  gegenüber  langt  gdmMliek  ab- 
lehnend, ertt  Frihcb  2,431  verweist  au/C*apzow:  den  tocbbandel 
üder  gewandschnitt  hatten  die  tuchmacher  nicht  tMauisdie 
chron.  4, 102;  CiioaaL  4,  1040  besieht  tieh  auf  die  oben  angeführten 
sächtitchen  landesgetetie.  bei  beiden  ist  tt  wie  bei  Haliäos  (700), 
SciiBRz  (Mi)  litleraritehe  Überlieferung,  die  dat  wort  nr  auf' 
teiehnung  bringt,  naciidem  der  eigenlluke  gebrauch  scMom  ahga- 
storben  war.  daran  schlietten  tieh  an:  Aoilonc  2,  O&l.  CAara 
2,839.  VoiCTei.2,80;  der  gewandschnitt,  tucbbandel,  I«  ■«fOM, 
traßc  de  drap.  Scbwam  (1782)  1,743;  gewandschniU,  werkoping 
van  't  wolle  laken,  by  de  el  of  in  't  kleene.  WiissfciiBAca  437*; 
gewandschnitt,  eloth-trade.  Hilpebt  i,  403*. 

GEVN  ANDSCHKAiNK,  m.,  gUielibedeutend  mü  kleiderschraok, 
vgl.  theü  6,  sp.  1082:  j,„„  ,,„  gewand.chrsnk 

uabm  »ie  den  fesischlafrock  von  siabiblauwolleosas  danast. 

J.  U.  Voss  Luise  2,  106. 

GEWANDSCHHEITER,  m.,  tgL:  item,  ein  ttlicher  sneider 
oder  gewantschreiter,  der  aol  ain  tuch  aigeolich  messen,  als 
pald  es  im  zu  pracbt  wirt,  e  da;  er«  gesneiU  6tterr.  teetttk. 
(Kaltem,  Tirol)  5,303  (Variante  achneiter).  gemeint  iü  hier 
jedenfalls  nicht  der  luchhändler  (gewandschneider),  tondtm  dar 
tchneider.     ob  verschrieben  für  gewandscbroeter? 

GEWANDSTALL,  m.  die  tusammentelsung  toll  »ach  Westik- 
RiHDta  in  der  bedeutung  von  gewandkammer  und  ikssL  gekrauckt 
worden  tein:  nahmen  die  herzen  von  dem  gewandalall  inr 
verstorbenen  leibeigenen  das  beste  gewand.  glottar.gtrwLULTt^. 

GEWANDSTANGE,  f.:  gewandsUnge,  fwta  bieorwit,  f*rtii»$ 
iustinent.  KiRScn  ISO*. 

GEWANDSTEIN,  m.,  f.  gi'wanostein. 

GEWA.NDSTOFF,  m.  tutammentettung ,  »eidu  Üt  m»  lim- 
(achtn  gewand  verloren  gegangene  bedeutung  toa  pannut  witdtr 
xurückgewtnnt,  vgl.  kleideratoff:  anch  zeigte  ich  das  hCkbst 
künstliche  und  zierliche  besteck,  da  wnrde  die  hausfraa 
verdrieslicb,  dasz  sie  leer  •nsgeben  sollte,  nach  einer  pause 
um  ihre  geduld  zu  prQfen  zog  ich  endlich  den  gewaodstoff 
hervor,  das  rSthsel  war  aufgelöst.  tiCrei  («a  fettM«  jamur 
IM8),  ttkrifUn  der  GStktftseUtek.  14, 164. 

GEWANDSTRICKER,  ai.,  vereinuttt  form  fkr  gcwaodweber: 
gewandtstricker  de  aweren  ock  . . .  besonderen  einen  etil, 
»d.  reekttbu^  143*.  t.  SciiuER-Leaaiii  3,M. 

GEWANDSTOCK,  *.  sutammensettung,  dit  dem  engtren  begriff 
warn  rtsüt  tas  gegtnmtt  an  tetkmtmimm  ktnmhebtf  9gL  kleidonga- 
atOck  l*ml  ft,  «pk  tOM:  im  jaafi  kMg  hisgofta  aeblcppte 
sieh  in  den  angebearefi  (•«•B^stftckea  mit  den  kleinodieo 
Karls  des  groazen,  wie  in  einer  Verkleidung,  einher.  GOtib 
(dickt,  u.  mahrk.)  34,  »3; 

d«r  du  «0  den  webeniuhle  sltsest  .  .  « 

du  begiooest  wtUUcti  iiod  volleo4est 

«saMg.  uod  aus  deiner  band  eaipflogt 

jeglkhar  safiieden  da«  gtwaadsidck.       (MrsfriW)  tl.tCI; 

333 


5303     GEVVANDSTÜTZE  —  ÜEWANDSWEISE 

xeit  und  gelegenheit  kommt,  wir  stiften  ein  schönes  gewaudslQck 
oder  gerfit  —  ich  habe  das  noch  so  genau  nicht  erwogen, 
wie  oder  was  —  nur  tiasz  wir  die  kirche  bedenken  vor  allem! 

MöRlKB  iilyltf-  vom  BoUensee,  2.  gisung; 
an  dem  in  die  bretterwand  eingelassenen  fenster  sass  eine 
alte  dame,  eifrig  bescbärtigt,  an  gewandstücken  dieser  art  zu 
flicken  und  zu  schneidern.  L.  SchIJgking  in  dunkler  nacht  s.  92; 
da  diese  decke  oder  tapete  für  keinerlei  gewandstück  zu 
braueben  war,  so  achtete  niemand  weiter  darauf.  G.  Keller 
Züricher  novellen  (Ursula)  2, 146;  in  den  bücbern  meines  grosz- 
vaters  läuft  bis  zu  seinem  seligen  ende  eine  jährliche  aus- 
gabepost:  zehn  pfund  taback  und  ein  gewandstück  für  den 
armen  Krischan  Müller.  Tb.  Stürm  {sühne  des  Senators)  werke 
7,309;  diesem  [tuch)  folgte  alsbald  unter  mühseliger  und  ge- 
fahrvoller bäutung  noch  das  eine  oder  andere  gewandstück, 
bis  er  zuletzt  in  greueivuller  unbekleidung  dasasz.  {d.  herr 
etatsrath)  6,197;  die  schweren  bauschigen  gewandstücke,  die 
seine  madonnen  umwogen,  sind  die  nämlichen,  die  Bernini 
160  jähre  später  seinen  engein  gab.  Muther  gesch.  d.  maierei  2,37. 
GEWAiNDSTÜTZE,  f.:  gew&näslüUe,  pedamen,  pedamenlum. 
Kirsch  180'.    utol  nicht  zu  gewand  =  paries  gehörig. 

GEWANDSVVEISE,  adv.  mit  den  bedeulungen  'bildlich,  zum 
scherz,  uneigentlich',  diese  lieszen  sich  mit  Schneller  2^,  942 
zur  not  aus  in  gewandes  w3se  erklären,  falls  diese  Verbindung 
aus  der  älteren  spräche  zu  belegen  wäre,  da  diese  anhaltspunkte 
aber  fehlen  (vgl.  Grimm  zu  Reinhart  v.  2571),  liegl  es  näher,  an 
die  verhochdeulschte  form  zu  quantsweise  (vgl.  Iheil  7,  2314)  zu 
denken  und  das  compositum  von  dem  noch  nicht  genau  ergründeten 
niederd.  worl  quant  (tund)  abzuleiten. 

1)  der  älteste  litlerarische  beleg  entstammt  aus  Olearius:  be- 
denck  einmahl,  wie  die  götllicbe  kunst  dir  deinen  finger  mit 
sehr  vielen  zusammenfügungen  vereiniget  but,  darunib  würde 
es  eine  rechte  vermessenheit  oder  ein  zeichen  der  tborheit 
sein,  dasz  du  deinen  finger  woltest  aufrichten,  gewandsweise 
zu  bezeigen,  dasz  du  gottes  Wissenschaft  durchgründen  köntest. 
pers.  baumgarten  8, 3.  daran  reihen  sich  Verwendungen  bei  Lessing 
und  Herder:  'noch',  fängt  er  {d.  recensent)  an,  haben  wir  die 
antiquarischen  briefe  des  berrn  Lessing  ...  nicht  ausführlich  an- 
gezeigt.' nein!  aber  gewandsweise  ihnen  schon  mehr  als  einen 
hieb  zu  versetzen  gesucht!  Lessikg  (entwürfe  z.  fortsetzung 
d.  briefe  antiquarischen  inhalts)  lö^,  113;  bilden  sie  sicli  wohl 
ein,  dass  Plinius  nirgends  von  der  kunst  des  Steinschneidens 
ausdrücklich  handeln  wollen,  er  gedenkt  blos  bei  gelegen- 
heit der  steine  ...  etwas  von  dieser  kunst  ...  weil  er,  wie 
gesagt,  nur  gewandsweise  von  der  suche  spricht.  (28)  10^,  318: 
unverkennbar  ist  dies  der  geist  des  christenthums,  seine 
uative  gestalt  und  art.  nur  dunkle  barbarische  Zeiten  haben 
den  groszen  lebnsherren  des  bösen,  dessen  angebohrnes  erb- 
volk  wir  sein;  von  dem  uns  gebrauche,  büszungen  und  ge- 
schenke  zwar  nicht  wirklich,  aber  gewandsweise  befreien 
könnten,  der  Stupidität  und  brutalitüt  antichrisllich  wieder- 
gegeben. Herder  werke  18,  296  (briefe  zur  beförderung  der  hu- 
manität  10, 123);  wie  nimmt  man  sich  seines  eignen  baufälligen 
hauses  an?  man  bessert  es  ernstlich  oder  reiszt  es  nieder 
und  bauet  ein  andres;  in  beiden  fällen  aber  erkundigt  man 
sich,  was  denn  eigentlich  schadhaftes  an  ihm  sei.  der  un- 
genannte gab  vieles  dafür  aus,  was  es  nicht  ist;  Leszing 
nahm  vieles,  was  er  dafür  erkannte,  gewandsweise,  gym- 
nastisch in  seinen  schütz.   193  (9,  Hl). 

2)  die  Wörterbücher  führen  die  redensarl  als  eine  mundartliche  an: 
Adelung  2, 651  hat  sie  für  Schlesien  und  Niedersachsen  angemerkt, 
wobei  er  auf  Richey,  Kilian  u.  a.  hinweist  (vgl.  unter  quantswise), 
ihm  folgen  Cahpe  u.  a.  Vilmar  kurhess.  idiot.  belegt  die  Ver- 
bindung für  Oberhessen,  seltener  für  das  schmalkaldische;  Hertbl 
weist  sie  aus  dem  thüringischen  gebiet  (Sprachschatz  253)  nach, 
diese  Verbreitung  zeigt,  dasz  wir  es  nicht  mit  einer  vereinztiten 
mundartlichen  Wendung,  sondern  mit  einem  gemeingut  der  nord- 
deutschen zwangslosen  spräche  zu  thun  haben,  wie  dies  ähnlich 
schon  VoiGTEL  (2,  80)  beobachtet. 

die  erste  lexikalische  anführung  entstammt  aus  Stieler:  ge- 
wants weise,  simulate,  in  speciem,  vulgo:  pro  forma,  alio  dialeclo 
est  quant,  unde  quanten.  s.  2500,  vgl.  auch  2483;  gewands weise, 
par  finesse,  sous  quelque  pretexte.  Pomai  132*;  gewandsweise,  in 
schyn,  voor't  ooge.  Weissenbach  437*.  als  bevorzugte  Verbindung 
ist  in  den  Wörterbüchern  die  mit  reden,  sprechen  beobachtet: 
(was  in  einer  comedie)  gewandts  weise  geredet  wird  oder  zur 
Seiten,  whal  one  speaks  aside  in  a  play,  teutsch-engl.  lex. 
(1716)770;  nur  gewandsweise  von  etwas  sprechen,  toucher  ou 
parier  d'une  chose  en  passant.    Schwan  1,743(1782);   gewands- 


GEWANDT 


5304 


weise  sprechen,  znm  schein,  als  vorwand;  auch:  nur  so  oben- 
bin, ohne  es  ernstlich  zu  meinen.  Vilmar  125. 

GEWANDT,  participiales  adjectiv,  dessen  gebrauchsformcn  nach 
zwei  selten  auseinander  gehen,  nach  den  Verwendungen  von  wenden 
und  gewenden. 

GEWANDT  I,  das  einfache  parlicip  zu  wenden  (s.  d.).  Iner 
ist  die  kürzere,  unumgelautete  form  neuerdings  ganz  verdrängt 
worden:  gewendter  rock,  pemco.  voc.theut.  (Nürnberg  U$2)  üb; 
ein  gewandt  kleid,  un  vestito  tornalo,  un  habit  tourni,  un  habit 
auquel  an  a  fait  donner  un  soufflet.  Rädlein  1,381 ;  ein  gewandtes 
kleid,  un  habit  retourne,  gewandte  ou  umgewendete  schuhe,  des 
escarpins.  Schwan  l,  743.  vgl.  auch  abgetragene  kleider  und 
schon  bunderttausendmal  gewandt.  Schiller. 

GEWANDT  H,  die  participialform,  in  der  das  prdfix  die  be- 
deutung  beeinfluszt  und  die  man  deshalb  als  particip  zu  gewenden 
(Graff  1, 75().  mhd.  wb.  3, 693'.  Lexer  l,  983)  stellen  könnte, 
wenigstens,  was  die  ältere  spräche  betrifft,  dort  zeigt  das  part. 
Verwendungen,  für  die  jetzt  andere  präßxe  eintreten,  vgl.  bewandt 
(theil  1,  sp.  1766)  und  zugewandt  {jetzt  durch  verwandt  verdrängt), 
dagegen  ist  die  heutige  alleinherrschende  bedeutung  'geeignet  zu 
etwas,  geschickt,  geübt'  erst  sehr  spät  entwickelt,  man  könnte 
sogar  zweifeln,  ob  sie  überhaupt  aus  diesem  Zusammenhang  ab- 
zuleiten ist,  wenn  nicht  einige  Verbindungslinien  deutlich  darauf 
hinwiesen,  haben  doch  auch  'geschickt  und  gelegen  eine  ähnliche  ent- 
wicklung  aufzuweisen ;  für  andere  Verwendungen  sei  an  die  parallele 
der  lateinischen  formen  versatilis,  versutus  erinnert. 

l)  zugewandt,  zugewendet,  diese  nächste  bedeutung  unseres 
particips  bildet  deutlich  auch  die  grundlage,  auf  die  alle  Ver- 
wendungen zurückführen,  die  wir  mit  dem  heutigen  gebrauche 
von  bewandt  und  verwandt  in  beziehung  setzen  können. 

a)  die  Verbindungen,  die  auf  die  bedeutung  'bewandt'  hinzielen, 
gehören  hauptsächlich  dem  formelschatz  der  mittelhochdeutschen 
dichtung  an,  wo  sie  an  der  reimstelle  günstigen  boden  finden, 
in  die  neuhochdeutsche  periode  greift  nur  die  letzte  abgeleitete 
bedeutung  über,  die  grundlage  der  entwicklung  läszt  sich  an 
einigen  Verwendungen  bloszlegen,  die  das  verbum  auch  auszerhalb 
der  participialform   in  der   althochdeutschen  zeit  noch  aufweist: 

ül  was,  ther  nan  inlliangi,        in  gilouba  gigiangi; 
li  giloubu  sih  giwanli,        tba;  inan  ouh  irkanti, 
odo  inan  ereti  ubar  al,        so  man  gotes  sun  skal. 

Otfrid  2,2,25  u.  a. 
dagegen  zeigen  schon  die  mittelhochdeutschen  belege  an  der  parti- 
cipialform,  obwol   sie  vorwiegend   in   der  prädicativen  funclion 
überliefert  ist,  eine  vom  verbalgebraueh  isolierte  bedeutung. 
a)   die   formelhafte   Verwendung  der  mittelhochdeutschen  zeit, 
1))  meist  ist  di*  construction  unpersönlich, 

«))  ich  sage  dir  libir  berre. 

wir  ne  mägin  da  widere  niht  getan. 

din  vehten  ist  nebein  vrQm. 

swa  wir  sin  gebeiten. 

ze  sorgen  ist  ii  uns  gewant. 

KONRAO  Rolandslied  14, 19  Grimm, 

ebenso  19,  12.  ebenso  Gottfried  v.  Straszbdrg  Tristan  1874; 

eg  mac  also  belibea        unz  an  ir  beider  tot, 

dai  wir  niht  komen        in  Ctzelen  lant. 

wir  suln  ir  sin  getriuwe:        deist  uns  zen  eren  gewant, 

I^ibel.  1151,4. 
genau  so  Tristan  190S,  ebenda  5748  (ze  hövcscheit).  A.  v.  Halber- 
stadt 29,  248;  ^essus  wolde  ouch  vliehen  dau. 
den  scbre  der  wissage  an, 
Astylos  was  er  genant, 
dir  ist  zu  vliehen  nicht  gewant, 
wan  du  wirst  von  Uercule  erslagen. 

A.  V.  Halberstaut  29,384; 
ein  junchSrr  unde  ein  ritter  sol 
hie  an  sich  ouch  behüeten  wol 
das  or  stille  habe  die  hant 
so  im  ze  sprechen  si  gewant. 

TuouASiN  V.  Zirclaru  d.  welsche  gast  444, 

.'!.  lesebuch  1,503,32  {in  d.  ausgäbe  v.  RCckert:  swenuer  iht 
sprechen  wil). 

b))  ich  var  durch  meine  werdekeii 

näh  ritierschart  in  Tremdiu  iant. 
frouwe,  e{  ist  mir  sus  gewant. 

W,  T.  EscHBNBACH  Parz.  11,8; 
die  wunden  sluöc  der  minnen  bant. 
ei  ist  der  wunde  also  gewant, 
si  weitem  daj  si  langer  swer 
dan  von  swerte  ode  von  sper. 

Uartmanm  v.  Auk  Iwein  154s. 
c))  als  er  der  rosse  niene  vant, 

nü  tet  er  nht  im  was  gewant. 

sinen  schilt  nam  er 

und  in  die  winstern  bant  da;  sper 

.  ,  .  und  g&bte  führ  da{  bQrgetor.        Erec  6703, 


i 


5305       GEWANDT  (zugewendet,  bewandl) 

then$»  2270.  2400.  GoTTrtiiiD  v.  Straiibdi«  Tristan  iOn.  US41. 
4M7.  IUI;         viel  iclilora  k^tmen  Mark« 

und  hin  i«  liov«  mvra, 

dai  Trlilan  komuD  wa>re: 

des  wAren  ■'all«  *am«t  tri 

tri  mein«  leb  aber,  al.i  «{  la  dA 

nich  Ir  leid«  wai  gewani. 

UOTTraiKD  V.  SratixaDiia  Trlilnn  VM, 

tbento  A.  V.  HALiKtsrAOT  16,  IIM.    vgl.  auch  nitderdtutteh*  htUjt 

bei   ScHILLEII-LrBBBN    2,  Ofl. 

d))  12  Int  mir  f&  iimb  In  g«want 

dat  «r  mir  mftei«  saiiAn 
>e  mim«  kuniber  den  Ich  bin: 
mio  wip  In  sin  twenier. 

llARTHAfIK  V.  AuB  twfiii  4730; 

«t  im  uii:be  In  «o  gowatit, 
«r  hat  wunderlichen  slie 
da  er  »in  brot  rristel  mite. 

WiattT  V.  liaAranaiiBO  W'igaloit  IBS8  Bfntkni 
mit  rrAß«  er  Tflrbai  kam 
um  im  ilor  ivirt  tele  «rkant 
wiet  umbin  seibau  was  (ewant. 

II ARTHAI«!«  T.  Aoi  Eree  478. 

then$o  Iwhn  IM.  ähnlich  Flos  und  lilankfloi,  t.  Sciiii  Lia-LOiiKN 

lyOS;  «{  Ist  umben  itcin  aUA  gewaut: 

Bw«r  In  litt  In  blOter  hani, 
d«n  mac  niemen  .  .  . 
g«seb«n  oob  («vioden. 

IIahthari«  y.  Ars  Iwrin  1*203, 

ihnl.  Mit.  Ottoiai  reimehronik  S668.  M76;  alsA  .  . .  wag  ej 
under  in  gewani.  flor«  S6&4.  mhd.  wb.  i,69\ ;  wu  U  dar  mede 
was  gewant  Kerkbcenl.  rtimchronik  t.  200,  tpL  Scbillkb- 
LOkBBN  2,  98. 

*))      barti  glno  «s  imi  ci  herein 

da;  her  widere  kArin  solde  ilr  erdin. 

ni  wällt  duo  cl  stunden  so  gewant. 

durch  alle  disi  weiill  dI  n)miti-r  dat  paradlsllaal. 

iniintiril  '63  RöHiqtr; 

nü  sageni  mint  her  durch  die  want 
ji  ist  «(  nlhi  als6  gawant. 

Hartban:«  t.  Adb  iler  arme  Heinridt  12(M); 
«r  aluont  vor  in  und  sprach  nie  worl, 
wnn  er  kein  aiitwurt  an  Im  vant, 
nich  dem  und  it  was  gewant. 

i:  (I.  7  slofcBien  670; 
dar  melsi«r,  all  h  war  gewant, 
«ntpfleno  sl«  llepliclien  dö. 

lifMiulische  reimcliron,  2954  Meyer/ 
iwöne  rissn  die  sint  bie  .  .  . 
und  i$l  ledoch  also  gewanit 
wsre  dehelil  sd  sa-lec  man 
der  In  beiden  sigie  an, 
dem  miiesa  ich  mine  tohtar  gabn. 

liARTMAi«!«  V.  Adr  Iweiti  AM3, 

ebenso  39&4.  0610.  Ottobab  reimehronik  73050.  34501.  ebenso  lir- 
lAndischt  reimehronik  4640. 

/))  nti  rftt  wo;  uns  dat  beste  si. 

dunkel  dich  dn;  wol  gewant 
sd  wll  Ich  wünschen  zehant 
Tol  goldes  ainen  gröten  brro. 

von  den  S  wQu'ciun,  «.  leeebitck  171,13; 
aold  Ich  dem  siuol  Terliesea 
»olch  4r,  dai  ich  verkiesan 
müeni  Cecili  do{  loiit, 
so  w»ra  Obel  gewani, 
da;  loh  al  der  werida  Tster  bin. 

Uttokar  reimehronik  4974. 

2))  spilrlither  dagegen  sind  die  fdlle,  in  denen  das  partieij) 
als  pridteat  an  ein  subject  anknüpft,  dieses  ist  dann  immer  säch- 
licher ort. 

aj)  «in  wlse  mau  hat  scbiara  bakant 

w&  Stauer  dienest  Ist  gewant. 
des  hAn  ich  mich  hini  lu  gewegen 
gol  müe^e  m!u  mit  sxiden  pdegen. 
muii-thmliii.  fnKjmont,  in  lirm  Utikkers  umbehang 
vnmullift  wirii,  17H  bei  Pipbb  hifitche  #/>iA; 

reiniu  wtp:  den  rii  mein  ich  sa  guot« 
BBuot  und  luhi  ist  in  gewanu 

K.  V.  WÖRXBUse  {lifler  u.  «prficAe  13,89)  360; 

Ich  vor  i  mit  iu.  wij^e  krin, 

s«ria  mir  diu  rrlsa  an  dirra  Trist 

la  gräten  sorgen  st  gawant, 

0  dat  ich  Ut>  i^l  m!uer  baot 

min  loben  und  min  ära.    ÜUe  mit  d,  karlt  495; 

dri  vloheii  alao  lOra, 

dat  sia  die  meie  bricblen  hein. 

aair  ist  als  elu  ba^i  war  drumme  grein. 

Ir  Tll«n  waa  tu  wol  gewant. 

sie  biangen  aalbe  sich  lü  iiaat. 

iivfdnducJt«  reimehronik  1545  Heyer. 


GEWANDT  (zugewendet,  verwandt)     6306 

h))  «(  iol  all  iawern  kalden  sla. 

dat  leb  la  l'«rm«al«  tar 

und  nero«  nach  lOwerm  rtt«  war, 

wie  uua«r  dine  dt  si  g«waat 

amba  lluie  und  umb«  da^  lant. 

GorrraiBB  *.  STataiaca«  TrUta»  kill; 

aber  als  diu  eacb«  iat  gewant.     Ottobar  nSf1%. 
t))  Bin«  sinn«  und  sin«  aanbali 

diu  priset«  bot  und«  laai. 

diu  brldlu  wiren  oiicb  gewant 

niht  andara  wan  als  «r  gabOt. 

CoTTraiBO  T.  STBABiaoa«  Trtttam  tttM. 

thntieh  K.  t.  WCazacBC  OUt  M  (der  BJie  ala).  Heirb.  t.  Kboliwit/ 
Vaterunser  1755  Lisch  (des  tarwe).  Ottobai  IMO  (ittw«r  raia). 
passional  235,  59  Köpke ; 

welch  crtilan  dl  bllbet  t6t 
dem  wirt  dat  twiga  leben 
vor  dii  kuria  bla  gageben. 
der  Wechsel  w|ri  also  gewant, 
daa  sia  min  b4I«  Ower  pfani. 

livldnäuichr  rrtmehrnnlk  551  Ur%er. 

9))  auffallend  ist,  dass  das  partieip  in  attributiver  funetion 
nicht  nur  zu  idchliehen  nominibus,  sondern  auch  t*  ptrsonrn 
gestellt  wird:      dinen  friunden  ilmet  dat  niht  wol 

dot  ich  dl(  laster  dulien  sol 

Ton  einem  sA  gewanian  man, 

der  nie  mtg«  nie  gewan. 

dat  dich  getar  gebliuwan  dar 

d«r  alcb  nit  T«rrunnen  her. 

Habt« «NN  ▼.  Aua  Cregoriue  1913  Ar»'. 
dhnl.  Iwein  4461.  R.  t.  Eus  der  gut«  Gerhard  5SI ; 

got  bit  durch  rieh«  an  miek  g«l«H 

•in  so«  gewant«  siacbaii, 

die  niameo  mag  «rlceaen. 

Uabtiai«!«  t.  Aua  der  arma  Heimrün  419. 
ebenso  13  (von  aö  gewanteo  aacbeo).    Crr^ortiu  ftsi  (»ol  ge- 
wanle^  brot). 

ß)  diese  Utite  Verbindung  mit  sacbe,  ding  uheint  die  eintige 
vei Wendung  zu  sein,  die  auch  in  die  formelsprache  der  neuhoch- 
deutschen Periode  fiir  kuru  uit  hereinreicht:  wie  die  sacben  ala 
sie  uns  erzebiet  gewandt  und  ge.<cbaffen  sein.  Atbbb  procets. 
juris  1,11  (an  andern  strllen  bewandt  und  gescbaffen). 

b)  die  Verbindungen,  die  in  den  bedeutunftsumfan§  ve«  ver- 
wandt übergreifen,  unterscheiden  sich  von  den  vorhergehenden, 
mit  denen  sie  ja  die  grundlage  gemeinsam  haben,  dadurch,  dass 
sie  stets  ein  persönliches  subject  voraussetzen,  schetnhara  aus- 
nahmen von  dieser  grundbedingung  beruhen  auf  Übertragung: 

ir  sult  de"  niht  Terget^en, 

dat  iti  dit  wuoneciicha  lant 

ba;  unde  näher  bt  gewant, 

den  et  den  gesien  allen  si. 

die  niht  der  siat  gea«aan  bl 

mit  bOsa  und  mit  gaslebia  sint. 

K.  ▼.  WfiBxaDBO  traf,  kriea  3(M90. 

XM  der  concurrens  der  präfixverbindungen  vgl  ausser  Terwaodt : 
er  ist  dein  sipt  blAt,  er  ist  dir  angewandt,  er  ist  dein  man. 
Gbilbr  t.  Keisbrsbebo  iptnnen'n  e  tß;  daraus  von  unsero  mit- 
gewandleo  und  nacbkommeo  vermerkt  werden  mOge,  dast 
wir  diesen  nOihigen  arlikel  nicbt  Tergessen.  Vorstellung  des  land- 
schaftlichen ausuhu<ses  {c.  1500)  bei  Kbemneb  landschaft»-hani- 
lungen  13,234;  ehrengesondter  —  so  nennt  man  in  HeJTetien 
die  gesandten  der  canlone  und  sugawandlen  orte  tu  ihren  laf- 
salzungen.  Wibi.a!«o  («nm.  i.  3.  gesang  d.  neuen  Amadis)  I5,2M. 

tt)  die  bewegung  ist  auf  ein  sichUchet  oder  absiractes  ual§t- 
richleL     diese  gruppe  ist  weniger  entwicklungsfähig. 

i))  wir  aQilen  und  wellen  aucb  alle  di  die  auf  nnsrrm  lail 
gewant  aein  gewe«en  tu  dem  krieg  . . .  dartu  ballen  ood 
pringeo.  Urkunde  der  hersöge  ton  Baiem  1374,  4.  ttiätetkrv. 
4, 178;  als  unser  berr  der  cardinal  biacboff  tu  Aogsporg  ain 
versnecben  getan  an  dea  kaiser«  ritt . . .  and  an  den  andern 
ritten,  die  in  dem  kriege  gewant  sind.  Zire  4,  slädte«hr»n. 
5,281  {Augsburg). 

3»  uns  ist  von  neb  bewiset  liebe  nnd  frant^cbatfl  an  ver- 
knndung ...  der  gesebicbt,  die  neb  widder  awere  finde  von 
gnaden  gottes  glueklicb  ist  lugeslanden  . . .  des  wir  mit  ucb 
sien  errrawet,  dem  almecbligen  ...  d.-ittck  sagend  . ..  das  er 
. . .  neb  and  all«,  die  mit  neb  tu  den  sacben  sint  gewannt, 
die  wolle  fügen  tu  freudenhchrm  ende,  wsarkgraf  ihcv.  Bade!« 
«n  AiBBEcnT  V.  BaAMDENaoac  (I450),  d.  stddtechron.  2,210  «nai.,- 
wie  wol  nun  die  berieblung  stuend,  da;  die  berrn  nnd  die 
von  Mönchen  and  all  die  unter  den  sacben  verdacht  oder 
gewant  warn  oder  sind  gewe<:en,  verriebt  sollen  sein,  deonoeb 
wa;  unser,  der  ausiribnen,  keiner  sicher.  J.  Kaehaib  (ni  1399), 
d.  Stadteckrom.  15,  491. 

S3S* 


5307 


GEWANDT  (verwandt) 


S))  unser  mitburger  Liuppolt  Karg,  Ulrich  Star  ...  die  alle 
zu  dem  egenanten  prunnen  gewant  sind  ...  babent  uns  wissen 
getaun,  wie  das  si  .  . .  ain  recbenunge  mit  anander  von  dej- 
seiben  prunnens  wegen  vorhanden  haben,  schreiben  des  Auys- 
burger  raths  von  1414,  d.  städtechron.  5, 145. 

ß)  gelegentlich  wird  das  persönliche  momenl  am  objeel  verschleiert: 
it  ded.  89  ^  n  7  bz,  haben  Karl  Holtzschuher  und  Berchtolt 
Voickraeir  verlzert  auf  dem  tage  zu  Bamberg  ...  als  unser 
herrn  von  Sachszen  und  Brandenburg  und  die  auff  bed  tail 
darunter  gewant  waren  denselben  tag  da  miteinander  laistoien. 
d.  sWdiecAron.  (1441)  1,469  (Nürnberg);  und  aller  der,  so  in 
diesen  sachen  zu  baiden  seilen  verdacht  oder  gewant  sint. 
Schiedspruch  in  der  fehde  zwischen  Nürnberg  und  Albrecht 
V.  Bbande.nbürc  (1450),  d.  städtechron.  2,232;  allen  iren  belfern 
und  beirershelfern,  und  die  darunder  von  baiden  teilen  gewant. 
H.  MGlich  d.  städtechron.  22,  188  (Augsburg) ;  zum  ersten,  das 
alle  krieg  zwischen  in  und  iren  heifern,  helfershelfern  und 
allen,  die  darunter  gewant  und  verdacht  send  . . .  aufgehaben 
und  abgethaun  sein  sollen,  ebenda,  ebenso  2,  269. 

y)   am  ergiebigsten  isl  die  bewegung  auf  ein  persönliches  ziel. 

1))  die  bewegung  ist  eine  freie,  sie  entspringt  dem  subjecl  nicht 
aus  irgend  welchen  Verpflichtungen,  sondern  aus  eigener  neigung: 
tie  tüost  it  wider  sinnen  ze  dir,  an  dib  kewante,  mit  tinero 
wola-wiligi.  Noteeb  Boelhius  130"; 

ir  was  di  reine  also  gewant 

in  dugentlicher  crefte 

zu  werder  fruntschcrte. 

da;  si  ir  nit  enwolde 

verzihen  joch  ensolde.       Elimbelh  5283  Rieger} 

de  nun  der  margraf  und  frow  Alitt  fil  berscbaft  sacbend  und 
aber  nüt  sacbend,  die  innen  lieb  und  gewandt  warend.  deutsche 
Volksbücher  (Züricher  handschrift  d.  15.  jaftr/i.)  85  Bachmann-Singer. 
2))  die  Zuneigung  beruht  auf  den  Verpflichtungen  der  familien- 
zusammengehörigkeit  f  auf  dem  bände  des  blutes  und  der  sippe, 
gewandt  =  verwandt  im  engeren  sinne:  und  wann  wir  nun 
herzog  Albrecht  obgemelt  ...  in  brüderlicher  liebe  und 
treue  gewandt  und  vertrauet  sind,  verschreibung ,  die  herzog 
Albrecht  herzog  Sigmunden  geben  soll  (1465)  bei  Krenner  landtags- 
handl.  5,252;  dann  lieber  vetter  nachdem  und  wir  euch  mit 
guter  lieb,  und  freundschaEft  gewandt  sind,  schreiben  des  herzogs 
Heinrich  von  Landshul  (1447),  ebendaZ,2\Z;  nachdem  nun  derselb 
unser  fetter  und  mir  ainander  gewant  send.  Hector  Mülicb 
d.  städtechron.  22,  300  (Augsburg);  nachdem  die  fursten  und 
herren  gesippt,  gefrewnt,  und  also  aneinander  gewont  seinn, 
da;  si  nicht  anders,  denn  das  bruderlich,  vetterlich  und 
frewntlich  ist,  obgot  wil  fürnemen  werden.  (1458),  copeibuch 
d.  Stadt  Wien  119,  fonles  2,7;  mit  denen,  die  im  gefreundt  oder 
gewant  sint.  Keisersberg  seelenpar.  66*;  als  jungfröwen  und 
Witwen  . . .  mit  allem  irem  gut  in  clöster  gangen  sind,  und 
iren  erben,  die  inen  etwan  vast  nohe  gewant  gewesen  sint, 
ir  g&t  enpfürt.  Straszburger  zunft- u.  polizeiverordn.  (mi)29b 
Brucker;  wann  aber  dem  also  ist,  das  uns  derselb  unser 
allerliebster  veter,  eur  natürlicher  herr,  in  sipt  und  freunt- 
lichem  verpinden  des  pluets  zuegebört  und  gewant  ist. 
AvBMTiN  (bairische  Chronik)  wertes,  583; 

vor  ein  minister  kiesen  theten 

frater  Franciscum  Angelisz, 

darunib  das  er  dem  kaiser  ist 

bluts  halb  gewandt.    B.  Waldis  Esopus  4,4, 77  Kurt. 

3))  die  Verpflichtungen  staatsrechtlicher  natur.  verwandt  im 
weiteren  sinne. 

a))  des  höherstehenden:  aber  sein  kaiserlich  gnad  hab  in  die 
Sachen  gesehen  mit  fleis,  darinn  rat  gehalten,  und  meniger 
ursach  funden  damit  sein  kaiserlich  gnad  dem  heiligen  reich 
und  den  kurfürslen  und  fürsten  des  reichs  also  verpunden 
gewantt  und  verphlichl,  dadurch  solhs  so  er  von  des  reichs 
wegen  begert  hat  nicht  muglich  ...  sei.  Friedrich  III.  über 
eine  Verbindung  mit  Burgund  (1473),  monumenta  Habsb.  1, 1,  21. 

b))  des  uniergebenen. 

«))  das  der  romisch  keiser  unser  herr  sei  widersprechen 
wier  nit,  versehen  uns  aber  das  meniglich  in  dem  heiligen 
reich  wissentlich  sei  das  wir  allain  von  des  kunigreiches 
Beheim  und  der  chur  wegen  dem  romischen  keiser  gewont 
sein,  könig  Matthias  v.  Ungarn  an  den  reichstag  (1481)  bei  Sencken- 
berg  1,53;  wo  das  nit  soll  beschehen,  nach  dem  und  wir 
dann  dem  heiligen  römischen  reich  gewant  sint,  so  verstat 
ewer  gnad  wol,  das  wir  die  lenge  erenhalb  nit  mochten  ver- 
tragen sein.   (1450),  d.  städtechron.  2, 384 ;   wann  wir  aber  ge- 


GEWANDT  (verwandt,  underthan)       5308 

neigt  sein,  dieselben  von  Lübeck,  als  die  so  uns  und  dem 
heiligen  reiche  am  mittel  gewandt  sind,  an  aufnehmung,  und 
redlichen  stände,  wesen  und  herkommen,  und  nemlich  bei 
den  vorgemeldten  freiheiten  ...  zu  handhaben,  kaiserliche  eon- 
firmation  über  Zollbefreiung  d.  stadt Lübeck  (1473)  bei\.  Westphai.en 
monum.  ined.  rer.  Germ.  4, 1083.  ebenso  Urkunde  von  1470  bei 
Haltaus  700. 

ß))  wellen  wir  für  uns  . . .  ewrer  lande  und  leute  . . .  und 
aller  der  ewern  und  die  euch  gewandt  sein  und  zu  versprechen 
steen,  veinde  sein  und  des  unser  ere  für  uns,  unsere  commün, 
helffer,  helEFershelffer  und  alle  die  unsern  und  die  uns  ge- 
wandt sein,  erberglich  bewart  haben,  nürnbergische  absage  wider 
markgraf  Albrechl  (1449),  d.  städtechron.  2,515;  und  wie  sich  die 
vientschaft  zwüschent  iich,  den  uwern  und  den  selben  ünsern 
eidgnossen  von  Schaffhusen  und  uns  als  belfern  machen  wirt 
mit  todschlegen,  nomen,  brand  und  in  ander  woge,  welient 
wir  gen  üch,  allen  den  üwern,  allen  uwern  belfern  und  allen 
denen,  so  uch  gewant  sind,  unser  und  aller  der  unsern  ere 
wol  bewart  . . .  haben,  chronik  d.  stadt  Zürich  253,  quellen  zur 
Schweizergeschichte  bd.  18;  sunder  ein  jeglich  burger  und  hinder- 
sehsz,  der  der  stat  gewant  ist,  und  sin  gesinde,  soll  sin 
cieidung,  es  si  rock  oder  mantel,  zurihten  machen  das  die 
zum  roinesten  ein  halb  vierteil  gange  für  sin  schäm.  Strasz- 
burger  zunft-  u.  polizeiverordn.  (1480)  462 ;  welich  mannesperson 
darüber  in  ein  frowencloster  ginge  oder  wie  er  darin  keme, 
und  das  meister  und  rat  fürkompt,  ist  er  der  slal  gewant, 
so  sol  er  der  stat  bessern  5  lib,  5;  ist  er  aber  geistlich  oder 
unserm  gnedigen  von  Strässburg  gewant,  so  sol  man  zu 
frischer  getat  ine  in  siner  gnaden  kercker  tön  leigen.  297 
Brucker;  wie  das  du  mit  etlichen  deinen  herrn  und  fründen 
also  gewant  seiest,  das  dir  ausserhalb  derselben  nit  fügclich 
sei,  ain  underreden  mit  uns  zu  haben.  H.  Mülich  d.  städtechron. 
22,280  (Augsburg);  uns  gedaucht  auch  guet,  das  ir  die  nächst 
abgeschrift  und  die  ietzo  euch  zuhanden  kombt  verkündet 
het  den  stellen  und  markten,  die  ditzmals  gewant  sind  mit 
unserer  gnädigen  frauen.  Aventin  (6atr.  chronik)  5,  685. 

4))  die  privatrechtliche  seile  saldier  Verpflichtungen  wird  seltener 
betont:  item  der  anschlag  der  Steuer  des  bemeldlen  dorfes 
Oeting  auf  etliche  bauern  daselbst  die  allein  unserm  gnädigen 
herrn  mit  scharwerk  gewandt  sind  . . .  bringt  alles  in  einer 
summa  130  fö.  anschlag  d.  Steuer  im  oberland  (1464)  bei  Krenner 
7, 160. 

S)  abstreifung  der  näheren  beslimmungen  in  der  Substantivierung. 

1))  die  staatsrechtliehe  bedeutung:  für  uns,  unser  commaun 
mitsampt  unsern  helfTern,  beilegeren  und  gewarnten  und  allen 
den,  die  wir  auf  ewern  schaden  bringen  mügen.  fehdebrief 
des  markgrafen  Albrecht  gegen  Nürnberg  (1449),  d.  städtechron. 
2,515;  desgelick  wi  genanten  stede  affseggen  allen  gram,  Un- 
willen unde  vehde,  de  wi  .  .  .  vorbeuget  hebben  legen  de 
genanten  herschop  tho  Brunswig,  ore  manschop,  gewanthen 
unde  anbengere.  frieden svertrag  zwischen  Goslar  und  den  herzögen, 
urkundenb.  d.  hist.  Vereins  f.  Niedersachsen  7,333;  furder,  dat  he 
sik  tomalen  untemelik  liadde  taten  hören  vor  dem  Ekbolt 
aver  den  rat  und  erbare  borger,  dabi  seggende  gegen  dejenige, 
de  en  strafeden,  he  hedde  des  gude  hovetlude,  de  em  wol 
scheiden  entheven,  eft  he  derhalven  in  last  quenie,  so  dat 
he  des  rades  und  erer  gewanten  wenig  achtede.  bericht  des 
bürgermeisters  Langebek  über  d.  aufstand  zu  Hamburg  (1483)  bei 
Lappenberc  hamburgische  chron.  350;  an  einen  erbern  rat  ist 
von  etlichen  iren  burgern  und  gewanndten,  die  gerechtigkeit 
in  die  ßegnitz  haben  (gelangt,  das  inen)  oben,  inner-  und 
unterhalb  diser  stat . . .  von  etwo  vil  personen  manicherlai 
beswerden  . . .  zugefügt  werden.  Nürnb,  polizeiordn.  189  Baader. 
vgl.  auch:  einichem  irem  burger  oder  zugewanndten.  ebenda. 

2))  die  privat-  und  familienrechtliche  bedeutung:  furder  lichtede 
he  vor  ere  kleder,  seggende  aver  all  sinen  gewanten ;  kämet 
her,  gesellen,  bericht  des  bürgermeisters  Langebek  über  d.  aufstand 
zu  Hamburg  (1483)  bei  Lappenberg  hamburgische  chron.  356;  anno 
1497  die  decima  aprilis  hat  mir  min  liebe  mäter  an  lassen 
schulden  10  eilen  schwarz  Londesch  täch,  ...  ob  jemants 
storb  von  unsern  vorsipten  und  gewanten  ...  das  ich  furters 
nit  dorf  kleider  (als  vor  oft  geschehen  ist)  dorf  entlehenen. 
Job.  Rorbach  tagebuch  (1497),  Frankfurter  chron.  l,  284. 

2)  für  die  bedeutung  '■geschickt,  anstellig'  lassen  sieh  mehrere 
erklärungen  beibringen,  die  vielleicht  auch  verschiedene  ausgangs- 
punkte  der  entwicklung  darstellen,  den  Verwendungen,  die  wir 
unter  1,  a)  und  b)  besprochen  haben,  am  nächsten  steht  der 
relative  gebrauch:  geschickt  zu  etwas: 


i 


5309  GEWANDT  (gcscliickl) 

Ich  Jag  gir  forstlich  Ober  Und, 

biriea  iit  mir  nit  bekant, 

darzuo  *o  bin  Ich  nlt  gewant, 

irOw  itt  »or  allaa  dingen.    Hueo  f.  MoMroai  O.M; 

\r  {der  allen  Sfliwaben)  klaidung  war  nicbta  oiidera«  dann  un- 
gcrhlc  baut  iimh  den  leib,  diia  ai  wol  balb  oackenl  gieogen, 
waren  lu  ross  kriegen  nit  allein  gewandt,  da«  si  oft  im  treffen 
»on  den  pferden  aprungen  und  aich  luo  fuoia  wftrtcn.  £luti- 
dartHS  V.  1M3  {Augtburg),  i.  Alemannia  1,  M.  dagegen  Uitt  tith 
der  absolute  gebrauch,  trenn  er  sieh  auch  aus  der  abilreifung  der 
iiihiTcn  beslimmuugen  leicht  erklärt,  doch  ebeuio  gut  an  das  partieip 
von  wenden  in  der  bedeuluug  HiewegUch'  anknüpfen,  vgl.  ver- 
iutu$,  versatilis,  vgl,  gewendig,  womit  der  mundartliche  gebrauch 
von  gewendet  übereinstimmt:  der  Jona»  propliel  mueai  ein 
zimblicli  kininc  ring«  peraon  oder  Jüngling  aein  • . .  darzii 
man  nan  etwan  ein  kekben  gewenlen  pueben  braueben  . . . 
inueaz.  befehle  Wilhelms  V.  die  fronleiehnams  procession  betreffend 
(1581)),  s.  WKSTENaiKDüR  beitrage  5,  lüi.  vgl.  auch  die  viel  belegte 
Verbindung  ein  gewandt  pfcrd,  un  cheral  adroil,  Uger  a  la  m<un. 
KÄULkiN  I,  SSI  u.  a.  auffällig  bleibt  unter  allen  umttdnden,  dast 
die  belege  so  spät  erst  einsitsen;  LuTnKa  hat  überall  gelenk  {s.d.), 
wo  wir  jetst  gewandt  gebrauchten;  die  ältesten  lUterarischen  tevg- 
nisse  sind  aus  GüNTHEti  und  llACRDoaii  entnommen,  doch  kann 
dieser  umstand  auch  der  dürftigkeit  unseres  materials  lususchnibfi 
sein,  d^nn  das  angeführte  beispiel  aus  WKSTEiniüOEa  läsit 
darauf  seliliesien,  dasi  in  der  swanifsloseren  spräche  eine  längere 
rnlwieklungsreihe  vorherging,  ehe  der  wortgebrauch  in  die  litteratur- 
spraehe  aufgenommen  wurde. 

a)  der  relative  gebrauch. 

et)  freie  verbind  an  gen. 

1))     mrafT  «ind  die  eelinen  meioar  Jugandkraft: 
loh  hin  gewandt  tu  ringen. 

ÜÖRCiR  (.an  Friedrich  Leopold)  1,237; 

doch  xlehsi  du  wohl,  dati  matt  und  achwach  und  arm 
die  arioimuae  um  erbarmen  llehei,  •  .  . 
denn  noch  ist  nicht  ihr  ichlafTer  arm 
gewondt,  Apollos  »ebne  schnell  tu  biegen. 

NovAtii  (ort  /i«r>)er)  l,;t»l  K.  Ileilhom; 

•lle  aDfeindungen  seiner  brnder  (die  der  alte  valer,  dn  ihnen 
Joseph  verzieh,  Te^^eihungsvoll  einem  kämpfe  »ergleicht)  haben 
ibn  nur  stark  gemacht;  alle  feindliche  Schicksale  bnben  ihn 
gewandt  gemacht  mit  armen  und  banden.  HtanKR  {briefe,  das 
etudium  der  theologie  betreffend,  1.  theil)  lo,  M. 

2))  die  in  der  beilungskunst  gewandt,  sind  anderer  meinung. 
Hagkdorn  2,107;  Sophist,  der  trugscJilüsse  macht,  in  trug- 
achlüsscn  gewandt  ist.  Frisch  2,  2S7'; 

der  in  rftnken  und  schwlnken  und  allen 

streichen  gewandt  war.     Göthi  [lieineke  fuchs)  40,7»; 

man  fühlt,   dnsz  eine  geläuterte  Schriftsprache,   so  gewandt 
sie  in  allem  übrigen  sein  mag,  heller  und  durchsichtiger  aber 
auch    scbmackloser   geworden    ist    imd  nicht  mehr  fest  dem 
kerne   sich   anscblieszt.    Gamii  kinder-  u.  hausmärehtn  1,  16; 
dasz  dieser  gute  köpf  zum  tbeoristen  der  feinsten  philosopbie 
scharfsinnig,  und  zum  tbeoristen  der  scb.  k.  u.  w.,  als  virtuose 
in   den    besten    werken    der  ausllinder  insonderheit  belesen, 
und  zum  \erbesserer  eines  vernünftelnden  Franzosen  gewandt 
gnug  sey,  dörften  wir  fast  zweifeln.  llEaDKR  6,  284; 
dieweil  ich  bin,  musi  Ich  auch  thitig  sein, 
ich  möchte  mich  sogleich  zur  arbeit  schOrzen, 
du  bist  gewandt  die  wege  mir  zu  kOrsen. 

ß)  t»  der  composition. 

0)  kriegsgewandt  theil  5,2272,  vgl:  die  Franzosen  woren 
kriegsgewandter  und  zahlreicher  als  Ihre  gegner.  EicHiNOoarr 
dtchUr  und  ihre  gesellen  1.10.  ebenso  vereinuU  gefecbUgewandi, 
pfeilgewandt  {tgl.  pfeilgeQbt  Iheil  7,  ip.  IM2),  geachllftsgewandt, 
tgl.  theil  i,  1,  tp.  3S27 ; 

Alesi'.  du  bist  ein  mensch,  der  mit  ger&H'ger  tOnche 
die  rohheit  des  gemOtes  Qbertog. 
fein,  höflirh.  unterwOrflg,  dienstgewandt. 
frech,  aurgeblasan,  rauh,  gemein  und  wild. 

K.  iaiERMAKN  die  Bojaren  6, 1  (»eike  16,  i.  360). 

1))  lebenagewandl,  vgl.  theil  t,  uz,  vgl.:  gleich  nach  Lucidor 
kam  noch  ein  fremder  hinzu,  nicht  mehr  jung,  von  bedeuten- 
dem anaehn,  wQrdig,  lebensgewandt  und  durch  kenntnisz 
der  weitesten  weltgegenden  höchst  unterballend.  GOtbü 
(wanderjahre  1,8)  21,133; 
der  kalter  .  .  . 

als  er  ging  die  kröne  sich  sn  holen, 
hat  er  uns  auch  die  kappe  mligebracbL 
nun  sind  wir  alle  Deugeooreo; 
ein  jeder  ««eltgewandta  mann 
ilehi  sie  behaglich  Ober  köpf  und  obren. 

(faii«<  II),  eb«Mo  wahlverwandttchaflen  1,10. 


GEWANDT  (geschickl) 


5310 


I))  federgewaodt,  rt««a«  redegewandt,  vgl  Iheü  1,  Wl : 
io  roAcbi  leb  saibsi  io  kOnttlkbeo  aonetien 
In  »praebgewandur  MBiz«  kOboaiD  ttolt« 
das  beste,  wa«  gefObI  mir  gibe,  reimen. 

(i<0.  totell)  1.171. 

b)  der  absolute  gebrauch,  dte  »tfrterlidktr  iirtiiuii  von  dieser 
verwendungtarl  in  geringerem  grade  ken»lmk:  («wandt,  gewiegt, 
geschickt,  tersato,  habtU,  adkirutato,  Hmomtto,  hMbtU,  adroil, 
airesü.  HiDiim  S8t^  gewandt,  vlug,  vaerdif,  rrt  bedreeveb. 
WKisiKRaacn  417*;  gewandt,  vtrmtut,  vertablu.  Atta  9»'; 
gewandt,  inversus . , .  veriutus  et  ealUdu*.  KiaacH  im';  gewandt. 
agile,  soupU,  esptdUif.  noueeam  diel,  {Siraitburg  1771)  t  SM'; 
datu  vgl.  ou$  der  bair.  mundart  ScflHiLLEB  l',MS.  LiiRB  kdrntm. 
wb.  2V>.    vgl.  auch  FiRMliticn   1,476,60  /Ar  4»$  kitssuah«. 

a)  die  funetion  des  priduals. 

1))  et  helmt:  ich  lAi;  im  sode, 

und  wtre  nicht  gewandl. 
o!  relKt  mich  aiii  dem  klliel, 
und  gebt  erb6huni;»-mlltel. 

und  seht  mich  wieder  an,  was  gllu?  Ich  bla  lalaat. 
GdHTaaa  qei.  110; 

wie  geheim  und  heilig  wiederum  ist  Jacobs  gesieht  de*  «r- 
lifneten  himmels,  des  ihm  so  nahen  gottes  seiner  viter,  wie 
bittersüsz  und  angenebm-inübselig  die  be^chreibung  semes 
<li(>nstes  bei  Laban,  gleichsam  beroisch-nacbtiicb  sein  kämpf 
mit  dem  unbekannten,  und  endlich  über  alle  maaaz«  gewandt 
und  biegsam  die  verschlungene  geschichte  Josephs.  HiaoBi 
{briefe,  das  studtum  der  theologie  betreffend,  t.  theü)  lu,37;  er  ist 
gewandt  wie  ein  aal,  klammert  sieh  aber  auch  ebenso  feat 
an.  GsASBE  {Napoleon  3,3)  werkt  3,166. 

1))  er  ist  eigentlich  pracktischer  nattir,  auch  Ober  seine 
jähre  im  leben  einsichtig  und  gewanndi,  und  weisx,  wie  ich 
schon  in  häuslichen  dingen  sehe,  ein  ihm  aufgeiragnes  ge- 
schüft  mit  ruhe  und  Sicherheit  durcbzofOhren.  G&the  briefe 
21,898;  Wilhelm  Schlegel  ist  nun  hier  und  es  ist  zo  hoffen 
dasz  er  einscblfigt.  so  viel  ich  habe  vernehmen  können,  ist 
er  in  ästhetischen  baupt-  und  grundideen  mit  uns  einig,  ein 
sehr  guter  köpf,  lebhaft,  tliiUig  und  gewandu  11,07;  er  {der 
Perser)  war  scharfsinnig,  gewandt,  gebildet,  mild  und  freundlich 
gegen   fremde   und   unterworfene.    IL  M.  Arndt  geist  der  atU 

(1807)  1,  117. 

S))  es  kOoDe 

Hinze  der  kater  sogleich  die  boischafi  Reineke  briogan. 
well  er  klug  und  gewandt  sei.    GOvbi  {Heinekr  /'mc/h)  40, 31 

(Gottsched  s.  43:  als  welcher  sehr  klug  und  gescheiü  wire. 
Reinke  de  vot  vrod.)\  andere  vOiker  mOgen  gewandter  sein  und 
witziger  und  ergötzlicher,  aber  keins  ist  so  treu  wie  das  treue 
deutsche  volk.  Heine  Hanreise; 

und  drei  feen 

scbOn  zu  sehen 

aber  lOckiscb  und  gewandt. 

GaiLLrAasBB  (Melusima)  7,118. 

daiu  vgl :  das  Ist  e'  gwandter,  ein  bandvester.  wörterhuk  4m 
Konstanter  Hans  (1701)  bei  Kluge  rolwälseh  s.  167. 

ß)  die  funetion  des  attribiäs. 

1))  ein  gewandt  pferd  ...  hn  cheval  adroilf  liger  alawmm, 
Rädlbir  1, 381 ;  ein  wol  gewandt  pferd,  a  kmu  well  mässfei. 
leutsck-engL  wb.  (I71S)  1447.  ikmikk  KB&aaa  {Nimherg  171»)  3,«r: 
ein  gewandtes  pferd,  chnal  Mtkdmini;  ein  pferd  gewandt  aacbea, 
d^libeier  ««  ckevaL  namteau  HeU  (Sirass*.  1111)  SM*.  Scawaii 
(1782)  1,746. 

II)  dast  euch  ein  gewandter  fuss  mehr  gilt  als  eia  |»> 
wandtet  köpf.  Sapbir  ej4ra  ^az<ir  S(i8S3):  was  Gains  GraeclMN 
gewandte  band  zusammengezwuogen,  hatte  tbeils  die  osMkt 
der  verbsltnisse,  tbeils  und  vor  allem  die  grobe  baaeralaMt 
seines  nnfahigen  nacbtreters  wieder  aufgelOaL  MMaaiii  rIaiL 
getch.  1,  198. 

3))  die  Versetzung  des  hofmecbanicaa  KOmer  von  Weimar 
nach  Jena  brachte  einen  geschickl-gewandten,  tbitigeo  mann 
den  dortigen  anstalten  in  die  nibe.  GOtrb  (laf-tt.jaAret/kr/fo  isil) 
31, 117;  der  herr  rait  der  brille  ...  kannte  jeden  schlopfwinkei, 
welchen  das  gesett  dem  gewandten  mann  offen  lässt.  G.FsBTTac 
(loU  «.  haben  1,8)  4, 119;  du  wirst  ans  den  zeiUingen  meine 
wähl  in  Brandeoborg  ersehn  haben;  es  war  ein  harter  kämpf, 
da  der  gegner  oberbörgermeister  und  ein  sehr  gewandter 
fähiger  mann  ist.  BisaAScs  an  teinen  bnier  lO.  2. 40,  i.  Korl 
Bismartkbriefe  77;  der  kurfOrst ...  bat  ibn  piMzIich,  den  jagd- 
janker  vom  Stein,  einen  jnngen,  rflstigen  und  gewandten  herra 
...  ins  Zimmer  so  rufen.  H.  v.  Klbist  {Mtekaei  feUb««^  «,ltT 
IvUinf; 


5311 


GEWANDT  (geschickt) 


GEWANDTHEIT 


5312 


das  tnaskenharte  spiel,  das  eio  gewandter  freund 
aus  Roms  Terfairnem  schütte  .  .  . 
neubelebt  herangeführt. 

GöTHB  [was  wir  bringen,  19>  auflritl)  11,315; 

uns  aber  hat  er 

seine  gewandteste 

verzärtelte  tocbter 

freut  euchl  gegönnt.        {meine  götliii)  1,62; 

schon  sah  er  im  geiste  die  schöne  Fides  ...  als  gewandte, 
lebensfrohe  frau  vor  sich  stehen  und  gehen.  Keller  Züricher 
novellen  (Hadlaub)  1,82;  denn  sicherer  und  entscheidender 
tritt  ein  körperlich  starkes  und  gewandtes  volk,  begabt  mit 
muth  und  vaterländischem  sinne  vor  den  risz  als  ein  . . . 
ungeübtes  und  schwaches.  Guts  Muths  turnbuch  f.  d.  söhne  des 
Vaterlandes  17. 

4))  und  wenn  sie  denken,  dasz  vom  beweglichen  laden- 
diener  und  dem  eingebildeten  kaufmannssohn,  bis  zum  ge- 
wandten abwiegenden  weitmann  . . .  alle  nach  und  nach,  bei 
mir  vorbei  gegangen  sind.  Götiie  {lehi jähre  4,16)  19,98;  hierauf 
folgen  einige  honneteläten  für  des  autors  persönlichkeit,  wie 
es  einem  so  gewandten  weit-  und  hofmanne  geziemt,  triefe 
21,439;  abgesehen  von  dem  gesicherten  und  reichlichen  er- 
werbe, welchen  ein  gewandter  geschäftsmann  verbürgte,  war 
ja  diese  ganze  kunst  dem  dienste  der  frauen  gewidmet. 
G.  Keller  (d.  grüne  Heinrich)  1,  226. 

5))  ein  gewandter  arbeiter,  an  expeditious  or  clever  loorkman. 

Hilpert  l,  463'; 

und  so  bab'  ich  auch  den  flscher 
ruhig  sehen  netze  werfen, 
brauchte  dem  gewandten  tischer 
winlieimaa.^z  nicht  einzuschärfen. 

GöTUR  (divaih  buch  des  unmulhs)  5,105; 
an  die  ecke  der  strasze  dort 
setzt  ihr  tischchen  mit  kupfermoneten  die  wechslerin, 
hier  den  stuhl  der  gewandte  barbier. 

Platen  (hildcr  Neapels)  2,213; 
zu  einem  artigen  haus  . .  zu  kommen,  ergehe  sich  die  vor- 
teilhafteste gelegenbeit  aus  dem  amtlichen  geschäftsieben 
selbst ...  wo  ein  gewandter  notar,  wenn  er  die  äugen  auf- 
thue  und  etwas  wage,  ja  zunächst  bei  der  anrichte  stehe. 
G.Keller  {Martin  Salander)  werke  8,138;  da  brachte  sie... 
unterschiedliche  tuchabschnitzel,  ...  die  sie  ihm  ja  nicht  zu 
verlieren  empfahl,  indem  ein  gewandter  Schneider  die  existenz 
eines  rockes  mit  dergleichen  um  ein  volles  jähr  zu  fristen 
vermöge,  d.  grüne  Heinrich  l, '20;  der  mann  hat  savoir  vivre, 
gibt  einen  gewandten  wirth.  H.  Kurz  (der  sonnenwirth)  6,195; 

die  schale  siehst  du  nur,  den  edelstein 
hat  ein  gewandter  dieb  listig  gestohlen. 

Grillparzer  {ülanca  v.  haslUien  5,9)  10",  192; 

der  gewandte  Schwimmer  strebte  einer  Wassernixe  zu.  Roseggbr 
(Heidepeters  Gabriel)  11,282;  Schlittenfahrten,  die,  so  oft  es  sich 
thun  liesz,  veranstaltet  wurden,  gaben  ihm  gelegenbeit,  sich 
als  gewandten  vorreiter  ...  zu  zeigen.  Immermann  (epigonen  2,14) 
5,142;  'so  entrinnst  du  uns  nicht,  du  doppelzüngiger!'  drang 
herr  Wilhelm  Tracy,  der  unter  den  vieren  der  gewandteste 
redner  war,  auf  den  primas  ein.  C.  F.  Meyer  der  heilige  210. 

6))  so  übt  er  jedes  pünktlich  aus, 

mit  schnell  gewandtem  sinn. 

Schiller  (der  (jang  nucli  dem  eisenhammer)  11,253; 

selten  hat  vt'ohl  ein  maier  mehr  gewandte  fügsamkeit,  sich  in 
alle  nur  erdenkliche  formen  einzupassen,  an  den  tag  gelegt,  als 
Johann  Franz  Barbieri.  Matthisson  (umrisse  aus  Italien,  Bologna) 
4, 166;  Hermann's  gewandte  entscliiedenheit,  der  leichte  ton, 
mit  welchem  er  von  allem  wenigstens  zu  reden  wuszte, 
waren  eigenschaften,  die  ihm  bei  ihr  nur  nützten.  Immermann 
(epigonen  2,  13)  5,  s.  139;  Anton  hatte  einen  liefen  respeci 
vor  dem  gewandten  ton,  der  leichten  Unterhaltung  und  den 
geschliffenen  formen  des  Umgangs  in  die  familie  mitgebracht. 
G.  Freitag  (soll  u.  haben  4,3)  5,55;  sonst  virar  er  von  ge- 
wandten weltformen,  scherzte  mit  giazie,  sprach  über  alle 
Vorkommnisse  des  lebens,  ohne  den  schein  übergroszer  Ver- 
traulichkeit anzunehmen.  Gutzkow  ritter  v.  geist  2*,  35;  eine 
gewandte  Schreibart,  spräche,  o  free,  clear,  easy  style,  language. 
Hilpert  1,463",  ähnlich  Heysb  1,577;  bei  all  diesem  freute  ich 
mich  . . .  ihrer  klaren  und  gewandten  Schreibweise.  G.  Keller 
(on  Ludmilla  Assing)  bei  Bäcbtold  3,55;  eine  gewandte,  ob- 
schon  falsche  technik  war  das  eigentliche  wissen  meines 
meisters.  (d.  grüne  Heinrich)  l,2T2;  bei  dieser  gelegenbeit  wird 
ihnen  das  variiren  derselben  melodie  grosse  dienste  thun 
und  es  ist  ein  sehr  schöner  einfacher  eindruck  den  man  am 
rechten  orte  durch  einen  minor  durch  eine  gewandte  harmonic 
hervorbringt.  Götmb  an  Kayser  (1780),  briefe  4, 170, 


y)  die  function  des  adverbs, 

1))  dasz  niemand  feiner  lacht 

als  Signor  Klaudio,  noch  schöner  tanzt  und  singet, 
gewandter  reitet.        Wikland  {Pervonle)  18,145; 

der  gewandt  wie  keiner  die  höchsten 
raben  erklomm  und  gewandt  am  ergrilTenen  taue  herabglitt. 

Voss  Uvid  1, 192; 
es  knackte  der  fuss,  sie  drohte  zu  fallen, 
eilig  streckte  gewandt  der  sinnige  Jüngling  den  arm  aus, 
hielt  empor  die  geliebte.      Götuk  (Denn,  u.  Üoi:  8)  40, 320 ; 

unvermerkt  drangen  seine  blicke  ...  in  einen  garten  ...  wo 
ein  frauenzimmer  . . .  sich  in  eine  grosse  wasserverlicfung 
stürzte,  darin  verschwand,  wieder  hervorkam,  das  nasse 
kOpfchen  schüttelte  . . .  geschickt  und  gewandt  mit  dem  köpf 
sich  wieder  untertauchte.  Heinse  (Hildegard  von  Hohenthal) 
werke  2,5;  der  vornehme  stolz  der  multer,  der  miszfällige 
blick  der  tochter  und  das  zerstreute  äuge  des  sohnes  wurden 
von  dem  armen  bocher  eben  so  gewandt  aufgefangen,  wie 
die  bunten  strahlen  eines  prlsmas  von  einem  beobachtenden 
naturforscher.  G.  Freytag  (soll  u.  haben  1,4)  4,52. 

2))  er  verbirgt  seine  gesinnungen  nicht,  ja  er  läszt  sie 
nicht  einmal  enathen,  sondern  er  spricht  sie  ganz  deutlich 
aus;  doch  weisz  er  sie  rhetorisch  gewandt  mit  aligemeineren 
historischen,  kritischen  ansichten  und  Überzeugungen  zu- 
sammenzuflechten, dasz  man  recht  aufpassen  musz,  um  genau 
zu  unterscheiden,  wo  man  mit  ihm  einig  seyn  kann,  oder 
wo  man  ihn  musz  fahren  lassen.  Göthe  briefe  20,5.96;  anstatt 
mich  nun  gewandt  und  klug  nach  der  sacbe  umzuthun  und 
irgend  einen  aufscblusz  zu  suchen,  ging  ich,  nach  meiner 
entschlossenen  weise,  sogleich  meinen  weg  nach  hause.  (dtr/i(. 
u.  wahrh.  20)  48, 183. 

c)  die  Verstärkung  durch  adverbien  wird  bei  Göthe  angebahnt, 
der  synonyme  participia  mit  gewandt  verbindet,  die  in  die  function 
des  adverbiums  iibergleiten,  vgl.  geschickt  gewandt  (s.  obensp.  5310). 
dazu  vgl.  kluggewandt,  kühngewandt,  raschgewandt,  schnell- 
gewandt,    andere  arl  sind  allgewandt,  vielgewandt  u.  o. 

d)  auch  Steigerungsformen  als  sicherste  Zeugnisse  für  den  über- 
tritt in  die  kalegorie  des  adjectivs  sind  am  absolut  gebrauchten 
particip  belegt,  vgl,  oben  der  gewandteste  redner  «.  o.,  vgl,:  stieg 
er,  gewandter  als  das  gemstier,  an  schwindlicht  hoben  fels- 
wänden  zu  den  grünen  vorspringen  der  grindein.  Zscbokre 
novellen  (Addrich  im  moos  cap.  13)  s.  66. 

GEWANDTHEIT,  /.,  ableitung  vom  vorigen,  jedoch  nur  in 
den  unter  2)  dargestellten  bedeutungen.  das  älteste  beispiel  ist 
aus  Lessing  belegt: 

das  feine,  spitze  ding,  besorg  ich  nur, 

in  meiner  plumpen  band  zerbrichtfo.    so  was 

will  ausgeführt  sein,  wie's  erltiuden  ist: 

mit  aller  pflfllgkeit,  gewandiheit.    (A'a(/i(in  3,4)  3^84. 

es  ist  eine  der  letzten,  abgeleiteten  bedeutungen  des  particips,  die  hier 
an  dem  ersten  beispiele  für  das  Substantiv  zu  tage  tritt,  spätere 
belege  greifen  mehr  auf  ursprünglichere  Verwendungen  zurück, 
so  auf  die  körperliche  fertigkeit  und  geschicklichkeit.  eine  grosze 
manniyfaltigkeü  der  Verwendungen  läszt  sich  aus  Göthe  nach- 
weisen, der  das  Substantiv  sehr  begünstigt,  ihm  entstammt  auch 
das  erste  beispiel  für  den  pluralgebrauch,  der  sich  jedoch  wenig 
entwickelt:  dieser  brachte  den  söhn  zurück,  geübt  in  allen 
ritterlichen  gewandtheiten.  (noten  z.  divan)  6,  226;  bei  deinen 
übrigen  talenten  und  gewandtheiten.  Babel  buch  des  andenkens 
2,145;  Ungeschicklichkeit,  die  doch  so  viele  gewandtheiten 
und  fertigkeiten  gar  nicht  ausschloss.  'unsere  zeit'  (1881)  1,362. 

1)  der  absolute  gebrauch:  gewandtheit,  plur,  inus.,  vlugheid, 
vaerdigheid,  bedreevenbeid,  f.  Weissenbach  437*. 

a)  körperliche  geseliicklichkeit. 

a)  die  beliebteste  Verbindung  ist  hier  kraft  oder  stärke  und 
gewandtheit.  bald  wird  in  solchen  Verbindungen  das  zusammen- 
gehörige der  beiden  eigenschaften,  bald  deren  Verschiedenheit  hervor- 
gehoben. 

1))  erinnert  man  sich  aber  seiner  universitätsjahre,  wo 
man  gewisz  zum  fechtboden  eilte,  wenn  ein  paar  meister 
oder  Senioren  kraft  und  gewandtheit  gegen  einander  ver- 
suchten. GöTHB  (no<en  z.  djran)  6, 226;  der  adel  bestand  aus 
den  münnern  gewisser  familien,  denen  man  besondere  kraft 
und  gewandtheit  als  angeborene  Vorzüge  zuschrieb.  Schlosser 
wellgesch,  1^,  180;  aber  die  gewandiheit  und  kraft,  mit  welcher 
er  das  pferd  herunterrisz  und  zum  stehen  brachte,  liesz 
einen  jungen  mutigen  reiter  ahnen.  Hadff  Lichlenstein  (1)  «.15; 
so  erschienen  hier  die  einen  von  rastloser  arbeit  gebraunt 
und  getrocknet,  zäh  und  hart,  andere  in  energie  und  ge- 
wandtheit aufblühend.    G.  Keller  d.  grüne  Heinrieh  1,39;    das 


6313 


ÜKWANÜTIIEIT 


GEWANDTHEIT 


5314 


volk  Lestand  zwar  in  der  beroeiizeit  au*  edelo  uod  uoedeln 
...  der  Vorzug  der  ertleren  beruht«  oicbt  etwa  blut  auf 
ihrer  geburt,  »oadern  et  bedurfte  duzu  auch  der  erwerbuog 
eiuer  gröszereii  tittrke,  tapferkeit  uud  gewaodliieiU  ScHLOsata 
wellgach.  i*,  170. 

2«)  dort  hingegen  (in  Rom)  bat  man,  «uf  eiaem  beioab« 
recbtwinklicbt  aufgeHtellten  »tack  arcbiteklur,  *un  deo  ziemlich 
hoben  atufea  [d.  heil.  Irtjipe)  eiua  Dach  der  andern  unter  die 
knie*cbeiben  zu  bringen,  wozu  denn  doch  in  der  tbai  nicht 
wenig  inuskeinkraft,  und  Ubeideni  noch  ein  buber  grad  voa 
gyuinaslitcber  gewandibcit  erfordert  wird.  Mattiikson  (Rkvin- 
fahrl,  Eintiideln)  2,175; 

•<  hielt  <l«r  (chUaka  ilcb,  der  lelcbia 

In  lalnoni  vonhell  olTenbur. 

er  wich  ilxai  Telnd  um  knine  band  brall; 

d«m  war  die  kraft,  llim  lil«  gawaodibell. 

K.  laaiRMANN  liiitan  u.  hutil»  (wtrlu  19,  «.  13«); 

allein,  alle  dieae  einfucben  . . .  arbeiten,  kOnnen  iwar  atSrke 
und  dauer  geben,  aber  gewandtheil  weder  geben  noch  laiaen. 
GoTa  MuTBi  turnbuch  für  dit  löhm  du  taUrlanda  (1811)  10;  ge- 
wandtheit  gebt  über  «tflrke,  franu  adrttu  patu  forct ...  engin 
vaut  mitux  que  forct.  W'ANDik  1,18;  der  erste  wioter  war 
eine  harte  lebrziil  . . .  aber  sein  ehrgeiz  war  aufgestachelt, 
und  eine  natürliche  geMandlbeit  kam  ihm  zu  gute.  G.  FaaiTAC 
{freieorporal)  12,  2lii. 

ß)  ichon  die  körpciitclie  guchUklichkeil  ist  meitl  nicht  bloti 
das  erqebnis  längerer  ubung,  sondern  lugUich  der  autßuti  gtisltger 
beweglichkeü. 

0)  die  dicken  kttssen  machen  das  aizen  ziemlich  erträglich 
(in  d.  holt,  kutschen),  aber  mit  der  gröszten  gewandheil  kann 
luan  sieb  auf  scbirchtem  ^teinpnaster  nicht  vor  argen  kopf- 
nüsaen  an  den  bükwlindcn  bergen.  Jitnunt  nachgeLsehriften  \it3; 
diese  Allmürker  und  Miigilebnrger  waren  keine  hünengeslaiten 
wie  die  Foiuniern  und  Westpbaien,  aber  in  ihrer  gelebrigkeil, 
gewandtbeit  und  gutwilligkeit  erhoben  sie  sich  an  diesem 
tage  zu  der  höchsten  stufe  kriegerisches  bcldentbums.  Siati 
begründung  des  d.  reiches  b*,  IM;  er  erinnert  an  Mural  ... 
ober  mehr  an  seinen  muth  ala  an  seine  gewandtbeit.  Gbabbk 
(^apoi<on  &,  5)  3,  231;  Alfons  aoll  hier  über  die  auszeroident- 
liche  Schönheit  und  kriegerische  gewandtbeit  Antonios  er- 
alaunt,  zu  den  seinigen  geäussert  haben.  Flatbn  {gesckichttn 
du  königreichs  Neapel  3,  9)  5,  190. 

2))  seine  spräche  ist  Äusserst  preussiach  und  auch  sein 
apiel...hat  eine  gewisse  anmasziiche  gewandtbeit.  Götbe 
(aus  Frankfurt  1191)  43,  38;  der  bttrger  .  .  .  genosz  auf  den 
bretterbäniien  den  kaCfe,  welchen  ...  die  wirtbsleute  mit 
groszer  gewandtbeit ...  zu  bereiten  wuazten.  G.  FanYTic  (aus 
einer  kleinen  stadt)  13, 142. 

b)  die  geistige  beweglichkeit. 

a)  mit  körperlicher  fatigkeit  verbunden  ist  die  gevandtheit  des 
sprechenden:  du  solltest  einmal  hören,  mit  welcher  gewandtbeit 
ein  solches  siicbsiscbes  inädchen  auf  fragen  antwortet.  H.v.Kieist 
briefe  an  seine  braut  s.  *1 ;  dr.  Bucbholz  fuhr  fort  die  neusten 
physisch-chemischen  erfahrungen  mit  gewandtbeit  und  glück 
vorzulegen.  Götbk  (annalen  1190)  31,09;  der  Schlosser  Vinzenz 
sprach  mit  wSrmc  und  groszer  gewandtbeit  gegen  diese  ein- 
ricbtung.  Aukbbacb  neues  leben  3, 2U9;  Leo  setzte  mit  vieler 
gewandtbeit  den  dichtemeith  Byrons  auseinander.  2,  119. 

ß)  die  beureglichkeit  und  schmiensamkeil  gegenüber  den  lebens- 
terhdllmuen;  verttnult  wird  sie  auch  als  veisehlugenheü  aufgefasst, 

1)1  der  aufenthalt  in  Paris,  die  beobachtung  des  äusseren  der 
bufleute...  alles  trug  dazu  bei,  die  höchste  gewandtbeit  und 
acbicklicbkeit  des  geselligen  lebens  gleichfalls  auf  die  bQhne 
tu  verpllanzen.  Götbb  (dicht,  u.  mahrk.  11)  28,00;  das  haben 
sie  {die  Russen)  bewiesen  und  werden  sie  beweisen,  wie 
fürchterlich  unter  gewissen  umstünden  ein  volk  ist,  dessen 
gehorchende  feste  tapferkeit  mit  blindem  gehorsam  ver- 
einigen und  dessen  befehlende  die  feinheit  und  gewandtbeit 
von  gebildeteu  haben.  L.  M.  AanoT  ansithten  u.  aussichlen  &oo; 
entweder,  dacht  ich,  kannst  du  dir  noch  glücklich  durch 
gewandtbeit  dein  eigentbum  erobern  oder  du  entdeckst  dich 
dem  geheimrath  von  Härder  und  machet  diesem  maskenspiel 
•in  ende.  Gutzkow  ii;(rr  r.  geist  l,25i;  auf  einer  anderen  insel 
aaszen  die  geschwoieoen,  schlichte  mSnner  .. .  mit  ihrem 
obmann,  tu  dem  sie  in  der  eile  denjenigen  ernannt,  dem 
sie  unter  sich  vormöge  seiner  sonatigen  etwaigen  Stellung  di« 
meiste  gewandtbeit  zutrauten.  G.  KiLLisa  (Martin  Salander) 
t0«rt<8, 318;  ich  weisz,  daaz  die  papiere  hier  vorhanden  aind, 
ich   habe  grund  aniunebmen,  daai  ea  ihnen  bei  ihrer  ge- 


wandtbeit möglich  seiu  wird,  dco  besilzer  deraelbeu  zu  er- 
mitteln. G.  KkkiTA6  {soll  «.  haben  6,1)  &,  »31 ;  der  minister 
hatte  deo  eindruck,  dast  die  kalegorie  ooaraa  hausbackneo 
preussischen  laodadela  ...  die  mangel,  welche  «r  ao  der  ge- 
wandtbeit des  peraonalbettaudes  dieaat  dieosUweige*  fand, 
zu  decken  nicht  geeigoet  war.  Bita*Bca  gedanken  u.  erinne- 
runge»  I,  S. 

3))  leb  lata«  aleb  aiasBaU 

wieder  nach  bofa  bereden,  um  in  das  köoia«  («wall  alek 

wieder  tu  gaben:   aa  braucbia  warbaflif   die  i;''ö*i>*  ff*- 

•andibait 

meinen  dauman  all  noib  au*  aainaa  muuda  tu  bring«*. 
GOraa  (Hcinrkf  /mc'i«)  40,  tut: 

vor  garlcbu  varuaiaat  du  uns.  wir  «ar«n  gaborgan. 

niemand  könnt«  batlabn  vor  dir  und  deiner  gawandlb«U. 

rbrnila  120 

(im  Remke  de  vo$  fallacieo,  bei  GoTraoiBb  veracblaf«nh«it), 
ebenso  2ü7. 

y)  doch  auch  auf  du  kiher«  denklthitigkeit  wird  ia$  $mk- 
stantits  übertragen:  selbst  die  elendsten  spiizfündigkeiteo  der 
möncberei,  die  romanhaftesten  pbanlasiereien  zeigen,  dasx 
feiobeil  und  gewandtbeit  gnug  in  der  weit  war,  derglaicbeo 
auszudenken,  zu  faszen :  datz  man  würklich  scharf  anflng  io 
so  feinem  elemente  zu  athmen.  Hutotu  werke  !>,iti  (auch  eine 
phüosophte  der  geschtehte) :  seit  Schillers  ablehen  hatte  ich  mich 
von  aller  philosopbie  im  stillen  entfernt  und  suchte  nur  die 
mir  eingeborene  meihodik,  indem  ich  sie  gegen  naiur,  kunsl 
und  leben  wendete,  immer  zu  grüszerer  Sicherheit  und  ge- 
wandtheil auszubilden.  Görati  annalen  1811,  wterke  SO,  i.  S0:> 
(Cottasehe  jubiL-ausgabe);  geist  und  gewandtbeit  und  manche 
einzelne  IrefTiicbe  enlwoifene  und  durchgeführte  stücke  er- 
scheinen freilich  auch  io  diesem  buche.  E  U.  kuMtj  sfhnflen 
an  meine  luben  Deutschen  3,  29. 

d)  bei  der  besiehung  auf  geistige  fdhigkeittn  »erden  auch  du  wer- 
bindungt-n  des  absolut  gebrauchten  substanttrs  mannigfaUtger ;  «» 
stelle  von  formein  wie  mit  gewandtbeit,  mit  grosser  gewandtheil 
u.  a.  treten  lundsckuftliehe  kennietehnungen.  charakteritiereude  ad- 
jectite:  sie  achnappten  dem  armen  landskinde  jeden  bisaro  vor 
dem  munde  weg  ...  diese  spitzköpflgen  Franzoaen,  an  welche 
Friedrich,  in  einseiliger  Schätzung  Oberrheinischer  gewandtbeit 
seine  gunst  und  sein  geld  oft  wegwarf.  Pbdtz  torlesungen  über 
die  gesch.  d.  deutschen  Iheaters  293;  weil  aber  . ..  alles  dieses 
eine  gewisse  durchdringende  individuelle  riosicht  verlaogte; 
SU  wurde  die  persönliche  gegenwart  desjenigen  der  zo  eot- 
scbeideo  berechtigt  war,  um  so  mehr  erfordert,  als  hisr  kein 
plan  sich  denken  liesz,  und  nur  eine,  die  augenblicklicbeu 
umstünde  benutzende  gewandtbeit  zum  ziele  führen  konnte. 
GöTBK  (annalen  lbo9)  22,4»;  ich  würde  ihnen  niemals  ralbeo 
eioe  ateile  anzunehmen,  die  so  viel  routinirte  gewandtbeit 
erfordert,  wenn  man  sie  mit  einer  gewissen  aisance  bekleiden 
und  nicht  sein  leben  darüber  aufopfern  wüL  briefe  I&,  281; 
ein  hofmeister,  der  mädchen  zu  erziehen  wüszte  ...  mflazte 
so  viel  well,  so  viel  weiberkenntnia,  so  viel  wilx,  so  viel 
launige  gewandtbeit  bei  eben  ao  vieler  festigkeil  beailzeu. 
J.  Paul  (mumi<n  10.  uklor)  l,  131. 

2)  der  relative  gebrauch. 

a)  beiiehung  auf  organe  des  körpers:  er  hat  eine  groaie 
gewandtheil  seines  kürpers  und  ist  berr  Ober  alle  seine 
organe,  deren  unvollkommenbeit  er  tu  verbergen,  ja  sogar 
za  benutzen  weisz.  Götiib  6ri«^e  il,  U;  begeistert  sie  mit  der 
liebe  für«  Vaterland  ...  ateigert  ihnen  die  kraft  und  gewandt- 
beit des  körper«.  Gors  Munis  («m^H«*  für  die  sdkme  iet  Mler- 
landet  17;  gewandtbeit  des  leibes.  ihrer  bedarf  der  «ehnnoa, 
so  wie  der  eigentliche  krieger.  24; 

an  Solamir  and  «eiaen  «dien  achaui 

«in  weiblich  auee.  lauern,  mancben  r«is 

.  .  .    gewandtbeit  dar  geüalt, 

dar  nelfung  faunr  and  der  warbung  kOhnbalk 

GOtmb  {Unctft  I)  7,244: 

nun  «Is  leb  h«ul'  am  wagen  dieh  sab  in  rraber  gewaadtbaii, 
«ab  dia  »Urka  de«  arma  und  die  volle  gawandtbait  drr  gliadar. 
war  ich  beUolTen.       {Herrn.  ■.  Oo'Uk.-feVoiu)  40.306; 

in  freien  stunden  streiften  aie  botanisirend  durch  wald  und 
feld  oder  übten  ao  den  etangen  ...  die  gewandtbeit  ihrer 
glieder.  Tb.  Stobh  (Jokm  iitw)  werk«  8,  l(M. 

h)  einschrinkun§  da  hefriffa  auf  einulkeiten  der  iusieren  «r- 
seheinung:  der  keiaer  bewundere  dieachönebaltoogdertruppea 
so  wie  des  aofobrers  gewandtbeit  als  reiter.  Platb<i  (föd. 
d.  königreichs  Neapels  1, 3)  werke  8,  &3:  die  raschen  übergange 
ihres  mienenapiels  vom  ernst  zur  kindlichen  fröbliclikeit,  ihre 
gewandtbeit  beim  auf-  und  abtragen  der  apeiseo  ...  all  4at 


5315       GEWANDTHEIL  — GEWANDTROG 


GEVVANDTRUHE  — GEWANDUNG        5316 


schwebte  anhaltend  vor  seinen  äugen.  Zschokke  novellen 
{Addrich  im  moos  8)  3,  41 ;  bei  der  mutter  an  die  einfachste 
iebens weise  gewöhnt,  war  meine  gewandtheit  in  fisch-  und 
vogelessen  nur  gering.  G.  Keller  (d.  grüne  Heinrich)  1,306;  je 
weiter  aufwärts  er  (der  Sprachforscher)  klimmen  kann,  desto 
schöner  und  vollkommener  dünkt  ihn  die  leibliche  gestalt 
der  spräche,  je  näher  ihrer  jetzigen  fassung  er  tritt,  desto 
weher  thut  ihm  jene  macht  und  gewandtheit  der  form  in 
abnähme  und  verfall  zu  Anden.  Grimm  vorrede  zum  wb.  1,3. 

c)  die  gröszte  Vielseitigkeit  zeigen  die  Verbindungen,  die  den 
begriff  nach  der  verstandesseite  bestimmen  und  ergänzen. 

a)  genetivverbitidungen. 

l))  eine  person,  wie  Aruja,  konnte  auch  der  gewalt  nach- 
tbeilig  werden,  die  ihr  die  gewandtheit  ihres  geistes  . . .  über 
den  geist,  das  gemüth  und  die  leidenschaft  des  sultans  er- 
worben hatten.  Wieland  geschickte  des  weisen  Danischmend 
cap.  49)  8,447;  sie  wichen  mir  mit  der  ganzen  gewandtheit 
ihres  geistes  aus.  Iuhebmann  (epigonen  2,6)  5,104;  wo  er 
{Diogenes)  zwar  von  seiner  gewöhnlichen  diät  so  wenig  als 
möglich  abweicht,  aber  durch  die  gewandtheit  seines  witzes, 
die  freiheit  seiner  zunge  .  . .  sich  so  angenehm  macht,  dasz 
seine  erscheinung  eine  desto  lebhaftere  freude  unter  den 
gasten  verursacht,  je  karger  er  mit  dieser  gefälligkeit  ist. 
WiELAtiD  (i4ris/jpp  2,  39)  23,  312;  auch  erinnere  ich  mich  ihrer 
äuszerung  dasz  den  Deutschen  gewandtheil  der  spräche  und 
das  Wortspiel  fehle;  Ich  war  damals  ihrer  meinung  entgegen 
und  bin  es  noch.  Gl.  Brentano  ges.  Schriften  7,5;  wenn  ich 
nun  auch  glauben  dürfte,  mit  gehörigem  fleisz,  des  griechischen 
hinlänglich  meister  zu  sein,  wenn  ich  mir  sogar  schmeicheln 
könnte,  die  so  nothwendige  gewandtheit  des  deutschen  ausdruks 
zu  besitzen.  W.v.Hdmboldt  an  ScAil/er  (8.  mai  1792)  s.  43  f-eitjmonn. 

ß)  prdpositionalverbindungen. 

l))  herr  Grüner  . . .  spielte  hier  einige  gastrollen.  er  hat 
gewandtheit  auf  dem  theater  und  eine  leichte  cultur.  Göthe 
(Schweizer  reise  von  1797)  43,  36. 

2))  dann  fing  er  an  . . .  die  versammelten  zu  entzücken  — 
durch  redeschmuck  —  und  gewandtheit  im  ausdruck.  RL^ckbrt 
(1.  makame)  li,  232;  der  schlendrian  auf  den  meisten  teutschen 
sprachschulen  martert  den  jugendlichen  geist,  bevor  er  noch 
festigkeit,  gewandtheit  und  Sicherheit  in  seiner  landessprache 
erlangt  hat.  Sciiwarzott  ein  teulsches  worl  gegen  die  unteulschen 
kunstausdrücke,  s.  Fn.  Schlegel  deutsches  museum  3, 117. 

3))  bei  den  laufenden  geschäften  zeigte  er  (erzherzog  Johann) 
gutes  und  schnelles  versländnisz  und  praktischen  sinn,  und 
unterstützte  seine  minister  vortrefflich  durch  die  gewandtheit, 
widerwärtiges  abzuhalten  oder  aus  dem  wege  zu  schaffen. 
G.  Freytag  [Karl  Jtfa//ii/ 3,  5)  22,297;  die  gewandtheit,  im  ge- 
sellschaftlichen tone  zu  sprechen.  Kant  anthropologie  22. 

3)  die  eben  belegten  und  andere  ähnliche  Verbindungen  ver- 
dichten sich  theilweise  zur  composition. 

a)  compoüita,  die  auf  den  relativen  gebrauch  zurückführen. 

a)  in  Jena  und  Halle  war  die  rohheit  aufs  höchste  ge- 
stiegen, körperliche  stärke,  fechtergewandtheit,  die  wildeste 
selbsthülfe  war  dort  an  der  tagesordnung.  Göthe  (wahrh.  u. 
dicht.  6)  25,  58;  kleltergewandtheit. 

ß)  in  den  römischen  elegien  hatte  Göthe  mit  eben  so  viel 
geistesgewandtheit  als  feinhcit  des  gesclimacks  sich  zu  einem 
deutschen  Properz  umgestaltet.  Bodtebwek  gesch.  d.  poesie 
11,386,  vgl.  oben  theiH,\,  sp.  2761.  rj/.  federgewandtbeit,  zungen- 
gewandtheit; in  der  freien  Sicherheit  der  weltgewandtheit. 
gartenlaube  10, 114*. 

Y)  mehr  formengewandtheit  als  gedankenfülle.  monalsbl. 
1,336';  Versgewandtheit  zeitschr.  d.  philologie  \\,\^<i. 

b)  composita,  die  auf  den  absoluten  gebrauch  zurückführen: 
affengewandtheit,  schlangengewandtbeit,  taschenspielerge- 
wandtheit  u.  a. 

GEWANDTHEIL,  m.  vereinzelte  jüngere  bezeichnung  für  den 
gewandfall  (vgl.  $p.  5290),  sie  ist  wol  nach  der  analogie  von  buthcil 
(bautheil)  gebildet:  gewandtheil,  s.  gewandfall  Hilpert  1,463*; 
eine  besondere  bürde,  welcher  noch  die  hörigen  einwohner 
der  Städte  unterworfen  waren  und  die  unter  dem  namen  des 
budtheiles,  gewandtheiles  oder  hauptrechtes  mit  charakte- 
ristischen Zügen  den  stand  ihrer  bOrigkeit  bezeichnete.  Beb- 
LEPSCH  Chronik  d.  gewerke  l,  23. 

GEWANDTING,  f.,  s.  gewandung. 

GEWANDTROG,  m.,  GEWANDTRÖGLEIN,  n.,  vgl.  gewand- 
lade, gewandtruhe:  da  seit  den  Schlüssel  zu  dem  gwand 
dröglin  schicken.  Th.  Platter  hrieft  an  seinen  söhn  3. 


GEWANDTRUHE,  f.  mehrfach  aus  der  heutigen  österr. 
dialectlilteratur  belegt:  oben  in  Sopherls  schlafkammer  sasz 
die  magd  auf  der  gewandtruhe  neben  der  Ihür.  Anzengruber 
(dorfgänge)  3, 129;  der  kaplan  griff  hinter  sich  nach  dem  hut, 
der  auf  einer  gewandtruhe  lag.  (goll  verloren)  289;  no  is  mein' 
g'wandtruhen  noch  da,  ich  find'  niemand,  der  mir  's  fort- 
schafft, (jungferngift  4,6)  8,77;  sie  legte  das  Sparkassenbuch 
in  ihre  gewandtruhe  ganz  zu  unterst  und  diente  weiter  beim 
Gregerbauer.  Rosegger  idyllen  441.  älter  und  aus  Frankfurter 
Urkunden  belegt  ist  kleidertruhe,  vgl.  theil  5,  sp.  1082. 

GEWANDTUCH,  n.  während  gewand  in  der  bei  Sciimeller 
2^,940  aus  Welsch-Tirol  belegten  Verbindung  de  baut  (wand)  tuch 
eine  maszbestimmung  entwickelt,  deutet  das  compositum  in  folgendem 
beispiel  wol  auf  die  art  des  Stoffes  hin:  wir  schicken  euer  lieb 
den  swartzen  sammet,  swartz  gewanttuch  zu  einem  rock. 
Anna  v.  Brandenburg  an  ihre  schwester  (1480),  $.  STtiNHAusEN 
privatbriefe  1,217;  vgl.  auch  englisch  gewandtuch,  pannus  Bri~ 
tannicus.  Henisch  1593. 

GEWANDUNG,  f.  junge  collectivbildung,  die  in  ihrer  haupt- 
verwendung  auf  gewand  =-  vestis  zurückführt ,  in  vereinzeltem 
gebrauch  jedoch  auf  wand  =  partes  hinweist. 

GEWANDUNG  I,  die  collectivbildung  zu  gewand  gehört  in 
ihren  litlerarischen  belegen  dem  19.  jahrh.  an  und  zwar  dem 
Sprachgebrauch  der  zeit  nach  Göthe.  die  erste  buchung  bietet 
jedoch  schon  Campe  2,359.  mundartlich  weisen  die  spuren  in 
das  18.  jahrh.  zurück  und  zwar  in  den  bair.-österr.  formen 
gwäntung  österr.  weisth.  5,730;  g'wandting,  gwantig  Schöpf  Tirol, 
idiot.  800.  in  den  gebrauchsformen  greift  diese  collective  bildung 
jedoch  nur  wenig  über  die  grenzlinien  hinaus,  die  wir  oben  für 
die  neuhochdeutschen  Verwendungen  des  einfachen  gewand  fest- 
gestellt haben:  die  umfassendste  bedeutung  lebt  wie  bei  gewand 
wiederum  in  der  bair.-österr.  mundart  und  wird  gleichfalls  — 
in  bestimmte  schranken  eingeengt  —  in  der  fachspreche  der  bilden- 
den künste  aufrecht  erhallen,  sonst  ist  der  umfassende  begriff 
nur  wenig  gepflegt,  ja  auch  die  engere  bedeutung  von  vestis  ist 
dieser  collectivbildung  nicht  fremd;  und  ganz  besonders  beliebt 
scheint  an  ihr  neuerdings  der  übertragene  gebrauch  im  sinne  von 
hülle,  form,  im  gegensatz  zum  Inhalt. 

1)  die  umfassende  bedeutung. 

a)  der  mundartliche  gebrauch:  so  ain  schwecher  ain  aiden 
in  sein  haushaben  einnimbt  . . .  soll  derselb  im  hausbaben, 
so  lang  er  daselbst  bleibt,  in  allem  treulich  und  lleissig  sein, 
dagegen  soll  er  als  anders  hausvolk  mit  zimblicher  gwäntung 
und  in  ander  weg  nach  hauses  stalen  treulich  und  gebürlicben 
gehalten  .  .  .  werden,  österr.  weisth.  (Enneberg ,  Tirpl)  5,  730 ; 
g'wandting,  f.  (am  Eisack  und  anderwärts),  collect,  kleidung 
Schöpf  Tirol,  idiot.  800;  'gwantum,  kost  geld  bei  Schhelleb 
1^,  942. 

b)  die  fachsprache  der  bildenden  künste:  hiebei  konnte  der 
sinn  für  schöne  und  edle  formen  nicht  gedeihn;  alle  einfache 
groszheit  verschwand,  in  der  gewandung  zeigte  sich  dieser 
Verderb  ganz  besonders  und  am  frühesten.  G.  F.  Schuppe  über 
die  neuere  deutsche  kunst,  s.  taschenbuch  auf  1837,  s.  82;  diesellie 
groszartigkeit,  welche  gestalt  und  haupt  charakterisirt,  durch- 
dringt auch  die  formen  und  falten  der  gewandung.  Staiir 
2  monate  in  Paris  l,  140;  die  gewandung  vor  allem  ist  voll 
Outhenden  Iebens.  149;  der  zum  laufschritt  gehobene  rechte 
fusz,  die  kurzgeschürzte  gewandung  . . .  alles  kündet  und  ist 
lebendigste  hewegung.  ebenda;  vgl.  auch  Jahrbücher  der  gegen- 
warl  (1847)  213;  sie  hatten  sich  in  Sanct  Gallen  bei  ihren 
maiereien  stets  an  Überlieferung  alten  bildwerks  gehalten 
und  für  gewandung  faltenwurf  und  bezeichnung  der  gestalt 
einen  gleichmässig  sich  wiederholenden  zug  angenommen. 
Scheffel  Ekkehard  s.  136;  ein  florentinischer  gesell ...  war  dem 
Schreibemeister  behülflicb,  woher  manche  der  gemälde  ihre 
ausdrucksvolle  einfacbheit  und  edle  gewandung  erhielten. 
G.  Keller  (Züricher  novellen)  werket,  iß;  die  unendliche  zart- 
heil,  mit  welcher  die  fernen,  durchschimmernden  gewandungen 
um  die  körperformen  sich  schmiegen,  die  behandlung  der 
farbentüne  wirken  . . .  wohlthuend  auf  das  äuge.  Gohl  leben 
d.  Griechen  u.  Römer  2, 213. 

2)  Verengerung  des  begriffes,  eine  anzahl  von  kleidungsstücken. 

a)  der  frauen  gemüth,  wie  hoch  es  auch  genaturt  sein 
mag,  erfreut  sich  allzeit  an  schmuck  zierrath  und  prächtiger 
gewandung.  ScH^rven  Ekkehard  s.  4;  Dominik  ...  schnürte  seine 
gewandung  noch  fester  zusammen,  hob  sie  auf  die  schulter 
und  verliesz  den  bof.  Aoerbach  (der  Lehnhold)  dorfgesch.  4,118. 

b)  die  gesamtheit  dessen,  was  jemand  an  sich  trägt;   der 


53 1 7         GEWANDUNd  —  GEWANDWERK 


GEWANDWOLLE  —  (iEW  ANKE 


5318 


kfliniiierer  Spa^zu  . . .  warf  einen  woblgaffilligen  blit  k  auf 
•eine  gewandung,  all  war'  er  sieber,  seiner  gebieierin  äugen 
beut  auf  sieb  lu  lenken,  denn  er  batU  ein  feetiekt  bende 
Tun  glanzleinwand  angelegt  und  cio  »aphirfarblges  oberkleid 
mit  purpurnen  auumen,  ailea  naek  oraMMl  acbnitt.  Scaimi 
Ekkehüfd  i.  4;  ein  bad  war  ihm  soreebt  |MBacbt  und  friecbe 
gewandiing  bereitet.  87. 

c)  du  tmuln»  kkidnttgiüütk,  iat  itr  gnamttn  IruM  d«n 
eharakUristiMehen  tmg  gubt:  wir  danken,  fiel  ihm  frau  Hsdwig 
in  die  rede  . . .  der  abt  xog  eine  funkelneue  kutle  berfflr 
und  apracb:  ao  ernenne  ich  denn  untere»  klunters  erlaoebMn 
acblrm*ugt  tum  ...  tugeechm-benen  bruiler  und  tchmflck'  ibn 
deasen  tum  zeugni»  mit  dei  ordent  gewandung.  ScnirrcL 
tMthard  s.ti,  ihiil.i.'M;  dt  sab  er  des  kellernaiiters  gewan- 
dunft  uud  em  paar  fliegender  lOpfe,  die  uicbt  zu  dieaem  babit 
geborten.  73;  und  wenn  icb  im  bemd  angeritten  kam«,  lo 
wttr'  die  gewandung  noch  stolz  genug,  um  vor  auch  icbwarze 
kutlen  ula  beruld  zu  treten,  tbtnda;  lie  hatte  vom  fenMer 
aus  drin  fremden  nacbgexpiiht  .  .  .  aber  des  mannes  tntlitz 
und  gewandung  war  ihr  unbekannt  geblieben.  Tn.  Stör« 
{Enkinhof)  *,'iHb;  ein  gefeierter  früherer  tage  erscheint  einrm 
apSleren  gescblecbte  als  ein  mann  in  allmodiscber  gewandung, 
ebenso  in  seiner  gesinnung,  nie  in  seinen  anscbauuogen  Ter- 
•Itet.  AKZENcauasR  ^i.  werkt  3,  t.  S. 

d)  dtn  abschhist  dieses  tntwieklunisganges  ktnnxtiekntt  die 
umuttung  in  den  ftlttral  für  die  unter  b)  angeführte  rfrwendung : 
ein  fOrsicbtiger  baiisvater,  der  die  abgetragenen  gewandungen 
dem  bebraer  überlSsst.  ScntrFKL  Hkkekard  i.  1S3. 

3)  übertragener  gebrauch. 

d)  übertragen  auf  sinnliche  vortldlungtn : 

einst  in  tler  leiten  brandung 

war.st  du  ein  port  der  landunf 

in  lieblicher  gewandung 

ao  einsam  und  »o  still; 

in  fehden  und  In  streiten. 

die  einst  die  weit  enttweiien, 

im  epos  jener  lelieo 

ein  liebliche«  idyll.  Lbutnols  Ufmau  t.  100. 
()  auf  abstraclionen  übertragen:  so  wBre  also  die  Tolks- 
literatur  nur  formell  von  der  bOheren  unterscbieden?  ibre 
ganze  eigenthiimlicbkeit  bestünde  in  der  TerSnderten  sprach- 
lichen gewandung?  Ai'BRbach  schrift  und  volk  193;  es  gibt, 
wie  für  das  äuge,  so  auch  für  das  obr  gleichsam  eine  mode. 
wie  manche  körperliche,  so  erscheint  uns  auch  nach  und 
nach  manche  geistige  gewandung  nicht  mehr  so  auffällig.  219; 
so  viel  ist  sicher,  dasz  auf  die  orthographische,  überhaupt 
auf  die  sprachliche  gewandung  der  druckschriflen  im  16.  Jahr- 
hundert nicht  die  gleiche  Sorgfalt  Terwandt  worden  ist  wie 
heute.  Kluck  von  Luther  bis  Lesting  55,  ebenso  60;  Wortschatz 
und  wortgebrauch,  Stammbildung  und  syntax  bebalten  noch 
die  alte  eigenart;  nur  die  üuszere  gewandung  ist  modern.  67; 
Gottsched  aber  hat,  ...  nicht  nur  viele  hundert  Wörter  mit 
sicherm  Sprachgefühl  geschaflen.  ...  er  hat  auch  tausende 
von  solchen  w  Ortern  aus  dem  staube  der  bücbersiie  bervor- 
l^esucbt  und  sie  uns,  zum  teil  in  neuer  gewandung,  zu  einem 
lebendigen  besitztnm  gemucbt.  K.  Rbichbl  GotUehed  im  rahmen 
d.  deutsehen  mörleibüeher,  tiremboten  60.  Jahrgang  nr.  3t. 

4)  die  cotnpositwn  ist,  wie  es  bii  der  jungen  bildung  natürlich 
M,  noch  wenig  vorgtschrilten ,  doch  lirj;«»  für  die  hauftformen 
tehon  beitge  vor. 

a)  des  Predigers  tocbter,  die  boldselige  Jungfrau  Margaret, 
aber  zieht  mit  dem  jungen,  lebensfriscben  landsknecht  Franz 
kürber,  der  daa  Studium  der  ibeulugie  auf  der  Witteoberger 
bochschule  gegen  das  bunte  kriegsieben  verlauscbt,  selbst 
in  landsknechtgewandung.  K.  TELviNH  i.  gegenwart  12, 76'. 

b)  dieae  anklage  richtet  sich  nicht  sowohl  gegen  die  Schweiz. 
Tokalgewandung  too  Zwingiis  scbriflen,  aia  Tielmebr  gegen 
acinen  wortacbati.  Klucr  von  Lulhtr  bit  Letsing  69. 

GEWANDUNG  II,  f.,  su  wand  ^ptritt:  billig  zu  verkaufen 
•in  glas-abschlusz  mit  gewandung  und  tbOre.  Htidtlbergtr 
teilung  1901. 

GEWANOWANDELUNG,  f.:  als  die  berrliche  gestalt  {der 
Hindtl-Schüit)  das  podium  bestieg,  war  alles  äuge,  und  nun 
begannen  die  wunderbaren  so  berühmt  gewordenen  gewand- 
wandelungen  .  .  .  alle  weiblichen  costüme  des  classiscben 
alterthums,  priestcrlichr  und  profane  ...  wechselten  schnell 
vor  unsern  äugen  in  den  altitüden  bekannter  antiker  bild* 
werke.  Vi.y.KtQtL^tr*  jugenderinnerHmgtn  eines  alttn  immmiMO. 

GEW  AND  WERK,  n.  neue  mundtrtUehe  coUteti9bMuȤ  mu 
der  glnchin  gegtnd,  dit  dtn  colkctirgtbrautk  tm  gawand  btwahrtf 
IV. 


9gL  »nek  gewandzeug:  in  der  gliubi|fcMt  kann  freilich  eioar 
als  a  ganzer  drein  alecken  wie  im  g'wandwark ,  aber  dO« 
reicht  nit  ein'  trän  Ober  ihm  wag.  Aazaacaükaa  {jun^ftrngifl 
3, 1)  8,63;  und  dOs  g'wandwerk  von  der  jlteu  Simmerlio  all  '• 
von  acbweren  zeug,  (l,  S)  8,  U;  was  b8lt'  leb  auch  jeUt  viel 
scbOn's  an  dirT  am  dein  bissei  wtebshim  laazt  dem  g'wand* 
werk  beruinscblunipan,  wie  kein«  tbot,  di«  «io  wenig  acliaoiar- 
licbkeit  im  leib  baU  {d.  itärkt  Pnkrti  m.  4.  stkmaeki  E94)  S,tt7. 
(.EWANDWOLLE,  f.:  tinea  baift  ain  acbab.  du,  ist  •!■ 
gewantwurm,  sam  Isidorus  spricht,  und  wech»«t  von  faulMB 
luft  und  von  »aigar  fBubten  in  der  gewaotwolleii,  dtr  iMl 
sitzet  eg  und  durcbnegt  st.  Koaa.  t.  MictiiBBa«  NA  dar  Mfnr 

309.  16. 

GEWANDWI'RM,  m.  m  siMi  fertehitdtium  Uintuagn, 

1)  anknüpfend  an  gewand  ■■  pannut:  acbab ...  fßwnniwwrm 
bti  KoNR.  T.  MBaBRBBBC  htck  der  nctar  M»,  14.  a.  d«s  tmlm- 
gthtndt. 

2)  anknüpfend  an  gewaod  »  foriu,  9gU  waolwum,  ciaMts, 
rgl.  altd.  bL  1,319.  mhd.  wh.  1,837*.  Lbibs  3,«<»4:  1.  gewali4> 
wUrmlein.  vp/.  bauptwunn  MetI  4, 3,  ip.M9y  «fl.  ■Oll«rfl»b 
theil  6,  2655. 

GEWA.M)W(JKMLEIN,  n.,  dmtnutn  tu  g«wBad««nn  3:  aab 
er  etlicb  flacher  . . .  miteinander  gwandtwürmlein  oder  leOst 
von  den  kleidern  lesen.  S.  Ebaucb  cAronüa  30';  gewandwOnnI«, 
least,  ptdieuU.  Hkni^cr  1593. 

GEWANDZEIUi.NUNG,  f.  hti  CaHri  3,  IM  ab  iiMfeMd«! 
aufgeführt. 

(;EWANDZELLE,  f.,  a«g«waad  — *aatfi(T):  io  discmjabrt 
ist  auch  die  newe  gewnndzelle  gebawen  worden.  Fbiimrwbiibb 
handschnftl.  kronik  iu4,  t.  Riilinck*  tum  aUmanntscktu  «.  itkwähi 
lehem  wortuhatt  {Alrmannia  10,  181). 

GEWANDZISE,  GEWANDCISE,  f  nitderrheinuches  cvmpotttum, 
dttttn  twtiUr  theil  auf  accisio,  acci««  »urückführt,  w<lhrend  der 
trsU  an  gewand  m.,pannus  anknüpft,  tgl.:  \-ander  gewant  cysM 
vanden  termyn  sunte  Agneten.  stadtreeknung  tm  CocA  141S, 
s.  annalen  d)t  hutor.  vereint  für  den  Nitätrrktin  b,  119;  das«  be- 
reits im  j.  15*1  ...  der  ertrag  der  gewandtiae  aaf  4  rbein. 
gülden  herabgesunken  war.  P.  B.  BKseaATi  tbtnd*  6,  63  «.  o. 

GEWANDZUNFT,  f.,  jüngere,  vereintelte  bildung:  demnacb 
einige  gewandlszunffknechte  binnen  der  bauptstadt  Deureo 
gerne  eine  bruderschaft ...  eingerichtet  sehen  miigten.  Dürener 
Verordnung  von  1748  bei  Born  s.  ivi;  die  klOster  in  und  ausser- 
halb der  Stadt  zählen  viele  glieder  der  alten  gewandtanft  zu 
ihren  ältesten  und  bedeutendsten  wohitbatern.  P.  B.  Bibcsatb 
in  annalen  dtt  histor.  «er.  für  den  Niedtrrkeim  6,  166. 

GEWANEN,  verb.,  s.  gewohnen. 

GEWANEKDS,GEWAENEKZ,ii.  h/tiitcAeMdMn^/Drgespenst. 
vgL  gewanerds  in  den  Marburgtr  procettacitn  eon  1673  bti  Vilmab 
44t;  gewanerz  in  der  grafschaft  litgenhnu,  uekenia.  kettle 
am  häufigsten  wandering,  wünerdmg,  t.  a,  a.  •.  Vilmab  äeUt 
fett,  dost  das  wort  gespenst  dem  wölk»  gdnttkk  fremd  ist;  er 
erinnert  an  es  wandert  (wAnert),  4.  k.  geben  gespenster  am. 

GEW.XNGE,  ■.,  collecthum  mu  waoge  (s.  d.i. 

1)  für  dit  grundkedtutung  sind  dit  btlege  tpirliek: 

dl  was  im  dtn  geweoge 

breiter  danne  «io  waoae.    Wili.  v.  önaaBSica  &•*. 

s.  LuBB  1,983;  tgL  aueh  ScrOpf  Tiroi.  idiot.  V». 

3)  ergiebiger  ist  dit  tonderentwieklung  det  m$rU»  im  der  tfe*eke 
der  bcuUuU,  dM  mit  gewande  (II,  1,  b),  t;l.i^  U»l  f&nUet  Umft: 
tufften  stürtz,  gwengen,  aolstuekb,  BiUclpfoaieD  und  tritt. 
Münchener  handtehr.  bei  S<bibi.lbb  3*,tM,  WfL  Schopf  TtroL  tiitL 
hDO;  die  ateinen  rinnen  ii(M  «Im  verrer  berab  pisz  zu  dem 
prunnen  vor  des  alten  EacbeahMn  bans,  do  ist  ein  n.  in  das 
geMeng  an  der  ein  seitten  wiMr  baoatbür  gebawtn.  Tccnaa  keu- 
meitterk.  18«;  weiter  was  fOr  bandtwcrck  it{4«rkmtiw»rktr)  sebiff 
und  geschirr,  oder  der  bawherr  in  gtbMi  arbflidig  iat . . .  mit 
besteigen,  tOnrben  und  weissen  an  nidrigen  oder  hoben  orten, 
an  kuch  kuiitburn,  berden  .  .  .  au«b  an  g«weng  benckeo 
zainkracbong,  stOrtzel,  fürscbalter,  ofen,  bein  and  fustblatten. 
FaOiiaPBaeBi  b€uw  tednung  ii5«4|3'.  r^.  auch:  noch  3  Tole 
gewengM  (aeU  a«  ikimikfittmt  amm  N«  der  brtk»  hefem). 
OU.  urkm»d«  mm  IftM  kti  Scaiixta-Leaaiii  8,141;  geweng, 
p«iianl  MoLpaa  fraBiBiewMli  mmmiart  la. 

GEWANHEIT,  f.,  s.  gmeotakiit. 

GEWAMiE,  R.,  a>Fiala«t<iwlii  ■•  wukaa  (a.  d.),  tra  Cahm 
%Utk  mb  BiadHiaa  wtrt  /rkutkl.  ik  Htm  ifratke  kaUe  kier  ein 
iMfalBwW»,  iu  mmmiMtmr  nf  den  itumm  wmrtiekfkkH:  gtwaoc, 
vft  LnBB  l,tl6,  «fL  VBiWii»-VBB»aR  3,1U8: 

3M 


5319 


GEW  ANKELE  —  GEWANN 


GEWANN 


5320 


dar  wart  ein  Michel  gewaoc 

ind  eiD  gioes  gedrauc.        Kaiimeinet  1S1,35; 

wengel  nocli  kinne 

nach  ören  hatten  kein  gewanc. 

Waltrr  V.  Rheinau  238,55. 

GEWANKELE,  n. ,  Verbalsubstantiv  zu  {der  ableitung  von 
wanken)  wankeln  (s.d.):  gewankel  Schmidt  Westerwäld.idiot.m; 
gewankele  Kebrein  Volkssprache  in  Nassau  1,438. 

GEWANKERN,  verb,,  mundarlliche  üeralivbildung  zu  dem  aus- 
gestorbenen compositum  gevianken,  vgl.:  gawankön  Graff  1,693 
(gawenkjan  ebenda  696);  gewanken  Lbxeb  1,975  (gewenken 
ebenda  983);  gvvägkern  (um  Telfs)  hin  und  her  schwanken, 
taumeln,    der  bäum  gwägkert.  Schöpf  Tirol,  idiot.  226. 

ein  ausldufer  der  factitiven  ableitung  gawankjan  liegt  vielleicht 
vor  in  vergewanken,  verhehlen,  verbergen  (Basel)  Staldkh 
Schweiz,  idiot.  l,  505. 

GEWANN,  GEWANNE,  f.  (gewand  II)  theilt  sich  mit  dem 
neutrum  gewende  (s.  d.)  in  die  eibschaft  einer  reihe  von  formen 
und  bildungen,  die  in  eine  weite  Vergangenheit  zurückreichen 
vgl.  ahd.  f.  giwaiDt,  giwanta  (Graff  l,76l/f.)>  ne"<r.  givvand 
ff»  Heliand;  vgl.  mhd.  f.  gewande  Lexer  1,975,  neulr.  gewende 
Leser  l,  982.  in  der  neuhochdeutschen  periode  mischen  sich 
ebenfalls  umgelaulete  und  unumgelautete ,  starke  und  schwache 
formen,  ohne  dasz  man  auf  grund  des  genus  oder  der  bedeutung 
immer  gliedern  könnte,  so  finden  wir  im  rahmen  der  österr. 
weisth.  die  pluralformen  die  gewendt,  die  gewände,  die  ge- 
vvaulen,  den  singular  auf  einer  gewandten;  dazu  vgl.  den  plural 
gewonden  tn  den  oberrhein.  stadtrechten,  den  sing,  gewand  am 
Mittel-  und  Niederrhein,  gewende  in  der  schlesischen  mundart 
und  in  der  norddeutschen  Schriftsprache,  eine  neuerung  bringt 
die  jüngere  spräche  durch  assimilalion  des  dentuls:  gewän  luxem- 
burgisch, gewann  Henneberger  idiot.,  gewann  in  Westdeutschland, 
und  von  da  in  die  Schriftsprache  übernommen. 

den  sichersten  anhaltspunkt  für  die  gliederung  ergeben  die  fälle, 
in  denen  die  umgelauteten  formen  zugleich  das  genus  des  neutrums 
erkennen  lassen,  sie  schlieszen  sich  zu  einer  gruppe  zusammen, 
in  der  der  Zusammenhang  mit  dem  vcrbum  wenden  sich  ausprägt 
und  die  den  Charakter  des  Verbalsubstantivs  je  länger  je  deutlicher 
zum  ausdruck  bringt,  s.  gewende. 

weniger  leicht  sind  die  linien  zu  verfolgen,  die  von  dem  alt- 
hochd.  fem.  giwani,  giwanta  und  dem  ultsächs.  neutr.  giwaud 
ausgehen,  die  mischung  umgelauteter  und  unumgelauteter  formen 
erklärt  sich  aus  der  i-klasse,  der  giwant  angehört;  giwanta 
führt  in  die  a-klasse  über,  dasz  die  entwicklung  auf  abstoszung 
der  umgelauteten  formen  resp.  auf  eine  differenzierung  der  formen 
nach  den  bedeutungsverschiedenhciten  drängte,  ist  wahrnehmbar, 
unsicher  aber  sind  die  ersten  bedeutungsabstufungen ,  weil  die 
ältesten  belege  mit  der  abgeleiteten  bedeutung  ^finis,  terminus'  ein- 
setzen, die  bei  Otfbid  und  im  Heliand  auch  gleich  metaphorische 
Weiterentwicklung  zeigt,  etwas  weiter  führt  uns  die  vergkichung 
anderer  composila  des  gleichen  stammes,  wie  anawanta  =  versura 
in  den  Salom.  glossen  (Graff  a.  a.  o.)  oder  einzelner  Zeugnisse 
des  einfachen  subst.  wie  vvendi  =  conversiones  lunae;  wanda 
=  lurba  noch  bei  Notker.  man  kann  sich  vorstellen,  dasz  die 
anscliauung  von  einer  Umdrehung,  einer  abgelenkten  bewegung, 
den  begriff  terminus,  finis  entwickelte,  wie  er  wol  schon  in  dem 
enleo  ni  wenteo  des  Wessobrunner  gebetes  vorliegt,  auch  die 
bedeutung  unseres  fem.  wand  =  paries  liesze  sich  als  über- 
gangsslufe  dieser  entwicklung  deuten,  wenn,  hier  nicht  an  einen 
anderen  ausgangspunkt  zu  denken  ist,  an  die  primitive  technik 
des  häuserbaus,  das  flechtwerk  (tip2.  ^o^.  vandiis,  rule,  altnord. 
vpndr).  das  vollste  sinnliche  leben  erhielt  sich  unserem  Verbal- 
substantiv innerhalb  der  formen  des  ackerbaus;  die  Zeugnisse  ent- 
stammen hier  freilich  jüngeren  quellen  und  reichen  nicht  aus,  um 
den  gang  der  bedeutungsentwiclclung  in  allen  abstufungen  sicher 
zu  stellen,  manche  bedeutung,  deren  sinnliche  frische  den  an- 
spruch  auf  ursprünglichkeit  erhebt,  kann  auch  das  ergebnis  späterer 
besonderer  entwicklung  darstellen,  denn  schon  gewand  ==  versura 
(pflugwende)  zeigt  sich  einerseits  als  das  merkmal,  andererseits 
als  die  Wirkung  jener  eigenthums-  und  besitzverhältnisse ,  die  in 
gewand,  finis,  terminus  so  abstracten  ausdruck  gewonnen  haben, 
und  von  dieser  bedeutung  versura,  pflugwende  müssen  wir  aus- 
gehen, den  anlasz  zur  pflugwende  gab  wol  manchmal  die  boden- 
beschaffenheit,  später  bei  gröszerer  flur  auch  die  anordnung  oder 
gewuhnheit  des  eigenthümers ,  meist  aber  die  grenzlinie,  die  das 
l'eld  gegen  nachbnrn  oder  gegen  auszen  abschlosz.  da  nun  aber 
der  pflüg  nicht  auf  einem  punkte  gewendet  werden  konnte,  vielmehr 
die  drehung  bei  bespanntem  pflüge  ziemlich  räum  beanspruchte, 
so  wurde,  wenn  nidit  auf  einem  wege,  $ondern  auf  dem  eigenen 


besitz  gedreht  wurde,  ein  stück  unberührt  gelassen,  demnach 
blieb,  wenn  ein  feld  etwa  von  nord  nach  süd  und  Süd  nach 
nord  durchgepflügt  war,  an  der  nord-  und  ebenso  an  der  Süd- 
seite ein  breiter  streifen  übrig,  der  von  ost  nach  west  verlief  und 
auch  in  dieser  richtung  gepflügt  wurde,  die  vorwende,  wendfabre, 
vgl.  auch  anwand  und  radwende  theil  1,  sp.  513.  in  diesem  sach- 
verliältnis  sind  alle  anhaltspunkte  vereinigt,  an  denen  die  Ver- 
wendungen ansetzen:  die  grenzlinie,  grenzfurche,  grenzgraben 
einerseits,  die  Vorstellung  des  breiten  ackerstreifens  andererseits,  der 
auch  für  gewand  =  pannus  (vgl.  sp.  5236)  herangezogen  wurde, 
und  endlich  die  gesamtheit  der  an  einen  gemeinsamen  grenzstreifen 
reichenden  felder.  diese  Vorstellung  ist  für  gewand  besonders 
fruchtbar  geworden,  sie  liegt  auch  der  Verwendung  zu  gründe,  mit 
der  gewann  noch  heute  fortlebt,  gewann  ist  jetzt  die  gesamtheit 
von  feldern,  die  in  einer  bestimmten  läge  oder  bodenbeschaffenheit 
zusammentreffen,  und  das  führt  zurück  auf  die  zeit  des  flur- 
zwunges,  wo  jedem  flurgenossen  an  jeder  läge  ein  gleicher  antheil 
gesichert  war.  denn  jede  läge  war  in  gleiche  streifen  abgetheilt, 
die  ursprünglich  mit  der  zahl  der  flurgenossen  übereinstimmten, 
in  allen  streifen  war  die  gleiche  anordnung  von  furche  und  schölle, 
sie  alle  wurden  durch  die  gleiche  richtung  der  pflugwende  am 
gemeinsamen  grenzstreifen  zusammengehalten. 

1)  dasz  die  ältesten  beispiele  mit  dem  abstracteren  begriff 
terminus,  finis  einsetzen,  erklärt  sich  aus  der  arl  der  denkmäler, 
die  sie  bieten,  ebendort  —  bei  Otfrid  und  im  Heliand  —  finden 
sich  auch  schon  übertragene  Verwendungen,  deren  erklärung  nicht 
immer  sicher  ist. 

a)  die  bedeutung  'terminus,  finis'. 

a)  bei  Otfbid  ist  sie  zunächst  räumlich,  im  Heliand  zeitlich 
gefaszt  : 

er  es  er  nio  nirwant,        er  ei  aliaj  thi^  lant 
gidruabta  harto  in  waru       mit  8ines  selbes  leru; 
nist  thes  gisceiü  noh  giwant,        wio  er  girrit  tba;  laut. 

Otfrid  4,20,27; 
'hwö  lango  skal  standan  noh'  quä(tan  sie, 
thius  werold  an  wunniun.       er  than  that  giwand  kuiue, 
that  the  lasto  dag       lichtes  skine. 

Heliand  4289,  ebenso  268.  4350.  4357.  4728.  4732  Coli. 

ß)  in  der  späteren  spräche  ist  diese  allgemeinere  fassung  nur 
an  formen  von  gewende  belegt,  bei  denen  aber  das  genus  un- 
sicher bleibt:  des  libs  gewende  {evangelium  Johannis  in  Pfeiffer 
Übungsbuch),  vgl:  unib  die  Grenitz  und  gewende  des  gerichte 
und  wichbilde.  Urkunde  von  1451  bei  Haltaos  701. 

b)  fraglich  ist,  wie  weit  Übertragungen  mit  Sicherheit  aus  diesen 
bedeutungen  zu  erklären  sind. 

a)  am  einleuchtendsten  ist  der  Zusammenhang  in  dem  folgenden 
gebrauch:  ^^^  wuidun  sän  aftar  thiu 

thär  te  Hierusalem       jungaron  kristes 
forff-ward  an  ferdi,        fundun  ai  so  he  sprak 
word-tekan  war;        ni  was  thes  giwand  enig. 

Heliand  4550,  ebenso  4043.  4084.  4462. 

die  vermittelnde  bedeutung  liegt  hier  in  dem  begriff  der  ein- 
schränkung. 

ß)  schwieriger  liegen  Verwendungen  Otfrids^  die  bis  zu  der 
bedeutung  von  Hndividualität,  eigenart'  führen: 

'Job  wer  thir  dati  thia  mäht,      thag  thu  so  scono  sehen  mahtP 
'thes  zelluh  iu'  quad  er  'giwant:      then  wir  thar  heilen  heilantl' 

3, 20, 45. 

bei  formen  nach  der  a-declination  ist  es  auch  nicht  immer  möglich, 
die  grenzlinie  gegen  gewonida  zu  ziehen  (vgl.  fona  kiwondu,  fona 
kiwandu,  ab  usu  keronische  glossen  bei  Graff  1,  871).  doch  sind 
wol  hierher  zu  rechnen: 

wijit  thag  ouh  fllu  fram,       theih  fon  mir  selbemo  nl  quam; 
ist  warhaft,  ther  mih  santa,        ni  wijut  sin  giwanta. 

Otfrid  3,16,64; 

des  megines  giwanta  ni  wei;,  nesciero  virtutem  vocis.  Monster 
fragmente  26,  18  Hench; 

die  wir  do  begruben  tot, 
die  sint  lebene  irstanden 
und  sint  in  den  gewanden, 
da{  man  sie  höret  unde  siet. 

Hksleb  evuiiget.  Nicodemi  2724  Helm. 

2)  die  sinnliche  veranschaulichung  des  grenzbegriffes  im  rahmen 
des  ackerbaus,  der  landwirthschaft. 

a)  der  grenzstreifen,  der  bei  der  pflugwende  entsteht  und  der 
andererseits  die  besitzverhältnisse  wieder  zum  ausdruck  bringt, 
die  bedeutung  nähert  sich  bald  allgemeiner  der  von  rain,  bald 
im  hesondern  der  von  anwand,  vorwende  u.  o.;  so  es  sich  aber 
begäbe,  dasz  er  von  der  Strassen  über  ander  zwaier  gründ 
zu  seinem  land  fahren  müsste,  so  soll  er  den  rain  oder  die 
gewandten  miten  under  die  deixi  nemben.  landrecht  v.  Raschen- 


5321 


GEWANN 


GEWANN 


5322 


berg  (1671),  öbUtt.  wtitlh.  l,M;  tin  nacbtper  der  trat  ani  |»* 
feit  ist  zu  aioem  ...  soll  nueh,  sufa  leogitt  er  mag,  auf  «eiaem 
sueweg  fahren,  und...wano  er  leiner  grOnd  nimer  gehaben 
mag,  10  «oll  er  sin  rnin  zwiichen  der  deixl  neinen  uod  full 
die  dfixl  Uhrr  sich  l(ern  Qbrn  rain;  wo  er  abi-r  auf  ainer 
gwiindlea  fertli,  io  soll  er  auf  aiiiem  thail  füren  als  auf 
dem  andern  bis  das  er  ouF  seine  grOnd  kombt.  tandrtthl  v. 
Ltbenau  {\:,  jahrh.),  ebinda  1,78;  wan  aber  uiner  peunien  [ein 
gmndtt&ek  dtm  aliitmtinfn  viehtritb  tnltiehen\  will  ...  so  soll 
er  an  der  acker  leng  drei  Rchueeh  oder  radtweit  und  an  der 
gwandten,  das  er  mit  drei  rossen  das  srinig  gewinnen  oMg, 
ligen  lassen,  ebenda  1,00;  der  saun  achaidt  zwischen  TalgaQ- 
dorffer  uod  Lennczen  am  Gas*lprrg  gründen  auf  und  auf 
nach  dem  baag  und  zauo  bis  auf  die  gwandten  swiscben 
der  IVrger  und  des  Lenlzen  am  Gosslperg.  landreeht  d.  pfleg- 
gtrithttt  WartenfeU  (1585),  ebenda  I,  ie.S;  an  der  'g'wand'  [acker- 
grmtt},  wo  umgewendet  wird.  M.  MKTa  Riu  144,  i.  Sandcis 
irgdmungiband  028*;  an  wand,  g'wand,  f.,  dl«  lange  seit«  eine* 
ackere,  woran  mehrere  Ocker  mit  ihrer  schmalen  «eite  grlnzen 
'I/lm,  Memmmgen,  auch  an  ander»  orten.  S<:nMiDr  leArdft.  wb.  5lü. 
da$  gleiche  belegt  J.  (ihimm  theil  1,514  für  anewanne  aus  dtm 
weitphdlischrn.  hier  sind  auch  utmielautete  formen  belegt:  wo 
die  gewendt  in  den  geinauien  vrldern  an  einander  lit;en  und 
geen,  sol  er  dem  andern  einen  ausgewandten  ligen  lassen. 
landreeht  d.  pßrggerichli  Wartenberg  (1595),  6tterr.  wriith.  \,  154. 

b)  hieran  knüpfen  einige  sonderformen  der  entvicklung. 

a)  der  gewand,  ein  nur  in  dem  weinbau«  in  Franken  und 
am  Rbeinstrome  übliches  wort,  itenjenigrn  graben  zu  be- 
zeichnen, worin  die  fnchser  geleget  werden,  so  auch  der 
wendegniben  genannt  wird;  beides  Ton  wenden,  so  fern 
solches  daselbst  Ton  der  anlegung  eines  Weinberges  gebraucht 
wird,  am  Bhein  heis/t  ein  solcher  graben  das  gewttnde  oder 
gewende,  inigleichen  ein  rottgraben.  Adelung  °i,  A50,  ebenso 
KrOnitz  18,95;  gewand  (der),  pl.,  die  gewaoder  (t.  d*  tigneron) 
le   fotsi   dans  lequel  on  met  les  provins.    Scbwan  (176)1  I,'I3. 

ß)  die  herausaibeitung  des  begriffes  des  grrnsmrrkmals :  der 
lenlz,  der  sonimer,  der  herbst  unde  der  ninter  ...  ieder  nmiet 
sich  seines  guten  willen  .  .  .  wie  sie  holtz  Teilen,  gewenl 
zeuoen,  heu$er  den  swalben  gleich  klecken.  ackermann  aus 
Böhmen  53  Knieschek;  wer  verziehet  iod  guith  Tergifll  lo 
andern  banden,  dat  erfschaft  isz,  die  sali  des  erffs  toII- 
niechtig  sin  —  ind  dan  vcrgeven  mit  laeken,  pelen  indt  ge- 
wandt (saunen),  ritter  und  landreeht  der  grafschafl  Berg  (l4.  jh.), 
§  39;  vgl.  gewänne,  grense  WALLiur  altd.  histor.-diplomaL  üb.  iK 
Urkunden  von  1421  und  1534  mit  der  gleichen  bedeutung  s.  bei 
Brimcimeibr  gloss.  dipl.  1,912. 

y)  die  entwicklung  eines  Idngenmasses  ist  fast  gans  auf  die 
umijelauteten  formen  —  und  zwar  auf  das  netitrum  «ewende  — 
eingeschränkt,  vgL:  die  scbol  vier  eckerlenge  haben  uod  iede 
eckerlenge  sol  haben  zwelf  gewende,  das  sint  acht  und  vier/ig 
gewende,  und  iedes  gewende  sol  haben  dreiszig  mcszruten. 
Brünner  str.  s.  223.  doch  vereinzelt  begegnen  auch  unumgelautete 
formen  mit  der  sehwachen  ftexion  des  fem.,  vg/.  gwanten— »(/taeCa, 
Stadium,  in  Münchner  handschtifien  des  M.  jahrh.  6n  Scbmelleb 
i*,  913. 

3)  die  bedeutung  bleibt  an  der  Vorstellung  mnes  grensmerkmals 
nicht  hängen,  sondern  überträgt  sich  auch  auf  die  fläche,  die  durch 
die grenulreifen gekennzeichnet  tnrd :  gewflnn  (gewende),  ein  strich 
neben  einander  hinziehender  ackerstOcke  gleicher  lange,  oder 
die  obere  und  untere  (ISche,  wo  pQug  und  egge  wenden. 
Sruat  Henneb.  idiot.  ansätu  sind  schon  in  den  obigen  terwen- 
dungen  gegeben,  werden  aber  in  bestimmten  tusammenhängen  weiter 
ausgebildet,  für  diese  seite  der  bedeutungsentwicklung  wird  vielfach 
ein  anderer  ausgangspunkt  gesucht,  einige  gehen  von  der  des  denlals 
entbehrenden  form  aus.  SrnBBtten  2",  191  führt  wanne »/IiMwa- 
des  iMiMr  {fuldaisch)  an,  ohne  jedixh  Schlüsse  daraus  tu  siehen. 
ändert  weisen  auf  w\ai\tn,  gewinnen  Am,  r;l.  gewann,  winnung 
ScHiTt  tiUin  und  braucht  des  Eifler  Volkes  l,  225.  ditst  auf- 
fauung  hat  alkriingt  dit  ki  tagwann  («.  d.)  i«  tage  tretende 
Mtutung  fir  tUh,  dodt  ist  mit  rlicksieht  auf  die  mannigfachen 
gUithbedeulenden  leugnisse  für  formen  mit  dental  höchstens  an- 
tundmtn,  dass  ron  dieser  stite  aus  eine  n«ie  form  und  bedeutung 
in  den  tusammenhang  to«  gewand,  gewende  eingesprengt  ist. 
ändert,  dit  sieh  an  die  form  mit  dem  dental  hallen,  sehen 
tn  dieser  ein  partieip,  tgl.:  die  gewandte,  oder  gwanten;  ein 
gepflOgler,  umgewendeter  acker,  bochd.  das  gewende,  engl. 
wend.  in  einer  Urkunde  Tom  j.  1719  'bat  den  zehend  nur  von 
ainem  gwändl  su  geben',  d.  i.  von  einem  einzigen  kleinen  acker. 


HOrRB  mh.  4er  in  Oberdeutirkland  übL  mnndart  I,  IM,  «kraa* 
LoBiTZ*  idiot.  Viennense  5i.  innerhaU  ditur  badeutung.  dit  amf 
dit  flächt  gertchtet  ist,  ergeben  Utk  witdtr  wunnigfaehe  ak- 
ilufungrn,  je  nach  der  enge  odtr  weite  dar  «IfrMsiiaf,  d.  k.  f$ 

nachdim  an  ein  einulnes  stüek  gedacht  tst  aitr  m  4t$  §mamtuä 
der  einen  gemeintamen  grtnttlretfen  berührend*»  ttttakt.  dtm^a» 
macht  sieh  fruhutitg  autk  dit  tMigt  abstrttfung  dieser  bestimmung 
in  dem  vtraltgtmeinerttn  htgrifft  gut,    gegend,    bezirk  gellend. 

a)  tngstt  fassung:  das  ttnulnt  IhrilsUuk :  gewend,  ge«endt<, 
Kewiode,  n.,  beet,  der  teil  eines  ackere,  der  twiacben  twtt 
furchen  liegt.  ScausBa*.<«s  vlaamsch  idioL  IM;  gewand  in  tia>- 
burg.  noch  heule  ablich  in  •hnlichem  sinne,  ehend*:  gewand 

'    ( yüi  nberg)  ackerbeet,  terra  versa  et  aggressa  inter  duoi  sukoi,  rer- 

iura.  .ScHKKLi  KU  'i',9lS;  g'wanri,/. ...  das  feld  weichet  zwischen 

I   zwei  sogenannten  bauptonw  eder  (an wandern) . . .  der  lange  oaeli 

'   . .  .  liegl.  SciNiDT  Westerwäld  idiot.  (iSoo)  W;  gewann  ...  bIIm 

feld,   welches  zwischen  }  anwannen  liegt    KeaBri<i  ttlktifr. 

in    Nassau   1,182,    vgL  auch   TaitL  4,421;    wann    die   erbero 

i    leul,  die  ganct  gemain  dacz  Marcharslorf,  zu  der  abgenanten 

meiner  chirichen  ledirhlicb  gegeben  habeot  die  guter  alle,  die 

hernach  ge«chriben  sind... zwo  gewantenakkers, gelegen  in  den 

!    Hewtten  daselbens  czu  Marchartstorf.  Urkunde  der  BeneduVner- 

I    ahtet  SU  den  Schotten  aus  138.1.  ^on/ri  2, 18,  SU.     hierher  gehört 

I    wol  auch  folgender  beleg  für  das  neutrum  mä  der  »mgtlaulttt» 

form:   der  berre  sol  auch  haben  das  driU«  gtwmde  in  der 

vugettgen.  teeitth.  1,701  Grimm;  tgl. auch:  gbewendb«,  ghtwMde, 

tetus  sax  I  morghe  landh.  SraiLLes-Ltsae!«  2,  loi ;  fnnitu  acM- 

ginta  dtcempedum.  Kiluk.    in  den  gleichen  susammtnhen§  rtikt 

sich     auch     das    folgende    bettpul    ein:     ich     Ffridreitb    .  .  . 

das   ich   mit   wolbedacbtem   mut  und  nach  rat  pider  berlewt 

einen  wech<el  gethan  hab  mit  Hangen  dem  Elach  so  Hriffenlal 

umb  ettleich  flkker  mit  nsm  zwigewonte  akkerl,  die  do  ligen 

pei   dem  ir  dem  akker  und  In  den  hoff  gein  Urlal  gebürtn. 

Urkunde  d.  klosters  Ensdorf  (1483),  monumerUa  boiea  14, 150.    dit 

funelion   der  Verbindung  tst  hier  entschieden  die  aUriulitt,    die 

hier  anscheinend  secundär  entwickelt  ist. 

b)  weiteste  fastung:  abstreifung  aller  nebenvorslelltsngen  in  der 
allgemeineren  Vorstellung  Qur,  gegend,  Und  (gewande,  «(• 
land'ioed,  eene  boerdery  of  boereplaatt  .  .  .  taaraad.  ngkdtm. 
VeRwus-VERDAM  2, 1S57),  die  sieh  in  mttleldeutfchen  d-nkmäkm 
der  geistlichen  litteratur  gans  austerhalb  des  rahmens  lahdwtrlh- 
sehaftlicher  Vorstellungen  teigt.  auch  in  ntuerer  —  namenttitk 
mundartlicher  litteratur  —  (ri<l  diese  allqemtintre  bedeulmnf 
wieder  auf,  doch  sucht  sie  hier  immer  wieder  mehr  anlehnursg 
an  die  formen  des  aekerbaus. 

a)  die  sollent  fliehen  uf  gewande  der  berge,  fugient  od 
montes;  in  Galileeolande  zu  Ghana  der  gewande,  tu  regiont 
Cana;  sin  lumunt  nu  gehreidet  wart  in  aller  der  gewande,  die 
was  in  denie  lande,  in  omnem  locum  reyionis;  die  meoücben 
wandernde  ich  gesehen  rehte  als  die  bäume  uf  der  gewende 
(reim  beiide),  velut  arbores  amhulanteu  s.  SciO^asci  ror(KAa/z 
eines  md.  evangeUenwerkts  aus  St.  Paul;  Witntr  sitsunfiherichle 

137,  ItO;  des  quam  ut  deme  lande 

bi  Marcburg  der  gewande 
swoir  duMQi  armer  lüde  dar. 

Eiuahfik  1800  Mtfort 
sa  ftar  mit  fToudeo  sine  Tart, 
manlit«D  herligen  »tig 
Durioger  herre  Ludewig. 
ItnigraTe  der  gewaode, 
ein  rurxa  HesMO  laode.    453t.  ebenta  44IIL  MM; 

gesprochen  tod  deo  iierren  wart 

ein  lobelict)«  merrart. 

Ton  den  ruritteo  uf  gelsli 

gemeine  ut>er  alle  crUieobell, 

nmma  alle  die  gewaods 

SB  deme  heiligen  laode.       4l)ts 

d*eb  war  deo  Indeo  Til  gedacht 

•lamme  In  der  gewand«, 

wie  maa  geio  Unger  lande 

dl  Clären  solde  scbicien.       ISSS.  thenta  im. 

ß)  der  wind  hat  ganz«  gewande  wald  darnieder  gelegt. 
Mblzib  Schnttbergtr  thron.,  ngk  Fnncn  431  {der  tt  alt  lütu 
latera  dtutet);  ganze  lander  ond  gewaodleo  (koni,  garsten, 
weis).  SitLinhutn  litdtr  in  thdertnns'sehtr  mmssdart  189;  w  alehl 
dies  jähr  in  der  gewänne  weniger  kom.  romantntung  {li)  m-, 
durch  alle  gewannen  schweifte  Lusian  ond  fand  seine  ear- 
mutung  bestätigt,  die  sonne  arbeitete  mit  aller  macht  und 
suchte  wie  mit  strahlenbanden  die  baime  aaftorichlen.  Acta- 
aaca  (L«:i^«r)  dorffttch.  3, 142. 

t)  sm  dtr  wtitt*  iwiirti«  ditttn  btiden  exirewsen  hdü  sich  die 

334* 


5323 


GEWANN 


GEWANNEINTHEILUNG  — GEWAPEN     5324 


fruchtbarste  bedeutung,  die  die  gesamtheit  der  an  einen  gemein- 
samen grenistreifen  reichenden  flurstücke  umfaszt. 

«)  besonders  reichlich  flieszen  die  belege  aus  hessischen  Urkunden, 
von  Wichtigkeit  ist  hier  der  durchgängige  gebrauch  des  Singulars  und 
die  kennzeichnung  des  fem.,  durch  beides  zusammen  wird  die  ab- 
leitung  des  wertes  aus  einem  particip  widerlegt :  l.  jug.  ex  opposito 
quod  dicilur  gemeine  garte  item  in  der  langen  gewanden  super 
Winsheimer  wingart.  6  jugera  super  Winsheimere  gewandin  et 
super  Lamisheimer  strafen  in  der  lungin  gewandin.  Baub  hess. 
urkundenb.  (Worms  1299),  vgl.  Keiibeik  62;  propria  bona  mea  sila  in 
terminis  dicte  vt/kSanwelnheim,  videlicet  in  inferiori  campoeiusdem 
ville  in  loco  diclo  kruingewande  7  iugera  . . .  item  3  iugera  uf  der 
hoiier  gewanden.  (1319)2,826;  item  in  secundo  campo  versus 
Oppenheim  an  der  iiolen  gewande  3  iugera  ex  utraque  parte 
apud  feodum.  (1268)  2,  228;  2  jurnales  . ..  quorum  . . .  alter  et 
dimidius  contigui  sunt  agris  dicti  Karoli  et  tendit  usque  ad  korz- 
gewande.  (1241)2,87;  in  ringewandun.  (1283)2,369;  in  der 
kortzen  gewanden.  (1320)2,839;  in  der  diffen  gewande.  (1310) 
2,710;  t  zweideil  in  dalgewanden.  (1310)2,745;  an  lachegewande. 
(1307)2,679;  in  cruces  gewande.  (1306)2,663;  in  der  hinder- 
gewanden.  (1319)2,826;  locus  dicta,  mittelgewanda.  (1303),  vgl. 
Kehr  EIN  62.  vereinzelt  begegnet  die  umgelautete  form  neben  der 
nichtumgelauteten :  item  1  iuger  an  der  krunnmengewende  . . . 
item  1  quartale  pratorum  an  der  korzengewande,  item  4  quartalia 
cum  dimidio  pratorum  an  der  langen  gewanden.    (1314)  2,  750. 

ß)  die  feidrutb  und  mass,  so  sie  (sc.  die  Wieslociier)  uf 
ihrer  gemarckung  gebrauchen,  stehet  mit  ihrer  lengin  an 
der  kirche  eingehauen,  ist  ungefehr  sechzehen  schuh,  haben 
nit  gleiche  morgen,  alsso  dass  einer  so  viel  ruthen  hab  als 
der  ander,  sonder  werden  ihre  morgen  nach  gelegenheit 
der  gewonden  gemessen,  oberrheinische  stadtrechte  1,  718  (1557) ; 
die  sümtlichen  Lauern  und  hindersässer  zu  Ramsdorf  .  .  . 
wollen  schuldig  sein  . . .  auf  des  ritter-guths  feldern,  und 
zwar  auf  den  fünf  Hermsdorffischen  gewändern,  jedes  gewande 
auf  4  acker  gerechnet,  denen  beiden  gewänden  das  Birckicht 
genannt,  das  gewande  nach  der  beyden  nacher  Hermsdorf  zu, 
auf  7  acker,  das  obergewände  nacher  Breitingen  auf  8  acker 
gerechnet  ...  zu  ackern,  erbvergleich  zu  Ramsdorf  (1595)  bei 
Klingnbr  darf'  u.  bauernrechle  1,639. 

y)  gewande,  f.  . .  .  immer  eine  grössere  abtheilung  eines 
banns;  jeder  dieser  letzteren  bestand  aus  mehreren  ge- 
wanden. Ch.  Schmidt  ekäss,  mundart  144.  dazu  vgl.:  item 
1  acker  uf  die  anewende  .  .  .  item  '/^  acker  über  den 
Eschenheimer  weg,  in  dieselben  gewanden  (1299).  alsatia 
diplom.  nr. 812.  heraus:  die  hohe  —  kurtze  —  lange  —  mittele 
—  ussere  gewande.  Ch.  Schmidt  a.  a.  o.  144  (aus  dem  13.  jahrh.); 
die  grundstücke  einer  gemarkung  bilden  je  nach  läge, 
besitz-  und  anbau Verhältnissen  getrennte  gruppen,  gewänne 
mit  besonderen  namen.  diese  beziehen  sich  auf  boden- 
beschaffenheit  wie  'Ried',  'Sand',  'Letten',  auf  benützungsart 
wie  'Bungert'  (baumgarten),  'Kohlgarten',  'Neumatten',  auf 
besitzverhältnisse  wie  'Allmend',  'Klosterhof',  'Rittersgrund', 
auf  die  läge  wie  'Eck',  'Sommerberg',  'Sattel'  oder  endlich 
auf  historische  erinnerungen  wie  'Heidengrab',  'Franzosenweg', 
'Judenbuck'  u.  a.  m.  ...  scharf  abgegrenzt  sind  die  gewänne 
meist  nicht;  wo  eine  ungeregelte  gemenglage  der  parzellen 
herrscht,  gehen  dieselben  oft  unklar  in  einander  über.  Luhgkr 
lex.  d.  ges.  technik  4,633;  gewann,  f.,  selten  n.,  eigentlich:  die 
grenze  der  gemarkung,  dann :  die  gemarkung  selbst,  das  wort 
dient  jeUt  als  eigenname  zu  einer  äuszerst  häufig  vorkommen- 
den Qurbezeicbnung,  wenn  sich  gleich  sehr  oft  nicht  nach- 
weisen läszt,  ja  es  unbegreiflich  erscheint,  wie  die  jetzt  mit 
diesem  namen  bezeichnete  flurgegend  in  irgend  einer  weise 
habe  die  grenze  abgeben  oder  die  ganze  gemarkung  aus- 
machen können.  Vilhar  kurhess.  idiot.  448;  gewän,  f.  (agr),  die 
flur,  die  sämmtlichen  zu  einem  dorfe  gehörigen  getreidefelder, 
les  champs.  —  vgl.  mittelalt.  gewsende,  portio  agrorum.  Gangler 
lex.  d.  Luxenburger  umgangsspr.  179. 

S)  jedes  dieser  grossen  felder  zerfällt  wieder  in  einzelne 
Vierecke,  die  man  gewannen  nennt.  Oppenheim  deutsche  jahrb. 
f.  Politik  12, 20 ;  war  die  erweiterung  der  grenzen  unmöglich, 
so  inuszte  ein  theil  des  Volkes  ausziehen  und  neue  Auren 
suchen  . . .  dasselbe  leiden  aber  bat  bestanden,  so  lange  sich 
im  mittelalter  freie  bauern  in  dem  bann  des  flurzwangs  und 
der  gemeinde  eigen  erhielten,  ja  es  besteht  noch  heut  in 
anderen  formen  überall,  wo  der  zwang  der  dreifelderwirth- 
schaft  oder  vielgetheilter  gewänne  die  dorfgemeinde  einengt. 
G.  Frbvtag  {bilder  i)  17,74;  mao  teilte  die  ganze  feldmark 


nach  massgabe  der  bodenverschiedenheit  in  eine  grössere 
oder  geringere  zahl  von  verlosungsbezirken  (gewannen)  in 
der  form  von  parallelcigrammen,  die  nach  der  zahl  der  be- 
rechtigten durch  parallellinien  in  teilstrecken  zerlegt  wurden, 
die  Verlosung  der  teilstücke  erfolgt  für  sämtliche  gewänne 
zugleich,  so  dasz  jeder  losende  in  jedem  einzelnen  gewann 
seinen  anteil,  und  zwar  in  derselben  reihenfolge  wie  in  allen 
übrigen  gewannen,  erhielt.  R.  Schröder  lehrbuch  der  deutschen 
rechtsgeschichte*  s.  58  u.  o.  vgl.  auch  Landau  die  deutschen  terri- 
torien  32  (jene  Vierecke  werden  in  Mittel-  und  Süddeutschland 
gewende  genannt,  im  niederdeutschen  wände  oder  wanne). 

s)  die  hier  (im  Elsasz)  'gewänne'  genannten  feld-  wiesen- 
u.  waidkomplexe,  volkszeitunq  23,  180;  steuernachlasz  wegen 
hagelscbadens  ...  die  abschätzung  wird,  so  viel  möglich, 
nach  gewannen  gemacht  und  bei  jeder  abtheilung  ange- 
geben, in  welche  verschiedene  güterklassen  die  beschädigten 
guter  gehören.  Rettic  der  badische  bürgermeister  106;  die 
zu  einem  stammgut  gehörenden  gegenstände  werden  in  den 
grundbüchern  einzeln  mit  genauer  beschreibung,  die  liegen- 
schaften  unter  angäbe  von  maasz,  culturart,  flur,  gewann 
und  nebenliegern  eingetragen,  badische  Verordnung  vom  10.  nov. 
1842,  s.  regierungsblatt  s.  302;  7  ar  94  qm  bauplatz  (seither 
Spielplatz)  in  der  gewann  'Busenthal'  an  der  Bergstrasze  im 
stadtlheil  Neuenheim,  neben  Friedrich  Wipfler,  Leonhard 
Schmitt  und  Friedrich  Wolff  und  kinder.  Heidelberger  zeitung 
1896;  der  schon  lang  ersehnte  regen  hat  sich  heute  mittag 
infolge  eines  gewitters  eingestellt,  der  dem  gewitter  voraus- 
gehende Sturm  hat  in  einigen  gewannen  den  hopfen,  die  bis 
jetzt  recht  gut  stehen  und  daher  eine  gute  ernte  in  aussieht 
stellen,  dadurch  geschadet,  dasz  von  ihnen  eine  menge 
hopfenstangen  umgeworfen  wurde,  die  getreideernte  ist  be- 
endigt und  hat  die  landwirthe  in  jeder  hinsieht  befriedigt. 
ebenda  1899.  für  das  schwäbische,  wo  wie  im  bairisch-österreich. 
der  dental  erhalten  blieb,  ist  zu  vergleichen :  die  . . .  in  den  ge- 
wunden Vogelsang  und Sieinenbausen... beschlossene  gebäude- 
höhenvorschrift  wurde  . . .  genehmigt.  Stuttgarter  rathhausbericht 
(schwäb.  Merkur  juni  1904),  vgl.  auch  C.  Lotter  die  gewande  um 
Stuttgart,  ebenda  Januar  1904. 

GEWANNEINTHEILUNG,  f.:  die  gewanneintheilung  der  flur 
sicherte  in  jedem  orte  mit  peinlicher  gerechtigkeit  die  gleich- 
beit  der  antheile.  A.  Meitzbn  volkshufe  u.  königshufe  5,  s.  fest- 
gabe  für  Hanssen. 

GEWANNEN,  nebenform  zu  gewinnen  (s.  d.). 

GEWANNET,  particip  praet.  zu  wannen,  eine  ableitung  von 
wanne,  f.  (futterschwinge):  allerlai  körn,  wol  gewannet,  österr. 
weisth.  (Münsterthal  in  Tirol  1427)  4,  351. 

GEWANNGRENZE,  f.:  in  der  regel  sind  von  den  dänischen 
landcoramissariaten  nur  wenige  linien,  meist  nur  die  aussen- 
und  gewanngrenzen  und  die  wege  und  graben  aufgemessen 
worden.  A.  Mbitzen  ebenda. 

GEWANNLAGE,  f.:  als  einlieitsmasz  hielt  man  im  allge- 
meinen das  ganze  mittelalter  hindurch  an  der  hufe  fest,  wo- 
runter man  auszer  hof  und  garten  und  dem  nutzungsrecht 
an  der  almende  das  in  gewannlage  befindliche,  dem  flurzwange 
unterliegende  ackerland,  meistens  in  einem  gesamtumfange 
von  dreiszig  morgen,  verstand.    R.  Schröder  rechtsgesch.  409. 

GEWANNSTEIN,  m.:  vor  ieden  gemeinen  stein  sollen  beide 
nachparn  zusammen  1  kr.,  vor  ein  gewandtstein  2  kr.,  und 
so  es  ein  eckstein,  der  etliche  nachparn  berührt,  soll  ieder 
nachpar  1  kr.  zu  beiohnung  geben,  oberrheinische  stadtrechte 
1,747(1691);  'wollte  jemand  andere  steine  als  z.  b.  gewand- 
und  speichelstein  machen  lassen'  u.  s.  w.  (Augsburger  bauordn.) 
bei  Birlinger  schwäbisch-augsburgisches  wb.  195*. 

GEWAPEN,  n.,  nebenform  zu  gewafl'en  (vgl.  oben  sp.  4742)  ist 
in  der  neuhochdeutschen  periode  nicht  mehr  belegt. 

GEWAPEN,  verkürzte  form  des  pariicips,  die  in  niederdeutschen 
quellen  bei  der  Substantivierung  des  participialen  adjectivs  belegt 
ist:  de  von  Lubecke  sanden  ut  to  watere  dusent  gewapen 
in  Westvresland  mit  bussen.  Lübecker  chron.  2,  31,  vgl.  Scbiller- 
LüBBEN  2,  98;  s.  gewapen  bei  Verwijs-Verdah  2,  1861.  auch 
aus  anderen  Sprachgebieten  können  parallelen  zu  diesem  gebrauch 
herangezogen  werden,  vgl.  gewafen  Lexer  1,970.  ebenso  darf 
in  dem  folgenden  beispiel :  darczu  beten  wir  ...  bei  150 
schuczen  zu  rossen,  und  beten  bei  300  wagen  und  karren, 
die  gewopen  leut  und  zeug  fürten,  und  ein  grosz  volk  zu 
füssen,  da^  man  schacz,  daj  sein  alleg  wer  bei  800  mannen. 
Ui.MAN  Stromers  chronik  (Nürnberg),  d.  städtechron.  1,41  an  das 
particip   gedacht   werden,    dat  ja   weitgehenden    Veränderungen 


5325 


GEWÄPPE  —  GEWAPPNET 


GEWAPPNET 


5326 


1 


vnd  vtrküriungtn  unlerltigt  ($.  bti  gewaffoet),  fgt. :  baretog  Adolff 
und    graff  lieinreicli    von  S|ioakeiin,    di    beteo  &00  spi»  und 
600  gewapeod  auf  wagen  und  iiust  vil  fuifvulk«.  ebtnda  l,l&. 
üKWAi'l'l':,  n.,  $.  gewebe. 

(jEWAl'Ptl.T,  ÜEWAIM'ELT,  partieip  i«  wSpptIo,  wappcln 
(i.  d.),  vgl  ScaiiKLLKa  )*,  »64.  vgl  die  angrifft  gtgtu  ei»t  *tUiat- 
Jich  gewappelte  kunMl'  im  bntnuhtn  landtag  1904. 
GtWAPI'KNT,  (JKWAI'I'KT,  i.  gewippnel. 
GEWAI'l'NtiN,  GEW  A^NE^,  •*rb.,  vnilärkUt  wappoeo  (f.d.), 
in  d«r  neuhochdeulichtn  pcriod«  »ur  noch  ipdrlich  btUgl:  aber 
biatu  bar  komen  mit  mir  zeiUiKeo  voo  de»  Suldann  wegen,  to 
beit,  bt*(  daix  icb  roii  b  gewapne.  ritu  Morgant  IM,  8. 

GEWAFPNET,  partie>piaU$  adjntit  :u  wappnau  (t.  d).  rie 
htm  lubttanttv  du  formtn  wappeo  und  wafTe  m  dir  telinfi- 
$praekt  nebtn  einander  be$tthcn,  $o  beim  verb.  wappnen  und 
waffnen,  vgl.  theil  13,  320 /f.  271/7'.  «■  *•  <'"  folgiruugem^  di*  $uh 
ki$raut  für  dat  particip  trgibtn,  lind  tehon  oben  unter  gewaflnel 
(ip.  47tt4/f.)  suiammengtstelU  worden,  hier  luU  dirit  früher* 
tkitte  Virt  trgdmung  [indtn.  di*  ntederd*uUch*  form  des  partieipt, 
WI0  III  nKiNtiicH  V.  Vki.ükki  im  Servtttiui  gebraucht  katU,  iit 
am  der  miltiUiochdtuttehen  dichtung  lunäehit  b«t  WoLrnAM 
V.  EscHKNiACH  XU  beUgtn.  bn  ihm  tind  iiMi  formen  dei  ge- 
brauthi  su  beobachten:  an  einer  einttgtn  stelle  die  tpäter  oft 
uiederhoUe  Verbindung  von  fuo;  &f  gew.lprnt  und  in  tahlreichen 
fallen  die  betugnahme  auf  die  rüslung  des  pferdet.  in  betdtii  formen 
itt  et  mehr  der  defensiv*  Charakter  der  ausrüstung,  Jic  scbutz- 
webr,  dl*  di*  fügungen  beherrscht,  ändert  in  (in«r  vtrbtmlung, 
die  aus  der  niederdeutschen  rechttsprache  in  die  dlteit  littet  atur 
übtrdringl :  mit  gewapenter  bunt  {Frtibtrger  staätreeht  28,  3). 
hitr  wtrd  dit  angriffswaffe  in  den  Vordergrund  dci  btdeutungt- 
gehaUes  giichoben.  lo  itiid  als9  schon  in  den  dlttsttn  btltgen 
für  unsere  form  die  anhaltspunkte  lu  mehrfacher  rtchtung  der 
bedeutungstntwicklung  gtgtben.  der  geijcnsati  tmischtn  scliuti 
und  angriff.  Kaff e,  vit  tr  sich  in  den  participien  gepanzert  und 
bewaffnet  hiule  ausprägt,  erträehst  j<  nacA  den  rtnzelnen  Wort- 
verbindungen dem  bedeiitungsgehalte  des  particips,  dessen  ursprüng- 
licher umfang  sich  mit  umcrem  partietp  ausgerüstet,  gerüstet  deckt. 
et  itt  nun  die  frage,  ob  steh  die  bedeutiingsentwicklung  des 
partieipt  irgendwie  ton  den  linien  abhebt,  di*  für  das  virbum 
wappnen  su  liehen  sind,  bekannt  itt,  datt  sich  iinsehen  terbum 
und  tubstantiv  «in  duretigieifender  gegentats  in  der  verwerthung 
der  doppelformen  beobachten  lässt.  b*im  substantiv  hat  di*  tehrift- 
sjpraeh*  *in*  differensierung  der  bedeutungen  nach  den  formen 
durchgeführt.  wa?e  hat  im  heutigen  tchriftgebrauch  alle  Ver- 
wendungen eingebüsU,  in  denen  das  defentive  moment,  die  bi- 
deuiung  'schutirüslung'  hirausgearbfitet  ist.  doch  hat  sich  auch 
an  die  form  wappen  aus  dieser  gruppt  nur  «»  trümmerttück 
abgeleiteter  verwenduni/en  geheftet:  unser  heutigtt  Substantiv  wappen 
beijreift  die  embleme  in  sich,  die  an  der  tehutsrüttung  alt  zitrral 
und  kennuichen  angebracht  waren ,  und  hat  sich  nach  dieser 
riditung  nun  weiter  entwickelt  und  isoliert. 

von  dieser  bedeutungsdtfferentierung  ist  im  g*brauche  der  doppel- 
formen des  w<r(umj  wenig  tu  bemerken,  für  dat  particip  im 
besonderen  giU  folgendtt,  dit  form  gewappnet  dringt  in  alle 
Verbindungen  n»,  di*  dat  particip  gewännet  entwickelt  hatte, 
Sil  bringt  sugleich  einigt  iifu«  Verbindungen  mit,  di«  aui  nieder- 
deutschen quellen  zuerst  zu  belegen  sind,  to  hallen  sich  in  der 
frühniukochdtutsehtn  periode  du  um/assend*  bedeulung  'aut- 
geriUtit,  gerüttet'  ^ento  vm  lii*  mgeren  bedeutungen  'ge- 
panzert' und  'bewaffnet^,  dt*  bnden  letzteren  riehtungen,  d%e 
aussehliestliche  betonun§  i*t  defensiven  momentet  itn  einen,  des 
offensiven  im  anderen  fallt,  (indtn  im  lauft  der  weiteren  int- 
wieklung  wenig  föiderung,  si*  erhaiten  tieh  in  einzelnen  fest- 
geprdgten  typen,  dies  erklärt  sich  einerseits  daraus,  datt  dat 
tubstantiv  walTe  mit  stintr  ti«u«ii  engeren  btdeutung  einen  tinßust 
darauf  ausübt,  dasz  für  den  offensiven  theil  der  rüstung  die  formen 
mit  ipiranj  vordringen:  waffuen,  be»afTneii,  gewafTiiel.  bewaffnet. 
andererseits  tntl  infolg*  der  neueren  müstärischen  entwicklung  seil 
der  einführung  der  ftuergtwehri  dat  defensiv«  motnm(  m  4tr 
ausrüstung  d*s  einzelnen  immer  mehr  zurück  und  di*  Mraii- 
lassung,  die  formen  in  diesem  iutamm«nkang  aiizuxi<A«ii,  tcArdnU 
sich  immer  mehr  auf  darstellungen  vergangener  t*tt  ein.  to  itt  et 
wesentlich  die  anknüpfung  an  mittelalttrUek*  terAdihiiMr,  ik  den 
heutigen  gebrauch  von  gewappnet  m  der  ligtnlätkn  bail»Hin§  b*- 
htrrtcht,  und  hier  wiederum  wiegt  ü*  aUgmtukun^wnUr*  baiemtmnf 
'gerüstet'  vor.  in  der  übertragenn  9«rm*tiimn§  kat  hhmt»  faem 
jedoch  ihr  gebiet  entschieden  ausgedehnt,  rnndradlkkUttttitkabt litt' 
ßuti  der  fi<«<r«n  bedtutung  der  form  wappen  auak  wmkt  urltnma». 


\)  alt*tt*  belege,    aarbrettung  «u^  fakratuMtantwicälung  m  dar 

mitlelhochd.  zeit   und   in   dem   üharfa»§  ntr  imikatki.  fanad*. 

a)  heriorhebung  des  d*fentia*n  tkaraÜart. 

a)  btzuhung  auf  di*  autrüitunf  d*i 

1))  sin  ors  wart  gewipent  sin, 

ralil  als  tri  g«ln  «ulia  rsli. 

sin  awen,  i*  mit  art  ist »i  »ireli, 

■aa  van  an  4«o  >tisl  bieoe. 

vaa  fu«!  Ar  gawlpem  g i«iie 

Orllui  taai  ors«  lia.        Woirata  Part.  714,  !•; 

gewtpsnt.  als  ein  künae  s«l 

Ton  aem  baupia  bl{  so  d«n  fuoi. 

Uiaica  ȟlakalm  IW: 
d«a  «raten  gehört  iatt,  da|  wir  »iaot  gewoppent  tb  pntxea 
baraaacb  vom  fSa  &f  ontx  an  öag  boapi  alt  eolickcfli  ooppo 
udar  barnaacb,  ala  anaer  >ctwe4«r  |<MfcM  Mf.  f«ai«r  mn». 

i,  IM;  dA  sprach  dar  vll  gablora, 

dat  si  ror  sloao  scMenaa  sal 
gawipeoi  ksmao  ftbar  al, 
swenn  er  ob  lisch«  ■»(«. 

Konaso  *.  WBsiscs«  immat  aa»  Mamikaia  M. 
2))  Sil  dar  gawipanoMn  *al 

sA  grö(  Ist  so  d«r  lal, 
sA  Bierliei  dia  gesclilcht, 
wie  «il  was  denn  der  blAtan  niht, 
man  kind  onde  w|p, 
diu  da  «erlurao  den  iip. 

Onosia  n^mcltranik  b'JMh. 

dieser  gegensatz  von  gew^pcnt  und  blA;  darf  jedadk  smAI 
einseitig  unter  dem  griicAfspunÜ  d*r  lehuttrüttuag  batratUil 
werden,  er  gehört  vielmehr  mit  dem  haupttkeil  der  aielvertweigten 
verbvidungin,  di*  er  intwiekelt  hat,  unltr  d*n  allftwuntren  nt- 
sammenfattenden  begriff,  agL: 

wsn  si«  oocb  dicke  gesebibi, 

sd  der  gewip«nden  glllkail 

41a  blAtao  varjell 

*oo  d«s  roubes  gewin.    OrroKAa  raiaukraitik  TTM4. 

S))  item  im  inriden  aal  man  beateilen  aai  den  rade  an 
die  hoe  dore  bi  der  arglocken  iweoe,  mit  namen  Heinrich 
Wijsse  zum  Klobelaucb  und  Arnold  Glauburg,  and  off  6o.  g^ 
wapeten  usz  den  bantwerckern  mit  Stangen.  {polizetUeke  aer- 
ordnungen  d.  rathet  tu  Frankfurt  bei  ankunft  d.  köaigt  friedritk 
1442)  bei  Jan-sbr   Frankf,  reichuorretpondenz  i,  39. 

ß)  bezugnahme  auf  die  Schutzkleidung  d*t  pfirdtt: 

da{  er  dat  ors  mit  sporn  rite 
uni  er  versuocbie  sineo  siie. 
dat  was  gewipeoi  wol  für  stril: 
preliel  unde  lamit 
was  sin  ander  corertlur. 

WoLsasa  t\irt.  540.9,  «hma«  Sil,»; 
dö  reit  der  kOnec  Partei 
atarc.  kueoe,  unda  tnal 

ein  ors.  gewäpenl  Orden  buof.     IfiUahelM  439, 1 1 ; 
dA  sat  der  kOnec  too  ßrsndigin 
üf  ein  gewipenl  kastelin. 
dat  was  gebeiten  Cuverjors.        Airs.  310.6. 

b)  iai  offensiae  anmient  wird  in  der  Verbindung  gewappnete 
band  herausgearbeitet:  {di*  ruhestörer)  Iriben  da^  also  lange, 
daj  ai  kumen  in  da;  bus  mit  gewapenter  bant  onde  mit 
gerukter  were  wi;;enliche  den  nakeboren,  di;  heijen  allig 
rehte  beimsuchuoge.  Frtiberger  ttadtrecht  39,  S  Erwitek  «.  170. 
vgl.  dazu:  mit  gewaffneter  baodt  Schw^emipitgti  3ot  La$tker§. 
Augtburger  stadtr*cht  72.  lolmarer  itedireekl  ■. «.  «.  aiam  if.  4141. 
agL  met  gewapender  hant  Vtawus-VEaDia  S,iMlf.; 

der  kunic  in  dia  Tienüe  brach 

mit  wol  gewapenter  banu    p•uiaw*^%^,t§  ttfka; 

auf  nontag  vor  Simonie  et  Jade  (1968)  da  erhaeb  akh  aia 
groazer  auflauf  hie  zo  Augspurg  in  der  etat  dem  waa  alao: 
sich  hett  gesamlet  ain  grost  volk  mit  gewaptneier  kaad  and 
kamen  auf  den  Rerlach.  B.  Ziri  i.  tUitetkrau.  9,  l  {AwfAmrg); 
etlich  mit  gewappneter  wehrhafter  band,  die  die  andern  ent- 
retten wollten.  Zorn  H^omisrr  ckranik  3S1 

c)  tu  de«  wteitttn  fabrmukafarwten  iat  jtiaek  iwiiHsam  Üiatn 
beiden  richtmngtn  dar  kmmpfHMntf  fer  mtekt  §mMaia%,  Ha  «r- 
tprüngUdia  baiawtm»t  M  aU§imrimr  mui  «Mlralir. 

«)  doe  AuUa  darta«  rak 

gawapoM»  m»4a  saaraa  hiwli. 

H.  T.  TiLMCi  5«re«tiw  1.99: 

da  kam  Jacob  Pattrick  von  Bairn  selbriert  kaiariieh  gewapoal 
her  gen  Aofsparg  uad  kaa  aaf  ain  tum  bei  GOginger  tor, 
darauf  waa  ain  ungetreuer  man ...  der  liest  in  auf  den  tarn. 
B. Ziaa  4.  iMdiaabraa.  S3  (Anftkurg);  ckorfArst  ftbf  ira,  graoff 
zA  >asaow,  artabiaefcaf  ai  Meoz  . . .  raü  p«  ctwaapeot  ia, 
daa  ausz  kaio  gaiatiiebar  nie  utu  asd  kert  ia  daa  boez  tl 
dar  aunnen.  U.  «.RicaiaraaL  eAraaiAd.  EaiuimmatrkonsiUaBuik; 


5327 


GEWAPPNET 


GEWAPPNET 


5328 


gen  Naisen  fflr  der  unvertzait 

mit  manigem  helde,  wol  berait, 

gewappent  uud  berüstet  wol.      Sucbknwibt  1,101. 

dazu  vgl.:  etzlicbe  van  io  algereide  gewapent  waren,  acten  zur 
verfass.  Kölns  1,169;   bi   22   knechten   mit   iren  dienern,   die 
stäteklich  gewapnot  warend.  ü.  v.  Richenthal  chronik  d.  Kon- 
stanxer  konzils  181  Bück.    u.  a.  f.  wappnen. 
ß)  attributive  Verbindungen. 

1))  dö  sacb  der  kOnic  vor  im  stau 

fünlzeben  gewapent  man. 

Enikkl  weltchronik  24560; 

500  gewoppeter  manne  von  den  zunften.  Basler  rathsbücher, 
s.  Basler  chron.  4,42;  und  f&rtend  inn  die  von  Constentz  usz 
mar  dan  mit  dusend  gewaupoten  mannen.  U.  v.  Bichentbal 
Chronik  d.  Konslanzer  konzils  SO;  item  darnach  1456  jar  ...  zocli 
(man)  von  Nürnberg  an  die  Türcken  1000  man  und  86,  al 
wol  gewapter  man.  d.  städtechron.  10,217  (Nürnberg);  grifis 
haigt  ain  greife  ...  ist  des  leibes  s6  starch,  da;  er  ainen 
gewäpenteu  man  überwindet.  K.  t.  Megenberg  buch  der  natur 
190,5;  an  dem  stain  man  vint  ainen  gewäpenden  man  oder 
ain  juncfrawen  mit  aim  umbswebenden  klaid  und  ainen 
lorpaum  helt,  dag  ist  ain  zaichen,  dag  der  stain  geweiht  ist. 
467, 17.    vgl.  auch  wolgewapnet  knäcbt    österr.  weisth.  4,  343,  5. 

2))  so  scholde  we  nomen  den  dredden  del  eder  dat  nomen 
und  deiien  na  antal  der  gewapender  lüde  und  wat  we  reisener 
eder  reiseger  have  med  einander  wunnen,  dat  scholde  we  . . . 
ok  deiien  na  antal  der  wapender  lüde.  Urkunde  herzog  Friedrichs 
V.  Braunschuieig ,  urkundenb.  d.  histor.  Vereins  f.  Niedersachsen 
6,  311  ff.;  und  behüt  man  die  mit  gewaupnoten  lüten,  innen 
mit  unszers  berren  des  kUngs  diener  und  ussen  mit  der  von 
Constentz  lüt.  U.  v.  Bicbenthal  118. 

3))  das  nit  als  vil  gewapot  volk  damit  ging.  83;  do  schrei 
di  frowe  . . .  esz  were  gar  vele  gewopendes  Volks  vor  deme 
tbore.  Stollb  Thüring-Erf.  chronik  i  Hesse. 

4))  do  man  zu  sach  louTen  hie 

mit  vil  groser  uazucht 
alsam  in  einer  tobesubt 

die  gewapente  rote,     passional  58,93  Köpke. 

d)  der  übertragene  gebrauch  ist  aus  der  älteren  spräche  nur 
spärlich  belegt: 

die  rittere  ritterlichen  da 
von  Revele  wären  isgrft 
gewapent  wol  mit  eren. 

livtänäisclw  reimchronik  8345  Meyer. 

2)  die  formen  im  Übergang  von  der  mittelhochdeutschen  zur 
neuhochdeutschen  periode.  wie  am  verbum,  so  zeigen  sich  auch 
am  particip  die  Veränderungen  und  Schwankungen  gegenüber  der 
gleichförmigkeit,  die  in  mittelhochdeutschen  belegen  —  theilweise 
unter  nachhilfe  der  Herausgeber  —  zu  beobachten  sind,  sie  erstrecken 
sich  auf  qualitäl  und  quantität  des  stammvocals,  noch  mehr  aber  auf 
die  Schreibung  des  labials.  für  die  participialform  im  besonderen 
kommt  noch  die  Stellung  des  nasalt  zwischen  labial  und  dental 
in  betracht,  ebenso  die  mannigfaltigen  versuche,  die  wortform  im 
ganzen  zu  kürzen. 

a)  der  stammvocal. 

a)  Umlautserscheinungen:  geweppneter  band  J.  Knebel  chronik 
«.  Kaishein  232;  gewaepent  Kilian  K4'. 

ß)  dehnung  oder  trübung:  gewaupent  U.  v.  Ricbbnthal  43; 
gewaupot  80;  gewaupnot  US;  gewoppent  Basler  chron.  4,156. 

b)  der  labial. 

■  a)  die  einfache  consonanz,  die  mÜ  ausnähme  der  Basier  chron. 
(gewappet  4, 42,  vgl.  156)  bis  in  das  16.  jahrh.  fast  allein  herrscht, 
wird  auch  in  der  späteren  zeit  durch  die  oben  angedeuteten  sonder- 
bcdingungen  der  participialform  noch  lange  gestützt. 

1))  die  form  gewapent  hält  sieh  vor  allem  auf  niederdeutschem 
boden,  so  in  einer  Braunschweiger  Urkunde  von  1393 ;  in  den  acten 
zur  verfass.  v.  Köln,  später  noch  bei  Rotmann  108  neudr.,  vgl.  auch 
gewaepent  bei  Kilian.  aus  mitteldeutschem  gebiet  vgl,  gewapent 
im  passional  (Köpke),  bei  Stolle  thür.  chron.,  ja  sogar  noch  im 
(Nürnberger)  decameron.  dazu  vgl.  gewapet  in  der  Frankf.  reichs- 
corresp.  2,  39. 

^2))  auf  oberdeutschem  gebiet  gehen  hier  die  oben  besprochenen 
vocalveränderungen  zur  seile,  einzige  ausnähme  gewapot  bei 
U.  V.  Richenthal  83. 

3))  meist  wird  der  einfache  labial  durch  folgende  consonanz 
gestützt. 

0})  gewapter  d.  städtechron.  10,217.  kirehenlied  nr,  1341;  aus 
eontamination  mit  dieser  und  der  regelmäszigeren  form  musz  wol 
die  eigenthümliche  form  gewaplneter  erklärt  werden,  vgl.  Lotber 
Sprüche  6, 11.  d.  städtechron.  5, 11  (Augsburg).  5, 15. 


h))  gewapnet  d.  städtechron.  5, 23  (Augsburg).  Gregors  dialoge 
(Augsburg  1473).  S.  Frank.  Ebeiilin  v.  Günzburg  2,  98.  3,  235. 
S.  FiscBEK  chronik  v.  Ulm.  Erashds  älberds.  Hans  Staden. 
KiRCHBOFF  milil.  disc.  6.  Ringmann  Caesar.  Micillds  Tacitus  44l'. 
Plutarch  deutsch  (l580).  Ayrer.  Pbaetorios;  gewapnet  Hülsios 
(1616,  gegen  gewapffnet  1605)  137*.  ebenso  Spiksz  151*.  Pomay  132. 
Rädlein  382'.  ja  sogar  noch  bei  Reiske  Demosthenes  (1764)  436, 
bei  Moritz  Anton  Reiser  67  und  in  den  ersten  ausgaben  von  Voss. 

ß)   die  doppelconsonanz.    vgl.  die   Basler    rathsbücher    (s.  o.). 

1))  gewappent  Süchenwirt  1,101.  voc.  theut.  Nürnberg.  Di^rbr 
nachlasz  391.  W.  v.  Königstein  tagebuch  2, 85  (Frankfurt).  Wilwolt 

V.  SCHADMBURG    157.    EmsER. 

2))  die  form  gewapfnett,  die  Übergangsstufe  von  gewappnet 
zu  gewaffnet,  ßndet  sich  verspätet  und  wol  secundär  entwickelt 
bei  HoLSius  (1605)  63",  ist  aber  in  späteren  auflagen  anderer  hand 
durch  gewapnet  ersetzt  worden  (s.  d.). 

3)1  gewappnet  Ebeblin  v.  Günzburg  3,  52  (vgl.  geweppnet  bei 
Knebel,  s.  o.).  Hans  Sachs  fabeln  und  schwanke  3,  253.  Zobn 
oberrh.  chronik  232.  oberrh.  stadtrechte  1,  795  (Boxberg  1,  795). 
vgl.  die  übrigen  belege  aus  Schriftstellern  des  18.  und  19.  jahrh. 

c)   Sondererscheinungen   an   den   flexionsformen  des  particips. 

a)  der  flexionsvocal. 

l))  bei  U.  V.  Richenthal  ist  dem  vocal  die  volle  qualität  meist 
bewahrt:  gewapnot  181;  gewaupnot  118,  d/inJ.  83. 

2))  sonst  erscheint  der  vocal  tonlos  und  tcird  entsprechend  den 
Schwankungen  bei  silbenbildenden  liquidis  bald  vor,  bald  nach 
dem  nasal  angedeutet,  vgl.  oben  zu  gewapent,  gewappent  und 
gewappnet. 

ß)  der  nasal  verfällt  andererseits  auch  der  ekthlipsis:  ge- 
waupot, gewapot  bei  U.  v.  Richenthal;  gewapet  Frankf.  reichs- 
corresp.  2,39;  gewapter  d.  städtechron.  10,  211 ;  gewappet  Basier 
chron.  4,  42. 

3)  in  bedeutung  und  gebrauch  macht  sich  in  der  neuhoch- 
deutschen periode  immer  mehr  der  allgemeinste  und  umfassendste 
begriff  gerüstet  gellend,  einzelne  gebrauchsweisen  und  formen  halten 
die  engeren,  nach  der  offensiven  oder  nach  der  defensiven  seile 
sich  einschränkenden  bedeutungen  fest,  ohne  jedoch  das  allgemeine 
Sprachgefühl  zu  beeinflussen,  wenn  man  hier  der  neuhochdeutschen 
periode  einen  besonderen  zug  zuweisen  will,  kann  das  höchstens 
die  bevorzugung  übertragener  Verwendungen  von  gewappnet  im 
gegensatz  von  gewaffnet  sein,  doch  stehen  die  so  erworbenen 
Verbindungen  oceasionell  auch  immer  wieder  der  coneurrenxform 
offen. 

a)  der  umfassende  begriff  wird  vor  allem  in  den  Wörterbüchern 
angezogen:  gewappent  oder  von  fusz  auf  gewappentel*  (s.  darüber 
sp.  5330),  expedarmatus.  voc.  theut.  (Nürnberg  1482)  M  5 ;  gewapfnett, 
armato  Hdlsius  (1605)  63*  u.a.;  ghewaepent,  armatus  Kilian  K4' 
(vgl.  sp.  5330);  gewapnet,  armato,  armä  Rädlbin  382'.  Stieler 
2434.   SpieseR    151'.   PoMAY   166'. 

a)  in  appositioneller  funclion:  da  nun  sein  gesatzbuch,  das 
er  Alcoran  nennet,  gesetzt  und  fertig  wäre,  käme  er  mit 
solchem  schein  and  den  zweien  gesellen  gewapnet  desto 
künstlicher  für  das  volck.  S.  Fbanck  weltbuch  119",  ebenso  193'; 
do  hadden  de  godtlosen  .  . .  noch  twe  porten  geopent  .  .  . 
unde  leiten  tho  sick  in  . . .  ein  grote  mennichte  van  huren, 
al  gewapendt  und  gerüstet.  B.  Rotmann  restitution  rechter  und 
gesunder  christl.  lehre  108  neudr.; 

die  ahnen  ungezählet, 

die,  um  uud  um  gewappnet  und  gestäblet, 

in  langer  reib  im  vorsah!  wache  stebn. 

Wibland  (Klelia  u.  Sin.  1,235}  21,184; 
seine  väter  standen  alle 
aus  gegossenem  metalle, 
schön  gewappnet,  ohne  zahl 
in  dem  ungeheuren  saal. 

F.  L.  Stolbbrg  (fite  hustende)  1,164; 

dann  aber  geh  und  biet  auf  die  getreuen 
rings  herum  im  ganzen  lande, 
beisz  sie  sich  stellen,  gewappnet,  bewehrt 
mit  Schild  und  panzer,  mit  tanz'  und  schwort, 
und  sich  verbergen  im  nahen  geliölz. 

Grillparzer  3,17  Qder  gaslfreund); 
tausend  ritter,  wo.hlgewappnet, 
hat  der  heil'ge  geist  erwählt, 
seinen  willen  zu  erfüllen, 
und  er  bat  sie  muibeieelt.        Hbimb  Harzreis$, 

ß)  in  bestimmten  attributiven  Verbindungen. 

1))  ich  enweisz  nit  wer  du  pist,  der  mich  pei  meinem 
namen  genennet  hat,  dann  ich  dir  sage  das  mich  da;  ein 
unbeherzent  und  frömde  Sache  düncket  an  einen  gewapenden 
ritter  ein  nakede  frawen  ze  tödten.  decam.  360,11; 


6329  GRWAPPNET 

da  lehnten  lo  boheo  nltehto 

geKchmückler  frauan  viel, 

gewappoata  rliier  dtiwUcban, 

Hill  goldaam  ulitotplel.       Uhl**»  {mährektK}. 

i))  Sigverus,  ein  gewapneter  kriegtmaDD,  laufft  eio.  J.  Aftu 
{Valentin  u.  Urta  3)  UO^;  lo  wird  dich  dal  armut  uhtreilen,  wie 
elD  fusgenger,  und  der  maogel,  wie  «io  gewaptoeler  aao. 
LuTHBi  sprucht  0,11,  tbeiuo'UfM;  das  varderben  nabt«  licb 
ibiii,  wie  ein  gewaptneter  mann,  der  aOoder  erbebte  in  den 
innersten  tiefe»  ieiuer  »eele.  Moairi  ^fiioa  Äm*r  «•;  n«-B</r.;  da 
er  (d.  landmann)  hingegen  Lei  anbalteoden  alltuniedri|eD 
preiieo  am  ende  hof  und  pOiig  vertanen,  und  weil  ibn  die 
armutb  wie  ein  gewapneter  maoa  Uberrsltl,  auf  eine  andere 
art,  vieiieicbt  gar  nnter  einem  andern  binimelHitricbe,  lein 
brud  zu  verdit<uen  auclien  mutz,  wahr htit  ohne  ichmink*  üb*T  den 
freien  gelrvidfhanJel{\H(H)  il;  es  waa  aber  um  iiuiia  berberg  in 
den  beüaaern  verbürgen  fil  gewapnetter  roenner,  d;e  ufT  Hu8'<a 
onlwuit  gewartet  bctteu,  wer  er  nit  KUttMillig  mit  in  gangen, 
au  wurden  in  die  gc\\apneten  );eliertt  haben.  S.  Kiacaia  ekronik 
V.  Ulm  I.  180  Vteienmeytr :  bei  den  fremden  nationeo  machen 
die  vurgüiige  in  Deutucbland  ja  aebr  leicht  den  eindruck,  daiz 
bei  una  ...  die  geharnischten  ro&nner  aus  der  erde  wachaen 
. .  worauf  aie  über  einander  herfallen  und  sich  so  raufen, 
duaz  der  fremde  Jason  ganz  ruhig  dabei  stehen  kann  und 
zusehen,  wie  die  deutschen  gewappneten  recken  aich  unter 
einander  bekUnipfen.  BisaAaca; 

und  «I  klingt  heraaf  wie  siiBmsngawIrr, 
wie  noctulger  bufscblag  und  waffengekllrr, 
und  lief  au«  dem  wald  luoi  gerechte 
spreogl  ein  flbnleln  gewappneter  knechte. 

Tu.  KAansa  llarra»  der  Huhne  tpringer. 

9))  aber  der  tzoubercr  werck  ob  aie  gleich  wunderberlich 
und  seltzam,  so  sint  sie  doch  mherleila  vorgebens  und  unnutz, 
durtzu  erschrerkeo  die  lewt  davon,  als  so  aie  machen  ein 
gesiebt  in  luQtcn,  oder  in  Stuben,  von  gewappenten  lewten, 
vurstorben  geister  oder  ander  narren  weisz.  Emsbr  gegen 
Luther  118  neuir.;  darein  ward  er  (/iuiz)  nit  allein  beacblosaen, 
suuder  allzeitt  mit  gewapneter  gwar  verbiet.  S.Fischkb  ehronik 
V.  Ulm  183  Veftenmeyer ;  aulT  die  ding  antwortet  Cicero  nichts 
anders,  dann  es  were  nicht  deaz  römischen  volcks  gewon- 
beit,  dasi  aie  von  den  gewapneten  feinden  geding  auCfnemen. 
KiRCMANN  Cdsar  s.  53'. 

4))  gefallen  Ist  der  bettere  mann, 

aa  siegle  der  bankerl,  der  scblechtei 
gewappnete  diebe  vertbeilen  das  land 
und  machen  den  freiling  xum  knechte. 

iUiria  Homnncero. 

y)  die  Substantivierung  ist  meist  mit  dem  pluralgebraueh  ver- 
knüpft, der  Singular  erscheint  nur  vereinzelt  neben  einem  pronomen 
indelinitum,  ausurdem  häufiger  m  der  yern  in(d«rAoUen  bexiehung 
auf  den  teufet. 

1))  der  tingular. 

a))  auf  seinen  wink  trat  ein  gewappneter  an  den  groszen 
viereckigen  erzscbüd,  der  zwischen  zwei  eichen  wie  eine  glockf 
aufgehangen  war.    HEimANn  Schmidt  Friedet  u.  Oswald  Ji,CU. 

b))  dan  weil  wir  alle  verdnmpt  warn,  und  uns  kein  werck 
weder  der  menschen,  noch  der  enget  belffen  kund,  wir  waren 
alle  des  teudels,  der  -tarck  gewapneter  hatte  seinen  pallast,  das 
ist.  die  gantze  well,  also  bewart,  das  er  für  allen  creaturen  wol 
zufrieden  bleib.  EaAsaus  Alsbkus  ttidder  Jörg  )Vii:Wii  BS*;  er 
{der  teufet)  ist  nicht  schwach,  sondern  ein  starcker  gewapneter, 
dariimb  er  den  starcken  verglichen  ...  wird.  Pairoaioa  0<oeii- 
berg  121;  solche  wagehfilse  kennen  der  höllischen  starcken 
gewapneten  nicht  und  müssen  endlich  mit  blutigen  kcpff  und 
verscbreten  gewissen  zum  obgrund  fahren,  eatastr.  muham.  210. 

3))  der  pluralgebraueh :  ward  einer  auszerwelt,  von  dem 
nicht  zweifei  was,  rr  wurd  im  das  hnubt  mit  einem  scblng 
abbauen,  da  der  erwirdig  man  under  die  gewapenten  gefQrt 
ward,  da  lief  er  zö  stundt  z&  seinem  wapner,  wann  er  iesche, 
dae  man  im  ein  claine  frist  gftbe  z&  betten.  Gregort  dialoge 
{Augsburg  t479)  3,97;  Tarquinius  hatte  sich  mit  vil  gewapneten 
seiuer  parthei  dartii  gerflst,  ob  ihm  jemandt  widerstandt  tbun 
wolt,  das  er  den  Qbergwaliigen  inOcbt.  Liviut  {Strassburg  IM3) 
17«;  er  liest  auch  aulT  den  andern  tag  vil  gewapneter  die  er 
bat.  zQ  im  an  den  richlerst&l  stellen.  43';  er  aber  het  aeines 
vulcks  und  der  gewapneien  viel  bei  einander.  Plularch deutsch 
(1580)  It';  hat  das  bubenvolk  auch  under  die  Juden  gewult 
daselbst  auch  mutwillen  zu  triben,  aber  es  ist  inen  nit  geslnl 
worden,  sunder  sin  mit  gewappenden  vorwart  worden.  tagebu>k 
des  W.  KöNicaTciN  tu  quellen  swr  Prankf.  getckichte  3,86; 


GEWAPPNET 


5330 


doeb  anf  dam  wall 

tauten  mit  leball 

dar  fftaf  und  »eloe  gewappaeua  alL 

UaLaHB  (graf  BktreUksh 
da  aimaasi  gewappnete,  aad  alle  pforten 
keseiteti  du.  die  aus  dem  •cbtoss«  nkrea. 

tiaiLirtataa  tkai-fi  nnukai  3)  It.M.  mL  taek  ik 
form  gawaffaeu  •*#•  ip.  4749; 

und  dock  a«b  ich  eio«  itood«  von  bi«r . . .  iweihnndert  f^ 
wappnete,  den  fuaz  im  bOgel,  die  lante  in  der  band.  HEaait 
(i4;n«i  Bemauer  4,10)  4,70;  ich  begreife  die  versucbaog  ... 
jede  . . .  groaze  vorläge  gewisseruaszen  ala  eio  trojaniacbee 
pferd  zu  benutzen,  um  im  Innern  de«aelben  eine  anzabl  ge- 
wappneter gegen  die  bürg  der  gerammten  ge»eitgebuDg  ia 
die  mauern  llions  einzuführen,  bisaaact  reden  4,  3S7. 

b)  verengerunftn  4e$  begriffet  ntk  der  teit»  der  dtfeutäm 
oder  offensive. 

a)  für  die  hervorhrbung  d*t  defenthen  momentet  lugen  iurtktms 
nicht  to  tahlreidie  belege  vor,  wu  wun  ftn  aaiimail. 

1))  eruiAioti«!!  ftonti  tie  werden  nu$  ier  adUgkest,  nut  der  du 
folgende  Verbindung  wiederholt  wird:  von  fosz  auf  g««a^p«iil«r, 
expedarmatuu  eoe.  (Amt.  ( :Vü.  n6rry  Hsi)  M  & :  gbe««pMt  TU^M 
houfde  tot  de  voeten,  ealaphractut.  Kiiian  K  4*;  foo  fuat  auf 
gewapnet,  armatura  tntegra  paratut.  STiKLBa3494;  an  iedlicbem 
ort  »aa  eio  köstlich  ge/elt  mit  aonderlicbeo  schranken  ver- 
wart . . .  und  vor  der  maje«tat  gezell  die  acbrankeo  mit  vil 
voo  foes  anf  gewappenter  fUrsteo,  graveo,  berra  und  rittar- 
acbafl  besetzt.  Wilwolt  v.  SciALMaoBS  lb7  {IM.  verein  uo). 

1))  auch  im  tprachgtbrauche  ven  Vosa  ttkeisU  gewappoaC 
ipeetell  auf  die  rüttung  tu  gehen: 

giogeo  sie  bald'  in  die  acblacht,  mit  atrableodeta  nru  ge- 
«appoeu       llif  13.  tO&; 
vgl.i   rassta  mit  oenriebter  band  die  »cbarfe  lante,  aad  auod  aaa 
oabao  dem  vater  am  atuble,  mit  blinkendem  ene  ger&ttat. 
üdiai.  31,434  (aw'jabe  r«N  IWl:  gewapoat). 

tieker  itt  dies*  auffattung  jedenfaUt  m;  der  scbildgewappoete 
Streiter.  Utas  8,  I&5. 

91)  <5rn)o  liegt  sie  vor  in  der  Übertragung  det  ftrtitlf$ 
auf  das  fette  undurchkltsige  feil  einulner  thiere.  hier  lün»  mwr 
der  panier,  nicht  die  getamtrüstung  den  Übergang  termtttM 
haben:  dann  das  tbier  (d.  rAinoi^os)  ist  alao  gewappent,  dass 
ihm  der  belfant  nichts  kann  tbun.  DObeb  aaeAl<j<z  991 ;  auch 
hat  es  eine  art  tbiarer,  heisset  dattu  ...  ist  gewapnet  alleot- 
balben  umb  den  leib  her...  das  wapen  ist  wie  horo,  scbleoaaet 
auf  einander  mit  gellenckeo  wie  hämisch.  H*!4aST*0Eii  reiu- 
besehrt'ibung  (1567)  bei  Viliab  434. 

ß)  die  hervorhebung  det  offemiien  momentet. 

1))  die  Verbindung  det  appot^onellen  fcrtieif*  mit  angriff twnfftu: 

die  Schergen  da  varporgan  lagen  . . . 
gewappnet  mit  achwarttan  und  apieaaen. 

U.  SACiia  (d.  twei  betraf,  bukttr)  f»heU  u.  in>»iati 
9,S&9  ntudr.t 

auch  wann  die  burger  oder  einwooer  sollen  mit  irer  webr 
und  gewapnet  einher  gehn,  und  sonst  mit  andern  leuteo 
nicbta  zA  achafTen  haben,  möchten  sie  leicbtlicben  selber 
under  einander  mutwillig  werden.  Mictllob  raota«  451';  wie 
es  aber  darnach  dem  bauffen  gefeit,  also  ailzen  aie  mit  irer 
weer  und  gewapnet  durch  einander  nider.  44l'. 

3))  auek  die  alte  attributttt  Verbindung  mit  gewappneter  band 
^rtifel  tieh  noek  Unger  fort:  da  nam  Gerg  Gumperger  den 
abt  bei  der  kuthen  und  zoch  io  frevelich  hin  und  her 
schmecblicb  und  aliaaz  den  boraner  oft  mit  geweppnatar 
band  frevelich.  J.  Knbbbl  ckrmiik  t.  iaitkeim  893  UUUur; 
were  die  nobtwebr  unrecht  geweaeo,  warumb  wolte  dann 
David,  ein  mann  nach  dem  bertzen  gottes...  die  femdi  mit 
gewapneter  handt  erlegt  b-tben.  KiRcaaorr  Mi<«t«rtt  distifäna  •; 
die  ander  {die  nächst  höchue)  buss  ist  t*jt  tl  ^.  verbricht  aao 
mit  gabaMarter  und  gewapnet; er  baodt,  hall  man  data  ackalt- 
haiaaM  foa  alUra  hero  «ulgeo  iaaaao.  ektstkämtOm  mUMkU 
I,1M  (lartiff  un): 

dai  mar  unsicher  war, 
ruert  ein  armada  dar 
■li  gcwappoater  liaai. 

achlAg  aaff  a«la  baapt  ao  hart  mit  gwapter  band. 
ittu*  r«r( . ..  vrrti^t  hri  WicataTtteiL  t-vcktHt.  ar.  134t. 

n»  H«^-  ^*Bo  nkkt  BOT  flllt  ar  dia  (riachlachen  ataten 
mit  gewapoataa  kaodaa,  aondar«  ar  hat  auch  ao  gar  nie 
aufgebort  daa  m  than.  Rubb  Anaarfbcaei  uind  iialiafi  redra 
l.MU 


5331 


GEWÄPNIS  —  GEWARDI  AN 


e)  die  übertragenen  Verwendungen. 

a)  in  freier  Stellung,  vgl.  oben  sp.  5321 ;  vgl. :  wie  der  teuffei 
80  gar  nichts  fragt  nacli  unserm  predigen,  blappern, 
schwatzen  etc.  vom  evangelio,  er  waiszt  wol,  das  uns  sollicli 
geschrai  dienet  zu  grosserem  fall,  so  wir  nit  starck  gewapnet 
send  wider  ihn  mit  christlichem  gebelt.  E.  v.  Gt5NZBüRG 
Schriften  3,  235  neudr.;  das  ist  aber  war,  das  dise  grossen 
beiden  und  vorfechter  der  kirchen  mit  lügen  wider  mich 
gewapnet  seindt  gesin.  2,99;  gegen  alles  leiden  gewappnet. 
P.  H.  Stürz  {schriften  1779  ff.)  2,  344.  unserem  Sprachgefühl  ist 
heute  in  Verbindungen  wie  gegen  angriffe,  beschuldigungen, 
anfechtungen,  Versuchungen  gewappnet  sein,  nur  gewappnet 
und  nicht  mehr  gewaffnet  {noch  weniger  bewaffnet)  geläufig, 
doch  vgl:  ich  fühle  mich  der  gefahr  gewaffnet.  Auerbach 
{$.  oben  sp.  4748).  vgl:  gegen  Versuchungen  ...  gleichgültig 
oder  gewaffnet.  Wieland  (Agathon  12, 3)  3,  '6  «.  a. 

ß)  attributive  Verbindungen:  gewappneter  mann,  vgl  sp.  5329; 
im  4.  cap.  ist  geschriben  ain  gewappnet  gepott  (also  geben  si 
seltzam  namen  iren  merlin)  kain  bruder  sol  groschen  oder 
gelt  nemen.  E.v.  Günzbübg  3,52;  als  doctor  Alfred  Königsberg 
ihm  sein  trauerspiel  Manlius  widmen  wollte,  nahm  er  (Hebbel) 
dies  dankend  an  und  lobte  dessen  'ernsten,  gewappneten 
geist,  der  die  wahre  geschichte  gegen  die  conventioneile  in 
ihre  rechte  einzusetzen  sucht'.  Kuh  Hebbel  2,  719. 
d)  einwirkung  des  Substantivs  wappen. 
a)  schon  in  dem  bekannten  Sprichwort,  das  hier  folgt,  seheint 
diese  vorzuliegen,  und  hieraus  sich  der  doppelsinn  der  bedeutnng 
zu  erklären:  papst  Leo  ward  von  den  barfüszermönchen  be- 
stochen mit  8000  ducaten,  dasz  er  sie  nicht  wollte  reformiren. 
da  er  nun  das  geld  aufm  tisch  sähe,  sprach  er  'wer  kann 
80  viel  gewappneten  widerstehen'.  Lother  tischreden  3,  181 
Fürst;  vgl:  wer  kann  so  viel  gewappneten  widerstehen,  sprach 
der  papst,  als  man  ihm  es  baar  in  scudi  hinlegte.  Eiselein  235. 
Wandeb  1, 1650. 

ß)  deutlicher  liegt  dieser  einflusx  in  der  Verbindung  gewappnete 
steine  vor:  gewapnete  steine,  die  eck-  oder  hauptsteioe  einer 
gränze  mit  den  wappen  der  herrschafft.  Beck  de  jure  limitum 
p.  t4,  s.  Frisch  2,422';  zweitens  sind  die  gränzen  der  3  dörfer 
gegen  die  anstoszenden  markgrüflicben  gemeinden  ...  gemein- 
schaftlich zu  untersuchen,  zu  bereinigen  und  'mit  hohen  ge- 
hauenen und  gewappneten  steinen'  als  landgränzen  auf  beider- 
seitige kosten  zu  versteinen.  in  Urkunden  über  die  landvogtei 
Schliengen,  s.  zeitschr.  f.  gesch.  d.  Oberrheins  17,  373. 

y)  fraglich  dagegen  ist  von  einem  gftt  gewäpent  sin,  durch 
erbrecht  ansprüche  an  dasselbe  haben,  (aus  1466)  6«  Arnoldi 
beitrage  s.  deutsclien  glossarien  111.  vgl  dazu:  und  hat  jhn 
gott  mit  grossem  ansehen  und  gewalt  dermassen  begnadet 
und  gewapnet,  das  Deutschland  unter  jhm  in  ziemlicher  ruhe 
und  friede  gesessen.  Schickfos  chronik  von  Schlesien  (1625) 
4.  buch  287. 

GEWÄPNIS,  f.,  colleetivbildiing,  im  15.  jahrh.  aus  Mainz  be- 
zeugt: item  das  niemant  zu  Mentze  soll  riden  mit  swerten, 
rutingen,  stichmessern,  buckelern  oder  mit  anderm  gewepp- 
nisse.  friedensbuch  der  stadt  Mainz  (1430)  43.  zeitschr.  f.  gesch. 
d.  Oberrheins  7,  18;  wer  esz  auch,  das  imant  sust  mutwillig- 
lichen  einich  waffen,  oder  gewepnisse,  esz  were  von  messern, 
swerten,  degen,  pantzern  oder  anders  wie  man  das  genennen 
mochte,  druge.  40. 
GEWAR,  t.  gewahr. 

GEWABBE,  GEWÄRBLE,  ».  gewerbe,  gewerble. 
GEWARDI,  f.,  nebenform  zu  dem  aus  dem  ital.  guardia 
(vgl  warten,  warte)  entstandenen  gwardi,  vgl  sp.  1343  unter 
garde.  zu  den  a.  a.  o.  angeführten  belegen  für  erweiterung  des 
anlauts  ist  noch  hinzuzufügen:  gewarde,  custodiae  Maaler  HS* 
(neben  gwarde,  praetoria  cohors  2m*);  die  gewarde  des  herzogs 
Julius.  Braunschweiger  kämmereirechn.  von  1570  bei  Brinckbeier 
gloss.  dipl  1,915';  denn  der  lusterteufel  itzt  dermassen  gras- 
sieret und  tobet,  das  es  nicht  gerahten  oder  sicher  ist  ... 
ein  büchleia  herfür  kommen  zu  lassen,  man  habe  ihm  dann 
ein  gewardi  und  beschirmung  von  wollgerüsteten  Soldaten 
zugeordnet.  Hollonids  somnium  vüae  human.  71  neudr. 

GEWA'ftDIAN,  m.,  nebenform  zu  gwardian  und  guardian,  in 
der  bedeutung  mit  ankhnung  an  das  vorhergehende:  und  alls 
kay.  may.  uff  den  blacz  käme  bis  zu  der  stiegen,  ist  sin 
may.  von  dem  pferd  abgestanden  sampt  dem  grauffen  von 
Nassaw  und  ethlich  andern  heren  und  allso  sampt  demselbigen 
und  siner  may.  gewardyan  under  dem  guldin  himel  hinuff 
uff  die  forgemelten  steling  gangen.    Hdg  Yillinger  ehron.  190. 


GEWARDIKNECHT  — GEWÄRMEN       5332 

GEWARDIKNECHT,  m.,  nebenform  zu  gwardiknecht:  der 
bapst  aber  wann  er  nun  will  einmal  des  jars  in  die  Lateran 
kirchen,  müssen  ihrer  etlich  hundert  gewardiknecht  zugegen  in 
aller  rüstung  stehen.  Nachenmoser  propnos(.//ieoIoptcum(  1585) 86*. 

GEWARDIRER,  m.,  vgl.  gwardierer:  dieselben  muncz  und 
phenninge  sollent  von  unserm  gewardirer  und  Versucher,  die 
wir  darzu  bescheiden,  also  bewart,  versucht,  behalten  und 
uszgebcn  werden,  münzslätte  zu  Neustadt  a.  d.  Hard  (1383)  bei 
MoNE   2,418. 

GEWARE,  f.,  verstärkte  bildung  zu  wara,  cautio,  s.  gewahr 
sp.  4763. 

GEWARE,  f.,  ventärkle  bildung  zu  wäre,  merx,  vgl  gewaare 
sp.  4707,  gewahre  sp.  4808 : 

da  bräci)ten  sl  (d.  drei  könige)  die  phenninge  dar 
und  gäbin  si  Cbrist6  mit  andirnC?)  gewar. 

J.  ROTHK  passion  17,  nach  Bkch  in  Germania  9,176; 

gelobet  ein  man  deme  andern  golt  silber  pfennige  oder 
anderlei  gewar  üf  einen  bestacketen  tag  zu  bezcalene.  urkunden- 
buch  V.  Kl.  Arnsburg  711,  s.  Bech  ebenda;  item  uff  alle  geware, 
wullen  und  linen  tuch  ...  und  nasse  gewar,  die  hievor  nit 
genielt  ist,  ...  soll  man  ie  von  eins  gülden  wert  ein  pfenning 
verungelten.    der   von  Winheim   friheit  (1489)  6ei  Mone  4,310; 

von  Midien  kummen  wir  har 

mit  balsam,  wurtz  u.  andrer  gwar. 

Thieb.  Gart  Joseph  (1540)  B8; 

so  merkt  iezt  der  gemein  man  den  grossen  wöcher,  be- 
driegerei,  fürkauf,  eigennützigkeit  oder  bedeurung  aller  gewar 
und  kaufmanschaft.  Schade  sut.  u.  posgu.  2,  56 ;  darnach  di 
trockene  gewar  di  sal  rumen  der  nassen,  der  ritende  man 
sal  rumen  dem  wagen,  der  karre  sal  auch  wichen  dem  wagen. 
e«senoc/iJsc/ies  rec/i<6ucA  87  6ei  Ortloff  1,  725;  betet  einer  adder 
heischet  den  andern  eme  etwas  kouffen,  wein,  gewant,  wortze, 
adder  welcherlei  das  ist,  unnd  benennet  ome  die  summen 
geildes,  darumme  her  eme  koufen  sal,  adder  thut  eme  die 
an  gereitschaft  adder  an  gewar,  szo  sal  her  eme  nicht  turer 
kouffenn,  dan  her  en  gebeten  adder  geheissen  hat.  Purgoldt 
rechtsbuch  3,  50,  ebenda  2,  105;  für  den  plural  vgl:  was  aber  für 
redlich  händel  itz  under  den  Christen  und  christlichen  kauff- 
leuten,  geselschafften,  wuchern,  zinszkauffern,  für  gehen,  ent- 
pfinden  wir  freilich  allzQmal  wol,  auch  das  kind  in  der  wiegen, 
da  ist  eitel  zinsskauff,  fürkauff,  und  das  gantz  lanil  mit  unnützen 
händlen,  gewaren,  und  handtierungen  zu  iedermans  nachteil 
erfüllet.  S.  Franck  chron.  116'. 

GEWÄRE,  ad}.,  s.  gewahr. 

GEWAREN,  verb.,  s.  gewahren. 

GEWARF,  n.,  s.  gewerf. 

GEWÄRFELT,  GEWERFELT,  s.  gewürfelt. 

GEWARK,  n.,  $.  gewerk. 

GEWÄRME,  n.  als  nomen  actionis  wird  das  verbalsubstantit 
bei  Campe  2,359  gebucht,  mundartlich  ist  der  Übergang  zur 
colleclivbedeutung  vollzogen:  gewärms,  n.,  aufgewärmtes  Honig 
Kölner  mundart  75. 

GEWÄRMEN,  vei-b.,  verstärktes  wärmen  (s.d.),  mit  vorliebt 
reflexiv  gebrauchl  schon  in  der  sinnlichen  bedeutung  ist  das 
verb  in  zusammenhängen  belegt,  die  für  wort  und  begriff  eine 
eigenartige  Stellung  in  leben  und  sitte  der  älteren  zeit  bezeugen, 
hieraus  erklärt  sich  auch  die  übertragene  Verwendung,  die  dem 
verstärkten  verbum  —  in  der  schwäbischen  mundart  jedenfalls  — 
bis  heute  das  dasein  fristet. 

1)  sinnliche  grundbedeutung. 

o)  transitiver  gebrauch:  ich  danke  ouch  uwer  lieb  zumal 
fruntlich  des  appfels,  den  ir  mir  geschickt  band,  die  hende 
daran,  so  ich  rite  birssen,  zu  gewermen.  graf  Ludwig  von 
Württemberg  an  seine  Schwägerin  (1449)  bei  Steinhausen  privat- 
briefe  49;  man  sols  auch  zu  zeilen  wider  gewärmen,  nämlich 
dasz  man  ein  beisz  eisen  hinzu  helt.  Seuter  roszarzneib.  286. 

b)  dann  man  sol  eim  iegelichen  ammanmeister  alle  wocb 
zwei  korbel  mit  glfite  geben  in  sin  busz  und  nit  me  von 
sand  Michels  tage  bisz  an  den  ostertag  und  ime  sumer  nützit, 
umb  da?  sich  ime  winter  die  scharwahler  und  die  diener 
dobi  gewermen  mögent.  Urkunden  zur  Verfassung  Slraszburgs 
(1405)  bei  Eheberg  1, 15,  ebenso  1, 16; 

macht  nu  toll  Tuiar  an, 

ass  i  mi  gwörma  kan.    bei  ScaöPF  Tirol,  idiot.  802. 

2)  übertragene  Verwendung: 

sölten  ander  laut 

dein  land  regieren, 

•o  wurden  si  sich  gewermen 

und  mfisaea  wir  erfrieren. 

Volkslied  bei  Uuland  1,483. 


5333 


GEWÄHMT— GEWARNEN 


GEWARNEN 


5334 


l 


GEWARMT,  parttcipitilt$  aäjtetiv,  die  Verbindung  gewannle 
speiiz  (cibui  recoetut  Spiiseii  l&l')  wtnt  auf  eint  itotierti  b*- 
deutung  dts  particips  Am,  die  unterem  iiufüewArmt  etiltprUht. 
andere  wOrlerbucher  verteichnen  nur  gewannt,  cakfactut,  lo 
K11.IAN   K  4\  Steiibaci  2,944.   KiMCii   IM*. 

GEWANNEN,  terb.,  tertUrkUt  warnen  (f.  dX  wie  das  ein- 
fache vfrbum,  to  wiet  auch  die  tfrildrkle  form  einen  umfang 
der  Verwendungen  auf,  der  weit  Über  den  heutigen  gebrauch  tun 
warnen  hinautgreift.  da  die  belege  in  die  neuhoehdeultche  periode 
reifhen,  iit  ein  kurur  Überblick  angemetten.  warnen  hat  mU 
warten  {vgl.  unten  gewarteo)  die  ilammulbe  gememtam  und 
fuhrt  auf  dai  nomen  lurück,  dat  um  in  dem  altliochd.  fem.  wara, 
cautiOy  contiJeratio,  protectio  (ÜHArr  1,007)  und  in  dem  allhoclid 
adjeetiv  );awar,  vigitani,  intentits,  induttriut,  imtruclus,  gnurut 
(Graff  1,008)  vurliegl,  vgl.  daiu  gewahr  (tubtt.  und  adjectit) 
tp.  4703 /f.,  gcuabrtoni  {adjeetiv  und  lubst.)  tp.  ihtxff.;  vgl.  ge- 
wuliriiehinrn  tp.  i'Hi/f.  und  walirmlirnrn  {t.  d.).  wie  tieh  in 
den  letzterwähnten  bildungen  twei  nchlungen  dtr  bedeutungi- 
entwieklung  abheben,  eine  tubjcelive  fuisung  det  begriffet  (ucbt- 
Ram,  uufinerksum,  bedacht,  erfahren)  und  eine  objeelive, 
dat  ergebnit  betonende  (geschützt,  lieber),  to  auch  bei  unserer 
verbülableitung.  auch  bei  ihr  ist  man  vielfach  versucht,  die  Ver- 
wendungen der  iweiten  gruppe  lui/leich  unter  dem  einßutt  laut- 
verwandter  bildungen  anderen  stammet  :u  erklären  [vgl.  wahr 
mmcertut;  vgl.  Wülnen,  gewahien  in  ihren  berithrungen  mit 
wehren),  tugleich  aber  macht  tich  bei  den  verbalablettitngen  rin 
jweitet  moment  yeltend,  das  die  bedeulungtentwicklung  noch  stärker 
beherrscht,  der  qegensolj  tirischen  transitivem  und  intransitivem 
gebrauch,  dem  der  vcreimelte  reflexive  gebrauch  mit  einer  eigenen 
gruppe  geqenüliersteht.  wir  gewinnen  von  hier  aus  folgende  be- 
deulungsabstufungcn :  a)  aiifinerksani  (sicher)  werden,  —  sein; 
b)  sich  vorsehen ;  r)  aufnierksam  (sicher)  machen,  von  dieser 
dritten  gruppe  —  und  zwar  im  engeren  sinne  von  aufinerksani 
machen  —  lueigl  die  heutige  Verwendung  von  warnen  ab,  auf 
die  sich  auch  die  letiten  belgr  für  gewarnen  tlütten. 

wie  die  althochdeutschen  belege  zeigen  (GRArr  1,947),  ist  das 
rerftum  mit  dem  o-suffix  obgeUitet.  ob  der  nasal  aus  der  nominal- 
Hldung  herübergenommen  {vgl.  fnriwarna  bei  Notkb*,  s.  Graff 
1, 918,  Vfil.  WiLMANRS  deutsche  grammatik  II,  §  62)  oder  dem  rerbum 
selbst  eigen  ist,  Idsit  mc/i  hier  nicht  entscheiden,  beaclitung  verdient 
die  Sonderstellung,  die  dat  particip  praet.  tchon  in  den  frühesten  teug- 
nisten  für  dat  verbum  einnimmt,  towol  wat  die  häußgkeit  der  belege 
alt  wat  die  eigenart  der  Verwendung  betriß,  vgl.  datu  gewarnt. 

1)  aus  der  althochdeutschen  periode  liegen  frühe  belege  vor, 
wenign  aus  der  Utlcratur  alt  aut  den  glasten,  der  Reiclienauir 
codex  und  mit  ihm  die  Juniusglosten  xeugen  für  dat  8.  und  9.  ;/<., 
Tegernteer  handtchriften  {tu  Gregor,  noch  mehr  tu  Vergil)  für 
das  9.  und  10.  überwiegend  ist  die  alt  objectiv  beieichnete  fattunq 
des  begriffes  belegt,  die  mit  den  veibis  wahren  und  wehren  in 
bedeutungstusammeiihang  ttiht,  vgl.  namentlich  dat  negierte  particip 
ungiwurnotiii,  tmmunila,  unfesti  STKiNHBYKR-SiiiTERS  1,281 
(tu  I  Mosis  42, 12,  vgl.  wo  das  land  offen  ist.  Lutbbb). 

0)  die  anknüpfung  an  die  bedeutung  *fest'  ist  auch  für  den 
positiven  gebrauch  des  verbumt  belegt:  muntunf,  festinont;  muni- 
antur,  giwarnot  werden  Tegernteer  glossen  su  Gregor  {homilien) 
bei  Stkiühkter-Sievers  2, 2»7. 

b)  in  der  gleichen  riehtung  bewegt  tich  eine  übertragene  Ver- 
wendung, die  ihrerseits  mehr  dem  begriff  wahr,  certut,  firmut 
tuttrebt:  contestüre,  kturchundoo,  kiwarnon  (zu  2  Mosis  19, 31: 
steig  hin  ab  und  zeuge  dem  voick.  Llther).  Reichenauer  {und 
Juniut)glotten  hei  STBiNMBTBR-SiEVins  1,274. 

e)  dagegen  ttimmt  die  beliebtette  paraUelr  giwarnon,  inttruere 
mü  Verwendungen  üherein,  die  tich  in  unserem  sprachgelirauch 
»uch  aus  dem  bedeutungsgehalte  von  aclitsamkeit,  voisicht,  sich 
vorsehen,  entuukelt  haben:  instructi,  kiwnrnote,  kirutle  {tu 
6  ilosis  1,41:  da  ir  euch  nu  rQstrt.  Lotber)  Reichenauer  [und 
Juniut)glotten  bei  Si&innti^sit-iiiEitnn  1,282;  insiruit,  giwarnot« 
{tu  Aeneis  3,  471 :  toeios  timul  inttruit  armit,  und  genistet  die 
scbaar  mit  gerüthscbaü).  Tegernteer  glosun  tu  Yergil  bei 
STBinMKTia-SiBTBRs  3,  M;  die  gtewke  stelle  t.  822  {Aentis  ^,60). 
Jhnlich  «.  «ö8  {inttruetut  Arneit  0,831). 

d]  in  dieten  letzten  susommenhang  gehört  dat  einzige  heitpiel 
«Hl  Otfrid,  der  dat  lyrfrum  mit  instrumentalem  genetiv  verbindet: 

ni  tuorfet  fort  themo  llule,        thar  ir  *tei  In  aoti. 
In  forihlun  ni  weulet,       wat  ir  In  «ntwiirtel, 
ih  wljiero  worio       giwarooD  lucb  bario, 
reiner«  redina.       ir  birui  mine  tbegaoa. 
Ih  bin  idbo  li  thiu       joh  ihar  ouh  sprihu  ujar  ia, 
glwarnon  lierten  guaies      Job  ibrato  fette«  muaiea.    4.1,13. 
IV. 


#)  thtnio  tuitffi  kkrtu  in  reflexive  gekrauch,  itr  titk  trtiWitU 
bei  NoTiBR  nachweisen  lästt:  »ö  gaogto  oih  Ma.  uoile  odb 
rtbtöüine.  daj  iukkiu  gAol  sint.  und«  aö  aie  aib  Uro  burdi 
gawarnoin.  so  gebe  in  gut  tar  mit«.  U{  «i«  dia  «irca  be- 
cbenntn  {et  cum  paraverint  falsa  bon*,  §rttt  Mtb,  lern  mpsmtnt 
veraU  Boethtus  122'  Hatlemer;  sin  stiiDBa  ist  4m,  im  rik  itn 
birzu  gewarnot,  di6  di«  wiida  nUzeo  aaln  (hu  itmini  >r— - 
parantis  cervoi;  di«  «tim  d««  berrn  erreg«!  dM  iündea  nuA 
entblOiel  die  weide.  LoraEa).  ptalm  TU,  9. 

2)  dtr  hei  NoTiBt  intwiekrlie  reflexivgehraueh  lUht  im  wutU^- 
punkt  der  mittelhochdeutschen  beispuU,  während  Ht  f&i»IUkmH 
munue  turücktritt.  dagegen  teigen  sieh  hier  iit  trtU%  muUt» 
det  trantittven  gebrauchet  m  der  bedeutung  von  ^msfmtHuam 
machen. 

a)  die  bedeutung  reu  munire: 

'dai  itllteil  du'  «prach  MamboU 

'■Ol  dar  werd  dir  nlamer  holt: 

aie  h6ebTtrt  miioiia  arneo. 

reiche  mir  die  tiange  mlo.' 

dat  ertaeh  diu  bariogio: 

al  üaDde  in  wol  gewaraen. 

dsn  jungen  halt  sl  dö  «erbarc 

In  ein  tTi  tiarc  gewelbe.     Virginal  SM,«,  hMtahnek  »; 

do  Bturnd«  man  die  gincken  über  alle  atat,  det  zogeteoi  die 
biirger  alle  ua  gegen  deme  biichof.  die  wile  wamelent  aicb 
die  uazern  bürgere  und  zogelent ...  uf  den  berg  z&  Haldrn- 
burg  unde  hieltent  do  mit  ufgeworfenrn  banirrn.  CLoiBiiBa 
d,  ttädtechron.  8,81  (Strattburg) ;  der  acbuitbeiaze  Jobannea 
kum  in  eim  fasz«  da;  zu  beden  bodeineo  wol  verschlagen 
wa;,  in  die  stat  in  eins  dümberren  bof  der...  umbe  die 
Sache  wQite  . . .  do  bAb  grofe  Gotfrit  ...  mit  sime  gesinde 
gewarnet  (munilvs)  zwo  ockerlenge  oder  ein  wenig  fflrbaa  von 
der  atat  gar  beimelicb«  und  wartete  de«  zeichen«,  wanne 
man  die  porte  uf  dele.  f.  79. 

6)  die  bedeutung  *sich  vorsehen',  das  reflexiv  gebrauchte 
verbum  hatte  hei  Nora  er  die  objeäergdnsung  im  genetn  ange- 
sehlotten,  die  gleiche  conttruction  Idtit  tich  auch  weiter  belegen, 
tpäter  verdrängt  durch  jüngeren  aecusalir.  andere  ergiimunfen 
führen  tu  präpositionalverbindungen.  autierdem  gemnnl  «luA 
der  abtolute  gebrauch  an  boden, 

a)  objeclergänsung. 

t))  ban  ich  le  dinen  huldeo  wao. 

so  hlir  ouch,  dai;  min  wllle  erge, 

unde  Ich  mich  de«  t;ewaroe, 

da^  ich  diu  «ele  sende  hin 

ler  immer  wernden  wiinne. 

TANNHÄutaa  bei  r.  a.  Hasbh  t,48^. 
3))  cOten  wIn,  hier  und  mete 

hatte  er  «ich  gewarnai  guüc. 

litldndiMChe  reimchrtnih  939  JVefer. 
ß)  präpositionalverbindungen. 

t))  sie  nam  vil  manich  wSp 

in  Röme  unt  in  LAterao, 

si  biet  «I  mii  Ir  giii 

an  da(  vali  warten 

mit  golde  joch  mit  bortaa 

wiren  li  gebunden 

di  gie  diu  frowe  under. 

aam  diu  m«nin  vor  den  sieraen 

sl  cbunde  sieb  le  den  ören  wol  gewarnao. 
.,  kaiserehromik  IIIU. 

3))  er  Ui  lunc.  sio  «charfer  «In 

bat  «ich  gewarnei  ulTe  «irii 

alle,  da(  under  im  gelii 

maniger.  den  er  ubartagau     pestionat  417,9  kOfhe. 
y)  abtoluter  gebrauch: 

man  «ol  et  also  fOegen 

da(  wir  durch  »triie«  widergali 

■ibt  kercn  tuo  sin  Af  da{  velt 

t  wir  uns  ba{  gewarncn.  

Ko:«aAB  *.  WCaiaos«  Pnrtemop.  ttnS: 

item  wenn  oucb  ze  meien  die  rechten  wittü  verachlagen 
werdenl,  so  sol  ein  gcmeind  ze  rat  werden,  wen  si«  bcewen 
woeilent,  und  scelent  daj  acht  tag  vor  hin  verkflnden,  dnrch 
da;  sich  jederman  gewarnen  können,  weisthum  v.  Betttrttoif 
{c  1400),  weisth.  4,381. 

c)  der  trantitive  gebrauch  in  der  bedeutung' au fwurkstm  mtcken': 

oA  wai  bi  im  ein  «i»«r  man. 

der  gewarort  In  dar  a«, 

wie  diu  gewonheii  waa  gaiia. 

R.  V.  Um»  Bartaam  m.  Joimphat  139,  (; 
vai»cblr  rruode  der  Ist  vile, 
dar  vor«  hAie  dich  t«  allema  spil«; 
wand«  «uchiiiu  Area  rat 
umbe  eine  «chedilicbe  dat. 
ti  ne  wlilint  diniii  tom  also  nit  «ramaa. 
da(  ai  dich  dini«  schaden  gewarnio. 

W.  T.  F.Laanaoar.  t.  atid.  MtUer  3,307. 

335 


5335 


GEWARNIS  —  GEWARNT 


GEWARNUNG—  GEW  ARTEN 


5336 


3)  die  neuere  Schriftsprache  kerint  die  verstärkte  form  nicht 
mehr,  die  letzten  belege  gehören  dem  16.  jahrh.  an  und  lassen 
einseitig  nur  die  letzterwähnte  Verwendung  belegen,  mundartlieh 
scheinen  auch  teste  anderer  Verwendungen  fortzuleben,  vgl.  g'warnen, 
wahrnehmen,  gewahr  werden.  Schopf  Tirol,  idiot.  801. 

0)  die  Wörterbücher  geben  nach  dieser  richtiing  keine  sicheren 
anlialtspunkte :  gewarnet  werden,  conimonefieri.  M aaler  178', 
ebenso  Fkisius,  Hemsch  u.  a. 

b)  litterarische  belege  aus  dem  16.  jahrh. 

a)  sein  all  in  dem  schweren  ban  und  ungnad...  wie  dan 
solches  kaiser  Sigmund  auch  treulich  anzaigt  und  die  chrislen- 
hait  vor  inen  gewarnet.  Aventin  (Ursachen  d.  Türkenkrieges) 
1, 189;  soverr  ain  oder  mer  personen  auf  dem  freithof  unnütz 
geschwatz  treiben  wurden,  so  soll  inen  das  durch  ainen  ieden 
nachpaurn  vor  sollichem  zulassen  anzaigt  werden,  und  si 
darvor  gewarnen.  Ordnung  v.  Tulfes  (1547),  österr.  weisth.  2,226; 
zwischen  dlsen  meren  kam  ein  frum  mensch  von  Buchdorf, 
dem  solich  unbillich  laid  waj,  und  gewarnet  die  von  Kaiszham, 
seine  herren,  wie  die  weiber  so  gar  heflig  und  vergift  waren 
über  sie.  J.  Knebel  chronik  v.  Kaisheim  362  Hüttner. 

ß)  ist  noch  ein  Sprichwort:  ich  gevvarn  dich  als  der  treu 
Heccard.  Aventin  [chronik)  4,186;  got  als  ein  güetiger  vater, 
gewarnet  aiweg  vor  in  mancherlai  weis,  die  er  straffen  wil.  318; 
drumb  mus  ich  gehn  und  Danieln  gewarnen  doch  zu  diser 
frist.  Chrysäus  hoffteuf el.  Is";  auch  ain  fromer,  alter  man 
von  Buchdorf  schicket  bei  nechtlicher  weil  gen  Kayszham, 
liesz  seine  herren  gewarnen  und  solich  bieberei  anzaigen. 
Baumann  quellen  z.  gesch.  d.  bauernkriegs  in  Oberschwaben  261; 
hat  Hegeliu  ain  andern  absagbrief  lassen  auszgan  und  all 
ander  arm  leut,  so  hinder  andern  herren  sizen,  lassen  ge- 
warnen und  sein  eher  bewardt.  J.  Knebel  chronik  v.  Kaisheim 
375  Hüttner. 

y)  so  seind  auch  etlich  zaichen  im  himel,  in  lüften  feurin 
her  gesehen  worden  . . .  haben  auch  etlich  frumb  gelert,  auch 
kanzler  an  die  gaistlichen  prelaten  drüber  geschriben  und 
treulich  gewarnet.  Aventin  (ursachen  d.  Türkenkrieges)  1,197; 
do  er  aber  solch  treulich  gewarnen  verachtet,  flohen  sie  aus 
Teutschland  über  Rein  in  das  römisch  reich,  (chronik)  4,  604. 

GEWARNIS,  GEWARNUS,  f.,  Substantivbildung  zum  vorigen, 
aus  Aventin  reichlich  zu  belegen,  fast  ausschlieszUch  in  der 
zweiten  form,  die  bedeutttvg  weist  sowol  die  anknüpfung  an 
munire  als  auch  —  und  dies  häufiger  —  an  monere  auf. 

1)  sagt,  es  war  vergebens,  die  feind  bieten  nemlich  huet 
und  wacht,  warn  bei  gueter  gewarnus.  Aventin  chronik  4,351; 
damit  aber  alle  ding  in  gueter  Ordnung  und  gewarnis,  vor 
unfal  und  Unglück  verhüet  warn.  5,  207. 

2)  es  lebten  damals  zwen,  Chunrad  von  Ileubach  und 
Gebhard  von  Strasburg,  die  gewarneten  die  geistlichen... 
aber  man  ward  erger  von  solcher  gewarnus,  man  hörets  nit 
gern,  besseret  niemand.  250;  wa  die  herren  des  Philipp! 
gewarnusz  volgten,  so  würde  es  6n  zweifei  besser  zogen. 
Ursachen  d.  Türkenkrieges  1, 197,  ebenso  1,172.  173.  174;  S.  Paulus 
sagt,  das  alles,  so  in  der  bibel  geschriben  st^t,  sei  am  maislen 
uns  Christen,  die  di  lesten  sein,  zue  underweisung  und  ge- 
warnus geschriben.  chronik  4,103,  ebenso  230.  Aventin  hat 
auch  ein  adverbium  von  dieser  substanlivbildung  abgeleitet:  ge- 
warnusweise:  ich  schreibs  alles  gueter  mainung,  gewarnus- 
weis,  niemant  zu  lieb  noch  zu  laid.  Ursachen  d.  Türkenkrieges 
1,174,  ebenso  211 ;  es  war  vil  m^r  von  solchen  grossen  misz- 
breuchen  ...  zu  schreiben;  ich  habs  aber  nur  gewarnuszweis 
auf  das  kürzest  überloffen.  1, 1S8,  ebenso  chronik  4,  62. 

GEWARNT,  participialis  adjectiv.  schon  in  den  bedeutungen 
munitus,  inslructus  ist  das  particip  aus  den  glossen  auffallend 
häufig  zu  belegen  (s.  oben  zu  warnen),  meist  in  Verbindungen  wie 
gewarnot  werden,  habet  sih  kewarnol,  s,  Graff  1,948.  in  der 
participialform  kommt  aber  auszerdem  die  beim  verbum  als  dritte 
und  jüngste  bezeugte  bedeutung  am  frühesten  zur  geltung,  vgl. 
gewarnotiu,  provida  St.  glossen  zur  bibel  (8. — 9.  jahrh.)  bei 
Gbaff  947.  noch  kräftigere  Zeugnisse  gewähren  aber  die  belege 
für  das  negierte  particip:  ungiwarnotiu,  inopinatum  Tegernseer 
glossen  zu  Gregor  bei  Graff  a.a.O.; 

iedoch  so  wären  s'alle, 

als  si  üö  mohten,  an  ir  wer. 

ir  wart  wel  schiere  ein  michel  her: 

die  ungewarneten  man 

.si  körnen  alle  ir  vindo  an.    Gottfried  Tristan  5471; 

der  ungewarnte  tot.       warnuuf]  101; 
von   einer   grüffin,   die  einem  jungen  edelmann  ungewarnter 
sach   Termechlet   ward.    Wickrah  rollwagenbüchlein  134  Kurz; 


besamlet  Albertus  . . .  heimlich  ein  grosz  volck  zu  vusz  in 
Helvetien:  damit  eilt  er  unversehenlich  für  die  statt  Bern 
durch  grosse  tagreisen,  seins  vermutens  den  ungewarnten 
Berneren  ein  schlappen  zugeben.  Stumpf  Schweizer  chron.  576'; 

wohl  unerwartet  kam's,  nicht  ungewarnt. 

GöTHE  (natävliclie  tociUer  3,2)  9,311. 

wie  beim  negierten,  so  lassen  sich  auch  beim  positiven  particip 
zweierlei  gebrauchsformen  unterscheiden,  je  nach  dem  Verhältnis, 
in  dem  das  mit  dem  adjectiv  verbundene  Substantiv  oder  pronomen 
in  die  verbalthätigkeit  eingezogen  ist. 

1)  es  bildet  das  subject  der  passivconstruction :  ein  gewarnter 
ist  zween  wert;  ein  gewarnter  kann  gegen  zwei  bestehen. 
s.  Wander  sprichw.  1,1650;  gewarnter  mann  ist  halb  gereitet. 
Reinsberg-DCringsfeld  sprichw.  d.  germ.  u.  rom.  sprachen  2,587. 

2)  auffallender   ist  die  zweite  Verbindung,    wo  das  Substantiv 

das  moment  verkörpert,  auf  das  jemand  aufmerksam  gemacht  wird: 

wenn  böser,  gewarnter  rath,  der  das  heil  aller  angeht, 
wenn  der  obsiegt.    Klopstock  Hermann  u.  d.  fürsten  (ii.  st.). 

GEWARNUNG,  f.,  in  der  spräche  des  \Q.  jahrh.  belegt,  nehen- 
form  zu  Warnung,  auch  sie  ist  wie  gewarnis  in  beiden  richtungtn 
der  bedeutung  bezeugt. 

1)  überhel  ungewarnter  sach  die  Teutschen,  so  nach  solchem 
grossem  sig  guets  muets,  frölich  und  bei  irer  gewarnung  nit 
warn.  Aventin  (chronik)  4,390;  es  setzten  die  feind  al  ir  hofnung 
in  ir  reichtum,  hielten  weder  Ordnung  noch  ...  bieten  nichts 
in  gueter  gewarnung  und  huet,  als  dan  ander  kriegsleut  tuen 
pflegten.  397. 

2)  alles,  was  den  nächsten  künftigen  tag  zu  tuen...  war, 
tet  er  alles  schriftlich  kunt  mit  disem  zuesaz  und  gevvarnung, 
das  kainer,  der  etwas  irr  gieng,  niemands  gar  nit  dan  in 
rats  fraget.  Aventin  (cAroni/t)  4,609;  solichs  untreuen  anscblags 
wurden  die  bruder,  so  noch  im  dosier  waren,  durch  ge- 
warnung frumer  leut  innen.  J.  Knebel  chronik  v.  Kaisheim  440'. 

GEWARTEN,  verb.,  verstärktes  warten  (s.  d.).  schon  bei 
gewarnen  (s.d.)  wurde  auf  die  Wurzelverwandtschaft  von  warnen 
mit  warten  aufmerksam  gemacht,  insofern  beide  verba  auf  wara 
=  vorsieht,  achtsamkeit  zurückführen,  bei  warnen  hat  der 
transitive  gebrauch  von  vornherein  die  beherrschende  Stellung  im 
bedeutungsinhalt ,  bei  warten  dagegen  ist  es  der  intransitive  ge- 
brauch, aus  diesem  entwickelt  sich  später  ein  secundärer  transi- 
tiver gebrauch,  den  ausgangspunkl  der  bedeutungsentwicklung 
bildet  für  warten  die  parallele  mit  videre,  cernere,  intueri, 
speclare,  adspicere,  die  frühzeitig  schon  durch  glossen  und  litte- 
rarische belege  gesichert  ist,  s.  Graff  1,949.  daraus  gehen  dann 
die  weiteren  bedeutungen  cavere,  excubare,  exspectare,  sperare 
(Graff  ebenda)  hervor,  die  verstärkte  form,  die  in  der  althoch- 
deutschen Periode  unverhältnismäszig  wenig  bezeugt  ist  —  es 
liegen  nur  aus  Otfrid  beispiele  vor  —  dringt  in  der  mittelhoch- 
deutschen litteratur  rasch  vor  und  findet  ihren  höhepunkt  im 
16.  jahrh.  von  da  ab  schrumpft  ihr  verwendungskreis  zusammen, 
doch  hat  selbst  die  neuere  spräche  noch  einige  reste  erhalten, 
die  parallele  mit  cernere,  videre  fand  in  der  verstärkten  form 
keine  weitere  entwicklung,  sie  ist  nur  in  dem  auf  Otfrid 
beschränkten  reflexivgebrauch  (zu  späteren  reflexivverbindungen 
vgl.  sp.  5343)  dargeboten,  der  sich  mit  cavere  deckt.  die 
parallele  mit  exspectare,  sperare  zeitigt  nur  wenig  er- 
scheinungen,  in  denen  sich  warten  und  gevvarten  principiell 
unterschieden,  doch  ergeben  sich  unterschiede  in  der  rection,  und 
es  läszl  sich  feststellen,  dasz  einige  Verbindungen  von  gewarten 
bis  in  die  heutige  zeit  vor  den  Verwendungen  des  einfachen 
verbums  bevorzugt  werden,  das  eigentliche  sondergebiet  der  ver- 
stärkten form  ist  die  Verbindung  mit  einem  dativ  der  person,  und 
hier  hat  sich  namentlich  in  der  Urkundensprache  des  15.  und 
16.  jahrh.  ein  reicher  gebrauch  entwickelt,  der  jedoch  durch  Ver- 
bindungen des  adjectirs  gewärtig  und  durch  jüngere  Synonyma 
verdrängt  wurde. 

1)  der  reflexivgebrauch  bei  Otfrid  : 

wir  sculun  uns  zi  guate      nu  keren  iha;  zi  muate, 

mit  will  iher  diufal  so  fram      bisweih  ttien  eriston  man; 

wir  sculun  drahten  bi  tha^      thaj  wir  giwarton  uns  thiu  baj, 

jot)  wir  ij  giwariliclio      bimiden  iogiliclio.        2,6,3; 

tbaj  ist  giwara  mera,      tba;  sagen  ih  iu  in  wara; 

man  ba;  in  so  giwartent     joli  sich  baj  gilialtent.       2, 19, 10. 

2)  der  absolute  gebrauch,     primäre  und  sccundäre  formen, 
a)  als  primär  iäszt  sich  die  am  einfachen  warten  jetzt  so  stark 

betonte  Vorstellung  des  aiisharrens  erklären,  in  einzelnen  Ver- 
bindungen erweist  sie  sich  jedoch  deutlich  als  sccundäre  erscheinung, 
indem   sie  auf  der  abstreifung  bestimmter  Verbindungen  beruht. 


5337       (ii:W AUTEN  (absoluler  gebrauch) 

a)  ich  gewartlc  {$perabam)  unte  an  die  fruo.  anhang  >« 
dtn  Wtndberger  psalmengtosun  (1176).  uiltchr.  f.  i.  o.  8, 131; 

do  il  gewarlen  lanca       dö  tibcot  dt  d«a  «4 
iwtne  1d  einer  bark«n       unda  ander  nlemao  md. 

da(  laiii  wii  tili  urbor  ... 

da{  laiii  nAx  er  le  nilite: 

ar  Rfliorile  dar  gewarlen  nie.        iMntelol  Vt^. 

das  ich  die  fragarticke!  and  mein  urantwiiriung  in  daa  reich 
gealellet  halm  zu  oxatninirn,  und  nicht  bei  inen  gewarten 
tliiie.  i.uTiif.a  3, 4'i()  Jena ;  ich  gleich  den  geringüleo  hie  tu 
gewarlen  sitze.  4,  &U2': 

aUo  ille  glaublR  ohrliianliali 
frolockl  In  dem  gelit  allieli, 
well  ile  Ille  In  der  laiiberbblien 
gswarien  l»l  auit  goiint  gOlan. 

il.  Sacu«  ((/.  M.  p$4tlm)  18,S31. 
fl)  got  n)ag  auch  gut  lewt  in  büiiien  «temlen  erbalten,  wie 
die  drei  kiiid  im  orcn  fiabilonia,  und  noch  vil  guller  meniclieu 
gefangen  aeind  im  kloster  udiler  pfuITen  »land,  gwarien  in 
gedult,  \van  sie  gut  erledigen  wüil.  KakaLin  v.  (jCizauac  (ein 
freundlich  iu$ehrnben)  3,  137  neudr.; 

wie  in  {lii'u  ilifbuichrn  müitn )  der  hencker  hat  gebandao, 
suoaroen  aulT  der  lelier  (tunden 
und  gwartet  nur,  wenn  ern  abiileiii. 

il.  Waldi*  Ui.i,u*  4,80,10  Kurtt 
die   zweite  (ursache  da  nichlseliretbens)  aber  ist,   da  ich  aisz 
gewart,  bist  iiir  mir  aufT  den  brielT  antwortet.  E.  Curlotti 
V.  Ori.^:*{i8  brieft  (itt82)  10  Holland. 

b)  gant  auf  gcwarten  bttchrdnkt  ist  eine  innerhalb  der  trink- 
$iUen  ausgebildete  Verwendung ,  dit  auf  abstreifung  eines  Jativs 
der  person  beruht  {s.  u.)  und  cnie  art  liienstrerhnltnis  vorauuetit: 
der  miszbraucli . .  uninassi^en  trinckbens  (au  man  zuetrinckben, 
gewarlen  oder  bescbaidl  tliun  nennet),  niederösterr.  poliieiordn. 
von  1&62  f.  4\  (gestraft  icird)  so  aim  andern  ein  geinessnen 
truDckh  zucbringt ...  und  der  ao  es  an  nimbt  und  gewarllet. 
ebenda  t,l>^  u.  a.,  tgl.  Uncer-Kbuli.  tteir.  morttchatt  s.^90;  aich 
des  gemessenen  zuetrinkhens  gewnrilens  und  fOilerei  enthalten, 
ücdrnt.  poliitiordnung  p.  1578  i.  7;  dua  gemessene  oder  beträngte 
zuetrinken,  bringen,  gewarten,  beschaidtbun  und  füilerei  irtrd 
auch  in  der  tirol.  poliieturdnung  v.  1603  f.  7  Hrboten,  t.  Schmillbb 
3*,  lOOb. 

3)  di«  Verbindung  mit  einem  objeel  der  person. 
a)  dieses  object  ul  im  dattv  angeschlossen,  die  bedeutnng  ^den 
blick  auf  jemuiid  richten  begünstigt  mannigfache  bedcutungs- 
abstufungen,  je  nachdem  am  verhalten  des  beobachteten  oder  des 
beobachtenden  bestimmte  momente  betont  werden,  wenn  t.  b.  der 
beobachtete  erst  ankommt,  «o  liegt  die  bedeutung  'erwarten  nahe, 
wo  die  begegnung  eine  feindliche  ist,  entwickelt  sich  im  gleichen 
falle  die  bedeutung  *einem  stand  halten',  viel  fruchtbarer  ist 
jedoch  das  entgegen gesettte,  dasi  das  bestreben  einer  friedliehen 
begegnung  voTH-icgt.  hieraus  entspringt  vor  allem  die  Vorstellung 
der  (iienstbarkeit. 

a)  abzweigungen  von  der  ursprünglichen  bedeutung  'den  blick 
auf  jemand  richten,  ihn  beobachten'. 

1))  der  blick  richtet  sich  auf  einen  ankommenden: 
a))  dit  bedeutung  'stand  halten: 

do  becunde  er  tu  keron 

und  alt  IM  tu  kart«. 

Remu«  im  Bewnrta 

und  sloub  im  enaelo. 

Iliatoar  t.  FaiTiLia  troj.  krieg  bSt«; 

alt  man  Im  gewarte  di 

80  wat  er  her  wider 

al.4  er  mit  gefldere 

dar  genogen  were.        TTIO; 

Rolaui  ebene  gegen  Ytpaola. 

Terra  von  den  erslagana. 

er  fe»a{  tu  alnem  boume. 

da  bell  er  vll  chume. 

In  einer  tiner  hant. 

trug  er  da{  hörn  OllranU 

in  dar  anderen  üurndarten. 

aln  beiden  im  gewaria. 

mit  blOle  er  ticn  allen  betiraicb. 
L\\  j-     t.  j     .  Itotanristied  SSQ.t. 

0))  au  »emtulung  »oa  exspeetart: 

und  d6  die  twänc  wol  aatiian 

rOr  tien  höhen  turn  gerltan 

. .  .  dd  wart  in  wol  gatarteu 

Curani  bat  In  gewartet, 

wand  er  in  guoies  gunda 

mit  ruoma  er  sl  beguiide. 

IIArieran.        K.  t.  Wlaiauae  rarleiMftcr  n.  MHiur 

S))  «tu  anwesender  wird  beobachtet: 
do  enmac  uns  gewarten 
dawedar  wip  norb  man. 

Alejcanderfragmtnt  bei  MfixaR  3.30*; 


ÜE WARTEN  (mit  persöni.  dativ)       5338 

Sano  te  dem  boumganan  !■ 
urcb  die  keaieoiian  min: 
. . .  Or  unaer  twalar  mioneapil 
enraae  oieaao  gawarun. 
wan  umbe  den  aourngartaa 
aln  Tll  bAblo  B6ra  gtu    K.  v.  WOaiaoBC  R»9elkar4  ItSS. 

ß)  du  ttbgelHUU  btdeutung  *mü  jemand  in  am  fritüidM 
Verhältnis  IrrUn,  mU  jewuind  aMiio«mi-n'.  atuk  4ku  htätvluf 
ist  auf  miUelhochdeuUckt  beleg«  btuhrdmkt: 

aioer  Ui  ein  geftkegar  man. 
der  warlt  er  wol  gewaruo  kau. 

dit  moruHu-j  3IH.  trutchr.  f.  d.  a.  1,419; 
wia  Bol  man  aewartan  dir, 
wall,  will  alt»  winden  dicb? 
waoeal  dicb  aniwiodeB  ailr? 
oelo:  leb  kao  onch  winden  alek.       WaiTaa  M.IT; 

er  ist  ein  »•Idonrleber  man, 

der  mli  tlxiem  dieotte  wil  waten  vrouwan  uodartio. 
ob  lieh  det  underwindei  aln  reine  w|p,  diu  rabier  mite  pbilgL 
lumücb  tint  aber  tA  gemuot, 

swa(  tl  biuie  uupriteoi.  da{  ti  dai  morna  dunkai  guol. 
wie  toi  man  den  gewarlen?  den  hii  unmtiTollicIlcb  aa  aealgt. 
Riiüata  1.  ZwiTta  423  Hdtke. 

y)  das  ntoment  der  diemtwiHigked ,  ditnsÜMrkeU  tä  henu$- 
gearbeitet.  hier  ist  es  vor  altem  die  spräche  dtr  Urkunden  und 
der  Chroniken,  die  die  Verbindung  in  liaj  16.  jahrh.  hinüber  letlen. 
die  einulnen  Wendungen  enthalten  mrist  einen  kinmeu  auf  dtn 
anlatx  oder  die  form  der  dunstbarkeit. 

{))  apposttionelle  bettimmungen  deuten  auf  den  anUts  bin: 
so  siillen  und  wollen  wir  in  guten  treuen  dem  egenanteo 
uoaenn  berren  künig  Wentziawe  gehorsam  und  gepanden 
sein  und  gewarten  alle  unter  und  aein  lebt«g  ai«  rioem 
romischen  kOnig.  huldigungsurkund*  Auraberps  ( 137«),  d.  $ttitt- 
chron.  \,  131;  daaz  sie  dam  burggrafen  Friderieb,  unserm 
sweber  als  einem  lantTogte  zu  Elujgen  gewarten  »allen  (I3>J). 
monumenta  Zollerana  3,468. 

2))  um  häufigsten  sind  hier  prdpotitionalrerbindunptn,  H«i  jv«r 
herrscht  fast  autschliesilich  die  prdposition  mit  rer. 

«))  also,  da;  wir  [die  von  Hirschberg)  und  alle  unaer  erben 
dem  Torgenanten  unserm  gncdigen  berren,  allen  sio  erben 
und  nachkumen,  sullen  gcwarten  mit  dem  haus«  Granslein 
(1361).  monumenta  ZolUrana  3,413;  der  turn  was  bei  12  scbuchen 
dick,  und  darvor  ward  bestell  berr  Friderieb  von  Kinsparg 
von  eim  rat,  da;  der  der  stal  gewartet  mit  dem  slu$z  zu  der 
Snabelwaid,  auch  mit  der  slat  Steinach  mit  etlichen  pferden 
(1444).  d.  stadUchron.  2,63. 

())  auch  sagen  wir  die  Juden  da  zu  Frankenfurth  quit. 
lodig  und  losz  aller  dienst,  gülde  und  gefalle  damit  sie  ans 
und  dem  reich  dienen  sollen  und  gepiethen  ihn  und  wollen, 
das  sie  damit  den  burgermeistern,  schOppen  und  dem  rbalc 
zu  Frankfurlb,  an  unser  stat  Tolliglich  gewarllenn.  Urkunde 
von  1372  frrt  Haltaos  711;  und  von  dem  vorgenanten  biscbolT 
wer  geinainen  steten  wol  ein  hilf  gangen,  da;  er  in  mit 
einer  summe  spie;;  gedient  het;  und  mit  den  selben  apteg^en 
dient  er  nu  der  stat  zu  Konslencz  und  die  etat  hat  sovil 
spie^  minder,  damit  sie  gemainen  steten  dienen  und  ge- 
warlen sol.  d.  stddUchron.  1,  161  (A'äni^f);  und  «o  sullen 
keiner  der  roannscbafft  siede  noch  undersaospn  .  .  .  dem, 
oot'h  einen  libes  erben  forder  nicht  mehr  grbor<am  sein, 
ihn  mit  keinerlei  gewarlen,  sie  auch  vor  keinen  berr« 
noinmermehr  gebalten  etc.  an  die  sich  auch  alle  mannsrball 
siede  und  unleraesten  vorgerilrdt  dann  hallen,  and  in  •!• 
ihren  rechten  berm  gewarlen  sollen.  (I4S9)  btt  HaLTana  111; 
zu  wissen,  man  hat  den  edeln  berren  Conrateo  berren  to 
ileidecke  bestellt,  das  er  den  burgern  and  der  stat  lu  >urem- 
berg  die  nechstkOnftigen  lo  jare  mit  sein  selbs  leip,  9  red- 
lichen dienern  und  to  pferden  und  mit  seinem  slo$  und  stal 
Heidecke  und  aller  seiner  bcrscbaft  und  manschaft  dienen, 
gewarlen  und  verpunden  sein  soU  fOnUrftr  bt$taUmm§tairmtrk 
V.  1445,  d.  StddUchron.  3, 133  emn. 

e))  und  sollent  alle  zollachrieber  etc.  der  okgad.  naivers. 
mit  den  twen  tomossen  (lomua,  «tue  wsAnmarU^  getniwelicb 
gewarlen  und  in  alle  jare  da«  gelt  davon  . . .  kaotreicbeo. 
Htidelbergtr  urkund«  rm  ISCS  hei  HaLTaca  s.  111. 

3))  ultener  weist  dit  fUtpatHionahtrUndamg  auf  di«  «nt- 
ioAmiay  bin:  und  eollent  er  und  sine  lebens  erben  die  obgen. 
35  gülden  gells ...  »on  uns  und  unfern  erben  furfoas  zu  rechten 
manlehen  empfaen,  haben  und  tragen,  und  uns  mit  tmwen 
giobtiou  und  eiden  davon  gewarten  und  verbunden  ein,  ala 
manne  iren  berren  von  recht  und  billich  ton  sollent  mrkmmi« 
von  IS9U  b«i  HaiTAoa  718. 

336* 


5339     GEWARTEN  (mit  persönlichem  genetiv) 

4))  die  dienstverpflielitung  ist  in  einen  ganzen  satz  gekleidet: 
und  hat  der  rate  geschaft,  solche  panier  ab  zu  nemen  und 
den  obersten  houptleuten  diser  stat  zu  antworten,  die  zu 
bewaren,  die  auch  solche  panier  in  der  obgemelten  unser 
frawen  cappel  an  ein  sicher  gewarsame  behalten  haben,  do 
sie  dann  dem  rate  gewarten  in  künftig  zeite,  die  wider  uff 
zu  stecken  oder  das  zu  vermeiden,  nnch  des  rats  gutbeduncken 
und  wolgefallen.  rf.  städtechron.  2,317  (Nürnberg  1453). 

&))  das  verbum  ohne  derartige  bestimmungen  findet  sich  meist  in 
anlehnung  an  synonyma:  se  vor  juwe  herre  hebben  unde  entfan 
unde  en  ghewarten  unde  ghehorsam  sin.  kaiserliches  schreiben 
an  die  bürger  von  Lüneburg  (1370)  bei  Sodendorf  urkundenhuch 
z.  gesch.  d.  herzöge  v.  Braunschweig  4, 10;  dieweil  wir  ...  unsern 
dienern  zu  helfen  und  si  zu  vorsehen  genaigt  sein,  darumb 
das  si  in  weltlichen  Sachen  uns  auch  treulicher  gewarten 
und  dienen  sollen.  Aventin  (chronik  v.  Alten-Oetting)  1,54;  was 
ich  des  gelerne  ...  damite  iren  vorgemelten  erben  dienen  und 
gewarten  solle,  pfälzische  lehrlingsverschreibung  s.  zeitschr.  gesch. 
Oberrheins  9,  169. 

8)  eine  eigenartige  bedeutung  nehmen  solche  Verbindungen  in 
einem  zusammenhange  an,  der  sie  den  unter  2)  o)  belegten  Ver- 
wendungen nähert:  damit  fragt  man,  ob  ainer  aus  dem  land 
kam,  es  wäre  von  geratner  oder  ungeratner  weis  wegen,  und 
in  dazwischen  ain  urbarguet  ansturb,  wie  lang  man  im  damit 
schuldig  sei  zu  gewarten,  {stiftsrecht  d.  erzbisch,  urbarämter), 
ösierr.  weisth.  1,2;  so  ist  man  schuldig  im  damit  zu  warten 
ains  und  dreissig  jar.  ebenda;  so  iemant  dem  andern  gellt 
kleinet  puecher  ...  zu  getreuer  handt  bevilcht  unnd  gibt,  so 
sol  der,  dem  das  zubehalten  geben  ist,  dem...  der  ime  es 
bevolhen  hat,  damit  getrewlich  gewarlen  unde  ime  dieselben 
hab  . . .  wider  uberantwurten  ...  so  pald  er  des  von  im  er- 
mant  unnd  erfordert  wirdet.  reformat.  bnir.  landrechls  (1518) 
tit.  31,  art.  1  6«  Haltads  711. 

6)  die  anknüpfung  im  genetiv  ist  jüngeren  Ursprungs  und  nur 
bei  pronominibus  belegt,  mittelhochdeutsche  beispicle  reihen  sich 
den  unter  a,  ß  besprochenen  Verwendungen  an.  neuere  belege 
dagegen  bringen  hier  die  einfache  bedeutung  von  exspectare  zum 
ausdruclc,  die  in  der  Verbindung  mit  einem  sächlichen  objecte 
{sp.  5341  ff.)  schon  früher  entwickelt  war. 

«)  l))  81  wolde  in  ir  gedanken  hän 

üx  erweiter  manne  pris. 
wer  hövesch  waere  in  alle  wis, 
des  künde  si  gewarten. 

K.  V.  WÖRZBURO  Engelhard  896; 

mit  miner  frien  hende 
huot  ich  din  in  eilende, 
ze  Tuscan,  in  Lamparten 
kund  ich  din  wol  gewarten. 

I'eler  v.  Staufenberg  360  Schröder; 


e(  ist  euch  zimlich  unde  reht 
daj  du  seit  ein  gemahel  han 
die  din  mit  zuht  gewarten  kan. 


656. 


2))  'ir  band  uns  siglosz  gemacht,  aber  bi  mines  vatters 
sei!  wir  wend  wider  komen  uff  uch  mit  sovil  volck,  das  ir 
uns  nut  enttrünnen  werdend',  'du  tröwst  schön'  sagt  Rengnold 
'wir  band  ein  schlosz  da  wir  uwer  woi  gewartten  wend'. 
d.  Haimonskinder  137  Keller;  darausz  in  einen  vortail  uff  ain 
höhin  gethan,  wie  aller  irej  handlung  nach,  nit  änderst  zu 
achten,  dan  im  selben  der  unsern  zu  gewarten.  N.  Tboman 
Weiszenhorner  chronik  bei  Baümann  s.  110. 

ß)  denn  gott  wirds  wol  machen,  so  wir  sein  nur  gewarten, 
und  imer  auff  der  bahn  bleiben.  Luther  (vier  trostpsalmen  an 
die  königin  zu  Hungern  1526)  3,294  Jena; 

hör,  ob  er  jetzt  kann  gwarten  mein. 

G.  Mauricius  vom  sehulleben  Giiii; 

bei  den  Studenten  ist  gut  sein, 

mit  werten  können  sie  scherzen  Tein, 

lieblich  und  freundlich  reden. 

ade,  kaufmann,  zu  guter  nacht! 

deiner  bitt  man  gar  wenig  acht, 

meiner  darl'stu  nicht  gewarten. 

frisch  auf,  ihr  von  der  feder  gut, 

nach  euch  steht  all  mein  sinn  und  muth, 

nach  euch  ich  allzeit  trachte! 

Studenten  Itaben  allein  den  preis  bei  Hoffiiann 
ijesellschaftslieder  2, 71 ; 
so  gebt  mir  noch  so  lang  frist,  und  wartet  mir  zu  lieb,  bisz 
ich  das  leichttüch  das  ich  meinem  schweher  Laerti  angefangen 
habe,  gar  verfertige  . . .  mit  solchen  worten  seind  wir  leicht 
überredt  worden,  das  wir  ihr  biszber  zägewarten  haben. 
ScHAiDBNRBissER  Odyssee  6*;  welche  sämmtliche  herren  com- 
mililones  heute  abends  um  8  uhr  auf  dem  Niclaskirchhofe 
am   schwarzen   bret   erscheinen    und   derselben  zu  gewarten 


GEWARTEN  (mit  sächlichem  genetiv)     5340 

haben  würden,  aus  Riemers  Leipziger  jahrbuche  bei  Wostmann 
quellen  z.  gesch.  Leipzigs  ^,Z02•,  sol  ein  iglicher  wol  mercken, 
das  er  keinsz  andern  endchrists  müsse  gewarten.  Luther 
8,  720  Weimar. 

c)  noch  seltener  ist  die  unter  dem  einfluss  lautlicher  an- 
gleiehungen  stehende  Überführung  des  persönlichen  objectes  in  den 
accusativ  belegt. 

a)  ein  ritter  er  was  der  beste, 

als  man  in  bi  sinen  tziten  vant, 
in  gewarten  ouch  lüte,  bürge,  lant. 

Ludwigs  kreuzfaliri  3338  6et  v.  d.  Hackn. 

ß)  derwegen  sollen  die  würt,  so  sich  einer  auf  ainen  tag 
göst  zu  gewarten  vertröst,  den  bocken  umb  semmel . . .  zue- 
sprechen.  (1562),  österr.  weisth.  6,  A23;  de  ganz,  zeit  babma  'n 
scho'  gewaart  und  is  n^t  kema'.  Schm eller  2^,  1006. 

d)  ebenso  selten  sind  präpositionalverbindungen  zur  anknüpfung 
des  persönlichen  objectes :  uf  daj  in  den  noden  dag  erbe  möge 
an  uns  gewarten,  ut  nostra  fiat  hereditas.  (Lucas  20, 14),  mitteld. 
evangelienwerk  aus  St.  Paul  bei  Schönbach  (Wiener  sitz.-ber. 
137,110);  und  andern  lihe  die  wingarten,  die  dar  zu  übte 
baz  gewarlen.  67'. 

4)  die  Verbindung  mit  einem  objeet  der  sache, 
a)  die  anknüpfung  im  dativ  ist  auf  vereinzelte  mittelhochdeutsche 
Zeugnisse   beschränkt,   die  übereinstimmend  die  bedeutung  *stand 
halten'  zum  ausdruck  bringen: 

Phileroenis  stach  dare 

Menesteuä  nam  es  wäre 

und  gewarte  dem  Stiche.       IIerbort  6967; 

und  gewarte  dem  fanen 

den  sin  vint  fürte 

uf  in  er  starke  rurte.       9910; 

dd  kam  ein  Ingesinde  dar 

der  stolzen  Harlunge, 

hundert  ritter  junge 

ze  helfe  Wolfharten. 

wer  künde  da  ^ewarten 

den  wäfen  an  ir  banden.       6t(«ro{/°  8768 ; 

dag  er  nlt  weichen,  sunder  was  recht  und  ertail  wurkn  wert, 
dem  zu  gewarten  und  An  all  flucht  nachkumen  wöll.  (land- 
taiding  in  der  Rauris  1565  u.  1624),  österr.  weisth.  1,  229. 

6)  die  anknüpfung  im  genetiv  ist  die  entwicklungsfähigste  form 
der  Verbindung,     sie  ist  schon  bei  Otfrid  ausgebildet: 
tho  er  mo  firbot  thio  dati,       thaj  er  ni  suntoti, 
tbes  giwarteti,       thaj  wirs  imo  ni  wurti: 
tl]0  riht  unsih  thiu  redina,       thaj  wir  uns  warten  thanana, 
thaj  suht  ni  derre  uns  mera       then  lidin  joh  thera  sela. 

3,  5,  4. 
tn  den  mittelhochdeutschen  und  neuhochdeutschen  belegen  machen 
sich  freilich  andere  richlungen  der  bedeutungsentwicklung  geltend, 
einerseits  finden  wir  die  parallele  mit  acht  haben  auf  etwas, 
etwas  hüten,  pflegen,  die  beute  nur  noch  an  dem  einfachen 
warten  fortlebt,  andererseits  die  achtsamkeit  auf  etwas,  das  erst 
kommt,  also  die  bedeutung  von  'erwarten,  die  in  einzelnen  Ver- 
bindungen unserem  gewarten  noch  heute  das  dasein  fristet,  wenn 
statt  der  genetivanknüpfung  allmählich  der  accusativ  vorgedrungen 
ist,  so  beruht  dies  auf  den  bekannten  lautlichen  einflüssen,  die 
sich  gerade  hier  gut  beobachten  lassen. 

a)  acht  haben  auf  etwas,  etwas  hüten,  pflegen: 
Gregorius  hat  ouch  geseit  . . . 
wie  ein  nunne  were, 
die  zumal  durch  vurwitzen 
nicht  konde  wol  gesitzen 
und  irre  zucht  gevi-arten.    passionaliSl.iZ  Köpke; 

und  daj  der  lonherre  der  vorgeschriben  Sachen  dester  baj 
genüg  sin  und  gewarten  möge,  so  sol  er  zu  den  reten  ze 
gonde  unbekümbert  sin.  Urkunden  zur  Verfassung  Straszburgs 
(1450)  bei  Eheberg  l,  25;  wo  er  ime  den  schaden  (den  die  gänse 
in  der  wiese  gethan  haben)  nit  gverlich  vermaint  nachzugeben, 
sol  er  ine  vor  der  herrschaft  darumben  furnemen  und  aller 
billicher  handlung  gewarten,  (landrecht  von  Haunsberg),  österr. 
weisth.  1,59;  so  wollten  dann  etlich  ouch  irer  arbait  ausser- 
halb der  statt  gewarten,  mit  irem  viehe  und  anderm  dem 
iren  aus  und  einwebern.  Tb. Zwejfel  bei  Baümann  85;  das  man 
feiertagen  leichtfertiger  handlung  gewarteth,  und  unnutz  ge- 
schwetz  . . .  getriben  hat.  Ldther  2,62  Weimar;  denn  in  der 
gemeine  können  sie  nicht  alle  des  ampts  gewarten,  so  schicket 
sichs  auch  nicht,  in  einem  iglichen  hause  zu  teuffen.  (llO.psalm 
gepredigt)  7,348'  Jena;  auch  ob  solchs  teglichs  gottis  diensts 
villeicbt  nicht  die  gantze  versamlunge  gewartten  künde.  12,36 
Weimar;  sie  aber  verachten  die  schrifft  muthwilliglich,  ...  als 
die  nichts  guts  im  sinn  haben,  weil  sie  das  licht  scheuen 
und  der  schrift  nicht  gewarten  wollen,  (an  den  kurfürslen 
Johann  1526)  briefe  3,  90  de  Wette;  wir  mögen  der  gschrift  nit 


6341      GEWARTKN  (mit  sächlichem  yeneliv) 

fewarten  und  lesen,  dann  wir  leind  mit  andern  wtltlicbea 
dachen  und  bandlen  iileta  bekUmert  und  beladtn.  tin  wtg- 
»prueh  iien  Regtn$purg,  s.  Sciiaob  lat.  u.  pasqu.  9,  lU;  es  ist ... 
für  «ernunfTl  und  aller  weit  so  feine  beiebOnung,  das  mon 
sonst  in  gölte«  dienst  und  gepot  gehe  und  kOnne  dieses  nicht 
gewarten.  Luthkr  38, M  Weimar;  darumb  bat  er  aueb  einen 
aunderlichen  tag  in  der  wochen  datu  geordnet,  daran  man 
des  allein  wurte  ...  das  nicbt  jemand  klagen  mnge,  er  k&nne 
es  fflr  Heiner  erbeit  nicht  «tewarten,  noch  dazu  kommen, 
(lumma  des  chrisll.  Ubint)  s,  SS'  Jena;  sie  beteten  weder  vor 
noch  nach  tische,  denn  wenn  die  speise  aufgesetzet,  spreche 
der  vater:  herbei,  herbei,  setzet  euch,  esset  flag«  . . .  nach 
der  mahlzeit  sagte  er:  gehet  hin  und  lasset  die  beten,  die 
es  gewarten  können.  Scri*cr  ueUnsekatt  2,  557 ;  derselbig  was 
sehr  from  und  kerete  sich  nirgenti  viel  an,  alleine,  das  er 
der  kirchen  und  seines  studit  gewartelte.  Kantiow  chrontk 
t,  Pomnftrn  3«o; 

deiner  letitan  pfliolii  gewnrle.  BaiNTAno  S.ttl. 
ß)  atht  haben  auf  etwa$,  dai  kommt;  etwai  erwarUn. 
t))  in  die  gnoi;schoft  bringe  iuch  der  gotes  sun.  unser 
berre  . . .  und  helfe  iu  da^  ir  siner  geborte  al«o  gewartet, 
da;  er  iuch  erkenne  an  dem  iungeslen  tage,  tpeeulum  eeeUsiat  33 
KelU;  ilieweil  »ie  und  auch  ihr  bauszfruuwen  z&  beider  seitten 
Ton  kOnigklichem  stumme  geborn,  dester  mehr  in  hotTnung 
standen,  nach  »einem  {d.  königi)  todt  der  kOnigklichen  wQrde 
zu  geworten.  Liviut(\hn)\';  dasz  man  eben  einer  durcbausz 
gleichen  consequenz  unfehlbar  hflite  zu  gewarten.  (1015), 
I.  LoNDoap  l.lHS';  so  aber  die  kranckheit  inn  den  ersten 
tagen  nit  abgewendet,  unnü  n&n  eraltnet  ist,  soll  er  sich, 
an  dem  tage,  davon  er  des  flebers  gewartet,  des  petts  halten. 
KHOFman  übertetiung  v.  CiLsos  de  mtdieina  (t&31)33*:  dieweil 
wir  in  solcher  angst  waren,  dea  morgens  gewartend.  ScaaiDin- 
RRissza  Ody$see  38'; 

ron  iiunda  lu  stunde  gewarisi'  er 
mit  hoffender  leoln  der  Wiederkehr. 

Schills*  {burt/tchaft)  1 1,398; 
Ihr  könnt  Im  wald 
des  winters  nicht  gewsrien.    >ebt.  lelb^t  ich 
tewolint  an  unblll,  besser  nocti  T«mahri 
In  klau«  und  gottesbaus.  Ich  muji  xuwellen 
den  warmen  herd  ton  guten  menscheo  suchen. 

ti.  Hacptmann  (i,  arntf  Heinrich  S,  t. 

3))  so  lang  bis  der  mensch  werde  gantz  gelassen,  frei, 
willelos,  und  nichts  mehr  weis,  als  das  er  goltes  willen 
gewarte.  Lutbkr  {ausUgung  d.  valeruntert);  derselbigen  anlwort 
und  artickel  Ton  rats  wegen  gewartet  der  burgermeister. 
WoLFCANG  KÖNIG  togebuch,  $.  quellen  s.  Frankfurter  geseh.  3,85; 
des  wollt  ain  r»t  giitlichs  oder  rechtlichs  entschids  >on  kaiser- 
licher oberkait  gewartten  und  sich  des  hiemit  bewilligt  unnd 
erbotten  haben.  (1490),  d.  $tddteehron.  35,  3M;  schickt  er  Josen 
Ton  Laubenberg  mit  fürstlicher  durcbleucbtigkait  schreiben 
zue  gemainen  stenden  des  punts  gen  Ulm,  inen  das  anzue- 
zaigen,  und  darauf  ires  bescbaits  zu  gew arten,  tchreiber  des  Irueh- 
testtn  V.  Waldburg  bei  [UüMi:^n  t.  599;  e.  f.  gn.  als  unserm  gnedi- 
gisten  forsten  und  berren  uns  ieder  zeit  in  aller  undertbenig- 
kait  gehorsamblich  befelchend  nod  gnedigistes  beschaids  ge- 
wartend,  (fieiheiten  d.  marktet  Zell  im  Pintga»),  östtrr.  weisth.; 
zeigt  mir  nit  an,  wo  ich  mich  stellen,  oder  wie  ich  mich 
h-ilten,  oder  wo  ich  der  mabnung  gewarten  solt  GOz  t.  Bir- 
LicaiNGBi«  tebrn  \01  neudr.;  solcbs  on  verzag  berichten  und 
weiters  befehls  darauf  gewarten,  landpot  t»  Oker-  «.  Niedn- 
haum  (151«)  foL  10'. 

|tj  der  kOnIc  wart  der  rede  TrA. 

lUO  dem  boten  üprach  er  dA: 

umb  diu  ma.>ra  ricli«  leb  dich 

Immer:  des  gewana  üf  mich.  Hain,  Bea/lor  100,30; 

des  gewartat  her  sa  mir, 

dat  iwer  gotashO*  und  Ir 

Ton  mir  und  minen  kindao 

gentila  sult  enpbindon 

und  lAn  darumb  enphSheii. 

o*i*rr,  rtimeknmik  4S311; 

ungerne  Ich  varKkar«. 

bUcboir  Wuinnc  sprach, 

'durch  mInen  gamach 

den  llnni,  d&  ie  Inne  wira 

mioe  Tonrarn. 

die  mit  irlun  dem  rieh 

ia  dienten  williclich. 

her  kunic.  des  sit  auch  Ir 

gewartand  tod  mir'        S38M; 

Til  in!>lgel  man  leii 


ao  einen  brief  gr5t. 
der  et  allet  besl6(. 
das  man  gawartan  soll  «on  in. 


6«13t 


GEWARTE.N  (mU  $äeMichem  genHir)     f>342 

als  haben  wir  ibnen,  ■eioen  ecbwestera  and  deren  kindern 
die  gebeiene  inooo  fl.  auf  berflbrten  gat  gnädigst  bewilliget 
und  bekennet  . . .  also  daaz  gedachte  Schwestern  der  grineiteo 
IS  000  fl.  auf  beaagten  rittergut  sicher  und  gewartend  aaio. 
s.  HsLTacs  713:  lassen  dise  frauen  wider  gehn  inn  daa  an- 
donrkbar  Taterland,  darioo  la|«nt  ani  aaaanbeit  keiner  k*> 
Innung  zAgewarten  halt.  Utbu  {8lra$tkwt  IMIJM'; 

dar  kranleb  flof  darfone, 
kalB*  loaas  aar  gawartea  wolu 

II.  S«CM  Iwotf  nti  d.  krtmUä)  ftMn  m. 
ukmduMs  4,M  Mfudr.; 
deswegen  er  denn  ewiggutter  beloboaog  voD  gott  zo  gewarten 
hat.  lluTscBsT  kanü.  39«,  rgL  dtsu  ■»<«■  tf,  kMI:  daneben 
sollt  ihr  eines  lobna  gewarten,  wi«  «r  akfc  SiMM.  Tiict 
{0cta9ian  theil  3,  akt  4)  1,383. 

4))  es  ist  aucb  alhir  zu  Magdeburg  in  der  altenstadt  dea 
barfwazer  manntche  am  negest  Torgaugeo  freitage  Tun  atzlicbeo 
gemeinen  burgern  of  dem  Tiscbmargkta  zcustchn  und  der 
almiszen  zcw  gewarthen  mit  ernstlicher  ungestOnigkeit  Ter- 
holten.  (1535),  d.  f{dd<reAroii.  37,  20«  (.S(r(MZ<>iir;):  er  wirt  nit 
wollen  inn  der  gemeine  priesteritchaOl  sein,  aucb  szo  wird 
er  weibern  nit  gestalten,  ihn  tzu  leren,  für  grosser  keu*cheit, 
wensz  gleich  eitiel  hübsche,  glatte,  junge  metzle  weren. 
doch  ich  boOt,  er  were  Izn  bereden,  das  er  sein  beicbt  ao 
heimlichen  ort  eim  beicbtTatter  tbet  und  der  absolution  aoffa 
demuliKist  gewarttet.  LoTMEa(fia  videriprucik  seta/i  irrtAaaii  1531) 
8,351  Weimar ;  mir  ist  lieber,  dasz  sie  es  nicht  TermOgen  zo  thun, 
als  ihrer  gnad  zo  gewarten,  da«z  sie  es  nicht  thun.  wann  sie  das 
TermOgen  darzu  haben  werden.  ra(Ai  gutaehten  (1015),  s.  I.osnosp 
1,  I9S*;  ich  waisz  wol,  daa  ainfeliig  Christen  gmeinlich  be- 
kennen, ir  Tcrdienst  si  nicbt,  si  gewartent  allein  der  bald 
und  barmbertzigkait  gots.  E.  t.  GCrzsorc  ttkriften  3, 183  neudr.; 
wolan,  haben  wir  ao  tu  Terbadt,  so  laszt  ans  recht  den  kosten 
aucb  daran  wagen  und  glQcks  gewarten,  ein  kUgUekt  kcUtktft 
an  den  baptl,  s.  Scbadc  3,35«;  weil  sie  wenig  troales  zo  ge- 
warten hatten.  MicrSlius  altet  Pommern  S,M7. 

&))  sie  fit  cum  potestate:  princeps  mus  gewarten  aller  strekb, 
quando  aliquis  Tenit  et  ooo  potest  furkomen.  et  ta  babes  schätz. 
iLoTHCR  35, 4«0  Weimar;  wa  sie  inen  leut  schicken  sollten, 
es  were  tÜ  oder  wenig,  so  worden  sie  sich  ganz  cntplOsaen, 
das  inen  gegen  dem  pund,  Ton  dem  sie  leglichs  uberzng* 
gewarten  musten,  merklichen  nachtail  und  schaden  prineen 
. . .  wurd.  Tb.  Zweifei.  Rolenburger  chrontk,  t.  Badhai«?!  quellm 
317;  und  wann  da  eins  sturms  gewarten  bist.  FaoüsPF.Rcea 
kriegsbuch  3,  199*;  das  ain  rat,  wollt  er  änderst  ruw  haben 
und  kains  Terrern  ufflawfs  gewarten,  die  gemelte  der  judrn 
sinagog  zu  ainer  cappellen  ...  weihen  lassen  mast.  Tb. Zwcirai. 
bei  Badmann  quellen  10;  darausz  erfolgt  ain  zaioff.  in  dem 
lumull  warden  etliche  stain  in  cor  geworfen,  das  naroeo  die 
tomherea  und  die  anderen  pfaffen  an  die  band,  wollten  der 
iinsicherhait  nit  mer  gewarten  (ertragen)  und  waren  fro,  das 
sie  nur  ain  ursach  betten,  sich  des  munsters  und  des  gotz- 
dienst  furo  zu  enthalten.  Zimmerttke  chrontk  4,33; 

als  sie  in  plüatig  sahen  allesameo, 

kertens  mit  scbaot 

umb  alle  sant. 

soften  wider  hslm  in  das  PayerlaDi 

und  wollen  all  gewarten  dieser  scblappaa. 

H.  Sacbs  fabeln  u.  rdimimkr  4.31t  nendr.t 

inn  der  abfart,  ehe  wir  hinaaat  aaff  die  bObin  kofnniea, 
kam  unser  schiff  einem  andern  so  nahe,  das  aa  dasz  ander 
mit  dem  forderen  tbail  gleich  erraicbet,  and  wir  also  eines 
Schiffbruchs  betten  zagewarten  gebabL  Racwoirf  reixi  in  die 
morgenldnder  ii. 

«))  der  anderen  leibs  kranckbeiten  mOszen  and  sollen  wir 
nach  dem  willen  and  wolgefallen  des  almecktigen  gwarten. 
ScawARrzENaaae  roM  tn/rtiiJkns  •  nanär.; 

ein  weiser  mao 

der  aol  Taraton. 

das  anrecht  tbon 

und  dieberal  tu  aller  teil 

nogluecks  gewarten  mOs. 

H.  SACsa  (d.  MlMiM*  mit  4.  ftUim  kern)  fakHn  m, 
Mkm^eJU  3.tn  ntmir.t 

TT«r  . . .  iai  sw  tnak, 

■ntwillif.  ikna  ««4  lat  gaaci  aofertraglkb, 

sw  hadarel  dr«slf  aa4  gew. 

dar  Bflaa  swal  alassr  aitecft  gawartea  tegllch. 

(d.  Ie*  MM  A  ptmmimt  kUim).  tbetuU  3.307: 
uod  iat  nicbu  andan ...  ^n  mit  einen  gnldeo  angl  flscbeo, 
da  der  gewio  nimennJt  au  grosz  kan  tcia  als  der  schaden, 
des  man  zue  gewarten  bau  Atibtiii  (dkrMäk)  4, 491 ;  nun  sein 


5343     GEWARTEN  (mit  sächlichem  geneliv) 

wir  arm  leut,  haben  nit  heuser,  so  will  man  uns  in  Wynds- 
hain  nit  lenger  halten,  wissen  nit,  wa  aus,  süUen  tegiicher 
far  gewarten.  Th.  Zweifel  Rotenburg  im  bauernkrieg,  Baohann 
s.  511;  und  damit  kain  taile  gegen  dem  andern  derhalben 
ainicher  misztrawen  oder  gevar  gewarten  oder  besorgen  dorf, 
hat  ain  burgermaister  anstatt  ains  rats  . . .  globt  mit  hand- 
gebenden trewen  an  aids  statt,  das  sie  in  diser  zwitrechtigen 
Sachen,  solang  die  unvertragen  ist,  ainauder  trawen  und 
glauben  hallen  und  beweisen,  und  kain  taile  von  dem  andern 
ainicher  far,  gewaltz  oder  misztrawens  gewarten  sollen  und 
wollen.  86; 

es  schmeckt  mir  nit,  sprach  die  dorlTmausz, 

eins,  bitt  ich,  wollest  sagen  mir: 

rumpelt  man  so  olTt  an  der  ttii'ir. 

das  du  must  gwarten  solcher  fahr. 

ß.  Waldis  Esopus  1,9,61  Kurz; 

dergleich  musz  der  alls  ungemachs 

von  gott  gewaiten,  spricht  Hans  Sachs. 

H.  Sachs  (6.  cap.  d.  sprüch.  Salom.)  19  Götze  s.  2.50; 

ewiger  gott!  das  ain  nit  wolt 

recht  thun  lieber,  dan  das  er  solt 

nacher  gewarten  ewiger  pein  ! 

her  gott!  der  möcht  nit  witzig  sein. 

Zimtiiersclie  chrotiik  4,333; 
und  lerne,  das  du  alles,  was  on  geist  ist,  für  nichts  haltist 
und  verdaninest  und  darnach  des  heiligen  creutzs  gewartist, 
das  du  drüber  leiden  mussist.  LoTiieii  12,550  Weimar. 

7))  wer  treue  warnung  in  wind  schlagt  . . .  der  gewarte 
auch  des  grims  des  herren.  Mathesiüs  Luther  247  neudr.;  und 
gewarlen  müssen  der  greulichen  schrecklichen  plage  und  zorn 
gottes.  Luther  (vorrede  auf  magister  Caspari  Aquile  büchlein  von 
almosengeben  1533)  6, 114*  Jena;  werde  ich  deines  strengen  ge- 
richts  zu  gewarten  haben.  Abele  künstl.  Unordnung  3,  290; 
auch  ob  einer  mehr  par  volk  in  semer  behausung  het,  die 
im  schein,  als  ob  es  eheleit  wären,  bei  einander  woneten, 
dieselben  soll  ein  ieder  der  obrigkeit  aispalten  nambhaft 
machen,  wo  nit,  der  straflf  gewarten,  (landtaiding  d.  pfleggerichts 
Taxenbach),  öslerr.  weislh.  1,271;  er  sich  ...  bei  der  gcriclits- 
obrigkait  beklagen  und  man  gebirender  straff  und  ernstlichen 
einscchens  gewarten,  nicht  weniger  er  dorfmaister  und  seine 
zuegetune  ain  und  andern  fahls  mit  gebirender  pfantung 
firzugeen  macht  haben  solle,  {ordnung  zu  Hänningen),  öslerr. 
weisth.  3,71;  noch  musz  ich  der  warheit  zu  liebe,  deines  un- 
messigen  ...  schmähen  und  lestern  gewartten;  kundistu  etwas 
anders,  szo  schriebstu  es  villeicht,  drumb  musz  ich  gedult 
tragen,  und  her  schlacken  unnd  schneien  lassen,  was  dich 
dein  unrugiger  basz  leren  wirt.  Luther  {an  d.  bock  zu  Leipzig) 
Streitschriften  1,152  Enders;  glaub  mir:  ich  möcht  nit  aineii 
tag  on  dich  geleben;  mir  war  auch  nichts  süsz  oder  sauer, 
solt  ich  dich  begeben,  und  mücbt  nit  anders  gewarten  dann 
des  todes.  A.  v.  Eyb  (Philogenia)  2, 127  Herrmann;  es  gehört  auch 
nicht  ein  milchglaube  dazu,  das  man  des  todes  gewarte,  für 
welchen  sich  auch  fast  alle  heiligen  entsetzt  haben.  Luther 
(oft  man  dem  sterben  fliehen  möge)  3, 392"  Jena; 

mein  junges  Iiertz  durch  und  durch  wund, 
ohn  holTiiung  aller  hilf  und  gnaden, 
gewarttet  des  tods  alle  stund. 

Weckheblin  389,  s.oden  1,11,1; 

nu  ich  . . .  auch  auff  der  gruben  gehe,  und  gewarte,  ob  gott 
wil,  balde  eines  seligen  und  frölichen  stündieins.  Mathesiüs 
leichenpredigten  16  neudr. 

B))  bisz  gtrost!  es  hat  derhalb  kein  not: 

das  ist  hie  unser  teglich  brodt, 
des  musz  man  stets  gewarten  sein, 
wenn  der  keiner  holt  brodt  und  wein. 

ß.  Waldis  Esopus  1,  9, 69  Kurz; 

wiltu  in  der  weit  leben,  so  mustu  das  gewarten  (des  gewarten 
Variante).  Luther  28,329  Weimar;  der  häfs  üba  'stanna*,  und 
mia'   hübm's  z.  gwaartn.  Schhei.ler  2^,  1006. 

/)  bei  dieser  {unter  ß  behandelten)  Verwendung  ist  ganz  ver- 
einzelt auch  das  reflexivpronomen  belegt:  hat  er  sich  keines 
glucks,  sondern  alles  Unglücks  in  seinem  ganzen  leben  zu 
gewarten.  R.  v.  Si-eir  kriegsordnung,  vorrede,  vgl.  auch  unter  ge- 
wärtig, gewürtigen. 

c)  tn  den  unter  b,  ß  aufgeführten  Verbindungen  dringt  all- 
mählich der  accusativ  an  die  stelle  des  genetivs  vor.  er  wird 
begünstigt  durch  die  fälle,  in  denen  ein  Substantiv,  dessen  flexions- 
formen  den  casus  nicht  abheben  {also  ein  femininum  oder  ein 
wort  im  plural) ,  ohne  attributive  bestimmungen  erscheint,  auch 
pronominalformen  wie  nichts,  viel  stumpfen  das  gefühl  für  den 
casus  ab  und  begünstigen  so  die  anknüpfung  des  objects  im 
accusativ.     zu   dem  schwanken  der  rection  bei  einem  und  den;- 


GEWARTEN  (mit  sächlichem  accusativ)     5344 

selben  Schriftsteller,  vgl.:  die  guttähter  haben  gewisse  belohnung 
von  dem  allerhöchstgekröhnten  zu  gewaiien.  Butschkv  kanzl, 
445;  er  die  Vergeltung  von  gott  zu  gewarten  hat.  489  gegen 
ewig  gutter  belohnung  ...  zu  gewarlen  hat.  396. 

«)  substantiva,  deren  casus  nicht  gekennzeichnet  ist. 

1))  da;  man  aber  die  rieben  öret,  da  meinet  man  sie 
niht  mite,  man  meinet  ir  phenninge  und  dag  man  gäbe 
von  ingewartet.  David  v.  Augsburg,  s.  Pfeiffer  «ii/s^i/ccr  1,322; 
und  gibt  gar  ein  grossen  schrecken  und  absehen,  da  grosz 
und  klein  Hans  uinb  sein  verwirckung  und  veisaumnusz 
musz  öffentlich  vor  dem  kriegsrechten  red  und  antwort  geben, 
unnd  straff  gewarten.  Schwendi  discours  von  bestellung  des 
kriegswesens  51;  wo  aber  mein  vatter  noch  under  den  lebendigen 
indert  in  der  frembd  umwanderte,  und  über  kurtz  oder  lang 
(dz  wol  müglich)  haimkäme,  wurde  ich  als  dan  von  ime  vil 
hören  und  leiden,  auch  straff  von  got  gewarten  und  besorgen 
müssen.  Schaidenreisser  Odyssee  6';  so  will  ich  mich  dar- 
gegen  mit  gottis  hülfe  auch  halten,  wie  es  einem  fridsamen 
gehorsamen  untersaszen  wol  anstett,  wo  nit,  so  will  ich 
strafe  ...  gewarten.  Erasmus  Alberus  brief  v.  1528  bei  Schnorr 
v.  Carolsfeld  161;  diese  art  volks,  die  derwische  sind  dern 
viehe  nicht  ungleich,  von  welchen  man  weder  ehie  noch 
höflichkeit  zu  gewarten  hat.  Olearius  pers.  rosenlhal  1,31; 
Darad.  o  rage!  o  dese  spoir!  dasz  müssen  siebzehn  hundert 
tausend  Frantzosen  walten,  dasz  meine  braut  so  arm,  und 
ich  nichts,  als  lauter  bettelei  bei  ihr  zugewarten:  das  wäre 
ein  freuen  für  capitain  Üaradiridalumdarides.  A.  Gryphius 
Horribiticribrifax  5  {neudruck  s.  72) ;  dasz  wir  von  der  gröszeren 
zahl  weder  gerechligkeit  noch  nachsieht  zu  gewarten  haben. 
Wieland  13,262. 

2))  dieweil  wir  von  goll  alles  glück,  sieg  und  ehr  gewarten 
müsten.  Kirchhof  wendunmuth  1,73;  grosz  auffmercken  soll 
der  kriegsfürst  haben,  wer  die  seien,  so  ihm  zum  krieg 
rathen:  ob  sie  ihr  eigen  passion,  neid  und  hasz  laite  und 
führe,  oder  ob  sie  ehr,  nutz,  und  vorlheil  davon  zugewarten 
haben.  Schwendi  discours  v.  bestellung  des  kriegswesens  15; 
darzu  schmach,  höhn,  spot,  allerlei  marter  und  tod,  wenn 
es  gott  verhienge,  von  ihr  {der  weit)  zu  gewarlen  haben. 
Fr.  Frisius  leichenpredigt  auf  Anna  Scultetus  C4'. 

3))     zum  haulTen  zohe  er  {d.  rciler)  mit  sein  gsellen, 
muszt  sich  das  pferdt  auch  feindtlich  stellen, 
im  krieg  gewarten  schösz  und  stich. 

ß.  Waldis  EKopun  1,77,27  (ti.  eset  u.  pferdl)  Kurz; 
und  das  dazu  die  schrilTtgelarten 

müssen  von  dir  schmehwort  gewarten.    Lobwasskr  Cat.  73 ; 
dort  wo  der  spitzge  latz,  da  grünt  der  sommer-garten, 
da  hat  man  immerfort  riechbüsche  zu  gewarten, 
das  rraueuzieler  all  steckt  strauszgen  ferne  für, 
als  wenn  am  selben  orth  sie  schenckten  stetig  hier. 

Rachel  sat.  ycd.  129  (Jungfern  anatomie). 
wann  er  von  der  person  fünffzehen  gülden  zu  gewarten  hätte, 
würde  er  leicht  zu  behandeln  sein.  Ch.  Weise  die  drei  ärgsten 
erznarren  132  neudr. 

4))  es  ist  kainem  nöter,  das  er  guet  gerechtikait  halt,  dan 
der  nützlich  kriegen  wil,  sunst ...  ist  nichts  zu  gewarten  dan 
schaden.  Aventin  {chronik)  4,491,  ebenso  {ursachen  des  Türken- 
kriegs) 1, 178;  darausz  dann  nichts  als  wider  und  Unwillen 
zu  gewarten  und  erfolgen  möchte.  Fronspeiigeb  kriegsb.  l,16l'; 
adieu  o  weid  . .  .  dan  von  deinetwegen  ...wird  der  gottlose 
unbuszfertige  zur  ewigen  verdamnus  verurtheilt,  in  welcher 
in  ewigkeil  anders  nichts  zugewarten,  als  ...  leid  ohn  trost. 
Grimmelsmausen  Simpl.  462  neudr.;  das  die  geistiichkeit  darvon 
fast  nichts  als  schimpfl  und  spolt  zu  gewarthen.  aus  dem 
Frankfurter  archiv  {noo),  s.  Diefenbacii-Wülcker  1,619;  deine 
nachkommen  haben  viel  gutes  zu  gewarten,  spricht  der  herr. 
Luther  Jerem.  31,  17;  von  den  erbitterten  gemeinen  haben  wir 
nicht  viel  bessere  dienste  zu  gewarten,  als  dasz  sie  uns  in 
stücken  zerreissen  werden.  Wieland  Shakespeare  {Richard  IT. 
2,8)  5,63;  sihe,  solch  übel  kompt  von  dem  herrn,  was  soll 
ich  mehr  von  dem  herrn  gewarlen.  Luther  2  Äön.  6,  33  (was 
warte  ich  furbas  vom  herren.  Eggestein,  Koburger); 

ein  angenehmer  schertz  hat  olTt  mehr  zu  gewarlen. 

C'.ANiTZ  162; 
der  mensch  hat  mehr  Unglück  zu  gewarten  aus  dem  straucheln 
mit  der  zunge  als  des  fuszes.  Olearius  s«n(enzen  107  (l);  dencken 
nit  das  wir...  ettwas  mit  dem  gepeett  suchen,  begeren  und 
gewarttenn.  Luther  9,255;  was  wöl  er  in  jenem  leben  zu 
gewarten  haben.  Mathesiüs  Luther  302  neudr.;  darumb  wer 
sich  in  den  orden  begeben  wil,  der  mag  ...  das  zuvor  be- 
dencken,    was    er  im   ehestande   gewarten  und  auszstehcn 


5345      (it:WARTKN  (mil  sächlichem  ace.) 

muiz.  hochteilpredigltn  \b9ntudr.;  dano  wait  fOr  gefabr  und 
verderben,  wegen  dites  ineinei  mOliieeligeii  dieotU  und 
grunHcr  ainhtman'<clKilTl  ollliie,  ich  olle  tage  zu  gewarteo  habe. 
Muscui  ausca  intomnn  eura  parentum  li  ntuir.;  wann  er  dem 
verstandi-  räum  lieitte  und  bedachte,  wat  er  aelbal  vor  ilraffe 
und  Unglück  daraufT  zu  gewarten  hatte.  Waita  du  drei  drgiien 
ertiiarren  224  nf«dr.;  «ai  allmuaeo  bat  man  au*  der  band 
eines  hungerigen  zu  gewarlen?  üliariui  p*r$,  roitnlhol  1,20; 
mehr  gleichbeit  und  beitUndigkeit  fordern,  alt  irgend  ein 
andrer...  von  ihr  zu  gewarlen  bat.  Wiciand  34,33. 

ß)  tubtlantiva,  an  dtntn  durch  di4  ßti  tont  form  edtr  durch 
attributive  bestimmungtn  der  aceutatit  gektnnxetchnet  üt 

t))  oNo  bin  irii  irrn  benden  entrannen  in  gotlei  namen. 
die  münicb  aber  hulTelen  und  gewarteten  gar  eio  anders. 
EaEaLiN  V.  üCNzBUho  2, 112  neudr.;  wie  vil  geltt  man  mOcbtIe 
zu  meiner  erladigung  zuaomen  bringen,  under  innen  gleubigern 
auszzulbaillen:  dan  >i  niiesaen  bekennen,  toitt  icb  «(erben, 
inOcblte  innen  gar  nicblta  werden,  loltte  e«  dan  ein  icbiecbttt 
sein,  das  einer  und  der  ander  pro  ralta  hatte  zugewartten, 
10  weren  si  endtichuidigtt,  mich  sitzen  zu  lataen.  KaarrT 
retten  2U0;         wülch  mann  «Inen  iliut  efTen  . . . 

der  onuM  gewarlen  wider  das, 

wie  er  vor  bai  geneueo. 

dai  man  Im  meite  gleicher  mas. 

Im  auch  versalz  das  eisen. 

II.  Sacbs  (/mc/m  mit  d.  UordttmU)  fabel»  u. 
$chwdHke  4, 194. 

i))  wie  si  dann  deitwegen  von  deiner  lieb  beschaid  zu 
gewerten  unnd  zu  einphahen,  auch  demselben  nachtzusetten 
befcich  haben.  Maximilian  a»  den  churfünten  t.  Sachten  (1564), 
s.  ardiiv  f.  österr.  getch.  3l,2u2;  icb  bab  auch  itzt  nodliicber 
mit  dir  (zureden ,  donn  das  icb  bedencken  und  gewarKen 
kund(  des  nl(cn  jarsz  brauch.  Lothkr  »,601,12  HVimar;  d:is 
wir  ...  (zuletzt  auch  den  ewigen  todt  alle  augenblick  ge- 
warten musszen.  2,90; 

die  frösch  rielTeD,  hie  ist  kein  gnad, 

den  tod  jeder  tugwarten  hat. 

RoLLiNUAeaN  Irotehmiutaler  9,2,7; 

wer  seine  fOss  will  weiter  strecken, 

denn  er  mit  kleidern  mag  bedecken. 

der  miisz  «ewarien  grossen  Trosi. 
B.  Waldis  tUiopu*  (von  einem  hecht)  3,S,2t  Kurt; 

das  er  von  goti  nur  ejtel  gold 
bey  seinem  wort  gewarlen  wolt. 

D.  Rinowalo  laul.  mnhrli.  26: 

ich  fragte  ihn  bierauff:  ob  er  mir  nicht  ein  paar  gute  pistohlen 
schaffen  kiinnle?  ...  er  solle  dafOr  ein  trinckgeld  tu  ge- 
waiten  haben.  IIbdtkd  Schellmufftky  25  neudr.;  sie  bekennen 
uucb  selber  dusz  sie  noch  ...  gewaltiges  unglück  zu  gewarlen 
haben.  PaÄTuintis  catastr.  muham.  Ubb'2';  derbalb  sagt  Christus 
den  seinen  zuvor...  was  sie  für  glOck  auff  erden  sollen  ge- 
warten,  nemlich  den  hasz,  Verfolgung  von  allen  menseben. 
Fkanck  weltb.  3ü';  es  konnte  leicht  kommen,  dasz  diese  ge- 
dicbte  noch  ein  härteres  Schicksal  zu  gewarten  hüllen.  Uz 
{vorrede  i.  2.  ausgäbe)  4  neudr.;  wer  ein  balb(odte  schlang 
im  buaen  tragt,  der  bat  ein  toddicbeo  stieb  zu  gewarten. 
tprichw.,  I.  Lkshann  1,219;  massen  mein  freund,  mein  ander 
icb,  an  dessen  glück  und  unglück  icb  meinen  anteil  zu  gr- 
warten  habe.  Butscrkt  hd.  kanzelley  87;  welches  denn  der 
grosseste  lohn  ist,  den  die  poelen  zu  gewarten  haben. 
Opitz  potterei  M  neudr.;  der  ist  ein  reicher  herr  und  bat 
teglich  seinen  zoll  und  einkommen  zu  gewarten.  Mathesius 
Syrach  1,116';  ^on  einem  mOncbe  aus  diesem  kloster...zu 
htiren,  dasz  aie  dieses  jähr  ungefebr  10000  eimer  zebent  xn 
gewarlen.  Fdklhann  5«{^5<frio9r(lp^te  (1'52)  8t ;  au  soll  hingegen 
der  gewinst,  den  mein  herr  aus  diesem  prozesse  zu  gewarten 
bat,  nmb  so  viel  grösser  sein.  J.  Kuhnau  musik.  quacksolber  it!" 
neudr.;  weil  nuhn  Markhold  gedachte,  dasz  es  (d.  tehreüen) 
nuhr  ein  Überzug  eines  vihi  Uhdieren  schazzes  sein  würde, 
welchen  er  von  seiner  Kosemund  zu  gewarten  hutle,  so  frabgt' 
er  nicht  weiter  nahcb.  Zese;«  adrial.  Rosemund  83  neudr.; 
welchen  namen  wenn  die  poelen  nicht  zue  gewarten  betten, 
würden  viel  derselben  durch  die  boszheit  der  leute,  die  sie 
mehr  ausz  neide  alsz  billicher  ursache  verfolgen,  von  jbreni 
löblichen  Vorsätze  zuerücke  gehalten  und  abgeschreckt  werden. 
Opitz  deutsche  poetrrri  16  neudr.;  von  euch  haben  wir  einen 
guhten  rabt  zu  gewurten.  Zissii  Assenat  Kl-,  so  lange  haben 
wir  keinen  guten  deutschen  Homer  zu  gewarlen.  nCacBR  141,6; 
golh.  darf  man  nach  dem  comp,  noch  bloszen  dativ  ohne 
Partikel  gewarten.  Jacob  (Uiim  t.  thtil  l,  jp.  2jO;  wir  haben  einen 
ganzen  umwurf  des   krams  zu  gawarten,  mit  dem  wir  ans 


GEW  ARTEN  (mil  täeMiehtm  aec.)      5346 

schleppen  und  tragan.  Haaott  {4lU$UwHud.mtnuknt**d^  >**) 
6,  462 ;         Bis  wir  jedoch  dU  naehkariklM  lur  beiucbi. 

uod  dort,  «or  «iaer  oaM«  MhMb  frossan  dra«f 


dtr  fremdsii  lu  gewartaa  hMM*. 

tiöraa  iyroia0  M  «MarMMit  dm  wrfidt 

daa  weiter  ballt  aieb  aaa,  «ir  iMbM  ilmm  tihOMa  laf  u 
gewarten.  (d'Ms)  1,  lOI. 

3))  die  falschen  brOdar  aber,  ao  aieb  auch  de«  evtagdii 
rhümen  wollen,  das  ea  ohne  acht  sei,  das  einer  «eio  nias*» 
ihat  berewa  ...  das  helst  die  leute  .  . .  alles  trosi«*  und 
■eligkeit  berauben,  welche  die  ao  gOttlidi  Irawrig  sein,  ion  irer 
rew  zu  gewarlen  haben.  MATiesioa  UkknfrtUfU*  lei  tudr. ; 

Ich  kam  f&r  liebes  r«Dst«rlala 
ao  alnaoi  abani  •pii« 
leb  «pracb  tur  all«rll«b«t«n  aseio 
leb  rbrcbt  leb  kum  tu  drste. 
er  tele  mir  doch  die  irru«  dato 
die  Ich  von  dir  bin  gwarteo. 
sie  licbo  Isis  micb  ein. 

G.  KoB'Tss  frische  leuttehe  lieHtein  102  neudr.; 

eio  groaier  mann,  der  sich  unter  die  kleinen  gezeblet,  bat 
in  dieser  und  der  zukünOtigen  weit  grosse  herrlicbkeil  t« 
gewarten.  OLeiaios  peri.  baumgarlen  4,2«;  dabAr  kOmt  es  oft- 
inabls,  dasz  manche  zahrte  Jungfrau  ...  so  übel  verebliget 
würd,  dasz  si  in  ihrer  ehe  keine  frOlicbe  stunde  ...  zu  ge- 
warten bat.  Zksm  adrial.  Rottmund  222  ntudr.;  so  würde 
seiner  scbabfferia  nicht  alein  di  bucbste  ehre,  welche  si  auf 
der  ganzen  wflit  zu  gewarten  hat,  geschiben.  M; 

al*  mein  berr  kam  an  «rsieo  pass, 

darauf  tau  der  bo«  Kürwitiig. 

der  macht  meioen  berrea  luttig, 

vll  kunwell  tiets  tu  fsbea  an, 

drin  er  musi  ilweg  uodersiau. 

tu  gewarlen  gross  grirllcbeil.    TentrdankMt.i'. 

dann  ohne  deine  bQlffe,  berr,  haben  wir  keine  bflllTe  zu- 
gewarten.  MoacaaBOsca  tniomnü  citra  partntum  27  mudr.; 

oot  (lebt  mich  bd 
weil  ich  nach  wan 
dein  hülflr  gewart. 

G.  FoBiTBR  fritck*  ttulfche  litiUim  tt  meudr.; 

ala  aber  Bogussa  nicht  hatte  womit  zu  zaien,  auch  von 
künige  Vladislas  keine  hülfe  zu  gewarten.  ScaCrie  Preutttn  &&; 
bei  einem  berrn  wolle  mancher  niebt  ein  loses  wort  eio- 
fressen,  da  er  doch  alle  befOrderung  von  ihm  zu  gewarten 
hatte.  Weiaa  di«  drei  ärgsten  ersnarren  96  ntudr. ;  wurde  auch 
einer...  von  dieses  vermeinten  grafen  gesellscbaft  ...  einen 
...  in  gefängliche  bafi  bringen,  soll  er  dafür  auch  eine  ehr- 
liche remnneralion  oder  Verehrung  zu  gewarten  baben.  Pvmwter- 
schtr  sltekbrief  gegen  den  grafen  Slroiü  (HMM),  fonimerse/k^ 
monatibl.  1900,  4;  eine  solche  anlwort  würde  er  zu  gewarteo 
haben.  Liscow  312;  wer  umb  meinen  willen  verlesset  haus,  hoff, 
weih,  gut,  der  sols  hunderifeitig  wider  kriegen  . . .  mos  man  doch 
solche  fahr  in  allen  andern  wercken  auch  gewarten.  LiTaia 
(ob  kriegsltule  auclt  in  teligem  ttand  sein  können  I&27)  3,S2&*  Jena; 
musz  man  doch  solche  gefabr  in  allen  andern  wercken  auch 
gewarten.  Fboüspebcer  kriegsb.  i62*:  wer  inbalt  der  Offaao|, 
iantsrechten  ond  alles  herkommen  oit  gehorsam  uod  etil 
uberfarer  war  . . .  dieselben  sein  nit  geatafl  und  aulleo  aMcr 
straff  ungenüdiklich  gewartent  sein.  (lewfrNltt  <•  4.  Mbriea), 
ötterr.  weisth.  2,9«:  derselbe  sol  die  paa  A  atraff,  dero  er 
den  andern  schuldig  zumachen  vermeinet,  an  eich  selbst  babeo 
tugewarten.  {hamburg.  getttt)  krt  J.  B.  Scoipp  »ckriffltn  $.  «Tf 
{abgtnöL  ehrenrttt.)', 

nun  we,  nan  wte  mir  armenn  maoB. 

da«  ich  ich  ie  selicbs  üad  aewaua! 

soll  icb  ersi  gewarto  voa  dir  solicbe  scbaed, 

icb  wolt.  ich  hiet  dich  ni«  erkandl: 

du  marhst  mir  tollebn  umuet  uad  lonu 

icb  wollt,  du  wtr^t  im  ersten  päd  «rtniaka  woran, 

so  wer  ich  doch  der  »org  vartragn 

und  bedorin  nii  in  ntineno  lagea 

solicbe  «chand  Ton  dir  gbartea  stla. 

:>i«rs«nf«r  spWe  9b  nm^,; 

zwar  lobe  ichs  nicht,  »icb  auff  diese  art  znverebelicben ;  aber 
gleichwol  hat  dieses  junge  paar  hierdurch  weder  galgen  noch 
rad  verdienet,  der  berr  obristleatenant  auch  keine  schände 
davon  tugewarten,  wen  er  nur  diesen  fehler  ...  heimlich 
halten  ...  wird.  GaiaiELsiAcaiü  Simpl.  275  ntmir. 

\))  das  ritterrecht  bandelt  in  19  artikelo :  von  der  aoccesaioa 
und  erbnehmung  . . .  ob  die  »iltfrau,  nach  absterlten  ihres 
mannes,  gerade,  musziheil,  morgengabe  und  leibgedioge  voa 
sich  Selbsten  einzunehmen  befreiet,  oder  solche  stScke  aua 
der  erben  hiode  gewarten  uod  empfangen  mösae.   v.  Roaai 


5347  GEWARTEN  (mit  hüfsverben) 

gesch.  d.  herzoglhümer  Bremen  u.  Verden  t,  251 ;  versichere  dich 
dagegen,  das  du  ebenmässige  liebeswerke  jederzeit  von  mir 
solst  zu  gewarten  haben.  Rist  neue  himl.  lied.,  vorbericht;  und 
das  alte  sprüchwort  alsdenn  wahr  gemacht  werden:  wenn 
man  die  hünercier  in  die  pfanne  schlägt,  hat  man  keine 
junge  küchlein  zu  gewarten.  Dübei,  jägerpractica  l,  56. 

d)  in  diesen  Verbindungen  mit  einem  sächlichen  objcct  (im 
genetiv  oder  accusaliv)  sind  bestimmte  hilfsverba  bevorzugt  worden, 
die  theils  nach  der  bedeutung  des  objecls,  theils  nach  der  Zeitfolge 
mit  einander  wecksein,  für  die  angaben  im  folgenden  überblick 
sind  die  belege  meist  aus  dem  vorstehenden  zu  ergänzen. 

a)  während  wollen,  mögen,  dürfen  nur  occasionell  ztitreten, 
sind  sollen  und  müssen  häufiger  zu  beobachten,  sie  werden  fast 
ausnahmslos  da  angezogen,  wo  etwas  unerfreuliches  droht,  andere 
fälle  sind  sehr  selten  und  leicht  zu  erklären:  von  got  alles 
glück  ...  gewarten  müssen.  Kirchhof  1,73  (s.o.),  ebenso  glück 
erwarten  sollen.  Franck  wellbuch  38'.  im  allgemeinen  wird 
sollen  in  älteren,  müssen  in  jüngeren  quellen  bevorzugt. 

1))  schände  gewarten  sollen  Stersinger  spiele;  krankheit 
ScHWARTZENBERG  9;  täglicher  fahr  Zweifel  511.  86;  der  straff 
österr.  weisth.  1,271.  2,96.  3,71. 

2))  mus  gewarten  aller  streich  Ldthbr  25,  460;  gefahr 
LoTBER,  Fronspebger,  Waldis;  alls  ungmachs  Hans  Sachs 
19,250;  ungluecks  fabeln  Z,  IS2 ;  zwei  pöser  stück  3,307;  plage 
Luther  6,114";  straff  Scbaidenreissek  6';  tod  Luther  2,90; 
frost  B.  Waldis  3, 8,  21 ;  schmehwort  Lobwasser  Cal.  73. 

ß)  die  Verbindung  zu  gewarten  sein,  bei  der  das  subst.  in 
die  function  des  subjects  überführt  wird,  ist  bei  erwünschten  und 
gc fürchteten  ereignissen  in  gleicher  häufigkeit  zu  belegen,  sie  ist 
aber  auf  die  ältere  zeit  der  neuhochdeutschen  periode  beschränkt. 

D)  davon  künfftiger  nachtheil  zu  gewarten.  Fronsperger 
bauordnung  30';  nachtheil  und  schaden  darvon  zu  gewarten 
erfolge.  12',  vgl.  auch  untere);  dabei  die  Vertreibung  desz  ge- 
meinen friedens  zu  gewarten  (1614).  Londorp  l,  18l';  dasz  der 
grosze  tag  der  Offenbarung  und  endlichen  gerichts  nun  nahe 
und  täglich  zu  gewarten  sei.  J.  Böhme  Aurora  87;  und  allen 
vermuthen  nach  seind  noch  schädlichere  krieg  zu  gewarten. 
Abraham  a  S.  Clara  auff  auff  ihr  Christen  30  neudr. 

2))  je  weniger  gnade  ihnen  hernach,  wenn  sie  sich  doch 
zuletzt  ergeben  müsten  zugewarten  sein  würde.  Spangenberc 
Henneberger  chron.  73;  ein  karger...  meister  konnte  eines 
vorstehenden  jarmarcks  halber,  da  gutte  lohnung  zu  ge- 
warten, des  gesinds  nicht  wol  entrathen.  Kirchhof  wendunm. 
(2, 140)  190  Österley;  zum  wenigsten  würde  ausz  dieser  thor- 
heit  der  grosse  nutz  zu  gewarten  sein.  Weise  die  drei  ärgsten 
erznarren  31  neudr.;  ich  erzehle  diese  geschichte  ...  damit 
meine  histori  gantz  sei  und  der  leser  zu  gemüt  führe,  was 
vor  ehrbare  fruchte  von  dem  tantzen  zu  gewarten  sein. 
Grimuei.siiausen  Simpl.  91  neudr.; 

bepflanzet  einen  garten, 
daraus  nun  nach  und  nach  viel  fruchte  zu  gewarten. 

Harsdöbfer  fraiicmimmergespräche  1  (tuei'jnungsged.). 

y)  die  beliebteste  Verbindung  jedoch,  die  zugleich  in  der  heutigen 
spräche  noch  gepflegt  wird,  ist  zu  gewarten  haben,  sie  ist  vor 
allem  häufig  mit  dem  accusaliv  des  objects  belegt,  was  die  ort 
des  objects  anbetrifft,  so  sind  auch  unerwünschte  ereignisse  mit 
dieser  Wendung  angeschlossen,  jedoch  überwiegen  die  erwünschten. 

1))  eines  Schiffbruchs  zu  gewarten  gehabt.  Bauwolf  11; 
schaden  äventin  4,  491;  unglück  Oleakius  sen/enzen  107,  ebenso 
Pbätorius  catastr,  muham.;  tödtlichen  stich  Lehmann  1,219; 
Schmach,  höhn  Fr.  Frisius;  strengen  gerichts  Abele  3,290; 
härteres  Schicksal  Uz  vorrede. 

2))  einer  belohnung  zu  gewarten  haben.  Livius  36'.  Butschry 
kanzlei  396.489;  lohns  Tieck  1,362;  Vergeltung  Bütschky  396; 
Verehrung  Pommerscher  Steckbrief  v.  1606;  trinkgeld  Reoter 
Schellmuffsky  25;  gewinst  Kübnau  127;  zoll  Matbesios  Syrach 
1,116";  zehenten  Edelmann  81;  gülden  Weise  erznarren  132; 
vortheil  Scbwendi15;  antheil  Butschkv  Aan».  87;  schaz  Zesen 
Rosem.  83;  vil  gutes  Luther  Jerem.  31,17;  beförderung  Weise 
irznarren  96;  hülfe  Moscherosch  27.  SciiIStze  Preuszen  65; 
guten  raht  Zeser  Assenat  561;  trostes  MicrXliüs  3,347;  trost 
Mathesiüs  161;  liebeswerke  Rist  tiortmcA/ ;  ehre  Oleabius  l,3l. 
Zesen  86;  herrlichkeil  Olearius  4,26;  dienste  Wieland 
Shakesp.  b,  6Z;  namen  Opitz  poeterei  IB;  gerechtigkeit  Wieland 
13,  262 ;  einen  schönen  tag  Göthe  8, 161. 

e)  aus  solchen  Verbindungen  löst  sieh  die  formet  zu  gewarten  ab; 
sie  gewinnt  apposilionelle  und  attributive  functionen :  sonderlich  wo 
ausz  gebeuwen  künfftiger  schaden  und  nachtbeil  zfl  gewarten 


GEWÄRTIG 


5348 


ervolget.  Fronsperger  bauordn.  6*,  vgl.  oben  unter  d);  ew.  lieb  er- 
messe mit  samt  ihrer  landschaft  selbst,  ob  ihr  verfängliche  recht- 
hole  thun  müget;  und  ob  gleichwohl  solche  rechtbote  sorglich 
wären,  ob  nüzzer  sei,  die  dennoch  zu  thun,  damit  gewartende 
aufrubr  anzustellen,  dann  verlierung  der  Sachen  im  recht, 
und  krieges  und  Schadens  zu  gewarten  (14S8).  Krenner  12,216; 
weil  ich  nun  wüste,  dasz  der  erste  zu  gewartende  stürm 
dasselbe  (d.  schiff)  unfehlbar  in  stücken  zerbrechen  würde. 
Robinson  (1727)  76;  jetzo  liesz  ich  die  gedancken  wegen  des 
Schiffs  und  der  etwa  daraus  annoch  zu  gewartenden  dinge 
völlig  fahren.  82;  den  hiervon  zu  gewartenden  nutzen  an- 
belangend. Döbel  jägerpractica,  vorbericht  11. 

f)  an  stelle  des  substantivobjects  sind  häufig  auch  satz- 
bestimmungen  angeschlossen. 

a)  denn  ich  wills  nicht  gewartten,  das  die  concilia  be- 
schliessen,  ob  zu  gleuben  sei  an  gott  vatter  etc.  Luther 
12,230  Weimar; 

soi  man  mit  im  mitleiden  han, 
weil  iderman  gewarten  müs, 
das  im  etwan  entschluepff  ein  fQes 
pei  dieser  ungetrewen  weit. 

H.  Sachs  (rf.  geizige  wolf)  fabeln  «.  schwanke  2,157; 

warlich  wiewol  mir  Penelope  fast  liebet,  so  ist  si  doch  nit 
allain  und  ain  ainigs  weibszbild ...  wolt  mich  demnach  ihres 
heüraths  geringlicher  verwegen,  dann  gewarten,  dasz  man 
unns  allenthalben  wirt  nachsagen,  wie  unser  kainer  Ulyssem 
in  sterck  ersetzen,  und  seinen  bogen  habe  spannen  können. 
Scbaidenreissek  Odyssee  89'; 

der  feurwurm  brumt  und  macht  sich  krausz, 
und  sprach,  es  ist  die  scheimsche  mausz, 
nun  lange  zeit  mein  feind  gewesen, 
darumb  soUn  die  meusz  nicht  genesen, 
ich  will  sie  all  allein  erschlagen, 
ihr  dürlTt  ihn  nicht  also  nachiagen  . . . 
weicht  ihr  aber  nicht,  so  müst  ihr  gewarten, 
das  wir»  euch  wie  den  meusen  karten. 

RoLLBNUAGEN  frosclimduseler  3,3,12, 

ß)  wo  bliebe  mein  seele,  so  noch  nicht  sollt  wissen,  und 
aller  erst  von  den  concilia  gewarten,  was  sie  gleuben  sollt. 
Lotber  12,236  Weimar;  ich  schicke  das  euch  z8,  was  got 
unser  herre  damit  auszrichlen  wöil,  solle  ich  in  gütter  Zu- 
versicht gewarten.  Eberlin  v.  GtiNziiURG  Schriften  2,  138;  und 
er  wölt  gewarten  was  gegenwald  darüber  hondien  würd. 
AvRER  proc.  2,4;  wird  man  die  ammen  wider  auffscharren 
und  viel  drein  blasen,  so  mügen  sie  gewarten,  wem  die 
fuDcken  in  die  äugen  stieben.  Luther  (vorrede  auf  die  antwort 
Balthaser  Raida  wider  d.  laster  u.  lügenbüchlein)  6,112'  Jena;  so 
lang  nu  der  same  nicht  komen  war  und  nicht  ausgedrückt  war, 
wilchs  weib  sein  seit,  die  den  samen  solt  bringen,  must  kein 
weib  jungfraw  bleiben,  sondern  alle  gewarten,  wo  gott  den 
samen  wolt  herbringen,  (predigten  über  d.  1.  buch  Mose,  cap.  4) 
24,  122  Weimar;  Odysseus  vergasz  doch  in  solcher  mü  und 
angst  seines  flosz  gar  nit,  sunder  als  der  auch  z&  land 
gerungen  wäre,  setzt  sich  Ulysses  wider  darauff,  gewartend 
wahin  in  die  wind  theten  treiben.  Schaidbnreisser  Odyssee  22*. 

5)  die  Wörterbücher  der  älteren  zeit  buchen  bei  gewarten  nur 
noch  die  bedeutung  exspectare:  gewarten,  erwarten,  hoffen. 
Henisch  1594.  ähnl.  Stielbr  2442.  Bayer  290';  gewarten,  zu 
gewarten  haben,  gewärtig  sein.  Kramer  (Nürnberg  niQ)  i,m'. 
ähnl.  RÄDLEIN  382"  (avoir  un  emploi  a  espörer,  ou  a  atendre). 
nouveau  dictionaire  (1772)339*.  teutsch-engl.  wb.  (1716)770;  erst 
diejenigen  Wörterbücher,  die  sich  auf  reichere  belesenheit  in  älteren 
denkmälern  stützen,  erwähnen  auch  die  entschwundene  fügung 
=  warten,  pflegen :  gewarten  ...  so  das  ohne  noth  verlängerte 
Zeitwort  warten  ist...  für  abwarten,  zeit  und  fleisz  auf  eine 
Sache  wenden,  eine  im  hochdeutschen  ungewöhnliche  be- 
deutung (sie  wird  aus  Luther  Sirach  38,  37  belegt)  ...  für  er- 
warten, sowohl  von  einem  künftigen  gute,  als  auch  von  einem 
bevorstehenden  übel  ...  im  hochdeutschen  braucht  man  es 
nur  noch  in  der  redensart  etwas  zu  gewarten  haben.  Adelung 
2,  651.  vgl.  auch  Heynatz  Antibarbarus  53,  der  speciell  für  sie 
können  der  ampt  auch  nicht  gewarten  (Lutbeb  Sirach  38, 37) 
die  änderungen  der  späteren  bibeldrucke  (warten,  abwarten)  an- 
merkt, die  mundartlichen  Wörterbücher  bezeugen  das  vollere  fort- 
leben der  form  gewarten  im  sinne  von  warten  ==  exspectare  für 
das  bair.-öslerr.  gebiet,  vgl.  aucli  Lexer  kärntn.  wb.  250.  Unger- 
Khüll  Steir.  Wortschatz  290. 

GEWÄRTIG,  adj.  die  bildung  ist  spät  belegt,  in  einem  Zu- 
sammenhang, dem  man  wol  die  auch  am  verb.  gewarten  (s.  o.) 
beobachtete  grundbedeulung  'aufmerksam'  unterlegen  darf: 


6349      GKWkmiG  (l.  absolut  gebraucht)  GEWÄRTIG (2, a  gewirtig »ein  — iraWen.erworten)    5350 


leb  liet  »i  rerlioln  nocb  lange  vriit. 

wan  da{  diu  eltare  lirud«r  ui 

•iliclier  n)a{e  aewerilk. 

der  erblicket  Jet  riemen  «irlek 

d.i  dirre  ilumel  an  hie 

lubani  er  mich  nicbi  enlle 

Ich  mu((  Im  «ageu  die  warbell. 

äer  LclUautl  ijen.  üb.  i.iil,  tgl.  mhd.  wb.  3,  53l>. 

»it  hier,  so  ist  auch  lontt  die  reibindung  mit  dem  terbum  tub- 
itantii'um  der  eigentliche  hebel  für  du  gebraucht-  und  bedeutungs- 
tntwttklung.  gewUitig  sein  geht  ah  vollere  {umschinbende)  form 
dem  einfacheren  gewaiten  lur  teile,  von  dem  et  die  eintelnen 
übttufungen  der  bedeutung  empfängt  und  dem  et  uUmäiilirh  den 
baden  abgewinnt,  dieser  enticicklung  kam  et  tu  ttatten,  dast  die  Ver- 
bindung von  KPM arten  mit  tinrm dattv der {lerson  der bedeutung  nach 
sich  eng  mit  einer  festen  foimel  berührt,  in  der  ein  lautvrrwandtet 
adjeetiv  platt  hatte,  die  oben  unter  gewahr  {tp.  4lü3)  bekglin 
Verbindungen  getriu  und  gewer;  getruwc  uodc  gewer  unde 
gebursuiii;  getrewe,  hult  und  gewcr  übten  auf  die  jüngere  ad- 
jeclivbiUniig  gewürlig  antiehunytkraft  aus,  so  dast  sie  in  diesem 
Zusammenhang  das  ältere  gewaere  gdnilich  verdrängt,  von  dieser 
formet,  die  im  in.  jahrh.  aus  dem  engeren  rechtstiebtet  in  die  all- 
gemeinere lilteratursprache  überdrang,  ist  bedeutung  und  gebrauch 
unteret  adjectivt  auf  der  einen  seite  beherrscht,  andererstits  aber 
seiyt  sieh,  dast  auch  von  lonttigen  Verwendungen,  die  an  ge- 
Wiirteo  tu  biobaehlen  waren,  parallekn  mit  gewürlig  resp.  ge- 
wflrlig  sein  in  die  neuere  spräche  übeidringen.  hierher  gehört 
der  absolute  gebrauch,  der  bei  gewürlig  von  an  fang  an  stärker 
ausgeprägt  üt  als  bei  geworlen,  und  in  besonderer  ausdehnung 
und  Verbreitung  gehören  hierher  die  abstufunyen  des  relativen 
gebrauchet  in  der  beJeutung  von  ^aufmerksam'. 

t)  der  absolute  gebrauch:  gewürlig  sein  oder  fleiaz  babeo, 
uder  willen  Laben  uder  angedcncken,  intendere.  voc.theut.  1482 
(Nürnberg);  gewürlig,  promptus,  paratus.  Stiller  2442  {vgl.  auch 
gewUiiigkeil):  ähnlich  Spikser  ISl*.  STEiNBArn  2,e:iO.  Kinsca  I6u*. 

a)  das  adjediv  auszerhalb  der  engen  Verbindung  mit  dem  verbum 
subslanttvum :  so  ist  es  mir  dazu  kütnmen,  da;  icb  nit  Juatigs 
gnscbniucks,  sonder  beiisanier  aitznei,  oit  fröiicbs  beiwesens, 
sonder  gewQrtigcr  billl  bedürflt.  Hütten  {vorred  i.  gespräeh- 
büchtein)  I,  4 IS; 

aber  ein  knecht  Ich  hoben  musx, 
der  ehrlich  »el  und  tc\n  nuirriihiig, 
gewerilg,  nOchieru  und  rürsichtig, 
wo  ich  geu  bor  tum  adel  kum. 

II.  Sacu»  ((/.  vernjiHi  reutcr)  21,79; 
denn  ihre  klnder  laszvii  «eben  gewfirtig, 
mit  froher  uogetluld  am  tische  pochend. 

Lintu  uiue  gfd.  12. 

b)  die  Verbindung  mit  negalionspartikeln :  nit  gewürlig  sein, 
eines  rudl  nit  volgen,  authontatem  ulicujus  defugere.  Maaleb  2oü'. 
das  adjictiv  ungew erlig  Idsit  sich  in  swei  bcdeutungen  belegen: 
'nicht  gegenwärtig,  nicht  verläsilich' :  Hanns  Beriibcr  bat  sieb 
Oszwalds,  seines  diczeit  ungewcrtigen  sones,  solcher  riclitung 
hiilbn  gemecbtigt  (148').  mitth.  d.  Vereins  f.  gesch.  d.  Deutschen 
in  Böhmen  39,  2üO;  richler,  advocalen  und  zeugen  waren  im 
mindesten  nicht  TcrpflichU-t,  solchen  unholden,  ungetreuen 
und  ungewünif;en  leuten  ihre  dienste  zu  weihen.  Moser 
patr.  phant.  (gedanken  r.  d.  Ursprung  u.  nutsen  d.  sogenannten 
hyen)  3,  342. 

c)  die  vrrbindnny  mit  dem  rerbum  subu'nntivum.  auch  hier 
m^icht  sich  die  bedeutung  ^gegenwärtig'  geltend,  die  auf  einer 
verblassung  der  grundbedeutuny  {'aufmerksam,  erwartungsroW) 
beruht,  einsehe  vei  Wendungen  gehören  dem  tecunddr  eutmickeltcn 
absoluten  gebrauch  an: 

icb  gelob  dir  vier  lange  luoch  von  Gtot, 
dasi  alle,  die  hie  gewarilK  ^iod, 

Seinainkllcb  mueaien  jehcn, 
aM  si  pesaer  tuoch  nia  hüben  gesehen. 

■  I.  SeUliailfpiel.  fa^lnaehltp.  40«, 3t; 
mit  zeben  tausenl  gewapnelcr  mannen  gewcriig  zu  sein. 
Aimon  bog.z;  der  erbabciisle  bat  seine  scbwacbcn,  lüssigen 
iniuuten  -  aber  das  icb  —  die  seibsiigkeil,  erball  die  kiaflc 
in  immer  gleicher  Spannung;  sie  ist  immer  wach,  immer 
da  —  immer  gegenwärtig  und  gewürlig.  Klinhh  (ueUmann 
I*.  dicliler)  9,  ti9;  rechnen  sie  ouf  mich,  icb  stehe  m  ihnen, 
wenn  es  gilt,  und  bin  gewjtrtig,  in  jedem  augeoblicke,  wo 
man  uiich  ruh.  \V.  Ai üxis  lugrtmm  381. 
21  der  relitive  uebrauch, 

a)  die  allnemeinere  bedeutung:  gewArtig  seio,  'stin*  aufmerk- 
samkeit  auf  etwas  richten. 

n)   die   bexiehuny   auf  ein  persönliches  objct  prif,t  meist  die 
bedeutung  'erwarten  aus:  dauiabl  üng  ich  an  limlicb  dürr  uud 
IV. 


brecbbaOlif  zawerdeo,  derovefeo  zerschnitt«  mich  meine  frau 
tu  windeln,  weil  ti«  ehisieo«  eioci  juogeo  erben  gewSriig 
wflr  GiiiiiieuiAtisiN  SimpL  510  neudr.;  derbalben  trachtete 
icb,  wieder  in  Teutscbluod  zukommen  ...  weil  der  commio- 
danl  zur  I..  mir  geschrieben,  dstz  . . .  er  mamer  noch  vor 
dem  frubling  gewanig  sein  wolle.  (l,«)307;  das  prieflein 
hab  icb  heind  auf  den  abend  ang  empfangen,  darin  verouroen 
des  Krideiig«  zukunfl,  nein  wir  sein  gewertig  sein.  M.  Oalh- 
CAiTBEB  an  ihren  gatUn,  briefweehsel  fi  SUinhatue»;  termelde 
dem  berrenmare8cball,dasz  ich  seiner  nebest  einer  angenebmeu 
gesellscbairt  tu  der  abend  coilatiun  in  meiuem  lustgarlen 
gcwflrlig.  Grtpiius  Uombtlieiibrifax  u  »eudr.;  ej  sien  der  artzel 
so  vi!  ze  Basel  und  {man  tti\  noch  Hier  gewrrtig.  Boo* 
Th.  M.  F.  Platter  220;  die  JomsTJkinger  kamen  noch  früher  als 
man  ihrer  gewürlig  war,  mit  nur  oo  achilTen.  Üabliaüü  gttdu 
V.  Dänemark  i,  loo ; 

0,  dar  grillet,  die  il«  labl 

btui  in  iirOmeu!  todie  laibarl 

Ulaubart«  alle  zwanzig  weiber 

hingen,  wie  gewebr«,  da  .  . . 

weinend  atOnt  »ie  vor  iba  nieder 

und  bekeiinei  ibr  vergebo. 

gut!  «0  wel.it  du  deio  getchick! 

jene  dort  sind  dein  gewlrilg. 

mache  dich  zur  reia«  fertig. 

GOTTBI  (ßliiuhart)  ged.  1,53; 

geh  zur  multerl    sie  Ist  dein  gewirtig. 

llouw«LD  hciiutehr,  lOl  auftritt; 
ach  kalierio.  bin  du  noch  nicht  fertig, 
leb  bin  de*  kaiters  scboo  lange  gewärtig. 

Kamm  »cbanb.  },t3. 
ß)  die  Verbindung  mit  einem  objeet  der  tatht. 
Ij)  unknüpfung  tm  geneltv. 

a))  die  bedeutung  'etwat  hüten,  pflegen  {vgl.  audi  tp.  U5I): 
weiicbe  dann  der  rod  gewflrtig  sein  und  aio  gemeine  rod 
Ton  oben  herab  und  unden  hin  wider  auf  und  iederman 
vor  sten  wer  darein  sten  well  und  darau  gerirhl  i»t  mit 
schiff  und  geschier,  rodbueh  von  Imtt  {\tib),  iittrr.  weitth. 
3,104;  aide  irer  Tormundscbaffl  vieissig  pflegen  and  gewertig 
sein.  LoTiiBR  12,20  Hejmar;  du  musl  deines  nutzes  auch  ge- 
würlig sein.   Wtltenbürger  s,  15t ; 

du  mAsi  deint  nutzs  auch  gwärtig  aeio, 
daa  bat  Esopu«  auch  getriben. 

ttCHiiDT  DeUektndt  Grobianus  119  neudr.; 
indem  icb  mich  meiner  frflben  jugend  erinnere,  und  immer  des 
Spruches  gewärtig  bin.  Tiec»  S.  Notanker  4,  219.    rgl  auch  7)). 
b)\   die   bedeutung   'etwat   erwarten,    auf  etwat  gefasU  ttin  : 
...durch   ergebung   an    dem    teufel,   mit   dem   teufel,   und 
musz,  aus  dieser  letzten  veriöbuisz,  einer  beimholung  gewArlii 
sein.  Erasbüs  Francisci  der  höUuehe  Prottut  (1889)  Uft; 
icb  halt  ücb  geben,  das  ir  göiter  werend, 
auch  da«  ir  leben  tolieu  in  ecren; 
wie  Adam  mach  icb,  das  Ir  sigen  sterblich, 
de»z  vaUz  gewenig. 
SiXT  BiacK  Siuanua,  (.  BIcHTOL»  (cftweü.  M*«M^.  1. 42; 
er    war    einer    statllirben    Verehrung   gewertig.    Witttubürftr 
3,22;  wie  es  ein  aach  wäre,  weisz  ich  nil,  denn  es  traumU 
dem    bruder,    wie   er  ein    kalb  geboren  und  grosser  straffe 
gewertig  were.  KiHcunor  wendunm.  i,49i  Ostertey;  und  wiewol 
er  alle  mittel,  sein  gsundtbeit  wider  zu  Oberk<>mincn,  nicht 
underlassen,  ist  es  doch  alles  umb  sonst,  daiumb  er  teglieh 
deas  lodls  gewertig.  J.  \N  etzil  retM  der  atkw»  &Bf«n  (JUW. 
rer.  2US),  1.40;   wir  aber  eltlich  wochen  lang  daM  andani 
Schiffs  sancta  Cnstina  genanntt,  von  unsern  berm  aas  Mar- 
sillia  abgeförltigt  leJicb  gewertig  gewesen.  kaarrT  rmra  17 ; 
sein   tbeil   und   wart  an   gfllern  .  .  .  daran   er  nach  seiner 
routter   tode  seines  erbtheils  gewürtig  ist    Helfenä.  mrk.  ro« 
j.  1433  bei  ScHBii)  sc^rdfr.  wt.  SIT;   da    waren   wir  erat  eine« 
anderen  {sturmes)  gewertig,   «ie  dann  auch  gescbacb.    Rai>- 
WOLF  12;     gewerllp  »ein  dl«  felnd  kaina  halt« 
waoD  got  der  berr  Ist  uosers  tbalis. 

&caw4aTzii<aBac  104.1; 
er  Ist  kaum  ihres  Oebeat  gewtriig 
ao  bkit  er  zum  voraus  sich  oüt  der  auaOucbi  fertig. 
BiSiaoRji  2,147; 
alle  fragen  bestürzen,  deren  wir  nicht  gewärtig  sind.  Lessii« 
{d.  freigeisl  t,  1)2,51;    wir   bleiben  dessen  gewirtif,   dasz  es 
nocb  dermuhleins  geschehen  werde,  w  ktf*,  •otl,  exfttt  or 
truü  thdt  tt  will  onct  ume  to  pats.  (miscft-nfL  wh.  (1710)  770; 
0  ihr  »Onder.  unbuszfertig, 
waudelnd  auf  d«a  irrsals  wegen, 
a«ld  des  g6ti<-rioros  gew.irtig. 
der  euch  allwtru  drobt  tntfegaa. 

A.  Gafiii  tyiai/wO  H*-  tU; 
89« 


5351       GEWÄRTIG  (2,  a  etwas  erwarten) 

ihr  dölpel,  Her  der  mann,  mit  greszlicliem  gesiebt, 
nichts  Könnt  ihr  alle,  nagt'  icha  nicht? 
Oieht,  oder  seid  des  Stocks  gewärtig. 

LictiTWBB  fnbelii  ('(.  wächserne  nase)  172; 
hier  stand  ein  ralhaus  Tunlielneu  — 
bis  auf  die  ratsherrn  —  fertig, 
dort  war  der  türm  der  domprobstel 
noch  seines  linopTs  aewartig. 

A.  iiLUMAUER  VirgUx  Aneis  1,354; 
es  ward  der  tag  der  feieriichen  wähl 
gesetzet  und  der  auTtrag  mir  erthcilt, 
dich  einzuladen,  dasz  du  unverl'ehlt  .  .. 
erscheinest  und  der  wähl  gewärtig  seist. 

UiiLAND  Luiiwiij  d,  Bayer  1; 

wie  dann  der  Scharfrichter  erst  von  haiipt  zu  baupt,  dann 
je  bei  dem  zehnten  mann  innehielt  und  der  gnade  gewärtig 
war,  ja  selbst  um  dieselbe  flehte.  G.  Kelleb  (d.  landvogt  v. 
Greifensee)  6,  23S;  in  dieser  hoffnung  ergab  er  sich  mit  stillen 
Seufzern  in  sein  Schicksal  und  war  der  nScbtIichen  rippen- 
stösse  und  des  Streites  um  die  decke  gewärtig,  die  es  nun 
absetzen  würde,  (die  drei  gerechten  kammtnacher)  4,224;  er  ist 
des  tüdes  gewärtig.  Steinbach  2,936;  des  krieges,  eines 
besseren  glucks  gewärtig  sein  u.  a.  ebenda;  sie  ist  ihrer  nieder- 
kunft  alle  stunde  gewärtig,  sbe  will  soon  be  brought  lo  bed. 
teutseh-engl.  wb.  (1716)  770;  bedauere  sehr,  wars  nicht  gewärtig. 
Kotzebu E  drama/.  spule  1,  22;  die  morgendämmerung  liesz  die 
aus  dem  dunkel  hervorleuchtenden  ßgureii  wie  belebt  er- 
scheinen, als  ob  sie  der  dinge  gewärtig  wären,  die  da 
kommen  sollien.  G.  Kelleb  grüner  Heinrich  3,  246. 
c))  draus  zog  er  mann  bei  mann  hervor, 

und  raunt'  ihm  heimlich  ding  ins  ohr:  — 

'wohlauT,  wohlan  1  seid  fertig; 

und  meines  horns  gewärtig  1 

I!dr6ek  {itie  enlführung)  217  Sauer; 

und  als  er  diesz  mit  fleisz  gethan, 

trit    er  aN  ministrant 

dem  priester  zum  altar  voran, 

das  me>zhuch  in  der  band. 

und  knieet  rechts  und  knieet  links, 

und  ist  gewärtig  jedes  winks. 

ScHiLLKK  (■(!/«(/  niick  il.  eisenhnmmer^  11,253. 

andere  Verbindungen  mit  dem  gleichen  objecl  $.  unter  ',)). 

2)1  die  anknüpfung  im  daliv,  auf  die  bedeutung  'pflegen'  be- 
schränkt: zum  achten  sul  die  jaghut  dem  guldviech  geweitig 
sein,  österr.  weiath.  4,  376;  bist  du  des  keysers  geboten  nit 
gewertig,  so  wirdt  er  dich  hencken.  Aimon  bog.  b;  ain  jeder 
geschwuren,  der  gesetzt  wiirt,  soll  schwürn  ain  aid  . . .  dus 
er  .  .  .  gleichs  recht  sprechen  welle  dem  armen  als  dem 
reichen,  dem  reichen  als  dem  armen,  und  darinn  kainerlai 
ansehen  darzue,  weder  schankung,  miet  noch  gab  nemen 
welle  bei  seiner  seel  seligkait,  und  dem  rechten  gewärtig 
sein,  ilantsprach  d.  gerichts  Schlanders  14H0),  österr.  weisth.  4,174. 

3))  die  übirfnhrung  in  den  aecusativ,  auf  die  bedeutung  ^er- 
warten   beschränkt, 

a))  was  er  jederzeit  gegen  den  feinden  gpdenckt,  beraht- 
schlagt  oder  fürnimpt,  lias  soll  er  hergegen  von  seinen  feinden 
auch  besorgen  und  gewärtig  sein.  ScuwbNni  discours  von  he- 
stelliing  des  kriegswesens  »6';  »Iso  iable  sick  in  guten  Sitten 
und  in  briederiicher  liebe,  das  man  doch  seligkait  allein 
durch  den  glauben  gewertig  were.  Eberlin  v.  Günzbubg  (freundl. 
u.  trMl.  vermahnung]  2,  149;  biet  dich,  das  du  kain  bilff  an- 
nemst  noch  gewärtig  seiest,  damit  dir  zehellTin,  dann  allain 
goltes  trostlirhs  wort.  142;  vilen  ist  wissend...  das  die 
warhafTligen  trewe  diener  der  gro'^sen  forsten,  nit  allein  böse 
belonung  empfangen,  sonder  auch  das  noch  erhärmmiglicher 
ist  keinen  danck  für  ire  warhafTligen  Ireüwen  dienst,  von 
solchen  herren  gewertig  sein  mögen.  Habthuth  v  Cbonbhbg 
Schriften  103  neudr.;  von  welchem  wir  zeitliche  und  ewige 
güitcr  gewärtig  sein  können.  Butsciiky  hochd.  kanil  304  (neben: 
etwas  dessen  man  nicht  gewärtig  gewesen.  49ü);  seind  üIsu  ew. 
keiserl.majest.al  ergnädigste  endlich- und  williähi  ige  resolution 
hierüber  gewärtig,  deren  wir  uns  zu  keiserlichen  gnnden  gehör« 
sambst  befehlen  (I6l3j.  Lonoobp  i,  133';  der  bofschauspieier 
bcrr  Unzelmann  hat . . .  sich  auf  die  hiesige  hauptwache  in 
»rrest  zu  begeben  und  weitere  Verfügung  gewärtig  zu  sein. 
GöTiiK  briefe  19,  431. 

b))  der  aecusativ  hat  sich  am  consequentesten  da  durchgesetzt, 
wo  eine  person,  von  der  man  etwas  erwartet,  mit  angegeben  ist: 
am  dinstag  und  mittwoch  nach  Letare  lag  die  versamelt 
bawrschaft  zu  Newsesz,  und  was  der  ausschusz  von  inen  uff 
iren  furschlag  antwurt  gewertig.  Tu.  Zweifel  Rotenburg  im 
bauernkrieg.  Baumann  9ö;  also  musle  das  bedrängte  Kolzester 
alles   trostes,   und  alles   entsatzes,   den  die  belagerten  von 


GEWÄRTIG  (gewärtig  sein  sollen,  müssen)     5352 

seiner  königlichen  boheit  zu  wasser,  und  zu  lande  gewärtig, 
enthähren.  Zbskn  gekrönte  majestdt  72;  ein  schön  spiel... 
erfreulich,  weil  wir  von  ihr  gestr.  eine  gute  Verehrung  ge- 
wertig sind.  Gbyphius  Peter  Squenz  18  neudr.; 

antwortet  ihm,  vor  mich,  mit  caooniren 
auf  diesen  brielf.    meint  er  uns  zu  vexiren; 
vor  dinten  biut,  und  kugeln  vor  papir 
soll  er  alsbald  gewärtig  sein  von  mir. 

Hattuäus  LtiTHKR  iielüiji'ruiKj  und  eiitsali  der  Stadt 
Wien  8  neudr.,  mil,  auch  5)),  »)); 

du  wollest  luOj^licbe  dienste  von  mir  gewärtig  sein,  a  me 
omnia  in  te  studia  atque  officio,  quae  quidem  ego  praestare  potero, 
expectes.  Henisch  1594;  von  gutt,  der  warhalTtig  ist,  alles,  so 
uns  beid  an  seel  und  leib  von  nöten,  seiner  getreuwen  und 
gewissen  verheissung  nach,  wie  er  weisz,  dasz  icdem  nutz 
und  gut  ist,  gewertig  sein.  Kibcbbof  wendunm.  l,  2tl  Osterley; 

dir  hat  sie  (<(.  qelcqenlidi)  ihn  übergeben 

meine*  lehens  voljgewlnn, 

dasz  ich  nun,  verarmt,  mein  leben 

nur  von  dir  gewäüig  bin.    Götuk  (buch  Sitleiha)  5,144. 

4))  andere  formen  der  anknüpfung:  durch  diesen  . ..  wirstu 
gewiesen,  der  trew  und  liebe,  so  du  von  Rosamunde  gewertig 
bist,  buch  d.  liebe  237; 

drugen  ein  warmen  hirsz  inns  schiff 

in  einem  grosen  hafen  lif. 

zu  zeigen  an,  das,  wie  sie  könten 

den  hirs  waim  IHern  an  terrn  enden, 

also  weren  sie  allzeit  gwäriig, 

zä  dienen  iren  freunden  färtig. 

Fischart  iI.  (ilückhuffi  schiff  192  {neudruck  8) ; 

es  warn  auch  gestern  mitwochs  hieber  komen  der  statt 
Schwebischen  Hall  erher  ratsbotschaften  . . .  und  warn  der 
von  Nurmberg  und  Dinkelspuhel  ratsbotschaften  auch  hieher 
zu  komen  gewärtig.  Tb.  Zweifel  bei  Baumann  s.  101;  auch, 
sagt  er,  werdest  du  dir  keine  boffnung  machen,  jemals  gnade 
zu  seinen  füssen  zu  erwimmern,  wenn  du  nicht  gewärtig  sein 
wollest,  im  untersten  gi  wölbe  seiner  thürme  mil  wasser  und 
brod  . . .  traktirt  zu  werden.  Scbiller  [die  räuber  1,2)  2.38; 
berr,  wenn  das  ding  in  den  Zeitungen  erschiene,  ich  wäre  ja 
gewärtig,  die  Maria  Stuart  das  näi  hste  mal  ganz  ohne  Elisabeth 
geben  zu  müssen.  Hobwai.d  epilog  zu  Maria  Stuart;  sich 
wenigstens  des  jahrs  zweimal  zur  cummunion  einzufinden, 
oder  im  gegenspiel  gewärtig  zu  sein,  dasz  . . .  corpus  constit. 
Brandenb.-Culmb.  i,T3Z;  ich  bin  es  gewärtig,  bin's  völlig  zu- 
frieden, dasz  morgen  jemand  kommt  und  mir  sagt:  deme 
braut  hat  ruhe,  Agnes  ist  gestorben.  Mörire  (maier  Nolten  2) 
4^245;  dann  der  ritt  über  stock  und  block:  wie  die  tonnen 
auf  den  kleppern  schaukellen!  war  jeden  augenblick  gewärtig, 
einer  kippte  und  purzelte.  Alexis  hosen  d.  herrn  v.Bredow  2, 1,96. 

5))  von  den  Verbindungen  mit  hilfsverben,  die  wir  oben  an 
gewarten  beobachten  konnten,  sind  es  nur  die  mit  sollen  und 
müssen,  die  bei  gewärtig  sein  günstigen  boden  gefunden  haben. 

a))  ir  sollen  ...  geweitig  sein  gemainer  und  sonderer  leiden, 
wie  si  gott  auff  euch  wirt  lassen  lallen.  Ebeblin  v.  GI^nzburg 
(freundl.  und  tröstliche  vermahnung)  2, 146;  höhers  unnd  kümer- 
lichers  herlzenleid  mag  einem  auff  erden  nicht  zustahn,  als 
so  er  von  dannen,  daher  er  allen  guten  willen  soll  ge- 
wertig sein,  hingegen  allerlei  wi^ierwillen  . . .  musz  erfaren. 
FiscBABT  Garg.  339  neudr.;  wo  sie  nun  also,  wie  sie  ange- 
fangen, fortfahren  würden,  sollen  sie  auch  hinfürt  allezeit 
sig  und  triumpf  wider  ire  feind  .  . .  gewertig  sein  Josephus 
deutsch  (1569)  142';  meinem  getreusten  cameraden  Spring-ins- 
feld  schenckte  ich  zwöllT  reichstlialer,  der  rebt  mir  dargegen, 
ich  solte  mein  reichthum  von  mir  thun,  oder  gewärtig  sein, 
dasz  ich  dadurch  in  unglück  käme.  Grimmbi.smausen  Simpl. 
(3,  13)  245  neudr.;  solle  sich  heben  und  fortpacken,  oder  ge- 
wärtig sein,  dasz  man  ihm,  als  einem  bösewiclit,  was  anders 
wiese.  Ebasmus  Fbancisci  indisch-chinesischer  ltst-(jarten  (iti68) 
1,95;  sol  auch  geweitig  sein  ihn  auf  freien,  öl]'entli<  lien 
Strassen  zu  attaquiren,  und  in  allen  coinpagnien  zu  schinipffen. 
ScuocB  komödie  vom  Studentenleben  56  neudr.,  vgl.  auch  oben  3)),  b)). 

b))  müssen. 

a))  wo  die  meuse  mit  den  katzen  essen  wollen,  de  müssen 
sie  einer  scharffen  tisclizucht  gewertig  sein.  B.  KRüCbB  Hans 
Ciawerls  »erckliche  Historien  32  neudr.;  sonder  müssen  solcher 
gnedigen  gaben  allein  ausz  lautier  götlicher  baniihertzigkeit 
hoffen  und  gewertig  sein.  Scbwartzenhbbs  beschwerung  d.  alten 
teuflischen  schlangen  69';  darum  ich  mich  in  stich  gehen,  und 
der  sycophanten  gifftigen  natterbisz  auch  werde  gewertig  sein 
müssen.  Hollonius  somnmm  vitae  humanae  71  neudiuck. 

ß))  die  gröst  plag  ist  ein  mensch  dem  andern  auff  erden 


5353   GEWÄRTIG  (ohne  Verbindung  mit  dem  verbum) 

i$na  einer  dem  andern  beistand  th&n  toll,  so  ertnArdet  erit 
einer  den  andern  au(T  dem  lande,  ja  wai  nhaden  inAiz  der 
nieniich  aufT  erden  gewertig  «ein,  vun  mancberlei  icbüdliclien, 
TcrKilflen  unil  honen  thifren,  das  ob  drm  nieer  oit  i»U  ver- 
dtuitehung  con  Pktraicai  tfoilhüchUin  (\hhi) ;%' ;  wai  man  am 
ondern  siiiet,  da«  muiz  man  selber  auch  gewflriig  aein. 
tlKMitn  i&e4:  daherü  betrachte  ich,  wan  wir  keinen  lohn 
baht-n,  ao  wir  die  feinde  nicht  lieben,  waa  vor  groi»«  straffen 
wir  dun  gewUitig  ii-in  roQaien,  wan  wir  auch  untere  freund« 
hataen.  Grihmiilshaiiskn  Stmfl.  70  ntudruck;  alle  von  dietea 
kOnigs  kUclien,  daa  iat,  von  aeiner  muten  band,  alles  was 
aie  brdürlTen.  gewrrlig  aein  und  entpfahrn  müssen.  KiscHHor 
»tndunm.  1,207  OtttrUy;  also  rou»  da«  heilig  evangelion  von 
der  mhten  nn<l  lincken  neiten  gewerlig  sein  allerlei  lesterung. 
EaitBi  IN  V.  GOnzborc  (mich  «underl,  dait  knn  goU  tm  land  üt) 
9,  Iti  neudruck. 

y))  wer  über  tloh  wlrlTl  einen  stein. 

dor  miiis  wo)  setbd  eewerilg  sein, 

das,  10  derselbe  feil  berab, 

ihn  erttllcb  irelT  aulT  seinen  kopff. 

B.  KsciotR  //'im  Clawiirt  45  nmdr.f 

wer  nun  mit  solchen  lauten  gemoinacbaffl,  und  gerallen  an 
inen  bat,  oder  verllieidiget  sie,  der  .  . .  musz  gcwertig  sein, 
dasz  ihn  gott  drr  mal  eins  mit  den  bOsen  buhen  binreisse. 
Matiiisius  diluvium  :<02';  und  müsle  wühl  darzu  ^ewSrtig 
tejD,  dasz  er  mit  einem  gnadigen  aiaupbesen  zum  Qberlhisz 
bedacht  würde.  Wkm'.  du  drei  ärgsten  erziiarren  90  neudr. ; 
darnach  müote  er  gewilrtig  sein,  dasz  ihm  allerhand  narren- 
achcllen  angrbenckt,  und  er  mit  einem  unrechten  bericht 
altgewiesen  würde.  Sl :  in  sOlicher  kewschait  mag  sich  niemand 
verloben,  sonder  man  musz  von  got  gewertig  sein,  ob  er  ain 
mann  ain  minn  wollt  lassen  bleiben  und  ain  weih  lassen 
ain  weib  bleiben.  Tu.  ZwairaL  in  Bauma^n  s.29;  {auf  Formosa) 
mann  und  weib  wohnen  jeglicher  in  absonderlichen  hSusern 
und  gehet  der  mann  nur  des  nachts  als  heimlich  zu  der 
Trauen,  und  musz  noch  fzewertig  sein,  ob  sie  ihn  wil  ein- 
lassen uilcr  nicht.  Olkasius  anhang  ^  betehreibung  ellieher 
orienliilischtn  inuln  z»  Mamielslos  morqtnldnd.  reu«  (1696)  161; 
ai!S/.er  dieser  holten  sie  auch  noch  eine  heaondere  spräche, 
nemlicb  die  rothwelsche,  e.  g.  uterflr  unsklü  . . .  das  wflre: 
wenn  er  nichts  gesagt  hatte,  so  hatte  er  nicht  zu  gewarten, 
dasz  er  gehencket  würde;  weil  er  aber  bekennet,  so  müste 
er  gewärtig  sein,  dasz  er  gehenckt  oder  gerichtet  würde. 
Hillburghauttr  uför'.trbuek  (l7&3/f.)  j.24  bei  Kll'Ck  rotwelteh  1,222; 
übermorgen  ist  der  siebente  tng;  dann  muszt  du  gewärtig 
sein,  d;isz  Landolt  herkommt,  deine  entscheidung  zu  holen. 
G.  Kkiles  ilandvogl  v.  Greifensee)  6,  2u:i;  (Haillaub  musz)  im 
übrigen  gewditig  sein,  dosz  er  leib  und  leben  verlieren  kann. 
(Züricher  novelUn)  K,  I03. 

6))  verl'indung  mit  dem  reflexivpronomen: 

die  bOrger  sind  sich  schon  auTruhr  und  lod  gewirllg. 

Zachariä  1,179  (»Chliiipfl.); 

gnadiger  herr,  aie  werden  verzeihen.  -  ich  war  mir  eines  so 
frühen  befehls  nicht  gewartig.  Li'SSinc  (EmiÜa  Galo'ti  !,«>)  2,S8.s 
(fuLauch  unter  gewärtigen);  der  herzog  von  Biirgund  war  sich 
seiner  niihl  gewaltig,  und  erschrak  hefti);,  nU  er  den  Fck.-irt 
vor  sich  sah.  Tircs  (Eckart  m.  d.  Tannenhdusrr)  PhanVifus 
1,207(1812);  vgl.  auch:  nicht  ...  titel,  welche  akademieen  ver- 
leihen, sind  das  errungene  gut  des  durcbschmerzien  herzens! 
das  gi-stahlte  herz  selber  ist  es:  die  sich  allea  gewanige 
Scele    Hah  I    buch  d.  andenkens  für  ilire  freunde  1,310. 

7))  dan  adj'-eliv  ohne  verbindunij  mit  dem  verbum  substantitum. 

a))  abiolut  gibiaueht: 

(leim  ihre  Linder  .«asien  schon  grwirilg 
mit  liulier  Ungeduld  am  li*cha  ishiiaud. 

.V.       ,     ,,^     •  ..  Lrnao  Heue  jei  11. 

())  tni(  abhängigem  genettv: 

wir  >iaiiden.  keines  OberrsH*  gewArilg. 

bei  Neii>iadi  schwach  ver>chanit  in  uaseim  lager. 

SciiiLLKR  [»itl'f-ii^ifin»  lod  4,  lU)  12,  3ö2: 
entrollt  steht  auT  dem  plan 
das  beer,  de*  kampT«  gewartig. 

A.  Gnüi«  ( I    Boye/  «e  t/.  fnirrn)  gut.  173; 
da  mahnt  «le  und  mustert  die  reihen  In  hast. 
und  luminelt,  »eben  langet 
de»  ■iiibruchs  gewlnif;,  den  tnrakl^chen  beogsU 

LsuTHOLD  (JVii</ie««i«a  1)  gtd,  320; 
langst  schon  diese»  tags  gewtriig, 
nah  ich  «o  mich  weise  tor. 

GsiLLrt  iia  (.«.  iranm  ein  leben)  7,192; 
wahrend    seines    reden»    war  der  wildmeister,    der  etwaa  zu 
tueldeu  haben  muihte,  in  das  gemuch  getieteo  und,  aeiorr 


GEWÄRTIG  (2.  b  eiocm  gewirlig  mid)     5354 

zeit  gewlrtig,  an  der  tbflr  gestandeo.  Ti.  Stmh  (nr  ehmik 
ton  Griethuu$]  merke  6,  I&6;  CS  (rf.  pferd)  weidet  gesellig,  unter 
einem  wachaamen  fObrer,  den  winde  entgegen  vurscbreiiend, 
mit  den  nüstern  und  obren  immer  der  gefabr  gewtrtig.  Hslii 
kuUurpflanun  «.  kou$tkteri  lO.  aufl)  i»; 
weoo  du,  keiner  lisi 
gewlrtlf.  bei  veiseiilo»iDen  ihüren 
eiosi  uobssebOut  In  selneo  baad«o  bist 

WiiLtee  (..aac*  UU)  10,S31t 
da«s  die  sisrkeo  febereheed  tisfca 
Jedes  wlokes  gewanif.       Geres  (FmuM  S)  13,ttl| 

dei  dichter«  wiok  gewirllg. 
■elodlscb  klingt  die  durebgetptelt«  Icier. 

(«M'S  M.  fiiOStfti 
wedelnd,  doch  des  wlnks  gewtrtig 
sab  der  buod  tum  ichulian  auf. 

Jou  FaisRR-  Kid»  tedliüef 
mein  bober  berr,  hier  lief  leb  dir  tu  nUieo, 
gewlrtlf  dessen,  was  du  mir  TcrbtogMl 

H.  T.  KLRtiT  (Aujfi.hen  4,1)  3,  IM; 

er  fand  die  römischen  provinzeo  unverändert  ruhig  ond  aeiner 
geböte  gewartig.  Ihnb  röwuscht  geuhichlt  t,9al; 

ew'gen  frieden  um  zu  «iirieD. 
taucht  er  in  die  lobeniOui  — 
«tebt  mit  TOlleo  banden  In  der  milM, 
liebevoll  gewärtig  jeder  bitte. 

Novalis  (.,A^iI.  ItnUr  1)  mfrks  t.SM/.  HtOkmni 

die  cavaliere  waren  abgestiegen  und  standen  dea  danka  ge- 
wärtig. laneaaANN  6,  73;  gleich  schAnen,  nackten,  seblafendeo 
mildchen    liegen   die   dinge   uro   uoa   her,   der  eapfftafaiM 
gewartig,  (epigontn)  .%  s.  tSI. 
c})  mÜ  abhängigem  tatt: 

über  einem  böllenrelcbe  slebl 

die  bange  stadi,  gewärtig  jede  stände. 

dasz  es  mit  donnere  krachen  sich  entiOnde. 

ScHiLLSR  ijungfr.  «.  Orlran»,  prulug  3)  IS,ltt: 

so  wandte  sie  sich  nun  anscheinend  ganz  ruhig  mm  geben, 
gewanig,  wer  sie  begleiten  würde,  aber  sich  deswegen  nicht 
unentschlossen  aufhaltend.  G.  kiLLaa  [d.  grüne  Heinrich)  1,230; 
er  that  diese  frage  mit  anständiger  wiszbegier,  ohne  spolt, 
gewSriig,  schon  wieder  etwaa  neues,  vielleicht  günstigea  und 
rühmliches  zu  erfahren.  (Martin  Sakndtr)  8,9. 

0  die  besondere  bedeutung  d*r  dienstbarkeit  und  ditmlmiUif- 
keit,  vgl.  dienstgewörtig  theil  2,  tp.  1120;  ti*  iU  €*  dit  Ver- 
bindung mit  tintm  daliv  der  perton  geknüpft. 

a)  der  gebrauch  ausstrhalb  der  formelhaften  rerbindung  ai 
synonymen. 

1))  die  briefe,  die  ihn  in  einer  gemeinscbalTt  zugehürten, 
das  er  die  in  ein  gemein  handt  legte,  do  man  ihn  beiden 
damit  gewertig:  were.  urkund*  von  1417  bei  HalTaos  712;  der 
meiger  sol  auch  gebuniien  ain,  da;  er  ein  recken  ziehen 
sul,  dumit  er  dem  doif  so!  gewartig  sin.  (»ei^Mii«  »  Smud- 
hausen)  »eisthümer  5,  &3t ;  zum  sihenden  ist  angedelt,  daa  ain 
ieder  iohaber  der  xwai  mallmilen  zu  ileisem  beim  scbloai 
Petersperg  den  gemainsleiten  zu  Haimbingrn  mit  aller  tue- 
geherung,  was  man  tu  beiden  millen  bedarf,  gewenig  sein 
solle,  (ordaiin;  tu  Huimmgen),  österr.  weuth.  9,  et;  allbie  iat 
ain  leder  geiiibtoman  ainem  hirigen  plleger  auf  ain  pferd, 
mit  welcliem  er  dem  gericht  in  fürfallenden  nOtten  von  obrig- 
kait  wegen  gewenig  sem  soll,  nach  seinem  gueten  willen  alD 
fueter  ...  zu  geben  schuldig,  (landrecht  d.  p/leggerichln  Wtrlen- 
felt),  eienda  \,  if>8;  sie  oucb  Göt/nian  Miinch  e  roarck  ailher- 
geltfl  uff  der  »tijr  te  Mi^lhusen  bat,  itie  im  lang  nil  waren 
wurden,  die  gab  er  mir  die  besttirt  mir  nn<er  berr  der 
kiini:,  und  schreib  den  von  Nälhusen,  das  sie  mir  damit  ge- 
wartig weren.  Hi'KaAM>  OrriRBOac  tkronik  (I4I7),  s.  itler 
chron  5,239:  ock  schullen  de  ndl  ore  borger  de  ap  der 
ffrieheit  tu  sunthe  tgidien  wunen,  bi  older  ffrieheit  lalrno. 
sunder  des  scbotes  unde  an-le:er  ovencbeit  sullrn  sc  sick 
na  dem  lade  richten  unde  dariudde  wu  van  older  beriiehntcbl, 
gewerdich  sin.  d.  sttidltthrom.  (i&io)  t6,M&  iBrauntckrtig.  d. 
schichlbuch);  item  m;in  bestellet  in  der  zeit  amen  k:)iipiiiun 
hie,  was  genant  grafTlIricb  von  Helfen-Iam.  mit  li  pfarden, 
darauf  ftb  man  im  i2no  tl.  ain  jar,  und  aolt  bin  in  der  etat 
mit  haus  sitzen  und  der  slat  ge«erlig  seio  als  am  bauplman. 
BiasABO  ZiRs  d.  slddtechro».  5,  IW  {Amgtkurg):  daa  wir  .. .  ikn 
XU  unaerm  ratb  und  diener  ulTgenummen  und  besteht  haben 
. . .  also  . . .  daa  er  uns  . . .  von  haus  aus  raiba  und  dienst« 
in  unserer  atatt  Maintt  gewenig  »ein  soll.  Urkunde  te«  isii 
ka  Haitaos  712:  aier  sei  an  jeder  burg>T  :i>nem  jeden  >irhler, 
wann  er  sein  pegert,  pei  lag  ui'd  narbt  gewerdiK  sein,  imerftf- 
arUktl  ffv»  IMu),  ttterr.  rruM.  •»Ul;   aorh   aol   kein   auss* 


5355        GEWÄRTIG  (Ireu  und  gewärtig) 

lender,  der  . . .  meinem  genadigen  lierren  von  Adniund  und 
dem  gotzbauss  in  dhuinerlai  gehorsam  nicht  gewärtig  ist, 
dhain  tuech  versneiden,  (bannlaiding  au  Sl.  Gallen,  anfang  des 
16.  jalirh.),  ebenda  0,  43. 

2))  kain  fred  nit  anstossen,  pis  er  die  öffentlichen  feind 
des  römischen  reicbs...im  gleich  und  dem  römischen  reich 
gewärtig  macht.  Avhntin  [chronik)  4, 528;  weiche  gegent  ietzo  ein 
tail  dem  ungarischen  künig  ein  lail  dem  erzherzogen  von  Oester- 
reich  gcvcrtig  ist.  68,  ebenso  36.  54:<  [bair.  chronik,  kurz,  auszug) 
1,170;  alsz  nu  derselbig  dasz  schlosz  einnara,  beschicket  er 
desz  güttshausz  arme  leut  und  hindcrsessen,  die  muesten  im 
schweren,  im  und  der  bersthafl  gewerlig  sein,  J.  Knebel 
clirotiik  Don  Kaisheim  270  HiiUner;  also  dasz  die  bauren  sich 
bewilligten,  si  woltem  dem  golszbausz  und  seinem  pre- 
lalen  gewertig  sein  und  pleiben  und  nit  zu  den  pauren  . . . 
laufen.  434";  item,  dasz  ein  abt  den  vier  orten  gewerlig,  und 
alle  platz  desz  closters  ir  offne  heuser  sein  sollen.  Stumpf 
Schweizer  chronik  (i606)  374'. 

ß)  die  formelhafte  verbinduvg  mit  synonymen. 

l)j  das  er  uns  mit  rat  und  dienerscliaffl  halben  bis  auT 
sein  abschreiben,  verwanl  bleiben,  auch  uns  zu  unsern  ge- 
schefften  gewertig  und  beraten  sein  will.  Urkunde  von  1J9U  bei 
Haltaus  712;  meinethalben  lege  mir  nichts  daran,  wenn  ich 
gleich  noch  erger  von  H.  G.  schriebe,  denn  er  soll  ja  schier 
wissen,  das  ich  nach  seinem  tollen  kopff  nichts  fraj:e,  und 
im  zu  recht  allzeit  gesessen  und  gewertig  bin.  Luther  (t'-osl- 
schrifl  für  d.  Christen  v.  d.  Mitwcid  t535)  (>.  325*  Jena;  wurde 
aber  ain  artzt,  zu  ainem  gar  armen  ...  beruefft,  solchen  armen 
dürffligen  kranckhen  soll  der  arizl,  on  ainiche  belonung, 
umb  gotles  willen  ...  gewärtig  und  willig  ...  sein,  kärnth. 
policeyordn.  fol.  37'  6«  Haltäus  712. 

21)  also  namen  sie  die  wag  ein  an  des  kaisers  stat  und 
salzten  den  Caspar  wider  zu  ainem  wüger  und  muest  in 
schweren,  treulich  (und)  gewertig  (zu)  sein  ainem  kaiser. 
ß.  Zink  d.  städtecliron.  hjTif)  t^Augsbmg);  er  hett  vormals  auch 
gehört,  wie  etlich  biderleut,  die...  der  stat  alvvegen  treu 
und  gewertig  gewesen  wären,  die  gar  klainen  oder  üblen  Ion 
darvon  pracht  lietten.  202;  ist  ime  (haue)  der  son  gottes  er- 
schienen ...  sein  segen  dahin  gesprochen,  das  sein  narung 
ime  gediehen,  sein  weib  unnd  kind  gehorsam,  sein  leutlein 
im  treu  unnd  gewertig  gewesen.  Mathesius  hochzeitpredigten  103 
neudruck. 

3))  aber  welcher  edelmann  eine  hofmarch  hätte,  und 
seiner  gnaden  in  die  landschaft  nicht  verpflichtet  oder 
gewärtig  wäre,  demselben  edelman  soll  man  seine  leule 
ohne  mittel  anlegen,  es  sei  der  grund  sein  oder  ander. 
(1488),  s.  Krenner  bair.  landtagshandl.  10,  139;  und  voraus 
Pannonia  hab  obg'nant  kaiser  geben,  dan  nachdem  es  mit 
seiner  macht  iezo  lang  her  bei  dem  römischen  reich  . . .  an- 
hengig  und  gewärtig  gewesen  ist.  AvE^Tl^  {chronik)  4,977; 
die  hämermaister  sollen  auch  all  unserm  bropst  gehor- 
sam und  gewärtig  sein.  {d.  sliftes  Admont  richte,  hammer- 
ordnung  IS,  jähr h.),  österr.  weisth.  6,278;  es  soin  auch  die  ob- 
gemelten  landleut  den  vorgemelden  anwäldn,  vitztumb,  pflegern, 
richtern  und  ambtman  gehorsam  und  gewärtig  sein,  (landtuiding 
des  landgerichtes  zu  Windisch  Matrei),  ebenda  1,316;  begeren 
darauf  an  euch  .  .  .  dasz  ir  benanten  unsern  rat  Georgen 
truchsässen  alsz  unsern  obristen  veldhaubtmann  ...alsz  lang 
diser  zog  und  hilf  weret,  in  billichen  Sachen  gehorsamb  und 
gewertig  sein  wellet.  Georg  v.  Vi alübvrg  an  erzherzog  Ferdinand 
bei  Baümann  s.  534;  ist  unser  ernstlich  mainung,  das  alle  in- 
woner  und  burger  ...  ictz  geordneten  ausschusz  als  der  ober- 
kait  samptlich  und  sonderlichen  in  stelten,  vorstetten,  ampten, 
dörfern  und  weilern  iren  zimlichen  geholten  und  verholten 
geharsam,  gewertig  und  gevolgig  sein  ...  sollen.  Tb.  Zweifel 
Rotenburg  im  bauernkrieg.  Baumann  s.  444. 

4))  ich  n.  gelobe  ...  herrn  Ferdinandem  dem  dritten  römi- 
schen kaiser  ...  getreu,  gehorsam,  und  gewärtig  zu  sein  (1615). 
LoNDORp  1,219';  item  ein  jeder  müUer  solt  seiner  herrschaft 
aid  pflicht  thön  und  selben  mitt  seinen  diensten  ...  gehorsam, 
getrew,  und  gewertig  zö  sein.  TENGLBn  laienspiegel  [Straszburg 
1511)28';  soll  darauf  der  vorgenant  abbt  Gerbart  ...  glübd 
und  aide  thun,  unsz  und  dem  h.  reich  davon  getrew,  ge- 
horsam, und  gewertig  zu  sein,  zu  dienen  und  zu  tund,  alsz 
sich  von  solcher  leben  wegen  gebürt.  Maximilian  belehnt  d. 
abt  zu  Alpirspach  mit  d.  blutbann  1504  bei  Rhvsciier  Würtenb. 
statutarrechte  49;  so  ihr  unsere  geschworne  dorfricliter  zu 
werden  gedenket ...  das  ihr  ...  deroselben  pflöger,  wie  auch 


GEWÄRTIG  (Ireu  und  gewärtig)        5356 

lantrichter  in  ambt  Märckhtl  in  allweeg  getreu,  willig  und 
gewerlig  sein  wollet,  (bannlaiding  d.  herrschaft  Stein  in  Märktl), 
österr.  weisth.  6, 391 ;  welicher  meins  genadigen  herrn  von 
Admund  hold  und  hindersäss  ist  mit  hantgelobtn  treun  on 
ains  geswornn  aides  statt,  sein  gelreur  und  gewärtiger  liuld  zu 
sein  ...  und  das  nicht  hielt,  der  ist  seine  erib  und  paurecht 
verfallen,  {bannlaiding  zu  St.  Gallen,  anfang  d.  16.  jahrh.)  6,  AI. 

y)  die  formel  in  der  neueren  spräche. 

1))  als  rechlsformel:  alles,  was  lieb,  getreu,  hold  und 
gewärtig  war,  muszto  sich  zu  einer  solchen  Urkunde  ver- 
stehen. MöSEH  patr.  pitant.  3,345;  Aristion  sollte  ...  sich 
der  höchsten  gewalt  in  Athen  bemächtigen  und  dafür 
seiner  majestät  in  allen  billigen  und  unbilligen  dingen 
gehorsam  und  gewärtig  sein.  W'ieland  {Alheniun  genannt 
Aristion  7)  30,  322 ; 

muss  dem  vatcrlande  dienen, 
muss  in  ratli  und  tliat  dem  herren 
hold  und  treu  sein  und  gewartig, 
muss  ihm  beistehn  mit  gewiclit. 

Herdeh  (Cid  13)  28,421; 
und  doch  schwur  er  hernach  (es  kann  ein  jalir  sein)  mir  ioimer 
treu  und  gewärtig  zu  bleiben. 
GÖTiiE  (llci.vke  luclia)  40,52,  ebcusn  40.82; 

wir  sind  ihm  {d.  köniij)  unterthan  und  gewärtig,  in  dem  was 
ihm  zukommt.  {Egmont  2)  8,220;  der  herzog  habe  gelobt  dem 
könige,  seinen  kindern  und  seiner  königinn  treu  und  gewärtig 
in  jeder  not  zu  sein.  Dahlma.nn  dän.  gesch.  1,473;  herr  Kurfürst, 
da  ich  nun  euer  mann  bin,  so  musz  ich  euch  treu  und  ge- 
wärtig sein,  das  versteht  sich.  Alkxis  hosen  d  herrn  v.  bredow 
2,  12G;  gott  wolle  geben,  dasz  ...  die  mannigfachen  beweise 
der  buhl,  ...  in  den  herzen  meiner  nachkommen  gegen  das 
angestammte  kaiser-  und  königshaus  stets  dieselben  gefüble 
ehrfurchtsvoller  liebe  und  persönlicher  anhänglicbkeit  lebendig 
erhalten,  mit  denen  ich  eurer  majestät  als  allerböchstdero 
geborner  brandenburgischer  lehnsmann  stets  treu,  hold  und 
gewärtig  sein  werde.  Bismarck  an  kaiser  Wilhelm  /.,  viil.  ged. 
u.  er.  1,244;  sie  verloren  die  kaum  errungene  landesherrliche 
gewalt  . . .  suchten  wie  alle  mächtigeren  reicbslursten  Ver- 
waltung und  reclitspflege  ihres  landes  vor  jedem  eingriff  der 
reichsgewalt  zu  behüten  und  blieben  dabei  dem  kaiserhause 
hold  und  gewärtig.  TRtiTScnKE  d.  gesch.  i,  26. 

2))  nun,  sie  sollen  meine  tochter  haben,  wenn  sie  sie  in 
ehren  halten  und  ihr  treu  und  gewärtig  sein  wollen.  Gellert 
2,159;  Eu])iirosjna!  Euphrosynal 

deinem  liebsten  treu  gewärtig!  — 

sehi,  sie  folgte  ihm  aus  liebe 

als  ein  klaiisner  in  die  einöd'. 

Z.  Werner  Martin  Luther  5,3; 

eigentlich  aber  hat  sich  unser  dichter  zu  einer  freiwilligen 
armuth  bekannt,  um  desto  stolzer  aufzutreten,  dasz  es  ein 
niädchen  gebe,  die  ihm  deswegen  doch  hold  und  gewärtig 
ist.  Güthe  (noten  z.  divan,  Suleika)  6,148;  wer  übrigens  viele 
Wörter  gebildet,  gebraucht  und  in  umlauf  gebracht,  ist  am 
besten  berechtiget  und  am  meisten  verpflichtet  darzulegen, 
dasz  er  mit  sprachbewuszt  und  im  Sprachgefühl  der  hoch- 
heiligen muttersprache  allzeit  hold,  treu  und  gewärtig  ge- 
handelt. F.  L.  Jahn  werke  2,2,610. 

S)  die  lockerung  des  formelhaften  gefüges  in  der  neueren  spräche: 

erstgebobrene  tochter  des  ewigen,  himmlische  liebe,! 
dir  jetzt  flüclit  ich  in  arm,  sei  mir  gewärtig  und  hold. 

KosEu ARTEN  rhiipsodten  3,369; 
'warum  denn  aber  bei  unsern  sitzen 
bist  du  so  selten  gegenwärtig?' 
mag  nicht  für  langer  weile  schwitzen, 
der  mebrheit  bin  ich  immer  gewärtig. 

Götub  47,221; 
ich  weisz  mir  einen  braven  mann 
mit  ehr'  und  sitten  nngetban, 
löblich  höflich  und  dienstfertig, 
der  feinde  schreck,  den  freunden  gewärtig, 
so  edler  sinn!  .>;o  kluger  verstand! 
ein  lichtes  muster  für  Stadt  und  land. 

luHERMANN  (/e((.  l,  Werke  11,30; 
du  aber  Itfedea,  sei  mir  gewärtig. 

Grili.parzer  {gastfreund)  5,18; 
seid  mir  gewärtig,  göller.       (Argonauten)  5,50; 
In  jeder  not 
gewärtig  seinem  volke. 

Wildenbruch  kranzspende  auf  Th.  Körners  grab; 
WOZU  denn  haben  andere  neben  mir  besseren  leib  und 
schärfere  sinne?  werden  sie  mir  nicht  immer  gewärtig  sein 
zum  liebreichen  dienste  wie  jetzt.  ScnLEiERMACHER  (5.  mono/opi). 
3)  die  Wörterbücher  verzeichnen  überwiegend  die  bedeutungs- 
gemeinschaft  von  gewärtig  sein  mit  gewarten:  gewärtig,  gewärtig 


6367 


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5358 


«ein,  idem  quod  gewarten.  Hrnikcii  t&94.  im  btiondern  m<  *$ 
die  bedtutung  exspectare,  dit  hier  angettifrkl  wird,  ri;<.  Bavkr 
'iuo'  u.a.  AoELLNG  bringt  (.',«'.1)  auch  die  Verbindung  Ueu, 
liolii  tiiiil  gewilrlig  iiir  grltung,  die  von  da  ab  KainrnUich  in  den 
hutorischeti  wöriernimmlungen  ihren  pluli  btantpruchl.  rgl  datu: 
gruflrtig  in  der  Verbindung  einem  treu,  hold  und  gewdrtig 
•ein,  gehört  zu  den  liaili  itinnlo><en  nOriern,  bei  lienen  man 
Bjcb  nichts  recht  benlinimtet  denikcn  kann,  am  natOilichdeo 
heiazt  es  wohl  «o  viel,  oU  willig,  jenionds  befehle  xa  er- 
warten, ruiglich  auch  zu  «rfullan.  allein  weoo  nun  ein  mogiiler 
der  Weltweisheit  schwürt,  der  philonuphiicben  fakulltti.  die  er 
nach  geschehener  erbohung  nie  wieder  zu  sehen  eniscblossrn 
ist.  treu,  huld  und  gewArtig  zu  sein;  wie  Inizt  sirb  da  an 
crfilllunK  der  ix-fchic  di-nken?  IIktnati  anlibaibanit  i,  l,^a.  die 
muniJarthehen  »Arlerbücher  teigen,  daii  dat  adjetlit  in  der  be- 
dtutung 'erwartend'  noelt  heute  lebendig  itt:  g'wüitig,  i'  Li'  's 
g'wlkrlig,  ich  erwarte  e«.  IIunzircr  Aargauer  wb.  119;  ge* 
wflitig,  adj.  kawiFi'tig  I.e.nz,  verglfiehende$  Wörterbuch  d.  nhd 
iptoche  mit  d.  Hnndschuhtheimer  dialekl  29. 

GtWAHTII'iE.N,  verb.,  abUitung  tu  KCwUrlii;,  dt«  jedoch  nur 
«inen  Iheil  des  bfdeutungtiimfang$  des  adjeetiv$  in  die  vrrbalsjihäre 
überführt:  gewürligrn  i.«/,  icfnn  auch  einzelne  Verwendungen  «nrn 
umfassenderen  gebrauch  ersrhlirsien  lasten,  doch  im  wesentlichen 
auf  die  paiallele  mit  exspectare  betchrdnkt,  inneihalb  der  et 
namentlich  dm  reßeiivgrbrauch  tehr  entwickelt  teigl.  das  älteste 
zeugnit  steht  isoliert;  es  genährt  aber  einen  dtutlichen  einbliek  in 
die  entstrhungsweise  der  bildung:  ir  snit  keiner  gnoden  von  mir 
gpwerti):en  sein.  Wiciua«  Galmyihb,  p;/.  gewartend  sein  {österr. 
reimchronik,  vgl.  oben  .<p.  &34I);  grwurten  sein  (('RonsPERChR, 
Waluu,  G.  Forster  fiische  teutsclie  liedlein,  Sterzinger  spiele, 
vgl.  tp.  5342.  53t:t.  &346).  nach  einer  anderen  richtung  —  der 
Iransilivcn  actiontart  —  weist  dat  spätere  xeugnis  Scbottrls:  ge- 
wprli};pn,  etwos  zu  znblen  gewertigl  werden.  r>35.  dtite  seile  der 
entwicklung  blieb  jedoch  in  der  lilterctursprache  wenig  ergiebig,  tgl.: 

der  reiche  Max  verstirbt,    sein  leiiameni  gewftrllgt 
dom.  der  die  beste  grabüclirirt  fertigt, 
sweihundert  thaler  honürariiim. 
nichts  Itaiin  to  leicht  erworben  werden. 

KRXTiciiH*«!«  ((/.  riiiitiphium)  wfrke  2,270. 

ic*«n  in  diesen  belegen  die  bedeutung  'qfwdriig  machen  vorspriniit, 
so  laufen  in  ähnlicher  richtung  auch  die  ältesten  xeugnisse 
de»  regeren  littirarischen  gebrauchest  der  mit  Lk^sing  einsetzt 
und  in  der  neueren  spräche  noch  foitdaucit.  sie  leigen  die  foim 
der  reflexivtrrbindung,  die  das  object  der  saehe  ursprünglich  im 
genetiv  eingliedert,  indem .  auch  hier  der  accusaliv  vordringt, 
weicht  :u(ileieh  das  rrßexirpionomen  turück,  und  die  fägung  geht 
in  dif  bedeutungsgemeinschaft  mit  gewOrtig  sein,  exspectare  über. 
wie  weit  dieser  trand-l  in  Zusammenhang  mit  dem  äUesten  belege 
{aus  WicKRAU)  steht,  entzieht  sich  bei  der  dürftiglieit  der  litterar. 
leugnisse  älterer  zeit  einem  sicheren  urtheil. 
1)  die  reßexivvrrhindnngen. 

a)  mit  genetiv  des  sächlichen  objeetes:  man  hat  meinen  ent- 
schlusz  sogleich  nucb  W.  gemeldet,  und  in  einigen  woclien 
knnn  ich  mich  von  dorther  der  volligen  erklürung  gewSrtigen. 
Lessiüc  briefe  (6.  Vi.  1771);  es  ist  nicht  abzusehen  wie  mit 
solchen  gliedm.issen  versehene  gescbOpfe  sich  einer  andern 
bestimmung  hätten  gewärtigen  können.  Kant  6, 23S; 

wer  konnte 
so  freudigen  besurhes  sich  gew&riigen. 

11.  V.  Kliist  lt.  trrinotlirmf  krag  4.  «eene: 

die  enge  und  Leschr&nktheit  der  meisten  hSuser,  welche  mit 
unsern  hegrifTen  von  bequemer  und  stattlicher  wohnung  nicht 
wohl  vereinbar  ist,  fuhrt  uns  auf  ein  volk,  welches,  durchaus 
im  freien,  in  städtischer  geselligkeit  zu  leben  gewohnt,  wenn 
es  nuch  hnuse  zurOrkzukehren  genötigt  war,  sich  auch  da- 
selbst einer  heiter  gebildeten  Umgebung  gew&rtigie.  GOtbr 
{Zahns  Ornamente  aus  Pompeji)  44,  14ß:  ohne  den  besitz  einer 
gehörigen  zahl  fester  pliitze  . . .  muszte  Pyrrhus  sich  eines 
langwierigen  und  schwierigen  krieges  gewürtigcn.  Schlosser 
weltgeseh.  3,291. 

b)  die  casus  form  des  objects  ist  nicht  erkennbar:  er  konnte  sich 
nichts  gutes  von  ihm  gewärtigen,  und  versprach  also  dem- 
jenigen eine  grosse  belohnnng,  der  ihn  aus  dem  wege  riumen 
würde.  Lkssing  {hamburg.  dromat.  iO.  siück)  9^, Sät; 

den  aimcn  ichelm,  den  hfiit'  Ich  abgereriigt; 
vielleicht  noch  besser,  als  er  sich  gewSrtigt. 
HiRWEGH  (((le  inilutlrierUlei)  ged.  m.  kiit.  anfsdltt  2,9. 

e)  Überführung  des  objects  in  den  actusatir:  ich  musz  mir  in 
der   nächsten   wocbe  wieder   einen   solchen   fall  gewärtigen. 


GOtbe  briift  II, U;  wir  erkennen  den  fOnten  an,  w«l  wir 
unter  seiner  flrma  den  be«i4x  gMidiert  srben.  wir  gewiriigen 
uns  von  ihm  schiilz  gegM  iautn  and  innere  widerwärtige 
verblltnisse.  {W.  MtxUert  wmi«rj*krt  S,  betracktungen)  23» 91; 
ein  menacb,  nie  ein  buch,  kann  dem  sinne  nach 
werden,  und  dann  kann  man  alles  daraas  machen,  da«  | 
•ich  Fichte  beim  anfang  seiner  bflcher  zu  vcrbillen.  diea  recht 
des  denkers  an  ein  feindliches  publikum,  kann  sich  der 
mensch  bei  seinen  freunden  gewisz  gewirtigen.  Raiel  biuk  4. 
andenkeat  für  ihre  freund«  1,473. 

2)  die  aUgewtrine  pvalUU  mit  'gtwtrUg  iei*\ 

o)  die  ältetten  beleg«  «ntttammen  4uck  k%tr  der  t 
doch  btel'l  dieser  dte  Verdrängung  det  reflexitprenetmtm«  nm  da^ 
wo  dat  beJürfnu  vorlag,  dnt  object  der  tacke  sa«  mtUetfunkt 
einer  pattireonttruetion  »u  trhtben: 

ja  wohl  I    als  «Ir  von  chritieo  nor,  als  ebrUlen, 

dl«  litbe  lu  gewtrligeD,  womit 

der  scbAprer  paann  und  mSniiio  suigtttstlst. 

(.ya/i<a.i  1.0  P.iX. 

b)  di*  anfCigung  det  sächlichen  objects  im  aeeutatir:  wir  werden 
von  diesem  grundsatz  in  ansehung  der  Wahrheit  niemals 
einigen  aufichlusz  gewärtigen  können.  Kaüt  II,  167:  onn, 
lieber,  binnen  3  wochen  a  dato ...  gewärtige  von  ew.  liebdeo 
folgendes.  Wikla?id  (an  Merck)  brirfweeJ<$el  s.M: 

'du  (olUt  hioeio  («langen, 
geh,  Niachaüar.  ouo«  bargen  1* 
ao  von  d«o  gOtt«rn  abgerenigl. 
glriiK  Kala,  dar  nicht  da*  f««ar 
•ingi«iig  «r  zum  kOnig>scblos>«. 

RocstBT  Auf  u,  Damnjantl  37; 

die  recension  des  berrn  professor  Scberer  gewSrlige  ich  mit 
beklemmten  henen.  G.  Kellbb  ibriefv.  18.  X  th'S)  bei  BAcbtol» 
3,  3S7;  ich  mosz  ...  aufrecht  erhalten  ...  dasz  der  königlichen 
regierung  irgend  eine  ofüzielle,  dah.n  zielende,  glaubwürdige 
mitteilung  nicht  zugegan^'en  ist.  ich  kann  eine  neg.>live  nicht 
beweisen,  ich  gewartige  von  dem  herrn,  der  die  brhauptung 
aufstellt,  den  beweis  der  afhrmative.  ßisnARCi  prnui.  •&- 
geordnetenhaut  2.  dei   1869. 

c)  anknüpfung  m  tatt/orm:  zu'etzt  ward  besrlilo«sen  einen 
berold  an  die  kaize  abzuschicken  und  sie  aufzufordern  das 
schlosz  XU  verlassen,  oder  zu  gewartigen,  dasz  gewall  gegen 
sie  gehraucht  würde.  Grimm  {d.  drei  glücktkind«r)  mirchen  210; 
ich  muss  gewärtigen,  dasz  man  mich  in  wenig  nionalen  oder 
vorher  wieder  herbeiruft  und  hier  bebfliL  Bi>nARCR  an  Mia« 
frau  23.  5.  lS6'i.     andere  beispieU  s.  un!er  e),  a), 

d)  vereinzelte  anfügung  einet  objectet  der  perton:  heute  ge- 
würligte  sie  dazu  die  beinah  einzige  familie,  welche  bei 
schönem  weller  zuweilen  noch  gegen  abend  kam,  um  den 
kalTee  im  fielen  zu  Irinken  andere  gSsle  lulle  sie  seit 
Wochen  nicht  gesehen.  G  Kbilrr  {Martin  SclBi.dtr)  s,26, 

e)  wie  bei  genSrtig  sein  und  gewarien,  itt  auch  kter  di«  r«r- 
bindung  mit  hiljsveritn  beliebt;  dabet  finden  sieh  formen  dtr 
Umschreibung,  die  nur  an  gewarten,  niäit  aber  oa  gewirtig  sein 
lu  belegen  sind, 

a)  er  sah  überdem  kein  mittel  Tor  aicb,  seine  schnlden 
zu  tilgen,  ohne  sieb  dem  pa-tor  H.  anfs  neue  zu  entdecken, 
dessen  achtung  und  freundscliafl  er  dann  völlig  zu  verlieren 
gewärtigen  musste.  Morit/  Anton  Reuer  332  neudr.;  grmSsz  der 
doppeinntur,  die  in  ihm  waltete,  erschaute  er  nun  plölzttch  die 
Seltsamkeit,  dasz  er  predige  und  lehre,  wlibrend  er  allttOndlicb 
gcfiingnisz  oder  gar  den  lod  gewSrtigen  musztn.  AoaaaacN 
neuet  l>ben  9,180;  er  sang  an  «ine  barthereige  oder  aprOd« 
schone  um  erbOrung,  und  dasz  diese  so  lange  als  möglich 
ausblieb,  muszte  er  eben  gen  Artigen  und  ertragen  wie  jeder 
Singer,  (i.  Keller  (ZdneAer  «oreU^al  rcrte  6,  :o  ;  ob  ihre  vor- 
habende Scbweizerfabit  in  diese  oder  eine  spllere  zeit  Hillt, 
musz  ich  freilich  gewdriicen.  {briefr.  ih.  5.  i»v9t  bei  Bäcitoli» 
3,  6-J3;  ob 'Homeo  und  Julie' ...  als  einzelaosgabe  noch  gluck 
machen  werden,  müssen  wir  gewirtigen.  {brttfv.u.  \%\b'.i), 
ebenda  319. 

ß)  hatte  ich  nor  geld  und  an  einem  andern  orte  arbeit  to 
gewirtigen,  da  reist'  ich  nach  Reutlingen  zu  meiner  baa'  nnd 
zöge  ganz  weg  aus  der  hiesigen  gebend.  InaKaitiiii  (lfAaeftA.4.e) 
9,  187;  wie  ist  et,  berr  bufscbuize,  von  wegen  des  zweiten 
kSses,  welchen  kflslerei  annoch  vom  hofe  za  gewartigen  baL 
(2,9)t,3S3:  man  habe  sonst  die  kriegaerklSrnng  Englands 
zu  gewnrtigen.  8tbbl  hegründung  d«s  denUrken  rrvhet  n,  ssi ; 
ein  solches  verfahren  beginnt  für  den  einzelnen  gewöhnlich 
damit,  dasz  er...  von  oben  ganstbtzeigungen  und  von  unten 


5359     GEWÄRTIGKEIT  — GEWASGEWITTER 

schmaliungen  zu  gpyvärtigcn  bat.  verhandl.d.nationalversammlung 
lu  Frankfurt  (3)  xp.  2105';  jetzt  weisz  er,  was  er  zu  gewärtigen 
bat,  rief  Leo  abermals.  Auerbach  neues  leben  2, 217 ;  nach  gol. . . . 
tbiudinussus  'regierung'  bütte  man  ein  got.  thiunassus  'das 
diener-sein,  dienst'  zu  gewürtigen.  Kldge  etymol.  wb.  72;  sie 
sind  aber  ja  ein  bexenmeister  an  fleisz,  wenn  wir  drei  neue 
arbeiten  zu  gewärtigen  baben.  G.  Kblleb  an  Storm  (deutsche 
rundschau  oct.  19U3,  s.  62). 

y\  auf  einer  staubigen  strasze  balgte  sich  ein  häufe  an- 
getrunkener Jünglinge  ...  kurz,  es  war  ...  zu  gewärtigen, 
düsz  später  am  tage  einige  der  freiesten  männer  nicht  mehr 
auf  ihren  fiiszen  würden  stehen  können.  G.  Kellbb  (itfa/(tn 
SuJonder)  8,  77;  letzterer  wurde  nun  beauftragt,  sich  gehörigen 
orts  zu  erkundigen,  wann  die  erlösung  des  grobscbmied- 
magisters  zu  gewärtigen  stehe.  Immermann  (A/ünc/iA.  4, 9)  2,  s.  152; 
da  die  königliche  regierung  ihrerseits  ebenfalls  an  den  auf- 
fassungen  festhält,  welche  durch  ihre  organe  bei  beratbung 
des  budgets  für  IS62  vertreten  worden  sind,  so  steht  zu 
gewärtigen,  dasz  die  ergebnisse  einer  sofortigen  bescblusz- 
nahme  über  den  etat ...  nicht  förderlich  sein  werden.  Bishahci 
reden  2,  I5. 

dl  ja,  meine  herren,  wenn  wir  gewärtigen  könnten,  dasz, 
falls  wir  ihnen  eine  vorläge  machen,  sie  sie  mit  besonnener 
Würdigung  der  Interessen  des  landes  ...  beurtheilen,  Bisharck 
reden  3,  25.    vgl.  auch  die  zahlreichen  beispiele  unter  t). 

GEWÄKTIGKEIT,  f.,  Substantivbildung  zu  gewärtig  (s.d.), 
das  mit  beiden  bedeutungen  {'dienstbereit'  und  ^achtsam')  über- 
nommen wird:  gewärtigkeit,  alacritasf  promplitudo  Stieler  2,442. 

1)  und  in  die  band  des  grafea 
gelobten  sonder  scheu 

eie  ihm  in  allen  l'ehdeo 
gewariigkeit  und  treu. 

Rkithard  i/cs^/i.  II.  sonfin  ans  iler  Schweiz  45. 

2)  entfernt  von  jener  schlagfertigen  gefasstheit  und  selbst- 
gewärtigkeit.  Stahr  fr.  2,9  bei  Sanoehs  nachtrag  6lo*. 

GEVVÄUTIGÜNG,  f.,  nomen  actionis  zu  gewärtigen  (s.d.): 
gewärtigung,  atteiite,  espdrance.  nouveau  dictionnaire  [Strasz- 
burg  1772)  s.  339";  Preussen  ...  verpflichtet  sich,  seine  sämml- 
lichen  activa  aller  an  einzuwerfen  in  den  concurs  der  übrigen 
deutschen  Staaten  ohne  gewäriigung  eines  äquivalents.  Bis- 
MAHCK.  unter  dem  eiuflusx  von  gewärtig,  gewärtigkeit  dagegen 
scheint  die  folgende  Verwendung  lu  stehen:  Eugen  nickte  wiil- 
fähiig  und  doch  konnte  er  es  noch  zu  kemer  freundlichen 
gewärtigung  mit  Kronauer  bringen.  Averuacr  neues  leben  2,95. 

GEWAHTUMG,  f.,  älteres  nomen  actionis  zu  gewai  len.  auch 
hier  liegrn  sowol  für  exspectare  als  auch  fiir  servire  Zeugnisse  vor. 

1)  zum  funfften  soll  man  inn  beschedigungen  oder  Ver- 
letzungen war  nemen,  ob  die  verdacht  person  auss  neidt, 
feindlschafft,  vorgeender  trou  oder  gewartung  einichen  nutz 
zu  der  gedachtenn  missrtbat  ursach  neraen  mücht.  Carolina  25 
Kohler-Sclieel.    ebenso  codex  Bambergensis  art.  32. 

2)  ich  Otte  von  Hakenberg  tun  chunt...dasz  ich...bern 
Ebreiö  dem  apte  und  siner  samnunge  ze  Zwetel  gegeben 
mein  gjüt...umb  dag  guel  daj  si  bieten  ze  Habensburg  und 
ze  Hohenowe  und  unib  alleij  ier  reciit  und  umbe  alle  diu 
gewartunge  diu  siu  auf  dem  selben  gut  bieten  (1294).  stiftungs- 
buch  des  klosters  Zwetl,  s.  fontes  2,  3,  293. 

GEWAS,  GEWASS,  n.,  miltelniederd.,  mitteld.  nebenformen 
tu  gewächs,  vgl.  sp.  47  lo.  4726. 

GEWASGEWITTEH,  GEWASWITTER,  n.,  Zusammensetzung 
mit  was,  wasz,  mitteüiochd.  waj,  das  wehen,  der  stürm,  vgl. 
tn/ii.  »6.  3, 538*.  Lexer  3,707.  diese  in  Müilenhoff-Scberer's 
denkm.  2*,  391  vorgetragene  erklärung  verdient  den  vorxug  vor  der 
älteren  (vgl.  mhd.  wb.  3,  610*.  Biklingeb  Augsb.  wb.  195')  auf- 
fassung,  die  an  das  adjecliv  wahs,  wass,  acutus  dachte,  weiter, 
gewittere  ist  ein  durchaus  neutraler  begriff,  der  eine  so  deutliche 
Individualisierung,  wie  sie  in  den  belegen  für  gewa^wetter  =  stürm, 
«induetter  vorliegt,  nicht  wol  aus  einem  allgemein  gehaltenen, 
mehr  verstärkenden  beiwort  erhalten  konnte:  dö  kam  ein  grosz 
gewasz  wilter  von  groszen  winden.  fragm.29l,  f.  ll'  bei  Bir- 
LiNGBii  a.a.O.;  do  wart  ain  gröj  sturmweter ...  un  ain  gröje; 
gewajgewiter.  $.  Grieshaber  pred.  d.  19.  jahrh.  1,64;  do  kam 
och  ain  grftj  gewa^^gewiter.  ebenda;  da^  ist  diu  sache,  die 
■ns  der  prophite  Jonas  bewiset,  d4  er  sprichet  *und  ist  daj 
dig  gewAswitter  entsprungen  ist  durch  minen  willen,  s6  werfent 
mich  ft;  in  dag  mer.  predigt  aus  d.  13  jahrh.,  s.  Germ.  7,339; 
doch  86  mag  e;  wol  zuo  verstftn  sin,  dag  da;  ßrgte  gew^s- 
witer  entsprang  in  dem  paradise,  und  daj  örste  gewdswiter 
«Dtsprung  uoder  den  engein.  tbenda. 


GEWÄSCH 


5360 


GEWÄSCH,  GEWÄSCHE,  n.  1)  das  Verbalsubstantiv  zu 
waschen  (s.  d.)  in  der  gruudbedeutung  von  luvure  beansprucht 
wenig  beachtung:  er  ging  hin  und  gewesche  er  nam,  ubiit  ergo 
et  lavit  {Joh.  9,7),  mitteld.  evangel.  aus  St.  Paul  bei  Sr.HüNiiAcu 
(Wiener  Sitzungsberichte  137)  Hl;  gewascbe,  conlinuul  wasching 
Hilpert  1,463'.  andere,  lilterarische  belege  lassen  sich  nur  er- 
klären, wenn  man  den  ungleich  wichtigeren  übertragenen  gebrauch 
(s.  unter  2)  mit  berücksichtigt:  der  kommt  in  ein  ge wasche. 
roekenphilosophie  3,  3 ;  schon  seit  drei  tagen  regnet  es  wieder 
unaufhörlich,  und  man  riet  mir  ernstlich  ab,  mich  unter 
solchen  umständen  in  die  gebirge  zu  vertiefen,  aber  ich 
dachte,  ein  ernster  menschlicher  wille  wiege  vor  gott  dem 
herrn  schwerer  als  das  gewäsch  von  einem  paar  commferen 
von  wölken.  Ihmerhann  blick  ins  Tirol  (werke  10,  *.  235). 

2)  um  so  ausgedehnter  und  ergiehitfer  ist  dagegen  die  über- 
tragene Verwendung  gewäsche  ==  geschwätz,  vgl.:  gewäsch,  vani- 
loquentia,  nugae  GtJRTLER  2,  74*.  ähnl.  Bädlein  3m'.  Aler  935*. 
Kirscb  I8ü'.  Steinbach  2,947.  Frisch  2,279';  gewäsche,  n., 
laverie  (meton.)  chiacchererie,  ciarlerie,  eiarle,  eonta-favole,  massime 
dt  femtne;  geplauder,  Wäscherei,  geschwätz  etc.  Krämer  (I700) 

2,  1262";  gewäsche  ...  o  slabbering  prating,  prattling  among 
gossiping  women.  teutsch-engl  lex.  (1716)  770';  gewisch  je  wasch 
=  geschw  ätz.  E.  L.  Fischer  plattdeutsche  mundart  im  Samlande  52. 
nach  der  allgemeinen  erklärung  wird  diese  Verwendung  von  den 
unter  l)  erwähnten  Verbalsubstantiv  abgeleitet  und  ans  Übertragung 
erklärt,  allerdings  ist  auch  das  verbum  verhällnismästig  früh  in 
entsprechender  bedeutung  belegt:  von  sinem  {des  lantgrafen 
Hermann  v.  Thüringen)  tode  ist  manchir  leie  wan  unde  sage, 
dag  i;  bejjir  ist  geswegin  wi  her  sin  ende  neme  wanne  da; 
man  da  von  fievelichiu  schrebe  unde  wüsche,  leben  des  heil. 
Ludwig  s.  15  Ritckert; 

boret  zu  alle  gemeine, 

bellte  grosz  und  kleine; 

ir  jungen  und  ir  aide, 

boret  zu  also  balde. 

und  Ir  alten  viattertaschen, 

ir  kuniiet  vil  smetzen  und  waschen, 

und  wo  man  icht  wil  beginnen, 

da  wolt  ir  euch  auch  zudiingen. 

siiil  V.  d.  besudtuiiie  des  yrui'Bs  u.  v.  d.  uferstendunge 
gotesj  fundgiuben  2,298; 
die  alten  wiber  ich  lerne 
kebeln,  swatzen  und  waschen. 

.^Lffetder  jiansionssiiiel  438,  vgl.  auch  4531. 

auch  für  Luther  liefen  noch  belege  vor:  die  im  thor  sitzen, 
wasschen  von  mir,  und  in  den  zechen  singet  m.m  von  mir. 
psalm  69, 13  (in  der  ausgäbe  des  allen  testumentes  von  1524  und  1525: 
es  redten  widder  mich,  die  im  thor  sassen,  ebenso  im  psalter 
deutsch  von  1525  u.  a.).  ebenso  Sirach  20,21.  doch  die  Zeugnisse 
für  diesen  übertragenen  gebrauch  des  verbiims  sind  auf  em  be- 
slimmtes  Sprachgebiet  beschränkt,  während  der  des  Substantivs  all- 
gemeiner ist  (es  fragt  sich  auch,  worauf  Frisch  seine  bemerkung 
gründet:  wegen  des  lauts,  den  die  plaudernde  mit  dem  maul 
machen,  heist  vulg.  waschen  auch  plaudern,  schwätzen,  garrire, 
blaterare.  2,424').  dazu  scheint  es  manchmal  fraglich,  oft  die 
bedeutungsgemeinschaß  zwischen  Substantiv  und  veibum  nicht  erst 
seeundär  herbeigeführt  ist:  narr!  macht  mir  itzo  den  köpf  mit 
euerm  gewäsche  nicht  warm.  Weise  kom.  opern  {der  ärndtekranz) 

3,  39L;  nu,  nu,  gnädiger  herr,  die  weiber  waschen,  und  nicht 
kluge  leule,  wie  ich.  ebenda;  'und  ich  habe  stillgeschwiegen, 
wenn  ihr  mit  der  freu  drüben  euer  gewäsch  getrieben  habt', 
'unser  gewäsch'  ...  rief  die  gattin  und  setzte  ihre  kaffeetasse 
klirrend  hin...  'es  zeigt  wenig  gefühl,  Hummel,  dasz  du 
um  eines  todten  hundes  willen  deine  gattin  und  deine  tochter 
als  Waschfrauen  behandelst'.  G.  Krevtag  {verlorene  handschr. 
(1, 11)  6, 1Ö6.  andererseits  ist  auszer  dem  verbum  auch  das  nomen. 
agenlis  mit  gleicher  bedeutung  aus  demselben  sprachkreise  belegt, 
überraschender  weise  nicht  als  femininum,  sondern  im  genus  des 
masc:  wescher,  Schwätzer  North,  str.  4,  !i6,  vgl.  BIcrert  das 
leben  des  heil.  Ludwig  lii;  wenn  einer  lang  geredt,  mus  er 
nicht  auch  hören?  mus  denn  ein  wesscher  imer  recht  haben. 
Luther  Hiob  11,2.  Jer.  5,  13.  Sirach  21,37.  für  einen  vergleich, 
der  an  die  thäligkeit  beim  waschen  anknüpft,  scheint  autk  die 
stelle  zu  sprechen: 

vil  mancher  sagt  und  hat  ein  mül, 
da;  halt  er  niht  in  twanc  .  .  . 
siri  herze  isi  gein  der  gotheit  fül, 
er  irret  giiot  gesanc, 
sin  zunge  glich  eim  wescIieblAl 
sie  teizi  in  üf  ein  afTenbauc. 

mtiiierlieäer  der  Colmnrer  handschr.  nr.  96. 
Bartsch  t.  434. 


5361      GEWÄSCH  (2.  o  gewä«che  treiben) 

«in  btdeuluugttuiammtnhang  iwitchtn  dtr  thatigknt  dts  wa$ehtnt, 
det  vdtehtrt  und  dem  lieutigtn  >itbrauch  ro»  gewtlsch  im  itnnt  ton 
gficliwiHi  itl  ahe  gtiiehert:  tr  fuitt  ober  nur  auf  ttnrtn  tngertn 
tprachgtbtel,  und  et  «5»  nichi  gewtst,  o6  tr  frimärtr  oder  ucun- 
ddrer  art  itt.  nach  allen  diesen  richlungen  ül  nni  ändert  tr- 
kldrung  günttigtr  iiettelU,  dte  nicht  an  die  funclion  da  «'^^n 
actionit,  loudem  an  die  taehbedeulung,  an  dm  tolleelit,  anknüpft, 
wir  (ind<n:  gewittcb,  gefflnttek  ton  fer$chutleltm  »a$$tr,  %•• 
»aiich.geplengvan  geitoorl  wster.  Ktk^iu»(Sarnbtrtni9)7,9t\ 
ihnL  ••••iscH  2,  279';  gewl«ch,  Hr»chüUett$  ma*ttr ,  . . .  lavagt. 
nouveaudict.d.pati.[i;n)i,'n*':  «!••  gewUch  (gwiscb,  gweicb) 
pe«cl>«einnie,iu  dünn  ausg.fallfue»,t.b. brühe, luer.  SciiniLiei 
J*.  11)39.  denn  e$  t$t  in  tahlrriclun  9eTieendun<ien  ritl  weniger 
dat  oiibaltenile  »|>rccb«n,  dui  den  charakUnug  bildet,  alt  iat  in- 
haUttote,  seichte. 

tut  form  muix  der  betorsugung  der  apokopitrten  form  geMliCD 
gtgtn  g«wlithe  beachtung  geiehenkt  werden,  du  kürttrt  form  über- 
wiegt schon  bei  Lutiü«  [tprüehe  Sil.  27,  8.  Jenaer  auigabe  b,  43  . 
«,  43'.  brieft  3,  S3  u.  0.  gegen  Weimarer  auigabe  9,  124.  20,  3M) 
in  solchem  grade,  dasi  der  bei  ihm  tonst  beobachtete  rhythminhe 
Wechsel  swischen  kurieren  und  volleren  formen  lur  eikldruiig  nicht 
ausreicht,  zumal  die  andern  teibalsubslnntita  bei  ihm  {mit  aus- 
nähme von  grscü  wau  I  die  vollere  form  begünstigen,  auf  du  küritrt 
form  bfsrhrdnken  sich  KiAsnu»  ALitnui,  11.  Sacis,  die  fastnacht- 
tpiele,  l-iscHAiT,  ERikiMU»  F«*NCi»ii,  lluMi  u.  Dum.  die  volle 
form  gewä'clie  ist  ausur  de»  wenigen  belegen  liei  Lctiu»  »u- 
niehst  nur  bei  Sp*NCBniK«c  und  Omti  beseugt,  von  da  ab  gewinnt 
«w  für  emuje  neu  die  obtrhand,  m  bei  Fikainc,  Scboch,  K>*iiii>, 

STkl>»AClt,  GkLLMT,  LkSÜSC,  NicüLAI,  KostCAiTK»,  lUctOOH«, 

WiKLAHD.  ei:iige  wenige  uugnisu  für  die  kürsere  form  sind  aus 
Lesii-'C  und  lUoKüOKN  anium«/**n,  bedeutsamer  noch  sind  du 
Schwankungen  bei  HhiiOKt  (gewflsih  I,  SSi.  4,  J6».  1,3»:;  ge- 
wUsche  1,91.  5,282.  7, 2Sl)  und  Göthk  (gewa^cb  18,24. 
13,  in.  J3,  193;  briefe  2,82.103.  11,149;  gewftiche  1,117. 
40,11.  33,13).  diese  sehwmkungen  sind  th'ilweu*  von  litte- 
ra'iischen  strömnngin  beemflustl,  vgl.  gewSscb  bei  Lrnx,  Kli>cki 
{il,\\9  gegen  isti),  Holt»,  L*v*tiib.  thetlweiu  beruhen  sie  aber 
auch  auf  rhythmischem  gefüllt,  vgL  Göth«  1,  157.  in  der  neueren 
lUteratur  herrscht  durchweg  die  gekilrite  form  vor,  vgL  gewüsch 
bei  ScHiLLM,  TiEC»,  GtiLi PAiiKH,  E.  M.  AiiNDT,  Hkiikl,  Moitae. 
3)  sum  gebrauch  ist  hervortuheben,  dost  das  wort  auf  den 
Singular  beschränkt  itl.     eine  vereimelte  ausn.ihme  bildet: 

blieb  «r  ein  narr  vor  licli,  iO  möchl  e»  noch  geschehen, 
wa«  un«  nichi  blasen  macht,  dat  kan  ein  andrer  löschen, 

Sein  bin     ihr  wenlnt  Ihn  in  wocheu-tiuben  sehn, 
a  kiiKalt  er  «ein  ohr  mit  rich(enilen  gewaschen: 
Ton  daraiia  renni  er  lliig»  die  halbe  iiaili  herum. 
irlKl  acbwacbheiia-ui&tigel  aus  und  bringt  .>ie  lu  paplere. 
GCriTHia  ('(.  piitliirvie  Ciitiinus)  ijru.  öol. 

a)  unter  den  festen  verbindunt/en  mit  verbis  sind  einulnt,  die 
den   Charakter  «n«  noiB<'n  actionis  ttdrktr  ausprdgen,   wdkrend 
andere  mehr  der  tachbedeutung  luführen. 
a)  ausprdgung  eines  nomen  actionis, 
1))   wao    ir   bctbel,    aoll  ir   oicbl   vili   gewescb«  treiben. 
LoTil«  9,124  Weimar; 

tr  tII  der  rook>tn«luhen  reman, 

do  rucken  le  iwel  und  iwel  xuiaineD 

und  ^pileii  ein  weil  üe>  kleinen  geueicb 

und  treiben  nisngerlel  gewetrh 

mit  Worten  über  ort  geichlkffen. 

ti>it  I.  li.  viisificlii,  ».  fiiftnacht spiele  386,3; 

es  ioU  iicb  aucb  ein  jung  geaell  selbst  wol  fürsehen,  das 
er  mit  denen,  »o  uuzüchngs  gewescbe  und  gebcrden  treiben, 
niclit  viel  lu  tbun  batie.  SpANCKnaKBC  ehespiegel  (1562)  132*; 
darnach  sollen  ellern  auch  darauff  achiung  geben,  das  sie 
ihre  Linder  an  die  ort  nicbt  geben  lassen,  da  sie  wissen, 
das  keine  lucht  in  beusern  ist,  und  da  die  Linder,  aus  böser 
gewonbeit,  uniüchiig  gewescb  pllegen  lu  treiben,  ebenda; 

und  die  ausiTerachamten  rrötcha 
haben  liochiaii  schon  gemacht, 
irelbi-n  ihr  koax-cewascho 
ton  früh'  an  bist  in  die  nacht. 

P.  Flkiikc  ii-i't,  M.  metlliclit  pormata  (auf  etnn 
feiner  6c»leo  freunde  gfhwIH'ig)  419. 

lu  der  beliebten  frrbtiidiing  frOsche  —  gewiscbe  vgl  9))  (sp.bSei). 

'))  allein  dat  itt  die  grosse  that 

de$  Witieln.  vil  gawetch  er  fOrt 

mit  einem  wort  den  grund  nicbt  rbürt, 

man  sah«  alle  sein  bucher  an. 

E.  ALRaaus  lontm/aciHr.  Ha  Jirg  Witt*l 
•ay«M«ta4  itl  Am. 


GEWÄSCH  (2,  h  relaUver  gebrauch)     5362 

alo  tcbllikrot  a«h  tu  wU  dl«  fröicb 
Inn  ein  «airprul  hau  Ir  gawSKli 
und  wie  ti«  so  'IngrS'iig  warao. 
acbwummao  wohin  tia  woliao  f«»«. 

rucMAAT  ekstwemhMsIttm  (tklt)  Df: 


•)) 


diese,  wenn  sie  auf  der  catbedar  sIebM,  oitr  ooter  ibren 
bücbern  alecken,  oder  aucb  ein  politisches  bock  Aber  das 
ändert  schreiben,  wollen  (Or  gewaltige  polidlw«!*««  «n- 
geseben  sein,  werden  auch  08I,  ton  mim,  dafür  gebalten; 
wie  der  froseb,  da  er  ein  grosses  ge«lscb  hören  liest,  von 
den  leuen  in  con'iderailon  gelogen,  nacbnals  aber,  i»  iittt 
ihn  sah«,  verachtet  und  mit  fütsen  getreten  ward.  Ea**aoe 
F»A-«ci»ci  lustige  schaubuhn«  »,  SW.  m  iuur  ibtrtTtptnf  »uf 
du  thierwelt,  dte  beim  frosek  natk  durtk  i$n  reim  frOacbr,  ge- 
wSscbe  untmlütU  wird  {vgl.  auch  $p.  U6I.  MM),  W  •■«*  d«s 
folgende  Sprichwort  in  betiarht  tu  uehn:  •■  gewasch  de« 
glnipel,  dm  segler  am  wimpel.  \Va>om  I,  IUO. 
(i)  annihtrung  an  tachbedeutung. 

D)  weisz  aucb  fast  wob),  dat  sich  viel  Irgem,  «nd  gron 
gewSscb  draus  oiacben,  dasi  ir  auer  scbwester  lochtet  s« 
der  ehe  genuinen  habet.  Lothib  brufei,ü  de  MV««;  udI  ist 
gewisz  dasi  unier  looo  gelehrten  kaum  20  rechtschaffene  leut* 
gefunden  werden,  die  von  der  antiquiill  und  sludiis  poli- 
tiuribiis,  als  von  welchen  doch  berr  Aolonius  and  Uunhard 
am  meisten  handeln,  und  ein  sehr  grosses  gewflKh  ■aeheo, 
gar  wenig  oder  wohl  gar  nicbia  »erstehen.  IhcaU  {Jfntr 
dittertaHon  I8»3);  aber  es  (wat  ttni  begegnet  ist)  i.t  druiiib  nicht 
eben  ein  werk,  davon  viel  plauderns  und  gewüsches  lO  machen 
sei.  Juncker  Hämisch  aus  FUckenland  304;  ein  gewisch  »as 
etwas  inacban,  ^ir  eanton«  dt  qualeh»  tau.  Ksaks  (noO) 
2,  I2«2*;  der  aopbist  iladowitz  bat  beute  wieder  sein  trüge- 
ritcbes  ge wisch  gemacht,  aus  dem  sich  gar  nichts  ergiebt. 
nach  und  nach  merken  es  doch  die  leole,  was  das  (ür  ein 
jlminerlicher  bursch  ist.  VAaniACiü  tagebüehtr  6, 41«. 

2))  damit  sie  aber  sieb  an  mir  rSchen  mOcb:e,  weil  ich 
ihr  wegen  begangenen  leichtfertigen  sluckgens  die  kösilichsien 
worle  nicht  sagen  lassen,  richtet  sie  em  ahenteueilches  ge- 
wllscbe  unter  den  leuien  ...  an,  drr  grotu klunk< rmütt  (i»:i»  12$. 
b)  für  den  gebrauch  namentlich  der  neueren  spracie  blesben 
die  Verbindungen  mü  verbis  jedoch  ohne  wesentliche  bedeutuug; 
viel  wichtiger  ist  für  die  ijUederung  hier  die  frage,  ob  dat  sub- 
itantit  mit  oder  ohne  altribul.  resp.  eine  enltprediende  bettimmung, 
in  den  satt  einbetogen  uird. 

n)  absoluter  und  relativer  gebrauch. 

l))  beim  relativen  gebrauch  ist  es  die  terhindung  mit  tiaem 
subjectiven  genettv,  die  dem  tubstantic  den  Charakter  einet  meme» 
actionit  aufträgt. 

«))  sia  (lif  ff»')  aagl  mir  oUt  die  warbeit  faU 

und  litt  mir  den  kalendfr  bar. 
folgt  ich  ihr,  mir  oft  nftiier  wer, 
Ir  und  auch  m'-ineo  kleloe«  kinden. 
doch  lau  i<  h  mich  ir  gwasch  nit  binden, 
leb  geh  Imer  mein  alte  wei»«. 

H.  Sachs  (<«.  <<»*»  •»«•'»  niu  d.  muwUeten  wmh) 
17, 144  H'ller-Gdtse! 

ich  habe  zuweilen  mit  grosser  Verwunderung  mit  angehöret, 
wie  olfleis  ihrer  iw.-en  oder  mehr,  nur  umb  ein  eiuUig  wort 
sich  Wühl  3.  oder  4.  stunden,  nicbt  ohne  sonder  gellchler 
üdiT  verdrusz  der  anwesenden  andern,  dermassen  herumb 
gekampelt,  als  wenn  alle  leihes  macht  daran  gelegen  wert, 
...  und  wenn  sie  Ihr  gesi  bicl  und  gewischa  endlich  mit 
miibe  und  arbeit  zu  en.ie  bracht,  bat  unter  ihnen  keiner 
gewust,  warumb  er  gestriiten.  Scaocn  cmMie  to«  »li«d-nt«- 
lebtn  1,1  tabrictut:  ich  hoffe  »Iso,  OMO  aiamt  mit  di.»em 
wenigen  vorlieb,  oder,  vielinrbr,  lerzeibt'a  mir,  um  der  freude 
willen,  mein  gewisch  nicht  langer  anzuhören.  Baitta  der  «rm 
Munn  im  Tockenburg  $.  13«  Bülow: 

leb  kam  wol.  wie  «a  scheint,  tun  nnglAck  auf  dia  wall. 

wall  mir  der  ihoren  naul  so  uneruSgilch  falll. 

daai  leb  olTt  iwelffeln  mu-t.  wann  llir  gewt-ck  aicb  kriMkai, 

ob  teil  und  atundeo  dann  so  Iftckllf.  ala  ataa  ieaclai. 

U&caaoai«  eetmck  rtmi^^  ^t^i-kie:  4rr  tiAMlaer 
(■ra4>«ck  «.45); 

«von  illcm  seinem  gewlsche  verstehe  ich  hios,  da*z  er  mich 
gern  von  her  fort  haben  will,  v«n  welchem  verlangen  ich 
nun  aber  wieder  den  grund  nicht  einsehe'  sagte  der  baron. 
Iinkan«iii  t,  M. 

b)  sagen  sie  m  r  aufrichtig,  mein  herr,  klingt  dieses  nicht 
Tollkoraineo.  wie  das  ge« Ische  eine«  mannes,  der  sich  ge- 
drunjien  entschuldinl,  und  «igenllicb  nicht  weis,  was  er  sagen 
soll.    L«s*in6  (i.  bruf  n  hem  ?.)  l',M;  don  Sjlvio,  den 


5363     GEWÄSCH  (2,  6  alsoluler  gebrauch) 

das  gewäsche  des  Pedrillo  beschwerlich  war,  bediente  sich 
des  vorwandes,  dasz  er  während  der  nachmittagshitze  ein 
paar  stunden  rulien  möchte,  um  ihn  zum  schweigen  zu  bringen. 
VViELANO  (Sylvia  v.  Roialva  5,3)  12,25;  man  nennt  die  vcrse 
seichter  dichter,  welche  reimen,  gereimte  prose,  wie  aber  soll 
man  das  gewäsche  gleich  seichter  dichter  nennen,  welche 
nicht  reimen.  Lessing  (d.  veueste  aus  d.  reich  d.  witzes,  april  I75l) 
4^,399;  bei  gotll  das  war  nicht  das  gewäsch  eines  narren  — 
ich  hab  einen  eid  gelhan,  und  werde  mich  meines  kindes 
nicht  erbarmen,  bis  ein  Doria  am  boden  zuckt.  Sciiillub 
{Fiesko  l,  12)  3, 39.  die  tveilercntwicklung  dieser  Verbindungen 
vgl.  unter  c). 

2))  der  absolute  gebrauch  andererseits  führt  das  Substantiv  in 
die  reihe  der  abstracta  über. 

a))  etliche  leute  meineten,  er  ...  vermocht  auff  wenigst, 
ein  halb  latiniscb  schriQtlin  zu  machen  . . .  aber  nu  sehen 
feind  und  freund,  das  sein  ding  gewesch  ist.  E.  Albekus  wider 
Jörg  Wilieln  G  S';  seine  philosophie  ist  oft  gewüsih,  und 
falsches  gewäsch.  Biesteb  an  Büigcr  17.  9.  1777;  überall  wird 
die  poesie  nachalimerin,  und  die  theorie  derselben  Schülerin 
der  schönen  künste,  oder  sie  ist  gewüsch,  wie  fast  alle,  die 
wir  haben.  Heiidkr  4, 164;  und  nicht  immer  in  einer  form 
gelernt,  die  zum  vorbilde  der  denkart  des  Jünglings,  zu  seiner 
anwendung,  Weisheit  und  {Glückseligkeit  diente:  oft  mit  ge- 
zänk  und  gewäsch,  verbrämt  mit  zoten  und  poszen,  die  für 
einen  weisen,  geschweige  einen  lehrer  der  Jugend,  nicht  ge- 
hören, werke  11,  s.  161  {briefe  an  Theophron  l); 

was  durch  ein  testamont  dir  etwan  wird  bescheiden, 
das  mebre  selber  aucli,  gewäsche  zu  Termeiden. 

Opitz  (C'-i/o)  1,311. 

b))  wenn  wir  gleich  teglich  schreien  mit  dem  munde  ich 
gleube,  gleube,  so  ist  es  doch  nur  ein  gewesche.  Lutuer  20,363 
Weimar;  die  schlege  des  liebhabers  meinens  recht  gut,  aber 
das  küssen  des  hussers  ist  ein  gewessch.  spr.  Sal.  27, 6;  das 
ist  ein  wind  und  gewäsch  dass  eine  schand  ist.  Götiie 
briefe  2,  5. 105;  indessen  ist  diese  schrift  kein  gewäsche,  wie 
man  sie  unter  diesem  titel  dem  publico  hat  aus  den  bänden 
niisonnircn  wollen,  unter  der  nachlässigen  Weitschweifigkeit 
dieser  briefe  verkennt  man  die  denkenden  köpfe,  {recension: 
über  den  wert  einiger  deutscher  dichter)  33,13;  genug,  auszer- 
ordentlich  viel  anerkennnng  und  so,  dasz  ein  vernünftiger 
mensch  sich  darüber  freuen  kann,  kein  gewäsch.  Hebbel 
briefe  1,  195;  was  wird  das  für  ein  gewäsche  werden?  Lkssing 
(der  junge  gelehrte  3, Ib)  1^,301,  ebenso  348;  was  für  ein  gewäsch, 
dass  der  künig  Christian  die  beamten  nicht  ihres  eides  ent- 
binden will.  MuLTKE  ges.  Schriften  6,421;  soll  ich  alles  für 
aberwitz  halten,  was  ich  teutsch  gedacht,  soll  ich  alles  für 
gewäsch  halten,  was  ich  teutsch  geredet  habe?  E.  M.  Akndt 
geist  der  zeit  2,  435.  ^ 

c))  noch  lange  zeit  nicht  aber  so  kocht  mir  das  blut  in 
allen  ädern,  wenn  man  hier  und  dar  diesz  und  jenes,  hinten 
und  forn,  unten  und  oben,  ein  langes,  und  ein  breites  von 
euch  redet,  ich  bin  biszweiien  so  gifftig,  wenn  ich  das  ge- 
wäsche von  euch  höre,  dasz  ich  das  wasser  kaum  halten 
kann.  Stbanitzky  ollapalrida  des  durchgetriebenen  Fuchsmundi 
(Wiener  neudrucke  10)  328;  mich  verdriesst,  dass  ich  nicht 
streiten  mag  mit  dem  gewäsch  und  geträtsch.  Güthe  briefe  2,82; 

einer  wollte  mich  erneuen, 

niaclit  es  schlecht:  verzeili'  mir  gott  .  .  . 

ich  verlluchte  das  gewäsche, 

rannie  meinen  allen  lauf.       (recheuschaft)  1,157; 

sonderlich  aber  bleuen  sich  etlich  des  adels  mit  solchem 
gewessch.  Luther  12,241  Weimar;  miszbrauche  meine  geduld 
nicht  länger,  sagte  don  Sylvio,  der  von  allem  diesem  gewäsche 
nichts  begriff;  erzähle  mir  ordentlich  und  von  anfang  an, 
was  dir  begegnet  ist.  Wiei.and  (Sylvio  v.  Rosalva  4,2)  l,  191; 
nimm  dies  gedieht  zur  band!  dies  gedieht?  dies  gewäsch! 
das  hätte  doch  eher  noch  einen  sinn,  wie  wir  des  weitern 
sogleich  darthun  werden,  nach  einem  kurzen  gespräch  . . . 
treten  plappernde  bürgerauf,  blätter  für  litterarische  Unterhaltung 
(1840),  nc.  208. 

ß)  den  breitesten  räum  nehmen  die  charakterisierenden  attri- 
bute  ein. 

1))  sonderlich  wenn  meister  klügel  drüber  kompt,  der  die 
heilige  schlifft  gar  auswendig  und  auff  dem  negclin  kan,  der 
sihet  es,  aus  grossem  reichthum  seines  geists,  für  eitel,  faul, 
tod  gewesche  an.  Lviuer  vorrede  auf  die  propheten,  s.  Bindseil 
7,335; 


GEWÄSCH  (2,  6  leeres,  seicliles  gewäsch)     5364 

nun  kommt  das  mahrchen  vomhasen!  (ilesscn 
aiikUnie  gegen  lieinekv) 
eitel  leeres  gewäsche.       Götub  (Ueineke  fuchs  1)  40,11; 

den  steifen  ernst,  das  wortgepränge 
verweist  die  Alster  auf  das  lund. 
du  leeres  gewäsche 
dem  mensclienwiiz  fehlt! 
0  l'aiir  in  die  l'rösche, 
nur  uns  nicht  gequält. 

Hagedorn  (itie  Aisler)  poet.  werke  3,125; 

verläuradet  nicht,  und  spielt  nicht  die  kokette, 
wird  durch  kein  leer  gewäsch  entzückt. 

llöLTT  tun  i-iiien  freund)  72; 

es  ist  nur  ein  gewüsche,  ein  blosses,  eitles,  piirlauteres  ge- 
wäsche, non  sono  che  chiacchere,  che  ciancie.  Kbamer  (1700) 
2,1262*;  verlogen  gewäsche,  mendaciloquium.  Kihsch  corn.  2,151"; 
dazu  kam  ein  hofmeister,  der  in  die  familienverhältnisse 
genug  eingeweiht  war,  um  in  das  leerste  gewäsch  ein  worl 
mit  hineinwerfen  zu  können.  Gbii.lpahzer  (Selbstbiographie) 
19,  113;  ßileani  sei  selbst  die  eselin  gewesen,  mit  der  er  den 
dialog  gehalten:  'wie  kommts,  dasz  meine  alle  eselin  plötzlich 
so  scheu  wird?  mag  sie  sich  nicht  etwa  gar  einbilden,  einen 
engel  gottes  zu  sehen?'  u.  dgl.  unstatthaftes  kindisches  ge- 
wäsch mehr.  Herder  werke  11,  s.  1G9  (briefe  an  Theophron  2). 

2))  sich  zum  volke  herablassen,  hat  man  geglaubt,  heisse: 
gewisse  Wahrheiten  (und  meistens  Wahrheiten  der  rcligion)  so 
leicht  und  fasziich  vortragen,  dasz  sie  der  blödsinnigste  aus 
dem  Volke  verstehe,  diese  herablassung  also  hat  man  lediglich 
auf  den  verstand  gezogen;  und  darüber  an  keine  weitere 
herablassung  zu  dem  stände  gedacht,  welche  in  einer  täu- 
schenden Versetzung  in  die  mancherlei  umstände  des  Volkes 
besteht,  gleichwohl  ist  diese  letztere  herablassung  von  der 
beschaffenheit,  dasz  jene  erstere  von  selbst  daraus  folgt;  da 
hingegen  jene  erstere  ohne  diese  letztere  nichts  als  ein 
schales  gewäsch  ist,  dem  alle  individuelle  application  fehlt. 
Lessing  (brief  an  Gleim  22.  3.  72)  12,352;  alles  übrige  (in  der 
schrift)  ist  flaches  gewäsch,  ohne  einen  einigen  allgemeinen 
blick,  ohne  verstand,  ohne  kenntnisz,  ohne  laune.  Gütbe  (die 
erleucht.  ttiten)  33,117;  ein  paar  Schriften,  die  guten,  wirst 
du  wohl  gelesen  haben,  und  das  übrige  ist  langweiliges 
wiedergekautes  gewäsch  ex  eflicio.  K.  Lessing  [an  seinen  bruder) 
bei  G.  E.  Lbssing  13,620;  der  Deutsche,  der  wahre,  anschau- 
liche begriffe  von  den  seh.  k.  zu  fassen,  theils  nicht  immer 
gelegenheit,  tbeils  auch  immer  einen  härteren  köpf  hat,  als 
Italiener  und  Grieche  —  für  den  ist  nun  Batteux  ein  mann! 
sein  seichtes  gewäsche,  ohne  beispiele,  proben  und  anschauen, 
ist  ihm  statt  anschauen,  proben  und  beispiele.  Herdeb  werke 
5,282  (recensionen) ;  das  gespräch  zwischen  Schüler  und  Me- 
phistopheles  ist  eine  von  der  hauptbandlung  ganz  isolirte 
episode,  in  der  einige  wahre  und  isolirte  bemerkungen  in 
einem  meere  platten  gewäsches  ersäuft  werden.  Spaun  (pro- 
teslation  gegen  die  Staelsche  apolheose  des  göth.  Faustus)  litteratur- 
denkmäler  129, 18. 

3))  da  er  in  der  vorrede  seines  unnützen  gewesschs,  welchs 
er  ein  schutzrede  nennet,  meine  dreizehende  proposilion 
streiffet.  Lutheu  (wider  Jacob  Hoatraten)  1,61*  Jena;  obs  wol  ein 
gros,  vielleicht  auch  ein  unnütz  gewessch  bei  etlichen  ange- 
sehen wird.  5,43';  wie  sie  jtzt  alle  bücher  voll  schmieren, 
und  alle  kirchen  vol  speien,  mit  solchem  unnützen  gewessche, 
das  sie  selbs  nicht  verstehen.  6,43';  das  heist  Christus  batto- 
logiam  ein  gewesch,  unnutz  geschwetz.  28,  78,  2  Weimar;  un- 
nütz gewesch,  battologia,  multiloquium.  Heniscb  1598;  ge- 
wäsch, unnütz  gewäsch,  n.,  un  vain  caquet,  vain  discours,  babil, 
causerie.  vani-loquentia,  nugae,  garuUitas.  Duez  tentsch-lat.-franz, 
dict.  (1664)  19s*;  ein  unnützes  gewäsche,  nugae  inanes.  Stkin- 
BACH  2,947;  ich  lasse  das  unnütze  und  gernwitzige  gewäsch 
weg,  was  nichts  zur  sache  beiliägt.  J.  v.  Sonnenfkls  briefe 
über  die  wienerische  Schaubühne  (Wiener  neudrucke  7,  s.  252);  was 
gut  (an  dem  buche)  ist,  verliert  sich  unter  einem  unnölhigen 
gewäsche.  Wi>ckelhann  {versuch  einer  allegorie  l)  2,477;  er 
hüte  sich,  dem  leser  durch  unnöthige  Weitläufigkeit  und  un- 
zeitiges gewäsche  langweile'  zu  machen.  W'ieland  Lucian  4, 134. 

4))  Semmiiziege.  alle  natiunen  haben  dergleichen  {menschen- 
fleisch  zu  essen)  immer  verabscheut,  denn  es  ist  zu  unnatürlich. 
LeiJgast.  unnatürlich?  dummes  gewäsch!  L.  Tieck  (leben  u. 
thaten  d.  kleinen  Thomas  2,'i)  5,551;  sei  meinetwegen  ganz  ruhig, 
und  glaube  mir  auf  mein  wort,  es  steht  mit  dem  Merkur  bei 
weitem  nicht  so  übel  als  du  dirs  nach  dem  einfältigen 
gewäsche  der  H.  vorstellen  luusztest.  Wieland  an  Merck  127 ; 
dieses   nousensicaliscbe  gewäsche   hat  man  beinahe  so  ver- 


53H5        GEWASCU  (2.  b  mit  aUribulen) 

worren,  als  et  im  original  iit,  za  eioar  probe  tlebeo  lauen 
wollen,  Ton  einer  dem  Sbukeipear  »ebr  gewObolicbea  uo- 
lugcnd,  tcine  gedenken  nur  haltt  auaiudruken.  Wul*i«o 
Shaktipeari  {Lear  ä,  1)  l,  370  anm  ;  er  mablet  «ioen  rabululeo 
üb,  denen  nicbta  bedeuteodea  ftwaicbe  er  T«rlacbL  Ltaamc 
(3.  brief  an  htrrn  P.)  &*,  48. 

b))  0  pfui,  das  ii(  geMaiche,  nicbUaagend«B  geMltcbe! 
iMaaaHiNM  {tptjonen)  1, 1.241 ;  aiebsl  du  Diclila  davon  in  dieaen 
linien?  aiebel  du  nicbta  davun  im  urbilde  —  o  freund,  ao 
ist  jedea  wurt  dieser  srbrift  dir  uacrlri)|licbes,  uovrratebbare» 
gewiUcb  in  einer  freiiideo  apracbe.  LavArta  phyuognom.  frag- 
menle  t,30«;  leb  aolle  ...  mrin  leben  »elbat  betcbreiben ; 
doinit  nicbt  ...  irgend  ein  ...  akiibler  au*  Mindigeo,  und 
QbrI  zusammen  reimenden  gerOrbleo,  ein  gallaOcbliges, 
kümmerlicb  lusaminengestuppellra  gewSacbe  über  mich  zu 
markte  brUcbte.  KooaeARTEN  rhap$odun  3,144;  da  bist  mir 
unauaslehlich  mit  dnnrm  schwimmenden,  unzuaanimeobingeii- 
deo  gewlscbe.  Kimckk  thiateryita-,  Wertber  xtieaz,  (Or  einen 
ao  barlTerwumirtro  heiiiabe  mit  zu  brftiger  atimme,  viel  un- 
zuaamnienbflngeDdea  garxliges  gewUscbe  aus.  Ciia.  Fa.  Nicoiai 
fttudtn  dn  jungen  Weilhers  {Kürschner  bd.  7t,  1.375);  ja  leb 
babe  ihr  Turgeslamnielt,  was  zu  sagen  icti  ewigkeilen  ge- 
hraucbi  liabeii  würde  und  aie  hat  mein  un/usaniineiihUiigendra 
gewUscb  verstanden.  H.  Lihz  der  »aldbruder  7, 1  {ebenda  bd.  8u, 
I.  189). 

e))  daa  erbiirmlicbate  gewiscb  habe  icb  auf  den  kanzeln 
gehört.  K.  Pb.  Mobitz  retieii  «iiifi  Deutschen  in  England  {d. 
litter.  denkm.  I2S)  t.  147;  der  Verfasser  hat  einen  niedrigen  geist, 
«ia  er  uns  hier  ein  pObelhaflea  gewlscbe  iiber  die  guten  und 
büaen  recensionen  von  aeiner  eignen  entbehrlichen  recension 
vorlegt.  lUauta  [recension  in  der  hönig$berger  teitung)  1,01; 
dieser  umrüstbare  gutte  setzt  .«ich  unter  die  leichen  hin  und 
stellt  eine  gemeinplutz-betracbtung  über  den  tod  an:  daa 
scbaniliichste  gewilscbe,  das  jeuiala  ein  jesuifeDscbUler  in 
der  rheturi.sciien  classe  ala  em  achulexercitium  zu  markte 
gcbruclit  bat.  Wikland  {die  bunkliade)  iu;ipi.  &,  121 ;  ii  b  wai 
still  und  merkte  nicbt  auT  das,  was  er  sagte,  ja  ich  halte 
ihm  dfD  rücken  zugewendet,  sobald  ala  die  be.ttie  ihr  un- 
gefälliges gewiscb  geendigt  hatte,  sagte  der  herzog  zu  mir. 
GOiNi  {Benvenuto  Cellini  cap.  i)  3b,  lO.i;  ich  speise  bei  dem 
graTeo  ...  da  liitt  herein  die  Oberi;u.tdi);e  dame  von  S.  ...mit 
ibreiii  herrn  gemahl  und  woblausgebrüteten  gflnslein  tochter 
...  und  wie  mir  die  nation  von  lierzen  zuwidei  ist,  wollte 
ich  mich  eben  empfehlen,  und  wartete  nur,  bis  der  graf  vom 
garstigen  gcwfiscbe  frei  würe!  {leiden  des  jungen  Werlherst  16,104; 
das  ist  alles  garstiges  gewUscb,  was  icb  da  von  ihr  aage, 
lei(iige  ubstractiun,  die  nicht  einen  zug  ibrea  aelbat  aus- 
drücken. 24. 

7))  indessen  war  dieses  scbülerbafle  rhetorische  gew&scbe 
...  die  allgemeine  mode  in  nnsers  autors  zeit.  Wibland 
Shakespeare  {Richard  11.)  5,43  anm.;  ich  bin  etliche  jähre  auf 
uiiiversitüten  gewesen  und  habe  das  gelehrte  gewSsche  mit 
angehört.  Gbllkrt  2,223;  wer  kritik  gekuatet  hat,  den  ektlt 
das  doi;niati8cbe  gewSscbe  ...  an.  Kamt  a,  °i95;  das  pulitiache 
gewSsch  . . .  über  seine  {des  tnonarchen)  regieruiig.  KiiNGtR 
11,119,150;  eine  Übersetzung  dea  n.  t.  im  sinn  ihres  geistes 
and  in  der  fülle  unsrer  spräche!  —  aber  freilich  schon  klaszi- 
sches  gewflscb  könnte  sie  nicht  sein,  denn  auch  die  urschrilt 
derselben  ist  nicht  schön  klaszisch.  HaaDca  (erldulerunge* 
zum  nruen  teslamenl  1775)  7,387;  das  deutsche,  acbwerfallige, 
aysteniatische,  mit  termioolugie  beladne,  auf  atclzen  gebende. 
philusoplii.och-UsIbctischc  gewSscbe,  —  der  auf  dun^tender 
kuhlengluth  aufgewärmte  enihusiasinua,  womit  sie  es  nicbt 
verguldeu,  sondern  verkupfern  —  ist  von  allem  deutschen 
gewOaebe  das  unerträglichste  für  einen  mann,  der  an  klarbeit 
gewohnt  ist.  Ku.nc».r  betrachtungen  1,94;  wider  frau  Schnips 
bat  mir  ein  geistlicher  ...  ein  langea,  frommea  pasaeodea 
gewasch  zugeschickt.  Bon  an  BUrger  (t.  12.  1761);  wogegen 
des  albernen,  oberwAhaten  priibendarii  Sterne,  mit  so  vielem 
prahlerischen  wOrterkram  versprochene  theorie  von  deo  knopf- 
löcbern,  wahres  kebricht  und  srntioisches  gewäscb  sein 
niflszte.  LiCBTEMBERC  rermiichU  Schriften  3,118;  ein  ao  altes, 
herrliches  stück  {Hamlet)  mit  aller  seiner  charakteristischen, 
rohen  starke  aufgeführt,  hatte  doch,  in  dieser  süsien  zeit, 
wo  auch  hier  die  spräche  der  natur  convontiunell  schönem 
gewasch  zu  weichen  anfängt,  den  fall  zuweilen  wieder  einmal 
gebrochen.  328;  der  kunsirichter  halt  dies  fast  für  noih  wendig, 
und  nennt  es,  ästhetisch  gewüscb,  wo  immer  gedanke  vom 
IV. 


GEWÄSCH  (2.  e  tu  der  eompotition)     &366 

auadruck  abgesondert,  bekandtit  wird.  Hiaaca  t,IM:  4m 
Pariser  geiellacUaftliche  gewiscb,  di«  faUcbeo,  lAgeobalU« 
waoduogen  verfubreo  ihn  oft,  wider  baaaer  wi*aeo  und  fß- 
Missen,  und  auf  eiomal  dringt  seioe  beaser«  oalur,  seio  groatar 
geiat  wieder  durch.  GOiaa  hitft  ll,  1. 149;  am  so  lieber  bab« 
icb  ihre  erinnrrungeo,  «egeD  dea  IbeoretUcb-prakiisebea 
gewSacbea  geoulzt  ood  bei  einigen  sieliro  die  acbere  «Irkea 
lassen.  10,  i.2ft(»;  di«  einzige  slreit!o*e  au*kuoft  ist,  tnr  qotHa 
zu  kehren,  aua  der  jeder  bach  und  je4«s  krugleio,  vi»*  bcelM 
Ketcbiipft.  Ul:  das  ist,  streitet  nicbt  aymboliacbM  m»i  MtW 
synibulisches  gewascbe,  wo  Dura  und  aonkt  OüA  btffirHckt 
rechte  und  fieibeit  zu  deokeo,  io  ewifio  wrwlrrmn»  i*t 
grsicbtspunkie  budeoloa  hadern  wer^,  aoMara  «iliral, 
erhellet,  erilutert  di«  bibel.  Hcsoia  (««  fTtiigtr,  ßmfukm 
pronniialUdlter  1774)  7,  «ti. 

k))  auch  rühmende  tptUiela  weiden,  ironiuh  gewuint,  Mfe/Ifl: 

so  teil  erhaben  f««licb  In  reimlos  sasairitcbea  sellea, 
aeb  tob  lOr  varse  nicbi  ao,  alr  Ist  es  rasesde  prosa. 

A.  U.  KAJTMBa  dui^tdiCkU  UlPMAarr  »4.71.  It4)i 

Melboe,  ala  der  wolf  gestern  dein  lanro  alabl,  ...  io  Abel« 
beerde  ging  icb  oun,  dir  ein  anderes  za  wiblao.  da  batt««t 
(in  nur  hören  sollen,  was  für  klugea  gewlacbe  mir  der  jung« 
vormachte,  von  arbeit  und  mObe,  warten  and  pflagen  b«i  tag 
und  nacht.  Fa.  HOiLia  {Adams  rrsttt  trwaehen)  1,7%, 

e)  tili  dientte  der  Charakterisierung  sieht  auch  dit  ttmpmUMf 
tu  der  sich  du  unter  i,  a,  l)),  b)]  angeführten  ttrUmtuftm 
Keiler  erUencktln, 

n)  weibergewIsche  Krahu  (Hoo)  t,  ittl*.  tfAai  LoewK  TM*. 
Batkr  29o'.  Atta  935*:  'weibergewlscb!'  nunnelte  er.  'aieb> 
zehn  jubre  fort;  der  kommt  mcbt  wieder.'  Ta.  Srcaa  (Hau 
und  Httnt  Kirch]  merke  6,35;  sollten  manche  berühmte  nuKtalri 
nostri  zu  unserer  zeit  ihre  Vorlegungen  herausgeben  oder  aie 
ihnen  entwandt  werden,  welch  dürftiges  koabeogewiach  be- 
kämen wir  oft  zu  lesen !  Hcbdcr  (rrc^iutoaeii  und  kleine  $ekrifUn) 
9,  s.  427;  wo  kann  ich  auch  nur  die  erste  ode  mit  dem  kioder» 
gewische  durchkommen?  werke  5,305  (reeensteisea); 

wer  In  gsitlcbten  den  krieg  mir  erklAri,  dem  soll  csvenieba 

sein; 
doch  blos  ekel  erragt  kriüscbes  aasDeogewiseb. 

Platbn  Uerdchlticke  ukmm»ekl)  S.2IX 
ß)  dann  aber  welsit  du  Dicht, 

wa*  als  erflndung  rühmen  uns  romaoiiker: 
bislörcbeu.  abeolheuer,  plane*  volli>R«wascb, 
siitt  folgerecblen  gegea>laiids  eniwickeluog. 

Pl4TB!<  (li.  romaiu.  Oetiiput  i)  4,  tM; 

(ein  stadt-gf Wäsche),  weibergewäsclie,  cowUefaroL-  dtl  ftfüt  e 
nore//e  de  ticchie.  M.  Krankb  (I7uo)  i,  1202';  ein  niedertrlckliger, 
neidischer  mensch  hat  hier,  bei  gelegenbeit  einer  vorleaang, 
wirklich  gebrauch  davon  gemacht  {hat  teru  torgetrageu,  S$ 
gestrichen  waren)  und  mich  in  ein  abscheuliches  atadtgewkacb 
verwickelt.  Platem  (an  6'.  Sdiwab  i.  4. 1V2«)  6,272;  unsre  raceo- 
senlen  fahren  hoch  daher,  wenn  aie  nicht  brückengewiscb, 
und  statt  bücher,  bogen  leaen  sollen;  icb  schreibe  aber  fOr 
keiue  recensenlen.  Hkrder  {erliuterungen  zun  neuen  Utttwunt) 
7, 3&I;  wie  will  er  lieber  buncern,  ja  verbungern  and  aa- 
kommen ,  ehe  er  ihren  löblichen  weg  einschlage  oad  sieh 
durch  ein  unsinniges  kalbedergewäscb  sein  brot  ersteble! 
{iicnkmahi  Joiiann  Uinieimiia/it  1777)  8,  s.  443. 

y)  oder  wird  aie  {dir  naelirelt)  gLiubeo.  daai  die  denlache 
spräche  ein  ao  niedriges,  haberecbligca ,  Uatemdes  iluker- 
güwiiscb  gewesen  —  als  in  den  gelehrten  anzelgeblittera  er- 
scheint. Jahn  deutsches  woikslum  {\  1)37«;  lieaz  {itt!)  JobauBea 
im  verfolg  und  suche  die  spreche  in  den  quellen,  die  so  reick- 
licb  Qiessen:  verachten  wirst  du  d.e  markihuile  von  e!en<iem 
naturaiismus  und  proseljtengeniscb,  in  die  man  die  worte 
Jesus  un.l  der  apostcl,  als  der  hirn-  und  henloseaten  jeaaitco 
und  misziooftre  auflöset  IIebobb  («rUtticnuifea  ziun  ame«  UsU- 
ment  I77ä)  7,411;  seioe  kenntni-tz  der  gesibiihte  ist  wickel- 
wackel  und  seine  kii'ik  kikelkakel,  cotenengewl^ck  der  salooa 
n;ich  ausgeatandener  oper  oder  nach  einem  cuocert,  wie  wir 
es  täglich  vernehmen.  Zeirta  aa  GMe,  hrtt;m.  6.  174. 

8)  er(C.  SMefeU  tnler  Ikeatnl  vertuth)  enthalt  daa  kälteste, 
hingweiligsle  alitagsfe« Ische,  das  nur  immer  in  dem  banse 
eines  Meiszniacben  pelzhindlers  vorfallen  kann.  LissixcCfleini. 
draaieltirfte,  slAck  52)  9^4l'^;  wir  wollen  den  innem  frieden  der  * 
hober  ist  ala  alles  kriegs  and  friedens  gewlscbe  tu  erbalten 
suchen.  Gotbi  hruft  lo,  s.  249 ;  dies  ist  auch  die  geschichte 
der  kunst  bei  allen  vOlkem.  von  bimmel  entsprang  sie:  ebr- 
furcbt,  Itelte,  ein  funke  der  gOtter  brsüite  sie  hinunter,  achuf 

337 


5367 


GEWASCHEN 


GEWÄSCHIG  —  GEWÄSSER 


5368 


ihr  irrdiscbe  form  an,  und  erhielt  sie  einige,  wiewohl  kurze 
zeit  lebend,  nun  ward  sie  abgötterei,  sodann  kunst,  sodann 
handwerk,  und  endlich,  die  grundsuppe  von  allem,  kennarei, 
trödelkram  und  kunstgewäsche.  HerdisB  {plastik)  8,  s.  '9;  nicht 
bald  bat  micli  eine  arbeit  so  angeekelt,  ja  ich  treffe  gar  den 
rechten  ton  niclit.  halb  ohnmächtig,  halb  demütig,  halb 
stilisiert,  halb  aktengewäsck  Grillparzer  tagebücher  122. 

GEWASCHEN,  veib.,  verstärktes  waschen  ($.  d.)»  n«»"  ver- 
emzell  und  in  der  älteren  spräche  belegt,  s.  Lexbr  naclitr.  208: 

Yor  Ludewiges  seiden      ierte  man  si  da^, 

da;  si  dö  diente  beiden      da;  nieman  lionde  baj 

gewasclien  in  diu  liieider      in  Ormanielande. 

Gudrun  1058,3; 

da;  du  mir  an  den  fujen  iht  geweschen  sollest  umb  ein 
har,  non  lavabis  mihi  pedes.  {Joh.  13.  S),  mitteld.  evangelienwerk 
aus  St.  Paul  bei  Schönbach  130",  ebenso  13ü'  (Joh.  13, 10.  13, 12); 
komt  aber  es  von  dem  bösen  magen  was  mun  es  denn  ge- 
wäscht, so  slinckt  im  doch  der  atem.  Ohtolf  t.  Baibrland 
arzneibuch  {s.  l.  s.  a.)  27*. 

GEWASCHEN,  partieipiales  adjectiv  zu  waschen. 

1)  die  attributiven  Verbindungen  geben  der  bedeutungsentwicklung 
im  allgemeinen  wenig  anreguiig. 

a)  busenlöffel,  bubeulöffel,  Stubenlöffel,  die  tliut  uns  auch 
herbringen,  und  gewaschene  löffel,  eng  jungfraulöffel.  Fischart 
Garg.  131  neudr, 

b)  gewaschen  eisen,  s.  eisen  »orten.  Chomel  (1751)  4, 1040; 
gewaschen  eisen,  gehet  von  denen  hohen  öfen  oder  blau- 
feuern ab,  wenn  der  sinder,  nemlich  die  schlacken,  gepocht, 
im  poch-werck  gestamffet,  das  ist,  geseigert  wird,  da  denn 
das  leichte  im  wasser  mit  weg  gehet,  das  gute  aber  bleibt, 
und  solches  heisl  wasch-eisen.  Zedler  univ.-lex.  (1735)  lo,  1379; 
gewaschen  gold  Chohel  4,  104U. 

c)  'liebes  gewaschenes  seelchen'  ist  der  verliebteste  aus- 
druck  auf  Hiodensee.  Göthe  (maximen  uud  reflexionen)  49,56; 
ich  kann  hoffen,  dasz  solchergestalt  ein  tüchtiger  gewaschener 
kerl  aus  ihm  herauswachsen  werde.  Bürger  {an  G.  Leonhart 
26.  1.  1778).  die  beiden  bcispiek  weisen  auf  zwei  verschiedene 
richtuvgcn  hin,  nach  denen  sich  die  übertrai;ung  der  Vorstellung 
der  reinigung  entwickelt  hat.  die  eine  richtung,  die  in  der  älteren 
geistlichen  litteralur  gepflegt  wurde  und  die  von  hier  aus  wol  auf 
die  vollisanschauung  zurückgewirkt  hat,  ist  schon  durch  den  bibel- 
tcxt  angeveiit,  vgl.:  gisahun  sunie  fon  siuen  iungoron  mit  un- 
subren  bantun,  tha^  ist  ni  giwasganen  hantun.  Tatian  84,2 
(Marc.  7, 1  communibus  manibus,  id  est  non  lotis  manibus,  mit 
ungewaschenen  henden.  Ldtbkii).  dazu  vgl.  die  ausdeutung 
durch  Christus:  non  quod  intrat  in  os,  coinquinat  hominem,  sed 
quod  procedil  ex  orc,  die  volksthümlichkeit,  deren  sich  diese  Über- 
tragung erfreute,  läszt  sich  am  besten  an  der  negierten  form  des 
particips  weiter  beobachten,  wobei  einige  wenige  beispiele  für  die 
mannigfaltigkeit  der  abstufungen  zeugen  mögen:  aber  die  satyra 
...  das  spollich  Straffgedicht  hat  iren  namen  von  den  satyris, 
wölche  allwegen  ungewaschen  und  geile  abgölter  seind  ge- 
wesen. Alpin  US  Vergilius  deutsch  14';  vergangen  jähr  hatte  auih 
ein  ungewaschen  maul  geplaudert,  ich  müste  bei  dem  herrn 
arabtmann  narr  sein.  Chr.  Weise  die  drei  klügsten  leute  der 
weit  172;  ein  ungewaschener  verleumbder  und  falscher  bruder. 
BuTSCiiKY  hochd.  kanzclley  2,  S25.  vgl,  dazu  die  zahlreichen  belege 
bei  Stieler  2246. 

2)  auf  einen  andern  ausgangspunkt  weist  das  beispiel  aus 
Bürger;  obwol  es  sich  in  der  bedeutung  mit  einigen  dieser  ver- 
wendunrien  aufs  engste  berührt,  führt  es  doch  deutlich  auf  eine  be- 
stimmte feste  Verbindung  zurück,  auf  die  in  der  zwangslosen  spräche 
beliebte  Wendung  sich  gewaschen  haben,  tum  Ursprung  vgl.  die 
negierte  Wendung  aus  dem  17.  jahrh.:  er  hat  sich  nicht  ge- 
waschen, dicitur  de  homint  inculto,  incivili,  quasi  parum  nitidus 
et  dignus  ad  rem  aliquam.  Stikler  2446.  die  positive  wendung 
wird  im  letzten  drittel  des  18.  jahrh.  atis  der  zwangslosen  spräche 
in  die  litteratursprache  aufgenommen:  ich  will  ein  buch  schreiben, 
das  sich  gewaschen  haben  soll.  Schönaicb  ästhetik  in  einer  nusz 
s.  67  neudr.;  ich  will  ein  anderweites  bocus-pocus  machen 
das  sich  gewaschen  haben  soll.  Göckirgk  an  Bürger  {bei  Strout- 
MANN  2,8u).  zahlreich  ist  die  redensart  bei  BCrger  selbst  belegt, 
der  überdies  das  bild,  das  ihr  zu  gründe  liegt,  gern  wieder  auf- 

*  frischt:  von  welchen  {hexametern)  ich  mir,  gott  verzeih'  esl 
einbilde  dasz  sie  so  gut,  als  irgend  ein  teutscher  hexameter, 
liünde  und  füsze  und  sich  —  auch  gewaschen  haben  soll,  {an 
Voss  bei  Sthodtma.nh  2,18);  ich  habe  wieder  ein  paar  neue  ge- 
ilicble  gemacht,   die  sich  an  bänden  und  füszen  gewaschen 


haben,  (an  Didcrich,  vjj.  2,  239).  doch  vgl.  auch:  in  Aschers- 
leben habe  ich  noch  75  morgen  reine  schöne  länderei,  die 
sich  gewaschen  hat.  (an  Dieterich,  vgl.  i,23ü);  das  waren  doch 
noch  fürsten,  pardiöh,  die  sich  gewaschen  halten.  F. Ch.Laue- 
HAiiD  Eulerklippers  leben  (1804)  s.  125.  vgl.  Kluch  Studenten- 
sprache s.  92; 

allein  aus  solcher  tähilichkeit. 

uoch  eh'  wir  recht  vernommen 

dass  er  gegangen  sei,  zurück  zu  kommeu 

mit  ganzer  haut,  und  just  zu  rechter  zeit 

zum  mittagessen: 

das  nenn'  ich  eine  riiterthat 

die  sich  gewaschen  hat. 

Wirland  (dfs  maulthien  taum)  18,321; 

'Genua  lieg«  auf  dem  block,  sollst  du  antworten,  und  dein 
herr  heisse  Johann  Ludwig  Fiesko',  'was  ich  anbringen  will, 
dusz  sicbs  gewaschen  haben  suU'.  Schiller  (Ftesio  2, 15)  3, 72; 
lieber  Baum!  ich  hoffe,  dasz  du  dato  ein  grünender  bäum 
seiest,  einer,  der  sich  gewaschen  bat.  G.  Keller  bei  Bächtold 
1,357;  die  Berliner!  die  haben  sich  gewaschen!  das  ist  die 
hohe  schule!  M.  Haibe  mutter  erde  2. 

3)  vereinzelt  stehen  einige  ältere  sprichwörtliche  Verwendungen^ 
die  Hbniscii  (I59ä)  bucht: 

alte  lumpen  rein  gewaschen 

hellTeu  manchem  ausz  der  aschen. 

wans  der  mann  selber  nicht  kompt,  da  wirdt  im  das  hembd 
nicht  wol  gewaschen,  ebenda;  die  ist  mit  einer  scbuster- 
schwertz  gewaschen,  das  ist,  ich  lasz  sie  sein,  wie  sie  ist.  1598. 
GEWÄSCHIG,  adj.,  abgeleitet  von  gewäscbe  tu  der  ü'jer- 
tragenen  bed<utung. 

1)  vom  unfang  des  17.  bis  zum  ende  des  IS.  jahrh.  wird  das 
adjectiv  in  den  Wörterbüchern  getreulich  fortgeführt:  dolosa  lingua, 
geweschig  Eyering  proverb.  eopia  (1601)  1,  75ü;  geweschig,  gar- 
rulus  Henisch  1598.  ähnl.  Ai  eb  935'.  Bayer  290'.  Steinbacb 
2,947.  RiHSCB  180*.  nouveau  dict.  iStraszb.  1772)  339".  Campe  2,3G0 
{aber  nicht  mehr  bei  Adelung):  gewäschig  für  geschwätzig,  musz 
heiszen  waschhaft.  Hbvnatz  2, 1,  54.  für  die  Wiener  mund- 
art  führt  noch  Loritza  das  adjectiv  an:  gewaschig,  geschwätzig, 
plauderhaft.  neues  idiot.  Vienense  51. 

2)  die  litterarischen  belege  setzen  ebenso  früh  ein,  reichen  aber 
nicht  soweit  wie  die  Wörterbuchnotizen:  das  volk  schweiget  nit, 
sondern  ist  gemeinlich  waschhuftig  oder  gewäschig,  was  es 
im  hause  sieht  oder  erfährt,  das  trägts  bald  in  allen  häusern 
aus.  CoLERus  ÄausftucA  6;  derwegen  verbeut  der  heilige  Hieroni- 
mynus,  ...  das  man  nicht  sol  versoffene,  geile,  fürwitzige 
oder  geweschige  animen  nehmen.  Georg  Viviennus  weiber- 
ipiegel,  deutsch  von  Joh.  Barth  a3';  aber  die  bestürtzung  seiner 
leule,  oder  das  gewäschige  geschrei  verrieth  seinen  (Gotarts) 
fall  in  kurtzem  durch  das  gantze  fechtende  her.  Lohenstein 
Armin.  1,  1019';  in  denen  mäuiern  derer  gewäschigen  weiber. 
J.  Ch.  Kund.viann  Seltenheiten  der  natur  und  kunst. 

GEWÄSSEB,  collectivbildung  zu  wasser  (s.d.).  belege  sind 
erst  aus  dem  ende  der  mittelhochdeutschen  zeit  zu  gewinnen:  ge- 
wessere  thüringische  fortsetzung  der  sächs.  Weltchronik  297,  9  u.  a.; 
gewessirde  Eisenacher  recht^buch  94 ;  gewesser  Limburger  chronik 
5J,  10.  9U,  32.  Frankfurter  reichscorresp.  (aus  1405).  Magdeburger 
chronik  u.  a. 

in  der  bedeutungsentwicklung  tritt  zunächst  eine  erscheinung 
hervor,  die  von  dem  gange,  den  die  collcctivbildungen  zu  nehmen 
pflegen,  stark  abweicht:  die  intensive  Steigerung  der  bedeutung 
des  grundwortes  in  der  volleren  form,  gewässer,  grusz  gewüsser 
hat  in  den  ältesten  belegen  und  auch  später  noch  lange  fast  aus- 
schlieszlich  die  bedeutung  ^hochwasser,  wassersnot'.  man  könnte 
von  hier  aus  bei  unserer  bildung  zuerst  an  eine  verstdr'ite  form 
zu  wasser  denken,  doch  spricht  dagegen  die  so  früh  bekgle  form 
gewessirde,  an  die  die  gleiche  bedeutung  geknüpft  ist;  und  wie 
es  sich  bei  gethier  (vgl.  oben  sp.  4379)  zeigte,  läszt  sich  auch  hier 
diese  sonderbedeutung  aus  einzelnen  Verwendungen  des  grundwortes 
herleiten. 

die  mannigfaltigkeit,  die  der  bcdeutungsumfang  des  einfachen 
Wortes  (wasser)  umspannt,  fängt  erst  im  sprachgebrauche  Luthers 
an,  auch  die  collectivbildung  zu  beleben,  schon  die  fliissigkeit, 
die  als  atmosphärischer  niederschlag  wahrgenommen  wird,  regt  zu 
verschiedenen  Vorstellungen  an,  je  nachdem  nie  in  flüssen,  bächen, 
quellen  oder  in  teichen,  seen  und  gar  im  meer  sich  darstellt,  dazu 
kommt  dann  die  weitere  entuicklung  des  begriffes:  das  wasser  als 
trinkwasser,  die  künstlichen  wasser,  das  wasser  im  menschlichen 
und  thierischen  körper. 

mit  dem  einfiusz,  der  von  hier  aus  auf  die  bedeutungs- 
enlietcklung  unseres  wortes  ausgeiibt  uird,   kreuzen  sich  die  ab- 


5369  GEWÄSSER  (1.  der  $ii>gular) 

ttufungen  dt»  coUtetivbtgri/ftt.  drr  ah$chwiehungtn  alUrart  frfahrt. 
auf  dtesin  Utitertn  beruht  dann  uitirr  der  pluraiitbraucli,  der 
allndingi  in  manchen  fallen  dte  eintelnen  $pielarUn  des  gewdturt 
tum  autdruck  bringt,  vorwiegend  aber  dte  tbgenutile  eoUeclie- 
bedrutuni  wieder  auffrucht.  dieser  pluralgebraueh  ist  der  fetletU 
$lüt:punkt  für  die  Verwendung  de$  wortes  in  unteirr  neueren 
ipraehi.  der  uifsennchaftliche  und  der  aelenmiUtige  itü  maehl 
neuerdmgi  fast  nur  vnm  plural  gebrauch,  und  mit  difietn  plural 
findet  dai  wort  in  tahlreiehen  tusammenhängtn  und  Verbindungen 
tingang,  in  denen  et  frUher  gemirden  war,  wir  (in  veriiltich  der 
dltiien  Urkunden  tur  wassrrpolttri  mit  neueren  enttprechenden 
$ehriftttaeken  leigt. 

formell  ist  auf  Schwankungen  in  der  tehrribung  de»  geichlo$ttnen 
«  der  itammtiilie  htntuweittn;  wir  finden  an  tiner  ttelU  der 
thnr.  fort»,  der  tdeht.  weltchronik  gewisser  (SI7,  }$).  da$  gleielie 
auch  gelegentlich  bei  Lothkii  (i  Mot.  7,34.  8,7),  hti  Michail  Sac  > 
(nru;  ktiiserchron.  Magdeburg  Ifll4)  und  noch  bei  Ztttn  (Astenafih), 
andnerseiti  ist  der  umlaut  unberücksichtigt  bei  Kiichmair  {denk- 
mürdigkeiten  1520:  genanter),  ja  auch  Scmuttkl  bildet  das  coUrrliv 
ohne  umlaut,  und  die  gleiche  form  ist  bei  Kant  btUgt,  wo  tie  wol 
die  mundartliche  ausspracht  erraten  IdsU. 
\)  der  singulargebraueh. 

a)  die  Monderentwicklung  der  bedeutung  'AoeAraiMr,  üier- 
$ehwemmung,  wns*ersnot'. 

it)  die  Verbindung  gross  gewStoer. 

D)  dies  selbe  jnrei  wat  gro;  gewetiere  in  Sachtenlanite 
amlie  srnte  Mcoloui  tag,  also  das  manig  dorf  daton  irtrank. 
Sachs,  tpeltehron.  397,9  {Ihür.  forts.),  ebenso  90t,  tS;  des  aelbia 
joren  (1342)...  da  was  vil  grosz  g«wi<izere  in  nllen  landen 
unde  nuch  zA  Erfort.  317, 2ft;  von  den  pfrrden  atietraden  und 
hinzugingen  da^  zu  heoehen,  want  grosze  gewesser  darumb 
nra;  da;  «  •  nit  hinzugerieden  konden.  Frankf.  reiehseonesp. 
(14U&)  i'io;  im  Relbigrn  jare  (1488)  tniluociiea  in  der  fastnacbt 
«cbneiete  et  sehr,  und  darnach  die  ersie  wocben  in  der 
fasten  dauete  es  eilendta.  davon  kam  im  felde  so  gros  ge- 
wesser  das  es  zu  üestorf  und  in  nmlcrn  dorfern  viel  heuser 
and  Scheunen  umbwarf  und  wegtriebe,  d.  ttddlechron.  ',  418 
{Magdeburg). 

3))  Christus  sagt,  dai  ein  weiser  mann  sein  bntisz  baue 
auf  einen  felsen,  unnd  es  fiel  ein  plalzregen  unnd  kam  ein 
grosses  gewSsser,  unnd  weheten  die  windt,  unnd  stieszen 
an  das  hausz,  nuch  liel  es  nicht  ...  aber  ein  törechter  mann 
bauet  sein  hausz  auf  den  sandt,  und  fiel  ein  plalzregen,  unnd 
kam  ein  gewesser  . . .  da  Üel  es  ein.  Aibestikus  haufpolitei 
e,  so';  disa  jetzgemelte  Itranckhcit  kompt  die  schafe  an, 
wann  sie  .  .  .  in  solcbeD  Orteren  geweidet  sein  worden, 
welche  dns  grosz  gewSsser  uberlaufTen  and  sehr  gefeucbiet 
und  genetzt  hat.  Skbiz  feldbau  140;  im  jähr  690  war  im 
Venedischen  ein  solch  groszcs  gewisser,  dasz  man  meinte, 
sieder  der  sQndflut  sei  so  grnsz  gewisser  nicht  gewesen. 
Mich.  Sacbs  nru<  kaiserchron.  [Magdeburg  1614)  2,98*;  alsdann 
bringen  solche  stern  das  ge^vulck  desz  hiinmels  mit  sich, 
dardurch  folget  grosz  geHässer,  oder  brunst,  und  verderbung 
land  und  leut.  volkthueh  vom  doktor  Faust  $.  73  ntudr.;  für 
dem  grossen  gewSsser  nicht  fortkönnen,  non  poter  . , .  riggiare 
etc.  per  la  groitexta  altetsa  delle  aeque.  KaAUEa  (1700)  2,  1369*; 
für  dem  grossen  gawS.sser  auf  den  land-strasseo  ist  ietzt 
übel  zu  reisen,  there  Standes  a  great  deal  of  water  in  Iht  high- 
ways,  that  rourses  a  bad  travelling.  (eu(ieA-(n$t.  l«r.  (1716)  77ü'; 
giosz  gewSsser,  diluvies,  diluvium,  umiat  maximae,  inundatio, 
dtluvio;  schnelles  gewiisser,  aliuvies,  alluvio.  Alb«  936';  grosse* 
genflsser,  diiurium.  Steihrach  2,  919;  leiten  führt  es  {da$ 
Donauwiifser)  bei  «ich,  besonders,  wenn  grosses  gewSsser  nn- 
iSufU  J.  II.  Haid   Hm  m<(  seinem  gebiet  (KM)  s.  391. 

3))  diineben  drängen  sich  an  die  tteUe  des  oft  wiederholten  adjectivs 
andere  kräftiger  steigernde  epithela:  zum  allerblfligislen  sol  auch 
»ermergkht  \> erden,  das  an  sannd  Augustintjig  des  liJO.  jars 
ain  solicb  graussam  gewasser  und  sundtflus  komen,  das  da- 
von ein  gannize  Terzagnus  des  voicks  enntslanden  ist. 
G.  KiBCHMAiR  denkw.  {\blo),  fontes  rer.  Austr.  2,1,448;  ao  balle 
ich  dafür,  dasz  vom  hange  solcher  berge  das  regenwasser 
so  wohl  als  der  zerschmolzene  srhiiee  in  das  thal  herunter 
scbies^et  und  unter  der  gemelten  breiten  hü^-elfllche  solches 
gewallipgrosse  gewisser  verursachet.  ZKSK^^ts^ndOS;  starckes, 
hohes,  anlauffeiides,  reissendes  etc.  gewSsser  ö  wasser... 
trabofco  di  acqua,  inondamento,  innondatione.  M.  Krämer  (t:oo) 
2.  1269',  docA  rgL  auch  oben.  ihnL  teutsch-engl.  lex.  (1716)  770*; 
es  (das  klofter)  liegt  aber  so  lief,  das  refectorium  tiefer  als 


GEWISSER  (Ua^boehwaMcr)       537U 

das  Obrige,  sn  dast  in  jabr  UM  M  anballeodM)  reffen  da« 
wasser  darin  Ober  drti  palmtn  stand.  Melcba«  ans  zu  folgern 
berechtigt,  dasi  das  «nlselzlirb*  |ewlsB«r,  «elcbe*  laoo 
niederging  aod  Obersebwoll,  sieb  auf  gleiche  weis«  bierber 
erstreckt  habe,  üöt»  (oknimMkl  L  d*  Vtneit)  S«,  1(0. 

ß)  die  gUuh*  bedeutM»§  UtU  äU  jedock  am  tukttanU»  muk 
ohne  weitere  altrthute  Mtf«%. 

1))  item  in  den  atlben  jare  ...  da  was  eis  grotta  ba- 
tcheideliche  fluit  nnde  ein  gawestcr.  alao  4a|aaou  CaMaaia 
mit  tcbiffen  für  in  senl«  Castors  gaszro  irf  itm  kofMMrkl* 
Itmburgtr  chronik  90,83;  unda  {die  feinä*)  batia«  \m»  aoch 
me  scboiden  zugefogei,  betten  si  gut  weder  gebat.  »aol  ai 
der  reigen  unde  geweizer  dannen  dreif.  S3,  lo.  4*>m  n§L: 
«anne  ein  gewessirde  wirt,  da;  die  mnllera  obarif  waaair 
baben,  so  sullen  si  alle  flnliinneo  offzciben.  and  dag  wr  aiaar 
dem  andirn  kuni  tbun.  Enenacher  rtehttbueJt  »4  bti  OaTLOrr 
sammL  d.  reehtsqu.  t,79l. 

2))  für  I.CTHBR  gab  namentlich  der  berieht  der  bibel  ton  dir 
sindflut  iielegenheit,  das  coUeclit  \n  dieter  bedeuiung  xu  verwendeti. 
bemerkenswert  ist  das  ablehnende  vi  ehalten  tuddeutsehtr  nach- 
drucke, vgL  Btland  der  wort$ehats  des  Züricher  atten  tetUnunU 
{Baiel  1903)  i.  ib.  vql.  auch  RKirreRscaii»  Maremiepangtl  IIa 
(suai  Augtburger  naehdruck  des  neu«a  teUamenlet  »vn  1536):  und 
Noab  thet  alles  was  jn  der  berr  gebot,  er  war  aber  serba- 
bundert  jar  alt,  da  das  wasser  der  siodflnt  auff  ardan  kam. 
und  er  gieng  in  den  kästen  mit  seinen  sOnen,  weiba,  and 
seiner  sOne  weikern,  far  dem  gewesser  der  sindflat...  und 
da  die  sieben  tage  vergangen  waren,  kam  das  gewesser  der 
sindDiit  aoff  erden  . . .  und  tbetr-n  sich  auf!  die  fensler  des 
himels,  und  kam  ein  regen  auff  erden  vierzig  tag  und  vierzig 
nacht  ...  und  die  wasser  wuchsen,  und  hüben  den  kaslen 
auff,  und  trugen  Jn  empor  über  der  erden.  aUo  nam  das 
gewesser  überhand  and  wuchs  seer  auff  erden,  das  der  käste 
auff  dem  gewesser  fuhr,  und  das  gewesser  nam  überhand 
und  wuchs  so  seer  auff  erden,  das  alle  hohe  berge  unter 
dem  gantzen  bimel  bedeckt  wurden,  funffzeben  eilen  boch 
gieng  das  gewesser  über  die  berge,  die  bedeckt  worden  . . . 
und  das  gewisser  stund  auff  erden  hundert  und  funffzig  tage, 
da  gedachte  gott  an  Noab...  und  lies  wind  auff  erden  konen, 
und  die  wasser  flelen  ...  und  das  gewesser  verlieff  sieb  von 
der  erden  imer  bin.  LoTHfR  1  .Vos.  7, 5 — 8,  S  m.  o.; 

morgen  wirt  küiueo  ber 
der  gransam  narrenlreiser, 
den  ich  forclit  all  mein  tag 
vAr  teuer  und  jc«wa«s«r 
und  rAer  »ant  OrbiD«  plag. 

II.  Sacis  {niiiifHii"^*r)  fakelm  u,  tehmtmht 
3.132  Hemir.; 

von  Stertsingen  ist  ain  solicher  pach  mit  gewalt  komen,  itt, 
alle  prugn,  aucb  die  starcke  weg  und  staioen  gepen  nicht 
erschossen  baben  ...  so  bat  doch  solicb  gewasser  das  alles 
zeserret,  zerissen  und  in  ainen  scbwung  hingetragen.  U.  Riscn- 
MAiR  deiiürv.  (1520),  /onfn  3, 1,449;  Ambrones,  Galiicae  gentes, 
die  durch  ein  gewisser  ir  land  verlorn,  und  nerelen  sieb 
darnach  mit  rauben.  Ebasmos  Albirus  aor.  dirf.  Ms';  die  in 
hiesiger  gegend  su  anfang  des  monat  decembers  (i670)  aoa- 
getrcttene  wasser  und  flüs<e  ...  tbaien  auch  hin  und  wieder 
an  deren  dSmmen  and  gesladen  grossen  schaden,  ond  bitte 
wenig  gefeblet,  dass  das  gewisser  nicht  die  Wertacbbrflrke 
gegen  der  sladt  eingerissen  bülte.  Stittir  fascA.  der  üadl 
Augsburg  1,  594; 

ruckt  er  fort  mit  grontr  nOb« 
gewissen  wegen  ao  die  krtha. 

Fucat  mtt4keiik/.  1.4lt3,  tyl.ohen  theilX  »p.V^; 

meldet,  dass  er  und  seine  spieazgesellen  solche  weiber  gesacbl, 
aber  zu  ihnen,  wegen  gewissere  nicht  baben  kommen  können. 
Pbätobios  Turcieida  R  i';  wenn  euer  gnaden  ein  pfarrer  wire 
und  anf  der  kansel  so  predigte,  das  setzte  slhren  ab!  meiner 
six!  es  gibe  ein  gewisser,  dass  man  mit  nacben  in  der 
kircbe  fahren  mflszta.  WiiLAno(d«N.Sy(rto*.Jiosaiaa3,7)  lt,Sli. 

3))  gewisser,  wassergiisz,  Qbcrlauff  dess  wassert,  eturiet, 
aquarum  deluries.  Hi!«i«ca  t5ai;  gawiaaar,  a«fa«  isMdaaieae, 
shoeeamento  de'  fiumi,  U$  fm*.  tiaaJariaa,  Mmitmttä  in 
nrterrs.  Rädlein  S81*;  gawlssar,  90m9int  «arfac  aMMiar. 
WiKiHAüM  157*:  gewlsaar,  ftt  fnfumämn.  FiiacaS,42C; 
gewisser,  U$  tnus  Merddrs,  Mordcawal  €t*mx.  wen.  Od. 
des  paaag.  3,179.    ikniidt  nach  Hilpist  1,  4<9\ 

h)  der  ceUtttithefrif  in  seinen  abstufungen, 

n)  der  »mfatsrwU  begrif, 

»37  • 


6371         GEWÄSSER  (1,  6  als  collecliv) 

1))  weitester  umfang: 

neben  der  erde  war,  wie  ein  heller  kristallener  mantel, 
alles  gewässer  verbreitet,       üodmer  iSotili  369; 

wenn  man  die  geringschätzigkeit  der  qunntität  des  gewassers 
mit  der  grösze  der  erdkugel  ...  zusammenhält.   Kant  8,212. 

2))  engerer  begriff:  die  wasserldufe  einer  bestimmten  gegend, 
die  massen  eines  bestimmten  wassergebietes. 

a})  die  wasserläufe  einer  bestimmten  gegend. 

n))  nicht  immer  ist  die  landschaftliche  begrenzung  angegeben, 
manchmal  wird  sie  auch  slillschweigend  vorausgesetzt:  am  abend 
des  3.  august  ist  das  gewässer  von  den  starken  gewittern 
und  wassergütsen  mit  macht  angestiegen,  aus  Riemers  Leipz. 
taschenbuche  bei  Wusthann  quellen  z.  gesch.  Leipzigs  1,453;  in- 
sofern diese  massregeln  der  Verödung  des  gewassers  nicht 
hinlänglich  vorbeugen  sollten,  wird  der  bundesraih  ermächtigt, 
die  Schonzeiten  für  alle  gewässer  oder  für  diejenigen  einzelner 
gebiete  temporär  auszudehnen.  Schweizer  bundesgesetz  über  die 
fischerei  von  1875  bei  J.  König  die  Verunreinigung  der  gewässer. 

ß))  kennzeichnung  der  landschaftlichen  grenzen: 

kein  scliwan  sang  ihm  {Bi-sser)  damahlen  gleich, 
am  brandenburgi.<cben  gewässer, 
auch  nicht  im  gantzen  teuiscbcii  reich, 
wie  schön  es  klang,  er  sang  noch  besser. 

KöNic  vorrede  zu  Bessers  scliriften  35, 
vgl.  auch  unter  ß) ; 

im  sicilianischen  gewässer,  an  der  sicilianisclicn  küste,  in  Ihe 
sea  near  the  Sicilian  coast.  teutsch-engl.  lex.  (1716)770'';  das  ge- 
wässer eines  landes,  the  waters  of  a  counlry.  Hilpert  1,403' 
{ebendort  für  die  gleiche  englische  Wendung  jedoch  auch  schon 
der  plural,  s.  «.). 

6))  die  massen  bestimmter  wassergebiete:  ...  da  die  Weichsel 
...  die  länder  oft  unter  ihrem  gewässer  zu  bedecken  trachtet. 
Kant  (ob  die  erde  veralte?  physikalisch  erwogen  1754)  9,9; 

nächst  ihm  fülnte  Pyrächmes  päonische  krümmer  des  bogens 
lern  aus  Amydon  her,  von  des  Axios  breitem  gewässer, 
Axios,  der  mit  lieblichstei'  flut  die  erde  befruchtet. 

Voss  llias  2,849; 
Axios,  der  mit  dem  scliönsten  gewässer  die  felder  bedecket. 

BÖRGKR  lUas  20b'; 

so  dünkt  mir  seltsam  und  fremd 

der  Uiisse  gewässer 

der  einsame  wald.       Novalis  (fragment)  1,387; 

wasser  überhaupt  bildet  nur  erdengen,  das  gewässer  der  see 
landeiigen.  F.  L.  .Iahn  1,76;  so  .  .  .  fielen  beide  hunde  zu- 
sammen in  das  gewässer  des  sees.  F.  Tb.  Vischer  ^auch  einer' 
1,  169. 

ß)  in  einigen  der  eben  belegten  beispide  ist  das  zusammen- 
fassende momcnt  schon  stark  in  den  hintergrund  getreten,  es  ist 
nicht  die  gesamtheit  der  wassermassen  eines  bestimmten  gebietes, 
sondern  ein  Iheil  desselben,    aber  die  Vorstellung  der  masse  hält  an: 

töchter  der  vielgebärenden  Tethys  und  de«  vaters  Okeonot, 

der  mit  schlummerlosem  gewässer 

umwandelt  die  ganze  erde, 

sehet  die  fesseln.        F.  L.  Stolberg  (Prometheus)  15,11; 

dort  wo  Ajas  die  schiß"  an  den  Strand  und  Protesilaos 

längs  dem  grauen  gewässer  emporzog. 

Voss  Itias  13,682  (£9?'   dJ.ös  nolifjs); 

ich  sah  hinaus  in  die  unermeszlicbe  Sphäre  von  gewässer. 
Heinse  Ardinghello,  schriflen  1,83; 

aber  aus  der  dumpfen  grauen  ferne 
kündet  leisewandelnJ  sich  der  stürm  an, 
drückt  die  vogel  nieder  aufs  gewässer. 
.  .  .  vor  seinem  starren  wüthen 
streckt  der  schilTer  klug  die  segel  nieder, 
mit  dem  angsterfüllten  balle  spielen 
wind  und  wellen.        Göthb  (iecfuhit)  2,76. 

y)  in  anderen  leruendungen  ist  auch  die  Vorstellung  des  groszen 
unermeszlichen  aufgegeben,  dagegen  dient  der  collectiv  der  Ver- 
allgemeinerung insofern,  als  eine  unbestimmte,  nicht  näher  ge- 
kennzeichnete qunntität  zum  ausdruck  gebracht  wird,  das  collectiv 
dient  der  indefiniten  bezeichnung :  item,  ob  man  müsse  den  bau 
solcher  befestigung,  zugleich  allenthalben  herumb  fuhren, 
oder  ob  solches  werck  etwan  auff  einer  seilen  ein  behilCfung 
haben  ...  als  ob  etwan  ein  gemösz,  gebrüch  oder  gewässer 
herumb.  Fronsperger  kriegsb.  2,18';  ir  werdet  keinen  wind 
noch  regen  sehen,  dennoch  so!  der  bach  voi  wasser  werden, 
das  jr  und  ewer  gesinde,  und  ewr  vieh  trinckt  . . .  sihe,  da 
kam  ein  gewesser  des  weges  von  Edom,  und  füllet  das  land 
mit  wasser...  und  da  sie  sich  des  morgens  früe  auffmacheten, 
und  die  sonne  auffgieng  auff  das  gewesser,  dauchte  die  Moa- 
biter das  gewesser  gegen  inen  rot  sein  wie  blut.  Luther 
2  *ön.  3, 20//".  {bei  Kautzsch  durchweg  wasser); 


GEWÄSSER  (1,6  ein  beliebiges  wasser)     5372 

bei  welchem  gewässer  und  liehblichen  gründen 
enthält  sich  mein  trauter,  wi?  saget  ihrs  nicht? 

Zbsen  adiiiil.  liusemund  99  tie«(Jf.; 

schwellen  ...  einen  dämm  von  grunclbalken  an  einem  gewässer 
aufführen.  Stalder  2,  363;  als  auf  einmal  eine  weite  ebene 
vor  ihm  dalag,  und  er  in  der  ferne  ein  Städtchen,  an  einem 
see  erblickte  ...  er  konnte  seine  äugen  von  dem  gewässer 
in  der  ferne  nicht  verwenden,  das  ihn  mit  neuem  muth  be- 
seelte, die  ferne  aufzusuchen.  K.  Ph.  Moritz  Anton  Reiser 
s,  347  neudr. ; 

als  mit  mir  bei  mondenscheine 

Lavater  spazieren  ging, 

ich  am  fall  des  Rheins,  von  schäume 

nasz  gesprüzt,  ihm,  wie  im  träume, 

staunend  an  dem  arme  hing: 

ach!  da  war  mir  wohl!  noch  besser 

(seufzt'  icli  dann  für  mich  alleiu) 

als  am  lieblichsten  gewässer, 

wird  am  Zorgallusz  dir  sein. 

GöcKl^GK  (((!(/  ((.  lod  meines  sohnes)  ged.  3,186; 

des  abends,  war  die  schule  endlich  aus, 

zogen  wir  singend  in  den  wald  hinaus, 

oder  im  garten  am  gewässer 

sahn  wir  die  sonne  glühend  niedergehn. 

Geisel  (auf  d.  lud  eines  freundes)  gcd.  237; 

alle  diese  hochcultivirten  flächen  dulden  an  keiner  stelle 
weder  ein  tümpelchen  stehenden  gewassers  noch  einen  irgend 
hochreichenden  grundwasserstand.  H.  Hehpel  zeitschr.  f.  ge- 
wässerkunde  6,  102;  die  mit  den  zuständen  im  fliessenden 
gewässer  nichts  gemein  haben.  H.  Classen  ebenda;  als  un- 
befugt hat  nicht  jede  Verunreinigung  von  gewässern  zu  gelten 
...  für  die  beantwortung  der  frage,  ob  die  Verunreinigung 
eines  gewassers  als  eine ...  unbefugte  anzusehen  ist,  sind... 
die  bestimmungen  des  sonst  geltenden  rechts  maszgebend. 
L.  HoLTZ  fürsorge  für  reinhallung  der  genässtr  s.S;  sind  nahe  der 
einmündung  erheblicher  mengen  schädlicher  abwässer  Ort- 
schaften gelegen  ...  so  sind  Vorkehrungen  gegen  die  Verun- 
reinigung des  gewassers  in  weit  höherem  masze  erforderlich, 
s.  19. 

S)  der  neueren  spräche  erst  gehört  diese  Verwendung  auch  in 
solchen  fällen  an,  wo  der  Zusammenhang  die  geringfügigkeit  der 
wassermasse  zum  ausdruck  bringt. 

I))  aus  der  gegenüberliegenden  seile  des  wassers,  nur 
zwanzig  schritte  von  uns,  stieg  eine  felswand  empor,  bei- 
nahe senkrecht  . . .  ihre  steile  verkündete,  wie  tief  hier  das 
kleine  gewässer  sein  müsse.  G.  Keller  (d.  grüne  Heinrich) 
1,248;  an  dessen  fusze  flieszt  der  bach  Trotinka  durcli 
morastige  wiesen  südostwärts  der  Elbe  zu:  auf  der  andern 
Seite  des  kleinen  gewassers  schlieszt  dann  der  steile  Hor- 
schizkaberg  das  bild.  Syrel  begründung  des  deutschen  reiches 
5^,  172;  dort  aber  legten  die  pioniere  sehr  bald  mehrere 
Pontonbrücken  über  das  kleine  gewässer.  186. 
2))  und  herab  lloss  kaltes  gewässer 

hoch  aus  dem  felsgeklüft.       Voss  Odyssee  17,209 
{ausgäbe  von  1793  und  später;  in  der  ausgäbe  von  1781  dagegen: 
schäumte  das  kalte  wasser); 

ein  gewässer  höit  er  endlich  rauschen, 

und  gelangt  an  einen  prächtigen  springquell. 

Platbn  Ahbatsiden  6; 
kam  an  das  ufer  eines  kleinen  bergflusses,  der  einen  schmalen 
dünnen  wasserfaden  durch  ein  breites  trockenes  felsbett 
rinnen  liesz  . . .  forellen  musste  das  gewässer  aber  doch  er- 
nähren. L.  ScHtiCKiNG  (der  böse  nachbari}  erzähl,  u.  novellen  5, 177; 
in  der  tiefe  einer  felsigen  schlucht  braust  gewässer.  Hoseggeb 
schriflen  des  Waldschulmeisters  3. 

c)  die  erweiterung  des  bedeutungsumfanges  durch  Übertragung 
der  bezeichnung  auf  flüssigkeiten  überhaupt. 

a)  regenwasser:  schindelte  ihm  die  lücken  zu,  die  tropfend 
gewässer  und  unbill  des  wetters  in  das  dach  von  Gottschalks 
blockhaus  geschlagen.  Scheffel  Ekkehard  366. 
ß)  trinkwasser: 

in  des  weinstocks  herrliche  gaben 

glesst  ihr  mir  schlechtes  gewässer! 

ich  soll  immer  unrecht  haben, 

und  weiss  es  besser.      Götue  (spricIiwOrtlich)  2,255. 

y)  köstliches  wohlriechendes  gewässer,  schminck  etc.  ge- 
wässer, acque  prrtiose,  odorifere.  M.  Krämer  (1700)2, 1269";  dazu 
vgl.  wohlriechende  gewässer   Adklung  2,652.    Hilpert  1,463'. 

S)  die  wasserhelle  flitssigkeit  im  menschliehen  kürper:  solcher 
wein  laxiit  den  leib  und  treibt  das  gewässer  von  den  wasser- 
süchtigen durch  den  stulgang.  Sebiz  feldbau  5*28;  dieser  wein  ... 
zertheilet  den  schleim  und  führet  das  gewiisser  durch  die 
harngäng  ausz.  Verzascha  Ardu/erftuc/i  (1678)  703;  gewässer  bei 


6373 


GEWÄSSER  (2.  pluraf) 


GEWXSSKR  (2.  plural) 


5374 


I 


l 


den  medicit  i.  eMquamentum  . . .  gewliter  det  fablüU  f.  wnMi. 

CllOHEL   4,  1040. 

{)  lintt:  Teizeibn  mir  ew.  excellaot  mtio«  brait«  ge> 
■chwatzigkeil,  abrr  «ie  hnbeii  die  icbwtrzen  gewBtter  nriaet 
tintfiKsei  beraufbeschviruren,  und  ich  fOrcbte,  aie  floden 
nicht  so  acbnell  das  vrort,  um  sie  zu  bannen.  Biaataci,  «.  Koai. 
Bnmarekbrii-ft  111. 

2)  der  pluratgfbrauch.  tim  trganiung  der  eben  vtrtuehlen 
tkiize  bittet  dtr  pluralgtbraitfh,  dtr  dif  meisten  d*r  eben  belegten 
Verwendungen  in  lieh  aufnimmt  und  dann  allmählieh  verdringt. 

a)  in  der  beüeutunq  von  *hoehtratter'  hat  die  neuere  bthel- 
über$ettung  durchweg  den  plural  etngetelit:  da  kamen  die  ge- 
wSiier  der  (lut  über  die  erde,  liurzicn  t  Jtfoj.  7, 10;  da  var- 
liclTen  (ich  dia  gewfliirr.  1  Mot.  i^,iu.a.; 

dl«  gewlitar  ilod  verlaureo, 
dU  gerichl«  ilnd  erruill, 
durch  der  wölken  sanrires  iraufan 
blaul  dar  bimmal  bald  enihOllt. 

GiaOK  (Atarat)  palmbiatler  290: 

dia  gewatser  Tollen,  the  floodt  are  tubiiding,  Hilpert  1,463'; 
ala  leb  TOD  Angernulnde  kam,  war  ich  durch  die  (lutben  der 
Zampel  Ton  Kniepbof  abgesperrt  ...  lo  mutzte  ich  die  oacbt 
Ober  in  Naui;i\ril  bloiben  mit  vielen  bandlungs-  und  andern 
reisenden,  die  ebenfalls  auf  das  sinken  der  gewSsser  warlelcn. 
OianARcK  an  seine  tehwetler  bei  Korl  Bitmarekbriefe  24; 

die  wandarende  aal  die  mues  lu  achllT  auch  fteliao: 
ila  moüi  von  liimal  ab,  und  !<e(rell  aiilT  da<  mer 
der  UDgeniummen  wAii;  da  alrlit  sie  um  sich  her 
gewisser  Toller  Torchi,  und  wullen  Toller  «cbrekkan. 
JsstiAS  RoarLiR  v.  Löwinualt  reim-gelicht«  (1.  get>u$ch)  72. 

die  Verbindung  grusz  gewttsaer  rtrd  nur  ganx  r«reinxelt  in  den 
plural  überführt:  in  gruszen  gewissem  wenn  die  Sohl  ao  an 
drr  niawer  vorüber  lleutset,    aoszleufft.    MiTiEsiua  Sur.  I7i\ 

b)  ausbreitung  des  pluralgebrauehes  im  antthlusz  an  ditrinselnen 
abstufuiigen  des  colUctitbegrifft. 

ff)  der  umfassende  begriff. 

a))  BacoD  vergleicht  daher  dit  witseoschaften  mit  den 
gewUsaeiD  Ober  und  unter  dem  gewüibe  aoserer  dunstkogel. 
jene  sind  ein  gläsern  meer,  als  kriatall  mit  feuer  gemengt, 
diese  hingegen  kleine  wölken  aus  dem  meer,  als  eine  manoes- 
hand.  Hamann  {kreuzzüge)  2,204  Roth;  gott  bat  mit  einer  be- 
wundernswürdigen Weisheit  eine  liarmonie  . . .  zwischen  den 
gewüssern  ölen  und  unten  eingeführt,  dasz  sie  sich  einandrr 
ersetzen,  gegen  einander  diensiferlig  sind,  und  in  ihrer  ent- 
fernung  einen  zusammenbang  flnden.  {btbl.  bctrachtungen,  Ruth) 
1,84;  das  regime  der  gewüsser  wird  aber  nicht  allein  durch 
die  wasserstSnde,  sondern  durch  die  fliessenden  wassermassen 
cbaraklerisirt,  daher  die  keniitniss  der  jedem  einzelnen  Wasser- 
stande entsprechenden  abllusamenge...  von  besonderer  Wichtig- 
keit ist.  R  n RADER  leilsehr.  f.  gewässerkunde  6,  ISO. 

k))  ich  furcht,  dasz  ihr  diesen  briefT  noch  lange  nicht  be- 
kommen werdt:  denn  die  gewesser  seindt  so  abscheüllig 
grosz,  dasz  alles  tiberschwommrn  ist.  Elisabbth  Charlottb 
T.  Orleans  (leOH)  briefe  120  Holland;  anno  1530  ist  der  merer 
theil  durch  die  vile  der  groasen  regen  der  Main  und  alle 
gewesser  olle  vier  wuchen  oder  über  14  tage  sehr  groas 
worden  bis  an  das  40  jar.  ehronik  d,  schuhmaeher-handwerks, 
t.  quellen  x.  Frankf.  gesch.  2,22;  ebner  maszen  sind  auch  andre 
gewüsser,  als  flüsse,  seen,  ja  daa  meer  selbst,  wenn  es  rubig 
ist.  Er.  Krancisci  luttige  sehaubiihne  1,662;  all  die  gewäsaer 
da,  wie  liübsch  sie  sich  auch  krümmen,  machen  uns  stille 
musik.  MORikK  [der  sehati)  :*,  69.  J.  KOnic  i/w  vernnrnni^uR^ 
der  gewässer,  Berltn  IS87.  L.  Holtz  dit  fArsorge  für  rtinhaltung 
der  gewüsser,  1902  ii.  o. 

ß)  Verengerung  des  begriffet. 

t))  landschaftliche  eingrenzung. 

a))  von  den  marken  wird  ...  bemerkt ...  dasz  ausser  den 
Wühlern  ...  aurh  die  vielen  seen,  teiche  und  gewS^ser,  bei 
kluger  benutzung  mancherlei  vertbeidigungsmiltcl  darbieten. 
königliche  rerordnung  über  den  landsturm  vom  21.  »pril  1813 
[gesetzsammlung  für  die  preuss.  Staaten);  gegen  die  früher  be- 
absichtigte hindesgesetzliche  regelung  der  mnsznahnien  zur 
reinbaltcng  der  gew&sser  ergeben  sich  namentlich  aus  der 
verschiedenartipkeit  der  Örtlichen  und  wirischafllicben  Ver- 
hältnisse innerhalb  der  monarcbie  .  .  .  bedenken.  aUgem. 
(prf««.)  Verfügung  vom  20.  febr.  1901  6fTre/J"  fürsorge  für  die 
reinhaltung  der  gewässer,  einl.;  weil  in  folge  der  standigen 
Vermehrung  der  bevölkening  und  der  auf  benutzung  der 
wasserliiufe    angewiesenen    anlagen    die    Verunreinigung   der 


gewiaaer  stetig  tuiunahmen  droht.  Ani*^  t.  L.  Hein  1. 1;  hd 

dem  mangel  einer  ge<elzlicben  vortebrilt,  welch«  die  remn» 
reinigung  der  gawasser  allgeineio  onlersagl,  i»t  io  jedem  fall* 
zu  profan,  ebenda,  s.  L  Holtz  i.  10;  mit  geldclraf«  ...  wird 
bestraft,  wer  nnbefu^t . . .  in  geMittern  feile  aufweickl  oder 
reinigt  oder  scbafe  »a«cbt.  ^sckeietgetttt  fir  in  prnsu  lUät 
(l»74)  i  r  M  Holtz  i.r;  eritirbl  »ich,  dasz  dnrcb  abl«it«a|M 
aua  laodwlrtscbaftlicben  oder  lewerbllcben  anlagen  . . .  der 
(Itcbbesland  der  gewiaser  vernichtet  oder  erheblich  beachidigt 
wird,  t  4S.  i.HoLTii.28;  die  beoQtaoni  und  ioaiaodtballasf 
der  gewisser  betreffend,  badütktt  ge$«U  •••  tk.  ««f.  W», 
I.  J.  KOhic  a.  «.  0. 

b))  des  keisers  Sprichwort  ist:  Lgyptena  krloler,  Ihrto, 
gewüsser,  weiszheit,  tufl,  gesam  und  frauen  «Iren  dia  baatca 
in  der  weit.  LoaiKaraiN  Ckopatra  3,43:  die  ge«la*«r  tto«« 
landes,  the  waters  ofaeountry.  Hilpert  1,469*;  L«rd  PalaMntOD 
sagte  dem  grafen  Apponyi  mit  dürren  worteo,  daa  etecbeinen 
diesea  gescbwadera  in  den  englischen  gewassern  ...  sei  am« 
beleidigung  der  englischen  nation.  Sibel  begrUndung d.deutttlun 
retcAM  8,308;  vorlauflg  galt  ea  eine  reite  mit  dein  Hamburger 
schifTe  'Hammonia'  in  die  chinesischen  gewaster.  Ta.  Stob« 
{Hans  u.  Heins  Kirch)  werke  6,  I&:  einen  besonderen  zweig  dar 
hydrometrischen  foracbung  in  Oesterreich  bildet...  dia  ajale- 
matische  erhebung  der  an  den  dtterreicbiacbeo  gewlaaem 
verfügbaren  . . .  waaaerkrafte.  R.  BBAOsa  xtüttkr.  f.  gneduer- 
kunde  0,198:  die  am  nordabbange  der  alpen  efltmriageaden 
gewisser  geboren  slmmtlicb  dem  flussgebiete  d«r  Dom«  «ad 
des  Rheins  an.  69;  die  grOndong  einer  staatlirben  anttalt  fBr 
gewaaserkunde,  die  beabsichtigte  belbeiligung  der  preutsitchen 
geolo;;ischen  landesanslalt  an  der  erforschung  be  miscber  ge- 
wflsser.  279;  Bonns  die  notwendigkett  der  reinhaltung  4er  dtiättktn 
ge Witter.  Leiptig  19  )i. 

2))  dit  prnalrechtUcht  tingrenxung  {beim  singmlar  nicht  hekgt): 
jeder  .theiloehmer  kann  verlangen,  dasz  ihm  die  onrnl- 
behrliche  mitbenutzunf  der  gewisser  auf  den  auaeinandcr- 
gesetzten  grundstücken  vorbebalten  und  diese  so  aosgtwieaeo 
werden ,  wie  ea  zu  diesem  zweck  für  beide  tbeil«  am  be- 
quemsten ist.  preutx.  gemetnsehafttlheHungtordn.  von  1831  bei 
R.  NotiLiNC  kuUuigetetze  in  Preutzen  202;  daas  berr  Fritz  v.  Fmk 
eigenthümer  des  terrilohums  FowiingOonr,  sowohl  da«  griind 
und  bodens  als  der  daiaof  befindlichen  geb:lude.  bäume,  gr- 
wilsser  ond  aller  daran  liaflenden  nutzungen  sei.  G.  Fa^vrac 
(soll  u.  haben  1)  4,167;  zu  den  privalgew assern  gehören:  l)  daa 
auf  einem  grundstQck  entspringende  . .  .  watter  (quellen); 
'.>)  die  künstlich  angelegten  Wasserleitungen  und  kanale;  s)  daa 
stehende  wasser,  welches  in  seen,  laichen,  cislernen  ...  ge- 
fangen ist.  Bluntscbli  i/aar>v(rlcrfriieA  3^  60. 

3))  vor  allem  beUebt  ist  der  plural,  wo  die  xugek6rigluä  tm 
einem  bestimmten  wassergebiet  gekennstiehnet  wird. 

""     schon  die  anderen  alle,  .«o  viel  dem  verderben  eniraonea, 
waren  daheim,  den  tcblachtan  entnohn  und  drt  meer«« 
gawlsiero.        Vom  Uuyuee  1,12  dsu«): 

wo  daa  eUmeer  mit  des  dauiscbei 
Dears  gawt>tero  sich  vermengt. 

FaiiLisatTa  1,16; 

ao  iat  mein«  Überzeugung,  dasz  . . .  diese  beiden  parlamentc 
nicht  langer  aua  einander  in  halten  aein  worden,  als  etwa 
die  gewBsser  des  rothen  meeres,  nachdem  der  durcbmarsch 
erfolgt  war.  Bismabcb  poL  rtdtn  s,  27s  KohL 

b))  diese  schaaren  ergosaeo  aicb  dann  beinahe  wider- 
atandtlos  Ober  alle  theile  JQtlanda  bis  zum  Lijoljord,  hinter 
deasen  schützende  gewatser  general  Hegermano-ündeacroDe 
zum  zweiten  male  vor  drr  äbermacht  zurückwich.  Stbu.  Be- 
gründung d.  deutschen  reiches  i,Vo;  indem  Sophok'es  aeioen 
geburtsort,  den  gau  von  Kolonos  in  Terberrlicben  strebt,  ttellt 
er  die  hohe  gestalt  das  tcbicktalverfolgteo,  berumirrendea 
köoiga  an  die  tchlummerloaen  gewisser  des  Kephistot,  von 
heiteren  bildern  sanft  umgeben.  A.  v.  Hcibolot  k9swsm  3, 13; 
ilic  wichtigste  Verkehrslinie  auf  den  gewisaern  de«  Ob  ist 
diejenige  von  Tjumen  nach  Tooiak,  beaptalehlidi  den  |e- 
treidetraiitport  dienend.  teUtekr,  f.  §rwiimhud$  %  Itt, 

y)  ebenso  wird  der  plunlgibrimtk  ia  in  fUk»  Ifftaitiff, 
in  denen  a*t  attribntiren  besiimmunftn  oder  aOfemtmer  mu  iem 
nummenhange  eint  ktnnseichnmng  dtr  art  und  ein  ftgentatt 
gegen  andre  tpielartfn  hervorgeht,  rgl:  die  ferfflgung  bezieht 
ticb  auf  gewitaer  jeder  art:  natOrlicba  wie  kOnttlicbe,  Öffent- 
liche wie  private,  schiffbare,  wie  nicht  schiffbare,  stehende 
wie  fliesscnde,  oberirdische  wie  unterirdische,  biooeogew&sscr, 


5375     GEWÄSSER  (3.  in  der  composition) 

wie  meereshuchtea  und  haffe.  L.  Holtz  die  fürsorge  für  rein- 
haltung  der  gewässer  (1902)  s.  1  anm. 

1))  gegensätze  in  bezug  auf  den  umfang, 
a))  in  der  Wirklichkeit  nun  sciieint  sich  für  solche  poetische 
äusserungen    das   baden    in  unbeengten  gewässern  am  aller- 
ersten zu  qualificiren.  Götiik  (dicht,  u.  wahih.  19)  48,136; 
so  holTt'  ich  ihr  des  reichs  bebaute  flächen, 
der  Wälder  tiefen,  der  gewässer  Uulh 
bis  an  das  ofTne  meer  zu  zeigen. 

(nat.  lochler  3,4)  9,323; 

die  fluten  der  beiden  ströme  waren  hoch  geschwollen,  und 
deshalb  unsere  expedition  nach  der  heiligen  Teste  nicht  un- 
beschwerlich, da  ohne  aufhören  neue  gewässer,  in  denen  die 
pferde  oft  bis  an  den  bug  versanken,  zu  überschreiten  waren. 
ScDACK  ein  halbes  Jahrhundert  \,  190; 

nun  sterben  die  laute  beseelter  natur, 

(lumpriosend  umschäumen  gewässer  mich  nur, 

die  hoch  an  schwarzen  gehölzcn 

dem  gletscher  entschmelzen.      Matthisson  nlpenreise. 

b))  in  kleinen  gewässern  fängt  man  auch  fische  {nach  dem 
dänischen).  Wand  kr  1,1600; 

wie  er  (d.  niond)  vom  himmel  herab  sich  im  bache  besieht, 
manchen  goldenen  streiT  aul'  die  gewässer  mahlt. 

HöLTT  (hymnus  an  ä.  mund)  ged.  202; 

die  plätschernden  gewässer  der  Springbrunnen.  Maslos  Volks- 
märchen 4,  123. 

2))  gegensätze  in  bezug  auf  enlstehungsweise  und  beweglichkeit. 

a))  vorerst  unter  thuniichstem  ausschluss  mancher  in  den 
nntürlichen  gewässern  störenden  umstände.  C.  Weigelt  zeitschr. 
f.  gewdsserknnde  6,  42. 

b})  bei  weitem  die  wichtigsten  gewässer  sind...  die  fliessen- 
den. Bldntschli  s<aa/su)6.  3*,  60/'.;  dasz  die  sommerregen  in- 
folge der  Verdunstung  fast  ohne  einflusz  auf  das  anschwellen 
der  niessenden  gewässer  sind.  C.  Gebaüer  zeitschr.  f.  gewässer- 
künde  6,240;  die  hypothese  von  der  Selbstreinigung  fliessender 
gewässer.  H.  Ciassen  ebenda  s.  31;  preusz.  ministerialerlasz  vom 
7.  april  1876  betreffend  den  schütz  fliessender  gewässer  gegen 
Verunreinigung,  bei  Holtz  s.  41;  neue  Untersuchungen  über  die 
grenzen . . .  der  Selbstreinigung  flieszender  gewässer.  H.  Ci.assen 
1898;  das  röten  von  flachs  und  hanf  in  nicht  geschlossenen 
gewässern  ist  untersagt,  ßschereigeselz  für  den  preusz.  slaat  (1874) 
§  44  bei  Holtz  s.  29. 

3))  sonstige  epitheta:  sie  . . .  fanden  auf  ihren  Spaziergängen 
durch  das  gebirg  so  klare,  rauschende,  erfrischende  gewässer. 
GöTHE  (dicht,  u.  wahrh.  19)  48,137  (vgl.  auch:  beim  anblick  und 
feuchtgefühl  des  rinnenden,  laufenden,  stürzenden  in  der 
fläche  sich  sammelnden,  nach  und  nach  zum  see  sich  aus- 
breitenden gewüssers  war  der  Versuchung  nicht  zu  wider- 
stehen, [ebenda]  136);  dann  dünke  ich  mich  reich  genug,  um 
jedem,  und  ob  es  gott  selbst  wäre,  zu  vergelten,  was  er  an 
mir  gethan,  dann  scheine  ich  mir  ein  brunnen,  der  nur  darum 
aus  allen  ädern  der  erde  die  holden  gewässer  einsaugt,  damit 
er  erquicken  kann,  was  ringsum  dürstet  und  schmachtet. 
Hebbel  briefwechsel  1,72;  ich  steh'  auf  des  berges  wolkigem 
gipfel,  unter  mir  liegen  die  schlafenden  Städte  der  menschen 
und  blinken  die  blauen  gewässer.  Heine  harzreise. 

e)  Übertragungen  sind  nur  beim  pluralgebrauch  belegt: 

0  hättest  du  getrunken  aus  dem  brennen 
aus  dem  lebendige  gewässer  quillen. 

CuAMisso  Forlunat  51; 

wenn  nun  von  einem  mann  ohne  bildung  in  jeder  läge  des 
lebens,  in  jedem  affekt  verlangt  wird,  dass  er  sich  die 
schranken  gegenwärtig  halle,  die  die  ehre  seines  nächsten 
schützen,  dasz  er  seine  znnge  im  zäum  halte  und  wohl 
überlege,  auch  das,  was  er  im  zorn  sage;  dann  wollen  sie 
behaupten,  dass  der  hochgebildete  gesetzgeber,  der  beherrscher 
des  Wortes  und  seiner  gedanken,  der  kühne  schilTer  auf  den 
gewässern  der  rede,  wie  wir  sie  hier  haben,  ausser  stände 
sei,  die  kuppen  zu  vermeiden.  Bisharck  reden  3,33  Kohl. 

3)  das  collectiv  in  der  compoHtion. 

o)  meeresgewässer  Voss  Odyssee  2,264(1806);  sOssgewässer 
Brehm,  vfil.  Sanders  erg.-wb.  613;  sumpfgewässer  Göbrks  heilige 
allianz  137;  das  kleine  waldgewässer  K.  Immerbann  das  äuge 
der  liebe  4;  kiesgewässer  Götiie  (Faust  2.  dass.  Walpurgisnacht) ; 
fischgewässer  Schweiz.  Verordnung  vom  13.  juli  1886;  grenz- 
gewässer  Schweiz,  bundesgesetz  vom  18.  oct.  1875. 

6)  schneegewSsser,  regengewässer  Kramer  (1700)2,1260*; 
Wintergewässer  Voss  Utas  23, 420 ;  am  stygischen  nachtgewässer 
Heine  (im  mal)  18, 252;  die  offenen  weltgewässer  H.  t.  Kleist 
PenlhesHea  14;  das  urgewässer  Götiie  (ital.  reise)  27, 141. 


GEWÄSSERBESCHREIBER  —  GEWÄSSERT  5376 

c)  wasch-gewässer,  spuazzo  dal  lavore.  Kramer  (1700)  2, 1269'; 
Schmutzgewässer. 

GEWÄSSERBESCHREIBER,  m.,  von  Campe  (2,  360)  als  ver- 
deulschung  für  hydrograph  angeführt,  ebendort  gewässer- 
beschreibung,  f.  für  hydrogrophie. 

GEWÄSSEHCHEN,  n. ,  diminutivform  in  anlehnung  an  die 
unter  i,b,S  (sp.  5372)  angeführten  Verwendungen: 

siehe,  da  rieselte  still  ein  gewässerchen  ohne  gewirbel, 

bis  an  den  grund  durchsichtig,  wodurch  in  der  tiefe  mir  zählbar 

jedes  kieselchen  war,  und  kaum  floss  leise  die  welle. 

J.  H.  Voss  Ovid  1,302  (Cerei). 

GEWÄSSERKARTE,  A;  wirft  man  den  blick  auf  eine  voll- 
kommene gebirgs-  und  gewässerkarte  Europas  und  rechnet 
man  Russland  als  eignen  steppenerdtheil  ab,  so  findet  man 
in  Europa,  nicht  mehr  und  nicht  weniger,  nur  folgende  neun 
länder.  F.  L.  Jahn   l,  172. 

GEWÄSSERKUNDE,^.;  die  künde  oder  kenntnisz  von  den 
gewässern,  und  gegenständlich  als  lehre  dargestellt;  die  ge- 
wasserlehre (hydrologie).  davon  der  gewässerkundige.  Campe 
2,  360.  dieses  compositum  hat  in  der  neueren  spräche  festen  boden 
gewonnen:  anwelsung  des  landwirtschaftsministers  für  die 
arbeiten  zur  förderung  der  gewässerkunde  vom  1.  mai  1892 
bei  L.  Holtz  s.  6;  vgl.:  die  Zeitschrift  für  gewässerkunde. 
(Dresden  1899 /f.);  die  gründung  einer  staatlichen  anstalt  für 
gewässerkunde.  ebenda  6, 279. 

GEWÄSSERNETZ,  n.:  sie  (die  canäle  im  venelianischen)  er- 
scheinen vielmehr  für  die  landschaften  als  nothwendige  glicder 
des  allgemeinen  gewässernetzes.  H.  Gravelius  zeitschr,  für 
gewässerkunde  6,  47. 

GEWÄSSERSCHAÜ,  f.:  gewässerschau,  «.bachschau  Lüeger 
lex.  der  ges.  technik  4,  633  (bachschau,  besichtigung  der  wasser- 
läufe  durch  sachverständige.  1,608). 

GEWÄSSERSTRECKE,  f.:  da  diese  (die  industrie)  ohne 
benutzung  der  wasserläufe  für  ihre  vielfach  unschädlichen, 
jedenfalls  aber...  nur  für  gewisse  gewässerstrecken  bedenk- 
lichen ablaufe  nicht  bestehen  ...  kann.  C.  Weicelt  zeitschr.  f. 
gewässerkunde  6, 44. 

GEWÄSSERUNTERSÜCHUNG,  f.  Seligo  gewässerunter- 
suchungen  1903. 

GEWÄSSERT,  participiales  adjectiv  zu  wässern  (s.  d.).  das 
particip  ist  in  attributiver  function  neben  einigen  Substantiven  gern 
gebraucht,  mit  denen  es  feste  Verbindungen  eingeht,  die  bedeulungs- 
enlwicklung  steht  ganz  unter  dem  einflusz  dieser  snbstanliva  und 
zweigt  von  einer  grundlage  ab,  wie  sie  etwa  in  gut  gewässert 
ist  halb  gebleicht  (Rensrerg-DCringsfeld  Sprichwörter  d.  germ.- 
romanischen  sprachen  1, 612)  zu  tage  tritt,  dagegen  bleibt  eine 
andere  richtung  der  bedeutungen  von  wässern  (vgl.:  es  hat  ihm 
das  maul  lang  darnach  gewässert.  Krämer  2, 1269")  ohne  Wirkung 
auf  die  Sonderentwicklung  des  parlicips.  wenn  man  für  diese  eine 
gliederung  anstrebt,  könnte  man  sich  an  Cbomel  anschlieszen : 
gewässert,  heist  entweder  so  viel  als  in  wasser  eingeweicht, 
oder  mit  wasser  vermischt.  4, 1040.  in  der  that  handelt  es  sich 
beim  einen  theil  der  Verbindungen  mehr  um  eine  Sättigung  mit 
flüssigkeit,  im  anderen  um  ein  untertauchen  im  wasser,  aber  auch 
hiefür  giebt  im  gründe  doch  die  eigenart  der  objecte  den 
ausschlag. 

1)  die  beziehung  auf  grund  und  boden,  vgl.  bewässert:  und 
wirst  sein  wie  ein  gewesserter  garte.  Luther  Jesaias  58, 11 
(dasz  du  einem  wohlbewässerten  garten  gleichst.  Kadtzsch); 

wodurch  manch  fruchtbar  thal  sich  zieht, 
und  grün  sich  hin  und  wieder  wendet,  von  mancher  kühl- und 

klaren  fluht 
des  reinen  haupt-strohms  Tweed  gewässert. 

Brockbb  tliomnons  jalireszcilen  (herbst  827)  375; 
und  kam  zu  der  grotte  der  nymfen, 
an  der  gewässerten  au. 

J.  H.  Voss  (üriihi'HS  d.  Arqonaul  646)  //««iod  293. 

2)  die  Verbindung  mit  anderen  flüssigkeiten :  gewesserter  wein, 
under  den  wasser  thon  ist,  vinum  dilutum.  Maaler  Itj"; 
gewässerter  wein,  vinum  dilutum,  vin  trempe.  Ehmel  nomencl. 
quadriling.  323;  gewesserter  wein,  vin  auquel  il  y  a  de  l'eau. 
HüLsiDS  (1614)  163',  ebenso  ausgäbe  von  1616  (s.  137'  gewässerter 
wein  . . .  vino  adacquato).  ebenso  Henisch  1695.  Duez  (1664)  198' 
(du  vin  accouse,  vin  baptise);  vgl.:  sein  wein  war  ziemlich  ge- 
wässert. Grimmelshmosen  Simpl.  286  neudr.;  gewässerter  wein, 
gelästerter  wein.  M.  Krämer  (1700)  1269';  gewässerter  wein,  »in 
auquel  il  y  a  de  l'eau,  vin  batisö.  Rädlein  1,382* ;  ähnl.  Weiss- 
mann  157*.  Bayer  291*.  Kirsch  iso*. 

3)  die  beziehung  auf  nuhrungsmittel  und  Stoffe,  bei  der  erst- 
erwähnten   beziehung   kann    am   ehesten    an    ein    eintauchen    ins 


6377        (iEWÄSSKULET  — ÜKWATKN  II. 

mauer  gedacht  werden;  b«i  der  twtiten  maf  twar  mauchtm,  dtr 
dat  wort  gebraucht,  ein  ihnliehtt  bild  loriehwtben,  abtr  über 
die  thatiacliliche  tuberettung  Jüur  Hofft  gebt*  die  belege  andere 
ouskunft. 

a)  gewfliierter  baring,  kareng*  wueerata.  EimiiioainieL  la: 
•   ürwesterter  hering,  hareng  mortiß*.   Huiiiu*  (UU)  IM*,  ebenso 

outgabe  von  loto  (ge«ta*iiert):  gewa»ttrter  bering,  britliemtg. 
harettgui  mactratus.  IIemicu  lb\tU;  <f/in<.  Uunt  (ie<M)  tw'.  IUdliim 
1,382'.  KiH*cH  IHO';  gewatterter  siockflicb,  gewl^ierter  brriiig. 
M.  KkAMii  (1700)3,  12«»':    gewatterie*   Uencb,   earo  macerala. 

SrtlNIACM   2,  049. 

b)  gewfl*(«i-ter  cboinelol  Hiruch  I&0&:  camelot  ondi^  ge- 
wlsierter  •cbumlutl.  Üukx  (IM2)  49,  «i</iio  (ioe4)  I9'>':  ge- 
uUfüciter  Ufet  etc.,  taffeta  etc.,  ondata ,  ondulata,  marezxata. 
M  KtAHia  2,  120'/;  gewaiiertei  zeug,  vestis  undata,  undulata. 
Wki^aHANN  lft7';  dhnL  U*1K>  291*.  kii^cH  IbO*.  StiiNbacm  2,94U; 

•  Inen  ttlsr  voll  wOrJe,  xur  r«iti.<tiiiarla,  bring*  leb, 
tcliOu,  von  t[«"'*-*"rti)iu  lart,  uilt  «Igtoio  btiideu  genAbet. 
J.  II.  Vo««  foe:i»clie  werkt  1,  ».  40  {llemfitl); 

gewfltserte  zeuge,  neiiDt  roan  diejenigen  zeuge,  welchen 
glanzemie  streife,  die  nie  wasservxigcn  auiieben  und  daber 
waaaer  genannt  werden,  durch  gelinde«  aofaucbten  oder 
preuen  uml  uiangelo  gegeben  worden,  eü  amd  die  ge- 
wil«ierton  zeuge  von  veracbiedenen  gatlungen:  al«  doppel- 
talTete,  mobr  und  einige  andere,  es  entsteht  aber  die  Wässe- 
rung durcli  die  kuprerneii  oder  einernen  walzen,  auf  denen 
die  gestuUen  der  «tasserwogen  eingearbeitet  aind.  den  glänz 
gibt  man  diesen  zeugen  nucb  der  wflsserung  mit  der  Maruien 
pies.^e.  kiüMTz  18,  89/".;  gewasserter  Stapel,  zeigt  diejenige 
krauselungsfurm  der  wolle,  wo  alle  wellungrn  durchweg  die 
furo)  eines  bolbkreisea  zeigen,  ohne  deutlich  abgetrennte 
ütüpeli-hen  erkennen  zu  lassen.  Thiel  4,420;  gewasserte  uder 
muirirte  zeuge  nennt  mnn  süicbe  seidene  und  wollene  stulTc, 
deren  ubertlücbe  glanzende,  wellenfOruiige,  jedoch  nicht  ein- 
gewebte streiren  hat,  Scmbdel  waarenlex.  l',  298'. 

c)  von  hier  aus  wird  dat  paiticip  in  dieser  isolierten  bedeutung 
auch  weiter  übertragen:  bauptTaibung  {der  wildgdnte)  grau  mit 
braunem  und  gruu  gewassertem  rücken  (gSniegrau).  Wirciill 
Handbuch  f.  jdger  3*,  136.    r;<.  auch  gewasserleU 

d)  datu  vgl.  die  Verwendung  in  der  faehsprache  der  bildhauerei: 
in  seiner  Jugend  kunnte  er  sich  von  klumpigen,  gewasserten 
liguren  nicht  lus  machen;  spater  gelang  es  ihm,  dieseu  typus 
zu  krariiger,  voller  lleisthigkeit  zu  veredeln.  lnahBMAii:« 
memorabiUen :  fränkische  reui  {werke  20,  i.  82). 

41  die  übertragene  Verwendung  seilt  hauptsächlich  an  der  in 
in  der  Verbindung  gewasserter  wein  eulwickeltin  Vorstellung  an: 
Lu  Fontaine  gelang  es  die  fabel  zu  einem  anmutbigen  poe- 
tischen spielwerke  zu  machen;  er  bezauberte;  er  bekam  eine 
menge  nacbabraer,  die  den  namen  eines  dicbters  nicht  wohl- 
feiler ei halten  zu  können  glaubten,  als  durch  solche  in 
lustigeu  Versen  ausgedehnte  und  gewasserte  fabeln.  Ltssmc 
(von  dem  Vortrag  der  fabeln)  1^  *6Q;  und  hielt  eine  lange 
leicbenpredigl,  worin  sie  viel  schwätzte  vou  den  lugenden 
der  hingeschiedenen  ...  von  einem  besseren  sein,  von  liebe 
hoffnuiig  und  glaube,  alles  in  einem  nüselnd  singenden  tone| 
eine  breilgewaaserlc  rede,  und  ao  lang  und  langweilig,  dass 
ich  davon  erwachte.  Haini  ItaUen,  top.  i\. 

GEWASStHLtT,  nebtnform  im  gewassert,  vgl.  l,c:  tu  s«inen 
hosen  wurden  auszgcnominen  elfhundert,  fünf  ballpo  und  ein 
diittbeil  weis-ieu  staininel,  darausz  macht  man  ihm  ein  lacmirl 
acblangeuMendig  phtzstiamig  und  geOenimet  kleid,  welchs 
dabinden  zerschnitten  war  zersegel,  und  durchfeihelet  ouff 
die  weisz  der  crenelirten,  gewSsterleten,  berechen  zünellen, 
krennirten  gelaubwircklen  und  durcbsichtigeo  seuleo.  Fisciiait 

CVy.  (ISOO  114*. 

r.EWAT.  gewaite,  s.  gewand,  v,il.  vor  allem  sp.  Kil  ff.  525«. 

üEWATEN  I,  gewKlcn,  ablettung  im  wat,  ul  gans  durdt 
gewanden  (».  d.)  verdrängL 

tiEWATEN  II,  verstärktes  waten  (5.  d.).  obwol  die  form  Mr- 
kaUnumä^ug  spät  belegt  Ut,  reicht  sU  dock  kaum  über  die  «n- 
finit  der  neukoehd.  periode  hinaus: 

Jener  Uget  dich  in  dat  waiilr 
ir  dA  lud«  din«  gadin 
■emugln  geswimmln  noch  gewadin. 

kiHÜi  liolker  4557; 
doch  raoehi  «r  nicht  tu  In  gewaten, 
noch  ir  dekeine  tu  staten 
grireien  in  daritlban  liL 

paittMMl  33S,4t  Köikr, 


GEWATSCHEL  —  GEWEBE 


5378 


■6cbi  lek  |««au«a 
Bodar  irea  iroaiea  ackattea. 

dank  iiNii  fr  Ml  a»  4U  gtlUkU  km  Laasat«« 
UtdtrMtit.Ui 
wao  er  4»  voa  deo  waa*ra 
bau*  Baal««  Um 
wat  Ir  da  «In  an  lo  gawai 
und  tieb  so  ballen  dar  («haart. 
dta  wardeo  all«  ab  im  gedaufl. 

mUletä.  «MHyrliMMMrl  «W  ST.   Nwl 

lio*.  S.U)  lir  SeMniMfc. 
GEWATSCHEL,  a.,   wtrbaUuksianii»  1«   »atsekalo  (s.  dL): 
gewatachel  Cabm  i,3«o;  gawatacbel  der  gtot«,  «oUB.  s.  Uiltut 

I,  4«3'. 

GEWÄTT,  ..  gewelL 

GEWE,  t.  geuw«  sp.  4«4o,  vgl.  «a«A  Luu  i,tm 

GEVVEÜE,  u.,  veibalsubitanttv  tu  weben  {s.d.).  im  Mfwim»}* 
umfang  unseres  Wortes  sind  heute  zwei  reruhitdtntrtifi  tidtn§0» 
ternntgl,  die  funetionen  einet  nomen  oc^ioau  und  du  aAsta/tn^n 
«n<i  coUectivtegriffes.  die  gleidun  fegeusdtu  $mi  n^  iit  bei 
den  ältesten  belegen  hervortreten  mnd  üt  dm  fittkickU  unietet 
•ortet  sowol  nach  form  und  bedeittung,  alt  autk  im  k«tu§  »mf 
die  Stellung  im  kreiu  seiner  sippe  beeinflussen. 

1)  die  abgrentung  von  stammesverwandun  btiiungeu,  die 
mannigfaltigkeit  anderer  ableiiungem  rt/ia  gUschem  stamm  nUtfi 
SU  Aurirr  aueinandersetsung,  um  so  mehr,  «Ii  einulne  formtu 
noch  bu  in  die  s/^ätere  itÜ  tur  teiU  gehen  und  ntlfacJun  esnfluu 
auttiben. 

a)  in  wieweit  den  terwantUn  bUdungen  esn  »oM#a  «ctioaii  •■ 
;rund«  liegt,  lätU  steh  Jauegen  schwer  enttehesden,  m«H  dm 
lateinischen  termini,  die  in  den  glatten  tur  leHt  lUktn,  foM  alle 
ebenso  gut  du  Handlung  selbst  als  das  ergtknit  itrtelktn  »nt- 
dnicken.  so  tst  für  das  neutrtsm  weppi  ans  der  glttehtttimnf 
mit  textura  (Gaarr  t,«iO)  noch  kein  ankaUspunkt  «rroan/a 
4  5.  vielmehr  unter  b).  unter  dem  gesithUpunkt  der  bädungtweise 
wäre  wiftunga  (Gsakf  I,  019)  hierher  t«  rechnen,  es  ist  aber  m 
den  Prudrnltusglossen  mit  Uxta  {.leichgetetst,  auek  kier  ist  aüa 
der  bedevtungsübergang  schon  toUsogen.  wi*  weit  dhnbches  für 
giwift,  tfstura  (GaArr  1,044)  giU,   lätU  sieh  nicht  «nltikaidtn. 

b)  deutlicher  lästt  sich  dagegen  die  vergegeuitdndliekuni  dt$ 
beyriffes  nachweisen,  die  in  den  eomposUis  mä  ge  tnr  coOettit- 
bedeulung  überführt:  hierher  gehört  das  nrutrum  weppi  mit  seinen 
ncbenfoimen  woppe,  wuppe  (GaArr  1, 04e)f.),  tgL:  also  di& 
spinn«  buget  ze  iru  unmuicjen  wuppen  {aranea).  Norsta  ^ins 
b9,  10  (Hatttmer  2,326),  vgl.  die  composita  giweppi,  tela  (G«ait 
1,  «4«),  spionaweppi  (648),  gotweppi,  vestet  (047)  lintwalilun 
inan  labhanes  inli  gotuwebbes.  Tutian  200,  4  clamidem  et  pur- 
puram).  noch  weiter  führt  ein  bedeutungtgegensati,  der  innerhalk 
dieser  und  ähnlicher  biUungen  gellend  wird:  du  tubitantn  kenn- 
zeichnet manchmal  die  kette  beim  gewebe,  wtanchwsal  den  eia- 
scMg;  so  fuhrt  Gbaff  für  weppi  0«/.  die  kette  beim  gewebe; 
für  den  einschhg  wird  als  eigene  biÜung  weval  gebucht  (Gbaft 
l,ti49),  das  aber  sugleich  auch  die  kette,  den  aufsng  bedtutA, 
das  also  die  beiden  betleutungen  'tnhtemen  und  *üamrn  in  tick 
tcreinvjt  —  beide  laleinitehen  termini  Haben  kekanntUck  tngkuk 
auch  die  bedeutun<j  *  gewebe'  entwickelL 

c)  innerhalb  dieser  biUungen  ktnnteiekntt  liek  unter  aarM- 
sitbstantiv  als  eine  prägnng,  die  in  form  nnd  ktdeutnng  wr^rtn§Utk 
das  nomen  actionis  sum  nutdruck  bringt,  die  aber  in  ikrer  inturen 
foim,  wie  andere  verbaUnbttantira  mtl  dem  fräfLx  ge,  «a  du 
grosse  gxuppe  der  collettithildnnnen  (vgl.  WanAMaa  i.  jr.  11,  f  im) 
angeuhlossen  wird,  wie  weü  die  Ifrff  faafasafwMillaaj  iaiKtck 
bedingt  ist,  wie  weit  sie  dem  einfluss  der  Oammnerwanilen  MUaaaea 
unUrliegt,  lästt  siek  nicht  entscheiden.  jedeufaUt  iä  dmer  ftterjaBf 
schon  in  den  ältesten  beUi^n  ant  den  gktsen  iet  &.  auf  t,  jakrk, 
angebahnt,  wir  finden  auf  der  einen  teiU:  lextura^  Uwrp 
Reichenauer  glotun  (i  .Voi.  »,  s).  SrciMBETia-SiEvtas  I,  33«; 
;anflMrfl,  kawep  Frewnjer  glatten  ra  Itidor  {de  e/ifc  3,  II,  «. 430)1 
ebenda  2,  341.  auf  der  anderen  teüe  textriet,  kiwab«  ttidsenamtr 
flotten  (5yra«*  45,12).  SriiüaETta-SlBVcas  l,aw. 

d)  die  ertten  ItOeraritckfn  Mrfc  fekiren  der  mHOiaekdenttcken 
perieie  an  nnd  tmi  anek  kier  tusfemeim  tpdriitk;  m  beatkrdnken 
sick  auf  die  letsterw4knU  hedentnng  und  kmipfen  nitkt  aa  dnt 
wtenukliche  eriengnii,  tandem  an  die  IkitijkeU  der  tpimne  an, 
wir  ßnden  einen  beleg  fir  die  form  webe  nnd  einen  für  «ewebe* 

IUI  aU  dl  apiaa«  '      «e"«"«. 

die  nacli  lamerclicbrn  gewinoe 

ir  gewid«  ipinft  ut  iram  laib«. 

da{  in  den  w<ba  aio  mucke  belaib«. 

des  i«i  ir  nao);'  mts.<«(aoge. 

da;  man  d«  diire  ^alk  sacb  haage 

lu  den  waba  »0  na  vardai^       tenaer  gSftO- 


5379        GEWEBE  (2.  neuhochd.  periode) 

Ton  Sant  Augustin  man  list, 

wie  er  bihtic  worden  ist 

her  von  siner  tiintlieit. 

wie  so  Itleioiu  dinc  er  seit, 

da;  zwen  hunt  im  scherz  sich  biii^en, 

da  von  er  bihte  und  seit  sin  gewij!;«D. 

ouch  ein  spinne  er  spinnen  sach, 

ir  gewebe,  da  bilite  er  nach, 

da^  im  sin  zit  da  mit  Terswant, 

da;  er  got  die  wii  niht  mant. 

die  wile  er  schont  zuo  der  gespunst. 

Heinr.  d.  teiciiHer  bei  Karajan  anm.b\. 

an  mittelbares  seugnii  liegt  lool  in  webnetzel  vor:  diu  airl 
gcpernt  si  {die  spinnen)  zwischen  den  webnetzeln.  K.  v.  Megen- 
BERG  buch  der  natur  295. 

<)  die  concurrenzformen  halten  sich  hier  in  der  mittelhoch- 
deutschen zeit  und  gehen  auch  in  der  neuhochdeutschen  periode 
noch  länger  neben  gewebe  her,  ehe  dieses  seinen  eigentlichen 
entwichlungsgang  beginnt. 

tt)  wir  säjen  unde  wäben  .  .  . 

schiere  runn  diu  weppe 
von  bluote.    Servatius  28S4  (.teilschr.  d.  a,  5,  tG2)  u.a.; 

weppebouin,  licialorium  Diefbnbacb  327',  vgl.  auch  mhd.  wb.  l,2-29^ 
tela  ...  gewäppe,  loiU  Joniüs  nomend.  (1602)160;  Penelope  list 
(Jarausz  dj  Sprichwort  erwachsen  dai  gewurcht  oder  gewepp 
i'enelope  wider  auftrennen ,  das  ist  vergebne  arbait  thun. 
ScHAiDENREiszER  Odysscc  6*;  zä  dem  al  si  auch  ain  werck- 
lichea  list  erdacht,  ain  grosz  subtils  gewepp,  oder  gewürch 
angefangen.  99";  webbe,  tela:  textus,  textum,  texlura.  Kilian 
654';  vgl.  webe,  web  Krämer  2,260*.  dazu  vgl.  spinneweppe 
{mhd.  uib.  3,  6)2'),  das  auf  Spinnewebe  von  einflusi  war. 
ß)  üf  in  ein  ganziu  punder 

der  Kriechen  wart  geschiclet, 

dar  in  wart  er  ver*tricljet 

aU  in  da;  wippe  ein  garnes  vaden. 

K.  y.  WÖEZBüRG  iroj.  krieg  3348S  Keller  u.  a.; 

die  gewüpp  RCff  Irostbüchl.  12;  ifaofta,  iaös,  tela,  textum, 
gewüp,  tuch.  Frischlin  nomencl.  trilingus  179';  gewüpp,  tuch, 
tela,  textum.  Emkel  nomencl.  quadrilinguis  iZ\ ;  geweb,  gewüpp 
Hemsch  1595.  vgl.  auch  Uscer-Khull  steir.  Wortschatz  a.  a.  o. 
y)  wepf,  gewepf,  stamen,  tela.  voc.  von  1429,  s.  Schmeller 
2",  965;  dagegen  sind  xu  wefel  {mhd.  wb.  625'.  Schmeller  2%  803), 
wil't  {mhd.  wb.  3,  612*.  Schmeller  a.  a.  o.  865)  u.  a.  keine  formen 
mit  ge  belegt;  doch  vgl.  geweefsel  Scbuermans  vlaamsch  idiot.  154. 
2)  gewebe  in  der  neuhochdeutschen  periode.  in  bezug  auf 
die  form  nimmt  nur  das  sufßx  die  aufmerksamkeit  in  anspruch. 
wir  finden  einerseits  die  apokope,  anderseits  die  bildung  nach 
andogie  der  collectiva  auf  ede.  vereinzelt  wird  der  statnmvocal 
mit  ä  geschrieben:  gewüb  Hulsiüs  (1686),  ebenso  in  Slraszburyer 
ftrkunde  von  1646.  apokope  des  sufßxes:  geweb  Hemsch  1595, 
Simpl.  1  neudr.;  geweb  oder  gewebe  Düez  teutsch-franz.-lat. 
dict.  198';  geweb,  n.,  tela  GiiinLEn  2,74'.  Aler  935.  Bayer  291*. 
Keureiü  Volkssprache  in  Nassau  1,440;  geweb  Hans  Sachs  fabeln 
u.  scAwän/re 3, 216.  4, 145.  Simpl.  121;  Abraham  a  S.Clara  (gewüi)); 
Schiller  kab.  u.  liebe  (3,  426  gegen  gewebe  im  Fiesko  3,  26) ; 
RücKERT  {im  reime  auf  gekieb).  das  sufßx  ede:  gewebd,  ge- 
webde  Duez  a.  a,  o.  KtuREiN  a.  a.  o. 

a)  das  nomen  actionis  läszt  sich  aus  neuerer  zeit  mannigfaltiger 
belegen,  doch  wird  hierfür  nicht  der  ältere  Sprachgebrauch  zu 
gründe  zu  legen  sein,  vielmehr  stehen  diese  Verwendungen  unter 
dem  einßusz  der  neueren  nomina  actionis  mit  ge. 

a)  schon  bei  Duez  a.  a.  o.  ist  die  function  des  nomen  actionis 
durchzufühlen,  er  stellt  gegenüber:  un  tissement  ou  une  tissure  ... 
textura  und  an  zweiter  stelle:  tuch,  lein  wand,  une  loile.  noch 
deutlicher  ist  Stieleh:  webung  und  weberei,  textura,  dicitur 
etiam  das  gewebe,  tela.  2451.  vgl.  Adelung:  das  gewebe  währet 
den  ganzen  tag.  2,652;  vgl.  gewebe,  the  act  of  weaving.  Hilpert 
1,  463'; 

geh'  du  jetzt  hin,  geh'  an  dein  iiunstgeschift; 

an  dein  geweb'  und  deine  spindel  heim. 

ßÜRGK«  (Ulis  6,333)  3, 150,  vol.  auch  Voss  Tibull  147  (2,l,65j; 

fluch,  friedlichem  wert:,  dem  geweb  und  gespinnst, 

woTern  wir  sie  nur,  einst  im  sklavischen  dienst, 

zum  tode  betrübt 

die  töcbter  von  Argos  zu  schmüclien  geübt. 

Lkutuold  (leä.  (Penlhtailea  8)  249. 

ß)  vielleicht  gehört  hierher  auch  die  präpositionalverbindung 
mit  von:  zeug  von  lockerem,  von  festem,  glattem  gewebe. 
Adelorc  2,652;  zwar  liesz  sich  Daniscbmend  ...  erbilten, 
eine  manufaktur  beizubehalten,  welche  frau  Zeineb  mit  grosser 
emsigkeit  errichtet  hatte,  um  sich  selbst  und  ihren  guten 
freundinnen  ...  bemden  von  feinerem  gespinnst  und  gewebe 
, , .  zu  verschaffen.  Wielano  {Danischmend  cap.  50)  8,  461 ; 


GEWEBE  (2,  6  gespinnst) 


5380 


nicht  umsonst  bereitet  durch  manche  jähre  die  mutter 
viele  leinwand   der  tochter  von  Teinem  und  starkem  gewebe. 
GöTHK  {Hermann  u.  Dorothea  2)  40,  "252; 

gewebe,  the  manner  of  wearing.  Hilpert  1,463;  das  gewebe 
dieses  tuches  ist  ungleich  {the  wearing  ...  is  uneven).  ebenda; 
ein  Schleier  von  reichstem  gewebe  {of  riebest  texture).  ebenda. 

b)  die  sachhedeutung. 

a)  ein  coltectivbegriff  liegt  den  Verwendungen  an  und  für  sich 
fern;  er  wird  aber  vereinzelt  von  lexikographen  mit  rücksicht  auf 
die  form  vorausgesetzt:  geweb...  Wo,  quidquid  ßlis  texitur. 
Hknisch  1595;  gewebe  . . .  80  viel  zugleich  gewebet  wird,  o 
web,  what  is  woven  togethcr  upon  the  weavers  loom.  teutsch-engl. 
lex.  (1716)  770'.  auch  im  satzzusammenhange  entwickelt  sich  ge- 
legentlich collective  bedeutung:  ...soll  hinfüro  ein  knapp  bei 
allen  galtungen  leinwats  oder  gewübs  von  der  ehle  einen 
heller  weniger  haben  als  der  meister.  taxordnung  der  leinen- 
weber  1646  (Schmoller  282);  ...  so  blieb  es  doch  nun  eine 
gute  zeit  bei  den  bereits  gemachten  erfind ungen  in  färben, 
...  sowie  bei  der  alten  gute  des  gewebes.  P.  v.  Stetten  1,255 
(sonst  ist  dort  für  den  collecttvbegriff  meist  weberwaare  ge- 
hraucht: war  die  weberwaare  sowohl  von  leinen  als  von  baum- 
wolle...ein  mächtiger  zweig  der  hiesigen  handlang.  2U9;  das 
gewerbe  mit  weberwaaren.  207  u.  a.); 

auf  der  wies'  am  erlenbache, 
wo  sie  bei  dem  morgensang 
häuslich  ihr  gewebe  tränkte, 
sah  es  Adeiheit,  und  lenkte 
schnell  den  pfad  zu  ihr  entlang. 

Chr.  Stolbrrg  (chorQexänge  aus  WiUietm  Teil) 
2, 44. 

ß)  das  einzelne  erzeugnis  aus  menschenhand. 

1))  gewebe,  toile  Hulsids  (1616)  138';  ähnlich  Gürtleb  2, 74*. 
l'iÄDLEiN  1,382'.  Steikbacii  950;  geweb,  tela,  textum,  texlorium. 
Aler  935;  gewebe,  tela  ...  textum  oder  toile,  heist  überhaupt 
ein  ieder  auf  dem  weher  oder  würckstuhle  verfertigter  zeug, 
er  besiehe  aus  seide,  wolle  oder  flücbsenem  garne.  Cbomel 
4,1041 ;  gewebe  {tissu,  web)  ist  ein  tlächenförmiges  fadengebilde, 
bei  welchem  sich  zwei  fadengruppea  (kette  und  scbuss)  unter 
gegenseitiger  gesetzmässiger  schränkung  derart  kreuzen,  dass 
die  eine  fadengruppe  (die  kette)  nur  längs  durch  das  ganze 
gebilde  hindurchgeht,  während  die  andere  fadeng:'uppe  (der 
schusz)  in  der  querrichtung  läuft.  Lueger  lex.  der  ges.  technik 
4,633;  ein  gewebe  schleiertuch,  dreissig  eilen  oder  zwei  stück. 
teutsch-engl.  lex.  770';  gewebtuch  d.  i.  stück  tuch.  Rehuein 
Volkssprache  in  Nassau  1,440;  gewebe....  zeuge,  Stoffe,  d.  i. 
jedes  gewebte  zeug,  man  unterscheidet  a.  glatte,  schlicht- 
gewc'ble  Stoffe;  b.  geköperte  oder  croisiite  stoife;  c.  gemusterte 
oder  faconnierte  Stoffe.  Thiel  4,  291. 

2))  disz  voicklein  {die  frauen)  wie  man  weisz,  will  ungern 
alt  sein,  und  geht  mit  ihren  Jahren  um,  wie  i^enelope  mit 
ihrem  gewebe;  dasz  sie  nemlich  immer  wieder  welche  in 
zahlen  davon  abthun.  E.  Francisci  lustige  Schaubühne  301; 

und  nun  webete  sie  des  tages  am  groszen  gewebe; 

aber  des  uachis,  dann  trennte  sies  auf,   heim  scheine  der 

fackeln.        Voss  t»(iyssee  2, 104  (1781) ; 
trüglich  zettelte  sie  in  ihrer  kammer  ein  feines 
übergrosses  geweb',  und  sprach  zu  unsrer  Versammlung. 

2,94(1781); 

sie  spannen  daselbst  ein  doppeltes,  aus  den  dünnesten  Hiden 
bestehendes  gewebe  auf  und  legen  es  um  den  bäum.  Ovid 
iibers.  v.  i.  S.  Safft  (1766)  252  {ähnl.  Rode  [1791]  1, 257);  der  säum 
um  das  werck  präsentierte  bluhmen  im  epheu-laub.  J.  G. Schmidt 
(1712)  1,206;  den  aüssersten  rand  des  gewebes  aber  unigiebt 
sie  mit  friedlichen  Ölzweigen.  Safft  254  {ebenso  Rode  1,  257. 
Heynehann   [1797]  1,  202) ; 

es  wurden  auch  goldne 
faden  durch  das  gewebe  gezogen  und  alte  gescbichten 
wurden  darein  gewebt.       Üviu  übers,  v.  Sculcter  6,67 

(jedes    gewebe  wird  ein  gemälde  alter  gescbichten.    übers,  v. 

RODK    1,258). 

für  alle  diese  stellen  hat  Voss  in  seiner  Übersetzung  statt  gewebe 
andere  worte  gewählt:  gespinnst  (314,50.  315,57);  gewirk  (315,05). 
nur  da,  wo  die  engere  bezichung  auf  die  spinne  hervortritt,  führt 
auch  er  gewebe  ein  [s.  u.}.  die  älteren  Übersetzer  haben  werk, 
gewirk  in  solchen  stellen  (gwirck  Wickram  [1515];  arbeit,  werk 
J.  G.  Schmidt). 

3))  die  tapezereien  waren  das  zarteste  geweb  auff  dem 
gantzen  erdboden.  Grim.melshaüsen  Simpl.  7  neudr.;  nun  kommt 
mir  ein  zartes  gewebe  in  die  bände,  woran  zwar  nicht  so  viel 
maschen  sind  als  stiebe  an  ihrer  lieblichen  Stickerei,  doch 
denken  sie  sich,  es  seien  lauter  freundliche  worte,  die  ich 


5381  GEWEBE  (2,6  gespinmt.  netz) 

lur  das  allerliebtU  ge^cbtok  erwi«d«ra  nüvlite.  GCthb 
britf«  21,122; 

wthreud  die  friu ,   mit  d«r  iplod«!  batcbtriigal.  ftra«  dem 

Jüngern 
•uiwich,  ond  Ihr  ■idlilcbeii  nli  grobem  fewib'  ilim  bedacki«. 

Vom  (ii<W'««  ^i>  U"''-  2>3ISi 
lie  laug  mit  meloilliebrr  ttlnim«, 

ImalK  eia  icliöuvi  gcwebn  niii  goldener  »ule  lu  wirken. 
uäf-M  b.si  il'tHr. 

kUnttlicb  gcwebe,  dortt,  »nie,  argute,  affubre  elaborulvm  Uxtum. 
Srttl.K«  24M.  andfii  btUg*  i.  unttr  dem  flur algebrauch:  trflufell« 
muiiche  tbitlne  auf  dos  iiiUhsain«  geuebe  berab,  dai  ibre 
kleinen  und  ue  vor  dnii  nacblTruile  decken  tollte.  Ürohmii 
litehtrgeilichle  {dai  trüi  (tutr  auf  trJtnj  42; 

am  tage  leluer  «nkuari.  da  der  könig 
Tom  bad'  erquickt  und  rulilg.  aeio  gewand 
au»  der  grniahliu  liaiid  verlangoud,  iileg, 
warf  die  verderblicUe  «in  l'aliaurelcb 
und  küadllcli  lich  vorwirrendei  gewebe 
Ihm  auf  dio  «cliuitero,  um  <iai  edle  baupi. 

GOtmi  {lihiirim-  2.3)  ft.4Ui 

wenn  sieb  aber  an  einem  kleid  eine  auss.itzige  stelle  zeigt  — 
»c'i  e>  nun  un  einem  wollenen  oder  linoenen  kleid  —  oder 
an  eineiB  linnenen  oder  wollenen  gewebe  oder  )iewirke  oder 
on  leder  ...  niun  zeige  es  dem  prietter.  S  Mos.  13, 48  bei 
Kadtzsch  (es  sei  wüllen  oder  leinen,  am  werRl  oder  am 
eintracbt.  LuTiita);  em  hflrenes  gewebe,  hair  lace.  Hilpknt 
1,403*;  im  folgenden  jabre  Irgte  micb  em  kleines  flusfleber 
in  ein  bette,  das  einen  »cbrügeti  bimmel  batle,  durcb  dessen 
nicbt  gar  dicbtes  gewebe  ...  die  weisze  wand  durcbscbien. 
Lii:MTB<iBeRG  verm.  sehnlleni,  148;  bie  fusste  nacb  einem  baum- 
blatt,  ibr  spitzenäirorl  stieilte  sein  gesiebt,  und  von  der  be- 
rUlirung  des  feinen  gewebes  rOlbete  sieb  ibm  die  wange. 
G.  KasYTAC  vtrlunnc  handsclir.  S,  5)  7,  lOü;  Karl  der  grosze  be- 
stimmte dasz  auf  seinen  meierbüfco  bunfenes  gewebe  (eanava, 
canavina,  canevasium)  gcbulten  werde.  Weinhold  deutscht  fronen* 
41*;  von  werg  aus  flacbs  und  bunf  ward  ein  grobes  gespinnitt 
und  gewebe  gemucbt.  2.  240. 

4))  die  Vorzüge  des  linnen-  und  wollengewebes.  Wiirhold 
24S;  seidenge  webe  247.  vgl.  auch:  atlasgewebe,  florgewebe, 
sammtgewebe,  purpurgewebe,  spitzengewebe:  doppelgewebe, 
biidgewebe,  bunigewebe,  goldgewebe,  pracblgewebe  {rgl.  theil 
7,2046);  kunstgewebe  (j.  fAH<  S,  ip.  2780) ;  schimmergewebe. 
spinnencewebe  vgl.  y). 

&))  feite  Verbindungen  mi<  verbis  werden  wenig  begünstiyt,  vgl.: 
ein  gewebe  anfangen,  telam  esordiri.  Stkikbach  96U:  er  ver- 
fttrliget  ein  gewebe,  lelutn' lexit.  ebenda;  gewebe  entwickein 
(jOruc  9, 'iSu;  anlegen  Jban  I'aul  48,9;  wer  ein  gewebe  an- 
(gelangen,  uiusz  es  auch  zu  ende  weben.  Wandkr  1,1651;  ein 
bi>ses  gewebe  anzetteln,  ebenda  u.  a. 

6))  die  immer  mannigfaütgere  gliiderung  der  eintelnen  arten 
des  geuebes  {vgl.  unter  II), 3)),  4)),  s.  o.|  entwickelt  ueuerilings  Ub- 
hafleren  plurulgebrauch.  noch  Scuottkl  (296)  führt  gewebe  als 
smgultirtlantum  auf,  doch  scJion  bei  JoHA^^  Klaj  (indet  sich 
der  plural: 

der  rorhnng  In  der  kiicli  von  kuo»tllcii<)u  geweben 
mit  eclionem  •cliarlaciirot  bat  einen  kracb  gegeben. 

d.  leidend«  l/in'*lw«  27; 

vfi.  auek  I.OHKRHTIIN  hyaeinthi»  7i  (s.  «.),  vgl.  kOnstlicbe 
geweb  bei  Ai.k*  935;  in  diesem  gebSuiie  fand  zu  allen  zelten 
die  'gescbau'  der  gewebe  statt.  Tu.  IIbrbergcr  Augsburg  und 
nine  frühere  indusine  (IM2)  s.  M;  künstliche  gewebe,  farbe- 
reien und  Stickereien  werden  mit  auszeicbnung  genannt.  «.  11 ; 
auf  neue  arten  von  geweben  hatte  die  aAchsiscbe  regierung 
i.  j.  1771  und  1832  ...  eine  prlimie  gesetzt.  PcscaeR  gesch. 
d.  iniusirit  . . .  tn  der  Oberlauiitt,  ntue$  lausitsuehes  magasin 
29.  IS;  man  versuchte  es  mit  bestem  erfolg  und  der  bandel 
nnl  «eiszgarniger.  feiner  leinwund  war  im  vorigen  Jahrhundert 
um  Zittau  in  grO.ozter  bluthe,  namentlich  mit  geweben  von 
0)'bin.  Jonsdorf.  ebenda;  die  mannigraitigsten  beinkleiderzeuge 
Uszt  das  Ziitauer  kaufmannshaus  Wilntig  gegenwartig  in 
grOszter  menge  arbeiten  und  das  kunstreiebe  Waltersdorf 
liefert  viel  gewebe  dieser  art  5.21.  andere  lei>f  tele  sieht  unter 
y)  »)  und  in  c). 

y)  gespvinslt  thttristken  Ursprungs. 

1))   diU   ntlx   der   spinne:   die   an    und   für  steh  sehen  SMkt 
titgtndt  rortUUung  wird  ra  dtr  tpditren  liUeratur  immer  witier 
mtu  angtregt  durch  dii  grmkistMt  sage  ton  der  Arachne: 
•u>  ibm  (>lem  kmuek  iltr  xpimmr)  »endet  Arachne 
radcii.  und  Oaiaalfai  ooeb  ala  spinn'  ibr  aliea  gawab«. 

Vos»  üviä  1.319  (ArmtksuU 
IV. 


GEWEBE  (2.  6  gttpintul  der  spinna)     5382 

das  übrige  galiOrcl  sum  bauche,  weraoa  ti«  j«4o«b  ibrt  fades 
liebet,  und  ala  spinne  ibr  aitM  |*«tb«  tocb  fonaett«t  Otii 
Ubert.  V.  i.  S  SarrT  w.bt)  m  {dnm  Scateraa  [l'M]  *,  142). 
a))  gebrauch  in  dtr  ttnuUtkf  frunäbtieutung : 

ein  alia  spinn,  dla  «an  elo  nacsleUi  ••!»«■, 

darin  ila  mftnoken  raban  woli  .  .  . 

es  kam  tin  pIn.  «voll  an  ir  arbeit  BiafM» 

samten  der  lUffsen  pluomen  •oh, 

als  dio  »acb  das  peiriagea 

der  tpinnen  •ebalckhaftlfoi  nect  .  .  . 

acbatpf  de  die  »pinnan  darUmb  »uaÄ. 

die  spinn  mit  la*ter  war  peban. 

tpracb  tu  Ir :  .  .  . 

in  mein  ge«eb  kan  leb  mkb  litilg  ecbw>«ab— , 

und  »o  paid  rallen  In  mein  oocs 

dio  acbnaciiea  oder  Bttockna, 

on  alle  mOe  idi  *ia  vorfeefL 

lUat  StcNS  (äit  »pi»  mit  ^*r  H«)  faMa  md 
MkmäHk»  >.»•; 
saifl  regen  kboftlg  »aia. 
wou  »Icii  tom  gweb  dla  tplnoan 
verkriechen  allenibaib. 
Im  korb  pielben  die  pinnen. 
«on  nidor  fleugt  dio  ackwalk. 

{teidien  dt»  re^tmwttUrt)  4,  I4&s 

ferner  betebauet  die  mObtane  tpiooe,  deren  geweb  bcioabe 
ein  wunderwerck  ist!  sehet,  ob  ibr  auch  einen  eiulfta  koofff 
in  aller  ihrer  arbeit  linden  möget?  vielcber  jager  oder  fledfar 
hat  sie  gelehret,  wie  sie  ibr  oetz  auszspaoneo,  und  sieb.  Je 
nachdem  sie  sich  einet  netzes  gebrauchet ,  ihr  wildpret  zo- 
belaustern,  entweder  in  den  bnlersleo  wmckel,  oder  gar  ia 
das  centrum  ibret  gewebt  telzen  tolle?  GanniunaoaBii 
Simpl.  127  neudr,; 

die  ventebi  nur  Ibr  gewebt;  jene,  nicbu  als  Ibr  fliet: 
war  bl  kluger?  biar  die  ipiona;  oder  4on  LÜMbaili. 

GOCKIMCK  (tar  «MiacAeMaa«)  9'<  S.tM: 

denn  eben  diese  idi«  iptnnen)  betcbfltzeo  mit  ihren  geweben 
die  (rauben  vor  den  gefrflstigen  roOcken.  Je«i  Pacl  {gr6»L 
proustt)  i,  13;  da  füllle  ticb  der  tbal-eingang  mit  eioen 
lelttamen  wesen,  das  eine  griechische  funenmaske  mit  vor- 
gewölbten gläsernen  äugen  auf  dem  gesichle  trug,  und  zwischen 
dessen  gliedern  überall  tpinnen  tmsig  spannen,  uro  gewebe 
anzulegen.  J.  Paul  |/irr6titiiiMtn<  S,  sekönheü  des  sterbent)  46,9. 

nur  kieinheit  sollte  hier  «ich  angitllcb  fühlen, 
der  neld,  dar  sieb  lu  »einer  ecbande  zeigt: 
wie  keiner  spinne  schmuiiige»  geweba 
an  diesen  marmoiwtodau  haften  »oll. 

GÖTMB  (Tuuo  1.3)  •.  151; 
den  panier  er  in  die  balle  hing, 
der  apinne  geweb  den  heim  umflog. 

StaACHwiTi  (eiM  f*u*uciit«g)  otdiekte  «.  U. 

ich  kenne  dat  groaze  geheimniiiz,  und  ich  will  suchen  lag 
für  tag,  wo  nur  ein  kellerwurm  kriecht  und  eine  spinne  ibr 
gewebe  anhüngt.  G.  Krettag  rerlorene  han-isthr.  (4,4)  7,242; 
spinnen-gewebe,  a  eobweb.  teutsch-tngL  lex.  (1716)  77o';  alle 
thronen  sind  für  mich  freudenihranen  ...  und  seine  Spinnen- 
gewebe hingen  davon  voll,  wie  andere  an  einem  tonnen- 
niorgen  voll  tbau.  J.  Paul  48,  il;  ipinngewebe,  Ide  «reac«; 
toile   d'araiqn^e,    tgl.  Siuckb  uitschr.  f.  d.  wort forttkumf  tttik. 

b))  bildlicher  gebrauch:  also  fliegen  die  mucken  banffeo-weiae 
in  das  gewebe  der  teuflischen  spinnerinn.  EsAsnot  FsAsata 
der  höllische  Proteus  (1096)867;  wie  man  aber  der  Zeilen  dat 
böte  züchtiget  bei  unt  cbntlen,  laiz  ich  es  einem  jeden 
selbst  zu  erwegen,  ob  et  wahr,  dasz  zu  weilen  ein  straff 
scie  wie  ein  spinnen-gewöb,  worin  die  kleinen  mucken  hangen 
bleiben,  die  grusleu  vogel  aber  durchfallen.  AttABAa  aS.  Claba 
aufft  auff  ihr  Christen  II i  neuär.;  gleich  einer  unermQdeten 
spinne  setz  er  im  mittelpunkl  seiner  gedenken-  und  worl- 
gewebe,  ewig  betcbüftigt,  den  kleinen  vorraib  von  begriffen 
...  in  so  klare  und  dünne  faden  auszutpinneo,  dass  er  alle 
die  unzählbaren  leeren  zelleo  seines  gebirns  Ober  ond  Aber 
damit  »usiapeziren  konnte.  Wiblaro  (yeMA.  d.  AbderiUni,*); 
wie  eine  riesenspinoe  tasz  Kom  im  mittelpunkte  der  latei- 
nischen  weit  und  überzog  sie  mit  seinem  unendliriien  gewebe. 
Hei  ÜB  Norderney. 

2))  das  gespinnst  anderer  tkiere:  »elzet  ein  geacbOpf,  selbst 
ein  vernünftiges  geschopf,  dem  da»  gefübl  baaptsinn  »ire 
(im  fall  dies  möglich  ist!)  wie  klein  ist  teioe  weit!  ond  da 
es  diese  nicht  durchs  gehör  empfindet,  to  wini  es  ekb  wobi 
vielleicht,  wie  dat  insekt  ein  gewebe,  aber  nicbt  dörcb  lOne 
eine  spräche  bauen.  HeaaiB  ittrkt  &,e4  {ühtr  4tn  mrtpnng 
dtr  spracht); 

der  »orgeu-wurm  bockt  sieb  ins  aelden-warma  geweben, 
dio  nuscbald  fOblt  kein  leid  in  unser  scbiecbtcn  trnaJkl. 
LoaButiBni  kfeiatkia  71; 

338 


53S3     GEWEBE  (2,  b  blaltgewebe,  duftgewebe) 

verbiete  du  dem  seideiiwiirm  zu  spinnen, 
wenn  er  sich  schon  dem  tode  näher  spinnt, 
das  köstliche  gewebe  entwiciielt  er 
aus  seinem  innersten,  und  läszt  nicht  ab, 
bis  er  in  seinen  sarg  sich  eingeschlossen. 

GölHK  (7(1  SSO  5,2)  9,230; 

gewebe  ..  .  bau  bei  den  bienen.  Thikl  4,421;  gewebe  der 
bienen,  the  cells  of  the  bees.  Hilpert  1,463'; 

ist  wachs  im  lionigliuchen, 

so  ist  es  dein  {'tfr  hipuc)  gekleb; 

ist  houig  drin  zu  suchen, 

so  ist  es  dein  geweb.        Röckert  werke  6,94; 

aucb  als  er  über  sich  in  einem  luch  des  baumes  ein  graues 
gewebe  erblickte,  erhob  er  sich  zwar  und  löste  die  Zeilen 
eines  verlassenen  Wespennestes  aus  der  Öffnung,  aber  er  hielt 
die  Zellen  achtlos  in  der  band.  G-Fbeytag  (geschwister  i)  I2,2ü5; 
und  er  schubste  das  Wespennest,  das  er  zum  Sinnbild  der 
Unbeständigkeit  gemacht,  auf  den  boden.  Dorcben  beugte 
sich  nieder,  hob  das  verachtete  gewebe  auf.  {ahnen  5, 2)  12, 207 ; 
und  zog  sie  in  die  gartenecke,  um  ihr  die  grösste  Seltenheit, 
das  verlassene  nest  eines  zaunschlüpiers  zu  zeigen,  die  vögel 
waren  längst  entflogen ,  das  gewebe  hing  an  halbentlaubten 
ästen,  {verlorene  handschr.  2,1)  6,231. 

S)  Übertragung  auf  ähnliche  gebilde  der  natur. 

1))     sie  irret  l'ort,  so  wie  der  schmale  pfad  sich  windet, 
bis  sie  sich  unvermerkt  vor  einer  grotte  tindet, 
die  ein  geweb'  von  epheu  Ifichc  umkränzt. 

WiBLAND  Oberon  8,69.; 

wie  um  ihren  stab  die  rebe 

brünstig  ihre  ranke  strickt, 

wie  der  epheu  sein  gewebe 

an  der  ulme  busen  drückt. 

ÜÜRGKR  {.die  Umarmung)  werke  3S'; 

so  nenn'  ich  meine 

geliebte,  kleine 

einsiedelei. 

worin  ich  lebe, 

zur  lust  versteckt, 

die  ein  gewebe 

von  Ulm  und  rebe 

grün  überdeckt.        (das  dörfchen)  9'; 

säuselnd  wie  das  blattgewebe 

jenes  kranzes  diclitbeiaubt, 

welchen  Ölbaum,  lorber,  rebe 

schlingen,  tJellas,  um  dein  haupt. 

A.  Grün  {Hellas)  gedickte  72; 

das  künstliche  gewebe  eines  blattes,  the  admirable  contexture 
of  a  leaf.  Hilpert  1,463';  zwischen  den  stoppeln  hing  weisses 
gespinnst  und  die  thautropfen  lagen  darauf,  bis  der  wind 
das  gewebe  zeniss  und  aus  tlur  und  tbal  entführte  in  die 
blaue  ferne.  G.  Fheytag  {verlorene  handschr.  1,12)  6,210; 

ein  andrer  breitet  teppich' 
milchiarb  und  rosenrot', 
baumwollen  das  gewebe 
der  bäum  die  wolle  bot. 

GiiiLLPARZKR  frühlingxkommen; 
vgl.  auch  laubgewebe,  pflanzengewebe,  rankengewebe. 

2))  weniger  erfolg  hatte  Bodmers  federgewebe,  über  das 
Schön AicH  (ästhetik  in  einer  nusz  120  neudr.)  spottet: 

das  dritte  paar  (flügel)  deckte 
seine  beine  bis  zu  den  Tersen  mit  federgewebe 
lazurblau.    er  stand,  ein  Olympier  unter  den  menschen. 

BouHKR  Noak  373. 

3))  wäre  die  gebirgsart  {der  Apeninnen)  nicht  zu  steil...  so  wäre 
es  eins  der  schönsten  länder  in  dem  herrlichsten  kliina,  etwas 
hoher  als  das  andere  land.  so  aber  ist's  ein  seltsam  gewebe 
von  bergrücken  gegen  einander.  Göthe  {ital.  reise)  27,  177; 
je  weiter  einzelne  hohe  spitzen  isolirt  aus  der  kette  der 
alpen  hervortreten,  desto  weitere  überblicke  werden  sie  zu 
gewinnen  erlauben,  je  mehr  sie  iiiiuen  in  dem  gewebe  der 
gebirge  selber  liegen,  desto  tiefere  einblicke  in  ihr  wildes 
getreibe  werden  sie  gestatten.  Koai  alpenreisen  Z, 362;  gewebe 
. . .  gefüge  der  mineralien.  Thiel  4,  421 ; 

an  den  wänden  rankt  in  buntem 
Tormenspiel  des  grauen  tropfsteins 
geisterhal'tes  Steingewebe. 

Scheffel  Irompeler  ».  Säckingen  171. 

4))  die  entwicklungsfähigheit  dieses  metaphorischen  gebrauchet 
wird  bei  der  Übertragung  auf  die  atmosphäre  (luft,  duft)  noch  ge- 
fördert durch  eine  bedeutuug  des  verbums  weben,  die  beim  Substantiv 
gewebe  litlerarisch  sonst  nicht  zur  gellung  kommt:  weben,  weheren 
«=  sich  bewegen,  ichweben,  vgl.  geweber.  in  dieser  richtung  ist 
namentlich  Hkuuer  sehr  ergiebig:  ein  liedchen  der  wohltust,  denkt 
man,  kann  doch  wohl  am  ersten  ein  gesammleter  duft,  ein 
schwebendes  gewebe,  eine  blumeniese  sein  von  manciierlei 
truunizügen:  us  isls  und  ists  nicht,  plaslik  {werke  B,  j.  59);  es 


GEWEBE  (2,  b  anatomischer  begriff)     5384 

wird  himmel!  aus  waszer  und  lichtstralen  —  ein  schönes  biid, 
ein  feines  gewebe !   haben  nicht  lange  gnug  unsre  systematische 
nuturlebrer  das  blau  des  himmels  wiszenscbaftlich  aus  dem 
gewebe  der  luft,  durch  das  lichtstralen  fallen,  erklärt?  (6,  «.52); 
sieh  hinauf,  da  blauet  sich 
hoch  der  himmel:  sichtbarlich 
geht  er  dort  aus  meeres  duft, 
spinnet  sich  zu  morgenluft. 
zart  gewebe!  blaues  gold  !  — 
gottes  Stirn,  wie  hoch  und  hold, 
unabsehlich  tief  und  weit 
wölbt  sie  sich  mit  herrlicbkeit. 

(die  schöftfung,  ein  morgenge.sang)  6,189; 
ein  leichtes  mahl  in  selbst  gepflanzten  schatten, 
durcl.  deren  dünne  gewebe  die  abendsonne  scheint 
.  .  .  diesz  nenn  ich  mir  ein  fest. 

Wieland  ((/.  neue  Atnadis  12,10); 
wie  ein  gewehe  zuckt  die  luft  manchmal, 
durclisichtiger  und  heller  aufzuwehen; 
dazwischen  hört  man  weiche  töne  gehen 
von  sel'gen  feen,  die  im  blauen  saal 
zum  ."phärenklang, 
und  fleiszig  mit  gesang 
silberne  spindoln  hin  und  wieder  drehen. 

MöRiKH  {fieilichle)  yes.  Schriften  1,52; 
lasz  dieser  lüfte  liebliches  geweb'  i 
uns  leis  umstricken. 

Göthe  Uiatürliche  tochter  1,1)  9,250, 
vgl.  duftgewebe  thetli,  sp.  1505  {aus  A.  W.  Schlegels  gedichten); 
dazu  vgl.:         des  lenzes  duftgewebe 

hat  jähr  für  jähr  geblüht. 

Strachwitz  (tebensansicht)  geil.  6U; 

adieu,  geniesze  der  freien  luft,  denn  zu  hause  hängt  immer 
ein  leichtes  sorgliches  gewebe  über  den  menschen.  Göthe 
brief  an  Knebel  $.23;  das  menschengeschlecht  zieht  wie  ein 
fliegender  sommer  durch  den  Sonnenschein  und  das  betbauete 
gewebe  hängt  sich  flatternd  an  zwei  weiten  an  und  in  der 
nacht  vergehts.  J.  Faol  {Hesperus  3)  7,259;  vor  beiden  Jüng- 
lingen senkte  sich  das  gewebe  von  grauem  flor  herab,  auf 
welchem  die  traumgöttin  ihre  bunten  bilder  zu  zeigen  pflegt. 
G.Fb  EVI  AG  (so/J  M. /iaften  1)  4, 57,  vgl.  auch  mettengewebe  {(jewebe 
von  sommerfäden)  theil  6,  sp.  214S. 

e)  einen  besonders  günstigen  boden  fand  der  übertragene  ge- 
brauch auf  dem  anatomischen  gebiete,  ein  älterer  gebrauch  geht 
hier  von  den  gebilden  aus,  die  dem  bloszen  äuge  des  anatomen 
erkennbar  sind;  ein  jüngerer  gebrauch  entspringt  mikroskopischer 
beobachtung.  der  älteste  beleg  knüpft  an  die  form  web  a«:  das 
web  der  ädern,  mesenterium.  Vesalids  anutomey  deutsch  von 
Alb.  ToRi.Nüs  (l543).     die  belege  für  gewebe  folgen  viel  später. 

II)  der  terminus  der  medizinischen  fachsprache. 

a))  aderngewebe,  plexus  chorioides.  Jon.  Jol.  Hlckeb  be- 
trachtung  des  menschl.  körpers  (l"34)  319;  ein  gleichsam  von 
ädern  gesticktes  netz,  welches  das  adergewebe  beisset.  339; 
die  alierdünnesteu  und  feinsten  endigungen  oder  extremi- 
täten  derer  arterien  und  venen  die  sich  in  die  musculos 
ausbreiten,  machen  durch  ihre  häuftige  ramilicationen  oder 
zweige,  wundersame  gewebe  auf  der  fleischigten  substaiitz 
derer  bewegenden  fibren.  Jon.  Alex.  Miscbel  inslitutio  ana- 
tomica  (1744)  1,208;  an  einer  menschlichen  miltz  erblicket  man 
nur  sehr  wenige  vasa  lympbatica,  dahingegen  an  einer  kalber- 
miltz  sehr  viele  zu  finden  sind,  woran  sie  ein  wunderbares 
gewebe  machen,  die  nerven  sind  in  grosser  anzahl  vorhanden, 
und  entspringen  sie  vom  plexu  splenico,  welcher  formiret 
wird  von  denen  fliamentis  die  um  denen  vasis  plenicis  ein 
^antz  unordentliches  gewebe  machen.  2, 118;  auf  der  äusser- 
lichen  fläche  der  tunicae  nerveae  erblicket  man  ein  wunder- 
würdiges netz  oder  gewebe  welches  gemacht  wird  von  denen 
nerven,  von  denen  vasis  sanguineis  und  lymphaticis,  die  in 
die  vesiculam  sich  vertheilen.  1U9;  das  mesenterium  ist  aus 
zwo  lamellis  zusammen  gesetzt,  zwischen  denen  ein  cellulöses 
gewebe  belindlich,  wie  auch  eine  grosse  anzahl  gevässe,  und 
endlich  verschiedene  glandulär  conglobati«  anzutreffen  sind.  53; 
inzwischen  dasz  diese  würkung  fortdauert,  werden  die 
grösseren  gefässe  von  ihrer  feuchtigkeit  immer  mehr  und 
mehr  ausgedehnt,  die  kleinen  gefässe  aber  aus  deren  gewebe 
die  häute  derer  grösseren  bestehen,  werden  zusammen- 
gedrückt, ausgepreszt,  und  verlieren  ihre  feuchtigkeit.  Hermann 
Boerbaavs  pldsiologie  übirs.  ...  von  Jou.  I'etür  Eberhard  (1754) 
752;  die  andere  haut  {der  drüsen)  aber,  ist  dicker  und  dichter, 
sie  besteht  aus  fäserchen  die  gegen  alle  seilen  zu  lauffen, 
und  aus  einen  in  einander  geflochtenen  gewebe  von  gefässen. 
465;  diese  {blutadern)  machen  eben  solche  krümmungen  als 
die  Schlagadern,  lauffen  eben  .<o  wie  die  fort,  haben  eben  ein 


5385      GEWEBE  (2.  c  Übertragung  auf  abitracta)      GEWEBE  (2,e  anknüpfung  a.  d.  anat.  begriff)     5386 


•oiclie«  gewebe,  und  betlodeo  tirh  mit  ihnen  ao  einen  ort.  3»; 
es  zerstreuen  eicb  aber  die  zweige  derer  unter  der  baut  be- 
nndlicben  acblagndern,  in  ein  aebr  feioea  gewebe,  und  geben 
ungvmeio  kleine  nebengefBate  von  sich.  *06;  ea  geht  aber 
Blich  eine  achlagader  zum  muskel.  diese  iat  ao  grosz,  ter- 
thcilt  sieb  in  so  viel  zweige,  und  maclil  ein  aolchea  gewebe, 
daaz  man  aich  leicbi  konnte  verrühren  laasen  zu  glauben, 
aie  mochte  den  ganzen  kOrper  des  muskela  aus.  W». 

b))  cellulOses  gewebe  lUcRKaS:»:  eine  andere  ort  {der  ßlurn) 
aind  die  blsttcben,  wo  oriers  eine  grü>z«re  breite  mit  einer 
kleineren  länge  verbunden  wird,  das  lockere  zwiNchengewebe 
demelben  nennt  man  dus  Zellgewebe  (ttla  eellulosa,  zeiiatuIT). 
Hallib  ^rumirui  dtr  phyiiolofitt  für  rorUtungtn  {dful$cht  aut- 
gabt 17S8)  $  Si  die>:es  Zellgewebe  besteht  aus  unzüiiligen  blittt- 
chen,  zwischen  denen  in  verichiedener  richtung,  rSumchen 
und  kleine  hülrn  ilbrig  bleiben;  diese  blaticben  verbinden  alle 
tbeile  im  mennchliclien  kurper  gleichsam  wie  ein  breites, 
festes,  aber  dobei  bewegliches  band  mit  einander,  doch  ist 
dies  gewebe  Qberaus  verschieden,  tbeils  in  ansehung  des  ver- 
hllltnisses  der  wttnde  zu  den  rflumen,theila  der  breite  and  festig» 
keit  der  blatier.  $  9;  noch  lungere  füden  hat  dasjenige  gewebe, 
welches  die  gefftsze,  die  in  die  eingeweide,  besonders  lunge 
und  leber  geben,  unter  dem  namen  einer  scheide  begleitet, 
nnd  das  weit  festere  gewebe  um  die  gefSsze,  welche  nach 
dem  köpf  und  den  gliedm.iszen  laufen.  1*.:  das  gewebe  da- 
gegen, welches  zwischen  den  muskellibern  liegt,  und  ihre 
feinsten  cleiiienle  von  einander  scheidet,  ist  scbialTer  und 
besteht  mehr  aus  blältchen,  als  aus  fasern,  ebenda. 

t))  gewebe  des  menschlichen  korpers  ...  die  hauplformen 
von  geweben  . . .  epitthelialgewebe  . . .  gewebe  der  bindesub- 
stanz  ...  hührr  entwickelte  gewebe,  bei  welchen  sich  die  Zeilen 
in  eigentümlicher  weise  zu  fasern  oder  rOhrcben  ausbilden, 
welche  sich  mit  einander  verbinden,  zu  dieser  abteilung  von 
f;eweben  sind  das  muskel-  und  das  nervengewebe  zu  rechnen. 
Kui.Ea  handbuek  des  gn.  turnveuns  1,  90S^;  gewebe  in  der 
anatomie  und  physiologie  die  zu  grosseren  massen  ver- 
einigten elementaren  formenbesiandlheile  des  pdanzliclien 
und  thierischen  kOrpers,  die  constant  in  gleichen  thcilen  in 
derselben  weise  wiederkehren,  complexc  von  Zellen  und 
Zellenderivaten.  Thikl  4,421;  das  zellichte  gewebe,  etUular 
lis$ue.  Hilpert  1,463',  s.  zellengewebe:  gewebe  nennt  mnn 
den  complex  von  zelten,  welcher  bei  allen  höheren  ge^üchsen 
den  pflanzenleib  zusammensetzt.  RGmpi.er  i{/uilrier<ei  garltnbau- 
lex.  Sil*,  I.  bindegewebe,  muskelgewebe  u.  a. 

1])  allgevieinerer  ijebraueh  in  der  litteralur:  das  gewebe  des 
gebirns  wird  im  nachdenken  genOthigl  werden,...  harmonisch 
zu  beben.  Kant  3,57;  die  tiefen  emplinder  würden  uns  alle 
zur  herzniu^kel,  wie  die  tiefen  denker  zum  birngewebe  machen. 
IIkrdk.r  [vom  erkennen  und  empfinden  1775)  8,330;  uns  ist  genug, 
zu  wiszen,  daaz  das  mark  der  nerven  nichts  als  ein  feineres 
faserngewebe  . . .  ist.  2S0; 

es  lobt  mein  hen,  dsss  das  gewebe 
der  ädern  schier  terrehsi. 

ScHDBART  (nn  ijott)  3, 2t: 

das  gewebe  der  adem,  der  fibern,  the  plexut  of  Iht  retm, 
librtM.  HiiPBtT  1,463'; 

ich  fast  mich  schaudernd  an.    ward  ich  tum  hauch? 
nelnl  un<re  .»ebnen  »Irnl  ein  lAh'  geweb'! 
es  kommt  der  Ug,  wo  auch  der  schwaclitia  sich 
gerüstet  rohlu        liHssiAfiN  (lit-  hunirtu  &.6)  i:>. 263. 

^  ein  ähnliches  bild  beherrscht  auch  die  Übertragung  auf 
tinielnt  errungen scha(ten  der  neueren  teehnik.  schienengewebe 
fär  schienennetz:  den  einblick  (in  den  garten)  wehrten  un- 
gewnlinlich  hohe  vorsStze  von  schwarzblauem  drahlgewebe. 
Tb.  Storm  [John  Riete)  8,  42. 

c]  den  wetlesten  Spielraum  eröffnet  jedoch  die  Übertragung  auf 
abstractionen,  die  in  der  neueren  poelisehen  spräche  —  ror  allem 
unter  dem  etnßnn  Herdkrs  —  einen  un5<iC(">/in//c/i^n  reichlhum 
•on  gibraucltsformen  eiittrickelt.  im  engsten  Zusammenhang  mit 
den  unter  s)  dargelegten  terirendungen  steht  die  neigung,  an 
irgend  riuer  erscheinung  die  innere  struetur  unter  dem  bilde  des 
gevebes  (inneres  gewebe)  lu  erfassen,  vielfach  trirkt  dabei  die 
tondervorstellunq  des  zetteis,  der  kette  mit,  der  bestimmte  einsrl- 
»öj«  mehr  äuszerlich  verflofht^n  werden  (grundgewebe).  eine 
andere  gruppe  teird  von  der  Vorstellung  des  feinen,  zarten  be- 
herrscht, die  an  der  grundbedeutnng  von  gewebe  so  vielfach  herror- 
Irilt:  je  nachdem  nun  das  k-unstvolU  oder  das  verginglicke  den 
ausschlug  gitbt.  stufen  sich  auch  hier  die  bedeulungen  ab. 


am  fruchtt'trUen  aher  iä  eine  ander»  tmr$l«U$Ht§,  du  da*  gewehe 
nahe  legt,  die  anichauung  tinulner,  oft  frewtiMrÜter  theile,  die  im 
einem  gebiläe  sieh  vereinigen,  auf  der  einen  leite  tinä  et  ite  theile, 
die  die  aufmerksamkell  i»  antpruch  nehmen,  der  miderstrtü  der 
elemente.  am  häufigtten  mird  dteur  vidn-treH  auf  einen  iiulamm» 
der  gegenidite  rini)fichrinkt,  und  fitr  diesen  fall  wtrd  dntbääwm 
kette  und  einsebLig  immrr  auft  afite  nu.'iefrueMt,  wie  Vtrkntift 
sinnkrafttge  nomina  und  verbn  diesen  Iket  der  entwitklung  retck 
beleben,  wo  andereruUt  das  ganu,  der  muamnunkauf,  da$  g»- 
füge  die  aufmerktamkeit  fesuU,  gtirdern  nek  du  Verwendungen 
wieder  unter  anderen  genehttpunkien,  rineruili  und  et  eretgnuu, 
handlungen,  gedanken,  empßndungen,ktinttUrueke  autimetmitld, 
die  tn  einem  gebtlde  sich  rerwrben,  andereriettt  wird  $tltk  <to 
gewetie  bald  als  regrllotet  tfiel  der  krjfie,  bau  eis  ytowfatf«  ••- 
Ordnung  empfunden,  dieie  lettUre  vortieünng  tmeifl  ek  tmier 
form  noch  de»  i^egriff  der  tntru^ue  ab.  rgL  nnek:  fwpiaMt 
oder  gewebe  wird  nicht  blo*z  in  körperlicher,  toMiW  iMh 
in  geistiger  hinaicht  gebraucht,  es  bilden  nimlich  auch  aatcfV 
gedanken  eine  art  von  gespinnst  oder  gewebe,  «irfrro  al« 
sich,  bald  mehr  bald  weniger  geordnet,  mil  rioaoder  lb«ila  ab- 
sichtlich, theils  unwillkOrlicb  verbinden.  KaM^Mtaa.  ks.3,SlS. 

a)  anknüpfung  an  den  »natomiteken  begrifft  tewtke,  äi$ 
struetur  eines  »rganismut,  das  innere  gewebe,  das  grundgewebe. 

1))  unabhängig...  von  stolz,  ton  eilelkeit  auf  meine  latente 
oder  gar  von  eigennutz,  welche  leidenachaf  en,  wenn  sie  in 
gewebe  meiner  natur  wSren,  ich  p  auf  andere  art  befriedifefl 
konnte.  Haaoia  {absehiedipredigt  von  Rign  I7M)9I,  121:  es  wiH 
unlüugbar,  dasz  der  aclioosjOnger  Jean  nicht  üelegenbeiten 
gnug  ergreifen  kann,  zu  zeigen:  Johannea  der  tsufer  sei  nur 
zeuge  von  dem  licht  und  nicht  licht  gewesen.  Jeso«  sei  un- 
endlich grösser  als  Johannes  und  daa  aelbU  narb  dem  zeog- 
nisse  dieses,  einmal  über«  andre  Iftazt  er  sich  Jesnm  auf 
dies  zeui;nisz  berufen  und  macbts  tum  gewebe  semea  hoch« 
von  anfange  zu  ende,  (erldut.  s.  alt.  tesL)  7,407;  die  allgemeine 
geschiebte,  die  nur  das  grosse  zeigt  und  das  kleine  Ober- 
gehet,  weiset  oft  mehr  pnmp,  als  den  wahren  zunder  der 
dinge  und  ihr  feineres  gewebe.  {briefe,  das  Studium  der  tkeoL 
betr.  4)  11,96;  könnte  ich  nun  hier  alle  enden  zusammoo- 
nehmen,  und  mit  einmal  das  gewebe  sichtbar  machen,  was 
menschliche  natur  heiszt:  durchaus  ein  gewebe  zur  spräche. 
{über  den  Ursprung  der  spräche)  5,68;  wem  wirst  du  es  (das 
moralische  gefühl)  gei>en  können,  dem  gott  den  keim  dazu 
nicht  im  gewebe,  im  reiz,  im  dunkeln  bamoniscben  gefohl 
gab.  (rotn  erimnen  und  empfinden  1775)  8,297;  in  dem  ver- 
schiedenen gewebe  und  bildung  der  Werkzeuge  der  rede 
suchet  ein  berühmter  scribent  sogar  den  unterschied  der 
niundarten  der  ilaliAnischen  spräche.  Wimcbeliia!<r  (rons  Ur- 
sprung der  kunst  t,S  §5)  3,47. 

2))  ob  es  gleicli  scheint,  dasz  bei  anstrengender  arbeit  vrir 
die  krSfte  der  sinne  und  lebensgeistcr  nSher  ihren  pforten 
und  ihrer  tafel,  dem  äuge  und  der  atirn:  die  ewigem  krtfle 
hingegen  nüher  dem  mittelpunkt  und  endlich  den  bintertheil 
des  baupta  als  die  wand  fühlten,  die  dem  ganzen  spiel  der 
sinnen  und  gedanken  rückhall  verlieh  und  niauer  schaffte: 
obgleich  zufalle  und  krankbeiten  vieles  bievon  zo  bestAligen 
scheinen,  so  ist  doch  offenbar  dies  innere  gewebe  von  zu 
verHochtner  feiner  art,  als  dasz  man  ml  Huarte  ein  conclave 
von  rardinalkraften  zimmern,  oder  den  innern  bau  und  safl 
des  granatapfels  nach  seiner  iuszern  schale  entwerfen  könnt«. 
HeaDBB  pldstik  {werke  8,  s.  42);  sie  sah  den  zauberalab.  aus  dem 
feinsten  urstoffe  der  Schöpfung  gebildet,  womit  du  Inainr) 
unser  inneres  gewebe  berührest,  und  una  die  fülle  des  lebena 
zu  fühlen  giebst.  Klincbb  (SaAtr  5,41  iO,llO;  du  {mutter  natur) 
hast  unserm  ionern  gewebe  die  abonng  deines  wesens  ein- 
gelegt, und  wir  fühlen,  dasz  wir  ein  geliebter  theil  von  dir 
sind,  nnd  un*  wieder  mit  dir  »ereimgen.  2<'>;  der  tiefste 
grnnd  der  empfindungen  ist  allemal  individuell;  er  liegt  aber 
auch  so  tief,  dasz  er  nicht  mitgcibeill  werden  kann,  noch 
soll,  er  ist  daa  innigste  gewebe  meiner  einielnen  bOlle  — 
wer  v*«isB  und  solle  wiszen,  wie  aich  meine  aeele  in  ihm 
fahle?  Nbrobb  {übers  erteanen  «ni  empfinden  1774)  8,2M:  der 
verf.  führt  uns  in  ein  paradies.  wo  rosen  nicht  auf  Auren, 
nicht  auf  wangen  allein  blühen,  wo  in  bildung,  im  innersten 
gewebe,  in  den  Staubfaden  (möchte  ich  sagen)  der  roeoaeb- 
hcit,  wo  im  tode  und  in  der  Verwesung,  goties  geist,  bofnaof, 
freude,  Unsterblichkeit,  ewiges  bnidergefahl  in  liebe  nnd  «et^ 
follkommnung  alhmet.  (rerennenen  «.  Uetn«  ttkriflen  \"i—l'T<) 
9,445. 

338* 


5387    GEVJEhK  (2,  c  einzelheilend,  technikmelon.  gebraucht)      GEWEBE  (2,  c  einschlag  und  kelle)     5389 


3))  aus  gegenwärtigen  lächerlichen  überzögen  lässei  sich 
leicht  urtheilen,  aus  was  vor  schönem  gewebe  das  inwendige 
möge  bestanden  haben,  und  ob  nicht  die  meisten  eben  so 
onleritiich  ausgesehen  als  wie  ein  zusammen  vermengetes 
gerichte  von  kraut  und  rüben.  Simplieissimi  albern.  briefstelUr 
(1725)8;  jugendeindrücke  weben  das  grundgewebe,  in  welches 
spätere  Schicksale  und  eine  reife  Vernunft  nur  den  einschlag 
geben.  Herder  scliriflen  z.  phil.  13,  '8. 

ß)  anknitpfung  an  die  eigentliche  Weberei,  einzelne  züge  be- 
leben die  ans(haulichkeit  und  halten  das  bild  fest. 

1))  einzetheiten  dei  wehertechnilc:  Fhthns  und  Neitha  aller- 
dings! und  deutlicher  kann  im  ägyptischen  worlverstande 
nichts  sein:  sie  sind  schon  gar  dem  namen  nach  nur  ein 
name.  Phthas  war  mann  und  weib,  Neitha  war  weih  und 
mann:  und  beider  name  eins  und  dasselbe,  weltordner  welt- 
schöpfer.  alle  symbole  und  attribute,  die  jener  als  mann 
hat,  hat  diese  als  weib:  jener  haucht  und  schafft:  diese 
webt  —  was?  das  alle,  schöne,  so  oft  miszverstandne  bild 
aller  geheimnisse,  den  grossen  schleier  der  natur!  die  herr- 
liche liclitgestalt  aller  wesen!  wie  da  sich  gewebe,  färben, 
gestalten  galten!  heben!  abstechen  und  halten!  Herdeh  {älteste 
urk.  des  menschenqeschlechls  2,2)  6,351;  meine  facta  kann  ich 
nicht  auf  deine  arl  demonstriren,  willt  du  sie  nicht  auf  meine 
art  erkennen,  wie  facta  erkannt  werden  müssen,  so  beneide 
ich  dir  dein  philosophisches  gewebe,  das  du  aus  dir  selbst 
willt  gesponnen  haben,  wie  viel  du  mir  davon  auch  schuldig 
seist,  nicht,  ibriefe,  das  Studium  der  Iheologie  betr.,  3.  tlwil) 
10,290;  kein  Zeitalter  spinnt  aus  sich  aliein  sein  gewebe. 
F.  L.  Jahn  2,  2,  5()3;  kein  unreiner  faden  läuft  durch  das  reine 
gewehe  seines  lebens.  und  er  führte  ein  sehr  ihätiges  leben. 
Klincer  {betrachtungen  131)  II,  108;  wenn  ich  aber  das  gewebe 
der  weit  unbefangen  betrachte,  so  sehe  ich,  dass  das  Schicksal 
semen  weberspul  nur  so  hin  und  her  zu  werfen  braucht. 
Wacrenrober-Tieck  21 1;  meine  ahnungen  gründen  sich  weder 
auf  zufällige  Zeitumstände,  noch  auf  die  gesinnnngen,  Ver- 
hältnisse und  entwürfe  jetzt  lebender  machthaber.  ihre  wurzel 
liegt  tiefer,  in  der  natur  des  menschen  selbst,  die  von  ihren 
fasern  so  ganz  durchwachsen  ist,  dasz  kein  gott  sie  aus  ihr 
lierausreiszen  könnte,  ohne  das  ganze  gewebe  zu  zerstören. 
Wieland  {gespräche  unter  4  äugen  tl)  32,250;  eine  erfahrung 
lehrt  es,  die  so  alt  ist  als  die  weit,  dasz  im  gewebe  mensch- 
licher dinge  oft  die  gröszten  gewichte  an  den  kleinsten  und 
zartesten  fäden  hangen.  Schiller  (schaubühne  als  moralische  an- 
statt) 3,  bll ;  überall  hatte  er  mit  scbauder  gesehen,  dasz  jeder 
stand,  vom  gröszten  bis  zum  kleinsten,  nach  «iner  unbedingten 
freiheit  strebte  und  nur  auf  die  erste  günstige  gelegenheit 
wartete,  um  das  morsche  band  zwischen  sieb  und  dem  Ober- 
haupt zu  zerreiszen.  viele  gespräche  mit  vornehmen  und 
personen  des  mittelstandes  überzeugten  ihn,  dasz  das  gewebe, 
welches  Jahrhunderte  lang  gehalten  hatte,  jetzt  bis  auf  den 
faden  abgenutzt  sei.  Ihmermann  (d.  neue  Pj/yma/ton)  8,30;  nur 
eine  Schriftstellerin  versteht  sich  auf  die  entzaserung  aller 
der  geheimen  fasern  und  zasern,  welche  das  gewebe  solcher 
nöthe  bilden.  1,59.  tu  der  gegenüberstellung  von  zettel  tmd 
einschlag  s.  unter  y);  zu  der  Verbindung  ein  gewebe  anzetteln 
vgl.  8),  3)). 

2))  feines,  zartes  gewebe. 

a))  die  vonleilung  des  künstlichen,  kunstvollen:  wie  fein  ist 
die  ehe,  die  gott  zwischen  empfinden  und  denken  in  unsrer 
natur  gemacht  bat!  ein  feines  gewebe,  nur  durch  wortformeln 
von  einander  zu  trennen.  Härder  (vom  erkennen  und  em- 
pfinden 1778)  8,233;  daher  haben  auch  die  Morgenländer  von 
dem,  was  der  theaterdichter  die  'führung  eines  Charakters' 
nennt,  wenig  begriff  und  musz  ilinen  grossen  theils,  wie  ein 
kinderspiel,  ein  feines  gewebe  in  der  phanlasie  des  dichters 
scheinen,  {lieder  der  liebe)  8,  542. 

6))  die  Vorstellung  der  Vergänglichkeit:  ihr,  die  ihr  unselig 
die  einfalt  der  natur  verliesset,  ein  mannigfaltigeres  glück  zu 
suchen,  ihr  thoren!  die  ihr  die  sitten  der  lachenden  unschuid 
grobheit,  und  das  wenige  hedürfnisz,  das  die  natur  ausreichen 
quellen  stillt,  verächtliche  armut  nennet,  baut  immer  gewebe 
TOD  glück,  die  jeder  wind  euch  zerreiszt.  S.  Gessner  {Daphnis) 
Schriften  2,77;  'du  muszt  sterben'  sagte  er  im  enthusiasmus 
lu  ihr;  'es  ist  gut,  dasz  dein  gewebe  so  zart  ist,  damit 
es  das  durcheinandergreifen  so  vieler  tatzen  entzwei  reiszet. 
was  batlest  du  bis  in  dein  siebzigstes  jähr  nicht  leiden  können 
unter  menschen.'  J.Paul  Titan  4,23;  das  alles  soll  nur  soviel 
andeuten,   dasz   der   dichter,   besonders   der  moderne,   der 


lebende,  anspruch  an  die  neigung  des  lesers,  des  beurtheilers 
machen  und  voraussetzen  darf,  dasz  man  constructiv  mit  ihm 
verfahre  und  nicht  durch  eine  disjunctive  methode  ein  zartes, 
vielleicht  schwaches  gewebe  zerreisze  oder  den  etwa  schon 
vorhandenen  risz  vergröszere.  Götiib  briefc  17,197; 
muin  gedicln, 

«ie  Ilaben  dein  zartes  gewebe  zerstört; 

da  flattern  im  winde  die  laden. 

versuchen  wir  zu  reden 

mit  uns  selber,  da  niemand  zu  hören  begehrt. 

K.  laHKRHANN  Merlin;  der  Grut  (werke  15,  s.  113). 

3))  einträchtiges,  einfaches  gewebe:  man  weisz  nicht,  durch 
was  für  einen  überhand  genommenen  miszbrauch,  die  meisten 
ihr  deutsch  mit  so  viel  fremden  ohne  noth  eingeflickten  worten 
verstellen,  dasz  ihre  schrilllen  und  reden  viel  eher  einem  aus 
mancherlei  läppen  zusammen  gestückten  bettel-mantel  als 
einem  einträchtigen  gewebe  gleichen.  Besser  Schriften  116; 
dahingegen  in  unsers  Verfassers  schrifften  eine  völlige  gleich- 
heil,  als  wie  in  einem  einträchtigen  gewebe,  durchgehends 
zu  spüren.  König  vorbericht  zu  Bessers  Schriften  (1732);  der 
pbiiosoph  musz  einen  faden  der  empfindung  liegen  laszen, 
indem  er  den  andern  vei  folgt  —  in  der  nalur  aber  sind  alle 
die  fäden  ein  gewebe.  Heudkr  (über  den  Ursprung  der  spräche) 
5,62;  durch  die  erzählungen  aus  seinem  manigfaltigen  poli- 
tisclien  treiben,  hebt  er  meinen  geist  aus  dem  einfachen 
gewebe  in  das  ich  mich  einspinne,  das  ob  gleich  es  auch 
viele  fäden  bat,  mich  doch  zusehr  nach  und  nach  auf  einen 
miltelpunckt  bannt.  Göthe  briefe  4, 215. 

y)  die  verschiedenartigkeit  dir  in  einem  gefüge  vereinigten 
elemente  als  ausgangspunkt  der  vvrgleichung.  die  bevorzugung 
eines  dualismus  der  gegensälze  unter  dem  bilde  von  einschlag 
und  kette. 

1))     dein  feur,  relig:ioii ! 

entflamme  meinen  geist;  das  herz  entflammst  du  sclion. 
dich  l'iibl  ich  ehil'urchtsvoll,  gleich  stark  als  meine  Jugend, 
das  iliörichie  geweb  aus  lasier,  fehl  und  tagend. 

Lessinc  {.ilie  religinii  1)  13,257; 

es  ist  ein  gewebe  von  undank,  Ungerechtigkeit  und  ver- 
rätherei.  Gotter  (die  geisterinsel)  uedichte  3. 

2))  wenn  wir  den  menschen  betrachten,  s»^wie  er,  in  un- 
zähligen, ihm  selbst  grösztenteils  unsichtbaren  ketten  nnd 
fäden  an  Piatons  groszer  spindel  der  Anangke  hangend,  von 
eben  so  unsichtbaren  bänden  in  das  unermeszliche  und  un- 
auflösliche gewebe  der  natur  eingewoben  wird.  Wielakd 
(Aristipp  3,3)  24,21; 

wie  soll  die  tochter  erst,  in  dein  Reschick 
verflochten,  im  gewebe  deines  iebens, 
als  heitrer,  bunter  laden,  künftig  glänzen. 

Göthe  (nulüiliclie  tochter  1,6)  9,272; 

das  gewebe  dieser  well  ist  aus  nothwendigkeit  und  zufall 
gebildet;  die  Vernunft  stellt  sieb  zwischen  beide  und  weisz 
sie  zu  beherrschen.  (W.  Meisters  lehrj.  l,  17)  18, 108.  ähnlich 
Schiller  3,519,  vgl.  unten  8); 

des  menschen  Schicksal  ist,  wo  wir  Verwirrung  finden, 
ein  wundersam  geweb  von  folgen  und  von  gründen. 
Ui  (kunsl,  fröhlich  zu  sein  3)  257  Sauer; 

wie  interessant  musz  es  sein  . . .  das  zarte  gewebe  der  ent- 
wicklungen  seines  geistes  und  herzens  ...  erzählen  zu  hören. 
Wieland  (briefe  an  einen  freund  über  eine  anekdote  aus  J.J.Rous- 
seaus  leben)  33,21;  um  das  ganze  herrliche  gewehe  meiner 
Vernunft  und  meines  herzens  zu  zerreiszen,  erforderte  es 
weiter  nichts,  als  dasz  ...  Klinger  (geschichte  Giafars  5,6) 5,355; 
süszer  streit  der  liebe  und  unscbuld,  der  männlichen  ent- 
zückung  und  weiblichen  schaamrüthe!  sanft  gewebe,  das  die 
band  des  zartesten  künstlers  spann  und  die  band  des  menschen- 
freundes  in  unsre  nalur  webte.  Herder  (lieder  der  liebe  1778) 
8,509;  seine  sechsundzwanzigjährige  regierung  von  814 — 840 
war  ein  einziges  gewebe  von  schwäche  und  unglück.  E.  M.  Arndt 
ansichten  u.  aussichten  (1814)  170;  wenn  gleich  späterhin  eine 
art  Verabredung  zwischen  den  spielenden  personen  vorangieng, 
lief  dennoch  unter  dem  gewebe  von  pöhelwitz  und  possen- 
werk mancher  faden  mit  durch,  der  als  gehurt  des  augen- 
blicks,  einfall  aus  dem  Stegreif,  durch  den  gegenwärtigen 
moment  erzeugt,  gesponnen  ward.  Scuützk  hamburi,ische  thealer- 
gesch.S;  Idmon  ist  ein  abgetragenes  griechisches  gewebe  mit 
moderner  Sentimentalität  aufgemalt.  Göthe  briefe  20,  214. 

3))  die  comitia  der  Deutschen  und  der  stand  der  priester 
auf  denselben  waren  das  gewebe:  der  gallische  zustand  der 
bischöfe  der  einschlag:  die  monarchie  maschiene,  die  sie  ein- 
schlug und  zusammenpreszte.  Herder  (wie  die  deutsehen  bischöfe 


5389     GEWEBE  (2,  c  zufällige  Verkettung) 

lanititdnde  wurden)  5,  M' ;  indein  ich  mich  zeith«r  inil  der 
Iclien-gcttihictile  wenig  und  viel  bedeulender  ineoichen 
aoballeuder  befelidfligte,  kam  ich  auf  dao  gadankao:  ei 
iiiücbten  iicb  wob!  die  einen  in  dem  wellgawabe  •!•  zeltal, 
die  aniiern  al*  eiii^cblag  betrachten  lauen:  Jane  gibao 
rigentlicb  die  breite  dei  gewebri  ao,  diana  denen  balt,  (eitig- 
keit,  vielleicht  oucb  mit  zulhat  irgend  rinei  grbildei.  Gniac 
{iprutht  in  prota)  40,  61 ;  indem  ich  nun  daran  gf  beo  loll,  die 
laden,  well  lie  dn«  gewebe  triner  h:indlung«Mei«e  lUfamroeo- 
setzen  halfen,  aufziulreben,  fehlen  mir  fatt  die  worte,  um 
das  verhultniit  von  ketta  und  emscbiag  neblig  dar/uttcllen. 
Imhiriiaiiii  wrrif  7,  IS2;  »o  war  jed«  gewohnlicbate  komiaebe 
Situation,  ein  scbwanlk,  eioe  anekdole,  ja  mehr  noch:  em 
bloszer  plumper  scherz,  eine  zote  dao  bürgrrlirben  dichtem 
i-in  genügender  »toff,  ihr  loiei  dramotitches  gcwel)a  darein 
einzuschlagen.  Pkutz  vortetungtn  i.  gtteh.  d.  Ihtaltn  20;  der 
freie  und  unbefangene  geitt  ...  erquickt  sich  an  der  wunder- 
»amen  irome,  womit  die  grosse  weherin  zeit  so  häufig  die 
gröbsten  fflden  mpusrhlichen  Unverstandes  und  menschlirber 
bosbeit  ala  einicblag  zum  ewigi>n  gewebe  den  peMondes  der 
freihoii  zu  verwenden  weiss.  Schkrr  Blüehtr  \,Ui. 

6}  der  tutammenhang ,  die  vorttellung  einet  gefüges  IrtU  bri 
der  Vereinigung  vertchtedener  elrmente  in  den  ttorilergrund. 

i))  die  Vereinigung  irird  alt  eine  lufdllige,  regeUote  empfunden. 

o))  die  Verkettung  von  ereigneten  wtrd  metit  unter  dem  getulils- 
punkt  planvoller  Ordnung  uufgefasil,  fallt  jedoch  mit  manchen 
belegen  auch  in  diesen  tusamnteiihang :  weise  und  unweise, 
spinnen  und  weben  wir  alle  uii  dem  unendlichen  gewebe  des 
scbicksuls.  WiKLAND  {ontuiorten  . .  auf  die  iweifel  . .  einet  vor- 
geblichen weltbürgert)  28,239;  mi/  einem  wortt:  das  gewebe  der 
herrschatn  in  Deutschland  war  derogestalt  verlitzet;  dasz  es 
weder  der  kluge  feldherr,  noch  iemand  anders  durch  ordenl- 
licba   mittel    zu    vernichten   fabig  war.    Lohrmstkiii  Armintus 

li  lOtti*;        alle  gewebe  der  tyronneien 

haui  entzwei  und  relkXt  euch  los! 

GöTiiK  (('.  Epimeiiiäfs  erwachen  2,7)  13.307; 

im  gewehe  unsers  lebens  spielen  zufall  und  plao  eine  gleich 
grosse  rolle,  den  Iclztern  lenken  wir,  dem  erstem  müssen 
wir  uns  blind  unterwerfen.  Schillir  (trat  wirkt  die  buhne) 
3,  &I9,  data  vgl.  auf  sp.  &3SS  das  ätat  aut  Götiib  und  auf 
tp.  i'&'i'  den  beleg  aus  W*ctERnuDB>;  der  atigenhlick  ist  nun 
gekommen,  wo  ich  dir  das  dunkle  gewebe  des  Unglücks  meines 
Ivbens    enibüllen    niusz.    kiiNcea    {gesch.  Raphaelt  \,3}  i,ii. 

b))  eine  folge  von  handlumjen:  du  Ijist  tugendhaft  gewesen: 
zeige  mir  deine  tilgend  auf.  sie  ist  null,  sie  ist  nichts!  sie 
ist  ein  gewebe  von  entsagungen,  ein  facit  von  zeros.  Herdkr 
4,35(1;  sein  ganzes  lebva  war  ein  gewebe  von  schonen  hand- 
lungen,  kit  uholt  lift  was  ateriet  of  noble  aetions.  Hilpert  l,463\ 

c))  eine  reihe  geistiger  bewegungen :  unter  den  mancherlei 
begriffen  aber,  die  das  sehr  vermischte  gewehe  der  menacli- 
licben  erkenntnisz  ausmachen.  Kant  2,  U8;  das  gewebe  meiner 
gflilankcii  ist  ein  stickwerk  deiner  band.  lIcRDtR  {briefe,  dat 
ttudium  der  Iheologie  betr.,  3.  Iheil)  10,  3'2S;  dasz  wir  alles  alter- 
tbuin  der  Aegyptcr  und  niedern  Asiaten  nur  durch  die  brille 
und  das  gewebe  dieser  su  genannten  asiatischen  philosopbie 
»eben,  die  jeder  als  em  Zauberwort  nennet,  (nlduterungen  t. 
neuen  testavient  1775)  7,347:  vergessen  sie  dus  schreckliche 
gewebe  eines  sinnlosen  Iraiimea.  Lkssing  (mut  Saru  Sampton) 
'.',275;  wir  haben  nicht  eher  eine  aufrichtige  kenntniss  davon, 
{von  Mahomels  tehre\  erhalten,  als  durch  die  werka  eines 
Iteland  und  Sala;  ausz  welchen  man  am  meisten  erkannt 
hat,  dnss  Mahomet  eben  kein  so  unsinniger  betrieger,  und 
seine  religion  eben  kein  blosses  gewebe  übel  an  eio  ander 
bangender  Ungereimtheiten  . .  sei.  {rettung  des  Cardanut)  &',  32&: 
sie  machen  diesea  gothische  gewebe  mit  Sentenzen  der  allen 
erbaulich.  nARRNSii  3,  5;  musz  ich  . . .  entstricken  das  gewebe 
verworrner  thorhetl?  Schlicel  Richard  II.  (4,1,  vgl.  dieseUe 
stelle  bei  Wieland:  musz  ich  das  gewebe  meiner  tborbritea 
faden  vor  fnden  ausfSselo):  erbärmliches  gewebe  frostigen 
uosinnes.  Spaon  d.  litt,  denkm.  119,%; 

nur  tu !  uni<  Imi  dich  Ins  gewaba 
der  xweifolei  nicht  tliörig  ein. 

GöTHR  (f-'uHil  2,  cintei'ekg  WalmtirgUnachl) 
4t.  144: 
d))  empfindungen,  die  sich  durchkreiiun:  nichts  ist  belrüg- 
licber  als  allgemeine  gc>etze  für  unsere  emplindungen.  ihr 
gewebe  ist  so  fein  und  verwickelt,  dasz  es  auch  der  behut- 
samsten speculiition  kaum  möglich  ist,  einen  einzeln  faden 
rein   aufzufassen   und   ihucb   alle   kreuzfüden   zu  verfolgen. 


GEWEBE  (2.  e  pUnnclU  anordnung)     5390 

Liasinc  tUpkmm  1,4)  •,  M;  wann  dia  oaiur  das  («web«  4m 
zSrtlicben  empflndungen  ao  gaviebt  bat,  dasz  einige  fldeo 
von  liab«  und  veri«a|ea  orit  4oftk  dta  atflck  laufen, 
muaz  denn  dia  ganze  waba  ictwcfM  gcrriateo  werden;  un 
si«  heraos  zu  ticban.  Boat  Yteitäs  tmffiaittm«  rtitt  1,9»; 
nicht  iinii  r  allen  htniaelsalrickafl  ist  die  OMOsebliche  natar, 
als  fuhllKir,  vAllig  dieaalb«.  aio  andrta  ft««b«  von  taiien 
der  emplindnng.  H»a»aa  {Itrit.  m4td*r)  4,  Wt  4m  ganze  svm- 
paihelische  saitengewebe  ansrer  etapflndangt«  «lurde  in 
diesen  ziiruf  nacbschallen.  {kh.  d.  neuere  d  litUr.)  1,47«;  man 
sieht  eine  sehr  leidenschaftliche  natur,  dir  im  bralindigen 
anschauen  ihrer  salbst,  der  gieicbzetiigen  bafateobetUn,  aa 
denen  sie  so  groszen  antbeil  geoominan.  nad  dar  gascbieble, 
die  sie  sehr  lebhaft  nhrrsiebl,  von  den  leidentcbaflea  acbreiU 
und  das  gewebe  dar  tnenscblicbea  enpfinduogen  and  ga- 
sinnuogen  Irelllich  übersieht.  GOtbr  frn/^r  11,  ::7:>; 

lauter  unichuld.  einiracbi.  tanlicbkelt. 

Iiun  der  mentcbeo  («ni«  letiaauati 

•in  gewaba  lieblicher  («fubla 

waicb  ala  iraum!     WiaLAH»  («rtffMfM«*)  f.MT: 
irdische  frauda,  du  eiilas  gawaba  der  ilnna,  terOtotaal 

{itfmne  »mf  voll  ITMIs 

nur  mit  wenig  worten  empfehle  Ich  mich  beota  ibrein  aa- 
dencken  und  wünsche  dasz  die  milfolgenden  schneidenden 
Instrumente  nicbis  am  gewebe  ihrer  freundscbalt  loatranneo 
mOgen.  üorni  btuf«  20.  im. 

ri)  rtrknüpfung  künttUruchtr  »uidruektmütet:  wann  aick 
der  Zuschauer  iiei  den  Piccolominit  aus  einem  gewtaaaa 
künstlichen,  und  hia  und  da  willkOrlicb  sclieinendeo  c*> 
webe  nicht  gleich  berausfloden,  mit  aicb  and  andern  nicht 
viillig  ains  »erden  kann,  so  geben  diese  neuen  acta  nun 
schon  gleicbsiim  als  naturnothwendig  vor  sieb  bio.  GOraa 
trieft  14,34;  das  elende  gewel>e  der  waUchen  biiffa,  daa 
sogar  weit,  weit  unter  den  deutschen  frazen  steht,  sab« 
ich  gewisser  maasen  als  das  bol/geripn«  einer  tbeatralver- 
zierung  an.  SonNiürcLs  hnefe  über  die  wieneritekt  tduubükue  w 
neudr.:  die  tbeilnabmung  wird  durch  das  gewebe  von  Agatbaos 
enlfübrung  getbeilt  und  geschwächt.  2IB. 

2))  die  Vereinigung  wird  all  planrolle  anordnung  aufgefastL 
a))  zudem  sinds  blos  die  tempelgesioge,  die  psalmen,  (die 
oft  nicht  die  besten  stücke  der  orientalischen  dicbtkuntt 
sind)  —  ainda  blos  die  lieder,  die  eio  's>ngei  dem  harra'! 
widertOnen,  die  diesen  parallelismus  uraprflnglich  haben,  oder 
sinds  nicht  vielmehr  alle,  auch  die  vom  tempei  entlemtslen 
stücke?  selbst  kurze  ausbrücbe  des  afTekts  nitien  io  der 
gescbicbte?  selbst  feurige,  hingeworfna  bildir  mitten  im  er- 
zfilen?  ja  das  hiatorisclie  gewehe  der  geschicbta  aalbat? 
HiabBR  (arehdologu  des  morgenlandes)  6,40; 

auf!  kniipTei  ao  »plasia 

das  tcliitk.>al>gewfba 

blutrolhen  ein>chlags, 

ihr  todeitchwa^'iern 

tu  Handrers  (od. 

sie  weben  gawaba 

von  mentchrDdlrmaa! 

mensrbenliRupiar 

bangen  »ie  dran  !    (briefmtekul  thtr  Ommr)  3,  IM; 

es  gibt  eine  vorsehun:  für  jede«  einzelwesen.  obgleich  dessen 
in  das  ungeheure  welt^-ewebe  verstrickte  ge«cbichie  den  dureb- 
geschlungenen  Ariadne-fuden  schwer  aufderki.  J.  Pall  {turbsi- 
6/umin«  3,  uitbetraehtungen  na  Wonnemonat  Eurtpc*)  4$,  31:  so 
hoch  der  bimmel  über  der  erde:  so  hoch,  aber  auch  so  vtr- 
schieden,  duldend  und  allumfassend  wird  gotle«  system  ftbar 
jedem  menschlichen  gevebe  bleiben.  Hebd^b  {dlteiu  *rk»94t 
d.  mentehengetchletktt  l,  1)  0,208;  wem  die  groazr  maller  (aalMt) 
keinen  plan,  keine  einheit  ihrer  gedaokea  weiaet:  wer  daa 
gewebe  dieser  Penetope  nur  von  der  linken  seitr  ansieht; 
der  schweige,  der  dichte  nicht  von  ihr.  (ro«  geui  der  tbrit- 
schen  poetie,  t.  Mrti)  11,29«;  davon  bin  ich  im  inneraien  Ober- 
zeugt,  dasz  mein  ruhiges  vertrauen  auf  die  haod,  weicha 
das  gewebe  unserer  Schickungen  webt,  wadar  mich,  noch 
die  meinigen  betrOgan  wird.  Wikiabb  «««mAI  inkrirdtfa 
britft  I.  107  L.  Wirtnnd. 

b))  die  vemuoft  iussert  sich  anter  aeiner  Sinnlichkeit  schon 
ao  wflrklicb,  dasz  der  allwiszeode.  der  die^e  seele  scbulT,  in 
ihrem  ersten  zustande  schon  das  poze  gewebe  von  band- 
hingen  des  labens  s;ibe,  wie  etwa  der  aratkOnatler  nach 
gegelmer  clasie  aas  ainem  glied«  der  prograaxion  das  ganze 
verhaltoisz  derselben  fiodeC  HisaaR  {Her  daa  arifraaj  dir 
tf  racA«)  5,  32. 


5391      GEWEBE  (2,  c  erdichlung,  inlrigue) 

c))      tasi  im  gewebe  der  geseize,  Juristen  scliuidener  bestricIieD. 
Brockes  Thomsons  jakresieitun  417; 

das  buch  der  heiligen  natur  und  des  gewissens  ward  durch 
den  commentar  der  tradition  aiimähiig  aufgeblättert,  erläutert, 
erkläret,  mit  der  zeit  wanden  sich  einzelne  wiszenschaften 
vom  groszen  knäuel  los  und  die  Vernunft  der  menschen 
spann  ihr  feineres  gewebe.  Hebder  (hriefe,  das  Studium  der 
theologie  betr.,  Z.  theil)  lü,  295;  ich  gebe  ihnen  einige  wenige 
proben  und  merkmale,  die  sie  in  entwickelung  dieses  freien 
gewebes  weiter  verfolgen  werden,  (briefe  an  Theophron  2)  11, 170; 
wünschen  wir  sodann  dem  Oberrhein  glück,  dasz  er  des 
seltenen  Vorzugs  genieszt,  in  herrn  Hebel  einen  provinzial- 
dichter  zu  besitzen,  der . . .  das  gewebe  seiner  talente  gleichsam 
wie  ein  netz  auswirft,  um  die  eigenheiten  seiner  lands-  und 
Zeitgenossen  aufzufischen.  Göthe  (kunstschätze  am  Rhein. 
Heidelberg)  43,430. 

d))  die  Verkettung  von  empßndungen  fällt  unter  diesem  gesiehts- 
punkte  natürlich  aus,  dagegen  erfahren  die  künstlerischen  aus- 
druclismittel  hier  mannigfache  Verwendung. 

a))  man  sehe  das  ganze  gewebe  der  Strophen  und  es  ist 
ein  frag-  und  ausrufgewebe.  Herder  werke  5,405;  Verwirrungen 
statt  Verwickelungen,  schiele  Charaktere,  und  eine  spräche, 
die  an  vielen  orten  unübersetzlich  wird,  weil  sie  vull  von 
wälschen  Wortspielen  ist,  das  ist  ungefähr  so  immer  das 
gewebe  der  Goldonischen  Schauspiele.  J.  v.  Sonnenfels  briefe 
über  die  wienerische  Schaubühne  57  neuJr.  (s.  auch  oben);  je  mehr 
schon  die  natur,  diese  beste  werkmeisterinn,  ihm  (d.  genie) 
in  die  bände  gearbeitet:  desto  bündiger,  fester,  gleicher  wird 
das  gewebe  seines  plans;  desto  voller,  blühender,  lebendiger 
wird  sein  werk  in  der  ausführung.  J.J.  Engel  {über  Emilia 
Galotli  4)  »chriften  1,  180;  wie  vortrefflich  diese  von  anfang 
angelegten  fäden  in  einander  geschlungen  sind,  welche  köst- 
liche abwechslung  der  Unterhaltung  aus  diesem  gewebe  her- 
vorgeht . . .  mag  der  verständige  leser  und  wiedorleser  selbst 
entdecken.  Göthe  (anmerkungen  zu  Rameaus  neffe)  36,  200; 
die  in  Zeitschriften  beschriebene  Zeitgeschichte  ist  immer  nur 
das  schauende  vom  buchmacherischen  gewebe.  F.  L.Jahn  2,2 
S.  690. 

^1)     aber  der  seraph  ergriff  das  seelenvolle  gewebe 
"        seiner  saiieu,  und  noch  in  den  süssen  quälen  der  freude. 
im'   er  mit  wankender  band  die  strahlenden  saiten  her- 
unter.       Hlopstock  Mensins  12,G3ö; 
durch  unmerkliche  grade  nahm  er  (d.  gesang)  immer  an  stärke 
zu,  bis  das  liebliche  tongewebe  zuletzt  mein  ganzes  ohr  aus- 
füllte. Wieland  (Agathodämon  6,5)  32,370; 
und  gestern  abend 

klang's  vom  Rhein  herauf  als  wie  ein 

geistergruss  des  stabstrompeiers. 

eine  fuge  hon'  ich  blasen, 

eine  fug',  ein  tongewebe 

wie  aus  llassmanns  besten  tagen. 

ScHKFFEL  tromiieler  von  Säckingen  (6.  slück); 

hierzu  gehört  vor  allen  dingen,  dasz  das  zeitmaasz  von  nicht 
minderer  zartlebigkeit  sei  als  das  thematische  gewebe,  welches 
durch  jenes  sich  seiner  bewegung  nach  kundgeben  soll,  selbst 
es  ist.  HiCHAiiD  Wagner  {über  das  dirigiren)  8^,  291. 

y))  hier  ist  auch  die  pluralbildung  beliebt:  nicht  besser  ist 
es  mit  den  geweben  gegangen,  welche  man  aus  den  aller- 
dings herrlichen  liedern  und  mythen  der  Edda  .  . .  heraus- 
und  zusammengesponnen  hat.  E.  M.  Arndt  Schriften  f.  m.  l.  D. 
4,301;  die  älteste,  reinste,  mit  gestalten  unvermischte  mytho- 
logie  der  Aegypter  hatte  mitunter  gewebe  unsrer  Urkunde 
gleich:  das  in  Aegypten  nur  in  Symbole  gehüllet  immernoch 
das  hauptsymbol  besasz,  daraus  dort,  und  wie  wir  sehen 
werden,  auch  hier,  alles  entstand:  die  heilige  hieroglyphe 
Hermes!  Herder  {älteste  Urkunde  des  menschengeschlechts)  0,365. 
3))  die  Sonderentwicklung  auf  dem  gebiete  der  erdichlung,  der 
intrigue. 

a))  ein  lügenhaft  gewebe  knüpft  ein  fremder 

'  dem  fiemden,  sinnreich  und  der  list  gewohnt, 

zur  falle  vor  die  lüsze.        Göthk  (/y/Ziii/.  3, 1)  9,49; 
jetzt  werden  sie,  was  planlos  ist  geschehn, 
weitsebend,  planvoll  mir  zusammenknüpfen, 
und  was  der  zorn,  und  was  der  frohe  muth 
mich  sprechen  liesz  im  überflusz  des  herzens, 
zu  künstlichem  gewebe  mir  vereinen. 

Schiller  ( »Va/Z^nsteins  tod  1,4)  12,215; 

man  ist  in  ****  von  allen  hiesigen  Verhältnissen  meines  herrn 
unterrichtet,  und  die  verläumdung  hat  ein  abscheuliches  ge- 
webe von  lügen  daraus  gesponnen,  {geislerseher)  4,344; 

dt^utlich  seh  ich  nun 

die  ganze  kunsi  des  höfischen  gewebes. 

GoTuii  itasso  4,5)  9,21G; 


GEWEBEBAUM  —  GEWEBEN 


5392 


nun  breitet  das  gerächt  die  flügel  aus 
und  nagt  mit  gift'gem  zahn  an  meinar  schönen 
und  webi  ein  solch  gewebe,  dasz  ich  nicht 
die  spur  der  treuen  Wahrheit  linden  kann. 

K.  Immkrmann  CarUeniii  it.  Gelinde  1,1 
(weites  16,  «.  386); 
jetzt  lag  es  kund  und  anfgethan, 
wie  Danaer  auf  treu  und  glauben  haltenl 
das  truggeweb  sieht  man  jetzt  schrecklich  sich  entfallen. 
Schiller  zersiöninq  Trojan  (IsOÜ,  andern  in  6,362); 

sie  muszten  erst  die  Wirklichkeit  in  ein  lug-  und  truggewebe 
verhüllen,  die  unschuldigsten  dinge  zur  greulichkeit  entstellen, 
um  der  Jugend  und  tugend  bösen  leumund  zu  machen. 
F.  L.  Jahn  werke  2, 1,  s.  296. 

b))  du  irrst  gewisz!    und  wie  du  sonst  zur  freude 

von  andern  dichtest,  leider  dichtest  du 

in  diesem  fall  ein  seltenes  gewebe, 

dich  selbst  zu  kränken.       Göthk  (Tasso  4,2)  9,204; 

ich  soll  erkennen,  dasz  mich  niemand  haszt, 

dasz  niemand  mich  verfolgt,  dasz  alle  list 

und  alles  heimliche  gewebe  sich 

allein  in  meinem  köpfe  spinnt  und  webt.      (3)  205. 

e))  ich  dächte  doch,  das  gewebe  eines  meisters  sollte  künst- 
licher sein,  als  dem  flüchtigen  anfänger  so  geradezu  in  die 
äugen  zu  springen.  Schiller  {Fiesko  8)  3,26;  ich  gebe  mich 
dir  überwunden,  schurke!  das  geweb  ist  satanisch  fein. 
{kab.  u.  liebe  3,  l)  426;  sie  zetteln  ihre  alten  gewebe  wieder 
an,  wo  sie  abgerissen,  üben  die  alten  sycophantenkünste,  und 
bald  sind  sie  wieder  an  alter  stelle,  von  der  sie  der  stürm 
vertrieben.  Görres  die  heilige  allianz  57;  ihn  schützte  nicht  das 
öffentlichste  leben  vor  heimlicher  anklage,  und  seine  häus- 
lichste zurückgezogenheit  beargwöhnte  die  angeberei  als  das 
schau-ende  vom  geheimen  gewebe.  F.  L.  Jahn  werke  2,  \,  ^(il; 
die  ganze  geschichte  ist  ein  gewebe  von  lügen  und  falsclihcit, 
the  whole  story  is  a  series  or  tissure  of  lies  or  forgeries  und 
falsehord.  Hilpert  1,463';  ein  durchsichtiges  gewebe  von  in- 
triguen.  Auerbach  landhaus  am  Rhein  1,36;  wir  haben  aber 
schon  früher  erzählt,  wie  hier  die  energie  des  prinzen  von 
Preussen  dieses  bundestügliche  gewebe  durchrisz,  und  auf 
seine  Weisung  Bismarck  am  29.  juli  einen  bundesbescblusz 
mit  der  drohung  bewaffneter  bundesexecution  durchsetzte. 
Sybel  begründung  d.  deutschen  reiches  3'*,  96;  es  kommt  nur 
darauf  an:  gibt  uns  der  gegner  eine  wirklich  fasziicbe,  gar 
keines  weiteren  eingeständnisses  bedürfende  rechtliche  watTe, 
mit  der  wir  sein  ganzes  gewebe  zerreiszen,  die  quellen  ihm 
abschneiden  können,  mit  denen  er  sein  verwerfliches  gewerbe 
der   bestechung  und  corruption  betreibt.  Bismarck  reden  4, 117. 

GEWEBEBAUM,  m.  wie  andere  ähnliche  Zusammensetzungen 
von  gewebe  ist  auch  dieses  substaritiv  jüngeren  Ursprungs,  bei 
fast  allen  diesen  compositis  gingen  bildungen  voraus,  die  entweder 
an  das  nomen  agenlis  weher  oder  an  das  neutrum  weppe  an- 
knüpften, das  letztere  ist  hier  der  fall,  vgl.  weppeboum, 
liciatorium,  codex  Vindob.  s.  Steinmeyei;-Sirvers  3,627,  vgl. 
mild.  wb.  1,  229';  Lexer  3,  766  {eine  andere  stelle,  webpaum 
als  Variante  zu  welpoum  s.  ebendort  752).  jünger  ist  die  bildung 
weberbaum,  vgl.  weher-  oder  garnbaum.  Stieler  114  u.a. 
darnach  erst  folgt  als  jüngste  form  die  anlehnung  an  gewebe: 
gewebebaum  ist  ein  stücke  am  weher-  oder  würck-stuhle,  da 
die  werfft  auigebäumet  wird,  hat  auswendig  einen  dreher, 
wie  ein  schleiff-stein,  und  wird  sonst  auch  der  garnbaum 
genannt.  Chomül  4,1042;  gewebebaum...,  bei  den  webern, 
derjenige  bäum,  an  welchem  die  werft  herunter  schleifet, 
damit  sie  straff  anhalte,  und  welcher  auch  der  schleifbaum 
genannt  wird.  Adelung  2,652;  gewebebaum,  weavers  beam 
Hilpert  1,463';  gewebebaum  Beil  technol.  wb.  242. 

GEWEBEGESCHIRH,  n.  das  einzige  früh  belegte  compofitum 
mit  gewebe  als  erstem  Iheil  {vgl.  webergeziuge,  gezouwe  Lexer 
3,717):  die  tücher  sollent  ouch  ir  deheiner  dem  andern  sin 
geweijegeschirre  lihen,  er  welle  es  denne  heim  in  sinem  huse 
Brüchen.  Urkunde  von  1433  bei  Sciimollkii  Straszburger  tucher 
und  weberzunft  41. 

GEWEBELEHRE,  f.,  das  compositum  entspringt  dem  oben  be- 
handelten anatomischen  begriff:  gewebelehre  {histologie),  die  lehre 
oder  Wissenschaft,  welche  von  den  Zellgeweben  handelt.  Thiel 
4,  422.  vgl.  KöLLiKER  Handbuch  der  gewebelehre  des  menschen, 
hier  noch  andere  composita  mit  gewebe  in  dieser  bedeulung,  so 
gewebsentwickelung,  gewebespannung  «.  a. 

GEWEBEN,  verb.,  verstärktes  weben,  vgl.  Graff  1,  645.  mhd. 
wb.  3, 6ll'.  die  verstärkte  form  ist  in  der  allhochdeutschen  periode 
verhältniimäszig  zahlreich  belegt,  tritt  aber  schon  in  der  mittel- 
hochdeutschen  zeit  zurück  und  greift  in  dir  neuere  spräche  nur 


5393       GEWEBKN  —  (JEWKBKSAMMLUNG 

noch  nit(  ausläuftrn  «in.  die  älteUfn  belege  iteutn  alle  mü  einer 
einiigen  autnalime  die  (tbertrjgem'  btdtutung  auf,  icalirend  dte 
mittelhoehd.  und  ueiihochd.  uugnuie  die  iinnluhe  grundheJeulung 
wieder  vortreten  las  en. 

I)  intexui  funibus,  kiwap  tcilum  Reithenouer  glatten  {tu 
Spruche  :,  Itt)  bei  Stkimiktki-Siuvkiii  l,Ml;  tejuU,  giMap 
ihiiloriam?)    glonen   tun  St.  Pauli  (:um  prolog  der  genetu)  bei 

SrllNMKYKH-SlKTEH«    1,311; 

itiia  gotei  üruiilie^aiia      lha{  iloi  Ihi«  tconun  ftdamt, 
mit  hl  1*1  lo  mii  «iblou      ililu  lunlclia  giwcblou  .  .  . 
waiiia  ila  ipaa  »cuiio      Karllai  lu  Irouo, 
•i  iblu  raauma  all«  ftb     Job  tia  aalbo  glwab. 

6u»\n  4,}».  14; 

UDt  ih  lir  fiewebe  afler  ordeno  die  teiamioe  habigeo  r«da, 
tu«  conttxo.  NuTtit  Hoethiut,  llaltcmer  i,  \n\ 

3)  ar  iriioo  üeo  bauen  piirper  ao, 

dflD  le  kein  Sarrazin  irewap. 

K.  V.  Wüniauae  Ti  qjanerkrii-v  341*; 

under  andern  sacben  eobol  iine  {Narui)  die  keiMrio:  sU 
wolle  in  darzS  bringeu,  das  er  bi  fruwen  mätle  «iUen  und 
uetien.  do  enbut  er  ir  wiiierunib:  er  wolle  ir  nucb  ein  tolclie 
wOppe  zeltelo,  das  sQ  niemer  geweben  mOhte  die  wile  sU 
lebfte.  KOnicshofkn  s.  d.  ttddtechron.  8,  Sit*. 

GEWEBEN,  farticipiaUt  adjeetir,  die  urtprüngliehe  partieipial- 
form  SU  weben,  die  ipOter  unti-r  dem  einßutz  tchtracher  ßrxiont- 
formen  durch  gewellt  verdrängt  wurde,  eigentliche  isoUeite  be- 
deutung  Idsit  tich  für  den  ftailictp  nicht  belegen;  et  ist  mehr 
die  form,  der  beachlung  zu  tehmken  ist:  si  siiilont  oucb  alle 
von  diBsbin  die  saitzseck  micben  nndcrbuib  ein  lang  und 
drier  llenlling  breit  und  dik  gewoben.  Xüriclier  ttadlbücher  1,S87; 
darzwiscben  wann  sie  (d.  kinder)  ein  wenig  erwachsen,  unnd 
geben  k('>nden,  macbens  inen  (liegende  rOcklein  ausz  zartem 
gewQrck  an,  durein  mfbrerlui  färben  geweben.  RAO«oi.r  r«ii« 
in  dw  morgenldndtr  89; 

der  rarbati);  in  der  kirch'  aulTa  kOnstllehtte  (rewebeo 
mit  *cli6iieiu  »charlacliroth,  hat  elueii  krach  gegebeD. 

UriTS  lrut>ciiu  iivemala  IM  neudr,; 

teulula,  toga  teutulala,  gericht  kleid,  klein  rund  geweben  wie 
ein  »pinnwep.  Ebas.  AiaESOs  fiovtiin  dict.  genus  (IMO)  Ki';  ge- 
wabeii  MAiLEH  IT8':  geweben  Hulsius  (1805)  63*;  gewaben 
Faisius  (1616);  die  sehtraehe  form  des  particips  (gewebt,  t.  d.) 
ist  suertt  bei  IIbrisch  angemerkt  und  telst  sich  bald  fetL  uhon 
im  17.  jahrh.  sind  et  nur  noch  oberdeultehe  Wörterbücher,  die  die 
starke  form  buchen,  so  ScbOhslkdeii,  Demtzler  u.  a. 

GEW'EBER,  n.,  verbalsub!^tantiv  tu  webcren  (i.  d.),  vgU  auch 
geweberen.  wie  in  der  tterativbildung  tu  weben  (weberen)  die 
ursprüngliche  bedeutung  det  verbums  ('stc/i  hin  und  her  bewegen') 
am  anschaulichsten  sur  geltung  kommt,  so  hdU  auch  das  verbal- 
lubttantiv  diete  bedeutumi  fest,  irtt  in  abgeleiteten  Verwendungen 
ndhert  auch  diese»  sich  der  sachbedeutumj. 

1)  iierhter  und  iierlitwia  und  der  küene  Albrant, 

die  falten  maiilgen  toten  iilder  uT  dni  lant; 
aUo  die  wilden  eber  «ach  mau  »ie  howeade  ^an. 
In  dem  strSt  was  groi  geweber,  do  atarb  mauig  mau. 
d.gro*ni  WotlUietrich  10t>8,4  llotltmunH; 

icb  trug  das  gerinl  Welsch  gepent,  das  must  ich  ir  geben, 
das  geleisent  mit  dem  geweber,  und  must  ir  das  aufsezen 
und  ein  saroet  anlegen.  i4nnd  «.  Brandenburg  an  ihren  gemahl 
(147&)  bei  STfciifiiAist.f  privalbriefe  1,141;  gewebr,  gcwehtier, 
das  hin-  und  herfuhren,  gelüufe,  gewimniel  [Aschuffenburg. 
ScHHBLLtR  3',  830;  geweber  (rhein.)  thatigkeit  Kmirbi.-«  Volks- 
sprache in  Nassau  t,  t6°i. 

3)  Übergang  zur  tachledeutung.  knauei  tu  der  ftrUndung 
scblangi-ngeweber,  rgl.  scblungengewinde: 

«0  warn  wir  iii  noch  wie  die  beiden. 

wurden  v)>rglelcbt  den  frummeu  leuitto, 

die  bei  des  horren  Christi  leiten 

ange!>eh«n  wurden  Tur  ein  wunder, 

nit  wuren,  wie  die  andern,  gunder, 

und  wurden  doch  vll  ande^^t  gneoi 

von  dem,  der  alle  hertieu  kern, 

als  heuchler.  gleisxner,  gtonchie  greber, 

Ottern  gexichi  und  «langen  gweber. 

blinden  li-ittor,  gotloxi  liubeu, 

die  alles  Turn  Ins  tenITels  gruben. 

fi.  WtLDis  ttieit'jedüht»  3t  neudr. 

GEWEBEKN,  rirb.,  t.  geweber:  auch  bat  ich  selber  willen 
bi  ucb  zu  riden,  da  viel  mich  ein  swacheit  an,  da;  ich  nit 
geweberne  künde  (1411).  reiehslagsacten  7,  163  Weiz^^dcker,  vgl. 
Lexk«  naehtr.  208. 

GEWEBESAMMLUNG,  f.:  kutulug  der  gewebcsamiulung  des 
germanischen  nulionalnuseums.  Sürnberg  1SU6. 


GEWEORSCIINEIDEM  ASCHIFTE  ^  GEWEGEN      5394 


GEWERESCH.NEIDEMASCHINE,    f.:    gewebescbneiJc 
scbine,  i.  zuscboe.drmaschine.  Lobcib  lex.  d.  ges.  teehnik  4,tn. 
GEWEBSEL,  ■.,  ntuere  biidnng  tu  «ebaal  (s.  d.f. 

doch  die  lelisansi«  tacb«  dunkt«  dam  Slrrrl4 
elQ  «e|rb«>  gawabtel.  sutammvnvawlebali 
und  eben  nur  armdick,  docb  aedanbalk  ellaa 
vom  »attal  bangend  auf  baldtn  salMS. 
das  rollt  «r  au*  oeugler  raseb  aa*alnandar: 
a«  war  ein  gawand  «i«  *on  splnnaagawaba, 
kaum  rCibIbar  dam  Ungar,  docb  faal  wia  *isbl4rabt. 
JoaDAii  si-j/rikste,  l.  fgaenf  (*.  Mj. 


GEWEBT,  petrikipiaUt  adjectit,  jünger«  partkifUlfmm  tm 
weben,  rgl.  oben  geweben:  gewebel,  gewürckel,  lext»»t  ItsUät, 
IIkrisch  IM)&.  ebenu  RleLSin  I,»h3*.  Alle  ou.  Bati«  1»I'. 
Stkihhach  9.0  «.u.;  beauftrage  ducb  Bellin,  des«  er  sich  roa 
der  mamsell  diejenigen  feinen  bemden  geben  'luit,  «eiche 
noch  von  mir  dort  sind,  und  l  duz/end  gewebu  itrtmff*. 
BisaARCB    (an   seinen   bruder  IM«),  t.  KoBL  Bitmtrtlithtf0  Mi 

GEWECHSELT,  partieip  pritt.  tu  wecbtela  («.  iX 

1)  der  aUributite  gebrautk  *  die  bin  und  wlai« 
schreiben.  E.  K.  t.  Wrizn^rsBii  wtarhea  lUftm 
(1653)  A4*;  es  ward  derobalben  dieselbe  /die  nutoeile  corra- 
■pondentz)  auf  rioen  festen  ft;sz  ersetzet,  ..  deai  dl«  4a- 
mabli  gewechselte  acbrctben  «o  junger  penonea  zur  b»- 
-.cbamung  vieler  erwachsenen  gebraucht  .■e-^rlf.a  kontea. 
ZiNZBüDOBr  kL  uhriften iii ;  Natalie  legte  ihm  diefewMkeeltea 
briefe  vor.  GOthl  ( W.  Meistert  Uhrjahre  8,4)  30,  ttt;  oaeb  einigta 
gewechselten  compliroenten  . . .  sagte  diaear.  Sfiutaae  AteaL 
leben  164 ;  nach  einigen  hin  und  wiadw  §tmttkK\tm  kaM- 
plinienten  setzte  sich  aUo  don  Eogaoio  ta  4m  Jaefee  iurn» 
in  den  wagen.  Wiblaro  {Sylno  w»  Romh*  4,1)  II,  2M. 

3)  eint  isoLnte  bedeutung,  die  nur  den  p*nieif  zeAomnit,  ßnäel 
sieh  in  der  hondwerkerspraehe ,  wo  er  unmUleibar  auf  iat  Sub- 
stantiv zurückführt:  gewechselt  nennt  opin  einen  bilken,  der 
nicht  Ton  einer  mauer  bis  zur  andern  rdcbt,  rnd  Auf  4ie«er 
aufliegt,  sondern  von  seinen  nebenbsiken  r*avlurch  getragen 
wird,  dasz  in  die.«e  ein  wecbsel  emgez.ipft  wird,  in  welchem 
der  gewechselte,  richtiger  aber  der  abgrtrumpfte  ballen  gleicb- 
falls  mit  zapfen  ruht.  Helfft  wb.  d.  landbaukunsl  143. 

GtWECKT  I,  participiales  adjecliw  tu  wecken  {s.  d.):  moci.ten 
wir  uns  auch  sagen:  dieser  letzte  feind  kann  s<ege.  aber  keine 
dauer  mehr  erringen,  denn  er  musz  ein  geweckte;«  bedärfoisz 
(nach  einiqkeit)  wieder  ersticken,  welches  nicht  eine  pariei- 
frage,  sundern  das  bediirfnisz  einet  voike«  ist,  er  mu.oz  die 
endlich  gefundene  deutsche  nation  wieder  ersticken.  Laobi 
1.  deutscites  parlamenl  3,  309.  i»  der  neueren  spracht  wird  dt 
partieip  gelecientlich  sowol  für  aufgeweckt  als  auch  ßr  aufer- 
weckt, erweckt  [vgL  theil  S,  sp.  I048)  gebraucht. 

1)  ein  geweckter  knabe,  jua^^e;  rgl.  ein  geweckter  köpf, 
ein  munterer  patrun.  Tb.  Maxm  Buddenbrooks  1,  lo». 

3)  der  pietiümus  hatte  eine  aozabi  geweckter  zusammen- 
geschlossen. G.  Fbettac  [bilder  aus  der  d.  Vergangenheit  4,  I) 
21,6«;  vgl.  erweckte  seelen  Zimzbüdobf  ii.  icAri/)«n  406  «.  o.; 
aufgeweckte  gemOtber  Sperbr  kl.  geistl.  sehriflen  6:3  u.  e. 

GEWECKT  M,  eine  ton  dem  Substantiv  weck  unmittelbar  ab- 
geleitete bilduni)  der  heraldischen  spräche:  geweckt  in  den  wappcn, 
galL  fuseU,  fusit  oder  euneit  distinelum,  schräge  creuz-linieo, 
mai'ben  solche  an  zwei  enden  spitzige  feldlein.  Frisci  3,437*; 
ebenso  Choikl  4,  1041. 

GEWECKTHEIT,  r-,  substantivbildung  tu  geweckt  l,i:  aber 
es  lag  eine  besondere  gewecktheit  in  der  harrenden  iJtfareaa*) 
und  wie  sie  immer  binausborcbten,  um  ihren  söhn  koBBea 
zo  hören,  so  war  sie  eigenibOmlicb  wacb.  AoiRBAca  ftay/ttad« 
g*t,  Schriften  9,  73. 

GEWEF,  I.  gewiflr. 

GEWEGE  I,  s.  gewage. 

GEWEGE  II,  H.,  ttrbalsuhttantiv  <«  wegen,  bewegen  {t.d.): 
als  denn  habt  ihr  euere  brecbslangen,  brechei*en,  ziegenfats« 
0.  gewege,  d.-iinit  ihr  die  winde  abwegt  (tfarrt  keutftn  mUiü) 
u.  werffeL  Hatbksics  Sarepta  13,  M&,  r^  GörrBsr  tpntkt  4. 
S.  36.    vgL  auch  Ftisca  3,415. 

GEWEGEN,  verb.  in  der  Uteren  tprackt  tini  mtkrfre  iisßmitivt 
in  di*ter  form  beseugt,  vgL  gewegen  n^n  wegen,  aUkoeki.  wrpn, 
iifrrar«  (s.  Gbaft  1,655.  wihd.mb.i,tu'):  ffl.  gewrgeo  nthen 
wegjan,  mor«r«  (Gbaff  1,658.  mkd.  rk.  3,M4*,  i.  bewegen)  mni 
neben  wegön,  intereedtri  (s.  Gbaff  1,661.  mkd.  rft.  3,C40*):  vg/L 
endlieh  die  unnsüttlktre  »iltitmnf  t«  weg  (gewegen  noch  ge- 
brärken  noch  gestegen.  Trist.  II9IS).  mhd.  wki,fl'.  fa^t  in 
aUtn  ftlkn  ot  kitr  an  tteU*  dm  frißMt  fe  frkkttitif  ba  ftUttn^ 


5395 


GEWEGEN 


GEWEGETZEN  —  GEWEHR 


5396 


vgl.  bewegen  Iheü  l,  sp.  176S/f.  in  die  neuere  spräche  reichen 
nur  Verwendungen  von  gewegen  =  movere:  da  beiielten  si  sich 
das  si  ainen  stain  der  in  dem  mittel  lag  aufheben  und  ver- 
päuen  wollen,  und  da  in  zwen  oder  drei  nit  gewegen.  mochten 
da  fügten  sich  mer  z£i  in.  Gregor,  dialoge  {Augsburg  1473)  2 
cap.9;  da  flugen  zwen  adler  und  vielen  in  das  banner,  das 
man  darvon  gewegte.  Müglein  Valerius  Max.  n'  (USS); 

ein  bäum,  den  man  nit  gewegen  mag.    S.  Bkant  narr.  g5; 
*nit  ein  herel  drumb  geben  oder  gewegen'.  Aventin  {rudimenta 
grammaticae)  werke  1,482. 

GE WEGEN,  parlitipiaies  adjectiv  zu  wegen  (s.  mlid.  wb.  3,626'), 
wägen  {s.  d.).  enltpechend  den  lautlichen  Veränderungen  und 
ausgleichungen ,  die  das  formensystem  dieses  verbums  in  der 
neuhochdeutschen  periode  trafen,  ist  auch  die  participialform 
gewegen  durch  gewogen  (s.  d.)  verdrängt  worden;  nur  in  ver- 
wegen hat  sich  die  alle  form  gehalten,  für  die  form  gewegen 
liegen  aus  der  älteren  zeit  der  neuhochdeutschen  periode  noch 
manche  Zeugnisse  vor.  in  ihnen  sind  die  letzten  reste  der  mannig- 
faltigen functionen  erhalten,  die  sich  einstmals  alle  in  der  form 
gewegen  zusammengefunden  haben. 

1)  in  der  grundbedeutunq  wird  das  particip  mundartlich  als 
isoliert  vom  verbalgebrauch  belegt:  gewegen,  adj.  und  adv.,  gleich- 
massig,  gerade,  genau.  Ungeh-Khcll  steir.  Wortschatz  290.  dazu 
vgl.  aus  der  älteren  spräche: 

da;  rockenbrot  quam  in  die  schale 
uade  ructe  aUinr  sie  zu  tale, 
da;  die  selbe  schale 
zu  dem  selben  male 

vrol  gelich  stunt  gewegeo.     passional  140,13  köpke; 
luteu  vil  genügen, 
die  (luicii  gut  zu  im  gingen 
und  ouch  gut  da  vunden. 
mii  wol  gewegenen  pluiidea.        509,18; 
gewegen  gold,  appensum  aurun:.  Maaler  178". 

2)  zahlreicher  sind  die  Zeugnisse  für  den  übertragenen  gebrauch, 
der  sich  in  der  mittelhochdeutschen  periode  vielverzweigt  zeigt  und 
erst  später  der  uns  geläufigen  bedeutung  zustrebt. 

u)  «wa;  aber  iuman  da  gestreit 

in  al  der  Kriechen  ritter>chaft, 

der  het  an  prise  deine  cral't 

und  wart  gewegen  ringe  * 

an  lobe  und  an  gelinge 

bi;  an  die  wirde  manger  slabt, 

die  Protheselaus  ervaht. 

Konrad  v.  Wörzburg  troj.  krieg  25909; 

mir  10  kürtz  fürgehabender  und  doch  gewegender  antwurt, 
an  in  begert.  M.  v.  Rastatt  6«  Stein  hausen  prjtaffcrtf/'e  (1484) 
1,260;  wie  wir  in  der  bauren  auffrür  ein  gewegen  exernpel 
gesehen  haben.  S.France  chronika  40";  mit  sölichem  züg  sol 
gerüstet  sin,  der  zi'i  diser  himmelischen  wiszheit  (deren  keine 
verglicht,  ich  gschwig  glich  gewägen  werden  mag)  inbrechen 
wil.  U.  ZwiNGi.1  wie  man  die  jugendt . . .  ufferziehen  . . .  solle  s.  10 
neudr.;  wie  viel  mehr  soll  man  die  gantze  zeit  über  jres 
regiments,  eine  historien  von  allen,  oder  zum  wenigsten  von 
den  gewegensten  sachen  fassen,  und  den  nachkomen  hinder 
sich  lassen.  Lutheh  (vorrede  auf  die  episiel  an  die  Galater)  ö,  532". 
vgl.  auch  briefe  5,  249. 

b)  ein  belt,  geheimen  Perseus, 
des  libes  ein  bewserei  degen, 
wart  in  derselben  schar  gewegen 
für  mangen  ritier  höchpeborn 

KoNRAD  V.  WÜRZBURC  troj.  krlgg  30166; 
vünf  hundert  riter  gewegen 
schuof  er  zuo  dem  küenen  degen 
under  sine  banir.        Mai  u.  Beaflor  113,9; 
die  allertiuristen  man, 
die  der  von  Berne  mohte  bän, 
die  wurden  gewegen  in  den  strtt. 

iHetrlclia  ftuclil  »ttül  (deuUclies  heldenbueh  2,206'); 

sie  meintent  Joseph  wer  nit  so  ein  hoch  gewegner  man  das 
man  im  glauben  soll.  Geiler  v.  KEistRSBERG  evangelien  62'; 
die  landrichter  bahnenführer  und  sonsten  zween  der  ge- 
wegesten  von  ritlern  und  knechten.  SchCtzk  Preuxzcn  138;  waren 
och  di  Knaulen  di  gwegsten  von  odel  in  Duringen  bi  lant- 
grafen  Albrechten,  excerpta  saxon.  bei  Mescken  scriplores  2, 1487. 

c)  is  was  indes  keiser  Conradt  gestorben,  der  om  (Ludwig) 
gewegen  was  unde  on  ssere  schützte.  Job.  Rothe  dttr.  chron, 
cap.  346  Liliencron ; 

der  ganiz  adel  ist  mir  gewegen, 

tliunt  nit  fast  nach  meim  bruder  fregen. 

Hans  Sachs  (iocasta)  8,50  Keller; 
dann  in  macedonischem  reich 
hett  sie  noch  viel  freundt  gnahigkleich, 
die  Ir  wol  wolin,  warn  ir  gewegen 
von  irs  sons  Alexander  wegen.        (Oliinpiai)  8,693; 


ir  uns  also  gewegen  und  holt  seindt.  Aimon  f;  die  dem  herren 
gewägeu  worent  und  geneigt.  G.  v.  Keisersberg  postill  2,209; 
der  unser  sachen  fast  gewegen,  hold  und  geneigt  sein  sol. 
Spalatin  6«  Luther /enuer  ausj.  5, 34';  der  Tiberius  war  dem 
Druso  derbalbin  ge»vegener,  dieweil  er  sein  eigener  son. 
MicvLLUs  Tacitus  bl' ;  wollest  meiner  müh  im  basten  gewegen 
sein.  Herolo  Dictys  l ;  doch  sielten  wir  uns  als  wer  uns  sein 
freundtschafft  gewegen  und  angnäm.  S.  Fhanck  «w/</)«c// 23«'; 
disz  land  ist  dem  vich  meer  dan  dem  treid  gewegen  und  fügsam. 
6l';  gewegen,  hold,  favorisant,  bening,  bien  vueillant,  portant  une 
bonnc  affection.  einem  (gewogen)  sein,  favoriser  aucun.  Hui.sius 
dict.  tcutsch  u.  frantz.  (i614)  lOa'  {fehlt  in  der  älteren  ausgäbe), 
ebenso  (1616)  138';  gewegen,  huld,  s.  gewogen.  Henisch  1595. 
ähnl,  RXoLEiN  382';  g'wegen,  adj.,  gewogen,  geneigt.  Neu- 
bauer Egerländer  mundart  68. 

GEWEGETZEN,  verb.,  mundartliche  ileratiibildung  zu  dem 
älteren  verbum  gewegen  {jetzt  durch  bewegen  verdrängt):  ge- 
wegetzen  . . .  durch  hin  und  herdrehen  zu  lockern  suchen, 
aus  den  fugen  bringen,  lockern.  ÜNGEii-KHULLs/e«r.  woWsc/ia<z290. 

GEWEHLE,  n.:  gewehle,  ein  in  den  boden  eingehuuenes 
gerinne  zum  ablaulea  von  wasser  {im  bergbau).  Thiel  4,422'; 
»pi.  wehle  bei  Frisch  2,429.    tjj.  Veith  238.  Hartmann  l,  29S. 

GEWEHNEN  u.  a.,  s.  gewöhnen. 

GEWEHR,  n.  während  am  grundwort  {vgl.  wehre,  f.,  s.  d., 
wehr,  n.,  s.  d.)  das  femininum  die  oberhand  gewann  (vgl.  sich 
zur  wehr  setzen,  die  brustwehr,  die  wehre  an  der  seile, 
wehrgehänge),  ist  dieses  in  der  Zusammensetzung  mit  dem  präßx 
'ge  ganz  durch  das  neutrum  verdrängt  worden,  dieses  neutrum 
hat  seinen  verwendungskreis  in  der  neueren  spräche  verliältnis- 
mäszig  ausgedehnt,  während  es  zugleich  seinen  bedeutungsumfang 
in  höherem  grade  einengte,  namentlich  wurden  die  bedeutungen 
wieder  abge.4oszen,  die  ursprünglich  dem  femininum  zukamen 
und  die  von  hier  aus  auf  das  neutrum  übertragen  waren. 

l)  Vorgeschichte  des  neuhochdeutschen  neutrums. 

a)  die  allhochdeutsche  periode  kannte  zwei  formen  des  zusammen- 
gesetzten Wortes  (s.  Gbaff  1,930):  das  fem.  kiweri  (in  den  Zu- 
sammensetzungen peingiweri  [wibo],  periscelidas ;  prustkiwcri, 
rationale)  und  das  nicht  nur  in  glossen,  sondern  auch  litterarisch 
belegte  neutrum: 

thob  sluog  er  imo  in  wara      thana  tlia;  zeswa  ora. 

nisi,  tber  widar  herie      so  hereron  sinan  werie, 

tber  ungisaro  in  noti      so  baldlicbo  daii: 

ther  ana  seilt  inti  ana  sper      so  fram  tirliafi  in  tha;  giwer, 

in  gitbrcngi  so  ginoto      sinero  fianto.        Otfrio  4, 17,l>; 

giwer,  Stimuli  Monseer  und  Tegernseer  glossen  des  Kl.  u.  11.  jahrh. 
zu  Gregor  cura  past.  (3,  I4)  bei  Steinhüyeb- Sievers  2,  IS9 
(vgl.  Stimuli,  strita  Züricher  codex,  ebenda  2,  239).  insoweit  sich 
aus  diesem  spärlichen  material  Schlüsse  ziehen  lassen,  prägt  sich 
im  fem.  giweri  das  defensive,  im  neutrum  das  offensive  moment 
aus.  dieses  voruiegen  des  defensiven  momentes  iäszt  sich  auch 
an  dem  althochd.  fem.  weri  nachweisen,  das  sehr  zahlreich  belegt  ist. 

b)  im  mittelhochdeutschen  Wortschatz  überwiegen  die  Zeugnisse 
für  das  fem.  gewere,  gewer  im  gegensatz  zum  niutrum,  vgl.  mhd. 
wb.  3,511*.  512'.  Lexer  1,985,  nachlr.  207.  die  belege  sind  aller- 
dings auf  einen  kleineren  kreis  von  denkmälern  beschränkt,  sie 
weisen  auf  mitUideutschen  Sprachgebrauch,  auch  die  laulverwandt- 
schaft  mit  den  unter  gewahr  {vgl.  ubrn  sp.  4763^.),  gewähr  (vgl. 
obensp.4',hiff.)  gekennzeichneten  formen  erschwert  die  cntschei- 
dung;  in  einigen  fällen  ist  sie  anscheinend  auch  auf  bedeutung 
und  Verwendung  von  einßusz  gewesen. 

n)  das  femininum  ist  in  diesen  Zeugnissen  auf  die  defensive 
bedeutung  zwar  nicht  beschränkt,  es  prägt  sie  aber  doch  am 
sichersten  und  erkennbarsten  aus.  wichtiger  aber  ist  ein  anderer 
gegensatz,  der  in  der  althochdeutschen  zeit  schon  am  grundwort 
hervortrat,  der  unterschied  zwischen  den  functionen  eines  nomen 
actionis  und  denen  eines  colleclivs.  diese  functionen  des  nomen 
aclionis,  die  an  dem  älteren  fem.  giweri  nicht  zu  belegen  waren, 
lassen  naturgemäsz  auch  offensive  momente  im  bedeutungs- 
gehalte  hervortreten,  während  die  abstufungen  des  coUectivbegriffes 
das  defensive  moment  begünstigen  und  fest  halten. 

1))  das  nomen  actionis. 

a))  und  di  von  Linipurg'  traden  zu  in  unde  daden  grosze 
gewere  mit  werfen  unde  schieszen.  Limburger  chronik  76,  10 
(Variante  wehr);  und  zoch  der  küng  von  Lngeliand  darnach 
wider  gen  Frankenrich,  und  gewan  da  vil  grosser  sielte  und 
slosz,  nutz  nach  gen  Paris,  und  was  kein  gewere  wider  in. 
Basler  Chroniken  5,186;  {die  lieiden)  wüsten  sich  nit  mer  zu 
ereilen,  Messen  sich  on  gewebr  zu  lodl  schlagen.   Pontus  u. 


5397     GEW  Elia  (l.  b  (Uu  miUeihochd.  fem.) 

Siäonta  (druck  von  IM»)  03',  tbento  (iMt)  I»'  {in  dtr  amifth« 

von   U98:  üu  wOre). 

''))  wlien  dac  bar 

b«id«  XU  »irlU  und  tu  |ew*r. 

lidtoiT  V.  i-iiTtLA*  tioj.  kriet  *i^^i 

Viva  ertteo  lu  lol  der  durcblucbliütl  rursl...iB  alltn  »tioM 
•tetlio,  sluMei),  durfern  und  btrtcliart  . .  .  lut«  tpiie  und 
ander  nulturff  beatelleo,  das  allra  tu  der  gevter  ooeli  nullurf 
variebro  werd  {HU},  diplom.  UtbAurg.  4IS,  u  lonltt  1,^:  t% 
(oll  aucb  ein  Jeder  mit  ainta  «ib*a,  kind«»  und  getindeo, 
die  nit  zur  gewere  gut  «lot.  acbaffrn  und  krtiellen,  dai  aie 
dobeiin  n\  ireii  bUaeio  blibeol.  Stratiburgtr  nn[l-  %.  folttti- 
ftrordn.  l&(»  Bruektr. 

W)  ...  ead  tleb  der  hira  £nAaa 

raila  laiie  ta  were  ftatiiini»  lit-r  Colhatr  handieU>.: 
xu  gewer).        Eniidi  &003  Bekaghrl} 

«on  Sielllen  Fjfiiüarua 
Arpoii  unil  Adra>(ui 
lu  gewere  da  »mta 
au  eioer  anüarn  sira^ao. 

litiiORT  V.  haiTZLta  Irnj.  kritg  Mbl ; 

da  der  heriiog  Wyiglo  dai  *prnam, 
dal  da>  Tolkes  al>o  vela  quam 
hei  taile  ticli  (0  gewere 
und  roll  ena  neiivli  bera. 

harlmeinrt  207,64  KfUtrf 

da  irmante  dl  gemeine  tu  Hademar  unde  stalten  sich  rigent- 
licben  zu  gewere  mit  werfen,  mit  gexcbosse  unde  ander 
groaie  arbeil.  hmburgtr  chronik  6;i,  \%  [taüante  zur  webre); 
do  atelleteDt  sieb  dri  siette  zu  gewer,  dua  riilerllcbfn  do 
gefubleo  wart  zA  bedcn  siten.  d.  iMdfrf/iron.  9,  MO  (Straizb.); 
ain  low  wenn  innn  mitt  ibm  streiten  will,  er  stellet  sieb 
aucb  zftgewere.  (itiLta  t.  KeKKasacnc  Aoi  im  p/#/frr  (t&o))  a4\ 
d))  in  diT  rtrbindung  mit  gewebr  Irin  das  tubUantit  in  tngere 
hfdeutuugsgimtinsehiifl  tu  dtn  formtlhafUn  ttrbtndungtn  mit 
gewehrter  büud  (f.J.),  mit  gewappneter  b.ind  (r^L  ij>.&;)3o)  H.a.: 

barde  balOe  liel  do  gebot 

ollen  tarnen  tima  bera, 

dat  ri  bulde  mh  gewere 

den  Vianitoteu  lo  hetpe  qnemen 

ar  *i  aaran  scbadeu  Terurmen. 

Kinhnritiet  .s9,bi  Keller; 

der  butcboir  (iernat  do  bagunde 

mil  linrn  luieii  «n  der  stunde 

de  bameldeii  liauwen. 

dat  laeeu  ich  uch  in  iruwaa, 

a  de  do  tob  en  hiniieu 

quenien  ut  xo  den  xiiinen, 

so  was  der  butclioff  Ind  sin  bar 

mil  liarda  *iarcker  gewer 

xu  deu  niureii  in  gekiegeu.       305,10; 

und  beliflben  wir  mil  eren  das  veld,  und  Iribent  den  Tor- 
genanten  roub  mil  gewall  und  mit  lecbter  gewer  herbain, 
und  gelang  uns  dsa  ton  gottes  gnaden  wol.  ctironik  d.  staät 
Zürich,  t.  qutUiti  x.  Sehweiter  geseh.  18, 132  (»onoiUfii;  mil  wehr- 
bufter  band ;  mit  recbter  weLr). 

V)  das  eoUetliv.  out  dem  getamibegriff  dessen,  mos  der  ter- 
theidigung,  der  yegmwehr  dient,  erteachsen  man  mg  fache  sonJer- 
hfdeutungen.  dem  femininum  eigen  ist  die  ausprdgung  des 
begriffes  scbtitzwcbr  in  der  Übertragung  auf  Kehrbauten,  wobei 
im  besonderen  das  laulterwandte  gewähr  (gewabrsam)  xrinen 
einflust  autm.  dagegen  führt  die  ausprdgung  der  beJtulung 
^schulzvaffe'  mehr  xu  den  Verwendungen  des  neutrums  über, 
uobei  ttch  gleichteitig  der  Übergang  von  der  defensiven  xur 
ffeniiven  bedeulung  vorbereitet,  die  alLemeinere  bedeuluiig  'raffe' 
tpallet  sich  andererseits  vieder,  jtnachdem  die  vom  menschen  /ge- 
fertigten verkteuge  oder  die  der  Ihterwell  angeborenen  ver- 
Uieidigungsmittel  in  betrachl  kommen,  eudlich  setit  hier  auch 
die  iibertragun<i  auf  geistige  kämpfe  an. 

a))  die  Übertragung  des  begriffet  auf  webrbaulen  (erd-,  bolz- 
und  sieinwerke). 

<*))  ...  al  die  wlle  büde  tn^u 

sine  burch  AlbAoe 

.  .  .  want  ha  badde  wale  Ternomen, 
dal  Turnua  daro  wolda  koueu 
Biet  reia  gröten  bere. 

da  engegene  sktpp  hi  sine  were  (Golhaer  kandtekr. 
gewere),        h.neUe  4M0  Beknyhet; 

do  draoc  er  eine 
wider  sl  alle  geineine 
uns  er  quam  an  die  gewer 
do  be>tiiiu  lu  ein  her 
deu  er  alleu  wider  stuut. 

UuaoiT  f.  FaiTtua  lr^f.  krie^  ISSM; 


GEWEHR  (\.b  dat  miiteUiochd.  fem.)     5308 

karr««  unde  koeeliM 

s«  suiw  und  SU  recbia  .  .  . 

dia«  Mg  dem  gvxetda 

l«aa  ■!  4«r  gewar 

kaldarsH  vil  «leiMl  her 

Acaaeaaon  quaa  Uanorl  eagala 

die  andaiB  rolgaieo  dl  ea  iwaia.       tlJT: 

io  irlben  sie  u(ar  geaer 

iura  alebcl  «oda  t^l 

4U  aitr«  lo  kr  batlet 

aluab«  dia  »lai.       ttMj 

des  iruc  bar  Auieoor 

ataeo  selllgrn  ni  dat  burgtor 

al«  gruna  alt  eio  gras 

einer  oiitaa  dar  telga  wask 

ar  siuoi  ur  der  gewere 

üod  wlaia  Id  dea  cricblacben  \»tt 

tt  beielebaeta  da  all« 

frlua  osab  daa  tita.       lilTI. 
ß))  hier  knüpft  auch  tuertt  der  pluritlfrbraneh  an:  aai  Ji« 
burger  geschätzt,   dia  auern.  ibora,   b»i»«rdl  und  fmtn 
terrissrn,   geacbleiSl.    M.  t.  KtniiaT  €kronik  Medritkt  f.  M; 
und  wart  su  erostlicb  und  one  undrrlas«  grsckosaea  and  (•• 
graben,   das   das    ber«   in  3  lageu  ulT  dem  graben  dtr  aUit 
bis  ao  die  rinckmuereo  käme  and  ouligleo  ioe  ab«  all«  ir« 
gewere  und  scboüsen  es  stuioiher.  i.  ii;  vgLauck:  waiehet 
scbloaa   mit   solcbeo    tburoro  für  »icb  selbe  on  di«  andon 
daran  atossend,   und  mil  vi!  andern  geweren  also  wa«  fcr- 
sieben,  dz  roao  bell  nuigen  glauben,  die  ganit  weit  aoll  daa 
scblota  mit  uiarbl  nit  baben  gewuonen.  S.  Faa:«ct  »etlk.  le»*. 
())  die  ausprdgung  des  begriffet  dir  waffc. 
<*))  >le  aaraeo  io  llp  und  gewer. 

Hiaaoat  *.  (aiTXLaa  Ir^,  kiie-j  «343. 
ß))  all  Ke»ebuixe  er  xu  alleo  liitn  etrah 

«r  belle  •nUert  debelne  gewar. 

llittoaT  T.  raitiLaa  ir^.  krie^  40M; 

ala  leb  uch  bew|««a: 

wir  btbea  noch  iten 

oocb  getcbuiie  uocb  gewer.  3149: 
dit  ia  dar  aleide  gesciiutxe  ind  gewer  np  der  steide  aloaaa«, 
tboiroeo  ind  rümielen  we«eDde.  aeUn  x.  gutk.  i.9erf.  CMatn^m) 
2, 439«.  e.;  aber  klagen  wir,  da^  die  swen  uad  twanzig 
biearben  und  uuldeo  ban  und  aucb  bant  die  alu'izel  ta  den 
geaihutze  und  ta  aller  der  gewere,  die  die  aUd  balle  oad 
billich  lian  aal.  Matntrr  beuhwerdtbnef  v.  1339  nt  d.  tlädlt- 
chron.  n,  23. 

y))  und  lief  tu  drate 

an  gewere  uod  ane  swen 

wider  xu  dem  bolixe  wert. 

llaaaoBT  t.  Ftiriua  iiof.  tit^n  IlMt; 
darurob  so  gebiedent  unse  beren  allen  iren  bürgeren  ind  tn- 
gasessenen,  die  barnescb  weren  mwgen,  dat  sicb  mjllicb 
darzo  stelle  mit  gewer  ind  barnesch  in  gereitschafl  zo  sin. 
aclen  z.  geseh.  d  verf.  Cdlnt  (i4«0)  2.  Jsi  «.  a. ;  mit  iren  wapen  ind 
gewer  dal  raitbuiss  in  den  raitzlbotrn  zo  rerwareo.  1,417  «.a.; 
alle  burger  unde  kouflule.  die  zu  der  stat  geboren  nnJe  alta 
berclute  unde  bulleiute.  arme  unde  rieh«,  di  mngen  tragen 
unde  »uren  ailerleie  gewere,  wa?  si  baben.  Frtiberger  ttadl- 
reehl  3»,  6  Ermisch ;  darumbe  dnj  sie  selbe  nüt  gewer  suh  ban. 
Stkwabenspiegel  $  218  Lastbertf;  »ort  baint  unse  beren  r.  r.  oeter- 
dragen  in  geboiden,  dat  gem  man,  hei  sij,  wer  bei  %\j,  dach 
auch  Rächt  ge.ne  awertze  noch  ungewoeolicbe  lang«  melier 
noch  ander«  ungewoenliche  gewer  dnigen  en  sali.  (t4«0), 
aclen  t.  gneh,  4,  nrfusunf  CHnt  l,9M  Stet«;  oock  aal  mao  deu 
wirden  sagen,  dat  ai  badacht  sin  ap  di  gbaoe  et  in  ir« 
berberge  ontfangen  und  warnen  ai,  dat  si  vredeon  aint  ond 
»Ich  entbaliien  van  aller  gewalt  und  gein«  g«w«r  endrageo. 
KUner  auftetchnung  da  JS.  j^hrk.,  4.  UidUckrtn.  13,  J7«;  von 
der  gewer  und  von  den  waffen  . . .  ond  wer  mit  ainen 
spizza,  mit  ainer  backen,  oder  mit  ainer  semirichen  wer 
begrilTen  wiert,  der  ist  dem  ncbter  bestanden  mit  drin  »ier- 
dang«n  und  der  atat  mit  ainem.  äadlreAt  t.  Brunn  («cMjfe»- 
tattnngen)  Wk  Rittier. 

d))  kkerirtgung:  wir  sein  uns  euch  gürten,  welicbe  wis« 
wir  sitln  da;  TJeitck  iwingen  ton  sunilkber  gelAsl  ond  »alo 
siebe  haben  an  den  banden,  daj  ist  die  geisilicbe  geweie. 
das  >■(  •>«'  kirebgang«.  dag  ist  die  wach«  uod  die  lasu  uod 
dag  gebet  nnd  ander  gflt«  werk,  da  mil  sul«  wir  un«  weren 
den  unsicbilicben  hAndeo.  pred.  d.  I4.  jakrk.  t3  Ltftrr. 

I))  rie  walTe  {vgl  tknl  I3,  tp.  VA)  wird  a«c*  gewebr  «a^ 
den  getthUrhUlheü  übertra.,en :  nnd  krigen  Izwene  m  t  enandtr 
. . .  und  luuOt  irre  eines  wib  tzu  und  wil  irem  manne  helfen. 
nnd  »ehe!  iene»  mann««  gewere  und  undir  den  beiden  mag 
dar  nun  vorterbil  werden,  man  aal  ir  di  baat  abesuiden  ao 

S39 


5399    GEWEHR  (1,  b  das  milielhochd.  neulrum) 

den  achselen.  d.  alte  kulmische  recht  5,24  {Variante  in  A  und 
ebenso  im  Sachsenspiegel:  ding;  vgl.  auch:  und  streckt  jre  band 
aus,  und  ergreitlt  in  bei  seiner  schäm,  so  soltu  ir  die  band 
abhawen.  5  Mos.  25,  H).    ähnlich  auch  später,  vgl.  sp,  5406. 

ß)  das  neutrum  ist  in  übereilt  Stimmung  mit  den  aus  althoch- 
deutscher zeit  beigebrachten  belegen  auch  in  der  mittelhochdeutschen 
leit  fast  ausschlieszlich  auf  die  bedeutung  ^waffe'  beschränkt,  ver- 
einzelte ausnahmen,  die  auch  die  function  eines  nomen  actionis 
oder  die  bedeutung  ^schutzwehr ,  wehrbau'  zur  gcltung  kommen 
lassen,  sind  aus  dem  Verwendungsbereiche  des  femininums  über- 
getreten. 

1))  Verwendungen,  die  vom  femininum  übernommen  sind. 

a))  wurdent  die  beiden  so  zagbaft,  das  si  wundent,  si 
werind  alle  verdorben,  und  wollend  an  alles  gewer  sich  han 
ergeben,  v.  heiligen  Karl  bei  Bachmakn-Sinceb  deutsche  Volks- 
bücher 3ü. 

b))  Alexander  steich  üf  da^  obrist  gewer 

um  gebot  den  siurm  über  al  daj  bere. 

Lakprcchts  Alexunäer  s.  lOS  Kirnet  (Vorauer 

Mt.v.  v.  S87;  Strastburger  handschr.:  üf  die 

uberisten  irere). 

2))  die  dem  neutricm  eigenen  Verwendungen. 
a))  die  vom  menschen  verfertigte  waffe: 

bei  woulde  beiii  zo  Sassen  laut. 

zo  eme  quamen  balde 

beide  junge  ind  aide, 

ein  vil  micbel  her 

mit  menchem  gewer.        Karlmeinet  297,55  Keller; 

ie  der  man  als  er  da  was 

gewäpeiit  oder  blöjer  sa^ 

üf  pberit  ors  gar  suoder  wän, 

swa;  en  gewers  dd  mohte  bän 

swert  sper  und  geschütze 

awai  zuo  der  wer  was  nütze 

des  wart  da  niht  vergessen. 

ileiiifiied  v.  Bruunschweig  6340  Bai'tsch; 

80  traden  die  metzler  und  wene  si  zu  ene  naiuen  rüstig  von 
stont  en  entgein  bert  buszwendig  die  zune  mit  irm  gescbotze 
unde  gudem  gewere  und  wanten  die  vibende  mit  ganzer  macht. 
Limburger  chronik  103,31;  vort  so  gebiedent  unse  Leren  v.  r., 
od  iemans  binnen  irre  stat  ind  gebiede  mit  dem  anderen 
kivende  wurde,  so  verre  dat  sij  zo  raetzeren  of  anderem 
^ewer  quemen.  acten  z.  gesch.  d.  Verfassung  Cölns  (15.  jahrh.) 
2,351;  so  wer  . . .  mit  metzeren  ofif  anderem  gewer  einich 
bilde  üff  crucifix  sticht  off  unteert.  352;  item  die  wachter  sollen 
ir  barnasch  und  gewer  all  tag  mit  inn  heim  tragen  und  nit  im 
wachthusli  lassen.  Ordnung  d.  wachlhauses  zu  Freiburg  (1495), 
zeitschr.  f.  gesch.  d.  Oberrheins  IS, 51;  doch  so  warent  die  flaiscli- 
hacker  auch  in  irem  barnasch  und  gewer  und  wollen  nit  zu 
der  geroain,  sonder  enthielten  sich  so  manlicli,  dasz  die  andern 
sich  musten  ir  entsetzen.  S.  Müisterlin  d.  städtechron.  3, 14t 
(Nürnberg);  machit  ouch  imandes  sammenunge  adir  ungerichte 
yiedk  den  rat  mit  hämische  adir  mit  gewere,  der  sal  das 
vorbuszen  bi  sulcher  busze,  als  doruff  gesaczt  ist.  Magdeburger 
fragen  1,1,19  Behrend;  und  rüstet  sich  ein  jeder  mit  seini 
barnasch  und  gewehr  in  die  Ordnung.  Ponlus  u.  Sidonia  (1539) 
Dl*,  ebenso  (154S)  14'  (nachher:  inn  jrem  barnasch  unnd  mit 
iren  gewehren);  vort  meir  ab  ein  man  des  andern  logert  mit 
geczogenem  gewere  mit  geczogenem  wofl'en,  do  her  en  mitte 
meint  zcu  leidigen  . . .  was  er  dorumb  leiden  suiie.  Magdeb. 
fragen  (bcilage  zu  3,5,1)  237  Behrend;  wer  sein  gevver  rwcktt 
für  den  geswornen  oder  irer  einem  enttweicht,  der  soi  ge- 
strafft werden  . . .  wer  begriffen  wirt  mit  verpottner  gewer, 
der  ist  der  obgesprochenn  puesz  verfallen,  und  das  geweer 
ist  verlornn.  Schemnilzer  stadtrechl  cap.  Zi  V\lenzel  (Wiener  jahrb. 
f.  litt.  104,  anzeigeblatt  s.  13);  so  aber  einer  sein  gewöhr,  es 
seie  was  esz  wolle,  zuckt  und  aber  nit  scblegt,  die  buesz 
1  ii  d.  (banntaidingsartikel  der  herrschaft  Festenburg),  österr. 
weisth.  6,96;  wan  einer  kam  ein  auswendiger  mann  in  ein 
wirts  baus  und  hätte  ein  gewöhr,  und  trunck  ein  seitel  wein, 
und  so  er  das  ander  begehrt,  so  mag  der  wirt  die  wöbr  von 
ihme  fordern,  (bantaiding  zu  Wartenstein),  weisth.  3,  713. 
b))  das  den  geschaffen  angeborene  vertheidigungsmiltel: 

eia  ander  tier  da  vore  gät 

dai  lügende  vile  hat: 

da{  ist  eia  edel  pantere. 

e;  trei;et  an  siueme  gewere 

die  liebten  siben  varwe 

die  der  priester  treget  an  deme  alter.     Crescenlia  45. 

vgl.  auch  c),  ß)),  2))  (sp.  6400). 

c)  die  letzten  ausläufer  des  femininums  in  der  neuhochdeutsthen 
Periode,    es  ist  im  einzelnen  nicht  immer  möglieh,  die  dem  femi- 


GEWEÜR  (1,  c  das  neuhochd.  fem.)     5400 

ninum  und  die  dem  neutrum  ungehörigen  belege  sicher  zu  scheiden, 
denn  gerade  auf  dem  so  häufig  belegten  mangel  einer  kenn- 
Zeichnung  des  genus  beruht  die  leichligkeit,  mit  der  das  neutrum  die 
concurrenzform  verdrängt,  im  folgenden  ist  da,  wo  die  flexiom- 
formen  und  andere  kennzeichnungsmittel  im  stiche  lieszeii,  der 
sonstige  Sprachgebrauch  möglichst  zur  entscheidung  herangezogen. 

a)  das  nomen  actionis:  dasz  je  vier  und  vier  wider  einander 
in  der  gewehr  waren.  Philandkb  1,641;  dazu  vgl.  eine  andere 
Verwendung,  die  sich  aus  den  oben  angeführten  beispielen  un- 
gezwungen erklärt:  von  weinseufern  und  vollen  zapfen,  die 
ihr  hertz  mit  wein  beschweren  und  saufen  sich  aus  der 
gewehr,  und  werden  toll  und  voll.  Matiiesiüs  Syrach  2,  4s'; 
wie  man  an  dem  grossen  Alexander  erfahren,  der  söffe  sich 
aus  der  gewehr.  Sarepta  15,  764,  vgl.  Göpkkbt  spräche  d.  S.  36. 

ß)  der  colleclivbegri/f. 

1))  die  bedeutung  ^wehrbau  ist  nur  noch  in  der  composition 
erhallen,  wo  sich  aber  das  präfix  später  abstreift:  oder  mit  einer 
mauer  und  kleinen  brustgewebr  umgeben,  reglement  vor  die 
königl.  preusz,  infanterie  (1743)  327.  vgl.  auch  brustgewebr  bei 
i.  Rachel  satir.  gedichte  8. 

2))  die  bedeutung  'waffe':  so  bat  das  bäszlein  kain  ander 
gewöre,  dann  es  wuscht  auff  und  laufft  hinweg.  Gehek 
v.  Keisersberg  has  im  pfeffer  a  4'.  vgl.  auch  oben  b),  ß).  2)),  6)) 
und  unten  1),b;  so  bald  die  Teutschen  das  erfaren,  haben 
sie  ire  gewehr  zu  banden  genommen,  und  begert  inen  zu 
helfen.  Buner  Herodian  deutsch  162';  als  wir  zu  ireu  flekhenn 
unbesorgter  ding  annkbomen,  khamen  sie  unns  aus  ireim 
heusserenn  mitt  irer  gewer,  pugenn  und  pfeilen  in  frieds 
weis  entgegen.  U.  Sciihiedel  reise  nach  Südamerika  74  Lang- 
mantel; ire  gwöhr  seind  drei  schlingen.  Hebold  Diocforus  249; 
ir  gwübr  ist  ein  schilt  manns  lang.  257;  mit  entploszter 
gwöhr.  258;  (die  Christen)  lieffen  die  beiden  an,  namen  jn 
jre  gewehr,  schlugen  und  stachen  in  sie.  Pontus  u.  Sidonia 
(1539)  D2',  ebenso  (1548)  15*  (fehlt  in  der  ausgäbe  v.  1498);  gee 
und  trag  all  die  spiesz,  wa(!en  und  barnasch,  die  unden  in 
der  harnascbkamer  seind,  binauff  in  mein  scblalgemacb, 
unnd  wenn  die  vverber  fragen,  warumb  du  das  tbiiest,  so 
gib  ihne  die  gedichte  antwort,  und  sprich,  seider  meines 
Vaters  abwesens  hat  dise  gewer  niemands  gebraucht.  Schaiden- 
KEiszER  Odyssee  69*. 

3))  nur  ganz  vereinzelt  übernimmt  dieses  fem.  noch  die  spätere 
engere  bedeutung  der  feuerwaffe,  für  die  das  neutrum  fast  aus- 
schlieszlich eintritt:  derjenige  soldut  ...  ist  für  ein  grober 
bachant...  zu  achten,  der  sieb  für  ein  Soldaten  ...  auszgibt, 
und  die  erste  elea)enten,  welches  sein  die  handgriffe  seiner 
gewehr  (der  muskete),  nicht  weisz.  Jon.  Jac.  v.  Walluausen 
alphabetum  pro  tyrone  pedestri  ...  (lQlb)9;  das  erste  buch,  von 
abrichtung  der  soUdaten  in  ihrer  gewehr.  kriegskunst  zu  fusz 
(1615)  s.  1;  dieweil  sie  die  bandgrieff  von  ihrer  gewehr  nicht 
wissen,  s.  13;  so  sie  aber  auff  ihren  wachten  sind,  und  gemeite 
personen  sich  offeriren ...  sol  ein  ieglicber  in  seiner  gewehr 
sein  (der  musketier)  dasz  auch,  wie  gewiesen,  präsentieren. 
s.  149.  in  diesem,  wie  in  dem  folgenden  beispiele  wechselt  fem. 
und  neutr.  in  einem  satze:  daz  sie  sich  in  wehrender  zeit  mit 
ihrem  gewehr  so  noch  ungeübt,  . . .  üben  und  wie  sie  sich 
mit  ihrem  gewehr  am  besten  gegen  ihrem  feinde  verhalten 
mögen,  abgerichtet  werden:  da  rabtschlagen  die  befelchsbuher 
zusammen,  wie  man  die  sache  am  besten  ge^en  seinem  feind 
angreiffe,  da  liat  sich  je  einer  vor  dem  andern  am  besten  in 
seiner  gewehr  geübet.  s.  9. 

2)  das  neutrum  gewehr  läszt  in  der  neuhochdeutschen  periode 
als  wesentlichen  zug  in  den  formen  seines  gebrauches  die  ent" 
Wicklung  des  begriffes  der  waffe  erkennen,  daneben  gehen  in 
der  unlerströmung  noch  manche  teste  älterer  Verwendungen  mit, 
zu  denen  sich  andere  gesellen,  die  vom  absterbenden  femininum 
überkommen  sind,  dahin  gehört  vor  allem  die  function  des  nomen 
aclionis,  die  einer  reihe  von  Verbindungen  zu  gründe  liegt,  welche 
ganz  in  den  Verwendungskreis  des  neutrums  übergetreten  sind, 
auch  die  bedeutung  der  wehrbauten  hat  sich  in  der  neueren 
spräche  auf  das  neutrum  ausgedehnt,  ist  dort  aber  auf  die  ein- 
fache form  übergegangen  (das  wehr  im  flusse). 

bei  der  bedeutung  'waffe'  macht  sich  zunächst  der  gegematz 
zwischen  angeborener  und  verfertigter  waffe  geltend,  die  erstere 
gruppe  erfährt  keine  eigentliche  entwickluiig  mehr,  sie  hält  sich 
aber  auch  neuerdings  noch  in  der  Jägersprache  und  im  gebrauch 
der  heraldik.  dagegen  ist  in  der  zweiten  gruppe  durch  die  fort- 
schrittt  der  technik  eine  ge wattige  Verschiebung  hervorgerufen 
worden,  indem  sich  neben  der  Vorstellung  der  blanken  waffe  die 


5101      OEWRIIR   (2.  das  neuhochd.  neulrum) 

ntutre  der  feuerwaffe  fordrdtigl.  in  MrbinJung  mit  ditur  ent- 
»icklung  ilthl  die  abtchtpdehung  det  coUeelivbegit[[e$,  dit  tmmer 
mehr  lich  tleigermle  enier»gung  der  brdfutung;  doch  darf  man 
natürlith  nicht  annehmen,  da$t  du  etnielnen  abtiufungen  der 
beiderteitigrn  procrsie  tmmtr  parallel  gingen,  immerhin  darf  all 
charaklertiliich  angeführt  werden,  dan  da»  wart  gewrlir  in  du 
militiruchi  kommundoifrache,  in  der  et  nruerJtngt  leine  haupt- 
verwendung  ah  engerer  beijnff  findet,  unprunglieh  mtt  der 
weileiten  umfaiienditen  bidrutung  eingeführt  wurde,  alltrdingi 
hat  ei  hier  gleteh  eine  eingrenzung  mttgebraehl  durch  den  gtftniatt 
der  handwaffe  gegen  dat  gricbUtz  {vertintelt  ist  }fdoth  auch  tianil- 
RetcbUtz  belegt,  vgL  handgewelir).  die  feuerwaffe  aU  handwaffe 
wurde  nun  noch  langf  tetl  nach  ihrer  einfahrung  durchaue  niehl 
allen  gliedctn  rin^i  Iruppt  tur  wrhr  gegeben,  vielmehr  bedingte 
tehon  die  umtliindliche  zeitraubende  ladeweise  det  Alteren  gewehrt 
eint  combination  mit  der  blanken  wa/fe  für  die  fdlte,  wo  die 
Iruppe  alle  geladenen  gewehre  abgefeuert  halte,  vor  der  etnführung 
det  bojunettt  waren  deshalb  einzelne  glieder  mit  grwehren,  andere  — 
und  twar  die  vordersten  —  mit  ptken  auegerütlet.  aus  diesem 
gründe  ßnden  wir  in  den  entsprechenden  reglemenli  getrennte 
kommandot :  solche  für  die  muskele  und  solche  für  die  pike,  sobald 
aber  die  einielntn  gruppen  mit  ihren  verschiedenen  waffen  glrirh- 
artige  bewegungen  machen  solln,  wird  das  allgemeinere  und 
neutralere  wort  gewebr  gebraucht,  während  die  sonderbeviegungen 
der  einielnen  waffe  je  nadidem  mit  der  heiiehung  auf  die  muskett 
oder  den  dcgen  eingeleitet  werden,  vgL:  evolutiun  mit  nius- 
(|ue(pn  und  picken  zutmnmen.  prSnentiert  euer  gewebr! 
Cr.  Wiükrt  kurlser  begriff  der  kriegikunst  {\i'^9)  t.  &6;  itecket 
euer  degen  ein.  nebmpt  euer  gewebr  auf.  präsentiert  die 
mtisqiiet.    hncb  euer  gewebr.    scbultert  die  mutqueten.  t.  6:1. 

die  allgemnnere  weitere  bedeutung  hält  sich  an  gewebr  auch 
noch  lange,  nachdem  es  durch  den  gegensals  der  feuerwaffe  gegen 
die  blanke  wa/fe  auf  den  verwendungskreis  der  ersttren  eingeengt 
wurde:  im  gegensals  lur  iiuiskete,  Qinte,  bUcbne,  pislole  be- 
wahrt sich  gewehr  die  umfassendere  bedeutung  'hanäfeuerwaffe' 
gegenüber  dem  ^gesehntt'  und  gegenüber  der  'blanken  waffe'.  in 
dieser  nehtung  ist  es  eigentlich  nur  der  militärische  Sprachgebrauch, 
der  das  wort  gewebr  auch  in  der  bedeutung  'hund feuerwaffe' 
mehr  und  mehr  einengte  und  nach  länge  und  kaliber  mit  einer  be- 
stimmten form  identtlicierte. 

denn  der  militOrische  Sprachgebrauch  ist  et  hauptsäehUeh,  in 
dem  gewebr  als  feuerwaffe  fortlebt,  in  der  spräche  dcsjdgers  und 
des  Sports  ist  et  wenig  beliebt;  im  allgemeineren  tprachgebrauck 
wird  et  fast  nur  angewendet,  toweit  das  militärisehe  Irben  tolks- 
tüümlich  geworden  ist  {vgl.  tp.  hAMff.).  die  fiotsie  —  namentlich  in 
den  abstUiUngen  der  kriegspoesie  —  bevorzugt  naturgemäti  die 
blanke  waffe  (du  slabi  an  meiner  linken),  und  wo  die  sdiiesswafff 
erwähnung  findet,  ist  et  die  flinte  und  bücbse,  die  genannt 
werden  (so  lang  ein  arm  die  bücbse  spannt  in  der  *wacht 
am  Rhein). 

die  Verengerung  des  begriffet  gewelir  in  der  bedeutung  *feuer- 
waffe'  volltieht  tich  im  tS.  jahrh.,  sie  ist  schon  in  dem  preutxischen 
regUment  von  lT'i6  durchgeführt  und  geht  dort  parallel  mit  der 
abslreifuiig  det  collcctivbcgrtlfet,  der  nur  noch  in  ft en  Ver- 
bindungen wie  ins  gewebr  treten,  der  pusteo  vor  dem  gewebr 
u.  a.  festgehalten  wird,  der  vereinielte  Sprachgebrauch  fuhrt  aber 
auch  später  die  bedeutung  'blanke  waffe  noch  Uinge  fort,  so  bei 
(iöTBK  unii  S(  Hiii.ER  Und  in  der  composition  seitengewebr  hat 
ihn  die  heutige  militärische  spräche  noch  behauptet. 

an  der  äusseren  form  hat  ne/i  beim  iieutrum  die  gleiche  Ver- 
änderung toUtogen,  die  das  femininum  in  seinen  letzten  Ver- 
wendungen schon  zeigt,  die  dehnung  des  üammvocals,  die  durch 
die  schieibung  mit  'b'  gekennsetchnet  wird,  noch  Lutber  schwankt 
zwischen  gewer  und  gewebr;  o/mc  'l\  ßn den  wir  das  subst.  auch 
bei  ScBAiDKKREiszkR,  in  Cberlinger  Verordnungen  von  1552,  ja 
sogar  noch  bei  ScbTtzr  Preusten  III.  im  Simplicitsimus  ist  dat 
dehnungsseichen  durchgeführt,  desgleichen  in  den  ältesten  denk- 
mälern  der  kriegslitteratur.  andere  tchu ankungen  gelten  der  klang- 
farbe  des  vocalt.  auf  gerundete  ausspräche  weiten  die  oberdeutschen 
drucke,  tgl.  gewOr  SciiAiDKnaKiszER  Odyssee  49'  u.  a.,  gewöbr 
durchweg  bei  Hegal  reglement  über  ein  kaittrl.  reg.  tu  fiitx  (1738). 
vielfach  ist  damit  tynkopt  des  präfixes  verbunden,  gwOr,  gwöbr 
I»  den  österr.  weüthi'imern.  andererseäs  weist  die  Schreibung  Ver- 
eintelt auch  auf  offene  ausspräche:  gewSbr  SimpL  636  neudr. 
der  auslaut  zeigt  nirgends  eine  anniherung  an  die  coUeTtirform, 
dagegen  ist  das  Substantiv  bei  U.  SruMiEDEL  nach  analogte  der 
formen  auf  ede  gebildet:  mit  denen  pin  icb  uond  anndere 
Hoditeutscbe    und    Niedorlender,    unngererltch    pisz    in   die 


GEWEHR  (2,  a  verteendgn.,  d.  fem.  entnommen)  5402 

M  IB.-10,  wol  gerist  nit  piicnii  ünni  gewcrtao  nacb  Rie 
dolle  l'latta  |«rahrMi.  rein  mtek  Skdamtnk*  tt  UagwutttL 
der  plurakeirauäi  M  9mm»gni  lint  imnfmtktft  der  mmunrn 
spracht  (vtretmuUt  htUgt  4et  ib.  jakrh.  s.  auf  if.  tfWI.  er  mHl 
eineritüt  fom  umfatuaitn  begriff  her  begAntUglt  indem  dk  rnr^ 
tehtedentn  tpielarlen  der  maff*  »mr  mehruthl  dringen,  ffi.'  ja 
lietser  ols  die  bellebart<rer  aod  andere  gewebr,  die  in  feld« 
nicbt  viel  nutz  scIialTeo  küooca.  WkixtuLtto  ktiegiättmä  nt  fau 
1.97:  derselbe  war...tio  trtflicbcr  ferbter  «a^  i$m\^  §r 
seine  kunst  nicbt  fergiaw,  tbto  «r  sich  Uflieb  Mit  mtt  wr 
die  lange  weile  in  allen  gewebreo.  (jaunBLsususkii  SimfL 
t.  IM  neudr.  betm  engeren  begriff  nniemtnlt  begäntttgl  dte 
mekrtahl  der  träger  der  gleidten  mef»  dm  pimralgtbrtutk.  die 
fetten  formetn  der  komwfndtefrulit  mtdtrUrtben  nter  tw*r  s4/kf, 
sie  latien  auth  heute  nockf  ob  det  komniendo  an  rtar«  etnulmen 
oder  an  riete  gerichtet  ist,  den  Singular  verwallen  (das  gewebr 
über),  aber  der  alarmruf  ins  gewebr  knt  deek  der  neweren 
formel  ao  die  gewehre  platz  machen  mäteen, 

a)  die  Verwendungen,  dte  vom  ^munina«!  tkernemmen  $nd. 
n)  dat  nomen  aclionu  biUet  den  Untergrund  einer  retke  wen 

Verbindungen,  deren  geiehlouenrr  zntamwtenkang  dat  tukitant» 
der  collectirbedrutung  entgegrnfUirte  dadurch  wurde  enderenäl» 
auch  der  Übergang  eom  fem.  int  neulrum  begünstigt. 

1))  hierher  gehören  formein  mie  ins  gewebr  rufen,  iot  gewebr 
bieten,  ins  gewebr  sieben,  in  denen  eilen  des  nbttanti»  tath- 
bedeutiing  angenommen  hatis.  tp  S40i).  et  ist  hier  nicht  mögtiek  im 
einseinen  zu  entscheiden,  m  der  bedeutungsüberg'in)  voUtefe»  t$t 
und  wo  iiiehL  dagegen  dürfte  hierher  gekiren :  jbr  {der  Treyledfteu) 
gewebr  ist  mit  scblingen  werlTen.  kntk  d.  Leb*  21»,  I ; 
tII  (teil  »icb  broeht  hsnt  Jon  gewer 
imil  achieo  leti  keins  kciters  Bisr. 

Bbamt  MMTraTki/fM.II*  Zmmekf; 
»ir  laerlen  die  ga>«en  bald,  weil  nider  geinacbl  ward,  was 
sieb  im  gewähr  befand,  und  sich  die  bOrger  nicbt  b.illeo 
\t ehren  wollen.  (Uimhklsbacsbm  SimpL  224  neudr.  neüeickt 
gehört  hierher  auch:  tbütliibe  widersetiaog  gegen  Jen  vorge- 
setzten oder  au(  h  drohen  mit  gewebr  gegen  denselben,  wird 
mit  erschieüzen  des  Verbrechers  bestraft,  preuti,  knegtarUkel 
von  1808,  arl.  9. 

3))  einen  anderen  itbergang  hat  dat  tubsl.  in  der  jägertpruhe 
volltogen.  wie  das  fem.  wehre  ron  der  function  eines  aoaini 
ar(ioni5  aus  die  fähigkeit  gewann,  eine  aruppe  ron  nc/Miaa  »genta 
zusammenzufassen  (die  jugendwehr,  die  feuerwebr),  to  tst  auck 
unurem  neutrum  diete  Verwendung  ertchlotten  leorden:  in  nocb 
weilrrer  bedeutung  werden  im  Jagdwesen  auch  die  treiber, 
welche  das  zurück  eilende  wild  abwehren,  das  gewebr  oder 
die  wehre  genaonl.  Aoblurc  2,  «53,  ebento  HiLetn  1,  Ml^. 
Tbibl  4, 422  u.  a. 

ß)  die  bedeutung  *wrhrbau':  ein  was<ers(rom,  deo  ich  mit 
keinem  tarn  noch  gewere  kao  schützen,  wenn  icb  io  geben 
lasse,  so  bell  er  sich  selber  auf.  Lotiur  :,  350  Weiwtar. 

b)  die  angeborenen  eertheidigungsmittel  der  Ihierwell. 

et)      dir  tragt  ein  beer  «iie  klaw,  ein  bundi  deo  scbsrlTea  sahn, 
ein  löwe  seinen  «chwanii.  unnd  jedes  wa»  es  kao. 
nicht  eines  liebt  den  todt;  nie  lernen  alle  Itriecen. 
empOndeo  ihr  gewehr.  criiehn  Jas  tiehl  sua  •iegao. 

UeiTt  U-b  <i.  kriegtguU**  41«)  2.SM; 
ein  junger  held  vom  muntern  hser«. 
dat  nur  der  «onneoschein  belebt, 
und  *>»■*  mit  taugendem  gewehre 
nacb  rühm  gettoebner  beulen  strebt, 
doch  die  man  nocb  tum  grossen  glück«, 
dureh  swel  paar  ttrbmpre  hioder;)  kaoo. 
der  junge  haltt  war  ein«  nOcke. 

L>a»i)ie  fabHm  u.  »rteklungen  (der  Urne  u.  4i»  m%dk0>t 
I*.  «W; 
schnöbe  doch  lieber  ein  keiler  mit  krummen  beschAaaMe* 

gewebt«!, 

oder  «in  tapfrer  lea  sut  nicbtiicber  klufl  ibni  «ainffna. 

ßfia«ia  mrtke  24'.>  {tH4o  177). 

ß)  eine  Verengerung  ei leidet  diese  bedeutung  in  der  jäfenpraeke^ 

wo  das  wori  ausuhUestlick  auf  die  kautikne  det  wildem  tekmeim 

bezogen  wird,   in  eintelnen  »iiltrbieknm  deeter  temderefneke  tritt 

rtn  gegentati  in  der  locnlitierung  der  keuer  s«  lefr  (lyL  Htm, 

Tbiil  gegen  KKBRRiit).    aus  dmer  nnwendmng  ergiebt  $Hk  eine  be- 

deutungsgemeinttkaft  mit  gewSff  {rgL  ep.  47421  und  geirarf  (s.  d.\ 

doch  IdtU  tich  erkennen,  änta  gern  iß  der  leettere,  gewebr  kirr  der 

engere  begriff  ist:  der  keiler  führt  in  seioen  eckziboea  waffen, 

gewrrfl,  bauer.  DObkl  jägerpractiee  t.  eup.  7;  gewStT,  gewerft, 

gewebr,  waffen,  dann  schneid,  neool  taau  die  uotern  laogeo 

zdhne  einer  sau,  mit  welchen  sie  um  sich  scbllget;   gewaff 

und  schneid  sagt  mao  aber  auch  too  den  zfihnen  der  raub» 

339  • 


5403     GFAVEHK  (2,  r  waffe  im  uieilesten  sinn) 

tbiere.  IIkppk  wohlredender  jäger  148;  ähnl.  Adelukc  2,642 
{hier  jedoch  der  unterschied  xwischen  gewelir  und  gewäff  ver- 
wischt); gewelir  hoissen  die  liervurstelienden  oberen  eckzäbne 
der  wildscbweine.  Kebhein  Volkssprache  in  Nassau  1,162;  gewähr 
...  die  krummen  b:iuzäbne  in  der  nntt;ren  kinnlade  des 
keiiers;  die  in  der  oberen  hcissen  haderer;  statt  gewehr  sagt 
man  ancb  gewerf.  Thiel  4,422;  gewehr,  the  luslcs  or  fangs  of 
the  wild  boar.  Hilpert  1, 4C3'. 

y)  aUgemeiuer  ist  diese  oedeutung  von  der  spräche  der  heraldik 
übernommen  worden:  gewehr  ist  ein  veralteter  und  überhaupt 
unpassender  ausdruck    für   'bewehrung'.    Qüe«füiith   wb.  der 
heraldischen  terminologit  54;  bewehrung  besteht  bei  dem  löwen 
aus  zunge  und  prankenspitzen  oder  knillen,   bei  dem  adier 
ans  Schnabel  und  fängern,  bei  birschen,  stieren  und  anderen 
gehörnten  thieren  aus  den  geweilien  und  hürnern.  19. 
c)  der  begriff  der  verfertigten  waffe  in  seinem  weitesten  umfang, 
a)  die  intensive  ausprdaung  der  collectivhedeutung. 
D)  der  collectivbegriff  deckt  Werkzeuge,  die  sonst  andern  zwecken 
dienen  und  im  einzelnen  fall  ausnahmsweise  als  waffe  gebraucht 
werden : 

ilir  Schäfer,  sagt,  wo  kommt  ihr  her, 

und  leget  straks  ab  eur  gewehr  {Uie  'schäferhaken'), 

SciiOTTKLiüs  f<  ieden>isieg  35  iieudr,  ; 
und  was  er  erstlich  greift  das  nimmt  er  zum  gewehr. 
Joicniii  Rachkl  sttt,  (/eä,  76; 
des  Streites  zorn,  de^  zanckens  wühl 
vermehret  sich  durch  Uachus  guter, 
die  Zwietracht  langt  gefässe  her: 
oft  werden  nasclieii  zum  gewehr, 
olTt  wechselt  man,  statt  kugeln,  krüge. 

iUcKDORN  versuch  einifier  geüicIUe  (der  wein) 
29  newir.; 
doch  llüon,  eir  sie  ihn  erreichen,  reisst  in  eile 
der  maiiiier  einem  rasch  die  stange  aus  der  band, 
schlagt  um  sich  her  damit  als  wie  mit  einer  keule, 
und  zieht,  stetü  fechtend,  sich  allmählich  an  die  wand 
ein  grosser  goldner  napT,  vom  Schenktisch  weggenommen, 
dient  ihm  zugleich  als  schild  und  al^  giwelir; 
schon  zappeln  viel  am  boden  um  Hin  her, 
die  seinem  grimm  zu  nah  (gekommen. 

WiKLAND  (Obcron  B,«5)  22,225. 

2))  der  begriff  umfaszt  die  gesamtheit  der  Waffen  einer  gruppe 
oder  eines  einzelnen  menschen. 

a))  dis  aber  ist  die  ursnch ,  das  sie  khunen  unnd  mögen 
ihr  gewer,  die  pogenn  prauchenn,  U.  Scumiedel  reise  nach 
Südamerika  09  Langmanttl;  alle  die  in  ircn  hüsern  oder  hüfen 
das  gescbrei  oder  das  geioiife  liOrent,  die  sollen  sich  mit 
irem  rcdelichem  gewcre  ilends  herusz  uf  die  gasse  machen. 
Straszburger  zunft-  und  poUzeiveiordn.  24  Brucker;  weil  jene 
(die  Türken)  ilir  meistes  gewehr  entweder  von  der  unsrigen 
unglücklichen  feldzügen  oder  von  der  gefangenen  ihrer  kunst 
erlanget  haben,  christliche  kriegs-trompete  (\iiiH)  G'l*;  das  gewöhr 
solle  wideruitiben  lusumbengebracht,  geseubert,  beschriben 
und  herrn  ristmaister  eingehendiget  werden,  {freiung  d.  ge- 
meinde S(.  Andrä  1(>G7),  6stvrr.  weislh.  6,  528;  als  bat  auch  ein 
jedweder  ge^chlecbt  {fuszvolk,  reifer)  seine  absonderliche  art 
von  gewehr  und  maniere  im  exerciren.  Backiiausen  2;  nam 
die  festen  ort  sampt  jbrem  gewehr  ein.  buch  der  liebe  214,  3 ; 
der  thurm  Davids  kann  kein  zeughaus  sein ,  wo  inwendig 
gewehr  ist.  Herder  [liedrr  der  liebe  1778)  8,  649. 

b))  und  was  dasz  tirgste  war,  so  hatte  ich  auch  kein  ge- 
w3br:  ja  auffs  eusserste  auch  meinen  krüfftigen  pilgerstnb  nit 
bei  mir,  mit  welchem  ich  mich  auf  den  nohtfall  trefflich  wolle 
gewebret  haben.  Gkimhelshauskn  Simpl.  536  neudr.;  so  bat 
doch  ein  kind  das  bertz,  mit  seiner  muszqueten  allein,  einem 
solchen  praler  zu  pferd,  wie  du  einer  bist,  gegen  all  seinem 
gewehr  im  freien  feid,  nur  zu  fu«s  zuerscheinen  228;  zuletzt 
fing  ich  an,  mich  desz  kocbens  zu  unterwinden,  und  meinem 
berrn  das  gewehr,  darautTcr  viel  hielt,  sauber  zu  halten.  137; 
dasz  ein  jeder  seine  corporalschufft . . .  wohl  in  acht  nehme, 
fleissig  das  gewehr  und  montierung  visitiere.  Ca.  Wirckkr 
kurtivr  begriff  der  kriegskunst  (16^9)  J.  80. 

3i)  vor  ollem  ist  es  die  Verbindung  mit  synonymen  oder  mit 
beiiutungsverwnndten  resp.  ergänienden  collectivbildungctt ,  die 
den  umfassenden  begriff  fi-sthdlt. 

a))  Waffen  oder  gewer.  Gm.iR  v.  Kbishiisderc  brösaml.  1,99': 
esz  soll  kein  parlei,  esz  sei  burger  oder  ander,  welche  der 
handl  angebet,  für  den  ricbter,  Verwalter  und  andere  ihre 
beisizer  mit  kein  gewöhr  oder  wallen  erscheinen,  und  kein 
verhör  hallen,  allein  sie  legen  ihr  gevröhr  von  ihnen,  und 
da  jebemand  sein  gewöhr  nicht  von  sich  legen  wolle  in  verhör- 
»ocbtn,  der  ist  von  dem  ricbter  unib  3  /3.  zu  strullen.  ailikel 


GEWEHR  (2,  c  waffe  im  weitesten  sinn)     5404 

d.  marktes  zu  Hermagor  (I5G2),  österr.  weisth.  6,424,  diser  raht- 
scblag  brach  ausz,  und  ward  (als  man  sagt)  im  land  Appen- 
zell zu  Urnäsch  an  der  kirchwibe  beschlossen,  ouff  den  28  tag 
julii.  desz  I489jars  zusamen  zukommen  in  der  grfib  ob  Ror- 
scbach,  unnd  der  sach  mit  geweer  und  wiiaffen  ausztrag 
zugeben.  Stumpf  cftroni/f  379' ;  waffen  oder  gewehr  Boxei.  an- 
weisung  der  kriegsübung  (1675)  71  u.  a.;  ich  liesz  alle  wehr- 
haffte  pcrsoncn  auf  der  insul  zusammen  ruffen,  ihr  gewehr  und 
Waffen  ergreiffcn.  inscl  Felsenburg  1,323  neudr.;  sie  waren  auch 
in  warbeit  so  köstlich  ausgerüstet,  dasz  die  feinde  ...  ver- 
meinten, sie  führten  mehr  eine  reiche  beute  ihre  säkkel 
damit  zu  füllen,  als  gewelir  und  waffen  wider  sie  zu  streiten. 
Zkseh  gekrönte  majestäl  70;  sie  steiffen  sich  allein  auff  ge- 
wehr und  waffen,  und  starcke  kriegsmachl,  wir  aber  wollen 
wider  sie  streillen  in  dem  nahmen  gottes.  Arrabam  a  S.  Claha 
auff,  auff  ihr  Christen  b3  neudr. ;  all  unser  gewehr  und  waffen 
seind  lauter  oooü  nulla  nulla,  da  man  ihnen  aber  ein  einiges 
1.  wordurch  ich  Jesum  verstehe,  zuesetzet,  so  kombt  die 
grösle  macht  herausz.  55;  geistliches  zeug-hausz  voll  gewehr 
und  Waffen  zu  bestürmung  der  baupl-festung  in  engel-land 
des  himmlischen  Jerusalems  das  ist  geistreichs  . . .  betlbuch. 
Augspurg  1747,    vgl.  auch  unter  4)),  5))  und  6)). 

b))  du  sollest  vergessen  des  Widerwillens,  so  sich  zwischen 
uns  zugetragen  hat,  allain  darum  das  die  Kriechen  Acbillis 
harnasch  und  gewör  mir  und  nit  dir  z&gctailt  haben.  Schaiden- 
RKiszER  Odyssee  49*;  darnach  gieng  si  weiter  in  ainen  gemach 
darinn  auff  ainer  selten  vil  gewandkästen  stfinden,  auff  der 
andern  harnasch  und  gewör  hiengcn.  88*;  so  man  ainem  alhie, 
wer  der  sei,  auf  die  wachten  oder  under  die  thoren  gebieten 
und  von  meinen  herrn  den  wachtmaistern  verscliihen  wurden, 
der  oder  die  jhenigen  sollen  bi  irn  aidtspllicbten  mit  gwer 
und  iiarnasch  in  aigner  personen  und  nit  ire  dienst  oder 
knecht  .  .  .  gehorsamlichen  erschinen.  Verordnung  über  die 
Sammelplätze  der  bürgerschaft  zu  Überlingen  (1552),  zeitschr,  f. 
(jefch.  d.  Oberrheins  17,292;  das  ihr  gewer  und  hämisch  zu 
rathbaus  in  der  Stadt  beheltniss  sollen  eingelegt  und  verwaret 
werden.  Schütze  Preuszen  lii. 

c))  da  stund  ich  mitten  in  einer  wildnus  wie  Matz  von 
Dreszden,  beides  obn  speisz  und  gewehr,  dessen  ich  gegen 
die  bevorstehende  nucbt  wol  bedürffig  gewesen  wäre.  Grimhkls- 
RAUSRN  St'mpi.  434  neudr.;  weil  mancher  sein  ge»ehr  und  pferd, 
ja  sogar  sein  weniges  commisz-brot  verspielete.  153:  also 
mondirten  wir  uns  :iusz  meinem  ^eld  wie  2  cavalliers,  beides 
mit  kleidungen,  pferden,  dienern  und  gewehr.  381 ;  wir  kamen 
noch  vor  nacht  zu  unsern  gesellen,  da  ich  meine  kleider 
und  gewehr  wieder  nam.  192. 

(/))  in  einigen  dieser  Verbindungen  mag  auch  schon  auf  die 
fcuerwaffe  neben  der  blanken  waffe  bezug  genommen  sein:  volgenle 
unterthonen  sein  schuldig  verbröchliche  oder  mallelizpershonen 
80  woll  bei  tag  alsz  nacht  mit  gewöhr,  auch  rosz  und  wagen 
zu  erscheinen  und  selbe  cinzubollen  und  sodan  nach  Ordnung 
die  wacht  zu  iiaiten.  laiidgerichlsordnung  von  Groszlobming 
(i7.  jahrh.),  österr.  weisth.  6,293;  ihr  sollt  abziehen,  mit  gewehr, 
pferden  und  rüstung.  proviant  sollt  ihr  dahinten  lassen. 
GöTiiK  {Götz)  8,  113;  ihr  wisset  wie  nahe  mir  der  todt  za 
selir  vielmahlen  gewesen,  wie  gott  den  feinden  offt  ihr  ge- 
siebt, gehör,  geschosz  und  gewehr  gebunden  und  gehalten; 
dusz,  indem  sie  auff  mieb  geziehlet,  unnd  an  das  hertz  gc- 
selzi-t,  die  streiche  losz  unnd  in  die  lufft  gegangen.  MoscHEROscn 
insomnis  cura  parentum  11   neudr.; 

kurtz:  der  das  land  geprest, 
ward  todt  darauf  gestreut;  und  dessen  Überrest 
niust  über  hals  und  köpf,  nach  seiner  beimat  weichen: 
und  blniei  liest  der  marck  geschQtz,  gewehr  und  lelchen. 
Bkssir  {iiuf  ilrn  (/rosten  KurfuiHifu)  scliriflen  47; 

es  hat  ihm  aber  gott,  durch  die  vorbilt  der  himmels  königin 
und  Joannis  desz  lauffers  zu  ruck  gestossen,  und  zwar  der 
gestalten,  dasz  er  darbei  3  ding  verlohren ,  ehr  verlobren, 
beer  verlohren,  und  gewehr  verlohren.  Abraham  a  S.  Clara 
auff,  auff  ihr  Christen  69  neudr.; 

du  weisst,  was  jetzt  den  rath  mit  bangen  warten  quäl', 
vielleicht,  dasz  dieser  streich  geschwind   und  gliicklich 

fallt, 
vielleicht,  dasz  das  geschick,  das  noch  <len  wütiicli  stützet, 
zum  wohl  des  vaierland.s  verscliworne  beiden  schützet, 
denu    noch   ist  iilclits  entdeckt,   als  wa.<  ein  dunkles  biat 
von  mannschal't  und  gewehr  kaum  halb  verraihen  hat. 
1.RSS1NG  (Henzi  1}  53,  102. 

4))  wie  schon  oben  erwähnt,  liegt  einer  reihe  fester  Verbindungen 
mit  verbis  ursprünglich  ein  nomen  actionis  zu  gründe,  das  aber 


5405     (iRWKIlB  (2,  c  waffe  ab  collertirhegriff) 

im  tusammenliang  der  »ottverbiudung  lurückltitl  und  durch  dtn 
eoUeclivbfgti/J  verdringt  vird.  dttter  bildet  anirrertetli  hei  ttner 
andern  reiht  ilmlteher  irrbinäungen  ron  pornthirein  den  au$- 
gttng*fiuiikt.  auch  hier  irird  im  verlaufe  der  kriegttechniuhen 
enluicklung  allmählich  die  feuerwa/fe  ffftn  in  Uank«  mafft  vor- 
gedrängt, an  manchf  ti-rbindungin  knüpft,  mit  auch  lonil  gern 
bei  gCMcbr,  iibertragmer  grbrauch  an,    vgl.  *>)). 

a))  weil  dal  gcilnlng  bridei  von  lauiTeudfn  und  reitenden 
ximlicli  dirk  Mordrn,  haUe  leb  tcbon  damuU  den  verstand 
gehabt,  der  wache  int  fewebr  zurtifTen,  weil  in  solcliein 
gelfliitr  eine  «tat  am  bettan  eiaiunebmen  aei.  Gaimiiuiauii!« 
Smpl.  2U  ntudr.; 

«t  iltlil  vorlreftlcli  icIiüd, 

Ihr  b«rran.  riilTl  die  bUrger  im  gawabra, 

dant  >le  anigeBaa  gähn, 

lind  In  der  r«ina  iletin, 

ja  dn>i  dar  h«ld  die  spiel«  klingen  höre. 

ChkiiTIA!«  \N|lil  "r>   ;>()/t/uc/i«  näicher  iti, 

wurde  ein  toldat  hriin  Unterricht  gefragt:  'warum  rufst  du 
die  wacbe  ina  gewähr,  wenn  ein  groszer  geicblosiener  zug 
TOO  vielen  menichen  vorüber  zirbt?'  AuE«aACii  tchatikd$lltin 
3,116;  ins  gewehr  rufen,  to  call  to  armes.  IIiipert  I,  46S'; 
ob  nun  wohl  bienlurch  die  Studiosi  sehr  Terbitlerl  wurden, 
routlen  sie  doch,  weiin  die  guarnison  int  gewehr  gebolhen 
wurde,  aich  heKüligen  lassen.  Ettnuii  tntdii.  maulaffe  374; 
holla!  ins  gewehr!  ins  gewebr!  die  nacht  ist  niemands  freund. 
üBTpiius  Hornbilteribrifax  10  nriidr. ;  ungeacht  diaes,  sagt  der 
künig  Asa,  bursch  ins  geurbr,  et  muaz  gefocbten  sein. 
Abbabam  a  S.  Claiia  auff,  auff  \hr  Christen  &8  ntudr.;  ihr  leute, 
korobt  mir  zu  bUllTe,  es  ist  ein  dich  da  .  . .  rausz  ins  gewebr, 
ea  iat  eine  alle  hexe  da.  J.  IIObrkr  Chri$tk<mödit  (1,3)  0  uriidr. 

t))  In  aller  ehr       ins  gewehr 

gegen  den  feinü        ein  jeder  «oliiai  erscheint. 

lirit  iift  17.  jnlirh.  iiri  Horrmunit  t.  FAttasiLiaiN 
qtirtttchalltuari   2.51; 

bei  jeder  wacht  ordnet  der  corporal  von  der  «acht  ein 
schnarrhwachte,  welche  ao  die  wacht  ins  gewebr  musz,  aulT- 
muutert.  Wallraosrn  kriegthuntt  tu  fu$i  t.  i:!9;  am  alier- 
prsten  sprang  Flohs  berfüi,  liesz  den  ttück-lieiitcnant  zu  sich 
furdern,  und  befehlen,  man  solte  sich  allerseits  ins  gewrlir 
stellen.  Krasmus  Francisci  indisch-thmeiiuher  lutlgarlin  1,103; 
ich  ...  flüsterte  ihm  zu  ...  und  Huga  stellte  er  sein  ingenium 
ins  gewehr  und  die  lustige  nnchtcomOdie  wurde  eröffnet. 
FaiaoHKH  Arndt  bei  ¥..  M.  Akndt  sehnften  f.  m.  L  D.  1,45; 
die  achildw achten  vor  dem  gewebr  müasen  vur  allem  den- 
jenigen, vor  welchen  die  wache  ina  gewehr  gehet  oder 
austritt,  zu  rechter  zeit  heransruffen  ...und  keinen  näher 
als  einipe  achritt  vom  gewehr  avanciren  lassen,  bevor  sie 
gerulTen.  reiilement  vor  die  königl.  prtusx.  infanterie  (1743)  5.432; 
und  wann  die  wurbt  ins  gewebr  K'li't»  *'°*'  ^^°  l'^rl  nicht 
augenblicklich  hei  seinem  gewebr  ist.  5.437;  rechts  umkehren 
und  die  bursclie  aus  dem  gewehr  gehen  lassen.  5.430;  vor 
einem  ina  gewehr  treten,  pretenter  le$  armes  a  quekun. 
nÄDLEiN  l,3s2';  ihr  elenden,  ihr  werdet  bald  vor  mir  ins 
gewebr  treten.  (iöTHK  {gfos:-(ophta  &,8)  i4,-248;  worüber  aogar 
das  feldgeacbrei  verüntlert  worden  und  einige  butaillooa  in's 
gewebr  getreten,  {belagerung  v.  Maynz)  3U,  279. 

e))  endlich  kahm  seine  majeatSl  auf  den  'ib.  mestag  ia  den 
Haag,  da  sie  die  bürgerei  ebenmiisaig,  mit  neuen  fahnen  vor 
der  leibwacbt,  im  gewchre  gefunden.  Zksen  gekrönte  majesUt 
Wh;  wie  sie  an  des  generale  loginient  kamen,  stund  die 
haupt-wuclie  im  gewehr.  Ett.ner  tmdis.  maulaffr  i\9;  wenn  die 
Soldaten  im  gewehr  oder  sonder  gewebr  stehen.  r«^{emrti( 
vor  die  königL  prrusz.  infanterie  (I726)  s.  S7;  im  gewehre  stehen, 
in  armis  tise.  Stkinbach  974;  im  gewehre  stehen,  to  stand  in 
arms.  teutsih-engl  lex.  (1716)771;  im  gewehre  or  unter  dem 
gewehre  stehen,  (o  be  undtr  arms.  Hilpert  I,463\  die  acbild- 
wache  ...  präsentiert  und  rult:  unlerufiicier  heraus,  burscben 
ins  gewehr!  so  lange  bis  die  wacbe  im  gewehr  ist,  gestaltet 
sie  nicht,  daas  sich  die  ronde  der  wache  nähern  darf,  dienst- 
Unterricht  für  die  unteroffniert  (t8l6  Btrlin)  s.li;  soll  jede 
compagnie  h  mann  ubercumplett  haben,  welche  niemabis  im 
gewehr  marchiren,  ausser,  wann  ein  k*!rl  kranck  wird,  regle- 
ment  vor  die  königi  prtuss.  infanterie  (1726)  5.6. 

&))  Verbindungen,  in  dit  das  «iift5<aii(i*  ton  womeAeretii  mit 
der  tacJibedeutung  eintritt. 

a)\  als  ...  auch  die  kerls  den  dameo  zuIiefTrn,  wie  die 
aoldaten  ihrem  gewehr  und  posten,  wan  sie  die  trummel 
hören  lermen  rühren.  GtiMHELSiiAusEü  Simpl.  90  He«dr.  .*  ich 
und    tler   fourierschütze  rulTten  alsbald  lernten  und  mordiu. 


GEWFHR  (2,  e  einxeitcaffe) 


540C 


alao  das  allta  4«n  gewebr  lalieff.  IM;  tu«  g««ebr,  tun 
gewehr  ihr  ritterliche  heldco.  AaBAiAi  a  S.Cu*a  auff,  auff 
ihr  Christen  u  ruudr.;  to  aber,  i»  kb  als  ein  rriigiont-tpöiler, 
aibeitt  und  Ignorant  ausgeputzt  bin,  lluft  allea  zua  gewehr, 
was  unter  dem  gelehrten  trotz  our  beme  bat.  EoBiMaan 
setbitbiographie  {\;Ui)  in't ;  ihre  leute  bei  das  gewehr  fretro  ... 
laaseo.  regltmtnt  vor  dit  liümgl.  preuss.  infanltrit  (1743)  f.  43I: 
die  tcbildwacbe  vorm  gewehr.  duntluHttmckt  ßr  4m  uuUt- 
ofUtkrt  (111«  Btrlin)  1.71. 

b))  ich  vertprlch  auch  da«  leb  dem  gati  . . .  von  f&a  auff 
kiaiden,  mit  waffen  und  gewOr  notdurfftigklich  verteben,  und 
wohin  er  begert  mit  zOruog  reichlich  abfertigen  will.  ScaaiasR' 
BtiazBR  Odystit  00*;  ich  verüb  mich  alsdann  aof  allen  fall 
in  meinem  quartiare  mit  gewebr.  Hbirsk  l/trdiapAWi«)  Ummi- 
licht  sehriftrn  ],i3;  einige  mit  gewehr  verteben,  quotiam  »rmk 
instruert.  STSiNBAia  974;  mit  geweer  wol  gerOsr,  lailrecti  frrr«. 
Maalbn  179*;  während  daez  Renault  dai  arsenal  battOnnl, 
wird  der  kapillln  das  gefSttgoia  von  Sankt  Markos  erbrechen, 
und  die  gefangnen  mit  gewehr  autrüsien.  Schuler  (mt- 
tehwörung  des  marquii  v.  Bedemtr)  4,  Mi;  nn  pluraL  einen  mit 
geweeren  wol    rüsten,  armis  atiqutm  instrutri.    Naalbb  ITt*; 

bcrau«,  aus  deiner  woiresgrufi, 
fnrchttitres  beldenhear. 
heraus  tum  iirell  In  friiche  lafl, 
nitt  muili  und  ■cblacblgeiiebr. 

Glbib  iUirau'fm  aernnitiUeH  Mr  dtr  ttktatkt 
liri  Ititttlmch)  kriegstlrnttr  a.  It  nt^är. 

vgL  auch  das  btispirl  aus  Fbbilicratii  tp.  64ia. 

())      erwige,  wie  TrrgnDgt  Irh  nacbnal*  lugesebea, 

all  durch  der  iwif  tracbi  wiiih  dl«  irennimgen  geeebebea. 
wenn  der  partaien  irbweri  tlcb  w^cbtelswelM  seblag. 
ein  Rönger  wider  Rom  gewehr  und  baroiscb  trug. 

J.  Cmr.  GoTTtcaaa  Otto  1.': 
gewebr  tragen,  arnia  gertre.  Batcr  291*;  ein  gewebr  Irageo, 
r55e  cum  telo.  Steinbach  974,  vgl.  ameh  unter  d). 

d))  die  geweer  von  im  geben  oder  von  im  legen.  Maaiii  in^; 
alto  biesz  der  keiser,  da  der  tag  angieng,  all«  die,  to  aof 
dem  berge  warteten,  von  der  hohe  auff  die  ebene  kommen, 
und  ir  gewebr  auff  das  erdtrich  legen.  RrncaAiv!«  Caaaar  129*; 

du  armer  krlegesmson,  du  macbtt  wol  nieder  legen 
nun  alles  dein  gewebr,  bis  gar  aiilT  deinen  degan. 

DitTB.  V.  a.  WtapBii  AnaH  II. SV; 
das  gewehr  niederlegen,  kasta$  abjterrtf  dw.  knu  Stt*; 
gewehr  niederlegen,  sich  überwunden  geben,  arma  abjictre, 
palmam  dare,  herbam  porngere.  Oaibh  2»l' ;  gewebr  strecken, 
5.  poser.  Kccrrs  krieg^lex.  I,  1M6;  ala  der  letzte  reat  der 
aruiee  in  Lübeck  daa  gewehr  atrecken  mnsate.  aufteiäinung 
von  C.  \V.  II.  StTTK  aus  dtm  jähr  1806  hei  G.  Fbettac  (bddcr 
aus  der  d.  vergungenhtil)  21,383:  mr  »titer f  ntwicklmnf  ditHr 
feiten  Verbindungen  vgl.  sf.  biOiff.  6t  13 /f. 

6))  übertragener  i;rbraucn{vgl,  oben  3)),  4)1,6)));  als  Jacobus  aagl 
in  epist:  wir  haben  kein  anderen  hämisch  und  gewerh  dan 
den  glauben.  Lutheb  9,687  WtivMr;  das  sind  kurtilichen  dta 
dreierlei  gewber,  welcher  ich  mich  bie  gegen  Lutern  ge- 
brauchen, und  in  ob  gott  wil  damit  überwinden  »il.  EatBa 
;e^n  Luihtr,  s.  LuViers  und  Emstrs  slrrüsthnfien  14  ntuir.;  daa 
(Schreibzeug,  federzeug  u.  a.  w.)  ist  einet  tliidenten  rattuBf 
und  gewehr.  Anoe  Cohbr.  iaiiM«  (1M4)232:  eben  ao  waaif 
dörffte  dieser  hüllen-bock  jenen  baurn  mit  dem  gewehr  data 
gebeis  gnugsam  bewaffnet  angetroffen  haben  EaAaHosFaAR&aci 
der  höUtsche  Proleus  (16U6)  li»3.  zur  überttagunf  auf  da*  stxuelU 
gebiet  (5.  sp.  6399  <4«a),  rgL: 

hall  ao,  mala  liebster  koaaat!  verstekket  das  gewahr. 

RaCRBL  «ff.  V«^.   104  mtmdr. 

ß)  dit  abschvilchung  des  colleclithtgriffts,  dit  9trt*fmnt§  itr 
bedeutung  in  der  richtung  der  rinultraffe  ist  die  tijeniMi  fruui- 
lagt,  auf  dtr  sich  der  heutiiit  begrsff  it$  miränmt  «n/baa/ 
(vgl,  unter  d,  sp.  Hot  ff,  an  und  für  sieh  ist  jtd*tk  iit$*  vtrenftrung 
nicht  an  dit  ausbildung  des  begriffts  der  fttunMf«  fttan4en, 
Sit  findtl  sich  auch  lahlreith  belegt  fir  dt*  Untkl  •«/**  j*  thento 
auch  für  Waffen  anderer  art. 

1))  dtr  allgemeinere  btfriff  waffe. 

a))  sobald  die  sturmbglock  geschlagen  wird,  ein  ieder,  der 
sich  wehren  kann,  ...  mit  habendem  gewebr,  in  dessen  er- 
manglung  aber  mit  bauen,  srhauflen,  gablen  oder  dergle.cben 
Instrumenten  an  daa  asaignirle  ort  oder  sammelplati  laufen 
aollen.  II702),  5.  ttilschr.  f.  getek.  d.  Oktrrktims  18, 140;  batt  ein 
jeder  in  teinem  bautz  daa  nerhtt  gewebr  ergriffen,  etotweder 
ein  langen  »pieai,  ein  axt.  ein  achweintpiesz,  ein  kulbeo,  oder 
waa  einer  sonst  in  aolcber  eil  tcbarffa  zo  betchirmong  aeioea 
leibt  ergreiffen  mocht.  Bombr  Uerodian  deutsch  (16<mj  lld'; 


5407     GEWEHR  (2,  c  einzelwaffe.  blanke  waffe) 

so  autwortet  des  Bachus  ländlicher  spröszling, 

weil  sein  krummes  gewehr  drohend  erbebet  der  gott. 

Voss  TUiuU  (des  Priapas  Uhre  1,5,8)  53 
{annatus  curva  falce) ; 

«8  sollen  auch  die  unteithonen  samentlich  ain  jeder  mit 
seinen  hosten  gewehr  den  malialitzischen  helfen  heraus  be- 
laiten  an  alle  widerrüht.  gewohnheit  des  freithales  Kleinfölk 
{Id.  jakrh.},  österr.  teeistli.  6,9  onm.;  der  gemeine  mann,  wann 
er  auf  dem  rechten  fusz  niederkniet,  lasset  die  rechte  an 
dem  gewöhr  ...  dasz  ...  das  gewähr  dem  linken  fusz  paralel 
komme  und  dieses  darum,  weilen  ein  gewöhr,  das  da  losz 
gehet,  in  den  reihen  und  gliedern  keinen  schaden  auf  solche 
weis  thun  kan...  die  ober-officier  hingegen  fällen  das  ihrige 
{sc.  gewehr)  und  die  unter-officier  halten  es  wie  die  mus- 
quetirer.  Regal  Teiikment  über  ein  kais.  regimenl  zu  fusz  s.  19; 
die  gefreiten  ...  mit  ihren  flinten  auf  dem  arm  marschieren 
...die  fendrichs  aber,  die  allezeit  ihre  fahnen  und  zwar 
auf  der  lincken  seilen  (damit  sie  .  .  .  den  degen  mit  der 
rechten  ziehen  und  sich  wehren  können).,  .tragen... zwischen 
ihnen  .  . .  stehen  die  führers  ihre  springstecken  . . .  tragend 
wie  die  feldwaibels  das  kurtz  gewöhr. ..ist  der  unterschied 
des  gewöhrs  zu  keinem  andern  ende  inlroducirt,  als  die 
Chargen  dadurch  zu  unterscheiden,  s.  5;  es  solle  auch  keiner 
...mit  ainem  ungebührlichen,  noch  verborgenen  gewehrc  für 
oder  zu  der  gemainde  nit  erscheinen,  {gemeindebuch  v.  Planneil 
1583),  österr.  weisllt.  4,143;  am  lächerlichsten  war...  dasz 
mich  eine  wcibs-person,  mit  einer  ziemlich  starck  angefüllten 
katze  Toll  geld,  über  den  köpf  schlug,...  da  aber  diese 
amazonio  durch  einen  gewaltigen  hieb  über  den  kopEf  in 
ohnniaclit  gebracht,  hatte  ich  zeit  genung,  mich  ihres  kost- 
baren gewehrs  zu  bemächtigen,  insel  Felsenburg  i,1%9  neudr.; 
lernt  einmal,  sterbliche,  dasz  die  natur  alle  Wissenschaft  für 
uns  versteckt  hat;  so  wie  eine  sorgfällige  mutter  aus  den 
bänden  ihres  kindes  ein  gefährliches  gewehr  windet.  Lessing 
(d.  neueste  aus  d.  reich  des  witzes)  4',  392. 

6))  mit  der  abschwächung  des  collectivbegiiffes  geht  die  enl- 
wicklung  des  pluralgebrauches  hand  in  band:  arma,  die  wallen, 
gewöhre.  Meder  183;  mit  geweeren  darein  schlahen.  Maai.er  S7 
(decertare  armis);  mit  helmbartten,  spiessen  und  andern  ge- 
wehrn.  Aimon  b;  hatten  sich  noch  3  niannes  und  4  Weibs- 
personen Tom  luger  erhoben,  welche  uns  mit  höltzernen  ge- 
wehren  darnieder  zu  schlagen  vermeineten.  insel  Felsenburg 
l,269»ieudr.;  er  hätte  auff  der  Teichmacher-gasse  bei  Buffoni 
seinem  hause  ein  paar  liederliche  und  zerlumpete  kerle  mit 
jtrügeln  gesehen,  die  ihm  ziemlicli  verdächtig  wären  vorge- 
kommen, und  weil  er  ein  gutes  lüstgen  bei  sich  gemerckel 
liätte,  von  diesen  kerlen  wegen  ihrer  nachdencklichen  gewehre 
und  kleidung  rechenschadt  zu  fordern  .. .;  so  hätte  er  einen 
seiner  guten  freunde  . . .  suchen  . .  .'wollen.  Kühnaü  musica- 
lischer quack- salber  6S  neudruck;  haben  sie  was  von  gc- 
wehren,  so  sinds  bogen.  PnÄToniüs  catastroph.  muhammet.  179; 
todtschläger,  die  geschehen  mit  waserlei  gewehren.  Wincker 
s.  95;  wann  ich  dan  satt  war  zu  musiciren,  liesz  ich  den 
kürschner  kommen,  der  mich  im  paradeisz  in  allen  gewehren 
unterwiesen,  mit  demselben  e-xercirte  ich  mich,  um  noch 
perfecter  zu  werden.  Grimmei.shausen  Simpl.  260  neudr.,  ebenso 
s.  184.    vgl.  auch  sp.  5402. 

2))  die  engere  bedeulung  der  blanken  waffe  ist  sicher  gestellt, 
a))  durch  die  zeit,  in  die  die  handlung  verlegt  ist:  zu  den 
damaligen  Zeiten  führete  nemlich  in  ganz  Griechenland  ein 
jeder  gewehr  bei  sich,  weil  ihre  wohnungen  durch  keine 
mauren  gesichert  waren,  und  keiner  sicher  zum  andern  gehen 
durfte,  daher  waffen,  so  wie  bei  den  barbaren,  ihre  ordent- 
liche tracht  waren.  Heilmann  Thucydides  (1760)7; 

wenn  so  der  Troer,  als  Achäer  schaar 
ihr  glänzendes  gewehr  zu  grase  streckt, 
so  will  er  itzt  allein,  um  Helena 
und  all  ihr  gut,  dem  Menelaus  stehn, 

BÖRCKR  lliitn  3,118  (in  der  übers,  in  hexametern: 
die  schönen  waffen;  bi^i  Voss:  das  «chöne 
gerälh); 
man  koppelte  die  rosse  fest  in  reihn, 
und  itieg  herab,  und  streckte  das  gewehr 
je  eins  am  andern  auf  den  boden  hin. 

ebenda  (114;  Voss:  zogen  die  rüslungen  aus). 

h))  durch  den  Zusammenhang:  die  trabanten  sollen  .  ..  mit 
jhren  gewehren  [hellebarden)  auf  den  dienst  warten.  Fbon«- 
PBBCüR  kriegsordnung  61* ;  was  die  pique  für  ein  gewehr 
ist.  Backhäusen  33;  das  gewehr  oder  pique  von  dei  erde  uff 
und  abzunehmen.  34  u.a.; 


GEWEHR  (2,  c  blanke  waffe)  5408 

ei  lieber,  er  hat  sich  erstochen, 
l'ürwar  ich  hab  es  wol  gerochen  .  .  . 
ich  werde  mich  wol  auch  erstechen  .  .  . 
schaut,  hier  liegt  Piramus  gewehr. 

Grtphius  Peter  Squenz  38  neudr.; 

das  ist  ein  sSbel,  der  mir  im  polnischen  kriege  dienste  gethan 
hat . . .    ich  wüste,  dasz  ich  mich  auf  mein  gewehr  verlassen 
konte.   Weise  die  drei  ärgsten  erznarren  s.  100  neudr.; 
nun  macht  sich  das  gefolg  der  mode  zu  ihm  her. 
ein  kleiner  geist  besieht  sein  schreckliches  gewehr; 
den  degen,  den  so  oTt  das  Jeir>che  pllaster  luhlte, 
und  der  sich  oft  mit  blut  im  wilden  Zweikampf  kühlte. 

Zachariä  (/.  rennommisi,  4.  ges.; 
betrachte  diesen  stahl.  —  du  trittst  bestürzt  zurücke, 
voll  weibscher  Schüchternheit!  du  wendest  deine  blicke, 
gerührt  und  still,  hir.weg!  in  einem  aiigenbliik 
giebt  dies  gewehr  mir  julim,  und  stolz  und  ruh  zurück. 
J.  Fr.  V.  Cronkgk  ülint  und  Suijhronia  4,3 
»ctaiflnn  (1760)  1,314; 

seht!  ich  hab  ein  gewehr;  ein  schöneres  hieng  niemals  an 
eines  Soldaten  hüfte.  ich  habe  den  tag  gesehen,  da  ich  mit 
diesem  kleinen  arm,  und  diesem  guten  degen  mir  durch  mehr 
hindernisse  einen  weg  machte,  als  zwanzig  solche  Wächter 
wie  ihr  seiil.  Wieland  Shakespeare  7,396/'.  {Othello  b,  fj); 
mit  dem  schwert  wollt  ihr  mit  eurem  hauptmann  rechten, 
handiten?  ...  streckt  die  gewehre!  euer  herr  spricht  mit  euch! 
Schiller  (räu&er  5,  7)  2,332;  wenn  Fhädra  dem  Hippolyt  den 
degen  von  der  seile  reiszt,  so  müssen  der  Schauspieler  und 
die  Schauspielerin  sich  wohl  vorgesehen  haben,  damit  sie 
sich  in  dem  augenblicke  nicht  allzuweit  von  einander  beiinden, 
und  damit  die  Schauspielerin  nicht  nöthig  hat,  das  gewehr, 
dessen  sie  sich  bcmiichtigen  will,  erst  lange  zu  suchen. 
Lesjing  {theatral.  bibliolhek  1,4,  auszug  aus  dem  'Schauspieler' f 
6^  149;  zu  der  zeit  kamen  mir  einige  kleine  türkische  doiclie 
in  die  bände,  wovon  sowohl  griff  und  scheide  als  auch  die 
klinge  von  eisen  war;  zugleich  fand  sich  auf  diesem  gewehr 
das  schönste  blälterwerk  nach  türkischer  art  eingegraben 
und  auf  das  zierlichste  mit  gold  ausgelegt.  Göthe  (Benvenuto 
Cellini  1,6)  34,84;  und  als  ich  sah,  dasz  sie  mir  aufs  beste 
gelang,  fuhr  ich  fort  mehrere  dergleichen  gewehre  zu  machen, 
welche  schöner  und  dauerhafter  als  die  türkischen  selbst 
ausfielen,  ebenda;  was  soll  es  heiszen,  dasz  ihr  den  säbel 
ziehen  laszt;  auf  der  stelle  gewehr  ein.  Svbel  gesch.  d.  re- 
volutionszeit  i^,  397. 

c))  bei  einzelnen  festen  Verbindungen  wird  die  beziehung  auf 
die  blanke  waffe,  die  beim  lilterarischen  gebrauch  nicht  immer 
aus  dem  Zusammenhang  ersichtlich  ist,  durch  die  angaben  der 
Wörterbücher  sicher  gestellt. 

«))  sihestu  nicht,  wie  mancher  feldwaibel  bei  seinem 
kurtzen  gewehr  grau  wird.  Grimmelshausen  Simpl.  246  neudr.; 
von  solchen  hatten  etliche  lange  spiese,  andere  musqueten, 
kurtze  gewehr,  partisanen,  fähnlein,  auch  trommeln  und 
pfeiffen.  4.42;  es  sollen  auch  alle  knechte,  so  spiesz  und  knrtze 
gewehr  tragen,  mit  guten  starcken  Seitengewehren  versehen  ... 
und  keiner  seiner  rüstung,  seilen-  oder  andere  gewehr  ver- 
ändern. WiNCKER  kurzer  begriff  der  kriegskunst  (1680)  90;  hernach 
die  officiers  und  unterofüciers  das  sponton  und  kurtzgewehr 
in  die  hand  nehmen,  rcglement  vor  die  königl.  preusz.  in- 
fanterie  (1726)  s.  11;  die  ofliciers  und  unterofficiers  müssen  die 
leule  immer  encouragiren  {im  gefecht)  . . .  und  wenn  jemand 
zu  weichen  anfangen  wolle,  selbigem  den  degen,  das  esponton 
oder  das  kurtzgewehr  in  die  tippen  stossen.  (1743)  s.  347; 
denn  obgleich  er  noch  das  kurzgewehr  eines  unterofficiers 
trug,  halte  ihm  doch  die  königliche  gnade  bereits  den 
sponton  des  officiers  in  aussieht  gestellt.  G.  Frevtag  [ahnen 
5,2)  12,212;  kurtz  gewehr,  une  espee,  une  courte  espee,  ensis, 
brevior  gladius.  Duez  deutsch-franz.-lat.  dict.  (1604)  i98';  kurtz 
gewehr,  courte  espee,  spada  cuita.  HuLSius  (1616)  138";  kurtz 
gewehr,  partisan,  partizgiane,  partuisane.  Rädi.ein  1,382'; 
liurtzes  gewehr,  kurlzo  waffen,  arme  carte,  des  armes  eourtes, 
comme  epee,  poignard,  bayonnette,  pistoles  etc.  ebenda;  kurlz 
gewehr  des  corporals,  bipennis.  Aler  395";  kurtz  gewehr 
der  corporal,  helleparte,  bipennis.  Bayer  291";  die  Unter- 
offiziers müssen  das  kurz-gewehr  auf  die  schultcr  so  tief 
herunter  tragen,  wie  die  pursche  die  kolben  vom  gewelir,  das 
eisen  musz  allezeit  flach  liegen,  reglement  vor  die  königl.  preusz. 
infanterie  (1750)  172;  lang  gewehr,  longue  espee,  spada  longa. 
HüLSios  (1616)  138.  Henisch  1596;  langes  gewehr,  longue  ipie. 
RÄDLEIN  1,382*;  breites  gewöhr,  latus,  largus,  gladius.  Henisch 
1590;  breit  gewehr,  une  espde  large,  latus  ensis.  Dükz  (1664)  198\ 
RÄDLKiN  1,382';  spitzig  gewehr,  spada  acuta.  Hülsiüs  (I61ii)  138'. 


5409  GEWEItH  (2.  c  blanke  waffe) 

lliniscii  \bW,  spilxig  gewtUr,  pfriem  oiler  klinge,  veruium  lancf. 
Ehmil  nomenel.  Irilinguit  402;  ipilx  gewrbr,  fiamt*.  hitu  S9.'>*. 
ß))  in  dai  gewehr  »hier  «einen  ufflcier  greiffen.  J.  Roxki. 
anwtisung  der  kriei/$kuntt  1 167&)  {rtgiitff)  tu  art.  T, ;  ein  lold.it. 
der  aa  aein  gewebr  greiri  wider  teinen  obertten.  (Fl');  der 
eine  «cbelin  llel  meinem  pfrrde  in  den  taum,  und  «be  irb 
nocb  «ach  dem  gewehr  greilTrn  kunle,  ward  leb  umbringel. 
Ettrkr  mrdic.  maulafft  U3;  die*«  (0  rr4/#r)  nicht  faul,  laplrn 
die  band  an  das  gewehr.  eS;  da«  gewebr  ergreilTen,  «rma 
eaptr«,  tumtrt,  ad  arma  tenirr.  Aiaa  39&'.  dhnl.  Kirsch  IS«': 
nach  dem  gewehr  (dcften)  greifTen,  den  dageo  suckto ...  mtitit 

h  main  a  i'^tt.  UÄULfiM   1,392*; 

"^  er  •«tti 

mich  »loli  lur  rede,  und  In  blinder  wuih 
*erglstl  er  ilcb  lowelt,  nach  mir  lu  iclilagcn, 
(0  (chwer  gnreUei  greif  leb  lum  gewehr, 
•r  (11111101  «Oiood  •tum  In  meliieo  Ueeau, 
und  fallt  durch  nein«  w|||eiilo>e  haiiJ. 

ScuiLLia  (f>i'ifi>Miuj)  !&*, 444. 
i))  in  andfTtn  Verbindungen  deuten  schon  dit  tugetogenen 
terba  oder  aUnbutt  auf  die  blanke  vaffe  hin:  das  gewehr 
ausziehen  lluxi  l  art.  32  (i.  buch  E,  vgl.:  wer  .. .  sein  degen 
aaszzieht.  aittkelbrief  der  milit  von  1590,  ebenda  Ei);  hiermit 
zog  er  (mW»  vetter)  fum  Jeder,  jener  (der  niuber)  wolle 
lange  oiclit,  inusle  aber  doch  endlich  sein  gewriir  blassen. 
Ett:<rr  medte.  maulaffe  243;  solle  aber  jemand  das  gewebr 
auf  ihn  zucken,  oder  gar  band  an  ihn  legen,  derselbe  soll  dos 
leben  Terwflrcket  hohen,  kriegsartieulbrif  bei  Wincikr  1.12.': 
Leuiibard  KiTer,  ein  hurger,  unterstund  sich,  als  er...auf  din 
wache  coinmandirt  wurde,  dos  gewebr  wider  seinen  banptmoiin 
Ito  Striegel  zu  ziehen  und  ihn  am  köpf  zu  verwunden,  vgl. 
BAUttaNN  quellen  x.  gesell,  d.  bauernkriegt  in  Obertchwaben  SSO. 
e))  andere  formen  der  Verbindung  —  namrntlieh  dvr  com- 
potition  —  stehen  schon  unter  dem  rin/hi.vf  der  betiehung  auf 
die  feuerwoffe.  sie  entspringen  suar  tum  thfil  noch  einer  periode, 
in  der  gewehr  fast  ausschlieszlich  auf  die  blanke  Ȋffe  ging 
{vgl.  die  belege  für  ohergewehr  6«  Stikler),  aber  sie  werden 
umgebildet  und  weiter  entwieUlt  durch  das  hidürfnis,  die 
beiden  hauptarten  des  gewehrs  tu  kennseichnfn,  die  blanke  Ȋffe 
gegen  das  scbieszgfwehr  abiuheben:  diese  feinde  mich  nicht 
allein  mit  schiesz-  sondern  nuch  mit  dem  seiten-gewebr  zu 
delogiren  suchten.  Schnabbl  iniW  Felsenburg  4,61,  vgl.  unter 
schieszgewehr  theil  0,  sp.  49;  das  gewehr  der  Soldaten  winl 
in  ober-  und  untergewebr,  eingetheilet,  welches  letztere  auch 
st'ilen-gewehr  heisst,  worunter  degen,  sUhel,  bajonets  etc. 
verstanden  «erden.  Ecckrs  kriegslex.  1,  IiiJs;  nicht  weniger 
soll  ein  jeder  sein  obergcwehr  und  sonderlich  die  musz- 
({uetirer  ilire  muszqiieten  und  zuhehür  in  guter  gewahrsain 
...  halten  ...  da  aber  in  zQgen  und  warben  aich  befinden 
solle,  dasz  einer  sein  gewehr  gegen  den  fein>l  nicht  gebrauchen 
könne,  soll  derselbe  darum  an  leib  gestralTt  werden.  Wincitn 
Aurder  begriff  dr  kriegskunst  91;  mit  sack  und  pock,  auch 
ober-  und  niedergewebr.  Micrälios  5,280;  obergewehr,  hasta, 
sicelix,  (tperintJ.  Stielrr  2510;  obergewehr,  telum  humerak. 
SiBinaAca  974;  undergewrhr,  tnsit,  gladius.  Stuler  2SI0. 
Stbinbacu  974;  in  gunzer  uniform  mit  ober-  und  unter- 
gewehr.  Aubihacu  ges.  Schriften  1,27;  scboderer...  mit  klasse 
und  kehrum  —  aniUdiener  . . .  mit  ober-  und  untergewObr. 
wb.  des  Kon!:tanter  Hans  (1791)  bei  Klcck  tothtrdlseh  257;  balle 
für  alle  falle  die  wache  bereit  mit  ober-  und  untergenehr. 
G.  Frettac  (d/inen  5,2)  12,325,  vgl.  auch  theil  7,  tp.  1087;  stehet 
ihm  (dem  fihndrich)  nicht  zu,  die  Soldaten,  wi«  dem  leute- 
oampt  ...  gebühret,  mit  worten,  viel  weniger  mit  brügeln 
oder  blossen  selten  genebr  ziistrafTen.  Wailbaosbn  kriegs- 
kunst lu  fuss  (1615)  s.  17;  angehend  sein  seilengewchr,  achte 
ichs  fürs  nützlichste,  daz  es  kurti  seie,  als  hawer,  sabel, 
...  auch  im  eindringen  und  einfallen,  besser  gewehr  umb  sich 
zuhawen.  5.33;  scbeftc  klasse,  kehrum,  scbaberbartle,  kimmei 
und  walze  und  gute  waider  bekanum?  —  sind  wir  auch  ver- 
sehen mit  pistolen,  Seitengewehre,  stimroeisen,  pulver  und 
bley  und  guten  söken?  wb.  des  Konstanur  Hans  bii  Kldcb  2M; 
vgl  auch  Seitengewehr  theil  10,  sp.  304. 

d)  dte  Verengerung  des  begriffes  in  der  bedeutung  ^feuer waffe'. 
a)  auch  dieser  enger»  begriff  entwickelt  wieder  abstufungtn 
die  itUgemeinere  und  weitere  bedeutung  der  feuerwafft  üiierhaupt 
wird  in  der  militirischen  fachspraehe  vadrängt  durch  die  vor- 
stdlung  einer  nach  länge  und  kaliber  genau  bestimmten  unttrart. 
I))  die  allgemeinere  bediutung:  doch  ein  jeder  batiptman  sol 
dabin  t.iichleD,  da^z  er  am  meisleu  muszquetirer,  und  nicht 
jungen,  die  er  mit  röhren  oder  anderem  leichtem  gewebr  b«- 


GEWKIIR  (2.  d  feuerua/ff) 


5410 


laden  musz,  habe.  WALLiADaai  kritgtkuust  tu  futt «.  43;  auebten 
das  verlorne  feuerrobr  ...  wie  sie  aber  nichts  fanden  .  .  . 
sagten  sie,  scbimet  euch  ins  bertz  bineio,  dasz  ihr  euch 
von  einem  einigen  kerl  erschrocken,  «erjagen  ua4  das  |e«ebr 
nehmen  lasset.  GaiaaBi.se*usBH  StmpU  iM;  eiplicaiiun  4erer 
bandgrieff..(ait  der  flinleo)  last  dasgewßkr  ainikeo;  (nitBUf 
(juelen  und  scbweinsfeder)  schwenckt  die  nusijuet  vorwert«: 
(dem  kuilzen  ge»Ohr)  lastet  das  knrlze  gewckr  vorwlrta 
sincken.  ItaeAL  ttgUment  über  rin  kaiml.  r».].  tu  fuu  IM;  ian 
deine  muszquetirer  zu  allen  orten  können  ihr  gewebr  fe« 
brau<  ben  und  gegen  dem  feind  prasentirm  WaiUAOst« 
ktiegtkunst  »  fu$t  81;  aercke  jetzuodrr,  dasz  4u  sie  wot 
unterweisest,  dasi  ein  ieglicb  ghed  sein  gewelir  fUicb 
abnemme,  gleich  hoch  halte,  gleich  fertig  nwek«,  gWch  •■- 
lege  ...  gleich  einer  dem  anilern  srhieas«,  ood  eo  ti*  fe^ 
schössen ,  gleich  die  mustqueten  auffbeben  und  widernnb 
laden,  ebenda :  wie  mir  einfallt ...  wir  kOnnieo  die  teneroleii 
nOibig  haben  ...  ich  gab  sie  dem  bedienten,  eie  >a  pvlxeii 
dnd  tn  laden;  und  der  dablt  mit  den  mldchrn,  will  •!•  er- 
schrecken, und  gott  weiss  wie,  das  gewebr  grbt  )i>s,  da  der 
ladstock  nocb  drin  steckt  . . .  seit  der  zeit  las«'  ich  alle« 
gewebr  ungeladen.  GOtib  {laden  des  jungen  \Vtrthert)  l*,t5; 
er  überreichte  Alberten  das  zetlelcben.  der  »ich  gela*ien  nacb 
seiner  freu  wendete  und  sagte:  gib  ihm  die  putulen  . . . 
langsam  ging  sie  nach  der  wand,  zitternd  nabm  aie  du 
gewebr  herunter,  putzte  den  staub . . .  und  bitte  oocb  lM(e 
gezögert,  wenn  nicht  Albert  durch  einen  fragenden  blick  sie 
gedrangt  halte,  s.  i»5;  'ladet  alle  gewehre!  es  fehlt  doch  an 
pulver  nicbtT  . . .  'jeder  hat  fünf  paar  p:stolen  geladen,  jeder 
noch  S  kOgelbOcbsen  dazu*.  Sciillbr  (rde^  2,  l^)  ;,2«):  wo 
die  musketen  hernehmen?  die  gewehre,  welche  heimlich  in 
der  lundschaft  gesammelt  wurden,  hatten  jede  art  von  kaliber, 
und  es  waren  meist  leicbie  jagdOinten,  im  kneg  auf  die  llnge 
gar  nicht  zu  gebraueben.  G.  I-'bettac  (ahnen  6,6)  13,103;  'jetzt 
ersuche  ich  euch,  meine  Jagdflinte  anzunehmen,  da  ich  höre, 
dasz  ihr  gern  auf  die  jagd  geht',  er  flberreichte  ihm  das 
gewehr;  es  war  ein  neuer  gestickter  tragriemen  daran,  and 
der  Jüngling  wusste  wohl,  wober  dieser  kam.  (5,2)  11,228: 
neben  der  durch  das  Jagdvergehen  verwirkten  strafe  ist 
auf  einziebung  des  »lewehrs  ...  zu  erkennen.  sUafg4setÜMCk 
für  das  deutsehe  reich  §  295.  der  weUestt  beJeutungtumftng 
erhält  sieh  in  di-r  Verbindung  klein  gewehr,  die  besondert  Q«rn« 
in  gegensats  tum  gescbUtz  (grobes  ge>ibütz)  gesieltt  »kd: 
dunket  mich,  dasz,  weilen  das  kleine  gewübr,  schaden  tu 
verhüten,  blind  geladen  wird,  auch  die  »tuck  ohne  kugel 
zu  lösen  seind.  Hecal  reglement  über  ein  kaistrl.  reg.  tu  fusi 
S.W;  ich  stieg  auf  den  obersten  boden,  wo  ich  zwar  die  gegend 
zu  sehen  gebindert  war,  aber  den  donner  der  kanonen  und 
das  massenfeuer  des  kleinen  gcwebrs  recht  gut  vernehmen 
konnte.  Götbb  (dicht,  u.  wahrh.  3)  24,  151; 

wenn  endlich  die  ksnone  brumat 

und  knsuen's  klein  gewahr. 

Irompet'  uod  trab  uuii  iromiuel  »ummi. 

da  gehi's  wohl  lustig  bar.        (iri-u"''uck)  1,140: 
inzwischen  stunden  wir  nocb  immer  im  feindlichen  kanoneo- 
feuer   bia   gegen    11  uhr,    ohtie  dasz  nnser  linker  flügel  mit 
dem  kleinen  gewehr  zusammentraf,  ohscbon  es  auf  dem  rechten 
sehr  hitzig  zuging.  G.  Fseuac  (bilder  v  21, 214. 

21)  die  engere  kedeulung  der  mihtärischtn  fatkspnckt:  der 
kaliber  dea  preussischeu  infanteriegewehrs.  tckUtnditntt  ßr 
Jäger  ...of filtere  (1807)  i.  76;  bürgergardcn  ...  können  ihre  uni- 
formen behaitro  ...  und  sollen,  so  wie  e«  die  umstlnde 
gestalten,  mit  gewebren  versehen  werden.  modifie<it»ne%  des 
prtuss.  landstur mediets  (i7.  )uti  1813;  *gL  datu  am*  da  err- 
ordnun;  vom  apnl  des  gleichen  jahrrs :  die  lanüwehr  . . .  wird 
im  ersten  gliede  mit  piken,  in  den  beiden  hintern  gliedern  mit 
Hinten  bewaffnet);  beim  herantreten  hat  der  jSger  oderachOtxe 
die  bQcbse  beim  fusz,  wie  der  soldat  das  gewehr.  fnmu. 
fxtriierreglement  fOR  1847,  I.  abstk.,  3.  cap.,  }  to,  s.2t:  aloM- 
liche  sur  bewaffnung  der  bflrgerwebr-compafnien  verwendeten 
gewehre,  bQchsen,  sensen  uod  pistolen  sind  in  der  hospital- 
caserne  . . .  abzugeben,  erlöst  dtt  Moinur  frstun^sfourtmewtentt 
am  2t.  eiat  1818;  die  waffen  im  ersten  glied  piken,  im  zweiten 
und  dritten  gewehre,  der  reiler  führte  eine  pistule,  Säbel  und 
pike.  G.  Fbittac  (bilder  out  der  d.  9er<)omgenh«it  4, 10)  21,420 
{vgL:  das  erste  glied  des  fuj>svolks  waren  lanientrager,  das 
zweite  uod  dritte  trog  womöglich  gewehie.  s.  425):  in  unserer 
compagnie  sind  etwa  hundert  stutzen  und  eben  so  viele 
gewehre  nach  den  modell.  (eAne«  •,  $)  ij,  145. 


5411  GEWEHR  (2,  d  feuerwaffe) 

ß)  von  diesem  gegensati  zwischen  engeren  und  weiteren  begriff 
abgesehen  sind  namentlich  die  Verwendungen  und  Verbindungen  zu 
beuchten,  die  durch  die  besondere  beiiehung  auf  die  feuerwaffe 
bedingt  werden. 

I))  der  gegensatz  gegen  die  blanke  waffe  wird  hervorgehoben, 
vgl.  e),ß),2)),e)}:  es  ward  ihnen  angeboten,  sie  ohn  pferd 
und  gewehr,  jedoch  mit  dem  was  der  gürtel  beschliesse, 
passiren  zulassen ;  aber  sie  wollen  sich  nicht  darzu  ver- 
stehen, sondern  mit  ihren  carbinern  wie  muszquelierer 
wehren.  Grimmelshaosen  Simpl.  i-u  neudr.;  was  quält  ihr 
mich  lange?  verlangt  ihr  mein  blut?  se'.zt  alle  eure  schwert, 
ge wehre  auf  meine  brüst  her,  mordet  satt.  Maleh  MGi.leb 
Golo  u.  Genoveva  (5,11);  wie  sie  in  Frankreich  drüben  den 
künig  fortgejagt  und  republik  gemacht  haben  und  auch 
bei  uns  alles  ireiheit  gerufen  und  wer  du  gewollt  hat,  mit 
Säbel  und  gewehr  herumgelaufen  ist.  Aoebbacb  neues  leben 
2,271;  die  mit  feuergewehr  bewaffneten  leicliten  reiler  kommen 
schon  im  jähre  1515  unter  dein  nauien  arquebusiers  zum  Vor- 
schein, der  schütiendienst  für  jäger  . . .  Offiziere  (1807)  s.  49  [einl.) 
u.  a.;  das  exerciren  lies  landsturms  soll  ...  durin  bestehen: 
die  mannschaft  zu  gewöhnen,  in  müssen  und  gliedern  zu- 
sammen zu  stehen  und  sich  zu  bewegen  . . .  mit  piken  und 
heugabeln  umzugehen,  damit  die  feindliche  cavallerie  zurück- 
zuweisen, diejenigen,  die  feuergewehre  haben,  im  schieszen 
zu  üben,  königl.  Verordnung  über  den  landsturm  vom  21.  april  1S13 
(gesetzsamml.  f.  d.  preusz.  Staaten);  wer  ohne  polizeiliche  erlaub- 
nisz  an  bewohnten  oder  von  menschen  besuchten  orten  ...mit 
feuergewehr  oder  anderem  scbieszwerkzeuge  schieszt.  straf- 
geselzb.  §367,8,  ebenso  §368,7;  gewehr,  schieszgewehr  oder 
feuerröhre  lat.  arma,  Cchomel  4,  1042;  mousquete,  ein 
schieszgewehr.  EüGtRS kriegslex.  2,2^ ;  schieszgewehr  vgl.  theilQ, 
sp.  49;  ein  mürderischer  kämpf  erhebt  sich,  der  nahe  feiiid  giebt 
dem  schieszgewehr  keinen  räum,  die  wuth  des  angriffs  keine 
frist  mehr  zur  ladung,  mann  ficht  gegen  mann,  das  unnütze 
feuerrohr  macht  dem  schwert  und  der  pike  platz.  Schiller 
{gesch.  d.  30jo/»r.  krieges  3)  8,  288;  nach  seiner  rückkunft  macht 
ihn  herzog  Alexander  zum  münzmeister,  und  schenkt  ihm  ein 
vortreffliches  schieszgewehr.  Göthe  {inhallsUbersicht  tu  Benv. 
Cellini)  'äi,  9;  es  ist  unwahrscheinlich,  dass  sie  ...  einen  an- 
griff mit  säbeln  gegen  die  mit  schieszgewehr  bewaffnete 
bürgerwehr  beabsichtigten,  bericht  über  die  Mainzer  ereignissc 
(1848)    in    den    Verhandlungen  d.  d.  nalionalvenammlung  (1)  95. 

2))  in  der  militärischen  fachsvrache  wird  der  einzelne  je  nach 
der  Waffe,  die  er  trägt,  benannt;  so  tritt  gewehr  früh  in  beziehung 
zur  Waffengattung  des  musketiers:  dan  sie  müssen  nicht  al  zu 
dicht  geschlossen  sein,  (die  glieder),  sonderen  jhre  arme  frei 
haben  (die  musquetiercr),  and  das  gewehr  bequämlich  gebrauchen 
können.  Jon.  Boxel  anweisung  der  kriegsübuny  1675  E;  aus 
Pommern  wird  berichtet, . . .  dasz  ein  mächtiges  kriegesheer 
von  norden  oder  mitternacht  kommen,  der  gestalt,  dasz  man 
anfänglich  die  muszquetirer  und  duppelsöldner,  mit  ihrem 
gewehr,  darauff  die  arlollerei  .  .  .  ziehen  sehn.  Pbätobius 
Turcieida  (1664)  A';  dasz  sie  (die  muszquetirer)  wissen  mit 
ihrem  gewehr  ümbzu^ehen.  J.  G.  Pasch  exerzieren  in  der  mus- 
quet  8;  hier  unglücklicher  weise  begegnete  ihr,  da  sie  eben 
durch  die  hinterthür  entschlüpfen  wollte,  ein  trupp  feind- 
licher Scharfschützen,  der  bei  ihrem  anblick  plötzlich  still 
ward,  die  gewehre  über  die  schullern  hing,  und  sie  unter 
abscheulichen  geberden  mit  sich  forlführte.  H.  v.  Kleist 
[marquixe  v,  0.)  4,  18  Zolling. 

3))  die  techntk  der  feuerwaffe  bringt  ihren  besonderen,  immer 
complizierter  sich  entwickelnden  mechanismus  im  Sprachgebrauch  zur 
geltung;  namentlich  ist  es  hier  die  ladeweise  und  die  abfeuerung, 
die  die  Verwendungen  beherrscht. 

a))  hierher  gehört  schon  die  Verdrängung  der  Verbindung  'im 
gewehr'  durch  'unter  dem  gewehr',  die  sich  aus  der  urt,  in  der 
die  muskete  fast  ausschlieszlich  getragen  wurde,  erklärt  {zur  ab- 
leitung  von  im  gewehr  aus  dem  nomen  actionis,  vgl.  sp.  5405): 
es  musz  ein  jeder  soldat,  wann  er  auff  schiidtwacht  gestellt 
ist,  wissen,  dasz  er  keinen  menschen  bei  nacht  er  sei  freund 
oder  nicht . . .  unter  sein  gewehr  soll  lassen  kommen  . .  . 
dann  wann  er  jni  zulasset  unter  das  gewehr  kommen,  so 
ist  er  nicht  allein  geschlagen,  sonder  auch  gefangen,  also 
dasz  er  kein  zeichen  mit  dem  gewehr  desz  lärmens  ...  geben 
kann.  Wali.iiadsen  kriegskunst  zu  fusz  s.  139;  wisse  auch 
die  Ursache,  warumb  ich  dich  weise  die  muszqueten  binden 
hoch  zutragen:  ersllicli  ist  es  deinem  milsoldaten  fürnemlich 
bequem,  so  hiuder  dir  stehet,  dasz  du  jhm  mit  deiuem  ge- 


GEVVEHR  (2,  d  feuerwaffe) 


5412 


wehr  nicht  hinderlich  seiest,  er  sich  villeicht  dran  stosse. 
s.  35;  und  kann  ...  dein  binter-mitgesell  unter  dem  gewehr 
leichtlich  hindurch  marchieren.  J.  G.  Pascb  4;  die  bataillons 
und  cumpagnien  sollen  allezeit . . .  complets  unterm  gewehr 
sein,  reglement  vor  die  königl.  preusz.  infanterie  (1726)  j.  229 
(allezeit  complete  im  gewehr  sein,  ebenda);  es  musz  kein 
kerl  unter  dem  gewehre  und  unter  währenden  exerciren  den 
köpf  rühren.  (1743)  45 ;  der  posten  unter  dem  gewehr  wird 
ihnen  den  rücken  kehren.  G.  Freytag  (ahnen  5,2)  12,255;  ein 
armer  soldat  war,  von  einem  unmenschlichen  vorgesetzten  über 
alles  ertragen  hinaus  gereizt,  unter  dem  gewehr  gegen  diesen 
thätlich  aufgefallen.  K.  Imherhann  [memorabilien)  18,42.  scbliesz- 
lich  wird  die  Verbindung  als  feste  formet  auch  da  angewendet,  wo  es 
sich  um  die  blanke  waffe  handelt:  bei  eröffnung  des  akts  ...  die 
acht  docioren  an  ihrem  platz;  die  wache  unter  dem  gewehre 
(sie  ist  mit  Schwertern  bewaffnet).  Schiller  (Turandot  b,  \)  13,477. 
b))  einzelheilen  der  technik:  im  freien  felde  kommen  die 
gezogenen  röhre  ...  nicht  so  bald  in  brauch;  früher  kommen 
sie  beim  scheibenschieszen  in  aufnähme,  es  ist  deinnuch 
sehr  wahrscheinlich,  dasz  selbst  die  ersten  in  den  armeen 
aufgenommenen  jägerkorps  mit  glatten  gewehren  bewaffnet 
waren,  der  schülzendienst  für  jäger  ...  ofßziere  (1807),  einleitung 
(s.  28);  daher  bchalf  man  sich  nicht  blos  mit  glatten  gewehren 
...  zu  Leipzig  brauchte  man  schon  1498  gezogene  röhre  beim 
scheibenschiessen.  s.  55;  gezogene  gewehre  führten  die  tirail- 
lenrs  {des  franz.  revolutionsheeres)  nicht,  aber  ihre  ordinaiien 
nmsketen  waren  besser  gearbeitet,  als  die  der  Deutschen,  s.  42; 
aber  schon  hängt  in  jedem  hause,  wie  ich  vernehme,  das  ge- 
zogene gewehr  und  harrt  der  ernsten  prüfung.  G.  Keller  (i(/ar<in 
Salander)  8,6;  und  die,  welche  einst  bei  der  freicompagnie 
gewesen  waren,  griffen  nach  dem  gewehr,  das  lange  verstäubt 
im  winke!  gestanden,  und  prüften  die  schlagfcder.  G.  Fheytag 
(ahnen  6,9)  13,180;  müssen  ihre  bursche  sich  niedersetzen 
lassen,  aber  darauf  sehen,  dasz  sie  das  gewehr  auf  der 
koihe  in  die  höhe  stehend  allezeit  in  den  bänden  behalten. 
reglement  vor  die  königl.  preusz.  infanterie  (1743)  s.  355;  zudem 
ist  wirklich  die  schiefe  richtung  des  aufgepflanzten  und  mit 
der  kolbe  des  gewehr»  gegen  die  erde  gesteiften  bajonets 
dem  ansprengenden  pferdc  gefährlicher.  Lessi.vg  {anliquar. 
briefe  39)  10^,352;  da  schlug  er  den  kolben  des  gewehres, 
welches  er  in  der  band  hielt,  gegen  die  pQastcrsteinc.  G.Fbeytac 
{ahnen,  schlusz  Z)  13,300;  er  sah  die  mündung  des  gewehres 
gegen  seine  brüst  gerichtet  und  dass  der  gehobene  fusz  des 
l'üisten  um  den  drückerfuhr,  (verlorene  handschr.  i,\i)  i,y3'i; 
in  der  cumpagnie  ...  stunden  zwei  brüder  VVarnawa,  soldaten- 
söhnc;  sie  setzten  sich  wechselseitig  die  gewehre  auf  die 
brüst,  drückten  zugleich  ab  . .  .  die  schmach  ihrer  waS'en 
nicht  zu  überleben,  (bilder  aus  der  d.  vergangenheil  4,8)  21,373. 
c))  ladeweise  und  abfeuerung. 

«))  schütten  ...  pulvcr  auf  die  pfanne,  schwencken  das 
gewehr  zur  ladung,  laden  wie  ordinaire,  schultern  darauf  das 
gewehr  zugleich,  reglement  vor  die  königl.  preusz.  infanterie  (1726) 
s.  113;  die  kerls  müssen  sehr  geschwinde,  indem  das  gewehr 
an  die  rechte  seile  flach  gebracht  wird,  den  iiuhn  in  die  ruh 
bringen ;  hernach  sehr  geschwinde  die  palron  ergreiffen  . . . 
müssen  die  bursche  selbige  sehr  geschwinde  kurz  ubbeissen, 
dass  sie  pulver  ins  maul  bekommen,  darauff  geschwinde  pulver 
auff  die  pfanne  schütten,  die  pfanne  geschwinde  schliessen, 
das  gewehr  hurtig  zur  ladung  herum  werffen  . . .  nach  diesem 
musz  die  patrun  geschwinde  in  den  lauff  gebracht  und  rein 
ausgeschüttet,  der  ladestock  . . .  geschwinde  in  den  lauff  ge- 
stecket und  starck  heruntergeschmissen  werden,  dasz  die 
ladung  fest  angesetzet  wird  ...  und  das  gewehr  sogleich,  ohne 
dasz  einer  auf  den  andern  wartet,  in  die  höhe  gebracht 
werden.  (1743)«.  73;  gehet  das  gewehr  dennoch  nicht  losz 
und  brennet  nicht  von  der  pfanne,  so  ist  das  gewehr 
uhnfehlbar  nicht  im  stände  oder  der  stein  tauget  nicht, 
wovor  der  capitaine  von  der  compagnie  repondiren  soll;  im 
gegentheil,  wann  das  pulver  von  der  pfanne  brennt,  und  der 
schusz  dennoch  nirht  loszgehet,  so  ist  das  gewehr  inwendig 
nicht  reine  oder  die  patrone  ist  nicht  ausgeschüttet,  wovor 
der  soldat  angesehen  werden  musz.  s.  78;  ladung  und  lüsung 
des  gewehrs.  Backuausen  52;  hörst  du?  alles  soll  auf  sein  — 
in  Waffen  —  alle  gewehre  geladen.  Schiller  {räuber  6,  l)  2,314, 
vgl.  auch  2,  263  (s.  o.  sp.  5410); 

wer  will  unter  die  Soldaten, 

der  musz  haben  ein  gewehr, 

das  muss  er  mit  piilvcr  laden 

und  mit  einer  kugel  «chwer.        Volksweise; 


t 


5413     üKWKHU  (2,  <i  griffe  mit  dem  gewehr) 

et  zeigte  ficb  auch  bei  der  eptiterea  abiieferuDg  der  gewehre, 
dass  noch  clo  grusaer  Ibeil  dcrielben  geladen  war.  bvieht 
Über  dt«  Mainitr  Unruhen  (ISIh),  terhanätungen  der  dtuttthin 
natiunaheri.  (i)  f.  BS;  wo  deai  reiche  groaaa  attribtitionen  io 
der  Ibeune  Tcrliebe»  «ind,  aber  et  fehlt  die  prakliicb«  hand- 
habe, es  iit  gewisaermaiiien  eio  ge'adenet  gewebr,  aber  et 
fehlt  der  abziig,  an  dem  et  abgediUckt  werdea  kano. 
BisMAicK  rtden  0,47. 

ß))  und  sulte  es  einem  oder  dem  andern  mitzlingen,  daaz 
tein  gewehr  nirbt  lutz  gieiigr.  BACl■*ll^■l«  13;  indem  erinnert 
er  tich  an  tein  feuerruhi,  dui  in  dieser  zeit  erfunden  war... 
hierüber  bricht  plötzlich  tein  rtter  aus  dem  gemach,  und 
will  es  ihm  aua  den  bSnden  reiften,  dat  gewehr  geht  lot, 
■nd  Irift  den  Tater.  Lkssinc  {theatr.  nachtati,  koroitop)  i,:r,6; 
zeiget  wann  der  mtitzquetirer  tein  gewehr  gelottet ...  wie  er 
geschwind  wiüerumb  zur  iaiiung  schreiten  ...  kan.  J.J.  Wall- 
■AUSKN  kriegtkunst  lu  fusz,  index  (cap.  5);  daa  0.  capitei  weitet 
die  bandgrieff  in  der  rauszquet  wie  der  mutzquetirer  aulT  scbildt- 
wacbt  oder  stehend  sein  gewehr  zierlichen  und  geschwind 
losten  toi.  ebenda;  wann  dan  die  vörderite  vier  glicder  jr 
gewehr  gelutiet  und  niderligen  . ..  den  hintern  itehenden 
gliedern  auch  ihre  gewebr  zu  lotien  räum  geben,  kanntt  also 
mit  fünlTmal  schietten  abwechseln,  t.  lo»;  nach  dem  scbusz 
(der  pistole)  entstund  ...  ein  solches  grausames  knallen,  als 
wann  hundert  und  mehr  dergleichen  gewehre  würen  gelüset 
worden.  Ettneb  medie.  maula/fe  092;  als  dann  lasse  dieselbigs 
auch  niderknien,  und  die  hinter  jnen  stehenden  ire  gewebr 
auch  loszbrenncn.  Wallmausin  s,  105;  so  können  alle  deine 
muszquetirer . . .  rund  umb  jr  gewehr  losi  schiesaen.  5.83; 
bringen  sie  gewehre  und  machen  sie  sich  bereit,  einigemal 
darunter  zu  scbiessen.  G.  Fbevtac  (verlorene  handtchr.  4,11) 
7,389;  ich  habe  mein  lebelang  nur  einmal  ein  gewehr  abge- 
feuert und  ich  fürchte,  ich  habe  einer  ente  den  köpf  zer- 
schossen, weil  »ie  gar  zu  nahe  vor  mir  sasz.  (ahnen  6,3) 
13,  48. 

y)  weitaut  die  häufigste  Verwendung  erfährt  den  uort  gewehr 
»aeh  dieser  seite  in  den  beffhlsformen  der  heutigen  militärischen 
spräche,  in  denen  e$  freilich  sugleich  um  engsten  gebunden  er- 
scheint, die  betreffenden  formein,  die  uns  heute  so  geläufig  sind, 
wurden  jedoch  —  soweit  sie  von  anfang  an  auf  die  feuerraffe 
lielten  (andere  vgL  oben  unter  c,  a),  4))  und  5)))  —  nicht  speiiell 
am  Worte  gewehr  ausgebildet,  sie  haften  ursprünglich  an  anderen  bil- 
dungen,  wie  muskete,  vgl.:  die  muszquet  neben  ilen  fusz,  prttsen- 
tirt  euer  muszquet,  hoch  die  muszquet,  schultert  die  muszquet 
...  die  rechte  bnnd  an  die  muszquet;  bringt  die  muszquet  in 
die  lincke  bund,  sincken  laszt  die  muszquet.  schwenkt  die 
muszquet  zur  ladung.  nehmbt  auff  die  muszquet,  neben  den 
fusz  die  muszquet,  legt  nieder  die  muszquet.  Cu.  Wikckcb 
kurier  begriff  der  kriegskunst  (1689)  s.  1  ff.  im  weiteren  leigt  steh, 
dasi  einielne  kommandos  durch  die  änderung  der  technik  in  Weg- 
fall kommen,  andere  durch  das  streben,  das  System  der  griffe 
möglichst  zu  vereinfachen,  manche  derartige  beuegung  lebt  dann 
in  der  allgemeinen  spräche  als  feste  formet  weiter,  wit  x.  b.  das 
gewebr  strecken,  und  auch  an  solchen  formein,  die  noch 
heute  bestehen,  haben  sich  charakteristische  änderungen  vollzogen. 
in  der  Wiederholung  macht  sich  das  streben  nach  küne  auch  hier 
geltend,  ihm  sind  vor  allem  verba  zum  opfer  gefallen,  dem  uirkt 
andererseits  wieder  das  bediirfnis  entgegen,  möglichst  gleich  durch 
das  erste  wort  der  befehUformel  auf  den  auszuführenden  griff 
vorzubereiten,  dadurch  wurde  namentlich  der  artikel  begünstigt, 
vgl.  das  gewehr  über  gegen  gewehr  ab. 

D)  nemet  das  gewehr  aulT.  Backhaose.n  beschreibung  deren 
bei  der  infanterie  .  .  .  gebräuchlichen  .  .  .  exerxitien  1 ;  nehmet 
euer  gewebr  auf.  Cn.  Wincker  *urjer  begriff  der  kriegskunst  |l6i>9) 
s.  3;  gewebr  auf.  exertiertatchenbuch  (Geldern  1S34)  i.  33,  ebenso 
preusi.  exenierreglement  (1847)  s.  11;  gewebr  hochnehmen  Baci- 
■AusEN  31;  hoch  euer  gewebr.  schultert  die  mutquct.  Winckir 
}.  66  (präteotiert  die  musquet.  hoch  euer  gewebr.  schultert 
die  musqueten.  s.  63);  mit  der  rechten  band  an  das  gewebr! 
gewebr  hoch!  preusi.  reglement  (\-,2^)  s.U;  das  gewehr  hoch 
EcCEts  kriegslex.  t,  1049;  das  gewebr  hoch  im  rechten  arm. 
1050;  das  gewebr  auf  die  schulter.  ebenda;  gewebr  buch! 
(beim  revidieren),  exersiertaschenbuch  (Geldern  1834)  a.a.  o.;  nemet 
daa  gewebr  ab.  Bacshausen  6;  atellt  das  gewehr  bei  den 
rechten  fusz.  45;  das  gewrbr  neben  den  fusz.  WiNciiti.  63; 
das  gewehr  für  den  fusz.  neue  imlructiun  der  infanterie  (1687) 
f.  3  {handgriff  der  musquetten);  das  gewehr  beim  fusz.  preusi. 
rtflement  (1726)61.  Ecusas  1,1048; 
lt. 


GEWEHR  (2,4  griffe  mil  dem  getcehr)     5414 

■■  «od«  . . .  juagcot,  wbtl  ihr  was? 
auch  die  gewehre  wandcra  mit.'—  gewebr  hei  fuit!  —  4aa 

Mird  eio  »|>a*s! 
FaiitisaATa  ge*.  lUchi.  3.  IfJ  (wie  man'i  maeklt; 
gewehr  ...  ab.  exersurtaschenbuch  (CeUem)  «.  a.  o.,  prtuts. 
exer  IUI  regt.  (lM7)f  II ;  gebet  ucbt,  das  gewebr  nieder  zu  legen. 
W'nctia  f.  62;  leget  euer  gewebr  nieder,  i.  I30;  bie  rouss  ge- 
wiszlicb  die  tcrnunfft  da»  gewehr  niderlegen.  KaA«ais  Faa^aaci 
der  kiUuche  Prot4us  60i;  gani  äknltfk:  lustige  sehaubishnt  t,tni 
durch  welche  fiele  gefangene  Sachten  zu  virren  hoch  tp«- 
zieren,  Torber  aber  dat  gewebr  ablegen  muonten.  B«iaea  s.i4*: 
(die  Soldaten)  tchlugen  auf  nich  an,  ungeachtet  ich  imner 
dat  gewehr  streckte.  153;  stricket  das  gewebr.  reglemtnt  vor 
die  königl.  preusi.  infanterie  (I7M)  s.  &3.  da«  gewebr  nieder- 
legen, das  unter-  und  ubergewehr  strecken  und  niederlegen. 
HäI'I.rii<i  883';  als  wir  auf  dem  glacis  angelangt  waren  . .  . 
und  für  uns  der  befehl  kam,  daa  gewehr  zu  itrecken.  kbn*- 
erinnerungen  v.  W.  v.  Winzil.  preusz.  jahrbiuher  \in,  t,  4U; 
dat  gewebr  strecken  in  üLertragener  bedeutmng  vgl.  CF.  NCixaa, 
di-r  Mecklenburger  volksmund  in  V.  HiuTiae  teknfltn  s.  37. 

3))  das  gewehr  .  . .  auff  die  lincke  schulter  legen.  Btct» 
iiAusKN  5;  schultert  daa  gewehr.  6;  scbuldert  das  gewebr. 
neue  ini/ruedoii  der  infanteru  (\W,)  t.  S;  presentiret  euer  ga- 
wehr,  das  gewehr  auf  die  schulter.  Faica  13;  wann  di« 
compagnie  Terlesen  .  .  .  lasset  der  capitaine  dat  gewehr 
schultern,  reglement  vor  die  königl.  preusx.  infnnttrn  (1726) 
I.  11;  wann  die  compagnien  ...  das  gewehr  beim  fusz  haben, 
commandiret  der  major:  dat  gewebr  auf  die  »cbulter!  i.  19; 
tobald  dua  commando  tun  dem  paradeplatz  gantz  abmar- 
chiret  itt,  sollen  die  ofUciera  daa  gewehr  verkehrt  acbuldero 
lassen,  um  die  leute  nicht  nnnOtbiger  weise  zu  faliguiren. 
(i749)  1.118;  acbtung!  gewebr  auf  schulter.  prerui.  oxtnitrTegL 
(1847)1.11;  das  gewebr  über!  ebenda;  gewehr  Aber,  txeruer- 
taschenbueh  (Geldern)  a.a.O.;  daa  gewehr  von  der  Schalter. 
Pasch  36. 

3))  die  rechte  band  an  die  musquette  und  dat  gewehr  auff 
die  band,  neue  instruction  der  infanterie  (1687)  f.  3;  nemet  dat 
gewebr  vom  backen.  Backhause.'«  s.  13;  scbwenckt  daa  gewehr. 
5.  14;  mit  der  lincken  band  an  dat  gewehr!  reglement  vor  di* 
königl.  preusi.  tn/'an(erte  (1726)  t.  44;  lincka  schwengtt  das  ge- 
webr zur  ladung.  t.  47;  das  batailloD  soll  chargiren!  prisen- 
tiret  das  gewebr!  das  gewehr  tiach!  pfann-deckel  ab  und 
geladen!  145. 

4))  ist  die  wache  en  parade  vor  jemanden  vorbei  marscbirt, 
so  Iftsst  der  unterofficier  . . .  daa  gewebr  übernehmen  und 
im  geschwinden  schritt  antreten,  begegnet  er  wahrend  seines 
marscbes  einem  officier  . . .  so  kommandirt  er:  fasst  daa  ge» 
wehr  an.  ditnstunterruht  für  die  . . .  unteroffittere  (Berlin  1816) 
t.  9;  gewebr  an!  exeriiertasehenbuch  (Geldern)  a.a.O.;  fastt 
daa  gewehr  an!  preusi.  exeriierregL  (1847). 

5))  also  dass  daa  gantze  regiment  sieb  mit  dem  gewehr  in 
seiner  postur  gegen  denen,  so  sie  ehren,  mit  dem  gesiebt 
wendet  und  kehret  . . .  wie  sie  sich  wenden  oder  kehren,  dat 
gantze  regiment  jbnen  das  angesicht  präaentire.  Walliausei« 
1.83;  prSsentiret  dat  gewebr.  nome  tnstruetxon  4er  infanlerit 
(1687)  <.  3  (handgriff  der  musquetten);  das  pewehr  presentiren. 
BACKBAoatR  5;  ala  dann  der  unterofGcier  oder  gefreiter  com- 
mandiret: präsentiret  das  gewebr!  reglemtnl  vor  die  königL 
preusi.  infanterie  (l'.K)  i.  11 ;  cummandiret  der  obriste  ...  ge- 
bet acbtung!  prSsentiret  das  gewehr.  t,  31;  präsentiert  das  ge- 
webr vor  dem  ebrenmann.  Kotzebck  drawtot.  spielt  S,  316;  acb- 
tung! präsentiert  das  gewehr.  prtuss.  «xtrtierregL  (1M7)  (.11; 
bis  der  unterofUzier  stolz  Ober  solche  hilfe  in  iinie  aufmar- 
schieren und  das  gewehr  prSsentiren  liesa.  G.  Fsetta«  (ahnen 
6,8)  13,147;  man  musi  sich  daran  gewöhnen,  angesichts  de« 
Publikums  schamlos  zu  verfahren  wie  es  eben  gebt  und  di« 
schildwacben  zu  bewegen,  dasz  sie  wenigstens  nicht  mit 
prtst-ntirtem  gewebr  dabei  stehen.  Bisiarck  an  tein*  goUim 
(Clermont  -IH.  YIII  70). 

6))  ergreiffet  dat  gfwabr.  reglement  vor  du  kinigL  frtfua.  na- 
/antert«  (1726)  j.  31  u.a.;  gewebr  in  die  band.  etenierUtckem- 
buck  (Geldern  I8S4)  a.  a.  o.;  gewehr  in  band,  prewii.  re^ieaieiil 
(1847);  VfL  datu:  wer  zum  feinde  Obergeht,  und  demnächst 
mit  dem  gewehre  in  der  band  gegen  ae.  kOnlgl.  majestit 
trappen  betroffen  wird,  soll  mit  todtschictsan  bestraft  werden. 
preusi.  kriegsartikel  (\io^),  art.  Is;  für  die  Sicherheit  des  reiche« 
einzustehen  mit  dem  gewehr  in  der  band...  dazu  sind  sie 
alle  bereit.  Bisiabck  reden  13,344;  daa  gewehr  gerade  vor 
each.  regltment  vor  di*  königL  puuts.  infanUri*  (1736)  s.  M;  vor- 

340 


5415     GEWEHR  (2,d  das  gewehr  im  soldalenleben) 

Werts  fället  das  gewehr.  ebenda  u.a.;  gmvehr  zur  attake  rechts. 
cxorzk-rtaschenb.[Gvldern);  fällt  das  gewehr!  zur  attake  gewehr 
rechts,  preusx.  exerzierregl.  {I8ii) ;  setzt  die  gewehre  zusammen, 
ebenda;  an  die  gewehre.  ebenda. 

S)  Verbindungen  und  Verwendungen,  die  auszerhalb  des  rahmens 
der  kommandospracht  dem  mililärisehen  leben  entspringen. 

l))  beziehung  auf  den  äuszeren  dienst:  dasz  sie  {die  Soldaten) 
perfect  mit  jhrem  gewehr  können  umgehen.  Boxel  3.  buch  G2; 
{der  lieutenant  musz)  die  Soldaten  im  gewehr  unterweisen.  GS; 
und  «an  neuwe  (soHaten)  ankommen,  musz  er  {corporal) 
sie  unterweisen  mit  dem  gewehr  umzugehn.  F4;  tragt  wol  euer 
gewehr.  neue  instruction  der  infanlerie  (1687)  s.  1;  die  grenadiers 
...müssen  in  geraden  rotten  bleiben,  das  gewehr  woll  tragen, 
nicht  plaudern,  lermen,  sondern  gantz  stille  sein,  reglement 
vor  die  Icönigl.  preusz.  infanlerie  (1726)  s.  21 ;  das  schönste  im 
gantzen  exerciren  und  marchiren  ist,  wann  ein  kerl  sein  ge- 
wehr gut  traget,  und  das  gewehr  musz  mit  ausgestrecktem 
arm  veste  und  gerade  auf  der  sehuller...  getragen,  auch  fest 
an  den  leib  gezogen  werden  und  man  musz  das  gewehr  mit 
2  fingern  unterwerts,  und  mit  2  fingern  oberwärts  der  kolbe 
anfassen,  s.  38;  im  lande  Bauchter  waren  zwei  brüder  eines 
Vaters,  die  er  vor  unverzagte  männer  hielte,  als  die  sich  auff 
pferde,  heerlager  und  völcker  zu  gebiethen  verstünden,  dasz 
sie  starck  als  ein  eiephant,  tapffer  im  leben,  und  künstlich 
ihr  gewehr  zu  führen,  waren.  Oleariüs  der  persianische  baum- 
garten {Hamburg  1696)  s.  13';  dasz  die  leute  nicht  bewaffnet 
sind,  ist  allein  der  französischen  regierung,  nicht  dem  guten 
willen  der  legion  und  ihrer  oberen  zu  danken;  wenn  es  ihnen 
nicht  verboten  wäre,  gewehre  zu  führen,  so  würden  sie  sie 
ganz  gewisz  haben.  Bismarcr  reden  4, 105;  endlich  raunte  der 
major  dem  assessor,  welcher  gerade  bei  ihm  vorbeimai- 
schirte,  halblaut  zu:  gewehr  anziehen  !  G. Freytag  (a/inen  6,8) 
13,  147. 

2))  auch  der  innere  dienst  wird  zum  groszen  theil  durch  die 
fürsorge  für  das  gewehr  und  dessen  sauberkeil  bedingt:  er 
musz  auCfsicht  auff  der  compagnie  gewehr  haben  . .  . 
dasz  die  Soldaten  jhr  gewehr  sauber  .  .  .  halten.  Boxel 
3.  buch  (G);  wann  die  compagnie  das  gewehr  in  die  band 
nimt  ...  müssen  die  officiers  ihre  glieder  revidiren,  die  lade- 
stöcker  in  den  leuf  stecken,  das  gewehr  visitiren,  ob  es  in- 
wendig rein,  läppen  oder  ein  alter  schusz  darinnen  stecke. 
reglement  vor  die  königl.  preusz.  infanlerie  (1726)  s.  11 ;  wie  ich 
das  gewehr  rein  hallen,  die  montur  anpressen,  mich  auf 
soldatenmanirer  frisieren  sollte.  Bräier  der  arme  mann  im 
Tockenburg  121;  der  eine  beschäftigte  sich  mit  gewehrputzen. 
143;  den  lohn  für  die  wasche,  für  das  gewehrputzen,  s.  120. 
vgl.  dazu  auch  die  scherzhafte  umdeutung  von  gewebröl  {s.  d.): 
ich  vermeinte,  sie  wären  capitain  de  armis,  so  das  gewehr 
zu  besichtigen  pflegen.  Abele  künsll.  unordn.  2, 15.  auch  hieran 
knüpfte  eine  übertragene  und  sprichwörtliche  Weiterentwicklung  an: 
einem  das  gewehr  visitieren. 

3))  um  so  schlimmer  wird  dem  gewehr  mitgespielt,  wenn  zucht 
und  Ordnung  gebrochen,  das  dienslverhältnis  aufgelöst  wird,  das 
gewehr  ist  ein  objecl,  an  dem  die  empßndungen  des  Soldaten  sich 
unmittelbar  entladen:  mit  was  ...  fluchen  und  schweren  wirt 
den  commissarien  offl  das  gewehr  von  manchem  ...  halluncken 
für  die  füsse  geworffen,  wann  ihm  nicht  eben  doppelter  sold 
zugelegt  wird.  Wallhausen  kriegskunst  zu  fusz  s.  14 ;  sie  schössen 
ihre  patronen  dem  feigen  commandanten  in  die  fenster  . . . 
sie  zerschellten  ihre  gewehre  an  den  steinen.  G.  Freytag 
{bilder  aus  der  d.  Vergangenheit  4,8)  2t,  373;  meine  treuen  Sol- 
daten . . .  jammerten  laut  und  zerschmetterten  wütend  ihre 
gewehre,  die  auf  einen  häufen  geworfen  wurden,  lebens- 
trinnerungen  v.  W.  v.  Wenzel,  preusz.  Jahrbücher  118,  s.  484; 
wer  aus  einer  schlacht ...  wegschleicht  ...  oder  beim  zurück- 
zuge  sein  gewehr  wegwirft,  wird  mit  Versetzung  in  die  zweite 
classe  des  Soldatenstandes  bestraft,  preusz.  kriegsarlikel  (1808) 
arl.  16. 

4))  der  abtrglaube,  der  ja  auch  an  dit  feuerwaffe  sich  heftete, 
wird  mit  dem  gewehr  des  Soldaten  wenig  in  beziehung  gebracht: 
doch  haben  einige  unter  denen  Soldaten  in  diesen  fall  gute 
Wissenschaft,  am  meisten  aber  die  förster  .  .  .,  die  sowohl 
mit  dem  gewehrversprechen  und  anderen  wett-künsten  ab- 
sonderlich wissen  umbzugehen.  Ettner  medie.  maulaffe  665. 
e)  schon  an  einzelnen  der  bisher  belegten  Verwendungen  und 
Verbindungen  hat  sich  gezeigt,  dasz  sie  aus  dem  engeren  gebiete 
der  militärischen  spräche  in  den  allgemeinen  Wortschatz  über- 
drangen,     es   ist   dies   eine  trscheinung,   dit  jede  berufsspracht 


GEWEHR  (2,  e  die  composition)        5416 

seitigt,  wenn  der  betreffende  berufsstand  innigere  fühlung  mit  der 
allgemeinheit  des  Volkes  behält,  wenn  er  regeren  einfiusz  auf  diese 
ausübt,  in  dieser  richtung  zeigt  das  16.  auf  17.  jahrh.  einen 
höhepunkt,  dem  erst  die  neuere  zeit  wieder  nahe  kommt,  wofür 
auch  das  oben  erwähnte  seugnis  Bismarcks  spricht. 

1))  in  der  volksanschauung  wird  das  gewehr  zum  charakte- 
ristischen attribute  des  Soldaten;  in  diesem  Zusammenhang  dringt 
das  uiort  auch  in  der  spräche  der  poesie  vor: 

der  bawer  so  fortan  sein  feldt  wird  sollen  pflügen, 
lusä'  jetzt  die  pferdte  stehn,  den  pllug  und  egge  liegen; 
der  liriegsmann  sein  gewehr.    die  lelner  halten  Inn 
mit  jhrenn  newen  streit  von  gottes  tietTera  sinn. 

Martin  Opitz  leuische  poemaia  187  neudr., 
ein  himmel  ohne  sonn, 
ein  garten  ohne  bronn, 
ein  bäum  ohne  frucht, 
ein  mägdtein  ohne  zucht, 
ein  süpplein  ohne  brocicen, 
ein  thurm  ohne  glocken, 
ein  soldat  ohne  gewehr 
sind  alle  nicht  weit  her. 

lied  aus  des  knaben  wunderhorn  2, 508 ; 

auch  liebte  er  wie  jener,  der  sich  immer  als  ein  braver 
officier  gezeigt  hatte,  nichts  so  sehr  als  das  gewehr,  womit 
er  sich  immer,  so  oft  er  mich  besuchte,  beschäftigte.  Göthb 
{W.  Meisters  lehrjahre  6)  19,  351. 

bab'  unter  mir  ein  flottes  pferd 

und  führ'  ein  gut  gewehr. 

was  sonst  der  himmel  mir  beschert, 

das  wiegt  bei  mir  nicht  schwer. 

tied  der  scliutttruppe  in  Üeutsch-Südwestafrika, 

2))  auch  das  Sprichwort  hat  hier  manchen  volksthümlichen  zug 
aufgenommen,  vgl.  auszer  das  gewehr  visitieren  auch:  gewehren 
und  frauen  ist  nicht  zu  trauen  (Wander  1,1651;  weit  vom 
gewehr  ist  gut  für'n  scbuss,  bei  Wander  1, 1651  in  steirischer 
fassung  belegt)  u.  a. 

3))  einzelne  Übertragungen  in  der  spräche  der  poesie.  vgl.  die 
oben  angeführten  beispiele  in  sp.UOi  f.  biO&:  will  man  dem  dichter 
dieses  gefühl  allgemeinen  heiligen  behagens  rauben,  will  man 
. . .  einen  beengenden  grundsatz  aufstellen,  dann  bewegt  sich 
sein  geist  in  leidenschaft,  dann  steht  der  friedliche  mann 
auf,  greift  zum  gewehr,  und  schreitet  gewaltig  gegen  die... 
irrsale.  Göthk  {rtzension  dtr  gedichte  von  Voss)  33,  157;  dasz 
er  diesz  für  einen  kugelzieher  nahm,  der  sein  herz  aus  dem 
gewehre  der  brüst  vorzog  und  vorwies.  J.  Paul  {Hesperus,  21. 
händsposlag)  6, 115 ; 

mit  nerv'ger  faust,  mit  weh'nden  haaren, 

mit  haclie.  spaten  und  gewehr, 

80  ist  sie  kühn  hinausgefahren, 

die  deutsche  arbeit,  über's  meer. 

Frkiligratu  fies,  dicht.  4,63  (trinkspruch). 

e)  in  der  composition  steht  gewehr,  wie  air  gesehen  haben,  vor- 
wiegend unter  dem  einßusi  des  gegensatzes  der  blanken  waffe  gegen 
die  feuerwaffe,  vgl.  oben  {sp.  5408.  5409)  untergewehr,  kurz- 
gewehr,  Seitengewehr  gegenüber  von  ohergewehr,  feuergewehr, 
schieszgewehr.  den  gegensati  zum  geschütz  weisen  die  bildungen 
handgewehr,  kleingewehr,  von  denen  nur  die  letztere  dauernden 
erfolg  hatte,  vgl.  auch  unter  gewehrfeuer.  andere  bildungen 
sind  ohne  wesentliche  bedeutung  für  den  entwicklungsgang  geblieben. 
1))  gliederung  nach  der  technischen  seile, 
a))  haugewehr  vgl.  theil  4,2,  sp.  596;  wurfgewehr,  missile 
Stiele«  2510;  stichgewehr,  stossgewehr  ».Sanders  2*,  1520; 
bayonettgewehr  ebenda. 

b))   Zündergewehr,    zündnadelgewehr,   percussionsgewehr, 
kammerladungsgewehr,  kugelgewehr.  Sanders  2^  1520. 
2))  nach  zweck  und  gebrauch. 

a))  birschgewehr  Sanders  2»,  1520;  Jagdgewehr  »y/.  J/ieiU, 2, 
jp.  2208;  militärgewehr,  kindergewehr  S.Sanders  2^1520. 

b))  kein  besser  hausz  gewehr  als  eine  offengabel.  J.  HBbneb 
Christ-comoedia  (1,  2)  5  neudr.  {auf  ein  ganz  anderes  subst.,  auf 
gewere  =  gewähr  geht  hofgewehr,  s.  d.);  man  weisz,  wie  oft 
Scholastiker  und  polemiker  nicht  einmal  mit  worten  ihrer 
spräche  streiten  konnten,  und  also  Streitgewehr  (hypostasig 
und  Substanz,  oftoovaios  und  oftoiovaioe)  aus  denen  sprachen 
herüber  holen  musten,  in  denen  die  begriffe  abstrahirt,  in 
denen  das  streitgewehr  geschärft  war.  Herde«  {über  den  Ur- 
sprung dtr  spräche)  5, 79 ; 

dem  tausend  engelische  beere 
das  heilig  ist  der  herrscher  schrein; 
und  alle  kräflf  jhr  kriegs-gewehre 
zu  ewiglichen  diensten  weihn: 
gott  vater  sei  in  ewigkeit 
gelobet  und  gebenedeit. 

Angklus  SiLKsius  heilige  leelenlust  280  neudr.; 


5417   GEWKHRBESCHLAG  — GEWEHREN 

••  ii«oki  <lo  Uppicb  wticb  von  Art«« 
dtn  bodtn.    dort  im  «ek  der  ttriaf, 
der  In  dat  •hii'ffl  krlef»(ew«br, 
ar  ilahi  da  wi«  *on  uageftbr. 

K.  laaiiiAKN  tiittuii  u.  UoUtt  1  (»»r*«  tS. '.  IM). 

«))  icbtilzgewelir,  dtfintive  armti.  ltuUch-*ngl.  wb.  (111*)  ^^l, 
vgl.  »uck  »chutiMebr  thrü  9,  tp.  liSl»;  outbgewehr  t.  lkt\l  T, 
tp,  U38;  «in  oiürdgeMrebr,  tio  dulch,  a  poiuari.  lt*ltch-*n^l. 
wb.  (1711)  771,  vgl.  thnl  0,  ip.  3540: 

In  meiner  nub'  iat  eilet  leer, 

da  In  niehu  mebr  iii  lladrn, 

all  nur  ein  alte*  mordiewebr, 

dai  will  leb  um  nlob  binden 

und  (egeo  dl«  Fraoioten  ileb'n. 

'wa>  fang'  ich  armrr  teufel  an'  (Tübinytr  ecmmtr$b.). 

I))  übtrtragungtn :  muo  wulle  iUi  gnpeoat,  mit  |öttlicber 
hOlffe,  durcb  baacbwerungen,  und  aodre  kircbea-gewebr,  ver- 
treiben. EaAaaut  Kbanciici  luiligt  sehaubühn*  {\M1)  i,Wi;  ich 
griir  Oeitiig  zu  nietoem  einzigen  troitgewebr,  daa  ich  batle, 
laa  mir  fromme  iieder  aua  drm  geaangbucbe  und  daa  laufende 
aünnlagievangclium  mit  lauter  atimm«  vor.  E.  M.  knabi  uhriftin 
für  m.  L  Dtuinhtn  3,  i»2. 

GEWEMHDKSCHLA(;,m.  wu  fatt  alU  die  eompotilu  (mi< gewebr 
an  trsler  lUllt)  auf  du  feutrwa/ft  lich  bezieht  nd:  ^ewebrbe^chbg, 
I.  gewebrgarnilur  UtBLi:i  lex.  der  foul-  und  jagdkunde  3,  iO'. 

GEWKIlHIiUÜE,  f.:  gewebrbude,  eine  bude  in  welcber  g»- 
webre  verkauft  werden.  Campk  1,300;  gewebrbude,  an  ar- 
mourers  or  iiun$müh'$  shop.  llartiT  1,4(4*;  »fi.  gtwcbrballe, 
gewelirkammer  u.  a. 

GEVVKHKEN,  werb.,  ventdrktes  webren  (t.  d.),  vgl.  mhd.  »b. 
S,  &lb'.  LKXia  I,0s8  [die  bei  Gturr  1,826  angeführten  beispieU 
sind  untieher),  et  ergeben  sieh  entgegintjetetite  bedeutungen,  je 
nachdem  im  objecl  datjenige  erfasit  ist,  was  bei  der  gegenwehr 
beteftüttl,  oder  dat,  was  lurückgestosien  wird. 

1)  gewebren  >—  vertbeidigen. 

a)  die  Verbindung  mit  einem  persönlichen  object  ist  kür  auf 
di*  reßexitconstruction  besehrinkt: 

ich  gewer  mich  nimmer  märe  der  edeln  miona  dio, 
wand  ich  bAn  «roi  erruiideo,  dai  du  kanst  Trowen  meUtar  «lo. 
Nibeluiiqeti  tOJ.  1  larncke  (nach  C;  iii  A:  Ich  war«  mich) ; 

und  iluont  als  ein  erslagen  mao. 

der  alch  nicht  mi)  gewera  kan.    SraictaB  Harl  12001; 

mtn  muot  der  ttit  le  aolher  wie 

dat  ich  nitu  guot  vll  wol  veriar, 

unt  mich  de«  vil  gar  gewer 

de«  mich  über  werden  sol.      pfaff»  Ami*  74  Lambel; 

de  Romere  gewuoncn  do  micbele  ere;  an  der  erde  nocb  an 
mere  ne  mochte  aic  in  nieman  geweren.  sdelis,  wtltchrontkS\,i; 
die  flOch  die  beissen  dicb,  besonder  in  den  Clustern,  lo  m&st 
du  in  den  klaidern  ligen,  so  kanst  du  dicb  nit  gewüren, 
der  rock   ist  oben  zu.  Giileb  v.  KeisBasBBRC  A(»  im  p/V/frr  dl*. 

b)  di*  selteneren  falle  des  sächlichen  objectes: 

unt  le  bider  sit  erxeigten 

die  beide  dar  unde, 

wer  geiorsle  und  kuode 

llp  und  «re  aldi  gewern.    WoLfBAn  Willehalm  SS5, 19. 

f«ns  ähnlich  auch  Hbinbicb  t.  Nkostadt  3666,  vgl.  das  register 
bei  Stbobl:  fraglich  ist  ob  hierher  gehört:  wenn  einer  eine 
mauer  auffüret  und  geweret  sie  mit  dem  Qlzbute,  und  feit 
alsbalde  wider  ein,  solcbrn  meurer  brgeret  niemand  mebr. 
Mathbsius  Syrach  2, 138.    vgl  auch  gewübren  1,  sp.  4820. 

2)  gewebren  ^  abwehren,  verwehren. 

a)  wenig   belegt   ist   die   Verbindung  mit  persönlichem  ebjeet: 
nü  kom  ouch  ein  geselle 

.  .  .  dai  ich  im  immer  dieneillch  werde  fundeo, 
der  hell'  dai  ich  die  hunde  dO  ernerie. 
Buot  erloesei  fröuden, 
wie  küm  er  einen  wolf  von  im  gewerta. 

H.  v.Labib  die  jagd  362. 
6)  mit  sächlichem  ohjecH. 

a)  weniger  entwickelt  ist  hier  die  positive  Verwendung :  ab  ... 
der  erbvoit  di  erbvoiteie  Tormitte  unde  wolde  alle  rebt  tbun 
glich  eime  eingesessin  burger  ...  ab  di  stat  unde  gemeinde 
im  das  geweren  mochte.  Magdeburger  fragen  1,1,7  Behreni. 
ebendort  ist  das  vtrbum  namentlich  als  Variante  für  geweigern 
bflegl,  vgl.  1,6,1;  ge wäret  enim  est  prarsMuJ  ...  gewehret 
«Hteai  prohibitus.  Stielbr  2416,  ebens»  auch  Batkb  191*. 
ß)  die  negative  Verwendung: 

sl  idch  ei  VCD  der  scheiden:  da;  enkunder  nlht  gewero. 

SiOrtuugen  362,4  iai  »rkf  (iioiA  C;  in  A: 
dat  künde  ei  nlhl  erwern); 
k«  sulle  keinen  haben  umme  di  teidinc  in  deme  dinge,  sin 
widerstehe  wolle  is  im  denne  gunaen;  unde  |aa  ia  im  der, 


GEWEnREITD  —  GEWEHRGERECHT      54 1 8 

•0  m»e  U  in  der  ricbter  nicbl  gewereo.  Frnbrrger  tUdtreckt 
11,4  (»aridnt«  erweren  noch  gebiiidern);  so  mg  der  burglr 
der  den  hof  vurkoufle,  aisu  slecbterlicli  di  wa*air»eige  n.ebt 
gewereo.  iai  alU  kulmtstke  retht  b,  I  Lemam;  ao  itm  freitag 
...  sein  sie  (die  frauen  in  cbOiiig  Soldans  laodi)...  frei  und 
haben  iren  nutwillen  mitt  maoneo  oder  mi  andern  diofeo; 
wesz  Sie  dann  tust  des  mOgen  in  ir  ouon  norh  oimeola  |»> 
wereo,  wann  ee  also  gewuobaiti  ist.  ScaiLtatacta  rtatbu€k9l 
LangmtnUl;  dia  mOhte  der  hobest  Innoceosius  nOt  gewerea 
weder  mit  bittende  nocb  mit  trowende  noch  nit  kriegest«. 
d.  stiidtrchTo*.%,Aih{Strassburg);  and  da  sie  sakeo,  dasz  sie 
nit  geweren  mochten,  da  lautteo  sie  die  gloggeo  Ober  ain 
rat  und  aber  die,  die  darzu  halfen,  s,  IM  (ieysiiirf):  weisse 
leutle  sehen  zu,  und  die  weil  sie  sich  bedeackeo,  so  oinpt 
der  mulwit  überhand,  das  man  denn  nickl  aekr  geweren  aiag. 
EseBLiH  T.  GOnzbcbc  [wie  sich  nn  dtener. . .  Aeilm  soll)  3,30*  nmir. 
vgl.  auch:  er  bat  tu  mir  geaand  um  meine  weiber  and  kioder, 
Silber  und  gold,  und  leb  hab  jm  des  nicht  geweret.  Ldtib* 
1  kön.  20, »  (nilts  geweert  Froschauer;  ich  hab  jn  des  nicbte 
geweigert  Slrasiburger  bibel), 

GEWEHitENL),  partt« ipiai^i  adjeetiv  mit  Übergang  im  dte  bfdeU' 
tung  von  wihrhaft,  bewehrt :  liel  also  mit  sibenbundert  t^iuscod 
gewerender  uiunnen  in  da*  land,  so  iezo  .SibeobOrgeo  keift 
und  noch  leulscb  ist.  Avkmtih  leAruniA)  merke  4,307,19;  kaneo 
mit  gewerenter  handt  aus  dem  laod.  kiMnar  cAreniA  Friedrkh$  l. 
I.  47.    vgl  gewehrt. 

GEWEHitEUKI.NDER,  es.:  weil  wir  Torher  ellberett  iooeo 
gewurden  aein,  da»z  die  Teutschen  die  besten  gewahr  erfloder 
und  Urheber  sein.  I'bätobii'S  tuUulrophe  mukamwittita  X'.t. 

GEWEHRFABKIK,  f.:  {büekunsehmiede  Ubeai  bin  und  wieder 
in  allen  woblangericbteleo  Stadien,  derm  Iheils,  wann  sie  nar 
gelegenheit  die  laufe  zu  scbmiedeo  ...  bei  der  band  bitten, 
die  gewehrfabrik  eben  sowohl,  als  obberührte  Orter  bei  sich 
eiofilbren  würden.  Fbi<>io)  handwerkereeremontalpolitica  631:  m 
Staaten,  worinnen  grosse  armeeo  in  beständiger  bereitacbaft 
sum  gefecbt  stehen,  hat  man  gewehrfabrikeo.  sehütsendtenst 
für  Jäger  . ..  Offiziere  (1807)  126;  gewehrfabrik,  wsanufaeiory  of 
arms.  Hilpbbt  1,  463*.  Bbil  teehnol  wb.  241;  gewebr-fabrique, 
manufaeture  d'armet.  Eccbbs  knegslex.  1, 1063;  selbst  die  ge- 
wehre,  mit  denen  sie  uns  za  toten  suchen,  sind  in  uoseto 
gewebrfabriken  gemacht,  oder  durch  unsere  Ormen  ihnen 
geliefert.  G.  Kbettac  soll  und  haben  |(«et.  werkt  i,  136);  fing 
an  mich  zu  den  nützlichen  mitgliedern  im  staaie,  als  za  den 
fechtmeistern ,  gewehrfabrikanten ,  puUermüllern  ,  kriega- 
ministern,  Srzten,  ...  die  alle  offenbar  dem  tode  in  die  band 
arbeiten,  zuzSblen.  Bo>avbmtuba  naehlmaehen{')s.il  UU  ienkm. 

GEWElIRFbUER,  n.;  stunden  wir  noch  immer  im  feiod- 
lirhen  kanonenfeuer  .  .  .  ohne  dass  unser  linker  OOgel 
mit  dem  kleinen  gewehrfeuer  zusammentraf.  U.  BriBst  148 
Bülow;  die  Zeitungen,  die  bis  dahin  nur  von  dem  knallen 
der  kanonen  und  des  kleinen  gewehrfeuer*  wiedergeballt 
halten.  Ta.  t.  Ubi  itbitz  deutsche  tierteljahruekr.  1812  4.9:;  die 
rüuber  bähen  sich  überall  hinter  blumen  und  kl  ppeo  in 
biiiterbalt  gelegt,  auf  einmal  bricht  das  gewehrfeuer  voD 
allen  seilen  auf  die  sorglosen  ein,  and  der  wotbendste 
kämpf  entflammt  sich  wieder  in  den  maonichfalligsl'a, 
wildesten  gruppen.  Iihbb«am5  memorabiUen :  tagebuck  {werkt  19, 
t.  ISS);  die  ratschen  in  bewegung  setzen,  womit  man  in 
den  schlacbtmusiken  das  kleingewehrfeuer  macht  iJfdadk- 
hausen)  1, 9i ;  sobald  sich  jenseits  einzelne  oder  nebrer« 
bewaffnete  blicken  liessen,  knatterte  ein  allgemeines  ge- 
wehrfeuer von  der  bastei.  Aobsbaoi  tmgebueh  aus  Hin  194; 
er  aelbst  setzte  mit  einem  sprung  über  die  barrikade  in  die 
gesperrte  Strasse  dem  rollenden  gewehrfeuer  entgegen. 
G.  Fbbtta«  (aAnen,  srAiait  3)  13, 300.  in  btUluher  Verwendung: 
das  kleine  gewehrfeuer  der  weiblichen  blicke  ertragen.  J.  Pabl 
Katsenbergert  badenise  2,  63. 

GEWEHHFUTTERAL.  n..-  gewehrfulterale  ron  starkem  Icder 
sind  auf  reisen  am  empfeblenswertbesten,  um  jagdge»ebre  za 
verwahren.  Bkmleiv  lex.  d.  forst-  «.  jjfJkunit  3,409. 

GEWEIIHGAI.LERIE,  /.:  gewehrgallerie,  s.  gewehrsaal 
HiLPBBT  I,  463*:  vgl  auch  unter  gewehrballe. 

GEWEHKGARMTIR,  f.,  vgl  gewebrbeschlag:  gamitar  der 
gewehre,  auch  montar  und  bescblag  genannt.  Beilkn  lex.  4. 
forst-  u.  jagdkunJe  9,  71. 

GEWEHHGERECHT,  adj.  und  aiv. .  gewebrgerecht,  practiud 
in  tke  ust  of  arms.  Hilpbbt  1,463*;  gewehrgerecht,  ist  der 
jager,  wenn  er  mit  deia  sebieatge*ehr  gut  umgehen  kann. 

540» 


5419   GEWEHRGESCHNATTER  —  GEWEHRKREUZ 


GEWEHRKUGEL  — GEWEHRRIEMEN  5420 


Tbiel  4,422;    der  gewehr- gerechte  Jäger.    Stutgard  1762,  ter- 
zeiclmet  bei  F.  L.  Jahn  werke  2  I,  s.  133. 
GEWEHRGESCHISATTER,  n.; 

durch  blut,  gewehrgeschnatter, 
durch  Schutt  und  qualm!  schon  lliehn  die  kugelspritzen. 

D.  T.  LiLiENCRON  werke  1,30. 

GEW'EHRHAKEN,  m. ;  gewierhak,  pl.  -en,  der  rechen,  das 
wehrgerüst,  le  rälelier.  Gancler  lex.  d.  Luxemb.  umgaugsspr.  179. 

GEWEHRHALLE,  /.,  vorgeschlagen  von  Jah.n:  bilderhalle 
St.  bildergallerie,  wie  gewehrhalle  für  gewehrgallerie. 
F.  L.  Jahn  werke  1,  522.         ;■ 

GEWEHUHAMMER,  HJ.:  gewehrhamiiier,  engl,  gun  hammers. 
Nkunicii  waarenlex.  in  12  sprachen  2,920. 

GEVVEIIRHÄNDLER,  tn.:  es  musz  aber  auch  ferner  ein 
gewehr-liändler  die  abgängliche  Sorten  und  das  rechte  ealiber 
...  wohl  in  acht  nehmen.  Frisius  handwerkerceremonialpolilica 
633;  voraus  aber  hat  ein  gewehr-hündler  die  verbotene  zufuhr 
des  gewehrs,  welche  dem  feind  in  liriegs-zeiten  geschieht, 
zu  meiden.  634;  was  darunter  {unter  gewehr)  zu  verstehen 
und  sowohl  ein  büchsen-macher,  als  auch  ein  gewehrhändler 
dabei  zu  beobachten  hat.  Chomel  4,1042;  gewehrhändler,  a 
dealer  in  fire  arms.  Hilpert  1,  463*. 

GEWEHRHAU,  tn.  ein  kunstausdrtick  der  älteren  fechtcr- 
sprache,  er  bezeichnet  einen  bestimmten  hieb:  item  die  vier  nach- 
folgeten  stück  sind  die  vier  läger  im  messer,  wie  sich  ein 
künstlicher  meister  dorein  schicken  soll,  und  sind  die  vier 
bau  oder  brüch  dorwider.  1)  läger  in  der  bastei.  gewehr- 
hau  ist  sein  bruch.  DCrer  nachlusz  394. 

GEWEHRHAUS,  ti.:  gewehrhaus,  zeughaus,  armamentorium. 
Heniscr  1596;  gheweerhuysz  Kilian  I4ä6. 

GEWEHRKALIBER,  n.:  die  entscheidenden  Vorzüge  der  klei- 
nen gewehrkaliber  liegen  also  in  der  hohen  mündungsgeschwin- 
digkeit  . . .  des  geschosses.  Loegbr  lex.  d.  ges.  technik  4,635. 

GEWEHRKAMMER,  f. :  gewehrkammer,  armamentorium  Stie- 
ler 921.  Pomey  132.  Kirsch  180";  gewehrkammer,  s.  rüslkammer 
Lüeger  lex.  d.  ges.  technik  4,646;  gewehrkammer,  solle  d'armes, 
arscnal,  armory.  Beil  technol.  wb.  242;  so  die  artilierier, 
munition,  gewehr,  rüst,  zeug  cammer  ...  bestehlen,  kriegs- 
articuls-brief  des  fränk.  kreisz-regiments  von  1682  6«  Wincker 
s.  103;  ich  will  mich  nun  zwar  nicht  auf  particulariläten  von 
meinen  pferd-  und  hundeställen,  oder  meiner  gewehrkammer 
einlassen,  wie  stall-  jagd-  und  hundejiinker  sonst  wohl  zu 
thun  pflegen.  Münchhausens  reisen  (178G)  40;  seine  exzelienz 
sprach  mich  damals  in  der  gewehrkammer;  ich  bemerkte 
eine  fürtreffliche  büchse,  die  aus  Deutschland  gekommen  war, 
und  als  der  herzog  sah  mit  welcher  aufmerksamkeit  ich  das 
schöne  gewehr  betrachtete,  gab  er  mir  es  in  die  band  und 
sagte  ...  es  seien  viele  schönere  und  ebenso  gute  in  seiner 
gewehrkammer.  Götiie  {Benvenuto  Cellini  2,4)  3i,  231;  alsdann 
wird  der  kapitün  mit  zweihundert,  die  er  ausheben  wird,  sich 
des  herzoglichen  pallasts  und  vorzüglich  der  dortigen  gewehr- 
kammer bemächtigen.  Schiller  {Verschwörung  Bedemars)  4,  153; 
dass  ich  aber  aus  dem  stalle  und  der  gewehrkammer  in  das 
Vorzimmer  gelangte  . . .  das  geschah  nicht  sprungweise,  sondern 
allmälig  von  schritt  zu  schritte.  C.F.Meyer  der  heiiige 41,  s.  auch 
gewehrrüstkammer.  bildlich:  welche  einwürfe  und  wallen  aus 
seiner  Ungeheuern  sprachgelehrten  gewehrkammer  Yvaren  nicht 
zu  befürchten.  J.  Paul  doppelwärter  89;  die  Wahrheit  ist,  dasz 
alle  allgemeinen  begriffe  nur  wie  waffen  in  einer  gewehr- 
kammer vor  ihm  lagen,  und  dasz  er  einen  nach  dem  andern 
zur  band  nahm,  wie  er  ihm  eben  das  paszlicbste  kriegszeug 
zu  sein  schien.  Immkrmann  memorabilien  1,362. 

GEWEHRKASTEN,  m.;  gewehrkasten,  ein  hölzerner  kästen 
mit  mehreren  fächern,  welcher  die  gewehre  auf  dem  trans- 
port  vor  beschädigungen  schützt.  Thiel  4, 422;  der  pfarrer 
von  Mylhikon,  das  alte  kind,  bringt  unsern  stand  in  verruf 
mit  seiner  meute,  seinem  gewehrkasten  und  seinen  unauf- 
hörlichen puffen  und  knallen.  Conrad  Febd.  Meykr  {schusz 
V.  d.  kanzel)  novellen  1, 124. 

GEWEHRKOLBEN,  m. :  kappe  ist  das  beschläge  des  gewehr- 
kolbens  genannt.  Behlen  lex.  d.  forst-  u.  jagdkunde  Z,  11 ;  der 
{soldat)  stiesz  mit  dem  gewehrkolben  auf  das  pflaster.  Tb.  Storh 
{es  waren  zwei  königskinder)  5,  253. 

GEWEHRKREüZ,  m. :  gewehr-creuze,  werden  die  hölzernen 
unten  mit  einem  creuzfusze  und  am  ober-ende  mit  zween 
creuzsprossen  versehenen  Ständer,  der  gewehr-pyramiden  ge- 
nennet. Eggers  kriegslex.  1,1053;  die  zeiter  und  gewehr-creuzer 
werden,  so  bald  die  bataillons  ...  eingerucket  sind,  sogleich 


...  aufgeschlagen  ...die  gewehr-creuzer  weiden  gegen  dis 
Zeltstangen  von  den  unter-officierszelten  lo  Rhein!,  werckschuh 
vom  bataillon  aufgeschlagen,  reglement  vor  d.  k.  preusz.  infanterie 
(1726)  231;  gewehrkreuz  (a  military  term),  a  post  or  cross, 
against  which  the  soldiers  pile  their  arms.  Hilpert  l,  463*. 

GEWEHRKUGEL,  f.:  nach  dem  Waffenstillstände  und  der 
mitgerittenen  Schlacht  an  der  Katzhach  traf  den  valer  bei 
Leipzig,  wo  das  knatternde  niderfallen  der  verklammemlen 
gewehrkugeln  regelmässig  mit  etwa  in  kohlfeldern  nieder- 
prasselnden lausenden  von  erbsen  verglichen  wurde,  eine 
prallkugel  in  den  rücken.  Gutzkow  aus  der  knabenzeit  (1&52)  60; 
an  den  mehrsten  grösseren  häusern  in  der  stadt  erblickt  man 
eine  menge  spuren  von  gewehrkugeln.  Moltke  briefe  über 
zustände  ...  in  der  Türkei  240;  durch  den  Unterleib  geschossen, 
gewehrkugel,  starb  am  sie»  abends.  Bismarck  an  seine  gattin 
{Reims  7.  IX  70). 

GEWEHRLAUF,  m.:  den  inneren  räum  eines  gewehrlaufs 
nennt  man  die  seele  des  kmfs.  schützendienst  für  jäger  . . . 
Offiziere  (1807)«.  77;  angeschlagene  gewehrläufe  blinkten  ihnen 
entgegen.  II.  Scbmid  ges.  schriftin  17,  134;  Fink  ...  besass 
eine  meisterschaft  in  allen  dingen,  die  mit  einem  pferdehuf, 
einem  gewehrlauf  und  einem  vergoldeten  theelöffel  irgend  in 
Verbindung  gedacht  werden  können.  G.  Freytag  {soll  u.  haben) 
4,115.  bildlich:  es  ist  ein  alter  aberglauhe,  dasz  die  kugeln 
das  nächste  mal  gut  treffen,  wenn  man  sie  sammelt;  nein,  sie 
sind  zerdrückt  und  passen  nicht  mehr  in  den  gewehrlauf  der 
Zukunft.    Auerbach  neues  leben  1,  236. 

GEWEHRLEIN,  n.,  dim.  zu  gewehr:  g'werli  Hdnzuer  Aar- 
gauer  wb.  119. 

GEWEHRLICH,  s.  gewährlich. 

GEWEHRLOS,  adj.:  gewehrlosz,  inermis  Heniscr  1596. 

GEWEHRMAGAZIN,  n.;  gewehrraagazin,  magazin  of  arms. 
Hilpert  1,463*. 

GEWEHRMANTEL,  m.:  gewchrmantel  ist  ein  von  gutem 
zwilich  verfertigter  mantel  oder  Überhang,  den  man,  wenn 
es  regnet  oder  sehr  stäubet,  über  die  gewehrpyramiden  decket. 
Egglrs  kriegslex.  1,  1053;  die  gewehr-mänlels  müssen  allezeit 
abgeschlagen  sein,  ausser  des  nachts  und  wenn  es  regnet. 
reglement  vor  d.  k.  preusz.  infanterie  (i"26)  281 ;  bei  einer  jeden 
fähnleinwacht  soll  hinter  dem  gewehr  in  der  mitte  gegen 
das  3te  zeit  ein  gewehr-maiitel  aufgeschlagen  werden.  284; 
zur  bedeckung  gegen  regen  diente  ein  gewehrmantel  für  jede 
Pyramide.  Rü.mpf  real-encyclopädie  der  Itriegskunst  1,363. 

GEWEHRMANUFACTUR, /■..•  gewehrmanufactur,  s.  gewehr- 
fabrik.  Hu  pert  1,  463'. 

GEWEHRMESSER,  n.:  gewehrmesser,  engl,  gun  knifes. 
Nemnich  waarenlex.  in  12  sprachen  2,  920. 

GEWEHHMICKE,  f.:  gewehrmicken,  sind  stützen,  welche 
in  die  erde  gegraben  werden,  und  oben  mit  einer  oushöhlung 
versehen  sind,  um  daran,  auf  wachen,  die  gewehre  anzulegen. 
Rumpf  real-encyclopädie  der  kriegskunst  1,  364. 

GEWEHRÖL,  n.  öl  zum  einfetten  der  gewehre;  in  scherzhafter 
umdeutung:  zielwasser,  visierwasser  oder  geweliröl  ist  ein 
schnaps,  der  die  arbeit  des  gewehrreinigens  versüszt.  Hobs 
Soldatensprache  77. 

GEWEHRPASZ,  m.  .*  Kronauer  beruhigte  ihn  darüber,  indem 
er  den  belagerungszuständlichen  gewehrpass  überreichte.  Aueh- 
BACH  neu«  leben  3,3);  sein  gewehrpass  diente  ihm  jetzt  nur 
zu  einer  Innern  legilimation,  um  frei  wohlgemuth  durch  den 
winterlichen  wald  zu  streifen.  41. 

GEWEHRPFROPFEN,  m.:  gewehrpfropfen  werden  beim 
laden  der  gewehre  gebraucht,  um  sie  l)  auf  das  pulver 
und  darauf  dann  das  blei  zu  setzen  und  2)  sie  auf  das  blei 
zu  setzen,  man  macht  sie  von  wcrg,  haaren,  papier  und 
hulfilz.  Behlen  lex.  d.  forst-  «.  jagdkunde  3,409. 

GEWEHRPROBE,  f.:  gewehrprobe,  epreuve  des  fusils,  die 
flintenläufte  werden  bei  der  probe  gemeiniglich  mit  dem 
zwanzigsten  theile  eines  pfundes  pulver  geladen,  worauf . . . 
der  lauf  auf  ein  bepolstertes  bret  gelegt  und  abgefeuert  wird. 
Eggkrs  kriegslex.  1,1053;  gewehrprobe,  trial  of  fire-locks  or  guns. 
Hilpert  1,463'. 

GEWEHRPYRAMIDE,  f.:  gewehrpyramide  t.  gewehr- 
kreuz . . .  the  muskets  piled  up  in  pyramidical  form ,  a  pile 
of  arms.  Hilpert  1,463;  das  in  form  einer  pyramide  an  dem 
gewehrkreuze  zusammengestellete  schieszgewehr  einer  cora- 
pagnie  soldaten  im  lagcr.  Adelung  2, 654. 

GEWEHRRIEMEN,  tn.;  zübehür  {des  gewehrs),  gewehrriemen. 
Ldeger  Ux.  d.  ges.  technik  4,  643. 


5421 


GEWEIIRRÜCKEN— GEWEHRT 


GEWEHRT 


5422 


GEWEIIKIlCCKtiN,  m.:  cewebrrUcken,  ehttaUU,  liod  itfllteD, 
auf  welcben  dt«  au«  der  band  gele^tt*  gewelir  der  süldateu 
vor  einer  wacbl,  pi(|uet  oder  einem  d^lucbemeut  rubel.  CccKta 
kritgtUx.  t,  lü&4.  dhnlich  Campk  3,  360*. 

(iKVVKIlllltCSTKAMMKK,  f.,  tgl.  gewebrkommer,  (ewebr- 
rüstkaromer,  armanienlanum.  Kiiicii  2,  l&l*. 

GEWEHHSAAL,  m.;  gewebriaal,  armoury,  antnaL  HiLMtT 
J,  403*. 

GEWEIIKSAM,  m.,  nthenform  tu  gewabriant:  wenn  dieser 
ibn  . . .  In  gericbllicben  (ewehriam  brachte,  rtit*  auf  die  tini- 
V(ri/<<l<  t.  133. 

GEWKilHSCilAFT,  m.;  der  fahndete  ouf  allen  bofen  auf 
nuisbiume,  die  er  zu  fourniercn  und  genehrtchAfifn  drn 
FrantORen  nach  Straaiburg  lieferte.  HANajAcua  $eli*ttbalUn 
{neue  folgt)  |.''8. 

GKVVEHKSCHLOSZ,  n.:  das  gewehricbloas  wird  in  einer 
fabrik  von  eioem  besondert  dazu  liestimmten  scblusser  ver- 
fertiKl.  $ehüttendientl  für  jdgtr  ...  offiiitre  (1807)  i.  126. 

(iEWEIIKSCIlMIED,  m.,  hei  Campk  im  virdeuUdiungiwh.  bii 
fabrikant  eingesetzt;  gewebrscbinied,  armourer,  guntmith.  lla- 
rCBT   1,403'.    liilL  technol.  wb.  243. 

GEWKilHSCHMIEDE,  f.:  gewebrscbmiede  v.  gewebrfabrik. 

HiLPRIT    l,4G3'. 

GEWEIlHSCiiiUNK,  m. ;  gewebrscbrank,  a  eate  or  doset 
for  the  safe  keeping  ofijuns  or  fire  arms,  armehest.  Hilpkbt  1,463'; 
vgl.  Camps  2,360';  gewehrschronk,  ein  mit  glustbilren  Ter- 
sebener  verschiicstibarer  schrank,  um  die  gcwebre  und  sonstige 
wafTen  darin  übersichtlich  aufhiingen  und  aufbewahren  zu 
können.  Thibl  4,422;  mein  vater  hatte  einen  sehr  schönen 
gewehrschrank  hinterlassen,  und  der  kleine  hatte  nicht  eher 
ruhe,  bis  ich  ihm  ein  paar  pistolen  und  eine  Jagdflinte 
schenkte.  Götiik  {W.  Meisters  lelirjahrc  6)  19,  357;  ein  kurzes 
bedenken  noch;  dann  nahm  er  seine  beste  kugelhüchse  aus 
dem  geweiirschranke  und  lud  sie  sorgsam.  Th.  Storm  {schweiget») 
7,  128;  sie  riesz  die  sttihcnlhilr  auf  und  wies  linsler  nach  dem 
gewehr.ichrank  des  vaiers.  G.  Krkttac  verlorne  handsehr.  1,237. 

GEWEHRSCHHAIJBE,  f.:  gewebrschraube  n$  de  futil,  gun- 
vice.  Reil  technol  wb.  213. 

GEWEHKSCHCTZK,  m.;  das  bajonett  hinter  der  picke  setzt 
schusz  und  eine  2t«  picke  dem  eindringenden  feinde  ent- 
gegen, und  der  büchsen-  oder  gewehrscbütze  im  3te"  gliede 
vollendet  gewisz,  was  jenem  misziang.  Unterricht  über  den 
bau  des  ....  gewehrs  (ISIS)  &9. 

GKWEHHSPITZt:,  f.:  flintendoich  habe  ich  vor  mehr  als 
zwanzig  jähren  für  bajonelt  vorgeschlagen,  kann  mich  aber 
nicht  erinnern,  ob  ich  es  von  einem  andern  entlehnt  habe. 
Campe  schlägt  jetzt  flintenspiesi  oder  gewehrspitze  dafür  vor. 
Hetnatz  1,416. 

GEWEHRSTANDER,  m.,  vgl.  gcwebrstülze:  lange  jähre 
wurde  eine  darslellung  der  neuen  stadttbcile  aufgehoben,  die 
uns  der  onkel  in  pappe  gefertigt  hatte;  ...  in  dem  ganz  aus- 
geführten wachthause  lag  der  Zöllner  am  fenster  ...;  die 
Soldaten  wache  wnr  vollzählig  aufgestellt,  die  genehrständer 
bis  zu  der  kleinen  trommel  nicht  vergessen,  die  man  dem 
tanihour  umhängen  konnte.  Gervinls  selbstbiogr.  i 

GEWEHHSTEIN,  m. ;  gewehrstein,  pierre  a  fusil,  flmt. 
RciL  243:  die  Unterlippe  ist  der  breite,  abgerundete,  etwas 
nach  vorn  gesenkte  tbeil,  auf  dessen  obcinäche  —  worauf 
ziihne  eingehuuen  sind  —  der  gewehrstein  ruht.  E.  v.  Mau- 
ritius   beschreibung   des   neu-preuss.  infanteriegevcehrs  (1821)  39. 

GEWEliRSTCTZE,  f.:  es  müssen  auf  allen  wachten  ge- 
wehr-stützcn  und  trommelrQcken  gesetzt  werden,  reglement  vor 
die  kgl.  preusi.  infanterie  (1743)417;  bei  einer  jeden  fahnen- 
wacht  soll  hinter  dem  gewehr  ein  gcwebr-manlel  aufgeschlagen 
und  24  gewehr-stülzen  in  zwei  linien,  und  in  der  mitten  eine 
rücke  zur  trummel  gesetzet  werden.  regUvnent  vor  die  kgl. 
preusz.  infanterie  (l750)   I9.'>. 

GEWEHRSTRUMi'F,  m.  gewehrfutteral,  gewebrstrumpf,  to 
viel  wie  büchsenfuller.  Thiel  4,  422. 

GEWKHHT,  ftarticipiales  adjectiv  zu  wehren  (.«.  d.).  die  bedeu- 
lung,  in  der  sich  das  particip  isoliert,  ist  an  eine  einzige  Ver- 
wendung gebunden,  an  dte  formet  gewehrte  band:  si  warend 
mit  gwerter  band  an  ein  anderen,  cominus  gladiis  rem  gerebant. 
Maaier  20t'  u  a.  ausserhalb  dieser  Verbindung  Idszt  sich  am 
parlidp  nichts  ähnliches  nachirenen;  die  älteren  Wörterbücher 
scheinen  vielmehr  nur  den  spesiellen  attribnliien  gebrauch  t'rr- 
allgemeinert  zu  haben :  gewöhrt  mit  wafTen  gerüstet,  armatus. 
Hbnisch  1&96;    gewehrt  mit    wullfn  gerüstet,  armi,   armato. 


HuLsios  (teil)  IM';  gewehrt,  armähu,  »rmit  hulnulfts  GObtlm 
(1702)  2,74';  gewehrt,  armalui  Stcmsacii  974.  denm  im  allft- 
meinen  ut  die  bedeutung  armatus  an  formen  mtl  dem  prifis  b* 
geknüpft,  vgl.  th.  t,  $p.  1776;  mit  bewehrter  bände  ebenit.  da- 
neben ut  vereinuU  fewebrend  in  dknlichtr  bedeutung  beUgl^  v/L 
otrn  tp.  6418. 

man  könnt*  vertuekt  $«in,  du  bedeutung  wut  wariao,  fol. 
wa«jan,  rciiir«  {vfU  Gaarr  1,926)  in  Verbindung  sv  ultf  und 
tomtl  an  gewere  »  gewlbr  (sp.  4764)  aniuknüpfen.  dafür  Uten 
jedoch  keinerlei  anhallspunkU  vor,  die  den  tutimmenhang  ml 
unserer  spät  auftauchenden  Verbindung  vermtUrlUn.  dafefen 
bieten  andere  formein,  du  alk  eine  präpoiitiimalverbindunf  Um- 
lieher  furm  aufweiun,  nähere  anknüpfungtpunkle,  vgl.  mit  mendtr 
band  (Lexkr  3,  789);  mit  werllcbcr  band  {ebenda  n\);  mit  (•• 
wappneter  band  {vgl.  oten  ip.  bSW,  U30);  mit  gawaffoeUr 
band  {sp.  4748).  denn  gewehrt«  band  ßfl  $idt  fait  in  alten  ha- 
legen  als  präpositionalterlrindung  in  den  $als  ein  und  ist  da^ei 
auf  die  prdposition  mit  beschränkt;  abweichungen  sind  sehr  selten 
und  lasun  deutlich  die  secunddre  weilerführung  und  gelegenheü»- 
bildung  erkennen,  hieher  gehört  schon  der  älteste  Utrraruche  be- 
leg: ...  noch  dannocbt  lebst  du,  an  lebent  frolicb,  un  oo 
schrecken,  understasl  dich  einer  sacb,  die  nOmmar  vergessen 
wirt  die  weil  die  weit  stal,  dasz  du  einiger,  ana,  on  waffeo, 
und  on  gewerte  band  darffest  hie  zA  Worms  off  dam  reichst- 
tag  erscheinen  ....  Hütten  (^ray  und  antmort  SfwsansM  Bern 
u.  Hart.  Lutlieri)  4,  603  Böcking,  und  ebenso  einet  der  jüngsten 
beis/nele : 

.  .  .  Jas  schward  macht  olTun  gieicbe, 

die  schon  nicht  gleich«  liod:  da»  faatte  vtlarland 

•teht  mehrmal«  hes««r  nicht,  ai«  In  gewebrtar  band. 

Umti  [trottged.  7)  3.  280,  vgl.  anck  STSiNBAca  914; 
aaiu  vgl. .' 

'  hl«  kan  man  von  Ibeologis 

gleich  tun  juritten  >abo, 
von  ditpo  tu  den  pbiticls, 
bald  tur  hitiori  itehn: 
uad  allda  mit  uiigwebiter  band 

mit  Römern  lAren  lirleg. 
bald  ia  der  tafel  an  dar  wand, 

sehen  wahin  man  tOg, 
oder  wo  man  nuw  insuln  grtndl, 
wie  Coli  höh  sich  Bchickt. 

FiscMABT  tiargnnin*  neudr.  445,  vgl.  ends 
Rbnkci  1596: 

die  geschlossene  prdposilionalverbindung  mit  gewehrter  band  Iditl 
it'cA  litterartsch  erst  später  belegen,  als  sie  ansuselsen  ist;  bei 
Hans  Sacbs  itl  sie  viel  gebraucht,  ebenso  in  den  ritterrowsanen, 
in  der  übersettungslilteratur  und  den  ehroniken  des  16.  jakrk., 
für  das  17.  jahrh.  beuugt  noch  Opitz  reichlicheren  gebrauch  und 
zugleich  freiere  Verwendung,  von  da  ab  schrumpft  dfr  kreis  rasek 
zu.iamme/i.  zu  den  leisten  belegen  gehören  wöiterbuchan gaben: 
mit  gewehrter  band,  a  main  armie  l'oaEY  132;  mit  gewehrter 
band,  armata  manu.  Albr  935*;  dagegen  erweist  sieh  das  com- 
positum hochgewehrt  {vgl.  th.  4,  2,  sp.  I62i)  alt  meubüiung 
Umlands,  in  beiui]  auf  die  gebrauchsformen  ergiebt  tiek  ab  kauft- 
form  naturgemdss  die  Verbindung  mit  verbis,  und  kier  ükeneiefen 
wiederum  die  verba  der  bewcjung,  im  besonderen  in  «enptfrts- 
beiceijung;  denn  die  formet  wird  nuist  mä  dem  angriff,  s^tener 
mit  dem  rückzug  in  besiekung  gebrückt:  ...  balen  also  aotz 
ungestümem  zorn  bewegt,  hai  Sylo  vor  der  hätten  sieb  ver- 
samlel,  unnd  flucks  zä  der  wehr  griffen,  die  Gabaonitar 
als  feind  mit  gewehrter  handt  zA  überfallen.  Josepbds  ükeru 
r.  Uedion  81*  u.  a.  vgl.  dagegen :  mit  fawebrter  band  abziehen. 
buch  der  liebe  t.  sp.  5423. 

I)  Verbindung  mit  verbis. 

a)  mit  verbis  der  bewegung. 

a)  Vorwärtsbewegung:  gehen,  treten,  sieh  fügen,  begegneo, 
eilen,  laufen,  ziehen,  anfallen,  stürmen: 

'rfttt  dich  tum  fecbleD 
und  leir  bald  an  den  harai*ch  dalol 
aach  nim  dein  belanbarten  I 
dfrgleich  leg  Ich  auch  an  mein  harniicb  blaack*. 
driien  also,  mit  g«ert<T  band  hingingen. 
ao  irea  feimd*  baust  kloppfieo  aa  Ui«  twene. 

U.  SAcaa  (4.  twra  Unter  im  türieli) 
fattel»  «.  tckm*nke  4.  9a8: 

mit  gewerter  band  entgegen  gon,  unnd  den  feind  enpfahen, 
aima  obvia  ferre.  Maaleb  17»':  haben  ibn  die  kSomerling  er- 
mahnt, er  soll  seinen  säbal  abgflrten,  dann  es  sei  nngesult 
für  den  Padeschach  treten  mit  gewehrter  band,  welcher 
sich  doch  letzlicb  bereden  lies,  dasz  er  den  sibei  von  sich 
gab.  ScawEiccEB  rrisbetckreikung  natk  Ccnstanlinopei  79;  als 
nun  die  zeit  kam,  daai  der  juog  frawan  freaodl  zeit  daocbt, 


5423 


GEWEHRT 


GEWEHRT 


5424 


jrem  anschlag  nach  zu  kommen,  fügten  sie  sich  heim- 
lich in  der  jungfrawen  hausz  mit  gewehrter  hand.  buch 
der  liebe  (Oabriotto  u.  Beinhart  50)  252* ;  hat  sich  bei  etlich 
tagen  vor  seim  todt  begeben,  . .  das  des  nachts  ain  solch 
getumel,  klopfen  und  schlagen  in  tom  urschaidenlichen 
gehört  worden,  als  ob  man  alle  schloss  und  thuren  uf- 
brsch  und  ein  grosen  gewalt  anlege,  in  masen  das  alle 
nachpuren  . . .  mit  gewerter  handt  zum  tom  geilt.  Zimm. 
chron.  4, 185, 15 ;  Timonides  trieb  die  seeleute  zu  schiffe, 
damit  man  dem  Radirobanes,  wann  er  es  ja  bei  den 
Worten  nicht  verbleiben  liesse,  mit  gewehrter  hand  be- 
gegnen köndte.  Barclay's  Argenis  (4,  3)  übers,  v.  Opitz 
1,  636;  (sie  sollen)  ain  geschrai  machen  und  den  belai- 
digten  mit  gowerter  hant  zu  hilf  komen.  österr.  weisth. 
2, 112  {Rittenberg) ; 

erst  morckten  sie  alsande, 

das  der  lanczknecht  petrogen  het, 

kamen  mit  gwertter  nande, 

den  lanczknecht  zu  suchen  vura  haus  geloffen. 

H.  Sachs  (der  landsknecht  mit  den  gangen) 
fabeln  u.  schwanke  5, 177 ; 

auff  den  morgentag,  als  die  morgenröthe  sich  vermercken 
liesz,  seindt  sie  mit  gewehrter  hand  zu  dem  tempel  Salo- 
monis  gelauffen,  die  vollendts  umbzubringen ,  die  oben 
auff  in  tempel  gestiegen  waren,  reiszbuch  desz  heiligen 
landsi,  49; 

kern  aber  niemandt  der  dich  strieff, 

oder  mit  gwerter  handt  nachlieff, 

so  rieht  erst  allen  mütwill  an, 

was  nur  dein  lust  erdencken  kan. 

ScHEiDT  DedeMnds  Orobian.  114  neudr.; 

item  wer  dem  andern  inlauft  in  sein  haus  oder  under 
sein  trauf  fräventlich  mit  gewehrter  hand,  ist  dem  ge- 
richt  52  ü  verfallen,  landtaiding  zu  Windisch-Matrei  (17. 
jahrh.)  österr.  weisth.  1,  305,  45; 

fromme  burger,  nim  louffend  all  schnell  I 

mit  gweerter  hand  ziecht  uff  den  plon, 

do  wärdt  jr  kläglich  mär  verstohn! 

BuLLiNGER  {Lucretia  351)  Schweiz,  schausp.  1,123 ; 

und  zogen  oft  mit  gwerter  hand 

den  Römern  inns  keiserlich  gbiet, 

zft  schützen  jr  freiheit  damit. 

Fischart  das  glückhafft  schiff  114,  neudr. ; 

jedoch  dieweil  sie  mit  gewehrter  handt  wider  jr  vater- 
landt  gezogen  weren,  das  keinem  guten  burger  zustund, 
hette  er  sich  ausz  gehorsam  des  senats  und  des  gantzen 
römischen  volcks  darein  müssen  begeben.  Livius  deutsch 
(1562)  67^ ;  die  creutzherrn  namen  nichts  destoweniger  das 
pfand  ein  ...  welches  könig  Jagelloni  nicht  wenig  zu  ge- 
müthe  gienge,  darzu  jhn  noch  über  disz  desto  mehr  be- 
wegete,  das  sie  nicht  auffhöreten  Lithawen  anzufeinden  . . . 
darumb  der  könig  willens  war  si  mit  gewehrter  hand  zu 
beziehen.  Schütze  Preuszen  92*; 

als  abr  die  pauem  in  den  dingen 

das  statfolck  auf  sich  sahen  dringen 

mit  gwerter  hant  zu  fues  und  res. 

H.  Sachs  {auf rühr  in  Rirsau)fab.  u.  schw.  2, 134; 

fallen  mit  gewehrter  hand  ein.  Livius  übers,  v.  Müntzer 
(1584)  B  2»,  H4»;  denn  die  Stettinische  fielen  mit  gewehrter 
hand  den  orth  an,  da  die  Stargadischen  ihre  körn  bei 
der  Jhnen  auszflusz  hätten.  Micrälius  altes  Pommern 
3, 432 ;  als  nun  deren  von  Worms  ungefähr  nit  mehr  dann 
in  die  22  waren,  ist  der  jung  von  Hohenfels  . . .  und  andere 
mehr  über  die  hundert  mit  gewehrter  hand  unversehens 
und  unabgesagter  ding  feindseliger  weis  über  die  von 
Worms  hingewischt,  sie  angerennt  und  auf  si  geschlagen 
und  geschoszen.  Zorn   Worm^er  chronik  112; 

er  lit  mit  der  grösten  macht 

vor  der  statt  zu  wasser  und  land, 

er  stürmbt  täglich  mit  gewerter  hand. 

Nie.  Manuel  (vom  papst  u.  s.  priesterschaft  907) 
Bdchtöld  66 ; 

und  versamelt  im  lant  ain  heer, 

gertiest  mit  geschüecz,  hämisch  und  weer, 

und  wolten  mit  gewerter  hant 

in  als  ein  feint  pestreiten. 

H.  Sachs  {streit  mit  dem  Ostwind)  fabeln  4,  491. 

/S)  rüekwärtsbeweguyig :  abziehen,  abweichen,  abgetrieben 
werden :  und  musten  von  stärcke  unnd  grossem  trucken 
der  beiden  die  Cypern  wider  mit  gewehrter  hand  ab- 
ziehen, buch  der  liebe  {Melusine  8)267";  Oroondates  ... 
wil  sich  den  Persen  nicht  ergeben,  sondern  begert  mit 
gewehrter   hand    abzuziehen.    {Theageries  u.  Chariclia  8) 


219";  die  landleüt  sampt  jren  helfferen  wurden,  als  der 
kleiner  hauff,  benötigt  mit  gewehrter  hand  abzuweichen. 
Stumpf  Schweiz,  chron.  (1606)  548'';  Cnemon  .  .  .  ernannte 
jhnen  ein  dorff  Chemin  .  ,  .  war  am  flusz  Nilo  gelegen, 
auch  so  wohl  bewaret,  dasz,  so  jemandts  von  den  hirten 
hinein  begerte,  nicht  hinein  gelassen,  sondern  mit  ge- 
wehrter hand  abgetrieben  wurden,  buch  der  liebe  {Thea- 
genes  u.  Chariclia  6)  188'' ;  solche  schöne  lehr  treibt  er  an 
gemeltem  ort  gantz  ernstlich,  und  weiset  seine  fürsten, 
dasz  sie  gute  macht  und  gewalt  haben,  den  keiser,  als 
einen  abgötter,  der  sehr  böses  thut,  und  die  Wohlfahrt 
der  unterthanen  hindert,  mit  gewehrter  hand  zu  ver- 
treiben, abzusetzen,  auch  gantz  und  gar  umbzubringen, 
und  einen  andern  calvinischen  keiser  an  seine  stell  zu 
wehlen.  Christoph  v.  üngersdorf  v.  d.  Kalvinisten  bei 

LONDORP  1,  324». 

b)  vde  neben  den  verbis  der  bewegung,  so  überwiegt  auch 
bei  anderen  verbis,  mit  denen  die  formal  sich  verbindet, 
das  offensive  moment. 

a)  die  formal  neben  verbis,  die  den  angriff  durch  eine  hand- 
lung  vollziehen :  mit  gewerter  hand  darein  schlahen,  collata 
dextera  movere proelia.  Maaler  179'';  mit  gewerter  hand  einsi 
tod  rächen,  armis  necem  alicuius  ulcisci.  ebenda;  diese 
schiffe  sind  noch  übrig  geblieben  von  dem  grossen  schiff- 
zeuge, welchen  ich  zur  zeit  des  kaisers  Vitellien  mit  ge- 
wehrter hand  vom  Rhein  hinweg  nahm.  Rist  friedewünsch. 
Deutschland  14;  der  so  . .  .  mit  gewehrter  hand  frieden 
bricht  ...  sol  gefänglich  eingezogen  werden,  handb.  des 
hantons  Appenzell,  Auszerroden  147;  sein  dapfferkeit  mit 
gwerter  hand  erweisen,  armis  virtutem  affirmare.  Maaler 
179'';  euern  viel  und  offt  gepflegten  reden  nach,  wie  dasz 
ir  unnd  euer  zween  söne  mit  waffen  unnd  gewerter  hand, 
das  recht,  so  ir  an  diesem  königreich  fürwenden,  erhalten 
und  darthun  wollen.  Amadis  414  Keller; 

so  gaben  die  zusamen 

die  dochter  und  den  sun  mit  gwerter  hand. 

H.  Sachs  {die  zwei  bürger  in  Zürich) 
fabeln  4,  368  (vgl.  oben) ; 
erschrickt  nicht  vor  dem  plitz  und  donner  der  carthaunen. 
wie  zwar  der  landsknecht  lebt,  der  tag  und  nacht  das  land, 
so  doch  dem  meyer  bleibt,  schützt  mit  gewehrter  handt. 

Opitz  teutsehe  poemaia  {lust  des  feldbaus)  26  neudr. 

ß)  Verbindungen,  die  das  subject  in  der  deckung  ver- 
harrend, abwartend,  erwartend  zeigen  -. 

an  ires  feinds  hausz  klopfften  an  die  zwene. 
als  der  sähe  die  zwen  vor  seinem  hause 
gertist  sten  mit  gewerter  hand 
legt  er  auch  an  sein  sturmgewand. 

H.  Sachs  {die  zwen  bürger  zu  Zürich)  fabeln  4,  368 ; 
das  darnach  fried  werd  in  dem  lant. 
darümb  mfts  man  mit  gwerter  hant 
ein  jar  im  krieg  verharren. 

{Klaus  narr)  fabeln  4,  388 ; 

der  bereit  mit  lauter  stimm  den  marschalck  mitsampt 
der  hertzogin  kämpffer  in  die  schrancken  berüfft  ward, 
darinn  der  marschalck  mit  gwerter  hand  seines  wider- 
teils  erwarten  solt,  solang  bisz  die  hertzogin  verrecht 
unnd  mit  dem  feür  vom  leben  zürn  tod  bracht  würd. 
Wickram  (ritter  Galmy  c.  63)  i,iei  Scheel;  ausgenommen 
die  Stadt  Poictiers,  samt  dem  lande  Poictu;  so,  gleich 
anfangs,  mit  gewehrter  hand  sich  diesem  zoll  habe  wider- 
setzt. Erasmus  Francisci  lustige  Schaubühne  2,  963; 

haben  sich  die  fünff  köng  mit  sorgen 
in  einer  stainen  hol  verborgen, 
bei  Makeda;  da  hat  die  gmain 
darfür  gewaltzet  grosse  stain; 
auch  stehn  darvor  etliche  man, 
mit  gwerter  handt  jr  hüten  than 
auff  das  jr  keiner  rausz  entrinn. 

H.  Sachs  {Josiia  mit  s.  Streitern  6)  10,  123 
Keller-Oötze  ; 

y)  vereinzelte  sonstige  Verbindungen: 

wie  Heinrich  war  vor  zeiten 
den  man  den  frommen  hiesz,  der  durch  sein  mannlich  streiten 
auch  tod  hat  obgesigt,  und  vor  das  vatterland, 
so  fast  erlegen  war,  starb  mit  gewehrter  hand. 

Opitz  {Zlatna)  teutsehe  poemata  242  neudr. ; 
will  von  der  böhmischen  Valasca  nichts  auch  sagen, 
die  sieben  männer  hat  in  einem  streit  erschlagen, 
und  vielen  andern  mehr  die  mit  gewehrter  hand, 
nicht  weniger  behertzt,  nur  minder  sein  bekandt. 

{auf  herrn  dr.  Joh.  Qleissels  hochzeit)  70  neudr. 

2)  substantiva  werden  nur  selten  mit  der  formel  ver- 
bunden. 


>425 


GEWEHRTHEIL-GEWEIBT 


GEWEIBETS-GEWEICHEN  I 


5426 


a)  am  nächsten  liegt  die  Verbindung  mit  einem  nomen 
aetionis:  aller  notzwang  ist  bei  dem  leben  und  bei  dem 
mallofltz  und  verlierung  des  kopfs  Terpotten,  auch  haini- 
•aeohung  mit  gewerter  iiand.  landtaiding  in  der  Bauri» 
Otterr.  weisth.  i.iai;  auff  die  ander  frag  ist  mit  under- 
scheid,  nnnd  ncnilioh  also  ku  antworten,  wann  die  ver- 
gewalligung  mit  walTen  oder  gewerther  band  geschehen, 
unnd  jemand  damit  beschttdigot,  unnd  aber  nicht  ge- 
tödtet  worden,  wie  dann  in  den  fUrgehaltenen  fragen 
kein  moldung  geschoben,  so  were  nach  den  gemeinen 
rechten  vis  publica.  Ayhbr  proee$».jur.  304. 

*)  einmal  knüpft  die  formet  in  attributiver  funetion  an 
da»  »ubtt.  an .-  besondere  leute  mit  gewehrter  band,  aller 
tceisMheit  lustg.  681. 

GEWEHRTHEIL,  m.:  sollen  nun  aber  verrostet«  ge- 
wehrtheile  .  . .  förmlich  geputzt  werden ,  so  ist  es  am 
zweckmtlszigsten,  den  rost  durch  oehl  zu  lösen  und  dann 
die  theile  zu  putzen.  Mauhitius  besdiveib.d.  neuen preutt. 
iiyfanteriegexoehre»  llü. 

GEWEHRTRAGE,/. gewehrlrage  *.  gewehrkasten.  Thiel 
«.  488. 

GEWEHRTRAGEN  n.  die  tum  eompontum  erttarrte  form 
der  oben  («p.  M06)  angtführten  Verbindung  wird  von  3.  Pau  l 
übertragen  gebraucht ;  ...  in  diese  Winkel  .  .  .  wird  man- 
cher rücken  mit  quetschwunden  vom  gewehrtragen  des 
bürgerlichen  lebens  treten.  J.  Paul  {Hesperut  l)  7, 178;  du 
standest  als  eine  tragende  p^lnderstatue  da,  der  die  pa- 
thologie  alle  ihre  insignien  und  schilde  aufpackte  und 
umsteckte  —  jämmerlich  schrittest  du  herum  unter 
deinem  medizinischen  gowehrtragen  und  deiner  semioti- 
sollen  landfracht  von  herzpolipus ,  mazerierten  lungen- 
flilgcl,  magen-insassen  u.  s.  w.  {tinsichtbare  löge  S)  8,  66. 

(iEWEHRVEHSCHLAG.  m..-  deswegen  ist  nothwendig, 
die  weit  zu  transportirende  gowehre  mit  aller  Sorgfalt, 
und  dergestalt  in  ordentliche  gewebrverschläge  ohne  stroh 
zu  packen,  dasz  jedes  seine  feste  läge  erhalte,  und  sie 
durch  angebrachte  querleisten  verhindert  werden  einander 
zu  berühren  und  sich  zu  reiben,  freiherr  v.  Unter- 
BEROER  teeaenä.  kenntnitt«  d.  infanterie  .  .  .  gewehrt  . ,  . 
{Wien  1807)78. 

GEWEHRZAUN,  m.,  vgl.  gewährzaun. 

GEWEHT,  participiales  adjecHv  zu  wehen  (*.  d.):  er  sah 
gar  nichts  mehr,  das  einem  tritto  ähnlich  war,  sondern 
nur  die  feinen  schneiden  des  gewehten  sandes.  Stifter 
(Abdiaa)  atudien  2,  288. 

ÜEWEIBT,  participiales  adjectiv  tu  weihen  (a.  d.),  vgl. 
wlben  mhd.  wb.  8,  721».  Lexbr  8,  418.  während  die  verbal- 
formen von  gewiben  ,  geweiben  (Lexer  1, 989)  aonat  nicht 
über  die  mittelhochdeutsche  teit  hinauareichen  (ala  apäteater 
beleg  gilt:  wie  die  marggraven  von  Myssen  sich  gewei- 
beten.  Rothb  Thür.  chron.  69l)  läazt  sieh  daa  particip 
noch  in  der  älteren  teit  der  netihochdeutschen  periode 
nachweisen. 

1)  innerhalb  der  verbalfUxion  verallgemeinert  und  er- 
ioeitert  sieh  die  bedeutung. 

a)  engere  bedeutung: 

der  kater  bltdecltch  dar  zie, 

er  sprach :  '^ot  6re  iuch  Trouweltn, 

ich  wil  mit  lu  gewibot  stn, 

ir  stt  mit  mir  eemannet  wol. 

HiRAD  V.  WiLDOMB  (die  katxe  162)  Kumwur  «.  178 ; 
80  h&t  diu  minne  ir  tAren  ouch : 
jft  dnnkt  er  mich  der  sinne       unt  ouch  der  minne  ein  rehter 

souch, 
swer  heime  ist  wol  (ewtbet      nnt  Of  ein  ander  wendet  stnen 

muotl 
Rbinmar  V.  ZwBTBR  121,  6  Xöthc,  ebcnto 
H.  V.  WiLDOMB  die  kotze  172. 

b)  erweiterung  der  bedeutung:  doch  meindent  etliche: 
hettent  die  herzogen  von  Peigem  des  kUniges  (v.  Frank 
reich)  Volkes  begert,  er  bette  in  Volkes  genäg  gegeben 
wider  die  stette,  wann  er  under  sü  gewibet  was.  Jac. 
Tnvinoer  V.  Könioshopen  c.  6  (deutache  atädteehron. 
8,  844  anm.). 

2)  auszerhalb  der  verbaljiexion  ist  ea  anacheinerid  nur  die 
engere  bedexttung.  die  aich  isoliert:  alle  tage  new  anmutung 
oder  keufen,  alle  wochen  fremde  aufsetzung  oder  muffeln, 
»He  monat  newen  unlustigen  unflat  oder  grawen,  alle 
j&Tft  newes  cleiden  oder  teglichs  strafen  musz  ein  ge 
weibtei  (vor.  beweipter)  man  haben,  er  gewin  es,  wo  er 


wolle,  aekermann  aus  Böhme»  46  Knieaehek;  geweiht,  der 
der  «in  weib  /tat.  coniugatua.  vulgo  uxoratus.  Henisch 
1M6.  ghe-wyft  eonixdgatua.  vtdgo  uxoratua.  KiLlAN  14«^. 

GEWEIBETS,  n.,  mundarÜieJu  ectUeüMldung  aum  aub- 
atanüv  weib  («.  d.):  geweibeta  . .  gcwaUMtoa  mmvulaua 
druck  für:  weiber,  weibervoUc  {vgl.  gemannet«)  ober  und 
oatateir.  UnoerKhull  890^. 

GEWEICHE,  n.,  vereinselte  aubatantivbildung  au  weichen 
(#.  d.):  mokinca,  das  genässe,  geweiche.  Pfuhi.  laua.  wand, 
wb.  677". 

GEWEICHEN,  verb..  veratärkte  form  au  mad  vmraehieden 
artigen  verbia,  die  aber  auf  eine  gemeÜMuma  wurtel  au- 
rückfuhren,  vgl.  weichen,  cedere  {ahd.  wicban,  «.  Ghapf 
1,700)  und  weichen,  weich  machen  {ahd.  weichJan,  1,718, 
vgl.atich  weichen,  weich  werden,  1,714).  der  auagungapunkt 
für  weichen,  cedere.  liegt  in  der  bedeutung  'den  kalt  ver- 
lieren, nachgeben',  eine  bedeutung,  die  auch  unserem  weich 
au  gründe  liegt,  die  netthoekdeutaehe  aprmeke  fuhrt  daa 
aweite  weichen  nur  noch  ala  tranaitivum  und  wuiat  nur 
in  auaammenaetzungen  (er-,  auf-,  einweichen)  weiter,  da- 
gegen hat  aie  daa  eratere  noch  in  vollem  lebendigen  gebrauch. 
von  ihm  aind  auch  formen  mit  ge  aua  frühneuJkoehdeuteeMem 
quellen  noch  belegt,  die  darateUung  wird  »ich  daher  in  anter 
linie  auf  geweichen  I  richten. 

GEWEICHEN  I.  daa  verbum  iat  in  der  althoehdeutaehe» 
periode  faat  nur  aua  gloaaen  belegt  {a.  gawichan  Graff 
1,  709),  entfaltet  jedoch  achon  in  dieaen  eine  mannigfaltigkeU 
dea  gebrauche,  namentlich  nach  der  übertragenen  aeite,  %eo 
ea  aich  geradeau  mit  geweichen  II  berührt,  den  hUhepunkt 
erreicht  die  Verwendung  in  der  mittelhochdeutathen  periode 
{vgl.  gewichen  mhd.  wb.  8,616*'.  Lexer  l.MO),  Ha  jedoch 
daa  verbum  nicht  in  der  eigentlichen  blüttaeU,  aondem  nur 
in  den  älteaten  und  den  tpättttm  imikmttiii  ii  at^kommen 
läaat.  in  die  neuhochdettteehe  periode  treten  nur  die  ein- 
fachaten  formen  der  ainnliehaten  bedeutung  über. 

l)  im  bedeutungagehalt  iat  daa  moment  der  bewegung 
auageprägt.  doch  nicht  in  rein  ainnlicher  anachauung, 
aondem  auf  abatracte  Vorgänge  übertragen,  erat  in  den 
apätesten  belegen  wird  die  ainnliche  bedeutung  rein  ent- 
wickelt, vgl.  b)  ß). 

a)  wo  die  bewegung  aeheinbar  durch  ortabeatimmungen 
veranachaulicht  wird,  aind  dieae  gerade  die  träger  der  ab- 
atraction :  diaceaaeria,  deaciaaerea,  kewichis  St.  QalUr  gloaaen 
dea  10.  jdhrh.  au  Bobthius  de  conaolat.  philoa.  {vgl.  dag 
ouh  tQ  etewag  keracchet  sist  aba  dinero  ebenmuoti). 
Steinmeyer-Sievers  8,67'*;  ebenao  JEinaieddner  gloaaen 
tum  gleichen,  ebenda  8, 68*.  Tegemaeer  gloaaen  11.  jahrh. 
ebenda  2,78*': 

to  unrechte  en  konde  sin  herte  nicht  (ewiken, 
an  rechten  werken  bewisede  be  wol  rechten  loven. 

Eberhards  reimchron.  v.  Oandertheim  1628  (Wettand). 

b)  ainnlichere  bedeutung  erwachet  den  belegen,  in  denen 
der  factor  gekennaeichnet  iat,  unter  dt$$en  druck  die  bewe- 
gung anhebt:  peraonen.  lebeweaen,  eonereta.  denen  der 
achxcächere  nachgiebt,  weicht. 

a)  ceaaimua  gewichun  Werdener  gloaaen  {\\.  jahrh.)  tu 
Qalat.  8, 6  {vgl.  da  etliche  falsche  brUder  sich  mit  ein- 
gedrungen, wichen  wir  denselbigen  nicht  eine  stunde. 
Luther).  Steinmeyer-Sievers  1,768'*; 

dem  tier  ich  nit  («weichen  ma(. 

OSWAU>  V.  WOLKBMSTB»  9S,  9  ScftOtS. 


ß)  in  Verbindung  mit  conereten  objeeten  mrd  dm» 
phoriache  moment  ganz  abgeatreift  {vgl.  auch  unter  t):  M 
was  zu  aller  zeit  kottig  überall  in  der  stat  und  wasan 
umb  und  umb  hültzin  stapfen  über  die  gassen  and  groa 
fürschlacht  vor  den  heusem  und  tief  kottig  weg  in  der 
straass,  dass  kam  ain  wagen  dem  andern  geweiohen 
mocht  in  ainer  weiten  gassen.  chronik  dee  Burkard 
Zink  deutache  atädteehron.  6, 147;  aach  Offnen  wUr,  das 
ain  gäszl  geet  zwischen  der  miter  egarten  and  des  mil- 
angers  aus  in  die  au.  das  soll  als  weit  sein,  das  ain 
wagen  dem  andern  wol  darin  geweichen  mag.  dorfbffnung 
V.  Kematen  {Saterr.  weieth,  8,868). 

8)  teo  die  voreteUung  einer  foitbiwtgung  mekt  hermu»- 
gearbeitet  er»tknnt,  wtag  sie  durdi  dm  ütmkmgmin  ge- 
brauch verdunkelt  worden  sein.  AteAcr  gMren  germde  die 
älteaten  beiapiele,  die  für  da»  »u»ammenge»etate  verbwm  bei- 
gebracht werden. 


5427 


GEWEICHEN  I 


GEWEICHEN  II 


5428 


a)  au3  soLcher  enttvicklung  erklärt  sich  der  absolute 
gebrauch : 

a)  in  der  althochdeutschen  zeit  berührt  sich  dieser  eng  mit 
Verwendungen  von  geweichen  11 :  ut  nemo  moveatur  (in  tri- 
hulationibus  istis)  ni  kiwihe  Weiszenburger  glossen  des 
d.jahrh.zu  Thessal.  i.,  3,  Z  (dag  kainer  wirt  bewegt,  cod. 
Tepl.,  das  nicht  jemand  weich  würde.  Luther).  Stein- 
meyer-Sievers 1, 744;  infirmati  sunt,  do  gewichen  sie 
note,  wanda  der  ne  was  der  in  hülfe.  Notker  psalm 
106,12  (das  sie  da  lagen.  Luther  psalm,  Idl ,  li).   ähnlich: 

da^  ist  da;  himilrtche. 

de  ist  uns  allen  gemeinllche. 

üf  gestechet  ze  ememe  zile. 

dar  loufet  swer  dir  wile. 

ist  din  grünt  veste  in  gote  erhaben, 

80  wil  ich  u  werliche  sagen, 

dag  über  zimber  en  mach  nicht  gewfchin, 

uns  nähet  da;  gotes  riche. 

Rolandslied  33,  21  Orimtn. 

ß)  einzelne  formen  des  späteren  mittelhochdeutschen  ge- 
brauches  lassen  noch  die  näheren  bestimmungen  erkennen, 
die  abgestreift  wurden: 

d6  wart  zi  stnnt  mit  dem  Sristin  man 

suslich  gidingi  gitän, 

das  er  ein  einwig  rungi 

mid  demo  giboti  vur  mankunni, 

obi  er  den  sigi  irwurbi, 

dag  der  mennischi  nimmir  irsturbi,  .  .  . 

wanti  der  unsir  chempho  dO  giweich, 

leidir  er  unsich  alli  bisuech. 

summa  theologiae  11,  9  Müllenhoff  u.  Schkrer 
denkmß  1, 117. 

6)  wo  diese  Verwendung  einen  persönlichen  dativ  auf- 
nimmt, handelt  es  sich  nicht  mehr  um  den  factor,  dem 
räum  gegeben  wird,  sondern  allgem^n  um  die  person,  die 
an  dem  Vorgang  interessiert  ist:  einem  entweichen. 

a)  deßcias,  giwihhes  Monseer  glossen  des  iO.jahrh., 
Tegernseer  glossen  des  11.  jahrh.  u.  a.  zu  den  Sprüchen 
Salomos  3, 11  (verwirff  die  zucht  des  herrn  nicht.  Luther). 
Steinmeyer-Sievers  1,529; 

gnedic  herre  heilige  crist, 

allir  dtner  holden, 

di  dir  dienen  weiden, 

der  bistu  zouersiht. 

den  gewlches  du  nicht. 

vom  glauben  8125  Maszmann; 

daj  dir  got  gewiche.    Tristan  als  manch  674  Paul, 

ebenso  1130.  1576.   Bech  zeitschr.  d.  phil.  29,340; 
ir  nimmermer  geweich 
in  meines  herzen  teich 
als  ich  ir  das  loblichen  hoch  versprach. 

Oswald  v.  Wolkenstein  19, 12  Schatz. 
ß\  als  uns  ir  lere  hat  geseit, 

den  nie  geweich  diu  wärheit, 
den  got  mit  werken  zaller  stunt 
ervulte,  swag  gesprach  ir  munt. 

Rudolf  v.  Ems Barlaam  u.  Josaph.  85, 8 
Pfeiffer. 

3)  wie  hier  die  betheiligte  person,  so  ist  in  anderen  ähn- 
lichen Verwendungen  ein  ziel  gekennzeichnet: 

ir  ougen  sähen  swenken 
da  rückeshalp  den  wilden  s§, 
vor  dem  enkunden  si  niht  mS 
gewichen  hinder  sich  noch  komen. 

KoNR.  V.  WöRZBURG  troj.  krieg  25401  Keller. 

diese  und  andere  belege  berühren  sich  anscheinend  eng 
mit  den  unter  l)  a)  besprochenen  beispielen;  vor  allem 
arbeiten  sie  das  m^oment  der  bewegung  kräftig  heraus;  aber 
die  art  der  bewegung  ist  eine  andere,  sie  ist  von  der  be- 
deutung  beeinßuszt,  die  sich  in  der  unter  2)  zusammen 
gefaszten  gruppe  entwickelt  hat: 

Petrus  von  verren  nach  gesleich 
und  in  den  furhof  hin  geweich. 

evangdienwerk  von  St.  Paul  68^  Schönbach 
(Marcus  14,  54); 
und  Bollent  niht  da  hin  gewichen. 

(non  intrent  in  eum  Lucas  21,  21)  104''  • 

auch  ist  gemelt  worden,  ob  zu  ungewondlicher  zeit  ain 
snee  oder  grosz  ungewiter  chöm,  also  das  die,  so  dann 
daselbs  enhalben  auf  der  hoch  des  gepirgs  albm  habent 
und  zu  den  güttern  in  Mittersiler  gericht  gehörn,  nicht 
her  haimbertz  geweichen  möchten  über  die  gepirg  mit 
irm  vich.  Öffnungen  und  rügungen  ...zu  Mittersill  (österr. 
weisth,  1,  284). 


GEWEICHEN  II,  vgl.  ahd.  gaweichjan,  geweichen  Grafp 
1,712;  mhd.  geweichen  mhd.  lob.  3,617''.  Lexer  1,981.  vgl. 
nhd.  erweichen. 

1)  tmter  den  mit  dem  präfiv  ge  zusammengesetzten  ver- 
balableitungen  zu  weich,  mollis,  reicht  nur  das  factitivum 
noch  in  die  nettere  spräche  hinein  ■ —  und  auch  dieses  nur 
mit  einem  spärlichen  rest;  das  intransitivum  (geweichön 
geweichen  Graff  l,  714.  mhd.  wb.  3,  618".  Lexer  i,  98ij 
bleibt  auf  die  ältere  spracht  beschränkt,  beide  verba  haben 
in  den  verwandten  sprachen  parallelen,  was  bei  geweichen  I 
nicht  der  fall  ist,  vgl.  a^s.  gewäcian,  languescere,  gewaecean, 
afßigere;  für  das  mnd.  vgl.  Verwijs  w..Verdam  2,  1876. 

der  höhepunkt  der  Verwendung  liegt  in  dei  althochdeutschen 
Periode,  und  ztvar  sind  es  nicht  nur  die  glossen,  sondern 
auch  einzelne  denkmäler  der  geistlichen  litteratur,  denen 
das  compositum  bequem  liegt,  in  Verbindung  mit  einem 
object  der  person  dient  es  der  wiedergäbe  vom  lat.  frangere, 
confringere,  curvare,  emollire,  enervare  in  übertragenem 
sinne,  neben  sächlichen  objecten  ist  auch  der  sinnlichen 
bedeutung  Spielraum  geboten,  die  anhaltspunkte  dafür  liegen 
meist  in  der  bildersprache  der  vorläge,  erst  in  der  mittel- 
hochdeutschen  zeit  tauchen  dann  geläufigere  Verbindungen 
auf,  wie  brot  geweichen,  stein  geweichen,  bemerkenswert 
sind  die  mittelhochdeutschen  belege  durch  die  Varianten,  die 
das  vordringen  der  konkurrenzform  erweichen  erkennen 
lassen,  der  einzige  beleg,  der  über  die  mittelhochdeutsche 
periode  hinausgreift  (Verbindung  des  verbums  mit  persön- 
lichem object)  zeigt  eine  eigenartige  annäherung  an  sinn- 
liche bedeutung.  vgl.  2)  a)  ß);  nebenbei  weist  er  eine  ziel- 
bestimmung  auf,  wie  sie  sich  auch  am  übertragenen  ge- 
brauch in  späterer  zeit  ausbildete,    vgl.  2)  b)  ß). 

2)  überblick  über  die  Verwendungen. 

a)  Verbindung  mit  einem  object  der  person. 

a)  übertragener  gebrauch:  curva,  giweihhi.  Tegernseer 
glossen  des  lO./ll.  jahrh.  u.  a.  zu  Syrach  7,  25  (curva  illos 
a  pueritia,  hastu  kinder,  so  zeuch  sie,  und  beuge  jren 
hals  von  jugent  auff.  Luther).  Steinmeyer-Sievers  i,  567 ; 
ähnlich  1, 579  u.  a. ;  confregit  viros  suis  sermonibus,  giweihta 
Tegernseer  u.  a.  glossen  des  lO./ll.  jahrh.  zu  l  Samuel  24,  8 
(David  weiset  seine  menner  von  sich,  Luther;  var.: 
zertrennet  seine  menner).  Steinmeyer-Sievers  l,  403  u.  a. 
in  ira  populos  confringes.  in  dinemo  zorne  gewSichest 
du  dig  liüte.  Notker  jp«.  55,  8  (Luther:  gott  stosse  solche 
leute  on  alle  gnade  hinunter,  Trebnitzer  ps.  mit  dem  czorne 
saltu  czubrechin  diu  lute) ;  et  confirmasti  me  in  seternum. 
unde  gestarchtost  mih  in  6wa.  doh  du  mih  keweihtist 
ze  ginero  friste.  Notker  ps.  40, 13,  vgl.  auch  ps.  41,  10: 

ther  Hut  mit  thisu  imo  analag,     unz  selban  mittan  then  dag, 
ni  moht  er  (Pilatus)  sie  lo  giweichen    thes  willen  armaltchen. 

Otfrid  4,  24,  24; 
iedoch  swie  der  kunic  saehe  diu  grögen  zaichen, 
sie  nemahten  in  elliu  niht  gewaicnen. 

kaiserchron.  5608  Schröder  (var.  irwechin, 
beweichen). 

mit  dem  gleichen  reim  Servatius  781  Haupt.   Herbort  v. 
Fritzlar  trqj.  krieg  6137  Frommann; 

zoleste  geweichde  eme  sinen  moit 
die  got,  die  alle  dinc  vermaich. 

GoTFRiD  Hagen  Kölner  chron.  6124.  deutsche 
städtechron.  12, 195 ; 

vgl.  auch   die   Straszburger   handschr.  von  Lampreghts 
Alexander  (streichen  .  . .  geweichen ;    Vorauer  handschr. 
erweichen)  369  Kinzel. 

ß)  eigenartig  bahnt  sich  in  diesem  übertragenen  gebrauch 
sinnliche  bedeutung  an:  alles  was  den  man  geweichen 
mag  unreht  zu  tunde.  Straszburger  Statuten,  vgl.  Scherz 

s.  547 ; 

wan  wie  vil  hesliner  gerten 
ir  rucken  zerberten 
bfichin  und  aichin, 
künden  si  nie  gewaichen, 
das  si  wi)lte  gut  sin. 

vom  zombraten  58  (Laszberg  liedersaal  2,  504) ; 
mit  puechenstecken  und  mit  aichen 
kund  er  mich  nie  gewaichen, 
das  ich  im  undertan  wolte  sein. 

fastnachtspiele  (von  dreien  pösen  weihen)  489, 27. 

b)  Verbindung  mit  einem  object  der  sache. 
a)  die  sinnliche  bedeutung. 

l))  dura  relaxet,  kiweiche  Berner  glossen  des  n.  jahrh.    ^ 
zum  Prudentii(s.   Steinmeyer-Sievers  2,529;    (ante  fa-  ^ 


5429 


GEWRfDE 


GEWEIDE 


5430 


dem  frigoria  eiui»  quis  atiatenebitf  mittit  uerbum  auum 
et  liqitefacit  ea,  flat  fqnritua  eiwi  et  ßueitt  aquae.  Ir  sen- 
tlit  siiii  uuort  cndi  chiuucihhit  dhea,  adhinuot  siin  gheist 
endi  rinnant  uuassar.  Ibiuoh  li,  ii  Hendt  (Lutiikh:  zer- 
Bchniolzet  es.  j)a.  147,  18):  Uipis  preeitua  d«  monte  aine 
manibtia.  confregit  omnia  regna  terrae  et  excrtvit  in  montein 
inagnum.  ein  Hloni  irhowcncr  aba  berge  Ana  hendo  der 
Kcuueichta  al  orderiche  undo  irwuAhs  ze  tinimo  michilin 
berge.  NoTKF.n  j)«.  »8, 9  (f</^  Daniki,  8,84). 

g^^  als  vil  man  oinon  herton  stein 

Keweirhen  noch  gebiecen  kan, 
als  vil  mag  dor  valsche  kloMter  man 
ze  triwen  sich  gebiegen: 
sin  triegen  und  «in  Degen 
ist  noch  hertor  denne  ein  eisen. 

aua  den  UhraedlcMen  der  Melker  hdaehr. 
Leitsmann  t.  86'* ; 

sol  iu  da;  niht  riwe  geben, 
■A  weit  ir  in  steine»  wtso  leben, 
den  niemnn  mac  goweichen 
gebrouuhen  noch  geleichen. 

die  Warnung  3807  Haupt  («./.(i.a.  1,688); 

deme  ich  dit  bröt  reiche 

als  ich  es  nu  goweiche.    paetional  69,6  Hahn; 

als  er  dag  brdt  geweicbete  {intinxiMet  Joh.  18,  26), 
Judaa  er  ej  gereicheto. 

evangeßenwerk  v.  St.  Paul  130*  Sciiönbach. 

ß)  der  übertragene  gebrauch : 

l))  diaaoli'it  (carnea).  giweihta  Monaeer,  Tegernaeer  u.  a. 
gloaaen d.  lO./ll. jahrh. xn Prudentiua.  Steinmeyek-Sifa'KUS 
8,  8V7;  libidinem  condomare,  giweichan  ebenda  420;  bella 
frangere.  giweihun  448. 

8))  animoa  reaolvit,  kiweichit  gloaaen  zu  Frudentiua. 
Steinmkyeu-Sievers  2,525; 

Sizcllet  in  ouch  filu  fram,    theih  selbo  hera  in  uuorolt  quam, 
lias  thiu  mfn  geginuuerti     giuueihti  thia  iro  herti. 

Otkrii)  6, 16,  26 ; 

die  (die  kinder  der  weif)  miigent  ir  hert  Vernunft  niht  er- 
hoehen  noch  gcwaichcn  zuo  gaistleichen  dingen,  Kon  hau 
V.  MeciENHERU  buch  der  natur  114,23  Pfeiffer. 

GEWEICHT,  participialea  adjectiv  zu  weichen  («.  d. :  vgl. 
geweichen  II).  nocA  ausachlieazlicher  ala  bei  dein  verbtim 
oben  belegt  tctirde.  iat  die  sinnliche  bedeutung  hier  auf  die 
jüngeren  beiapieU  beschränkt,  während  die  ahd.  vencendungen 
nur  deren  übertragenem  gebrauche  dienen. 

1)  longa  aegrotationefractua,  ^ivrcihter  gloss.z.d.aprüchen 
Salomoa  (prolog)  StkinmeyerSievkhs  1,527  u.a.;  etier- 
vatur,  giweihit  J^rei*injfer  gloaaen  des  ^.jahrh.  zu  Qregora 
eura  paator.  2, 175  u.  a.,  vgl.  Ghaff  1,  712. 

2)  sin  swert  da;  ist .  .  wol  gehertet  unde  geweichet. 

Neidiiart  92, 10  Haupt. 

geweicht  maeerattta  Maaler  179*;  gheweyckt  macei-atua, 
imbuttta  Kilian  146»;  geweicht  maceratua  imbutua  He- 
Nisc.ii  1.596;  geweicht,  eingeweicht,  geweckt,  von  wässern, 
gewässert.  Khamkr  2,97»;  darnach  soltu  jhm  {dem  feder- 
spiel) unter  sein  asz  das  weisz  vom  ei  einen  tag  in  wein, 
den  andern  in  honig  geweichet  geben,  and.  theil  der 
adelichen  tveidtcerk  (1582)  59». 

3)  die  kttrze  form,  die  in  der  apätereti  spräche  durch 
tuaammenaetzungen  verdrängt  teurde,  acheint  von  einer 
richtting  des  netteren  stils,  die  abgegriffene  tcor^onnen 
umprägt,  auf  dem  tcege  der  Zertrümmerung  wieder  einge- 
führt zu  icerden  {vgl.  auch  geweitet):  die  vom  regen  ge- 
weichte papierlaternc.  zukunft  13,  434. 

zu  geweicht  als   nebenform  von  geweiht  s.  d. 

GEWEIDE,  n.,  collectivbildung  zu  weide  {s.  d.),  vgl.  ahd. 
weida  ^Graff  l,  774).  in  diesem  rteutrttm,  das  erst  aus 
mittelhochdeutscher  zeit  bezeugt  ist  {vgl.  geweide  mfid.  wb. 
3,  S-H».  Lexer  1,981),  werden  der  neueren  spräche  zicei  ver 
schiedenartige  vertrenduttgen  übermittelt,  bei  denen  es  schicer 
trird,  sie  von  einer  bedeutung  abzuleiten  ■  geweide,  weide, 
pasctM  und  geweide,  eingeweide,  viscera  {die  bildung  ge- 
waid,  glastum  s.  Diefenuach  264°  gehört  zu  anderem 
stamm,  vgl.  weit  Le.xer  3,  747).  unter  eingeweide  (*.  th. 
8, 189)  hat  J.  Grimm  eine  erklärung  gegeben,  der  die  meiaten 
lexicographen  aich  anscIUieazen ,  ohne  die  achtcierigkeiten 
tcegzu räumen,  die  ihr  im  tcege  stehen. 

atis  dem  ältesten  belege  läszt  sich  für  geweide  die  be- 
deututig  'futter,  speise'  heraualtsen  .• 

IV. 


ander  dar  ripp«  scenne  i 

hanget  da:;  gödarnw 
ein  weichiu  wamba 
diu  donwet  dax  gsweid«. 

geneäa  {DttU.  »,  tf).    vgl.  Dibmir  6,  84. 

J.  Ghimm  atellt  dieaea  geweide  in  pmralUU  mit  geäu  (a.d.) 
und  deutet  ea  ala  das,  «m*  da*  vuk  »UMnmmmgevmdet  hat 
ttnd  toaa  nun  ala  apeite  den  mögen  füUt.  von  hier  atta  sei 
die  bexeiehnung  auf  den  mögen  atlbat  und  antfO»  tMd»r9n 
entsprechenden,  an  der  verdauung  Iheündimitndm  Off  IM 
übergegangen,  vgl.  z.  h.-. 

si  {diu  verchflin)  lAgen  elliu  von  mir  tAt, 

von  rehter  herzeleide 
I)«al43  iübs  in  mtn  geweide. 

Reinhard  fuch»  398  Orimm  {dU  dUUkt  aUtte  im 
renrter  wiederhett  tUO). 

dieaer  auffaaatmg  steht  manches  entgegen.  fragUeh  i»t.  ob 
gerade  dem  apeiaeinhtüt  de»  magena  ao  viel  beaehtung  pe- 
achenkt  totirde,  daaa  von  üim  aus  die  nnmengebung  vor- 
schritt, für  geäsz  jedetifalla  iat  nichts  ähnliehea  bezeugt, 
die  belege,  die  ttns  zti  geböte  atehen,  achlieszen  sieh  meist 
an  fremde  vorlagen  an,  aber  auch  die  aus  geachiehte  und 
aprache  vorliegenden  zeugniase  geben  hiefür  keinen  anhalta 
pitnkt.  näher  zum  ziel  führt  die  frage  nach  dem  sprach- 
kreis,  dem  der  gebrauch  entstammt,  schon  Grimm  wies  auf 
hirten  ttnd  jäger  hin;  von  den  Jägern  geht  der  gebrauch  in 
der  that  atis.  wir  knüpfen  hierbei  an  folgendes  beispiel  an . 
(et  toar  gemalt)  wie  ein  jäger  die  sew  entweidt 

und  das  gweid  fUr  die  jagdhundt  leidt. 

WICKRAM  (irrdt.  bilger  873)  4,  159  HoUe ; 

wenn  das  gekröae  dea  erlegten  tcildea  deti  hunden  ala  Jagd- 
beute und  belohnung  vorgetcorfen  tcurde,  ao  lag  ea  n€Jte.  den 
antheil  der  hunde  ihr  geweide  zti  nennen,  vgl.  die  bedeutunga- 
enticicklung  von  weide,  paaata,  tmd  die  atellung  der  curlo 
in  Jagdschilderungen :  mWz  unde  lungen  ..  den  panzen  undo 
den  pas  und  swaz  der  hundo  spiso  was.  Tristan  3006  u.  a. 
diese  attffassttng,  die  sich  in  manchem  mit  der  von  Hey  MB 
in  seinen^  Wörterbuch  vorgetragenen  erklärung  berührt,  geht 
also  attch  für  geweide,  eingeweide  von  der  grundbedetitung 
geweide  =  weide  aus.  nttr  knüpft  sie  nicht  an  den  hirien- 
ausdruck  an,  der  den  begriff  weide  in  der  Schriftsprache 
beherrscht,  sondern  an  deti  Jägerausdruck,  bei  dem  sieh 
weide  mehr  nach  dem  begriffe  beute  zuspitzt  {der  gleiche 
begriff  atieh  in  der  fischersprache,  vgl.  l),  b). 

l)  geweide  ^  weide,  bildungen  mit  ge  sind  hier  spär- 
lich, und  auch  deren  bedetitung  iat  nicht  immer  aieher, 
kann  aber  tcohl  aua  der  enticicklung  erachloaaen  werden, 
die  an  dem  einfachen  weide  bezeugt  ist. 

ä)  geweid ,  weid  deg  vichs ,  pascua,  .  .  .  locus  in  qtto 
pectides  pastttm  capiunt.  Henisch  1596;  se  schollen  holtis, 
woeldis,  waters  und  geweide  frig  gebrucken  gelik  uns 
selfTs.  SCHILLER-LÜBBEN8,  100*;  t^2.  Vbrwijs  tt.  Verdam 

2,  1876.    SCHUERMANS  154''. 

b)  wir  Ruprecht  der  elter,  pfaltzgrave  bi  Rine  ...  be- 
kennent  . . .  daz  wir  verluhen  habent  . . .  die  hienach 
schriben  salmengrunde  uf  dem  Rine  ...  gründe  und  ge- 
weide, daz  dazu  höret  oben  und  niden.  urkttnde  rem  1867 
zsch.  gesch.  Oberrh.  4,  76;  und  waz  fische  sie  gevahent 
ufTe  den  vorgenanten  salmen  gründen  und  geweidcn. 
ebenda ;  und  Claus  Schulle  und  sin  bräder  Engelmar  vor- 
genannt ouch  ein  dritail  haben  soUent  an  dem  vorge- 
nanten  salmen  und  geweiden.  durch  diese  überfährung 
des  uns  atts  der  hirtensprache  gdäußgen  Wortes  in  die 
fischersprache  fällt  auch  licht  auf  das  composiittm:  eisge- 
weid,  vgl.  es  ist  aber  disz  die  eigenschadt  der  eiszbrüch, 
. . .  wann  eisz  vorhanden  ist,  bricht  man  das  cisz,  unnd 
das  thut  die  oberkeit  durch  die  underthanen,  oder  aber 
vcrieihets  die  oberkeit  umb  zinsz  hinweg,  unnd  das  heiszt 
man  also,  und  ist  ein  eiszbrüch  . . .  etliche  solcher  Sachen 
erfahrne  machen  einen  unterschied,  unter  einem  eisz- 
brüch und  eiszgcweid ,  dann  sie  das  ein  eiszgeweid 
nennen  und  halten,  wann  sich  ein  eiszschemel  ungeferd 
angehengt,  und  die  lachen  eisig  werden.  Mel'rer  jagd- 
tittd  forstrecht  104*'.  tuttürlich  handelt  es  sich  hier  um  den 
fischfang  tuid  nicht  um  die  getrinnung  von  eis.  nach  dem 
tusammenhang  musz  man  schlieszen,  dasz  bei  eisbruch  an 
eine  von  der  behörde  monopolisierte  ausbetUe,  bei  eisgeweid 
an  eine  den  privaten  überlassene  gedacht  ist.  die  erklärtmg 
bei  hlv.v  her  heßet  sich  jedoch  an  die  entatehung  der  ätutzeren 
Situation,  zu  der  bedeutung  vgl.  auch  fischweide,  vogelweide, 

341 


5431 


GEWEIDE 


die  eienfaUs  den  begriff  venatio  ausprägen,  während  fisch- 
geweide  {s.  unter  2)  die  bedeutung  viscera  darbietet. 

2)  geweide,  eingeweide.  in  dieser  bedeutung  ist  das  neu- 
trum  viel  belegt  und  reicht  —  in  concurrenz  mit  dem  zu- 
sammengesetzten eingeweide  —  bis  in  die  neuere  zeit  herein. 
schon  in  der  mhd.  epik  wird  nicht  blosz  die  beziehung  auf 
thiere,  sondern  fast  noch  häufiger  die  auf  inenschen  ange- 
baut, für  die  erstere  sind  es  namentlich  die  antiken  opfer- 
gebräuche,  die  besonders  in  der  ühersetzungslitteratur  an- 
lasz  zum  gebrauche  geben;  in  der  neueren  spräche  {vgl. 
Göthe)  iiberwiegt  die  übertragene  bedeutung. 

a)  die  sinnliche  bedeutung  von  eingeweide,  intestina,  ge- 
waide  Heinrigi  summarium.  Steinmeyer-Sievers  3,  439; 
ca;anfera  gewid,  gewaid  Diefenbach  216*;  gewaid  Schot- 
TEL  634'>,  weid  . .  usitatius  dicitur  geweid  und  ingeweid 
viscera,  interanea,  praecordia,  lactus  Stieler  2453;  ge- 
waide,  eingeweide  Woeste  78''. 

a)  beziehung  auf  thiere :  geweide,  inngeweid  . .  .  exte,  in- 
teranea, intestina,  praecordia,  viscera  animalium  Henisch 
1596;  gheweyde  viscera  animalium  Kilian  146*;  antra 
fische-,  visch-,  fisz-geweyde  Diefenbagh  39";  fischgeweide 
piscium  praecordia  Stieler  2453.  schaffs-,  lamms-,  kalbs- 
geweide,  scheep's  lamb's,  or  calve's  cJialdron  or  pluck. 
tetitsch-engl.  wb.  2,  771. 

1))  von  dem  rosse  zuht  em  {den  baren)  under  sich 

und  zebrach  in  aller  teile  gelich, 
das  geweide  er  üg  im  warf. 

Servatim  2933  Haupt  {z.  /.  d.  a.  5) ; 

iz  geweide  üg  nimit,  exintestinat.  Conr.  v.  Heinrichau 
voc.  rerum  (l430)  fundgruben  1,  373'';  ein  thier  ausweiden, 
ihm  das  geweide  herausnehmen,  to  garbage  or  unbowel  a 
beast,  to  drato  the  guts.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  2,  771,  't  gewei 
ütnämen.  ten  Doornkaat  Koolman  1,  624; 

da  horch !  halali  I  das  treiben  ist  aus, 
des  hirsches  einzige  thräne  vergossen, 
ein  hörnerstosz  durch  das  waldige  haus 
vereint  zum  geweide  die  zott'gen  genossen. 

Annette  v.  Droste  {Kurt  v.  Spiegel)  ged.  265. 
2))  beslög  ichs  in  min  geweide.    Reinhard  Juchs  s.  0. 

antwurt  der  fuchs :  min  her,  du  siehst,  wie  ich  so  bald 
geloffen  bin,  dag  ich  überal  bestrebt  (bestäubt?),  un- 
sauber und  stinkend  bin,  und  besorge,  dag  dine  gewaid 
von  dem  stank  entricht  werdent,  so  ich  näher  zuo  dir 
gang.  Äsop  übers,  v.  Steinhöwel  211  Österley;  sie  (die 
meerigel)  haben  fünff  hole  zän,  fünff  mägen  oder  geweid, 
und  fünff  eier.  Gesner  fischbuch  übers,  v.  Forer  151*; 
ein  feiste  fischbrü,  so  ausz  dem  faulen  geweid  der  ein- 
gesaltzen  fisch  distilliert  und  zu  bereitung  der  speisz  ge- 
braucht wird,  garum  liquamen.  Henisch  531. 

3))     ein  gitik  mensch  tut  als  di  spinne, 
die  nach  iemerclichen  gewinne 
ir  gewide  spinnet  üj  irem  leibe, 
dag  in  dem  webe  em  mucke  beleibe. 

Hugo  v.  Trimberg  renner  4849  (hdschr.  v.  1430  ge- 

waide.  Schmeller  2^,  856;  Frankfurter  druck 

27»  geweppe). 

4))  da  hielten  sie  dg  opffer  der  göter,  und  die  gewaid 
d'  tier,  in  den  si  wonten,  künftig  sachen  unt  tat  zu  er- 
kennen. Valerius  Maximus  übers,  v.  MvQhEiN  (1489)3''; 
Cicero,  an  vil  orthen  von  der  warsagung ,  züvorausz  im 
ersten  buch  .  . .  schreibt  . .  .  ich  geschweig  der  unsern, 
wölche  gar  nichts ,  in  dem  kriege ,  on  geweid  handien, 
nicht  anheiment  haben ,  on  besichtigung  der  vöglen. 
Polydoru^  Vergilius  (1,24)  deutsch  von  Tatius  Alpinus 
28'' ;  er  (der  priester)  stundt  aber  von  den  knien  darauff 
er  das  geweide  zu  besichtigen  lag  gantz  bestürtzet  auff, 
gieng  gerichts  auff  die  königin  zu.  Barclay  Argenis  übers. 
V.  Opitz  2,  310 ; 

drauf  den  gewaltigen  stier  .  .  . 

schlachtet'  ich  .  .  . 

. . .  und  ich  befahl  den  heroen,  umher  in  die  runde  sich  stellend, 

einzuheften  die  speer'  und  die  faustanfüllenden  Schwerter 

rings  in  haut  und  geweide  mit  angestrengeten  bänden. 

Voss  Hesiod  {Orfeus  der  Argonaut)  265 ; 
sie  nun,  da  sie  vertrieben  die  feindliche  wölke  des  krieges, 
nahmen  den  frieden  sie  froh  und  weiheten  ein  ihn  mit  opfern  ; 
drauf,  da  verbrannt  sie  die  Schenkel  und  auch   die  geweide 

spendeten  sie  zur  erden.  ' 

Aristophanes  (der  frieden  1075)  1,97  Droysen, 
ebenso  'der  frieden'  1085 ; 
wohlan,  denn  ihr  zuschauer,  kommt  und  weidet  euch 
mit  uns  des  geweids.    'der  frieden'  1098. 


GEWEIDESUCHT-GEWEIDLICH        5432 

/9)  beziehung  auf  menschen. 
■^Yj  66  dag  im;  geweide 

üg  der  tjost  übern  satel  hienc. 

der  helt  die  banier  dö  gevienc 

und  gurtj  geweide  wider  in, 

als  ob  in  nmder  äder  stn 

von  deheinem  strite  swaere. 

Wolfram  Willehalm  25,  24 ; 

un  durch  sin  seitn  in  do  stach, 
daj  er  zehant  vor  im  ligen  sach 
üf  der  erden  sin  geweide. 

Hugo  v.  Trimberg  renner  6311 ; 

der  kaiser  hij  im  gewinnen 

sine  haim  gesinden 

hirzine  hüte 

da  man  in  sute 

die  heren  lichenam 

ir  gewaide  si  ug  in  nam 

si  Bestatteng  in  di  grübe. 

Rolandslied  260,  15  Qrimm; 

so  viel  aber  hertz.  FT(iedrich  von  Braunschweig)  anlangt, 
der  so  schendlich  . . .  ermordet  worden,  ist  derselbe  von 
den  seinen  von  der  walstadt  abgeholet  und  ins  closter 
Wibbrechthausen  geführt,  da  der  leib  nach  fürstlichem 
gebrauch  eröffnet,  und  das  geweid  in  selbigen  closter .  .  . 
in  die  erde  gesetzt  . , .  worden.  Heinr.  Bünting  braun- 
schweig, chron.  herausg.  v.  Meybaum  (1620)  268  (fehlt  1584). 
2))  tot  sag  er  in  ainer  geswäshait, 

das  gewaide  was  von  im  gevallen. 

kaiserchron.  13477  Schröder; 

sin  (des  Judas)  lib  dag  ungetrue  vas 
wol  gelich  entzwei  spielt 
so  dag  er  nicht  in  im  behielt 

wände  drug  viel  dag  geweide    (Luther  apost.  gesch. 
1,  18:  eingeweide). 
das  alte  passional  318,  28  Hahn; 

wem  das  gewait  ausget,  dem  zeucht  der  (schröpf)  choph 
das  gewait  wider  an  sein  stat.  hdschr.  v.  1477  (Schmeller 
2,  856);  ob  er  wunt  wirt  an  dem  pauch,  dag  im  dag  ge- 
waid (var.  ged  arm)  durch  aug  get.  Freis.rechtb.  (^gumelleh 
2,  856) ;  etliche  hefften  gar  kein  wunden,  wem  aber  das 
gewaid  auszgehet,  den  musz  man  hefften,  und  je  bälder 
man  das  gewaid  hineinbringt,  je  besser,  ehe  dann  es 
kalt  unnd  schwartz  wird.  Gäbelkhover  (1665)  416''. 

3))  'diu  sorg  ist  unstritec', 

sprächen  die  knehte  beide, 
'füllt  uns  wol  das  geweide'. 

Seifrid  Helbling  1,  424  SeemüUer  55; 

das  geweid  für  eingeweide  ist  selbst  in  Oberdeutschland 
fast  veraltet,  indessen  finde  ich  es  noch  in  Mochels  urne 
von  Schmohl  l,  211:  sein  arzt  fühlte  endlich  eine  Ver- 
härtung der  leber,  die  unstreitig  schon  lange  durch  die 
zusammendrückung  des  leibes  und  damit  verknüpften 
(verknüpfte)  hemmung  der  Verrichtungen  dieses  geweids 
(theils  der  eingeweide)  beschädigt  worden  war.  Heynatz 
2,  54. 

b)  der  übertragene  gebrauch ;  vgl.  die  gleiche  entioicklung 
bei  lat.  viscera:    dieselben   nation   wir   und   unsere   vor- 
faren  allwege   in   geweide  der  liebe  getragen  haben ,  in 
visceribus  semper   gesserimus    caritatis.     Luther    (Über- 
setzung der  bulle  'exurge  domine')  1,  380*  Jena; 
du  stehst  unerforscht  die  geweide 
geheimniszvoll  offenbar 
über  der  erstaunten  weit. 

Göthe  auf  dem  Harz  (nach  abschriften,  vgl. 
Weim.  ausg.  2,  308;    im.  druck:  du  stehst  mit 
unerforschtem  busen.  Harzreise;  werke  2,  67); 
wenn  wird  ein  greiflich  gespenst  von  schönen  bänden  ent- 
geistert, 
und  der  leinene  sack  seine  geweide  verleiht. 

(triumph  d.  empfind.)  14,  8 

(an  anderer  stelle:  ein  greiflicher  sack   und  eingeweide). 

GEWEIDESUCHT,  /.  hirna,  geweidesucht  mitteld.  und 
oberd.  vocabularien  d.  iS.jahrh.  Diefenbacii-Wülcker  619, 
vgl.  auch  Diefenbach  278''. 

GEWEIDICHT,  n.  zu  weide,  salix.  geweidicht  ...  im 
gemeinen  leben,  ein  mit  weiden  besetzter  platz,  der  auch 
das  weidicht  genannt  wird.  Adelung  2,654.  geweidicht  s. 
weidicht  Hilpert  1,  463",  ebenso  Nemnich  ivb.  d.  natur- 
geschichte  192. 

GEWEIDLICH,  GEWAIDLICH,  adj.,  verstärkte  form  zu 
weidelich,  weidlich  (s.  d.).  zu  rechter  gewaidlicher  zeit 
und  weil  jagen,  und  nit  wan  das  wiltpret  noch  untaug- 
hch  und  weder  nutz  noch  guet  ist.  Pfandbrief  von  1649. 
Majers  forstzeitschrift  2,  4,  32.  vgl.  Schmeller  2*,  854. 


5433 


GEWEIFEL-(.K\VKIH 


OEWEIH 


5434 


6EWEIFEL,  GEWAIFKL.n.,  verbal»ubatanHv  tu  weifcin, 
$.  d.,  erst  in  drr  neueren  »prarhr  Muß.  die  venceiulungm 
sind  entsprechend  der  manniijfaUiykeil  der  bedeuttmgen  de» 
verfmnui  »ehr  veraehiedenarttg,  wobei  tuglrieh  die  reirnbin- 
düng  mit  anderen  »ttbatantiven  von  einjlun  tat. 

l)  von  der  tiraprilnglichni  bedetttttng  {'ettcas  aehnell  hin 
und  herbeicegen' ,  vgl.  auch  weife—haiipel,  vgl.  haspeln) ^Wi^ 
da»  compositum  hutgoweifel  au*  (vgl.  die  mOLze  welfeln, 
die  mutze  nchwingon),  da»  jedoch  schon  tu  übertragener 
bedetUung  überführt,  einer  übertriebenen  und  unaufrich- 
tigen hOJliehkeits/tezeugung  ; 

■ein  obrenteurcl, 
und  Jeder  narr 
mit  hutgeweirol, 
und  Jeder  pfarr, 
mit  epmchfehäufel 
....  riebt  rote  nacht  I 

KI.AMRR  SniMii.T  {anOtetm)  pod.MtJe 
8H,  vgl.  auch  th.  4,  t  sp.  19M; 
des  lauschet  froh  der  hOllenwicht ; 
und  stellet  (leich  sich  f^undlich  ein, 
lioiiiiiit  mit  (eachwänzel  und  Mwaifel, 
und  Buric-bt:  hier  hast  du  micn,  den  teufel. 

E.  M.  Arndt  (».  Chrttioph)  gtd.  808. 

vgl.  hiertu  die  tceitert  entteicklung  im  participiaUn  adjectiv 
geweift,  a.  d. 

8)  nach  anderer  riehtung  weist  ein  beleg,  der  gewelfel 
mit  zweifei  bindet,  vgl.  welfeln,  unsicher  gehen,  wanken, 
zittern.  Hiiu.iNtiKH  achicäb.augsburg.  wb.  488; 

da  spielt  die  boffart  und  ihr  sobn,  der  zweifei, 

ach!  schon  nsell  von  Adam,  unserm  ahnen; 

wir  sind  Soldaten  unter  seinen  fahnen. 

und  folgen  ihres  bunten  trüge  gewaifel. 

E.  M.  Arndt  (des  twetfiert  unruh)  ged.  406. 

GEWEIFT,  partizipialea  adjectiv  tu  weifen,  ».  d.  (vgl. 
auch  goweifel  oben) ;  geweift  (gewifd),  gerieben,  gewitzigt, 
verschmitzt.  Hkktei.  Thüringer  »prachaehatt  868. 

GEWEIGERT,  participi(de9  adjectiv  tu  weigern  (a.d.); 
auf  isolierung  lüszt  der  absolute  gebrauch  dea  negierten 
particips  achlieszen :  iedoch  so  ich  nur  ain  mal  vormittel 
ewer  hilff  mein  hab  und  guter,  mein  gsind  und  hauss  seit 
zur  letz  anschawen,  wolt  ich  darnach  ungewegert  sterben. 
Odysaee,  übers,  v.  Schaidknueisskh  88».  ^tenao  81». 

GEWEIH,  n.,  die  bildung,  tu  deren  erklärung  zwei 
verschiedenartige  tcortstämme  mit  fast  gleicher  formeller 
brrechtigung  herangezogen  werden  können,  wetteifert  in 
der  bedeutung  mit  gehörn  (*.d.).  wüfirend  dieses  jedoch  die 
allgemeinere  x'erwendung  entwickelt  und  für  jeden  entspre- 
chenden ausicuchs  am  köpfe  eines  thieres  gebraucht  rcird, 
ist  geweih  auf  den  kopfschmuck  des  hirsches  und  in  be- 
strittener x>ertcendutig  auch  auf  den  des  relibockes  be- 
schränkt, ausnahmen  von  dieser  begrenzung  sind  selten. 

l)  die  ältesten  belege  fallen  spät,  sie  erreichen  kaum  mehr 
das  is.jahrh.,  in  tcelchem  gehörn  schon  so  zahlreich  — 
auch  in  bezug  auf  den  hirsch  —  bezettgt  ist.  die  älteste 
form  hält  sich  im  rahmen  der  composition  mit  hirsch  (vgl. 
hir^gehUrnc  Lexer  l,  1306;  hirschgoweih  tt.  4,  2,  ap.  1567) : 
hirz  gewih' Vroweni.op  1, 11;  hirsgcweie  jün^rere  bearb. 
des  Oswalt  iOSi;  hirsgewie  «cA/«*.  iamfr.  1,44,  3;  hirsch- 
gowige  apica,  cdtica  fn«l.  handschr.  d.  14.  jahrh.,  vgl.  mhd. 
wb.  8,  650*.  Lexer  l,  1806.  auszerhalb  der  composition  ist 
die  ältere  monophtongische  form  nur  selten  belegt:  gewige 
meisterlieder  d.  Colmarer  handschr.  191, 83;  mystiker  883, 18. 
alle  andereti  belege  gehören  der  zeit  der  netthochdeutschen 
diphtongierung  an  und  zeigen  hinter  dem  diphtongen  an 
stelle  des  gutttirals  den  hattchlattt,  der  nur  mehr  graphische 
bedeutung  hat.  in  der  vielvertcendefen  bildung  mit  dem 
stijyia;  t  (gewicht  *.  d.,  ganz  vereinzelt  nur  geweiht)  ist  der 
guttural  erhalten  und  der  stammvocal  gekürzt,  das  aus- 
lautende e  verfällt  früh  der  apokope,  vgl.  geweih  bei 
Weckiikri.in,  im  Volkslied  dea  17.  jahrh.  (bei  llovFUAtm), 
bei  Agricoij^,  Duez,  Frisch  t«.  a.  dem  gegenüber  erscheint 
geweihe  bei  Schottei.,  Oi-earius,  Prätorius,  MOncii- 
HAUSEN,  CiiOMEi.,  teutschengl.  wb.,  Döbel  ti.  n.  Adbluno 
dagegen  tuthm  die  apocopierteform  auf,  die  sich  bei  Lessinci, 
GöTiiK,  Schiller,  Schubart,  Kleist  ßndet  und  heute 
herrscht,  ntir  in  der  poetischen  form  begegnet  noch  verein- 
telt  geweihe  (so  6«  Stolbero,  A.  W.  v.  Schleokl).  dazu 
vgl.  geweih  ...  nicht  geweihe  Braun  detttsch.  orthograph. 
grammat.  tob.  122*' ;  ebenso  Heynatz  handb.  t.  rieht,  ver- 
'ertigmig  von  at{fsätzen  883''.  diese  apokope  erstreckt  sieh 


auch  auf  den  dativ  aing.  (geweih  bei  BOrobr,  QdCEIMOK, 
Klkiht,  (Ihlani»  m.  a.). 

a)  die  erklärung  kann  entweder  mn  im»  ältere  wef«n  •»- 
knüpfen,  das  die  aubatantivformm  fewif«,  fswiht«  (gewiht, 
ponäuä)  entteiekelt  hat  (vgl.  LcXBR  1,  MO),  oder  tm  wt(M!i, 
wtgen  (atreiten.kämigfan,  vgl.  Lr.XKit  S.MO).  H*  läitnt  er- 
klärung enteprieht  der  heutigen  meiet  mrtveHllem  ee»f' 
faaaung,  die  edton  von  Adri.un»  (t,  AM)  gegen  Frisch 
vorgetragen  teurde.  man  geteinnt  hier  die  annAmhure  be- 
detüung  'kampficaffe'  ttnd  kann  »ich  attf  die 
alammMfOeale  berufen,  die  freilich  attch  atu 
erklärt  werden  könnte,  ttnerklärt  bleibt  bei  der 
der  grundbedetttung  'kampfwaffe',  warum  geweih  at^fhiraeh 
und  reh  beaehränkt  tear,  denn  teenn  atuh  die  kämpfe  dea 
hirachea  in  den  veneendungaformen  uneeree  wortee  viel 
räum  einnehmen  (e.  die  belege  unten),  eo  gilt  dae  gleidte 
attch  von  hom,  gehOm,  vgl.  'die  hömer  aufsetzen'  bedaatet 
auch  kampffertig  sein  th.i.ep.  786.  nun  giebt  ee  aber  unter- 
achiede  ttcieehen  dem  geteeih  der  hiraehe  und  rokc  ebmrteiie 
und  dem  gehöm  aonetiger  thiere  andereraeite :  eie  bek'UPm  — 
toenn  man  vom  anatomieehen  bau  abeieht,  der  für  me  wert- 
gebnng  nicht  von  einflitee  getoeeen  eein  kann  —  dielaetende 
achtcere  dea getceih'a  (beim  kireeh),  an  die  man  nomeniUek  bei 
der  nebenform  gewicht  tu  denken  veraueht  iet,  und  die  enl- 
atehung  wie  Veränderung  dea  Organe,  dae  gdkOm  ergänet  und 
eraetzt  sich  ununterbrochen  teie  die  haare,  nägd  u.  a.  und  er- 
scheint daher  dem  oberflächlichen  beobaehter  ale  dauernd. 
dae  geweih  erlebt  den  gleichen  prozeas  rttek-  ttnd  etoeaweiee; 
ee  toird  alljährlich  abgeworfen,  und  an  seiner  ateüe  teäehet 
ein  neuee  gröeaeree  teieder  nach,  daea  dieee  tkateaeke  früh 
beobachtet  wturde.  dafür  apreehen  aakUreiehe  Verbindungen 
dea  toortea  mit  bestimmten  verbia;  ob  ihr  ein  einflttat  av^f 
die  tcortgebung  zugeschrieben  werden  kann,  musz  dahin 
geateUt  bleiben,  immerhin  lieate  sich  geweih  atuh  unter 
diesem  geaiehtspttnkt  an  wegen  anknüpfen,  aber  noA  näher 
liegt  die  erklärung  aua  der  äuateren  form,  die  belegt  /eigen, 
ufie  nachhaltig  daa  apraehgefühl  dwrtk  mm»  beobaehtungen 
getroffen  wird:  einmal  dttreh  die  bewegung.  in  der  dae 
lastende  getceih  den  aprüngen  dea  thiere»  nachgiebt.  und 
andererseits  dtirch  die  aehteerfUUigkeit ,  tcenn  die  aua 
greifenden  tacken  an  hindemissen  sieh  verfangen. 

b)  in«  schon  bemerkt,  ist  ee  die  form  der  compoeition 
(hirschgeweih),  in  der  das  tcort  tuerat  belegt  iat.  auater- 
halb  dieser  verbindttng  ist  geweih  bis  tum  tt.  jahrh.  nur 
tufrimal  bezeugt: 

einn  hir;  in  einem  walde 
stns  alten  lebenea  sire  verdrOj: 
er  pflac  vtl  wlser  sinne, 
dag  stn  gewtge  er  von  im  schAj. 
di  wnohs  im  wider  ander  hom. 

meisterlieder  der  Kotmarer  handiekr.  m,  W. 
Bartaeh  «.  808. 

und  der  hirg  spranc  ÜITe  eine  steinrus;en ,  und  ime  er- 
schein ein  gülden  krüje  in  sime  gewige.  mystiker  MS,  IS 
Pfeiffer. 

c)  attch  in  der  netthochdeutschen  pertode  vermag  geweih 
lange  tiicht  gegen  gehörn  aufzukommen,  in  kmeer  Maxi- 
milians geh.  jagdb.  (ed.  Karajan)  Iterracht  durdmeeg  g/MtOk 
vor.  nicht  bloat  für  gemaen  und  Steinböcke,  aondem  muek 
für  hirsche:  kain  gämbs  oder  ttainpokh  wurfTl  sein  ge- 
hurn  nimmer.  88  u.  a. ;  zwen  hiersch  in  der  brunlR  ha- 
bendt  mit  ainander  gckemphfTt.  und  sindt  mit  dem  §»- 
hurn  in  ainander  komen,  und  nit  von  ainander  mefen, 
daa  er  ain  hiersch  todt  ist  peliben.  also  sendt  si  gefunden 
worden,  und  die  gehum  noch  also  inainander.  48«.«.; 
das  gleiche  im  Tetterdank.  im  immimi»  jagd  und  wegdmerk 
bttch  (1582)  in  Fouii.i.oux's  netiem  jägerbudk  (MM),  den  ad»- 
liehen  tcaititcerken  (\G6l).  Gksswbhs  Ikiertuek  (vgl.  7t*.  M^) 
und  dem  vollkommenen  tetttschen  Jäger  (1719).  wo  dae  neue 
tcort  atißritt.  trird  es  zttnächst  als  jynonym  mit  den  altem 
verbttnden;  Basilius  Macedo  ...  sties  ...  ein  mal  auff  einer 
jagt  auff  einen  ungewönlichen  grossen  hirsch,  welcher  mit 
seinem  auffgerecketem  heubt,  und  herlichem  geweihe  da- 
her brach.  ...  da  stellet  sich  das  freidige  thier  zur  wehre, 
und  brachte  ein  ende  oder  ort  seines  geweihes  oder  ge- 
hUmes  dem  keiser  unter  den  gürtel,  hub  jn  also  auff.  Cyr. 
Spanoenberü  jagdtettfd  (l5eo)  X".     dazu  vgl.  (der  hiraeh) 

I  hat  ein  gehOm  oider  ein  geweih   mit  vil  zincken.   Sebiz 
I  vom  feldbau  (l580)  568;    die  Reiche  etelle   bei   Aoricola 

541» 


5435 


GEWEIH 


GEWEIH 


5436 


fii/rsicht.  iveidmann  .  . .  vom  wddwerk  s.  12 ;  und  so  gab 
ich  ihm  {dem  hirsche)  die  volle  ladung  mitten  auf  seine 
stirn  zwischen  das  geweihe.  Münchhausen's  reisen  20 
Orisebach ;  ob  nicht  irgend  . . .  ein  jagdlustiger  abt  . . .  das 
kreuz  auf  eine  ähnliche  art  durch  einen  schusz  auf  St.  Hu- 
berts hirsch  zwischen  das  gehörne  gepflanzt  habe,  ebenda; 
der  hirsch  hat  auf  dem  köpfe  ein  gehörn,  heiszt  auch  ein 
geweihe,  oder  auch  ein  gewichte.  Döbel  jägerpractika 
1,59,  ähnl.  1,16;  geweihe,  geweyhe  oder  gehörne,  ingl. 
gewichte,  nennet  man  nach  der  Jägersprache  die  hörncr 
des  hirsches ,  welche  demselben  so  wohl  zur  zierde,  als 
gegen-wehr  dienen.  Ghomel  4, 104«,  genau  so  onomat.  forest. 
1010;  gehörn,  geweih,  werden  in  der  Jägersprache  die 
hörner  des  hirsches  genennet.  Eggeks  kriegslex.  1,1055; 
geweih  . . .  hörner  eines  hirsches  . . .  auch  das  gehörn  und 
das  gestänge  genannt.  Adelung  2,  659;  geweih  (gehörn — 
geweiht)  sind  jene  dem  hirsch  geschlechte  eigenen,  ge- 
paarten, knochenähnlichen  und  der  periodicität  unter- 
worfenen Waffen  auf  dem  köpfe.  Beulen  real- u.  verbal- 
lex.  d.forst-  u.  jagdkunde  3,  410;  eine  eigenthümlichkeit  der 
hirsche,  wodurch  sie  sich  von  allen  thieren  unterscheiden, 
ist  das  gehörn  oder  geweih.    Oken  allg.  nahirgesch.  7, 1281. 

d)  der  gegensatz  in  der  bedeutung  oder  besser  in  der 
Verwendung  von  gehörn  und  geweih  entwickelt  sich  aus  dem 
umstände,  dasz  das  zweite  tvortin  der  einseitigen  Verbindung 
mit  dem  hirsch  in  den  litterarischen  Sprachgebrauch  einzog 
und  sich  so  eingeengt  dort  auch  erhält,  zu  den  obigen  belegen 
vgl.  noch :  geweih  eines  hirsches  oder  hirschgewicht,  le  bois 
au  la  teste  d'un  cerf  . .  cornua  cervina.  Duez  199*;  geweih, 
hirschhörner  Frisch  2,379;  geweih,  gewicht,  die  hörner 
des  hirsches.  Nemnigh  192;  geweihe  eines  hirschen,  die 
hörner,  the  head  beams  or  horns  of  a  deer.  teutsch-engl.  wb. 
(1716)  772 ;  geweih ,  ein  solider  hautknochen  der  hirsch- 
artigen Wiederkäuer,  welcher  auf  einem  knochenzapfen 
der  stirn  aufsitzt.  Thiel  4,  422.  wenn  somit  in  beziehung 
auf  den  hirsch  das  wort  geweih  auf  kosten  von  gehörn  for- 
drängte,  so  ist  doch  dem  rehbock  gegenüber  eine  Zurück- 
haltung zu  beobachten,  die  sich  landschaftlich  gruppiert. 
sie  wird  von  Norddeutschland  aus  anempfohlen,  von  Öster- 
reich aus  bekämpft .-  geweihe  heisset  man  die  hörner  eines 
hirschen;  die  rehbocks-hörner  aber  werden  nur  gehörne 
und  nicht  geweihe  genennet,  allg.  öconom.  lex.  (i73l)  828; 
die  hörner  eines  rehbocks  werden  allein  gehörne,  nicht 
aber  geweihe  genennet,  onomatologia  forest.  1041 ;  gehörn, 
hörner  bei  reh  und  hirsch,  bei  letzterem  bis  es  geweih 
heiszt ...  beim  rehbock  heiszts  immer  gehörn.  H.  Laube 
Jagdbrevier  256;  vo7i  anderer  seite  wird  auf  die  gleichartig- 
keit  der  anatomischen  structur  von  hirschgeweih  und  reh- 
gehörn  aufmerksam  gemacht,  vgl.  Ai/ruM  die  geweihbildung 
bei  rothhirsch,  rehbock,  damhirsch;  A.  B\j cum ayer  österr. 
forst-  und  jagdzeitung  19, 121  loeist  auf  die  Verbindung  reh- 
geweih  im  jägerbuch  von  Tänzebn-Päbson  und  auf  die 
bayerisch-österr.  bezeichnung  gewichtl  (s.  d.)  für  den  reh- 
bock hin.  zum  süd-ivestdeutschen  gebrauch  vgl. :  die  rehe 
sind  kleine,  sehr  niedliche  und  muntere  thiere,  nur  mit 
ein  und  dem  andern  ende  am  geweih.  Oken  allgem. 
naturgesch.  7, 1282  (ebendort  aber  auch  gehörn).  einerseits 
wird  dem  rehbock  also  ein  geweih  zugesprochen,  von  andern 
ihm  aberkannt,  dürfen  die  oben  besp^-ochenen  Vorstellungen 
(umfang,  unbehülflichkeit  sp.  5434)  verteertet  werden,  so 
erklären  sie  die  beschränkung  atif  den  hirsch,  doch  ohne 
den  Sprachgebrauch  zu  binden. 

2)  für  die  bedeutuyigsent wickhing  ist  bei  einem,  wort,  das 
so  spät  mit  fest  ausgeprägter  concreter  bedeutung  in  den 
gebrauch  eintritt,  wenig  zu  erwarten;  Veränderungen  können 
hier  höchstens  die  gebrauchsformen ,  die  Verbindungen,  die 
Stellung  im  icortschatze  betreffen  oder  die  eriveiterung  des 
Verwendungskreises ,  wenn  sich  die  specielle  beziehung  auf 
den  hirsch  lockert,  ivenn  sich  übertragener  gebrauch  ansetzt. 

a)  gebrauchsformen  und  Verbindungen-. 

a)  ein  hom  dem  einhorn  auß'  das  him 

dem  stier  zwei  hörner  auf  die  stirn, 
dem  hirsch  ein  geweih  ist  gesötzet. 

Weckherlin  ged.  1,  500  Fischer; 
besieh  dich  doch,  wie  grosz  du  bist! 
und  sollt'  es  dir  an  stärke  fehlen? 
den  gröszten  hund,  so  stark  er  ist, 
kann  dein  geweih  mit  einem  stosz'  entseelen. 

Lessing /aöeJn«.  erzähl,  (d.  hirsch  u.  d.  fuchs) 
13    159; 


er  (der  Jäger)  musz  mit  jedem  halme  sich  berathen, 
ob  er  des  hirsches  leichte  schenke!  trug, 
an  jedes  baums  entreiftem  aste  prüfen, 
ob  ihn  sein  königlich  geweih  berührt. 

in  H.  V.  Kleist's  briefen  an  seine  braut  242; 
des  wolfs  durchschossne  äugen  funkeln, 
uni  schwarze  wipfel  kreist  der  weih, 
im  moor  auf  felsen  glüht  im  dunkeln 
der  hirsche  moderndes  geweih. 

LiNGG  (waldnacht)  ged.  1, 99. 

in  eines  herrn  wohnhausz  sein  unden  losiert  herzog 
Ulrichsz  f.  g.  in  der  hirschenstuben,  dorinnen  sehr  schöne 
geweihe  hangen,  under  denselben  hinder  den  ofen  ainsz, 
an  welchen  das  garn  hanget,  so  der  hirsch  ob  dem  ge- 
weihe'hinweggetragen.  Phil.  Hain  hofers  reisetageb.  {balt. 
stud.  2,  2.  52) ;  nur  undeutlich  war  zu  erkennen,  was  rund- 
um an  der  wand  befestigt  war,  geweihe,  hundehalsbänder, 
jagdgeräth  und  ausgestopfte  vögel.  G.  Freytag  {soll  u. 
haben  i,  2)  6,35;  beim  alten  hirschen  ist  das  geweih  im 
juhus  vereckt  Behlen  415;  beim  alten  rehbocke  wird 
besonders  oft  das  geweih  verunstaltet.  414;  ihre  geweihe 
bestehen  aus  ächter,  dichter  knochenmasse,  ohne  zellen. 
Oken  1282;  durch  unvorsichtiges  anschlagen  entsteht  ein 
miszgestaltetes  geweih  {v.  d.  rehen).  Oken  allgem.  natur- 
gesch.. 7,  1285;  wie  stolz  ihm  grösz're  geweihe  stehn. 
E..hAVBE  Jagdbrevier  35;  auf  kein  thier  wirken  die  Jahres- 
zeiten so  stark,  wie  auf  die  hirsche.  auszer  dem  Wechsel 
des  geweihs  wechseln  sie  mit  den  haaren  auch  die  färbe. 
Oken  1281  ;  die  stange  der  geweihe  {der  zinkenhirsche)  ist 
rundlich,  ebenda  1282 ;  die  wurtzel  des  geweihes,  the  cabbage 
of  a  deers  head,  tchere  in  the  horns  are  planted.  teutsch-engl. 
wb.  (1716)  772;  wenn  ein  junger  hirsch  2  jähr  alt  ist,  so 
stoszen  die  hörner  des  geweihes  hervor,  in  two  years  a  deer 
begins  to  head,  then  the  spitters  orprickets  come  forth.  ebenda  ; 

mein  vater,  also  spricht  die  sage,  ging 
lustwallend  einstens  in  der  gottin  hain, 
da  jagt'  er  einen  schöngefleckten  hirsch 
im  schmucke  des  geweih's. 

Chr.  Stolberg  (Electrä)  13,  34. 

ß)  es  {das  Ganges-reh)  ist  weiszgefleckt . . .  und  hat  ein 
rundes  geweih,  wie  der  gemeine  hirsch,  jedoch  mit  we- 
niger enden.  Oken  allg.  naturgesch.  7, 1287 ;  ein  hirsch, 
der  noch  sein  erstes  geweih  trägt,  a  bück  of  the  first 
head.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  772 ;  als  ein  hirsch  seinen  durst 
zu  stillen  zu  einem  brunnen  kahm,  und  sein  bildnis  im 
Wasser  ansichtig  ward,  beginnet  er  den  kopff  zu  hängen  . . . 
darumb,  weil  er  so  dünne  und  magere  beine  hatte,  gleich- 
wol  aber,  da  er  sein  schön  grosz  geweihe  oder  prächtige 
hörner  ersähe,  begunte  er  wieder  froh  und  hochmüthig 
zu  werden.   Lokmanns  fabeln  2,  s.  Olearius  pers.  rosen- 

^^"'^  ^^^ '  jedem  wesen  ward 

ein  nothgewehr  in  der  verzweiflungsangst, 
es  stellt  sich  der  erschöpfte  hirsch  und  zeigt 
der  meute  sein  ge furch tetes  geweih. 

Schiller  {Teil  1,  4)  14,  302; 
legt  an  alln  fleisz  an  meine  schöne  hindin ! 
lassts  ja  kein  gschosz  empfinden! 
ihr  gweih  thut  sie  mit  schönem  hals  erheben, 
und  vorn  aufspringet, 
welchs  mir  freud  bringet. 

aus  music.  streitkränzlein  {Nürnberg  1612)  bei  Hoff.mann 
deutsch,  gesellschaftsl.  2,  18 ; 
sein  zackiges  geweih  erhob  vor  Ihr  der  hirsch. 

Schubart  {Jupiter  u.  Semele)  ged.  381  Hauff; 

ausnahmsweise  . . .  setzen  auch  alte  thiere  kurze  geweihe 
auf.  Behlen  415;  ein  aufgesetztes  geweih.  ebenda;  der 
hirsch  hat  ein  neues  geweih  aufgesetzt,  the  stag  has  a 
velvet  head.  Hilpert  1,  463<= ;  der  hirsch  setzt  auf,  bekommt 
neues  geweih.  s.  th.  l,  sp.  73*^;  absonderlich  aber  könte 
er  ein  selbst-verräther  seiner  miszgunst  werden ,  indem 
zu  schlieszen  wäre,  dasz  er  mit  seiner  kunst  denen  leuten 
mit  fleisz  nicht  dienen,  sondern  es  wie  die  hirsche  machen 
wollte,  welche,  nach  des  Plinii  vorgeben,  wenn  sie  sterben 
wollen,  ihre  geweihe  ablegen  und  verscharren,  damit 
sie  niemand  finden  und  zur  artzenei  gebrauchen  soll. 
Kuhn  AU  mus.  quack-salber  251  neudr.;  das  geweih  ab- 
werfen muer.  Frisch  2,  379;  ein  hirsch  . . .  der  sein  geweihe 
abgeworffen,  a  deer  that  m£wes.  teutsch-engl.  wb.  (1716)  772, 
ähnl.  Hilpert  1,463«; 

es  scheidet  der  hirsch  vom  alten  jähr, 
wirft  sein  geweih  zum  opfer  dar, 
an  stillen  platzen  scharrt  er's  ein, 
beschwerlich  will's  gefunden  sein. 

H.  Laube  jagdbrevier  35 ; 


5437 


GEWEIH 


GEWEIH 


5438 


vgl.  wenn  der  hirsch  sein  gehörn  verliert,  «agt  man,  er  wirft 
ab.  Bkhi.kn  418;  der  iiirscii  wirft  daa  gcweiti  jährlich  ab 
und  Ret/t  ein  neues  auf.  4iA,  abfeworfenet  geweih  416, 
periodioität  des  geweihabwerfen«  ebenda. 

y)  er  {Meleander)  were  vorn  banoket  zur  jagt  aoffge- 
«tanden,  da  jlim  dann  ein  hinich,  welchen  die  weideleute 
aufTgejaget,  begegnet,  welcher  ihn  dcrmaNMen  mit  dem 
geweihe  in  die  brüst  beKohädiKol,  da«  jhni  blut  und  «eelo 
zugleich  hernach  gedrungen.  Bauci.av  Aryniiä.  ilhtr».  v. 
Opitz  <A.  «  (l,  «),  #.9;  {der  hiraeh)  wolle  ihm.  aU  der 
vicinml«  mit  «einen  hunden  ihm  nach  gclrachlet,  mit 
«einem  gowcih  ein«  versetzt  hnhon.  unlrrrtdung  eine» 
führnehmen  Ungarn  u.  eines  tettttichen  cavalliere»  (WM)  Va^  ; 

der  alte  berr  behornicbt  den  plan, 
nimmt  Jeden  n«benbuhlor  an 
uuf  tod  und  lubun  mit  dum  gowoih, 
mau  hOrt  »iu  kampfun  zwei  und  zwei. 

H.  L/iVHUjagdbrevieriai; 

da  «tUrzt  er!  und  zappelt  und  Hchlllft 
die  erde  mit  »einem  geweih. 

ÜöcKiNUK  (die  par/oree-Jagil)  gtd.  3,  19; 

der  hinich,  der  von  der  niitlaxuglut  gequ&lt, 
den  erund  zerwOblt  mit  spitzigem  geweih, 
er  sehnt  sich  so  begierig  nicht, 
vom  leisen  in  den  waldstrom  sich  zu  stürzen, 
den  roiszenden,  als  ich  jetzt,  da  du  mein  bist, 
in  alle  deine  jungen  reize  mich. 

H.  V.  Kleist  (Käthehm  v.  Heübronn  5, 18)  8,  808 
K.  Schmidt; 

allwo  fiie  so  viel  »tllcke  hirsche,  mit  weichem  geweihe 
genUlet;  dergleichen  hei  vielen  kaisern  niemahlen  ge- 
schehen. FnÄTOiuus  Zodiiinia  merettrialis  18; 

wie  der  löwe  sich  Treut,  indum  ein  rrOszere«  raubstOck, 
etwa  ein  birsub  mit  geweih  ihm  aufstöszt. 

Jlias  über»,  v.  BCkgbr  (3,  84)  $chr.  8,  880; 
(ich  sah)  das  grausige  mastodon 
und  den  erderscnUttemden  riosonhirüch 
mit  dem  äst'i^en  geweih,  das  auf  breiter  stiro 
gleich  einer  eiche  ihm  sproszte. 

SciiArK  nädtU  da  orlenU  66; 

nicht  lang  darnach  ging  er  auf  die  jagd,  und  verfolgte 
einen  hirsch  mit  silbernem  geweih.  Guimms  märchen 
{Johannes  Was9er»prung)  1,  »47;  die  eigentlichen  hirsche 
sind  grüszero  thiere  mit  runden,  vielendigen  geweihen. 
Okkn  allgem.  naturgesch.  7, 1889;  der  hirschkopf  mit  seinen 
geweihen,  the  head  of  a  deer.  Hilpkkt  1,463«;  ein  hirsch 
ohne  geweihe,  a  disarmed  deer.  teutschengl.  wb.  (1716)  772. 

^  neben  allgemeinen  aUribtiten  {vgl.  prächtig,  königlich 
*.  0.)  zeigen  die  adjecHvverbindungen  bestimmte  züge,  die 
durch  die  form  des  Organs  bedingt  sind:  grosz,  kurz, 
weich,  stark  {a.  o.),  rund,  zackig,  spitzig,  ästig,  vielendig 
(».  o.).  Hkppk  {wohlredender  Jäger  s.  149)  unterscheidet :  starke 
geweihe  (dick  und  grosz),  geringe  (klein  und  dünn),  krausze, 
glatte,  braune  (dunkelfarbigt),  weisze  (lichtbraun),  gerade, 
gewölbte,  widersinnige  (die  wunderbar  gewachsen). 

*)  in  gleicher  richtung  geJit  die  Verbindung  mit  Substan- 
tiven, die  «t«r  composition  führt:  das  geweih  eines  zwei- 
jährigen hirsches,  the  head  of  a  pricket.  Hilpert  1, 463*; 
vgl.  hirschgeweih,  rehbockgeweih  u.  a.,  geweih  von  vielen 
enden,  a  deers  head  of  mang  antlers,  ebenda;  kron-ge- 
weih ,  ein  geweihe ,  das  oben  vier  oder  fUnf  enden  oder 
zacken  hat,  a  troched  or  croiened  beamed  Aecui.  teutschengl. 
fob.  (1716)  772;  vgl.  auch  Bkhi.kn  413;  gabel-geweih,  das  nur 
zwei  zincken  oder  zaoken  hat,  aforked  head,  a  ttco  branched 
head.  ebenda;  band-  oder  schaufel-geweihe.  Hkppk  149; 

nach  der  auclle  dunklem  clanze 
beugt  der  nirsch  sein  pracntgeweih, 
doch  die  lanze 
bohrt  sein  lechzend  herz  entzwei. 

H.  LiNGO  .Vünrhner  ilicMerbuch  243. 

b)  auch  an  das  hirschgeweih  kniipfeti  »ich  mancherlei 
volksthümliche  beobachtungen  xtnd  deutungen : 

a)  zunächst  wird  die  äussere  erscheinung  als  tierde  und 
zeichen  der  krajt  erfaszt:  das  geweih  ist  dem  hirsch  ein 
schmuck,  aber  kein  druck.  Wandkr  1, 1651;  sein  geweih 
verrät  den  hirsch.  H.  v.Klkist  Fentliesileaia;  daneben  irird 
auch  ein  gegensatz  ztcischen  äuszerer  erscheinung  und  inne- 
rem treatn  gekennzeichnet:  hirsche  haben  grosze  geweihe 
und  hörner  und  doch  feige  hertzen.  Heniscii  1596;  auf 
der  linken  seite  stund  eine  alte  blasse  weibespcrson, 
hatte  unter  dem  arm  einen  furchtsamen  hasen  und  auf 
dem  haupte  ein  par  hirsohgewei,  und  dises  war  di  furcht 
Samuel  v.  Butsciiky  sinnreiche  reden  (229)  I5l. 


/9)  MkUm»  wird  die  an  hom  (f.  hfirner  aaftetzen)  aus- 
gebildete redeiuarl  auch  auf  geweih  ausgedehnt:  einem 
ein  geweih  aufstecken.  Wanurh  i,  Ufti,  ty<.  Qetrmamia 
89,  Wff. :  von  dem  kai«er  Andronieo  . . .  weleber  aUen 
«einen  unterthanen,  Jagerecht  ertheilet,  deren  weiber  er 
t)eBchlaft-n :  und  wegen  »olcher  freibeit.  haben  sie  hirsch- 
gewei  auf  ihren  häuaem,  «elzen  dörfen.  BtTKCiiiCY  ronw»- 
thal  (888)  707 ; 

ich  denke :  halt,  Jetzt  ist's  noch  z«it,  o  Kapreeht, 
noch  wachsen  alr  dl«  bincbmweibe  Di<:bt :  — 
hier  muaxt  du  •orgaam  dir  oie  ■Um  beftthJcn, 
ob  dir  von  fem  homartif  etwas  keint 

H.  V.  K1.KUT  (<fer  «wftrwi>«w  Int»  MQ 1.  SM 
ErttkMmdOL 

die  für  geweih  bdsftsn  venemdumgen  geben  der  mtten.  »ekon 
für  das  8.  jahrh.  bezeugten  redensart  {vgl.  uifaiu  noutf) 
eine  neue  Wendung:  am  hirschgeweih  wird  das  unbekilf- 
liclie,  hemmende,  die  komik  herausfordernde  im  beeonderm 
beachtet,  vgl.  die'aneedote  von  dem  hinohfewicht  («gewieht). 
das  duetor  Faust  at^f  die  sHm  euua  eddmanns  zaubert,  «ff. 
auch  die  beiden  f (Agenden  übertragenen  Verwendungen  :i»aei 
neue  bibelengcl,  der  auch  einmal  «ein  phfaischM  00ll*|laa> 
gehört,  erfände  und  thäte  dazu  —  an«ere  welthidöclMB 
schwöllen  vor  ihrer  «time  immer  dicker  mit  kosmogoniMl- 
geweih  von  hundert  enden.  HkhiiKH  {älteste  Urkunde  d. 
mensehengesehl.)  6,  800;  der  mit  seinem  hohen  laddflen 
geweih  doch  leicht  durch  das  verworrene  niedrifle  §»• 
zweig  des  weltlebens  flog,  stie«  fefen  die  ■ehnuilto 
seiner  vollmacht  an.  J.  Paul  TUonb,  M  und  Oeee  «or- 
Stellung  der  unbehiilflichkeit  wird  für  die  auffasetmg 
des  getreihes  als  symbol  des  hahnrei's  verwertket.  vgl. 
wehe,  wehel  wie  das  wUhlt,  wie  da«  tobt!  den 
will  mir's  zersprengen!  ja,  sie  keimen  und 
und  wollen  heraus!  hömer  lassen  sich  nicht  Terbcrgeii, 
und  hirsch  und  hahnrci  tragen  geweihe I  webe,  wehel 
Halu  {das  haus  an  der  Veronabrüeke)  4.  IM  Seklosear; 
da  ir  selbst  einsehen  werdet,  liebe  herren,  daaz  ich  un- 
möglich mit  dem  geweihe  eines  sechzehnender«.  wie  ich 
es  auf  der  stirne  trage,  durch  den  schmalen  torweg  dort 
ins  freie  gelangen  kann,  so  erlaubt  mir  vorerst,  wie  es 
die  hirsche  ja  auch  mitunter  zu  tun  pflegen,  diesen  etwas 
lästigen  hauptschmuck  kurzweg  abzustoszen!  158. 

c)  neben  dem  hirsch  ist  es  auch  das  zu  der  gleichen 
gattung  gehörige  rennthier,  dem  die  bezeichnung  gilt:  das 
geweih  {der  rennthiere)  unterscheidet  sich  von  dem  des 
damhirsches.  Ok.¥.h  allgem.  naturgesch.  1,\90&;  wenn  vom 
geweih  gesprochen  wird,  flieht  das  rennthier  {Finnlaniy 
Wanuer  a.  a.  o.; 

rennthiere  gab  man  mir  vor  meinen  schütten, 
doch  weil  inr  diese  tbiere  noch  nicht  kennet, 
musz  ich  crlaubnisz  sie  zu  schildern,  bitten, 
ein  rennthier  heiszt's,  weil  es  entsetzlich  rennet; 
die  stränge  macht  man  fest  an  seiner  stirne, 
die  ehern  ist,  und  keine  schwäche  kennet, 
wie  gegen  sie  der  schärfste  Sturmwind  zOme, 
sie  trotzt,  mit  stattlichem  jreweihe  prangend, 
in  welches  ausgewachsen  ihr  gehime. 

A.  \V.  V.  äciiLEaBL(A'o6«6iir«  rei*<be»dtre(b.)t,  ZnBSddng', 
wölken   wie   die   midgardschlange   reihen    sieb   am  danklen 

himmel, 
auf  die  weisze  winterdecke  blickt  Arktur  im  stem|ewimmel, 
die  bereinen  tAame  «trecken  täte  ans,  di«  nie  miJu  Mthaa, 
dOrr  wie  todtenfiager.  riasif  wie  gvweth  too  «UeoklÜMB. 

LiNGO  (depkanten  vandermng  4)  1*  t>7. 

d)  im  allgemeinen  Sprachgebrauch  ist  aber  das  geweih 
so  fest  an  die  gattung  des  hirsches  gebunden .  dasz  es  im 
poetischen  etil  tropisch  für  diesen  selbst  eintritt,  und  auch 
in  den  fällen,  in  denen  die  benennung  betcuszt  auf  andere 
geschöpfe  übertragen  wird,  bildet  die  bezi^ung  eaif  de» 
hirsch  doch  den  ausgangspunkt. 

a)      wie  der  schirmende  forst  deinen  erbabeoen 
nacken  schattet !  er  nährt  stolsea  geweihe  dir  t 
dir  den  sctmaubcnden  kealer. 
der  entgegen  der  wunde  rennt. 


dastt  iHfl. 


F.  L.  Stolbkiu}  {der  Harz)  1,6; 


mein  einzig  labsal  blieb  die  Jlgar«! ; 

und  ward,  bei  rings  verfaeftem  kOoigsforate, 

mir  nie  ein  wild  mit  stattRcliem  feweih 

viel  w^cniirer  ein  thier  mit  stolzer  horste, 

.  .  .  doch  that  mir's  gut,  auf  felsen  und  in  klOtlen 

nmherzuklettem  and  die  bruat  zu  iQflen. 

UiiiJVNO  (Fortunat  u.  «.  $ökne  1,  43)  1,  344  F..  Sehmutt. 

ß)  'wie  geht's,  junger  herr?  habt  ihr  ein  paar  zinken 
I   abgerennt  T  'dasz  dich  die  pest  I  das  st&rkste  geweih  wäre 


5439    üEWEIHAUSSTELLUNG— GEWEIHT  1 

gesplittert  wie  glas'.  Göthe  (Oötz)  8,  94;  (wenn  ich  hörner 
gehabt  hätte  wie  ein  dannhirsch,  sie  wären  gesplittert. 
gesch.  Oottfriedens  etc.,  vgl.  werke  42, 120) ; 

und  daher  ist  den  16wen  gehörnt  der  ewiffen  mutter 
ganz  unmöglich  zu  bilden  und  böte  sie  alle  gewalt  auf; 
denn  sie  hat  nicht  masse  genug  die  reihen  der  zahne 
völlig  zu  pflanzen  und  auch  geweih  und  hörner  zu  treiben. 
{metamorphose  der  thiere)  3,  99. 

e)  oh  hierher  auch  die  eigenartige  Verwendung  im  fol- 
genden gehört?  od(er)  so  sie  {die  bischöfe)  doch  gar  nichts 
auff  ihre  rote  schäubenhüt  oder  geweih,  verguldete  hirten- 
stäb,  wohlgespickte  pfaffenplaten  ...  halten:  so  müssen 
sie  ja  bedencken.  Fisghart  bienenkorb  (i58l)  67^»  (geweih 
fehlt  in  der  ausgäbe  von  1579). 

GEWEIHAÜSSTELLUNG,  /.,  vgl.  die  Berliner  geweih- 
ausstellung  von  1904. 

GEWEIHBAUM,  m.  geweihbaum,  Kentucky  coffee-tree 
(gymnocladus  canadensis).  Muret  deutsch-engl.  tvb.  2",  875°. 

GEWEIHBILDUNG,  /.  .•  während  der  geweihbildung  zieht 
sich  der  hirsch  vom  rudel  zurück.  Beulen  416. 

GEWEIHENDE,  n.,  geweihende,  point,  branch;  die  drei 
untersten  geweihenden  des  hirsches  (aug-,  eis-  und  mittel- 
sprosse), the  rights.  Muret  deutsch-engl.  tvb.  2»,  875°. 

GEWEIHFARN,  m.,  geweihfarn,  pod-fern  {cera  topteris). 
Muret  deutsch-engl.  ivb.  2*,  875°. 

GEWEIHFLECIITE,/..  geweihflechte,  cladonia.  Muret 
deutsch-engl.  tvb.  2",  875°. 

GEWEIHKOLBEN,  m.,  geweihkolben,  k7iob.  Muret 
deutsch-engl.  wb.  2",  875°. 

GEWEIHKRONE,  /. .-  kam  er  . . .  vor  dem  bekannten 
jägerhause  an,  dessen  ächte  geweih-kronen  auf  den  höl- 
zernen hirschköpfen  er  bis  auf  jedes  ende  auswendig 
wuszte.  J.  Paul  {leben  Fibels  ll)  54  ,  66. 

GEWEIHLOS ,  adj. :  die  geweihlosen  weibchen  {der 
Qangesrehe)  sind  indessen  schwerer  von  den  damweibchen 
zu  unterscheiden.  Oken  allgem.  naturgesch.  7, 1287. 

GEWEIHROSENSTOGK ,  m..  geweihrosenstock,  btir. 
Muret  deutsch-engl.  tob.  2»,  875**. 

GEWEIHSPROSSE,  /.,  antler,  snag  (nicht  verzweigte) 
dague.  Muret  deutsch-engl.  tob.  875°;  antler.  .  die  geweih- 
sprosse, das  geweihende.  Grieb-Sghroer  engl.detäsch. 
tvb.  51°;  vgl.  antlers,  die  jungen  hörner  oder  enden  am 
geweih  eines  jungen  hirschen.  Ludwig  l,  24;  antler, 
die  äugen  oder  weidsprosse  (am  hirschgeweihe).  Hil- 
pert 1,  34^. 

GEWEIHSTANGE,  /. .-  der  jäger  zählt  die  äste  an  beiden 
geweihstangen  und  nennt  sie  enden.  Thiel  4,423";  in 
der  zeit  vom  dezember  bis  mai  . . .  schwillt  das  unter  dem 
perlenkranze  liegende  ringgefäsz  an  und  dringt  gröszer 
werdend  und  die  knochensubstanz  aufzehrend  in  diese 
ein,  bis  es  die  geweihstange  vom  rosenstock  gleichsam 
abgeschnitten  hat.    Giebel  naturgesch.  d.  thierreichs  l,  373. 

GEWEIHSTUHL,  m.,  geweihstuhl,  stephanium,  heiszt 
jene  stelle  am  hirschkopf,  wo  ein  geweih  aufsitzt.  Beulen 
417;  das  gehörn  des  rehhirsches  ist  dünn  und  klein,  mit 
unmerklichem  geweihstuhle.  414. 

GEWEIHT  I,  participiales  adjectiv,  unmittelbar  vom 
Substantiv  geweih  (s.  d)  abgeleitet,  das  wort  gehört  der 
enteren  Jägersprache  an  und  kennzeichnet  den  gegcnsatz  zti 
geweihlos  (s.rf.).  geweiht,  geweihtragend ;  geweihter  hirsch, 
rot/at  {stag)  fam.  Muret  detdschengl.  tvb.  2",  875°; 

trara,  trara ! 

die  meute  ist  dal 

es  kehrt  zu  holz 

der  edelhirsch  so  stolz  — 

hört  ihr  von  fern  sein  brunftgeschrei  ? 

geweihte  kämpfer  sind  dabei  — 

trara,  trara! 

die  meute  ist  dal 

H.  Laube  jagdbrevier  (Ked  zum,  au»znge)  150. 

im  engeren  sinne  vdrd  mit  geweiht  eine  bestimmte  entwick- 
lungsstufe  der  geweihbildung  gekennzeichnet:  geweihte 
hirsche  sind  solche,  die  mindestens  augensprossen  (die 
ersten  zinken  am  geweih)  haben;  spieszer,  knöpfchen, 
hirschchen  und  männliche  kälber  sind  also  ausge- 
schloszen.  Guido  Hammer  wild-,  tvald-  u.  tveidmanns- 
bilder  {gartenlaube  1861)  149 ;  geweihter  hirsch  ist  nach  der 
Jägersprache  mehr  als  spieszer,  aber  weniger  als  ein  acht- 
oder  zehnender,  also  vierender  oder  Sechsender,  über  zehn 
enden  ist  capitalhirsch.  mitteil,  aus  Biesewitz  in  Pommern. 


GEWEIHT  II 


5440 


den  gegensatz  dazu  kennzeichnet  die  Verbindung  hochgeweiht: 
aufs  neue  jagten  sie  {die  htmde)  einen  hochgeweihten  hirsch 
hervor,  und  weit  den  übrigen  voran  sprengte  der  graf 
ihm  nach,  ihn  mit  dem  wurfspiesze  zu  erlegen.  E.  v. 
HouwTALD  {die  bärenburg)  5,  11 ;  als  der  förster  an  mich 
herankam,  versicherte  er  mich,  dasz  er  auf  den  star- 
ken hirsch,  den  er  als  einen  capitalen,  hochgeweihten 
burschen  beschrieb,  vortrefflich  abgekommen  sei  und 
denselben  auch  gekennzeichnet  habe.  Guido  Hammer 
weidmannsbilder  {gartenlaube  1863)  328".  dieses  adjectiv  er- 
scheint auch  gern  substantiviert:  noch  einmal  liesz  die 
schmerzensvolle  angst  den  hochgeweihten  sich  empor- 
raffen und  aus  den  düstern  fluthen  heraussteigen,  ebenda 
151",  vgl.  auch  th.  4,  2,  sp.  1622. 

GEWEIHT  II,  participiales  adjectiv  zu  weihen,  s.  d.  toie 
das  verbtim  zuerst  in  der  beschränkung  auf  die  geistliche 
litteratur  und  in  der  gebundenheit  an  christliche  kultformen 
überliefert  ist,  so  ist  auch  die  adjectivische  vertvendung 
des  particips  in  der  älteren  spräche  den  gleichen  beschrän- 
kungen  tmtertoorfen.  der  neuere  gebrauch,  der  das  tvort 
lebendig  erhielt,  zielt  auf  abstreiftmg  dieser  gebundenheit 
und  läszt  hienn  das  synonyme  geheiligt  tveit  hinter  sich. 

l)  in  den  bibelstellen,  die  den  althochdeutschen  Übersetzern 
und  dichtem  {vgl.  Graff  l,  726)  anlasz  zum  gebrauch  des 
Wortes  gaben,  hat  Ulfilas,  soweit  seine  Übersetzung  über- 
liefert ist,  meist  Synonyma  gebraucht;  er  verwendet  unser 
particip  nur  einmal:  jah  gaveihaids  ist  aba  sa  ungalaub- 
jands  in  qenai.  i  Cor.  7, 14  (denn  der  ungläubige  man  ist 
geheiliget  durchs  weih.  Luther),  auch  die  spätere  bibel- 
übersetzung  läszt  an  gleicher  stelle  synonyma  vordringen: 
neben  geheiligt  vor  allem  gesegnet,  gesalbt,  gebenedeit. 
dagegen  nimmt  die  mittelhochdeutsche  dichtung  und  die 
spätere  prosa  einzelne  gebratichsformen  auf,  die  den  aus- 
gangsptmkt  für  die  neuere  entmckhtng  bilden,  vgl.  mhd. 
wb.  3,  613^.    Lexer  3,  881. 

a)  die  Verbindung  des  particips  mit  hülfsverben  (sein, 
werden)  tvird  von  einigen  älteren  Übersetzern  zur  toieder- 
gabe  lateinischer  passivconstructionen  herangezogen,  die  von 
anderen  activisch  getoendet  oder  dttrch  synonyma  gedeckt 
tverden.  das  letztere  ist  namentlich  da  der  fall,  too  schon 
das  lateinische  particip  in  hedeutung  und  function  mehr 
dem  adjectiv  genähert  war.  der  gebrauch  des  particips  ist 
in  diesem,  zweiten  fall  durchaus  ein  absoluter,  beim  ersten 
fall  dagegen  bahnt  sich  ein  relativer  gebrauch  an,  indem 
hier  die  begriffe  sacer,  sanctus  dtirch  zielbestitnimmgen 
verengt  und  enttvicklungs fähig  gemacht  tverden. 

a)  sanctificentur  nomen  tuum,  kawihit  si  namo  din  . . 
nist  .  .  dag  der  sin  namo  in  uns  kawihit  werda.  Frei- 
singer paternoster  (veihnai  namo  J)ein.  Ulfilas  Matth. 
6, 9 ;  wihi  namun  dinan  St.  Oaller  paternoster) ,  ebenso 
Weiszenburger  katechismus  u.Heliand  1604  (din  namo  werde 
geheiligot  bei  Notker);  in  dhinemu  sämin  werdhant 
chiwihido  all6  dheodün,  dhags  ist  in  christe.  fona  imu 
quhad  dher  psalmscof:  endi  in  imu  werdhant  chiwihit 
alliu  aerdhchunni,  allo  dheodün  lobont  inan.  Isidou 
33, 17^.  Hench  {benedicentur,  durch  deinen  samen  sollen 
alle  völcker  auff  erden  gesegenet  Averden.  i  Mos.  22,  18. 
Luther,  ebenso  ps.  72, 17); 

ze  stete  ich  in  wihte      ze  säligime  libe. 
selb  ist  er  geheiligot;    suag  er  geseginöt  da^  ist  gewihöt. 
.,    .  .     ,  . .  genesis  fundgr.  2,  39,  34 ; 

gewihet  loch  gesegenöt  j       j      ,     ,      > 

aä  ne  furhtent  si  den  tot. 

vom  rechte.  Kara.ian  sprachdenl-m.  15,  23 ; 

ij)  heil  wih  dohter, 

wola  ward  thih  lebenti     joh  giloubenti ! 
giwihit  bistu  in  wibön     joh  untar  woroltmagadOn. 

Otfrid  1,  6,  7  (benedicta  tu  in  mttlien'bua 

Luc.  1,  42 ; 
thu  scalt  for  allun  wesan 
wlbun  giwihit.    Heliand  261 

{vgl.  Ulfilas  J)iu{)ido  J)u  in  qinom  Luc.  1,41;  gisegenot 
SIS  thü  in  wlbun  Tatian  3,2;  gesegnet  Mentrl,  Egge- 
STEYN,  Koburger,  Weiszäcker;  gebenedeiet  Beheim 
vgl.  gebenedeiet  bistu  unter  den  weibern.  Luther,  ebenso 
QuKNTEL,  Arndes,  Dietenberger,  Emser,  Zürich,  bibel). 

y)      'gidua  mih',  quad  (Pilatus),     'nu  sär  io  wfs,  oba  thu  iro 

kuning  sfs? 
bistu  zi  thiu  gewJhtt     s6  thih  ther  Hut  zihit, 
in  themo  willen  giangis,      thag  richi  so  biiiangis?' 

Otkrii)  4,  21,5; 


5411  GEWKlflTII  imittelhochd.) 

•r  sie  tban  Utea  wirdin  «Int, 
that  sie  iawB  cAdun  werk     Mrno  filMtim  .  . 
goldad  im  miofrAdii     nndi  tle  t«  fode  Mlbon 
wordun  fewtbM.    Heiland  19S8; 
ala  ftf  den  altAre, 
der  Stephane  iit  irßwtt, 
d&  etn  neilictuom  nu  llt, 
blamen  wären  Of  gelelt.    pa*».  5»,  5  h'fijike: 

[rfoj»  gleiche  partirip  trird  untietUnklirk  auch  auf  heidniaehen 
kult  ühertrageti  • 

er  quam  zu  deme  toniplo, 

dax  Jovi  gewiet  waa. 

pOM.  aoü,  7U,  etxnto  18,  80] : 

Polimiu«  wart  bt  dioMn  Ugon 
SU  biitcbouo  aidA  (owU. 

p<u*.  (Bartholomüiu)  WO,  Ol  //<iAfi  ,- 

idocb  10  wart  er  Ajenlcsen 

von  deme  volke  in  aor  ztt 

nnd  7.U  dem  amto  gewit.    pat».  64,  40  Köpke; 

das  nioman  . .  kiruben  soiden  maobcn 

in  den  (iteten,  A  ila^  man 

gowinno  urlouh  dAran 

am»  hjgchovpx,  der  dAr  nbe 

gewtbet  int  in  gote«  lobe.    70,  4fl. 

Vinoencius  was  t^p^^'Hlcl  /u  tWme  6wangelin,  und  was 
kapel&n  eines  bisclmvcs  der  hi;  Valcrius.  myatiker  (Hf.k- 
MANN  V.  KiUTZi.Aii)  70,  4  iy'ri^rr;  »Us  Wart  er  (Karolus 
der  groHze)  uf  denselben  lag  7,A  keisor  gekronet  und  ge- 
wihot  von  dem  bobsto  I^eo,  da»;  er  nüt  darumbe  wüste. 
Ci.nsKNKU  chron.  v.  Straazbnrg.  d.  «Nidtrchron.  8,88;  item 
der  Nenninger  ward  geweicht  zu  ninom  bischoff  zu  Lindaw. 
B.Zink  ehion.  v.  Augsburg,  d.  atädtechron.  5,84. 

9)  atta  aolchen  beatimmungen  ertctichat  eine  neue  Imleu- 
tung,  die  sieh  achon  in  der  gloaae  cawihit,  kiwitiit,  dedi- 
eata  Stkinmeyf.hSikvkiis  l,  06  {Hrah.Keron.  aippe)  aus- 
prägt und  die  an  geheiligt  nicht  entirickelt  tcird.  unserem 
partirip  bleibt  sie  auch  da  treu,  wo  ea  die  näheren  be- 
atimmungeu  abstreift  und  einen  absoluten  gebrauch  aeettn- 
dar  enttvickelt: 

l))  beziehung  auf  peraönliche  suhjecte: 

der  cbrisma  iAbo  da^  oleum 
beceiehenont  den  «pm  scm 
damit  er  uns  den  heiligen  gaint  uerllbet 
d&  werdent  auh  alle  cheisere  mit  gewihet. 

loUied  aitf  d.  heil.  gcM  bei  Diembr  ged.  84Ä,  15; 
M  w&ren  nuch  die  kUnege      gewtbet  nftcb  ir  A. 

Gudrun  1667,  1 ; 
Günther  unde  PrOnhilt      niht  langer  da.:;  verlic, 
st  giengen  zuo  dem  niUnster,      d&  man  die  mesoe  sano  .  .  . 
dA  wurden  si  gewihet.      dA  da;  was  got&n, 
dA  sacb  man  under  krOne     elliu  lieriu  scbAne  stfln.* 

Nibelungen  606,  8 ; 
der  noch  ntlt  ist  gewicht 
und  weder  mess  holt  noch  beert  bicht. 

du  teu/eU  netz  11800  Barock: 
der  kircbtag  was  also  besatzt, 
und  welcher  nicht  drei  stiegen  platzt 
secht  oder  zuo  dem  minston  zwA, 
der  was  nicht  recht  geweicht. 

Oswald  v.  Wolkbnstbin  116, 84  Sehatz. 

8))  befiehutig  auf  aäcMiche  objeete  .- 

ther  douf  uns  all6n  thfhit,  tha;  wajar  theist  giwfhit. 

ÖTFRiu  1,  26, 1; 
bft!<tu  da;  alle  suntage 
in  Francülcbe  gewtbet  wirt?  (brof). 

WOLFRAM  Wiliehaim  66, 50,  vgl.  auch  Sbifrid 
Hblbunq  8,  801 ; 
Btt  der  tempil  ist  gewtt.    patt.  887,  68  Hahn. 
b)  die  adjeetivisehe  entxcicklung  und  die  attbatantirierung 
knüpft  in  ihren  für  die  spätere  enticicklung  maszgebenden 
tt/pen  an  diese  ziceite  art  der  i'enrendung  an;  nur  in  der 
ältesten  zeit  finden  unr  —  namentlich  mit  beziehung  auf 
Personen  —    andere  formen,    die  jedoch    bald  tcieder    ab- 
sterben : 

a)  thax  s!  uns  heran  scolU,      ther  unsih  giheilti, 

giwibtan  in  £wAn.    Otfrid  1,3,89; 

venite  benedicH  patris  mei,  chomint  kewiöhte  mines  fater. 
NoTKF.H  ps.  44, 10  u.  o.  (vgl.  ir  gisegenoton  tnines  fater. 
Taiian  158,8  ztt  Matth.i&,U,  ebetvso  Mkntf.i,,  Eogestkyn, 
KoBUROKR,  LuTHen,  WEISZÄCKF.R ;  gebenedieten  Bkiieim, 
QirENTEi.,  DiBTENMEROEH,  Emser.  Züricher  bibel  u.a.); 
nolite  tangere  christos  meos,  ne  rftorent  niine  gewiehten 
NoTKF.R  p.s.  104, 15  (gesalbcten  Luther  u.a.);  gesamenoton 
sih  wider  truhtene  unde  wider  sinemo  gewichten.  Notker 
^.8,8  (adveraus  dominum  et  adttrsus  christum  yus, 
wider  den  herm  und  seinen  gesalbeten.  Luther  a.  o.), 
e&eHM  87,  8.  88,10.    131,17;   ketoAfet   in    nainen    unsiris 


GEWRIHT  II  (/ormm) 


5442 


hirrin  des  kewiAht«n  haltaris,  m  nommm  iomimi  mcttri 
Jesu  Christi.  Notkkh  p».  78, 1»; 

tfo  der  c*w«iebi«  gotss  sm 

im  roop  drai  an  gvvaa.    WMgswfi  W,  M  Uahm ; 


lOttp 

lop  st  dir,  bAcb  gewIbUtt  rodt. 

Kbinmar  V.  ZWBTSK 
ir  bcradw  UbmI,  asigat  incb  bar, 
ost  namfl  d«a  smxm  lobaa  war. 


I.  1 


dag  tdi  aalwr 

von  dam  gtwfhton  bilde, 

diu  sieb  uns  vor  gebildet  bA( 

mit  reiner  scbam,  mit  kittju:b«r  Ut 

lobgmamg  as^f  d.  kM.i»mafrmt  it.  f.  d.  a. 
«.5u/.).  d;«: 
was  ir  <1*  ^  «Oft  gadafaa, 
die  crone  der  sifwtnif  «•  traffwi 
mit  den  martereran  nlieh«, 
nwihte  chuniga  bi  aiaMlrkba, 
in  ir  salben  blata. 

Ludwigs  krtu^akri  Tfill  *.  «f.  ttagem. 

ff)  sacrata  aedis,  kiwihit  sethal,  kiwihit  stat  Hrabmit- 
Keron.  gloss.  Stf.inmkykrSikvehs  1,844,  vgl.  ir  sfilt  ■!« 
nieiner  bestaten  an  deheincr  stat  diu  gewihet  sl.  Bbktmolo 
V.  Rruensuuro  1,  8»4; 

ej  bet  uns  alle  in  nAl  brAcbt 

bet«  got  der  weise 

in  dam  paradeiae 

dar  geweichten  erda  cenomen 

der  mensch  war  uj  un  aelben  rbinnea. 

anegemgt  14,  6t  Halm; 
BwA  at>er  da;  totes  wort  nnt  diu  gawfbt«  bant 
ob  dem  totes  uscba  wnrrbent  ansanl, 
dA  wirt  dar  gotes  Ifcbnamen  in  dar  misse. 

erinnerung  (Hbinricii  v.  Mri.k)  181  UHmut; 
oucb  grifet  siu  (drj  pfagen)  gewibtiu  bant 
an  das  bwhesta  pfant 
dax  ie  fQr  schult  geaatzet  wart. 

WoLTHAM  PankMt  U»,  17; 
dar  an  gadenkent,  ritter :  e;  ist  iawsr  diae. 
ir  tragant  die  liebten  hrlme  und  nuuMgen  hertMi  riac. 
dar  sno  die  vesten  schilto  und  din  Mwlbten  swert. 

Waltiibr  116,  S; 
swer  gotes  minne  wil  t>ejagen, 
der  muos  ein  jagende;  herze  tragen 
.  .  .  ringen,  strtten,  dm  beide, 
diu  mno;  er  haben  naht  unda  tao 
nftcb  der  gewthten  minne. 

lobgesang av^f  d. heil. Jungfrau  l,lO(z./.d.a  4,614); 

wanne  wissent  da;  es  sdrglich  ist  gewihete  kirchen  oder 
kappellen  gerwe  lossen  nndergon,  es  were  denne  da:;  man 
die  wihete  wolte  an  eine  andere  stat  ziehen ,  do  sU  bas 
und  ordenlicher  lege.  Nicoi.als  v.  Basel  an  den  eomthur 
des  Johanniterhauses  1377.  Karl  Schmidt  804. 

c)  im  Übergang  zur  netthochdetüschen  periode  zeigen  sieh 
an  der  partieipialform  auszer  der  diphtongierung  auch 
Veränderungen,  die  bei  den  übrigen  verbalformen  nicht  so 
sichtbar  tcerden.  die  syncope  des  unbetonten  voeals.  die 
schon  mittelhochdeutsch  zu  belegen  ist,  läszt  guttural  und 
dentul  zusammenstoszen  und  sichert  dem  erstemt  so  die 
spirantische  geltung,  irährend  er  zwischeti  zteei  voetiat  mm 
hauchlaut  sich  verflüchtigt,  die  Schreibung  sehmiffft  sieh 
diesen  gegensätzen  um  so  rückhaltloser  an ,  je  deutlicher 
das  partirip  in  vertcendung  und  bedrututtg  vom  übrigen 
verbalstamm  isoliert  ist.  allmählich  trirkt  aber  der  tu- 
sammenltang  mit  dem  letsteren  wieder  ausgleichend  ein. 

a)  geweicht  neben  geweiht:  ain  ort  . . .  sol  geweicht 
werdcnn  oder  für  geweihet  gehalten  werden.  Euer  Li  N 
V.  G0NZDURU8, 7  Enders  u.a.;  da  auff  ein  zeit  viel  ge- 
weichte ...  so  eim  besessenen  . . .  kanten.  Mathesius 
(Luther)  3,SM;  des  widerchristen  legalen  und  geweihten. 
3,197;  Irci  geweichten  sachen.  Fi8cu\nT  glüeJch.  schiff 
nettdruck  s.  86;  jhr  ungeweihete  reutcrkerles  . . .  versuchet 
euwer  heil,  zu  schQlzen  des  geweihcten  theil.  Gtnyantua 
888  nettdrtick.. 

ß)  geweicht,  gewicht  vgl.:  gewicht  Bader  chrtmik 
EuRKLiN  V.  GCnzburo  (üi  den  tumdetginouem),  N.  Ma- 
nuel u.a.,-  Eulentfiegd  (eap.  68  nettdruek  s.  l<m  neben  ge- 
weicht), geweicht  mnegenfe  {hdechr.  des  14.  jmJirk.),  Küm- 
berger  chron.  H.  Deiciislkr;  Gregors  dialoge  (1478),  de- 
kameron  (Ulm  15.  jahrh.),  Murneh.  Emser,  H.  Sachs. 
Erasmcs  Alderis,  M.\thksius,  Maalbr,  Beunterfer 
halsgerichtsordnung ,  Karolina,  ästerr.  weistk.,  berfreikm, 
Fischart,  Wickram,  Eulenspiegel,  Alpinus;  >^  ^ 
hetttige  mundart  vgl.  Schöpf  a.  a.  o. 

y)  gewihet,  gewit,  geweihet,  geweiht.  vgL :  gewydt,  ge- 
wyhet  Kilian;  gewUiet  Ciittrbus;  geweihet  Luther  (xm 


5443 


GEWEIHT  II   (neuhochd.) 


GEWEIHT  II  {geweihte  priester) 


5444 


Eberlin,  Mathesius,  Fischart  s.  unter  «).  Hulsius, 
Heniscii,  Duez  (geweihet  oder  geweiht);  Gürtler,  Räd- 
lein, Aler,  Bayer,  Kirsch  a.  a.  o.,  geweiht  Simpl.  u.  a. 

2)  gebrmichsericeiterimg  in  der  neuhochdeutschen  periode. 
schon  die  mittelhochdeutschen  belege  zeigten,  ivie  das  par- 
ticip  innerhalb  der  christlicJien  kultusformen  die  bedeutung 
entvÄckelte,  die  der  neuere  gebrauch  voraussetzt,  die  bedeu- 
tungen,  die  geweiht  mit  geheiligt  theilt,  wurden  zurückge- 
drängt durch  die  entioicklung,  die  an  der  parallele  geweiht, 
gesalbt  ansetzte  und  die  über  den  relativen  gebrauch  hinüber 
führte.  Personen,  gegenstände  ivurden  gott  geweiht  und  ge- 
widmet; je  mehr  freilich  die  unmittelbare  und  lebendige  be- 
ziehung  auf  gott  durch  äuszerlichkeiten  und  formelwesen 
abgelenkt  wurde,  um  so  farbloser  und  allgemeiner  wurde 
später  die  Vorstellung,  die  sich  m,it  dem  adjectivierten  parti- 
cip  verband,  den  günstigsten  boden  für  solche  erweiterungen 
und  Verschiebungen  boten  die  brauche  der  katholischen  kirche, 
die  von  den  trägem  der  reformationsbeicegtcng  als  misz- 
bräuche  empfunden  und  unter  die  hauptpunkte  des  ärger- 
nisses  gezählt  wurden,  das  die  kirche  am.  eingang  des 
16.  jahrh.  darbietet,  vgl. .-  Paulus  sagt,  bist  du  ain 
Christen ,  so  bist  du  rain  .  . .  bist  du  i-ain ,  so  bist  du 
geweihet  und  gebenedeit,  also,  was  du  angreiffest  zä 
deinem  oder  frembdem  nutz,  trost  unnd  nott,  ist  alles 
rain,  geweihet.  Eberlin  v.  Günzburg  {wider  die  Schänder 
der  creaturen  gottes)  2,  10  Enders;  einem  frummen  Christen 
seinnd  gleich  geweihet  seine  teller,  schüssel,  kantenn, 
becher,  als  der  kelch,  den  der  priester  braucht,  sein 
tischtüch  als  hoch  geweihet  als  das  corporal,  sein  tisch 
als  der  altar,  sein  jup  oder  hosen  als  die  albe  und  casul, 
das  unslit,  so  er  zu  seiner  arbait  gebraucht,  als  das 
wachsz,  das  mann  weihet  auff  liechtmesz  tag,  sein  wasser, 
damit  er  sein  band  wäscht  als  das  tauffwasser  oder  weich- 
wasser,  sein  stub  und  kamer  als  der  tempel,  sein  saltz, 
das  er  täglich  iszt,  als  das  man  am  sontag  weihet,  das 
kraut  in  seinem  garten  ...  als  das  man  auff  unser  frawen 
tag  weihet,  sein  öl,  damit  er  den  finger  salbt,  wann  er 
sich  geschnitten  hat,  als  das  genant  heilig  öl  im  tempel. 
ebenda. 

im  Sprachgebrauch  entvxickelte  sich  aus  solcher  ausdehnung 
des  Verwendungskreises  eine  reihe  fester  Verbindungen  des 
attributiven  adjectivs  und  bestimmter  formen  der  Substan- 
tivierung, die  ihrerseits  wieder  den  ausgangspunkt  zu  Über- 
tragungen über  den  kreis  der  kirche  hinaus  boten,  hieran  ist 
namentlich  die  neuere  litteratur  seit  dem,  1%.  jahrh.  be- 
theiligt. 

in  allen  diesen  richtungen  hat  der  absolute  gebrauch  dus 
übergetoicht.  wie  sich  dieser  aus  dem  relativen  secundär  ent- 
vrickelt  hat,  ist  oben  versucht  toorden  darzustellen,  ohne  dasz 
freilich  für  jeden  einzelnen  fall  die  gewähr  übernommen 
werden  sollte,  auf  relativen  gebrauch  führen  auch  manche 
der  älteren  wörterbücJier  die  bedeutungen  zurück,  die  sie 
feststellen:  geweicht,  gott  zugeeignet,  sacratus,  dedicatus. 
Maaler  ITg*»;  geweicht,  heilig,  geistlich,  voller  maiestat, 
augustus,  sanctus.  ebenda;  ghewydt,  ghewyhet,  augustus, 
consecratus,  sanctus,  lustratus,  sacratus,  deodicatus.  Kilian 
lie** ;  geweihet  oder  geweiht,  benit,  sacre  consacre,  benedictus, 
sacratus,  consecratus,  DuEZ  198^;  gewichet,  inidatus,  inau- 
guratus,  consecratus,  sacer,  sanctus.  Aler  2162»;  geweihet, 
auguratus,  auspicattis,  augustus,  devotus,  sacratus,  lustra- 
tus. Kirsch  2,  ISl''.  diese  und  andere  angaben  der  Wörter- 
bücher, die  von  dem  particip  als  isolierter  form  kenntnis 
nehmen,  sind  an  die  erwähnung  einzelner  fester  Verbin- 
dungen oder  fm-melhafter  Substantivierungen  geknüpft, 
seltener  wird  das  particip  für  sich  allein  aufgeführt,  doch 
vgl.  geweihet,  sacer,  sanctus,  consecratus.  Gürtler  2,  74^*; 
geweihet,  sacratus,  consecratus.  Bayer  290*. 

a)  die  prädicative  Verbindung  des  particips  mit  dem  ver- 
bum  substantivum  tritt  wenig  aus  dem  rahmen  der  verbal- 
rection  heraus  {s.  unter  weihen) ;  doch  vgl. :  wo  man  doch 
die  unschuldigen  kinder  solle  begraben,  so  doch  der  gantz 
kirchhoff  gewicht  sige  . .  .  der  wichbischoff  spricht  {zu 
der  begräbniszstätte  der  ungetauften  khider)  'bisz  du  nit 
gewicht!'  Wickram  {rollwagenbüchlein  76)  3,  loo.  für  diesen 
wie  für  andere  Übergangspunkte  zur  isolierung  des  adjec- 
tivs mögen  die  hauptsächlichsten  typen  durch  belege  aus 
der  neueren  spräche  gekennzeichnet  werden  -.  das  ists  auch, 
das  du  jnen  thun  solt,  das  sie  mir  zu  priester  geweihet 


werden.  2  Mos.  29,  1  Luther  (geheiliget  Eggesteyn, 
KoRURGER,  gehillicht  Quentel,  ghesaluet  Arndes,  ge- 
weichet Zürich,  Dietenberger;  um  sie  zu  weihen,  damit 
sie  mir  priesterdienst  thun.  Kautzsch);  derhalb  sol  und 
musz  ein  getauffter  seinen  sündigen  bruder  straffen,  er  sei 
geweicht  oder  nit.  H.  Sachs  {disput  zwischen  chorherrti  u. 
Schumacher)  22,8  Götze;  item  es  sint  ouch  etlich,  ein  wenig 
gelert  und  doch  nit  gewihet  sint,  und  sprechent,  sie  sient 
priester.  Basler  betrügnisse  der  Gyler  bei  Kluge  rotwälsch 
1,14;  und  {Moses)  salbet  den  altar,  mit  alle  seinem 
gerete ,  das  handfas  mit  seinem  fus ,  das  es  geweihet 
würde,  und  gos  des  salböles  auff  Aarons  heubt,  und  salbt 
jn  das  er  geweihet  würde.  3  Mos.  8,  II/2  Luther  {ebenso 
Züricher  bibel,I)iETKtiBE.RGER;  geheiliget  Eggsteyn,  Ko- 
BURGER,  Quentel  u.a.);  das  ist  die  einweihung  des 
altars ,  da  er  geweihet  ward.  4  Mos.  7, 88  Luther  (ge- 
salbet Eggesteyn,  Koburger,  Quentel  u.  a.).  ebenso 
7,84.  vgl.  auch  1  Mos.  29,  l.  29,  36  u.  a.;  alle  {die  altäre) 
sein  geweicht  und  geheiliget  von  dem  obristen  papst.  chron. 
V.  Villingen  45  Glatz ;  wie  Salomo  geopffert  hatte,  da  die 
kirche  geweihet  und  der  tempel  fertig  ward.  2  Macc.  2, 9 
Luther  (opffert  daz  opffer  der  kirch wichung.  Eggesteyn, 
Koburger;  ähnlich  auch  die  anderen  Übersetzer); 

als  die  kirch  wart  geweiht,  hettens  kain  glocken. 

H.  Sachs  {die  tollen  bauern  zu  Deitelbach  19)  fabeln 
u.  schwanke  5,  92 ; 
die  groszen  deines  reichs  sind  alle  dir  geweiht^ 
was  fehlt  dir  für  ein  haupt  zu  deiner  Sicherheit? 

Chr.  f.  Weisze  Richard  der  dritte  (1, 1)  13  Sauer; 
er  {Siegfried)  sprang  vom  rosz,  und  hätt'  ich  nicht  gewehrt, 
er  hätte  mich  geküszt,  mein  schlechter  mund 
war  ihm  durch  euren  namen  wie  geweiht. 

Hebbel  {Genoveva  1,  3)  1, 104. 

b)  die  attributiven  Verbindungen. 

a)  mit  persönlichen  Substantiven  verbindet  sich  das  ad- 
jectiv  zunächst  in  formein,  die  auf  den  geistlichen  stand 
zielen,  später,  in  der  neu  axcf  blühenden  litteratursprache, 
erweitert  sich  diese  Verbindung  jedoch  durch  Übertragungen 
aller  art. 

1))  beziehung  auf  den  geistlicheyi  stand,  vgl. :  wann  man 
die  pfaffen  weihung  der  personen  halb  achtete  als  ain 
herrlichait,  so  man  pflegt  zu  gebrauchen  in  ainer  erwölung 
gmainer  diener,  oder  amptleut,  möcht  man  es  erleiden. 
Eberlin  v.  Günzburg  {idder  die  Schänder  der  creaturen 
gottes);  die  hailig  und  geweicht  gemain  versamlung  zu 
Costenz.  J.  Knebel  chron.  v.  Kaisheim  207  {lit.  ver.);  dann, 
ecclesiastici  sint  die  geistlichen,  die  der  kirchen  heupter, 
glider  und  diner  sint  ...  als  papst,  bischoff,  priester 
und  alle  geweichten  personen  der  kirchen.  Emser  {gegen 
Luthers  buch  an  d.  adel)  neudr.  83,  21 ; 

'wer  sol  das  wort  uns  thone'? 

sprachens,  'es  müs  sein  in  latein 

weil  sein  kurfürstlich  gnad  allein  {d.  bischof  V.Mainz) 

ist  ein  geweichte  persone, 

die  es  wol  kan  verstone'. 

H.  Sachs  {d.  tolle  stadtschr eiber  iS)f ab.  u.  »chw.  5, 154; 

der  pfaff  ist  ein  geweicht  person. 

{der  bauer  mit  dem  plerr)  fastnachtspiele  nr.  54 ; 

alle,  alle  müssen  in   die   todten-bruderschafft ,   auch  die 
geistliche   und   gott  geweihete    persohnen.     Abraham  a 
Santa  Clara  grosze  todten-bruderschafft  14,  ebenso  15; 
.  .  .  der  pfaff  sprach : 
'Juncker,  zeigt  an,  was  ist  die  sach?' 
er  sagt:  'mich  dunckt,  jr  herren  all, 
wie  ir  da  sitzen  all  zumal, 
seiend  priester  und  gweichte  leit'. 

Wickram  {irr  reit,  büger)  i,  213  Balte; 

wiewol  doctor  Eck  eben  starck  auff  seiner  meinung  stunde, 
Christus  het  allein  den  geweichten  priestern  und  nicht 
den  leien  beider  gestalt  verordnet.  Mathesius  {Luther-) 
3,  201  Lösche ;  der  bauer  sagt  fürwar  her  wan  ir  nit  ein 
gewichter  priester  weren  so  meint  ich  das  ir  lügen.  Eulen- 
spiegel cap.  68,  neudr.  108;  geweihete  priester,  per  omnes 
ordinum  gradus  ad  apicem  sacerdotis  evecti.  Aler  2162; 
geweihete  diaconi,  diaconatu  inaugurati.  ebenda; 

dir  war  aber  wäger  an  seel  und  Hb, 
du  werdist  ein  gwichts  klosterwib. 

N.  Manuel  {Barbali)  Bächtold  s.  164; 
und  schlaff  auch  alle  nacht  pei  mir; 
ich  pin  ain  nun,  kain  weibe, 
und  ein  geweichte  ebtesin. 

H.  Sachs  (der  peckenknecht  im  franenklotter  35) 
fab.  u.  sehw.  5, 109,  ebenso  354 ; 


5445 


GEWEIHT  II  {geiveihü!  pera&n) 


GEWEIHT  II  igeivtilUe  ertU) 


5446 


wie  denn  nur  wenige  unter  ihnen  dich  den)  eigentlichen 
prieRlerotande  gewidmet  hatten  und  nur  loviel  geweiht« 
geiBÜicho  unter  ihnen  gefunden  wurden  als  nHthig  heiohte 
zu  Hitzen  und  dn«  mcszopfcr  zu  verrichten.  Ci/'miK  {ueeiter 
aufenthalt  in  Kmn.   Philipp  Neri)  K,  IM. 

«))  erieeiterttng  dfi»  kreitiea :  Gjneoia  erklärte  Jm  ...  wa« 
dienofl  köstliche  witHHor  für  wUrkungen  hette,  item,  was 
für  grosze  gefahr  <lruuiT  stunde,  wanns  an  ihrer  mayt. 
geweihten  pcrnon  Holte  prohirt  werden  Sihnky'r  Arkadia 
(S)  deutsch  V.  OiMTK  H6&;  so  gut  und  verständig  als 
der  freund  ihI,  eben  so,  hoffe  ich,  wird  sich  in  ihm  auch 
die  ciiipl!niliin((  eines  reinen  verliältninscs  zu  mir  ent- 
wickeln;  «T  wird  in  mir  eine  geweihte  person  erblicken, 
die  nur  diidurch  ein  ungeheures  Übel  für  sich  und  andere 
vielleicht  aufzuwiegen  vermag,  wenn  sie  sich  dem  hei- 
ligen widmet,  das  uns  unsichtbar  umgebend  allein  gegen 
die  ungeheuren  zudringenden  milchte  beschirmen  kann. 
GÖTiiE  (icahlverwandUieht^flen  8, 16)  17,  870;  denn  er  (Shake- 
speare) hat  deren  fast  ebenso  viele  (gemehter)  wie  die 
Wahrheit  selbst,  die  keinen  schleier  trägt,  sondern  maske 
über  maske  und  die  nur  von  ihren  geweihtesten  priestern 
ganz  entkleidet  wird.  HK.niiF.1,  {über  Ludicig  Eekardt* 
dravuihtrg.  tihtdien)  11,217  Kuh;  die  geweihten  jünger  der 
schauspielorkunKt  empfangen  die  gäbe  —  mit  feurigen 
Zungen  zu  reden  —  von  oben  herab,  die  verräther  an 
Thalia  und  Melpomeno  von  unten  herauf.  L.  Koi.i.kr 
apkori^men  für  achnu»pieler  (1804)  a.  128; 

ein  feuereifer  tobt  im  beere, 
das  grab  dos  Iloilonds  zu  befrein  .  .  . 
auch  kinder  kommen  noch  ralaufen 
und  mohron  den  pcwcihten  häufen. 

NovAi.iH  (//.  r.  OJtfrdingen)  1,63  lltilhom; 
mag  heuchele!  mit  hochmuth  »ich  verhflniien, 

Itosheit  mit  dummhcit  — 
wir  aber  wollen  eine  gcitderlea'ne 

geweihte  schaar  sein ! 

BoKENSTBDT  Mirtn-Schaff[i  106. 

ff)  die  Verbindung  mit  sächlichen  sub.ttanfiven  erschlieazt 
einen  weiten  mannigfaltigen  vertcendungskreis.  schon  inner- 
halb der  kitltformen  stehen  sich  die  beziehung  auf  ik-tl ich- 
keifen uttd  diejenige  at^f  gebrauehsgegens fände  gegenüber; 
bei  der  Übertragung  und  enceiterung  treten  nebtn  die  con- 
creto noch  ilberdiesz  abstraeta. 

l))  dt«  beziehung  auf  die  kultformen:  dem  rainen  ists 
alles  rain ,  spricht  Paulus  . .  .  mercke,  geweihet  und 
rain  deulten  gleich,  widerumb  auch  nngeweihet  und 
unrain,  ain  rain  ding  ist,  das  gehailiget  ist,  das  von 
got  zft  menschlichem  gebrauch  verordnet  ist  ...  alle 
leren,  wftiche  fUrgeben,  ain  ort,  zeit,  speiszs,  getranck, 
kloid,  oder  ander  ding,  sol  geweicht  werdenn  oder  für 
geweihet  gehalten  werden  für  andere  . . .  werden  von 
Paulo  genant  hie  jüdisch  fabeln,  thandmer.  Ebkrlin 
V.  (iüNzniJRO  {xpider  die  schändet-  der  creaturen  gottes)  2,7 
Eiiders;  item  stelcn  vonn  geweichten  dingen  oder  stetten 
JRt  «chwerer,  dann  anndere  diepstall  unnd  geschieht  jnn 
dreierlei  weiss:  zum  ersten,  wann  einer  ettwas  heilligs 
oder  gcwcichts  stillt  ann  geweichten  stetten;  zum  andern, 
wann  einer  etwas  gewcichts  ann  ungeweichlcnn  steltenn 
stillt;  zum  drittenn,  wan  einer  ungeweichte  ding  an  ge- 
weichten stetten  stillt!  Ckirolina  §171  Kohleru.SeÄed,ähnl. 
schon  Bnmbergiache  hahgerichfsordnung  %  197. 

o))  die  beziehung  auf  örtlichkeiten : 

was  mOgcnd's  wir,  dass  man  uns  hat 
in  d'kilutien  tr^lollt  an  gwichte  stat 
und  uns  anbetet,  glich  als  ob 
solch  eer  und  dienst  war  gottes  lob? 

N.  Manuel  Uaglied  der  armen  götsen. 
BächMd  *.  240 ; 
'im  ghftrt  kain  gweichte  state' 
sprach  der  pfarrer:  'naQs  auf  das  feit 
sol  man  den  keser  graben'. 

H.  Sachs  (die  pf äffen  fratten  den  Holen  paurm) 
jah.  H.  »chxp.  5, 127 ; 

die  pfaffen  sagenn,  ann  geweichten  stetten  soll  man  betten. 
Enr.Ri.iN  V.  ööNznuRO  8, 8  J?M(fer«;  zum  dritten,  kain 
gotts  hausz,  kirchen  oder  geweihet  statt  aufbrechen,  zu 
brennen  noch  . .  zu  verwüsten,  militärrid  im  landbiteh 
des  kantons  Appenzell  Ausseroden  (§  189);  des  priesters  blut- 
getränktes kleid  wurde  ...  an  geweihter  stäto  bewahrt. 
Mattuisson  erinnerungen  1,2:57;  dagegen  pilgern  andere 
sich  das  heil  abzuliolen,  sie  ziehen  zu  ganzen  schaaren 
nach  geweihter  wunderthätiger  stelle,  dort  zu  suchen  und 
IV. 


zu  empfangen,  was  ihrem  innem  zu  hauM  nicht  Tsriiehen 
ward.  ßÖTIIK  {WilÄ.  Meister»  uanderjakr*  S,  •)  M,  IM; 
ghewyddo  oft  ghewyhede  plaetae,  templum  atigttilism, 
eönseeratum  Kii.ia!«  14«^;  geweicht  ort,  gott  xAfedfMt, 
divinu»  locus  Maalrh  179*;  geweibet  ort,  Ittogo  suen 
Hui.8iua  (1606)  «8*;  daaz  ich  deinen  leib  ...  an  kein  g** 
weiht  ort  zu  andern  frommen  al>gestorl)«nea  fhririw  b** 
graben  ...  lasse.  (iniMMKUiiiAuaRN  Nitnpl.mtnmtir./  {•• 
weihet«  kirchen,  örter,  effata  ttmplm.  Um  saerm  st  rsU- 
ffiosa.  Ai.F.n  8i<tt«:  geweicht«  Mrehwi,  Bambsrffisehs  kmls- 
geriehtsordnung  %  198;  geweihet«  Urob,  tsrnpltim  mtgustwm, 
eonssert^um.  Hrniscii  ims;  ahnt.  Huuiiua  (Mtfl)  IM^. 
DuEz  (IM«)  l98^  RAiii.RiN  1,  anV  PoMKY  itt.  Kinnen  f.  151*: 
Bayer  190*;  e«  ist  auch  nit  not,  das  man  vergebens  täglich 
in  die  kirchen  lanff«,  gleich  als  war  das  gebet  zwischen 
den  geweichten  maaren  gott  «ngenämer.  Kbrrlin  v. 
GOnzburo  {ein  seMner  Spiegel  des  ehrisfl.  leben»)  8, 101 
Knders;  in  solcher  mainnng  kirrhoff  weihen  ist  nitt  gAt, 
dein  acker,  hoff,  bomgart,  ist  gleich  geweihet  als  der 
kirchofr.  ebenda  i,\K;  geweihet  pfaltz,  kirchhof  Hrxirch 
1595;  geweiheter  kirchholT  Hui.8it'a  188*.  DuRZ  198^.    RAo- 

I.IN  889^     POMKV  188.    KiRRCII  8,  161*; 


man  soll  hinaAs  an  nlgeo 

(lotten  palrk  I 
das  wer  der  rechte  kin-hotr  ««in. 


auf  hencken  seinen 


man  solt  in  in  da«  irewficht  ertrich  nit  graben 

H.  Sachs  (<ter  gestorbene  narr)  fah.  n  trhit.  ♦,  M; 
ebenso  b,  187 ; 

weil  er  sich  selbst  an  einem  strick  erhangen  and  ums 
leben  gebracht,  dasz  sieh  dannenhero  nicht  gebOhre,  dass 
er  als  ein  verzweifTelter,  in  ein  geweihtes  erdreich  sott« 
begraben  werden.  GniMMP.i.«nAU8RN  Simpl.  886  neudr.; 
{Eulenspiegel  gab  von  seinem  gute) . . .  ein  teil  dem  kirch- 
herren  da  seihst  (ti*  Mollen),  doch  mit  dem  bescheid, 
wan  gott  der  her  über  in  gebüt,  und  von  todts  wegen 
abstund,  so  sol  man  seinen  leichnam  begral>en  uM  da« 
gweioht  erdtreich.  Eulenspiegel  93  netidr.  s.  tu; 
seht  an  die  wunden,  die  sein  kArper  bat, 
sie  gleichen  gräbem  auf  geweihtem  boden. 

SHAKE.SPRARR  übcrt.  V.  ScHi.BGRi.  (Corlolan»,  I); 

oft  äuszerte  sie  den  stillen  wünsch,  auf  geweihtem  boden  zo 
ruhen,  und  wir  haben,  nach  den  gebrauchen  der  kirche, 
dieses  marmorne  behältnisz  und  die  wenige  erde  geweihet, 
die  in  ihrem  kopfkissen  verborgen  ist  GöTur.{\VilJt  .Meisters 
lehrjahre  8,  8)  20,  256;  der  edelmuth  der  katholischen  geist- 
lichkeit,  die  ...  unserm,  in  verschiedenem  glauben  g»- 
hörnen  freunde  nicht  nur  das  ehrenvollste  begräbnisz  . . . 
sondern  auch  auf  ihrer  ebenso  durch  die  natur.  als  durch 
die  kirche  geweihten  erde  eine  freundliche  rubestälte  ge- 
währte. C.  A.  H.  C.\.OTt\vsfortsetTung  tu  SKVUfi.,  mein  leben; 

in  geweihter,  kOhler  erde 

wira  der  edle  leib  begraben. 

Um  AND  {ktuteUan  r.  Couet  99)  1,  906 
F..  Schmidt; 

ihr  leute,  der  pfarr  will  se  nich  einsegnen,  a  will  er  de 
geweihte  erde  verweigern.  G.  Hauptmann  Hanndea  hiw^- 
melfahrt  77 ; 

damals  habt  ihr,  vom  bOsen  geist  gaspornt, 
selbst  nicht  jtcweiht««  eigenlhnm  rrnirhont, 
der  hpil'ge  nalloa  and  das  fromme  stiR 
von  Reidienau  erseiifktaa  tarem  drang. 

Uhlanu  {Kmst.  herzog  V.  Schafotten  l,f)t,tt  Fiseksr; 
und  in  derselben  nacht  noch  fing  des  berm 
gvweihtes  haus  in  dOstem  flammen  aaf. 

Hrbbbl  (Oenoeeta  9,  4)  1, 104; 

bald  war  der  geweihte  räum  fast  ganz  verlassen,  nur 
hie  und  da  sasz  noch  ein  altes  mOtterchen,  das  di« 
perlen  seines  rosenkranzes  bedächtig  herabfallen  Hess. 
H.  ScHMID  {das  srhxcalberT)  tt'',  197. 

6))  die  besiehung  at^f  gebrauekstegtmtt§mät.  tfL :  ea  soll 
niemanis  kain  geweichis  guet,  plnetigs  gwand.  angewun- 
tens  traid,  noch  ainigcriai  verargwonton  hausralh  kaufen. 
banr.taiding   n<    Wassemetiburg  {l&.  JaJkrk,).  österr.  %cei»ik. 
6,  489 ;  das  gewicht  salz.  AI.  ostertoaf.  gesegnet  fOricerzen 
und  palmen.  N.  Manuel  testament  der  Messe.  BäektolätK; 
die  andren  mUnich  horten  das, 
ein  iglicher  zu  UufTcn  was 
mit  gweichtan  kanan  und  weichprilnpn. 

H.  Sachs  {4er  mkteh  n.  d.  dintrnnla*)  /ah.  4,  886. 

a))  objeete,  die  sur  gsttesdientHiehen  handlung  gehOrem: 
also  sage  ich  aach  Ton  allem,  das  im  tempel  gebrauchet 

S42 


5447 


GEWEIHT  11  (geweihtes  wasser) 


GEWEIHT  II  (geu-eihies  salz,  wachs  u.  a.)     5448 


■wurdt,  das  bedarff  kainer  weihung,  es  sei  kelch,  corporal, 
altar,  glocken,  meszgewandt.  Eberlin  v.  Günzburg  2,  8 
Enders;  einen  geweiheten  kelch  thar  kein  Christ  anrüren, 
unangesehen,  das  er  getaufft  und  durch  Christus  Wut  er- 
worben, geweihet  und  geheiliget  ist,  nein,  Christus  blut 
ist  nichts,  gegen  einem  geweiheten  kelch.  Luther  (v.  d. 
schlüsseln)  5,  234*  Jenu;  geweichte  kelch.  Bamhergische 
häisgerichtsordnnng  §198; 

als  ich  den  bund  des  Kelches  sah, 

und  das  geweihte  brod, 

80  war  mein  geist  auf  Golgatha, 

und  feirte  Jesu  tod. 

ScH'jBART  {jiach  dem  gemisz  des  heil,  ahendmahls) 
302  Hauff; 

gcweihets  kleid,  vestement  sacre,  vesfimento  sacro  HuLSius 
(1616)188*.  RÄDLEIN  382*";  geweihetes  kleid,  sacra  vestis 
Bayer  290;  ebenso  Pomey  132.    Kirsch  2, 151».    Düez  198*'. 

und  seh'  erstaunt,  wie  jede  puppe 

der  andacM  in  ihr  nichts  versinkt ; 

wie  nicht  mehr  die  geweihte  schnuppe 

der  ew'gen  lampe  sie  umstinkt. 

TiiÜMMEL  {reise  ...  3)  3,  191 ; 

selbst  bischof  und  priester   mit  den  geweihten  kirchen- 

geräthen,   warfen  sich  nieder  und  blieben  mit  der  stirn 

an  der  erde,  bis  der  sultan  vorüber  war.  Moltke  briefe 

ilber  zustünde  .  . .  in  der  Türkei  s.  129 ; 

und  der  Franzi,  der  dick', 

musz.d'posauna  verseeh'n, 

der  hält'  wohl  von  kloa  auf 

a  pfarrer  wer'n  mög'n  .  .  . 

no  d'posauna  is  aa  no' 

a  g'weichts  Instrument. 

K.  SriELER  a  hochzeit  in  die  berg'. 

ß))  objecte,  deren  ttieilnahine  an  der  gottesdientlichen  Jiand- 
Itmg  um  der  heilbringenden  Wirkungen  toillen  erstrebt  wird, 
hier  hat  der  volksaberglaule  ein  reiches  spiel,  und  hier- 
gegen richteten  sich  vor  aUem  die  angriffe  der  reformations- 
hewegung.  vgl. :  gesegnets ,  schwäbische  bezeichnitng  für 
kirchlich  gesegnete  brote,  wein,  fleisch.  Birlinger  Äugsb. 
wb.  193»;  vgl.  gesegnet,  geweihet,  cansecratus  Aleh  gao**. 
den  Übergang  vermitteln  das  iceihwasser  tmd  die  ge- 
weihte kerze.  von  dem  geweiheten  wasser  und  saltz, 
titel  einer  schrift  von  Ani)re.\s  Booenstein  {Carlstadt); 
vor  etlicher  zeit  hat  ein  grawer  Franciscaner  münch  .  . 
sich  . .  .  herfür  gethan  wider  etliche  lerer  der  gottes 
gnaden,  im  evangelio  bezaigt .  .  do  wider  mit  geweichtem 
wasser  und  saltz  sich  lassen  beduncken,  damit  wollen 
allem  unfüg  ain  hütlein  auffsetzen.  Eberi.in  v.  Günz- 
BURG  {wider  die  Schänder  der  creaturen  gottes)  3  Enders; 
(ich)  hab  geredt  widdr  bäpstliche  heiligkeit,  o  wie  ist 
mirs  so  leit,  ich  hab  widdr  sprochen  dem  geweichten 
wasser ,  saltz,  schmaltz ,  mes  und  vigilien  hab  ich  ver- 
acht,  und  ihr  an  besten  nie  gedacht.  Erasmus  Alberus 
wider  Jörg  Witzeln  mammeluken  M  5»  vgl.  auch  Wetzer- 
Welte  kirchenlex.  iO^,unff. ;  wann  man  saltz  und  brodt  zu 
erst  in  ein  hausz  bringet,  dasz  man  beziehet,  so  hat 
man  drin  keinen  lebens  mangel.  fürnemlich  wann  jähr 
aus  jähr  ein  brod  und  saltz  drin,  wird  man  nicht 
hungers  sterben  antwortete  Jan  Tambour,  ist  so  ein 
Stückchen  aus  dem  pabstthum,  da  das  geweihete  brod 
und  saltz  für  die  gespänster  gut  sein  musz.  Leyermatzs 
lust.  correspondentzgeist  (1668)  176  {nr.  24-5);  da  gab  im 
der  erwirdig  Fortunatus  geweichtes  wasser.  Gregor  dialoge 
{Augsburg  1473)  1,  cap. 2i;  geweihet  wasser,  rouch  etc.  hilfft 
den  Seelen  auch  gar  nichts.  Eberi.in  v.  Gijnzburg 
2 ,  18  Enders  (weihe  wasser  .  .  .  segenn  wasser  2, 17) ; 
geweichter  heiliger  brunn,  fons  sanctus  et  augusius. 
Maaler  179'';  diese  tröpflein  sind  lauter  und  sehnlicher 
lieb  wasser,  vil  besser  als  alle  geweichte  wasser,  damit 
unsers  hertzen  schmertzen  gelindert  und  etlicher  massen 
gestilt  werden.  Mathesius  {leichenreden)  1,  98  Lösche; 
als  aber  die  straff  (die  pestilentz)  umb  Mosis  und  Aaronis 
fürbit  auffgehaben,  fahen  Mosis  schuler  unnd  amptver- 
wandten  ein  newen  unlust  an  beim  haderwasser,  und 
machen  sich  abermals  unnütz,  das  die  auflrhü Tischen 
Leviten  und  jr  gesellschafft  auffgereumpt  sein,  und  sehnen 
sich  wider  nach  römischen  granatepffeln  unnd  münchs- 
feigen,  unnd  nach  dem  geweichten  wasser,  da  fraget 
Moses  umb  rath  beim  sone  gottes ,  unnd  thut  ein  fehl- 
streich ...  da  er  sich  aber  ermundert,  schlecht  er  ge- 
trost noch  ein  mal,   da  springt  frisch  irinckwasser  auez 


einem  gelligen  felssen.  {Luthers)  3,  lli  Lö.^che;  geweihet 
wasser,  aqua  lustralis  Henisch  159.5;    ebenso  Duez  igs*; 

der  glaub  wil  untergan. 

des  geweichten  wassers  kraute 

wil  niemand  achten  mehr, 

dazu  der  priesterschaffte 

thut  man  Kein  zucht  noch  eher. 

bergreihen  (16.  jahrh.)  56  netidr. ; 

so  man  glocken  leut  und  weichwasser  sprengt  unnd  ge- 
weicht palmen  und  kertzen  anprent.  Eberlin  v.  Günz- 
nviKG  2,9  Enders ;  wie  sonst  magische  zeichen,  geweihte 
kerzen,  alraune  und  todtenköpfe,  geister  und  schätze  an 
sich  zu  ziehen  pflegen.  Göthe  {triumph  der  empfindsam- 
keit)  14,60; 

beim  klosterthurme  schlummert  ihr  gebein, 
wo  scheu  des  uhus  träger  fittig  streift, 
und  graunvoll,  statt  geweihter  kerzen  schein, 
am  hohen  schilf  des  inlichts  flamme  schweift. 

Matthisson  (das  kloster)  i^chr.  1,  170; 
hast  du  dem  greis  auch  die  geweihte  kerze 
gebracht,  die  zum  geschenk  ich  ihm  gesendet, 
sie  anzuzünden  seinem  heiligen? 

Schiller  {braut  von  Mesmm  4,  2)  14,  98; 

aber  da  ihr  ödem  schwächer  wurde  und  er  sah ,  dasz 
ihre  seele  fliehen  wollte,  ging  er  zu  einem  lädlein,  darin 
geweihte  kerzen  lagen,  noch  von  dem  groszen  sterben 
her.  Tu.  Stoum  (ein  fest  auf  Haderslevhuus)  6,  313; 
auszer  dem  werden  in  Wien  eine  unsägliche  menge  ein- 
zelner gebeten  auf  blättern  gedruckt,  und  vor  den 
kirchenthüren  (nebst  anderm  pfafTentand:  von  geweih- 
ten lichtem,  rauchwerk ,  ablaszpfennigen  .  .  .)  ver- 
kauft. Nicolai  reise  5,  115;  geweihte  agnus  dei,  ge- 
weihte palmkätzchen  . . .  geweihtes  opferwachs,  ebenda; 
es  ist  auch  ain  subtiler  teuffei ,  der  da  leeret,  man  soll 
creützlein  von  geweichtem  wachsz  machen  an  die  wiegen 
der  kinder  unnd  an  die  stall  thüren.  Eberlin  v.  Gijnz- 
burg 2,17  Enders;  geweihtes  wachs,  cera  benedictuBAYE^i 
290*;  das  geweihet  öl  in  ain  wunden.  Eberlin  v.  Günz- 
BURG  2,17  Enders;  darbei  verstehet  unser  heilige  mutter, 
das  so  jemands  schwach  ist,  das  kein  hofnung  desz 
lebens  mehr  vorhanden,  so  sollen  die  pfaffen  kommen, 
unnd  jhn  mit  geweihetem  oel  schmieren.  Fisguart  bienen- 
korb  182'^;  ein  dutzend  alter  weiber,  welches  auf  dem 
vorhof  des  doms  seine  krambuden  aufgeschlagen  hatte, 
stürmte  kreischend  mit  geweihten  rosenki-änzen  von 
glasperlen  ...  heran.  Gaudy  (schneidergesell)  2,  41; 

genszmilch  und  ir  grüner  treck, 

und  drei  finger  breit  mit  speck, 
hamels  zotten,  affenschmalz, 

ein  becher  mit  geweichtem  salz. 

Murner  luth.  narr  3072  Kurz; 

das  geweichet  saltz  in  die  suppen  (mag  ich  gebrauchet^), 
oder  den  schaffen  und  allem  vich ,  doch  sol  ich  kain 
glücksäligkait  darinn  verhoffen.  Eberlin  v.  Gijnzburg 
2,  n  Enders;   geweihet  saltz,  sal  lustralis  Henisch  1595; 

da  seczt  man  auf  den  disch  darnach 
den  gweichten  fladen  sambt  den  aiern, 
wie  der  prawch  ist  im  laut  zu  Paiern. 

H.  Sachs  {der  mönch  mit  dem  kapaun)  fabeln 
u.  schwanke  2,  50 ; 

ich  hab  ein  kunst  und  experiencz  vorhanden  mit  ge- 
weichtem käs  unnd  brot,  do  bei  man  zchand  sieht  wer 
soliche  diebstal  gethan  hate.  dekameron  8,  6  Keller  491  (al 
esperienza  del  pane  e  del  formaggio) ;  geweiht  brodt,  du 
pain  benit,  panis  consecratus  Duez  198'';  dar  umb,  herr 
doctor,  eilet  schnei  mit  eur  kunst!  auch  so  hab  ich 
hie  allerlei  confect,  römische  gewürz  und  geweihete 
kreuter,  die  ir  wol  wiszet  mit  bracht  weltweiser  klug- 
heit  zu  temperieren  nach  aristotelischer  weise  und 
sophistischer  art.  klegl.  botsch.  an  den  bapst  die  selmess 
betreffend,  «.Schade  sat.u.pasqu.  2,256;  einer  unter  ihnen, 
hat  viel  geweiheter  kräuter,  wachs  und  dergleichen  gauckel- 
werk  bei  sich  getragen.  Prätorius  Blocksberg  (1668)7; 
verbena,  cincinnalis,  allerlei  gewihet  krut,  dar  man  de 
altar  und  kerckern  bestrouwet.  Chyträus  nomendat.  tat. 
sax^.  480  (vgl.  verbena,  eisenkraut,  opferkraut,  altarblume. 
Diefenbach  612*;  vgl.  cincinnalis  .  .  .  welsch  eisenkraut 
119"= ;  vgl.  die  magische  und  heilwirkiing ,  die  dem  eisen- 
kraut zugeschrieben  wurde);  geweihet  kraut  a.  eisenkraut 
Chomel  4,  1047;  gevfeihüiT&ui,  herb,  verbenae.  Holpert 
volksthüml.  arzneimittellehre ; 


5449        GEWEIHT  II  {neuere  eneeUenrng) 

solch  weilt  kaiit  bUcbof  dir  varMbttT 

und  iit  vi!  «cbiUpfer,  all  die  w«lb 

die  da  su  gibttt  dem  baleen  prei 

da  du  echreibet,  daii  man  jn  tbät  machen 

au«  hira,  kat,  milch,  trel  gweicbten  em-hen 

pfci  uua  der  «cband,  du  erzunflat 

•olit  du  halten  r« weicht  den  hat? 

FiMCiiAHT  giuckh.  »ehiff,  neuär.  ».  i7,  ebftuo  i.  80 ; 

geweihete  tachen  . . .  heittaen  diejenigen  eo  zum  gottea- 
dicnste  sonderlich  geordnet,  geweihet  and  geheiliget  w«r> 
den.  CiioMF.i.  4.  IM. 

>))  die  erweitenntgen  und  ^^beriragungen  gehtn  von  der 
antmidutiff  auf  auaterehriatlieh»  kült«  aue.  für  die  athon 
miltflhorhileHteehe  belege  vorlagen  {vgl.  oben) :  er  murmelte 
tausenterlei  tchmkliworte  zwiHchon  seinen  zahnen,  und 
Kohwur  bei  der  Pallas  panlolToln,  und  andern  un/eh- 
Hohen  geweihten  dingen,  daran  jhn  seine  bäwrisohe  grob- 
heit  f^emahnen  kondte.  Sidnky'r  Arkadia  (l)  deutsch  v. 
Opitz  iU;  wann  ...  er  so  glückselig  sein  kfinte,  jhn  an 
gastes  statt  aufTzunemmen ,  so  wolte  er  sein  weniges 
hansz  und  wohnung  weniger  [I]  schätzen  als  alle  geweihte 
tempol  der  göltor.  ebenda  78; 

ja  in  der  Artemis  geweihtem  teropel  {»ah  ich) 
die  ketten  no<-h,  die  roeenbltttenen, 
von  ihren  gliedern  roiHxen. 

H.  V.  Ki.KisT  (PentheHlea  8)  8,51  E.  Schmidt; 
der  eingang  zeigt  sogleich  in  einer  schilderei, 
dasz  diesz  des  caffeegotts  geweihter  tempel  sei. 

/aciiauiä  {renommiH  8)  1,  61 ; 

{Argeni»)  hielt  in  jhrer  hand  einen   zweig  mit  bändem 
umbwundoii,   welchen  man  in  das  geweihete  wasser  ge- 
tHUcht,  und  etwas  mit  dem  blut  der  oplTer  besprengt  hatte. 
Baiici.ay's  Argenia  (l,20),  übers,  v.  Ohitz  1  166; 
und  dem  gott  allhier 
zu  opfern  die  geweihte  hekatomb', 
auf  dasz  der  grimm  der  femhintrefTenden 
Tersflhnet  werde. 

B0robr(/2iVm1,  448;  «patersUbnbekatombe,  ebenso 
Voss;  tef^v  ixaiöußrif).  1,147; 

opferten  wir  .  .  .  auf  geweihten  altären 
volle  hekatomben  den  gOttem. 

(8,  806,  ebento  Voss ;  te^oi>s  ßotfioie) ; 
wenn  sie  .  .  vom  geweihten  Ilion 
weg  Tydeus  söhn  .  .  femt. 

(0, 877  von  der  heiligen  Ilios  Voss ;  lofft), 
1,178  II.  a.; 
hat  nicht  die  göttin,  die  mich  rettete, 
aliein  doa  recht  auf  mein  geweihtes  lel>en. 

UOthe  {Jphiyenie  1,  3),  9,  811 ; 

liber  diesen  kreis  greiß  die  neuere  enhcicklung  ipeit  hinaus. 
die  heziehung  at\f  rüigiöse  kuHJbrmen  überhaupt  wird  da- 
durch unterbunden .  das»  immer  mehr  Vorstellungen  und 
Verhältnisse  nach  deren  analogie  au/yefaszt  werden,  so 
bereitet  sich  eine  Verallgemeinerung  der  bedeutung  vor,  in 
der  diM  adjectiv  nur  mehr  eine  absonderung  vom  allttig- 
liehen  und  gewöhnlichen  kennzeichnet. 

a))  6«  der  ankniipfung  an  concreto  bilden  vielfach  die 
gleichen  sttbstuntiva.  die  den  religiösen  begriff  getragen 
haften,  iibergangspunkte  tur  erxeeiterung. 

fA\    l<)wpn,  sie  schleichen  stummfreundlich  um  uns  herum, 
ehren  geweihten  ort, 
heiligen  licbeshort.    Göthb  {Fautt  ä,  5)  41,  333; 

dasz  hier  auf  unserer  rothen  erde  der  geweihte  boden 
der  freigerichte ,  welche  man  nur  sehr  uneigentlich 
vehmgerichte  genannt  hat,  war,  wissen  sie,  sagte  er. 
Immkhmann  (Milnehhauaen  8,13)8,446;  der  storch  aber 
gewann  .  .  .  eine  Vorliebe  für  die  schildwachc  und  für 
die  herren  offlciere,  welche  an  .  . .  der  hauptwache  auf- 
und  abschritten  . . .  und  er  gewöhnte  sich  an  . . .  auch 
seinerseits  an  der  geweihten  sttttte  ernsthaft  hin  und  her 
zu  gehen.  G.  FllF.^•n■A^i  (aA/ien  e,  8)  18,  81;  übrigens  sitze 
ich  hier  . .  .  auf  des  primus  geweihtem  platze!  Tu.  Mann 
Buddenbrooks  2,  467 ; 

schling  um  mich  her  deine  arme, 
dasz  der  hOlle  nachtgespenster, 
scheu  vor  dem  geweihten  kreise 
nicht  in  meine  nahe  treten. 

Urili.par/br  {nhn/rau  8)  4>,  46; 

daz  Oza  nur  die  geweihte  archcn,  ausz  guter  meinung 
angerührt,  mUste  er  alsbald  aulT  das  strengste  gestrafft 
werden,  da  er  doch  dieselbe  nur  wolte  halten,  damit  sie 
nicht  falle,  und  der  todt  wirlTt  so  viel  geweihte  archen 
zu  boden,  und  gehet  ihm  alles  hin?  Abraham  a  Santa 
Clara  grosse  toilten  brUderschafft  14 ; 


GEWEIHT  II  (athibutUf  nOten  abtlmetis)    .'')450 


•t4i«  dies  g«weiliU  haaa  t 
voran  komai'  ich  mit  bsai.,._. 
die  flur  su  fegea  biaak  wid  wsms. 

BiiAKBMpsAiui  »nmmrrmBtkhlrmmm  6, 1  Miead 
(tkU  hntttmd  ktms^', 

ihr  solltet  in  diesem  geweihtMi  raoin  aadacht  und  Munm* 
lung  gewinnen  für  den  groMMi  moinent  der  aofnahme. 
SunKiiMANN  stttrmgesHle  Sokmte»** M. 

g\)  sin  geweihler  myribenwald, 

den  geheim«  schatten  scbwlrzl««, 
war  der  (Attin  aafmthalt, 
wo  die  liebeagOtter  acbenttaa. 

Uz  (<tf«  Ucbev«(«r)M  JMmt; 
■i«  {Uonuent  muu)  soblft  mit  slarkwa  flOg^ri 
in  nngMtaiiMr  lolk, 
wohin  sie,  vom  geweihten  hSgei 
and  junger  bluhmen  dufl, 
•in  taumel  der  begeistranf  nift.    M5  Homer; 

dort  wo  die  sonne  abendi*  untergehen,  und  dann,  darak 
schwarze  zweige  und  wipfel  der  tannen,  ihr  brennendM, 
blendendes  roth  zu  strömen  pflegte,  dort  war  die  T«r- 
deckte  höhe  des  geweihten  gcbirgs.  Zsciiokkk  {fnähif 
von  Aarau)  novellen  u.  diehtungtn  6.  IM. 

y))    das  ich  zu  rechter  zeit  vorUn  mit  ihram  Mot 
'        uro  etwas  angefriseht,  weit  aaf  geweihter  glath 
verbrennen  gantz  zn  aaeh. 

Gavpiitus  (Cardenio  9, 140)  tramerspMe  386  fteta; 

(rar.  gewehrter); 

sie  habe  ich  verehrt  wie  ein  geweiht«»  bild.  so  lange  ich 
in  ihrer  nähe  lebte.  6.  FnKrrAo  (»M  u.  haben)  6,  sio; 

ich  sende  euch ;  gebt  hin,  ihr  meine  swAlfe, 

•ro)>ert  mir  die  weit; 

Ich  Rende  euch  wie  schiife  unter  w6lfa, 

wehrte«  zieht  ihr  ins  feld ; 

doch  wandelt  mathig  eure  battoen, 

ihr  si«h«t  mit  g«w«inten  fahnen. 

Grrük  po/aiM.*  84; 

dafür  war  aber  der  sinn  für  die  gerftthschaften  . . .  desto 
zarter  und  tiefer  ...  oft  wurden  sie  zu  dem  rang  von 
geweihten  pfändem  eines  besondem  segens  und  sehiek- 
sals  erhoben.  Novalis  l,  80  Tieck. 

f\\     man  eilt  das  spiel  sa  «cblieszen 

und  das  gerechte  (rar.  geweihte)  blut  des  kOnigt  su  \«r- 

gieszen.    Ghvphius  {Stuart  6,  84)  460  Palm; 
langverdorrte,  halbverweate  blätter  vorger  jähre 
ausgekämmte,  auch  geweiht  and  abgeschnitlne  haare, 
alte  wSmser,  auagetrettne  schuh  and  schwarze«  UnnaB, 
was  sie  nicht  ums  Icid'ge  geld  beginnen  I 
haben  sie  fUr  haar  und  gut 
neuerdings  dem  publikum  gegeben. 

üÖTiiB  (der  4.  theil  meiner  $cAriflen  1779  bei  HiMB(;no) 
br.  an  frau  v.  Stein  1. 176  Fiditt; 
talisman  in  cameol 
glfiubigen  brinirt  er  ginck  und  wolü; 
steht  er  gar  auf  onyx  gründe 
küss'  ihn  mit  geweihtem  mundet    (weeMMf .  dfitm)  S,  5. 

b))  ausdehnung  auf  abstracto :  dieweil  der  ehestand  das 
allerheiligste  unnd  geweichleste  band  ist,  so  der  menschen 
gcsellschafft  zusammen  hält.  Sidnf.y's  Arüxi</ia  (6)  über». 
von  Opitz  S»67  ;  neben  welchen  . . .  zwei  grund  klare  wasser- 
strömlein  herflossen,  deren  liebliches  ger&asch  . . .  der  ge- 
weicten  einsambkeit  eines  so  heiligen  orths,  nicht  wenig 
zierd  und  anmutlre  mitthcilete.  6.  buch  4;  er  hat  mich 
einiger  fftden  des  frömmsten  geifers  gewürdigt  and  sein 
geweihtes  pfui  über  mein  werckgen  ansgespockt.  Licn 
TKNUKitii  aphor.  8, 117  Leitsmann; 

und  alsobald  ersehien  de«  lempala  priaaterin, 
die  wilde  phantaaie,  und  reicht  ilim  caffoa  Ua. 
ar  trank ;  aa  herrscht  um  ihn  gawallit«  graaa»  sUHa. 

ZaciiarU  (mMNMUM  S)  64; 
dar  groaaa  fHiat  iat  todtt  der  groaaa  Ihrat  ist  todtl 
.  .  .  der  maaa  Arst  ist  todt  ■  disz  ist  das  letale  malU, 
disz  ist  der  UagandM  roweihte  dritte  salil. 

BBSsdT^MffcdirA/e  od.  d.  ntnahme  Friedrtek  WOhelma 
des  gnmsen)  M; 


wanim.  o  aftngar,  bliel>csl  da  ao 

von  deinem  herm,  dem  hellen  momBatama? 

.  .  .  und  wenn  ihn  dort  der  (.'.hembtnen  lippea, 

wenn  ihn  der  kirche  pcalnicu  hier  erhöb'n, 

wenn  ihn  von  IxTgen,  inseln,  aee'n  und  klippen, 

von  meer  und  fels  geweihte  stimmen  flrh'n, 

dann  sah'n  wir  dich  mit  frost'ger  miene  schnippen. 

Albrrt  K.napp  ^fl^f  Oöike»  hinganff)  d.  uiteraUtrdemkm. 
18*,  M; 
geweihte  lispel  schwimmen 
dann  durch  den  tiefen  wald, 
als  w&ren  engelstimmen 
in  seiner  iuü  verh.ilU.     TiEDOB  (Tkarand)  8,  60; 

342* 


5451 


GEWEIHT  IT  {das  geweihte) 


GEWEIHT  II  {die  geweihten) 


5452 


aber  seelengefUhl  trinkt  sein  geweihter  blick; 

ilin  entzücken  des  buchenwalds 
Säulenhallen,  der  luft  sternenbesäter  dorn, 

und  der  spiegel  des  klaren  see's. 

Salis  {ländliches  glück)  ged.  93 ; 

durch  schwur  und  symbolische  handlang,  oder  durch 
geweihten  gemeinsamen  trunck  wird  sie  {die  hingäbe  an 
einen  anderii)  gefestigt.  G.  Frkytao  hilder  1,  79. 

c)  formen  der  Substantivierung. 

a)  am  conservativsten  zeigt  sich  hier  das  neutrum,. 

l))  eine  in  der  älteren  spräche  viel  gebrauchte  ve^-iverulung 
entwickelt  sich  aios  verbindimgen  wie  geweihtes  erdreich 
u.  a.  {s.  0.)  durch  Unterdrückung  des  Substantivs : 

der  (ritter  Hans  Thalbort)  war  im  schweren  bann  verdorben, 
schuld  halb  schlug  man  das  gweicht  im  ab. 

H.  Sachs  {Olivier  u.  Artus  2)  8,  225  Keller; 

bemerkenswert  ist  hier  die  Verschiedenheit  der  räumlichen 
anschauung,  die  sich  im  Wechsel  der  präpositicmen  spiegelt. 

(A)  l'ürder  dich  baldt  herwider  du 

und  forder  zusammen  die  nachtbawm 

alhie  her  in  die  kireholT-mawrn, 

das  wirs  auft'  dem  geweichten  probirn. 

H.  Sachs  (der  gestolen  fachen)  14,  227 
Kelter  u.  Götze; 
mein  lieber  sän,  thu  vor  deim  dot  ein  peicht, 
das  man  dich  pegrabe  auf  das  geweicht. 

{Eulenspiegel  mit  der  kellnerin)  /ab.  u.  sehw.  4,  64 ; 

{soldaten)  die  nicht  allezeit  auff  das  geweihte  begraben 
werden  können,  sondern  irgends  auff  dem  felde.  Grimmels- 
HAUSEN  Simpl.  325  neudr.;  da  bat  er  in,  er  solte  das  kind 
an  das  geweicht  vergraben.  Pauli  schimpf  31. 

b))  {die  Selbstmörderin)  ward  zu  sant  Leonhardt  ver- 
graben, und  regnet  fast  umb  die  selb  zit;  meint  man, 
es  wer  dorumb,  das  si  im  gewichten  l&g.  Heinrich  v. 
Beinheim  1439,  *.  Basler  chron,  5,429;  man  pracht  laub 
vom  bischof  von  Bamberg,  das  man  in  {de7i  Selbst- 
mörder) zu  unser  lieben  frawen  prüder  in  das  geweicht 
leget.  Heinr.  Deighsler  chron.  v.  Nürnberg  {deutsche 
städtechron.  11,263);  (eiji.  betrunkner  bauer,  der  glaubte  tot 
zu  sein)  wolte  sich  auch  nit  da  dannen  bewegen  laszen, 
bisz  letztlich  seiner  nachbaurn  etliche  darzu  kamen,  mit 
gewalt  in  auff  hüben  unt  auff  ein  wagen  legten,  da  ab- 
zuführen, und  ihn,  wie  sie  zu  ihm  sagten,  in  das  ge- 
weihete  zu  vergraben,  von  deszwegen  liesz  ers  geschehen. 
Kirchhof  wendunmut  (2, 146)  l,  196  Österley. 

2))  der  Verbindung  mit  Substantiven  loie  sache,  ding 
u.  a.  steht  eine  Substantivierung  nahe,  die  mundartlich 
noch  heute  üblich  ist:  an  dem  geweiheten  sündigen  {prov), 
qiiod  de  sacro  detraxerif.  Henisgh  1595  {vgl.  sich  versün- 
digt, an  dem  das  dem  herrn  geweihet  ist.  Luther  3  Mos. 
5,  15,  geheiligt  Kautzsch);  das  g' weichte,  kirchlich  ge- 
segneter gegenständ,  z.  b.  geweihtes  fleisch,  hrod,  salz  u.  dgl. 
um  oster-,  weihnachts-  und  anderen  festen.  Schöpf  808, 
vgl.  auch  gesegnets ;  item  so  einer  einen  stock  .  .  .  auff- 
bricht  . .  .  und  der  stock  stet  auff  dem  geweichten:  man 
sol  solchen  dieb  auch  verprennen.  Bambergische  hal^ge- 
richtsordnung  §  199  Kohler  u.  Scfieel. 

3))  bei  Geiler  dient  diese  Substantivierung  sogar  der 
abstraction :  sie  {die  leichtfertigen  menschen)  sind  gouckell- 
echt,  in  werten,  ire  redenn  hond  kein  tapfferkeit,  noch 
geweicht,  aber  sie  treibendt  gut  schwenck  unnd  täding. 
Geiler  v.  Keiskrsberg  seelenparadisz  156*. 

4))  als  gelegenheitsbildung  kehrt  die  Substantivierung  im 
neutrum  auch  in  der  späteren  spräche  wieder :  weihnisz 
{wäre)  nicht  mehr  weihung,  sondern  geweihtes.  Raülof 
teiitsch-kundl.  forschungen  i,  9;  zu  den  charakteristischsten 
gebrauchen  der  Polen  gehört  vor  allen  das  sogenannte 
swiecone  . . .  oder  geweihte,  ein  mahl,  welches  am  oster- 
sonntage  zu  mittage  gegeben  wird,  und  dem  die  ganze 
zu  diesem  fest  versammelte  familie  stehend  beiwohnt. 
das  polnische  ostermahl,  s.  Berliner  mMgazin  f.  d.  litt.  d. 
axi-tlundes  12,  539. 

ß)  weit  entwicklungsfähiger  ist  diejenige  form  der  Sub- 
stantivierung, die  aus  der  beziehung  auf  personen  erwächst; 
sie  betrifft  fast  ausschlieszlich  das  masculimim.  zunäcJist 
auf  den  geistlichen  stand  beschränkt,  erweitert  sie  —  ent- 
sprechend den  mannigfaltigen  bedürfnissen  der  neueren 
litteratursprache  —  ih7-en  kreis  seit  der  mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts, besonders  detctlich  treten  hier  die  unterschiede 
g^idschen  der  er  starrten  form  und  occasioneUen  neubildungin 


zu  tage,  die  ihrerseits  ja  auch  in  lautlicher  beziehung  v&)-- 
schiedenheit  bewirkten,  vgl.  oben  geweiht  neben  geweicht. 
andererseits  macht  sich  auch  der  gegensatz  zwischen  abso- 
lutem und  relativem  gebrauch  geltend,  vgl.  unter  2)). 

1))  die  aus  dem  absoluteti  gebrauch  entwickelten  formen. 

a))  beschränkang  auf  den  geistlichen  stand,  die  erstarrte 
fwm  wird  hier  vorxoiegend  im,  plural  gebraucht,  der  Sin- 
gular ist  ganz  vereinzelt. 

a))  plural :  do  mit  will  ich  nit  abgesprochen  haben 
den  stifftungen,  so  jetz  besitzen  die  gewichten,  aber 
täglichs  zu  tragen  zöfelliger  gaben  beger  ich  abgestellt 
werden.  Joh.Eberlin  7.  bundesgenoszi,Ti  Eiiders;  er  solt 
aber  die  geistlichen  unnd  geweichtten  nit  darein  gemengt 
han,  der  eselkopf,  die  wissen  vor  wol,  was  sünd  ist. 
H.  Sachs  {disputation  zwischen  chorherrn  u.  Schuhmacher) 
22,8  Götze;  wie  reden  die  leien  so  gar  freilich  gegen  uns 
geweichten!  22,  30;  ebenso  {des  puelers  peicht)  fabeln  u. 
schtoänke  i,  607;  da  auff  ein  zeit  viel  geweichte  in  einer 
herrlichen  procession  zu  eim  besessenen  . . ,  kamen,  den 
bösen  geist  auszzutreiben,  hab  der  teufel  ausz  dem  wan- 
sinnigen  laut  gesungen,  o  popule  meus  quid  feci  tibi. 
Mathesius  {Luther)  3,  352;  geweiht,  qui  sont  profez  et  ont 
fait  les  voeux,  HuLSius  (I6I6)  138";  geweihete,  plur.  pi-o- 
fessi,  che  hanno  fatti  i  voti  di  religione,  ceux  qui  sont  profes 
et  ont  fait  les  voeux.  Rädlein  382'';  geweihte,  sacramento 
rogati  intra  peristylia  et  religione  obstricti.  Kirsch  2, 151"; 

mischt  faulhcit  sich  und  heuchele! 
mit  Unvernunft  in  einen  brei. 
so  stöszt  die  gährung  mit  geßraus 
konvente  von  geweihten  aus, 
wie  die  chemisten  tinte  ziehn 
aus  salz,  galläpfeln  und  urin; 
aus  ähnlicher  mixtur  entstand 
papst  Bonifaz  und  Hildebrand. 

Thümmel  {reise  8)  3,  41. 
ß))  der  Singular : 

ich  musz  da  warten  auff  ein  gweichten, 
welcher  kümbt  nachher  in  der  neben. 

,H.  Sachs  {fahrend  schüler  im  paradies)  14,  79 
Keller-Götze,  ebenso /ab.  5, 269  Götze  u.  Drescher; 

geweiheter,  mji  profes,  qui  a  fait  voeu,  ou  un  religieux 
qui  a  fait  profession.  DuEzlOS'';  bruder  teufel  fall  nicht 
so  hart  aus  dem  karakter,  ich  möchte  sonst  beinahe  an 
dir  verzweifeln  und  dich  für  einen  heiligen  halten,  zum 
mindesten  für  einen  geweihten.  Bonaventura  2.  nacht- 
wache.  Michel  s.  14;  als  ihr  häufe  {der  mönche)  beisammen 
und  auf  seinem  fortzuge  begriffen  war,  und  nun  auch 
der  letzte  geweihte  heraus  trat,  der  dieses  heiligthum 
verschlieszen  muszte,  wagte  ich  es,  mich  ihm  in  demü- 
thiger  Stellung  zu  nähern.  Thümmel  {reise  in  die  mittäg- 
lichen provinz.  vo7i  F^-ankreieh  l)  l,  135. 

h))  erweiterung .-  die  priester ,  diesem  vorzukommen, 
wählten  natürlich  die  decke  des  geheimnisses  . .  .  die 
häupter  des  volks  drängten  sich  zuerst  hinter  die  decke 
und  wurden  geweihte.  Herder  {ideen  z.  philos.  d.  gesch.  d. 
menschh.,  entwurf  9,  5)  13,  461 ;  priestersazung  verstattete 
den  wonnebezirk  des  Hades  nur  den  frommen,  welche 
die  gebrauche  des  götterdienstes  mit  fleisz  beobachtet; 
den  geweiheten  jedoch,  und  zumal  den  zur  hehren  schau 
vollendeten,  war  bestimmt  der  vorsiz  am  elysischen 
wonnefest.  J.  H.  Voss  antisymbolik  (2.  stück)  l,  218;  sie 
wissen,  dasz  von  Orpheus  und  Hesiodus  an  fast  alle  be- 
geisterte lehrsprüche  und  geheimnisse  an  schüler,  ge- 
weihte, jünger  gestellt  wurden;  die  namen  Linus,  Musäus, 
Perses  sind  bekannt.  Herder  {h-iefe  d.  stud.  d.  theol.  betr. 
1, 11)  10, 126;  es  war  um  die  zeit,  als  die  herzensergieszungen 
des  klosterbruders  das  volk  zu  entzünden  begannen,  nach- 
dem sie  viele  jähre  hindurch  nur  in  einem  engen  kreise 
weniger  geweihten  einflusz  bewiesen  hatten.  Immermann 
{epigonen  6,  3)  6, 147  Hempel ; 

es  schleuszt  den  mund  ein  goldenes  schlosz, 
der  geweihten  mund  die  schauten  das  licht 
hoher  weihung! 

Chr.  Stolberg  {Odipus  in  Kolonos)  13,  275; 
wundersam,  durch  dunkelheiten, 
geht,  allheilige  natur, 
deines  zaubertrittes  spur, 
ahnend  folgen  die  geweihten. 

(der  wahre  träum)  1,  183 ; 
...  sie  sind  ein  weiser,  ein  prophet, 
sie  zählen  sich  zu  den  geweihten  hier  auf  erden. 

KOTZEBUE  {/reimaurer  6)  35,  17; 


6453         ffKWEIHT  II  igcweihttr  den  herm) 

waun  tlie  natur  will  knttpfeu  und  erbauen, 
dünn  liebt  in  stillen  tiefen  sie  zu  walten; 
guwuihteii  einzig  ixt  vorf(Onnt  zn  ecbauan, 
wie  ibro  band  oen  frabling  mag  metalten. 

Uni.ANi.  (an  K.  M.)  1,  IIB  S.  Schmidt; 

und  dieselLen  menschleiii  nun,  die  ihr  kaltes  dämmern- 
des dasein  an  diesen  eroberten  Pronietlieus-strahlen  er- 
wärmen, diese  wüliun  dann  schelten,  wenn  der  gehei- 
ligte, unterirdisch  geweihte  nicht  ihren  Satzungen  der 
alltUgliciilteit  ««horcht?  Tikok  {diehterhben  l)  18,  M. 

a))  die  form  der  inibMtantixnerung.  die  vom  rdativen  ge- 
brauche aumjeht.  bedingt  eine  vertchiebfing  der  etu»s  (wr 
drängung  de*  dativH  durch  den  genetiv .-  dem  herm  geweiht, 
der  geweihte  dos  herrn).  auf  diete  neue  form  der  Verbindung 
mögen  umuhtngm  eingewirkt  haben,  die  unmittdbar  aus  der 
»ubutuntivfumtion  hervorgingen  (des  widerchristen  legaten 
und  geweihten.  Matiiksius  [Luther]  S,im  LÖHche;  seine 
geweihten  *.  «.).  schmi  hierin  lag  ein  anreii  für  neubil- 
düngen,  die  nieinali  da«  durrhtjanynatadium  de»  partiei- 
pialen  udjectivn  durchlaufen  haben,  die  gleiche  eracJteinung 
war  achon  in  der  althochdeutschen  liiteratur  tu  beobachten, 
wo  eie  an  lateinische«  vorbild  »ich  anlehnte;  in  der  neueren 
dmt.irhen  litteriitur  ist  sie  wohl  aus  eii/ener  kraft  neu  er- 
wadtsen;  sie  wurde  ilberdiesz  begiiiietigt  durch  die  ßexions- 
verhäUnieae.  wo  das  particip  mit  dem  singular  eines  femi- 
ninume  eich  verband,  blieb  ea  unsicher,  ob  dativ  oder  genetiv 
vorlag,  und  ao  war  der  boden  für  die  easusverachiebung 
auch  hier  vorbereitet,  für  alle  diese  vertcendungen  zeigt  »ich 
die  besiehung  atif  den  geistlichen  stand  achon  gelockert 
und  verUaatt;  neu  ist  die  Verbindung  mit  andern  als  per- 
»önlieheti  genetiven;  ea  erscheinen  namentlich  abstraeta  an 
dieser  stelle. 

a))  David  war  ein  geweihter  des  herm.  Hebiiki.  {Judith  8) 
1,41  \Ve)-7ier;  der  künstliche  lockenbau  des  kastanien- 
braunen haars,  der  babilonische  tluirm  des  krepps  nach 
damaliger  mode  .  .  .  alles  das  kündigte  eher  einen  ge- 
weiheten  der  holden  dame  von  Gnidus,  als  einen 
priester  der  ernsten  und  ehrbaren  Themis  an.  Jon. 
GoTTWEUTil  MOi.i.EH  Siegfried  v.  Lindenberg  i&t;  daher 
ist  auch  bei  den  rohesten  Völkern  die  spräche  der  reli- 
gion  immer  die  älteste,  dunkelste  spräche,  oft  ihren  ge- 
weiheten  selbst,  vielmehr,  den  fremdlingen  unverständ- 
lich. Herder  (üieen  ntr  philos.  d.  gesch.  d.  menachheit  9,5) 
13,  389;  allenthalben  auf  der  erde  zeichnet  sich  die  heilige 
spräche  als  eine  erhabenfere ,  ältere ,  feierliche  aus ,  die 
oft  ihre  geweihten  selbst  nicht,  vielwcniger  die  ankömm- 
linge  verstanden.  13,460;  meistens  sind  sie  bei  jeder 
nation  uralt  und  die  meisten  ihrer  geweihten  wissen 
vielleicht  selbst  nicht  mehr  den  Ursprung  und  die  eigent- 
liche bedeutung.  458; 

Pböbus  Apollon,  mit  silbernem  bogen  !  wir  trauen  der  ahnung, 
die  dein  heiliger  muud  deinem  gcwei beton  baucht. 

F.  L.  Stolhero  (The«eui)4, 10; 

die  wissenschuften  sind  edel  und  gut,  stärken  und  nähren 
die  Seelen  ihrer  geweihetcn,  führen  ihre  lieblinge  auf 
grüne  auen.  (tlie  itisel)  8,  145; 

alhicr  wird  die  gegenwärtige  erd-anim  verehret 
wenn  ein  fcstlicbcs  rauschen  aus  den  benachbarten  wölken 
Bchimmernd  berabkoinmt   und   ihren    geweihten    ihr    dasein 

verkOmliirt. 
WiELANi)  Hermann  2  v.  754  Mitncker. 
b))     ...  wenn  sich  unser  vater  zur  ruh',  sich  Hagedorn  hinlegt : 
Ebert,  was  sind  wir  alsdann, 
wir  geweihten  des  Schmerzes,   die  hier  ein  trüberes  Schicksal 
l&nger  als  alle  sie  liesz? 

Klopstock  {an  Kbert)  5,  37  Itcxberger  {vor. .-  wir  ver- 
lassenen beide); 

ewig  ist  die  dauer  des  schlafe  I  heiliger  schlaf!  beglücke 
/,u  selten  nicht  der  nacht  geweihte  in  diesem  irdischen 
fagewcrk.  Novams  {hymnen  an  die  nacht)  2,3,  Tieek  u. 
Schlegel ; 

biüt  du  nicht  gewohnt  vor  allen, 

als  der  einsamkcit  eeweihtcr, 

ohne  fttszpfad  und  Begleiter 

durch  den  stillen  forst  zu  wallen? 

Platkn  (Ueder  u.  romanxai)  1,  33. 

c))  während  bei  den  letzten  belrgen  für  feminina  der 
eastis  offen  bleibt,  ist  bei  anderen  (J'iir  das  masc.)  der 
datic  inchergestellt :  er  selbst  {Atreus)  stehet  am  altare, 
befühlt  die  dem  tode  geweihten,  legt  sie  zurechte,  und 
ergreift  den  st&bl.  Lessino  (theatr.  biblioth.  2:  Seneca. 
Htgest.  4)  6,  814,  LachmannMuncker ; 


GEWEIHTRAQEND  5454 

dazu  vgl    «im  kämpf  denn.  ilAmerl  Usst  ow  itnitan! 
'  '  es  grtneo  «neb  dl«  lodgeweihtM. 
ona  M  wie  brat  zum  leUtmmal  I 

\AHan  (!*f>arlaeuM'\  (fed   1,S3; 

euch,  dem  Helios  gewetht«ii, 
heitern  tags  gebenMeiten, 
cnuz  zur  stuod«,  41«  bewegt 
Luna's  boebvenlinnf  rectl 

Qtrmu  (Faust  i,  i)  4t.  170. 

d)  der  relative  gebrauch  de»  adjeetw».  WM  »ehr  gerade 
der  relative  gebrauch  tur  verblassung  der  urtprüngliehen 
bedeutung  und  zur  eneeiterung  de»  umfange»  führt,  uifft 
»ich  schon  in  Verbindungen  de»  particip»  mit  dem  vertum 
Substantiv  um.     auch  hierin  bleibt  geheiligt  ueii  turüdt: 

wolt  auch  geistliche  ampt  vcrbrinfMi, 

haltr  den  geissen  ir  coniplat  singen 

und  bin  doch  nicht  darzu  Mweicht, 

kam  nie  in  kein  kirchen  vllleicht. 

H.  Sachs  (/oM  vom  ttUzen  im>//i  i:  4«; 

wer  aber  frembde  dienst  wil  dreiben, 

darzu  er  doch  gar  niht  raweibet  ist, 

die  er  nicht  kaa.  noch  Bat  gelert, 

verdient  undancx  all  frist. 

(der  utl  mit  icinevi  herm)  /ab.  u.  aehw.  9,  919; 

nicht  geweiht  sein  zu  etwas,  nicht  dazu  befugt  sein. 
SciiMKi.i.KR  8^,  888.  ou»  diesen  und  anderen  Verwendungen 
(dasz  die  kinder  frühem  tode  geweiht  seien,  denea  die 
eitern  selber  pathe  gestanden  GERViNt'8  adietbiogr.  to), 
loerden  einzelne  Verbindungen  auch  in  die  funetion  der 
Opposition  und  de»  attribute»  übernommen: 
a)  das  sie  heulend  schallt, 

und  nur  geweiht  zu  friedenMklängeo 
die  losung  anstimmt  zur  gewalt. 

SciiiLLBB  (giodce  867)  11,  317; 
wer  B&nge  das!      ein  jtUtg'rer  kOnnt'  ea  kaum, 
von  ros^r  schAnheit,     zum  gesanf  geweiht. 

Gbihel  JuniusUeder  {'am  meere"); 
um  manche  stille  kirchhofmaaer 
mag  schweben  euer  schattenflug, 
beflfigelt  von  der  Sehnsucht  leisem  zng, 
zu  hflgeln,  wo  geweiht  der  traner, 
ein  kränz  noch  welkt  beim  aschenkmg. 

LiNGG  {die  rer$choUenen)  ged.  i,  aC5; 
uns,  zur  liebe  geweiht,  ach !  zu  der  innigsten 
seelenliebe  geweiht:  warum  bestrahlt  der  mond 
still  die  wölken  durchwandelnd, 
uns  durch  hUgel  und  thal  getrennt? 

Vcss  {an  iycima)  öden  u.  degien  191  Sauer; 
lausche,  Jungfrau,  aus  der  hOhe 
einem  Heide   dir  geweiht  I 

UiiLAMu  {entsagung)  1, 189  E.  SehtuitU. 
ff)  entsagst  du  muthig  m  der  weihe  stundo 

den  gotzen,  die  als  höchster  zweck  dir  galten, 
und  reiszest  blutig  sie  aus  herzensgrunde ; 
wirst  über  sie  als  mittel  du  noch  schalten, 
dann  dienen  kunst  und  ird'sche  liebe  dir, 
tmd  frOhnen  deinem  eottgeweihten  walten. 

CuAMlSäo  {mederxeichen)  4*,  IM; 
und  jeder  zephyr,  der  durch  blumen  achwirrte, 
soll  deinen  t^uuren  folgen  ohne  säumen, 
zu  dieses  thaies  dir  geweihten  räumen, 
wo  seine  hirtin  heut   umf&nj^  ihr  birte. 

RCcKKRT  {liebetjruhiing)  poet.  werke  1,  306; 

am  87.  märz  1883  endete  der  tod  ihr  reich  gesegnete!, 
selbstloser  liebe  geweihtes  leben,  v.  Lrszcynski  tu  den 
gea.  schrißen  Moltkes  5,  SO  {über  Moltkea  achwester  Äugustd); 
'ich  sehe  sie,  wUrdige  verwajidte  der  ewigkeit',  entwickelte 
sich  seine  rührende  anrede,  'durch  die  irdische  freude 
des  Wiedersehens  zu  empfindungen  hingerissen,  die  mit 
diesem  der  stillen  andacht  geweihten  orte  unverträglich 
sein  würden,  hätte  sie  nicht  der  letzte  wille  einer  frommen 
gattin  und  mutter  herbeigerufen,  entsündigt  und  zu  höhcrn 
endzwecken  geheiligt'.  Thümmki.  (reue  5)  5, 174 ;  das  der 
nummismatik  geweihte  zinimcr  entspricht  seinem  ruf* 
völlig.  WAiTHissON  erinnerungen  1,  238. 

e)  composita  erwachsen  theiis  den  eben  besprochenen  Ver- 
bindungen ,  vgl.  gottgeweiht ;  todgeweiht ,  schmerzge- 
weilit  u.  a.  attf  eine  andere  form  der  Verbindung  weist 
liedergeweiht,  vgl. .-  iro  nachkommen ,  so  mit  schlechter 
heiligkait  sind  gweicht  gewesen.  Alpin'CS  Polgdor. 
Vergilius  9*;  hochgeweiht  («.  th.  4.  8.  sp.  1688)  beruht 
auf  adverbialer  vtratärkung,  und  das  schon  mittelkoehd. 
(Lexer  8, 1887)  belegte  ungeweiht  legt  ton  dem  übergmmg  de» 
particip»  in  die  kategorie  der  adjectiva  seugni»  ab. 

GEWEIHTRAGEND,  parHciinaie»  adjetÜv,  Umschreibung 
für  geweiht  I  {a.  d.).  antlertd,  geweihtragend,  mit  einem 
geweih  geschmückt  Ghieb-Scukösr  engl^eutseh.  wb. 
bi";  ähnl.  MUHKT  deutsch  etigl.  icb.  8*.  875. 


5455 


GEWEIHWECHSEL-GEWEINE 


GEWEINEN-GEWEISEN 


5456 


GEWEIH  WECHSEL,  m.:  der  geweihwechsel  {hätigt)  mit 
dem  genitalverhaltnisse  .  .  .  zusammen.  Behlkn  417. 
GEWEILEN,  verb.,  verstärktes  weilen,  s.  d.: 

.  .  .  das  läger  thel  man  schlagen, 
die  im  sehlosz  schoszen  zu  uns  heraus, 
wünschten  uns  ein  glitten  tage, 
wir  liszen  alle  ding  wol  geweilen, 
und  wolten  mit  dem  geschüz  nit  eilen, 
bisz  es  uns  war  gelegen. 

das  Helffennteiner  lied  bei  Adrian  mittheil,  aus 
haiidschr.  130. 

GEWEIL,  n.,  h-avium,  geweill,  gemma  gemmarum  (1507) 
DiEFENBACH  81";  die  parallele  mit  ßQaßrlov  {kampfjpreis, 
vgl.  bravium,  zil,  lauffers  .  .  .  Ion,  M'edelopers  danck  .  .  . 
lobe  kröne,  ehenda)  verbietet,  auf  wila,  wile,  velum 
s.  u.)  ztirilckzugehen ;  sie  nöthigt  vielnieJir,  an  hwila,  wile, 
weile,  Zeitpunkt  anzuknüpfen,  wobei  die  grundhedeutung 
von  weile  herangezogen  werden  musz. 

GEWEILT,  GEWILT,  participiales  adjectiv  zu  weilen, 
wilen,  Velare,  vgl.  Graff  l,  895  (wilön);  mhd.  wb.  3,071»; 
Lexer  3,  8«7.  das  wort  ist  in  bezug  auf  die  einschleierung 
der  gottesbräute  gebraucJit  und  erscheint  schon  in  den 
Monseeer  glossen  zum  africanischen  konzil.  velata,  giwi- 
lotiu;  nan  velata,  ungiwilotiu.  Steinmeyer-Sievers 
2,  122;  ein  magt  solt  also  blug  und  also  schämig  sin  das 
si  keinen  man  mit  vollen  ougen  niemer  solt  an  gesehen 
und  sunderlich  ein  gewiloti  magt  diu  solt  Iren  wil  al- 
wegent  vor  irem  antlüt  haben  das  man  si  ouch  kum  möchti 
angesehen,  altdeutsche  predigten  5.203  Wagkernagel; 

df  closter  gar  vorbrunnen ; 

der  reinen  closternunnen, 

dl  gote  wärin  kusch  gewllt.     Jeroschin  26,  538 ; 

es  ist  och  gedinget,  alle  die  wil,  dag  Agnes  Frigelin 
lebet,  du  och  ein  gewiltü  frowe  ist,  in  dem  vorgenanten 
unserm  closter.  urk.  von  1356  aus  dem  kloster  Lichtenthai, 
vgl.  zsch.  gesch.  d.  Oberrheins  8,  208,  ebenso  219.  356.  439 ;  so 
haben  wir  alle  gemeinlichen  gelobet  . . .  dag  wir  durch 
deheinreleige  sach  willen,  fruntschafft  noch  gunste,  keine 
pfründe  sollen  geben  in  deheine  wise,  die  wil  unsere  ein 
und  funfczig  gewilter  frowen  sint,  mit  sölicher  beschei- 
denheit,  wenne  ein  gewilte  frowe  oder  me  sterbent,  dag 
gotte  lange  wende,  so  mögen  wir  also  vil  pfründen  geben, 
als  denne  frouwen  abegangen  sint,  die  ouch  gewilte  fro- 
wen werden  söUent,  also  dag  wir  alle  zit  bliben  an  der 
zal  einer  und  fünfzig  gewilter  frouwen.  345.  ebenso  219.  353 ; 
der  erwirdig  vatter  fünng  an  den  trauen  zue  erzellen 
sein  fürnemen  und  die  päpstlicher  gehorsame,  das  er 
nemlich  solte  abforderen  8  geweilet  frauen,  der  namen 
in  der  obedients  von  dem  päpstlichen  stul  geschriben 
sein,  cit/ron.  d.  Bickenklosters  zu  Villingen  24  Glatz;  so  mag 
die  leischwester  mit  kochen,  schüsslen  weschen,  fegen 
und  andere  werck  eben  als  vil  verdienen  als  die  gewilte 
Schwester  {die  eingekleidete  nonne).  Geiler  chi-istl.  bilg.  189", 
geweilte  closter-frau ,  sanctimonialis.  vocab.  von  ii82,  vgl. 
Frisch  2,434". 

GEWEINE,  GEWEIN,  n. ,  Verbalsubstantiv  zu  weinen 
{s.  d.).  am  frühesten  belegt  ist  eine  bildung,  die  sich  hi 
der  form  an  die  collectiva  anschlieszt,  vgl.  gethieiz  ti.  a., 
vgl.  gesteinze,  gebeinze  (w^^  Grimm  gramm.  2,214): 

herr  Dietherr  von  Isenburg  bischof  zu  Meinz, 
in  der  drter  hern  land  ist  grOsz  geweinz 
von  kindem,  frauwen  und  auch  von  mannen. 

lied  auf  die  scMacht  bei  Seckenheim  bei  Lilienx'ROn 
114,  6  (1,  s.  529) ; 

die  heutige  fwm,  die  mit  der  anderer  verhalsubsfantiva 
übereinstimmt,  ist  zuerst  bei  den  ScJilesiern  belegt,  und 
hat  sich  von  du  aus  in  der  litterahir  und  in  den  wMer- 
bücJiern  viel  früher  ttnd  nachhaltiger  festgesetzt  als  andere 
ähnliehe  bildtmgen  .- 

diss  soll  der  trau-ring  sein 

diss  klägliche  gewein. 

Gryphius  {verliebtes  gespengt  i)  315  Palm; 

lasst  uns  den  tag  begehen 

mit  seuffzendem  gewein.    {Stvart  3,  490)  419 ; 
die  dunkel  einsamkeit, 

vorhin  durch  ihr  gewein  bethiänet  und  beschreit, 

soll  nunmehr  zeuge  sein  (ich  hass,  ich  flieh  Gelinden) 

dasz  sie,  Olyrape,  nur,  nur  mäichtig  mich  zu  binden. 

{Cardenio  4, 120)  314; 
weinung,  die,  das  weinen ,  it.  das  geweine ,  ploratus, 
ßelus,  lacrimatio.  Siieler  2480;  gewein,  n.  les  jileurs,  de- 
plorntlo.    POMEY193;   geweine  (das),  das  stetige  weinen,  a 


long  whining,  weeping,  erging,  howling.     teutsch-engl.  lob. 

2,  771;  geweine,  geween  Kramer  2,97»;  das  gewein  oder 
das  gev/eine  Adelung  2,  659;  geweine,  continual  weeping 
or  crying.  Hilpert  1,  463"; 

so  gebildet,  so  war  glaubt's  dem  begeisterten  dichter, 
einst  als  Säugling  Akid,  als  durch  sein  erstes  gewein'' 
Juno's  schlangen  geschreckt  von  seiner  wiege  zurückflohn. 

WiEi.AND  {übers,  v.  Villoisons  ged.  auf  d.  gehurt  des 
erbprinzen  von  Sachsen- Weimar)  6,  50  Ilempel; 

dacht'  ich's  doch,  dasz  ihr's  nicht  wiszt  {was  sich  heut 
nacht  zugetragen),  was  ein  geweine  die  stiege  hinauf  und 
hinunter,  hört'  mahl;  hört  ihr's  jetzt?  maier  Müller 
{Golo  u.  Oenovefa  3,  6)  8, 182. 

GEWEINEN,  verb.,  verstärktes  weinen,  s.  d. ;  die  zusammen- 
gesetzte form  ist  icesentlich  auf  die  mitfelhochd.  periode 
beschränkt,  vgl.  mhd.  tvb.  3,  558**.    Lexer  l,  981,  nachtr.  208. 

1)  absoluter  gebratich: 

ez  gät  mir  vonme  herzen 
dag  ich  geweine. 
ich  und  min  geselle 
müezen  uns  scheiden. 

mirvnesangs  friihling  9, 14  (KfJRENBERG), 

ebenso  Hartmann  v.  Aue  Gregor  2224  Lachmann;  Kon- 
rad v.  Würzburg  Parteyiop.  6244.  Wolfdietrich  A  430. 
436  u.  a. ; 

Prünhilt  diu  schoene  mit  übermüete  sag. 
swaj  geweinde  Kriemhilt,  unniaere  was  ir  dag. 

Nibelungenlied  1040,  2  Lachmann  ; 

wan  swie  vil  si  gebetten  unde  geklageten  unde  geruoften 
unde  geweinten  diu  fünf  tüsent  jär  unde  zwei  hundert 
jär  und  ein  jär,  dag  half  alleg  niht,  ung  ein  mensche 
wart  geborn.     Berthold  v.  Regensburg  1,290  Pfeiffer. 

2)  relativer  gebrauch: 

so  si  vile  geweinint  und  gesrient 
zu  unsirme  h'rin. 

Hamburger  jüngstes  gerichl,  Piper  geistl. 
dicht  ung  1,  64; 
weit  ir  mir  wenden  min  heil, 
66  lag  ich  iuch  vil  lihte  ein  teil 
6  nach  mir  geweinen  (var.  weinen), 
ich  enwelle  mir  erseheinen 
wes  ich  mir  selber  schuldic  bin. 

Hartmann  v.  Aue  armer  Heinr.  833  Haupt; 

ebenso  Konrad  v.  WOrzburg  Partenop.  6348;  also  mugen 
wir  arm  suntsere  tuon;  s6  wir  wol  geweinen  unser 
missetät,  s6  wirt  uns  ringe  und  als  senfte,  dag  wir  wol 
inne  werden,  dag  unser  s61e  ist  gevreut  mit  dem  heiligen 
geiste.  St.  Pauler  predigten  110  Jeitteles. 

GEWEINEN,  ndd.,  nebenform  zu  gewenen,  gewöhnen, 
*.  d. 

GEWEINT,  participiales  adjectiv  zu  weinen  {s.  d.).  «n- 
getoöhnlich  ist  die  attributive  function  {vgl.  verweint) : 

—  ich  aber  wanderte  und  wanderte  — 

es  blieb  die  sonne  hinter  mir  zurück, 

und  nur  ein  paarmal  merkt'  ich,  dasz  sie  trübe, 

fast  wie  ein  roth  geweintes  mutterauge, 

mir  durch  die  nebel  nachsah. 

Grabbe  {donJuan  u.  Faust  1,  2)  2, 19  Orieebach. 

GEWEIS,  adj.,  vereinzelte  7iebenform  zu  gewisz,  *.  d. 

GEWEISCH,  n.,  mundartliches  Substantiv,  in  Schioahen 
und  Mittelfranken  {Eichstätt)  belegt,  s.  auch  weisch  hei 
Sgiimeller.'2'',  1041;  weisch,  g'weisch,weischfeld,  stoppeln, 
Stoppelfeld.  Sghmid  schwäb.  wb.  62i;  im  geweisch  ackern 
oder  geweischen,  im  herbst  ein  Stoppelfeld  umpflügen. 
ScHMELLER  «. «. 0. ;  wcischrueben,  geweisch-batzln,  weisse 
rüben,  auf  ein  feld  geliaut,  wo  dasselbe  jähr  getraide  ge- 
standen ...  stoppel-rüben.  ebenda;  um  die  zeit,  da  die 
leider  geleert  wurden,  pflegten  die  gänse  zu  schränken 
.  . .  dann  trieb  man  auf  das  geweisch ,  wo  sie  von  den 
abgefallenen  aehren  und  körnern  rasch  schwer  wurden. 
WichelBugk  lebensbeschreilmng  in  'Bagenga',  oberachwäb. 
ged.  s.  44; 

sobald  der  wind  dur  d'stupfla  göht  .  .  . 

und's  gweisch  von  spinnawebbä  glitzt.     ebenda  s.  94. 

GEWEISEN,  verstärktes  weisen  {s.d.\ 

l)  die  ältere  spräche  hatte  zicei  verba,  verschieden  in 
bildung,  gebrauch  und.  bedeutung,  die  hier  beacMung  bean 
spruchen:  ahd.  gawisjan  Graff  i,  1066  tcnd  gawison  ebenda 
1068.  schon  iti  der  mittelhochdeutschen  zeit  treff'en  beide 
verba    in    einer  form   zusammen,    vgl.  gewisen  m,hd.  wb. 

3,  761*.  763».    Lexer  1,  993,    nachtr.  209.     da  zudem  in  der 
gleichen  zeit  die  sonderformen   des  gebrauchs,    die  mit  ga- 


5157 


GEWEISEN  (i.a  ak'h  umsfheti) 


vUlSn  verknüpft  mtren,  luriUktrttmt ,  M  vmrKhieben  wich 
(He  gebielarjrenten ;  gawisAn  achtint  goiu  0U»nt0tmrben.  isi 

abn-  in  einiffen  reatvencetidungen  doch  bi»  auf  dt»  kauHgm 
tag  iorhandtn.   rijl.  unter  KcwfiHt  (l;. 

a)  gnwlHAn  hat  mediale  actionaart,  enttciekdt  jtäoeh  mua 
der  grundbedeutung  'tick  XHntthen'  in  der  Verbindung  mit 
peraönlirhetn  object  eine  vtneendung  im  ainne  von  beiuchsn, 
visitar«. 

a)  in  dieatr  bedautung  iat  »dum  bei  Ulkilas  gaveisan 
büt^t,  voührmd  di«  atugnia»«  für  daa  timpUa  arat  der  alt- 
hocMeutaehan  a$it  angMran. 

0)  (Um  peraönliehe  ohjeet  iat  im  ganativ  angeknüpß : 
Hink«  jiih  in  kiirkarai  jaiiiii  itaTeisodeda|>  meiiin.  ^fatth. 
■d\*a  «,ir  linbt  mich  nicht  besucht.  Luthrr,  ir  hüimsuht 
niioh  iiit  cod.  Tepl.);  ebenao  Ltte.  1.  78.  7,  16;  ähnlieh 
Luc.  1,  tw. 

S))  bei  der  umirandtuug  in  die  pait.ntronatruction  wird 
daa  im  genefir  angeknüpfte  ohjeet  nunmehr  ntbject:  jah  pa 
veisodai  viiiir|>uii  riatiravardos  Neh.  7,  1  (unri  wurden  hc- 
Btellet  die  thorhütcr.  Luther),  auch  die  bedcutnng  nimmt 
eine  andere  nehtung,  aie  läatt  aicJi  aber  ungezunngen  uua 
der  grundbedeutung  'nch  »«»i.trA«»'  erklären,  die  aurh  für 
die  ulthochdeuttichen  belege  an  stelle  der  zu  eng  gefaaxten 
gleichung  gaw]H(^n,  viaitare  antuaetxen  iat. 

ff)  die  althochdeiitache  Periode  bevortugt  für  viaitare  vor 
nlfem  daa  einfache  verbum,  die  auaammetigeaetxte  form  iat 
rr/tt  im  Übergang  zur  mittelhoehdeutachen  zeit  häufiger  be- 
legt, tco  die  fiej-ionifformen  nicJtt  überall  mehr  .neher  führen, 
die  folgende  gliedenttig  muat  sich  daher  oft  auf  encägungen 
gtützen,  die  der  beobachfung  des  allgemeinen  aprachgebrauchea 
einzelner  Übersetzer  entnommen  sind. 

i))  mit  genetirobject. 

a))  mit  genetiv  der  peraon .'   sA  du  inenniscon  gewiBost 
in  humana  carnc.  Wim.iram  hohes  lied  li7,  9  Seemüller; 
(ic\\  er  (Aaron\  olTenoto      allir  der  diete 
zeiclipii  uil  RCQÖne      die  er  uon  (cot  urdne 


hahcte  gewunnen      ;e  der  fcwisüunpe 


die  .luden  daj  uern&men 


dai 
ged 


fewist 
lei  w 


ie  urO  si  w&reu 


daz  ir  got  gedAhto      unde  ir  gewtsote 
mit  80  grossen  dingen. 

genetia  u.  exodnt  1, 131,  S7  Diemer; 
brengo  mich  dare       da  du  mich  sptsea. 
da  du  mich  drcnkcs.      unde  mfn  gewisea. 
dat  du  mich  laues,      indc  mich  cleides. 

hannövertche  ilarienlieder,  $.  t.f.  d.  a.  10,  50,  ti 
W.  Orimm. 

b))  iibertragen:  do  gcwlsota  er  niincs  herzen  mit  tactu 
miHoralionis.  Wii.i.iham  hohes  lied  79,  45  SeemiÜler ;  er 
gewisot  unserro  heraon,  daunan  beginnen  wir  wola  tuAn. 
NOTKKII  pa.  84,  13. 

8))  die  Überführung  dea  objteta  in  den  aceuaativ  tcird 
begiinstxgt  durch  2Xf-^»iiconsfnteiionen  (daj  siO  föne  dir 
invocato  ...  werden  mugin  visitata,  gewisot.  Notkkr 
ps.  74,  8);  man  sol  den  libe  kestige, . . .  den  nacketin  bew^te, 
din  sieben  gewise,  den  tAten  begraben.  Hohenfurter  l/ene- 
dictinerregel  *,  9  Scheret-  {x.f.d.a.  1«,  238);  angeli  ciues 
nisitant  hie  auos  et  corpus  stwiit^tr  iheav.  die  heiligin 
gotes  engele  gcwisont  hiute  hie  ir  husgenA^^e.  den  sie 
hie  beuore  erbolgin  wftrin.  altdeut.<tche  predigten  (sermo  tu 
dedicatione  eedesiae).  s.  26.  Wackkunaiiki.. 

b)  gawisjan  iat  erat  aua  der  althochdeutscJien  periode  be- 
legt,ea  iat  von  haita  aua  transitiv  (factitiv)  und  ?Mt  neben  den 
Verbindungen  mit  einem  peraönliehen  ohjectaaecuaativ  auch 
aolehe  mit  einem  object  der  aache  enttcickdt. 

o)  der  persönliche  objectsaccusativ  findet  sich  unter  an- 
derem attch  in  solchen  vencendungen  von  gawisjan,  die 
der  bedeututuj  nach  at^f  gawisAn ,  'aich  umäeheti',  zurück- 
g^ihrt  icerden  könnten  (kawisan,  vocare),  die  aich  aber 
doch  atw  wis  machen  erklären  Uiaaen. 

1))  den  ursprünglichen  verhältnisaen  am  nächaten  stehen 
Verwendungen  wie  in  stnemo  evangelio  . . .  h&t  er  mih 
gewiset,  daz  ih  in  selben  minne  ex  toto  corde.  Wti,i.i- 
RAM  hohea  lied  SO,  4  Seemülier ; 

drfl  thüsint  manijrfri, 

di  giwtst  er  alli  mid  sfnir  liri. 

lob  Salomoni*  8, 10  MüUenhoff  m.  Scherer  l\  189 ; 

danach  stand  öf  und  gib  daj  almflsen  also  dich  got  gev- 
vlse.  tneatgeaang  (\i.jahrh.)  Piper  8,  184,  31;  gib  daj  al- 
musen  so  dich  got  gewise.  cod.  Iat.  Monac.  4«16.,  58 ,  vgl. 
SCHUBLLKR  8*,  1086; 


GEWEISBN  U.b  wia  ntaehett) 

dar  M  alra  maiato  nM  was, 
«U  ikoap  iae  hin  EölM 
4i«  alr«  bw(«D  bo«<U. 
ha  hadda  halad«  goada. 
dJa  kaoda  «r  wata  ftwlaai. 


&458 


mat  wftpM  «ad    

Wim  al  vala  berftden. 

HaiNRlCII  V.  VBI4>RKa 

BaJMghali 
do  sprach  dar  toha  maiiMa  vol 
'ich  kaa  um  ftwlNa  wol ; 
itt  wir  ti»  hlttartaa, 
■4  duldet  acharpf«  pln« : 
bfhUt  einander,  iif  ein  ort, 
baidewtae  wen:  unde  wort, 
•o  int  guot  uniter  bcU-vart'. 

Reinhart/ueht  (diu  bctettrtti.  J.  Gmmm  a.  891 

8))   «IM   ändarung  dmr  bedeutumfariMtmf  wird  durch 
locala  beatimmungt»  kervtrgan^fam:  ih  aaf^  ia  dannan 
. . .  das  ih  sie  dara  gewiati.  Notxeii  ap.  iti.  9; 
andere  lud«  ei  ^wlaant  dar«, 
die  geTangen  smt,  in  dem«  kerkere. 

hannörerrrhe  MarienUeder  »./.  4.  a.  10,  V»,  1 
IK.  Or^aiai; 
den  JOngelinv  bedabt« 
■chier  an  de«  alten  bibte 
daj;  er  in  mfibte  lihte 
Sewtsen  ron  der  beidenscbaft. 

Ko>«RAU  V.  WOazauRo  Pamiateon  441  Hauft, 
der  gebOr«  eagte  nuere, 
dag  ein  ber  bebeftet  wer« 
Ane  Jegers  mei«lerachaR . 
'das  l>at  geUn  diu  gotis  kraft. 
Til  wol  i'n  dar  gewtoen  kan*. 

KHnhari /ueha  IMl.  J.  GaniM  00; 

ich  solt  auch  ernstlich  abgemanct  haben  die  guten  kind 
zu  Seflingen  toii  ir  narritchen  regul ,  und  si  gewiseo  auff 
die  regul  Christi.  Eukhlin  v.  OOnzburo  achriften  S.  7 
neudrxtck. 

S))  hieratta  iat  die  bedeutung  voeara  au  erUäre»:  vida- 
rert  kawistem,  revocatia.  Seichenauer  gloaa.  GRAKr  1, 1067; 
areeaaito,  gawistemu.  Oxforder  gloas.  Stkinmkyer-Sievehs 
1,  315  («t«  genesia  26,  9);  menaa  abbatit  ait  atm  peregrinia 
et  hoapitibtia  . . .  ^uoa  vult  de  fratribua  voeart  in  iptiua 
ait  poteataie,  kawisan.  benedictinerregd  56  {Hattemar 
1,  lOO**);  ebenso  franikiwisen,  provocare  87;  vgl.  manage  lint 
kewiset,  unmanege  irwelit.  Notker  pa.  39,  6  (vil  sint  der 
geladen,  wan  luczcl  der  erwellen.  Matth.  ti,  li  codex 
Teplenaia;  viel  sind  beruffen,  aber  w^enig  sind  aua  er- 
welet.  Luther). 

4))  auf  einer  engeren  bedeutung  von  gewta  (—  eartua) 
beruht  eine  vertcendung,  die  namentlich  in  dar  frühneu- 
hochdeutschen  zeit  noch  fortlebt : 

da;  ir  sprechont  daj  ia  sware  st  benoman? 
de«  kan  ich  iuch  wol  gewisen,  nemt  ir  mich  ze  rite. 
'verdenke  ich  mich,  als  ich  dfoch  sol ,  sA  volge  ich  ia  dea 

rltea  apAte'. 
Ulrich  v.  Sinoinbbro,  s.  Bartaeh  aehweit.  wUnnaa.  19. 

von  hier  aua  erklärt  aieh  eine  wendung  dar  rtchtaaprmeha, 
für  die  zugleich  an  den  parallelen  «nheieUMHgagmmg  der 
ableitungen  von  wahr  •—  certtia  erinnert  teerden  muaa.  v^l. 
gewahren,  gewähren:  wo  aber  zu  disen  personen  sicher 
Zugang  nit  sein  mag.  so  soll  ea  angon  tod  den  ersten 
tag,  so  dasz  interdict  verkundt  wurd,  und  nicht  desz  we- 
niger wellen  wir  ain  igclichen  sichern  und  gewisen .  er 
erschein  in  disem  termin  oder  nit,  so  wurd  nichs  deaz 
munder  wider  in  gehandelt  J.  Knbbbi.  ehronik  r.  Keia 
heim  806  Hüttner. 

ß)  anderen  uraprunga  iat  der  peraihUidia  occm— <ir  ma6am 
einem  dativ  der  person.  der  früh  betagt  iat: 

siu  quad.  that  siu  umt»i  in  hlnws  ai  wiai 
te  wdron,  hwarod  hie  wcrdan  scoldi     'af  th«  iaa  nü  glwlsaa 

mohtia, 
.  .  .  wtd  ina  mi  oiid  worden  tbtnon'. 

UMand  6984.  äkml.  4844; 

als  man  sagit ,  einer  wart  zA  ime  brocht.  der  konde  die 
swarzen  buchere  lese,  den  rregete  her,  ab  her  ime  konde 
den  tufil  gewise,  als  her  gestalt  wer«,  «delk«.  «ettdkrvn.. 
thUr.  fortaetjung  {mon.  t,  S15);  {MitridaOea)  xA  Nathan 
schönem  palast  bekäme  den  er  alleine  in  schlechtem 
kleid  nicht  Terre  von  dem  palast  spacziren  gen  fand, 
aber  sein  nicht  erkennet  noch  weszt  daz  er  Nathan  was, 
doch  in  fraget  ob  er  im  Nathan  geweisen  und  zeer- 
kennen  geben  möcht.  dekameron  (10,  8)  Keller  597,  9.  Aier 
ist  das  adjectiv  oder  particip  (wis),  ron  dem  daa  verbum 
abgeleitet  iat,  in  der  paaaiven   acOonaort  erfant,  wäkramd 


5459 


GE WEISEN  (1.  b  etwas  erweisen) 


GEWEIST^GEWEISST 


5460 


es  (das  particip,  nicht  aber  das  verhuni)  in  den  bisherigen 
belegen  medialen  Charakter  zeigte. 

v)  aztf  dieser  zweiteti  bedeutungsrichtung  beruhen  nun 
aber  auch  die  Verbindungen  mit  sächlichem  object,  ob  sie 
einen  dativ  der  person  noch  zu  sich  nehmen  oder  nicht. 

j))     so  wirdid  al  farloran  edilero  spräka, 

ärundi  godes,    sö  hwat  s6  man  thema  ubilon  manne 
wordun  gewisid.    Heliand  2457  «,.  a.  ; 
thö  förun  eft  thie  man  thanan, 
erlös  östronie,  als  s6  im  the  engil  eodes 
wordun  giwisde:  nämun  im  weg  ödran.    695,  ebenso  3215; 
so  gedän  es  die  minne, 
dat  et  rechte  nieman 

den  andern  gewisen  kan    {var.  bewisen,  weisen,  gisagen). 
Heinrich  v.  Vei.deke  Eneide  9824  Befiaghel. 

2))  giwist,  retexis  seriem  poenae.  glo.tsen  zu  Prudentius 
Stktnmeyer-Sievers  2,441; 

thär  nist  miotono  wiht      ouh  wehsales  niawiht, 
thag  iaman  thes  giwise,      mit  wihtu  sih  irlöse. 

,,        ,.    ,.  ,      ,,,  Oti'rid  5,  19,  53; 

thea  hudi  forst6dun,  '      ' 

that  he  thar  habda     gegnungo      godcundes  hwat 
forschen  selbo,      thoh  he  is  ni  mahti  giseggean  wiht, 
giwisean  te  wäron.    Heliand  190,  ebenso  36; 
dag  brün  fsen 
dag  solde  wol  gewisen, 
wä  der  helt  raere 
in  der  n5t  were. 

Lamprecht  Alea-anderlied  4301  Kinzel; 
df  wider  zu  den  cristen 
quämen  und  in  gewisten 
sulche  botschaft  mit  eidin, 
dag  dag  her  der  heidin 
gar  äne  wäpin  were.    N.  v.  Jeroschin  3950 ; 

EÜUen  wir  nicht  glauben  dag  man  aiisz  der  balligen  ge- 
schrifft  geweisen  müge,  dag  die  scbuld  der  flaischlichen 
mit  der  pein  des  gestancks  gepeiniget  werden.  Gregors 
dialoge  IV  cap.  34  (Augsburg  1473),  vgl.  (der  teufel)  habe 
sie  (die  alte  hetzerei)  im  geoffenbaret  und  geweiset. 
Erasmus  Alberus  tvider  die  verfluchte  lere  der  Karl- 
stadter  P  5*. 

3))  diese  Verbindungen  haben  sich  vor  allem  in  der 
prägung  erhalten,  die  ihnen  die  rechtssprache  aufgedrückt 
hat:  der  antwurter  macht  nichts  gegen  dem  chlager  ge- 
weisen, urktmde  der  benedictinerabtei  zu  den  Schotten  in 
Wien  362  (atis  1394)  fontes  2,  18;  tat  er  aber  des  nicht, 
so  ist  er  verfallen  gen  dem  gericht  umb  fünf  pfunt  perner 
auf  gnad,  er  gewise  dan,  dasz  in  ehafti  not  gewert  hab. 
%veisth.  V.  Landegg ,  s.  österr.  weisth.  3,  287  (var.  erweise) ; 
item  ob  ain  holzknecht  ain  nachpaurn  übertrib,  das  der 
nachpaur  geweisen  mecht,  ob  gott  dem  nachpaurn  hülfe, 
das  er  die  oberhant  gewunn  und  den  holzknecht  wundet 
oder  ze  tot  schlug,  das  war  dem  nachpaurn  gen  dem 
gericht  unschedlich.  tceisth.  v.  Pfunds  ebenda  313 ;  daz 
sol  beschehen ,  wann  ein  urberings  wasser  kümpt  bei 
der  nacht,  das  ain  schefknecht  geweisen  mag,  das  er 
das  schef  geheft  hab.  schiffrechte  von  Laufen,  ebenda 
1,  87;  item  es  ist  auch  gerüegt  worden,  das  unserm  gnä- 
digen herren  von  Salczburg  etc.  zugehört  in  dem  land 
und  in  dem  gericht  Mittersil  alle  vischwaid,  alles  reis- 
gejaid  . . .  hindan  gesetzt,  was  ander  herren  darin  recht- 
lich habent  und  geweisen  mügen  durch  genuegsame 
urchund  oder  nutz  und  gewer  oder  mit  des  landsfursten 
willen  innhabent,  das  ist  in  unabgeslagen.  Öffnungen  u. 
rügungen  a.  d.  heerschauen  zu  Mittersill,  ebenda  l,  285;  ge- 
weisen, beweisen.  Frankfurter  Urkunde  von  1502.  Diefen- 
BACH-WÜLCKER619.    vgl.  auch  geweist  2,c. 

S)  in  der  rechtssprache  vrird  das  verbum  in  dieser  be- 
deutung  auch  mit  persönlichem  object  verbunden,  wen  man 
geweisen  möcht  mit  ainer  warhait,  der  das  mass  minnret 
nach  dem  march,  der  w6r  gevallen  mit  leib  und  mit  guet 
nach  gnaden ,  ain  ungemerkts  mas  gab ,  das  zu  klain 
war,  als  oft  er  das  geit,  des  man  in  geweisen  mag  mit 
ainer  warhait,  der  ist  gevallen  umb  ain  unrecht,  landrecht 
im  Zillerthal,  s.  österr.  weisth.  1,  324,  ebenso  320. 

2)  von  gewigen  (vgl.  mhd.  icb.  3,  782''.  Lexer  l,  995) 
scheinen  keine  Verwendungen  mehr  in  die  neuere  spracht 
übergedrungen  zu  sein,  vgl.  .-■wssre  wir  äne  vrien  willen, 
so  möhtestü  uns  weder  danc  wiggen  des  wir  guotes  ge- 
tseten,  noch  gewigen  swag  wir  ze  übel  getseten,  als  dem 
vihe  dag  weder  guot  noch  übel  kan  getuon  niwan  da  cg 
sin  nature  zuo  twinget.  David  v.  Augsburg  Pfeiffer 
myat.  l,  868. 


GEWEIST,  participial.es  adjectiv  zu  weisen,  geweisen, 
s.  d.  es  ist  in  der  neueren  zeit,  entsprechend  der  Überführung 
dieser  verba  in  die  ata/rke  conjugation,  durch  gewiesen  (s.  d.) 
zurückgedrängt,  aber  nicht  ersetzt. 

1)  auf  wison,  vor  allem  auf  dessen  timfassende  grund- 
bedeutung  Ulszt  sich  die  in  bayrischer  mundart  enticickelte 
bedeutung  'mit  geschenken  zu  jemand  kommen'  zurück- 
führen, vgl. :  die  geweiste  oder  geschenkte  hochzeit,  eine 
solche,  wobei  geweist  wird.  Schmeli-er  2*,  1027,  vgl.  duzu: 
item  swester  Anna  Knoglerin  jr  prüder  hat  ir  42  dn  ge- 
weist zu  ir  profess.  (1519).  Altenhohenauer  wirfhschaftsb. 
codex  germ.  Monac.  697,  s.  45  u.  a.,  ebenda. 

2)  gröszere  Verbreitung  haben  vericendungen,  die  aiiwis}  an 
anknüpfen,  sie  führen  jedoch  nur  die  letzt  erivähnten  be- 
deutungen  weiter,  andere,  wie  die  von  vocare,  haben  .tich 
am  isolierten  particip  nicht  entwickelt. 

a)  ein  participiales  adjectiv  ist  schon  mittelhocJid.  aus 
ungewist  zu  erschlieszen  .•  (des  lebens  die  ungewisten  Lohen- 
grinix)  vgl.  zumvf&iAb^Qvk  hat  er  ain  besondern  lust  gehabt 
. .  .und  zwen  geweist  jäger,  der  ain Feuerle, der  ander Maute 
gehaizzen,  bei  sich  erhalten.  Zimmerschechron.  i,iSO Barack. 

b)  auszerdem  knüpft  an  die  beliebte  Verbindung  auf  einen 
weg  weisen,  einen  weg  weisen   ein  reger  gebrauch  an: 

Sit  sie  mit  rehten  maeren 

üf  den  wec  gewJset  waren.    Flore  3218  Sommer; 

da.  er  die  juncvrouwen  vant  .  .  . 

diu  wiste  m  die  vil  rehten  wege. 

Hartm.  V.  Aue  Iwein  6875. 

lieben  hat  seinen  geweiseten  wege.  aber  es  ist  kein 
grösseres  laster,  als  wann  man  seine  Zuneigungen  halb 
hieher,  halb  dahin  wendet.  Barclay  Argenis  (2,2,  4), 
übers,  v.  Opitz  2,  116  (ebenda  2,1,1 :  es  hat  alles  seinen 
gewiesenen  weg) ;  bei  dieser  bewandnüsz  nun,  gleich  wie 
es  mit  denen  frantzösischen  sünden  und  kranckheiten 
seine  geweisete  wege  hat  und  kein  mensch  solche  ver- 
theidigcn  wird.  Chr.  Thomasius  von  nachahmung  der 
Franzosen  5  neudr. ;  sind  sie  auch  ihrer  sache  recht  gewisz  ? 
hat  es  damit  seine  geweiszten  wege.  Reiske  an  Lessing 
(icerÄ;el3',447).  geweiste  wegeist  schlecht,  man  könnte  ge- 
wisse wege  dafür  sagen.  Heynatz  handbuch  zu  richtiger  Ver- 
fertigung von  aufsätzen  283^.    vgl.  Schmeller  2'-,  1026. 

c)  eine  andere  enger  gebundene  Verwendung  knüpft  an 
fälle  an  wie: 

tu  ftf  die  ougen  unde  sich 

wag  ich  dir  wise  I  dig  geschach. 

vier  schone  vag  er  dö  sach.   pa&g.  44,  55  Köpke; 

wie  geweister  wein  geschenkt  werden  soll,  so  hinfüro 
imandt  inn  einichen  seinen  wein ,  den  er  zu  der  tafel 
einsetzt,  durch  die  geschwornen  weinkieser  das  weisen 
gegeben  wirdet,  unnd  dann  derselb  weinschennck  dasselb 
geweist  fass  aufftut  unnd  schennckt,  so  soll  derselb  wein- 
schennck .  .  .  alle  die  weil  derselb  wein,  darein  er  das 
weisen  erlanngt  hat,  vorhannden  und  unaussgeschenckt 
ist,  keinen  anndern  wein  auiTthun  oder  schencken.  Nürn- 
berger polizeiordnung  (ii.jahrh.)  Baader  250. 

GEWEISSIGT,  participiales  adjectiv  zu  weissigen,  neben- 
form  zu  weissen,  vgl.  geweisst:  ein  geweiszget  ding  oder 
werk,  als  ein  geweiszgete  wand,  albarium,  tectorium  opu^. 
Maaler  179'';  geweissigt  (mit  silber)  mit  geld  wohl  ver- 
sehen, ivb.  d.  gaunersprache  bei  Ave-Lallemant  4,  544. 

GEWEISST,  participiales  adjectiv  zu  weissen  (weiss 
machen),  s.  d.,  vgl.  ahd.  hwigjan  Graff  4,  1244.  vgl.  niue 
dealbabuntur  .  .  .  danne  werdent  siS  gewiget.  Notker 
ps.  67,  15  (werdenn  sie  schnee  weisz  werden.  Luther 
neben  anderen  lesarten);  si  was  ze  §rist  fusca  (swarz) . . . 
aber  confitendo  . . .  ward  si  dealbata  (kewiggit)  103,  l. 

1)  die  isolierung  des  particips  geht  von  einer  gebrauchs- 
Verengerung  des  verbums  aus,  die  auf  das  oberdeutsche 
Sprachgebiet  beschränkt  scheint :  weissen  ist  hier  vor- 
zugsv:eise  auf  die  weisze  färbe  des  kalks  bezogeyi, 
mit  dem  mnn  wände ,  decken  u.  a.  bewarf:  item  im 
jar  1493  do  wart  die  kirchen  zu  sant  Sebolt  geweist 
und  verneut  inwendig,  d,  städtechron.  11  (Nürnberg),  ,505.  in 
dieser  Verwendung  concurriert  weissen  mit  dem  allgemeiner 
gebrauchten  lehnwort  tünchen,  vgl.  auch  getüncht  sp.  4588 jf. 

a)  dieser  gegensatz  zwischen  dem  Sprachgebrauch  der  ein- 
zelnen gebiete  zeigt  sich  vor  allem  in  der  bibclübersetzung. 
schon  die  glossen  zu  Gregors  cura  pastoralis  geben  se- 
pulcra  dealbata  mit  giwiztiu  wieder.  Steinmeyer-Sievers 


5461 


GEWEIT-GEWELINGE 


GEWELKT-GEWELLE 


5463 


2, 196;  datu  vgl.  ir  geliohe  birut  giwizit«n  grebiron.  TaHan 
Ui,  m ;  den  geweisten  grcbern  codex  Tepl.  Matih.  as,  r7, 
ebenao  Mkntei,,  Euuemtkyn  ,  KonuRUEit,  Arndks, 
Emser,  Züricher  bibel;  gegen  «eid  wie  die  Übertüncht« 
greber,  welch  auswendig  hübsch  scheinen,  al>er  inwendig 
sind  sie  voller  todtcnbcin.  Lutiieh  (Bkheim:  gezlrten), 
ebenso  Dan.  6,  ö ;  desgleichen .-  got  niderslacb  dich  du  ge- 
weiste  wand,  codex  Tepl.  apoatelgeseh.  n,  8  (du  getünchte 
wand  LuTiiKn;  in  nachdrucken  geweisst;  das  gleiche  als 
erklärting  den  unveratätullichen  getüncht  bei  PETRI,  vgl. 
trp.  4680) ;  was  meinest  das  Paulus  mit  der  geweisten  wand 
gemeint  hab.  Karsthans  (HurrEN  4,688)  Böeking;  eine 
gewoissete  wand.    h.Rv.yuKnlex.lat.germ.i.tn. 

b)  die  neuere  spräche  luit  %rie  bei  getüncht,  so  auch  bei 
geweisst  das  partieip  in  der  Verbindung  mit  sttbsiantiven 
auch  in  spratihgebiete  vordringen  Itiaatn,  die  gegen  die 
iÜM'igen  formen  des  verbttms  spröder  sind: 

lobt  nicht  der  fremde  bei  uns  die  aua(ebess«rten  thore. 
und  den  gowoissten  thurm  und  die  wohlemenert«  kircbe? 

GöTiiE  {Hermann  u.  Dorothea)  40,  SM; 
hier  wobnl  der  frieden  auf  der  BcbweU'l 
in  den  geweiszton  wUnden  bell 
Bocloich  enipfing  mich  sondre  luft, 
bUcher-  und  i;clabrtenduft. 

MÖRIKE  {der  alte  thumüiahn)  1,  107; 

keineswegs  hab'  ich  sie  zwischen  diese  gewoiszten  wände 
in  diese  höchst  unedle  Umgebung  berufen;  ein  so  schlechter 
liausraUi  fordert  nicht  auf,  sich  höfisch  zu  unterhalten. 
UÖTiiE  (Wi7A.il/ew/er*  wanderjahre  2,6)  22,110;  es  war 
ein  kleines  goweiäztos  ztmmer,  die  möbel  mit  rother  oel- 
färbe  gestrichen,  aber  sauber  gewaschen.  G.  Fheytau 
{soU  u.  haben)  6,  85;  mit  überlegener  gewalt  drängte  der 
stämmige  Proletarier  den  schwachen  Junker  gegen  die 
geweiszte  wand  eines  hauscs.  G.  Tayloh  Elfriede  70;  der 
saal  war  kalt,  kahl,  scheu  neuartig,  mit  gcwciszter  decke, 
an  der  die  bulken  hervortraten,  mit  geweisztcn  wänden. 
Th.  Mann  Buddenbrooks  1,  258. 

2)  von  den  Wörterbüchern  führen  nur  die  älteren  das 
jHirticip  für  »ich  an,  und  diese  zeiijen  es  losgelöst  von  den 
Verbindungen,  in  denen  es  in  die  neuere  Schriftsprache 
übei-drang :  geweisset,(/«i/An/u*,t-<m  weissen.  Henisch  1595; 
geweisset,  blanchi,  bianchito,  biaticato  Hu  i.8ius  (1616)188*, 
ähnlich  RÄOLEIN  882*>;  geweisset,  geweiszt,  blanchi,  deal- 
Latus  vide  weissen  Duez  198\  Po.mey  133;  geweisst,  deal- 
batus,  mit  kreide  geweiszt,  cretatus  Kiitscii  2,  180*. 

GEWEIT,  adjectiv  und  üdverb.  mundartliche  Verbreiterung 
zu  quitt,  quit,  queit,  vgl.  oben  th.  7,  sp.  8878.  Kehhein 
volksspr.  in  Nassau  1,  1C3  Megt  diese  form  am  Rhein  und 
'hier  und  da  auf  dem  Westencald' ;  dattt  vergleiche  auch 
AuTKNUiETJi  pfälz.  idiot.  53. 

(iK WEITE,  n.,  mundartliche  bildung  zum  fem.  weite 
(».  d.),  die  in  der  bergicerkasprache  der  bedeutungsverenge- 
rung  unterliegt:  geweite  . . .  {Nassau),  ausgebauter  tlion- 
schaclit.  Veitii  bergwb.  239. 

GEWEITET,  participtales  adjectiv .  wie  geweicht  («p.5489) 
eine  biUlung  des  neueren  stils,  der  verbrauchte  wor^for- 
inen  durch  abwerf ung  der  prüfixe  wieder  auffrischt  (für 
ausgeweitet,  vgl.  erweitert) :  an  beide  teile  schlosz  sich 
dann  jedesmal  ein  schliisstcil,  welcher  auf  grund  der  neue- 
ren forschungen  über  die  alttestamcntlicho  rcligion  sowie 
unseres  durch  Babel,  d.  h.  das  babylonisch  •  assyrische 
altertum  geweiteten  gesichtskreiscs  die  rcligion  Israels 
. . .  berührte.  Delitzsch  Bubel  u.  bibel,  ein  rückUick  u. 
ausUick  29 ;  mit  geweiteter  brüst  . . .  rannten  sie  glän- 
zenden augs  durch  den  wald  zu  thal.  R.  Herzog  das 
Ifbenslied  147. 

GEWEL.  «EWELL,  *.  geweile  und  gewöll. 

GEWELBK,  .V.  gewölbe. 

GEWELF,  nebenform  zu  weif  (a.  d.),  icohl  veranlaszt 
durch  die  doppelte  beziehung  sowohl  auf  weif,  wolf,  als 
auch  at^f  den  stamm  der  Wdfen  (Guelli)  • 

«r  hat  uns  r«cht  in  der  suppcn  lassen  etan, 
ich  dien  jm  nicht  mehr,  seit  ich  umb  brot  rahn. 
es  mag  jm  der  teulTel  heltfen, 
lu  WollTenbQttel  souget  «r  schwerlich  mehr  junjre  GwelfTen 
(wir.  gewelfTen,  welfTen). 
«n  lustig  aesprtch  der  teuffei  . . .  von  der  ßudd  . . . 
Heinrichs  von  Braunschweig  (154S)  a  4". 

GEWEUNGE,  pluraletantum;  unter  dieser  form  setzt 
Bünum  naut.  wb.  815*  ein  Substantiv  ein  mit  der  bedeut^tng 


von  bulkheods,  sehued.  gitHngar ,  dän.  geTelinger.  koU. 
gevelingen  (sehoUen  odsr  bretitr  . .  da»  übergehen  oder  nach 
einer  seite  hinroUen  der  Imdumg  mt  twrMMm).  Stenzei. 
deutsehe»  seemännieehe»  leö.  14«  führt  aU  plmMdeuimh  die 
formen  gOTeling,  gerelang,  gebeling  (UofiMboUcii)  m^, 
die  besser  tu  den  anderen  germanisehen  formen  stimmiu. 
Mit  der  adverbialbildung  gweling  vgl.  gewelle,  gcwel. 

GEWELKT,  partieipiales  adjectiv  su  welken  (•.  </.),  ver- 
einzelt neben  verwelkt  gebraucht : 

aJ»o  kommt,  wenn  ein  starmwiod  braHt,  mit  gewelktea  «04 

biatben,  auch  ein«  der  schon  gsbIKeleB  McM»  pttfw. 

KLomocK  Jtette  lt.  407; 


wenn  ...  ich  dann  einige  gedfirrte  pflaumen  entweder 
ihrer  gute  oder  meiner  list  zu  danken  hatte  ...  ich  be- 
sah kästen,  8ä«ke,  schachteln  .  . .  griff  endlich  za  den 
vielgeliebten  gewelkten  pflaumen.  (i<')iiiE  ( Wtlk.  Mtietm» 
lehrjahre  1,  b)  18,  SS. 

GEWELLE,  GEWELL.  GEWEL,  n.    wU  oben  tu  gewUl 

(jap.  4010)  bemerkt,  sind  in  allen  diesen  formen  tuet  durch- 
aus verschiedene  worte  überlirfert:  ein  Substantiv,  da»  muf 
wellen,  willen,  wollen,  wuUen  {ttaueeare)  turüekweiet, 
vgl.  Lkxrr  8,899  und  ein  anderes,  da»  «mm  «o«mU  ml» 
eollectivbildung  zu  welle,  wie  auch  al»  verbalettietanHv  tu 
wellen  (wälzen,  rollen,  Lexer  8,  754)  antpreeken  kann. 

l)  bei  dem  ersten  der  beiden  substanHva  hat  die  neuere 
spräche  gerundeten  voeal  durchgeführt,  s.  gewöll. 

a)  während  das  tugehörige  verlnim  auch  aUhoehdeuttek 
häufiger  belegt  ist  {vgl,  auch  das  »übst,  wilido,  willod. 
nausea  Grafh  1,  888).  erseheint  da»  »übet,  gewel,  gewell 
erst  spät,  in  den  thierartneibüchem  der  mitidk»üidm»t»ektn 
zeit,  wo  es  nicht  für  vomitus,  sondern  für  «eMwfertue» 
gebraucht  %rird :  darnach  des  andern  tage«  soll  er  ain 
halbtail  ains  diechs  von  aincm  hön  ncmen  und  dnii 
gewüI,  die  man  underweilen  macht  von  vedem  und 
underweilen  von  pamölo,  legen  in  ain  kalt  wasser  und 
dar  inn  lusen  ligen ;  des  morgens  an  dem  dritten  tage 
so  soll  er  im  dann  geben  das  halbtail  des  diechs  und 
die  drui  gewdl  ....  und  zu  vesperzeit  sol  er  in  aber 
ätzen  mit  den  gewSlen.  Mynsinobr  von  den  falken  SO 
Ilasaler;  und  ist  zu  merken,  das  etUich  die  gewSl  der 
faicken  anders  machen,  dann  vor  geschriben  ist,  wann 
si  nemen  flaisch,  das  in  starkem  essich  gelegen  ist,  und 
stoszent  das  in  gepulverten  pfeffern  und  gepulverten 
mastix  und  in  gepulvert  pitter  öl  . . .  und  gebent  das 
dem  faicken ;  aber  das  selb  gcwi'l  sol  man  kainem  vcder- 
spil  geben,  es  hab  dann  vil  kalter  schleimiger  flüsse  an 
im.  21;  ebenso  S9;  und  mag  damit  der  habich  nit  essen, 
so  sol  man  im  geben  ain  gewSl  von  jungen  meüszen 
und  von  jungen  sparn,  so  würft  er  es  wider  und  wirt 
gesunt.  ebenda  53.  t-^^  auch  gewelle  in  der  Münchner 
handschr.  aus  1442  (von  spur  und  suchen  gewilde.s)  bei 
SciiMELLER  8*,  887;  Und  gib  jm  {dem  falken)  nit  mer 
dan  ein  halbs  kölblin  von  einer  henncn  in  frisch  wasser. 
darinn  mach  drei  rcinigung,  so  man  zä  teütsch  guel 
nennt,  die  werdend  von  fUderen,  und  am  besten  von 
baumwullcn  gemacht  . . .  etliche  aber  machend  jre  guel 
anders,  und  stosscnd  in  gepulverten  pfäffer  mastix  und 
buiter  vermischt,  und  gebends  dem  faicken.  Geszner 
vogdbuch  148'*;  den  dritten  tag  sol  er  dir  widerum  zar 
handt  stehen,  und  wann  er  die  federn  und  sein  gewell 
von  sich  geworffen  und  aussgeschmeisset  hat.  sollesla 
ihn  mit  frischem  gutem  warmem  fleisch  locken,  adeliehe 
%cegdwerck,  anderer  theil  32'*:  man  gibt  ihm  {dem  habicht) 
auch  zu  Zeiten  gegen  der  nacht  ein  gwell  wie  dem  faicken. 
da  wirfft  er  morgens  wider.  Hkupoi.i>  Wörter  v.  weidtrerk 
{Basel  1620) ;  man  locket,  ätzet  sie  (falken  and  habichtc) 
auf  dem  luder,  das  luder  gicbt  man  aus,  man  giebet 
ihnen,  zu  ihrer  zeit  gegen  den  abend  zu  werffen.  das  ist 
auf  grob  teutsch,  ein  gewöll.  Becher  hatts  rater  «.718. 
ghewelle,  purunda  accipitrum  Kii.iAN  146*;  vgl.  ghcwelle 
Ol'nEMANS  2,  «9,    gewöUe  bei  H.  Laube  jagdbrerier  tu. 

b)  die  bedeutunq  romittts  findet  sieh  später  «nd  in  der 
allgemeinen  litteratttr: 

wie  wir  lAriohtcn  vil  der  trachten 
do  mit  den  ;lusl,  und  mafen  reitzen 
mit  kochen,  sieden,  brotea,  achweitxea,' 
mit  röaten,  beehan  pMhr  hri 
voll  seekar.  wart«,  «ad  ^atari 

343 


5463 


GEWELLE 


GEWELLFISCH-GEWELSCHE 


5464 


geben  wir  eim  ein  oxymell 
der  bi  der  stägen  leidt  gewell 
oder  müsz  das  von  jm  purgieren 
mit  siropen,  und  mit  klistieren. 

S.  Brant  varrenschiff  81  Zarncke, 
vgl.  82,  34  (gewäll); 

doch  werden  die  jr  lügen  wieder  in  sich,  wie  der  hund 
sein  gewell  fressen  müssen.  L.  Thurneisseh  von  pro- 
bierung der  harnen  iT,  je  mehr  mich  eines  dings  ein 
gewel  und  unwill  ankompt.  Agrigola  spr.  157*. 

2)  das  zweite  Substantiv  ist  früher  belegt,  erscheint  aber 
auch  in  der  neueren  spräche  immer  tvieder  an  der  ober- 
flache,  möglich  ist  freilich,  dasz  mehrmals  neuschöpf - 
tmgen  unmittelbar  aus  dem  Substantiv  welle  ertvuchsen. 
so  knüpft  der  mittelhochdeutsche  gebrauch  viel  unmittel- 
barer als  der  althochd.  an  die  grundbedeutung  des  Substan- 
tivs an,  und  das  gleiche  läszt  sich  beim  neuhochdeutschen 
gebrauch  beobachten. 

a)  in  der  althochdeutschen  periode  (vgl.  kawel,  kewel, 
gewel  Graff  1,  794)  beschränken  sich  die  belege  auf  die 
glossenlitteratur .  neben  der  ursprünglichen  sinnlichen  be- 
deutung  entwickelt  sich  auf  der  grundlage  der  collectiv- 
Vorstellung  der  abstractere  begriff  masse. 

a)  procellas,  gewel,  Reichenauer  glossen  zu  Gregors 
cura  past.  (3,27)  Steinmeyer -Sievers  2,  286;  cumulos 
{undarum)  giwel  Freisinger  glossen  zu  demselben  (3, 32), 
ebenda  2,  175 ;  der  geist  der  geweile  {procellarum)  Wind- 
berger  interlinearversion  der  psalmen  (lO,  7)  35  Graff  ;  in 
crepidine  (in  untiuphi)  santgewelle  Windberger  glossen  zur 
bibel  (2  Mose  2,  5)  Steinmeyer-Sievers  l,  320,  vgl.  sant- 
gewelle Graff  l,  257,  sandwelle  th.  8,  sp.  1774. 

ß)  mMSsam  (picis)  Tegernseer  glossen  zu  Vergil  (Georg. 
1,  275)  Steinmeyer- Sievers  2,  628;  massa  caricarum, 
kawel  licephileo  Junische  u.  Reichenauer  glossen  (l  Sam. 
25,  18)  1,  284. 

b)  die  mittelhochdeutschen  belege  (vgl.  gewille  mhd.  wb. 
3,  674'')  lassen  dem  gegenüber  nur  die  sinnliche  Vorstellung 
der  welle  zur  geltung  kommen,  auf  ihr  beruht  auch  der 
übertragene  gebrauch,  den  die  ältere  geistliche  litteratur 
davon  m^icht;  an  diese  sind  auch  einige  Schriftsteller  aus 
der  Übergangszeit  zur  neuhochdeutschen  periode  noch  an- 
zuschlieszen,  vor  allem  Geiler,  der  das  collectiv  sogar  in 
der  pluralform  gebraucht. 

(A  daj  triben  si  vil  mangen  tag 

'  untz  ains  mals  deg  meres  pflag 

ain  wint  mit  starkem  gewu. 

Hera  u.  Leander  109  bei  Laszberg  1.  338; 
der  junckher  wart  unfro 
und  tacht  wie  ej  jm  solt  ergan 
das  gewil  traib  in  hin  und  dan. 

342,  ebenda  1,  344,  vgl.  auch  gewill  336. 

da  was  miner  vordem  hein 
zim  tiuschin  huse  ein  bruoder 
den  gotes  minne  ruoder 
ab  dem  tobenden  sewe  schielt 
der  nie  rehter  ruowe  wielt 
noch  dekeiner  senfter  stille 
wan  dag  süntlich  gewille 
wirfet  uns  nu  her  nu  hin 
in  80  mengen  frömden  sin. 

Hugo  v.  Langenstein  Martina  292,  44 
Keller  735; 

das  es  (das  schiff)  nit  undergang  von  den  g wellen  und 
widerwertigen  wind.  Geiler  v.  Keisersberg  schiff  der 
penitenz  28";  etlich  gwellen  und  wassertropfen  die  da 
kommen  in  das  schiff  so  wir  die  löcher  nit  verstopfen. 
nimm  zum  ersten  die  gwellen  der  todsünden.  ebenda  tl^, 
ebenso  29'',  vgl.  Ch.  Schmidt  144.  161;  wenn  dg  schiff  dins 
hertzens  wil  undergon,  so  der  wint  an  din  hertz  stoszt,  und 
das  understot  zubrechen,  und  die  gwellen  des  ungestimen 
meres,  die  tüfelischen  anfechtungen  dir  din  hertz  umb- 
geben  und  bedecken,  so  schri  mit  sant  Petro  den  herren 
an  und  sprich,  christl.  bilger  30*. 

c)  in  der  neuhochdeutschen  periode  führt  der  ältere  ge- 
hrauch zunächst  die  grundbedeutung  weiter,  später  erweitert 
sich  die  Verwendung  durch  Übergang  auf  andere  wellenför- 
mige er  scheinungen. 

gar  bald  ein  ungewitter  kam 
gewaltigklich  den  segel  nam, 
aas  meer  gewell  in  noch  aunzoch 
die  rüder  ni  dem  schiff  zerbrach. 

ViRGiL  übers,  von  Murner  (Än^is  1.  huck)  0"; 
da  kam  ein  schwartzer  wolcken  her 
der  ims  den  tag  entzucket  gar 


ß) 


und  ward  gantz  finster  da  geschwind 

und  das  meer  brausen  von  dem  wind, 

das  grosz  gewell  uns  gar  zerstrewt.    (8.  buch)  W>\ 

ein  ander  wind  kam  grausamlich, 

drei  andre  schiff  zuckt  er  mit  im 

und  warffs  in  sandtgwel  schedlich  hin 

umbgabs  mit  sand,  und  stiesz  sie  an.    (1.  buch)  C»; 

gewill  des  meeres.  ps.  68,  28  Züricher  bibel  (aus  der  tieffe 
des  meers.  Luther);  dargegen  habend  etwan  die  meer 
und  stillstonden  wasser,  von  dem  gantzen  erdtrich  mit 
jrem  ungestümen  gwell  durch  lenge  der  zeit,  grosse  stuck 
abgerissen,  und  inszlon  gemachet,  die  vormals  dem  erdt- 
rich angehefft  warend  .  .  .  und  hat  sich  offt  ein  see  oder 
meer  durch  einflüsz  ausgefüllt,  und  an  einem  andern  ort 
durch  das  ungestüm  gwell  widerum  auszfrässen,  den  boden 
an  sich  zogen  und  sich  geweitert.  Stumpf  Schweiz,  chron. 
(5.  buch)  2  (1548),  50*,  ebenso  (1606)  390*.  von  hier  abgeleitet 
gweling:  ward  der  wind  so  heftig,  daz  die  anker  nit  huolten 
und  muosten  gweling  farn  mit  Sturmwind,  tagebuch  des 
Lucas  Rem  (jahresber.  hist.  ver.  v.  Schtoaben  26,  lO). 
ß\  erschäumt  das  gewelle  hoch  drüber  her ! 

UsTERi  (das  fräulen  von  Österreich)  1, 152  ; 

nun  mochte  kriegslärm  nimmer  ruhn, 

schlachtreihn  durchritt  der  kriegstribun, 

nachts  über  wellen  tönte 

die  tuba  fremd  und  grell, 

und  laut  herein  schlug  durch's  gewell 

das  roszgestampf,  davon  die  erde  dröhnte. 

LiNGG  {das  fest  in  Lindau)  ged.  (1866)  277; 

dort  einst  an  der  mauerwarte 

stund  ein  junger  kriegsgesell, 

neben  ihm  die  feldstandarte,! 

sah  er  durch  die  mauerscharte 

düster  in  das  seegewell.  (sceMder  1)  ged.  3  (1870),  189. 

/)  Ezzelin  .  .  wühlte  .  .  mit  den  gespreizten  fingern  der 
rechten  in  dem  gewelle  seines  hartes.  C.  F.  Meyer  (hoch- 
zeit  des  niönchs)  nov.  2,  32;  vgl.  auch  E.  Wülfing  z.  f.  d. 
u.  14,  308  jf. 

GEWELLFISCH,  s.  gwellfisch. 

GEWELLIG,  adj.  und  adv.,  mundartliche  nebenform  zu 
gewaltig  (s.  d.,  vgl.  auch  gewalig).  vgl.  Kehrein  volksspr. 
in  Nassau  1, 163. 

GEWELLT,  l)  participiales  adjectiv  zu  wellen  (wallen 
machen),  vgl.  mhd.  wb.  3,  471*.  Lexer  3,  754:  so  sie  das 
mit  geweiter  geiszmilch  einnehmen.  L.  Thurneisser 
beschreib,  influent.  Wirkungen  aller  erdgewächse  64;  gewellte 
milch,  lac  passum.  Kirsch  com.  2,  151*.  Aler  935,  vgl. 
die  form  gewallen  (gewallen  win)  sp.  4910. 

2)  der  neueren  spräche  gehört  eine  verivendung  an,  die 
unmittelbar  aus  dem  Substantiv  welle  erwächst :  gewellt, 
wellenförmig,  wellig. 

a)  sie  standen  auf  einem  jener  gewellten  hügelzüge, 
die  sich  so  oft  in  den  marken  mitten  aus  dem  flachen 
bruchland  erheben.  W.Alexis  Isegnmml;  wir  verloren 
uns  in  den  dolmenreihen  des  sanftgewellten  plateaus. 
Hassert  reise  durch  Montenegro  hT,  es  gab  andere  tage, 
an  denen  der  westwind  die  see  zurücktrieb ,  dasz  der 
zierlich  gewellte  grund  weit  hinaus  freilag  und  überall 
nackte  Sandbänke  sichtbar  waren.  Th.  Mann  Budden- 
brooks 2,  356. 

b)  dazu  ein  rötlich  schimmerndes,  üppiges  haar,  von 
dessen  seide  jeder  einzelne  faden  hundertfach  gewellt 
war.  Gottfried  Keller  (Züricher  novellen:  landvogt  v. 
Qreifensee)  6'-',  190;  das  weich  gewellte  hellbraune  haar 
in  die  flache  band  gestützt,  musterte  Hanno  das  manu- 
skript.  Th.  Mann  Buddenbrooks  2, 192. 

c)  gewellte  feuerbuchse,  feuerbuchse  mit  wellenförmiger 
Oberfläche,  durch  welche  bei  erwärmung  ein  ausgleich 
der  ausdehnung  bewirkt  . .  .  wird.  Stenzel  deutsches  see- 
männisches wb.  118. 

d)  unbehindert  von  knorrigen  falten  erschien  die 
sichere  Zeichnung  des  wohlgeschaffenen  männlichen  be- 
wegungsorgans  in  ihrer  kraft  und  Schönheit.  ...  'ja!  ja 

....  ich  hab'  keine  so  gewellten  tanzbeine '  Friedr. 

Theodor  Visgher  auch  einer  113. 

GEWELM,  GWELM,  s.  gewölbe. 

GEWELSCH,  GEWELSCHE,  n..  Verbalsubstantive  zu 
welschen  (*.  d.) :  da  war  ein  seltzam  gewelsch  (der  zigeu- 
ner)  zu  hören  und  ein  geschwinder  aufbruch  zu  sehen. 
Grimmelshausen  (Sinipl.2,1,5:  Springinsfeld) 3, 37  Keller; 
der  innewohnende  bildungstrieb  entwickelt  selbständig 
ein  reines  urtum,  was  zur  lebenerhaltung  jede  fremdbeit 


5465 


GEWELSCHT-GEWENDE 


GEWENDE  (i.ft- 


5466 


Ton  sich  weitet  and  gemisch  und  geweUch  alt  den  tod 
der  einheit  zu  fliubon  hat.  b'.  L.  Jahn  a,  a,  707. 

GEWELSCHT,  particiitiaU»  adjectiv  tu  wcUchen ,  vgl. 
verweUoht:  vorn  dritte,  die  gnwelHchte  Teutachen  dar- 
durch  KU  u))cr/eii|;cn,  wie  undanckbarlich  aie  sich  an 
der  muttersprach  nit  allein,  sondern  auch  nn  tich  selbst 
vergreifen,  üiti/  truturhe  jtoenMta  (forr.)  netidr.  1. 

ÜEWELTIÜ,  *.  gewaltig. 

GEWELZ,  r  gewäl/,  gewklds. 

GEWEN,  jr.  geuen,  geuweu  fp.  M84. 

GEWENDE,  n.,  t»  dieter  form  treffen  vertehmUnurtiyt 
bildungen  ttuammen.  nur  vorilbergthend  —  weil  durrh  die 
achreibung  der  neueren  npradie  nhgegpreiigt  —  fügt  »ich 
in  dieten  ntiaamtnetÜMng  diu  eoUeetiv  tu  wand,  pariea  ein, 
».  gewände  »p.  ftüM;  ttiUötilieh  dagegen  haben  rieh  die  for- 
men, die  aua  unUauiMracheinungen  an  gewand  tu  erklären 
aind,  mit  anderen  verbunden,  die  auf  ein  aelbttändige* 
fem.  wende  himceinen,  da»  in  engerer  bezieftung  tum  ver- 
btim  wpndnn  steht,  itchon  bei  gewand  ,  gewann  {vgl. 
»p.  581U)  wurde  auf  die  umgelauteten  formen  aufmerksam 
gemacht,  die  sich  aus  dem  cusuingHtem  dieae»  aubatantiva 
abt iceigen  xtnd  die  den  atiagangajntnkt  tu  neubildungen 
bieten,  vgl.  uhd.  wonti  Gn.\KP  1,  701;  mhd.  wende  mhd.  wb. 
8,687.  icenn  achon  in  dieaem  fem.  der  chnracter  de»  verbal- 
»ubatantiva  viel  täher  festgehalten  teird,  und  die  beziehung 
auf  da»  verbum  wentlen  xnel  anachaulicher  getcahrt  bleibt 
dU  bei  wand,  gewand,  ao  gilt  da»  in  noch  höherem  grade 
inm  der  form  gewende.  ein  theil  der  in  ihr  überlieferten 
beiepide betcegt  »iehaUerdinga  im  gleichen  vencendungakrei.se, 
ipie  gewand,  «n  anderer  theil  aber  nimmt  die  richtung  auf  die 
f)edeutungsgemeinschuft  mit  wende,  wenden,  und  ein  dritter 
theil  hat  sich  unabhängig  von  gewand  auf  der  grundlage 
eines  verbalaubatantiva  tu  wenden  auageataltet.  da  die 
grenzlinien  ticischen  der  eraten  und  txceiten  gruppe  ter- 
ßieaten.  »oUen  beide  in  einem  tuaammenhange  tbehandelt 
iceriten. 

i)verwetulungen,  dieim  rahmen  der  bedeutungsenttcieklung 
von  gewand  entschiedener  die  richtung  auf  ein  verbal- 
»ttbatantiv  tu  wenden  (vgl.  das  fem.  wende)  aufnehmen. 

a)  der  abatraeten  bedetitung  terminus,  ßnia,  die  oben 
an  gewand  festgestellt  ^eurde.  entsprechen  in  neuerer  teil 
nur  beiapieU  mit  umgelauteter  form,  daa  genua  liiatt  »ich 
nur  in  einetn  fall  feststellen,  ico  es  daa  neutrum  teigt : 

ich  bin  bc^n  undo  ende 
nach  de»  libes  gewende 
bi  dem  anderen  lebene 
geb  ich  al  vergebene. 

evantjel.  Johanntt,  ».  Pfeiffers  Hbungtb.  84 ; 

als  sie  {Romulua  und  Remua)  sich  nun  einmal  zu  diesem 
schertz  begeben,  da  das  jargewcnd  war,  haben  die  mürdcr 
aufr  sie  gelauret.  Livius  übers,  v.  Zach.  Müntzer  A3''; 
die  ende  und  gerichts  gewende  wo  des  not  ist  versteincn 
und  verreinen  lassen.  Urkunde  von  1461  bei  Hai.taus; 
grenitz  ende  und  gewende  der  gerichte.  ebenda. 

b)  in  der  flurbezeichnung  lassen  sich  beispiele  soicohl  da- 
für beibringen,  dasz  die  umgelauteten  formen  (wende,  ge- 
wende)  in  daa  casussgstem  der  nach  der  i-klasse  abgewan- 
delten axtbatantiva  wand,  gewand  tcriaen,  ala  auch  dafür, 
da.tz  die  forntendifferenzierung  eine  betleutungaverschiebung 
liegünatigt.  unier  dem  eit\/luaae  der  formellen  annäherung 
an  das  verbum  wenden  vollzieht  sieh  die  iaolierung  de» 
neutruma  gewende  von  gewand  t»  der  bedeutungagemein- 
schaß  mit  wende  und  wenden. 

o)  die  engste  bedeutung.tgemeinschafl  mit  gewand  haftet 
an  der  Vorstellung  eines  acker.streifens,  der  in  irgend  einer 
art  mit  der  pßugrichiung  in  beziehung  steht.  wie  oben 
bemerkt,  hatte  in  der  älteren  icirthachaßsform  jeder  ge- 
meindegenosae  in  jeder  bodenlage  einen  annähernd  glei- 
chen antheil,  den  er  in  gleicher  richtung  wie  die  nachborn 
durchpflügte,  die  voratellung  der  begrenzung  eineraeita, 
der  naehbarschaß  andererseit»  tcurde  hier  verschiedenartig 
angeregt,  am  eindringlichsten  aber  von  der  »teile  aua,  an 
der  die  bodenlage  ihr  tuitürliche»  oder  willkürlich  ge- 
tetMte»  ende  ßndet,  ao  daaz  der  pßug  geirendet  werden 
muM.  hier  an  der  stelle  der  pßugirende  bleibt  ein  gewisse» 
»tüek  der  pßügung  entzogen  und  entaprediend  setzen  sich 
tn  der  ^ierrichtting  durch  die  gante  reihe  der  nachbar- 
atreyfen  gleiche  stücke  fort,  so  bildet  »ich  ein  qtier streifen, 
der  recht  eigentlich  die  merkmaie  der  abgrentung  me  de» 


ttt»ammmutihhtmm  am  «iah  trägt,  teia  aü  oben  M  gewand. 
gewann  futgeatdltwurdm,  ab  dit  iori  beUgtm  btJmt- 
tunyen  {grenägraben ,  rmim,  fiUmtg,  admbtit  tmaebm 
»um  ßerehen,  ein  durek  gemtinmme  grtnae  abgeeehloa- 
MIM*  gebiet,  grundatüek.  gegend)  alle  von  der  rersort 
auagdtea,  ob  niekt  auek  die  furche,  die  in  der  Ukmg»- 
riehtung  twieehem  dorn  »treffen  hintieht,  von  eit\/luet  tear, 
läazt  »ich  für  gewand,  gewann  nicht  mehr  «ntoMdem,  dm 
an  ihm  mit  der  änderung  der  eigen thuwMwmIMMam  mtd 
dea  landwirthaeht^tlirhen  betriebe  die  ureprüngHeko  btdm 
tung  immer  mehr  verblaazte  und  die  veneemduttgm  wtekr 
und  mehr  dem  in  gewann  m  tage  tretenden  aUgemeinerm 
begriff  tueUten.  an  gewende  dagegen  hat  mek  die  tei» 
hung  auf  die  pOagwende  gerade  in  »päierer  mU  immer 
wieder  in  daa  bewuetteein  der  apreehenden  eingeprägt;  im 
den  mitteldeuteehen  und  nordde^ttachen  gegendm,  m^f  die 
»ich  der  gebrauch  von  gewende  hauptaüehlieh  etüttt,  kaUe 
der  betrieb  der  landwirthachaß  inziriM-hen  immer  nükr  dia 
formen  de»  gro»zgrundf>eit{t:ea  angenommen,  und  kimtm» 
ergaben  sich  auch  für  die  bedetitung  von  gewtod« 
rttngen.  wo  ein  »tüek  nach  einer  mite  gmn 
pßügt  wird  bezeichnet  gewende ,  Torgewend«  naek 
vor  den  queretreifen,  der  dae  etüek  abgrenet  und  der  für 
»ich  in  der  querrichtutig  durdtgegflügt  wird,  vietfaeh 
aind  die  atüeke  jedoch  ao  grott ,  daet  eie  nicht  in  der 
ganten  auadehnung  durehmeeeen  werden,  der  pßug  teird 
achon  in  der  mitte  oder  gar  nach  einem  drittel  gedreht, 
ao  entateht  eine  neue  art  von  queretreifen,  die  nun  auch 
ala  gewende  bezeichnet  werden  und  die  ihreraeit»  wieder 
neue  formen  der  eompoaition  hervorrufen  (#,  u).  die  litte- 
rariachen  belege  la.^.9en  diese  letztere  emkeiddung  nicht  «0 
deutlieh  werden,  tcie  die  feetetellungen  der  wCrterbüeher. 

l))  daa  einfache  gewende. 

a))  litterariache  belege:  wo  aber  gemacb  zean  in  den 
veldern  . . .  gemacht  werden,  welcher  das  thoet,  der  soll 
seinem  nachtbam  radweit  lassen  . . .  and  wo  die  ge- 
wcndt  in  den  gemainen  veldern  an  ainander  ligen  und 
gccn,  soll  er  dem  andern  einen  ausgewandten  ligen  lassen, 
wo  aber  nit  gemachzeun  verbanden,  soll  ainer  wie  der 
ander  auswenden  zu  rechter  weil  and  zeit  seinem  nach- 
barn  on  schaden,  landrecht  von  Wartenfela  {handachr. 
\6.jahrh.)ö8terr.iceisth.  1,153;  daa  atüek  feld  reicht  hin- 
aufT  bis  an  die  Eckerbcrgische  strasz;  unnd  darnach  bis 
an  den  Stoberisch  wcgic  zu  Moritz  Kramer  gelcngen  za 
Stobra  wohnhafTtig  unnd  aufT  die  rechte  band  dem  ge- 
wende nach,  bis  an  die  Jhenische  strasz  nach  Henn- 
stette.  urk.  von  15S4  de»  klo»ter»  Heunadorf,  ».  Thuringia 
»aera  SSi ;  vgl.  auch  Haltaus  701  ;  wenn  die  felder  zu- 
sammen stossen,  da  ein  gewende  ist,  ..oll  man  zu  rechter 
zeit  pflügen  und  bessern,  (artiekd,  wie  »ich  ein  jeder  nach- 
bar in  der  univeraität  Leipzig  ßir\f  netten  dorfachafflen 
verhalten  aoll.  1712);  Ki.inuneh  dorf  u.  batiernrechte  1,24«: 
wo  die  felder  zusammen  stossen ,  da  ein  gewende  sein 
soll,  soll  man  zu  rechter  zeit  pflUgen  and  besäen.  l.aST, 
ebenao  l,  496. 

b))  die  trörterbücher  tragei\  der  vidaeitigkeit  uneere»  »ub- 
atantiva frühzeitig  rcchntmg;  ßlr  die  einschlägige  engere 
vertcendung  pßantt  .tich  eine  anaehatdiche  d^nition  fort: 
ghewendte  des  ackcrs  .  .  .  lira,  terra  reraa  et  aggeetm 
inter  duo»  aulcoa:  veraura  KiLlAN  146*.  vgl.  gewende  .  .  . 
ook  de  ophooping  van  aarde,  aardhoop  tasschen  twee 
vorcn.  VRUWiJS-VF.RnAM  2,  1885.  dae  »ttbetanfir  wird 
anacheinend  ala  atibstantiriertea  parficip  aufg^aeaL  eben- 
da icird  auch  daa  lateiniache  porca  herangetogen,  daa  im 
tropischer  anicendung  den  gleichen  begriff  deckt  «ft. 
auch :  gewendte  desz  ackers,  das  bUhelin  zwischen  zweien 
furchen,  porca,  terra  versa  et  aggeata  inter  duo»  eulcoe, 
verattra.  HknIsch  1597;  »pätere  lejtikographen  knüpfen 
ttnmittdbar  an  daa  fem.  wende  an:  wende  ...  limtee, 
ora,  extremitaa ,  ßne» ,  ttnde  ein  gewende,  wo  man  mit 
pferden  wendet,  vertibtdum,  aliaa  ein  anwende!  Stib- 
LRR  2500;  gewende,  wenn  ein  acker  so  lang  ist,  dasz 
man  die  furchen  mit  dem  pflüge  nicht  auf  einmal  macht, 
noch  gantz  hinausziehet,  sondern  denselben  in  zwei  oder 
mehrere  thcile  theilet,  so  wird  solches  abgetheiltes  stück, 
bis  dahin,  wo  man  die  pflugkehre  oder  pUug-wendung  ge- 
macht, ein  gewende  genennet,  daher  sagt  man  auch, 
nachdem  nemlich  der  acker  gelegen  und  abgetheilet  ist. 

343* 


5467         GEWENDE  (i,  h  angewende  u.  a.) 


GEWENDE  (1,  b  =  feld,  flur) 


5468 


das  ober-gewende,  das  unter-gewende,  das  mittel-gewende. 
allgemein,  öconom.  lex.  (i73l)  825;  unter  gewende  wird 
das  wort  pflüg  verstanden,  das  pfluggewende  ...  ge- 
wende im  acker;  wann  der  acker  zu  lang  ist,  auf  ein- 
mal hinaus  zu  fahren ,  da  giebt  es  mittel  -  gewende, 
obergewende ,  untere  gewende ,  versura  superior,  media, 
inferior.  Frisch  2,  439°;  ähnlich  Chomel  4,  1047.  das 
gleiche  bei  Klingner,  der  fortfährt:  ein  wohlerfahrener 
hauswirth  hat  mir  solches  gewende  beschrieben,  als  ge- 
wisse striche,  und  besonders  abgetheilte  felder,  so  weit 
die  aecker  nach  der  länge  und  breite  an  einander  liegen, 
geackert,  ausgemessen  und  versteinet,  oder  doch  mit 
graben  zum  ablauffen  des  wassers  versehen  sein,  wo- 
durch eines  jeden  eigenthum  in  richtigkeit  gesetzet  wird. 
dorfrechte  2,  838,  anm. ;  in  Schlesien  kommt  nur  der  aus- 
druck  'gewende'  und  zwar  durchaus  landbräuchlich,  aber 
in  einem  sehr  abweichenden,  vielleicht  allein  richtigen 
sinne  vor.  hier  ist ,  wie  Zedlitz  XXI  genügend  beweist, 
ein  gewende  der  etwa  50  ruthen  lange  abschnitt  eines 
ackerstückes,  welchen  man  mit  dem  pflüge  nicht  zu  über- 
schreiten pflegt,  sondern  wendet  und  zurückfährt ;  erst  nach 
beendigung  des  ersten  gewendes  wird  das  zweite,  dann 
das  dritte  u.  s.  f.  in  arbeit  genommen.  Meitzen  anm. 
zum  cod.  dipl.  Sites.  4,  31 ;  dazu  vgl. :  der  ort ,  wo  andere 
äcker  der  breite  nach  an  andere  anstoszen  und  sich 
wenden,  wird  in  manchen  gegenden  gleichfalls  ein  ge- 
wende, und  wenn  sich  daselbst  viele  äcker  enden,  ein 
hauptgewende  genannt.  Adelung  2,  654;  gewende...  s)  ein 
stück  feld,  welches  in  gerader  linie  geackert  wird  und  sich 
zwischen  zwei  umwendungen  mit  dem  ackerpfluge  befin- 
det? Thiel  4,  423;  gewende  gweng,  ackerland  mit  gleicher 
umwendung  beim  pflügen,  also  aecker,  die  an  ein  und 
derselben  anewant  liegen.  Baueii  Waldecker  mundart  40»; 
gewenge,  gewende,  die  stelle,  wo  man  den  pflüg  wendet 
und  die  deshalb  besonders  gepflügt  werden  musz.  Jeght 
Mansfelder  Tnundart  42*  {vertveist  auf  die  bildung  wend- 
ling,  die  in  älteren  Zeugnissen  der  mundart  die  gleiche  be- 
deutung  zeigt),  ähnlich  Sw L,beitr.  z.Jiess.idiot.  IG.  Fischer 
pluttd.  tnundart  im  preusz.  Samlande  52. 

2))  Zusammensetzungen,  als  solche  haben  sich  schon  aus 
den  obigen  definitionen  ergeben:  angewende,  vorder-,  mittel-, 
untergewende,  hauptgewende,  ihnen  reihen  sich  noch  einige 
iveitere  an. 

a))  schon  unter  anwand  belegt  J.  Grimm  {th.  l,  sp.  51.3) 
umgelautete  formen :  die  anwend  hin  bis  an  die  frauen 
Keuschen,  die  anwend  herab  bis  auf  Michels  Hermanns 
garten,  weisth.  l,  603,  dazu  vgl.  anwende  th.  1,  sp.  518  und 
anwendel  ebenda,  für  einen  unterschied  zivischen  anwand, 
anwende  iind  gewand,  gewende,  läszt  sich  hieraus  nichts  ge- 
winnen; ebensowenig  wie  aus  dem  folgenden  beleg  für  an- 
gewende: über  de  weg  offeme  hauwe  neben  der  frawen 
zum  Burne  stabe  amme  holtz  marche  ...  an  der  ange- 
wende offin  hobestede.  hess.  Mj-Ä:M»wZen6.  (1319)  1,373;  auch  bei 
L.  Schmidt  westerwäld.  idiot.  (l2%ff.)  werden  für  anwende 
die  gleichen  bedeutungen  angegeben,  die  wir  eben  für  ge- 
wende kennen  lernten,  und  von  oberer,  unterer  onwed  ge- 
sprochen, vgl.  auch  vorgewende,  gewende,  angewende,  das 
stück  land,  welches  beim  ackern,  um  mit  den  zugthieren 
darauf  wenden  zu  können,  bis  zuletzt  liegen  bleibt.  Thiel 
7, 618 ;  dagegen  ivirdin den  stellen  der  tceisth.  zivischen  anwand 
und  radwende  unterschieden :  wo  och  ackeren  anenandern 
ligend,  da  sol  och  je  ainer  dem  anderen  anwand  und 
radwende  .  .  geben,  weisth.  l,  207.  wenn  es  sich  hier  anschei- 
nend um  einen  gegensatz  zwischen  engerem  und  weiterem  be- 
griff handelt,  sowird  andererseits  in  derdeßnition.dieKiANG- 
NEu  (2,  838  anm.)  von  angewende  giebt,  gerade  der  quer- 
streifen, der  durch  die  pflugwende  aufgewmfemoird,  getroffen : 
hingegen  heisset  man  angewende  dasjenige  stücke  feld, 
so  mit  der  länge  am  querüberliegenden  anstosset.  hier 
scheint  sich  die  bedeutung  von  angewende  gewandelt  zu 
haben  unter  dem,  einflusz  der  bedeutungsänderung  von  ge- 
wende ,  das  nicht  mehr  den  grenzstreifen  des  ackers  nach 
auszen,  sondern  viel  häufiger  die  theillinie  innerhalb  des 
ackers  bezeichnet  (mittel-,  vordergewende). 

b))  deutlicher  festgelegt  sind  die  folgenden  zusamm^en- 
Setzungen : 

a))  vorgewende  hat  nur  die  eine  bedeutung,  die  bei  ge- 
wende, anwende  als  eine  unter  mehreren  aufgeführt  vnrd. 


vgl.  vorgewende,  ackergewende,  wendestück,  wendling. 
Thiel  4,423;  es  ist  der  eigentliche  terminus  der  heutigen 
landivirthschaftlichen  spräche  für  diesen  theil  des  ackers, 
als  ältesten  beleg  vgl. .-  verkaufter  verkaufft  seinen  garten 
.  . .  neben  3  morgen  oder  ackerstück  ein ,  nemblich  .  . . 
mehr  aufm  sandstücke  am  kirchsteige  aufm  vorderge- 
wende 8  bethe.  schöppenb.  v.  Krampitz  (i625)  bei  Meitzen 
urku7i,den  schles.  dörfer  235. 

ß))  ober-,  mittel-,  untergewende,  vgl.  oben:  Rentzens 
feldes  obergewende ,  dessen  beethe ,  wie  die  küh  gasse 
selbst,  hinunterwerts  gehe,  sei  den  7.  april  1735  mit 
sommer-korne  besäet,  auch  dieses  eingeeget,  und  wo  dis 
gewende  ausgehet,  sein  feld  die  queere  hinter  geackert 
gewesen,  zeugenverhör  in  einem  prozesz  zu  Beimsdorf  (1736) 
bei  Klingner  2,  699;  anerwogen  .  .  .  das  sogenannte 
birckicht ,  dessen  ober  -  gewende  nach  Breitingen  zugehet, 
9*12  acker  von  66.  beeten,  dessen  untergewende  s.  acker  von 
65.  beeten,  deszgleichen  die  hufe  ...  im  mittein  gewende 
10  acker  von  76  . .  .  beeten  enthält,  i,  213  (anm.  591). 

/))  hauptgewende  vgl.  th.  i,  2,  614. 

S))  in  haakgewende  endlich  dürfte  die  beziehung  auf 
die  hackruore,  ruhrhacke  {weisth.  l,  698)  zu  tage  treten. 
gewende  bezeichnet  hier  einfach  einen  abschnitt  {s.  u!) :  auf 
einem  sogenannte  haak-gewende  dürfen  nicht  mehr  als 
höchstens  4,  5  bis  6  bauern  zugleich  zum  rühren  genommen 
werden.   Urkunde  von  1790  bei  Meitzen  333. 

ß)  icie  bei  gewand ,  so  streifen  sich  auch  an  gewende 
die  besonderen  züge  ab,  die  an  der  grundbedeutung  haften, 
das  wort  strebt  allgemeineren  begriffen  zu,  geioinnt  die  be- 
deutung ackerstücke ,  feld  überfiaupt.  im  gegensatz  zu  ge- 
wand ,  gewann  wird  jedoch  auch  hier  der  zusamm^enhang 
mit  wenden,  wende  leichter  durchgefühlt  und  immer  wieder 
aufgefrischt,  auch  nach  anderer  richtung  entwickelt  sich 
ein  gegensatz  zu  gewann;  gewende  prägt  den  begriff  eines 
fläciienm^aszes  atis  {zu  gewende  als  längenmaasz  s.  u.  y) ; 
als  solches  geidnnt  es  bei  den  einen  feststehenden  wert, 
bei  den  anderen  erscheint  es  als  relative  gr'ösze. 

l))  gewende  in  der  allgemeineren  bedeutung  'ackerstück, 
feld,  flur'.  die  Vorstellung  eines flächenmxia.szes  ist  nicht 
herausgearbeitet. 

a)  engere  berührung  mit  gewand :  auff  solchen  fall  sohl 
auch  käuffer  . .  .  schuldig  sein  dem  landtsbrauch  nach  auf 
den  vorwergksäckern,  wo  er  angewiesen  werden  möchte,  zu 
arbeitten  von  jeder  hübe  acht  beete  durch  ein  gewende, 
wie  die  herrschaft  und  pauerschaft  halten  und  dieselben 
liegen,  urk.  v.  1644  bei  Meitzen  101;  den  2.  octobris  gab 
mir  gott  die  gnade,  dasz  ich  mehr  äcker  kaufte,  gab  herrn 
Heinrich  dem  caplan  vor  17  beete  durch  3  gewende  275  thl. 
Schweinichen  3,236;  immer  aber  war  der  hufenbesitzer 
eigenthümer  eines  antheils  am  ackerland,  entweder  eines 
ideellen  oder  bestimmter  gewende.  G.  Freytag  bilder  aus 
der  d.  Vergangenheit  l,  73. 

b))  stärkere  anlehnung  an  wenden  tind  wende:  ein 
stück  acker  von  einer  solchen  grosse,  wie  man  es  auf 
einmal  zu  bestellen  pflegt,  heisst  'gewende'.  vom  wen- 
den des  pfluges  am  ende  und  anfange  des  Stückes  hat 
dasselbe  seinen  namen.  Urban  landtoirthschaftl.  volks- 
atisdrücke  {Neustadt- Ober  schles.  1897);  gewend,  stück  acker, 
wendacker  Berghaus  566^.  als  zeugnis  für  die  versuche, 
die  erklärung  des  feststehenden  begriffes  immer  wieder  aus 
wenden  abzuleiten,  vgl. :  ein  gewende  feldes  ist  fünff  saile 
lang  und  helt  210  eilen  oder  630  spannen,  ein  pflugrädlein 
soll  dergleichen  mäszig  sein,  also  damit  sichs  in  einem 
gewende  60  mahl  umbwenden  möge.  Hagecius  böhmische 
chronica  (l59ö)  1,  331  {zum  flächen-  und  längenmasz  s.  u. ) 
ebenso  Fritsch  appendix  zu  Dietherr  orbis  nov.  litten-. 
790;  das  gleiche  bei  Frisch  a.  a.  o. ;  vgl.  gewende  . . .  een 
akker ,  akkerbed,  een  breed  akkerbed  (van  twaalf  fot  16 
ploegsneden).  in  dezen  zin  nog  heden  in  gebruik  in  het 
W.  Vlaamsche  gewend.  (De  Bo  372).  Verwijs  -  Verdam 
2,  1885. 

c))  allgemeinste  bedeutung: 

so  wollen  wir  beim  brunnen  allein 
zusammen  kommen  und  reden  fein  ... 
bei  nachbar  Kuntzcn  hoffgewend. 

A.  Gryphius  Peter  Squenz,  neudr.  28 ; 
'wo  disteln  itzt  auffgehn, 
wird  ein  oliven-berg  in  kurtzen  tagen  stehn'. 
'ach  armer  I  llen?  ich  an,  eh  hier  ein  obst  wird  reiffen, 
eh  wirst  du  mit  aer  faust  die  hoben  stern  ergreiffen. 


5469  GEWENDE  (i.  *  fiächenmatz) 

bedünike  dochl  da«  iahr  lautTl  nunmehr  fa«t  xu  end, 
auch  wil  die  feint  oliv  ein  frurhtbarer  fewend'. 

(Jtraumgetiehle  auf  ein  hoehadlicha  beüager  SO) 
lyr.  ged.  U9  Palm ; 

vgl.  auch  die  dUrren  feldgewende  oben  th.  8.  «p.  1M8. 

8))  tn  der  gellung  eines  fläehentmuMts  wird  da»  »üb- 
gtantiv  je  nach  landeabraueh  vertehieden  beaÜmmt:  die- 
ses wort ,  gewcnde ,  wird  in  mancherlei  verstände  bei 
denen  land  y;üthßrn  angenommen  und  gebrauchet:  an 
manchen  orten  hoist  es  so  viel,  als  ein  ackcrrUoken, 
oder  morgen,  auch  in  einigen  gegenden,  wie  um  Lieben- 
werda,  ein  hufon-  oder  halb-hufen-ntUcke,  welches  ins- 
gemein 6  rnthon  breit  und  a  bis  R  acker  der  IKnge  nach 
enthält,  das  man  mit  einem  in  einem  tage  bearbeiten 
kann,  an  einigen  orten  haben  die  gewende  ihre  gesetzte 
zahl  an  qiiadrat-ruthen,  wie  ein  acker  o<ier  morgen  der- 
gleichen ausgemaclite  zahl  in  sich  begreifet.  Ki.inoner 
>,  88^.  anm..  vgl.  auch  Frisch  2,  iim^'ff. 

a))  ghewendte,  ghewcnde,  vetrts  aax.j.  morghe  landts, 
fnndua  se-raginta  decempedum.  epec.  sax.  Kll.IAN  IW,  vgl. 
atich  Vkhwijs  -  VenuAM  8,1885;  gewendte,  gewende, 
morgelands,  fundtts  eexaginta  decempedum,  sax.  Hrniscii 
15»7 ;  gewend  oder  gewende  lands,  ein  juchart  oder  morgen 
lands,  un  joumeau  de  terre.  DUEZ  dict.  germ.  gall.  lös*"; 
ein  gewende  fehles  ist  6  seile  lang,  hält  630  spannen, 
810  böhmische  eilen,  und  ist  ein  morgen.  Frisch  a.a.O.; 
und  das  sech  mit  dem  pflugschar  .  .  .  schneidet  die 
furchen,  bisz  ein  gewend  oder  tagwerk  fertig  ist,  donec 
absolvatur  jngeitim.  Amos  Comrn i US  Janua  attrea  112;  ge- 
wende isteinmorgen  akkers.  Zohei,(«.  .9flfA*enÄpje</ei3,rtrf.6a) 
bei  Schotte!.  635;  wegen  erkauffung  4i  gewende  aeckers. 
Carpzow  Schauplatz  v.  Zittau  308  (tandbemerkung  zu  einer 
lat.  Urkunde  von  1315  [quadraginta  unum  laiicoa]);  Rom 
hatte  bei  seinem  Unvermögen  keinen  mangel,  da  gleich 
ihre  feldherrn  nicht  so  viel  verliessen,  dasz  sie  konten 
begraben  werden,  sondern  der  gemeine  kästen  in  die 
lilcke  treten  muste;  da  tugent  aus  thönernen  gcschirren 
speisete,  und  drei  gewende  ackers  eines  edlen  bürgers 
auskommcntliches  vermögen  war.  I^ohrnstein  Armtnt»«« 
1,  180*,  gewende  (ales.)  im  Brandenburg.  -■  stück,  in 
Slesien  sagt  man:  ein  gewende  flachs,  ein  gewende  körn, 
soviel  als  ein  morgen  ackers.  Bkrndt  sle.9.  idiot.  44  vgl. 
auch  gewende  bei  Hai.taus  701.  Scherz  sw**. 

b))  es  soll  eine  meile  (50  gewende,  und  ein  gewende 
no  ruthen,  ist  in  sächsischem  weichbild  gebräuchlich, 
unsern  ebenen  landen  zu  viel,  derowegen  ordnen  wir, 
dasz  60  ruthen  auf  einen  morgen  und  16  schuh  auf  eine 
rulhe  gerechnet  constitutio  March.  bei  Scheplitz  a. 
Frisch  a.  a.  o.  {vgl.  auch  unter  y).  gewende,  altes  flächen- 
masz  in  Preussen,  gleich  ein  zehntel  morgen  =»  80  ü  fusz. 
Baczko  Preuszen  2,134;  gewende,  meist  10— 16  m  breite 
feld-abthcilungen,  welche  beim  ebenpflügen  in  angriff  ge- 
nommen werden.  Guino Kraft  i7/i«^r.  landtcirthschaffAlex. 
8,  375»;  gewende  ...  in  der  Lausitz  hält  es  180  schritte 
oder  840  Leipziger  eilen  in  der  länge,  und  eii^m  sechs- 
furohige  beete,  jedes  von  2^«  eilen,  also  180  eilen  in  der 
breite,  so  dasz  iTls  gewende  eine  hufe  machen.  Adei.uno 
3,654. 

c))  tagewerk  muss  ein  bauer  . . .  ohne  unterschied  der 
länge  der  gewende  arbeiten,  urbar,  von  Zedlitz  (ntw  1790) 
bei  M KITZEN  833;  und  da  sich  die  bauerschaft  über  die 
allzu  grosse  länge  der  gewende  beschweret  .  .  .  dass  z.  b. 
aus  einem  felde,  welches  ehedem  3  gewende  gewesen, 
2  gewende  gemacht  worden,  sa*;  auch  etliche  derer 
llormsdorfer  gewenden  jedes  4  acker  und  5  schmale  ge- 
wende am  dorfwege  hinaus  nur  8  acker  /usammen  be- 
tragen. Kmnoner  1,  214  (anm.  591);  ingleichen  dürffen 
die  anspänner  und  Lorenz  Geringwald  . .  .  auf  den  hafer- 
stoppeln bis  alt  Martini  ein  gewende,  oder  stücke,  wie 
sichs  etwa  schicket,  meistens  zwei  schelTcl  gras  vor  ihre 
frohnpferde  hecgen.  lioccaer  trifft  regi.tter  ebenda  8,  571 ; 
ein  gewende  roggcn,  circa  5  morgen  grosz,  bin  ich  willens 
auf  dem  halme  zu  verkaufen.  B%4nzlatter  intelligenzblatt 
juli  1872. 

y)  ah  ma.9zbestimmuttg  stieiß  gewende  tn  der  gros zeren 
zahl  der  belege  die  besieftung  auf  die  fläche  ab,  das  inter- 
esse  haßet,  vne  wir  schon  in  den  obigen  bei»pieUn  sahen, 
voririegend   auf  der   längenausdehmmg,    gewend*   ist  — 


GEWENDE  (1,  b  längenmasj^  5470 

namsnÜieh  im  gegensats  tu  gewand  —  tn  «rster  linie  ein 
längenmast. 

1))  gewende ,  ttaditsm,  voe.  Wrat.  von  i4U,  ».  wJtd.  wb. 
8,  «86^:  gewende  oder  rotaUaf,  Stadium,  voeab.  theui.  {Nürn- 
berg 1488)  vgl.  Lexkr  1,  988 ;  ein  gewende,  tt4idi*tm,  est  etn- 
tumpassus.  voeab.  bei  Scuii.ler-LOdbrn  s,  lOl;  vgl,  ttutk 
Dibpknbacii-WOlckbr  «19;  gewende  ...  als  lengtnuuU 
in  den  zin  van  honderd  pas.  Venwun  u.  Verdau  9, 1886; 
für  OTiidtov  im  grieeh.  texte  des  netten  testomente» ,  da» 
Luther  mit  feldweg  wiedergiebt,  führt  l-:MHEn  gewend  de* 
feldes  ein,  vgl.  LlNOMBTER  Wortschatz  Luthers,  Kmsers  ete. 
16;  ein  gewende  felde*  iat  fünff  saile  lang  and  hell  910 
eilen  oder  680  spannen.  Haoecius  bbhmiseh«  chronica 
1,  881,  ebenso  Fritsch  appendix  ad  Dietherr  790;  eine  meil 
Wege*  *oll  80  gewende  felde*  lang  sein  nnd  •oll  800  ««ile 
halten.  Haoecius  1,  88I,  ebenso  Frit«cii  a.  a.  e..  vgl. 
auch  unter  8)) ;  do  schickten  sie  us  der  atat  hinaaaz  1000, 
das  man  e*  weren  sulde  . . .  do  si  usz  der  stat  qaomM 
sechs  gewende,  do  brach  der  halt,  urkundl.  beitrage  sur 
gesch.  Böhmens  (Latutitz)  nr.  460  infontes  rer.  Atistr.  9,  80; 
am  vierdten  tag  kommet  er  zu  den  zweien  schweatem 
gen  Bethanien,  welchs  fUnfftzehen  gewendt  weg*,  der 
acht  ein  welsche  meil  machen,  von  Jerusalem  ligL 
Mathrsius  trostpredigten  Fs**;  gewendt  weg*.  rMzlaoff. 
wette  laufT,  ackerlenge,  Stadium,  InndSfouor.  HeüISCH 
1597;  binden  an  dem  saal  was  ain  unvergengklich  lastiger 
garten  vier  gewende  wegs  lang.  Schaidemrris.ser  Odyssm 
27* ;  mer  hab  ich  gsehen  Titium  aafT  der  erden  ligen  and 
mit  seinem  Uberschwencklichen  groszen  leib  neun  ge- 
wend wegs  einnemen  und  bedecken.  SO*  (hafen  bei 
Voss  11,577);  ähnlich  lo*»  {randbemerkung)',  item  bei 
dem  Weidenstein,  etliche  sagen  bei  dem  weidenatraach, 
8.  gewende  drüber,  da  in  einem  grnnde  ist  gut  reichlich 
weich  gold.  Prätorius  tcündschel- ruthen  228;  bei  dem 
Ilahneberg  4.  gewende,  neben  dem  Rothschlosz,  allda 
ist  eine  grübe  darinnen  ist  gold.  222 ;  wenn  e*  (das  pferd) 
ein  gewende  lang  fortgeflogen.  Ch.  Lehmann  histor. 
Schauplatz  d.natiirl.  merktcürdigkeiten  tn  dem. . .  Erzgebirge 
407.  vgl.  E.  GÖPI'ERT  zeitschr.  f.  hochd.  mundarten  1,50; 
wenn  es  aber  vor  tage  war,  wüste  das  volk  nicht  anders, 
es  brennte,  liefn  zu,  konnten  aber  den  wagen  sobald 
nicht  fassen,  lauft  also  eines  gcwendes  lang,  trift  zum 
groszen  glück  an  eine  thüre,  laufet  durch  bis  an  die 
räder,  geschähe  sonst  kein  schaden.  Schweinichbn  1,811; 
nach  Bartholomäi  bis  Michaelis  dürfe  er  (der  gerichts- 
herr)  bis  auf  8  gewende,  vom  dorfe  and  nach  Michael 
über  und  über  treiben.  Zeugenaussagen  in  einem  prozess 
der  gemeinde  Memmendorf  (1705)  6et  Ki.inoner  9,  83. 

2))  drei  fuesz  machen  einen  schritt,  16  schritt  einen 
rueten,  16  rueten  ein  gewend,  16  gewend  ein  meil.  (Jiand- 
schriftlicli  aus  1469)  bei  Schmei.i.er  2*.  9*3;  60  rathen 
oder  6  seile  machen  ein  gewende,  30  gewende  eine  meile 
(n<icA  der  landesordnung  von  1307  [?])  bei  F.  S.  Bock  ver- 
such einer  wirtschaßlichen  naturgesch.  von  dem  königreiek 
Ost-  und  Westpreuszen  l,  688,  das  gleiche  bei  Frischbibr 
preuss.  wb.l,ia»;  ein  rechte  daicze  mail  kuniges  maase 
die  schol  vir  ecker  lenge  haben,  und  iede  ecker  lenge 
sol  haben  czweliff  gewende,  das  sint  acht  and  vierzig 
gewende,  und  iedes  gewende  sol  haben  dreissig  mess- 
ruten,  so  schol  iede  raten  behalten  funffczehen  waldelen 
adcr  rechte  holczelen,  das  ist  ein  rechte  daicze  maile  ku- 
niges masse.  stadtrechte  von  Brunn  Röszi.er  nr. 479,«.9Z3; 
ein  meil  weges  soll  von rechtswegen  haben  sechtxiggewende, 
und  ein  jedes  gewende  «echtzig  rotten,  und  ein  ruth 
achthalb  eilen.  Zobei.  ri<m  Sachsenspiegel  ui  col.  1 .-  die  am 
80.  augusti  e.  a.  publicierte  leuterungssententz  hat  die  er- 
klärung  angehänget:  dasz  die  ausmessong  der  meile, 
durch  einen  verpflichteten  feldmesser,  von  dem  stadt- 
thore  anzufangen  ...  die  meile  auf  60  gewende,  and  iede« 
gewende  auf  60  rathen,  die  rathe  aber  auf  7  und  eine 
halbe  eile  zu  rechnen,  urteil  des  amtes  Deliixsek  (l714), 
Ki.inoner  4,  709;  eine  meile  maax  de  jure  60  gewende 
haben,  jedes  gewende  60  ruthen,  jede  raUie  7Vs  eilen. 
Bern  DT  .<des.  idiot.  44. 

8)  vertcendungen.  die  sich  unabhängig  von  gewand  au» 
dem  verbalstibstantiv  zu  wenden  entiriekelt  haben,  gewende 
tn  den  bedeuttingen  am  wende. 

a)   unmittelhar    an    die    näehstiiegende   bedsutung    von 


547 1    GEWENDE  (2,  in  hedeutungen  von  wende) 

wende  knüpfen  einige  belege  an,  die,  obwohl  vereinzelt 
stehend,  docJi  allgemeineren  gebrauch  erschlieszen  lassen. 

a)  die  fluhrgrentze,  so  grade  über  den  Hahnhügel  hin 
ohne  eintzige  grümme  oder  gewende  gehet  (aus  Eisenach 

1701).    DlEFENBAGH-WÜLCKEH   619. 

ß)  wann  das  kind  kommt  in  einem  bösen  gewend  und 
lager,  das  ist,  wann  es  auf  eine  andere  weis  als  mit  dem 
köpf  zuerst  herkommet.  Fr.  Mauriceau  von  d.  zufallen 
u.  krankh.  d.  schwangeren  iveiber  (ins  deutsche  übers.)  Nilrn- 
herg  1687,  s.  253. 

b)  in  der  Jägersprache  unterliegt  dieses  Verbalsubstantiv 
einerseits  der  bedeutungsverengerung  (beziehung  auf  den 
hirsch),  andererseits  einer  ahnlichen  bedeutungsver Schiebung, 
icie  sie  an  gewand  zu  beobachten  war .-  gewende  bezeichnet 
zunädist  die  wendung ,  die  der  hirsch  auf  der  flucht  voll- 
zieht;  noch  häufiger  aber  die  spuren,  die  die  ivendung 
im  gebüsch  zurüchläszt -. 

so  der  Jäger  fast  rennet, 

da  lauft  der  edle  hirsch  abher, 

und  macht  ein  gewend 

ich  wolt,  ich  hätt  mein  schönen  bulen  bei  der  hand. 

hei  Frit.sch  corpus  juris  forest.   1,  526 ; 

das  gleiche  bei  Sebitz,  vom  feldhau  567. 

wann  der  hirsch  in  das  holtz  gehet,  und  das  laub  mit 
den  hörnern  rüret,  das  zeichen  heiszt  das  gewende  oder 
widerlasz.  Meurer  jagd-  u.  forstrecht  69^,  genau  so  Se- 
bitz vom  feldbau  572.  Agricola  fürsichtiger  loeydmann 
cci*;  kan  der  Jäger  das  gantz  jähr  über,  den  hirsch 
an  seinem  gehirn  erkennen  durch  das  gewendt.  Jag. 
V.  FouiLLOUX  neu  jägerbuch 2^^ ;  gewende,  oder  das 
wenden,  ingleichen  die  himmelsspure  oder  das  himmels- 
zeichen,  wird  von  den  Jägern  dasjenige  zeichen  ge- 
nennet, welches  der  hirsch  in  der  fährte  vor  einem 
thiere  thüt,  da  nemlich  der  hirsch  mit  seinem  gehörne 
in  einem  dickigt  oder  knack  die  dürren  äste  antrifft,  dasz 
er  die  selben,  wenn  er  sich  wenden  und  fortgehen  will, 
zerbricht  und  knicket,  dasz  sie  herabhängen,  woran  man 
die  höhe  und  breite  des  gehörns  mercken  kan,  oder  wenn 
der  .  .  .  hirsch  mit  dem  gehörne  das  laub  umwendet,  und 
es  gleichsam  vorkehrt  streiftet,  allgem.  Ökonom,  lex.  (i73i) 
828.  also  auch  hier  ein  versuch,  die  überlieferte  bedeutung 
aus  derjenigen  des  verbums  zu  deuten  {zu  himmelsspur 
vgl.  th.  4,  2,  sp.  1363),  icobei  dem  verbum,  das  im  gründe 
als  reflexiv  etfas-zt  loar,  nunmehr  ein  object  unterlegt 
wird,  die  gleichen  angaben  bei  Ciiomei,  4,  1047  und  im 
onomat.  for.-pisc.  venat.  l,  1042;  andere  Wörterbücher  be- 
schränken sich  auf  die  bedeutung,  die  sich  am  nächsten 
an  das  verbum  wenden  anlehnt,  manche  lassen  den  ety- 
mologischen Zusammenhang  ganz  unangedeutet.  bei  Döbel 
werden  einfach  die  hauptpunkte  unvermittelt  neben  einan- 
der gestellt  (gewende,  das  wenden  oder  himmelszeichen. 
jägerpractica  1^,9'');  dagegen  vgl.  gewende  .  .  .  die  von 
dem  hirsche  im  fliehen  mit  dem  geweihe  umgewandten 
blätter  oder  abgebrochenen  äste  in  den  dickichten  heiszen 
bei  den  Jägern  ein  gewende  [was  gewendet  wird].  Adelung 
2,654,  eöenso Thiel  4,423.  gewende.  .  .  se  dit  du  cerf  et signifie 
l'endroit  le  plus  haut  oü  le  bois  du  cerf  a  porte  et  atteint 
en  passant  dans  un  taillis,  dont  il  a  fait  plier  les  branches. 
Schwan  l,  744;  gewende  oder  himmelszeichen,  auch 
wende  .  .  .  besteht  darin ,  dasz  hirsche  das  neu  aufge- 
setzte geweih  am  stangenholze  fegen,  und  der  hast  end- 
weder  daran  hängen  bleibt  oder  auch  auf  die  erde  fällt. 
Behlen  3,  417. 

c)  eigenartige  Verwendungen  sind  aus  der  fischersprache 
ZU  buchen,  die  die  anknüpf  mg  an  einen  andern  etymo- 
logischen ausgangspunkt  nahe  legen.  sie  lassen  sich  je- 
doch aus  dem  bedeutung sgehalt  unseres  verbums  ableiten, 
jedenfalls  Irnndelt  es  sich  im  einen  falle  um  den  räum, 
die  fläche,  die  die  verbalhandlung  umspannt;  im  anderen 
falle  um  das  Werkzeug,  das  ihr  dient. 

a)  Übertragung  auf  eine  Wasserfläche :  und  sol  nieman 
keime  helfen  wenden  denne  ein  knecht  der  sin  reht 
het  oder  sin  jorkneht  oder  sin  sun;  gewunne  er  aber  da- 
rüber deheinen  kneht  über  sin  gewende  der  sins  rehten 
nüt  enhet,  der  bessert.  7  ßS.  Straszburger  fischer-  u.  vogler- 
ordnungen  U.  jahrh.  bei  Brucker  173;  item  wer  wendet, 
der  sol  ein  gewende,  wenne  er  dovon  gefert  und  es  ge- 
wendet, ufbrechen  das  dirteil  des  besten  fereweges  das 
er  wendet;  doch  sol  ime  keine  specke  schaden;  wer  das 


GEWENDE-GEWENDEN 


5472 


bricliet,  der  bessert  16^  also  dicke  er  es  breche,  ebenda; 
wer  ein  fach  machet  niden  für  ein  gewende,  der  bessert 
7  ßS  und  sol  einre  ni  den  eine  lachen  ufbrechen,  also  ein 
gewende  das  das  dirteil  des  wasscrs  us  und  in  mag  gon, 
bi  16  S.  ebenda,  die  zusammenstelUmg  von  fach  und  ge- 
wende in  diesem  beispiel  beleuchtet  sowohl  das  Verhältnis 
dieser  beiden  begriffe  zt(,  einander  als  auch  im  besondern 
die  bedeutung  von  gewende.  fach  (vgl.  oben  th.  3,  sp.  1218) 
ist  der  engere  begnff,  es  kennzeichnet  ivehren,  dämme  und 
andere  einrichtungen,  'mittelst  deren  die  tvasserstrecke  für 
den  flsr.hfang  getheilt  und  gegliedert  tcurde.  gewende  ist 
der  allgemeinere  begriff',  der  nur  das  moment  der  theilung 
ausprägt,  dazu  vgl.  .•  wer  für  ein  gewende  fert,  der  sol  es 
bevohen  mit  schiif  und  geschirre,  also  des  antwercks  ge- 
wonheit  ist,  und  sol  des  gewendes  warten,  und  sol  für  kein 
ander  gewende  varen  oder  körbe  darfür  hencken,  er  habe 
denne  dis  vor  gewendet  und  zügeslagen,daser  züdemersten 
bevangen  het,  es  si  lache  oder  gewende,  und  mag  darnoch 
aber  wenden  je  eins  besunder  noch  dem  andern,  und  mag 
wol  von  dem  gewende  varen  brot  zu  holende  oder  an- 
ders das  er  bedarf,  also  das  er  dozwünschent  nüt  anders 
lüge  oder  tribe  das  zu  dem  antwerck  gehöret.  St^'asz- 
burger  fischerordnung  bei  Brucker  a.  a.  o.;  varent  ouch 
sesse  oder  ehtewe  für  ein  gros  gewende,  die  süllent  ouch 
glicher  wise  für  kein  anders  faren  oder  kein  anders  be- 
vohen, sü  habent  denne  dis  vor  gewendet  und  zügeslagen 
dofür  sü  zum  ersten  gefaren  sint,  es  si  lache  oder  ge- 
wende. ebenda;  und  sol  man  bi  naht  für  gewende  faren, 
und  sol  faren  wie  fruge  man  wil  vor  tage  für  ein  ge- 
wende in  der  wuchen;  und  sollent  es  halten  glicher 
wise  die  garner.  ebenda  172;  min  frau  het  auch  drei  visch- 
gewende,  der  heiszet  eins  das  Utowe,  das  ander  zu  dem 
Kalgkoven,  das  dritte  heiszet  das  Reingewende  in  der 
Wiche,  weisth.  von  Wische  und  Storbach  (1525)  bei  Grimm 
iceisth.  5,  414. 

ß)  die  Übertragung  auf  das  tcerkzeug ,  das  der  verbal- 
handlung dient,  ist  aus  der  Straszburger  fischersprache 
und  ebenso  aus  Tirol  belegt:  zu  dem  ersten,  so  sol 
dehein  vischer  noch  niemand  anders  von  unser  frowen 
clibeltag ,  in  der  vasten,  untz  zu  sant  Johanstag  zu 
sungihten  mit  deheiner  brutwatten,  steinwatten,  enge 
louckengarn,  äffen,  affenbernen ,  gewenden  oder  körben 
varen,  vischen  noch  dehein  ander  gezoge  bruchen  domit 
der  roge  oder  der  iunge  visch  verderbet  werden  mag. 
Ordnung  der  fisch  u.  vögel  halben  (1449)  bei  Brucker  225 
(die  gleiche  stelle  bei  Scherz  547,  vgl.  Gh.  Schmidt  wb.  d. 
Elsässer  mundurt  144).  dazu  vgl.  gewende, fischnetz  Schöpf 
Tirol,  idiot.  804. 

d)  in  anderer  weise  führt  ein  gebrauch  auf  das  Verbal- 
substantiv zurück,  der  nur  in  Wörterbüchern  aus  dem  ende 
des  is.jahrhs.  angemerkt  ist.  Adelung  (2,654)  belegt:  ein 
gewende  pferde,  ein  gespann;  voraus  geht:  gewende  ... 
so  viel  dinge  einer  art,  als  zur  umwechselung  nöthig  sind, 
dergleichen  man  in  vielen  fällen  mit  einem  französischen 
Worte,  eine  garniture  zu  nennen  pflegt,  ein  gewende 
kleider,  tapeten,  schnallen  u.  s.  f.  dazu  vgl. :  gewende 
(rather  provinzial  .  .)  a  set.  Hilpert  i,  463";  das  gewende 
steht  nicht  sowohl  für  garnitür  allein,  als  vielmehr  für 
den  vollständigen  apparat  von  einer  sache,  welche  in 
der  wirthschaft  oder  haushaltung  gebraucht  wird,  man 
sagt  daher  zwar  ein  gewende  schnallen,  ein  gewende 
tapeten ;  aber  auch  ein  gewende  kleider  für  einen  voll- 
ständigen, zusammengehörigen  anzug,  ein  gewende  pferde 
für  ein  gespann ,  eine  luftpumpe  mit  allem  gewende 
(mit  allem  apparat).  Heynatz  2,  54.  der  letztere  schlägt 
(in  der  anm.)  gegenüber  der  von  Adelung  gegebenen  er- 
klärung  aus  wenden,  drehen,  vertauschen  eine  andere 
vor,  die  in  der  Vorstellung  der  zusammengehöngkeit  wurzelt; 
er  möchte  gewende  aus  angewende  ableiten  (alles  was  man 
zu  einer  sache  anwenden  musz),  diese  Vorstellung  läszt 
sich  schon  aus  der  intensiven  bedeutung  des  präfbces  ge 
erklären;  vgl.  aber  auch  gewende  körn  u.  a.  sp.  5469. 

GEWENDEN,  verb. ,  verstärktes  wenden,  s.  d.  in  der 
älteren  spräche  und  schon  vorher  bei  Ulfilas  beliebt  und 
reich  entwickelt,  ist  das  zusammengesetzte  verbum  früh 
durch  lose  Verbindungen  von  wenden  (oberdeutsch  noch 
häufiger  von  kehren)  mit  adverbialen  bestimmungen  ver- 
drängt worden,    nur  eine  gebrauchsrichtung  bleibt  länget 


5473 


GEWENÜEN 


GEWENDEN 


5474 


begüuatigt:  gowenden  in  der  btdeutung  von  'abteetidett'.  $it 
tteht  im  geymsatz  tu   der  hauptgrupp«   dtr  bedeulungen, 
die  dein  eiujlunz  des  inteturiv  mrkenden  prSfiat»  g«  unter 
liegen,  und  int  für  die  ältere  teit  nur  einmal,  im  Hdiand 
(alä  de/iHfu  einziges  beittpiel  filr  da»  eompontum),  belegt. 

1)  gvwcndeii,  einem  /icio  y.u  wenden,  hier  lätzt  trich 
namentlich  mta  der  gtac/ticlite  der  bibelUberteUung  zeigen, 
wie  guwoiidcn  im  oberdeutschen  epraehg^nueh  durch  zu- 
»ammensclzunijen  von  kelirt-n,  bei  LuTllKii  durcli  andere 
Verbindungen  von  wt'iulcn,  verdrilngt  wurde,  einige  reut 
Verwendungen  zeugen  auch  noch  für  Kewendcn  gelbat. 

a)  der  rcjlca-iigehrauch  begünstigt  die  Unterdrückung  der 
kennzeiehnung  de«  Zielpunktes,  dieser  lüazt  sieh  jedoch  aus 
dem  zusarnmenhang  meist  erruthen. 

a)  der  zieljmnkt  ist  nur  voiuusgeseiat. 

l))  für  die  Wendungen  des  körper»  beim  gespräeh  giebt 
die  hiMübersetzung  mannigfache  gdegenheit,  vgl,  schon; 
i[)  Jv8U8  gavandJundH  sik  jah  gasaihvand«  fo  qaf).  Ui.fi  las 
Matth.  0,  83  (da  wendet,  sich  Jhesus  umb.  Lijtiieh  ;  Jhcsus 
brkert  »ich  cod.  Tepl.);  thö  giwanta  sih  thcr  hcilant  inli 
gitiah  8ie.  Tatian  16,  S,  eonverstts  autem  Jhesus.  Joh.  1,  88; 
untkeri  sich  cod.  Tepl.;  wandle  sich  umb.  Lutiikr);  ebenso 
Tat.  ttl,  8. 

>))  at4j'  die  gotische  bibel  beschränkt  bleibt  die  enturiek- 
lung  des  reflexiven  gaviuidjnn  zu  der  bedeutung  von  'zu- 
rückkehren, auf  dem  leege  uniwemleii,  zurückkomtnen' : 
juh  gavandidcdun  sik  pai  hairdjos.  Lucas  t,  90  (di  boten 
kerten  widor  cod.  Tepl.,  dio  hirton  kereten  widorumb. 
Luthkh).  ähnlich  auch  1  Cor.  7,  6. 

ß)  der  Zielpunkt  ist  gekennzeichnet. 

l))  mit  den  unter  o)  l))  angeführten  belegen  beriütrt 
»ich  aufs  engste  die  \cendung  gegen  eine  person :  jah 
gavandjands  sik  du  l>i7.ai  qinon.  Ui.kilas  Lue.  7,44 
(or  unikert  sich.  cod.  Tepl.,  er  wandte  sich  zu  dem  weibe. 
Luthek),  vgl.  Tatian  188,  11:  inti  giwant  ci  themo  wibe 
(eonverstts). 

2))  sächlicher  Zielpunkt:  thaj  sio  farento  in  burgi  inti 
in  tiiorf  Ihiu  thnr  umbi  sint  sih  giwcnten.  Tatian  80,  l 
(ut  euntes  in  castelia  villasque  . . .  divertant.  Luc.  9,  12, 
BaljainaULFiLAS,  herberge  [linden]  Luther;  widerkcren 
in  di  kastei  cod.  Tepl.);  der  nie  sein  handt  mocht  zum 
munde  pringon  der  sich  nie  aufT  die  andern  seilen  ge- 
wenden  mocht.  Gregors  dialoge  IV  cap.  18. 

3))  Übertragung  • 

ni  woA,  ther  nan  intflangi,      in  gilouba  ^eian^i; 
si  giloubu  sih  giwantl,      thaj  inan  ouh  irkanti. 

OlFRID  2,  2,  25 ; 
sam  snclle  du  verendest      an  swa;  du  dich  gewendest, 
niht  dir  entwischet      swcs  dich  gelüstet. 

gcneti*  u.  exodus  i,  113  Diemer; 
wand  ich  enwil  vurba;  durch  dich 
nimmer  zu  den  goten  mich 
gewcnden  als  dio  hciilen, 
noch  min  leben  scheiden 
von  denie  gewaldigen  gote, 
der  mit  sime  geböte 
himel  und  erden  geschuf,    patz.  841,  81  Köi)ke. 

b)  für  den  intransitiven  gebrauch  ist  das  compositum  ganz 
au/die  älteste  spräche  beschränkt,  jah  gavandit)s  du  sipon 
jaim  scinaimqa]).  Ui.filas  Luc.  10,  83;  inli  giwant  zi  sinen 
iungiron  quad  (eonverstts  ad  discipulos).  Tatian  VI,  9;  und  er 
wandte  sich  zu  seinen  Jüngern.  Luther;  Jhesus  kort  sich 
zu  sein  lungern,  cod.  Tepl.; 

ni  gißlhit  iuih  thaj  heil,      tha;  eigit  himilriches  deil, 
zi  Uiemo  scOnen  lante      to  iucr  fuaj  piweiile. 

ÜTFRIU  8, 18,  8 ; 
der  trache  vor  im  QOch 
sancte  Silvester  im  nftcn  zOch 
dag  loch  un;  an  da;  ende. 
der  trache  nemahte  dA  niht  gewenden 
weder  hin  noch  her. 

kaüerchron.  1068,'»  Sciiröübr  (rar.  wenden). 

e)  der  iratisitive  gebraucli  hatte  in  der  älteren  spräche 
die  gleiche  breite  entfaltttng  und  tceiterentuncklung  erreicht. 
«•»•  der  reflexive;  ai*s  der  netteren  spräche  sind  hier  nur 
fsenig  Zeugnisse,  darunter  eins  für  die  ursprünglichste  und 
eit\fachste  sft^fe,  tu  belegen. 

o)  Verbindungen  mit  einem  conereten  objeet' 
l))  und  so  ich  mich  mit  dem  sper  vleij 

(kf  ein  langes  puneis, 
sA  künde  ich  wol  Kowcnden 
dag  or«  le  beiden  nenden. 

Hartmann  v.  Aub  Gregorivs  1448  Lachmann; 


der  adelaer  fliuget   durh   die   lufU   sA  der  rannen   und 
wartet  wol  allen  tak  in  den  «chin  der  halben  aunnen, 
da;  er  siniu  ougcn  niemer  gewendet,  spee.  ecd.  SS; 
da  rieir  «ich  Carl  der  Beateler 
reicht  mir  die  groMB  btelMe  Mr. 
da«*  ich  sie  kan  feweodBB. 

Ued  ayj  dU  «rebermmg  «m  UeNMOl  rert  ft 
M  Soltau  fl4*. 
8))   wie  beim  n^fiexittn  «o  i*i  aw«4  beim  tronsiticen  ge- 
brauch die  voreiellung  der  rfickkehr  am  stärksten  in  der 
got.  bibel  entwickelt,  iteben  gavandjan  lik  ->  zurUckkommen 
stellt  sich  gavandjan  ■■  zurückbringen ;  iudn»  . . .  gavan- 
dida  |)anB  firins  tiguns  silubrinaize  gudjam.  Ulkilas  Jfa/tt. 
87,8  (er  widerbracht  di  80  silberin  den  furaten  der  pfaffen. 
cod.  Tepl.;  bracht  erwider  LtJTiiKii). 
/9)  übertragener  gebrauch. 

l))  der  Zielpunkt  ist  gekenntäehnet :  Jah  mäht«  ...  ga- 
vandjan hairtona  attane  du  bamam.  Ulkiijui  I/ue.  i,  17; 
tha;  her  giwcntc  hcrzun  fatero  in  kind  inti  ungiloubfolle 
zi  wlstuome  rchlcro  (u/  convertaf).  Tatian  t,  7  (dn^i  «r 
bekcr  di  hertzen  eod.lepl.  za  bekeren  die  bertxen  d«r 
vclor.  Luther); 

dat  ick  enen  ndan  maa  bekaade, 
dar  ick  min  fierte  to  gewande. 

hartebok  »6  f.  M*  M  ScMiuJia-LCaBBN  t.  IM«; 

denn  es  wil  sich  nit  leiden,  die  weil  gott  so  ril  an  uns 
gewendet.  Luther  haustpostü  (8  trin.)  von  ostem  bis  ad- 
vent ».  88  {ebenso  in  d.  niederd.  übers.); 

ei  wiren  guote  knehte, 

the*  keiseree  vore  Tehten. 

ire  vaoen  eie  gewanten 

nie  se  theheinen  werltlfchea  acantea. 

KONRAO  RotamdiHed  7t  Bartsch: 

dannoch  gewende  ich  mtnen  lio, 

.  .  .  kOm   oder  niemer  dar  an, 

dar  an  sich  alae  manic  man 

rerauochet  unde  Terprfeet  bit. 
GoTTFRiBD  V.  Straszburo  TVMai»  4m  AedWrte; 

ich  bite  alte  unde  iungen, 

die  da  Icsent,  als  hie  geachrilMii  ateit, 

daz  mih  ir  aller  boTeecheit 

enuchuldigen  mnge  umbe  da;, 

wan  ich  niet  ze  dinteche  baj 

mohte  rewenden  das  latln, 

da;  es  behielde  diotscben  «in. 

spnichgcd.  v.  SaUmo  m.  Moroff  eint,  bei  Pibpbr  ; 

hie  siehst  du  wie  die  weit  Terbiendt 

all  erl>crkeit  zA  bftsem  gwendt, 

wie  Rom  Ibfit  liegen  mer  vnd  mer, 

vnd  heisszt  daa  nennen  göttlich  ler. 

HuTTBN  ( Vadiseu»)  4,  880  BöCKl^o. 

2))  der  tielptinkt  ist  nicht  gekennzeichnet: 
ich  h&n  den  muot  also  eewant, 

«wie  ich  da;  gewende, 
da;  mir  &n  dich  alliu  lant 
sint  ein  eilende. 

Hartma.nn  V.  Aub  1.  büdüein  1704  Haupt. 

8))  statt  des  sidpunktes  ist  der  punkt  angegeben,  von 
dem  die  bewegung  xceggdeitet  wird: 

•in  kan  niemer  von  ir  liebe  mich  gewenden. 

WALTirsR  94, 9 ; 
euch  solle  mich  wol  helfen  da; 
da;  ich  ir  ie  waa  undertin. 
stt  ichs  bcgan. 

80  enkunde  icn  nie  den  atcten  mnot 
gewenden  rehte  gar  von  ir, 
waa  si  das  beste  gerne  toot. 

Fr.  V.  Hausen  wttnne*.  friM.  4t,B,  ebenso 
Nbidüart  tl,  38  Haupt  (rar. .-  bewende)  Uuucn 
V.  LiciiTBNSTBiM  105,  18  Lockmomm  ; 
da;  si  mich  von  der  selben  stat 
nie  lie;en  wider  wichen,  noch  geweadea. 
ich  enlobt'  in  i,  ich  boir  ir  not  Tol  eeden.         ^^ 
Wai.tiier  V.  Mk/zr  bei  ».  d.  Hagen  1,  Sa0>; 
■o  wir  unser  dinc  nu  gendeo, 
die  ndt  von  uns  gewenden, 
diu  uns  nu  s4  ze  rucke  Ut, 
so  gebietet  eine  hAhnztt 
wolhirlfrh  unde  rt«3ie. 
GoTTFRiBD  V.  Straszbvro  TVMan  lOi  Beehsteim. 

8)  in  der  letst  belegten  Verbindung  führt  m*Kk  f/twtaden 
zu  der  bedeutung  'abwenden,  aus  dem  wege  räuwun'  über, 
die  am  einfachen  wenden  so  häufig  belegt  ist  (vgl.  wihd. 
wb.  3,689**).  am  comitosifttm  ist  sie,  in  der  älteren  spräche  nur 
für  den  Heliand  bezeugt,  tgl.  dazu  gewenden  . . .  ajkeeren. 
^tcenden  Verwijs  u.  Vehüam  8,  1886.  hOt^fifer  begegnet 
sie  in  netthochdetttschen  belegen: 

a)  thöh  gidön  ik,  that  it  teig  rinkA  ni  mag 

wordun  giwendian  endi  it  akal  giwerdan  e6. 

HeUand  8780; 


5475 


GEWENDET 


GEWENDIG -GEWENKEN 


5476 


da^  bUechel  sul  wir  enden, 
den  wisen  liuten  senden, 
die  künnen  wol  gewenden 
der  untugende  sehenden . 

Seifrikd  Helbling  7, 124S.  8eemüUer  278 ; 
was  ich  nit  lian  gewenden, 
der  sorgen  ich  nit  wil, 
ich  wil  es  schlahen  von  hennden, 
und  got  das  lassen  enden, 
verlorn  ist  das  spil.    Ilützlerin  1, 111  («.  83); 

auch  raisj  das  eis  etlich  müllin  hin  und  fürt  si  uncg  uf 
die  plaich  und  tätt  auch  so  groszen  schaden  an  der 
prugg,  das  man  maint,  man  möcht  den  schaden  mit 
300  pfd.  Regenspurger  nicht  gewenden.  Augsb.  chron.  (1407), 
*.  deutsche  städtechron.  4,113;  den  selben  gebresten  wir 
aber  nit  wol  einig  gewenden  und  fürkomen  mügen ,  on 
erber  hülf  und  beistandt  fürsten  und  der  herren.  und 
aber  solich  übel  nieman  bas  gewenden  mag.  dann  die 
bi  einander  gelegen  und  zu  friden  geneigt  sint.  formu- 
lare  u.  tütsch  rhetorica  (1488)  31'' ;  als  rucktent  wir  mit  der 
paner  über  die  falbrug  in,  und  mosten  also  unser  gütten 
frund  gotes  genoden  losen  warten  und  erslagcn  werden, 
das  wir  doch  laider  nut  gewenden  kundent  nochte 
mochtent.  Hans  Brüglingers  chron.  (lUi)  s.  Basler 
chron.  4, 179;  nun  gewonnen  die  Behem  grosz  leid  und 
Jammer,  aber  sie  mochten  das  darmit  nicht  gewenden. 
buch  der  liebe  (Melusine  3l)  271*; 

der  ist  ein  narr  der  sorgt  all  tag 

das  er  doch  nit  gewenden  mag. 

Bu.VNT  narrenschiff  24  Zarncke  27». 

b)  in  dieser  bedeutung  berührt  sich  gewenden  mit  be- 
wenden, seins  bewendens  haben,  vgl.  th.  1,  sp.  1782.  für 
beeinfltissung  von  dieser  seite  her  spricht :  ...  so  des- 
wegen wasz  zue  fordern  vormeinet,  genungsam  gehöret 
unndt  cum  sufGciente  causae  cognitioue  beschieden 
wordenn,  unnd  es  unsers  bedünckens  auch  nachmalln 
darbei  billich  gewenden  solte,  so  hat  es  doch  . . .  auf 
fernere  resolution  auszgesetzt  werden  müszen.  Steuer- 
relation  von  Wartenberg,  in  verhandl.  u.  correspondenzen  d. 
schles.  fürsten  u.  stände.  44  Palm. 

GEWENDET,  participiales  adjectiv  zu  wenden  (s.  d.), 
unverkürzte  form,  zu  dem,  reicher  enttvickelten  und  bevor- 
zugten gewandt,  vgl.  oben  sp.  5304 jf. 

l)  ehe  die  form  gewandt  mit  den  bedeutungen  'zuge- 
wandt, verwandt'  (später  auch  'geschickt,  anstellig')  vom 
verbalstamme  sich  isolierte,  läszt  sich  die  unverkürzte  form 
wellig  belegen,  sie  gehört  zunächst  der  ältesten  Schicht  althoch- 
deutscher denkmäler  an ,  ?i  nd  ivird  in  der  mittelhochdeutschen 
dichtung  nur  gelegentlich  durch  versmasz  oder  reim  begünstigt. 

a)  her  tho  ci  in  giwentit  increbota  sie  (et  conversus 
increpavit  illos).  Tatian  136,  3  (er  umkert  sich.  cod.  Tepl. 
Luc.  9,  55;  Jhesus  aber  wandte  sich.  Luther),  ebenso  188,  6; 
odowan  furtreten  sie  mit  iro  fuogun  inti  giwentite  zi- 
brehhent  iwih  (et  conversi  disrumpant  vos).  Tatian  39, 7  (so  si 
werdent  bekert.  cod.  Tepl.  Marc.  7,  6;  und  sich  wenden 
und  euch  zeri-eissen.  Luther),  ähnlich  160,  i,  vgl.  auch  gi- 
weniten,  contortum[hastile]  glossenzu  Vergils Aeneis (il,66l), 
s.  Steinmeyer-Sievers  2,  668. 

j)      diu  ros  nach  stichen  truogen      diu  riehen  küneges  kint 
beide  für  ein  ander,      sam  si  wsete  ein  wint. 
mit  zuomen  wart  gewendet    vil  riterlichen  dan : 
mit  swerten  ej  versnobten      die  zwene  grimme  man. 

Nibelungen  184,  3  Lachmann  ; 
swar  ie  der  kör  nu  waere 
Ü3  nach  der  krümb  gewente, 
iedoch  was  der  altsere, 
das  der  priester  reht  g6n  Oriente 
därobe  stn  antlütze  muoste  k§ren, 
swenne  er  der  kristen  sselde 
und  Christes  lop  zer  messe  wolde  meren. 

Albrecht  v.  Scharfenberg  jung.  Titurel  gtr.  360 
bei  Piper  2, 475 ; 
swer  diu  {gottes  wort)  wol  vernemen  chan 
unde  si  gerne  wil  erfüllen 
mit  wcrchen  loch  mit  willen 
zuo  dem  sint  si  wol  gewendet 
da  sint  si  niht  geschendet. 

die  hochzeit,  s.  Karajan  deutsche  sprachdenkm.  20,  22 ; 
ich  hän  den  muot  und  die  sinne  gewendet 
an  die  reinen,  die  lieben,  die  guoten. 
daz  mUez  uns  beiden  wol  werden  volendet. 

Walther  110,  20  Lachmann; 

c)  ir  schif  sigelte  hinab 
nach  gewentem  ^ange, 
doch  sahen  si  vil  lange 

da;  wagger  burnen  alsam  ein  stro. 

pass.  (1)  Köpke  14,  43. 


2)  nuch  der  isolierung  von  gewandt  sind  es  weniger  die 
prädicativen  functionen  des  particips  als  die  attributiven, 
die  die  unverkürzte  form  begünstigen. 

a)  Zeugnisse  für  die  prädicative  function:  darnach 
schikten  die  von  Zürich  7  hundert  man  wol  bezugt,  dag 
si  gan  Wesen  .  .  .  do  si  heruf  kamen  gen  Richtiswil, 
do  wurden  si  daselbs  gewent  und  ward  inen  gcseit,  die 
fient  hettin  ir  statt  zu  Wesen  selber  angestoszen  und 
verbrennt,  chronik  d.  stadt  Zürich  141  (quellen  d.  Schweizer 
gesch.  bd.  18) ;  dies  sind  die  unterschied  gebogen,  gekrümmt 
gewendt,  gewunden,  gestreckt,  gekrüpft  und  geschoben  . . 
zum  dritten  würdet  'wenden'  in  den  menschlichen  glie- 
dern gebraucht,  als  wenn  einer  das  haupt  umwendt,  des- 
gleichen den  leib,  die  arm,  schenke!,  und  den  meisten 
theil  der  glieder  mögen  also  gewendt  werden.  Dürer 
von  menschlicher  proportion  233  Lange;  in  die  flucht  ge- 
wendt oder  geben,  in  fugam  conversus  Maaler  179*; 

burger  nun  mach  din  testament, 
din  leben  ist  zum  tod  gewendt. 

NiKL.  Manuel  (todtentanz)  Bächtold  13; 

beide  in  sich  selbst  gewendet,  deutlich  in  ihrem  wollen, 
fest  in  ihren  Vorsätzen.  Göthe  (die  wunderlichen  nach- 
barskinder)  17,323;  war  auch  dieses  gute  .  .  .  hertz  be- 
ständig zu  seinem  gott  gewendet.  (Meisters  lehrjahre) 
20,  256. 

b)  attributive  Verbindungen :  wa  ich  eben  auch  dasselbig 
schribe,  würde  ich  augenscheinlich  der  alten  auff  solche 
schrifften  gewendete  arbeit  hiemit  unkräfftig  machen. 
Ryff  übersetz,  von  Artemidori  traunibuch  74* ;  da  der  um- 
fang des  betriebes  eines  handwerks  mit  dem  in  dasselbe 
gewendeten  capital  ...  im  verhältnisz  steht.  Völker 
einschränkung  der  meister  eines  handwerks  (l80l)  19. 

a)  ghewendt  brod,  panis  ovis  muceratus ,  panis  dulcia- 
rius.  Kl  LI  AN  146*,  ebenso  Henisch  1597. 

ß)  gewendter  rock,  persica.  vocab.  theut.  (Nürnberg  1482) 
M  5;  käuffer  hat  bewilliget  . . .  den  2  töchtern  jeder  ein 
gewenden  rock,  ein  damaschken  halskoller,  ein  gebet 
bette,  wann  sie  sich  verheuraten,  .  .  .  auf  einen  tisch 
auszurichten,  schöppenbuch  von  Tschechnitz  (1597)  bei  Mei- 
tzen  178  (ob  zu  gewende  gehörig?  vgl.  sp.  b¥l2).  andere  bedeu- 
tung zeigt  die  gleiche  Verbindung  in:  ein  gewendtes 
kleid,  resarcita  vestis  Stein  back  2,  928;  der  erbprinz 
sollte  eine  reise  nach  dem  orient  antreten,  seine  ho- 
heit  der  herzog  verkaufte  seine  pferde ,  um  zu  sparen. 
Maria  Carolina  ging  mit  gewendeten  kleidern.  Hermann 
Bang  ihre  hoheit  (deutsch)  43;  ist  es  nicht  rührend,  den 
herrn  der  könige  (Napoleon)  zuletzt  soweit  reducirt  zu 
sehen,  dasz  er  eine  gewendete  uniform  tragen  musz? 
GÖTHES  gespr.  (mit  Eckermann)  7,  204  Biedermann. 

y)  obversa,  gewendt  schiff  Frischlin  nomencl.  tri- 
ling.  271». 

o)  ein  kekhen  gewenten  pueben  vgl.  oben  sp.  5309. 

3)  fraglich  ist,  ob  in  diesem  Zusammenhang  auch  ge- 
wendtes widt  (^eklobenes  brennholz)  gehört.  Schmeller 
2^  945  stellt  es  zu  hwenjan,  vibrare,  quatere  (vgl.  Graff 
4,  1228).  nach  allem  scheint  aber  der  Schwerpunkt  der  be- 
deutung in  dem  aufschichten,  nicht  im  spalten  des  brenn- 
holzes  zu  liegen,  und  diese  bedeutung  läszt  sich  auch  aus 
wenden  erklären. 

GEWENDIG,  adj.  und  adverb,  vgl.  wendig.  Schmeller 
2*',  945.  ringen  um  ihren  leib  stark  und  gewendig  zu  machen« 
Kästner  nach  Adelung  2,  654;  gewendig  .  .  .  was  gewen- 
det, und  in  engerer  bedeutung  was  leicht  gewendet  wer- 
den kann,  gelenk.  ebenda;  gewendig,  leicht  beweglich, 
Fulda  vers.  e.  t.  idiotik.  580;  gewendig,  supple.  pliant, 
active,  nimble.  Hilpert  463". 

GEWENDIGKEIT,  /.,  Substantivierung  des  vorigen,  vgl. 
Adelung  2,  654.  Hilpert  463":  er  ist  ein  schlauer,  durch- 
triebener, verschmitzter  gast,  der  sich  mit  einer  wunder- 
barlich  und  unglaublich  groszen  hurtig-  und  gewendigkeit 
in  alle  dinge  schicken  und  in  allen  satteln  reiten  kan. 
Reiske  Demosthenis  u.  Äschinis  reden  1,  8. 

GEWENEN,  verb.,  s.  gewöhnen. 

GEWENG,  GEWENGE,  n.  l)  s.  gewänge  sp.  5318. 

2)  nebenform  zu  gewende,  gewann  s.  d. 

GEWENKEN,  verb.,  verstärktes  wenken  (vgl.  Graff 
1,  694.  mhd.  wb.  3,  101  ff.),  während  das  grundwort  mit 
wanken  (s.  d.)  zusammenfiel,   ist  das   compositum  in  der 


5477 


«EWENKEN    GEWER 


GEWERBE  (I.  I  b€gnff»be»Hmmung)       hilS 


tmwren  apraehe  gnn>  gesehtcuntten.  nur  bis  $um  M.jahrh. 
werden  einige  belege  au*  der  frühneukoehdtutt^tn  fro$a 
durch  den  druck  fentgeluülen. 

l)  $eKon  in  dtr  älteren  epraehe  beruht  der  gebrauch  fati 
gam  auf  übertragenen  Verwendungen,  vgl.  Gkakf  l,  WS. 
mhd.  tcb.  8,  708.  Lbxrr  1,  WS.  belege  für  die  einnliehe  grund 
bedeutung  uind  aelten  und  verhäUniemästig  epäl: 

■ie  hArten  ufui  and  •infen, 
Tile  manof  tr  alahU  MiUpielu ; 
aller  wnnnta  waa  th&  vil« ; 
tbia  kuonen  TrAnekeinp«n 
vor  ein  ander  Mwenken : 
•ie  hiuwen  mit  den  averten 
ftf  then  vlina  bertan, 
thag  tbag  viur  tb&  ftg  vlonb. 

Konrad  RolandMied  164  BarUeh. 

a)  der  ältere  g^raueh  iet  »ueh  durchaus  intransitiv,  per- 
sönliche, säehliehe  oder  «^traete  beatimmungen  treten  nur 
in  loeere  betiehung  tum  verbttm. 

a)     ni  at  tbir  in  rithonke     tba:;  ih  thir  io  giwenka, 
dnihtin  mtn  liobo;      thes  duan  ib  thib  giloubo. 

OiFRin  «,  18,  87,  ebcnto  IV,  51; 
ich  dionde  eim  der  beiget  got, 
•  das  *A  laaterltcben  apot 
atn  gunat  Ubr  mich  erbancte: 
min  aln  im  nie  nwancte, 
von  dem  mir  helfe  waa  geaaft : 
nn  iat  atn  helfe  an  mir  veraan. 

Wolfram  Partival  447,88  u.  a.,  vgl.  mhd.  wb.  8,7W>', 

ich  maog  dar  at  unaUete  lAn. 
ich  getar  von  ir  gewenken  niht. 

»ER  VON  GUBR8  M  BARTSCH  acAiMte.  minnet.  IM. 
0\     er  afna  bant  Iho  tbenita     then  alnan  kneht  thar  nerita, 
rafata  nan  tbO  worto       tbero  ungilouba  harto ; 
siu  er  acolti  io  thea  githenken     joh  rouatea  io  giwenken 
oub  forabten  todea  suAri      un;  er  mit  imo  wAri. 

Otfriu  3,  8,  46  (tv<  Matth.  14,  81),  ebento  4, 18, 18; 
von  biute  über  hundert  j&r 

?;ewancte  ichs  iiiiiimer  unibe  ein  hAr, 
r  Wille  enat  mtn  bcatez  beil. 

Hartmann  Srec  KM  Laehmamt , 
wil  du  mich  bedencken 
ich  newil  von  dtnem  dicneste  niemor  gewenken. 

kaüerchronik  11960  Schröder . 

kint,  unt  welle  dich  geluke  miden, 

da;  dir  got  arnnuot  gebe  an  Itbe  and  ouch  an  guole, 

daz  aolt  ^cdultuldicb  llden, 

und  ensolt  dar  iimbe  ban  kein  trOren  in  dem  muote; 

du  solt  im  es  gen&de  sagen  mit  herzen  unt  mit  ged&nken, 

nie  mir  solt  du  dar  an  gew&nken : 

sich,  ao  beijet  er  dir  doA  die  werden  frfiide  acbenken. 

lobgeeang  auf  Maria  {nach  der  grosxen  Heidel- 
berger liederhandtchr.  Ppapp  «.  1806). 

J)  der  transitive  gebrauch  hat  sich  erst  secundär  ent 
urickelt.  den  Übergang  vermittelt  das  verbalsttbstantiv  des 
gleichen  stummes  (wanc)  als  object: 

ich  muo;  ir  stasten  herzen  lieb«  alaoa  erwerben, 

da;  ich  gewenke  nimmer  wanu 

von  in.         Ulrich  v.  Licutbnstein  frauendiemi  486,  6. 

fraglich  iat  das  folgende  beispiel,  toeil  aus  dem  relativ- 
pronomen  eben  ao  gut  das  subject  als  das  object  ergänzt 
toerden  kann: 

d&  got  selbe  ist  der  aunne, 

iat  der  tac,  iat  diu  wunne, 

die  nebein  trfibe  cbrenket 

onde  niemer  gewenchet. 

Wbrnhbr  Marienleben  8698,  Piprr  geiatl. 
dichtting  1,866; 
sicher  gestellt  ist  dagegen  der  transitive  gebrauch  in: 

die  riehen  bur^r^re 

sfl^^on  z'oinen  stunden, 

die  vrenidcn  mit  den  künden, 

z'einem  wfnc  der  was  gut, 

der  dicke  trürigen  müt 

ze  vreuden  kan  gewenken  gar. 

Wiener  meer/ahrt  89  Lambel; 
gewenken  tritt  hier  in  bedeutungagemeii\sch4nß  tu  ge- 
wenden  (».  o.)  über. 

8)  (d  Taui.kh  ist  es  der  transitive  gebrauch,  der  am 
verbum  weiterlebt:  aber  sein  schifTlin  wirt  wol  von  aussen 
gewenokt  und  bewegt  aber  doch  bleibt  es  inwendig  in 
gAtem  wareni  frid.  predigten  {druck  von  1681)  W.  hier- 
her  ist  icohl  auch  unter  annähme  einer  ellipse  des  ob- 
jeetes  au  stellen:  wer  dein  schiff,  dein  gemät  hart  ge- 
anokert  an  den  horten  stein,  von  dem  sant  Paulus  spricht, 
10  mScht  dir  weder  tod  noch  leben,  noch  fUrstengel,  noch 
fewaltengel,  da  von  gewcncken.  ebtnda  88*. 

GEWENUCH,  GEWENT,  GEWENÜNG  a.  o..  s.  gewöhn- 
lich, gewohnt,  gcwöhnung. 
GEWER,  GKWERE,  s.  gewähr  sp.  4785^. 
IV. 


GEWERBE,  GEWERB.  n.  (uiMf  m.),  verhalsubstanHv  im 
werben  («.  d.,  vgl.  aueh  fewerbm),  mit  dem  e»  jeieeh  nicht 
mehr  in  lebendiger  hedtutungsgemeinsdu^fl  stJtt. 

I.  begriff sbestimmiung ,  bedeututtgsentwieUung ,  Statistik, 
formen. 

i)  die  begriff abestimmung. 

a)  /ilr  den  aehriftgebrattch  der  heutigen  sfrmeke  »gehest 
sieh  t»  erster  Unie  weitere  und  engere  fasaungen  desjenigen 
hegr^fflu,  der  sieh  am  näehaten  mit  der  jüngeren  bildung  er- 
wert)  herOkrt.  von  dieser  geht  schon  i.  A.  EuERUAnb  (versuch 
einer  Synonymik  4,  l»)  aus,  er  bringt  dt$  tyr^ffk  fWfbe 
und  handel  in  betiehung.  die  er  beide  wieder  gefsn  die 
landwirthachaft  abgrenzt,  andererseits  stsUt  Ebbuhard 
den  handol  auch  wider  in  gegensata  jwm  gewerbe,  uwfmi 
er  mus  dem  begriffe  de»  bandeU  die  produktive  thätigkeit 
auaseheidet  und  dieee  dem  gewerbe  tue  bestimmungsmerk- 
mal  suweist.  wir  gewinnen  hier  also  einen  mittleren  !•• 
griff,  in  dem  dtis  gewerbe  auch  den  handel  uw^faaed,  mmi 
können  von  hier  aus  enceiterungen  su  der  idtgemeinen 
bedeutung  erwerbsthiUgkeit  und  wmt»§m-mnmn  n«  der 
besonderen  bedeutung  handel  mit  seUMtreifeHigien  waarea. 
heratellung  von  waaren  verfolgen. 

a)  für  den  mittleren  begriff  ist  ein  beispiel  GöTHM 
kennteichnend :  man  hatte  mich  dem  handelsstand  ge- 
widmet, and  zu  unserm  nachbar  auf  da«  oomptoir  ge- 
than ;  aber  eben  zu  selbiger  zeit  entfernte  rieh  nMte  feM 
nur  gewaltsamer  von  allem,  was  ich  fOr  ein  ntocMfes 
geschftft  halten  musste.  der  bühne  wollte  ich  meine 
ganze  thätigkeit  widmen  ...  ich  erinnere  mich  noch 
eines  gedieht««, ...  in  welchem  die  muse  dar  tragieefaen 
dichtkunst  und  eine  andere  frauengestalt,  in  dar  loh  daa 
gewerbe  per«oniflcirt  hatte,  «ich  um  meine  werthe  perw» 
reoht  waoker  zanken.  (Meisters  lehrjahre  1, 8)  16. 41.  dieser 
mittlere  begriff  beherrscht  vor  allem  die  spräche  der  Ver- 
waltung und  gesetzgebung.  vgl.  auch  unter  gewerbeordnung, 
gewerbesteuer,  gewerbetreibende  u.  a.  die  sichersten  merk- 
male  für  die  abgrentung  dieses  begriffes  ergeben  eiek 
aus  der  amtliehen  beruf s-  und  gewerbesählung  des  deut- 
schen reiches,  bei  der  schon  der  titd  negative  und  positive 
anhaltspunkte  bietet :  im  jähr  1886  wird  eine  beruf«-  und 
gewcrbezählung  für  den  umfang  des  reichs  vorgenommen 
.  .  .  die  vorzulegenden  fragen  dürfen  sich,  abgesehen  von 
dem  Personen-  und  familienstande  und  der  religion.  nur 
auf  die  berufsverhältnisse  und  sonstige  regelmäszige  er- 
werbstliätigkeit  beziehen,  gesett  betr.  die  vornähme  einer 
berufs-  und  gewerbesählung  .  .  .  vom  8.  aprH  1886.  de»  ge- 
werbe umfastt  hier  bestimmte  arten  regelmlsziger  enrerbs- 
thätigkeit,  die  innerhalb  des  allgemeine»  befr\ffes  beruf 
eine  gesonderte  Stellung  einnehmen,  der  rahmen,  der  diese 
arten  umschliestt,  ist  jedoch,  tsie  sieh  seigen  wird,  dehnbar. 

l))  dt«  negativen  bestimmungsmerkmale ;  in  den  at\fängen 
der  berufs-  und  gewcrbezählung  erhob  sich  die  frage,  ob 
die  landwirthschafl  unter  das  gewerbe  zu  redinen  sei.  sie 
wurde  anfangs  bejaht,  dann  aber  durch  bundesratktbetehtmus 
verneint:  in  anbetracht,  dasz  die  land-  und  fotltwMh» 
Schaft  für  die  feststellung  ihrer  zustände  gegen  die 
übrigen  gewerbe  wesentlich  abweichende  elemente.  wie 
anbau  und  ernte,  viehstand  und  grosse  und  besitzverhilt- 
nisse  der  wirthschaften  bedürfe  .  .  .  wird  be«chlo««en, 
land-  und  forstwirthschafl  al«  «olche  von  der  beabsich- 
tigten gewerbestatistik  auszuschlieszen,  und  nur  die  land- 
wirtbschaftlichen  nebengewerbe  in  betracht  zu  ziehen. 
viertdjahrahtfle  zur  Statistik  d.  d.  reichs  ItT*  s.  4.  wie  die 
landwirthsdu^ft  einerseits ,  so  ist  andiiemift 
thätigkeit  im  öffentlichen  dienst  vom  te§r^0^  das 
ausgeschlossen,  das  im  besondsm  den  pnvatsrwer^ 
fasat.  endlich  sind  unter  den  ben^fhartt»  deaprivatm  mi  l>  i 
derum  diejenigen  durch  die  geicerbeordnung  «msjftseUsaaea, 
die  eine  höhere  ieisserisch^n/Hiche  oder  MbMAcriseJW  voriü- 
düng  erfordern:  nieht  als  gewerbe  sind  nach  der  auf- 
fassung  der  reichsgewerbeordnong  ansusehen  a)  die  auf 
gewinnung  roher  naturerxeugnisse  gerichtete  thätigkeit 
—  die  urproduction  .  .  .  fischerei.  bergwesen  und  Vieh- 
zucht .  .  .  hieher  (werden)  auch  zu  zählen  sein:  acker- 
bau,  forstwirthschafl.  gartenbau  und  Weinbau  .  .  .  b)  die 
freien  künste  —  die  freie  wissenschaftliche,  künstlerische 
und  schriftstellerische  thätigkeit  .  .  .  c)  die  persönlichen 
dienstleistungen  höherer  art,  die  eine  höhere  bildung  er- 

344 


5479         GEWERBE  (I.  i  begriff'sbestimmung) 


GEWERBE  {1,  i.  begriffsbesthnmung)        5480 


fordern  —  die  seelsorge,  die  erteilung  von  Unterricht,  die 
thätigkeit  des  arztes  (über  diese  vgl.  2)).  d)  der  öffentliche 
dienst  (hof-,  Staatsdienst).  Landmann  commentar  zur  ge- 
werbeordnung  (1903)  1,  2iff. 

2))  positive  merkmale  ergeben  sich  schon  aus  den  strit- 
tigen punkten  in  der  frage  der  äbgrenzung.  das  haupt 
bestimmungsmerkmal  ist  der  priuaterwerb,  und  zwar  die- 
jenige fm'm  desselben,  in  der  auf  die  einzelne  leistung  auch 
die  gegenleistung  erfolgt,  die  erwerbsthätigkeit  wird  hier 
unter  dem  gesichtspunkt  eines  tausckgeschäftes  erfaszt, 
wahrend  bei  dem  künstlerischen  oder  wissenschaftlichen 
berufe  die  auffassung  des  honorars  vorwiegt,  aus  dem 
gegensatze  des  privaterwerbes  gegen  die  öffentliche  dienst- 
leistung  ergiebt  sich  auch  der  bürgerliche  Charakter  dieses 
begriff s  von  gewerbe,  mit  dem  geschichtlich  die  vmstellung 
eines  selbständigen  betriebs  verknüpftist{vgl.  111,1  und  III,  3,  a). 
vgl.:  das  bürgerliche  gewerbe  theilt  sich  in  zwei  haupt- 
branchen,  nemlich  in  die  handelschaft  und  handwerke. 
Kreittmayr  handwerksrecht  bei  Ortloff441;  wo  dieser 
privaterwerb  der  öffentlichen  Sicherheit  oder  Wohlfahrt 
entgegen  tritt,  erfährt  er  von  dort  her  beschränkungen 
und  eingriffe,  aus  diesem  grttnde  allein  ist  auch  der 
ärztliche  beruf  wiederholt  von  geioerbeordnungen  gestreift 
worden,  weil  bei  ihm  ebenso  wie  bei  den  apothekern  die 
ausübung  des  berufs  an  den  nachtveis  von  kenntnissen  ge- 
bunden ist  (vgl.  gewerbeordnung ,  tit.  X,  straf bestimmungen 
§  147).  dieser  nachiveis  aber  wird  nach  der  analogie  der 
bedingungen  beurfheilt,  die  für  die  erlangung  von  gewerbe- 
concessionen  maszgebend  sind,  auf  ein  anderes  bestim- 
mungsmerkmal, das  sich  beim  engsten  begriffe  von  gewerbe 
besonders  geltend  mncht  (s.  y),  wirft  hier  der  begriff  des 
landudrthschaftlichen  nebengewerbes  licht,  denn  bei  ihm  wird 
die  leistung,  die  art  der  arbeit,  die  vollzogen  wird,  ins  äuge 
gefaszt.  dasz  diese  bedeutungsrichtung  jüngerer  entwick- 
lung  erwächst,  wird  sich  später  zeigen. 

ß)  die  ertoeiterungen  des  mittleren  begriffes  gehen  der 
äbgrenzung  zur  seile,  die  oben  festgestellt  wurde  und  die 
natürlich  je  nach  den  wechselnden  bedürfnissen  des  Zu- 
sammenhanges sich  vneder  verschiebt,  innerhalb  des  privat- 
erwerbs  treten  die  grenzlinien  zurück;  der  gegensatz  des 
privaterwerbs  zur  freien  künstlerischen  thätigkeit  und  zum 
amt  loird  in  der  annäherung  von  gewerbe  an  allgemeinere 
begriffe  wie  profession ,  beruf  überbrückt,  vne  weit  reste 
älteren  gebrauches,  die  aus  der  grundbedeutung  von  ge- 
werbe unmittelbar  stammen,  hieran  betheiligt  sind,  m,usz 
im  einzelnen  erwogen  werden,  vgl.  sp.  biSiff. 

l))  schon  die  geiverbestatistik  zog  die  grenzen  weiter  als 
die  gewerbeordnung :  diese  Statistik  soll  sich  auf  alle  selb- 
ständigen betriebe  der  kunst-  und  handelsgärtnerei ,  der 
fischerei,  des  berg-,  hütten-  und  salinenwesens,  der  In- 
dustrie mit  einschlusz  des  bauwesens,  des  handeis  und 
Verkehrs,  der  erquickungs-  und  beherbergungsgewerbe  er- 
strecken, vierteljahrshefte  z.  Statistik  des  d.  reichs  1876  *.  i. 
und  lange  vor  dem  ablehnenden  beschlusse  des  bundesraths 
war  die  landwirthschaft  von  einer  richtung  des  Sprachge- 
brauches in  den  weiteren  begriff  von  gewerbe  aufgenommen 
worden,  vgl. :  das  gewerbe  des  landwirthes.  Garve  (Adam 
Smith  i,  5)  3, 172  und  oft;  die  landwirthschaft  soll  so  viel 
gewinnst  und  so  viel  ehre  gewähren  als  irgend  ein  an- 
deres gewerbe.  (Iselin)  versuch  über  d.  gesell.  Ordnung  4:2; 
mein  verlangen  war  schon  damals,  ein  bauministerium 
für  die  sämmtlichen  bauten  und  ein  gewerbeministerium 
für  alle  gewerbe  zu  haben ;  ich  erinnere  mich  des  argu- 
ments:  das  landwirthschaftliche  gewerbe  ist  auch  ein 
gewerbe,  der  handel  ist  auch  ein  gewerbe,  alles  gehört 
unter  den  begriff  des  gewerbes  und  sollte  ministeriell  in 
einer  band  sein.  Bismargk  (rede  im  abgeordnetenhause 
1878)  7,220;  ungefähr  auf  dieser  linie  hält  sich  au^h 
ein  versuch  der  rechtliclien  fesflegung  des  weiteren  be- 
griffes :  da  sich  auch  in  der  preuszischen  gesetz- 
gebung  keine  ausdrückliche  definition  von  'gewerbe' 
findet,  so  .  .  .  (isf)  .  .  .  kein  grund  ersichtlich  .  .  .  von 
einem  anderen  begriffe  des  gewerbes  auszugehen ,  als  von 
dem  weitesten,  der  im  gewöhnhchen  sprachgebrauche 
heutzutage  mit  diesem  worte  verbunden  wird,  nach  wel- 
chem demgemäsz  jede  zum  zwecke  des  erwerbes  als 
unmittelbare  einnahmequelle  betriebene  dauernde  thätig- 
keit  darunter   verstanden  ist,    mit   ausnähme   der  rein 


wissenschaftlichen  und  rein  künstlerischen  berufe,  sowie 
derjenigen  der  öffentlichen  beamten  und  der  geistlichen. 
entscheid,  des  reicJisgerichts  in  civilsachen  (1897)  39,  137. 
hierzu  vgl.  die  adjectivbildung  gewerbsmässig,  aber  auch 
diese  grenzlinie,  die  den  allgemeinen  Sprachgebrauch  zu 
treffen  sucht,  wird  von  den  einzelnen  Stilisten  gern  über- 
schritten, bald  ist  es  das  moment  der  dauer  oder  der  ge- 
setzmäszigkeit,  das  bei  seile  geschoben  wird,  bald  der  unter- 
schied zwischen  privaterwerb  und  öffentlichem  dienst,  bald 
der  gegensatz  zwischen  erwerbsthätigkeit  und  wissenschaft- 
licher oder  künstlerischer  leistung ;  vgl.:  sogar  die  schrift- 
stellerei  ist  davon  (von  Überfüllung)  nicht  ausgeschlossen, 
....  konnte  diesz  geistige  gewerbe  übersetzt  werden,  wie 
viel  mehr  war  es  bei  den  mechanischen  zu  erwarten. 
Jon.  Adam  Weisz  über  das  Zunftwesen  (1799)  99; 

Schaft  auch  (Venus),  dasz  indessen  das  wilde  gewerbe  des 
krieges  (fera  moenera  miUtiae) 
mög  tiberall  entschlummern  in  allen  landen  und  meeren. 
LucREz  de  verum  naturae  (1,80)  wöers.t).  Knebel  ; 

je  ausgezeichneter  und  nothdringender  das  land,  der 
boden,  das  gewerbe,  der  stammcharakter  seiner  bewohner 
ist,  auch  die  lebensart  und  Verfassung  seiner  bewohner 
sein  werde.  Herder  (ideen  z.  philos.  d.  gesch.  d.  menschh.) 
13,  451 ;  auf  den  punkt  zu  gelangen ,  wo  .  .  ,  wir  sie  als 
kunst  gar  nicht  mehr  gelten  zu  lassen  vermeinen  . .  .  was 
sich  uns  in  den  gewöhnhchen  theateraufführungen  dar- 
bietet, zeigt  ganz  den  Charakter  eines  sonderbaren ,  und 
sogar  sehr  bedenklichen  gewerbes,  dessen  betrieb  ledig- 
lich auf  die  möglichst  günstige  Zurschaustellung  der  per- 
son  des  Schauspielers  gerichtet  zu  sein  scheint.  R.  Wagner 
(über  Schauspieler  u.  sänger).  unter  dem  begriff  'gewerbe' 
wird  jede  gleichmäszig  fortgesetzte,  auf  gewinn  gerichtete 
selbständige  thätigkeit  verstanden.  F.  Hoffmann  anmerk. 
zur  gewerbeordnung  tit.  I  §  1.  müheloser ,  gröszer  und 
sicherer,  auf  kosten  des  gegenkontrahenten  ist  der  ge- 
winn aus  den  strafbaren  gewerben ,  wie  hehlerei ,  Wu- 
cher, unberechtigtes  jagen.  Kaiser  gevcerbsmäszigkeit  im 
glücksspiel  37  jf. 

2))  diese  Verschiebungen  hatten  schon  in  der  mitte  des 
18.  jahrh.  die  erscheinung  gezeitigt,  dasz  der  Sprachgebrauch 
nicht  blosz  in  der  gelegentlichen  Verwendung  des  freien  Schrift- 
stellers, sondern  sogar  in  der  terminologie  eines  und  des- 
selben faehmanns  schwankte,  vgl. :  man  kann  alle  gewerbe  in 
drei  hauptarten  eintheilen,  l)  in  blosz  handelnde  gewerbe, 

2)  in  gewerbe,    die  zugleich  arbeiten  und  handeln,   und 

3)  in  gewerbe,  die  allein  arbeiten  und  gar  nicht  handeln, 
v.  JusTi  staattoirfhsch.  2*,  375;  es  sind  aber  eigentlich 
viererlei  hauptarten  der  gewerbe,  nämlich  i)  der  erden- 
bau ,  2)  die  manufacturen ,  fabriken  und  handwerker, 
3)  der  kaufhandel  innerhalb  landes,  oder  die  krämereien 
und  höckereien,  und  4)  die  künste  und  Wissenschaften. 
ebenda!,  266.  dazu  vgl.  die  Unterscheidung  (policeywissensch. 
128) :  l)  landesöconomien,  2)  manufacturen  und  fabriken, 
3)  bandwerke,  4)  commercien  und  gewerbe. 

y)  die  bedeutungsverengerung  geht  von  dem  unterbegriffe 
des  handeis  aus,  der  sich  in  selbständiger  entioickelung 
(blosz  handelnde  gewerbe  bei  Justi)  von  dem  allgemeinen 
begriffe  löste,  so  setzte  sich  an  dem,  was  im  alten  rahmen 
verblieb,  ein  engerer  begriff  fest  (gewerbe,  die  allein  ar- 
beiten und  gar  nicht  handeln  bei  Justi).  dieser  neuere 
engere  begriff  ist  am  sicliersten  in  einigen  ableitungen  und 
Zusammensetzungen  zu  fassen,  vgl.  gewerblich  im,  gegen- 
satze zu  gewerbig ,  gewerbisch  (s.  d.);  vgl.  gewerbekunde, 
technologie :  vgl.  das  oben  erwähnte  landwirthschaftliche 
nebengewerbe.  zum  gebrauch  des  einfachen  wortes  vgl.  .-kunst- 
und  handelsgärtnereien  .  .  .  gehören  zu  dem  grenzgebiet' 
bei  dem  man  oft  im  zweifei  sein  kann,  ob  man  'noch' 
bei  der  landwirtschaft  oder  '  schon '  beim  gewerbe  ist .  .  . 
insofern  ist  die  handelsgärtnerei  ein  schönes  beispiel  für 
das  charakteristische  der  urproduction  und  der  Verwand- 
lung, durch  glasanlagen  u.  s.  w.  sucht  der  gärtner  von 
der  natur  sich  möglichst  zu  emanzipieren,  durch  Studium 
des  pflanzenlebens  wird  er  von  der  gewerblichen  be- 
handlung  stets  wieder  auf  die  natur  zurückgewiesen. 
ergebnisse  der  berufs-  und  gewerbezählung  von  1895  in 
Württemberg  s.  72 ;  als  berathende  stelle  steht  (bezüg- 
lich des  getoerbewesens)  dem  minister  (des  innern)  die 
technische    deputation    für    gewerbe    mit    der    bestiin- 


6481       GEWERBE  (I,  i  begriffsbestimmung) 


GEWERBE  (I.  t  bedeutung$entwicklung)     5482 


mang  zar  seile,  da»  wissensohafUiche  der  gewerbekande 
CO  verfolgen.  Hub  de  Grais  handlmch  d.  vtrfaatung 
und  Verwaltung  681;  im  weitesten  sinne  ist  gewerbe 
jede  auf  äuszem  erwerb  gerichtete  beschäftigung,  welche 
als  regelmäszige  lebensaufgabe  betrieben  wird,  in  bereit« 
verengertem  begrif?  stellt  man  das  gewerbe  dem  wissen- 
•ohaftlichen  nnd  künstlerischen  erwerb  als  illiberale  b«- 
sohRftigung  gegenüber.  .  .  .  nach  einem  andern  häuRgen 
Sprachgebrauch  wird  gewerbe  als  stoffveredelnde  beschäf- 
iignng  einerseits  den  stoirschalTenden  besoh&ftignngen 
(bergbao  .  .  .)  andererseits  den  gUtervertheilenden  beschäf- 
tigungen  (dem  handol .  . )  entgegengesetzt.  Schäpplb  in 
BLUNTSCiiLi'n  dUeh.  ttaattteOHerbuch  4,  818;  ßk-  diesen 
engsten  begriff  von  gewerbe  ist  das  Verhältnis  sum  lehn- 
wort  Industrie  kennteichnend.  vgl.  III,  8)  a). 

b)  ift  gelegenÜiefter  Verwendung  eintdner  sehrißstelUr 
und  im  mundartlich  b«eii\flusMtmi  Sprachgebrauch  weiterer 
kreise  begegnen  beispide  für  andere  bedeutungen  von  ge- 
werbe, dt«  von  dem  eben  gewonnenen  begriff  ioeit  abstehen. 

a)  bei  der  einen  gruppe  handelt  es  sich  swar  auch  noch 
«m  eine  fhäHgkeit,  aber  nicht  um  eine  dauernde,  vielmehr 
um  eine  vorübergehende;  und  das  siel,  mit  dem  sie  ihren 
abschUiSM  erreicht,  ist  nicht  auf  gelderwerb  eingeschränkt, 
sondern  erfastt  die  verschiedenartigsten  menschlichen  an- 
liegen: vgl.  aufs  gewerb  gehen  =-=  freien  im  badi- 
sehen  volkagebrauch ,  vgl.  aucfi  Schiller  8,  8Aö  (».  unter 
II,  i)  a)  ß);  08  giebt  keine  offiziöse  presse;  es  ist  mein 
erstes  gewerbe  gewesen,  als  ich  das  ministerium  tiber- 
nahm, dieselbe  abzuschaffen.  Bismarck  {pretisa.  abge- 
ordnetenhaus  22. 1.  1864).  klagte  stein  und  bein  äwer  sine 
geldverlegenhcit,  so  dat  Axel  tauirst  gor  nich  mit  sin 
gewarw  ruterrUckon  kunn  un  sick  vor  sick  sUlwst 
sohftmte ,  den  mann  . . .  mit  en  anliggen  tau  kamen.  P. 
Reuter  {stromtid  eap.  83)  8. 49,  Seelmann  u.  a.  {vgl.  II.  2)  o)  a). 
anders  xubeurtheiUn  ist:  du  siehst  ich  habe  so  viel  gemtiths- 
rnhe  hier,  um  mich  dem  ungewohnten  gewerbe  des  pliine- 
machens  hinzugeben.  Bismarck  bri^e  an  seine  frau 
684.  hier  liegt  erweiterung  des  unter  a)  behandelten  be- 
griffes  vor. 

/S)  in  anderen  Verwendungen  handelt  es  sich  gar  nicht 
mehr  um  eine  thiitigkeit,  das  Substantiv  zeigt  sachbedeu- 
tung:  kaufte  er  das  wirthshaus  und  die  mühle  und  konnte 
4500  fl zahlen  (und)  . . .  diese  gewerbe  einrichten.  Pesta- 
lozzi £t«n/Mirdu.  Qertrudi,nQ;  einem  jeden  soll  sobald  als 
möglich  ein  eigenes  gewerbe  eingerichtet  werden.  Götiie 
{Meisters  lehrjahre%,\)iO,w&;  wegen  familienverh&ltnisse 
ein  gUtcrgewerbe,  bestehend  in  Wohnhaus,  scheune,  schöpf, 
alles  freistehend,  wiesen,  streuland  und  walt.  tageaan- 
teiger  für  die  stadt  Züridi  18.  7. 1898.  vgl.  auch  unter  111,8,*. 

/)  am  iveitesten  ab  steht  die  concrete  bedeutung  gewerbe 
^  gelonk,  die  bei  BOroer,  Jung  Stillino  ujid  Götue 
beaeugt  und  die  mundartlich  verbreitet  ist,  vor  allem  im  westen 
des  fränkischen  Sprachgebietes,  am  Mittel-  und  Niederrhein : 
gewerb  .  .  .  gelenk  eines  gliedes.  Autenrieth  pfälz. 
idiot.  68;  gewerb  . .  Wirbel,  gelenk.  Lenz,  der  Handschuhs- 
heitner  dialect  I,  81;  gewerf  .  .  .  gelenk.  J.  Müller  und 
W.  Weitz  Aachener  mda.  s.  68;  gewirw,  gelenk.  Ganoler 
lexieon  der  Luxemburger  Umgangssprache  s.  179.  für  den 
Südosten  teugt  nur  ein  vereinzelter  beleg  bei  Unobh-Khull 
steir.  Wortschats  890>.  Schuellbr  88,  gei  gttst  gewerb  »> 
gewindo  an,  doch  ohne  belege,  nur  verweist  er  auf  ge- 
worbig. 

8)  bedeutungsentwickdung.  a)  mit  der  bedeutung  ge- 
lenk ist  der  anschlust  des  sttbsfantivs  an  das  verbum 
erreicht,  mit  dem  gewerbe  etymologisch  tttsammetihängt. 
wie  in  wirbel  (wirbel  an  der  geige,  rückenwirbel  am 
menschen)  die  bedeutung  drehen,  sich  bewegen,  dt«  den 
Verwendungen  von  werben  als  ausgangapunkt  dient,  un- 
mittdbar  erhalten  ist,  so  auch  an  gewerbe  im  sinne 
von  gelenk.  nur  ist  für  diesen  ttrsprünglichsten 
sinnlichen  gebrattch  von  gewerbe  dt«  Vorstellung  einer 
thätigkeit,  einer  bewegung ,  wie  sie  an  wirbel  =  vorago 
(luftwirbel)  noch  fortlebt,  gans  durch  die  sachbedeutring 
unterdrückt,  diese  untetdrückte  Vorstellung  der  thätigkeit, 
die  funktion  eines  nomen  actionis.  liegt  aber  um  so  deut- 
licher den  mannigfachen  Übertragungen  tu  gründe,  at^f 
deneti  sieh  derfrühestbeteugte gebrauch  von  gewerbe  at^fbaut. 
gewerbe  verblastt  ttt  der  bedm4tuBg  bewegung,  thätigkeit 


und  berührt  sieh  kierin  at^fs  engst»  wut  w«rlranj|.  ^Ueaer 
allgemeinste  htfriff  wird  in  der  AUam»  »fmtm  ftgfiiegß 
und  in  der  neueren  vereimstU  wieder  surüekeistrM :  were 
nebet  man  von  Ozen,  aber  fewerlx)  ist,  sA  man  mit  n- 
dellcher  beschcidenheit  sieh  Bebet  von  innen,  meistmr 
EcKiiARTS,  4«:  gewerbe  ist  besser  alsgeerbc.  P.  L.  Jahn 
8,091.  so  allgemein  ist  jedoch  dieser  begriff  nicht  überall 
g^astt ;  es  sind  weitere  und  engert  forwum  ms  fcurnuw, 
jfe  nachdem  die  thätigkeit  als  eine  mraherftUmdt  ader 
dauernde  aufgefastt  ist,  und  je  nachdem  sie  «t»  de» 
absoluten  oder  relativen  gebrauch  von  werben  anknüpft. 
seitlich  begrentte  thätigkeit.  die  von  dem  absottitm  begriff 
des  verbums  getragen  ist,   liegt  t.  b,  vor  im  t 

der  krt  nam  er  vil  eben  war. 

er  sprach :  'foit  frne;  dich,  gevattartta 

wa;  ist  daj  Mwerbe  dtn?' 

'ich  brflet  min  ei(«r',  sprach  dia  kri, 

'als  mtn  gesiecht  taot  anderswA'. 

BoNBR  eddttein  40,  48  Pfeifer  (vor.  gMehefU). 

vergleiche  II,  8,  a,  a).  aus  solchen  verwendungem  Wt  muek 
die  bedeutung  'besorgung,  vorhaben,  mnliegen'  m»  erUMren, 
die  am  niederdeutschen  boden  noch  heute  haftet,  sum  äl 
teren  weiter  ausgreifenden  gebrauch  vgl.  t.  b. :  waa  solt 
einer  von  dem  andern  habenn ,  wenn  sie  alle  gleich 
einerlei  botschaiTt  annd  gewerbe  von  einem  herrn  haben  ? 
Luther  von  dem  bapsttum  D  i*;  das  ich  den  selben  son 
bewegt  hott,  mein  nodt  und  gewerb  dem  forsten  antzo- 
tragen.  sermon  v.  neuen  testatnent  C  8*.  tu  anderem  »praeh- 
gebiet  sind  die  bedeutungen  lebendig ,  die  die  teiÜiek  be- 
grenzte thätigkeit  entwickdt.  wenn  sie  vom  relativen  ge- 
brauch des  verbums  ausgeht ,  vgl.  s.  b.:  e«  was  ein  rlcher 
burger  .  .  der  bette  nQwent  ein  einige  dohter  and  was 
die  gar  schoene  und  was  vil  gewerbes  ambe  sia.  daz  sia 
in  die  weit  solt  kummen  stn.  predigtmärlein  des  13.  jahrh. 
Pfeiffer  s.  9.  dte«e  verxoendungen  gehen  unserem  gebrauch 
von  Werbung  paralUl,  vgl. :  daramb  aohickt  der  keiser  ein 
legation  an  kOnig  Philipsen  and  lies  an  in  werben  die 
weil  sie  zwene  ...  die  fUmemsten  .  .  .  der  Christenheit 
weren,  stunde  jn  zu  das  sie  in  diese  Spaltung  sehen .. . 
aufT  solche  Werbung  ward  jnen  .  .  .  zugesagt,  bapotkrt» 
.  .  .  gegen  keiser  Friderichen  Barbarossa  geübt  { Wittenberg 
1646)  P.  fraglich  ist,  wie  weit  in  diesen  tusammen/uing  die 
bedeutung  kaufvertrag,  verhandlang  gehört  (II,  8)  a)  /^. 

b)  von  dem  letzten  strittigen  fall  abgesehen  hielt  sich  bis 
hieher  die  entuncklung  im  rahmen  der  bedeutungen,  die  auch 
am  verbum  und  seinen  ableitungen  (wirbel,  werbimg)  tu 
belegen  sind;  die  isolierung  des  Substantivs  geht  in  der 
richtung  von  erwerben,  erwerb,  und  ist  verknt^^  mit  der 
ausprägung  des  begriffes  der  dauer.  dieoe»  moment  der 
dauer  ist  sowohl  in  allgemeiner  fassung  ausgeprägt  {vgl. 
den  gebrauch  der  geistlichen  litteratur  (II  8,  6)  als  auch  in 
der  engeren  richtung  auf  den  erwerb ,  dt«  vor  allem  die 
geschitflsspraehe  des  id.  jahrh.  beherrscht,  wie  die  entwich- 
lung  swischen  diesen  beiden  formen  verli^.  läset  sieh  im 
eitudnen  nicht  sicher  stellen,  die  Verwendungen,  die  mit  den 
lateinischen  terminis  negotiam,  qoaestus,  commerciom  tt» 
parallele  traten  (III,  i),  können  unter  dem  getiehtepunkt  der  be- 
deutungsverengerung  aus  dem  begriff  thätigkeit,  fMehftft 
abgeleitet  werden,  aber  man  könnte  metdk  mangekekri  wüt 
Wächter  de»  Ae^r\^  oommatatio  ot«  «UM  [ 
von  gewertM  ansprechen  {vgl.  a.  a.  o.  56i)  und 
handel  etn«  bevorsugte  Stellung  im  bede%Uung$u^/knf  dm 
Wortes  a%urkenn«n.  thatsache  ist  jede^fatla. 
negotium ,    commercium   sich 

gewerbe,  dt«  den  Sprachgebrauch  der  m*nk»eh4*utatlsm  Pe- 
riode einleitet,  dem  städtischen  titterbtttbin  dm  emageken- 
den  mittdaltero  erwächst  und  in  dimem  rakemm  betnOktiU 
icerden  must.  dieser  begriff  schliesat  scwekl  de»  hsAdel 
als  attch  das  handweik  tn  sich  ■  di«  theHneJtme  dm  ksrnd- 
werke  an  diesem  begriffe  ist  bedingt  durch  de»  vertrieb  der 
waaren,  die  m  ver/brHgte,  meU  dwrA  die  ktrttenumg  der' 
selben,  aus  dem  städtischen,  bOrgeriieken  ^mrmkter  diese» 
geicerbes  erklärt  sich  auek  der  muatehlujn  der  landwirth- 
sch<^ft,  während  der  gegenoatx  gegen  das  amt  und  den 
wissensehn/Uicheti  beruf  schon  darat^f  beruht,  daet  diese 
formen  der  bethätigung,  die  eich  tu  geeehloeeenen  berufen 
erst  allmählich  entwickdten.  die  eneerbsthätigkeit  immer 
mehr  ausschlössen :  auch  die  amptleut  in  iren  ümptem  desto 
Beisziger,  so  ist  einem  ieden  ein  nemlich  lone  t>estimbt 

344* 


5483 


GEWERBE  (I,  3  Statistik) 


GEWERBE  (I,  3  Statistik) 


5484 


allein  iedoch  so  haben  unter  denen  die  zween  loszunger 
die  pesten  besoldung,  dann  sie  dürfen  daneben  sonst 
kainen  handel  oder  gewerb  treiben  (eis  negotian  non 
licet),  aber  der  siben  alten  herrn  hat  ie  ainer  ein  jar 
funftzig  gülden,  und  werden  inen  darzu  .  .  .  vil  guete 
empter,  alsz  siglung  der  brief,  testament  und  anders,  da- 
von sie  grossen  nutz  und  gewin  haben,  verliehen,  deutsche 
Übersetzung  von  Chr.  ScHEUERL'septs^e/-  über  die  Verfassung 
von  Nürnberg,  d.  städtechron.  11,  793;  wir  wollen  auch  un- 
sern  pflegern ,  richtern  .  .  .  ambtleuten  ....  in  unsern 
statten  und  märckten  nit  gestatten ,  ainich  bürgerlich 
handel  oder  gewerb  wider  der  statt  und  märckt  willen, 
neben  ihnen  mehr  zu  treiben,  ordmmgen  d.  fürsten- 
thumben  Obern  und  Nidern  Bayrn  (l616)  619.  u.  a.  dazu 
vgl.  die  bestimmungen  des  preuszischen  landreckts  und  aus 
der  neueren  litteratur :  ursprünglich  waren  die  professoren 
privatlehrer,  um  die  sich  schüler  sammelten,  die  ihnen 
daher  ganz  naturgemäsz  ihren  Unterricht  bezahlten;  auf 
diese  bezahlung  war  der  professor  angewiesen,  darin  be- 
stand ihr  einziges  einkommen;  die  professur  war  somit 
ein  gewerbe,  kein  amt.  Tu.  Ziegler  der  deutsche  student 
am  ende  des  19.  jahrh.  211  5 ;  besoldung  durch  den  staat 
und  kollegiengelder  von  den  Studenten ,  also  amt  und 
gewerbe  zugleich,  s.  212.  an  diesen  gegensatz  des  städtischen 
privaterwerbs  gegen  die  berufsarten  des  landlebens  einer- 
seits und  den  öffentlichen  dienst  andererseits  knüpfen  dann 
die  erweiterungen  (vgl.  III,  2)  und  Verengerungen  des  begriff  es 
an  (vgl.  III,  3) ,  die  oben  festgestellt  tmirden,  und  unter 
denen  die  bedeutung  von  gewerbe  als  der  Verfertigung 
oder  bearbeitung  von  waaren  die  jüngste  und  bemerkens- 
werteste stufe  der  entwickeltmg  bildet. 

3)  Statistik. 

a)  des  litterarischen  gebrauches:  die  hauptpunkte  der 
entvxickdung ,  die  ivir  eben  gewonnen  haben,  sind  auch 
für  die  zeitliche  gliederung  des  gebrauches  maaszgebend: 
die  bedeutungsgemeinschaft  mit  werben,  wirbel,  Werbung 
beherrscht  den  mittelhochdeutschen  gebrauch,  während  die 
neuhochdeutsche  periode  durchaus  durch  die  isolierung  des 
Substantivs  vom  verbtim  charakterisiert  toird.  dasz  aus- 
läufer  des  älteren  gebrauches  in  die  neuere  zeit  hinein- 
reichen und  ansätze  des  jüngeren  gebrauches  loeiter  zurück- 
liegen, steht  dem  nicht  entgegen. 

a)  der  mittelhochdeutsche  gebrauch. 

l))  der  erste  beleg  fällt  frühestens  in  das  11.  jahrh. : 
si  urageten  in  {den  boten)  genote 
nach  allem  niu  maere  und  wag  sin  gewerft  waere. 

genesis  u.  exodus  43,  1  Diemer  {bei  Hoffmann 
gewerf  2,  34),  ebenso  55, 20. 
toeit  früher  ist  das  verbum  bezeugt,  das  noch  mit  dem 
guttural  im  anlaut  überliefert  ist,  vgl.  hwerban  Gr.\ff  4, 
1229.  in  die  gleiche  zeit  reichen  auch  andere  substantiva  des 
selben  Stammes  zurück,  so  hwarf  (im  Heliand,  vgl.  warb,  m., 
congregatio,  vertigo,  sibun  warb  =  septies  s.  Graff  4, 
1235)  und  gihwerbitha  (gihwerbithu  thera  gotcundhi  in 
fleisg,  conversio7ie  divinitatis  in  carnem.  Weiszenburger 
katechismus  z.  9l).  die  substantiva,  die  heute  noch  fort- 
leben, sind  in  den  ältesten  belegen  schon  mit  dem  anlaut  'w' 
überliefert:  warba,  motus,  vicis  .  .  .  warbunga,  umpi- 
wervunga  (vertigo  coeli)  Graff  4, 1235.  1236;  werbil,  wirvil 
ebenda,  1237.  seit  dem  schtound  des  gutturals  fallen  die 
mit  hwerban  verwandten  substantivform^n  lautlich  zu- 
sam,men  mit  anderen,  die  zu  der  sippe  von  werfen  ge- 
hören, denn  der  labial  im  stammesauslaut  wird  tmter  dem 
einßusz  der  betonungsverhältnisse  und  der  mannigfachen 
gestaltung  der  sufßxe  bei  der  ersten  gruppe  auch  in  der 
Schreibung  eines  Spiranten,  bei  der  zweiten  in  der  eitles  ver- 
schluszlautes  überliefert,  vgl.  iares  umbiwerf,  anniversaria 
(Graff  4, 1237)  zu  hwerban  und  die  nebenformen  gewerft, 
gewerf  zu  gewerbe  (s.  unter  4).  davon  zu  trennen  sind  die 
zu  werfen  gehörigen  bildungen  gewerf,  gewerb,  umlage, 
Steuer  (cawarf,  conjectura  Graff  l,  1039)  und  gewerf,  ge- 
werff,  gewerb,  wurfgeschosz,  gewehr,  wehr,  zwiespältig  ist 
auch  die  herkunft  bei  werft  (s.  d.),  das  mehrere  bedeutungen 
aufweist;  hier  lassen  die  verwandten  sprachen  darauf 
schlieszen,  dasz  die  bedeutung  kette  eines  gewebes  zu 
werfen,  die  bedeutung  werkplatz,  arbeitsplatx  zu  werben 
zu  stellen  ist. 

2))  die  mittelhochdeutsche  dichtung  hatte  vor  allem  das 
zeitlich  begrenzte  an  gewerbe  hervortreten  lassen,  hatte  die 


vorübergehende  thätigkeit  und  zwar  in  der  absoluten  wie  in 
der  relativen  fassung  gepflegt,  die  epik  fand  schon  bei  den 
zahlreichen  begegnungen,  wo  der  eine  den  andern  in  über- 
raschender thätigkeit  antrifft,  gelegenheit,  die  formet  wag  ist 
dag  gewerbe  din?  einzufügen;  die  gleiche  formet  stellt 
sich  auch  bei  begrüszung  von  boten  ein.  die  relative 
fassung  kommt  in  der  epik  bei  den  liebeswerbungen  zur 
geltung.  die  ältere  rechtssprache  ist  mit  der  bedeutung 
vertrag,  Verhandlung  betheiligt,  deren  Stellung  innerhalb 
der  bedeutung sentioicklung  strittig  ist.  in  der  geistlichen 
dichtung  wird  schon  von  dem  Servatius  ab  das  mom^ent 
der  datier  aw  gewerbe  herausgearbeitet  und  umgedeutet, 
wie  andererseits  die  iveltliche  richtung  der  bedeutungs- 
enttcickelung  im  sinne  von  erwerb  schon  bei  Hartman 
V.  Aue  vorbereitet  erscheint,  dazu  vgl.:  tragit  dig  hin- 
wec  hin  und  machit  mines  vater  hüs  nicht  ein  hüs 
des  gewerbis.  Beheims  evangelienübers.  Joh.  2, 16  (zum 
kauffhause  Luther),  bemerkenswerth  ist,  dasz  die  als 
älteste  tmd  früheste  aller  dieser  bedeutungen  anzusetzende 
parallele  gewerbe  =  gelenk  in  mittelhochdeutscher  zeit  wenig 
belegt  ist,  sie  ivird  eben  hauptsächlich  in  der  medizinischen 
litteratur  dargeboten. 

ß)  für  den  neuhochdeutschen  gebrauch  ist  es  schon  be- 
deutsam, dasz  Luthers  bibelübersetzung,  die  t;on  gewerbe 
überhaupt  spärlichen  gebraiich  macht  (vgl.  z.  b.  Matth. 
22, 5.  Joh.  2, 16,  wo  in  Beheims  evangelienübersetzung 
gewerbe  gesetzt  ist),  fast  ausschlieszlich  nur  die  bedeutung 
erwerbsthätigkeit  pflegt,  nur  allein  Jonas  X,  8  (was  ist 
dein  gewerbe)  liesze  sich  zur  noth  für  den  älteren  um- 
fassenden begriff'  der  thätigkeit  verwerthen.  an  den  stellen, 
ICO  Luther  gewerbe  in  der  annäherung  an  erwerb  ein- 
führt, zeigen  die  älteren  Übersetzungen  meist  andere  sub- 
stantiva: hantierung,  geniesz,  gewinn  (vgl.  III,  l).  die 
gleiche  bevorzugung  der  bedeutung  erwerbsthätigkeit,  nur 
mehr  in  der  richtung  auf  handeis-  und  Verkehrsbeziehungen 
ist  in  den  Chroniken,  reisebeschreibungen ,  Übersetzungen 
und  der  rechtssprache  des  16.  jahrh.  icahrzunehmen.  daneben 
allerdings  werden  auch  ältere  bedeutungen  ttrieder  aufge- 
frischt, vor  allem  durch  die  medizinische  litteratur,  die 
die  bedeutung  gelenk  zu  ehren  bringt,  freilich  ohne  dasz 
der  zusammenlmng  mit  gewerbe  =  commercium  erkannt 
würde,  in  der  gleichen  periode  bahnen  sich  auch  die 
wirthschaftlichen  Verschiebungen  an,  die  zunächst  die  er- 
Weiterung  des  begriffes  gewerbe  als  eines  nahrungszweigs 
einer  berufsart  zur  folge  haben,  die  ergebnisse  spiegeln 
sich  in  der  volkswirthschaftlichen  litteratur  des  IS.  jahrh., 
vor  allem  in  der  Übersetzung  von  Adam  Smith  durch 
Gar  VE.  dieser  hatte  schon  in  seinem  original  einen  weiten 
bedeutungsu/mfang  des  englischen  trade,  das  er  ausschliesz- 
lich mit  gewerbe  übersetzt,  vorgefunden,  er  giebt  aber  auch 
die  Worte  employment,  business  mit  gewerbe  wieder,  be- 
einfluszt  war  diese  erweiterung  zugleich  durch  Verschiebungen 
auf  sprachlich-stilistischem  gebiete,  hier  ist  es  vor  allem 
Herder,  der  gewerbe  gern  im  allgemeinsten,  weitesten  sinne 
für  beruf  einsetzt,  ihm  folgt  in  geicissem  sinne  Göthe,  der 
gewerbe  besonders  gerne  vericendet  und  der  in  der  m^annig- 
faltigkeit  seines  gebrauches  fast  den  ganzen  bedeutungs- 
umfang  bloszlegt.  bei  Göthe  kommt  namentlich  auch  der 
engere  begriff  (gewerblich)  zur  geltung.  nach  anderer  seife 
ist  Immermann  bemerkenswert ,  der  die  redensarten,  in 
denen  sich  die  bedeutung  verflüchtigt,  überblicken  läszt. 

b)  die  Wörterbuchnotizen  toerden  der  weite  des  bedeutungs- 
umfanges  noch  am,  meisten  gerecht,  insofern  sie  die  ein- 
zelnen Verwendungen  neben  einander  btichen,  später  werdeii 
auch  versuche  gemacht,  eineti  Zusammenhang  zwischen 
diesen  zu  finden,  schon  Stieler,  der  jedoch  die  bedeu- 
tung gelenk  nicht  hereinzieht,  knüpft  gewerbe  an  Werbung 
an,  und  Adelung  schlieszt  den  ring,  indem  er  für  gelenk 
und  Wirbel  die  beziehung  herstellt,  er  erinnert  an  gewerbe- 
bein  im  sinne  von  wirbelbein  am  rückgrat.  andere  wör- 
terbücJter  halten  sich  an  einzelne  bedeutungen,  so  nament- 
lich die  mundartlichen,  die  entweder  die  bedeutung  gelenk 
oder  die  von  besorgung  einzeln  buchen,  die  bedeutung  er- 
werbsthätigkeit tdrd  nur  in  den  älteren  wörterbiXchern  für 
sich  alleiti  gestellt,  vor  allem  in  denen  des  16.  jahrh.  seit 
Kilian,  Hulsius,  Henisch  mehren  sich  die  bedeutungs- 
angaben,  die  nur  in  den  deutsch  lat.  wörterhüchern  später 
wieder  zusammenschrumpfen. 


5485  GEWERBE  (I,  s  ttoHtHk) 

a)  umfuaaende  angaben:  gliew«rf,  actio,  negotiatio; 
ghewcrf  der  Icden.  ligatura  Kl  MAN  140^;  gewerb,  gelenck, 
une  Joincture.  gewerbo  in  dem  rücken,  U»  verUbra*. 
gewerb  u.  handUiicrung,  tmfßque.  marehandiae.  Hui.Hiu« 
(1618)  188»  {im  ital.deuhch.  xcb.  von  1606  itt  gewerbe  nur 
bei  managgio  gebucht,  a.u.);  gewerb,  gelenck  .  .  .  gewerb, 
handthjerung  Hkniscii  ifiOT;  gewerb,  geichefft,  um  ajfaire. 
negotium  .  .  .  befelcli  und  amt,  une  eommiaaion  et  voeation 
. . .  bandet,  handelung,  liandlierung.  .  .gelenck.  DuBz(l664) 
198'*;  gewerbo,  gelenck  . .  .  handtthierung  IUulbin  l.Stt^; 
flierwo  l'OMKY133;  teutach  engl.  tcb.  (nie)  ni  {hitraueh: 
ein  gewerbe  oder  oino  botschaft  boHlellen);  Ai.F.n  M6* 
(hier  auch  gewerb,  gewinn,  luerum,  quaeatua);  genau  ao 
Bayehwi;  ähnl.  FHisrii  8,  «O«.  KnAUKK  8,  W».  nouveau 
dict.  des  paaaogera  (177«)  8, 879 ;  Hkükhicii  prompt,  lat.  pro 
bat.  1,  1438;  gewerbe  ...  ein  an  einem  grOszern  körpcr 
befindHclier  kleinerer,  welcher  sich  umdrehen  läaiet — 
a.  werben  und  wirbol  .  .  .  geschäft ,  welches  durch  einen 
gang  und  mUndliche  bestellung  ausgerichtet  wird;  im 
NiederHllchs.  werf.  .  .  in  weiterer  bedeutung,  der  ganze 
Zusammenhang  von  geschäften,  womit  jemand  seinen 
unterhalt  erwirbt.  Aoeluno  2,  65*.  666.  dazu  vgl.  noch 
liii.PEur  1,46S<*  u.a.  vgl.auchBKlL  technol.wb.  848;  AuTüN- 
KiKTii  pfälz.  Idiotikon  bS.  UNOEn-KHULL  tteir.  «/ort- 
achata  iw^. 

ß)  umfaaaende  angaben  mit  auaachluat  von  gewerbe  ^ 
gclenk:  gewerbe,  das,  idem  est  quod  Werbung,  in  specie 
autem  negotiatio,  mercatura,  commercium,  quaeülus,  ge- 
nus  vivendi .  .  .  gewerbo  bei  einem  tuhn,  sive  vorbringen, 
.  .  brief  -  gewerbe ,  freundschaflsgewerbe ,  amtsgewerbe, 
liebesgewcrbe.  Stielkk  2547. 

y)  einaeitige  auaprägung  der  bedeutungen  erwerbsthätig- 
keit,  crwerb,  handel:  gewerbe  oder  hantierung,  contractu» 
vocab.  theut.  {Nürnberg  1488);  negotium,  ein  gewerb  E. 
Ai.BERUs  nov.  dict.  F  8»;  gewärb  {der)  wäg  und  weisz  ze 
gewinnen,  quaestua,  commercium.  Maalbr  178'*  {die  be- 
deutung gelenk  ist  dort  unter  gewilrble  gebucht  a.  800**). 
vor  allem  die  lateinisch  ■  detttscfien  tcörterbilcher  führen 
gewerb  ilbereinatimmend  unter  commercium,  quaeatua, 
negotium  auf,  während  sie  unter  articultia,  junctura 
nur  andere  aynonyma  buchen,  ao  für  daa  iS.jahrh.:  Seh- 
ranus, Ciiolinus-Frisius,  Fnisius,  Fader,  Bentzius; 
für  das  n.jahrh.:  Calvisil's,  Corvinus,  Gartiiius, 
CK1.LARIU8  und  für  daa.iS.  Jahrh.  noch  Dentzler,  Ja- 
NUS,  Mathiae  ,  DnuiiBLluS.  daa  gleiche  gilt  für  das 
itid.-deutache  wb.  von  Hulsius:  traffico,  managgio,  handel, 
gewerb  808*;  dazu  vgl.  gtvrctb,  commercium,  negotiatio  VV. 
SciiÖNSLEUKH  prompt,  germ.  lat.  V  5*;  ebenso  Gürtler 
8, 74^  Weismann  157*.  Kirsch  180»;  commercien,  kaufT- 
mannschaft,  handel  und  wandet;  gewerb,  handthierung 
Sperander  a  la  mode  sprach  der  Teutschen  129*;  man  be- 
greift unter  gewerbe  im  weitesten  sinne  jede  erlaubte, 
auf  erwerb  gerichtete  und  berufsmäszig  ausgeübte  privat- 
tbätigkeit.  Tiiiei.  4,423. 

d)  die  bedetitxtng ,  besorgung,  anliegen,  auftrag :  warf, 
ein  zu  bestellendes  gewerbe.  versuch  eitles  bremischniedera. 
wb.  6,200.  gcwarw,  warw  selten  für  getcerbe,  Jiandwerk, 
häujig  für  bestellung,  auftrag  an  eine  peraon ;  h6  hat  sin 
warw  anbracht;  ick  helT  in  d'  stadt  'n  warw.  Danneil 
wb.  der  altmärk.plattdeutsch.  mundartM*;  vgl.  auch  Bbro- 
iiAUs  I,  666;  gewerbe,  werf  (m&kc),  sich  etwas  zu  thun 
machen  unter  Vorspiegelung  einer  anderen  absieht.  E.  L. 
Fischer  Samländische  mundart  !t'i. 

c)  die  bedeutung  gelenk:  a7iovdv?.og ,  vertebra,  gleich, 
gewerb  am  leib.  N.  Frisciilin  78'';  gleich  oder  gewerb  in 
dem  rUckgrat,  spondyli,  vertebrae  ...  Em M ei.  nomenclator 
quadrilingttis  104,  gewerb,  junctur  der  beiner.  Fulda  ver- 
such einer  allgem.  teutschen  idiotikenaammlung  681,  dasu 
vgl.  die  oben  {sp.  64*1)  besprochenen  Wörterbücher. 

4)  die  formen,  tieften  der  Vielseitigkeit  der  vencendungen 
iataueh  einegroate  mannigfaltigkeit  der  formen  überliefert, 
die  ältere  spräche  bevorzugt  das  masculinum,  das  auf  ober- 
deutschem boden  sich  sähe  hält,  das  neutrum,  schon  aus 
dem  anfang  des  13.  jahrh.  bezeugt  {VTigalois,  kröne),  be 
kerraeht  da»  mitteldeutsche  und  niederd.  gebiet  und  setzt 
»ich  mit  dem  16.  jahrh.  im  schrißgebratirh  fest,  man  hat 
versucht,  maac.  und  neutntm  nach  bUdung  und  grund- 
betieutung  gegen  einander  abzugrenzen    {der  erste  versuch 


GEWERBE  (I. «  formen) 


5486 


bei  Hui.HU'i,  der  die  bedeutung  'gelenk'  dem  ma»e..  die  von 
'handthierung'  dem  neutrum  iuweitt) ;  dieaz  laut  »ich  J*- 
doch  auf  grund  de»  überlii/erien  wmteriaU  nicht  durch' 
führen,  zunächst  muet  man  twisetteHdeu  bmele»  bildung»- 
typen  gewerft  und  ge werp  (f ewerf ,  gewwb)  »dmdm.  4i»  tntt 
iat  in  den  füllen ,  in  denen  das  gtnu»  gtkmnmiekmit  itt, 
nur  als  maac.  überli^ert.  der  netit»  lypu»  fMrt  thm 
ma»e.  ttrie  dem  neutrum  an;  ur^prümftich  idrd  mtuh  für 
ihn  da»  «WIM.  antunehmen  »»im,  wi»  M  mrwerb;  üt  itti" 
lere  entwicUung  hat  ihn  dann  in  die  grupp*  d»r  tmdraitm 
bildungen  mit  dem  huffix  i  («)  Oierg^fa^rt  dar  dmMAaU 
liexeei»  dafür,  daaa  die  formenveraekiedenhmtem  nickt  •» 
der  Verwendung  und  bedeutung  haften,  aondem  indivi- 
duellem oder  landachßfUiehem  gebrauch  entsprangen,  liegt 
in  den  Varianten  bei  der  Überlieferung  mittelkoekd.  ttaet»: 
gewerf,  gewerp  {vorübergehende  ÜiütigkeiC)  ktuserekromik 
11660;  gewerp,  gewerf,  gewerft,  gewerbe  Iteeinua  (/rag* 
bei  begegnungen:  waj  ir  gewerp  wäre);  ebenso  gewem. 
gewerift,  gewerf,  gewerb  Enikbl  IMM;  gewerp.  geweriw 
KuNRAU  V.  WOhzuuru  trtfj.  krieg  ttnt;  gewerft,  gewerf, 
genesis  und  exodu»  48,  1  {frage  an  den  boten),  Aenso 
gewerp,  gewerft  Wigaloi»  vxt»;  gewerbt,  gewerp  SU>e- 
lungenta,i  {teerbung),  ebenao  gewerf,  gewerft,  gepet,  ge- 
werb Wigaloia  12566;  gewerft,  gewerf,  gewerb  Thomasin 
0884  (ir  gewerft  und  ir  geslaht). 

a)  unterachiede  in  der  wiedergäbe  de»  labial». 

a)  der  apirant. 

1)  in  den  bildungen  mit  dem  isuffix  iat  av 
lieh  der  apirant  überliefert  {einzige  ausnähme-,  gewerbt  \ 
achr.  A  des  Nibelungenliedes  68,  4);  in  bayr.üeterr.  xirkunden 
(von  1290 u.a.)  eracheint  gewerft  als  maac.  (^  vertrag,  kauf); 
in  anderen  ist  das  genus  unsicher  -  Bietügger  handsekr.  b. 
Iwein  6818;  var.  zu  Wigalois  lOOU,  Emkel  190tt.  lOUS. 
18666.  leben  Christi  160.  die  form  gehM  schon  den  äUestem 
belegen  an  .-  genesis  48, 1 ;  66,  80  {Diemer);  kaiserehronik  13606. 

2)  im  attslaut  ist  der  apirant  in  älteren  bayrisch  Österreich. 
Urkunden  überli^ert,  von  der  andern  seile  bieten  ihn  die 
rheinischen  quellen  der  neueren  zeit  dar. 

masculinum:  gewerf  XxiwercAroniTr  11660.  österr.  Urkunde 
von  1291  {kat\f);  iren  gewerf  treiben  üaterr.  weiath.  i,  3»4; 

unsicher  bezüglich  des  genua:  ir  gewerf  genesis;  lurin 
6818  {Florentiner  und  Heidelberger  handschr.).  gewerf  » 
gelenk.  Kilian  146'*. 

neutrum :  grois  gewerf  {werbung)  d.  atädtechroniken  U.SSO 
(iCö^O ."  gewerf  (gewerw,gewierw)  =  gelenk  in  rheinischen 
mumiartfn ;  gewerf  (werw)  ■>  anliegen,  besorgung  in  nie- 
derdeutschen  mundarten. 

8))  im  inlaut  vor  vocalen :  gewerves  bat.  Urkunde  von  1188; 
gewerve  THOMASiN9926;j'«in^«»re^/o**e  z.Seineke  deVoaa.i. 
gewerfen  d.  atädtechron.  27, 178  {2Iagdeburg). 

ß)  die  tenuia  im  attslaut :  gewerp. 

masculinum:  Nibelungen  ü,  t  (B.C.);  Kudrun  tS»,  i; 
Eree  9479;  Tristan  10461 ;  Parzival  774,  18.  77«,  «8;  Lanadet 
3079;  Neidhart  41 ,  13.  unsicher  bezüglich  de»  genus : 
Hartmann  i..  büchleinlbilb;  WigiUois  ivm  {var);  Tristan 
10648;  Neidhart  43,  86;  K.  v.  WCrzdurg  Partonop.  i»i»; 
Biterolf  90öa  ;  neutrum:  K.  v.  WünznURO  troj.  krieg  S197S 
{var.)  Hermann  v.  Fritzlar,  myat.  i,  96. 

;')  die  ptedia  im  auslaut:  gewerb. 

l))  abgrenzung  des  mase.  gegen  das  neutrum  {vgl.  dazu 
sp.  6488).  währetid  die  bisherigen  formen  du»  «Mwe.  al»  ober- 
deutseh,  da»  neutrum  als  mittel-  und  niederdemtsA  «rkemnen 
lieeten,  verschiebt  »ich  das  bild  bei  den  jüngeren  teugniaaen, 
die  die  media  im  auslaut  dariitttm.  gerade  am  OberHkein 
ttetteifert  mit  dem  masetUinum  (ßut^buch  von  Konttana 
1418;  Villinger  chron.  u.  stadtrecht,  Zimmeraehe  chron.  «.«.) 
nunmehr  das  nerttrum,  das  hier  zuerst  bei  H.v.  LanoeksTCIN 
bdegt  ist  {Martinam.  vgl.  auch  Überlinger  Urkunde  v.  lUO). 
auch  Geiler  v.  Kaisersrero  schwankt {w%ase. :  posiill  t.tt,*; 
3,45*;  netitrum:  schiff  der  penitenzil*').  undVllUPThUJta 
zeugt  für  da»  neutrum.  die  Aug»burger  und  üUner 
quellen  halten  da»  ma»c.  nur  bi»  sur  mit^  de»  lt.  jthrk, 
fest,  und  auch  in  die  Saterreidi.  «mmA.  dringt  dm»  neutrum 
ein  (6, 817.  173.  468  nuue.  191. 106  neutrum).  am  »ihetten  hält 
sich  da»  ma»eulinum  in  der  Schweiz,  so  bei  Manuel, 
Stumpf,  Maai.er  {aber  in  den  Züricher  stadtbüchem  i.tl 
neutrum);  ja  sogar  noch  bei  Bräker  der  arme  wuznn  im 
Tockenburg  78.  1?2. 


5487 


GEWERBE  a.  *  formen) 


GEWERBE  (I,  4  formen) 


5488 


das  neutrum,  das  in  älteren  mitteldeutschen  quellen  ge- 
sichert ist  (passional  453,  17  Köpke;  Heinrich  Hesler 
evangel.  Nicod.  3365.  2144;  Jon.  v.  Würzburg;  d.  städtechro- 
niken  2, 125;  Michel  Beheim),  beherrscht  auch  die  mittel- 
deutschen drucke  des  15.  u.  16.  jahrh.  (Nürnberger  bibel, 
später  Mathesius,  Alberus,  Münster),  bis  es  durch  die 
volle  form  gewerbe  verdrängt  wird  (noch  bei  Opitz  l,  255 
M.  a.,  bei  Sebiz  307  und  Canitz  gewerb). 

2))  schwer  hält  es,  die  ältere  bildungsioeise  gegen  jüngere 
formen  der  kürzung,  vor  allem  der  apokope,  abzugrenzen. 

a))  loie  weit  die  kürzung  eingreift,  zeigen  die  formen  des 
dativ  sing,  und  des  pltirals  überhaupt: 

a))  der  dativ  :  \on  dem  gewerb  Enikel  23814;  Magde- 
burger fragen  i,i,i9;  oberrh.  Urkunden  (1476);  d.  städte- 
chron.  S,li7;  quellen  z.  bauernkrieg  {Rotenburg)  85,  (Ober- 
schwaben) 165;  Ryff  Artemidorus  33'';  Kirchhoff  wend- 
unmuti,2U;  Pegius  28";  Eulenspiegel  c.  4a;  Hans  Sachs 
fabelnb,l32;  Über  vagat.  bei  Kluge1,48;  Schaidenreisser 
Odyssee  5^;  Boltz  weltspiegel  V2^;  Stöfpi.er  v.  künstl. 
abmessimg'D^*';  Alpinus2»;  Josephus deutsch \i9'^;¥iscvi- 
Am  bienenk.  15*;  Gretter50;  ös^.  toeis^/t.  6,173;  Garzoni 
Schauplatz  36;  Agykta  grillenvertreiber  251;  Prätorius 
toündschelruthen59;  Opitz 2, 249;  RoMPLER^rerf.  1;  Rachel 
satyr.  ged.  38;  Göthe  19,127;  Arndt  erinn.  22;  Heine 
Italien  l,  16;  G.  Keller  bei  Bächtold  2,  356. 

dagegen  gewerbe :  Servatius  2826 ;  Wigalois  5295 ;  Basler 
Chroniken  4,  87;  Limburger  chronik  39,  14;  vocab.  fheut. 
(Nürnberg)  von  1482;  Sebiz /eM&au  288;  Rädlein,  Kirsch, 
Bürger  162»  (IZta*)  8, 163 ;  Göthe  (wahrh.u.  dicht.  16.  buch) 
u.  a. 

ß))  der  plural  gewerb:  urk.  bei  Sghmoller  290;  "Über- 
linger  Urkunde  von  1461  bei  MoNß;  S.  Brant  narrensch.  18; 
Luther  apostelgesch.  19,24  (bis  zu  der  ausgäbe  von  1524); 
Emser  neudru^k  83,  17;  Mathesius  Sarepta  8^,  werke 
2,82;  Bock  13l»;  Dryander  arfeenei  8»;  Garzoni  246»; 
Ryff  62».  145'';  Alpin us  12»;  Fronsperger  kriegsbuch 
3,  293'';  Aristoteles  deutsch  (var.);  Rauwolf  38.  314; 
Krafft  rmen  125 ;  Erasmus  Frangisgi  indisch  chines. 
lustgarten  l,  14;  Göthe,  Hebbel  u.  a.  vgl.  unten,  da- 
gegen gewerbe:  d.  städtechroniken  2,  864.  6,235.  218;  11, 
529;  Villinger  stadtrecht  %  IQI ;  Diefenbach  -  Wülcker; 
Luther  (bibelübers.  seit  1524);  Mathesius  Sarepta  230»; 
Aristoteles  deutscht  V^;  Kirghmaier  instit.  m^tall;  Würtz 
wundarznei  5S8;    Sleidanus  300'';    Garzoni  240*;    Hars- 

DÖRFFER  6,271;  OpITZ1,573.  2,348;  GÖTHfi  19,194;  ImMER- 
MANN  19,  188.  gewerber  bei  Autenrieth  pfälz.  idiot.  63 
und  als  Österreich,  form  bei  Nicolai  reise  4,  482. 

oblique  casu^:  genetiv  gewerb  acta  bei  Londorpi,  69; 
Rauwolf  93 ;  österr.  weisth.  6,  173.  gewerben  Tabernae- 
MONTANUS  1521;  da^v  gewerben :  Tengler  laienspiegd ; 
Kirchhoff wendunmut  286''.  125»;  reichsabschied  vonl530 ; 
RAUWOLF231;  Aristoteles Ti^;  Andreae  59;  Erasmus 
Francisci  Schaubühne 2,63;  Tabernaemontanus  312  «.a. 

b))  im  nom.  und  acc.  sing,  ist  gewerb  nach  Opitz  (s.  o.) 
auch  noch  bei  Olearius,  Logau,  Wernigke  bezeugt, 
ebenso  in  den  älteren  Wörterbüchern  bis  Stieler  (bei  die- 
sem gewerbe)  und  von  späteren  noch  bei  Dentzler,  Aler, 
Weismann,  Kramer,  Wächter  u.  a. 

c))  auch  die  classische  zeit  läszt  die  kurze  form  nicht 
blosz  vor  vocal  belegen  (gewerb'in  LiCHTWER/a5ein  173;  ge- 
werb'an  dich  Stolberg  4,169;  ähnlich  Göthe  12, 161.  23,27; 
Jrie/e  8, 224;  Schiller  3,14.  3,365.4,115.  Voss,  Mörike, 
RÜGKERT  u.  a.),  sondern  auch  vor  consonanten:  gewerb  von 
Gellert  der  Christ;   ähnlich  Bodmer  ged.  116;    Göthe 

8,  201.    85,  83.      88,  302.    40,  278;    SCHILLER  12,143;    UhLAND 

418;  Immermann  17,  378;  innerhalb  des  jambus  begünstigt 
der  versschlusz  die  kurze  form:  Schiller  14,  339;  Hebbel 
1,  114;  Immermann  15,  366. 

3))  auch  der  genitiv  sing,  ist  vereinzelt  ganz  ohne  ßexion 
überliefert:  des  groszen  gewerb  halb.  Münster  cosm^- 
graphie  456 ;  zahlreich  sind  hier  auch  die  belege  für  syn- 
cope :  gewerbs  Francf  Urkunde  bei  Diefenbach  und 
Wülcker;  d.  städtechron.  2,  629  (Nürnberg);  S.  Fischer 
Chronik  V.  Ulm  146;  Binder  Acolastus  4,  4;  Fronsperger 
bauordnung  29'';  Schaidenreisser  Odyssee  31^;  Mathe- 
sius 3,  89;  WiCKRAM  (goldfaden,  ebenso  Jei  Brentano); 
Urkunden  leiLonDonp  1,220.  endlich  attcAöa Herder  12, 152. 
dag'e^en  gewerbes :  l.  büchlein  Hautm.  785;  WalTherOS,  8; 


Parzival  785,16.  786,11;  K.  v.  Würzburg  ^rq/.  Ärieg' 21762; 
Ulr.  V.  Lichtenstein  frauendienst  127,  18;  Jeroschin 
9845;  Joh.  V.  Würzburg  7696;  S.  Franck  Germania  396'»; 
Fronsperger  bauordn.  13» ;  Opitz  2, 273 ;  Herder  ;  Göthe 
7,  134.  8,  205;  Bonaventura  nachtwachen  5i  neudruck. 

b)  die  bildung  mit  dem  i  (e)-sufßx,  gewerbe,  ist  als 
sicheres  neutrum  schon  aus  älteren  m,ittelhochdeutschen 
quellen  belegt:  Heinrich  v.  Türlin  kröne  25726;  Tho- 
masin 9925  (gewerve);  Wolfdietrich  1087;  [ohne  kenn- 
zeichnung  des  genus :  Itvein  5818  (nach  späterer  handschr.) ; 
Türlin Ärojie  27309;  H.v. Langenstein ilfar^ina 250»;  Jero- 
schin 2624o7;  Basler  Chroniken ^,38;  Hesler  evangel.  Nico- 
dem. 4168;  ScHÜREBRAND(ed Strauch);  Jon. v.Würzburg 
7363;  vocab.  12  bei  Diefenbach  u.  Wülcker  619  (gewerb, 
gewerp  var.).  [ohne  kennzeichnung  des  genus :  Eckhart  ;  ver- 
^ra^'!;on  1489  SeiMoNE;  befreiung  für  Lübeck  von  U73;  Franc- 
furter  reichscorresp.  1,  1147-  für  die  Schriftsprache  war  es 
loiederum entscheidend,  dlaszLuTHER  die /orwi gewerbe  in  die 
bibelübersetzung  einbürgerte  (2 Macc.  11, 29  gegen  Koburger; 
das  genus  ist  nicht  gekennzeichnet,  darf  aber  als  neutrum 
angesetzt  werden);  ihm  folgten:  A.  Corvinus/o?is  lat.  479; 
Sebiz;  Vrätokivs  saturnalien  312;  Erasmus  Francisci 
Schaubühne  1,  292.  300;  getr.  Eckh.  181;  Heilmann  Thucy- 
dides  739.  1092;  Zesen  Rosemund  182  u.  a.,  unter  den  Wörter- 
büchern gab  Stieler  das  erste  beispiel,  ihm  schlössen  sich 
an :  Janus,  Matthiae,  Frisch,  Adelung,  vgl.  auch  gewerbe 
. . .  nicht  gewerb.  Heynatz  handb.  z.  rieht,  verf.  v.  aufsätzen. 

e)  für  die  Qualität  des  stammvocals  sind  die  mundart- 
lichen belege  aus  dem  süden  und  dem  norden  des  Sprach- 
gebietes bemerkeiiswerfh.  sie  halten  übereinstimmend  an 
der  offenen  ausspräche  fest:  gewärb,  gewärbe  S.  Brant, 
Binder  (Acolastus),  Frisius-Gholinus,  Frisius,  Bent- 
zius,  Maaler,  Stumpf,  Fischart,  Alpinus,  Pegius, 
Sebiz, Zesen,  RoMPLER,  Uffenbagh  2,  loi;  vgl.  gewarw, 
warw  Danneil  u.  a.  für  geschlossene  ausspräche  zeugen 
7vestdeutsche  belege:  gewirw  Luxemburger  mda.,  gewierw 
Waldeck.,  vgl.  auch  gewürbe  Döbel  (jägerpractica  2,  143»). 

d)  das  präfix  ist  in  niederdeutschen  mundarten  ganz 
abgestreift  (vgl.  das  werb  ILvntzow  399.  360  u.  a.);  im 
oberdeutschen  unterliegt  es  der  syncope:  gwerft  Stricker, 
gwerb:  Manuel,  Maaler,  Binder;  S.  Fischer,  Hans 
Sachs;  Schaidenreisser;  quellen  z.  bauernkrieg  aus  Ober- 
schwaben; Ost.  weisth.  u.  a. 

e)  der  pluralgeh-auch  liegt  dem  nomen  actionis  an  sich 
fern;  er  erwächst  naturgemäsz  den  Verwendungen,  die  den 
Übergang  zur  sachbedeutung  vollziehen :  gewerbe  =  ge- 
lenk;  gewerbe  ■=  erwerbsberechtigung  (das  alle  gewerb 
ab.  Überlinger  Urkunde  v.  1461).  auffallend  ist  der  plural 
in  späteren  fassungen  der  frageformel  (was  seind  seine 
gewerb  alhie?  Schaidenreisser  Odyssee  4'';  vgl.  auch 
den  plural  bei  der  bedeutung  anwerbung)  und  in  der 
parallele  gewerbe  =  quaestus  (wendet  denen  nit  geringe 
gewerb  zu.  Luther  apostelgesch.  19,  23.  oder  liegt  trotz 
der  form  des  adjectivs  sing.  vor*),  den  eigentlichen  aus- 
gangspunkt  findet  der  pluralgebrauch  in  der  parallele  von 
gewerbe  mit  commercium,  namentlich  seitdem  die  gruppe 
der  betreffenden  nahrungszweige  immer  mehr  sich  ver- 
zweigte und  ausdehnte,  die  gröszte  Steigerung  bedingte 
aber  der  jüngere  enge  begriff:  die  gewerbe  =  die  gewerb- 
lichen betriebe  (*.  III,  3). 

II.  das  Verbalsubstantiv  in  der  bedeutungsgemeinschaft 
m,it  dem  verbum  und  anderen  ableitungen  vom  gleiclien 
stamm,     gewerbe  ==  wirbel  und  Werbung. 

l)  die  sinnliche  gt-undbedeutung  in  der  funktion  des  no- 
mens  actio7iis  ist  verblaszt,  die  litterarischen  belege  zeigen 
sie  nur  bei  der  sachbedeutung  noch  lebendig :  gewerbe  = 
gelenk  (vgl.  dieses  sp.  3004^.  und  vgl.  die  viel  belegte  form 
geleich  sp.  2978  f.).  die  beispide  Hnd  verhältnismäszig  jung : 
vordem  16.  jahrh.  sind  nur  die  folgenden  bezeugt :...  und 
die  läme  ist  als  ain  gesucht,  und  ettlich  sprechent,  das 
si  tötlich  sei,  und  komt  von  ainer  bösen  feüchtikait,  die 
in  die  flügel  und  binden  umb  die  lenden  in  das  gewerbe 
und  gleich  gefloszen  und  sich  gesetzt  hat  .  .  .  Mynsinger 
V.  d.  falken  24  Hassler.  iunctura,  wirbel,  wervel,  gewerbe 
handschr.  vocabularien  bei  Diefenbach  312»;  item  di 
underwamse  hatten  enge  armen,  unde  in  dem  gewerbe  jg 
waren  si  bevehet  und  behaft  mit  stucken  von  panzern.  "^ 
Limburger  chronik  89,  14  Wysz;  gewerbe  (an  einem  thore)         ™ 


5489  GEWERBE  (II.  l  g«w«rb«  »  gelenk) 

gu  bcHHern.  hVant/.  baumeuiterhuch  (JM\)  70*  (KhiK'IK).  daa 
tubttantiv  wird  »oxcohl  auf  die  organischen  gebilde  am 
vienaehen  und  an  der  pßanie  anffttemidet  als  auch  auf 
die  entsprechenden  nachhildungtn  «M  fträthe».  $t*m  fort- 
leben des  Wortes  in  heutit/en  mundartt»  vgl.  $p.  5481 ;  dOMU 
vgl.  die  formen  geworbboin,  gewerblein  m.  a. 

a)  am  hät\flgaten  begegnet  der  anatomische  htgryff,  in 
besiehung  auf  den  menschen,  hier  bietet  die  medizinisch» 
litteratur  des  16.  jahrh.  die  meiste  ausbeute. 

a)  allgemeine  vertceudung :  an  jedem  ellenbogen  ist 
ein  rundes  beinloin,  wie  eine  rolle,  darüber  die  gewerb 

aulT  tinnd   abgehen im   knUohcl  unnd  gewerb  der 

handt  soind  in  Jedem  acht  beinloin ,  welche  kein 
marok  haben ,  darnach  folgen  vier  handlbein  .... 
(lAn/o.M I  »chauplatt .  .  .  aller  jtrofessionen  86  s.  S46*  ;  hieniit 
werden  die  go werbe  der  gleichen  TerslopfTet  .  .  .  also, 
das8  einem  menschen  unmöglich  ist,  dieselbige  femer 
lU  brauchen ,  alldieweil  solches  fleisch  in  den  ge- 
werben  der  gleichen  ligt.  WOhtz  praktika  der  m*nd- 
artsnei  688 ;  nachdem  einem  artzt  fUrnomlioh  von 
nötcn  die  erkondtnuss  der  wunderbarlichen  Zusam- 
mensetzung, anfong  und  verborgene  gewerb,  aller  glider 
and  zugehöre  des  monschllchon  cörpers  ....  Dryander 
artsenei  8* ;  dieses  Ol  (jofuinneskrautöl )  schreibet  Mat- 
thiolus ,  heilet  die  wunden  gar  wol ,  sonderlich  aber 
die  vcrwuiidotcn  sennndcrn.  ist  auch  dienstlich  tu  allen 
kalten  gebrechen  der  gliedor  und  geworben.  Taukhnab- 
MONTAN  US  neu  vollkommen  kräuterbueh  1681;  derhalben 
die  da  sagen,  das  der  elephant  kein  glieder  noch  gewerbe 
habe,  die  reden  übel,  sintemal  er  sich  alsdann  nicht 
bewegen  noch  regen  vermöchte,  verdeutsch,  der  probUm.  d. 
Aristotrles  (lM7)  Ge**;  warumb  kan  allein  die  schlang 
für  andern  dergleichen  thicren  das  haupt  entpor  haben, 
also,  das  doch  der  ander  leib  still  helt?  darumb,  dic- 
weil  nach  der  würrn  ort  die  schlang  von  runden  ge- 
lenckichten  geworben  ist,  und  grOspege  beine,  bieghafTtige 
geleiche  hat  T♦^ 

ß)  localisieruiuf. 

l))  warumb  sind  die  tlnger  in  glied  und  gewerbe  ge- 
theilet?.  .  .  warumb  hat  ein  jglicher  finger  drei  gewerbe, 
aber  der  daum  nicht  mehr  dann  zwei?  anticort:  der 
daunio  hat  auch  drei  geleich  oder  gewerbe,  das  dritte  und 
hindorsto  aber  ist  an  den  arm  gefasset .  .  .  problem.  des 
Aristot.  F4»;  vom  ende  der  finger  rilckwärts  in  das  gewerbe 
und  gelencke  der  band.  Greber  mathemat.  friedens- 
u.  kriegasehule  im. 

I))  der  gebänd  seind  zweierlei  art,  dann  ettlich  haben 
jhrcn  Ursprung,  wie  ietz  gesagt,  von  den  schnierlein  der 
meUszfloisch ,   die  andern  entspringen  von  geworben  der 

bein Rypp    Chirurgie  e**;     {das    hüftbein)  .  .  .    hat 

oben  ein  runden  boltzen,  welcher  sich  füget  in  die  hole 
des  hufftbeins,  unnd  ist  sollichs  gowcrb  oder  verglenckung 
mit  vast  starckem  gchlind  bevestigt.  ebenda  84^ ;  das  coxa . . 
ist  ein  grossz  marckecht  bein ,  an  beiden  enden,  die 
oberest  rondigkeit  ist  genannt  das  gewerb,  dos  sich  hinzu 
neigt  und  würt  empfangen  in  die  bUchssen  oder  schUssel 
des  schlosszbcins,  und  ist  ein  wonig  holTerecht  gegen  den 
uszeren  teil.    Cjkxksdowv  feUlbuch  der  wundartsnei  1&; 

doch  l'ydeus  söhn 
ergrifT  uin  ungeheure*  felsenstQck. 
kaum  trasb.ir  fUr  swei  m&nner  <iie«er  seit, 
•r  aber  schwung's  allein  und  leicht  empor, 
und  warfs  Aoneen  an  die  hUft'    allwo 
das  Bchenkelbein  sich  im  goweroe  dreht, 
genannt  die  pranne. 

nia»  übert.  v.  BOrobr  (6,  869)  8,  80; 
da,  wo  der  schenke! 
in  dem  han^ewerb«  sich  dreht. 

über»,  in  hexametem  (6,  806) 
(am  hüftgclenk,  wo  des  schenkeis  bein  in  der  hüfte  sich 
dreht,  das  auch  die  pfanno  genannt  wird.  Voss). 

8))  geworben  oder  knocrcn  des  ruckgrads.  Rypp  ehi 
rurgie  83« ;  warumb  hat  der  ruckgrad  viele  gewerb  und 
undergUodcr.  welche  bei  den  ärtzten  spondili,  die  geleich 
dos  ruckgradts  genant  werden.  Aristoteles  probUm. 
g.  »!• ;  er  {dr.  VogeL<tang)  empfleng  uns  mit  gewaltigen 
reverenzen,  dabei  er  auf  eine  wunderliche  art  die  äugen 
zuthat,  und  den  köpf  schüttelte,  als  wenn  er  kein  gewerb 
in  dem  halse  hätte.  Zach.  Conr.  v.  Uppbnbach  merk 
würdige  reisen  .  .  .  t,  S». 


GEWERBE  (U.  i  gewerbe  •  gelenk)         5490 

«})  ausz  der  Jonotnr  oder  fewirb.  doreh  welche«  sich  der 
hals  mit  dem  baapt TerUndet  Prmu*  L'kpenuacii  neues 
rostlnteh  s,  101 ;  die  bmst  dM  kindee  wollte  atu  dem  (•• 
werbe  gehen.  Marburger  fnuimnfmk.  (t7M)  KM.  Unotll- 
Kiiui.i.  wo*;  nun  weisi  ieb  Dioht,  wie  er  {dmr  »ehloäm- 
feger)  etwan  dz  maal  zu  weit  aasz  gedebnet  hatte,  daas 
ee  aan  dem  gewerb  kommen,  annd  nicht  wider  zugebeo 
weite.  CoNHAU  AaYHTA  grUUnmrirsiber  (t,  tl)  (lM6)  Wi; 
dieser  {der  unterki^er)  ist  von  sweieo  stocken.  welolM 
zu  beiden  selten  neben  den  obren  ihre  zapffen  und  (•• 
werbe  haben,  unnd  in  dem  kinn  mit  einem  knorbel  za> 
HRmmcRMtogsen.     Oar/.om  sehauplatt  .  .  .  M«.  MO^. 

b)  auf  die  pflanze  übertragen,  da»  gti»d  «M  »tmfd. 

a)  der  rund  stengel  spannen  hoch  mit  TÜen  fewecMfal, 
nit  dicker  dann  ein  strohalm,  die  gleich  oder  feworb  Miad 
braun  geferbet.  Bock  kräuterbueh  isi*  {vom  «tordbe&iMM); 
ein  schSns  gesohlecht  limonii.  das  von  lO  inn  it  bleUobi 
gewinnet,  . .  .  ausz  einer  langen  wurtzel,  welche  aoMOD 
braun,  unnd  jnnen  rotfarb:  zwischen  denen  herfOr 
schieszent   >  in  8  eckechte  stengel,   in  der   höhe    eineo 

elnbogens,  die  vil  gewerb  haben RAUwotr  ntedt- 

Schreibung  8U ;  der  stengel  wird  auf  anderthalb  eilen  lang. 
ist  mit  geworben  und  gleichen  unterscheiden ,  wie  der 
stengel  des  fenchels  oder  femlkrauts  . . .  Tabbrnarmon- 
TAN  US  neu  vollkommen  kräuterbueh  Sit ;  das  wriblein(«M» 
bingelkrauf)  .  .  .  wichset  andeKhalb  scboh  hoeh,  btlagt 
einen  eckiohten,  glatten  zweighafflen  ttuigel,  mit  vtoloB 
gewerben  oder  knotten.  aus  welchen  die  blilter  ent- 
springen ....  aus  den  gewerben  zwischen  den  blättern 
gehen  lange  stiel  ....  dazu  bringt  es  bei  den  gewerben 
seinen  saamen.    Hoiibkro  add.  land-  u.fddlebenS.An. 

p)  an  einem  gewärbe  {der  kardendüitet)  etehn  zwei 
lange  plettlin  gegen  einander.  M.  Srbiz  fddhmu  ».  t»; 
die  zucker  röhr  erwachsen  da  nit  vom  somen .  noch 
wurtzlen  ,  sonder  von  jren  röhren ,  deren  sie  stock ,  die 
gesafftig,  und  von  8  in  8  gleich  lang  seind,  einlegen :  unnd 
damit  sie  desto  beider  herfür  kommen,  borens  zuvor 
zwischen  den  gewerben  löchlein  zimlicher  grosse:  wann 
sie  dann  auszschlagen ,  so  gewinnens  bei  jedem  gewerb 
jre  äugen,  die  hemacher  in  grosse  und  hohe  röhr  er- 
wachsen. Rauwolp  reisbeschreibung  M;  {günddräb)  hat 
dünne  wurtzeln,  die  entspringen  von  den  gewerben  der 
stengel,  und  hofften  sie  also  an  die  erden.  Matthioli 
kräuterbueh  SOö**  ;  der  teutsche  grosse  fcld-andom  .  . .  be- 
kommt einen  viereckichten  rauhen  stengel ,  aus  deesen 
gewerben  gemeiniglich  purpurfarbe,  selten  aber  weisse 
blumen  herfür  kommen.  Hohbero  add.  land-  u.  fdd- 
leben 8, 489,  5 ;  man  gebe  sich  rechensohaft  von  der 
empfindung,  die  uns  ergreift,  wenn  die  berührte  mimosa 
ihre  gefiederten  blätter  paarweise  zusammenfaltet  und 
endlich  das  stielchen  wie  an  einem  gewerbe  niederklappt. 
GOthe  diehtung  u.  wahrh.  16.  buch,  die  Varianten  indtn 
ersten  ausgaben  (gewebe  48, 18)  zeigen,  dass  den  i  ii  wmlttM  n 
des  nachlasses  diese  bedeutung  nicht  gdäx^fig  loar. 

c)  kilnstliehe  gelenkt  an  geräthen. 

a)  und  disz  grosz  thier  ist  an  eim  gewaltigen  groesen 
spiesz  von  eisen  gemacht  gesteckt  gewesen,  bat  seine 
räderund  andere  kunstreiche  heimliche  verborgene  gewerb 
gehabt,  dass  von  sich  selbst  umbgangen.  Pronspbrobr 
kriegsbuch  8 .  898^ ;  der  zapfen  {am  Itn/tmBrter)  wird  von 
einem  hebet  niedergedrückt,  so  auf  der  slule  ruhet,  and 
vomen  ein  gewerbe  hat,  eben  als  ein  suleg-IOiTel ,  der 
sich  nemlich  im  hinunter  drücken  steiff  lillt,  im  herauf 
gehen  aber  bieget.  Uppenrach  msrheürdife  reiseit  .  .  . 
1,88;  wenn  nun  der  fuobs-fang  angehen  soll,  so  thut 
man  recht  wohl,  und  ist  sehr  gut,  dass  man  ...das  eisen 
aus  einander  nehme,  und  . . .  mit  klarem  sande  und  rei- 
nem Wasser  abputze,  alle  schraoben,  gewflrfoe  und  löcher 
mit  schönem  reinen  sande  aussaubere,  and  alle  stücke 
recht  vollkommen  abtrocknen  lasse.  Döbkl  jäger- prac- 
tica 8*.  148'. 

/J)  in  dem  gewerb,  kopff  odder  nogel  des  oirckels,  da 
er  uff  und  zA  geht,  sei  ein  punct  notirt  oder  ein  eisenn 
stcfTUin  darein  gesteckt,  welche  sol  geheissen  werdenn 
das  centrum  .  .  .  Jon.  Stöpplsr  von  künstl.  abmessung 
D  4*;  dann  ein  ketten  hat  vilerlei  geleich  und  gewerb 
{connexiones  et  juneturas  habet).  Rypp  übersetz,  lies  Arte 
midonts  HA*;  diesen  globum  konten  a.  man,  mit  seinen 


5491 


GEWERBE  (II,  2  -=  gebahren) 


GEWERBE  (II,  2  "=  vorhaben) 


5492 


gewerben  artlich  herumb  bringen.  JoH.  Val.  Andreae 
chymische  hochzeit  {buch  1,  dies  3)  *.  59.  wann  die  uhr 
ruhet,  so  verrosten  die  räder  und  gewerbe.  Harsdörffeb 
gespräcJispiele  6,  271 ;  gewerbe ,  Schraubenmutter  «.  Ade- 
lung 2,  655  u.  a.;  gewerbe,  deckelband,  charnUre.  Beil 
technolog.  wb.  243. 

/)  dieses  gewerbe  (des  tisches)  dahinten,  und  diesen 
fusz  da ,  und  diese  ausschnitte  am  gewerbe  hat  mein 
groszvater  gemacht,  —  wer  ihn  lieb  hat,  kann  das  nicht 
zerbrechen.    J.  H.  Jung  [StilUng]  (Jünglingsjahre)  2,  6. 

2)  das  nomen  actionis  in  verblaszter  grundbedeutung : 
gewerbe,  das  thun  und  treiben ,  das  gebahren  ,  das  vor- 
haben, die  Werbung,  auf  dieser  stufe  der  bedeutungs- 
entwicklung  ist  der  Zusammenhang  zwischen  dem  Sub- 
stantiv und  dem  verbum  noch  vielfach  durchzufühlen,  unter 
den  älteren  belegen  sind  mehrere,  die  beide  formen  in  einem 
Satzgefüge  neben  einander  zeigen-. 

grlf  vil  staoteclichen  zuo  .  .  , 
und  kum  niht  gähes  an  sf, 
das  i""  <li"  gewerp  bl 
unstateclichen  wone  ... 
unrehtej  gäben  sümet  dich  .  .  . 
vvan  wirbest  du  e^  mit  sinnen, 
du  mäht  dar  n&ch  gewinnen 
begger  heil. 

Hartmann  v.  Aue  1.  büchlein  1546  Haupt, 

si  viel  mit  zuht,  diu  an  ir  was, 

Parziväle  an  sinen  fuog, 

si  warp  al  weinde  umb  sinen  gruog, 

s6  daj  er  zorn  gein  ir  verlür 

und  äne  kus  üf  si  verkür. 

Artus  unt  Feireft?, 

an  den  gewerp  leiten  vllg. 

Parziväl  truoc  üf  si  hag : 

durch  friunde  bet  er  des  vergag. 

Wolfkam  v.  Eschenbach  Parziväl  779,  28, 
ebenso  774, 18  u.  a.  ; 
die  gotheit  genogin  was, 
dag  die  weder  quäl  nocn  enstarb 
und  dag  gewerb  doch  alleg  warb. 

Heinr.  Hesler  evang.  Nicod.  2144  Helm  u.  a.  ; 

Erhart  Bock  von  Stouffemberg  der  hochgebornen  fürstin 
frowe  Katherinen  von  Burgunden  etc.  lantvogt  von  we- 
gen der  selben  unser  frowen  umbe  einen  friden  werbende 
was,  zu  sölichem  gewerbe  der  obgenant  unser  herre  der 
bischoff  und  wir  gehollent.  Basler  rathsbücherliSb,  s.  Basler 
chron.  4,  37.  die  gebrauchsunterschiede,  die  am  verburn  zu 
beobachten  sind,  lassen  sich  auf  dieser  stufe  der  entwick- 
lung  auch  noch  zur  gliederwng  des  substantivgebrav^hes 
lieranziehen.  einzelne  verwendu7igen  berühren  sich  mit  dem 
absolut  gebrauchten  werben,  andere  mit  dem  zum,  relativen 
gebrauch  entwickelten  verbum.  mit  dieser  Verschiedenheit 
kreuzt  sich  andererseits  der  gegensatz  zioischen  solchen  Ver- 
wendungen, in  denen  das  Substantiv  eine  vorübergehende, 
und  solchen,  in  denen  es  eine  dauernde  thätigkeit  kenn- 
zeichnet. 

a)  das  nomen  actionis  kennzeichnet  eine  vorübergehende 
thätigkeit. 

a)  berührung  mit  dem  absoluten  gebrauch,  in  den  hier 
einschlägigen  belegen  läszt  sich  die  entwicklung  der  Ver- 
wendungen aus  der  ursprünglichen  sinnlichen  grundbedeu- 
tung am  anschaulichsten  verfolgen,  wenn  sie  auch  natür- 
lich nicht  mehr  in  allen  Übergangspunkten  belegt  toerden 
kann,  charaktenstisch  ist  namentlich  das  oben  (sp.  5482) 
besprochene  heispiel  aus  Boners  edelstein,  wo  auch  die 
Variante  geschefte  für  gewerbe  beachtung  erfordert. 

l))  in  diesen  und  ähnlichen  Verwendungen  ist  es  schon 
die  äuszere  Situation,  die  die  verbalthätigkeit  als  eine  zeit- 
lich begrenzte,  als  eine  vorübergehende  erscheinung.  kenn- 
zeichnet: 

diu  frowe  beslög  die  porten 

.  .  si  lie  den  helt  aine 

sizzen  in  der  chamere. 

die  sluggele  nam  st  alle  zesamone. 

si  warf  si  in  aine  kisten, 

dag  iz  niemen  neweste, 

den  ir  gewerf  so  spaehen. 

(var.  gewerp)  kaiserchron.  11660  Schröder; 

nach  manegem  süegem  gewerbe 

giengen  si  släfen  alle. 

Servatius  2826  Haupt; 

dag  wir  hie  bediu  kosen 

mit  ein  ander  hiute, 

dag  waene  ich  al  die  Hute 

die  saehcn  uns  mit  ougeu  .  .  . 


Ethrä,  min  liebeg  kamerwtp, 
hat  nü  vil  lange  mir  geseit, 
dem  Volke  dem  si  vür  geleit 
unser  gewerp  und  unser  dinc  (var.  gewerbe). 
Konrad  von  Würzburg  trcij.  krieg  21973 
Keller  ; 
.  .  .  dag  si  zuo  dem  pardis  kämen, 
da  sähen  si  ein  venster  stän. 
dar  inne  sähen  si  einen  man  .  .  . 
•und  fragten  in  der  msere, 
wag  sin  gewerft  waere  (var.  vgl.  oben  sp.  5485) ; 
er  sprach:  'daz  sol  ich  niht  sagen, 
min  meister  (gott)  heigt  mich  es  verdagen  ..." 

Jansen  Enikel  weltchron.  19022  Strauch. 
die  hiez  si  alle  fiirder  gän 
si  wolt  nieman  sehen  län 
ir  minnenclich  gewerbe. 

JoH.  \.  Würzburg  Wilh.  v.  Osterreich  7363 
Regel;  ähnlich  5028  (var.  für  gevert). 

2))  det'  thätigkeit  ist  von  innen  heraus  ein  ziel  gesetzt, 
auch  hier  begegnen  gelegentlich  Possessivpronomina,  die  das 
subject  kennzeichnen,  wie  sehr  diese  Verbindung  andererseits 
dazu  beiträgt,  das  moment  der  dau^er  in  den  Vordergrund 
zu  drängen,  darüber  vgl.  sp.  fA'd^ff. 

a))  'wir  sulin  in  ein  unkundegig  lant. 

.  .  .  wir  mögen  mit  götin  listin 
unser  lib  gevirstin. 
ich  bittich  alle  geliche 
armen  unde  ricne, 
heigit  mich  Thiderich. 
sone  wez  nlchein  vremede  man, 
wie  min  gewerph  si  getan. 

könig  Sotlier  822  v.  Bahder; 
Sit  nieman  weig,  wer  ich  bin, 
s6  ist  dag  harte  wol  min  sin, 
dag  ich  min  (var.  minen)  gewerp  nieman  sage. 
Ulrich  von  Zatzikhoven  Lanzelet  3079 
Hahn; 
sin  gewerp  (Tristans)  und  sin  gerinc 
der  ist  umb   emestlichiu  dinc. 

Gottfried  von  Straszburg  Tristan  10461 
Beckstein;  ebenso  10648; 
morne  s6  versuochent 
ob  ir  sine  gitekeit 
mit  gebender  behendekeit 
mugent  Schatzes  gesäten. 
.  .  .  ir  bedürfent  riches  soldes, 
Sit  ir  diz  hänt  bestanden  .- 
_eg  engät  niht  wol  ze  banden 
iwer  gewerp  (var.  antwerg)  vergebene. 

KoNRAD  Fleck  Flore  4791  Sommer, 
b))  dag  ich  noch  dag  erringe 

dag  uns  an  ir  gelinge, 
des  gewerbes,  ung  ichg  leben  hän, 
lag  ich  dich  nimmer  abe  gän. 
von  diu  vernim,  lip,  wag  du  tuo  .  . . 
ja  stet  eg  also  umb  dag  heil, 
im  enist  ze  niemen  gäch, 
er  enwerbe  dar  nach : 
eg  lät  sich  vil  gerne  jagen 
unde  entrinnet  ouch  dem  zagen. 

Hartmann  v.  Aue  1.  büchlein  735; 
und  waeren  aber  alle  man 
und  ir  sterke  und  ir  kraft 
mit  kunst  und  mit  ritterschaft 
an  einen  man  gewendet, 

e  eg  werde  vol  endet  (des  königs  reich  wieder  ge- 
wonnen), 
er  het  mit  alle  gnuoc  ze  tuon: 
wan  er  niergent  vindet  suon, 
anders  denn  al  zit  gewissen  strit: 
er  mac  gewinnen  übel  zit, 
üf  dem  ditz  gewerbe  lit. 

Heinrich  v.  d.  Türlin  kröne  25726  Scholl; 
Artus  warp  ein  höchgezit, 
dag  diu  des  morgens  äne  strit 
üf  dem  velde  ergienge 
dag  man  da  mite  enpfienge 
sinen  neven  Feirefig. 
'an  den  gewerp  kert  iwern  vlig 
und  iwer  besten  witze, 
dag  er  mit  uns  besitze 
ob  der  tavelrunder.' 

Wolfram  v.  Eschenbach  Parziväl  774, 18, 
vgl.  auch  785, 16 ; 
sunderlichen,  das  er  (Friedrich)  also 
sinem  geben  sun  Philippo 
dag  uberkumen  und  dag  ein 
gewunen  rieh  mit  nicht  allein 
beschirmend  wer  all  stunde 
imd  auch  behalten  künde, 
sunder,  dag  er  durch  sölich  gewerb 
im  sin  eigen  veterlich  erb, 
es  wer  bürg,  stett,  lüt  oder  land, 
reichet  und  geh  zu  seiner  band, 
auch  dag  gemeren  unde 
grosser  gemachen  künde. 

Michel  Beheim  reimchron.  191  (quellen 
z.  bair.  u.  deutsch,  gesch.)  3,  35. 


5493      GEWERBE  (II,  a,  u  m  der  fragefortnd) 

»))  beide  arten  der  begrentung  treffen  in  jentr  fray^ormtl 
tuaavtmeii.  in  der  wir  oben  (»p.  6M8)  den  «raUn  beleg  für 
da»  »ubiiluntiv  gesehen  hatten,  vgl.  aueh; 

er  vrAcat  in  dabt      wag  tln  nwerd  solde  stn. 

i/enuH  u.  exodus  66,  SO  Dimm. 

die  /ormel  ist  in  der  mittelhochdeutaehen  epik  bei  begeg- 
nungen  aller  art  beliebt,  natnenüich  da,  wo  «tn  bot«  ai\f- 
tritt,  in  diimtin  Julie  mudit  eich  die  innere  begrentung  »tär- 
ker  geltend,  während  et  aonat  mehr  die  duatere  tituation  ist, 
die  der  t/tätiykeit  ein  tiel  »ettt.  mit  unaermn  mtbttantiv 
wmeurrieren  hier  atteh  andere  formen  - 

als  der  tauberer  was  kommeo  dar, 
Turneaa  naiu  eein  war 
uund  fraft  in  dar  m&r 
was  Mia  warben  w&r 

Friedrieh  v.  Sehtoaben  66M  JetUneM; 
waa  iat  die  Werbung  dein  ?    ebenda  78S7. 

a))  das  !»*'>  «I«!»  l(^Mr  saceta  sa  nuara, 

dag  der  aibeo  alAtera 
wnre  ainer  in  die  etat  körnen, 
gebaixen  Sir&plOn, 
ar  wolle  prAt  kouien  .  .  . 
dA  fr&ct  in  der  chunich  mare, 
we«  er  eicb  betragete, 
oder  was  *>'  (awerflea  habete. 

kaiterehron.  13606  Schriider; 
den  wiri  wandert  umb  ir  vart, 
und  vrAgta  at  msre, 
wa;  ir  gawerp  wäre, 
diu  juncvrouwe  dd  apraoh : 
'ich  Buoche  den  ich  nie  Kaaaoh 
und  de«  ich  niht  erkenne  . 

Hartmann  v.  Aub  Iwein  6818  Laehmann 
(au  den  Varianten  vgl.  tp.  6486) ,   ebenio 
Jansin  Enikbl  10188  Strauch; 
do  sprach  somicilchen      der  beiden  Beli&n : 
'sag  an,  ritter  edel,      wax  ist  daz  gewerbe  dtn? 
alles  (lÄs  ir  gebietent,      oumit  soI  ach  gedienet  stn'. 

Woljdieterich  1087  HoUzmann; 

{EU.)  gott  grilsz  dioh  auch,  du  sUaser  Petzl  {Qeüt.)  was 
ist  dein  gewerb?  gott  fUge  dirs  zäm  besten I  {Peta)  laaz 
mich  verschnaudenl  nu  will  ich  es  sagen  on  alle  vor- 
rede, ich  hab  lieb  gehabt  ain  junckfrauwen,  die  habe 
ich  hainilich  vatter  unnd  matter  entfüret  ...  Albreciit 
V.  Eyb  {Philogenia)  i,m  Herrmann;  'guter  man',  sagt 
er,  'ich  bit,  wollend  uns  anzeigen,  wie  ir  mir  heilt  ver- 
sprochen haben,  was  euch  beidsammen  har  in  disen  wald 
bracht  hat  oder  was  euwers  gewcrbs  seie.  Wickham  (gold- 
faden  cap.  83)  8 ,  S88  Holte  (was  euors  gewerbs  ist ,  und 
was  euch  in  diesen  wald  gebracht?  Bhkntano);  nu 
tage  mir  wo  her  ist  der  gast ,  so  erst  bei  dir  gewest, 
von  welchem  land  unnd  geschlccht  nennt  er  sich,  was 
seind  seine  gewerb  alhic,  villeicht  hatt  er  die  gäte  pot- 
schafTt  von  deinem  valtern  bracht,  oder  ist  er  seinen  aignen 
geschafften  nach  gezogen.  Odyssee  übera.  v.  Schaiden- 
KEtssER  4**.  vgl.:  und  wo  er  einen  sähe,  der  auff  inen 
wartete,  selbst  anredete  und  ime  die  hant  bot  und  fragte, 
waa  sein  werb  wäre.    Kantzow  chronik  v.  Pommern  a.  836. 


*)) 


«)) 


IV. 


innen  des  dO  quam  guritcn 

des  kunigus  böte  von  Korentln. 

was  *^  gewerbe  mohte  sin  (vor.  gewerp,  gewerft), 

das  ^^*  ">  '^I^'*  anbeka:it. 

WiRNT  V.  Gravrnbbro  Wigoloü  10069 
Benecke; 
den  werden  and  den  zUhtigen 
bagunde  er  fragen  rnnre, 
wax  stn  gewerp  d&  waere 
nndf  ouch  des  gesellen  sfn  .  .  . 
mit  zUhten  sprach  er  alzeatunt 
'un»  bat  ze  boten  her  gesant 
lufii  herre'  .  .  . 

KoNRAD  V.  WOrzbuhu  Portonopter  19190; 

als  in  der  kOnec  ersaob,  der  baten 
das  >'  'i*  sagte  mwre, 
was  "^  gewerp  dar  w«ere. 

BOeroif  und  DieUeib  9068  Janiek«; 

wie  seht  jr  soV    villeicht  nicht  wist, 
was  mein  eewerb  und  namen  ist, 
der  hofftcum  so  bin  ich  gcnaiid, 
und  kom  jetzt  her  aas  Perser  land, 
wil  euch  auch  weitr  anzeign  dabei, 
was  mein  fewerb  zft  hoOTa  sei, 
all  ungelUcK  rieht  ich  da  an, 
wo  ichs  z&  wegn  nur  bringen  kan. 

Chryseus  hojpeuffel  (>,  1)  B  7*. 
die  rede  t&ten  sie  vergeben : 
in  enmoht  nieman  untrAst  gegeben. 
ir  rewerbe  wart  volendet. 

Hrinrich  V.  D.  TOrun  kröne  87809  Sekott; 


GEWERBE  (II.  t,»-m  mftrag,  a$dugm)     5494 

das  antword  ir  (Maria)  fasogaalleh 

6m  fotaa  pot  von  himomeb 

frawa  mtB  dar  baUif  miat 

Wirt  das  «warftas  voDsist 

dar  ebaoM  sa  dir  ud  Mknk  dich. 

laban  ChrlaU  MO  Jy^feriß./.  4.  ü.  6, 0); 

d6  bagandin  rtüaia 

dt  hJHtnitfhlB  Saain. 

wt  at  dar  brttdr«  laMa 

irrarin  mobtln  ebin 

und  oach  ir  geleginheit. 

In  der  wtsa  wart  gerait 

dar  aidstia  aiara  mA  geaant 

s«r  Balfs;  ood  d«  dl  brAdra  irlual 

kattia  mia  gawarl>is  ain, 

tf  intprincin  IfbKctt  in  ..  . 

Nicolaus  v.  ituom:mn  Mlf  tkakU»; 
ahnt.  80940. 

«))  «IM  aoUhsn  vonamudungen  ertoaeham  Mmmmmn  I» 
deutungen,  ao  vor  Mam  die  von  auftraf,  anTi<Htan  äitm 
bedeutung  allein  iat  e$,  die  da»  wument  dm  saitficfcs»  te- 
grenaung,  der  vorübergehenden  ereeheinung,  da»  mm  imm- 
ren  geiraueh  von  gewerbe  »»nai  vMig  abgettorben  iat, 
vmnigaten»  in  einem  eeHentrieb  der  veneendungem  lebendig 
erhalten  hat;  denn  die betepiaU  reielm»  U»in  die  neueeteaeiL 
in  manchen  der  einaehUgigen  hdege  begegnen  wendumgen, 
die  dem  relativen  gebrauehe  ongMren.  eie  »ind  hier  ein- 
gereiht,  inaofem  der  relative  gebrauch  nicht  vom  mrbum 
her  übernommen  iat.  aondem  »eeundär  erat  am  aubetanÜm 
entwickelt  au  aein  acheint.  vgl.  dasu  :  Paulus  III  breve 
sampt  der  werbunge  seines  gesandten  an  die  .  .  .  eidge- 
nossschaft  Üom  16M  u.  a. 

a))  missehandelt  imand  radmanne  mit  soheltworteo 
adir  kämpf  anbutet  adir  swert  äff  sie  czaet  adir  andir 
wofen,  do  si  in  der  stat  gewerb  (voriun/en .-  wert),  gewer) 
gesant  sin,  der  sal  in  das  vorbuszen  eime  iczlichen 
mit  driszig  Schillinge,  ab  si  den  man  vor  gerichte 
dorumb  beschuldigen,  und  iener,  der  beschuldigt  wiri, 
des  vor  gerichte  bekennet  Magdeburger  fragen  l.  i,  19; 
so  geschach  es  nicht  lange  himach,  das  die  vom  Sunde 
iren  burgermeister  doctor  Zabel  in  iren  gewerben  gein 
Dantzigk  schickten.  Kantzow  chronik  v.  Pommern  a.  848; 
wenn  ihr  auf  ein  gewerbe  ausgeschickt  werdet,  so  be- 
stellet dasselbe  in  euren  eigenen  Worten,  wenn  es  aaeh 
bei  den  vornehmsten  personen  sein  solte,  und  nicht  in 
den  Worten  eures  herrn.  bauretimoral  a.  86;  wenn  be- 
diente auf  gewerbe  ausgeschickt  werden,  a.  61. 

b))  als  auf  pßntztag  sant  Lucia  tag  anno  68  Jobst  Tetzel 
und  Anthoni  Tucher  zu  Onolspach  vom  marggrave  Al- 
brechten von  Brandenburg  auszrichtung  Ire  gewerbe  em- 
pfangen, deutaehe  atädteehron.  9, 6ü9:  aonai  iat  da»  gleiehe 
verbum  (ausrichten)  in  anderem  »inne  mit  dem  aubetanO- 
vum  verbunden: 

(Gabriel  au  Christo)  -.  himlischer  rott  and  herra  reiche 
ich  verkOnaige  dir  sicbarlaicba. 
das  ich  dein  gewerb  aosgarichtat  hao. 
TuBODORicii  Schkrnbbrk  <pa  V.  froM  Jvttan 
( fattnachtMpieU  9.  990) ; 

ZU  diesem  Zamolxi  fertigen  sie  jhe  umb  daz  6.  jar  einen 
ab,  welchen  sie  durch  das  losz  darzu  erwehlen,  mit  be- 
fohl,  dasz  er  bei  Zamolxi  jhr  gewerb  auszrichten  soll. 
Hehoi)OT4,  (ieu£»cA  v.  Georg  Sciiwartzkopfp  199;  dem- 
nach ,  als  hertzogk  Bugslaff  also  sein  werb  zu  Rhom 
ausgerichtet,  nham  er  seinen  abecheid  vom  bapst 
Kantzow  chronik  vcnPbmunem  ».  800;  niemanden  .  .  .  der- 
gleichen geheimnisse  wissen  lassen ,  vielmehr  einem  je- 
den bereden  wollen,  sie  h&tten  auf  der  insol  St.  Helenae 
ein  besonderes  gewerbe  auszurichten,  inaei  Fdaenburg 
1,  898  neudr. ;  freund,  kannst  du  mir  wohl  einen  gang  in 
die  Neustadt  tbon,  om  ein  gewerbe  aaszurichten?  Hu- 
sAus  volkamärthen  4,  148;  hab  ich  vergolten?  bab  ich? 
nun  madam.  keinen  nadelstich  mehr  in  bereitschaft  ? 
den  wagen  vor.  mein  gewerb  ist  bestellt.  Sciiillbr 
{Fieako  8,  8)  8,  46  ;  w&hrend  ich  mein  gewerbe  bestellte, 
pflegte  er  mich  mit  seinen  grellen  runden  äugen  unge- 
duldig anzusehen  und  mich  darauf  hart  und  kurz  abso 
fertigen.  Tu.  Storm  (geatik.  am»  dar  tonne:  Bulemmmn» 
haue)  8,  981. 

c))  er  (der  (f/fiaier)  sagte,  er  habe  ein  eigenes  gewert>e, 
das  er  an  herrn  von  Western  selbst  ausrichten  mUste. 
FlEi.DiNoTVw»  JoiM»(8.ib!p.9)Aier*.  v.  Bode6,16;  schickte 
er  iween  an  die  gesandten  sa  firagen ,  ob  sie  auch  sonsten 

345 


5495      GEWERBE  (II,  2,  a  =  auftrag,  anliegen) 


GEWERBE  (II,  2,  a  =  kaufvertrag)  5496 


mehr  gewerb  hetten  zu  ihrem  herrn.  Schütze  PrewszeH  112; 
die  fromme  Katharina  wird  gleich  erscheinen,  seid  nur 
nicht  zaghaft,  und  schüttet  euer  herz  vor  ihr  aus,  damit 
sie  euch  trösten  kann ,  nämlich  insofern  ihr  ein  geist- 
liches gewerbe  an  sie  habt.  Jul.  Mosen  7,  2. 

d))  schreibt  dir  dein  bester  freund,  der  deinen  rath  begehrt, 
so  scheints,  als  hieltest  du  ihn  keiner  antwort  werth  ; 
bringt  jemand  ein  ^ewerb,  das  auf  dein  Wohlergehen, 
auf  ehr  und  vortheil  zielt;  du  läszt  ihn  draussen  stehen. 
Canitz  (3.  salire ;  v.  d.  poesie)  95 ; 

(der  orator  Karls  V.)  nahm  .  .  .  seinen  eignen  purpurnen 
mantel,  legte  den  zusammen,  als  wie  ein  polster,  setzte 
sich  darauf  und  brachte  darnach  sein  gewerbe  für. 
Erasmus  Ffancisci  lustige  scJmubühne  1,  300 ;  da  wir 
(die  gesandten)  unser  gewerbe  nicht  an  das  volk  bringen 
können,  um  nemlich  dasselbe  nicht  durch  einen  ununter 

brochenen  Vortrag  ...  zu  verleiten Thugydides 

(5,84)  Übers,  von  Heilmann  739  (Jacobi:  da  wir  nicht 
vor  dem  volke  reden  sollen.  2,  209);  und  damit,  ohne  dasz 
er  das  allergeringste  gewerbe  bei  der  witwe  anzubringen 
hatte ,  als  dasz  er  nur  ein  pfund  wurste  in  ihrer  bude 
kaufte  —  ging  Thomas  hin.  Sterne  Tristram  Shandy 
übers,  v.  Bode  9,  19; 

Alcestes  saget  mir,  ich  weisz  nicht  was,  ins  ohr, 
und  bringt  mir  sein  eewerb  mit  vollem  athem  an ; 
ein  voller  qualm  bricnt  aus,  und  geht  der  rede  vor: 
ich  rieche  seine  wort,  eh  ich  sie  hören  kan. 

Wernike  poet.  versuche  8. 

e))  ir  wollet  den  gnt.  Ludwigen  solchs  sins  gewerbs 
gutlich  erhören.  Franc/,  archiv  (15.  jahrh.)  Diefenbagh- 
Wülcker  s.  619;  wir  wollen  ihn  alsdenn  gerne  sehen  und 
anhören,  was  eures  herrn  gewerb  und  anliegen  sein 
werde.    Schweinichen  1,  381; 

(die  amme) :   sei  sanfter,  töehterchen !  komm,  lasz  du  uns 
auf  diesem  teppich  ruhn !  o,  lange  sasz 
ich  nicht  an  deiner  seite!  —  öffne  mir 
dein  ohr,  und  höre  mein  gewerb'  an  dich. 

Christian  von  Stolberg  Otanes 
{werke  der  Stolberg,  4,  169). 

/))  die  Vorstellung  einer  thätigkeit  tvird  bei  dieser  Ver- 
wendung meist  sehr  abgeschwächt,  in  manchen  Wandlungen 
des  Zusammenhanges  bahnt  sich  geradezu  sachbedeutung 
für  das  Substantiv  an:  im  mittelst  langten  die  mit 
dem  Pisander  abgegangenen  atheniensischen  bevolmäch- 
tigten  von  Samus  zu  Athen  an,  wo  sie  ihr  ziemlich 
weitläufiges  gewerbe  in  gewisse  hauptpunkte  kurz  zu- 
sammen fasseten,  und  so  dem  volke  vortrugen.  Thu- 
gydides 8,  53  übers,  von  Heilmann  1092  (Jacobi  :  und 
brachten,  nach  einem  weitläuftigen  vortrage,  das  ganze 
vorzüglich  auf  folgende  hauptpunkte  zurück.  8,142);  des- 
wegen dreheten  sie  sich  fein  kurtz,  behielten  ihr  ge- 
werbe zwischen  den  zahnen,  und  reisten,  beides  sonder 
anbringung  und  bescheid  wieder  ihres  weeges.  Erasmus 
Francisci  lustige  schaubühneX,  292;  war  bei  einem  nach- 
bar,  auch  wohl  bei  einem  freunde,  der  wohl  auf  einer 
meile  entfernung  von  uns  wohnte  ,  etwas  zu  bestellen, 
der  vater  schrieb  das  briefchen,  das  zahme  röszlein  ward 
gesattelt,  der  junge  drauf  gesetzt,  und  ohne  mantel  und 
Überrock,  es  mochte  Sonnenschein  oder  regen  und  Schnee- 
gestöber sein,  muszte  er  mit  seinem  gewerb  fortgalop- 
pieren. E.  M.  Arndt  erinnerungen  aus  dem  äuszeren  le- 
ben 22  Oeerds. 

5))  in  den  eben  besprochenen  Zeugnissen  haben  sich  unter- 
schiede in  der  geltung  des  Substantivs  ergeben,  die  nicht 
auf  Wandlungen  der  bedeutung ,  sondern  auf  Verschie- 
bungen des  zusammenlrnnges  beruhen,  je  nachdem  das 
subject  aus  eigenem,  antrieb  thätig  ist  oder  unter  dem  be- 
fehl  eines  andern  handelt  (vgl.  die  beispiele  aus  der  bauren- 
moral  u.  a.),  nähert  sich  das  subst.  der  bedeutung  anliegen 
oder  auftrag.  die  beispiele  unter  diesem  gesichtspunkt  zu 
gliedern,  schien  nicht  zweckmäszig ,  da  die  bedeutung  selbst 
einerseits  gar  nicht  überall  sicher  gestellt  werden  kann 
(vgl. :  also  auch  Christus  unser  herr  hatt  so  heftigklich 
und  ernstlich  gehandelt  sein  gewerb  die  erlöszung  mensch- 
liches gschlechts.  Geiler  von  Keisersberg  schiff 
der  pönitenz  57^),  andererseits  die  sicher  gestellten  unter- 
schiede als  solche  kaum  empfunden  vmrden ;  so  gieng  nun 
Reineke  aus  dem  hofe,  mit  seinem  ränzel  und  stabe, 
und  zwar  nach  des  königes  meinung,  den  nächsten  weg 
nach  dem  heiligen  grabe:    da  hatte  er  soviel  gewerbes, 


als  ein  maibaum  zu  Achen.  Reineke  fuchs  von  Gott- 
sched 34,  Bieling  59  (dar  hadde  he  werf.  Eeinke  de 
Vos;  hatt'  er  dort  gleich  so  wenig  zu  thun,  als  ein  may- 
baum  in  Aachen.  Göthe),  vgl.  auch  oben  sp.  5481;  ja, 
gnedige  fru,  dat  is  min  eigentlich  gewarw'  .  .  .  un  sei 
känen't  mi  nich  verdenken,  wenn  ick  den  wünsch  heww, 
dat  min  Lining  bi  mi  up  de  neg'  bliwwt  un  Gottlieb  de 
parr  kriggt.  F.  Reuter  (stromtid  2&.  cap.)  2,394  Seel- 
mann. 

ß)  das  Substantiv  knüpft  an  den  relativen  gebrauch  des 
verbums  an: 

1))  als  umfassendste  bedeutung  bietet  sich  hier  der  begriff 
Verhandlung,  vertrag  dar,  wenn  vdr  den  aus  der  bayrisch- 
österr.  rechtssprache  des  13.  und  14.  jahrh.  vorliegenden 
Zeugnissen  ihre  Stellung  hier  anweisen  dürfen,  sie  zeigen 
übereinstimmend  die  bedeutung  kaufvertrag,  nur  fragt  es 
sich,  ob  die  bedeutung  vertrag  oder  die  von  kauf  (vgl.lll,l) 
als  ausschlaggebend  anzusehen  ist.  diese  frage  läszt  sich 
aus  dem  verfügbaren  material  Glicht  entscheiden,  wir  fin- 
den ebenso  gut  die  Verbindung  gewerbe  (gewerft)  und  rede 
als  die  von  gewerbe  und  kauf,  jedenfalls  aber  läszt  sich 
die  bedeutung  Verhandlung,  vertrag  gut  aus  den  gebrauchs- 
formen  des  Substantivs  entivickeln,  vgl.:  hier  jagten  sie 
(die  Lacedämonier)  dem  grossen  häufen ,  der  von  dem 
ganzen  gewerbe  nichts  wüste,  ein  grosses  schrecken  ein. 
Thugydides  übers,  v.  Heilmann  8,44  (Jacobi  :  der  von  der 
Verabredung  nichts  wuszte.  3,  133);  ich  begehre  mit  dir 
nicht  lange  zu  disputirn,  durch  was  mittel  oder  wege  du 
diese  Werbung  an  mich  bracht  .  .  .  sondern  will  .  .  .  sol- 
ches meinem  herrn  Jesu  anzeigen  .  .  .  Moyses  kam  zu 
Jesu ,  sagt  ihm  desz  Ciceronis  gewerb  und  fürbringen, 
begehret  darauff  resolution ,  damit  er  den  Ciceronem  be- 
antworten köndte.  Ayrer  histor.  processus  juris  (3,  2) 
s.  797  u.  a. 

a))  unt  dag  die  red  unt  der  gewerfte,  als  er  reddelehen 
geshehen  ist ,  vuerbag  st&t  peleib  unt  unzebrochen ,  des 
gib  ich  disen  prief  ze  urchunde.  urk.  von  Sulz  (1290), 
fontes  rer.  Austr.  2,  21,  *.  53;  und  dag  diser  geberft  und 
diesen  red  stet  buleib  und  unverbandelt ,  dar  über  geh 
wir  disen  prief.  Urkunde  von  Heiligenkreuz  (1312)  2,  16 
S.   38. 

b))  ich  .  .  tun  chunt,  dag  ich  allen  den  erbteil,  den 
mein  howsvrowe  .  .  .  hat  gehabt  ...  an  holz  und  an 
weide  .  .  .  geben  han  Cholen  von  Seldenhoven  um  vir- 
zich  march  silbers,  des  selben  chowfes  und  des  ge 
werves  sint  gezewgen  ,  Offe  von  Emberberch  .  .  .  Urkunde 
von  1288 ,  fönt.  rer.  Austr.  2,1  *.  239 ;  ebenso  Urkunde 
von  1291.  urkundenbuch  des  landes  ob  der  Enns  4,  153 ; 
haben  uns  furgelait  ainen  gewerft  und  ainen  chauf  .  .  . 
umb  zehen  Schillinge  Wienner  pfenninge  geltes  irz  rehten 
vreien  aigens.  Wiener  Urkunde  v.  1305.  fontes  rer.  Austr. 
2,  21  s.  111 ;  dag  diser  gewerft  und  diser  chouf  .  .  .  stset 
beleih  .  .  .  dar  über  geh  wir  den  oftgenanten  heren  .  .  . 
disen  prief.  urk.  von  Heiligenkreuz  (l3ll).  fönt.  rer.  Austr, 
2, 16  s.  34  (vgl.  auch  oben) ;  den  gewerfft  und  den  kauf  alls 
vor  geschriben  ist  hab  wir  getan  mit  rat  hern  Albrechts 
von  Rain.  urk.  v.  1308  monum.  boica  15,  380 ;  des  .  .  . 
sint  zeugen  her  Alram  von  Rotaw  ....  und  ander  erber 
läwt  di  bei  dem  gewerft  und  chauff  sint  gewesen.  Urkunde 
V.   1337,   21,  404. 

c))  und  ist  der  chauf  vor  uns  rehte  und  redleich  geschehen 
.  .  .  unde  dag  dirre  gewerfte  alles  ensampt,  der  so  red- 
leich und  rehtichleich  ist  zue  gegangen  ein  urchunde  hab 
rehtichaeit,  unde  ganczer  warhaeit  darumbe  leg  ich  Wolf- 
hart an  disen  brief  mein  insigel.  Urkunde  1288,  s.  fontes 
rer.  Austr.  2,  1  s.  187.  ebenso  tcrk.  v.  Heiligenkreuz  (1294) 
ebenda  s.  215;  dirre  gewerfte  und  diseu  stßtichaeit  ist  ge- 
schehen ,  do  van  unseres  herren  gepürte  waren  tausent 
jar  zwaei  hundert  jar  ahte  und  achtzig  jar.  137;  dar  zu 
gehaizzen  wir  in  bei  dem  selben  aid,  dag  wir  des  römi- 
schen chünigs  willen  und  gunst  über  disen  gewerft  und 
genad  und  dar  zu  sein  hantvest  und  sein  brief  gewinnen 
süln,  so  wir  schirst  mügen  an  gevser.  (erster  ständischer 
freiheitsbrief.    Landshut  1311)  mon.     Wittelsbacensia  2, 191. 

2))  auf  sicheren  boden  führt  die  bedeutungsverengerung, 
die  den  abstufungen  der  entwicklung  von  Werbung  parallel 
geht,  auch  sie  findet  ihren  ausgangspunkt  in  allgemei- 
neren Verwendungen,  vgl.: 


I 


6497         GEWERBE  (II,  a.  a  —  amoerbmg) 


GEWERBE  ai.  t.  •  —  UebmMrhm)        5498 


dag  mmn  kom  Dbr  elliu  l»nt, 

kein  ■trtt  mOht  in  (den  graal)  erwerben : 

vil  liat  lieg  dO  verderben 

nicb  dem  rr&l«  (ewerbe*  (vor.  Mwerbidee)  liat. 

WOLFRAM  VON  KSCHKNHACII 

Pantwa  7M,  11 : 

do  erboif  sich  groU  gewerf  van  den  fureten  ind  heren  in 
dcflme  lande  .  .  .  vur  Iren  neiven  ind  broider  h«m  WU- 
holin  Villi  dem  Berge  .  .  .  den  si  .  .  .  gerne  co  eime  ert- 
■ühenbuscholTe  van  Coelne  gehat  hedden.  menumaU  de» 
tb.  jahrh.  {d.  »fMterhron.  U.Ktl).  vgl.  auch:  aber  nachdem 
■un8t  dai  werb  auff  vcrutentnuB  und  buntnui  ginck, 
welche  wichtig  war,  hat  hertzog  Barnym  niohta  darinne 
gothan.  Kantzow  ehronik  v.  Pommern  889.  in  »olchen 
venoendungm  tritt  die  allgemeintte  bedetttung  tu  tage:  be- 
mUhung,  streben  nach  oiiium  ziel,  je  nach  dem  fiel  nun. 
do»  »oleher  bemilhttng  vorschwebt,  wird  auch  die  bedeutung 
de»  »ttbttantiv»  differenziert,  für  hier  kommen  vor  allem 
die  beiden  hauptgrtippeix  in  frage,  die  »ich  am  gebrauch 
von  ^ethnw^  yegenüberatehen :  die  an  Werbung  von  truppen; 
das  licbcBwcrbon. 

8))  goworbo,  die  anwerbung  von  truppen.  für  die»e  be- 
detttung ist  da»  »tibalantiv  auf  die  ältere  »praehe  be»ehränkt, 
»»findet  «ich  titerat  bei  JoiiANN  v.  WOrzbl'ko,  dann  in 
de»  Chroniken  und  der  »tant»rechtlichen  Ixtteratur  de»  15. 
und  16.  jahrh.  und  reicht  vereinselt  noch  in  da»  17.  jahrh. 
herein: 

ditg  gewerb  tag  und  nabt 

triben  ei  mit  gtowr  mahl. 

doch  wert  e:;  woT  ain  halbes  Jar 

e  diu  kUncliche  achar 

seeamen  alle  kamen. 

Johann  v.  WOrzbuho  Wilhdm  von  Otter- 
reich 16187  E.  Jieoel.    ebenso  6868.  7680. 

item  nachdem  sich  die  lanntlOffe  gegenwttKiklichen 
schwinde  und  ungetrUw  erofigen  und  mcncherlai  gewerbe 
geschehen  und  doch  nit  ofTeinbar  ist,  in  waz  niainung 
oder  wahin  oder  über  wen  die  geen  werden  . . .  (ratedekret 
V.  Augsburg H!)Q)  d.  atädtechron.b.iSS;  . .  .  und  kUnnen  doch 
nicht  eigentlich  den  grünt  orfaren  wider  den  soliche  ge- 
werbe fttrgenominon  werden,  (pfahgraf  Friedrieh  der  Sieg- 
reiche an  Ijudwig  v.  Bayern  Landehut)  d.  atädtechron.  6,818; 
it.  in  die  umbsitzciiden  rcichstet  ze  schreiben,  ob  einicher- 
lei  gewerbe  oder  eutporung  fUrgenominen  würden,  uns  das 
uff  unser  costen  fUrderlich  zu  wissen  thun.  {Nürnberger 
rats}>eachlu»s,  1487)  deutsche  atädtechron.  W.fM;  item  do 
die  von  NUrmberg  solch  sein  auszgeben  von  im  gen  den 
fUrsten.  daj  er  tet  und  Über  sie  clagt,  auch  solch 
gewerb  und  kostung  wider  sie  auf  iron  schaden  be- 
stell. {Nürnbergs  krieg  gegen  Albrecht  Achilles)  d.  städte- 
chron.i,\ih;  merkliche  gewerbe  und  .sainnunge.  ebenda 
8,  864;  ...  wir  .  .  .  begern  dag  ir  uwer  kuntschafft  deste 
basz  habcnt ,  ob  ir  keinerlei  gewerbe  oder  samenunge 
vernement  von  wem  da;  were,  und  besunder  daj  uch 
duchte  da;  daj  wieder  uns  gen  mochte,  könig  Ruprecht 
an  Franl^urt  1408,  •.  Frankfurt»  reieh»eorrespofidens  l,  114 
Janssen;  ...  so  sich  zutrüge,  dass  einiger  stand  wider 
alles  obgemeldt,  den  andern  mit  heerskrafft,  .  .  .  über- 
ziehen wolt,  dass  alsdann  das  kaiserliche  cammergericht, 
.  .  .  völligen  befehl ,  gewnlt  und  macht  haben,  denen  so 
in  gowerben  und  rUstung  stünden,  .  .  .  von  solchem  . .  . 
fürnehmen  und  Überzug  abzustehen,  .  .  .  tu  gebieten. 
reichsaliftrhied  v.  1689  bei  Kocii  samml.  d.  reieh»ab»ehiede 
8,  295;  das  gleiche  im  reichsabschied  von  1530  ebenda».  816; 
do  haben  sich  herr  Johanns  Wörnher  .  .  .  Kennhart  von 
Neunegk  zusamen  gethon,  ...  ist  der  ratschlag  auf  ain 
groszen  und  anschenlichen  gewerb  zu  ross  und  zu  fuesz 
gestanden.  Zimmeriache  chron.  8,  103  Barack;  mir  ist  auch 
ingeheim  angezeiget,  das  8400  pferde  in  einer  vorzeich- 
nung  sein  sollen,  die  alle  gcwisz  in  der  nottorft  Franczen 
xuzihen  wollen,  und  wird  techlich  das  gowerb  genieret. 
Ftanit»  {an  kui fürst  Friedrich  1528),  berichte  vom  reichs- 
rtffiment  in  Nürnberg,  hrsg.  v.  WOi.cker-Virck  «.864, 
iA«n»o  ».  184;  der  herzogk  hat  seine  ein  zeit  hero 
habende  gewerbe  nicht  abgestellt.  {Hessen,  1546)  F)ran<f. 
arehiv  bei  Diefenbach -Wülcker;  die  dannen  hero 
aber  dem  heiligen  reich  von  frembden  nationen  noch 
täglich  erwachsende  besch&digungen  durch  die  in  dess 
heiligen  reichs  executions-ordnung  statuirte  mittel  .  .  . 
abschaffen  lassen,   vielweniger  dieselben  mit  erlaubnuss 


noch  mehrer  gtwcrb  im  reich  so  iteiffen.  bmlmlnm  Hi. 
d.  kaiserl.  hofprote»»  (1807)  LoNUOHPi,88. 

4))  weit  Mäher  und  nachhaltiger  i»t  di»  bedtmlmti  «Ml 
liebeawerbung.  »ie  findet  »ich  »ehon  unttr  den  m'An  ht- 
legen  de»  »ub»tanHv».  begegnet  in  der  mittelhoekdeut»eh»n 
epik  A»n»o  wi*  tu  d»r  lyrtk,  und  gre^/t  mtt  autlat^em 
bi»  in  die  neueete  »praehe  über. 

a))  auch  hier  ist  die  tueammeneteUung  de»  »ubetmmtim 
mit  dem  verbum  wenigsten»  in  der  älteren  seit  hät\flffer  M* 
beobachten  • 


fAArto 


MffBsnt 
n  liäfte  Mt, 


In 


dialu  aelben  msre 

der  Wille  itnea  kindea 
dag  er  werben  wolde  die  vi!  hirifefcsii  mM, 

.  .  .  den  fewerbt  man  »trt       dem  dagiM  \eUen  MfiM. 
Sfbdungen  68,  4  Laehtnamn  (m  dem 
vor.  «.  sp.  M88) ; 

urloubva  (erte  ze  werben    ooib  da^  kiat 
der  recke  vil  kQene.  dag  erloubt«  rfal 

HetoU  unde  liilda.  die  wollen  boarM  keMe. 

ob  Ir  liabea  lobler  wäre     liep  der  fewarp  oder  MÜt. 
KMOrun  «•,  4  Bgmtmt 
aebant  ich  umb«  ir  mimte  warp. 
der  aelbe  gewerp  oneh  nibt  veraaip : 
wände  st  mit  mir  entran. 

Hartmann  von  Aus  Brte  M79  HantpL 

b))  die  anknüpfung  an  die  oben  belegte  form  der  bot- 
»chaß  i»t,  obwohl  »ie  ja  in  der  »itte  de»  freitmrbm»  mm- 
halttpxtnkte  fände,  tunüch*t  nur  in  der  bibli»ehen  mrtäUmng 
beteugt: 

•r  mftae  uf  einer  zeaewea  arorifsa 

daz  er  aineme  aana  nwvnoe 

ein  wip  von  deiae  iBralakw  okanM 

la  einer  frowan  «ade  asiaar  tabattaa 

ar  oanta  ime  di  shonao  Rebecka« 

der  boU  cberte  dannen 

sA  eiaame  iinrhiinrtaii  lande 

der  en(el  in  f&rte 

den  gewerf  er  in  Itrte. 

Vorauer  geneata  DiBMin  80,  8. 

»pdter  mehren  »ich  entsprechende  berührtingen  .-  {ich  will 
erioähnen),  dasz  sich  Adclmund  straka  des  andern  mor- 
gens bei  der  Rosemund  meinet-wägen  gleichsam  zur  fr«i- 
wärbcrin  gebrauchen  lahssen,  welche  solches  gewärt>e  mit 
höhchsten  fdiuden  .  .  .  entfangen  hat  Zesbn  adriat. 
Rosemund  63  neudr. ;  Franz  war  aber  so  dringend  in  sei- 
nem gewerbe,  dasz  sie  zwischen  dem  mütterlichen  kos- 
tum  und  dem  verlangen  des  freiwerhcrs  einen  mittelweg 
suchte,  und  die  holde  Meta  bevollmächtigte,  das  decisum 
in  der  sache  nach  ihrem  gutbefinden  zu  f&Uen.  MusÄus 
voUesmährchen  4, 140. 

c))  hät^figer  ist  e»  jedoch  nur  die  äutsere  form,  in  der 
»ich  die  liebestoerbung  mit  der  bot»du\fl  berührt,  ineofem 
in  beiden  fäUen  die  gleichen  verba  angezogen  werden  .-  aber 
so  bald  der  printz  die  oberwehnte  zeitung  erhalten, 
machte  er  sich  selbst  in  person  auf,  und  wüste  der 
massen  zu  eilen,  dasz  er  seinem  gesandten  einige  tage 
zuvorkam,  und  sein  gewerbe  schon  eher  angebracht  and 
ausgerichtet,  bevor  noch  sein  gevoUm&chtigter  Berlin  er- 
reichen können.  Besser  {beechreibung  ein»»  heüUgmr») 
Schriften  687; 

ich  that  erat  mein  gewerb  mit  onlarbrocbnar  rede, 
verlaniien  machte  mich  sur  nnsait  ataaui  omI  bUMa. 
die  erste  halbe  stund  erhöbet  ihr  ra^t  bocb 
den  reinen  junrfemstand,  und  achaHat  aaf  daa  iocb. 
nach  dieaam  acoienet  ihr  mir  mehr  rehSr  an  feoen  . . . 
BODMBR  (der  ehdiehe  dniU)  gtd.  11t; 

hinter  dem  rücken  des  vater«  mnsx  er  atin  gewerb  an 
die  tochter  bestellen,  machen  muts  er,  dan  das  midel 
lieber  vater  and  mutter  lam  teafel  wQnscht,  als  ihn 
fahren  lisst.     Sciiii.lkr  {kabale  u.  liebe  1,8)  8,  86&. 

d))  die  pereönliehkeit  ,  der  die  Werbung  giU,  teird  mekr 
nur  im  älteren  gebra%teh  de»  »ui»tantiv»  gekennieiehnet  und 
entgegen  der  beim  verbum  beUfien  btvanmgmmf  «•«  nioh 
mit  ambe  angeknüpft: 

wag  aol  ain  man  der  nibt  auert 
gewarbaa  omb  rin  reine  wtp  7 

WaI.THRR  V.  D.  VOOBLWBIDB  80,  8 


J8  wtnte  ich  dag  ich  gamowek 

vor  den  (etelin|en.    daa  iat  in  vil  «agedibt 

atna  llgent  micn  dabaiae  rilwa 

gewinnen,    ir  gawerp  iat  ua  die  vronwen  mtn. 

Nbiohakt  80,  88  Hattpt;  dtenso  Kmdntn 
•6»,  4;  £^«e»478  u.  a.  vgl.  oben  ap.  6488. 

845» 


5499      GEWERBE  (II,  2,  b  dauernde  thäügkdt) 

«))  einen  breiten  räum  nehmen   die  fälle  ein ,   in  denen 
der  erfolg  der  Werbung  fraglich  bleibt;  jede  periode  hat 
dafür  andere  formelhafte  Wendungen  entwickelt: 
du  solt  in  von  mir  biten  des 
(nu  merke  eg  rehte:  ich  sag  dir  wes) 
dag  er  mich  läje  gewerbes  vri, 
als  liep  im  al  sin  ere  st. 

Ulrich  von  Lichtenstbin 
frauend.  405  Beckstein; 
von  mtner  minne  reine 
sult  ir  die  sinne  keren. 
...  vil  höcheeborner  Jungelinc, 
ir  W8enent  linte,  dag  ich  si 

fewerbes  unde  bete  frt 
ig  an  disen  tac  beliben? 

Konrad  von  Wörzburg  trqj. 
krieg  21762  Keller; 
wolt  ich  gewerbes  abe  stän, 
dag  solde  ich  e  hän  getan, 
6  ich  img  goffent  häte. 

Albrecht  von  Halberstadt  21.  283 
Bartsch  (Wickram  :  dem  gewerb) ; 
da  mit  reit  der  beiden  dan 
sin  gewerft  wolt  er  dannoch  niht  Iftn. 

s.  0.  Jansen  Enikel  weUchron.  1256G 
Strauch  (var.  gewerf,  gepet,  gewerb); 
d6  er  die  frouwen  wolgetan 
von  dem  gewerb  niht  wolde  län, 
dö  gie  si  zuo  irm  wirt.        23814; 

.  .  .  d6swär,  so  wil  ich  ir  ze  dienste  miniu  jar  vertrlben, 
nnt  weig  doch  wol,  dag  min  gewerp  niht  endes  hat. 

Walther  von  Mezze  bei  v.  d.  Hagen  1,  SlO*); 

dazu  vgl. :  es  hatte  demnach  ....  mein  bruder  vollends 
gelegenheit  gefunden,  sich  in  dem  hertzen  dieses  frauen- 
zimmers  vollkommen  feste  zu  setzen ,  ohne  weiter  hinaus 
zu  dencken,  wie  dieses  gewerbe  etwa  ablauffen  könte 
oder  würde.  Schnabel  insei  Felsenburg  i,  162 ;  eins  von 
beiden  Kalkagno.  gib  dein  gewerb  oder  dein  herz  auf. 
Schiller  {Fiesko  i,  3)3, 14. 

/))  vne  die  beispiele  aus  Schillers  Jugendstil  zeigen, 
ist  es  der  mundartlicJie  gebrauch,  der  dem  Substantiv  die 
fortdauer  sichert ;  gleichfalls  aus  dem  Südwesten  ist  dieses 
fortleben  in  Sprachgebrauch  und  sitte  noch  für  heute  be- 
zeugt: im  Harmersbacher  thal  und  in  Maisach  (Oberk.) 
musz  ein  bauermädle  stolz  sein  und  auch  den  genehmen 
burschen,  der  'aufs  g'werb'  geht,  zweimal  abweisen  und 
erst  beim  dritten  mal  mit  einer  pfanne  von  eiern  und 
speck  und  kirschwasser  ihre  zusage  gewähren.  E.  H. 
Meyer  badisch.  Volksleben  255;  zu  der  Verbindung,  aus 
der  sich  diese  formel  entwickelt  hat,  vgl. : 
Rebecka,  die  ihm  wol  behagt 
auf  sein  gewerb  wird  zugesagt. 

TiROLFF  Isaak  u.  Rebecca  13. 

b)  die  thätigkeit  steht  auszerhalb  der  beziehungen  auf 
einen  einzelfall,  sie  ist  allgemein  gefaszt  und  mit  der  Vor- 
stellung unbeschränkter  dauer  verbunden,  auch  hier  sind 
mehrere  formen  der  entioicklung  möglich:  eine  erweiterung 
und  Verallgemeinerung  der  eben  betrachteten  enger  gefaszten 
Verwendungen,  und  andererseits  wieder  ein  weiter  umfassen- 
der gebrauch,  der  sich  unmittelbar  aus  der  grundbedeutung 
ergiebt ;  vgl.:  und  ward  uff  die  fassnacht,  als  die  buren 
genüg  getrunken  bettend,  do  machtend  si  den  min- 
chen küschwenz  an  kuten.  und  als  das  beschach, 
do  lies  der  apt  2  fachen  und  lett  si  in  den  turn  und 
ward  ain  wilder  gewerb  darumb.  Heinr.  Hug  Villinger 
chron.  19  Roder.  auf  eine  erweiterung  ursprünglich  engeren 
gebrauches  weisen  gewisse  gegensätze  in  der  bedeutung  des 
von  individualisierenden  bestimmungen  begleiteten  substan- 
tives  hin.  da,  wo  an  der  thätigkeit  weniger  die  begleit- 
erscheinungen  interessierten  als  die  persönlichkeit,  das  sub- 
ject  überhaupt,  von  dem  sie  ausging,  gewann  diese  neiie 
besümmung  und  begrenzung  leicht  das  übergeivicht  im  he- 
deutungsgehalt.  vor  allem  sind  es  possessive  und  ähnliche 
bestimmungen,  die  diese  entwickelung  vorbereiten,  und  ihr 
einflusz  ist  um  so  nachhaltiger,  je  mehr  sie  an  stelle  eines 
bestimmten  individuums  einen  allgemeinen  typus  als  den 
träger  der  thätigkeit  kennzeichnen,  ausgangs-  und  end- 
punkt  der  entvncklung  läszt  sich  an  den  beiden  folgenden 
beispielen  veranschaulichen,  von  denen  das  zweite  der  Über- 
lieferung nach  älter  ist: 

dag  eg  ir  güete  niene  gimt 

dag  81  mir  gwerb  und  fuoge  nimt . . . 

wan  ich  sinnes  niene  hän 

bi  mir  gar:  swar  ich  var,  sC  muog  ich  in  ir  lägen. 


GEWERBE  (II, 2,  6  Verbindung  m.  possessivhest)  5500 

dag  muog  wol  schtnen,  swenne  ich  minen  morgen 

an  der  strägen 
den  liuten  biute  gegen  der  naht. 

UoLRiCH  V.  GuOTENBURG  minnes.  frühl.  76, 11; 
mannes  gewerf  ne  hilfet  porvile 
übe  is  got  niene  wile. 

genesis  (/undgruben  2,  37). 

a)  unterschiede  in  der  herausarbeitung  des  momentes  der 
dauer  lassen  sich  namentlich  im  Sprachgebrauch  der  geist- 
lichen litteratur  verfolgen. 

l))  eine  in  der  thätigkeit  selbst  liegende  begrenzung  läszt 
sich  durchfühlen : 

(jfoö)    und  hub  an  ein  gewerbe 
und  einen  na  irdabten  rat 
durch  willen  siner  hantgetat, 
und  schuf  sin  getregede 
mit  der  heren  megede. 

Heinr.  Hesler  ev.  Nie.  4168  Helm; 

wir  beladent  uns  zum  dickern  mol  mit  geworben  und 
groszen  hendlen,  allein  dorümb,  das  wir  uns  möchtcnt 
dem  adel  verglichen.  Geiler  von  Keisersberg  postill 
(1522)  1,  14'.  bedeutsam  ist  hier  das  früher  belegte  compo- 
situm vorgewerbe,  das  die  Vorstellung  zeitlicher  begrenzung 
durch  das  präßx  zum  ausdruck  bringt: 

doch  was  eg  allez  ein  vorgewerbe, 
niwan  diu  sorge  diu  mich  kolte 
wag  min  werden  solte, 
80  ich  kceme  ze  gotes  gesihte. 

Servatim  3524  Haupt  (2.  /.  d.  a.  5.  181) ; 

dig  was  ein  vor  gewerbe 
e  dag  er  in  sin  erbe 
der  rehten  helle  kerne. 

Hugo  von  Langenstein  Martina  280« 
Keller  s.  579. 

2))  unbeschränkt  ist  die  dauer  in  folgenden,  allerdings 
jüngeren  belegen:  der  redeliche  wille  dag  ist,  dag  man 
die  füesge  setze  in  alle  diu  werc  J§sü  Kristi  unde  der 
heiligen,  dag  ist,  dag  man  gelich  schicke  wort,  wandel 
unde  gewerb  an  dag  nöhste  geordent.  meister  Eckhart 
s.  myst.  2,  52  Pfeiffer;  ebenso  2,  49,  vgl.  sp.  5482  ;  darumb  ist 
das  fegfewr,  mit  allem  seinem  geprenge,  gottesdienst  und 
gewerbe,  für  ein  lauter  teufelsgespenste  zu  achten.  Luther 
(artikel  christl.  lehre  .  .  .  1538)  6,  512''. 

ß)  die  bedeutungsänderung  unter  dem  einflusz  der  in- 
dividualisierenden bestimm,ungen  läszt  sich  am  anschau- 
lichsten beobachten,  wenn  man  die  unter  l))  folgenden 
belege  für  die  frageformel  mit  den  oben  (sp.  5493)  be- 
sprochenen typen  vergleicht. 

1))  träger  der  bestimmungen  ist  eine  einzelne  persön- 
lichkeit: 

gewinne  ich  heil 
gegen  der  wolgetanen,  mtn  gewerft  sol  heiles  walten. 

sl  reien  oder  tanzen, 

st  tuon  vil  manegen  wtten  schrit, 

ich  alleg  mit.  Neidhart  12,  32  Haupt ; 

da  sprachen  sie  zu  jm,  sage  uns,  warumb  gehet  es  uns 
so  übel?  was  ist  dein  gewerbe?  und  wo  kompstu  her? 
aus  welchem  lande  bistu?  .  .  er  sprach  zu  jnen,  ich  bin 
ein  Ebreer,  und  fürchte  den  herrn  gott  von  himel.  Luther 
Jonas  1,8  (Eggestevn:  werck;  ebenso  Koburger, 
Quentel  u.a.;  was  ist  dein  handel  und  geschafft.  Zü- 
richer bibel,  ebenso  Dietenberger);  thue  dein  gewerbe 
weg  aus  dem  lande ,  die  du  wonest  in  der  festen  stad. 
Luther  Jeremias  10, 17  (Eggesteyn  :  dein  schand,  ähnlich 
Koburger  u.  a.); 

woher  ich  sei,  ausz  welchem  land 

was  mein  gewerb,  was  sei  mein  stand, 

das  soll  mit  grund  und  mit  bestand, 

jetzt  kundbar  werden  allem  land. 

Frischlin  St.  Christoffd  s.  174  Strausz 

ir  sond  mich  an  die  herberg  füren 

die  zft  mim  gwärb  sich  füg  &ben, 

und  jr  mit  mir  in  fr6uden  schw&ben, 

l&jjind  tag  und  nacht  jn  dem  susz. 

wer  me  g&lts  hab,  der  gäbe  usz ! 

Georg  Binder  {Acolastvs  2,  R) 
Schweiz,  schausp.  1,  217. 

2))  träger  der  bestinvmungen  ist  eine  gruppe,  ein  typus. 

a))  swer  stnes  willen  wil  genesen 

und  fiJie  guote  witze  lebet, 
swä  der  nach  vremden  eren  strebet, 
die  herte  sint  ze  werben, 
des  gwerft  sol  wol  verderben. 

Stricker  klein,  ged.  (3, 180)  8  Hahn; 

dft  von  sprach  er  {Jesus  zu  Martha)  'du  bist  sorcsam' 
unde  meinte:   du  st&st    bi  den    dingen    unde   diu  dinc 


I 


5501   GEWERBE  (Jl.t, bmenachl^  irdi$che»  gewerbe)         GEWERBE  (lU  üolierung  vom  tferbum  werben)  5502 


stänt  niht  in  dir;  unde  die  stAnt  mit  sorgen,  die  &ne 
JjimlernUBBe  utAnt  in  allom  irm  gewerbe.  fn«i*terEcKiiAHT, 
*.  P/eiJirer  myat.  %,  40 ; 

der  arm  mttes  weit  dahinden  eton  . . . 
■o  nembt  ab  sein  gewerb  und  bandel, 
wo  erii  dem  reichen  nach  wil  U>on. 

Hanh  Haohs  (v.  ehernen  u.  irdenen  tof/e) 
fabeln  t,  98 ; 

tu  der  Verbindung  gewerb  und  handel  vgl.  b))  und  unten 
in.  1.  e. 

b))   munns  gowerb  {vgl.  oben  irp.  MOO);    eine  andere  be 
deutung  der  gleichen  Verbindung  ».  in: 

•ui  w«ib,  daa  witzig  ist  und  holt  doch  woiitrlich  ein, 
daa  nicht  in  manne  gewerb  dem  mann  zu  klug  wil  aein. 

JoACittM  Raiibi.  (die  gewiin$chU  hauemutter  M) 
latir.  ged.  88  Dretcher. 

man  vrogot  wag  derdritlo,  tiimel  at.  di  Araten  sprcclien: 
■inllch  goworp  des  men»chen  ist  der  flrste  himol;  der 
ander  himel  int  redcllcii  gowerp  des  geistes ;  der  dritte 
himel  ist  vernünftle  gcwerp  des  geistes,  und  hi  wart 
her  In  gerucket.  Hehmann  von  Fritzlar,  a.  myat.  1,98; 
war  ist  loidcr .  .  das  t>08zheit,  sohandt  und  lastor .  .  .  szo 
graussam  überhand  genommen,  alle  menschliche  gewerb 
and  handel  szo  .  .  .  falsch  und  untrew  worden.  Emsrh 
gegen  Luther,  Endera  1,17;  ebenao  1,  180; 

daa  walt  der  liebe  gott, 
das  wesrn  alles  weeene,  .  .  . 
der  kaufr«  und  wexci-herr  des 

auszgotbailten  pfundee 
im  mftnsohlichen  gew&rb. 

J.  RoMPLKR  er>te«  gehüteh 
»einer  reimgedichte  1 ; 
vgl.  oben  unter  a))  und  unten  a.  III  l)  c) ; 

ir  herze  waa  verbannen 
von  dirre  weite  meile 
und  ir  sunden  teile. 
si  lie  der  weite  ir  erl>e 
ir  unstetes  gewerbe. 

Hugo  von  Lanobnstbin  Martina  $.  87S 
Keller; 

dar  umb  die  weit  und  alles  .^itlich  gewerbe  billich  jft 
versmohende  ist.  Schilrebrand  her.  von  Strauch  {atudien 
$.  d.  phü.  4, 4);  zfi  dem  siUlent  ir  uwer  hertze  mit 
gantzer  begirden  lidccliche  keren  one  alles  ufsehen  der 
weltlichen  hertjsen  gewerbe.  14,  87 ;  die  weltlichen  herzen 
alle  mitenander  so  gar  verblendet  sint  in  irme  betroge- 
nen vebtenden  gewerbe  noch  zitlicheme  gAto.  88,6;  mit 
allen  ireme  sorgveltigeme'  kumbere  und  gewerbe.  83,  20  ; 
eine;  ist,  ftne  dn^  ich  in  got  niht  komen  mac,  da.^  ist 
werc  und  gewerbe  in  der  zit,  als  ouch  d&.  vor  geschriben 
ist,  unde  da;  enminret  niht  fiwige  sölde.  meister  Eckhart 
Tfeiffer  2,  49 ;  wan  dar  umbe  sin  wir  gesetzet  in  die  zit, 
da;  wir  von  zltlichem  vernünftigem  gewerbe  gote  nfiher 
unde  gelicher  werden  2,  49;  omnia  terra,  irdisch  gewerb. 
Melber  vocab.  pred.  c.  S**;  dioweil  alle  völcker  in  Son- 
derheit .  .  die  jenige  für  abgüter  gezölt  habend,  von  wöl- 
liohen  etwan  ein  grosser  nutz  zA  des  lobens  gewärb  er- 
funden ist  worden.  Alpinus  Polydor.  Vergü.  deutaeh 
(1598)  2«. 

e))  dag  ist  der  unm&ge  site, 

si  volf^Bt  der  untngende  mit«. 
sA  ist  ir  gewerre  da;, 
nnstelikeit  und  gotos  na;. 

Tmomasin  v)älteh.ga»t99f»; 
vnsta'te  eine  swestor  h&t, 
ich  enmao  niht  haben  r&t 
ine  sage  ir  site  und  ir  mäht, 
ir  gewerft  und  ir  geslaht. 

(var.  gewerf,  gewerb).  9884; 
da;  er  ie  allergemat 
warf  einen  steten  ernst 
uf  ein  tugentlich  gewerb. 
aller  sunden  verderb 
vioch  er  rechte  als  eine  ^11 
mit  Witzen  quam  er  in  die  schritt, 
darabe  er  guten  rat  nam, 
wie  er  mit  eren  lobesam 
nicht  viele  in  der  sonden  ungemach. 

paationä  468, 17  Küpke  ; 
dax  was  ein  herach  gemenge 
und  ein  edele  gewerb, 
da;  der  deisme  was  so  derb, 
der  uch  zwei  zusaroene  wal 
dine  stete  und  des  menschen  val, 
da;  e;  wäre  brot  wart  so  los. 

Heinrich  Hsslbr  ev.  Nie.  3366  Heim; 

ir  suUit  wi^jen  da;  ,  in  funQeie  wlse  hftt  man  kunste. 
za  deme    ersten    von    eigeneme    gewerbe    der  vomtmft 


und  der  redelichkeit  .  .  .  Hbrmann  von  Fritzlar,  ». 
myat.  i,  ti9 ;  die  freier  sollen  ...  des  gewisz  «ein,  wo 
gott  und  seine  engel  nicht  mit,  onnd  darneben  «ein:  so 
wirdt  nimmer  kein  gute  ehe  draosz . . .  dM  eheliche  !•• 
werb  gehindert,  and  olTt  gelUbdnisz  zariiMn.  Mathhius 
{hoehaeUpredigten)  %,  68  Loeeehe  ; 

wan  schon  der  wiotsr  herb, 

ist  sr  doch  nicht  bsschwwllcbsr, 

ist  er  doch  nicht  («lihrUcbar, 

dan  andrer  Mit  gswsrb. 

Wbokiibrun  (dtefimtl»  edog  «m  dmn 
wMsr)t,  8M  Fiadmi 

daramb  ans  nit  me  lidlioh  was,  sülichs  gevoriiebs  amb- 
zoges  ze  wartende,  und  wart  dem  sel)>en  lantvogt  Ton 
unserm  herren  von  Basel  sOlich  gewerbe  des  friden  ab- 
geschriben  ,  und  wart  ouch  dazA  offenlich  gertiffet,  daz 
wir  einem  zöge  mit  mahl  af  unser  vigende  tAn  wolteot 
Baaler  rathabüeher  {i^  #.  Baaler  ehron.  4.  88;  swer  gotas 
Ifire  onpffthen  sol,  der  muo;  sich  samenen  and  Inaliw^en 
in  sich  selber  ande  sich  kAren  von  aller  sorge  ande  Ton 
dem  gewerbe  niderr  dinge  unde  der  krefte  der  sA  vil  ist 
unde  sich  ad  wlte  teilent.  meister  Eck  hart.  «.  «lysf. 
2,  816  Pfeiffer. 

8))  unter  dem  geaiehtapunkt  der  bedeutungeobgrmtwitg 
lieazen  aieh  die  eben  beaproehenen  belege  aueh  «^  «isw'<li 
rungen  de»  unaerem  heutigen  aprachgefiihl  ao  nahe  HtftH 
den  begriffea  negotium  ,  commercium  auffaaaen.  vom  f- 
achiehtlichen  atandpunkt  aue  wird  da»  abiulaknm  mm. 
achtoer  aber  muat  ea  fallen,  timadnt  mmiiiiiiiiifSW  4mr 
neueren  apraehe  auf  die  fragt  m  frUf^  cb  sssr  rmt$  dm 
alten  gebrauche»  oder  aeeundäre  leeiterbUdungen  und  Ver- 
allgemeinerungen de»  neueren  verengten  begriffea  aniunek- 
men  haben .-  so  eine  messe  ist  wirklieh  die  weit  in  einer 
nusz,  wo  man  das  gewerb  der  menschen,  das  auf  lauter 
mechanischen  fertigkeiten  ruht,  recht  klar  anschaut 
GÖTHE  britfe  15  *.  62  {vgl.  at*ch  unter  III,  l)  e);  durch  die 
Stadt  und  mancherlei  menschen  gewerb  und  weaen  hab 
ich  mich  durchgetrieben,  ebenda  8,  SM; 

gel>et  mir  ferner  dazu  sprachen,  die  alten  und  neu'n 

daez  ich  der  Völker  gewerb'  und  ihre  ges^-hichten  vernehme; 

gebt  mir  ein  reines  gefUhl,  waa  sie  in  KQnsten  gethan. 

(veiMt  qMgramwte  84)  1,  867. 

UI.  die  isolierung  de»  aubatantiv»  vom  verbum  und  von 
anderen  ableitungen  de»  gleichen  »tamme».  enhriddung 
der  bedeutung  erwerb. 

die  mannigfaltigen  verwertdungen,  die  in  dieeen  rmhmen 
fallen  und  die  mit  den  begriffen  'aorge  für  den  Ubenmmter- 
halt,  nahrungazireig.  geteinn.  handel,  beruf,  betridt'  gekenn- 
zeichnet werden  können,  eneaehaen  au»  der  voreiellung  einer 
dauer  der  thätigkeit.  aie  unteracheideti  »ich  untereinander 
je  nach  dem  grade,  in  dem  aich  die  funetion  eine»  nomen 
actionia  geltend  macht,  und  je  nach  dem  umfange,  den  der 
begriff  entfaltet,  anhaltapunkte  für  daa  veratändnim  dm 
aprachlichen  entineklung  wird  man  in  dem  bedeutung»- 
geholt  der  lateinischen  parallelen  negotium,  quaestus. 
commercium,  finden,  eine  »aehliehe  vorattaaetiung  Inldet 
die  atädtiache  enticiekelung  dm  deutaehem  wirtkteh^ft»- 
leben»,  die  vorerat  tt*  einer  erttarruHf  smmI  vm^mgmumg 
der  bedetitting  führte,  je  mehr  »odmnn  4i»  mrOioAnft- 
liehe  gebttndenheit  der  älteren  zeit  »iek  maimloAerte,  «m 
M  mcAr  mustte  auch  der  engere  begriff  »iA  wiedm  er- 
iceitem ,  eine  enftcieklttng ,  die  überdieaz  auf  »täi»ti»Aem 
gebiete  durch  veraehiebungen  de»  »pradigebrauAm  f^trdert 
teurde.  durehkreiut  teird  aber  diäter  mrlmuf  dtärtk  He 
lähigkeit,  mit  der  einadne  ältere  bedtutmufim  im  »prmek- 
gebrauch  anhielten,  die  nun  ihreraeii»  tum  au»gang»punkt 
neuer  veraehiebungen  und  neuer  gegenaätae  wurden,  «o  er- 
giebt  aieh  ein  tingewOhnUek  mmnmgfaUiger  tmd  »mtk  wir 
der»pntch»votUr  ftbrtnieK  M  dem  m  nieM  immm  gdim§tn 
wird,  die  wmrfnii  aekidkten  dm  emtwieUMmg  eissiAalwi. 
ohne  die  ßtden  dm  iiifiwiii>ewfas  tu  Mrmawn. 

l)  die  bedeuhlmg»flm»inmh^ft  mit  den  tmt»im»dkm  M- 
dungen  negotium,  quaestus,  commercium. 

a)  in  der  paraUde  mit  negotium  teigen  »ieh  am  unge- 
twungenaten  die  übergangapunkte.  die  von  den  oben  bdegten 
bede>it\*ngen  de»  tcortea  gewerbe  tu  der  engeren  bexiehung 
arifden  handel  führen  konnten,  der  begriff  ne%oMnm  um- 
faatt  vorübergehende  und  dauernde  formen  der  bethfitigrtng  ; 
vor  allem  aber  läast  er  m  iesM^  M^  deu  tiel  der  thätigkeit 


5503 


GEWERBE  (III,  1,  a  =  negotium) 


GEWERBE  (III,  1,  6  =  quaestus) 


5504 


einen  weiten  Spielraum  offen,  der  sich  allerdings  im 
hauptgebrauch  zu  der  besonderen  richtung  auf  den  lebens- 
unterhalt  und  hier  wieder  auf  handelsgeschäfte  verengte, 
die  beispiele ,  die  den  deutschen  und  den  lateinischen  ter- 
minus  neben  einander  stellen,  gehören  natürlich  meist  der 
lexikographie  an  und  lassen  die  entioickehingsstufen  nicht 
immer  belegen ;  dafür  müssen  andere  beispiele  in  die  lücke 
treten,  deren,  gebrauch  sie  hierher  verweist. 

a)  tvo  negotium  eine  vorübergehende  thätigkeit  kenn- 
zeichnet, sind  ableitungen,  Zusammensetzungen  —  wenn 
nicht  Synonyma  —  bevorzugt:  vgl.  negotium,,  ein  werbe- 
geschefte,  werbe,  Werbung,  werf,  gewerbe.  Diefenbagh 
378*;  tr&umet  aber  einem,  wie  er  ein  weib  nemme  ,  die 
vorhin  einen  mann  gehabt,  dem  werden  . . .  alte  gewerbs- 
händel  .  .  .  glücklich  naher  gehen  (vetera  negotia).  Ryff 
traumbuch  Artemidori  126'^ ;  dazu  vgl..-  um  den  angehen- 
den jungen  ehe-Ieuten  fürzubilden,  dasz  ihre  Verrich- 
tungen im  haushalten,  und  andren  geworben  ihres  be- 
ruffs,  gleichsam  geflügelt  sein  müssten.  Ehasmüs  Fran- 
Gisci  lust.  Schaubühne  2,  63. 

ß)  bei  derjenigen  thätigkeit,  die  auf  den  lebensunterJialt 
gerichtet  ist,  entioickelt  sich  der  begriff  der  dauer  von  selbst, 
hier  lassen  sich  Übergangspunkte  biosiegen  von  der  unge- 
regelten freien  thätigkeit  bis  zu  der  berufsarbeit  in  den 
festen  formen  eines  geschlossenen  erwerbsstandes. 

l))  man  schribet  allen  röten,  de  man  Jo.  und  Burgis 
Schaflis  brieve  umb  ir  vischenze  stgte  sol  han,  de  nie- 
man  da  sol  enhein  gewerb  han  mit  traglen,  mit  ruschen 
noch  mit  berren ,  noch  mit  burdinon  als  ir  brief  hat. 
Züricher  stadtbücher  l,  21; 

dar  inne  (in  dem  kahn)  was  niht  Hute  me) 

niuwan  em  wfp  und  ir  man. 

den  lac  grOjjiu  armüt  an. 

si  beten  sehs  kindelin  ; 

dcste  später  müsen  si  sin 

nach  ir  gewerbe  üf  den  se. 

WiRNT  VON  Grafenberg  Wigalois  5295  Benecke 
(var. :  gewerft,  ghewerb,  gevert) ; 

da  sol  man  behütten  bei  kaiserlichem  gebott ,  und 
viertzig  marck  goldes ,  wa  man  innen  wurde ,  das 
die  reichsstett  das  übersächen ,  das  iemand  dem  an- 
dern in  sein  antwerck  griffe  mit  kainerlei  gewerb.  F. 
Reisers  reformaüon  kaiser  Sigismunds  218  Böhm;  der 
hertzog  und  all  sein  diener  .  .  .  und  alles  sein  land  ist 
in  des  bapsts  bann  lang  gewesen  und  .  . .  die  leut  all . . . 
die  in  des  hertzogen  land  durch  ir  hantierung  und  ge- 
werb und  von  ir  notturft  wegen  gezogen  sind.  B.  Zink, 
s.  d.  städtechron.  5,  102;  und  ob  gleichwol  jemands  in 
unser  statt  allain  seinem  gewerb  und  handtirung  nach 
wandlen  wellte,  daj  dann  menigklichen  zuogelaszen  ist, 
die  selben  all .  .  .  werden  ...  in  glübt  genomen.  verhal- 
tungsmaaszregeln  von  Überlingen  gegen  die  bauern  (1525) 
Baumann  165;  und  wan  einer  begert  bei  uns  allhie  under 
(unser t)  gefreut  {gefreuntf)  zu  werden,  der  da  sein  ge- 
werb ausserhalb  auf  dem  land  herumb  mit  seiner  han- 
dierung  und  wahr  vermaint  und  getrauet  zu  suechen. 
Statuten  v.  St.  Ruprecht  (l6./i7.  jahrh.)  österr.  weisth.  6,205; 
wir  wollen  die  fasten  darümb  gehalten  haben ,  auff  das 
leute,  so  mit  fischen  handeln,  ihr  gewerbe  haben.  Luther 
v.  beider  gestalt  des  sacraments  (1528)  E3'';  knecht  und 
megde,  so  die  gantze  woche  ihrer  arbeit  und  gewerbe 
gewartet,  deutsch,  catech.  (1529)  D3»;  wie  jr  begert  in  un- 
ser land  zu  reisen,  und  euer  gewerbe  bei  uns  zu  treiben. 
Luther  2  Maccab.  ll,  29  (daz  ir  weit  absteigent  zu  den 
euwerndie  do  bei  uns  sein.  EGr,ESTEYN,KoBURGER  u.a.); 
zu  den  sonder  er scJieinungen,  die  diese  Verbindung  des  Sub- 
stantivs mit  treiben  unter  zutritt  des  Possessivpronomens 
hervorruft,  vgl.  sp.  5523. 

2))  abir  jene  vorsmShiten  ij  und  gingen  inwec,  der  eine  in 
sin  dorf,  abir  der  andere  zu  sime  gewerbe.  Beheims 
evangelienbuch  Matth.  22,  5  (der  ander  an  sein  geschefte 
cod.  Tepl.  u.  a.,  zu  seiner  hantierung.  Luther);  vgl.  geht 
an  euer  gewerbe.  Göthe  8,205,  s.sp.  5521,  damit  nun  sölicher 
misztraw  abgeschnitten,  und  ain  ieder  zu  seiner  arbait 
und  gewerb  unverhindei-t  gelassen  wurd,  sehe  den  aus- 
schusz  für  not  und  gut  an.  Th.  Zweifel  chronik  von 
Rotenburg  85  Baumann ; 

icb  hab  ein  mann,  der  gar  nichts  kann 
als  essen,  trinken,  schlafen; 


ist  nachts  ein  block   bei  tag  ein  stock, 

er  dient  wol  in  Schlauraflen. 

hätt  er  ein  gwerb,  fürwahr  er  stürb, 

all  arbeit  thut  er  fliehen. 

bei  Hoffmann  deutsche  geselUchaJtslieder  2, 135 ; 
da  Mose. .  .die  zwelf  stemme  Israel  segnet  unnd  von  einem 
jeden,  wie  der  ertzvatter  Jacob  weissaget,  was  jre  na- 
rung  und  gewerb ,  auch  jr  glück  und  Unglück  sein  . . . 
würde.   Mathesius  Sarepta2'^. 

3,))  diese  Zusammenstellung  t'on  nahrung  und  gewerbe  wird 
auch  in  der  neueren  spräche  immer  wieder  aufgenommen: 
vielleicht  könnte  Sachsen  noch  ein  halb  mal  so  viel 
menschen  .  .  .  ernähren,  wenn  alle  gelegenheit  zur  nah- 
rung  und  gewerbe  recht  wohl  besorget  wäre,  collectanea 
des  handeis  und  gewerbes  (1754)  s.  6;  dasz  gänzliche  auf- 
hebung  der  zünfte  die  schon  ohnehin  erwiesene  Über- 
setzung aller  gewerbs-nahrungs- zweige  ins  unendliche 
vermehren  müszte.  J.  A.  Weisz zunftw.  208;  die  waaren,  die 
man  daselbst  {in  den  kolonien)  gewinnet,  sind  gleichsam 
so  viel  neue  landes-producte.  der  debit  der  eigentlichen 
landes-producte  wird  vermehret;  und  die  einwohner  des 
hauptlandes  erlangen  mehr  nahrung  und  gewerbe.  v. 
Justi  policeywissensch.  (1756)  143;  allein,  das  sind  auch 
keine  gewerbe  und  nahrungsarten  zu  nennen,  wenn  man 
etwas  zu  seiner  eigenen  bedürfnisz  bearbeiten  läszt. 
1,  265  ;  nicht  zu  gedenken,  was  sonst  noch  vor  allerhand 
nahrungen  und  gewerbe,  sowohl  bei  hervorbringung  und 
Verarbeitung  derer  mineralien,  als  auch  noch  vieler  an- 
derer Sachen  mehr,  mit  und  durch  holtz  und  kohlen  zu 
wege  gebracht  werden.     Dörel  jäger-practica  11. 

y)  die  engere  beziehung  auf  handelsgeschäfte,  die  sich  ja 
auch  in  den  Verbindungen  gewerbe  und  handtierung,  nah- 
rung und  gewerbe  deutlich  vordrängt,  macht  sich  nament- 
lich in  einigen  belegen  geltend,  die  gewerbe  neben  nego- 
tium stellen :  negotium, . . .  ein  geschäifte,  unmusz,  unruwe ; 
negotior,  ich  werb,  treib  ein  gewerb  oder  kaufmanschaft. 
Dasypodius  Y  3*  {negotiatio  Werbung);  ebenso  Serra- 
Nus  98*;  dazu  vgl.  instrumente . .,  welche  unsere  künstler, 
handwerker  und  fabricanten  brauchen  . .  darf  man  nicht 
verbieten ,  ohne  dem  negotio  und  gewerbe  zu  schaden. 
collectanea  des  handeis  und  geiverbes  50 ;  die  meisten  Wörter- 
bücher begnügeji  sich  mit  der  einfachen  Zusammenstellung : 
negotium,  gewerbe  Cholinus  -  Frisius  576'';  ähnlich 
Bentzius  {negotiatio) ;  gewerb,  handel,  handtierung,  ne- 
gotiatio ,  negocium  Calvisius  688'';  G.  M.  König,  Gar- 
thius,  Cellarius,  Dentzler,  Matthias. 

b)  in  der  bedeutungsgemeinscJiaft  mit  quaestus  tritt 
die  Vorstellung,  in  der  sich  gewerbe  und  erwerb  berühren, 
am  reinsten  zu  tage,  in  ihr  läszt  sich  zugleich  eine  weit- 
geliende  zurückdrängung  des  begriffes  der  thätigkeit  be- 
obachten, die  nur  noch  in  ihrem  endziel,  ihrem  ergebnisz 
beachtung  findet,  die  gleiche  entmcklung  hat  ja  auch  das 
lat.  quaestus  durchlaufen,  das  die  bedeutungen  gewinn, 
vortheil,  verdienst  auf  der  grundlage  eines  nomen  actionis 
vorbereitet  hat.  vgl.  quaestus,  gewerb  oder  gewinn . . .  quaes- 
tuosv^s  .  .  gewinnig.  Serranus  X  8*';  Frisius-Cholinus 
722'';  Calvisius  thes.  latmo^;  Garthius,  Matthiae. 
quaestus ,  gewinn  ,  nutz ,  gewerb ,  begangenschaft,  hand- 
thierung.  Dentzler  640. 

a)  die  function  eines  nomen  actionis  ist  festgehalten: 
dieweil  du  das  gewerb  hast  angehebt,  so  ist  zugedulden 
und  zä verschweigen  die  Unbilligkeit  der  jungen  gesellen 
{quando  cum  quaestum  acceperis).  Valentin  Boltz  Te- 
renz  (aldelphoi  2,  1,  52)  133*;  solcher  menschen,  die  zu 
rütte  sinne  haben ;  und  der  warheit  beraubt  sind,  die  da 
meinen,  gottseligkeit  sei  ein  gewerbe  (quaestum  esse). 
Luther  l  Timoth. 6,5  (var. :  umb  geniesz  willen;  randbemer- 
kung :  gewerbe,  ein  hendelchen,  damit  man  ehre  oder  gut 
möge  suchen,  und  nicht  gott  dienen  allein  ;  bei  Eggesteyn, 
KoBURGER  u.  a. :  gcwin  ;  in  der  Züricher  und  Kölner  bibel : 
gewerb  und  geniesz). 

ß)  die  abstreifung  der  function  des  nomen  actionis  toird 
namentlich  in  Verbindungen  mit  anderen  Substantiven  ge- 
fördert, denen  gewerbe  bis  zur  Identität  der  begriffe  näher 
rückt. 

l))  ältere  Verbindungen :  es  sige  barschaft  oder  gewerde 
kleine  oder  gros,  dag  ir  zä  redelicher  notdurft  nüt  be- 
dörftend.  Schüreibrand  ^i.,  \z  Strauch  (rar.  gewerb);  lidi- 
gent  uwer  hertzc  .  .  zitliches  gefelles  und  nutzes  (var.  ge- 


I 


5505 


GEWERBE  (III,  1,  6  —  quMttua) 


werbe«),  ebenda  Hl.w,  ouoh  so  lal  ein  iglioh  meister  er- 
beiteri  uIT  Hiiien  eigenen  gowerb  und  fromen  und  aal 
erbcitcn  vor  einem  fewrn  und  «al  nicht  mohir  zumo 
meiBlcM  dunno  drei  gesellen  und  einen  iungen  liaben. 
innungmrtikel  d.  tentttuehtnitd«  (lö.  jahrh.)  %  iO  bei  Eit- 
Mi8r:ii  Freiberger  »tadtreeht  M0;  es  ist  xu  Basel  .  .  .  ain 
reiclier  kauffman  gesessen,  dem  ist  all  sein  kauffman- 
sohatz  und  gwerb  bindersiob  gangen  was  er  angfangen 
hat.    S.  Fi8<:iiKii  ehronik  v.  Ulm  t.n  Ve$$*nmty»r ; 

wer  hl«  amb  diiar  weit«  loat 
■•in  «wlg  freud  dort  (eben  wil, 
swar  da«  f«werb,  jewin  noch  baat 
ich  halten  wil  aulf  koinero  >pil. 

OttWAI.ti  VON   Woi.KINSTMNlSl,  8 

Schau  «.  801 ; 
und  umb  seinen  gewin,  gowerbe  und  hantirung,  das  wol 
gelinge,  bittet  er  den,  so  gar  nichts  vermag.  Luther 
weisheii  Salomonis  18,  19  (von  der  gewinnunge  und  von 
der  werokung  und  von  dem  gelUck.  EtiOKSTEYN ,  Ko- 
BUHoeit  u.  a.);  unser  gwin,  gwcrb  unnd  handtierung  ist 
dem  Vogler  oder  vo^jolrichlen  allerdings  gleich,  wann  ein 
vogler  einen  vogelpintz  oder  vogelherdt  zugerichtet  hat, 
so  strewet  er  hin  und  wider  getz,  die  vögcl  werden  heimb- 
lioh  (Am;  noater  qtioestiu  atieupii  nmillimut  e$t,  aucep» . . . 
offundit  cibum).  B.  Heupold  Hautua  redivimu  (tu  An- 
naria 1.8)  10;  die  Vergebung  der  sänden,  welche  man 
on  nutz  der  vorsicher  der  kirchen  vergebens  gab,  haben 
sie  inn  ein  nutzlichen  reichen  ablaszkram  verwendt: 
das  schlecht  essen  unnd  trincken  im  nachtmal,  haben 
sie  zu  eim  guten  gewin  und  gewerb  gemessen ,  dem 
leien  haben  sie  eine  wortlose  bibel  an  den  wänden  und 
gntzen  gestiirtot  .  .  .  Fischart  bienenkorb  15';  es  ist  ain 
grosz  gewerb  unnd  gewinn,  gotsälig  sein  und  jm  genUgen 
lassen.  Aoricola  a,  491. 

>))  einzelne  dieser  verbindutigen  werden  a%»ch  in  der 
neueren  spräche  weiter  gepflegt;  wir  finden  ne  bei  Göthe, 
ROcKBRT  und  bei  Sduceizern  :  so  sind  es  nur  äussere  um- 
stände, die  dir  eine  neigung  zu  gewerb,  erwerb  und  besitz 
einflöszen,  aber  dein  innerstes  bedUrfnisz  erzeugt  .  .  den 
wünsch,  die  anlagen  .  .  in  dir  . . .  zu  entwickeln.  Göthe 
{Wilhelm  Meisters  leJirjahre  4,  19)  19,  187;  ...  die  meisten 
dieser  pursche  alle  ,  die  immer  bald  kalender  und  bald 
bibelhistorien  ...  in  der  band  oder  im  mund  haben,  sind 
tagdieben.  —  wenn  man  mit  ihnen  etwas,  das  hausord- 
nung,  kinderzucht,  gewinn  und  geworb  antrilTt,  reden 
will,  ...  80  stehen  sie  da,  wie  tropfen  .  . .  Pestalozzi 
(Lieuhard  und  Gertrud  1,  40)  l^,  i74;  die  freundlichkeit 
ist  die  freundlichste  aller  lügenden  .  .  .  aber  desto  wüster 
ist's,  wenn  sie  auf  gewinn  aasgelegt  wird  .  .  .  wenn  man 
.  .  .  mit  durch  sie  gewonnenem  zutrauen  wucher  treibt, 
gewinn  und  geworbe.  J.  Gotthelf  Uli  der  pächter  (lo) 
s.  178  Vetter;  es  ist,  als  ob  sie  (jdie  Schweizer)  alle  beschau - 
lichkeit  in  jenen  öffentlichen  festlagen  konzentriert  hätten, 
um  nachher  desto  prosaisch  ungestörter  dem  gewerb  und 
gewinn  und  trödel  nachzuhängen;  G.  Keller  bei  Bäehtold 
8.  806; 

wem  bei^Qgsamkeit  ist  empfohlen, 
und  bewahning  der  ehre  befohlen, 
da«  sind  die  herren  vom  reichen  erbe, 
die  besitzer  von  gewerb  und  erwerb«. 

Rf  CKKRT  (80.  makttwut)  6, 18S  Beyer. 

;)  austerhalb  soleher  Verbindungen  läati  sieh  diese  neue 
ieuittng  selten  so  rein  fassen :  ir  (der  menschen)  saoh  stot 
Hein  doruff,  wie  sie  nummen  mAgon  grosz  gfit  über- 
imen,  gott  geh  es  sei  mit  golt,  oder  wider  gott.  soll  ich 
(sprechend  sie)  den  gewerb  lossen  wo  wolt  ich  beston. 
Ibileh  von  Kkiskosbero  postill  s,  a'^ ;  denn  einer  mit 
lamen  Demetrius,  ein  goldsohmid,  der  machet  der  Diana 
ilberne  tempel,  und  wendet  denen  vom  handwcrck 
»icht  geringe  gewerb  {später:  nicht  geringen  gewinst) 
zu.  Luther  apostelgeschiehte  19,  i*  (Eooesteyn,  Kobur- 
OER  t4.  o.  gewinn,  geniesz) ;  dennen  burgern  ...  zu  ver- 
bieten, das  sie  weder  im  brobst-  oder  bischoffhoff  wein 
zu  saufen  und  denen  andern  ir  gewerb  zu  schmellem 
nicht  hinein  gehen  oder  denselben  herausz  tragen  lassen. 
besehwerden  der  gemeinne  St.  Andrä  (17.  jahrh.)  österr. 
*eeisth.  «,  SS9 ;  was  seit  ir  für  seltzame  gest  .  .  .  ausz 
was  ursach  begebt  ir  eüwer  leib  und  leben  in  gefäriigkait 
.  .  .  thftt  ir  dz  gewerbs  wegen  als  kaufleüt  oder  als  rao- 


GEWERBE  (III,  1,  e  ^  eommMdom)        5506 

h«r also  redet  er.     Schaiuenheissbm  Odysseen*'; 

Poland ,  Polonia  ein  kUnigreich  Sarmatie  an  Germaniain 
■toBsende  .  .  .  erneert  vil  gewilds ,  tregt  vil  bonig  unnd 
wachsz,  auch  wird  Ober  die  maa««n  vil  saltz  dartnn  ge. 
macht,  da«  ist  Jr  gröster  gewärb.  SruMPf  sehweis. chroit.  4>. 

e)  die  bedeutung»g»mmiudu^/t  mä  ooouMcdam  fuhrt  in 
die  reih«  dtr  mrmmdtmftm  u»4  bsieuhmgm  von  gewerb« 
einen  neum.  htmmätm  mif  dm.  dmr  4it  m  wuttMiin  to- 
günatigt,  alt  ob  von  hitr  mu  die  mhsitUtmg  tif$nmm 
habe,  die  dm  nmmen  gebrauch  kennseiehntt  H$  AäUflmt, 
die  M»  dmer  bedetUung  tu  tage  tritt,  ist  ditdm'imaAm, 
nnitmaeh»»',  wie  tie  auch  für  erwerben  i  nmuagiukt  wer- 
den kann  und  wie  eie  fUr  mngeUädkgieek  fßhwutt  in  der 
bedeutung  eommuiatio  bemtgt  itt;  v^  $.  b.  eemmereium. 
mitwerbung,  abwechsziung  des  kaaffmanschatz.  DaaYPO- 
OIU8  W  t^u.a.  es  fragt  sieh  freilieh.  ob  die  dahin  sidendtn 
erklärungen  der  iUteren  lexikographen  nicht  eii^fiiA  dmt- 
tungsretmtche  sind,  die  vom  dem  lateinischen  wmrtbmtmtd 
ausgehen,  denn  die  Übertragung  von  gewerb«  muf  eom- 
mercium ,  die  sudem  verhältnieamüsng  epäi  btatugt  iai, 
läszt  sich  an  und  ftW  sieh  genügend  aus  der  tmtmtMmtg 
von  gewerbe  im  rahmen  dir  pmratleU  mit  nefotlam  «r> 
klären,  vgl.  auch  •  so  die  kauffmanschalft,  wAIch«  «r  Mic^. 
das  die  Penier  erfunden  haben,  nichts  ander«  ist,  dann 
allein  ein  gewerb  kauffmanna  wahren,  zfi  kauffen  und  ver- 
kauffen.  Alpinua  Polidorus  Vergü.  deuttek  1^  («rfiir 
emendi  venäendique  wterces).  im  gegeneats  m  dm  obm  be- 
sprochenen verwmdumgm  ist  in  der  paeallele  mU  cemmm- 
cium  das  nomm  meüomi»  am  Ubhaftutm  gmsakrt (gemmtf 
wechselt  ai^nglieh  noc*  gern  mit  Werbung),  di»  vcreld 
hmg  der  bewegnng ,  die  diesen  veneendungm  gemeimmm 
ist,  nimmt  hierbei  die  besondere  riehtung  tMf  den  vericehr, 
auf  dae  verkehrstreiben  sowohl  als  auch  auf  die  pflege 
der  verkehrsbeziehangen. 

a)    die    betonung   des    nomen   actionis    bei   den    leriko 
graphen :  mereimonium  .  .  .  kauITmanschatz  oder  gewerb 
Werbung.  J.Sbrranus  P4^;  commercium,  mitwerbungetc. 
gemeinschafft,  geselschafft ,  commercium ,  gewerb  Choli 
nus-Frisius  177^;  atmereium.  gewerbe,  werbschaft  A.CoR 
viNUS  föne  lai.  vn;    ähnlieh  Cellarius,  G.  H.  Köniu 
A.  Reyher  a.  a.     commercium,  tausch,  item  gewerb  .  . 
gemeinschaft  oder  gewerb  mit  einem  haben.   Garthius 
116*;    vgl.   attch:   gott    ist   in   uns    und    die  gewerb  de« 
himels.  Alpin  US  Polidorus   Vergilius  deutseh  iS*  {et  com- 
mereia  coeli). 

ß)  herausarbeiiung  der  Vorstellungen  des  verkehrstreibeiu 
und  der  verkehrsbeztehungen. 

l))  verkehr,  verkehrstreiben.  und  solliche  schädlichait 
sich  auff  ainen  gangsteig,  strass  oder  gcw&rb  aines 
gemainen  platz  streckte,  oder  sich  erhübe  von  bösem 
gestanck,  geschmach,  oder  faulkait.  Peoius  dienstbar 
khaiten  W ;  und  so  da«  aaffgebawt  dem  gemainem  ge- 
werb schädlich  ist,  so  mag  der,  so  zu  gemainen  gewir- 
ben  oder  der  commun  brauchungen  verordent  beaelcb 
haber . . .  ain  solliches  gcbcw  ablainen.  so  aber  das  aai||«- 
bawt,  auff  ainem  ort,  den  gemainen  gew&rben  und  gebrmirali- 
angen  unschädlich  ist ,  so  sols  nit  erstört  .  .  .  werden. 
ebenda;  wenn  aber  einer  ein  hausz  .  .  .  innen  hett  .  .  . 
bösz  bisz  auff  den  grund  ....  so  solches  aber  aa  gato- 
genen  orten,  de«z  gewerbes  and  wandeis  gawen  leg«, 
annd  das  .  .  .  zA  gemeinen  nutzen  reicht  oder  diente,  der 
mag  und  sei  dahin  gehalten  werden ,  fürderlich  solche« 
zu  bauwen.  Fronspergbr  teuorrfnioi^  is*;  ob  da  amb 
selbe  sach  willen,  arbeit,  mirckt  gewerb.  oder  wevok 
darzAo  du  verbunden  bist  gewesen,  ha«t  anderwegen  ge- 
lassen. Geiler  von  KEiSERSBBRO(freMdbedU«pMyelPfi': 
es  hatten  etliche  frembde  stadenten  aas  Ungern,  ...  so 
zu  Wittenberg  mit  d.  Faasto  umbgiengen,  «in  bitt  an 
jhn  gelegt,  als  die  Leiptziger  mesi  aagangen,  er  solte 
mit  jhn  dahin  verrücken,  möchten  wol  sehen,  was  da 
für  ein  gewerb  were,  und  vor  handelsleute  zusammen 
kemen.  l<\Mustbtieh  v.  laeo  (oop.  U)  Kühne  189;  also  femer 
auch  bedeut  diser  traam  den  kaaifleuthen  jrer  liste, 
guter  und  handlunge  ordenliche  Versorgung  .  .  .  sonder- 
lich aber  so  dieselbige  allbereit  schon  im  gewerb  and 
handel  {iitv  xivovftfva;  si  in  motu  fuerint  ipsa).  träume- 
buch  Artetnidori  (l,  SS)  übers,  v.  R\kk33*;  die  universal- 
aooise  musz  vor  allen  dingen  ohne  unterschied,  die  nun 


5507  GEWERBE  (III,  l,  c,  verkehr,  handelsbeziehungen) 

lebensunterhalte  verzehret  werden,  oder  in  verkehr  und 
gewerbe  kommen,  entrichtet  werden,  v.  JusTi  staats- 
wirthsch.  2-,  356. 

2))  diese  Vorstellung  des  Verkehrs  nimmt  mit  der  ent- 
wicklung  des  handeis  die  form  von  handelsbeziehungen  an, 
die  über  locale  grenzen  iveit  hinausgreifen,  beachtenswerth 
sind  auch  hier  die  festen  Verbindungen,  namentlich  mit 
Substantiven  wie  wandel ,  handlung ,  hantierung ,  handel, 
kaufmannschaft.  die  Wandlungen,  die  in  dem  verhältnisz 
dieser  worte  zu  gewerbe  innerhalb  der  neuhochdeutschen 
Periode  eintreten,  spiegeln  die  Verschiebungen  des  Sprach- 
gebrauches wieder :  so  erscheinen  in  der  Verbindung  gewerbe 
und  handel  die  substantiva  ursprünglich  als  synonyma, 
während  sie  in  der  heutigen  formal  handel  und  gewerbe 
contradictorisch  sich  ergänzen  (vgl.  auch  unten  sp.  5508 
und  im  gegensatz  dazu  sp.  5513).  vor  der  sündflut  hat 
ein  jeder  hauszvater  sein  eigen  notturft  gebawet  für 
sich  und  sein  hausz  und  gesinde  .  .  .  wie  es  jm  sein 
acker  und  vihezucht  getragen,  und  da  schon  gewerbe 
gewesen,  hat  man  da  gewechselt  oder  gebeutet,  und 
wahr  an  wahr  gestochen  oder  partirt.  Mathesius  8a- 
repta  230* ;  zu  Alcayr  versamlen  sich  järlich  die  Mahu- 
metisten  und  Türeken  zu  gewisser  zeit,  und  ihres  bai- 
rams,  aus  allen  morgenländern  in  einer  mercklichen  an- 
zahl  und  viel  tausent  starck,  etliche  um  betens  und 
ablass  willen,  die  andern  ihre  handthierung  und  gewerb, 
und  die  dritten  umb  wollust  zu  treiben.  Kirchhof 
wendunmuth  (2,  51),  2,  100  Österley;  wir  Friedrich  ...  be- 
kennen öffentlich  .  . ,  dass  uns  die  getreuen  .  .  .  durch 
ihr  ehrbahr  bohtschaft  haben  thun  anbringen ,  wie  sie 
an  den  grenzen  und  gemercken  des  heiligen  reichs  ge- 
legen, ihr  stände,  wesen  und  nahrunge  auf  gewerbe  und 
handthierunge  der  kaufmannschaft  gesetzt  .  .  .  mercklich 
beschweret  ihnen  die  handel,  gewerbe  und  kaufmann- 
schafft, kaiserliche  .  .  .  eximirung  der  stadt  Lübeck  von 
dem  zoll  in  Mecklenburg  (1473)  bei  Westphai.en  monum. 
inedita  4,  1083 ;  darnach  wendt  sich  das  schiff  dem  erdt- 
rich  nach  gegen  mittnacht,  bisz  man  kompt  zu  dem 
roten  möre  bisz  gen  Callikut  und  zu  andern  ländern  und 
inseln,  darin  man  gewerb  fürt  und  kauffmans  handel 
treibt.  Münster  cosmographie  23;  dann  die  Pheacenser 
geen  nit  mit  pfeilen  .  .  .  oder  gewören  umb,  si  achten 
sich  auch  kainer  andern  hantierung,  sunder  all  ihr  gewerb 
ist  mit  schiffen.  Sghaidenreisser  Odyssee  2b''' \  erstlich 
sol  diese  union,  Vereinigung  und  bündnuss  zu  niemands 
offension  oder  beleidigung,  sondern  allein  zu  erhaltung- 
der  freien  Schiffahrt,  handlung  und  gewerbs  an  der  ost 
und  nordsee,  wie  auch  den  wässern  und  strömen  so  sich 
in  gemelte  ostsee  giesen ,  strecken,  vertrag  der  hanse- 
städte  mit  den  Niederländern  1616  bei  Londorp  (1668) 
1,  220;  wider  diejenigen,  so  .  .  .  der  unierten  eines 
oder  andern  theils  commercien  und  gewerb  niderlegen 
oder  verbieten  .  .  .  gesamter  band  schützen  und  hand- 
haben, auf  dass  die  vielfältige  beschwerden  so  ihren 
burgern  .  . .  bishero  widerfahren  abgeschafft  und  die  hand- 
lung, gewerb  und  Schiffahrt  dem  h.  reich  teutscher  na- 
tion  .  .  .  nicht  allein  mög  erhalten ,  sondern  auch  ver- 
mehrt werden,  ebenda ;  sie  machen  einen  bund  zu  be- 
schützung aller  freunde,  die  untertrucket  weren,  zu 
befreihung  desz  gewerbs  auff  der  see,  und  auff  dasz  alle 
fürsten  und  stände  des  Römischen  reichs  wiederumb  in 
das  jhrige  werden  eingesetzt.  Mosch erosgh  Phil,  von 
Sittewald  (6,4)  6,413;  der  herzog  kann  den  lauff  des 
gesetzes  nicht  aufhalten,  .  .  .  eine  vorbeigehung  desselben 
.  .  .  würde  dem  ganzen  staat  gefährlich  werden ,  dessen 
gewerb  und  vortheil  von  allen  nationen  abhängt.  Wie- 
land 8hakespea/res  kauf  mann  v.  Venedig  3,  3  {trade  and 
Profit;  gewinn  und  handel.  Schlegel);  Sebulon  lag  am 
meer  und  konnte  sich  seines  gewerbs  mit  den  benach- 
barten handelsstädten  freuen,  wie  der  gesetzgeber  deutlich 
saget.  Herder  (vom  geist  der  ebräiscJien poesie  2.  th.)  12, 152 ; 
zweierlei  ding  giebt  ein  gut  seevolk:  seemännisch  leben 
auf  dem  land  und  gewerb  auf  dem  meer.  F.  L.  Jahn 
loerke  2  I,  s.  433 ; 

ja,  wenn  die  kühne  kraft  nicht  ruhen  kann, 
so  mag  er  kämpfen  mit  dem  element, 
den  flusz  ableiten  und  den  felsen  sprengen, 
und  dem  gewerb  die  leichte  Strasse  bahnen. 

SCHILLBE  Piccolomini  (3,  4)  12,  143. 


GEWERBE  (III,  1,  c,  in  festen  Verbindungen)    5508 

/)  die  festen  Verbindungen ,  die  sich  schon  in  den  eben 
betrachteten  Verwendungen  geltend  machten,  begleiten  die 
abstufung  der  bedeutungsentivickdung  und  udrken  vielfach 
auf  diese  wieder  zurück  (s.  unter  2).  neben  den  Verbindungen 
mit  synonymen  (vgl.  auch  sp.  5504/.)  sind  auch  solche  mit  be- 
stimmten verbis  zu  beachten,  toeil  sie  vielfach  von  den  bedeu- 
tungsverwandten Substantiven  her  übernommen  sind,  auszer- 
dem  ergeben  sich  durch  den  zutritt  subjectiver  genetive  oder 
possessiver  bestimmungen  bemerkenswertlte  unterschiede 
zwischen  relativem,  und  absolutem  gebrauch. 

l))  der  absolute  gebrauch  ist  fast  nur  innerhalb  fester 
Verbindungen  belegt;  als  vereinzelte  ausnahmen  vgl.  -.  die 
erst  schel  ist  betriegen  in  dem  gewerb,  und  welcher 
kauffman  ist  der,  d'  nit  betrieg  in  der  war,  der  nit  eins 
für  dz  ander,  geh  .  .  .  Geiler  v.  Keisersberg  narren- 
schiff (102)  199* ;  weil  ein  lange  zeit  her  zwischen  Sicilien, 
Egypten  und  Mauritanien  der  gewerbe  wegen  heimlicher 
zwispalt  gewesen  were  .  .  .  Barglay's  Argenis  (2,  7,  3) 
übers,  von  Opitz  2,  352;  da  werden  tempel  eingeäschert, 
.  .  .  die  gerechtigkeit  umbgekehret,  die  gewerbe  gesperret. 
ebenda  (2,  7,  9)  397. 

a))  Verbindungen  mit  synonymen  und  anderen  Substan- 
tiven auszerhalb  der  festen  Verbindung  mit  verbis: 

ainr  thüt  den  andern  drücken 
mit  handln  und  mit  gevverb, 
wil  auff  sein  nächsten  rücken, 
wil  im  sein  narung  zücken, 
acht  nit  das  er  verderb. 

die  narrenkappe  geistlich  (15.  jahrh.)  bei 
Wackbrnagbl  kirchenlied  2, 1055» ; 

vgl. :  so  hat  das  zän  auszfallen  auch  an  den  krancken, 
knechten,  und  den  jehnigen ,  so  mit  gewerb  handien, 
seine  besondere  bedeutung.  traumbuch  Artemidori  (i,  33 
exercentibus  mercaturam)  übers,  von  Ryff  32'>;  durch  das 
(6.)  gehöht  würt  strenglichen  verbotten  aller  unrechter 
gewerb  oder  kouffschlag.  Geiler  von  Keisersberg  drei- 
eckecht Spiegel  C  c  3» ;  die  hantierunge  und  gewerbe,  die 
vor  jaren  den  Rinstrom  hinabe  .  .  gehandelt  sin.  Urkunde 
v.  1489  s.  zsch.  gesch.  Oberrheins  9, 38 ;  abbruch  und  Verhinde- 
rung der  gewerbe  und  hantirung  des  Rinstrames.  s.  40  (l49o) ; 
dann  wo  das  zugelassen  würde,  dasz  gute  und  nütz- 
liche dinge  wegen  etlicher  miszbräuche  derselben,  selten 
abgeschaffet  werden,  müssen  fürwahr  die  heilige  schrifft, 
geistliche  und  weltliche  rechte ,  und  alle  andere  freie 
künste,  ehrliche  gewerbe  und  handthierung,  als  nichtige 
und  vergebliche  dinge,  nach  solcher  leute  meinung,  ver- 
boten und  abgeschaffet  werden.  (Kirchmaier)  instit.  me- 
tallicae,  notw.  ber.  65;  was  werden  doch  uwer  sfln  tun,  so 
sie  aller  geschrifft  unwissend  sint,  vorusz  so  sie  nit  der 
ritterschafft  nochgondt,  oder  die  kein  kauffmanschatz, 
oder  ander  gewerb  hanttieren?  Jacob  Wimpfeling  Tutseh- 
landhrsg.  v.  Moscherosgh  G4'> ;  hausz  und  hof,  aecker  und 
wisen,  handel  unnd  gewerb,  liebe  nachbawren,  unnd  das 
liebe  vatterland  verlassen,  kompt  ja  sawer  und  schwer 
gnug  an.  Jon.  Degumanus  dialogus  (i52l)l;  haben  nicht 
ihre  feinde ,  als  die  Engfänder  und  Javaner ,  mit  ihrem 
eignen  blute,  ihren  grund  und  boden  dazu  gedünget, 
dasz  endlich  ein  so  schöner  lorbeerkrantz ,  welchen  sie 
auch  in  ihrem  wapen  führet,  und  so  herrliche  fruchte 
der  gewerb  und  handlungen,  daraus  herfür  gesprosset. 
Erasmus  Francisgi  indisch-chines.  lustgarten  l,i.i;  Cain 
heisst  ein  besitzer  oder  herr,  davon  hernach  Chams  söhn 
Canaan  ein  kauffmann,  und  das  land  Canaan  sein  namen 
hat,  weil  grosse  gewerb  und  niderlag  zu  Tyro  und  Si- 
don  war.  Mathesius  Sarepta  S*" ;  das  magstu  wol  glauben, 
antwort  der  jüd ,  dasz  ich  nicht  geringe  hendel  treibe, 
sondern  mit  den  theuwersten  kleinotern  und  gewerben 
umbgehe.  Kirchhof  wendunmuth(i,  315)  286'» ;  das  hab  ich 
fürnemlich  von  der  statt  Bagadet,  jrer  gelegenheit,  den 
grossen  gewerben,  frembden  gewachsen,  sovil  ich  zu  der 
unbequemen  zeit  daselbsten  inn  meinem  Verzug  ersehen 
und  erlangen  mögen,  wollen  vermelden.  Rauwolf  reis- 
beschreibung  231. 

b))  innerhalb  der  festen  Verbindungen  mit  verbis:  nach- 
dem ich  nun  oben  von  gebäwen  .  ,  .  der  herrlichen  statt  \ 
Halepo  .  .  .  geredt  hab ,   kann  ich  nit  umbgehn ,  .  .  .  der  \ 
gewerb   unnd  handlungen,   so  allda  täglich   geübet  wer- 
den, zügedencken.  Rauwolf  reisbeschreib.  93  (gewerbe  und 
handlung  führen  (s.  III,  2,  c) ;  auch  ist  heraus  zu  erlernen  . . 


5509  üEWEilBE  (III,  i.  c  in  fenUn  vctb»uluttyen)  GEWERBE  (lU.  i,  e  umfoMzt  Handel  m. hmdwerk)  5510 


. . .  waH  sei  Tur  Handel ,  gewerb ,  hanUrang ,  arbeit  und 

narung  angetriben  haben,  was  stanU,  sUitx,  amtz  .  .  . 

ein  Jeder  gewesen  sei .  .  .  buch  Weituberg  t,t  HöMbaum; 

es  trifTt  sich  in  gemein,  aller.eit  unwiderspriohlich  unnd 

gewiszlich  zu,  in  allen  liandtliierungen ,   gewerben    und 

kUnulen ,  die  ein  jeder  kan,  gelernet  oder  getriben  hat, 

so  jhin  ruricommt    in  einem   träum,    dass  er  dasselbig 

übe  . . .  (.nt(fl  öidaaxttllttt;  lezviöv  xul  fpycwv.  op«ra  tive 

arteti).    traumbuch  Artetnidori(t,U)  übtr$.  v.  Kyki'«»'; 

■0  lanm  du  (ewerb'  nnd  Itauffmaiucliaft  auff  erden 

wird  aUem  brauche  nach  dorch  nid  letrleben  werden 

das  allen  ist  lo  lieb,  lo  lauf«  wird  man  dein, 

und  deiner  schönen  kunst,  tum  betten  indenck  sein. 

Opitz  (über  llindenUrptM  neu  erfundenen  zähl- 
Uteh.   poet.  toälder  \)  8,44; 
der  mit  der  wollhat  nicht  gewerb  und  band*]  treibt 

Hai  iiBL  tatyr-  ffedichte  (7,  47) «.  86  »eudruek. 

e))  /ute  vrrbindungeti  mit  verbie  bei  ieoUerttm  ȟb- 
atuuHv.  uinbgehen  mit  dem  gewerb.  Joseph U8  (i)  149*; 
OS  soll  auch  kein  pfenning  gieriger,  oder  einer  der  on 
anderlasz  handelt ,  und  gewerb  gewins  halben  treibt . . . 
als  krämer,  kaufilout,  und  derlei  lewt,  zA  Hauptmann  ge- 
nommen werden.  Onbxander  v. d.kritg$handlungen  *.  80'*. 
andere  beiepiele  «p.  6ött. 

i))  der  rtloHv«  gebrauch,  hier  i»t  dat  ettbttanHv  hau 
figer  ohne  »mutige  fate  Verbindungen  bdegt,  vgl.  ep.  6610. 

a))  in  »ifnonymen  Verbindungen: 

das  erst  ding  ist  die  arm&t, 

wo  die  selbig  herwergn  thAet 

und  ain  man  die  verpergen  wil. 

und  haimlich  sie  hallen  gar  stil 

und  im  doch  sein  gewerb  and  bandet 

nit  kan  ertragen  seinen  wandel, 

weil  er  sich  nach  wio  vor  last  schawen: 

prächtig  mit  klaidung  und  mit  pawen. 

H.  Sachs  (fUe  drei  wachaenden  dinge) 
fabeln  und  tchvänke  S.  48. 

das  aber  die  gefangnen  des  gefUglicher  behalten  werden 
mögen,  haben  sie  ihr  dartzu  verordnet,  kaufleut  in  allen 
steten,  dero  gewerb  und  hantliirung  allein  ist  menschen 
zu  kaufTen,  und  verkaufTcn.  S.  Kkanck  enyniea,  abeonter- 
fayung  u.  entwerffuiuj  d.  Tiirckey  B  4*';  Lidia  S.  Pauli 
Wirtin,  war  ein  purpurkrcmcrin,  und  hatt  jre  ehrliche 
geworb,  und  kauflshandlung,  und  uberforteilet  und  über- 
setzet niemand  mit  falscher  und  verpafelter  wahr.  Ma- 
THB8IU8  {hochseitapred.  4)8,  88  Loeache; 

jedes  iand  hat  sein  gewerb,  sein  gesuch  und  seinen  wandel ; 
die  die  gegen  norden  sind,  machte  reich  der  seelenhandel. 
Looau  tinngedichte  S766  2, 158. 

■o  oft  ...  die  taxen  als  das  Hauptwerk  angesehen  wer- 
den, und  die  conimercia,  oder  das  gewerbe  der  unter- 
thanen  als  ein  nobenwerk ,  so  gehen  die  nützlichen 
cominürcia  samt  den  unterthanen  aus.  eollectanea  dee 
handeis  ttnd  gexoerbea  (1754)  *.  77. 

b))  innerhalb  der  festen  Verbindung  mit  verbia  hebt  sich 
der  rüative  gebrauch  eigenartig  vom  absolttten  ab.  dieaz 
kommt  »chon  bei  gewerbe  treiben  n«r  geltung,  vgl.  den 
gegensati  bei  ZiXiK  deutsehe  städteehron.  6, 188  (er  treib  kauf- 
ninnschaft  .  .  .  dem  treib  ich  alles  sein  gewerb  gen  Ve- 
nedig), vgl.  auch:  ein  nUrenbergischer  kaufTmann  treib  in 
allen  landen  teutscher  nation  mit  allerlei  kaufTmann- 
schafft  sein  geworb.  Kirciihop  tcendunmut  i,ti\.  österley; 
der  kaufilout,  so  ihr  geworb,  handthierung  und  kauff- 
manns  bändel  daselbst  brauchen  und  treiben,  prix'üeg 
der  Stadt  Lübeck  bei  Ayhkh  procesa.  juria{i,i)  671,  ebenao 
Slkiuanus  800^;  bei  haben  iat  der  absolute  gebrauch 
reichlich  belegt  (*. «.).  wir  Friderich  .  .  .  thuen  .  .  .  wisent- 
lich .  .  .  dasz  nun  hinfur  ihr  leit  und  holten  (Kaspar 
Härders  und  »einer  erben)  .  .  .  allen  gewerb  und  handl 
mit  Weinschenken  und  in  anderwög  inarktrecht  haben 
sollen  und  mögen,  freiheiten  und  rechte  v.  Oleiadorf 
(n.jahrh.),  ».  ä»terr.  wei»th.  9,  in ;  ausz  etlichen  stetten 
wurden  die  Haupt  und  urs&cher  des  kriogs  gctödtct,  .  . . 
etlichen  so  am  meer  lagen,  der  schiff  beraubt,  unnd  ver- 
bothen  kein  Handel  oder  gewerb  mehr  auff  dem  meer 
zA  haben.  Livius7l*>;  doch  vgl.  auch:  damit  der  ge 
meine  kaufman  nichts  destminder  einen  Handel  und 
gewerbe  uf  dem  Rinstrom  haben  möge,  vertrag  von 
1«».  sacA.  jwmA.  Oberrheins  9,  88;  kölkraut  bedeutet 
nichts  sonderlichs.  ist  auch  gantz  widerwertig  den  wein- 
k&ufTem,  schoncken,  Wirten,  und  allen  denen,  die  jhre 
IV. 


bändet  und  gewerb  mit  wein  b«b«a  (<<  »mmibtu  diony 
noet*  mrUfieitu»).  trmmhuek  ArUmMori  (i,  m)  über»,  von 
RttvIT;  mndmrt  M  f8wwbe  »owichten :  item  als  mein 
Herr  nun  aMb,  dan  Ich  mi«b  «lao  wol  anlieas  und  fast 
BcHrib  und  gnacf  gewaa,  dn  b««talt  er  mich  wid«r  and 
richtet  im  also  aoa  all  s«ln  gewerb.  B.  Zink  d.  »tädt^ 
ehroniketk  5,  180;  ietfl-  tWI. 

e))  auaierhalb  fetter  «•rMntfun^wN ;  ao  spricbt  der  berr, 
der  Egypter  Handel  und  der  Moreo  gewerbe,  and  der 
langen  leate  zo  Seba,  werden  «ich  dir  ergeben.  LuTflsn 
Jfaia  4»,  14  {fbenao  »Aon  KOBUROBH .  deiff.  DlKTW- 
BBROCH,  iiogtgen  geaehefR  M  EnoBSTBVN;  koMOMhop 
QuBNTEi. ;  kaoffleut  ZttrieA«r  bihd;  der  enreri»  IfTptooe 
und  der  handelsvertrag  von  Kusch.  K Ai; tisch) ;  (fsrwWM) 
wer  niemand  in  seinem  gewerfo  uberforteileL  QnsTTBR 
erkl.  d.  epwtel  Fnvlia.A.  Rümer  80:  er  sagte  femer.  wie 
und  auff  waa  weise  er  mit  den  Iberiaoben  kaoflleatlMii, 
so  jhrer  gewerbe  halben  dabin  kommen,  rieh  Etir  oee  ha- 
geben  bette.  Bahclay's  Ärgemi»  (8.  7,  t)  üier».  v.  Om% 
8,  848;  es  bat  sich  zugetragen  zun  zeiten  dee  königsS^ 
lomons,  dasz  drei  jUden,  die  waren  kaaflleute,  mit  ei- 
nander wanderten  ihrem  gewerb  nach.  PhAtohius  wund- 
»chel-ruthenW;  ich  Habe  behaupten  bOren,  dasz  seit  dal 
errichtnng  der  ersten  bank  in  Glasgow ,  da«  gewerbe 
dieser  stadt  sich  in  fünfzehn  jähren  Terdoppelt  habe. 
Adam  Smith  nationalreiehthum  (8,  8)  über»,  v.  Garvb  8*.  41 
{the  trade  qfthe  eity) ;  dazu  vgl. :  wenn  aaoh  hier  alle  studie- 
rende . . .  zum  thor  hinauszögen ...  so  wUrde  dadaroh  kaom 
irgend  eine  merkliche  Veränderung  im  öffentlichen  gewerbe 
erfolgen.    J.  G.  Fichte  über  die  . . .  aeadem.  freikeit ».  H. 

8))  auch  attributive  Verbindungen  eneaehetn  diamr  Mr- 
wendung.  in  der  älteren  »praehe  iet  die  formet  groes  ge- 
werbe bevorzugt :  grosze  hantierung  . . .  grosz  gewerb  aber 
iner  ».  theil  4,  8,  489;  als  das  wolltAcben  vor  jaren  hie 
in  grossem  gewerb  gehalten  gemeinem  natz  and  sondern 
Personen  in  der  tAcber  zanfl  and  asserbalb  wol  er- 
schossen ist.  ttrk.  der  iuehpolizei  tu  Freiburg  von  1478 
{zeitaehr.  f.geaeh.  de»  Oberrheine  9, 144);  es  ist  in  der  statt 
Horb  ein  gros  gewerb  mit  wallen  tQchem  wie  daa  meng- 
lichem kAnt  ist.  Münster  co^mo^r.  (8)404;  (8)41;  eingroei 
gewerb  do  mit  kauffmansch&tzen.  RwwoLrreiabeachr.m; 
man  findet  auch,  .  .  wo  ein  starkes  commercium  bIChet, 
dasz  es  . .  Händler  giebt,  die  nar  mit  einer  einzigen  waare 
handeln ,  und  doch  ein  überaus  groszee  gewerbe  .  .  da- 
mit haben,  v.  JusTi  ataatatrirtaeh.*  i,  188;  daeu  «^.klei- 
nes gewerbe  sp.  6511  («.  auch  kleingewerbe  theü  6,  «p.  1109); 
ingleichen  welche  sich  mit  dem  fürkaaf  und  bargerlicben 
gowerb  understehon  wolten,  doch  nit  burger  sein,  alaz  mit 
kaufmanswahren ,  wein  .  .  .  und  dergleichen ,  wasz  der 
bürgerlich  gewerb  sein  zu  handien  anbelanget.  Hat  der 
marktrichter  macht  .  .  .  banntaiding  zu  Paaaeil  1888,  a. 
öaterr.  weisth.  6, 178;  item  niemand  soll  purgerlichen  ge- 
werb treiben,  nur  purger  allein.  {Omünd)  ästerr.  veiatM. 
6,  488;  andere  belege  s.  sp.  5588  und  unter  III,  8,  e,-  r^. 
auch  städt.  gewerbe  ap.  5614;  teeniger  hä^fif  belegt,  eier 
ebeT\falla  aua  der  bedeutung  von  commerdom  ineecHetli 
iat  die  Verbindung  offenes  gewerbe ,  die  den  detaUkandA 
inabeaondere  kennzeiehitet :  offenes  gewerbe,  kram  and  la- 
den. Stetten  l,  17.  andere  €i4jeetin'erbindungen  memekeem 
dem  engeren  begriffe  (#.  8). 

S)  die  hereinaiekufig  de»  kanäwmka  in  dieeem  veretdUmg^ 

der  dae  atädtiadte  verhkretrtSben  MkcrraeUL  Mieft  hier 
machen  »ich  feste  Verbindungen  bemirktith,  ntien  den  eben 
beobachteten  auch  neue;  daa  kemfimigmumerk  warne»  »iek 
jedoch  darax^f  riehen ,  wie  ie»U  Sk  IkiOnrnkmu  dee  kmnd- 
werke  an  dieeem  loeelverkekr  gtk»nna*%Anii  iat  und  em- 
dereraeita  *cie  neit  aieh  am  kamdfeerk  anadl»»  gdhmd 
machen,  die  die  productivt  aeite  (die  Verarbeitung  «md  wer- 
fertigung  von  wiaren)  den  betrieb,  gegen  deneerlrieb  ane- 
apielen. 

kandel  übt  a%^f  dieeen  gtlrmutk  «e»  geweihe  «M|^hiw. 

a))  sie  iat  »tu»  dem  »uemmmtnkmng»  eu  ereeUieeten: 
freitags  nach  assamptionis  Haben  die  Hern  des  capitels 
die  rethe  ausz  beiden  stedten  nnd  zu  S.  Michael  sampt 
allen  meister  der  geworfen  der  handwercker,  alsz  t>ecker, 
Schneider,   schuester  etc.  vor  sich  .  .  .  bescheiden,    kie 

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5511   GEWERBE  (III,  i,  c  umfaszt  Handel  u.  handwerk)      GEWERBE  (III,  i,  c  ahgrenzwng  gegen  d.  handw.)  5512 


toria  des  MöUenvogtes  Sebastian  Langhans  {Magdeburg) 
8.  deutsche  städtechron.  27,  173;  und  nun  hin  und  wider 
im  ganzen  römisclien  reich  verhoffentlichen  alle  ge- 
werb handlung  und  handtierungen  . . .  wider  ufgerichtet 
werden  sollen  .  .  .  einladung  des  hosenstricker-handwerks 
zu  einem  handwerkstage  1651  &eiSGHMOLLER290;  Herodotus 
Halicarnaseus  .  .  .  schreibt,  als  die  statt  Cuma  in  Asia 
erst  erbawet,  und  dahin  ain  zülauff  ward,  thet  sich  un- 
der  andern  ausz  der  statt  Mangnesie  ainer  mittelmässigs 
Stands  und  güts  mit  nammen  Melanopus  daselbst  mit  hausz 
und  gwerb  darnider.  Schaidenheisser  einl.  zur  Odys- 
see 5^; 

der  musen  lieber  ort  (Leipzig),  ihr  grund  und  rechtes  erbe, 
die  grosze  wechselbanclc  und  schawplatz  der  gewerbe, 
. .  .  musz  sehn  dasz  auch  aufT  sie  jetzt  ist  das  schvverd  gewetzt. 
Opitz  (an  herm  Joh.  Heermann,  poet.  wälder  1)  2,  36  ; 

.  .  .  daher  man  fast  schlieszen  sollte,  dasz  erst  im  I4jahr- 
hundert  das  gewerbe  mit  weberwaare  in  rechten  gang 
gekommen  sein  möge.  P.  v.  Stetten  1,  6;  wir  beide  fingen 
mit  einander  im  märz  1755  in  der  schamatten  unsern  ge- 
werb an.  Bräker  der  arme  mann  im  Tockenburg  72  Bü- 
low ;  mein  handel  ging  bald  gut,  bald  schlecht,  bald  kam 
mir  ein  nachbar  in  die  quere  und  verstümmelte  mir 
meinen  schönen  gewerb ;  bald  betrogen  mich  arge  buben 
um  baumwoUe  und  geld,  denn  ich  war  gar  zu  leicht- 
gläubig, ebenda  185 ;  ebenso  s.  192 ;  zwei  invaliden  nemlich 
. .  .  hatten  hier  ihr  kleines  gewerbe ,  und  verkauften  ga- 
lanteriewaaren  und  andere  sächelchen  der  kleinen  täg- 
lichen bedürfnisse  .  . .  E.  M.  Arndt  reisen  5  (1802),  392. 

b))  sie  ist  ausdrücklich  hervorgehoben,  es  was  kein  ge- 
werb in  der  stat,  wann  die  reichen  waren  gewichen  und 
die  da  beliben  waren,  die  besorgten,  das  pöfel  würd 
sackman  machen  über  sie  und  flöhenten  ihr  hab  haim- 
lich,  also  mocht  der  hantwerksman  sein  pfenwert  nit 
vertreiben.  Sigm.  Meisterlins  chronik  von  Nürnberg 
c.  3,  15,  s.  deutsche  städtechron.  3, 146 ;  von  kramern,  apo- 
tegkern  und  hugkeren  geworben,  so  die  kramer  unnd 
hucker  ge wonnlich  under  unnd  in  jren  hanndtierungen 
und  gewerben,  auch  vail  haben ,  und  verkauffen ,  damit 
sich  die  menschen  speiszen.  Tengler  laienspiegel  E6; 
deszgleichen  was  der  gemeinen  kleinen  gewerbs,  kräm- 
becken  und  ander  wetterdächlein ,  weren,  so  von  holtz, 
stein,  zigel  ...  gemacht,  angehenckt  .  .  .  würden,  der 
sol  keines  über  drei  werck  schuch  von  dem  hausz 
und  wand  hinausz  fürgenommen  und  erlaubet  werden. 
Fronsperger  bauordnung  29^;  daher  sähe  man  noch 
zu  unser  zeit,  des  sontages  so  woU,  als  werckel-tages 
sie  in  ihren  kram-buden  und  werckstäten  handthieren 
und  gewerb  treiben.  Olearius  reisbeschr.  148*; 

solch  loser  man  fint  man  noch  vil, 

die  pei  eselschaft,  pei  wein  und  spil 

siezen  altag 

lassen  ir  weib  und  kind  derrmaulen, 

dahaira  in  clag 

th&t  ir  gwerb  und  werckstatt  erfaulen. 

H.  Sachs  (d.  loszman)  fabeln  u.  schwanke 
4,  79; 

in  den  Wiener  Zeitungen  findet  man  beständig,  dasz 
allerhand  gerechtigkeiten,  oder  wie  man  es  dort  heiszet, 
personal-gewerber ,  z.  b.  eine  handlung-,  eine  bäcker- .  . . 
gerechtigkeit  ...  zu  kaufen  sind.  Nicolai  reise  4,  482. 
vgl.  gewerbeberechtigung  u.  a.;  vgl.  auch  die  composita 
realgewerberechte  und  gewerberealitäten  unter  gewerbe- 
recht. 

2))  ansätze  zu  einer  gegenüberstellung  von  handel  und 
handwerk,  zu  einem  gegensatz  zwischen  vertrieb  und  betrieb. 

a))  schon  die  sachbedeutung  eines  rechtsobjectes ,  die  im 
letzten  beispiel  handwerk  und  handel  umfaszt,  drängt  in 
älteren  belegen  mehr  den  vertrieb  als  den  betrieb  in  den 
Vordergrund:  das  der  Schneider  zunftmaister  und  sin 
sechs  .  .  .  gebetten,  des  man  mit  der  kouflüt  zunftmaister 
.  .  redoti  und  si  bäti,  das  si . . .  dem  Schneider . . .  iren  gewerb 
gewandschneidens  lihen  wölten.  zunftbuch  v.  Konstanz  1418. 
zsch. gesch.  Oberrh.  13, 160 ;  item  si  band  ouch  gesetzt,  das  alle 
gewerb  ab  und  mengclichen  fri  sin  sollen,  damit  der  gemain 
man  arm  und  rieh  sin  narung  dester  basz  gehaben  müg. 
(Überlinger  Urkunde  von  li6i)  IS, 'äO ;  gewerbe  toird  hier  als 
handelsprivilegium,  in  gegensatz  gestellt  gegen  die  zunft- 
gerechtigkeit  des  handicerks :  wölt'  aber  ain  semliche  ains 
mals  me  denn  ain  lertochter  halten,  so  sol  si  die  zunft 


als  umb  ain  gewerb  ablegen,  urk.  der  Schneider  zu  Über- 
lingen (1450),  ebenda. 

b))  auch  in  der  Verbindung  von  gewerbe  und  handwerk 
stehen  sich  die  beiden  substantiva  nicht  so  nahe  wie  bei  ge- 
werbe und  handel.  selbst  da,  wo  sich  beide  bezeichnungen 
auf  die  gleiche  berttfsgruppe  beziehen,  musz  für  jede  doch 
vneder  eine  andere  thätigkeitsform  eingesetzt  werden :  hand- 
werk zielt  auf  den  betrieb  und  gewerbe  auf  den  vertrieb 
der  hatidicerkserzetignisse.  erst  die  neuere  entwicklung  ver- 
schiebt diese  ursprünglichen  Verhältnisse,  nunmehr  kenn- 
zeichnet gewerbe  in  Verbindung  mit  handel  gerade  den 
betrieb  und  nicht  den  vertrieb. 

«))  die  Verbindung  handwerk  und  gewerbe  in  fällen, 
die  ei7ie  Scheidung  nach  beruf sgruppen  nicht  zulassen,  oder 
ivenigstens  nicht  sicher  stellen:  war  auch,  dag  er  dehain 
andern  gewerb  oder  antwerk  triben  wölt,  denn  sin  vatter. 
Villinger  stadtrecht  §  101  (oberrh.  stadtrechte  2,  76) ;  in  die 
zunfte,  der  antwerk  und  gewerbe  sü  tribent.  ebenda  (§  107) 

2,  78; 

gar  offt  verdürbt  ein  handwercksman 
der  vil  gewärb  und  hantwerck  kan. 

S.  Brant  narrenschiff  18,  Znrncke  21« ; 

[vgl.  das  Sprichwort  sagt :  Hanns  von  allen  gewerben  wird 
niemahls  reich.  Adam  Smith  übers,  von  Garve  (4,  5)  3, 171 
{Jack  of  all  trades)\, 

warumb  ich  nit  daheimen  blib  (der  'lantfarer') 
und  ouch  min  gwerb  und  handwerk  trib. 

N.  Manuel  vompapstu.  s.  priestergchajt 
Bächtold  «.  55 ; 

ferner  unnd  zum  dritten  befindet  man  auch,  dasz  das 
stuckmachen  ein  schändlich  und  gantz  sündlich  hand- 
werck  und  gewerbe  sei.    Prätori us  saturnalien  372. 

ß))  beide  substantiva  zielen  auf  verschiedenartige  berufs- 
gruppen.  gewerbe  bezeichnet  den  vertrieb:  item  nachdem 
wir  gemeinsamem  nutz  ouch  frembden  und  heimschen 
zu  gut,  so  die  gewerbenden  un  hantwerchlüt  in  unser 
statt  suchen  un  bruchen  aller  zunfft  gewerb  und  hand- 
werch,  reformiert  ...  ist  unser  will  .  .  .,  das  demselben 
trüwlich  gelebt  und  nachkommen  werden,  und  sol  dabi 
ein  jeder  gewerbender  als  gewandtschnider,  kremer,  ap- 
potecker  ...  sin  gewerb  oder  hantwerckh  erberlich  .  .  . 
volfüren.  nüwe  stattrechten  und  Statuten  der  statt  Friburg 
im  Priszgaw  (l520)  92 ;  ab  auch  unter  .  .  .  armer  unver- 
mögender leute  kindern,  iunge  knaben  befunden,  welche 
zu  der  schule  woU  geschickt  und  begreifflich  der  freien 
kunst  und  schriffte  sein  wurden,  die  sollen  .. .  aussm 
gemeinen  kästen  erneret  . .  .  werden  ...  die  andern  kna- 
ben zur  arbait,  handtwercken  und  zimlichen  gewerben 
gefordert  werden.  Luther  {prdnung  eines  gemeinen  kästen 
1523)  12,26; 

.  .  .  ieder,  der  in  dieser  stat 

ein  guet  gewerb  oder  hantwerck  hat. 

H.  Sachs  (der  freiwilligen  armut  orden) 
fabeln  u.  schwanke  2.  178 ; 

die  pewrin  gleichet  ainem  mon, 

der  ein  guet  gewinet  ist  hon 

in  eim  hantwerk,  ambt,  gewerb  oder  handel. 
(die  bäurin  asz  alle  tage  einen  käse) 
fab.  u.  schw.  5, 132 ; 

ein  jeder  thue  unnd  richte  ausz  was  jm  gott  auffgelegt, 
Prediger  leren  und  beten,  regenten  wehren  und  schützen, 
der  gemeine  mann  warte  seines  handwercks,  gewerbs, 
bergwercks    unnd    ackerbaws  . .  .    Mathesius  (lyw^Aer  6) 

3,  89  Lösche-,  am  sonntage  und  allen  andern  hohen  fest- 
tagen,  ingleichen  an  busz-  und  dankfesten  . . .  soll  kein 
gewerbe  noch  handlung  geführet .  .  .  noch  handwerk  ge- 
trieben werden,  neu  revid.  tvillkühr  der  stadt  Danzig 
(1761)  169. 

yf)  auch  die  Verbindung  handwerksgewerbe  erwächst  zu- 
nächst diesem  gegensatz  des  engeren  zum,  weiteren  begriffe: 
begögnett  mir  uff  ein  zeitt  umb  vesper  im  basar,  da  man 
under  den  schupfen  die  maiste  handwerckhsgewerb  täglich 
dreibtt.  H.  Ulrich  Krafft  reisen  und  gefangenschaft 
s.  125 ;  künftig  soll  nur  derjenige  zur  selbstständigen  be- 
treibung  eines  handwerksgewerbes  berechtigt  sein,  wel- 
cher als  bürger  in  eine  gemeinde  des  herzogthums  auf- 
genommen ist.    nassauisches  bürgerbuch  (1850)  379. 

S))  erst  die  späteren  Verbindungen  lassen  gewerbe  und 
handwerk  zusamm^en  dem  gleichen  begriffe  des  betriebes 
zusteuern  {s.  111,  3) :  ...  als  dadurch  dem  handwerkswesen 


6513    GEWERBE  (III,«  gebrauchaenoeiterung) 

and  den  geworben  eine  ganz  andere  geaUlt  gegeben  war. 
P.  V.  Stktten  1,  G;  im  koinmeroialtohema  findet  man 
verBchicdone  Handwerke  und  gewerbe,  von  denen  die 
bcnennungen  an  andern  orten  nicht  bekannt  aind.  Ni- 
coijvi  rei»e  i,  mi ;  aber  es  scheint  niemand  einzusehen, 
wcloiien  hohen  grad  von  Wirkung  die  kilnste,  in  Verbin- 
dung mit  den  Wissenschaften,  Handwerk  und  gewerbe  in 
einem  Staate  hervorbringen.  Göthr  (8chweiMirr«i»«  1797) 
48,  180. 

8))  dem  entiprieht  dann,  data  »ieh  in  den  »päteren  Verbin- 
dungen von  gewerbe  und  handel  die  begriffe  eontradietoriteh 
ergänsen:  mitton  unter  dem  waffengerllusch  blühten  ge- 
werbe und  liandel,  ScillLi.Kn  (abfuU  der  Niederlande  l) 
7.  15;  bedenken  sie,  was  natur  und  kunst,  was  handel, 
gewerke  und  gewerbe  zusammen  schafTen  müssen ,  bis 
ein  gastmahl  gegeben  werden  kann.  GAthb  {Wilhdm 
Meitter»  Uhrjahre  5,  lo)  19,  194 ; 

man  hOrt  wohl  |ainmem  viel  nnd  klagen, 
et  sei  dar  reist  in  ansem  lafen 
in  seinem  tiefsten  recht  verletzt, 
und  von  dem  handol,  dem  gewerbe 

Sekr&nkt  an  scinom  alten  erbe, 
es  anfestammton  throns  entnetzt. 
nnd  wahrlich,  sieht  man  bunt  sich«  regen, 
das  damprcrertlt  auf  eisonwcgon, 
die  Spindel,  die  von  seibat  sich  dreht .  .  . 
der  geist  bleibt  ewiglich  allein. 

Grillparzer  (1887)  2,  178  ; 

für  die  Individuen,  welche  sich  einem  ordentlichen  han- 
delsgewerbe  widmen  wollen.  regierungaMatt  filr  Bayern 
(1880)  nr.  4;  genusz  der  rechte  .  .  .  vermöge  deren  man 
■ich  ansässig  macht,  grundbesitz  erwirbt  und  darüber 
verfügt,  gewerbe  und  handel  ausübt,  atenograph.  ber.  der 
Franc/,  nationalvera.  a.  767'»;  das  königlich  würtember 
gische  ministciium  des  inncrn  hat  anher  eine .  .  .  petition 
der  ' centraUtüUe  für  gewerbe  und  handel'  in  Stutt- 
gart eingesendet,  ebenda  Wli}' ;  wir  wollen  freiheit  der 
presse,  der  gewerbe,  des  handeis.  Th.  Mann  Budden- 
brooka  i,  198;  dio  Verwaltung  des  gewerbewesens  wird  an 
oberster  stelle  im  reiche  durch  das  reichsamt  des  innern 
und  in  Preuszen  durch  den  minister  für  handel  und  ge- 
werbe mit  der  maszgabe  wahrgenommen,  dasz  ein  thcil 
der  gewerbepolizei  vom  minister  des  inncrn  und  ein 
theil  des  technischen  Unterrichtswesens  vom  kultus- 
minister  verwaltet  wird.  Huf.  de  Grais  handbuch  der 
verfaaaung  u.  vencaltung  (l90l)  631. 

2)  die  ertceitemng  dea  verwendungskreiaea  auf  grund  der 
entwickelung  dea  teirthacht^flalebena  und  der  verachiebungen 
de»  aprachgebrauchea. 

a)  die  enttoickelung  dea  wirthachaftalebena. 

a)  innerhalb  dea  atädtischen  betrieba  geht  die  enitoieke- 
lung  von  netterungen  aua,  die  dem  geateigerten  verkehr 
und  den  bedürfniasen ,  die  er  erzeugt,  gerecht  tcet-den:  in 
disem  concilion  ist  auch  usz  allen  landen ,  fil  handt- 
wercks  folck,  spileut,  wiert,  gemain  frawen  etc.  zuge- 
zogen, die  alle  iren  gewerb  zu  Costentz  getriben  haben 
.  . .  apodecker  so  iren  gowerb  zu  Costetz  in  der  zeit  des 
kuntziliums  Herten,  waren  16  .  .  .  scherer  ausz  allen  lan- 
den so  bei  den  flrsten  und  heren  zuhof  dienten,  und 
sunst  hin  und  wider,  iren  gwerb  flerten  mitt  iren 
knechten,  waren  806  .. .  Wechsler  usz  allen  landen  ,  die 
iren  gwin  zu  Costentz  auch  suchten,  waren  68.  S.  Fischer 
Chronik  von  Ulm  199  Veeaenmeyer.  von  anderer  aeite  ivirkt 
auch  die  regelung  und  gliederung  ein,  tu  der  daa  txiaam- 
mtfdeben  drängt,  ao  ajmlten  aich  die  früheren  gruppen  der 
nahrungaziceige  auf  grxtnd  der  arbeitstheilung  und  auf 
grtind  neuer  erfindungen  in  neue  arten  und  Unterarten,  und 
andereraeita  wächat  dieae  oder  jene  nebenbr.ochäftigung, 
dieser  oder  jener  teitvertreib  «u  einem  festen  nahrunga- 
ttoeig  aua. 

l))  inner?talb  dea  handelageicerbea  beanapruchen  vor  allem 
die  neuerungen  ot^fmerkaamkeit,  die  der  gesteigerte  verkehr 
im  vertri^  von  nährungamitteln  hervorrief,  tie  betreffen  im 
beaondem  die  enticicklung  des  gasticirtftsgncerbea.  andere 
gltederungen ,  die  die  arbeitstheilung  innerlialb  dea  gross- 
handela  hervorri^,  treten  am  gebrauch  von  gewerbe  erat 
apättr  n*  tage. 

«))  nach  raut  und  unterwiszung  aller  der,  den  umb 
den  gewerb  des  weins  und  des  saltz  kund  und  wissen- 
liehen    wa.««.      .tfatut   v.  Attgaburg    über   den   weinhandd 


GEWERBE  (Ill.t  wirlh»ehafU.  vendtUbungen)  55 14 

(16.  jahrh).  a.  deutaeke  aiädteekron.h.Ub;  da  (m  Sektteig- 
hofen  bei  Ulm)  sassen  auch  die  wirth,  kSeb,  gastftwn, 
das  dorf  nam  von  desz  vilfcltigen  gewerbe«  wafen  also 
zu,  dass  vil  bäum  an  andern  orten  hab  nnd  gnt  Ter 
kaufrien  nnd  sich  dahin  rhettao.  8.  Fraiick  Germania 
soo*»;  da«  gewerb«  eines  braows  imd  Mlbst  iÜMS  M«r- 
•chenken  «ind  eben  so  nothwMMlif»  abthaUanfMi  dar 
arbeiten  al«  irgend  ein  andere«  gewerbe.  Garvc  «tr* 
deutaehung  dea  Adam  Smith  (4,  8)  8, 108 :  ja  die  profeMion 
der  branteweinbrenner  war  in  der  hftifte  des  sechzehntea 
Jahrhundert« .  .  .  bereit«  ein  ansehnliches  gewerbe.  P.  ▼. 
Stktten  1,848:  es  {da*  kt^ffeesehenken)  war  uaUngß  ein 
freies  wosen  und  gewerbe.  ebenda  t,  IM; 

fDrwahrl  ich  bin  der  einzig«  soba  nor, 
und  die  wirtacbaft  ist  grosz.  nnd  wirbtif  nnaer  gewerbe. 
GÖTiii  {Hermann  «.  Dorothm  4)  40.  Mi ; 

vgl.  auch  0.  Hartmann  lolir  und  leseboeh  für  da«  |m^ 
wirthschaftliche  gewerbe  {Berlin  I886).  tu  den  formtn  ist 
kleiuhandela  mit  nährungamitteln  vgl. :  und  recht  interes- 
sant war  mir  das  zivilisierte  wcscn  dieser  (o^^  •)  frau  Im 
contrast  mit  gewerb  und  leidenschaftlicher  gewöhnung. 
nicht  minder  interessant  waren  mir  die  gegenstände 
ihres  gewerbes,  die  frischen  mandeln .  . .  und  die  duftig 
frischen  feigen.    Heins  {Italien  1, 16)  8,  »45  EUtmr. 

b))  tu  den  neuerungen  auf  grund  der  mrbeitaÜmlunf 
lassen  »ieh  einige  beiapiele  aua  Garves  vtrdeutaekung  da 
Adam  Smith  (i794  ff.)  af^tihren.  gewerbe  i»t  hier  in 
allen  fallen  für  trade  eingeeetat :  das  gewerbe  de«  ge- 
treidehändlers  besteht  aus  vier  verschiedenen  zweigen... 
(4, 5)  8, 158 ;  gewerbe  eine«  zwisclicnhttndlera  (4,  5)  8,  187, 
eines  krämers  170 ,  eine«  Schleichhändlers  (6,8)  4 ,  SM 
u.  a. 

8))  erfindungen  und  neuerungen  in  beruf  »formen .  di* 
betrieb  ttnd  vertrieb  in  »ich  vereinigen. 

a))  sollichs  alles  wie  obstat  ist  allen  buchtruckem  ver- 
botten  bei  niderlegung  ires  gwerbs.  S.  Fischer  ehronik 
V.  Ulm».  146  Veesenmeyer;  vgl.  auch  buchdruckergewerbe. 
buchgewerbc;  gefährliche  gewerbe  sind  pulvermUhlen. .., 
apotheken, .  .  .  brauer,  brandweinbrenner, .  .  .  tOpfer.  allg. 
landrecht  f.  d.  preuat.  ataaten  (18SS)  H  8  §  M6S. 

5))  ...  habe  ich  nicht«  hinzu  zu  setzen ,  als  dasz  ich 
in  den  Steuer  registem  von  1495  bereits  die  gamsieder  aU 
leute  von  einem  eigenen  gewerbe  gefunden  habe.  P.  v. 
Stetten  8, 75;  bortenmacher  sind  hier  ein  altes  ge- 
werbe 1,  814;  das  gewerbe  {der  lodweber)  erhält  sich 
gleichfalls  noch,  und  nähret  eich  nach  der  la^e  der 
handlung.  1,  aiS;  vgl.  datu  einige  atellen  au»  Garves 
Verdeutschung  des  Adam  Smith,  in  denen  da»  original 
durchvieg  trade  vertcendet:  gewerbe  der  Handwerker,  ma- 
nufacturisten  und  kaufleute  (4, 9)  8, 418;  gewerbe  der  hom- 
drechsler  und  kammacher  (4,  8)  8, 886;  gewerbe  der  gold- 
und  Silberarbeiter  (4,6)8,808;  sobald  da«  gewerbe  de« 
häuserbauens  mehr  als  dieses  einbrächte,  würde  es  bald 
so  viele  menschen  reitzen,  sich  damit  abzugeben.  (5,8)  4,875 
{the  trade  of  the  builder);  den  knöpf  auf  die  nadel  zu 
setzen,  ist  ein  eignes  geschäft ;  —  die  nadeln  weisz  za 
machen  ein  anderes,  e«  macht  sogar  ein  gewerbe  au, 
die  nadeln  in  die  papiere  zu  stecken.  (1, 1)  l,  8  (tuw'iiw«). 

8))  der  engere  rahmen  des  stadtischen  wiriktdün/laUbtmg, 
den  diese  und  antlere  ähnliche  rertcendungen  «omiMcCacii, 
macht  sich  nach  der  einen  seile  al»  anstosa  der  bedeutung»- 
Verengerung  geltend  {vgl.  unter  S):  «o  seid  ihr  bürgersleate  I 
ihr  lebt  nur  so  in  den  tag  hin;  und  wie  ihr  euer  ge- 
werb' von  euem  eitern  überkommen  habt,  so  laszt  ihr 
auch  das  regiment  über  euch  schalten  und  walten,  wie 
es  kann  und  mag.  Göthe  {Egmont  s)  8. 801 ;  wir  kommen 
zunächst  durch  eine  doppclrcihc  von  städeln  und  wissen 
nun  schon,  Luckenbach  gehört  zu  jenen  Städtchen,  in 
deren  thätigkeit  sich  ackerban  und  gewerbe  teilt.  Otto 
Ludwig  {Heitertthei)  %.»;  und  so  wird  e«  fortgehen, 
wie  es  von  «einen  eitern  her  fort  gegangen  ist.  wie  es 
bei  seinen  söhnen  fort  geht,  and  wie  es  bei  dem  heger- 
buben  fort  gehen  wird,  er  mag  sich  nan  za  einer  Hand- 
arbeit, zu  einem  gewerl>e  gewendet  haheii,  oder  so  dem 
meere  der  Wissenschaft.  Stifter  {der  wmUtgSngvr  t)  err. 
3,  ISO  Agrent;  das  wesentliche  des  bürgerrvchts  beisteht 
gerade  in  der  berechtigung  zum  betriebe  städtischer  ge- 
werbe. H.  V.  Kleist  Berliner  abendblätter  (I810)  »16 ;  ebenso 

346» 


5515  GEWERBE  (III,  2  neue  städtische  erwerbszweige)       GEWERBE  (III,  2  Übertragung  auf  ländl.  erwerb)  5516 


verhält  sichs  beim  stadtgewerbe.  Übertreibung  und  ver- 
theilung  desselben  in  -viele  bände,  da  wo  wenige  hin- 
reichend sind.  Semer  bei  3.  A.  Weisz  Zunftwesen  138.  vgl. 
die  beliebte  Verbindung  bürgerliches  gewerbe  sp.  5510;  vgl. 
bürgergewerbe ,  sp.  5516. 

4))  dagegen  drängen  zur  erweiterung  des  begriffes  die 
nahrungszweige ,  die  ans  ungeregelter  thätigkeit  zu  einer 
berufsart  sich  entwickeln. 

a))  in  Städten,  wo  es  viele  maskenbälle  giebt,  ist  es 
ein  gewerbe,    maskenkleider  zu   verleihen.     Garve  Ver- 
deutschung des  Adam  Smith  (2,  l)  2*,  10  (trade)  ; 
des  königs  von  Spanien  tochter 
ein  gewerb  zu  lernen  begann, 
...  sie  wollte  wohl  lernen  nähen. 

Uhland  413. 

&))...  alle  hushelterin,  spontziererin  und  die  so  offen- 
lich  zur  unee  sitzent  oder  bulschaft  tribent,  wo  die  in 
der  stat  sessent,  sollent  ziehen  .  .  .  und  als  ir  etliche 
sithar  widerumb  in  die  stat  under  erber  lüte  gezogen 
sint  und  ir  gewerbe  tribent  als  vor,  do  sollent  dieselben 
.  .  .  ziehen  in  vierzehen  tagen.  Straszburger  Verordnung 
von  1471  Brucker  459 ; 

ich  fröw  mich,  dasz  ich  kuplen  kan, 

sunst  wurt's  mir  liden  übel  gan ; 

das  han  ich  meisterlich  und  wol  gelert, 

und  mich  nun  lange  zeit  mit  ernert.  i. 

Sit  dasj  mine  tutten  aufiengend  hangen, 

wie  ein  lerer  sack  an  einer  stangen, 

do  fieng  sich  an  min  hut  zu  rümpfen, 

und  wott  man  nit  mehr  mit  mir  schimpfen. 

do  gieng  ich  in  das  beginen  hus, 

min  alter  gwerb  trüg  nüt  me  us. 

N.  RIanuel  (vompabst  u.  seiner  priesterschaft) 
Bächtold  55  ; 

erstmals  lebt  dise  keüschlich ,  karglich  und  streng, 
suchende  jr  narung  mit  spinnen  und  weben,  aber  nach 
dem,  da  ist  herzu  gangen  ein  büler  oder  zwen,  die  jr 
ein  lohn  zusagten  .  .  ,  hat  sie  den  handel  angenommen, 
nachgendts  hebt  sie  das  gewerb  an.  Terenz  übers,  v. 
V.  BOLTZ  (AndHa  1, 1)  11*;  {harlequin  zur  kupplerin): 
wenn  ihr  schon  euern  plaz  ändert,  so  braucht  ihr  desz- 
wegen  nicht  euer  gewerbe  zu  ändern.  Shakespeare 
übers,  v.  Wieland  {mMss  für  mass  1,  l)  2,  161 ;  jetzt,  da 
das  gewerbe  {der  öffentlichen  mädcheii)  geehrt  und  durch- 
aus ungehindert  scheint,  trägt  auch  jede  öffentlich  zur 
schau,  was  sie  ist  und  wovon  sie  lebt.  E.  M.Arndt  reisen 
5  (I8O2)  291 ;  ...  und  hier  bringen  sie  {die  kuppler  ti.  ver- 
schämten bettler)  ungehinderter  und  freier  ihr  verlegenes 
gewerbe  an,  und  gehen  nicht  selten  mit  einem  glück- 
lichen erfolg  durch.  371; 

dann  allwellt  fürt  darüber  klag, 
das  ist  nammlich  der  bettler  orden 
der  ist  letz  zu  eim  gwerb  worden. 

Valentin  Boltz  weltspiegel  6  (1551)  P  a*» ; 

bettler  treiben  das  güldene  gewerb,  darinnen  sie  in  der 
Wochen  sechs  tag  feiern  und  den  siebenten  vor  der 
kirche  sitzen.  J.  J.  Otho  evangel.  krankentrost  623 ;  das  ist 
das  verächtliche  beer  der  langen  finger.  ein  elend  ge- 
werb, das  keinen  grosen  mann  ausbrütet.  Schiller 
{Mesko  1,9)  3,30;  das  gewerbe  {des  beutelschneiders)  gieng 
eine  zeit  lang  wohl  von  statten.  lUvskvsvolksmärchen^,  180 ; 
wie  die  staats-felinger  in  städten,  so  haben  die  gemeinen 
felinger,  welches  die  Scharfrichter  und  schinder  oder  frei- 
leute  sind,  ihr  wesen  hauptsächlich  auf  den  dörfem  und 
bei  der  niedern  volksclasse.  beider  gewerb  ist  quaksal- 
berei.  Scholl  abrisz  des  jauner-  und  betteltcesens  iti 
Schwaben  (1793)  90  bei  Kluge  rotw.  1,  270 ;  es  ist  auch  ain 
anders  gewerb  der  Zauberei,  bisz  her  noch  von  dem  Mose 
und  Jakobel  herkommen.  Polydorus  Vergilius  übers,  v. 
Tatius  Alpinus  26"; 

gold  leg  in  der  klikusche  (Wahrsagerin)  band !    denn  nicht 

umsonst, 
nein,  von  den  künden  baar  bezahlt  spricht  das  gewerb. 

K.  Immermann  {Eudoxia  15,  366) ; 

.  .  .  (Beppo)  der  seiner  zeit  in  den  Niederlanden  im  spa- 
nischen beere  als  feldschmied  gedient,  nebenbei  ver- 
schiedene zweideutige  gewerbe  betrieben  und  nun,  diese 
beschäftigung  fortsetzend,  sich  in  Venedig  niedergelassen 
hatte  .  .  .  und  er  (Ruggiero)  erinnerte  sich ,  Beppo  mit 
seinen  beiden  strolchen  von  söhnen  stehe  im  geruch 
neben  anderen  lichtscheuen  geschäften  auch  das  gewerbe 
eines  bravo  mit  eben  so  viel  entschlossenheit  als  geschick 


zu  betreiben !  Halm  (das  haus  an  der  Veronabrücke)  4, 99 
Schlossar. 

ß)  in  solcher  Übertragung  auf  erwerbszweige,  die  der 
festen  regehmg  und  geschlossenheit  an  und  für  sich  vnder 
streben,  greift  das  Substantiv  auch  über  die  mauern  des 
städtisclien  lebens  hinaus,  und  hierin  liegt  ein  neuer  schritt 
zur  erweiterung  des  begriffes. 

1))  ein  ausgangspunkt  liegt  schon  in  den  berufszweigen, 
die  von  der  stadt  auf  das  land  hinausgreifen:  {dasz  die) 
bantwerck  beschwärt  weren ,  und  aller  gwerb  gantz  uff 
dem  land  war,  das  sich  der  gemain  man  nit  wol  er- 
neren  möcht.  Fläschütz ,  chron.  des  stifts  Kempten  Bau- 
mMnn  381 ;  vgl. .-  flecken  unterscheiden  sich  von  dörfem  nur 
durch  die  ihren  einwohnern  zukommende  befugnisz,  ge- 
wisse städtische  gewerbe  zu  treiben,  preusz.  landrecht 
(1796)  2.  th.  8.  tit.  §  176;  und  wo  er  {der  müller)  bei  star- 
kem mühl-gewerb  mehrere  mühlarzen  halten  musz  .  .  . 
badisclie  müllerordnung  1670  §  24 ;  bei  eisenwerken  zum 
beispiel ,  sind  die  schmelzhütten,  wo  das  eisen  aus  dem 
mineral  gezogen ,  die  hämmer ,  wo  es  geschmiedet  .  .  . 
wird,  sehr  kostbare  Werkzeuge,  derer  dieses  gewerbe  nicht 
entbehren  kann.  Garve  Verdeutschung  des  Adam  Smith 
(2, 1)  2*,  8  {instruments  of  trade); 

und  heil  dem  bürger  des  kleinen 
Städtchens^  welcher  ländlich  gewerb  mit  bürgergewerb  paart! 
auf  ihm  hegt  nicht  der  druck,  der  ängstlich  den  landmann 

beschränket; 
ihn  verwirrt  nicht  die  sorge  der  vielbegehrenden  städter. 

GÖTHE  {Hermann  u.  Dorothea  5)  40,  278; 

man  schmeichelt  sich,  dasz  nach  aufhebung  der  tabacks 
Pachtung,  welche  zu  ende  1783  geschah,  dieses  wichtige 
gewerbe  gänzlich  wieder  frei-  und  die  fabrikation  an 
kunstverständige  zu  geben,  der  Vorschlag  geschehen  sei. 
Nicolai  reise  4,  436;  das  gewerbe  der  fischer  gehört  ebeU' 
falls  unter  die  ältesten  in  unserer  stadt.  P.  v.  Stetten 
2,  135;  für  das  Städtchen  Alt-Pillau  ist  dieser  fang  {des 
st'örs)  immer  ein  sehr  wichtiges  gewerbe,  und  daher 
führt  sie  auch  einen  auf  den  wellen  schwimmenden  ge- 
krönten stör  im  wappen.   preusz.  handlungszeitung  (1801) 

•'■  ^"  '    lasz  mir  den  fischerkittel,  den  trutzigen !    macht 
sich  noch  rar  der! 
hat  noch  kein  eigen  gewerb  und  fronet  dem 
alten  im  handwerk. 
MöRiKE  {idylle  vom  Bodensee  3)  1,  352 ; 

wegen  der  fünf^jehn  krabbenfänger ,  welche  auf  kleinen, 
elenden  booten  ihrem  gewerbe  nachgehen. . .?  Frenssen 
Hilligenlei  113;  vgl.  schiffergewerb  Zunftordnung  f.  d. 
icürtembergische  schiffertum  zu  Schiltach  (1766)  bei  Weisser 
recht  der  handwerker  472.  474 ;  flozholzgewerb  467 ;  flozge- 
werbe  473. 

2))  die  auffassung  der  erwerbsfhätigkeit  als  eines  ge- 
regelten und  geschlossenen  berufes  greift  von  der  stadt  aus 
auf  das  land  über. 

a))  dieses  nam  er  zu  hertzen,  verhandelt  bald  seine 
pferde,  wagen  und  wein,  begab  sich  gentzlich  auffs 
ochsen  treiben,  solchem  gewerb  bedaucht  in  aber  das 
rosztauschen  noch  überlegen  zö  sein,  schlug  die  har  wi- 
der umb,  ward  ein  roszkam  .  .  .  Kirchhof  wendunmut 
1,  214  Österley;  ein  andermal  wollte  er  ein  roszkamm 
werden;  als  ihm  aber  die  pferde  nase  und  obren  fast 
abgefressen  hatten ,  gab  er  das  wieder  auf,  ungeachtet 
er  behauptete,  kein  mensch  verstünde  das  gewerbe  besser 
als  er.  Jon.  Gottw.  Müller  Siegfr.  v.  Lindenberg  (i780)lll; 
an  den  ufern  der  Havel  lebte  .  .  .  ein  roszhändler ,  na- 
mens Michael  Kohlhaas  ...  er  besasz ,  in  einem  dorfe, 
das  noch  von  ihm  den  namen  führt,  einen  meierhof, 
auf  welchen  er  sich  durch  sein  gewerbe  ruhig  ernährte. 
H.  V.  Kleist  {Kohlhaas)  3,  141  Erich  Schmidt;  dieses 
Schutzes  {der  gesetzt  zum  gedeihen  meines  friedlichen 
gewerbes,  bedarf  ich.  3,  183 ;  der  roszkamm  versicherte . . . 
dasz  er  alle  landesherrlichen  Verfügungen,  die  sein  ge- 
werbe angingen,  genau  kennte.  3,143;  vgl.  auch  land- 
kutschergewerbe.  Nicolai  reise  4,  481. 

b))  ach,  den  verwegnen  alpenjäger  hascht 

der  tod  in  hundert  wechselnden  gestalten , 

das  ist  ein  unglückseliges  gewerlv, 

das  halsgefährlich  führt  am  abgrund  hin! 

Schiller  {Teil  3, 1)  14,  339  Oödeke ; 

der  Schäfer  siehet  die  natur  mit  andern  äugen  an  als 
der  fischer  und  Jäger:  und  in  jedem  erdstrich  sind  auch 


5517  GEWERBE  an,  a  Übertrag,  aufd.  hndteirtJueh.)      GEWERBE  QU.  t  übertr.  aufd/fenÜieht  ümtte)  5518 


I 


diese  gewerbe  wiederum,  wie  die  oharalitere  der  luitionen 
versoliieden.  HBRDKn  (ufaen  ntr  philo»,  d.  getek.  der 
mentchh.)  18,806;  von  dem  gewertw  der  acliafhirten  .  .  . 
dM  hUten  der  toliafe  ial  ein  freies  unzUnfUges  gewerbe, 
das  weder  von  einer  ttffenlliclien  prilfung  über  persAn- 
liolie  befähigung,  noch  von  der  erlaubniss  einer  regie- 
rungsbehOrde,  noch  von  einer  obriglieitlioiien  bestellung 
abhängt,  die  HUHÜbung  dieses  gewerbes  ist  Jedoch  einer 
besonderen  poltzoiliulien  oontrule  unterworfen,  tutammen- 
$tellung  d.  auf  d.  aeht^nteht  nch  bea.  polittiverordn.  f. 
Wtirlemberg  (l«80)  5. 

c))  Johann  Nagelsohmidt  nämlich  .  .  .  hatte  fUr  gut 
befunden  .  .  .  einen  teil  dieses  zu  allen  Schandtaten  auf- 
gelegten gesindels  von  neuem  zusammenzuralTen ,  und 
das  gewerbe,  auf  dessen  spur  ihn  Kohlhaas  geführt  hatte, 
auf  seine  eigne  band  fortzusetzen.  H.  v.  Ki.kist  {Kohl- 
haa*)  8,  SM  E.  Schmidt,  tu  dieter  Übertragung  vgl.  athon  .- 
ihr  (der  aeeräuber)  grausames  gewerb  aber  das  sie  trieben, 
hatte  alle  frenndligkeit  ausz  jhren  gemUthcrn  weggerissen. 
B.\iu:i.ay's  Argenia  (8,10)  übera.  von  Opitz  1,806.  edetwo 
der  erste  des  namens  {der  Hiraehbattem)  hat  das  haus  als 
eine  nrt  wildhüter  zu  lehcn  erhalten  mit  der  ausdrück- 
lichen bcdingung,  jagd  auf  die  wilderer  zu  machon.  da 
nun  gar  kein  zwciTcl  sein  kann,  dasz  sein  söhn  neben 
anderen  ähnlichen  beschäftigungen  auch  diesem  ehr 
samen  gewerbe  obliegt,  so  könnte  man  es  ihr  als  eine 
Servitut  auferlegen,  dasz  sie  die  band  zu  seiner  beifahung 
zu  bieten  habe.   Kuh/  {Soimenmrt  8,  8»)  6, 167  Fiacher. 

8))  ao  wird  auch  der  betrieb  der  landwirthaekt^ß  aMat 
ala  gewerbe  aufgtftiaat.  ala  erate  belege  dßfür  waren  oben 
(«p.  6479)  beiapiele  aua  ISBLIN  und  aua  Gauveb  überaeiaung 
von  Adam  Smith  ang^iihrt,  beim  letzteren  meiat  an  atMe 
von  employment,  da  das  englische  original  nur  in  einem/alle 
{in  Verbindung  mit  dem  stand  des  kornhändlera)  mit  trade 
vorangeht: .. .  so  wollte  nmn  ihn  ((/^n^MicA^)  zwingen,  nicht 
nur  das  gewerbe  eines  landwirlhs,  sondern  auch  das 
gewerbe  eines  kornhändlcrs  zu  treiben  (4, 6)  8, 168  (to  exer- 
eise  the  trade,  not  only  of  a  f armer ,  bttt  of  a  com  mer- 
thant);  diejenigen  Systeme  also,  die  der  landwirthschaft 
vor  allen  andern  gewerben  den  Vorzug  geben  {to  all 
other  employmenta  i,9)3,i48;  wo  die  landwirthschaft  das 
einträglichste  aller  gewerbe,  und  länderoien  urbar  machen 
und  anbauen,  das  sicherste  mittel  ist,  reich  zu  werden 
{the  most  prqfitable  of  aÜ  employmenta  8,  5)  8, 179).  dazu 
vgl.:  während  das  wichtigste  aller  gewerbe,  der  landbau, 
durch  arbciter  betrieben  wird ,  die  nie  den  väterlichen 
boden  verlassen.  (J.  G.  Hofpmann)  das  interesse  des  me»- 
aehen  u.  bürgera  bei  d.  besteh,  tunftverf  (1808)  96;  die  ca- 
pitalien  jeder  nation  stecken  in  ihrem  ackerbau,  in  ihren 
fabriken  ,  in  ihrem  handel ;  in  dem  letzten  dieser  drei 
gewerbe  sind  sie  aber  viel  leichter  realisirbar,  als  in  den 
beiden  ersten,  über  den  freien  manufaeiurhandel  {iS09)  81; 
J.  G.  KoHPF.  allgemeine  Verhältnisse  des  landwirthschaft- 
lichen  gewerbes  (1829);  ist  nun  der  ackerbau  das  einzige 
gewerbe  einer  nation .  so  theilt  die  stets  wachsende  bc- 
völkerung  den  boden  in  immer  kleinere  thcile.  Moni. 
Württemberg,  gewerbainduatrie  1,  U;  ich  glaube,  dasz  in 
keinem  einzigen  gewerbe  mehr  arbeiter  betheiligt  sind 
als  in  der  landwirthschaft.  Birmarck  {rede  im  reieha- 
tag  15./1.  1885)  10,  433.  noch  deutlicher  7,  880  u.  o.  im  all 
gemeinen  aber  tcird  die  landwirth.'tchaß  vom  neueren  aprach- 
gebrauche  aus  dem  bedeutungsgehalt  von  gewerbe  wiedei- 
ausgestoaten  {vgl.  ap.  6478)  und  weim  von  landtrirthacJm/t- 
liehen  gewerben  die  rede  tat,  aind  meist  industrielle  an- 
lagen (brennerei  t4.  a.)  damit  gemeint,  die  unter  den  engeren 
begriff  von  gewerbe  fallen  {a.  8). 

y)  wie  die  landicirthachaft  an  sieh  dem  bürgerlichen 
Charakter  iridersfrebt ,  den  der  mittlere  begriff  von  gewerbe 
festhält,  so  »chliestt  der  gleiche  rahmen  dea  bürgerlichen 
ben^fea  auch  die  künstleriaehe  und  wissettarhaflliche  thä 
tigkeit  einerseits,  die  gruppen  dea  öffentlichen  dienstes  an- 
dereriteits  atts.  doch  auch  hier  tcerden  paralld  der  ent- 
icickelung  von  bildungen  wie  geschäft,  handwerk  u.  a.  die 
grenzen  dea  bedeutungaun\fangs  erweitert:  die  freie,  unge- 
regelte tftätigkeit  des  gelehrten,  des  künstlera,  dea  kriega- 
*nanns  irird  in  die  festen  formen  eines  ständigen  betufes 
gespannt,  und  auch  das  entgelt,  das  der  beamte,  der  soldat. 
der  artt,  der  Schriftsteller,  der  künatler  für  seine  leiatungen 


erwartet,  wird  immer  mehr  unUr  dem 
nahrungaarwerba  batrtukiat.  mm  mtüHm  §iU  du  ßir  H»- 
jenigen  unaaenaehifUiekm  tnaarbtawaifa.  Ha  taiekt  im  iffmi- 
liehen  dienet  atehen.  aondem  ihr  antgidt  bei  primifmwtmm 
auehen. 

1))  di«  Übertragung  auflaiatungan  dea  bffenUiehen  Ümttn 

a))  also  ...  80  träumet  einem  Juristen  und  fttraprMlM» 
gemeingliob  von  zanck  und  hader. . .  einem  waehenr  von 
gelt,  gold  oder  silber,  unnd  einem  jeden  nach  dem  er  ein 
gewerb  oder  handthierung  treibet.  I'iiii.ii'I'Mkij^nchthon 
von  mandierlei  geachlechten  der  träume  bei  Hvff  B7^  ;  Schul- 
arbeit, da  einer  was  für  andern  studirt,  gibt  freud  and  last, 
und  es  kan  einer  viel  leuten  seligklich  damit  dienen,  ob 
es  nicht  so  viel  tregt,  als  andere  gewerbe,  so  haben  wir, 
die  in  schulen  unnd  kirchen  .  .  .  dienen,  den  vortheil,  daa 
got  unser  herr,  schütz  und  reicher  lohn  ist.  Matiiesius 
{leiehenreden)  1,79  Lösche;  die  ärmeren  bürger  schickten 
ihre  kinder  in  die  schulen  solcher  lebrer,  welohe  UM 
dem  unterrichten  für  geld  ein  gewerbe  machten.  Gannt 
{Adam  Smith  6, 1)  4, 164  {aa  made  a  trüde);  and  doch  steht 
die  gewöhnliche  belohnung  des  Torxfiflichen  lehrers  dar 
Wissenschaften,  mit  der  belohnang,  welche  ein  berühmter 
advocat  oder  arzt  erhält,  in  keinem  Verhältnisse,  die  or- 
Sache  ist,  weil  das  gewert>e  des  erstem  mit  armen,  aaf 
öffentliche  Unkosten  erzogenen  leuten  überfallt  ist ;  in 
dem  gewerbe  der  beiden  letztem  hingegen  wenig  andre 
mitbewerber  auftreten,  als  die  die  Unkosten  ihrer  eixie» 
hung  aus  eignen  mittein  bestritten  haben.  üAnvB  vee» 
deutachung  dea  Adam  Smi^  (1,  10  irmU)  1,  M»; 

du  (dipUmtai)  magst  nar  dein  cewerbe  trsttw 
in  dem  dich  niemand  ttbertrifll; 
ich  kann  nur  mit  dem  Schwerte  scfareibsB, 
mit  blut'gen  ztlgen,  meine  schrifl. 

QOthi  (^menidea)  18,  tn.  wgt.  amck 
ap.  6688 :  geweriw  IfeibeHi 

b))  krieg  war  ein  tn\  gewerbe  — 

lebt  wohl  I  ich  sterbe. 

HoKKMANN  VON  Pallbbslaben  Weder 
der  landtknechte :  36  aehabab)  8,  m; 

dein,  liet>chen  ist  das  kriegsgewerb«  nicht. 
niaa  (4,  686)  über»,  v.  Biryer  8, 88 
(Voss :  werke  des  krieges),  vgl.  onefc  theü  6,  t878. 

oder  er  {der  ataat)  kann  zweitens  eine  gewisse  an- 
zahl  von  bürgern,  der  er  selbst  unterhalt  giebt,  ganz 
allein  mit  kriegerischen  Übungen  beschäftigen,  und  auf 
diese  weise  den  stand  eines  Soldaten  zu  einem  eigenen 
und  von  allen  andern  abgesonderten  gewerbe  machen. 
Garvk  {Adam  Smith  5,1)  4,  16  {partieular  trade),  ebenao 
4, 18 ;  und  vollends  das  gewerbe  des  kriegers,  diesz  würde 
jedermann  fliehen,  als  das  geRlhrlichste ,  das  es  unter 
allen  gewerben  geben  mag.  Lotz  reviaion  d.  grundbegr. 
der  nationalwirthachtrftalehre  8,  1Ö6> 

a))  Übertragxtng  auf  den  privaterwerb. 

a))  für  die  berufe  mit  wiaaenaehe^fUiekar  vorhüdmmg 
kommen  vor  allem  ante  und  opothdcer  i»  iahmikt.  äiaaf- 
theke  ist  aua  dem  kleinhandel  erwaehaen  und gahOrt  «en  «em- 
herein  hierher,  während  die  heilkunde  erat  in  dt»  glttm- 
denen  formen  des  bert^fsstandea  von  dem  voradtr^flm  le> 
rührt  wird,  die  daa  geteerbe  ala  avteka»  ragalm  (vgL  ap.  BCt) . 
von  kramem ,  apotegkero  und  haderen  geweriMD,  «.  •. 
«p.  6611;  die  kunst,  aus  natürlichen  prodokten  arzeneien 
zu  heilung  menschlicher  gebrechen  zuzubereiten,  and  der 
handel  mit  denselben .  sind  von  jeher  auch  bei  ans  für 
ein  ehrbares  gewerbe  gehalten  worden.  P.  v.  Stettbn 
1,848.  apothekergewerbe  Garvr  rerdeutaeliautg  dea  Adam 
Smith  (5,1)4.889;  bei  den  medicinisch  •  poUMilichen  ge- 
werben behält  es  sowohl  hinsichtlich  der  Vorschriften 
über  die  wissenschaftliche  und  praktische  bildong  der  be- 
Werber,  als  auch  hinsichtlich  der  form  des  fähigkeits- 
nachweises  bei  den  diessfallsigcn  bestimmungen  der  or- 
ganischen edikte  vom  8.  September  1800  titel  I  die  apo- 
theker  betreffend,  ...  die  hufbeschlagschmiede  betreffend, 
und  bei  der  Verordnung  vom  86.  jänner  1888  die  Chirurgen 
und  bader  betreffend ,  sein  verbleiben,  reronfn.  betr.  d. 
gewerbaweaen  v.  1886,  regierungMait  ßtr  Bayern  «.98;  'oder 
zögen  wir  wieder  die  Franzosen  zu  felde  —  ich  kenne  einen 
dokter,  der  sich  ein  haus  von  purem  queksilber  gebaaet 
hat . . .  'vortreffliche  plane!  honete  gewerbe!  ...  ixt  fehlte 


5519    GrEWERBE  (111,2  künstlensche  Idstung) 

nur  noch,  dass  wir  weiber  und  kupplerinnen  würden, 
oder  gar  unsere  jungferschaft  zu  markte  trieben'.  Schil- 
ler {räuber  i,2)  2,ii;  bei  dem  groszen  häufen  wird  es 
höchstens  dahin  kommen,  dasz  er  einzelne  Wundärzte 
ungeachtet  ihres  gewerbes,  aber  nicht  wegen  desselben, 
schätzt.  (J.  G.  Hoffmann)  das  Interesse  des  menschen  bei 
den  besteh,  zunftverf.  146 ;  nach  der  hamburgischen  gesetz- 
gebung  .  .  ist  die  ärztliche  praxis  zweifellos  zu  den  ge- 
werben  zu  rechnen,  entsch.  d.  reichsger.  in  civüs.  (1897) 
39,  135  u.  a. 

b))  bei  der  Übertragung  auf  künstlerische  thätigkeit 
wirken  mehr  die  Verschiebungen  des  Sprachgebrauches 
mit  (vgl.  unter  c),  doch  tceisen  manche  verweiidungen 
auch  unmittelbar  auf  die  Verhältnisse  des  ^cirthscJiaft- 
liehen  lebens  hin:  wann  werden  einmal  die  Deutschen, 
auf  fremden  rühm  eifersüchtig,  mit  feineren  stücken 
von  ihrem  eigenen  gemache  die  nationalbühne  berei- 
chern? wann?  ...  dann,  möchte  ich  sagen...  wann 
das  schauspielschreiben  nicht  ein  gewerb,  sondern  beruf 
sein  . . .  wird.  Sonnenfels  briefe  Über  die  wienerische 
Schaubühne  2,  8  {Wiener-  nettdr.  7,  142);  aus  den  bänden 
armer  leute  empfing  der  komödiant  das  elternlose  ge- 
schöpf ...  er  liesz  das  kind  sich  abtreten  und  beschlosz, 
es  zu  seinem  gewerbe  anzuführen.  Immermann  5,  56  ; 
nachdem  er  (der  mönch  von  Montaudon)  diess  gewerbe 
{des  fahrenden  dichters)  eine  Zeitlang  getrieben,  begab  er 
sich  nach  Orlac  zu  seinem  abt.  Diez  leben  u.  werke  der 
troubadours  ^  270;  das  mögen  sich  unsere  deutschen  ge- 
lehrten zeug  -  fabrikanten  und  unsere  poetischen  goldar- 
beiter merken,  die,  in  der  schule  Goethes  gebildet,  ihre 
Wissenschaft  und  kunst  und  ihr  edles  gewerbe  herabzu- 
würdigen glauben,  wenn  sie  je  auf  etwas  anders  als  auf 
neue  erfindungen  für  die  lust  der  reichen  und  vornehmen 
sinnen  .  .  .  Börne  (25.  briefaus  Paris)  14,  78  ;  ein  anderes 
princip  des  Streites  nimmt  eine  friedliebende  confessio- 
nelle  fraction  {das  centrum)  in  sich  auf,  wenn  sie  sich 
verbindet,  oder  wenn  sie  in  sich  erzeugt  als  ein  unkraut, 
welches  in  jeder  partei  wuchert,  (das  ist)  eine  gewisse 
gattung  publicistischer  klopffechter,  deren  gewerbe  gleich 
todt  sein  würde,  wenn  frieden  wäre.  Bismarck  {rede 
im  landtag  9./2. 1872)  5,  251 ;  '  es  sieht  hier  kaufmännisch 
aus'  sagte  der  mann:  'der  von  hier  aus  mögliche  Wasser- 
transport ist  für  mich  unschätzbar',  dieses  alles  passte 
nun  ganz  gut  zu  dem  gewerb  eines  bildhauers.  Göthe 
{W.  Meisters  loanderjahre  3,  S)  28,  27. 

b)  auf  grund  dieser  erweiterungen  erwächst  ein  allge- 
meinster begriff,  der  in  dem  bedeutungsumfang  von  pro- 
fession,  handwerk  seine  parallelen  hat  und  der  das  wort 
gewerbe  fast  in  eine  linie  mit  beruf  stellt:  man  musz 
indessen  gestehen,  dasz  die  Unterscheidung  der  zwei 
elemente  unserer  erkenntnisz,  deren  die  einen  völlig 
a  priori  in  unserer  gewalt  sind,  die  andern  nur  a  poste- 
riori aus  der  erfahrung  genommen  werden  können , 
selbst  den  denkern  von  gewerbe  nur  sehr  undeut- 
lich blieb  .  .  .  Kant  {kritik  der  reinen  Vernunft)  2,  627 
Hartenstein;  die  vornehmsten  begriffe  der  Urkunde  sind 
einzeln  umschiffet:  der  Verfasser  wagts  aber  kaum,  sich 
den  beifall  des  herrschenden  theils  in  diesem  gewerbe 
zu  versprechen.  Herder  {älteste  Urkunde  l,  3)  6,  255  Su- 
phan;  .  .  .  denn  der  ehrbare  wandel  ist  ein  langweiliger 
Wandel,  der  rechtliche  weisz  weder,  was  die  erhebungen 
der  seele  in  der  moral,  noch  die  schwelgenden  thränen 
der  busze  sind,  er  treibt  sein  gewerbe,  wie  alles  wackere 
und  tüchtige  geschehen  musz,  einen  tag  wie  den  andern, 
ohne  nur  rechts  und  links  zu  sehen.  Tiegk  {dichter- 
leben l)  18  (1844),  92.  e*  sind  aber  gerade  in  dieser  annähe- 
rung  bemerkenswerthe  unterschiede  zu  beobachten. 

«)  der  synonyme  gebrauch  ist  nur  ein  bedingter,  meist 
erscheint  er  nur  da,  too  die  kulturenttincklung  oder  wo  die 
Schicht  der  gesellschaft,  von  der  die  rede  ist,  an  vdssenschaft- 
liche  oder  künstlerische  berufe  gar  nicht  denken  läszt:  dann 
inn  derselbigen  {der  häuslichen  herrschaft)  erkennt  der 
hauszfürst  seines  tachtropffes  reichsgrentzen,  . .  .  seines 
underthanen  gesindes  gewerb ,  gesatz  und  gepreuch. 
Fischart  Oargantua  92  netidr.;  es  ist  beleidigter  stolz 
{Kains),  ...  es  ist  stolz  der  erstgeburt,  der  person,  des 
gewerbs ,  vielleicht  schon  des  geschlechts  —  eine  fürchter- 
liche flamme.    Herder  {Unterhaltungen  u.  briefe  über  die 


GEWERBE  (III,  2  gewerbe  und  beruf)      5520 

ältesten  Urkunden)  6,112;  welches  gewerbes  wird  der  gatte 
sein,  inhalt  eines  serbischen  liedes.  s.  Göthe  46,  316; 
geht  aus  einander,  geht  an  euer  gewerbe.  es  ist  ein 
übles  zeichen,  wenn  ihr  an  Werktagen  feiert.  {Egmont  2) 
8,205;  so  war  es  und  so  musz  es  denn  auch  wohl  sein, 
dasz  jeder  bei  jeder  gelegenheit  seinem  gewerbe  nach- 
geht und  seine  thätigkeit  zeigt.  {lehrjahreb,2:  Werner  an 
Wilhelm)  19, 144; 

(Marthe):  und  ihr,  mein  herr,  ir  reis't  so  immer  fort? 
{Meph.):    ach,  dasz  gewerb'  und  pflicht  uns  dazu  treiben. 

(Fawf)  12,  161 ; 

Merkur  war,  wie  ihr  wiszt,  zu  gleicher  zeit  der  gott  der 
diebe  und  der  kaufleute,  und  es  lag  nahe,  dasz  er  bei 
der  wähl  einer  maske,  die  ihn  verbergen,  und  eines  ge- 
werbes,  das  ihn  ernähren  könnte,  auf  seine  antezeden- 
zien  und  talente  rücksicht  nahm.  Heine  {götter  im  exü) 
6,  89  Elster ;  und  meinte,  wer  mit  ganzer  seele  beim  ge- 
werbe sei,  wer  darüber  nachsänne,  wie  er  hier  einen 
neuen  künden  gewinnen,  dort  einen  abtrünnig  gewor- 
denen wieder  heranbringen  wolle,  der  könne  freilich 
nicht  nebenbei  geschniegelt  und  gestriegelt  gehen,  wie 
ein  ladendiener.  Hebbel  Schnock;  das  geiühl,  durch 
eigene  kraft  .  . .  sich  einen  angemessenen  credit  zu  er- 
öffnen .  .  .  übt  auf  die  läge  von  leuten  groszen  einflusz, 
welche  bis  dahin  von  der  band  in  den  mund  lebten  und 
in  gewerb  und  häuslichkeit  allen  plackereien  und  bevor- 
theilungen  ausgesetzt  waren.  Schulze-Delitzsch  vor- 
schusz-  u.  credit-vereine  ®,  6. 

/?)  diese  bedingtheit  auch  des  weiteren  begriff  es  von  ge- 
werbe erhellt  aus  mannigfachen  Verbindungen ;  in  amt 
und  gewerbe  loird  besoldxmg  und  privaterwerb  einander 
entgegengestellt  {vgl.  auch  sp.  5483),  in  gewerbe  und  beruf 
der  engere  und  der  weitere  begriff:  dach  und  fach  haben, 
bedeutet  bei  männern  fürstliches  decret  und  besoldung, 
oder  sonst  ein  einträgliches  gewerbe  haben.  G.  F.  Reb- 
UAtiN'ssatynscheshandwörterbuch  (l797)lO;  sagt  mir,  mit 
was  für  einer  mine  wollt  ihr  bei  unserm  herrgott  er- 
scheinen, ihr  meine  brüder,  fürsten,  zinswucherer  .  .  .  Phi- 
losophen, narren  und  welches  amtes  und  gewerbes  ihr 
sein  mögt.  Bonaventura  6.  nac/tiwacÄe.  Michel  öi;  denn 
in  dem  volke  sind  die  grundbezüge  der  menschheit  noch 
wach...,  da  gilt  das  geschwätz  noch  nichts,  sondern 
das  gewerbe  und  der  beruf.  Immermann  Münchhausen  • 
1,  213 ;  will  der  lehrling  zu  einem  andern  gewerbe  oder 
berufe  übergehen ,  so  kann  er  .  .  .  gegen  bezahlung  des 
verfallenen  lehrgelds  austreten.  Württemb.  gewerbeordnung 
von  1828  {reg.-bl.  s.  243);  vgl.  amts-,  berufs-  oder  gewerbs- 
handlung,  s.  gewerbshandlung.  als  aufwendungen  gelten 
auch  solche  dienste  des  Vormundes  oder  des  gegenvor- 
mundes,  die  zu  seinem  gewerbe  oder  seinem  berufe  ge- 
hören, ätsch,  bürg,  gesetzbuch  %  1835  {reichsgesetzUatt  18S6, 
509);  bei  minderjährigen  {sind  aitfzunehmen)  die  angaben 
der  namen  sowie  des  Standes  oder  gewerbes  der  eitern. 
polizeiliches  anmeldeformular  {Berlin). 

y)  dem,  entspricht  auch,  dasz  die  neuere  rechtssprache, 
wo  sie  gewerbe  allein  gebraucht,  immer  den  privaten  er- 
iverb  voraussetzt:  kein  gewerbe,  so  klein  es  auch  ist,  und 
wenn  es  der  bandet  mit  federspuhlen  wäre  ,  musz  je- 
mand allein  überlassen  werden,  v.  Justi  policeywissen- 
seh.  (1756)184;  die  regierung  ist  ermächtigt,  bestimmten 
Personen  zum  vortheil  ihres  gewerbes,  . .  .  befreiungen  von 
zollen  ...  zu  erteilen,  badisches  Staats  -  und  regierungs- 
blatt  (1833)  213,  art.  l ;  betreibt  eine  ehefrau,  für  deren 
güterrechtliche  Verhältnisse  ausländische  gesetze  mass- 
gebend sind,  im  inlande  selbständig  ein  gewerbe,  so  ist 
es  auf  ihre  geschäftsfähigkeit  in  angelegenheiten  des 
gewerbes  ohne  einfluss,  dasz  sie  ehefrau  ist.  einfüh- 
rungsges.  z.  bürgerl.  gesetzbuch  art.  36  l  {reiclisgesetzblatt 
1896  *.  612) ;  im  falle  der  tödtung,  .  . .  hat  der  ersatz- 
pflichtige, wenn  der  verletzte  kraft  gesetzes  einem  dritten 
zur  leistung  von  diensten  in  dessen  hauswesen  oder  ge- 
werbe verpflichtet  war,  dem  dritten  .  .  .  ersatz  zu  leisten. 
dtsch.  bürg,  gesetzbuch  §  845  {reichsgesetzUatt  1896,  340). 

c)  der  scheinbare  widersprach  in  dieser  annäherung  von 
gewerbe  an  den  begriff  beruf  und  in  seiner  abgrenzung 
gegen  denselben  löst  sich,  wenn  Tnan  zwischen  dem  gebrauch 
des  isolierten  Wortes  und  zwischen  dei'  formelhaften  Ver- 
wendung in  festen  Verbindungen  unterscheidet.      denn  in 


6521  GEWERBB  (Ill.a  gebrauchsenoeit.  durch  formein) 

dimen  vor  tUlmn  liegt  dis  wr$aeU  dmr  btdmitunimne$Ue- 
ntiiij. 

a)  unter  den  verhia.di»  da»  ntbttaiUiv  aU  oliiMt  tmmehtit- 
hm,  stehen  die  verba  der  beveegung  an  traUr  $MU.  dit$»  htw$- 
ffung  iat  jedoch  nicht  al»  ein»  betehäftigung  der  käwU  tu 
denken,  wie  »ie  tum  beim  heutigen  engeren  begriff  gewerb« 
nahe  liegt,  m  i»t  virlinthr  au»  den  bedingungen  de»  verkehr» 
tu  erklären,  denn  eben  die  hieher  gehörenden  verbindung»n 
htüp/fn  fast  alle  an  die  bedeutung  von  oommeroium  «n. 
*M  sind  theiliceiee  den  vtneendungen  von  bandthierang, 
Handel,  geichän  tuuhgebüdet.  erat  in  der  ieeiteren  ent 
Wicklung,  die  »ich  im  rahmen  der  geechlo»»en»n  verHndung 
vollzieht,  nt^fernt  »ich  dann  die  formet  von  ihrem  attegang» 
funkt,  nirgend»  läaxi  »ich  die»  »o  an»ehaulieh  im  ein- 
»einen  beobachten  wie  an  der  meiet  verwendeten  Verbindung 
ein  gewerbe  treiben,  acin  gewerbe  treiben  im  gegenaatt 
datu  atehen  aber  andere  Verbindungen,  die  von  vornherein 
an  allgemeinere  bedeutungen  de»  »ubatantiv»  anknüpfen, 
wie  ein  gewerbe  ausrichten,  haben,  machen. 

l))  Verbindung  mit  verbi»,  die  eine  bexceyung  tum  au» 
druck  bringen,  den  auaganytipunkt  bildet  die  bedeutung  von 
oomnioroium.- 

a))  gehen,  eilen  u.  a. 

o))  unnd  weitter  liuben  wir  mit  den  einwonern  Phenicie 
am  niör  gelogen,  welche  mit  gewerb  geflisHon  umbgohn, 
und  unib  golts  willen  nach  Handlung  fragen,  kein  gemein- 
schufTt  gehabt  Josephus  deut»eh{\)  149*;  das  XX.  capitel 
ist  von  mumsen,  das  sind  betler,  die  inn  dem  schin  der  be- 
ghart  gond,  und  doch  nit  ist.  als  die  in  den  kutten  der  noll- 
brUdor  gond  und  sprechen  sie  siend  die  willigen  armen,  die 
selben  haben  ire  wciber  an  heimlichen  enden  sitzen, 
und  gou  mit  irem  gewerb  innb,  das  heiszt  in  der  mum- 
sehen  gangen,  liber  vagatorum  {ih\Q)  bei  Kluue  rotw.  1,  M. 

//))  dann  die  gelehrten,  reichen  und  was  jn  fürtrolTlich 
ansähe,  buht  er  mit  grosser  reverentz  bei  jm  frölich  zu 
sein ,  zubleiben ,  die  andern  armen  und  geringe  leuUein 
(sagt  er)  hetton  wol  Urlaub  wider  nach  jhren  gewerben 
zu  gehen.  Kinciiiiop  wendunmut  (^\,  \i&  von  Verachtung 
der  armen  freunde)  (ifiSl)  Uö" :  Aen»o  Eulentpiegel  68 
nettdrtick; 

kaum  gelangten  sie  za  Paris  schffnem  pallaste, 
siehe,  so  wandten  sich  schnell  die  migde  sn  ihrem  gewerb«. 
lUas  übert.  von  BOrükk  8,  428; 

der  mann  ging  nun  wider  seinem  gewerbe  nach  und  fischte. 
Ghimms  märclieni.tao  (goldkinder);  seinem  gewerbe  nach- 
gebt GÖTHB 19, 144 ;  geht  an  euer  gewerbe  8,806  {vgl.ep.KOSi). 

Reineke  trat  in  die  wohnung  der  flauen  und  fand  sie  nicht 

helmisch. 
grUst'  euch  gottl  stiefkinderchcn  I  sagt'  er,  nicht  mehr  und 

nicht  minder, 
nickt«  lt«andlich  den  kleinen  und  eilte  nach  seinem  gewerbe. 
(nVniB  {Reineke  fticha  8)  40, 41 

(na  sinem  ghewin  Keinke  de  Voe  1118 ;       und  damit  ging  er 

seine  Strasse.    Gottsciibd); 
und  80  eilt*  er  hinweg  nach  seinem  g«w«rb«  70  (Reinke  de  Vm 

8871  urie  oben;  GoiTSCUBD:  seinen  vortheil  su  suchen); 
endlich  trieb  die  noth  nach  dem  gewoib«  mich  aus. 

{der  MUS  Paueia»)  1,  318. 

b))  gewerbe  führen :  gwerb  fUeren,  handticren,  werben. 
Frisius  (1666)868^;  sie  sagten  auch,  dasz  sie  iberische 
kaufTleute  ausz  dem  tartesischen  königreiche  weren  und 
weiten  von  jhrcm  gewerb,  den  sie  in  der  Tauben  insel 
geftihret .  .  .  zurück  nach  hause.  Bahclay's  Argeni»  über». 
V.  Opitz  8,  848. 

e))  gewerbe  treiben. 

a))  die»«  Verbindung  hat  in  beliebten  formein  wie  kauf- 
mannschaft  treiben  (voeoA.  1188),  hantierung  treiben 
{urk.  von  1488,  s«cA.  ge»eh.  Oberrh.  9,  847)  ihren  »tütspuitkt : 
es  w&r  dann  ob  er  gewerb  treiben  wölt,  wölich  zunflt 
denn  der  selb  gewerb  am  maisten  berüren  würd,  in  die 
selben  zunfft  sol  er  kernen  angevarlicben.  rathdekret  v. 
Ättgaburg  (I4fi6) ,  ».  deuteehe  »tädtechron.  4 ,  147  ;  gewerb 
oder  antwerk  triben.  VUlinger  »tadtrecht  (15.  jahrh.)  %  101 
und  §  107,  vgl.  oben  »p.  6618.  da  dt«  Msye  alle  »pdf 
fiUUn,  iat  e»  nicht  mögliiek,  futtutteUen.  welche»  der 
MtManiitMi  da»  verbum  »uerat  mnaog.  »ieher  i»t  nur, 
diut  a»  bedeutung  conimerciom  den  ax*»gang»punkt  bil- 
det»; vgi.  di»  übireinstimmende  bttchung  der  formet  ge- 
werb« treiben  in  den  Wörterbüchern,   die  geweriM  ttfUer 


GEWERBE  (Hl,  f  gewerbe  treiben)        5522 

oommercium,  nefotlom  at^/Ukemu  CnounvB-Vnuw» 
67«*>.  788^;  Pnitiua  tM*i  E.  Alhkrus  Fi*m.  «.  «yl.  mm* 
HuuiiuR  198*:  Hknisch  im?  :  Dukz  in*;  RAdlsin  i.im*; 
PousY  188:  Ai.RR 9«:  teuieek-em^.  wb.nt;  Auuuvno  i. «6. 
ebeneo  Ut»xt  »ich  vtrmuthen,  da»»  di^enige  bedtutumg  von 
treiben,  in  der  e»  »ich  mit  fOhren  berührt,  tu  gtundt  Ut§: 
vgl.  noch  au»  »päterer  teit:  kam  loh  .  .  .  zu  ainmn  Miebaa 
man,  Jos.  Kramer  . .  .  aon  der  weberxaofl;  doeb  treib 
er  das  Handwerk  nit . . .  er  treib  kaufmaiuchafl  mit  ga- 
flell  (tu  feil)  von  der  Steiermark  .  .  .  dem  treib  er  (\chf) 
alles  sein  geworb  gen  Venedig,  gen  Frankfurt  and  gea 
Nürnberg.  B.Zink,  ».  d.  »tädtechron.  t.xu;  vgl.  auch: 
item  umb  die  slnus  zo  Rain  und  Liechtcnwald,  do  •Ollen 
die  meins  herren  Iren  gewerf  treiben  in  Iming  sa  ir«r 
notdorft  recht»  de»  eraetifte»  bei  Leibni»  und  Orä»,  t. 
6»terr.  weieth.  i,  884.  der  heutige  epraehgedraueh  Ugt  ein» 
gan»  andere  voreteUung  in  da»  verbum,  da  ihm  in  dar 
Verbindung  gewerbe  treiben  der  engere  begriff  der  hand- 
arbeit  voreehwebt,  vgl. :  solle  riobter,  rath, . . .  gewalt  babaa 
solche  alsz  mitburger  anfzunemben  und  ein  lolebta  alles 
bürgerliche  gewerb  ...  so  treiben  erlauben,  banntaiding 
tu  Wei»  (17.  jahrh.).  Oeierr.  weieth.  6,  198 ;  geistliche  dürfen 
weder  für  sich  selbst ,  noch  durch  die  in  ibrem  bans« 
lebende  familie,  kaufrnannschaft  oder  boifiriieh«  fewerfce 
treiben,  allg.  landrecht  f.  d.  preuea.  »taattn  (1881)  U  11 
§98. 

miiuMr.  Iiart  von  feust, 
die  in  Ath«a  hier  aia  gewarbc  Irsibeo. 
die  nie  d«n  geist  rar  wMt  aeeb  ntM, 
und  nun  ihr  widerspinatige«  gadlSUaiea 
mit  diesem  stOck  aaf  «mt  Cm  geplagt 

A.  W.  ScuLaoaL  Bhnkmpeetm  »»mammneU»- 
tranmh,X    imen,lhalwork  Im  Athen»  k»r^ 

dem  entaprechend  zieht  die  nettere  eprache  da,  wo  »ie  den  ««•»■ 
teren  begriff  von  getcerbe  aufnimmt,  da»  eompo»^um  ba> 
treiben  vor:  es  sei  eine  junge  witwe.  die  in  pit«i  Hin- 
ständen  ein  reichliches  gewerbe  mit  den  emofniiflMi 
des  gebirges  betreibe.  GÖtiib  {W.  Meieter»  mmdarjakr» 
8, 6)  88, 67 ;  sein  heirathsgewerbe  betreiben.  MosXus  vett»- 
märcheni,BBHempel;  nur  solche  personen,  die  kaofmin- 
nisches  gewerbe  in  der  stadt  betrieben,  standen  ohne 
rUcksicht  auf  ihren  geburtsstand  in  handelssachen  vor 
dem  Stadtgericht  zu  recht.  R.  Schröder  deuteehe  recht»- 
ge»chichte  (1889)  606.  ähnlicfier  erweiterung  unterliegt  auch 
die  alte  Verbindung  mit  üben  {vgl.  »p.  6608  unteti) :  jedem 
.  .  .  welcher  auf  dem  grondstUcke  ein  gewerb«  aoaBben 
will,    entecheid.  d.  rnehagerieikt»  in  dvilaaehen  41.  87. 

/^)  auf  dieeen  kttufmOnniedkan  vertrieb  von  «aoars»  «s«r 
die  Verbindung  gewerbe  treiben  in  der  älteren  »praeh»  gern» 
eingeengt  (vgl.  ap.  6604.  5607):  das  iedermann  sein  aigen 
handwerck  und  gwerb  treiben  sol.  Bbisbrs  r^orm.  Sigiem. 
a.  818  Böhm ;ähnl.  fOO;  da  nuh  solch  gebott  auszgangen.  «r> 
schracke  schier  jedermann,  fürnemlich  aber  die  teutscb« 
unnd  engellUndisohe  kauineuthe,  welche  in  des  keisere  lan- 
den unnd  Stätten,  unnd  sonderlich  zu  AntorfT,  in  gro«Mr  an- 
zahl  jhre  gewerbe  unnd  Handthierung  treiben.  Slbioanos 
beechr.  geietL  u.  weUl.  »achen  800^.  die  gUidie  feewal  im 
Privileg  dar  »tadi  IMedt  (1478),  etowo  in  Rrm  flter 
»etaung  de»  Ärtemidoru»  48^ ;  gewerb  und  kaolTknanniebaft 
treiben.  Opitz  8, 44  {tu  gewerb«  und  Handel  treib«n. 
».  *p.  6688) ;  als  menger  hott  swen.  oder  dri  sAn.  and  sobid^et 
einen  in  England,  denn  andern  schickt  er  gon  Rom,  und 
den  dritten  gon  Venedig,  and  schickt  den  selben  gross 
gAt  noch,  domit  sie  sollend  den  gewerb  triben.  Qbilbr 
VON  Keisersbero  po»tiU  (1688)  1,  u^;  dia«  äscben  briäfea 
die  moren  aulT  camelen  Ton  beigen  h«rab  inn  di«  statt, 
etlichen  kaufTlcitlcn  zA,  die  groaaafsverb  dannit  treiben, 
dann  sie  solche  zum  thail  Tersehiok«!,  aam  tbail  aacb 
saiiTen  daraasz  machen.  Rauwoij>  reiehtedutikuetg ti\  in 
Schottland  ist  Edinburg  die  bauptatatt,  .  .  .  nad  iat  do- 
sclbs  ein  namhafllig  port,  Letbam  genempt,  do  die  Schott' 
lender  vil  gewerb  triben.  MOnstbr  eo»enogr.  (8)  ».  «, 
eöeiwo  (8)  466 ;  dann  man  sibet  was  doch  die  Spanier  f&r 
eine  unsägliche  kanffmansohaffl  mit  dem  Honig  treiben, 
dieweil  sie  vonwegen  der  manigfaltipcn  und  grosser  an- 
gelegenheit  jhres  lands  kein  ander  bequemer  geweib 
mOgen  treiben,  dadurch  sie  sich  bereichen,  und  za  gros- 
sem gelt  und  gut  mögen  kommen,  dann  alleine  durch 
das  blose  honigswerb.     Sbbiz  vom  fddbau  vn ; 


5523        GEWERBE  (III,  2  gewerbe  treiben) 


GEWERBE  (III,  2  gewerbe  haben,  machen)   5524 


mit  untruwe  drive  ick  min  gewerve. 

jüngere  glosse  zu  Beineke  de  Vos  s.  5  Brandes 
{Sprichwort  auf  die  kramer  und  poklüde). 

jeder,  der  in  der  stadt  ein  zunftmässiges  gewerbe  treiben 
will,  preusz.  landrecht  2,  8,  181 ;  monopol  ist .  .  .  das  Vor- 
recht . .  .  irgend  ein  gewerbe,  mit  ausschluss  aller  übrigen 
...  zu  betreiben,  über  den  freien  manufacturhandel  (Ber- 
lin 1809)  8  u.  a. 

y))  die  erweiterung  des  begriffes  innerhalb  der  Verbin- 
dung gehört  der  jüngeren  spräche  an,  wenn  sich  auch  an- 
Sätze  zu  Übertragung  schon  im  16.  jahrh.  zeigen,  vgl.  ge- 
werb oder  handthierung   treiben  (vom  Juristen)   bei  Me- 

LANGIITHON    (s.  Sp.  5518)  ; 

WEIS  gwärbs  meinst,  müsz  er  ietzund  triben? 
dann  hie  mag  er  nit  lenger  hüben. 

Georg  Binder  (Acola^tus  4,i)  Schweiz, 
schausp.  1,238; 

inGARVES  Übersetzung  des  AdamSmith  loird  die  formet  auch 
auf  den  landtüirthschaftlichen  betrieb  angeivendet  (s.  sp.  5517), 
vgl.  auch:  wo  die  .  .  .  Lateiner,  sklaven  gleich  das  feld 
bauen  und  sonst  mühseliges  gewerb  treiben.  Göthe  38,362; 
vgl.  die  gleiche  formal  in  Grimms  märchen  (vom ßscher, 
s.   0.). 

Sj)  die  reichste  entivicklung  zeitigt  jedoch  die  Übertra- 
gung auf  handlungen,  die  gar  nicht  unter  den  begriff 
einer  berufsthätigkeit  fallen,  gerade  nach  dieser  seite  hat 
sich  der  vertoendungskreis  der  fortnel  gewerbe  treiben  aus- 
gedehnt : 

ich  mag  gestehn, 
dass  ich  damals  kein  sonderlich  gewerbe 
trieb,  denn  ich  raubt'  auf  freier  strasze  frech. 

TiEK  (kaiser  Octavianus  1,  5)  1,  413 ; 

thut  nicht  gut,  ein  zweierlei  gewerb  treiben,  ihr  hattet 
einen  vater  zu  rächen,  seinen  mörder  aufzuspüren,  und 
diesen  herrlichen,  gerechten,  blutrothen  beruf  verlieszet 
ihr  um  eitler  liebeslust  willen.  K.  Immermann  (die  ver- 
schollene) 17  378; 

natürlich  trieb  ich  mancherlei  gewerb, 

citirte  geister,  stand  verliebten  bei, 

verkaufte  todte  an  lebendige  . .  . 

Hebbel  {Oenoveva  3,  2)  1, 135  Werner  ; 

falsches  zeugnisz  als  ein  gewerbe  treiben.  Göthe  35,  8 
(s.  0.);  männer,  welche  die  schriftstellerei  nicht  als  ge- 
werbe trieben,  sondern  als  eine  würdige  beschäftigung 
edler  seelen  ansahen.  Schlosser  Weltgeschichte  4,349; 
was  für  Sitten  kann  ein  tempel  der  dichtkunst  stiften, 
wo  wechslertische  und  taubenkrämer,  recensenten  und 
ochsenhändler  ihr  gewerbe  treiben.  Herder  (über  die 
ivirkung  der  dichtkunst)  8, 430  Suphan ;  ir  gewärb  mit  dem 
laben  der  menschen  treiben,  negotiuri  anitnas.  Cholinus- 
FRISIUS576*';  Frisius  863'';  Aler936«;  der  mit  der  wol- 
that  nicht  gewerb  und  handel  treibt.  Rachel  sat.  ged.  85 
Drescher;  welche  mit  dem,  was  man  etwas  uneigentlich 
liebe  zu  nennen  pflegt,  ein  gewerbe  treiben.  Wieland 
(Agathon  9,  8)  2,  234;  so  treibt  jeder,  der  Pfandbriefe  besitzt 
und  statsschuldscheine,  mit  der  politik  sein  gewerbe.  F. 
L.  Jahn  2,311;  die  richter  treiben  ein  öffentliches  gewerbe 
mit  der  gerechtigkeit.  Forster  briefe  über  Itulien  2,203; 
mit  eid  und  treue  ein  gewerbe  treiben.  Schlosser  welt- 
gesch.  6,  298. 

s))  auch  der  relative  gebrauch,  der  an  dieser  formst  leb- 
haft betheiligt  ist  (zu  der  anknüpfung  an  den  engeren 
&^H^  commercium  vgl.  tvendunmut  i,  231;  österr.  weisth. 
1,  334.  6,192;  Opitz  Ar genis  2,  262;  jüngere  glosse  zuReinke 
de  Vos  u.  a.),  begünstigt  die  Verallgemeinerung  und  erwei- 
terung des  begriffes  [vgl.  auch  unter  S))].  die  Römer  ha- 
ben allda  (in  der  stadt  Dioscarias  in  Colchis)  ir  gewerb 
getriben  durch  hundert  und  dreissig  tulmätzen.  Aventin 
werke  673,  29  neudruck;  vgl.  Luther  2  Maccab.  li,  29;  vgl. 
die  so  .  . .  bulschaft  tribend  . .  .  ir  gewerbe  tribend.  Strasz- 
burger  Zunftordnungen  459; 

ihr  gesell,  die  wassermaus, 

die  sich  in  den  fluthen  drehte, 

machte  sich  nicht  viel  daraus, 

sie  treibt  ihr  gewerb'  in  flüssen, 

wenn  es  auf  der  erde  ruht. 
LiCHTWER  Job.  173  (d.  kröte  u.  d.  wassermaus), 
d))   ebenfalls  von  der  parallele  mit  commercium  aus- 
gehend, erweitern  ihren  kreis  die  Verbindungen :  ein  gewerbe 
eröffnen,  einem  das  gewerbe  legen:    kaum  entfaltet  die 
natur  ihre  freundlichen  schätze,  so  sind  die  kinder  da- 


hinterher,  um  ein  gewerbe  zu  eröffnen;  keines  bettelt 
mehr;  jedes  reicht  dir  einen  strausz.  Göthe  (wahlverwand- 
Schäften  q)  17,  3i0; 

sie  zankten  sonst  in  manchem  falle ; 
doch  jetzo  waren  einig  beid', 
auf  dasz  Comwall  nicht  ganz  verderbe, 
Tristan  zu  legen  das  gewerbe. 

K.  Immermann  {Trütan  und  Isolde  1)  13,  88. 

zur  grundbedeutung  vgl.  niderlegung  ires  gewerbes  (vgl. 
sp.  5514);  vgl. auch  das  handwerk  legen;  anders :  ein  solche 
practick  .  .  .  die  ...  an  jrem  gewerb  ein  abgang  brechte. 
Fisghart  aller  practick  groszmutter,   vorrede. 

e))  andere  Verbindungen  halten  sich  enger  im  rahmen 
des  fachmännischen  gebrau^hes:  musz  jeder,  welcher  der- 
gleichen gewerbe  ausstellen  will,  zuvor. . .  anzeige  machen. 
preusz.  landrecht  2,  8, 180 ;  die  witwe  eines  zunftgenossen 
kann...  das  gewerbe  ihres  mannes  durch  gesellen  fort- 
setzen. 2,  8,  238  u.  a. 

2))  dagegen  knüpft  an  altere  vertvendungen  an  (s.  unter 
II,  2,  a  sp.  5494)  die  Verbindung  sein  gewerbe  aus- ,  ver- 
richten :  rait  gen  Venedig  und  trib  kaufmanschaft  und 
füert  pallen  von  Venedig  herausz  und  richtet  meinem 
herrn  also  sein  gewerb  ausz.  B.  Zink  deutsche  städtechro- 
niken  5, 137 ;  ebenso  130 ;  dass  sie  (die  kaufleute)  .  .  .  nach 
Verrichtung  ihres  gewerbes  bald  zu  schiffe  gehen.  Barg- 
lay's  Argenis  (2,  5,  5)  übers,  von  Opitz  2,  273;  sein  gewerb 
verrichten,   faire  ses  affaires  Du ez  (1664)  199*. 

3))  auch  bei  der  Verbindung  gewerbe  haben  scheint 
die  allgemeinere  Verwendung  nicht  secundäre  erweiterung 
zu  sein,  sondern  unmittelbar  auf  die  oben  unter  II  behan- 
delte bedeutung  auftrag,  vorhaben,  besorgung  zurückzu- 
führen; daneben  hat  sich  jedoch  auch  die  engere  beziehung 
auf  den  handel  entwickelt. 

a))  allgemeinere  fassung:  wie  mir  dann  Warnung  zu 
kommen,  dasz  der  alt  Stumpp  gewerb  hätte,  welches  ich 
erfahren  wolt,  und  hielt  vor  Thomeneck,  da  kamen 
5  pferde,  die  hinein  zum  Stumppen  wollten,  unter  denen 
ich  die  4.  niederwurff  und  blieb  einer  todt . . .  Götz  von 
Berliciiingen  leben  U  Bieling; 

fremdlinge  sagt,  wer  seid  ihr?    von  wannen  trägt  euch  die 

woge? 
habt  ihr  wo  ein  gewerb'  oder  schweift  ihr  ohne  bestimmung 
hin  und  her  auf  der  see:  wie  küstenumirrende  rauher. 

Voss  Odyssee  9,  253. 

ß))  engere  beziehung  auf  den  handel .-  das  ainer  gwerb 
hatt  mer  dann  im  zugehört.  Reisers  reform,  kaiser 
Sigism.  218  Böhm;  ein  gewerb  haben,  seine  nahrung  su- 
chen, accipere  quaestum.  S.  Galvisius  thes.  lat.  660*;  gau- 
dere  commereio  .  .  .,  ein  gut  gewerbe  haben.  Ianus  philo- 
log.  lex,  IIb;  sein  gewerbe  haben.  Stieler  2547;  hatt  jre 
ehrliche  gewerb  und  kauffshandlung.  Mathesius  2,  82; 
ebenso  Logau  sinnged.  2766;  so  gehörten  unter  die  kramer 
alle,  die  ein  offenes  gewerbe,  kram  und  laden  hatten. 
P.  V.  Stetten  1,  7;  vgl.  auch  Justi  l'',  183  (s.  sp.  5510).  vgl. 
auch  ein  eigenes  gewerbe  haben. 

4))  auch  die  Verbindung  sich  ein  gewerbe  machen,  ein 
gewerbe  aus  etwas  machen,  zeigt  Wendungen,  die  an  die 
ältere  form  des  allgemeinen  begriffes  anknüpfen,  andere 
erwachsen  der  bedeutungsverengerung  von  gewerbe  im 
sinne  von  quaestus  und  erweitern  sich  später  wieder  durch 
Übertragung. 

a))  die  reßexivconstruction  knüpft  an  den  allgemeinen 
begriff  (vgl.  unter  II)  an:  der  medicus  und  chirurgus 
wurden  endlich  wegen  allzulanger  Verzögerung  der  cur 
überdrüszig,  machten  sich  ein  anderwertig  gewerbe  und 
überliessen  mir  den  patienten  alleine,  des  getreuen 
Eckharts  unioürd.  doctor  (1697)  181 ;  ich  solte  mir  morgen, 
ohngefähr  zwei  stunden  früher  als  ich  heute  gekommen, 
ein  gewerbe  machen ,  wiederum  an  dieser  stelle  bei  ihr 
zu  erscheinen,  insel  Felsenburg  l,  30  neudr. ;  sie  machte 
sich  oft  ein  gewerbe  bei  ihm  und  sah  ihn  dann  so  eigen 
an,  dasz  ihm  in  ihrer  nähe  wunderbar  zu  muthe  ward 
Immermann  7,  84. 

b))  die  Wendung  ein  gewerbe  aus  etwas  machen  knüpjt 
an  die  bedeutung  von  quaestus  an:  aber  daher  kömmt 
es  auch,  dasz  die,  welche,  in  diesem  gebildeten  zustande 
der  gesellschaft,  ihr  gewerbe  aus  sachen  machen,  welche 
den  übrigen  zu  Zeitvertreiben  dienen ,  durchgängig  sehr 
arme  leute  sind.     Garve  Verdeutschung  des  Adam  Smith 


5525  GEWERBE  (III,  t  enoeiter.  beim  relnt.  gebrauch)  GEWERBE  (III, t  m  ist  ein  gewerbe  levorden)  5526 


(1,  10)  1,  184  {who  foUow  aa  a  trade,  what  other  peopU 
pertue  aa  a  paatime);  ebenao  (S,  l)  4,  IS.  4,  16.  4,  IM;  vgl. 
auch  teutaehengl.  wb.  (nia)  m ;  Ub«r  «eine  «rmalh  klagt 
er  öftere,  und  eben  sie  miig  ihn  bewogen  haben,  am  der 
konst  dei  gesanges.  die  von  andern  aus  freier  luit  geübt 
ward,  ein  geworbe  sa  machen.  VHtJitiu  (Walther  von  dar 
Vogeltoeide  i)  aehr.  5, 14 ;  naoh  §  M  preau.  gew.-o.  vom  17.  Ja- 
nuar 1846  bedurften  .  .  .  einer  konzession  diejenigen, 
welche  ein  gewerbe  daraus  machen,  leichen  zu  reinigen. 
entach.  d.  reiehager.  in  eivila.  (INS)  41,  66;  das  'ein  ge- 
werbe machen'  oder  die  gewerbsmäsHigkeit  besteht  bei 
dem  vergehen  §  1W4  darin,  dass  die  absieht  auf  fortge 
setzten  erwerb  aus  dem  spiele  gerichtet  ist.  entach.  d. 
reiehager.  in  atrafa.  (18M)  14,  80. 

e))  r^/Ieomw  und  nieht  r^/texive  tcendungen  vereinigen 
aieh  in  dar  eneeiterung  dea  begriffea:  ihr  wiszt  es  ver- 
muthlioh,  dass  eine  art  von  leutcn  sich  in  Italien  ein 
gewerbe  daraus  macht,  dem  mUszigon  volko  auf  den 
hafendämmen  oder  auf  den  OfTentlichon  marktplätzen 
gosohichten  zu  erzählen.    J.  Mosen  7,  no; 

Deutsche  sind  zigeuner, 

die  vom  prophezein  nwerb«  machen. 

eigen  haus  und  hof  Est  keiner; 

aber  fremden  sagen  sie  die  schönsten  sacben. 

Immbrmann  gedicMe  (werke  11, 189) ; 

lOgen  sind  schlechte  brücken;  gowisz  aber  brechen  sie 
unter  dem  am  ereten  ein ,  der  sonst  kein  gewerbe  aus 
ihnen  macht,  reiaejournal  8,6  (10,807);  sie  machten  näm- 
lich kenntnisBO,  krilik  und  den  ernst  der  Wahrheit  zu 
einem  gewerbe  und  brachten  dinge,  dio  ihrer  gewichtigen 
natur  nach  immer  etwas  esoterisches  behalten,  zur  Ver- 
zettelung vor  gemischten  kreisen,    ebenda  8,  il  (lO,  186). 

/9)  in  allen  dai  biaher  betrachteten  featen  Verbindungen 
tat  ea  immer  wieder  der  relative  gebrauch  gexoeaen,  der  er- 
voeiterungen  und  verachiebungen  dea  begriffea  in  hohem 
grade  begünatigt,  vgl.  vor  allem  unter  den  i-erbindungen 
mit  gehen,  treiben,  verrichten,  ihm  aind  noch  beaondere 
formelhafte  u*ndungen  eigen,  in  denen  der  bedeutungagehalt 
des  stiLitiintiva  durch  die  engere  beziehung  auf  einielne 
träger  der  beatimmungen  differenziert  toird.  ea  iat  die 
gleiehe  eracheinung,  wie  aie  schon  in  der  geistlichen  litte- 
ratur  der  mittelhoehd.  periode  am  allgemeineren  begriff 
beobachtet  tcurde  (*.  ap.  6600).  vielleicht  knüpfen  einzelne 
formein  auch  unmittelbar  dort  an,  die  meiaten  laaaen  sich 
ala  nettbildungen  «rweiaen,-  die  den  engeren  begriff  wieder 
er  weitem  ■• 

l))    jung  und  sieghaffter  held,  rühm  des  berühmten  Brennen, 
wie  wfirdig  wird  man  iolzt  dich  seinen  foleer  nennen  I 
längt  doch  dein  regiracnt  mit  solchen  wunaern  an, 
die  Friedrich  Wilbclm  selbst  im  alter  erst  gethan. 
du  treibst  im  ersten  juhr  dein  und  der  weit  gewerbe. 
du  bringest  deinen  freund  zu  seinem  königa-erbe. 

Bb8SBr  (an  Friedrich  III.  von  JBrandeiümrg)  191 ; 

man  hat  gewissermaszen  lange  weile,  weil  man  zur  ar- 
beit keine  Sammlung  und  Stimmung  findet,  indessen 
sende  ich  doch  heute  etwas  manuscript  der  farbenlehre 
an  Frommann.  so  wie  Jeder  sein  gewerbe  wieder  an- 
knüpfen musz,  80  wollen  wir's  denn  auch  an  dem  runs- 
rigen  wo  möglich  nicht  fehlen  lassen,  üötiik  frri^e  19,886; 
(lieser  kleine  ort  (Kehl)  steht  diesseits  und  Jenseits  des 
Rheins  in  einem  etwas  zweideutigen  rufe,  der  ihm  üb- 
rigens, gleich  einer  hübschen  dirne,  ohne  dasz  die  lieb- 
liiibcr  sich  durch  ihr  bescheidenes  unschuldiges  gesiebt 
irre  machen  lassen,  vortrefflich  zu  seinem  gewerbe  dient. 
TiiOmmel  (reise  l)  1,88;  in  den  ländern  ...  die  an  das 
Venetianische  gebiet  gränzen,  hatte  sich  ein  volk  nieder- 
gelassen, dessen  ganzes  gewerb  in  der  seeräuberei  bestund. 
ScHll.LF.n  {Verschwörung  des  tnarquis  v.  Bedener)  4,  116; 

und  einem  groschen  nachzustellen,  stchn  wir  nun 

in  der  Verstellung  kleid  an  dieser  stelle. 

die  armut  kann  wohl  einen,  der  mit  heldenmut 

Jeprahlt  hat,  dazu  bringen,  dasz  er  prelle, 
iea  ist  mein  zustand  nun,  und  dies  ist  mein  gewerb'. 
du  von  der  schuld  zieh  ab  die  unglUcki^fllllel 

RCcKBRT  (33.  makame)  6,177  Be^er. 
t))  rühm,  tlberflusz  und  allmacht  riebt 

ein  volk  dem  fUrsten,  der  es  liebt, 
dies  heiss  ich  staatskunst,  das  gewerbe 
de«  erdeogottes.  Pfbfkbl  {ersiehung  d.  UhM») 

poet.  venuche  6,  64; 
(ffctf)  .  ■  .  der  verpOnt  hat  sins  und  wucher  — 

und  erlaubt  das  ««werbe  der  wohlthatensucher. 

ROcKBRT  (84.  makame)  6, 133  Beyer. 
IV. 


fremde  Staaten  mit  hilfe  der  revolotion  za  bedrohen, 
ist  seit  einer  ziemlichen  reibe  von  Jahren  das  gewerb« 
Englands.    BisMAncK  an  Manteuffel  4.  t.  1807. 

denn  mord  allein  Ist  sein  (das  welfi)  geweibe  (/er  wtmrdtr 
U  KU  traäey 

Thomson  jakrttt..  fitar«.  «.  Baocaas 
tst  (jUm): 

(ThumelieuB):  kein  Werkzeug  mbrt'  1^  J*>B*l*i  ■!•  das  «ehwwtt 
die  Waffen  braweliea,  das  M  aMOi  cewerkel 
Halm  (/rrAter  «.  MmtmamWi  M15  aalfsiisr/ 
.  .  .  was  deutsch,  was  KtasisiAl 
leb  bin  ein  fecbter,  kämpf  ist  ■•!■  «werbe. 

%btmd»  I.  ia>: 
doH  (IM  apeckbacher  beJehligt)  gilt  es  venidUl  «r  Teistohl. 
leb  bab  s  «rfabren,  grUndlicb  i«n  nwsrbe. 

iMMaauAKit  QnmmpUi  tm  Ttreit,  7); 

sag  ihnen ,  mein  handwerk  ist  viederrarfaltiiiif  — 
räche  ist  mein  gewerbe.  S<:iiii.i.bm  (räuh$r  t,8^8,Mt; 
mein  gewerbe  ist  ein  solches,  in  dem  man  vM«  MwU 
gewinnt,  aber  keine  neuen  freunde.  Bicmarck  an  Emm 
18.  18.  78;  'komm',  sagte  er  ond  faaste  Refineiia  hand. 
'komm,  lasz  den  alten  mann  floeben,  ee  ist  Ja  fela  fa> 
werbe*.    Sudermann  h^aemaitgtm. 

y)  die  bevorsttgrtng  da»  verb.  aubakuUiv.  und  tkmlitkmr 
hilfaverba  läaat  aieh  audk  beim  abaUuta»  gairmuek  ttok- 
achten,  an  die  atelia  dar  peua$ti9*n  beatemmmm§  freto» 
dann  gern  attributiv  htaiHmwnM§tm  (vgl.  auek  ap.  6610): 
sobald  die  kunst  desz  reden*  ein  fwtrb  ist  worden,  nach 
dem  die  redner  habend  anfangen  omb  gwin  und  nutzes 
willen  zA  reden,  ut  lingtia  primum  «am  eoapU  in  quaaatu. 
Maalkk  801* :  es  ist  non  etn  oifanoe  fewwbe,  gypodtteia 
durch  den  trichter  gemaoht,  die  den  eehein  Ton  drafaen 
haben,  in  grossen  kSrben  zun  verkauf  mitten  dorch  die 
menge  zu  tragen.  Göthb  (t.  aufenthalt  in  Rom)n,t»', 
kurz,  er  hat  sich  das  gebot  auferlegt  allen  zu  schmei- 
cheln ;  denn  das  ist  itzt  das  einträglichste  gewerbe.  Ra- 
ben er  (vom  miazbrauche  der  aatirt)  1,  186;  es  ist  kein 
danlcbares  gewerbe,  sich  bis  zu  diesem  grade  mit  seiner 
peraon  einzusetzen,  Bismarck  reden!,  taa;  dieser  ostra- 
zismns  von  stimmen  aus  dem  vaterlande ,  die  ein  ein- 
ziger . , .  einsammelt  .  .  .  dieses  schändliche  gewerbe  von 
lob  und  tadcl  das  unser  tribunal?  Imhz  vertheidig.  Wie- 
landa  a.  11,  litt,  denkm.  181 ; 

doch  ist  dein  umgang  nichts  als  ein  beredt  gMchwäta, 
nichts  als  ein  leer'  gewerb  vornehmer  eitelkeiten, 
nichts  als  der  witx,  den  rühm  der  andern  zu  bestreiten, 
ist's  nichts  als  Schmeichelei ,  nichts  als  der  geist  der  pracht, 
dea  balles  und  des  spiels,  der  so  beredt  dich  macht : 
so  wird  er  seine  zeit  ungern  bei  dir  verach wenden. 

Cua.  F.  Gkllbrt  wutraUaeke  gedtekla:  dar  Orlat 
(Hempa  $.  118). 


9)  die  Vorstellung  eines  metaphoriaehen  gebrauehea, 
griffaHbertragung,  wie  aie  taUreiehen  der  eben  belegten  var- 
wendutigen  au  gründe  liegt,  begünatigt  die  arnkmOgfiimf 
mit  entapreehenden  partikdn :  wenigstens  ist  die  gelehrsamr 
keit,  als  ein  gewerbe,  unter  uns  in  noch  ganz  leidlichem 
gange,  die  meszverzeichnisse  sind  nicht  viel  kleiner  ge- 
worden ;  und  unsere  übenetzer  arbeiten  noch  frisch  von 
der  faust  weg.  Lbssino  (briefe,  die  neueate  littermiur 
betr.  1,  8)  8>,  6;  weil  die  bieroglypben  Wissenschaften  ent- 
hielten, die  man  die  geheimen  nannte,  die  auch  arkane 
des  priesterat&ndes ,  als  sein  gewerbe  blieben:  so  er- 
dichtet er ,  die  bieroglypben  sein  auch  nur  erfunden,  ge- 
heime Wissenschaften  zu  verbergen.  Herüer  (äUeate  ur- 
ünim/« 8, 6)6,888  Suphan;  daau  vgl.  machen  nun  die  regie- 
rungen  die  philoeopbie  zum  mittel  ihrer  staatsswecke;  lO 
sehen  anderereeits  die  gelehrten  in  philosophischen  ptoiaa- 
surenein  gewerbe,  das  seinen  mann  nährt,  wie  Jedes  UMlece. 
Schopenhauer  (die  weit  «<•  wiUe  und  wittallumg.  «sr- 
rede  aur  8.  ot^.)  1. 18  OritaUek. 

8)  net4«re  bedeutttngtmranfmtf :  gewerlM  kenitaaickiut  iam 
betrieb  im  gegenaataa  tum  Twtrieb,  m  tritt  m  isrfwilMWfi 
gemeinachi^ft  mit  bandwei^  und  indostxie. 

a)  wie  aieh  geaeigt  hmt.  führen  wdWsi-s  wag«  tu  üatem 

fiel: 

sieh  an  den  begriff  gewerbe  ■-  commeroiam  immer  meAr 
die  sersWfmif  des  kleinvertriebea  im  gegenamta  tu  dem 
groatvertriaie,  dar  auaschliesslieh  ala  handel  gdtannaei^net 
icird.  so  unterscheidet  daa  preuasiache  tandreeht  II,  8  §  41 
awiaehen  braaem,  gastwirihen  . . .  und  anderen ,  welche 

347 


5527  GEWERBE  (111,8  neue  bedeutungsverengung)  GE^iERBl^  (lU,%heix)nung producüver  thätigkdt)  5528 


mit  dem  verkaufe  ...  ein  gewerbe  treiben,  und  den  kauf- 
leuten.  dazu  vgl.:  bücher  der  brauer,  bäcker  oder  an- 
derer personen,  welche  ein  öffentliches  gewerbe  treiben, 
ingleichen  der  krämer  in  dörfern  und  flecken,  haben  keine 
beweiskraft,  auch  wenn  sie  an  sich  auf  kaufmännische 
art  geführt  wären.  II,  8  §  277;  bestimmungen,  durch  welche 
die  grenze  des  kleingewerbes  nach  massgabe  des  . .  han- 
delsgesetzbuches  näher  festgesetzt  wird,  preusz.  gesetz- 
Sammlung  (1900)  303. 

ß)  in  diesem  begriff  gewerbe  sind  zwei  entgegengesetzte  Vor- 
stellungen vereinigt:  eine  nicht  productive  thätigkeit  im, 
vertrieb  der  waaren  und  productive  arbeit  in  der  herstellung 
oder  Veredelung  derselben:  fälle,  wo  ein  gewerbtreibender 
zwangsweise  zur  arbeit  oder  zum  verkauf  seiner  waaren 
anzuhalten  ist.  Württemberg,  gewerbeordnung  von  1828  reg.- 
blatt  s.  240 ;  je  mehr  das  productive  moment  betont  -wird, 
um  so  Tnehr  verflüchtigt  sich  die  Vorstellung  des  Vertriebs: 
die  vortheile,  die  es  mit  sich  bringt,  eine  fortgesetzte  reihe 
von  Unternehmungen  auf  gleichartige  Produktion  zu 
richten  . .  .  {eine  solche  reihe)  wird  ein  gewerbe  oder  eine 
gewerbeunternehmung  genannt.  Riedel  nationalöconomie 
(1839)  2,  7 ;  in  der  engeren  bedeutung  wird  diese  thätigkeit 
aber  nur  dann  als  gewerbe  bezeichnet,  wenn  sie  die  Ver- 
arbeitung von  erzeugnissen  bezweckt.  Hue  de  Grais  hand- 
buch  der  Verfassung  u.  Verwaltung  530.  vgl.  auch  gewerbs- 
erzeugnisse,  gewerbsproducte  u.  a. 

y)  die  einseitigkeit  in  der  betonung  des  produktiven 
m^menfes  findet  an  mancherlei  neigtmgen  des  spracJige- 
brauches  anlehnung.  auch  bei  dem  lehnwort  profession  läszt 
sich  beobachten,  dasz  die  gewohnheitsmäszige  Verwendung 
den  ursprünglich  weiten  gebrauch  immer  enger  in  die  gleiche 
richtung  treibt:  profession,  handthierung ,  nouveau  dict. 
(6e»/ 1683)  1137;  bald  wird  in  Frankreich  die  profession 
eines  sittenlehrers  die  profession  eines  wagehalses  werden. 
Lessing  5^  144;  die  Instrumente,  welche  sie  {die  hand- 
werker)  zu  ihrer  profession  brauchen.  coUectanea  des  han- 
ddsu.gewerbes  s.i»;  professionist,  der  handwerker.  Campe 
verdeutschungswb.  s.  500.  ganz  ebenso  bevorzugt  der  tieuere 
Sprachgebrauch  auch  gewerbe  in  den  fällen,  wo  ein  hand- 
werk  entweder  gekennzeichnet  oder  vorausgesetzt  ist;  es 
hat  alda  {in  Bischoffzell)  ein  stattlich  volck:  jr  gröster 
gewerb  ist  spinnen,  wäben  und  der  leinwaad  und  ge- 
spunst  sich  erneeren.  Stumpf  Schweiz,  chron.  {1606)  iSO'^; 
der  meister  {schuster)  gieng  nach  seinem  gewerbe.  JEulen- 
apiegel  68  neudruck  {vgl.  sp.  5521) ;  der  schuster  ein  gold- 
macher  schildert  einen  handwerker,  der  über  der  hoff- 
nung,  gold  zu  machen,  sein  gewerb  fahren  läszt.  Sonnen- 
fels briefe  über  d.  wienerische  Schaubühne  4,  10  {Wie7ier 
neudruckeT,  323);  bei  denen  Beotiern  wäre  der  Ijrauch, 
dasz ,  wenn  ein  Schuldner  auf  den  bestimmten  tag 
oder  zeit  nicht  bezahlen  kunnte,  wurde  er  auf  öffent- 
lichen marckt  geführt,  auf  ein  erhobenes  schauort  ge- 
setzt, und,  zum  zeichen  seiner  grösten  schand,  ein  grosser 
korb  über  ihn  geworffen  . .  .  o  wenn  dieser  brauch  noch 
wsere,  was  für  ein  gewerb  würden  da  die  körbl-macher 
bekommen.  Stranitzky  {ollopatrida  des  durchgetriebenen 
Fuchsmundi)  307  neudr. ;  'welch  gewerbe  treibst  du'  ?  .  .  . 
'nun,  herr  ich  bin  ein  Zimmermann'.  Schlegel  Shake- 
speares Julius  Cäsar  (l,  1  what  trade  art  thou  7  von  was 
für  einem  handwerk  bist  du?  Wieland;  an  anderer 
stelle  auch  bei  letzterem  gewerbe);  die  Zubereitung  des  le- 
ders  Überhaupts  ,  und  besonders  die  färbung  desselben, 
gehört  unter  die  chymischen  gewerbe.  P.  v.  Stetten 
1,258;  nächst  der  kattunweberei  ist  die  lod Weberei,  oder 
das  weben  von  fuszdecken  eines  der  beträchtlichsten 
gewerbe  in  Augsburg.  Nicolai  reise  8,  30;  er  war  ein 
entsetzliches  genie ,  und  hatte  ...  zu  allem  in  der  weit 
lust  und  trieb,  nur  zu  seinem  eigentlichen  gewerbe  nicht. 
und  dieses  gewerbe  bestand  darinn ,  dasz  er  brillanten 
und  edle  steine  ...  in  gold,  silber ...  zu  fassen  verstand. 
JOH.  GOTTW.  Möller  Siegfried  v.  Lindenberg  108; 

seid  ihr  'ne  bäckersfrau, 
die  ihren  altknecht  freit  auf  ihr  gewerb. 

Grillparzer  {Ottokar  1)  6*,  35. 
vgl.  auch  95; 

80  lange  ein  meister  in  gefänglicher  haft  sich  befindet 
. . .  mag  seine  frau  das  gewerbe  durch  gesellen  fortsetzen. 
preusz.  landrecht  2,  8  §  277  {ebenda  §  303  das  handwerk  fort- 


setzen) ;  stirbt  der  meister  . .  .  mit  hinterlassung  einer 
wittwe,  welche  das  gewerbe  fortsetzt.  Württemb.  gewerbe- 
ordnung von  1828  reg.  -  bl.  s.  244  {ebenda :  wenn  sie  auch 
das  handwerk  ...  fortsetzt);  nach  den  Schuljahren  ist 
der  grösste  theil  in  den  Werkstätten  aller  art  beschäf- 
tigt, da  gewinnen  selbst  bei  den  rascheren  und  schwe- 
reren geworben  nur  diejenigen  glieder,  die  zur  arbeit 
gehören,  an  kraft.  Guts  Muths  iurnbuch  einl.  s.  21; 
das  handwerk  hatte  nämlich  eine  doppelte  .  .  .  Vereini- 
gung ,  eine  rechtliche  .  . .  und  eine  religiöse  .  .  .  beide 
beziehungen  hielten  das  gewerb  in  ehrbarkeil  zu- 
sammen. MoNE  zsch. geschichte  Oberrheins  2,  3;  was  die  ge- 
werbe an  holzarten  brauchten ,  wie  die  wagner ,  gerber, 
köhler,  war  entweder  nicht  viel,  oder  ihr  bedürfnisz 
konnte  zum  theil  mit  abholz  befriedigt  werden.  2, 16 
die  beiden  gewerbe  der  kupferschmiede  und  gerber  sind 
in  dem  werke  von  Berlepsch  'chronik  der  gewerbe'  . . . 
nicht  enthalten.  2,5;  nun  begab  es  sich,  dasz  ein  Ge- 
nueser,  ein  bartscherer  seines  gewerbes  und  ein  zungen- 
drescher  und  Windbeutel  ohne  gleichen,  sich  an  das 
mädchen  anmachte.  Halm  {das  haus  an  der  Verona- 
brücke) 4, 107  Schlossar ;  Heinrich  Moldenhuber  .  .  .  war 
inzwischen  auch  cigarrenmacher  geworden ,  genau  aus 
demselben  gründe,  aus  dem  Ludwig  Semper  bei  diesem 
gewerbe  blieb.  Otto  Ernst  Äsmus  Semper  232.  vgl.  auch 
Zusammensetzungen  wie  baumwollengewerbe ,  beckerge- 
werbe,  buchgewerbe,  küblergewerbe,  saltzgewerbe,  schiffer- 
gewerbe,  Seidengewerbe,  webwaarengewerbe,  wirthschafts- 
gewerbe,  wollengewerbe,  zimmermannsgewerbe  u.  a. 

S)  begünstigt  wurde  diese  betonung  des  productiven 
momentes  durch  den  aufschwung,  den  seit  der  mitte  des 
18.  jahrh.  gerade  diese  seite  des  wirtlischaftslebens  nahm, 
von  auswärts  nach  Deutschland  übergreifend,  führte  diese 
entwicklung  zunäclist  auch  fremde  bezeichnungen  ein :  manu- 
facture,  fabrique,  Industrie,  technik.  als  begleiter,  als  er- 
satz,  als  ergänzung  dieser  fremdworte  gewinnt  gewerbe 
mit  seinem,  neuen  engeren  begriffe  boden :  im  übrigen  machte 
man  aus  dem  commerce  keine  besondere  Wissenschaft, 
bis  dasz  man  das  spinnen  und  weben  erfand  und  ...  in 
cramläden  manufacturen  ausgab.  G.  Schumann  übersetz, 
des  Belloni  (1752)  *.  57 ;  wir  müssen  vorhero  unser  inner- 
lich gewerbe,  unsere  manufacturen  und  nahrungsmittel 
verbessern,  ehe  wir  an  ein  .  . .  commercium  mit  fremden 
denken  können,  collect,  d.  handeis  u.  gewerbes  (1754)  83 ;  zu- 
stand des  handeis  und  der  gewerbe  .  . .  sehr  glückliche 
Zeiten  scheinen  unserm  handel,  unsern  fabriken  und 
manufakturen  bevorzustehen,  preusz.  handlungszeitung 
(1801)  s.  150;  dasz  ich  die  gewerbe,  so  ohne  hammer  und 
feuer  arbeiten ,  manufacturen ,  die  entgegengesetzte  art 
aber  fabricken  nenne.  Joh.  Fr.  v.  Pfeiffer  die  manufact. 
u.  fabriken  Deutschlands  (1780)  l.  einl.;  dasz  sie  nicht  die 
Industrie  entfernter  völcker,  sondern  den  fleisz  der  landes- 
leute  bezahlen,  collect,  d.  handeis  u.  gewerbes  s.  67.  u.  a. 
vgl.  den  reichliehen  gebrauch  des  wortes  Industrie  bei  Nico- 
lai reisen  (8,  18.  37.  97.  u.  a. ;  vgl.  auch  unter  gewerbfleisz 
und  s.  sp.  5529).  zur  technik  vgl.  gewerbelehre  =  techno- 
logie  u.  a. ;  vgl. :  er  zog  erkundigungen  ein  über  die  tech- 
nischen gewerbe,  welche  andere  gutsbesitzer  eingerichtet 
hatten.  G.  Freytag  {soU  u.  haben  1,  6)  4,  75. 

b)  aus  dieser  neuen  engeren  bedeutung  von  gewerbe  ergeben 
sich  nun  mannigfache  neuerungen  und  Verschiebungen. 

a)  gewerbe  tritt  zu  den  künsten  in  engeres  Verhältnis, 
während  der  allgemeinere  begriff  den  schroffsten  gegensatz 
zunschen  gewerbsmäsziger  U7id  künstlerischer  bethäti- 
gung  entwickelt,  sucht  der  engere  begriff  eine  annäherung 
{s.  gewerbegeschichte) ,  die  im  compositum  kunstgewerbe 
gipfelt:  nur  dasz  in  einigen  die  cultur  der  gesellschaft 
schon  höher  gestiegen  war  und  aus  mancherlei  Ursachen 
mehrere  künste  und  gewerbe  vereint  hatte.  Herder 
{ideen  z.  philos.  d.  gesch.  d.  menschh.)  13,  311 ;  wie  wenig 
gebrauch  man  bisher  im  ernst  in  der  haushaltung,  ge- 
werben  und  künsten  von  demjenigen  gemacht  hat,  was 
die  physik  von  dem  feuer  und  dessen  vortheilhafter 
Unterhaltung  bereits  sehr  deutlich  lehrt.  Lichtenberg 
verm.  Schriften  6,  140 ;  der  ausdruck  freie  künste  hat  bei 
den  alten  eine  andere  bedeutung  ...  als  nachher,  wo  er 
wieder  theils  den  höheren  facultäten,  theils  den  zunft- 
mässigen  gewerben  entgegengesetzt  wurde.   Hugo  natur- 


5529  GEWERBE  (III.  s  kleinbetrieb  gegen  induatrie) 

recht  (1819)  167 ;  ein  iUaI  kennt  keinen  «ndeni  voriheil, 
alR  den  er  nach  procenlen  berechnen  kann,  er  will  die 
Wahrheit  anwenden  —  und  worauf?  auf  kUntte  und  ge- 
werbe.  H.  v.  Kleist  hrü(fe  an  aeine  braut  tM; 

e«  blüht  in  ihrem  (der  bürger  von  Lindau)  kreia  ata  atrebea 
fQr  kUn«te  und  gewerb'  «in  fHacbea,  freie«  leben. 

LiNoo  (dat  fett  in  Lindau)  g«d.  ISl ; 

während  dat  gewerb«  im  gegenaatx  to  der  auf  die  schfinheit 
gerichteten  kamt  ranäohst  nur  zwecke  der  niltzlichkeit 
▼erfolgt,  finden  beide  richtungen  in  dem  kunitgewerbe 
ihren  natürlichen  vereinigungspunkt.  Hub  db  Grau  Aand- 
btteh  d«r  verfaatung  u.  vtrvaltung  668.  vgl.  auch  kunat 
gewerbe  im  bürgtrl.  getetMbuch  §  196. 

/f)  andertraeit«  entwickelt  die  an  gewerb«  haftmdt  vor- 
atdhmg  de»  kleinbetriebs  etfM  n«tM /ort»  dt$  pegentaltea 
gegen  den  groizbotrieb,  der  »ieh  an  die  begriffe  der  fabrik, 
im  coUecHvgehrauch  der  Industrie,  h^tet .-  in  einem  lande 
lind  die  Industrie  und  die  gewerbe  weiter  vorgerUckt  als 
in  einem  andern,  vtrhandl.  der  Fran^urter  nationalvtre. 
(I)  764» ; 

lebhaft  wurden  die  gasten ;  denn  wohl  war  bevOlkert  das 

sUdtchen, 
mancher  fabriken  beflis/  man  sich  da,  und  manches  gewerbe«. 
GöTiiB  {Hermann  u.  Dorothea  1)  40,236. 

eine  fabrikconcession  im  gebiete  zünftiger  gewerb«  wird 
nur  dann  ertheilt,  wenn  die  beabsichtigte  gewerbe -«in- 
richtuiig  sich  von  dem  gewöhnlichen  hondwerkamässigen 
betriebe  desselben  gewerbes  auf  eine  die  fabrikation 
fördernde  weise  unterscheidet.  Württemb.  gewerbeordnung 
von  ifiss  (reg.  U.  a.  1)71);  gewerbetabelle  der  fabrikntions- 
anstalten  im  herzogthum  Nassau  für  1M7 ;  mit  manchen 
geworben  will  es  in  unserem  deutschen  vatcriandc  nicht 
recht  fort;  besonders  wollen  grosse  einrichtungen,  fab- 
riken, nicht  immer  recht  gedeihen  ...  du  kaufst  viel 
lieber  ein  rasicrmesser,  eine  nadelbilchso  oder  eine  sense, 
weil  das  .  .  .  aus  Paris  —  aus  London  angekommen  ist. 
AuEFtBACii  schatzkästlein  (vom  geicerbfleiate)  8,  107;  im 
engsten  sinne  wird  das  gewerbe  der  fabrikation  (In- 
dustrie im  engem  sinne)  entgegengesetzt  . . .  gewerbe  in 
dieser  gegenUberstclIung  bezeichnet  den  mit .  .  .  weniger 
mittein  . . .  arbeitenden  kleinerwerb  gegenüber  dem  gross- 
erwerb.  Sciiäpi'lk  im  dtsch.ataatsusUrterbuchi,  818.  819.  deuiu 
vgl.  schon  aua  den  Verhandlungen  der  Frankf.  nationalver- 
aammlujig:  jeder  Deutsche  hat  das  recht,  überall  das  zu 
treiben,  was  er  gelernt  hat;...  ich  habe  absichtlich  den 
satz  gewählt . . .  was  er  gelernt  hat,  im  Interesse  des  bürger- 
thums  und  der  gewerbe  . . .  denn  bei  unbedingter  gewerbs- 
freiheit  kann  ich  mit  einem  biszchen  talent  alle  gewerbe 
total  vernichten  ...  es  ist  eine  grosze  calamität,  dass 
bis  jetzt  schon  das  fabrikwesen  zu  tief  in  die  geschäfte 
dos  band  Werks  eingegriffen  hat  ...  so  wird  dadurch  der 
geldaristokratie  die  möglichkeit  abgeschnitten,  dinge  zu 
treiben,  die  sie  nicht  gelernt  hat.   berichte  a.  765*>. 

y)  in  dieser  entmckhtug  streift  der  engere  begriff  ein 
merkmal  wieder  ab,  das  besondere  am  Charakter  des  bür- 
gerlichen geicerbes  gehaftet  hatte  —  ob  dieses  mehr  dem  handel 
oder  dem  handwerk  zuneigte  —  das  des  »elbatändigen  be- 
irieb». u>ohl  waren  auch  unselbständige  leiatungtn,  vor  allem 
die  der  dienstboten  {vgl.  oben  ap.  6Ml)  gelegentlich  ge»treifl 
worden,  aber  immer  nur  a*^f  grund  der  Verallgemeine- 
rung oder  Übertragung,  dagegen  vgl.  erstens  sagt  der  volks- 
wirthschaftliche  ausschusz  statt  'kunst  und  gewerbe  zu 
treiben'  —  'jeden  nahrungszweig  zu  betreiben',  die  aus- 
drucke 'kunst  und  gewerbe'  erscheinen  dem  volkswirth- 
schaftlichen  ausschusz  viel  zu  eng.  es  kommt  darauf 
an,  dasz  auch  jeder  arbeiter,  der  lediglich  seine  ge- 
sunden arme  hat,  .  .  .  das  recht  habe,  sich  in  ganz 
Deutschland  niederzulassen  .  .  .  weil  gewerbe  sowohl  im 
itewöhnlichen  Volksleben,  als  auch  im  technischen  sinne, 
einen  bestimmten  speziellen  kreis  der  arbeit  bezeichnet. 
ebenda  "ö**".  in  folge  der  industriellen  entwicklung  greift 
gewerbe  im  engeren  sinne  nun  auch  auf  die  arbeiter  über, 
vgl.  unter  gewerbebüchlein. 

e)  der  engere  begriff  bevoraugt  naturgemäaa  bestimmte 
gebrauchatypen. 

«)  hierher  gehört  vor  allem  der  pluralgebrauch,  da  die 
differemierung  im  handicerk  eine  gana  andere  rolle  apieU 
als  im  handel;  vgl.  auch  die  zahlreichen  beispiele  unter  •). 


GEWERBE  (HI.  s  bwortugmg  iet  phraU)   5530 

0)  daaz  allen  g«m«iD«o  UotoB  oad  luuidw«rk«ra  «oUt« 
verbotten  «ein,  nach  art  der  nieben  niehU  fSnoiMhinen. 
nit  trige  ««iD.  die  gewarb«  liefen  zaluMn,  and  den 
degen  an  der  aeiten  zutrafen,  aU  ob  de  za  friedenszeK 
krieg  führten.  Barclat'i  Argeni»  (s,  tl)  tibera.  v.  Opits 
1,678;  ob  die  geschifte  und  gewerbe  der  bandwerker, 
fabrioanten,  kUnstler,  und  kaufleute  einen  bMondem 
Profit  abwerfen?  J.  A.  ScHLrrmvEiN  die  wielMftii  am- 
gelegenheit  f.  d.  publieum  M8;  die  waaren  abtr,  eo  ans 
den  gewerben  kommen,  lassen  sich  am  Tortheilhaflifstea 
durch  eigene  angelegte  manofacturen  und  fabriken  ge- 
winnen. V.  JusTi  ataaiftaiHhaA.*  1,186;  die  poUeei 
muRZ  auch  sonst  sorgen,  dass  disse  dinge  durch  TortbsO- 
haftigen  ankauf ,  z.  e.  der  oohsen  tarn  scbiMbtsn,  oösd 
durch  eine  gute  einrtchtung  der  dazu  nrfnrrtsiUohs«  fi* 
werl)e,  z.  e.  der  brau-nahrung,  immer  woblfeUsr  fMoadit 
werden,  v.  Justi  polieeytciaaenaeh.  176;  die  bOebst« 
summe,  welche  durch  die  gesammten  studierenden  in 
Umlauf  gesetzt  werden  könnte,  hat  zu  der  summe,  wel«be 
durch  den  königlichen  hof.  durch  die  höchsten  laDdes- 
behörden,  durch  einen  bedeutenden  handel  und  so  Tiele 
höchst  ausgebreitete  gewerbe . . .  sich  schon  im  umlaofe 
befindet ,  ganz  and  gar  kein  Terhältnisz.  J.  G.  Piciite 
über  die  einaig  mOgliehe  »Urung  der  aeadem.  freiheii 
(Berlin  1818)  ».  U;  wie  angenehm  und  nützlich  es  sein 
könne ,  sich  zur  mittelsperson  so  rieler  gewerbe  ond 
bedUrfnisse  za  machen  und  bis  in  die  tiefsten  fe- 
birge  .  .  .  th&tigkeit  verbreiten  za  helfen.  Götiie  (Wil- 
helm Meister»  lehrjahre  4, 19)  19,  IM ;  so  war  aach  Wil- 
helm in  der  gröszten  unrahe,  sJs  er,  an  einen  eckstein 
gelehnt,  die  helle  des  morgens  und  das  geschrei  der 
bahne  nicht  achtete,  bis  die  frühen  gewerbe  lebendig  za 
werden  anfingen,  und  ihn  nach  hause  trieben,  {ebendti 
1,17)18,118;  in  folgender  mittheilung  sind  urkundliche 
nachrichten  über  ...  die  technologie  einiger  gewerbe  ge- 
geben. MONE  über  die  gewerbe  im  14.  und  15.  jahrh.  in 
»einer  teitschr.  8,  8;  ein  wafTenplatz  ward  jede  hauptstadt. 
die  gewerbe  des  friedens  ruhten ,  und  jede  wericstitte 
diente  dem  sich  bereitenden  kriege.  Immrrmann  memo- 
rabilien  -.  da»  feat  der  freiwilligen  in  Köln  (l9,  188) ;  was 
in  Wissenschaft  und  kunst,  in  erfindangen  and  gewerben, 
in  gesetzgebungen  und  staatsrerfassongen  bei  irgend  ei- 
nem Volke  neues  und  lebendiges  ist.  vor  allen  zuerst 
nimmt  der  Deutsche  davon  künde  und  eignet  sich  sein 
thcil  davon  zu.    E.  M.  Arndt  an  a.  lieben DeutacMan 8, 196; 

rtoez  seid  ihr  in  gewerben, 
den  purpur  f&rbt  ihr  gut .  .  . 
uns  aber  laszt  ihn  f&rben 
nochmals  mit  ROmerblut ! 

Lbl'tholo  ged.*  (Hannibal)  1.  884; 

in  dieser  beziehung  (verarmung  dea  handwerker»tandea) 
sucht  das  gesetz  abhilfe  zu  schaffen,  indem  es  durch 
bestimmung  eines  gewissen  lebensalters  und  durch  Prü- 
fungen den  zudrang  zu  den  gewerben  erschwert  Bie- 
MARCK  (rede  in  deri.  kammer  184«)  1, 188  Kohl;  durch  den 
von  ihnen  genehmigten  vertrag  init  Österreich  ist ...  die 
ausfuhr  zahlreicher  erzeugnisse  des  bodena  und  der  fe- 
werbe  gefördert  (thronrede  aum  aehiuam  ia»  tttIpmHm 
menta  1868)  «,  68. 

8))  beaiimmUa  attributivbeatimmungen  hehrem  hier  germa 
wieder:  A.  Petersen  ob  ond  wie  dem  landbaae,  den  tech- 
nischen gewerben  and  dem  handel  mehrere  freiheiten 
za  geben.  OOtÜnfeit  I88I;  der  kaufmannschafft  and 
den  mechanischen  fewerben  habe  ich  mich  frtth  abfe- 
wendet  Tieck  gea.  nort/len  10,868  {lieieataarbin) ;  lebr- 
buch  der  rat  praxis  der  landwirtbat^aflUeheB  fewerbe. 
7.  at^fi.  1884;  kalender  für  die  landwiithaebafUieliea  fe- 
werbe (brennerei ,  . . .  essif ,  stirtef sbrikaHon) ;  mudk  die 
Verbindung  bUrgeriiche  fewerbe  tat  «ensMymd  uiUar 
dieaam  gaaithtapmmkt  au  Isiii  ftsifsw  {.vargl.  ewcA  ap.  8610), 

atellt  werden  kann:  das  pablikam,  welches  der  gewerbe 
bedarf,  wird  sich  bei  diesem  Wetteifer  wahrschein* 
lieh  nicht  übel  befinden ,  und  preirwftrdifere  arlMit 
für  wohlfeilere  preise  erbalten,  besonders  wenn  die 
reicheren  classen  anfanfea  werden,  aich  mehr  auf  bOr- 
gerliche  geweibe  mm  lefM.  gmamifniheit  in  Heinr.  ▼. 
Ki^iST's  Barimar  aUnMttttrm  1810  a. tu ;  vgl.  auch:  der 

847« 


5531    GEWERBE  (111,3  collectivhegr.  u.  personificier.) 

bürger  bezahlt  der  anläge  nach  '/?  seiner  sämmtlichen  ein- 
künfte ;  es  sei  von  häusern  oder  gewerben.  aber  der  an- 
schlag  der  gewerbe  ist  so  gemacht,  dasz  wohl  ein  '/s  heraus- 
kömmt. Nicolai  reise  s  s.  120  der  beilagen;  wenn  jetzt  je- 
mand zum  ersten  male  mit  dem  vorschlage  aufträte,  die 
entscheidung  der  wichtigsten  rechtsfälle  von  12  personen 
abhängig  zu  machen ,  die  beliebig  aus  den  bürgerlichen 
gewerben  herausgenommen  werden,  ...  er  würde  bei 
einem  besonnenen  volke  keinen  anklang  finden.  Bis- 
MARGK  {rede  in  der  2.  kammer)  1,  396;  eine  eigentüm- 
lichkeit  der  stadtgemeinden  blieb  nur,  abgesehen  von 
ihren  etwaigen  ständischen  befugnissen ,  die  besondere 
art  der  besteuerung  (accise) ,  das  Zunftwesen  und  die 
beschränkung  der  meisten  bürgerlichen  gewerbe  auf  den 
betrieb  in  den  städten.  Schröder  deutsche  rechtsgesch. 
(1889)  799. 

ß)  ebenso  beJierrscht  der  engere  begriff  auch  den  coUec- 
tivgebrauch,  der  vielfach  der  personificierung  zustrebt  und 
hierin  mit  Innung,  gewerk  in  bedeutungsgemeinschaft  tritt : 

1))  weiterer  bedeutungsumfang :  in  Sachsen  sind  nur 
diejenigen  orte  geschickt,  den  leichtesten  preisz  zu  ma- 
chen und  alles  gewerbe  an  sich  zu  ziehen,  welche  ihren 
landesleuten  die  fremden  waaren  anschaffen,  collectanea 
d.  handeis  u.  gewerbes  s.  148; 

Gryphin  bewacht  sein  geld:  an  seiner  selte  wacht 
ein  menschenfeind,  der  geiz,  der  horchende  verdacht, 
der  zänkische  betrug,  der  meineid  im  gewerbe. 

Hagedorn  l,  19. 

2))  engerer  bedeutungsumfang  .-  auf  der  landseite  habe 
man  weder  handel  noch  starkes  gewerbe  {niente  di  traf- 
fico).  Belloni  abhandl.  v.  commercien,  deutsch  5.  40;  die 
nützliche  theuerung  ist  diejenige,  welche  von  der  menge 
der  menschen  und  des  gewerbes  entstehet.  (Lith  von 
steuern  s.  22  ff.)  collectanea  des  handeis  und  gewerbes  s.  98. 
vermuthlich  gehört  hierJier  auch :  das  gemeine  volk  ist  es, 
welches  den  könig  und  das  land  reich  machet,  durch 
die  arbeit  und  gewerbe.  s.  73 ;  welches  die  Fläminger  be- 
weg, sich  auf  die  seite  der  Engländer  zu  schlagen, 
ihr  ganzes  gewerbe  lag  darnieder,  seitdem  ihnen  diese  .  .  . 
keine  wolle  mehr  zukommen  Hessen.  Lessing  (zur  ge- 
schichte  und  litt.)  123,  36; 

munter  entbrennt,  des  eigenthums  froh,  das  freie  gewerbe  . . . 
aus  dem  felsbruch'  wiegt  sich  der  stein,  vom  hebe!  beflügelt, 
in  der  gebirge  schlucht  taucht  sich  der  bergmann  hinab. 
Mulcibers  ambos  tönt  von  dem  takt  geschwungener  hämmer, 
unter  der  nervigten  faust  sprützen  die  funken  des  stahls. 

Schiller  (spatziergang)  11, 87 ; 
auch  unsre  städte,  fröhnerhütten  einst, 
sie  dehnen  sich,  und  weiter  stets  und  weiter 
zieht  sich  der  mauern  und  der  thürme  kreis, 
dort  schafft  der  fleisz,  dort  rührt  sich  das  gewerb, 
dort  lebt  der  handel,  dort  erblüht  die  kunst. 

Uhland  {Ludvrig  der  Baier  1) ; 

lastwagen  und  packenträger  begegneten  ihm  und  ver- 
kündigten durch  ihre  menge  die  nähe  des  rührigsten  ge- 
werbes.  Immermann  7,  5. 

s))  personificierung  und  bedeutungsgemeinschaft  mit  ge- 
werk, Innung,  vgl.  Eberhardt  2,  285.  das  gewerb  ist  so 
ängstlich  und  emsig,  dass  es  sich  nicht  nahe  genug  an 
einander  drängen  kan.  Göthe  {Schioeizerreise  1797)  43,  41; 
so  sind  wir  von  kaiserlichen  amtswegen  allerdings  ge 
meinet,  dieser  zum  besten  des  gemeinen  wesens  über- 
haupt, insonderheit  aber  zur  aufrichtung  des  gedruckten 
nahrungs-standes  und  gewerbes  abziehlenden  guten  ab- 
sieht .  .  .  die  bände  zu  bieten,  rescript  an  die  reichs- 
Städte  1764  bei  Ortloff  corpus  iuris  opificiarii  35.  eben- 
so: eines  ehrlichen  gewerbes  und  nahrungsstandes.  41; 
diese  befugnis,  das  einzige  bedingnis,  unter  welchem  je- 
des gewerb  und  jeder  stand  wahrhaftig  blühen  . .  .  kann. 
(Iselin)  träume  eines  menschenfreundes  2,203;  vollstän- 
dige freiheit  verlange  ich  für  die  gewerbe  und  überhaupt 
für  alle  stände,  in  ihren  eigenen  angelegenheiten  selbst 
sich  .  .  .  Ordnung  und  gesetze  zu  geben,  das  haben  die 
gewerbe  früher  bei  uns  gethan.  verhandl.  der  Frankf. 
nationalvers.  (I)  775;  gewerke  und  gewerbe.  Göthe 
19,  194.  vgl.  oben  sp.  5513;  jetzt  ertönt  das  getöse  des 
marktes  von  einer  breiten  brücke  über  unserm  köpfe; 
gewerk  und  gewerb  summt  längs  des  flusses  und  trübt 
ihn  theilweise,  bis  die  rauchende  häusermasse  einer  der 
gröszten  industriellen    Werkstätten  voll  hammergetönes 


GEWERBEAMT 


5532 


und  essensprühen  das  bild  schlieszt.   Gottfried  Keller 
der  grüne  Heinrich  1  (1854),  3; 

wir  stehn  am  eingang  einer  neuen  zeit, 
der  bauer  folgt  in  frieden  seinem  pflüg, 
es  rührt  sich  in  der  stadt  der  fleisz'ge  bürger, 
gewerb  und  innung  hebt  das  haupt  empor. 

Grillparzer  {Ottokar  3)  65, 95. 

y)  ebenso  enttmckelt  sich  hieraus  gelegentlich  sachbedeu- 
tung :  weder  eine  schenke ,  noch  ein  sonstiges  niederes 
gewerbe  zeigte  sich  in  dieser  gegend ,  welche  still  und 
einsam  in  ihrer  reinlichkeit  ruhte.  Gottfried  Keller 
der  grüne  Heinrich  1,  290 ;  aber  schon  fährt  man  wieder 
zwischen  reizenden  landhäusern  und  gewerben,  zwischen 
dörfern  und  Weinbergen  dahin,  die  Obstbäume  hangen 
in's  Wasser.  4. 

GEWERBE,  m.,  nomen  agentis  s.  gewerber. 

GEWERBE-,  GEWERBSABGABE,  /.,  mit  zweifacher 
art  der  composition,  die  vrie  in  anderen  derartigen  Zusam- 
mensetzungen auf  jüngeren  und  älteren  gebrauch  weist, 
wenn  die  ältere  form  {Unterordnung  im  genetiv  s.  gewerbs- 
arbeit  u.  a.)  im  allgemeinen  den  weiteren  begriff  von  ge- 
werbe ==  erwerb  bevorzugt,  im  gegensatz  zu  der  jüngeren 
form,  {beiordnung ,  s.  gewerbearbeiter) ,  die  sich  mehr 
auf  den  engeren  begriff  (gewerbe  =  Verarbeitung  von 
waaren)  beschränkt,  läszt  sich  dieser  unterschied  doch  nicht 
überall,  so  auch  nicht  bei  diesen  doppelformen  durchfuhren : 
insbesondere  sind  dahin  zu  rechnen.  .  .  nahrungs-und  ge- 
werbsabgaben,  sei  es,  dasz  sie  ausdrücklich  für  die  erlaub- 
nisz  zum  betriebe  eines  gewerbes  oder  ohne  diese  bestim- 
mung  .  .  .  erhoben  werden,  preusz.  gesetz  von  1825  §  58 
{gesetzsamml.  1825,83);  in  einem,  über  die  natur  der  ab- 
gäbe entstehenden  processe  soll ,  wenn  der  verpflichtete 
von  der  fernem  leistung  derselben ,  als  einer  gewerbe- 
abgabe ,  entbunden  wird ,  auf  den  ersaz  der ,  vor  einlei- 
tung  des  processes  an  den  berechtigten  etwa  geleisteten 
abgäbe  nicht  erkannt  werden.  P.  Sinnhold  allgem.  ge- 
werbeordnung  3.  hier,  wie  auch  sonst  oft  bei  den  folgen- 
den Zusammensetzungen,  lassen  sich  lockere  formen  der 
Verbindung  nachweisen,  die  der  composition  vorhergehen: 
alle  bisherigen  abgaben  von  den  gewerben,  in  so  fern 
sie  die  berechtigung  zum  betriebe  derselben  betreffen  . . . 
hören  mit  einführung  der  gewerhesteuer  auf.  preusz. 
edikt  von  1810  §  39  {gesetzsamml.  1810/11,  s.  86);  ebenso  ge- 
setzsamml.  1832 ,  *.  64 ;  vgl.  gewerbliche  abgaben  ebenda 
1833,  s.  55.  s.  auch  unter  gewerblich. 

GEWERBEABGRENZUNG,  /.,  vgl.  gewerbegrenze:  eine 
anerkennenswerte  annäherung  zur  gewerbefreiheit  in  fol- 
genden punkten:  abschaffung  der  gewerbeabgrenzungen, 
der  gewerberäthe.  Prince-Smith  für  volle  gewerbefrei- 
heit (1861)  10. 

GEWERBEABLÖSUNG,/.,  s.  gewerbs-ablösung.  die  Zu- 
sammensetzungen,  für  die  nur  belege  der  älteren  form 
{Unterordnung  des  ersten  compositionstheils)  zur  Verfügung 
stehen,  werden  unter  dieser  verzeichnet,  vgl.  gewerbsan- 
gehörige ,  gewerbsanmaszung  u.  a. 

GEWERBEAKADEMIE,/,  {engerer  begriff  von  gewerbe). 
der  seit  seiner  errichtung  verflossenen  45  jähre  hat  im  laufe 
das  königliche  gewerbe-institut .  .  .  allmählig  eine  völlige 
Umgestaltung  seines  ursprünglichen  Charakters  erfahren . . . 
des  königs  majestät  haben  ...  zu  genehmigen  geruht, 
dass  die  anstalt  von  nun  an  den  namen  'königliche 
gewerbe-akademie'  führe,  drcularerlasz  d.  ministers  f. 
handel,  gewerbe  u.  öffentl.  arbeiten  im  preusz.  ministerial- 
hlatt  f.  d.  innere  Verwaltung  27,  89. 

GEWERBE  AMT,  n.,  an  bildungen  der  neueren  Verwal- 
tungssprache des  deutschen  reichs  angelehnt  (patentamt 
u.  a.)  und  für  das  neugeschaffene  preusz.  landesgewerbe- 
amt  herangezogen  {zum  älteren  Sprachgebrauch  vgl.  zunft- 
amt).  es  ist  dieses  landesgewerbeamt .  .  .  zunächst  ein 
experiment.  es  hat  ja  gewisse  Vorbilder  in  anderen  län- 
dern:  in  Österreich,  in  Süddeutschland;  aber  ich  stelle 
mir  doch  vor,  dasz  unser  landesgewerbeamt  sich  in  an- 
derer weise  entwickeln  wird ,  als  wie  die  dortigen  ge- 
werbeförderungsstellen.  handelsminister M.öi.LERim preusz. 
abgeordnetenhaus  9.  2. 1905  {stenogr.  ber.  9725).  in  der  stadt 
Essen  ist  ein  derartiger  versuch  gemacht,  vorbereitungs- 
kurse  für  die  höheren  klassen  der  baugewerkschulen  ... 
einzurichten  .  . .  auch  das  wird  zu  den  gebieten  gehören, 


)533 


gewerbeangehOriqe 


OEWERBEAUSSTELLUNO 


5534 


die  wir  demnilohtt  im  gewerbeamt  zu  benten  h«b«n 
werden.    (tUnogr.  ber.  ir7t7). 

GEWKHHKANOKHÖHIGK,  *.  gewerbiangehttrige. 

GEWIiRBK.  (iKWKKliSANOKhEÜENIIEIT. /.  nur  im 
plural  gebraucht;  vgl.  zunflangelegcnhelten  («.  d),  vgl. 
gewerbesactiun,  a.  u. 

l)  weitere»*  bryriff  von  gewerbe ; 

a)  allgemeintU  fauung-.  indem  man  die  geielliciiaft- 
lieben  Verbindungen  zuent  bricht,  an  welche  die  andern 
■ich  nooh  gebunden  glauben,  entfernt  {man)  die  maximen 
...  in  den  gewerbiangelegenheiten  lo  weit  Ton  den 
grundsälzen  der  gerechtigkeit.  daaz  von  denselben  auch 
auszer  ihrem  gewerb«,  lieh  keine  edle  uneigennützige 
handlung  erwarten  l&szt.  Garvr  anmerk.  u.  8.  buche  von 
Cicero  de  off.  78. 

h)  engere  faaaung  :  dieselben  (jixe  eehutzvtnoandten)  sind 
gleicii  d«n  bürk^orn  in  allen  polizei-  und  gemeine-,  mit- 
liin  auch  in  den  gewerbeangclcgcnheiten,  der  orläbehörde 
.  .  .  unterworfen.  preusM.  städteordn.  von  1806  §  41  (geaets- 
aammlung  1806  a.  889);  ausländer,  welche  in  das  land 
kommen,  ihre  dienste  in  gewerbsangelegenheiten  anzu- 
bieten, gea.  über  d.  polie.  verh.  der  getverbe  %  IM  (preuat. 
geaetsa.  1811,879);  dass  kein  rechtsfreund  einzutreten  habe, 
.  .  .  da  .  .  bereits  wiederholt,  dass  gewerbsangelegenheiten 
bloss  politisch  zu  behandeln  sein.  BAnTH-BARTiiBNiiBiM 
öaierr,  gewerba-  u.  handelageatUkunde  8, 116. 

8)  neuerer  engerer  begriff:  gegen  die  .  .  .  festgesetzte 
taxe  ist  kein  rechtsverfahren,  sondern  nur  der  rekurs 
an  das  ministerium  des  innern  fUr  handcls-  und  gewerbe- 
angelogcnhoiten  zul&ssig.  au/hebung  der  getcerbabereeh- 
tigungen  von  Foaen  (geaettaammlutig  \W3,M);  zu  den  auf- 
gaben des  rates  gehörte  auch  die  polizeiverwallung,  na- 
mentlich in  markt-  und  gewerbeangelegenheiten.  R. 
ScilRÖDKH  deutsche  rechtageach.  (1889)  004. 

GEWERBE-,  GEWERBÄNLAGE,  /..  nur  im  plural  be- 
legt (engater  begriff):  der  patent-inhaber  kann  zur  aus- 
Übung  seiner  erfindung  .  .  .  jede  beliebige  zahl  yon  ge- 
werbeanlagen .  .  .  errichten,  uiüritemberg.  geicerbeord- 
ming  von  1888.  (reg.bl.  a.  888);  wenn  von  manufacturen, 
hüttenwerken  oder  andern  gewcrbanlagen  die  rede  ist, 
welche  grosse  einriohlungskosten  erfordern,  juatixgeaetse 
f.  Baden  (1879)  1.40S.  vgl.  auch  gewerbsanstalt. 

GEWERBEANMASZUNG,./.,  a.  gewerbsanmaszung. 

GEWERBEANMELDUNG,  /.  {weiterer  begriff):  der  §  U 
{Gewerbeordnung)  betrifft  die  Verpflichtung  zur  gewerbe- 
anmeldung.    Landmann  gewerbeordnung  (1903)  i,  107. 

GEWERBE  ,  GEWERB-,  GEWERBS-,  APPARAT,  m.  (c;i^e- 
rer  begriff):  es  mUssen  . .  .  werkst&tte,  Öfen  .  .  und  was 
sonst  ein  vollständiger  gowerbaparat  erfordert ,  neu  er- 
baut und  angeschafTt  werden.  Völker  einachränkung  der 
v\eister  einea  handwerka  71 ;  als  .  .  .  gowerbs-vor-  und  -ein- 
richtungen  .  .  .  sollen  die  zu  einem  bestimmten  produc- 
tiven  gewerbsbetrieb  eigens  hergerichteten  .  .  .  gebäude, 
kostspielige  gewerbs-apparale  .  .  .  angesehen  und  behan- 
delt werden,  ba^^.  verordn.  betr.  d.  gewerbaweaen  %  18  im 
regierunqahlatt  f.  Bayern  (1886)  99. 

GEWKRßEANZEIGE,  /.  {weiierer  begriff):  ist  in  dem 
-tatute  bestimmt,  dass  die  gemeindebchörde  Wahllisten 
iifzustollen  hat,  so  sind  die  polizeibehOrden  .,.  ver- 
l>t<ichtet,  der  gemeindebchörde  .  .  .  einsieht  der  mitglie- 
derverzeichnisse ,  beziehungsweise  der  gewerbeanzeigen 
zu  gewähren,  gewerbegerichtageaeta  %  15  aba.  8  {reichageaeta- 
blatt  1901,  857). 

GEWERBEANZEIGER,  m.,  Steglitzer  gewerbeanzciger 
1908  (von  1903  ab  ala  Steglitzer  mieterzeitung  fortgeaetit). 

GEWERBE-,  GEWERB-.  GEWERBSARBEIT,/.  (tceiferer 
und  engerer  begriff)  vgl.  handwerksarbeit. 

l)  die  nothwendigkeit  macht  gewerbsarbeit  zur  gewohn- 
lieit  {buaineaa).  Garvb  t^rdetttjtchung  v^n  Adam  Smith 
1.9)1,177;  und  bei  unsern  langen  Winterabenden  sind 
lichter  ein  unentbehrliches  Werkzeug  aller  gewerbsar- 
beiten.  {itMtrvment  of  trade  &,  8)4,  S4S;  denn  allerdings 
heischt  manche  gewerbsarbeit  bei  weitem  nicht  den  auf- 
wand an  lebensbedUrfnissen,  welche  ein  gemeiner  hand- 
arbeiter  zur  nothwendigen  restauration  seiner  durch 
schwere  körperliche  arbeiten  erschöpften  physischen 
kräfte  braucht.    Lotz  ataatawirthacht^ftalehre  l,  U». 

-i)  jedermann  hat  das  recht,  die  gewerbsarbeit,  gewerbe- 


dienit«  and  dl«  waaren,  (Ursa  «r  b«darf,  b«i  «faMBi  b«* 
liebigen  gewerb«inhab«r  so  b««t«llii  od«r  «JMBkMlfll. 
bayr.  verordn.  batr.  d.  §mitrhtwmm  |  it  (ny.-MaM  /.  Bmjfm'n 
18M,  104);  *btM9  i  ti;  ••  U«gt  Im  TortMl  dar  aaMoa««. 
die  koit«n  der  gewerbarbelt  doreh  masehte«»  ta  T«r^ 
mindern.  G.  Kki.i.neh  i.  ^c«eA.  d.  phyaiokratiamua  7t. 
vgl.  gewerbterzeugniss. 

GEWERBE-,  QEWERB8ARBEITEK,  m.  {ut^f  dm  mg^- 
ren  begriff  be$ekränkf).  to  wie  aus  den  kfinicliebca  tUIm 
im  laufe  der  zeit  stidte  henrorgiengen ,  die  sieh  ein« 
menge  freiheiten  und  gerechtigkeiten  zu  erwerben  wuazten, 
eben  so  wurde  auch  aus  dem  bOrigea  fwwb— rbdtf 
bald  ein  freier  gewerbsmeister.  Lots  almaittairAteit^fb- 
lehre  1,  98;  anstatt  als  theil  der  UndUchen  bcrelksroBf 
den  ertrag  de«  bodens  ...  zu  verzehren,  Tersebafll . .  41« 
manufaktur-bevOlkerung  durch  ihr«  «rtMiil  lieh  .  . .  d«a 
genuss  der  gewerbs-produkte,  wibmid  dar  l«ndin«Bn . . . 
jetzt  mit  den  gewerbs  arbeitem  b««««r««  and  •ehl«ebt«r«« 
theilt.  MoiiL  iffürttemb.  gewerbainduatrie  t.M;  ein  Deut- 
scher, welcher  die  löhne  der  Handwerksgesellen  in  Paris . . 
verfolgt,  kann  .  . .  sehen,  welche  .  .  .  hohe  löhne  die  ge- 
werbsarbeiter  in  Paris  .  .  .  erbalten  . . .  und  wenn  auch 
das  leben  in  Paris  theurer  ist.  .  .  so  b«w«iMn  doch  dl« 
.  .  millionen  franken,  welche  die  Pariaer  gcwarbaarlMiUr 
in  der  .  .  .  Sparkasse  stehen  haben, .  .  .  daas  di«  |«w«ri»* 
gehUlfen  in  Paris  einen  .  .  .  theil  ihre«  lohne«  enpw«B 
können.    Ohsbacii  tünße  u.  Innungen  15.  vgl.  gewerbUeh. 

GEWERBEARCHIV,  n.:  mit  dem  vorliegenden  bdl 
beginnt  eine  Zeitschrift  zo  erscheinen,  die  unter  d«a 
namen  '  gewerbearcbiv  fOr  das  deutsch«  reich'  .  .  .  alle« 
malerial  vereinigen  will,  das  fUr  die  ausfObronf  ond 
auslegung  der  gewerbeordnung  von  bedeutung  ist.  Rohr* 
8CIIEIDT  im  gexoerbearchiv  f.  d.  dtach.  reich  l,  1. 

GEWERBEARM.  a4j.  {neuerer  engerer  begriff  wie  bei  den 
nächat/olgenden).  wo  sehen  wir  im  kriege  die  schnellsten 
ausrilstungen  von  beeren  und  flotten?  wo  die  anhaltendsten 
anstrengungen?  in  den  industriösen  oder  den  gewerbo- 
armen  Staaten  ?  man  werfe  einen  blick  auf  die  geschieht« 
der  letzten  Jahrzehnte.  Moml  Württemberg,  geteerba-in- 
duatrie  i,ii.  vjrZ.  gewerbelos;  gewerbe-reich. 

GEWERBEART,/.,  a.  gewerbsart;  GEWERBEARTIKEL. 
a.  gewerbsartikel. 

GEWERBEASSESSOR,  m.,  neuerer  titel,  vorttt^e  tu 
gewerberath,  t-^^  unter  gewerbeinspeotion. 

GEWERBEAUFNAHME.  /.:  nach  der  gewerbeaofnahme 
vom  Jahre  1896  waren  in  Belgien  rund  76000  arbeiterinnen 
zu  hause  fUr  rechnung  von  fabrikanten  oder  ladenmaga- 
zinen  beschäftigt.  Bauer  getcerUiehe  naehtarbeit  der 
frauen  124. 

GEWERBEAUFSEHER,  m.,  a.  gewerbsanfseher. 

GEWERBEAUFSICHT,  /..  daiu  gewerbeaafsichtab«- 
amter  m.,  gewerbeaufsichtsdiener,  m.:  kann  dem  gewerbe- 
aufsiohtsbeamten  ein  besonderer  Zugang  zu  dem  gewerb- 
lichen betriebe ,  den  er  revidiren  will ,  Torgeschrieben 
werden  ?  Roiirschbidt  gewerbearchiv  f.  d.  deutaehe  reich 
8,  680 ;  der  §  i  der  vorbildungs-  und  Prüfungsordnung  für 
die  gewerbeaufsichtsbeamten  vom  7.  September  1897  er- 
fordert zur  erltuigung  der  bef&higong  für  den  gewerb«- 
aufsichtadienst  ein  mindestens  dreijährige«  teohnisoh«* 
Studium.  706. 

GEWERBE-.  GEWERBAUSLAGE,  /.,  nur  im  plurml 
gebraucht :  denn  die  grösier«  gewiszheit  des  ab««t««s, 
welche  dadurch  den  sich  ans«tx«nd«n  m«ist«ni  «BtstaM, 
setzt  sie  in  den  stand,  daroh  Tortbeilhaile  c«(nAQ« 
einrichtungen  in  ihrem  handwertsbetriebe,  sich  für  die 
ausserordentlichen  gewerbsaaslagen .  die  bei  der  ersten 
gewerbeinrichtung  und  überhaupt  vorfallen,  blaUnfUeh 
zu  entschädigen.  Völker  einachränk,  d.  »mattr  «mm» 
handteerka  78. 

GEWERBEAUSSCHUSZ.  m..  a.  gewerbsausschnsc. 

GEWERBE-,  GEWERB  ,  GEWERBSAÜSSTELLUNO.  /. 
{engater  ha§rijf).  der  auagangapunkt  für  die  einridämmg 
wie  die  lemennung  liegt  in  Frankreiek,  vgL  die  expositlon 
publique  des  produits  d«  l'indostri«  fran^s«  von  17W. 
etne  tpäiere  franaS».  at*aateUung  bettknOt  Börnb  ml* 
Industrieausstellung  {achiUtrmm§m  ««•  JRsris  1888),  vgl. 
die  deutachen  industrieausst«Uanf«B  ws  ifisüu  (1848)  %uui 
München  (1864),    vgL  noek  die  doppelform:  gewerbe   and 


5535 


GEWERBEAUSÜBUNG 


GEWERBEBEFUGNIS 


5536 


industrie-ausstellung  in  Hamburg  1889.  das  deutscJie  wort 
taucht  zuerst  in  theoretischer  erörterung  auf  {zugleich  im 
einzigen  beleg  für  die  genitiv-composition) :  kunst-  und 
gewerbs-ausstellungen  begünstigt  die  regierung,  und  trägt 
nöthigen  falls  die  kosten.  Leuchs  geicerle-  und  handeis- 
freiheit  435.  auch  da,  wo  eine  praktiscJte  Veranstaltung  das 
neue  wort  veranlaszt,  findet  es  sich  noch  nicht  im  amt- 
lichen titel:  die  bisherigen  öffentlichen  gewerbausstel- 
lungen  haben  ihrem  zwecke  .  .  .  nur  unvollkommen  ent- 
sprochen, bericht  über  die  ausstellung  sächs.  gewerb-er- 
teugnisse  v.  1831,  s.  5.  zur  synkope  in  der  composition  vgl. 
noch:  gewerbausstellung,  exposition  de  l'industrie,  ecchibi- 
tion  of  industry.  Beil  243.  dagegen  vgl. :  der  den  ange- 
legenheiten  der  gewerbe-ausstellung  vorgesetzten  behörde. 
bericht  üb.  d.  ausstell,  sächs.  gewerberzeugnisse  v.  1831  einl. 
8. 8 ;  sehr  erquicklich  war  mir  die  geWerbeausstellung 
hinter  dem  saale  der  kunst.  diese  Werkmeister  und 
fabrikherren  haben  doch  gewuszt,  was  sie  machen  wollten. 
Immermann  {reisejournal  2,  5:  Dresden  1831)  10,  81;  amt- 
liches verzeichnisz  der  aus  den  Staaten  des  deutschen 
bundes  .  , .  zur  gewerbe  ausstellung  in  Berlin  1844  einge- 
sandten gegenstände,  ausführlicher  bericht  über  die 
grosze  allgemeine  deutsche  gewerbe-ausstellung  in  Berlin 
im  jähre  1844.  hrsg.  v.  Amand.  Ferd.  Neukrantz,  unter 
.  .  .  mitwirkung  .  .  .  (der)  mitglieder  der  gewerbe-ausstel- 
lungs-commission.  1845;  die  erste  grössere  österreichische 
geWerbeausstellung  war  mit  594  aussteuern  im  jähre  1835. 
V.  Reden  denkschr.  über  d.  österr.  gewerbeausstell.  in  Wien 
(1845)  2;  die  bisherigen  geWerbeausstellungen  zeigten  ge- 
wöhnlich auf  kurze  zeit  nur  das,  was  im  eigenen  lande 
gefertigt  worden,  die  hier  (iti  Berlin)  beabsichtigte  ge- 
werbeausstellung  .  .  .  soll  dem  publikum  das  ganze  jähr 
hindurch  ununterbrochen  geöffnet  sein  und  .  .  .  was  in 
irgend  einem  lande  schönes,  nützliches  und  practisches 
gefertigt  worden  .  .  .  vorlegen,  entwurf  zur  errichtung 
einer  industrie  .  .  .  bank  (1849)  s.  24;  unter  diesen  Zusam- 
menkunfts-gelegenheiten nehmen  seit  einer  reihe  von 
jähren  diejenigen  nicht  den  letzten  platz  ein,  welche 
unter  dem  namen  '  gewerbe -ausstellungen'  einen  markt 
eröffnen,  auf  welchem  der  einkauf  und  der  verkauf  ne- 
bensache,  die  anerkennung,  der  beifall  die  hauptsache, 
nicht  der  augenblickliche  absatz,  sondern  der  zu  ver- 
hoffende Zuspruch,  bericht  der  {hamburgischen)  commis- 
sionf.  d.  grosze  ausstellung  in  London  1851  bei  Kowalewski 
gesch.  der  Hamburg,  gesdlsch.  z.  beförd.  d.  künste  u.  nüzl. 
gewerbe  s.  178;  den  preszkopf  würde  ich  wegen  seiner 
preiswürdigkeit  auf  die  gewerbeaustellung  liefern,  wenn 
er  nicht  zu  gut  schmeckte.  Bismarck  an  seine  frau  (1852) 
8.  327;  offlzieller  haupt  -  katalog  der  Berliner  gewerbe- 
ausstellung  1896.  dazu  vgl.  gewerbeausstellungskommission, 
gewerbe-ausstellungs-couplet,  gewerbeausstellungslotterie : 
eine  eigenartige  laune  entwickelte  frau  Fortuna  wieder 
bei  der  am  2.  oc  tober  stattgefundenen  Ziehung  der  nie- 
derschlesischen  industrie-  und  gewerbeausstellungslotterie 
Voss,  zeitg.  8. 10.  1905. 

GEWERBE-,  GE WERBSAUSÜBUNG,  /.  vgl.  gewerbe- 
betrieb.  zur  lockeren  form  der  Verbindung  vgl. .-  niemand 
die  ausübung  des  gewerbes  zu  verstatten,  dessen  kennt- 
nisse  nicht  vorher  geprüft  .  .  .  sind,  bericht  Dohnas  an 
den  könig  (1810)  bei  v.  Rohrsgheidt  392.  zur  composi- 
tion: verboth  der  gewerbsausübung :  auch  hat  er  sich 
vor  der  erfüUung  dieser  bedingungen  von  der  ausübung 
der  profession  ...  zu  enthalten.  Barth-Barthenheim 
österr.  getoerba-  und  handelsgtsetzkunde  3, 132 ;  mit  der  ge- 
werbefreiheit  stehen  nicht  im  widersprach  beschrän- 
kungen  der  gewerbeausübung  rein  gewerbpoliceilicher 
natur.  Thiel  4, 424. 

GEWERBEBANK,/,  {engerer  begriff),  kennzeichnet  eine  ein- 
richtung,  die  nach  der  aufhebung  mittelalterlicher  gebunden- 
heit  den  bestrebungen  erwuchs,  der  loirthschaftlichen  Schwä- 
chung der  einzelnen  durch  genossenschaftlichen  zusammen- 
schlusz  e7itgegenztisteuern.  der  ausgangspunkt  liegt  hierfür 
vor  allem  in  englischen  Vereinigungen,  unserem  compositum, 
gingen  aridere  benennungen  voraus  und  zur  seite:  volksbank, 
handwerker-,  bürger-,  industriebank,  gewerbekasse:  einla- 
dung  ...  zu  einer  . . .  unter  dem  gewerb-  und  handwerker- 
ßtand  zu  begründenden  Berliner  bürgerbank.  titel  einer 
flugscJuift  von  Jon.  Hast  {Berlin  1847);  vgl.  entwurf  zur 


errichtung  einer  industrie-  und  handwerkerbank  {Berlin 
1849);  allgemein  anerkannt  ist  das  bedürfnisz  nach  kredit- 
instituten  für  unsern  handwerker-  und  kleinen  gewerbe- 
stand. H.  Schulze-Delitzsch  vorschusz-  u.  kreditvereine 
als  Volksbanken  (1859)  1 ;  [1863]  beschlosz  der  ausschusz  der 
bürgergesellschaft  zu  Ulm  ...  die  frage  in  anregung  zu 
bringen,  ob  nicht  auch  in  Ulm ,  nach  dem  Vorgang  so 
zahlreicher  städte  Deutschlands,  eine  volksbank  ins  leben 
zu  rufen  sein  möchte.  Osswald  gesch.  der  gewerbe-bank 
Ulm  8.  5;  das  erste  Statut  von  1863  war  demjenigen  der 
Stuttgarter  handwerkerbank  nachgebildet.  ».25;  zugleich 
ist  aber  —  und  das  liegt  im  zweck  der  handwerkerbank 
...  die  geschäftstüchtigkeit  .  .  .  des  geldsuchenden  ins 
äuge  zu  fassen  . . .  viertens  ist  die  gewerbebank  es  sich 
schuldig,  dasz  sie  .  .  .  die  rechtzeitige  erfüllung  der  Ver- 
bindlichkeiten von  Seiten  ihrer  mitglieder  fordert,  rede 
bei  der  gründung  der  JJlmer  gewerbebank,  s.  Osswald  *.  17; 
gewerbe-  und  volksbanken  haben  vorzüglich  die  aufgäbe, 
das  gewerbewesen  zu  unterstützen  und  zu  fördern.  Thiel 
4,  425;  die  gewerbebank  in  Bruchsal  ist  eine  eingetragene 
genossenschaft,  welche  .  .  .  den  zweck  hat,  .  .  .  ein  bank- 
geschäft  zu  betreiben,  entscheid,  d.  reichsger.  in  civilsach. 
(1880)  1,  204. 

GEWERBEBEGINN,  m.:  anmeldung  des  gewerbe- 
beginns:  wer  den  selbständigen  betrieb  einer  gast-  oder 
schankwirtschaft  anfängt,  musz  der  gemeindebehörde  des 
ortes  .  .  .  anzeige  davon  machen  (§  14  der  reichsgewerbe 
Ordnung,  %  52  des  gewerbesteuer-gesetzes)  .  .  .  denn  mit  der 
aushändigung  der  Konzession  ist  noch  nicht  gesagt,  dasz 
der  empfänger  auch  das  gewerbe  sofort  beginnt.  Ernst 
Müller  gast-  und  schankurirtschaftspolizei  s.  48. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSBEDÜRFNIS,  n., 
mit  verschiedenartiger  beziehung  zwischen  den  beiden  com- 
positionstheilen. 

1)  gegenstände,  deren  man  zur  ausübung  eines  gewerbes 
bediarf:  endlich  leiden  durch  jene  läge  der  Sachen  auch 
diejenigen  gewerbe,  welchen  das  produkt  des  geschlos- 
senen handwerks  als  nothwendiges  gewerbbedürfnisz 
dient,  indem  sie  es  als  material  verarbeiten.  Völker  33. 

2)  gewerbe,  deren  ausübung  selbst  ein  bedürfnis  ist: 
dass  dem  übermass  der  concurrenz  thunlichst  vorge- 
baut werde  dadurch ,  dass  die  menschen ,  durch  perio- 
disch kundgegebene  richtige  statistische  notizen  über 
gewerbsbedürfniss  und  die  zahl  der  zu  seiner  befrie- 
digung  bereits  vorhandenen  in  den  stand  gesetzt  werden, 
bei  der  wähl  des  zu  betretenden  gewerbsweges  vernünftig 
...  zu  werke  zu  gehen,  prakt.  vorschlage  in  beziehung  auf 
arbeiterloos  u.  pauperismus  s.  aUgem.  anz.  .  . .  der  Deut- 
schen 110  (1845)  3644. 

GEWERBEBEEINTRÄCHTIGUNG,  /..-  das  gesetz  ist 
nothwendig  zur  beseitigung  der  häufigen  und  gerechten 
klagen  über  gewerbebeeinträchtigung  und  pfuscherei.  ent- 
tourf  einer  allgem.  handiverker  ■  tind  gewerbeordnung  für 
Deutschland  1848  §  31. 

GEWERBEBEFLISSEN,  s.  gewerbsbeflissen. 

GEWERBE-,  GEWERBSBEFUGNIS.  /.,  im  Österreich. 
Sprachgebrauch  n.  wie  die  vorhergehenden  auf  den  engeren 
begriff  zielend,  prägt  dieses  compositum  neben  dem  privat- 
rechtlichen m,oment  des  Privilegiums  auch  noch  ein  öffent- 
lich rechtliches  in  der  Verantwortung  aus,  die  dem  tech- 
nischen betriebe  in  bezug  auf  die  gefährdung  der  öffent- 
lichen sicherlieit  zur  last  fällt,  vgl. :  auf  die  Zubereitung 
des  Scheidewassers  . . .  soll  ferner  weder  ein  neues  befug- 
niss  noch  die  Übertragung  eines  alten  in  dem  gewerbe- 
bezirke Wiens  bewilliget  werden.  Barth-Barthenheim 
österr.  gewerbs-  und  handelsgesetzkunde  1,  289  ;  die  befug- 
nisz  zur  betreibung  eines  jeden  gewerbes.  stenogr.  ber.  d. 
Frankf.  nationalvers.  693°. 

l)  man  hat  ...  zu  beschliessen  befunden,  der  k.  k.  regie- 
rung die  bemessung  der  faxen  für  alle  gewerbsbefugnisse 
. .  zu  Überlassen.  Barth-Barnhenheim  7,  497;  in  der  ver- 
meintlichen realität  der  gewerbsbefugnisse,  und  in  dem 
damit  verbundenen  glauben  der  ererbten  gewerbsfähigkeit 
finden  wir  die  Ursache,  warum  wir  an  bedeutenden  orten 
kaum  einen  geschickten  gewerbsmann  .  .  .  Reingruber 
natur  d.  gewerbe  17;  mit  obrigkeitlichem  consense  durfte 
.  .  .  der  Inhaber  einer  persönlichen  gewerbebefugniss  sein 
recht  an  ein  zunftfähiges   und  handwerkskundiges  indi- 


5537 


GEWERBRBEGRIFF 


GEWRRBEBESCHRANKUNO 


5538 


Tidaum  abtreten.  Kaizi,  kämpf  um  die  getterber^orm  51 
in  SciiMOi.i.KKH  forachungen  11,1;  krämer,  die  auf  dem 
platten  lande  . .  .  sich  niedergelassen  haben,  auch  andere 
gewcrbtreibendo,  welche  nicht  ...  alt  kaufleute  sich  . . . 
niederzulassen  erlaubnisz  erhalten  haben,  .  .  .  sollen 
material  .  .  .  waaron ,  nur  von  inländischen  .  .  .  hand- 
lungon  und  fahriken  beziehen  . .  .  durch  die  Übertretung 
wird  eine  willkUhrliche  geldstrafe,  auszerdem,  im  falle 
der  Wiederholung,  die  gewerbebefugnisz  Terwirkt  pretm. 
Verordnung  v.  1884  {guetuamml.  «.  188) ;  gewerbsbefagnisse 
in  München,  titel  einer  »ehrift  v.  Sciieichtiiörlk  (1884); 
die  kramerinnung  zu  Leipzig,  .  .  welcher  frUher  aus- 
schliessliche gewerbebofugnisse  zustanden,  halte  .  .  .  ihre 
Auflösung  beschlossen.  enUcheid.  d.  reiehtger.  (1890)  86,  S4. 
vgl.  gewerbebereohUgung,  gewerbegerechtigkeit,  gewerbe- 
gereohtsame  u.  a. 

%)  vgl.  gewcrboconcession,  gewerbcerlaubnis :  bei  fahrt- 
oirenden  gewerben  findet  der  . . .  grundsati  . . .  anwendung, 
nach  welchem  jedem,  der  sich  über  den  besitz  der  zur 
erlangung  eines  solchen  gewerbsbefugnisses  erforderlichen 
eigenschaflen  auszuweisen  vermag,  auch  die  selbsstän 
dige  ausUbung  desselben  . . .  gestattet  worden  soll.  Bahtii- 
Barth KN HEIM  i,269;  bei  gewerben,  deren  ausUbung  wegen 
besorglichen  inisRhrauchs  der  gewcrbsbefugniss  zur  gefähr- 
düng  der  nffontlichcn  Sicherheit ...  ein  wohlbegrUndetes 
Tertrauen  .  .  .  voraussetzt,  bajfr.  vtrordn.  betr.  d.  getcerbt- 
«ceM»  (reg.blatt  1826  ».  98). 

QEWEHBEBEGRIFF,  m.  (oi^f  die  teeitere  bedeutung 
tielend):  der  begriff  gewerblich  oder  gewerbsmässig  im 
erfinderrecht  .  .  deckt  sich  nicht  mit  dem  handelsrecht- 
lichen gewerbebeKritr.    Kohi.er  Patentrecht  (1900)488. 

GEWERBK  ,  UKWKRBBEIN,  n.,  tu  gewerbe  —  gelenk 
{vgl.  »p.5489jf.).  während  die  entsprechenden  »ynonymen  ver- 
Hndungen  (vgl.  gelcnkbcin ,  gleichbein  Adeluno  8,  680) 
die  allgemeinere  bedeutung  gelonkknochen  darthun,  ver- 
engert sich  diese  bei  gewerbbein  »/»  der  besonderen  bezieh- 
ung  auf  die  vnrbel  an  hals  und  rückgrat:  wa«  aber  den 
häuptlein  desz  lufftrohrs  nachfolget,  das  endet  sich  durch 
den  gantzen  zug  des  lufTtrohrs,  und  dasselbige  ist  gantz 
krospecht,  und  wirdt  gleichsam  als  mit  viel  ringlein  un- 
dersohieden,  welche  ringlein  nicht  von  einer  gantzen 
krospen  gestehen,  weil  zu  hinderst  den  gewerbbeinen  zu, 
da  der  magenmundt  darneben  ausgestreckt  wirdt,  sie  zer- 
schnitten sind ,  unnd  dapelbst  mit  einem  pergaments- 
häuptlein  zusammen  gefesselt.  Realdus  Columbus  ana- 
iomia  übers,  v.  Schknck  184;  verfebra  .  .  .  ossa  Spinae 
dicuntur  vertebrae,  die  gewerbbein  Reyhkr  theatr.  rom. 
teut.  3,  21 14 ;  epistropheus  .  .  .  seatnda  colli  vertebra  dici- 
tur,  das  ander  gewerbbein  des  halses.  8,  2846  (vgl.  epistro- 
phus  .  .  .  der  ander  wirbel  im  halse,  das  andere  wirbelbein, 
so  insonderheit  dienet  den  köpf  herum  zu  drehen.  Dru- 
MKLius  1,4066);  vertebra,  gewerbbein  bei  Simon  Pauli 
{übers.  V.  Placentinius  u.  Bucretius  anatom.  tafeln) 
».  96;  vertebra  .  .  .  der  wirbel  eines  gleichs  .  .  .  ein  ge- 
lenck,  gewerb-bein.  Matthiae  a,  864;  vertebrae,  apondili, 
die  wirbeln,wirbelbeine,gewerbbeine,  dieknochen,  vxlcheden 
riickgrad  ausmachen.  Halhhh  onomatologia  m«(ftca  2,  1810; 
so  wie  die  wirbclbeine  des  rilckgrades  noch  unter  dem 
namen  der  gewerbebeine  vorkommen.  Adeluno  2,665; 
gewerbcbein  (in  anatomy  Joint  of  the  spine)  vertebra. 
Hilpert  1,  468";  gewerbbeine,  wirbelbeine.  Nemnich  198; 
Mu  der  diminuHvform  (vgl.  auch  geleichgebeinlein  oben 
tp.  8980)  vgl. :  von  denjenigen  sennen ,  welche  das  haupt 
mit  den  zwei  ersten  hals  gewerbbeinen  anhebten  .  .  . 
dann  so  ein  solche  bürde,  als  das  haupt  ist,  hat  sollen 
an  solche  kleine  gewerbbeinlein  geknüpffet  werden,  hat 
sie  (dt«  natur)  auch  ausserhalb  der  Processen  und  hö- 
lungen  weiters  sennen  erdacht,  und  dieselbigen  stäreker 
zugerichtet,  dann  die  andern  alle  in  unserm  leib.  B. 
Columbus  anatomia  deutsch  v.  Schenck  128. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSBEISITZER,  m..  vgl. 
unter  gewerbsausschusz :  die  ernennung  der  3  oder  ö  ge- 
Werbvorsteher  geschieht  durch  freie  wähl  der  gewerbbe- 
sizer,  die  der  l  oder  3  gewerbbeisizer  durch  freie  wähl 
der  arbeiter.  Leuchs  getrerb-  und  handehfreiheit  490 ;  die 
funktionen  des  orts- Vorstandes  als  beaufsichtigende  be- 
hörde  durch  den  verantwortlichen  gewerbsbeisitzer  bleiben 
dadurch  ungestört  und  kann  dadurch  auch  die  thätigkeit 


der  oben  gedachten  gewerblichen  sonstigen  Vertretungen 
nicht  gehemmt  werden.  Riscii  innungen  80. 

GEWERBEBENUTZUNG,  /.,  «.  g^wertabenatzang. 

GEWERBEBERECHTIGT,  partieipisUt  tt^iv,  a.  unter 
gewerbe  bereohtifang. 

GEWERBE-,  OEWERBSBERECHTIOÜNO./..  tyl.  tß- 
Werbegerechtigkeit,  -gereohtsame.  im  gtgtnmtm  fw  fe- 
werbebefugnisz  (vgl.  tp.  ttXi)  ist  hier  auMAtimttitk  <Ut 
privatreehtliehe  moment  entwickelt,  vgl.  auch  gewcrb«  «pJUt ; 
durch  das  ediot  vom  8.  november  ist  die  aasMblieuUebe 
gewcrbsberechtignng  der  zfinft«  aafgehoben.  motive  tum 
ersten  entuttrf  dfs geteerbepoliteiedieta  v.  islORoiiMicneiDT 
417 ;  durch  Stipulationen* . .  wird  eine  aasaehUesaUche  g»- 
werbebereohtigong  . . .  nicht  begründet  «nlMMÜMif  im 
reichegeriehte  in  eivilsaehen  (1880)8,180.  «omC  wUfi  M»  |» 
brauche  der  plural  vor:  eine  eigenthümlicbe  sehwierifkcU 
verursachen  die  vererblichen  und  vertasserlichen  ge- 
werbsberechtigungen.  motire  tum  geteerbepoliseiediei  von 
1810.  ROHRBCIIBIDT41«:  ausschlieszliche,  vererblicbe  and 
veräuszerliche  gewerbsberechtigungen  in  den  »tldten,  die 
als  solche  in  den  hypothekenbüchem  eingetragen  sind, 
sollen  . . .  abgelöst  . . .  werden.  geeetM  über  ditpolie.  verh. 
der  gewerbe  1811  §  88  (getetu.  für  den  preuta.  rtaat  l8il. 
s.  866);  die  innhaber  von  aassehUenliohen ,  verioazer- 
lichen  und  vererblichen  gewerbebereobtigangen  in  den 
Städten  . . .  (bankgerechtigkeiten)  sollen  für  den  verlott 
derselben  einen  anspruch  auf  entschädigang  erhalten,  mtif- 
hebung  der  getoerbeberechtigungen  in  der  prov.  Poeen  1888  §  8 
(;eM<w.  1888, 68) ;  das  in  einzelnen  landestheilen  mit  ge- 
werbebereohtigungen  noch  verbundene  recht,  anderen  den 
betrieb  eines  gewerbes  zu  untersagen  oder  sie  darin  la 
beschränken  (ausschlieszliche  gewerbeberechtigang)  wird 
hierdurch  aufgehoben,  ohne  unterschied,  ob  die  berech- 
tigung  an  einem  grandstücke  haftet  oder  nicht,  öligem, 
gewerbeordnung  1846  §  1  (ebenda  1816, 41);  neue  re«lgewerl>e- 
berechtigungen  dürfen  fortan  nicht  mehr befrfindet  werden. 
§  64  (ebenda  53) ;  realgewert>ebereohtigangen  sind  die  mit 
dem  besitz  eines  bestimmten  grundstUcks  verbundenen  be- 
fugnisse  zur  ausQbung  eines  gewerbes  . .  zwangs-  und  bann- 
rechte . . .  sind  die  befugnisse  eines  gewerbebereohtigten 
...  im  Interesse  seines  gewerbebetriebes  ein  gewisses  thun 
oder  lassen  zu  fordern,  diese  rechte  waren  . . .  mit  aas- 
scbliesslichen  gewerbeberechtigungen  verbunden,  d.  h.  mit 
den  an  einzelne,  bestimmte  gewerbebetriebe  geknüpften 
berechtignngen ,  andern  den  betrieb  dieses  gewerbes  . . . 
zu  untersagen.  Rohrsciieidt  gewerbearchiv  (1902)  1,  410; 
realgewerbeberechtigungen  können  auf  jede,  nach  den 
Vorschriften  dieses  gesetzes  zum  betriebe  des  gewerbes 
befähigte  person  in  der  art  übertragen  werden,  dass  der 
erwerber  die  gewerbeberechtigung  für  eigene  rechnung 
ausüben  darf,  gewerbeordnung  f.  d.  deutsehe  reich  v.  l.  juli 
1888  §48. 

GEWERBE-,  GEWERBSBESCHRÄNKÜNG. /.:  vgL  wtr 
will  es  den  gewerbetreibenden  verargen,  wenn  sie  von 
allen  selten  her  auf  beschränkungen  im  gewerbebetriebe 
dringen,  entwurf  tur  errichtung  einer  indtutriebmmk  (1848) 
s.i;  je  länger  man  der  nothwendigkeit  aasweicht,  dtireb 
theilung  der  arbeit  und  durch  pewerbebcschränkongen 
ein  wenigstens  annäherndes  verhältnisz  zwischen  prodao- 
Uon  und  consumtion  zu  erzielen,  je  schwieriger  wird  die 
lösung  der  socialen  frage  zu  erreichen  sein,  entwurf  einer 
allg.  d.  handwerkt-  u.  gewerbeordnung  1848;  es  ist  . . .  eine 
gewöhnliche  einwendung  derer,  welche  für  die  gewerbs- 
beschränkungen  schwärmen  . . ,  dass  sie  mit  siegreicher 
miene  den  freunden  der  gewerbfreiheit  zurufen :  da,  seht 
doch  nach  den  ereignissen  der  letzten  jähre  in  Paris  I 
nach  der  februarumwälzung I  Orsbach  lünßeu.innungen 
(1860)  14;  inwieweit  auf  den  theil  des  handwei^s,  den  die 
technische  entwicklung  und  die  kapitalsfreiheit  bereits 
vom  eigentlichen  handwerk  losgelöst  and  den  fabriken 
und  grosskraflmaschinen  überantwortet  haben,  auch  jeUtt 
noch  gewerbebeschränkungen  anwendung  finden  können, 
müsste  durch  eine  besondere  Untersuchung  der  betreffen- 
den gewerbszweige  festgestellt  werden.  Borst  nothwendig- 
keit der  konkurrensbesehr&nkung  (l88l)  18.  daxu  gewerbe- 
beschränkungsgesetz,  n. .-  und  hier  wäre  der  fall  einge- 
troffen, dass  grade  durch  das  strenge  gewerbe-beschrtn- 
kungs-geselz  eine  ganze   familie  der  gemeinde  zur  last 


5539 


GEWERBEBESITZER 


GEWERBEBETRIEB 


5540 


gefallen  wäre.  Born  die  bürgerliche  existent  ist  gesichert 
(1849)  9. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSBESITZER,  m.  bringt 
das  moment  der  Selbständigkeit  und  Unabhängigkeit  im  be- 
triebe zum  au^druck,  das  früher  mit  dem  begriff  gewerbe 
schon  gegeben  \car  {vgl.  sp.  5529) :  die  ernennung  der  .  . . 
gewerbvorsteher  geschieht  durch  freie  wähl  der  gewerb- 
besitzer.  Leughs  430  (gewerbsbesitzer  s.  431);  eine  jede 
dieser  Wahlversammlungen  erwählt  einen  landesdepu- 
tirten,  auf  völlig  gleiche  art,  die  Vorsteher  der  höheren 
lehranstalten  einen,  und  alle,  in  der  zwölften  und  sechs- 
zehnten gewerbsteuerklasse  katastrirte  gewerbebesitzer 
drei  landesdeputirte  aus  ihrer  tnitte.  nassauisches  ver- 
fassungspatent von  1814  §  6 ;  an  der  zweiten  (gewerbeaus- 
stellung)  nahmen  732  fabrik-  und  gewerbsbesitzer  theil. 
V.  Reden  s.  2,  vgl.  gewerbeherr,  gewerbeinhaber. 

GEWERBEBESTÄTIGUNG,  *.  gewerbsbestätigung. 

GEWERBEBESTELLSALZ,  n. .-  dasz  künftighin  die  an- 
wendung  von  petroleum  nur  bei  der  herstell ung  desjenigen 
sogenannten  gewerbe-bestellsalzes  gestattet  sein  solle, 
welches  in  den  gewerbsräumen  des  empfängers  unter 
amtlichen  aufsieht  denaturirt  wird,  centralbl.  f.  d.  d.  reich 
2  (1874),  425.  vgl.  auch  gewerbesalz. 

GEWERBEBESTEUERUNG,  /.,  vgl.  gewerbesteuer : 
höchst  beachtenswerth  ist  die  österr.  gewerbebesteuerung. 
Thiel  4,  427. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSBETRIEB,  m.  mit 
bevorzugung  der  weiteren  bedeutung  von  gewerbe;  das 
compositum,  ist  unmittelbar  an  das  Substantiv  betrieb  an- 
gelehnt {nicht  aus  der  fm-md  gewerbe  botreiben  ent- 
wickelt; vgl.  dagegen  gewerbtreibende  zu  gewerbe  trei- 
ben) ;  vgl.  auch  composita  mit  trieb :  die  belebung  des  er- 
werbungstriebes.  Fichte  über  die  franz.  revolution  3327 ; 
die  rohen  stoffe  . .  .  welche  der  städter  zum  behuf  seines 
gewerbstriebs  vom  landmanne  bezieht.  Lotz  revision 
1,  357.  das  vielverwendete  compositum  bringt  zunächst 
die  function  des  nom^en  actionis  zur  gdtung ,  die  an 
gewerbe  verblaszt;  bald  aber  verfällt  es  den  gleichen 
abschwächungen  nach  der  seite  der  collectiv-  und  sach- 
bedeutung.  zur  lockeren  form  der  Verbindung  vgl,:  in 
denen  städten  aber  musz  man,  so  viel  möglich,  ver- 
hintern,  dasz  die  handwerker  sich  nicht  mit  dem  acker- 
bau  und  andern  neben-nahrungsarten  einlaszen,  wodurch 
sie  von  dem  rechten  betriebe  ihrer  gewerbe  abgehalten 
werden  können,  v.  Justi  polizeiwissensch.  126;  recht  zum 
betrieb  eines  gewerbes.  J.  A.  Weisz  über  das  Zunftwesen 
».  6 ;  in  dem  betriebe  ihres  gewerbes  vortheilhafte  einrieh- 
tungen  und  Verbesserungen  zu  treffen.  Völker  65  u.  ä. 
vgl.  betreibung  eines  gewerbes  unter  gewerbebefugnisz.  vgl. 
ein  besonderes  recht  zur  treibung  des  zünftigen  gewerbes. 
preusz.  landrecht  II,  8  tit.  §  233 ,  ebenso  §  244 ;  so  musz  er 
.  . .  der  treibung  des  gewerbes  bis  zum  austrage  des  Pro- 
zesses, sich  enthalten.  §  234. 

l)  hervorhebung  derfimction  des  nomen  actionis.  vgl.  ge- 
werbeausübung. 

a)  der  absolute  gebrauch:  die  Polizeiaufsicht  über  die 
gute  und  heilsamkeit  der  feilstehenden  waaren  und  über 
die  anstalten  zum  gewerbebetriebe  bleibt  unverändert. 
preusz.  Verordnung  von  1808  bei  Rohrsgheidt  304;  bei 
einigea  gewerken  ist  endlich  noch  sogar  die  berechtigung 
zum  gewerbsbetriebe  ein  ausschliessliches,  veräusserliches 
und  vererbliches  recht,  bericht  Dohnas  an  den  könig  von 
Preuszen  (1810)  bei  Rohrsgheidt  342;  die  befugniss  zum 
gewerbebetriebe.  titel  einer  schrift  von  J.  G.  Hoffmann 
{Berlin  1841);  hiermit  ist  ausgesprochen,  dasz  alle  parti- 
cularen  bestimmungen  über  die  befugnisz  zum  gewerbe- 
betriebe in  Deutschland  aufhören,  stenogr.  berichte  d.  Frank- 
furter  nationalvers.  693* ;  der  berufungsrichter  nimmt  an, 
dasz  die  .  .  .  abgäbe  nicht  eine  'für  die  Zulassung  zum 
gewerbebetriebe  zu  entrichtende  abgäbe',  sondern  eine 
echte  gewerbesteuer  darstelle,  entscheid  des  reichsger.  in 
civils.  (1902)  49,  69 ;  die  bedingungen  für  den  aufenthalt 
und  Wohnsitz  werden  durch  ein  heimathsgesetz,  jene  für 
den  gewerbbetrieb  durch  eine  gewerbeordnung  für  ganz 
Deutschland  . .  .  festgesetzt,  bericht  des  ausschusses  für 
volkswirthschaft,  s.  stenogr.  berichte  d.  Frankf.  nationalvers. 
s.  689'',  vgl.  auch  694*;  im  inneren  des  bundes  haben  die 
freiheit  der  niederlassung,  der  eheschlieszung  und  des  ge- 


wcrbebetriebs  den  dem  bunde  zu  gründe  liegenden  natio- 
nalen gedanken  in  das  leben  des  Volkes  eingeführt,  fhron- 
rede  zur  eröffn.  d.  nordd.  bundes  1860,  s.  Bismargks  reden 
4, 151 ;  die  thätigkeit  der  büffetmamsel  erstreckt  sich  regel- 
mässig . .  .  nicht  auf  die  hauswirtschaft,  sondern  lediglich 
auf  die  zwecke  des  gewerbebetriebes.  Rohrsgheidt  ge- 
Werbearchiv  1,  110. 

b)  der  relative  gebrauch :  desgleichen  sollen  fabrikanten 
und  gewerbtreibende,  welche  blos  für  das  von  ihnen  be- 
triebene geschäft  ankaufe  machen,  oder  reisende,  welche 
nicht  waaren  selbst,  sondern  nur  muster  derselben  bei 
sich  führen,  um  bestellungen  zu  suchen,  wenn  sie  die 
berechtigung  zu  diesem  gewerbbetriebe  . .  erworben  haben 
...  in  den  anderen  Staaten  keine  weitere  abgäbe  hiefür 
zu  entrichten  verpflichtet  sein,  zollvereinigungsvertr.  zw. 
Preuszen,  Hessen,  Bayern,  Württemberg,  s.  preusz.  gesetzs. 
1833,  155. 

a)  verzehrt  dieser  {der  kaufmann  oder  händler)  seine 
entbehrlichen  vorräthe  selbst,  so  ist  Unterbrechung  seines 
gewerbsbetriebs  die  nothwendige  folge  davon.  Lotz  revi- 
sion 1,  290;  auf  diesem  gründe  beruht  die  unzweck- 
mäszigkeit  des  ausfuhrverbotes  solcher  inländischen  rohen 
Stoffe,  welche  inländische  fabriken  zu  ihrem  gewerbsbe- 
triebe brauchen,  i,  382;  die  unterzeichneten  mitglieder  be- 
zwecken, sich  durch  den  zusammentritt  zu  diesem  ver- 
eine gegenseitig  .  . .  die  zu  ihrem  gewerbs-  und  geschäfts- 
betriebe  erforderlichen  haaren  geldmittel  zu  verschaffen. 
revid.  Statut  des  vorschuszvereins  zu  Delitzsch  (l859)  §  1 ; 
wenn  eine  erfindung  ...  in  einem  . . .  gewerbe  benutzt 
wird,  so  eignet  sich  damit  der  . . .  gewerbetreibende  die 
.  . .  vorteile  der  erfindung  auch  für  seinen  gewerbebetrieb 
an.  entscheid,  d.  reichsger.  in  civils.  (1897)  39,  33. 

/3)  die  Vernichtung  des  Zunftgeistes  aber  ist  nicht  an- 
ders möglich,  als  durch  eine  zweckmäszige  Umformung 
der  Zünfte  und  Innungen  selbst,  und  aufhebung  ihres 
schädlichen  monopols;  nicht  anders,  als  durch  gestattung 
eines  möglichst  freisten  gewerbsbetriebes  aller  gewerbe 
für  alle.  Lotz  revision  i,  3b3;  in  anbetracht  dieser  tat- 
sachen  {duldung  unzüchtiger  gespräche)  kann  von  einer 
Zuverlässigkeit  der  beklagten  in  bezug  auf  den  gewerbe- 
betrieb einer  gesindevermietherin  und  stellenvermiettlerin 
nicht  mehr  die  rede  sein,  entscheid,  d.  preusz.  oberverwal- 
tungsgerichts  1903  bei  Rohrsgheidt  gewerbearchiv  3,  457; 
ist  die  Verbindlichkeit  im  gewerbebetriebe  des  Schuldners 
entstanden,  d.  b.  gesetzb.  %  269  {reichsgesetzblatt  1896  s.  241) ; 
es  sei  denn,  dass  die  leistung  für  den  gewerbebetrieb  des 
Schuldners  erfolgt.  §  196  {s.  228). 

c)  sonstige  individualisierende  bestimmungen. 

a)  freier  gewerbebetrieb.  Rohrsgheidt  194,  vgl.  gewerbe- 
freiheit:  hat  doch  jenem  urteile  ...  die  annähme  fern 
gelegen,  dass  die  beschäftigung  des  theaterpersonales  als 
ein  selbständiger  gewerbebetrieb  anzusehen  sei.  entscheid, 
d.  reichsger.  in  civils.  (l89l)  27,  263;  gewerbesteuer  ...  ist 
diejenige  direkte  staatssteuer,  welche  in  der  besteuerung 
der  selbständigen  gewerbebetriebe  besteht.  Thiel  4,  426; 
trödler,  höker,  hausierer  und  dergleichen  handelsleute  von 
geringem  gewerbebetriebe,  ferner  wirte,  gewöhnliche  fuhr- 
leute,  gewöhnliche  schiffer  und  personen,  deren  gewerbe 
nicht  über  den  umfang  des  handwerksbetriebes  hinaus- 
geht, art.  10  des  handelsgesetzbuches ;  nach  allen  diesen  ver- 
gleichungen  darf  man  wohl  sagen,  dass  umfang  und  be- 
deutung des  grossgewerbebetriebes  für  unser  gewerbliches 
leben  überschätzt  worden  ist.  Förster  vertrage  für  ge- 
werbevereine (1878)  3,  67. 

ß)  da  sich  häufig  der  Fall  ereignet,  dass  ausländer  zum 
umherziehenden  gewerbsbetriebe  ins  land  kommen.  Zel- 
le b  gewerbepolizei  {polizeiivissenschaft  12 ,  i)  ii2 ;  der  ge- 
werbebetrieb im  umherziehen  erscheint  in  den  meisten 
fällen  als  ein  übel.  Hoffmann  lehre  v.  d.  steuern  (1840)  206; 
ein  gewerbebetrieb  im  umherziehen  ist  vorhanden,  wenn 
jemand  ausserhalb  seines  gemeindebezirkes,  ohne  gewerb- 
liche und  ohne  vorgängige  bestellung  in  eigener  person 
waaren  feilbieten  oder  zum  Wiederverkauf  ankaufen  .  .  . 
will;  auch  wanderlager  gehören  dazu.  Hue  nv.Giwishandb. 
d.  Verfassung  u.  Verwaltung  541 ;  in  Bernburg  beruht  der 
stehende  gewerbebetrieb  auf  . . .  innungsprivilegien  .  .  . , 
dagegen  ist  der  umherziehende  gewerbebetrieb  . . .  wie  in 
Preussen  geregelt,  und  hängt  von  der  erteilung  eines  ge- 


5541 


GEWERBEBETRIEBSAMKEIT 


GEWERBECONCESSION 


5543 


werbeioheini  ab.  MASciiKit  dttth.  gewerbeiMMn  (t8M)M7; 
dieselbe  {die  reidugeteerbeordnung)  anterioheidet  zwischen 
dem  'stehenden  gewerbetrieb'  {til.  II),  dem  'gowerbebetrieb 
Im  umherziehen'  {Ht.  III)  und  dem  marktverkehr.  Land- 
mann getoerbeordnuHg  l,  106. 

8)  abaehtoächung  der  funetion  de»  nom«n  aetioni»,  Über- 
gänge tur  eolleetiv-  und  aaehb«deuiung. 

a)  stürungon  des  freien  handcisverkehrs  und  der  gleichen 
konkurrenz  dos  angohotM  und  der  nachfrage,  an  welche 
Jodermann  gowUhnt  ist,  und  weiche  dem  gewerbsbetrieb 
einer  nation  eine  bestimmte  feste  richlung  gegeben  haben, 
--  solche  anomalien  und  solche  Störungen  lassen  sich 
nicht  durch  einen  plötzlichen  gewaltstreich  wieder  ver- 
nichten. LoTZ  revis.  l,us;  und  ohne  weder  dem  bandet, 
noch  dem  ge Werbebetriebe  den  geringsten  zwang  an- 
zulegen, mag  er  (der  ataaf)  j&hrlich  geld  zurücklegen  und 
einen  schätz  sammlon.  J.  Mauvii.i.on  phyeiokr.  britfeti»; 
■o  würde  auch  in  diesem  falle  der  stAdter  keineswegs 
im  stände  sein,  dorn  landinann  für  die  produkto  des 
städtischen  gewcrbKbelriebs  die  hohen  preise  abzudringen, 
zu  welchen  sich  dieser  in  der  rogel  verstehen  musz.  Lotz 
revis.  1,857;  als  wir  in  den  eigentlichen  wald  kamen,  in 
die  gegend  von  Soneberg,  unterhielt  mich  der  Schaffner, 
ein  sehr  unterrichteter  mann,  recht  anziehend  von  dem 
gewerbebetriobe  der  wälder.  Hokfmann  v.  FAi.i.Kn8i,EBEi« 
mein  leben  6,186;  es  genügt,  dasz  sie  (die  einzeUeishtng) 
zur  förderung  dos  gewerbebetriebes  und  damit  zur  gewerb- 
lichen gewinnerziclung  gehört.  Tiiiei.4,  488. 

b)  übrigens  soll  die  nach  den  §§  81  und  89  der  stUdte- 
Ordnung  den  Stadtverordneten  zustehende  befugnisz  der 
ausschlioszung  von  dem  schon  gewonnenen  bUrgorrecht 
auf  den  gewerbsbetrieb  und  grundbesitz  von  keinem  oin- 
flusse  sein,  preunz.  kabinetaordre  von  1888,  t.  geaetu.  806 
(in  der  deklaration  datu  a.  gtaetta.  1888,  48:  gewerbe- 
betrieb);  so  bestehen  doch  solche  vereine  sowohl  für 
einzelne  arten  des  gewerbebetriebes,  als  für  bestimmte 
orte  oder  bezirke.  Huk  de  Grais  kandb.  der  verfaaaung 
»nd  verwalttmg  KS;  der  Sprachgebrauch  ..  (macht)  aus- 
nahmen, indem  vom  gewerbebetriebe  der  rein  wissen- 
schaftliche und  künstlerische  beruf  . . .  ausgeschlossen 
wird,  deutsche  zeitung  24.  '8.  1901. 

c)  der  dirigent  einer  abteilung  des  gewerbebetriebes 
trat  ein ,  um  die  moinung  des  principals  über  neue  an- 
lagen einzuholen.    ImmKkmann  (epigonen  9.  buch,  1.  cap.) 

7,  176  Hempel;  geworbehygiene.  der  inbogriff  aller  mass- 
nahmen  zur  erhaltung  und  förderung  der  gesundhcit  der 
in  den  geworbe-  und  industricbctricben  .  .  beschäftigten 
arbeiter.  Lukükii  lex.  d.  ges.  technik  i,6i6;  wie  wohlbe- 
gründet die  vielfachen  bedrängnisse  und  klagen  sind, 
welche  die  fabrikherrn  .  .  .  über  die  UberfUllung  des  ge- 
werbebetriebes .  .  .  erheben,  enticur/  z.  erricht.  einer  in- 
dtMb'ie-  u.  handwerkerbank  Berlin  184'J,  a.  3. 

rf)  dabei  (bei  §  42  d.  geicerbeordnung  von  1897)  bemerken 
die  motive  zum  entwürfe  dieser  novellc:  bei  der  ausser- 
ordentlichen Verschiedenheit  der  gewerbebetriebe  sei  nicht 
generell  zu  bestimmen  ,  was  unter  gewerblicher  nieder- 
lassung  zu  verstehen   sei.    Rohrscueidt   geicerbearchiv 

8,  603.    vgl.   die  gewerblichen  betriebe ,    a.  gewerbebogen. 
GEWKRBE-,  GEVVKRBSBETRIKBSAMKEIT,/..-    unter 

der  folgenden  regierungszeit  kaiser  Ludwig  des  Bayern 
schritt  die  gewerbsbetriebsamkeit  Münchens  mit  bedeu- 
tenden schritten  voran.  Schlichthöri.e  getcerbab^fug- 
nisse  in  München  (l8»*)  1,  eiul.  a.  24. 

GEWERBE.  GEWERBSBEZIRK,  m.,  kennzeichnet  au- 
nächst  eine  einrichtxmg,  die  aus  der  gebundenheit  der 
ieehniaehen  betriebe  eneächat  (vgl.  unter  gewerbebefugniss 
oben  ap.  6686  den  gewerbsbezirk  Wien),  die  benennung 
taucht  jedoch  auch  apäter  icieder  auf,  als  e»  sich  um  eine 
Organisation  aitf  freierer  grxmdlage  handelte :  für  eine  an- 
gemessene anzahl  von  gewerbebezirken  sollen  gewerbe- 
kreise gebildet  und  krcisgewerbekammern  errichtet  wer- 
den. Verhandlungen  und  beschlilsse  d.  handwerker-  u.  ge- 
Kerbeeongretise.')  zu  Trier  april  1849. 

GEWERRERIBLIOTHEK.  /. 

GEWERBE  .  GEWERBSBILDUNG.  /.  (auf  den  engeren 

begriff    beschränkt):     vgl.    gewerbekenntnissc ,    zur    be- 

förderung    der    gegenseitigen    gewerbsbildung  .  .  .  sollen 

verwandte  handwerke  .  .  .  soviel  wie  möglich  vereiniget 

IV. 


werden,  bayr.  verordn.  betr.  das  gswerbtwtmm.  reg.-Umti 
(1886)  116;  das  gesetz  widmet  femer  seine  aufmeritsam- 
keit  auch  den  zUnften  in  ihrer  alten  gewichtigen  bedeu- 
tung  und  versucht  ihre  hauptzweoke,  nlmüfch  gewerbe- 
bildung ,  beaufsichtigung  und  untentatzang  gewerbean- 
gehöriger.  Klkinschkod  beitr.  tu  mimt  d.  gmmhtordn.  109. 

GEWERBE,  GEWERBSBLATT,  n.:  ■IltWMJlMM  kunst- 
und  gewerbsblatt  Leipzig  i8ii/if  (m  4mr  mriUidmm§  «0« 
kunst  und  gewerbe  unter  dem  «it\ßmm  4m  htimlMm§vm' 
engerung  von  gewerbe  vgl.  oben  «p.  um);  BerUaer  fwetb», 
Industrie-  und  handelsblatt  iMi— 56;  gewerbeblall  fOr 
Sachsen  1886;  gewerbeblatt  aus  WQrtemberg. 

GEWERBE-,  GEWERBBLOMCHKN  ,  n.  m  gewerb«  ~ 
gelenk.  vgl.:  sonst  w&chszt  an  etlichen  rechen  unnd 
hecken  noch  ein  violgeschlecht  (ueisze  m$UirvMe),  deren 
Stengel  seind  rund  unnd  mit  vilen  gewerbm  wie  das 
glid  weich,  an  einem  jeden  gewerblein  zwei  selunale 
spitze  bletter  wie  der  oliven  gegen  einander  waobaen. 
Bock  kräuterbuch  808;  gewerbblümchen ,  vitAa  trieclor. 
Neu  MC II  tcb.  d.  nahsrgeseh.  108. 

GEWERBEBOGEN,  m.,  aus  der  berufe  und  gewerbe- 
Zählung  erwachsen:  bei  der  z&hlung  kommen  folgende 
drucksachen  in  anwendung:  1.  die  haushaltangsUate, 
8.  die  landwirihschaftskarte,  8.  der  gewerbebogen.  «nUlrwl» 
Uatt  f.  d.  d.  reich  88, 117 ;  durch  die  gewerbebogen  tollen 
die  grundlagen  für  eine  Statistik  der  gewerblichen  betriebe 
nach  personenzahl ,  anwendung  von  motoren  and  ma- 
schinen  gewonnen  werden.  186. 

GEWERBEBÖRSE,  /..  die  gewerbebörse  (tUd  mm 
zeitschr.).  Danzig  1847. 

GEWERBE  .  GEWERBSBUCH,  m.,  gewerbsbOcber,  wie 
selbe  zu  führen  sind.  Barth- Bartbnmkim  österr.  ge- 
werbs-  u.  handdsgesetakunde  (1819)  hauptrsgiattr  band  8, 167 
(im  Specialregister  t,  9  dagegen:  führung  der  bandwerks- 
und  fabrikbUcher). 

GEWERBE-,  GEWERBBOCHLEIN.  n.  mit  der  bestm- 
deren  besiehung  auf  die  arbeiterklasse :  alle  in  der  stadt 
Köln  beschäftigte  arbeiter  ....  welche  noch  nicht  Inhaber 
eines  gewerbbUchleins  sind,  haben  sich  .  .  .  damit  zo 
versehen.  Gottlieb  amtsb^ugnisse  d.  raths  d.  gewerb- 
verständigen  (l83l)  234 ;  vgl.  auch  138. 

GEWERBEBUND,  m.'die  unbeschränkte  Wanderschaft 
z.  b. ,  femer  das  allgemeine  beimathsrecht  .  .  .  fordert 
einen  allgemeinen  gewerbebund  unseres  gemeinsamen 
Vaterlandes  als:  reichs-gewerbe-versammlung.  Windwart 
rettung  d.  getoerbestandes  (1848)  11. 

GEWERBECABINET.  s.  gewerbscabinet. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSCAPITAL,  »..-  das. 
was  noch  von  der  abgäbe  übrig  blieb,  um  auf  die  städti- 
schen oder  gewerbs  •  kapitalien  gelegt  zu  werden  (upon 
the  stock  or  trade  qf  the  toicns).  Garve  Übersets,  des  Adam 
Smiüt  (6,  8)  4, 894 ;  ein  zweiter  hat  sein  kapital  erhalten, 
und  ein  dritter  vermehrt,  recht  und  interesse  gebieten, 
dass  der  letztere  seinen  überfloss  zu  seinem  gewerbe- 
kapital benützen  dürfe.  Niblbr  fMti/Ii0eMii  «muI  fsnwig 
freiheit  46;  dasz  sich  die  totalsumme  des  gewerbeapitals 
in  gleichem  verhältnisz  vermindert  kabe,  so  wie  die 
meisterzahl  eingeschränkt  worden  ist.  Völker  eütsekräm- 
kung  der  meister  eines  handtcerks  16. 

GEWERBCHEN.  n..  vereinzelte  diminuHvform  nsimätm 
häufiger  bdegtsH  gewerblein  (s.  d.).  beide  formen  sind  km/pi- 
sächlich  in  wörierbüehtm  verseichnet;  missrs  form  ist  ms^ 
die  anlehnung  an  gewerbe  quaestus  besekrtkiktt  gew«rb- 
ohen,  gewerblein  qtMesticultu»    Rf.df.rich  1,160. 

GEWERBE-,  GEWERBSCONCESSION.  /.,  ogL  gewerbe- 
befugniss, gewerheberechtigung,  gewerbeerlaobnis :  kon- 
zessionen  zur  treibung  städtischer  gewerbe  aof  dem 
platten  lande,  prenas.  gmetatmmmlumg  otm  UM— laio  s.  4M; 
im  register  «erden  sie  «I*  gewerbekonsessionen  beseiehnet; 
gleichwie  guter  leumund  überhaupt  eine  nothwendige 
Vorbedingung  jeder  ansässigmachung  ...  ist,  ebenso  wird 
derselbe  auch  zu  jeder  gewerbs -ooncession  erfordert 
verordn.  betreffend  da»  gewerbewesen.  regierungablatt  für 
Bayern  (I886)  ».  88;  daher  ist  ...  an  die  aufhebung  der 
ausschliesslichen  gewerbeberechtigungen  .  .  .  der  berech- 
tignng  zur  erteilung  von  gewerbekonzessionen  ...  die 
aufhobung  der  für  den  gewerbebetrieb  za  entrichtenden  ab- 
gaben . .  %n^n\hi.entstheid.d.  reicksger.  in  civila.  (1888)6,86. 

948 


5543 


GEWERBECONGRESS 


GEWERBEFÄHIGKEIT 


5544 


GEWERBE-,  GEWERBSGONGHESS,  7n.:  und  allerdings 
ist  aus  Preuszen,  wo  gewerbefreiheit  ist,  namentlich  durch 
die  von  Berlin  zu  dem  Hamburger  gewerbecongresse  ab- 
geordneten gewerbtreibenden  der  wünsch  geäuszert  wor- 
den, die  gewerbefreiheit  zu  beschränken,  stenogr.  her.  d. 
Frankf.  nat.-vers.  1,  759";  Verhandlungen  und  beschlüsse 
des  handwerker-  und  gewerbe  -  congresses  zu  Trier  im 
april  1849. 

GEWERBECONSENS,  $.  gewerbsconsens. 

GEWERBE-,  GEWERBSCORPORATION,  /. :  (es  wird  ge- 
stattet) das  schuldenfreie  gewerksvermögen  der  abzulö- 
senden Zünfte  und  gewerbs-korporationen  dazu  in  be- 
schlag  zu  nehmen,  erster  entwurf  eines  geiverbepolizeiedicts 
von  1810  bei  Rohrscheidt  413;  zugleich  (ivurde)  aufge- 
tragen, . .  .  die  verschiedenen  handeis-,  fabriks-  und  ge- 
werbs-korporationen in  kenntniss  zu  setzen.  Barth-Bar- 
THENHEiM  2,363;  schon  damals  erkannte  man  sehr  wohl 
.  .  .  das  durch  die  zunftlichen  institutionen  so  für  die 
'gewerbecorporationen  auch  für  das  allgemeine  hervor 
gehende  schädliche.  Orsbach  zünf te  u.  innungen  2Z;  wer 
das  meisterrecht  besitze,  möge  er  nun  mitglied  einer  ge- 
werbskorporation  sein  oder  nicht.  Rohrscheidt  vom 
zunftzwange  zur  gewerbefreiheit  621.  dazu  vgl.  auch  unter 
gewerblich. 

GEWERBECURATEL,  s.  gewerbscuratel. 

GEWERBEDEPARTEMENT,  n. .-  unmittelbar  unter  dem 
gewerbe-departement  stehen  : .  .  2)  die  technische  gewerbe- 
und  handelsdeputation.  verordn.  über  d.  veränderte  verfass. 
aller  obersten  Staatsbehörden ,  s.  gesetzs.  f.  d.  preusz.  staat 
1810,  s.  13;  die  provinzialregierungen  sind  mit  errichtung 
dieser  commissionen  unter  genehmigung  des  gewerbe- 
departements  beauftragt,  ges.  über  d.  polic.  verh.  d.  gewerbe, 
preusz.  gesetzs.  1811 ,  273  (departement  für  gewerbe  und 
handel  1811,  s.  145). 

GEWERBEDEPUTATION,  GEWERBSDEPUTATION,  /.. 
vgl.  gewerbsausschusz,  s.  d. :  dieser  Sektion  werden  un- 
mittelbar untergeordnet:  l)  die  zu  errichtende  technische 
gewerbs-  und  handelsdeputation.  verf.  der  obersten  Staats- 
behörden, s.  gesetzs.  f.  d.  preusz.  staat  1808,  865;  gewerbe- 
und  handelsdeputation  1810,  s.  13. 

GEWERBEDESPOTISMUS,  m..-  Zunftzwang  und  ge- 
werbedespotismus  konnten  in  dem  neuen  Staatsorganismus 
(Preuszens  nach  1806)  ebensowenig  eine  stelle  finden,  als 
erbunterthänigkeit  und  adelsprivilegien.  Rohrscheidt  vom 
zunftzwange  zur  gewerbefreiheit  329. 

GEWERBE-,  GEWERBSDIENST,  m.:  jedermann  hat 
das  recht,  die  gewerbsarbeit,  gewerbsdienste  .  . .  bei  einem 
beliebigen  gewerbsinhaber  ...  zu  bestellen.  Verordnung 
betr.  d.  gewerbswesen  §  18  im  regier.  ■  blatt  f.  Bayern  (1826) 
104;  die  gewerbedienste  sollen  nichts  anderes  sein  als 
eine  besondere  form  der  allgemeinen  .bürgerfron,  sodass 
beide  Verpflichtungen  ein  und  demselben  rechtsverhältnis 
entstammen.  Eberstadt  Ursprung  des  Zunftwesens  61. 

GEWERBEDORF,  n.,  vereinzelte  gelegenlieitsbildung,  steht 
tvie  gewerbeort  in  gegensatz  zu  dem  vielvertvendeten  ge- 
werbestadt  (s.  d.),  das  die  älteren  Wörterbücher  durchzieht, 
während  dieses  überwiegend  dem  begriffe  commercium 
dient,  bringt  unser  compositum,  den  engeren  neuen  begriff 
gewerblicher  betrieb  zur  geltung :  der  groszherzog  von 
Baden  . . .  begab  sich  . . .  nach  dem  stadtgarten  und  be- 
suchte dort  das  gewerbedorf  und  die  elektrizitätsausttel- 
lung  in  der  {Karlsruher)  gewerbehalle,   bad.  hofber.  1902. 

GEWERBEEINKOMMEN,  n.:  eine  den  übrigen  selbst- 
ständigen Steuergattungen  ähnliche  besondere  besteue- 
rung  des  landwirtschaftlichen  gewerbeeinkommens  neben 
der  besteuerung  der  grundrente  findet  sich  nur  ...  in 
Sachsen  -  Weimar  -  Eisenach  und  in  Sachsen  -  Altenburg. 
Fentsgh  im  d.  staatswb.  4,  349.  dazu  vgl.  auch  unter  ge- 
werblich. 

GEWERBEEINLÖSUNG,  s.  gewerbseinlösung. 

GEWERBE-,  GEWERBSEINRIGHTUNG,  /.  mit  doppelter 
bedeutung :  einer  allgemeinen,  die  gewerbe  als  collectivbegriff 
nimmt,  und  einer  besonderen,  die  den  betrieb  des  einzelnen 
ins  äuge  faszt;  diese  letztere  bedeutung  ist  häufiger  belegt. 

l)  frei  wollen  Preuszens  bürger  im  gewerbebetriebe  nicht 
sein,  eine  gesetzlich  beschränkte,  wie  geregelte  gewerbe- 
einrichtung  ist  ihr  wünsch,  ist  dem  character  anpassender. 
Drake'a  prom,emoria  von  1818  bei  Rohrscheidt  568;   um 


die  zunft-  und  gewerbeeinrichtungen  in  den  verschiedenen 
landestheilen  ...  in  nähere  Übereinstimmung  zu  setzen, 
haben  wir  die  hierüber  bestehenden  gesetze  einer  voll- 
ständigen durchsieht  unterworfen.  Württemb.  reg.  -  blatt 
(1828)   S.  237. 

2)  die  auszerordentlichen  gewerbauslagen ,  die  bei  der 
ersten  gewerbeeinrichtung  und  überhaupt  vorfallen.  Völ- 
ker 72  {s.  oben  sp.  5534);  viele  gewerbeinrichtungen  .  .  . 
können  von  einem  meister  nur  alsdann  mit  vortheil  ins 
werk  gerichtet  werden.  65;  als  .  .  .  gewerbs -vor-  und 
einrichtungen  . . .  sollen  die  zu  einem  bestimmten  pro- 
ductiven  gewerbsbetrieb  eigens  hergerichteten  . .  gebäude, 
kostspielige  gewerbs-apparate  .  .  .  angesehen  .  . .  werden. 
verordn.  betr.  d.  getverbswesen  §  13  im  reg. -blatt  f.  Bayern 
(1826)  99;  die  fabrik-concession  ruht  auf  der  gewerbs-ein- 
richtung,  in  rücksicht  auf  welche  sie  ertheilt  wurde. 
Württemberg,  geiverbewdnung  v.  1828  {reg.-bl.  27l);  wenn 
die  beabsichtigte  gewerbeeinrichtung  sich  von  dem  ge- 
wöhnlichen handwerksmässigen  betriebe  desselben  ge- 
werbes  . . .  unterscheidet,  ebenda. 

GEWERBEERLAUBNIS,/.,  r^L  gewerbeconcession  {s.d). 
das  compositum  ist  nur  in  der  Weiterbildung  belegt :  ge- 
werbeerlaubnisschein :  für  jede  art  von  Weberei  und  Wir- 
kerei bedarf  es  nur  einerlei  gewerbeerlaubnissscheins. 
Zeeler  gewerbepolizei  {polizeiwissenschaft  12,  l)  184. 

GEWERBEERLEDIGUNG,GEWERBEERLERNUNG,GE- 
WERBEERWEITERUNG,  s.  gewerbseriedigung  u.  s.  w. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSERZEUGNIS,  n..  vgl. 
gewerbsprodukt :  und  dann  durch  den  gröszern  oder  ge- 
ringern gewinn,  welchen  der  Unternehmer  eines  gewerbes 
aus  dessen  betrieb  durch  den  mehr  oder  minder  vortheil- 
haften  absatz  seiner  gewerbserzeugnisse  zieht.  Lotz  revis. 
3,  265;  zulässige  Vereinsausgaben  sind  ...  4)  anschaffung 
, . .  von  musterzeichnungen  auswärtiger  gewerbserzeug- 
nisse. verwdn.  betr.  d.  geiverbsivesen,  reg.-bl.  f.  Bayern  (1826) 
131;  dass  .  .  .  man  .  .  .  sehr  wohl  diejenigen  bezirke,  in 
welchen  die  meiste  gewerbefreiheit  anzutreffen  war,  an 
ihrer  industriellen  betriebsamkeit  und  der  vorzüglichkeit 
ihrer  gewerbeerzeugnisse  erkennen  konnte.  v.Ulmenstein 
die  preusz.  städteordn.  u.  d.  frz.  commxmalordn.  (1829)  97^.  ; 
bericht  über  die  ausstellung  sächsischer  gewerb- erzeug- 
nisse  im  jähre  1831.  Dresden  u.  Leipzig  1832;  würde  man 
dem  verkauf  der  gewerbserzeugnisse  keinerlei  schranken 
gesetzt  haben,  so  wäre  die  einfache  folge  gewesen,  dass 
man  jede  waare  da  bezogen  hätte,  wo  sie  am  besten  und 
billigsten  geliefert  werden  konnte.  Arnold  aufkommen 
d.  handwerker  Standes  34. 

GEWERBE-,  GEWERBSERZEUGUNG,  /.  .•  ob  ...  das 
gleichgewicht  zwischen  der  örtlichen  gewerbserzeugung 
und  der  örtlichen  absatzgelegenheit  gestört . .  wird.  Kaizl 
kämpf  um  die  gewerbereform  107. 

GEWERBE-ETABLISSEMENT,  s.  gewerbsetablissement. 

GEWERBEEXISTENZ,/.;  alle  die  klagen,  welche  über 
das  gewerbewesen  erhoben  werden ,  lassen  sich  .  .  .  zu- 
rückführen :  .  .  .  auf  die  nichtbeachtung  des  umstandes, 
ob  durch  die  neue  concession  nicht  schon  vorhandene 
gewerbeexistenzen  gestört  werden.  Kaizl  kämpf  um  die 
gewerbereform  102. 

GEWERBEFAGH,  s.  gewerbsfach. 

GEWERBE-,  GEWERBSFÄHIG ,  adjectiv;  so  geht  die 
auf  dem  hause  radizierte  gewerbsbefugnisz  auf  den  in 
der  Prüfung  bestandenen  gewerbsfähigen  käufer  über. 
Reingruber  natur  d.  gewerbe  (1815)  24. 

GEWERBE-,  GEWERBSFÄHIGKEIT,  /.  .•  daher  bedarf 
es  der  anordnung,  dass  die  lösung  eines  gewerbescheines 
einem  verabschiedeten  kantonisten  keine  grössere  gewerbe- 
fähigkeit  giebt,  als  er  bisher  hatte,  motive  zum  ersten  ent- 
würfe des  gewerbepolizeiedicts  von  1810  bei  Rohrscheidt 
417 ;  so  gleicht  auch  die  beste  und  kostspieligste  gewerbs- 
anstalt  einem  öden  gründe,  wenn  nicht  die  erlernte  ge- 
werbsfähigkeit  und  persönliche  geschicklichkeit  dem  ge- 
werbe das  leben  giebt.  Reingruber  natur  der  geicerbe 
(1815)  15;  darf  einem  neuanziehenden  die  niederlassung 
in  der  gemeinde  eines  andern  deutschen  Staates  nur 
wegen  bescholtenen  rufes  und  ungenügender  gewerbs- 
fähigkeit  verweigert  werden,  stenogr.  berichte  der  Frankf. 
nationalvers.  763'' ;  vgl.  .•  wer  bei  einem  zünftigen  gewerbe 
das  meisterrecht  erlangen  will,   musz  seine  persönliche 


5545 


GEWERBEFLEISZ 


OBWERBEFLEISZ 


5546 


befähigung  zu  dem  geworbe  vor  einer  . . .  prUfungtoom- 
misBion  nachweisen.  Wtirttetnb.  geteerbeordnung  von  iMS 
{reg.  hl.  ».  850). 

GRWKRBE  .  GEWERB  ,  6EWERBSPLEISZ,  m..  vgl.  er- 
wcrbsflei«/.  fheil  8, 1061.  tur  form  vgl.  gewerb-  nicht  ge- 
werbe  flciHM.  Rumpf  187.   dagegen  gewerbefleisz,  indttttry. 

Hll.l'KHT  1,M8.    Tu  IRI.  4,486  M.  a. 

1)  hüdtingagearhichte,  Verhältnis  tum  lehnifott  indualrie. 
a)  veraehUdfuurtig  wie  die   bedrutungen  »ind  auch   die 

verlnndtmgalinien,  die  dim  lehnxeort  industrie  dem  deut 
aehen  Wortschatz,  vor  allem  der  volksieirthsehaftliehen  litte- 
ratiir  de»  is.jahrh.,  tti/ührten.  das  italienische  industria, 
ide  auch  das  frant.  Industrie  hielten  hier  läher  an  dem 
begriff  der  eigenschafl.  den  Vorstellungen  des  (leiBzea ,  der 
gesohiokliohkeit  fest,  tcährend  das  euglisrhe  industry  mehr 
das  er'gehnis  im  coUeetix'begriff  tusammenfaszte. 

a)  industrie,  floiss,  kunst,  sinn,  witz,  verstand,  nouveau 
dictionnaire  v.  1683,  s.  618  t4.  a.;  man  denke  sich  einen  men- 
schen . .  wie  Philoctet  . .  man  gebe  ihm  aber  gesundhoit 
und  kriifte  und  industrie,  und  es  ist  ein  Robinson  Crusoe. 
Lkssinu  {Liwkoon  l,  4,  2)  »',  126.  vgl.  auch  die  bedettlungen 
de»  franz.  industrie  in  Voi.taihks  schriften,  die  Lf..ssino 
übersetzte,  er  gieht  industrie  hier  mit  arbeit,  arbeilsamkeit, 
tieisz,  cmsigkcit,  geschicklichkeit  iri«(/^(E. Schmidt «.871). 

ß)  neben  der  xcendung  'cet  ouvrier  a  beaucoup  d' industrie' 
(fleissiger  und  gescliickter  arbeiter)  fuhrt  schon  da»  diet. 
univ.  de  la  langne  francaiae  (l77l)  eine  neue  bedeutung  auf: 
eneourager  l'industrie  .  .  .  handlung  und  gewerbe  aufmun- 
tern *,  196.  die  gleiche  bedeutung  beherrscht  den  englischen 
Sprachgebrauch  Im  Ai>am  Smith,  denGwwv.ilbersetzte  {s.u.). 

b)  nach  beiden  richtungen  der  bedeutungsentmcklung 
icurde  der  zweite  compositionstheil,  da»  einfache  toort  fleisz, 
gelegentlich  herangezogen:  der  fUrst  müsse  des  landes  und 
sein  eigen  wohl  vor  eines  halten  . . .  die  unterthancn  zum 
fleisz  in  commercien  und  manufacturen  gewöhnen.  G. 
Schumann  ilber-s.  von  Bki.i.onis  abhandl.  von  commercien 
(1758)  9.  33;  aus  befHrderung  der  Wohlfahrt  der  unterthanen 
und  aus  der  erleichterung  ihres  fleisses.  88  {facilitar  loro 
l'industria);  dasz  sie  nicht  die  industrie  entfernter  völcker, 
sondern  den  fleisz  der  landesleute  bezahlen,  collectanea 
des  handeis  und  getoerbes  (175*)  67;  die  veriiindcrung  der 
industrie  (ich  meine,  die  auf  dem  fleisz  des  menschen 
gesetzte  taxcn).  151;  der  könig  hat,  statt  seiner  schätze 
. . .  den  gebrauch  des  geldes  . . .  unsre  handlung,  unscrn 
fleisz  . . .  von  diesen  einkUnften  nun,  von  der  handlung, 
von  der  arbeitsamkeit  des  königreiches  bleibt  der  gröszte 
theil  in  Paris.  Lessino  übersetz,  des  Voltaire  E.  Schmidt 
«.  240  {bei  VoLTAiHE  beidesmal  industrie)  u.  o.; 

die  weit,  verwandelt  durch  den  tloisz, 

das  nienscheiihorz.  bewegt  von  neuen  trieben, 

die  sich  in  neuen  kämpfen  Üben, 

erweitern  euren  schöpluneskreis. 

der  fortgcschrittno  mensch  trä^t  auf  erbobnen  8chwin|^n 

dankbar  die  kunst  mit  sich  empor. 

Schiller  (die  kün«tler)  6,  272. 

c)  dast  anderereeit»  auch  der  erste  compositionstheil  die 
bedeutung  einer  eigenschaß,  den  begriff  de»  Ueiszes.  aus 
»ich  hatte  etittcickeln  können,  hat  sich  schon  bei  der  grttnd- 
bedeutung  des  tcortes  gewerbe  oben  gezeigt,  tioch  deutlicher 
tcird  dies  in  zusammensetzt* ngen  wie  gcwcrbig  (*.  d.),  ge 
werbsam  «.  o.  vgl.  industrieux  .  .  .  geschickt  und  fleissig, 
emsig,  arbeitsam,  gewerbsam,  betriebsam,  catholieon  de 
la  langue  fran^aise  196;  indtistrie,  guwerbsamkeit  195.  aber 
im  gebraxtch  des  einfachen  icortes  selbst  ist  diese  bedeutung 
nicht  recht  zur  geltung  gekommen,  sie  tritt  auch  an  un- 
soem  compositum  gewerbfleisz  bald  ganz  ztiHick  hinter 
dem  collectivbegriß',  den  ja  auch  unser  lehmcort  'industrie' 
»chlieszlich  durchführt. 

2)  das  compositum  in  Verbindungen,  die  von  dem  begriff 
einer  eigenschaft  getrügen  sind,  die  also  ausschlieszlich  dem 
neetfen  compositionstheil  offen  stehen. 

a)  der  absolute  gebrauch:  gleichwohl  gehört  weit  mehr 
gewerbfleiss  dazu,  aus  dem  flachse  garn  zu  bereiten,  als 
aus  dem  game  leinwand  zu  machen.  Gahve  Hbers.  des 
Adam  Smith  (4,8  more  industry  is  emploged)  3,  S6a ;  treue, 
folgsamkeit,  bescheidenheit  und  ausbildung  werden  fremd, 
der  gewerbfleiss  wird  zur  gemeinheit,  der  kunstsinn  zur 
Pfuscherei,  weil  die  regel  fehlt.  Drake'sches  promemoria 
bei  Rohrscheidt  s.  rtcs. 


b)  der  rd4Uive  gebrauch  .•  wenn  daher  auch  der  gewerb- 
fleisz der  kaufleot«,  handwerker  und  manufacturiiten, 
■einer  natur  nach,  gar  nlohts  hervorbringt  {tke  industry 
of  the  merchanda).   Garvb  überaeU.  dea  Adam  Smith  (4. 9) 

3,  418;  durch  den  gewinn,  welchen  alle  flieder  dM  betrieb- 
samen Publikums  auM  ihrem  gewerbfleig*  iMmb.  I.<otz 
revis.  4,  88;  Uberdicsz  stehen  dem  arb«it«r  . . .  ▼•rwandt« 
.  .  .  manufacturen  ufTcn,  dasz  er  seinen  gewerbfleiat  {kia 
industry)  gar  leicht  von  der  einen  auf  die  andere  Qber- 
tra,?cn  kann.  Gauvk  a.  o.  o.  (♦,«)8,70;  oflTenbar  Ist  der 
nation  am  besten  damit  gedient,  daax  man  ihr  freie  band 
läszt,  ihren  gewerbfleiss  den  vorhandenen  umständen  ge- 
mäsz  anzupassen.  Lotz  a.  a.  o.  i,  440;  den  gewerbfleisx 
des  atädten  mehr  als  die  belricbsamkeit  des  landmanns 
befördern.  Garyk  a.  a.  o.  {enrourage  more  the  industry 
of  the   totona  than  that  of  the  country  4.  V)  8,  401 ;    ebena» 

4,  888. 

8)  Verbindungen,  in  denen  einzelne  beatimmungen  aoteol 
auf  den  eollectivbegriff  als  auf  den  einer  eigenschaft  gedeutet 
werden  können ;  in  ihnen  liegen  hauptstfehtteh  die  überganga- 
punkte,  die  zu  der  neuen  l/edeutung  führen. 

a)  beim  absoluten  gebrauch :  wenn  es  an  dem  material 
für  die  manufacturen  fehlt,  so  musz  der  gewerbflein 
stocken.  Garve  a.  a.  o.  (4,  l  industry)  8, 15;  sie  {die  tünfte) 
hüben  damals  unstreitig  sehr  viel  dazu  beigetrafen,  diu« 
der  gewerbfleiss  mitten  unter  der  gesetzlosigkeit  jenes 
traurigen  Zeitalters  erhalten  und  selbst  gehoben  wurde. 
bericht  Dohnas  an  den  könig  1810  bei  R<>iiii<(i:iiRll>T  8M; 
die  gesellschaft  {des  communiamu»)  verwandelt  sich  in  eine 
familie,  die  einzelgUter  werden  gesammtbesitz,  grund  und 
boden  gehört  dem  ganzen,  der  gewerbfleisz  schafft  und  alle 
genieszen,  was  er  schafft.  Gutzkow  briefeaus  Paris{h)i,ia; 
umgrenzen,  engen  den  gewerbefleiss ,  fesseln  die  volks- 
kraft.  Jahn  {runenblätter)  I,415  Euler;  man  wendet  zwar 
gegen  alle  prämien  ein ,  dasz  sie  den  gewerbefleiss  auf 
andere  wege  führten,  als  welche  er  sonst  betreten  haben 
würde.  Barckhavseh  polizeid.  getreidehandelsM;  welcher 
zur  Unterhaltung  und  beschftftigung  des  gewerbfleisses 
angewandt  wird.  Garve  a.  a.  o.  (8,  2  inditstry)  «*,  40;  übri- 
gens scheint  man  . . .  den  umstand  übersehen  zu  haben, 
dasz  man  am  ende  doch  die  einfUhrung  solcher  erleich- 
terungen  des  gewerbefleisses  {masrhinen)  nicht  hinter- 
treiben kann.  Lot/,  s,  894  {vgl.  beeintr&chtigungen  des 
nationalgewerbefleisses.  Gottlirb  amtsbefugnisse  der  ge- 
\cerbever»tändigen  860) ;  zur  Verbreitung  nützlicher  gewerba- 
kenntnisse,  beförderung  des  gewerbsfleisses  und  zur  Ver- 
vollkommnung der  industrie-erzeugnisse.  bayr.  Verordnung 
von  1826  {reg.bl.  ».  18S);  maasz  und  gewicht  müssen  all- 
jährlich neu  gestempelt  werden ,  und  allen  erzeugnis-scn 
des  gewerbfleisses,  vom  Silberzeug  und  shawl  bis  zu 
schuhen  und  hemden,  wird  der  groszherrliche  Stempel 
aufgedrückt.  Moi.tke  briefe  über  zustände  . .  in  der  Türkei 
«.48 ;  den  wettkämpfen  des  gewerhfleiszes,  welche  seit  zwan- 
zig jähren  in  Frankreich  eingeführt,  und  deren  Schauspiele 
in  dieser  letzten  zeit  erneuert  werden.  Börne  {srhilde- 
rungen  atis  Pari»  1828:  die  industrieatisstellung  im  Lourre) 
5*,  202;  die  geschlossenen  Zünfte  aber  mittel  wider  d«i 
gewerbefleiss,  mithin  schädlich  seien,  rerßig.  des  grafen 
Dohna  (1802)  bei  RoiinscHKinT  167. 

b)  beim  rdatii-en  gebrauch :  soll  der  bflrgerstand  wieder 
untergehen,  der  nur  dem  deutschen  gewerbfldne  idBen 
Ursprung  verdankt,  um  das  mark  des  landes  (der  frovins 
Poaen)  noch  einmal  vergeuden  zu  lassen  von  . . .  liebena* 
würdigen  mazurkat&nzem?  W.  Jordan  atenogr.  berieht  d. 
Frankfurter  nationali-era.  1148» ;  Herford,  Bielefeld,  Soest 
sind  bluten  des  höchsten  deutschen  gewerhfleiszes.  hier 
erzeugen  sie  salz,  weben  und  bleichen  die  saubersten 
linnen,  hier  ist  das  product  des  gewerhfleiszes  noch 
dem  nächsten  bedürfnisz  gewidmet,  hieher  hat  noch 
der  dumpfe  fabrikengeist  des  Wupperthals  sein  pietis- 
tisches gas  nicht  ausgeströmt.  Gutzkow  briefe  aus 
Paris  (2)  1  (1842).  18;  die  schiffahrtsacte  legte  zwar  den 
fremden  schiffen,  welche  die  erzeugnisse  des  britti- 
sehen  gewerhfleiszes  abhohlen  wollen,  keine  last  aaf. 
Garve  a.  a.  o.  {british  industry  4,  S)  3,  59,  ebenso  8, 169 ;  aber 
das  glaube  ich  doch  behaupten  zu  können ,  dasz  durch 
alle  solche  anstalten  die  betriebsamkeit  wenig  oder  gar 
nicht  gefurdcK  werden  wird,  so  lange  man  es  nicht  allen 

34S« 


5547 


GEWERBEFLEISZ 


GEWERBEFREI 


5548 


gestattet,  die  erzeugnisse  ihres  gewerbsfleiszes  ganz  nach 
Willkür  für  ihre  zwecke  zu  gebrauchen.  Loxz  3,  355 ;  die 
Produkte  des  städtischen  gewerbefleisses.  l ,  355 ,  ebenso 
1, 113;  so  viele  deutsche  städte  auf  altem  Slavengrund  . .  . 
sind  geblieben,  was  sie  im  anfang  waren,  . . .  die  statten, 
wo  polnische  ackerfrucht  eingetauscht  wird  gegen  die 
erfindungen  deutschen  gewerbfleisses.  G.  Freytag  {soll 
u.  Jiaben)  5, 110. 

4)  Verbindungen,  die  nur  dem  coUectivbegriffe  entsprechen, 
die  also  dem  ersten  compositionstheil  angepaszt  sind. 

o)  beim  absoluten  gebrauch. 

a)  wenn  industrie ,  gewerbefleiss  und  Wohlstand  ge- 
deihen soll,  geschäftsinstr.  f.  d.  preusz.  reg.  von  1808  bei 
Rohrscheid  366;  ganz  anders  aber  fällt  das  urtheil 
aus,  wenn  man  weniger  auf  den  äuszern  kriegsruhm, 
als  auf  die  innere  Wohlfahrt  und  den  blühenden  ge- 
werbfleisz  sieht.  Fr.  Schlegel  {über  die  neuere  ge- 
schickte) 11,  348;  ja  dasz  .  .  .  aus  dem  sinken,  entweder 
einiger  zweige  des  gewerbfleiszes ,  oder  einiger  bezirke 
des  landes, ...  oft  die  gegenseitige  vermuthung  entsteht, 
als  ob  der  reichthum  und  gewerbfleisz  des  landes  im 
ganzen  abnähme.  Garve  o.  a.  o.  (industry  2,  s)  22,  127; 
selbst  dann  mögen  prämien  der  art  nicht  ohne  nachtheil 
gezahlt  werden,  wenn  sie  in  der  absieht  ausgesetzt  und 
gegeben  werden ,  um  einen  zweig  des  gewerbfleiszes  in 
den  gang  zu  bringen ,  dessen  betrieb  anfangs  vielleicht 
schaden  befürchten  läszt.  Lotz  4,  78;  nur  um  des  ge- 
winnstes  willen  legt  man  ein  kapital  beim  gewerbfleisze 
an;  und  folglich  wird  man  die  gattung  desselben  wählen, 
deren  erzeugnisz  den  gröszten  werth  verspricht.  Garve 
a.  a.  0.  (indtistry  4,  2)  3, 45. 

ß)  vor  allem  beliebt  ist  hier  die  Verbindung  gewerbfleisz 
und  handel,  die  sich  in  nichts  von  den  oben  beigebrachten 
neueren  Zeugnissen  für  gewerbe  und  handel  unterscheidet: 
aber  so  viel  ist  unstreitig,  sowohl  dasz  handel  und  ge- 
werbfleisz in  Schottland  in  diesem  Zeiträume  beträcht- 
lich zugenommen  haben  (trade  and  industry).  Gauve 
a.  a.  0.  (2,  2)  2  '■',  42 ;  denn  durch  den  französischen  revo- 
lutionskrieg  erlitt  der  gewerbsfleiss  und  handel  grossen 
abbrach.  Barth -Barthenheim  österr.  gewerbs-  u.  hau 
delsgesetzkunde  l,6i;  der  gewerbfleisz  und  der  handel 
müssen  zwar  noch  der  vortheile  entbehren,  welche  sie 
in  folge  der  handelsverträge  mit  Frankreich  zu  erwarten 
berechtigt  waren.  Bismarck  {eröffnungsrede  im  landtag 
14. 1.  1863)  2,  66;  allein  nach  dem  kaufmännischen  Systeme 
wird  der  vortheil  des  consumenten  allezeit  dem  vortheile 
des  producenten  aufgeopfert,  und  es  scheint,  dasz  man 
die  production,  und  nicht  die  consumtion,  als  den  letzten 
zweck  alles  gewerbfleiszes  und  alles  handeis  betrachte 
(0/  all  industry  and  commerce).  Garve  a.  a.  0.  (4,  8)  3, 397 ; 
zahllose  güterwagen,  beladen  mit  den  schätzen  des  han- 
deis und  des  gewerbfleiszes ,  bewegten  sich  in  unabseh- 
barer linie  unter  den  nuszbaumwipfeln  der  paradiesischen 
bergstrasze  fort.  Matthison  erinnerungen  l  (iSiO)  209; 
jeder  frischen  kraft  des  vaterländischen  lebens  wollte 
der  christliche  monarch  {Friedrich  WiUielm  IV.)  sorgsam 
gerecht  werden :  dem  handel ,  dem  gewerbfleiss ,  dem 
verkehre  und  nicht  zuletzt  den  arbeitenden  massen. 
Treitsghke  dtsch.  gesch.  5,  10. 

b)  für  den  relativen  gebrauch  :  wenn  daher  dieses  kraut 
{der  taback)  durch  seine  wohlfeilheit  und  seinen  über- 
flusz  den  genusz  und  gewerbfleisz  Englands  oder  irgend 
eines  andern  landes  vermehren  kann  {increase  the  enjoy- 
ments  or  augment  the  industry).  Garve  a.  a.  0.  (47)  3,  282 ; 
als  das  abendland  endlich  soviel  herren  als  edle  ritter 
hatte,  deren  keiner  reich  und  mächtig  genug  war,  die 
kunst  zu  lohnen  und  zu  schützen,  deren  jeder  aber  ge- 
walt  genug  besasz,  den  friedlichen  künstler  zu  plündern 
und  zu  ächten:  da  würde  die  todesstunde  des  neuern 
gewerbfleiszes  geschlagen  haben ,  wenn  das  abendland 
nicht  durch  eine  neue  Schöpfung  die  unerschöpflichkeit 
seiner  bildungskraft  .  .  ,  beurkundet  hätte.  (J.  G.  Hoff- 
mann) das  interesse  des  menschen  und  bürg  er  s  bei  d.  be- 
stehenden zunftverf.  (1803)  16;  der  deutsche  gewerbfleisz 
war  auf  dem  weitmarkt  ein  gefürchteter  nebenbuhler 
des  englischen  geworden.  Ct. 'EREm kg  {Karl  Mathy)  2.2,2; 
blosz  dem  mangel  an  anstalten  zur  einführung  nützlicher 
maschinen    haben   wir  es  zuzuschreiben ,    dasz    unsere 


deutschen  fabriken  in  so  manchem  zweige  des  mensch- 
lichen gewerbfleiszes  gegen  die  englischen  nicht  auf- 
kommen können.  Loxz  revis.  3,  388 ;  so  hat  es  der  aus- 
schusz  für  volkswirth  schaff  doch  für  seine  pflicht  ge- 
halten, sich  mit  .  .  .  Verfassungsbestimmungen  zu  be- 
schäftigen, welche  die  Interessen  des  deutschen  gewerb- 
fleisses und  der  materiellen  volkswohlfahrt  berühren. 
Stenograph,  berichte  d.  Frankf.  nationdivers.  689'';  dass  die 
ländereien  dieser  provinzen  ihrer  natur  nach  hauptsäch- 
lich zum  ackerbau  und  zur  Viehzucht  geeignet  sind,  dass 
diese  es  sind,  welche  uns  materialien  zum  gewerbfleiss 
des  Volkes  und  zur  belebung  des  handeis  darbieten,  be- 
richt  des  freilierrn  v.  Schrötter  an  den  könig  17.  8.  1807  bei 
V.  Rohrscheidt  228;  die  konkurrenz  zwischen  dem  in- 
ländischen und  dem  ausländischen  gewerbfleisze  würde 
durch  die  befreiung  des  ausländers  verändert  sein,  und 
die  inländische  betriebsamkeit  würde  stocken  müssen, 
zum  vortheile  des  ausländers.    Lotz  revis.  l,  438. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSFLEISZIG ,  adj., 
ge-werhefleiszig,  industrieux.  Hilpert  1,463";  er  kam  aus 
dem  gewerbfleiszigen  Wupperthale  zurück,  schon  sehr 
verstimmt,  denn  von  der  accise  hatte  er  nichts  zu  sehen 
bekommen.  Immermann  {Münchhausen,  anhang  1)  i,ii8; 
durch  die  strasze  St.  Antoine  kommt  man  wieder  in  das 
innere  der  stadt  zurück ,  in  ihre  gewerbsfleiszigen,  ihre 
handelsthätigen  theile.  Gutzkow^  briefe  ausParis  (18)  1,230. 

GEWERBEFÖRDERUNG,/.:  denkschrift  über  den  stand 
der  gewerbeförderung  im  königreich  Sachsen.  1901. 

GEWERBEFOND,  s.  gewerbsfond. 

GEWERBE-,  GEWERBSFRAGE,  /.  .•  die  fragen,  die  sich 
auf  das  erstgesagte  beziehen,  werden  nur  maszregeln  zur 
aufrechthaltung  der  Ordnung  und  ruhe,  maszregeln  in 
handeis-  und  gewerbsfragen  betreffen,  stenogr.  ber.  der 
Frankf.  nat.-vers.  35 ;  mitglieder  des  handwerkerstandes 
{in  Hannover)  haben  .  .  .  selbst  gewerbevereine  gebildet, 
in  denen  die  gewerbefrage  erörtert  wurde.  Mascher 
dtsch.  geiverbewesen  648;  da  in  der  that  fast  alle  bisher 
über  die  gewerbefrage  erschienenen  schritten  mehr  von 
dem  theoretischen  als  vom  praktischen  Standpunkte  aus- 
gegangen sind ,  so  haben  wir  uns  zu  dem  versuche  ent 
schlössen ,  die  gewerbefrage  vorzugsweise  von  letzterem 
Standpunkte  zu  erörtern,  d.  preusz.  gewerbegesetz  vom 
jähre  1849  (I861)  3. 

GEWERBEFRAGEBOGEN,  m.  {s.  unter  gewerbezäh- 
lung). 

GEWERBEFRAU,/.,  während  handelsfrau  {vgl.  theili,2 
sp.  38l)  schon  zu  anfang  des  18.  jahrh.  belegt  ist,  findet 
sich  gewerbefrau  erst  bei  Pestalozzi  ,  dagegen  ist  es 
der  allgemeinen  spräche  neuerdings  durch  bestimmungen 
der  gewerbeordnung  wieder  nahe  gelegt  worden  {vgl. 
tit.  I,  §  11 :  das  geschlecht  begründet  in  beziehung  auf 
die  befugnisz  zum  selbständigen  betrieb  eines  gewerbes 
keinen  unterschied),  zur  bildungsweise  ist  auf  die  form 
gewerbe  zu  achten  im  gegensatze  zu  gewerbsleute,  ge- 
werbsmann,  *.  d.:  die  handeis-  oder  gewerbefrau  er- 
scheint ...  als  selbständige  Verwalterin  .  . .  des  gemein- 
schaftsvermögens.  Gierke  genossenschafts/heorie  383;  ein 
.  .  .  teil  der  bestimmungen,  welche  das  handelsgesetz- 
buch  für  handelsfrauen  giebt,  ist  also  hier  für  alle  ge- 
werbefrauen  .  ,  .  wiederholt,  entscheid,  d.  reichsger.  in 
civils.  (1895)  35,  89  ;  die  . . .  bestimmung  (des  §  11  a  der  ge- 
werbeordnung) hatte  für  die  gewerbefrauen  eine  reichs- 
rechtliche Sonderstellung  geschaffen.  Landmann  gewerbe- 
ordnung 1,  97. 

GEWERBE-,  GEWERBFRECHHEIT,  /,.  vereinzelte  bil- 
dung,  die  als  umdeutung  von  ge Werbefreiheit  {s.  d.)  er- 
scheint: dass  dem  missbrauch  der  gewerbfreiheit  gesteuert 
werde  dadurch,  dass  —  weil  nicht  gewerbfrechheit  statt- 
finden soll,  und  niemand  ein  recht  haben  kann,  durch 
schlechte  arbeit  oder  waare  andere  zu  beschädigen,  — 
nur  .  .  .  {den  tüchtigen  meistern)  .  .  .  selbstständige  ge- 
werbsübung  .  .  .  gestattet  werde,  prdkt.  vorschlage  in 
beziehung  auf  arbeiterloos  u.  pauperismus  {allgem.  am.  . , , 
der  Deutschen  110,  3644. 

GEWERBEFREI,  adjectiv  wenig  gebraucht  und  hinter 
dem  von  gewerbefreiheit  {s.  d.)  abgeleiteten  gewerbefrei- 
heitlich zurücktretend:  gleichstellung  der  aus  gewerbe- 
freien Staaten  kommenden  wandergesellen  {mit  den  von 


5549 


GEWERBEFREIHEIT 


GEWERBEPREIHEIT 


5550 


Bün/tigen  meintem  unUrrie/ttetett  gudUn).    WüiiUmbtrg. 
gewerbeordnuny  von  1838  {rty.  blatt  a.  Mi). 

GEWEHBK-,  GKWKHn  .  (iKWKUnSFHElHEIT  .  /.,  mU 
gewcrbe  im  weiteren  und  engeren  »inne,  vgl.  handeUfrei- 
heit  tfieil  4,  ü,  ap.  881 ;  vgl.  induBtriefreiheit;  —  gewerb«frei- 
hcit  .  .  .  nicht  gewerbfreilieit.    Kuupk  187. 

1)  lockere  fügungen  ala  Vorläufer  der  eompotition. 

a)  entsprechende  lockere  Verbindungen  aetten  frühe  ein: 
item ,  Hi  band  auch  geaetzt ,  das  alle  gewerb  ab  und 
mengclichen  fri  sin  sollen.  Überlingerurk.  von  iWl,  tach. 
geach.  O/terrh.  18,  80;  was  hat  aber  auch  nun  der  bund 
mit  dorn  Schweden  vor  einen  andern  zweck'/  die  wort 
dcsz  bundes  lauten  also;  sie  muclion  einen  bund  zu  he- 
soiiüt/ung  aller  freunde,  de  untertruckct  weron,  zu  be- 
fruiung  dosz  gowerbs  aufT  der  see.  Muhciiehoscii  ge- 
aichte  Phil.  v.  Sittewald  (fi,  4,)  B,  *ta;  die  freiiieit  verstaltet 
einem  Jeden,  ein  gewerbe  zu  wählen,  welches  er  will, 
und  welches  er  seinem  interesse  am  gemäszesten  findet. 
J.  A.  Sciii.E'iTWKiN  die  tcichtigate  angel.  f.  d.  g.  publicum 
8(1775),  188;  dabei  alles  zu  verhUton,  worduroh  die  frei- 
heit  der  hundcischaft  und  der  gewcrbsamkeit  gehemmet 
worden  kann.  {\HV.\.\s)trüumeeineamettachet\freundeai,iiOii; 
froihcit  ...  ist  jetzo  die  losung  fast  aller  Völker  .  . .  frei 
soll  auch  jedes  gewerbe  seini  so  rufen  alle  nichthand- 
werker  und  stUmpcr.  Jon.  An.  Wrisz  über  d.  iunfhceaen 
IX  u.  a. 

b)  in  der  franzöaiachen  und  ei\gliachen  litteratur  dea 
is.jahrh..  die  die  beicegungen  angeregt  hat.  von  denen  der 
gebrauch  unseres  wortes  getragen  ist.  begegnen  nur  lockere 
Verbindungen:  l'utilit^  de  l'industrie  tient  essentiellement 
k  la  libcrtö  Mercikk  ue  i.a  Rivii':nE  Vordre  naturel  dea 
aoeiitia  politiquea  (1767)  8,  6M ;  de  la  liberti  que  noua  ren- 
dona  ä  taute  e»pice  de  commerce  et  d'induslrie.  idit  du  roi 
von  1776,  vgl.  Tirnoor  oeuvres  8,310;  that  all  tftese  tradea 
ahoidd  be  free,  dasz  alle  solche  gewerbe  völlige  freiheit 
genioszen.  Gauve  Adam  Smith  (8,3)8,109;  the  natural 
liberty  of  exercising  what  apecies  of  induatry  they  please. 
die  natürliche  freiheit  . . .  jedes  gewerbe  ...  zu  treiben 
(8,  8)  8,  70  ;  the  freedom  of  trade,  freiheit  des  handeis  und 
gewerbes  (4, 9)  s,  ii9. 

c)  die  ersten  belege  für  die  eompoaition  lehnen  sich  an 
verbitulungen  an.  in  denen  gewerbe  mit  synonymen  zu- 
aammen  auftritt:  wenn  die  allgemeine  nahrungsfreiheit 
eingeschränkt  ist  .  .  .  mUssen  freilich  in  einem  jeden  ge- 
werbe, und  bei  einem  jeden  handwerke  .  .  .  die  stUmper 
weit  leichter  fortkommen,  als  wenn  eine  uneingeschränkte 
nahrungs-  und  gewerbefreiheit  blühet.  J.  A.  Schlettwein 
8,  180;  nichts  wäre  .  .  rasender,  als  wenn  man  .  .  mono- 
polisircndo  einrichtungen  .  .  .  bestehen  lassen  wollte, 
handeis-  und  gewerbefreiheit  ist  das  allererste  erforder- 
nisz.  Mauvii.lon  physiokrat.  briefe  (1780)  87  (handels- 
und  industriefreihcit  ebenda  118) ;  (Amerika),  wo  bekannt- 
licli  in  den  13  vereinigten  provinzen  volle  handlungs-  und 
gewerbefreiheit  herrscht.  Jon.  A.  Weisz  über  das  tunft- 
Seesen  805. 

d)  auch  nachdem  sich  das  compositum  eingebürgert 
hatte,  traten  die  lockeren  Verbindungen  nicht  gleich  ganz 
ftmidfc:  natürliche  freiheit  im  betrieb  der  gewert)e.  Vöi.- 
KKK  (1801)6;  freigebung  der  gewerbe.  J.  G.  H.  Hoffmann 
das  interesse  ...  bei  d.  bestehenden  zunflverfassungen  (l«03) 
1G8^.,  «.  RoiiRSCiiEiDT  858;  der  freie  betrieb  der  gewerbe. 
ebenda  228 ;  freiheit  in  gewerbe  und  handel.  geschäßsinstr. 
von  1808  {pretisz.  gesetzs.  49+);  freiheit  in  gewerben.  Hopk- 

MANN    V.  FaI.I.EUSLKBEN  4,63  U.  «. 

2)  bedeutttng  und  gebrauch  des  compositttma. 

o)  engerer  und  tceiterer  begriff  von  gewerbe  nutchen  sich 
schon  bei  den  ersten  belegen  verschiedenartig  geltend,  in 
dem  dort  eine  und  dieselbe  Vorstellung  bald  in  der  dopiwl- 
form  ala  handeis-  und  gewerbefreiheit  (getcerbe  als  engerer 
^9'~*ff)>  bttld  einfach  ala  gewerbefreiheit  ((/eioerbe,  iceiferer 
^9'''ff)  gekennzeichnet  wird:  soweit  von  dem  vortheile 
den  die  physiokratische  besteuerungsart  durch  abschaf- 
fung  der  gilden  und  einführung  der  gänzlichen  gewerbe- 
freiheit .  .  .  gewähren  würde.  Mauvillon  848  (vgl.  da- 
gegen handeis-  und  gewerbefreiheit  *.  87);  ebenso  844; 
auf  unbeschränkte  gewerbefreiheit,  auf  gänzliche  auf- 
hebung  der  zünfte  und  gilden  dringen.  J.  A.  Wrisz 
3  «.  a. ;  dieses  (abicendung  von  gefahren  und  tutchtheilen. 


wuhrung  der  all^ewuMun  woh{fahrf)  kann  nur  durch  eine 
feste  ausUbung  des  %U  enthaltenen  frundsatxes,  and 
durch  die  möglichste  gewerbefreiheit,  sowohl  in  alMUcht 
der  erzeugung  und  Verfeinerung ,  ala  dea  vertriebt  and 
absatzes  der  producte,  geschehen,  preust.  ge$ehäftgitutr. 
f.  d.  regier,  in  aämmÜ.  prov.  (iff«)  §  fio  (geaetu.  a.  IM);  die 
besohränkung  der  allgemeinen  gewerbsfreibeit,  so  wie  sie 
die  kaufmannsobaft  zu  Königsberg  ...  in  antrag  bringt 
{betrifft  den  auaaehluat  fremder  kaufleute  vom  handd  im 
lande,  auazer  den  Jahrmärkten),  scheint  mir  nicht  un* 
zweckmäszig  zu  sein,  freust.  kabineUordrt  von  isi5  bei 
RoHHBciiRiDT  MB.  im  oUfemmnm  aber  nimmt  gerade  in 
unaerem  compositum  der  begriff  gewerb«  JaMMr  detiHieker 
die  riehtung  auf  da*  hunduerk.  tcäÄrend  die  den  handd 
betreffenden  fragen  im  rahmen  der  bandelsfreibeit  und  dm 
freihandcls  erörtert  werden  (vgl.  Paumont  merheürdige 
achriften  v.  d.  freiheit  d.  handd»  178S ;  vgl.  Über  den  frtien 
manufacturhandel.  Berlin  1809  u.  a.). 

a)  die  belege  für  erweiterung  dea  begriffe»  von  gewerbe 
bertthen  deshalb  meist  auf  Übertragung :  brauchte  man  doch 
nicht  zu  lesen,  ja  gar  keine  notiz  von  dem  zu  nehmen 
was  er  schrieb  . . .  aber  thätig  zu  sein  muszten  sie  ihm 
gönnen,  nach  der  erneuten  Promulgation  der  menschen- 
rechte  und  der  eingeführten  gewerbfreiheit,  'sein  talent 
zu  brauchen  zur  rechten  und  linken :  denn  wenn  es  nicht 
mehr  fromme,  werde  gott  schon  winken'.  Kif.meh  mittheil, 
über  OOthe  i,i9i;  classicismns  und  romanticismus,  innungs- 
zwang  and  gewerbsfreibeit,  festhalten  und  zersplittern 
des  grundbodens,  es  ist  immer  derselbe  conflict,  der  zu- 
letzt wieder  einen  neuen  erzeugt  Götiib  (maximen  und 
reflexionen  8)  49, 80;  so  kam  ein  schiffbrüchiger  neusiedler 
nach  dem  andern  zum  Vorschein,  von  der  insel  Felsen- 
burg bis  auf  Campcs  Robinson,  wo  es  recht  erfindsam 
mit  voller  gewerbfreiheit  hergeht  Jahn  (merke  z.  d.  colka- 
thum)  8,  8,  668  Euler;  wie  den  gewerben  ist  auch  den  reli- 
gionen  das  monopolsystem  schädlich,  durch  freie  con- 
kurrenz  bleiben  sie  kräftig,  und  sie  werden  erst  dann  zu 
ihrer  ursprünglichen  herrlichkeit  wieder  erblühen,  sobald 
die  politische  gleichheit  der  gottesdienste ,  so  zu  sagen 
die  gewerbe-freiheit  der  götter  eingeführt  wird.  Hbihb 
nachtrage  zu  den  reisebildem  (l83l)  lll. 

/S)  formen  der  bedeutungaverengerung :  der  gedanke: 
'allgemeine  gewerbsfreibeit  wird  uns  bessere,  geschick- 
tere, wohlfeilere  professionisten  liefern'  ist  noch  nie  solid, 
theoretisch,  geschweige  durch  erfahrung  bewiesen  worden. 
J.  A.  Wkisz  152;  bei  der  verstatteten  gewerbefreiheit  hört 
die  Verbindlichkeit  der  bäcker-  und  schlächtergewerb« 
auf,  täglich  frisches  brod  und  fleisch  zum  verkauf  zu 
stellen,  preuaz.  Verordnung  von  1808  (gesetza.  a.  816);  da  . . . 
die  jetzt  . .  .  bestehende  unbedingte  gewerbfreiheit  schon 
längst  eingeführt  ist,  so  hält  es  . .  schwer  zu  bestimmen, 
wem  das  prädikat  'meister'  jetzt  zukommt  Gotti.ieu 
amtsbefugniaae  dea  ratha  der  gewerbveratändigen  6S;  selbst 
benachbarte  Staaten  beschränkten  schon  die  allgemeine 
gewerbefreiheit  der  apotheken.  Rohrscheidt  476;  nach 
damaligem  zunftgesct/.,  das  uuserer  gewerbsfreibeit  gegen- 
über in  vielen  stücken  ein  wahres  vemunflgesetz  war. 
durfte  ein  meister  nie  mehr  als  einen  lehrjungen  auf- 
nehmen. Mansjakob  achneeballen  vom  Bodäiaee  (unsere 
dorfaehneider)  243;  die  handwerker  wollten  nichts  von  der 
in  den  deutschen  grundrcchten  vorkommenden  gewerbe- 
freiheit und  frcizOgigkeit  wissen.  Stbei.  begründung  d.  d. 
reiche  l,lffj;  die  frühere  feste  Scheidung  der  einzelnen 
gewerbe  nach  dem  gegenstände  des  betriebes  hat  ange- 
sichts der  gewerbefreiheit  und  der  fortschritte  der  technik 
nicht  stand  gehalten.  Uuk  de  Grais  handb.  d.  Verfassung 
u.  vertcaltmuf  .sso. 

b)  verschiedenartig  onfg^aasi  und  formuliert  sind  die 
punkte,  in  denen  die  gewerb^freiheU  eine  lefreiumg  brin- 
gen aotl.  das  achwergewieht  liegt  meiat  auf  der  bereeh- 
tigungsfrage.  auf  dem  princip  der  ungehinderten  tulassung 
zum  gewerbebetrieb.  daneben  erheben  sieh  forderumgen.  die 
gegen  die  beeinträchtigungen  des  bstriabss  seUat  gerichtet 
sind,  am  «>enigsteti  macht  aieh  dia  HafS  Hhsr  ßnansieUe 
belaatung  bei  der  auaiibung  dea  gewerbes  geltend,  die  viel 
gebrauchten  attribute  wie  allgemeine,  g&nzliche,  absolute, 
volle,  völlige,  vollkommene,  unbeschränkte,  unbedingte 
gewerbefreiheit   zielen    vielmehr  auf  die  ausdehnung   des 


5551 


GEWERBEFREIHEIT 


GEWERBEFREIHEIT 


5552 


tlmlnehmerkreises,  dem  die  gewerbefreiheit  erscldossen  wer- 
den sollte,  als  auf  den  umfang  des  begriffes  selbst;  vgl. : 
vielleicht  könnte  aber  durch  ertheilung  absoluter  gewerbe- 
Irelheit  diesen  und  allen  vorher  bemerkten  Übeln  am 
wirksamsten  abgeholfen  werden  ?  J.  A.  Weisz  über  d.  Zunft- 
wesen 146  u.a.  zu  dem  versuche,  mehr  den  bedeutungs- 
icmfang  der  gewerbefreiheit  abzugrenzen,  vgl. :  wir  haben 
sehr  verschiedene  gewerbliche  zustände  in  Deutschland  .  . 
wir  haben  deutsche  länder,  in  denen  unbedingte  gewerbe- 
freiheit herrscht,  namentlich  die  länder,  in  welchen  noch 
die  französische  gesetzgebung  gilt,  und  Preuszen,  .  .  . 
wir  haben  länder,  in  denen  strenge  zunftvcrfassungen 
herrschen,  und  wieder  andere  länder,  in  denen  die  be- 
f iignisz  zum  gewerbebetriebe  von  der  concession  des  Staates 
abhängig  gemacht  ist.  stenogr.  berichte  der  Frankf  natio- 
nalvers.  756''.  andere  beispiele  s.  sp.  5552. 

«)  die  hervorhebting  der  berechtigungsfrage :  gewcrbe 
freiheit  als  Öffnung  aller  schranken,  die  den  zutritt  zum 
geiverbe  hindern. 

l))  abschaffung  der  Privilegien,  die  durch  die  zunft  und 
gildenverfassung  gewährleistet  waren :  dies  {vermehrter  Wohl- 
stand) wäre  der  gewisseste  erfolg  von  einer  gänzlichen 
gewerbefreiheit,  die  durch  abschalTung  der  gilden  bewerk- 
stelligt würde.  Mauvii.i.on  244,  ebenso  2iS\  ein  jeder,  der 
auf  einem  gewerbe  zu  viel  ist,  hat  nun  die  freiheit, 
nach  seinem  eigenen  gefallen  ein  anderes  zu  erwählen. 
ScHLETTWEiN  2,  106;  dics  (bildung  einer  zunft)  ganz 
gegen  die  grundsätze  eines  wohleingerichteten  Staates 
laufe  und  gewerbefreiheit  befördert  werden  müsse ,  die 
geschlossenen  zünfte  aber  .  .  .  schädlich  seien,  verfügtmg 
des  grafen  Dohna  von  1802  bei  Rohrscheidt  167;  das 
wesentliche  des  bürgerrechts  besteht  gerade  in  der  be- 
rechtigung  zum  betriebe  städtischer  gewerbe  .  .  .  den 
missbrauch  einer  solchen  gewerbfreiheit  beugen  die  po- 
lizei-anordnungen  vor.  Heinr.  v.  Kleist,  Berliner  abend- 
blätter  1810  s.  216  ;  in  unsern  tagen  sieht  man  als  ihr  {der 
Zünfte)  gegentheil  die  gewerbefreiheit  an ,  und  hat  ange- 
fangen die  zünfte  aufzuheben.  Schmalz  staatswirthschafts- 
ieÄ?el,lOG  (1818),  vgl.  Roiiuscheidt  a.  a.  o.;  die  prediget 
der  gewerbefreiheit  begehren  eigentlich,  dass  jedes  pri- 
vatvermögen nach  Wohlgefallen  in  jeden  möglichen  kreis 
irgend  eines  gesammt-vermögens  aus-  und  eingehen  dürfe. 
Adam  von  Müller  vermischte  Schriften  (1812)  1,76;  viel- 
mehr wünsche  ich  die,  wie  mich  dünkt,  nicht  allgemein 
bekannten  erfahrungen  anderer  der  ansieht  derer  ent- 
gegenzustellen,  welche  der  gewerbefreiheit,  wornach  je- 
der Staatsbürger,  jedes  gewerbe  treiben,  und  also  auch 
der  landmann  sich  mit  städtischen  gewerben  beschäf- 
tigen kann,  das  wort  reden.  1\vwklv>  über  gewerbefreiheit 
u.  gewerbeordnung  {i83i)  S ;  wo  sind  denn  eure  {der  Deut- 
schen) stände?  wo  leben  sie  denn?  in  der  Wirklichkeit 
können  wir  wenigstens  aus  hiesiger  ferne  keine  ent- 
decken unter  euch,  deren  Privilegien,  deren  zünfte  unter- 
gegangen sind  in  gleichheit  vor  dem  gesetz  und  in  ge- 
werbfreiheit. Heiniugu  Laube  Paris  1847  s.  72. 

'2))  daneben  macht  sich  auch  die  enoägung  geltend,  dasz 
mit  der  nieder iverfung  der  alten  schranken  die  berech- 
tigungsfrage noch  nicht  im.  sinne  der  allgemeinen  gleichheit 
gelöst  sei:  gerne  werden  die  stände  die  für  eine  wahre 
gewerbsschule  nöthige  summe  bewilligen ,  gerne  einem 
gcsetzes-vorschlage  ihre  Zustimmung  geben ,  der  eine 
wahre  gewerbsfreiheit  nicht  blos  verspricht,  sondern 
wirklich  gewährt,  gerne  werden  sie  die  fonds  anweisen, 
um  das  mittellose  gewerbs-talent  wirksam  zu  unter- 
stützen. MoHL  Württemberg,  gewerbsindustiie  1,  einl.  s.  9. 

3))  und  andererseits  ertmichsen  auch  bei  der  grundsätz- 
liclien  durchführung  allgemeiner,  ungehinderter  Zulassung 
zum  gewerbebetrieb  später  nieder  bedenken,  die  zu  neuen, 
anders  gearteten  einschränkungen  führten  {vgl.  auch  c,  ß): 
die  zünfte  sollen  aufgehoben ,  es  soll  aber  eine  grenze 
auch  der  gewerbefreiheit  gezogen  werden.  Gutzkow  {säku- 
larbilder  i)  9,  203;  dass  dem  missbrauch  der  gewerbe- 
freiheit gesteuert  werde  dadurch,  dass  —  weil  nicht  ge- 
werbfrechheit  stattfmden  soll.  .  . — ,  nur  denjenigen,  die 
sich  als  tüchtige  meister  in  ihrem  fache  wirklich  erprobt 
haben,  selbsständige  gewerbsübung  .  .  .  gestattet  werde. 
allg.  anzeiger  der . .  Deutschen  110  (1845),  3644  {vgl.  oben  sp.  5548) ; 
die  gewerbefreiheit  artete  bald  aus.   die  absieht  war  ge- 


wesen, jedem  die  freie  benutzung  der  erworbenen  kennt- 
nisse  und  kräfte  zu  gestatten,  allein  kenntnisse  setzte 
man  voraus.  Blesson  über  geiverksordn.  u.  gewerbefrei- 
heit 13. 

/?)  das  interesse  haftet  an  der  aufhebung  von  einschrän- 
kungen, die  den  vertrieb  und  betrieb  betreffen. 

l))  den  vertrieb  streift  die  viel  erörterte  frage  der  con- 
currenzbeschränkung .  beim  weiteren  begriffe  von  gewerbe 
hatte  dieses  moment  schon  innerhalb  der  lockeren  fü- 
gungen  ausdmck  gefunden  (befreiung  des  gewerbes  auf 
der  see.  Mosciierosch  {s.  sp.  5549),  vgl.  auch  en  assurant 
au  commerce  et  ä  l'industrie  rentiere  libert6  de  la 
pleine  concurrence.  Mit.  du  roi  1776)  ,  in  der  form 
der  composition  dagegen  sind  hiefür  die  bildungen  handels- 
freiheit  und  freihandel  bevorzugt,  einschlägige  belege,  die 
in  den  rahmen  unseres  Wortes  fallen,  ncüiern  sich  mehr 
der  bedentungsverengung ,  innerhalb  der  auch  der  begriff 
der  concurrenz  eine  andere  richtting  nimmt  :  so  ist  es 
auch  in  diesem  gesichtspunct,  unumgänglich  nöthig  eine 
unumschränkte  concurrenz  und  eine  ungehinderte  frei- 
heit in  allen  gewerben  einzuführen.  (Iselin)  träume  eines 
menschenf reun des  2,  23i;  nachdem  wir  . .  .  erwogen  haben, 
dasz  der  den  bäcker-,  schlächter  und  hökergewerben  in 
den  Städten  unserer  provinzen  Ost-  und  Westpreuszen 
und  Litthauen  zustehende  Zunftzwang  und  das  verkauf- 
monopol  den  sämmtlichen  übrigen  einwohnern  der  städte 
zum  groszen  nachtheil  gereicht ,  .  .  .  dasz  dagegen  nur 
völlige  gewerbefreiheit  und  uneingeschränkte  konkurrenz 
von  Verkäufern  die  möglichst  wohlfeilsten  preise  herbei- 
führen kann,  ...  so  haben  wir  beschlossen,  preusz.  Ver- 
ordnung von  1808  {gesetzs.  s.  315);  man  könnte  denken, 
dasz  bei  vollständiger  gewerbsfreiheit  die  Unternehmer, 
deren  fabrikate  leicht  verderblich  sind ,  häufig  groszen 
Verlust  erleiden  würden;  indem  sie  ihre  gewerbsgenossen 
nicht  mehr  berechnen,  und  oft  so  viele  waaren  auf  den 
markt  bringen  könnten,  dasz  nur  der  geringste  theil 
davon  abgesetzt  werden  kann;  der  gröszere  aber  verderben 
müszte.  Nibler  ztoi/ififftsen  (1816)  83;  jedes  konkurrenzver- 
bot enthält  eine  beschränkung  der  .  .  .  gewerbefreiheit.  ent- 
scheid, d.  reichsger.  in  civilsachen  (l903)  53,  156.  vgl.  auch 
Rohrscheidt  gewerbearchiv  3,  3. 

2))  einschränkungen  des  betriebs:  bei  einigen  gewer- 
ken  darf  ein  meister  nicht  über  eine  bestimmte  anzahl 
gesellen  halten,  der  fleiszigere,  geschicktere  und  billi- 
gere arbeiter  kann  also  hier  sein  gewerbe  nicht  in  dem 
Verhältnisse  erweitern,  in  welchem  er  das  zutrauen  des 
Publikums  gewinnt.  .  .  .  solche  willkührliche  eingriffe  in 
die  gewerbefreiheit  verderben  zuletzt  auch  den  bessern. 
(J.  G.  Hoffmann)  das  interesse  des  menschen  und  bürgers 
bei  d.  besteh,  zunftverf.  (1803)  107 ;  ich  bin  für  die  höchste 
freiheit,  aber  nicht  für  unbedingte  gewerbsfreiheit,  denn  bei 
unbedingter  gewerbsfreiheit  kann  ich  mit  einem  biszchen 
talent  alle  gewerbe  total  vernichten  .  .  .  indem  ich  dem 
gewerbe  eine  solche  fabrikmäszige  einrichtung  gebe,  mit 
der  der  einzelne  bäcker  nicht  mehr  concurrieren  kann. 
stenogr.  ber.  d.  Frankf.  nationalvers.  76,5'';  dadurch,  dasz 
jedem  das  recht  eingeräumt  wird,  überall  in  Deutschland 
gewerbe  zu  treiben ,  sobald  er  die  ...  bedingungen  für 
den  gewerbebetrieb  erfüllt,  sind  alle  dieses  recht  ver- 
letzenden Zunftprivilegien  und  regierungsbefugnisse  .  .  . 
aufgehoben,  und  indem  bestimmt  wird,  dasz  eine  deutsche 
gewerbeordnung  die  bedingungen  festsetzen  soll,  welche 
jeder  gewerbetreibende  zu  erfüllen  hat,  ist  erklärt,  dasz 
in  Deutschland  unbedingte  gewerbefreiheit  nicht  statt- 
finden soll  .  .  .  wäre  überall  in  Deutschland,  wo  gewerbe- 
freiheit herrscht,  ebenso  wie  in  England  die  sitte  mächtig 
geblieben,  welche  für  jedes  gewerbe  eine  hinreichende 
lehrzeit  festsetzt  ...  so  würde  man  auch  bei  uns  mehr 
der  sitte  vertrauen  dürfen.  693";  die  absolute  gewerbs- 
freiheit kann  man  nicht  auf  einmal  einführen  und  auch 
das  Zunftwesen  nicht  mit  einem  strich  vernichten  .  .  . 
ich  wünsche  das  auch  nicht,  vollständige  freiheit  ver- 
lange ich  für  die  gewerbe  und  überhaupt  für  alle  stände, 
in  ihren  eigenen  angelegenheitcn  selbst  sich  zu  vereinigen 
und  sich  selbst  eine  Ordnung  und  gesetze  zu  geben,  das 
haben  die  gewerbe  früher  bei  uns  gethan.  F.  J.  Stahl 
s.  ebenda  Tih'^;  die  gewerbefreiheit  schliesst  nicht  aus  die 
gewerbeordnung.    vielmehr  ist  der  nutzen  der  gewerbe- 


5553 


GKWKRBRFRKIHKIT 


GEWRRBEFREIHEIT 


5554 


freihoit  wesentlich  bedin|;l  durch  das  vorhandenBein  Ton 
Rchrankon,  durch  weiche  andere  gleiche  rechte  oder 
höhere  Interessen  schütz  finden.  Sciiäfki.k  in  Bluntschli» 
deutschem  ntuatawb.  i,sa?i\  im  vergleich  zu  den  bestehen- 
den gowerbegesetzcn  flndet  ihre  coinniission  in  dem 
Reichonheim'schen  entwürfe  eine  ancrkenncnswerlhe  an- 
nähcrung  zur  gowcrberroihoit  in  folgenden  punkten:  ab- 
Beharrung  der  nicisterprUfungen,  des  wandor/wangs ,  der 
festgesetzten  Ichr/cit,  des  zwangs  zum  beitritt  zur  Innung 
behufs  haltung  von  lehrlingen,  der  gcwerbcabgrcnzungen, 
der  geworberäthc,  der  innungsvorreohto,  der  bevormun- 
dungder  innun;i;oii  durch  die  ortsbehörden  u.$.w.  PniNCR- 
Smitii  für  volle  (jeAetrbefreiheit{\m\)\(i;  das  .  .  .  institut  der 
froi/ügigkeit  soll  durch  eine  auf  dem  grundsalze  der  ge- 
werbcfreihoit  beruhende  gewcrbeordnung  weiter  entwickelt 
. . .  werden,  thronrede  zur  erbffnung  des  reichttagea  des  nord- 
deutschen blindes  1868;  es  steht  nicht  mit  den  grundsätzen 
der  geWerbcfreihcit  im  Widerspruche,  wenn  ein  gewerbe- 
treibender . . .  sich  gegen  den  missbrauch  seines  fabrik- 
geheimniuses  .  .  .  schützt,  entscheid,  d.  reichsger.  in  civil- 
Sachen  (1880)  2,  121. 

y)  finanzielle  etitlastung  wird  nur  von  der  älteren  fach- 
litteratnr  mit  der  getcerbefreiheit  in  Verbindung  gebracht: 
die  untcrthanen  werden  über  dem  ungeachtet  ungleich 
besser  dabei  fahren,  indem  die  meisten  eben  so  viel  und 
noch  mehr  durch  die  accise  entrichten  milssen;  dahin- 
gegen sie  bei  den  gewcrbesteuern  vollkommene  freihcit 
in  ihren  handlungen  und  gowerben  haben,  und  eines  viel 
wohlfeilem  preiszes  der  lebensmittel  genieszen.  v.  Justi 
staatsxcirthschuft  a',  887 ;  wir  wollen  nämlich  eine  völlige 
gewcrbefreihcit  gegen  entrichlung  einer  mäszigen  patent- 
stcucr  und  mit  aufhören  der  bisherigen  gewcrbesteuern 
verstatten,  preuaz.  finanzedict  von  1810  {gesetzs.  s.  st7).  vgl. 
auch  ebenda  («.  79) ;  für  das  gewerbsrecht  {des  handuerkers) 
selbst  musztc  theils  eine  kaufsumme,  theils  eine  fort- 
laufende »teuer  entrichtet  werden  ...  die  unbedingte  ge- 
Werbefreiheit  konnte  nur  mit  dem  besitz  eines  städtischen 
grundstücks  gewonnen  werden.  Th.  Munüt  gesch.  der 
deutsch,  stände  {i,  8)  819. 

c)  die  eben  geiconnenen  unterschiede  in  der  fonnulierung 
des  begriffs  der  freiheit  treten  im  allgemeinen  beim  gebrauch 
des  compositums  zurück,  meist  handelt  es  sich  hier  um 
eineti  verblastten  und  xceiten  begriff,  der  aus  dem  jeweiligen 
tusammenluinge  nur  selten  fnrbe  und  Zeichnung  gewinnt: 
gewcrbfreiheit,  freedom  of  industrxj.  successj'ul  merchant 
Hl.  gewerbcfrciheit  ist  arbeitsfreiheit  auf  dem  gebiete 
der  gewerblichen  bethätigung.  Sciiäfflb  bei  Bluntschli 
4,  320;  in  den  meisten  europäischen  Staaten  herrscht  das 
System  der  gewcrbefreihcit.  Thiei,  4,  424;  mit  jedem 
vollen  städtischen  grundstück  . . .  war  unumschränkte  ge- 
wcrbfreiheit verbunden.  V^ [i.da  gildentcesen  {l8Si)a02.  vor 
allem  trird  diese  bedeutung  in  der  polemik  verallgemeinert, 
die  sich  für  und  wider  die  getcerbefreiheit  erhob. 

a)  die  einführung  der  getcerbefreiheit  in  Preuszen  {auf- 
hebung  der  uusschlteszlichen  gerechtigkeiten  der  zünße.  18i09ff. 
anordnuiig  einzelner  bestimmtingen  im  gewerbepolizeiedict 
von  1811  und  in  der  gewer beordnung  von  1846)  icar  einge 
leitet  und  ntnächst  auch  begleitet  von  empfehlenden  stimmeti : 
aber  —  abgesehen  von  den  mannigfachen  vortheilen  der 
gewerbefreiheit,  ...  ist  deren  gowährung  eine  handlung 
der  gerechtigkeit  . . .  und  ein  bedeutender  schritt  zur 
Wiedererlangung  der  nationalität.  H.  v.  Kleist,  Berliner 
abendblätter  1810 ,  s.  216 ;  allgemeine  gewerbefreiheit  ist 
eine  haupt-bedingung  des  Wohlstandes.  HARUENBF.no  in 
einer  rede  von  1811  bei  Roiirscueidt  402;  wenn  man 
aber  von  der  räthlichkeit  der  gestattung  einer  mög- 
lich groszen  gewcrbsfreiheit  sich  nicht  sollte  über- 
zeugen können.  KnötiCKZ  abhandlungeni  {I6l2),  iO;  aber 
zur  begründung  einer  völligen  rechtssicherheit  führt  nur 
eine  allgemeine  gewcrbsfreiheit.  Lot/,  revision  8  (1813),  42 ; 
dasjenige  land  also,  welches  eine  allgemeine  gewcrbs- 
freiheit in  sich  aufrecht  erhält,  wird  bald  alle  andere  an 
blüthe  und  Wohlstand  übertreffen,  tcahrheit  ohne  schminke 
152;  die  entfcsselung  des  bodens,  die  niederlassungs-,  die 
gewerbefreiheit,  die  freie  gemeindeverfassung  der  städte. 
so  haben  wir  längstens  mehr  besessen,  als  sie  uns  durch 
ihre  grundrechte  geben  wollen,  v.  Vincke  in  der  Fran)^. 
naliotuilvers.  {stenogr.  berichte  810«*):  {die  gesetzgebung)  ... 


muBz  wissen,  dasz  die  freiheit  Her  gewerbe  nur  in  «oweit 
geregelt  werden  darf,  als  et  die  Ordnung  des  betriebM 
nothwendig  fordert,  daaz  gerade  in  der  freiheit  der  |«> 
werbe  ein  mittel  liegt,  um  so  manches  Dbel  zu  hebmi, 
welches  die  entwicklung  der  gewerblichen  Verhältnis«« 
mit  sich  bringt.  ...  die  geaetzgebung  aus  den  jähren 
1807—1812  hat  Preuszen  zu  einer  erataun liehen,  von 
Deutschland  beneideten  macht  und  grösze  erhoben,  man 
würde  undankbar  sein,  wenn  man  nicht  in  der  gewerbe- 
freiheit einen  der  mächtigsten  hebel  der  entwickelung 
erblicken  wollte,  wenn  die  gewerbefreiheit  im  laufe  der 
zeit  auf  Unebenheiten  stiesz,  so  ist  der  grund  nicht  in 
der  freiheit,  sondern  vielmehr  darin  zu  suchen,  dasz  man 
ihr  nicht  dasjenige  terruin ,  denjenigen  räum  gewährte, 
den  dieselbe  nothwendiger  weise  zu  ihrer  bewegung  haben 
musz.  das  industrielle  leben  in  unbeschränkter  konkur- 
renz  erheischt  einen  wellvorkclir  und  wird,  auf  beschränkte 
kreise  verwiesen  und  zusammengedrückt,  zur  unerträg- 
lichen last,  enticurf  zur  errichlung  einer  Industrie  und 
handwerkerbank  s.  4.  vereinzelt  ist  hier  die  stimme  AuAM 
V.  M0i.i.Ki<8:  erst  müszt  ihr  die  erde  mit  ihren  anend- 
lichen climaten  und  eigentümlichen  loralitäten  in  eine 
grosse  gleichförmige  lläche  ausgewalzt  haben,  erst  muss 
alle  Vorliebe  der  menschen  für  das  nähere  und  ange- 
wöhnte und  für  das  besondere,  erworbene  ausgerottet 
sein,  ehe  diese  unbedingte  gewerbefreiheit.  also  ehe  dieaes 
absolut  freie  privatvermögen  der  einzelnen  mOglicb  wären. 
veitn.  Schriften  (1812)  1,  77. 

/9)  gegen  die  mitte  des  id.jahrh.  setst  die  kriiik  stärkmr 
ein,  sie  beruft  sieh  auf  erfahrungen.  die  man  mit  der  g$- 
Werbefreiheit  in  treuszen  und  andern  Staaten  machte; 
und  als  unter  den  bestrebungen  des  jahres  1848  auch  die 
Vereinheitlichung  der  geicerbegesetzgebung  für  ganx  Deutsch 
land  gefordert  \curde,  sprachen  sieh  die  geicerbetreibenden 
mit  ihren  nach  Frankfurt  gerichteten  Petitionen  übertciegend 
gegen  die  getcerbefreiheit  atts :  jetzt,  wo  jeder  baut,  wie  er 
lust  hat,  sind  wir  nahe  an  den  stand  der  nomaden  zu- 
rückgeführt, das  ist  auch  eine  von  den  fruchten  der 
gepriesenen  gewerbefreiheit,  die  denn  wieder  zu  den 
blüthen  unsrer  cultur  gehört.  Immermann  (ept^oncns,  l&) 
5,  278;  ihr  {der  arbeitenden  klassen)  lohn  ist  gering,  die 
mühe  grosz,  die  unsinnige  Vermehrung  der  fabrikcn  und 
maschinen ,  die  schrankenlose  gewcrbfreiheit ,  die  unge- 
regelte einfuhr  fremder  waaren,  in  allen  diesen  punk- 
ten hört  der  staat  wol  das  Interesse  einzelner  groszer 
handelskammern.  Gutzkow  briefe  aus  Paris  (5)  2,  122; 
leider  gehörte  zu  dieser  gewerbsfreiheit  auch  der  freie 
bettel,  welcher  .  .  .  auf  eine  unglaubliche  art  betrie- 
ben wurde,  memoiren  des  ritters  von  Lang  (l842)  1.  81 ; 
man  könnte,  um  dem  nutzen  der  unbedingten  gewerbe- 
freiheit das  wort  zu  reden ,  den  jetzigen  höheren  Stand- 
punkt der  gewerbe  erwähnen,  es  sei  indess  gestattet  za 
fragen:  ist  dieser  höhere  Standpunkt  lediglich  der  unbe- 
schränkten gewerbefreiheit  .  .  .  zuzuschreiben !  Damms 
nachtheile  der  getcerbefreiheit,  s.  getrerbe  börse  (1847)  dezem- 
berheß  1.5  ;  petition  der  Obermeister  und  innungsvorstände 
zu  Mitwayda,  gegen  unbedingte  gewerbefreiheit.  stenogr. 
ber.  der  Frankf.  nationalvers.  ifö'**  u.  a.  vgl.  die  ausschuss- 
berichte  u.  protokolle  d.  versamml. ;  der  august  1789  hat  in 
Frankreich  die  gewerbefreiheit  diktirt,  dies  experiment 
und  nichts  anderes  hat  Frankreich  jetzt  an  den  rand 
des  Untergangs  geführt,  die  preuszischen  gewerbepolizei- 
verordnungen  haben  jenes  august-dekret  wiederholt;  ver- 
hüte es  gott,  dasz  nicht  auch  die  französischen  socialen 
zustände  sich  wiederholen  mögen.  entKurf  e.  aUg.  d. 
handw.-  u.  getcerbeordn.  18W;  jedenfalls  beruhen  sie  (dt« 
gründe  der  Verarmung  des  handtcerkerstandes)  zum  theil 
auf  dem  druck ,  den  das  capital  auf  die  arbeit  ausübt, 
und  auf  der  Uberproduction,  die  eine  folge  der  gewerbe- 
freiheit gewesen  ist.  Bismahck  {rede  in  der  t.  hammer 
1849)  1, 132  Kohl;  es  ist  mir  ein  überraschender  Wider- 
spruch gewesen,  dasz  gerade  in  den  provinzen,  wo  die 
schutzzöllner  heimisch  sind,  sich  die  meisten  und  leb- 
haftesten stimmen  gegen  die  gewerbefreiheit  erheben. 
ebenda  s.  143. 

/)  die  entwürfe  des  volkstcirthschajHichen  aussehusse» 
der  Frankfurter  natiotuUversamwUung  seheiterten  an  diesem 
unvereinbiaren  Widerspruch  der  gegner  und  der  anhänger 


5555 


GEWERBEFREIHEITLICH 


GEWERBEGENOSSE 


5556 


der  gewerbefreiheit.  hei  der  wiederheg ründung  des  deut- 
schen reichs  dagegen  siegten  die  anhänger.  wie  weit  hier- 
bei —  namentlich  in  späterer  heriXcksichtigung  der  erfah 
rung  —  auch  den  gegnem  rechnung  getragen  wurde ,  zeigt 
sich  in  einzelnen  hestimmungen  der  gewerbeordnung  {s.  d). 

GEWERBEFREIHEITLIGH ,  adject.,  ahleitung  vom  vor- 
hergehenden :  der  hauptfehler  jener  gewerbefreiheitlichen 
Staatsmänner  liegt  aber  darin,  dasz  sie  die  production 
befördern,  bevor  die  gelegenheit .  ..  zur  consumtion  ge- 
geben ist.  entiourf  einer  allg.  d.  handtoerker-  u.  gewerbe- 
ordnung 1848;  sehr  viel  nachdruck  wurde  von  seite  der 
gewerbefreiheitlichen  agitation  auf  das  billigerwerden  der 
gewerbeproducte  in  folge  der  aufhebung  der  zünfte  ge- 
legt. Kaizl  in  Schmollers  forsch.  2, 1,  s.  27. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSFREUND,  m.,  ältere 
bildung  {vgl.  dagegen  gewerbegenosse) ,  die  einer  auf  ab- 
schipächung  der  gegensätze  zielenden  richtung  des  Sprach- 
gebrauches angehört,  einer  der  ältesten  belege,  der  das 
compositum  im  zusaminenJiang  mit  den  nächstver wandten 
bildungen  aufführt,  deutet  es  satirisch  -.  die  proclamationen 
waren  kaum  gedruckt  und  den  leuten,  ich  möchte  sagen, 
noch  nasz  zugesandt,  so  strömten  von  allen  selten  ganze 
häufen  armselige,  sich  so  heiszende  volks-,  erziehungs-, 
gewerbs-  und  menschenfreunde,  mitunter  auch  schlechte, 
sehr  schlechte  menschen  nach  Hof.  Pestalozzi  (Lien- 
hard  3,  5i)  3^ ,  2Si.  anders  der  allgemeine  gehrauch:  einer 
meiner  freunde  wohnte  3  jähre  bei  einem  jungen  schreiner 
im  nemlichen  hause,  beobachtete  ihn  als  gewerbefreund 
genau.  Joh.  Adam  Weisz  über  das  Zunftwesen  65 ;  eine 
weitere  veranlassung,  den  Industrie  -  ausstellungen  eine 
allgemeinere  theilnahme  zuzuwenden ,  dürfte  auch  die 
bildung  eines  aus  zahlreichen  gewerbfreunden  bestehen- 
den actienvereins  . .  .  darbieten,  hericht  über  die  ausstel- 
lung  Sachs,  gewerberzeugnisse  im  jähre  iS3i,  s.  6;  der  vater- 
ländische gewerbsfreund  in  Berlin  1819,  Schleswig-Holstein- 
Ltineburgischer  gewerbefreund  hrsg.  v.  P.  C.  Biel  1828^. 

GEWERBEGATTUNG,  s.  gewerbsgattung. 

GEWERBEGEBIET,  n.,  vgl.  gewerhe^renze :  die  mit 
der  zunftverfassung  nothwendig  gegebene  Scheidung  der 
einzelnen  gewerbegebiete  .  .  .  {wird)  von  den  liberalen  be- 
sonders gegen  die  zünfte  angeführt.  Kaizl  in  Schmollers 
forschungen  2,  1,  s.  27;  ebenda  127. 

GEWERBEGEBRAUCH,  s.  gewerbsgebrauch. 

GEWERBE-,  GEWERBSGEHEIMNIS,  n. :  wer  nur  je 
einmal  einen  blick  in  die  Werkstätten  unserer  zünftigen 
handwerker  gethan,  .  .  .  dem  wird  sich  überall  die  be- 
merkung  aufgedrungen  haben,  dasz  unsere  zünftigen 
meister  eben  so  karg  mit  der  mitteilung  ihrer  hand- 
werksvortheile  und  etwaigen  gewerbs-geheimnisse  an  ihre 
lehrlinge  und  gesellen  sind,  wie  die  herren  unzünftiger 
fabriketablissements  in  änsehung  ihrer  gemeinen  fabrik- 
arbeiten. LOTZ  staatsidrth^schaftslehre  2,  99 ;  dass  durch 
diese  gewerbegerichte  in  Frankreich  viel  für  die  industrie 
gewonnen,  .  .  .  das  eigentum  der  fabrikanten  ...  an 
fabrik-  und  gewerbegeheimnissen,  ebenso  die  fabrikmar- 
ken  geschützt  {loerden).  Eberty  gewerbegerichte  (1869)  8 ; 
die  Zeugnisverweigerung  für  unbegründet  zu  erklären,  da 
nicht  ein  eigenes  gewerbegeheimnis  des  zeugen,  sondern 
höchstens  das  geschäftsgeheimnis  seines  gegenkontra- 
henten  ...  in  frage  stehe.  Zeitungsbericht  über  eine  Ber- 
liner gerichtsverhandl.  von  1905. 

GEWERBE-,  GEWERBSGEHILFE,  m.  eine  bildung,  die 
auf  der  neueren  entwicklung  des  gewerblebens  beruht,  die 
ausdehnung  der  gewerblichen  betriebe,  die  erweiterung  des 
kreises  unselbständiger  mitarbeiter  {vgl.  oben  sp.  5529)  be- 
dingen eine  strengere  Scheidung  zwischen  dienstleistungen 
für  den  gewerhebetrieh  und  solchen  für  den  haushält  des 
gewerbetreibenden,  diesem  bedürfnisse  entspricht  das  com- 
positum vor  allem  in  der  Verwaltungssprache:  gewerb - 
treibende  müssen  für  ihr  gesinde,  ihre  diener,  gewerbs- 
gehülfen  ...  haften,  preusz.  gesetzs.  i8l8,  13i;  gewerbege- 
hülfen,  gesellen,  fabrikarbeiter  und  lehrlinge.  titel  7  der 
preusz.  gewerbeordnung.  1845  {gesetzs.  s.  64) ;  aus  demselben 
gründe,  die  concurrenz  zu  beschränken,  fixirte  man  auch 
die  zahl  der  Webstühle  jedes  meisters  und  die  arbeitslöhne 
der  gewerbsgehülfen.  Mone  zeitschr.  z.  gesch.  Oberrh.  9, 132; 
Personen ,  welche  nicht  zu  häuslichen  . . .  diensten  an- 
genommen . .  .  sind,  gehören  nicht  zum  gesinde,  sondern 


sind  .  .  .  gewerbsgehülfen.  Koch  preusz.  landrecht  (1884) 
3,506;  diejenigen,  die  ...  als  'artisten' auftreten,  werden 
.  .  .  nicht  als  arbeiter  oder  gewerbsgehilfen  angesehen. 
entscheid. d.  reichsger.  in  civilsachen  (1896)  37,  68;  nur  muss. . 
die  Zustellung  an  einen  gewerbegehilfen  derjenigen  person 
erfolgen,  für  welche  die  Zustellung  bestimmt  ist,  gleich- 
viel ob  derselbe  nur  als  gewerbegehilfe  dieser  person  oder 
als  gemeinschaftlicher  gewerbegehilfe  der  verschiedenen 
gewerbetreibenden  .  . .  anzusehen  ist.  (1887)  16,  350. 

GEWERBEGEHILFIN,  /..-  die  thätigkeit  der  büffet- 
mamsell  erstreckt  sich  regelmässig  .  . .  nicht  auf  die  haus- 
wirtschaft,  sondern  lediglich  auf  die  zwecke  des  gewerbe- 
betriebes,  und  man  kann  deshalb  die  büffetmamsell  nicht 
als  dienstboten,  sondern  muss  sie  als  gewerbegehülfin 
betrachten,  annalen  des  oberlandesgerichts  Dresden  22, 179 ; 
die  beschäftigung  einer  küchenmagd  in  einer  restauration 
.  .  .  kann  sie  ...  nicht  als  eine  gewerbegehülfin  ...  er- 
scheinen lassen,  entscheid,  des  oberlandesgerichts  München 
1898,  s.  gewerbearchiv  3, 162. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSGEIST,  m.,  vgl.  er- 
werbsgeist  theils,  sp.  1061:  die  grossgeister  des  vorigen 
Jahrhunderts  traten  in  gesammtausgabcn  ihrer  werke 
gleichsam  von  neuem  hervor,  deren  aufnähme  . .  .  zum 
ersten  mal  dem  deutschen  genius  belohnungen  zu  wege 
brachte,  die  bis  dahin  nur  dem  handeis-  und  gewerbs- 
geiste  zu  theil  geworden  waren.  Becker  Weltgeschichte 
14,  449;  der  vertrag  und  das  abstimmen  der  meisten 
mitglieder  einer  Stadtverordneten  •  Versammlung  werde 
dennoch ,  selbst  unwillkürlich,  . . .  von  dem  besonderen 
gewerbs-  und  standesgeiste  geleitet.  Rohrscheidt  370; 
die  productiven  köpfe  der  nation  verfahren  dagegen  nach 
den  grundsätzen  des  gewerbgeistes,  welcher  ihre  ahnen 
auszeichnete:  sie  schachern  und  trödeln.  Immermann 
{epig.  2,  6,  9)  6, 178.  vgl.  auch  gewerbesinn. 

GEWERBEGELD,  ».,  vgl.  zunftgeld;  vgl.  gewerbe- 
groschen,  -schätz,  -Steuer  u.  a.;  zur  form  vgl.  gewerbegeld, 
ntcÄ^  gewerbgeld.  Rumpf  187;  eine  andere  abgäbe  derer 
dorfs-einwohner  und  hausgenossen  bestehet  in  dem  ge- 
werbe-  und  nahrungs  gelde ,  welches  die  daselbst  woh- 
nenden handwercks  -  leute  der  gerichts  -  obrigkeit  abzu- 
tragen verbunden  sein,  indem  sie  dafür  wider  die  benach- 
barten Städte  in  schütz  genommen  werden.  Klingner 
dorfrechte  1,151;  gewerbegeld,  -schosz,  -steuer,  tax  paid 
for  exercising  anytrade.    Hilpert  1,  463". 

GEWERBEGEMÄSZ ,  adj.,  vgl.  gewerbsmäSzig,  s.  ge- 
werbemäszig :  dieses  Sonderrecht  der  einzelnen  ämter  be- 
ruht ausschliesslich  auf  der  gewerbegemässen  Scheidung 
und  abteilung  der  handwerker.  Eukrstadt  Ursprung  d. 
Zunftwesens  (1900)  63. 

GEWERBEGENEHMIGUNG,  /.;  deshalb  gehe  die  be- 
schliessung  dahin:  mit  der  zuschliessung  der  gewerbe- 
genehmigung  erlischt  der  gehaltsbezug ,  und  ist  der  be- 
amtenposten  quittiert.  Windwart  rettung  des  gewerbe- 
standes  (1848)  22. 

GEWERBEGENERATION,/..-  während  der  12  jähre,  seit- 
dem die  alten  verbände  der  gewerbe  sich  ausser  kraft 
befänden,  sei  fast  in  jedem  jähre  eine  neue  gewerbe- 
generation  in  Berlin  entstanden,  in  dem  jedes  jähr  so 
viel  verarmte  bürger  untergegangen,  als  neue  dazu  ge- 
kommen wären,  s.  Rohrscheidt  577. 

GEWERBE-,  GEWERBSGENOSSE,  m..  vgl.  das  ältere 
zunftgenosse :  handelt  einmahl  ein  meister  gegen  diese 
stillschweigende  Übereinkunft,  so  wird  diesz  unter  seinen 
nachbarn  und  gewerbsgenossen  für  ein  sehr  gehässiges 
verfahren  angesehen.  Garve  verdeutschg.  des  Adam  Smith 
(118)  1,  122  {among  his  neighbours  and  equals) ;  und  der 
fabrikant,  welcher  die  fabrikate  seines  gewerbsgenossen 
nicht  nöthig  hat,  kauft  ihm  gewisz  nichts  von  seinen 
vorräthen  ab.  Lotz  revision  1,113;  sie  {die  gewerbever- 
fassung)  war  .  .  .  eine  leere  form  geworden,  welche  den 
.  . .  gewerbsgenossen  nur  lästig  .  .  .  war.  Hoffmann  lehre 
von  d.  steuern  (1840)  194;  neben  diesem  handwerker,  der 
mit  .  .  .  gehülfen  arbeitet,  .  .  .  steht  ...  der  gewerbs- 
genosse,  dessen  hauptbeschäftigung  . .  .  flickarbeiten  sind. 
218 ;  auf  besondere  Unterstützung  von  selten  der  gewerbe- 
genossen haben  wandernde  gesellen  und  gehülfen  keinen 
anspruch.  gewerbeordnung  1845,  §  143 ;  dasz  derartige  ge- 
richte,  welche  aus  gewerbegenossen  selbst  zusammenge- 


5557 


GEWERBEGENOSSENSCHAFT 


GEWERBEGESETZ 


5568 


f0txt  sind  (bei  handelsangelegenheiten ,  handeUgeriehte : 
fahrikstreitigkeiten,  fabrikgerichtf;  grematreitigkeiten,  land- 
wirthsch.  gerichfe)  .  .  .  gcrc(;lifero  und  schnellere  enUchel- 
dangen  geben,  alenogr.  her.  der  Frank/,  natiotudver».  6W*; 
die  errichtung  solcher  .  .  .  korporationen  dem  freien  za- 
Bammentroten  einzelner  gewerbtreibcnden  oder  gewerbs- 
genossen  anheim  zu  geben,  [«'örstkh  vertrage  f.  geteerbe- 
vereine  (1H78)  8, 71 ;  docli  ganz  abgesehen  davon,  dass  die 
gewerbefreihcit  die  siltlicbe  er/ichung  der  lernenden  ge- 
werbegonossen  vereitelt,  fUhK  sie  auch  unmittelbar  zur 
entsittlichung.  Kaiki,  in  Schmollera  forachungen  >,  1,S5; 
es  wUrde  zum  ausdrucke  bringen,  dacs  ...  der  börsen- 
vorein  .  .  .  strafgnwalt  Über  die  sämtlichen  gewerbs- 
genossen  . . .  beanspruche,  entaeheid.  d.  reiehager.  in  eiviU. 
(1803)  98,  951. 

GEWERnEOENOSSRNSCHAFT. /.:  die  aufhebang  der 
hofrechdiciien  laston  war  der  erste  schritt  gewesen,  den 
die  handworkor  machten;  die  Stiftung  von  zUnften  oder 
gewerbsgenossonschaflon  war  der  zweite.  AitNOi.n  auf- 
kommen d.  handiceikemtundea  97.  vgl.  auch  gewerbliche 
genossensohaften. 

GEWERBE  ,  GEWERBSGKRECHTIGKEIT,  /.,  vgl. 
geworbcberechtigung,  gowcrbcconcession  u.  a. :  nur  soll 
in  denjenigen  Hrtorn,  wo  jetzt  gewerbe-gereohtigkeiten 
statt  linden,  welche  nicht  auf  einem  grandstücke  haften, 
...  die  aber  dennoch  in  den  hypothekenbUchern  einge- 
tragen sind,  eine  billige  entüchUdigung  . . .  regulirt  wer- 
den, edikt  über  eine  allgem.  getcerbeateuer  (geaeUa.  f.  d. 
preuat.  ataat  1810  a.  88) ;  bei  dem  verkaufe  von  haus-  und 
gewcrbsgerochtigkciten  hat  die  gewähr  den  beweis  der 
verkäuflichkeit  .  .  .  abzugeben.  HAnTii-BARTiiF.MiKiM 
(1,106);  es  giebt  ...  gewerbe,  deren  ausUbung  lediglieh 
die  gewerbsgcrechtigkeit  und  die  mcchanik  der  bände 
mit  leicht  beweglichen  apparaten  voraussetzt.  Rbin- 
ORUBER  natxn-  der  geteerbe  (1815)  10;  ist  bei  den  wenig- 
sten gewerbsgerechtigkeiten  dieser  preis  selten  von  sonder- 
licher bedeutnng.  Lotz  handb.  d.  ataatawirthachaftalehre 
9  (1832),  97.   vgl.  auch  unter  gewerblich. 

GEWERBEGERECHTSAME./. -die  gewerbe,  zu  deren  aas- 
itbung  . . .  eine  besondere  concession  erforderlich  ist,  sind 
a)  persönliche  . .  b)  reale  gcwerbsgereohtsamen  .  .  c)  radi- 
zirte  gewerbsrcchte.  Sciii.ighthörle  gewerbabefugnisae 
in  München  (18U)  l.  einl.  a.  76. 

GEWERBE-,  (fEWERBGERICHT,  n.,  vergleiche  auch 
gewerberichter  {s.  d.).  da§z  im  jähre  1721  . . .  die  einzelnen 
deputationen  über  handwerker  und  gewerbe  aufgehoben, 
und  dagegen  ein  besonderes  kunst-,  gewerbe-  and  band 
Werks -gericht  niedcrgesetzet.  P.  v.  Stettkn  kunst ,  ge- 
icerb-  und  fiandioerkageschichte  von  Augsburg  1 ,  16 ;  wir 
Friedrich  Wilhelm  .  . .  bestimmen  .  .  .  dasz  die  in  der 
Rheinprovinz  bestehenden  fabrikengerichte  und  der 
rath  der  gewerbe-verständigcn  zu  Aachen  fortan  den 
namou;  königliche  gowerbegerichte  führen  sollen,  preusz. 
verordn.  von  1846  (geaetza.  403);  gerichte  für  besondere 
klassen  von  angelegenheiten,  insbesondere  handeis-  und 
gewcrbegcrichte,  sollen  im  wege  der  gesetzgebung  an  den 
orten  errichtet  werden,  wo  das  bedUrfnisz  solche  erfor- 
dert, rerfassungattrk.  für  d.  preusz.  ataat  (gesetza.  1848,  887), 
das  gleiche  in  der  verf.-urk.  von  18.'i0 ;  was  insbesondere  das 
gewerhegericht  anbetrifft,  so  sind  hier  zwei  dergleichen 
institute  erwähnt,  ein  anderes  licsse  sich  schaffen,  wenn 
man  beide  elemente,  das  praktische  und  das  juristische, 
gänzlich  trennte  ...  in  diesem  falle  würden  die  prakti- 
schen gowerbe-gerichtsmitglieder  als  jury  gelten ,  welche 
nur  die  tliatsache  festzustellen  hätten,  während  die  rich- 
terliche person,  auf  grund  dieses  gutachtens,  allein  das 
betreffende  gesetz  zur  an  Wendung  bringen  . . .  mUsste. 
entmirf  einer  allg.  d.  handxc.geicerbeordn.  184«;  die  von 
den  bundesregierungen  dem  reichstage  in  diesem  jähre 
(1874)  vorgelegte  novelle  zur  deutschen  gewerbeordnung 
in  betreff  der  gewerbegerichte  . .  ist  . .  wiederum  nicht 
erledigt  worden.  ROgkert  gev)erbeordnungsnov.{vgn)Z; 
für  die  entscheidung  von  gewerblichen  Streitigkeiten 
zwischen  arbeitem  einerseits  und  ihren  arbeitgcbern  an- 
dererseits ,  sowie  zwischen  arbeitem  desselben  arheit- 
gebers  kOnnen  gewerbegerichte  errichtet  werden,  reichs- 
gesetzblatt  (ifSO)  141;  dagegen  gehören  nicht  vor  die  ge- 
werbegerichte die  entschädigungsansprüche  . .  .  aus  dem 
IV. 


haftpfliohtgesetxe.    entaeheid.  dea  reiehager.  in  woiU.  (UM) 

41,  147. 

GEWERBEGERICHTUCH,  adj. .  der  ansieht  de«  amtsge- 
richts,  dass  die  in  gewerbegerichtlichen  rechtsbalfe«u)heii 
bei  den  ordentlichen  gericht«n  entstehenden  lohreibge- 
bühren  für  das  gewerbegeriobt  nicht  als  schreibgebühren, 
sondern  als  bare  aaslagen  in  b«tnu;bt  k&men,  . . .  kann 
nicht  beigetreten  werden.  be»ehlu*M  d.  landgar.  Stargard 
von  1908,  a.  geteerbearehiv  8,  SU. 

GEWERBEGERICHTSGESETZ,  n.  •  nach  g  61  gewerbe 
geriohtsgesetzes  haben  die  ordentlichen  gerichte  den  ge- 
werbegeriobten  rechtshälfe  zo  leisten,  ebenda,  vgl.  imeh 
gewerbegerichtsgesetz  /.  d.  deutaehe  reich.  Berlin  iMl. 

GEWERBEGERICHTSSCHREIBER,  m.;  miitheUonfsn 
über  das  gewerbcgericht  za  Magdeburg  . .  .  beraasgefaben 
von  dem  gewerbegeriohtsscbreiber  . . .  Woltrr  (M61). 

GEWERBEGERICHTSSITZUNG,  /.  a.  a. 

GEWERBEGESCHAPT.  n. .  Fabriken  sind  etwas  ganz 
anderes  als  lokal-,  gewerbe-  und  detailgaMdilft«,  denn 
beide  haben  verschiedene  grundlagen.  gMaarh^rtÜml  m 
Bayern  (1861)  4.  vgl.  auch  gewerbliche  geaebift«. 

GEWERBE  ,  GEWERB-,  GEWERBSGESCHICRTS,  / 
die  meiaten  belege  gehen  unmittelbar  auf  P.  v.  Stkttbh, 
kunst-,  gewerb-  und  bandwerksgeschicht«  der  reichsstadt 
Augsburg  (1779)  zurück,  ao  achon  Jahn  9,  l,  148. 

l)  kunst-  und  gewerbe-gesohicht«  liefern  unwiderspreoh- 
liehe  beweise,  dasz  Deutschlands  handwerker  im  gröszien 
flor  stunden ,  so  lang  die  Innungen  fest  .  .  .  auf  dem 
wesentlichen  guten,  ihrer  . . .  Zunftordnung  hielten.  Jon. 
An.  Wkisz  über  d.  tunjhceaen  181;  aus  der  gewerbs-  und 
handclsgcschichte  . . .  gehet  zur  genüge  hervor,  dass  ur- 
sprünglich alle  bescb&ftigungen  frei  waren.  Barth-Bar- 
TiiKNiiF.iM  1,  59;  weil  Augsburg  die  ganze  gewerbege- 
schichte  Deutschlands  so  treu  im  verjüngten  bilde  spie- 
gelt, so  muszte  nothwendig  auch  hier  zuerst  ein  solches 
buch  entstehen.  Rif.hi.  eultitratudian  IM. 

8)  schon  die  voraufgehende  gedr&ngte  wiedergäbe  hat  ge- 
zeigt, dass  von  irgend  einem  plötzlichen  Umschwung,  von 
einem  unmittelbaren  Übergang  von  dem  einen  in  den 
andern  reohtskreis  auch  auf  diesem  gebiet  der  gewerbe- 
geschichte  keine  rede  sein  kann.  Ebbrstadt  urrprung 
d.  Zunftwesens  (1900)  117. 

GEWERBEGESCHICHTUCH,  adj.:  wie  in  den  Wand- 
lungen des  Wortes  zunft,  so  sind  auch  in  denen  des 
Wortes  amt  entsprechende  gewerbegeschichtliche  vorg&nge 
ausgeprägt.  Eberstadt  a.  86. 

GEWERBEGESCHICKLICHKEIT.  ».  gewerbsgeschiek- 
lichkeit. 

GEWERBEGESELLSCHAFT,/.:  das  zwangsrecht  er- 
theilt  der  geWerbegesellschaft  (der  zunft,  Innung,  gilde, 
dem  amte)  das  recht ,  zu  verlangen ,  dasz  keiner  als 
meister  oder  auf  eigne  band  ein  gewerbe  treibe,  welcher 
nicht  das  recht  dazu  nach  den  gesetzen  erworben  hat. 
Hu  WALD  enticurf  einer  getcerbeordn.  68;  die  gewerbegesell- 
schaft .  .  .  entweder  für  eine  ganze  . . .  reihe  von  th&tig- 
keiten  oder  nur  zur  gbmeinschaftlichen  mitwirkung  bei 
einer  oder  mehren  einzelnen  Unternehmungen ...  in  erstem 
fall  heisst  sie  eine  fortwährende,  allgemeine,  generelle 
oder  eigentliche  handlungsgesellschaft  oder  gewerbegesell- 
Schaft  G.  K.  Treitschkk  geuierbegeadUchaft  (1M4)  U. 

GEWERBE-,  GEWERBSGESETZ,  n.  •  indem  . .  in  diesem 
Systeme  die  gewerbs-  und  handelsverfassung  des  landes 
unter  der  Enns  . . .  zum  vorzüglichen  augenmerice  ge- 
nommen wurde,  enthält  es  doch  auch  die  wichtigsten 
gewerbs-  und  handelsgesetxe  für  die  Qeterreieli.  nKmarohie. 
Barth-Barthenheiu  öaterr. gewerb»- u. hmndtltguetakuiuU 
1,  5;  der  Vorsteher  hat  . . .  seine  erwählung  der  poli- 
zei  anzuzeigen  und  ...  zu  versichern ,  dasz  er  auf  be- 
folgung  der  gewerbsgesetze  achten  .  .  .  werde.  Lbochs 
getoerbe-  u.  handel^freiheU  480;  das  neue  baierische  ge- 
werbsgesetz  von  188S  (gesetz,  die  gmndbestimmungen  fBr 
das  gewerbs  Wesen  betr.).  ebenda  «.  156;  im  vergleich  zu  den 
bestehenden  gewerbegesetzen,  findet  ihre  commission  in 
(lein  Reichenheimschen  entwürfe  eine  anerkennenswerte 
annäherung  zur  gewerbefrei heit  in  folgenden  punkten. 
Princf.Smith  für  voUe  gncerbefreiheit  (I86l)  10;  die  Un- 
möglichkeit einer  baldigen  Verständigung  zwischen  bnndes- 
rat  and  reichstag  über  diese  punkte  f&hrte  zu  dem  er- 

349 


5559 


GEWERBEGESETZGEBUNG 


GEWERBEHEROSTRAT 


5560 


lasse  des  sogenannten  notgewerbegesetzes  .  .  .  vom  8.  juli 
1868.  Landmann  gewerheordnung  l,  2.    dazu 

GEWERBE-,  GEWERBSGESETZGEBUNG,  /.,  C.  Th. 
Ki.EiNSCHROD,  beitrage  zu  einer  deutschen  gewerhe- 
ordnung mit  rücksicht  auf  die  baierische  gewerbsgesetz- 
gebung  (law)  (gewerbegesetzgehung.  ebenda  a.  2  und  3); 
die  gewerbegesetzgebungen  Deutschlands  . .  zur  Verhand- 
lung über  den  entwurf  eines  gewerbegesetzes  für  Deutsch- 
land, beilage  I  zum  protocoll  der  78.  öffentl.  sitzung  der 
Fravkf.  nationalvers. ;  um  ein  hohes  parlament  bei  der 
ausarbeitung  einer  allgemeinen  gleichmässigen  gewerbe- 
gesetzgehung für  ganz  Deutschland  ...  zu  unterstützen, 
hat  der  congresz  .  .  folgenden  entwurf  einer  .  .  gewerhe- 
ordnung festgestellt,  entwurf  v.  1848. 

GEWERBE-,  GEWERBSGESETZKUNDE,  /.  Bartii- 
Bakthenheim  österr.  gewerbs-  u.  handelsgesetzkunde. 

GEWERBEGESUCH,  s.  gewerbsgesuch. 

GEWERBEGILDE,  s.  gewerbsgilde. 

GEWERBEGLIED,  s.  gewerbsglied. 

GEWERBEGUJCKSSPlEh,n.(vgl.geiverbsmäsziges  glucks- 
spiel  unter  gewerbemäszig) ;  es  genügt  zur  annähme  der 
den  begriff  des  gewerbeglücksspiels  bedingenden  gewinn- 
sucht,  wenn  die  absieht  dahin  ging,  einen  früher  erlit- 
tenen Spielverlust  zu  decken.  Oppenhoff  straf gesetzb. 
(1901)  764. 

GEWERBE-,  GEWERBSGRENZE,  /. .-  wo  es  zweifelhaft 
ist,  welchem  von  zwei  .  .  .  handwerken  eine  gewisse 
arbeit  zustehe,  soll  in  ermanglung  gültiger  polizei- Vor- 
schriften zur  bestimmung  der  gewerbs  -  gränzen  die 
zweifelhafte  befugniss  jedesmal  beiden  verwandten  ge- 
werben  ohne  besondere  concession  überlassen  .  .  .  wer- 
den, bayrische  verordn.  von  1826  (Regierungsblatt  s.  103) ; 
in  bezug  auf  gewerbegränzen  verweist  das  gesetz  auf 
den  natürlichen  Zusammenhang  mehrerer  spezieller  ge- 
wcrbe,  welche  durchaus  die  Vereinigung  verwandter 
gewerbsarten ,  d.  i.  ihre  betreibung  auf  einen  gewerbe- 
schein  erleichtern.    Kleinsghrod  44. 

GEWERBEGROSCHEN,  m.,  steirische  bezeichnung  für 
eine  gewerbesteuer  im  17.  jahrh.,  s.  Unger-Khull  290*. 

GEWERBEGRUPPE ,  /.  .•  unter  dieser  gewerbegruppe 
sei  noch  der  stickwaren  und  gardinenweberei  gedacht. 
Eckert  handelsgeographie  (1905)  2,  59. 

GEWERBEHAFT,  s.  gewerbhaft. 

GEWERBEHALLE,  /. ;  an  orten,  wo  innungs-magazine 
(gewerbehallen)  bestehen,  dürfen  einzelne  meister  in 
ihren  eigenen  magazinen  nur  die  in  ihren  Werkstätten 
verfertigten  fabrikate  verkaufen,  entwurf  einer  allgem. 
handioerker-  u.  gewerbeordnung  f.  Deutschland  (iSiS)  §49; 
die  gewerbehalle  wurde  eingerichtet  und  eröffnet.  Frey- 
tag (Karl  Mathy)  22,  3%;  landesgewerbehalle  Lueger 
4,  647 ;  s.  gewerbehaus. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSHANDEL,  m.,  mit 
zweierlei  bedeutungen  von  handel  belegt. 

1)  mit  der  collectivbedeutung  von  handel,  tautologische 
bildung:  wir  haben  usz  fürstlichem  gemöt  uns,  unsern 
landlüten  und  den  unsern ,  auch  gemeinem  gewerh- 
handel  gflde  erlichterung  .  .  .  ernüwert.  Urkunde  von  1493 
Ml  zeitschr.  gesch.  des  Oberrheins  9, 427 

2)  handel  in  der  bedeutung  einer  einzelnen  geschäftshand- 
lung :  träumet  aber  einem ,  wie  er  ein  weib  nemme, 
die  vorhin  einen  mann  gehabt,  dem  werden  nit  seine 
newe,  sondern  alte  gewerbshändel  .  .  .  glücklich  naher 
gehen  (non  nova  sed  vetera  negotia).  traumbuch  Artemi- 
dori  (2,  62),  übers,  v.  Ryff  126*. 

GEWERBE-,  GEWERBSHANDLUNG,  /.  bezieht  sich 
auf  einen  einzelnen  act  der  bethätigung,  schZieszt  sich  also 
enger  an  den  zweiten  der  vorhergehenden  belege  an:  nun 
wird  es  ja  kaum  als  im  geiste  der  reichsverfassung 
gelegen  anzunehmen  sein ,  wenn  der  angehörige  eines 
bundesstaates,  der  in  einem  angrenzenden  bundesstaate 
einmal  eine  geringfügige  gewerbehandlung  ausübte,  da- 
selbst sofort  mit  gewerbesteuer  belegt  werden  sollte,  ent- 
seh.  d.  reichsger.  in  strafs.  (1885)  11,313;  daraus  folgt,  .  .  . 
dass  die  handlung  ...  in  den  kreis  der  amts-,  berufs-  oder 
gewerbhandlungen  fallen  muss.   ebenda  (1882)  5,  77. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSHAUS,  n.,  vgl.  ge- 
werbehalle (s.  o),  gewerbsgebäude  (*.  u)  utid  kaufhaus 
theil  5,  sp.  333.  das  früh  belegte  compositum  ist  in  seinem 


gebrauch  hauptsächlich  an  die  ältere  und  iveitere  bedeutung 
von  gewerbe  gebunden  (ein  hüs  des  gewerbis.  Beheim 
.Toh.  2,  16,  gegen  kauffhaus  bei  Luther),  erst  in  neuerer 
zeit  findet  die  jüngere  engere  bedeutung  (gewerblich)  auch 
hier  eingang. 

1)  für  die  ältere  bedeutung  in  der  anlehnung  an  ge- 
werbe =  commercium  ist  der  gebrauch  unseres  compo- 
situm^ vielseitiger  als  der  von  kaufhaus ,  insofern  der 
zweite  compositionstheil  sich  in  dieser  Verbindung  ent- 
wicklungsfähig erweist. 

a)  schon  die  grundbedeutung  weist  zunächst  nicht  auf 
ein  privathaus,  sondern  auf  ein  öffentliches  gebäude;  der 
andere  gebrauch  ist  secundär. 

«)  kennzeichnung  eines  öffentlichen  gebäudes:  gewerb- 
hausz,  une  hale.  Hulsius  (1614)  164";  gewerbhausz,  kauff- 
hausz,  ein  hall  .  .  .  forum  venalium.  Henisgh  1597;  ge- 
werbhausz oder  kaulThausz,  une  halle,  porticus,  vel  forum 
rerum  venalium.  Duez  (1664)199*;  gewerbhausz,  kauff- 
hausz,  casa  di  negozio,  la  borse,  une  hale.  Rädlein  383*; 
gewerb-kauff-haus,  forum  venalium.  Kirsch  2, 151*;  ebenso 
Matthiae  2,  181*.  vgl.  auch  Heynatz  2,55,  der  gewerb- 
haus  bereits  als  veraltet  neben  kaufhaus  anmerkt. 

ß)  beziehutig  auf  privatgebäude :  inn  der  ebne  da 
dieses  thal  gegen  dem  meer  reichet,  ligen  die  gewerbs- 
heuser  unnd  die  vorstatt  (von  Seleucia),  welche  treffen- 
lich wol  gemauret  ist.  Polybius  (5)  übers,  v.  Oylander 
(1574)295;  so  sehen  wir  .  .  .,  dasz  . .  .  bann-  oder  musz- 
wirthshäuser,  welche  an  . .  .  hauptstraszen  liegen,  oder 
stark  betriebene,  und  auf  den  hauptplätzen  einer  groszen 
Stadt  gelegene  gewerbshäuser  bei  gleicher  gewerbsbefug- 
nisz  weit  höher  veräuszert  werden,  als  abgelegene  und 
wenig  besuchte  gewerbsgebäude.  Reingruber  natnir  d. 
gewerbe  (1815)  28. 

b)  aus  der  kennzeichnung  öffentlicher  gebäude  entwickelt 
sich  die  allgemeinere  bedeutung  von  kaufstätte ,  handels- 
platz,  loobei  gewerbehaus  geradezu  in  concurrenz  mit  ge- 
werbestadt  tritt  {s.  d):  nit  fern  von  diser  stat  ligt 
Franckfurt  das  edel  gwerbhausz,  darinn  teutsch  und 
welsch  kaufleut  zwei  mal  im  jar  zusammen  kummen 
von  allen  landen.  S.  Franck  chronica  (l53l)  20*  (gewerb- 
haus  in  späteren  ausgaben);  die  Brandenburgischen  wer- 
den in  zwo  marckt  geteilt,  durch  die  alt  rint  die  Elb, 
die  neüwe  marck  teilt  der  flussz  die  Ader  genant,  daran 
ligt  Franckfort  dz  edel  gewerbhausz,  und  zu  keiserlicher 
wal  erwölten  statt  (!)  loeltbiich  (1534)59*,  ebenso,  15*;  die 
statt  Lindow  ist  ein  herrlich  emporium  gwerbhausz  und 
niderlag  des  Bodensees.  Stvmpf  schiveiz.  chron.{i5i8)  51*; 
gewerhehaus.  emporium.  Hederich  1, 1422; 

ein  grosser  theil  treibt  kaufmans  handl 
.  .  .  der  meist  theil  sich  mit  handwerck  nehrt 
.  .  .  darumb  disz  edel  gewerbhausz 
gleicht  wol  dem  garten  uberausz 
den  du  hast  in  dem  träum  gesehen. 

H.  Sachs  {lobsp7-uch  d.  Stadt  Nürnberg) 
2  (1560),  405c. 

2)  auch  für  die  jüngere  bedeutung  in  der  anlehnung 
an  gewerbe  =  Industrie  ergeben  sich  unterschiede  in  der 
bedeutung  des  ziveiten  compositionstheils. 

a)  für  haus  ist  die  grundbedeutung  zuständig :  die  hie- 
sigen gewerbetreibenden  haben  in  der  errichtung  des 
gewerbehauses  .  .  .  bewiesen ,  dass  sie  grosses  ausführen 
können.  Krüger  beleucht.  einiger  übel  in  uns.  gewerbl. 
leben  (gewerbebörse  1847 ,  febr.)  12.  dazu  vgl.  das  frühere 
gewerbehaus  in  der  klosterstrasze  zu  Berlin,  das  die  tech- 
nische deputation  für  gewerbe  und  das  technische  gewerbe- 
institut  beherbergte,  gewerbehaus  v.  gewerkhaus.  Hilpert 
1,  463°. 

b)  die  Übertragung  erwächst  der  anlehnung  an  ein  privat- 
gebäude und  folgt  der  gleichen  entwicklung,  die  handlungs- 
haus  in  der  bedeutung  von  firma  genommen  hat,  vgl. :  ich 
habe  in  meinem  leben  oft  gesehen,  dasz  der  stürz  vieler 
gewerbshäuser  innig  mit  der  minderung  der  Sorgfalt  und 
treue  gegen  ihre  arbeiter  zusammenhieng.  indessen  fallen 
die  drückenden  folgen  des  falles  solcher  häuser  immer 
mehr  auf  das  von  ihrem  fabrikartikel  sich  nährende 
Volk  als  auf  solche  handlungshaüser  selber.  Pestalozzi 
(ansichten  über  industrie)  9,  82,  vgl.  auch  s.  74;  fabrik-  und 
gewerbshäuser  97. 

GEWERBEHEROSTRAT,    m. :   diese  (geselhn,   die  nur 


5561 


GEWRRBRHERR 


GEWERBEKAIJF 


5562 


wocJienioeise  gemiethet  nnd)  finden  bei  dergleichen  empO- 
Hingen  die  ilinen  erwünschte  gelegenheit,  einige  tage, 
vielleicht  Wochen,  auf  fremde  IcoitttMi  zu  zechen,  inuciion 
die  handwerkB-rcnommiBten,  und  glauiicn  »ich  wolil  da- 
durch bei  der  ßeRcllRchaft ,  aller  orten  in  ansehen  und 
grossen  ruf  zu  Kotzon.  dergleiclion  gcwerbe-herostraten, 
welche  so  niaiiclien  TernUnfUgen  .  .  .  verführen ,  sollte 
man  ohne  nacliKicht  ilircn  zerstiihrenden  muth  einige  Jahre 
im  zuchtliauHe  bUssen  lassen.    Jon.  An.  Wkih/.  868. 

GKWKKUK-,  OEVVEHB-,  GEWEHH.SIIERK.  m.,  mit 
giceierUi  veneendungen : 

1)  gewerbs-,  gewerbherr  in  der  bedeutung  von  ge- 
Werbebesitzer  (*.  o.),  gewcrbsinhaber  («.  «.).  ty/.  auch 
gowerbcarboiter,  gewcrbcgchilfc  u.  a.:  wenn  mann 
aber  fürchtet,  die  tUchtigkcit  des  bUrgcrstandes  m&ge  zu 
gründe  gehen ,  wenn  durch  aufhcbung  der  zünfte  und 
freigebung  der  gewerbe  sich  alle  gliodcr  desselben  in 
gowerbshcrren  und  lohnarbeiter  spalten ,  so  scheint  mir 
dieses  eine  seiir  eitle  furcht  zu  sein.  ]jorz  »taaUwirth- 
arhaffslehre  i,\\o;  er  {der  geicerbaautmrhu»*)  dient  zu- 
gleich als  friedcnsgoricht  für  alle  Streitigkeiten  «wischen 
gewerbsherrn  und  arbeitern.  Lkvcuh  49o;  ob  §  120  g.o. 
vertragsmässige  Verpflichtungen  des  gewerbeuntemehmers 
gegenüber  seinen  arbeitern  begründe,  . .  .  kann  dahinge- 
stellt bleiben  .  .  .  wenn  man  auch  annimmt ,  dass  der 
gewerbherr  dem  arbeitcr  gegenüber  .  .  .  verpflichtet  sei. 
mitsch.  d.  reichst/er.  in  eiinU.  (iJWfi)  U,  84. 

2)  eine  andere  bedetttung,  die  den  bildungen  kriegsherr, 
gerichtsherr  parallel  geht,  trirdfür  gewerbeherr  im  leitsen- 
schaftlichen  Sprachgebrauch  dargeboten :  es  handelt  sich 
dabei  {bei  der  amt^brüderschaft)  um  eine  im  interesse  des 
betrcfTendcn  gewerbes  getroffene  massregel,  deren  eor- 
rectur  dein  geworbeherrn,  dessen  befugnisse  nicht  allein 
aus  der  grundherrschaft  flicssen,  zusteht,  indem  er  das 
recht  hat,  die  gewerbestellen  zu  vermehren.  Uiii.iKZ 
{nene)-e  litteratur  Hb.  d.  städtetcesett)  mitth.  d.  instit.  f. 
iisterr.  geachiehtsfoi-sch.  10, 1«6. 

GEWERBE-,  GEWERRHILFSMITTEL,  n..  ein  sechster 
nachtheil  .  .  .  liegt  in  der  . ,  .  Übereinkunft  der  meister 
eines  geschlossenen  handwcrks,  deren  endzweck  ist,  die 
erzieler  und  verferfiger  der  materialien  und  anderer  ge- 
werbshUlfsmittel  des  handwcrks  zu  niedrigen  preisen  zu 
zwingen.  Völker  (i«oi)  8«. 

GEWERBEHYGIENE, /.  •  gewerbehygiene,  der  inbegrifi" 
aller  massnahmcn  zur  arhaltung  und  förderung  der  ge- 
sundheit  der  in  den  gewerbe-  und  Industriebetrieben  . . . 
beschäftigten  arbeiter.  Lukukh  lex.  d.  gea.  technik  4,646; 
Eui.ENnF.RQ,  handb.  der  gewerbehygiene.  {Berlin  1876); 
H.  Ai.RRF.CHT,  handb.  der  praktischen  gewerbehygiene  1896. 

GEWERBEINDUSTRIE,  a.  gewerbsindustrie. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSINHABER,  m..  vgl. 
gewerbeherr:  weder  der  ortsobrigkeit,  noch  den  gewerbs- 
inhabern  ist  erlaubet,  gcwerbsgcrechtigkeitcn  zu  verkaufen. 
Barth -Bahtuf.nhkjm  8,  164;  den  einwohnem  an  den 
gräntzen  des  reichs  ist  es  . . .  künftig  unverwehrt,  .  .  . 
gewerbserzeugnisse  von  einem  im  auslande  wohnenden 
gewcrbsinhaber  zu  beziehen,  bagr.  Verordnung  von  1826, 
reg.-bl.  113,  ebenso  s.\(iO.  und  9^;  zur  Verzinsung...  haben 
sie  Jahresbeiträge ,  nach  dem  zahlenverhältnisz  der  im 
jahres-durchschnitt  in  ihren  gewerben  beschäftigten  ar- 
beiter mit  cinschlusz  der  gewerbe-inhaber  selbst  vertheilt, 
zu  entrichten.  WUrttemb.  gewerbeordnung  voi\  ifS»  {reg.M. 
j».  289):  die  eröfTnung  des  konkurses  über  gowerbsinhaber 
bringt  weder  die  genehmigung  für  eine  gewerbliche  an- 
läge noch  eine  persönliche  konzession  . . .  zum  erlöschen. 
IiANDMANN  gexcerbeordnung  (190,3)  1,  416. 

GEWERBE-,  GEWERBSINNUNG./.:  in  den  vor  den 
Verwaltungsbehörden  zu  verhandelnden  gcwerbe-streitig- 
keiten  ist,  wo  es  sich  nicht  von  allgemeinen  Verfügungen, 
sondern  nur  von  den  ansprüchen  einzelner  privat  -  per- 
sonen  oder  gewerbeinnungen  gegen  einander  handelt, 
jeder  parthie  nur  ein  rekurs  gestattet.  Württemb.  getrerbe- 
Ordnung  von  1828,  reg.-bl.  ».286;  {tu  den  Privilegien  der 
fabrihtntet-nehmer  gehört  das  Vorrecht)  gesellen  von  jeder 
gewerbsinnung  zu  halfen.  Kkrinsciirod  beitr.  t.  rftecA. 
gewerbeordnung  (1840)  71. 

GEWERBEINSPECTION,  /.  •  erlasz  betr.  d.  anstellung 
von  reg.-  und  gewerberäfhen  u.  d.  organ.  der  gewerbe  in- 


speotion  {$.  preuM.  guttuamiiUung  imi,  l«6);  dienttan- 
weiaang  ftkr  die  gewerbeintpeotion  Ton  iwt.  datu  ge- 
wert>ein8pector,  vgl.  ■  die  gewerbetechnitchen  beunten  für 
einzelne  bezirke  . . .  führen  den  titel  gewerbe-inspektor. 
».  preust.  geaetu.  1801,  IM;  auf  ihren  bericht  vom  M.  Ja- 
nuar d.  j.  will  ich  sie  ermächtigen ,  die  «mtabexcich- 
nungen  'gewerbeinspektionsaapirant'  and 'gewerbeinapek- 
tions-atsislent'  nach  itirem  Torschlage  durch  die  titel 
'gewerbereferendar'  und  'gewerbeaasessor'  zu  ertetxen. 
kgl.  Verfügung  v«m  januar  190«  (prewn,  minitierialhl.  d. 
handeis-  u,  geteerbeverwaHung  4,  ts). 

GEWERBEINSTITUT,  n. .  die  prUfunfnMOfBiiM  der  fOr 
einzelne  gewerbe  angeordneten  prUfangsbehOrden ,  der 
obcr-baudeputation  oder  des  teohnitcben  gewerbeinstituta 
. .  sind  als  genügender  naohweia  . .  anzaaehen.  geteerte- 
Ordnung  184A,  §  108  {preuet.  geaetu.  184A,  61);  dasz  man 
ihre  {der  innungen)  freie  entwickelung  . . .  von  der  Will- 
kür der  polizei  abltängig  machte,  und  somit  thataftchlicb 
ein  polizei-insUtut  statt  eines  gewerbeinstituta  schuf,  ent- 
irurf  einer  allg.  handxcerker-  «.  gewerbeordn.  1848 ;  Phillipe 
scheint  von  dem  gewerbeinstitut  und  den  provinzial-ge- 
werbesohulen  viel  zu  erwarten  und  will  deren  etat  erhfibt 
haben.  Zieoi.er  im  iat  dem  handxrerkeratande  tu  helfen 
(18M)  46.  vgl.  auch  oben  unter  gewerbeakademie. 

GEWERBE  ,  GEWERBSINSTITIITION./-  mögen  rie 
beweisen,  . . .  dasz  ein  reiner,  kräftiger  geist  und  frischea 
leben  aus  diesem  hause  in  die  schlummernden  und  theila 
entarteten  gewerbsinstitutionen  strOmen  soll.  KrOobr  im 
geuierbebörte  (1847)  februarheft  l>. 

GEWERBEINTERESSE,  ».  gewerbaintereMe. 

GEWKRBFJIJGEND.  *.  gewerbsjugend. 

GEWKRBEK AMMER,/.,  vgl.  handelskammer,  vgl.ouA 
kammer  th.  b,  ap.  114:  die  gänzliche  aufhebung  der  ge- 
werbefreiheit  . . .  sowie  die  einrichtang  einer  allgemeinen 
deutschen  gewerbe  kammer  ala  gesetzlichea  organ,  am 
die  bcdürfnisse  des  gewerbestandes  zur  kenntnisz  dee 
gesetzgebenden  Parlamentes  zu  bringen,  sind  die  beiden 
artikel,  von  deren  aufnähme  in  das  reichsgrundgesetz  die 
gewerbetreibenden  ihr  ganzes  heil  erwarten,  entvntrf  einer 
allg.  d.  handxcerker-  u.  geicerbeordnung  1848;  für  eine  ange- 
messene anzahl  von  gewerbebezirken  sollen  gewerbekreiae 
gebildet  und  krcisgewcrbckammem  errichtet  werden,  verh. 
u.  be-scM.  d.  handxcerker-  u.  gewerbe-eongreaaea  tu  Trier  184B; 
die  gewerbe-  und  bandelskammem  sind  körperschaflen, 
welche  durch  wähl  oder  ernennung  aus  dem  handels- 
und  gewerbestande  hervorgehen.  Sciiäfflk  im  deutschen 
staatsicb.  A,  9S6\  die  bestehenden  gewerbekammem  treten 
unter  entsprechender  änderung  ihrer  Verfassung  an  die 
stelle  der  handwerkskammem.  vorschlage  de» preuat.  hmi^- 
delainini-ateriums  tur  erriehtung  von  fachgenonensdu^ftem 
und  haudtrerkskammem  (l8W)  bei  RoHnscHElDT644;  ganz 
ausserhalb  dieses  kreises  stehen  aber  die  wählen  zu  den 
handels-  und  zu  den  gewerbekammem.  Bindino  d.  wtri^- 
recht  11,  2,  882.  dazu 

GEWERBEKAMMERTAG,m..  in  der  heuUgen  and  letzten 
Sitzung  des  deutschen  handwerks-  und  gew^erbekammer- 
tages  gelangte  zunächst  ohne  debatte  ein  den  achatz  des 
meister-  und  gesellenlitels  betrefTender  antrag  . . .  zar  an- 
nähme.  Voaa.  teitg.  18./8.  1905. 

GEWERBEKARTE,  /. ;  zur  bemesaang  dea  bedarfa  (an 
tahlpapieren)  sind  . . .  für  den  ataat  . . .  auf  100  haaahal- 
tungen  ...  125  zählbogen  and  190  anleitangen  zur  aas- 
fUUung  der  zählformulare  zu  rechnen,  während  der  be- 
darf an  gewerbekarten  auf  zwei  drittel  der  gesammtzahl 
der  bei  der  gewerbezählung  von  1875  ermittelten  gewerbe- 
betriebe  anzunehmen  ist.  bekanntmachutig,  betr.  die  erheb. 
einer  bert{fsatati.<>tik  i.j.  18SS  im  aentralbUttt  f.  d.  dtaeh.  reiek 
10.  49. 

GEWERBEKASSE,/.,  vgl.  gewerbebank:  Prankfaitor 
gewcrbekaase  {gegründet  1862),  Stuttgarter  gewerbekaaie 
{gegründet  1882).       

GEWERBEKATASTER,  m.  ■  ebensowenig  . . .  sind  dareh 
§14  {d.  ge%cerbeordnung)  die  landesherrlichen  bestimmungen 
berührt,  welche  ...  die  anlegang  von  gewerbekatastem 
. . .  betreffen.  Landmann  ge%perbeordnung  i,  107. 

GEWERBEKAUF,  m.  eine  biidung  der  rtthtageaehieJtt- 
liehen  foraehung ßlr  gewerbegroschen,  gewerbesteuer  h.  «.; 
der  könig  befreit  die  weber  zunächst  von  den  grundherr- 

849» 


5563 


GEWERBEKENNTNIS 


GEWERBELEBEN 


5564 


liehen  lasten,  nämlich  von  aufläge  und  Schätzung,  von 
aller  bede  und  vom  gewerbekauf.  Eberstadt  Ursprung 
des  Zunftwesens  88.  vgl.  auch  Uhlirz  mittheil.  d.  inst.  f. 
österr.  geschichtsforsch.  19, 186. 

GEWERBE-,  GEWERBSKENNTNIS,  /.,  vgl.  gewerbe- 
kunde,  handelskunde,  handlungskenntnis.  das  compositum 
ist  in  zwei  hauptverwendungen  belegt:  in  der  einen  {plural- 
gebrauch) werden  die  erriingenschaften  der  gesammtheit  ge- 
kennzeichnet, die  andere  bezieht  sich  auf  die  Stellung  des 
einzelneil  zu  den  anforderungen  einer  besiim/rnten  gewerbeart. 

1)  nicht  die  zünfte  waren  es,  welche  im  mittelalter 
die  früheren  gewerbskenntnisse  erhielten,  und  unseren 
Jahrhunderten  mittheilten.  Lotz  staatsvoirthscliaftslehre 
2, 100;  zur  Verbreitung  nützlicher  gewerbskenntnisse  . .  . 
sollen  sie  {die  beiden  gewerbsvereinsvorsteher)  durch  beleh- 
rung  und  beispiel  wirken,  bagr.  Verordnung  von  1826  {reg.- 
blatt  123);  diese  zwecke  {der  gewerbsvereine)  sind:  Ver- 
breitung nützlicher  gewerbskenntnisse  unter  den  vereins- 
mitgliedern  . .  Unterstützung  dürftiger  gewerbsangehöriger. 
ScHLiGHTHÖRLE  gewerbsbefugnissc  in  München  1,  einl. 
s.  86;  wer  von  euch  sich  mit  dem  glauben  herlassen  wollte, 
die  zünfte  und  Innungen  verbürgen  .  . .  die  Vervollkomm- 
nung der  gewerbekenntnisse  . .  .  der  würde  gar  bald  zu 
der  Überzeugung  vom  gegentheil  gelangen.  Orsbach  zünfte 
u.  innungen  62. 

2)  es  läszt  sich  unabhängig  von  der  beabsichtigten  Ver- 
mehrung der  gewerbskenntnisz  auch  noch  ein  moralischer 
nutzen  des  wanderns  denken.  (J.  G.  Hoffmann)  d.  inter- 
esse  d.  manschen  bei  d.  besteh,  zunftverf.  102 ;  Vorrichtungen 
der  gewerbsstätte,  zu  deren  Vervollkommnung  und  betrieb 
er  seine  gewerbskenntnisse  und  sein  vermögen  anwandte. 
Reingruber  natur  der  gewerbe  (1816)  7;  bei  Verleihung 
des  meisterrechts  könne  es  nur  auf  eine  entscheidung 
darüber  ankommen,  ob  hinlängliche  gewerbskenntniss 
vorhanden  sei.  Rohrsgheidt  624;  die  personal-erforder- 
nisse  zur  erwerbung  von  gewerbebefugnissen  sind  grosz- 
jährigkeit  .  .  . ;  die  rücksicht  auf  das  geschlecht  .  . . ;  ge- 
werbekenntnisz.  Kleinsghrod  beitr.  zu  einer  deutschen 
gewerbeordnung  80  {aus  der  Österreich.  gewerbeverfassu7ig) ; 
wie  die  anzahl  jener  beschaffen  sei,  welche  voreilig,  ohne 
zureichende  gewerbskenntniss  und  Verlagsmittel  sich  in 
gewerbliche  etablissements  stürzen.  Kleinschuoü  39. 

GEWERBE-, GEWERBSKLASSE,/.,  vgl.  gewerbegruppe: 
endlich  kommt  noch  zu  bemerken,  dass  ein  zwischen  ein- 
zelnen handeis-  und  gewerbsclassen  getroffenes  überein- 
kommen über  ihre  gegenseitigen  gewerbs-  und  handels- 
rechte  ...  ungültig  sei.  Barth-Barthenheim  1,291;  so 
läszt  sich  wohl  sehr  leicht  die  frage  beantworten,  in  wie 
fern  und  in  wie  weit  das  gewerbe  des  kaufmanns  pro- 
duktiv sein  mag,  das  man  gewöhnlich  unter  die  produk- 
tiven gewerbsklassen  zu  zählen  pflegt.  Lotz  staatswissen- 
schaftslehre  1,  186;  die  Überfüllung  der  verschiedenen  ge- 
werbsklassen. Orsbach  262;  so  könne  man  den  taxirten 
gewerbsklassen  nur  einen  mangelhaften  ersatz  ihrer  aus- 
lagen  zugestehen.  Rohrsgheidt  286;  dazu  gewerbeklassen- 
steuer,  /.  (Kleinsghrod  42). 

GEWERBEKNECHT,  m..  vgl.  handelsdiener  u.  a. :  warf 
er  auch  einen  prüfenden  blick  in  die  bücher  .  .  .  und  nahm 
mit  befriedigung  wahr  . . .  dass  der  gang  seiner  handlungs- 
angelegenheiten  .  .  .  sich  gelassen  vorwärts  bewegte  ,  .  . 
dann  schellte  er  dem  gewerbeknecht,  der  im  hause  wohnte, 
und  befahl  ihm,  das  comptoir  zu  schlieszen.  G.  Keller 
Martin  Salander  cap.  15. 

GEWERBEKOSTEN,  s.  gewerbskosten. 

GEWERBE-,  GEWERBSKRAFT,/.:  durch  allgemeine 
ehrenfestigkeit  und  anmassungslose  gewerbskraft  ausge- 
zeichnet. Pestalozzi  9, 78.  vgl.  auch  kunst-,  erwerbs-  und 
berufskräfte  *',  263 ;  an  der  spitze  aber  dieser  concen- 
trierten  gewerbekraft  steht  ein  gewerbe  -  ministerium. 
WiNDVi^ART  rettung  d.  geiverbestandes  (1848)  10. 

GEWERBEKRANKHEIT,  /..  vorwiegend  im  plural  ge- 
braucht: gewerbekrankheiten  sind  solche,  welche  infolge 
des  betriebs  eines  gewerbes  entstehen.  Thiel  4,426;  ich 
verstehe  . . .  unter  'gewerbekrankheiten'  ausschliesslich 
diejenigen  krankheiten,  welche  die  arbeiter  gewisser  be- 
triebe regelmässig  bei  längerer  arbeit  in  denselben  zu 
befallen  pflegen,  und  welche  durch  ihre  ganz  charakte- 
ristischen merkmale  kenntlich  sind;   z.  b.  die  bleivergif- 


tung.  Wengler  «»•c7tü'/.  ö^enrt.  recM  15,  492;  v^L  Merkel 
u.  Hirt  gewerbekrankheiten^  Leipzig  1882.  E.  Winkler 
über  gewerbekrankheiten  der  oberen  luftwege  des  ohrs  u.  a. 
vgl.  auch  gewerbliche  krankheiten. 

GEWERBEKREIS,  m. :  für  eine  angemessene  anzahl 
von  gewerbebezirken  sollen  gewerbekreise  gebildet  .  .  . 
werden,  verh.  u.  beschl.  d.  handicerker-  u.  geioerbecongresses 
zu  Trier  1849. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSKUNDE,/,  mit  zwei- 
facher Verwendung :  in  der  hauptbedeutung  faszt  der  ztoeite 
compositionstheil  in  collectiver  function  das  System  der  tech- 
nologie  zusammen;  in  älterer  Verwendung  zielt  er  auch  auf 
die  kenntnisse  eines  einzelnen,  was  jetzt  dem  concurrenz- 
wort  gewerbekenntnis  {s.  d.)  vorbehalten  ist. 

1)  ihr  {der  gewerbsdeputation)  zweck  ist,  das  wissenschaft- 
liche der  ganzen  gewerbkunde  in  ihren  fortschritten  zu 
verfolgen,  publicandum  .  . .  von  1808  {gesetzs.  f.  d.  preusz. 
Staat  1808,  365) ;  und  der  gewerbskunde  liegt  es  ob ,  den 
menschen  mit  den  handgriffen  und  Verrichtungen  bekannt 
zu  machen,  welche  erforderlich  sind,  um  die  rohen  stoffe 
zu  bearbeiten,  welche  die  natur  dem  menschen  darbeut. 
hoT?^  staatswirthschaftslehre  1,4:;  allgemeines  ökonomisch 
technolog.  hilfsbuch  .  .  oder  das  gemeinnützigste  . .  für  die 
haushaltungs-  und  gewerbskunde.  Frankfurt  1820;  ausser- 
dem mag  hier  . .  .  der  beitrage  zur  gewerb-  und  handels- 
kunde von  Weber  . .  gedacht  werden.  Werneburo  bildung 
der  gewerbtreibenden  (1827)  s.  38 ;  gewerbkunde,  technologie. 
Beil  243.  gewerbslehre  oder  gewerbskunde  s.  v.  w.  techno- 
logie. Thiel  4,428;  gewerbskunde,  nicht ..  gewerbekunde. 
Rumpf  137;  gewerbekunde  oder  gallerie  der  vorzüglichsten 
künste  und  handwerke.    Wien. 

2)  wirklich  wird  bei  anstellung  eines  meisters  seine 
aufführung,  gewerbskunde  und  vermöglichkeit  untersucht, 
und  namentlich  musz  der  meisterkandidat,  um  seine  ge- 
werbskunde ganz  ausser  zweifei  zu  setzen,  ein  mcister- 
stück  machen.  Nibler  über  Zunftwesen  u.  gewerbsfreiheit 
(1816)  45 ;  insbesondere  aber  bleibt  bei  gewerben,  deren  aus- 
übung  . .  .  ein  wohlbegründetes  vertrauen  in  die  person 
des  gewerbsinhabers  voraussetzt,  die  persönliche  gewerbs- 
kunde jedesmal  der  höheren  rücksicht  auf  einen  durch- 
aus rechtlichen  Charakter  . . .  untergeordnet,  bayrische 
Verordnung  von  1826  {reg.-bl.  1826  s.  93);  mit  Umgehung 
jeder  neuen  anforderung  in  beziehung  auf  die  nachweisung 
der  gewerbskunde.    ebenda  s.  160. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSKUNDIG ,  adjectiv, 
gerne  substantiviert  gebraucht:  die  strenge  und  sorgfäl- 
tige genauigkeit,  welche  der  kauflustige  auf  die  Unter- 
suchung der  gute  der  von  ihm  begehrten  waare  verwendet, 
läszt  sich  von  dem  zur  aufsieht  angestellten  agenten  der 
regierung  nie  erwarten;  selbst  von  dem  gewerbskun- 
digsten  nicht.  Lotz  staatstoirfhscliaftslehre  2, 171;  nur  gut- 
gesittete gewerbskundige  und  hinreichend  vermögliche 
Individuen  zu  meistern  aufnehmen.  Nibler  über  Zunft- 
wesen und  gewerbsfreiheit  (1816)  45;  durch  die  Vorsorge 
angemessener  zunftartikel  für  jedes  zünftige  gewerbe 
und  ihre  periodische  revision  unter  mitwirkung  ein- 
sichtsvoller gewerbskundiger  .  .  .  wird  diesen  Streitig- 
keiten am  sichersten  vorgebeugt  werden.  Kleinsghrod 
137 ;  man  berief  auch ,  wenn  es  sich  darum  handelte, 
gewerbsprodukte  zu  verfeinern,  auswärtige  gewerbskun- 
dige, wie  z.  b.  färber,  tuchbereiter.  Sghlighthörle  ge- 
werbsbefugnisse  in  München  1,  einl.  s.  29;  gewerbkundiger, 
technologiste,  technologist.  Beil  243. 

GEWERBE-,  GEWERBELADEN,  m. :  bei  häusern,  zim- 
mern oder  gewerbläden  zahlt  der  vermiether  seinem 
ausgewiesenen  miether  für  entschädigigung  soviel,  als 
das  miethgeld  für  die  in  dem  ortsgebrauch  bestimmte 
aufkündigungsfrist  beträgt.  Justizgesetze  f.  Baden  (1879) 
1,  403,  vgl.  auch  gewerbslaube. 

GEWERBELANDTAG,  m. :  nachdem  ...  die  provinzen 
sich  in  und  durch  sich  geordnet,  berufen  sie  in  einem 
central  -  gewerbe  -  verein  oder  gewerbe  -  landtag  die  durch 
diese  urwahl  gewählten  provinzialvertreter.  Windmart 
rettung  d.  gewerbestandes  9. 

GEWERBELAUBE,  s.  gewerbslaube. 

GEWERBE-,  GEWERBSLEBEN,  n.,  loie  gewerbekennt- 
nis u.  a.,  in  allgemeiner  und  in  individueller  fassung  des 
zweiten  compositionstheils  belegt. 


5565 


GEWERBELEGISLATION 


6EWERBEMÄSZI6 


5566 


I 


l)  in  (lieKcm  streben,  das  gewerbsleben  eines  voIkes 
durcii  fremde  gewcrbsleute  . . .  kräftiger  und  mannigfal- 
tiger durzustellen.  Uieuei.  natwnalikonotnie  (l8Stt)  >,  tM; 
80  tiat  die  (englinche)  reformbill  Ton  18SS  den  ge- 
waltig tierungcwachHcnen  intereasen  des  gewerbo-  und 
tiandülKlcbcns  einen  weitern  antheil  an  der  Vertretung 
eingerilumt,  und  /.war  mit  directer  Verkürzung  der  aris- 
tokratio.  IVIoiii.  ataaUtrecht  1,87;  meine  eitern  waren 
einfache  bUri^crKleuto ,  die  zu  Zeiten,  wenn  die  Ungunst 
der  öffentlichen  verhäUnisso  auf  daHgcwerbslcbon  drückte, 
der  arniuth  nRher  als  dem  Wohlstände  lebten.  (iKitviNUa 
leben  2;  duss  im  mittelalter  mit  dem  auf)>lhhcndon  ge- 
werbeloben .  .  .  auch  der  hang  nach  Wohlleben  immer 
grösser  wurde.  Rohrbciikidt  loo,  t.  atuJi  gewerbliches 
leben. 

S)  ein  einzwängen  derselben  {der  atxtdenten)  in  die  bände 
des  ernsten  alters  und  grübelnden  gowerbslebens.  blütter 
f.  litter,  unterhalt,  i,  615'";  mit  der  gewerbofreiheit  war 
ihm  die  möglichkoit  eines  . ..  selbständigen  . .  .  familicn- 
and  gewerbelobens  eröffnet.  Orsuacii  tünfte  und  in- 
nungen  16. 

G1':WERBK-,  ÜKWERBSLKGISLATION./..  vgl.  gewerbe 
gesetzgebung :  epochcn  so  auszerordentlicher  umstände 
sind  jedoch  nicht  geeignet,  über  das  wichtigste  ergebnisz 
der  gewerbslegislation  . .  .  {wohUtand  oder  Verarmung)  . . . 
ein  richtiges  urtheil  zu  begründen.  Klkinschrod  88 
(geworbelegislation  67). 

GEWERBELEGITIMÄTIONSKARTE,  /..  *.  gewerbe- 
bcrechtigung:  gegen  Verfügungen  der  unteren  Verwal- 
tungsbehörden, durch  welche  reichsangehörigcn  eine  go- 
werbelegitimationskarte  versagt  .  .  .  worden  ist,  findet 
innerhalb  zwei  wochcn  die  klage  bei  dem  bezirksaus- 
Schüsse  statt,  gesetzsanindung  f.  d.preusz.  stauten  (1884)  8; 
die  fcstsetzung  eines  formulars  ...  ist  um  so  eher  ent- 
behrlich ,  als .  .  .  angeordnet  ist ,  dass  zu  den  gewcrbe- 
Irgitimationskarten  der  inländischen  handelsreisenden 
das  nach  massgabo  der  Zollvereins-  und  handelsverträge 
hergestellte  formular  benutzt  werde.  Landmann  gewerbe- 
Ordnung  (190S)  1,  887. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSLEHRE,  /.  mit 
Bteeierlei  bedeutungen  von  gewerbe: 

1)  gewerbe  in  der  bedetttung  erwerb:  der  mensch  soll 
nimmer  im  brötling  untergehen,  der  lehrling  nimmer  als 
nieszling  lernen,  die  blosze  gewerbslehre  maclit  den  er- 
werb zum  höchsten  Urbild  —  die  Wissenschaft  zum 
Wechselhandel,  den  schUIer  zum  scbacherjuden.  die 
schule  ist  ja  nicht  erwerbslehre ,  sie  ist  lebenslehre. 
Jahn  (merke  tum  deutsehen  volksthum)  a,  681  Euler. 

2)  gewerbe  in  der  engeren  bedeiitung  von  industrie: 
gewerblehre  für  technologie  bei  Campe  verdeutsch. -wb.; 
gewerbslehre  oder  gewerbskunde  a.  technologie.  Thiei. 
4,  428*. 

GEWERBELEHRER,  m..  vgl.  gewerbeschule :  dasz  . .  . 
der  besuch  der  gewerblichen  fortbildungsschulo  obliga- 
torisch gemacht,  die  schule  als  herufsschule  eingerichtet 
wird,  gewerbelehrer  angestellt  werden.  Voss.  zeit.  6.  8.  1905. 

GEWERBE-,  GEWERB  .  GEWERBSLEITUNG.  /..•  ein 
achter  nachtheil  ist,  dasz  durch  geschlossene  zunftver- 
fassungen  dem  Staate  in  mancherlei  hinsieht  die  rich- 
tige gewerblcitung  sehr  erschwert  ist.  Völker  40;  von 
nnbeginn  der  regierung  sr.  majestät,  ward  die  tendenz 
der  liandels-  und  geworbsleitung  mehr  beschränkend  . . . 
als  jedoch  im  jähre  1809  und  1810  ...  die  Industrie  .  .  . 
den  höchsten  schwung  erreichte,  sprach  die  {tewerbs- 
und  handelsleitung  den  grundsatz  der  liberalität  aus. 
Barth  -  Barthkniikim  österr.  geioerbs-  u.  handehgeaetn- 
künde  l,  54. 

GEWERBELEUTE,  s.  gewcrbsleute. 

GEWERBELOCAL.  s.  gewerbslocal. 

GEWERBE-,  GEWERBLOS,  adjecHv.  mit  verschieden- 
artiger bedeutung  des  ersten  eotnpositionstheils.  je  nachdem 
das  icort  öß'cnfliche  oder  private  gdtung  getcinnt. 

l)  auf  landitchaßen  und  Völker  bezogen  führt  da»  ad- 
jectiv  den  mittleren  begriff  von  gewerbe  ein:  da  auch 
Spaniens  zum  theil  äusserst  gewerblose  Staaten,  im 
jähre  1768  . .  .  mit  vielen  hundert  deutschen  fabrikanten 
.  .  .  bevölkert  wurden.  Jon.  Aham  Weis/,  über  das  zunß- 
ircAvii  SS;    dieses  dünnbewohnte,  gewerblose  land  {Rust 


land)  wird  uns  nur  einen  schwachen  widerstand  leisten. 
Pkhtz  aus  Steins  leiten  l,  fl98.  vgl.  gewerbearm. 

8)  auf  einzelne  beugen  fOihri  et  die  bedeutung  erwerb 
ein.  vgl.  erwerblos  th.  8,  «p.  1061 :  and  weder  das  publicum, 
noch  einzelne  personen  werden  mehr  ungemach  erfahren, 
wenn  gewisse  klassen  von  manufacluristen  gewerblos,  als 
wenn  Soldaten  verabschiedet  werden.  Garvk  verdeuteeh. 
des  Adam  Smith  (4,  v)  8,  71 ;  zum  Volk  gehört  mehr  als 
müszige  zehrer,  hungeror  und  lungerer  und  gewerblose 
brückner  und  eckner.  Jahn  8,  2,  4AS;  wenn  daa  anter- 
nehmen  jener  bank  auch  gelungen  wäre:  »o  würde  de 
doch,  ohne  das  landeskapital  im  mindesten  zu Tergrßszem, 
nur  einen  beträchtlichen  thcil  davon  klugen  und  nütz- 
lichen Unternehmungen  entzogen,  und  ausschweifenden 
und  gewerblosen  zugewandt  haben.  Gamve  a.  •.  o.  (ß,  I) 

2,  77. 

GEWERBEL0SI6KEIT,  f  tu  der  ersteneähnten  veryien 
düng  de»  adjectiv»  gehörend:  es  darf  nicht  fibertehen 
werden,  dass  die  Verdorbenheit  der  fabrik  bevfilkerungen 
oft  nicht  sowohl  den  Verhältnissen  der  gewerbsinduftrie 
zur  last  fällt,  als  vielmehr  noch  der  zeit  der  gewerbe- 
losigkeit,  welche  vor  der  errichtung  der  fabriken  in 
einem  ackerbauenden  Staate  stattfand.  Moni  >nirtt.  g»- 
wet-ba-industrie  1, 69. 

GEWERBELUSTIG,  ».  gewerbsIusUg. 

GEWERBE-,  GEWERBMANN.  m..  «.  gewerbsmann. 

GEWERBE-,  GEWERB  ,  GtlWERBSMÄSZIG,  adjeeih. 
jüngere  bildung,  die  vom  anfang  des  ii.jahrh.  ab,  erat  in 
spärlicher  vencenduug ,  dann  in  wachsender  auadehnung, 
den  Sprachgebrauch  beeinflttnt.  Schwierigkeiten  verursacht 
die  bedeutungsabgrenxung,  da  der  allgemeine  Sprachgebrauch 
andere  wege  einsehlägt,  als  die  reehtsspraehe,  die  da»  wort 
neuerding»  gant  beaondera  begünstigt,  diese  Sondersprache 
läati  »ich  nebenbei  auch  vom  allgemeinen  Sprachgebrauch 
beeinflussen,  ebenso  von  dem  bedeutungsieerth  der  beiden  im 
eomposiittm  vereinigten  werte,  am  »ieheraten  geht  die  ju- 
ristische definition  da,  wo  »ie  den  begriff  der  geteerb»- 
mä»tigkeit  aus  der  Wortverbindung  ein  gewerbe  aus  etwas 
machen  {vgl.  »p.  5525)  gewinnt  und  da»  entscheidende  mo- 
ment  darin  sieht,  das»  die  absieht  auf  fortgesetzten  er- 
werb .  . .  gerichtet  ist.  (entscheid ungen  de»  reich»gerieht» 
in  straf s.  [iSSß]  14,  80).  denn  in  der  that  der  juritttische 
begriff  gewcrbsmäszig  fastt  gewerbe  einerseits  als  erwerb 
ax^f,  und  zwar  in  der  engsten  anlehnung  an  den  begriff 
quaestus,  der  sonst  unter  den  eompositis  und  ablei fangen 
so  wenig  gepflegt  wird,  an  diesem  begriff  von  quaestus 
ist  andereiaeits  die  Vorstellung  einer  Wiederholung,  einer 
fortsetzung  der  thätigkeit,  also  das  oben  (sp.  5499)  be- 
sprochene moment  der  dauer  stark  herausgearbeitet,  und 
eben  dieses  moment  der  dauer  ist  für  den  allgemeinen 
Sprachgebrauch  an  gewcrbsmäszig  ausschlaggebend,  hier 
ist  gewerbe  in  der  umfassenden  bedeutung  von  erwerbs- 
thätigkeit,  profession,  beruf  (vgl.  sp.  5519)  übernommen  und 
von  hier  aus  enticickelt  es  den  begriff  der  gewohnheits- 
mäeiigen  atteübung  von  handlungen.  die  durch  den  leben»- 
bert4f  gegeben  sind,  gewinnsüchtig,  gewohnheitsmäszig, 
das  sind  bis  jetzt  die  ättszersten  pole  der  entirieklung  von 
gewcrbsmäszig  innerhalb  der  rechts.9p räche  einerseits,  in 
dem  allgemeineren  Sprachgebrauch  andererseit».  im  mittel- 
punkt  steht  die  voretdlung  der  fortgesetzten  thätigkeit, 
die  sich  at\f  der  einen  »eite  in  der  richtung  at^f  ge- 
werbe. quaestus  verflüchtigt,  auf  der  andern  in  der  an- 
näherung  von  gewerbe  an  profession.  beruf  kräftigt  und 
ausbildet,  zur  form  ist  hervortuheben,  da»s  gewerbsmäszig, 
namentlich  netierdings.  durchaus  überwiegt,  da»x  aber  die 
älteren   belege   auch  gewerbemäszig  aufirrisen. 

l)  der  allgemeinere  Sprachgebrauch .-  so  bildete  sich  dort 
eine  gewerbmäszige  riuberei.  die  wegen  der  Unter- 
drückung des  landvolks  durch  einzelne  burgherm  stets 
Zuwachs  erhielt.  Jahn  (wterke  t.  d.  rotksthum)  2,2.  871 
Etiler;  aber  der  gewerbmftszige  betrieb  der  liebe  hatte 
sich  noch  nie  so  unmittelbar  und  ausgemacht  mit  dem 
beruf  der  Schauspielerin  selbst  verbunden,  als  es  heut- 
zutage im  napoleonischen  kaiserreiche  der  fall  ist ,  wo 
von  allen  an  den  theatem  engagirten  aotricen  mehr  als 
drei  viertel ...  die  geschäfte  der  käuflichen  Venus  in 
einer  vollständigen  Organisation  .  .  .  betreiben,  fast  alle 
Schauspielerinnen  theilen  jetzt  ihre  zeit  und  ihren  beruf 


5567 


GEWERBEMASZIG 


GEWERßEMÄSZIGKEIT 


5568 


/wischen  der  kunst  und  dem  liebesgewerbe.  Tii.Mundt 
Paris  u.  Louis  Napoleon  2, 89  (die  liebe  blosz  als  In- 
dustriezweig und  ohne  alle  sinne  zu  treiben.  99);  wo  die 
allenfalls  eingeführte  einkommensteuer  das  erträgniss  der 
gewerbsmässig  betriebenen  arbeit  ausser  berechnung 
lässt  ...  da  entspricht  die  gesonderte  aufläge  einer 
Schätzung  auf  den  gewerbeverdienst  vollkommen  dem 
principe  der  gleichen  .  .  .  steuerpflichtigkeit.  Fentsch  im 
d.  staatstcörterbuch  i,  341 ;  auch  in  der  groszen  stadt  Berlin 
hatte  der  umsichtige  finanzmann  wenig  von  der  vorsieht 
angenommen,  welche  den  gewerbsmäszigen  bettler  abzu- 
weisen befiehlt.  G.  Freytag  (Karl  Mathy)  22, 381 ;  als  söhn 
eines  braunschweigischen  ministers  {v.  Schldnitz)  und 
als  gewerbsmäsziger  diplomat  an  das  hofleben  ...  ge 
wohnt.  BiSMARCK  ged.  und  erinner.  1,123;  vor  erbau- 
ung  der  eisenbahnen  hat  es  zeiten  gegeben ,  in  denen 
nach  Überschreitung  der  grenze  ein  österreichischer  be- 
amter  zu  dem  preuszischen  Courier  in  den  wagen  stieg, 
und  unter  assistenz  des  letztern  die  depeschen  mit  ge- 
werbsmäszigem  geschicke  geöffnet,  geschlossen  oder  ex- 
cerpirt  wurden,  bevor  sie  an  die  gesandtschaft  in  Wien 
gelangten,  i,  229;  auf  dem  ganzen  Schwarzwald  und  wohl 
auch  in  andern  katholischen  gegenden  gibt  es  leute,  die 
gewerbsmässig  für  andere  wallfahrten.  Hansjakob  bau- 
ernblut  171. 

2)  der  gebrauch  in  der  rechtssprache. 

a)  bedeutungsfeststelltingen :  schioanken  zunschen  den  be- 
griffen gewohnheitsmäszig  und  gewinnsüchtig,  anlehnung 
an  gegensätze  im  bedeutungsinhalt  von  gewerbe:  mit  dem 
'gewerbsmässig'  hat  nur  ein  betrieb  als  dauernde  ein- 
nahmequelle,  als  ein  regelmässiger  im  gegensatz  zu  einem 
bloss  gelegentlichen  betriebe  bezeichnet  werden  sollen. 
entscheid U7igen  d.  reicJisoberhandelsgerichts  (187.5)  14,118;  der 
gegenständ  einer  erfindung  wird 'gewerbsmässig'  gebraucht, 
wenn  er  in  einem  gewerbebetriebe  gebraucht  wird,  ent- 
scheid, d.  reichsger.  in  civils.  (1897)  39,  38 ;  gewerbsmässig 
=  gewerblich  bedeutet  also  nicht  bloss  gegenständ  eines 
gewerbes,  sondern  auch  beihülfe  bei  und  in  dem  gewerbe. 
Kohler  Patentrecht  434;  der  begriff  des  gewerbes  und  der 
gewerbsmässigkeit  ist  in  der  gewerbesteuergesetzgebung 
derselbe  wie  in  der  gewerbeordnung ,  im  handelsgesetz- 
buch  und  Strafgesetzbuch  :  er  erfordert  eine  fortgesetzte 
öftere  thätigkeit,  die  erkennbar  das  ergebniss  eines  ent- 
schlusses  bildet,  derartige  handlungen  öfter  zum  zwecke 
des  erwerbs  zu  wiederholen,  entscheid,  d.  preusz.  kammer- 
gerichts  v.  13.  februar  1902,  s.  gewerbearchiv  f.  d.  dtsch.  reich 
1,  679. 

b)  von  einflusz  auf  diese  Verschiedenheit  der  begriffsbe- 
stimmung  sind  einzelne  Verbindungen  des  adjectivs,  die  sich 
im  rahmen  der  rechtsanwendnng  immer  wiederholen:  eine 
reihe  von  begehungen  erhält  erst  dadurch  den  Charakter 
der  strafbarkeit,  . .  dass  sie  in  einer  bestimmten  art  und 
weise  begangen  werden  ..  es  gehören  hierher:  gewerbs- 
mässiges glücksspiel,  gewerbsmässige  unzucht  ohne  poli- 
zeiliche kontrolle,  gewerbs-  oder  gewohnheitsmässige  heb- 
lerei,  gewerbsmässiges  unberechtigtes  jagen,  gewerbs-  oder 
gewohnheitsmässiger  wucher.  J.  Kayser  gewerbsmäszig- 
keit  im  glücksspiel  8. 

a)  die  gewerbsmäszigkeit  bedingt  die  strafbarheit  von 
handlungen. 

l))  wer  aus  dem  glücksspiele  ein  gewerbe  macht,  wird 
mit  gefängnisz  bis  zu  zwei  jähren  bestraft,  reichsstraf- 
gesetzb.  §284;  für  die  annähme,  dasz  der  kommissions- 
bericht  der  zweiten  kammer  mit  den  Worten :  'alle  hazard- 
spiele',  nur  den  gegensatz  zu  den  'gewerbemäszig  betrie- 
benen' habe  ausdrücken,  das  erfordernisz  der  gewinnsucht 
aber  habe  beibehalten  wollen,  fehle  es  an  jedem  anhalts- 
punkte.  entscheid,  d.  preusz.  obertribunaU  67,  56  (1872;  abt. 
kriminalsachen) ;  handelt  es  sich  um  ein  gewerbsmässiges 
roulettespiel ,  so  ist  dann  nur  diese  dritte  person  der 
eigentliche  bankhalter  und  der  aus  dem  spiele  ein  ge- 
werbe machende,  entsch.  d.  reichsger.  in  strafs.  (1886) 
14,30;  vgl.  auch  u,  3i ;  an  der  spitze  dieser  leute  standen 
die  grossen  gewerbsmässigen  bankhalter,  wie  sie  der 
'Hannoversche  spielerprozess'  der  öffentlichkeit  vorge- 
führt hat.  Kayser  gewerbsmäszigkeit  im  glücksspiel  ^2; 
die  angeklagten  sagen  selbst,  sie  seien  keine  gewerbs- 
spieler,   sondern  nur  einem   hohen  grad  von  leichtsinn 


verfallen  .  .  .  deshalb  liegt  nachweisbar  gewerbsmässiges 
glücksspiel  bei  ihnen  nicht  vor  .  .  .  sie  hatten  doch  mittel, 
um  das  spiel  einmal  beginnen  zu  können  .  .  .  würde 
mittellosigkeit  vorgelegen  haben,  so  würde  §  284  sich 
leichter  haben  anwenden  lassen,  strafkammer-urteil  im 
Berliner  'harmlosenprozesz'  nach  zeitungsber.  (1899);  dasz 
der  rektor  S.,  wenn  auch  nicht  geradezu  gewerbsmässig, 
so  doch  zu  wiederholten  malen  in  offener  wirthschaft 
am  hasardspiele  sich  beteiligt  habe.  M.  Bücking  rektor 
Siebrand  s.  194. 

2))  mit  der  im  §  274  (diejenigen,  welche  aus  der  kuppelei 
ein  gewerbe  machen,  sind  mit  Zuchthausstrafe  .  .  zu  be- 
legen) bestimmten  strafe  der  gewerbsmässigen  kuppelei 
ist  auch  derjenige  zu  belegen,  welcher  ohne  ausdrückliche 
erlaubniss  der  Polizeibehörde  eine  hurenwirthschaft  an- 
legt, entwurf  d.  Strafgesetzbuches  f.  d.  preusz.  Staaten  (ISSO) 
§  277 ;  Weibspersonen ,  welche  den  polizeilichen  anord- 
nungen  zur  Verhütung  der  gewerbmäszigen  oder  öffent- 
lichen Unzucht  zuwiderhandeln,  sind  von  der  Polizeibe- 
hörde, ohne  Zulassung  eines  gerichtlichen  Verfahrens, 
mit  gefängnisz  bis  zu  sechs  wochen  zu  bestrafen,  staats- 
raths-entincrf  e.  preusz.  straf ge^.  xmn  184^5-  §  401  bei  Kamptz 
zusamm,enstell.  d.  drei  entwürfe  d.  preusz.  straf ges.  (1844)  89 ; 
mit  haft  wird  bestraft:  6)  eine  Weibsperson,  welche  wegen 
gewerbsmässiger  unzucht  einer  polizeilichen  aufsieht 
unterstellt  ist,  wenn  sie  den  .  .  polizeilichen  Vorschriften 
zuwiderhandelt,  oder  welche,  ohne  einer  solchen  auf- 
sieht unterstellt  zu  sein,  gewerbsmässig  unzucht  treibt. 
reichsstrafgesetzbtich  §  361  abt.  C;  (e*)  wird  die  unzucht 
gewerbsmässig  betrieben ,  wenn  eine  Weibsperson  aus 
dem  fortgesetzten  unzüchtigen  verkehr  mit  (einer  mehr- 
heit  von)  männern  eine  erwerbsquelle  macht.  Oppen- 
HOFF  Strafgesetzbuch  946. 

3))  das  landgericht  zu  Magdeburg  hat  den  angeklagten 
.  .  .  wegen  gewerbsmässigen  unbefugten  Jagens  .  .  .  ver- 
urteilt, entsch.  d.  reichsger.  in  strafs.  (1883)  7,  33.  vgl.  aueli 
reichsstrafgesetzbuch  %  294. 

ß)  handlungen,  die  durch  geioerbsmäszige  unederholung 
nicht  strafbar  werden-,  er  betreibe  aber  gewerbsmässig 
bankiergeschäfte.  entsch.  d.  reichsger.  in  civils.  (1897)  38, 19; 
nicht  einfach  ist  häufig  die  feststellung,  ob  speculationen 
gewerbsmässig  betrieben  werden.  'Fmf.dheb.q  vericaltxings- 
archiv  (1903)  11,  571 ;  wer  gewerbsmässig  drucksehriften  . . . 
verkaufen  . .  .  will,  bedarf  dazu  einer  erlaubniss  der  orts- 
polizeibehörde.  geicerbeordnung  für  d.  deutsche  reich  von 
1883  §43,  abs.  1.  vgl.  auch  abs.  5;  in  zwei  jähren  ver- 
jähren die  ansprüche:  4.  der  gastwirthe  und  derjenigen, 
welche  speisen  oder  getränke  gewerbsmässig  verabreichen, 
für  .  .  .  den  gasten  .  .  .  gewährte  leistungen;  6.  derjenigen, 
welche  bewegliche  Sachen  gewerbsmässig  vermiethen, 
wegen  des  miethzinses.  dtsch.  bürg,  gesetzbuch  §  196  im 
reichsgesetzblatt  (1896)  220;  ein  gastwirth,  der  gewerbsmäs- 
sig fremde  zur  beherbergung  aufnimmt,  hat  einem  im 
betriebe  dieses  gewerbes  aufgenommenen  gaste  den  scha- 
den zu  ersetzen,  den  der  gast  durch  den  verlust  oder 
die  beschädigung  eingebrachter  Sachen  erleidet.  §701,  .9.314; 
gastwirtschaft  ist  die  gewerbsmässige  beherbergung  von 
fremden;  .  .  .  schankwirtschaft  ist  das  gewerbsmässige 
feilhalten  von  getränken  aller  art  zum  genuss  auf  der 
stelle.  HuE  de  Grais  handbuch  d.  Verfassung  u.  Verwal- 
tung (1901)  537 ;  es  stände  nichts  im  wege,  diese  abgestufte 
art  der  berechnung  der  Strassen-  und  kanalkosten  auch 
auf  die  gewerbsmässige  bauthätigkeit  anzuwenden,  wie 
es  in  Belgien  üblich  ist.  Brandts  geicerbsmäsziger  Woh- 
nungsbau u.  gemeinnütziger  Wohnungsbau,  s.  techn.  ge- 
meindeblatt  3,  226 ;  sodann  hat  sich  der  herr  Vorredner 
darüber  beschwert,  dasz  an  einzelnen  stellen  eine  ge- 
werbsmäszige  bautätigkeit  von  baugewerkschullehrern 
ausgeübt  würde.  Stenograph,  berichte  des  preusz.  abgeord- 
neteiihauses  (i905)  *.  9717. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSMÄSZIGKEIT,  /., 
Substantivbildung  zum,  vorigen. 

l)  ztim  bedürfnisse  der  Substantivierung  vgl. :  zwar  das 
ist  anerkannt,  dass  hier  der  begriff  der  gewerbsmässig- 
keit kein  anderer  ist,  als  der  im  einkommensteuergesetze 
wie  im  gewerbesteuergesetz  überhaupt  festgehaltene. 
¥mv.n\i¥.nci  Verwaltungsarchiv  11,571;  es  bedarf  jedoch 
hierüber  keiner  entscheidung,  da  es  ...  an  dem  zweiten 


5569 


GEWERBEMEISTER 


GEWEHBEN 


5570 


zur  gcworbsmässigkcit  gehörigen  momenle..  .  fehle,  ent- 
scheid, d.  reichger.  in  civiln.  (18»7)  »8,  >1. 

a)  zur  bedeutwig  itind  die  Verwendungen  von  interetme, 
die  den  einen  oder  den  andern  der  beitlen  oben  fettge- 
atellten  begriffe  heruti«hel/en. 

a)  beide  begriffe  sind  gleichnuinzig  beriUkaichtigt :  zur 
gewerbsmäHsigkeit  eines  betrlobes  ist  der  willo  des  han- 
delnden erforderlich,  eine  fortgeitetzte ,  auf  erwerb  ge- 
richtete tätigkeit  auszuüben.  {teiUchr.  f.  reeht»pJUge, 
bd.  26,  ».  180;  entach.  d.  reichager.  in  atrafa.bd.  18,  #.  888). 

ß)  der  begriff  der  gewinnattcht  iat  hervorgehoben:  bo 
wenig  CS  möglich  sei ,  dasz  erfordernisz  der  gewerbe- 
mäszigkoit  des  spielps  aus  dem  §  s»6fl  in  den  §  287  (dea 
preuai.  atrafgesefzbuchea  von  1851)  hineinzutragen,  ebenso- 
wenig könne  ein  Iheil  der  vorausset/ungen  der  gewerbe- 
mHs/igkoit,  nllialicli  die  auf  cr/.ioliing  eines  gewinnes  ge- 
riehleiü  absieht  des  §  266  in  §  2t>7  hinlibergenommen 
werden,  entscheid,  d.  prctiaz.  obertribunuU  67,  68  (1872  abt. 
kriminalaachen) ;  wenn  auch  dieser  .  .  .  bei  der  oft  erheb- 
lichen anzuhl  der  kranken  einen  geschäftsbotrieb  mit 
nach  kaufmännischer  art  geführten  büchern  erfordere, 
80  fehle  ihm  doch  das  nierkmal  der  gewerbomässigkeit, 
da  .  .  .  das  anlagekapital  verzinst,  nicht  aber  ein  gewinn 
erzielt  werden  solle.  Jahrbuch  f.  entscheid,  des  katnmer- 
gerichta  (löOl)  21  A.  248;  dass  ihr  willo  aber  von  vorn- 
herein darauf  gerichtet  war,  sich  die  mittel  zu  diesem 
aufwand  durch  spiel  zu  erwerben,  hat  sich  nicht  nach- 
weisen lassen  ...  es  liegt  sonach  kein  sicherer  schluss 
für  die  gewerbcmUssigkeit  des  spiels  vor.  urtheil  im  'härm- 
loaenprozeaz' ,  vgl.  oben. 

y)  der  begriff  der  Wiederholung  ut\d  getoohnheitamäazvf- 
keit:  das  gericht  ist  berechtigt  . .  ,  auch  solche  . .  band- 
hingen,  welche  den  Charakter  der  gewohnheits-  oder  ge- 
werbsniässigkeit  an  sich  tragen,  zum  gegenständ  der  Ver- 
handlung ...  zu  machen,  entscheid,  d.  reichager.  in  atrafa. 
(1883)  7,34;  anlangend  die  gewerbs  oder  gewohnheifsmässig- 
keit,  welche  bei  gewissen  straffällen  .  .  ein  thatbestands- 
merkmal  .  .  .  bildet,  so  umfasst  dieselbe  das  gesamte 
thun,  also  alle  successiven  handlungen  der  fraglichen  art. 
Oppk.niiofi"  Strafgesetzbuch  228. 

GEWKRBE-,  GKWERHSMEISTER,  m.,  vgl.  oben  gewerbe- 
besit/er,  gewerbeherr,  gewerbeinhaber:  und  pfuscher 
und  schlechte  arbeiter  finden  sich  auch  unter  unseren 
zünftigen  gewerbsmeistern.  LoTZ  ataatawirthachaftslehre 
2,111;  jeder  inländische  fabrikant,  gewerbsmeister  und 
sonstige  veredler  eines  produktes  ist  vermöge  seiner  con- 
cession  befugt,  mit  seinen  eigenen  fabrikaten,  gewerbs- 
erzeugnissen  .  .  .  überall  im  lande  ...  zu  handeln,  bayr. 
Verordnung  von  1826  (reg.bl.  5.105);  nehmen  wir  an,  un- 
bedingte gewerbefreiheit  habe  jede  schranke  beseitigt,  so 
werden  sich  der  jungen  gewerbemeister  bald  soviele  mel- 
den, dass  es  geradezu  unmöglich  ist,  dass  sie  alle  ihr  fort- 
kommen findei\  können,  geicerbefreüieit  in  Bayern  (l86l)  6 ; 
ein  jeder  muss  auch  für  jenen  schaden  haften,  welcher 
von  Personen  verübt  wird,  für  welche  er  gut  stehen  soll 
. . .  Ichrer  und  gewerbsmeister  für  das  benehmen  ihrer 
Zöglinge,  juatizgeaetze  f.  Baden  (1879)  l,  819;  jeder,  der  in 
der  Stadt  als  gewerbsmeister  sich  niederlassen  und  sein 
gewerbe  betreiben  wollte,  war  verpflichtet,  sich  dem  in 
den  Zünften  gegebenen  Organismus  einzuverleiben.  Kaizl 
kämpf  um  die  getcerbereform  in  SciiMOLLBRS /or«cAu»^en 
2,  1.  .V 

GEWERBEAUTGLIED,  GEWERBEMITTEL,  GEWERBE- 
MONOPOL,  a.  gewerbsmitglied  u.  a. 

GEWERBEMUSEUM,  n..-  gewerbemuseum  die  ...  für 
ständige  ausstellungen  von  gewerbe-  und  industriepro- 
dukten  errichteten  gebäude.  Lueqbr  4,  647;  landesgewerbe- 
niuseum  zu  Stuttgart,  ebenda;  gewerbemuseum,  s.  kunst- 
geworbe.  Thiki.  4,436;  zwei  Berliner  herren  vom  ge- 
werbemuseum waren  über  die  mühlen  in  streit  geraten, 
speziell  über  ihren  ursprungsort  Fontane  (der  Stechlin 
1,  10),   .w.  372. 

GEWERBEN,  verb.,  veratärktea  werben,  a.  d.  vgl.  Grafp 
4,1281  (.kehweraban),  1284  (gahwarbjan);  mhd.  tcb.  8,726» 
(gewerben)  Lk.xkk  1,985;  naehtr.  WS.  die  althochdeutache 
Periode  läsit  zwischen  starkem  und  achicaehem  verbum 
unteracheiden,  tcobei  dem  ersteren  intratiaitiver,  dem  zioeiten 
tranaitiver  gebrauch  tukommt,     aehon  für  die  mittelhoek- 


dettlaehe  teU  geben  die  formen  der  überli^erlen  belege 
keinen  anhält  mehr  für  dieae  Unterscheidung,  und  audi 
der  bezeugte  tranaitive  gebrauch  läatt  »ieh  als  »eeundäre 
Weiterbildung  vom  intranaitiven  ableiten. 

1)  die  grundbedeutung  kommt  am  reinsten  in  einem  späten 
{mitteldeutschen)  bdege  tum  au»druek: 

den  vlerol  ho«b  er  van  der  erden ; 

er  doucTit  im  ze  Itcbte,  do  liee«  er  im  (ewarben ; 

onder  du  htiidon  warf  er  in  dar, 

2  Türke  bllben  dort  derobe. 

fragwtent  bei  Hotm  denkm.  87,  S. 

tu  der  Vorstellung  der  bcwegung  verallgemeinert  liegt  die 
sinnliche  bedeutnug  wenigstens  dem  gebrauch  der  althoch- 
deutacften  Übersetzer  zu  grutule,  die  gewerben  für  con- 
verti,  reverti  einsetzen,  auf  derselben  grundlage  beruht 
auch  die  mittelhochdeutsche  vensendunff,  die  das  streben 
nach  einem  ziel  kennzeichnet,  in  all  diesen  fäUen  ist  der 
gebrauch  intransitiv. 

a)  eUthochdetttacfiea  gewerben  ^  converti,  reverti:  dedit 
legem  per  Moyaen  ut  uel  per  ipaatn  reuerteretur  ad  amorem 
dei  et  operationem  iuatitie.  gab  dhuo  got  moysi  euua 
dhazs  ir  dhoh  in  dheru  chihuurfi  zi  gotes  minniu  endi 
zi  rehtnissa  uuerchun.  Isidor  29,  16  Uench  a.  80;  quia 
piua  eat  deus  expectat  noa  cottidite  eonuerti  in  melius. 
peitoot  vnsih  tagalihhin  kehuueraban  in  pezzira.  Kkhos 
bened.  regel  7  Hattemer  1,  fi^**,  ähnlich  auch  1,  88. 

b)  die  Weiterentwicklung  in  der  mittelhocJtd.  dichtung. 

q)  nAch  dir  ^warb  ich  ofTenba-ree  nie: 

diu  zuht  was  ie  in  mlner  bnote. 

meUter  Heinrich  TaiicfiLBR,  Barisch  9S,  14. 
a\  der  nie  (ewarp  nAch  echanden 

"'  ein  wtl  zno  einen  banden 

sei  na  dise  ftvenüare  hfln 
der  werde  erkande  GAwAn. 

Wolfram  v.  Eschbnbach  Parstval  838,  i; 
da;  ich  so  lasterlichen  hie 
verderben  müz,  und  ich  doch  nie 
^warb  nAch  keinem  lauter. 

Johann  v.  WCrzbcro  Wühdm  r.  Oaterreleh 
6869  {var.  neben  warb); 
do  riefent  si  (^ie  gropierer)  vil  sAre 
'ay  6ro  über  ere. 
wie  dirre  lugende  rtcher  man 
gewerben  wo!  n&ch  6ren  kan!' 

Rudolf  v.  Ems  Wülehalm  7460  Junk, 

ebenso  K.  v.  Wt)RZBURO  Fartonop.  9824  u.  a. 

2)  die  hauptverioetidttng  der  mittelhochdeutschen  dichtuug 
beruht  auj  einer  gebrauchaform,  in  der  die  voratellung  der 
bewegung  zum  begriffe  der  thätigkeit  verblaazt. 

a)  dazu  leiten  aolche  Wendungen  über,  die  das  fiel  der 
bewegung  oder  die  eigenart  der  thätigkeit  in  einem  besoHf 
deren  aatz  oder  in  adverbialen  formen  zum  auadruck  bringen, 
dadurch  wird  dem  verbum  aelbat  der  voratellungagehalt  ent- 
zogen. 

f£\  der  konich  H61ius  AdrfAnus, 

do  gewarf  (gewarp)  er  alsus : 
er  Mgunde  di  etat  ze  lieben, 
harte  wol  zieren. 

kaUerchron.  7221  ScArMer,  e6eiwo  6009; 
dO  gewerf  er  leider  abele.    6BW.  A886; 
dO  gAhte  vaste  üjem  b«4e 
der  benoge  Oritus. 
Jeschfite  und  er  gewuriMO  «m. 
diu  senft«  saeje  wol  getAn 
gieng  Dach  ftg  ir  bade  aAn 
an  ran  bette :  dA  wart  trflrens  rit 

Wolfram  v.  Eschknbach  iY»nt.  87S,  14, 
ähid.  PorfoMp.  M09; 
und  klagende  sprach  er  {.Kwremal)  wider  «ich : 
'got  herre,  wie  gewirb«  ich? 
i   ne  wart  also«  beaomt  nie'. 

GOTTFRIBD  V.  STRASZBURO    THstOM  068 

BeehSUtn.  ^bmso  11965.  M80; 
swie  sie  geworben  in  der  vrisL 
swaj  man  gesprach  oder  getreib, 
Lucia  von  in  stete  bleib. 

pOM.  29, 68  Köpke.  etento  FrHdamk  17«,  S. 
fj\  als  ich  in  von  in  beiden 

wcrltche  roac  bescheiden, 

wie  er  gefuor  und  st  gewarp  {tgl.  die  sariamle  ge- 

vert  für  gewerbe  oben  sp.  64M). 

GOTTFRiKD  V.  STRASZBURO  Tristan  1816; 

{Heintz  Slechf)  . . .  het  ein  eid  ze  den  heiigen  geswom, 
dz  er  hinnanhin  wider  den  burgenneister,  die  rät,  wider 
die  burger  noch  wider  gemein  statt  Zärich  noch  wider 
nieman  der  zö  inen  gehört,  niemer  get&n  noch  gewerben 
sol  mit  geistlichen  noch  mit  weltlichen  gerichten  noch 


5571 


GEWERBEN 


GEWERBEORDNUNG 


5572 


ane  gericht  noch  mit  deheinen  andern  Sachen.  Züricher 
stadtbüeher  1,  312.  ^ 

y\  dö  Friderich  üg  Osterrtch  also  gewarp, 

'  der  an  der  sele  genas  und  im  der  lip  erstarp, 

de  fuort  er  miner  krenechen  trit  in  derde. 

Walther  19,  29; 
der  junge  degen  zier 
also  ritterlich  gewarb 
daz  da  von  sinen  banden  starb 
under  in  der  ffirst. 

Johann  v.  Würzburg  Wilhelm  v.  Oderreich 
4777  Regel; 
min  vorhte  ist  grög  in  manage  wis 
wie  ich  also  gewerbe 
das  niht  an  uns  verderbe 
mtn  lip  und  iuwer  ere. 

Konrad  v.  Würzburg  Engelhard  3345  Haupt, 
ebenso  Fartonop.  14594.  14367 ; 
diu  vil  here  wil  mich  län 
nach  ir  gruoge  sterben  ... 
in  kan  niht  gewerben 
das  ir  '^^'ol  stenden  ougen  klär 
iht  wellen  ruochen  min. 

Gottfried  v.  Neifen  4,  21  Haupt. 
^')  waz  ist  hie  dln  gewerben 

bt  deme  der  nü  wil  sterben  ? 

das  alte  passional  332,  49  Hahn ;  der  gleiche  reim 
in  Pfeiffers  marienlegenden  71. 

b)  hieran  knüpft  ungezwungen  secundär  entwickelter  tran- 
sitiver gebrauch  an: 

(i)  dat  ich  im  bag  entseggen  kan 

denne  er  es  umbe  mich  gewerben  künde. 

H.  v.Veldeke  {nach B.C.),  vgl.  minnes./riiM.  257  ; 
herre,  warumm  h&t  ir  mich 
besant?  .  .  .  müget  ir 
mit  mir  ihts  gewerben, 
das  lag  ich  niht  verderben. 

Johann  v.  Würzburg  Wilhelm  v.  Osterreich  8937 ; 
mer  künden  si't  noch  gewerven, 
dat  si  ucb  mochten  entsetzen  ind  enterven, 
si  soulden  't  node  laissen. 

die  weberschlacht  501.  «.  deutsche  städtechron.  12 
{Köln)  257. 
ff\  nu  bitet  Sifriden       füem  die  botschaft: 

der  kan  si  wol  gewerben       mit  ellenhafter  kraft. 

Nibelungen  498,  2  Lachmann; 

s6  einer  eine  botschaft  hovelichen  gewerben  kan  oder 
eine  schüggel  tragen  kan  ...  so  sprechent  eteliche  liute : 
'wech!  welch  ein  wolgezogen  kneht  da:?  ist'.  Berthold 
V.  Regensburg  (7  von  den  engein)  l,  96  Pfeiffer; 

nu  ist  der  reise  zit  mir  schtn 
s6  kurz  dag  ich  halben  tac 
niht  für  dis  stunt  gebeiten  mac: 
da  von  so  hän  ich  sorgen  pfliht, 
wan  ich  mac  gewerben  niht 
so  kurzlich  ein  reise. 

Reinfrid  v.  Braunschweig  7868  Bartsch; 

euch  sol  ir  enkeiner  bi  sinem  eide  alle  die  wile ,  so  si 
in  büsse  von  unser  stat  Zürich  sint,  enkein  ding  niemer 
gewerben  weder  an  herren  noch  an  stetten  noch  an  nie- 
man  anders,  da  von  dise  büsse  muge  ab  gan  dekeines 
weges.  Züricher  stadtbüeher  (verbannung  v.  12  ratsmitglie- 
dem  1336)  1,  104;  swer  der  danne  ist  der  der  sache  werber 
gewesen  ist,  der  si  einer  oder  me,  wann  er  si  selbe  niht 
gewerben  mohte.  Augsburger  stadtrecht  11.  art.  1  Meyer. 
3)  der  neuhochdeutsche  gebrauch  geht  andere  bahnen,  ein 
niederdeutscher  beleg  knüpft  allein  an  die  eben  besprochene 
vertcendung  an.  die  übrigen  belege  nehmen  die  engere  rieh- 
tung  auf  erwerben  und  scheinen  von  der  parallele  ge- 
werbe =  negotium,  commercium  beeinßuszt. 

a)  dat  he  en  selven  mit  sinen  ghebede  nicht  helpen 
en  kan  unde  he  sick  mit  sinen  ghebede  teghen  gode  nicht 
geschicken  noch  ghewerven  en  kan.  Veghe  214  Jostes. 

b)  bei  der  engeren  richtung  auf  den  erwerb  sind  es 
namentlich  auch  participialformen,  die  diesen  bedeutungs- 
wandel  stützen,  vgl.  werbender  man,  werbendeg  gut  mJid. 
wb.  3, 724*.  Lexer  1, 770.  auch  in  anderen  verbdlformen  ist  der 
gebrauch  intransitiv  {doch  vgl.  das  beispiel  au^  Auerbach). 

a)  participialformen:  die  gewerbenden  un  handwerch- 
lüt.  Freiburger  Statuten  (1520)  s.  92,  vgl.  oben  sp.  5512; 
damit  der  gmain  gewerbent  und  durchraissend  mann 
desto  statlicher  handien  und  wandlen,  auch  reiten, 
faren  und  zu  fuess  geen  kann ,  ist  ...  fürgenommen 
.  .  .  das  iemant  ...  in  die  lantstrassen  oder  dorfgassen 
. .  .  mist  oder  tunget  darin  machen  .  .  .  sol.  weisthum 
V.  Silz  {österr.  weisth.  3 ,  41) ;  so  sind  schon  itzt  wieder, 
und  zwar  von  allen  politischen  parteien  wenn  schon  in 


abweichendem  maasse,  neue  plane  zu  weiterer  ausdehnung 
des  einflusses  der  gewerbenden  Massen  im  gange.  Mohl 
Staatsrecht  (1860)  l,  37 ;  es  könne  . .  .  unmöglich  eine  treff- 
lichere einrichtung  geben,  als  diejenige,  welche  die  bauern 
und  die  kleineren  auf  dem  lande  wohnenden  und  ge- 
werbenden menschen  unter  eine  solche  .  . .  Schirmherr- 
schaft und  obhut  stellte.  Arndt  erinn.  aus  d.  äuszeren 
leben  294. 

/?)  sonstige  verbalformen:  im  handeil  und  gewerben  mit 
blossem  gelt.  -Luther  gr. sermon  v.  d.  loueher  (6,  54  Weimar) ; 
wen  ich  hundert  gülden  hab,  und  damit  gewerben  soll, 
mag  mir  hundertherlei  far  begegen,  das  ich  nichts  ge- 
winne, s.  53;  sie  fühlte  ihre  beste  kraft  brach  liegen  . .  . 
in  dem  kleinen  hausstand  ...  sie  wollte  etwas  gewerben. 
Auerbach  edelweisz  234;  er  g'wirbet  und  g'wärbet  (Solo- 
thurn).  Schild  97,  440.  vgl.  gewerbig. 

GEWERBENIEDERLASSUNG,  s.  gewerbsniederlassung. 

GEWERBEOPFERUNG,  s.  gewerbsopferung. 

GEWERBE-,  GEWERBSORDNUNG,  /.,  vorwiegend  auf 
den  mitüeren  gebrauch  von  gewerbe  zielend,  zur  büdung 
vgl.  kirchenordnung,  Zunftordnung  u.  a. ;  die  form  gewerbs- 
ordnung  ist  hier  auf  die  ältesten  belege  beschränkt. 

1)  in  der  anlehnung  an  typen  wie  Zunftordnung,  hand- 
werk-,  gewerksordnung  {vgl.  z.  b.  handwerksordnung  für 
Westpreuszen  1774)  macht  sich  zunächst  der  engere  be- 
griff von  gewerbe  geltend,  hierher  gehört  der  älteste  beleg 
für  das  compositum,  ebenso  einige  andere  beispiele  aus 
der  fachioissenschafflichen  litteratur:  das  Zunftwesen  . . . 
wurde  von  gedachtem  kaiser  (Carl  VI.)  . . .  gereinigt, 
denn  er  befahl  unterm  29.  november  1724  zum  behufe 
einer  generalgewerbs-  und  Zunftordnung  eine  speciücation 
aller  handwerker.  Barth-Barthenheim  l,  43;  der  rechts- 
gelehrte und  der  geschichtforscher  betrachten  das  ge- 
werbswesen  auf  verschiedene  art,  jener  zieht  aus  den 
gewerbsordnungen  das  gemeinsame  heraus  und  stellt 
darnach  die  allgemeinen  rechtregeln  auf.  Mone  über  die 
gewerbe  im  14.  und  15.  jahrh.  (s.  zeitschr.  f.  gesch.  des  Ober- 
rheins 2,  3) ;  so  gab  der  bischof  von  Speier  1716  der  weber- 
zunft  in  seinen  ämtern  Kislau  und  Rothenberg  eine 
gewerbsordnung.  9, 138;  ebenso  (policeiliche  gewerbsordnung 
für  die  Schneider)  10,  85 ;  früher  haben  sie  (die  gewerbe) 
sich  eine  Ordnung  selbst  gegeben  und  mit  gutem  erfolg; 
nicht  vom  Staate  sind  die  ersten  gewerbeordnungen  aus- 
gegangen, und  erst  als  die  regierungen  hineingriffen  und 
die  gewerbeordnungen  machten,  fielen  sie  so  aus,  dasz 
sie  den  gewerben  eine  last  waren,  statt  eine  förderung. 
F.J.Stahl,  s.  stenogr.  ber.  d.  Frankf.  nationalvers.  775*; 
ich  selbst  habe  aus  den  Petitionen  entnommen,  dasz 
jeder  einzelne  gewerbstand  eine  bestimmte  idee  hat  — 
ja  sogar  realität,  denn  das,  was  für  ihn  passt,  ist  seine 
gewerbsordnung;  wenn  wir  eine  allgemeine  gewerbsord- 
nung machen,  so  wirken  wir  auf  die  bestehenden  zu- 
stände nachtheilig  ein.  776*. 

2)  auch  in  den  theoretischen  erörterungen ,  die  die  för- 
derung einer  geieerbeordnung  als  ein  gegengewicht  gegen  die 
gewerbefreiheit  aufstellten  (s.  o.),  ist  da,  wo  der  umfang 
des  begriffes  gewerbe  überhaupt  gekennzeichnet  erscheint, 
an  den  engeren  begriff  des  handwerks  gedacht,  vgl.:  frei- 
lich ist,  nachdem  obige  Verordnungen  ins  leben  traten, 
das  fabrikatwesen  in  Preuszen  sehr  gehoben,  und  bandet 
und  gewerbe  haben  . . .  eine  bedeutende  lebendigkeit  ge- 
wonnen; allein  desungeachtet  hört  man  auch  dort  die 
gewichtvollsten  beschwerden  über  die  schlimmen  folgen 
der  gewerbefreiheit,  und  die  Wiedereinführung  einer  mehr 
geregelten  zunftverfassung  ist  wiederholt  gewünscht,  auch 
ist  nach  einem  desfalsigen  antrage  der  preuszischen  stände 
die  abfassung  einer  zweckmäszigen  gewerbe-ordnung  von 
der  regierung  genehmigt.  Huwald  über  gewerbefreiheit  u. 
gewerbeordnung  s.  21 ;  um  den  regen  Wetteifer  aller  arbei- 
tenden kräfte  und  das  streben  nach  immer  höherer  tech- 
nischer Vervollkommnung  in  ganz  Deutschland  zu  erhalten 
.  . .  wird  das  princip  der  freien  concurrenz  festgehalten; 
um  aber  jeden  zur  Vorbildung  seiner  arbeitskräfte  zu 
nöthigen  . .  .  um  einen  tüchtigen  handwerkcrstand  in 
Deutschland  zu  erhalten,  wird  durch  eine  gewerbeordnung 
festgesetzt,  an  welche  bedingungen  die  befugnisz  eines 
jeden  gewerbes  geknüpft  ist.  stenogr.  ber.  d.  Frankfurter 
nationalvers.  693";  es  scheint  fast,  als  wenn  der  goldene 


5573         GEWERBEORDNUNGSMÄSZIÖ 


UEWERBEFOUZEl 


5574 


boden,  den  das  handwerk  nach  dem  ipriobworte  hat,  in 
vielen  gegondon,  und  namentlich  in  PreuHsen  durch  zu 
weit  gegriffene  gewerbsfreiheit  rivse  und  sprUnge  be- 
kommen hätte.  ...  ich  frage  also  den  volkswirthschaft- 
liohen  ausschuss,  ob  die  vorläge  der  gewerbeordnung,  die 
meines  wissens,  schon  vor  der  zweiten  lesang  der  grund- 
rechte  versprochen  war,  bald  zu  erwarten  sein  wird.  4408'*. 
vgl.  auch  Blksson  über  gewerkaordnungen  und  geieerbe- 
freiheit  {Berlin  1832). 

8)  rriel  weiter  dagegen  greift  die  praxi*  der  getetzgebung  in 
den  einrichtttngeii.  die  sich  alt  gewerbeordnung  kennseiehnen. 

a)  den  namen  velbat  trägt  erat  die  urürttembergiache  Ord- 
nung von  1898:  in  folge  dessen  verordnen  und  verfügen 
wir . . .  (art.  i.  gegenständ  der  gewerbeordnung)  das  gegen- 
wärtige gesetz  umfasst  alle  diejenigen  gewerbe,  welche 
der...  Staatssteuer  unterliegen,  reg.blatt  238.  die  preuari- 
aehe  geaetzgebung  von  1811  war  alt  geworbepolizeiedikt 
ina  leben  getreten,  die  bairiache  von  18M  führt  den  namen : 
Verordnungen  betreffend  das  gewerbewesen.  erat  die 
preuatiache  Ordnung  von  1846  nannte  sich  ebenfalla  gewerbe- 
ordnung. um  dieselbe  zeit  aber  wurde  bereita  die  forde- 
rung  einer  allgemeinen  deutschon  gewerbeordnung  aufge- 
atellt,  die  aowohl  in  der  litteratur  ala  in  den  parlamen- 
tariaehen  Verhandlungen  um  die  mitte  des  19.  jahrh.  ver- 
treten wurde,  vgl.:  Kleinschrod,  beitrage  zu  einer  deut- 
schen gewerbeordnung  mit  rUcksicht  auf  die  bayerische 
gewerbsgesotzgobung  {Augaburg  XMi);  die  bedingungen  fUr 
den  aufenthalt  und  wohnsitz  werden  durch  ein  heimat- 
gesetz,  jene  für  den  gewerbbetrieb  durch  eine  gewerbe- 
ordnung für  ganz  Deutschland  von  der  reichsgowalt  fest- 
gesetzt, entwarf  des  ausschusses  für  volkswirthschaft  der 
Frankf.  natiotudvera.  {stenogr.  ber.  s.  689*');  vgl.  dazu  den 
gegenantrag:  jene  für  den  gewerbebetrieb  durch  die  ge- 
werbeordnungon ,  welche  die  einzelnen  regierungen  er- 
lassen werden,  stenogr.  ber.  1075*';  die  hohe  Versammlung 
wird  aus  dieser  Zusammenstellung  (jier  petitionen  zur 
gewerbeordnung)  ersehen,  wie  verschiedenartig  die  an- 
sichten  über  den  entwurf  einer  allgemeinen  gewerbeord- 
nung für  Deutschland  sind.  . . .  der  aussohusz  ist  ins- 
besondere durch  den  eben  . . .  erwähnten  grund  und  durch 
andere  in  dem  berichte  niedergelegte  gründe  zu  der  an- 
sieht . . .  gelangt ,  dass  es  nicht  angemessen  erscheint, 
der  hohen  Versammlung  in  diesem  augenblicke,  und  bei 
der  läge  der  sache  eine -sofortige  borathung  der  deutschen 
allgemeinen  gewerbeordnung  zu  empfohlen,  a.  5423.  vgl. 
auch  a.  lei".  764*.  764'*  t(.  a.  dazu  vgl.  die  vertiandlungen 
der  detttachen  verfassunggebenden  reichaveraammlung  zu 
Frani^urt  2  (ausächuszberichte  und  protokoUe),  269 jf.,  und 
ebenso  vgl.:  entwurf  einer  allgemeinen  handwerker-  und 
gewerbeordnung  für  Deutschland,  berathen  und  be- 
schlossen von  dem  deutschen  handwerker-  und  gewerbe- 
oongresz  zu  Frankfurt  a.  M.  1848.  Breslau;  der  entwurf 
einer  gewerbeordnung  ist  von  ihnen  mit  der  eingehenden 
Sorgfalt  berathen  worden,  welche  der  Wichtigkeit  und  Viel- 
seitigkeit seines  inhalts  entsprach,  thronrede  zum  achluaz 
dea  reichatagea  des  norddeutschen  bttndes  1869,  s.  Bismarcks 
reden  4,  869.  vgl.  endlich  die  gewerbeordnung  für  das 
deutsche  reich  von  1878. 

b)  achon  in  die  württembergiacha  gewerbeordnung  von  1888 
waren  die  kaufleute  einbeaogen;  8.  abschnitt,  von  dem 
kaufmännischen  gewerbe  insbesondere  . . .  der  kaufmän- 
nische detailhandel  gehört  nach  der  beilage  unter  die 
zünftigen  gewerbe.  der  handel  in  grösseren  parthien  . . . 
ohne  offenen  laden  ist  gegen  entrichtung  der  gesetzlichen 
abgaben  jedem,  den  nicht  dienst-verhältnisse  davon  aus- 
schliessen,  gestattet,  {reg.-bl.  a.  268).  aeitdem  erxceiterte  sich 
der  kreia  der  gewerbetreibenden  mit  jeder  neuen  ordnttng. 
immerhin  grenzt  die  gewerbeordnung  dea  deutschen  reiches 
den  kreis  der  gewerbetreibenden  enger  ab  als  die  gewerbe- 
Statistik,  vgl.  oben  ap.  6478. 

GEWERBEORDNUNGSMXSZIG,  «(;..•  unriohüg  ist  . . . 
die  meinung  . . .  weil  das  (braunschweigtache)  landesgewerbe- 
gesetz  vom  3.  august  1864,  soweit  darin  den  gewerbe- 
treibenden gewerbeordnungsmässige  rechte  zugesprochen 
seien,  durch  die  reichsgewerbeordnung  . . .  aufgehoben  sei. 
entach.  d.  reicJisger.  in  civilsachen  (1884)  11, 187. 

GEWERBEORDNUNGSNOVKLLK,/..-  Rickert,  gewerbo- 
ordnungsnovelle  (1874). 
IV. 


GEWERBEORGANISATION,  /.;  er  {Sehrader,  eorpora- 
tive  organiaation  dea  handwerka)  will  gewerbe  freiheit  and 
gewerbeorganisation  neben  einander  bestehen  wissen. 
BoitsT  notwendigkeit  der  konkurranabeaehränkung  {\»i)n. 

GEWERBE.  GEWERB-,  GEWERBSORT.  m.  (n.).  wie 
gewerbedorf  {a.  d.)  geht  da»  wort  im  ftgtiuatu  tu  gewerbe- 
Stadt  {a.  d.)  vom  jtingtrm  tngert»  htgrifft  (gtwtrU.  betriib) 
aua:  bei  herannahender  mannesreife  bin  ich  im  laofe  meh* 
rerer  jähre  Deutschland  durchwandert  zur  lehr  und  lust; 
ich  kenne  seine  vorzüglichsten  hofstädte,  handelspUllze 
und  gewerbörter.  Jahn  {deutachea  volkathum)  t,i4»  EuUr; 
die  afferei  des  unpassenden  prunktons,  den  so  viele  ein- 
zelne mitglicder  zunftbUrgerlicher  stadt-  und  ortsbehOrden 
einiger  unserer  gewerbsorte  . . .  angefangen  haben ,  sich 
zu  erlauben.  Pestalozzi  9,  78;  wodurch  warden  Ham- 
burg, wo  noch  zunftrecht  gilt,  and  wodaroh  die  blähen- 
den Städte  des  ausländes  so  t>edeatend?  doch  nicht  da- 
durch, dasz,  indem  sie  zu  einer  groszen  bedeatnng 
gediehen,  ihr  waohsthum  durch  concessionisten  oder  neben 
ihnen  bestehende  gewerbsorte  gehemmt  wurde?  Huwald 
über  gewerbefreiheit  28. 

GEWERBE,  GEWERBSPATENT,  n.:  werden  Obrigene 
die  gewerbspatente  den  zu  besteuernden  gewerbsleoten 
nicht  auf  immer  ertheilt.  Lotz  reviaicn  4,  tio;  fabri- 
kanten  und  händler  aus  dem  grossherzogthum  Hessen  . . 
haben  sich  . . .  ein  . . .  gewerbzeugniss  darüber  auszuwirken: 
dass  sie  . . .  durch  auslösung  des  gesetzlichen  gewerbe- 
patents  ...  die  befugniss  erworben  bat>en,  . . .  waarenauf- 
käufe  zu  machen.  Zellbr  gewerbepoliiei  (j>oliaeiwi»»enaek. 
12,  i)  136;  gegenständ  der  ertheilung  eines  gewerbspatente« 
ist  jede  neue  nützliche  erfindung  und  Verbesserung  im 
gebiete  der  gewerbsindustrie.  Klei  nschrod  804. 

GEWERBEPATHOLOGIE,/.;  Läget,  gewerbepathologie 
Erlangen  1877  {überaetzung  der  hygiene  dea  profeaaionä). 

GEWERBEPERSON,  GEWERBEPFÜND,  GEWERBE- 
PLATZ, a.  gewerbsperson  u.  a. 

GEWERBE-,  GEWERBSPOLITIK,/..-  seitdem  Kolbert 
der  französischen  gewerbs-  und  handelspolitik  die  ver- 
kehrte tendenz  gegeben  hatte,  dasz  sie  mehr  auf  befSrde- 
rung  der  manufokturen  und  fabriken  . .  hinarbeitete.  Lotz 
rens.  1,  460;  Farnam,  französische  gewerbepolitik  (1878  ti» 
Schmollera  forachungen  i,  *).  dazu  gewerbepolitiscb,  o/f;.; 
aber  immerhin,  total  andere  und  bessere  zustände  all 
früher  hat  Montgelas  auch  auf  gewerbepolitischem  gebiete 
in  Bayern  geschaffen.  Kaizl  in  SchmoUera  foraeh.  8,  i.  a.  60. 

GEWERBE-,  GEWERBSPOLIZEI,/.,  entapreehend  den 
verioe7uiungen  von  polizei  iat  hier  zteiachen  theorie  und 
praxia  tu  entacheiden ;  bei  der  letzteren  kommt  überdieaa 
die  Übertragung  auf  peraonen  zur  geltung.  der  begriff 
gewerbe  iat  bei  allen  drei  gruppen  gleich  enge  grfaazt. 

l)  daa  ayatem,  die  lehre:  gewerbepolizei  «Ha  gegenatand 
wissenschaftlicher  betraehtung :  über  das  wandern  der  hand- 
werksgesellen,  eine  abhandlung  aas  der  gewerbspolizei  und 
dem  handwerksrechte.  {Nürnberg  1900.  tit^;  dieser  zweig 
der  gewerbspolizei  beziehet  sich  auf  die  aufsieht  über  die 
lehrjungen.  Barth -Barthknheim  8,34;  unter  gewerbe- 
policei  versteht  man  die  Zusammenfassung  derjenigen  be- 
stimmungen,  durch  welche  die  privatrechtliche  gewerbe- 
freiheit . . .  beschränkt  wird.  Thiel  4,484. 

8)  die  praxia :  auaübung  und  bethätigung  der  at^fgeatelUen 
grundaätae  und  rechte. 

a)  so  lange  sie  (dt«  fünfte)  allein  die  gewerbepoli^  in 
den  Städten  handhabten,  war  es  sehr  billig,  dass  kein 
bürger,  der  gleiche  arbeiten  verfertigte,  rieh  ihrer  auf- 
sieht entzog.  (J.  G.  Hoi'i'if  ann)  dm»  inlertaae  de»  menaehen 
. .  bei  d.  beatelyenden  aunftverf.  (1808)  86;  da  der  preis  haupt- 
sächlich von  der  gute  der  waare  abhftngt,  eo  moszte  die 
weberzunft,  mehr  wie  jede  andre,  ihre  eigne  |ewert»spolizei 
handhaben.  MoNE((i.K«6em.  .in Baden) wt»dk.ge»^Oberrk. 
9,  188;  nicht  unerwähnt  dürfen  wir  lassen,  wie  sich  in 
vielen  städten  die  nothwendigkeit  herausstellte,  leote  von 
fach  und  kunstverständige  bei  der  nothwendig  werdenden 
organisirung  und  bei  der  handhabung  der  gewert>epoIizei 
iicrbeizuzichen.  Berlepsch  duvnik  dar  getaerka  1,69/70; 
daran  schloss  sich  der  erwerb  der  geweri>epolizei.  sie 
bestand  hauptsächlich  in  der  befugnis,  den  innangen 
die  gildebriefe  zu  erteilen  und  die  innangen  zu  beiüif- 
siohtigen.  Born  hak  preuta.  ttaata-  u.  rtehtageadi.  (i80e)  lt. 

350 


5575    GEWERBEPOLIZEIBEHÖRDE 


GEWERBER 


5576 


b)  dieses  sind  die  grundzüge,  nach  denen  die  regie- 
rungen  bei  Verwaltung  der  gewerbe-  und  handelspolizei  zu 
verfahren  haben,  geschäftsinstr.  f.  d.  regierungen  {preusz. 
gesetzs.  1808)  496;  namentlich  gehören  dahin  (in  die  ab- 
theilung  für  den  handel  und  die  gewerbe) :  die  ganze  land- 
wirthschaftliche  polizei  . . .  alle  anstalten  zur  beförderung 
der  landwirthschaft  . . .  das  landgestütwesen ,  letzteres 
jedoch  nur  in  hinsieht  der  gewerbepolizei.  verordn.  über 
die  veränderte  verf.  aller  obersten  staatsbeh.  (*.  preusz. 
gesetzs.  1810,  12). 

c)  namentlich  die  von  ihm  (Lüden)  empfohlene  er- 
schwerung  der  getraideeinfuhr  .  . .  und  die  strenge  gewerbs- 
polizei,  vermöge  deren  die  regierung  das  ganze  gewerbs- 
und  fabrikenwesen  so  unter  ihrer  leitung  haben  soll, 
dasz  ohne  ihre  einwilligung  keine  Veränderungen  darin 
vorgehen.  Lotz  staatswirtschaftslehre  1 ,  145 ;  auch  in 
den  süddeutschen  kammern  fand  damals  eine  Verhand- 
lung über  gewerbepolizei  aufmerksamere  hörer  als  eine 
klage  über  censur  oder  politische  processe.  Sybel  begr. 
d.  d.  reiches  1,  73. 

3)  personification ;  die  Polizeibehörde,  zum  Übergang  vgl. : 
das  departement  des  Innern  theilt  sich  in  folgende  Sek- 
tionen: l)  die  Sektion  für  die  allgemeine  polizei,  2)  die 
Sektion  für  gewerbepolizei.  publ.  betr.  d.  vet änderte  verf. 
d.  oberst.  Staatsbehörden  (preusz.  gesetzs.  1808,  363).  dagegen : 
indessen  giebt  es  einige  fälle,  wo  es  der  gewerbspolizei  vor- 
behalten werden  musz,  ihre  vormundschaftlichen  rechte 
geltend  zu  machen.  (J.  G.  Hoffmann)  zunftverf  (1803)  119; 
gewerbepolicei,  welcher  die  ausführung  und  controle  der 
in  der  gewerbegesetzgebung  enthaltenen  bestimmungen 
obliegt.  Thiel  4,426.    dazu 

GEWERBEPOLIZEIBEHÖRDE,/..-  sie  meldeten  auch 
ihre  absieht,  die  kehlleistenfabrikation  zu  betreiben,  vor 
eröffnung  des  betriebes  bei  der  gewerbepolizeibehörde  an. 
entsch.  d.  reiclisger.  in  civils.  (1902)  55,  4. 

GEWERBEPOLIZEIGESETZ,  n. .-  das  (preuszische)  ge- 
werbe-polizeigesetz  vom  7ten  September  1811  blieb  .  .  .  un- 
zureichend. Hoffmann  lehre  v.  d.  steuern  (1840)  193. 

GEWERBEPOLIZEILICH,  adj.:  darf  demjenigen,  dem 
die  Verwaltungsbehörde  eine  gewerbepolizeiliche  kon- 
zession  erteilt  hat,  diese  nicht  oder  nur  unter  gewissen 
Voraussetzungen  wieder  entzogen  werden.  Sghultzen- 
STEiN,  s.  vericaltungsarchiv  (1903)11,383;  gewerbepolizei- 
liche gesetze.  entsch.  d.  reichsger.  in  civils.  56  (1904),  170; 
gewerbepolizeiliche  Verhältnisse.  Landmann  gewerbeord- 
nung  (1903)  1,7;  gewerbepolizeiliche  zwecke.  Rohrsgheidt 
gewerbearchiv  3  (1904),  393. 

GEWERBEPOLIZEIRECHT,  n.:  in  Elsass- Lothringen 
ist  die  gewerbeordnung  erst  am  l.  Januar  1889  eingeführt 
worden,  indes  wurde  schon  vorher  in  einigen  wichtigen 
punkten  eine  Übereinstimmung  des  gewerbepolizeirechts 
herbeigeführt.  Landmann  getverbeordnung  (1903)  1,  6. 

GEWERBEPOLIZEISECTION,/.;  später  beabsichtigte 
die  gewerbepolizeisection  im  ministerium  des  innern  (1809) 
die  gänzliche  auflösung  des  Zunftwesens  in  Litauen.  Rohr- 
sgheidt 176. 

GEWERBEPOLIZEIVERGEHEN,  n.:  hinsichtlich  des  . . . 
gewerbepolizeivergehens  ...  sei  die  Strafverfolgung  . . .  ver- 
jährt, entsch.  d.  reichsger.  in  straf s.  (l882)  6,  372. 

GEWERBEPRINCIP,  n. :  es  war  dies  das  handeis-  und 
gewerbe-princip ,  das  auf  der  nationalen  ständetafel  des 
altgermanischen  lebens  nicht  mit  verzeichnet  gestanden, 
und  durch  welches  die  entwickelung  des  städtethums  von 
vornherein  eine  antifeudale  richtung  in  sich  aufnahm. 
Th.  Mundt  gesch.  d.  deutschen  stände  (2,  l)  274. 

GEWERBE-,   GEWERB-,   GEWERBSPRIVILEGIUM,  n. 

1)  Vorrechte,  die  einer  gruppe,  einer  innung  zustehen: 
die  gesellen  bildeten  keine  besondere  gesellschaft  .  .  . 
durften  . .  .  keine  eigenen  handwerksartikel  führen ,  son- 
dern mussten  sich  vielmehr  nach  den  gewerbeprivilegien 
richten.  Rohrsgheidt  15. 

2)  Vorrechte,  die  einem  einzelnen  verliehen  werden:  jeder, 
welcher  eine  neue  entdeckung,  erfmdung  oder  Verbesse- 
rung im  gebiete  der  gewerbe  selbst  gemacht  hat,  .  . .  er- 
hält, wenn  er  den  nachgesetzten  erfordernissen  genüge 
leistet,  ein  gewerbsprivilegium.  bayrische  verordn.  betr.  d. 
gewerbstcesen  v.  1826  (s.  regier. Matt  *.  140);  aufdennamen 
Wichmanns    werden    uns    zwei    gewerbeprivilegien    aus 


Magdeburg  überliefert.  Eberstadt  Ursprung  des  Zunft- 
wesens 123. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSPRODUKT,  n.  vor- 
wiegend im  plural  gebraucht,  vgl.  auch  gewerbliche  Pro- 
dukte, das  compositum  entspritigt  der  neueren  bedeutungs- 
verengung  von  gewerbe:  dasz  .  .  .  aueh  dieser  umstand 
keinen  kleinen  einflusz  auf  die  ausfuhr  deutscher  ge- 
werbs-produkte  und  die  vergrösserte  anzahl  der  gewerbe- 
treibenden haben  musz.  Jon.  Adam  Weisz  über  das 
zunfticesen  88;  zudem  braucht  man  wirklich  heut  zu 
tage  nicht  so  viele  gewerbs-produkte,  als  noch  vor  hundert 
Jahren.  84;  das  gleiche  einl.  s.  29  (gewerbeprodukt) ;  sehr 
viel  nachdruck  wurde  von  seite  der  gewerbefreiheitlichen 
agitation  auf  das  billigerwerden  der  gewerbsproducte  in 
folge  der  aufhebung  der  zünfte  gelegt.  Kaizl  kämpf  um 
gewerbereform  (Schmollers  forschungen  2,1)27;  gewerbe- 
museum  die  . . .  für  ständige  ausstellungen  von  gewerbe- 
und  Industrie -Produkten  errichteten  gebäude.  Lueger 
4 ,  647 ;  da  kann  er  (der  staat)  sich  der  einschränkung 
der  meister,  auf  die  der  nachfrage  nach  ihren  gewerb- 
produkten  angemessene  zahl ,  als  eines  wirksamen  . .  . 
mittels  bedienen ,  das  .  . .  verhütet ,  dasz  sich  nicht 
mehrere  mit  dem  handwerksbetriebe  beschäftigen,  als 
es  .  .  .  heilsam  ist.  Völker  (l80l)55;  dass  manche  sich 
gesellen  fremder  oder  verwandter  gewerbe  halten,  um 
durch  diese  ihren  gewerbs-producten  eine  nicht  auf  recht- 
liche weise  erzielte  Veredelung  zu  geben,  entwurf  einer 
allgem.  handiverker-  u.  gewerbeordnung  f.  Deutschland  (1848) 
s.  13.  dazu  gewerbeproduktion,  /. .-  alle  oben  angegebenen 
betriebe  als  fabrikmässige  betriebe  angenommen,  bilden 
die  in  der  kapitalistischen  gewerbeproduktion  beschäf- 
tigten arbeiter  0,73%  der  gesamtbevölkerung  des  landes 
(Georgien),  zeitschr.f.  d.  gesummte  staatswissensch.  erg.-heft 
1, 119  (1901). 

GEWERBEPROTOKOLL,  *.  gewerbsprotokoU. 

GEWERBEPROZESS,  m.:  die  angeblich  zu  weite  ent- 
fernung  des  ordentlichen  gerichts  ist  allerdings  ein  grund, 
der  zu  einem  theile  unwiderlegbar  ist,  nur  dass  er,  weil 
es  ausser  den  gewerbeprozessen  noch  recht  viele  andere, 
der  schleunigen  erledigung  bedürfende  rechtsangelegen- 
heiten  giebt,  zu  viel  beweist.  Kovv^alzig  bestrafung  des 
arbeitsvertragsbruches  (1875)  14. 

GEWERBER,  GEWERBE,  m.  nomen  agentis  zu  gewer- 
ben,  vorvnegend  in  der  bedeutung,  die  sich  mit  gewerbe  = 
commercium  berührt,  vgl.  gewerbend  unter  gewerben. 

1)  eine  allgemeinere  bedeutung  schont  vereinzelt  zur 
geltung  zu  kommen :  wir  vorbannen  .  .  .  alle,  die  do  fre- 
velich  lemen,  wunden,  todten,  fahen,  gefangen  legen  und 
auffhalten  die  patriarchen,  ertzbischoffen  und  bischoffen 
und  ihre  gewerben.  Luther  (bulla  coen.  domini)  Weim. 
8,698;  also  erscheinen  auch  gessellen,  gemeiner,  gewerber, 
pundtsleuth  etc.  einander  (als  geister):  dz  allen  zeichen 
sind,  jhrs  eilenden  wesens  abzustehen.  Paragelsus  (de 
animabus  mortuum)  2  (1616),  273  (dieselbe  stelle  in  des  Eras- 
Mus  Frangisci  höll.  Proteus  [1695]  135). 

2)  meist  jedoch  herrscht  die  engere  bedeutung  vor,  sie 
läszt  das  wort  bis  in  den  anfang  des  19.  jahrh.  heran- 
reichen :  da  (auf  dem  conzil  zu  Konstanz)  send  so  vil  fürsten, 
herren,  . .  .  und  die  grosz  gewerben  von  aller  kaufman- 
schaft  (gewesen).  Burkh.  Zink,  s.  deutsche  städtechron. 
5,66;  (wir,  die  hauptleute  der  bauern)  fugen  ewer  fürst- 
lichen hochwirdigkait  (bischof  Konrad  v.  Würzburg)  zu 
wissen,  das  wir  uns  im  namen  unsers  herren  Jhesu 
Christi  zu  uffrichtung  seines  hailigen,  ewigen  worts, 
auch  erledigung  vilfeltiger,  unchristlicher  betrangung  und 
beschwerung,  dem  göttlichen  wort  entgegen,  so  den  ge- 
werbern,  handtieren,  auch  witwen  und  waisen  biszher 
manigfeltigklich  aufgeleget  und  begegnet,  .  .  .  zusamen 
getan  .  .  ,  Schriftstück  von  1625  bei  Bau  mann  quellen  z. 
bauernkrieg  aus  Botenburg  432;  der  gewerber  und  der  han- 
delsmann  schafft  seine  waaren  schnell ;  der  bauer  langsam. 
Sghlosser  (polit.  fragm.)  kl.  sehr.  2  (l780),  248.  Heynatz, 
der  diesen  beleg  2,  55  gibt,  Tuerkt  dazu  an :  der  gewerber 
statt  derjenige,  welcher  ein  gewerbe  treibt,  ist  wenigstens 
nicht  sprachähnlich  gebildet;  aber  auch  der  fleissigst  ar- 
beitende gewerber  musz  sich  täglich  unausgesetzt  sm- 
strengen.  Jon.  Ad.  Weisz  über  das  Zunftwesen  (1798)  127 ; 
jede  Stadt  und   jeder  ort  ist  .  .  .  nichts  anders  als  eine 


5577 


GEWERBEQUELLE 


GEWERBESACHE 


5578 


lammlung  einzelner  menichen,  die  durch  ihren  elnilaiz 
anf  das  ganze  ihrer  gegenseitigen  verhällniste  auf  eine 
ntlmliche  weise  auf  einander  segnend  und  verheerend 
einwirken,  wie  der  einzelne  gewerber  auf  seine  Um- 
gebungen und  besonders  aaf  die  Verhältnisse,  in  denen 
er  zu  seinen,  ihm  arbeitenden  und  von  ihm  und  seiner 
gewerbsamkeit  abhänglichen,  menschen  steht.  Pestalozzi 
(aiinichten  über  induatrie,  ertiehung  und  politik)  9,  76. 

UEWEUbKgUKLLK,  ».  gewerbsquelle. 

GEWERBE  ,  QEWERB-,  OEWEHBSKAT,  m.  mU  coUee 
iiver  und  individiuU%»i«rtndtr  bedtutung. 

l)  die  indiiridualUierende  b«d«tttung:  consiliarias.  eben 
so  sind  fabrikinspectoren,  gewerbsräthe  nUzlich,  wenn  sie 
keine  unmittelbare  einwirk ung  auf  die  gewerbe  haben 
sollen,  sondern  nur  angestellt  sind,  um  für  Vervollkomm- 
nung .der  gewerbe  zu  arbeiten,  die  regierung  und  das 
volk  auf  neue  nUzliche  zweige  aufmerksam  machen.  Jon. 
Kari.  Leuciik  geictrb  u.  handel^freiheit  Ml;  gewerbsräthe 
blos  zu  dem  7.wck  anzustellen,  dass  sie  Jedem  anfra- 
genden uncntgeldlich  rath  geben  . . .  möchte  ein  in  hin- 
sieht auf  den  zwek  und  nuzen  viel  zu  kostbares  mittel 
sein,  an;  den  von  den  gewerbräthen  abgehörten  zeugen 
wird  eine  summe  taxiert  Gottlirb  amUb^ugniatt  de» 
raths  d.  gtwerbvtratändigen  181;  die  gewerbetechnischen 
rftthe  werden  von  mir  . . .  ernannt  and  fiihren  den  titel 
regierungs-  und  gewerberath.  ».  prtun.  geaeta».  IWI,  165. 

8)  die  oflUctivbedeutung :  consilium,  vgl.  der  rath  der 
gewerbeverständigen ,  «.  das  letttere.  der  gewerberath 
ist  die  frei  gewählte  behörde  aller  Innungen  einer  stadt 
oder  eines  bezirks  ...  die  mitgliodcr  des  gewerberathcs 
werden  vereidet,  enttnirf  e.  allg.  d.  handuxrker-  u.  ge- 
werbeordn.  IM»;  für  jeden  ort  oder  bezirk,  wo  wegen  eines 
erheblichen  gewerblichen  Verkehrs  ein  bedUrfnisz  zu  einem 
gewcrberathe  obwaltet,  soll  ein  solcher  .  .  .  errichtet 
werden,  preuaz.  verordn.  von  1849  [geaetxa.  ».  W);  sollte  der 
maier  erst  um  erlaubniss  nachsuchen  einen  buchbinder- 
gehUlfen  zu  halten  oder  Überhaupt  pappsachen  anfertigen 
zu  dUrfen,  der  arme  mann  wäre  mit  frau  und  kindern 
dem  elende  erlegen,  bevor  der  bescheid  des  gewerboraths 
angelangt  wäre.  Born  die  bürgerl.  existent  ist  gesichert 
(1849)  9. 

GEWERBERAUM,  s.  gewerbsraum. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSRECHT,  n..  mit  indi 
vidtiolisierender  und  niit  coUectivbedeutung  des  ziceiten 
eompositionstheils. 

1)  vgl.  ge  Werbeberechtigung,  gewerbeprivilegium.  ge- 
werberecht, right  or  priviUge  of  exercising  a  trade  or  pro- 
fession.  Hilpert  1,463«. 

a)  bäoker,  kuchenbäcker  und  pfefTerkUchler  erhalten 
nur  einerlei  bäckergewerbeschein  und  mit  diesem  gleiche 
gewerbsrochte.  preusz.  gesetz  über  d-  polizeil.  verf.  d.  ge- 
werbe V.  1811  igesetznamml.  s.  270);  der  gleichzeitige  betrieb 
unzUnftiger  gewerbe  ist  durch  die  von  dem  meister  aus- 
geübten gewerbrechte  nicht  ausgeschlossen.  Württemberg, 
gewerbeordn.  v.  1888  (reg.bl.  s.  8U);  endlich  kommt  noch 
zu  bemerken,  dass  ein  zwischen  einzelnen  handeis-  und 
gewerbsclassen  getroffenes  Übereinkommen  über  ihre 
gegenseitigen  gewerbs-  und  handeLsrechte  . . .  ungUltig  sei. 
Barth-Barthknheim  1,891;  soweit  ein  gewerbebctrieb 
stattflndet,  fordert  das  gesetz  .  .  .  die  gehörige  beachtung 
fremder  aussohliesslioher  gewerbereclite.  entstheidung  d. 
reichsger.  in  cirils.  (1897)  39,  83 ;  dazu  vgl. :  den  ma- 
gistraten  {steht)  ...  die  Verleihung  der  gewerbebefußnissc 
zu  .  .  .  mit  ausnähme  der  {ohnehin  untersagten)  erthei- 
lung  von  realgowerberechton.  Klbinschrod  86;  mit 
einfuhrung  der  neuen  deutschen  gewerbeordnung  sind 
alle  an  dem  betriebe  von  handwerken  oder  technischen 
gewerben  haftendeji  realrechte  aufzuheben,  woher  sollen 
jedoch  (die)  .  .  .  Staatsbehörden  .  .  .  den  werth  der  .  .  . 
auf  fraglichen  gewerbsrealitäten  haftenden  passiven  er- 
mitteln, entwurf  einer  allgem.  d.  handxcerker-  u.  gncerbe- 
Ordnung  1848. 

b)  alle  in  dem  Vereinsbezirke  ansässige  mit  gewerbs- 
recht  versehene  mitglicder  eines  bisher  schon  zünftigen 
gewerbes  .  .  .  sind  gehalten,  dem  treffenden  vereine  ihres 
besirkes  beizutreten,  bayr.  verordn.  betr.  d.  gewerbsweaen 
».1886  {reg.bl.  s.  iti);  die  abgaben,  welche  die  gewerb- 
treibenden  zu  bezahlen  hatten,   bestanden  ...  in  einer 


kaafsumme    fOr   das   gewerbsrecht.    Wilda  giUlenweaen 

(18S1)  806. 

8)  die  eoUeetUhaitutung,  «fl.  handwerksrecht :  die  aof 
nähme  in  das  kaofmlnnisebe  gewerberecht  richtet  sich 
nach  den  Vorschriften  der  artikel  «•— M.  Württamh. 
geteerbeordn.  v.  ifllB  (rag.bL  a.  MS);  germde  die  erfahroag 
lehrt  mich,  dasz  ein  solches  direotee  eingreifen  in  das 
gewerbswesen  and  in  das  gewerberaoht  flbertiaupt  unheil 
hervorruft.  Stahl,  a.  atetutgr.  bar.  4.  Frankf  national- 
Vera.  775*;  gewerberecht,  der  inbegrilT  der  auf  die  regelang 
and  oonlrole  des  gewerbewesens  gerichteten  gesetie  ond 
Verordnungen.  TiiieL4, 486. 

GEWERBERECHTIJCH,  adj.:  bei  einigen  ämtem  fan 
den  wir  das  prinzip  der  amtsbOKigkeit,  das  im  feraden 
gegensatz  zo  dem  Zunftzwang  nicht  die  gewerbereehtltebe 
einbeziehang,  sondern  den  personenrcchtlichen  abscblOM 
fordert.    Eberstaot  uritprung  dea  axti^fUeeaena  (IMO)  iM. 

GEWERBERRFRHKNÜAR,  m..  nattarar  tUel.  vwvk^ft  tu 
gewerbeassessor,  gewerberat  (o^.  mitk  waiat  fewarb«- 
inspeotion). 

GEWERBEREFORM,  /..  Kaizbl,  der  kämpf  um  ge 
Werbereform  ...  in  Bayern  (SehmoUera  forsehungen  f ,  l). 

GEWERBEREGAL,  n.,  vgl.  Thiel  4.486. 

GEWERBEREGLEMENT,  a.  gewerbsreglement 

GEWERBEREGSAMKEIT./,  gelegenheitabildung,  mit  der 
eine  in  dem  wort  gewerbsamkeit  ruhende  Vorstellung  krdf- 
Hf/er  herauagaarbeitet  wird:  die  ganze  läge  der  dinge  habe 
sich  so  gestaltet,  dass  .  .  .  eine  entscheidende  bewegang 
vorwärts  anvermeidlich  sei,  wenn  nicht  Baiem  ...  bei 
einer  sich  allentiialben  hervordrängenden  gewerbereg» 
samkeit  .  .  .  sich  weit  zurückgeworfen  .  .  .  sehen  wolle. 
M  ASCH  ER  deutsehe»  gexeerbeufeaen  (1866)  640. 

GEWERBE ,  GEWERBREICH,  adj..  vgl.  gewerbeann, 
gewcrbelos. 

1)  zu  gewerbe -erwerb;  gewerbreich  stadt,  emhorium 
edeberrimum,  urba  qttaestuosissima.  Stieler  IMS. 

8)  gewerbreich,  reich  an  gewerben,  wo  die  gewerbe 
blühen.  Rumpf  187:  zu  prüfung  derer,  die  sich  künftig  als 
mUhlenbau-,  hauszimmer-  .  .  .  meister  ansetzen  wollen, 
sollen  in  den  gewerbreichsten  städten  commissionen  er- 
richtet werden,  ges.  über  d.  polieeil.  verh.  der  getcerbe  (§  98). 
s.  pretisz.  gesetzs.  1811,873;  darauf  folgte  eine  Wanderung 
durch  das  gewerbreiche  Elberfcld,  wobei  wir  einige  der 
bedeutenderen  fabriken  besichtigten.  Friedr.  Hbinr. 
Ranke  Jugenderinnerungen  808;  vielleicht  war  es  gerade 
eine  folge  der  geringen  Wirksamkeit  der  bank  im  gewerbe- 
reichen Westen,  dasz  dieselbe  eben  damals,  wo  man  über 
kapitalmangel  allenthalben  klagte,  ihre  gelder  nur  zum 
kleineren  teile  unterbringen  konnte.  W.  Lotz  geaek.  d. 
d.  notenbanken  (1888)  56. 

GEWERBE  ,  GEWERBSREICHTHUM.m..-  so  wird  durch 
die  folgen  des  unerhobenen  und  unveredelten  gewerbs-  und 
fabrikrcichthums  die  häusliche  tagend,  aus  welcher  er 
selber  entsprungen,  in  der  masse  des  volks  allgemein 
untergraben  und  unbeachtet.  Pestalozzi  (otusdUm  über 
induatrie  .  .  .)  9,  84. 

GEWERBE,  GEWERBREISE,/..-  Angelika  Kaufmann 
ward  za  Schwarzenberg,  einem  dörfchen  im  walde  von 
Bregenz  geboren  ...  ihr  vatcr  war  maier  and  verfertigte 
. . .  altarblätter  für  die  kleinen  kirchen  der  Lombarder 
...  oft  begleitete  sie  den  vater  auf  seinen  geweibrefaMii 
in  Oberitalien.  Mai-thisson  {umrisse  mtta  Itmtiam)  «,186. 

GEWKRBEREISENDEH,  m.  gewerbefsiMMkr.  GAirp 
bürgerkunde  (l90l)  199  register. 

GEWERBERICHTKR .  m.,  v^.  gewerbegericht:  aber 
selbst . . .  {wenn  man)  den  jaristischen  Vorsitzenden  für 
die  unerlässliche  bedingung  eines  guten  gewerbegerichis 
hält,  ist  'der  normale  kreisrichter'  nicht  das  ideale  eines 
gewerberichters.  Rickert  d.  getceril. adtiedagerieJU  (1874) W. 

GEWERBESACHE,  /.,  «rte  geweiteangelegenheit  {a.  :). 
nur  im  plural  bdegt.  vgl.  handwerkssache :  die  polizei- 
dcputation  hat  die  Oberaufsicht  and  ffirsorge  ober  .  .  . 
gewerbe-,  fabriken -.  handeis-,  schifTahrts-,  gewerks-  und 
innungssachen  . .  pretisz.  geschä/tsinstr.  för  d.  reg.  gesetzs. 
1806,  ».488;  dahin  gehören:  die  den  kreisämtem  (welche 
übrigens  keine  Instanz  bei  entscheidungen  in  gewerb- 
sachen  bilden  sollen)  vorbehaltenen  Verleihungen.  Klein 
scHROD  87;    die  weber  zahlen  dem   erzbischof  jährlich 

SSO« 


5579 


GEWERBESALZ 


GEWERBESCHULE 


5580 


einen  zins  von  sechzehn  solidi  wegen  des  ihnen  von 
alters  her  verliehenen  rechtes,  dass  sie  in  gewerbe- 
sachen  nur  vor  ihrem  eigenen  magister  zu  gericht  zu 
stehen  brauchen.  Eberstadt  Ursprung  d.  Zunftwesens  87. 
dazu  vgl.  den  singular  bei  erwerbssache :  wenn  wir  jetzt 
auch  die  bildung  zur  kunst  gesondert  von  der  herzens- 
und  geistesbildung  als  physische  bildung  ansehen,  wie 
sie  vorzüglich  als  erwerbs-  und  berufssache  kann  und 
musz  ins  aug  gefaszt  werden.  Pestalozzi  {Lienhard  u. 
Gertrud  i,  68)  4^,  261. 

GEWERBESALZ,  n.,  vgl.  oben  gewerbebestellsalz :  durch 
das  lagern  von  thierhäuten  und  denaturirtem  gewerbesalz 
auf  dem  grundstück  . .  .  werden  nach  amtsärztlichem  gut- 
achten  ausdünstungen  erzeugt,  gewerbearchiv  i  (1902),  596. 

GEWERBESAM ,  GEWERBESCHAFT  u.  a.  sind  nicht 
belegt,  die  ableitungen  gehen  unmittelbar  von  gewerb  aus, 
8.  gewerbsam,  gewerbschaft. 

GEWERBESBANDE ,  *.  gewerbsband. 

GEWERBESCHATZ,  m.,  vgl.  gewerbegeld,  -groschen, 
-schosz,  -Steuer  u.  a. :  der  damals  üblich  steuerfusz  war 
der  viehschatz  .  .  .  auszer  dem  viehschatz  wurde  auch 
einige  male  ein  gewerbe-  und  handthierungsschatz  und 
eine  accise  erhoben.  M.  Bär  verwaltungsgeseh.  des  re- 
gierungsbezirks  Osnabrück  56. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSSCHATZUNG ,  / ; 
zu  den  consumtionsauflagen  gehöret  auch  die  sogenannte 
gewerbsteuer,  oder  gewerbschatzung.  J.  A.  Sghlettwein 
die  iinchtigsten  angelegenheiten  f.  d.  ganze  publ.  (1772)  287 ; 
man  hat  mancherlei  consumtionsabgaben ,  wohin  unter 
andern  die  accise  . . .  der  zoll  und  die  gewerbschatzungen 
gehören.  259;  die  recognitionen  von  gewerben,  sofern  sie 
nicht  die  stelle  der  gewerbs-schazung  vertreten,  badisches 
reg.blatt  5  (1807),  151 ;  im  allgemeinen  sind  zwei  wege  der 
gewerbesschatzung  möglich.  Fentsch  gewerbesteuer  im 
dtsch.  staatswb.  i  (1859),  3i5. 

GEWERBE-,  GEWERBSCHATZUNGSREGULATIV,  ».  .- 
und  die  bürger  zu  entdeckung  des  besondern  etats  ihrer 
gewerbe  zu  zwingen,  keinen  sichern  calcul  entwerfen, 
und  also  auch  kein  gewerbschatzungsregulativ  machen. 
J.  A.  Schlettv^'ein  294. 

GEWERBE-,  GEWERBSCHAU,  /.,  vgl.  heerschau,  thier- 
schau  u.  a.,  bald  ist  es  mehr  das  moment  der  festlichen 
Veranstaltung,  bald  die  absieht  der  prüfung  und  controle, 
die  die  anioendung  beherrscht. 

1)  vor  allen  zur  zierde  einer  gewerbschau  .  .  .  waren 
auch  dieszmal  wieder  damaste  in  groszer  anzahl  .  .  .  aus- 
gestellt, bericht  über  die  ausstdlung  sächs.  geicerber Zeug- 
nisse im  jähre  1831  s.  8. 

2)  das  Privileg  umschliesst  den  zünftigen  Organismus, 
.  .  .  das  recht  des  eigenen,  von  den  geschworenen  wahr- 
genommenen gerichts,  die  gewerbeschau  und  aufsieht, 
und  Vorschriften  über  den  betrieb  des  handwerks.  Eder- 
stadt  Ursprung  d.  Zunftwesens  88. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSSCHEIN,  m..-  gewerbe- 
schein,  der  schriftliche  erlaubnissschein  zum  betrieb  eines 
gewerbes.  Thiel  4,426.  in  dieser  engeren  fassung  dringt 
das  wort  auch  in  den  allgemeineren  Sprachgebrauch  über. 

1)  die  geltung  in  der  fachsprache:  der  gewerbeschein 
giebt  demjenigen,  auf  dessen  namen  er  ausgestellt  ist, 
die  befugniss,  ein  gewerbe  fortzusetzen  oder  ein  neues 
anzufangen,  preusz,  edict  über  die  gewerbesteuer  von  1810 
{gesetzsamml.  s.  79);  ein  jeder,  welcher  in  unsern  Staaten 
.  .  .  sein  bisheriges  gewerbe,  .  .  .  fortsetzen  oder  ein  neues 
jinternehmen  will,  ist  verpflichtet,  einen  gewerbeschein 
darüber  zu  lösen,  ebenda;  haben  wir  nur  erst  die 
fatale  lehrzeit  überstanden,  .  .  .  lösen  wir  uns  einen  ge- 
werbeschein und  etabliren  uns.  Damme  nachteile  der  ge- 
Werbefreiheit  in:  gewerbebörse  (1847)  13;  nach  §  18  gesetz 
vom  3.  juli  1876  (betr.  d.  besteuerung  d.  getverbebetriebs  im 
umherziehen)  wird  derjenige  bestraft,  welcher  ohne  einen 
gewerbeschein  eingelöst  zu  haben,  ein  der  steuer  vom 
gewerbebetrieb  im  umherziehen  unterworfenes  gewerbe 
betreibt,  gewerbearchiv  f.  d.  deutsche  reich  (1902)  1,  679. 

2)  eben  diese  Verbindung  einen  gewerbeschein  lösen  spielt 
im  Sprachgebrauch  Gutzkows  eine  rolle,  sowol  im  eigent- 
lichen als  im  übertragenen  sinne :  ehemals  kam  der  raths- 
schreiber  zu  mir  auf  das  zimmer,  jetzt  werde  ich  vor 
ihn  citirt  und  ersticke  in  dem   qualm  eines  saales,   wo 


man  passe  ausstellt,  lebens-  und  sterbegebühren  bezahlt 
und  gewerbscheine  lösen  musz.  Gutzkow^  {säkularbilder  l) 
9,  268;  der  gute  prinz  soll  ein  tischler  sein  ...  ich  möchte 
nur  wissen,  ob  er  sich  bei  uns  einen  gewerbeschein  lösen 
wird,  ritter  v.  geist  1,212;  aus  wie  wundersamen  dingen 
nimmt  jetzt  diese  baukunst  {der  luftschlösser),  welche 
man,  wie  die  biber,  nicht  einmal  zu  lernen  braucht,  für 
welche  man  kein  patent  und  keinen  gewerbeschein  löst 
und  in  welcher  der  ungeschickteste  immer  der  gröszte 
meister  ist,  ihr  material  her?  (iVero  6)  l,  181.  dazu  vgl. 
auch:  'se  sinn  bi  mi  west  und  hebben  mi  kleen  tuusch 
und  kramgeschäft  utfunnen  . . .'  ...  'nun  gut.  aber  du 
nimmst  ja  den  kaufleuten  das  brot.  hast  du  denn  einen 
gewerbeschein?'  Fontane  (vor  dem  stürm  34)  l,  s.  326. 

3)  in  einer  mannigfaltigen  reihe  von  Zusammensetzungen 
bildet  gewerbeschein  den  zweiten  eompositionstheil:  bäcker-, 
barbier-,  böttcher-,  gerber  ,  hauszimmermanns-,  schmiede-, 
Schneider-,  Schuhmacher-,  weher-,  wundarzt-,  zeugbereiter- 
gewerbschein.  preusx.  gesetzs.  1811,  270;  andererseits  s.  wan- 
dergewerbeschein, m.;  vgl.:  zu  diesem  betriebe  (gewerbe- 
betrieb im  umherziehen)  bedarf  es  eines  Wandergewerbe- 
scheines, der  nur  unter  bestimmten  . . .  Voraussetzungen 
versagt  werden  darf  . . .  mit  dem  wandergewerbescheine 
wird  die  entrichtung  der  landesgewerbesteuer  verbunden. 
HuE  DE  Grais  handb.  d.  Verfassung  u.  Verwaltung  (l90l)  5. 

4)  auszerdem  vgl.:  gewerbescheinfrei,  -scheinpflichtig: 
Personen  aber,  welche  mit  einer  besonders  erlernten  kunst 
oder  handwerk  ...  für  tagelohn  dienen,  sind  nur  in  so 
fern  davon  befreit,  als  sie  für  gehülfen  in  einer  gewerb- 
scheinpflichtigen  fabrik,  oder  bei  einer  gewerbscheinfreien 
wirthschaft  zu  achten  sind,  preusz.  edikt  I8i0,  s.  gesetzs.  80 ; 
ebenso  kann  ausländem  ...  für  reisen  im  auslande,  weil 
sie  zugleich  gewerbescheinpflichtige  geschäfte  treiben,  . . 
gestattet  werden,  eigene  kinder  ...  bei  sich  zu  behalten. 
Zeller  gewerbepolizei  (polizeivnssenschaft  12,  l)  151  (1834); 
die  errichtung  der  wandergewerbesteuer  erfolgt  durch 
lösung  eines  gewerbescheines,  da  sie  anderweit  nicht  ge- 
nügend gesichert  sein  würde,  die  gewerbescheinpflicht 
fällt  in  der  rege!  mit  der  im  polizeilichen  Interesse  für 
diesen  gewerbebetrieb  vorgeschriebenen  wandergewerbe- 
scheinpflicht  zusammen,  der  gewerbeschein  ist  deshalb 
in  der  regel  mit  dem  wandergewerbeschein  zusammen. 
HuE  DE  Grais  handb.  d.  verfass.  u.  verwalt.  (l90i)  208. 

GEWERBESCHIEDSGERIGHT,  n.:  als  gewerbegerichte 
im  sinne  des  reichsgesetzes  gelten  auch  die  früher 
durch  ortsstatut  errichteten  gewerbeschiedsgerichte.  Droop 
rechtsweg  in  Preuszen  (1899)  89. 

GEWERBE-,  GEWERBSCHIFF,  n. :  gewerb-,  kauffartei-, 
kaufmanns-,  handelsschiff,  msrcatoria.  Stieler  1791. 

GEWERBESCHOSZ,  m.,  vgl.  oben  unter  gewerbegeld:  ge- 
werbeschoss  Hilpert  1,463";  die  abgaben  sind  mancherlei, 
als  steuern  .  .  .,  weide-gelt,  heiligen-gelt,  .  .  .,  nachschoss, 
bürgerschilling ,  gewerbeschoss ,  heuerschilling,  bürger- 
gelt, auch  geschoss  von  den  häusern,  und  pläzen.  Estor 
bürg,  rechtsgelehrsamkeit  d.  Teutschen  3,  285. 

GEWERBESCHULD ,  /. ,  nur  im  plural  belegt:  so  die 
haftung  der  ehefrau  mit  ihrem  eingebrachten  für  gemein- 
same gewerbeschulden.  Gierke  genossenschaftstheorie(l88'7) 
404;  durch  seine  ein  willigung  wird  der  mann  ...  in  die 
mithaft  für  die  gewerbeschulden  der  frau  gezogen,  entsch. 
d.  reichsger.  in  civüs.  (1887)  16,  261. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSSCHULE,  /.  mit 
zweierlei  richtungen  des  gebrauches.  die  eine  kennzeichnet 
eine  Veranstaltung,  die  von  der  speziellen  berufsbildung 
ausgeht  und  sich  nur  locker  an  den  schulbeti-ieb  angliedert, 
die  zweite  erwächst  aus  dem  rahmen  der  schulorganisation 
und  ebnet  der  gewerblichen  berufsbildung  nur  die  wege. 

l)  gewerbeschule ,  schogl  of  industry.  eine  höhere  g., 
a  polytechnical  school  or  institution.  Hilpert  1,  464*. 
gewerbschulen,  lehranstalten  zur  ausbildung  von  gewerb- 
treibenden.  Thiel  4,428;  gewerbeschule,  unterrichtsan- 
stalt,  welche  der  gewerbetreibenden  jugend  die  geeig- 
neten kenntnisse  sowie  die  Vorbildung  zur  ausübung 
ihres  faches  bieten  soll.  Lueger4,  647.  —  gewerbeschule 
besser  als  erwerbsschule  (industriesch.)  Rumpf  137:  man 
hat  zwar  hie  und  da  kunst-  und  gewerbs-  und  Industrie- 
schulen errichtet.  Lotz  revision  3, 85 ;  wir  haben  aka- 
demien,  kunst-  und  handwerks-,  gewerb-  und  industrie- 


5581 


gewerbeschOler 


GEWERBESTADT 


5582 


schalen.  Wrrneburo  Inldung  d.  geieerhlreibenden  (IM?)  tt 
(vgl.  die  induslrieschule  in  Diez.  Nkmnich  Utg^.  eintr 
der . .  indtutrie  gewidmet,  reite  1  [l80»],  199;  die  gOtUngitehe 
indastriesohale.  l,  16);  desgleichen  haben  der  magistrat 
(von)  Berlin  . .  im  jalire  1824  neben  dem  kOllnischen  gym- 
nasium,  fUr  diejenigen,  welche  sich  den  gewerben  widmen, 
und  dazu  eine  gründliche  wistensohaftiiche  Vorbereitung 
erlangen  wollen,  eine  neue,  Ton  dem  königl.  technischen 
gewerb-institute  zu  unterscheidende  gewerbschule  ge- 
stiftet. Wp.nNKnuRO  ä.ii;  Übrigem  ist  der  meister  oder 
dienstherr  verbunden,  über  seine  gesellen  oder  gehUlfen 
aufsieht  zu  fuhren,  sie  zum  besuche  des  gottesdicnstcs 
und  der  feiertags-  oder  gewerbcschulon,  so  solche  be- 
stehen, zu  ermahnen,  und  von  unanstHndigem  betragen 
nach  kräften  abzuhalten,  bayr.  verordn.  v.  1896.  regierungi- 
blait ».  89;  schon  mehrere  juhre  bewundern  und  benutzen 
wir  die  durch  herrn  Beuth  herausgegebenen  musterblälter, 
welche  mit  so  viel  einsieht  als  aufwand  zum  vorthcil 
der  preuszischcn  gewerboschulenverbreitctwordcn.  Götiif. 
(betprechung  des  proyrumms  der  Berliner  gewerbtchule  1898) 
44,68;  die  gclolirtenschulcn,  kriegsschulen,  kunstschalen, 
gowerbschulcn ,  kurz  alle  die  anstaltcn,  welche  sich  in 
gröszercu  städton  und  gemeinden  flnden,  mUszten  ihre 
turnmeister  haben.  E.  M.  Ahn  dt  achriften  für  und  an 
eeine  lieben  Deutschen  29  (d<u  tumtcesen)  8,  971 ;  die  alte 
technologische  lehranstalt  .  .  .  lebte  1880  in  der  'schule 
fUr  die  mathematischen  Wissenschaften'  theilweise  wieder 
auf.  die  übrigen  schulen  fasste  man  jetzt  schon  unter 
dem  freilich  noch  nicht  offlciellen  namen  'gewerbeschulen' 
zusammen,  dor  andrang  zu  denselben  war  so  grosz,  dasz 
ein  theil  der  sich  zum  Unterricht  meldenden  immer  ab- 
gewiesen werden  muszte.  G.  Kowalewski  gesch.  d.  Ham- 
burger gesellsch.  i.  beförd.  d.  kilnste  u.  nützlichen  geicerbe 
a.  87;  seit  dem  jähre  1898  hat  sich  auch  der  preussische 
Staat  durch  die  begrUndung  der  königlichen  gewerbe-  und 
haushaltungsschule  in  Posen  auf  diesem  gebiete  in  be- 
merkenswerther  weise  bethätigt  Alukecht  handb.  d.  aoi. 
xoohlfahrtapflege  (1909)  118;  vgl.  auch  kunstgowcrbeschulo 
LUE0ER4,  647;  von  einer  flinken  mutter  ermuntert,  hatte 
sie  in  Kiel  die  gewcrbesohule  besucht.  Frenssen  ift7- 
ligenlei  260;  v^^  axtch  gewerbliche  schulen. 

9)  für  den  Unterricht  in  Volksschulen  und  niederen 
gowerbsschulen  wird  kein  Schulgeld  bezahlt,  entunirf  der 
grundrechte,  a.  atenogr.  ber.  d.  Frankf.  nationalvera.  a.  683»; 
du  willst  nichts  gelernt  haben?  .  .  .  was  haben  sie  dir 
nicht  alles  in  deinen  kloinen  köpf  hineingetrieben  I  da 
war  die  klippschale,  zwei  klassen,  und  die  Stadtschule, 
vier  klassen,  und  die  gewerbeschule,  zwei  klassen :  acht 
klassen  hast  du  gelernt.  G.  Frkytao  (soll  u.  haben  2,6) 
4,  960;  dor  alte  gelehrten-  und  lehrerstand  der  st&dte  wurde 
durch  einberufene  deutsche  schulmänner  reichlich  er- 
weitert und  in  den  meisten  cantoncn  an  eine  grosze 
zwillingsschale  verlheilt,  welche  aus  einem  gymnasium 
und  einer  gewerbsschule  bestand.  Gottfried  Keller  der 
grüne  Heinrieh  l  (1854),  299. 

GEWERBE-,  GEWERBSSCHÜLER,  m.:  ob  sich  nicht 
ihretwegen,  wenn  auch  nicht  ofGziere  duelliren,  doch 
wenigstens  ein  paar  gewerbschUler  mit  den  linealen  über 
die  köpfe  hauen.  C.  Erdensoiin  Fritt  und  Fritachen,  ein 
kleinataatlicher  parlamentrmnan  (1867)  1,  *.  71. 

GEWERBESCHULRAT,  m.  •  die  gewerbeschulteohnisohen 
r&the  werden  von  mir  . . .  ernannt  und  führen  den  titel 
regierungs-  und  gewerbeschulrath.  preuaa.  erlasM  v.  1899 
(geaetza.  a.  77). 

GEWERBE-,  GEWERBSSCHUTZ,  m..  vgl.  TiuBH.  m: 
die  frage,  ob  gewerbefreihcit  oder  gewerbeschutz?  ist 
bisher  anders  von  dem  staatsmanne,  anders  von  dem 
fachmanne  beantwortet  worden,  entviurf  einer  aUgem.  d. 
handtcerker-  u.  gewerbeordn.  1848. 

GEWERBESCHUTZBEFUGNIS./..-  der  Stadthauptmann- 
sohaft  wurde  aber  dieses  recht,  schutzbefugnisse  zu  cr- 
theilen  . . .  übertragen,  so  dass  der  Wiener  magistrat  mit 
seiner  Vorstellung  in  betreff . . .  Verleihung  der  gewerbs- 
schutzbefugnisse  abgewiesen  wurde.  Barth -Bartiien- 
heim  3,48. 

GEWERBE-,  GEWERBSSTAAT,  tn..  vereimelte  bildung  in 
anlehnung  an  gewerbeort,  gewerbestadt  u.  a. :  in  kleinen 
gewerbsstaaten  ist  der  Übergang  des  segenszustands  ihrer 


begrOndung  in  den  segensloteo  ihrei  verainkens  weit 
sichtbarer  und  weit  druckender.  Pestalozzi  (ansiehten 
über  induatrie,  ertiehung  u.  politik)  9,  76. 

GEWERBE-,  GEWERBSINN.  m..  vgl.  gewerbe  —  erverb: 
den  von  seinem  vater  ihm  [joaeph)  angestammten  ge- 
werbsinn  übt  er  im  groszen:  es  sind  nicht  mehr  beerden, 
die  man  einem  •cbwiegerraler ,  die  man  fUr  sich  selbst 
gewinnt,  es  sind  Völker  mit  allen  ihren  besilzungen,  die 
man  für  einen  kOnig  einzuhandeln  versteht  Götiir  {aus 
meinem  leben  4)  94,  S22.    vgl.  auch  geweriMfeilt 

GEWERBICSITZ,  GEWERBESPIEL,  «.  gewerbeiU,  |«- 
werbsspiel. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSSTADT,  /..  vgl.  f» 
werbeort,  gewerbedorf;  vgl.  aber  auch  gewerbebaua. 

l)  d(u  compoaitum  geliOrt  sum  eisernen  beatund  der  tcörttr- 
bücher,  in  denen  ea  eine  atMung  einnimmt,  die  den  litte- 
rariachen  gebrauch  überragt. 

a)  durchgängig  wird  daa  wort  in  den  älteren  deutsch  tat. 
u.  ähnl.  wb.  aufgeführt:  gewärbstatt,  emporium.  forum  nun- 
dinarium,  mercatua.  Maaler  ITS**;  gw&rbsstatt  da  man 
gmaine  m&ssen  und  jarmerckt  halt,  da  grosse  niderleginen 
von  kauffmanns  g&toren  sind,  empot  ium.  aocfi;  gewerbsttatt. 
emporium  . . .  marchi,  viUe  marchande.  Emmel  S46;  gewerb- 
statt,  handelsstatt.  ville  marchande.  HuLSit'S  (1614)  164*: 
ebenso  Hbnisch  (gewerbsstatt)  1607 ;  wasserstat,  bandeUtat, 
gewerbstat.  Sciiotiel  480;  gewerbttatt  oder  handelstatt 
DuEZ  (1664)  199*.  Pomey  188;  gewerb-  aiv«  handelsstadt 
Stibler  2118;    gewerbstatt,  emporium.    GCrtler  8,  74\ 

StEINBACII    9,653.     WeISMANN   8,  179^     MaTTHIAB  8,181*. 

Räulein  383*.  Kirsch  180*.  Venbroni  76*.  Hederich 
1,  1488.  aehon  bei  Frisch  ist  gewerbstadt  gana  durch 
handelsstadt  verdrängt  (vgl.  a.  a.o.  t,  419);  es  erscheint  hier 
nur  noch  im  regiater,  der  lat.  warte  unter  emporium.  bei 
Adeluno  wird  ea  iU>erhaupt  nicht  mehr  aufgeführt,  wol 
aber  von  Campe  neu  aufgenommen,  vgl.  auch  Hbt.^atz  9, 56. 

b)  nicht  ao  consequent,  wie  tn  den  deutsch  lateinischen 
Wörterbüchern  tat  daa  compoaitum  bei  den  lateinisch- 
deutachen  unter  emporium  aufgeführt. 

a)  es  ist  durch  aynonyma  verdrängt;  emporium,  ein 
kauff  Stadt.  Mahmellius  (1517)  i.  94;  mercatua,  ein  marckt 
statt,  ain  ort  da  man  marckt  helt  Serranus  P6*; 
emporium,  ein  marckstat,  ein  ort  da  man  jarmarckt 
hellt,  hl*;  mercatua,  ein  marckstatt,  ein  ort  da  man 
mesz  oder  marck  hellt,  oder  die  zeit  des  jarmarcks. 
Dastpodius  V5*;  emporium  ...  ein  marckstatt,  ein  ort 
da  man  mesz  unn  jarm&rckt  hallt  Ll<';  emporium,  een 
coopstadt  EuALUUS  Gallus  Ds**;  emporium  ein  han- 
delstadt  Corvinus  479,  ebenso  König  893^  Weismann 
1, 147*;  empoi-ium  eine  vornehme  kauf-  und  handels- 
stadt, die  einen  stapel  oder  niederlage  hat  Speramder 
ä  la  mode-apraeh  der  Teutachen  888*. 

ß)  ea  behauptet  aeinen  platt:  emporium  . . .  ein  gew&rb- 
statt,  da  man  gemeine  m&ssen  und  jannArckt  haltet. 
Cholinus  -  Frisius  (1541)  317*;  emporium,  eine  handel- 
stad,  gewerbstad,  niderlag.  Faber  976^;  ähnlich  GoLius 
59.  Nie.  Frisculin  203*.  Calepin  406^  Hadriamus  Jo- 
NIUS  188.  BENTZIUS656.  onomaat.  lat.  germ.  n\  SCHÖNS- 
LEDBR  V5*.    RbTUER  8, 9176.     DkNTZI.BR  888.     MaTTUIAB 

1, 471.   Frisch  regiater  der  lat.  worts  36  (s.  o.). 

c)  für  die  bedeutung  im  «rsttn  compositionstkeäs  ergab 
sieh  aus  diesen  angaben  üb«rn$istimmund  der  wütthre  be- 
griff, für  den  handel  und  getcerbe  als  synonjfwt»  gelten, 
vgl.  attcJi:  ein  gw&rbstatt  da  man  kaufft  und  verkauSt 
Calepin  408*>  u.  a.  dagegen  ist  fStr  d«n  twsiit»  tteü  de» 
cotnpositums  von  späteren  lexikeigrmpkm  üs  Jra§*  mrkobs» 
icorden,  ob  die grundbedeutung  dsafitmdwm im  (emporium) 
tu  gunaten  des  aUgemei$urm  bsgrigst  statte  §egen  Stadt 
entscheide:  emporium,  eine  handds-stadt  eine  niederlage. 
dieses  wort,  welches  ein  griechisches  ist  if^öptun-;  da« 
aber  die  Lateiner  in  ihre  spräche  aufgenommen  haben, 
bedeutet  keine  stadt  sondern  einen  ort  ausser  der  stadt 
beim  haafen,  allwo  die  waaren  ausgeleget  werden,  und 
wo  sich  die  kaufTleute  aufzuhalten  pflegen.  Daniel  Fried- 
rich Janus  phü.  lex.  (1730)  686;  vgL  jedoch:  emporium  . . . 
ort  vor  einer  stadt  an  einem  hafen  u.  d.  g.  wo  die  waaren 
ausgeladen  werden  ...  8)  ein  markt,  ein  handelsplatz,  wo 
man  jahrmarict  messe  n.  d.  g.  hUt  ...  4)  eine  handels- 
stadt Stadt,  wo  gate  kaufmaunschafl  getrieben  wird.  Jon. 


5583 


GEWERBESTAND 


GEWERBESTAND 


5584 


Henr.  Drumelius  lex.  mantiale  i,  4027.  vde  auch  die  litte- 
rarischen  belege  zeigen,  geht  der  wortgehrauch  durchaus  von 
der  engeren  Bedeutung  stadt  au^. 

2)  der  litterarische  gebrauch,  der  sich  in  der  häußgkeit 
der  belege  mit  dem  leocikalischen  nicht  messen  kann,  greift 
dafür  weiter  in  die  neuere  spräche  herein.  Wandlungen  der 
bedeutung  lassen  sich  insofern  feststellen,  als  die  Vor- 
stellung des  handelsverkehrs ,  die  in  älteren  belegen  den 
weltlmndel  betraf,  sich  nun  mehr  und  mehr  in  die  enge 
verh"'t,  im  anschlusz  daran  toird  die  antheilnahme  des 
handwerkes  stärker  betont. 

a)  es  ist  sunst  ein  andere  gewerbstatt  am  mÖre,  die 
lieiszt  Bände.  Münster  cosmogr.  (2.)  42;  Antorff,  welches 
die  mechtigste  gewerbstatt  in  der  ganzen  weit  sei.  Slei- 
DANUS  deutsche  chronik  (1559)296'';  nun  zeuget  das  erste 
buch  der  könige  neben  den  landtafeln,  das  Sarepta 
zwischen  der  festen  stadt  Tyro,  und  der  grossen  gewerb- 
oder  handelstadt  Sydon  gelegen,  nit  fern  vom  mittel- 
mehr. Mathesius  Sarepta  (i578)  1*;  in  diser  mechtigen 
gewerbstadt  (Tyrus)  haben  die  inseln  des  mittelmeers  . . 
allerlei  metall  verkaufft.  96*' ;  dafür  haben  die  fürsten  zu 
Zeiten  etliche  gewerbstadt  auff  etliche  jar  unnd  wider- 
rufen gefreiet,  alsz  hertzog  Ludwig  zu  Landshüt  die  stadt 
Nürnberg,  anno  1456.  Wiguleus  Hund  bayrisch  stam- 
menbuch 2,402;  Genff ...  welche  ist  ein  statt  in  Saphoy, 
ligt  in  der  gegend  desz  Schweitzerlands,  ein  schöne 
und  grosse  gewerbstatt,  hat  gute  fruchtbare  wein-wachsz. 
Volksbuch  von  dr.  Faust,  neudr.  ».61;  Chum  eine  ge- 
waltige gewerbstatt.  Stumpf  Schweiz,  chronik  (1606)  134»; 
so  kann  ein  junger  mann,  mit  dem  besten  willen  seine 
kenntnisse  zu  vermehren,  fünfzig  meilen  weit  in  eine 
berühmte  gewerbsstadt  wandern,  um  in  einem  winkel 
derselben,  wenn  es  sein  unstern  will,  elendere  arbeit  zu 
verfertigen,  als  er  zu  hause  in  die  bände  bekommen  haben 
würde.  (J.  G.  Hoffmann)  das  Interesse  des  menschen  . .  . 
bei  d.  bestehenden  zunftverf.  (1803)  108. 

b)  den  l.  septemb.  hat  es  zft  Husi,  einer  gewerbstatt 
in  Holstein,  in  underschidlichen  orten  zum  anderen  mal 
blüt  geregnet.  Stumpf  Schweiz,  chronik  134*;  immassen  die 
zeit,  so  er  {der  wandernde  gesell)  in  näheren  orten  zu- 
bringet, es  seie  dann  eine  grose  handeis-  und  gewerb-stadt, 
ihme  für  die  wanderzeit  nicht  angenommen  . . .  werden 
solle,  badische  zunftordmmgen  (1769)112;  man  verlor  sich 
in  die  alte  gewerbstadt,  und  besonders  markttages  gern 
in  dem  gewühl,  das  sich  um  die  Bartholomäuskirche 
herum  versammelte.  Götiie  (dichtung  u.  Wahrheit  l)  24,  22; 
die  mittlere  stadt  {Tübingen)  sieht  einer  alten  zufällig 
zusammengebauten  gewerbstadt  ähnlich.  {Schweizerreise 
1797)43,121;  wo  gewerbsstädte  zu  dieser  unbürgerlichkeit 
versinken.  Pestalozzi  {ansichten  über  industrie)  9,  87; 
ein  groszer  theil  von  orten  in  Deutschland  —  insbesondere 
viele  gewerbestädte  —  haben  eingaben  an  uns  gemacht, 
um  eine  allgemeine  gewerbeordnung  zu  erlangen.  . . .  jeder 
ort  hat  nun  andere  punkte  aufgestellt;  jeder  ort  will 
eine  gewerbeordnung,  die  für  seine  Verhältnisse  passt,  zur 
allgemeinen  deutschen  gewerbeordnung  erhoben  wissen. 
F.J.Stahl,  s.  stenogr.  ber.  d.  Frankf.  nationalvers.  IIb'", 
solche  kleine  städte  freilich,  welche  von  den  bedingungen 
einer  stadt  jetzt  nichts  mehr  haben  als  den  historischen 
namen  und  deren  gewerbeleben  in  stetem  rückgange  be- 
reits jetzt  begriffen  ist  . . ,  würden  als  gewerbestädte  durch 
keine  gesetzgebung  zu  halten  sein.  Rentzsch  geioerbe- 
freiheit  (1862)80;  gewerbstadt,  neues  wort(l),  eine  stadt, 
in  welcher  die  gewerbe  blühen.  Rumpf  137. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSSTAND,  m.,  vgl. 
handelsstand,  handwerkerstand  u.a.  die  angäbe  bei  Rumpf 
(*.  137) ,  dasz  das  compositum  'auch  zutveilen  den  zustand 
der  gewerbe'  kennzeichne,  läszt  sich  aus  dem  verfügbaren 
mMterial  nicht  stützen,  die  belege  fassen  den  zweiten  com- 
positionstheil  durchweg  persönlich  in  der  bedeutung  der 
gesammthcit  der  berufsgenossen.  ^Die  weit  diese  gesammt- 
heit  hier  greift,  das  ergiebt  sich  aus  der  abstuf ung  des 
begriffes  gewerbe. 

i)  gewerbe  mit  umfassender  bedeutung,  vgl.  nahrungs- 
stand  {theil  i,  316,  ivo  jedoch  nur  belege  für  die  bedeutung 
zustand  der  nahrung  gegeben  sind);  vgl.  erwerbsstand. 

«)  der  älteste  beleg  führt  das  compositum  in  Verbindung 
mit  der  hildung  handwerksstand  a?</,   anscheinend  aber 


als  weiteren  neben  dem  engeren  begriff:  mit  wahrer  weh- 
muth  haben  wir  uns  überzeugt  gefunden,  dasz  der  hand- 
werks-  und  gewerbsstand  in  Oettingen,  welcher  vor  Zeiten 
auf  einem  gipfel  des  Wohlstands  sich  befand,  . . .  keine 
spur  seines  alten  flors  mehr  bhcken  läszt.  fürstl.  öttin- 
gische  Wanderordnung  (1785)  bei  Ortloff  corpus  iuris  opi- 
ßciurii  ii9.  vgl.  auch:  die  masse  der  glieder  des  gemein- 
bürgerlichen gewerbs-  und  handwerksstandes.  Pestalozzi 
{ansichten  über  industrie)  9,  95. 

b)  sicherer  führen  andere  Verbindungen :  den  {wohlfeilen 
preis  der  lebensmittel)  man  .  .  .  nicht  mit  unrecht  als 
die  hauptstütze  des  gewerb-  und  nahrungsstandes  an- 
sieht. Völker  (180i)  64  {vgl.:  manufacturen  und  fabriken 
zu  gründen  . . .  dem  ganzen  nahrungsstande  aufzuhelfen. 
JoH.  Fr.  V.  Pfeiffer  tnanuf.  u.  fabriken  2.  einl);  dasz 
aber  der  wahre  mittelstand  immer  nur  aus  dem  äusser- 
lich  und  innerlich,  sittlich  und  bürgerlich  kraftbildenden, 
wohlhabenden  gewerbstand  und  erwerbenden  berufsieben 
hervorgehen  könne,  fällt  ...  in  die  äugen.  Pestalozzi 
Lienhard  u.  Gertrud  4,  83)  4^,  351  {vgl. :  die  im  erwerbstand 
sich  bildende  und  von  vater  auf  söhn  sich  erbende  ehren- 
festigkeit.  ebenda);  es  entstand  bei  den  kaufleuten  eine  .  . 
Verachtung  des  übrigen  gewerbstandes.  Wii.ua  gildenwesert 
(1831)  300 ;  wenn  wir  die  historie  des  gewerbestandes  ver- 
flossener Jahrhunderte  mit  dem  bestreben  der  neuzeit , . . 
vergleichen,  ist  der  .  .  .  schritt  vom  geschützten  ...  ge- 
werbeverkehr zum  freihandel  und  der  gewerbefreiheit. 
Berlepsch  chronik  d.  gewerke  6,53. 

2)  im  allgemeinen  verengt  sich  die  bedeutung  da,  wo 
gewerbestand  und  handelstand  in  Verbindung  treten:  unser 
allgemeiner  landessegen  musz  unumgänglich  zu  gründe 
gehn,  wenn  unser  mittlerer  gewerbs-  und  handelsstand 
sich  forthin  in  den  träumen  eitler,  unpassender  an- 
maszungen  dahin  verliert,  die  ehrenfestigkeit  und  würde 
des  alten,  bürgerlichen  .  . .  gemeinen  erwerbs-  und  hand- 
werksstands  nicht  mehr  mit  bürgerlicher  Sorgfalt  und 
näherung  ins  äuge  zu  fassen.  Pestalozzi  {ansichten  über 
industrie)  9,93;  das  marktrecht,  aus  dem  in  weiterer 
linie  auch  der  ganze  handeis-  und  gewerbestand  mit 
seinen  rechten  und  befugnissen  sich  entwickelte,  wurde 
der  erste  inbegriff  und  ausgangspunkt  der  städte-organi- 
sation  und  damit  der  städtischen  freiheit.  Th.  Mundt 
gesch.  der  d.  stände  (2,  2)  287;  um  ...  im  Welthandel,  für 
Deutschland  die  achtunggebietende  Stellung  zu  erobern, 
auf  die  es  .  . .  vermöge  der  tüchtigkeit  seines  volkes,  ins- 
besondere seines  handeis-  und  gewerbstandes,  einen  ge- 
rechten anspruch  hat.  Rönne  in  der  Frankf .  nationalvers. 
(.9.  stenogr.  ber.  sp.  195'');  der  gewerbs-  und  handelsstand 
war  eine  geldmacht  geworden.  Mone  {die  Rheinschiffahrt) 
ztschr.  gesch.  Oberrh.  9,4;  die  gewerbe-  und  handelskam- 
mern  sind  körperschaften,  welche  durch  wähl  oder  ernen- 
nung  aus  dem  handeis-  und  gewerbestande  hervorgehen 
und  als  organe  der  interessenanschauungen  der  von  ihnen 
repräsentirten  handeis-  und  gewerbsstände  die  zustände 
und  bedürfnisse  dieser  klassen  von  sich  aus  oder  auf 
veranlassung  bei  den  Verwaltungsbehörden  des  Staates 
zur  kenntniss  und  geltung  bringen.  Schäffle  im  dtsch. 
staatswb.  4,  336. 

3)  auf  verengte  bedeutung  weisen  auch  die  folgenden 
vericendungen :  ferne  sei  es  von  mir,  dem  gewissenlosen 
betrüger  das  wort  zu  reden,  deren  es  im  gewerbestande, 
wie  in  allen  immer  giebt.  J.  A.  Weisz  über  das  zunß- 
icesen  62;  dasz  aber  auch  der  staat  ernstlich  darauf  be- 
dacht sein  müsse,  dem  gewerbestande  in  dieser  weise 
zu  hülfe  zu  kommen,  entwurf  zur  errichtung  einer  in- 
dustrie-  u.  handicerkerbank  s.  31;  der  gedanke,  dasz  rath 
und  tbat  des  gewerbestandes  .  .  .  um  so  mehr  von  nutzen 
sein  dürften,  als  unsers  Wissens  nur  wenige  angehörige 
dieses  Standes  in  der  Paulskirche  gezählt  werden,  führte 
abgeordnete  des  handwerker-  und  gewerbestandes  aus 
den  nahen  und  entferntesten  gauen  Deutschlands  nach 
Frankfurt,  entwurf  einer  allg.  handwerker-  u.  gewerbe- 
ordn.  1848;  der  Zunftzwang  hingegen  soll  dazu  dienen, 
von  dem  ganzen  groszen  gewerbestande  elend  und  anar- 
chie  abzuhalten.  Bismarck  {rede  in  der  2.  kammer  1849) 
1,  143  Kohl;  die  meisten  derselben  {der  auswandernden 
Deut.9rh.en)  waren  und  sind  aus  dem  gewerbsstände. 
E.  M.  Arndt  sehr,  für  u.  an  meine  lieb.  DeutscJien  4,  116; 


5585 


GEWERBESTATISTIK 


GEWERBESTEUER 


5586 


inzwinchen  haben  «Ich  auch  In  Hannover  im  gewerbe 
■tandc  die  ansichten  .  .  .  geläutert  MASCiien  dtteh.  ge- 
wer bewesen  (1866)  64«. 

4)  nur  vereinzelt  zielt  daß  teort  auf  unterahtheilungen 
innerhalb  diese»  engeren  begriffe»:  im  ucwcrbswcsen  gibt  es 
keine  ideo  von  einer  einlieit ,  kein  gewerbstand  wird 
seine  intcressen  für  die  deutsche  einheit  aufopfern. 
Stahl,  *.  »tenogr.  berichte  d.  Frankf.  nat.-ver».  776''. 

GEWERBESTATISTIK.  /.;  gewerbestAtlstlk  ...  «oll 
...  die  aufgab«  lösen,  genaue  auskunft  Über  den  stand 
aller  gewerbe  in  einem  lande  7.u  geben.  TiiiRi.  4, 4M; 
umfassende  gewerbcstatistiken  fehlen  ganz.  KtRiNsciiRon 
beitrage  t.  einer  deutschen  gewerbeordn.  1;  die  gewerbe- 
Statistik ,  welche  die  thatsäohliche  verthcilung  der  ge- 
werblichen thätigkeit  auf  die  einzelnen  gebiete  festzu- 
stellon  hat,  bleibt  deshalb  auf  allgemeine  Unterschei- 
dungen beschränkt.  Hue  dk  Gkais  handbuch  der  ver- 
faaimng  u.  Verwaltung  (iflOl)  680. 

GKWERBESTATIstlSCH,  a<{j.:  ebensowenig  femer  sind 
durch  §  14  (rf.  gexcerbeordnung)  die  landcsrochtlichen  he- 
Stimmungen  berührt,  welche  die  Sammlung  und  Verar- 
beitung des  geworbestatistischen  materials  . . .  betreffen. 
Lanpmann  gexcerbeordnung  1  (1903),  107. 

GEWERBESTÄTTE,  /.  •  der  ordentliche  ausfortigungs- 
sportelsatz  tritt  namentlich  ein  ...  bei  Anlegung  neuer 
apotheken,  neuer  mühlcn,  und  überhaupt  neuer  fabri- 
kations-  und  gewcrbostälten,  sofern  solche  ausdrücklicher 
genehmigung  bedürfen,  jyreuaz.  sporteltaxordug.  v.  1825  {ge- 
setz».  131);  die  gewerbcstiittcn  hätten  zwar  um  86  000... 
zugenommen,  aber  noch  mehr  die  armenlast  Kaizi. 
Schmollers  forach.  2,  1,  *.  108.    vgl.  gewerbeanlage  t«.  a. 

GEWKRBESTELLE,  /.;  es  handelt  sich  dabei  (6«  der 
amtsbrüderachaß)  um  eine  im  Interesse  des  betreffenden 
geworbes  getroffene  massregel ,  deren  correctur  dem  ge- 
werbcherrn,  dessen  befugiiisse  nicht  allein  aus  der  grund- 
herrschaft fliessen,  zusteht,  indem  er  das  recht  hat,  die 
gcwerbestellen  zu  vermehren.  Uiii.iRZ  mitth.  d.  inst.  f. 
öaferr.  geschicJitsforsch.  19,  18«. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSSTEUER,  /.,  vgl. 
gewerbe-geld,  -groschen,  -Schätzung,  -schosz.  zur  form 
vgl.  gewerbesteuer  .  .  .  nicht  gewerbsteuer.    Rumpf  137. 

l)  das  compositum  ist  schon  in  der  mitte  des  17.  Jahr- 
hunderts belegt  ttnd  ztcar  mit  der  allgemeineren  bedeutung; 
solche  alsz  mitburger  aufzunemben  und  ein  solchen  alles 
bürgerliche  gewerb  .  .  .  zu-  treiben  erlauben ,  doch  gegen 
jährlichen  darreichung  ainer  billichen  gewohnlichen  ge- 
werbsteuer. bannfaiding  zu  Weiz  (il.jahrh.)  öaterr.  iceisth. 
6,  192;  diese  hält  »ich  bis  in  das  i9.  jahrh.,  wo  sie  in  ein- 
seinen Verwendungen  sich  verengert,  in  anderen  wieder  sich 
erweitert. 

o)  nil  dicam  hie  de  aliis  oneribtis  et  conti-ibtttionibua 
quibtts  prceter  ordinaria  annua  tributa  popultis  in  Misnia 
ei  Thuringia  passim  pra-gravatur .  qualia  stmt  l)  land- 
stewer  ...  2)  tranckstewer  .  .  .  s)  acciszstewer  .  .  .  ö)  ge- 
werbstewr  von  allen  handlnngen,  handwercken  und  tag- 
löhnern.  CAsrAR  Ki.ock  de  aerario  2,  78  (l65i)  482*;  vgl. 
SciiOTTRi.  482;  zu  den  consumtionsauflagen  gehöret  auch 
die  sogenannte  gewerbsteuer  oder  gewerbschatzung.  man 
hat  bei  dieser  aullago  die  absieht,  die  handwerker,  fa- 
brikanten,  kaufleute  und  alle  übrigen  personen,  die  sich 
in  ein  gewerbe,  oder  in  ein  besonderes  commercium  ein- 
lassen, zu  den  öffentlichen  lasten  beizuziehen,  und  von  dem 
profit  ihrer  nahrungsgeschäfte  und  gewerbe  einen  propor- 
tionirten  beitrag  zu  den  einkünften  des  Staates  zu  erheben. 
SciiLETTWEiN  (1772)287;  CS  würde  nämlich  durch  die  ganz 
freie  und  ungehinderte  konkurrenz  der  arbeitslohn,  der  ge- 
wisz  in  gar  vielen  gewerben  durch  das  gildenwesen  zu 
hoch  gehalten  wird,  im  preise  fallen;  und  das  würde 
bei  aller  bofreiung  von  köpf-,  gewerbe-  und  konsumtions- 
steuern  um  ein  merkliches  geschehen  können,  ohne 
dasz  der  genusz  der  arbeiter  sich  eben  einzuschränken 
brauchte.  Mauvillon  phyaiokrafische  briefe  (16)  244;  da 
finden  wir  nun,  dasz  hin  und  wieder  ein  sogenanntes 
nahrungsgeld,  wie  auch  handlungs-,  handwerks-  und  ge- 
sindesteuern eingefAhret  sind,  dieses  sind  in  der  that 
nicht  anders,  als  gewcrbesteuern.  v.  Ji'sn  attMtsirirth- 
schaß  i,  S92;  wenn  der  landmann  weiter  nichts  als  die 
gewöhnlichen   ölTentlichen    abgaben    auf    seinen    grund- 


stücken  zu  tragen  habe,  dem  bürger  in  der  ttadt  hin- 
gegen ausser  aolohen  aach  noch  b«fonden  gewerbe-  und 
nahrungssteuem,  aceise-,  licens-,  pflaater-  and  latemen- 
gelder  ...  zu  tragen  obliege,  teahrheit  ohne  schminke,  vör- 
ber.  ».  15;  der  bUrger  bezahlt  (als  steuern  in  Österreich)  der 
anläge  nach  '/t  seiner  tlmmtlichen  einkünfte;  es  sei  von 
häusem  oder  gewerben.  aber  der  anschlag  der  gewerbe  ist 
so  gemacht,  daaz  wohl  '/*  herauskömmt,  die  gewerbsteuer, 
so  wie  die  interessensteuer  sind  in  der  that  drtickend. 
Nicolai  besehr.  einer  reise  3,  beilage  i>i;  weniptent  traue 
ich  mir  zu  behaupten,  dasz  jede  vermögen-  und  gewerbe- 
steuer ...  in  einer  grossen  monarchie  immer  vielen 
misbräuchen  unterworfen  sein  .  .  .  werde,  t,  beUage  IM; 
es  fehlen  mir  auch  die  anhaltspunkte  über  die  beiiMt* 
sung  der  gewerbsteuer  und  des  sehutxgeide«.  Monb  ttadtr, 
gesch.  Oberrh.  9,  Ml. 

b)  gleichwie  aber  in  diesen  geweriterteaem  nicht  die 
materialien  der  gewerbe,  wie  bei  der  acciae,  sondern 
die  grösze  und  Wichtigkeit  des  gewerbea  seihet  zum 
gründe  geleget  werden  sollen;  so  sieht  man  leicht,  dasz 
man  zuförderat  den  wahrscheinlichen  gewinnst  eines 
jeden  gewerbea  ausfUndig  zu  machen  bemühet  sein 
musz.  V.  JusTi  staatsteirthtch.  t,  874;  hiervon  {vom  IttMiem 
drittel  des  jährlichen  Verdienstes)  wird  demnach  der  vierte 
theil  zu  der  jährlichen  gewerbesteuer  bestimmet  vn 
(jährliche  gewerbsteuer  88i);  anter  den  mittein  tu  die- 
sem zweck  hat  uns  die  einführung  einer  allgemeillMl 
gewerbesteuer  für  unsere  getreuen  unterthanen  wesiger 
lästig  geschienen,  preust.  gesets».  1810, 79;  sehr  viel  besser 
hat  sich  ....  die  gewerbesteuer  .  .  .  gestellt  . .  .  wegen 
der  in  den  .  .  .  friedenszeiten  höher  gestiegenen  gewerb- 
samkeit.  Hoffmann  lehre  v.  d.  steuern  (tft4O)209. 

2)  bedeutungsverengerung :  jeder  zum  wirklichen  kunst- 
mitgliede  der  academie  aufgenommene  kUnstler  hat  .  .  . 
sich  . .  .  der  befreiung  von  der  gewerbs-  und  industrial- 
steuer  zu  erfreuen.  BAnTii-BARTiiRNiiKiM  2,  890;  die  in 
haber  der  förmlichen  landesfabriken  sind  frei  von  ent- 
richtung  der  gewerbsteuer  und  den  in  städten  sich  ansie- 
delnden fabrikanten  ist  die  befreiung  von  der  gewerb- 
steuer zugesichert,  ebenda;  da  dort  (im  reehtsrheinisehen 
Bayern)  die  ansässigmachung  auf  gewerbsbetrieb  bedeu- 
tend erschwert  ist,  während  in  der  Pfalz  nur  die  erlegung 
einer  steuer  nothwendig  ist,  um  ein  gewerbe  zu  betreiben. 
stenogr.  bericht  d.  Frankf.  nationalvers.  s.  7.'i8*;  das  ältere 
deutsche  steuerwesen  . . .  kannte  auch  keine  selbststän- 
dige direkte  gewerbesteuer  im  heutigen  sinne  des  Wortes. 
FF.NT8CH  getcerbesteuer  im  dtsth.  staatswb.  4,  841;  zum  ge- 
werbebetriebe  sollte  künftig  in  der  regel  nur  die  lösung 
eines  gewerbescheins  bei  der  Steuerbehörde  gegen  ent- 
richtung  der  gewerbsteuer  erforderlich  und  ausreichend 
sein.  BoiKUHKKpreusz.  Staats-  u.  rechtsgeschicht*  (1908)  969; 
ähnl.  entscheidungen  d.  reichsgeriehts  in  civils€idien  4B,  7f. 

3)  bedeutungserweiterung. 

a)  vorübergehend  ist  der  begriff  in  der  vittmuek^fHichen 
terminologie  erweitert  worden:  es  können  aber  die  gewerbe 
auf  zweierlei  art  zum  gegenstände  der  steuern  und  ab- 
gaben genommen  werden,  man  kann  nämlich  entweder 
die  materialien  der  gewerbe,  womit  sich  ein  jedes  be- 
schäfTtiget,  und  die  daraus  entstehenden  waaren  und 
producte  mit  abgal)en  belegen;  oder  man  kann  auf  das 
gewerbe  eines  jeden  unterthanen  überhaupt,  nach  ma!*z- 
gebung  dessen  grösze  und  Wichtigkeit,  die  abgaben  be 
stimmen  und  einrichten,  die  erste  art  ist  fast  allent 
halben  in  Europa  eingeführet;  und  wird  mit  dem  namen 
der  accise,  accissteuern,  . . .  und  aufschlagen  beleget  . . 
die  andere  art  wird  zwar  unter  dem  namen  der  handels- 
und  handwerks  steuern,  des  nahrungsgeldes  und  der- 
gleichen hin  und  wieder  gebrauchet ;  . . .  allein  sie  ist 
meines  Wissens  noch  nirgends  als  eine  allgemeine  Steuer, 
die  auf  die  grösze  und  Wichtigkeit  eines  jeden  gewerhes 
eingerichtet  wäre,  eingeführet  worden,  unterdessen  wollen 
wir  eine  jede  von  diesen  zwo  hauptarten  der  gewerbe- 
steuem  besonders  abhandeln,  v.  Ji'RTt  »taattveirthttiu^fl 
2,  354;  die  capitaliensteuern  gehören  gleichfalls  unter  die 
gewerbesteuem ;  die  besoldnngt>steuem  aber  können  nur 
uneigentlich  dahin  gerechnet  werden.  896. 

b)  mit  dem  umfang  der  bedeuhing  von  gewerl>e  ettivifert 
sich  attch  der  des  composihifns :  ein  jeder,  weicher  in  unsem 


5587       GEWERBESTEÜERABTHEILUNG 

Staaten,  es  sei  in  den  städten,  oder  auf  dem  platten 
lande,  sein  bisheriges  gewerbe,  es  bestehe  in  handel, 
fabriken,  handwerken,  es  gründe  sich  auf  eine  Wissen- 
schaft oder  kunst,  fortsetzen  oder  ein  neues  unterneh- 
men will,  ist  verpflichtet,  einen  gewerbeschein  darüber 
zu  lösen  und  die  in  dem  beigefügten  tarif  ...  angesetzte 
Steuer  zu  zahlen,  preusz.  gesetza.  (l8io)  *.  79;  für  ge- 
werbesteuer  50  thaler.  rechnungsahlegung  des  Königstädt. 
fheaters  in  Berlin  1826  (u.  d.  t.  sachgemäsze  erörterungen 
über  das  Königstädt.  theater)  a.  82;  gewerbesteuer  landw. 
(polit.),  vorgeschlagen  statt  der  grundsteuer,  aber  inso- 
fern doch  völlig  verschieden  von  derselben,  als  sie  den 
landw.  betrieb  trifft,  nicht  aber  den  boden.  die  landw. 
gewerbesteuer  würde  der  pächter,  gleichviel,  ob  des 
eigenen  oder  fremden  gutes  zahlen  . . .  Krafft  illustr. 
landioirthschafts -lexikon  (1888)  875«;  frau  v.  Weissen thurn 
gehört  auch  zu  jenen  büchermanufacturisten ,  die  es 
unbegreiflich  machen,  warum  nicht  ein  autokratischer 
finanzminisler  . .  eine  literarische  gewerbssteuer  aufbringt 
und  alle  neu  geschriebenen  bücher  mit  einer  ziemlichen 
abgäbe  belegt.  Börne  dramaturg.  blätter  nr.  22. 

c)  auf  Übertragung  beruhen  andere  ericeiterungsformen : 
a  leit  a  brinkel  buch  ei  dr  gewerbstaier  {Oberlauaiiz,  wird 
von  jemand  gesagt  der  dem  branntweingenuaz  sehr  ergeben 
ist).  Wander  l,  1652. 

GEWERBESTEÜERABTHEILUNG,  ».  gewerbesteuerab- 
theilung,  preusz.  gesetzs.  1891,  205,  dazu  vgl.  gewerbesteuer- 
anmeldung  219,  gewerbesteuerausschusz  205  u.  a. 

GEWERBESTEUERFREI ,  adjectiv .-  gewerbesteuerfrei 
sind :  handwerker ,  die  . . .  auf  bestellung  arbeiten  .  .  . 
Weberei  und  würkerei,  sofern  . . .  nur  als  nebenbeschäf- 
tigun?  . . .  landwirthe,  die  mit  ihrem  wirthschaftsgespanne 
gelegentlich  auch  frachtfuhren  verrichten,  preusz.  gesetzs. 
1820  8. 149 ;  der  verkehr  der  böhmischen  leinweber  . . . 
kann  nicht  als  ein  wirkliches  gewerbe  im  umherziehen 
angesehen  werden,  und  es  ist  daher  auch  denselben  ohne 
gewerbeschein  und  gewerbesteuerfrei  zu  gestatten.  Zeller 
gewerbepolizei  {polizeiwissenschaß  12,  l)  145  (1834). 

GEWERBESTEUERGESETZ,  n.:  nur  in  einer  ...  zeit 
. . .  war  das  gewerbesteuer-gesetz  nach  einer  solchen  deu- 
tung  ausführbar,  wornach  es  alle  durch  . . .  Privilegien 
erworbenen  berechtigungen  zum  gewerbbetriebe  ...  für 
ungültig  erklärte,  indem  es  . . .  allen  gewerbsbetrieb  . . . 
von  der  lösung  eines  gewerbscheines  abhängig  machte. 
Hoffmann  lehre  v.  d.  steuern  (i840)  192;  preusz.  gewerbe- 
steuergesetz,  *.  preusz.  gesetzs.  1891,  205. 

GEWERBESTEUERKATASTER,  w. .-  das  objekt  der  ge- 
werbesteuer ist  das  gewerbe.  jedes  gewerbe  muss  ange- 
zeigt werden,  die  aufzeichnung  der  gewerbe  bildet  den 
gewerbesteuerkataster.  Thiel  4,  427. 

GEWERBESTEUERKLASSE,/.,  s. preusz. gesetzs.  1891,208. 

GEWERBESTEUERLISTE,/. ;  für  die  berechnung  der  ge- 
werbesteuer (werden)  auszüge  aus  den  gewerbesteuerlisten 
der  gewerbesteuerklassen  III  und  IV  genügen.  Hoffmann 
Organisation  d.  handwerks  (1902)  133. 

GEWERBESTEUERORDNUNG,  /. ;  groszherzoglich  ba- 
dische gewerbesteuer-ordnung.  Karlsruhe  1815. 

GEWERBESTEUERPFLICHTIG,  adj.,  a.  premz.  gesetzs. 
1810,  81;  1820,  148.  152:  wird  , . .  bedenken  wegen  der  . . . 
lehrzeit  getragen,  so  ist  erforderlich,  dass  zwei  gewerb- 
steuerpflichtige  meister  des  nämlichen  gewerbes  die  an- 
gäbe des  meisters  . . .  erhärten.  Gottlieb  amtsbefugnisae 
des  rafhs  der  gewerbverständigen  67 ;  inländische  musiker 
werden  gewerbsteuerpflichtig  und  müssen  gewerbescheine 
lösen,  sobald  sie  ausserhalb  ihres  bezirks  . . .  ihr  gewerbe 
betreiben.  Zeller  geioerbepolizei  {polizeiwissenschaft  12,  l) 
129 ;  gewerbsteuerpflichtigkeit,  s.  preusz.  gesetzs.  1820, 148: 
nach  diesen  bestimmungen  ist  in  allen  fällen,  in  welchen 
die  gewerbesteuerpflichtigkeit  der  musiker  zur  erörterung 
kommt,  von  den  gewerbesteuer  -  aufnahmebehörden  zu 
verfahren.  Zeller  a.  a.  o. 

GEWERBESTEUERROLLE,  /.,  *.  preusz.  gesetzs.  1891,220. 

GEWERBESTEUERSATZ,  m. :  unseren  regierungen  liegt 
ob,  die  gewerbescheine  in  den  von  ihnen  ressortirenden  de- 
partements  zu  ertheilen  und  auszufertigen,  sie  bestimmen 
nach  maasgabe  des  tarifs  und  in  den  darin  vorgezeich- 
neten gränzen  den  gewerbesteuersatz  in  jedem  einzelnen 
fall,  preusz.  gewerbesteueredict  von  1810,  a.  gesetza.  85. 


GEWERBETHÄTIG 


5588 


GEWERBESTEUERSUMME,  /.:  das  preusz.  aystem  be- 
ruht darauf,  dasz  für  jeden  ort  eine  gewerbesteuersumme 
fixiert  ist.  Thiel  4,  427. 

GEWERBESTEUERVERANLAGUNG,  /..-  dass  . .  auch 
ihnen  die  inzwischen  angefertigte  gewerbesteuer -Veran- 
lagung zur  begutachtung  vorgelegt  werden  möchte,  gesuch 
der  kaufmannschaft  (l8ll)  Rohrsgheidt  407. 

GEWERBESTEUERVERFASSUNG,  /..-  die  gewerbe- 
steuerverfassung  des  preuszischen  Staates.  (1881,  titel). 

GEWERBESTEUERVERGEHEN,  n..-  der  Staatsanwalt 
hat  die  revision  eingelegt,  weil  der  angeklagte  von  der 
anklage  des  gewerbesteuervergehens  freigesprochen  . . . 
ist.  entscheid,  d.  reichsger.  in  strafs.  (1882)  6,  372. 

GEWERBE-,  GEWERBSSTEUER  WESEN,  n.:  offenbar 
ist  nur  dieses  der  einzige  weg,  um  in  das  grund-  und 
gewerbesteuerwesen  die  ihm  so  nöthige  gleichmässigkeit 
zu  bringen.  Lotz  staatawirtlischaftslehre  3 ,  249  (gewerbs- 
steuerwesen  251). 

GEWERBE-,  GEWERBSSTREIT,  «i. :  solange  die  ge- 
werbe noch  auf  dem  grundsatze  der  persönlichkeit  be- 
ruhten, betrachtete  man  die  behandlung  der  gewerbsstreite 
lediglich  als  einen  akt  der  gewerbspolizei.  Sgh light- 
hör le  gewerbsbefugnisse  in  München  l,  einl.  s.  67. 

GEWERBE-,  GEWERBSSTREITIGKEIT,  /.,  vgl.  auch 
gewerbliche  Streitigkeiten  (*.  d.  erstere):  die  aus  ver- 
anlassung der  gewerbs-  oder  privilegien-streitigkeiten  sich 
allenfalls  ergebenden  ansprüche  auf  privatgenugthuung 
sind  an  den  ordentlichen  civilrichter  zu  verweisen,  bayr. 
verordn.  v.  1826,  reg.-bl.  s.  166 ;  so  ändert  doch  dies  alles 
nichts  an  der  thatsache,  dass  die  zahl  der  gewerbestreitig- 
keiten  innerhalb  des  hiesigen  kammerbezirks  bisher 
keinesfalls  gross  genug  war,  um  die  einführung  eines 
Instituts  (der  gewerbegerichte)  als  nothwendig  erscheinen 
zu  lassen.  Rickert  getoerbeordnungsnovelle  1,  44. 

GEWERBESTREITSACHE,/. .-  dasselbe  ist  der  fall,  ivenn 
eine  gewerbestreitsache  auf  grund  des  statuta  von  einem 
Schiedsgericht  zu  entscheiden  ist.  Droop  rechtsweg  in 
Preuszen  (1899)  112. 

GEWERBESUCHEND,  adj. .-  die  übrigen  gewerbsuchen- 
den  haben  eine  blosze  anzeige  von  ihrer  beabsichtigten 
gewerbeausübung  bei  der  ortspolizeibehörde  . .  zu  machen. 
Kleinschrod  46. 

GEWERBE-,  GEWERBSSYSTEM,  n..-  da  das  gewerbs- 
System  zwischen  professions-  und  handelsrechte  unter- 
scheidet. Barth-Barthenheim  6,1;  man  habe  daher  ge- 
trachtet, das  abgaben-  und  gewerbesystem  so  mit  ein- 
ander zu  verknüpfen.  Hardenberg,  s.  Rohrsgheidt  404. 

GEWERBE-,  GEWERBSTABELLE,  /. .-  so  ist  bei  neuen 
gewerbsverleihungen  . . .  sogleich  die  gewerbstabelle  für 
das  Individuum  . . .  aufzunehmen.  Barth-Barthenheim 
3, 160;  wir  wollen  nun  sogleich  auch  den  zustand  des 
handweiksbetriebes  nach  1849,  nach  aufhebung  der  ge- 
werb efreiheit,  näher  betrachten,  und  darüber  zuförderst 
unsere  statistischen  gewerbe-tabellen  nachschlagen,  das 
preusz.  getverbegesetz  v.  jähre  1849  (l86l)  12 ;  es  waren  nach 
der  am  ende  des  Jahres  1828  aufgenommenen  gewerbe- 
tabelle  im  ganzen  preuszischen  staat,  folgende  handwerker 
vorhanden.  Rohrsgheidt  552. 

GEWERBETAG,  m.,  vgl.  gewerbekammertag :  der  Kölner 
handwerks-  und  gewerbetag  wird  schon  ein  kräftiges  wört- 
lein  dazu  sagen.   Voss,  zeitg.  12./8.  1905. 

GEWERBETAXE,  s.  gewerbstaxe. 

GEWERBETECHNIK,  /. ;  eine  ähnliche  rücksicht  für 
die  verschiedene  legislative  behandlung  der  gewerbe  er- 
gibt sich  aus  dem  zustande  der  Wissenschaften,  welche 
der  gewerbetechnik  zur  grundlage  dienen.  Kleinschrod 
(1840)  9.  dazu  gewerbetechnisch ,  gewerbtechnisch ,  adj.  .- 
den  technischen  räthen  der  regierung  . .  treten  gewerbe- 
technische räthe  hinzu,  erlasz  betr.  d.  anstellung  v.  reg.- 
u.  gewerberätJien  u.  d.  organ.  d.  gewerbeinspektion  von  1891, 
s.  preusz.  gesetza,  1891, 166 ;  beihilfen ,  welche  aus  dieser 
Stiftung  an  die  der  Industrie  und  dem  gewerbe  sich  wid- 
mende Jugend  behufs  aneignung  einer  gediegenen  gewerb- 
technischen  oder  kunstgewerblichen  ausbildung  für  ihren 
beruf  gewährt  werden.   Voss,  zeitg.  26./11.  1904. 

GEWERBE-,  GEWERBTHÄTIG,  adj..  temiger  beliebt  als 
das  hiermit  vm  zusammenhange  stehende  Substantiv,  s.  d.  ; 
die  kernhafte  tüchtigkeit  der  menschen,  welche  die  graf- 


5589 


GEWERBKTHÄTIGKEIT 


GEWEHBETREIBEND 


5590 


Bchaft  Mark  zu  dem  gewerbthKtigsten  wohlhabendsten 
landstrich  Deutschlands  macht,  zeigte  sich  in  allen  Ver- 
hältnissen. Pkht/,  au»  Steint!  Üben  1,15;  als  solcher  (al» 
zinngienzer)  scheint  er  sich  hiild  ein  gewisses  ansehen  in 
der  go werbt hälit^cn  stadt  erworben  zu  haben.  Hkinkicii 
KuHZ  einl.  zu  B.  Wai.dis  Kttopu»  tt. 

GEWERBE-,  GEWKRB,  ttEWKRBSTHÄTIGKKIT,/  im 
(jegenaatze  zu  crwerbsthätigkeit  bringt  diene»  compositum 
fast  aus8chlie»zlich  den  engeren  Ittgriff  zur  geltung,  in  dem 
gewerbe  dem  handel  gegenübergeatellt  tcird.  am  weitaten 
ge/aszt  »cheint  da»  vjort  in  bayri»ehen  Verordnungen :  die 
obrigkeitliche  concession  gewährt  dem  erwerber  .  .  freie 
gewerbsthätigkeit  in  dem  ihm  verliehenen  gewerbe.  bayr. 
verordn.  v.  182«,  reg.bl.  ».  10«,  ebenso  KU.  ftemerkenjncerth 
»itul  l>edeutun^nversehiebimgen,  die  den  ziveiten  rompoaition»- 
theil  betreffen;  une  ftei  gpwcrbfloisz ,  gewerbsnmkeit  u.a. 
gfhtoärht  aifh  auch  hier  der  begriff  der  thiitigkeit  ab,  da» 
compositum,  nimmt  coUeetirbedeutung  an  und  nähert  »ich 
dem  lehnwort  industrio. 

1)  Verwendungen,  die  vom  nomen  tirtioni»  ausgehen :  die 
Zersplitterung  des  zusammengeh'irigiMi,  die  wagstUcke,  das 
imtrennhare  zu  kliehen  und  zu  spalten,  hat  unnatürliche 
schulzwinger  geboren,  wo  die  Jugend  für  die  künftige  be- 
rufs-  und  gowcrb.sthfttigkcit  gepreszt,  gestutzt  und  abge- 
richtet wird.  Jahn  (merke  zum  deutschen  volksÜium)  2,681 
Euler;  man  verlange  nicht  nach  einer  abenteuerlichen, 
hohlen  freihcit,  sondern  nach  einer  ausbildenden,  reichen 
bogränzung,  wo  . .  junge  leute  nicht  an  camcraden  selbstig- 
kcit,  sondern  an  höhern  weltansichten  und  an  unzähligen 
gewerbs-  und  kunst  thätigkeiten  ihre  Unterhaltung  finden. 
(iÖTHE  {kuwttM-hötze  am  ÄÄ«n  ete.)  43,  .S28 ;  die  obrigkeit- 
liche concession  gewährt  dem  erwerber obrigkeit- 
lichen schütz  in  der  zuständigen  gewerbsthätigkeit  und 
freiheit  des  niarktes.  Itayr.  verordn.  v.  1820,  reg.-bl.  ».  101, 
ebenso  s.  100;  durch  groszen  fleisz  und  rpchtscliaffenheit 
hatte  er  sich,  in  einer  ehrenvollen  gewerbsthätigkeit  zu 
einiger  Wohlhabenheit  emporgearbeitet.  Rudolf  Haym 
au»  meinem  leben  84. 

2)  vericendtingen,  die  vom  nomen  a^itioni»  «im  eollecHv- 
begriff  überleiten. 

a)  alle  Privilegien  sind  eingeschränkt  zu  erklären,  durch 
welche  der  freiheit  des  handelsverkehrs  und  der  gewerbs- 
thätigkeit eintrag  geschieht.  Ix)t/.  rerimon  i  (l8ll),  340; 
lähmungen  der  gewerbsthätigkeit.  Bahtii  Bahtukn'iieim 
s,  161 ;  das  freigewordene  deutsche  volk  .  .  verlangt  Wieder- 
belebung der  gewerbthätigkeit.  v.  Rönne  in  d.  Frank/, 
vat.-vera.,  s.  steiiogr.  Iteri^hte  i9!j^ ;  der  aufschwung  beider 
[handel  und  geirer/je)  war  .  .  .  ein  durchaus  gleichmässiger, 
der  wachsende  kunstfleiss  gab  dem  handel  neue  nahrung 
und  anrcgung,  die  zunähme  des  handeis  rief  wieder  eine 
Steigerung  der  gewerbtätigkeit  hervor.  Arnold  aufkommen 
d.  handwerker»tandes  (l86l)  .35. 

b)  und  so  brauchen  wir  nicht  weit  umherzuschauen, 
wenn  wir  beispielo  suchen,  dass  gewerbsthätigkeit  mit 
liebe  zur  Wissenschaft  und  kunst  . . .  recht  wohl  verein- 
bar sei:  denn  wir  finden,  dass  von  selten  des  buchhan- 
dels  sich  für  kunst  erwünschte  aussiebten  hervorthun. 
GöTilE  {kunstachütze  am  Rhein,  Main)  43,358;  in  Austra- 
lien . .  .  lässt  sich  eine  art  geregelter  gewerbetätigkeit 
nachweisen.  Eckeht  handelageographie  (1905)  2,  380. 

8)  veriKndungen,  die  den  collectivbegriff  auaprägen: 
allerdings  scheint  zwar  der  einfUhrung  und  benutzung 
der  maschinen  bei  unserer  gewerbsthätigkeit  der  umstand 
ungünstig  zu  sein,  dasz  dadurch  mehrere  arbeiter  .  .  . 
brodlos  werden  können.  Lorz  revis.  ...  3,389;  ackerbaa 
und  Viehzucht  waren  die  hauptbeschäftigungen  des  Volkes, 
auszerdem  hatte  man  einige  wonige  gewerbsthätigkeit. 
Srm.ossF.n  irelfgeach.  i',  178;  der  vorsprung  der  Engländer 
auf  diesem  felde  erklärt  sich  aber  leicht  daraus,  dasz 
die  gewerbthätigkeit  und  der  verkehr  .  .  .  dort  .  .  .  weit 
entwickelt  ist.  V.  A.  Wkiikh  die  genoa.<ten»chaftl.  »elbathülfe 
d.  arb.  klaaaen  a.  19;  er  formte  die  Staatsverwaltung  neuen 
anforderungen  der  gewerbthätigkeit  gegenüber  besonders 
unbehilflich  und  lästig.  G.  Freytag  {Karl  Mathy)  82,362. 

GEWERBETHEILHABER,  ».  gewerbstheilhaber. 

GEWERBE-,  GEWERBTREIBEND.  participialea  adjeetiv 
und  »ubatautir,   ericachaen   aus   der  oben    («p.  5&81^.)  be- 
sprochene»  rethindung  gewerbe  treiben. 
IV. 


l)  die  adjeetiviaehe  veruendung  bildet  mehr  die  voratu/e 
de»  heutigen  hauptgebrauehea,  der  auf  der  »ubatantivierung 
beruht;  aie  gilt  faat  attaaehlieatlieh  der  attributiven  fune 
tion,  als  vereinzelte  auanahme  vgl.  •  es  (daa  volk)  heisat  ge- 
werbetreibend, sobald  .  .  ein  theil  desselben  . .  sich  nicht 
mit  dem  landbaue  beschäfftigt,  sondern  .  .  viele  einzelne 
irgend  etwas  von  dem,  was  sonst  eine  nel>enbeschäfti 
gung  fUr  alle  gewesen  ist,  allein  zu  übernehmen,  um  es 
in  weniger  zeit  doch  in  grösserer  Vollkommenheit  zu  Ter- 
richten.  Huüo  naturreeht  (iHig)  iM;  der  umfang  der  be- 
deutung  von  gewerbe  tat  beim  adjeetiviaehen,  oU  dem  älteren 
gebrauche,  anfange  weiter  g^aaxt,  als  M  der  euhetanti- 
vierung. 

a)  loekere  formen  der  Verbindung:  am  allerwenigsten 
aber  müszen  die  gewerbe  treibenden  (rf.  i.  die  handel 
treibenden)  persohnen  durch  strenge  Untersuchungen  und 
Verzögerungen  in  ihren  gewerbcn  beschwchrct  und  ver- 
hintert  werden,  v.  ivwn  polieeywiaaenaeh.  ISS;  eben  to 
nachtheilig  ist  die  accise  den  gewerben  und  dem  auf- 
nehmen des  nahrungsstandes.  was  für  zeit  geht  nicht 
für  die  gewerbe  treibenden  pereonen  verloren,  wenn  sie 
ihrer  geschäfte  halber  an  einen  ort  reisen,  wo  die  aoeiie 
eingeführet  ist.  ataatainaaenach.  %,as6:  jeder  gewerbe  trei- 
bender mensch  in  einer  nation  hat  sein  capilal,  daa  er 
durch  sein  gewerbe  unterhält  und  vermehrt.  S\\v\\l\/)H 
(12)  153;  ...  so  würde  man  zu  erst  und  vorzüglich  die 
wege  bauen,  die  nur  durch  einen  winkel  des  landes 
gehen,  wo  sich  eine  Strasse  nach  einem  fremden  viel 
gewerbe  treibenden  orte  befindet.  (8)83;  auf  engere  be- 
deutung  von  gewerbe  weiaen  aehon  die  folgenden  belege: 
dahingegen  ihre  {der  Juden)  duldung  gar  nicht  nachtheilig 
ist,  wenn  sie  sich  wie  andere  kaufleuthe  und  gewerbe 
treibende  persohnen  bezeugen  müssen.  JtsTi  polizeiwiaa. 
185;  dadurch  {durch  da»  verbieten  fremder  manufaetur- 
icaaren)  werden  zwar  diese  oder  jene  von  unsem  gewerbe 
treibenden  landsleuten  begOnstigt,  einige  ihrer  mitwerber 
werden  entfernt,  und  sie  können  auf  dem  einheimischen 
markte  ihre  preise  erhöhen.  Garve  i-erdeutaehung  de» 
Adam  Smith  (4,  2  to  some  partinilar  daaa  of  trorkmen)  3, 66; 
es  ist  nicht  begreiflich,  wie  die  regierungen  .  .  .  auf  die 
idee  geleitet  werden  mochten,  der  Wohlstand  und  reich- 
thum  der  Völker  ruhe  ganz  und  lediglich  auf  demselben 
elemente,  auf  welchem  der  wohlst&nd  eines  gewerl)e-  und 
handeltreibenden  einzelnen  Privatmannes  ruht  Lotz 
»taatawirthschaftalehre  1,  95. 

b)  composition: 

a)  so  ist  nichts  gewisser,  als  dasz  die  gewerbetrei- 
benden peraonen  und  die  landleute  bewogen  werden,  die 
preisze  ihrer  waaren  immer  zu  erhöhen.  J.  A.  Schi.ktt- 
WEIN  (1772)271;  genügsam  an  dem  glücklichen  mittel- 
stande  eines  gewerbtreibenden  bürgers,  unterschied  er 
(Philippi)  sich  weder  durch  glänz  noch  durch  Vernach- 
lässigung. F.  L.W.  Meyer  F.  L.  Schröder  {\s\9)\,\U;  alle 
rechtsstreitigkeiten ,  deren  entscheidung  eine  technische 
Sachkunde  erheischt,  sollen  von  richtem  entschieden 
werden,  welche  die  gewerbtreibenden  volksklassen  selbst 
gewählt  haben,  atenogr.  ber.  d.  Frankf.  nat.xtra.  688*. 

ß)  die  altrömische,  wie  überhaupt  die  altitalische  lebens- 
weise ,  war  ganz  auf  den  ackerbau  und  das  landleben 
gegründet ,  dagegen  die  Griechen  nach  ihrem  grö.«<zem 
theil  ein  gewerbtreibendes,  seefahrendes  und  handelndes 
volk  waren.  Fk.  Schlbori.  {geaeh.  d.  alten  u.  neuen  lit. 
3.  Vorlesung)  1,  87;  die  frauenzimmer  der  gewerbtreiben- 
den classen  ahmen  das  vornehme  nachtleben  wenigstens 
symbolisch  nach,  den  ganzen  tag  sitzen  sie  in  ihren  laden 
im  nachtgewande  . .  und  erst,  wenn  es  dunkel  geworden 
ist.  putzen  sie  sich.  Börne  achilderungen  au»  Paria  {die 
induatrieauaatellung);  gewerbetreibende  Jugend  bei  Li'Eoer 
4,647,  a.  oben  unter  gewerheschule;  wenn  der  Jurist,  der 
mediziner  . .  .  der  baugewert>etrcibende  meister  sich  über 
seine  erlangten  fKhigkeiten  ausweisen  mnsz.  Gottlikb 
amtab^ttgniaae  d.  ratha  d.  getrerbetTrat.  63. 

>)  die  a^tbafantivierung  rielt  a%tf  den  engeren  begriff  ntn 
«lewerbe,  ala  auanahme  \gl. .-  um  eine  schleunige  und  ge- 
rechte entscheidung  aller  rechtsstreitigkeiten  in  gewerb- 
lichen dingen  zu  verbürgen,  ist  den  gewerbtreibenden 
aller  art.  den  ackerbauenden,  wie  den  im  handel  und  in 
den  fabriken  besch&fUgten  volksklassen  das  recht  gewähr- 
st 


5591 


GEWERBETREIBER 


GEWERBEVEREIN 


5592 


leistet  in  saclien  iiires  berufs  ilire  eigenen  sachliundigen 
richter  zu  wählen,  stenogr.  her.  d.  Frankf.  nat.-vers.  693^. 
dazu  vgl.  die  vereinzelte  Verwendung  in  der  oben  (sp.  5519) 
festgelegten  ledeuiung  von  gewerbe :  erklärlich  ist  das  nur, 
wenn  man  bedenkt,  dass  eben  ein  gewerbtreibender  den 
anderen  an  der  spitze  des  Institutes  ablöste.  Uhde  das 
Stadttheater  in  Hamburg  566.  bevorzugt  ist  der  plural- 
gebrauch. 

a)  der  singulav:  der  soldat  hält  um  seinen  abschied 
an ;  ein  beamter  um  die  erhöhung  seiner  besoldung ;  ein 
gewerbetreibender  um  eine  bevorrechtung  zum  alleinge- 
werbe.  Jahn  (bereicherung  d.  hd.  Sprachschatzes  .  . .)  1, 120 
Euler;  der  zweck  des  Vereins  ist  die  beförderung  der 
geweristhätigkeit ,  und  die  Verbreitung  gemeinnütziger 
kenntnisse  unter  den  gew erbtreibenden  in  der  stadt 
Erfurt  und  dem  umliegenden  preuszischen  gebiete.  Wer- 
NEBURö  bildung  d.  geicerbtreibenden  (1827)  29;  hat  aber 
der  gewerbetreibende  reichliche  beschäftigung  und  ver- 
dienst, so  kümmert  er  sich  wenig  darum ,  ob  und  wie- 
viel concurrenten  aus  dem  selben  gewerbe  einen  gleichen 
gewinn  ziehen,  entwurf  zur  erriehtung  einer  industrie- 
u.  handioerkerbank  s.  5 ;  die  meinungsverschiedenheit  be- 
steht nur  darin,  dasz  die  einen  glauben,  den  vortheil  zu 
erreichen,  wenn  der  beitritt  zu  einer  Innung  einem  jeden 
gewerbetreibenden  freigestellt  würde.  Bismarck  {rede  in 
der  2.  kammer  1849)  1, 138  Kohl;  auf  die  von  einem  gewerbs- 
gehilfen  gegen  einen  gewerbtreibenden  .  .  .  angestellte 
klage  erklärte  die  erste  instanz.  entscheid,  d.  reicJisger.  in 
dvils.  (l88o)  2, 63 ;  dass  eine  gewerbliche  niederlassung  dann 
nicht  als  vorhanden  gelte,  wenn  der  gewerbetreibende  im 
Inland  ein  zu  dauerndem  gebrauch  eingerichtetes  bestän- 
dig oder  doch  in  regelmässiger  Wiederkehr  von  ihm  be- 
nutztes geschäftslokal  nicht  besitze.  Rohrscheidt  ge- 
Werbearchiv  f.  d.  deutsche  reich  3 ,  603. 

b)  der  pluralgebrauch:  nur  müszte  er  (der  ständische 
betrat  der  landesregierung)  nicht  einseitig,  sondern  aus 
den  gutsbesitzern,  den  gewerbetreibenden,  dem  handels- 
stande  und  den  gelehrten  besetzt  werden.  Jahn  {detit- 
sches  volksthum)  1, 176  Euler;  weswegen  soll  nicht  auch 
darauf  gesehen  werden,  dass  die  gewerbtreibenden  ihre 
fähigkeit  darthun  müssen.  Gottlieb  amtsbefugnisse  des 
raths  d.  gewerbverständigen  63;  gewerbtreibende  in  Ma- 
rienwerder u.  a.  s.  das  Verzeichnis  der  petittonen  gegen 
die  gewerbefreiheit  in  den  aktenstücken  d.  Frankf.  natio- 
nalvers. ;  die  gewerbefreiheit  hat  in  der  Stellung,  nament- 
lich der  letzten  art  von  gewerbetreibenden,  des  gewerb- 
lichen hülfspersonals,  eine  radicale  Veränderung  hervor- 
gerufen. Thiel  4,425;  siegelanlegung  bei  gewerbtreiben- 
den. Justizgesetze  f.  Baden  (1879)  3, 129 ;  zu  den  gewerb- 
lichen arbeitern  zählen  die  unselbstständigen  gewerbe- 
treibenden des  gross-  wie  des  kleinbetriebes,  die  fabrik- 
arbeiter  wie  die  gesellen,  gehülfen  und  lehrlinge.  Hue 
DE  Grais  hundbuch  d.  Verfassung  u.  Verwaltung  (l90l)  543; 
vgl.  auch:  instruktion  für  die  Prüfungskommission  der 
handwerksgewerbetreibenden  des  herzogthums.  nassaui- 
sches bürgerbu^h  (l850)  384;  vgl.  auch:  die  höhere  klasse 
der  industrietreibenden,  stenogr.  her.  d.  Frankf.  national- 
versamml.  763*. 

GEWERBE-,  GEWERBTREIBER,  m.  nomen  agentiszu  der 
eben  besprochenen  wortverhindu7ig,  vgl.  gewerber,  gewerbe : 
die  deutsche  Volksschule  soll  deutsche  menschen  bilden, 
die  lehrzeit  fachmenschen,  geschäftsleute,  gewerbtreiber. 
Jahn  {merke  z.  deutsch,  volksthum)  2,  681  Euler;  unter 
dem  wort  bürger  im  gegensatz  gegen  bauer  verstehe  ich 
im  weitesten  sinn  des  wertes,  was  man  sonst  auch 
Stadtbewohner  und  städtische  gewerbtreiber  nennt.  E.  M. 
Arndt  Schriften  f.  m.  lieben  D.  2,  114;  dasz  daher  schon 
der  betrübende  Wendepunkt  eingetreten  ist,  in  welchem 
die  gewerbsleute  sich  nach  den  abnehmern  umsehen 
und  bemühen,  wo  es  hausirende  oder  wandernde  gewerbe- 
treiber  giebt.    Huwald  39. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSTREIBUNG,/.  nomen 
actionis  zum  gleichen: 

1)  im  weiteren  sinne  von  gewerbe;  negotiatio  .  .  .  wer- 
bunge,  gewerbtribung  vocab.  des  15.  jahrh.  bei  Diefen- 
bach  878» ;  alleinige  gewerbstreibung,  monopolium.    Mat 

THIAE  2,  181». 

2)  in    der    engeren    beziehung  auf  das  handwerk:  alle 


übrigen  .  .  .  professionisten ,  deren  gewerbsti-cibung  .  .  . 
mehr  das  publicum  .  .  .  angeht,  wurden  in  Wien  an  den 
Wiener  magistrat .  .  .verwiesen.    Barth -Barthenheim 

1,  48. 

GEWERBEÜBERTRAGUNG,  s.  gcwerbsübertragung. 

GEWERBEÜBUNG,  s.  gewerbsübung. 

GEWERBEUNFALLVERSICHERUNGSGESETZ,  n.  Un- 
terart der  Unfallversicherungsgesetze :  sie  sei  daher  nach 
dem  gewerbeunfallversicherungsgesetze  dem  kläger  nicht 
schadensersatzpflichtig,  entsch.  d.  reichsger.  in  civils.  (1903) 
54,  34. 

GEWERBEUNFUG,  m.,  gelegenheitsbildung :  die  an- 
bahnung  eines  consequenten  Systems  geschehe  aus  der 
tiefsten  tiefe  des  gewerbes  selbst,  und  zwar  auf  natür- 
licher, auf  rechtlicher  basis ,  auf  welcher  gewerbefrei- 
heit existieren  wird  und  muss,  ohne  dass  sie  in  gewerbe- 
unfug  ausartet.  Windwart  rettung  des  geioerbestandes 
(1848)  7. 

GEWERBE-,  GEWERBSUNTERNEHMER,  m. :  dasz  sich 
nur  möglichst  wenige  gewerbsunternehmer  entschlieszen, 
ihre  produktiven  kräfte  dem  landbau  zu  widmen.  Lotz 
revision  2  (l8ll),  7 ;  nach  bewilligend  entschiedener  sache 
erhält  der  bewerber  eine  .  . .  verleihungsurkunde,  welche 
auf  die  person  des  angehenden  gewerbsunternehmers  und 
den  ort  seiner  ansässigmachung  lauten  soll.  bagr.  Ver- 
ordnung von  1826,  reg.  hl.  s.  161 ;  warum  .  . .  die  beschaf- 
fung  .  .  .  solcher  gegenstände  . .  .  nicht  zu  den  pflichten 
des  gewerbeunternehmers  gehören  soll,  das  hat  die  revi- 
sionsklägerin  nicht  dargethan.  entsch.  d.  reichsger.  in  civils. 
5, 102 ;  diese  Vorschrift  (der  Schutzvorrichtungen)  stellt  sich 
nicht  blos  als  eine  gewerbepolizeiliche  dar,  sondern  be- 
gründet eine  privatrechtliche  Verantwortlichkeit  des  ge- 
werbeunternehmers gegen  die  arbeiter.  41, 138.  vgl.  auch 
gewerbliche  Unternehmer. 

GEWERBE-,GEWERB-,GEWERBSUNTERNEHMUNG,/.; 
denn  wenn  man  bedenkt,  wie  herrschaftliche  handlungs- 
und  gewerbeunternehmungen  verwaltet  werden,  so  sieht 
man  deutlich ,  dasz  es  sie  sind ,  die  den  allerwenigsten 
vortheil  abwerfen  müssen.  J.  Mauvillon  (9)  «.92;  die 
rückzahlung  der  zur  Unterstützung  von  gewerbs-  und 
fabriksunternehmungen  .  . .  geleisteten  ärarialvorschüsse 
hat  nach  der  .  .  .  scala  der  curse  zu  geschehen.  Barth- 
Barthenheim  2,  384;  wenn  überhaupt  der  privatvortheil 
der  meister  durch  stärkere  ausdehnung  ihrer  gewerb- 
unternehmungen  und  ihres  absatzes  mehr  unä  sicherer 
befördert  wird  als  durch  vertheuerung.  Völker  29;  selbst 
das  scheint  mir  für  den  allgemeinen  nationalwohlstand 
nicht  vortheilhaft  zu  sein,  dasz  der  staat  an  gewerbs- 
unternehmungen  auch  nur  zum  theile,  als  bloszer  akti- 
onär,  antheil  nehme.  Lotz  revision  4,  95;  in  der  regel 
sollen  solche  Privilegien  nur  zu  gunsten  gröszerer  gewerbs- 
unternehmungen  gegeben  werden,  anordnung  von  Zollbe- 
freiungen, badisches  staats-  und  reg. -hl.  (1833)  213. 

GEWERBEUNTERSCHIED,  s.  gewerbsunterschied. 

GEWERBEUNZUCHT,  s.  gewerbsunzucht. 

GEWERBEURKUNDE,  /. :  keine  andere  stadt  besitzt 
auch  nur  annähernd  einen  solchen  reichthum  an  ver- 
öffentlichten gewerbeurkunden  aus  dem  zwölften  und 
dreizehnten  Jahrhundert  wie  Paris.  Eberstadt  Ursprung 
des  Zunftwesens  164. 

GEWERBE-,  GEWERBVERBESSERUNG,/.:  indem  nun 
allen  diesen  nachtheilen  durch  gewerbverbesserungen  . . 
vorgebeugt  wird.  Völker  69;  welcher  nachtheil  (Vermin- 
derung des  gewerbcapitals)  sich  sehr  leicht  .  . .  ereignen, 
und  den  von  den  gewerbverbesserungen  erwarteten  vor- 
theil .  .  .  balancieren  kann.  74. 

GEWERBEVERDIENST,  w.  •  da  entspricht  die  geson- 
derte aufläge  einer  Schätzung  auf  den  gewerbeverdienst 
vollkommen  dem  principe  der  gleichen  und  allgemeinen 
.  . .  steuerpflichtigkeit.  F^ntsch  im  dtsch.  staatswb.  4,  341. 

GEWERBE-USANCE,  GEWERBEVERÄUSZERUNG,  *. 
gewerbsusance,  gewerbsveräuszerung. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSVEREIN,  m. 

l)  die  ältesten  belege  knüpfen  an  eine  Schöpfung  der  hay 
rischen  Verwaltung  an,  die  in  den  Verordnungen  von  1826 
an  die  stelle  der  innungen  und  zünfte  eine  freier  organi- 
sierte, aber  immer  noch  staatlich  geregelte  körperschaft  setzte : 
der  concessionirte  wird   sofort  nach   seinem  benannten 


5593 


GRWERHEVEREINIGIING 


GEWERBEVERLEIHIJNG 


5594 


l 


haupt  gewerbe  in  das  vuii  jodor  polizei-behörde  ...  zu 
führende  regisler  aller  in  ilirein  Verwaltungsbezirke  an- 
sässigen gewerbs-inhaber  gleicher  art  eingetragen ,  und 
dem  treffenden  gewerbs-vereine  .  . .  von  der  concesslons- 
Verleihung  nachricht  gegeben,  bayr.  reg.bl.  (1886)  *.  161, 
ehenao  a.  188.  vgl.  auch:  der  sitz  der  neuen  gewerbe -ver- 
eine und  die  vcreinskasse  befinden  sich  jedesmal  am  sitze 
der  aufsichtsbehürde.  117 ;  Bayern  wählte  in  der  neuesten 
gesetzgehung  von  1825  den  inittclweg,  indem  es  zwar  das 
zwangsHystcm  der  zUnfte  /.crstörte,  diese  aber  unter  ent- 
fernung  aller  misubriluche  und  in  einer  den  zeitverhält- 
nissen  angemessenen  form  unter  der  benennung  'gewerbs- 
vereine'  beibehielt.  .S<:nj.iciiTiiöni.E  geu)erh»befugnitiat 
in  München  (1844)  1,  einl.  ».  48.  datu  vgl.  auch  ■  die  brildcr- 
sclinfton  der  handworkor  bildeten  sich  erst  allmälilich 
mehr  und  mehr  zu  gewerbsvereinen  aus.  Wiw.uK  gilden- 
%oeten  885. 

8)  einen  viel  weiteren  umfang  entfaltet  der  $on»Hge 
gebrauch  de»  toortes,  der  private  vereinigttngen  der  Ver- 
treter verschiedenartiger  ericerbsutände  kennzeieftnet .  die 
da»  gewerbe  ala  solches  tu  heben  sich  bestreben:  entwurf 
eines  Statuts  für  den  gewcrbevorein  zu  Erfurt.  Wkrnb- 
nuRO  bildung  rf«-  getcerbtreibenden  (1887)  s.  89;  ausführ- 
licher bericht  über  die  von  dem  (1886  gegründeten)  ge- 
werbverein  für  das  groszherzogthum  Hessen  im  jähre 
1848  veranstaHete  allgemeine  deutsche  industrie-ausstel- 
lung  zu  Mainz.  Dannstadt  1848;  berücksichtigen  sie  die 
grosze  sociale  howegung  in  unscrni  vaterlande,  an  welcher 
auch  der  gel)ildele  handwerkssfand  antheil  nimmt  .  .  . 
sie  wissen,  es  haben  sich  überall  gewerbsvereine  und 
gewerbsversammlungen  gebildet,  stenogr.  ber.  d.  Frankf. 
nat.vers.  765* ;  vgl.  auch  die  getverbevereine  einzelner  städte 
im  Verzeichnis  der  Petitionen  an  die  gleiche  Versammlung  ; 
inzwischen  haben  sich  auch  in  Hannover  im  gewerbe- 
stAnde  die  ansichten  . .  .  geläutert ,  und  mitglieder  des 
handwerkerstandcs  haben  .  .  .  selbst  gewerbevereine  ge- 
bildet. M \scn  EU  deutsches  getcerbewesen  (1866)6*8;  dagegen 
sind  keine  innungen  und  . . .  nach  landesrecht  zu  beur- 
teilen die  gewerbevereine,  die  siel)  besonders  in  Süd-  und 
Mitteldeutschland  gebildet  haben.  Landmann  getcerbe- 
Ordnung  l,  566. 

GEWERBE-,  GEWERBSVEREINIGUNG,/.:  and  so  ge- 
wisz  es  ist,  dasz  das  Übergewicht  seiner  {des  menschen) 
sinnlichen  ansprUche  .  . .'  den  krieg  aller  gegen  alle  im 
nienschengeschlecht  in  dem  grade  mehr  nährt,  belebt 
und  erhaltet,  indem  er  den  resultaten  der  sinnlichen 
Süibstsucht  unser.s  Vorderbens  in  allen  Standes-,  berufs-, 
kunst-,  gewerbs  und  gewaltsvereinigungen  mehr  oder 
minder  groszen  Spielraum  schafft;  .  .  Pkstai.ozzi  (ßguren 
zu  meinem  abc-buch  .  .  .  201)  10,  268. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSVERFASSUNG,  /. 
attch  hier  kennzeichnet  Verfassung  zunächst  den  zustand, 
in  dem  sich  das  geicerbe  bandet;  im  engeren  sinne  er- 
scheint dieser  zustand  jedoch  ah  durch  Verordnungen  und 
gesetze  bedingt,  an  gewerbe  ist  das  neuere  moment  der 
production  betont. 

1)  fast  durchweg  ist  gewerbe  hier  al»  eMectivbegriff 
gefaszt. 

a)  das  compofntum  mit  einschränkenden  bestimmungeti : 
so  war  Englands  zunft-  und  gewerbe-verfassung  noch 
im  jähre  1774,  ...  die  wahrlich  keine  uneingeschränkte 
gewerbe.freiheit  ist.  Jon.  An.  Weisz  167;  indem  ...  in 
diesem  Systeme  die  gewerbs-  und  handelsverfassung  des 
landes  unter  der  Ens  . . ,  zum  vorzüglichen  augenmerke 
genommen  wurde.  Barth -Bafitiienheim  1, 6;  die  erör- 
terungen  über  die  gewerbeverhältnisse  .  .  .  ,  welche  je- 
doch zur  zeit  nicht ,  um  die  hiesige  gewerbeverfassung 
sofort  aufzuheben,  sondern  nur  um  die  wichtigen  data  zur 
entscheidung  darüber  zu  sammeln,  von  uns  angeordnet 
worden  sind,  bericht  d.  regiettmg  zu  Merseburg  von  1816 
bei  RoHRSCHEiOT  561;  es  trat  ...  die  nothwendigkeit  her- 
vor, die  gewerbeverfassung  des  {preuszischen)  Staats  . . . 
neu  zu  begründen  ...  in  allen  . .  .  landestheilen  waren 
die  grundlagen  der  gewerbe-verfassung  . .  erschüttert,  und 
. .  unhaltbar  geworden.  Hoffmann  lehre  v.  d.  steuern  193; 
wir  haben  in  Bayern  in  den  diesseitigen  kreisen  absolut 
andere  einrichtungen  bezüglich  des  gewerbsbetriebes  .  .  . 
als  im  Rheinkreise,    in    diesem   besteht  eine   sehr  freie 


gewerbsverfassung,  die  freiecte,  di«  et  gibt  wtmogr.  ber. 
d.  Franitf.  nat.ver».  758». 

b)  der  absolute  gebrauch  ■  autsor  der  agrarrerfassang  ist 
nichts  wichtiger  für  den  nationalwohlstand ,  als  die  ge 
Werbeverfassung,  »tenogr.  ber.  d.  J'Vankf.  nat.-ver».  76«''; 
auf  dem  gebiete  der  gewerbeverfasMung,  die  an  tich  doroh 
die  verfauangsurkunde  keine  neue  richtung  angewiesen 
erhalten  hatte,  macht  sich  eigentümlicher  wetM  eine 
rückläufige  bewegung  gegenüber  der  allgemeinen  gewerbe- 
Ordnung  von  184A  geltend.  Bohnhak  prtuaM.  Haotf"  u. 
reehtsgeseh.  479. 

S)  eine  ausnähme  bildet  die  beaiAung  »t^  einen  einMelnen 
eneerbsatand :  ein  interetaanter  zweig  oiuerer  Industrie, 
der  vogtländischen  Instrumenten  -  fabrikation  in  ihrer 
gleichsam  patriarchalischen  gewerbverfassung  ihnlicb,  — 
die  erzgebirgische  holzwaarcn  nianufaktur ,  war  ...  auf 
der  ausstellung  gar  nicht  repräsentiert,  berieht  über  die 
ausstellung  säehs.  gewerbeerzetigniete  im  jähre  I88I  ».  M. 

GEWERBE-,  6EWERBSVEHGEHEN,  n.  mU  vertekieden 
artiger  vertcendung:  l)  vergehen  gegen  die  gewerbeordnung : 
durch  das  urteil  vom  e.  märz  1868  ist  der  angeklagt«  F. 
von  der  anklage  wegen  gewerbevergeheni  freigesprochen. 
entach.  d.  reiehsger.  in  »trafa.  (I888)  6,  S7t. 

8)  in  der  faehlitteratur  (vgl.  Oppbnhopf  Hrafgetehb.  flSi) 
vfird  das  compositum  (in  der  form  der  vmimrordimmf)  «er- 
geendet,  um  die  gewohnheitsmäazige  auaübtmf  tintr  §tn^f- 
baren  hatidlung  zu  kennzeichnen,  gewerbtTergehwi  ■—  ge- 
wohnheitsdelict  vgl.  auch  gewerbsspiel ,  gewerbsunzacht. 

GEWERBE-,  GEWERBSVERHÄI.TNIS,  n..  im  plural 
gebraucht,  zielt  auf  gewert>e  im  engeren  rinne  productivtr 
bethätigung.    vgl.  auch  gewerbliche  Verhältnisse. 

1)  zwischen  dieser  zarten  beschäftigung  fuhr  er  fort, 
den  neffen  über  handeis-  und  gewerbsverhältnisse  zu  unter- 
richten. Immehmann  (epigonen  7,  8)  7,  17  Hempd;  da- 
gegen fehlte  dem  vermeintlichen  abkömmlinge  des  kSnigs 
von  Lakedämon  aller  sinn  für  die  kuriositäten  aus  der 
länder-  und  Völkerkunde,  und  aus  dem  gebiete  der  er- 
findungen,  handeis-  und  gewerbsverhältnisse.  (Müneh 
Aat(«enl,  6)  1,78;  damals,  als  sie  es  für  dringlich  erach- 
teten, einen  ausschusz  für  das  Verfassungswerk  und  zur 
Prüfung  der  antrage  über  handeis-  und  gewerbsverhältnisse 
niederzusetzen,  stenogr.  ber.  d.  Frankf.  nation€Uver».  199'>; 
die  grosse  bedeutung  der  lehren  .  .  .  welche  aus  der  ge- 
schichte  derselben  (der  älteren  zunftverhültniaae)  hinsicht- 
lich der  neugestaltung  der  gewerbe-  und  industrieverhält- 
nisse  reichlich  zu  schöpfen  sind.  Kaizl  in  SchmoUer» 
forschungen  2,  l,  s.  2. 

2)  gedenken  wir  hier  nur  insbesondere  der  besorgnisse, 
welche  nach  den  berichten  fast  aller  landräthe  die  er- 
örterungen  über  die  gewerbeverhältnisse  veranlassen,  be- 
richt der  regierung  zu  Merseburg,  nov.  1816  bei  ROUR- 
scHEiDi'  661;  ein  gewerbe,  das  den  staatsschutz  umsonst 
verlangt,  und  in  dieser  beziehung  vor  andern  bevorzugt 
sein  will,  spricht  seine  Unverträglichkeit  mit  den  natfir- 
lichen  gewerbsverhältnissen  von  selbst  aus.  Lotz  ata4zta- 
wirthachaftslehre  8,  168 :  den  höheren  behörden  kann  ohne- 
hin mit  gerechtigkeit  nicht  zugemuthet  werden,  dasz  sie 
die  gewerbsverhältnisse  aller  einzelnen  orte  genau  kennen 
sollen.  Nini.ER  ci(r^«e»en  (I8I6)  71 ;  ich  glaube  nicht, 
meine  herren,  dasz  die  gewerbsverhältnisse  der  Pfalz 
eigentlich  als  günstig  zu  betrachten  sind,  gleichwohl 
halten  die  Pfälzer  daran.  Henograph.  berieht  der  Frank- 
furter national fer.<fammlung  768*;  es  handelt  sich  .  . .  am 
das  recht  der  freizUgigkoit,  und  um  die  regelang  der  ge- 
werbsverhältnisse. 768*. 

GEWERBE,  GEWERBSVERKEHR,  m.:  Wiens,  diese« 
centralpunktes  des  inländischen  gewerbs-  and  bandels- 
verkehres.  Barth-Barthenhbim  1, 6;  (der  unterachied 
im  früheren  und  jetzigen  gewerbeatande)  ist  der  bald 
gewünschte  und  beförderte,  bald  befürchtete  und  ver- 
hinderte schritt  vom  geschützten,  bevorrechteten  und 
überhaupt  begränzten  gewerbevcrkohr  zum  freihandel  und 
der  gewerbcfreiheit.  Beri.kpsc.h  ehrxm.  de*  gewerke  6,63. 
*.  auch  gewerblicher  verkehr. 

GEWERBE-,  GEWERBSVERLEIHUNO,  /. 

1)  für  einz'lHe  Handlungen  gebratteht;  vgl.  gewerbe-eon- 
cession  u.  a. :  die  grossen  nachtheile  . . .  welche  der  . . . 
national  betriebsamkeit  durch  die  mit  den  recorsen  wider 

361* 


5595 


GEWERBEVERLUST 


GEWERBEWISSENSCHAFT 


5596 


gewerbsverleihungen  verbundenen  Verzögerungen,  und 
die  ...  lähmungen  der  gewerbsthätigkeit  entspringen. 
Barth-Barthenheim  3,  161;  bei  den  entscheidungen 
über  solche  Versetzungen  von  gewerben,  bei  denen  die 
freizügigkeit  nicht  statt  findet,  ist  ganz  so  wie  bei  den 
neuen  gewerbsverleihungen  vorzugehen,  i,  2C9. 

2)  in  der  wissenschaftlichen  spräche  als  umfassender  be- 
griffeingeführt: aber  nicht  bloss  der  ritterschaft,  auch  dem 
hofe  nahm  die  konsequenz  des  staatlichen  Standpunktes 
seine  Sonderrechte  in  bezug  auf  die  gewerbeverleihung. 
die  so  genannten  hofschutzgewerbe  wurden  aufgehoben. 
Kaizl  in  Schmollers  forschungen  2,  1,  s.  59. 

GEWERBEVERLUST,  -VERMÖGEN,  -VERPACHTUNG, 
-VERRICHTUNG,  s.  gewerbsverlust  u.  s.  w. 

GEWERBEVERSAMMLUNG,  /.,  vgl.  oben  gewerbe- 
verein (sp.  5593) :  da  nun  .  .  .  nach  diesem  system  . .  .  das 
ganze  wohl  und  wehe  des  bürgerthums  diesen  bürger- 
vereinen selbst  in  die  bände  gegeben  ist,  so  ist  es  natür- 
lich,  dass  auch  das  statut,  ...  ja  selbst  der  Wirkungs- 
kreis dieser  provinzial-gewerbe-versammlung  der  eigenen 
erschaffung  freigegeben  werden  muss.  Windwart  rettung. 
d.  gewerbestandes  (1848)  9. 

GEWERBE-,  GEWERBVERSTÄNDIG ,  substantiviertes 
adjectiv,  das  nur  in  der  Verbindung  rath  der  gewerbever- 
ständigen belegt  ist.  die  behörde,  die  hierdurch  gekenn- 
zeichnet vnrd,  ist  ein  Vorläufer  des  gewerbegerichts  (s.  d.) 
und  entspringt  der  franz.  gesefzgebung  der  Rlieinbunds- 
staaten  {vgl.  le  conseil  de  prud'hommes  est  institue  pour 
terminer  .  .  .  les  petits  differens,  qui  s'elevent  .  .  .  entre  des 
fabricans  et  des  ouvriers.  bullet,  des  lois  de  l'empire  fran(. 
[märz]  1806  s.  353);  in  Köln  wurde  durch  ein  dekret  vom 
26.  april  1811  ein  rath  der  gewerbverständigen  errichtet. 
Gottlieb  amtsbefugnisse  d.rafhs  d. gewerbverständigen  einl. 
s.  10;  der  rath  der  gewerbverständigen,  wie  er  jetzt  (i83l) 
in  Köln  besteht,  ist  erst  allmählig  zu  dem  geworden, 
was  er  jetzt  zum  wohl  und  besten  der  Industrie  ist. 
vorrede;  wir  Friedrich  Wilhelm  .  .  .  bestimmen  .  .  .  dasz  die 
in  der  Rheinprovinz  bestehenden  fabrikengerichte  und 
der  rath  der  gewerbe-verständigen  zu  Aachen  fortan  den 
namen :  königliche  gewerbegerichte  führen  sollen,  verordn. 
von  1846  (s.  preusz.  gesetzs.  s.  403\ 

GEWERBEVERTHEILUNG, /.;  dasz  die  trennung  der 
gewerbe  an  sich  kein  festes  fundament  haben  kann ;  weil 
durch  den  bloszen  fortschritt  der  mechanischen  künste  .  . 
einige  gewerbe  ...  zu  bloszen  tagelöhnerarbeiten  herab- 
sinken . .  .  indessen  umgekehrt  neue  industriezweige  ent- 
stehen, die  gar  nicht  in  die  alte  abtheilung  passen.  .  .  . 
das  alles  würde  statt  finden,  wenn  auch  die  jetzt  be- 
stehende gewerbevertheilung  das  werk  der  richtigsten  Spe- 
kulation, und  nicht  .  .  .  ein  gewebe  von  Zufälligkeiten  und 
falschen  ansichten  wäre.  (J.  G.  Hoffmann)  das  interesse 
des  menschen  .  .  .  bei  d.  bestehenden  zunftverf.  70. 

GEWERBEVERWALTUNG,  /.  .•  preusz.  ministerialblatt 
der  handeis-  und  gewerbeverwaltung;  etat  der  handels- 
und  gewerbeverwaltung,  s.  sfenogr.  ber.  d.  preusz.  abgeord- 
netenhauses  (1905)  7,  9710. 

GEWERBEVERZEICHNIS,   s.  gewerbsverzeichnis. 

GEWERBEVOLK,  n. :  aus  dem  ackerbauvolke  wird  das 
gewerbe-  und  handelsvolk,  das  um  das  jähr  1300  nur  noch 
freie  band  werker  kennt.  Griep  bürgerkunde  55. 

GEWERBE-,  GE WERBVOLL,  adj.,  s.  gewerbereich: 
miszstände,  wie  das  überbauen  der  häuser,  die  krummen 
anlagen  der  straszen,  wo  jeder  nur  sein  plätzchen  und 
seine  bequemlichkeit  im  äuge  hatte,  fallen  in  einem  dunk- 
len gewerbvoUen  zustande  nicht  auf.  Göthe  {Schiceizer- 
reise  1797)  43,  41. 

GEWERBEVORMERKUNG,  s.  gewerbsvormerkung. 

GEWERBEVORRIGHTUNG ,  /.,  vgl.  gewerbeapparat: 
die  mannichfaltigen  gewerbevorrichtungen,  welche  er  nun 
im  einzelnen  musterte,  berührten  sein  äuge  noch  unan- 
genehmer als  tages  zuvor.   Immermann  (epig.  3,2)  7,11. 

GEWERBEVORSCHRIFT,   s.  gewerbsvorschrift. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSVORSTEHER,  w..- 
die  ernennung  der  3  oder  5  gewerbvorsteher  geschieht 
durch  freie  wähl  der  gewerbbesizer,  die  der  l  oder  3  ge- 
werbbeisizer  durch  freie  wähl  der  arbeiter.  Leuchs  430 
(gewerbsvorsteher  431). 

GEWERBE-,   6EWERBSV0RTHEIL,  w.:  ganz  vorzüg- 


liches förderungsmittel  der  fortpflanzung  und  Vervoll- 
kommnung der  gewerbsvortheile  aber  sei  die  erziehung 
zum  gewerbe.  Ki.einsghrod  36  (gewerbevortheile  52). 

GEWERBEWAARE,   s.  gewerbswaare. 

GEWERBE-,  GEWERBSWECHSEL,  w.  .•  eine  andere  . . . 
frage  ist  es,  ob  man  die  gelegenheit  des  gewerbsantrittes 
oder  gewerbswechsels  zur  einhebung  von  Staatsauflagen 
benützen  soll.  Niijler  Zunftwesen  (1816)  90;  so  darf  man 
ohne  zweifei  annehmen,  dass  die  Schwierigkeit  eines  ge- 
werbewechsels  durch  die  allgemeine  gewerbeordnung  im 
wesentlichen  als  beseitigt  zu  betrachten  sind,  stimmen 
über  die  preusz.  gewerbeordtitmg  (1845)  12.  vgl.  gewerbe- 
abgrenzung,  gewerbevertheilung  u.  a. 

GEWERBEWEG,  -WEISE,  -WERK,  s.  gewerbswegM.s.io. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSWESEN,  n.,  das 
compositum  ist  auf  den  engeren  begriff  von  gewerbe  zuge- 
schnitten und  betont  die  productive  seite  der  thätigkeit.  vgl. 
auch  Rumpf  137.  Thiel  4,  425''. 

1)  wenn  alles  handel-  und  gewerbewesen  frei  wäre, 
wenn  es  dabei  eine  rechte  sehr  wohl  bestellte  Justiz  gäbe, 
so  würde  die  ganze  policei  . . .  unnöthig  sein.  Mauvillon 
(17)  282 ;  die  behörden ,  die  auf  das  gewerbs-  und  han- 
delswesen  einfluss  nehmen,  sind:  i.  leitende  behörden, 
2.  aufsichts-  und  kunstbehörden.  Barth -Bauthenheim 
3, 23 ;  die  reichsgewalt  hat  das  recht  der  gesetzgebung 
über  den  handel  und  die  Schiffahrt.  .  .  .  der  reichsgewalt 
steht  es  zu,  über  das  gewerbewesen  reichsgesetze  zu  er- 
lassen .  entwurf  des  Verfassungsausschusses  der  Frankfurter 
nationalvers.  {s.  stenogr.  ber.  5993''). 

2)  auch  jemehr  der  ackerbau  gedeiht,  um  so  mehr  ge- 
deiht hinwiederum  auch  das  industrielle  gewerbswesen. 
Lotz  staatsicirthschaftslehre  1,  289,  ebenso  s.  90;  ein  haupt- 
erforderniss  für  die  heilung  der  gewerbe  liegt  nun  darin, 
dass  im  gewerbewesen  selbst  die  kraft  zur  abhilfe  der 
übel  gesucht  werde.  Windwart  rettting  d.  gewerbestandes 
s.  7 ;  ich  bin  durchaus  der  ansieht  entgegen ,  dasz  man 
bereits  jetzt  von  dieser  Versammlung  aus  .  .  .  festsetze, 
nach  welchen  bestimmungen  fortan  das  gewerbswesen, 
das  recht  der  ansässigmachung  u.  s.  w.  in  Deutschland 
geführt  werden  soll.  (Stahl)  stenogr.  ber.  d.  Frankfurter 
nationalvers.  Tib^;  die  trades  unions  .  .  .  sind  Verbindungen 
der  arbeiter  in  den  verschiedenen  zweigen  sowohl  der 
handwerksmässigen  als  der  fabrikmässigen  Industrie,  die 
sich  als  folge  der  faktischen  auflösung  des  älteren  cor- 
porativen  gewerbwesens  gebildet  haben.  V.  A.  Huber  über 
d.  cooperat.  arbeiterassoc.  in  England  s.  6 ;  in  neuester  zeit 
wendet  man  seine  aufmerksamkeit  auf  die  allgemeine 
geschichte  des  gewerbswesens.  Mone  zeitschr.  gesch.  d. 
Oberrh.  9, 136;  die  prüfung  in  den  gesetzlichen  Vorschriften, 
betr.  das  gewerbewesen,  ist  mündlich.  Hoffmann  Organi- 
sation d.  handwerks  (1902)  339. 

GEWERBE-,  GEWERBWIRTHSCHAFT,  /..  mit  zwei- 
facher bedeutung. 

1)  die  ältere  Verwendung  zielt  auf  den  einzelnen  betrieb': 
{erschwerend  für  die  erlangung  des  tneisterrechts  sind) 
die  kosten  der  einrichtung  einer  eignen  gewerbwirth- 
schaft.  Völker  einschränkung  der  meister  eines  Hand- 
werks (1801)  22. 

2)  erst  später  ist  die  collectivbedeutung  belegt,  die  sich 
der  von  gewerbewesen  nähert:  es  wäre  in  der  that  mehr 
als  thöricht,  wollte  man  annehmen,  dass  von  der  leitung 
und  aufsieht  des  handwerkerstandes  und  der  gewerbe- 
wirthschaft  und  von  den  hierzu  anzustellenden  beamten 
die  wegschaffung  aller  zunftmängel  und  gebrechen  ab- 
hinge. Orsbagh  Zünfte  u.  innungen  (1850)  31. 

GEWERBE-,GEWERBSWISSENSCHAFT,/.  .-wenn  gleich 
beinahe  für  jedes  gewerbe  eine  oder  die  andere  Wissen- 
schaft vorzugsweise  wichtig  ist ,  ...  sodarf  doch  nicht 
die  ansieht  festgehalten  werden,  als  obnun  alle  andern 
.  . .  Wissenschaften  .  . .  von  den  vortragen  ausgeschlossen 
werden  müszten.  nur  wird  man  .  .  .  zwischen  wesent- 
lichen ,  wünschenswerten  und  unwesentlichen  kennt- 
nissen  unterscheiden  müssen,  welche  Unterscheidung 
nothwendig  auf  dem  fundamente  der  idee  einer  gewerbs- 
wissenschaft  beruht.  Klöden  anmerkungen  zu  Brottgham : 
geiverbtreibende  classen  (1827)  78 ;  staats-,  kameral-,  gewerbe- 
wissenschaften.  Vorlesungsverzeichnis  der  univers.  Berlin 
seit  dem  tointersem.  18.'>3/34. 


5597       GEWRRBEWISSENSCHAFTLICH 

GEWERBK-,  (iKWKUB,  OEWEKBSWISSENSCHAFT- 
lACll.uilJ.  i.  H.  M.  FoppK,  gewerbwlBHenschaftliches  volle«- 
und  juhrbUchlein.  ein  magazin  aller  neuen  erilndungen 
iHiiHjjf.;  Moni,,  auH  dein  gewerhawisBenschaftlichen  leben. 
ergebniKHe  einer  reise  nach  Frankreich  1846. 

(iEWEHHKZÄHLlING.  /..  vgl.  TiilKi.  ♦.  4M«'  und  oben 
«p.  6478;  die  inKtruktion  fUr  die  bchiirden  lehrt,  das«  bei 
der  volkü-  und  gewerbezälilung  am  l.  dezember  d.  j.  fol- 
gende drucksuchen  zur  Verwendung  kommen:  l)  haus- 
haltungKvcr/ciclmi8He,  2)  zRlilkarien,  8)  gewerbe-frage- 
bogen,  prensz.  ininiaterialblntt  f.  d. innert  Verwaltung  M,849; 
die  zHhl  der  arbeiterinnen,  die  in  den  verschiedenen  in- 
dustrien  BelgienH  nacht«  besch&ftigt  werden,  ist  nach 
den  ergcbnissen  der  gewerbezUhlung  vom  31.  Oktober  iw»6 
ausserordentlich  klein.  Bau  KU  gewerUiche  nacMarbeit  der 
frauen  (l»08)  158. 

GEWERBE.  GEWERBZKlKiNIS,  n.;  fabrikanten  und 
händler  aus  dem  grossherzogthtim  Hessen  . . .  haben  sich . . . 
ein  . . .  gewerbzeugniss  darüber  auszuwirken:  dass  sie  . . . 
durch  auslöMung  des  gesetzlichen  gewerbepatents  und  Zah- 
lung der  gewprbesleuer,  die  befugniss  erworben  haben,  .  .  . 
waarenaufkäufe  zu  machen,  .  . .  und  es  wird  ihnen  .... 
nachdem  sie  sich  mit  diesem  gewerbezeugniss  .  . .  legiti- 
miert haben ,  .  .  .  ein  gewerbeschein  ausgestellt  werden. 
Zf.i^lkh  geiretbepolizei  {polizeiwiasenschaft  12,  l)  136. 

GEWERBE  ,  (JEWERBZINS,  m. .  herr  v.  Schickfuss  er- 
hebet von  vermict  beten  häusern  zins,  von  . .  .  Christoph 
Winnert  incl.  gewerbezins  4«  thlr.  gitmdateuercatcuitral- 
ukfen  von  Domalau  (1743),  *.  Mkitzen  urk.  »chles.  d&ifer 
.1. 119;  ein  haus  mit  einer  metzig  zu  Mainz  gab  la  sz  den. 
zins.  ...  es  scheint  dies  aber  kein  gewerbzins,  sondern  ein 
bodenzins  zu  sein.  Mone  ztschr.  geach.  Oberrh.  13,390. 

GEWERBEZURÜCKLEGUNG,  ZUSICHERUNG,  ZU- 
STAND.  .V.  gewcrbszuriicklegung  u.  o. 

GEWERBE-,  GEWEHBSZWANG.  tn..  gegenmtz  xu  ge- 
Werbefreiheit  (».  rf.):  sie  {die  zünfte)  haben  endlich  dem 
entschiedensten  gewerbszwange,  und  monopolen,  welche 
selbst  die  ersten  leben&bedUrfnisse  umfassen,  nicht  nur 
duldung,  sondern  sogar  achtung,  und  beinah  untastbare 
lieiligkeit  zu  TerschafTen  gewuszt;  indessen  jede  beschrän- 
kung  der  gewerbefrei heit  unter  dem  allgemeinen  hasse 
erliegt,  und  die  regicrungen  selbst  diejenigen  monopole, 
deren  ertrag  den  stant8kas.scn  vorbehalten  war,  dem 
höheren  Interesse  der  allgemeinen  Wohlfahrt  aufzuopfern 
beginnen.  (J.  G.  Hoffmann)  das  intereaae  dea  menachen 
.  .  .  bei  d.  Iiesfehenden  zunftverfaaa.  (1803)  2/3;  ow.  könig- 
liehe majoütät  haben  bereits  .  .  .  solche  grundsätzc  für  die 
polizeiliche  Icitung  der  gewerbe  zu  sanctioniren  geruht, 
welche  mit  der  fortdaucr  des  gewerbszwanges ,  den  die 
zeitige  zunflverfassung  voraussetzt,  unvereinbar  sind. 
DOHNA  immediatbericht  an  den  könig  (1810)  bei  Roiin- 
BCHEiDT  388;  80  finden  wir  die  weise  mitte,  der  beschränk- 
ten konkurrenz  in  dem  richtigen  Verhältnisse  der  gewerb- 
Ireibenden  nieistcr  zu  den  gesellen,  welche  beschränkende 
mitte  sich,  sowohl  von  dem  gehässigen  gewerbszwange, 
als  von  der  anarchie  der  gewerbsfreigebung  gleich  weit 
entfernt,  in  dem  praktischen  leben  ausspricht.  Rein- 
«inuHEH  imdir  d.  geiceibe  (ist.'!)  23;  da.ss  die  regierung  ernst- 
lich durch  eine  allgemeine  aufhebung  des  gewerbezwanges 
dem  Wohlstände  der  verwüsteten  provinz  wieder  auflielfen 
wolle,  a.  RoHnsr.iiEiDT2"9;  dies  war  ein  zustand,  wie  ihn 
der  extremste  Verfechter  des  gewerbezwanges  nur  träumen 
konnte.  Kaizi.  tn  SchnwUera  forachungen  i,l,6a. 

GEWERBE-,  GEWERB-,  GEWERBSZWEIG,  m.  auch 
hiei-  iat  gewerbe  urspnhiglich  im  iceiteaten  ainne  gebraucht, 
vgl.  auch  erwerbszweig :  so  kann  der  verfall  der  kleinen 
Städte  ...  nur  in  den  hindernissen  gesucht  werden  ...den 
Verlust  eines  erwcrbszweigs  durch  die  beszre  kultur  der 
übrigen  zu  ersetzen.  (J.  G.  Hoffmann)  das  intereaae  dea 
nunachen  .  .  an  d.  beMehen  d.  tunftverf.  128;  vgl.  erwerbungs- 
zweig,  theil  8,  ap.  100.2;  x'gl.  nahrungszweig  th.  7,  ap.  817; 
t:ewerbsamkeitsbranclie  (*.  «.).  der  neuere  gebrauch  atrebt 
nuaacMieazlich  dem  engeren  begriffe  der  prodttcHveti  arbeit 
tu;  hierbei  iat  au.szerdem  der  plural  bevorntgt. 

i)  tceiterer  begriff  von  gewerbe. 

a)  aingulargebratich:  kurz,  wie  kann  eine  regierung 
holTen,  dasz  ihr  die  zoUbUcher,  eine  richtige  und  genaue 
kentnisz    der  Verbindungen    ihrer  unterthanen    mit    den 


6EWERBRZWRIG 


5598 


ausländem  geben  werde?  wie  kann  sie  also  wiuen,  ob 
die  anordnung,  die  sie  macht,  nicht  einem  ihr  unbe- 
wuszten  wichtigen  gewerbezweige  tAdtich  sein  wird? 
Mauvimx>n  (11)180;  da  aber  ihre  (der  kauflmU  und 
fabrikuntemdtmer)  gedanken  gewAhnlicher  weis«  nur  mit 
dem  interesse  ihres  besondem  gewerbszweiges,  nicht  mit 
dem  allgemeinen  besten  der  geselUchafl  iMschäftigt  sind. 
(lAiiVK  verdeutaehung  dea  Adam  Smith  (l,  11  the  iniwttt 
of  iheir  own  particular  branrh  of  buaintm)  1.  4M;  ein 
gutsbesitzer,  ein  pachter ,  ein  handwerksmeister.  «in 
kaufmann .  sind  gemeiniglich  im  stände ,  ein  oder  xwei 
jähre  von  ihrem  gesammelten  kapital  zu  leben,  wenn  sie 
auch  nicht  einen  einzigen  arbeiter  in  ihrem  gewerbs 
zweige  beschäftigen  (i,  8)  i,  121 ;  aber  schon  schwerer 
entschlieszt  er  {der  fondabeaitzer)  sich  ,  seine  fonds  dem 
betriebe  des  ziemlich  mühsamen  ackerbaues  zu  widmen. 
er  wird  für  diesen  gewerbszweig  scbwerlicli  etwas  her- 
geben, wenn  er  nicht  voraussieht,  der  ertrag  seiner  be- 
tricbsamkcit  werde  ihm  nicht  blnsz  einen  ausreichenden 
arbeitslohn  verschaffen.  LoTZ  revia.  s,  881 ;  ähntieh  1,  tOf . 

b)  der  pluralgebrauch .-  zuweilen  kann  selbst  in  einem 
lande,  dessen  reichthümer  schnell  wach.sen,  durch  das 
hinzutreten  eines  neuen  gebieths  oder  durch  neu  ent- 
deckte gewerbszweige ,  der  gewinnst,  welchen  kapitalien 
bringen,  und  mit  ihm  der  zinsfasz  von  dahrlehnen,  plötz- 
lich steigen.  Gakvb  verdeutaehung  dea  Adam  SwtHh  (l.  It 
branchea  of  trade)  l,  170 ;  ebenao  (4,  7  diatant  emphymenta) 
8,39;  unter  die  wichtigsten  vortheile,  welche  die  theilung 
der  arbeit  erzeugt,  gehört  auch  noch  der,  dasz  sie  über- 
all Wohlstand  verbreitet ,  und  dasz  sich  durch  sie  die 
masse  des  gesammten  einkommens  einer  nation  unter 
ihre  einzelnen  glieder  weit  leichter  richtig  und  gleich- 
mäszig  vertheilen  läszt,  als  wenn  alle  gewerbszweige  von 
allen  zugleich  betrieben  werden.  Lotz  reviaion  1,  SfiO; 
wo  mehrere  oder  alle  gewerbszweige  in  einander  griffen, 
wie  bei  dem  verkehr  mit  Amerika,  wurde  die  berathung 
ganz  collegialisch ,  die  Stimmenmehrheit  entschied  strei- 
tige punkte.  Immkiimann  (f/n^onen  7 ,  8)  7 ,  18  Hempd; 
und  als  ich  nun  kam  nach  Holwan  —  ...  fand  ich  da- 
selbst den  Abu  Seid  von  Serug,  der  sich  allerlei  Stamm- 
bäume machte  —  und  sich  vielerlei  gewerbzweige  er- 
dachte, —  bald  sich  gab  für  einen  spröszling  von  Saszan, 
—  bald  für  einen  schöszling  der  königswurzel  von  Ghas- 
san.    RCcKEKT  (l.  tnakame)  11,  230. 

2)  die  jüngere  betonung  der  productirrn  arbeit. 

a)  aingulargebrancJi :  die  gewöhnlichsten  mittel,  wo- 
durch die  besondere  bcförderung  eines  gewerbszweiges  von 
Seiten  des  Staates  zu  bewirken  gesucht  wird,  sind  folgende: 
es  wird  die  einfuhr  derjenigen  waare,  deren  inländische 
erzeugung  befördert  werden  soll ,  erschwert ,  oder  gar 
gänzlich  verboten  u.  a.  Kköncke  abhandl.  über  ataata- 
vnrthach.  gegenstände  1,6;  von  deutschen  .  .  .  gerichten 
{iat)  .  .  .  mehrfach  ausgesprochen  worden,  dass  es  nicht 
wider  das  prinzip  der  gewerbefreiheit  .  . .  Verstösse,  wenn 
sich  gewerbsgenossen  ...  verbinden',  einen  gewerbezweig 
. . .  lebensfähig  zu  erhalten,  entach.  d.  reirhager.  im  dviU. 
(1897)  88,  158,  vgl.  auch  a.  157. 

b)  der  pluralgebrauch :  in  eben  dem  Verhältnisse  sind 
während  dieses  Zeitraums  die  arbeitspreise  gestiegen,  und 
die  gewinnste,  die  sich  aus  den  verschiedenen  gewerlM- 
nnd  handlungszweigen  ziehen  lieszen,  verkleinert  worden. 
(<Ai(VE  x'erdeutachung  dea  Adam  Smith  (l,  9  different 
branchea  q/*  trade  and  manufarturta)  1,  168;  daa  gleiche 
4,998  (6,  8  particular  branchea  of  trade);  das  handwerk 
wird  nun  .  .  .  zur  Verarbeitung  nicht  mehr  so  viel  Werk- 
zeuge und  andere  hülfsmittel  gebrauchen,  welches,  in  so 
fern  diese  dinge  erzeugnisse  innländischer  gewerbzweige 
sind,  für  diese  eine  Verminderung  ihres  abeatze«  und  Ver- 
dienstes zur  folge  haben  wird.  Vöt.KRH  81 ;  die  thätig- 
keit  der  handwerker  •  bank  soll  .  .  .  mit  m&glichster  be- 
rUcksichtigung  aller  gewerbszweige  gleichfalls  sofort  be- 
ginnen. e}tttcurf  zur  errichtting  einer  induafrie  u.  hand- 
icerkerbank  a.  16;  die  wähl  der  Vertreter  geschieht  nach 
gewerbszweigen.  Proitohon  die  volkabank  detttaeh  v.  Bau- 
REROER  27 ;  auch  sind  es  nicht  die  alten  Innungen,  die  zu- 
erst zur  Selbstständigkeit  gelangten,  sondern  die  innungen 
neu  aufblühender  gewerbszweige,  die  nie  einem  hofrecht 
unterworfen  w^aren.   Arnold  atifkommen  d.  handtcerker- 


5599 


GEWERBHAFTIG 


GEWERBIGKEIT 


5600 


Standes  27 ;  die  Verordnung  vom  9.  februar  1849  begründet 
nicht  nur  die  einrichtung  der  gewerberäte,  sondern  macht 
auch  in  den  meisten  gewerbezweigen  den  selbständigen 
gewerbebetrieb  von  dem  beitritt  zu  einer  innung  nach 
vorangegangenem  befähigungsnachweise  oder  von  einer 
Prüfung  abhängig.  Bornhak  preusz.  staats-  u.  rechtsge- 
sehichte  (1903)  479. 

GEWERBHAFTIG,  adjectiv,  in  Wörterbüchern  viel  be- 
legt, mit  anlehnung  an  die  bedentung  erwerb:  gewärbhaff- 
tiger  mensch ,  der  vil  gewinnt  und  eine  gfite  begangen- 
schafft hat,  quaesiuosus  homo.  Maaler  178*;  quaestu- 
osus.  gewerbhafftig ,  voll  gewinn.  König  966*;  qiiaestu- 
05tts  ...  gewinnreich,  gewerbhafftig.  Cellarius  171;  ähn- 
lich Dentzler  640.  Matthiae  1,1105.  Hederich  1, 1422; 
viel  weiter  greift  Heyn  atz  aus,  der  zugleich  die  grund- 
form  gewerbhaft  bucht,  doch  lassen  sich  dessen  angaben 
nicht  durch  belege  stützen:  gewerbhaft  oder  gewerbhaftig 
findet  man  theils  für  gewerbtreibend,  theils  für  gewinn- 
bringend in  älteren  büchern.  Heynatz  2,  5.5. 

GEWERBIG  {bei  Schweizer  Schriftstellern  GEWIRBIG), 
abgeleitetes  adjectiv ,  das  der  neueren  spracht  nur  noch 
im  schweizerischen  schriftgebrauch  angehört,  die  älteren 
belege  weisen  zwei  richtungen  der  enticicklung  auf:  mit 
dem  verbum  werben,  gewerben  hat  das  adjectiv  das 
festhalten  an  der  sinnlichen  grundbedetttung  der  bewe- 
gung  gemein,  doch  verengt  sich  die  hierauf  beruhende  be- 
deutung  rührig,  thätig,  gern  in  der  richtung  aw/ gewinn, 
erwerb.  diesz  ist  namentlich  der  gang  der  schweizerischen 
enticicklung.  von  anfang  an  jedoch  steht  neben  dieser 
kennzeichnung  einer  eigenschaft  die  mehr  appellativische 
Verwendung,  die  sich  eng  an  gewerbe  =  commercium  an- 
lehnt, gewerbig  ist  hier  =  gewerbtreibend.  dieser  ztoeig 
der  enturicklung  ii9t  ganz  abgestorben. 

1)  die  auf  der  sinnlichen  grundvorstellung  beruhenden 
bedeutungen  beweglich,  rüstig,  anstellig,  thätig.  fleiszig :  si 
tet  als  die  gewirbigen  binlein,  die  das  süsz  honig  aus  den 
manigfeltigen  blumen  eintragend.  Johannes  Meier  vorr. 
zu  Elsbet  Stagels  leben  d.  schtvestern  zu  Tösz.  Vetter  s.  i ; 

sag,  was  hat  die  stat  vür  ein  handel? 
er  sprach :  'es  ist  ein  groser  wandel, 
ein  namhaft  und  ein  genge  stras 
der  Tewtschen,  so  an  unterlas 
da  Webern  mit  gewerbiger  hant 
durch  das  gepürg  in  das  Welschlant 
und  in  andre  lant  hin  und  wider. 

H.  Sachs  {lobspruch  d.  Stadt  Salzburg)  22, 484  Oötze; 

so  habe  ich  doch  allein  allhie  für  den  gemeinen  Soldaten, 
auch  gemeine  handtgewärbige,  jedoch  auszerlesen  unnd 
wol  erfahrne  künstlein  anzeigen  unnd  lehren  wollen. 
Raimund  Minderer  medicina  militaris  (1620)  144  (hand- 
gewerbige  in  späteren  ausgaben);  wenn  sie  ganz  klein 
sind,  so  kräzt  sie  die  mutter  nimmt  sie  der  vater,  so 
wie  sie  aber  ab  deren  armen  kommen ,  so  entfremden 
sie  sich  auch  mehr  oder  weniger  den  herzen,  es  sei  dann 
ein  b'sungerbar  hübsches  und  g' wirbiges  kind,  das  sich  fest 
zu  ketten  weisz  an  dem  einen  oder  dem  andern  herzen. 
GoTTHELF  geld  und  geist  oder  die  Versöhnung  (l852)  401 ; 
er  ist  gewerbig,  wenn  man  ihm  mit  holzschlägel  auf  den 
grind  gibt.  Schweizer  spn'cÄtoor^öei  Wander  1,1652;  e  gwer- 
bige  mensch  {sich  viel  umthuend).  Schmeller  2^,  982. 

2)  bedeutungsverengerung  in  der  richtung  auf  gewinn, 
erwerb. 

a)  nur  aus  älteren  Wörterbüchern  belegt  ist  die  auch 
unter  gewerbhaftig  {s.  d.)  verzeichnete  passive  bedeutung : 
res  quaestuosa,  fast  nuzlich  und  gwünsam,  gewärbig. 
Cholinus-Frisius  722*;  ebenso  Maaler  178*. 

b)  dagegen  reiht  sich  ungezioungen  hier  an:  und  kam 
her  gen  Augspurg  ...  zu  einem  kramer,  genant  Ulrich 
Schön,  was  auf  dasselbe  mal  ain  reicher  gewerbiger 
kramer.  B.  Zink  {d.  städtechron.  5)  126;  dann  daselbst  all- 
weg  und  noch  verstendig,  gwerbig,  kunstreich  volck,  guter 
Sitten  gewonet,  die  kein  grobheit  gebrauchen.  Trithe- 
Mius  chronica  d.  Franken  66*; 

nein,  fragst  du  nach  verdienst,  so  sieh  den  Porcius, 
er  ists,  bei  dem  man  sich  zum  manne  modeln  musz : 
steif,  ehrbar,  ordentlich,  in  seinem  thun  bedächtlich, 
gewirbig,  zum  gewinn  war  nie  ein  weg  verächtlich 
er  ist  aus  versieht  H)  keusch,  bricht  sich  und  andern  ab 
und  lasset  ohne  sich  ja  keine  leich  ins  grab. 

Haller  {der  mann  nach  der  weit)  »chweiz.  ged.  125 
(vgl.  dazu  Schönaich  7\eolog.  wb.  258,  30  Köster) ; 


bald  aber  fanden  sie  im  weben  feiner  leinwand  gröszern 
gewin ;  bald  ward  diesz  und  handel  mit  köstlichem  linnen 
die  vornehmste  ihrer  gewerbigen  thätigkeit.  Zsghokke 
klass.  stellen  der  Schweiz  149;  unter  diesen  umständen  wird 
eine  jede  oberkeit  ihren  grössten  gewinn  und  vortheil  von 
der  beschützung  der  freiiieiten  finden,  durch  welche  das 
hausglück  stiller,  gewerbiger  und  arbeitsamer  einwohner 
gesichert  und  geäuffnet  wird.  Pestalozzi  Schriften  12, 1.57; 
ja,  du  hast  eine  gewerbige  gescheite  frau,  da  gescheiteste 
von  meinen  kindern.  schade,  das^  die  nicht  ein  mann 
geworden  ist,  die  hat  einen  unternehmenden  geist.  Auer- 
bach edelweisz  249. 

3)  der  appellativische  gebrauch;  die  anlehnung  an  ge- 
werbe =  commercium.  -" 

a)  attributive  Verbindungen. 

a)  unser  vater  ist  genant  Burkhart  Zingg  und  was  auf 
dasselb  mal  ain  gewerbig  man  und  arbeit  auf  der  Steir- 
mark  und  het  er  und  guet  und  was  beseszen  zu  Me- 
mingen.  B.  Zink  {deutsche  städtechron.  5)  122;  item  welcher 
in  Mals  sein  haus  hat  und  päurliche  rechte  thuet  .  .  . 
dem  ist  vergunt ,  dasz  er  zwei  rinder  .  .  .  halten  .  . .  doch 
ob  einer  ein  gwerbiger  mann  wäre ,  der  ein  rosz  hätte, 
der  soll  ein  rind  weniger  halten,  weisth.  v.  Mals  {österr. 
loeisth.  4,  29);  vor  dem  lewenthor  {bei  Ulm)  war  auch  ein 
herrlich  vorstatt,  die  reichet  bisz  zum  spital  für  Götzinger- 
thor  hinausz,  da  sassen  vil  gewerbig  burger  und  kauf- 
leute  innen,  auch  die  besten  handwercker  und  herbergen. 
S.  Franck  Germania  396*. 

/?)  der  römisch  künig  Sigmund  liesz  angentz  alle  sine  rei- 
sigen in  der  statt  gassen  verhüten,  die  burger  von  Costentz 
in  gweer  und  hämisch  geröst,  usz  bevelch  des  künigs,  da- 
mit Wechslern,  koufflöten  und  anderm  gewirbigem  volck, 
dero  usz  aller  Christenheit  vil  da  warend,  kein  schad  ge- 
schehe. Tschudi  Schweiz,  chron.  {z.  jähre  1415)  2,  7*  Iselin; 
welcher  aber  in  stetten,  flecken  .  .  .  und  fürnemlichen  an 
gewerbigen  orten,  als  an  gassen  oder  platzen,  ein  wohn 
oder  behausung  bawt,  dem  sol  kein  dachgefell  oder  träff 
auff  die  gemeind  ohne  kendel  und  rinnen  zu  gelassen 
noch  gestattet  werden.  F rots spergkr  bauordn.  Si'-;  eine 
andere  wohlthat  welche  die  grafschaft  Mark  ihm  ver- 
dankte, war  die  Verwandlung  der  accise  oder  verbrauch- 
steuer in  eine  für  ein  offenes  gewerbiges  land  passen- 
dere abgäbe  mittelst  fixation.  Pertz  aus  Steins  leben 
1,45;  ich  spreche  von  Yverdon,  oder  Iferten,  nächst 
Lausanne  und  Vevey,  das  gewerbigste  und  ansehnlichste 
Städtchen  des  Waatlandes.  Zschokke  klass.  stellen  der 
Schweiz  278 ;  die  alten  gewerbigen  reichsstädte  . .  schwangen 
sich  nie  ganz  wieder  zu  dem  vorigen  Wohlstände  empor. 
Becker  Weltgeschichte  (1830)  9,  162. 

b)  die  Substantivierung :  allen  und  iglichen  geistlichs  und 
weltlichs  Stands,  . .  .  darzfl  kauflfiten,  schiffluten,  verech- 
tern,  gewerbigen,  flossern  .  .  .  gnad  und  alles  gfit.  patent 
des  Pfalzgrafen  Philipp  von  1493,  ztschr.  gesch.  Oberrh.  9,  427 ; 
wir  haben  usz  fürstlichem  gemfit  uns,  unsern  landlflten 
und  unsern,  auch  gemeinem  gewerbhandel  zu  gfide  und 
erlichterflng  vil  beswernis  den  selbigen  gewerbigen  und 
sünderlich,  die  wine  keüfen  und  verkeöfen  uff  den  Rine, 
unsern  kramern  zu  Winheim  . .  .  ernüwert.  ebenda. 

GEWERBIGKEIT,  /.,  ableitung  zum  vorhergehenden,  die 
anfangs  weiter  verbreitet,  neuerdings  nur  noch  Schweizer 
Schriftstellern  angehört,  dem  entspricht  auch  die  bedeu- 
tung, die  die  eigenschaft  des  ßeiszes,  der  betriebsamkeit, 
in  der  richtung  auf  den  erwerb  zuspitzt-'  schon  zu  an- 
fang dieses  14.  Jahrhunderts  hatte  sich  die  hiesige  bürger- 
schaft  durch  allerlei  handwerker  ungemein  vermehret; 
natürlicher  weise  waren  darunter  verständige  männer, 
welche  durch  fleisz  und  gewerbigkeit  vermögen  errangen. 
P.  v.  Stetten  l,  6;  indessen  bleibt  immer  gewiss  wahr, 
dass  die  auflagen  des  landes  auf  eine  art  eingerichtet 
sein  sollten ,  welche  die.  hausordnung  und  gewerbigkeit 
und  den  fleiss  der  einwohner  nicht  stören,  sondern  äuffnen 
und  befördern  würden.  Pestalozzi  Schriften  (1824)  12, 180; 
so  erstarkte  die  thätige  gemeinde  durch  kluge  benutzung 
der  Zeiten,  durch  gewerbigkeit,  kunstfleisz  und  haushäl- 
terische Sparsamkeit  der  bürger.  Zsghokke  klass.  stellen 
der  Schweiz  149;  eigentlich  sollte  man  London  und  Kon- 
stantinopel nicht  mehr  zum  europäischen  system  zählen. 
England  mit  seiner  gesetzgebung,  Verfassung  und  freien 


5601 


GEWERBISCH 


GEWERBLICH 


5602 


gewerbigkeit  gehört,  schon  zu  Nordamerika,  Konntanti- 
nopel  zu  Asien.   (</.  irrfahrt  d.  PhilhelUnen)  novdUn  8,  881. 

GKWKIUHSCH,  adjectiv,  vtreimdt  in  voörterbüehem  auf- 
geführt und  dwt  auf  die  parallel*  mit  negotium  beschränkt  -. 
KcwerbiHchcr  .  . .  negoeionu.  vocab.  von  UM;  negoHalis, 
intitilorius.  gworbibch.  W.  ScilÖNSi.EDKR  pritmpt.  genn. 
tut.  V5*;  negotialie.  gewerbisch,  za  einem  getchälTt  ge- 
hörig. Dentzi.kh  4M. 

6EWKHBLK,  «.  gewerblein. 

QEWElUiLKIN,  n.,  diminuHvf<>rm  «u  gewerlM  (ß.  d.). 
*M  erfatzt  da»  loort  tneist  in  i«r  bedeutung  von  gelenk 
{vgl.  tp.  Mtl»ff.).  »eltener  in  der  von  quaestus  (vgl.  sp.  5604). 
bei  Q.  Kbllkh  ist  die  anlehnung  an  die  taehbedeutung 
von  gewerbe  (—  anweseii,  besiU)  belegt  (vgl.  ep.  &4«i). 

1)  die  bedeututuf  gelenk. 

a)  betifihung  utif  meneehen:  gewerblin,  inguinarium. 
ein  gewerblin  der  glicdcr,  ibi  pcstilontia  se  ostendit. 
Frant^f.  vocab.  d.  U.jahrh.  bei  DiKi'ENBACH-WÖLCKEn  619 
(vgl.  auch  inguinaria  . . .  druHZ  bei  dem  gemecht.  Die- 
KENHACii  898°);  das  sag  ich  bezeichnet  ohne  alles  mittel 
unwidersprechlich  die  fahrication  und  den  zusammenge- 
fügten ganzen  monschlichea  cörpor  mit  allen  seinen  glie- 
dern, gewerblein  und  teilen.  TiiUHNEissEn  beschreib,  d. 
ii\fluent.  wirk,  aller  erdgewächse  8;  vertebra  colli,  hals  ge- 
werblein. Matihiak  8,  864. 

b)  besiehuvg  aufpflanzen :  gwärble,  die  gleich  am  körn- 
halm,  genicula.  Maaler  800<*,  ebenso  Ctioi.iNU8KRi8ii's 
890*.  Prisius  (1506)  600*;  {geniculum,  der  knod  oder  gleich 
an  eim  stengel,  oder  halin,  halm  knod.  Dasypuuius  08**, 
ebenso  Serhanus  K?**.  JuNlii8  64;  genicula  ...  die  knö- 
iichen  und  gelenoklein  an  halmen  und  Stengeln.  Farer 
854'';  ^an«  dAnZ.  CoRviNLS  358.  KöNKi  498''.  Weismann 
1,  aiö**.  Matthiae  1,  609);  geniculatus  . .  .  voll  gleich  und 
gew&rblincn.  Ciiolinus-Frisius  890*,  ähnl.  Frisius  600* 
{vgl.  geniculatus  ...  knAlicht.  Faiikr  854'');  (knaioel)  ist 
ein  eintzigs  schotticht  und  drauschcllcht  stäudlein  nit 
über  spannen  hoch,  alle  ästlein  und  zincken  mit  eitel  ge- 
werblein, wie  das  weggras  ...  so  mag  es  doch  wol  umb 
seiner  vilfaltigen  gewerblin  willen  ein  polygonon  sein. 
Bock  kräuUerbuch  (l56l)  148'' ;  die  selbige  fügen  oder  ge- 
werblin scind  mit  gebogenen  blettlein  . .  bekleidet.  98'';  der 
rund  Stengel  {des  storkenschnabels)  spannen  hoch,  mit  vilen 
gewerblin,  nit  dicker  dann  ein  strohalm,  die  gleich  od'  ge- 
werb seind  braun  geferbet,  ein  wenig  haricht,  blüet  durch 
den  Summer,  isi*;  die  blätter  sind  grassechtig.  die  stengel 
dünn,  mit  gleichlein  oder  gewerblein  unterscheiden,  eines 
fuss  oder  anderthalbo  spannen  hoch.  Tabkrnakmontanus 
nett  vollkommen  k räuter buch  66!> ;  das  andere  {hilhtierdarm 
kraut)  wird  etwann  elen-hoch  und  auch  höher,  hat  sine 
gewerblein,  und  auf  beiden  selten  blätter,  wie  säu- 
bUrtzel,  zwischen  welchen  die  blümlein,  die  am  ersten 
stehen,  herfürwachsen.  Hoüberg  adel-,  land-  u.  feldleben 
8,  449,  14. 

8)  die  bedetttung  erwerb,  gewinn:  gewerblein  quaesti- 
eulus.  ALEn986*;  gewerblein,  gwinnlein.  Bayer  891;  ge- 
werblein, quaestictdtis.  Matthiae  8, 181*.  Kirsch  180*; 
gewerbeben,  gewerblein.  Heuerich  i,  1488. 

8)  die  bedetittmg  besitz,  anwcscn:  'überdies'  fuhr  Hansli 
fort,  'steht  mir  das  gütloin  vor  der  band  noch  fest  ge- 
nug' . .  'wie  du  willst',  sagte  Enoch,  . .  'aber  sorge  nun 
dafür ,  dasz  das  gewerblein  bestellt  wird,  denn  ich  mag 
mich  nicht  länger  damit  plagen  I'  G.  Keller  {Züricher 
novelleti)  6,  ;t5P. 

6EWERBLER,  m. ,  neue  erweiterte  foiin  des  nomen 
agentis  tu  gewerbe,  an  stelle  von  gewerber,  gewerbe  {s.d.). 
die  bildung  iat  in  den  compositis  klcingewerbler,  kunst- 
gewerblcr  belegt,  vgl.  zeitschr.  d.  allgem.  d.  Sprachvereins 
80  (1906)  887. 

GEWERBLICH,  a^.  u.  adverb.,  beliebte  form  der  netteren 
spräche,  die  hierin  ausachlieszlich  den  jüngeren  engerm  begriff 
der prodttctiven  thätigkeii,  der  technischen  leistung  pflegt,  ein 
iUterer  aber  ganz  vereinzelter  beleg  weist  attf  die  aUgetiveinere 
parallele  mit  negotium :  gewerbischer  oder  gewerblichster, 
negociostts.  voc.  v.  14»3  ttnd  ähnlich  \ceit  faszt  auch  eine 
jf^egettheitsuxndung  bei  Jahn  das  compositum:  da  wird 
dann  das  angelegentlichste  unterfangen,  den  funkelnagel- 
neuen nolhstaat  landlich,  leiblich,  gewerblich,  sittlich 
und   geistig  abzumarken ,   und  sodann   nach   innen  und 


ausxen  doppelt  tu  ▼•noblieazen.  Jahn  msrht  ntm  ätuUehsn 
volksthum  (lan)  67.  ü»  ganse  hauptmanse  im  Mt§t,  unter 
denen  keiner  über  das  it.  jakrh.  turüekwtiti,  hmÄi  titk 
auf  indttstrie  und  teehnik.  im  fdbuwfMidH  im  verms^ 
düng  beruht  auf  attributiven  wtrWwrfwywi,  iia  nek  wmat 
als  Vorstufe  oder  als  toekerunff  «mmI  wirirti'to'iiiif  f  wy 
barer  eomposita  eneeisen  {§.  obm  umitr  fvwwlMMMtor. 
gewerbeanlafe  u.  a).  andere  syniaeHseks  iirntaU  UitMit 
udjeeti»  mir  selten ;  doch  vgl. :  die  elf ensohaft  «iMC  thSUg- 
keit  als  einer  gewerblichen  wird  hierbd  dadarah  MUf»- 
schlössen ,  daaz  eine  uneigennützige  TflrwMMloBC  <l«i  n 
erlangenden  gewinne«  beabeichtigt  wird.  Tuiel  4,  m. 
vgl.  auch: 

wir  !eb«n  in  einar  pracU«clMn  uit 

und  allM  treibt  sicn  gewerblich, 

veniiitteUt  gefenMitifkeit 

wird  jeder  lomp  nasterblich. 

ilBiNRicii  Lbutholo  gtä.  {(»nf  9t0mmfill0tll). 
l)  Verbindung  mit  persOtUiehen  substantimn. 

a)  unter  '  arboitern '  im  sinne  des  §  iwa  g«w.-o.  sind 
...  die  gewerblichen  arbeiter,  also  die  gewerbegehilfen 
(gesellen  .  .  .)  zu  Tersteben.  entsek.  d.  reiehsger.  in  eivile. 
(1886)  18.  60;  gan*  ähnlieh  entseh.  de»  oberlandgeriekt»  Mün- 
chen (1896)  im  getoerbearehiv  8, 101 ;  was  zum  schätze  der 
fabrik-  und  gewerblichen  hülfs-arbeiter  gefeo  gMmndheits- 
schädliche  einOUsse  vorgekehrt  wird,  darf  niebt  so  weit 
gehen,  dass  der .  .  .  Unternehmer  auswärtigen  mithewer- 
l>ern  zuletzt .  .  .  unterliegen  mass.  Brater  im  d.  Staats- 
tcb.  4,801;  eine  Zwischenstufe  zwischen  dem  gewerb- 
lichen Unternehmer  und  dem  unselbstJLndigen  lobnarbeiter 
nehmen  die  bausgewerbetreibenden  ein.  Lanumann  ge- 
tcerbeordnung  l,  109. 

b)  gewerbliche  bruderschaften.  Monk  in  tseh.  t.geseh. 
Oberrh.i.S;  die  gewerblichen  genossenschaflen  bezwecken 
den  grossbezug,  grossbetrieb  und  grossabsatz  and  zer- 
fallen in  rohstofif-,  werk-,  magazin  und  prodoktivgenoa- 
senschaften.  Hue  de  Grais  handbuch  d.  Verfassung  u. 
verw.  568;  die  errichtang  .  .  .  fachgewerblicher  corpora- 
tionen.   Förster  vertrage  f.  getoerbe-vereine  8,  71. 

8)  verbiruiung  mit  sächlichen  und  abstracten  substanr 
tiveti. 

a)  kalk-  und  Steinbrüche  .  .  .  femer  sonstige  zar  ge- 
winnung von  fossilien  oder  zo  gewerblichen  anlagen 
dienende  grnndstücke  können  nur  mit  einwilligang  aller 
bet heiligten  in  die  Zusammenlegung  gezogen  werden. 
R.  NoBiLiNG  pretisz.  landeskulturgesetze  IS8;  ebensos.  606; 
der  §  16  gew.-ordn.  gilt  übrigens  auch  für  nichtgewerb- 
liche anlagen  der  dort  genannten  art,  insbesondere  also 
für  solche  anlagen,  deren  erzengnisse  nur  für  den  eigenen 
bedarf  des  Unternehmers  bestimmt  sind.  L.  Holtz  die 
fürsorge  f.  d.  reinhaltttng  der  gewässer  81 ;  vgl.  auch  ge- 
Werbearchiv  i,  388  u.  a. ;  der  gerichtsstand  der  gewerblichen 
niederlassung  ist  bei  dem  gerichte  desjenigen  ortes  be- 
gründet, wo  die  niederlassung  sich  beflndet.  entsA.  d. 
reiehsger.  in  eitfiis.  30,  828;  ist  die  forderung  im  gewerbe- 
betriebe  des  gläubiger»  entstanden,  so  tritt,  wenn  der 
gläubiger  seine  gewerbliche  niederlassung  an  einem  an> 
deren  orte  hat,  der  ort  der  niederlassung  an  die  stelle 
des  Wohnsitzes,  dtsch.  bürg,  gesetxbueh  §870;  gerade  dies 
geschäft  (ein  bttchhändlerischer  verlag)  war  ihm  nicht  ganz 
fremd . .  kein  gewerbliches  unternehmen  stand  in  so  inniger 
Verbindung  mit  der  geistigen  cultur  der  nation.  Prettao 
{Karl  Mathy)  88,  814;  die  frage,  welchen  betrag  .  .  .  der 
Inhaber  eines  gewerblichen  geschäft«  für  die  abnatzung 
der  .  .  .  dem  gcschäftsbetriebe  dienenden .  .  .  gegenstände 
...  in  abzug  zu  bringen  berechtigt  ist.  Wilmowski  im 
Verwaltungsarchiv  t,9ai\  Inhaber  von  gewerblichen  real- 
gerechtigkeitcn  .  .  .  klagten  gegen  den  bamborgischeu 
Staat  entseheidung  des  reichsgerichia  in  civilsatken  (MB6) 
18,1;  gewerbliche  berechtigungen.  R.  NoBiUNOjrrtMm- 
wA«  landeskulturgesetxe  338;  die  Pariser  konvention  zum 
schütze  des  gewerblichen  eigentums  (i880).  Liszr  vUker- 
recht  168. 

b)  gewerbliche  prodokte.  G.  KRAfrr  ilL  tmndw.  Ux.  t. 
s.snb;  nach  einer  mittheilung  des  herm  reiohskanzlers 
haben  . . .  erhebungen  ergeben,  dass  . .  .  gesundheitsgefahr 
für  das  küchcnpcrsonal  .  .  .  nicht  besteht,  immerhin 
sind  aber  . . .  gewerbliche  küchen  mit  .  . .  mangeln  ange- 
troCTen  worden.  ge%eerbeaixhiv  f.  d.  dtsch.  reich  i,  138;  von  den 


5603 


GEWERBLICH 


GEWERBSAM 


5604 


anstalten,  welche  vorzugsweise  dem  kleingewerbe  die- 
nen, sind  in  erster  linie  die  grossen  anstalten  in  Berlin, 
u.  s.  w.  zu  nennen,  die  als  'handwerkerschulen',  'gewerb- 
liche schulen'  und  unter  ähnlichen  bezeichnungen  bekannt 
sind.  Albrecht  hdbch.  d.  soz.  tcohlfahrtspßege  146;  den 
Prüfungen  der  in  §  129,  abs.  i  und  §  181,  abs.  2  der  gewerbe- 
ordnung  erwähnten  lehrwerkstätten,  gewerblichen  unter- 
richtsanstalten  und  prüfungsbehörden  .  .  .  kann  meiner- 
seits die  Wirkung  der  gesellenprüfung  beigelegt  werden. 
Hoffmann  Organisation  d.  handwerks  298;  das  gewerb- 
liche bildungswesen.  preusz.  geiverbegesetz  von  l&i9,  s.  25. 

c)  das  gewerbliche  einkommen  besteht  aus  den  zinsen 
des  anläge  und  betriebscapitals  und  aus  dem  eigentlichen 
handwerksgewinne.  Fentsch  im  dentsclien  staatswb.  i,  342; 
aufhebung  der  gewerblichen  abgaben  in  Posen,  jyretisz. 
gesetzsamml.  1883,  *.  55,  ebenso  entscheidungen  d.  reichsger. 
in  civils.  (1882)  6,  94;  für  die  entscheidung  von  gewerb- 
lichen Streitigkeiten  zwischen  arbeitern  . .  und  .  .  arbeit- 
gebern  . . .  können  gewerbegerichte  errichtet  werden. 
55,194;  damit  es  nicht  zweifelhaft  bleibt,  dasz  auch  lite- 
rarische productionen  und  gewerbliche  erfindungen  unter 
dem  schütze  des  Staates  . .  .  stehen,  stenogr.  berichte  der 
Fr ankf.  nat. -Vera.  691'' ;  Herm.  Maertens  ,  aesthetik  der 
baukunst  und  der  gewerblichen  künste.  Bonn  1887;  das 
anbieten  von  solchen  gewerblichen  leistungen,  hinsicht- 
lich deren  dieses  landesgebrauch  ist,  kann  von  einer  vor- 
gängigen erlaubnis  nicht  abhängig  gemacht  werden.  Land- 
mann gewerbeordn.  l,  364;  vgl.  auch  die  preussische  staats- 
medaille  für  gewerbl.  leistungen;  zumal  nicht  einmal  er- 
sichtlich gemacht  . . .  ist,  dass  die  klägerin  das  gebäude 
noch  zu  andern  gewerblichen  Verrichtungen  benutzen  darf. 
entsch.  d.  reichsger.  in  civils.  19,  360 ;  die  macht  der  gewohn- 
heit .  .  hatte  . .  einen  zustand  erzeugt,  welcher  .  .  einen  . . 
fortschritt  der  gewerblichen  thätigkeit  nicht  hervorbringen 
konnte.  Hoffmann  lehre  v.  d.  steuern  194;  (e*  ist  mit  der 
gewerbewdnung)  ein  werk  zustande  gebracht,  welches  der 
freien  bewegung  gewerblicher  thätigkeit  neue  .  . .  bahnen 
öffnet,  thronrede  im  nordd.  reichstag,  s.  Bismarck  reden 
4,  260 ;  erlaubnis  zur  .  .  .  ausübung  der  gewerblichen  tätig- 
keit.  entscheid,  d.  reiclisger.  in  civils.  46, 105;  vgl.  auch  HuE 
DE  Grais  handb.  der  Verfassung  u.  Verwaltung  580,  ebenso 
562  u.  a. ;  gewerbefreiheit  ist  arbeitsfreiheit  auf  dem  ge- 
biete der  gewerblichen  bethätigung.  Schäffle  im  dtsch. 
staat'itvb.  i,  320. 

d)  ihr  {der  mutter  Schillers)  vater  . .  war  holz-inspektor  zu 
Marbach.  eine  fürchterliche  Überschwemmung  beraubte 
ihn  dort  seines  ganzen  Vermögens,  aus  noth  griff  er  nun, 
um  seine  familie  nicht  darben  zu  lassen,  zu  gewerblichen 
mittein  (er  wurde  bäcker  und  wirth).  Streicher  Schillers 
flucht  4  Hofmann;  er  {der  reisegefährte)  beanspruchte  eine 
gemeinschaftlichkeit  der  exkursionen,  wobei  er  aber  land- 
wirthschaftliche  und  gewerbliche  zwecke  im  äuge  hatte, 
was  sich  mit  meinem  künstlerischen  heiszhunger  nicht 
vereinbaren  liesz.  Grii.lparzer  (selbstbiogr.)  12,  72  Necker; 
der  rest  des  Vermögens  wird,  .  . .  der  gemeinde,  in  welcher 
die  Innung  ihren  sitz  hatte,  zur  benutzung  für  gewerb- 
liche zwecke  überwiesen,  gewerbeordnungsnovelle  von  1897 
§  90*;  §  1  des  Statuts  bezeichnet  als  aufgäbe  des  Vereins 
. . .  förderung  der  gemeinsamen  gewerblichen  Interessen. 
entscheid,  d.  reichsger.  in  civils.  55,  30 ;  hiermit  ist  ausge- 
sprochen, dasz  . . .  die  regelung  der  gewerblichen  Verhält- 
nisse fortan  nicht  mehr  sache  der  einzelnen  Staaten, 
sondern  ausschlieszlich  sache  des  reichs  ist.  Stenograph, 
ber.  d.  Frankf.  nat.-vers.  693»;  dies  bewog  die  regierung  . . 
die  gewerblichen  Verhältnisse  zu  verbessern.  Masgher 
deutsches  gewerbewesen  648;  auszer  diesen  rein  gewerb- 
lichen Verhältnissen  sind  für  die  geschichte  des  gewerbs- 
wesens  auch  die  religiösen  vereine  der  zünfte  zu  beachten. 
MoNE  zeitsch.  gesch.  Oberrheins  2,^;  wir  haben  sehr  ver- 
schiedene gewerbliche  zustände  in  Deutschland,  zustände, 
die  sich  geradezu  widersprechen,  stenogr.  ber.  d.  Frankf. 
nat.-vers.  756'' ;  es  streben  die  Skandinaven  seit  dem  letzt- 
verflossenen  menschenalter  und  schon  länger,  nicht  nur 
ihre  häuslichen  und  gewerblichen  zustände,  sondern  auch 
die  bürgerlichen  und  staatlichen  Ordnungen  und  Verfas- 
sungen ihrer  lande  den  anforderungen  und  bedürfnissen 
der  zeit  gemäsz  zu  ordnen  und  zu  bessern.  E.  M.  Arndt 
Schriften  für  u.  an  s.  l.  Deutschen  {Skandinavien  .  .)4,  326; 


was  bislier  geschah,  war  nicht  lebenskräftig  genug,  um 
alle  schichten  des  gewerblichen  lebens  zu  durchdringen. 
e7itwurf  zur  erricht.  einer  industrie-  u.  Jiandwerkerbank  5 ; 
es  war  das  urbild  der  altgermanischen  nationalen  frei- 
heit,  das  durcli  die  gilden  wieder  angestrebt  ward  und 
von  ihnen  aus  der  mitte  des  gesellschaftlichen  und  ge- 
werblichen lebens  wiedergeboren  werden  sollte.  Th.Mundt 
gesch.  d.  deutsch,  stände  (2,  3)  310 ;  der  staat  unterstützt  fer- 
ner das  gewerbliche  vereinswesen.  Hue  de  Grais  handb. 
d.  verfass.  563 ;  nachdem  das  bewegliche  capitel  längst  in ' 
gewerblicher  hinsieht  dem  grundvermögen  gleichgestellt 
war,  muste  zuletzt  auch  die  politische  gleichstellung  er- 
folgen. Arnold  aufkommen  d.  handwei-kerstandes  (l86l)  40. 
e)  nicht  minder  erheblich  waren  aber  die  gegen -vor- 
theile,  welche  diesen  {den  ritterlichen  Pfahlbürgern)  von 
selten  der  stadt  gewährleistet  wurden,  wozu  eicht  nur 
treuer  kriegsbeistand  in  den  fehden  des  adels  mit  den 
fürsten,  sondern  auch  der  freie  gewerbliche  verkehr  mit 
der  bürgerschaft  gehörte,  so  konnte  ein  ritterlicher  grund- 
herr  heut  als  führer  der  städtischen  kriegsmannschaften 
an  ihrer  spitze  erscheinen,  und  nuargen  seine  butter  und 
sein  vieh  unter  begünstigung  der  zollfreiheit,  die  ihm  als 
Pfahlbürger  zustand,  in  die  stadt  schicken.  Th.  Mundt 
gesch.  d.  deutsch,  stände  (2,  4)  834 ;  drauszen  auf  der  gasse 
war  wie  immer  das  gewerbliche  getöse,  aber  hier  in  der 
kleinen  kammer  war  es  furchtbar  still.  Th.  Storm  {ein 
doppelgänger)  5,  195.  gewerbliche  entwicklung.  Lueger 
4,647;  die  messe  wurde  in  ihrer  symbolischen  und  prak- 
tischen bedeutung  der  höhepunkt  dieser  groszen  volks- 
thümlichen  combination,  in  der  die  kirche  den  Welthandel 
auf  ihre  bahnen  zog,  indem  sie  in  ihren  feierlichen  mo- 
menten  demüthig  und  kühn  genug  war,  sich  mit  der  ge- 
werblichen volkskraft  und  dem  frischen  gewinnlustigen 
handelsgetümmel  zu  vermählen.  Th.  Mundt  gesch.  der 
deutschen  stände  (2,  2)  288 ;  in  jeder  stadt  z.  b.  wird  sich 
nur  eine  gewisse  durch  die  Übung  leicht  zu  bestimmenJe 
zahl  von  Schuhmachern,  schneidern  ...  in  gewerblicher 
würde  erhalten  können.  Kleinschrod  li ;  eine  ...  Ver- 
einigung von  gewerbtreibenden  zur  herbeiführung  ange- 
messener preise  für  ihre  gewerbserzeugnisse  . . .  würde, 
auch  wenn  sie  die  bedeutung  eines  gewerblichen  kartells 
hätte,  .  .  nicht  als  gesetzlich  unstatthaft  .  .  zu  betrachten 
sein.  entscJieid.  d.  reichsger.  in  civils.  56,  275 ;  ganz  anders 
...  ist  die  bewegung  für  gewerbliche  freiheit  im  könig- 
reich  Baiern  zu  einem  .  .  .  abschlusse  gelangt.  Mascher 
deutsches  gewerbetvesen  649;  dass  nicht  jede  beschränkung 
der  gewerblichen  freiheit  unzulässig  sei.  ist  . .  anerkannt 
worden,  entscheid,  d.  reichsger.  in  civils.  1,23;  es  handelt 
sich  .  .  .  um  eine  erkrankung ,  welche  nach  ihrem  zu- 
sammenhange mit  dem  vom  kläger  betriebenen  gewerbe 
als  gewerbliche  krankheit  zu  betrachten  ist.  21,  78,  ebenso 
44,  260. 

GEWERBNIS,  /.,  veraltete  bildung: 

wiszlich  erfar  er  alle  landt 

die  kauffmanschatz  und  gewerbnisz  handt, 

die  sindt  gewon  zu  han  allzitt 

was  man  dür  oder  wolfeil  gilt. 

S.  Brant  Moretug  154,  s.  Zarncke  {ausgäbe 
des  narrenschiffs  143). 

GEWERBSABGABE  u.  a.,  s.  unter  gewerbeabgabe. 

GEWERBSABLÖSUNG,/.;  da  die  erfahrung  gelehret 
hat,  dass  durch  die  von  den  besitzern  nicht  mehr  betrieben 
werden  wollenden  gewerben  .  . .  eine  heimliche  gewerbs- 
verkäuf lichkeit  mit  unterlaufe  ...  so  ist  ...  zu  verhin- 
dern, dass  dergleichen  heimliche  gewerbsablösungen  ge- 
stattet werden.  Barth-Barthenheim  österr.  gewerbs-  u. 
Jumdel^gesetzkiinde  l,  329. 

GEWERBSAM ,  adjectiv ,  in  den  ältesten  belegen  aus- 
schlieszlich auf  örtlichkeiten  bezogen,  knüpft  diese  ableitung 
anfänglich  nur  an  den  begriff  commercium  an;  erst  in 
neueren  belegen,  die  das  adjectiv  mit  personen  verbinden, 
macht  sich  die  allgemeinere  anlehnung  an  erwerb  geltend, 
die  wir  oben  für  gewerbig  feststellten. 

l)  beziehung  auf  Ortschaften,  anknüpfung  an  commer- 
cium: item  die  reich  gewerbsam  statt  Brixia  davon  sie 
Jahrs  so  grosz  nutzung  hat,  ob  hundert  tausendt  du- 
caten.  reisbuch  d.  heil,  lands  (1609)1,95;  wie  auch  Seb- 
sewar,  Turschis,  Kain  ...  sind  alle  volckreiche  und 
gewerbsame  städte,  bei  etlichen  wird  das  manna  unter 


5G05 


GEWERBSAMKEIT 


GEWERBSANMASZUNG 


5606 


Bchicdllchor  arth  gesamblet.  Oi.BAniua  reuebesehr.  WS*; 
die  fitadt  Amudabad  bringet  d«tn  kftnig  dei  jfthrs  bei 
s.  inillionen  realen,  nicht  allein  wegen  der  Irefliohcn 
Jiandlung  und  handthierung,  «o  darinnen  getrieben  wird, 
. . .  sondern  auch  wegen  der  herumb  liegenden  kleinen 
etädte  und  dörffer,  lo  alle  gewerbtam.  Mandblslo  mor- 
f/enländ.  reiaebeachreibung  «»;  gewerbtam,  die  sUt  oder 
landschaft  ist  sehr  gewerbsam,  negotiationibu*  dive»,  out 
aptus.  ScnoTTEL878;  itvierbitun,  propr« pour  Ueommeree. 
Venehoni  76»; 

dicht  am  gestade  das  ««m,  im  klMftld  tteht  ein  Tarlaenea 
kirchlein,  unter  don  hOhn,  die,  mit  obst  und  roben  bewaohaeii, 
halb  daa  benachbart«  kloster  und  vOllig  da«  dArfchen  ver« 

stecken. 
Jenes  gewerbsam«,  daa  weit  Tabrende  schilTe  beherbergt. 

MöHiKB  (idylle  am  Uodemu)  1,  SI5. 

8)  a\tf  pertonen  bexogen,  mit  anttä^terung  an  ge werbig: 
gewerbsam,  neues  wort(l),  geneigt,  gowcrbe  zu  treiben. 
HuMPfls?;  gewerbsam,  tn(/tM^rüm«.  Hii.prht  1,464*,  vgl, 
auch  die  peraonyfieierung  im  folgenden:  ein  stUckchen 
handsohrift  von  Rousseau  wird  oft  so  theuer  bezahlt, 
dasz  schon  mehr  als  eine  gowerbsame  foder  versucht 
haben  soll,  seine  schrift/Ugo  nachzubilden.  Matthisson 
eiHnnertingen  1,2*4.  dazu  vgl.:  eure  Soldaten  sind  doch 
nur  gute  pickonträgor,  und  eure  bUrger  gute,  einfältige, 
gewerbsamo  loutchens.  maier  MOLLRn  Fauata  leben  {Ute- 
raiurdenkmale  3,  a.  74);  so  entstehet  daraus,  dass  wo  . .  der 
advocat,  der  Schreiber  ohne  alles  verhältniss  mehr  ge- 
winnt, als  der  arbeitsame,  stille,  gewerbsame  einwohner, 
dass  dann  natürlich  alle  weit  .  .  .  sich  auf  die  gesetz- 
kUnsto  legt  u.  s.  w.  Pestalozzi  achrißen  (i884)  i>,  184; 
da  es  auch  gar  nicht  darauf  angesehen  war,  grosze  feld- 
herm,  mathemaliker  . .  .  sondern  nützliche,  bürgerliche, 
gewerbsame  menschen  zu  bilden.  Schelm nq  Vorlesungen 
über  d.  methode  d.  academ.  atud.  a.  75;  du  bleibst  halt 
immer  ein  gewcrbsamor  Züricher,  ihr  seid  alle  gleich  und 
habt  nie  genug,  unten  am  wasser  und  hie  oben  auf  dem 
berg.  G.  Keller  (Züricher  nov.:  Iladlaub)  e,  ii ;  wenn 
dieses  jetzt  alles  wahr  ist,  so  ist  dann  auch  richtig,  dass 
ein  verständiges,  gewerbsames  volk  seinem  fUrsten  eigent- 
liche und  fortgesetzte  Vermögenssteuern  anbieten  sollte. 
Pestalozzi  achrißen  18,  187. 

GEWERBSAMKEIT,  /.  enger  umgrenat  im  gebrauche  ala 
da«  a<{jectiv,  von  dem  ea  a^f  später  entmckelungaatufe 
abgdeitet  tourde.  an  gewqrbe  macht  aich  nur  die  jüngere 
bedeutung  geltend,  die  den  begriff  commercium  außöat.  die 
Verwendungen  gliedern  aich  in  zwei  gruppen,  je  nachdem 
der  begriff  der  thätigkeit  in  der  voratellung  einer  eigen- 
achaß  erfaazt  und  entxoickelt  oder  in  der  function  einea 
collectivuma  verwischt  ist.  vgl. :  vielleicht  wäre  nach  unsem 
Verhältnissen  folgende  Steigerung  (bei  der  ertheilung  von 
ehren)  natürlich?  diensteifer,  grosze  gowerbsamkeit,  tapfer- 
keit.  Jahn  deutsches  volksthum)  1,  891;  dagegen  a.  gewerb- 
samkoit,  industry.  Hilpert  l,  464»;  gewerbsamkeit,  in- 
duatri«.  industry,  Beil  843,  vgl.  attch  unter  gewerbfleisz. 

l)  Verwendungen,  die  den  begriff  der  thätigkeit  atia- 
prägen:  so  wie  auch  der  dienstbare  stand  mit  seinen 
ihm  Übrig  gebliebenen  1400  gülden  seine  arbeiten  und 
•eine  gewerbsamkeit  aufs  neue  anfangen  ..  kann.  (Iselin) 
versuch  über  die  gesellige  Ordnung  76;  durch  die  entgegen- 
gesetzten grundsätze  werden  die  arbeitsamkeit  und  die 
gewerbsamkeit  ersticket  und  mangol  und  elend  erzeuget 
und  vervielfältiget  werden,  träume  eines  menscher^freundes 
1,186;  in  der  freien  reichstadt  Memmingen,  wo  alles  gewerb- 
samkeit und  Wohlstand  ankündigte,  hörte  ich  den  gast- 
Wirt . .  selbst  komponirte  melodien  spielen.  Matthisson 
erinnertingen  t,l9i;  welcher  stand  wars  in  Deutschland, 
der  zuerst,  von  rohen  befchdungon  gezwackt,  sich  auf- 
rang zu  Ordnung  und  gesez,  durch  gewerbsamkeit,  durch 
kunst  und  veredelnde  Wissenschaft?  J.  H.  Voss  wie  uxird 
Friz  Stolberg  ein  ui\freierH9;  (die  x^rhältnisae)  in  denen  er 
(der  geicerber)  zu  seinen,  ihm  arbeitenden  und  von  ihm 
und  seiner  gewerbsamkeit  abhängigen,  menschen  steht 
Pestalozzi  schrißen  9,76;  England  ...wuchs  und  blü- 
heto  von  jähr  zu  jähr,  und  ward  immer  mächtiger  durch 
Volksmenge,  fleisz  und  gewerbsamkeit  E.  M.  Arndt  an- 
dichten u.  anssichten  der  teutsch.  gesch.  (1814)  605;  Preuszen 
ward  an  seinen  gränzen  und  an  der  thätigkeit  und  ge- 
werbsamkeit seiner  lande  und  unterthanen  vielf&lüglich 
IV. 


verkürzt  und  gekr&nkt.  achrißen  ßlr  u.  an  a.  l.  Deutsehen 
(die  frage  über  die  Niederlande  . .  .)  8,  81;  und  gegen 
das  Vorrecht  der  bannroeile,  durch  welches  die  bQrger 
in  einem  gewissen,  oft  die  herrschaftlichen  dörfer  um- 
fassenden umkreise  ihrer  itadt  alle  gewerbsamkeit  unter- 
sagen und  ihren  eigenen  gemeindecliedem  vorbehalten 
konnten,  und  das  der  kaiser  jetzt  seinen  neuangelegtea 
■tüdten  entziehen  wollte.  Tu.  Mundt  gtaek.  d,  deutgchm 
stände  (8, 4)  881. 

ty  venoendungen .  die  tum  eoUsetivbefriff  ^ÜerfOkrtit  s 
und  in  beziehung  der  zo  bMtreittonf  der  öffentlichen 
Unkosten  nöthigen  ausgaben  alle«  fo  vermeiden  . .  was 
. . .  den  reinen  ertrag  der  ganzen  gewerbsamkeit  der  gesell- 
Schaft  schwächen  kann.  QmUH)  träume  eines  menschen- 
freundes  8, 848;  dieses  gleichge wicht  kOnnen  wir  also  billif 
als  ein  gesetz  der  natar  ansehen,  und  eben  so  die  gänzlich 
freie  conourrenz  der  gewerbsamkeit  unter  allen  Völkern. 
1, 196;  dieses  gleichgewicht  der  gewerbsamkeit  unter  den 
verschiedenen  Völkern.  8,  203,  ähnlieh  t,  819.  t.  07;  der 
kenntnisznahme  von  dem  zustande  der  gewerbeamkalt 
im  inlande  und  auslände.  Vf&HUBOvnabildungd.gswtrb- 
treibenden  28;  dasz  der  gleichen  einschränkungen  die  In- 
dustrie hindern,  wird  wohl  niemand  l&ugnen,  der  fiber 
die  wahre  beschaffenhcit  der  gewerbsamkeit  und  über  die 
mittel  sie  zu  befördern  nachgedacht  hat  Nicolai  rei»t 
4, 484;  änderung  der  moden,  wodurch  verschiedene  zweife 
der  hiesigen  gewerbsamkeit  dem  inn-  und  ausländer  Qber> 
flUszig  wurden,  fürstl.  ittingische  Wanderordnung  von  1786 
&et  Ortlopp  420;  unsere  gcfahr...  entspringt  nicht  ein- 
mal wesentlich  aus  dem  gegenwärtigen  zustande  der 
unsere  handlung  störenden  maaszregeln  der  auf  unsere  In- 
dustrie einflusz  habenden  Staaten ;  der  flor  unserer  meisten 
gewerbsamkeitsbranchen  wäre  äuszerlich.  Pestalozzi 
9,64  (s.  60  erwcrbsbranchen,  industriebranchen) ;  dasz  in 
Deutschland,  als  ein  grosses  ganze  betrachtet  die  gewerb- 
samkeit (man  erlaube  mir  diesen  ausdruck)  gewisz  nicht 
gesunken,  sondern  vielmehr  gestiegen  ist.  J.  Adam  Wbisz 
148;  und  in  diesem  streben  liegt  der  endpunkt  für  alle 
industrielle  gewerbsamkeit,  und  der  vorzüglichst«  grund 
ihrer  immer  fortschreitenden  ausbildung  und  entwicklung. 
LoTZ  ataataicirthschaftslehre  1,884;  fast  überall  in  Europa 
ist  die  anzahl  derer,  welche  von  kleinen  anfangen  zu 
groszem  vermögen  durch  fabriken  ond  bandel,  da«  heiszt, 
durch  eigentlich  städtische  gewerbsamkeit  gelangt  sind, 
über  allen  vergleich  gröszer,  als  die  anzahl  derer,  welche 
ein  ähnliches  glück  durch  eigenUiche  ländliche  gewerb- 
samkeit, durch  gewinnung  roher  produkte  . . .  und  boden- 
kultur  gemacht  haben,  revision  l,  360;  die  auf  die  sclaverci 
gestützte  aristokratische  landwirthschaft  muszte  schon 
wegen  dieser  ihrer  unfreien  grundlage,  auf  der  sie  be- 
trieben wurde,  hinter  der  neuen  städtischen  gewerbsam- 
keit zurückbleiben.  Th.  Mundt  geschichte  der  deutschen 
stände  (8,  l)  878 ;  (dieae  ateigerung  des  prunks)  war  ...  ge- 
eignet, die  folgen  der  ersten  Stockung  unserer  precairen 
gewerbsamkeit  . . .  auf  die  äussersten  höben  zu  bringen. 
Pestalozzi  achrißen  9,78  (vgl.:  die  Stockung  unserer  er- 
werbsamkeit  9,6S);  wenn  ein  Privatmann  durch  äuszere 
. . .  Staatsbegebnisse ,  den  absatz  des  artikels  seiner  In- 
dustrie plötzlich  verliert . .  so  ist  er  in  den  meisten  Allen 
als  ganz  unschuldig  an  seinem  Unglücke  anzusehen,  nicht 
so  der  staat . . .  wenn  umstände  ea  dahin  bringen  kitenen, 
das  ein,  in  einer  gewerbsamkeit  seine  einzige  reaaooroe 
flndendes  volk  durch  das  eintretende  stocken  seiner  bran- 
eben  gefahren  kann  allgemein  brodlos  zu  werden.  9,  66. 

GEWERBSANHEIMSAGUNG,  /.:  so  ist  auf  derlei  be- 
dingte gewerbsanheimsafongen  nicht  mehr  bedacht  zo 
nehmen ,  und  folglich  dadurch  za  verhindern ,  daa«  der> 
gleichen  heimliche  gewerbsablOsungen  gestattet  werden. 
Barth -Barthenhbiu  öaterr.  gewerbs-  u.  hmtäsUftadB' 
künde  i,  389. 

6EWERBSANGEHÖRIQ,  ot^jeeHv.  nur  in  der  ßmeiitn 
des  Substantivs  belegt,  «yl.  gewerbegeno««e,  gewerbeglied: 
da«  gesetz  widmet  femer  seine  aoftnerksamkeit  auch 
den  Zünften  .  .  .  und  versucht  ihre  hauptzwecke,  näm- 
lich .  . .  beaufsichtigung  und  Unterstützung  gewertMange- 
höriger  .  . .  zu  erhalten.    Klbinschrod  109. 

GEWERBSANMASZUNG,  /.:  die  obrigkeiUiche  conces- 
sion  gewährt  dem  erwerber  .  .  .  schütz  .  . .  gegen  gewerbe- 

S52 


5607 


GEWERBSANSTALT 


GEWERBSCHAFT 


5608 


anmaszung,  pfuschereien  und  eingriffe,  bayr.  Verordnung 
von  1826.     regier. -ilatt  s.  100. 
GEWERBSANSTALT,  /. 

1)  in  allgemeiner  Verwendung  eine  Veranstaltung,  die 
gewerblichen  zwecken  dient:  und  überhaupt  mögen  solche 
gewerbe,  welche  zur  Vollendung  ihrer  erzeugnisse  eine 
Verbindung  mehrerer  zusammenwirkender,  oft  sehr  ver 
wickelt  in  einander  greifender,  gewerbsanstalten  und 
Unternehmungen  erfordern,  vorzugsweise  den  städten 
angehören.  Lotz  staatswirthschaftslehre  2 ,  87 ;  nur  die  ge- 
naueste controlle  des  Unternehmers  vermag  das,  was  in 
einer  gröszern  gewerbsanstalt  dem  angestellten  individuo 
...  an  eigenem  Innern  antriebe  .  .  .  leicht  gebricht,  ei- 
nigermaaszen  zu  ersetzen.  Riedel  nationalökonomie  2,12; 
ebenso  165;  (es  wird)  für  die  anläge  von  bäckereien,  spe- 
zereiläden  und  anderen  nöthigen  handeis-  und  gewerb- 
anstalten  gesorgt  werden.  J.  P.  Proudhon  die  volks- 
bank,  deutsch  von  hvDwio  Bamberger  16;  Vorschriften, 
betr.  die  änderung  und  ergänzung  des  regulativs  für  ge- 
werbsanstalten,  in  denen  unter  steuerlicher  kontrole 
stehender  branntwein  gereinigt  werden  darf,  centralblatt 
f.  d.  deutsche  reich  18,  250. 

2)  vereinzelt  ist  die  engere  anlehnung  an  lehranstalt 
und  entsprechende  institute :  jene  gewerbsanstalt,  auf  höhere 
kunstanstalten  gegründet,  selbst  höhere  kunstanstalt,  ist 
durchaus  in  dem  falle  den  reineren  sinn  durch  voll- 
endete technische  darstellung  zu  begünstigen.  Göthe  (be- 
sprechung  des  progr.  d.  Berl.  gewerbeschule)  44,  59. 

GEWERBSART,  /..  vgl.  gewerbegebiet,  gewerbsgattung, 
eine  andere  bedeutung  enttvickelt  gewerbsfach,  s.  d. :  und 
diesz  allein  beweiset  hinlänglich,  dasz  gewinn  und  Verlust 
gegen  einander  abgerechnet,  dieser  handel  (assekuranzen) 
keinen  gröszern  überschusz  giebt,  als  andere  gewerbs- 
arten,  welche  doch  auch  nicht  selten  ihre  leute  bereichem 
(other  common  trades).  Garve  verdeutscht  d.  Adam  Smith 
(l,  10)  1,  200;  je  höher  in  jedem  lande  die  cultur  steigt, 
je  vollkommener  der  kunstfleisz  in  demselben  wird:  desto 
weiter  geht  auch  die  abtheilung  und  trennung  der  ge- 
werbsarten.  (l,  l)l,  li;  übrigens  soll.  .  .  beim  Übertritte 
von  einer  gewerbsart  zu  einer  anderen ,  .  .  .  auch  auf 
die  bei  einer  anderen  beschäftigung  zugebrachten  jähre 
.  .  .  rücksicht  genommen  werden.  Barth-Barthenheim 
österr.  geioerbs- u.  handelsgesetzkunde  3,  2i2;  ähnl.  Riedel 
nationalökonomie  2,  166;  eine  zweite  konsequenz  der  ge- 
werbefreiheit ...  ist  das  stete  wechseln  der  gewerbsarten 
durch  einen  und  denselben  meister.  Kaizl  in  Schmollers 
forsch.  2, 1,  s.  2.S. 

GEWERBSARTIKEL,  m. :  da  dieses  land  bereits  1768 
mehrere  fremde  gewerbs-artikel ,  z.  b.  hüte  ,  kattun  .  .  . 
verboten  hat.  Jon.  Adam  Weisz  über  das  Zunftwesen  88 ; 
nur  in  sofern  können  . . .  unsere  gewerbsleute  die  auswär- 
tige konkurrenz  etwa  fürchten,  als  der  ausländer  aus 
seinem  bei  uns  gekauften,  rohen  material  bessere  ge- 
werbsartikel  liefern  kann  als  sie.  Lotz  staatswirth- 
schaftslehre 2,127;  jedem  handwerks-meister  bleibt  unter- 
sagt, ohne  eigene  concession  .  .  .  solche  zugehörungen 
seiner  eigenen  gewerbs-artikel  selbst  zu  machen,  welche 
von  andern  handwerkern  als  selbstständige  verkaufsgegen- 
stände  . . .  hervorgebracht  werden,  bayrische  Verordnung 
von  1826,  regier.-bl.  102. 

GEWERBSAUFSEHER,  m. .-  um  kenntnisse  unter  dem 
gewerbsstande  zu  verbreiten,  fehlerhafte  fabrikation  zu 
verhindern  . . .  hat  man  .  .  .  gewerbsaufseher,  inspectoren 
.  .  .  geschaffen.  J.  C.  Leughs  gewerb-  und  hundeisfrei- 
heit  220. 

GEWERBSAUSSCHUSZ ,  m.:  wo  handelsgerichte  oder 
gewerbsausschüsse  bestehen,  ist  auch  diesen  der  name, 
die  Unterschrift,  der  geschäftszweig  und  das  fabrikzeichen 
mitzutheilen.   Leughs  gewerbe-  u.  hxmdelsfreiheit  421. 

GEWERBSBEFLISSEN,  adj. :  haben  wir  für  nötig  be- 
funden, über  die  Vervollkommnungsreisen  der  gewerbs- 
beflissenen  und  über  die  Wanderschaft  der  zunftgenossen 
nachstehende  . . .  Verordnung  ergehen  zu  lassen,  badisches 
regierungsblatt  1808,  41. 

GEWERBSBEFUGNIS,  /.,  a.  gewerbebefugnis. 

GEWERBSBENUTZUNG,/.:  was  aber  die  aufmerksam- 
keit  des  kindes  am  meisten  an  sich  zog,  waren ...  die 
aus  früheren  Jahrhunderten  noch  übrigen  .  .  .  burgartigen 


räume  .  .  .  mehrere  in  den  späteren  zeiten  zu  Wohnungen 
und  gewerbsbenutzungen  eingerichtete  vesten.  Göthe 
{dicht,  u.  wahrh.  l)  24, 23. 

GEWERBSBESTÄTIGUNGSRECHT,  n.:  welches  gewerbs- 
bestätigungsrecht  bisher  die  Wiener  stadthauptmannschaft 
hatte,  kömmt  im  §  10  vor.  Barth-Barthenheim  3,  48 

GEWERBSBEVÖLKERUNG,  /.:  die  leichtsinnige  .  .  . 
lebensart  einer  industriösen  gewerbsbevölkerung.  Mohl 
württemb.  gewerbsindustrie  1,  58. 

GEWERBSCABINET ,  n.:  gewerbskabinet ,  eine  neue 
auswahl  von  allerlei  physikal.  -  ökon.  -  ehem.  -  techn.  an- 
weis., entdeckungen.  Leipzig  s.  a.(titel). 

GEWERBSGHAFT ,  /. ,  ältere  bildung ,  im  gegensatz  zu 
gewerbsamkeit  den  begriff  commercium  ausprägend;  sie 
tiitt  im  18.  Jahrhundert  zurück,  vgl. :  gewerbschaft . . .  besser 
gewerb.  Braun  deutsch-orfhogr.  gramm.  wb.  (1793)  122*; 
ähnlich  Heynatz  2,  55.  wie  bei  handelschaft  dient  auch  die 
erweiterung  von  gewerbe  zunächst  der  betonung  des  nomen 
actionis,  allmählich  schivächt  sich  das  gefühl  für  diese 
function  wieder  ab.  das  wort  nähert  sich  durch  sach- 
bedeutung  und  personißcation  dem  collectivbegriff. 

1)  die  betonung  des  nomen  actionis. 

a)  die  Wörterbücher  halten  sich  durchgängig  an  diese 
funktion:  mercatus  .  .  .  mercatio,  et  mercatura,  gewerb- 
schafft,  handthierung  mit  kauffen  unnd  verkauffen.  Da- 
SYPODius  V  5*  ( Mercurius  . .  .  der  gott  der  rede  und 
gewerbschafft  ebenda);  genau  so  Serranus  P5'';  commer- 
cium . . .  ein  gewerbe,  gewerbschaft.  Faber  44»;  mercatio 
.  .  .  kauff,  das  kramen  =  gewerbschafft.  Dentzler  450 ; 
gewerb,  gewerbschafft,  handelschaft,  commercium,  nego- 
tiatio,  mercatura.  Bayer  291";  gewerbschaft . . .  negotiO' 
tio  .  .  .  gewerb.   Hederigh  1, 1422. 

b)  litterariscJie  belege, 

a)  in  der  masz  brauchen  sie  ein  eleu,  die  einer  halben 
handt  zu  kurtz  ist,  oder  messen  ein  masz  wein  für  an- 
derhalbe, oder  geben  ein  halb  malter  körn  für  ein 
gantzes,  und  stelen  die  müller  nachmals  auch  jhren 
theil  darvon,  unnd  das  ichs  mit  einem  wort  beschliesz,  so 
Wirt  kein  gewerbschafft  so  gering  gefunden,  darin  man 
nicht  beschisz  und  finantzerei  treib.  Geiler  ziim  narren- 
schiff {i02),  übersetzt  bei  Höniger  366'';  und  ist  dise  statt 
{Nürnberg)  von  grosser  gewerbschafft,  wie  dann  grosse 
anzal  maister  in  allerlai  handwerckhen  und  künsten  alda 
gfunden  werden,  daher  es  ain  vermügliche  burgerschafft 
hat.  Ernstinger  raisbuch  (44.  reise)  Walther  264:;  die 
Indianer  lebeten  damaln  gar  glückseelig, .  .  .  hatten  keine 
gewerbschafft  und  handthierungen ,  hatten  keine  künsten, 
SPEt,T\lust.  narrheit  übers.v.M.ESSERSGHUiD219 ;  viertens 
solle  allenthalben  in  allen  gewerbschaften  und  hand- 
tierungen  gute  gerechte  eilen,  wag,  gewicht  und  mesze- 
rei beobachtet  .  .  .  werden,  weisth.  von  Hörtenberg,  s. 
österr.  weisth.  3,  1  ;  das  zehende  lied  eines  handwerckers, 
kaufmanns,  und  anderer,  die  sich  ihrer  gewerbschafft 
und  bände  arbeit  müssen  ernehren.  Jon.  Rist  neue 
himml.  lieder  3 ,  10  (Überschrift) ;  weil  nun  dergleichen 
beschwerden  sich  von  tag  zu  tag  erheben  und  häufflg 
mehren,  ist  zu  besorgen,  das  mit  der  zeit  durch  un- 
billige Steigerungen  und  andere  solenniteten  der  admo- 
diatorum  der  preisz  dermassen  gehöcht  werde,  dasz 
letzlichen  der  handel  und  gewerbschafft,  den  die  weit  mit 
uns  bisz  dahero  gepflogen,  gar  in  einen  abgang  gerathen 
möchte.  Philander  von  Sittew^ald  (i,  l)  i,  26. 

ß)  wir  sagen,  dasz  der  lust  nun  zu  handthieren,  und 
gewerbschafften  zutreiben,  je  und  allwegen,  die  beküm- 
mernüssen,  trübsalen,  gefahren,  und  erschröckliche  wider- 
wertigkeiten,  in  wind  zuschlagen,  und  für  nicht  zuachten- 
gemacht  hat.  Spelta-Messersghmid  209;  vgl.  auch  ge, 
werbschafft  treiben,  negotiationem ,  mercaturam  facere, 
exercere.  W.  Schön 81.kuer  prompt,  germ.  lat.  (1647)  V5*; 
wann  aber  nunmehr  bei  so  erfrewlichem  lieben  durch- 
gehenden allgemeinen  statt-  und  landfrieden,  da  alle  ge- 
werb- und  kummerschaften  (zu  commerce?)  wieder  ge- 
trieben ...  so  soll  .  .  .  urk.  des  hosenstricker  handwerks 
(1651)  bei  Schmoller  290. 

2)  abstreifung  der  function  des  nomen  actionis,  annähe- 
rung  an  den  collectivbegriff. 

a)  Sachbedeutung:  aber  gleichwie  diese  zucker-mühlen 
für  andern  gewerbschafften   einen  grossen  gewinst  ein- 


5609 


GEWERBSCHAFTLICH 


GEWERBSKALENDER 


5610 


tragen,  also  musz  man  auch  grossen  kosten  daran  wen- 
den. Ehasmus  FiiANCisci  oat-  und  west-inditeher  . ,  . 
garten  1,  SCS**;  die  gute  policei  indem  handwerkswesen 
und  öfTentlichen  gcworbschaften  macht  einen  wesent- 
lichen theil  des  Wohlstandes  eines  landos  aus.  würz- 
hurgisclie  verordn.   f.  d.  handveerker  (1787).    Ortlopf  888. 

h)  peraonißcierung,  vgl.  geworksohaft :  die  beamten  and 
zUnfte  auf  dem  lande  . . .  haben  daher  über  das  ansaohen 
eines  handwerksgcscUen  um  das  meisterreoht  (das  nem- 
liehe  ist  auch  von  andern  gewerbschaften  zu  beobachten) 
jedesmal  an  unsere  fürstliche  regierung  zu  berichten. 
würzburgiathe  Verordnung  v.  1787  bei  Orti.opf  896;  wie 
sehr  sich  diese  gewerbschaft  {der  toefter)  verbreitet.  Qrubb 
geogr.  Charakterbilder  8, 181. 

GEWERBSCHAFTLICH,  ac^jeetiv.  monattbl.  »,  896;  (vgl 
Sandeus  nachtr.  689). 

GEWERBSCONSENS,  m.:  commercial-professions-befag- 
nisse  sind  nach  der  achten  classe  .  .  .  und  geworbsoon- 
sense  nach  der  dritten  classe  ...  zu  stämpeln.  Barth- 
Barthrnhrim  8,183. 

GEWERBSCURATEL,  /. .-  auch  wenn  man  sich  einmal 
für  arme  fürchtet,  und  um  dieser  furcht  willen  jene  ge- 
worbskuratel  eintreten  lassen  zu  mUsson  glaubt,  so  ist 
doch  zuverlässig  eher  mit  armen  auszukommen,  welche 
durch  ihre  eigene  Verrechnungen  herunter  gekommen 
sind.    LOTZ  ataatsncirthschaftalehre  9, 69. 

GEWERBSEINLÖSUNO,/. :  überdies  muss  jeder  per- 
sonalgewcrbswcrber  beim  magistrate  einen  revers  ein- 
legen, dass,  im  falle,  zum  behufe  der  gowerbseinlösung, 
eine  nachtragszahlung  erforderlich  wäre,  er  sich  hierzu 
herbeilassen  wolle.   Barth-Bartheniieim  2,  897. 

GEWERBSENTWICKELUNG,  /.:  gowerbszweige ,  für 
deren  nichtbetrieb  .  .  .  man  den  grund  nur  in  mangel 
an  Unternehmungsgeist,  an  kapital  und  überhaupt  an 
mangelhafter  gewerbsentwicklung  finden  zu  können 
glaubte.  Riedel  nationalökon.  2,  165. 

GEWERBSERLEDIGUNG,/. ;  wann  eine  vorläufige  kund- 
machung  der  gewerbserledigung  zum  behufe  der  gesuchs- 
überreichung  statt  hat.  Barth-Barthenheim  3, 107. 

GEWERBSERLERNUNG,/.:  dasz  auch  der  praktische 
theil  der  gewcrbserlernung  bei  Zöglingen  der  technischen 
schulen  einen  sehr  fruchtbaren  boden  findet.  Klein- 
sciiRon  beitrage  tu  einer  deutsehen  geicerbeordnung  62. 

GEWERBSERWEITERUNG,  /. :  da  er  (der  landmetzger) 
noch  andere  nahrungsquellen  hat,  z.  b.  nebenher  feld- 
bauer, oder  gastwirt  ist  .  .  .  so  kann  er  .  .  .  das  fleisch 
. . .  wohlfeiler  abgeben ,  als  .  . .  der  zunftmässigo  stadt- 
metzger  —  von  dieser  gewerbserweiterung  der  landmetzger 
haben  die  landbewohner  .  .  .  Tortheile.  Nibler  Zunft- 
wesen 97. 

GEWERBSETABLISSEMENT,  n.:  da  der  steuerpflich- 
tige gewerbsunternehmer  in  der  stener  seines  gowerbs- 
etablissements  im  ganzen  die  Steuer  für  alle  seine  ar- 
beiter  zahlen  musz ,  so  ist  es  wirklich  sehr  gleichgültig, 
ob  jener  gewinn  ausgemittelt  wird,  oder  nicht.  Lotz 
ataataicirthschaftslehre  8,  257. 

GEWERBSFACH,  n.,  mit  allgemeinerer  bedetttung  als  go- 
werbsart,  gewerbsgattung,*.rf.:  und  würde  nebenbei  die  Ver- 
breitung nützlicher  kcnntnisse  im  gewerbsfache  noch  durch 
öffentliche  bekanntmachungen  und  mittheilungen  ...  be 
günstigt,  .  .  .  unsere  industrielle  Produktion  würde  zu- 
verlässig bald  einen  grad  von  umfang  .  .  .  erreichen. 
Lotz  revia.  8, 91. 

GEWERBEFOND,  m.:  oft  verschlingen  sie  (die  koaten  des 
tneiatervxrdena)  mit  den  kosten  des  häufig  ganz  zweck- 
losen meisterstücks ,  die  ganze  habe  und  den  gewerbs- 
fonds  des  kandidaten.  Lotz  ataatsicirthschaßslehre  8,  105 
{anmerk.). 

GEWERBSGATTÜNQ,/.,  *.  gewerbsart :  bei  Verleih- 
ungen auf  solche  gewerbsgattungen,  bei  denen  keine 
Innungen  bestehen  . . .  (musz)  sogleich  um  die  ausfertigung 
eingeschritten  werden.  Barth-Bartheniieim  8,160,  ebenso 
1,4;  dass  bei  gewissen  gewerbsgattungen,  namentlich  bei 
handeis-  und  Speditionsgeschäften,  das  einfache  betriebs- 
kapital  keinen  massstab  der  bestenerung  abgeben  könne, 
hegt  schon  in  der  möglichkeit,  dasselbe  mehrmals  im 
jähre  umzusetzen.  Fbntsch  im  deutschen  ataatstcörterb. 
*,  847. 


GEWERBS6RBÄUDE,  n.:  die  zur  herstellong  der  ge- 
werbsgebäude  nothwendigen  kapitalsanscbläge  können 
nnd  dürfen  aber  .  . .  nicht  zum  maasstab  der  gewerbs- 
steuem  genommen  werden.  Reinoruoeh  natur  d.  ge- 
werbe  (i8it>)  18;  verliert  der  garantierer  oder  Schuldner 
sein  gewerbsgebäade  t.  u. 

GEWERBSGEBRAUCH.  •!.:  zaiftssige  vereins-aosgaben 
sind  . . .  ansohaflTung  . .  .  von  modelten  oder  arbeitenden 
maschinen  zum  gemeinschaftlichen  gewerbsgebraoohe. 
bayr.  Verordnung  von  1896,  reg.-bUttt  ».  181. 

GEWERBSGEGENSTAND,  m.,  a.  ge  Werbeangelegenheit: 
dem  zunftvorsiande  liegt  namentlich  ob  . . .  Ober  gewerbs- 
gegenständo  ...  ein  sachverständiges  gutachten  abzu- 
geben, württemherg.  gewerbeordnung  von  1888  {rtg.-blatt 
».  969). 

GEWERBSGESCHICKLICHKEIT.  /.:  dan  aber  neben 
der  allgemeinen  bedingung  der  persönlichen  gewerbs- 
geschicklichkeit  bei  den  einzelnen  gewerben  .  .  .  aach 
die  besondere  bedingung  des  nothwendigen  .  .  kapitals  . . 
nachgewiesen  werden  müsse,  liegt  in  der .  .  Ordnung  der 
bürgerlichen  Verhältnisse.  Rbinoruber  natur  d.  gewerbe 

(1815)  17. 

GEWERBSGESUCH,  m.:  die  Verhandlungen  über  ge- 
werbsgesuohe  sollen  möglichst  beschleunigt .  .  .  werden. 
bayr.  verordn.  von  1826,  reg.blatt  ».  160 ;  vgl.  auch :  die  ein- 
führung  mehrerer  Instanzen  in  gewerbsgesnohsachen. 
NlHLRR  Zunftwesen  ».  79. 

GEWERBSGILDE,  /..  wiaaenaehaßlicher  terminua  mit 
weiter  bedeutung  von  gcwerbe :  aus  und  neben  den  schütz- 
gildcn  entwickelte  sich  eine  andere  gattung  der  welt- 
lichen gilden,  die 'gewerbsgilden'.  Vf  i  i.d\  gildenweaen  6»: 
die  gewerbsgilden  zerfallen  in  .  .  .  die  kaufmanns-  nnd 
die  handwerkergilden  ebd. ;  aus  dieser  specialisirung  der 
Interessen  ist  die  entwicklung  der  gewerbsgilden  und  die 
veränderte  Stellung  der  schutzgilden  ganz  besonders  zu 
erklären.    Pappeniieim  altdäniache  schutzgilden  (1886)  429. 

GEWERBSGLIED,  n.,  vgl.  gewerbegenosse ,  vgl.  unten 
gewerbsmitglied :  das  recht,  der  Wahlversammlung  beizu- 
wohnen, haben  alle  gewerbsglieder,  die  das  gewerbe  schon 
über  ein  jähr  betreiben.  Leuchs  getcerbe-  und  handeU- 
freiheit  429. 

GEWERBSGRÖSZE,/. :  nutzte  man  die  kräfle,  welche 
durch  den  neuen  erwerb  gewonnen  worden  waren,  in 
bisheriger  schwunghafter  weise,  so  lieszen  sich  einem 
solchen  geschäfte  kaum  noch  grenzen  ziehen;  nur  in 
England  waren  die  ähnlichkeiten  für  derartige  gewerbs- 
grösze  aufzufinden.    Immermann  {epig.  3,9,e,)T,«a. 

GEWERBSINDUSTRIE,  /.,  tttm  verhältnia  von  gewerbe 
und  Industrie  vgl.  oben  ap.  5528.  5529 .-  der  natur  der  sacho 
nach  können  ackerbauende  nationen  nur  wohlhabend  wer- 
den durch  die  existenz  einer  . .  .thätigcn  gewerbsindustrie. 
MoHL  unlrttemb.  geioerbaindttstrie  i,2;  indem  eine  vor- 
herrschende richtung  auf  gewerbsindustrie  und  fabri- 
kation  dem  ackorbauinteresse  .  .  .  entgegenstehe.  Klbin- 
8CIIROD  beitrage  a.  107. 

GEWERBSINTERESSE,  n.:  denn  aus  dem  gewerbe  selbst 
muss  die  Vertretung  der  gewerbs-intcrcssen  hervorgehen. 
WiNDWART  rettxmg  d.  getcerbeatandea  (1848)  7;  die  ver- 
sprengung  der  freien  ritter  und  die  niedcrmetzelnng  der 
bauern  drückten  der  deutschen  nationalreform  den 
Stempel  des  deutschen  Unglücks  auf,  während  die  bürger 
das  protestantische  princip  in  der  mäszigcn  halbheit,  in 
der  es  zum  durchbruch  kam,  aufnahmen  und  es  in  ge- 
meinschaft  mit  den  städtischen  handeis-  und  gewerbs* 
Interessen  wacker  pflegten.  Tu.  Mundt  geaeh.  d.  deutsch, 
stände  (2,  6)  388 ;  vielmehr  noch  urtheile  die  grosse  mehr- 
heit  derjenigen  höchst  einseitig . . .  welche. . .  ganz  in  dem 
engen  kreise  eines  besonderen  gewerbs-  oder  standesinter- 
esses  befangen  seien.  J.G.  Hopfmann  6«Rohrsciif.idt870. 

GEWERBSJUGEND,  /. :  lehrlingen.  die  .  .  .  sich  tadel- 
und  vorwurfsfrei  geführt .  .  .  haben,  würden  von  der  In- 
nung kleine  belohnungen  auszusetzen  sein,  denn  diese 
massregel  namentlich  würde  zur  nachahmung  anfeuern, 
und  das  bei  der  heranwachsenden  gewerbs  Jugend  noch 
allzusehr  schlummernde  ehrgefühl  wecken  und  anregen. 
Berndt  geist  d.  getcerbeordnung  (1846)  98. 

GEWERBSKALENDER,  m.:    gewerbskalender  ftlr  daa 
I  jähr  1883.    Karlsrahe. 

852« 


5611 


GEWERBSKOSTEN 


GEWERBSMANN 


5612 


GEWERBSKOSTEN ,  pluraletantiim :  je  reicher  ein 
unterthan  ist,  desto  mehrere  auslagen  kann  er  zur  ver- 
gröszerung  seiner  cultur  und  seines  gewerbes  machen; 
je  ärmer  er  aber  ist,  desto  weniger  ist  er  im  stände, 
die  cultur-  und  gewerbskosten  zu  verstärken,  und  sein 
einkommen  zu  erhöhen.   J.  A.  Sghlettwein  304. 

GEWERBSLAUBE ,  /.:  ich  frag  dich ,  ob  du  der  nem- 
liche  bist,  der  vergangenes  frühjahr  ein  armes  kind  von 
fünf  Jahren  vor  becker  Michels  thür  unter  der  grossen 
gewerbslaub  zu  tod  geprügelt  hat.  Wagner  die  kinder- 
mörderin  63  neudr. ;  schicken  sie's  nur  mit  meiner  adresse 
unter  die  gewerbslaub  dem  säckler  Scholl  freitags  frühe, 
der  wird's  besorgen.  Göthe  briefe  l,  261 ;  sie  {die  laden) 
kommen  urkundlich  unter  mehreren  namen  vor  .  .  bei 
den  Romanen  volta  (voute),  ladengewölbe  ...  bei  den 
Italiänern  lobium,  logia,  woraus  wir  gewerbslauben  ge- 
macht haben.  Mone  ztschr.  gesch.  Oberrh.  13,  392.  zum 
germanischen  Ursprung  von  laube  vgl.  theil  6,  sp.  290. 

GEWERBSLEUTE,  pluralbildung  als  ergänzung  zu  ge- 
werbsmann  (s.  d.),  vgl.  auch  handeis-,  handwerks-,  bürgers- 
leute  M.  a.  der  erste  beleg  fällt  in  das  16.  jahrh.  {bei  hand- 
werksleute  in  das  15.);  von  da  ab  liegen  zahlreiche  bei- 
spiele  vor.  die  neuere  Schriftsprache  begünstigte  an  stelle 
unseres  compositum^  das  substantivierte  particip  gewerb- 
trtibande  (*.  d.),  doch  halten  die  von  der  mundart  oder  vom 
zwanglosen  stil  ieeinfluszten  darstellungen  an  unserem 
plural  fest,  vgl.  die  belege  aus  Gottfried  Keller,  Stif- 
ter und  RosEGGER.  die  bedeutung  von  gewerbe  lehnt 
sich  an  commercium  an;  aber  gerade  hier  macht  sich 
früh  die  Vorstellung  des  kleinhandels  der  handiverker  gel- 
tend, und  von  da  zielt  die  Verwendung  auf  einen  gegen- 
aatz  gegen  den  groszhandel. 

l)  ausgangspunkt  ist  die  parallele  gewerbe,  commer- 
cium,. 

a)  die  Agarener  erforschend  fürsichtigkeit  und  weisz- 
heit,  aber  allein  irdische,  als  die,  die  kauffleüt  unnd 
gewärbsleüt  sind  im  land.  Baruch  3  in  der  Züricher  bibel 
(Luther  3,  23:  die  kauffleüt  von  Meran) ;  von  kauff-  und 
gewerbsleuten.  Jos.  Lorighius  von  weltl.  ständen  2,  118 
(1594);  gewerbsleute  oder  krämer.  ebenda;  also  was  des 
mengklich  fro ,  und  lobt  jederman  den  künig,  dann  so 
ein  solche  sach  in  welschen  landen  wäre  geschehen,  so 
wärend  koufflüt,  Wechsler  und  andere  gewirbslüt  umb 
all  ir  hab  kommen,  uff  das  schlussend  die  Wechsler  und 
gewirbslüt  ir  laden  wider  uff,  und  tribend  iren  gewirb 
glich  als  vor.  Tsghudi  Schweiz,  ehr on.  2,1^  Iselin;  nach- 
dem in  Städten  gemeiniglich  dreierlei  biVger  und  inwohner 
sind,  als  gemeine  bürger,  kauff-  und  gewerbsleut,  und  an- 
dere, so  im  rath  von  geschlechten,  oder  sonst  ehrliches 
herkommens, und zins  und  renten  sichernähren.  Erasmus 
Frangisci  lust.  schaub.  2, 1125;  schon  damals  also  hatten 
den  kauf-  und  gewerbsleuten  diese  (öan/c-) gesellschaften 
in  Schottland  alle  Unterstützung  angedeihen  lassen,  die 
von  banken  und  Wechselhändlern  gegeben  werden  kann 
{to  the  traders  and  other  undertakers).  Garve  Verdeutschung 
des  Adam  Smith  (2,  2)  2*,  60;  dafür  ist  eine  Urkunde  .  .  . 
vom  11.  sept.  830  von  groszer  Wichtigkeit,  wodurch  die 
zollfreiheit  der  gewerbs-  und  handelsleute  zu  Worms  . . . 
bestätigt  wurde.  Mone  zsch.  z.  gesch.  d.  Oberrheins  9,  2; 
den  einheimischen  künstlern ,  gewerbsleuten  und  kauf- 
leuten  gelegenheit  zu  geben,  ihre  waaren  .  .  ,  abzu- 
setzen.   LoTZ  revision  1,  296. 

b)  so  viele  neue  geschäfte,  die  sämmtlich  mit  dem 
alten  kapitale  getrieben  werden  sollten,  muszten  not- 
wendig, aus  vielen  nahrungszweigen ,  die  zuvor  darinn 
angelegten  summen  herausziehen,  die  concurrenz  dieser 
letztern  gewerbsleute  geringer,  und  also  ihre  gewinnste 
gröszer  machen.  Garve  Verdeutschung  des  Adam  Smith 
(1, 9)  1, 171 ;  oder  wegen  der  bekannten  konkurrenz  frem- 
der gewerbsleute  zu  etwas  höheren  preisen  bezahlen 
müssen.  Lotz  revision  i,  382 ;  schmiede ,  hirten ,  feld- 
bauende, krieger,  gewerbsleute,  winzer.  Göthe  {personal- 
verzeichnisz  zur  Pandora)  40,  372;  gewerbsleute,  trades 
i?eopie.  Hilpert  i,  464«;  da  der  staat  nicht  wollen  kann, 
dasz  einzelne  gewerbsleute  auf  Unkosten  der  gesammt- 
heit  durch  sein  direktes  einwirken  sich  ganz  besonders 
wohl  stehen  sollen.  Kröncke  l,  lo ;  das  alte  patronats- 
verhältnisz  des  bischofs  zu  seinen   städtischen  gewerbs- 


leuten konnte  daher  nur  mit  ruhe  und  klugheit  und  mit 
Schonung  der  gewerblichen  interessen  festgehalten  wer- 
den.  Mone  zeitschr.  z.  gesch.   Oberrh.  9,  4. 

2)  die  Vorstellung  des  kleinhandels  im  gegensatz  zum 
groszhandel;  die  bedeutung  nähert  sich  der  von  hand- 
werker:  jeder  conzessionirte  ist  verpflichtet  alle  abgaben 
der  bisher  zünftigen  gewerbsleute  an  kommunal-  und 
städtische  kassen  zu  erlegen,  preusz.  Verordnung  von  1808, 
s.  gesetzsammlung  s.  315 ;  die  bürgerliche  gewerbsteuer  wird 
von  den  bürgerlichen  gewerbsleuten  .  .  .  rücksichtlich 
der  ausübung  eines  bürgerlichen  gewerbes  ...  in  dem  . . . 
städtischen  steueramte  abgeführt.  Barth-Barthenheim 
österr.  gewerbs-  u.  handelsgesetzkunde  3, 192. 

a)  euer  gemüth  wird  auf  dem  ocean  umhergewälzt, 
dort  wo  eure  reichbeladnen  schiffe  mit  stattlichen  see- 
geln,  gleich  herren  und  reichen  bürgern  der  fluth,  oder 
als  ob  sie  die  triumpfwagen  des  meer-gottes  wären,  die 
kleinern  gewerbsleute  hinter  sich  lassen,  die  mit  ehr- 
furcht  vor  ihnen  sich  neigen,  indem  sie  mit  ihren  ge- 
webten flügeln  bei  ihnen  vorüberfliegen.  Shakespeare 
{kaufmann  v.  Venedig  l,  l)  3,  6  Wieland ;  die  Ultras  haben 
sich  fast  alle  aus  Paris  zurückgezogen  und  wohnen 
diesen  winter  auf  ihren  gutem,  dadurch  .  .  .  leiden  die  ge- 
werbsleute ganz  ungemein.  Börne  briefe  aus  Paris  iß.  brief; 
die  gewerbsleute  .  .  .  brachten  ihre  feilschaften  ins  amts- 
gebäude  .  .  .  ein  bäcker  verkaufte  kleine  weiszbrote,  die 
Obstfrau  kirschen.  Grillparzer  {der  arme  spielmann) 
185,243;  jedoch  ist  kein  meister  im  einkaufe  oder  in  der 
bestellung  an  die  gewerbsleute  seines  Wohnortes  gebun- 
den, bayr.  Verordnung  betr.  das  gewerbetoesen  v.  1826, 
reg.-bl.  s.  102;  der  handel  der  berechtigten  gewerbsleute 
mit  brod,  mehl,  fleisch,  hier,  essig  und  ähnlichen  unent- 
behrlichen lebensmitteln  und  getränken  verbleibt  im 
innern  des  landes  .  .  .durchaus  frei.  105;  die  theilnahme 
an  den  hellenischen  bethätigungen  verlieh  auch  den 
nicht  philologischen  genossen  zu  ihrer  übrigen  begeiste- 
rung  einen  edeln  kosmopolitischen  schwung  und  benahm 
den  hellgesinnten  gewerbsleuten  den  letzten  anflug  von 
spiesz-  und  pfahlbürgerthum.  Gottfried  Keller  der 
grüne  Heinrich  1  (1854)  114. 

b)  ingleichen  die  verehlichung  der  töchter  an  hand- 
werker,  auch  andere  bürgerliche  gewerbs-  und  ackers- 
leute  ...  zu  gestatten,  anläge  zum  reichsgutachten  {Segens- 
bürg  1772)  bei  Ortloff  48;  unter  der  klasseder  polizei- 
gewerbsleute  und  professionisten  gegen  3000  backen, 
2000  fleischhacker  .  .  .  und  so  der  übrigen  gewerbsleute 
in  einer  verhältnissmässigen  anzahl  benöthiget  seien. 
Faumont  merkw.  Schriften  von  der  freiheit  des  handeis 
(1782)  S.52,  ebenso  s.  124;  boten  wurden  sogleich  an  taglöhner, 
maurer ,  Zimmerer  ,  s(ihreiner  und  andere  gewerbsleute 
gesendet.  Stifter  {der  kusz  von  Sentze)  2,255  Aprent; 
beim  kreuzwirt  auf  der  höh'  saszen  sie  um  den  groszen 
tisch  herum:  fuhrleute  von  oben  und  unten,  gewerbs- 
leute von  Pöllau  und  Voran  ,  holzarbeiter  vom  Raben- 
wald und  Masenberg,  grenzwächter  von  der  Ungarischen 
markung.  Rosegger  waldheimat  l,  7 ;  uns  allen,  sage  ich, 
die  arbeiter,  die  gewerbsleute,  die  bauern  —  wir  stehen 
zusammen,    erdsegen  s.  174  u.  a. 

GEWERBSLOKAL,  n.:  auch  diese  gewerbslokale  {die 
metzigen)  standen  im  kaufpreise  und  zinse  verhältnisz- 
mäszig  höher  als  die  Wohnungen,  und  ihre  zinse  wurden 
hie  und  da  in  unschlitt  entrichtet.  Mone  zeitschr.  z. gesch. 
Oberrh.  13 ,  S8T,  vgl.  auch  gewerbslokalität.  Landmann 
gewer beordnung  1,  415. 

GEWERBSLUSTIG ,  adjectiv :  das  gesetz  gibt  den  ge- 
werbslustigen  weder  geschicklichkeit ,  noch  fleisz  ,  noch 
kapitale.    Lotz  staatsioirthschaftslehre  2,  95. 

GEWERBSMANN,  vereinzelt  auch  gewerb-,  gewerbe- 
mann ,  m.  schon  im  15.  jahrh.  belegt,  vgl.  auch  handeis- 
mann,  kaufmann  u.  a.'  ursprünglich  mit  der  anlehnung 
an  negotium,  commercium  entvÄckelt,  erioeitert  das  com- 
positum seine  bedeutung  frühzeitig  in  der  richtung  auf 
die  andern  formen  des  erwerbs.  erst  zu  ende  des  18.  jähr- 
hunderts  mncht  sich  die  engere  anlehnung  an  handwerks- 
mann  geltend,  im  plural  ist  das  wort  ganz  vereinzelt 
belegt,  vgl.  dagegen  gewerbsleute. 

l)  die  anlehnung  an  negotium ,  commercium  ist  die- 
jenige bedeutungsrichtung,  die  die  angaben  der  Wörterbücher 


5C13 


GEWERBSMANN 


GEWERBSPFÜND 


5614 


hehemtcht;  hier  wird  dem  eompoaitum  geradetu  die  bedeii- 
tung  eines  groszkaufmanna  zuertheüt ;  dem  gegenüber  zieht 
der  litterarische  gebrauch  naturgemätt  nicht  $o  »iehere 
linien. 

a)  emporo».  ein  kaufTinnnn,  gewerbfimann.  Dabypodiiis 
L  1*,  das  gleiche  unter  tnercans,  mercator.  ebenda,  ebenso 
SKnuANUs  P6»;  negotiator,  ein  worbcr,  gewerbiiman,  kaufT- 
man.  ebenda  qs*;  gowerbRman,  der  mit  groBser  wahr 
handelt,  magnarius,  f*$ynkäunoQ09,  qui  a  grand  manie- 
nunt  d'affairea.  Rmmel  nomenel.  quadril.  887  u.  a.  ähnlieh 
BRNTZIU8  666;  HUI.8IUS  IM*;  HrNISCII  1597;  CaI>VI8IU8 
689*;  RÄDI.KIN  888*;  GOrtlrr  >,  74<>;  Df.ntzi.rr  494; 
Kirsch  a,  161»;  Mattiiiar  i,  880.  8,  I8i*;  Vrnrroni  76»; 
Hp.ßRnicii  1,1439;  gewerbsmann  für  kaufmann  findet 
•ich  bei  RÄPLEiN,  jedoch  .  .  .  besternt.  Heynatz  »,66. 

b)  so  wollen  wir,  das  ein  iedor  gowerbsman  vorgemelt 
mit  silier  hab  und  gut  an  dem  end  und  ort  von  unsem 
amptluten  geschirmpt  und  beschuwert  werd.  Oberrh.urk. 
V.  1493  in  Mones  teitschr.  9,  487 ;  einer  ist  ein  obrigkeit, 
musz  hclITen  regieren,  der  ander  ist  ein  artzt,  der  dritt 
ein  kaufT-  oder  gewerbsmann,  der  vierd  ein  bawrsman. 
Gretter  erklärung  d.  ep.  Pauli  an  die  Römer  (1666)  76; 

der  gewerbemann,  der  den  hUgeln 
mit  der  fracbt  entgegen  zeucht, 
der  gelehrte,  der  aui  flUgeln 
der  geetime  säum  erreicht. 

H.  T.  Kleist,  Oermania  an  ihre  kinder. 

t)  enceiterung  in  der  riehtung  auf  erwerb. 

<i)  gewerbsmann  steht  als  weiterer  begriff  dem  engeren 
(kaufmann)  gegenüber:  du  sprichst,  ich  bin  ain  gewerbsz 
man ,  ain  kaufTman ,  ain  schafner  und  der  gleichen. 
Geiler  V.  Kkisersuero  *c7»r^d.  jjeniten«  lOS"";  in  vorigen 
Zeiten  versuchte  man  den  gewinn  der  kaufleute  und  an- 
derer gewerbsmilnncr  nicht  weniger,  als  den  lohn  der 
Arbeiter,  gesetzlich  zu  bestimmen.  Garve  verdeutsch,  d. 
Adam  Smith  (1,  10  merchands  and  other  dealers)  1,  860; 
erwägen  wir  endlich,  dasz  auch  dem  gewerbs-  und  kauf- 
manne die  arbeitshUlfe,  deren  er  für  sein  geschäft  be- 
darf, in  demselben  maasze,  in  welchem  sein  arbeitsver- 
dionst  gestiegen  ist,  höher  zu  stehen  kommt,  als  vordem: 
so  erklärt  es  sich  leicht,  weshalb  von  dem  heutigen 
gröszeren  erwerbe  nicht  mehr  erübrigt  wird,  als  ehevor. 
Wern  ebu  RO  wissenschaftl.  bildung  d.  gewerbtreibenden  (1827) 
*.  18;  hofft  der  einheimische  begehrer  irgend  einer  waare, 
sie  von  dem  fremden  kanfmanne  oder  fabrikanten ,  der 
nur  zur  zeit  der  messe  oder  des  Jahrmarkts  feil  halten 
darf,  um  einen  geringem  preis  zu  erhalten,  als  von  dem 
einheimischen  händler  oder  gewerbsmanne,  so  wird  er 
gewisz  in  der  regel  die  zeit  der  messe  oder  des  Jahr- 
markts abwarten ,  um  sich  hier  mit  seinem  bedarf  zu 
versehen.  Lotz  revision  1,  298. 

b)  gewerbsmann  als  weiterer  begriff  in  beziehung  auf 
andere  berufsarten:  nun  musz  aber  ein  pachter,  so  gut  wie 
jeder  andere  gewerbsmann,  von  seinem  angelegten  kapi- 
tale den  landüblichen  gewinn  ziehen ,  oder  er  musz  das  ge- 
werbe  aufgeben.  Garve  Verdeutschung  des  Adam  Smith  (5,  a 
every  other  dealer)  4,306;  ähnlieh  1,  178;  sie  (die  leute) 
bedenken  nicht ,  von  welcher  Wichtigkeit  für  das  glück 
eines  gewerbmannes  es  sei,  wenn  die  classe,  zu  welcher 
er  gehört,  bei  den  übrigen  bürgern  in  achtung  steht. 
Garve  anmerk.  t.  Ciceros pßichten{i'fa)3,H;  nie  hat  wohl 
ein  pfarrer  weniger  den  pfarrer,  ein  Junker  weniger  den 
Junker  und  ein  reicher  gewerbsmann  weniger  den  nicht 
mehr  bauer  gemacht,  als  Arner,  der  pfarrer  und  der 
Raumwollenmeyer  dieses  jetzt  thaten.  Pestalozzi  aehrif 
ten  4*.  867  {Lienhard) ;  gewisz  wird  kein  tieferes  gcmUth 
für  die  eisenbahnen  als  solche  und  den  dampf,  wenn  er 
weiter  nichts  ist,  und  für  die  maschinen,  wenn  sie  nur 
klappern,  den  scckel  eines  gewerbsmannes  zu  füllen,  sich 
erglühet  fühlen.  Immermann  (metnoraWi>n  l)  18,25. 

3)  bedeutungaverengerung  in  der  richtttng  auf  den 
Produzenten,  deti  handwerker:  seitdem  die  schreibende 
klasse  auf  kosten  der  produzirenden  wuchert,  und  ein 
kopist  den  rang  über  jeden  handwerker,  selbst  über  die 
mechanischen  künstler  behauptet :  seitdem  geht  der 
ganze  ehrgeiz  der  gewerbsmänner  dahin,  sich  oder  we- 
nigstens ihre  kinder  in  jene  begünstigteren  stände  zu 
erheben.  (J.  G.  IIopfmann)  das  interesse  des  menschen  u. 
bürgera  an  den  besteh.  ntf\ftverf.  (1803)  80;  sagt  man  wohl, 


der  gewerbsmann,  der  rohe  produkte  in  kanstfabrikat« 
umsohairt,  habe  diese  fabrikate  durch  tausch  an  sich 
gebracht?  LoTZ  revü».  l  (iSll)  88;  ähnlieh  >,8A.  1,880;  der 
induHtrielle  gewerbsmann,  der  mit  eigenem  capitale  ar- 
beitende gewerbsmann  verkauft  seine  product«  ...  in 
grossem  partien;  der  fabrikarbeiter  dagegen  erhält  den 
lohn  seiner  arbeit  ratenweise  und  in  kleinen  summen. 
Moni,  wiirttemb.  geiterbsinduatrie  1,64;  ebenso  t,  einUitung 
a.  9;  bei  der  theilnahmlosigkeit  der  deutschen  gewerbe- 
männer  gelang  mir  diese  zusammenstellonf  eines  Vereins 
zwar  nicht,  aber  in  unserm  (Olcgauer  gnoerbeverein)  min- 
der umfangreichen  vereine  nun  wurden  dennoch  handerte 
von  beschwordepunkten  der  erwägung  unterworfen.  WiNO- 
WART  rettung  d.  gewerbestandea  (i84«)7;  aus  demselben 
gründe,  die  concurrenz  zu  beschränken,  fixirte  man  aoeh 
die  zahl  der  Webstühle  jedes  meisters  and  die  Arbeits- 
löhne der  gewerbsgehilfen,  was  .  . .  den  zweck  hatte,  so 
viel  als  mOglich  stetige  preise  zu  halten ,  damit  der  ge- 
werbsmann nicht  der  gefahr  groszer  und  häufiger  Schwan- 
kungen ausgesetzt  wurde.  Monb  {die  veeberti  u.  ihre  bei- 
gewerbe in  Baden)  zeitachr.  gesch.  Oberrh.  9,  ISS ;  die  Wirkung 
dieser  art  bildung  sah  man  dem  sonst  praktischen  and 
immer  in  seiner  sphäre  beharrenden  gewerbsmanne  nicht 
leicht  ab,  obwohl  sie  gelegentlich  sehr  in  die  äugen  fallen 
konnte.  Gervinus  köen  6;  gewerbsmann  (selbständiger 
gewerbetreibender)  ist  derjenige,  in  dessen  namen  das 
gewerbe  betrieben  wird.  Thiel  4, 484. 

GEWERRSMÄ.SZIG,  *.  gewerbemäszig. 

GKWEHßSMITGLlKD,  n..  a.  gewerbsglied :  höchstens 
könnten  durch  diese  vemichtung  der  gerechtigkeiten  die 
sich  hier  neu  etablirenden  gewerbsmitglieder  gewinnen. 
eingäbe  desBreslauer  magiatrata  (i8io)  bei  RoHRSCHEinT470. 

GEWERBSMITTEL,  n..-  gewerbsmittel,  a.  erwerbsmittel. 
Thiel  4,  488;  in  dem  gleichen  ainne  gebraucht  LxxiAO  1,  M 
das  wort  als  Überschrift  für  das  611.  Sinngedicht. 

GEWERBSMONOPOL,  n. :  wir  sind  jedoch  weit  ent- 
fernt, ein  gewerbsmonopol  für  die  städte  vindiciren  zu 
wollen.  Ki.einschrod  141  ;  als  nämlich  . .  .  1623  die  letzten 
noch  übrig  gebliebenen  gewerbs-  und  handelsmonopolien 
aufgehoben  wurden ,  ward  hierin  zugleich  angeordnet, 
dass  die  den  ersten  und  wahrhaften  erflndern  einer 
neuen  fabrication  bewilligten  Privilegien  hievon  ausge- 
nommen seien,  dtseh.  atautswörterbuch  s,  416. 

GEWERBSNAHRUNG,/.:  was  ich  aas  dem  erzählten 
und  andem  Symptomen  durch  das  blosze  anschauen 
schlieszen  kann ,  ist :  .  .  .  dasz  die  Stadt  übrigens  eine 
gute  gewerbsnahrung,  aber  keinen  ansehnlichen  handel 
hat.  GÖTHE  (Schtceixerreiae)  43, 19. 

GEWERBSNIEDERLASSÜNG,  /.:  wer  ein  erfmdungs- 
patent  nachsucht,  hat  seine  dieszfallsige  eingäbe  dem 
bezirksamte  .  .  .  derjenigen  gemeinde,  in  welcher  er  die 
auf  seine  erfindung  gegründete  gewerbs-niedcrlassung  er- 
richten will,  zu  übergeben.  Württemberg,  getrerbeordnung 
von  1828  (reg.-bl.  a.  279);  ein  so  berechtigter  kann  jedoch 
seine  gewerbsniederlassung  nur  in  der  gemeinde  begrfin- 
den,  welcher  er  angehOrt  naaaauisches  bürgerbuek  S79. 

GEWERBSOPFERUNG,  /. ;  dass  .  .  .  solche  (gerteh- 
tigkeifen)  noch  bestehen  bleiben  und  ihre  aaflOsang  sae- 
cessive  präparirt  bleiben,  die  mit  dem  i.  Januar  1811 
beschlossene  gcwerbsopferung  aber  noch  saspendirt 
werden   möchte,   eingäbe  des  Breslauer  magiatrata  (1810) 

bei   ROHRSCIIRinT471. 

GKWERBSPERSON,  f.- 

wann  kauHeOt,  wagner,  and  simer 
und  ander  gowerbsx  p«r»onen  nier 
verfUerten  zoll  unnd  meQt  hainiblirh 
annd  der  zollner  wurdta  gwar  zeitlich 
wie  wurde  er  achmotzen  bei  sich  .  . . 

Qkorg  Rösch  von  Gbrolosradsbm  atm 

tntn*chrpr%uA ,  wm  aUeriet  tretdihemmdlem, 

werckMeüten  und  gr»erben  ...  867  Ftaek- 

naler; 

etwas  für  alle,  das  ist :  eine  kurtze  l>eschreibang  allerlei 

Stands-,   ambts-    and   gewerbspersohnen.    von  Abraham 

A  S.   Clara  (1699),   (gewerkspersonen  178S);   alle  kleine 

zwistigkeiten     zwischen    den    gewerbspersonen    werden 

mündlich  entschieden.  Lbuchs  488. 

GEWERBSPFÜND,  n.:  die  gewerbspfande  werden  mit 
dem  contributionale  behoben  and  abgeführet  Barth- 
BaRTHENIISIM  8, 194. 


5615 


GEWERBSPLATZ 


GEWERBSZURÜCKLEGUNG 


5616 


GEWERBSPLATZ,  «i.:  vermächtnisz  von  gewerbs- 
plätzen  und  einem  marktstadel  zu  Speier  an  die  klöster 
Maulbronn  und  Hemmenrode.  Mone  zu  einer  lat.  urk. 
für  area,  zeitschr.  f.  gesch.  d.  Oberrh.  13,  402. 

GEWERBSPRINZIP,  n.:  übrigens  wurde  nach  libe- 
ralen commerzial-  und  gewerbsprinzipien  anerkannt,  dasz 
enge  grenzlinien  zwischen  nahe  verwandten  fabrikzweigen 
nicht  wohl  bestehen  können.   Kleinsghrod  83. 

GEWERBSPROFIT,  m.:  gewerbsproßt  s.  unternehmer- 
gewinn. Thiel*,  428. 

GEWERBSPROTOKOLL,  n. :  die  Übertragung  der  Vor- 
merkung des  mittels  in  die  grundbücher  und  neu  zu  er- 
öffnenden gewerbsprotocoUe  der  obrigkeiten ,  wurde  . . . 
anbefohlen.    Barth-Barthenheim  4, 180. 

GEWERBSQUELLE,  /.,  vgl.  gewerbe  =  erwerb:  die 
Völker,  welche  trotz  ihrer  hohen  abgaben  reicher  wur- 
den, sind  nie  durch  diese  hohen  abgaben  .  .  .  reicher 
geworden,  sondern  nur  dadurch  .  .  .,  dasz  sie  sich  neue 
ächte  gewerbsquellen  geöffnet  .  .  .  haben.  Lotz  staats- 
wirfhschaftslehre  3,  58. 

GEWERBSRADIZIERUNG,  /.:  die  allerhöchste  ent- 
schhessung  vom  22.  april  1775  gab  den,  dem  gewerbsfleisse 
so  schädlichen  gewerbsradicirungen  den  ersten  stoss. 
Barth-Barthenheim  l,  49. 

GEWERBSRAUM,  OT.:  dass  künftighin  die  anwendung 
von  petroleum  nur  bei  der  herstellung  desjenigen  soge- 
nannten gewerbe-bestellsalzes  gestattet  sein  solle,  welches 
in  den  gewerbsräumen  des  empfängers  unter  amtlicher 
aufsieht  denaturirt  wird,  centralblatt  f.  d.  deutsche  reich 
2,  425  (1874). 

GEWERBSREGLEMENT ,  n. :  was  solchen  eingriffen 
der  regierungen,  und  ihren  hieraus  hervorgehenden  man- 
cherlei gewerbsreglements  immer  zunächst  und  vorzüg- 
lich entgegensteht ...  ist  gewisz  das ,  dasz  keine  regie- 
rung  über  die  ansichten  des  volks  vom  werthe  der  guter 
je  gebieten  kann.  Lotz  staatswirthschaftslehre  2, 169. 

GEWERBSSCHRIFTSTELLER,  m. :  zunächst  sind  alle 
gewerbs-schriftsteller ,  auf  die  allein  man  den  literaten- 
namen  anwenden  sollte ,  auszuweisen ,  denn  sie  sind, 
mag  das  gewerb  nun  gehen  oder  stocken,  mag  es  für 
ehrenvoll  oder  schimpflich  gehalten  werden,  bei  der 
hauptfrage  nicht  betheiligt.  Hebbel  tagebücher  2,124 
Bamberg,     zur  bedeutung  vgl.  gewerbemäszig. 

GEWERBSSITZ,  m. :  ausserdem  kann  auch  den  gast- 
und  schenkwirthen  gestattet  werden,  während  der  Som- 
mermonate in  einem  vor  den  thoren  oder  in  der  nächsten 
Umgebung  des  ortes  ihres  gewerbssitzes  gelegenen  garten 
wirthschaft  zu  treiben,  bayr.  Verordnung  von  1862,  reg.- 
blatt  s.  787. 

GEWERBSSTÖRER ,  m. :  was  dieses  verfahren  gegen 
die  gewerbsstörer  anbelangt,  so  hat  sich  der  magistrat 
von  Wien  ...  an  die  regierungsweisungen  ...  zu  halten. 
Barth-Barthenheim  4,51;  dazu  vgl.  gewerbsstörerei  s.  50. 

GEWERBSTAXE,  /.;  jene,  die  bürgerliche  wirthe  wer- 
den, sollen  die  gewerbstaxe  eben  so  entrichten,  wie 
solche  von  jedem  andern  gewerbsmanne  .  .  .  bezahlet 
werden  muss.  Barth-Barthenheim  4,  503. 

GEWERBSÜBERTRAGUNG ,  /. :  (es  ist  kein  recht  zur 
recursergreifung  vorhanden)  gegen  blosse  gewerbsüber- 
tragungen  im  nähmlichen  bezirke.  Barth-Barthen- 
heim 3,  145;  Übersiedlungen  berechtigter  gewerbsinhaber 
sind  hinsichtlich  der  gemeinde,  wohin  die  gewerbsüber- 
tragung  geschehen  soll,  wie  neue  concessionsgesuche  . .  . 
zu  behandeln,  bayr.  verordn.  betr.  d.  gewerbswesen  von 
1826,  reg.-blatt  s.  160. 

GEWERBSÜBUNG,  /. .-  dasz  ...  nur  denjenigen,  die  sich 
als  tüchtige  meister  in  ihrem  fache  wirklich  erprobt 
haben,  selbständige  gewerbsübung  .  .  .  gestattet  werde. 
allg.  anzeiger  der  Deutschen  110,  3644  (1845). 

GEWERBSUNTERSCHIED,  m. ;  die  gewerbscheine  auf 
arbeiten  gewisser  art  sollen  möglichst  allgemein  ausge- 
stellt, und  alle  kleinlichen  gewerbsunterschiede  vermie- 
den werden,  preusz.  gesetzs.  1811  s.  270;  tischler  können, 
da  jeder  kleinliche  gewerbsunterschied  vermieden  wer- 
den soll,  in  die  von  ihnen  verfertigten  fensterrahmen 
das  glas  selbst  einschneiden.    Zeller  gewerbepolizei  184. 

GEWERBSUNZUGHT,  /. .-  desgleichen  schliesst  eine  im 
auslande  erfolgte  bestrafung  wegen  gewerbsunzucht  eine 


Verfolgung  in  Preussen  wegen  der  hier  in  derselben  zeit 
betriebenen  gewerbsunzucht  nicht  aus.  OppENHOFFsira/- 
gesetzbuch  229;    zur  bedeutung  vgl.   gewerbsschriftsteller. 

GEWERBSUSANCE ,  /. .-  da  die  bisherigen  gewerbs- 
usancen  aufhörten,  hätte  wegen  lohn  und  kost  ledighch 
freie  Vereinbarung  stattzufinden.  Rohrsgiieidt  214. 

GEWERBSVERÄUSZERUNG,/.:  bereits  .  .  .  1774  wurde 
.  .  .  verordnet,  dass  ...  die  sämtlichen  grundobrigkeiten 
.  .  .  keine  gewerbsveräuszerung  ohne  vorläufig  hierzu  von 
der  regierung  erhaltene  bewilligung  gestatten  sollen. 
Barth-Barthenheim  i,  97. 

GEWERBSVERLUST,  m. .-  der  gewerbsverlust  ist  keine 
schon  durch  das  gesetz  mit  dem  verbrechen  verknüpfte 
folge.  Barth-Barthenheim  l,  337 ,  ebenso  213. 

GEWERBSVERMÖGEN,  n.  -.  aber  die  erhaltung  und  nutz- 
barmachung  eines  gewerbsvermögens  beruht .  .  .  darauf, 
dass  natürliche  beziehungen  des  gewerblichen  lebens  die 
natürlichen  Wirkungen  .  .  .  äussern,  entsch.  d.  reichsger. 
in  civils.  (1892)  28,  247.  248. 

GEWERBSVERPACHTUNG ,  /. ;  die  seither  üblich  ge- 
wesene Zwangs-  oder  bannutzungen ,  auch  ausschliess- 
liche gewerbs-verpachtungen,  namentlich  von  bannkeltern, 
bannbacköfen  .  .  .  bannbraurecht.  bad.  regierungs-blatt  5 
(1807)  151 ;  eine  gewerbsverpachtung  ist  nur  bei  gesetzlich 
als  veräusserlich  anerkannten,  sohin  nur  bei  realen  und 
radicirten  gewerben  zulässig,  bayr.  verordn.  betr.  d.  ge- 
werbswesen V.  1826  (regierungsblatt  lOO). 

GEWERBSVERZEICHNIS,  n. .-  in  kurzer  zeit  erloschen 
daher,  wie  die  gewerbsverzeichnisse  von  den  jähren  1638 
und  1649  .  .  .  darthun,  wieder  viele  von  den  gewerben 
gänzlich.  Sghlichthörle  gewerbsbefugnisse  in  München 
(1844)  1,  einl.  s.  31. 

GEWERBSVORMERKUNGSBUCH.n.;  durch  eine  solche 
gestattung  darf  daher  weder  die  in  dem  grundbuche  oder 
dem  gewerbsvormerkungsbuche  enthaltene  eigenschaft 
der  gerechtsame,  noch  der  eingetragene  unveränderliche 
werth  oder  normalpreis  eine  änderung  erleiden.  Barth- 
Barthenheim  2,  399. 

GEWERBSVORRICHTUNG,  /.  .•  und  darin  .  . .  liegt  der 
hauptstützpunkt  für  die  erhaltung  des  werths  und  preises 
der  bisher  bestandenen  älteren  gewerbsvorrichtungen. 
Lotz  hdbch.  d.  staatswirthschaftslehre  (1822)  2,  97 ;  vgl.  da- 
gegen gewerbliche  Verrichtung. 

GEWERBSVORSCHRIFT,  /. .-  wo  gewerbs-  oder  polizei- 
vorschriften  oder  geltende  örtliche  Ordnungen  die  In- 
haber gewisser  gewerbe  im  gebrauche  ihrer  befugnisse 
.  . .  beschränken ,  behält  es  dabei  .  .  .  sein  verbleiben. 
bayr.  Verordnung  v.  1826,  reg.-blatt  s.  106. 

GEWERBSWAARE ,  /. .-  werden  seine  (des  aufzuneh- 
menden bürgers)  gewerbs-waaren  andere  ansässige  bürger 
zur  Üppigkeit  . . .  reitzen.  Jon.  Ad.  Weisz  Zunftwesen  135. 

GEWERBS  WEG,  m. :  und  es  ist  wohl  jedem  nur  einiger- 
maszen  verständigen  menschen  zuzutrauen,  dasz  er  vor 
der  wähl  jenes  Standes  die  frage  selbst  untersucht  habe, 
ob  er  auf  dem  gewerbswege  fortkommen  möge,  den  er 
betreten  will.  Lotz  staatswirthschaftslehre  2,  51 ;  durch  . . . 
statistische  notizen  über  gewerbsbedürfniss  . . .  in  den  stand 
gesetzt  werden,  bei  der  wähl  des  zu  betretenden  gewerbs- 
weges  vernünftig  ...  zu  werke  zu  gehen,  anz.  d.  Deutschen 

110  (1845)  3644. 

GEWERBSWEISE,  adverbialbildung :  als  viktualien- 
händler  zu  besteuern  ist  auch,  wer  gewerbsweise  vieh 
vom  erkauften  futter  unterhält,  um  es  zum  verkauf  zu 
mästen,  preusz.  gesetzsammlung  von  1820  s.  148 ;  welche . . . 
möblirte  zimmer  oder  Schlafstellen  gewerbsweise  ver- 
miethen.  preusz.  gewerbeordnung  von  1845,  s.  gesetzsamml. 
s.  51. 

GEWERBS  WERBER,  m.:  wurde  angeordnet:  dass... 
ein  personalhandel  nur  gegen  entrichtung  einer  nach  . . . 
der  dringlichkeit,  mit  der  der  gewerbswerber  ein  solches 
recht  zu  erhalten  wünscht,  ...  zu  bestimmende  con- 
cessionstaxe  verliehen  .  . .  werden  soll.  Barth-Barthen- 
heim 2,  396. 

GEWERBSZEITÜNG,/. :  gewerbs-  und  handlungszeitung. 
Breslau  1802. 

GEWERBSZURÜCKLEGUNG,/. :  die  zwangsweise  unter- 
sagung der  gewerbszurücklegung  findet  gar  nicht  statt, 
Barth-Barthenheim  i,  827. 


6617     GEWERBSZUSICHERUNGSDECRET 

GEWERBSZUSICHERUNGSDECRET ,  n.:  von  der  an- 
fertigung  der  sogonunnton  gewcrbs-  oder  befagnisszu- 
eichorungsdecrete  nach  der  bisherigen  form  hat  es  .  .  . 
abzukommen.  BAHTiiBAUTiiKNiiEiM  8,881. 

GEWERBSZUSTAND,  m.:  Patje,  abrlsz  des  fabriken-, 
gewerbe-  und  handlungszustandcs  in  den  Churbraun- 
Bchweigisch-LUncburgiHchon  landen.  Qöttingen  1706;  unter 
diesen  einwirkungen  liob  sich  der  gesunkene  gewerbs- 
zustand  Münclions  .  .  .  allmählich  wieder.  Schlicht- 
hohle  gewerhsbe/ugnisae  in  München  1.  einl.  s.  88.  vgl. 
auch  gewerbliche  zuHtUnde. 

GEWERD,  ».  gewerth. 

GEWERDE,  /  {und  n.) ,  eine  form,  in  der  veraehieden- 
artige  bildungen  vom  achriftgehrauch  der  neueren  spräche 
übernommen  wurden. 

1)  die  neben/orm  iu  gewähr  (vestttura)  iat  schon  oben 
besprochen  loorden.  vgl.  gewährde  ap.  4808;  vgl.  auch 
ap.  *78*  (giwerida).  dazu  vgl. :  (i3.  landsgwerd.)  item  wenn 
ein  landkind  ein  g&t  im  land  Sanen,  es  si  erbs,  kauf» 
oder  gabswis  innimbt  und  dassclb  fUnf  jar  darnach  in 
rUwiger  gewerd  nUtzt  und  besitzt,  so  sol  es  von  dem  zil 
hin  des  guts  halb  kein  rechtliche  antwUrt  zu  geben  ver- 
bunden sein,  landrecht  v.  Sanen  (1608),  tach.  f.  achiceiz. 
recht  9,  9, 110. 

9)  zur  aijype  von  wahrnehmen,  gewahrsam  (».  d)  gehört 
ein  anderes,  früher  veraltetes,  fem.:  gewerde  ■>■  behut- 
samkeit  (vgl.  gawarida  Ghapf  l,  919;  mhd.  i«d.  8,  Sio*); 
vgl.:  schicke  dig  frouchin  in  stillen  gewerdin  balde  von 
mir  unde  von  minem  bette  unde  gib  ir  eine  marc 
silbirs  unde  la;  si  gen.  leben  des  heil.  Ludwig  91,  16 
Jiückert. 

8)  ein  drittes  Substantiv  ist  zu  wcrth  (pretium,  dignitas) 
tu  stellen;  vgl.  auch  das  verstärkte  adjectiv  gewert,  ge- 
werth. fiXr  die  form  des  nominativ  sing,  und  für  das 
genus  dieses  subst.  liegen  wenig  anhaltspunkte  vor.  immer- 
hin ist  neben  dem  fem.  (das  gleiche  genus  im  mittelniederl. 
a.  gewerde  bei  Verwus  u.  Vkrdam  9,  1888)  auch  im  masc. 
oder  neutr.  nachzuweisen:  vgl.:  de  dre  brunswickschen 
pennigk  weren  beter  in  orer  gewerde  wan  de  krosse.  Braun- 
ach^ceiger  achichtbuch,  d.  städtechron.  16, 418,  gegen  schullen 
affgedan  unde  von  neinem  gewerde  sin.  ebenda  885  (die 
gleiche  formel  im  urktmdenbuch  v.  WesfyJialen  8,  190; 
maohtloess,  unbundich  ind  van  geinem  gewerde  mer  sin); 
wi  arbeidet  over  nichto,  unde  waget  unse  lif  unde  zele 
vorgewes,  unde  wervet  nichtes  gewert.  Lübecker  chron. 
bei  Qrautoff  9,  605.  da  von  diesen  belegen  abgesehen  (zu 
dem  problematischen  gewert  bei  Wickram,  Geiler,  vgl. 
unter  c).  alle  Zeugnisse  aus  niederd.  und  oberd.  gebiet  ent- 
weder den  nominativ  plur.  oder  den  dativ.  sing,  zeigen  und 
somit  die  anhaltspunkte  für  das  genus  versagen,  so  sind 
die  belege  hier  vereinigt,  da  sie  auch  im  bedeutungsgeJutlt 
keine  unterschiede  a^fweisen. 

o)  do  man  zalte  1862,  do  gab  klein  Pritsche  von  Hei- 
ligenstein ein  bürgerlin  zu  Strosburg  ein  pfunt  figen  ge- 
wichtes umbe  ein  pfunt  erweiszen  gewichtes,  und  schetze- 
tent  die  kornkeufer,  daz  die  erweiszen  eins  helbelings 
beszer  worent  wan  die  flgen,  noch  dem  also  do  zu  mole 
gultent  die  beden  gewerde.  Closener  Straszb.  thron,  (d. 
städtechron.  8,  136),  vgl.  auch  die  belege  unter  4) ;  und  so  su 
kumment  uf  die  jormerckete,  do  manigcrieige  volg  und 
koufmanschatz  hine  kumment,  so  kerent  sich  die  wisen 
rfl  den  aller  koüiigesten  gewerden  und  Ion  die  doren  ir 
narrenspil  triben.  Schürebrand  89,  8  Strauch;  kleide  oder 
kleinoeter,  es  werent . . .  bUchclin  oder  heilgelin  oder  des 
gelich  von  aller  leige  klütterote  und  gewerde,  dag  junge 
lüte  gerne  hant.  89,  98;  ebenso  81,18  (vortonfe  gewerbe  a. 
oben  sp.  660*). 

o)  hei  sprach :  ich  enkomen  vnr  den  koning  neit, 

dar  bei  mich  hoert  oft  seit, 
da  is  hei  mir  zo  male  gram, 
nmb  dat  ich  eme  he  vore  nam, 
van  sime  schätze  sulche  gewerde, 
id  endroge  neit  dri  perde. 

Kartmeinet  889,  98.  Keller  s.  698 ; 

des  hope  wi,  dat  he  uns  de  drittich  punt  schole  weder 
gheven  unde  bereden  unde  de  vorsetenen  ghulde  in  also- 
dannen  guden  ghelde,  alse  he  van  unser  weghene  up- 
gheboret  heft  eder  in  des  ghewerde.  rechtssprueh  des 
dcmtapitels  von  Minden  (1898)  bei  Meinardxts  9,49; 


GEWERDEN  I 


5618 


ok  wart  der  itadt  bMt«  gaa«iii,j 
dat  TM  kollU  de  teiKelat«in 
na  dea  radas  erkenntngh« 
al  vor  Bnuuwiducbe  pmoingb« 
na  des  peaningM  gbawerde. 

das  sekeUnUl  ttM;  devtsehe  itadte- 
chron.  1«,  M7:  vgL  auch  a.  418; 

unde  oft  wl  deme  sulven  ghemenen  copmanne  jenige 
wäre  af  koften  ofte  kopcn  weiden  der  uns  to  unser  her- 
schup  bederf,  unde  bohoef  were,  de«  scbolen  unde  willen 
wi  van  stund  nae  ghewerde  der  wäre  dem  copmanne, 
als  se  gheldcn  mach,  mit  reden  ghelde  vomogeo.  urh. 
V.  1467  bei  Cassd,  Bremenaia  t  (1767)  979.  vgl.  oueh  vera. 
eines  bremisch  -  niederaäeha.  wba.  6,  238 ;  sicias  dat  is  ein 
ghewichte  sulvers  unde  ist  so  gut  van  ghoverde  alse  twel 
Kollensche  schillinghe  unde  de  maket  twinlicb  bellinge. 
Loccumer  bibl.  erz.  (hdschr.  mitte  15.  jahrh.)  4»*  u.  a.,  ». 
ScHILLER-LÜnnEN  2,  101. 

c)  fraglich  ist,  ob  die  folgenden  formen  hierher  tu  ateUen 
sind;  sie  würden  dann  für  übertragenen  gebrauch  de» 
subst.  zeugen :  die  weil  ir  vormals  auch  in  einem  solchen 
gewert  mit  mir  gewesen  sind,  als  der  schalckhafft  vogel 
mir  , . .  auch  zulegen  wolt.  Wickram  (Oabriottou.  Reinh. 
cap.  81)  1,974  Bolte  (der  gefert  vorschlägt);  ein  gflter 
lUmbd,  ein  gut  gewört,  ist  besser  dann  silber  und  gold. 
Geiler  v.  Kaisersbero  bucJi  d.  Sünden  d.  munt/e«  (1518) 
88'"';  sein  göter  lümbden  unn  göt  gewörte.  ebenda  (iH 
an  ein  collectiv  tu  wort  hier  zu  denken  t). 

4)  ein  fem.,  da»  der  bedeuhtng  nach  auf  werden 
zurückgeführt  werden  könnte:  körn  und  gewerde  ...  die 
secke  mit  der  gewerde.  Slraszburger  rathsschlu»»  von 
1452.  *.  Ch.  Schmidt  144;  (die  müller  sollen)  schaffen  das 
jederman  sin  gewerde  trucken  heim  kumme.  ebenda; 
und  ouch  alle  gewerde  natürlicher  und  frischer  blibe 
(vor.  spis).  Schürebrand  i7, 4  Strauch; 

waj  ist  di  wprit?    da?  sage  mir. 

di  werlt  da^  ist  ein  scnicklich  gewerde 

Ton  deme  himmele  und  von  der  erde 

und  von  deme  daj  da  ist  darinno  (mundut  est  eemati' 
tutio  codi  et  terrae  et  omnium  miae  In  eis  tuiU). 
Secundus  361  Strauai  («./.  d.  a.  29,896). 
GEWERDEN  I.    verb.,  verstärktes  werden  (*.  d.).    hier 
liegen  mehrere  gebrauehsriehtrcngen  vor. 

1)  Verwendungen,  die  auf  ein  compositum  turüekfohren 
und  die  unter  dem  einflusz  der  ttrsprüngliehen  bedeutung 
des  prtifixes  ge  stehen,  vgl.  das  angelsächsische  geweort>an 
in  den  bedeutungen  von  convenire  und  consentire.  Bos- 
WORTH-TOLLER  466;  vgl.  gewerden  (unpers,)  becomen, 
(goede),  gevolgen  hebben  voor  iemand.  Verwijs  u.  Ver- 

DAM   9,  1890. 

o)  der  ältesten  spräche  gehört  eine  unpersönliche  eon- 
struction  an ,  bei  der  der  casus  für  die  betroffene  person 
(accus,  statt  dativ)  auffällt,  er  erklärt  sich  wohl  dadurch, 
dasz  das  object  von  der  dem  compositum  als  solchem  tu- 
stehenden  bedeutung  angezogen  wurde,  nicht  aber  mit  dctacm 
einzelnen  dementen  in  Verbindung  trat: 

tbar  was  Krist  gnater       joh  selba  onh  thin  sin  moator, 
ouh  man  thara  ladota       thie  jungoron,  thier  tho  babeta. 
tbiu  biun  warun  fliu  fro,        giwerdan  mohta  sin  m  Uk>, 
sie  babetun  tbar  scibon  Krist,        tber  alle«  blide«  ftirista  iak 
Otfrid  8,  8, 9 :  ebenso  4, 9,  80 ; 

so  sie  tbar  tho  gazon,       thie  in  themo  grase  saioa, 
joh  mannüih  thar  sat  ward,       so  sie  tbes  brodea  fiward. 

3,  6,  44; 
gisah  ar  einan  altan  .  .  . 
Ibaj  er  lag  d  war«       üi  themo  selb»  sere. 
thie  langiui  zitt  Krist  gisah       Job  oob  salbo  li  imo  n>i«li, 
ob  man  giworti       tbag  er  heil  vnrti.    S,4,  W; 
thea  ^mon  alle  ^ward 
tbat  sie  ina  gibObm       ta  biroston, 
gikurin  ina  te  kuninga:       tbat  Krist«  ol  was 
wihtes  wirdig.    Heliand  8888; 

daxu  vgl.  non  commendat  mihi,  niht  kilinbit  vel  kiwirdit 
glossen  tu  l  Korinther  8,  8.  Stbinmeter-Sievers  1,  780'; 
tedet,  intwirdit.  ebenda  l,  soe^*  (1  Mos.  87, 46).  aus  alledtm 
geht  liervor,  dost  gewerden  nicht  eit\/ach  auf  die  lusnii  Uih» 
berührung  tielt,  %eenn  eine  person  von  einem  geadkdkni» 
betroffen  tcird  (vgl.  mihi  contingit).  aondem  da»a  e»  eine 
innert  Übereinstimmung  tum  attsdrrtck  bringt  (mihi  con- 
venit)  und  daraus  die  vorstdlung  des  b^riedigtsein»  ent- 
wickelt, vgl.  dasu  auch  cawurt,  kiwurt,  oNectatio  (Grafp 
1,  993);  vgl.  adpetiiu»  ^us  cawurt  sinin  edo  lust  sinia. 
glossen  tu  1  Mos.  4,  7.  Steinmeter-Sievers  l,  sie». 


5619 


GEWERDEN  I 


GEWERDEN  I 


5620 


h)  80  ist  auch  der  bedeutungszusammenhang  gewonnen, 
in  dem  die  oben  (sp.  4851^.)  besprochene  Wortverbindung 
einen  gewerden  lassen  =  einen  gewähren  lassen,  ihre 
erklärung  findet,  durch  sie  ist  das  verstärkte  werden  in 
die  späteren  Wörterbücher  eingebürgert  worden,  den  oben 
beigebrachten  beispielen  sind  einige  noch  nachzutragen  {vgl. 
auch  Verwijs-Verdam  2, 1890;  J.  Winkler  friesch  woor- 
denboek  l,  455*»). 

a)  für  den  objectsaccusaüv  ohne  weitere-  bestimmung : 
de  Berschen  branten  Liblar  ind  ander  dorper  ind  brachten 
einen  groissen  rouf  mit  sich  etc. ,  want  de  Coeltzschen 
inhadten  neit  vil  luitz,  ind  sin  {des  bischofs)  broder  der 
greve  inwas  ouch  noch  neit  viant:  darumb  leis  man  si 
gewerden  ind  neit  darzo  indeden.  chronik  von  Cöln,  s. 
deutsche  städtechron.  13,  55. 

ß)  für  die  Verbindung  mit  der  präp.  mit :  dairumb,  her, 
voulget  raits,  laist  uns  gewerden  mit  der  stat,  ir  sult 
des  bat  ind  ere  kriegen.  Koelhoffsche  chron.  {deutsche 
städtechron.  13,  589 ;  ebenso  560 ;  desgleichen  14,  832). 

y)  zum  fortleben  in  den  Wörterbüchern  {s.  sp.  4852)  vgl. 
laet  mi  gewerden,  sine  me  quod  volo  facere.  Kilian146''; 
ganz  ähnlich  Henisch  1598;  lass  mich  gewerden,  ne  m€ 
prohiberes ,  permitte,  ut  faciam.  Stieler  170;  lass  mich 
gewerden,  be  quiet,  leave  off  from  me.  teutsch-engl.  wb. 
(1716)  771. 

c)  auszerhalb  dieser  Verbindung  mit  lassen  ist  das  com- 
positum, in  solcher  bedeutung  nur  selten  mit  persönlichem 
subject  verbunden  {vgl.  Schiller-Lübben  2,  lOl):  so  dan 
ein  raet  tor  tid  mit  den  sulbigen  nicht  konde  gewerden, 
so  sollen  se  veer  van  der  gemeinheit  und  veer  van  den 
emptern  tho  sich  bidden  und  mit  em  gewerden,  statufar- 
rechte  v.  Brilon  {übersetzg.  des  16.  jahrh.  aus  dem  lat.)  Sei- 
BERTZ  urkundenb.  v.  Westphalen  1,  530;  sagten  uns  das 
haus  van  stunde  an  zu,  sachten,  sei  weiten  des  zins  wol 
mit  uns  gewerden,  bu^h  Weinsberg  l,*29l,  ähnl.  292.  da  in 
solchen  Verwendungen  frühzeitig  betümmungen  neben  dem, 
compositum  belegt  sind,  die  den  Schwerpunkt  der  bedeutung 
an  sich  zieJien  und  die  das  verbum  zum  hilfsverbum  herab- 
drücken, 80  ist  nicht  sicher  zu  stellen,  was  primäre,  was 
secundäre  {etwa  auf  ellipse  beruhende)  bildung  ist,  vgl. :  en- 
konden  sei  des  gheldes  nicht  eins  gewerden,  statutarrechte 
V.  Müden  (i3io)  bei  Seibertz  urkundenb.  v.  Westphalen 
2,  91 ;  des  ne  künde  die  rad  nicht  ens  gewerden ,  dar 
umme  dat  sie  it  so  hoghe  vorboden  hedden.  brem.  chron. 
(ü.  j.  1344)  bei  Lappenberg  geschichtsqu.  89. 

d)  einzelne  belege  für  gewirt ,  gewerden  u.  a.  scheinen 
einen  schroffen  bedeutungsgegensatz  zu  den  obigen  fest- 
Stellungen  darzuthun,  sie  gehören  jedoch  zu  dem  verbum 
geworren,  a.  d. 

2)  Verwendungen,  in  denen  das  präflx  ge  keine  eigene 
bedeutung  mehr  zum,  ausdruck  bringt,  vielmehr  der  Ver- 
stärkung des  verbums  dient,  aus  der  alt-  und  mittelhoch- 
deutschen zeit  sind  hieran  zunächst  nur  poetische  denk- 
mäler  beteiligt:  der  Heliand,  die  mittelhochdeutsche  dich- 
tung  {vgl.  auch  angels.  geweorjjan).  neben  rhythmischen 
einßüssen  und  syntaktischen  bedingungen  {bevorzugung  der 
verstärkten  form  im  Präteritum)  unrken  auch  bedeidungs- 
schattierungen  mit,  insofern  das  verbum  da,  wo  es  die 
energie  seiner  bedeutung  wahrt,  häufiger  in  der  verstärkten 
form  erscheint  als  da,  wo  es  zum  hilfsverbum,  herab- 
gedrückt ist.  dieses  gilt  namentlich  für  die  prosa ,  deren 
belege  für  diese  verioendungen  bis  zwr  neueren  spräche 
heranreichen. 

a)  die  wahrung  der  energie  der  verbalbedeutung -.  ge- 
werden ohne  weitere  bestimmungen.  vgl.  auch  VErwijs 
u.  Verdam  2,  1888. 

a)  Verbindungen  mit  persönlichem  oder  nominalem  subject, 

1))  auch  hier  ist  die  Verstärkung  z%mieist  an  formen  des 
Präteritums  belegt. 

o))  im  hauptsatze: 

von  dinem  willen  gewart 

nach  lobelichen  werden 

in  hiraele  unde  in  erden 

vil  lebender  creaturen.    pasHonal  1,  26  Eöpke; 

diu  fruht  üf  dürrem  holz  gezwlget  ist, 

si  »piset  wol  von  höher  art 

und  imacket  wol  durch  siben  süegekeit, 

kein  besser  fruht  noch  nie  gewart. 

meisterlieder  der  Kolmarer  hdschr.  84,  41 
Bartach  «.  410 ; 


si  dummen  reicht  in  mit  der  vart, 
williger  volc  nei  ingewart. 

GoTTFRiD  Hagen  Kölner  chron.  2535, 
d.  städtechron.  12,  95 ; 
ein  wölken  dag  gewart  der  na  (facta  est.  Marc.  9, 6),  dag  si  be- 
schedewete  da.  evangelienwerk  aus  St.  Paul  59  *  Schönbach, 
b))  im  nebensatze: 

die  da  wolden  schowen 
an  ime  sine  himeluart. 
als  die  rechte  zit  gewart. 
Symon  uf  einen  turn  quam. 

d.  alte  passional  176,  68  Hahn.    vgl.  auch 
Jeroschin  16522; 
vor  der  zit  man  da  beten  pflao 
e  da;  Jerusalem  gewart. 

das  buch  der  Maccabäer  2281  Helm  (I,  3.  v.  46) ; 
der  slaf  ist  niht  so  vollen  alt, 
also  der  man,  wie  ist  dag  ^estalt? 
der  man  was  e  uf  erden  wis, 
e  dan  der  slaf  gewürde. 

RuMELANT  gegen  Singuf  bei  v,  d.  Hagen  3,  49'» ; 
dag  von  den  Juden  nie  gewart 
kern  kuninc  bis  an  dise  vart. 

buch  der  Maccabäer  11553  Helm; 
husere  ist  der  besten  tugend  ein,  seht,  diu  ie  gewart  uf  der 

erden,    der  Meissner  (1,  4)  bei  v.  d.  Hagen  3,  86^; 
der  beste  trank,  der  ie  gewart,  dag  ist  der  guote  win. 

Friedrich  von  Sonnenburg,  Zingerle  anhang  s.  86 ; 

der  sunetag  was  der  erste  tag,  der  ie  gewart.  Sachsen- 
spiegel 2,  66  §  2  Hildebrand  s.  85; 

die  groste  dogent  di  i  gewart  (var.  war), 

dag  ist  gerechticheit  sunder  part. 

Limburger  chron.  41,  19  Wygz. 

2))  andere  verbalformen  mit  ausnähme  des  infinitivs  sind 
hier  nur  spärlich  betheiligt: 

so  that  witan  ni  mag 
enig  mannisk  barn,  hwan  thiu  märia  ttd 
giwirdid  an  thesaru  weroldi.    Heliand  4302; 
ire  mantele  wären  gesteinit  bJ  der  erden 
mit  den  besten  jächanden  die  ge  dorten  gewerden. 

könig  Bother  2234  v.  Bahder  ; 

vgl. :  ich  spriche  ouch,  dag  tegelichiu  sünde  den  menschen 
enkeines  lönes  berouben  mag  noch  enkeiner  gnaden,  wan 
gnäde  diu  gewirdet  wol,  siu  mag  nit  entwerden.  myst. 
1,  278  Pfeiffer. 

b))  um  so  beliebter  ist  das  präfix  beim  infiniüv ,  der 
in  dieser  form  bis  in  die  neuhochdeutsche  periode  heran- 
reicht und  in  der  spräche  der  mystiker  namentlich  freieren 
Verwendungen  dient. 

a))  einen  sül  van  golde 

herlich  ende  dura 

floende  van  vüre 
ie  liet  got  dar  gewerden. 

Heinr.  von  Veldekb  Servatiut  1,  2209, 
Piper  höf.  ep.  1, 137; 
dl  da  hij  gewerden 
den  himel  und  di  erden. 

Hartmann  vom  glauben  71  v.  d.  Leyen, 
vgl. :  dat  is  de  den  himel  zh  der  erden 

geschoif  unde  leis  gewerden. 

GoTFRiED  Hagen  Kölner  chron.  213. 

der  gleiche  reim  auch  Pilatus  vorr.  48  Maszmann. 
sinen  willen  sin  gebot 
baten  si  geworden 
in  hiemele  unde  in  erden 
6wie  im  behegelich  were. 

d.  alte  passional  178,  86  Hahn; 
von  wajzer  unde  von  erden 
da  von  du  hie^es  gewerden 
alle  lebendinge  dinc 
unde  bist  ir  aller  ummerinc. 

H.  V.  Krolewiz  Vaterunser  10  Lisch; 
'ob  du  wilt,  vil  lieben  sun, 
widerkem  an  den  got, 
des  gewalt  und  des  gebot 
dich  lieg  durch  sich  gewerden.' 
mit  ruwigen  geberden 
sprach  der  knappe  'o  we,  ja'. 

passional  133,  29  Köpke; 
ouch  lieg  gewerden  diu  (gottes)  gebot 
unsre  vetre  hie  uf  erden, 
heilic  lieges  du  sie  werden,  .  .  . 

das  buch  der  Maccabäer  7274  Helm  (der  du 

unsere  veter  erwelet,  und  sie  geheiliget  hast. 

Luther); 

rUst  dich  und  far  hin  wunderbaldt 
inn  Scytiam,  die  insel  kalt, 
ich  mem  inn  die  unfruchtbar  erden  I 
dann  do  mag  nimmermehr  gewerden 
weder  [ein]  frucht  noch  ander  körn, 
dann  do  ists  immer  tieff  gefrorn. 

Jörg  Wickram  {Albrechts  Ovid  8, 12,  v.  1162) 
7,  382  Bolte. 


5621 


GEWERDEN  I 


GEWERDEN  II -GEWERF  I 


5622 


b))  minnet  mich  got  mit  aller  slner  n&tAre  (wan  diu 
banget  hio  ane),  so  minnet  mich  got  rebte,  als  stn  go- 
werden  unde  sin  weaen  dar  an  hange,  meuter  Eckart 
(is)  deutsche  myat.  8,  146;  da;  blAze  wesen,  dem  niht  zuo 
goleit  ist,  dag  meinet  ,erat'.  zem  andern  male  ,erat' 
meinet  ein  geburt,  ein  voUekomen  geworden.  S,  88;  das 
wörckcn  und  dg  worden  das  ist  ein.  so  der  zimmcr- 
man  nit  wUrcket,  so  wUrckt  auch  das  hauü;  nit,  da 
die  bartt  oder  axt  lät,  da  l&t  auch  das  gewerdfi.  got 
and  ich  wir  seind  ein  in  disem  gewUrcke,  er  wUrcket, 
und  ich  gewUrdo.  Taui.ku  predigten  (iö8l)  806^ 

(f)    der    ahachwächung    unterliegt    die    verbalbedeutung 
schon  neben  pr<motninalen  beatimmungen ,  die  den  eehtcer- 
punkt  det  bedeutxmg.iyehaltea  über  den  rahmen  de»  tatie$ 
hinauarüeken.    hier  tritt  der  injinitiv  in  formelhajter  Ver- 
wendung an  die  apitze  der  belege  fiir  daa  pröjix. 
l))  die  form  de»  Präteritum» : 
dO  daz  sO  gewart, 
da;  dt  frouwe  iratarb. 

Hartmann  v.  nlanben  8800  r.  d.  Leven;  ähtU. 
pcutional  37»,  1  Jlahn;  188,  74  Köpke; 
ieglicher  wol  den  sinon  vant, 
des  wart  dor  strit  sosweret  hart 
Til  Bterkor  dan  er  le  gewart 

daa  bxLcA  der  Maeeabäer  4090  Helm ; 
was  ie  gewart  ufT  erden 

das  muste  en  (Adam  u.  Eva)  onderthan  werden. 
AUJüder  pataUmupUl  8966  Qrein. 

t))  andere  verbalformen: 
hwand  sO  hwan  ad  that  gewirdid,     that  waldand  Krist  .  .  . 
kumit.    Hdtand  4380  u.  a. 
8)  dt«  infinitivform: 

hwO  mag  that  giwerdan  sO.      Heliand  141  u.  a.  ; 
dag   nemag  niet  gewerthan.  Leidener  handachr.  tu  Wil- 
LIRAU  44,  6,  8.  Seemüller  ».  16  (var.  niet  werdan); 
müste  daz  eewerde, 
da;  er  niocbte  iraterbe, 
inie  w6re  lieber  dt  tOt, 
dan  er  lide  dt  grO;e  nOt. 

Hartmann  vom  glauben  8746  v.  d.  Leyen; 
ein  wtser  man  der  r&te  wa;  da^  mttge  gestn : 
dag  aller  beste  da^  ie  wart  od  immer  mac  gewerden. 

mciiterlieder  der  Kolmarer  handachr.  186,  8 
Bartsch  ».  608 ; 
allet  dat  got  hei  leis  gewerden. 

GoTTFR.  Hagen  Kölner  ehron.  687; 
gewerden,  fieri,  contingere.  Henisch  1698;  ähnlich  noch 
Stieleh  170. 

b)  in  der  engei-en  Verbindung  mit  bestimmungeti,  die  am 
verbum  die  bedeutungakraft  »ehwächen  und  die  funktion 
eine»  hilfaverbuma  entxcickeln,  iat  daa  präfix  apärlich  belegt, 
a)  voran  steht  die  Verbindung  mit  einem  poa»e»»ivpron., 
in  der  aicJt  am  meisten  von  der  grundbedeutung  erhält: 
thes  thu  te  w&run  ni  wSst 
thea  wurdi  —  giskefU     the  tht  noch  giwerdan  skulun 

AU        :  u     „      u-  Heliand  3693; 

daz  liese  icb  allo;  hin  vom 

benilde  ich  dich  alleine, 

ich  mag  vilwol  weine, 

was  Boi  min  gewerden 

himol  un  erdö 

ob  e;  alle;  min  were 

Terzige  ich  durch  din  ere. 

Hbrbort  trqj.  krieg  9644  /'rommann,  oana 
ebenso  12468.  14071 ; 
fenaBdecltcher  trehtfn. 
welch  rät  gewirdet  aoer  nu  mtn? 

Gottfribd  von  Straszburo  Tristan  M64 
Bechstein; 
do  hielt  der  sariant  bei  in, 
dem  di;  Srs  tzu  eewart. 
,,ich  lieze  euch  ober  an  salicher  vart 
ir  einen  lettzen,  woldet  ir, 
80  das  sin  ßrs  wurde  mir." 

Ludwig*  des  frommen  kreu^ahrt  87M 
...  V.  d.  Hagen; 

ich  weisz  mir  ein  edel  pluett, 
ain  zart«  junkfreielein. 
dem  dient  ich  alzeit  eben, 

ob  sie  mir  möcht  gewerden  {dnick  v.  1614:  werden) 
Ir  diener  wolt  ich  sein. 

Volkslied  bei  Kopp  $.  37 ; 
he  slflch  se  dicke  to  den  ftrden  (der  aekermann  teine  frau), 
doch  künde  de  sege  sin  ni  geworden, 
so  dat  se  ene  wolde  leiven. 

aus  den  Wolfenbüttder  ndd.  Aetop.  80,  12 
Hoffinann  v.  Fallertleben; 
ganz  ander»  ioirkt  der  engere  anachlu»»  an  sttbatantiv- 
imungen: 
IV. 


al  giwurdun 
thia  frt  an  forahton  furdor  ns  fidorshm 

te  themo  grab«  gangan.    Udiand  6816; 
do  er  (Johannes)  ein  iungelinc  gewart 
unde  ab«!  und«  got  vintunt 
do  tct  er  als  di«  sslig«  tunt. 

das  aUe  pass&nal  348,  66  Hahn;  ahnt.  S17,  8; 
sal  ich  ein  nunn  gewerdsa  (rar.  wwdan) 
sttnder  minen  willen, 
so  wel  ich  eime  knaben  Jung 
sinsD  komer  •tillen. 

Ued  V.  1869  in  der  Limburger  ekron.  46,  9  Wy»»i 
das  «nhave  neiman  wunder, 
dat  de  Wissn  dos  geingen  nndsr. 
si  inwolden  neit  Uuafn  unreicht  wirkm, 
und  voren  in  cioistsr  und  in  kircban. 
aldus  gewerdent  dis  dagis  noch  hod« 
Teil  mencber  hande  dolsterlnd«. 

GoTi  PRib  Haobn  Kölner  ehron.  6060  (d.  Itädt. 
ehrom.  18, 166) ; 
item,  and  wenn  da;  ainen  ainem  gewandet  het,  das 
sorglich  wäre  za  dem  tot,  so  sol  der  alj  lang  geTangen 
ligen,  untg  daj;  man  gesech,  wie  es  ain  gestalt  gewerd, 
und  das  ^^^  ander  sicher  zu  dem  leben  sin.  Mündmr- 
thaler  atatuten  (1487)  {österr.  vseiath.  ♦,  844). 
y\  wan  alle  ir  werg,  die  rie  begant, 

die  lüde  sie  die  schauwen  lant, 
uf  da;  sie  mugen  hie  gewerden 
gelobet  Ton  in  uf  der  erden  (ut  videanttsr  ab  hominibvm. 
Mcäth.  88,  6).    evang.  werk  v.  St.  Paul  88».  Sehönbach. 

GEWERDEN  II,  verb..  alleitung  xu  wertb,  dignu»  (#.  d.); 
vgl.  gawerdjan,  gawerdön  Grapf  l,  1014;  gewerden  mhd. 
w6.  8,  605'>;  Lexer  nachtr.  808;  Schmellbr  8»,  »9«.  au» 
der  bedeutung  dignare  hatte  »ich  hier  friihieitig  die 
tceitere  entwickelt:  sich  zu  etwas  herablassen ,  etwas  za 
thun  geruhen:  der  gewerdö  walten  hiuta  dero  bunto. 
Wiener  hundeeegen  {denkm.  i',  16);  da  gewerdotost  uns 
Tore  sagon.  Ezsolied  88,  8  (denkm.  1*,  91)  u.  a.  vgl.  gbe- 
werdon,  zieh  Terwaardigen,  de  goedbeed  hebben.  Oude- 
MANS  8,  661;  gheweerden,  vergunnen  8,  663.  ähnl.  Verwijs 
u.  Verdam  8, 1891.  der  eigentliche  geltungsbereich  der  deut- 
schen venoendungen  fällt  jedoch  in  die  ältere  zeit,  »ehon  di» 
mittelhochdeutsche  dichtung  nimmt  nur  noch  mit  wenig 
belegen  daran  theil  {vgl.  auch  gewirden  mhd.  wb.  8,  808^). 
in  die  neuhochdeutsche  periode  dringt  dieee»  verbum  über- 
haupt nicht  über,  an  »eine  »teile  treten  enceiterungen,  vgl. 
gewürdigen  (nd.  gewerdigen)  und  würdigen. 

GEWERE,  ».  gewähr. 

GE  WERF,  eine  form,  in  der  der  neueren  aprache  mehrere 
verbaleubatantive  zug^ührt  icerdet^,  ohne  featere  würzet  tu 
fassen,  meist  weisen  »ie  auf  da»  verbum  werfen  turück, 
»oweit  die  bedeutungeentwicklung  anhaltapunkte  gewährt, 
denn  von  der  form  au»  iat  die  abgrenxung  gegen  ableitungen 
von  werben  nicht  durchsuführen,  wie  schon  oben  {vgl.  ap.  6488 
zu  den  formen  gewerf,  gewerfT,  gewerft,  gewerb,  gewarf) 
ausgeführt  wurde,  ebendort  waren  zwei  haupttypen  für 
die  zu  werfen  gehörenden  ableitungen  aufgestdlt  worden,  die 
ahstractere  bedeutung  von  »teuer,  abgäbe  (ge»cho»z)  und  die 
sinnlichere  eine»  wurfge»eho»»e»  (geschütz).  neben  diese» 
gehen  einige  —  »pättr  belegte  und  vemiueU*  —  «erwcii- 
düngen  einher,  die  entweder  die  grundbedeutung  de»  verbttm» 
mehr  oder  weniger  bloeslegen,  oder  die  funetion  de»  nomen 
actioni»  kräftiger  zur  geltung  bringen,  »ie  »timmen  alle 
mehr  mit  gowerf  —  wurfgeschosz  überein,  ineofem  da» 
präfix  ge  auch  tu  ihnen  nicht  mit  der  ursprünglichen  be- 
deutungsenergie  {vgl.  gewerf  ^  das  zusanunenwerfen, 
conjectura),  »ondem  mehr  in  der  funetion  einer  bildung»- 
»übe  tritt,  in  einigen  dieeer  Verwendungen  \»t  tugUieh  die 
Wortsippe,  von  der  sie  abzweigen,  unsicher,  da»  genu»  i»t 
in  allen  fällen  überwiegetid  al»  neutrum  mneuspreehen, 
»otceit  e»  überhaupt  erkenntlich  ist;  da»  wuue.  i»t  nur  in 
einem  falle  gesichert  {».  unter  gewerf  III),  da»  fem.  in  einigen 
fällen,  die  den  einflu»»  der  Wortverbindung  und  de»  be- 
deutung»tu»ammenhang»  «erroAen. 

GEWERP  I.  da»  verbaUt^tantiv  tu  werfen  in  der 
90mpo»ition  mit  dem  bedeutungekritfÜgen  prilfix  ge:  ca- 
werf,  kawerf,  giwerf  ^  conjectura,  eoUatio,  coUeeta, 
»ymbolon  Grapp  i,  10S9;  gewerf.  abgai>e  mAd.  wb.  8,  740*; 
Lexer  i,  987;  auch  gewerf  und  gewerft  {in  Fräburger  %»r- 
kxmden  de»  13.  bi»  16.  jahrh.). 

1)  der  älteste  gebrauch  i»t  auf  glo»»en  b»»ehränkt  und 
läszt  das  Substantiv  nur  im  bereidi  von  Infes'itisdtos  {grie- 
chischen) paraUden  mrwcheinen.    der  bedeutungafun^rnng  iai 

353 


5623 


GEWERF  I 


GEWERF  1 


5024 


weit  gezogen,  doch  steht  auch  dieses  moment  unter  fremd- 
sprachlichem einßusz.  für  die  bestimmung  des  geiuis  am, 
Substantiv  liegen  hier  keinerlei  anhaltspunkte  vor ;  dagegen 
knüpfen  an  die  bildungsweise  schon  bei  Notker  erklärungs- 
versuche  an. 

a)  der  grundhedeutung  des  verbums  entsprechen  einige 
vereinzelt  stehende  gleichungen :  lifhostrotos  (steingemauertes) 
stein  cawerf,  Tegernseer  handschr.  d.  9.  jahrh.  Stein- 
MEYER-SiEVERS  4,  244;  simmatibus ,  graece,  conlationibtis 
giwerpf  cod.  8.  Pauli.  Steinmeyer-Sievers  1,  554,  vgl. 
auch  1,  555. 

b)  die  meisten  belege  lehnen  sich  an  termini  der  christ- 
lichen kirche  an  und  sind  ebenso  gut  mit  erscheinungen, 
gegen  die  das  ältere  gemeindeleben  ankämpfte,  verknüpft 
als  mit  solchen,  die  es  grosz  zog.  gewerf  verdeutscht  die 
begriffe  collecta,  collata,  collatio,  symbolon  u.  a.  auf  der 
einen  seite  tcerden  heidnische  bräucJie  getroffen,  schmau- 
sereien auf  Umlage,  andererseits  tritt  das  wort  für  liebes- 
gaben  ein,  die  die  christlichen  gemeindegenossen  zusammen- 
brachten, vgl.  gelage  {zu  zusammenlegen) ;  vgl.  geschosz 
{zu  beischieszen,  zusammenschieszen). 

•«)  symbola,  giwerf.  Salzburger,  Tegernseer,  Regensburger 
und  andere  glossen  des  11.  u.  12.  jahrh.  zu  sprüche  23,  21  {noli 
esse  .  .  .  in  comessationibus  eorum,  qui  carnes  ad  vescen- 
dum  conferunt:  quia  .  .  .  dantes  symbola  consumentur) 
Steinmeyer-Sievers  1,537;  ex  collatis,  giwerfun,  giwer- 
phun  in  den  glossen  (gleicher  herkunfC)  zu  den  beschlüssen 
des  konzils  von  Laodikea,  das  nach  dieser  seite  ein  verbot 
richtete.  Steinmeyer-Sievers  2, 113. 

ß)  collecta,  giwerf,  giwarf,  die  gleichen  handschriften 
mit  glossen  zu  3  Mos.  23,  36  (solt  ewr  opffer  dem  herrn 
thun,  Luther).  Steinmeyer-Sievers  l,  352;  collationem, 
kewerf  vel  oblei  Reichenauer  u.  Tegernseer  handschr.  des 
11.  jahrh.  zu  Römer  15,  26  (haben  williglich  eine  gemeine 
Steuer  zusamen  gelegt.  Luther).  Steinmeyer-Sievers 
1,  757. 

c)  vereinzelt  folgen  die  glossen  auch  der  weitgehenden 
Übertragung,  die  die  worte  symbolon,  conjectura  ent- 
loickelt  haben:  conjectura,  cawerf,  kiwerf,  kawerf  wHnfer- 
pretatio,  Hrabanisch-Keronische  glossen.  Steinmeyer- 
Sievers  1,  89.  das  Graeci  chedent  symbolum  unde  latini 
collationem,  daz  cheden  wir  gewerf,  wanda  iz  apostoli 
gesamenoton  unde  zesamene  gewurfen,  daz  iz  zeichen 
si  christianae  fidei,  also  auch  in  proelio  symbolum  heizet 
daz  zeichen,  daz  an  seilten  aide  an  geinotSn  Worten  ist. 
NoTKER  zum  Symbol,  apost.  {denkm.  l'  250) ;  vgl.  auch 
diesen  salmon  heizen  wir  giwerf,  wanda  in  die  heiligen 
poten  gisaminoten  unde  cesamine  giwurfen.  ebenda  257. 
auf  die  bedeutung  der  stelle  hat  schon  J.  G.  Ecgard  in  der 
vorrede  zu  Notkers  katechismus  s.  24  hingewiesen. 

2)  von  allen  diesen  prägungen  der  althochdeutschen  periode 
führt  nur  eine  auch  in  die  spätere  zeit  über,  die  gleichung 
von  gewerf  mit  Umlage,  beisteuer,  geschosz,  abgäbe,  sie 
ist  in  der  Urkundensprache  reichlich  vertreten  und  an  die 
verschiedensten  formen  geknüpft  (gewerf,  gewerpf,  gewerff, 
gewarff,  gewerft,  gewerb),  ebendort  vdrd  sie  geradezu  als 
eine  gangbare  deutsche  benennung  gekennzeichnet,  loährend 
die  eben  angeführten  glossentelege  vielmehr  auf  eine  anleh- 
nung  an  fremde  Vorbilder  weisen,  es  sind  zunächst  zwei  mög- 
lichkeiten:  entweder  stellt  das  gewerf  der  mittelalterlichen 
Urkundensprache  eine  weiterenttoicklung  der  in  den  althoch- 
deutschen glossen  aufgeführten  anlehnung  an  conjectura, 
collatio  dar,  oder  es  ruht  mit  seinen  wurzeln  in  einer  eigen- 
bildung  der  deutschen  rechtssprache  und  tourde  in  den 
glossen  erst  umgedeutet,  für  die  zweite  annahmt  sprechen 
beweismx>mente ,  die  auszerhalb  des  hochdeutschen  Sprach- 
gebietes gesammelt  sind.  Brunner  {rechtsgeschichte  P,  176 
anm.  6)  macht  darauf  aufmerksam,  dasz  an  stelle  des  Wortes 
thing  in  friesischen  und  sächsischen  denkmälern  auch  warf 
oder  werf  gebraucht  wurde,  vgl.  hwarf  im  Heliand  (wurdun 
6o-sagon  alle  kumane  an  hwarf  weros  4469  u.  a.) ,  vgl. 
warf  im  Sachsenspiegel  und  in  niederd.  weisfh.  (nach  er- 
kenntniss  des  gemeinen  werfs  iceisth.  3, 104)  und  dazu  das 
abgeleitete  langobardische  gawarflda  {omnes  iudices  et  fidelis 
nostri  hie  dixerunt,  quod  cawerfeda  antiqua  usque  nunc 
sie  fuisset.  leges  Liutprandi  cap.  77;  vgl.  d.  glosse  d.  cod. 
Cavensis:  guarflda  id  est  consuetudo  antiqua  u.  a.  Brun- 
ner I*  158  anm.  8)    er  stellt   die  gleichung  auf:    gewerf 


zu  warf  me  geding  zu  ding,  und  damit  tcäre  das  Sub- 
stantiv zu  werben,  gewerbe  zu  stellen,  wo  die  bedeutung 
von  kaufvertrag  {vgl.  oben  sp.  5496)  an  einigen  belegen  für 
die  formen  gewerf,  gewerft  Schwierigkeiten  dargeboten  hatte, 
mit  diesen  läszt  sich  jedoch  tiur  eine  einzelne  —  landschaft- 
lich begrenzte  —  gruppe  der  unten  folgenden  Zeugnisse  zu- 
sammenstellen, in  denen  die  bedeutung  einer  abgäbe  auf 
eine  Verhandlung,  einen  vertrag  zurückgeführt  tverden  kann 
{vgl.  a,  ß).  die  hauptmasse  der  belege  knüpft  ungezicungener 
doch  an  die  auch  den  glossen  gesicherte  bedeutung  von 
Umlage  an.  da  die  graphische  wiedergäbe  des  lautbildes 
keine  anhaltspunkte  giebt,  ist  eine  sichere  entscheidung 
nicht  möglich,  man  darf  aber  vielleicht  annehmen,  dasz 
die  bedeutungen  abgäbe  und  Umlage  verschiedenen  wurzeln 
entsprangen  und  erst  in  dem  allgemeinen  begriffe  von 
Steuer  sich  zusammenfinden. 

mit  der  mittelalterlichen  Urkunden-  und  Verwaltungs- 
sprache ist  der  geltungsbereich  von  gewerf  im  allgemeinen 
sinne  von  Umlage ,  Steuer  nicht  abgeschlossen ,  es  lebt  in 
der  geistlichen  und  weltlichen  litteratur  des  16.  und  17.  jahrh. 
weiter,  bei  Geiler,  Pauli,  Wimpheling,  im  Strasz- 
burger  bibeldruck,  ebenso  in  Nürnberger  vocabularien  und 
bei  Mathesius. 

a)  belege  aus  der  rechts-  und  Verwaltungssprache  der  Ur- 
kunden (1166—1520)  vgl.  Haltaus  712;  J.  Grimm  deutsche 
rechtsalterthümer  298  (l*,  414);  Zöpfl  alterthümer  d.  d, 
reiche  1,  275;  Wackernagel  bischofs-  und  dienstmannen- 
recht  von  Basel  17;  Kehrein  samml.  ahd.  mhd.  Wörter 
s.  11.  das  genus  ist  an  den  einschlägigen  stellen  mehr- 
fach gekennzeichnet,  durchxceg  als  neutrum,  so  in  der  Mus- 
bacher urk.  V.  1286  bei  Schöpf  lin,  in  Freiburger  Urkunden 
von  1291  {ztschr.  gesch.  Oberrh.),  von  1293.  1310  {Schreiber),  in 
einer  Kolmarer  urk.  von  1293  Schöpf  lin  und  im  Züricher 
richtebrief.  vielfach  ist  das  genus  gerade  gegen  das  mit 
gewerf  gern  verbundene  fem.  stiure  abgegrenzt:  dekein 
gewerf  noch  dekeine  stiure.  Kolmar  1293 ;  zuo  deme  gewerfte 
oder  zuo  der  stiure.  Freiburg  1293 ;  in  einem  späteren  beleg 
aber  färbte  in  solch  enger  Verbindung  das  genus  von  stiure 
auf  gewerf  ab:  mit  der  gewerff  und  stür.  Mühlhätcser 
Urkunde  Carls  JF  (I35l)  Schöpf  lin. 

a)  eng  an  die  erstgenannten  termini  schlieszt  sich  die 
älteste  Urkunde  an:  domum,  vero  nostram,  ibidem, in  Meirle 
sitam  cum  curia  et  ortulo  adiacente  cum  omni  utilitate 
eorum.  hac  determinatione  ei  assignavimus,  quatinus  cot- 
lectas  advocatorum,  quos  ibidem  vulgari  nomine  qüwerf 
vocant,  exinde  persolvat  .  .  ,  erbpachtbrief  des  stiftes  zu 
Münster  Meinefeld  von  1166  bei  Beyer  urk.  gesch.  Mittel- 
rheins 1,  705  {zur  form  vgl.  guwere  für  gewere  s.  523). 
hier  handelt  es  sich  anscheinend  um  eine  form,  des  schutz- 
geldes ,  das  der  bevogfete  dem  vogt  entrichtet,  eine  bedeu- 
tung,  die  sich  als  Verallgemeinerung  in  den  bedeutungs- 
Zusammenhang  von  gewerf  =  avftßoXov  einfügt,  wofür 
überdiesz  die  lat.  parallele  collecta  zeugt. 

ß)  aus  diesem  zusammenhange  fallen  andere  belege,  die 
zeitlich  am,  nächsten  hier  sich  anreihen,  heraus,  gewerf 
kennzeichnet  hier  mehr  den  rechtsgrund  für  eine  abgäbe 
als  diese  selbst  {das  gleiche  bei  consuetudo),  und  die  lei- 
stung  erscheint  nicht  periodisch  wiederkehrend,  sondern  an 
bestimmte  anlasse  gebunden:  munsum  .  .  .  recipi  debent 
de  manu  nostra,  seu  ab  heredum  nostrortim;  ita  quod 
receptor  persolvet  nobis  .  .  .  quatuor  solidos  denar.  Colon, 
ratione  iuris,  quod  vulgariter  gewerve  appellatur.  urk. 
v.  1249  bei  Guden  codex  dipl.  2,  949;  quomodo  G.  d.  S.  man- 
sum,  ...in  feudum  contulerit  ecclesiae  . .  .  post  obitum  vero 
uniuscuiusque  possessoris  vel  heredis  domus  .  .  .  heres  aut 
successor  instituendus  dabit  nobis  in  receptione  dictorum 
bonorum  duodecim,  denarios,  pro  jure  quod  gewerf  vul- 
gariter appellatur.  u/rkunde  des  Kölner  domkapitels  von  1257 
bei  LacombUt  2,  nr.  446;  post  mortem  vero  meam,  . .  .  melior 
equus  .  .  -  cum  duodecim  coloniensibus ,  qui  solidus  here- 
ditarius  appellantur,  ecclesia  supradicta  cedat  in  curmedam. 
nihilominus  tamen  succedens  sex  solidos  predicte  monete 
pro  porrectione  bonorum,  quod  theuthonica  dicitur  gewerf, 
persolvat  ecclesie  supradicte.  revers  von  1269  ibid  nr.  592. 
ähnlich  sind  auch  folgende  belege  zu  erklären:  et  tantundem 
pro  jure  quod  dicitur  gewerf,  cum  persona  que  dicta  bona 
receperat,  decesserit,  solvere  de  bonis  prenotatis  teneantur. 
Urkunde  des  erzbischofs  v.  Köln  1290  Lacomblet  nr.  897; 


5625 


GEWERF  I 


GEWERF  I 


5626 


annuam  pensionem  Septem  aolidorum  .  .  .  et  jura  que  vul- 
gariter  vocant  cerinc  ot  dinc,  curmedam,  gewerf.  Kölner 
Urkunde  von  1266  ebenda  nr.  669;  item  predicti  ?u>mines 
tenentur  dare  curmedam  et  gewerf  de  bonia  et  feodia  suis 
aecundum  coiimetudinem  terre.  Kölner  urk.  de»  18.  jahrh. 
bei  Ennen  und  Eckf.htz  2,  C09  ebenso  curmedam  et 
gewerf  60l ;  jus  quod  dicitur  kormeda  ot  gewerf  8,  603, 
dazu  vgl.  auch .-  tit  abbatisaa  et  conventus  ad  ipsam  vineam 
tanquam  empHonis  titulo  comparatam  recursum  habeant, 
siqua  ipsis  in  poaterum  questio  super  premisso  jure  quod 
geworf  dicitur,  moveretttr.  Urkunde  de»  ersbisehofs  von  Trier 
1213  bei  GüNTiiKR  codex  dipl.  Bhenomos.  in  allen  diesen 
fällen  ist  eine  geldleiatung  mit  dem  act  der  besitiübertragung 
in  beziehung  gesetzt,  sie  wiederfiolt  sich  jedesmal,  v>enn  ein 
neuer  besitzioechsel  eintritt,  eine  bedetittingsverwandtsehaft 
dieser  belege  mit  den  oben  {»p.  6496)  beigebrachten  Zeugnissen 
für  gewerf,  gewerft  im  sinne  von  Kaufvertrag  liesze  »ich 
iool  begründen;  die  thatsache  jedenfalls,  dasz  eine  gruppe 
auf  den  Niederrhein,  die  andere  auf  bayr.  österr.  gebrauch 
beschränkt  erscheint,  findet  in  dem  niederdeutschen  warf, 
werf  und  dem  langobardiachen  gawarfida  ihre  beleuchtung. 
auf  späterer  deutung  beruht  es  teol,  wenn  dieaea  gewerf 
mit  werben  im  sinne  von  erwerben,  gewinnen  in  veibin- 
düng  geaetzt  ioird,  vgl.  item  wanne  ein  man  offt  ein 
vrawe  gehörende  in  den  hoofT,  doitj  halven  sein  afTgegaen, 
.  .  .  ind  dat  die  ersten  erven,  olTt  ein  ander,  die  dat 
mit  rechte  mag  doin,  begert  vom  herm  ofT  seinem  schol- 
tisg  dat  guidt  zo  band  gewinnen  iud  wcrven,  dasz  sali 
ime  der  hcrr  oft  scholtisj  gunnen,  und  vur  dat  hand- 
gcwin  sali  der  man  ind  vrawe,  die  op  den  hoeven  woncn, 
geven  gelick ;  -  .  .  so  dicke  alsg  desj  dan  gefiele,  dat  is 
vier  alden  guldenschild  mit  gnaden;  die  genne,  die  aver 
op  den  kotten  wonnen,  sollen  geven  für  handgewinn  ind 
gewerff,  hie  sie  man  off  vrauwe,  zwein  aide  guldenschild 
mit  gnaden,  off  dat  werdt  darvoir  als  vurg.  steit  und 
neit  mer.  hof reckte  zu  Ekel  19  (1500),  *.  Grimm  weisth. 
8,  63.  die  Zusammenstellung  von  gewerf  mit  der  werpitio, 
die  eine  neue  anlehnung  an  werfen  ermöglichte,  hätte  von 
hier  aus  allerdings  etwas  bestechendes ;  ihr  steht  aber  unter 
anderen  im  xcege,  dasz  es  sich  bei  der  werpitio  immer  um 
eine  beaitzentäuszerung  handelt  {vgl.  Brunner  z.rechtsgesch. 
d.  germ.  u.  rom.  urk.  s.  274)  und  hier  von  anfang  an  um 
den  nächstfolgenden  act  der,  Übertragung. 

y)  wie  sich  attch  die  eben  angeführten  Verwendungen  er- 
klären  lassen,  die  übrigen  belege  tceiaen  auf  ganz  andere 
bedeutungen,  sie  prägen  überhaupt  viel  weniger  einen  privat- 
rechtlichen als  einen  öffentlich  rechtlichen  begriff  der  Steuer 
aus.  mag  auch  in  denjenigen  belegen,  die  die  Steuer  einem 
schirm-  und  schutzverhältnisz  entspringen  lassen,  diegrund- 
lage  ebenfalls  eine  privatrechtliche  sein,  so  macht  sich  dieses 
moment  jedenfalls  in  der  bedeutungsabstufung  nicht  geltend, 
dagegen  läszt  die  überwiegende  maase  der  Verwendungen 
gerade  den  begriff  einer  periodischen,  vielfach  gemeinsam  fest- 
gesetzten, Umlage  hervortreten  und  so  mündet  auf  alle  fälle 
der  hauptgebrauch  in  die  gleichung  gewerf  «=«  conjectus 
{symbolon)  wieder  ein.  unter  den  Verbindungen,  die  ge- 
werf eingeht,  steht  ebenfalls  die  mit  Steuer  voran. 

l))  gewerf  allein  gebraucht,  ohne  Synonyma:  dur  daz 
si  deste  baz  lusto  ze  buwenne  un  da  ze  belibenne,  daz 
si  uns  jergelich  niht  wand  vierzec  phunt  phcnninge 
geben  sulen  ze  gewerfe.  Basler  Urkunde  v.  1274  urktuiden- 
buch  d.  st.  Ba.<iel  2,  79:  wir  Bertholt  .  . .  der  apt  und  das 
capitel  zu  Murbach  .  .  .  tun  allen  kunt . . .  das  wir  .  .  .  der 
stat  von  Gewilr  . . .  und  den  luten  die  inwendig  der  muren 
silzent,  durch  das  dieselb  stat  gerichert  würde  an  lüte  und 
an  gute,  han  ginamet  von  in  vierzig  marck  gebrautes 
Silbers  zo  gewerffe,  das  man  geben  sol  enzwuschcnt  sancte 
Martini  mess  und  winacht  .  .  .  och  han  wir  .  .  .  uns  be- 
halten zo  habende  one  dis  gewerff  allü  die  recht,  die 
unsere  vordere  oder  wir  band  gehabet  unzo  an  disen 
tag.  tirk.  V.  1286  bei  Sciiöpki.in,  Älsaiia  2,84;  swenne 
ouch  daj  were,  dag  man  ze  Basil  gewerf  gebe,  so  weren 
von  altem  rehte  die  gowanheit  unde  dag  über  ein  komen, 
dag  bischof  Heinrich  mit  keiser  Frideriche  det  umbe 
daj,  daj  ietwedre  daz  halbe  nemo  .  .  .  tuomherrcn,  ambt- 
Mute  unde  tuomherren  unde  gotshus  dienestmannen 
•igencn  liute  unde  gesinde  sint  des  gewerfes  vri  unde 
»Uw    gctwinges   vri  .  .  .    bischof»  und  dienstmannenrecht 


von  Basel  §  9  Waekemagel  n.  jahrh.  (vgl.  omni»  exaetioni» 
quam  epi»copu»  feeerit  in  Basilea  duae  parte»  speetant  ad 
jus  episcopi,  tertia  ad  ju»  advocati.  ttrk.  bei  Och»  1,  290); 
und  8wa  ime  an  den  sehs  and  zwcn/ig  pfunden  aba 
gieogi  von  nnscrcn  vorgcnantcn  silberbergen,  so  han  wir 
unser  jaden  ze  Fribarg  geheissen,  das  >ü  ime  dtk  vor 
genanten  sehs  and  zwcnzig  pfunt  von  unserem  gewerftc, 
das  sU  uns  Jergelich  gent,  crvoilent  .  .  .  Freiburger  urk. 
V.  1310  bei  Schreiber  1,  187;  darnach  so  en  gat  dikein  gebot 
innerlhalp  des  abbetes  etheren  {etter),  darnach  so  engit 
dikein  siner  lute  die  innerthalp  sines  etheren  gesessen 
sint  gewerff.  dinghof  tu  Eber»heimmün»ter  {ünterd»a»s 
1820)  bei  Grium  weisth.  1,  679;  swer  der  burger  gewerf 
nicht  git  der  sol  nicht  ze  rate  gan  da  man  das  geweif 
nf  leit  ald  da  man  die  uf  liset  die  das  gewerf  af  legen 
suln.  da  sol  enkein  vogt  bi  sin.  swenne  das  gewerf 
uf  geleit  Wirt,  so  sol  man  die  tavillen  vor  all  dien  bür- 
gern lesen  da  das  gewerf  an  stat,  und  sol  es  danne  ein 
vogt  helfen  in  gewinnen,  richtebritf  der  bürger  v.  Zürich 
{Helvetische  bibl.  2,  8l).  vgl.  JoH.  V,  MÜLLER  geteh.  d. 
Schweiz  2,  113. 

2))  gewerft  und  steaer. 

a))  wir  grafe  Egene  von  Fribarg  künden  allen  .  .  .  da; 
wir  den  erberen  geistlichen  hcrren,  abbct  Meinwarten 
von  Thennibacb,  .  .  .  ze  burger  nemen  ze  Fribarg  vnd 
enpfhahen  also,  dag  sü  uns,  noch  unsem  erben  enkein 
gewerft  noch  stfire  geben  sulen.  urk.  v.  1291  ztachr.  geaeh. 
Oberrh.  10,  241;  wir  wellen  ouch,  swenne  man  ze  Friburg 
dchcin  gewerft,  oder  stUre  uf  leit,  das  man  dar  zuo  neme 
viere  von  den  vierundzweinzigen,  viere  von  den  kouf- 
luten,  und  viere  von  den  antwerklUten.  were  aber  das 
man  zuo  deme  gewerfte  oder  zuo  der  stüre  me  oder 
minne  wölte  nemen,  so  sol  doch  dirre  drier  vorgenanten 
lüte  zal  allewege  gelich  sin,  und  sülen  ouch  bi  den  alle* 
wege  sin  ein  schultheisse  und  ein  burgermeister.  Frei- 
burger urk.  V.  1293  Schreiber  1,  142;  swas  edeler  lüte  ze 
Colmer  burger  sint,  die  uns  dienent,  als  edele  lüte  ze 
rehte  sulnt,  die  söllent  mit  den  andern  bürgern  dekein 
gewerf  noch  dekeine  stüre  geben.  Kolmarer  »tadtrecht 
V.  1293  bei  Schöpf  Un  2,  58;  und  ensüln  och  wir  in  den 
selben  nachgendcn  nehesten  sehs  jaren,  noch  nieman 
von  unscrn  wegen,  von  den  selben  Juden  enkcine  stüre 
noch  gewerfte,  noch  enkeinen  nuz  .  .  .  niemer  gemflten 
noch  geuordern  dekeine  wis.  Freibttrger  urk.  von  1333 
(ztschr.  gesch.  d.  Oberrh.  13,  107);  darumb  bitten  wir  üich 
.  .  .  dag  ir  uns  ze  diser  zit  darzn  beholfen  sint ,  mit 
der  gewerff  und  stUr,  di  ir  uns  und  dem  riebe  ditz 
Jahrs  schuldig  sint  ze  geben  und  ze  richten,  ane  di- 
selbcn  gewerfe  und  stür  wir  es  nie  wol  zu  mügen  bringen. 
botachaft  Karls  IV.  an  Mühlhausen  bei  Schöpf  Un.  AUatia 
2,  201;  ouch  band  wir  inen  gelobt  ze  rattende  und  ze 
helfen,  wider  allermenglichen  der  sie  beschw&ren  wolte; 
und  tun  sie  alles  gewerfes  und  aller  stearen  frei,  also 
dag  wir  stfire  noch  gewerfe,  diewile  so  wir  geleben, 
nimmer  von  inen  gevorden  sollend  wider  ihren  willen. 
Basler  handfeste  von  1399  bei  Och»,  gesch.  der  »tadt  und 
landschqft  Basel  1,  880;  behcpt  och  jemand  .  . .  einen 
fremden  der  einem  herm  von  eigenschafft,  von  leben- 
schafft  oder  von  vogttie  wegen  zugehört  oder  in  sinen 
zwingen  und  bennen  gesessen  ist  unnd  im  dienet  mit 
sturen  und  gewerffen,  hohen  unnd  nidem  mit  andern 
dicnsten  als  gewonlich  ist.  gerichtaordnung  von  Basel  von 
1467,  Schnell  ».  16*. 

b))  decimas,  redditus,  census,  fractus,  proventas,  sturas 
sea  exactiones  vulgo  dictas  gewerff.  urk.  v.  1S35  bei 
Schöpf  Un,  Alsatia  dipl.  8,  250;  ich  Johans,  herre  von  Ösen- 
berg  .  .  .  gibe  ze  koffende  .  .  .  Johanse  dem  Malterer  . . . 
Eystat  das  dorf,  mit  aller  siner  zfigehArde,  lüte  und  gflt, 
twing  und  ban,  vogticn,  gcrichte,  gros  und  kleine,  düb« 
und  frevelina,  sturen,  gewerf  und  bette  .  .  .  urk.  von 
1357  {ztschr.  f.  gesch.  des  Oberrh.  13,  449);  dag  nieman  der 
hie  zuo  Friburg  sesshaft  ist,  er  habe  zünfl  oder  nüt, 
an  nieman  andern  sich  sol  machen  mit  keinre  gelübd» 
oder  swerende  noch  nieman  kein  sondern  dienst  sol 
tuon,  mit  stüre  und  gewerfte.  Freiburger  polizeiordnungen 
1888  Schreiber  1,  837;  so  soll  das  closter  haben  vier  man, 
ein  meiger,  ein  keller,  ein  ohsener,  oder  wer  in  dem  hofe 
sitzet,  er  hab  das  gut  und  gülte  oder  erboifo  '»<!  nit,  und  sont 

353' 


5627 


GEWERF  I 


GEWERF  II 


5628 


die  viere  lidig  sin  vor  bette,  vor  gewerf,  vor  schetzunge, 
vor  ussziehende,  vor  enger,  vor  stüre.  weisth.  von  In- 
gemersheim  (Unferelsasz)  bei  Grimm  weisth.  1,  749;  so  laszt 
man  ...  sin  eigen  gut  unbesciiwert  bliben,  leit  imm 
daruff  weder  steur ,  bett ,  gewerff,  zinsz  noch  gult.  frei- 
heiten  der  stadt  Straszburg,  abschr.  v.  1512  Wengker  die 
JJspurg,  s.  136. 

3))  in  den  eben  belegten  Verbindungen  treten  neben 
Steuer  auch  andere  begriffe,  so  die  bede,  als  synonyma 
zu  gewerf,  als  weitere  Zeugnisse  vgl.:  miner  frawen 
meiger  ist  auch  frei  aller  bet  und  gewerf  und  soll 
er  auch  den  dritten  vörster  haben  in  den  gemeinen 
weiden,  tceisth.  v.  Wische  u.  Storbach  bei  Grimm  5,  ili; 
mann  sol  auch  jerlichen  von  dem  dorffe  dem  landgraven 
sechzig  viertel  habern  (geben)  .  .  .  kerne  aber  iemand 
frönder  dar  von  frönden  landen  .  .  .  der  sol  dem  land- 
graven dienen  und  öch  dem  banherren  eine  zit  in  dem 
jor  von  wunne  und  ven  weide  ein  gewonlich  gewerff, 
und  vasenacht  hunre   geben,    urk.  v.  1314  bei  Schöpf  lin 

2,  109;  item  welher  hie  ze  Friburg  metzgen  wil,  der 
sol  sunder  hus  haben,  dem  hantwerck  und  der  statt 
tun  mit  gewerff  und  aller  gehorsam ,  als  ander  in 
iren  hantwerck  tun  ungeverlich.  urk.  der  metzgerzunft 
zu  Freiburg  i.  Br.  von  1462  (ztschr.  f.  gesch.  d.  Oberrh. 
17, 51);  von  gewerfe  und  von  dienste.  swelch  burger 
in  dirre  stat  ist  des  vatter  ritter  war,  der  sol  ze 
ritter  werden  e  er  30  jar  alt  werde,  tuot  er  des  nicht, 
so  sol  er  gewerf  geben  mit  dien  burgern  alle  die  wile 
unz  er  nit  ritter  worden  ist.  Züricher  richfebrief  (vgl.  oben 
sp.  5626);  also  ob  der  abgestorben  . .  .  Schuldner  gewerfft, 
buwgelt,  Schätzung,  freuel,  oder  oder  anders  schuldig 
pliben  wer,  das  sol  unser  statt  .  .  .  zugehören,  nüwe 
stattrechten  und  Statuten  der  statt  Friburg  im  Priszgow 
(1520)  31 ;  iarzitbücher,  selbücher,  unser  statt  zinsbücher, 
gewerfft,  und  rechenbücher ,  so  in  unserm  kouffhusz 
ligen.    s.  36. 

4)  zur  Vervollständigung  des  gewonnenen  bildes  seien  noch 
einige  formen  der  composition  beigefügt:  und  geben  im 
(Hesmann  Stamler  für  seine  getreuen  dienste)  von  unsern 
sunderlichen  gnaden  und  keiserlicher  macht  hundert  mark 
Silbers  Kolmarisches  gewichtes,  dofur  wir  im  einseczen 
zu  rechtem  pfände,  vier  fuder  weingelts ,  uff  sand  Mar- 
teins  tag,  und  acht  pfunt  Basler  pfenninge  czinzes,  die 
man  nennet,  hornung  gewarff,  alle  iar  in  deme  dorffe 
Ammerswiler.  urk.  Karls  IV.  v.  1360  bei  Qlafey,  collect, 
anecdot.  338 ;  und  darum  so  sollen  eins  iglichen  jahrs  . .  . 
ihme  und  den  vorgenanten  seinen  erben,  so  lang  sie  unsser 
.  . .  vogt  und  ambtmann  daselbst  sein ,  werden  und  ge- 
fallen sollch  nütz,  recht  und  gefeil  . .  .  ussgenommen  die 
stattsteuer  zu  Keisersberg  und  Monstern,  und  die  zwelff 
fuder  gewerffe  wine  zu  Durckheim.  urk.  v.  1504  bei  Sghöpf- 
LIN  2,  443.  fraglich  ist  banngewerf  weisth.  1,  682,  tco  die 
handschr.  an  entscheidender  stelle  lückenhaft  ist. 

b)  noch  deutlicher  weisen  die  Zeugnisse  für  den  littera- 
rischen gebrauch  auf  eine  allgemeine,  umfassende  bedeu- 
tung  von  gewerf  hin.  der  vocab.  theut.  von  1482  führt 
das  subst.  unter  vier  verschiedenen  stichworten  auf:  gewerff, 
geschosz,  stewr,  loszung  exaciio  H  5*;  gewerff,  stewr  oder 
loszung  setzen  guadiare  H  5^ ;  gewerff ,  stewr ,  loszung, 
pet  zol,  tallia  H6*;  gewerff,  stewr,  landtzinsze,  maut, 
rennte,  tributum  ebenda,  ähnlich  führt  der  Straszburger 
bibeldruck,  der  gewerff  ümc.  20,  22  u.  a.  für  tributum 
einsetzt,  in  den  bedeutungszusammenhang  mit  den  Substan- 
tiven schosz,  zins,  steur,  rent,  schatzgelt  über,  die  in 
den  anderen  bibeldrucken  hier  auftreten,  vgl.  Dauner,  die 
obd.  bibelglossen  96.  dazu  vgl. :  aber  die  newen  rats- 
herren  betten  dem  volk  versprochen  freiheit  vor  zoll, 
ungelt  und  losung  und  anderm  gewerb  (var.  gewerf). 
S.  Meisterlin  chron.  v.  Nürnberg;  deutsche  städtechron. 

3,  147 ;  stür  und  gewerffe  sol  man  geben  und  thun  inn 
einer  stat  so  es  not  ist,  und  jedermann  nach  dem  und 
er  geschickt  ist  und  gut  hat.  nun  der  rat,  oder  ein  herr, 
der  gibt  eim  geschlecht  die  friheit,  das  es  nit  bedurffe 
geben,  stür  und  gewerff,  so  lang  und  di  weil  er,  oder  es 
sein  huld  hat,  und  nit  brüchlich  an  im  wurt.  Geiler 
V.  Keisersberg  predigt  der  himmelf  Mariae  (1512)  ll^; 
item  die  sich  widret  zu  bezalen  recht  auffgesatzte  stür, 
bett,  gewerff,  oder  Schätzungen,  dreieckecht  Spiegel  G  c  4»; 


roub,  unbillich  stür,  gewerff,  fründtliche  hilff,  ungelt, 
frontag,  herren  werck,  schirmgelt,  Schätzung,  kastenvogtii 
pfleger,  gewalt,  undertruckung ,  urteil  ausz  gunst.  irrig 
schafAs'^;  das  was  der  luden  gifft,  dz  sie  müstent  zoll 
geben,  Schätzung,  und  gewerff  wie  andere  lüt.  postill. 
(1522)  4,  25»;  also  die  herren  nemen  das  grosz  von  den 
underthonen,  gewerb,  steür,  und  freuel,  so  kumen  dan 
die  amptlüt.  Pauli  schimpf  und  ernst  (89)  Österley 
s.  68;  nach  der  sündflut  aber,  da  .  .  Nimroth  der  erste 
gewaltige  jeger  unnd  könig,  sein  newes  reich  in  Chaldea 
mit  landtszordnung,  rüstung,  rendten  und  gewerben  an- 
richtet und  befestiget,  da  het  man  nach  silber  unnd  goldt 
getrachtet.  Mathesius  Sarepta  230»; 

dann  niemands  mer  zft  altar  godt, 
mftend  ietz  auch  geben  gwerff  und  steür. 

Wickram  (der  getreue  Eckart  4  v.  410)  5,  83  Bulte. 

dann  ffirwor  was  zu  bürgerlicher  sellikeit  gehört,  in  den 
dingen  wurt  unser  statt  gesehn  gröszlich  übertreffend,  und 
für  alle  andere  stett  uberfliessen ,  mit  kirchen  .  .  .  zftllen, 
ungelten,  gewerffen.  Jacob  Wimpfeling  Tütschland  hrsg. 
V.  Moscherosch  E  3»;  wehe  mir  und  ewig  wehe,  weil  ich  zu- 
gegeben, dasz  meine  amtleute,  schösser,  rentmeister,  der 
armen  leüt  güterlein  zu  sich  und  in  meinen  kästen  ge- 
rissen: den  schafft,  gewerff  (fehlt  in  der  ausg.  v.  1644,  s.  491) 
gülte  und  renten  erhöhet:  die  priester  schnödiglichen 
gehalten,  gesichte  des  Phil.  v.  Sittewald  (l,  7),  (1677)  622;  von 
den  gewerfen ,  zu  steuren  an  das  reich  waren  die  ritter 
und  ihre  söhne,  die  dienstmannen  und  amtleute  der 
gotteshäuser ,  frei;  die  übrigen  bürger  gaben  dazu  was 
von  dem  rath  nach  der  Schätzung  des  Vermögens  jedem 
angeschrieben  wurde.  Joh.  Müller  gesch.  d.  schumz. 
eidgenossensch.^  (1786)  113. 

GEWERF  II,  das  Verbalsubstantiv  zu  werfen,  dem  das 
präfix  ge  nur  noch  als  bildungssilbe  dient,  ohne  eigent- 
liche bedeutung  zum  ausdruck  zu  bringen,  vgl.  angels. 
geweorp.  Bosvi^ortii-Toller  466». 

l)  die  collectivbildung  gewerf  in  der  bedeutung  von  wurf- 
zeug, geschütz.  die  belege  fallen  spät,  erst  von  der  mitte 
des  15.  jahrh.  ab;  sie  reichen  für  den  lebendigen  gebrauch 
nicht  über  das  16.  jahrh.  hinaus,  die  mittelhochdeutscJte 
epik  hatte  sich,  wo  sie  Schleudermaschinen  erwähnt,  auf 
die  spezialbezeichnungen  beschränkt(inhols.,  bilde,  pfeteraere, 
mange  u.  a.),  von  collectivbildungen  icurde  zwar  tvohl  schon 
das  heutige  geschütz  (s.  d.)  verwendet,  aber  anfänglich 
mit  beziehung  auf  pfeil  und  bogen  und  ähnl.  handwaffen. 
unsere  bildung  dagegen  taucht  zuerst  in  der  Verbindung 
mit  dem  groben  geschütz  der  feuerwaffe  auf  (neben  büchse 
vgl.  tormentum  Diefenbach  588''),  wird  aber  gerade  in  den 
spätesten  belegen,  den  Übersetzungen  atis  antiken  Schrift- 
stellern, auf  die  primitivsten  formen  des  wurfzeuges  an- 
gewendet, das  genus,  soweit  es  gekennzeichnet  ist,  erweist 
sich  als  neutrum.  vgl.  Basler  chron.  4,  193;  Serranus 
dict.  lat.  germ.  (I5i0);  Dasypodiüs  a.  a.  o. ;  Ochs  gesch. 
d.  Stadt  Basel  3,  450. 

a)  isolierte  Verwendung  (das  Substantiv  neben  dem 
verbum):  und  hatent  min  herren  vor  wol  14  tag  enteil 
buchsen  und  das  gewerf  do  oben  .  .  .  wan  si  hatent  die 
brug  denen  geschosen,  und  das  gehus  .  .  .  und  fast  das 
slos  verwuest  mit  dem  gewerf.  Hans  Brüglinger  (1445), 
s.  Basler  chron.  4,  193;  am  15.  tag  des  obbestimpten 
monats,  in  der  nacht  umb  das  ein,  fürtent  die  von 
Basel  ir  gewerff  uff  13  wegen  gon  Rynfelden  in  die 
statt,  das  si  das  schlosg  domit  bewurffen.  Heinrich 
VON  Beiniieim  (1445),  s.  Basler  chron.  5,  375;  diese  alle 
führen  in  8  schiffen  mit  einem  gewerff  gehn  Straszburg, 
welche  tausent  zö  füsj  unnd  hundert  pferdt  darzü  gäbe, 
die  schlügen  sich  zu  den  uberigen  puntsgenossen  .  .  . 
legerten  sich  endtlich  für  Mülberg  und  Graben,  schoszen 
und  wurffen  in  die  vestungen.  Christian  Wurstisen 
Baszier  chron.  (4,  24)  243;  und  weil  ihnen  aus  dem  stein 
mit  schieszen  feindlich  zugesetzt  wurde,  liehen  ihnen 
die  Basler  ihr  sogenanntes  gewerff,  um  das  schlosg  mit 
groszen  steinen  zu  bewerfen,  solches  wurde  den  15.  juli 
.  .  .   (1445)  hinaufgeführt.    Ochs    gesch.   d.   stadt  Basel  8 

(1819),  450;         das  werffen  hielten  sie  auff  bald 

krefftigklich  mit  der  lincken  hsindt  .  .  . 
gewern  ein  jeder  züher  bracht 
das  wir  als  von  den  thürnen  brachen, 
von  heusern  und  von  hohen  dachen, 


^29  QEWERF II 

in  solchen  unMrn  leUt«n  nnilra, 

mftsten  wir  una  al«o  retten 

mit  solchem  (ewerff,  mit  solchen  pfeilra. 

Tu.  MuRNBR.  vertUutichung  v.  VerffiU  Atneit 
et,  %Vtff. :  contra  turrU  ae  Ma  domontm  tut- 
mina  conveUufU ;   kU  $e,  quando  mMim  MT- 
nunt  . .  .  parard  dejendert  tetU)  41*. 

b)  vtrhindung  mit  »ynonymen. 

a)  darumb  so  sich  einer  mit  geschUlz  oder  gew«rff  ieb«t, 
and  den  furgondon  eigen  man  durch  sohtliset,  sei  man 
dar  von  undorschcidlichen  reden.  MuRNBntn«/i/i«/tfn  (1619) 
llS*  (Jacttlia  ludit  et  exereitalur);  demnach  so  namend 
si  den  krieg  desl  ee  widoramb  für  dhnnd,  von  wegen 
des  jaulien  ungelegnen  orts ,  da  si  vcrhofllend  den  Tor- 
teil  zohiibcn,  unn  von  den  hohen  bergen  herab  mit 
Irem  gow&r(T  und  geschUtz  an  die  RAmer  zA  fallen. 
Stumpf  achweiM.  ehron.  (U,  8o)  (1548)  sei"»,  ebm»o  (leM)  tnv. 
ß)  am  17.  tag  des  angsten  zugcnt  die  von  Basel  far 
Rynfelden  das  sohlosz,  mit  grossen  buchsen,  gewerfT  and 
anderem  kriegzug.  Hrinhicii  von  Beiniirim  (1446),  «. 
Baaler  chron.  5,877;  do  belAgert  der  K&mpter  abt  and 
der  gott^hus^-vogt  von  Ramsohwag  and  die  berg-lfit  des- 
selben gottz-huszes  die  bürg  ze  Appenzell,  warffend  und 
■ohussend  darin  mit  bilden,  boleren  und  anderm  ge- 
werff.  Tsciiuni  achwtU.  chron.  l,  wo"»  Jaelin. 

e)  in  wOrterbtiehem  toird  diese  bedetttung  de»  wortea  vom 
16.  bia  Mu  aryfang  dea  M.jahrh.  mehrfach  verzeichnet:  ge 
werff,  tormentum,  ftaiwto  Dasypodius  Tt  4'»;  vgl.  auch 
ebenda:  tormentitm,  ein  jetlich  gewerff,  kriegsrftstung, 
damit  man  schiesset  Mm 8*';  baliata,  ein  gewerff  oder 
böler,  ein  kriegsrflstung,  damit  man  stein,  kaat,  schelmen, 
unnd  anders  geworffon  hat  D  8'';  tormentttm  . . .  item  ain 
jeglioh  gewerff,  kricgzsrUstung,  damit  man  scheust  J.  Seh- 
RANU8  D  s"»  {vgl.  balliala,  ein  werffzeug  c  B*») ;  ganz  ähnl. 
Faber  875*  {baliata  .  .  .  ein  goschAlz,  oder  maurbrecher 
108'');  gewerff,  instrumenta  da  iirar  piedre  Hui.sius  (1605) 
68*;  gewerff,  kriegsrUstung ,  damit  man  etwas  würfft, 
baliata,  tormentttm  qtto  tcla  aut  lapidea  jaeiuntrtr,  qttam 
nunc  bombardam  appellamua  Heniscii  1598;  die  späteren 
Wörterbücher  verzeichnen  unter  den  lat.  stichworien  nur 
andere  bildungen,  steinwerffer,  werfzeug  t«.  a. 

8)  mit  dem  vorherigen  berührt  sich  die  ganz  verein- 
zelte  vencendung  für  •  das  aufgeworfene ,  der  erdauf- 
wurf;  der  labial  ist  hier  als  verachhtszlaut  überliefert: 
dann  sie  die  mauer  sicheln  mit  stricken  abkereten 
und  wenn  sie  die  gefast  hettcn,  zogen  sie  solche  mit 
rciszarmbrosten  hinein,  entzogen  uns  auch  die  ge- 
werb und  schnntzen  durch  heimliche  geng  desto  bas. 
Ringmann  Caesar  (de  belle  Oallico  7,  88)  (1565)  848  (agge- 
rum  cttniculia  sttbtrahebant). 

8)  die  collectivbildung  mit  der  engeren,  auch  an  werfen, 
wurf  ausgebildeten,  bedetttung  dea  gebärens  bei  thieren, 
gewerf  MB  jK>r<u9  .■  im  fröling  ziehen  sie  (die  thynni^  mit 
hauffen  usz  dem  hohen  m6r,  in  das  mAr  der  insel  Ponti, 
und  leichcn  nicrgent  anderszwo.  das  jung  gewerff  heisszt 
cordilla  {cordyla  appellatur  partua),  und  folget  den  alten 
nach,  die  uff  den  herbst  wider  ins  mftr  streichen.  H.  Ep- 
PKNDORFF  übers,  von  Plinius  natttrgeaeh.  (9,  ll),  *.  109. 
4)  auch  die  function  des  nomen  aetionia,  ieie  aie  unser 
neuerea  Verbalsubstantiv  ausprägt  (*.  unter  gewerfe),  kommt 
schon  in  der  älteren  kurzen  form  rein  zum  attadruck:  das 
hab  ich  ncchst  an  einem  ort,  da  man  ein  nbclthetige 
person  gerichtet  hat,  ein  geschrci,  gcdfimmel,  gelaaff, 
gorauff,  geworff  mit  sohneebaln,  schnollen,  und  anderm, 
gesehen  und  gehört.  Jacob  Atrer  hiator.  proeeaaua  juris 
(a,  5)  (1597),  a.  684. 

QEWERF  III.  bildtmgen,  bei  denen  fraglieh  bleibt,  ob 
aie  zu  werfen  oder  werben  «♦  stellen  sind,  vgl.  ap.  5684. 
l)  das  lateinische  vorago  in  der  sage  von  Marcits 
CuRTius  tcird  einmal  dttrch  geyrert  übersetzt:  eg  geschach 
zö  Rom,  enmittcn  in  der  slat,  dag  sich  ein  fraisleich 
gruft  auf  tet  .  .  .  do  antwnrtten  sie  (die  götter)  also  der 
fraislich  gewerf  wirt  nicht  zö  getan,  den  ej  lag;  sich 
ettwer  willichleich  hinein,  gesta  Romanorttm.  Keller,  s.  81 
{non  rlattdetur  haec  vorago,  nisi  aliqttis  voltintarie  se 
immergat);  man  könnte  hier  an  Wirbel,  Strudel  (vorago) 
denken  und  so  at^f  werben  zurückgehen,  ein  anderer 
veratteh  (vgl.  mhd.  tcb.  3,  787)  will  die  erklärung  aus  der 
bedeutung  Schlund  geicinnen  und  lehnt  unsere  vencendttng 


GEWERFE 


5630 


an  den  jägerauadruek  ge  werf  (lyl.  Mite' t)  Mi;  dmmitkäwten 
wir  muf  gewerf  «  gelenk  (a.  o.  ap.  tu»ff)  aU  mutfmng»- 
fuitkt.  näher  liegt  es.  hier  die  gloett  xamvit,imdm  (terM) 
hmrmmmikm,  die  GnArr  1,  io«o  au»  dam  Srmhm  Ktrtm- 
gloaaen  anfOkri.  ohne  dmat  tU  bei  Stbinmktbr  Siirtiui 
1,  IM  tfi  diaaer  form  «w  baUgen  tat;  aueaerdem  vgL  tu- 
«rarft  ^  Zwiespalt  Scumbllkii  t*.  IM;  vgL  oudk  ww- 
wQrfnisz  und  a.  gewerf  II,  t. 

8)  gewerf  aU  jägerauadruek.  vgl.:  gewtff,  gewerf,  fe- 
werft,  gewehr,  Waffen,  dann  lohneid,  nennt  man  die 
antem  langen  tthne  einer  tao  Hkppb  146  u.  a.,  ».  tbm 
ap.  4748.  da»  teert  tat  autrat  aua  Wickram  bdagt,  taU 
nach  ihm  taueht  «#  muek  in  den  buehungam  der  jäger^pradke 
auf.  von  denen  au»  e»  dann  in  die  efffwtfiiw  taöritr- 
bücher  überdringt,    littamriaeh  iet  et  ommt  bei  WlCKlUM 


nur  ganz  »eUen  belegt,  die  erUärung  btreiiet  gro»»$  aekwie 
rigkeiien.  weü  »ieh  mArere  mögUeikeHen  ietrhietm,  »kn» 
aUh  durek  eniaeheidende  gründe  »tütaen  tu  1a»»»n.  4i» 
au»ammen»ieUung  mit  gewerf  —  vorago  (tu  den  ge»L  So- 
manorum)  kOnnt«  auf  gewerbe  ^  gelenk  twrOd^f^lÜtren. 
Adbluno  knüpft  an  werfen  an:  die  hau  oder  fanczihne 
der  wilden  schweine,  weil  sie  damit  gleiduam  am  lioh 
werfen.  8,  660.  veer  die  erklärung  auf  dem  wege  der  ba- 
deutungsentwicklung  tu  getemnen  »ueki,  wird  die  agm» 
nyma,  mit  denen  die»»»  gewerf  «left  vmrUndei,  teadUM 
mü»»en,  und  da  fUkren  4i»  eolleetiebiUungtm  flewehr, 
gewUr,  Waffen,  die  alle  tflwjj/iewtowifi  kemmieknem,  m^f 
da»  oben  un^  gewerf  11, 1  angeführte  eotleetip.  vieÖettht 
mttsz  sich  die  erklärung  jedoch  at4f  daa  tauÜidw  gabi»t 
beschränken  und  der  formdien  berührung  wüt  gewehr  «MmI 
gew&ff  das  hauptattgenmerk  schenken, 
a)  litterarische  belege: 

die  fnicht,  so  off  den  bäumen  stondt, 

weder  oelber  noch  die  lorber. 

vor  disem  scbwein  mocht  bleiben  mehr. 

inn  summa,  welcher  baam  fmcht  traf, 

es  mit  seim  gewerff  daraider  echloff. 

Wickram  (Albreehta  Ovid  8  eap.  6  v.  67«)  7,*« 

BoUe  (von  Bartsch  in  $einer  atuffabe  Albriekt» 

übemomtnen:  mit  alnem  fewerfe); 

dem  lewen  mocht  sein  sterck  nnd  grimm 
inn  keinen  weg  gehelffen  nimm^ 
daa  Wildschwein  sein  gewerff  nichts  bat, 
den  hirscheu  auch  sein  schnelli  hat 
nichts  gholffen  inn  der  grossen  flflt. 

(1.  cap.  18  V.  579)  7,  M; 

sein  gwerff  und  zeen  er  (der  eher)  fltrber  warff 
Mweuet  wie  ein  messer  scharff, 
die  warn  schier  einer  elen  lanck. 

(8.  eap.  6  V.  647)  7,  86«,  «benso?.  871:  mit 
scharpffem  gewera.  ^  eiq>.  8  *.)  807 ; 
da  kam  ein  schwein,  sein  gwerff  was  scharff. 

(irr.  bOger  180)  4, 156  BoUe.- 

das  schwein  hat  starcko  waaffen  nnn  gewerff.  Sbbiz 
vomfeldbatt  569;  daa  gleiche  Mburbr  ja^  u.  foratreektti*; 
Jägerkunst  B*; 


allein  das  grSota  schwein.  voll  boeheit  and  voll  list, 
JU  brauchen  sein  gewerf  nnd  schlag  am  sich  gar  frech«. 
Breitet\felditche  «cAieeMkafs  (16S1)  bei  Opbl  «.  Cobn 


8)  bdege  der  w^irterbüeher :  gewerf,  ist  ein  weidw.f 
heisset  die  scharffe  waffen  des  hauenden  sehweinee. 
SciiOTTEL  684^;  gewehr.  in  der  Jägersprache  die  bUum 
der  wilden  schweine,  welche  man  waffen  and  gewerlF 
nennet  (jagdw.)  Jablonski  allg.  lex.d.  küneteu-tneaeneeh. 
(1781)  847'  (vgl.  aiuh  atisgabe  von  1767.  a.  664^);  gewehr. 
gewerff,  oder  waffen  ...  die  vier  grOsten  zUine  der  wilden 
hauenden  schweine  .  .  .  mit  welchen  sie  leate  and  hande 
darnieder  zu  schlagen  vermögend  sind.  aUg.  Ükonom.  lex. 
(1781)  887;  genau  ao  Chomel  4.  1045;  EooBRS  kriegdex. 
1.  1066;  äkfd.  ZiNCK  bkonom.  lex.  »47;  Stahl /er»«-,  JlMib- 
u.  jagdlex.  1, 1040  (rgL  unten  Aei2  IS,  886);  ÄDBLCMO  t,  «0; 
Schwan  (178S)  l,  746*;  Nbmnich  deutadie»  ttb.  d.  nedurg, 
198  (gew&hr.  gewirft);  Hilpert  1, 4«4*;  gewerf,  waffen  der 
raubthiere.  Fulda  vtratidk  einer  allg.  teut»ehen  idiot.  azuninL 
563 ;  gewerf  (auch  gewerff,  gewehr,  finge,  haaer,  haderer 
nnd  waffen  genannt)  heiszen  die  eckz&hne  der  wilden 
schweine.  Bkhi.rn  8,  418;  vgl.  audk  Heinsius  8,  485'; 
H.  LArnE  jagdbrevier  858;  Thiel  ♦,  488*;  Train»  a.  S5i. 

6EWERFE,  n.,  daa  verbalattManHv  zu  werfen  mit  der 
fktnetion  dea  nomen  aetionia,  vgl.  gewerf  11,  4:  das  ge- 
werfe,  daa  werfen,  l'acHon  de  jeter  Schwan  (178S)  l,  746»; 


5631 


GEWERFEN  I 


GEWERFEN  II -GEWERK 


5632 


gewerfe  Campe  2,  862;  Heinsius  2,  435»;  geräuschlos, 
ohne  thürgewerfe,  vgl.  Sanders  erg.-wb.  630». 

GEWERFEN  I,  verh.,  verstärktes  werfen,  während  schon 
aus  Ulßlas  mehrfach  formen  von  gawairpan  belegt  sind, 
(vgl.  auch  angels.  geweorpan  Bosworth -Toller  466»), 
ist  das  präfix  ge  hier  für  die  nlthochd.  periode  ganz  auf 
das  part.  prät.  beschränkt,  vjl.  Graff  1,1028,  der  den 
ersten  anderweitigen  beleg  aus  Notker  beibringt,  die 
mittelhochd.  dichtung  begünstigt  das  präfix  in  anderen 
formen  des  prät.  und  bevorzugt  fälle,  in  denen  das  verbum 
mit  präposiHonaladverbien  verbunden  ist,  vgl.  mhd.  wb.  3, 
740»;  Lexer  1,  987  und  nachtr.,  s.  208;  vgl.  auch  Schiller- 
LObben  2,  103.  aber  auch  die  prosa  nimmt  die  verstärkte 
form  auf  und  läszt  sie  —  namentlich  im,  infinitiv  — 
verhältnismäszig  nahe  an  die  neuere  spräche  reichen,  noch 
1772  toird  sie  imforst-,  fisch-  undjagdlex.  (l,  lOiS)  wenigstens 
als  stichiBort  aufgeführt,  auf  die  bedeutung  übt  das  präfix^ 
nirgends  einflusz;  überwiegend  ist  die  grundbedeutung  des 
verbums  ausgeprägt,  übertragene  Verwendungen  sind  selten. 

l)  gewerfen  m,it  der  grundbedeutung. 

a)  das  präfix  in  formen  des  präsens:  jah  gawairpands 
ina  sa  unhul{)a  in  midjaim  urrann  af  imma.  Ulfilas 
Luc.  4,  85  (und  der  teufel  warff  in  mitten  unter  sie. 
Luther);  ähnlich  Marc.  9,  18;  dazu  vgl.: 

gar  dicke  in  so  gewirfet  er  in 

lur  und  in  die  waszer  hin. 

evangelienwerk  v.  S.  Paul  59"  Schönbaeh 

(Marc.  9.  21  misit.,  wirft  cod.  Tepl.,  het 

geworfen  Beheim.  Luther); 

swer  uf  im  swere  bürde  hat, 
der  suchet  mani^en  engen  rat, 
wie  er  gewerfe  sie  hinabe. 

passional  (11)  107,  3  Köpke,  vgl.  2,  o. 

b)  in  formen  des  Präteritums : 

nie  gewarf  dehein  schflr 

sinen  hagel  also  dicke, 

also  der  flammen  blicke 

von  ir  swerten  üf  Sprüngen. 

H.  V.  d.  TÜRLiN  kröne  11900  Scholl,  (nach 

der   Wiener    handschr.  14.  jahrh. ;   gewan 

Heidelberger  handschr.  15.  jahrh.; 

mtn  zom  was  gewetzet 
gen  ir  zome,  der  was  scharf, 
vil  saelecliche  ich  gewarf 
mit  dem  stecken  ich  sl  traf. 

V.  d.  Übeln  weibe  604  Haupt ; 

als  er  u^gewarf  sin  gam 
und  wolde  gerne  vischen. 

passional  (44)  363,  74  Köpke; 

hie  vor  in  miner  jungen  zitt, 
do  ich  ain  torocht  spiler  was 
und  kumm  vor  luodri  genasj, 
bis  das  ich  um  den  wurff  gewarff, 
wie  wol  die  spiler  waren  scharpff, 
mich  frowt  kain  spil,  es  gult  dann  bar. 

Hermann  von  Sachsenheim  die  mörin  5887 
Martin; 
und  uz  dem  wingarten  da  hin 
gar  verre  sie  gewurfen  in. 

evangelienwerk  v.  S.  Paul  67»  Schönbach 
(Marc.  12,  8  ejecerunt;  würfen  in  den  an- 
deren bibelübers.) ;  vgl. :  daz  sie  hin  abe 
gewurfen  in  77^  {praecipitarant  Luc.  4, 29 
gestfezen  Beheim  ;  hin  ab  stürtzeten 
Luther). 

c)  beim  infinitiv:  go|)  J)us  ist  galeif)an  in  libain  halt- 
amma,  t)an  twans  fotuns  habandin  gawairpan  in  gai- 
ainnan.  Ulfilas  Marc.  9,  45  {ßlrjO-ijvat,  und  werdest  in 
die  helle  geworffen.  Luther);  warumme  mochte  wir  en 
{den  teufel)  nicht  üz  gewerfm?  Beheim  Matth.  17,18  (ejicere; 
ausgewerfen  cod.  Tepl.,  ebenso  noch  Mentel;  auswerfen 
Augsburger  bibel  v.  1477  u.  a.) ;  wie  mac  Sathanas  Sathanam 
üz  gewerfin?  Beheim ikfarc.  3,23  (auswerfen  cod.  Tepl.  u.a.; 
austreiben  Luther);  und  uffe  dirre  ersten  staffeln  stot 
dirre  selbe  anevohende  mensche  rehte  geliche  eime  rore 
dag  der  wirt  hin  und  her  gewerfen  mag.  Rulman 
Merswin  buchv.  d.  zwei  mannen,  Lauchert,  s.  56;  ob  er 
irigin  kein  stein  vönde  da  mit  er  den  armen  man  mochte 
gewerün.  altdeutsche  predigten  1,  iOi  Schönbach;  so  er  mit 
dem  ainen  fues  an  dem  hoffgaun  stet,  und  als  weit  er 
mit  ainer  parten  gewerfen  mag,  so  verr  hat  er  zaun- 
holg  mit  den  von  Rum.  register  von  Rum  (handschr. 
V.  1540)  österr.  weisth.  2,  220;  die  alt  fraw  sprach,  ir  müssen 
an  dem  sontag  frü,  als  bald  man  das  thor  uff  tut,  hinuzg 
für  die  stat  gon  in  den  hanffacker,  da  der  bäum  in  stot, 


und  als  weit  als  ir  gewerffen  mögen,  darvon  ston.  Pauli 
schimpf  u.  ernst  (l35)  Österley ,  s.  99. 

2)  gewerfen  mit  ansätzen  zu  übertragener  Verwendung: 
die  iro  ubeli  aba  dero  manheite  gewirfet,  quos  impro- 
bitas  deiedt  ab  humana  condifione.  Notker  Boeth.  178». 

Sit  da;  sin  herze  nie  gewarf 

üg  vil  hoher  staste  sich, 

s6  gedenket  er  daj  ich 

mit  triuwen  sin  geselle  was. 

Konrad  von  Würzburg  Engelhard  5654 
Haupt; 

so  was  ir  antlitze 

schone  und  uzerwelt  so  ho, 

dag  si  den  keiser  machte  vro, 

der  den  blic  an  sie  gewarf. 

passional  671,  65  Köpke ; 

als  er  die  rede  in  vorgewarf, 

do  wart  ir  herze  also  scharf.    39,  81; 

mit  minen  vreuden  ich  da  ranc, 

unz  ich  sie  under  mich  gewarf. 

passional  285,  73  Köpke; 
und  bitten  vil  innechlichen ,  dag  der  geist  siner  minne 
unser  herz  erfülle  .  .  .  und  als  er  erstuont  von  dem 
grabe,  dag  wir  also  zerucke  gewerfen  alle  unser  missetät, 
die  uns  an  lige  libes  und  sgle.  St.  Pauler  predigten  86 
Jeitteles;  dese  ghedachten  en  künde  he  nicht  van  em 
ghewerpen.  leben  d.  h.  Franz  48''.  Schiller-Lübben  2, 103. 
GEWERFEN  II,  verb.,  unmittelbare  ableitung  von  ge- 
werf I :  sollen  in  aller  mass  als  andere  ligende  güetter,  so 
die  innwoner  des  gotzhuses  buwen  und  besitzen,  gesturt 
gewerfft  und  angeschlagen  werden,  urk.  v.  i480  bei  Schöpf- 
LiN  Alsatia  dipl.  2,  418;  gewerfen,  steuren  oder  lossungen, 
guarandare,  vocab.  v.  1482,  vgl.  Lexer  l,  987. 

GEWERFNIS ,  /. ,  ableitung  von  gewerf  I :  wir  Fride- 
rich  .  .  .  haben  . . .  geordnet  und  gesetzt,  dasg  nu  fürbasg 
hin  der  gemelt  abbt  und  sein  nachkommen  des  gemelten 
gotzhusses  Murbach  uff  all  und  iclich  güetter  ligende, 
.  .  .  stür  gewerffniss  und  ander  mittliden  zu  einer  jeden 
zitt,  so  das  ir  und  des  gotshuss  nottdurfft  ervordert, 
schlahen  legen  nemen  und  gebruchen.  urk.  v.  1480  bei 
Sghöpflin  2,  413. 

GEWERK,  n.,  eine  form,  deren  neuerer  gebrauch  auf 
andere  Voraussetzungen  weist,  als  die  gleichlautenden  formen 
der  älteren  spräche  erschlieszen  lassen,  althochdexitsch  und 
mittelhochdeutsch  gewerk  gehören  nach  bildung  und  be- 
deutung in  die  gleiche  sippe ,  die  in  der  heutigen  spräche 
durch  das  neutrum  gewirk  (s.  d.)  vertreten  ist.  die  haupt- 
linien  unseres  heutigen  gebrauchs  von  gewerk  dagegen 
zweigen  von  dem  entwicklungsgang  ab,  den  das  masculinum 
gewerke  (s.  d.)  genommen  Imt.  denn  das  gewerk  der  neu- 
hochdeutschen spräche  ist  in  erster  linie  ein  collectivum, 
das  dem  plural  von  gewerke  entspricht,  ebenso  wie  auch  das 
fem.  gewerkschaft  (s.  d)  neuerdings  in  den  gleichen  be- 
deutung szusammenhang  einmündet,  in  dieser  collectiv- 
bedeutung ,  die  zunächst  auf  personen  eingeschränkt  ist, 
füllt  gewerk  eine  lücke  aus,  die  der  bedeutungsumfang 
von  gewerbe  offen  liesz.  auf  diesem  gegensatz  beruhen 
vor  allem  die  bedeutungsunter  schiede  von  compositis  loie 
gewerksabgaben  gegen  gewerbeabgaben,  gewerksamt  gegen 
gewerbeamt,  gewerksartikel  gegen  gewerbeartikel,  gewerks- 
assessor  g'egreji  gewerbeassessor,  gewerkslade  ^e^en  gewerbe- 
laden, gewerksmässig  gegen  gewerbemässig,  gewerkschaft 
gegen  gewerbschaft ,  gewerkverein  gegen  gewerbeverein. 
dasz  in  solcher  ergänzungsstellung  von  gewerk  neben 
gewerbe  auch  Übergangspunkte  zur  bedeutung sannäherung 
liegen,  ist  selbstverständlich ;  in  mehr  als  einem  Zusammen- 
hang tritt  das  persönliche  moment  an  der  collectivbedeu- 
tung  von  gewerk  zurück,  und  der  gegensatz  gegen  gewerbe 
verivischt  sich,  überdiesz  ist  wohl  auch  mit  nachwirkungen 
mancher  älterer  gebrauchsformen  von  gewerk  zu  rechnen, 
die  sich  namentlich  landschaftlich  geltend  machen,  denn  die 
meisten  berührungen  von  gewerk  und  gewerbe  gehören  nord- 
ost-deutschen  Zeugnissen  —  dein  colonisationsgebiet  —  an. 
für  diese  berührungen  sind  namentlich  composita  typisch, 
vgl.  gewerksanlage  {neben  gewerbeanlage) ,  gewerksfach, 
-geheimniss ,  -schule,  -stadt,  -tisch,  -waare,  -weit,  vor 
allem  gehören  hierher  gewerksam  und  gewerksleute. 
l)  gewerk  und  gewirk. 

a)  formen  und  bedeutung  szusammenhang  mit  dem  Sub- 
stantiv werk  und  den  schwachen  verbis  wirkjan,  wurkjan 
(wirken)    und   werkön. 


5633 


GEWERK  (1,  vorgeschickte) 


QEWERK  (1.  voi^eschiehte) 


5634 


a)  diu  gotiaehe  zeigt  dreierlei  tubtlantivobUitungen  au» 
dieaer  fippe:  gawaurki  neben  gawaurkjan;  waurittw  xu 
waurkjan  und  die  partieipial/orm,  die  in  nuammen- 
aeUungen  wie  uswaarhU  (gereohUgkcit),  frawanrhU  (sOnde) 
eine  weitgehend»  Verflüchtigung  der  btdeutung  det  vmrUimt 
erkennen  läatt.  auch  in  gawaurki  ist  di»  htdauhmg 
weit  von  ihrem  auagangapunkt  abgelenkt;  $i»  hat  »iek 
in  der  gleichen  richtung  verengert,  die  gewerb«  in  der 
parallele  mit  negotium,  quaestua  einathlug:  nl  ainshun 
drauhtinonds  dugawindit)  aik  gawaurkjam  |>izot  aldais. 
Ulfilas  a  Timoth.  >,  4  (kainor,  der  da  riltorachaflet 
got,  anterwindt  sich  weltllolicz  geschoft.  cod.  Tepl.); 
Jah  gasviltan  gawaurki.  Phil.  l.  >i  (sterben  iit  mir 
ein  gewin,  cod.  Tepl.;  ebenao  Lutiikh  u.a.).  ebenao  Phü. 
8,  7;  1  Timoth.  6,  6;  ei  Christau  du  gawuurkja  babao, 
Phil.  8,  8  (das  ich  gewänne  Ciiristum,  cod.  TepL  äknl. 
Luther),  uraprünglieher  und  umfassender  ist  die  bedtutung 
dagegen  im  gotiachen  waurstw  erhalten,  sie  wird  dort  auch  in 
den  beiden  richtungen  tum  auadruck  gebracht,  die  die  deut- 
eehen  beiapiele  beatimmen,  in  der  function  eines  nomen  actio- 
nia  und  in  der  tuapitzung  auf  daa  ergebniat  der  thätigkeit. 
l))  du  l>ammei  arbaidja  usdaudjands  bi  waarstwa  |>atei 
inna  waurkcit>  in  mis  in  mahtai.  Ulpilas  Koloaa.  l.  n 
(in  dem  auch  ich  arbait  ze  streiten  nach  seiner  Wirkung, 
di  er  wirkt  in  mir  in  der  kraft,  cod.  Tepl.);  ebenao  Phil. 
8,  21;  Ephea.  l,  9;  4,  16;  ähnl.  Koloaa.  9,  IS. 

8))  got  waurstw  waurhta  bi  mir,  Ulpilas  Marc.  14,  6 
(ain  gut  werk  hat  si  gewirkt  an  mir,  cod.  Tepl.);  genau 
ao  Joh.  6,  89;  ähnl.  Joh.  10,  88. 

ß)  an  die  eben  erwähnten  gotiachen  bildungen  knüpfen 
ähnliche  gebrauchaformen  auch  auf  deutschem  boden  an. 
i))  eng  vor  allem  achlieszt  sich  an  uswaurhts,  frawaurhts 
das  fem.  kawurht,  alta.  giwurhti  an.  a.  Gkai'p  1,975; 
vgl.  angela.  gewyrht  Bosworth-Toi.ler  473*,  mhd.  ge- 
wurht,  mhd.  wb.  8,  695*;  Lex  er  1,  908.  daa  fem.  bringt 
durdiweg  die  function  des  nomen  actionia  tum  auadruck 
und  unteratellt  die  handlungen  der  sittlich  religiUatn  be- 
urteüung:  cawurht,  mcrito;  pi  kiwurihtim,  merito.  Kero- 
niache  gloaaen  bei  Grapp  a.  a.  o.; 

tbanen  cft  kuman 
an  bimil-wolknun  berod      endi  allumn  belidO  knnnie 
mid  is  wordun  adilian,      al  sA  irO  gcwurhtf  sind. 

Ueliand  bOOO ;  ebento  8147 ; 
nl  was  it  thOb  be  ia  riwarhtiun  pidAan.    6110; 
d  spr&cb  von  welcher  gewrht«  chumet  mir 
dax  du  cbome  zu  mir 
mflter  mines  hcrren 
min  chint  wil  dih  eren. 
dag  mendet  lich  ine  mir. 

leben  Jetu  bei  Diemer  dUch.  ged.  231, 12, 
ähid.  246,  81 ;  vgl.  auch  {bücher  mosU)  9, 14 ; 
da  sint  die  berren  iouh  die  armen  alle  gliche 
da  teilit  unsere  ieclicbom  sine  gebe  got  der  riuhe 
also  er  die  mazze  an  unseren  guirhten  weiz. 

daa  himmelreich  246  (».  /  d.  o.  8, 162) ; 
deix  ona  nah  onaem  guirhten  nibne  werde  vergolten.  834. 
dagegen  weiat  auf  die  breitere  grundlage,  von  der  aich 
dieae  engere  bedeutung  abgeiiceigt  hat,  der  folgende  beleg 
turüek:  diu  maget  genas  von  gotes  gewirhte  dos  gotea 
annes.  apec.  ecclea.  86. 

8))  der  bildung  nach  achlieatt  »ich  hieran  daa  netttrum 
gewürchte,  daa  die  aachbedeittung  vertritt,  die  belege  reichen 
nicht  über  die  mittelhochdetttache  dichtung  turüek  {daa 
angela.  neutr.  geweorcht  unteracheidet  aich  in  der  bedeu- 
tung nicht  vom  fem.  gewyrcht,  vgl.  BoswortiiToller 
466*),  greifen  aber  in  die  neuhochdeutsche  proaa  über,  vgl. 
mhd.  tob.  8,695;  Lexer  1,998.  vgl.  auch  ttnten,  s.  vor 
allem  gewirk.  in  der  bedeutung  lassen  sich  tuti  haupt- 
gnippen  scheiden,  die  allgemeinere  eines  bautcerka  und 
die  enger«  e\7\ea  flechticerks: 

dem  bethutie  nahen  bi 

worhten  stein  metzen  dri 

•in  gewalb«  ao  getan  (yroft  für  Hektar) 

...  an  dem  gewelb«  waa  aulch  pria 

...  dag  seworcbt«  waa  ao  riebe. 

Hbrbort  von  Farrzi-AR  trcr}.  hrieg  10786 
Frommann, 
ebenso   1817/'.    1888.     vgl.   attck  gewürchte    Qotkaer   und 
Heidelberger  handschr.  tur  Eneide  »Ml; 
roc  unde  mantel  baet«  er  an 
von  einem  pTeile,  des  waa  rfch 
nnd«  an  gewitrhte  wunderlich. 

GoTFiuo  Trittan  8684, 


ebenao  Ulrich  von  Zatzikhoten,  LanseUt  4760.  9I1S: 
Schaidbnrkimbb  Odyssee  4t*;  6^. 

8))  tf»  beiden  bsieuhtn§tm  krmut  titk  mit  dimtr  büdung 
eine  ummitidbar»  mhitiltm§  vcm  mrMalmwsm,  il$  itmao- 
tiseken  fawaarki  am  nächsten  enlsprieki.  $U  tritt  mm- 
ding»  erst  spätulthochdeHtath  auf,  und  m  ist  Umr  «ii  M 
den  bdegen  der  mittelhochdeutschen  und  ntukoekdmlaekm 
teit  möglich,  dost  et  sieh  um  mmbüdiuttm  hrnndeti,  di» 
erst  später  vom  vtrbum  abststigt»,  vgL  fewnrobl  Gfurr 
1,875;  gewOrke,  gewirke  mhd.  wb.  8,  SM*.  Lkxkr  1,9«. 
vgl.  attch  gewirk  und  gewirke.  der  bedeutungsua^ang 
dieser  bildung  ist  der  uw\fassendste ,  er  bringt  mAm»  d»n 
beiden  hauptfbrmen  dar  saehbedsutung  auch  da»  iiobhii 
aetionis  ai^f  breiter  grundlag»  »ur  gtUung. 

ä))  notnen  aetionis:  sin  selbM  opanüo  (keworehe)  aod« 
sin  selbes  fortitado  (chraft)  Notkbr  p»alm  m,  1  Hatttmtr 
9,  849;  alle  leut,  mit  allem  ircm  gewarice  shid  Tol  «itid» 
keit  worden,  ackermann  aus  Böhtn«»  99.  15:  got  oad  leb 
wir  seind  ein  in  disem  gewürcke,  er  wfircket,  und  ich 
gowUrde.  Tauler  predigten  (is*i)  906*;  des  nutzes  onde 
des  gowUrkes  David  v.  Auosburo  s.  m.  d.  a.  9.  M. 

b))  Sachbedeutung,  vgl.  aueh  des  flants  gewirk  Malagi», 
».  Lexer  a.  a.  o. 

a))  das  kewarche  dero  werlte.  textum  mundi  Notkbr, 
Überset»,  ds»  Mari.  CopeUa.  ».  GRArr  a.  a.  o. ; 

dar  ftf  HMD  d4  worhto 

mit  aimaa«  and  baraite 

•in  geworka,  dag  aich  brrite 

al  uroba  in  allao  attao 

anleng«  and«  anwltan 

t»  iegellcbam  atoiae 

gfiter  spannen  aiiM. 
H.  V.  VsLDiKi  Eneide  9U,  4  JBtaifiBer  (Mr.  gewwk»,  wen), 

eAnwo  851,  87  {Ooihaer  handschr.:  geworchte;  Heiddhsrgsr 
handschr.:  gewirke);  nieman  sol  legen  dekcinen  mist  fOr 
sin  hus.  er  enwelle  in  denne  zehande  emweo  ffiren  an 
die  stat.  die  man  hie  uz  nimet.  sunderliche  als  bi  den 
fleisohbenken,  bi  sant  Stephane,  bi  dem  brannen  an  dem 
rossemerkte.  and  an  der  stat,  der  man  spricbet  gewirke, 
deutsche  übera.  {des  \i.  jahrh.)  des  Strasxburg.  stadtrecht» 
bei  Gaupp  atadtreehte  d.  mittelaltera  1, 68  {locum  qui  dieitur 
gewirke  lat.  faaaung  des  11.  jahrh.).  ob  gewirke  hier 
dungatätte  bedeutet,  und  ob  daa  tertium  comparationis  da» 
kunatmäatige  aufachichten  dea  düngera  bUdett 

/3))  item  adi  87  novembris  kauft  ich  durch  die  Loch- 
nerin  ailerlai  polster,  kUsz  und  gewnrk  als  hernach  stet 
Tuch  ER  hauatuUtbuch  104  Looae,  ebenao  106.  daa  gleich» 
bei  ScHAiDENREissER  Odyssee  81*.     vgl.  auch  gewirk. 

y)  wie  schon  die  leaarten  eintelner  belege  tu  geworoht 
und  gewurche  gezeigt  haben,  iat  in  allen  dieaen  venoen- 
düngen  auch  die  form  gewerk  tu  beobttchten,  die  ihrer 
bildung  nach  wie  in  ihrem  bedeutungagehalt  als  eine  ver- 
stärkte form  ft*  werk  {s.  d.)  anxusprechen  ist,  vgL  oawereh 
Grapp  1,  966;  nebenformen  »eigen  autk  di»  bitdmmgnsei»» 
der  eoUeetiva  mit  dem  i-stif/ix  {vgl.  kiwirkhi  »btndata), 
ohne  da»»  eine  eolUetivbedeuiung  recht  hu  aw  fc  itt.  »ek»m 
in  der  wüttelhochdeutsehen  periode  ist  di»  trk9hm$tg  da» 
stammvocals  vor  dem  ist^fflx  witdar  b$»»Higt:  flicr  d»m 
auslaut  liegen  sichere  anhaltapwM»  Immm  «er.  tenst»  muek 
als  norma^form  in  den  textaüsgmben  durtksssg  gewe^e  «»• 
gegeben  uird,  vgl.  mhd.  wb.  8,  690^.  Lbxbr  1,  987;  di»  ncw- 
hochdeutsche  periode  teigt  von  atyfamg  an  die  kurwe  form 
gewerk  ii»  Übereinstimmung  mit  dem  simplex  werk,  di» 
form  gewirk  {s.  d)  darf  nicht  /ur  dasfortiibtm  dm  iUeren 
kiwirkhi  in  antprudi  g»noman»m  wsrdm»  «it  itt  na»  laut- 
lieh  atis  gewürk.  gew(^«  tmImtMt 

b)  die  Verwendungen  von  g«w«k  führen  in  der  alihoek 
deutsdten  periode  niekt  von  der  linie  ab,  die  durch  den 
gebrauch  de»  eiisfadken  »ub»tanti9»  fssBfW  i»t  (mgL  weik 
bei  Grapp  i,  969):  dort  haben  »ich  mi-mndumgen  trgtbtn, 
die  die  f\4nction  eine»  nomen  meHomi»  mmpitgtn  (werk 
■■  operatio.  fabricatio,  opera)  und  «efcA«.  di»  der  «adk- 
bedeutung  tustreben,  vgL  ther  solch  we^  wirkit  Otprio 
8,  80,  150  u.  a. 

a)  die  ßtnetion  de»  n»m»n  metitni»  (ms  angel».  geweorc 
kaum  mehr  sur  gtUui^  gdrmdU,  »gl.  Bosworth-Tollbr 

466»). 

l))  forlttan  fhindaa  giwerk 

diubolae  cidftdi,  endi  aOkean  ir4  drohtinea  rlU. 

Heiiand  1966; 


5635      GEWERK  (1,  ältere  gebrauchsformen) 

thn  skalt  hir  kraft  sehan, 
waldandes  giwerk;  thi  skal  hir  willeo  gestandan. 

.,    .     .     .  .    .,„,  2196,  ebenso  160; 

that  ni  wan  godllkora 
alah  obar  erdu        thurh  erl6  band, 
thurh  mannes  giwerk       mid  megin— kraft 
rakud  arihtid.    4279. 
2))  scenophigia,  constructio  templi,  kiwirkhi.  Keronische 
glossen  Steinmeyer-Sievers  l,  253; 

Matheus  endi  Markus       so  wärun  thia  man  hetana, 
Lukas  endi  Johannes:       sia  wärun  gode  liofea, 
wirdiga  ti  them  giwirkie. 

Heliand  20  (nur  im  Coit.),  vgl.  auch  3429. 

ß)  die  Sachbedeutung,  die  vor  allem  im  angels.  geweorc 
ausgeprägt  ist  (vgl.  hord  reafian,  eald  enta  geweorc  Beo- 
vmlf  2'ns  u.  a.;  vgl.  geweorc,  arx,  ßgmentum,  mMchina 
BoswoRTH-ToLLER  4ß5 ff.),  ßudct  ttuch  oltliochdeutsche  uud 
altsächsische  parallelen ;  editio  cawerch  Ambraser  handschr. 
der  Srdbanischen  glossen  Steinmeyer-Sievers  l,  117  (in 
den  handschr.  der  Keronischen  sippe  cascaf,  kiscaf);  ßg- 
mentum,  cawerch  ebenda  1,  157; 

than  mer  te  thiu  bürg  ni  mag,       thiu  an  berge  städ, 

höh  bolm— klibu,  biholan  werdan, 

wrisilik  giwerk.    Weliand  1897. 

c)  für  die  mittelhochdeutsche  dichtung  liegen  nur  icenige 
belege  vor;  diese  aus  der  ältesten  zeit,  beim  pfaffen  Lam- 
precht und  Heinrich  von  Veldeke.  vertreten  ist  dabei 
das  nomen  actionis  —  als  gegenständ  sittlich -religiöser 
beurtheilung  —  und  die  sachbedeutung  in  den  beiden  rich- 
tungen  des  bauwerks  und  des  ßechtwerks. 

a)  nomen  actionis,  vgl.  gewerc  Verwijs-Verdam  2, 1898 : 
si  dienden  Sinte  Servaes  al  dae 
mit  groten  oetmoede, 
mit  älrehande  goede, 
mit  menghen  goeden  ghewerke 
mede  te  zieren  sine  kerke, 
met  waken  ende  meede  gebede. 

Heinr.  V.  Veldeke  Servatius  2, 289  Bormans. 
ebenso  1, 1742. 

/ff)  sachbedeutung,  vgl.  Verw^ijs-Verdam  2,  1899. 


D) 


dig  sult  ir  rehte  merken : 

dö  big  er  starc  gewerke  (handschr.  gewerken) 

machen  üffe  schlben 

und  z6  der  stat  triben 

imd  hiz  di  müren  bowen 

mit  stenellnen  gezowen. 

Lamprecht   Alexander  (Strassb.   handschr.) 
1206  Kinzel; 

dö  leitte  mich  di  kuningln 

di  dritte  kemenäten  in  .  .  . 

von  edelen  bolze  aspindei 

was  daz  gewerke.    (straszb.  handschr.)  6095; 

der  besten  spiegel  einen, 

dannen  abe  ich  ie  gehörde, 

der  stunt  an  einem  erde 

oben  an  dem  gewerke 

mit  solbem  gemerke, 

swenne  lieht  was  der  tach, 

daj  man  den  spiegel  gesach. 

Heinr.  v.  Veldeke  Eneide  256,  1  EttmiiMer 
(gewrche  Berl.  handschr.,  gewerche  Münch., 
werke  Gotha,  Heidelb.). 

dazu  vgl.  gewerke  in  der  ausgäbe  von  Behaghd  9448,  9401. 
9565,  wo  die  lesarten  die  oben  belegten  nebenformen  auf- 
weisen oder  das  einfache  werk  zeigen. 

a))  ein  brün  zobil  zu  mäzen  rüch  .  . . 

des  seibin  gewerkis 
was  ein  reo  ir  gesnitin 
nach  den  franzoyschin  sitin 
wedir  zu  lanc  noch  zu  kurt. 

Athis  u.  PropMUas  D  158  W.  Grimm. 

d)  vereinzelte  neuhochdeutsche  belege  sind  nicht  immer 
sicher  von  den  unter  dem  einflusz  der  entmcklung  von 
gewerke  entstandenen  Verwendungen  zu  trennen,  einige 
aber  gehören  bestimmt  hierher. 

a)  an  die  obigen  belege  für  das  nomen  actionis  knüpft  an : 
unde   vorchte    sich    ein    iclich    mensche   und   si   gebot- 
schaften  die  gewerg   gotis  und  di  tat  sin  vernomin  si 
Trebnitzer  psalmen  63,  10   (opera  dei  et  facta  ejus;  gotes 
werk  Notker,  ähnlich  Luther,    dazu  vgl.  gewerck,  tag- 
arbeit, opus,  operatio,  labor,  industria  operantis,  s.  werck 
Henisch  1598.    dagegen  steht  das  folgende  notnen  actionis 
unter  dem  einflusz  der  später  (ß,  2))  besprochenen  verwen- 
sieh  I  wie  besorgt  um  dein  neu  werdend  leben, 
geschäftig  rings  sich  regen  werkgesellen  I 
die  bien'  häuft  linden  seim  dir  in  die  zellen, 
.  .  .  und  zwischen  das  gewerk  tönt  das  geklinge 
der  nachtigall,  als  mahnende  frohnglocke. 

Rückert  (liebesfrühling)  1,  858. 


GEWERK  (1,  ältere  gebrauchsformen)      5636 

ß)  die  sachbedeutung  wird  innerhalb  der  oben  festgelegten 
gruppen  verschiedenartig  eingeengt  und  abgelenkt,  beim 
bauwerk  ivird  unter  anlehnung  an  bergwerk  u.  a.  die 
beziehung  auf  den  bergbau  entvÄckelt,  beim  ßecht-  und 
netzwerk  die  von  gewirk  so  häußg  gestreifte  fhätigkeit  der 
biene;  andere  enttoicklungs formen  beruhen  auf  späterer 
entlehnung  aus  dem  bedeutungsg ehalte  von  werk,  so  die 
kennzeichnung  des  räderiverks  einer  Maschine  oder  die  all- 
gemeinere bedeutung  eines  erzeugnisses  des  kunstßeiszes. 
l))  beziehung  auf  den  bergbau. 

a))  item  du  salt  wissen  wu  freie  tsechen  und  lehen- 
schafft is  do  hot  recht  ein  tribgewerk  fier  lochter  und 
ein  lehenhewer  sali  weichen  dem  tribgewerk  zwen  lochter. 
nachtrag  zum  Schemnitzer  bergrecht  Wenzel  (s.  Wiener 
Jahrb.  d.  litt.  104,  anzeigebl,  20),  vgl.  auch  erbgewerk 
ebenda;  die  meister,  knappen,  steiger. 

Schmelzer,  probirer,  scheider, 
unnd  was  hilfft  in  gewercken, 
sei  fleissig  und  getrew, 
hab  gut  gewissn  darbei. 

Mart.  Rinckhart  eisleb.  Christi,  rifter 
(3.  10),  s.  68  neudr. 
b))  ich  hatt  im  frieden  ja  den  dienst  beim,  salzgewerk  zu  Hall. 

Immermann  {^Andreas  Hofer  1)  16,  498  Hempel. 
2))  gewerk  =  gewebe,  das  flechtwerk  der  spinnen, 
der  zellenbau  der  bienen-.  0  wie  fein  reimt  sich  Esaie 
Spruch:  si  brüten  basiliscen  eier,  und  wircken  spinne- 
wepp:  aber  das  gewirck  und  gewerck  taugt  nichts  zur 
decke:  dan  ir  werck  ist  muh.  Fischart  bienenkorb  bl^ 
(1581;  fehlt  1579);  sie  bauen  sechseckichte  zellen  und 
füllen  dieselben  mit  seim,  und  machen  honigkuchen, 
aus  welchen  das  honig  fliesset.  die  gewerke  am  feuer 
geschmelzet,  werden  zu  wachs.  Comenius  orbis  pictus 
(1662)  99;  crates,  das  gewerke.  ebenda;  zum  dritten  die 
fliegen,  unter  welchen  die  seidenwürme  die  seide  machen, 
die  sumsenden  bienen  honighäuszlein  oder  das  gewercke 
(so  die  hummeln  auszzehren),  und  lassen  jährlich  einen 
schwärm,  als  ein  newes  volck,  auszfliegen.  janua  aurea 
(1644)  62  (favos  mellis.  les  rayons  de  miel). 

3))  neuere  Verwendung  von  gewerk  im  sinne  von  werk. 
a))  (Hekuba)  stieg  empor 

in's  duftende  gemach,  wo,  allerlei 

an  kunst,  gewänder  lagen,  das  gewerk 

der  mädchen  Sidon's. 

Hias,  übers,  v.  Bürger  (6.  379)  3, 137  (werke 
Sidonischer  frauen  Voss) ; 

dann  mag's  ein  anderer,  oder  nie  einer  besser  machen: 
mir  gleich  viell  über  meine  bereits  fertige  arbeit  aber 
Sprech'  ich  den  schwur  des  Pandarus  aus: 

„es  schlage  mir  mein  feind  das  haupt  herab, 

wenn  meme  band  dies  nichtige  gewerk 

nicht  dann  zerreiszt  und  licherloh  verbrennt!" 

Bürger  (prolog  z.  5.  rhapsodie  der  Iliaa  in 
Jamben,  vgl.  Utas  5,  215  wo  nicht  dieses  ge- 
schosz  in  loderndes  feuer  ich  werfe  Voss). 
b))  ein  hölzern  männlein,  wunderlich  geschmückt 

ist  aufgestellt  vor  all  den  kühnen  recken,        ' 
ein  männlein,  in  die  Stellung  bingebückt, 
die  hinter  zäunen  heimisch  ist  und  hecken ; 
durch  innere  gewerke  vorgedruckt 
entfallen  münzen  in  ein  klingend  becken. 

Uhland  (Fortunat  1,  221),  1,  350  Erich  Schmidt, 
vgl.  die  älteren  ähnlichen  belege:  gewerk  signifle  aussi 
le  frein,  pour  arreter  un  moulin  ä  vent  Schwan  (i783) 
1,  745».  vgl.  machinae  =  gewerkzeug  Comenius  orbis 
pictus  (1662)  134. 

c))  er  nahm  den  ambosz,  als  sei  er  eine  feder,  auf  und 
trug  ihn  nebst  hammer  und  zange  unter  einen  kleinen 
Schoppen  zwischen  wohnhaus  und  scheure,  in  welchem 
hobelbank,  säge,  Stemmeisen  und  was  sonst  zu  zimmer- 
und  schreinergewerk  gehört,  bei  holz  und  brettern  mancher 
art  stand,  lag  oder  hing.  Immermann  (Münchhausen  2. 1) 
1,  124  Hempel; 

du  muszt  ja  schaffen,  muszt  erraffen, 
in  steter  gier  nach  gut  und  geld; 
sie  gönnen  dir  kein  handgewerke, 
sie  gönnen  dir  kein  ackerfeld. 

Karl  Beck  lieder  vom  armen  mann  (der 
trödeljude)  (1846)  57. 

d))  wie  bei  werk  mrd  auch  die  statte,  die  anstalt,  in 
der  die  arbeit  verrichtet  udrd,  in  den  bedeutungstimfang 
von  gewerk  hereingezogen.  Campe  ist  der  erste,  der  im 
gegensatz  zu  Adelung  auf  diese  richtung  der  entwicklung 
aufmerksam  weicht:  gewerk  ,  ,  .  auch  eine  Werkstatt  oder 


5637       GEWERK  («,  penönliches  eollecHv) 

«nstalt,  wo  diese  arbeit  verrichtet  wird  (/abrique.  manu- 
faetur),  das  grossgewerk  1,869;  daa  grosze  and  Überaus 
sehenswürdige  gewerk  für  lUcher  r.u  Vael.  rimuia,  u.  a. ; 
beide  älteren  brlkdcr  halten  gemeinsam  eine  gerberel 
▼on  ihrem  vater  Ubürkonmivn ,  ...  als  aber  nach  dem 
kriege  dies  gowerk  ...  zu  stocken  begann,  kamen  schwere 
magere  Jahre.  QRiiviNua  lebtn  8. 

8)  die  hauptveriomdung  dt»  heutiatn  neutrum»  aU  er- 
ffäntung  xmd  aeilenttikk  tu  gewerbe  teeist  in  den  ent- 
vkklungagany  de*  nomtn  agenti»  gewerke  hinüber,  au» 
d»m  ein  moment  deshalb  hier  vorweg  genommen  %v»rd»n 

«MMt. 

o)  der  pluralgehraueh  dieaea  imwc.  gewerke  entwickelt  ein« 
collectivbtdexUung ,  die  ihre  eigenen  wege  geht  und  einen 
neuen  aingular  ergänzt,  damit  ist  nicht  bloat  ein  ijenuaiccehael 
verbunden,  aondem  auch  eiti- übertritt  att»  der  aehwachen 
flexion  in  die  atarke ,  deren  Vorbedingungen  in  der  un- 
aieherheit  dea  gebrauche»  dieser  formen  hier  naehgewieaen 
werden  können,  gleich  die  ältesten  belegt  au»  SchOi'ZES 
Preuaten  (1699)  laaaen  daa  erkennen,  in  denen  da»  aubatanfiv 
Ubrigena  bald  mit  bald  ohne  priifix  eraeheint.  tur  aehwachen 
flexion,  vgl.:  sonderlich  als  ihnen  nicht  unbowast  war, 
was  die  gemeinden  und  werckcn  der  rechten  und  alten 
Stadt  dem  hohmeistor  nllhcrcit  geantwortet  hellen  881*; 
am  miltwoch  nach  palmarum  schriebe  der  hohmeister 
and  der  gewesene  comptcr  zum  Klbing  der  von  Plawen 
an  die  gewercken  und  gemeinde  der  alten  stadt  Königs- 
berg und  lobet  ihr  trew  und  guthortzipkeit,  die  sie  za 
dem  orden  trugen  Uö**;  tur  starken  form  vgl.:  unter  den 
siegeln  der  wercke  hosennehor,  Schneider  und  bccker, 
welcher  Siegel  wie  alle  andere  wercke  und  gantze  ge- 
meine der  rechten  und  alten  stad  Dantzigk  hier  za  ge- 
brauchen für  diszinahl  aso**  u.  a.  der  gleiche  gegenaata 
kehrt  auch  in  andern  belegen  wieder,  vgl. :  aafT  diese  waren 
(folgten  im  festzuge)  die  kAnstler  und  gewercken ,  und 
bald  hernach  die  obrigkeit,  ein  jeglicher  mit  dem  ehren 
zeichen  seines  ampts.  Barci>ays  Argenia  (S,  S)  übera. 
von  Opitz  i,  411  gegenüber  von:  als  haben  wir  hieniit 
den  handwerckern  und  der  gemeinen  burgerschaft  auf- 
erlegt, das  ein  jeder  vor  martini  za  seines  hauscs  not- 
thurft  sein  brolkorn  einkaufe,  versorge  and  sollen  die 
gewerke  für  sich  und  ihrd  guldebrader  .  .  .  sich  von 
ihrem  vorralh  zeitlich  in  einem  jeden  ambte  mit  brot- 
korn  versehen.  Stettinrr  kornordnung  von  1806  bei  Naudk, 
getjeidehandelspolitik  120,  vgl.  auch  die  gewerke  bei  MiORÄ- 
LIU8  altea  Pommern  a,  io.  8,59  u.  a.  den  günstigsten 
boden  für  solche  Verschiebungen  bot  der  dativ  pluralis, 
in  dem  beide  flexionen  übereinstimmen,  und  in  dem  daa 
Substantiv  besonders  häußg  belegt  ist:  über  dieses  alles 
feierete  der  hohmeister  nicht,  sondern  unterbawete  allent- 
halb  bei  dem  gemeinen  manne  und  bei  den  wercken  zu 
Dantzig,  damit  er  sie  wieder  an  sich  ziehen  möchte. 
Schütze  Preuazen  980»;  wir  haben  auch  den  gemeinen 
and  gewercken  in  der  rehten  und  alten  stadt  Dantzig 
in  gleicher  weise  geschrieben  881*;  also  haben  wir  ...  die 
in  gedachten  anserm  königreiche  denen  gewerken  vorhin 
ertheilte  innungsbriefe ,  oder  sogenannte  privilegia  auf- 
zuheben resolviret.  königl.  prettst.  Verfügung  i»on  1761  bei 
RoHRSciiEiDT,  vom  zunßzicange  39;  die  gleiche  form  auch 
in  der  handicerksordn.  für  Westphalen  v.  177*  bei  Oktlofp 
87;  pretisz.  verordn.  v.  1808  gesetsa.  ».  816;  Götiib  11,  808; 
(J.  G.  Hopfmann)  daa  interea»e  de»  menachen  u.  ».  w.,  »,  89. 
40.  78.  148;  Benda  Shakeapeartüher».  18,  818;  PnLTz  übn». 
de»  Holberg;  Röc.kert  l,  195  tt.  a.  der  collectivbegriff.  der 
da»  gewerk  al»  eine  geachloaaene  Corporation  erscheinen 
läszt,  ist  in  den  einzelnen  belegen  verschiedenartig  ent- 
wickelt; am  nadidrücklichsten  macht  er  sich  gerade  in  den 
älteren  beispielen  gdtetid. 

a)  einselne  Verwendungen,  in  denen  der  pluralgebrauch 
nicht  bis  tum  auageaprochenen  eoUeetivbegriff  vorsehreitet, 
die  aber  durch  die  atarke  flexion  dea  aubst.  in  diesen  tu- 
sammenhang  iveisen :  etwas  durch  die  gewerke  besichtigen 
lassen,  faire  visiter  quelqtte  chose  par  lea  experta  Schwan 
(1788)  1,  745* ;  nachdem  der  redende  . . .  geschlossen  hatte, 
richteten  die  sämmtlichen  anwesenden  sich  auf,  und  die 
gewerke,  anstatt  abzuziehen,  bildeten  einen  regelmäszigea 
kreis  vor  der  tafel  der  anerkannten  oberen.  Göthb 
{wanderjahre  3, 18).  83, 168;  aus  den  straszen  zu  entweichen, 
IV. 


GEWERK  (f,  penönliches  eotUetiv)       5638 

wo  wagner,  schmiede  and  andre  gewerke  ir  w«Mn  fiffent* 
lieh  unermUdet  und  gerftuschvoll  treiben,  and  sicii  in  da« 
gärtchen  im  geistlichen  thale  zu  verbergen  war  höchst 
behaglich,  (kampagne  in  Virankreieh)  80.  liff;  die  adelst« 
schirmvogtei  der  kalser  ond  könige  wers  ohne  sweifel, 
dasz  sie  der  gewalt  des  raube«  stldte,  und  dem  Joeh 
des  leibeigenthums  kUnstler  und  gewerke  entzogen,  deeg 
sie  den  freien  flelsz  und  handel  durch  gereohtigkciteo. 
zollfroiheit,  den  marktfrieden  and  sichere  geleite  be- 
schützet und  befördert  .  .  .  haben.  lieiiOEn  ideen  tur 
philoa.  der  geaeh.  der  meneehheit  (18,  8.  6)  4  (I7«l).  887;  das 
oapital  machte  der  (atadt)  arlstokratie  schon  eine  um 
vieles  gröszere  concurrenz,  als  die  handarbeit  der  gewerke 
es  vermochte.  Tu.  hlvfttyr  geaeh.  d.  deut»eÄ.  aUhuU (8,  8)  an. 

ß)  t«ugni»»e  für  den  eoUeetivbegriff;  dar  plunU  führt 
gc»chlo»»ent  eorporationen  ein. 

l))  sollen  die  gewerke  die  werkskosten  and  Verschwen- 
dungen abstellen  und  anstath  desselbigen  von  den  newen 
gildobriidcrn ,  lehrjungen  ein  genantes  angelde  nehmen, 
undt  was  also  ein  jedes  werk  von  newen  gildebrUdem,  lehr- 
jungen und  tadclhaftcn  meisterstUcken  einbekombt.  zu  ein- 
kaufung des  vorraths  an  getreidig  brauchen  und  sonsten 
vor  solche  und  dergleichen  strafen  kein  hier  nehmen.  SW- 
tiner  kornordnung  von  1606  bei  Tiwut  getreidehandeUpelitik 
181 ;  als  die  brauer  um  die  erhöhung  des  vorhin  gewöhn- 
lichen bicrkaufres  . . .  anhielten,  und  das  quart  hier,  zwar 
mit  des  landsfUrsten  vorwissen,  aber  ohne  Zuziehung  der 
gcwercke  und  gemeine,  auff  vier  pfenning  löbisch  mehr  als 
vorhin  . .  .  setzeten,  der  pöbel  daher  sich  sehr  auffrUhrisch 
bczeigete.  }A\c.hki.\vs  alt.  PommerlanditM.  ähnlieJt  3,  W, 
wenn  ein  handwerksgescilo  gewandert  kommt,  soll  er 
in  der  ordentlichen  herberge,  oder  bei  einem  meister. 
in  welchen  gewerken  solches  gebräuchlich,  einkehren. 
handirerkaordn.  f.  Westpreutten  (1774)  OrtlofftH;  nachdem 
wir  allerhöchst-selbst  erwogen  haben,  dasz  der  den  l>äcker-, 
Schlächter-  und  hökergewerken  in  den  städten  unserer 
Provinzen  Ost-  und  Westpreuszen  . . .  zustehende  Zunft- 
zwang .  .  .  den  .  .  .  übrigen  einwohnem  der  st&dle  zum 
groszen  nachtheil  gereicht,  ...  so  haben  wir  beschlossen, 
die  hökerzUnfte  gänzlich  aufzuheben,  preuat.  Verordnung 
von  1808,  gesetzsamml.  1806/10,  a.  816;  die  grenzen  zwischen 
den  gewerken  der  hafschmlede  und  Schlosser  scheinen 
auch  einer  Verbesserung  za  bedUrfen.  (J.  G.  Hofpmann) 
da»  interesse  dea  menachen  an  d.  beateh.  tunftverf.  78, 
ähnlieh  ».89;  die  tägliche  erfahrung  lehrt  indessen,  dass 
die  polizeitaxcn  bei  den  geschlosznen  gewerken  ihren 
zweck  nicht  erreichen.  148. 

8))  aufläge,  so  nennen  die  gewerke  ihre  monatliche  . . . 
Zusammenkünfte  ...  wo  von  einem  jeden  ein  beitrag  «a 
gelde  zur  lade  aufgeleget  oder  entrichtet  wird.  Jacobsson 
technolog.  wb,  l,  81**;  ,,ich  sehe  es  wohl  an  deiner  nea- 
gierde,"  sprach  Fingerling,  „dasz  du  lust  zum  handwerke 
hast  und  dasz  du  die  spöttischen  reden  der  andern  (•> 
werke  über  uns  Schneider  nicht  achtest."  Arnim  (Irroneis» 
Wächter)  9,  *0;  Eugen  sasz  just  unter  dem  bilde  des  landes- 
fOrsten  und  der  fUrstin  an  dem  ccktisrhe.  über  welchem 
in  latemenähnlichen  kästchen  die  bänderverzierten  in- 
nungszeichen  verschiedener  gewerke  hingen.  Aufbrach, 
neuea  leben  1.  8S8;  vor  dieser  guten  stadt  löblicher  burger- 
schaft achtbaren  gewerken,  erscheine  ich  endesunter- 
schriebener N.  N. ,  unwürdiger  aeltester  des  achtbaren 
hutmachergewerks.  Prutz  übera.  der  komüdien  Holberg» 
(der  polit.  kanngietzer  i,  8)  1,71;  war  doch  am  nach- 
mittage  von  gesammten  zimmerlenten  aus  stadt  und  amt 
der  neue  galgen  .  .  .  aafgerichtet  and  ihnen  dann  frei 
hier  . . .  verabreicht  worden;  da  haben  die  anderen  ge- 
werke auch  nicht  trocken  sitzen  wollen.  Th.  Storm 
(zur  ehron.  r.  Orieehuu»)  t,  96; 

8))  (Vomme  lltancisa  betend 

siehn  die  mAncb«  still  gepaani, 
und  die  hilfreicbeo  gewecae 
folgen  betend  aus  drä  balleii. 

Brxmtano  rowemmi  wom  rasenCraitt  (8.  US) 
t.  98  Morria:  ' 

die  «ewwke  stellst  da 
B«  MB  tltMiB  der  macht; 
eo  verbriemst  da,  scheidend, 
das  erb«  Friederich's. 

Immbrmamn  (aus  den  mewtonbtUem)  19,  888 
Hempel; 

354 


5639       GEWERK  (2,  persönliches  collectiv) 

von  den  wällen  sprach  das  geschütz  des  bürgerthums 
auf  ganz  andere  weise,  wie  im  freien  feld.  wie  brachen 
die  gewerke  vor  aus  dem  Ulrichsthor.  W.  Raabe  unseres 
herrgotts  canzlei  2,  12;  die  gewerke  zogen  aus  mit  musik 
und  fahnenschwenken ,  und  die  Schulkinder  folgten, 
mädchen  und  knaben,  und  begrüszten  den  mai.  Th.  Fon- 
tane {Grete  Minde  6)  i,  2,  s.  355. 

b)  der  singular  läszt  sich  in  diesem  bedeutungszusammen- 
hang  zunächst  nur  ganz  vereinzelt  belegen ;  aus  dem  17.  jahrh. 
ist  er  einmal  bezeugt,  und  in  einer  veriuendung,  für  deren 
deutung  sichere  anhaltspunkte  fehlen:  mit  wirtschafften, 
kirchgang,  kindertauff,  rahts-  und  zunfftkosten,  amt,  ge- 
werck  und  gülten,  begräbnissen  .  .  .  bei  reich  und  armen, 
viel  verschwendt  und  verthan  wird.  Wolder  türkischer 
Untergang  (1664)  b^.  gedacht  ist  hier  ivohl  an  die  Zugehörig- 
keit zu  einer  geschlossenen  arbeitsgenossenschaft  und  an 
die  kosten,  die  aus  der  mitgliedschaft  erwachsen,  anders 
grenzt  sich  im  folgenden  —  weit  späteren  —  beispiel  die 
bedeutung  von  gewerk  ab,  wo  es  dem  einfachen  werk  gegen- 
über gestellt  ist.  während  dieses  den  rechtsanspruch  auf 
die  ausübung  einer  thätigkeit  kennzeichnet,  deutet  gewerk 
auf  den  rahmen,  innerhalb  dessen  die  thätigkeit  erfolgt. 
das  einfache  werk  berührt  sich  hier  mit  gewerbe  in  der 
oben  {sp.  5511)  festgelegten  bedeutung  eines  arbeitsrechtes 
und  gewerk  steht  dem  als  collectivbegriff  gegenüber,  der 
die  träger  dieses  rechtes  corporativ  zusammenschlieszt :  so  ein 
handwerksmann  sein  werk  binnen  dieser  stadt  jähr  und 
tag  verfähret,  und  solches  ausser  landes  getrieben,  auch 
dem  gewerke  nicht  gleich  gethan  hat,  der  soll  das  werk 
von  neuem  zu  gewinnen  schuldig  sein,  neu-revidirte  willkür 
der  Stadt  Danzig  (l76l)  65.  in  anderer  richtung  concur- 
riert  mit  gewerbe  {vgl.  oben  sp.  5519)  der  folgende  beleg, 
dem  eben  so  gut  ein  persönlicher  collectivbegriff  als  auch 
ein  nomen  actionis  zu  gründe  gelegt  werden  kann :  wollen 
sie  mich  aber  durchaus  bei  meinem  versprechen  halten, 
so  nehmen  sie  mit  einigen  der  wichtigsten  stellen  vor- 
lieb ,  die  sich  am  leichtesten  durch  worte  ausdrücken 
lassen,  zum  glück  kann  ich  mit  ihnen  kunstmäszig 
sprechen,  denn  sie  sind  mit  vom  gewerke!  M.  Mendels- 
sohn (45.  litteraturbrief)  i,  i  (1844),  s.  546;  sein  nachfolger 
in  der  präfektur,  war  von  gehurt  ein  Araber,  und  folg- 
lich von  Jugend  an  ein  rauher  von  gewerk.  Riemberg 
übers,  v.   Gibbons  gesch.  d.  röm.  reichs  1,  315. 

«)  die  ersten  belege  für  den  collectivbegriff  in  der  bezie- 
hung  auf  Personen  fallen  beim  singular  in  das  2.  drittel  des 
18.  jahrh. ,  sie  weisen  nach  Brandenburg,  allgemeiner  auf 
die  preuszische  kanzleisprache.  bald  gehören  sie  sowohl  dem 
litterarischen  gebrauch  als  auch  den  Wörterbüchern  an. 

l))  wir  . .  .  ordnen  und  wollen  demnach:  .  .  .  dasz  der- 
jenige, welcher  meister  bei  dem  gewerk  . .  .  allhier  werden 
will,  sich  bei  dem  aus  des  magistrats  mittel  dem  ge- 
werke zugeordneten  beisitzer  .  .  .  melden  .  .  .  solle.  Pri- 
vileg des  .  .  .  gewerks  in  Brandenburg  von  1737  bei  Ort- 
LOFF  53 ;  der  gouverneur  - .  .  an  einem  orte,  musz,  mit  Zu- 
ziehung des  magistrats  und  der  bürgerschaft,  gute  feuer- 
anstalten  machen,  damit,  bei  entstehendem  falle,  ein 
jedes  gewerck  wisse,  was  es  dabei  zu  thun  hat.  regle- 
ment  f.  d.  kgl.  preusz.  leichte  infanterie  (1788)  377;  nach 
zurückerhaltener  kundschaft  musz  der  geselle  seine  reise 
sofort  antreten,  wird  er  daran  durch  zufall  verhindert: 
so  musz  er  die  kundschaft  bei  dem  gewerke  anderweit 
niederlegen,  preusz.  allg.  landrecht  ii  8,  393.  394;  bei  der 
aufläge  der  meister  werden  auch  gemeiniglich  die  neuen 
lehrlinge  ins  gewerk  aufgenommen,  und  ...  die  aus- 
gelernten ...  losgesprochen,  und  zum  gesellen  gemacht. 
Jagobsson,  techn.  wb.  l,  81''. 

2))  das  gewerk  .  . .  ein  collectivum,  welches  an  einigen 
orten,  z.  b.  in  der  Mark  Brandenburg,  gebraucht  wird, 
alle  zu  einem  handwerke  gehörigen  meister  eines  ortes  zu 
bezeichnen,  für  zunft,  Innung,  handwerk  Adelung  2,  660 
(als  seltener  gebrauch  wird  ebendort  die  engere  beziehung 
auf  die  gewerke  einer  bergzeche  angemerkt,  ,, wofür  doch 
gewerkschaft  üblicher  ist",  vgl.  dazu  gewerke,  gewerk- 
schaft);  ähnlich  Hederich  prompt,  lat.  l,  1422;  gewerk 
.  .  .  die  zunft,  Innung,  le  corps  de  mAtier,  les  m^itres 
de  l'art  Sgiiwan  (i783)  1,  745*;  gewerk,  zusammenkom- 
mende meisterschaft  der  zunft  Fulda,  versuch  einer 
allg.  teutschen  idiotikensamml.  582 ;  gewerk,  Innung,  zunft 


GEWERK  (2,  persönliches  collectiv)        5640 

Eberhardt  2,  285;  gewerk  .  .  .  collectively  (zunft,  Innung, 
handwerk)  corporation,  guild,  Company  Hilpert  i  464*' 
ähnlich  Lueger  lex.  d.  ges.  techn.  4,  647;  Thiel  4,  428«.  «'. 
zur  mundartlichen  Verbreitung  dieser  bildung  vgl.  auszer 
Adelungs  hinweis  auf  die  Mark  auch  Hehtel  Thüring. 
Sprachschatz  257. 

ß)  gebrauchsformen. 

l))  absoluter  gebrauch:  das  (meisfer) stück  wird  dem 
gewerke  vorgelegt  und  beurtheilt.  (J.  G.  Hoffmann)  das 
interesse  des  menschen  .  .  .  bei  d.  besteh,  zunftverf.  112 ;  da- 
hingegen aber  wird  den  zünftigen  meistern  nicht  ver- 
wehrt, auch  solche  waaren  und  arbeiten  zu  verfertigen, 
welche  dem  gewerk,  wozu  sie  gehören,  zwar  nicht  aus- 
drücklich, doch  aber  auch  nicht  andern  gewerken  bei- 
gelegt sind.  Saalfeldische  allgem.  innungsgesetze  von  1803 
bei  ORTLOFF631;  und  dann  schauet  ins  bürgerleben!  da 
hat  jedes  gewerk,  oft  das  leichteste  seine  jahrelange 
lehrzeit,  seine  fest  und  tief  gewurzelte  gewohnheit  nöthig. 
Guts-Muths,  turnbuch,  einl.  s.  17; 

marktschreiern  gleich  erwerb'  ich  ihre  liebe. 

abschmeicheln  will  ich  mir  ein  jedes  herz, 

und  mit  der  gunst  von  jeglichem  gewerk' 

in  Rom  nach  hause  kommen. 

BENDA  Moers,  des  Shakespeare  {Coriolan  3,  2) 

12, 138  (o/  all  the  trades  in  Borne;  von  jeder 

zunft  gellebt  Schlegel-Tieck); 

ich  dächte ,  man  sollte  die  bürgcrmeister  abwechselnd 
jetzt  aus  dem  einen  gewerk  nehmen  und  jetzt  aus  dem 
andern  .  .  .  und  keiner  sollte  länger  bürgcrmeister  sein, 
als  einen  monat,  damit  nicht  ein  gewerk  mehr  in  flor 
käme  als  das  andere.  Prutz  übers,  d.  Holberg  (der  po- 
litische kanngieszer  2,  3)  1,  35. 

2))  unter  den  Verbindungen,  die  das  Substantiv  eingeht, 
gewähren  die  attributiven  bestimm,ungen  manchen  einblick 
in  das  denken  und  fühlen  des  volkes.  die  substantivischen 
begleiter  dienen  vorzugsweise  der  gliederung  und  erwecken 
socialpolitisches  interesse. 

«))  gäbe  es  ein  besonderes  gewerk,  dessen  erste  bestim- 
mung  und  ganzer  ehrgeiz  es  wäre,  tüchtige  fenster  und 
thüren  zu  verfertigen :  so  wäre  diesem  fühlbaren  mangel 
gewisz  längst  abgeholfen,  eben  dies  gewerk  könnte  dem 
Zimmermann  manche  arbeit  abnehmen.  (J.  G.  Hoffmann) 
das  interesse  des  menschen  .  .  .  bei  d.  besteh,  zunftverf.  71;  in 
der  gesellschaft  erscheint  der  Deutsche  selten  als  mensch, 
d.  h.  als  gesellschafter,  sondern  als  guter  beamter,  pro- 
fessor,  Soldat  .  .  .  daher  gibt  es  keinen  köstlicheren  gesell- 
schafter als  einen  professor,  nämlich  für  professoren;  und 
so  ist  ein  Jurist  einer  der  besten  Unterhalter  für  —  Juristen 
—  und  so  jeder  vor  der  offenen  lade  seines  gewerks. 
Jean  Paul  {nachdämmerungen  f.  Deutschland!)  34,  75;  ehe 
ich  jemals  der  Anna  den  consens  gebe  zur  ehe  mit  einem 
solchen  armseligen  häfner,  und  sie  in  ein  solch  bettel- 
haft, schäbig  gewerk  ziehen  lasse,  eher  will  ich  des 
waibels  stock  mit  dem  weiszen  bettelstabe  vertauschen, 
meines  bruders  kind  soll  in  ein  nobles  glorioses  hand- 
werk heirathen.  ich  aber  erkenne  kein  anderes  als  den 
edlen  soldatenstand.  'E,iG'aY.^D0Kv{jugendliebe)6,%zMüller; 

von  der  landwehr  sollt  ihr  hören, 

auch  von  mir  dem  landwehrmann; 

Schuster  steht  in  hohen  ehren 

welcher  näh'n  und  fechten  kann. 

immer  bleib'  ich  am  gewerke, 

wo  Hans  Sachs  die  lieder  singt, 

Hans  von  Sagan's  heldenstärke 

hoch  die  kreuzesfahne  schwingt. 

M.  V.   Schenkendorf  Königsberg' sehe  wehr- 
Ueder :  Harn  von  Sagan) ; 

subhastationen  konnte  er  voraus  berechnen  wie  die  kalen- 
dermacher  das  wetter;  seine  eigentliche  Spezialität  aber 
waren  die  der  feuerlegung  verdächtigen  windmüller.  die 
liste,  die  er  darüber  führte,  umfaszte  so  ziemlich  das 
ganze  gewerk.  Th.  Fontane  (vor  dem  stürm  7)  i,  l,  s.  63. 
b))  in  der  regel  wird  in  den  groszen  städten  beszre 
waare  geliefert,  wo  das  gewerk  der  kleinschmiede  in 
Schlosser,  groszuhrmacher ,  zeug-,  bohr-,  messer  und 
zirkelschmiede  zerfällt.  (J.  G.  Hoffmann)  das  interesse 
des  menschen  .  .  ,  an  d.  besteh,  zunftverf.  29 ;  das  gewerk 
der  rasch-  und  zeugmacher,  s.  65;  zinngieszergewerk  64; 
das  gewerk  der  sattler  Hilpert  i,  464";  maurer,  zimmer- 
gewerk  Lueger  lex.  d.  ges.  technik  i,  647;  unweit  dieses 
kandelabers  . . .  sitzt  eine  arbeiter-familie,  die  aus  ihrem 


5641     GEWERK  (a,  berUhrung  mit  gewerbo) 

vittorlichcn  haupt ,  einem  schon  etwas  ergrauten  ond, 
wie  Boino  stiefel  besagen ,  dem  maurergewerk  angebO- 
rigor»  manne  . . .  besteht.  Tu.  Munut  J^ri»  und  Loui» 
Napoleon  1,  89;  ich  fUlire  hier  nur  als  beispiel  das  ge 
work  der  klompner  in  Berlin  an,  welches  ans  etwa  800 
besieht,  von  denen  nur  etwa  860  der  innnng  beigetreten 
Bind,  welches  den  beKchlusz  gefaszt  hat,  dasz  niemand 
mehr  lehrlinge  hiiltcn  darf,  als  er  gesellen  hält.  Bis- 
MAncK  {rede  in  der  8.  kammer  1849)  1,  IM  Kohl. 

c)  die  beziehttny  auf  peraonen,  die  die»em  eclUctiv  im 
plural-  in«  im  »ingulargebrawht  anluvet,  wird  im 
jeweiligen  lummmenhang  nalUrlieh  nicht  immer  mit 
gleichem  naehdrurk  festgehalten,  wie  leicht  »ich  diese* 
moment  in  einseinen  bedeuhtngsgruppen  verflüchtigt,  stigt 
dieparaliele  bei  Schwan:  einen  aus  dem  gewerke  stossen, 
ihm  das  handwerk  legen,  exclure  queleun  l,  746*.  eteiwo 
macht  sieh  beim  gebrauch  zahlreicher  composita  von  ge- 
werk  die  eorporative  seile  de»  gewerks  vielfach  weit  weniger 
geltend,  als  die  beruf nthüligkeH,  die  die  gewerksmUgliedsr 
attsilben,  vgl.  gewcrksungclcgcnheiten,  -ehre,  -genösse, 
-lied ,  miKsbrauch,  -Privilegium,  recht,  -»ache,  -strafe, 
-Streitigkeit,  -vortheil,  -zwang, -zweig  u.  o.  so  bereitet  sich 
eine  bedeutungsgemeinachaft  mit  gewerbe  vor;  und  wenn 
diese  auch  im  allgetneingebratich  noch  keine  grossen  fort- 
schritte  gemacht  hat,  so  sind  doch  immerhin  einige  feste 
Verbindungen  von  gewerbe,  vor  allem  eine  reihe  vot^  com- 
positis,  auch  für  gewerk  erschlossen. 

a)  die  beziehung  auf  personen  wird  durch  den  susammen- 
hang  verdunkelt, 

1))  was  handel,  gewerke  und  gewerbe  zusammen  schaffen 
müssen,  bis  ein  gasimahl  gegeben  werden  kann.  Götiib 
(VT.  Meisters  lehrj.  6,  lo)  19,  194;  im  schalten  eines  fried- 
lichen stadtrcginients  gingen  sie  {die  zilnj'te  und  gilden) 
durch  zucht  und  Ordnung  hervor;  die  sinnreichsten  kUnste 
entstanden  aus  handarbeiten,  aus  gewcrkcn,  deren  ge- 
wand  sie,  zumal  disseit  der  Alpen,  nicht  zu  ihrem  scha- 
den, lange  zeit  an  sich  getragen  haben.  Herueh  (tVf«m  i. 
phil.  d.  gesch.  d.  menschh.  80, 6)  4,  831;  in  gegenden,  die  Rom 
nicht  besessen  hatte,  wurden  sie  {die  städte)  Vormauern 
gegen  den  andrang  neuer  barbarcn,  freiatäten  der  menschen, 
dcii  handcls,  der  kUnsto  und  gewerke.  329;  und  da  arbeitet 
denn  der  baumeister  allen  übrigen  kUnstcn  und  gewerken 
vor.  GöT HR  {paralipomena  z.  d.  Schriften  zur  kunst)  49,8, 
*.  870  Weimar;  wie  wimmelnd  und  lebendig  regte  sich 
das  Tolkl  wie  vervielfultigtcn  und  bevölkerten  sich  die 
Städte!  wie  wuchsen  die  kUnste  und  gewerke I  wie 
zogen  handel  und  reichtUmer  weit  durch  das  land  und 
die  mcßre,  Akndt  geist  der  zeit  (1813)  1,  231. 

8))  so  entstand  im  unfriedsamen  staate  aus  eignen 
kräften  der  nation  ein  friedsamer  nützlicher  staat,  durch 
gewerbe,  bündnisse,  gilden  verbunden ;  so  hoben  gewerke 
sich  aus  dem  drückenden  joch  der  leibeigenschaft  empor, 
und  gingen  durch  deutschen  fleisz  und  treue,  zum  theil 
in  künste  über,  mit  denen  man  andre  nationen  beschenkte. 
HEUDEn  ideeti  (ix,  :,)  4,  18&; 

leis  verhallt  der  ISnm  de«  lages, 
die  gewerke  schlummern  ein  .  .  . 

Lbutiiold  ged.,  «.  70,  vgl.  die  belege  für 
gewerb«  (p.  6&S1. 

ß)  das  j>er.<tönliche  moment  wird  ganz  abgestreift .  ge- 
v.erk  tritt  in  die  bedeuttmgsgemeinschaß  von  gewerbe  ilber. 

l))  die  dramatikor  werden  verzeihe  mirs  gottl  noch 
toll,  es  ist  ein  wahres  elend ,  dasz  solches  gesindci  so 
jämmerlichen  kerlen  als  Wittenberg,  Beinhart  u.  s.  w. 
anlasz  geben  musz,  das  gewerk  der  meister  zugleich  mit 
zu  verschreien.  Bühgkr  {an  Boie  \'il%)britfe  1,  s«l;  allein 
sie  sieht  so  wie  ich  ein,  dasz  das  gedieht  selbst  die  arbeit 
eines  lehrjungen  in  dem  löblichen  gewerke  der  verse- 
*  machorei  sei.  G.  v.  Uslar  {an  Bürger  1777),  *.  Bürgers 
briefe  2.  187. 

2)1  bekannt  ists  nehmlich,  dasz  die  Britten  bei  ihren 
gewerken  die  kunst  theilen,  dasz  jener  Uhrfedern  macht, 
dieser  Uhrgehäuse  u.  s.  w.  ...  Herder  {philoaophei  und 
■  ■'  rn-tnerei .  . .  1776)  9,  Ml  Suphan;  Paulsen  besass  mannig- 
I.  i'he  kenntnisse  und  war  dabei  nicht  nur  von  aner- 
kannter tüchtigkeit  in  seinem  eigenen  handwerk,  sondern 
er  hatte  auch  eine  einsieht  in  die  künftige  entwicklung 
der  gewerke  überhaupt.  Storm  {Pole  Poggenspäler)  4,  »7. 


GEWERKE 


5G42 


y)  gewerk  dringt  in  die  festen  Verbindungen  von  ge- 
werbe ein :  in  ländem,  wo  die  freien  leut«,  sie  moobteo 
krieger,  seefahrer,  kaufleute  oder  müazifgftnftr  Min,  e« 
unter  ihrer  würde  hielten,  sich  mit  der  Tiehioobt,  dem 
ackerbau  und  den  gewerken  abzageben.  H.  H.  Cludius 
V.  d.  bei  d.  ndd.  freien  battem  mügl.  u.  nütsL  bädumg 
(1805)  t :  endlich  sin(f  zünftige  meister  auch  berechtiget, 
neben  ihrer  profession  von  unzUaftigen  gewerben  solche, 
die  ex  jure  reali  betrieben  werden  können,  aokertMUi  and 
Viehzucht  und  andere  anbedeatende  gewerbe ...  als  i 
gewerke  zu  betreiben.  Saalfddisehe  tUlgem, 
von  1808  bei  OnTLOPP  Mf ;  so  dasz  also  weder  meister 
anderer  zUnfte,  noch  auch  andere,  als  Soldaten,  ge 
seilen  u.  s.  w.  diese  gewerke  auf  eigene  rechnang  be- 
treiben dürfen,  ebenda  688;  mehrere  band  werke  oder 
technische  gewerke  soll  niemand  so  gMober  leii  be- 
treiben, entwurf  einer  allgem.  d,  ksmdwerker  und  fmetftt- 
ordn.  V.  184M ;  und  zwar  sitzen  znvBrderst  im  linken  een- 
trum  die  Schweiz  mit  den  constitutionellen  Staaten  de« 
alten  reichs,  die  treuherzig,  gutmütig,  mitten  in  ihren 
groszen  nöthen,  gelassen  die  freibeit  treiben,  wie  ein  ehr- 
sames gewerke.  GöHRfna  heil,  allians.s.  ll ;  dadochsclilecbte 
musikanten  ihr  gewerk  als  eine  art  anständiger  l)ettler 
treiben  müssen,  und  da  mancher  gute  maier  schier  ver- 
hungert ist.  Brentano  {der  philister  vor,  in  und  nach 
der  geschiehte)  8,  78  Morris. 

GEWERKDIENER,  m.,  s.  gewerkendiener. 

GEWKRKE.  GEWERK,  m.,  derfuncHon  nach  ein  nomen 
agentis  ru  werk  {s.  d.),für  dessen  büdungsweise  und  deutumg 
mehrfache  erldärungen  möglieh  sind,  vor  allmn  ist  hervor- 
zuheben, dost  teir  es  mit  $wei  hat^ptformem  tu  Ami  habe», 
einer  richtung,  die  die  bergmmnnaepraA»  behemdki,  umd 
einer  anderen,  die  sieh  durch  dm  aUgemetnem  »prmA- 
gebrauch  sieht,  in  der  Sondersprache  des  bergbauet  laitem 
schon  die  ältesten  belege,  die  freilich  spät  f allen  {vgL 
wb.  8,  Wfi,  Lexer  1, 987)  die  active  thätigkeit  an  dem 
agentis  suriicktreten.  gewerke  ist  nidit  so  sehr  einer,  der 
an  einem  werk  arbeitet,  oder  der  etwas  ins  werk  seist,  als 
vielmehr  einer,  der  an  einem  werk  betheiligt  ist.  gewerke 
ist  der  theühaber  an  einem  werk,  einem  bergwerk.  —  eine 
bedeutung,  die  später  noch  kräftiger  durch  mitge werke 
ausgedrückt  wird,  bei  dem  bergmännischen  gewerke  liegt 
also  das  Schwergewicht  der  bedeutung  auf  dem  soeiaHven 
moment,  das  vielleicht  in  dem  präßx  zur  geltung  kommt. 

gans  anders  in  dem  allgemeineren  gebrauch  von  ge- 
werke ,  wie  dieser  namentlich  in  der  Verwaltungssprache 
des  14.  bis  16.  jahrh. ,  vor  allem  in  Zeugnissen  aus  dem 
wirthschaftsleben  der  städte,  übermittdt  teird.  hier  liegt 
der  Schwerpunkt  auf  dem  nomen  agentis  werke:  der  ge- 
werke ist  activ  thätig,  durch  seine  arbeit  seist  er  etwas 
ins  tcerk;  das  präfix  ge,  das  auf  einen  anschluei  o»  ge- 
nossen weist,  giebt  dem  bedeutungsgehalt  wol  die  tnttekiir 
dende  richtung,  aber  et  schöpft  ihn  nicht  aus,  wie  bei  ge- 
selle, gehülfe  {eine  vereinselte  ausnähme  s.  unter  i,  a,  y). 

dieser  gegensats  des  bergmUlnnisehen  gebrauche  von  ge- 
werke gegen  den  allgemeineren  begriff  eines  mitarbeitere 
läset  eich  an  der  hand  des  einschlägigen  materiate  nicht 
auf  einen  gemeinsamen  ausgangspunet  der  bedeuiungsent- 
iricklung  surücl^ühren ;  das  erste  deutet  eher  darauf  hin, 
dasz  hier  eine  engere  eu^Anung  an  werk  >■  berfwerk  «lu«»- 
nehmen  ist.  jedet^aUt  müssen  beide  ftbrmudtßftnMM  §t- 
trennt  betrachtet  werdm,  um  tnoU  dtu,  viat  fikr  dit  «sne 
^iV^.  der  andern  unttmAtift  mt^fimtmafm;  dam  bttm- 
ßttssungen  stat^anden,  ist  aadmmteitt  asatk  ntelU  eiwi 
leugnen  {s.  u.). 

l)  die  unpassende  bede%ttung  mitarbeiter  und  ihre  ver- 
engung  in  der  eorporativesk  ftttklmtsnktit  dt»  aUdtitchen 
urirthschaftriebens. 

a)  den  deutschen  belegen  für  gewerke  fsftm  amdtn  ähn- 
liche bildungen  voraus,  die  die  allgemteineteunduw^fiutemdttt 
bedeutung  zur  geliung  brimgtn. 

a)  der  bedeutungt^hsUt  det  gotischen  gawaorsiwa  su 
waurstw  {vgl.  oben  sp.  S6SS)  wird  nach  dieser  riehlbAnig 
namentlich  durch  die  paralMstellen  der  tßäteitn  bibd- 
übersetiung  blosgelegt:  ei  na  jah  jas  nfhaajgai|>  |>aim 
swaleikaim  jah  allaim  t>aim  gawaurstwam  jah  arbaid- 
jandam  Ui.pilas  1  Kor.  16,  16  (den  in  diser  weiz  und 
aim  ieglichen  encxamt  wirkenden   und  den  arhaitenden 

354» 


5643 


GE WERKE  (1,  ==  mitarbeiter) 


GEWERKE  (1,  =  mitarbeiter) 


5644 


cod.  Tepl.;  allen  die  mitwircken  und  erbeiten  Luther); 
bro|)ar  jah  gawaurstwan  Ulfilas  Philipp.  2,  25  (bruder 
und  enczamt  werker  {cod.  Tepl),  gehülffe  Luther);  saei 
ist  gaman  mein  jah  gawaurstwa  Ulfilas  2  Kor.  8,  23 
(der  da  ist  mein  gesell  und  ain  helfer  cod.  Tepl.;  mein 
geselle  und  gehülffe  Luther)  u.  a. 

ß)  durch  die  althochdeutschen  bilcRingen  ist  nur  die  func- 
tion  des  nomen  agentis  gedeckt,  zur  entfaltung  des  sedativen 
momentes  lag  anscheinend  kein  anlasz  vor,  vgl.:  wurcho 
operarius  (eitarwurcho ,  steinwurcho)  Graff  1,  974;  vgl. 
meterwurchen ,  musae.  ebenda;  vgl.  wurchto  operarius, 
ebenda  (ubilwurchto,  leimwurchto,  wurchta).  anders  das 
angelsächsische;  vgl.  geweorhta  Bosworth-Toller  466*; 
vgl.  ebendort  auch  gewyrchta. 

y)  im  Zusammenhang  mit  diesen  bildungen  mag  auch 
eine  eigenartige  verivendung  von  gewerke  erwähnt  werden, 
für  die  nur  ein  einziger  beleg  (aus  einer  späteren  hand- 
schrift  zum  Sachsenspiegel)  Zeugnis  giebt.  das  mit  dem 
präfix  ge  eingeführte  sociative  moment  hat  hier  den 
ganzen  bedeutungsgehalt  des  wortes  in  sich  aufgesogen: 
verspilt  aber  ein  man  sin  gut  oder  verhüret  erz  oder 
verguftet  erz  mit  gift  oder  mit  kost,  da  sine  brüdere, 
oder  die  ir  gut  mit  ime  gemeine  habn,  nicht  züphlicht 
en  habn,  der  schade  den  her  dar  an  nimet,  sal  sines 
eines  sin,  und  nicht  siner  brüdere  noch  siner  gewerken, 
die  ir  gut  mit  inne  gemeine  haben.  Sachsenspiegel  l,  12 
Weiske- Hildebrand  {in  den  andern  handschr.:  geverden, 
gefährten).  in  diesem  einzigen  belege,  in  dem  gewerke 
auszerhalb  des  rahmens  der  bergmannssprache  dem  allge- 
meinen begriffe  geselle  nahe  kommt,  kann  man  versticht 
sein,  den  ausgangspunkt  für  den  sondergebrauch  des  berg- 
männischen gewerke  zu  erblicken,  in  ivirklichkeit  aber 
dürfte  es  sich  gerade  hier  um  eine  secundäre  entwicklung 
handeln,  die  viel  eher  aus  dem  einflusz  der  bergmanns- 
sprache zu  erklären  ist. 

b)  der  hauptgebrauch  des  Substantivs  gehört  der  Verwal- 
tungssprache des  14.  bis  16.  jahrh.  an.  bevorzugt  bis  zur 
ausschlieszlichkeit  ist  der  plural,  der  namentlich  in  formen 
belegt  ist,  die  die  schwache  ßeooion,  der  das  Substantiv  an- 
gehört, nicht  gegen  die  starke  differenzieren. 

a)  der  plural  begünstigt,  wie  oben  erwähnt,  die  entwick- 
lung des  collectivbegriffes;  in  einer  bestimmten  formet,  in  der 
das  Substantiv  am  häufigsten  erscheint,  dringt  später  das 
collectiv  handwerk  an  die  stelle,  im  plural  wird  nun  die 
mehrheit  der  berufsgenossen  bald  dem  einzelnen  gleichgeord- 
neten, bald  einem  übergeordneten  entgegengestellt,  die  ab- 
grenzung  gegen  auszenstehende  ist  seltener,  die  beiden 
ersterwähnten  momente  kommen  manchmal  neben  einan- 
der zum  ausdruck:  unde  welch  man  sich  herin  halden 
wil  vonme  lande  oder  von  anderen  stetin  unde  backen 
wol  veile,  der  muz  alrest  die  innunge  unde  sin  werc 
gewinnen  mit  den  beckeren  und  muz  geben  ein  pfunt; 
des  sal  daz  dritte  teil  dem  obirsten  voite  und  daz  andere 
dritte  teil  den  bürgeren  unde  daz  dritte  teil  den  gewerken. 
unde  zwene  meistere  sullen  si  haben;  di  sullen  .  .  . 
rechten  kouf  haben  unde  ir  gewerken  rechte  meistern 
a,n  allen  sachen,  daz  zu  backwerke  gebort.  Freiberger 
stadtrecht  241  Ermisch. 

l))  das  erste  moment,  die  gegenüberstellung  des  einzelnen 
gegen  die  ihm  gleichgeordneten,  findet  sich  vor  allem  in  den 
bestimmungen  über  die  au fnahmeg eider  und  über  etwaige 
buszen  während  der  Zugehörigkeit  zur  zunft:  die  schu- 
worchten  unde  di  gerewer  haben  ouch  eine  innunge  mit 
einander  hi  in  der  stat,  also  dag  nimant  gerewen  noch 
schuwerc  wirken  sal,  he  habe  ir  innunge  gewunnen  mit 
eime  halben  pfunde;  der  geburn  vumf  Schillinge  den 
bürgeren  unde  vumf  Schillinge  den  gewerken.  unde 
welchis  meistirs  sun  sin  werc  gewinnen  wil,  der  gibet 
niwan  vumf  Schillinge,  di  sint  halp  der  burger  unde  halp 
der  gewerken.  Freiberger  stadtrecht  248,  ähnlich  249.  250 ; 
wi  wollen  ouch ,  dag  di  tüchmachgre  di  tüch  schullen 
schere  nach  deme  mäze,  dag  in  der  rät  gegeben  hat; 
swer  des  niht  entüt,  der  shol  der  stat  vumf  Schillinge 
geben  und  sinen  gewerken  vumve.  bischöfi.  satz.  f.  Zeitz 
(14.  jahrh.)  1,  108  Bech,  s.  8;  di  czwelf  grose  geburn  den 
bürgern  und  di  czwei  phfund  wachsez  geburn  den  gewerken 
uf  deme  hantwerke,  innungsart.  der  wollenweber  {iBbOff.) 
bei  Ermisch  a.  a.  o.  276;  dazu  vgl. :  und  mit  czwein  phfunden 


wachzig,  di  geburn  deme  hantwerke,  innungsart.  d.  schmiede 
{um  1380)  bei  Ermisch279 ,  ebenso  i.  d.  innungsart.  derböttcher 
{um  1450),  s.  285  U7id  in  den  innungsart.  der  senseiischmiede 
um  1465,  ebenda,  s.  288.  eine  andere  seite  des  kollegialen 
Verhältnisses  beleuchtet  das  folgende:  were  aber  das  unser 
burger  keiner,  sehuster  ader  ein  ander  man,  gar  ledcr 
bei  techernn  inn  unserme  iarmarckte  kouffte,  das  sali 
er  selber  vorarbeiten  unnd  nicht  allentzen  andern  seinen 
gewerken  vorköuffenn  ader  sal  is  forthin  wegfuren  usz 
unser  stat  unnd  vorkouffen  nach  seinem  willen,  vertrag 
zwischen  d.  Leipziger  gerbern  u.  Schuhmachern  von  1880 
bei  Posern-Klett  l,  47. 

2))  aber  auch  dem,  Vorsteher  werden  die  zunftmitglieder 
als  gewerken  gegenübergestellt,  und  hier  ist  wol  haupt- 
sächlich der  anlasz  für  die  entwicklung  des  collectivbegriffes 
zu  suchen,  der  in  gewerk,  gewerkschaft  ^it  tage  tritt:  wir 
ratzlute  unnd  gesworenen  der  [stat  zcu]  Liptzk  aller 
dreier  rethe  bekennen  öffentlich,  dass  die  erbarn  Jacob 
Meinhardt  der  gerbermeister  mit  allen  seinen  gewercken 
an  der  einen  selten  unnd  der  bescheidenn  Titze  Hersfelt 
der  schustermeister  mit  allen  seinen  gewercken  auch 
unser  mitburger  an  der  andern  selten  ...  uff  uns  gegangen 
sind  und  wir  sie  .  .  .  voreinet  gesunet  und  gescheidenn 
haben.  Leipziger  Urkunde  von  1380  bei  Posern  Klett  1,  iT, 
24  gr.  Nickil  Roder  der  vleischouwere  meister  und  zcwene 
von  den  viren  alse  Heinrich  Thime  und  Peter  Kremer  dede- 
runt  pro  pena  umme  des  willen,  daz  si  iren  gewerken  habin 
gestad  unfertig  fleisch  zcu  habene.  Pegauer  stadtbuch  von 
1413,  s.  e**;  wir  Philips  von  gots  gnaden  pfaltzgrave  bi  Rine 
etc.  embiten  allen  meistern  und  gewercken  keszler-hant- 
wergs  in  dem  zink  zu  Franken  zu  samen  geboren  .  .  . 
das  .  .  .  urk.  v.  1477,  s.  zeitschr.  f.  gesch.  d.   Oberrh.  2,  8. 

j3)  der  singular  ist  hier  nur  bei  Matthesius  belegt,  der 
gewerke  stets  mit  beziehung  auf  den  bergbau  gebraucht 
und  das  gleiche  auch  wol  beim  folgenden  im  äuge  hat: 
ich  soll  hie  auch  S.  Joachim  und  seinem  enigklein  zu 
ehren,  einer  tröstlichen  historien  erwehnen,  die  ich  von 
einem  frembden  gewercken  inn  meiner  schul  vor  24  jaren 
gehöret    Sarepta  18»  . 

c)  in  der  neueren  spräche  lebt  diese  allgemeinere  bedeu- 
fung  von  gewerke  mehr  unter  der  oberfiäche  fort,  noch 
in  neuester  zeit  taucht  die  bezeichnung  hofgewerke  im  Wei- 
marischen hofzeremoniell  auf:  von  12  hofgewe'rken  und  12 
Unteroffizieren  wurde  der  sarg  getragen.  Zeitungsbericht 
über  die  leichenfeier  des  groszherzogs  Carl  Alexander  von 
Weimar  1901.  damit  stimmen  auch  mundartliche  gebrauchs- 
formen  überein.  litterarisch  dagegen  ist  diese  bedeutung, 
soweit  sie  bei  dem,  mangel  an  formellen  anhaltspunkten 
gegen  das  collectiv  {sp.  5G37ff.)  sicher  gestellt  tverden  kann, 
nur  spärlich  belegt,  mehrfach  erscheint  sie  bei  Göthe,  der 
das  bergmännische  gewerke  jedoch  häufiger  verwendet,  die 
Wörterbücher  begnügen  sich  fast  ausschlieszlich  mit  der 
hervorhebung  des  bergmannsausdrucks. 

a)  litterarische  belege : 

er  (Äneas)  stand  bei  seinen  gewerken, 
und  liesz  legen  den  grund  zu  neuen  pallästen  und  thürmen, 

Bürger  Dido  291 ; 
drum  lob  den  architekten,  deren  sinn  und  kraft, 
auch  den  gewerken,  deren  band  es  ausgeführt! 

Göthe  (wa«  wir  bringen  16)  11,  303; 

laszt  uns,  nach  begangenem  heutigen  feste,  unsere  arbeit 
sogleich  fördern,  damit  keiner  von  den  gewerken,  die  auf 
unserm  gründe  fortarbeiten,  zu  feiern  brauche,  dasz 
der  bau  eilig  in  die  höhe  steige  und  vollendet  werde. 
{Wahlverwandtschaften  1,  9)  17,  100. 

nicht  begehrt,  dasz  ich  das  beer  verlassen  soll, 
vergleichen  mich  mit  den  gewerken  Roms. 
Benda  übersetz.  Shakespeares  (Cori.olan  5,  3)  12,  213 
(mit   den  handarbeilern  Roms  Schlegel -Tieck, 
witfi  Romes  mechanics) ; 
bittet  den  herrn,  dasz  er  gebe  den  segen 
allen  gewerken  in  Stadt  und  in  land, 
die  den  verband 
hegen  und  pflegen : 

aber  den  sicheren  grundstein  zu  legen, 
segn'  er  uns  zwiefach  die  säende  band. 

Rückert  (erntelied)  1, 195 ; 
doch  leider  war  der  frommen  Christenheit, 
die  dieses  werk  betrieb,  das  geld  nun  ausgegangen, 
es  stockte  schnell  der  baugewerken  lohn: 
so  schnell  auch  ihre  lust,  zu  hämmern  und  zu  bauen. 

Langbein  {der  kirchenbau  in  Aachen)  2  (1835),  136. 


5645      GEWERKE  (3,  thrilhaber  am  bergtoerk) 

ff)  teugnUM  der  wörterbikhmt  fOr  die  allgtmeinert  Be- 
deutung neben  der  engeren  Verwendung  der  bergmanne- 
spräche:  gewcrken,  heissen  auch  unlerweilen  allerhand 
hnndworoker,  inBonderheit  aber  die  bauTervtttndigcii, 
daher  heisat  denn  auch  etwas  von  den  gewerckcn 
besichtigen  lassen,  soviel  als  von  maurem  und  zimmcr 
leuten  in  augenschein  nehmen,  und  ihr  gutachtcn 
darUbor  ortheilen  lassen.  Ciiomei.  4,  iMS;  gewerko,  a 
workman,  [in  mxning]  .  .  .  eopartner  or  eoproprieior  of 
a  mine.  Hii.I'kiit  i,  464*;  der  gework  . . .  eine  person,  die 
ein  werk,  ein»  arboit  verrichtet.  Im  bergbaue  ist  ••  ge- 
wölinlich  von  dunj(<nigen  porsonen ,  auf  deren  gemein- 
■charUiche  kosten  eine  zeche  gcbauot  wird.  (1\mpf.  9,  86>*. 
fiMAr  heaehtung  wird  hier  der  jüngeren  bildung  gewerker 
(«.  d.)  geac/ienkt,  die  an  der  allymrineren  bedeutung  da» 
fwmen  agentie  stärker  zum  austlruck  bringt,  dem  gegen- 
über halten  niederdeutsche  mundarten  gerade  in  dieser  Be- 
deutung Mähe  an  der  form  go werke  fest:  jowärke,  ein 
einzelner  einer  ganzen  geworkscliaft.  Jbcht  Mansfelder 
mundart  48. 

«)  der  sondergebrauch  in  der  bergmannssprache :  gewerko, 
theilhaber  an  einem  werk,  in  den  ältesten  Urkunden 
sind  formen  ohne  partikel  belegt,  die  jedoch  keine  anhalte- 
punkte  für  eine  wesentliche  Verschiedenheit  der  bedeutnng 
gegenüber  der  späteren  form  mit  präjix  ergefjen:  daf/it 
tibi  (episcopo)  duo  Uilenta  der  worho.  bergvertrag  bischof 
Albrechts  v.  Trient  von  1208  bei  Spkhoes  Tirol,  bergxcerks- 
gesch..  s.  868  {vgl.  Veitii  s.  841);  in  anderen  Triedentiner 
Urkunden  gleicher  seit  ist  die  form  latinisiert:  wcrcus, 
qui  habet  partem  ad  montem  Argenterie  .  .  .  omnes  werchl 
s.  878.  aus  »päterer  zeit  bieten  niederdetit.vche  brrgordnungen 
belege  für  einfaches  werke,  warke  mit  der  vollen  bedeutung 
des  schriftmii.izigen  Wortes. 

a)  bedeutung.tfestatellung. 

a)  die  iUtesten  belege  fallen  in  das  18.  jahrh. ,  im 
Übergang  zum  u.  jahrh.  gewerke  ist  hier  nirgends  in 
einem  tusammenliange  bezeugt,  der  die  eigentliche  arbeit  im 
bergicerk  kennzeichnet,  vielmehr  da,  wo  es  sich  um  die 
geltendmachung  von  rechtsansprüchen  und  geldinteressen 
handelt,  so  sind  im  ältesten  bergrecht  von  Iglau  (13.  jahrh., 
herausgeg.  von  Totnasehek)  für  diejenigen,  die  die  arbeit 
verrichten,  bald  allgemeinfire  bezeichnungen  (ist  da:^  hain 
perchleutc  neben  einander  arbeiten  s.  16)  bald  speeiel lere  (er 
sei  hutman ,  steiger  oder  cimerman,  s.  17,  t-i^^  ai<eA  das 
beliebte  hiluer,  iehenliäuer  u.  o.  unter  b)  verwendet;  das 
wort  gewerko  erscheint  immer  in  einem  zusammenhange,  der 
das  besitzrecht  betritt:  wer  darinne  arbait  obe  dem  wazzer, 
der  ir.ucz  daz  tuen  mit  willen  des  stoUens  und  seiner  ge 
werken,  s.  ll;  kain  urbarer  oder  kein  loiher  hat  den  gc- 
walt,  daz  er  auf  kuinen  erbstollcn  . . .  geseczen  muge  einen 
perchmaistcr,  oder  einen  smid,  oder  einen  steiger  ftne  der 
gowerclicn  willen,  s.  ist«,  o.;  diso  gewcrken  nement  einen 
perchmeistor,  wen  si  wellen,  also,  daz  dersclb  seit  mit  in 
habe  zum  minnisten  ein  zwei  und  drcizipst  teil.  *.  14. 
das  gleiche  gilt  für  das  Schemnizer  bergrecht  (c.  1800;  *. 
Wknzei,,  Wiener  Jahrbücher  d.  litt.  104,  ameigebl.  16):  das 
in  einem  perge  .  . .  ertzt  fundcn  wirt,  do  mon  on  zweiflt, 
ob  es  aus  derselben  lehnmas  sai  oder  darinn,  und  baidcn- 
halp  ein  krieg  under  den  gewerken  ist,  wer  das  erst  be- 
halden  sol.  §  5;  arbeit  iemands  in  einem  stoUen  . . .  was 
(er)  mit  einer  kragn  oder  keilhawn  under  sich  gehaun 
mag,  das  gehört  on  seinen  nutz,  oder  die  gewcrknn  des- 
selbignn  lehcns  nutz  und  denselbignn  stollnn  mitsnmb 
im  idoch,  so  behellt  er  doch  das  virde  tail  der  samkorn 
zu  seine  stolln.  ebenda;  ähnlieh  §  15. 

ß)  deutlicher  grenzt  sich  der  begriff  von  gewerke  ab  in 
der  erzählung  vom  feldbauer  aus  dem  U.  jahrh.  {hrsg.  ron 
PFElFFEn,  Germania  l.)-.  ein  mann,  der  etwas  vom  berg- 
werke  versteht,  selbst  aber  mehr  Unternehmer  als  arbeiter 
ist  (ich  bete  kneiite  drin  gesant  und  hieben  selbe  mit 
miner  hant  439^.),  läszt  sich  mit  einer  strecke  zum  streck 
bergmännischer  attsbetttung  beleihen  (dö  ich  zuo  dem  löner 
gienc,  unt  den  selben  ganc  enpfienc,  dö  tet  er  als  ein 
frumer  man  und  hiej  mich  zehant  schriben  an  67/"). 
da  seine  mittel  «cA  aber  erschöpfen  und  vor  allem  nicht 
dazu  ausreichen,  die  ganze  strecke  tu  beicältigen,  trendet 
ersieh  an  einen  tcohlhabenden  xtnd  sticht  diesen  zu  überreden, 
n^it  gdd   sich  tu  betheiligen   (noch  h&n  ich  eine  ganze 


GEWERKE  («,  theilhaber  am  bergtoerk)     5646 

■chiht ,  der  mag  ich  leider  gebfiwen  nibt  .  . .  weit  Ir 
w&gen  d&  mit  mir  .  . .  unt  d^  ir  mir  kämet  ze  ttaten 
underwilen  mit  Pfenningen  undo  ouch  mit  andern  dingen 
sd  müge  wir  dester  bas  gebOwen  itß.).  der  gddmann 
willigt  ein,  er  wird  theilhaber  mm  4er  tekieht  itttd  teird  von 
den  andern  sofort  als  guelh  anftepivehen : 
zehant  bie;  er  aleb  gMell« 


und  sprscb  'beneh 

iwor  kMl,  ich  noos  Af  ien  berat 
UHMf  arb«it  und  uiuwr  wwe 
das  >lt  a<l«i(  Mint  4A  aider.  M/. 
den  fortgang  der  arbeiten  kann  der  geUwmnn,  dar  vom 
bergbau  nichts  versteht  (suocht  iu  einen  Mideni  gMellen. 
der  mit  iu  könne  beatoUen  ond  mit  in  in  die  gneha 
varn  in&ff.),  nicht  eontrotieren.  er  verUsrt  itmmatk  aU 
das  geld,  das  er  immer  urieder  tiigieÜ.  denn  der  Unter- 
nehmer weist  jedesmal,  trenn  er  gdd  braucM,  eins  trüfS' 
rieche  neue  hoffnung  tu  erwecken  oder  den  /rund  atis- 
zttspielen,  tcenn  er  jetzt  nichts  mehr  beisteuere,  sei  das 
ganze  aufgetcendete  eapital  verloren,  tweimal  in  diesem 
Zusammenhang  wird  attch  das  wort  gewerite  gsbrauekt. 
aus  dem  ersten  beleg  lästt  sieh  für  die  bsdsutung  wenig 
schliesxen :       an  dem  Abende  epAte 

•int  die  fowerken  worden  z«  rite, 

•i  wollet)  sinken  ein  ribten  echacht,  864. 

dagegen  erhellt  aus  dem  folgenden  eins  bestimsute  ein- 
gegrenste  bedeutung: 

■6  kleit  er  den  gewerken  aJlts 

diu  fniobe  wvre  In  ferallen. 

dar  zuo  muoet  er  (immer  haben, 

•was  wir  im  dA  bin  (cfAbeo 

da;  was  alles  samt  rerlom.  SSS. 

gewerke  ist  hier  der  geldmann,  der  sieh  mit  eapital  an 
einem  bergicerksuntemehmen  hetheiligt,  um  je  nach  dem 
ertrag  seine  auslage  vertinst  tu  sehen  oder  tu  verlieren, 
in  dieser  bestimmten  riehtung  wird  gewerke  auch  innerhalb 
der  bergordntmgen  und  der  entsprechenden  litieratur  des  14. 
bis  17.  jahrh.  gebraucht,  wenn  auch  natürlich  je  nach  dem 
susammenhang  abschxcächungen  in  der  bestimmtheit  dieser 
bedetitung  bemerkbar  teerden. 

b)  gebrauch  in  der  litteratur  des  14.  bis  il.  jahrh. 

a)  den  mittelalterlichen  rechtsverhältnissen  entsprechend 
vollzieht  sich  die  betheiligung  der  gewerken  in  den  formen 
des  lehnrechtes,  demgemäst  ist  das  wort  vor  allem  in 
solchen  zusammenhängen  angeführt,  in  denen  die  leihe 
abgegrenzt  und  abgesti^ft  erscheint. 

1))  die  gewcrken  von  den  leben  ...  die  die  lebenschefle 
vorbas  gelihen  haben,  die  schullen  den  lehcnhowem,  den 
sie  gelihen  han,  rat  tun  an  leder,  an  seilen  und  an  andern 
dingen,  die  ...  an  euermo  priefe  gescribcn  sint.  schaffen- 
Spruch  von  Iglau  {H.  jahrh.)  Tomaschek,  s.  31;  die  lehen- 
hower,  die  lehenschaft  von  den  gewcrken  . . .  enpfangen, 
die  schullen  aigenschaft  geben  den  stollenmaistcm  und 
auch  den  gewerken,  von  den  sie  die  Ichenschefte  en- 
pfangen haben.  *.  81 ;  wir  Friderich  etc.  t)ekcnnen  .  . .  dai 
für  uns  erscliinen  sind  unser  lieber  besundom  Hans  Cluge. 
bergkmeister  von  Fryberg  und  meister  Yyt  smcltzer  von 
Goszlar,  und  uns  gcbetten,  das  wir  ine  und  iren  gewerken, 
die  sie  icz  haben  und  noch  zu  ine  komen  mögen  in 
künftigen  zitten,  wie  die  dan  namen  han  oder  gewinnen 
.  .  .  etlich  bergwerg  .  .  .  verüben  wellen,  tirir.  von  w^t 
(*.  teitschr.  f.  gesch.  d.  Oöerrh.  1, 16) ;  diejenigen  gewerken 
so  unsem  vorfahren  oder  gewcsten  vizdomben  belehenle 
willder  haben,  die  sollen  ir  pranthoU  autz  denselben  zur 
notturft  hacken  lassen,  bambergisdke  waldordnung  (U06\ 
s.  österr.  iceisth.  6,  418;  anno  isei  sind  zwene  brüder,  die 
ScifTarth  von  Marienberg  . .  .  dahin  gekommen  and  haben 
daselbst  gesotten  und  . . .  ein  kaufTniann  .  .  .  und  haben 
diese  drei  solch  aliaun  bergkwerck  von  andern  alten 
herm  und  gewercken  zinsxweis  (oder  wie  man  sagt)  zur 
lehnschafft  angenommen  auff  10  jähr  lang,  und  gaben 
den  gewercken  von  jederm  centner  .  .  .  S  thiüer  zinss. 
TiiURNBissBR  ffui^na  alrhimia  (1588)  1,70;  dieses  {dasberg- 
werk)  ist  den  8.  januarii  anno  167S  . .  .  vermittelst  David 
Langern,  als  lehentrSgem,  etzlichen  gewercken  in  der 
Stadt  Nürnberg  verliehen.  (Kirciiuaibr)  inst.  met.  wohl- 
gemeintes bedettken  101. 

8))  die  abstt{fungen  in  sddkem  ttkenaverkältn is  kommen 
vor  allem  in  der  lateinisch  abg^fmssten  Kut^nberger  berg- 
Ordnung   könig  Wensels  aus  dem  jähre  1300  tur  geUung, 


5647 


GEWERKE  (2,  Unternehmer) 


GEWERKE  (2,  Unternehmer) 


5648 


deren  deutsche  Übersetzung  1616  loieder  aufgelegt  wurde-, 
sunt  postea  coloni  principales,  qui  vulgariter  gewerken 
dicunfur,  et  secundari,  et  tertii,  et  deinceps  qui  vulgariter 
lehenheuer  dicuntur,  ad  quos  lucrum  et  dampnum  illarum 
argenti  fodinarum,  quas  excolunt,  principaliter  dinoscitur 
pertinere.  lateinische  fassung,  s.  1,  vgl.  Veith  239;  dazu 
vgl.  in  der  deutschen  fassung  den  abschnitt  de  colonis 
(l,  13)  von  den  gewerken  {vgl.  coloni  fiscales  bei  Du  Gange 
2, 414):  die  gewercken  seind  mancherlei,  die  ersten,  andern, 
dritten  und  so  fortan;  die  ersten  und  fürnembsten  nennet 
man  hauptgewercken,  das  seind  die,  so  die  berge,  fund- 
gruben,  lehn  und  stölln  zu  bawen  von  den  urbürern  in 
lehn  empfangen,  die  andern  aber  seind  die,  welche  von 
den  ersten  haubtgewercken  lehnschafften,  lehn  und  örter 
zu  bawen  annemen  und  diese  nennet  man  lehnheuer, 
die  dritten  seind  die,  so  von  den  lehnheuern  wiederumb 
.  .  .  lehnschafTten  annemen  und  also  fortan,  die  mögen 
afftcrgewercken  genennet  werden,  diese  gewercken  alle 
haben  ihren  namen  von  stetten  würcken  und  bawen^ 
dasz  sie  in  den  bürgen  treiben,  darvon  wir  hernach  von 
lehnschafften  mehr  und  klärer  sagen  wollen,  s.  56;  item 
in  einer  ietzlichen  gruben  werden  lehnschafften ,  wann 
die  gewercken  in  ihren  schachten  so  viel  feldes  ver- 
fahren, dasg  es  ihnen  auch  schwer  sein  will,  auff  ihren 
Unkosten  alles  zu  bawen ,  und  derowegen  des  besten 
feldes ,  so  viel  ihnen  beliebet ,  daraus  erwehlen ,  selbst 
zu  bawen,  das  übrige  aber  umb  den  vierten  theil  des 
uberlaufifs  unnd  gewins  ...  zu  lehnschafften  hinweg  lassen. 

(3,  1),   S.  111. 

ß)  dieser  abstufung  der  gewerken,  je  nachdem  sie  die 
leihe  aus  erster,  ziceiter,  dritter  hand  genommen  haben 
(hauptgewerken ,  aftergewerken),  entspricht  auch  die  Stel- 
lung des  gewerken  in  dem  gegensatz  von  Unternehmer  und 
arbeiter.  wenn  der  gewerke  vielleicht  in  den  primitivsten 
Verhältnissen  des  bergbaues  beide  formen  der  bethätigung 
in  sich  vereinigte,  gewerke  und  hau  er  war,  so  trifft  dies 
in  der  entwickelten  periode  höcJistens  noch  für  die  zu  unterst 
abgestufte  gruppe  der  gewerken,  die  lehenhäuer  zu.  vgl.  : 
so  sollen  die  Verleiher  der  lehnschafften  den  lehnheuern, 
obberürter  gestalt,  mit  seilen  und  leder  Vorsehung  thun. 
dann  wo  einer  mit  gemessen  wil,  da  ist  er  auch  schuldig 
die  bürde  und  unkost  mit  zutragen.  Kuttenberger  Ord- 
nung, deutsche  fassung  (3,  l)  117. 

l))  im  allgemeinen  werden  die  gewerken  den  arbeitern 
als  auftraggeber  entgegengesetzt:  das  ein  iklich  gemes- 
sener perk  schol  sechzen  hofstette  frei  haben  .  .  .  und 
die  gewerken  mugen  aus  den  sechzen  hofsteten  eine  oder 
zwei  oder  mer  zu  fleischpenken  oder  zu  protpenken  oder 
eine  padstuben  machen,  schöffensprüche  v.  Iglau  (14.  jahrh.) 
Tomaschek,  s.  66;  dasselbe  wasser  verdingeten  die  ge- 
werken zu  zihen  über  heilige  tag  und  do  die  arbaiter 
nach  den  heiligen  tagen  zu  der  gruben  warten  und  wolten 
wasser  haben,  gezogen ,  do  was  das  wasser  verswonden. 
s.  26;  bei  solcher  zusammenkunfft  («.  gewerkentag)  sollen 
sie  gewerken  auch  erwehlen,  welche  an  stadt  ihrer  der 
gewerken  und  an  welchem  tag  einfahren  mögen ,  damit 
niht  allwegen  die  last  auff  etlichen  gewerken  allein  liege, 
auch  kein  gewisser  und  bestimbter  tag  . .  .  zum  einfaren 
fürgenommen  .  .  .  werden,  reformation  für  Schlackenwald 
(1584),  bei  Schmidt,  österr.  bergges.  i,  3  s.  389;  trüge  sichs  zu, 
dasz  arbeiter  in  der  gruben  oder  an  ander  der  gewercken 
arbeit  an  gliedmassen,  arm  oder  bein  brächen  ...  so  sol 
dem  arbeiter  von  derselbigen  zechen,  das  artzgeldt  und 
vier  Wochen  das  lohn  folgen,  zinnbergicerksordnung  Fer- 
dinands I.  (gedruckt  1616) ,  art.  48 ;  und  stehet  denen  ge- 
wercken frei ,  ob  sie  auff  neuen  zügen  .  .  .  selbst  eine 
schmiede  in  leben  nehmen  und  einen  eigenen  schmied 
halten  wollen.  A.  v.  Schönberg  ausführl.  berginformation 
(1693)  S.  46. 

2))  auelt  verba,  die  loie  bauen  und  andere  an  und  für 
sich  auf  jemand  iceisen,  der  selbst  hand  anlegt,  gewinnen, 
sofern  sie  auf  die  gewerken  bezogen  sind,  eine  neue  hedeu- 
tung  und  weisen  auf  den  Unternehmer ,  nicht  mehr  au.f 
den  eigentlichen  arbeiter,  vgl.:  die  bauenden  gewerken. 
ScHÖNBERG  ausführl.  berginform.  s.  12  u.  a.  s.  sp.  5651 ;  vgl. : 
pauet  czwaierlei  gewerken  pei  einander,  die  peiderseit 
hantyesten  haben  über  ir  leben  und  durchslahent  sie 
zu  einander  und  werdend  darum  zu  krige,  welcher  dan 


die  edler  hantvesten  hat,  dem  schol  man  sein  rechte 
geben,  bergrechtlicher  schöffenspruch  von  Iglau  (u.  jahrh.), 
Tomaschek  s.  23;  wo  .  . .  gewercken  . .  .  schwere  alte  gebew 
angreiffen  wollen  und  ...  ein  schwerer  verlag  und  Un- 
kosten, ein  Zeitlang  druff  gehen  sol.  Churtrier.  berg- 
Ordnung  26,  5. 

y)  diese  Sicherheit  in  der  abgrenzung  der  bedeutung  vo7i 
gewerke  verwischt  sich  auch  in  den  formelhaften  Verbin- 
dungen nicht,  in  denen  der  bergwerksunternehmer  bald  den 
bergbehörden  bald  den  bergarbeitern,  häufig  auch  anderen 
berufsklassen  gegenüber  gestellt  wird. 

l))  was  man  phant  um  dieselbe  kost  vorsetzet,  die 
mak  der  perkmaister  oder  der  perkscreiber  oder  die  ge- 
werken alzuhant  an  alles  aufgepot  hin  zu  den  Christen 
oder  hin  zu  den  Juden  vorsetzen;  und  dag  chumt  davon, 
wanne  gepeu  auf  perkwerk  kainen  aufschub  äne  schaden 
mag  getragen,  bergrechtlicher  schöffenspruch  aus  Iglau 
(li.  jahrh.),  TomascJiek  s.  20;  (ein  gottseeliger  bergmann 
musz)  darneben  gegen  seiner  ordenlichen  obrigkeit  unnd 
ordenlichen  Vorstehern,  und  seinen  gewercken  ein  gut 
gewissen,  oder  seines  hertzen  zeugnusz  und  beifal  be- 
halte. Mathesius  Sar. (2. predigt)  Q^,  vgl.  auch  vorrede,  s.  o.  ; 
solche  gute  und  derbe  knösplein  und  tröpflein  sind  lustig 
und  lieblich  anzuschawen,  und  machen  bergkherrn,  der 
grund  und  boden  sein,  unnd  die  gewercken,  vorstehet 
und  arbeiter,  lustig  und  guter  ding,  sarepta,  vorrede  a,  4*; 
alle  und  jede  ambtleute  und  diener  sind  vor  allen  dingen 
mit  eides-pflicht,  nicht  minder  dem  landesherrn,  als  ge- 
wercken ,  weil  beider  Interesse  aneinander  hänget ,  treu 
und  gewärtig  zu  sein,  zu  beladen.  A.  v.  Sghönberg 
ausführl.  berginf.  s.  11;  auff  die  sämtlichen  ober-,  berg- 
und  hüttenbeambten,  bauende  gewercken,  und  alle,  die 
so  dem  bergwerck  verwand  fleissig  acht  zu  geben.  12; 
ich  N.  schwere,  dasz  ich  wil  meinem  gnädigsten  herrn 
dem  churfürsten  zu  Sachsen  . .  .  getreu  und  gewertig  sein, 
das  bergmeislerampt  treulich  und  fleissig  verwesen  .  .  . 
der  gewercken  und  gemeines  bergwerks  nutz  fördern. 
bergmeisfereidt  in  der  chursäcJvs.  bergordn.  v.  1573  art.  20. 

2))  all  annder,  zu  den  perckwerck  notturfftig  .  . .  holtz 
...wer  oder  welche  gewercken,  perckleut  oder  unter- 
thanen,  deszelben  zu  iren  gepeuden  bedurffen,  die  sollen 
sich  darumben  bei  jme  oberwaldforstmaister  antzaigen. 
instruction  für  den  waldforstmeister  (1563),  österr.  berg- 
gesetze  i,  3  s.  15;  wir  wollen  auch  aus  angeborner  tugent 
und  gute  unsere  lieben  bergleute  und  gewercken  aller 
ungebürlichen  beschwerung  .  .  .  mit  allen  gnaden  ent- 
laden, verdeiitschung  der  Kutte7iberger  bergordnung  (1616) 
s.  112 :  wo  man  inventirn,  verpieten  oder  verlegen  sol,  und 
ligt  ain  söllich  guet  bei  ainem  gwerken  oder  perkman 
und  das  guet  gehört  under  dag  lantgericht  und  was  mit 
der  person  des  gwerken  oder  perkman  zu  gepieten  und 
verpieten  und  zu  handln  ist,  dag  soll  durch  den  perk- 
richter  und  einen  potten  beschechen.  taiding  in  der 
Eauris,  s.  österr.  iveisth.  1,  227;  nach  dem  schurffen,  so 
ein  bergmann  oder  künftiger  gewercke  anstellet,  folget 
immediate  das  muhten,  es  leget  nemlich  der  fmder  einen 
muht-zetul  bei  dem  oberbergmeister  ein.  Behwaru  i7iterpr. 
phras.  metall.  34;  ein  gewercke  und  bergmann  musz 
ein  guter  hebräer  sein,  und  das  abc  von  hinten,  nehm- 
lich  mit  z  als  zubusse  anfangen  und  bisz  aufs  a  als  aus- 
beute, fort  buchstabiren;  denn  wer  schweinsköpffe  haben 
will,  musz  hundsköpffe  daran  setzen.  Minerophilus  291. 

3))       die  Ächmeltzherrn  und  gewercken,  wie  ich  sag. 
thuen  auf  das  perckhwerch  grosz  verlag. 

G.  Röscii  V.  Geroldsiiausen  Tiroler  landreim 
298  Fischnaler; 

sonder  wann  und  so  oft  si  (die  schmiede  und  Schlosser) 
in  iren  schmidten  an  altem  eisen  und  sunter  was  zu- 
samen  richten  und  solches  zu  verkaufen  Vorhabens  sein, 
dasselb  alsdann  niemant  andern,  dann  dem  pfanhaus- 
ambt  zu  Haal  oder  aber  schmölzer  und  gewerken  zu 
Schwag  ze  bringen,  antworten  und  in  gebürlichem  kauf- 
gelt darzugeben,  iceisth.  v.  Kufstein  (17.  jahrh),  s.  österr. 
weisth.  2,24;  durch  schmälzer,  gewerken,  holzknecht, 
kotier,  arbaiter  und  sonst  menigelich,  si  seien  perkwerchs 
verwandt  oder  nit.  ebenda  2,  39 ;  so  soll  unser  geschworner 
wagmeister  teglich  und  stets  uff  den  bergen  bei  der  wage 
wonhaftig  sein,  derhalben  dass  keinen  gewercken  oder 


6649        GEWERKE  (a.  betitter  vcm  kuxen) 

furmun  (Itirc^li  vcrKoumntiH  acliade  getobee,  blei  ZQ  wegen 
und  uuf/iihuten.  cod.  dijd.  nie».  »0,  tU  (v.J.  IM). 

S)  dttfifijen  Hchwäehen  »ich  bei  übtrtrMftner  ventendunff 
die  bfntiinviungameikmal«  det  htgtiJJ^  Ä,  und  in  einem 
der  weiiij/fH  belege  für  den  poetUehen  gebrauch  de»  tetr^ 
ijil  die  tjirnzlinie  antcheinend  gan»  vtrm»eht. 

i))  hio  Hind  wir  doch  nur  arme  gewercken,  «off  dem 
rechten  himcÜHchen  hccr,  unnd  haben  nichts  fttr  unn» 
denn  die  höflirhe  hofTnung,  es  werde  der  tag  eine»  erU 
mit  macht  breche.  Matiiksiuh  (ib.pred.)  aarepta  tM^;  dM 
viel  leut  auHz  dienern  gebirg,  zu  seliger  erkandtnuss  des 
ewigen  mittlere  ausz  gnaden  sein  kommen  ...  in  ire  selige 
ruhe  cinyiangen  und  erben  und  gewercken  aufT  dem  rechten 
und  ewigen  himlischen  beer  .  .  .  kommen  sein.  {Luther) 
>,  MO  Loe»che. 


OEWERKE  (t.  km  tkigtilar) 


5650 


a» 


wir  wollt!  dir  lleder  diiMD, 

bermion  laasn  erklirifen, 
doaz  allM  weit  erachalle, 


wo  nur  («wercken  «ein, 
zu  ehren  den  nainen  dein. 

Martin  Rinckiiaht  eUleb.  tkrttU.  Htter 
(3, 10)  «.  70  neudr. 

«)  innerhalb  der  feat  abgegren»ten  bedetttung  von  gewerko 
machen  sich  xrandlungen  de»  gebrauche»  geltend,  «wr  dae 
genossenschaßliche  moment  im  bedeutungsgehalt  de»  Worte» 
anfänglich  ganz  an  lehenerechtliche  formen  gebunden  {vgl. 
oben  tmter  a),  *o  streift  ea  diese  mit  der  enttcicklung  der 
städtischen  geldicirthschafl  immer  mehr  ab.  an  die  stelle 
einer  lehensrechtlichen  rangordnung  tritt  die  eapitalistische 
erxeerbung  gleichberechtigter  antheile,  der  kuxe. 

l))  ein  hof  und  ein  eigen  leit  nahen  pei  unseren  perge 
. . .  und  auf  demselben  eigen  hat  man  allewege  abgescbat 
ackerteil,  den  zwei  und  dreizzikstcn  trock,  seit  der  perk 
gestanden  ist.  nu  hat  sich  da;  govugct,  das  die  ge- 
werken,  die  ctzunt  teil  da  habent  auf  demselben  eigen, 
kein  ackerteil  nicht  wollen  abschuten  und  wollen  sich 
des  widern  mit  einem  rechten,  schöffenurteile  von  Iglau 
{H.jahrh.),  Toma.tchek  ».87;  einen  jeden  gewerken  nach 
anzahl  der  bergtheile  so  ein  ieder  in  der  zechen  hat, 
trewlichen  und  ohn  gcfehr  ausrichten,  eidet^formd  für 
bergbeamfe  {zinnbergtcerksordnung  Ferdinand»  II.)  ».  48; 
wann  sich  ettwan  ein  hpfTnung  eins  metalls  ausz  der 
erden  zchauwcn  erzeigett,  so  kompt  entweders  ein  fürst 
oder  obcrkeit  und  stoszt  die  gewercken  derselbigen  grAben 
von  jhrcr  boslt/ung  .  .  .  aber  es  treibt  nicht  ein  fürst  oder 
die  obcrkeit  die  gewercken  von  jhrcn  teilen,  sonder  ein 
(yrann.  G.  AanicoLA  vom  bergtcerck  (i),  deutsch  von  Bechiua 
iB,  elienno  ».  67.  68  m.  a. ;  dieses  bergkwerck  hat  sich  un- 
gefehrlich  umb  das  68.  jähr  erstlichen  erhebt,  es  sind 
viel  gewercken  darbci  gowest,  ursach  das  es  sich  das 
erste  jähr  selbst  . . .  erbauwet  hat . . .  aber  durch  eigenen 
nutz  und  bösen  vortheil  etlicher  gewercken  hat  es  nach- 
mals zur  auszhout  nicht  kommen  mögen.  Thurneissek 
magna  ahhimia  (i583)  t,  70;  k&iscr  Heinrich  .  . .  hatte  zu 
Goszlar  ...  die  silber-  und  blei-gruben  erfunden  . . . ,  aber 
bei  seines  sohns,  kftisers  Otto  zeitcn,  gab  solches  berg- 
werck  erst  denen  gewercken  seine  statliche  ausbeute. 
Prätorius  wündschelrxithen  (1697)  210;  verlohnet  sichs 
die  mUhe,  so  richtet  er  eine  k&u,  oder  (wo  zumahl  reiche 
gewercken  zubusz  und  verlag  geben)  ein  huthausz  tlber 
den  rieht-  und  treibe  Schacht.  (Kirciimaikr)  in»t.  met. 
(1687)  noticendiger  bericht  48;  gewercken  werden  genennt 
die  participanten  desz  berpbaus,  nemlich  diejenigen,  so 
uff  denen  bergwercken  geld  anwenden,  und  kuxe  bauen. 
ebenda  (erkliirung  derer  bergmännischen  w6rter  14*,  vgl. 
Berwaru  interpres  phras.  met.  l);  gewerken  »ori»  He- 
NiscH  a.a.O.;  dieser,  und  ein  anderer  ort,  auff  der 
Escherocher  beide,  hat  gnugsame  anweisung  auff  ein 
Silber-  und  gold  werck;  daher  wohl  zu  wünschen,  dasz 
hierzu  sich  einiche  gewcrcke  fördersamst  angeben 
möchten  Kirciimaikr  inst.  met.  (1687),  icolgrmeintes  be- 
dencketi  100 ;  denen  berg-beambten  und  dienern  zu  nöttiger 
unter-  und  nachricht  ...  derer  gewercken  wegen,  ihnen 
x.um  theil  eine  bessere  baulust  zu  erwecken  .  .  .  indem 
mancher  .  .  .  sein  geld  unvorsichtig  ...  ins  bergwerck 
geslccket.  A.  v.  Sciiönbero  att^ihrl.  berginform,.  im 
vorbericht. 

«))  dieses  ist  . . .  etzlichen  gewercken  in  der  stadt  Nürn- 
berg verliehen.  Kirchmaier  lOl  {vgl.  oben  «);  die  guten 


herren  derer  NQmbergischen  gAwerdten  bildeten  sich 
vielleicht  ein.  ebenda;  item,  aoif  ein  Mit  kauffl  ein  Ixrrg- 
herr  freoilxio  gewercken  aura,  ond  wolt«  den  genieu 
gar  allein  haben.  Sf-.iitpp  {Flabut  Man»)  im  (um). 

0  in  anderer  riehtung  mrd  der  gehruueh  de»  »ubttmk- 
tivs  durch  die  h»»Usu»§m  ÜJI^remtiert,  die  da»  fenoaten' 
aehaflliehe  momeiä  tmiahmt.  di»  abgrensung  der  gemrlnn 
gegen  andere  faetoren  de»  bergbau»  i»t  bereit»  btobaehtet, 
von  btdeutung  »ind  jedoch  auch  diejenigen  gehrrnndt^forwun, 
die  den  eineeinem  »ein»»  gen»»»»»  gegenüitniiUe».  »imer- 
»eit»  b»gün»Hg»»  »t»  d»»  timgutmrgtbrmitk  4m  wmia», 
andereraeil»  führen  »ie  tu  neue»  autdi  uttnaeitUn  ffkr 
da»  »oeiative  moment,  das  im  prif/be  msr  gtUung  kommt 

l))  die  belege,  in  denen  da»  j^dßm  wenr  keMueieknung 
ausreicht,  stelle»  meiei  ein  indivtduum  i»  g»g»n»mt»  Mt  4»r 
gesammtheii  der  genossen :  ob  man  Un  ond  seineii  gtWMkcn 
nu  nicht  nach  der  prief  lautung  and  seiner  amptleaten  be- 
kantnisse  . . .  mit  pessarm  rechten  ein  volles  recht  tailen 
schallen,  schöffensprüche  von  Iglau  {H.  jahrh.),  Tomaiektk 
».  4>;  darnach  quam  Hainman  I..eii{>old  und  clagete . . . 
von  seinen  und  von  seiner  gewerken  wegen  also:  . .  . 
das  sie  sich  irer  gruben  under  wanden  betten  ntm  Leo» 
pold  ond  betten  im  seine  houer  aoagetrieben  ond  idaiin 
ninpaam  abgenomen.  s.  48 ;  einem  ieden  gewerekao  iit 
zugelassen  eine  fundtgnibe  ein  zwei  oder  drd  Mawe« 
zu  bawen  .  .  .  weil  aber  solche  gebewde  terhebea  viel 
kosten,  so  wird  jhm  zugelassen,  etliche  gewercken  la 
sich  zu  nehmen,  die  mit  jm  in  der  geseilschafl  sind, 
und  den  Unkosten  tragen  helffen,  und  den  Verlust  oder 
gewinn  der  gru))en  zugewarten  haben.  LöiiNKvas  ber. 
V.  bergtcerk  (1617)  s.  W;  der  selbig  dem  der  bergmeister 
erstmalen  die  gerechtigkeit  der  gruben  geben  hatt.  nimpt 
ofTt  ander  gewercken  zu  sich,  die  mitt  im  in  der  gsellschaffl 
seindt,  un  zum  teil  auch  kosten  treibendt,  unn  eintwedere 
gwin  oder  verlur  ausz  den  graben  babendt  Aoricola 
vom  bergkwerck,  dtsch.  v.  Bechiits  (1S67)  66 ;  disz  wirt  aooh 
femer  dem  gewercken  so  des  bergkwercks  noch  unerfam, 
zfi  seinen  rechnungen  sehr  nutx  sein,  d^  er  gmcine  kosten 
auch  mitt  seinen  anderen  gewercken  treibe,  ann  das  nicht 
allein  in  einer  groben,  sondern  in  vilen.  (t)  2>;  kaxe  xo 
bauen,  erfordert  endlich  nicht  grossen,  jedoch  beetin- 
digen  verlag.  nach  und  nach,  nebenst  andern  gewercken; 
zumahl  aber  einen  gedultigen  mann,  der  das  glück  er- 
warten und  aufT  hoffnung  halten  kan.  KiRriiMAiER, 
inst.  met.  noticend.  ber.  60 ;  tco  auf  beiden  seilen  Individuen 
sich  gegenüber  treten,  macht  sich  meist  4a»  b»4üe;fiti» 
nach  Verstärkung  des  pri^/lres  geltend,  doek  vgL:  wie 
aber  Salomo  und  sein  gewerck  der  kSnig  zu  Tyro  mit 
einander  jr  heil  inn  Indien  versuchten,  unnd  erhüben  za 
jren  zeiten  die  bergkwerck,  so  jrer  voreltem  unnd  v&tern 
gewesen,  also  rüstet  sich  der  fromme  könig  Josaphat 
auch  auffs  meer.  Mathesius  Sarepia  {t.  prrd.)  8iV 

8))  das  prUfix  teird  tautologisch  durch  die  präp.  mit 
verstärkt:  zAletst,  so  wirt  auch  andcrszwo  die  gerechtig- 
keit des  gantzen  ort»,  mitt  bilchlin,  thälem  und  anderen 
marzilen  beschlossen,  einem  herrenn  oder  dem  mit- 
gewercken  geben.  G.  Aoricola  vom  bergteerk*,  M*r».  «. 
Bechiue  e.  64;  lagleich  auch  dieee  onterthlnigite  Ter> 
tröstung  gethan,  nicht  allein  amb  bergwerck*  liebende 
mit'gewercken  sich  za  bewerben.  Urkunde  bei  (Kircb- 
MAI  er)  inst.  met.  {ttolgem.  bed.  s.  119;  Jedoch  verleibet 
die  herrschafft  zu  zeiten  von  ihrem  eigenen  andern  per- 
sonen,  und  nimmet  dieselbe,  entweder  als  mitgf werke 
an,  und  bauet  selbst  mit,  oder  lH^zet  sie  allein  bauen, 
and  bebtlt  ihren  zehenden,  und  andere  gebflmi*.  Prä- 
torius teündschet  ruthen  (1M7)  MB. 

9)  mtiek  4».  wo  die  getterke»  4»»  eiidii'ii  fketore»  4e» 
bergbau»  gegenübergeitttU  werden.  enheiekiU  »ich  au»  der 
appetiativie^en  gdtung  de»  worte»  ms  »ingtilargebraueh : 
ist  daz  iemant  einen  man,  der  gesworen  hat  za  dem 
reht,  —  er  sei  hutman,  steiger  oder  cimerman  —  durch 
die  gerehtikait  seine  amts  strafet  oder  angreift  mit  bösen 
Worten  .  . .  wirt  er  sein  uberbunden  mit  zwain  pideri>en 
mannen  und  mit  ainem  gewerken,  er  ist  bestanden  mit 
neun  marken,  der  gevellen  den  urbarem  drei,  den  ge- 
werken drei,  dem  sachwalden  drei,  tffastss  tergreehi  vom 
Iglau,  Tomaschek  s.  17;  einem  gewercken  ist  ragelassen 
zo  besitzen  und  zahaawen  ein  gantxe  massen,  zwo,  drei, 


5651    GE WERKE  (2,  attributive  Verbindungen) 

oder  mehr  einer  gruben,  auch  einen  gantzen  stollen  oder 
mehr  zutreiben.  Agrigola,  Bechius  66;  ausz  dem  das 
mancher  gewerck  vil  oder  wenig  teill  hatt,  volgett  all- 
wegen  ein  ungleiche  zal  der  gewerck enn.  ebenda;  so  die 
vier  Wochen,  als  hievon  im  acht  und  funfftzigsten  artickel 
bemelt,  verlauffen,  und  ein  gewerck  in  derselben  be- 
stimbten  zeit,  seine  zubusz  nicht  geben  und  entrichten 
wird,  der  sol  seiner  theil  verlustig  sein,  chursächs.  berg- 
ordn.  V.  1573,  art.  61  (1673) ;  hat  ein  ieder  gewercke  dahin 
zu  trachten ,  dasz  er  über  seine  theile  . . .  einen  factor, 
Verleger,  oder  bevollmächtigten  in  loco  bestelle.  Schön- 
berg ausführt,  berginform.  s.  64. 

S")  aus  den  bisher  belegten  Verwendungen  erklären  sich 
einzelne  attributive  Verbindungen,  die  in  der  fachsprache 
häufiger  loiederkehren. 

l))  anno  Christi  1363  hat  ein  bauender  gewerck  in 
Böhmen  im  bergwerck  Eule  auff  einmal  600  tausent 
ducaten  zur  ausbeut  bekommen.  Matthäus  Hammer 
hist.  rosengarten  {cap.  34),  s.  406;  befehlen  demnach 
unsern  .  .  .  berg-ambtleuthen  .  . .  hiermit,  dasz  sie  nach 
vorbeschriebener  tax-ordnung  sich  .  .  .  richten,  bauende 
gewercken  darüber  nicht  beschwehren ,  sondern  an  den 
gesetzten  löhnen  sich  begnügen  lassen,  chursächs.  tax- 
ordnung  V.  1625  bei  Span  bergrechtsspiegel  114; 
auf,  ihr  bauenden  gewercken, 

febet  zubusz  und  recess, 
ommt  nicht  in  das  retardat ; 
gott  bescheert  in  einer  nacht,' 
was  man  lang  verleget  hat. 

sächs.  bergreihen  2, 133  Döring  u.  a.  s.  sp.  5647. 

2))  unsere  amptleute  sollen  .  . .  dem  Schichtmeister  be- 
fehlen, solche  retardattheil  .  .  .  auffs  theuerst  zu  ver- 
kauffen  ...  zu  solchem  kauff,  die  verzupussten  gewercken, 
den  Vorgang  haben  sollen,  bergordnung  kaiser  Ferdinands  I. 
für  Joachimsthal  (von  1548)  2,  67,  vgl.  dazu:  würden  die 
gewerken  die  zulDusze  in  der  gesetzten  vier  wöchent- 
lichen frist  nicht  zahlen,  so  soll  der  Schichtmeister 
derer  kuxe  in  das  retardat  setzen,  worin  dieselbige  ein 
quartal  lang  . .  .  stehen  bleiben ,  alsdann  aber  . . .  sollen 
solche  retardirte  kuxe  -  .  .  caduciret  werden  und  denen 
übrigen  gehorsamen  gewerken  anheimfallen,  revidierte 
bergordnung  für  Cleve  1766  s.  37 ;  retardattheil  den  un- 
verzubussten  gewercken  .  .  .  abschreiben  und  den  ver- 
legten und  verzubusten  gewercken  zuschreiben.  Span 
bergrechtsspiegel  s.  251 ;  alte  verzubuszte  gewercken  216 ; 
ist  herr  B.  im  quartal  crucis  1610  besag  der  berg- 
register  noch  ein  verlegter  und  verrechneter  gewerck 
gewesen,  sechshundert  berg-urthel  (1673)  s.  184.  andere 
belege  s.  Veith  bergwb.  240;  ebendort  s.  auch  die  Verbin- 
dungen: blinder,  fremder,  säumiger,  gemeiner  gewerk. 

i)  die  formen  der  composition  sind  wenig  entvnckelt; 
sie  dienen  voriviegend  dem  bestreben,  ein  im  bedeutungs- 
gehalt  des  tvortes  schon  vertretenes  moment  kräftiger 
zum  ausdruck  zu  bringen  (zu  mitgewerke  vgl.  oben): 
sobald  ein  berggewerk,  ein  .  .  .  hammermeister ,  oder 
ein  burger  aerzt  verkaufft  von  stund  an,  so  soll  dasselb 
aerzt  nimmer  des  berggewirken ,  sondern  des  hammer- 
meisters  oder  burger  sein,  bergordn.  für  den  Ertztberg 
bei  Amberg  (146,5)  bei  LoRl  354  (in  den  bergfreiheiten  von 
1455  steht  die  form:  bergwirckhen,  s.  Lori  46). 

c)  die  neuere  fach-sprache  hat  g&viQvkQ  in  der  bestimmt  abge- 
grenzten bedeutung  in  den  Sprachgebrauch  aufgenommen  und 
den  vereinzelten  Verallgemeinerungen  und  abschwächungen 
keinen  räum  gegeben,  wenn  auch  gelegentlich  ein  Wörter- 
buchschreiber unter  dem  etymologischen  gesichtspunkt  all- 
gem^nere  bestimmungen  anführt,  so  ist  doch  in  den  litte- 
rarischen belegen  gerade  die  privatrechtliche,  capitalistische 
richtung  einseitig  entwickelt,  hierdurch  erklärt  sich  auch, 
dasz  die  dichtung  unser  wort  noch  ausschlieszlicher  meidet, 
als  in  der  älteren  periode.  nicht  einmal  die  romantik,  die 
den  bergbau  in  ihre  besondere  pflege  nimmt,  gönnt  den  ge- 
werken räum,  es  sind  Göthes  beziehungen  zum  bergbau, 
die  uns  allein  belege  auszerhalb  des  rahmens  des  Wörter- 
buchs oder  der  bergrechtlichen  darstellung  ermöglichen. 

a)  die  darstellung  in  Wörterbüchern. 

l))  ansätze  zu  allgemeinerer,  verblaszter  bedeutung:  ge- 
werk, bergbautreibender  überhaupt,  mitglied  einer  ge- 
werkschaft;  wenn  nun  einer  oder  mehr  in  bergwercksbau 
sich  einzulassen  .  . .  beliebung  traget,  so  .  .  .  erlanget  er 


GE  WERKE  (3,  in  der  neueren  spräche)      5652 
hiedurch  den  namen  gewercke.  Chr.  Herttwig  bergbuch 

(1710)  183''. 

2))  einseitige  herausarbeitung  des  privatrechtlichen,  capi- 
talistischen  mom£ntes. 

a))  gewercken  sind  die  personen,  welche  eine  zeche 
bauen,  und  ihre  gewisse  theile  daran  haben,  auf  dieselbe 
zubusze  geben,  und  nach  gelegenheitausbeuthe  bekommen. 
MiNEROPHiLOS  256.  vgl.  auch:  gewercken  auf  die  halte 
setzen,  gewercken  baulustig  erhalten,  ebenda;  gewercken 
stutzig  machen.  Chomel4,  1048;  gewercke,  gewerckschafft, 
im  bergbau  diejenige,  welche  eine  zeche  bauen  und  zur 
ausbeute  und  zubusse  nach  dem  gewissen  theil  so  ein 
jeder  an  der  zeche  hat,  zusammen  gehören.  Jablonski 
allgem.  lex.  d.  künste  u.  wissensch.  247";  ganz  ähnlich  Cho- 
mel  4,  1048;  werk,  gewerke,  gewerkschaft,  müssen  allezeit 
mehr  als  8  sein,  sonst  ist  es  nur  eine  gesellschafft  bei 
den  bergwerken.  die  leute  so  es  treiben  und  verlegen. 
Frisch  2,  442«;  der  gewerk  .  .  .  welches  jetzt  nur  noch 
in  engerer  bedeutung  im  bergbaue  von  denjenigen  per- 
sonen gebraucht  wird,  auf  deren  gemeinschaftliche  kosten 
eine  zeche  gebauet  wird.  Adelung  2,  660;  die  gewerke, 
les  exploitants  et  consorts  d'une  mine.  Schwan  (1783)  l,  745*; 
gewerk  .  .  .  theilhaber  an  einem  bergbaubetrieb.  Lueger 
lex.  d.  gesammten  technik  4,  647. 

b))  auf  der  Verkümmerung  der  durch  das  präfix  an- 
gedeuteten beziehungen  (s.  o.)  beruht  folgende  begriffsbestim- 
mung:  gewerk,  besitzer  einer  zeche  im  bergbau.  Fulda 
versuch  einer  allgem.  teutschen  idiotikensamml.  582 ;  ge- 
werke synon.  mit  bergwerksbesitzer.  Scheuchenstuel 
idiot.  d.  österr.  berg-  u.  hüttensprache  s.  102;  gewerke, 
besitzer  eines  rad-  oder  eisenwerkes.  Unger-Khull  290''. 
dazu  vgl. .-  gewerk  . .  .  derjenige,  welcher  eine  zeche  oder 
ein  pochwerk  oder  eine  schmelzhütte  betreiben  läszt,  oder 
besitzt,  oder  antheil  daran  hat.  Thiel  4,  428. 

ß)   belege  aus  der   bergrechts-  und   verwaliungssprache. 

l))  lassen  sie  uns  alle  kräfte  vereinigen,  damit  wir 
dem  vertrauen  genug  thun,  das  unser  gnädigster  herr 
auf  uns  gesetzt  hat,  der  Zuversicht,  womit  so  viele  ge- 
werken eine  ansehnliche  summe  geldes  in  unsere  bände 
legen.  Göthe  (rede  bei  eröffnung  des  bergbaues  zu  Ilmenau 
1784)  56,  177  (vgl.  dazu  s.  174 :  hätten  die  höchsten  herrn 
theilhaber  durch  eine  gefällige  bestimmung  das  geschäft 
nicht  erleichtert  ...  so  könnten  wir  unsern  weg  auch 
gegenwärtig  nicht  zusammen  antreten) ;  hier  schicke  ich 
einladungen  zum  Ilmenauer  bergwerck.  die  Nürnberger 
waren  in  vorigen  zeiten  starck  dabei  interessirt,  vielleicht 
finden  sich  dort  wenigstens  einige  gewercken.  (an  Knebel 
16.  2.  1784)  briefe  6,  243;  die  herrn  Berliner  gewercken 
briefe  (1793)  10,  99;  die  hauptgewerken,  ausländische 
reiche  kaufleute.  (ausflug  nach  Zinnwalde  und  Altenberg) 
51,  116  u.  a. 

2))  auch  soll  der  gutsbesitzer,  auf  dessen  gründen  berg- 
werke  gebauet  werden,  vier  .  .  .  kuxe  zum  ackertheile  zu 
fodern  macht  haben,  die  jeder  wie  ein  anderer  gewerke 
auf  seinen  verlag  bauen  kann.  bayr.  bergordnung  v.  1784 
s.  8  bei  Wagner  corp.  juris  metall.;  ein  solches  gruben- 
gebäude  kann  entweder  von  einer  einzigen  person,  oder 
auch  von  mehreren  in  gesellschaft  gebauet  werden  .  .  . 
sind  nun  bei  einem  solchen  gebäude  128  solcher  antheilo 
...  so  heisst  es  ein  gewerkschaftliches  gebäude,  und  die 
gesellschaft  so  es  bauet,  gewerkschaft,  so  wie  die  ein- 
zelnen personen  gewerken;  sind  aber  die  antheile  von  1 
bis  höchstens  zu  8  bestimmt,  so  heisst  das  gebäude  eine 
eigenlöhner  zeche,  die  gesellschaft  eine  lehnschaft,  die  ein- 
zelnen mitglieder  eigenlöhner  oder  gesellen.  A.W.  Köhler 
anleitung  zu  den  rechten  . . .  beim  bergbau  (1786)  71 ;  kann 
der  gewerke  frei  über  seine  bergtheile  disponiren,  und 
sein  eigenthumsrecht  daran  andern  überlassen,  s.  210 ;  die 
zubusbothen  sind  die  cassirer  des  von  den  auswärtigen 
gewerken  zum  betriebe  der  berggebäude  nötigen  geldes, 
so  zubusze  heiszt.  80;  eine  gesellschaft  von  eigenlöhnern 
darf  aus  nicht  mehr  als  acht  personen  bestehen,  und 
wenigstens  vier  derselben  müssen  die  arbeit  mit  eigener 
band  verrichten,  widrigenfalls  sie  als  gewerke  zu  behan- 
deln sind,  preusz.  allgem.  landrecht  2,  16,  §  129.  130 ;  man 
hat  es  wohl  ...  für  nöthig  erachtet,  die  bergbaulichen 
unternehmer-genossenschaften ,  insbesondere  diejenigen, 
bei  welchen  die  betheiligung  der  einzelnen  gewerken  am 


5653 


GEWERKELT 


GEWERKENEISEN 


5654 


\ 


beiriebe  selbst .  . .  nicht  in  den  Torderßrnnd  tritt ,  ■taat' 
liclior  leitiiHK  zu  unterworfen,  man  liiit  angenommen, 
(ins/,  e«  Mich  KowiHsermuHZon  um  geiieliMciiaften  von 
(.'lii.  ksHpiclern  bnndio.  SciioMiiima  teiUehr.  f.  bergrtcht 
(.INI  '.m;()4;  inohroro  mithcteili^to  eines  bergwerka  bilden 
eint!  gowcrl(8chaft ,  die  juriBtische  pen&nlichkeit  besitzt 
und  ihre  verrassung  innerhalb  der  gesetzlichen  Torachriften 
durch  Satzungen  sclhMtstHndig  regelt  ...  die  mitglieder 
(gcworken)  nehmen  nach  masigabo  ihrer  kuxe  an  gewinn 
und  Verlust  Iheil.  Hdk  hb  Qhais  handfmch  d.  verfciaaung 
t«.  venritltuitg  (l'Jüi)  406. 

OKWK.HKF.I/r,  parHeipiaUs  a^eeHi 

1)  in  den  baleutunt/nttutammenhanf/  mit  wergein  (#.  d.) 
ipei«t  ein  netterer  schtcühiaeher  beleg:  ist  da«  obst  gebrochen 
und  hat  es  die  niUhige  lager-  und  hochreife  erlangt,  to 
wird  08  in  den  steinernen  mahltrog  oder,  wie  man  zu 
lande  sagt,  .wcrkcitrog'  geschüttet  .  .  .  das  ,gewerkelte' 
obst,  der  .trosz',  wird  nun  aus  dem  mahltrog  mittels 
igOlten'  geschupft  und  in  die  presse  {kelter)  gebracht. 
{ynoaterei  in  Schwaben)  gartenlaub«  1M7  ».  668*;  vgL  auch: 
wergelholz  bei  Schmidt  »ehicäb.  wb.  618.  die  form  de» 
ffitthirah  bittet  bei  tinem  ieortt,  da»  au»  der  mundart- 
liehen aphäre  in  die  sehr\fUproehe  umgetetxt  wird,  keine 
gr<yszen  Schwierigkeiten,  immerhin  milaaen  auch  die  anhalte- 
punkte  beachtet  werden,  auf  die  sieh  die  erklürung  de» 
participa  au»  werk,  werkeln  »tiifzen  kann. 

8)  nicht  ganz  »icher  i»t  auch  die  bedeutungeriehtung  de» 
folg.  alt.  bei»piel»:  was  . .  .  unser  Zimmermann  . . .  gen  Vils- 
hofen  bringen  8oll(en).  zum  ersten  von  Ncuhurg  die  grosse 
gowerkelto  bttchsen,  die  meister  Ehrhanl  von  Salzburg 
gemacht  hat  ...  zu  jeder  bUchsen  60  stein,  die  dann 
gerecht  darein  seien,  item  pulfers  eine  nothdurft  zu 
inn  laden,  bayr.  landtagahandl.  (kriegsriiatung  von  1468) 
7,  834  Krenner.  es  ftandtit  »ich  hier  um  eine  ateinaehleuder. 
die  bereita  al»  feuericaffe  bedient  tcird.  gewerkelt  könnte 
auf  atisiiiatung  und  gebraucftafertigkeit  deuten  (montiert); 
die»  fände  achon  darin  »eine  erklärung,  daax  timmerletite, 
u-erkleute  zuniichat  mit  der  maschine  tu  thun  hatten,  vgl.  .- 
bnchsen  und  das  gewerf  . . .  und  unser  meister,  die  domit 
werciitent.  Baaler  chron.  4,  183,  *.  gewerklich  und  gewerkt. 

3) »»  rfiMe  bedeiifuitg.<frichf\tng  würde  aich  auch  die  folgende 
übertragene  vericendung  gut  eitifügen:  als  Neptun  in  unsere 
nttho  gekommen  war,  hielt  er  uns  vor  angst  schweisz- 
triefend  eine  ihm  eingcwerkelte  rede.  Maximilian  I.  von 
Mexico,  au»  meinem  leben  5,  809,  ebenao  11». 

GKWKRKEN,  verb..  verstärkte»  werken  (*.  d.),  in  dt« 
neuere  »prache  nur  mit  »pürlichen  reeten  reichend. 

l)  achon  in  der  älteren  aprache  tat  die  veratärkte  form 
von  werken  im  gegenaatz  xtt  dem  mannigfaltigen  gebratich 
dpa  gern  verwendeten  gawirkian,  gawurkian  (Giiai'f  1,  970, 
vijl.  gawaurkjiin  bei  Ui.i'ii.As)  aelten  belegt  und  faat  ganz 
aitf  abstractere  vericendungen  beachränkt;  vgl.  gawerkön 
GuAVP  1,  978,  geworken  mhd.  tcb.  8,691.  vgl.  atieh  ge- 
werken  Vkuwus-Vkiidam  8,  1900. 

a)  der  tranaitive  gebratteh.  der  an  der  concurretuform 
gewirken,  gewürken  reich  entwickelt  erscheint,  ist  an 
ttnaenn  verbttm  faat  ganz  zurückgedrängt. 

o)  bei  Otfhid  m;i</  im  Heliand  treten  nur  pronominal- 
formen, die  einen  aatiinhalt  zuaammet\faaaen .  mm  ver- 
bum;  eine  einzelne  Verbindung  mit  einem  aubat.  im  Heliand 
tat  «0  loae,   daaz  da»  aubat.  im  genetiv  angegliedert  vnrd: 

oflo  irbucir  ih  rauates     thes  mana(falten  gaatet, 
thar  ir  mih  lertut  harto     iuea  selbes  worto. 
ni  tnaj  mino  dobti      giwerkon  tha;  io  mohli. 

Otfrid  an  Saiomon  13.  ähnl.  Hctiand  8671 ; 
joh  mit  thiu  giwcrkon.      thaj  thu  uns  es  mnasis  thaakon. 

OnirKiD  8,  84,  88; 
mid  hwiu  the  man  habdi      raordes  giskuldit, 
wllies  giwerköt    Heliand  6184. 

ß)  nttr  im  niederrheiniachen  dea  Veloeke  iat  der  tranai- 
tive gebrauch  in  einer  der  grundbedeutung  noch  »ehr  nahe- 
stehenden vertcendung  attch  an  gewerken  belegt: 

einen  slotel  j^af  hi  hem  in  die  hant 
van  silver,  die  seltsem  was  .  .  . 
dat  nie  man  sulkcn  en  sach 
noch  niemant  ghewercken  en  mach. 

H.  V.  Veldbkb  Servatitu  l,  1748  Bormant. 

h)  aonat  ist  der  ältere  gebrauch  durch tceg  abaolut  und 
oftf  die  abstracte  bedeutttng  von  handeln  eitigeachränkt : 
TV. 


tbas  wir  Ibarana  werken     mit  wakaren  citbankon, 
Job  wir  tbag  io  ahton     mit  luUren  gidraaUtn  I 

Oirnio  t.  M.  86,  dtel.  1,  U.IB; 

■d  liof  •«  IM     a«  b«  mId  tbamn  liadjon  bar 
CiwerkM  an  tbaaoro  waroldi.    Udiamd  IM; 

nnt  sfnt  die  bAbasta  ttj  gaaundart  afaM, 

■wie  «i  («werkent,  da«  ai  aint  doch  reina,  . .  . 

Hbixmar  V.  Zwrr«»  IM.  •  Bükt  «.  47B: 

nfi  wurden  doch  mit  sal  sie  alle  bafriffn. 

den  der  tflt  ir  leben  dA  brtbt  Mm  m  ala  famiora ; 

•6  mnoat  diu  aUa  Ifbt  in  ein  hol 

da;  noch  nie  wart  noch  nimmar  «trt  aandlgar  foL 

w6  Im  der  di  gewarket  zno  dar  aoif«. 

Af^nan^rW  avy  ^«  jpHaiarS/ 

Tbaodoma  nam  ain  kint 

naeh  dar  manche  willaknr. 

do  atiag  man  in  oncb  usar  t« 

and  lieg  Io  alda  vor  baaaabaa, 

ab  ar  gawarkat  aelda  haben. 

pMaAmal  (H)  an,  M  Kifk». 

•)  die  »pätettm  bd»ge  »ind  der  pro»a  de»  umgter  Eck- 
IIAHT  tu  entnehmen,  lieobei  tu  beachten  i»t,  dan  »dkon  die 
handeehrißenvarianten  tmd  diejenigen,  di*  EcKHART  MMdk* 
schreiben ,  andere  formen  einsetzen,  er  aetJb»t  gdnwtdä 
da»  verbum  absolut  und  auch  tran»itiv:  daz  folr  enmao 
nicht  gewerkin  danne  in  deme  holz  (Orforder  handsehr.  ; 
bei  Ppripfer  mtjst.  t,  868:  wUrkcn;  bei  NlcoiJil'S  v.  Lan- 
dau.- enmag  nit  gewirken);  u.  a.;  da;  niande,  da;  ich 
gote  nie  enbleip,  wa;  got  ie  durch  mich  gewerken  wolde. 
{traetat  6),  s.  myst.  «,  468. 

8)  tinmittelbar  vom  »t4b»tantiv  (gewerit,  gewerice)  ab 
geleitet  scheint  vergewerken:  denen  vorstehem  die  theile 
aus  dem  retardat  vergeben,  verkaulTen  oder  vergewercken 
wollen.  A.  Schönbbro  attsfuhrl.  hergrevition  86,  vgl.t 
eine  fundgrabe  vergewerken,  mit  its  kaxen.  fodina» 
»uffieientem  etdtorttm  ntimerttm  eolligere.   Fitiscil  t,  44t*. 

GE  WERKEN  ANTHEIL,  m.,  neuere  bildung  (/tir  gewerken- 
kux),  in  der  xeiteehr.  f.  bergrtcht  »,  Oi  eingeführt  (#.  unter 
gewerkenbuch). 

GEWEUKE.N'BAU, m..  vgl.  gesellenbau  bei  Adbi.uno 8, 617. 

GEWERKENBESCH  WERDE.  /.  •  gewercken  -  beschwer 
den,  wenn  selbige  bei  ihren  gebäuden  oder  zechen  etwas 
zu  erinnern,  so  können  sie  solches  bcscheidentlich  bei 
der  Aufrechnung  vorbringen,  und  ihre  meinung  darbei 
eröffnen.  Minerophilus  ».  856. 

GEWERKENBUCH,  n..  nettere  beteiehnung  an  »teile 
de»  älteren  teorte»  gegenboch  {vgl.  eben  «p.  8887):  Ober  die 
Inhaber  der  kuxe  jeder  gewcrkschafl  wird  nur  bei  der 
bergbehOrde  eine  Vormerkung  (das  gewerkenbuch)  geführt. 
6»terr.  berggeaetz  v.  1864,  §  141,  vgl.  Sciieuciienstuel 
idiot.  d.  öaterr.  berg-  u.  hüttenapraehe  IM;  Ober  sämtliche 
mitglieder  der  gewerkschaft  und  deren  kuxe  wird  von 
der  gewerkschaft  ein  verzeichnisz  —  das  gewerkenbuch 
—  geführt,  preuaz.  berggeaetz  v.  1865,  §  108 ;  der  reprftsen- 
tant  oder  grubcnvorstand  führt  das  gewerkenbuch  and 
fertigt  die  knxscheine  aus.  §  181,  u.  a.  vgl.  Vkitii.  ».  73; 
die  konsUtuirung  der  genosscnschafl  kann  mit  dem  ein- 
trag  derselben  und  der  gewerkenantheile  in  das  gewericen- 
und  gegenbuch  als  bewirkt  angesehen  werden.  Sciiom- 
BÜRO  zeitachr.  f.  bergrecht  8,  884. 

GEWERKENDIEXER.  m..  gewercken  diener .  sind  die 
Schichtmeister,  welche  der  gewerken  nutz  in  allen  sachen 
und  denen  gebäuden  wohl  verstehen  sollen.  Minero- 
Piiii.L's  a.  867,  aAn^icA  Campe  8.868;  gewerkcndicner  {in 
mining)  »ervant  or  elerk  to  a  mining  Company.  Hilpert 
1,464';  gewerkdiener.  Thiel  4,488. 

GEWERKENUIENST.  m. .  da  nun  . . .  nicht  leicht  ander«, 
als  arme  bergleute  sich  mit  erschQrfung  neuer  gfinge  ab- 
gel)en,  und  ihre  eigenlöhnerzechen  nach  verfahrung  ihrer 
schichten  auf  den  gcb&uden,  wo  sie  im  gcwerkendienst« 
als  bergarbeiter  stehen  .  .  .  betreiben;  so  sind  ihnen  sa 
ihrer  ermunterung.  ausser  den  allgemein  bestimmten 
schurfprilmien,  vor  den  ordentlichen  gcwerkschaflen  noch 
gewisze  Vorrechte  crtheilt  worden.  A.  W.  Köhler  ».  d. 
racMmu.  d.  Verfassung  bei  dem  bergbaue.  ».  148. 

GEWERKENEISEN,  n.  ei»en.  da»  von  den  getrerken 
goUifkri  ttird.  vgl.:  berg schmied-arbeit  .  .  .  i8  bisz  in 
15  groschen  von  einem  kübel,  mit  neaen  eisen  zube- 
schlagen .  . .  6  gr.  von  einem  ktlbel,  mit  alten  und  ge- 
wercken eisen  zubeschla^en  .  .  .  i  gr.  von  i  (f  groben 
gez&he  von  der  knapschaJfft  eisen  zumachen,  ehurfüratl. 

355 


5655 


GEWERKENERBE 


GEWERKENZECHE 


5656 


Sachs,  lohn-taxa  von  1625  bei  Span,  hergrechtsspiegel  s.  14, 
vgl. :  die  geschrotenen  eisen  und  all  ander  gezähe ,  was 
sie  von  ihrer  gewercken  eisen  machen  lassen,  von 
schmieden  gewogen  nehmen.  A.  v.  Schönberg  ausführt, 
berginform.  188,  s.  gewerkensilber. 

GEWERKENERBE,  m. :  gewercken-erben,  wenn  sie  in 
communione  bleiben,  haben  sie  keiner  neuen  gewehr 
nöthig:  so  bald  sie  aber  sich  respectu  der  berg-th eile  ge- 
theilet  haben,  so  soll  binnen  drei  monathen  ieder  erbe, 
will  er  sich  anders  davon  nicht  verschweigen,  ihm  seine 
ratam  sonderlich  zuschreiben  lassen.  Minerophilos  257. 

GEWERKENFORDERUNG,  /. ;  zubusze  wird,  wenn  es 
das  gebäude  vermag,  den  gewerken  wieder  erstattet,  und 
daher  die  sämmtliche  gewerkenforderung ,  welche  der 
recesz  heisst,  im  register  besonders  fortgeführt.  A.  W. 
Köhler  s.  206. 

GEWERKENFREIHEIT, /. ;  gewercken  -  freiheit ,  gleich 
wie  die  bergleute  sich  der  berg-freiheit  zu  rühmen  und 
zu  erfreuen  haben  t  also  soll  auch  denen  gewercken,  als 
ihren  Verlegern,  selbige  billig  gegönnet  werden.  Minero- 
philos s.  257. 

GEWERKEN6EBÄUDE,  n..-  gewercken-gebäude,  denen 
gewercken  ist  unbenommen,  bei  dem  berg-amte,  oder 
Schichtmeistern,  sich  des  aufstandes  ihrer  gebäude  zu 
erkundigen,  ihnen  auch  zugelassen  sein,  die  gruben  selbst 
zu  befahren.  Minerophilos  2.57. 

GEWERKENHÜTTE,  /.:  gewercken-hütten ,  weil  vor 
diesem  die  gewercken  ihre  eigne  schmeltz-hütten  gehabt, 
so  haben  sie  auch  ihre  ertze,  so  gut  als  sie  gekont,  zu 
gute  machen  können ,  doch  muszten  sie ,  die  darzu  be- 
dürfftigen  arbeiter  iederzeit  bei  dem  bergamt,  oder  viel- 
mehr hüttenamt,  in  pflicht  nehmen  lassen,  damit  aller 
verdacht  dadurch  vermieden  ward.  Minerophilus  s.  257. 

GEWERKENKUX,  in. .-  gewerkenkuxe,  share  in  a  mine. 
Hilpert  1,  464";  gewercken-kuxe,  iedweder  gewercke  hat 
die  macht,  seine  eigene  berg-theile  zu  verkräntzeln  und 
zu  veralieniren.  Minerophilus  257. 

GEWERKENPROBIERER,  m..-  die  gewerkenprobierer, 
welche  zum  besten  der  gewerken,  die  gegenprobe  von 
den  hüttenschreibern ,  in  ansehung  der  gelieferten  erze 
machen.  A.  W.  Köhler  s.  88;  gewerkenprobierer,  assayer 
to  a  mining  Company.  Hilpert  l,  464*. 

GEWERKENREGHNUNG,  /. ;  einsmahlen  war  eine  all- 
gemeine gewerken-rechnung  abzulegen,  so  dasz  also  die 
vornehmsten  commerzianten  des  landes  bei  ihrem  Präsi- 
denten Stilling  zusammen  kommen  muszten.  Jung-Stil- 
ling  Jünglingsjahre  (1778)  206. 

G EWERKENSCHICHT,/. .-  gewerkenschicht . .  schichten, 
die  im  gedinge  gehen,  in  solchen  bergwerken,  die  von 
gewerken  gebauet  werden.  Campe  2,362;  gewerkenschicht 
.  .  .  task  of  a  miner.  Hilpert  1,464*,  vgl.:  über  derer 
gewercken  arbeitende  schichten  ordentliche  register  halten. 
A.  v.  Sghönberg  ausführt,  berginform.  s.  96;  gewercken- 
schichtmeister,  solche  werden  von  dem  berg-amte  denen 
gewercken  vorgeschlagen,  und  wie  vorietzo  gebräuchlich, 
allezeit  drei  personen,  davon  dieselben  einen  nehmen 
können,  es  kömmt  auch  wohl  der  vierdte  in  verschlag, 
wenn  etwan  die  gewercken  ein  sonderlich  vertrauen  auf 
einen  gesetzet  haben.  Minerophilus  258. 

GEWERKENSCHMIEDE,  /. ;  gewercken-schmiede,  wann 
die  gewercken  ihre  eigene  schmiede  haben.  Minero- 
philus 257. 

GEWERKENSCHULD.  /.;  gewercken -schulden,  wenn 
selbige  auf  denen  zechen  schulden  gemachet,  so  sind  sie 
ausser  sonderbarer  verschreibung  personaliter  nicht  zu 
belangen.  Minerophilus  257. 

GEWERKENSILBER,  n.,  vgl.  gewerkeneisen :  haben 
wir  den  betrag  . .  .  von  jeder  in  Freibergischen  erzen  in 
denen  schmelzhütten  liefernden  feinen  mark  gewerken- 
silber . . .  bis  auf  einen  thaler  erhöhet,  sächs.  Verordnung 
von  1765,  codex  August,  l.forts.  1,  14-74. 

GEWERKENTAG,  m. ,  im  wesentlichen  an  den  berg- 
männischen gebrauch  von  gewerke  angelehnt. 

l)  in  dieser  einschränkung  kommt  das  compositum  schon 
im  16.  jahrh.  vor:  1549  ein  grosser  gewerckentag  allhie 
{Joachimsthat)  gehalten.  Mathesius  chron.  von  Joachims- 
that  (1562)  im  anhang  zur  Sarepta;  gleichfalls  ist  auch 
bericht   fürkommen,  und  sich  die  gewerken  und  factor 


mit  dem  einfaren  in  den  pergk  nachlässig  erzeigen,  ire 
diener  ...  an  ihre  stadt  einfahren  lassen  ...  so  wollen 
wir,  dasz  die  gewerken  und  factoren  all  wegen,  in  vier- 
zehn tagen,  an  einem  mittwoch,  zusammen  kommen, 
und  sich  von  den  angeschnittenen  pergkkosten,  und  dar- 
innen fürgelauffenen  meiigeln  .  . .  underrcden  und  berath- 
schlagen  .  .  .  wofern  sich  aber  gewerken,  darwider  un- 
gehorsamlich bezeigen,  und  zum  gewerkentag  .  .  .  nicht 
kommen  würden  wollen,  derselben  ein  jeder  umb  .  .  . 
geldbusz  fürgenommen  .  . .  werde,  reformationf  Schlacken- 
ivald  (1584),  Schmidt  österr.  berggesetze  i,  3  s.  388,  vgl.  auch 
Span  bergrechtsspiegel  s.  84  u.  a.;  gewerckentag  .  .  .  wie 
noch  zum  Altenberge  auf  dem  zinn-stolln  und  stockwercke 
gewöhnlich,  da  sie  alle  2.  jähr  eine  zusammenkunfft 
halten,  ihre  gevollmächtigte  dahin  schicken,  von  dem 
factor  die  rechnung  abnehmen  und  justificiren,  auch, 
wo  was  zu  ändern,  und  zu  verbessern,  darzu  ins  künff- 
tige  anstalt  gemachet  wird.  Minerophilus  258,  vgl.  Ade- 
lung 2,  660  u.  a.;  gewerkentag,  a  meeting  of  the  proprie- 
tors  of  a  mine.  Hilpert  i,  464»;  ein  ausgeschriebener 
gewerkentag  (in  Ilmenau)  ward  nicht  ohne  sorge  von  mir, 
und  selbst  von  meinem  collegen,  dem  geschäftsgewandteren 
geh.  rath  Voigt,  mit  einiger  bedenklichkeit  bezogen. 
GÖTHE  (annat.  1794)  31,  37,  vgl.  auch  (an  Voigt)  hriefe  18, 15; 
im  juni  ist  gewercken  tag,  vielleicht  wohnst  du  ihm  bei 
(an  Knebel  1791)  briefe  9,  255;  ich  wollte  dasz  dir  der 
gewerckentag  anlas  geben  könnte  in  unsre  gebirge  zu 
kommen  (an  Jacobi)  252;  dies  alles  scheint  dich  nicht 
mehr  hieher  verlocken  zu  können,  da  ich  sogar  höre, 
dasz  ir  euren  gewerketag  in  Weimar  halten  wollt. 
Knebel  an  Oöthe  1800  (brieftvechsel  1,  245);  ein  gewerke 
kann  .  .  .  den  berahtschlagungen,  welche  über  die  Ver- 
anstaltung des  grubenbaues  gepflogen  und  gewerkentage 
genannt  werden,  beiwohnen.  G.  H.  G.  Hake  commentar 
über  d.  bergrecht  s.  127;  die  gesetzliche  Zusammenkunft 
der  gewerken  heiszt  gewerkentag,  auf  dem  sie,  als  ge- 
werkschaft,  ihre  beschlüsse  durch  abstimmung  fassen. 
österr.  berggesetz  v.  1854,  §  149,  vgl.  auch  Sgheuchen- 
STUEL  102;  die  neuere  preuszische  Verwaltungssprache  hat 
das  wort  gewerkenversammlung  an  die  stelle  treten 
lassen,  s.  d. 

2)  mit  der  allgemeinen  —  nicht  bergmännischen  —  be- 
deutung  von  gewerke  ist  das  compositum  in  einzelnen 
%v'örterbüchern  zu  belegen :  der  gewerkentag,  les  assemblees 
des  Corps  de  m,etiers.  Schwan  (1783)  1,  745;  gewerkentag, 
meeting  day  of  a  tradesmens'  or  mechanic's  Company. 
Hilpert  i,  464». 

GEWERKENVEREIN,  m.,  vgl.  die  xoeitabstehende  bedeu- 
tung  von  gewerkverein  (s.  d.):  weiter  reichen  die  ziele 
der  sogen,  gewerkenvereine  (bergwerksvereine ,  Unionen, 
revierversammlungen)  mit  ihren  Organen,  gewerkentagen, 
gewerken-ausschüssen ,  die  häufig  mit  dem  kommunal- 
wesen  der  bergorte  in  näherem  zusammenhange  standen, 
hie  und  da  .  .  .  die  rechte  einer  gröszeren  anzahl  von 
gewerkschaften  vertraten  und  dabei  eine  gewisse  ver- 
fassungsmässige konkurrenz  bei  der  leitung  des  gewerk- 
schaftlichen berg-  und  hüttenwesens  hatten.  Sghom- 
burg  zeitschr.  f.  bergrecht  2,  214. 

GEWERKENVERLEGER,  m. .-  gewercken-verleger ,  *. 
factor.  Chomel  4,  1048. 

GEWERKENVERSAMMLUNG,/.,  neuere bezeichnung für 
gewerkentag  (s.  d.) :  die  gewerken  fassen  ihre  beschlüsse 
in  gewerkenversammlungen.jj?-er<S2,  berggesetz  v.  1865,  §111; 
die  beschlüsse  werden  in  der  beschluszfähigen  gewerken- 
versammlung mit  einfacher  Stimmenmehrheit  gefaszt  .  .  . 
über  jede  gewerkenversammlung  ist  ein  protokoll  aufzu- 
nehmen. §113;  die  beziehungen  sind  in  der  letzten  gewerken- 
versammlung hergestellt  worden,  bericht  der  gewerkschaft 
Oberroda.    handelsblatt  der  Vossischen  zeitung  14.  8.  1906. 

GEWERKENZECHE,/.;  fügte  sich's,  dasz  einem  Schicht- 
meister zwischen  der  rechnung  auff  seiner  gewercken 
zechen  geld  mangeln  würde.  A.  v.  Sghönberg  ausführt, 
berginform.  235;  der  fall  wegen  zu  entrichtender  schacht- 
und  streckensteuer  tritt  auch  oft  .  .  .  bei  gcwerkenzechen 
ein,  die  mit  einander  durchschlägig  sind,  wenn  eine  der 
andern  strecken  und  schachte  zur  fordernis  gebraucht. 
A.  W.  Köhler  z.  d.  rechten  u.  d.  Verfassung  bei  dem  berg- 
baue s.  182,  ebenso  177  u.  a. 


5667 


OEWERKENZETTEL 


oewerksAltermAnner 


5658 


GEWKnKRNZKTTEL,  m.: 

nie  brachten  cUlden,  tbaler,  knchto, 

firaften,  ob  ich  Hon  aooh  wolt  IIucbaaT 

ob  du  nirht  wcnui  rotte«raben7 

ich  «olt  iniiin  anthail  daran  haben, 

wenn  ich  »lliiti  ku<:h«  IAmh  woH, 

und  zubuM/.  ci'lxüi  wie  ich  aolt. 

und  doii  icliA  ni<  lit  acht  rUr  ein  belUl, 

xoiKton  «io  mir  ilon  gewerckensettel, 

durin  wurun  ruratlicb  (Mirsonon, 

bortzoKPn,  trrnlTnn,  und  barnnen, 

caiitr.Irr,  di'-tor«^,  rÄth,  und  kramer, 

kUr-</  Ir,  •chosler.  tchmid  and  banoMr 

viel  '  'II  standen  daneben, 

die  M  I     II  auazbeut  geben. 

Hi)U.BNiiAaiN  fretehmmHitr  i,  I.  U. 

GEWKRKEU,  m..  jüngere  bildung  nach  mudogU  von 
handworker,  iat  naturgemäß  auf  die  allgemein*  htdm^tng 
von  gewerke  {vgl.  «p.  bwaff.)  beaehränkt.  der  äUttte  bdsg. 
dmr  da»  wort  n«öen  dem  als  eolUeÜv  gebrouekten  ntutrum 
gowork  eiryfUhri.  lata*  deutlich  da»  btdürfiti»  trktnmn.  die 
/Uneiion  des  nomen  agenti»  kräfHger  tum  uuadruek  *u 
bringen:  gloichwio  wir  nun  nicht  zweifeln,  M  werde  da- 
durch der  inlendirto  zweck  völlig  erreichet,  und  weil  die 
connexion  der  gewerken  untereinander  numehro  getrennet, 
auch  die  miszbräuoho  scharf  verboten  worden,  friede 
und  ruhe  unter  donsolhen  connerviret,  mithin  das  auf- 
kommen und  nahrung  der  gowerkor  selbst  nicht  wenig 
dadurch  befördert  werden,  general-privil.  und  güldebri^ 
de»  geteerk»  in  Brandenburg  178S  bei  Ortlopk  &S;  bei 
allen  todfallsverhandlungen  eines  innerbergisoben  ge< 
werkers  sollen  seine  hinterlassenen  einlagskapitaliea  so- 
wohl, als  seine  bei  dem  haupigewerksohaftlichon  kOrper 
noch  zu  suchen  Imbondon  crträgnisse  .  .  .  frei  gelassen 
werden.  Wiener  Verordnung  von  1771  in  aammlung  aller 
k.  k.  Verordnungen  v.  MViff.  6,  8»a ;  gewerkor  v.  gewerks- 
mann.  Hilpkrt  l,  M4*;  gewerkor  ...  der  an  oder  in 
einem  geworke  arbeitet  (fabrikant,  manufacturist);  auch 
groszgewerker . . .  dann  Überhaupt  der  handwerker.  Campk 
1,888^;  denn  wenn  an  der  einen  scite  diejenigen  stehen, 
die  sich  mit  den  einfachen  und  rohen  erzeugnissen  be- 
schäftigen, an  der  andern  solche,  die  schon  etwas  ver- 
arbeitetes gonieszen  wollen,  so  vermittelt  der  gewerker 
durch  sinn  und  band,  dasz  jene  beiden  etwas  von  ein- 
ander enipfangen  und  jeder  nach  seiner  art  seiner  wUnscho 
theilhaft  werden  kann.  Uötiif.  {dichtung  u.  inthrhi-it  l,  i) 
■»,  S89;        ^jg7  J^^^J^  ^j^  gj^j  nicht  eewerker, 


nicht  lur  bandarbeit  nwAbnet, 
iQstet's  euch,  ala  tamiahner 
euch  SU  mOh'n,  will  ioh's  nicht 


nicht  hindern. 
L.  TiBCK  gloeke  von  Arogon  (noveUen  9,  403). 

GEWERK-,  GEWERKSIIAUS,  n. .-  das  gewerkhaus  oder 
gewcrkshaus  ...  ein  haus ,  in  welchem  ein  gewerk  oder 
mol>rere  gewerke  befindlich  sind  (manufactur,  fabrique). 
Campe  »,868«»;  gowerkhaus,  mant{factory.  Hilpert  l,  4«**; 
gewerkhauR,  mant^faehire .  fabrique ,  mant^factory ,  work- 
house.  Bkii..  (echnol.  tob.  M8;  der  stadtsäokel  (von  Alt- 
Berlin  u.  AltOOln)  war  immer  gar  ansehnlich  gefüllt 
durch  die  einnähme  aus  den  Zinsen  der  kämmereidürfor 
. .  .  und  dem  ertrag  des  stadtforstcs,  des  zolls,  der  nieder- 
lage,  der  statte-  und  platzgelder,  der  gcwerkhiluscr,  buden- 
und  marktzinses  und  der  Schankgerechtigkeit.  Hk.sekibl 
Nürnberger  tand  72;  die  zusainnienkUnfto  fanden  in 
eigenen  gewerkshäusern ,  wo  solche  vorhanden  waren, 
oder  in  handwerkshcrbergen,  bezw.  in  der  wohnung  de« 
altmeisters  statt.  RoiinsciiEtDT  vom  tut\ftttcange  6. 

GEWERK-.  GEWERKSHERR.  m. 

1)  bergmännüicher  ausdruck:  nicht  allein  ab«r  loll  er 
disz  thun,  sond'  auch  zun  zeitcn  ettliche  arbeit  an  die 
hnud  n&men,  nicht  das  er  in  disen  dingen  erlige,  sonder 
das  er  mitt  seinem  lleisz  die  arbeiter  erwecke,  und  sie 
auch  sein  kunst  lehre,  dann  es  wirt  wohl  umb  dz  bergkwerck 
siehn,  so  nicht  allein  der  steiger,  sonder  auch  der  gwerck- 
hcrr ,  lehret  was  in  dem  zu  thun  seie.  Aoricola,  vom 
bergkicerek,  dtsch.  v.  Bechius  28. 

2)  allgemeinere  Verwendung:  gewerkherr,  ifMwter,  or 
owner  of  a  manufaetory.  Hilpert  1,  M4*;  der  gewerks- 
herr,  .  .  .  der  berr,  der  Vorsteher  eines  gewerkes.  Caupb 

2,  862». 

GEWERKHOLZ,  n.,  mit  der  gleichen  bedetifung  von  ge- 
werk, die  atteh  am  partieipialen  adjectiv  gewerkt  («.  d.) 


tur  gdtung  kommt:  sohirrholtz,  gesehirr-  ingleichen  nots* 
holz  . . .  woraus  allerband  gerithsohafft  und  iuiurfttli  von 
wagnem.  mttllem  . . .  verfertiget  wird  ...  so  nuui  aaeb 
sonst  gewerckholtz  nennet.  tUgtm.  ökem.  Uat.  tlTB.  tyf. 
auch  CiioMKL  4, 104«,  ähnlich  Adblono  t.fU;  (üw  foweric- 
holz,  nutzholz,  U  boi»  de  eharpeni».  Schwan  (l7«)t,  74A^; 
gewerkholz  timber.  Hilpert  1,  4M*,  vgl.  Bbhlbn  s.  4M; 

Tut  KL  4,  427. 

GEWEHKIN.  /..  biUung  tur  mim»run§  im  utjmw  *•- 
deutung  von  gewerke :  eine  bauerfraa,  dto  fewwkia  M  dar 
grübe  .bimmelisch  beer*  war.  Ännab»rf»r  woUutraäUumg, 
».  Leipiiger  tageUaU  1890  mr.  M»,  I.  ML 

GEWERKLICH,  adj.  und  adv.,  wU  M  fWMriMit  w»d 
gewerkt  («.  d.)  wird  auch  hier  di»  mUftmiimtr*  w«rtttlUt»g 
kunetmäüigen  arbeiten»  durch  den  «ngertm  Umwti»  mif 
di»  werkatatt  be»timmt  und  belebt :  gewerklieb,  nun  ge- 
werk gehörig,  im  gewerke  . . .  gemacht,  nach  der  art  wie 
im  gewerke  gearl>eitet  wird  (/abrikwtämif) ,  anell  free»' 
gewerklieb ,  gewerkmissif  . .  .  eine  fewOTldiohe  arbeit. 
Campe  >,  862\  dasu: 

GEWERKUCHKEIT./.;  friedlich  durch  sein  feeeblft, 
am  thier  erziehend,  stets  an  die  l>eobacbtung  der  poesen 
Ordnungen  der  natnr  gewiesen,  jeder  Jahreszeit  diia  ihre 
abgewinnend,  knilpft  er  {d»r  mektrbmm)  an  setae  oa- 
besohäftigten  tageszciten  schon  eÜMQ  anfang  Ton  faweik- 
lichkeit.  ÜAiiLMANN  geseh.  V.  Dänemark  1,  ist. 

GEWERK,  GEWKRK.SM.Ji.S.Sia.  ndj.  u.adv.:  gewerfcs- 
mtlssig.  in  the  manner  of  the  manufaetor».  Hilpert  1.464*, 
vgl.  den  gegentata  tu  gewerbsmlasig,  vgl.  auch  gewerklich. 

GEWERKMASSIGKEIT,  /..  «.  Camps  a.  a.  o. 

GEWERK  ,  GEWERKSMANN.  m.,  vgl.:  gewerbnnaan, 
fabricant,  im  allgemeinen,  ein  gewerkmann  oder  gewerk- 
mcister.  Campe  verdeutachungateb.  807;  gewerksmann-, 
meister,  mani^aelurer.  Hilpert  1,494*. 

GEWERK-,  GEWERK.S.ME1STER,  m..  vgl.  |eweri)e- 
meister:  denen  sämtlichen  Soldaten  al>er  . . .  soll  nur 
erlaubet  sein,  als  gesellen  bei  denen  gewerks -meistern 
zu  arbeiten,  generalprivil.  de»  gewerk»  v.  Brandenburg  1783 
bei  Ortlopp  57;  die  gewerkmeister .  die  geschworenen, 
le»  expert»,  prud'homme».  Schwan  1,  74&*  (vgl.  geweri)e- 
verständig);  fabricant  .  ..  gewerkmeister,  kürzer  Werk- 
meister. Campe  verdeut»eh.%eb.  807,  vgl.  auch  Hilpert 
unter  gewerkmann;  (der  achneider)  sagte:  hier  sind  die 
fünf  mutzen,  die  dieser  mensch  (Sancho)  von  mir  gefordert 
hat,  und  bei  gott  und  meinem  gewissen!  mir  ist  von 
dem  tuche  nichts  Übrig  geblieben,  und  ich  bin  erbötig. 
die  arbeit  von  den  gcwerkmeistem  besichtigen  zu  lassen. 
TiECK  Übersetzung  des  Don  Quixote  8,  888;  er  wählt  sieh 
einen  unpartheiischen  gewerksmeister  zur  mitl>eaaf- 
sichtigung.  Bles.<)on,  über  gewerksordn.  57. 

GEWKRKSABGABE,  vgl.  gewerbeabgabe :  welche  ent- 
l>ehrungen  musz  der  geselle  sich  auflegen,  welcher  von 
seinem  gülden  oder  thaler  wochenlohn  kleidung  and 
Wäsche  unterhalten,  kleine  gewerksabgaben  bestreiten  . . . 
will  . . .  (J.  G.  Hopkmann)  da»  intereaa«  da»  iaKH»ehtm  . . , 
bei  d.  besteh.  tut\/lverf.  lll. 

GEWERKSACT.  in.,  vgl.  gewerbehandlonc:  sieCiiMteiMf- 
werkap/iichten)  durchdringen  ihn  {dm  Hawdmrler)  TOUif 
mit  ihrem  sittlichen  wesen,  und  um  diea  m  wreieben, 
helfen  die  formen  mit,  deren  man  sieb  bei  beeonderen 
gewerksakten  z.  b.  t>eim  annehmen  und  loespreeben  der 
lehrjungen,  bedienen  mag.  Rohrschbiot,  ••■»  s«ti\^ 
awange  065. 

GEWERKSALTERLFITTK.  ptwmUlmmtitm  («ff.  mudk  di» 
folgenden):  sondern  es  sollen  dieselbe  allemal  äeTorteCal* 
lenen  beschuldigungen  bei  den  gewerks-Uterieaten,  oder 
t>ei  dem  zu  handwerkssachen  verordneten  geweik»- 
assessore  anaomelden  .  .  .  verbanden  sein,  hamimuka 
ord».  f.  lFas4»r«M«am  1774  (mri.  i«)  In  Ortlopp  si. 

GEWERKS  Alter  .M  .Anner,  vgl.  4a»  «orAerycAendk.- 
dagegen  war  aber  auch  nicht  zu  verkennen,  dass  der 
wichtige  einfluss,  welchen  angeschene  handwerkermeister, 
besonders  die  gewerksältenn&nncr,  auf  erbaltang  Ton  ord* 
nung,  Zucht  and  Sitte  unter  den  gewerbegenoesen  ansxa- 
Oben  vermocht  hatten,  sehr  sank,  seitdem  nicht  mehr 
jeder,  der  ein  handwerk  als  meister  oder  gehilfe  trieb, 
der  znnft  angehSren  mosste.  Rohrschbidt  vom  aut\/t- 
itcange  548. 

355* 


5659 


GEWERKSALTESTE 


GEWERKSÄLTESTE,  phir.:  ist  in  den  zunftartikeln 
keine  zeit  bestimmt:  so  musz  dieselbe  nach  billigen  er- 
messen der  gewerksältesten ,  und  allenfalls  durch  einen 
zunftschlusz,  festgesetzt  werden,  preusz.  landrecht  11,  8, 
§  313. 

GEWERKSALTMEISTER,  m.,  vgl.  gewerkmeister :  dasz 
derjenige,  welcher  meister  bei  dem  gewerk  .  .  .  allhier 
werden  will,  sich  bei .  .  .  dem  gewerks-altmeister  melden  . . 
solle,  generalprivil.  des  geiverks  von  Brandenhuo-g  (1733)  bei 
Ortloff  53. 

GEWERKSAM,  adj.  u.  adv.,  vgl.  gewerbsam: 
diese  menge 
gewerksam  thätigcr.  die  hin  und  her, 
m  diesen  räumen  wogt,  auch  die  verspricht 
sich  unvertilgbar  ewig  herzustellen. 

GöTHE  {nat.  tochter  5,  7)  9,  378. 

GEWERKSAMT,  n.,  vgl.  gewerbeamt:  es  werden  ihm 
daher,  kraft  dieses  freiheitsbriefes  alle  gerechtsame  er- 
theilt,  welche  einem  meister  zustehen,  nämlich  in  an- 
gelegenheiten  der  zunft  zu  stimmen  und  zu  gewerks- 
ämtern  gewählt  zu  werden.  L.  Blesson  über  geiverks- 
Ordnungen  s.  42. 

GEWERKSANGELEGENHEIT,/.,  vgl.  gewerbeangelegen- 
heit:  übrigens  soll  der  jüngste  zwar  zum  verschicken  in 
gewerksangelegenheiten,  keineswegs  aber  zum  einschenken 
.  .  bei  denen  gewerksversammlungen  gebrauchet  . .  .  wer- 
den, generalprivil.  des  geioerks  von  Brandenburg  (1733)  bei 
Ortloff  59;  der  lehrling  musz,  sowohl  in  gewerks-  als 
häuslichen  angelegenheiten ,  den  anordnungen  des  lehr- 
herrn  gehorsam  leisten,  preusz.  landrecht  II,  8,  295;  drittens 
sind  zünftige  meister  nach  den  innungsprivilegien  ver- 
pflichtet, verschiedene  ämter  und  dienste  zu  über- 
nehmen, wohin  die  obermeisterämter,  jungmeisterstelle, 
bothendienste  in  gewerksangelegenheiten  .  . .  gehören.  Co- 
burg-Saal  feldische  innungsgesetze  von  1803  (§  123)  bei  Ort- 
loff 6«;  die  neigung,  aufwand  zu  machen,  trat  bei  allen 
gelegenheiten  hervor,  bei  denen  die  zünfte  in  gewerks- 
angelegenheiten zusammenkamen.  Rohrscheidt  vom 
zunftzxoange  102. 

GE WERKSANLAGE,  /.,  vgl.  gewerbeanlage :  würden 
hierzu  die  activa  nicht  hinreichen,  so  sei  über  die  ge- 
werksanlagen  mittels  veräusserung  zu  verfügen,  preusz. 
kabinetsordre  von  1822  bei  Rohrscheidt  411. 

GEWERKSARMENKASSE,  /. .-  wenn  das  gewerk  sich 
vereinigen  wolle,  alle  quartal  oder  jährlich  etwas  in  die 
gewerks-armen-casse  zu  legen,  generalprivil.  des  geioerks 
von  Brandenburg  (1733)  bei  Ortloff  62. 

GEWERKSARTIKEL ,  m.,  vgl.  die  entgegengesetzte  be- 
deutung  von  gewerbsartikel :  {der  gesell,  der  meister  werden 
will,  soll)  erweisen,  dasz  er  seine  profeszion  in  denen  bei 
jeden  handwerke  gewöhnlichen  und  in  den  confirmirten 
gewerksartikeln  gesetzten  jähren  erlernet . . .  habe,  preusz. 
handwerksordn.  für  Westpreuszenllli  {art.^)  5ei Ortloff 79. 

GEWERKSASSESSOR,  m.,  vgl.  gewerbeassessor:  ferner 
gelobe  ich,  dem  von  einem  e.  e.  rath  dem  gewerk  zu- 
geordneten herrn  assessori  .  .  .  respect  zu  bezeigen,  eides- 
formel  für  innungsvorstände  bei  Rohrscheidt  s.  4;  doch 
müssen  letztere  sowohl,  als  erstere  (die  Zusammenkünfte) 
niemals  ohne  vorwissen  und  beisein  des  gewerks-asses- 
soris  .  .  .  geduldet  werden,  handxverksordn.  f.  Westpreuszen 
von  1774  bei  Ortloff  75;  in  gemässheit  der  Verordnung 
vom  4.  mai  1806  wurde  in  Königsberg  am  28.  october  des- 
selben Jahres  in  dem  hause  des  ältermanns  der  zunft, 
meisters  Volkmann,  und  vor  dem  gewerks-assessor  die 
auflösung  des  webergewerks  vollzogen.  Rohrscheidt  t^om 
zunftzwange  214. 

GEWERKSAUFLÖSUNG,  /.;  aus  dieser  charakteristi- 
schen remonstration  ersieht  man  recht  deutlich,  zu  wel- 
cher ungeheuren  aufregung  die  absieht  der  gewerksauf- 
lösung  unter  den  zunftgenossen  veranlassung  gab.  Rohr- 
scheidt vom  zunftzioange  211. 

GEWERKSBEISITZER,  m.,  vgl.  gewerbebeisitzer:  die 
rechnung  .  .  .  soll  der  altmeister  ...  in  gegenwart  des  ge- 
werksbeisitzers  .  .  .  justificiren.  generalprivil.  des  gewerks 
von  Brandenburg  (1733)  bei  Ortloff  60;  wir  gebieten  und 
befehlen  .  .  .  keine  contraventiones  dagegen  (gegen  die 
handwerksordnung)  zu  verstatten,  als  weszhalb  auch  die 
flscäle,  nicht  minder  die  gewerksbeisitzer  jedes  orts  vigi- 
liren  .  .  .  müssen,    handwerksordn.  für  Westpreuszen  1774 


GEWERKSCHAFT  (i,  in  der  bergmannssprache)   5660 

(art.  49)  bd  Ortloff  io4:  am  24.  januar  1774  erschien  in 
deutschem  und  polnischem  text  die  handwerksordnung 
für  Westpreussen.  jedes  gewerk  war  verpflichtet,  davon 
3  stück  zu  kaufen,  und  zwar  i  für  die  lade,  i  für  den 
gewerksbeisitzer  und  i  für  den  ältermann.  Rohrscheidt 
vom  zimftzwange  174. 

GEWERKSBESCHÄDIGER,  m.  -.  sollte  auch  etwa  einige 
von  gewerks-beschädigern  gemachte  arbeit  auf  der  ven- 
dette,  oder  anderswo  in  der  stadt  öffentlich  zum  kauf 
ausstehen,  so  mögen  die  elterleute  oder  meistere  des 
beschädigten  gewerks  einen  von  des  rahts  amts-dienern 
ansprechen,  neti-revidirte  tcillkür  der  stadt  Danzig  (I76l)  132. 

GEWERKSCHAFT,  /..  im  gegensatze  zu  gewerbschaft 
(s.  d.),  das  ein  nomen  actiones  ausprägt  und  nur  in  ganz 
vereinzelten  ausnahmen  der  collectivbedeutung  sich  nähert, 
ist  gewerkschaft  in  seinen  neueren  Verwendungen  durchaus 
coUectivum  und  in  dieser  function  auf  die  kennzeichnung 
von  Personen  beschränkt,  in  dieser  kennzeichnung  aber 
spaltet  sich  der  gebrauch  des  collectivums  nach  zwei  rich- 
tungen.  die  Sondersprache  des  bergbaics  knüpft  in  dem 
ersten  compositionstheil  an  das  masc.  gewerke  mit  der  be- 
deuttmg  eines  Unternehmers  an,  der  allgemeinere  schrift- 
gebrauch führte  die  bedeutung  eines  arbeiters  ein,  wobei 
offen  bleibt,  ob  an  das  nomen  agentis  gewerke  oder  an  das 
coUectiv  gewerk  zu  denken  ist.  sprachlich  ist  die  anlehnung 
an  gewerke  zunächst  nicht  so  einleuchtend,  weil  dann  auf 
ge werkenschaft  zu  schlieszen  wäre,  immerhin,  bietet  auch 
eine  unmittelbare  iveiterbildung  des  apokopierten  gewerk 
nach  der  analogie  von  knappschaft  keine  groszen  schtcierig- 
keiten. 

die  beiden  gegensatze,  der  bergmännische  begriff  eines 
Unternehmerverbandes  und  die  allgemeine  schriftmäszige 
bedeutung  eines  arbeiterverbandes  datiern  in  der  neuesten 
spräche  fort,  nur  dasz  dort  entsprechend  der  bedeutsam- 
keit,  die  die  socialpolitik  in  unseren  tagen  gewonnen  hat, 
der  schiverpunkt  des  gebrauches  vom  bergmännischen  begriff 
abgelenkt  und  durch  die  gewerkschaftsbewegung  auf  den 
allgemeinen  begriff  gelegt  lourde.  auf  ihn  führen  auch 
die  meisten  composita  mit  gewerkschaft  zurück,  während 
die  bergmännischen  composita  meist  an  ßexionsformen  von 
gewerke  haften,  s.  gewerkendienst,  -tag,  -Versammlung  u.  a. 

l)  der  sondergebrauch  der  bergmannssprache  i  gewerk- 
schaft als  unte7-nehmerverband.  die  ältesten  bergmännischen 
belege  reichen  nicht  über  das  16.  jahrh.  zurück,  sie  loeisen 
in  der  ersten  zeit  auch  viel  seltener  die  collectivbedeutung 
mit  bezug  auf  personen  auf  als  vielmehr  eine  art  von  sach- 
bedeutung,  die  sich  jedoch  allerdings  auch  unter  dem  gesichts- 
punkt  der  bedeutungsentwicklung  aus  der  ersteren  ableiten 
läszt.  gleich  die  beiden  ältesten  belege  stehen  einander  als 
typen  dieses  gegensatzes  von  personification  und  sachbedc  ii- 
tung  gegenüber:  deszgleichen  sollen  si  khainer  gewerk- 
schafft, oder  ihren  schichtmaistern,  die  khain  silber  im 
zehendten  haben,  ob  gleich  ertzt  am  stain,  oder  silber  im 
werk  war,  on  genugsambe  bürgschafft  nichts  fürleihen.  In- 
struction für  Budtveisz  (1562;  samml.  österr.  berggesetze  1,  3) 
s.  7.  u.  a.  (vgl.  unter  b);  und  dem  gegenüber :  wann  der  bergk- 
meister  einem  ein  lehen  leihet,  so  sol  er  den  muther  oder 
auffnehmer . . .  gebieten,  dass  er  die  zech  oder  lehen  nit  mehr 
als  in  neun  theil,  der  ein  jedes  thut  vier  viertheil,  das 
macht  zusammen  sechs  und  dreissig  viertheil  einer  gantzen 
zechen  oder  gewerckschafft  (wie  jetzt  hie  landtbreuchig 
ist)  vergewercken  solle.  Churtrierische  bergordnung  von  1564 
bei  Brassert  bergordnungen  s.  116  tt.  a.  vgl.  unter  a,  ß. 
ohne  damit  eine  rangordnung  feststellen  zu  ivollen,  nehmen 
loir  die  verioendungen  der  zu-eiten  gruppe  voraus. 

a)  Verwendungen ,  die  der  sachbedetdung  nahe  kommen: 
die  ältesten  belege  führen  das  toort  vor  allem  im  zu- 
sammenhang  mit  rechtshandlungen  ein,  die  den  eintrag  in 
das  gewerkenbuch  betreffen,  bald  handelt  es  sich  um  den 
eintrag  selbst,  der  als  nomen  actionis  aufgefaszt  werden 
könnte,  bald  um  die  Urkunde,  die  als  rechtsobject  behandelt 
loird.  in  dieser  rechtshandlung  könnte  man  den  ausgangs- 
punkt  der  entwickhing  für  alle  Verwendungen  von  gewerk- 
schaft in  der  bergmannssprache  erblicken;  dem  stände  auch 
die  analogie  von  knappschaft  zur  seite.  jedenfalls  schlieszt 
.sich  die  sachbedeutung  eines  rechtsobjektes  ungezwungen 
hier  an. 

a)  das  nomen  actionis. 


6661  GEWERKSCHAFT  (i.  in  der  hergmammpraehe) 

l))  sollen  die  goi^ftiNclinihnr  mit  floUs  in  aoht  haben, 
dasz  nicht  mehr  gvwercken,  dann  «ich*  gebttbret  ins 
gegenbuch  cingeBcbrichon,  von  Rolchor  und  oiner  jeden 
gewerckRchalTt  ihmo  mehr  nicht  dann  ein  grotcben  . . . 
zur  gcliUhr  goroicht.  chura.  bergordnung  von  1078,  ort.  IS; 
ein  bi8/.  zwei  groHchen  von  1  geweroktohailt  ins  gegen- 
buch cinxutrut^cn,  oder  daraus  zur  schreiben,  nachdem 
Hio  wcitlilufli^.  A.y. Sc.iiÖsm.nii  att*/Uhrl.  berffif\form.  t.Jt. 

8))   von  einer  tmd»t»  atiU  nähert  txeh   dieaem  begriff 

auch  daa  folgend»: 

worin  sie  meroktan  iuk  ward  v«rdrosa«n 
und  wnll  huntf  ond  fOss  lassen  frohen, 
mit  niKlrmr  f«w«rckacbsfl  sbstrhon, 

diw  ri '■' •••  -r'>»s  ges<-hrei, 

der  ;■:■  an  herbei, 

und  L- 1  iiissbeut. 

and  dtt.-i  um  auii ivluine  zeit. 

oder  sprenften  irold  in  den  sond, 
und  brachten  doo  mit  voller  band. 

KuM.KNiiAOBN  /rotchiMtueler  1,  S,  14. 

fit)  der  Übergang  aur  aaehbedeuHtng. 

l)}  die  Urkunde  ala  aolche  wird  mit  gowcricsohaft  be- 
teiehnet:  gegen  schrciber  soll  ...  die  gewerokschafTt,  so 
nach  dorn  alphubeth  derer  gowcroken  lauiTnahmcn  einzu- 
richten, wio  die  ihm  übergeben  werden,  uff  bcfohl  des 
borgmcistcrs  gebührlich  daroin  tragen,  und  acht  haben, 
dasz  nicht  mehr  als  las  ku.xe  ...  zu  einer  vollen  geworck- 
Bchafft  ins  gegenbuch  gebracht  worden.  Ann.  v.  S<:iiAN- 
BBna  atuführl.  ber(jinform.  69;  so  nawe  zechen  Vorlieben 
oder  bestctigt  worden,  sol  der  lehentregor  oder  nuffnemer 
seine  goworgkscharrt  alsbald  nach  der  bestctigung  dem 
bergkmeister  antworten  und  zustellen,  wann  aber  alte 
zechen  nuffgonommen ,  sol  nach  abmcssung  der  zupus- 
brioffo,  die  nawe  geworgkschalTt  dem  borgkmcistcr  gleicher 
gestalt  alsbald  Übergeben,  und  ins  gegenbuch  einge- 
schrieben werden,  ehuraächaiache  bergordn.  von  1689,  bei 
Bhasskmt  bergordn.  872,  vgl.  auch  ebendort  a.  885  atta 
der  Henneberg.  Ordnung  von  1570;  keine  gewehrzeddul 
noch  gowerckschulTl,  ohne  seine  cigcnhUndige  untereohrilTt 
aus  dem  gegenbuch  geben.  ».  70;  solche  gewerckschafften, 
darin  alle  gewerckcn  mit  ihren  namen  und  thoilen  eigend- 
lieh  und  deutlich  zu  melden,  auch  aus  dem  gegenbnch 
zunehmen,  sollen  alle  Vorsteher  und  Schichtmeister,  zu 
jederzeit  bei  ihren  rochnungen  haben.  Span  bergtirthel 
a.  178;  vier  wochen  nach  der  bestättigung  musz  der 
lebntrager  dem  berghauptmann  eine  gcwerckschafft  über 
seine  gcmuhicto  zoclio  Übergeben,  welche,  nachdem  sie 
von  demselben  revidirt,  und  unterschrieben,  der  berg- 
schrciber  ins  gegenbuch  ordentlich  verzeichnet  und  ein- 
trügt. Dkrwaro  ».  43,  dazu  vgl.:  die  namonvorzeichnisse 
der  gcwerkon  .  .  .  sind  aus  dem  gegenbucho  cxtrahiret,  und 
hcisscn,  wie  angenommen,  in  specio  gewerkschaften. 
A.  W.  Köhler  i.  d.  rechten  u.  d.  verfasmtng  bei  dem  berg- 
baue a.  808. 

8))  an  gewerkschaft  wird  daa  rechtsohjekt  betont .-  unnd 
mitt  disen  zilen  beschreibt  der  bergkmeister  die  gercchtig- 
kcit  des  herren ,  oder  mittgwerokschaiTt  einer  jetlichen 
grAbon.  G.  Aoricoua  vonn  bergwereJc  übera.  v.  Bechiua  4; 
beweiset  sich  der  gang,  oder  füret  er  schOno  bergart,  oder 
leit  er  auff  einem  fündigen  gang,  und  gutem  gotriebe,  so 
bestettigct  er,  und  lesset  es  jm  ins  bergbuch  verschreiben, 
macht  ein  gewerckschafTt  aufl  188.  kux,  davon  4.  crbkux, 
unnd  8.  7,a  kirch  und  spital  gehören,  die  man  etwan  die 
heiligen  kux  genennet,  und  antwort  sie  ins  gegonbuch. 
Matiiksius  aarepta  68*';  gowercken  werden  genandt  die 
participantcn  desz  bergbanes  .  .  .  und  bestehet  eine  ge- 
werckschafTt in  188  kuxen,  darunter  4  orbku.xs,  so  die 
gowercken  dem  . . .  landcs  fürsten  ...  zu  bauen  und  zu 
verlegen  schuldig  sind.  Bkrwaro  intefpre.<i phraa.  metall.  l 
(iriVrfrr  atifgenommen  bei  Minkrophii.us  858).  gewerck- 
schafTt, bestehet  in  188  ku.\en,  derer  participantcn  am 
hergbnu,  dio  gewercken  genennet  werden.  (Kirchmaikr) 
inntit.  metrtll.  n*";  jetzo  .  .  .  sind  es  albereit  810  jähre, 
da  anno  1 177  ein  verständiger  mann  und  kunst  steigor  aus 
Nürnberg,  Nioolaus  Stand,  mit  einer  gewerckschafTt  sich 
hier  an  gemacht,  ebenda  {icohlgem.  bedenken  103). 

8))  hier  läazt  sich  ungextcungen  die  iibertragttng  at{f 
^rtlichkeifen  ansch'iesxen,  wie  aie  »m  älteateti  belege  (a.  o.) 
vorliegt:  bauet  solche  entweder  als  ein  eigenlöhner  und 
einspänniger,     oder    machet    eine    lehnschafTt    hinein, 


GEWERKSCHAFT  (t.  mtemekmertKrband)  5662 

ond  bauet  eine  Mbiolit,  oder  «Im  |*w«dkMlMUR,  UUt 
sich  die  kuxe  weffewihren,  ond  Teritrsotzcln.  and 
■oblägt  zabasM  an.  (Kikciiuaikh)  inst.  met.  noheend. 
erinn.  48;  ganz  uneigentlich  bat  man  früher  einzelne 
borg  oder  hUttenwerke  mit  der  benennonf  geweriUebafl 
bezeichnet  KciiiiiiciieNHTuei.  lOl. 

b)  für  die  eoUeeÜvbtdmUung  wUt  dmr  brnttkung  mvif  per- 
aone»  breHen  aiak  «Mir«  «Mfniatt  ««mm  ^fättr  mt»,  als 
die  altetim  beUge  für  die  ttttnwnmh  tn^f$/UUm.  Htm 
lüeh»  lä$tt  $ich  allerding»  mit  »kum  mm^nim  imUHf- 
nia  der  übermittelten  littenUur  bafrünim.  fliirJf««  wlrv 
auch  daa  unter  t,  a.  a  beigArmdU»  mtignia  am»  Matiis- 
81 U8  hier  heranauaiehen,  da»  al»  veraUf«m»in«nimf  und 
Übertragung  de»  bergmänniaehen  begriffe»  gewerkcebafiyUr 
früh»  entmeklung  deeaelben  tettgt. 

a)  die  aieheraten  anhalttpttnkte  bietet  die  auatimmm- 
atellung  mit  den  begriffen  geeellaobafl.  eompaflli«,  »»L  »» 
nun.  da»a  gewerkschaft  gegen  dm»  *h§»gr»iut  »im  wÜ 
ihnen  ident\fieieri  wird. 

l))  erstlich  wird  eine  grabe  oder  ttoUen  in  xw«| . . .  oder 
es  wird  in  vier  theile  gelbeilet,  dergestalt  da««  vier  f»- 
werckcn  sein,  und  ein  jeder  den  rierdten  Iheil  oder  «In« 
ganze  schiebt  habe,  e«  wird  auch  wol  in  acht  theile 
gcthoilet,  also,  das«  ein  jeder  eine  halbe  schiebt  habe, 
welche  obgemeldte  thcilung  man  für  eine  g««<U«climft 
rechnet,  wann  aber  mehr  denn  acht  gcwereken  «ain,  «o 
ista  eine  gewerckschafft  G.  E.  LöiiHCYSS  btriAt  v»m  barg- 
teerek  (1617)  88;  die  gleiche  abgrentung  wtrtf  «Ml  disas  be- 
leaenen  Priaeh  wieder  at{fgenommt»m  t,  44t*;  ähnlieh  bei 
Adbluno  t,  MO.  Camps  t,  ati*. 

8))  so  wer«,  so  lang  herr  B.  in  der  gewerckschaft,  al« 
ein  verlegter  gewerck  zu  befinden  . . .  herm  B.  . . .  rech- 
nong  zu  thun,  euch  eure  qnotam  aaszoantworten  .  .  . 
schuldig.  Joaehimathaler  entaeheidung  von  1618  bei  Span  184; 
dar  durch  {daa  patent)  auszländische  in  diesem  fQrsten 
thumb  l>ergwercke  zu  bauen,  ond  sich  in  gewerckschafTten 
einzulassen,  erlaan  von  Baireuth  von  1678  bei  Kirch- 
MAI  ER  {wohlg.  bedenken)  liO;  im  land  ob  der  Ennsz  zo 
Steyer,  machen  viel  mit  der  gewerckschafft  von  der  eysen- 
compagnie  ihre  gewisse  accord  und  bedingen  einen  preis«, 
in  welchem  bemeldte  eysen  gesellscbalTt  da«  kora  jähr- 
lich annimmt.  HoiiBERn  georgika  eurioea  t,  78;  vivat  on- 
ordnungl  .  .  .  durch  Matthiam  Abele  .  .  .  beeder  rechten 
doctoren  . . .  ond  einer  löblichen  Innerpergerischen  baobt- 
gewerckschalTt  der  stahcl  und  eisenbandlung  in  Oester- 
reich  und  land  Steyr  ober  secrotarium  . . .  1669.  {büehertH^; 
wo  nämlich  der  bergbao  entweder  gar  von  einzelnen 
personen,  oder  wenigstens  von  einzelnen  gewerkschaften 
gemuthet  zu  werden  pflegt.  Faumont  merkw.  aeAr.  v. 
d.  freih.  d.  handele  89. 

ß)  diesea  peraönliehe  eoUeetivum  wird  vor  allem  in  den 
Wörterbüchern  betont:  werckcn,  gewerckschafft.  sind  die 
personen,  dio  eine  zeche  bauen,  und  ihr«  gewisse  theile 
daran  haben,  auf  dieselben  zubosze  geben,  «ach  nach 
gelegenhcit  hinwieder  ausbeute  haben.  Schökbbro  berg 
ir\formation,  anhang:  rtdenaarten;  da»gUiehe  übei  noMMcn 
t'Of»  Herttwio  9.  188;  gewerke,  gewerksehafft,  im  ber^a 
diejenige,  welche  eine  zeche  bauen  und  zor  aasbeate 
und  zubusse  nach  dem  gewi««en  theil  so  ein  jeder  an 
der  zeche  hat,  zusammen  gehOren.  zo  einer  vollen  ge- 
werrksrhafTt  gehören  188  knxe.  Jari-ONSKI  aUgem.  lex. 
817*;  ähnl.  CiioMRt.  4,  10(8  {tu  Frisch,  Adblcno  «.  «. 
vgl.  oben  unter  a);  gewerkschaft,  eoUeflain  fodinae  ea! 
tomm.  Hedbrich  i,  1488;  gewätkaohaft,  U»  eorpa  et 
mdtitr»  ea^toitanta.  Schwan  (1783)  l,  74A*;  gewerkschaft, 
the  eopr9prietota  ttf  a  min«.  «  »Mning  eompmmg.  Hii.pkrt 
1, 464*;  gewerkschaft,  die  ge««Uachaft  mehrerer  gewerken. 
welche  ein  gemeinscbaftliehe«  berfwerksoigenthum  be- 
sitzen, das  jedoch  anter  der  firma  der  gcsellschafl  als 
ungolheiltes  ganzes  im  bcrgbucho  eingetragen  ist,  wovon 
die  antheile  (kuxe)  als  bewegliches  cigenihum  nar 
bei  der  bergbehSrde  im  gewerkenboche  in  evidenx  ge- 
halten werden.  Sciibichbmstcbl  io8;  gewerkschaft,  «o- 
eiHii  eärpUtHante,  miming  eompang.  Bbil  ttdkmol.  wb.  848. 
ähtU.  ThIBL  4.  488. 

/)  tmit  der  gleiek»n  b»»timmA»it  i»t  im»  bedeutunga- 
riehtung  in  der  aprmdm  Q^ÖTHKi  mm»fefrägt:  darchlaucht 
ilbersende    hierbei    onterth&nigst   «ahen    gew&hrscbeine 


5663   GEWERKSCHAFT  (i,  unternehmerverband) 

als  auf  soviel  kuxe  höchstdieselben  unterzeichnet  und 
empfehle  das  neue  werk  zusammt  der  gewerkschaft  zu 
gnaden.  Göthe  {an  den  herzog  v.  Ootha)  briefe  6,  254;  es 
ist  zu  wünschen  dasz  die  gewerckschaft  zu  einem  haupt 
entschlusze  muth  haben  möge,  {an  Knebel  1791)  briefe 
9,  255;  indem  die  hauptgewerken ,  ausländische  reiche 
kaufleute  ...  es  dahin  brachten,  dasz  die  theilnehmer 
der  36  zerstörten  gruben  sich  in  eine  gewerkschaft  ver- 
einigten, {ausflug  nach  Zinnwalde)  51,  116. 

8)  auch  die  spräche  der  neueren  berggesetzgebung  halt 
an  dem  gebrauche  unseres  Wortes  in  der  nunmehr  eng  be- 
grenzten bedeutung  fest:  ist  nun  eine  gewerkschaft  in  der 
nothwendigkeit ,  ohne  ihr  verschulden  das  gebäude  auf- 
lässig werden  zu  lassen,  so  musz,  um  allen  betrug  zu 
vermeiden,  der  Schichtmeister  solches  beim  bergamte 
melden.  A.  W.  Köhler  z.  d.  rechten  u.  d.  Verfassung  bei 
dem  bergbaue  (1786)  s.  151;  die  erste  folge  des  eigenthums 
legt  den  einzelnen  mitgliedern  einer  gewerkschaft  auf, 
das  gemeinschaftliche  Interesse  zu  befördern  und  also 
auch  . . .  geldbeiträge  zu  geben,  s.  201 ;  die  Schichtmeister 
sind  die  factoren  und  rechnungsführer  der  gewerkschaften, 
sie  besorgen  . . .  den  haushält  der  ihrer  administration 
anvertrauten  grubengebäude.  s.  79;  wenn  einer  oder 
mehrere  eine  zeche  bauen,  gewisse  antheile  davon  haben, 
auf- diese  theile  zubusze  geben  und  . .  .  ausbeute  ziehen, 
so  werden  sie  gewerken,  und  eine  gesellschaft  derselben 
gewerkschaft  genannt.  C.  H.  G.  Hake  commentar  über  d. 
bergrecht  s.  166;  jedes  berggebäude  kann  von  einer  ein- 
zelnen person  (alleinbesitzer)  oder  von  mehreren  (gewerk- 
schaft §  13,  gesellenschaft  §  30)  besessen  werden,  sächs. 
bergg.  v.  1851  §  10;  wenn  die  besitzer  eines  berggebäudes 
die  zahl  acht  übersteigen,  so  müssen  sie  eine  gewerkschaft 
bilden  und  sind  von  dem  bergamte  dazu  anzuhalten. 
§  13 ;  die  gewerkschaft  ist  ein  verein  zum  bergbau-be- 
triebe,  in  welchem  jeder  theilhaber  sowohl  für  die  bei- 
trage zu  dem  betriebe  des  geschäftes  (die  zubusze)  als 
für  alle  im  namen  des  Vereines  gegen  dritte  personen 
übernommene  Verbindlichkeiten  nur  mit  seinem  antheile 
an  dem  gemeinschaftlichen  vermögen  haftet,  österr.  berg- 
ges.  V.  1854  §  138;  soll  das  miteigenthum  von  bergwerken 
in  kleinere  antheile  als  zu  '/»e  des  ganzen  th eilbar  sein, 
so  kann  .  .  .  dies  nur  durch  errichtung  einer  gewerkschaft 
geschehen.  §  137;  die  gewerkschaft  des  Steinkohlenberg- 
werks Wohlverwahrt  machte  als  solche  das  Vorzugsrecht 
auf  ein  . .  .  gemuthetes  steinkohlenflötz  . .  .  geltend,  wurde 
aber  in  zweiter  instanz  durch  erkenntnisz  des  apellat.- 
ger.  zu  Hamm  18.  12.  1862  aus  dem  gründe  abgewiesen, 
weil  nicht  die  klagende  gewerkschaft,  sondern  nur  die 
einzelnen  gewerken  rechte  . . .  geltend  machen  können. 
zeitschr.  f.  bergrecht  5,  98:  die  gewerkschaft  ist  . . .  befugt, 
durch  einen  gewerkenbeschlusz  das  neue  werk  mit  ihrem 
bisherigen  zu  einem  werke  zu  vereinigen,  ebenda  s.  100 
{aufhebung  d.  vorhergehenden  urtheils);  zwei  oder  mehrere 
mitbetheiligte  eines  bergwerks  bilden  eine  gewerkschaft. 
die  gewerkschaft  kann  ihre  besondere  Verfassung  durch 
ein  notariell  oder  gerichtlich  zu  errichtendes  statut  regeln, 
welches  der  Zustimmung  von  wenigstens  drei  viertheilen 
aller  antheile  und  der  bestätigung  des  oberbergamts 
bedarf,  preusz.  bergges.  v.  1865  §  94 :  die  wichtigste  unter- 
nehmer-verbandsform,  mit  der  sich  die  älteren  und 
neueren  bergordnungen  fast  ausschliesslich  beschäftigen, 
ist  die  der  gewerkschaft.  Schomburg  zeitschr.  f.  berg- 
recht 2,  827;  eine  nachfolgende  betrachtung  desselben  in 
einem  vorgeschrittenen  stadium,  in  welchem  uns  nament- 
lich das  preussische  bergrecht  die  gewerkschaft  fast  bis 
ZU  den  letzten  grenzen  der  entwicklungsfähigkeit  dieses 
Instituts  . . .  fortgebildet  zeigt,  wird  leicht  erkennen  lassen, 
bis  zu  welchem  grade  jene  .  . .  annäherung  an  den  begriff 
und  das  wesen  einer  juristischen  person  stattgefunden  . . . 
inwieweit  das  bestreben,  die  grundgedanken  der  gewerk- 
schaft vom  Standpunkte  fortgeschrittener  rechtsanschau- 
ung  festzustellen  .  . .  gelungen.  2,  863;  gewerkschaft  des 
Steinkohlenbergwerks  'fröhliche  morgensonne'  in  Westen- 
feld. Jahrbuch  f.  den  oberbergamtsbezirk  Dortmund  (1905) 
*.  208;  die  gewerkschaft  {'Oberroda'  in  Hildesheim)  hat 
einen  zweiten  sitz,  an  welchem  die  Verwaltung  geführt 
wird,  in  Hildesheim,  der  offizielle  sitz  der  gewerkschaft 
ist  Thal,  finanz-  u.  handelsblatt  der  Voss,  zeitung  14.  8. 1906. 


GEWERKSCHAFT  (2,  arbeiterverband)     5664 

2)  die  allgemeinere  bedeutung  von  gewerkschaft  und  ihre 
entwicklung  zu  dem  heutigen  socialpolitischen  terminua 
eines  arbeiterverbandes.  hier  ist  von  anfang  an  die  collectiv- 
bedeutung  in  der  einschränkung  auf  personen  gesichert, 
unter  den  ältesten  belegen  stehen  sich  Verwendungen  gegen- 
über, die  den  eben  gewonnenen  begriff  von  gewerkschaft 
einfach  verallgemeinern,  und  andere,  die  sich  an  den  um- 
fassenden begriff  von  gewerke  anlehnen ;  neuere  belege  da- 
gegen verengern  den  begriff  in  der  richtung  auf  die  arbeit- 
nehmer  mit  ausschlusz  der  arbeitgeber, 

a)  der  ältere  allgemeinere  gebrauch. 

«)  auf  Verallgemeinerung  und  Übertragung  des  berg- 
männischen begriffes  von  gewerkschaft  beruht:  denn  Tho- 
mas Müntzer  . . .  stürmet  und  blündert  die  klöster,  hengt 
leut  an  sich,  macht  ein  auffrhührische  gewerckschafft, 
setzt  den  alten  rath  abe.  Mathesius  {Luther)  3,  99  Loesch. 

ß)  dagegen  lehnt  sich  an  den  umfassenden  begriff  von 
gewerke  an:  mit  diesem  pomp  erhob  er  {Aristion) 
sich  in  den  tempel  des  Bacchus,  wo  die  gewerkschaft 
dieses  gottes  dem  könig  Mithridates ,  als  dem  neuen 
Bacchus  ...  zu  ehren,  ein  groszes  fest  angestellt  hatten 
{anm. :  negl  /liövvaov  re^vlrat  . . .  unter  dieser  allgem. 
Benennung  wurden  zu  Athen  komödianten,  mimen  .  .  . 
begriffen,  welche  unter  dem  besonderen  schütz  dieses 
gottes  stunden  .  . .  vermuthlich  machten  sie  eine  eigene 
bruderschaft  aus).  Wieland  {Athenion)  suppl.  6,  32;  'ja, 
eben  die  beim  drechsler  Metzger',  sagte  der  . .  .  verdriesz- 
lich  .  .  .  nun  war  ich  durch  das  ganze  krumme  Souter- 
rain meines  labyrinths  hindurch  .  .  .  denn  wenn  ich  am 
montag  den  boten  unter  seiner  ganzen  gewerkschaft 
lierumfragen  liesz,  war  mir  da  nicht  die  kleine  bescheert  ? 
Jean  Pau  l  fata  und  werke  2, 33 ;  die  bäcker  und  schlächter- 
zünfte  bleiben  {in  Westpreuszen  u.  Litthauen)  zwar  als 
gewerkschaften  bestehen  und  behalten  ihr  grundeigen- 
thum  zur  ungestörten  benutzung,  es  hängt  jedoch  von 
der  freien  Willkür  eines  jeden  gewerksgenossen  ab,  ob 
er  mitglied  des  gewerks  bleiben,  oder  sein  gewerbe  ohne 
Verbindung  mit  demselben  . . .  betreiben  will,  preusz.  Ver- 
ordnung von  1808  bei  Rohrsgheidt  303. 

b)  einengung  des  begriffes:  gewerkschaft  als  arbeiter- 
verband  mit  ausschlusz  der  arbeitgeber;  gegensatz  zivischen 
gewerkschaft  und  gewerkverein. 

a)  der  ausgangspunkt  liegt  in  der  arbeiterbewegung  des 
Jahres  1868,  im  besondern  in  den  gegenströmungen,  mit  denen 
Max  Hirsch  zu  kämpfen  hatte,  als  er  die  arbeiter  vom  boden 
der  fortschrittspartei  aus  in  der  Organisation  der  gewerk- 
vereine {vgl.  unten :  gewerkverein)  nach  englischem  musterzu 
geurinnen  suchte,  die  aufkommende  soeialdemokratie  rief,  zu- 
nächstunter J.  Schweitzers  führung,  gegenorganisationen 
ins  leben,  die  zuerst  den  namen  gewerkschaft  in  die  bewegung 
hereintrugen:  eine  umfassende,  fest  begründete  Organi- 
sation der  gesamten  arbeiterschaft  Deutschlands  durch 
und  in  sich  selbst  zum  zwecke  gemeinsamen  vorschreitens 
vermittelst  der  arbeitseinstellungen  thut  dringend  not. 
die  Vorbedingung  dazu  ist:  dasz  ähnlich  wie  in  England 
die  arbeiter  der  ähnlichen  geschäftszweige  sich  in  all- 
gemeinen gewerkschaften  vereinigen,  schon  haben  sie 
einen  allgemeinen  gewerksvereinderbuchdruckergehülfen, 
der  cigarrenarbeiter ,  der  Schneider,  ganz  neuestens  der 
bäcker.  auf  diesem  wege  musz  fortgefahren  werden. 
aufruf  von  Fritsche  und  Schweitzer,  s.  volkszeitung 
1868  no.  203.  in  diesem  aufruf  wird  an  und  für  sich 
zwischen  gewerkschaft  und  gewerkverein  kein  principieller 
gegensatz  entwickelt,  höchstens  läszt  sich  aus  dem  Zu- 
sammenhang erschlieszen ,  dasz  der  ersteren  eine  allgemei- 
nere, umfassendere  toirkung  zugedacht  ist,  als  dem  zioeiien. 
der  thatsächliche  bedeutungsunterschied  wurde  von  auszen 
hereingetragen,  insofern  die  Verhandlungen  des  hiezu  ein- 
berufenen arbeiter-congresses  zu  einer  Spaltung  führten, 
die  unterlegene  minorität  unter  führung  von  Max  Hirsch 
gründete  die  gewerkvereine,  die  majorität  unter  Schweitzer 
die  gewerkschaften  im,  engeren  siime:  die  Versamm- 
lung billigt  die  einberufung  des  arbeiterkongresses  zur 
gründung  von  gewerkschaften  und  zur  Organisation 
der  arbeitseinstellungen  über  ganz  Deutschland,  bericht 
der  volkszeitung  (1868  no.  216)  über  die  Berliner  arbeiter- 
versamml.  vom  12.  septr.;  vergebens  suchte  dr.  Hirsch 
aus  England  zurückgekehrt,  auf  den  am  26.  10.  1868  von 


5665       GEWERKSCHAFT  (8.  arbeiterverband) 

T.  Schweitzer  zur  begrUndung  allgemeiner  deaUober 
gewerküchaften  berufenen  arbeiterkongrcMZ  einfluiz  zu 
gewinnen.  eB  dockten  Dich  seine  anaiohten  von  dem  weeen 
und  der  tatigkoit  einet  gewerkverelna  mit  den  anschau- 
t  iintton  der  in  der  niohrheit  sozialdemokratiHclicn  zuhiSrer 
/,u  wenig.  0.  Müi.i.Kii  die  chrütl.  gtwtrkacha/taUtctyung 
UfiiUichlandH,  a.  a;  diu  Schwoitxenicben  Organisationen 
nannten  sich  'gowerkHciiaften'  . . .  Organisationen  ...  die 
'ein  gomcinnames  fortschreiten  mittelst  arbeitseinstel- 
lungen  sich  zum  ziele  setzen'.  Innorlmlh  der  gewerk- 
vereine'  dos  dr.  ilinch  . .  -  konnte  . . .  der  intoreasengegen- 
satz  zwischen  arboitem  und  arbeitgebern  nicht  in  diesem 
masze  platz  greifen.  ».  4;  schon  rein  äuszcrlich  ge- 
nommen haben  die  freien  go werkschaften  die  ilirsoh- 
Dunkersohen  gewerkvereino  bedeutend  t)l)crholt.  J.  Timm 
au»  dem  entirieklungagang  d.  deutsch.  gnoerkathf^fUbewtgung 
$.  ai.  andtr«  belegt  a.  unter  gewerksohafler,  gewerk- 
sohaftler,  gewerkschaftspresse  u.  a. 

ß)  auaMerhalb  dieaea  hiatoriaeh  gebuiultHtn  gegenaatae» 
dar  Sehweitzerae/ten  getoerkachaßen  und  der  Hirach- Dunker' 
tchen  gewerkvereine  ist  die  abgrenntng  wm  gewerkschaft 
und  gowerkvoroin  achicankend. 

l))  in  einzelnen  Verwendungen  eraeheint  gewerkschaft 
grundaHttlieh  verschieden,  tur  geuerkaeht^ft  gehOren  die  ge- 
iterkagenoaaen  in  ihrer  geaammtheit,  gleichsam  durch  ihren 
beruf  hierau  bestimmt;  aum  gewerkverein  werden  sie  durch 
freien  entachlusa  und  aubjectives  belieben  grfükri.  et  macht 
sieh  also  ein  gegenaats  geltend  wie  er  swischen  arbeiter- 
Schaft  und  arbcitervorein  besteht,  vgl.;  am  8.  november 
erklärte  es  der  deutsche  sattlerverein  fQr  seine  pflioht, 
im  verein  mit  andern  verwandton  berufsarten  die  Ver- 
wirklichung einer  deutschen  ledcrarbeitergcseUschaft  zu 
erstreben  {volkszeitung  1868,  nr.  267)  . . .  am  14.  november 
erklärte  er,  die  begrUndung  einer  deutschen  sattlergewerk- 
schaft  unter  Zulassung  alier  verwandten  berufsarten  ist 
die  beste  Verwirklichung  unserer  Vereinsbestrebungen  . . . 
der  verein  beschliesst  demzufolge  unverzüglich  sich  als 
ersten  ortsverein  der  deutschen  sattlerge werkschaft  um- 
zugestalten. A.  Blaustkin  die  entatehung  der  gewerk- 
aehaftl.  arbeiterbewegung  im  deutstlien  satÜergeteerbe  s.  16. 
einer  entiricklung  in  dieser  richtxtng  stand  die  oben  be- 
sprochene bedeutungsverengerung  von  gewerkschaft  etit- 
gegen,  es  tcurde  daher  xeiticeilig  nach  einer  netten  prägung 
für  den  allgemeineren  begriff  umschau  gehalten,  vgl. :  die 
sozialdcniokratisohe  urbeitcrpartei  betrachtet  es  als  eine 
pfliciit  eines  jeden  Parteigenossen,  auf  eine  einigung  der 
gcwcrksehafton  mit  allen  mittcln  hinzuwirken,  hält  aber 
als  bedingung  fest,  dasz  die  gewcrkschaftcn  sich  von 
dem  arbeiterschaftsprilsidium  des  herrn  von  Schweitzer 
lossagen,  zugleich  emptiehlt  der  kongresz  die  weitere 
bildung  von  gewerksgenossensohaften  auf  internationaler 
grundlage.  soaialdemokrat.  congreaa  von  1868,  s.  Sciimölb  28. 
entwicklung  der  Marxistischen  gewerksgenossensohaften 

S.  88. 

8))  vereimelt  werden  gewerkschaft  und  gewerkverein 
einander  auch  als  ober-  und  untn-begriff  gegenüber  gestellt: 
es  wird  ...  in  der  debatte  fortgefahren  und  zwar  Ober 
den  von  Schweitzer  aufgestellten  Vorschlag  einer  ein- 
theilung  der  gewcrkschaftcn,  nach  weicher  sie  sich  in 
die  gewerkvereine  gruppieren  sollen;  es  sind  dies  SS 
gruppen.  bericht  der  volkszeitung  1868  {nr.  S99)  «4er  den 
Berliner  arbeitereongress. 

v)  die  hauptvertpetidung  von  gewerkschaft  geht  jedoch 
andere  wege,  sie  streift  die  enge  bindung  an  den  gegensatt 
zu  den  HirschDunkerschen  getcerkvereinen  ab  und  nimmt 
von  diesen  den  begriff  der  Organisation  at{f,  dem  sie  nur 
auf  den  kreis  der  arbeitnehmer  einjtust  verstaftet.  gewerk- 
schaft ist  nicht  die  gesamtheit  der  tu  einer  bernj'sgruppe 
gehörenden,  sondern  sie  umfuszt  die  tugehörigen  arbeiter. 
soweit  sich  diese  der  Organisation  angeschlossen  haben,  der 
schteerpunkt  der  betteufung  beruht  überhaupt  mehr  at^fdem 
begriff  der  Organisation  als  aaf  der  funcfion  eines  coUee- 
tivunts.  in  dieser  bestimmten  bedeuiung  ist  das  wort  ge- 
werkschaft schon  von  den  gründern  der  geicerk^'ereine  über- 
notnmen  woi-den:  wir  aber  werden  in  praktischer  und 
wahrhaft  demokratischer  weise  die  grosze  sache  der 
gewcrkschaftcn  in  die  band  nehmen.  protestat{fn{f  der 
*^inorität  beim  Berliner  arbeitercongresi .    s.  volkszeitung 


GEWERKSCHAFTLICH 


6666 


1868  nr.  UT,  gewerktobaft  ist  hier  hi  d«m  engeren  fQr 
die  folge  beibehaltenen  sinne  einer  offganisterten  gewerk- 
schaft d.  h.  der  berufsvereinifonc  ftbruMbt  Sciimölb 
die  soeialdemokratisehen  ge^mrkadt^flen  im  DemtaeMmnd 
a.tanm.;  pionier.  organ  der  soziatdeinoknittaelMB  §>» 
werkschaflen  187«,  s.  ScMMÖLS  «.  17;  vaL  muek  Milsr 
gewerkschaftsoongreM.  übtr  du  Mkmmmm§m  im  der 
entteieklung  der  »oeialdemokratieAem  aMffiimg  9fL  die 
oben  genannte  darsMlung.  in  der  untersekiedalc»  die  ventM 
der  verschiedenst  benennung  (arbeitorverein,  UbakarbeiUf- 
verein,  gewerkverein  u.  a.)  als  gewerksehnftem  mmgmproAem 
werden,  vgl.  auch  Max  Sciiippci.  die  ftem•k9A^fhm, 
Berlin  1880;  gewerkschaften  und  koalitionareoht  der  ar- 
beiter. ebenda;  auch  der  t>evorstebende  parteitag  in  Mann- 
heim kann  gat  werden,  die  in  Jena  mühsam  verkiebtefie 
feindschaft  zwischen  parici  und  geworksohafl«D 
auflodern  wie  eine  verzehrende  flamme. 
1906  nr.  190.  erst  von  dem  hodam  dimm 
griffes  aus  werden  auch  otttiändiaAe  organiMotimsm  ai» 
gewerkschaften  beseiehnet:  v.  WALTKnaiiAUSBll  die\ 
amerikanischen  gewerksehnften,  Berlin  1886.  ttfui 
wurde  die  gegenorganisoHom  gegen  die  »oeiaUemokrmtie,  di» 
christliche  arbeitergenossenseht^ft  als  geweriuebaft  eim- 
geführt,  wie  die  einseinen  vereine  sieh  auch  heissem  migm^: 
gesamtverband  der  christlichen  gewerkschaften  Deataeh- 
lands  u.  a.  vgl.  darüber  0.  MCt.i.KH  die  ehriaUieh»  ge- 
werkschnflsbewegung  {vgl.  dort:  grUndanfHI  «hlllUielMr 
gowcrkvoreine  im  sfidl.  Deutsctiland  s.  SS). 

8)  die  komposition  «MU  fast  ganz  unter  dem  eia^mtB 
dieser  auletst  gekennaeiehnettn  entwieklung  du  weifM. 
vgl.  ausser  den  unten  behanddtet*  tusammeneelmamgtm  midk 
die  Vereintelt  gebrauchten  •rtegewerkachaflsbeamter,  gewerk- 
schafts-beatrebung,  -frage,  -idee,  kämpf,  -leiter.  -mitfiied, 
-organ,  -programm,  -truppe,  {tukut\/t  &3, 185)  -zeitong  u.  a, 
einzelne  prägungen  stammen  auch  schon  aus  dem  »treitt 
mit  den  getcerkrereinen.  wenig  composUa  hat  die  herg- 
Werkssprache  entirickelt. 

GK\Vi:i{KSCH.\FTER,  m.  nomen  agentis  su  gewerk- 
schaft, vgl.  auch  gewerkschaftler:  redner  fQbrt  einige 
beispielc  des  oftmals  unerhörten  terrorismus  an,  welchen 
die  gewerkschafter  . . .  auch  auf  anacre  mitglieder  aus- 
üben. Verhandlungen  d.  14.  ordentl.  verbandstags  d.  deut- 
schen gewerkvereine  (l90i)  s.  M;  die  Veröffentlichung  de« 
gowerkschafters  and  genossen  SUberscbmidt  deutsdt* 
teitung  1906  nr.  190  u.  a. 

GEWEKKSCH.\i<TLER,  m..  s.  das  vorhergdtende :  Wat- 
aon  ist  aber  gar  kein  Sozialdemokrat,  sondern  soxial- 
reformer  und  gewerkschaftler.  verhandl.  des  deutsehen 
reichstaga  vom  S.  8.  06.  datu:  Wieber  weiche  auch  in 
den  politischen  zielen  einer  Organisation  von  der  mehr- 
heit  der  übrigen  gewerkschaftler  ab.  s.  MCllbr  ehristl. 
getcerkschaffsbetcegung  a.  146;  dazu  ly^diegewericscbafUerei. 

GEWEHKSCHAFTUCH.  adj.  eine  der  wenigen  biUhmgtm, 
die  adton  der  bergwerkssprache  angMtren. 

i)  der  bergetänniseke  geinv%ich .-  hieri>ei  {haben  wir)  aber 
die  zu  ersagten  gewericschaflUchen  cassen  ehedem  fßotd- 
netc  jährliche  abgäbe  . . .  keineswega  aofgeboben.  «idU. 
Verordnung  von  1786  cod.  Äug.  erste  ftria.  1, 147*;  (lUs) 
bisher  abgercichten  and  in  ansgabe  der  gewerkechaft- 
lichen  register  gebrachten  stufTcngelder.  dtenda;  der 
zwanzigste  theil  aller  in  gewerkschaftliche  einnähme  so 
bringenden  kapfer-bezahlang.  stmrfe  1478.  da»  teütat 
auch  bei  A.  W.  Köhler  t.  d.  reeklem  u.  d.  xerfaeeung  bei 
dem  bergbau  s.  188;  da  die  Schichtmeister  nicht  mehr  als 
10  thaler  gewerkschaftliche  gelder  von  jeder  zeche  in 
h&nden  haben  dtlrfen.  Köhlbr  s.  84;  die  cassen  der 
einzelnen  gewerkschaftlichen  gebiade.  s.  86;  das  gewerk« 
schaflliche  verhiltniss  werde  lediglich  darch  das  gemete- 
schaftliche  eigenthum  dee  der  gewerkschaft  8af(liM|geB 
bergwerks  bedingt  erkemmtwi»  da»  rnftttatienegsr.  sw  Hmmm 
1868  s.  teiteehr.  f.  bergredd  t,n,  vgL  amek  Ybith  «.  MB. 

S)  der  soeialpelHisdte  lerwtinue:  aber  8eh<m  in  den 
n&chsten  jähren  sollte  eine  dritte  bewegang  anter  der 
deutschen  arbeiterweit  gestaltend  auf  die  gewerkschaft 
liehe  entwicklang  einwiricen.  0.  MOller  die  ehrisiliehe 
gewerkaeki^fMewegung  s.  *  u.  a.;  in  einer  seiner  agi- 
tationsschriften  sprach  Lasalle  sich  sogar  ausdrücklich 
gegen    den     gewerkschaftlichen    kämpf    aus.     J.   Timm 


5667         GEWERKSCHAFTSAUSSCHUSZ 

aus  dem  entivicklungsgang  d.  deutschen  geioerkschaftsbe- 
xoegung  s.  5. 

GEWERKSCHAFTSAUSSCHUSZ,  m.  benennung,  mit  der 
nach  einem  Satzung sentiiurf  der  name  'generalkommission 
der  gewerkschaften  Deutschlands'  (s.  gewerkschaftscom- 
mission)  verdrängt  werden  sollte,  s.  verJiandlungen  des  2. 
deutschen  geioerksclmftscongresses. 

GEWERKSCHAFTSBEWEGUNG,/.,  vgl.VoFMScn  woran 
krankt  die  deutsche  gewerkschaftsbeivegung  1897 ;  als  wieder 
eine  etwas  günstigere  periode  für  die  gewerkschafts- 
bewegung  anbrach.  J.  Timm  s.  18;  an  und  für  sich 
war  auch  die  Sozialdemokratie  in  ihrer  neuen  gestalt 
der  gewerkschaftsbewegung  nicht  besonders  zugetan  .  .  . 
konnten  die  gewerkschaften  von  der  partei  nicht  ver- 
drängt werden,  so  wurde  nunmehr  versucht,  sie  in  den 
dienst  der  letzteren  zu  stellen.  Müller  die  christl.  ge- 
werkschaftsbewegung s.  6. 

GEWERKSCHAFTSBLATT,  n. .-  wichtige,  kurze  Publi- 
kationen .  .  .  zwecks  weiterverbreitung  durch  sämmtliche 
gewerkschaftsblätter  zu  veröffentlichen,  Verhandlungen  des 
2.  d.  gewerkschaftscongresses ;  mehrere  gewerkschafts- 
blätter, so  der  bergknappe,  der  textilarbeiter.  Müller 
christl.  gewerkschaftsbewegung  s.  140. 

GEWERKSCHAFTSBUND,  m. .-  die  gewerkschaften  sind 
nach  und  nach  aufzuheben,  um  daraus  unter  führung 
eines  eigenen  Präsidenten  ein  groszes  ganze  zu  bilden. 
beschlusz  der  delegiertenversamml.  des  deutschen  gewerk- 
schaftsbundes  1870,  vgl.  Sghmöle  s.  212. 

GEWERKSCHAFTSFÜHRER,  m..-  eine  von  dem  ver- 
halten der  sonstigen  gewerkschaftsführer  abweichende 
taktik.  Müller  christl.  gewerkschaftsbewegung  40. 

GEWERKSCHAFTSGEBÜHREN,  pluraletantum .  zum 
bergmannsgebrauch  von  gewerkschaft  gehörend:  gewerck- 
schaffts-gebühren,  vor  jede  specification  passiret  dem 
gegenschreiber  .  .  .  nicht  mehr  als  2.  gl.  wenn  aber  die 
gewerckschafft  weitläufftig  ist,  3.  5.  bis  6.  gl.  Minero- 
PHILUS  s.  258. 

GEWERKSCHAFTSKASSIER,  m.:  ein  ungetreuer  ge- 
werkschaftskassierer  stand  in  der  person  des  bezirks- 
führers  des  Zentralverbandes  der  schmiede,  vor  dem 
Rixdorfer  Schöffengericht.   Voss,  zeitung  13.  11.  1905. 

GEWERKSCHAFTSKOMMISSION,  /.  schon  in  den  Ver- 
handlungen des  Berliner  arbeitercongresses  von  1868  ge- 
braucht, jetzt  meist  als  abkürzung  für  die  generalkom- 
mission der  gewerkschaften  Deutschlands  verwendet,  vgl.  .- 
1890  hatte  in  Berlin  eine  konferenz  von  Vertretern  der 
gewerkschaften  eine  kommission  .  .  .  eingesetzt.  J.  Timm 
s.  18;  das  recht  der  gewerkschaftskommission  an  ihrem 
geistigen  eigenthum,  an  ihrem  . .  .  Verhandlungsprotokoll. 
deutsche  zeitung  1906  nr.  190. 

GEWERKSCHAFTSKONFERENZ,/.,  vgl.  gewerkschafts- 
congress :  eine  konferenz  von  Vertretern  der  gewerk- 
schaften. Timm  s.  18;  protokoU  der  gewerkschaftskon- 
ferenz  vom  lO.  februar  1906.  deutsche  zeitung  (1906)  nr.  190. 

GEWERKSCHAFTSKONGRESS,  m.:  1892  allgemeiner 
deutscher  gewerkschaftscongress  in  Halberstadt,  s.  J.Timm 
s.  19;  vgl.  auch  die  gewerkschaftskongresse  (kongresse  der 
gewerkschaften  Deutschlands)  zu  Berlin  (1896);  Frankfurt 
(1899)  u.  a.  christlicher  gewerkschaftskongresz,  püngsten 
1900  in  Francfurt  a.  M.  u.  a. 

GEWERKSCHAFTSLEBEN,  n.:  wenn  er  nur  die  agi- 
tation  zugunsten  einer  politischen  partei  aus  dem  gewerk- 
schaftsieben fern  halte.  Müller  christl.  gewerkschafts- 
beivegung s.  140. 

GEWERKSCHAFTSORGANISATION,  /. .-  am  l.  Oktober 
trat  das  socialistengesetz  ausser  Wirksamkeit,  die  ge- 
werkschaftsorganisationen  konnten  sich  wieder  etwas 
freier  entfalten.  J.  Timm  s.  18. 

GEWERKSCHAFTSPRESSE,/..-  auch  die gewerkvereins- 
presse  ist  durchaus  nicht  parteiisch  . .  .  wie  z.  b.  die  ge- 
werkschaftspresse ,  welche  fortwährend  für  die  social- 
demokratie  eintritt,  verhandl.  des  14.  ordentl.  verbands- 
tags  d.  deutschen  geiverkvereine  s.  94. 

GEWERKSCHAFTSSTATUT,  n. 

l)  in  der  bergmannssprache : 

a)  gewerkschaftsstatut,  ein  von  einer  gewerkschaft .  .  . 
beschlossenes,  gerichtlich  oder  notariell  aufgenommenes 
und  von  der  bergbehörde  bestätigtes  statut,  durch  welches 


GEWERKSGELD 


5668 


die  gewerkschaft  ihre  besondere  Verfassung  regelt.  Veith 
s.  242;  gewerkschafts-statuten,  die  gesellschaftlichen  regeln 
und  Ordnungen,  welche  die  inneren  Verhältnisse  einer  ge- 
werkschaft gewissen  bestimmungen  unterwerfen.  Scheü- 
chenstuel  S.  102. 

b)  gewerkschaftsstatut  ...  im  königreich  Sachsen  ein 
.  .  .  Statut,  durch  welches  sich  die  bei  einem  bergwerke 
betheiligten  als  gewerkschaft  konstituieren.  Veith  s.  242. 

2)  in  socialpolitischer  beziehung  sind  andere  benennungen 
gebräuchlicher;  vgl.  atich  gewerksstatut ,  gewerkvereins- 
statut  u.  a. 

GEWERKSCHAFTSVERBAND,  m. .-  in  anbetracht,  dasz 
.  .  .  alle  sozialistischen  gewerkschaftsverbände  sich  der 
polizeilichen  Verfolgungen  in  hohem  masze  zu  erfreuen 
haben,  neuer  Sozialdemokrat  (1874)  nr.  104,  s.  Sghmöle  s.  17  ; 
die  Verbindung  und  fühlung  der  einzelnen  gewerkschafts- 
verbände unter  einander.  Müller  christl.  gewerkschafts- 
bewegung s.  137. 

GEWERKSCHAFTSVERSAMMLUNG,  /.  .•  es  sei  eine 
gewerkschaftsversammlung  auf  die  ohnedies  die  bestim- 
mungen über  politische  Versammlungen  nicht  zutreffen. 
J.  Timm  s.  15. 

GEWERKSCHAFTSVERTRETUNG,  /.  zum  bergmänni- 
schen terminus  gehörend:  in  dem  dienstvertrage  jedes 
directors  müssen  genaue  bestimmungen  enthalten  sein 
über  .  .  .  den  umfang  der  gewerkschaftsvertretung.  österr. 
berggesetz  von  1854  §  146. 

"GEWERKSCHICHT,  /..•  gewerkschicht ,  täche  d'un 
mineur,  task  of  a  miner.  Beil  technol.  wb.  243. 

GEWERKSDEPÜTIERTER,  m.,  vgl.  gewerbedeputation: 
so  beschwerten  sich  die  gewerksdeputirten  der  drei  städte 
Königsberg  unter  dem  25.  october  1708  von  neuem  gegen  die 
'bönhasen  und  fuscher'.  Rohrsgheidt  vom  zunftzioange  98. 

GEWERKSEHRE,  /.:  blos  weil  unberichtigte  begriffe 
von  einer  gewerksehre,  in  früher  Jugend  empfangen  .  .. 
sie  {die  innungen)  nöthigen  .  .  .  (J.  G.  Hoffmann)  das 
interesse  des  menschen  .  .  .  bei  den  besteh,  zunftverf.  87. 

GEWERKSEIGENTHUM,  n.:  die  gewerke  und  innungen 
müssen  alle,  welche  ein  gleiches  gewerbe  treiben  wollen 
. .  .  gegen  einzahlung  der  gelder,  welche  die  meister  erlegt 
haben  für  miterwerbung  der  gewerksvortheile  und  des 
gewerkseigenthums  aufnehmen.  Drackesches  promemoria 
bei  Rohrsgheidt  576. 

GEWERKSEINNAHME ,  /..•  der  Obermeister  soll  über 
die  gewerkseinnahme  und  ausgäbe  eine  ordentliche  jahres- 
rechnung  ablegen.  Coburg  -  Saalfeldische  allgem.  innungs- 
gesetze  (1803)  bei  Ortloff  601. 

GEWERKSFACH,  n.,  vgl.  gewerbefach  u.a.:  vielfach 
gelangen  jedoch  derartige  kombinationen  nicht,  und  die 
verbleibende  sonderung  hatte  in  manchen  fällen  das 
gute,  dass,  wenn  jedes  der  verschiedenen  gewerksfächer 
seinen  eigenen,  lediglich  in  dem  einzelnen  fach  ausge- 
bildeten und  beschäftigten  meister  erhielt,  sie  schneller  ge- 
fördert und  zu  einem  höheren  grade  der  Vollkommenheit  ge- 
bracht werden  konnten.  Rohrsgheidt  vom  zunftzwangeu. 

GEWERKSFAHNE,  /..-  um  7'/2  uhr  eröffnete  der 
maurer  Herr  W.  ...  in  dem  mit  gewerksfahnen  und 
kränzen  geschmückten  saale  die  vorversammlung.  volks- 
zeitung  (1868)  nr.  291. 

GEWERKSGEBRAUCH,  m.,  vgl.  gewerbsgcbrauch :  alle 
gewerksgebräuche,  welche  den  lohn,  die  beköstigung  und 
behandlung  der  gesellen  .  .  .  betreffen ,  sind  nicht  mehr 
verbindlich,  preusz.  edict  betr.  d.  auflösung  d.  zunftver- 
bandes  der  müller  1809.  Rohrsgheidt  283. 

GEWERKSGEHEIMNIS,  n.  die  oöenwnfer gewerbegeheim- 
nis  angeführte  stelle  aus  LoTZ  {staatsicirth.ischaftslehre  2,  99) 
loird  von  Rohrsgheidt  (vom  zunftzwange  s.  195)  xoörtlich 
übernommen,  doch  mit  änderung  in  gewerksgeheimnis. 

GEWERKSGELD,  n.,  vgl.  gewerbegeld:  wenn  nun  so- 
thane  wohl  geschehen,  soll  der  neu  erkohrne  aeltermann 
von  dem  magistrat  in  eidespflicht  genommen  werden 
und  in  specie  anzugeloben  schuldig  sein,  dasz  er  dem 
gewerke  treulich  vorstehen,  die  einkommenden  gewerks- 
gelder  allen  fleiszes  wahrnehmen  und  treulich  berechnen 
.  .  .  wolle,  preusz.  handiverksordn.  für  Westpreuszen  (1774) 
bei  Ortloff -78;  die  gewerksgelder  sollen  in  der  lade 
aufbewahrt  werden.  Coburg -Saalfeldische  allgem.  innungs- 
gesetze  (1803)  bei  Ortloff  600. 


5669 


GEWERKSOENOSSE 


GEWERKSORDNUNO 


5670 


(MVVERKSGENOSSR.  m..  v^i.  g«werb«genoMet  duz  zu 
Ion  zasaminenkUnfton  die  gewerkiigenoii«n  von 
jungntcn  melster  zuHAmmen  gefordert  werden,  lassen 
wir  zwar  femer  geschehen,  handwerluordn.f.  We»tprett*ien 
(1774)  ORTLOPP77;  die  bäoker-  und  sohlÄchtcrzUnfte  bleiben 
/.war  als  gowcrkochaflon  bestehen  ...  es  hkngt  jedoch 
von  der  freien  willkUhr  eines  Joden  gewerksgenossen  ab, 
ob  er  mitglied  des  gewerks  bleiben  . . .  will.  preu»».  t«r 
Ordnung  von  1808  (gaettt.  815);  die  gewerksgenossen  waren 
bei  strafe  verbunden,  sich  zu  den  Versammlungen  ein- 
zufinden, wie  denn  <tuch  die  Innungen  das  recht  hatten, 
die  zu  spät  erscheinenden  oder  zu  frUh  weggehenden 
mit  einer  kleinen  strafe  zu  belegen.  RuiinscHRiOT  vom 
Mut^fttwange  6;  vgl.  auch  unter  gewerksmitglied. 

GEWERKSGENOSSENSCHAFT,  /.  eine  prägung,  üt  m 
der  bewegung  von  1868  vorübergehend  geltung  gewamn  (#. 
gowerkschan):  die  von  der  majoritAt  des  Nürnberger 
arbeitertags  und  der  majorität  des  Berliner  arbeiterkon- 
gresses  gegründeten  rosp.  zu  gründenden  gewerksgenossen- 
Schäften  {aoUen) . . .  unter  allen  umständen  Jede  gemein- 
Schaft  mit  den  Hirsch-Dunckerschen  gewerksgenossen- 
Bohaften  zurückweisen,  antrag  Hebel- Liebknecht  ».  volk»- 
teitung  1868  nr.  2H3 ;  hat  Präsidium  und  zentralausohusz 
(rfrr  Schtceittersehen  arbeHeraehqften)  jede  Verbindung  mit 
den,  bis  Jetzt  noch  ungeborenen  Bebelsohen  gewerks- 
genossonschaften  unbedingt  zurückgewiesen;  für  ihn  be- 
steht kein  unterschied  zwischen  den  herren  Duncker- 
Hirsch  und  UebclLiobknecht.  volkueitung  lUanr.mi;  das 
organisationskomiteo  der  internationalen  gewerksgenossen- 
Schaft  der  holznrboilcr.  Nürnberg  IMH),  ».  Schmöi.k  a.  81. 

(}EWKRKS(i{<:SKLLE.  m.:  und  so  thaten  alle  hinter 
einander  auf  dem  breite  stehenden  gewerksgesellen. 
Stifter  (die  mappe  meines  urgrouvatera)  atttdien  t,  118. 

GEWERKSGEWOHNHEIT.  /..  vgl.  gewerksbraucb :  die 
bßnhasen  möchten  daher  nachdrücklich  angewiesen 
werden,  sich  den  wohl  hergebrachten  Constitutionen  und 
gewerksgewohnheiten  zu  oonformiren.  a.  RoiinscHElDT 
vom  auf\ftawange  90. 

GEWERKSGILDEBRIEF  m..  a.  gowcrbsgilde:  mit  den 
zünfton  .  .  .  ohne  rücksicht  auf  ihre  Privilegien,  deren 
nbändcrung  wir  uns  in  d*n  geworksgildebriefen  vorbe 
halten  haben  , .  .  modalitätcn  zu  treffen,  patent  von  1794 
hei  OnTLOKF  145. 

GEWERKSGLIFD.  ».,  r^^  gcwcrbsglicd:  den  beisitzer 
dcR  magistrats  und  den  altermann  sollen  die  gcwerks- 
glicdcr,  bei  den  Versammlungen  gebührend  respectiren, 
generaljM-iv.  d.  getcerks  v.  Brandenbttrg  1733  bei  Ortlofp  69; 
wer  sich  zu  qnaliflcircn  vermag,  und  moister  zu  Lübbecke 
zu  werden  pedenckt,  soll  sich  bei  dem  magistrats  bei- 
sitzer und  dem  altmeister  des  gewercks  melden,  welche 
sodann,  ohne  vcrzug,  entweder  sämmtliche  geworks- 
glieder,  oder  auch  nur  einen  ausschusz  zusammen  be- 
rufen, gildebrief  für  . . .  Lübbecke  im  fürstenthum  Minden 
(1800)  bei  Orti.ofp  544;  dass  die  . .  .  landespolizci-gcsctze, 
wodurch  der  betrieb  der  leineweberei  mit  gesellen  .  .  . 
nur  zunftmitglicdern  zusteht .  .  .  keine  fernere  aufrccht- 
erhaltung  bedürfen  . . .  sondern  die  aufhebung,  ohne  Zer- 
rüttung des  nahrungsstandes  der  einzelnen  gewerksglieder 
. . .  eintreten  kann,  pretis:.  ediet  von  1806  bei  RoiinscHBiDT 
aos,  vgl.  auch  gewerksmitglied. 

GEWERKSHAUS,  GEWERKSHERR,  *.  gewerkhans, 
gewerkhcrr. 

GEWERKSHERBERGE. /.:  so  soll  dasselbe  {daa  ediet) 
nicht  nur  den  sämtlichen  handwerkcrn  und  Innungen 
gehörig  publiciret,  sondern  auch  in  den  innungshäusem 
und  gewerksherbergen  angeschlagen  .  .  .  werden,  preuat. 
iiliet  tcegen  abstellung  des  blauen  montags  von  1788  bei 
(> RTLOFF  108;  kein  wirth  oder  sogenannter  krugvater  in 
einer  gewerksherbcrge,  soll  an  den  zur  arbeit  bestimmten 
lugen,  besonders  aber  an  mondtagen,  einen  in  der  arbeit 
stehenden  gesellen  während  der  gewöhnlichen  arbeits- 
stunden  bei  sich  dulden,  preusz.  allg.  landretht  ii  8,  868. 

GEWERKSJUNGE,  «•.,  vgl.  gewerkendiener:  übrigens 
BoU  der  jüngste  . .  .  keineswegs  . . .  zum  einschenken  und 
dergleichen  Aufwartung,  bei  denen  gewerks  Versammlungen 
gebrauchet,  sondern  dieses  soll  durch  die  gewerks  jungens 
verrichtet  werden,  getieralprivü.  de*  getcerks  v.  Branden- 
^f*rg  (1733)  bei  Ortlopf  69. 
IV. 


GEWERK.SKASSE.  /.  vgl.  da»  i»  dtr  ttimdtmg  mb- 

waiekende  gewerbekasse:  die  ear  aad  TWfpi8tnin  «iaas 
eingewanderten  und  krank  gewordenen  mifli . . .  muas 
. . .  aus  der  gesellenUde,  und  in  deren  enauitalaag  tau 
der  gewericskasse  bestritten  werden.  aU§.  tmmdtwM  n. » 
§8M;  jeder  meister,  dMMo  ^mU«d  steh  aa  d«a  rar 
arbeit  bestimmten  tagen  darMllMB  «ntiMMii«  M  seboklif . 
bei  ein  bis  drei  thaler  strsfe  tor  fwrfcikaw,  dar  obrif* 
keit  davon  anzeige  zu  machen,  tbanda  %  am;  ^  l 
kassen  . . .  fallen  den  jetiifan  mitfUedetn  nnbatan. 
betr.  auflöaung  d.  tw^fhmrhmmim  d.  mUtter  in 
a.  Roiirhcheidt  a.  tm. 

GRWERK.SLADE.  /.;  gewerkslade,  lade  rar  aaflMvnb- 
mng  der  dokumente,  bUchcr  und  gelder  des  gewerkM,  sl« 
wird  nur  bei  gewerksversammlangen.  qaartalen  unter  alt- 
hergebrachten oeremonien  geflffnet  FRia<:iiBiKii  t.  i.  »•» 
gebrauch  verengt  sieh  diete  allgemmmtf  wi^ummitrt  to- 
dentung  meist  in  der  riehtung  mrf  dU  MnAMf  «M 
gewerkskasso. 

l)  die  gewerkskassen  fallen  an  die  verbleibenden  mit» 
glieder  der  zunft;  die  gewerksladen  werden  an  die  r*- 
gistrataren  der  rathhäuser  abgeliefert.  J.  G.  HorrMAim 
bei  Rokrscheidt  881. 

8)  würde  jemand  dergleichen  überführet,  soll  er  in  swal 
rthlr.  strafe,  halb  zur  cämmerei.  ond  halb  zur  gewereka- 
lade  verfallen  sein,  generalpriv.  dea  geverka  r.  Brmmdmt- 
bürg  1783  bei  Ortlopp  68^  dahingegen  kein  meister  eüMtn 
andern  sein  gesinde  abspenstig  machen,  and  an  sieh 
ziehen,  oder  einen  gesellen,  so  ohne  erhebliche  Ursache 
aus  der  arbeit  gegangen,  bei  vier  0.  praosUwh  strafe  zur 
gewerkslade  annehmen  soll,  handwwkaordmmng  f.  West- 
preuasen,  1774,  bei  Ortlopf  88;  die  innangsartikel  haben 
gewisse  wander-  und  gesellenjahre  bestimmt;  man  hält 
es  für  schimpflich  davon  dispcnsation  zu  soeben ,  ob- 
gleich diese  gegen  eine  strafe  zur  gewerkslade  raweilen 
ertheilt  wird.  (J.  Q.  Hoppmann)  daa  intereaae  dea  imenaeke» 
. .  .  bei  d.  besteh,  tunftverf.  104. 

GEWERKSLEUTE,  r^^.  gewerkmann.  vgl.  gewerbeleote. 
handwerksleute :  und  erstlich  wollen  wir,  dasz  allen  berg- 
leuten.  bürgern,  innwohnem,  handwercks-  und  gewercks- 
leuthen ,  wie  die  nahmen  haben  mOgen ,  und  jetzo  vor- 
handen sein,  oder  in  künflftig  auff  diesem  bergwerck 
sich  niederlassen,  . . .  ordentliches  recht  und  gerioht  mit- 
getheilet  werden  sollte,  priv.  für  Oraadmt»  (MOl)  Span 
bergreehtaapiegel  I6ft;  hierauf  befahl  ein  kSni^ieber  eriasa 
vom  87.  october  1708,  die  gewerke  der  drei  ftidte  KOnif»- 
berg  gegen  die,  welche  mit  keiner  concesrion  Teraehen. 
das  handwerk  ausübten,  mit  nachdruck  zu  schützen,  ea 
sei  recht  und  billig,  dass  den  gewerkslenten .  die  'die 
onera  civica  und  andere  beschwerde  trügen',  ihre  nahrang 
nicht  entzogen  werde.  Rohrscheidt  vom  tw^tmamtfa 
99;  anstalten  zur  bildung  geschickter  gewerksleute  nnd 
künsticr.  preust.  instnirtion  von  1806  (geaetaa.  a.  va). 

GEWERKSLIED,  n. ;  das  eigentliche  lied  theile  ich  in 
die  fäoher:  'haus-andacht',  'vaterland  and  wehr"  ... 
'jagd-  zunft-  und  gewerks-lieder'.  Wilii.  v.  WaldbrOhl 
im  vorteort  au  Krttaekmtera  deuiaek,  votkaliaderm  8,  t. 

GEWERKS -MANN.  -MXSZIO.  -MEISTER,  a.  gewerk- 
mann  u.  a. 

GEWERKSMISSBRAUCH.  m.;  eo  wurde  anter  dem 
81.  Juni  1791  den  müllem  in  Gollup  ein  eigenes  gewerk 
gestattet  . .  .  hierbei  hob  man  aber  antuirücklich  hervor, 
dass  sich  der  polnischen  meister  halber  keine  verbotenen 
gewerksmissbräuche  einschleichen  dürften.  Rohr8chsii>t 
vom  tut\/ixKange  16&. 

GEWERKSMITOUED.  n..  tyi.  gefreibanMiUed.  tf(. 
gewerksgenoeae  «.  «..-  sobald  die  gewerkageiMaacB  ntokt 
mehr  als  solche  eine  besondere  Verpflegung  geniesaan, 
sondern  gleich  allen  andern  armen  und  kranken  verpBegt 
werden,  hört  auch  aller  grund  auf.  dafür  einen  beson- 
deren beitrag  von  den  gewerk$milgliedem  zo  fordern. 
Räumer  «ber  dma  giwtriipaliatiidiel  vom  isu  fai  Rohr- 
scheidt 610,  fftoMo  («M*  dam  tdki  •«»  18»)  #.  m. 

GEWERKSORDNUNO,  /..  vgl,  gewerbeordnang.  hand- 
werksordnung  u.  a.:  um  den  beweis  za  führen,  daai  ea 
ohne  t>eeinträchtigung  der  entwickelung  einer  regsamen 
Industrie  mögUch  ist.  eine  gewertcsordnong  zusammen  ra 
stellen,  welche  die  gewünschten  resultate  erzielen  kann. 

356 


5671 


GEWERKSORGANISATION 


GEWERKSVERFASSUNG 


5672 


hat  es  angemessen  erschienen,  als  versuch,  die  Ordnung 
für  ein  gewerk  zu  entwerfen,  wozu  das  tischlergewerk 
, . .  passend  war.  L.  Blesson  über  geioerks-ordnungen  und 
gewerbefreiheit  (1832)  s.  30. 

GEWERKSORGANISATION,  /.,  vgl.  gewerbeorganisa- 
tion:  man  werde  anerkennen  müssen,  dasz  gerade  die 
'volkszeitung'  zur  gründung  und  Verbreitung  der  gewerks- 
organisation  ausserordentlich  viel  beigetragen  habe,  ver- 
handl.  d.  ersten  ordentlichen  verbandstages  der  deutschen 
gewerkvereine  (l87l)  s.  83. 

GEWERKSPATRON,  OT.,  vgl.  gewerksassessor  w.  a.:  zu 
diesem  höchst  freventlichen  thun  (fastnachtsaufzug  der 
schiffszimmerleute)  in  dieser  heiligen  passionszeit  hätten 
auch  die  gewerkspatrone,  zwei  stadträthe,  unbefugt  ohne 
wissen  des  bürgermeisters  die  erlaubniss  ertheilt.  bericht 
des  advokatus  fisci  in  Königsberg  (1712)  Rohrsgheidt  105; 
der  Vorsteher  oder  gewerkspatron  ist  verpflichtet,  diesen 
beschlusz  {der  gewerksauflösung)  unverzüglich  dem  ma- 
gistrate  zur  genehmigung  vorzulegen,  preusz.  gesetz  über 
die  polizeil.  verhältn.  d.  geiverbe  (l81l)  gesetzs.  s.  265. 

GE WERKSPERSON,  /.  in  einer  späteren  atisgabe  des 
Abraham  a.  S.  Clara  för  gewerbsperson  eingesetzt,  s.  d. 

GEWERKSPLATZ,  m.,  s.  gewerbsplatz :  die  färber  des 
Hagens  besassen  einen  färbehof  auf  dem  Werder  angeb- 
lieh schon  1283.  .  . .  solche  gewerkplätze  waren  auch  die 
sägehöfe  oder  sägekuhlen  und  die  zimmerplätze,  welche 
vor  mehreren  stadtthoren  .  .  .  belegen  waren  und  den 
Zimmerleuten  als  werkplätze  dienten.  Dürre  geschickte 
d.  Stadt  Braunschweig  (l86l)  616. 

GEWERKSPRIVILEGIUM,  n.,  vgl.  gewerbeprivilegium : 
worinn  aber  zu  coupirung  aller  miszverständnisse  und 
weitläuftigkeiten  das  meisterstück  jeder  profession  be- 
stehen soll,  wird  in  den  besonderen  gewerks - privilegiis 
näher  in  einem  besonderen  §  vorgeschrieben  werden. 
preusz.  handwerksordnung  für  Westpreuszen  1774  bei  Ort- 
LOFF  80,  vgl.  auch  generalgewerksprivilegium  bei  Rohr- 
sgheidt s.  i. 

GEWERKSRECHNUNG,  /. :  bei  abnähme  der  gewerks- 
rechnungen  darf  nicht  mehr  und  an  niemand  sonst,  als 
so  viel  und  an  wen  in  der  besonderen  rechnung  bestimmt 
worden  ist,  gezahlt  werden.  Coburg- Saalfeldische  allgem. 
innungsgesetze  (1803)  Ortloff  601. 

GEWERKSRECHT,  n..  vgl.  gewerberecht  l) :  so  wurde 
...  in  einer  beschwerdesache  unter  dem  21.  mai  1803  der 
grundsatz  ausgedrückt,  dass  nach  den  provinzialusancen 
ein  einzelner  meister  gar  keine  gewerksrechte  habe,  da 
nur  da,  wo  drei  meister  seien,  Privilegien  ertheilt  würden. 
Rohrsgheidt  167. 

GE  WERKSROLLE, /.;  hergegen  {soll)  das  unentbehr- 
liche aufding-  lehr-  und  loszsprechegeld  .  .  .  auf  ein  ge- 
wisses leidliches  gesetzet,  zu  jedermanns  nachricht  pu- 
bliciret  und  in  denen  nach  dieser  handwerksordnung  zu 
ertheilenden  und  zu  verbessernden  gewerksrollen  expri- 
miret  .  .  .  werden,  handwerksordn.  f.  Westpreuszen  {mi) 
Ortloff  93;  mittlerweile  aber  bei  allen  Verkommenheiten 
nach  unsern  in  den  übrigen  provinzen  bereits  den  pro- 
feszionisten  ertheilten  gewerksrollen  .  .  .  verfahren  werden 
musz.  ebenda  104;  ähnl.  78. 

GEWERKSSACHE,  /.,  vgl.  gewerksangelegenheit ,  ge- 
werbesache  u.  a.  .•  die  beruffung  geschieht  durch  den  j  üngsten 
stadt-meister ,  welcher  die  ansage  unverweigerlich  thun, 
und  was  sonst  ihm  in  gewerkssachen  mitgegeben  wird, 
verrichten  musz.  generalprivil.  des  gewerks  von  Branden- 
burg {1733)  bei  Ortloff  58;  ingleichen  dasz  sie  in  ihren 
gewerkssachen  keine  obrigkeitliche  erkenntnisz,  noch 
attestat  als  von  ihrem  eigenen  handwerke  zulassen  wollen. 
handwerksordnung  f.  Westpreuszen  (1774)  Ortloff  loi; 
ebenso  75;  in  abwesenheit,  oder  bei  Verhinderung  des 
meisters  kann  nur  der  erste  oder  meistergeselle,  und  auch 
dieser  nur  in  gewerkssachen,  das  recht  der  mäszigen 
Züchtigung  über  den  lehrling  ausüben,  preusz.  allg.  land- 
recht II  8,  300;  die  polizeideputation  hat  die  Oberaufsicht 
und  fürsorge  über  .  .  .  gewerbe-  fabriken-  handeis-  schiff- 
fahrts-  gewerk-  und  innungssachen.  preusz.  geschäfts- 
instruct.  von  1808  gesetzs.  s.  482. 

GEWERKSSCHREIBER,  m.;  sollen  die  aelterleute  oder 
innungsmeister  über  einnähme  und  ausgäbe,  von  der, 
wie  oben  verordnet,  der  gewerks-assessor  jederzeit  Wissen- 


schaft haben  musz ,  ein  accurates  manual  führen ,  aus 
welchem  vom  gewerksschreiber  jährlich  eine  mit  ge- 
hörigen beilagen  versehene  rechnung  formiret .  . .  werden 
musz.  handiverhsordn.  f.  Westpreuszen  (1774)  Ortloff  99 ; 
abschritten  und  exemplaria  von  diesen  Verordnungen, 
erstere  gegen  zwei  gute  gr.  copialien  pro  bogen  für  den 
gewerksschreiber.  ebenda  75;  endlich  wurde  der  Innung 
ein  gewerksschreiber  bestellt,  welchen  posten  oft  der 
stadtsecretarius  bekleidete.  Rohrsgheidt  vom  zunft- 
zwange  5;  das  komite  der  zimmergesellen  aus  dem  vor- 
stände der  gesellenschaft ,  den  altgesellen  und  dem  ge- 
werkschreiber  Preuss  zu  vervollständigen,  bericht  der 
volkszeitung  (I868  nr.  209). 

GEWERKSSGHÜLE,  /.,  vgl.  gewerbeschule :  bei  seiner 
zurückkunft  hatte  man  die  absieht  ihn  {Goudray)  an 
der  neu  zu  errichtenden  gewerkschule  als  lehrer  anzu- 
stellen. Göthe  gespr.  7,  45  Biedermann;  dafür  {für  die 
bezahlung  bei  der  einschreibung)  erhält  er  {der  lehrling) 
das  recht,  wöchentlich  einige  stunden  eine  gewerks-nach- 
hülfe-schule  zu  besuchen  . . .  oder  eine  andere  schule  . . . 
wenn  keine  gewerksschule  da  ist.  L.  Blesson  über  ge- 
Werksordnungen  und  geiverbefreiheit  s.  33. 

GEWERKSSIEGEL,  n.:  {es  soll)  ihm  {dem  gesellen)  auch 
ein  gedruckter  lehrbrief  .  .  .  mit  beidruck  des  gewerks- 
siegels  .  . .  ausgefertigt  werden,  generalprivil.  des  gewerks 
V.  Brandenburg  1733  bei  Ortloff  68;  die  Schlüsse  und 
ausfertigungen  werden  durch  seine  mitunterschrift  und 
durch  beidrückung  des  ihm  anvertrauten  gewerkssiegels 
bekräftigt,  preusz.  allgem.  landrecht  II,  8  196;  der  neue 
meister  erhielt  einen  meisterbrief,  der  mit  dem  gewerks- 
siegel  versehen  und  von  dem  assessor  und  dem  altmeister 
unterschrieben  werden  musste.  Rohrsgheidt  19. 

GEWERKSSTADT,  /.,  vgl.  gewerbestadt:  die  rückge- 
wiesenen waaren  sind  gesammt  aus  Nürnberg,  der  be- 
rühmten gewerkstadt.  s.  Radloff  teutschkundliche  for- 
schungen  1,  67;  gewerkstadt  .  .  .  eine  stadt,  in  welcher 
gewerke  befindlich  sind  (fabrikstadt ,  manufacturstadt). 
Campe  2,  362'';  die  gewerksladen  werden  in  der  rathhäus- 
lichen  registratur  der  gewerksstadt  aufbewahrt,  preusz. 
edict  von  1809,  s.  Rohrsgheidt  s.  283. 

GE  WERKSSTATUT,  n.:  so  hatten  z.  b.  die  Berliner 
Schornsteinfeger  auch  nach  revision  der  gewerksstatuten 
den  uralten  brauch  beibehalten.  Rohrsgheidt  130. 

GEWERKSSTRAFE,  /. .-  wie  denn  überhaupt  die  com- 
mission  stets  berechtiget  ist,  wegen  unmoralischer  hand- 
lungen  gewerks  strafen  zu  verhängen.  L.  Blesson  über 
gewerks-ordnungen  (1832)  54. 

GEWERKSSTREITIGKEIT,  /..  vgl.  gewerbestreitigkeit: 
später  hoffte  man  in  Preussen  mehr  dadurch  zu  er- 
reichen, dass  man,  wie  die  kabinetsordre  vom  19.  august 
1806  vorschrieb,  den  gewerksstreitigkeiten  den  rechtsweg 
entzog.  Rohrsgheidt  vom  zunftzwange  171. 

GEWERKSTISCH,  m. .-  die  vollwangige  magd  hatte  ein 
neues  gericht  aus  der  küche  geholt  und  als  sie  es  auf 
den  tisch  stellte  dabei  die  neue  nachricht  verbreitet: 
'dort  drüben  am  gewerkstisch  sitzt  der  neue  lehrer'. 
Auerbach  neues  leben  l,  233. 

GEWERKSUNRUHE,  /.:  und  wir  uns,  wenn  die  ge- 
werksunruhen  öfter  vorkommen  sollten,  vorbehalten,  mit 
den  Zünften  .  .  .  modalitäten  zu  treffen,  patent  von  1794 
Ortloff  145. 

GEWERKSVERBINDUNG,  /.:  und  wir  uns  .  . .  vorbe- 
halten, mit  den  zünften  . .  .  solche  modalitäten  zu  treffen, 
dasz  ihnen  die  mittel  benommen  werden,  ihre  gewerks- 
verbindungen ,  zur  stöhrung  der  ruhe  und  Ordnung ,  zu 
miszbrauchen.  patent  v.  1794  Ortloff  145;  jeder  kon- 
zessionirte  ist  verpflichtet,  alle  abgaben  der  bisher  zünf- 
tigen gewerbsleute  an  kommunal-  und  städtische  kassen 
zu  erlegen,  in  seinem  freien  willen  steht  aber,  ob  er 
den  gewerksverbindungen  beitreten  will  oder  nicht,  preusz. 
Verordnung  von  1808  {gesetzs.  s.  315). 

GEWERKSVEREIN,  s.  gewerkverein. 

GEWERKSVERFASSUNG,  /..  *.  gewerbeverfassung : 
zweitens  dürfen  in  der  regel,  nach  der  allgemeinen  ge- 
werksverfassung ,  zünftige  meister  sich  keiner  andern 
gehülfen  bei  der  arbeit  bedienen,  als  zünftiger  lehrpursche 
und  gesellen.  Coburg  ■  Saalfeldische  innungsgesetze  (1803)  J 
Ortloff  643.  % 


0073 


ÜEWEIIKSVERSAMMLUNG 


GEWERKVEUEIN 


6674 


GEWERKSVERSAMMLUNO./.,#.gewerb«ver»*minIung, 
vgl.  auch  tp.  S6M:  das  g«werk  der . . .  soll  Jährlich  einmal . . . 
eine  ordentliche  gewerktvertaininlung  . . .  halten,  general- 
privil.  dea  gewerk»  von  Brandenburg  I7M  bei  Ortlofp  M, 
vgl.  auch  RoiiuficiiKiDT  16«;  zu  Aufwartungen  bei  gewerk«- 
vorsammlunKcn  soll  kein  Jungmeister  gebraucht  werden. 
priml.  u.  güldebriff  f.  d.  büekergtwerbe  {Minden  IflOO)  ORT- 
i.oFP  Ki;  die  zunftKonoHson  sind  verbunden,  bei  strafe 
von  1  fl.  rhn.  zu  den  eowerksversammlungen  sich  ein- 
zufinden. Coburg  ■  Saal  fei  diache  innui\gtge»ett»  (lUOS)  OnT- 
i.oi'i'M»,  vgl.  auch  FniBCHBtKR  «,4;  #.  auch  unter  ge- 
wcrkszuBammenkunft. 

üEWEHKSVOnSTi:ilEH.  m..  *.  gewcrbcvoMlehor:  durch 
8peoial)>efohl  vom  7.  novenibcr  (lao«)  wurde  erwidert  . . . 
die  Vermehrung  aller  mUller  sei  unnOthig,  es  genüge 
vüllig  die  der  aeltorleuto  und  gewerksvorsteher.   Rohr- 

RCIIKIDT   288. 

GKWEHKSVORTIIEIL.  m..  a.  gewcrl)evortheil:  die  ge- 
werke  und  Innungen  mUssen  alle,  welche  ein  gleiches 
gewerbo  treiben  wollen,  und  schon  bUrger  sind,  in  ihre 
mitte  ohne  prilfung  und  ohne  anfertigung  eines  meister- 
stUoks  oder  sonst  üblichen  nachweises,  bloss  gegen  ein 
Zahlung  der  geldor,  welche  die  meister  erlegt  haben  für 
mitprwerbung  der  gowerksvorthoile  und  des  gewerks- 
cißcnthums,  aufnehmen.  Ih-ackeachea  promemoria  bei 
RoiinsciiKiPT  A7ß,  vgl.  auch  tbendort  a.  698. 

GKWERKSWAARE, /.,  a.  gowcrbcwaarc :  entweder  aas 
denselben  nmtcrialion,  oder  auf  ähnliche  weise,  wie  die 
eigenilicho  goworkswaaren  gefertiget  werden.  Coburg- 
Saal/eldiaehe  innungageaetae  (1808)  OnTLOPP  681. 

GEWERKSWELT,  /.;  immer  suche  ich  noch,  bildlich 
gesprochen,  solche  taubonschläge,  spanne  mich  aus  der 
gewerkswelt  los  und  buhle  um  die  braut  des  schOnen. 
Stipter  atud.  i.  88. 

GEWERKSZEICHEN,  n. .-  der  grusz  war  seine  legi- 
timation,  (Inriin  erkannte  man  den  ächten  kameradcn  . . . 
wo  ...  in  eine  stadt  einziehende  handwerkor  ...  im  thor 
vom  thorwächter  angehalten  wurden,  ihr  bündel  auf  der 
wache  laszcn  und  das  gcwcrkszeichen  holen  muszten, 
konnten  sie  dieses  zeichen  nur  durch  den  gmsz  erlangen. 
0.  SciiADK  Weimar,  jahrb.  4,  30«. 

GEWERKSZUSAMMENlCUiNl-T,/..  vgl.  gewerksversamm- 
lung:  welcher  meister  auf  erfordern  bei  der  gewerkszu- 
sammenkunft  nicht  zu  rechter  zeit  . .  .  erscheinet,  der  soll 
.  .  .  strafe  in  die  lade  legen,  generalprivil.  d.  gewerka  v. 
Brandenburg  173;$  bei  OnTi.oFi'  ft9;  alle  bei  denen  gewerks- 
zusammcnkiknfton  in  handwerksachen  vorkommende  kla- 
gen . . .  musz  der  rathsverordnete  . . .  beizulegen  trachten. 
handioerksordn.  für  Weatpreuaxen  (1774)  Orti.opp  77. 

GEWERKSZUNFT,  /.:  (die  obtngkeit  aoU)  allen  und 
Jeden  ausser  der  zunft  lebenden  handwerksleutcn  ihre 
gemachte  arbeit  und  waaren  samt  dem  handwerkszeug 
wegnehmen  zu  lassen  verbunden,  und  die  weggenom- 
menen waaren  zur  h&lfte,  das  handwerkszeug  aber  ganz 
an  die  gewerks/.unft  verfallen  sein,  handtcerkaordn.  für 
Vt'eatpreuazen  (1774)  Ortlopf  98. 

GEWERK.SZWANG,  m..-  in  den  Verhandlungen  des  osl- 
preussischcn  landtages  vom  86.  mai  bis  8.  Juni  1798  legten 
die  beiden  oberstände  dem  könige  das  bedenken  der 
ritterschaft  über  zunft-  und  gewerkszwang  vor.  Roiin- 
8CHF.inT  vom  ttinßaicange  176;  es  masz  eine  zeit  kom- 
men, wo  endlich  die  belastung  der  durch  gerechtig- 
keiten  eingeschränkten  gewerbe  eine  so  drückende  auf- 
läge für  die  nation  wird,  dasz  sie  sich  weigert  fernerhin 
die  Zinsen,  welche  die  vorwclt  auf  sie  angewiesen  hat, 
zu  zahlen  .  . .  dasz  man  den  gewerkszwang  aufhebt,  und 
dadurch  alle  Inhaber  der  gerechtigkeifen  bankerot  macht. 
(J.  G.  Hoffmann)  daa  iniereaae  dea  menachen  .  . .  bei  d. 
beateh.  tunftverf.  171. 

GEWERKSZWEIG ,  a.  gewerbezweig:  nach  gründung 
einer  zwangsinnung  sind  die  für  die  gleichen  gewerkszweige 
bestehenden  freien  Innungen,  deren  sitz  sich  im  bezirk 
der  zwangsinnung  befindet  zu  schliessen.  Rohrscheidt 
vom  zunßiirange  655. 

GEWERKT,  parficipialea  adjectiv  tu  werken  mit  der  be- 
aonderen  bedetttuug  von  gewerklich,  werkfertig:  item  mer 
vcrprennt  ein  zimberhütten  und  ein  costlich  werchhus 
and  darunder  ob  600  guoter,    userlesner  pritter  ...  item 


verprennt  und  zerhown  das  oovtüch  zimerboltx,  das  ge- 
weroket  was,  hUr  uff  zurichten  und  iost,  da«  100  foldin 
wol  oostet.  ehrontk  dem  golthaua  St.  i Julien  a.  78  Hafittfar. 

GEWERKTRKIMEND,  a.  gewerbetreibend:  {die  varordm. 
V.  7.  9.  1811  bestimmte)  das8  Jede  zunft  berechtigt  sei,  nach 
Stimmenmehrheit  der  meister  sich  aufzulösen,  aoszerdem 
aber  auch  die  landespolizeibehOrde  Jedes  |ew«rfc  auf- 
heben ,  wie  aacb  gewerktreibende  einer  fowteica  Art  in 
eine  Corporation  vereinigen  dUrfe.  Huwald  lUargmmrht- 
freiheit  u.  geteerbe-ordnung  (1884)  80. 

GEWERKVEREIN,  m..  nur  adieu  gewerkirmlll ,  vgl. 
gewerkcnverein  und  gewerbeverein,  mit  4am  towi§9titum 
wurden  tunäehat  aualändiathe  arbaHerorgamimHmi0H §akrn n 
teichntt.  wie  die  trades-unions.  vfß.  die  gewikTWine  in 
England  (trades-unions)  a.  d.  franz.  Oben.  Barlim  itM  u.  a. 
in  dieaem  tuaammenhang  tauräa  4$r  nmmt  »uek  a%if  die 
deutaehen  naehahmungen  Mariragem  um4  §mm»n  hier  in 
dam  gegenaata  der  gewerkschaften  /.  SAmtfitn  ftgam  dia 
gewerkvereine  Max  Hiraeha  eine  btaümmt  abgagraHtt*  ba- 
deutung  («.  o).  danAtn  macht  aieh  jedotk  mük  da»  bt- 
atreben  geltend,  den  oUgamaimtm  begriff  **'**''  arbiihrtrgmti- 
aation.  wie  er  in  gewerksohafl  au  tag$  triU,  abtHugmt  fitr 
gewerkverein  tu  eraehlieaten.  die  MWifCtitm  amitfriatgm 
mehr  der  eraten  richtung. 

l)  gewerkverein  im  gegenaatt  tu  den  gewerkschaften 
Sehweitaera:  ausserdem  einigte  sich  die  minoritit  dahin, 
am  montag  ...  im  Universum  eine  allgemeine  arbeiten 
Versammlung  abzuhalten,  in  welcher  die  Vorkommnisse 
auf  dem  kongresse  besprochen  und  gleichzeitig  eine  vor- 
läge zur  grtlndang  von  gewerkvereinen  gemacht  werden 
solle,  beriehi  der  votkateihtng  über  den  Berliner  arbeiter- 
eongreat  (1888)  nr.  887;  die  einzelnen  gewerkvereine  sollen, 
wenn  mSglich,  die  gewerksgenossen  in  ganz  Deatschland 
umfassen,  und  zwar  in  der  art,  dasz  eine  anzahl  kleinerer 
vcn^'andter  gewerke  nur  einen  verein  bilden.  Jeder  ge> 
werkverein  soll  ein  für  alle  orts-  und  bezirksvereine  ge- 
meinsames Statut  besitzen  und  durch  einen  vorort,  einen 
generalrath  und  eine  generalversamminng  repräsentiert 
werden  . . .  sobald  eine  anzahl  gewerkvercine  sich  gebildet 
haben,  treten  dieselben  durch  delegirte  zu  einem  deut- 
schen gewerkvereinsverbande  nach  art  des  deutschen 
genossenschaftsverbandes  zusammen,  atatutenentwurf  a. 
volkateitung  1868  nr.  889;  die  lösung  der  socialen  frage 
durch  gewerkvereine  und  arbciterschaften.  Berlin  1860; 
als  der  verband  gegründet  wurde,  standen  die  gewerk- 
vereine noch  in  ihrer  ersten  kindheit  es  rührten  ja  die 
ersten    gewerkvercine    unseres  Verbandes    her  aus   dem 

Spätherbst   und  winter  des  Jahres  1888 am   Schlüsse 

des  Jahres  1809  gehörten  zum  verbände  18  gewerkvereine 
und  ...  867  ortsvereine  mit  ungefähr  soooo  mitgliedem. 
Verhandlungen  dea  . . .  ordentlichen  rerbandatagea  der  deut 
achen  geicerkvereine  (l87l)  *.  8;  es  handelte  sich  in  erster 
linie  um  die  gründung  und  erhaltung  unseres  geistigen 
bandes,  des  Verbandsorgans  unter  dem  namen  'gewerk- 
vercin'  #.8;  vgl.  die  tn  jahrgiinge  dea  'gewerkverein*,  r^. 
auch  M.  Hirsch  die  deutschen  gewerkvcreinc  und  ihr 
neuester  gegner  1879;  vgl.:  masterstataten  der  deutschen 
gewerkvercine.  i^Wi'n  1887;  arbeitsstatistik  der  deutschen 
gewerkvercine  f.  d.  Jahr  1887 (f.;  H.  Hirsch  die  art>eiter> 
frage  und  die  deutschen  gewerkvereine  t8M  •>. «. 

8)  allgemeinere,  un^aaeendert  bedeuhmg,  dar  begriff  der 
arbeiterorganiaation :  gewerkvereine.  genotsenscbafUicbe 
Verbindungen  der  lohnarbeiter  eines  bestimmten  gewerkea 
zo  gemeinsamem  schütz  ihrer  interessen  gegenüber  den 
arbeitgebem.  Tiiiri.  4,  488;  in  den  gewerkvercinen  (trade« 
unions)  suchen  die  einzelnen  gewerke  darch  einfaeitüebee, 
planmässiges  vorgehen  gegenüber  den  arbeitgebem,  ia»> 
besondere  auch  durch  arbeitseinstellangen  (naarftade^ 
strikes)  ihre  interessen  geltend  zu  machen.  Hob  obGrais 
kandbttch  der  verfaaaung  u.  verfealtung  (lOOl)  4M:  nber 
leider  untergräbt  das  zentralblatt  der  gewerkschaAen  die 
autorität  der  arbeitgeber  ...  die  gewerkvereinsbewegang 
hat  doch  schlieszlich  das  ziel,  die  besitzenden  klassen 
aufzusaugen  und  die  arbeiterschafl  in  den  Vordergrund 
des  lebens  zu  bringen.  Hetl  zu  Hernshbim  «m  deut- 
aehen reiehatag  83. 1.  1906;  der  delegiertentag  (der  kath.  u. 
evangd.  knappenrereine  dea  bergawUabeairkea  Dortmund  1894) 
befaszte  sich  neben  der  erörterang  der  notwendi^eit, 

356» 


5675 


GEWERKVEREINER 


GEWERRE 


5676 


einen  auszerhalb  der  sozialistischen  Propaganda  stehen- 
den gewerkverein  ins  leben  zu  rufen,  hauptsächlich  mit 
der  beratung  eines  gewerkvereins-statuts.  0.  Müller  die 
christliche   geicerkschaßsbewegung  Deutschlands  s.  43. 

GEWERKVEREINER,  m.:  dort  sind  allerdings  auch 
gewerkvereiner  in  die  leitung  des  arbeitsnachweises 
hineingekommen.  Verhandlungen  des  verbandstages  der 
deutschen  geicerkvereine  (1871)  s.  254. 

GEWERKVEREINLER ,  m.:  es  ist  wiederholt  im  ver- 
bandsorgan  aufgefordert  worden,  dasz  die  mitglieder  .  . . 
möglichst  gewerkvereinler  wählen   sollen,    ebenda  s.  247. 

GEWERKVEREINSBEHÖRDEN,  -bestrebungen,  -gelder 
und  andere  composita  siehe  in  den  Verhandlungen  der  ver- 
bandstage  deutscher  gewerkvereine,  im  folgenden  sind  nur 
einige  characteristische  typen  ausgehoben. 

GEWERKVEREINSBEWEGUNG,  /.,  vgl.  gewerkschafts- 
bewegung:  Kempel  die  christliche  und  die  neutrale  ge- 
werkvereinsbewegung  Mainz  1901. 

GEWERKVEREINSLEITFADEN,  m.  prägung  aus  dem 
engeren  kreise  der  Hirsch-Dunckerschen  gewerkvereine. 

GEWERKVEREINSLEITUNG,  /.;  J.  Timm  aus  dem 
entwicklungsgang  der  deutschen  geiverkschaftsbeicegung  42. 
0.  Müller  156. 

GEWERKVEREINSPRESSE,  /.,  vgl.  oben  gewerkschafts- 
presse. 

GEWERKVEREINS-SACHE,  /. .-  dasz  er  . . .  dieselbe  be- 
geisterung  für  die  gewerkvereinssache  habe  wie  früher. 
Verhandlungen  des  verbandstages  der  deutschen  gewerk- 
vereine s.  98. 

GEWERKVEREINS-STATUT, ». :  beratung  eines  gewerk- 
vereinsstatuts  O.Müller  christl.  gewerkschaftsbeweg.  43; 
ebenso  Timm  42. 

GEWERMUTHWEIN ,  m.,  mit  eigenartiger  function  des 
präfixes  in  der  composition  von  wermuth  und  wein:  (die 
kranke)  drank  nit  vil  anders  dan  gewermut  wein  und 
was  arzenei  sunst  darzu  dienet,  buch  Weinsberg  2,  254 
Höhlbaum. 

GEWERN,  verb.,  mundartliche  erweiterung  des  unter 
geuen,  geuwen  (vgl.  sp.  4634)  besprochenen  verbums :  gewern, 
schwatzen.  Hertel  Thüring.  Sprachschatz  105;  vgl.  geu- 
wern,  mit  dem   munde   schnappen.  Sghmeller  l^,  862. 

GEWERRE,  n.  Verbalsubstantiv  zu  werren,  wirren  {s,  d.), 
vgl.  auch  gewirr,  wirrsal,  wirrung. 

l)  das  neutrum  reicht  iceit  in  die  altere  spräche  zurück 
und  ist  dort  anfangs  vor  einfacheren  bildungen  bevorzugt, 
vde  dem  fem.  werra,  werre  (s.  Graff  l,  945;  mhd.  wb.  3,  746"), 
de^n  das  ital.  guerra,  franz.  guerre  entsprungen  sind,  und 
vor  dem  masc.  werre  (mhd.  wb.  3,  746'').  ob  die  formen 
mit  präfix,  soweit  sie  für  das  genus  keinen  anhaltspunkt 
gewähren  (vgl.  die  häufigen  pluralformen),  alle  dem  neu- 
trum zugezählt  werden  dürfen,  ist  fraglich,  da  nachweis- 
lich auch  das  fem,,  und  das  masc.  je  einmal  mit  dem 
präfix  [belegt  sind,  ohne  in  der  bedeutung  abzuweichen: 
paupertas  generat  humilitatem,  humilitas  generat  pacem, 
pax  divitias,  divitiae  superbiam,  superbia  gewerram,  ge- 
werra  paupertatem.  Windherger  codex  221,  s.  Sghmeller 
a.  a.  0.;  hinnän  ich  appelliere 

und  ziuhez  für  die  Minne, 
diu  ist  ein  rihterinne 
billich  in  disen  Sachen, 
si  sol  ein  ende  machen 
und  disen  gewerren  scheiden : 
ja  würde  er  von  uns  beiden 
ze  rehte  nimmer  üg  getragen. 

Heinzelin  vgl  Konstanz  (v.  d.  ritter  u. 
V.  d.  Pfaffen  357)  Pfeiffer  s.  112. 

vgl.  auch:  wirt  aber  kain  werre  unter  in,  dag  man  niht 
enweiz,  aus  welcher  grueb  er  den  ganck  enphangen  hab. 
bergrecht  von  Iglau  s.  14  Tomaschek  u.  a.  die  Verwendungen 
unseres  Verbalsubstantivs  lassen  sich  auf  die  grundbedeu- 
tung  wirrsal,  wirrung  zurückführen  (vgl.  auch  gewerren, 
Verwirrung  pfälzer  glossen  d.  U.jahrh.  in  Mones  anzeiger 
8,  500),  diese  erscheint  in  den  ältesten  belegen  in  politischer, 
staatsrechtlicher  richtung  verengt  als  seditio.  in  gleicher  rieh- 
tung,  aber  etwas  weiter  gefaszt,  ist  die  bedeutung  krieg  bei 
Otfrid  und  Jeroschin  vertreten,  sonst  überwiegt  in 
der  mittelhochdeutschen  zeit  die  mehr  auf  privatrechtliche 
Verhältnisse  gerichtete  bedeutung  Zwiespalt,  Zwietracht. 
auf  diese  weisen  vor  allein  formelhafte  Verbindungen  hin 
wie  gewerro  unde  nlt,  gezänck  und  gewerre  und  das  viel- 


verioendete  ein  gewerre  machen,  in  dieser  Verwendung  dringt 
gewerre  auch  in  die  neuere  spräche  über,  wo  es  sich  auf 
mitteldeutschem  boden  (bei  Luther)  tmd  in  niederdeutsch 
beeinfiuszten  denkmälern  hält,  hier  setzte  sich  auch  der 
volle  auslaut  fest,  während  die  älteren  dem  oberdeutschen 
gebiet  angehörenden  Zeugnisse  die  bekannten  neigungen  zur 
apocope  und  zur  kürzung  der  liquida  zeigen,  soiveit  nicht 
innerhalb  des  verses  andere  einfiüsse  wirken,  diese  neigung 
zur  apocope  ist  auch  auf  die  neuere  Schriftsprache  von  ein- 
flusz  gewesen;  noch  ausschlieszlicher  giebt  letzere  in  der  fär- 
bungdes  stammvocales  den  oberdeutschen  neigungen  nach,  die 
schon  früh  für  die  erhöhung  des  e-lautes  vor  dem  i  der  suffix- 
silbe  zeugen  (gewier  Teufels  netz;  gewirr,  gewerr  Welser 
und  Werlighius,  Verwirrung  bei  Dasypodius,  wirren  bei 
Maaler),  vgl.  spähne  und  gewirre  schon  bei  Schütze 
Preuszen  (1599)  220".     das  weitere  siehe  unter  gewirr. 

2)  überblick  über  die  gebrauchsformen  des  Verbalsub- 
stantivs gewerre. 

fl)  entivicklung  des  begriffes  Zwiespalt,  wirrniss  in  der 
richtung  auf  das  öffentliche  leben,  gewerre  =  seditio,  auf- 
ruhr,  krieg. 

a)  seditiones,  giwer,  ungazumft  Tegernseer  und  Regens- 
burger glossen  des  9 — 12.  jahrh.  zu  den  Canones  Stein- 
meyer-Sievers 2,  98  und  108. 

quadun ,  er  ni  wolti,  thag  man  zins  gulti, 
tnie  liuti  furdir  mera  in  thes  keiseres  era; 
joh  er  thie  liuti  alle  spunni  zi  giwerre, 
zi  grogemo  urheize, 

Otfrid  4,  20,  23  Erdmann; 

künigin,  gern  hat  ich  das  landt. 
nu  hand  sich  mein  rät  ertrant : 
ainer  rät  hin,  der  ander  her. 
ich  sorg  vil  grosser  gewer', 
wann  ich  mit  heres  kraft 
an  dem  land  hart  würd  sighafft: 
es  sind  darinn  stoltz  tagen, 
gen  hertten  streitten  ga wegen. 

Friedrich  v.  Sehwaben  5530  JellineJ:; 
vgl. :  der  herr  schickt  nach  dem  vogt  schier, 

sagan,  wie  machstu  mir  ain  gawier? 
die  buren  tuond  all  zuo  mir  lauffen, 
du  wollest  in  hutt  und  har  abstroulren. 

des  teufeis  netz  7956  Barack. 

ß)  das  oppher  ist  nicht  genäm  Christo  dem  herrn  wo 
das  herz  ist  vol  krieg  und  gwern.  handschr.  von  San 
Nicola  282,  s.  47*»  bei  Sghmeller  2*,  979;  vgl.  atich  ge- 
werra  sp.  5675;  tempore  gewerre  Aldersbacher  handschr. 
(14.  jahrh.)  s.  Sghmeller  a.  a.  o. 

der  herzöge  üjgezogin  was 
durch  sacne  am  teil  verre. 
d6  hüb  sich  abir  ein  gewerre : 
der  Prüzin  quam  ein  michil  schar 
und  hertin  her  und  dar 
zu  Polen  in  dem  lande 
mit  raube  und  mit  brande. 

Nicolaus  v.  Jeroschin  1891  Strehlke; 

instrumentum  nouum  domini  H.  comitis  Goricie  .  .  . 
super  dampnis  et  accionibus  que  habuit  ad  ecclesiam 
occasione  gewerre  inter  dominum  episcopum  Em.  et 
Raeotenbergeri(um)  in  Marchia  dudum  mote.  notizbuch 
Konrads  iii.  vo7i  Freising  (1818)  in  fontes  rer.  Austr.  ii, 
36  s.  138,  ebenda  auch  tempore  gewerre. 

b)  die  entivicklung  des  begriffes  Verwirrung,  wirrnis, 
Zwiespalt  in  der  richtung  auf  das  privatleben. 

a)  si  wurden  euch  des  niht  behuot, 

in  wüechse  grög  gewerre, 
daj  manic  richer  herre 
wart  von  ungerihten  am. 

kaiserchron.  anhang  2,  13  Schröder; 
dag  dise  herrin  lägin  tot, 
der  pabst,  der  patriarke, 
ein  legät  unde  der  starke 
kunic  von  Naverre. 
dij  schuf  sulch  gewerre, 
dag  der  herrin  iclfch  schit 
kegn  lande  hin  mit  slnre  dit. 

Nicolaus  v.  Jeroschin  15776  Strehlke. 
ß\  sol  aber  zwischen  Angelburg  unnd  üch,  her', 

gefügt  werden  nid  oder  gwer', 
dasg  w6ll  wir  enberen 
unnd  da  von  keran. 

Friedrich  von  Schwaben  5414  JeUinek; 
eg  was  getempert  in  ein  vag 
beide  zorn  unde  hag, 
dar  zuo  gewerre  unde  nft, 
beide  haggen  unde  strit. 

von  dem  übelen  iveibe  41  Haupt  s.  9; 


5677 


QEWERRB 


GEWEHREN 


5678 


daselbst  schlössen  die  Behmen,  nach  vielem  gezAnok  und 
geworre,  daaz  entweder  der  Polen  kAnig  Cosimirus,  oder 
sein  Ältester  son,  kAnig  in  Behcm  sein  sollte,  Joacii. 
CuHABUS  seMes.  ehron.  (l)  (tS85)  >17  Sciückfus, 

y)  /onnelh(\fle  Verbindungen  mit  verbi» : 

1))  ir  armon  liuto,  ir  stilt  oaoh  under  einander  fride 
machen,  nilit  cinoz  zuo  dem  andern  gCn  unde  sagen 
boesia  dinc  unde  gereizcn  unde  gewcrro  machen.  Beut- 
iioi.D  VON  REOENsnuno  (4)  1,66  Pfeiffer;  aUo  wl  denselben 
Tuen  ut  domo  rado  gelatcn  haddcn,  den  arbcide  he  von 
frundon  tu  frundon,  wie  he  twidracht  und  gewer  makede, 
tuschen  den  riuliniinnon  und  den  gemeinen  borgem. 
berlinivches  atadtbnch  (♦,  8)  Fidicin  {beitr.  1,  17»);  darauer 
schullen  wi  von  dorn  suluen  sinom  sloto  nene  krige  feide 
eddor  gewerro  mit  ncmondo  anhcucn  cdder  maken.  urk. 
V.  1439.  cod.  dipl.  Brandenb.  i,  5  a.  404  iiitU)!:!.;  das  nicht 
etwa  oino  bitter  wurlzcl  aufTwachse,  und  Unfriede  an- 
richte, (t'flr.  und  ein  gowcrre  mache).  Lutiikh  Hebr.  19.  lö; 
ists  nicht  eine  grosso  boszheit  und  betrug  des  Satans, 
das  er  diese  gottes  Ordnung  {die  ehe),  so  durch  göttlich 
und  natürlich  recht  .  .  .  zusammen  verbunden  ist,  so 
schondlich  betrüben,  verwüsten,  und  ein  solch  gewerre 
darein  machen  sol?  LuTiiF.n  Haehreden  {vom  eheatand) 
(1566)  431*';  die  hochzcit  lang  aufTzihen,  und  aulTschioben, 
ist  scer  fohrlich,  weil  der  Satan  gern  hindcrnis,  und  viel 
gewerrcs  machet,  durch  büse  zungen,  verleumbder,  und 
von  beider  teilen  freunden.  «SS*»; 

wo  noch  solch  orenploter  sein, 
die  machen  gen  der  henchaft  grcsj  gewerren, 
dftrch  sie  wirt  manlg  redlich  mon 
in  den  kessel  gehawen, 
H.  Sachs  (der  unichtddfge  etü  64)  /ab.  u.  tehw.  9, 119 ; 

hcernacli  den  15.  junij  (i530),  käme  key.  may  . . .  sampt 
seinem  brudcr  . . .  und  dorn  bäpstischcn  legalen,  cardi- 
nalo  Laurcntio  Campcgio  (welcher  aufT  diesem  roichsz- 
tag  gleicher  weisz  wie  üavus  beim  Terentio  ein  gwirr 
gwerr  gemacht)  allhie  an.  Wki.skr  und  Werliciiius 
Augab.  chron.  8,  18 ;  nemant  van  uns  schal  veido ,  twi- 
dracht efrto  gewerro  jegen  welke  van  buten  maken  efito 
bewogen,  edder  dede  heft  edder  hedde  veide  edder  ge- 
worre. urk.  V.  1668  im  urkrbuch  v.  Lübeck  8,  708. 

8))  da  sie  {die  Ätolier)  aber  sahen,  dasz  sich  niergend 
etwas  zu  dem  kriege  bewegen  oder  regen  wolle,  ge- 
dachten sio,  man  mflszto  dannoch  einen  handel  und  ge- 
werr  anrichten  {agitattdum  aliquid  miacendumque  rati). 
Livirta  (35,  12)  deutsch  {Rihel  1.^74)  a.  494;  in  der  tit,  also 
nhu  hertoch  Philips  sticfmoder  ein  jar  jm  liff  gedinge 
gosetcn  hedde  und  tuschen  hertoch  Philips  und  ehr 
dorch  do  jennen,  de  bi  or  weren,  velo  gewerrcs  ange- 
stiffot  wurt.  Kantzow  ehron.  v.  Pommern  806  Böhmer. 

8))  daz  ich  aber  soll  widderrulTcn  meine  lere,  da  wirt 
nichts  ausz,  darlTs  ihm  auch  niomant  furnehmen,  er  wolt 
denn  die  Sachen  noch  in  ein  grosser  gewirro  treiben  {var. 
gewerre).  Luther  {aendbrief  an  pabat  Leo)  7,  9  Weimar, 
von  Sternen  behalt  die  regol,  dasz  sio  sind  desz  himmels 
Ivcgcl,  welche  die  sicrnkogler  nach  vortheil,  und  wio  sie 
wollen  in  gewerr  setzen,  wann  sio  eins  grössern  Hechts 
scheinen,  als  sie  sonst  pflegen,  bedeufs  wind  von  der- 
selben gegend.  Fisciiart  aller  praciik  groaxmutter  {bei 
Scheible  8,  559). 

e)  auf  xceitere  bedeutxtngatntuncklung  Mvwen  mundart- 
liche xeugniaae  netterer  xeit:  jewärre,  gewirr,  dann  soviel 
wie  eingcweide,  auch  gebr.  v.  d.  einzelnen  teilen  einer 
mascliine.  Jecht  Mannafelder  mda.  49;  gewerre  (gewirre), 
krummstroh  C.  Bruns  volkaio.  d.  pronm  Sachsen  9^. 

8)  über  die  aippe  unaerea  icortea  hinaus  greifen  formen 
wie  die  gewerr  ala  reralärkte  form  rt«  die  w^err,  die  wem, 
blutgcschwUr  im  augcnlied,  gerstenkorn  Schmei.ler  a',980. 
1002.  fraglicher  iat  dies  für  gewerre,  werre,  die  erdgrilU, 
reitwurm  gryllua  gnjllotalpa;  hier  könnte  man  aus  der 
thätigkeit  des  thierchena  {vgl.  reitwurm,  reutwurm)  at{f 
die  bedeufungsgemeinschaß  des  namens  mit  der  aippe  von 
werron,  wirren  schlieszen.  vgl.  t.  b.  krOtwerre,  r^^  werre 
bei  Campe  «nd  bei  Lenz  nachtrag  tum  Handschuhaheimer 
w&rterverteichnis  s.  80. 

GEWERBEN,  verb.,  verstärktes  werren  (*.  d.).  mehr 
als  daa  einfache  unterliegt  das  tusammengeaetzte  trr&tirn 
der  anziehungskrqft  formelhafter  Verbindungen,     die    ur- 


»prüngliek»  htimäuMgammfU ,  äit  aidk  im  4m  altkcek- 
deutschen  paraUdsn  (0««mui,  dwidtrt,  Mmsrc  tmimdtn 
vgl.  ÜRAFH  1.  94»)  auaprägi,  ist  im  wuMtUkockdmUtektm 
lieblingaformeln  wie  waz  gewirret  dir?  mir  M  mae  idlit 
gowerren  mu  der  vorttellung  eine»  hemmniaaes,  eimmr  aUmmg 
des  behagens,  verbUuxt.  tw»  dieam  formd»  sind  «bUg» 
reatveneendungen  auch  in  di$  tUtn  f$rioi»  im  %wk9tk 
deutschen  spräche  übergedrungm. 

i)  die  bedeutungskruft  von  geworren  in  dm  tUwm  hdigem 
zeigt  sieh  schon  darin,  dast  als  mtbjeet  de$  vtrtttmt /a»t 
immer  eine  person  vorausgesetzt  wird. 

a)  rtfragatur,  wantolot  kiwirrit  (an  anderer  HelU  rt- 
fragatur,  dissentit  aut  demutat).  Oxforder  gtatam  dea 
9.jahrh.  STEiNJUETRR-SiEVBnn  4,  17;  dividert  {inttr  $eaui 
ipaos  atuduit),  giwerran  Preisinger  glossen  dest.johrh. 
SteinmkverSievkrs  8,173;  (j>oiM«to»)ex»«iMler»,flwerran. 
Tegernaeer  gloaaen  des  11.  jahrh.  tu  Vergü  {Ameig  7,  SM) 
Steinmeyer  Sievers  9,  660;  da»  gleich»  tbmdm  {Amti» 
7,  88«)  für  {odiis)  veraart  {domus);  ebenso  vsrHam.  fiwMTUi 
{Aeneis  7,  407)  9,  660;  Vo88  hat  in  seiner  Übersetzung  kit- 
für die  verba  vertilgen,  zerrütten. 

b)  die  Verbindung  mit  unpersönlichen  subjecten  xeigt  sieh 
zuerst  bei  Noiker  und  ist  dort  noch  auf  das  einfach» 
verbum  beschränkt  (waz  tir  wirret,  quibus  perturbaris. 
vgl.  Grapp  1,  904);  das  xusammengesetxte  verbum  \nrd  erst 
von  der  spräche  der  dichtung  in  solche  Verbindungen  ge- 
sogen:  ^„  ijj^  |,j  ^iigr  tagende, 

da  von  uns  nibt  mage  gewerren 

nahen  noch  verre, 

wedir  daz  swert  noch  der  tot 

noch  dea  nnngerea  not 

noch  deheineralahte  icbaden. 

genest»  u.  exodua  147,  80  Dfemer. 

8)  in  der  ungewöhnlichen  fülle  der  mittelhochdeutaehen 
belege  {vgl.  mhd.  xcb.  8,  746*  Lbxer  1, 988)  ist  es  nun  gerad» 
die  letzt  besprochene  Verbindung  mit  einem  unperaönlwhe» 
subject  —  faat  ausschlieazlich  einem  unperaönlichen  pro- 
nomen  —  die  teeiterbtüht  ttnd  gedeiht,  die  wenigen  aus- 
nahmen, die  Verbindungen  mit  einem  persönlichen  subject, 
ja  auch  die  mit  einem  sächlichen  nomen.  machen  weniger 
den  eindruck  alter  überlief erttng  als  späterer  neu-  und  Um- 
bildung, tri«  iceit  in  solch  formelhafter  rencendung  das 
gefühl  für  die  eigentliche  bedeutttng  des  verbums  verloren 
ging,  zeigt  das  schwanken  der  Überlieferung  in  den  les- 
arten,  die  kürxtmgen,  denen  das  verbum  in  einzelnen 
ßerionssilben  unterliegt  (gewar,  gewirt,  vi^ach  auch  ge> 
wem),  führten  mehrfach  zu  einer  form»ngemein»Aaft  mit 
gewerden  und  gewem,  (geweren),  vgl.  gewem  Meier  Helm- 
brecht 1406  {Ambra».  hand»chr.) ;  die  M&ze  84  Bartsch  ; 
RUDIN  89,  8  Zupitza;  AvENTiN  4,  9,  1140  {var!);  geweren 
Enikei.  fürstenbuch  4091;  leben  der  schwestem  tu  Ttist 
68,  7;  gewehren  Avbntin  4, 9, 1140 (t-ar.) ;  gewerden  Hbinr. 
v.  Vei.uekk  Eneit  688  ApoUonius  13689.  gan»  vereinselt 
iat  die  erhöhung  des  Stammvokals  gewicrren  R.  v.  Ems 
Willehalm  1703. 

o)  beziehung  auf  ein  persönliches  subject: 

wan  stnen  (Iliob*)  sl&digea  moet 
enmochte  he  nict  vorerren,  (dertn/el) 
noch  tcr  s^len  gcwerren. 

Hkinricii  vom  Vbldbrb  SrrMtfM  t,  MO  M 
Piper  k^.  ip.  1,19S; 

ir  forsten,  die  de«  kfincfet  g«nM  WMraa  ine  . .  . 
ir  Tfmle,  ir  sult  in  stne  stri^  vann  Un: 
wax  ob  er  hie  bcime  iu  niemer  mCf«  niht  gewirret? 
b«libc  er  dort,  dea  got  niht  nbe,  aA  larhent  ir; 
kom  er  uns  fKunden  wider  nein,  #6  lachen  wir. 

Waltiikr  V.  i>.  VOOKI.WBIOK  99, 91  Laekmamm. 

b)  die  von  der  ve»balhandlung  bttr^fem»  person  ist  dem 
rerfnim  im  dativ  angegliedert ;  flf»  »ubfeet  erscheint  un- 
peraönliehes,  meist  indefinite»  pronomen. 

a)  daa  verbum  im  it\finitir.  in  formelhafter  abhängig- 
keit  von  hilfaverbrn. 

l))  am  zahlreichsten  ist  mögen  vertreten. 

*//  was  ntalit  <"»  oft  gawwTwiT 

katserdvom.  UStO  Sdkröder. 

ob  wir  werben  wellen  die  Mrifchen  meit*. 

'wa;  mag  uns  gewerren?'       sprach  d6  StfHt. 
'■was  icb  friunUtche  niht  ab  in  erbit, 

das  laac  sus  erwerben  mit  eilen  dA  mtn  hant 

Sibdungen  66, 1  Laehmamm  {vor.  waj  mag 
una  das  gew.); 


5679  GEWEHREN 

sus  fuor  gegen  Säleme     ; 

froellch  unde  gerne 

diu  magst  mit  ir  herren. 

was  niöht  ir  nO  gewerren, 

wan  dag  der  wec  so  verre  was, 

dag  sf  so  lange  genas. 

Hartmann  v.  Aue  armer  Heinrich  1052 ; 
ebenso  490;  ganz  ähnl.  Iwein  3544;  ähvl. 
meister  Rumezlant  v.  d.  Hagen  3,  SG^ 
(waz  mak  uns  daz  gewerren) ;  die  Mäze  59 
Bartsch  (wie  meht  im  iht  gewerren);  vgl. 
auch  Weinschwelg  {Germania  8,  220); 

des  babstes  gebotten 
schfilt  ir  dar  umme  lügen, 
so  tötet  ir  mit  fügen 
disen  jungen  herren, 
nu  was  mag  iu  gewerren 
dag  ir  zu  im  sendet  vor? 

JoH.  V.  Würzburg   Wilhelm  von   Otter- 
reich  5518  Eegel. 

b))  ir  Sit  niht  wJse  liute, 

dag  ir  sS  vil  hiute 
gefräget  von  mim  herren  : 
eg  mac  iu  wol  gewerren. 
wil  du  dag  ich  dichs  erläge, 
s6  rlt  dine  sträge. 

Hartmann  v.  Aue  Erec  91 ;  ähnl.  Rudolf 

V.  Ems  Willehalm  9705  Junk;   ebenso  die 

Mäge  84  Bartsch  {Germania  8,  99); 

enpfiengen  si  der  rede  hag, 
eg  möhte  in  umbe  ir  herren 
Til  harte  wol  gewerren. 

armer  Heinrich  898,-    vgl.   aiieh  1151    (iu 
enmac  ...  an  mir  niht  gewerren) ; 

'dag  mac  vil  wol  gewerren 
den  Hüten  algellche 
ze  disem  künicriche'. 

Rudolf  v.  Ems  Barlaam  201,  2  Pfeiffer. 

swer  rehte  wirt  innen 

frumer  wibe  minne, 

ist  er  siech,  er  wirt  gesunt, 

...  im  nemac  niht  gewerren. 

kaiserchron.  4615  Schröder;  ebenso  Rolands- 
lied 6563;  Heinrich  v.  Veldeke  Fmeit 
628  Behaghel;  Salman  und  Morolf  2111 
Vogt;  Hartmann  v.  Aue  Iweinilbi.  4267 ; 
H.  V.  D.  TÜRLIN  kröne  20885  Scholl; 
Ebern,  v.  'Ektvkt  Heinrich  u.  Kunigunde 
1318  BecJistein;  Jansen  Enikel  weltchron. 
18621  Straiich; 

salic  ist  der  der  sich  an  in  la^git,  der  in  minnet,  der  in 
uor  sinen  ovgin  hat.  deme  mac  niht  gewerrin,  der  ist 
behütet  in  allin  stetin.  spec.  ecclesiae  Kei>le  s.  94; 

der  stain  hatt  so  grosse  kraft, 

...  in  wasser  oder  in  fewre 

mag  euch  nicht  gewerden  {Wiener  handschr.  gewerren) 

ungelucke  must  von  ew  verren, 

di  weil  ir  den  stain  habet. 

H.  V.  Neustadt  Äpollonius  13629  Singer. 

2))  nur  vereinzelt  tritt  kann  für  mag  ein;', 
han  ich  anen  man  verlorn, 
da  wider  ist  mir  ain  sun  gebom, 
an  dem  ich  ergegget  bin; 
nach  Verlust  han  ich  gewin. 

was  kann  mir  nu  gewerren?  {handschr.  gewierren) 
Rudolf  v.  Ems  Willehalm  von  Orlens  1703  Junk. 

nu  habet  ir  eg  gar  erkant, 
dag  mir  an  ime  gewerren  kan. 

Gottfried  von  Strassburo  Tristan 
14203  Bechstein; 

wis  an  die  vint  niht  ge  ger : 
du  hast  vor  diner  starken  wamp 
gesoten  hanifäkamp, 
dag  dir  niht  gewerren  kan. 
Seifried  helbling  15,  277  Seemüller  s.  166 ; 

so  kan  dir  gewerren  niht 

hinevür  immer  mere: 

s6  hästü  guot  und  ere 

me  danne  dehein  dfn  genßg. 
Dietrichsflucht   2574   Martin;    ebenso  Raben- 
schlacht 584  Martin ;  Mariengrüsze  485  Pfeiffer; 

Bwer  dag  gerne  hoere  unde  singe 
deme  wünsche  ich,  dag  im  liebe  noch  gelinge, 
wil  er  mir  alleg  herzeleit  geverren, 
bO  spreche  ir  wol,  so  enkan  mir  leides  niht  gewerren. 

(var.  geweren) 
Rubin  22,  8  Zupitza, 
*))  werdent  mir  die  secke  drl, 

86  bin  ich  armüete  frl. 
66  hftn  ich  ze  ezzen  und  ze  hül 
(sich  waz  mir  gewerren  [var.  geweml  sül  I) 
sö  bin  ich  alles  des  gewert 
des  ein  wtp  an  manne  gert. 

Meier  Helmbrecht  1406 ; 


GEWERREN 


5680 


da  wäm  die  tempelherren : 
'uns  schol  hiut  niht  gewerren', 
sprächen  si    'wenn  unser  got 
ist  sterker  denn  ir  abgot'. 
Jansen  Enikel /«rs^en&wc/i  1216  Strauch  22- 
ebenso  4091;  iveltchron.  15015. 
i))  der  guot  unde  der  gehiur 

sant  einen  engel  mit  in  dar, 
der  fuor  in  der  kinde  schar 
und  lieg  in  da  gewerren  niht, 
wan  got  het  mit  in  da  pfliht. 

Jansen   Enikel  weltchron.  17309   Strauch, 
ebenso  Rabenschlacht  295  MaHin;   zur   er- 
klärung  dieser  fügung  vgl.  unter  c)  a)  3)). 
/9)  gewerren  als  verbum  fmitum. 
l))  im  präsens. 

a))     Hagene  Hildeburgen  mit  armen  umbesl6g. 

er  sprach :  'nu  phlic  Hilden  durch  dine  triuwe  gr6g. 
ez  gewirret  lihte  vrouwen  an  s8  grogem  Ingesinde. 
nu  tuo  genaediclfchen,  dag  man  dine  zuht  an  ir  bevinde'. 
Gudrun  555,  3  Symont, 
wä  von  ir  man  sft  ungemuot : 
eg  ist  min  pet  dag  ir  eg  tuot. 
und  gwirrt  lu  an  uns  frowen  iht, 
des  sult  ir  mich  verswigen  niht. 
Ulrich  von  LicnTENSTEiN/mMe»!l>«cÄ  597,  3 
Lachmann;   ähnlich  Enikel  weltchron.  14928 
Strauch  ; 
er  sprach  |vil  werdes  magetein, 
ich  sag  bei  den  trüwen  mein : 
was  immer  gewirt  deinem  Hb  und  gut, 
darumb  bin  ich  ungemilt. 
dinen  gebrechen  wil  ich  wennden', 

Friedrich  vo7i  Schwaben  4371  Jellinek. 
b))  alleg  dag  si  dir  gechlaget, 

dag  mir  iemer  gewerre, 
ia  gedruwe  ich  dir  uerre, 
himelisgiu  chuniginne. 
.  .  .  dag  heil  miner  sele. 

loblied  auf  Maria  hei  Diemer  d.  ged.  296,  1 ; 
ich  bin  ouch  nicht  s6  klageltch : 
s6  ist  er  edel  unde  rieh, 
min  lieber  herre. 
§  im  iht  gewerre 
s6  wil  ich  kiesen  den  t5t. 

Hartmann  v.  Aue  Erec  3990 ;  ähnlich  476 
(dag  eg  mir  iht  gewerre); 
diu  muoter  ist  unde  maget, 
ze  der  gnaden  si  geklaget, 
ob  der  sele  iht  gewerre. 

H.  v.  d.  TÜRLIN  kröne  2390  Scholl. 
2))  im  Präteritum: 

swag  im  da  leides  ie  gewar, 

dag  kam  von  simonle  gar. 

Walther  v.  d.  vogelweide  6, 38  Lach- 
mann;  genauso  Hartmann  Erec  1831; 
Wirnt  v.  Grafenberg  Wigalois  7529. 
8388;  Stricker  das  bloch^Ob;  Walther 
V.  Rheinau  marienleben  193, 12;  Enikel 
weltchron.  27352; 

dem  wart  herze  und  ougen  vol 

von  ir  anblicke. 

er  gedähte  vil  dicke: 

'owel  swag  dir  ie  gewar, 

dag  ist  von  mir  kernen  gar'. 

Mai  u.  Beaflor  236,  3 ; 

owe,  vrouwe,  und  wis  ich  das, 
mir  wurdi  wol  und  so  vil  bas 
das  ich  miner  laider  gar 
vergas  und  swas  mir  ie  gewar  ! 
genade,  vrouwe!  vrouwe  min, 

Rudolf  v.  Ems  Willehalm  von  Orlens  4940 
J^mk ; 

c)  die  formelhaften  Verbindungen  nehmen  als  sulyect  ein 
sächliches  nomen  auf: 

a)  Verbindung  mit  hilfsverben: 

l))  er  machet  im  einen  rukke, 

von  dem  gent  dei  rippe, 

diu  piugent  sich  furher 

dem  herzzen  ze  wer 

dag  im  stog  noch  slach 

niht  wol  gewerren  mach. 

genesis  u.  exodus  6,  24  Diemer 
dag  uns  gewerren  ne  mege  nähen  noch  verren 
des  vlantes  läge  in  disem  wadligen  ellente. 

das  himelriche  338  Schmeller  zsch.  d.  a.  8,  154 


Bit  ir  niht  weit  erwinden, 
die  besten  die  ir  vindet 
sö  wel  ich  üg  in  allen 
sone  mag  iu  niht  gewerren 


so  besendet  iwer  man, 
oder  indert  muget  hän. 
tüsent  riter  guot 
der  argen  Kriemhilte  muot. 
Nibelungen  1412,  4  Lachmann  ; 

'ich  pflige  ir  {der  thiere),  und  sl  vürhtent  mich. 

als  ir  meister  unde  ir  herren*. 

'sage,  wag  mac  in  gewerren 

dtn  meisterschaft  und  dln  huote, 


5681 


GEWERBEN 

■tne  loufen  n&ch  ir  rouot« 

se  waltle  und  ze  gevilde?  ,  _^ 

HAkTMAMK  V.  AoB  Ivtin  4M ; 

wax  mOhte  mir  gswerran  bccMr  liuU  Um«  7 

Rbinma«  UHR  Alts  wtiimet.  früM.  M0.  8 ; 

A  nftbt«  wol  fswenrMi 
dA  TWt,  als  Awer  dino  sUt ; 
da  TOD  Ist  ünaer  aller  rat 
daa  ir  der  vart  erwindit. 

RubOLf  V.  Emi«  WiUetuüm  von  OrUnt 
1786  Junk  ; 

wag  roOhte  ein  üppeclicber  tronm 

mir  geworrun  dann«  7  (ceverren  StroMtb.  hamUehr.) 

Ko^RAD  V.  WüiUBURO  trt^.  krieg  UM  KtOer ; 
in  welchem  dinge  eich  ein  man 
verscbamet,  dem  l>al  er  an  geaini, 
■     kein  laater  dem  cewerren  kan,  (gewarrat) 

■int  er  eg  alles  ringe  wiget.  ^ 

Frauknlob  8, 16  hei  v.  d.  Uagen  8,  880*. 
2))     ein  gemeiner  muot  Jibt.  dax  man  ceme  LceMO  hanao 
nie  gewan|:  dor  tot  mueze  ai  von  den  biderben  verren  I 
ir  dorniu  herze,  ir  durcbel  rat,  ir  gellik  munt 
hat  vorhouwen,  da  man  waa  geaont: 
da/,  muo;  lange  ir  aflcr  kunit  jnwerren. 

Mbistbr  Siubiibr  (6)  bei  v.  d.  Hagen  S,  868^. 
9))  horzin  ecowere, 

uor  deme  des  mutis  sagirar« 

sinir  tougen  nieman  nemab  beaperren, 

ne  la  mir  herre  nit  gewerran 

mine  manicralileu  missetat: 

so  ne  mobto  min  uiemer  werden  rat. 

HaiNRiciia  litanci  4  bei  BIassmamn  d.  ged. 
1,  48; 
dA  sprach  der  herre  Keil 
'nA  cnl&nt  disen  herren 
niino  schulde  niht  geworren: 
wan  dien  h&nt  wider  iucb  nibt  getAn  .  .  .' 

Hartmann  v.  Aub  Iwein  824. 

fi)  gewerren  aU  verbum  finitum: 

tsAt  diu  muo;  icmer 

in  Tristandes  herzen  sin. 

nu  sehet,  her/orriundtn, 

dag  mir  fremde  und  vcrre 

iemer  bin  z'iu  Kowerrel 

vergesset  mtn  aurch  keine  nOt. 

tioiTFRiBD  V.  Straszburo  Tritton  18S86 
Bechtiein  ; 
■In  euot  er  i[om  teilen  wil, 
der  lieb  kUmc,  mfn  burro. 
dhein  leit  im  gewerre! 
des  bito  ich  tegltcb 
mtn  abgüt,  daz  iät'vrcudenrfch. 

Jansen  Knikbl  ivtltchron.  7610  Strauch  ».  146. 

8)  die  aiuläufer  der  mittelhochdeutschen  /ormeln  im  über- 
gting  zur  nerthochdetitschen  spräche. 

a)  nir  Verbindung  mit  einem  persönlichen  subject  liegen 
t>eben  der  for(/'iihrung  alter  fügungen  auch  texignisse  vor 
filr  die  at\ffrischut>g  des  verbums  vom  Substantiv  lier: 

a)  •  dos  her  is  bcgan 
widber  buwon,  mit  sinen  liorren. 
dhes  kundh  im  de  nicht  gewerren 
dher  vurste,  herzöge  Heinrieb. 

liruuntchweiguche  rcimchrott.  3036  Weiland; 

nunc  vil  üben,  des  uns  unser  hcrro  bittet  und  nmnet 
legeliciio,  da;  on  tut  er  därch  daj  niht,  daj  wir  imc  sine 
lierüchaft  oder  sine  hciliciieit  gominnern  oder  gemcren 
mügin,  wir  uo  niAgin  iine  weder  gchelfln  noch  gewerren, 
gevrämcn  noch  geschadon,  pred.  der  Leips.  handschr. 
(.111:  de  die  dominico)  bei  SciiÖMiACU  altä.  pred.  1,811; 
<Ior  tuTcl  ne  mach  uns  niht  gewerren  als  wir  daj  zeichen 
des  heiligen  cröois  vor  uns  get&n.  predigt  de»  14.  jahrhs. 
bri  LeYSKK  105,  88. 

/f)  und  ^ap  im  oucb  diz  netxa, 

daz  K-h  rur  die  strftze  setxa. 
es  cnwart  nie  tier  sd  freissam, 
ez  waere  wilt  oder  zam, 
daz  icraer  ddfUr  gedlere 
swenn  ez  sich  dnn  gewQrre  (rar.  gewirr«,  verwane) 

der  SrituKER  Daniel  v.  blüh,  tal  4312  Botenhage». 

domino  labia  nica  aperics  et  oa  meum 

annuntiabit  laudem  luam. 

ab  ich  ix  ben  un  her  gewerre 

so  sprichet  i^  zu  duje:  herre 

tu  uT  mine  lippen  zu  dosir  stunt  . .  . 

Bri-n  V.  Schönebeck  hohes  lied  1148  Fischer. 

b)  unter  deti  Verbindungen  mit  unpersönlichem  sttbject 
schrumpft  die  beziehutig  at^f  sächliche  Vorstellungen  früh 
ttisammen:  wolt  ir  nu  da;  vüer  und  daj  ungewitero  ent- 
flihn,  daj  ij  uch  niht  möge  gewerren,  so  reiniget  uch 
Ton  aller  slachte  bosheit.  pred.  d.  Leipt.  hdschr.  (74:  in 
adventu  domini)  bei  Schön  dach  altd.  pred.  1,  148:  tu  es 
Petrus,    du  bist  Petrus,    daz  spricht    ein  stein,    ein  TÜns 


GEWERREN 


5682 


und  uff«  den  vlina  wil  ich  bflwen  min«  eristcnheit.  und 
die  hellephorten  dien«  mAfen  ir  nibt  gewerrBD.  and  dir 
wil   ich  geben  die  slflgsel«  des  bimelriobas.  /rtügi  des 

14.  jahrhs.  bei  LüYNKR  85,  t;  di  aeib«  wartx  Ift  ooeb  fut 
den  vrowen,  ao  li  te  kemenaten  gen;  babent  ai  di  wnrtz 
bi  in,  in  gcwirrot  nimmer  l(ein  twalm  und«  babeitt  doch 
gute  rue.  heilmittelkunde  a.  d.  U.jaMrh.  s./kimdfrubm  Utn. 
viel  länger  halten  sieh  di«  vtneendunjfm,  ii$  «M  tUltr 
unpersönlichen  eon0tnieMom  mutgeken: 

a)  in  der  foirmdhmpm  iMämfigkgU  ron  kilfntrtm: 

und  icb  di«  kmck  vaat  u  bIcIi 
freontlicban  undar  daa  fladtaan  i^ 
leb  gib  ir  manchan  baitoa  druek, 
daa  aJ  mnaaa  kanao. 
wia  mOcbt  mir  gen  dar  vaaaauoht 
noch  paa  gewerren? 

OawALb  V.  WoLKBNrrstf«  88, 14 

da  (gotl)  gib  mir  die  sapienda, 
damit  das  icb  dein  gotleicb  cboMt 
bab  p«i  mir  und  deine  gunst, 
ao  mag  mir  zwar  gewerren  nicht, 
als  das  her  Salomon  spricht. 

ViNTBi.BR  Muai«ii  der  tugend  17  ZfmgtrU: 
der  in  minnet,  der  in  Torchtet.  der  in  vor  sinen  oufen 
hat —  timentibus  deum  nihil  deest . . .  deme  nemach  niht  ge- 
werren, der  ist  behötct  nn  allin  steten,  deme  ne  gebrichet 
ouch  nichtis.  pred.  d.  Leipt.  hdschr.  bei  SciiÖKitAcii  l,tl7: 
'Schwester  Mczzi,  du  solt  dir  nit  fürchten:  dir  mag  nätz 
gewerren.  gang  mir  nach  geturstiklich  an  alle  furcht  I' 
Elsuet  Staoel  leben  der  sehicestem  tu  Tust  (84)  Vetter 
«.  68,  7;  die  von  Paris  weiten  mit  weib  und  kind  ir  stat 
verlassen  haben,  in  ander  stet,  [von]  den  si  venneinten. 
CS  wUrd  inen  in  discm  krieg  nichts  gewerren,  geflohen 
sein  {yar.  gewom,  gcwehren.  quas  intactas  hoc  bello  fort 
sperabant).  Avbntin  {baier.  ehron.  2,  413)  4,  2,  1140  Ltxtr. 

ß)  in  selbständiger  Stellung  hält  sieh  der  gebrauch 
unsere»  verbums  am  tähesten: 

l))  in  nomine  patris  ...  so  begrabe  ich  mit  disem  toten 
des  menschen  sicbtum,  unde  discm  menschen  nimmer 
mer  gewerre  bi;  da;  dirro  licbnam  an  dem  iungisten  tage 
erat*,  heilmittelkunde  a.  d.  u.jahrh.  s.  fundgruben  I,  885; 

noch  ist  sein  vil,  das  mir  ^wirt 

von  ainem  kindlm,  so  es  kirt 

und  mich  verirt  mein  singen  and  erscbellet 

durch  mange  valscbe  disonanz, 

falseten  gross,  dapei  liain  freuntlich  ronnordana, 

der  reaonans  hat  mich  so  dick  verdnaaaa. 

Oswald  v.  Wolkbkktbin  lOi,  16  SehaU  888; 
mir  ist  recht,  ob  icb  sei  verirrt, 
and  weiss  >olb«  nit,  was  mir  nwirt ; 
wann  ich  badanck,  ea  sei  bescnert, 
«rat  niwaa  laid  sich  su  mir  rieht 

lIXTZLBaiN  1, 7,  tt  Baltam»  ».  7; 

'Inim  an  sorgen 

zu  mir  morgen'. 

Traa,  icb  enmag. 

'wag  gawirt  dir  pai  dem  tag? ' 

p«Mar  lUaehar  uaff«r  aa«. 

Ued  dt»  a.Jttkn.  ».  /mmdgrubem  1,  884; 

do  sein  bruder  sulchcn  jamer  aaben,  do  worden  aie  . . . 
fragen:  was  wirret  dir  {Heiddbtrgtr  hmnäsdu:  gevrirt), 
hertzenlibervater?  Jon.  v.  NKUMARKTä^a.  de»U6en»dt» 
heil.  Hierongmu»  1S7  {quid  habe»  pater;  wat  tchelt  dt  ttdd. 
druck  von  1482);  hertzenlil>en  Idnt.  batwt  Üb  einander  I 
nimont  sal  sich  an  dem  andern  reeben,  waa  im  auch 
gewirret  {eap.  46)  s.  46  (wes  eme  ok  ghewerrct  ndd.  druck) ; 
wer  allraun  gepulvert  . . .  ainer  junkfrawen  für  die  naaen 
habt  ...  ist  sie  nicht  maid ,  so  t>esaicht  sie  sich .  ist 
sie  aber  maid,  so  gewirt  ir  nicht   Münehner  handschr. 

15.  jahrh.  ».  810.  SciiMELLHR  2*,  878;  herr  Tristrant  sprach: 
'das  wer  mir  nit  gAt  waa  solt  ich  do  thAn?*  diser  aber 
der  bat  fleissigklich,  und  sprach:  'dir  gewirrt  nit;  ich  wil 
dich  gar  schon  von  dannen  bringen  {Wormter  druck:  dir 
sol  nichts  widcrfaren).  prosaromuin  nm  ^ri»traHt  u.  Isolde. 
l?f«^  ».  188;  als  der  nun  kam,  sprach  si  xA  Piloys:  'ich 
klagt  dir  gern  waa  mir  gewirret,  and  wolt  dich  auch 
darbei  bitten,  west  ich.  das  da  das  lA  gAt  auff  nemst 
und  Terschwigenlich  bei  dir  behieltest',  a.  154  (ITormaer 
druck:  gebrist); 

waert  er  (der  tdehnam  C%rltti)  ans  na  vaistolen 
and  aas  dem  dem  grab  verboleo, 
•o  macht  er  za  unserem  spot 
geballen  werden  flr  einen  got 


5683 


GEWERRIG 


GEWESE 


5684 


dar  nach  wuert  das  volck  verirt, 

das  uns  Juden  allen  sambt  gebiert   wr   gewirt). 

Pfarrkircher  passion  121  bei  Wackernell  altd. 
passionssp.  aus  Tirol  s.  187  ; 
doch  raügt  ir  für  all  sorg_  und  schrecken, 
eh  ir  ausggeht,  ein  geweicht  saltz  lecken 
und  mit  weich  wasser  euch  besprengen, 
so  kan  kein  gespenst  sich  darein  mengen, 
auch  nembt  mit  euch  ein  gweicht  wachssliecht, 
als  denn  gewirt  euch  warlich  nicht. 

H   Sachs  (die  wunderl.  mander  und  unnau^i. 
weiber)  17, 135  Götze; 
thu  nur  ein  ding  und  folge  mir, 
mein  gott  sein  engel  sendt  mit  dir, 
der  seine  sach  wol  fördern  wirt, 
au  ff  das  dir  nichts  hieran  gewirt, 
darauff  ich  hab  gethan  die  rheis. 

Hans  Tirolff  Isaak  u.  Rebecca  (1539)  E  2». 

o\\  swas  Hüten  arges  ie  gewar, 

^^  da?  kumt  von  deinen  Sachen  dar.  .„.    oo 

meisterlieder  der  Kolmarer  handschr.  121,  d» 
Bartsch  s.  485; 
da  geschach  das,  da  der  gantz  halb  tail  in  der  stat  ver- 
pran,  da  belaib  das  haus  mitten  jm  feuwer  das  im  nichtz 
gewar.  (domus  in  media  ignis  illesa  permansit)  Andreas 
V.  Regensburg  chroii.  v.  d.fürsten  zuBayern  eboLeidmger. 
und  gewurre  dir  niemer  nüt,  do  dir  nü  steteclichen  müs 
gewerren  und  in  trucke  sin  und  liden.  Iavler  predigten 
(nach  Straszburger  handschr.)  bei  Charles  Schmidt  144; 
etlich  mainten,  man  möht  fliehen  in  der  Verfolgung,  die 
andern  warn  darwider,  mainten,  man  solt's  got  walten 
lassen:  wölt  derselbig,  das  aim  nichts  gewüer  (wr.  wider 
füer),  dörft  man  nit  fliehen;  wölt  aber  got,  das  ainer 
gemartert  solt  werden,  hülf  kain  fliehen  nit,  er  müest 
wol  dran.   Aventin  baier.  chron.  2,  179)  4,  2,  897  Lexer. 

GEWERRIG,  n.  collectivbildung  zu  gewerr  (*.  d.).  später 
belegt,  als  das  auf  ein  entsprechendes  adjrctiv  deutende  ge- 
werrigkeit  (s.  d.),  legt  diese  form  ein  Zeugnis  ab  für  die  lang 
anhaltendende  sprödigkeit  einzelner  sprachkreise  gegenüber 
den  formen  mit  erhöhtem  stammvocal;  wenn  sich  die  leinen 
an  den  grosz'  und  kleinen  jagd-zeugen  verschlingen,  das  es 
knoten  und  ander  gewerrig  giebt,  welches  wieder  aufge- 
knüpffet  und  von  einander  gemacht  werden  musz,  so  heist 
solches  auf  gelöset,  aber  nicht  aufgebunden.  Jon.  Aug. 
Groszkopff  forst-,  jagd-  u.  weidewerckslexicon  (1759)  29. 

GEWERRIGKEIT ,  /..  Substantivierung  des  unbelegten 
adjectivs  gewerrig:  zu  denselben  zelten  ist  gewesen  grosse 
zwitrecht  und  feintschaft  der  forsten  und  grosge  gewerrig- 
keit  in  der  heiligen  Christenheit  der  heiligen  römischen 
kirchen  an  dem  christenlichen  gelauben.  Nürnb.  chron. 
a.  d.  städtechron.  l,  350. 

GEWERSGH,  nebenform  zu  dem  hessischen  ganversch, 
vgl.  Kehrein  volksspr.  in  Nassau  l,  163. 

GEWERTESCHIN  s.  unter  gewerzen. 

GEWERTH,  verstärktes  werth  (s.  d.). 

1)  zum  Substantiv  vgl.  die  hauptform  gewerde  sp.  5617. 

2)  das  adjecüvist  auf  niederdeutschen  gebrauch  beschränkt, 
in  dem  es  zwei  hauptverwendungen  entfaltet,  eine  auf  das 
materielle  zielende  bedeutung  und  eine  übertragene,  vgl. 
pretiosus,  dignus. 

a)  in  der  anlehnung  an  den  begriff  pretium  mischt 
sich  das  adjectiv  mit  den  gebrauchsformen  des  particips 
zu  währen  (s.  d.) 

a)  2  hole  hildessemsche  . . .  gülden  eck  vordan  einen 
brunswickschen  pennigk,  wuwol  se  des  nicht  gewert 
weren:  de  dre  brunswickschen  pennigk  weren  beter  in 
orer  gewerde  wan  de  krosse.  Braunschw.  schichtbuch  d. 
städtechron.  16,  418.    u.  a.  vgl.  Sghiller-Lübben  2,  103/4. 

ß)  beide  wat,  die  behört  noch  min,  nouwe  ein  holten  sark 
unde  ein  linnen  laken  gewert  V  schillink  efte  ein  halve  mark. 
Lübecker  totentanz  (tod  zum  herzog)  432  Baethcke, 
ähnl.  199.  842. 

b)  zum  übertragenen  gebrauch  vgl.; 

Lampe  is  gewert  groter  pine, 

ik  bin  up  ene  so  rechte  gram. 

Reinke  de  vos  2862  Lubben,  anders  3142  (wat 
is  doch  dit  gewert?); 

under  twen  wil  ik  lu  den  köre  län 

den  galgen  edder  dat  swert 

des  lones  sint  gi  wol  gewert. 

Zeno  Ti&  Lübben  [charaMeristisch^  die  yar. : 
des  sit  gi  van  mi  ghewert ,   des  sint  gi  wol 
wert). 

GEWERTHET,  particip  zu  werthen  (*.  d.) ;  in  attribu- 
tiven vertcendungen  vom  neueren  stil  begünstigt:  die   seit 


F.  Chr.  Baur  und  seinem  schüler  Zeller  als  kirchliche 
tendenzschrift  gewertete  apostelgeschichte.  Berliner  tage- 
blatt  16.  6.  1906  (1.  beibl.) 

GEWERZEN,  mundartliche  Weiterbildung  eines  in  den 
mannigfaltigsten  umdeutschungen  überlieferten  lehnwortes, 
vgl.  kawetscher  teil  5,  sp.  373,  kabertschen,  cowertschen, 
cowerzen,  gowertschen  Schmeller  1^,  1215.  in  unserer 
form  ist  das  mittellat.  cavercinus,  cawarsinus  Verhältnis- 
mäszig  am  wenigsten  verändert  {vgl.  auch  mittelhochd.  ka- 
werzin  mittelhochd.  wb.  1,793",  Lexer  1,1532);  auch  die 
bedeutung  lehnt,  sich  enger  an  den  ältesten  gebrauch  an. 
die  übrigen  formen  zeigen  die  ursprüngliche  bedeutung 
{ausländische,  vor  allem  italienische  kaufleute)  meist  in 
der  richtung  auf  den  begriff  Wechsler,  Wucherer  verengt, 
so  auch  die  sprachlich  am  nächsten  stehende  bildung  ge- 
werteschein ,  vgl. :  Judaeos  et  usurarios  publicos ,  quos 
vulgus  vocat  gewerteschin.  Urkunde  Friedrichs  I  v.  Oeste- 
reich  (1156)  bei  DU  Cange  4,  64.  unsere  form  dagegen  ent- 
springt in  ihrer  Verwendung  unmittelbar  aus  dem  allge- 
meinen begriff  des  italienischen  händlers,  des  Italieners: 
gewerzen,  gewurtzschen,  coverzi,itoKeniscAegewürzkrämer 
Westenrieder  1,  205.  das  wort  knüpft  auch  hier  wol  an 
den  umfassenden  begriff  des  italienischen  gewerbtreibenden 
an,  die  engere  beziehung  auf  die  gewürzkrämer  war  durch 
die  praxis  nahe  gelegt  und  wurde  durch  das  bestreben  ge- 
fördert, das  tcort  zu  deuten. 

GEWESE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  wesen  {s.  d.),  aus 
niederdeutschem  Sprachgebiet  um  die  mitte  des  19.  jahrh.  in 
die  Schriftsprache  übergedrungen  mit  Verwendungen,  für  die 
in  den  entsprechenden  mundarten  vorher  schon  der  substan- 
tivierte infinitiv  wesen  bezeugt  ivar.  es  ist  zu  unterscheiden 
zivischen  den  functionen  eines  nomen  actionis,  die  litte- 
rarisch nur  aus  F.  Reuter  belegt  sind,  und  zwischen  dem 
collectiv,  vor  allem  in  der  sachbedeutung  von  anwesen, 
die  bei  norddeutsclien  Schriftstellern  neuerdings  viel  ver- 
breitet ist. 

l)  als  nomen  actionis  ist  gewese  in  der  Verbindung  mit 
machen  {vgl.  ein  wesen  haben,  ein  aufheben  machen) 
belegt : 


de  tähn  tausam!  un  tau  de  ogcn ! 
mak  doch  nich  glik  so  'n  grot  gewes' ! 

Fritz  Reuter  {läuschen  un  rirnels  1, 
Seelmann. 


1,  74 


vgl.  gewes',  wesen,  getreibe,  umstand.  Mi  tob.  der  Mecklen- 
burg. Vorpommerschen  mnda  s.  26.  vgl.  auch  C.  F.  Müller 
d.  Mecklenburger  volksmzmd  in  Fritz  Reuters  Schriften  s.  37. 
für  das  fortleben  dieser  redensart  in  der  Umgangssprache 
zeugen  auch  neuere  private  mitteilungen  aus  Steinbeck  bei 
Güstrow. 

2)  für  das  collectiv  ist  die  beziehung  auf  personen  nicht 
über  den  mundartlichen  gebrauch  hinausgekommen: 
un  äwer't  feld  dor  kümmt  'ne  kumpani 
von  lütte  etendrägers  ranne  quöcht .  .  . 
un  dörch  de  bogen  stoppeln  russelt 
't  oll  lütt  gewes'  und  kruppt  un  pusselt. 

F.  Reuter  {kein  Hüsung  4)  7,  47  Seelmann. 

um  so  ergiebiger  ist  die  sachbedeutung,  auf  deren  Zusam- 
menhang mit  dem  nomen  actionis  der  folgende  beleg  für 
gewesede  licht  wirft:  wi  . . .  hebbet  verkoft  .  .  .  den  werten 
herren  bisscop  Lodewighe  tho  Monstere  . .  .  alle  dat  gut 
dat  unse  vader  achter  leith  .  . .  alle  dat  recht  de  ansprake 
unde  de  ghewesede  de  unse  vader  unde  wi  hedden. 
Münsterische  Urkunde  von  1340  Niesert  i,  2  s.  422;  in  ähn- 
licher weise  zweigt  auch  der  neuere  gebrauch  unseres  Sub- 
stantivs unmittelbar  von  einer  entwicklungsstufe  des  siib- 
stantivierten  wesen  ab,  an  das  sich  gewese  auch  hier 
anlehnt,  mit  dem  es  sich  {in  pluralformen,  vgl.  sp.  5687)  auch 
formell  wieder  berührt,  vgl.:  en  wesen  nennt  der  Ham- 
burger einen  garten  oder  sommerlogis  ausser  der  stadt 
Schütze  Holstein,  idiot.  4,  357;  vgl.  auch  (wesen  ...  in 
Danzig  zur  bezeichnung  eines  weitläufigen  gebäudcs,  mit 
welchem  eine  art  von  hantierung  verknüpft  ist.  er  hat  ein 
wesen  in  dem  und  dem  dorfe,  er  hat  eine  kleine  landwirt- 
schaft  Frischbier  2,  465.  zwei  hauptzüge  ergeben  sich  für 
wesen ;  ein  unbestimmter  umfassender  begriff,  der  das  wort 
überall  einbürgert,  wo  eine  localität  der  kennzeichnung  durch 
einfache  Vorstellungen  wie  haus,  garten,  i&lA  loiderstrebt, 
und  ein  Zusammenhang  zmschen  der  räumlichkeit  und 
der  thätigkeit,  die  sich  in  ihr  abspielt  (ein  wesen  haben). 
beide  hauptzüge  kehren  auch  bei  gewese  wieder,   für  das 


5r,sr) 


OEWBSE 


GEWESEN  I 


5686 


träte  moinent  vgl.  den  gegtntaiM  von  haot  und  geweie  in 
einem  d fr  jüngsten  beleg»;  in  den  wenigen  standen,  die 
er  im  liuuse  war,  spatste  er  oder  ging  unruhig  durchs 
ganze  gowese.  FnBNSSBN  Jörn  UM  lOö.  Mum  tweiten  mo 
ment  vgl.:  Sulla  hat  den  staat  reorganisirt ,  aber  nicht 
wie  der  hausherr,  der  sein  zerrüttetes  gewese  und  ge- 
Binde  nach  eigener  einsieht  in  Ordnung  bringt,  sondern 
wie  der  zeitweilige  geschaftsfUhror,  der  seiner  anweisung 
getreu  naclikonimt.  Mommbrn  rOm.  geteh.  a*,  871.  vgl. 
auch:  er  bckürnnirrt  eich  zu  wenig  um  das  eigene  gewese 
Franttfurter  jottmal  (18M)  nr.  819  1.  beil. 

a)  beide  mometite  kotnmen  bei  ländlichen  anioewn  tur 
gHtung,  wo  die  tcohnräume  an  bedeuUamkeit  tctit  hinter  den 
anderen  gebäulichkeiten  Muriicktreten ,  auf  denen  (Scheu- 
nen, Ställe,  garton,  feld)  diu  aehtcergexoieht  de*  betriebe» ruht  : 
gewese  («on«^  ein  weson)ackerhof  mitzubehörfonJ.GniUM 
014«  der  WestpMliMhen  ieiiung  angemerkt;  mehrere  land- 
stellen,  niUlilengcwese  Weeerteitung  (1868)  nr.SOSS;  welcher 
ordnungsliebende  landwirth,  ...  dem  sein  gewese  ans 
herz  gewachsen  ist  und  der  je  einmal  mit  ansteckenden 
Viehkrankheiten  geplagt  war,  könnte  sich  wohl  ähnlicher 
gcruhle  . . .  cntschlagen.  landicirthsch.  annalen  d.  Mecklenb. 
Patriot,  ver.  (1868)  nr.  SO;  was  aber  sonst  noch  zu  dem 
gesamtgewese  der  gärtnerei  gehörte,  ja  die  bauptsache 
derselben  ausmachte,  war  durch  eben  dies  kleine  Wohn- 
haus wie  durch  eine  kulisse  versleckt.  A.  Fontane 
(i»r..  wirr,  i)  I,  5  *.  117;  die  frau  hinten  im  garten  .  .  . 
beeilte  sich  nicht,  unbekümmert  ging  sie  mit  einer  band 
voll  geschnittener  georgincn  und  gelber  ringelblumen  nach 
dem  teich  zu,  der  ganz  am  ende  des  goweses  lag  und  halb 
ihnen,  halb  dem  nachbar  gehörte.  Ilse  Prapan  bekannte 
gesichter  08;  etwas  abseits  vom  weg  lag,  tief  in  den  grund 
einer  waldwiese  gebettet,  ein  dunkler  gebäudekomplex, 
an  dessen  äuszerster,  dem  wege  zugewandter  ecke  ein 
kleines  mattes  licht  ausglimmte,  es  mochte  eine  nacht- 
lampc  sein,  denn  auf  dem  ganzen  gewese  regte  sich  kein 
laut.  Fkikuk.  Jacoiiskn  {xcaldmodei-)  daheim  81  (1895),  886*; 
zwischen  dem  Müller  und  Mcierschen  gewese  lag  ein 
schmaler  wiesenstreifen.  der  lotse  1901  a.  140;  ja  er  ging, 
wenn  er  sonst  nicht  wuszte  wohin,  in  die  scheunen 
und  in  die  gärten,  die  an  dem  groszen  gewese  lagen. 
Frenssen  Jörn  Uhl  99;  der  alte  führte  ihn  in  alle  winkel 
seines  weitläuHgen  geweses  und  zeigte  hm  jedes  pferd 
und  jede  kuh.  M.  BOCKINO  rector  Siebrand  a.  64. 

b)  in  andern  belegen  tritt  diese  engere  betiehung  auf  den 
ländlichen  betrieb  naturgetnäsz  aurilek;  ebenso  verallge- 
meinert sich  der  gebrauch  und  trifft  anwesen,  in  denen  die 
haulichkeiten  als  solche  die  aufmerksamkeit  auf  sich  tiehen; 
ja  das  wort  wird  sddieatlich  zur  kennzeichnung  städtischer 
unternehmtnigen  gebraucht. 

a)  desz  ungeachtet  folgte  sie  und  liesz  es  geschehen,  dasz 
ich  mit  dem  manne,  dem  eigentlichen  besitzer  des  geweses, 
eine  Unterredung  begann.  A.  BnooK  Faul  v.  Kamptnann 
{romanstg.  16,1  9.538**);  er  ist  verkleidet  hier  gewesen  und  hat 
das  gewese  von  Dittmar  gekauft.  Fkenssen  Hilligenleiv>l. 

p)  und  ehe  noch  irgend  jemand  an  rettung  oder  hilfc 
denken  konnte,  stand  das  ganze  gewese  des  reichen 
Webers,  das  haus  des  nachbars  Seltner  und  mehrere 
andere  in  vollen  flammen.  K«nst  Wili.koum  diefamilie 
Ammer  552;  vor  fünfzehn  jähren  war  das  gewese  (di« 
(Jielotcer  milhle),  nach  einem  brande,  der  neuzeit  ent- 
sprechend eingerichtet  worden.  Leipziger  nachr.  7.  febr.  1898. 

y)  'der  kleine  krämer  in  der  SUderstrasse,  wo  die  Osten- 
felder  immer  ihre  nothdurft  holen  . .  .  musz  verkaufen' 
.  . .  'sagt  mir  nur',  erwiderte  sie  hastig  'ist  das  gewese 
in  der  Süderstrasse  noch  zu  kaufen?'  Tu.  Storm  OargUn 
Cttrator;  oben  in  der  SUderstrasse,  weit  hinter  Heinrichs 
heilerem  gewese,  dort  wo  die  letzten  kleinen  häuser  mit 
stroh  gedeckt  sind,  war  jetzt  ihre  gemeinschaftliche 
heimat.  ebenda;  nun  aber,  mein  herr  präzeptor,  müssen 
sie  mich  mit  ihrem  ganzen  gewese  bekanntmachen,  ich 
find'  es  nnr  in  der  Ordnung,  dasz  man  im  publikum  über- 
all von  ihrem  'schlosz  Rodenstein'  spricht,  denn  wirk- 
lich, ihr  gasthaus  hängt  wie  eine  bürg  am  felsen.  Fon- 
tane (Cecilie)  i,  4  9.  840;  vgl.  auch  fabrikgewese  Bonner 
xeituny  von  1899,  s.  Wölfino  zeitschr.  f.  d.  d.  unterr.  15,  263. 

GEWESEN  I,  verb.,  verstärktes  wesen  (a.  d.).  der  defet- 
iive  gebrauch  des  eii\fachen  verbums,  da*  sich  mit  dan 
VI. 


afämnun  von  sein  un4  bin  tu  das  vtrbum  »ubatantivum 
theilt  (vgl.  teil  10,  «p.  tmff.  t.  «p.  It).  bedingt  auch  für  die  mit 
dem  präfix  veratärkten  /orman  aurüekhaUung.  dam  kommt 
noch  für  die  alikoehdautoeho  paaioda,  dU  dao  MrdiMi  im  mtkr 
Zeitformen  heranaog  ol»  di»  nauara  aprodm  («.  Graft  i,  taut), 
eine  at^ffallende  aprOdigkait  gegen  düu  prU/lae.  diaoaa  tat  nur 
einmal  überliefert :  giwisit,  reatat.  Monaatr  glotatm  u.  a.  t. 
Gregor,  a.  Stkinmkyeh-Sievbrs  t,  IM.  di*  mitidhoek- 
deutsche  seit  ist  demgegenüber  im  voritü.  inaofam  ai*  da» 
partieip  de»  prät.  auftauchen  läaat.  da*  avooeUiaaaUeh  «•« 
dem  präfix  Megt  i*t.  vgl.  gewesen  II  und  \ 
aeita  erleidet  aie  einbu»M  auf  dem  gebiet  der  prä*en*fo^ 
die  vom  stamme  sein  anbart  werden,  mit  dem  prüfix  itt  kitr 
eigentlich  nur  der  ir\finiti»  belegt  {al*  aeUenesaugniaaeßtrdma 
part.  d.  prä*en*  vgl.  ein  got  der  ie  gewwnde  wart  Wal- 
TiiRn  V.  o.  VonRLWEiDB  6,  81  lAtehmantf.  das  ti  in  magt 
unphiuch,  magt  getr&ch,  magt  gebar,  immer  mafai  §»• 
wosende  altd.  pred.  l,4l  Schön bacii),  und  dieter  wird  omA 
im  rahmen  der  tusammengesetsten  formen  durch  da*  eoneur- 
reniwort  bedrängt  {vgl.  gesein  «p.  4088).  der  indieaf.  undcon 
junct.  des  Präteritums  andererseit* .  die  den  stamm  von 
wesen  auch  in  der  neuem  sprach*  festhalten ,  haben  sieh 
nur  vorübergehend  ala  träger  des  prüfix  enriesen. 

l)  die  formen  des  präteritum*  (zum  partieip  ».  u.)  *ind 
vereinzelt  im  Übergang  zur  mittelhochd.  zeit  »üt  dam  yrdfat 
belegt;  in  der  blüthezeit  setzen  die  zeugniaoa  findkk  MW 
und  häufen  sich  erst  wieder  bei  den  naekaUflam  und  in 
der  prosa  des  14.  und  16.  jahrh.  .• 
0)  dö  ne  («was  bt  dem  mer 

weder  alt  noch  kt 

nechto  16  stadehaftcr  man. 

könig  Rother  487t  «.  Bahder; 

dO  man  ir  rocht  in  dA  ntet«, 

and  sie  zw£ne  an  ir  fCMte 

^wftrin  mit  ir  mA^in, 

wen  bij  «ie;  fenoc  (ephlflfin: 

dO  ritin  sie  ungebeitit. 

AM»  und  J'rophaias  D  m  W.  Orimm: 

da  der  hfire  finCaa 

also  lange  da  gewas 

«nd  dia  fronwe  DldO. 

H.  V.  Velobkb  Eneü  68,  U  KttmüOer 
(rar.  was); 

sente  Fabiajius  was  pabist  ze  Rome,  und  do  er  lange 
mit  Worten  unde  mit  werkin  der  Christenheit  vor  gewas, 
do  wart  er  alse  hüte  durch  daj  recht  gemartert,  pred. 
der  Leipziger  handschr.  (177)  SchOnbach  l,  879,  vgL  auch 
Pfeiffer  myst.  i,  480. 

b)  die  späteren  belege  weisen  alU  den  gleichen  typua  wie 
die  beiden  letzten  seugniaae  auf,  gewas  für  daa  pluafumm 
perf.  in  einem  mit  der  teitpartikel  eingeleiteten 

a)  und  dO  der  selb«  Balka 

meistir  in  dem  lande  swAr 


gewaa  an;  in  daj  secliste  j^Ar, 
und  er  nicht  vermocbte  m4 


als  ich  fe«prochin  hab  oac 


r*. 


der  arl>eit,  do  vOr  er  auch  wider 
kein  dfitscbin  landin. 

N    V.  J 

eft#n«o  Ulrich  v.TtiüRHEiM  WUlehalm  ^a^  u. m.  vgL 
mittelhochd.  wb.  8,  768*;  and  dA  si  dA  gewAren  lange  dt,  dö 
wart  geoffinbAret  sancte  Ursulen.  mystikar  1,  t>8  ^eiffer', 
ebenso  1,  99;  dise  gezierde  fort  er  mit  ime  enweg  gein 
Sicilien.  and  do  er  uf  sehs  jor  do  gewaa,  do  wart  er  in 
Cime  bade  erslagen.  KöNiosnorKN,  a.  d.  jCMtedWvisj,  MA. 
ß)  einea  der  apäteaten  zeugnioaa  —  aümrdimgo  4tt  fstim 
denen  aprache  entstammend  —  teigt  da*  pr^fiae  wieder  beim 
präteritttm  de*  haupt*ats«*: 

keines  kauffee  ich  nie  tner  gewaa 

AU/tider  |nss<saiiplii  SIAS  9rete. 


8)  für  dm  it\finitiv  liegen  au*  dar  ttmatiatiu»  aait  wnittd' 

der  attbatimtiviarung  arraidU  er  nhttdiam  dia  newart  apradti. 

a)  alt  verbalform  i*t  der  ü^finitiv  wüt  dem  prdfix  mir 
ndten  dem  hUfaverb  magen  bdegL 

a)  die  verltindung  mit  einem  a^jeeH»,  Ha  amf  die  be- 
detUungsenergie  des  verbuma  vor  mmdam  drtkUa,  »dkeint 
trotsdem  da*  Mu*amw*enge*et*t*  i»ei'6i>a>  am  begOmaÜgen: 

macht  dO  mir  dar  sao  raot  |t«sesB  («or. .•  waeen) 
ich  enfAn  dir  niemer  nibtes  abe, 
die  wfle  und  ich  da;  leb«n  habe. 

GoTTFaiBD  V.  Strassburo  Tristan  1234 
Marvtd; 

857 


5687  GEWESEN  II  (partidp) 

eim  ungefriunten  knehte 
enmöhte  bag  gewesen  niht. 

Konrad  v.  Würzburg  Engelhard  1559 ; 

Sit  si  (die  pfaffen)  nach  rehte  niht  entuont ,  wie  möhte  dan  ein 

leie  guot  gewesen. 
Meister  Stolle  (13)  bei  von  der  Hagen  3,  6» ; 
wa  man  sie  ir  hende  legen  siht 
uf  siechen  hin,  die  sint  genesen, 
wie  siech  sie  mogent  joch  gewesen. 

ev.  V.  St.  Paul  71»  Schönbach  (Marc.  16, 18) ; 

golt  .  .  .  Silber  .  .  .  edels  gesteine  und  .  .  .  alles  alzumal, 
das  teuer  gewesen  mag  uf  erden.  Johann  v.  Neumarkt 
übers,  des  lebens  des  heil.  Hieronymus  (66)  62  Benedikt; 
de  in  god  den  heren  sint  ghevestiget  un  bestediget  de 
en  konen  neuerleiwijs  homodich  ghewesen.  Thom.  a  Kem- 
PIS  van  der  nauolghinge  Jhesu  Kristi  (1489)  buch  2  cap.  10. 
ß)  Verwendungen,  die  zwischen  verbum  und  subject  keine 
nähere  bestimmung  aufnehmen: 

l))  die  engste  verbindttng  von  verbum  und  subject,  in 
der  das  verbum  mehr  nur  grammatische  functionen  aus- 
übt, läszt  das  präfix  nur  selten  zu: 

63  mag  hie  weder  tac  noch  vride 
gewesen  zwischen  mir  und  in. 

Jon.  V.  Würzburg  Wilhelm  v.  Osterreich  4655 
Regel. 
2))  anders  in  lockeren  Verbindungen,  in  die  das  verbum 
mit  der  vollen  bedeutung  der  existenz  eintritt: 
dag  er  niht  bischof  mohte  sin 
wand  die  aide  e  hat  also 
beschriben  in  Levitico, 
dag  kein  bischof  mac  gewesen 
ane  ganz  geht  irlesen. 

das  buch  der  Maccabäer  {prolog  auf  Hyrcan.) 
13643  Helm; 
du  wärest  mit  mir  und  ich  was  niht  mit  dir  und  etleiche 
dink  machten  mich  verre  von  dir,  di  niht  gewesen  mohten, 
wenn  in  dir.  {giiae  esse  non  poterant  nisi  in  te).  Johann 
VON  Neumarkt  übers,  der  Pseudo-Augustinischen  solilo- 
quium  (3i)  74  Sattler;  das  ich  an  dich  iht  Verderb,  an  den 
ich  mit  nicht  mag  gewesen  {sine  te  esse  non  possim)  35  (i4); 

kein  ganze  kunst  mac  niht  gewesen  äne  der  liebten  ougen  rot. 
meisterlieder  der  Kolmarer  handschr.  99,  50  Bartsch  s.  440 ; 
s6  spricht  er  wie  dag  müge  gewesen 
dag  ein  dinc  si  wol  dag  beste  und  das  boeste  besunder. 
136,  5  Bartsch  s.  508 ;  ebenso  Alsfelder  passionsspiel 
1565  Orein;  ähnlich  5058; 
er  hiesg  von  dem  tode  uff  stan 
Lazarum  einen  toden  man 
und  liesz  en  widder  genesen: 
das  mocht  von  nicht  gewesen 
dan  von  dem  waren  godes  degen. 

Alsfelder  passionsspiel  2539  Orein, 

b)  die  Substantivierung  ist  auch  an  gewesen  in  den  beiden 
hauptformen  belegt,  die  am  substantivierten  wesen  zu  be- 
obachten sind:  in  der  abstracten  bedeutung  der  existenz 
und  in  der  Übertragung  auf  die  räumlichkeit,  in  die  sie 
eingeschlossen  ist. 

a)  vielleicht  werd'  ich  noch  ein  paar  mal  verwandelt, 
ehe  ich  das  bewusztsein  meines  ganzen  gewesens  erhalte 
und  die  kette  übersehe,  welche  ich  hinauf  ging.  Hippel 
{lebensläufe  3,  2)  4  (1828),  174. 

ß)  das  gewesen  des  alten  Jem  Bork  ist  ein  opfer  der  letzten 
sturmfluth  geworden.  U.  Smiüt meeresstille  26.  bki  demselben 
{das  dünendorf)  der  plural  gewesen  vgl.  oben  sp.  5684. 

GEWESEN  II,  auf  deutschem  boden  ist  das  part.  prät. 
von  Wesen  eine  neuschöpfung  der  mittelhochdeutschen  zeit 
und  dort  anfangs  nur  spärlich  belegt,  die  hauptformen 
seines  gebrauches,  die  in  die  neuhochd.  periode  fallen,  hat 
es  nicht  so  sehr  im  dienst  der  grundbedeutung  seines 
verbums  entwickelt,  als  vielmehr  im  dränge  der  bedürfnisse, 
die  das  ausgebildete  System  der  tempusumschreibungen  neu 
geweckt  hatte,  die  älteren  belege  allerdings  hängen  noch 
nicht  mit  der  perfectumschreibung  zusammen,  in  deren 
rahmen  der  neuere  hauptgebrauch  fällt,  und  bei  der  es 
auch  in  den  anderen  sprachen  die  nächsten  parallelen  findet, 
am  frühesten  ist  das  particip  vielmehr  neben  solchen  verbal- 
formen bezeugt,  denen  die  fähigkeit  ein  Zeitverhältnis  zum 
ausdruck  zu  bringen,  abhanden  gekommen  ist  oder  über- 
haupt mangelt,  wie  dem  conjunctiv  präteriti  und  dem  in- 
finitiv.  die  weitere  entwicklung,  in  die  der  Wettbewerb  der 
formen  gewest  {s.  d.)  und  gesein  {sp.  4025)  hemmend  ein- 
greift {vgl.  teil  10,  sp.  2isff. ;  vgl.  auch  im  deutschen  Sprach- 
atlas unter  gewesen  [satz  9]),  kann  hier  nur  soweit  gestreift 
werden,   als  dies  zum  Verständnis  des  bedeutungswandels 


GEWESEN  II  (1,  tempusumschreihing)      5688 

an  der  verbalform  notwendig  ist,  der  auch  in  den  attri- 
butiven functionen  durchschlägt,  die  das  particip  der  kaie- 
gorie  der  adjective  nähern. 

1)  das  particip  im  dienste  der  tempusumschreibung :  ist 
gewesen,  war  gewesen. 

«)  als  älteste  belege  {vgl.  mhd.  ivb.  3,  765''jf.  Grimm 
gramm.  4^,  \9nff.)  kämen  die  Zeugnisse  aus  dem  künig Rother 
in  betracht,  wenn  der  Überlieferung  hier  zu  trauen  wäre, 
in  dem  einen  falle ,  der  durch  Varianten  zu  controlieren 
ist,  handelt  es  sich  um  das  particip  gesin  (hette  der  der 
s6  nä  gesin  1798),  nicht  um  gewesen;  die  lesarten  lassen 
überdies  eine  andere  fügung  als  ursprünglich  voraussetzen ; 
für  den  zweiten  fall  ist  ebenfalls  zu  vermuten,  dasz  unsere 
Umschreibung  auf  jüngerer  erweiferung  fuszt: 

sie  nimit  michil  wunder, 

dag  du  s6  manige  stunde 

in  desseme  hove  heves  gewesen 

unde  sie  newoldis  nie  gesen.     könig  Rother  1991. 

der  gleiche  zweifei  ist  für  den  beleg  aus  dem  herzog  Ernst 
3532  berechtigt,    ebenso    gehen    in    den    beiden    stellen    des 
Nibelungenliedes  die  lesarten  auseinander: 
'nune  so)  der  videlaere  lenger  niht  genesen'. 
Hildebrant  der  küene,  wie  Kunde  er  grimmeger  sJn  gewesen? 
2223,  4  Lachmann  nach  A  (künde  grimmer  niht  gewesen 
bei  Zarncke  349,  5) ;  ebenso  2232,  4. 

die  Donaueschinger  handschr.  hat  die  junge  fügung  nur  in 

einer  plusstrophe: 

waeren  die  kristen  liute  wider  si  niht  gewesen, 

sie  waeren  mit  ir  eilen  vor  allen  beiden  wol  genesen. 

350,  4  Zarncke. 

übereinstimmend  sichern  die  lesarten  dagegen  den  gebrauch 
in  Hartmanns  Itvein,  in  Wolframs  Parzival,  bei  Gott- 
fried V.  Strassburg,  die  alle  jedoch  nur  icenig  belege 
stellen,  diese  dehnen  sich  erst  bei  den  nachzüglern  aus,  so 
schon  bei  Konrad  v.  Würzburg. 

b)  in  den  ältesten  gebrauchsformen  ist  der  conjunctiv 
praeteriti  bevorzugt,  der  in  den  besonderheiten  des  modalen 
gebrauches  immer  mehr  die  temporale  ausdrucksfähigkeit 
einbüszt.  ähnliches  gilt  für  den  infinitiv,  dem  eine  solche 
überhaupt  mangelt,  der  aber  andererseits  immer  mehr  der 
zeitstufe  des  präsens  zugerechnet  wird,  für  den  indicativ 
des  Präteritums  sind  die  belege  anfangs  spärtich. 
a)  dem  was  ein  bette  gereit 

des  waere  gewesen  vro 
diu  gotinne  Jünö 

Iwein  6443,  ganz  ähnl.  2048.  Parz.  455,  5, 
ebenso  Willehalm  370,  19 ;  Wigalois  7361 ; 
10684;  troj.  krieg  749; 
sone  stuont  doch  anders  niht  sin  muot 
niuwan  ze  belibenne  da. 
waer  er  gewesen  anders  wä, 
s6  wolder  doch  wider  dar. 

Iwein  1718;  ähnl.  4352,  ebenso  K.  v.  Würz- 
burg troj.  krieg  15975,   desgl.   vgl.   Gries- 
haber  predigten  des  XZ.jahrh.  2,  36; 
vor  war  ek  hebbe  gelesen, 
in  ener  stat  hadde  gewesen 
wonhaftlich  en  bescheden  man. 

vom  sunte  Marinen  24  C.  Schröder  «.  26. 
ß)  er  bieg  grög  fiur  bereiten 

und  sie  des  endes  leiten, 
dag  man  sie  verbrande. 
dag  solte  en  eime  sande 
gewesen  sin  vor  der  stat. 

K.  Fleck  Flore  u.  Blanscheflur  7007  Sommer; 
ebenso  6322  (wolte  sin  gewesen ;  var. :  wolde 
hän  gewesen)  dazu  vgl.  Nibel.  2223,  4 ;  2232,  4 ; 
er  sprach:  'schSlt  ir  mich  erben, 
iu  möht  kum  uf  minen  tot 
gewesen  sin  also  reht  not! 

Jon.  v.  Würzburg  Wilhelm  v.  Österreich  5312 
Regel; 

y)  das  eindringen  der  Umschreibung  in  die  formen  des 
indicativs. 

1))  voran  steht  das  bedürfnis,  bei  Vorgängen,  die  einander 
zeitlich  folgen,  dem  ersten  diese  priorität  zu  wahren: 
a))  für  die  zeitstufe  des  plusquamperfecta : 
der  alte  brüt  degen 
der  was  gewesen  und  ervvegen 
drje  manot  und  ein  halbez  iär 
untzer  gefrumet  vil  gar 
des  in  die  herren  baten. 

Wernher  Maria  133  {fundgruben  2,  184); 

ebenso  179;  212;  genau  so  Gottfried  v.  Strassburg 
Tristan  13132;  Konrad  v.  Würzburg  troj.  krieg  4490; 
unsere  vorderen,  die  her  to  lande  quamen  und  die  Doringe 


6689       GEWESEN  II  (l,  tempuHumschreibunff) 

Terdreven,    dio    hadden    in    Ailexundurs    hero    gewesen. 
aaeh«eii»piegel  8,  44  §  8  Ilomeytr  {Leipt.  handtehr. :  %tmt%ti). 
b))  für  die  teHntufe  da  perfecta  ■ 

undo  iprak :  'Blankefloa,  vil  lev«  mtn, 
dit  meitMt  beft  MweMn  dtn, 
dit  klenode  hetfu  ini  fegaveo, 
darmode  wll  ik  ml  neman  dat  Isvent* 

Flo$  uud  BlankeßoB  4M  WatUMt; 

Ich  bin  d«r  werden  minne  got« 

geweeen  wlderapaolo, 

nO  wil  loh  oDderUenlo 

im  werden  hie  mit  trinwen. 

KoNRAD  V.  WORzmno  troi.  krieg  16681/. 
Keller; 
t))  in  den  fUlUn,  in  denen  ein  Vorgang  nicht  aU  durch 
tpiUert  geeekehnieee  verdrängt,  eondern  in  eich  ale  ab 
geeekloeeen  gekennseiehnet  wird,  dient  dae  partieip  nicht 
eo  eekr  der  tempuetttneehreibung  ale  vielmehr  einer  teit- 
anachauxtng.  die  dem  partieip  in  getnettn  ver%oendungen 
einen  bedetitungainhalt  encachaen  läeet,  vgl.  ep.  6flW. 

ei  eint  cewesen  mit  solher  wer, 
•it  Koas  der  lande  pflao, 


GEWESEN  II  (t.  da$  attrümt) 


5690 


dax  sin  gewalt  da  ringe  wac. 
Wl 


I  Beneeke  ; 


^iRNT  V.  Oravsnbbro  WigoM»  I 
aber  alt  Ich  gesprochen  hin, 
da;  et  niht  rehte  haben  gelesen, 
das  i>ti  ahi  i<di  in  sage,  gewesen : 
sine  spr&chen  in  der  rinte  nIht, 
als  Thomas  von  Britanjje  gibt. 

GoTTFRlBü  V.  STRAS8BU80  148  MariAd ; 

sO  tamber  sinne  wart  ich  nie, 
das  >cl>  <^l*o  ''Abo  wage  mich. 
Ich  bin  di  her  gewesen  ie, 
da;  nie  man  unnflher  dOhto  sich. 

DBR  VON  ÜLiKRs  liarUch,  tehwei*. 
minnet.  808,  41 ; 
lebt  von  dor  Vogelweide 
noch  mtn  mcister  hfir  Walthfir. 
der  Venia,  ilcr  von  Huitko,  zwtne  Regimftr, 
.  .  .  lihte  vinde  icli  einen  vunt 
den  si  vunden  hänt,  die  vor  mir  sint  gewesen: 
ich  muo;  ü»  ir  garten  und  ir  sprUthen  bluomen  lesen. 

Marnbh  14,  18  Strauch  «.  114. 

8))  freilieh  können  aue  dem  mittelhoehdetiteehen  material 
nicht  alle  belege  in  dieser  riehtung  gewertet  teerden.  da  die 
reimbindung  mit  einwirkt;  gewesen  iat  meist  auf  genesen 
{vgl.  auch  NiM.  2288,  *;  8888,  4;  Iwein  8048.  4858.  Panival 
789,  8,  Reinmar  minnes.  früld.  164,  8l)  oder  lesen  gereimt  • 

ntt  bin  ich  io  mit  iu  geween 

und  muoj  ouch  noch  mit  in  genesn. 

licetn  1951; 
gerutu  so  R.  v.  Ems  Barlaam  157,  83  Pfeiffer. 

in  disen  boesen  unptriuwen  tagen 
ist  mtn  gemach  nint  guot  gewesen : 
wan  da;  ich  luit  mit  zUhten  kan  getragen 
icbn  könde  niemer  sfn  genesen. 

Reinmar  der  alte  minne».  frühl.  164,  81. 

4))  in  den  belegten  Verwendungen  stehen  sieh  die  verba 
haben  und  sein  (wesen)  aLi  f>egleifer  des  partirips  gegen- 
über, haben  vird  in  den  mittel-  und  niederdeutschen  quellen 
ebenso  bevorzugt,  icie  in  den  vertcntutten  .tpraclien,  und  e.t 
fuit  nach  Paui.  (ttbhandl.  der  bayr.  akademie  phil.-hi.it. 
classe  88  abt.  l  s.  805)  als  begleiter  der  impeifeeiiven  verba 
auch  anspruch  ax^f  diesen  plats.  sein  (wesen)  andererseits 
kommt  der  neigung  entgegen,  hülfsverb  und  partieip  einan- 
der amttgleichen,  es  bildet  die  regel  in  den  oberdeutschen 
denkmälern  und  greift  von  da  auch  in  das  mitteldeutsche 
gebiet  über,  die  beeinßus.iung  des  einen  gehrauchs  durch 
den  andern  spiegelt  sich  in  den  lesarten  der  überli^eruug 
und  im  schiranken  einzelner  Stilisten  teieder  {vgl.  oben  ru 
Fi.onK  6322  u.a.)  vgl. GiuuM  a.a.o.  s.  188.  die  Schriftsprache 
liat  als  hilfsi-erbum  sein  durchg^ührt.  die  niederdeutschen 
mundarten  halten  an  haben  fest. 

c)  die  umschreilntngen  mit  dem  partieip  gewesen  betreffen 
fast  ausscldieszlich  Verbindungen  mit  einem  adjectivischen 
prädicat  oder  mit  einer  adverbialen  —  vor  allem  loealen 
—  bestimmung.  seltener  greift  die  Umschreibung  in  die 
Verbindung  mit  einem  partieip  ein: 

Ich  bin  begraben  gewesen.  trpf.  krieg  1G987 ; 

J.  Grimm  (a.  a.  s.  ISS  anm.)  beschränkt  diese  fiigung  auf  be- 
stimmte ßille  der  passiv-umschreibung,  sie  findet  sieh  aber 
auch  bei  intransitivf:m  gebrauch:  aber  Christus  ist  damals 
noch  nicht  komen  gewesen,  sondern  alleine  vcrheissen. 
Luther  {p^-ed.  über  d.  8.  buch  Mose.  1524 — 87)  16,52  Weimar. 

d)  der  bedeutungsgehalt .  den  das  partieip  von  seiner 
Sippe  her  mitbringt,  hat  sich  in  den  funetionen  der  temptis- 


umaeKreibung  verflüchtigt,  es  sind  nur  w$mifvtnmm4umgtn, 
die  ihn  fetthalten ,  so  die  Verbindung  wdi  mJHlimrkim. 
vgl.  poatfteUtm  venisse.  du  pist  zA  lang  geweMtt.  O.  Haa* 
RRn  spriehieörtersamml.  (1515)  «.  seitsehr.  f.  deuteek»  pkiU- 
logie  86,  ISO.  ähnliehe  beäetttung  emtwiekelt  eieh  mutk  im 
folgenden.  eiiMM  dtr  »dUmm  UUgt  flur  4m  vm'wakimnf  im 
particips  in  der  mpptmiHem 

0  adler,  der  mit  kraOl  kta  kl  im  pak  |HO«Bt 
nnd  wider  mit  gwvalt  OM  aaeht  k«aMg  §motm, 
sitzt  ober  allsa  nnn.  o  eeUaaaf'  mm  «rts  jHMeht. 
. . .  gewseea  von  begia,  von  aller  tmt  «m  Jahmi. 

Orm  (lleimsttu  Ubgemng  mef  Jemu)  ; 
vgl.  dagegen:     die  sUt  io  der  wilUilsae  lac 
woale  gewma  iMBcfasn  tae, 
die  worden  •!•  wMer  veetao. 

das  Audi  der  iroeeoMer  «4»  JMa» (I.  ff  V. «): 

die  entscheidende  riehtung  für  die  bedetthntftmtuiektung 
gewinnt  gewesen  aue  der  ieitammhmuung,  iit  ihm  im  teiner 
eigenaeht^ft  ale  partieip  miht^td,  die  heimikm§mmHmmU, 
die  e»  in  der  perfeetumadtnüuttg  —  im  im  hmmmitimung 
abgeeehloeeener.  der  Vergangenheit  angMemim,  mrginge  — 
entwiekeU,  beleben  und  erfüllen  den  einge$ekrum§fUn  Uepm 
mit  neuem  geholt;  vgl.  gewesen,  qt*i  quod  fuit,  pmUtrihtt 
AuER  086*;  gewesen,  praeteritue  SrEiNnACii  t,  m;  tiemm 
Kirsch  180^;  Matthiar  8^181*: 

nichts  sein,  wenn  man  nichts  war.  actrftgt  sich  Isicfct, 
doch  nichts  mehr  sein,  gswseen  selb. 

SciHLUia  IFaBwiUftn  lod  (1, 7  vor.)  IS.  tst. 
Ins  grab  I  die  schanfeln  hsr  I  er  sei  iswseeo  I 

H.  V.  Ki.KisT  (jrdMdkm  fl,  8)  I.  07  KHek  BekmUli 
wo  sind  sie  all,  die  weeksaladeB  Msehiclw, 
der  erdenpllgar  kams  lebensflaeM? 
aar  diesen  grabeskreossa  kannst  dos  Issaa : 

- 'gwveeenr  K.  Gbbok  iMisiAMtter  »  97 ; 

das 
sind  trftnmerei'n;  seid  doch  nicht  thAricbtl  was 
gewesen,  laszt's  nun  roh'n. 

F.  Blanc  a^/  dem  erbgute  (1897)  f.  10; 

vgl.  gehen  sie  . . .  gewesen,  gehen  sie  . . .  es  ist  abgethan. 
Berliner  redensart  aus  der  l.  häufte  des  ii.jahrh.;  gewesen 
ist  gewesen  Wandbr  l,  1659; 

8)  atich  in  der  attributiven  vertcendung  maeJU  sieh  dar 
gleiche  gegensats  geltend  zwischen  der  bloszen  function  im 
diensle  der  tempusumscJireibung  und  twieeken  dem  au»- 
drucksmittel  für  die  zeituniKhauung  im  vmfmmgenktit  die 
erste  gruppe.  so  mannigfaltig  und  m  gut  btiegt  sie  auch 
ist.  fällt  mehr  in  dm»  gebiet  dm  «ynisx,  während  die  tweite 
die  abstufungen  de»  bed»uiu$tg»wattdels  aufzeigt,  je  naeh 
der  eigenart  des  trägere,   an  die  das  attribut  sieh  h^et. 

o)  tn  den  vencendungen ,  die  enger  an  die  tempusum 
Schreibung  anknüpfen,  dient  das  partieip  vor  allem  der  an- 
gliederung  von  bestimmungen.  die  »ich  nicht  ungezwungen 
in  die  kategorie  der  adjective  überführen  lotsen,  dmteben 
macht  sich  auch  bei  ihm.  tcie  bei  dem  eben  in  dm  ttmpu»- 
um»ehreibung  beobachteten  partieip  die  fUhightU 
an  verbalformen  eine  teitstufe  zxim  nusdruek  s 
die  diesen  abhanden  gekommen  ist  oder  ganz  mangelt. 

a)  mein  naturell  ist  nicht  also  leichtsinnig  and  wandel- 
bar,  das:;  so  bald  ich  von  einem  vonnahls  gewaaenen 
freund  beleidiget  worden,  ihm  zur  stand  alle  freand- 
schafl  aufTsage.  icahrhaffe  Widerlegung  der  ungegrümdeten 
Ursache,  die  Andreas  Wigand  . . .  vorwendeL  MafpUt  ICTt, 
vorrede:  als  Fabricius  Lucinas  den  swei  mal  gewesenen 
bürgenneislcr  Cornelius  Kuftinas  als  einen  venchwender 
aus  dem  rathe  stiesz,  weil  er  zehn  pfund  schweiea  sObw- 
geschirre  gekauft  hatte.  Loiiknstkin  .ArmtiM«*  l,  180*; 
so  ist  doch  anderseits  wieder  kein  grnnd.  als  anmöglich 
aaszusprechen,  dasz  schon  heute  ein  bisher  unbekannter 
dichter  lebe,  der  in  einem  schon  morgen  erscheinenden 
werke  beide  {Schiller  u.  Oäthe)  and  alle  bisher  gewesenen 
dichter  Oberbiete.  Grili.parzer  {»iud.  sur  deutedk,  litt. : 
über  Oervinu»)  18*.  89 .-  der  anter  den  hessischen  trappen 
als  haaptmann  in  Amerika  gewesene  hr.  H.  sandte  von 
dort  aus  manche  nachricht  an  Schlozer,  welche  dieser 
in  seinem  briefwechsel  benutzte,  und  anter  H's  namen 
einrückte.  Kästner  kl.  pro.iaisrhe  aufsätse  i,  46;  folgen 
einer  in  der  vorzeit  wirklich  vorhanden  gewesenen  .  .  . 
staatskanst.  Pestalozzi  {Lienhard  u.  Gertrud  4,87)  4*,  37«; 
sie  erhielt  bcfehl  zum  vorgehen  und  nahm  jetzt  die  tete, 
während  die  schon  im  feuer  gewesenen  divisionen  aaf- 
schlössen.  Th.  Fontane  {vor  dem  stürm  47)  I,  i  »,  514. 

357* 


5691       GEWESEN  II  (2,  neben  appellativen) 

ß)  sollte  aber  ein  soldat  bei  versammeltem  kriegsvolke 
laut  beschwerde  führen  ...  so  soll  er  . .  .  mit  erschieszen, 
sonst  aber  nach  bewandnisz  der  aus  seinen  aeuszerungen 
zu  entnehmenden  absieht  und  des  gestifteten  oder  zu 
erwarten  gewesenen  Schadens,  mit  ein-  bis  mehrjähriger 
vestungsstrafe  bestraft  werden,  po-etvsz.  ktiegsart.  v.  1808 
{art.  11),  s.  gesetzs.  s.  255 ;  diese  werte  .  .  .  richteten  sich 
in  Wirklichkeit  gegen  seinen  dreimal  verheiratet  ge- 
wesenen vater.  Fontane  {der  Stechlin  i)  I,  10  s.  8; 
indem  er  . .  .  überlenkte  . . .  auf  den  ihm  persönlich  be- 
freundet gewesenen  fürsten  Pückler-Muskau.  {frau  Jenny 
Treibel  7)  I,  8  s.  88.  die  letzten  beispiele  können  als  Zeugnis 
dafür  gelten,  dasz  das  Sprachgefühl  dem  pari.  prät.  immer 
weniger  temporale  ausdrucksfähigkeit  zugesteht  gegenüber 
den  functionen  in  der  passiv-umschreibung. 

b)  aus  solchen  periphrastischen  verivendungen  entwickelt 
sich  der  absolute  gebrauch  des  particips,  der  mit  der  paral- 
lelle  gewesen,  praeteritus  neue  bedeutungsgruppen  streift, 
in  der  engeren  Verbindung  mit  bestimmten  Substantiven  {mit 
appellativen)  tcird  das  partieip  in  das  titel-  und  formet- 
wesen  des  altern  stils  hineingezogen  und  wird  dort  toie  das 
adverbiale  weiland  von  seiner  sippe  isoliert,  je  nachdem 
der  begriff  der  Vergangenheit  auf  den  träger  des  appellativs 
oder  enger  auf  die  lebensstellüng  gerichtet  ist,  die  dieses 
kennzeichnet,  enticickeln  sich  bedeutungsgegensätze  in  der 
richtung  von  gestorben  einerseits,  verabschiedet,  entlassen 
andererseits,  manche  zusammenhänge  verzweigen  den  be- 
griff noch  in  weiterer  richtung,  während  andere  Verbin- 
dungen wiederum  der  allgemeinen  bedeutung  vormalig, 
früher  zustreben,  der  neuere  gebrauch  neigt  deutlich  wieder 
einem  selbständigeren  gebrauch  des  particips  zu,  dessen 
verbalkraft  wieder  stärker  zur  geltung  gebracht  icird. 

«)  ivie  bemerkt,  hängen  diese  bedeutungsunterschiede 
wesentlich  davon  ab,  ob  der  im  partieip  ausgedrückte  be- 
griff der  Vergangenheit  mehr  dem  träger  des  appellativs  oder 
dem  lebensverhältnis  gilt,  das  durch  das  appellativ  gekenn- 
zeichnet mrd.  die  grenze  ist  hier  meist  sicher  zu  ziehen; 
nur  selten,  dasz  beide  auffassungen  möglich  sind:  die 
wittwe  Ludwig  Capets,  gewesenen  königs  der  Franzosen. 
L.  Y.  V.  BuHi  Marie  Antoinette  {d.  Schaubühne  bd.  64  s.  42); 
auch  hier  lassen  sich  lockere  fügungen  nachweisen,  die  dem, 
späteren  conventionellen  und  formelhaften  gebrauche  voraus- 
gehen: Homeri  .  .  .  Odissea  .  .  .  verdeutscht  durch  den 
achtb.  u.  wolgel.  herrn  m.  Simoni  Minervium,  etwan  ge- 
wesenen Stattschreiber  zu  München  . . .  1570 ;  buch  Nicolai 
Engelmanns  etwan  gewesenen  Maintzischen  küchen- 
meisters  des  ertzbischoflichen  hoffs  zu  ErfTurt,  über  aller- 
handt  desselben  hoffs  einkommen.  {titel)  bei  Michelsen 
der  Mainzer  hof  in  Erfurt  15. 

l))  engere  beziehung  des  begriffs  der  Vergangenheit  auf 
den   träger  des  appellativs:  gewesen  =  verstorben. 

d))  bei  berufstiteln,  die  ausschlieszlich  eine  lebensstellüng 
kennzeichnen : 

«))  sie  sei  kurtz  hernach  ...  in  gestalt  einer  tauben 
erschienen,  so  dasz  sie  dem  volcke  leichtlich  einreden 
können,  es  würde  unter  dieser  gestalt  von  jhrer  gewese- 
nen königin  besuchet.  Opitz  Übersetzung  von  Barglays 
Argenis  (2,  5,  3)  2,  262 ;  der  gewesene  churfürst  von  Baiern, 
le  cidevant  electeur  de  Baviere  Rädlein  l,  383",  ebenso 
Schwan  l  (1783),  745»;  der  gewesene  könig  ...  de  gewezene, 
de  voorleden,  de'  wyles  koning  Kramer  2,  97». 

ß))  sie  wiese  mir  auch  auf  derselben  des  gewesenen 
schiff-admirals  Reyters  seinen  leichen-stein.  Chr.  Reuter 
Schelmuffsky  60  neudr. ;  her  Caspar  Carass  gewesener  probst 
und  suffraganeus  zu  Ollmücz.  urk.  von  1651  bei  Meitzen 
urk.  schles.  dörfer  103 ;  alle  weilandt  Matthes  Schayken  see- 
ligen gewesenen  scholtissen  hinterlassenen  mundigen  und 
unmündigen  kindern.  schöppenbuch  von  Krampitz  (1615) 
bei  Meitzen  urk.  schles.  dörfer  231;  George  Rettigs  ge- 
wesenen scholzes  gut.  (1638)  s.  98 ;  von  diesem  und  obigem 
gebürge  sagt  Maria  Abels  (gewesenen  bergmeisters)  tochter, 
eine  frau  von  66  jähren,  ausz,  dasz  ...  (Kirchmaier) 
inat.  met.  wolgemeintes  bedenken  99;  Aegidii  Tschudi  ge- 
wesenen land-ammanns  zu  Glarus  chronicon.  Iig.  von  Iselin 
nsiff.;  demnach  Hanns  Schimmel  der  eitere  gewesener 
pauer  zum  Dombsel  bereits  anno  1676  im  december  ohne 
einig  disposition,  wie  es  mit  seinem  erbe  und  vermoegen 
nach  seinem  tode  solle  gehalten  werden,  hinter  sich  ver- 


GEWESEN  II  (2,  neben  appellativen)      5592 

lassen,  seelig  verstorben,  schöppenbuch  v.  Domslau  (1677) 
bei  Meitzen  urk.  schles.  dörfer  114;  demnach  . .  .  des 
Michael  Laches  gewesenen  pauers  daselbst  hinterlassenes 
gutt  erkaufft.  ebenda  112;  actenmässige  relation,  wie  es 
mit  des  gewesenen  Müllers  zu  Fockendorff . . .  Thomae 
Langens  entleibung  zugangen.  Pistorius  thesaurus  par- 
VUS  (1716)  47. 

&))  v)0  es  sich  um  ein  lebensverhältnis  handelt,  trifft  das 
partieip  mit  dem  begriff  der  Vergangenheit  meist  nur  dieses, 
eine  engere  beziehung  auf  den  träger  scheint  hier  nicht 
beliebt;  beachtenmcerth  ist  in  dieser  richtung  ein  neueres 
beispiel,  das  mit  solcher  auffassung  spielt  {s.  ti). 

2))  das  partieip  in  engster  Verbindung  mit  dem  appellativ: 
die  vom  letzteren  gekennzeichnete  berufsstellung  oder  das 
persönliche  Verhältnis  wird  als  aufgehoben  bezeichnet,  im 
Conventionellen  gebrauch  nimmt  gewesen  die  bedeutung 
entlassen,  verabschiedet  an,  allgemeiner  tritt  das  partieip 
mit  den  begriffen  ehemalig,  früher  in  parallele. 

a))  neben  berufstiteln,  die  mir  der  kennzeichnung  der 
lebensstellüng  dienen,  streift  das  partieip  verschiedenartige 
bedeutungsgruppen,  je  nachdem  der  Zusammenhang  auf 
entsetzung,  abschied  oder  befö7-derung  deutet. 

«))  Hecuba,  die  trojanische  gewesenekönigin  Opitz (Tro- 
janennnen)  1,262;  am  mittwoch  nach  palmarum  schriebe 
der  hochmeister  und  der  gewesene  compterzumElbing,  der 
von  Plauen,  an  die  . . .  stadt  königsberg.  Schütze  Preuszen 
(1599)115'';  Eristenes,  der  gewesene  Schatzmeister  welchen 
jhr  gefünglich  haltet,  hat  disz  armbandt  unter  seinen 
bänden  gehabt.  Opitz  Übersetzung  von  Barclays  Argenis 
(2,  15)  1,  301 ;  umb  welcher  willen  der  gewesene  dom- 
prediger  J.  Reineccius  plötzlich  seines  dienstes  entsetzet 
worden.  J.  Reineccius  proemium  veritatis  1623  titelbl. ;  der 
gewesene  oder  abgesetzte  richter,  the  late  or  deposed  judge. 
teutschengl. lob.  112 ;  gewesener  oder verlauffener kaufmann, 
a  bankrupt.  ebenda;  'so?  ein  küster.  er  hat  in  der  that 
etwas  von  dem  halbgeistlichen  wesen,  das  diesen  beamten 
anzuhaften  pflegt',  'nur  gewesener  küster'  ergänzte  jener 
seine  mitteilung  'er  wurde  entlassen'.  H.  Hoffmann  der 
eiserne  rittmeister  2.  cap. 

ß))  Christina,  gewesene  königin  von  Schweden,  per- 
sonenverzeichnis  zu  Zscuokkes  graf  Monaldeschi ;  der  ge- 
wesene burgermeister,  der  altburgermeister,  consularis, 
exconsul,  qui  consulatu  abiit.  Henisch  1598,  ebenso  Aler 
936»;  kurtzer  begriff  der  kriegskunst  von  der  infanterie 
. . .  nach  hochfürstl.  Waldcckischer  manier  von  Christian 
Winckern,  gewesenen  lieutenant . . .  recommandiert.  Nürn- 
berg 1689;  Carl  Ernst,  prinz  von  Curland  ...gewesener 
Russisch  kaiserl.  general  kalender  auf  d.  jähr  I8O2  {Berlin, 
Unger)  0. 

ich,  ein  gewes'ner  eidgenössischer  soldat, 

der  auf  der  tagesatzune  mit  gestanden  hat, 

und,  was  er  satzen  half,  mit  gut  und  blut  vertrat 

Zaciiarias  Werner  24.  febr.  s.  1  Minor ; 

eine  petition  des  gewesenen  Soldaten  X.  Protokolle  der  bad. 
2.  kammer  l.  juni  1835;  von  vornehmer  geburt  und  ein 
gewesener  reiteroffizier,  brachte  er  sich  geschickt  und 
redlich  durch  und  fügte  sich  in  die  bescheidenste  lebens- 
art.  Gottfried  keller  grüner  Heinrich  3,  244;  dem  Ver- 
fasser {des  lustspiels  'das  heirathsnest')  lagen  als  gewe- 
senen Oberlieutenant  diese  Verhältnisse  . .  .  nahe  national- 
Zeitung,  dez.  1894 ;  gewesener  landwirt  sucht  beschäftigung 
in  . . .  ertragsberechnung  kleiner  und  grosser  guter  deutsche 
Zeitung,  nov.  1906  anzeigetheil. 

/))  den  30  mai  trat  herr  Joh.  Sebastian  Bach,  gewesener 
capellmeister  in  Cöthen,  sein  erlangtes  cantorat  an.  Rie- 
mer Leipz.  taschenbuch  bei  Wustmann,  quell,  z.  gesch. 
Leipz.  1,  435;  H.  v.  Villarg,  gewesener  groszcomthur,  jetzt 
ältester  und  seneschall  des  ordens.  Zachari.\s  Werner 
söhne  des  tlials  1.  per  sonenverzeichnis. 

b))  xvo  die  berufsstellung  zugleich  auf  einem  persönlielien 
Verhältnisse  zu  andern  beruht,  ist  das  partieip  meist  auf 
die  eine  aufgäbe  eingegrenzt ,  dieses  Verhältnis  als  abge- 
geschlossen  zu  kennzeichnen:  gewesen  =  ehemalig:  dasz 
er  wer  wie  seine  gewesene  zuchtpfleger,  welclie  wie 
er,  das  pfleg  kind,  warn.  Fischart  Oargantua  25i  neudr.; 
solte  es  aber  die  rose  sein,  musz  ich  euch  sagen,  dasz  mon- 
sieur  de  Polier  meine  geweszene  hoffmeistein  von  dieszer 
krankheit  courirt  mitt  nichs,  alsz  ihr  viel  gläszer  waszer 


5693       GEWESEN  II  (a,  neben  appellativm) 

SU  drincken  geben.  Ei.iradetii  CiiAnroTTR  an  Loui»* 
V.  lt.  r/ultz.  1700  (Stittty.  litt,  rtrein  ffi,  479);  tobreibe  er  mir 
die  antwort  auf  einen  bricf,  den  IchTon  meinem  gewesenen 
obriHten  bekommen  habe.  A.  P.  v.  BbOiil.  du  raehe  {dtaehe 
sehauh.  bd.  M)  ».  10;  bei  welchen  aoten  mein  gewe*ener 
herr,  der  hknfor,  den  tobenden,  der  banff-tobauer  den 
elfTton  . . .  das  kaulThaus  den  sochzebondon  . .  .  gewinn  be- 
kamen. GitiMMBLSIlAUBRN  Simpl.  {contintuitio  1, 6, 1»)  •,  091 
Keller;  mein  gewesener  prinoipal,  der  micb,  nach  meiner 
Hucht.  weit  weniger  strafbar  fand,  als  er  vormutbct 
liatto,  war  . . .  auHgosöhnt.  J.  C.  Biiandrs  lehen$ge»chiehte 
1,  lüä;  'genug,  du  bist  aus  dem  diensto'  (veraetste  der  fu^f- 
aehtdte)- ...  der  rothbaarige  bat  biorauf  Bcinon  gewesenen 
berrn  nur  um  die  Vergünstigung  nocb  ein  paar  tage  im 
hofo  bicihcu  zu  dUrfen.  I.mmkkmann  Münchhauaen  7,  cap.  1 ; 
ein  armer  Schumacher,  der  vormals  einen  der  sobau- 
Spielplätze ,  und  jetzt  das  haus  bewachte  . . .  tbeilto  ob- 
dach  und  spärliche  nnhrung  mit  dem  söhn  seiner  ge- 
wesenen herrschaft.  F.  L.  W.  MbYKn  Schröder  l,  46. 
ein  gfildin  oder  silberin  beckin  haben,  bedeut  einem, 
dasz  er  seine  gewesene  magd  werde  zur  ehe  nemmen 
oder  beiwohnung  mit  jhr  haben  {O'/päTtatrar  AntXiv- 
&fpt&aavra.  aneillam  poat  manumiemonem)  traumbuch 
Artemidori  (8,  87)  iibera.  von  Rypi'  (1570)  144*;  doch  damit 
ihr  ein  zeichen  der  Uhrigen  unverdienten  gnade  er- 
kennen miiget,  so  soll  horm  Bonifacii  schon  allhier 
nicht  zum  kurzweiligen  sondern  zum  kfirzlichen  ratho 
gemacht,  und  mit  der  kammerfrau  ihren  gewesenen 
kindermädchen  vermählet  werden.  CiiniSTiAN  Weise 
Tobias  und  die  aehxcalbe  (4,  9)  08  Genie;  der  alte  könig 
rief  seinen  söhn  und  ofTonbarto  ihm,  dasz  er  die  falsche 
braut  hätte,  die  wäre  ein  bloszes  kammermädchen,  die 
wahre  aber  stände  hier,  als  die  gewesene  gänsemagd. 
Grimms  märehen  2,  84  (die  Oünaemagd);  und  lud  den 
jünßling,  sowie  Addrichs  gewesene  magd  zur  thcilnabme 
am  bereiteten  morgenessen  ins  stUbcbon  ein.  Zscuokki: 
{Ädderieh  im  moos  47)  4,890;  Fidcle,  Edward,  Schlam- 
pampe(s)  gewesene  bausz-pursche.  peraonenverteiehnia  ti* 
Rkuters  der  ehrl.  frau  Schlampampe  krankheit  und  tod; 
dieser  rath  deuchtete  mir. nicht  unrecht  zu  sein,  dero- 
wegen  folgte  ich  demselben  auch,  und  sendete  zwene 
bothen  aus,  meinen  gewesenen  diener,  oder  nur  den- 
selben wog.  welchen  er  auf  seiner  flucht  erghfTen  habe, 
zu  erforschen,  der  Oöttinger  atudent  auf  der  Pleaae  i  (1748), 
174;  allein  so  wenfg  seine  landslcuto  damit  zufrieden 
waren,  eine  neue  fUrsUnn  ihrer  Fancyful  an  die  seite 
gesetzt  zu  sehen,  so  miszvergnUgt  waren  Atomeus  ge- 
wesene unterthanen  darüber,  indem  sie  ihre  königinn 
viel  höher  schätzten,  als  sie  mit  jener  vergleichen  zu 
lassen.   Kästner  {nachriehten   aua   der  philoa.   hiatorie 

.  .  .  1744)  3,  248 ; 

c))  ähnlich  begrenat  tat  der  apielraum  des  partieipa  auch 
neben  apiwllativia,  die  ein  freundachafta-  oder  liebeaverhält 
nia  kennzeichnen .-  Satiro.  gewesener  liebhaber  der  Corisca 
HoPPMANNSWAiDAU  pemonenverteichnia  zum  getreuen 
ackäfer;  von  dem  augonblick  an  . . .  hOrte  auch  meiner 
alten  gewohnhcit  nach,  alle  gemcinschaft  zwischen  uns 
auf  ...  ein  betragen ,  wodurch  ich  meinen  gewesenen 
hohen  freund  zu  bittern  klagen  über  meine  Undankbar- 
keit berechtigte.  Wif.i.and  {Peregrimu  8)  88,  169;  gehet 
es  ihnen  aber  nicht  nach  ihren  kopff,  also  dasz  die  gute 
dirn  ihren  köpf  aufsetzt,  und  den  armen  verliebten  kein 
gehör  gicbt,  ...  da  ist  kein  mccr  so  ungestüm,  kein  blitz 
so  schrecklich  .  .  .  kein  krott  so  ab.scheulich ,  und  kein 
drach  so  grausam,  als  sie  alsdann  ihre  gewesene  liebste 
abmahlen.  Grimmei.siiausen  mcdtr  erstand.  Simpliciaa. 
(3,  1:  aatgr.  Pilgram  2,  3)  8  (1713),  74;  frau  v.  Mirnau,  ge- 
wesene favoritin  des  fürsten.  peraonenrerxeichniaa  tu  'der 
herttige  ton'  {dtache  »chaubiihne  bd.  16);  so  erlaube  ich 
auch  der  Orsina  .  .  .  ihre  verhönnng  des  MarincUi  .  .  . 
wenn  sie  nicht  den  mund  öffnet,  wer  soll  ihn  öffnen? 
und  sie  darfs,  die  gewesene  gebicterin  eines  prinzen. 
Herder  (6r^/e  tur  beförderttng  der  humanität  8.  aamml.  3?) 
17,  186  Suphan;  unterdessen  aber,  dasz  ich  mich  in 
meiner  vater-stadt  aufhielte,  bekam  ich  von  meiner  ge- 
wesenen affecüon  einen  ziemlich  nachdrücklichen  brief, 
vrorinnen  sie  mir  meine  untreue  unter  äugen  stellte,  indem 
ich  heimlich  and  ohne  abschied  von  ihr  abgerciset  wftre, 


GEWESEN  II  (g«w6MnM  gnt) 


5694 


and  sie  verlassen  hltU.  ämr  Oüttimger  ttMdudmufim  tUtae 
1  (1748),  67;  Je<lo€h  er  ijlmr  viOtr)  ward«  soMit  dOMb  fate 
Worte  noch  dahin  Tennoebt,  daas  er  sieh  toflrled«!  gab, 
and  mit  meiner  gewesenen  courtisanin  in  nnterhand- 
lungen  trat.  1.70;  ich  bin  seine  nachbarin,  kiodergespielin 
und  gewesene  braot  and  ihm  naobgelaofen,  ohne  duz 
er's  weisz.  0.  Kr.t.i.KH  (ZUrieker  mov.)  6,  410; 

(f))  appeUativa.  dit  ei»  venemndtdk^fltvtrUUmi»  kmn- 
teiehnen.  aolUen  in  Meter  fruff$  »tftnHiek  mtelU  uikvim 
aein ,  da  aolehe  verkälMtM  4m  mtr  ätmk  am  ttd  fMti 
teer  den.  die  einaeUägigen  biut$  mrtmitm  riek  mum  mU 
auanahm^älle  und  fahren  teU»  »uf  üh*vttm§mm  frfiwmfc 
aurüek,  teile  auf  freie  conatruction,  immifmm  äa 
einem  aubatantiv  angegliedert  iat,  von  dem  et 
teil  attribtitiv  begleitet: 

a))    {roOxteher:)  wohnt  hier  oiMwr  Jalfler,  eia 

. . .  und  dsMM  ebefra«. 

gewes'ne  tocbter  dea  gewslsodi 

■anators  Griuli? 
(BHvidira ;)  fvwcs'na  tocbter 

so  ist  msin  valer  tot? 
(p. :)  vislmehr  ganz  wohl 

er  prisidiert«  Matern  dos  gericfat 

nnd  dieee  sdmft  iiftgt  eeiaen 
IB. :)  wie  dann  («wm'im  todiler? 

(V.:)  fract  euch  saibat 

und  ttArt  nicht. 
Hugo  v.  HoppMAKNhTHAt.  gereUeUa  Veme4l§  i. 

ßj)  oder  glaubst  da  vielleicht,  dasz  gewesene  general 
konsulstöchter  in  vestalisch  -  priesterlicher  annahbariceit 
durchs  leben  schreiten  I  Tu.  Fontane  (I'<u/t4^<era  t)  I.t«.7. 

e))  eigenartig  wandelt  aieh  die  bedeuhtnf  tu  ttrbindungen 
wie:  eine  gewesene  oder  gesohwtobte  Jongfer,  •  d^fltueed 
virgin.  teutaehengl.wb.(f}iti)T7t;  die  gewesene  jonffraoMg*« 
ihm . . .  danck  vor  seinen  ablasz.  Happsl  aeadem.  rctuin  196. 

8))  im  gegenaatte  tu  diesen  Verbindungen  mit  tubetantiten . 
deren  bedeutungagehaU  da»  partieip  an  tieK  tidki  und 
andereraeita  auch  wieder  beeit\fluatt,  atAen  wumektrtei 
fügungen  der  neueren  apraehe,  die  dem  attributiven  /turti- 
dp  auch  in  der  Verbindung  mit  apjtellativen  mdtr  tM- 
atändigkeit  tcahren.  ea  zeigt  aieh  aotcohl  in  der  auadAneeng 
dea  kreieea  der  appellativa  ala  in  der  Verbindung  dea  par- 
tieipa mit  pluralen,  daat  hier  weniger  die  ikberlieferung  am 
\cerke  iat,  die  mit  festen  formein  arbeitet,  als  das  bediirf 
nis  nach  knappen  auadrucksmitteln ,  das  dieser  bequemen 
form  immer  ixeuen  Spielraum  giebt. 

a))  mit  dieaar  sonne  sinken 

geh  ich  zuletzt  zu  ihr 

und  wenn  die  stema  blinken, 

dann  fahr  ich  still  von  hier. 

all  junge  lieb  und  lieder 

die  kamen  heut  zu  cnd  — 

schluck  deine  Sehnsucht  nieder, 

gewesener  atudent  t 

Eo.  Heyck  'mm  tolU  ich  mich  wcU  freuen'. 
Lahrer  eommtnbueh. 
b))  80  hat  die  akademic  diese  frage,  die  also  noch  ganz 
unbeantwortet  ist  und  über  die  sich  selbst  einige  ihrer 
gewesnen  mitglieder  getheilt  [var. .-  vormaligen  mitglieder], 
einmal  auszer  streit  wollen  gesetzt  sehen.  Herder  {ilber 
den  Ursprung  der  apraehe)  5,  81;  feldzeugmeister  Wilhelm, 
herzog  von  Württemberg,  ein  lebensbild  im  auftrage 
seiner  gewesenen  generalstabschefs  bearbeitet.  Wien  1899; 
eigentlich  aber  lernen  sie  und  die  gewesenen  blinden 
nicht  sehen,  sondern  die  t>eiden  sinne,  das  sehen  and 
das  fühlen,  mit  einander  vergleichen.  Kästner  kleine 
prosaische  a^fsätae  9,  148;  denn  er  fordert  alle  ge- 
wesene, gegenwärtige  und  noch  kommende  deatacbe 
dichter  auf,  in  einer  so  schwankenden  anbiefsamen. 
breiten,  gothisohen,  rauhklingenden  spräche,  als  oiure 
liebe  mattersprache  ist,  mit  der  feinen  Organisation  und 
dem  musikalischen  Qusz  der  lateinischen  ohne  nachtheil 
so  ringen.  Sein  1.1. er  (rorr.  t.  a.  tuek  der  Atems)  6,  846. 
P)  diese  selbstänaigkeii  de»  geönmek»»  i»t  dem  partieip 
in  der  Verbindung  mit  «ddUscA«»  und  abttrtelen  »ubtttmtivett 
an  »iek  seAon  gewahrt,  diett  Utten  emek  in  der  mim  w 
npraiM  wocfc  wwciUi»  a^wi'ft'fm  fidfsiefc  d»»  pmriieipt  tu. 
1»  der  beaiAung  en^  §t§tntUmdt  und  tnelken  Hegt  meist 
ein  besitnerhaUm»  au  grümde,  dm»  edt  Itendti  >eseieto«< 
wird,  in  andern  ßOlen  werden  dit  •uändm-umfem  der fs- 
brauch^higkeii  getroffen. 

a))  es  verkaafflen  obgedachte  herren  Verwalter  ihm 
Gregor  Klisohen  sein  gewesenes  paoergatt  zom  Dombsell 


5P95         GEWESEN  II  (2,  gewesene  tage) 

von  zweien  hüben  in  seinen  reknen  und  graentzen,  wie 
ers  vor  diessem  besessen  und  genossen,  schöppenhuch  v. 
Domslau  1644  hei  Meitzen  urk.  schles.  dörfer  101 ;  es  ver- 
kauffen  obgedachte  hsrren  Verwalter  ihm  George  Som- 
mern seinen  gewesenen  gartten  zum  Dombsel,  wie  er 
ihn  vor  diesem  besessen  und  genossen,  ebenda  s.  100; 
glücklich,  wer  .  .  .  seinen  garten  so  zu  rechter  zeit  noch 
verkauffen  können,  als  unser  v[etter].  denn  ich  denke 
doch,  dasz  sein  gewesener  garten  auch  ganz  artig  unter 
Wasser  wird  gestanden  haben.  Lessing  {an  Eva  König  I77l) 

17^,  395. 

ß))  undt  ferner  von  Adam  Königs  reinparchen  herauss 
auch  zehen  elen  lang  rückenn,  inn  seinen  gewesenen  rein 
herauss  zue  setzen  unndt  zue  halten  befügett  sein  soll. 
schöppenhuch  v.  Tschechnitz  1615  hei  Meitzen  urh.  schles. 
dörfer  185;  er  trieb  mit  möglichster  eil  eine  leer  ge- 
bliebene salaterrena  auf  —  einige  wollens  für  ein  ge 
wesenes  holzgewölb,  ich  aber  für  eine  reparirte  schupfen 
gehalten  haben,  doch  es  sei,  was  es  wolle,  der  haus- 
hall (1781)  Wiener  neudr.  3,  3;  der  altar  war  eigentlich 
ein  abgedankter  Spieltisch,  an  welchem  die  ledernen 
geldsäcke  ausgerissen  und  eine  gewesene  salzmetze,  mit 
Weihwasser  gefüllt,  eingesetzt  war.  Arnim  (Isabella  von 
Ägypten)  1,  64;  alles  ist  wie  opferstätte,  gewesene,  oder 
vielleicht  auch  noch  gegenwärtige.  Th.  Fontane  (un- 
loiederbringlich  19)  I,  7  s.  169. 

bei  dünnem  weiszbier  und  versalzenem  Pökelfleisch 
sasz  ich  im  gasthaus,  der  gewesnen  prälatur. 

MöRiKE  (besuch  in  der  kartatise)  1,  241 ; 

h))  unter  den  ahstracten  Substantiven  stehen  Zeitbestim- 
mungen im  Vordergrunde,  bei  eigenschafien  oder  hei  gescheh- 
nissen  ist  diese  art  der  zeitlichen  hegrenzung  seltener: 

a))  gewesene  tag,  jähr  etc.  retro  dies,  anni  .  .  .  lapsi 
praeteriti  Aler  936»;  ähnl.  Kirsch  2,  löl'';  Matthiae 
2,  181»;  oh  hierher  zu  ziehen  ist:  an  dem  weseme  Sonn- 
tage vgl.  Scherz  1999. 

vgl. :  und  kecker  rauschen  die  quellen  hervor, 

sie  singen  der  mutter,  der  nacht,  ins  ohr 
vom  tage, 
vom  heute  gewesenen  tage. 

MöRiKE  (um  mitternacht)  1, 135. 

j5))  wie  dann  des  klagens  so  viel  war,   das  si  durch- 
aus sich  davon  nicht  wolte  bringen  lassen ,    gleichsam 
ob  die  threnen  jhrem  gewesenen  einigen  auffenthalte  das 
leben  wieder  geben  köndten.  Opitz  Übersetzung  v.  Barclays 
Argenis  (2,  3,  4)  2,  171 ;  die  klare  haut  desz  frawen-zimmers 
wird  {im  alter)  runtzlicht,  .  .  .  und  was   uns   zuvor  der- 
massen  gefallen  hat,  das  pflegt  auch  nur  nicht  ein  kenn- 
zeichen  seiner  gewesenen  ziehr  hinter  sich  zu  verlassen. 
{trostschrift.  poet.  wälder  3)  2, 142 ;    und   haben  wir  wohl 
von  einer  vernichtigten  kraft,  die  aus  allen  kräften  des 
Weltalls  vernichtigt  werden  könne,  d.  1.  die  jetzt  sei  und 
jetzt  nicht  sei,  und  doch  nicht  seiend  als  gewesene  kraft 
gedacht  werde,    einen   begrif?    Herder  {übers  erkennen 
und  empfinden  in  der  menschl.  seele.  1774.  2)  8,  254  Stiphan; 
wen  irgend  betroffen  ein  leid  und  ein  schade, 
der  möge  nur  kommen  zum  kadi  von  Saadel 
durch  Weisheit  vernichtet  er  alle  gewes'nen, 
die  künftigen  alle  beschämt  er  durch  gnade. 

RücKERT  (30.  makame)  11,  45 ; 
nie  konnte  Selbstsucht  je  dein  wohlthun  schmälern; 
für  andre  handeln  war  dein  böser  stem, 
du  trugst  die  last  von  längst  gewes'nen  fehlem. 

Grillparzer  (einem  regimentsinnhaber)  2',  153 ; 
ich  fasse  gern  mit  einem  kühnen  griffe 
ein  ernstes  heldenbild  vergangner  tage: 
es  kennt  mein  bild  viel  perlenreiche  riffe 
im  unerschöpften  meeresgrund  der  sage  .  .  . 
in  eures  himmels  jammervoller  lere 
da  zeigt  es  euch  den  stern  gewesner  ehre. 

Strachwitz  neue  ged.,  prolog. 

_  8)  die  Substantivierung  nähert  das  particip   bei  der  be- 

ziehung  auf  personen  wieder  der  hedeutung  verstorben  im 

anschlusz  an  das  lautverwandte  verwesen  {s.  d.) ;  im  neu- 

trum  dient  es  dem  ahstracten  begriff  der  Vergangenheit. 

a)  heziehung  auf  personen :  wenn  die  gebeine  eines  ge- 
wesenen schon  verkommen  sind,  . . .  stehen  noch  seine 
bleichenden  schreine  in  der  alten  wohnung.  Stifter  (die 
mappe  meines  urgroszvaters)  Studien  2, 8;  mit  jenen  konnte 
man  doch  sitzen  und  von  dem  gewesenen  sprechen,  wie  es 
sich  gehörte.  W.  Raare  Abu  Telfan^  s.  307;  als  . . .  der  ponte 
dei  ßospiri  über  mir  schwebte,  über  den  die  Staatsverbrecher 


GEWEST 


5696 


einst  aus  dem  gefängnis  zum  tode  geführt  wurden,  da 
überfiel  es  mich  mit  fieberschauer.  all  die  gewesenen 
und  all  die  verblichenen,  . .  .  mörder  und  gemordete  schie- 
nen aufzusteigen.  Grillparzer  {ital.  tagehuch)  19*,  203; 
dieser  humpen  den  gewesenen !  .  .  den  gewesenen  an  der 
wand !  ich  trink'  euch  zu !  Halbe  muffer  erde  (3.  atifz.)  159. 
h)  das  neufrum. 

a)  an  die  oben  {sp.  5690)  besprochene  ellipse  knüpft  an: 
das  jetzt  ist  kaum  nur  im  moment  zu  fassen; 
ergreift  mans,  schnell  es  ins  gewesen  fliehet, 
und  zögert  man,  als  künftig  man  es  siehet. 

W.  V.  Humboldt  (sonett :  die  gegenwart)  3,  423. 

ß)  die  ältesten  belege  für  die  eigentliche  Substantivierung 
führen  das  particip  in  einem  Zusammenhang  ein,  der  dem 
begriff  der  Vergangenheit  durch  den  gegensatz  gegen  die 
lehensvolle  gegenwart  den  Stempel  des  kraftlosen,  morschen, 
hohlen  aufdrückt,  der  neuere  gehrauch  läszt  die  ahgrenzung 
der  Vergangenheit  gegen  die  gegenwart  reiner,  ungefärbter 
zur  geltung  kommen. 

■i\\  das  gewes'ne  wollte  hassen 

solche  rüst'ge  neue  besen, 
diese  dann  nicht  gelten  lassen 
was  sonst  besen  war  gewesen. 

GÖTHE  (Divan,  buch  des  unmuths)  5,  95; 
nicht  schreitet  zurück  deszhalb,  krankhaft 
dem  gewesenen  hold,  das  lange  vermorscht  1 

Platen  (parabase); 
Tristan  betritt  den  eisensaal. 

ins  gewes'ne, 
in  Scheinpracht,  übergraut  von  quark, 
tritt  der  beglückte,  der  erles'ne. 

Immermann  (Tristan  2)  13,  267  Hempel; 
2))  ihr  tatet  wohl  daran,  mein  neffe, 

damit  ich  recht  die  gegenwart  begicife, 
vorerst  mir  das  gewesne  aufzuklären! 

Halm  (wild/euer  5)  3,  207  Schlossar; 

er  zog  das  zitternde  mädchen  auf  die  seite  und  sagte 
ihr  in  rauhem ,  barschem  tone ,  das  gewesene  und  ge- 
schehene wolle  er  vergessen  und  vergeben.  Halm  {Mar- 
zipanliese) 4,  36  Schlossar;  endlich  freilich  wird  auch  hier 
der  punckt  der  unübersehbarkeit  erreicht  werden,  Shake- 
speare wird  die  Griechen,  und  was  nach  Shakespeare  her- 
vortritt, wird  ihn  verzehren,  und  ein  neuer  kreislauf  wird 
beginnen,  oder  kunst  und  geschichte  werden  versanden, 
die  weit  wird  für  das  gewesene  das  verständntsz  verlieren, 
ohne  etwas  neues  zu  erzeugen.  Hebbel  (vorwort  zur 
Maria  Magdalena)  11,  59  Werner;  mir  ist  nichts  jräsz- 
licher,  als  immermeinevisagezusehn.  'dannbitt'  ich  meine 
schöne  freundin,  ihren  augenaufschlag  etwas  niedriger  zu 
richten,  sie  sieht  dann  mich',  das  erheiterte  sie.  'da  bin 
ich  doch  lieber  fürs  gewesene,  da  bin  ich  doch  lieber 
für  mich'.  Th.  Fontane  {Stine  4)  I,  5  s.  23;  wegwischen 
will  ich  von  der  tafel  meines  lebens  mit  der  eigenen 
band,  was  vor  dem  tag  gewesen,  da  ich  diese  schwelle 
überschritt  .  .  .  nur  das  ergebnis  des  gewesenen  stehe  hier 
und  lebe  weiter :  mein  mensch  von  heute,  der  auch  von 
der  letzten  schwäche  freigeworden  ist.  Walther  Sieg- 
fried Fermont^  32. 

y)  dazu  die  sprichwörtliche  redensart:  fert  gewesene 
göfft  de  jud  nuscht  Fhischbier  preicsz.  sprichiv.  2  5.  90; 
ähnl.  Reinsberg-Düringsfeld  sprichw.  l,  593;  MEYßR 
der  richtige  Berliner^  s.  52;  'für  das  gewesene  gibt  der  Jude 
nichts,  jetzt  bin  ich  eine  anständige  -verheiratete  frau'. 
M.  Böhme  tagehuch  einer  verlorenen*^  287. 

GEWESENHEIT,  /.  anscheinend  nicht  mit  dem  substan- 
tivierten infinitiv  zusammenhängend  {zum  letzteren  gehört 
Wesenheit,  wesentheit,  vgl.  mittelhochd.  gewesenlicheit  mhd. 
wb.  3,770"),  sondernunmittelhar  vom  particip  ausgehend,  spät 
bezeugte  bildung:  diese  vernünftigen  unter  uns  begreifen 
daher  Raoul  d'Espignacs  stillen  Wahnsinn,  sich  in  eine 
existenz,  in  eine  gewesenheit  hineinzulügen,  um  im  reich 
seiner  phantasie  die  erinnerung  an  eine  unangenehme  Wirk- 
lichkeit zu  verdunkeln.  W.  Alexis  Isegnmm  470;  wenn 
man  sie  im  laufe  der  jähre  nach  und  nach  durchwandert 
hat,  jene  vielen  groszen  und  kleinen  Vergangenheiten,  die 
man  'gewesenheiten'  nennen  möchte,  dringt  man  durch 
ihre  ,  .  .  physiognomien  schlieszlich  zu  einem  gemein- 
samen typus  durch.  Ludwig  Hevesi  Dappertutto,  eine 
ital.  rdsephantasie  {gegenwart  22)  142». 

GEWEST,  participiales  adjectiv,  nehenform  zu  gewesen  H 
{s.  d.)  nach  analogie  der  sogenannten  schwachen  fleocion 
gebildet. 


mi 


QEWEST 


QEWETTB 


5698 


1)  tur  glellung  de»  partieip»  in  der  temputuwuehreibung 
vgl.  die  aunführliehe  daratellung  in  teil  10  $p,  MS— IM 
und  dazxt  {im  hmonderen  für  die  heutige  »tellung  in  dtnwtumd- 
arten)  den  deutschen  Hprarhallaii  unter  gewesen:  wArvIul 
die  starke  form  dem  nürdlirhm  teil  Otttrdeulnehlanä»  und 
rhenao  den  8Üch»iachen  mundurten  angMrt,  ist  die  achteaeht 
form  (yicwCNl)  in  den  fränkiaehen  mundarttH,  in  Thtiringm 
und  nordliatlich  im  colonitationagebiet  durchgijtütrt. 

der  achriftgehrauch  teigt  längere»  »chtcanJun,  gew«st 
dringt  in  oberdeutsche  denkmäler  vor  und  wird  »päter  at^f 
aeinem  eigenen  hoden  wieder  verdrängt ;  mehrere  $t%li»t«n  ge- 
brauchen l>eide  formen,  »o  namentlich  H.  Sachs  m.  LUTIIEn. 

tu  den  neuhochdeutachen  belegen  für  den  achriftgehrauch 
von  gewest  laaaen  aich  hier  noch  einige  bemerkenaxcerthe  nach- 
tügler  vom  ende  de»  16.  jahrh.  bia  ina  l».  jahrh.  nachtragen, 
aie  ergeben  aber  keine  anhaltapunkte  für  die  vermuthung, 
da»»  die  form  an  beatimmte  fe»te  Verbindungen  geknüpft 
»ei;  e»  »eheint  für  die  belege  nur  da»  tu  gelten,  daat  »ie 
»inereeit»  eine  gemaae  nachgiebigkeit  gegen  die  mundart 
verrathen,  während  andereraeits  die  form  gewest  manchmal 
den  bedilrfniaaen  von  reim  und  verfma€ut  entgegenkommt: 
es  ist  d'  Wilzel  allwcg  ein  ehrgeitxiger, .  .  .  unverschämpter 
mensch  gewest,  dem  es  nie  umbs  hertz  und  ernst  ge- 
wesen, das  ..  .  EiiASMUS  Ai.nKnus  widder  JUrg  Witzeln 
(1589)  F  8*;  die  gleiche  form  auch  LS**  u.  a.;  im  jar  1&58  zu 
Zeiten  Pauli  4.  ist  zu  Bolonien  einer  gewest ,  der  öffent- 
lich in  der  schul  auf  der  fasten  abend  den  ehestand  ge- 
scholten, und  die  sodomci  gelobt  hat.  Fisciiaht  bienen- 
korb  (1586)  881*  randgloaae;  dan  alda  {in  Trient)  sind  die 
binen  apoteker  mehr  den  ein  jar  oder  zwei  versamlet 
gewest,  des  honigrahts  also  vil  zumachen,  das  es  allen 
den  binen  in  Europa  genug  sein  kan,  und  wird  guts 
kauffs  gegeben  grose  lugen  umb  klein  gelt,  siit* ;  das  gesetz 
ist  unser  zuchtmcistcr  gewest  auf  Christum,  ein  geaprech 
v,  d.  gemeinen  Schirabacher  kaaten  .  . .  bei  Schade  »at  u. 
jHuqu.  8, 108;  ist  den  sant  Peter  ein  teufcl  gewest?  eben- 
da 804;  damit  alle  sach  bei  gueter  Ordnung  und  alten 
herkomen  wie  es;  vor  jähren  gewöst  ist  noch  bleiben 
möge,  marktordnung  von  Pöllau  (l&*7)  *.  öaterr.  weiath. 
6,  185:   wie  von   allers  hero  gewöst.    {rainbri^  v.  Pöllau 

1579)  148;  und  elUcksoelig  (ewest  zu  sein 

iat  ietzund  meine  grfiate  pein. 

Wbckhirun  (14.  Ode,  klage  der  Charita»)  840 
Pitchcr  u.  o.; 
biiiu  zur  see  geweat,  wann  sie  kein  wind  bewent, 
wenn  durch  die  stille  lu(R  die  flulh  sich  n&hrlicn  reget? 

Rachel  (daa  poet.  frauensimmer  189)  tat.  ged.  81 
Dreacher; 
ebenao  84.  104; 

was  ich  hab'  euch  gesagt,  das  wird  gewis  nicht  fehlen, 
dasz  dio  die  (rrausamst*  ist,  von  allen  dencnen  Seelen, 
80  jemals,  aiilT  der  weit,  sein  bOsz'  und  falsch  gewest, 
die  erst  erfunden  hat,  ein  solchs  abscheulich  bMst. 
{die  ftniencaffe.) 

DiBTR.  V.  D.  Wbrdbr  übcra.  von  Äriottt  ratend. 

Solana  (11,  87)  8,  8 ; 
das  weibsvolk  hier  rans  stflrrisch  ist, 
weil's  ta;  und  nacht  französisch  liest; 
das  mannsvolk,  in  Paris  gewest, 
nur  das  thcatnini  hält  fttrs  best' 
wo  alles  zUchtitrlich  geschieht 
und  alles  in  scntcnzcn  spricht. 

Gon-EK  an  Oöthe.  t.  Oöthet  verke  56,68; 

(Ot4jranh'no:)  bös  über  dich?  bildt  dir's  nit  eint  Baako 
ist  kein  kerl  das  nachzutragen,  er  hält'  dir  ins  gesiebt 
geschmissen,  und  ein  schrämmchcn  über  die  naae  ge- 
iinuen,  und  da  wär's  gut  gewest  Göthb  {Ctaudine  von 
Villa  Bella)  67,  168. 

2)  aiicA  zum  attributittn  gebrauche  sind  a.  a.  o.  {teil  io,880) 
einige  belege  beigebracht,  aie  aeigen  aoicol  die  conventioneü» 
Verwendung  neben  titeln  ah  einmal  auch  die  unmittelbare 
unkniipfung  an  die  tempuaumachreibung.  tur  ergämung 
folgen  hier  einige  nachtrage. 

a)  die  tempusumachreibung  in  der  function  des  attribut»: 
die  damals  zu  Stuttgarten  gewcste  beide  doctores.  F.  Bi- 
DEMKACii  tehen  theil.  bedencken  1611  {Fran<^.  a.  M.)  vor- 
rede; man  siehct  auch  ausz  dieser  vor  anderthalbhundert 
Jahren  im  obern  Elsasz  geweszten  mundart,  wie  die 
sprachen  von  jähren  zu  jähren,  als  die  kleidungen  und 
niflntzen,  der  wechselung  underworlTen.  Moschehosch 
vorr.  tu  Jacob  Wimpfelinga  Tütachland  (16*8)  8»;  ein  gantx 
güldenes  hertz,  so  ihr  durchl  ...  in  gewester  gröster  tods- 


gefahr  . . .  Terlob«t  Pr.  Caccia  Ubm$tkai  ...4m  keil. 
Antonii  v.  Padua  (t)  17«;  duz  dr«l  rffcnodo  dteb  and 
zugleich  heimlich  geweste  wiltprid«oh&tx«a, . . .  mit  dtm 
Strang  . .  .  hingerichtet  worden.  Auklb  künää.  muNhimif 
(1,  0  1,  B6^:  ähnlieh  (l.  t)  1,  U;  dasu  vgl.  Sal^turftr 
taidinge  840, 19  (MItrr.  «MMIk.  1). 

fr)  der  eretorri»  gebrttueh. 

a)  neben  ben^fetitdn .  diejenigen  |ew«riMa  M  nnnrn  Tor- 
fahren  oder  gewetten  Tizdomben  belehento  wilder  haben. 
Bamberger  waldordnung,  vgl.  oben  »p.  8446;  alt  Leonhart 
Tafner  Terwalter  gewesen,  ist  der  barger  allhie  zo  Afllcnz 
pluembsuech  and  holz  gerechtigkait . . .  besichtiget  and  den 
durch  Georgen  Lachner,  gewesten  marktricbter,  volgenter 
maszon  beschribon  worden,  protokoll  v.  AJIetu  (1M4)  ». 
Oeterr.  weiath.  6,  86;  ebeneo  gewesten  altmeister  (U77)  6,  lA; 
gewesten  canzlei  Verwalter  (1716)  6,  99;  des  gewestm  bof- 
cammer  präsidentcns,  grafen  von  Sinzendorffe  gold-fabiiea 
zu  Neuburg  am  Jhn.  Jon.  Joach.  BECHsn  närritdi»  utiak. 
und  weiae  narrh.  184  überachriß;  datu  vgl.  geweeUn  pflafm 
tir<d.  weiath.  4,  503;  Joh.  Val.  Andreae,  gewester  WBrtemb. 
praelat  Spenek  pietiamu»  81. 

/?)  in  der  anlehnung  an  verwandeehaflebeteiehnungen  i»t 
hier  einmal  die  bei  gewesen  (»p.  B692)  vermiette  engen  te- 
tiehung  auf  den  träger  de»  appdlativ»  belegt,  geweet  be- 
zeichnet eine  verstorbene  peraon :  und  zur  ewigen  gedecht- 
nusz  unserer  vorfahren,  brücdcr  und  nachkumt>enden,  wie 
auch  der  fürtrelTcntlichcn  Elisabetha,  unserer  gewesten 
gemählin  seeligen  angedenkens.  banntaiding  tu  Spital 
(16.  jahrh.),  ».  öaterr.  \ceiath.  6,  5S. 

8)  nicht  in  diesen  tuaammenhang  fällt  daa  subst.  geweste 
vgl.  ghevreete.plaga  mundi,  regio,  ora.  traetus.  Kl  LI  an  146^; 
es  ist  im  friesischen  und  niederländischen  bdegt  (in  disse 
gewesten,  in  dieaer  gegend  tkn  Doohnkaat  Kooi.man 
1,  684'')  und  wird  von  J.  L.  Tbrwen  {etgmol.  handwb.  L 
nederdttitache  taal  964)  tti  vatten,  vast,  Testen  gestelU. 

GEWETTE,  GEWETT,  n..  in  den  hauptveruendungen 
verstärkte  form  zu  dem  früheren  neutnim,  dem  jetzt  in 
die  reihe  der  feminina  übergeführten  Verbalsubstantiv  wette 
{a.  d.).  im  mundartlichen  gebrauch  sind  daneben  formen 
tu  beachten,  die  ala  aubatantivierungen  de»  partieip»  un- 
mittelbar  at^f  das  verbum  turüekßihren  {vgl.  unter  1  a). 
für  unsere  form  stehen  sich  twei  bedeutungen  fegen- 
über.-  auf  der  nnen  seile  die  von  dem  begriff  eine»  pfemim 
ausgehenden  Verwendungen,  bei  denen  gewette  imgtgtmmli 
tu  wette  nur  die  functionen  eine»  nenrnt  metiomia  ent- 
wickelt; duf  der  andern  seile  die  in  da»  engen  gebiet  des 
rechte»  und  der  Verwaltung  fallende  bedeutung  eimm  »tn^f- 
gdde».  von  hier  aus  ttceigt  eine  auf  landachaßliekm  {nieder- 
deut»ehen)  gebrauch  beschränkte  enttcicklung  ab,  die  mmek 
beim  grundwort,  mehr  noch  beim  compositum  belegt  i»t- 
sie  überträgt  den  namen  av^f  die  behörde.  die  die  »treffe 
tyerhängt,  vgl.  das  gewett  al»  «mtebtaeiehnung  für  polisei 
behörden.  vgl.  die  tusammentetnmgen  gewettsherm.  gewett- 
gericht  u.  a. 

nur  bedingt  gAbrt  in  den  bereieh  untere»  m»rlu  da» 
gewette  in  hecrgewette  für  heergewaate  (tff.  dtHrilter  i)  e). 
da»  dai  überli^erungen  der  fstfUftUelktr  MfeMrl  etn 
innerer  tuaammenhang  ist  freilieh  auch  iwiseitm  fswaela 
und  gewette  anzunehmen,  insofern  beide  bildumge»  mtrf  die 
gleidke  wurzd  turüc^filhren,  für  die  mit  .MKHniNOKR  (ÜMfo- 
germ.  forechungen  17,148)  die  bedeutung  von  binden  (flechten, 
weben)  oiini«e<i«ii  i»t.  gegen  die  entwieklung  de»  juri- 
»ti»eken  b»gr{fi»  pfand  au»  der  grundbedeutumg  binden 
liegen  keitterlei  bedenken  vor,  und  unterstütst  wird  tKeee 
deutung  durch  die  althochdeutschen  partieipialbildungen 
(kawctan,  kiwetan,  cotyugatus.  cot\junetus  Grapp  1,738).  die 

fortsttien. 

1)  älteste  belege,  eoneurrenzbildungen  gUielkn  eftiwiM 
t4iid  deren  mundartliehe  ausläufer,  heergewette. 

a)  da»  mit  dem  i  «n/tx  gebildete  nmtrum  (wette)  in 
der  bede%Uung  von  pfand,  pfandsetzung  hat  »chon  eitun 
langen  teitraum  des  gebrauchs  und  der  entwieUung  durth- 
lat^en.  ehe  es  mit  dem  prt{/ix  ge  bezeugt  ist  das»  da» 
deutsche  teort  den  lateinisAcn  (vaa,  Tadimoniam)  und  «tfcA 
griechischen  bildungen  («.  tmtat)  urverwandt  »ei,  wird  neuer- 
dings allgemein  angenemmam.  «eAon  bei  XJlfila»  ist  die  form 


5699 


GE  WETTE  (1,  Vorgeschichte) 


GEWETTE  (1,  Vorgeschichte) 


5700 


vadi  mehrmals  bezeugt  und  ist  dort  durchweg  übertragen 
gebraucht:  jah  siglands  uns  jah  gibands  vadi  ahman  in 
hairtona  unsara  2.  Korr.  l,  22  (und  in  unser  hertzen  das 
pfand,  den  geist  gegeben  hat.  Luther);  ebenso  6,  5;  ähnl. 
Ephes.  1,  14.  Skeireins  48.  in  der  althochdeutschen  periode 
bieten  die  glossen  vielfach  Zeugnisse  soiool  für  die  sach- 
bedeutung  als  auch  für  die  function  des  nomen  actionis. 
vgl.  wetti,  pignus,  vadimonium,  stipulatio,  pactum,  fenus 
Graff  1,  740;  vgl.  mittellat.  vadium  (gage);  aus  der  groszen 
zahl  der  mittelhochdeutschen  belege  für  wette  {mJid.  wb. 
3^,  775)  ist  vor  allem  die  entmcklung  hervorzuheben,  die 
die  bedeutung  eines  pfandvertrages  hier  erfährt,  all- 
gemein als  abmachung,  der  ein  gegenseitiger  einsatz  von 
Pfändern  vorausgeht,  im  besondern  als  einleitung  eines 
kampfes  {vgl.  wettkampf),  liegt  sie  den  mannigfaltigsten  for- 
mein zu  gründe,  mit  denen  die  blüthezeit  der  mittelhochd. 
dichtung  schaltet,  das  compositum  mit  dem  präfix  nimmt 
an  diesem  gebrauch  erst  bei  den  nachzüglern  aus  dem  ende 
des  13.  jahrh.  teil;  vorher  ist  es  ein  einzigesmal  in  einer 
predigt  aus  dem  12.  jahrh.  belegt,  und  zwar  in  einem 
gebrauche,  der  vielleicht  dem  Übergang  zur  bedeutung  von 
busze,  Strafgeld  als  erklärung  dienen  kann:  michel  mSre 
suln  die  mennesgin  gefrouwit  werdin,  den  der  fride  ge- 
machot  was  an  der  erde,  der  fride  chom  an  der  cite: 
wan  diu  gewette  werete  funftüsind  järe  unde  mgre,  daz 
wir  armennesgen  newedir  habeton  gotes  hulde  noch  der 
engile  minne.  s.  Wagkernagel  altd.  lesebuch  194.  das 
genus  des  fem.,  das  der  artikel  hier  dem  gewette  beilegt, 
entspricht  dem  mitteldeutschen  gebrauch  von  wette,  das  dort 
früh  als  fem.  bezeugt  ist.  für  die  bedeutungsentwickelung 
des  Wortes  ist  der  gegensatz  bemerkenswerth,  in  den  gewette 
hier  zu  friede  tritt,  es  kennzeichnet  die  Störung  des  friedens, 
die  zeit  des  kampfes.  da  nun  der  juristische  begriff  von  ge- 
wette im  sinne  eines  Strafgeldes  vom  gleichen  anlasz  ausgeht, 
vom  friedensbruch  (s.  u.)  und  da  das  friedensgeld  geradezu 
friede  (fredus  vgl.  Brunner  rechtsgesch.  1^,  230)  genannt 
wird,  so  lüäre  auch  die  entgegengesetzte  benennung  {vgl. 
(fehde  für  busze)  nicht  ausgeschlossen. 

b)  lange  vor  diesem  Zeugnis  ist  das  präfix  ge  bei  andern 
.  ableitungen  vom  gleichen  stamme  belegt. 

a)  schon  in  die  spräche  des  Ulfilas  reicht  das  verbum 
zurück:  gavadjoda  auk  izvis  ainamma  vaira  mauja  svikna 
du  usgiban  Christau  2.  Kor.  11,  2  (ich  hab  euch  gemehelt 
aim  man  cod.  Tepl. ;  ich  habe  euch  vertraut  einem  mann, 
dass  ich  eine  reine  Jungfrau  Christo  zubrächte  Luther). 
die  bedeutung  von  gavadjon  (trauen,  antrauen)  läszt  sich 
von  dem  juristischen  begriffe  der  pfandsetzung  ableiten 
{vgl.  Schröder  die  Verlobung  als  wettvertrag  rechtsge- 
schichte^  300)  oder  aber  mit  Mehringer  a.  a.  o.  auf  den 
begriff  conjungere  zurückführen,  für  die  zweite  erklärung 
spricht  die  bedeutung srichtung  des  particips,  das  schon  in 
den  ältesten  glossen  überliefert  ist,  und  das  dort  ebenso 
tvie  im  Sprachgebrauch  Notkers  und  einiger  mittelhochd. 
dichter  übertragene  Verwendungen  enttoickelt,  die  alle  immer 
wieder  auf  die  bedeutung  ins  joch  spannen,  conjungere, 
conjugare  zurückführen;  conjugate,  nupte,  kiwetan,  Hra- 
banisch-Keronische  glossen  s.  Steinmeyer-Sievers  1,  60; 
tiu  zwei  sint  kewetiu.  bediu  heizet  taz  argumentum  a 
conjugatis.  Notker  Boethius  190*  Hattemer ;  mit  clesi- 
nemo  puluere,  chleino  gemalnemo  unde  gnöto  gewetemo 
{handschr.  geu6utemo)  27*.  die  normale  schivache  participial- 
form  ist  nur  bei  Notker  und  in  Varianten  zur  genesis 
{vgl.  auch  die  Substantivbildungen  in  ß)  belegt,  die  mittel- 
hochdeutschen  Zeugnisse  zeigen  wie  die  glossen  nur  starke 
flexion; 

do  was  des  dritten  werwort  er  biete  gechouffot 
fünf  gewet  ohsin,  er  mäse  die  besuchen. 

Genesis  und  exodus  112,  32  Diemer  {handschr.  ge- 
wetene,  Wiener  handschr.  gwet); 

unde  flOch  äne  strtt. 

docb  er  üf  Gringuljeten 

ze  dem  besten  rosse  waere  geweten  (geriten) 

daz  ie  ritter  gewan, 

also  snelle  kerte  er  dan 

rehte  an  die  wider  vart. 

Hartmann  Erec  4715  Haupt; 

ich  vant  an  der  fossiure 

den  haft  und  sach  die  vallen. 

ich  bin  ze  der  kristallen 

ouch  under  stunden  geweten. 

Gottfried  v.  STRAssBURa  Tristan  17117 
Maröld; 


ich  weig  wol,  ej  ist  ein  altez  msere 

dag  ein  armez  minnerlin  ist  rehte  ein  marteraere. 

seht,  zuo  den  was  ich  geweten 

wafen  I  die  wil  ich  län  und  wil  inz  luoder  treten. 

Steinmar  bei  Bartsch  schiceiz.  minnes.  (19, 1) 
s.  170  {grosze  Heidelberger  handschr. ;  gewetten : 

tretten). 
in  des  tievils  ioch 
hatte  er  sich  gewetten 
er  wol  de  niht  tretten 
von  der  helle  stige. 

Hugo  v.  Langenstein  Martina  s.  282  Keller; 

erhurnet  abe  ein  man  dem  andern  sinen  ochsen  der  ge- 
weten ist  oder  ein  rint,  der  ist  schuldic  ieme  des  daz 
rint  gewaesen  ist  fünf  Schillinge  unde  dem  vogte  drizzig 
phenninge.  stadtbuch  von  Augsburg  174  Mayer;  der  hofe 
cze  Harde,  wenne  die  maiger  daruf  säszen,  so  hettens  mit 
der  statt  cze  Dornhain  nütt  ze  schafl'ene  und  hettin 
sunder  waide  und  ban,  wan  das  si  mit  gewetnan  rindern 
durch  die  malatzgassen  ab  sont  varen  über  den  brunnen 
und  wider  uff.  weisthum  zu  Dornheim  {Württemb.  Schwarz- 
wald) weisth.  1,  374  {aus  1417). 

ß)  in  eben  diesen  Zusammenhang  weisen  auch  substantiv- 
bildungen  der  althochdeutschen  zeit,  die  von  der  schivachen 
form,  des  Präteritums  abziveigen;  sie  leben  noch  heute  mund- 
artlich tveiter  und  halten  an  der  gleichen  eng  begrenzten 
bedeutung  fest. 

l))  auf  das  neutrum  weisen: 

ß))  jugis  . .  .  giwetun,  giwetene  glossen  zu  1.  könige  19, 19 
Steinmeyer-Sievers  i,  441  (er  pflüget  mit  zwelff  Jochen 
Luther);  par,  giwet  ebenda  (ein  joch  rinder  Luther); 
jugales,  giwet,  glosse  zu  Jeremias  51,  23  (joch  Luther) 
ebenda  i,mi.  dem  entspricht  auch  die  notiz  bei  Maaler: 
gewätt  {das),  allerlei  rüstung  unnd  band  zum  Jochen  dien- 
lich, jugamentum,  compago  178«.  das  gleiche  wiederholt  bei 
Frisch  2,  444°.  dazu  vgl.  die  späteren  mundartlichen  fest- 
stellungen:  das  gewätt,  das  joch  sammt  zugehör  zum 
einspannen  ...  ein  g'wätt  ochsen  Stalder  Schweiz,  idiot. 
2,  438;  g'wet,  das  joch,  das  joch  ochsen,  auch  die  ochsen- 
hörner,  weil  die  ochsen  daran  eingejocht  werden.  Lexer 
Kämt.  wb.  256;    ebenso  gewette  bei  Unger-Khuli.  290». 

b))  auf  diese  bedeutung  könnte  das  folgende  Substantiv 
zurückgeführt  werden,  das  andererseits  sich  Uuch  aus  ge- 

wett  2)  erklären  läszt: 

darnach  machentz  ain  gewett 
jeder  man  mit  ainer  zu  bett 
da  werdent  si  so  gämenlich 
die  kutten  zipfel  ubent  sich. 

V.  d.  Barfüsser  mönchen  139  in  Laszbergs 
liedersaal.  3,  394. 

c))  von  einer  allgemeineren  fassung  der  bedeutung  con- 
jungere geht  eine  andere  buchung  Maalers  aus:  wol  in 
einanderen  gefügte  und  gewättne  blöcher,  trabes  compac- 
tiles  178" ;  de7n  entspricht :  gewätt  .  .  .  gebäude ,  welches 
aus  ordentlich  gefügten  balken  besteht.  Stalder  2,  438. 
2))  auch  im  genus  des  masculinums  zweigt  das  particip 
eine  form  der  Substantivierung  ab,  die  die  ersterivähnte  be- 
deutung verallgemeinert  und  die  im  besondern  den  unter 
1))  b))  angeführten  beleg  erhellt:  gewete,  genösse  vgl. 
mhd.  wb.  3,  774'';  Lexer  1,  989; 

da  prls  mit  wärheit  ist  vernomn 

an  im  und  ouch  an  Gahmurete. 

rebt  werdekeit  was  sin  gewete.  Parzival  326,  4; 
da?  im  Marjodö 

Ire  ügerhalp  des  herzen  bot 

und  sin  gewete  {var. :  geferte,  geselle)  petit  Melot, 

die  sine  vinde  e  wären.  Tristan  16322  Harald  u.  a. 

in  mundartlichen  gebrauch  ist  diese  Verwendung  nicht  über- 
gegangen. 

c)  die  Verbindung  heergewette  an  stelle  von  heergewaete 
ist  nur  in  wörterbücliern  belegt  und  mag  überhaupt  auf 
schriftlicher  Überlieferung  beruhen,  den  ausgangspunkt 
haben  wir  wol  in  der  niederdeutschen  form  von  gewaete  zu 
suchen,  hierauf  weist  auch  die  älteste  buchung  —  bei  Stie- 
ler —  hin:  ab  hoc  wad  venit  antiquum  vocab.  wette  et 
gewette,  quasi  gewade,  propr.  vestimenta  aliaque  supel- 
lectilia  lintea:  superest  nobis  adhuc  vox  heergewette 
Stieler  2406,  ähnlich  Adelung  2,  1049  u.  a.  in  einigen 
buchungen  ist  ein  allgemeinerer  begriff  herausgearbeitet  .•  ge- 
wette, suppellex  .  . .  s.  geräth  Hederich  l,  1422:  das  ge- 
wett oder  gewette  kommt  in  älteren  büchern  nicht  so- 
wohl für  kleid,  als  für  ausstaffirung  oder  geräth  vor. 
man   hat  davon    noch    das    heergewette,   wofür   einige 


6701 


GEWETTE  {t,  pfandietgmtj/) 


OEWETTE  (ß.  pfandtetrunjfi 


6702 


unrichtig  herger&th  gebraaohen,  weil  Jetzt  diese«  letztere 
eine  viel  weitere  bodoulung  h«t.  Hkynatz  t,  66.  man 
könnte  verg^teht  »ein,  d%t»«n  btgr^  von  eupplex  wtit  tUn 
unter  b)  ft)  belegten  venetndungtn  in  btMÜhung  lu  »etttn 
und  von  hier  au»  da»  heergewette  iu  «rJrMrm;  «f  würd« 
tieh  hierbei  auch  eine  nnu  paroUtU  au  gewende  (ein 
gewende  pferde  «p.  M78)  ergeben,  doch  die  eigenart  der 
»eugni$a*  für  diesen  gebrauch  von  gowette,  die  »ich  at^f 
wOrterbüeher  beschränken  und  die  deutlich  die  abhängig- 
keit  von  einer  eng  begrmuten  ilberli^erung  verrathen,  Ujft 
M  un»  näher,  den  axugangapunkt  für  die  entwicklung  de» 
allgemeinen  begriffe»  in  der  parallele  hoorgowaete ,  beer- 
geräthe-  tu  »uehen,  vgl.  auch  gewette  {dae,  pro  gorftthe) 
ree,-  heergowotte  {pro  heergoräthe),  ree  taprditunae  ütrxh- 
IlACII   a,  986. 

>)  unter  den  verteendungm,  die  an  die  bedeutung  von 
pignas  anknüpfen,  hat  die  zuaammengeaettte  form  gewette 
anscheinend  nur  soWie  entwickelt,  die  die  funetion  eine» 
nomen  actionia  bloszlegen.  einige  aeugni»»e,  die  »aehbedeu- 
tttng  verrathen,  u-eiaen  auf  eine  spätere  seeundärt  entwich- 
lung  hin  {vgl.  das  analoge  bei  dd^JLov,  wcttkampf,  kampf- 
prois). 

o)  die  ältesten  belege  führen  unmittelbar  auf  die  bedeu- 
tung eines  durch  den  einsats  von  pfändem  geregelten 
kampfea  (wetlkftmpf)  zurück,  die  in  poetischen  Übertra- 
gungen und  enceiteningen  die  bindung  an  einsätze  mehr 
und  mehr  abstreift  und  dem  allgemeineren  begriffe  kämpf, 
Btreit  zustrebt. 

a)  zum  einsats  eines  pfandes  als  der  Vorbedingung  des 
tteeikampfes  vgl.  die  schon  von  R.  ScHRÖDRR  reeht»ge»ch.* 
760  angezogene  stelle: 

ich  bin  onch  ein  recke  und  solde  krOne  tragen, 
ich  wil  das  gerne  fa^en  da;  si  von  mir  taten 
da;  ich  hai>e  von  rehte  linte  iinde  lant. 
dar  umt>e  sol  mtn  6re  und  ouch  mtn  houbet  weMn  phant 
^l  auch:  ^'"^'  *°*'  *-^  t-achmanm. 

de  ütbut  den  k.inip,  dat  is  dat  recht, 
einen  haiitschen  dorne  anderen  to  donde  plecht; 
den  hebbe  gi  hir,  netnct  to  iu  I 

Ilehtke  de  vot  6196/.  Lübben. 

dazu  vgl.  nun:  da  sohiokhet  der  Hunfrid  dem  herzog  von 
Rurgundicn  einen  handschueoh  zu  gewett,  mit  ihme  im 
feld  zustrcitten  4  den  handschueoh  namb  der  herzog  von 
lUirgundi  auf.  bayrische ehron.  bei  Füryiikko  l,  IM;  Pontus 
antwurt  jm  {dem  heiden)  darauf,  wie  er  allein  mit  jm  wolt 
fochten  und  wolt  jm  starck  genög  sein,  der  kunig  und  die 
lierrcn  waren  fa-st  traurig  und  unmätig  da;  Pontus  sein 
ücwette  het  getroffen  und  das  fechten  het  versprochen. 
l'ontus  u.  Sidonia  (1498)  b  e**. 

/9)  diesen  belegen  gehen  die  beispiele  für  den  kämpf  selbst 
schon  voraus,  ebenso  ist  die  enceiterung  des  begriffe»  in 
poetischer  Übertragung  früher  bezeugt: 

es  wart  gesehen  an  Gamnrette, 

und  ouch  an  Dietertch  von  Latrisette, 

an  tsenharte  e;  ouch  geschach: 

der  starp  durch  solch  gewette ; 

es  ist  hie  sam  an  TscnlOnAtulander. 

Frauenlob  869,  9  Ettmüller  $.  W6. 

von  der  trflc  er  minnen  taat, 
des  was  si  siner  frSden  irast, 
einer  licbiu  ain  scndea  lait, 
einer  senfte  unscnflekait  .  .  . 
ain  Ungunst  sinos  herzen  ger 
■ines  Unwillen  an  wer, 
ain  versagen  sonder  bette, 
siner  sinne  ain  gewette, 
wan  er  wart  ir  nienier  fri 
si  w&r  im  «allen  ziten  bi. 

R.  V.  Ems  Willehatm  49M  Junk; 

da;  ein  maget  einvaltic 
Alcxandem  also  gewaltic 
mit  Worten  ubir  rette 
und  sin  höh  gewette 
mit  ma^reüicher  wipheit 
gebrochin  unde  hin  geleit. 

Hugo  von  Lanuhnstbin  Marüna  148,  SS 
KOler. 

b)  vne  schon  die  unter  a)  a)  ang^ührten  bdege  teigen, 
lassen  die  verv>endungen ,  die  in  der  Übergangszeit  tur 
Heueren  periode  hervortteten,  die  vor»tdlung  eines  pfandes, 
eines  eii\s<itses  stärker  irieder  aufleben. 

a)  hier  zuerst  ist  der  rechtsbegriff  rein  graset  beseugt :  umb 
gewett  gelt  Müncftener  stadtrechtbtteh  {v.  1453)  vgl.  Sciiubl- 
L£R  2*,  1060)  vgl.  gewedde  hant,  gewette  scolt  Verwws  u. 
IV, 


Vbrdam  t,  1904;  vgl.  wei  o«k  egben  tlot  hedde  oder  slot 
gbeweddea  Hansisch«  urktmä»  van  Utt  (urkundenb.  S,  lU) : 
deponiren  . . .  etwas  zu  treuen  banden  pfandsweisz  ander 
legen,  etwas  wetten  unnd  umb  ein  gewett  pfandt  hinder 
ein  dritten  man  legen.  Simon  Rot  Ebß.  da*u  vgL:  so 
han  wir  Jedweder  teil  dem  andern  gelobt,  und  ta  «inom 
angowette  ufgcselzt  und  gelobt,  and  verbArget  M).  majrkb 
Silbers  Zflrich  gewicht,  weder  teil  nit  statt  bette  dasz  die 
schildlfit  oder  der  obmann  oszsoiton.  oder  der  merteil 
onder  inen,  dasz  er  dem  andern  teile,  der  da  gehorsam 
ist,  des  Torgenanton  MO.  marcb  schuldig  tig  z«  geben, 
und  darza  gefallen  sig,  ab  allem  rechte  siner  Sachen. 
Tsciiuoi  Schweiz,  ehron.  {urk.  von  latt)  I.  aS6*  Iseti». 

ß)  auch  die  bedeutung  eine»  kämpfe»  iat  in  der  strengen 
bindung  an  einsätse  (wettkampf)  bezeugt,  die  belege  und 
nur  aus  Wickram  übermittelt: 

sobaldt  die  Junckfraw  solcbs  geret, 

schickten  sie  sich  zu  dem  gewet    (vieiüayf  der  Otnffinfs  n. 

Wickram  {AlbreehU  OHd.  10.  eoip.  U  r  11^8,7iJWto; 

inn  solchem  sog  der  jOngling  fort, 
(ttriieff  die  maft  am  selben  ort. 
das  voick  fmeinlichen  rielTen  Utet 
dem  iOngling  zu  an  seim  nwat. 

(ruonant  ipectaeula  bmhm)  ebenda  rio.  eap. 

14.  *.  ins)  s.  n. 

/)  reichlicher  freilieh  flieszen  die  Zeugnisse  für  die  Ver- 
wendungen, die  sich  mehr  der  heutigen  bedetttung  einer 
wette  nähern,  der  einsats  eines  pfandes  bleibt  im  vorder 
gründe,  während  das  moment  des  kampfes  und  Streites 
»ich  mehr  und  mehr  verflüchtigt:  als  sie  nAn  gebn  Rom 
kumen  sind,  haben  sie  aller  deren  heuser,  zo  das  gewett 
bestanden  darchgangen,  irer  wciber  thAn  und  lassen 
zA  erkandigen.  Wickram  {von  guten  u.  böeen  nachbam 
cap.  88)  9,  m.  vor  allem  zahlreich  sind  hier  die  belege  au» 
H.  Sachs: 

l))     bauer.  Ja,  wer  wolt  ans  aber  bescheiden, 
ob  ich  recht  habe  oder  du? 
Xulensp.  der  nechst  mensch,  welcher  komi  herza,  . . . 
der  bawer  schlegt  ims  dar  und  spricht: 
Ja  wol,  es  gelt  wol  das  gewett, 
wie  du  letzt  sellwr  hast  geredt, 
wo  der  saget,  mein  tnch  sei  blab. 
das  hoeztach  du  gewonnen  hab; 
wird  al>er  das  tucb  grOn  zeigt  an. 
acht  thaler  ich  gewonnen  ban. 

H.  Sachs  {KtJemspteffil  ««  dem  Ummen 
hotztuch  und  dem  6mieni)  tl,  66  0dlM; 

eins  tages  sagt  der  ka&fman  fein, 

sein  lebtag  er  die  frawen  sein 

kein  mal  het  h&ren  feisten  oder  krachen. 

der  lanther  .  .  .  sagt:  'es  gnelt  ein  gntH  fleekaall 

e  wan  zwai  gancze  monaf  thftnd  vartadUhn, 

soltn  dein  fTauen  boren  feisten 

nicht  ain  mal,  sftnder  ane  zal'. 

das  gwet  schllligens  mit  den  hendrn  zu  hauffen. 

(dos  knarrtet  weib)  fab.  u.  tckw.  4,  HO; 

der  bawer  schlagt  das  gewett  dar  und  sprkhL 

(bauer  mU  dem  pUrr)  17.  48  OMsc; 
pei  dem  ein  piderman  ma^  wol  pedaaek«, 
was  onglnecks  trfinckenheit  arsächt, 
wa  man  umbget  mit  so  aarischaa  sekweackea, 
umb  kelbert  a&f  der  rasasa  pia  atf  aitwnacbt 
und  anrichtet  geferlicae  fswätte. 

(die  6ocAaii(eii  An  hankans«)  fab.  «.  «cAw.  t.  96; 
genau  «o  S,  66; 

mit  dem  {hanfmanm)  macht  Ainlirogllo  haimUch  ain  gewal. 
Im  tanscnt  gülden  an  funnanscat  aeoMa  tbet, 
er  wolt  in  kuercs  erpalen  im  s^  IhUMl. 

(tf.  feewfdd  tsn  tastsii)  4.  Wi. 
ebtnao  4,  lll;  6.  «W; 

wir  drei  dettea  vor  acht  tag  aia  gewett«, 

das  iagliche  ain  prAech  antrag 

nacht  ande  dag. 

welche  sich  thftat  verhawea, 

aalen  sol  die 

ein  virtbail  weis. 

{hmrgerin  mU  dem  pfii^n)  5. 149; 

des  lachet  der  wirdig  edel  ritter  und  sprach  zue  dem 
keiser:  'losj.  keisor.  ich  will  ein  gewett  mit  dir  toen: 
ist,  da;  ich  dich  Qberwind.  also  daj  mir  die  martter 
anschedlich  ist  zue  dem  tod,  da;  du  dan  ann  min  got 
gelaubest  .  .  .  dea  antwurt  im  der  keiser  annd  sprach : 
'ich  will  kein  gewett  mit  dir  hann.'  buch  v.  heil.  Oeorg 
bei  Bach  MANN  tt.  Sinokr  ssi.  deuu  tyt.  auch  ein  gewett 
mit  einem  thon,  cum  aliquo  aponaionem  faeere  Aleh  966*; 
Bayer  89iV 

35S 


f)) 


5703        GEWETTE  (2,  pfandsetzung,  wette) 

weil  man  aber  vor  hat  vernommen 
das  die  geselschaft  an  solt  kommen : 
auch  etlich  gwett  drauf  waren  bschehen 
wa  man  sie  heut  würd  kommen  sehen, 
da  stund  von  Gisen  zwar  herauf 
zum  kaufhaus  zu,  ein  solcher  häuf 
von  mann  und  weibem. 

Fischart  glückh.  schiff  735  neudr.  b.  22. 

8))  ich  pin  dir  ein  warsager, 

das  ffwet  hast  gwis  verloren  du 
aftf  diesen  refiters  knaben. 

H.  Sachs  (die  Juden  vulva  22)  fab.  u.  schw. 
5, 158 ; 
darumb  ward  erkannt,  dasg  er  das  gewett  verloren,  und 
jener  redlich  gewonnen  hette.  Bebel  facetiae  (1589)  174". 
4))  comedia  von  zweien  fürstlichen  rähten,  die  alle 
beede  umb  eines  gewetts  willen  umb  ein  weib  buleten. 
titel  eines  stücks  von  Ayrer  l,  11  Keller. 

c)  in  der  neueren  spräche  ist  es  nur  diese  engere  he- 
deutung  von  wette,  in  der  auch  gewette  noch  weiter  lebt, 
ganz  vereinzelt  macht  sich  in  den  ältesten  belegen  dieser 
Periode  noch  der  allgemeinere  begriff  kämpf,  streit  geltend  .- 
d  Hussiten  wollt  kaiser  Sigmund 
todt  haben  alle  kurz  und  rund; 
das  thäten  d  Hussiten  verachten, 
gwunnen  ihm  ab  etliche  schlachten, 
viel  tausend  wägen  in  dem  gwett, 
viel  land  und  leut,  dazu  aucn  städt, 
das  gwunnen  d  Böhmen,  und  zugleich 
verfolgt  Ungern  und  Österreich. 
Ursachen  . . .  diesem  hetrühten  zustand  in  Deutschi, 
abzuhelfen  (1620)  bei  Opel  u.  Cohn  52,  51. 

«)  in  den  Wörterbüchern  wird  das  compositum  meist  mit 
sponsio  gleichgesetzt  und  weist  hierin  auf  eine  altere  fas- 
aung  des  begriffs  wette,  später  verräth  sich  in  manchen 
nachtragen  eine  Wandlung  dieses  begriffes,  und  die  jungem 
Wörterbücher  setzen  gewette  und  wette  im  neuern  sinne  ein- 
fach als  identisch  an,  nur  dasz  an  gewette  das  Verbalsub- 
stantiv nach  analogie  von  getreibe,  gethue  herausgearbeitet 
tüird:  verheissung  oder  gewett,  audax  sponsio  Maaler 
179*;  gewette,  satz,  verheiszung,  sponsio,  sposum,  omnis 
promissio  stipulatioque,  ä  wetten,  deponere  Henisch  1598; 
gewett,  n.,  sponsio  Gürtler  2,  74'';  ebenso  Aler  936"; 
Bayer  291*;  Kirsch  2, 151'';  Mattiiiae  2,  I8I»;  gewett,  n., 
wett  . . .  gagüre  Räülein  1,  383";  gewette,  n.,  la  gageure, 
le  pariement,  sponsio  Pomey  133;  ähnlich  Veneroni  75" 
(gewett);  wette,  oder  gewette,  lat.  sponsio,  franz. 
gageure,  ist  ein  contract,  da  man  sich  über  die  Wahr- 
heit oder  den  ausgang  einer  noch  ungewissen  oder 
unbekannten  sache  .  .  .  dergestalt  vergleichet,  dasz 
derjenige,  dessen  meinung  mit  der  Wahrheit  oder  dem 
ausgange  übereinkommen  würde,  einen  gewissen  ge- 
winn haben  solle,  s.  pact.  Chomel  8,2325;  gewette,  die 
wette  (a  het  or  ^vager),  die  wettung  (the  laying  of  wagers 
or  bets).  teutsch-engl.  wb.  (1716)  772;  ebenso  Hilpert  l,  464»; 
gewette,  wettung,  gewedde,  wedding,  wed-spiel  Kram  er 
2,  97»;  ein  gewett  anlegen,  faire  une  gageure ;  das  gewett 
gewinnen,  gagner  la  gageure  Rondeau  2,  Uu  3";  das  ge- 
wette, n.,  das  wetten  {im,  gemeinen  leben;  im  oberdeutschen 
auch  für)  die  wette;  ein  gewette  anstellen  ...  es  gilt  ein 
gewette  Adelung  2,  661;  gewett,  die  wette  Loritza  neues 
idiot.  Wiennense  51;  gewett  . .  .  wette.  Martin  u.  Lien- 
hart  wb.  d.  Elsässischen  mundarten  2,  879»  (um's  gewett; 
was  gilt's  gewett?  er  hat  e  gewett  gemacht). 

ß)  die  litterarischen  belege  sind  spärlich,  sie  entstammen 
dem  schriftgebrauch  älterer  süddeutscher  Stilisten,  vor  allem 
aus  der  Schweiz:  dieses  gedieht  war  eine  art  eines  ge- 
wettes:  mein  freund  d.  D.  Stähelin  und  andere  werthe 
bekannte  .  .  .  erhoben  die  Engelländer  und  rückten  mir 
oft  das  Unvermögen  der  deutschen  dichtkunst  vor.  ich 
nahm  die  ausforderung  an  . .  .  ich  suchte  in  einem  nach 
dem  englischen  geschmacke  eingerichteten  gedichte  dar- 
zuthun,  dasz  die  deutsche  spräche  keinen  antheil  an  dem 
mangel  philosophischer  dichter  hätte.  Haller  {vorbericht 
zu  den  gedanken  über  Vernunft)  43  Hirzel;  das  war  ein 
spasz,  wie  ihr  einst  ein  gewette  mit  ihm  anstelltet, 
wer  den  schönsten  fisch  angeln  würde,  und  euer  taucher 
ihm  einen  eingesalznen  fisch  an  seiner  angel  hieng, 
den  er  mit  grossem  eifer  herauszog.  Wieland  Über- 
setzung des  Shakespeare.  {Antonius  und  Cleopatra  2,  5) 
4,  231  {Schlegel:  lustig  war  mit  ihm  das  wetteangeln  .  .  . 
't  was  merry  when  you  wager  'd  an  your  angling);  dasz 
sie   in   diesem    augenblick   gegen    untadelhafte  männer 


GEWETTE  (3,  Strafgeld) 


5704 


dieses  thun  würden,  schien  so  unwahrscheinlich,  dass 
der  hr.  Tronchin  und  ich  ein  gewette  darüber  gegen  die 
frau  Tr.  verloren  haben,  zu  unserer  gröszten  schände, 
denn  wir  hatten  fait  les  agreables  ä  ses  d^pens.  Jon. 
v.  Müller  {briefe  an  Bonstetten)  13,  207. 

3)  die  bedeutung  sira-igeld  führt  auf  den  dualismus  zurück, 
der  an  den  geldstrafen  des  älteren  deutschen  rechts  icahr- 
genommen  wird:  neben  dem  sühngeld,  welches  der  ver- 
letzten partei  zuerkannt  wurde,  war  in  der  regel  auch 
ein  bestimmter  betrag  an  die  öffentliche  gewalt  oder  an 
das  gemeinwesen  zu  entrichten,  das  friedensgeld,  in  den 
lateinisch  geschriebenen  quellen  fretus,  fredus,  freda,  ge- 
legentlich auch  pax  oder  poena  pacis  genannt  Brunner 
rechtsgesch.  1^,  230;  vgl.  auch  R.  Schröder  rechtsgesch.*, 
s.  81.  dieses  friedensgeld  vnrd  von  der  mitte  des  13.  jahrh. 
ab  in  deutschen  rechtsquellen  auch  wette,  gewette  genannt 
und  als  solches  der  busze  gegenüber  gestellt,  später  jedoch 
von  ihr  nicht  mehr  unterschieden,  vgl.  Schröder  a.  a.  0. 116. 
vgl.  auch:  gewette,  Sachsenbusse  Chomel  u.a.  s.  unten 
sp.  5706,  vgl.  Verwijs  u.  Verdam  2,  1871.  die  deutung 
dieses  gebrauchs  darf  aus  lauflichen  gründen  nicht  von 
wite  {althochd.  wize)  ausgehen,  obwohl  das  angelsächsische 
und  niederdeutsche  auch  diese  Wortsippe  (wite  ursprüng- 
lich ^  peinliche  strafe)  in  den  kreis  der  synonyma  ein- 
geführt haben,  vgl.  Brunner  a.  a.  0.  vgl.  wedde,  geldstrafe 
mulcta,  sonst  auch  wite.  vers.  eines  brem.  nieders.  wb.  5,  209, 
vgl.  auch  wite  bei  Schiller -Lübben  5,747^.  die  oben 
{sp.  blQi.l2)  beigebrachten  belege  berechtigen  dazu,  auch  für 
gewette  als  Strafgeld  von  der  gleichung  wette,  pfand  aus- 
zugehen; vgl.  auch  die  beitreibung  von  busze  und  gewette 
durch  Pfändung  s.  sp.  5705.  auch  dafür  lieszen  sich  gründe 
beibringen,  dasz  zuerst  das  friedensgeld  und  nicht  auch 
die  busze  an  diese  gleichung  gebunden  wurde,  vielleicht  ist 
aber  doch  mehr  gewicht  auf  die  oben  {sp.  5699)  angeführte 
alte  stelle  zu  legen,  in  der  der  gegensatz  zivischen  gewette 
und  friede  so  scharf  gefast  ist.  da  die  busze  auch  fehde 
(Schröder  a.  a.  0.  8I),  das  Strafgeld  sonst  friede  genannt 
wird,  so  wäre  mit  gewette  die  bezeichnungsart  der  einen 
form  der  geldstrafe  auch  auf  die  andere  übergegangen. 
gewette  würde  aber  mit  der  bedeutung  Unfriede,  streit, 
kämpf  im  letzten  gründe  ebenfalls  aif  die  gleichung  wette, 
pfand  zurückführen. 

in  der  bedeutung  einer  geldstrafe  ist  nun  gewette  vom 
13.  bis  zum  ende  des  15.  jahrh.  aus  denkmälern  der  ver- 
schiedensten deutschen  landschaften  belegt,  nicht  nur  aus 
nieder-  und  mittel-,  sondern  auch  aus  oberdeutschen  quellen, 
bei  den  belegen  aus  rechtsbüchern,  wie  dem  Schwabenspiegel 
oder  dem  spiegel  deictscher  leute,  läszt  sich  der  oberdeutsche 
gebrauch  durch  die  Übernahme  der  betreffenden  stelle  aus  der 
niederdeutschen  vorläge  einfach  erklären,  dasz  aber  der  rechts - 
ausdruck  auch  tiefer  in  die  süddeutsche  rechtssprache  ein- 
drang, beweisen  die  belege  aus  österreichischen  Urkunden, 
später  schrumpft  der  gebrauch  freilich  wieder  zusammen 
und  geht  auf  das  Ursprungsgebiet  zurück,  zu  den  formen 
vgl.:  gewedde  im,  Sachsenspiegel  und  im  Berliner  stadtb., 
gewetde  w  Mainzer  urk. ,  gewatte ,  gewette  österr.  urk. 
und  gewett  in  mitteldeutschen  und  oberdeutschen  quellen. 

a)  die  bedeutung  Strafgeld. 

a)  abgrenzung  von  gewette  und  busze:  umme  iewelke 
disse  sake  weddet  he  deme  richtere;  unde  umme  alle 
scult,  dar  de  man  sine  bute  mede  gewint,  dar  hevet  die 
richtere  sin  gewedde  an.  Sachsenspiegel  landrecht  l,  53,  §  1, 
Homeyer^  s.  206,  ebenso  3,32,10;  vgl.  alle  schulde,  da  der  man 
sine  büzze  mit  gewinnet,  da  hat  der  richter  sein  gewette 
an.  doch  wettet  man  dem  richter  dikke  umbe  Unzucht, 
die  man  tut  vor  gerichte.  spiegel  deutscher  leute  73  Ficker; 
swer  so  den  anderen  sl6t  äne  vleischwunden  oder  roufet, 
Wirt  her  gevangen  mit  gerüchte  und  vor  gerichte  brächt, 
ez  en  gSt  ime  an  den  hals  noch  an  sin  gesunt  nicht, 
wenne  gewette  und  büze  verburet  her  dar  an.  Sachsen- 
spiegel 3,  37,  1  Weiske- Hildebrand ;  sprich  en  man  gut  an 
des  ime  sin  herre  nicht  ne  bekant,  unde  he  der  gewere 
dar  an  darvet,  he  mut  deme  herren  borgen  setten  sines 
geweddes  unde  siner  manne  bute  of  he  sie  verboret,  er 
ime  die  herre  dach  to  lenrechte  bescheidet.  Sachsenspiegel 
lehnrecht  %  52  Homeyer  1,  232 ;  sprichet  ein  man  guot 
an,  und  wirt  er  mit  rehte  da  von  gewiset,  er  belibet  äne 
buoze  unde  äne  gewette,  die  wile  er  sich  des  guotes  niht 


5705 


GEWETTE  (s.  sirafyeld) 


OEWETTEN  0 


5706 


undorwindet.  »ehteabetupiegd  (fandrtekt  tf)  Wmektt'tuiffd 
».  M  (var.  weite) ;  genau  «o  »piegel  (Uutaeker  Uutt  n ;  ie- 
welk  richtere  hevet  gewedde  binnen  time  geriohte  onde 
nene  bute,  wen  die  richtere  ne  m«oh  beide  klegere  unde 
riohtere  nicht  sin.  aaehaetutpiegii  landrtekt  8,  U,  §  t,  Ho- 
meyer*  ».  M9:  vgl.  auch  8,  4A,  %  10;  over  TiHeinnacht  tal 
man  soult  geldon,  de  mnn  vor  geriohte  gewint;  gewedde 
over  ses  weiten ;  bute  na  me  gewedde  over  virteinnaoht. 
I,  5,  §  9  ebenda  ».  SSS;  vgl.  auch  lehnrecht  %  «8,  10; 
■ye  gewedde  unde  bute  nicht  ne  gift  to  rechten  dagen, 
de  vrono  hode  aal  en  dar  vor«  panden.  $€ttkttn9pitgd 
landrecht  i,  u,  §  8  Homeyer*  a.  806;  awer  basze  noob  ge- 
wette  nicht  onftlt  ze  relilen  tagen,  der  vrdnt>ote  sol  in 
phenden.  tchwabrntpiegel  {landrecht  U)  a.  64  (rar.  wette); 
die  gleiche  ateUe  im  Berliner  atadtlnich  tOR;  der  so  einen 
Rchoppon  strarot  uf  der  bank  her  gewinet  sine  buae  einen 
viordung  and  der  richtcr  sin  gewette.  beschuldiget  abir 
ein  man  einen  schopphon  so  das  orteil  gevolget  ist,  so 
haben  si  gewunnon  all  iro  busso  und  der  richter  sin  ge- 
wette. also  manche  bunse  alse  mannich  gowettc.  allea 
Eultn,  recht  s,  8  «.  U  Leman. 

ß)  abatufung  der  gdättntfe  ja  immA  der  atellung  des 
Häufenden  oder  noch  der  aekwera  da»  varffehena. 

l))  aur  abatt^fung  nach  def  attUung  dea  richtera,  vgl. 
Schröder  a.  a.  o.  a.  180:  (der  graf)  konnte  nicht,  wie 
der  könig  schlechthin  kraft  seines  amtes  boliobige  gcld- 
strafen  auf  die  nichtbefolgung  seiner  geböte  verhängen, 
sondern  die  strafe  (das  gewette)  richtete  sich  nach  stam- 
mosrecht.  demgem&ss  betrug  das  grttfliche  gewette  bei 
den  Balischen  Franken,  ebenso  wie  bei  den  Sachsen 
16  Schillinge,  in  bc8on<lcrcn  fUllcn  waren  dem  grafen 
auch  höhere  strafbcfchio  gestaltet,  namentlich  wurde 
unter  den  Karolingern  eine  reihe  von  ausnahmefttllen 
festgesetzt,  in  denen  der  graf  die  strafe  des  kAnigsbannes 
im  betrage  von  60  Schillingen  verhängen  durfte;  daau 
vgl.  nun:  Conslanlin  de  koning  gaf  deme  pavese  Silvestre 
w6rlllik  gewedde  lo'  me  geistliken,  die  sestich  Schillinge 
mede  lo  dvingonde  alle  jene,  die  gode  nicht  beteren  ne 
willen  mit  deme  live,  dal  man  sie  dar  lo  dvinge  mit  deme 
gude.  Sachsenspiegel  landrecht  8,  63,  §  1  Homeyer*  8fi9  {var. 
gerichlo).  die  gleiche  stelle  im  Berliner  stadttnuh  85. 

2))  dem  richtere  sal  man  erdclen  up  ine  {den,  der  einen 
in  nothicehr  erschlagen  hat  und  .«VA  seibat  dem  richter 
stellt)  dat  hogeste  gewedde  der  pcnninge,  die  man  ime 
picget  to  weddene<  unde  den  magon  ir  weregclt.  McA«en- 
Spiegel,  landrecht  8,  14,  §  1  Homeyer^  844 ;  weigeret  sie  aver 
dar  rechtes  unde  werdet  sie  dem  overen  richtere  beklaget, 
ire  burmeister  mut  vor  sie  alle  wedden  en  gewedde,  unde 
den  goburen  mit  driltich  Schillingen  hüten,  unde  iren 
scaden  geldcn.  8,86,  §  8  {var.  en  gemeine  gewedde)  eben- 
da i»^;  de  wedde  dat  sint  acht  Schillinge  gewonliker 
penninghe.  dat  gewedde  sal  man  gclden  over  ses  wcken. 
Berliner  stadtbttch  \0H;  was  auch  der  richter  richtet  ader 
in  gehciglcm  dinge  Ihut,  das  sol  er  nach  der  scheppen 
verfolgten  orieln  richten  und  Ihun.  er  sol  ouch  für  ein 
schlechte  geweite  einen  Schilling  nemen  landtpfenninge 
und  nicht  mcr.  vor  ein  freuel  gewette  fünf  Schilling, 
vor  höchste  gewette  drcissig  Schillinge  landtpfenninge, 
die  do  im  gerichle  genge  und  gebe  sindt,  und  die  ge- 
wette sol  ouch  niemandt  steigen  noch  höen;  keiner  der 
Stadt  inwonhaftig  und  besessen  burgcr  ader  burgerin  sol 
dem  geriohte  gewette  nicht  verbürgen.  Jenaer  gerichta- 
ordnttng  atts  der  8.  hälße  dea  15.  jahrha.  bei  MiCHEl^BN 
s.  75;  vgl.  attch  Weh N  EH  observationes  (l608)  816:  welch 
man  den  andern  vor  gerichte  übel  handelt  und  böse 
wort  spricht,  der  weit  dem  richter  fUnlT  Schilling,  heisst 
»m  der  richter  swigen ,  thot  ers  nicht ,  so  weit  er  daz 
höchste  gowelt  alzo  dick  er  ez  thnt.  wan  di  bUrger  siezen 
an  örem  foUon  rate,  wirt  ein  orteil  von  on  fnnden,  wer 
doz  strafft,  findet  er  nicht  ein  bessere  vonstunt  er  sal 
wetten  dem  richter  unse  höchste  gewett  und  sal  dem 
rate  ieglichenen  hesondern  zu  buss  geben  filnff  Schilling. 
Statuten  von  Sudolstadt  (1404)  bei  Michklsen  214;  dem- 
nach bedacht,  seiner  gnaden  schullissen  zu  entpfclen. 
hinfurder  von  einem  lodtschlage,  vier  rinische  gülden, 
von  lemenisse  und  kampQr  wunden  zwen  rinische  gülden, 
ond  nicht  darober,  vor  ein  gewette  und  abetragk,  der 
dem  gerichte  geboren  möge,  zu  nemen.  revera  dea  ratha 


tu  Halle  (t4W)  bei  Z.  Ch.  v.  DuktraüVT  baadkreibung  d»a 
Saat-kreiaea  i  (1749).  «78. 

y)  gewette  wird  unter  dam  fttiektapunkt  dar  aimmahwta 
betrachtet:  nen  recht  ne  mach  he  aver  In  (dar  kmrr  den 
bauem)  geven  noch  sie  selven  kiesen,  dar  sie  dea  lande« 
richtere  sin  recht  nwde  krenkra.  oder  iin  f«v«dde  min- 
neren  oder  meren  mögen,  laatowuffifrf,  Umintht  8,  79. 
%  1  Homeyer*  876;  emendis  A  foHbai  antiqiris,  qoe  |e- 
wetde  volgariter  dicuntor,  sibi  salvis.  urk.  v.  18IA  M  Qu- 
DEN.  codex  dipl.  aneed.  r.  Moguni.  t.  189;  ob  aber  er  ieman 
ioht  gellen  soll,  dem  weid  tob  dorn  foel  vergoltOB.  ob 
er  mit  einer  gueten  gefeocnofs  bowim  maf.  du  dor 
sein  gelter  gewesen  sei.  ond  was  de«  gnoU  ober  wfat. 
des  gevallen  zwai  tail  der  hausTrown  ond  dea  ebtodea. 
aber  der  drittail  gewatte  unsenn  richter.  urk.  Firiadrieka 
d.  Streitbam  v.  öaterr.  bei  Senkenberg  a.  871;  dia  bCnobafl 
hAt  verlihen  hem  HOge  unde  sinem  vetem  M  Mben.  ala 
si  sprechent,  allia  gerihte  ze  Dattenriot  «ud«  bebaob  ir 
selber  niht  mehr  danne  den  dritlren  taU  der  fltwottaB. 
habab.Oaterr.  urbarb.  (14.  jahrh.)  (5)  IB.  19  .Qfl(/kr. 

9)  von  wMerbüehem  trird  diese  badatdt$mf  im  dar  tUaram 
seit  nur  bei  Kilian  und  Henisch  vtraaiekntt ■  gbewette 
{vetxia  aax)  wette,  mulcta  Kii.ian  141^;  gewette,  stnff. 
geldstraff,  muUta  .  .  .  höchste  gewette,  .  .  .  riohterw  (•■ 
wette  Hrnisch  1696.  bemerkenan^rtk  tat  aekon  kiar  äit  tbt- 
ackränkung  dea  gebrauche»  m^  8»ekmm,  Ha  apätar  immtar 
wieder  bekmt  wird,  namentlidi  muth  aait  Ha  wörtasbüdker 
anfangen,  ihre  daratellungen  geackichtlieh  au  vartirfam; 
gewette,  emenda,  amende.  in  Sachsen-recht  die  geld  boas, 
so  dem  richter  vor  eine  begangene  frevelt  hat  entrichtet 
wird,  das  höchste  gewette  in  nntergerichtcn  sind  4  alte 
schock,  oder  8  golden  17  gr.  Jablonski  allg.  lex.  d.  künata 
u.  teisaenaek.  847*;  ebenao,  nur  ausführlieher  bei  Crom  EL 
8,648  unter  Sachsenbusse,  ähnlieh  Adbluno  8,  661  u.  «. 
dazu  vgl.  die  aus  Urkunden  schöpfenden  daratellungen  bei 
HAi.TAt'8  8069;  Kehrein  samml.  ahd.  auadr.  88;  vgl.  auek 
Thiel  4,  429*. 

e)  unter  den  rtektaaprüehwOrtem  finden  aiek  einige  formai- 
hin/te  Verwendungen  von  gewette :  so  manche  busze,  so  manch 
gewette  («.  o.)  Graf  u.  Dibthbrr  dtaeke  recktaapriekw.  888; 
n&hme  man  kein  gewette,  so  verginge  das  recht  814  u.  a. 

b)  die  übertragttng  dea  wortea  attf  die  bakörden,  die  eine 
ao  gekennzeichnete  gddstrafe  verhängen  und  einsiehen,  iat 
bei  dem  grundwort  wette  mannigfaeh  beteugt,  vgl.  Frisch- 
BIER  8,  465  {ßlr  Dansig);  am  eompoaitum  iat  aie  für  daa 
Verwaltungsgebiet  von  Roatoek  belegt:  in  Sachen  amta  der 
brookflscher.  klegere,  wider  die  fischer  aas  der  straszen. 
beklagte,  gibt  ein  wohllöbl.  gewette  diesen  bescheid.  da«a 
es  hiemit  bei  dem  vertrage  von  anno  1667  sein  verbleil>en 
habe,  publicatum  im  gewette  9.  1.  1679  bei  Roppmann  M- 
trOga  «.  geach.  der  atadt  Rostock  I  4,  87;  Voigts  wünsch 
nach  feststellimg  der  arbeitszeit  der  gesellen  . . .  warde 
dahin  bcanlworiet,  dasz  dies  von  se.  rath  dependire; 
wegen  seines  weiteren  wansches,  dasz  daa  rauchen  der 
zimmergesellen  bei  der  art>eit  abgeschafft  werde,  aoUte 
mit  dem  gewett  gesprochen  werden,  ebenda  4.  9;  aof  grond 
. . .  der  bekanntmachong  des  bundesrats  vom  4.  min  1899 
. . .  wird  hiermit  für  . . .  bftckereien  and  konditoreien  in 
Wamomitnde  ...  an  folgenden  tagen  des  Jahres  1907  . . . 
Qberarbeit  gestattet  . . .  gegeben  im  gewett  Rostock.  doD 

88.  dei.  1906.   B gewettasekietlr.  «.  «.  {vgL  iii§9f»m 

gewottgeriobt).  abanao  führt  im  dam  mm  Matttak  mt- 
kängigen  Wamemümda  di»  p»ti»aihalk9rda  dam  mmmtm  das 
gewett  in  anderen  gigamdtn  »Smdßir  tkmUdka  fkmiHtmtm 
auaamntenaetaungem  wtit  gewett  Midk,  vgL  gewettbenn, 
gewettgericht      

GEWETTEN,  QKWETEN  I.  «er»..  varaOrUaa  welan,  «yi. 
gewet  JMN'.  eotyugala»  (eten  »p.  8799): 

•o  sol  wir  aüsr  bsillgsn  acbar 
narh  anMr  vfowiB  vätaa  an, 
wand  ir  tetrawe  keife  «as  kaa 
BS  landea  karte  wol  gewet— 


jwifoetf  (M  «en  als»  kadigtm)  877,  U  Kbpka; 
die  bedeutung,  die  kier  ansuaetatn  iat,  itmmt  »om»t  durdk 
entwelen  ntm  auadruek. 

GEWETTEN.  GEWEDDEN  ü.  x*rb.  abteitung  tu  wette, 
gewette  a.  o.;  vgL  nieman  aol  dekeine  wette  werden, 

858* 


5707 


GEWETTEN  II 


GEWICHST 


5708 


wan  dem  auch  gewettet  ist  (7iulli  solvenda  est  compositio,  i 
nisi  cid  facta  est  compositio)  altes  Straszburger  stadtrecht 
bei  Gaupp  s.  56:  sve  herberget  oder  spiset  wetenlike  enen 
vervesten  man,  he  mut  dar  umme  gewedden.  ne  weit  he's 
aver  nicht,  he  untredet  dat  gewedde  mit  siner  unscult. 
Sachsenspiegel  landrecht  3,  23  Homeyer^  318;  ähnl.  2, 12,  §  8; 
2,  42,  §  4;  u.  a.  sve  so  ungerichte  klaget  up  enen,  die  dar 
nicht  so  jegenwarde  n'is,  kumthe  seder  vore,  unde  ne  klaget 
jene  up  ine  nicht,  he  mut  deme  richtere  gewedden  unde 
jeneme  gebüten.  2,  8,  §  l  ebenda  234;  ähnl.  2, 11,  §  i ;  2, 12, 
§  5;  seilt  en  man  en  ordel  na  der  vulbort  unde  ne  vul- 
kumt  he's  nicht  mit  rechte,  he  mut  dar  umme  gebüten 
deme  die't  ordel  vant  unde  allen  den  die's  gevolget  hebben, 
he  ne  hebbe  gesprekes  gebeden  vor  der  vulbort.  die  herre 
ne  gewint  aver  nicht  den  en  gewedde  dar  an,  wende't 
n'is  nicht  recht,  dat  man  enen  manne  umme  ene  sake 
tvies  oder  dries  gewedde  (var.  leszet  wetten;  to  wedde 
dreve;  beggere;  berede;  beclage).  sachsensp.  lehnr.  §  69,  11 
Homeyer  l,  282;  von  der  scheppen  missehandelunge.  ab 
ein  scheppe  in  gehegetem  dinge  uf  der  bank  mit  un- 
billichin  worten  von  eime  andirn  manne  missehandilt 
wurde,  volkummet  des  der  scheppe  mit  andirn  sinen 
bankgenossen  das  si  is  gehört  haben,  iener  mus  den 
scheppen  vorbussen  und  deme  richter  gewetten.  altes 
Kulm,  recht  (2,  2)  Leman  s.  22  {var.  sin  gewette);  vgl. 
gewedden  Verwijs  u.  Verdam  2,  1871. 

GEWETTER  s.  gewitter. 

GEWETTERT,  particip  zu  wettern  (s.  d),  mit  eigenen 
gebrauchsformen :  von  einem  schön  gewetterten  rothen 
Sandstein.  Hesekiel,  vgl.  Sanders  2, 1592;  vom  stürm  der 
Zeiten  altersgrau  und  müde  gewettert,  die  kleine  todten- 
kapelle.  W.  Siegfried  Fermont^  100. 

GEWETTGERICHT,  selten  GEWETTSGERICHT,  n..-  die 
Schreiberei,  so  in  alten  lateinischen  Schriften  grapheum 
genannt  wird,  die  sind  nicht  allein  geräumige  zimmer 
zur  gerichthaltung  zweener  Untergerichte,  welche  das  ge- 
wettgericht,  und  ohne  beisatz  das  gericht  genannt  werden, 
sondern  auch  um  und  über  diese  zimmerbehältnisse  und 
gefängnisse  für  arrestanten  und  Verbrecher  von  verschie- 
denen gattungen.  Niehenck  gemeinn.  aufs.  z.  den  Ro- 
stocker nachrichten  (1776)  s.  8;  das  gewett  oder  gewette 
bezeichnet  auch  in  Niedersachsen  eine  geldstrafe,  wie 
brüche  oder  brüchte.  das  zur  bestimmung  der  geldstrafe 
geordnete  gericht,  heiszt  daher  das  gewettgericht  oder 
wettgericht.  doch  nennen  sich  einige  Stadtgerichte  in 
Niedersachsen  (wie"es  scheint,  mehrerer  ehre  halber)  alle- 
zeit gewettgericht.  Heynatz  2,  55;  in  späterer  zeit  hielten 
nur  das  gericht  und  das  gewettsgericht  ihre  Sitzungen  in 
diesem  gebäude  {bei  der  Marienkirche  nr.  24  zu  Rostock), 
das  auszerdem  auch  als  gefängnisz  diente.  Koppmann 
beitrage  z.  gesch.  d.  stadt  Rostock  II,  3,  105;  da  ferner  die 
gemeinde  Versammlungen  nicht  blosz  zur  Verhandlung 
über  städtische  angelegenheiten ,  sondern  zugleich  zur 
erledigung  von  gerichtssachen  in  gebotenen  und  unge- 
botenen dingen  dienten,  so  ist  für  die  ungleiche  Stellung 
der  gemeindeangehörigen  ferner  der  umstand  von  be- 
deutung,  dasz  die  handwerker  ihren  gerichtsstand  nicht 
vor  dem  Stadtgerichte  (dem  richtevoigte) ,  sondern  vor 
dem  gewettgerichte  hatten  (den  weddemeistern).  Mann 
entivickl.  d.  Rostocker  stadtverfassung  in .-  beitrage  z.  gesch. 
d.  Stadt  Rostock  (l890)  I,  1,  13;  die  am  20.  juni  1906  aus- 
gelosten Schuldverschreibungen  der  3^/i  "/oig^n  Rostocker 
Stadtanleihe  . .  .  sind  vom  12.  1.  07  ab  bei  der  stadtkasse 
...  in  Rostock  einzulösen,  gegeben  im  gewettgerichte. 
Rostock  27.  12.  06.   B  .  .  .  gewettssekretär. 

GEWETTLAUF,  m.  (vgl.  gewett  2) ;  gewettlauff,  bravium. 
oberd.  vocab.  des  15.  jahrhs.  Diefenbagh-Wülcker  619. 
GEWETTSBUCH ,  n. ;  da  das  verfahren ,  wonach  sich 
anklaget  und  beklagter  gleich  zu  anfang  in  die  haft  be- 
geben, unseren  Juristen  wohl  nicht  sehr  bekannt  sein 
wird,  so  hat  vielleicht  für  jemanden  die  folgende  ein- 
tragung  aus  einem  Warnemünder  gewettsbuche  (von  1501 
u.  1584)  Interesse.  Brummer  Verstrickung  d.  klägers  u. 
d.  angeklagten  in:  beitrage  z.  gesch.  d.  stadt  Rostock  (1898)  II, 
3,  106;  gewettsbuch  betr.  das  fischer  und  fischselleramt 
8.  Koppmann  ebenda  I,  4,  87. 

6EWETTSHERR,  m. .-    aus  dem   alljährlich  von  dem 
gowettsherm  zu  Warnemünde  verkündigten  mandat  geht 


hervor,  dasz  der  termin  der  Schonzeit  .  .  .  den  Warne- 
mündern gegenüber  bereits  1606  . . .  geltend  gemacht  wurde. 
Koppmann  a.  a.  o.  II,  l,  49. 

GEWETTSSTUBE,  /.;  ein  Inventar  von  1794  macht  auf 
der  Schreiberei  die  gewettsstube,  die  gerichtsstube  und  die 
alte  gerichtsstube  namhaft.  Koppmann  a.  a.  o.  II,  3,  105. 

GEWETZE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  wetzen  s.  d. :  wetzung 
.  .  .  das  gewetze,  executio,  it.  ostentatio,  pompa,  festus 
Stieler  2.519. 

GEWETZT,  participiales  adjectiv  zu  wetzen. 

1)  in  den  Wörterbüchern,  die  das  particip  mit  seltener 
Übereinstimmung  buchen,  ist  die  grundbedeutung  starr  fest- 
gelialten.  acutus,  gewetzt  .  .  .  scharff,  spitzig  Cholinus- 
Frisius  21»;  genau  so  Cellarius  2;  Dentzler  10;  ge- 
wetzt, aguzzato  Hulsius  (1605)63*;  gewetzt,  aguisi,  acutus, 
executus  DuEZ  199»;  gewetzt,  acutus  Steinbach  2,  987; 
ähnl.  Rädi,ein  1,383»;  Hederich  1,1422.  gewetzt,  acutus, 
tribulatus  Kirsch  2,  151'';  ebenso  Matthiae  nov.  locupl. 
manuale  181». 

2)  auch  der  litterarische  gebrauch,  der  schon  in  der 
ziveiten  hälfte  des  17.  jahrh.  bezeugt  ist,  entfernt  sich  nicht 
weit  von  der  belegten  begriffsbestimmung.  charakteristisch 
ist  hier  die  enge  Verbindung  mit  scharf:  die  meisten  belege 
fallen  auf  das  compositum  scharfgewetzt: 

ach !  diese  sinds,  die,  wenn  der  frost  wird  schwinden, 

.  .  .  auch  sich  an  dieser  saate  fruht 

nach  der  betrübten  tage  flucht 

mit  scharffgewetzten  sicheln  machen. 

Andreas  Gryphius  (öden  1,  3)  lyr.  ged,  207  Palm; 
ein  fauler  wind  kan  keinen  halsz  zerbrechen ; 
ir  seid  ein  junger  printz,  kans  ja  nicht  anders  sein, 
ein  scharf  gewetztes  stahl  helt  alle  zungen  ein. 

Rachel  (1 :  freundt  448)  sat.  ged.  98  neudr.; 
nein!  lieber  lenk'  du  selber  dein  geschirr 
ihn  soll  schon  mein  gewetzter  speer  empfahen. 

Ufas,  übers,  von  Bürger  5  290  {sehr.  3,  77;  in  der 
hexameterübers.  v.  238  mit  dem  scharfen  Speere ;  bei 
Voss  :  mit  spitziger  lanze) ; 
es  rasseln  noch  viel  scharfgewetzte  pfeile  in  unserm 
köcher.  jeden,  der  uns  was  zuwider  spricht,  wollen  wir 
nicht  in  ephemärischen  rezensionen ,  sondern  in  Dun- 
ciaden,  in  gassenhauern,  zum  ewigen  dauernden  skandal 
prostituiren.  Bürger  (an  Boie  19.  12.  1776)  briefe  1,  881; 
anders:  seeluft  gewetzter  appetit  nationalzeitung  77,  377 
9.  Sanders  ergänzungswb. 

GEWIC,  GEWIGH  s.  gewicht  II. 

GEWICHST,  participiales  adjectiv  zu  wichsen  (s.  d.). 
von  der  ursprünglichen  bedeutung  des  verbums  wichsen 
ausgehend  (vgl.  wihsen,  wachsen,  cerare.  vocab.  t;on  1483; 
vgl.  Lexer  3,  883)  nimmt  unsere  form  im  gegensatz  zu 
gewächst  (s.  sp.  4740)  auch  die  sonderbedeutungen  auf,  die 
sich  in  wichse  und  wichsen  herausgebildet  haben;  aus  ihnen 
endlich  entvnckelt  sich  übertragener  gebrauch. 

l)  das  particip  in  den  Verwendungen  von  gewächst; 
vgl.  inceratus  .  .  .  gewichszt  Dasypodius  F.  2*;  gewichszt, 
inceratus  Maaler  179";  gewichszt,  gewächszt,  ceratus 
Henisgh  1599;  ähnlich  G.  M.  König  560»;  Denzler  132»; 
Aler  936»;  Kirsch  2,151'';  gewichst  v.  gewächst  Ron- 
deau  2,  Uu  %^. 

a)  so  richtend  mir  zu  ainen  sarch  der  wol  gebicht  und 
gewichset  sie,  dar  in  sie  nit  versinken  müg:  villicht  wird 
sie  bewaret  vor  den  merfischen  und  komet  ze  land  und 
wird  nach  künglichen  eren  bestatet.  Appolonius  v.  Tiria 
110  Schröder;  gewichset,  ceratus  (.  .  .in  tabellis  ceraiis  . . .) 
C.  Seidel  port.  lat.  ling.  s.  75; 

man  schälete  die  linden 

und  schriebe,  was  man  wolt',  in  die  gewichsten  rinden 

mit  grosser  müh'  und  kost.       Fleming  125  Lappenberg; 

wie  er  die  damen  ansichtig  wird,  fällt  ihm  der  hut,  und 
indem  der  gerettet  werden  soll,  der  stock;  auf  einem 
gewixsten  fuszboden,  wäre  er  wohl  selbst  hinten  drein 
gefallen,  mangel  an  gleichgewicht  war  hinlänglich  da. 
Lichtenberg  (Vorschlag  zu  einem  orbis  pictiis  . . .)  verm. 
sehr.  4,  155;  gewichste  flügel,  federn,  alae,  pennae  ceratae 
Aler  936». 

b)  (die  Juden)  toten  om  (dem  müller)  fünf  kinder  berme- 
lichin  und  vingen  ir  blut  inn  gewichste  secke  und  ander 
gefesze.  Joh,  Rothe  düringische  chron.  (471)  Liliencron 
s.  388;  und  das  bewerte  sü  domitte,  das  sü  ein  gewihsset 
hemede  ane  det  und  domit  ging  in  ein  für  und  bleip 
unversert   in    dem   füre.    Königshofen   Straszb.  chron. 


5709 


GEWICHT  I  (geweih) 


GEWICHT  I  (gewcfli) 


5710 


(d.  tiädlechron.  8,  4i«):  gewichitei  tocb,  Ms  a/ra  iUota 
teuUch.  lat.  toörterbüehlrin  (1718)  101;  sonttei)  lintte  tioh 
der  kHniK  in  Frunckrcich  ^egen  dieien  ambMsadeur  «ehr 
hart  hierüber  beschweret,  daax  die  Engl,  etliche  todte  oArper 
in  eine  gewiohsete  Icinwad  zuiammen  gerollet.  PnAToniiH 
iodiakus  mereurialü  (1667)  98;  gewichste  leinwand  ».  wachh- 
IcinwKiui  CiiOMRL  4,  lOM;  ich  versetzte,  er  solio  mir  nur 
die  erlaubnisz  geben ,  so  getraute  ich  mich  bis  hinaus 
auf  dio  wiesen  zu  fliegen,  wenn  irh  mir  ein  paar  flUgel 
von  feiner  gowichs'ter  leinwand  machen  wollte.  Göthb 
(Benvinutn  CeUini  a,  11)  M,  897. 

S)  da*  partieip  in  den  tngertn  vtneendungen ,  di«  »ieh 
on  wichse,  wichsen  tntmekelt  hoben. 

a)  gewichset  oder  gewächset  oder  gcsohmieret  lederne 
schuhe,  mixed  leather-thoe»  teutschengl.  vfb. 9, 778 (<fa neben 
faden,  leinwand  ebendort  nur  die  form  gewachst  ongeaeixt 
tat,  ergieht  »ich  für  gowlchHt  aue  dieeer  Verbindung  bereit» 
ein  hedmtitngtntnteiurhird  gegen  gewtcbst);  und  den  anzug 
nach  unten  vollendeten  ein  paar  schuhe  von  gewichstem 
kalbleder.  Jon.  Goi  r\v.  Müi.i.Kit  Siegfried  von  Lindenberg 
106;  bei  uns  zu  lande  giebt'n  keinen  noch  so  sohttbigen 
lumpen,  der  nicht . . .  dasselbe  lied  von  seinen  adeligen  vor- 
fahren zu  singen  wisse,  und  noch  mit  seinem  angebomcn 
Wappen  das  conto  für  gewichste  stiefeln  siegelte.  Gaudy 
(aiM  dem  tagebuche  eine»  trandemden  achneidergeeeUen)  1, 101 
Müller;  das  knarren  seiner  wohlgewichsten  sliefel  sagte 
einstweilen,  ehe  es  die  ballgäste  thaten :  ei,  da  ist  er  ja! 
da  ist  er  ja!  Otto  Ludwio  (zmaehen  himmelu.  erde)  1,180; 
▼on  einem  derselben  (der  eon-idore)  blickte  ich  in  ein 
kleines  gärtchen,  wo  ich  Napoleon  cn  migniature  auf- 
gestellt sah,  mit  gewichsten  stiefeln  und  hUtchen. 
Fn.  Heddei.  tagelnlcher  (ll.  6.  18U)  9,  898  Werner. 

b)  an  beiden  obren  die  schneidigen  lockensechsor  hQbsch 
glatt  gewichst.  RosROciRn  idyllen  {tur  \ceihnaeht»teif); 
(der)  durch  ein  krampfhaftes  drehen  des  wohlgewichsten 
Schnurrbarts  . . .  innere  bewegung  verriet.  FniKnn.  Halm 
(die  mariipanliese)  4,  19  Schlo-iaar. 

8)  der  übertragene  gebrauch  vgl.  een  gewikste  vent 
SciiUERMANS  155»;  gewickst,  knap.  achrander,  uitgealapen 
J.  VfiNKi.KH  friea.  tri.  l,  4Ö6»;  gowixt,  er  ist  ein  gewixter, 
quem  uaua  emdivit;  »eitui;  fallaciarum  ariifex;  doctua. 
G.  Tu.  Serz  teutaehe  idiofiamen  u*;  gewickst,  gewandt, 
'n  gewickster  mensch  C.  Clin.  L.  Schmidt  Weatertcäld. 
idiot.  a.  888  (erinnert  an  ofwickse,  sich  prächtig  heraus- 
putzen, jemand  aufs  ohr  hauen);  gewixt  und  gewUrfelt 
bedeuten  beide  fast  einerlei:  gewandt,  veraatilia,  rerau- 
it*a  W.  F.  H.  Reinvvai.d  Henneterg.  idiot.  9,  61  (atellt  gc- 
wixt  efi/mologiach  tu  flx  und  witz);  er  war,  was  man  in 
Deutsctiland  einen  gewichsten  jungen  mann  zu  nennen 
pflegt,  ein  stutzer;  er  hatte  blonde  in  dio  höhe  strebende 
haare  .  .  .  niedere  stlme  .  .  .  über  dem  mund  hing  ein 
stutzbärtchon,  dessen  enden  hinaufgcwirbelt  waren  .  .  . 
seine  kleidung  wie  seine  sitten  schien  er  von  verschie- 
denen nationen  entlehnt  zu  haben.  W.  Hauff  memoiren 
de»  Satan  1.  teil  18.  cap.;  geschniegelt  und  gewichst,  vom 
wollenen  zopfband  und  den  gepuderten  ohrlocken  bis  zur 
breiten  kamaschenzunge  auf  den  stnmpfschuhen,  hielten 
sich  alle  puppenartig  steif,  im  damaligen  stil  der  reichs- 
armee.  Heinrich  Koknio  die  elubiaten  in  3faint  i.  106; 
da  hatten  wir  vor  nicht  langer  zeit  einen  freiwilligen, 
der  hiesz  Laufer;  er  hatte  was  gelernt  und  hätte  es  viel- 
leicht zum  Offizier  bringen  können,  denn  es  war  ein  ge 
wichster  kerl,  der  einem  was  weis  machen  konnte;  doch 
trieb  er  gar  zu  viel  unsinn.  HackiJvnder  daa  aoldaten- 
leben  im  frieden,  nach  Kura,  geach.  d.  litt  4',  758*;  von 
dem  früheren  gewichsten,  frischen  und  muntern  wesen 
war  wenig  mehr  bei  ihm  zu  linden.  J.  Gotthki.f  Hana 
loggeli  (volk.oachr.  Zürich  1893);  aua  diesen  belegen  ergeben 
aieh  nceierlei  richtttngen  dea  übertragenen  gebraiteha:  die 
eine  tielt  %cie  gerieben,  gewürfelt  «. «.  at{f  daa  glatte,  ab- 
geaehliffene,  vgl.  gewixt  für  fein,  pfiffig  Castelli  l.'iO;  die 
ander«  sielt  in  anlehnung  an  geschniegelt  und  gebügelt 
auf  daa  blanke,  itaubere,  vgl.  daa  atudentiache  aub.ot.  wichs. 
beide  richfungen  laaaen  .<tich  ungexicttngen  ai^/"  wichsen  (mit 
wachs,  wichse  blank  reiben)  turüd^ühren. 

GEWICHT  I,  n.,  nebet\form  n«  geweih  a.  ap.  6483/: 
l)  die  belege  für  dieae  mit  dem  tat$ffir  gebildete  form 
»etsen  apäter  ein  cUa  die  auf  geweih  hinleitenden  teugniaae. 


tie  fallen  erat  in  da»  muU  da»  t$.jükrk.  äi*  äUeatm  mugnimt 
weiaen  an  den  Rhein  und  aunr  im  im$$n  aildlieh*  gMtt$i 
Elaaat,  Vfuh  im«/  1  testen ;  ihnen  »Mitnen  aieh  «dUMNi« 
und  für  den  anfing  itt  t»,jakrh,  mm*  Atafttmrf/ir  hdaf 
an.  die  bagriMk-Mmr.  «Mmiartoi  humm  mm  4i$  di- 
minuHvform  gswiehUl  («.  d.),  dit  0itk  m^f  dm  nUtdt 
beaehränkt.  wahrmd  fMrieht  mur  mm  kinth  ftbrmmtki  ML 

a)  im  inlaut  itt  dar  hmrm  MiWMXMl  mmr  Wn  VMtrmit- 
grund  gegen  di»  arUämmg  dm  tuttimtäm  MM  fewlge. 
aber  er  läatt  doeh  dt$  »titititmf  mu  fewtfMl.  dar  alben  aua 
innem  grümdam  dar  lovmtg  gagtbm  wmrda,  auch  formell 
ala  nOMtr  Utgamd  «tmMimii.  dar  pMtarml  tat  eereinsrlt. 
ebenao  wm  bat  gewicht  H  (pomdtu)  mii  f  witdmrgtfttm, 
doch  ohn*  daaa  daditreh  ein  varaMmutmut  gakmumtlekmtt 
urrden  aoU:  gewigte  nabam  birs«bgeweih  bei  EnA»uvm 
Francibci  luat.  aekambOkm*  9, 198. 

b)  den  attalaut  bildet  dar  dental;  apätar  immekt  mak  mttk 
hier  wM  bei  gewicht  II  die  anmlogia  dar  mmdarm  mtutrm 
mit  dem  prt^fix  ge  geltend:  gewifte  Eracmvs  FllAllciect: 
gewichte  bei  Gryphius,  Ribdinobr,  abemso  DAbbl  l,  17^; 
CnoMEi.  4,  1060.  eingebürgert  kmbam  »iek  diem  formm 
jedoch  nicht. 

e)  der  plural  tat  i^erdeutaek  im  der  anteilerung  mit  t 
belegt:  gewichter,  gewichtem;  am  atMa  dat  mettiruwta.  dm» 
durehaua  überwiegt,  teill  Heyn  ATX  »im  wmaeulinum  be- 
obachtet haben. 

8)  die  litterariaeham  bd»g»  isffM  di»  Utakrdmkttmg  a\^f 
den  hirach  noch  in  at/Irkerem  gnde  ala  ai»  »i»m  M  feweili 
feafgetitellt  teurde:  da  sihet  nun  Pauilus  hinftber  ia  der 
rittcr  losament,  einen  schlafTcndt  unter  dem  feofter 
liegen  . . .  doch  der  geist  Mephoetophiles  . . .  zauberte  jhm 
also  . . .  ligend ,  ein  hirschgewicht  uff  den  kopff.  als  er 
nun  erwachte  . . .  kondte  er  mit  seinem  hirschgewicht 
weder  hinder  sich ,  noch  fQr  sich,  volkabueh  vom  doetor 
Fauat  (neudr.  7)  «.7«; 

da  hut  ein  hirschkopff,  md  mwichl. 
und  (antz  nicht  ein  moMcbUcn  gwidit 

IsAAC  GiLHL'sitis  frowuaaltea  (t6«7)  9,  8) «.  n 

ach  hett  ich  jetzt  in  meiner  ficht, 

gleich  eioem  lürach  ein  itarck  gewicht, 

mit  macht  wolt  ich«  in  dein  herts  atoMa, 

dass  du  verfUbrat  klein  und  froasn.      (8,  9)  «.  M. 

mit  wolffbären  und  hirschh&uten,  daran  theils  noch  die 
gewichter  oder  gehOm  waren,  gezieret,  welches  fSrchter- 
lieber  war  anzusehen.  Moschbroscii  Philander  r.  SitU- 
tMid  (9,  1)680;  voll  hlrsch- gewicht  and  anderer  thiere 
gehOms  an  den  wänden  (9,  i)  a.  604;  denn  sie  hatten  jhn 
(den  hut)  zum  Schauspiel  in  den  saal  an  ein  hirsch- 
gewicht hencken  lassen  (9,  l)  «.  697 ;  hirschgewicht  auek 
bei  Tabernabmontanus  kräuterbuck  1197;  (page)  . . .  dasz 
er  das  jägerhom  von  seinem  halse  riesz.  und  mit  dem- 
selben nach  dem  hirschen  warff.  (Camilla:)  damit  wird 
er  ihm  zweilTels  ohn  das  gewichte  in  stQckcn  sereebniisseo 
haben.  Gryphius  horribilieribrifar  (9.  auft.)  a.  85  m»mdr.; 
weil  er  lange  mit  den  lippischen  sitten  za  ktmpffea 
hat,  dann  diese  kan  man  nicht  so  leichtlich  ablefen,  wie 
die  schlangen  ihre  hftute,  die  krebe  ihre  edtaÜBn,  die 
hirsche  ihre  gewichter.  Grimmelshaobbh  i 
Simplie.  (8,  9  reiaebeaehreib.  nach  d, 
irr/0  8  (1718),  683;  wiewol  derselbige 
auch  von  dem  hohen  gewigte  ihres  kopA  henAhieU, 
welches  die  gestalt  etlicher  zweige  von  den  eichenblumen 
hllte :  unter  solchen  hAmem.  wären  zwei,  welche  grfttzer 
denn  das  dritte,  und  eben  an  dem  ort  steckten,  da  das 
hirschgeweih  zu  sitzen  pflegt.  Era8mi-8  Praxcisci  Ittaf, 
aehatibühne  9.  198;  da  erblickte  er  unversehens  einen 
Jäger,  welcher  einem  hirschen  nachsetzt,  der  mit  rück- 
lingsgeworffenem  gewigte  vor  ihm.  and  seinem  birsch-rohr, 
flöhe,  höll.  Proteu»  SM;  ein  flQchtiger  birsch  mit  seinen 
gewichtem  howto  mipter  (Äugakttrg  iTOl)  nmek  Birurobr 
achteäb.  Attgab.  tak.  198^;  anao  mM  babea  ibro  eborf. 
durohl.  za  Trier  Vnne,  LadoTieos  diaen  biraeb,  deeeen 
gewichte  in  der  höbe  3V't  schob  and  M  «ttdefaihabl... 
selbst  gepürschet.    inaehr^ft  ttmier  «im*r  radtarmmg    Rie- 

DINOBRS; 

aocb  einen  schlanken  sah  ich.  der  aaf  dem  haapt  zum  achmack 

Mwichte  tnif,  die  einaal  er  ab  nur  leci'  im  jabr. 

ROCKBRT  (87  iialawi)  U.  605  (an». :  der  kiradt;  gewidite. 
geweiM). 


5711 


GEWICHT  II  (pondus) 


8)  in  den  Wörterbüchern  taucht  die  nebenform  spät  auf, 
zuerst  in  einer  gegend,  der  sie  landschaftlich  zusteht,  hold 
ioird  sie  aber  auch  dort  gegen  die  hauptform  abgewogen 
und  später  als  veraltet  abgelehnt,  für  das  thatsächliche 
fortleben  darf  die  Zähigkeit,  mit  der  die  Wörterbücher  der 
Jägersprache  unsere  form  hegen  und  pflegen,  kaum  als 
zetignis  gelten ;  eher  noch  die  buchung  in  den  mundartlichen 
Wörterverzeichnissen,  die  sich  aber  anscheinend  auch  mehr 
auf  alte  Überlieferung  stützen,  bei  Lenz  vgl.  wb.  des 
Handschuhsheimer  dialects  28*  ist  nur  die  form  kewei  als 
lebendig  festgestellt. 

a)  charakteristisch  ist  die  dar  Stellung  bei  DuEZ,  der  als 
erster  von  unserer  form  notiz  nimmt,  in  seiner  nova  no- 
menclatura  (1652)  gebraucht  er  die  form  gewicht  als  nor- 
mMlform:  la  teste  de  dix  cors,  ein  gewicht  von  zehen 
enden  s.  189;  la  teste,  le  bois,  la  rameure,  das  gewicht 
ebenda;  teste  fourchie,  gablicht  gehörn  oder  gewicht,  da- 
gegen wird  im  ivörterbuch  von  1664  gewei  vorangestellt 
und  unter  gewicht  eines  hirsches  (s.  199*)  einfach  auf  das 
erste  vericiesen.  dazu  vgl.  gewicht  der  hirsch,  cornua 
cervorum  Aler  936*;  geweih  sagt  man  auch  vom  gehörne 
des  hirschen,  welches  noch  einige  als  gewicht  aussprechen, 
wovon  es  scheint  den  namen  zu  haben  Frisch  2,  445". 
der  gewicht  für  das  geweih  ist  veraltet.  Heynatz  2,  55; 
vgl.  auch  Hilpert  2,  l,  464^. 

b)  geweihe ,  geweyhe ,  oder  gehörne ,  ingl.  gewichte, 
nennet  man  nach  der  jäger- spräche  die  hörner  des 
hirsches.  Chomel  4,  1046 ;  gehörn,  gewicht,  geweihe,  ge- 
stänge;  auf  diese  verschiedene  art  werden  des  hirsches 
hörner  benennet.  Heppe  wohlredender  jäger  s.  149;  der 
hirsch  hat  auf  dem  köpfe  ein  gehörn,  heiszt  auch  ein 
geweihe,  oder  auch  ein  gewichte.  Döbel  neueröffn.  jäger- 
practica  1  (1783),  17";  gewicht  sagt  man  auch  für  geweih. 
H.  Laube  jagdbrevier  258. 

c)  gewicht,  n.,  hirschgeweih,  {in  der  mehrzahV)  gewichter 
Stalder  2,  446;  gewicht,  n.,  die  ältere,  auch  in  Hessen 
üblich  gewesene,  theilweise  (am  Knüll)  noch  immer  üb- 
liche form  des  neuen  Wortes  geweih.  Vilmar  idiot.  von 
Kurhessen  452.  das  gewicht  =  geweih  Himmelstoss  aus 
dem  bayr.  wald  {Bayerns  mundarten  l)  255. 

GEWICHT  II,  n.  Verbalsubstantiv  zu  wegen  (wiegen,  s.  d.), 
(heilt  sich  mit  dem  lehnwort  pfund  in  die  Verwendungen, 
die  das  lateinische  pondus  umfaszt.  letztere  sind :  die  sach- 
bedeutung  eines  wägemaaszes,  die  sachbedeutung  einer  ab- 
gewogenen masse  und  der  eigenschaftsbegriff  der  mesz-  und 
wägbaren  schwere,  pfund  hat  die  beiden  sachbedeutungen 
überkommen,  aber  als  ein  engerer  begriff  im  gegensatz  zu 
dem  umfassenderen  lateinischen  vorbild  (pondus).  gewicht 
bleibt  ein  weiter  umfassender  begriff,  aber  es  hat  die  sach- 
bedeutung der  abgewogenen  masse  abgestreift;  ihm  ver- 
bleiben hauptsächlich  die  sachbedeutung  des  wägemaaszes 
und  der  eigenschaftsbegriff  der  schwere,  die  vor  allem  durch 
die  mannigfaltigkeit  der  übertragenen  Verwendungen  ein- 
gehende beachtung  fordern. 

l)  Vorgeschichte,  erstes  auftreten,  bedeutungsumfang, 
Statistik,  formen. 

a)  unter  den  Substantivbildungen  gleichen  stammes  ist 
die  ableitung  mit  dem  i-suffix  auf  detitschem  boden  ver- 
hältnismäszig  spät  belegt  {zu  der  mittelniederdeutschen 
form  wacht  vgl.  teil  13  sp.  172),  sie  tritt  erst  bei  den  nach- 
züglern  des  minnesanges  zu  tage  und  findet  in  der  geistlichen 
litteratur  des  13.  jahrh.  und  in  der  geschäftssprache  des 
li.jahrh.  die  erste  pflege,  vgl.  mhd.  wb.  3,  641*,  Lexer  1,  990; 
nachtr.  209 ;  auszerhalb  des  engeren  deutschen  gebietes  fallen 
die  Zeugnisse  viel  früher,  vgl.  angels.  gewiht,  gewyht,  ge- 
wichte Boswortii-Toller  467*^.;  mittelniederl.  gewichte 
Verwijs-Verdam  2,  1906;  altnord.  vaett  Fritzner  ordbog 
8,  98l'> ;  dazu  vgl.  englisch  weight,  vgl.  niederl.  gewigt  (ge- 
wigt, wigt  Terwen  etymolog.  handwb.  der  nederduitsche 
taal  959,  vgl.  auch  Frangk  292);  friesisch  gewicht,  gewigt 
(J.  Winkler /riescÄ  woordenboek  l,  455*;  ten  Doornkaat 
KooLMAN  1,  625*).  dem  gegenüber  wird  der  alt-  und  mittel- 
hochdeutsche gebrauch,  soweit  er  litterarisch  bezeugt  ist, 
von  andern  bildungen  gleichen  stammes  beherrscht,  die 
namentlich  auch  für  die  übertragenen  vertoendungen  belege 
stellen,  wenn  schon  bei  der  sinnlichen  ver%oendung  dieser 
aubstantiva  im  dienste  des  handeis  und  Verkehrs  mit  dem 
einfiuaz  römischer  kultur  gerechnet  werden  muaz,  so  ist  für 


GEWICHT  II  (1,  a,  Vorgeschichte)         5712 

die  übertragenen  Verwendungen  in  jedem  falle  das  latei- 
nische Vorbild  nachzuweisen,  selbständiger  stehen  hier  die 
tropen,  die  an  das  verbum  anknüpfen  und  die  in  formel- 
hafter Wiederholung  die  ältere  spräche  so  breit  durchziehen, 
vgl.  daz  tir  nicht  ne  wege,  ne  putes  injuriam  Notker 
Boethius  u.  a.  s.  Graff  1,  656  {vgl.  jedoch  auch  das  lat. 
moveri) ;  an  im  wac  vür  der  minnen  16t  Wolfram  u.  a. 
s.  mhd.  wb.  3,  627  jf. 

a)  in  erster  linie  kommen  ztvei  Substantivbildungen  in 
betracht,  die  sich  an  die  form  des  Präteritums  anschlieszen : 
wage  und  gewaege. 

l))  das  fem.  wage  {s.  teil  13  sp.  Sie  ff.)  weist  in  der  älteren 
spräche  einen  viel  weiteren  bedeutungsumfang  auf  als  iii 
der  neueren,  vgl.  althochd.  waga  Graff  l,  664,  mittelhochd. 
wage  mittelh.  wb.  3,  646 j^.  abgesehen  davon,  dasz  waga 
von  vornherein  auf  Vorstellungen,  die  mit  wägen  und  mit 
gewicht  zusammenhängen,  nicht  beschränkt  ist,  dient  es 
innerhalb  dieses  rahmens  nicht  blosz  den  begriffen  libra, 
libratio,  trutina,  lanx,  die  das  zum  wägen  nothivendige  geräth 
kennzeichnen,  sondern  auch  der  bedeutung  pondus,  stater, 
perpendiculum ,  die  heute  durch  gewicht  U7id  andere  bil- 
dungen gedeckt  werden,  auch  ansätze  zu  übertragener  Ver- 
wendung begegnen  hier  früh,  und  die  Verbindungen,  in  denen 
gewicht  belegt  ist,  sind  meist  vorher  schon  für  wage  nach- 
gewiesen.  einer  der  beliebtesten  tropen  jedoch,  der  sich  an 
lat.  Vorbild  anlehnt,  geht  von  der  bildung  wagi  aus:  mit  tero 
wägi  dinero  redo,  pondere  Notker  Boethius  s.  Graff  l,  665. 

2))  e7iger  gezogen  scheint  der  bedeutungsumfang  für  die 
entsprechenden  formen  mit  dem  präßx,  vgl.  gawagi,  stater, 
talentum  Graff  l,  665;  gewaege,  gewege  mhd.  wb.  3,  647*; 
gewaege  oben  sp.  4749^.  die  von  Sciimeller  2*,  869  aus 
der  bayr.  mundart  beigebrachte  redensart  es  hats  gwag 
hinüber  deutet  allerdings  auf  eine  umfassendere  Vorstellung 
und  auf  die  function  eines  nomen  actionis;  die  litterari- 
schen belege  dagegen  beschränken  sich  von  anfang  an  auf 
die  sachbedeutung  im  sinne  von  pondus ,  pfund ,  die  sich 
in  zwei  richtungen  gabelt,  je  nachdem  das  gewaege  als 
maasz  oder  an  stelle  der  münze  dient,  eine  übertragene 
Verwendung  setzt  erst  in  der  geistlichen  prosa  des  aus- 
gehenden mittelalters  ein  und  wird  von  den  entsprechenden 
Verwendungen  der  form  gewicht  durchkreuzt,  in  der  sinn- 
lichen bedeutung  reicht  gewaege ,  gewege  Tfiit  einzelnen 
belegen  bis  ins  n.  jahrh. 

ß)  die  anlehnung  an  den  präsensstamm,  soweit  nicht 
Zeugnisse  für  die  form  gewege  heranzuziehen  sind  {vgl. 
oben  sp.  4750^.;  vgl.  gewege  II  sp.  5394),  bleibt  auszerhalb 
der  ableitungen  mit  dem  t-sufßx  vereinzelt: 

8wer  einhalj)  ein  marc 
wiget  gein  einem  salin, 
das  muog  vil  ungeliche  sin 
ir  beider  gewige. 

Heinr.  V.  D.  TÜRLiN  kröne  2920  Scholl; 

swas  öch  der  marggrafe  von  Baden  den  burgern  von 
Strasburg  untze  bar  schaden  getan  het,  vur  den  schaden 
allen  sol  er  in  geben,  ahtzig  und  hundert  marg  silbers 
luters  und  lötiges  des  gewiges  von  Strajburg  zu  disen 
zilen.  urk.  v.  1276  bei  Wencker  collecta  59;  eg  ist  auch 
ze  wiggen,  wer  ainen  ungerechten  ellenstab  bat  oder 
ungerechtz  gewige  . .  .  ez  sei  eisenwag ,  plechwag  oder 
chupferwag  .  . .  der  ist  cbomen  umb  50  ü  Ferner,  rechts- 
buch von  Brixen  (1379)  österr.  weisth.  5,  390;  nimm  der 
gütun  mirrun  6  phennige  gewich  .  .  .  und  pulvere  eg 
sunderliche.  s.  Pfeiffer,  arzneibücher  aus  d.  12.  u.  13.  jahrh. 
{Wiener  sitz.-ber.  42,  119).  du  solt  nemen  ein  gewich 
carioffiles  (42,  12l);  nim  alten  swinissmerwes  €nir  unze 
gewic  .  .  .  des  oles  .  .  .  zwo  unze  gewic  (42,  126);  auf  apo- 
kope  des  dentals  loeist:  geinerleie  waige  noch  gewich  haben. 
Kölner  Verordnung  von  1430  Stein  2,  266. 

;')  aus  den  litterarischen  Zeugnissen  für  die  formen  des 
compositum^,  soiceit  sie  der  form  gewicht  vorhergehen, 
ergiebt  sich  eine  bemerkenswerthe  einschränkung  auf  ver- 
toendungen, die  mit  dem  wägeverfahren  zusammenhängen, 
die  allgemeinere  bedeutung  einer  Jiebelioirkung  und  die  noch 
umfassendere  einer  bewegung  überhaupt  sind  an  dem  grund- 
wort  wage  beobachtet,  kommen  dort  jedoch  nicht  mehr  voll 
zum  ausdruck.  die  belege  beziehen  sich  fast  ausschlieszlich 
auf  den  tauschverkehr  im  handel  und  auf  das  münzwesen. 
für  die  function  eines  nomen  actionis  ist  hier  icenig  spiel- 


5713         GEWICHT  II  (i,  b,  lÜte$te  belege) 

räum,  im  Vordergrund  aUht  du  »aehbedeutung,  bei  der  aU 
hauptbegriffe  tu  unleraeheiden  nnd:  die  vage  mit  der  teag- 
echale  (libra,  lanx) ;  die  laat,  die  in  die  vageehale  ah  hebet 
oder  wägemaatM  eingelegt  wird  (pondai,  staUr),  dritten» 
der  körper  oder  gegenatand,  der  durch  den  A«M  gehoben, 
durch  da»  wägemaan  gewogen  wird  (peniam).  die  latei- 
uiseJte  apraehe  kann,  tne  teAon  bemerkt,  fOir  die  beiden 
Uttten  begriffe  in  gleicher  weiae  pondut  «intreten  laaaen; 
die  ältere  deutsche  apraehe  —  ohne  eigentlich  an  die  entwich- 
lung  dea  lat.  libra  anauknüpfen  —  braucht  das  »übet,  wag« 
auch  für  alle  bedeuiungen  von  pondat. 

b)  in  den  eben  gekennaeiehneten  krei»  der  ver%eendungen 
dringt  au  ende  de»  18.  jahrh.  die  form  gewichte,  ge- 
wicht ein  —  ai\fUnglieh  mit  be»ehränkting  a\{f  die  beiilrn 
letalen  bedeutungen  de»  wägewuuae»  und  der  gewogenen  laat. 
man  dar/  anaeheinend  niederdetUaehen  »it\fiu»»  d^für  an- 
nehmen, der  aich  auf  mitteldeuiachem  boden  auastpielt; 
(/('/in  die  meisten  üUrren  belege  xcriaen  dorthin,  ao  au»  dem 
mitteldetitachen  gedieht  erloesung  und  der  mitteldeu fachen 
bearbeitung  dea  aehachzabelbuchea,  die  belege  aua  Heinkicii 
VON  Mrissrn,  dem  rechtabuch  nach  diatinet,  der  Hohen- 
furter  benediktinerregel  und  aua  der  reimchr.  von  Ganubrs- 
HEIM,  axiaterdem  iat  nur  auf  niederdeutaehem  boden  der 
bemerkenawerthe  gegetiaata  awieehen  dem  neuirum  gewichte 
und  dem  fem.  wicht  nachauwei»en,  der  un»  bei  den  formen 
(ff.  u.)  beachäjhyen  wird.  jedei\faU»  aber  i»t  da»  wort  in  der 
form  de»  neutruma  raach  in  oberdeutacha  denkmäler  vor- 
gedrungen, vgl.  die  xeugniaae  aua  der  Martitui  dea  Huoo 
V.  Lanoenstein  und  dem  Baaler  urkundenbueh,  ».  u. 

die  ältesten  belege  fuhren  da»  »ubatantiv  im  rahmen 
eines  ausgeführten  bilde»  ein;  die  an  den  thatsächlirhen 
gebrauch  der  wage  anknüpfenden  Zeugnisse  sind  jünger: 
a)  die  grtmdbedeutung  im  dienste  dea  täglichen  lebens. 
1))  gewicht  als  wägemaasz:  ir  sult  rehte  w&ge  haben 
unde  rehte  mftze  unde  reht  gowihto:  sd  wirt  in  got 
wogende  mit  der  rchtcn  wAgo  Beiithold  v.  RsoENSBunu 
1,  148  {in  der  Heidelberger  handschr.  von  1870  überliefert); 
dhat  gewichte  unde  dhat  gelode  van  silverc  undo  van 
anderemine  gode,  da[t]  man  weget  appe  dhcre  schalen, 
dhat  schal  men  gclic  haldcn  unde  recht,  dhat  cap  aal 
behalden  an  dhere  wichte  {zxir  abgrentung  dea  netttruma 
gewicht  vom  fem.  wicht  a.  u.)  8  punt  Livisch.  urk.  Jaros- 
Uuca  von  Nowgorod  12C9.  im  Hansischen  urk.-buche  l,  835; 
die  wcchssler  .  .  .  sind  schuldig  ze  wechsslen  und  wag 
und  gewicht  der  wagen  zo  haben,  sust  soll  kein  anderer 
wechsscl  triben  noch  wag  und  gewicht  haben  inn  der 
statt  Basel,  dann  allein  goldschmid  .  .  .  welicher  aber  da- 
wider tette  und  wechssei  tribe,  und  wer  sich  dess  ge- 
wichls  underzuge,  der  verbessert  dru  pfund.  Verordnung 
ron  1889  Basler  urkundenbueh  8,866;  der  goltsmcd,  noch 
der  Silberbornes,  suUen  keinerlei  gewichte  haben  denne 
einerlei,  so  daz  si  an  eime  inncmen  unde  an  deme  an- 
dern weddcr  uszgeben.  wer  des  oberkomen  wurde ,  der 
hette  falsch  unde  dube  begangen,  reehtab.  nacJi  diatinet. 
buch  6  cap.  10  Orti.opp; 

vor  dem  kunge  ein  vende  stat 

der  alsulicho  Torino  hat 

uf  disoin  Schach  arovilde: 

he  trug  in  monschin  bilde 

ein  ^wichto  mit  der  wo^ 

in  sinir  rechtin  hond  ze  phlon. 

wUtteld.  echachbttch  dea  ftfarrert  tum  Hechte ; 
t.  d.  a.  17,  893; 
(bei  Jacobus  de  Cessolis:  habetis  in  manu  dextra  libram 
cum  pondere;  M  Amuenhausen  :  und  sol  in  slner  rehten 
hant  ein  w&ge  h&n.  achachxabdbuch  18070  VMar); 

er  {Xerxta\  hiesz  doch,  daz  des  mitMn  list 
von  stner  l6r  des  waer  erroant 
and  ime  tnit  in  die  rehten  haut 
ein  wAf,  dar  inne  daz  ^wiht.  {reim  avf  niht). 
Hkinricii  von  Bbrinobn  »chaehgedicht  6878 
Zimmermann; 
den  schal  men  ene  wachlschalen 
in  siner  vorderen  vingor  malen 
dar  inne  schal  wcscn  like  wichte 
dar  hc  de  lüde  mcde  berichte. 

Meister  Stkpuan  aekaehbveh  8401  SehiUer. 

S))  gewicht  für  die  gewogene  laat: 

rodes  goldes  nam  he  ein  grot  («wichte, 
unde  \or  eines  foltsmedes  angesichte 
leit  ho  ein  schone  halsrolt  daraf  maken. 

Eberhards  reimatron.  v.  Oandcrfheim  1189 
Weüand.    ähtüich  eriöeung  3884,  t.  m. 


GEWICHT  U  (t. «,  bedeutungeumfang)     57 1 4 

ß)  b«i  dar  trtfisehen  vtntendung  herradä  di*  Mrttal- 
lung  die  wUgna^uame  ver,  aotatit  meh  di»  hadmhamg  nach 
dieeor  eaUe  üterktmfpt  a^iwieen  läati.  fk-emimrUge  btUge 
für  d»n  begriff  dw  tAgewogtMn  Uut  etaUt  He  Beie^furtar 
benadietinrnregil,  di»  da»  lateini»eh»  pMisom  im  üter- 
iragenem  »inn«  «ii^aeh  wtU  gewicht  m«d«rgi«btt 

0)  da  von  ir  tmogm  groMa  nit 

dez  tie'  IIa  Inirnre 
den  was  ir  IcUb  tware; 
waa  tio  erkaadea  gotu  niht. 
ir  iot  waa  valseh  und  ir  nwibt: 
•rbemde  ist  iazin  and  ftbin, 
das  sont  ir  marksn  rsbw  «bin. 

Huoov.  LAMOBI«STBiNirafMMM»jrsltcr«.M{ 

sO  sol  dss  wintscBchs  pAml 

die  wsf«  riblso  io  dw  niotsa, 

daz  es  soi  von  rsbis  loben 

alles  bimelisokss  b«r, 

dos  der  nwnscbs  in  gewor 

stMsr  froudsn  bifbe. 

SOS  wil  leb  selbe  an  Üb« 

wesea  daz  gswicbl« 

daz  di«  wagen  ribi« 

fiz«r  dAfen  In  den  lud. 

erUettngton Bariaeh  {ßontähiU.  875  bOcbfswtbU); 

Owt  (not  nnd  Ire 
rlcheit,  (ewaot,  («steine,  golt.  daz  wirt  ein  kraac  («wiht« 
wider  dem  schätze,  der  An  alias  asd«  wart. 

IlBiNRirii  VON  Mstacu«  (IVoimilo»)  1$,  9 

>))  rnot  Tfinnt  varwigt  dsn  ssnlanasra, 

Bor  valseh'  ein  qointi  nibt  enwigt, 
da  wort,  nibt  werk,  z«  wa(«  ügi, 
pfucb,  der  rewiht  ist  (aazem  vrioat  oai 

der  alte  MaiflzxBa  1  («.  d.  Hagen  t,  04*); 

durch  da;  in  disen  tagin  sul  wir  ettewaj  xQ  irblUn  xft 
unsirme  gewonllchin  gewichte  (jtenaum)  anair*  dinistis. 
daj  ist  aunderllche  gebeit  inde  tempemisse  der  Ilpnar. 
Hohenfurter  Benedietinerregd  4»  Scherer  {a.f.  d.  a.  M.  ttl). 
ebento  M  {ja.  868). 

c)  im  Übergang  zur  neuhoehdeutechen  periode  und  inner- 
halb der  neueren  spräche  erweitert  »ich  der  bedeutungeuwu- 
fang  von  gewicht  in  mehrfacher  riehtung. 

a)  bei  einigen  Zeugnissen  wird  der  breite  umfang  bloaz 
gelegt,  der  dem  aubatantiv  von  der  grundbedeutung  de» 
verbum»  aua  zusteht:  gewicht,  n.,  Wellenschlag  auf  dem 
Rhein.  Kehkein  volksapr.  in  Naaaau  163.  t-^^  wacht  teil  18, 
ap.  178.  in  anderer  bexiehung  gehört  in  diesen  zttaammenhang 
vielleicht  ein  eigenartiger  gebrauch  bei  Geiler  v.  Kaisers- 
bero:  S.  Elisabeth  hat  alle  menschen  nitt  änderst  heb- 
gehabt dann  in  got,  ja  auch  jre  natürlichen  kind,  wann 
do  ai  befand  in  jrem  hertzen  ain  gewicht  zä  jrem  kind, 
wie  dann  zA  andern ,  do  bat  ai  got  den  hermn  das  er 
ausz  jrem  hertzen  wölt  nemen  alle  natürlich  lieb  so  si 
het  zä  jren  kinden.  geistliehe  spinn  {%.  predigt) ;  die  natur 
gibt  dir  das  gewicht  in  dein  hertz,  das  ist  niht  ain  tod 
sUnd.  ebenda,  eine  dritte  »teile  i»t  anaeheinend  al»  ein 
veraueh  Geii.ers  at{fziifa»»en,  diesen  eigenartigen  gebrauch 
von  gewicht  an  die  aonst  gebräuchlichen  formen  ansu- 
lehnen :  also  die  seel  hatt  wol  krafft  sich  Ober  aich  aoff  za 
richten ,  si  hat  naiszwan  von  aigner  natur  ain  gewicht 
in  jr  das  si  über  sich  zeucht  in  das  von  dem  ai  geflossen 
ist,  aber  der  leim  unnd  die  kettin  weltlicher  liebe  laazt 
si  nitt.  ebenda  4.  predigt. 

ß)  der  begriff  der  hebelbewegung ,  der  beim  mittethoeh- 
deutschen  gebrauch  von  gewicht  gang  at^f  di«  enger«  b«- 
Ziehung  zur  wage  eingeschränkt  iat.  ttrrweigt  auk  «mt- 
aprechend  den  fortachritten  und  erfindungen  der  iethnik 
in  der  anwendung  at^f  maachinen  aller  art:  die  gewicht« 
an  der  uhr,  an  achleuderwuuchin«n,  an  muet-  und  arieit»- 
geräthen  {a.  u.). 

y)  in  der  engenn  >«ii«*iiiif  ai^  da»  wägmmftMrtn: 

1))  »ind  mannig/kek«  HUrpiffe  in  diefUr  dm»  »uUtamtim 
wage  »u»tandig«»  «antemdumgut  sm  ißtratidkmtm.  gewicht 
nimmt  hier  jedoeh  wtmigu'  «n  dem  «ermemdumgakiti»«  Uü, 
den  der  begriff  da»  g«r§a««  um  «ich  »ieht.  ed»  rnn  dew\jenigen. 
der  die  funetionen  eine»  nomms  aetiemi»  entwickelt. 

a))  deszglcichen  inn  dem  gewicht,  wegt  er  {der  kauf- 
mann)  achte  für  sehene,  gleich  wie  die  metzger  thun, 
die  verkaufTen  die  handt  und  den  daomen  aach  darmit. 
Geiler  von  Kaisbrsbbro  predigt  über  da»  narrenaehiff 
108;  ».  HÖNIOER  866  {bei  S.  Brant  a.  a.  o.  •  man  hclt  kein 
massen  and  gewicht);  wenn  man  schon  meinem  mann, 
dasz  das  gewicht  diesem  löawen  ein  fäler  bringe,   für- 


5715       GEWICHT  II  (i,c,  hedeutungsumfang) 

wirfTt  (der  goldschmied  hat  nicht  alles  anvertraute  gold 
auf  den  löiven  verwendet),  bin  ich  doch  daz  gewusz  wo 
von  nöten  könte  er  in  auch  wol  wägen.  Wetzel  ubers. 
d.  reise  der  söhne  Oiaffers  90  Fischer  und  Bolte; 

die  masz  kanstu  wol  also  sinnen, 
das  du  doran  mögst  ettwas  gwinnen. 
im  gwicht  bruchtü  din  hst  alltag, 
uff  das  du  gwinst  den  Überschlag.      ,  ^  ,    ,       . 
Valentin  Boltz  welUpiegel  1  {schwetz. 
schausp.  2, 144) ; 

liesz  ers  liegen,  nicht  dasz  sie  jhm  zu  heisz  waren  sonder, 
dasz  sie  etwas  am  gewicht  zu  schwer  wagen,  für  einen 
bruder  zu  ertragen.  Fischart  Gargantua  (20)  neudr.  235, 
anders  die  beispiele  in  2)  c)  «)  2)).  ^..,,   , 

i))  einzelne  Verbindungen,  denen  unser  spracJigeJuhi  den 
eigenschaftsbegriff  der  schwere  unterlegt,  wird  die  geschicht- 
liche betrachtung  auf  ein  nomen  actionis  zurückfuhren,  da 
die  Verbindungen  in  diesem  sinn  schon  bei  wage  nachzuiveisen 
sind    für  gewicht  entbehrt  die  ältere  litteratur  nach  beiden 
Seiten  der  belege;  das  erste  beispiel  gehört  der  Übersetzerprosa 
des  14  jh  an .-  1er,  schepfer  mich  di  Weisheit,  domit  du  ge- 
wogen hast  di  berg  und  auch  die  grünt  in  gleichem  gewiht 
und  domit  zu  dreien  vingern  gehengt  hast  dies  wenkait 
der  weld.  Johann  v.  Neumarkt  übers,  der  Pseudo- August, 
soliloquien  (28  librasti  in  pondere  montes  et  colles)  66  Sattler, 
vielleicht  liegt  auch  ein  gegensatz  der  auffassung  vor  %n: 
corperliche  ding  ...  gleicher  schwere,    so   einander  am 
gewicht  gleich  sind   (Ryff  vom  rechten  verstandt,   wag 
und  gewicht  B  2^)   gegenüber   von    dieweil    sie    nun    für 
sich   selbst  in  gleichem   gewicht    und   gleicher  schwere 
sindt.   ebenda  D  2»;   als   er  nun  auf   di  swelle  des  fürst- 
lichen palastes  getreten,  hat  er  zwo  weibes  personen  be- 
gegnet, di  haben  ihm  eine  lange  stange  gegeben,  wi  solche 
di  Seiltänzer  gebrauchen,  und  gesagt:  er  solte  solche  ja 
in  gleichem  gewichte  führen  lernen,  wann  er  nicht  von 
dem  smahlen  pfad,  in  den  abgrung  (!)  alles  unheils  fallen 
wolte.  Samuel  v.  Butschky  500  ..  .  reden  (229:  lehrged. 
vom  hofe-leben)  s.  151 ;   vgl.  vor  allem  die  Verdeutschungen 
von  aequilibrium,  aequamentum  u.  a.  {sp.  5722),  vgl.  gleich- 
gewicht,  im  gleichgewicht.     noch  deutlicher  sprechen  hier- 
für die  einschlägigen  vericendungen  des  einfachen  gewicht, 
das    hiebei    die    engste    anlehnung     an    gebrauchsformen 
von  wage    {vgl.  teil  13  sp.  mff)    zeigt:    {der  Grönländer) 
gebrauchet    sich   im   fahren  nur   eines   ruders,    so   auff 
beiden  selten  recht,    oder  pinnen  und  platte  schauffein 
hat,   mit  welchem    er    sich    im    gewichte  halten,    und 
wenn  er  wird   durch  stürm  umbgeworffen ,   bald  wieder 
auffkommen    kan.    Olearius   persian.   reisebeschreibung 
87» ;  oder  ob  sie  den  eierkorb  nicht  im  gewichte  gehalten, 
und  sie  davon  were  niedergezerret  worden.  Prätorius 
wündschelruthe  (1667)  276;  halteres.  . . .  spring  kugelen,  dar- 
mede    sick    de  Springer,  unde  de  up  der  linien  gähn  im 
gewicht  erholden.  Chyträus  momencl.  lat.  saa:;.''288;  unter 
dem  hauffen  war  ein  junger  gesell,  der  gieng  auff  hohen 
steltzen,   die  waren  eines  reichspies  hoch,  daran  er  ge- 
bunden war,  in  bänden  hielt  er  ein  stäblein  einer  elen 
lang,    damit   gaucklet   er  hin  und  wider,    auff  dasz  er 
meines  erachtens  im  gewicht  blieb.  Salomon  Sghweigger 
reiszbeschreibung  (I6O8)  77;  fasse  die  muszquet  mitten  im 
gewicht.  JoH.  Jag.  v.  Wallhausen  alphabetum  pro  tyrone 
pedestri  (1615)  12;  ebenso  15;  zum  fünfften,  wie  er  die  mus- 
quet  neben  der  gabel  in  der  lincken  band  allein,  wenn 
nur   die  musquet  weder  zu   hoch   noch   zu  niedrig  ligt, 
im  gewicht  halten,    und  die   rechte  band  frei  behalten 
soll  ...  {en  la  main  gauche    seule  en  contrepois,   quil  ne 
soit  trop  hault  ou  trop  bas).  die  drillkunst  (1664)  A  3*^ ; 

dann  halten  sie  die  flügel  still,  in  einem  hangenden  gewicht, 
und  scheuen  das  zerriszne  leere  mit  furcht  und  zittern,  bis  das 

paar 
der  eltem  dann  vor  ihnen  fliegt  .  .  .  {their  pinions  stül,  in  loop 

libration  stretch'd) 
Brockes  Thomsons  Jahreszeiten  {frühling)  83 ; 

des  abends,  in  dem  trtlben  himmel,  beginnen  feurig-rothe  streifen 
sich  auszubreiten  und  zu  häufen,  _ 

die  drehnde  wölken  zittern  fast,  in  einem  schwlndlichen  gewicht, 
sie  kennen,  annoch  zweifelnd,  nicht 

den  führen,  dem  sie  folgen  müssen  {the  reeling  clouds  stagger  with 
dizzy  pcdse).        ebenda  {winter)  445. 

c))  die  gleichen  Verbindungen  dienen  auch  übertragener 
Verwendung ; 


GEWICHT  11  (1,  c,  hedeufungsumfang)      5716 

da  laufft  der  flüsse  ström  zu  hauffen, 
und  wird  gar  wunderlich  gemengt, 
in  dem  er  im  gewichte  hengt, 
und  musz  in  em  gefässe  lauffen, 
so  stets  in  gleicher  wage  steht, 
und  nimmer  auf  die  seite  geht, 
disz  fasz  ist  der  Homerus  graben, 
so  mit  der  fluth  bedecket  bleibt, 
und  diesen  klosz  von  sammen  treibt, 
den  sie  zur  mutter  scheint  zu  haben. 

Hofmannswaldau  deutsche  iibers.  u.  ged.  (1679); 
der  sterbende  Socrates  135; 
man  findet  tausend  tausend  sachen 
die  in  der  wahrheits  vva<ro  gehn, 
und  da  kein  mensch  darlf  zweiffei  machen, 
dasz  sie  nicht  im  gewichte  stehn.    ebenda  76; 

du  tragest  auch  die  last,  wie  Atlas  seine  weit, 
an  eben  diesem  punct,  und  an  denselben  achsen; 
weil  fügend  und  verstand  sie  im  gewichte  hält, 
durch  welche  Brandenburg  zusammen  ist  gewachsen. 
Besser  {Churbrandenburgs  trost,  Friedrich  III.)  20 ; 

in  anderen  Zusammenhang  {s.  4)  weist:  mit  solchen  . . . 
nächtlichen  gestalten,  und  öfftern  traum-wercken,  betrügt 
annoch  die  alte  schlang  manchen  ohn  behutsamen  men- 
schen, worvon  es  kommt,  dasz  bei  vielen  der  träum  gleich- 
sam mit  der  heiligen  schrifft  in  gleichem  gewicht  ist. 
Abraham  a  Santa  Clara  Judas  der  ertz-schelm  (1687)  4. 
d))  unsicher  ist  die  deutung  des  folgenden :  solche  kühe 
seien  das  lustigste  metzgen;  sie  fielen  gut  ins  gewicht, 
hätten  zumeist  mehr  fett,  als  man  glaube.  Gotthelf 
Uli  der  pächter  26.  cap.  da  ins  gewicht  fallen  ttnter  den 
übertragenen  Verwendungen  eine  bemerkenswerthe  rolle  spielt 
{s.  unter  i),  liegt  es  nahe,  in  diesem  vereinzelten  beleg  den 
ausgangspunkt  für  den  tropus  zu  suchen,  freilich  loäre  nicht 
recht  klar,  worauf  gewicht  zielte,  auf  die  wagschale  oder 
einen  anderen  bestandteil  des  wägegeräths  oder  endlich  auf 
das  wägeverfahren  überhaupt,  daneben  ist  zu  beachten,  dasz 
für  die  tropische  formel  die  erklärung  auf  dem  baden  der 
übertragenen  Verwendung  nicht  ausgeschlossen  und  dasz 
für  den  gebrauch  bei  Gotthelf  noch  eine  andere  deutung 
möglich  ist  {vgl.  so  werde  er  im  ausmetzgen  desto  besser 
ausfallen.  Uli  der  pächter  cap.  8). 

2))  für  die  sachbedeutung  eines  wägemaaszes  ist  die  Vor- 
herrschaft von  gewicht  gegenüber  den  oben  belegten  con- 
currenzformen  gleichen  stammes  entschieden;  neben  diesen 
werden  auch  andere  zurückgedrängt  oder  ganz  ersetzt,  das 
erste  gilt  für  das  lehnwort  pfund  {pondus),  dessen  bedeu- 
tung  sich  verengert,  das  zweite  für  das  collectiv  zu  lot 
(geloete  s.  sp.dOblf):  umb  geliehen  gelöt,  wag,  masz, 
metzen  oder  eilen.  Münchener  stadtrecht  108  Auer  {vgl.  oben 
ir  lot  was  valsch  und  ir  gewicht  Martina). 

3))  für  den  begriff  des  pensum  läszt  sich  feststellen, 
dasz  die  sachbedeutung  mehr  und  mehr  durch  die  Verwen- 
dungen verdrängt  wird,  die  eine  eigenschaft  ausprägen. 
gewicht  icird  immer  seltener  für  schwere  körper ,  immer 
häufiger  für  die  körperschwere  gebraucht,  auch  diese  be- 
deutungsrichtung  läszt  sich  schon  für  das  lat.  pondus  nach- 
loeisen  {vgl.  unter  2).  als  ein  übelstand  loird  gelegentlich  em- 
pfunden, dasz  ein  und  dasselbe  wort  die  sachbedeutung  des 
wägemasses  und  den  eigenschaftsbegriff  der  schwere  zum 
ausdruck  bringt,  in  der  älteren  zeit,  als  die  grenze  gegen 
die  concurrenzformen  noch  flüssiger  war,  läszt  sich  kaum 
ein  bestreben  nachioeisen,  den  überflusz  an  synonymen 
nach  dieser  seite  dienstbar  zu  machen;  so  tritt  z.  b.  im 
folgenden  für  die  gleiche  sachbedeutung  des  wägemaszes  erst 
gewicht,  dann  gewäge  auf:  dag  nieman  ze  Schafhüsen  mit 
dekainer  band  gewicht  es  sie  gros  oder  klein  nü  hinnanhin 
sol  wegen  us  alder  in  .  . .  die  gewäge  sien  den  nur  von 
den  die  darüber  . . .  gesetzet  sint  gevächtet  und  gezaichent. 
stadtbuch  von  Schaff  hauten  {U.jahrh.)  Alemannia  5,  222; 
andererseits  ist  gewicht  z.  b.  innerhalb  eines  satzes  in  drei 
verschiedenen  bedeutungen  gebraucht:  dann  ich  wüste  nicht 
allein  meinen  vortheil  im  wägen,  und  das  fleisch  in  die 
schale  zu  werffen,  dasz  das  gewicht  geschwind  übersieh 
schnappen  muste,  hernach  dasselbe  geschwind  wider 
heraus  zunehmen  .  . .  und  selten  die  käuffer  alles  heim- 
getragen haben,  so  an  der  wag  gewesen,  so  dasz  sie  ihr 
völlig  gewicht  zu  hausz  hätten  haben  sollen,  so  war  mir 
auch  in  meinen  lehrjahren  kein  finger  mehr  an  den 
bänden  geblieben,  mit  niemand  kont  ichs  besser,  als 
mit  denen  fleischsschätzern ,  die  gern  ein  aug  zuthäten, 
wann    sie   mir  wag    und   gewicht  visitirten.  Grimmels- 


5717     GEWICHT  II  (i.e,  hedeutungmmfang) 


GEWICHT  II  (i,e^  hedeutungtumfang)      5718 


HAUSEN  icieder  eratandene  Simplie.  (3,  8;  verkehrte  weit  10) 
8  (1713),  286.  in  der  neueren  apraehe,  die.  gelegentlich  durch 
neubildungen  der  Verschiedenheit  der  begriffe  gerecht  tu 
werden  imehi,  hält  auch  gerade  der  eigentdu^JUbegriff  an 
gewicht  fe^t ,  wahrend  die  neubüdungen  mehr  der  »ach- 
bedfutung  den  wägemaaatea  gelten,  der  oUgemeine  apraeh- 
gebrauch  nimmt  freilich  von  dieaen  unieraehiedt»  wmat 
keine  kenntnin ,  und  wie  frikher  wird  gewicht  auch  jetzt 
noch  in  einem  und  demsrlben  aata  aotvohl  für  den  eigen- 
aehaßabegriff  als  aueh  für  die  aaehbedeutung  gebraucht; 
eben  (iicKor  in  «leiiiHolhcii  verhilltniaz  eingctheilten  gewlohte 
bedient  man  sich  auch  bei  den  (lÜMHigcn  arzenelen.  ob 
man  gleich  inaanzo  oder  HOßenannto  mcnsurirgläser  hat, 
die  nach  diesen  gewichten  bestimmt  sind^  so  tbat  man 
doch  besser,  wenn  man  tincturen,  oehle  u.  d.  abwiegt, 
weil  die  flUssigcn  arzencien  eben  so  wenig  als  die  trocke- 
nen ein  gleiches  gewicht  haben.  Kari. GoriFniRD  Haoen 
lehrbuch  d.  apothekerkunst  1  (1829),  tüf.;  und  tetnn  hier 
wenigstens  der  numerus  den  unierschial  der  begriffe  an- 
deutet,  so  füllt  auch  dies  merkmal  tceg  in :  kommt  fUr  die 
eriaittlung  des  gewichts  der  Indung  .  .  .  das  durch  das 
gegenwärtige  gesetz  vorgeschriebene  gewicht  dergestalt 
in  anwendung.  preusM.  geaetxa.  1866  a.  M7. 

4))  die  in  2))  und  i)) gekenmeichneten  bedetttungsrichtungen 
spiegeln  sich  eigenartig  in  der  beaiehung  auf  edelmetalU 
trieder,  die  schon  bei  gewaege  (s.  0.)  ao  breiten  räum  einnahm, 
die  sachbedeutung  eines  wägemaaasea  (fUnfzig  marck  Silbers 
Costenlzer  gewicht  St.  Oaller  urk.  von  1825)  mrd  inmitten 
der  etittcieklung  des  gemünzten  tmd  geprägten  geldea  durch 
andere  benennungen  zurilckgedriingt :  Costenizor  münz, 
St.  Galler  wolirung,  Rinischer  gülden,  dafür  gewinnen  die 
Sachbedeutung  der  gewogenen  last  und  der  eigenschaßsiiegriff 
durch  die  gleiche  Ursache  ein  neues  gebiet,  vgl.  •  ein  llnllcr 
gewicht  im  sinne  von  pensum,  vgl.  die  formet  körn  und 
gewicht  Itei  der  prüfung  von  geldmilnzen  (*.  «.). 

ö)  besonders  entwicklungsfähig  ist  der  tigensehaftabegriff 
in  den  abschwüehungen  und  Verallgemeinerungen,  die  über 
daa  wägeverfahren  hinau.ogreifen  • 

der  bcdrUcker. 
Stadt  und  land  fublt  sein  crewicht, 
leider  nur  der  eolgen  nicht! 

Langbein  $ämU.  ged.  1,878; 

doch  ihn  zog  nur  an  das  TorzQfrlichüte, 
und  er  fUgtc  zusammen  das  fUglichste, 
ausw&htcnd  im  wenigsten  dos  mehrete, 
das  leichteste  von  gewicht  und  von  gehalt  das  schwerst«. 
KOcKBRT  (10.  makame)  11,  296. 

st(  diesem  gegensatte  von  gewicht  urtd  gehalt  vgl.  den 
weitverbreiteten  vietaphorischen  gebrauch,  in  dem  gewicht 
geradetu  die  bedeutung  von  gehalt  erreicht  {s.  unter  4). 

*)  am  reidisten  enticickelt  ist  eben  der  metaphorische  ge- 
brauch, der  die  darstellung  in  den  mannigjuchsten  stil- 
formen der  litteratxir  belebt  oder  füllt,  dast  lateinischer 
rinßusa  dabei  mittcirkt,  ist  schon  oben  angedeutet;  ein 
tceiterer  kreis  wird  sich  aus  den  buehungen  der  lexika  er- 
schlieszen  («p.  6726);  in  diesen  kreia  fallen  auch  vertcen- 
düngen  iri«: 

solt  ich  von  sini  verheisscn  essen, 

ich  wer  lengst  gestorben  todt, 

lebt  ich  von  niines  iunckbcni  gnad. 

wan  er  sin  gn.id  gcb  mit  dem  gewicht, 

er  hett,  bi  gott,  em  quintlin  nicht 

nnd  spricht,  er  wöll  mirs  nit  vergessen. 

Thomas  Murkbr  narrenbetchwürung  (78)  neudr.  $.  SU. 

wer  sich  wil  vil  bekUmren  Ion, 

wi  man  den  wibcn  TUr  sot  gon, 

und  ied  in  sunderheit  sol  nennen, 

ouch  eine  vor  der  andren  kennen, 

nach  «rem  stadt  zft  dische  setzen 

und  ire  zucht  bi  dem  gewicht  usz  schetzen. 

gäuchmatt  47,  886,  9gL  «.  16S ; 

auf  vereinzelten  gebrauch  bleiben  andere  leugnisae  de» 
lat.  ein/lusses  beschränkt:  do  hup  her  öf  di  stimme  za 
eime  wortzeichene  und  karte  mit  sinen  tOsinden  za  den 
nflntüsinden  mertelem  gotis  und  sich  dA  wart  fanden 
das  zehende  gewichte  dag  verlorn  was,  and  dö  wart  irfullit 
di  heilige  zehinde  zaie  der  zehentQsint  gemarterten  ritteren. 
Hermann  von  Fritzlar,  s.  myst.  i,i40  Pfeiffer;  vgl.  dazu 
die  belege  für  pensum  sp.  5714.  die  nettere  entwicklung 
andererseits  greiß  mit  ihren  formen  des  übertragenen  ge- 
hrnuchs  weit  über  die  antiken  Vorbilder  hinaus: 
IV. 


0)  tahlreieh  aind  aehon  die  ausgeführten  gleiehniaae,  die 
an  daa  wägntrfakrmk  mmknüpfen,  vgl.  a.  b.:  denn  wir 
Christen  mOtMn  dM  wiaMn.  wo  gott  nicht  in  der  woge 
ist  und  daa  gewichte  gibt,  so  sincken  wir  mit  onter 
•chUssel  zu  gründe,  da«  meine  ich  also  . . .  wenn  gottes 
tod  und  gott  gestorben  in  der  wog eaehQssel  ligt,  so  sincket 
er  unter  und  wir  faren  empor,  ala  eine  leichte  ledige 
•chUsMl.  LuTii RH  V.  d.  eoneilijau.kirehen  (UI9)Tf*  u.  a.  a.  u. 

t))  andere  tropen  knüpfen  allgewmnar  mn  die  hebel- 
Wirkung  im  weitesten  ainne  an.  oueh  hier  wtmdum  tiA  4i$ 
oben  festgestellten  bedeutung  aunter aehiede  vit^fkA  §dHn4t 
meist  freilich  werden  aie  bei  der  Verallgemeinerung  in  ian 
hintergrund  gedrängt,  dagagtn  »etat  aieh  nunmekr  im 
gegensata  durch  tvnaehen  der  ßfrdemden  und  hemmmaätn 
Wirkung  dea  gewichte:  gewicht  aU  laat  und  druek  und 
gewicht  im  ainne  von  wacht:  und  gott  sein  gewalt  and 
maiestat  in  unna  armenn  schwachenn  gefMMnn  ertt«ig, 
wie  Paulus  sagt,  den  sunst  bliesz  unns  der  teaffel  do  bin 
wie  ein  strohelmlein ;  aber  wen  gott  kambt  und  hengt  ein 
solch  gewicht  dran,  macht  uns  so  gewichtig  unnd  schwer, 
das  er  musz  unden  ligen.  LuTiiP.n  (ein  aermon  am  eraten 
aontag  in  der  fasten  1528)  11,  ts  Weimar,  u.  a.:  ein  aanfle« 
gewicht  knüpfte  die  natur  an  unsem  fusz.  um  uns  diese 
cinheit  und  Stetigkeit  zu  geben:  es  heiszt  in  der  kOrper- 
weit  schwere,  in  der  geisterweit  trttgheit.  Hkkder  (üImm 
t.  Philosophie  d.  geaeh.  d.  menachh.  1, 4)  18,  28  u.  a.  • 


mein  sobn !    lass  dm  die  alten,  «dmo  ordnooftn 
gering  nicht  achten  I  kOstlicb  anaeUUabare 
gewichte  sind's,  die  der  bedringte  menech 
an  seiner  drftnger  raschen  willen  band. 

SCHILLIR  (PiceolomHtt  1,  4)  It,  86; 

allein  die  silben  sind  offte  wol  gezehlet,  die  tcansion  hat 
alles  richtig  abgemessen,  und  dennoch  fehlt  es  nirgend« 
als  allenthalben,  das  machts,  der  dichter  hat  da«  ge- 
wichte vergessen,  und  wenn  der  wind  die  lufTt  bewegt . . . 
wenn  die  menschliche  curiosität  mit  ihrem  arthel  der- 
zwischen  kOmmt,  so  müssen  die  bl&tter  gleichsam  vom 
tische  fliegen.  Clin.  Weise  euriöae  ged.  v.  deutschen  veraen 
(1692)  nachrieht  xcegen  des  kupfertitula  (ein  tiaek  mit  bUitem. 
ein  theil  ist  vom  winde  herabgeblasen,  motto :  namero.  nien- 
sura  et  pondere);  erst  nachdem  er  da«  gewicht  der  höchsten 
gewalt  mit  schmerzhafter  Wahrheit  erfahren,  streckte  er 
lüstern  die  bände  darnach  aus.  Schiller  {sojähr.  krieg») 
8,249;  die  ausgäbe  letzter  band  schien  für  ihren  ersten 
schuh  ein  neues  besondere« gewicht  zu  fordern.  E.  Schmidt 
einleit.  tu  Faust  II  (jubiläumaauagmbe  der  werke  Oütket). 
8))  den  breitesten  räum  nehmen  jtdoek  die  formdkufUn 
Verwendungen  ein,  deren  ausgangspunkt  vie^fadi  unaieker 
bleibt,  axif  daa  wägeverfahren  lassen  aick  Verbindungen 
icie  ein  gewicht  beilegen,  sich  im  gewichte  halten  u.  m. 
zttrilel^ühren.  reicher  belegt  aind  die  tcetidungen,  die  van  der 
allgemeinen  Vorstellung  der  schwere,  last,  wacht  ausgeken: 
von  gewicht  sein ,  gewicht  haben ,  gewicht  geben  w.  «. 
vgl.  die  beispiele  in  4).  je  mehr  sich  der  ur^rünglitke 
ttuammenhang  verdunkelt,  um  so  weiter  9ffitei  sidi  dar 
kreis  der  Verbindungen  für  das  Substantiv,  dm»  n§ek$t 
liegende  aind  bestimmungen,  die  dem  kreise  bedeuiungsrer- 
wandter  Substantive  angehören :  Laube  ...  ist  für  Deutsch- 
land von  einer  sozialen  bedeutang,  deren  ganzes  gewicht 
jetzt  noch  nicht  ermessen  werden  kann.  Hbihb  jnmmnt. 
schule  s,  8)  5. 8»  EMar.  im  gegemsrnt»  au  dieser  ittmi»dktm$ 
vgl.  die  reinliche  trennting  in  .- 

jetzt  wigt  er  sie  (die  nahir)  mit  meoschllch—  gewi^Uo. 

roistt  sie  mit  maszen,  die  sie  ihm  geUeha^^ 

SrniLLCR  (dl«  kimtUer  280)  8, 871  OesJfto. 

ewdsin  Verbindungen   erwachsen  aus  amäertn  isieutmmg»- 

ti Ilsen.    MS   die  das  sttbstantiv  durch  den 

gabrmuek   eindringt:   bei  dem  gewichtmaeher 

grSste  gewicht  auf  die  seele  sein,   will  ««gen.   die  für 

nehmste  sorg.  Abraham  a.  S.  Clara  etwas  für  alle  2. 27S; 

o  dea  hoben  wsrth  das  Uelss 
lehr'  «BS,  gaiBl  des  ewigaal 
die«  gewicht  des  hBehsIsa  gilss 
fttr  die  armen  itsrhlfchaa. 

SrHVBART  (pesitoMMsder.-  ssUmȤ  dea  kL 
geute»}  ged.  278  Htmf; 

warum  betrachtet  man  in  allen  Staaten  den  minister  dea 
auswärtigen  vorzüglich  als  minister,  and  rtamt  ihm  den 
rang  o<ier  da«  gewicht  über  denen  des  Innern  ein? 
F.  M.  Klinobr  befrackt,  u.  ged.  über  versek.  gegenst.  i,  219; 

359 


5719 


GEWICHT  II  (1,  d,  Statistik) 


'kommen  sie,  meine  damen,  der  rehrücken  Mngt  an 
wichtiger  zu  werden  als  alles  andere,  nicht  wahr,  Jo- 
hanna?' diese  gefiel  sich  in  einem  achselzuck en  und 
suchte  die  Zumutung,  als  ob  dinge  wie  rehrücken  und 
bowle  je  gewicht  für  sie  haben  könnten,  entschieden  ab- 
zulehnen. Th.  Fontane  {irrungen,  -u-irrungeniZ)  I,  5,  s.  216. 

d)  Statistik. 

a)  allgemeiner  überblick:  die  einzelnen  bedeutungsrich- 
tungen  des  Substantivs  grenzen  deutlich  auch  bestimmte 
gebiete  der  litteratur  ab.  die  sachbedeutung  des  wägemaszes 
nimmt  in  polizei-  und  Straf  bestimmungen  breiten  räum 
ein;  auch  in  den  weisthümern  und  in  einzelnen  teilen  der 
militärlitteratur  kehrte  die  fiirsorge  für  rechtes  masz  und 
geicicht  immer  wieder,  der  nationalökonomie  und  derpolitik 
gehört  mehr  der  kämpf  gegen  die  landschaftliche  Zersplitte- 
rung des  gewichts  an.  ein  recht,  ein  geicicht  ist  eine 
forderung,  die  schon  in  den  sogenannten  reformutionen  der 
bauernbewegung  erhoben  wird,  und  die  ihre  erfüllung  erst 
im  neuen  deutschen  reiche  fand,  vgl.  unter  (masz-  und) 
gewichtsordnung. 

der  eigenschaftsbegriff  wird,  vrie  die  bibelüber Setzung 
zeigt,  schon  im  münzverkehr  entvnckelt;  er  kommt  sodann 
in  der  teleologischen  richtung  der  geistlichen  litteratur  zur 
geltung  (vgl.  die  an  Hiob  28,  25  u.  a.  anknüpfenden  dar- 
stellungen,  s.  u.).  als  diese  auffassung  aber  durch  die 
eigentliche  naturforschung  abgelöst  tourde,  war  es  die 
physik  —  im  besonderen  die  mechanik  —  die  mit  der  lehre 
vom  gleichgetoicht  und  mit  den  Untersuchungen  über  das 
spezifische  geivicht  der  körper  dem  eigenschaftsbegriff  Ver- 
breitung sicherte,  die  einschlägigen  Schriften  trugen  frei- 
lich meist  fremdsprachliches  gewand,  aber  die  praocis  be- 
dient sich  deutscher  worte,  tmd  mit  dem  18.  jahrh.  bürgern 
deutsche  Übersetzungen  und  Originalschriften  das  subst. 
auch  in  die  urissenschaft  ein,  vgl.  auch  gewichtskunst, 
gewichtlehre  u.  a. 

dasz  die  übertragenen  Verwendungen  in  der  spräche  der 
poesie  und  in  der  gehobenen  prosa  breite  entioicklung  fan- 
den, ist  schon  hervorgehoben,  eigenartig  ist,  wie  bei  Herder, 
Jean  Paul,  Eichendorff  die  gleichnisse,  die  an  das  ge- 
wicht der  uhr  anknüpfen,  bevorzugt  werden,  ähnlich  bei 
Schiller,  nur  dasz  dieser  immer  wieder  das  nieder- 
drückende, herabziehende  an  dieser  bedeutung  von  gewicht 
betont,  die  formelhaften  erstarrten  Verwendungen  lassen 
sich  am  besten  in  der  Shakespeareübersetzung  Schlegels 
nach  ihrer  ganzen  Verbreitung  messen,  wo  sie  selten  durch 
die  vorläge  geiveckt  sind,  im  heutigen  stil  gehören  sie  zu 
dem  theü  unseres  formelschatzes ,  dessen  sich  auch  die 
strengste  richtung  der  gelehrtensprache  gern  bedient. 

/!?)  die  bibelübersetzicng  giebt  sowohl  in  den  verhältnis- 
mäszig  zahlreichen  fällen  der  Übereinstimmung  sämtlicher 
Übersetzer  als  auch  in  den  einzelnen  abweichungen  anhalts- 
punkte  für  die  beurteilung  unsers  Substantivs  nach  gebrauch 
und  Verbreitung,  gewicht  entspricht  hier  durchaus  einem, 
pondus  der  vorläge,  beachtung  verdient,  dasz  die  meisten 
belege  das  alte  test-ament  betreffen;  die  sinnliche  grund- 
bedeutung  stützt  sich  auf  die  historischen  bünher,  der  meta- 
phorische gebrauch  auf  die  propheten.  die  züge,  die  der 
letztere  entwickelt,  bleiben  auf  den  rahmen  der  bibelüber - 
Setzung  beschränkt,  erst  in  die  dichtung  des  18.  jahrh. 
greifen  sie  vereinzelt  über. 

l))  die  Übereinstimmung  der  Übersetzer  unter  einander 
und  mit  der  vorläge  beschränkt  sich  auf  die  sinnliche  grund- 
bedeutung,  und  zwar  in  den  beiden  formen  der  sachbedeu- 
tung und  des  eigenschaftsbegriff  es. 

a))  die  sachbedeutung  knüpft  vor  allem  an  die  bestim- 
mungen  des  Mosaischen  gesetzes  an :  denn  wil  ich  euch 
den  Vorrat  des  brots  verderben,  das  zehen  weiber  sollen 
ewr  brot  in  einem  ofen  backen,  und  ewr  brot  sol  man 
mit  gewicht  auswegen,  und  wenn  ir  esset,  solt  ir  nicht 
sat  werden.  3.  Mos.  26,  26  Luther  (et  reddant  cos  ad  pon- 
dus; geben  si  zu  dem  [der]  gewicht  Eggesteyn,  Ko- 
burger;  gheven  dat  brod  to  ener  wicht  Arndes;  na 
dem  gewichte  Quentel,  ähnlich  Eck;  mit  gewicht 
auszwegen  Dietenberger  Züricher  bibel);  du  solt  ein 
völlig  und  recht  gewicht,  und  einen  völligen  und 
rechten  scheffel  haben  5.  Mos.  25,  15  Luther  (pondus 
habetis  iustum  et  verum;  rechtes  gewicht  Eggesteyn, 
KOBUROER  u.  o.).    ähnl.  i.  chron.  24,  29  (zu  allem  gewicht 


GEWICHT  II  (1,  d,  in  der  bibelübers.)      5720 

und  mas  Luther  pondus  atque  mensuram);  Sprüche 
Salom.  20,  10  (mancherlei  gewicht  und  mas  Luther); 
und  wenn  man  sein  heubt  beschur  ...  so  wug  sein  haubt 
har,  zwei  hundert  sekel  nach  dem  königlichen  gewicht 
2.  Samuel.  14,  26  Luther  (ponderabat  capillos  capitis  sui 
ducentis  siclis,  gewicht  bei  Eggesteyn  u.  a.). 

b))  der  eigenschaftsbegriff  überwiegt  in  den  stellen  aus  den 
historischen  büchern.  fast  ausschlieszlich  macht  sich  die 
beziehung  auf  edelmetalle  geltend,  deren  schtcere  als  werth- 
messer  für  den  tauschverkehr  benutzt  wurde :  und  das  ge- 
wicht seines  pantzers  war  fünff  tausent  sekel  ertzs 
1.  Samuel.  17,  5  Luther  (pondus  loricae,  daz  gewicht  seins 
halsbergs  Eggesteyn,  ähnl.  Koburger,  Arndes  [wicht], 
Quentel,  DrETENBEUGER,  Eck);  und  die  gülden  stirn- 
bande  die  er  forderte,  machten  an  gewichte,  tausent 
sieben  hundert  sekel  goldes  Wc/ifer  8,  26  Luther  (et  fuit 
pondus  postulat.  in  aurium  mille  septing.  auri  sicli,  das 
gewichte  .  . .  was  tausend  dcg  zickel  des  golds  Eggesteyn, 
Koburger,  Arndes  [wicht],  Quentel,  Eck;  machten 
am  gewicht  Dietenberger;  Züricher  bibel);  aber  am 
vierden  tage  ward  gewogen  das  Silber  und  gold  und  ge- 
fesse  . . .  nach  der  zal  und  gewicht  eines  iglichen,  und 
das  gewicht  ward  zu  der  zeit  alles  beschrieben  Esra  8,  34 
Luther  (juxta  numerum  et  pondus  omnium,  descriptum- 
que  est  omne  pondus;  an  beiden  stellen  gewicht  bei  Egge- 
steyn und  allen  übrigen;  vgl.  auch  nach  zahl  und  ge- 
wicht dargewogen;  und  das  gesamte  gewicht  wurde  da- 
mals aufgeschrieben  Kautzsch);  ganz  ebenso  2.  chron.  4, 18; 
des  golds  aber  das  Salomo  in  einem  jar  kam,  war  am 
gewicht  666  centner  l.  kön.  10,  14  Luther  (erat  autem 
pondus  auri,  das  gewichte  . . .  was  Eggesteyn,  Koburger, 
Arndes,  Quentel,  war  am  gewicht  Dietenberger, 
Züricher  bibel);  also  gab  Aman  umb  den  räum,  geld  am 
gewicht  sechs  hundert  sekel  l.  chron.  22,  25  Luther  (siclos 
auri  iustissimi  ponderis  sexcentos,  gewichts  Eggesteyn, 
Koburger,  Arndes,  Quentel,  Eck;  am  gewicht  Dieten- 
berger, Züricher  bibel). 

2))  in  den  fällen,  in  denen  einzelne  Übersetzer  abweichen, 
ist  unser  Substantiv  in  der  spräche  Luthers  bevorzugt, 
er  gebraucht  es  namentlich  auch  für  metaphorische  wen 
diongen. 

a))  Zeugnisse  für  gewicht  in  der  Übersetzung  Luthers. 

«))  nur  selten  ist  gewicht  schon  von  einem  der  Vorgänger 
gegenüber  den  älteren  Versionen  eingefügt  loorden :  und  ich 
wil  das  recht  zur  richtschnur,  und  die  gerechtigkeit  zum 
gewicht  machen,  so  wird  der  hagel  die  falsche  Zuflucht 
wegtreiben,  und  wasser  sollen  den  schirm  wegschwemmen. 
Jes.  28,  17  Luther  (und  ich  setz  das  urteil  in  die  wog: 
un  das  recht  in  die  masz  Eggesteyn  ;  uS  ich  setz  dz 
urteil  in  de  gewicht,  und  die  gerechtigkeit  in  die  masz. 
Koburger;  et  ponam  in  pondere  iudicium;  gewicht  bei 
Arndes,  Dietenberger,  Quentel,  Eck). 

ß))  mehrmals  stimmt  Luther  im  gebrauch  von  gewicht 
mit  der  altern  bibel  überein,  während  die  spätere  Übersetzung 
abweicht,  nur  selten  handelt  es  sich  in  diesem  fall  um 
den  eigenschaftsbegriff:  da  war  eines  jglichen  geld  oben 
in  seinem  sack  mit  völligem  gewicht  l.  Mos.  43, 21  Luther 
(eodemjoonciere/gewichtEGGESTEYN,  Koburger,  Quentel, 
Dietenberger,  Eck,  Kautzsch;  in  deme  sulve  werde 
Arndes);  und  nam  die  kröne  jres  königs  von  seinem 
heubt,  die  am  gewicht  ein  centner  goldes  hatte  2.  Samuel. 
12,  30  Luther  (pondo  auri  talentum;  die  do  hat  edels 
gestein  in  der  gewicht  des  goldes  ein  talent  Eggesteyn, 
ebenso  Koburger;  am  gewicht  ein  centner  golds  Dieten- 
berger, Eck;  woch  ein  punt  goldes  Quentel;  ähnl. 
Arndes;  sie  wog  ein  goldtalent  Kautzsch).  meist  han- 
delt es  sich  um  die  sachbedeutung  des  wägemaszes ,  für 
die  bei  spätem  je  nachdem  pfund  oder  gewichtstein  ein- 
gesetzt wird,  vereinzelt  tvird  auch  das  verbum  gebraucht 
statt  des  Substantivs,  am  häufigsten  weicht  der  neueste 
Übersetzer,  Kautzsch  ,  zu  Ungunsten  von  gewicht  gegen 
Luther  ab:  rechte  wage  und  gewicht  ist  vom  herrn, 
und  alle  pfunde  im  sack  sind  seine  werck.  sprüche  Salom. 
16,  11  Luther  (pondus  et  statera,  gewicht  und  wage 
Eggesteyn,  Koburger,  Dietenberger,  Quentel; 
rechtes  wiegen  und  wägen  Kautzsch);  du  solt  nicht 
zweierlei  gewicht  in  deinem  sack,  gros  und  klein  haben, 
und  in  deinem  hause  sol  nicht  zweierlei  scheffel,  gros  und 


5721     GEWICHT  II  (i.  d,  in  der  hibeltiben.) 

klein  sein.  6.  Moais  M,  18  LuTiiP.n  (diveraa  pondera,  ge 
wicht  bti  EooBSTBYN  und  den  übrigen :  du  sollst  in  deiner 
tnache  nicht  zweierlei  gewichtsteine  haben  Kautzscii); 
ebeiuo  Syraeh  4»,  4;  deagl.  Micha  6,  tl  {hier  hat  «cAon 
DiF.TRNORnaKH  gewichtsteine):  wer  misset  die  wasser 
mit  der  fanst,  and  fasset  den  tiimel  mit  der  spannen? 
und  begroifTt  die  erden  mit  einem  drciling,  und  wieget 
die  berge  mit  einem  gewicht,  und  die  hUgel  mit  einer 
woge?  Jeaaia  40,  m  LuTiiKn  (libravH  in  pondtrt  moHfef, 

gewicht  EOÜKSTKYN,  KoiiUnnRn,  AllNUKS,  DlBTENUBROItn, 

Eck;  hofft  gewegon  de  borge  ende  die  hoTele  in  der 
wagen  Qukntri.,  ähnl.  Züricher  bibel;  mit  einer  schnell- 
wage  Kaut/rch).  in  der  umfangreiehtn  dar»teUuM§  von 
i  ehron.  w,  uff. ,  wo  die  vulgata  für  die  eachbedeuhmgen 
von  stater  und  pensum  und  ebeneo  /iBr  den  eiaenaAe^fte- 
begriff  ununterbrochen  dae  wort  pondas  wietUrkUt,  da»  die 
älteren  bihtlübereetaungen  gleichmäetig  mit  gewicht  leieder- 
geben,  iet  Luthbr  der  erste,  der  etch  mit  leichten  ände- 
rungen  hilft  {tum  allmählichen  vordringen  der  änderungen 
t'gl.  die  Varianten),    weiter  geht  natürlich  Kautzscii. 

y))  wo  LfTiiRH  gegen  die  ältere  bibelübertettung  gewicht 
einaetet,  aind  abgeathen  von  den  füllen,  in  denen  Luther 
eit^faeh  umgeataltet,  für  die  ältere  bibel  noch  eoneurrens- 
formen  tri«  wage  (masz)  tuatändig-.  die  belege  »eigen  die 
eachbedexttimg  und  den  eigenachaßebegriff. 

0)  1))  falsche  wage  ist  dem  horm  ein  grewel,  aber  ein 
▼öllig  gewicht  ist  sein  wolgcfallen  aprüehe  Salom.  ll,  l 
Luther  {atatera  doloaa  ,  .  .pondtia  aequum,  gerechtz  masz 
BooBSTBYN,  Koburobr,  gewicht  [wicht]  die  übrigen); 
tbeneo  Heeekiel  46,  lO  (atatera  iuata,  rocht  gewichte ;  hier 
bei  EooBSTBTN  und  KoouRnRit  gerecht  wag);  ebenao 
weiah.  Salom.  ll,  »a. 

>))  >))  und  eine  gUIdene  zungo,  funfTzig  sclcel  werd  am 
gewlohte  Joaua  7,  Sl  Luther  (regulamque  auream  quin- 
quaginta  aielortim,  ein  guldin  hauben  von  fUnffzig  sicicel 
KonunoEH,  ähnlich  Eooestkyn,  Arnues,  Eck;  werth  am 
gewicht  Diktenbergkh,  Züricher  bibel,  ähnlieh  Quentel). 
ähnlich  8.  chron.  8,9;  8.  Samuel.  81, 16;  ich  wil  den  verrat 
des  brots  zu  Jerusalem  wegncmcn,  das  sie  das  brot  essen 
müssen  nach  dem  gewicht.  Heaekiel  4,  le  Luther  (eome- 
dant  pantm  in  pondere,  essent  ir  brot  in  der  wage  EooE- 
steyn,  Koburorh;  dasz  sie  es  ausgow&gen  essen  Züricher 
bibel.  ähnlieh  Kautzsch ;  nach  dem  gewicht  Dibten- 
BEROER  u.  a.);  da  er  dem  winde  sein  gewicht  machte,  und 
setzte  dem  wasser  seine  gewisse  masse  Hiob  88,86  Luther 
(gilt  fecit  ventia  pondua;  hat  gemaohet  die  bUrde  den 
winden  ErsoESTRYN,  Koduroer,  gewicht  Quentel  u.  a.,* 
als  er  des  windcs  wucht  abwog  Kautzsch).   vgL: 

und  als  dorn  wind*  er  zuwof  sein  gewicht, 
und  er  den  wassern  gab  ihr  moos. 

Herder  {rom  peitt  der  ebreitehen  poette  1,  8) 
11,  404  Suphan. 

b))  die  fülle,  in  denen  Luther  ein  von  der  älteren  bibel- 
iiberaetxung  gebrauchtea  gewicht  durch  andere  formen  er- 
aetat,  betreffen  faat  attaaehliesxlieh  die  aachbedeutung  der 
abgewogenen  maate,  den  begriff  pensum. 

a))  mein  hcrr,  höre  doch  mich,  das  feld  ist  yierhondert 
sekel  Silbers  werd  l.  Moa.  88,  15  Luther  (quadringentie 
siclia  argenti  valet,  vierhundert  gewicht  Silbers  werdt 
KoBUROER,  ebenao  Arndes,  Dietenbrroer,  Quentel); 
dazu  ertz  und  eisen  on  zal  Luther  l.  ehron.  8S,  14  (aerie 
vero,  et  ferri  non  eat  pondua;  des  eisens  ist  kein  gewicht 
Kouuroer,  Quentel,  Eck;  dasz  es  nicht  zu  wÄgon  ist 
Kautzsch);  rechte  wage,  rechte  pfund,  rechte  schcffel . . . 
sol  bei  euch  sein.  8.  Moa.  19,  86  Luther  {atatera  iuata  et 
aeqtta  aint  pondera;  pach  der  wag  sint  auch  geleich  ge- 
wicht EooESTEYN,  efterMo  KoBUROER,  AuNDES,  Quentel. 
Eck;  recht  mesz,  masz  Dietenberoer;  rechte  pfund 
Züricher  bibd;  richtige  gewichtsteine  Kautzsch).  manch- 
mal folgt  Luther  hier  dem  beiapiel  eimelner  Vorgänger, 
die  üirtraeita  achon  von  den  älteaten  überaetsem  abweichen ; 
da  nam  Maria  ein  pfund  salben,  von  ungefelschster  kSst- 
licher  narden.  Joh.  18.8  Luther  (Maria  enphieng  das  ge- 
wichte der  salben  Mentrl,  ebenao  cod.  Tepl.,  Eooestetn; 
dagegen  pund  achon  bei  Ulfilas,  pfund  bei  Zainer.  Soro, 
KonuRGER  u.  a.);  ebenao:  herr  dein  pfund  hat  zehen 
pfund  erworben  Lucas  19, 16  Luther  (taihun  skattans  bei 
Ulpilas),  daa  gleicJte  Lucaa  l»,  18  w.  «. 


GEWICUT  n  (1.  d,  UxihOUck  gehukt^     5722 

fi))  dem  gegenüber  aiekl  die  unlm-drütkunj  im  mOdanUm 
für  den  eigeneekt^flthefriff  §tn»  vmtUmti:  deine  tfedm, 
die  du  (eglieb  MMn  most.  sei  gwBozig  sekel  sebweer 
Heaekiel  4,  10  Luther  (wirt  in  der  gewicht  lo  nuuee 
Koduroer.  ähnlich  Arnueb.  Quentbl,  Dibtenbbrobh. 
Eck  u.  a.). 

y)  aus  den  wörterbüekem  ergiebt  sieh  eine  groeae  gleieh- 
mäatigkeit  in  der  Verbreitung  dea  aubatantive  dtartk  dit 
vereehiedenen  perioden  der  netteren  aprache.  üt  tltmtn 
voeabulare  bevorzugen  twar  noch  coneurren^formm ,  9fL 
wage  bei  Dibpendach  eoo^.  814*  w.  a.;  aueh  Dastpooios 
verhält  eich  noch  »pröde  (vgl.  aeqttilibrium,  io  die  waf 
instaht,  gleich  ist;  libramentum,  gleiche  der  wag,  aequi- 
pondium;  gleich  gewicht  B  8*);  im  deutschen  teil  seine» 
dictionarium  führt  er  gewicht  überhaupt  noch  nickt  auf; 
im  lateiniachen  teil  wird  es  für  pondus.  stater,  sacomB 
gelegentlieh  erwähnt,  anders  schon  bei  Maaucii,  und  wm 
da  an  fehlt  ea  in  keinem  der  leffrAtrMdher  wtehr. 

ebenso  gleichmäetig  erscheint  die  geograpkieehe  eerlm- 
tung  durch  die  verachiedenen  mundarten.  vgL  SCHMBLLSII 
8*,  844;  Lenz  Handachuhaheimer  mnda  88*;  Martin  u. 
Lienhart  wb.  d.  dsäs».  mnda  8,787*;  Jecht  Man^fdder 
mnda  48;  Bauer  {für  Wald»k)¥i^:  HöNia  KUner  mnda «6; 
Dan  NEIL  (f.  d.  Altmark)  84«;  6.  Krause  mundarten  im 
kreise  Jerichow  {ndd.  jahrb.  86)  68. 

für  die  abgrenxung  und  gliederung  dea  bedeutungsinhaUe» 
bieten  die  lerikaliachen  buchungen  trota  at^ffaUenden  lüeken 
manche  anhaltepunkte.  miaalich  ist  die  Vieldeutigkeit  der 
fremdapraehlichen  parallelen  —  vor  allem  au»  der  toi. 
Sprache,  für  Ubr»  allerding»  ist  in  der  üherwiegendan 
mehrtahl  der  beleg»  tm»»ddiestlieh  die  bedeuiitn§  wage 
anzuaetten;  dagegen  iet  der  bedeutungauwsfang  ßkr  poBdos 
um  ao  weiter  au  wichen,  e»  lätst  »ich  al»o  wenig  »dklieewen 
aua  angaben  wie:  gewicht,  pondu»  Schönslbdkr  V t^; 
C.  Seidel  46;  Rädlein  888*;  gewicht,  poiu/ti«.  poiufo  Ca l- 
visius  70*;  gewicht,  pondua,  pondo.  libra  H.  Oecimator 
Silva  voctUf.  V  8*;  daa  gleiche  gilt  für  gewicht,  tceight  Th. 
Arnold  compl.  vocab.  9,487;  gewicht,  weight,  poida.  peeo 
BoBRiK  816';  ähnlieh  Beil  teehnol.  wb.  848.  um  »ieksr- 
aten  führen  griechiache  parallelen  («.  u.),  Bineiiilsw  4i»  t» 
den  späteren  wOrterbüehem  anwachsenden  fortnethßflen  Ver- 
bindungen. 

l))  uugniaae  au»  fremdepraddiiektn  wfrtenMcAem.  die 
daa  wort  unter  fremdem  stiehwori»  &uiA»n, 

a))  hier  tritt  die  funetion  eine»  nomen  aetioni»  deut- 
licher in  den  Vordergrund,  auf  diese  weisen  »ehon  einige 
griechische  parallelen  bei  GarthKömo:  libramentum  . . . 
das  gewicht  . . .  (foni),  dLn}  481*;  momentum,  pro  qumli 
eunq%i»  pondere,  gewicht  ^o^  484*.  daau  vgL  momen- 
tum ...  ein  wanck ,  scbwanck ,  mok  . . .  aaszzag  als  in 
einem  gewicht  CholinusFrisius  66«*;  Frisius  (1868) 
888*;  libramentum  . . .  abgewicht,  oder  dae  abmlesen  mit 
der  richtschnAr  CholinusFrisius  515*.  äknlieh  Simon 
Rot  J  8*;  at«eA  die  parallelen  su  aequilibrium  u.  «.  weieen 
in  diese  richtung:  aequiliirium  .  . .  wenn  das  gewicht  in- 
steht Hadr.  Junius  ii««mnc^/.  180  (wenn  die  wag  grad 
glich  innstadt  Cholinus-Frisius  88*;  so  die  wag  gleich 
ist,  and  die  sang  in  der  wag  gleich  insteht  Sbrrancs 
a6*):  das  instehend  gewicht  Fabbr  80*;  448*;  Garth- 
KÖNIO  88*;  ebenso  Denzler  l«*;  ähnlich  Matthiab  1. 41*; 
148*;  mafuüibrita»  ...  gleich  gewicht  A.  Rktrbr  i,  188; 
aequi§tmdimm ,  dag  gewicht  an  der  schnell wa(  Hadr. 
JuNiUB  180;  gleiche  gewicht  Cholinus- Frisius  88*; 
gleichgewicht  Üenzler  18*:  ähnlieh  Uatthiae  i,  48*. 
MCOMa  . . .  instehend  oder  vollkommen  gewicht,  an  dem 
weder  für  noch  hinder  ist  Dastpodids  0(4*.  ebeneo 
Cholinus- Frisius  778*;  Frisius  iits*;  Dbnzlbr  «74*: 
Matthiab  8,  68*  («ff.  was  man  dem  gewicht . . .  der  wag 
zugibt,  damit  die  wag  innstand  Junius  180.  vgL  Krasmos 
Aloerus  CS*);  McoiPM  ...  ein  widergewicht,  gegengewicht, 
quod  lanei  trutinae  t^iunctum,  aequatitmttm  pemderi»  eon- 
eiliat  Faber  708*;  librmmtentmn  {bilmnei»)  das  iastehend 
ghewicht  Junius.  ».  Dibfbnbacb  887*;  UbrmmaUmm,  wig- 
zeug,  das  gewicht  instehend  gewicht  Dbnzlbr  an^;  l^m- 
mentum,  das  gewichte  Faber  448*;  eben»»  (das  gewicht, 
die  gleichheit)  Matthiab  l.  784*;  dm»u  vgL  halier... 
bleikaglen,  so  die  haltend,  die  äff  dem  seil  gond,  si  im 
gewicht  ze  behalten  Cholinus-Frisius  408*,  c6eiuo  Fri- 

359* 


5723      GEWICHT  II  (i,  d,  lexikalisch  gebucht) 

Sius  u.a.,  vgl.  gewichtstange  {s.  u.)\  libratum  ponderi- 
bus,  in  gwicht  gehenckt  Cholinus-Frisius  öio'';  ähnlich 
Faber  374*'  (gewicht  oder  wage). 

b))  zur  Sachbedeutung: 

«))  für  das  wägemaasz:  pondus  ...  ein  gewicht  Dasy- 
poDius  D  d  1*;  pondus  pro  libra,  das  gewicht  damit  man 
wigt  Frisius  dict.  lat.  germ.  (1556)  1018";  ebenso  Denzler 
599*;  pondo  ...  ein  pfund  oder  pfundsgewicht  Faber  633»,- 
assipondium  . .  .  pfund-gewicht  Reyher  1,  552;  stater,  ein 
gewicht  das  vier  quintlin  haltet  Dasypodius  Ji  7°;  ebenso 
Serranus  Bi";  Denzler  749*;  pondus  duodec.  tmc, 
12  untzen  gewicht  Reyher  3,514;  hexagium,  ein  gewisz 
gewicht,  vier  scrupel  331* ;  vgl.  auch  scrupl  bei  S.  Rot  P  l*. 

ß))  /"^  ^^^  gewogene  masse :  pondus ,  gewicht ,  das  ist, 
etwas  gewägens  Gholinus-Frisics  670";  superpondium, 
ein  zügewicht,  das  man  über  das  schuldig  gewicht  zu- 
gibt 835'' ;  vgl.  auch  pondus  .  . .  gravitas ,  eine  schwere, 
eine  last,  gewicht,  eine  grosse  summ  Faber  633». 

;'))  münzbesümmungen :  ciclus,  silbergewicht  mitteldtsch. 
vocab.  rer.  des  15.  jahrh.  Diefenbagh  117°;  untia,  untz 
oder  gewicht  Brack  vocab.  rer.  26*;  talentum,  gewicht 
von  sechshundert  krönen  S.  Verepaeus  lat.  li?iguae  pro- 
gymn.  (1589)  B  8*;  pedem  seu  ligam  vocant  intrinsecam 
bonitatem  et  preciositatem  monetce,  das  körn,  das  inwendige 
gehalt,  pondus  quoque  vocant,  das  schrot  oder  gewicht. 
Reyher  3,  352. 

S))  hebel  an  maschinen :  pondus  . .  .  bleigewicht  an  einer 
uhr  Denzler  599'». 

c))  zum  eigenschaftsbegriff  vgl.  pondus  .  . .  ein  gewicht, 
schwere  oder  grosse  Serranus  v 4*;  pondus,  gewicht, 
schwäre.  Cholinus-Frisius  670'';  ebenso  Denzler  599'' ; 
pondus,  die  schwere,  das  gewicht  Corvinus /on*.  lat.  602; 
ähnlich  noch  Matthiae  1, 1031*;  pondere  aliquid  (^stimare, 
vel  examinare,  etwas  nach  dem  gewicht  oder  nach  der 
schwere  schätzen,  das  ist,  etwas  wägen.  Reyher  3,  514. 

2))  unter  den  Wörterbüchern,  die  vom  deutschen  Stichwort 
ausgehen,  wird  auch  die  umfassendste  buchung  der  mannig- 
falttgkeit  der  Verwendungen  nicht  gerecht,  dies  erklärt  sich 
zum  theil  schon  aus  den  geschichtlichen  Verschiebungen  des 
bedeutungsumfangs ,  der  nach  der  einen  seite  eben  so  viel 
einbüszte,  als  er  nach  der  andern  gewann,  die  ältere  spräche 
konnte  ja  sogar  das  geräth  selbst,  die  wage  mit  ihren 
bestandtheilen ,  durch  das  subst.  kennzeichnen,  die  spätere 
spräche  muszte  compositionsformen  zu  hülfe  nehmen,  vgl. 
gewichtschüssel,  gewichtschale  für  statera.  die  entwich- 
lung  des  eigenschaftsbegriffes ,  der  den  heutigen  gebrauch 
des  Substantivs  hauptsächlich  bestimmt,  vollzog  sich  anderer- 
seits auf  kosten  des  nomen  actionis  und  des  begriff  es  pensum. 
die  fülle  der  übertragenen  Verwendungen  endlich  erwuchs 
der  aufblühenden  dichtung,  deren  spräche  von  den  Wörter- 
büchern des  18.  jahrh.  nicht  mehr  erfaszt  wurde,  aber  auch 
sonst  ist  gegenüber  von  gewicht  vielfach  eine  ange  des 
gesichtskreises  zu  beobachten,  der  die  wesentlichen  züge  oft 
entgehen,  dies  gilt  schon  für  die  weitläufige  darstellung 
bei  Henisch  und  später  selbst  für  Adelung,  der  zwar 
die  metaphorischen  formein  sorgfältiger  bucht,  aber  für 
die  sinnliche  bedeutung  den  ganzen  complex  der  Verwen- 
dungen auszer  acht  läszt,  die  an  den  hebel  bei  der  uhr 
und  bei  maschinen  anknüpfen,  diese  werden  erst  von  Campe 
nachgetragen. 

o))  Verwendungen,  die  von  der  sinnlichen  grundbedeutung 
ausgehen. 

«))  der  gesamtbegriff  der  wage  kommt  in  älteren  buch- 
ungen  neben  den  anderen  bedeutungen  noch  zur  geltung :  ge- 
wicht, stater,  statera,  tripondium,  idem  libra  uncium.  vocab. 
incip.  teut.  i6'';  ähnlich  in  andern  vocab.  vgl.  Diefen- 
bagh 550";  vgl.  gewicht  oder  wagtzung  vocab.  theut.  (Nürn- 
berg 1482)  m  6*" ;  vgl.  t,vydv,  ara&fiös  .  .  .  pondus,  gewicht, 
pfundtstein  Frisch lin  116»;  ghewicht,  jjonrfws,  momentum, 
libra,  trutina  Kl  LI  AN  146*;  gewicht,  pondus,  pondo,  libra; 
gewicht,  wag,  trutina  Henisch  1598. 

ß))  zu  den  oben  für  das  nomen  actionis  in  anspruch 
genommenen  deutungen  von  aequilibrium  u.  a.  vgl.  nun  die 
deutsclien  parallelen :  statera  . . .  wage  recht  im  gewicht. 
vocab.  praedic.  (Straszburg  i486)  d'' ;  ghewicht  in  de  wage, 
instaendo  ghewicht,  aequilibrium,  aequamentum,  libra- 
mentum  Kilian  146*;  ähnlich  Henisch  1.599  (cum  neutrum 
inclinatexamen);  CALVisii)8872»(v5ri.EMMEL228);  Schöns- 


GEWICHT  II  (1,  d,  lexikalisch  gebucht)      5724 

LEDER  V  5*;  Stieler  2526;  Kirsch  (instand  des  gewichts) 
2, 151*;  Chomel  4,1059;  Matthiae  2,181*;  Hederich  1,1425 
(gleich  instehendes  gewicht);  Frisch  nouv.  dict.  2,  279; 
vgl.  auch  Aler  936*;  das  gewicht  an  der  schnellwag, 
aequipondium  Henisch  1599;  gewicht,  sacoma  Schöns- 
leder V  5*;  gleichgewichte ,  aequilibrium  Steinbach 
2,  1013;  Frisch  2,  445";  dazu  vgl.  gemina  sttspendere  lance, 
auffs  gewicht  oder  waag  legen  Schönsleder  V  5*;  ebenso 
Aler  936*  (aeque  vel.  gem.  susp.  lance) ;  im  gewichte  haben, 
balance  Frisch  nouv.  dict.  2,  279;  manche  btichungen  kenn- 
zeichnen diese  bedeutung  des  Substantivs  durch  beispiele, 
die  das  gleiche  tvort  in  mehreren  bedeutungen  wiederholen : 
gewicht,  das  man  aufflegt,  damit' s  gewicht  gleich  stehe 
Aler  936*. 

/))  zum  eigenschaftsbegriff  führen  schon  vertvendungen 
der  vorhergehenden  gruppe  über:  auszschlag  des  gewichts, 
momentum  (vgl.  EuuEh  22S) ;  Henisch  1598;  v^L  ausschlag 
des  gewichts,  le  surcroit  ou  siirplus  DuEzi99*;  Rädlein  383, 
ebenso  Frisch  nouv.  dict.  2,279,  s.  unten:  gewichtsaus- 
schlag ;  was  man  dem  gewicht  zugibt,  damit  die  wag  inn- 
stand,  saccoma  Henisch  1598;  gewicht  gleicher  schwere, 
aequipondium  Matthiae  a.a.  o.;  gleichen  gewichtes  sein, 
to  equipoise.  teutsch-engl.  wb.  2,  772;  ähnlich  Aler  936*. 
ausdrücklich  ist  der  eigenschaftsbegriff  zuerst  bei  Hulsius 
gekennzeichnet:  gewicht,  schwere,  gravezza.  dict.  (1605)  63*; 
vgl.  auch  gewicht  . . .  nachdruck  Hederich  l,  1422;  gol- 
denes kleid  von  grossem  gewichte  l,  1422;  ein  goldenes 
stücke  geld  von  groszem  gewichte  Stein bach  2,1013;  das 
hält  so  viel  am  gewicht,  cela  a  tant  de  poids  Rondeau 
2,  Uu3*;  das  rechte  gewicht,  das  ein  stück  münze  in  der 
mark  haben  soll,  recours.  ebenda;  ein  schweres  gewichte, 
grave  pondus  Steinbach  a.a.O.;  gewicht  der  holzartcn 
(spezifisches  oder  eigengewicht)  S.  Beulen  realwb.  der 
forst .  .  künde  3, 1423^. ;  fraglicJier  ist  de  osse  het  wat  in 
der  wigt ...  ist  schwer  Brem.-nieders.  wb.  5, 163.  zielbewuszt 
steuert  Adelung  auf  den  eigenschaftsbegriff  im  bedeutungs- 
gehalte  von  gewicht  los;  er  stellt  ihn  —  seiner  methode 
nach  mit  recht  —  an  die  spitze  der  Verwendungen,  wobei 
er  auch  darauf  aufmerksam  macht,  dasz  ihm  der  plural- 
gebrauch, den  die  sachbedeutung  entwickelt,  nicht  zukommt, 
ebenso  Karmarsch  technol.  wb.  1^,  246  u.  a. 

S))  Sachbedeutungen  auszerhalb  des  tvägeverfahrens :  ge- 
wicht von  blei  an  einer  schnür  .  .  .  bolis  cataproratus 
Henisch  1599;  gewicht  an  einem  brunnenbalken  oder 
an  fallbrücken,  bacula  Frisch  nouv.  dict.  2,  279;  halteres, 
seiltänzergewieht  Stieler  2526;  vgl.  wnfen  gewichtstange ; 
das  gewicht  an  einer  uhr  oder  an  einem  bratenwender, 
the  weights  ofa  dock  or  kitschin  jack.  teutsch-engl.  wb.  2,  772 : 
ebenso  Rädlein  383*  (eingeschränkt  auf  die  uhr:  contrepoids 
de  l'horloge) ;  ebenso  Rondeau  2,  Uu  3"  (fügt  hinzu:  groszes 
stück  blei  oder  eisen,  das  den  Stickrahmen  hält;  gewicht 
hinter  einer  thür,  valet  de  porte) ;  gewichte  .  .  .  heisset  in 
der  mechanica  ein  schwerer  cörper,  insoferne  er  einem 
andern  cörper  dergestalt  verbunden  ist,  dasz  er  mit  das 
aequilibrium  halte  . . .  überhaupt  verstehet  man  also  durch 
das  gewichte  einen  schweren  cörper,  mit  welchem  man 
durch  den  druck  seiner  schwere  etwas  auszurichten  ver- 
mögend ist  . . .  eine  maschine  durch  gewichte  bewegen 
Chomel  4,1048;    die   gewichte  einer   uhr  Campe  2,363*. 

je))  das  wägemasz:  gewichte  oder  lot  oder  untz.  voc. 
theut.  (Nürnberg  1482)  m  6*;  gewichte  dreierhundert  pfunt 
swer.  ebenda;  gewicht,  damit  man  wägt,  pondus,  libra- 
mentum  M aaler  179*;  gewicht,  wornach  man  was  wäget 
Hederich  1,  1428;  gewicht  und  maszvergleichung ,  men- 
surae  et  ponderis  .  .  .  proportio  Henisch  1599;  über  ein- 
serlei  wag  und  gewicht  ist  nicht  zu  klagen,  ebenda; 
gebt  mir  die  wage  und  das  gewicht,  bailUs  moi  les  ba- 
lances  et  les  poids  Rondeau  2,  Uu  3* ;  kleine  abgeteilte 
gewicht,  pondera  certa  Henisch  1599  (vgl.  hierzu  schon 
Cholinus-Frisius  670*,  vgl.  auch  unter  gewichtlein), 
ebenso  Aler  936*,  Hederich  l,  1422;  kleines  gewicht,  da 
fünff  loth  vier  loth  machen.  Frisch  2,445";  das  kleinste 
gewicht,  ceratium  Kirsch  2,  151*;  Matthiae  2,  181*; 
falsch  seu  leicht  gewicht,  pondus  iniquum  Stieler  2526; 
grosses,  schweres  gewicht  Hederich  a.  a.  o.;  grosz- 
gewicht  Frisch  2,445";  gewicht,  pfundstein  Emmel223; 
peso  d'una  libra  (gewicht  eines  pfunds)  Hulsius  (1605)  63"; 
de  wigte,    die   pfunde    vers.  eines  Bremisch  nieders.  wb. 


5725      (it^WlCHT  II  (i,  d,  lexikalisek  gebucht) 

6.108;  contnergowicht  Henisch  IBM;  RAdlein  SM*;  ein 
contncr-ßowicht,  un  poida  de  eent  livrt»  DUBZ  (1604)  109*; 
ähnlich  Kiiiscii  >,151*';  {centtimpondiuwii  MATTlllABa.181*; 
teutschengl.  icb.  8,778;  gewicht  Ton  81  pfund  (t.  de  marine), 
arrobf.  Kondkau  a.a.O.;  gewichte  ...  sind  «os  einen, 
motallo  oder  Hloin  zuhereitete  cörper  von  gewisser  schwere, 
nach  wolchor  man  die  schwere  anderer  cOrper,  ver- 
mittelst der  wage ,  zu  scliätzon  .  .  .  pflegt  ...  es  sind 
aber  . . .  nicht  nur  nach  dem  unterschiede  der  nationcn 
die  gewichte  ...  unterschieden:  sondern  et  hat  auch 
einerlei  nnliun  vor  seiton  andere  gewiclite  gehabt ...  bei 
eben  derscibigcn  sind  die  gewichte,  mit  welchen  man 
verschiedene  saciien  abzuwiegen  pfleget ,  nach  deren  . . . 
wcrth '. . .  ohonfulls  wieder  versohiedun;  und  hat  man 
solchorgoslalt  gold-  silher-  perlen-  diamant-,  bergwerck- 
milntz-  apothekor-  cramcr-  fleisohor-gewichte,  und  so  ferner. 
CiiOMEi.  4,  \owff.;  Wiener  gewicht,  100  pfund  der  contner 
8,  IM";  Cöllniflch  gcwiclit.  teittach ■  engl.  tr&.  8,  778;  Nürn- 
berger, Cöllnisch  etc.  gewicht  Honukau  8,  Uus*';  verschie- 
dener örtcr  gewicht  eines  ins  ander  zu  reduciren.  teittaeh- 
engl.  wb.  2, '12;  landesfUrstlichos  gewiclit,  darnach  die 
andern  müssen  eingerichtet  worden.  Rondbau  a.a.O.;  in 
Berlin,  nach  dem  preusz.  landesgewichte  S.  Bf.iii.en  8,488; 
ein  einsct/.gowicht,  ein  satz  von  kleinem  gewicht,  deren 
immer  ein  kleineres  in  ein  grosseres  gesetzet  ist,  a  aet 
of  »mall  iceight.  teut.fr h  engl.  tcb.  8,778;  bei  verkaufTung 
der  lisclio  aber  soll  flcischer  und  nicht  kramer-gewichte 
gebraucht  werden  CiiOMt:i.  4, 1060;  apothokergewicht,  libra 
Rotnana.  Cai.visius  873*';  Stiri.er  8586;  CiiOMBL  4.1000; 
Frisch  8,446°  (gold,  silber,  perlen  auszuwägen) ;  S.  Beh- 
LBN  8,488;  krumergewicht,  libra  merculi»  Stiki.eii  8586; 
^enso  Steiniiacii  8, 1018  {libra  aromataria) ;  ein  brot  mit 
gewicht  auswcgen  Hemscii  1599;  mit  gleichem  gewichte 
abwiegen,  paribua ponderibtta  examinare  Steinoach 8, 1018; 
mit  dem  gewicht  kaufTen,  aliqiiid  pondere  emere  Albr  W6*; 
nach  dem  gewiclit  vcrkaufTcn  (//y  the  weighf)  teutaeh-ettgl. 
tcb.  8,  778;  ebenso  Kiitscil  8,  151  *>  {atib  exagio  vender^; 
Mattiiiae  8,  181*;  Honoeau  8,  Uns**  {vendrt  au  pcida)', 
brot  nach  dem  gewicht  essen  Hkniscii  1599;  pfeflTer  giebt 
man  nach  gewicht  SciiÖNSLEOEH  Vs**;  Aler  03ß*>;  ähn- 
lich Räui.ein  883*;  }lRnF.Ricii  1,1488;  gewichte  abziehen, 
eichen  Chomki.  4,io59;  ebenao  teutaekengL  vb.  8,778 (eichen, 
adjustircn  oder  richtig  machen);  abgezogen  gewicht,  poida 
ilchantillonni.  Romikau  a.a.o. 

20)  die  aachbedeittung  der  gewogenen  masse:  gewicht . . . 
iglich  ding,  das  man  wigt.  vocab.  thetit.  (Nilmberg  1488)  m6; 
gewicht,  das  ding  das  man  wigt  und  zasamen  pauscht, 
pensum.  rocab.  ine.  teut.  i  6*>.  dax1^  vgl.  noch  die  belege 
im  folgenden. 

*j))  schon  aus  diesem  ilberblick  über  die  btiehungen  der 
ainnlicheti  bedeutxmg  ergiebt  »ich  eine  thataache,  die  für 
die  hettrtheilung  des  gebrauch»  maazgtbend  ist:  da»  aub 
stantio  ?Mt  bedentxingsttnferschiede  enttrickelt,  die  für  seine 
vertcendungen  und  Verbindungen  bestimmend  icurden,  die 
aber  dem  Sprachgefühl  hier  weniger  betcusxt  tcerden  als  bei 
andein  Substantiven  (mit  dem  gewicht,  nach  dem  gewicht 
kaufen,  tciigemaaz.  eigenschaßsbegriff  u.  a.).  daraus  erklärt 
sich,  dost  bei  gewicht  in  starkem  tnasxe  mit  der  mögtichkeit 
mehrerer  at{/fassungen  zu  rechnen  Lst;  um  so  mehr,  als  oft 
bei  einer  und  derselben  Verbindung  der  eine  begriff  unmerk- 
lich durch  einen  andern  abgelöst  tcird.  dazu  vgl.  die  Über- 
gänge von  der  sachbedeutung  der  gewogenen  masse  tum 
eigensehajisbegriff  in :  übergewicht,  sujierpondium  Emmri. 
aa:!;  Heniscii  1599;  Sciiönslbder  V  5»;  Aler  936*;  Stein- 
dacii  8,  lois ;  Frisch  8, 415°.  vgl.  auch  gleichgewicht,  Qbe^ 
gewiclit  ...  wo  gewicht  in  weiterer  bedentung  zuweilen 
auch  für  schwere,  ftist  gebraucht  wird.  Ahki.uno  8, 657; 
vollkommen  gewicht  golds  gehen,  aurum  ad  saceoma 
appendere  Heniscii  1599;  ähnlich  Schönsleuer  V5*; 
Aler  9.%»;  vgl.  schon  Hadr.  Junius  160;  Fnisius  1173*; 
gut  gewicht  oder  einen  guten  aasschlag  geben,  gii'e  one 
good  loeight.  teutschengl.  «c6.  8, 778,  ebenao  Rondbau  (Jaire 
bon  poid»)  8,  Uu  3^;  tara  für  holtz  und  ein  von  hundert 
für  gut  gewicht  teutsch-engl.  tcb. ;  ttciachen  den  beiden  saeh- 
bedettiungen  bleibt  die  entscheidtmg  offen  in  widergewicht, 
gegengewicht,  das  man  an  die  wag-schUsseln  henckt,  damit 
sie  instehe,  sacoma,  aetjuilibrium  Emmbl  a.  a.  o.,  ebenso 
Chomel  4,  lOöÖ;  tetifschengl.  tcb.  8,  773;  Rondbau  8,  üo  8*. 


QRWICHT  U  (1.  d,  UadkaliMeh  gebucht)     5726 

das  gleiche  gilt  für  venMmdmmgm,  die  den  münaverhekr 
betreffen:  gewicht,  helbllne,  eHpe.  itotak.  ihemi.  QfUtm- 
berg  1488)  m  «. 

b))  der  metaj^orieehe  gebrauch. 

a))  at^  lateiniache»  vorbitä  führen  murüekt  kh  vwd  M 
mit  meinem  gewicht  schetzen,  hoe  wtei»  pomdertbue  cm 
minabo  Maai.kr  179*  (vgl.  mit  meinem  gewicht  .  • .  nach 
meiner  gewohnheit.  Prinil'R  diet.  /«/.  germ.  lOU^);  ich 
werd  es  nach  meinem  gewicht  erwtgen  AucR  Ml^;  dl« 
flache  hat  ein  gewicht,  rea  ponderoaa  Stibucr  WKI;  dieM 
gründe  werden  ein  starkes  gewicht  haben,  «uroii<  hemueotif 
de  poida  RoNOEAU  9,  Do  8*;  gewicht  der  worte.  emphaeie. 
Stiei.er  a.  a.  o.  (vgl.  verborum  ponderibus  ett  uiindaam, 
man  mAsz  wichtige  (apffere  wort  bnoelMA.  Cholikos- 
Fuisius  670'*);  nicht  nach  der  zahl,  ■oodcni  naeh  d«m 
gewichte  etwas  urtheilen.  non  nuwtero,  eed  ptndmre  tU- 
quid  judicare  IlRDr.iiicii  1,  1488;  deMcn  ailMbMI  nicht 
gewicht  genug  .  . .  hat,  eujtta  autoritaa  non  eaÜe  pemdari» 
...habet.  1488  (vgl.  auch:  er  hat  ein  gewicht  bei  ratb. 
hei  gericht.  tenet  curiam,  forum  Sbrz  teutach.  idiot.  M^); 
die  Sache  ist  von  groszem  gewichte  and  nacbdracke, 
maximi  momenti  et  ponderia  tat.  140;  ebenao  tetttatk  engl. 
teb.  8,  778  (tceighty.  ponderoue  er  importmnt  wtttUet);  de^L 
Rondbau  (qfaire  d'un  grand  poida). 

ß))  deutaehen  Ursprünge  iat  eineraeUa  die  eneriJtntng 
und  umbildttng  der  eben  belegten  formein  (gewicht  habea, 
von  gewicht  sein  u.  a.),  andererseits  die  entwirklung  neuer 
Verbindungen  mit  verbia,  deren  reich  ha  Itigkeit  jedoek  eetbei 
bei  Adeluno  nicht  annähernd  tttr  geltung  kommt:  den 
Übeln,  die  ans  bevorstehen,  durch  furcht  ein  Cf^Stzerw 
gewicht  get>en,  als  sie  wirklich  haben.  8,  666;  seinen  er- 
mahnungen  ein  gewicht  geben,  sie  mit  kräftigen  be- 
wcgungsgrQnden  begleiten,  ebenda;  ähntick  Ronobao 
(donner  dt*  poida  ä  une  c^faire). 

y))  von  anderer  aeite  leitet  da*  apriehieort  zum  meta- 
phorischen gebrauch  über,  und  hier  giebt  schon  Heniscu 
die  ersten  belege:  ein  trcw  hertz  bringt  ein  gioez  gewicht 
zum  gcschencke.  1599;  nach  Nürnberger  gewicht  die  waar 
cinnemen  und  nach  Erfurdisch  aaszwegen  macht  reich, 
aber  mit  wenig  ehren,  ebenda. 

8))  auffallend  häufig  »ind  die  buehungen  auf  eine  ein- 
zige der  eben  belegten  vevmtndungen  wmgeepHat. 

a))  für  die  sachbedeutung  de»  teägemmaae»  findet  eich  dieae 
einseitigkeit  nttr  in  tcbrterbüehem ,  die  dem  handel  %tnd 
verkehr  dienen:  gewicht,  elen,  mesz  Chr.  Besoi.d.  tke- 
aaurva  praeticua  (1641)868*/.  und  in  apäteren  auagmhen ; 
gewichte  sind  gewisse,  nach  einer  proportionirten  «ehwnre 
eingerichtete  und  abgeaiohte  cörper.  allgem.  bken.  lex. 
(1781)  888;  ähnlieh  G.  Chr.  Bohn  neuervffketee  wnmrentmger 
(1768)  886  (dasjenige  . .  .  womit  versdiiedene  dinge  ...  in 
kaufen  und  verkaufen  abgewogen  werden);  Rumpf  1.86* 
(gewicht,  als  maasz  der  schwere  von  kOrpem);  Schbdbl 
leaarenUx.  i*>,  886;  vgl  gewichte  an  der  ahr  and  zom 
wiegen  Q.  Krause  ndd.  jahrb.  86,  68. 

b))  dagegen  tat  der  eigenschc^fUhegriiff  in  mUgemnntn  teirier- 
büchem  der  neueren  zeit  gern  at^fkoeten  dir  üh'igin  kedeu- 
tungen  herausgearbeitet:  das  rechte  gewicht  nicht  haben, 
halten,  inta  de aehaal  ('t  rtdiiegewigt)  nint  houden  Krambr 
8,97*;  schwere,  gewicht,  wacht  (gewicht  ist  das  maaai 
der  schwere).  Stosch  beetimmung  d,  gltidkbedemt  wtifci 
8,  68/..-  gewichte  sind  verh&ltnissahlen,  die  anteitWi,  wie 
oft  ein  beobachtanfseriebnis  ...  in  einer  technung  an- 
zusetzen ist  LuEQBR  4.  «47 /l  (ßir  die  meMedauhmg  med 
hier  gewichtsstOcke  »izigemüt ».  d.);  gewleM,  aohleehtwef, 
oder  auch  absolutes  g.  (».  d.),  im  fegensalB  n  dem  Bpe> 
ciflschen  ge.  eines  kSrpers,  nennt  man  den  mit  hülfe 
irgend  einer  einheit  gemessenen  druck,  den  eine  masse 
vermöge  ihrer  schwere,  d.  h.  vermöge  der  auf  sie  wir- 
kenden anziehungskrafl  der  erde,  aaf  ihr«  onterstfitiangs- 
flftche  ausübt.  Tiüki.  4,489^;  gewicht,  spezifisches,  die 
zahl,  die  angibt,  am  wie  viel  ein  körper  schwerer  oder 
leichter  ist,  als  ein  gleiches  volumen  wasser  von  4*  Celsius. 
Stbnzel  deutaikea  eeemänniedkee  «•(.  147;  gewicht  und 
inhalt  unbekannt  (vermerk  im  konnossement  Ober  einen 
teil  der  ladung.  welche  dem  schiffer  nicht . . .  zugemessen 
tibergeben  ist),  ebenda. 

i)  für  daa  apriekwort  »tekt  da»  iii^wassi  im  wtitfd- 
punkt;  ea  dient,  wie  »eken  die  faupisls  «ms  Hbnisch  («.  o.) 


5727 


GEWICHT  II  (1,  e,  formen) 


GEWICHT  11  (1,  e,  formen) 


5728 


zeiaen    zugUich  als  gradmesser  der  redhchkeit.    der  etgen- 

schaftsheqriff  kommt  in  einzelnen  toendungen  zur  geltung, 

die  von  dem  gegensatz  zwischen  form  und  inhalt  ausgehen. 

über  das  wägeverfahren  hinaus  knüpft  das  spnchwort  auch 

an  die  allgemeinere  hebekoirkung  an. 

1))  nach    Nürnberger    gewicht   einnehmen    und    nach 

Erfurter   auswägen.    Graf  258    (s.  o.    Henisch   a  a.  o.. 

vgl. :  mit  Collenscher  wicht  betalen.  niederd.  sprichw.  bei 

Wander  1,1654); 

das  machet  scheel  äugen  fürwar, 

dasz  man  falsch  gewicht  brauchen  thar. 

loci  communes  .  .  .  c.  interpretattone  Oerman. 
{Basel  1572)  95; 
(vgl.  anz.  d.  künde  v.  d.  vorzeit  1854  sp.  270,  vgl.  onghelike 
schottelen  maken  schele  oghen  bei  Hoffmann  v.  Fallers- 
LEBEN  altniederländ.  sprichw);  falsch  gewicht  und  masz 
verstehen  keinen  spass  Wander  l,  1654;  liegt  ein  falsches 
gewicht  in  der  wage,  so  irrt  man  beim  rechtsprechen  alle 
tage,  ebenda;  wer  gibt  gutes  gewicht,  dem  fehlt  gottes 
segen  nicht,  ebenda  {good  weight  and  ineasure  is  heavens 
treasure);  was  sollen  dem  gewichte,  der  nichts  zu  wiegen 
hat?  ebenda;  vgl.  auch  wo  das  gewicht  fehlt,  musz  das 
geld  kehren  (daar  het  gewigt  faalt,  moet  het  geld  keeren) 
Graf  und  Dietherr  253.  _ 

2))  leichtes  gewicht,  leichte  waare  Wander  1,  1654:  bei 
dieser  galanten  und  eigennützigen  weit  müssen  die  weiber 
geld  haben,  dann  man  schaut  nicht  auf  das  gesicht,  son- 
dern auf  das  gewicht.  Abraham  a  Sangta  Clara  Abra- 
hämische  lauberhütt  1,  59  {die  üble  prophezeiung) ;  das  ge- 
wicht macht  das  gold  echt  und  nicht  die  färbe  Wander 

1,  1654. 

3))  zuviel  gewicht  übertreibt  die  uhr.  M.  Kirchhofer 
Schweiz,  sprichw.  225  ('die  obrigkeif);  wenn  die  gewichte 
fehlen,  geht  die  uhr  nicht.  Wander  l,  1654. 
e)  formen. 

a)  für  das  genus  ist  neben  dem  heute  geltenden  neutrum 
ein  älteres  femininum  belegt  {einmal  masc.  bei  H.  v.  Kleist 
3,  204  Schmidt),  zur  erklärung  musz  der  gegensatz  beachtet 
werden,  in  dem  bei  Luthers  niederdeutschem  Vorgänger 
(Arn des)  das  fem.  und  das  neutr.  stehen;  das  erste  kommt 
der  einfachen  form,  das  zweite  dem  compositum  {collect.)  zu: 
wicht,  gewichte,  die  mittel-  und  oberdeutschen  denkwMler 
bieten  nur  die  form  des  compositum^,  sie  verrathen  aber 
in  dem  doppelgebrauch  der  genera  die  spuren  des  ursprüng- 
lichen Unterschiedes,  der  dem  fem.  die  begriffe  libramentum, 
pondus,  dem  neutrum  den  collectivbegriff  pensnm  erschlieszt. 
l))  das  femininum  {niederdeutsch  wicht,  oberdeutsch  ge- 
wicht) ist  vereinzelt  in  oberdeutschen  Urkunden,  mehrmals 
axich  in  der  oberdeutschen  bibelübersetzung  belegt,  hier 
deckt  es  sich  mit  der  niederdeutschen  bibel  für  die  fälle, 
die  ein  nomen  actionis  oder  die  sachbedeutung  des  wäge- 
maszes  betreffen,  dagegen  bildet  der  eigenschaftsbegriff  einen 
trenmmgsgrund ,  er  ist  nur  in  der  niederdeutschen  bibel 
dem  fem.  erschlossen,  der  begriff  von  pensum  haftet  ganz 
am  neutrum  {vgl.  oben  sp.  5721).  Luther  gebraucht  das 
fem.  gar  nicht,  und  nach  ihm  stirbt  es  auch  in  der  nieder- 
deutschen bibel  rasch  aus ;  in  anderen  niederdeutschen  quellen 
andererseits  mischen  sich  die  formen,  wir  finden  gewicht 
als  fem.,  wicht  als  neutrum,  a.  u. 

a))  für  Verwendungen,  denen  ein  nomen  actionis  unter- 
legt werden  kann :  zwai  hundert  guldin  guoter  an  dem  golt 
und  swserer  an  der  gewiht.  urk.  v.  1373  monum.  zoll.  1,  365; 
swaz  man  bi  der  gewicht  verköuffen  wil  Züricher  stadt- 
bücher  (i343)  1, 135 ;  dazu  vgl.  2.  Samuel.  12,  30  Eggesteyn 
(die  do  het  edels  gestein  in  der  gewicht  des  goldes  ein 
talent;  ebenso  Koburger;  de  woech  een  punt  Arndes; 
am  gewicht  Luther  u.  a.);  ebenso  Hesekiel  4,  10  Ko- 
burger (in  ghewlchte  Arndes.  Quentel).  hieher  ge- 
hört auch  lool  Züricher  stadtbücher  2,  50  (atts  1416) ;  2,  367 ; 

an  einem  kalb  mfisz  nit  erwinden, 

ein  feiszes  weisz  ich  last  wcl  zfinden, 

gftt  am  griff,  schwär  an  der  gwicht ;  {var. :  an  dem  gewicht) 

das  wil  ich  bald  han  zügericnt, 

Georg  Binder  Acolastus  5,  5  {Schweiz,  schatisp.  1,  258). 

6))  für  die  sachbedeutung  des  wägemaszes :  xin  scholen 
gheuen  dat  brod  to  ener  wicht  de  klene  schal  sin  Arndes 
8.  Mos.  26,  26;  ebenso  Eggesteyn  (zö  der  gewicht;  gegen  zu 
dem  gewichtfrei  Koburger:  mit  gewicht  6ei Luther  u.a.); 
er  wag  die  har  seins  haubtes  mit  einer  offen  gewicht. 


Eggesteyn  2.  Samuel.  14,  26;  ebenso  Koburger  (gegen 
ghemenes  ghewichtes  Arndes;  nach  dem  königlichen 
gewicht  Luther  u.  a.);  mit  Collenscher  wicht  betalen 
Wander  a.  a.  o.;  dazu  vgl.  bezalen  . . .  bi  der  gewicht, 
als  das  von  alter  herkommen  ist.  Züricher  stadtbücher 
(li26)  2,  221;  ebenso  2,  49. 

c))  für  den  eigenschaftsbegriff  scheidet  sich  der  gebrauch 
landschaftlich .-  un  de  wicht  der  ghebedenen  orentziringhe 
was  dusent .  . .  sielen  gholdes  Arndes  richter  8,  26  (das  ge- 
wichte Eggesteyn  u.  a.) ;  ebenso  de  wicht  sines  pantzers 
1.  Samuel.  17,  5  {an  andern  stellen  hat  auch  Arndes  das 
neutrum  s.  u.);  dat  wi  nu  in  der  seluen  gewichte  weder 
hebben  gebracht  Quentel  i.  Mos.  (in  deme  sulue  werde 
Arndes;  in  dem  selben  gewicht  Eggesteyn  u.  a.); 

den  abend  wie  angieng  die  nacht, 

da  schosz  der  feind  mit  grosser  macht, 

fewrkugeln  wie  man  befunden, 

ein  jeder  spricht,  hett  in  der  wicht, 

ungefehr  bei  80.  pfunden. 

lied  vom  Überfall  Braunschwcigs  (1C05)  Soltau  «.  304. 

2))  das  neutrum,  das  Luther  und  die  ihm  folgenden 
Übersetzer  übereinstimmend  mit  dem  brauche  ihrer  zeit  in 
allen  fällen  durchführen,  zeigt  sich  in  der  älteren  nieder- 
deutschen bibel  auszer  für  den  begriff  pensum  vereinzelt 
auch  für  einige  Verwendungen  des  femininums. 

a))  beim  eigenschaftsbegriff:  unde  dat  ghewichte  des 
gholdes  . .  .  was  soshundert  un  sos  un  sostich  pund  gholdes 
Arndes  u.  a.  l.  Kön.  lO,  14,  ebenso  2.  chron.  4,  18;  sos 
hundert  sielen  goldes  sere  rechtuerdighes  ghewichtes 
1.  chron.  22,  25,  ebenso  Esra  8,  34. 

b))  zu  der  sachbedeutung  vgl.  ghemenes  ghewichtes 
Arndes  2.  Sam.  14,  26;  schal  ik  recht  werdich  maken 
unrehte  weghe  unde  valsch  ghewichte  des  sackes  Arn- 
des Micha  6,  11. 

ß)  der  numerusgebrauch  steht  unter  dem  einflusz  der 
bedeutungsunterschiede.    das  nomen  actionis  und  der  eigen- 
schaftsbegriff schlieszen  an  sich  den  pluralgebrauch  aus,  der 
den  Sachbedeutungen  offen  steht  {vgl.  auch  Adelung  u.  a.; 
ausnahmen  sind  natürlich  möglich:   die   spezifischen  ge- 
wichte der  verschiedenen  holzarten):    die  Türeken   sein 
in  Vollstreckung  des  rechts  geflissen,  der  subwascha  reit 
hin  und  wider  in  der  stadt . . .  und  besichtigt  mit  fleis 
die  gewicht  und  masz,  und  so  er  befindt,   dasz  das  ge- 
wicht im  brot,  schmaltz,  oel  etc.  falsch  oder  zu  gering 
ist,  pflegt  er  alszbald  dieselben  handelszleut ...  mit  stecken 
auf   die   blossen   fuszsohlen  zu  schlagen.    Schweigger 
reisbuch  (1608)  177 ;  freilich  auch  die  sachbedeutungen  be- 
günstigen den  plural  nicht  in  hohem  grade,  vielmehr  über- 
wiegt bei  gewicht  der  collectivgebrauch,  indesz  das  bedürfnis, 
eine  mehrzahl  einzelner  objecte  hervorzuheben,  selten  durch- 
schlägt,   vgl.   bette    etlich    gut   zien   mit  sich   gebracht, 
welches  er  gern  wolt  vergiessen  lassen,  begert  es  zuuor 
zu  wiegen,  darumb  lies  er  den  kannengiesser  bitten,   er 
wolte  sein  gewichte  mit  sich  bringen  . .  .  bette  gern  zum 
goldtschmit  geschickt,    aber  dieselben   haben   so  grosse 
gewicht  nicht.  Barth.  Krüger  Hans  Ciawerts  werckliche 
historien  (30)  neudr.  s.  58 ;  diese  probemaasze  und  gewichte 
sind   fortan  die   einzig  authorisirten  originale  von  masz 
und  gewicht  für  unsere  sämtlichen  Staaten,  preusz.  mxiasz- 
und  getoichtsordnung  von  1816,  §  1  (gesetzs.  s.  142);  sobald 
aber  irgend   etwas  nach  maasz  oder  gewicht  überliefert 
wird,  kann  sowohl  der  geber,  als  der  empfänger  fordern, 
dasz  die  ueberlieferung  nach  gehörig  gestempelten  maaszeii 
und  gewichten  geschehe,  ebenda  (§  ll)  s.  144  u.  a.    in  die 
form  desplurals  kommt  seit  dem  16.  jahrh.  vom  oberdeutschen 
Sprachgebiet  her  schwanken;  dem  alten  plural  gewichte, 
gewicht   tritt  nach  analogie  anderer  neutra  die  form  ge- 
wichter entgegen,    die  Schriftsprache  hat  dieser  bewegung 
nicht  nachgegeben. 

1))  gewichte  Schweizer  Urkunde  von  \Z9Z;  Meissner  bei 
V.  d.  Hagen;  wichte  Hansisches  urkundenb.  9,  288;  ge- 
wichte Matthesius  a.a.O.  gewichte,  nicht  gewichter 
Heynatz  handb.^  283" ;  de  wigte,  die  pfunde  Brem.  nieders. 
wb.  5,  251;  jewichte  Krause  a.  a.  o.  dazu  vgl.  gewicht 
Murner  ;  Kirch  hoff  mil.  disc.  (I6O2)  185;  Nürnberger  ordn. 
(1734);  Heidelberger  handschr.  nr.  660.  807  Wille;  gewichts 
ebenda  nr.  652. 

2))  gewichter  ösfemtreis^A.  1,168.  6,226;  Tat.  Alpin us  22"; 
G.  BoEGKLER  theat.  m^ch.;  Abraham  a  S.  Clara  2,  278; 


5729     GEWICHT  II  (t,  rirmliehe  Verwendungen) 

Stranitzki  870;  Adrm!  ktinttl.  unordn.  t,  ift;  GÖTiic 
48,  es  (ztim  OOtz). 

y)  der  lautkörper  unterliegt  vtrhältnimnänig  wenig 
Schwankungen. 

1))  tum  priiflx  vgl.  den  oben  berührten  gegentatM  twieehen 
dem  fem.  wicht  und  dem  neutrum  gewichte:  vgl.  dat  ge- 
wichte van  sinor  Torringe  aeereeht  von  Viaby  1,  88  SeUyter 
gegen  de  wichto;  vgl.  dhat  gewichte  ...  an  dhere  wiohte 
Hannaehe  urk.  von  1860  a.  o,;  vgl.  rechte  wicht,  rechte 
mate  Berliniachea  atadtb.  i  Clauanita;  die  apäiere  ent- 
ioieklung  hat  diesen  gegenaatt  auch  für  die  niederdeutachen 
formen  verwischt :  vgl.  wicht  n.,  pondus  ScHOTTBL  1448; 
wigt  Brem.  nietlers.  irft.  S,  851;  wicht  Dannf.il  84«;  woeg 
einer  mit  Tulscher  gewicht  Mattii.  v.  Norman n  viendiaeh- 
rilg.  landgebr.  Ht.  IM  Oadebusch  u.  a.;  gewicht  alt  fem. 
jüngere  glosse  au  Reinke  de  vos  8,  It,  187. 

8))  ium  atislaut  vgl.  neben  gewicht  die  form  gewichte, 
die  nicht  spätere  angleichung  an  die  colleetiva  auf  e, 
aondem  für  das  neutrum  von  hause  aus  iuständig  tat.  die 
achriftspraclie  hat  nach  langem  schtranken  die  kurte  form 
dunÄg^iUirt.  x.mundartl.apokopevgl.%e\iMch.  vgl.ap.mt. 

a))  gewichte  erlösung  876.  88U;  Briithold  v.  Reoens- 
BÜRO  1,148;  Fraubnlod  18.6;  Hohenfurter  benediktiner- 
regel;  mitteld.  schachb.;  Freiberger  atadtrecht;  Eheriiardt 
cAron.  v.  Qanderaheim  1189;  vgl.  auch  Schiller-LObben 
1,101;  ebenso  in  myst.  1,140;  bei  Fleming,  Picander, 
Lohenstein,  LoaAU,  Weise  {vgl.  atteh  Heilrorn,  teort- 
schätz  der  schles.  schule  ti);  ebenso  Stranitzki  869;  Stein- 
BACH  9,1013;  Haoedorn;  Outmann  {Halle  nw);  Oöttinger 
Student;  Jeciit  Manafelder  mnda  42.  dieaen  nimUr-  und 
mitteldeutschen  belegen  atehen  aus  den  grenagebitten  nur 
ein  beleg  der  Nürnberger  Ordnungen  (183)  und  des  Frank- 
furter drucks  des  Mii.iciiius  zur  seite,  dazu  vgl.  noch  ge- 
wichte in  Straszb.  ordntingen  und  in  einer  oberrh.  Urkunde 
von  1636  {zsch.  gesch.  Oberrheina  13,  888). 

b))  gewicht,  gewiht  H.  v.  Lanqenstein  Martina  86*; 
Meissner  v.  d.  Hagen  8,  824O;  Züricher  stadtbüeher  1,  186; 
Nürnberger  polizeiordn.  178  Baader  u.  a.;  Closener  d. 
städtechron.  8,  186;  Kölner  Spruch  (».  «p.  6781);  MuRNER, 
Emser,  Eck,  Matthesiu^,  E.  Alberus;  Zeitserurk.  (ISTS), 
Fischart,  Frischlin  t«.  a.,-  ebenso  Frisch  8,446*;  Hey- 
natz handbuch'  ags"»;  Bauer  {Waldeck)  40*;  Lenz  88»; 
Mautin  «.  Lieniiaut  u.  a. 

c))  gewicht  neben  gewichte  ist  aus  Straszbttrger  ord- 
ntmgen,  Kölner  Urkunden,  aus  Luthf.u  (gewichte  Hesekid 
45, 10  u.a.)  und  H.  Sachs  (gewicht /a6.  u. «cAtrdnA;«  4, 896 ; 
gewichte  6,  847)  u.  a.  belegt,  vgl.  attch  das  instchende  ge- 
wichte Fader  thesattrus  (l57l)  449*  (das  instchende  ge- 
wicht 20»);  gewicht  CoMENius  orbua picfus  i63;  gewichte 
ebenda  868*;  Lessino  strebt  im  gegensatz  zu  den  älteren 
Schleaiem  die  kurze  form  an,  die  seitdem  die  litteratttr- 
spräche  beherrscht. 

3))  der  stammvocal  schtcankt  in  einigen  älteren  vocabu- 
larien:  gewecht,  gewehte,  gewiecht,  ein  geweicht,  drachma, 
pondus  DiEPENRACH  u.  WOlcker  619;  des  gewechtis  von 
Straiszburgk  urk.  v.  1314  Winkelmann  8,  780.  vgl.  dazu 
goweech  Honig  Kölner  mda  k. 

4))  zur  triedergabe  des  gutturalen  Spiranten  vgl.  gewiht, 
gewihte  in  der  altem  überlieferting  {Martina  86»;  erloesung 
1017),  andererseits  vgl.  gewigd  ttrk.  von  1346  U'tnJIce/iiwinri 
8,  897;  gewigt  in  Nürnberger  ordn.  78;  bei  Erasmus  Fran- 
cisci  Ittst.  schattb.  8,  627  u.  a. 

f)  die  composition  trifft  vor  allem  vencendungen ,  die 
vom  wägeverfahren  ausgehen,  und  ztrar  in  erster  linie  solche, 
die  unter  die  sachbedettttmg  des  tcägemaaszes  fallen,  der 
eigenschaßsbegriff  nifnmt  verhültnismäszig  tcenig  daran 
teil,  dagegen  haben  die  vom  nomen  actionis  zu  diesem 
hinüberführenden  composita  gleichgewicht ,  Übergewicht 
eine  geradezu  ungeicöhnliche  Verbreitung  getconnen  in  über- 
tragener vertcettdung,  vgl.  vor  allem  das  europ&tsche  gleich- 
gewicht (*.  unter  letzterem),  manche  compoaita  haben  sieh 
überhaupt  nur  in  übertragener  bedeutung  erhalten,  ao 
Schwergewicht  {vgl.  dagegen  leichtgewicht). 

2)  überblick  über  die  sinnlichen  vertcendungen ,  die  an 
das  tcägeverfahren  anknüpfen. 

a)  gewicht  als  migemaasz,  vgl. :  wie  dann  solche  wagen 
;i^'t'nthalben,  za  aller  band  abwegung  gebrenchlich  sind, 
d.i/.  gewicht  aoff  die  eine  Seiten,  nnnd  was  man  wegen 


GEWICHT  (I  (t,  a,  wigeman) 


5730 


wil.  «off  die  ander  leiten  za  legen,  unnd  also  am  gewicht 
zu  vergleichen  RYrv  von  wag  und  gewieht  B  «*;  wann 
die  wag  nun  also  bereit  ist ,  mit  jren  dreien  baicken, 
und  du  wilt  sie  mit  den  kerhlin  verzeichnen ,  darinnen 
daz  gegengewicht  gehencket  werden  sol,  so  musto  für 
das  erst  ein  gewicht  haben,  das  gerad  ein  pfundt  weg«, 
des  gewicht«  des  selbigen  lands,  auff  welche  da  <Uefe 
welsche  sohnellwag  richten  wilt  AA 1**. 

a)  der  hauptgebraurh  trifft  Verbindungen  wtU  hadmiiam§»' 
verteandten  aubatantiven .  von  dtntn  mek  mihrtn  Jbrwtd- 
haft  ttzaammenachlieazen.  die  §ntf§m,  dk  «iol  Mmnw 
ergeben,  vertheilen  aieh  tiewtUek  rtüäidk  m^f  tmUmmta 
nehiungen  de»  litterariachen  gebraueka».  fewieht  imi  wafB 
finden  aieh  vor  allem  in  einfUhrungabaatiwtmuMgen  tand  in 
Verordnungen,  die  den  verkehr  überhaupt  regetn,  die  atrmf- 
beatimmungen  bevortttgen  die  enceiterte  formd  wage,  maas 
und  gewicht,  überhaupt  nehmen  erweiterte  formen  dmr  vtf' 
bindung  masz  und  gewicht  breiten  räum  ein,  ao 
lieh  in  den  reformbestrebungen  der  poliiiker.  zahl, 
und  gewicht  irtrd  in  der  theologischen  und 
naturbetrachtung  viel  angezogen,  loogalttt 
aynonymen  wird  masz  und  gewicht  «ur  itfurnnm  firmd, 
die  in  allen  atUgattungen  tciederkehrt 

1))  gewicht  und  wage  cda  Verbindung  —  nicht  von  ayno- 
nymen (tffie  ap.  6716),  aondem  —  von  begriffen,  die  »iek 
ergänzen : 

a))  dit  is  dat  gewichte  von  der  crAitwaigen  . .  .  tten 
ein  kufTcrcn  gewichte  van  seess  pAnden.  item  «in  blU«n 
gewichte  von  seess  p&nden.  Kölner  Verordnung  vom  ende 
dea  14.  jahrh.  a.  Stsin  akien  a.  geaeh.  ...d.  atadt  Köln  8,  fl« ; 
ebenso  {itsi)  1,  489;  {eid  de»  at^fadter»  auf  dem  flaehtnmkl» 
1483)  8.  678;  doch  dasz  sie  jeder  zeit  haben  ein  stett«  ge- 
rechte waag  mit  rechtem  gewicht  wie  von  alter  bestimbt 
und  lands  gebreUchig  ist.  do  aber  dem  zu  wider  ge- 
handlet und  die  ungcrechtigkait  ehrgriffen  wihrt.  es  wir 
mit  wasz  gewicht  solliches  geschechen  mOcht  markt-  u. 
mautordn.  von  Vorau  (1603)  6aterr.  teeiath.  6,  116;  dass  in 
jeder  milhle  eine  ordentliche  waage  mit  gefochtenem  ge- 
wicht zu  halten,  und  bei  den  jeweiligen  mUhlen-visi- 
tationcn  auf  den  punkt  wegen  der  mehlwaage  und  rich- 
tigen gcwichts  gesehen  werden  solle,  badiaehe»  deeret 
von  1770  bei  C.  F.  Gbrstlacher  8,  868;  besinnst  du  dich 
auch  des  alten  Stickeis  und  seiner  frau ,  der  reinlichen 
holzkrügc,  der  wagen  mit  den  verschiedenen  gewichten 
auf  dem  hausehren?  Jacob  Grimm  {an  aeinen  bruder 
Ferdinand  1889)  U.  achr.  l,  88. 

b))  item  es  sol  dhain  gruebmaister  oder  perkman  wag 
nach  gewicht  haben,  &n  wen  es  der  wecksISr  oder  sein 
anwalt  erlauben,  bergreehte  in  der  Oastein  u.  Rauri» 
{l*.  jahrh.)  österr.  tceisth.  1,199;  vort  no  en  sali  gein  gast 
binnen  noch  buissen  sinre  herbergen  geinreleie  waige 
noch  gewicht  haven,  damit  hei  sin  goit  asswige  off  in 
einchon  wijs  slijsse,  den  hei  sali  id  ganta  verfcooffen. 
we  vurs.  is.  Kölner  verordn.  v.  140».  8,  986  Stein;  item  dat 
man  up  sees  odir  8  bequemen  steden  eine  wage  ind  ge- 
wicht hären  soilc,  da  up  die  bürgere,  ingesessenen  ind 
fremden,  die  sclITs  geine  waigen  ind  gewichte  en  haven. 
ire  broit  wigen  moigen.  (l46i)  1.  478;  solcher  gestalt  mag 
auch  weiter  die  kelte,  werme  . . .  durch  wag  und  gewicht. 
ersucht  werden.  Rypp  CC  8*;  ähnlich  B  1*;  das  gewicht 
oder  die  wagen  die  sollen  nach  Wienischen  gewicht  ge- 
ordent,  gesezt  and  gemacht  werden  ...  die  weinmass  soll 
nach  Salzburger  mass  geordont  und  gemacht  werden  ander 
des  gewichts  laichen  znsambt  den  eegedaobtan  gewicht 
und  der  eilen  mass  bezaihcnL  banntmidiztg  au  Waaaitmiu 
bürg  (16.  jahrh.)  Merr.  tteist.\.  e.  489;  er  niederi«g«r  «oU 
auch  ein  ehrbar«  aufsehen  haben  and  gegen  den  rodfetti» 
gern  oder  den  rodleuten  kein  gef&hrliches  mit  wag  and 
gewicht  nicht  geben,  sondern  hierinnen  einem  wie  dem 
andern,  reich  und  arm  halten,  da«  erbar  und  aufrecht  i«L 
dorfbueh  von  Lataeh  (1607)  öaierr.  weitA.  4. 867 ;  dahingegen 
wann  gewicht  und  waag  nicht  loht  ond  flLhig  wire,  so 

ist  vor  1  loth  8  fl strafe  nebst  eonflseathm  des  gewichts 

anzusetren.  hadiaAa  »uz^rdn.  der  meUgtf  von  vm,  §69. 
zum  pluralgebnmA  vgl.:  item  sollen  die  müllner  mit 
gueten  millen,  auch  gerechten  wagen,  gewicht  and  masz 
. . .  versehen  sein,  weiath.  v.  Ktifatiin  (17.  jahrh.)  öaterr. 
treisth.  8,  96;   item  von  der  metxiger  wegen,  der  falsche 


5731      GEWICHT  II  (2,  a,  wage  und  gewicht) 

gewicht  oder  wag  biet,  item,  ain  etlicher  metziger,  der 
zu  seinem  hantwerk  falsche  gewicht  oder  wage  hiet  .  . . 
der  ist  vervallen  25  phunt  Ferner  peen.  Statut,  u.  recht 
V.  Kaltem  s.  österr.  weisth.  5,  299;  mit  ernst  gebühret  dem 
profosen  darauff  zu  schauwen,  darmit ...  die  krämer  .  .  . 
rechte  gewicht  und  wogen  haben.  Kirchhoff  müit.  dis 
ciplina  135. 

c))  straff  der  feischer  mit  mass,  wag  und  kauffman- 
schafft.  item  welcher  bSsslicher  und  geverdlicher  weiss 
mass,  wage,  gewicht,  specerei  oder  andere  kauffman- 
schafft  felscht,  der  sol  zu  peinlicher  straff  angenomen  .  .  . 
werden.  Bambergische  halsgerichtsordn.  (§  138)  s.  55  Kohler 
u.  Scheel;  so  bei  einem  ain  fallische  waag,  gewicht  oder 
masz  gefunden  wiert.  banntaiding  zu  Passeil  (1662)  österr. 
weisth.  6,  174;  ebenso  (banntaiding  zu  Weiz.  17.  jahrh.)  6, 196; 
das  die  personen,  so  sich  firkeif  und  crämerei  gebrauchen, 
. .  .  auch  aine  rechte  wag ,  star  und  ihre  Bozner  mass, 
alles  gerecht  und  abpfächtig,  und  kain  ander  gewicht, 
wag,  oder  mass  haben,  noch  gebrauchen  sollen,  ordn.  v. 
Sarnthein  {il .  jahrh.)  österr.  iceisth.  5,261;  gewicht,  masz, 
eilen  und  waag  sollen  den  alten  gebrauch  noch  gerecht 
und  gleich  ohn  allen  falsch  gehalten  und  gebraucht  werden, 
auch  durch  gericht  besieht  und  geziment  werden,  markt- 
artikel  von  Aflenz  (16.  auf  17.  jahrh.)  österr.  weisth.  6,  84; 
ebenso  (iß.  jahrh.  St.  Lambrecht)  6,237;  ähnlich  6,78  (mit 
valscher  waag,  ein  und  gewicht) ;  zum  plural gebrauch  vgl.  -. 
item  wellichen  bosslicher  unnd  geferlicher  weise  mass, 
wag  unnd  gewichte ,  specerei  oder  annder  kauffman- 
Bchafft  fällscht  unnd  die  für  gerecht  gepraucht  unnd  auss- 
gibt,  der  soll  zu  peinlicher  straff  angenommen  .  .  .  werden. 
Carolina  §  113  s.  61  Kohler  u.  Scheel;  ferner  sollen  an  dem 
landrechten  nach  Khessendorffer  kürchweich  alle  mass 
trucken  und  nass,  meczen,  habmass,  viertl  und  mässl, 
kanten,  wag,  elln  und  gewicht  nichts  auszgenommen  über 
zuvor  gethonnes  beruefen  für  und  in  die  schrannen 
bracht  werden,  volgund  soll  der  landrichter  vier  gerichts- 
mann  darzue  verschaffen ,  solch  mass ,  waag ,  elln  und 
gewicht  alda  zu  sechen  und  zu  fachten,  und  welches  zu 
gross,  ciain,  eng  oder  gering,  der  ist  nach  gnaden  zu 
straffen,  landrecht  v.  Kessendorf  {handschr.  1625)  österr. 
weisth.  1,  33;  ähnlich  (alle  waag,  gewicht  und  masz)  6,  23; 
2,  29  (falsche  gewicht,  wag  und  mässereien);  5,  303  (rechte 
. .  .  mut,  gelten,  öl,  sterli  und  all  ander  masswag  Meraner  d 
und  all  ander  gewicht). 

2))  schon  in  der  Zusammenstellung  mit  wage  zeigte  sich 
die  enge  Verbindung  von  masz  und  gewicht,  diese  beherrscht 
auch  die  ineisten  der  übrigen  formein: 

a))   neben   anderen    bedeutungsverwandten   Substantiven-. 

«))  dasz  man  im  gantzen  röm.  reich  teutscher  nation 
ein  gewicht,  masz  mesz  und  elen  halten  soll,  sogenannte 
reformation  kaiser  Friedrichs,  Goldast  1,  176;  zum  ailfften 
sol  der  gros  nachtail  der  armen  in  kawffen  und  verkawffen 
bedacht  werden  und  im  reich  I  mes  I  ein  I  fuder  gleich 
gewicht  I  leng  der  duch  und  barchat  unnd  aller  ander 
war  uffgericht  werden,  bauernart.  v.  1525  bei  Oechsle 
beitr.  z.  gesch.  des  bauernkrieges  290.  die  gleiche  forderung 
in  der  reform  guter  polizei  zu  Augsburg  1530  bei  Andler 
corp.  const.  imp.  550; 

hetten  wir  alle  einen  glauben, 

gott  unn  den  gemeinen  nütz  vor  äugen, 

gütten  friden  und  recht  gericht, 

ein  eile,  masz,  und  gewicht, 

eine  müntze,  und  gut  geldt, 

so  stunde  es  wol  in  aller  weit. 

Agricola  750  dtsche  sprichw.  nr.  272. 

das  gleiche  in  ghemene  duitsche  spreekwoorde  (1550),  vgl. 
G.  J.  Meijer  oude  nederl.  spr.  17.  um  einen  vers  erweitert 
ist  der  folgende  Kölnische  spruch : 

hedden  wir  alle  einen  gelouven, 
got  und  gemeinen  nutz  vor  ougen, 
ein  eile,  maisz  und  gewicht, 
gCEde  frid  und  rechte  gericht, 
ein  müntz  und  goet  gelt, 
so  stundt  ist  wail  in  der  weit. 
schätz  bouchlin  der  gotlicher  lieffden  {Germania  19,  98). 

zum  plural  vgl.:  in  beeden  hofmarchen  soll  man  sich 
der  masz,  elln  und  gewicht  dem  lantgericht  gleichmäszig 
halten,  gerecht  u.  freih.  v.  Qröbming  (1594)  österr.  tveisth.  6, 6. 
ß))  ginge  einer  mit  falscher  wahre,  gewicht,  elen 
edder  maten  . . .  umme  Matth.  v.  Normann  wendisch- 


GEWICHT  II  (2,  a,  masz  und  gewicht)      5732 

rügischer  landgebrauch  Ht.  164  Gadehusch;  braucht  aller- 
lei vorteil  seinen  nehesten  zu  betriegen,  und  schaden  zu 
thun.  mit  falscher  wahre,  eilen,  gewicht,  masz  etc. 
Luther  tischreden  (25  vom  teufel  u.  seinen  werken)  278*^; 
kein  äugen  sind  die  da  sehen,  das  der  fleisch  und  brod- 
kauff  zu  kleine  ist,  niemand  hat  achtung  drauff,  das  das 
gewichte,  ele  und  mas  zu  gering  ist.  Lumv.  Milichius 
schraptenfel  (i5C7)  S  2=^;  item,  dasz  den  mercatantern, 
metzgern,  unnd  andern,  ein  gewisse  ein,  masz,  und  ge- 
wicht gegeben  und  gemärckt  werde,  die  sie  zu  gebrauchen 
haben,  bei  hoher  straff.  Laz.  v.  Schwendi  kriegsdiscurs  69; 
auf  die  mezker,  peken,  elln,  masz  und  gewicht  will  schier 
gar  kein  achtung  gehalten  werden,  marktart.  des  dom- 
capitels  zu  Gurk  (1579)  österr.  iceisth.  6,  505;  ähnlich  1, 114*; 
1,85;  6,538  (diejenigen  welche  mit  gewicht,  masz,  eilen 
und  dergleichen  handien);  ebenso  6,  539;  nach  dem  ge- 
wicht {handschr.  gericht),  masz,  eilen  oder  in  ander  weg 
verkaufen,  weisth.  v.  Kufstein  (l7.  jahrh.)  österr.  tveisth. 
2,  40;  ebenso  l,  272.  zum, pluralgebrauch  vgl.:  hee  sali  vur 
sicheren  ind  na  zo  den  heiigen  sweiren  .  .  .  vort  die 
maissen,  eilen,  geloede  ind  gewicht  zo  ijchen  ind  zo 
halden,  as  dat  bis  an  in  van  alders  herkomen  is.  eid  des 
burggrafen  v.  Köln  1440  s.  Stein  1,  304;  alle  gewicht,  masz, 
elen  und  mesz  im  hailigen  römischen  reich  teutzscher 
nation  sollen  .  .  .  geendert  werden,  nach  erkantnus  der 
notturfft  des  gemein  nutz,  sogenannte  reformation  kaiser 
Friedrichs,  Goldast  1, 167;  wie  alle  masz,  ein  und  gewicht 
beschaut  und  gefacht  werden  sollen  .  .  .  zue  deme  so 
sollen  auch  solche  saczmaister  almal  anstat  der  ganzen 
gemain  zum  nachrechten  erscheinen,  damit  alsdann  traid, 
wein,  masz,  ein  und  gewicht  notdurfticlich  beschaut  und 
gefaicht  werden,  landrecht  von  Wartenfels  {hdscJir.  v.  1673) 
österr.  tveisth.  l,  163. 

y))  dasz  er  (gott)  alle  geschöpft  in  zahl,  gewicht  und 
masz  beschaffen  hab.  notizen  von  Firkheimer  (?)  s.  Dürers 
nachlasz  285  Lange;  und  auch  weiter  durch  die  heilige 
göttliche  schrifft  erwisen  werden  mag,  so  wir  lesen,  das 
alle  ding  von  gott,  in  gewisser  zal,  masz,  und  gewicht  er- 
schaffen sind,  darumb  dann  auch  Augustinus  setzet,  das 
in  diesen  dreien  dingen,  als  masz,  gewicht  unnd  zal  . . . 
die  macht  unnd  herligkeit  gottes ,  in  Sonderheit  erkant 
werde.  Ryff  A  2''; 

und  wie  er  sonst  alles  gericht 
auff  Ordnung,  zahl,  masz  und  gewicht, 
so  hat  er  auch  marscheider  kunst 
geschenckt  aus  besondrer  lieb  und  gunst. 

Martin  Rinckhart  (Eisslebi scher  chn'stl. 
ritter  2,  9)  neudr.  44 ; 

so  haben  doch  die  evangelisten ,  neben  etlichen  hebre- 
ischen  werten,  so  sie  im  gewicht,  masz  und  müntz  be- 
halten, vil  greckischer  und  lateinischer  wort  gebrauchet. 
Mathesius  Sarepta  {li.  pred.)  246";  in  den  Wörtern,  so 
di  zahl ,  münze ,  mas ,  und  gewichte  bedeuten ,  sol  be- 
sonders nichts  übersehen ,  noch  ausgelassen  .  .  .  werden. 
Samuel  v.  Butscuky  erweiterte  u.  verbess.  hd.  kanzlei  58; 
vertretbare  sachen  im  sinne  des  gesetzes  sind  beweg- 
liche Sachen,  die  im  verkehre  nach  zahl,  mass  oder  ge- 
wicht bestimmt  zu  werden  pflegen,  dtsch.  bürgerl.  gesetzb. 
§  91  reichsgesetzblatt  (1896)  209.  zum  plural:  jedes  kapitel 
hat  er  wiederum  in  verschiedene  §§  eingetheilet ,  und 
darinnen  . .  .  besonders  abgehandelt:  . .  .  das  finanzwesen, 
die  handlungsgesetze ,  Verordnungen  und  commercien- 
tractaten;  die  münzen,  maasse  und  gewichte.  Lessing 
{anzeige  in  der  Vossischen  zeit.)  4',  349;  vgl.  auch  den  über- 
tragenen  gebrauch: 

der  vers  ist  vielleicht  rein, 
nach  zahlen,  masz,  gewicht,  kunstmässig  abgemessen, 
war  in  dem  inhalt  nicht  zahl,  masz,  gewicht,  vergessen. 

BODMER  (character  der  teutschen  gedichte  291/2) 
litt,  denkm.  12,  13. 

b))  die  formelhafte  Verbindung  auszerhalb  des  kreises 
weiterer  synonyma. 

«))  gewoenlichen  veilen  kouff  zo  geven  mit  reichter 
maissen  und  gewijchte  van  spijsen  ind  van  drancke. 
Kölner  fremdenordn.  v.  1447  s.  Stein  2,  343;  recht  Zulger 
maisz  und  gewicht  nasz  und  dreugth  {Saltzweiher  1516) 
weisth.  2,  692;  und  dahin  geflissen  sein,  das  allenthalbin 
recht  gewicht  und  masz  gebraucht  werde.  Wolfhart 
Spangenberg  anmutiger  weiszheit  lustgarten  741;  sollen 
die  Pocken   sich  auch  gerechts  gewicht  und  masz  ge- 


6733     GEWICHT  11(1.  a, 


and  gewicht) 


branohen.  [landiaiding  v.  Taxenbaeh)  Merr.  veüth,  i,  tTfl; 
(vgl.  datu:  frage  den  fAlsohen  mesier,  den  falaohen 
Wäger  einmal,  ob  er  nicht  weisse,  daa«  man  rechtes 
masz  und  gewicht  geben  musz.  Matthias  Claudius 
%,n  Redlieh);  tum  plural  vgl.-,  vicneebentes.  der  sich  in 
verkaufen  der  falschen  und  kleinen  mK&sz  und  gewloht 
gebrauchet,  dorfordn.  tu  Hartl  (1680)  Merr.  vmsth.  «,  171 ; 
item  so  einer  falsche  masz  oder  gewicht  habe ,  es  seie 
was  da  woU,  so  soll  der  richter  dasselbige  so  gewogen 
oder  gemessen  worden  ist,  behalten,  banntoiäing  v.  Wald- 
»tein,  Merr.  trtullt.  e,  867. 

/9))  in  gewicht  und  maass  betrelTond  mag  ein  lands- 
pfleger  dieselben  an  der  landsohrannon  zu  Aich  besich- 
tigen, die  nach  gewohnheit  zeichnen  und  merken  lassen. 
(Oröbming  ütSi)  Otterr.  vmath.  6,  6;  ähiilich  1,81;  auch  soll 
SU  gewicht  und  masz  geseohen  werden,  banntaiding  tu 
Weit  (n.jahrh.)  ötttrr.  tceinth.  e,  i«S;  der  gencral  auditeur 
soll  das  maasz  und  gewicht  auch  die  taxe  vom  bior  und 
fleisch  reguliren.  regletnent  vor  die  kgl.  preun.  infanterie 
(1748)  ».  874;  dasz  die  niUhlen,  wie  auch  das  gwicht  und 
maasz  durch  eigcnds  dnrzu  verpflichtete  visitatores  alle 
halbe  jähr  ohnvorsehens  zu  visitiren,  und  die  sich  er- 
gebende fehler  dem  oberumt  zur  untersuch-  und  bcstrafung 
zu  übergeben,  badisehe»  rtacript  v.  1727  bei  QeraÜaeher 
8,  864;  gehe  ich  zum  wirt,  so  kriege  ich  das  beste  fleisch, 
wein,  wie  er  sagt,  .  .  .  nimmt's  mit  gewicht  und  masz 
nicht  spitz.  J.  Gotthkm'  Uli  der  päehttr  eap.  lO;  er  war 
untrüglich  in  allen  rcductionen  von  masz  und  gewicht, 
warf  die  preise  der  waaron  aus  und  besorgte  die  calcu- 
latur  des  gcschäftcs.  G.  Furytaq  (soll  u.  haben  1,  7)  4,86; 
in  allen  Hlllen,  wo  etwas  nach  maasz  oder  gewicht  ver- 
kauft wird,  darf  die  im  inlande  erfolgende  ueberlicferung 
nur  nach  prcuszischem,  gehörig  gestempeltem  maasse 
oder  gewichte  geschehen,  ist  im  vertrage  ein  fremdes 
maasz  oder  gewicht  verabredet,  so  musz  dasselbe  bei 
jener  Überlieferung  auf  preuszisches  maasz  oder  gewicht 
reduzirt  werden,  preusz.  verordn.  v.  1840  (grueha.  ».  187);  tum 
plural  vgl. .-  alle  mUszerei,  besonderist  die  weinUrhn  und 
gwichtcr,  alle  jähr  abpfächten  lassen  und  selbe  visitieren. 
{ehehaftstädigung  . .  .  auf  dem  Kitten)  öaterr.  leeitth.  6, 896 
{vgl.  -  dasz  der  richter  . .  auch  auf  den  gewicht  und  mäszerei 
absieht  haben  solle,  österr.  trei«th.  5, 886);  item  tschinken, 
ri^tcr  und  gesworn  suUen  im  jare  zwirbeschawen  alle  masz 
und  gewicht,  stat.  u.  recht  v.  Kaltem  a.  öaterr.  weiath.  5,804; 
derhalben  leret  der  Eutropius,  von  stundan  im  anfang 
seines  ersten  bächs,  wie  Sydonius  die  m&sz  unnd  ge- 
wichter erfunden.  Tat.  Ai.pinus  Hbera.  de»  Polydor.  Vergil. 
(l,  19)  88'>;  in  jedem  regierungsdepartement  musz  dafür 
sorge  getragen  werden,  zu  ajustirung  der  maasze  und 
gewichte  mit  Zuziehung  von  kunst-  und  sachverständigen 
zweckmKszige  comtoirs  eingerichtet  werden.  prtutM.  ver- 
ordn.  V.  1808  (gesetta.  a.  497);  dasz  wir  nöthig  erachtet 
haben,  der  Unsicherheit  in  maaszen  und  gewichten,  die 
bisher  in  unsem  Staaten  den  verkehr  erschwerte,  durch 
feste  bestimmungen  abzuhelfen,  pmiat.  maaat  u.getciehta- 
ordn.  V.  1816  (geaetta.  143),  vgl.  gewichtordnung. 

y))  verzaichnus  ettlicher  und  viller  vercndrungen  nem- 
Hob  des  gewicht»  und  elen  masz,  wie  sollichs  vergleicht 
werden,  nutzbarlich  zu  wissen.  Heidelberger  hattdachr.  d. 
in.jahrh.  {nr.  807)  Wille  a.  49;  das  masz  hcisst . . .  schwer- 
masz  oder  gewicht,  sofern  es  eine  massen-  oder  schwer- 
einhoit  ist.  L.  Goldschmidt  kandb.  d.  handelarteht»  (§68) 

1,  564. 

8))  die  Verbindungen,  in  die  gewicht  allein,  oAiM  mn- 
lehnung  an  wage  oder  masz  eintritt,  aind  spärlich: 

a))  mit  lioiren,  schworen,  falscher  war, 

hab  ich  eenert  mich  manche  jnr. 
wflcher,  KaufT,  und  bösz  gewicht, 
ist  nit  mein  minste  sftversicht. 

Jon.  V.  Schwartzbnbbro  memorial  der 
tugent.  «.  der  teuUeh  Okero  (1684)  187». 
datu  vgl. :       wokor,  vorkoep  und  bAse  gewicht 
ist  niht  mine  feringste  thovorsicht. 

jüngere  giotte  tttm  Reinke  de  rot  8, 18,  187 
Brandet  197 
(ftei  lettterem  parallelatellen  aua  FVeidank  u.  a.,  die  den 
begriff  des  betrtigs  beim  verkat^f  variieren,  ohne  ihn  durch 
das  böse  gewicht  tu  veranschaulichen);  datt  gehört  den 
ampthebborn,  dat  se  up  de  schotten  und  andere  umb- 
lopende  kramer  up  ere  gewicht  und  wahre  sehen  in  den 
IV. 


GEWICHT  II  (8.  o,  eUe  und  gewicht)     5734 

markeden.  MArrnAut  v.  Normann  vmüUaekntg.  Und 
gebratuh.  tii.  iH  Gmdtttuek  ».  Mft. 
b))  wsidi  krMMT  I 

oder  SS  Mekt  fswtol 
oder  gefrischts  war 

d«r  w«ft  versobeiMl 

H.  Sacmh  fab.  u.  »ekm*»U  6,  847; 

tfs  llllBSl  «nd  di«  baodablout 
US  w/tmmk  rsiaan  nah  »od  weit, 
aof  vorthell  Ihan  t^  deakan : 
an  eilen,  ttdckwei«  mmI  |«wMht 

^a^f  d€T  wdt  bet  RomiANif  gmiMuHitfl^ 
Uedtr  1. 179: 

auch  wollen  wir,  das  alle  kromer  eisnein  sUen  ond  fs- 
wicht,  paide  gezeicbet  mit  der  stat  zaicbsn;  «slehsr  dsr 
wer  der  zu  kurz  mess.  oder  unrecht  wof ,  dar  sehol  ta 
paze  gewen.  Altl*rager  »tadtretkt  §  as  Ü$dtr  ».  «0; 
also  das  zu  zelten  soliohsr  freiong,  so  Isniif  dto 
mögen  gcste  wol  aasswegen  ond  mit  der  ein  so 
den,  welche  zu  oflTen  laden  steen,  doch  das  sie  dsr  stat 
gereohtvertigte  gewicht  und  elen  zu  solichsm  irem  aass- 
sneiden  und  auswegen  haben  und  fsbraoshsti.  Nürn- 
berger politeiordn.  de»  16.  jahrh.  bei  BsädltrlM;  dasu  «fL; 
mäszereien  . . .  eilen  und  gewichter.  Merr.  wciaA.  l,  IM. 
tu  der  Verbindung  von  gewiclit  und  scheffel  tu  d«r  MM> 
überaetsung  (5  Moa.  86, 18)  vgl.  oben  »p.  6719. 

e))  wollen  wir  zovor  von  der  mfintx  and  gewicht  reden, 
des  in  der  heiligen  schritTt  gedacht  wirt.  Mathesio« 
Sarepta  {n.  predigt:  von  müntz,  gewicht  and  zahl)  m^; 
wir  deutschen  haben  unser  gewicht  und  zal  namen  mit 
dem  rechen  and  bachhalten,  von  den  Lateinern  ann 
Wahlen  bekommen,  drumb  brauchen  wir  des  zentnen.  tss^. 

</))  das  ainer  sinen  aide  oder  ere  fibera&he  mit  valseb 
gewicht,  gewtirtz,  schmaltz  oder  anderm,  oder  das  ainsr 
den  andern  wundoti  oder  messer  zuckti,  das  sei  aUwegen 
ainem  stattamman  und  dem  rate  haimgeseest  werden. 
Überlinger  verordn.  v.  1461  sscA.  ^sscA.  OberrkttM»  IS,  M: 
andere  Verbindungen  führt»  ••»  dsr  beieuitmg  pensnm  und 
dem  eigentchßftsbegriff  über,  vgl. :  mit  dem  gewicht  es  nicht 
immer  genau  nahm  ...  die  preise  . . .  nicht  am  genausten 
angab.  J.  Gotthf.lp  Hans  Bemer  (vgl.  oben  »p.  6788);  die 
bäcker  anzuhalten,  monatlich  die  preise  und  das  gewicht 
ihrer  verschiedenen  backwaaren  durch  einen  anschlag 
im  verkaufslokal  zur  kenntnisz  des  pablikams  su  bringen. 
prettat.  generbeordn.  v.  1846  getett».  ».  67. 

ß)  auf  die  voratellungakreise ,  innerhalb  derer  »iek  di» 
eben  belegten  tcendungen  betttgen,  fxlhrt  auch  die  wtrhim 
düng  mit  angegliederten  »ubatantiven  «tnd  mUi  attributiven 
adjectiven  in  erster  linie  turüek.  »»  hamidt  »idk  hier  vor 
aUem  um  unterschiede  in  der  k*belkr^ft  dar  ftwiehte.  die 
im  imtatkverkehr  einen  gr9m»m  «dat  §»rim§tm  werth  de» 
abg«wofi»nen  bedingen.  »atteU  diass  £trA  ümd»dU{filiehe 
tersplitterung  und  hemmung  de»  verkAr»  oder  durch  die 
aihängigkeit  de»  deuteehen  handelt  vom  muUande  bedingt 
»ind,  berühren  »ie  »ick  mit  den  für  die  r^ormittlrtkttmft» 
»ehon  oben  («p.  6781)  angesogenen  belegen,  mndin  «MdM^ 
»ehiede  tt»i»(^»n  schweren  und  leichten  gewichten  ergeben 
tieh  —  ubfttdken  von  den  fallen  str^f  baren  betnigs  —  nu» 
den  gegtniätatm  in  mrt  und  ateeck  de»  ftmofenen  mttm  i'sfa. 
andere  gt/tntdm»  nsMnsn  wwwy  fMMn  ctn.  ssMcrihMSMsH» 
iat  die  kä»^lgk»ii  der  essiposiÜsii^rsMn .  denen  die  »nb- 
»tantiweirbindungen  —  v%e(fadk  mnek  »tUl»  mit  «(^eeft'cai  — 
tn  tkrer  f»$MUt»enh»u  swarfsssn. 

i))  unt»r»chiede  in  dar  kabeUtn^  daa  gemckl». 

a))  landaekuftlids»  gaganaäiaa,  v§L  rnndk  fswiehtsste- 
heit  u.  a.    vgl.  die  buekum§tn  ap.  BT8S. 

a))  groet  %tt  die  tahl  der  Mifs;  die  nach  mmal§ndiaakan 
geteiektaemkeiten  recknen: 

a))  •))  hundert  and  drissig  guldin  and  einen  halben 
galdin  gAt  an  golde  and  vollen  swerer  der  fswiehts 
von  Florcntie.  urk.  r.  1399.  urk.  eur  Sebmtiaarfaaak.  t,  M5 
(Thommen);  alsdann  so  sfillen  und  wellen  wir  das  waitsen 
proat  machen  and  packen  ains  bei  der  peckenwag  oder 
Venediger  spetsiger  gewicht  se  wegen  acht  Qntz.  almdt- 
reckt»  H.  ftwoAtiA.  au  üiimset  {ftdaehr.  «««•  1600)  Merr. 
weiatik.  6, 4M  (spetxiger  vfL  speserei):  Venedisch,  Franck- 
furtisoh  .  .  .  gewicht.  Rtpf  AA  i»;  {er  trtig)  allzeit  ein 
grosen  wüsten  Schreibzeug,  annd  pennal,  welcher  wag 
siben  tausent  qaintal  nach  Venedischem  gewicht  za  Nürn- 
berg gelifert  Fischart  Oarganhia  neudr.  tlS;  sa  seinem 

SM 


5735    GEWICHT  II  (2,  a,  Venediger,  Wiener  gewicht) 

hütlin  worden  genommen  drei  hundert  zwei  pfundJenueser 
gewicht  k  la  grossa,  thun  in  Venedig  subtili  86.  pf.  tafTet. 
(so  1582;  1575:  zwei  elen,  und  ain  virtail  von  -weisem 
taffat)  180;  seiden  Salmantiner  gewichts  . .  .  mit  nutzen 
und  quarti  abgewogen  (so  1582;  tblb  geändert).  eJencfa  198; 
das  troy- gewicht  stammt  aus  der  französischen  stadt 
Troyes  und  galt  bis  in  die  neueste  zeit  in  Holland.  Chr. 
u.  Fr.  Noback  taschenb.  der  münz-,  maasz-  u.  geicichts- 
verhältnisse  1  (l85l)  einl.  s.  23. 

6))  b})  Planner  hof  im  Algunt  als  grien-vischer ,  mag 
er  von  der  altn  Märlinger  prugge  .  . .  untz  hinauf  an  die 
sträng  des  wassers  vischen,  davon  soll  er  ainem  haubt- 
man  alle  jar  auf  das  schloss  Tyrol  under  ainist  zinsen 
und  antwurtn  zwainzig  pfunt  welsch  gewicht  edl  lebendig 
visch,  vörchen  und  aschn.  ordn.  des  Schlosses  Tirol  (1505) 
österr.  weisth.  5, 12 ;  abgerechnet  die  2  conterfetten  angesicht 
mit  Ölfarben  gemacht,  daran  hat  er  mir  herausgeben  5  (t. 
boras  niederländisch  gewicht.  Dürer  (reisetageb.)  nach- 
lasz  174  Lange;  das  neue  französische  gewicht  unter- 
scheidet sich  ganz  von  diesem  {dem  medicinischen  pßtnde). 
man  hat  dabei  zur  basis  das  gramme,  welches  nach 
apothekergewicht  16 '/i  6  gran  beträgt,  angenommen.  K.  G. 
Hagen  lehrb.  der  apothekerkunst  l,  52  anm.;  unter  dem 
Zentner  wird  das  gewicht  von  fünfzig  kilogrammen  fran- 
zösischen gewichtes  oder  fünfzig  pfund  niederländischen 
gewichtes  verstanden,  die  erhebung  der  Rheinschifffahrts- 
abgaben  soll  nach  diesem  gewichte  und  seinen  unter- 
abtheilungen  geschehen,  {poids  de  France  .  .  .  poids  des 
Pays-Bas)  Rheinschiffahrtsordn.  v.  1831  (jpreusz.  gesetzs.  s.  90). 

ß))  innerdeutsche  gegensätze. 

a))  a))  Wienisch  pfundt  ein  zentner  haben  sollen  und 
nit  mehr,  man  sol  auch  alle  specerei,  unnd  was  sam 
kauffs,  kaufft  oder  verkaufft  wirt,  mit  Wienischem  gewicht 
weren,  was  über  ein  pfund  hat.  aber  was  ein  pfundt 
unnd  darunder  hat,  sol  man  mit  Troyischem  gewicht  ausz- 
wegen,  was  aber  von  goldt,  berlin,  silber,  und  dem  goldt 
im  kauff  gleich  ist,  sol  als  mit  klainem  gewicht  ausz- 
gewegen  werden,  der  fünff  lot  vier  Wienische  machen, 
was  aber  ausz  dem  bergkwergk  kaufft  wirt,  sol  mit  Wie- 
nischem gewicht  gewerdt  werden,  sogenannte  reformation 
kaiser  Friedrichs  {iO.  artikel)  s.  Goldast  1,176;  und  wir  es 
dannan  haben,  umb  ainen  zins  jerlich  umb  xx  pfund  wachs 
Costentzer  gewicht.  Gallus  Oheim  chron.  von  Reichenau 
142  Barack ;  auch  zwaintzig  march  Silbers  Costentzer  ge- 
wichts geben  zö  ban  losung  148,  vgl.  auch  unten  sp.bliA; 

das  tet  den  storchen  ser  verdrieszen, 
dasz  er  der  speis  nicht  mocht  ^enieszen. 
er  gieng  hinweg  und  schemet  sich, 
gedacht:   das  wil  dir  zaien  ich 
mit  Cölnscher  gwicht,  wo  ich  bin  bider  1 

Burkhard  Waldis  Esopus  (1, 27)  1,  54-  Tittmann, 
vgl.  oben  sp.  5727 ; 

es  sind  auch  unsre  lantrecht,  daz  all  unser  schoswag  in 
baiden  gerichten  aigenlich  gevächt  sein  nach  Haller  ge- 
wicht, landrecht  im  Zillerthal  (15.  jahrh.)  österr.  weisth. 
1,324;  ähnlich  (Tauffisch  gewicht)  1,313;  (Zulger  maisz 
und  gewicht)  Satzweiher  weisth.  1516  bei  Grimm  tveisth. 
2,  692 ;  edict,  das  Berlinische  maasz,  scheffel,  eilen,  und 
gewichte  in  der  gantzen  Marck  zu  introdueiren.  1713, 
8.  Mylius  corp.  const.  March.  5,  535. 

5))  &))  dieser  fisier  oder  maszstab,  ist  auff  österreichisch 
und  bayrisch  gewicht  gemacht,  uü  ist  auch  eins  ge- 
meine werckschuchs  lang.  Leonii.  B^ronsperger  kriegs- 
buch  2  (1573),  111^;  von  der  wag.  es  sol  auch  pei  der 
peckwag  das  Pernisch  gewicht  geben  werden  und  sol  ain 
Wäger  vom  rat  und  gemain  geweit  und  gesetzt  werden. 
der  selb  sol  das  teutsche  gewicht  pei  der  wag  und  pei 
der  eilen  allen  gesten  messen,  rechte  u.  gewohnh.  von 
Sterzing  s.  österr.  tveisth.  5,  425  (dasselbe  5,  429) ;  dabei  aber 
der  Hamburger  zentner  zu  112  pfund,  welcher  ungefähr 
mit  116  pfund  preuszischen  und  Leipziger,  oder  mit 
96^8  pfund  Wiener  gewichts  gleich  ist,  allgemein  zum 
gründe  gelegt  werden.  Elbschiffahrtsakte  v.  1821,  *.  preusz. 
gesetzs.  1822  s.  13;  es  wird  ein  diesem  verhältnisz  ent- 
sprechendes gewichtsstück  angefertigt  werden,  welches 
als  urgewicht  des  preuszischen  Staates  gelten  und  als- 
dann für  das  gewicht  des  preuszischen  pfundes  allein 
maassgebend  sein  soll,  gesetz,  betr.  die  einführung  eines 
aUgem.  landesgewichtes  v,  1856  a,  preusz.  gesetzs.  1856  *.  545. 


GEWICHT  II  (2.  a,  silber-,  goldgewicht)      5736 

c))  c))  dag  sullen  si  an  rechten  frongewichten  wegen. 
rechtsbuch  nach  dist.  5,  cap.  20  Ortloff;  it  were  dan  sache, 
dat  einich  canoench  off  joncfrauwe  desselven  gestichtz  van 
irre  provenden  iemant  iet  verkoichte,  den  moigen  de  pistere 
broit  geiven  up  irre  herren  gewichte  van  deme  gestiebte, 
mar  were  sache,  dat  einich  bürgere  off  ingesessen  körn 
geven  in  pisterien,  den  mach  man  broit  backen  .  . .  up  der 
steide  gewichte.  Kölner  vcrordn.  v.  1407  s.  Stein  1,  244;  das 
die  metzger  Zürich  hinnenhm  dz  fleisch  wegen  und  mit 
der  statt  gewicht,  so  dar  umb  gemachet  ist,  verkouffen 
sullen  nach  der  Ordnung  wisung  und  nicht  anders.  Züricher 
Stadtbücher  (1412)  2, 10 ;  so  öffent  man  euch,  dasz  mein  fraw 
und  ir  gotshaus  ains  und  fünfzigk  stück  harib  hat  in  dem 
obern  ambt  und  dem  nidern,  darzu  si  und  ir  gotshaus 
ein  besunders  gewicht  hat,  wie  man  den  dienen  suU, 
und  auf  welche  zeit  man  den  dienen  sol.  öffn.  v.  Leuken- 
thal österr.  weisth.  2,  86;  dat  nemand  tho  bergen  im 
markede  wäre,  de  man  wegt,  köpe  und  mit  egener  husz- 
gewichte  wege.  Matth.  v.  Normann  wendisch  rüg.  landes- 
gebrauch  tit.  164  Gadebusch;  sein  jarlich  auf  Tyrol  ...  zu 
antwurten  schuldig  zwen  sämb  käs,  wie  si  die  im  gots- 
haus machen  thuen,  am  lantgwicht  2  centn.  50  pfunt. 
Tiroler  ordn.  (1505)  österr.  loeisth.  5,  14;  sol  nach  dem 
lantgewicht  gewegen  und  für  iedes  pfunt  9  kr  gerait  werden. 
ordn.  der  handtverker  von  Sarntheim  (lG58)  ebenda  5,  278. 
vgl.  auch  preusz.  gesetz,  betr.  die  einführung  eines  all- 
gemeinen landgewichtes  von  1856. 

b))  die  unterschiede  in  art  und  zweck  des  zu  wägenden 
materials  wirken  ihrerseits  ebenfalls  auf  gegensätze  in  der 
Jiebelkraft  des  getoichtes  ein;  im  besondern  machen  sich  bei 
dieser  gruppe  auch  unterschiede  in  der  präcision  der  ab- 
messung  geltend,  je  kostbarer  das  material  ist,  um  so 
feiner  ist  auch  der  geioichtsmesser  gegliedert  und  abgestuft. 
u))  item  2  zentner  bulfer  zu  dem  handgeschutz,  sind  des 
bulfermaisters  gewesen,  cost  ain  zentner  11  guldin,  tut 
22  guldin  und  lofft  sich  alhie  nach  dem  pfeffer-gewicht 
2  zentner  und  19  pfund.  urk.  v.  Überlingen  {iQ.  jahrh.)  zschr. 
f.  gesch.  d.  Oberrheins  17,  323  (vgl.  sp.  5738) ;  es  ist  ouch 
erkant,  wie  es  des  salmen  und  lahs  verkoufens  halb  mit 
dem  gewiht  vormols  verordent  ist,  dobi  sol  es  bliben. 
Siraszburger  verordn.  v.  1469  bei  Brugker  s.  220;  item  das 
niemand  nach  kainem  andern  gewicht  dann  nach  der 
alten  gerichtswaag  allhie  schmalz  oder  anders  verkauf 
oder  kauf,  landrecht  v.  Wartenfels  (hdsehr.  v.  1673)  österr. 
loeisth.  1,  164;  dasz  im  h.  röm.  reich  teutzscher  nation 
die  werbenden  in  statten,  auch  ihr  abthailung  haben 
sollen,  dermassen  die  mit  der  elen  oder  trucknem  ge- 
wicht verkauffen,  sollen  von  den  andern  abgesundert  sein, 
die  feiste  masz  un  gewicht  prauchen.  .  .  .  die  so  das 
drücken  gewicht  und  die  elen  prauchen,  sollen  nit  anders 
dann  gewandt,  güldene  und  silberne  stück  mit  allem 
seidenwerck,  auch  aller  leinwat  der  elen  nach  verkauffen : 
und  mit  dem  gewicht  sollen  sie  alle  specerei  mit  jhrem 
anhangk  verkauffen,  auch  wachs,  maluasir.  sogenannte 
reformation  kaiser  Friedrichs  bei  Goldast  1,  177  (290);  ähn- 
lich bauernartikel  v.  1525  Oechsle  s.  290 ;  der  stein  sal  haben 
drisig  pfunde  swer  silber  gewichtes,  unde  der  stein  sal 
haben  einen  rimen,  den  man  or  {einer  händelsüchtigen 
höckerin)  umbe  den  hals  gorte.  rechtsb.  nach  distinctionen  5, 
cap.  20  Ortloff;  cramergewichte  schol  glich  silbergewichte 
sin,  und  welcher  daran  anders  funden  wirt,  das  ist  ein 
valsch.  (5,  9)  ebenda;  vgl.  auch  Graf  u.  Dietherr  deutsche 
rechtssprichw.^  253;  und  wer  sein  gewicht  nit  hat  in 
der  Ordnung  alss  im  gebürt,  ein  kromer  kromergewicht, 
ein  goltsmid  silbergewicht  und  die  andern  frongewicht, 
ist  die  puss  xx  pfund  alt,  auff  gnad.  getoichtsordn.  von 
Nürnberg  {U57)  bei  Baader  isr>;  ähnlich  185 ;  dorczu  gebin 
wir  in  ouch  unde  eren  nachkomelingen ,  daz  si  ir  golt- 
gewichte,  beide,  kleine  unde  gros,  gliche  sullen  habin, 
als  is  unse  stat  Legnicz  hat.  tirk.  von  1348  bei  Schirr- 
macher urk.-buch  der  Stadt  Liegnitz  110  {nr.  1.52);  item  ein 
gülden  gewicht,  gedeilt  up  24  craet,  mit  sijnen  grenen 
dartzo  gehoerende.  Kölner  verordn.  v.  1450,  *.  Stein  2,  863 
(vgl.  grengewicht  Berward  30);  im  gold  gewicht  wirdt 
die  marck  in  vier  und  zweintzig  karat .  . .  getheilt.  Mathe- 
8IUS  Sarepta  (14.  pred.)  236'';  ein  kahratgewicht  zum  golde 
ist,  da  die  marck  in  288  theil  getheilet  ist.  Berward 
interpres  phra^.  m^tull.  30;    ein  solveren  assei  gewicht 


5737     GEWICHT  11  (a.a,  krainer-,  fleUchergewIcbt) 


GEWICHT  II  (t.  o,  leicht,  falsch  gewicht)     573$ 


Kölner  vwordn.  v.  14M  (•,  886)  im  lübergewicbt  thetlt  man 
b«i  uns  die  marck  inn  sechzchen  loth.  Matiib8IU8  887*; 
also  am  silbcr  und  Roldg wicht;  in  marok  . . .  k.  k.  karat. 
SRnASTiAN  IIf.i.iikk  teutachea  ayllabierbüehUin  W  Sotthe; 
aus  der  neueren  Utteratur  vgl.  noch  Citn.  u.  Pr.  NOBACK 
iaaehenbtich  der  münz-,  maaat-  u.  getciehUwr/.  1  eifU.  XX 
(gold-,  Silber-,  mUnzgcwicht;  probirgowiolit ,  Juwelen- 
gewicht;  Boidon-,  molil-,  (Icischcrt^owicht  u.a.);  die  Fkshweiz 
gebraucht  als  mUnx-,  gold-  und  ailbergowicht  ihr  mit  dem 
doutHohen  mlinzpfundo  Uhrreinnlimmendea  handeUpfand. 
PnKCHTL  Uchnol.  encykl.  bd.  88,  auppl.  8,  ».  888  (vgl.  auch 
jnwelengowicht  a.  384);  vgl.  silbergcwicht  th.  lo.  1  «p.  1006; 
vgl.  auch  silborgeloeto  ebenda  ap.  loos; 

den  {adet)  gibt  die  not,  die  tochter  der  Terachwendunf, 
draui  In  des  bOrgora  band,  dea  Icrftmera,  miklara, 
dt«r  allen  wertb  abwftgt  nach  foldfrewicbt. 

Qrillpar7.hr  (ein  brudenvdH  8)  9*.  66; 

vgl.  auch  probiergewicht  theil  7  ajt.  »16»;  juwelengewicht 
preuai.  gesetta.  1866  a.  M6;  krönen-,  dukatengowicht  w.  a. 
*.  unter  gewichtsgattung  und  gcwichtmarher. 

ß))  kramergewicht  vgl.  theil  5  ap.  »ooo ,  kramgewicht 
ap.  8008;  vgl.  auch  oben  unter  silbergewicht ;  vgl.  auch  den 
gegenaatM   von  kramergewicht   und  wagegewioht  theil  18 

*p.  871;  taugt,  ihr  recijümnei«ler, 

eure  wafco  nicht, 
wftgt  man  auch  die  geister 
mit  dem  marlitgewicht? 

Karl  Gbrok  (lasset  aie  mü  frieden) 
palmblätter; 

gewicht,  als  mimsz  der  schwere  von  kürporn,  ist  in  allen 
ländom  verschieden  ...  in  Deutschland  hat  grösstentheils 
das  handclsgewicht:  l  contner  lio  pfund  ...  in  Frank- 
reich war  das  alto  markgewicht:  1  pfund  hatte  8  mark 
>{.  F.  Rumpf  encyclopädie  d.  gea.  kriegakunat  l,  864;  vgl. 
die  zu  verwiegungen  auf  brUckenwaagen  bestimmten  ge- 
wichtsstUcke  können  .  .  .  sowohl  im  preuszischen  handels- 
ßewichte,  als  für  den  gesetzlich  nach  zollgewicht  zuläs- 
sigen verkehr,  im  zollgewichte  getheilt  werden,  preuaa. 
geatttv.  1863  (gesetzs.  a.  690);  vgl.  handclsgewicht  Phkchtl 
a.  a.  0.  889;  L.  GoLnscHMinr  ftandb.  d.  handeUrechta  §  68; 
NoBACK  handelaieisaenaeh.^  20;  vgl.  zollgewicht  preuat. 
gesetta.  v.  1889  a.  826;  die  Einführung  des  zollgewichta  als 
landesgowicht  in  einer  reihe  deutscher  Staaten.  Noback 
münz-,  maaaz-  und  geicichtab.  vorw.  a.  80;  fleischergewichte, 
nennt  man  dasjenige  maas  der  schwere,  nach  welchem 
die  fleischer  ihr  fleisch  auswicgcn  und  verkauffen  müssen, 
und  welches  deswegen  schwerer  als  das  kramergewichte 
ist,  weil  sie  im  fleische  viel  knochen  . .  .  mit  zu  geben 
genöthigt  sind  . . .  der  fleischer  stein  wiegt  gegen  kramer- 
gewichte  gerade  »0  pfund,  oder  dieser  stein  erfordert  an 
kramer  gewichte  ein  und  zwantzig  pfund.  CiiouEi.  4,  800; 
seidengewicht  Noback  taaehenbttch ;  mehlgewicht  *.  tinter 
gewichtsmenge;  fuhrgewicht  tat  tcol  nach  analogie  von 
fuhrfasz  tu  deuten  (vgl.  oben  ap.  46«):  pfundschwer  oder 
fuhrgewicht  drei  centner  stein  ist  zu  Rraunschweig  ii  ib., 
zu  Hamburg  und  Manöver  lo  ttt.  C.  Brsoi.d  thea.  pract. 
(1679)  herauag.  v.  Diethtrr  319;  zaichen  und  nahmen  des 
gewichts  so  man  in  deft  apoteken  brauchet.  Heidelberger 
handschr.  dea  iB.jahrh.  {nr.  652),  vgl.  WiLLB  #.  90:  aigen- 
schaft  eines  bcrümhten  wundt  artztes  ...  er  solle  vor 
allem  die  gewicht  und  carnctcr  der  apoteken  verstehen 
und  die  wissen  zufordern  (nr.  660)  91 ;  wie  man  die  appo 
tegischen  gewicht  versteen  soll  (nr.  807)  122;  vom  apotecker 
gewicht,  wie  es  von  den  medicis  verschrieben  wird.  Vlmer 
artxneitaa:e  von  1664;  libra  ein  pfund,  das  hat  88.  loth, 
im  kramer  gewichte,  aber  im  medicinalischem  gewicht 
hats  nur  84  loth,  oder  18  uncias.  Joh.  Coi.rk  hauab.  (1616) 
2.  theil  a.  84'*;  ähnlich  Chomel  1,  676;  vgl.  apotheker  oder 
medizinalgewicht  PnECHTLa.  o.  0.  88»;  medicinal  gewicht 
.«.  preuai.  geaetas.  1856  a.  646. 

c))  diea«  unteraeheidungen  verallgemeinem  aich  in  dem 
gegentabt  wvnatihen  grosaen  und  kleinen,  seh  teeren  und  leichten 
gexoiehien:  den  schweren  centcr  unnd  sekel,  hat  man  im 
tabemaokel  gebrauchet,  dnimb  nennet  sie  Moses  des 
stifftes,  oder  der  kirchen,  oder  des  heiligthnmbs  gewichte. 
Mathesius  Sarepta  (U.  pred.)  235»;  das  ander  oder  kleine 
gewicht  unnd  leichtere  müntz,  hicsz  man  das  land  oder 
pemein  gewicht  und  gelt  ebenda;  wes  aber  mit  dem 
Zentner  oder  pfunds  weis  verkaufft  an  faister  war  soll 


mitt  vorgenannten  ertten  als  dem  grotaen  gewicht  ge- 
wagen  und  gewert  werden,  bauemart.  v.  I6t6  bei  Oechblb 
»91 ;  item  des  schweren  gewichts  hat  li  (die  groau  btteke) 
gewegen  89  zentner  le  pfund,  das  macht  neeh  dem  liebten 
gewicht  8«  Zentner  at  pfand.  urk.  v.  Übtrlüufm  um  erfleaHr. 
/.  geaek.  d.  Oberrk.  18, 4t;  wann  die  arm  oee  wafbalokeiM 
proportionirt  sindt  gegen  dem  angehenolrteii  fewiebl. 
solcher  gestalt,  das  an  den  kurtzerea  arm  das  sehwer 
gewicht  angehonoket  werde,  so  werden  dlse  beide  gewicht 
gleicher  schwere  gefunden,  in  dieser  poeition  oder  an- 
henckung.  Rrrr  D  4^;  ein  sobwergewiebt  (fBr  die  mebr- 
zahl  der  waaren.  die  sogenannten  gröberen)  nnd  ein 
leichtgewicht  (fUr  die  feinen  oder  koetbaren  waarea),  ein 
besonderes  seidengewicht  a.  s.  w.  Noback  tattiktmbuek  I, 
einl.  XX ;  vgl.  auek  leichtgewicht  tkail»  ip.  646.  sebwer- 
gewicht  (in  theil  9  ap.  tS66  tiwr  mi«  der  o»  rfm  dgemtOmfl»- 
begriff  angeknüg/Un  übertragenen  bedemhmf  gebtitkfy. 

(t))  dieeer  gegeMat»  wird  vor  allem  aU  grmdmetmr  ßir 
die  ehrliekkeit  de»  verkauf ere  gedeutet .-  item  iglieb  goltsmid 
sal  haben  einerlei  gewichte,  doran  er  innemet  and  os- 
gebit  bei  welchem  man  das  anders  erfindet,  sal  donimbe 
peinlich  gestrafft  werden,  innungaartikel  der ^ 
(e.  1466)  bei  Ermisch  Freiberger  eiadtreekt  190; 

die  drit  straff  man  aufHchten  ÜuH: 

pei  welchen  kremero  man  find«i  (het: 

•io  leicht  gewicht,  so  kArcze  elea 

. .  .  den  thel  man  vor  dem  Rftmer  abbaweo 

aa  dem  klain  linger  du  erst  gliad. 

H.  Sachs  (dreieriei  itntfe»  im  Framkfurt)  feb.  u. 
•c*ir.».489: 

was  gezeichenten  gewichte  aber  anter  einem  pfände  za 
ringe  ftuden  wirt  Nürnberger  geteiekieordn.  v.  1467  bei 
Baader  186 ;  dasz  gep&ok  besser  zo  visitieren,  inen  klein- 
und  geringes  gewicht  nit  zu  passieren,  verweieknie  der 
banntaiding  *u  8t.  Paul  (n.jahrh.)  öeterr.  teeietk.  C,  aaS; 
hohe  monarchen  schaffen  genügsame  geldtmittel  zar  be- 
zahlung  der  soldatesca,  es  kommt  aber  zuweilen  der 
teuffei  drOher  . . .  dasz  also  der  gemeine  knecht  mit 
dem  geringen  gewicht  musz  vorlieb  nehmen.  Abraham 
A  S.  Clara  (auff  auff  ihr  Christen)  Wienier  neudr.  1,  a.  87). 
e))  nocA  deutlicher  irird  dieaee  moment  t»  dsn  Verbindungen 
falsch  gewicht,  recht,  gut  gewicht  u.a.  gekennseieknet : 
die  rit  besorgen,  das  die  selben  gewichten  and  das  lot 
gemaohet  werden,  das  sl  gelich  bestanden  and  gerecht 
sien,  alles  ongevariich.  Züricher  etadtbüeker  (i4M)  »,  178; 
beschlOge  he  edder  iemand  den  weger  mit  falscher  ge- 
wicht, he  moth  den  halsslOsen.  MatthAub  v.  Nurmann 
tit.  164  Gadebuaek  e.  806;  woeg  einer  mit  falscher  gewicht 
ebenda;  falsche  gewichte  bruken  ebenda; 

valscb  sindt  ietzundt  all  gewicht, 
wann  man  ernstlich  dar  nIT  sieht, 
so  rerwegens  sei  and  üb, 
das  er  nun  sin  war  verlnb, 
die  si  vUachlich  fttcbtan  kinnao, 
das  si  gross  schwere  dran  gewiniiMB 
Tbomas  MuRNsa  narr«* 
neudr.  $.  »4; 


(WJ. 


zum  dritten,  magstu  alles  sagen  was  da  weist, 
offenhahren  lügner,  und  von  denen  die  mit  fa 
Wichte  umbgehen.  Adam  Olearics  pereianieeker 
garten  (7,18)  s.  79^;  das  hinfOr  nicmandt  in  diser  stat 
einicherlai  wäre  aass-  oder  einwegen  sol  dann  mit  ge- 
wichten, die  mit  diser  statt  zeichen  bezeichnet  and  ge- 
recht seind  . . .  andere  ungezeichnet«  gewicht,  die  nit  mit 
discn  statt  zeichen  bezeichnet  oder  ongerecht  weren  . . . 
wolle  ein  rate  darumb  straffen,  \iimberger  Ordnung  dfe 
ii.jakrk.  178  Baader;  desgleichen  soll  ein  jeglicher  sein 
gewichte  aalhn  rathhaasee  eieben  and  aufziehen  lassen, 
bei  wem  darüber  anreebt  gewicht  befanden,  der  bOssei 
dem  rath  » tblr.  pelieeiardm.  «.  JBnfa  UTt,  deutedke  lamä- 
rechte  1,  »7«  SekoU;  gnidige  frao!  habt  ihr  nicht  altee  ser> 
brochenes  silber.  von  Augspurger  and  Wiener  prob,  auch 
ohne  prob?  wir  haben  schon  unsere  streichnadel  and 
probirstein  bei  uns,  auch  das  ordentliche  gewicht  Abbl.b 
künetL  unordn.  (8.  84)  8,  868; 

der  sprach  von  rervtenebre, 
nnd  nicht  von  fUrstenpflicbt, 
der  nannte  seine  beere 
nad  nicht  sein  itcht  gewicbt 

Max  V.  Scbbhiunoorf  gebet  I8I6. 

360* 


5739    GEWICHT  II  (2,  a,  mit  dem  gewicht  verkaufen) 

2))  tceniger  einflusz  auf  die  Verwendungsformen  des  Sub- 
stantivs haben  sonstige  unterschiede  in  der  ieschaffenheit 
des  wägemaszes. 

a))  die  bildungen  gewichtstein,  gewichtstück  deuten  auf 
gegensäfze  des  materic.ls  und  der  herstellungsart.  diese 
gegensätze  haben  eine  besondere  entmckelung  im  münzver- 
kehr genommen  (s.  sp.  5744).  aber  auch  auszerhalb  dieses 
rahmens  spiegeln  sich  die  Wandlungen  in  der  technik  des 
Wägeverfahrens  in  verschiedenen  attributiven  Verbindungen : 
was  den  centner  belangt,  den  die  heilige  sprach  cicar 
nennet  (darumb  das  das  bleierne  centner  gewicht,  einem 
laub  brot,  wie  unser  plick  oder  brent  silber  gleich  ge- 
sehen). Mathesius  Sarepta  (14.  pred.)  235*.  gerade  an  diese 
gewichtsgattung  {vgl.  auch  oben  sp.  5730  blijen  gewichte, 
vgl.  unten  sp.  5746)  knüpfen  Übertragungen  an,  vgl. :  der 
pasz  des  Triestiners,  den  er  in  der  tasche  trug,  drückte 
ihn  wie  ein  bleiernes  gewicht.  Paul  Heyse  {ital.  nov.  i) 
Andrea  Delfin  s.  167  u.  a.;  item  ein  jeglicher  Ion  weher  sol 
in  sinem  huse  haben  einen  halben  vierdling  eins  Zentners 
isin  gewichts  mit  des  rats  zeichen  bezeichnet  und  sin  wog 
mit  einer  isin  zungen  und  isin  kleben.  Freiburger  Statut 
von  1464  zsch.  gesch.  Oberrheins  9,  179 ;  da  wir  andurch  zu 
verordnen  nöthig  und  nüzlich  befunden,  dasz  von  jedem 
müller  unserer  fürstlichen  lande  ein  quantum  eisengewicht 
von  250  pfunt  ...  in  seine  mühle  .  . .  angeschaft,  dargegen 
das  in  den  mehresten  mühlen  bis  daher  befundene  stein- 
gewicht  aus  solchen  hinweg  gethan  .  .  .  werden  solle. 
badisches  rescript  v.  1770  bei  Oerstlacher  3,  269 ;  vgl. :  erst- 
lich zu  merken  das  der  stein  oder  das  gewichte,  so  ein 
gemein  malter  korns  wegen  sol,  solle  halten  186  pfund. 
ordn.  für  die  mehhcage  zu  Durlach  1536  zsch.  gesch.  Ober- 
rheins 13,  288;  das  alle  meister  sollen  gegossen  und  nicht 
steinerne  oder  wagken-gewichte  führen.  Beier  handlungs- 
lex.  463,  vgl.  teil  13  sp.  216. 

b))  andere  gegensätze :  mark  oder  pfund-gewichte  Gold- 
schmidt a.  a.  0.,  muttermaasse  und  muttergewichte. 
C.  F.  NoBACK  taschenb.  einl.  21 ;  vgl.  auch  Sanders  3, 1594''^. 

y)  die  Unterordnung  von  gewicht  unter  andere  substan- 
tiva  ist  gerade  für  die  sachbedeutung  des  wägemaszes  durch 
die  zahlreichen  formen  der  composition  bezeugt,  vgl.  gewichts- 
gattung u.  a,  auszerhalb  der  composition  ist  diese  fügung 
hier  nicht  mehr  so  beliebt,  am  häufigsten  beim  partitiven 
genetiv  -.  was  gewichts  ungezeichent  oder  nicht  mit  der  stat 
zeichen  gemerckt  ist.  Nürnberger  Ordnung  v.  1457  Baader 
s.  184  {vgl.  dagegen :  da  gleich  der  zungen  in  der  wagen,  die 
sich  neiget  gegen  der  schüssel,  da  allermeist  gewicht  in  ligt. 
Geiler  v.  Keisersberg  irrig  schaf  A  2*>) ;  darüber  bleipt 
noch  gewichts  177  pfund.  ordn.  für  die  mehlwage  zu  Durlach 
1536  zsch.  gesch.  Oberrheins  13,  288;  dise  auffgab  zu  erkleren, 
setzen  wir  ...  ein  solchen  wagbalcken  oder  stab  . . .  nem- 
liche  der  lo  schuch  lang  sei,  und  wege  40  S  schwere, 
und  weiter  aber  setzen  wir  ein  stuck  gewichts  von  80  S. 
Ryff  E  4" ;  zur  Unterordnung  der  sachbedeutung  unter  ein 
Substantiv,  das  den  eigenschaftsbegriff  ausprägt,  vgl. :  die 
glichnisz  würt  gezogen  von  schwere  eins  gewichts.  Strasz- 
burger  Übersetzung  des  Terenz  von  1499  (Andria  l.)  16'';  es 
war  mir  ein  vergnügen,  den  mann  mit  stolz  von  der 
Wichtigkeit  seiner  kunst,  worüber  er  auch  eine  mit  bibli- 
schen beweissteilen  von  der  richtigkeit  des  gewichts  ver- 
sehene kleine  abhandlung  hatte  drucken  lassen,  sprechen 
zu  hören.  Nemnigh  tagebuch  einer  .  . .  reise  l  (1809),  153. 

S)  der  oben  angeführten  begleiter  entledigt  sich  das  Sub- 
stantiv in  einigen  fällen,  in  denen  es  mit  verbis  engere  Ver- 
bindungen eingeht:  wer  dann  jemant  jSrlich  gült . .  schuldig 
gewesen  ist  vor  dem  zit,  als  wir  das  egenant  nüw  pfunt 
ufgesetzet  haben,  den  andern  bezalen  mag  bi  der  gewicht, 
als  das  von  alter  her  kommen  ist.  Züricher  stadtbücher 
(1426)  2,  221  (bi  der  vorgeschriben  gewicht  [1416].  ebenda 
2,49);  item  van  korallen  ind  anderem  gesteintz,  dat  men 
mit  dem  gewicht  verkeufft,  sali  men  ouch  den  hundersten 
d.  geven.  accise  v.  1487,  s.  Stein  akten  zur  gesch.  .  . .  der 
Stadt  Köln  2,  631 ;  dat  man  nu  vortan  alle  gesaltze  vische 
. . .  niet  anders  dan  mit  dem  gewichte  . .  .  verkouffen  sali. 
urk.  v.  1482,  s.  Stein  2,  574;  vgl.  verköpen  van  ghewichte. 
stadtrecM  von  Wisby  Schlyter  8,  101;  dat  man  gewinnet  bi 
ghewichte.  8,143;  es  seind  aber  viel  feister  pfenwert,  die 
man  nit  mit  der  masz,  allain  nach  dem  gewicht  ver- 
kaufft,  als  wachs,  schmär  ...  und  ander  feiste  wahr  . , . 


GEWICHT  II  (2,  h,  gewicht  «=  pensum)      5740 

sol  alles  mit  schwerem  zentnergewicht  verkauiTt  werden, 
sogenannte  reformation  kaiser  Friedrichs,  Goldast  l,  176. 
vgl.  auch  die  belege  sp.  5725.  andere  ähnliche  Verbindungen, 
in  denen  ebenfalls  bei  formelhafter  Wiederholung  die  mittel- 
glieder  abgestoszen  wurden,  s.  tmter  4. 

e)  noch  spärlicher  flieszen  die  Zeugnisse  für  das  Sub- 
stantiv als  wägemasz  auszerhalb  fester  Verbindungen :  das 
gewicht  in  allen  landen  sol  ein  zentner  schwer  haben, 
sogenannte  reformation  kaiser  Friedrichs,  Qoldast  1, 16T, 

was  sol  ein  fechter,  der  nicht  ficht, 

was  sol  ein  kremer  on  gewicht, 

was  sol  ein  thfir  on  rigel. 

H.  Sachs  (ein  quotlibef)  fab.  u.  schw.  8,  44, 

bei  gegenständen,  die  nicht  gewogen  werden  können,  soll 
die  feststellung  ihres  Verhältnisses  zum  gewichte  auch 
fernerhin  nach  der  .  .  .  angefertigten  gewichtstabelle  ge- 
schehen, {pour  la  redtiction  au  poids)  Rheinschiffahrtsordn. 
V.  1831  preusz.  gesetzs.  s.  90;  fleisch-  und  brodtschäzer 
sollen  auf  die  gewichter  guete  obsicht  halten.  Urkunde 
von  St.  Andrä  (l7.  jahrh.)  s.  österr.  weisth.  6,  528.  der  indi- 
vidualisierende gebrauch,  der  im  täglichen  leben  reich  ent- 
tcickelt  ist,  stellt  litterarisch  nur  wenig  belege:  so  aber 
ein  malter  korns  obgemelten  malterstein  oder  gewicht 
nit  halte,  wie  viel  pfund  es  dan  mehr  oder  minder  wegen 
wurd,  so  vil  pfund  melwes  mehr  oder  weniger  sollen  die 
mülnere  zu  wehren  auch  schuldig  sein.  Durlacher  ordn. 
V.  1536  zsch.  gesch.  Oberrheins  13,  289. 

b)  die  sachbedeutung  von  pensum:  gewicht,  was  ge- 
wogen wird. 

a)  in  manchen  verioendungen  bleibt  die  begriffsbestimmung 
unsicher,  so  in  der  abgrenzung  gegen  das  nomen  actionis, 
vgl. :  wer  von  uisswendlgen  einich  iiser  alher  in  die 
waeghe  brengt . .  .  der  sali  zo  wiigegelt  geven  van  iederem 
gewichte  nae  luide  der  taefl"elen  daeselffe  hangende 
2  haller.  Kölner  accise  v.  1487  s.  Stein  2,  629 ; 

nach  dem  auszschlag  des  gewichts, 
sind  sie  weniger  denn  nichts. 

P.  Gerhardt  (62.  psalm)  3,  437,  vgl.  auch 
oben  sp.  5724. 

zum  eigenschaftsbegriff  führen  über:  dasz  der  mensch 
nach  eingeladenem  tranck  und  speisz,  eben  das  gewicht 
behalt,  so  er  zuvor  nüchtern  hatte.  Fischart,  Oargantua 
(3.  cap.)  60; 

kessel-schüsseln  . . .  möge  man  ohne  bedenken  dem  gieszer 
lassen  zum  gusz  und  was  an  gewicht  noch  fehle  darauf  thun. 
MöRiKE  {idylle  vom  Bodensee)  1,  329. 

dagegen  hebt  sich  gerade  vom  eigenschaftsbegriff  die  sach- 
bfdeutung  ab  in:  das  dem  gold  abgehe  wenn  mans  tregt, 
ist  gewisz.  so  mag  das  blei  von  unreinigkeit  schwerer 
wegen,  aber  es  findet  sich  das  gewicht  im  fewer  nicht. 
Mathesius  Sarepta  {s.pred.)  (1562)49». 

ß)  sicherer  führt  die  abgrenzung  gegen  das  wägemasz. 
sie  läszt  sich  am  deutlichsten  in  einzelnen  Verbindungen 
mit  verbis  verfolgen.] 

1))  schon  mittelhochdeutsch  bezeugt  ist  die  Verbindung 
recht  gewicht  gehen  {im  gegensatz  zu  valsch  gewicht 
brauchen) : 

den  lüten  sazte  er  rehtez  leben, 

wie  die  kouflüte  geben 

solten  reht  gewichte, 

die  herren  reht  gerichte.    erlösung  3884  Bartsch; 

es  sol  ouch  ein  ieder  tücher  und  wöber,  was  wollen  sie 
zu  spinnen  gebent,  eim  geben  sin  reht  gewihte,  pfunt 
für  pfunt,  als  reht  ist.  und  wo  iemans  swerer  gewiht 
gebe  und  sich  das  küntlich  finde,  der  soll  bessern  5  sl,  d., 
Straszb.  verordn.  v.  1500  bei  Schmoller  107; 

die  müller  und  die  bäcker  gemein 

die  haben  auch  gern  die  besten  schwein, 

dank  haben  der  bauren  sacke, 

denn  sie  geben  desto  geringe  gewicht 

an  brot,  semmel  und  wecken. 

lauf  der  weit  bei  Hoffmann  gesellschafls-Ueder 
2, 179.    M.  a.  vgl.  auch  .?p.  5733. 

2))  eng  damit  berühren  sich  auch  andere  Verbindungen 
mit  verbis:  ouch  als  sich  bisher  gemacht  hat  das  die 
salmen-  oder  lehssnider  drien  oder  vieren  ein  gantz  vier- 
teil oder  me  von  eim  salmen  oder  lahs  verkouft  und  mit 
einander  gewegen  hant,  und  dann  dieselben  das  under 
sich  geteilt,  do  doch  ir  keim  recht  gewicht  werden  konde, 
das  sol  nit  me  sin.  Straszburger  verordn.  von  1469  bei 
Brucker  s.  221 ; 


5741      GEWICHT  II  (t.c,  eigenschaftibegri^ 

hütr  gott  wie  manch«  aie  betriefen 

mit  keHz,  licchtern  auiszuwiegen, 

den  daumon  hat  er  olTl  (ewefen  (der  Oremjfi 

nur  deiito  weniger  drein  tulegen  .  .  . 

wie  groaz  unrecht  geacheh  beiden, 

dem  nit  werden  thvt  lein  gewicht. 

FiiiHi;iii.iN  f^.  Chrittoffa  $.  179  Aro«Mt; 

uls  dann  mag  er  Hchcn,  whh  tUglich  an  fleisch,  kom  oder 
mohl,  wei/.en,  brodtctc.  (dann  Jedem  sein  gewisse  gewicht 
und  ztiiil  7.U  reichen  ist) .  .  .  aufTgohen  wolte.  W.  Kincii- 
iioi'i'  wu7t7.  dittcipL  SO;  auff  das  er  aber  das  gewicht 
widerumh  zu  linusz  brechto,  so  solt  er  hirsohen  essen,  so 
bekam  er  schwere  hodon  darvon  . . .  bracht  nicht  allein 
sein  gewicht  trowlich  widcrumb  zu  hawss,  sonder  auch 
etwas  drlibcr.  Mich.  Lindenek  kattipori  (toa)  *.  156  Lichten- 
stein,  hierher  ijehUrt  ala  vereinzelter  neuerer  beleg:  ich  hatte 
meine  froude  an  einer  alten  käscfrau,  die,  mit  der  brille 
auf  der  nase,  bei'm  stUmpfchcn  licht,  ein  stück  nach  dem 
andern  ab-  und  zu-schnitt,  bis  die  käufcrin  ihr  gewicht 
hatte.  GÖTliK  (die  geachxeister)  7,  1S4. 

8))  neues  leben  loird  der  Verbindung  mit  tragen  in  der 
spräche  des  rennplatzes  tugefUhrt:  ein  !♦  band  hohes  pferd 
hat  ein  bestimmtes  gewicht  zu  tragen.  E.  Bhicutrr  nll- 
gem.  gesetze  des  pferdeteettrennens  (Breslau  18M)  §  4;  für 
die  richtigkict  der  von  den  einzelnen  pferden  getragenen 
gewichte  ist  er  (der  abieieger)  . . .  verantwortlich,  reglement 
für  flachrennen  (Berlin  1897)  s.  4  «.  a. 

y)  nur  vereinsdt  sind  Verbindungen  mit  Substantiven, 
die  das  getoogen«  material  näher  kennzeichnen:  ein  pfunt 
ilgen  gewichtes  nmbe  ein  pfunt  erweiszen  gewichtes  . . . 
daz  die  erweiszen  eins  helbelings  beszcr  werent  wan  die 
flgen.  d.  Städte  chron.  8,  185,  vgl.  oben  sp.  5617;  alles  auch 
wol  gebackens  brots  und  gowichts  auch  melbe  und  kleien 
gestrichen,  gemessen,  wie  obstet.  Rastatter  rerordn.  von 
16«5  zeitschr.  gesch.  Obeirheins  13,  287;  ein  gall,  die  da  ge- 
schUtt  wirdt  in  ein  wasser,  machet  dasselbige  als  bitter, 
so  schon  tausent  mahl  mehr  ist,  dann  der  gallen.  oder 
gleich  wie  ein  kleines  gewicht  saffran  gilbet  unnd  ferbet 
ein  grosz  gewicht  wasser,  unnd  ist  doch  nicht  alles  saffran. 
PAnACELSUS  (liber  quartus  archidccis)  1  (1616),  796. 

c)  verdrängt  tcird  die  sachbedeutung  des  pensum  durch 
den  abatraeteren  eigenschajtsbegriff,  der  an  dem  fwr  «M^ 
gebrachten  körper  nur  die  eine  seite  streift,  die  für  dat 
ioägeverfahren  bedetttung  hat,  die  hebelkraft. 

«)  auch  hier  lassen  sich  in  einigen  festen  Verbindungen 
die  Übergänge  beobachten,  die  von  der  einen  bed«utung  zur 
andern  \ceiterf Uhren. 

l))  zur  abgrensung  gegen  die  sachbedeutung  von  pensum 
vgl.:  dat  (brot)  zo  besien  ind  zo  wijgen,  off  id  gut  sij  ind 
sijn  gewicht  have  na  luide  der  rollen.  Kölner  verordn.  v. 
14.56  s.  Stein  8,876;  saburra,  unreiner  sand,  damit  man 
die  schiff  beschwert,  dasz  sie  ir  recht  gewicht  haben. 
E.  Alberus  nov.  dict.  0  2»; 

das  nnwUebare  hat  (tkr  sie  gewicht, 

und  ans  dem  wasser  lockt  sie  tlammenlicht. 

GöTHE  (fettgedichte :  StottenthrimertaUne)4't,lW. 

2))  Mur  abgrenzung  gegen  die  sachbedetiiung  eines  toäge- 
maaszes  vgl.  ■ 

a))  item  sal  man  havon  eine  gewisse  woge,  dae  men 
gut  van  gewichte  up  wighe.  Kölner  verordn.  für  die  messe 
(nach  1860)  s.  Stein  a,  SO;  ebenso  (18S6)  9,  4;  (1870)  9,  87; 
(1882)  8,67;  dit  is  die  ordinancie  van  dem  gude  van  ge- 
wichte (1400)  8,  114;  dat  unsc  bürgere  of  geste  einichcrlei 
guit  van  gevriobte,  dat  in  die  waigo  gehörte,  id  were 
cruid,  iseren  of  stall,  ze  Coelne  breichten  (nach  1370)  8, 57; 
ebenso  (guit  van  gewichte  van  spitzereien  i486)  9,  608. 

6))  und  was  dem  brot,  dz  man  also  wiget,  an  der  vor- 
geschriben  gewicht  abgat,  dz  sQUent  si  den  lüten  mit 
anderm  brot  erfoUen ün  goverde.  Züricher  stadibiichcr  (Ul6) 
8,50;  ebenso  (1425)  2,367;  also  das  dieselben  köpff  oder 
clainat  mit  allen  sachen  am  gewigt  über  fünff  marck  un- 
gcverlich  nit  haben.  Nürnberger  hochzeitsordn.  v.  1485  bei 
Baader  s.  78;  den  nun  der  rath  zu  Augspurg  , . .  mit  sil- 
bern geschirren  mancherlei  manier,  am  gewicht  in  1700  fl. 
haltend,  wie  auch  vier  grossen  messingen  feldgeschosz 
. . .  stattlich  verehrt  und  zimlich  widerumh  versöhnet 
hatte.  WshSEnWEnhicnivs  Attgsburger  chron.  3(1595),  66; 
dz  gold  so  aus  den  kleidern  und  staube  gcsanilet  und 
gereinigt,  ward  geschätzt  und  hielt  am  gewichte  bei 
80  pfund.  Prätorius  tcündschel-rttthen  (1667)  19; 


GEWICHT  H  (9.e,  un  gewicht,  naefa  gewlobt)     5742 

SU  mir  her,  wer  bat  bnofwi  notl 
ich  hab  gMt  weis-  «ad  roeekaiMrot, 
aus  korsa,  waiei  and  kersa  pmmi, 
gMaloMo  redit  adt  aties  smImb 
an  recht  gewicht  nd  dae  wol  antMetili : 

H.  Sachs  (etgSKtt.  btttkrttb.  tUtrsUmde  auf  trOemi 
U,  M  K«atrOtttm; 

und  alwegen  kom  und  melwe  ober  dw  abcof  TorfMnelt 
am  gewicht  gleich  sein.  «riin.  «ter  üt  mtUmag»  tu  JMr- 
laeh  1586  zeitschr.  gesch.  d.  ObtrrMnai  toll  «da  Jeder  beeker 
von  einem  Jeden  malter  mclbs  .  .  .  machen  and  geben 
z&m  wenigsten  hondcrt  leihe  recht  und  wolUcebaeheiu 
brot«,  der  Jeder  zwei  pfunt  an  gewicht  haben.  tbtn4»ma; 
derowegen  ist  auch  das  mehl  da«  aoff  der  waaser-nflblen 
gemahlen  worden,  nicht  allein  feiner  und  lietcer,  als  den 
man  auff  den  wind-mUhlen  läszt  mahlen,  sondern  dae» 
selbige  gibt  auch  10.  pro  cento  am  gewicht  mehr  aae, 
als  dasz  von  den  wind  mühlen  auff  welchen  viel  Ter- 
st&ubet.  Jon.  Joacii.  Bkciikh  narr.  uvijJbei/ 90;  derwecen 
die  gebrannten  kalckstein  in  Jrem  enteil  fevtdit.  als 
man  sie  in  ofen  thut,  und  mans  wider  benw  nimpt, 
nicht  mehr  so  schwer  halten  oder  befanden  werden,  ob 
solcher  stein  wol  sein  vorige  gleiche  und  grSese  bat,  be- 
helt  er  doch  den  drittheil  weniger  am  gewicht  LeoK- 
hart  Fronrperoer  bauordn.  (9,  4)  61*;  dann  wir  ein 
holtz  gesehen  . . .  also  satt  and  dicht,  das  man  e«  für  ein 
stein  achten  mOoht,  aber  am  gewicht  also  leicht,  als  ein 
ror.  RyppBB2*;  protgewicht.  item,  wenn  ein  stJLr  waixen 
geet  umb  ain  pfunt  Ferner,  so  sol  ain  vierer  haben  8  anz 
an  dem  gewicht,  stat.  v.  Kaltem  österr.  weistM.  5,817:  die 
hausb&lterin,  eine  herzlich  gute  frau,  welche  ongefebr 
dreihundert  pfund  an  gewicht  hatte,  wegen  ihrer  fleisch- 
masse  etwas  bequem  war.  J.  C.  Brande«  meint  lebens- 
geschiehte  1, 159;  ein  glücklich  auf  ein  gewicht  von  vier- 
hundert pfund  herangem&stetes  schwein,  an  welchem 
sich  am  folgenden  morgen  sein  letztes  Schicksal  erfüllen 
sollte.  W.  Raabe  d.  schüdderump^  88. 

e))  saffran  den  kAaft  man  nach  dem  gewicht, 

galt  in  nit  nach  der  paus«. 

H.  Sachs  /ab.  u.  sekw.  4.  IM; 
nicht  fem  davon  ein  dfirflein  leigt 
MOlheim,  da  man  die  kinder  weift 
wann  eim  ein  kindt  ist  worden  kranck, 
trug  era  gen  Mftlheim  auf  die  waf, 
(es  ist  f&rwar  so,  wie  ich 


gewicht 


(es  ist  farwar  so,  wie  ich  a*s) 
die  hatt  der  pfaff  da  anmricnt, 
and  nach  des  krancken  kindta 
most  man  dem  Baals  pfaflen  geben 
ein  hauffen  koms,  der  lag  daneben. 

Erasmus  Albkrus  fabeln  (87:  von 

u.  fiuht  u.  andern  tMerem)  169  nemdr.; 

aufs  gewicht  verkaufen.  tJARTiN  u.  Libniiart  teb.  dmr 
elsäss.  mundarten  9, 787**  (im  gegensats  zu  den  forwuin  muf 
sp.  5795) ;  soll  dieselbe  (die  ladung)  überall  nach  dem  ge- 
wichte berechnet  and  erlegt .  .  .  werden.  Elbsehißahrt»- 
akte  V.  1881  (preusM.  gesetz*.  1899  s.  18). 

d))  fraglich  ist,  ob  hieher  auch  das  fblgende  gehört  (vgl. 
oben  zum  nomen  actionis  sp.b'Xh)'.  dasz  nemlich  die  schwere 
Sachen,  so  im  gewicht  bestehen,  sich  nit  geben  nach  dem 
punct  der  erden  . . .  vielmehr,  dasz  durch  eine  sonderliche 
krafft,  so  sie  in  sich  selbst  haben,  de  etwas  an  sich 
ziehet.  GniMiiBLaHACSEN  %eieder  ertimmd.  SimfUeütimm» 
(8,  7  der  fliegend«  mmdersmann  nach  iltas  mtmtd)  8,  Stb. 
sicherer  ist  der  «igtnaduifUbegriff  enug^rüft  m:  aonstan 
haben  das  metall  (eitm)  sehe  sn  machen,  nnd  im  wenigen 
gewicht  stücke  daraus  zu  giessen.  in  perfection  gewnst, 
ein  Teutscher  zu  Venedig  namens  Flicker.  J.  J.  Becher 
närrische  iceish.  U;  er  hat  auch  lufflgranaten  gemacht, 
unter  andern  ein  köstliches  kugelspiel,  da  die  kugeln 
von  augstein  waren,  sehr  geringen  gewichte.  «.  89;  stricke 
gaben  auch  von  sich  selbst  nach,  also  das8  mein  fliegendes 
gcr&th,  und  ich,  unbeweglich  standen,  als  wenn  es  ohne 
gewicht  w&re.  Grimmelsuausbn  «esedEer  erttzmä.  Simpli 
eissimus  (8,  7)  8,  688. 

ß)  am  deuüiehstm  gmut  tick  4tr  ti§tmmik^fta6tfrif  mb 
in  v«rbindun§tm  «en  gewicht  mit  mUkm  nMmHven^ 
di*  dm  körper  nOker  kemmmiekmm,  imttn  kMütn^  ge- 
messen  vtwd* 

i))  die  bargermeistere  soilen  oneb  raaderUngen  mit 
sweren,  der  beeker  rolle  ind  ordinancie  van  dem  broede, 
van  den  boessen  ind  gewijchte  des  broets  Taste  ind  stede 
so  halden.  KUner  bürferwteietereid.  ».  Stein  i,  886;  nit . . . 


5743      GEWICHT  11  (a,  c,  gewicht  eines  körpers) 

das  der  leib  Christi  selbs  rund,  weisz,  schmackhaft,  ge- 
ruchhaft unn  wichtig  ist  wie  brot:  oder  dg  diser  geschmack, 
dises  gewicht,  dise  runde  und  dise  färbe  im  lulTt  on  auffent- 
halt  pleibe  hangen.  Fisghart  bienenkorb  (2,  5)  L  7^. 

2))  als  so  man  das  recht  natürlich  gewicht  eins  men- 
schen, mit  einem  andren  thier  vergleichen  wollt.  Ryff 
BBl«; 

sie  zieht  den  hals  hervor,    sie  hell  in  allen  tritten 
gewisse  maasz  und  zahl,    die  schultern,  das  gesiebt, 
das  hintertheil,  der  bauch,  hat  alles  sein  gewicht. 

JoACH.  Rachel  satyr.  ged.  (1.  das  poet. 
frauenzimmer  312)  26  Drescher; 

man  wird  aufhören,  die  seele  in  der  Zirbeldrüse,  den 
verstand  im  spezißschen  gewicht  des  gehirns  zu  suchen. 
Herder  (ideen  z.  philosophie  der  gesch.  der  menschheit  3,  2) 
13,83;  wenn  man  also  gehirn  und  nervengebäude  gegen 
einander  wöge ;  so  gäbe  es  schon  ein  feineres  und  dennoch 
kein  reines  verhältnisz:  denn  das  gewicht  beider  zeigt 
doch  nie,  weder  die  feinheit  der  nerven,  noch  die  absieht 
ihrer  wege.  ebenda  (i,  l)  121. 

3))  dann  so  der  medicus  eigentlichen  weisz,  das  ge- 
wicht des  athem  schöpffens,  eins  gesunden  menschen. 
Ryff  BB3^;  aber  zu  mancherlei  verendrung  des  ge- 
witters,  auch  andrer  vilfeltiger  ursach  halb,  das  gewicht 
des  luffts  zu  erfaren,  mag  füglicher  mit  blaszbelg  zu  wegen 
bracht  werden,  doch  auch  mit  gewicht.  CGl";  diesen 
unterschiedt  haben  wir  nit  allein  im  gewicht  des  wassers, 
sonder  in  allen  anderen  dingen,  dann  gar  selten  in  un- 
gleichen dingen,    ein  gleichlich  gewicht  gefunden  wird. 

BB  3  ;         gQ^^  wägt  das  meer  bisz  auf  ein  pfund, 
alls  offen  ist  sein  angesiebt, 
der  zeit  hat  er  gsetzt  jähr  und  stund, 
alles  erschaffne  nach  dem  gwicbt, 
kein  tröpfflein  sein  waag  überschlägt, 
kein  lufft  sein  gwicbt  entfallet, 
sein  nam  allein  alls  überwägt, 
so  schwär  es  dir  einfallet. 

Fr.  Caccia  lebenstkat  . .  .  des  hl.  ...  Antonii 
V.  Padua  (2)  13; 
die  erd'  hat  er  auf  ihr  gewicht  gegründet, 
sie  wanket  nun  und  nimmermehr. 

Herder  {vom  geist  der  ebräischen  poesie  1,  3) 
11,  270  Suphan,  vgl.  psalm  101,  5; 

fiat,  es  werde  die  erde,  welche  kugel  in  ihrem  gewicht, 
und  widergewicht  solle  frei  hangen.  Abr.  a  S.  Clara  hui 
und  pfui/  der  weit  (1707)  199.    u.  a.  vgl.  sp.  5721.  5732; 
auch  nicht  schwebte  die  erd'  in  rings  umgossenen  lüften, 
wägend  sich  selbst  durch  eignes  gewicht. 

Voss  Ovid  verwand!.  Idie  Schöpfung  9)  1  (1798),  2 

(1, 1213 ;  nee  circumfuso  pendebat  m  aere  tellm  pon- 

deribus  librata  suis); 

das  gewicht  einer  gegebenen  menge  eines  flüssigen  wesens 
und  also  dieses  .  .  .  eigene  schwere  zu  erfahren.  Kästner 
anfangsgründe  der  mechanik  2,  86 ;  auf  jener  erdhöhe  näm- 
lich, auf  der  noch  jetzt  jeder  körper  sein  wahres  gewicht 
verliert,  ob  ihm  gleich  nichts  von  seinen  theilen  entgehet, 
auf  jener  erdhöhe,  auf  der  der  pendul  sich  langsamer 
schwingt  und  das  gold  weniger  wieget ;  auf  ihr  war  noth- 
wendig  auch  der  organische  bau  der  lebendigen  leichter, 
elastischer,  gröszer.  Herder  {ideen  z.  philosophie  der  gesch. 
der  menschheit  10,  7)  13,  479 ;  einer  besonderen  erwähnung 
verdienen  noch  diejenigen  Instrumente,  die  zur  erforschung 
des  eigenthümlichen  gewichts,  besonders  bei  mehreren 
flüssigkeiten ,  dem  apotheker  unentbehrlich  sind,  man 
versteht  durch  eigenthümliches  oder  specifisches  gewicht, 
fälschlich  eigenschwere  genannt,  die  vergleichung  des 
gewöhnlichen  gewichts  zweier  materien  von  gleichem  um- 
fange gegen  einander.  G.  G.  Hagen  lehrb.  der  apotheker- 
kunst  1,  43. 

/)  der  eigenachaftsbegriff  nimmt  lebhaft  an  der  compo- 
sition  theil,  doch  führen  von  den  eben  belegten  Verbindungen 
nur  loenige  bis  zu  dieser  form  toeiter,  vgl.  z.  b.  körper- 
gewicht.  die  meisten  composita  treffen  adjectiva  oder  ad- 
verbiale formen,  die  sich  auf  die  berechnung  des  gewichts 
beziehen:  unter  specifischem  gewicht  oder  eigengewicht 
der  körper  wird  das  Verhältnis  ihrer  schwere  zu  der- 
jenigen des  reinen  wassers  verstanden.  F.  Noback  handels- 
wissensch.  20;  der  zoll  wird  nach  dem  bruttogewicht,  die 
Verbrauchssteuern  nach  dem  nettogewicht  berechnet  und 
erhoben,  preusz.  zollordnung  v.  1818,  gesetzs.  s.  49 ;  vgl.  auch 
tarage wicht  preusz.  gesetzsamml.  v.  1861  s.  554;  gutgewicht 
^mda  ».666;  8.  auch  vürgewicht,  passiergewicht  in  d). 


GEWICHT  II  (2,  d,  im  münzverkehr)      5744 

d)  die  bisher  nachgeiviesenen  drei  bedeutungen  des  tväge- 
maszes,  der  geivogenen  masze  und  des  eigenschaftsbegriffes 
der  schtcere  lösen  sich  in  eigenartiger  weise  ab  bei  der  be- 
Ziehung  von  gewicht  auf  edle  mstalle,  mit  der  das  Sub- 
stantiv zugleich  das  gebundensein  an  das  wägeverfahren 
abstreift  und  dem  münzverkehr  zustrebt. 

a)  vielfach  ist  auch  hier  die  grenzlinie  strittig,  so 
zwischen  dem  nomen  actionis  und  eigenschaftsbegriff  in 
der  formel  zwaihundert  guldin  guter  an  dem  gold  und 
swärer  an  der  gewiht  oben  sp.  6121;  zwischen  dem  eigen- 
schaftsbegriff und  der  sachbedeutung  des  wägemaszes:  dat 
gould  mit  dem  gewichte  zo  ontfangen,  längeren  schaden 
in  dem  gemeinen  gude  zo  vurkomen  ...  so  . .  .  gebieden 
.  .  .  dat  man  dese  nageschreven  stucken  mit  dem  gewichte 
inneimen  sul.  Kölner  münzordnung  von  1476,  *.  Stein  2,  547; 
zwischen  dem,  eigenschaftsbegriff  und  der  sachbedeutung 
von  pensum:  item  wo  XX  oder  XXI  muntzschmiten  im 
gantzen  reich  verordent  wurden,  were  gnugig ;  die  musten 
bei  geschwornem  aid  und  dem  brand  ain  körn  und  ge- 
wicht an  Silber  und  golt  durch  das  gantz  reich  muntzen 
darmit  der  gemain  man  in  der  muntz  unbetrogen  bliebe. 
bauernart.  v.  1525  bei  Oechsle  290;  zwischen  den  sach- 
bedeutungen  von  pondus  und  pensum:  und  als  sich  das 
noch  etliche  tag  verzog,  darinn  die  bezalung  beschehen 
solt,  und  die  sich  des  gewichts  nit  vereinigen  kondten. 
Livius  deutsch  (Straszburg  1562)  53*. 

ß)  gesicherte  bedeutungen. 

1))  für  das  icägemasz  kommen  auch  hier  zunächst  die 
oben  {sp.  blMff.)  belegten  Verbindungen  in  betracht,  bis 
sie  durch  besondere  münznamen  abgelöst  werden:  vgl. 
hundert  mark  silbers  Kolmarisches  gewichtes,  sp.  5627; 
de  ich  von  den  erbern  lüten  . .  dem  rät  und  den  burgern 
von  Zürich  gewert  bin,  und  enpfangen  han  von  in  drü- 
hundert  mark  gutes  silbers  Zürich  gewicht.  Züricher 
urk.  V.  1313.  archiv  f.  österr.  geschichte  6,  198;  wir  Frie- 
derich und  Lupolt  .  . .  herczogen  zu  Oisterich  .  . .  dune 
kunt  . . .  das  wir  unverscheidelich  schuldig  sin  dem  edeln 
manne,  graven  Johan  von  Spanheim  . . .  dusent  marcke 
sielbers  luters  und  lodiges  des  gewechtis  von  Straisz- 
burgk.  urk.  v.  1314  bei  Winkelmann  acta  imperii  inedita 
2,  780,  ebenso  (Straszburger  gewichtes)  Urkunden  v.  1345. 
1347.  1348.  1359  bei  Winkelmann  2,  397.  434.  440.  543 ;  so  hat 
er  uns  gewert  und  bezalt  zu  Sand  Veyt  in  Kernnden 
neunhundert  guidein  und  funffundsechtzigk  guidein  der 
gewicht  von  Florentz,  von  den  Juden  daselbs  zu  Kernnden. 
urk.  Eberhards  v.  Reichenau  u.  Rudolfs  v.  Osterreich  1360, 
s.  zeitschr.  f.  d.  gesch.  des  Oberrheins  25,  313 ;  die  si  ouch 
abkoffen  mügent  mit  VI"  und  L  march  silbers  Costentzer 
gewichtz.  klagepunkte  abt  Ulrichs  gegen  die  Appenzeller  (1464) 
bei  Zdlweger  2,  l,  161. 

2))  die  sachbedeutung  von  pensum  liegt  eigentlich  den 
geprägten  münzsorten  zti  gründe,  vgl.:  siclus  dat  is  ein 
ghewichte  sulvers  unde  ist  so  gut  van  gheverde  alse  twei 
hollensche  schillinghe  unde  de  maket  twintich  hellinge. 
Loccumer  bibl.  erz.,  vgl.  oben  sp.  5617 ;  hat  ein  richter  bisz- 
weilen  von  ein-  oder  andern  teile  was  zu  hoffen,  so 
zieht  er  zwar  unter  dem  scheine  einer  groszen  billigkeit 
die  Sache  zur  verhör,  beurtelt  aber  solche  nach  seinem 
gefallen,  und  nach  dem  göldnen  gewichte,  welches  er  von 
der  einen  partei  zu  gewarten  hat.  die  ungerechte  gerechtig- 
kdt  (1672)  G  5* ;  nim  . . .  margaritarü  ein  halbs  quintei 
piseme  ein  haller  gewicht  stosz  es  klei  und  tö  ein  vier- 
teil eins  pfundes  zuckers  darzü  er  sterckt  alle  gelid. 
Ortolff  V.  Beyrlandt  arzneibuch  32'';  denn  mit  disem 
wort  {sekel),  nennet  man  das  gewicht  und  die  müntz, 
die  ir  ordenlich  und  gebürlich  gewicht  hat.  Mathesius 
Sarepta,  {ii.  pred.,  1562)  236'';  vgl.  auch  235». 

3))  zum  eigenschaftsbegriff  vgl.  schon  die  entsprechende 
Verwendung  von  lat.  pondus;  in  summa  tredecim  solida- 
rum  et  quatuor  denariorum  Coloniensium  . . .  custodien- 
dum,  ut  ad  illorum  denariorum  paritatem  et  pondus  tocius 
percussure  numisma  semper  valeat  examinari.  Kölner 
Urkunde  v.  1251  bei  Stein  2,310;  dazu  vgl.:  wispenninge, 
halve  wispenninge  .  .  die  vill  zo  licht  ind  zo  snoede  sijnt 
an  gehalde  ind  an  gewichte.  Kölner  münzordn.  v.  1473, 
s.  Stein  2,  504 ;  und  also  ist  diser  kouff  geschehen  und  ge- 
geben umb  sechs  tusend  gülden  Rinischer  guter  geber 
an  gold  und  an  gewicht,   dero  mich  die  genanten  von 


5745     OEWICHT  II  (s.  a,  ienkblei  a.  d.  me$Mielmm) 


GEWICHT  II  (s.  a,  htM  oh  nuuMttm)     574$ 


Appenzell  uszrichton  und  b«z«len  ■fillend.  kai^fbrü^f  de« 
Rheinthala  (1460)  hti  Zellieeger  «,  i,9&;  dagegen  im  h.  reich 
ander  mUntzsohmitten  ain  und  txwentzig  fUrgenommen 
zu  halten,  die  alle  ...  an  kom  und  gewicht  an  goldt  und 
Silber  durch  das  gantz  reich  mUntzen.  an  welch  end  im 
reich  ainor  hingeordnot  wirt ,  ...  eol  . . .  doch  kom  and 
gewicht  in  deiiz  gemein  reiche  weohiiel  halten,  damit  die 
inüntz  nit  verführt  werde,  »ogenannte  r^ormation  kaiaer 
i'Vjfrfnc/i.v  bri  Uohlaat  1,  176;  man  wirt  auch  kroutzer, 
ßroHchleiii ,  Hchilliiigor  an  »ehs  Pfenningen ,  und  batxen 
tnUntzon:  alle  mit  oim  ncwen  kom  und  gewicht,  ebenda; 
zum  /.ohunden  sollen  alle  montz  von  golt  und  silber  ge- 
brochen und  in  ain  kom  and  gewicht  bracht  werden. 
fiiiuernatt.  v.  1623  bei  OeciiSLB  SW;  ebetuo  tehon  in  der 
Kogenanntm  r^ormaiion  i.iVl;  herr  Camitzo,  ihr  thut  mit 
ewem  guten  freunden,  gleich  wie  die  kaufHeut  mit  irem 
golt  und  etwan  einem  schnöden  ducalen  thun,  der  am 
icorn  oder  gewicht  den  andern  guten  nicht  gleich  gültig 
geachtet.  Kiuciiiiof  tcendunmuth  (a.  m)  8,851  Oeaterley ; 
u,  a,  vgl.  auch  kom  und  gewicht  theil  5  «p.  1819;  wenn, 
wo,  and  warausz  die  erste  un  cltisto  mUntr.  geschlagen, 
uA  was  ir  kom  oder  haldt,  sohrot,  gewicht,  geprcg  oder 
schlag  . . .  gewesen.  Matiiesiur  Sarepia  (U.  predigt)  889*; 
aber  die  aschcn  von  den  basilisken  hat  eine  andere 
tugent,  und  wann  du  das  silber  damit  reibest,  so  wird 
es  an  färb,  halt  und  gewicht  so  feines  sohOnes  gold. 
GniMMEi.siiAUSRN  wieder  erstand.  Simpl.  (8,9:  rei»«be»ehr, 
nach  d.  obern  netten  mondittcelt)  8,  6t4; 

die  gUldon  nemmcn  nach  dorn  klang, 

und  Junge  meidtloin  nach  dem  esang, 

mangelt  hernach  olTt  am  gowicht, 

auch  gleicht  alles  der  stimm  nicht. 

KiRc-iiiiOF  tptndnnmuth  (1,340)  1,881  OttteHey; 

(Ia  windt  und  druckt  man  die  warheit  ...  da  werden  die 
hiindel  nicht  nach  der  gercchtigkeit  und  vemunfft,  son- 
dern nach  dem  gewicht  des  gclda  und  gaben  erwogen  and 
nu.sgcsprochen.  Fn.  Caccia  lebenathat  ...des  hl. ...  Antonii 
V.  Padua  (8)  118. 

y)  für  die  compoeition  ergeben  »ich  vi>m  etjwrweAq/ts- 
begriff  aus  einige  netie  formen  .-  an  jeder  markh  8/l6  nach- 
lasz  oder  vUrgewicht  passiret  wirdet.  »teiriaehe»  münivera. 
V.  1678,  *.  UNrtEii-Kiiui.L  660»;  um  die  Wirkung  der  ge- 
dachten Verringerung  des  riithes  in  grenzen  zu  halten, 
hat  man  in  den  einzelnen  stauten  ein  minimalgewicht 
der  goldmUnzcn  gesetzlich  festgestellt,  bei  dessen  Über- 
schreitung die  annähme  der  bezüglichen  stücke  verweigert 
werden  darf,  das  sogenannte  passirgewicht.  F.  Nouack 
handelsi€iaaetiach{\/t  8,  88.  tur  eompoaition  aua  der  aaek- 
bedetthmg  vgl.  prohiergewicht  theil  7  ap.  8168. 

8)  die  ainnlidten  vencendungen  auaterhalb  des  xeägever- 
fahrena  gliedern  sich  in  mehrfacher  richtting.  am  engaten 
an  die  aaehbedeutnng  eines  tcägemasxea  kniipft  der  all 
gemeinere  begriff  «mm  hebela  an,  une  er  an  triebtrerken 
jeder  art  erfaszt  trerden  kann,  viel  iceiter  en^emen  aich 
die  enttpicklungsformen,  die  vom  eigenachaftabegriff  der 
»chicere  und  von  der  aachbedetttung  pensum  ausgehen,  mit 
der  löaung  der  engeren  beaiehung  aur  wage  gewinnen  aie 
eine  betceglichkeit,  die  aie  in  die  mannigfaehaten  bedeutunga- 
gnippen  übergreifen  läaxt. 

a)  die  allgemeine  bedetitung  hebel  ertn'ichat  dem  ent- 
wickelten und  verfeinerten  handicerke  ttnd  entstammt  dem 
seifalfer  der  erßndungen.  aie  iat  von  der  mitte  de»  i&,jahrh. 
ah  belegt,  am  frühesten  für  das  senkblei  an  der  mnutknur, 
das  ja  vielfach  ein  riidenrerk  in  beiregung  aetat  einen 
breitei-n  räum  nimmt  die  bedeutung  eines  ftebels  für  trieb- 
icerke  anderer  art  ein,  und  hier  ist  es  vor  andern  daa 
iihricerk,  daa  die  vertcendungen  von  gewicht  in  bescMag 
itimmt,  ao  daa*  gewicht  als  hebel  im  engem  ainne  über- 
haupt nur  auf  die  uhr  bejogen  mrd. 

tt)  gewicht,  daa  senkblei  an  der  meatachnur:  eodem 
nnno  {ateckt  beim  meienstecken)  Henn  Knobloch  ein  hant, 
greif  oben  aus  einem  gränzchen  und  lies  ein  gewicht  in 
einen  brennen  und  spracli:  'falscher  grünt  ist  meim 
herz  onkunt'.  B.  Rorhacii  liber  gestorum  {quellen  tur 
Frankfurter  gesch.  1,  810);  auch  gibt  es  (das  richtscheif) 
tias  mittel  ...  wo  es  uberzwerch  nuff  das  röhr  gebraucht 
wirdt,  und  das  schnürlein,  daran  das  gewicht  hanget, 
herab  gesenckt  ...  so  kanst  du  nicht  fehlen.  Leonu. 
Fronspbrobr  kriegabuch  8  (1678),  141*.  ebenso  140*,  vgl.  auch 


unter  gewjchlsschnttrisin  («.  d.);  wo  «in«r  ein  Yorhabenden 
bauw  in  die  höhe  Tor  im  auff  zA  füren  hett«,  und  . . . 
durch  eines  andern  . . .  überhangenden  bauw  gebindert 
wUrd.  so  sol  der  . . .  mit  seinem  kromaiMi  |»D>lttMi  baaw 
auff  liob  und  sein  eigentbumb  dem  bMctwiöltt  and  tobnor 
nach  abbrechen,  damit  hinein  gegan  Im  rfldMO.  aoff 
das  . . .  solcher  ...  an  seinem  baaw  dem  gtwiebt  od«r 
schnür  nach  bleirecht  auffahren  mag.  dtriaUa,  fcmerrf- 
nun^r  (1,86)  6t*:  dardurch  zeuch  einen  starkea  Cndba  ODd 
häng  unten  ein  bleigewicht  daran.  ÜCiibr  (wUmmimaiig 
der  tneaaung,  i.  bueh)  naeklaat  19t  Lan§t.  emdk  fttr  4m 
hebet  an  der  uMr  iat  daa  bleigewlcbt  wtArfoA  bdlgt  (ß. «.); 
vgl.  auch  die  beiapiele  für  daa  wägemau  »f.  Vm.  4k 
heutige  apraehe  gebraucht  dieaea  eompoaUum  vor  äUtm  im 
übertragener  Verwendung:  ich  will  nicht,  wthfMld  lek 
mich  in  das  ideale  rersenke,  in  daa  stark  und  rdn  ulrtjgn, 
immer  mit  bleigewicht  an  der  erde  nledofduüUa  Min. 
Georg  v.  Omiteoa  Cäeilie  v.  Sarryn  (eay.tt)  1*.  IM. 

fit)  die  allgemeine  bedeutung  eine»  MÜU  mm 
einer  maaehine:  aber  solche  und  dergleieh«! 
künstlicher  werck,  werden  fUmemlichen  onteradMidca, 
also  d;  unter  dem  ersten  theil  alle  die  begriffen  werden, 
so  von  gewicht  und  lufTt,  iren  trib  und  bewegung  haben, 
dardurch  sie  ire  wirckung  volbringen.  RtppB8^;  die  gt- 
wichter  {der  gewiehtmüMen) ,  können  durch  hülff  zweier 
männer  mit  einer  haspel  walze  h.  welche  ein  sperr-fedar 
haben  solle,  auffgezogen  werden,  und  sollen  die  ge- 
wichter langsam  herunter  gehen.  Georo  Andr.  Böcklkr 
theatrum  machinarum  ( 1678)  8*.  vgl.  auch  ScHOTTBL  631*. 
das  wa.sser  wird  auch  getriebf  durch  irrdiscbe  gewalt,  als 
da  seind  riider,  pumpen,  gewichter,  menschen  und  Tieb. 
Becher  närrische  teeiah.  184  {anhang-  von  teaaaeneertken  u. 
tcaaaerkünsten);  aber  die  Engellftnder  haben  die  Wetter- 
gläser heutiges  tages  zum  allergenausten  excolirt  mit 
quecksilbcr,  und  mit  gewichtem  einen  zeiger  darzu  ge- 
macht, welcher  sehr  accurat  die  gradus  oder  verändeninf 
des  Wetters  von  wärm  und  k&lt  weiset  86;  die  Ursache 
aber,  warum  der  wind  auch  aus  einem  eintxigen  balge,  mit 
einerlei  gewicht  beleget,  mit  einer  eintzigen  falte  versehen 
. .  .  doch  nicht  gleich  oder  ebentrfichtig  sein  kan.  ist  . . . 
CiiOMEi.  7.264  {unter  orgel);  ein  vortheil  dabei  ist,  dasz 
man  den  balg  an  seinem  breiten  endo  niedrifw  leget,  als 
am  schmalen,  auch  denselben  mit  einem  gegen-gewicht 
versiebet  ebenda  7,866;  oder  man  drückt  bei  abgexogcnen 
rogistem  das  gantze  clavier  mit  kleinen  bretern  and  einem 
darauf  gesetzten  gewichte  nieder,  ebenda;  die  thür  wie 
auch  die  fenster  machten  sich  durch  gewichte  seil>er  auff. 
Barciay's  Argenia  UAera.  v.  OPIl'Z  (8,  t,  6)  8,1»  («.  unten 
gewichtfenster);  aber  hat  der  herr  auch  Ton  meiner  in- 
vention  gehöret,  die  ich  vor  wenig  zeit  erfunden,  ver- 
mittelst, welcher  ich  auf  eine  gantze  sondere  manier 
18.  Personen  kan  über  das  theatram  fliegen  laaeen,  auf 
einmal,  und  dieses  olme  einige  machine,  weder  diireh 
einen  zug  mit  stricken,  oder  drat,  noch  durch  einiges  ge- 
wichte, wie  sonst  vor  diesem  der  gebrauch  gewesen.  Stra- 
NITZRY  ollapatrida  Fuchsmundi  eap.  68  {netidr.  a.  869)  u.  m. 
{vgl.  a.  870):  je  simpler  eine  maschine  ist,  je  weniger 
federn  und  rider  ond  gewichte  sie  hat,  desto  Tollkom- 
moner  ist  sie.  Lkssino  (Ifambtirg.  dramaturgie  l.fO)  io*,ia&; 
aber  unglücklicher  weise  kamt  ihr  hinaus,  fandet  wie 
die  natur  mit  viel  gewichtem  ihre  maecbioen  treibL 
GöTilE  (geaeh.  Oottfriedena  r.  Beriitikingem  ^  «i,  «ft,  mfL 
daau:  dann  die  erde  oder  gewichter  zicliea  die  be- 
wegungen,  das  wasser  treibet  ingleichem  dieselbige,  der 
wind  auch  also,  und  durch  das  feaer  können  unterschied- 
liche bewegungen  verrichtet  werden.  J.  J.  Bbcbbr  märriaek* 
teeiaheit  iKS; 


hi«r  wird  aaf  strsBcer  glat  geseUedaer  sieg«  dicke, 
rerinnt  die  ideh  Süd  wWehTsMand      ' 
hier  pre«st  ein  stark  gewi^ 
dort  '  •        -        - 


und  dort  gerinnt 


oel; 

na  sals  dar  molkc, 

it  ein  gthrvod  saar  das  wasser  «ad  das  ML 

HALLsa  (<tff  eirm  USi  M  BtmL 

y)  die  bedetttungsrertngerung  in  der  imiahmmg  im  httd» 
attf  daa  rädertcerk  der  uhr:  darnach  ist  nass  tpMttMg- 
kait  aines  göttlichen  verstände,  die  ar  erfanden  worden. 
wölliehe  man  st&tigs  sihet  von  mettallen,  von  gezennten 
redem,  unnd  gewichten,  so  ains  tails  die  standen,  mit 
dem  mittero  eisen  zaigent,  ains  tbails  an  die  glocken 
schlagen.  Tat.  Alpin  us  üUraet».  dm  Pialgd.  Tergil.  v.  er- 


5747      GEWICHT  II  (3,  a,  hebel  an  der  uhr) 

findung  der  dinffe  (2,5)  36";  wenn  das  gewicht  vom  seiger 
abgenommen  ist,  so  stehen  unnd  halten  alle  reder,  sampt 
der  band,  zeiger,  unruhe  unnd  hammer  stille.  Mathesius 
Sarepta  (3.  pred..  1562)  54"; 

beineben  nun  zur  rechten  band 
hat  es  ein  kästen  an  der  wand, 
darinn  gehn  all  gewicht  verborgen, 
drauff  steht  ein  han  ihn  zu  versorgen, 
der  helt  die  wacht  und  eh  es  schlecht 
kräht  er,  und  schwingt  die  flügel  recht. 
Fischart  beseht-eib.  des  kunstreichen  Uhrwerkes 
im  Straszb.  Münster,  vgl.  unter  gewichtkasten ; 

die  ain  uhr  ward  einer  halben  eilen  hoch,  mit  pfundigen 
blei  gewicht  beschwerdt.  Hans  Ulrich  Krafft  reisen  195 
Baszier;  ich  begertte  mein  hail  (weil  ich  mein  leb  tag 
nie  kein  uhr  ufgezogen  noch  gericht  hab)  mit  der  ersten 
zuuersuchen,  sötzt  mich  dariber,  besachs  inne  und  ausz- 
wendig  wol,  zoch  die  gewichtt  schnieren  darein,  henckhs 
an  dj  wand,  dj  gewichtt  an  die  schnieren.  da  ist  das 
zaig  werkh  fein  lustig  gangen,  wan  aber  dj  stund  hatt 
sollen  schlagen,  ist  das  blei  gewichtt  strackhs  durch  ab- 
geloffen  und  hatt  dj  glockhe  nie  berüert.  195;  die  uhren 
und  das  mühlwerck  haben  einerlei  instrumenta,  was 
dort  das  wasser  thut,  thut  hie  das  gewicht.  Jon.  Hassangs 
kurtzweil.  weiszh.  deutsch,  cap.  25;  dann  eine  uhr  gibt, 
wegen  der  stets-gehenden  räder,  werffei,  und  anderer  theil, 
sonderlich  der  stets  hin  und  her  gehenden  unruhe,  ein 
stetes  getös  und  klempern,  so  lang  sie  im  gang  ist:  aber 
wann  die  stund  ausgeloffen,  wird  das  gantze  werck  gleich- 
sam losz,  kommen  alle  klein  und  grosse  räder,  werffei, 
federn  und  gewichter,  der  hammer  selbst  in  lauff,  und 
wird  in  der  uhr  ein  solcher  tumult  . . .  Abr.  a  S.  Clara 
etivas  für  alle  (der  trompeter)  2,673;  aber  wer  hat  jemals 
ein  gewicht  oder  eine  unruh,  eine  feder  oder  ein  rad  zur 
probe  von  einer  uhr  gegeben.  Lessing  (ehte  dnplik  2)  13^,24; 

ich  kenne  die  geschichte 
und  nehme  die  gewichte, 
die  räder  und  die  glocken, 
aus  meiner  uhr  bedacht, 
sonst  schlägt  sie  in  der  nacht, 
und  ich  fahr  auf  erschrocken. 

Achim  v.  Arnim  {kronenwächter  1,  3, 1) 
3,  364  W.  Grimm; 

ich  weisz  eine  zeit,  wo  man  den  tag  in  seine  Sekunden 
zerstükte,  wo  Sehnsucht  nach  mir  sich  an  die  gewichte 
der  zögernden  wanduhr  hieng.  Schiller  (kab.  u.  liebe  5,  2) 
3,481  Gödeke;  graf  Joseph,  der  eben  an  einer  alten,  neu- 
vergoldeten rococo-wanduhr  die  zufällig  schnurrenden  ge- 
wichte aufzog.  Karl  Gutzkow  der  zauberer  von  Born 
5, 96  (5.  buch,  4.  cap.).  vor  allem  zahlreich  sind  die  gleich- 
nisse  und  übertragenen  Verwendungen,  die  hier  anknüpfen, 
vgl.  sp.  Slbiff. 

b)  der  eigenschaftsbegriff  gewinnt,  sofern  er  die  enge  bin- 
dung  an  das  wägeverfahren  löst,  eine  besondere  mannig- 
faltigkeit  der  bedeutungsfärbungen.  der  begriff  der  schwere 
streift  die  bestimmungsmomente  des  mesz-  und  wägbaren 
ab  und  ziehlt  mehr  auf  die  allgemeinen  Wirkungen,  die 
die  schwere  ausübt,  auf  empfindungen,  die  sie  hervorruft, 
diesem  zug  zur  Verallgemeinerung  tritt  aber  wieder  eine 
neue  Spaltung  tmd  eine  Verengerung  entgegen,  wenn  diese 
Wirkungen  und  empfindungen  einseitig  herausgearbeitet 
werden:  gewicht  als  druck,  hemmung  und  schwung. 

a)  die  Verallgemeinerung  des  begriffs  der  schwere: 

in  allen  adem  der  Schöpfung  flockte  das  feuer, 
und  die  erde  sank,  von  ihrem  gewichte  belastet, 
in  die  tiefe. 

Schubart  {ein  blick  ins  all)  ged.  330  Hauff; 

da  traff  jn  auff  der  stras 
ein  solcher  regen  über  d'  mas, 
das  jm  sein  kutt  ward  nasz  und  schwer, 
das  sie  troff  wie  ein  mülrad  her: 
sein  bettelsack  nam  zu  an  gewicnt, 
das  er  jn  schier  möcht  ketschen  nicht. 

Fischart  (von  £>.  Dominici . . .  artl.  leben  . . .) 
1,  180  Kurz; 
der  hengst,  mit  dem  gewicht  des  beiden  hochgeehret. 
G.  R.Weckherlin  {klag-  trawr-  u.  grdb- 
fchrifften  78)  2,  289  Fischer; 
und  ob  dir  schon  entpfelt  der  plunder, 
was  soll  es  sein?    das  ist  kein  wunder, 
dann  es  war  dir  am  gwicht  zu  schwer, 
und  wann  schon  einer  grösser  wer, 
so  het  ers  dannocht  kaum  getragen. 

ScHEiDT  Dedekinds  Qrobianus  {cap.  3)  neudr.  26 ; 


GEWICHT  II  (3,  6,  druck  und  hemmung)      5748 

das  gewicht  des  körpers  musz  während  der  bewegung 
ganz  auf  den  vordem  arm  gebracht  werden.  F.  L.  Jahn 
iverke  2, 1  s.  44 ; 

und  das  eben  macht  den  weisen, 
dass  er  in  dem  Sonnenlicht 
kann  die  mitternacht  beweisen, 
in  dem  leichten  das  gewicht. 

Gl.  Brentano  romanzen  vom  rosenkranz 
(13,  61)  232  Morris ; 

jetzt  zog  er  ihn  zu  sich  herüber  auf  die  leiter  .  . .  diese, 
vom  doppelten  gewicht  überlastet,   bog  sich,   ebenda  132. 
K.  Gutzkow  der  zauberer  von  Rom  (5.  buch,  17.  cap)  6, 131. 
ß)  die  sonderent  tvicklung  einzelner  züge. 
l))  der  druck. 

a))  die  röhren  so  beschlossen  liegen, 

die  kriegen  durch  gewichtes  krafft, 
tieff  in  der  erden  emen  hafft, 
und  müssen  sich  zusammen  fügen; 
da  endet  vieler  flüsse  art 
die  alte  bahn,  die  alte  fahrt. 

HOFFMANNSWALDAU  deutschc  übers.  u.  gedickte 
{der  sterbende  Socrates) ; 

er  (der  regen)  wuchs  schnell,  gleichsam  rauschend  und 
jagend,  und  wurde  endlich  dergestalt,  dasz  man  meinte, 
ganze  zusammenhängende  wassermengen  fielen  auf  das 
haus  hernieder,  das  haus  dröhne  unter  dem  gewichte, 
und  man  empfinde  das  dröhnen  und  ächzen  herein. 
Stifter  werke:  bunte  steine^  (kalkstein)  69  Aprent;  die 
kleinen  käfer  und  Insekten  um  sie  her  konnte  sie  noch 
verfolgen ,  wie  sie  sprangen  und  sich  kugelten  und  auf 
halme  kletterten,  die  am  gewichte  derselben  zusammen- 
knickten. K.Gutzkow  der  zauberer  von  Rom  1,72; 

erst  hub  er  {der  lenz)  an  im  blüthenmaien 

mit  hagelkörnern  drein  zu  schneien; 

die  blüthen  sanken  vom  gewicht 

der  körner,  doch  die  käfer  nicht, 

an  deren  schild  ein  schusz  sich  bricht, 

sie  leben  und  gedeihen. 

Fr.  Rückert  {haus  u.  jähr,  4.  reihe, 
mailieder  124)  2,  377 ; 

sein  nest  an  die  stange  flicht 

ein  vogel  dort  alljährlich; 

ward  inr  des  baues  gewicht, 

das  picken  der  jungen  gefährlich. 

A.  Grün  {der  vogel  an  den  federn)  ged.  271. 

b))  er  muszte  mehr  als  einmal  ruhen,  stützte  den  kno- 
tigen stab  unter  den  korb,  um  das  drückende  gewicht 
desselben  zu  mindern.   MusÄus  Volksmärchen  (Rübezahl, 

4.  legende)  2,  137;  ja  die  hiesigen  f eisen  waren  nicht  ein- 
mal hart  genug,  sondern  von  sandichtem  luckern  ge- 
stein,  so  weder  das  gewicht  eines  schweren  stämpfels 
aushalten,  noch  das  körn,  ohne  es  mit  sand  zu  ver- 
mischen, zerknirschen  würde.  Robinson  Crusoe,  deutsch 
1*  (1720),  172 ; 

ritter  Paris  fliegt  zum  kämpfe, 

eilte  nie  zum  reihn  so  sehr, 

wirft  den  gegner  stracks  zur  erde, 

blickt  als  sieger  stolz  umher, 

naht  sich  hülfreich  dem  geworfnen, 

nimmt  ihm  ab  des  heims  gewicht; 

sieh !   da  wallen  reiche  locken 

um  ein  zartes  angesicht.    Uhland  ritter  Paris. 
die  weise  zung'  ist  stumm;  der  unerschöpffte  sinn 
ist  in  die  luft  zerstrewt;  das  ansehn  von  gesiebte 
sieht  ietzund  weiter  nicht ;  der  starcken  band  gewichte 
wird  leichter  staub  und  sand. 

Opitz  {poet.  wälder  3:  auff  das  absterben  herrn 
Heinrichen  v.  Stang)  iveltl.  poem.  2, 108. 

2))  die  mderstandskraft  ist  herausgearbeitet:  der  Jüng- 
ling (auf  einer  gemme)  stemmt  sich  mit  aller  anstrengung 
gegen  den  stein,  auch  ist  er  einer  solchen  last  gewachsen, 
denn  man  sieht  das  gewicht  schon  überwunden  und  den 
stein  bereits  zu  dem  punkt  gehoben,  um  sehr  bald  zur 
Seite  geworfen  zu  werden.  Göthe  (zu  Eckermann)  gespräche 

5,  27  Biedermann ; 

einer  nur  ist  mir  erschienen, 
aber  ich  ertrug  ihn  nicht, 
und  der  abglanz  seiner  mienen 
ward  statt  flügel  mir  gewicht. 

Grillparzer  tristia  ex  Ponto  4. 

3))  die  Schwungkraft;  vgl.  das  Verbalsubstantiv  wucht; 
vgl.  zu  diesem  Danneil  a.  a.  o. 

a))  du  breitest  aus  die  mitternacht 

und  zählst  die  stern  als  eine  heerde. 
dem  winde  giebst  du  sein  gewicht, 
dem  wasser  maasz,  den  sonnen  licht, 
und  hängst  an  nichts  die  last  der  erde. 

Friedr.  V.  Hagedorn  {schriftgem.  betr.  über 
einige  eigensch.  gottes)  1*(1771),  5 ;  vgl.  sp.  5743 ; 


c)) 


5749       GEWICHT  II  (s,  c,  gewicht « last) 

unnd  die  klaro  bächlein,  was  haben  die  vor?  liatt  e« 
nicht  das  ansehen,  als  ob  sie  Jhr  wasser  wider  sein 
nal&rliches  gewicht  und  fall  aufTtiielten,  bezeugend  dar- 
neben durch  ein  trawrigCH  gemUrmcl  und  rauschen,  wie 
sauer  es  sie  ankomme ,  dio  lioldMclige  und  mit  solcher 
TolUcommenhoit  gezierte  fuldcr  zuverlassen?  Sidnsys 
Arkadia  (i)  ülters.  v.  Opitz  07;  dies  alles  besorgt  nur  die 
naturkraft  der  schwere,  denn  die  bahn  ist  vom  fusz  des 
Harzes  hcrabgencigt,  und  das  gewicht  der  einmal  in  be- 
wegung  gesetzten  masse  treibt  sie  vorwärts,  so  dasz  sie 
nur  durch  liemmung  der  räder  zum  stehen  gebracht  wird. 
MoLi'KF.  (,an  arine  braut  IMl)  A,  88. 

b))   die  Htroiche  fallen  hageldicht 

auf  köpf  und  schultern  ein  mit  ttltrxonden)  nwicbl. 

WiaijiND  Oberm  (9,  60)  M.  186; 

ich  will  nicht  mit  dir,  wie  neulich,  wieder  zum  faust- 
gcmenge  kommen,  in  welchem  ich  das  gewicht  deiner 
fHuste  empfunden  habe.  Tif.ck  don  Quichote  9,tiU;  hurrahl 
rief  der  brave  kerl,  welcher  nur  an  «eine  Ubelgenährten 
pfcrde  und  nicht  an  den  dienst  des  herzogs  dachte,  und 
reichte  dem  wirthe  eine  ohrfeige  von  schwerem  gewichte. 
iMMRnMANN  (fpigonen  i,l)  6,  8S  Hetnpel; 

sie  hat  der  tOchter  mehr  —  es  feiert  nie  mein  schwerd, 
und  kennet  sein  Mwicbt,  so  bald  man  sich  empArt. 

Chr.  f.  Wbihzb  KUhard  III.  (8,  6)  f.  M 
Jacoby  V.  Sauer; 
siehe,  dein  sinn  ist  scharf,  gleich  einem  schneidenden  belle, 
welches,   g^fUhrt  von   kOnstlers  band,   die   balken   zum 

scbifTbau 
spaltet,  und  durch's  gewicht  die  kraft  de«  mannes  Terstirkt. 
F.  L.  Stolbbrg  IlUu  8,  M; 
nehmt  eine  keule  doppelten  gewicht«, 
nnd  srhlagt  ihn  totl 

H.  V.  Klbist  (HermannucMacM  6, 18)  1, 488 
Erich  f<ehmfdt; 

{die  Uiter)  die  an  sechszig  stufen  zählte  und  hin-  und 
herschwankte  vor  der  macht  ihres  gewichts.  K.  Gutzkow 
df^r  Zauberer  von  Born  6, 181 ;  eine  band  von  innen  bog  an 
der  untern  losgegangnen  seite  das  bewegliche  brett  nach 
auszen  . . .  zwei  weiche  bände  faszten  die  seinen  und  zogen 
ihn  daran  eilends  in  den  hof  hinein,  das  brett  folgte 
seinem  gewicht  und  schlosz  die  Öffnung  wieder.  Otto 
Ludwig  {aus  dem  regen  im  die  traufe)  2,315. 

c)  in  engeren  grenzen  bUibt  die  entmcklung  der  aaeh- 
bedeutung  von  pcnsum ,  wenn  »ie  die  betiehungen  auf  die 
wage  abstreift,  gewicht  hält  »ich  hier  durchaus  in  der 
parallele  mit  last. 

a)   (Leicetter.)  ich  leb«  noch  I  ich  trag  et.  noch  zu  leben  I 

stOrtt  dieses  dach  nicht  sein  gewicht  auf  mich  I 
ScHiLLBR  {Maria  Stuart  6, 10)  18, 671  Qoedeke; 

der  rostige  schlUsscl  in  seiner  band  zog  ihn  fast  zur 
erde  nieder;  es  war  kein  gewicht  der  weit  dem  seinigen 
zu  vergleichen.  W.  Raabe  hungerpastor  3,  eap.  8. 

ß)  vom  heissen  thau  ein  schwehr  gewicht  (a  vetgkt  of 

tultu  dete) 
hängt,  tOdtlich  fast,  an  unsem  gliedern,  zerspaltet  gleichsam 

unsre  sehnen, 
dasz  sich  die  weichen  nerven  dehnen, 
und  an  das  bange  herze  legt  der  schrecken  seine  schwehre 

band. 
Brockbs  Thomtonz  jahreneüen  (jtontner)  177 ; 

und  ich  sah  dich  im  priestergewand ,  du  schmücktest  das 

Opfer, 
blumiger  aeste  gewind  zierte  das  wallende  haar: 
Kypria  schienst  du  zu  sein,  mit  groszem,   schmachtendem 

äuge, 
aber  der  thräne  gewicht  hing  an  der  wimper  bereits. 

Platbn  {choröbiu  der  Kattandra)  1,  448  Jtediiek 

{vgl.  dazu  den  eigensfhaßsbegriff  im  folgenden:  das  ge- 
wicht dieser  tränen  must  du  noch  fühlen.  Soini.i.BR  [kab. 
«.  lid»  8, 8]  8, 404  Ooedeke) , 

von  der  Venus  tau  bereifet, 
schwillt  der  frUchte  sQss  gewicht 

Gl.  Brrntano  romanzen  vom  roHnkranz 
(13,80)887  Morrit; 
die  granate  senkt  gereifet 
ihrer  kerne  goldgewicht.    (13,  46)  830. 

4)  die  übertragenen  ver^ceixdungen ,  die  den  gebrauch 
xinaeres  artbstantivs  fast  in  stärkerem  mäste  beherrschen 
als  die  sinnlichen  vencendungen,  gehen  der  hauptsaeJie  nach 
enttceder  von  der  sachbedeuhtng  des  trägemasxes  oder  von 
dem  eigenschaftsbegriff  der  schxcert  aus.  in  diese  beiden 
gruppen  fallen  namentlich  die  ungeteOhnlieh  reich  ent 
iciekelten  fontulhaften  Verbindungen,  die  den  gebrauch 
Ff. 


GEWICHT  II  (4.  a,  wage  md  gewiefat  im  büde)    (750 

iMMiitf mA  »feigem,  dansben  nnd  noek  moimA«  mtUf^fUMrii 
gleiehni*$e  anzumerken ,  dis  vom  A«M  mm  HdmmHt  im 
der  ukr  oder  in  maeehime^  mueg^kmi  mm  MiMi^pitMi  h»- 
deutung  kommt  der 
lateinisches  urbild 
düngen  vorwiegt. 

a)  iUerirmgungm  im  «mMmImUmm  ie»  isi^wwMas. 

«)  in  ier  vtrUmitmm§  «ms  gawiobt  *md  wage  {mtg- 
schalen)  gewinnt  dae  bild  leicht  die  abrundung  und  ge- 
sddoseenheit  einee  auag^Uhrten  gleiehniseea. 

0)  auag^ührte  gleiehniaae  {vgl.  ap.  571«  das  beiepiel  aue 
LuTiiBii):  der  verstand,  ein  kunstgrUndiger  wagmeister. 
hatte  auf  der  sncll-wage  gewogen,  den  nazz  und  das 
belusten.  der  lange  wage-balken,  war  mit  den  Jahren 
des  Icbens  verzeichnet;  und,  an  stat  de«  Ueinan  ga» 
Wichtes  hinge  der  nuzz;  welcher,  von  dem  baloaten,  Wait 
über  wogen  wäre :  . . .  das  das  gegen-gawiobta  daa  haluata«, 
federleicht  schine.  S.  v.  Butbciikt  eimmrrieke  rtdem  ^ 
37/.;  manchmal  fängt  eine  unter  denanaalban  (de»  leidem- 
sclißften)  an,  willkUhrlich  zu  befehlen,  und  weicht  «oa 
ihren  schranken,  man  könnte  unter  einem  andern  bilde 
sagen,  sie  entferne  sich  von  ihrer  angewiesenen  Stella 
an  dem  hebcl,  und  bringe  die  seele  dadurch  aus  dam 
gleichgewichte.  laszt  uns  also  auf  der  andern  seite  ein 
gegengewicht  anbringen,  um  die  ruhe  wieder  herza- 
steilen; nicht  aber  alle  gewichte  wegnehmen.  Tiiohab 
AnnT  {vom  tode  für»  vaterland  6)  8,  »4;  der  mensch  ist 
der  erste  freigelassene  der  Schöpfung;  er  stehet  auf- 
recht, die  waage  des  guten  und  bösen,  des  falschen  and 
wahren  hängt  in  ihm :  er  kann  forschen,  er  soll  wählen. 
wie  die  natur  ihm  zwo  freie  bände  zo  Werkzeugen  gab 
und  ein  überblickendes  äuge,  seinen  gang  zu  leiten:  so 
bat  er  auch  in  sich  die  macht,  nicht  nur  die  gewichte 
zu  stellen,  sondern  auch,  wenn  ich  so  sagen  darf,  selbst 
gewicht  zu  sein  auf  der  waage.  Herder  {idten  t.  philo 
Sophie  d.  geseh.  d.  menschh.  4,  4)  18, 146;  da  (rat  hervor  ein 
dritter,  der  hatte  in  seiner  band  eine  eherne  wage,  die 
hielt  er  zwischen  aufgang  und  niedergang,  und  sprach: 
tretet  herzu,  ihr  kinder  von  Adam  —  ich  wäge  die  ge- 
danken  in  der  schale  meines  zomsl  und  die  werke  mit 
dem  gewicht  meines  grimms  {var.  gewichte).  Schiller 
{räuberi.i)  8,179  {vgl.  auch  J.  Minor  ScAiV/«- 8, 578) ;  die 
sarmatischen  fürsten,  welche  einander  nnaufhOrlich  za 
befehden  gewohnt  waren,  brachten  aus  der  ferne  ihren 
hader  vor  seinen  richterstuhl,  er  wog  ihn  mit  untrüg- 
lichem maas  und  gewicht  der  natürlichen  billigkeit  auf  dar 
waage  des  rechtes.  Mlsäus  volkemärchen  {Libueea)  t, 4$; 

gemessen  habt  ihr  euch  (erthertog  Cari  «.  ifttpeteem),  habt 

eoch  Mwogen, 
wo  Jetzt  die  Donau  schaut  ein  friedlich  nfek ; 
und  dasz  die  schale  schwankte,  nen  gesogen, 
zeigt  höchstens  an,  dasz  die  gewicht«  gleich. 

Grili.parzbr  (an  enhenon  OaW)  t*.  IM 
(IN  8^,  188  rar.  -  gaachichl«). 

8))  doch  eben  in  diese  gegeniiberatellung  ron  gewicht  umi 
wage  mischen  sich  leicht  ziige  ein,  die  die  bildwirhtng 
wieder  aufheben,  begünstigt  wird  diese  trübung  durch  die 
enttricklung  einzelner  forme/hafier  tjfpen   der  Verbindung. 

a))  gepriesen  sei  der,  der  den  schlaf  erfunden  hat,  den 
mantel ,  der  alle  menschlichen  sorgen  sudeckt  ...  die 
wage  und  das  gewicht,  welches  dan  aehtfer  und  den 
könig,  den  dummen  und  den  verständigen  gleich  macht. 
TiRCR  don  (j^tichote  8,686;  (r.  TF.)  ew.  wohlehrwürden  bin 
ich  crgel>enst  für  diese  hülfsvölker  verbanden.  —  (r.  0.) 
ein  viertheil  oder  halb  ergebenst  —  gant  ai|abanst  sagst 
du  wohl  nur  zum  praepositas.  (r.  W.)  gatroffanl  alles 
sein  gewicht  und  wage  I  Hippsl  {lebenelät^e  l);  wem  etwas 
daran  gelegen  sein  könnte  zu  wissen,  wie  der  beilige 
Fiacre  die  tage  seines  in  der  schnellwage  des  hofs  ge- 
sunkenen gewichts  hingebracht  habe,  dam  könnte  ich 
zur  erläuterung  wohl  noch  einige  beichten  mittfaeilen. 
TiiOmmrl  {reise  6)  6,  164. 

b))  dasz  er  seine  llignon  behalten  könne,  dasz  er  den 
harfner  nicht  zu  verstoszen  brauche,  war  kein  kleines 
gewicht  auf  der  wagschale,  and  doch  schwankte  sie  noch 
hin  und  wieder,  als  er  seine  freundin  Amelie  gewohnter- 
weise so  besuchen  ging.  Götiir  {Wüh.  Heister» Ukrj.  4. 19) 
19. 128;  ich  wäge  die  wünsche  meines  henens  gegen  die 
fordemngen   meiner  vemunft   ab;    aber  dia  schalen  der 

361 


575 1     GEWICHT  II  (4,  a,  gewicht  in  die  wage  werfen)      GEWICHT  II  (*,  a,  mit  eigenem  gewichte  wägen)    5752 


wage  schwanken  unter  den  unbestimmten  gewichten,  soll 
ich  die  rechte  studieren?  H.  v.  Kleist  (an  Wilhelmine) 
5,  58  Minde-Pouet;  so  ist  es  pflicht  zuförderst  sich  nach 
solchen  männern  umzusehen,  deren  wissenschaftliches  ge- 
wicht die  schaale  des  neuen  Instituts  begünstigte.  Göthe 
(an  Carl  August  4.  9. 1803)  briefe  16,  289. 

c))  alle  diese  betrachtungen  würden  kein  geringes  ge- 
wicht auf  der  wagschale  einer  kalten  unparteiischen  Über- 
legung gemacht,  und  vermuthlich  den  entgegen  stehenden 
gründen  das  gleichgewicht  gehalten  haben.  Wieland 
(Agathon  12,  7)  3,120;  euch,  bürger,  kommt  es  nun  zu,  zu 
urtheilen,  wie  viel  gewicht  diese  moralische  betrachtung 
in  der  wägschale  der  gerechtigkeit  haben  soll.  (Charlotte 
Corday  1793)  35, 106  (Göschen  1858);  auf  jeden  fall  war  das 
kleine  schwedische  gewicht,  an  die  deutsche  schwere  ge- 
hängt, so  gering,  dasz  das  schwedische  wohl  fürchten 
muszte  in  dem  deutschen  unterzugehen,  nicht  das  deutsche 
in  dem  schwedischen.  E.  M.  Arndt  Schriften  für  u.  an  m. 
l.  Deutschen  3,  466;  als  damals  J6r6me  von  Wittekind,  von 
Klingsohr' s  kugel  getroffen,  zusammenbrach,  minderte 
sich  vielleicht  in  der  wagschale  des  ewigen  gerichts  eines 
der  schweren  gewichte,  die  gegen  diesen  mönch,  den  ver- 
räther  seines  vaters  einst  zeugen  müssen  I  K.  Gutzkow 
der  Zauberer  von  Rom  3,  126. 

d))        gleichwohl  will  ich  unter  einem  blatte, 

das,  in  des  heim  entscheidung,  klug  gebraucht, 
als  ein  gewicht  kann  in  die  wage  fallen 
das  ihm  vielleicht,  den  ausschlag  einzuleiten, 
sogar  willkommen  ist,  mich  nicht  verweigern. 

H.  v.  Kleist  (prinz  v.  Homburg  4,  2)  3,  93 
Erich  Schmidt; 
an  dir  zu  zweifeln,  hab'  ich  nicht  das  recht, 
an  ihr  zu  zweifeln,  hab'  ich  nicht  den  muth. 
wie  in  zwei  waageschaalen  sehe  ich 
die  höchsten  guter,  die  ich  mein  genannt, 
gleichschwebend  kämpfen  einen  stillen  kämpf; 
nicht  weisz  ich,  wohin  werf  ich  mein  gewicht. 

Fr.  Hebbel  (Genoveva  4,  5)  1,  204  Werner; 
nimm  nicht  als  himmel  an  die  wolkenschichte, 
erprobe  selbst  dein  jugendlich  gefieder, 
wirf  mutig  in  die  schwanken  schalen  nieder 
des  zweifeis  deine  eigenen  gewichte! 

Georg  Herwegh  ged.  eines  lebendigen^  156; 

welch  ein  gewicht  hätten  die  grössten  deutschen  städte 
in  dem  gegenwärtigen  moment,  wo  vielleicht  die  knute 
schon  für  uns  geflochten  wird,  durch  ein  energisches  auf- 
treten zu  gleicher  zeit  in  die  waagschaale  werfen  können. 
Hebbel  briefe  1,  428;  der  gebildete  mann  sucht  recht 
schwere  logische  und  historische  gewichte,  objektive 
gründe,  diese  legt  er  in  die  andere  wagschale  und  stellt 
sich  reflectirend  und  betrachtend  daneben.  Auehbach 
neu£s  leben  2,  215;  denken  sie  sich  zwei  theile  Deutsch- 
lands einander  in  waffen  gegenüber,  deren  machtver- 
schiedenheit  nicht  in  dem  grade  bedeutend  ist,  dasz  nicht 
eine  Parteinahme  auf  einer  seite,  auch  von  einer  ge- 
ringeren macht,  als  Ruszland  und  Frankreich,  ein  ent 
scheidendes  gewicht  in  die  Waagschale  legen  könnte. 
BiSMARCK  (im  preusz.  landtag  3. 12. 1850)  l,  273  Kohl. 

ß)  losgelöst  von  der  bindung  an  die  ivage  strebt  die  sach- 
bedeutung  des  wägemaszes  in  übertragener  Verwendung 
dem  urnfassenden  begriffe  eines  maszstabs,  eines  werth- 
messers  zu.  begünstigt  ivird  diese  entwicklung  durch  die 
formelhafte  Verbindung  masz  und  gewicht: 

l))  so  kann   es  denn  das  publicum  nicht  zeitig  genug 
erfahren,  wie  mancherlei  maasz  und  gewichte  Goeze  und 
compagnie  in  Hamburg  haben I    es  thut  mir  leid,   dasz 
ich  dieses  sonst  gute  haus  so  blamiren  musz.    aber  warum 
braucht  es  auch  sein  richtiges  volles  gewicht  nicht  wenig- 
stens  gegen   seine  alten   freunde?    warum  will   es  mit 
seinem  richtigen  vollen   gewichte  sich  nur  erst  freunde 
machen,    aber  nicht  erhalten?    Lessing   (l.  Anti-Ooeze) 
13^,  144/.;  das  hohe  lob  .  . .  das  die  rabbinen  diesem  zehn 
(den  10  hl.  buchstaben  oder  zahlen)  geben  'der  zahlen  und 
Worte    und    maasse   und    probsteine   und  gewichte  und 
eigenschaften  und  strahlen  der  gottheit,  dadurch  Weltall 
ward  und  ist'.  Herder  (älteste  urk. ...  3,  5)  6,  485  Suphan; 
vgl.  auch  Schiller  6,273  (a.  o.  sp.  5718); 
dann  bitten  wir  euch,  zu  bedenken, 
und  etwas  denken  ist  dem  menschen  immer  nütze, 
dasz  mit  dem  scherz  es  wie  mit  wunden  ist, 
die  niemals  nach  so  ganz  gemess'nem  masz, 
und  reinlich  abgezogenem  gewicht  geschlagen  werden. 
Göthe  {epilog  zu  den  vögeln)  14, 117. 


2))  die  vornufft  fehret  zcu  und  rieht  disze  wergk  nach 
ihrem  aigen  gewichtt.  Luther  (pred.  über  das  1.  buch 
Mose  1523/4)  14,  346  Weimar;  unsere  gütter  werden  durch 
den  Verlust  erst  recht  erkennet  und  geschätzet:  ja,  ie 
mehr  beklaget,  ie  liber  sie  einem  gewesen;  denn  man 
ihren  wehrt,  mit  doppeltem  gewichte,  allzeit  abwiget. 
S.v.  BuTSCHKY  Pathmos  (nr.  240:  verlust)  322;  Helvetian 
war  hierauf  nicht  faul,  versetzte  dem  mennisten  eines 
fürs  ohr.  ...  er  (der  mennisf)  liesz  dem  ehrlichen  Hel- 
vetian nicht  allein  stracks  wieder  ein  paar  hineinlauffen : 
sondern  .  .  .  fing  an,  mit  beiden  fausten  zu  schmieden.  . . 
(der  mennist)  hat  also  dem  Versucher  die  probier-striche, 
mit  Cöllnischem  gewigte,  bezahlet,  und  dieser  desz 
Schwärmers  gedult  sehr  schwach;  dessen  fauste  aber 
kräfftig  empfunden.  Erasmus  Francisgi  lustige  scJiau- 
bühne  3,  627  (2.  Versammlung) ;  (vgl.  dagegen  den  begriff  des 
pensum  in:  wer  in  seiner  kunst  was  liefern  wil,  der  bringe 
gut  gewichte:  das  ist  ein  rath,  der  nicht  nur  die  vcrs- 
macher,  sondern  alle  gelehrten  angehet.  Christian  Weise 
curiöse  ged.  v.  deutschen  versen) ; 

nein,  sondern  bei  gott,  gericht  für  gericht 

und  gewicht  für  gewicht, 

ein  schuh  nach  dem  maasz  des  fuszes, 

ein  dank  nach  der  art  des  gruszes. 

RücKERT  (4.  makame)  11,  250; 

die  dinge  selbst  können  hier  also  nicht  den  maaszstab 
abgeben,  sondern  man  musz  nach  dem  schatten  fragen, 
den  sie  werfen,  und  so  kann  der  vater  oft  lachen,  wäh- 
rend der  söhn  höllenqualen  erleidet,  weil  die  gewichte, 
womit  beide  wiegen,  eben  grundverschieden  sind.  Hebbel 
{aufzeichnungen  aus  meinem  leben  7)  8,  101  Werner;  'der 
ganze  plunder  wiegt  kein  quentlein  unseres  gewichtes!' 
'wie?  also  alles  eitel  schein  und  dunst?'  Mörike  (der 
schätz)  6,  57  Krausz. 

3))       die  tyrannei  musz  selbst  dich  zum  tyrannen  leiden, 

das  eisen  und  das  eisz  schmeltzt  für  der  schönheitsglut. 
hält  dir  die  wage  nichts,  so  überwäg  ich  alles, 
denn  meine  perl  ist  das  gewichte  demes  balles. 

Lohenstein  {beivalt-  u.  liebes-streit  der  Schönheit 
u.  freundlichkeit)  blumen  (1708)  74 ; 

zu  dem  hat  Zelmana  nicht  einen  einigen  gedancken,  den 
sie  nicht  nach  dem  gewichte  der  fügend  abwäge.  Opitz 
übers,  v.  Sidney's  Arkadia  (2)  274;  hierauf  kamen  die  taxa- 
tores  und  dero  gegenschreibor.  diese  seind  die  heilsame 
gewichter  der  gerechtigkeit,  welche  die  briefliche  noth- 
durfften,  gegen  der  gebührlichen  und  aufgezeichneten  tax, 
ausfolgen  lassen.  Abele  künstl.  Unordnung  (2,  2)  2,  15; 
wenn  in  einem  trauerspiele  schon  nicht  lauter  beiden 
sein  müssen;  so  konnte  in  der  weit  gröszern  weit  von 
menschen,  die  Homer  in  der  Iliade  schufF,  auch  ein 
Thersites  sein  müssen,  wird  seine  einwirkung  mit  den 
übrigen  gewichten  der  Ihade  nur  zusammen  gewogen:  er- 
scheint er  an  orte  und  stelle:  nicht  ohne  nutzen,  mit 
zwecke:  —  vortreflichl  Herder  (zweites  waldchen:  über 
einige  Klotzische  Schriften  4)  3,  224  Suphan; 

(Kriemhild.)  er  ist  mein  bruder  und  erhält  den  Stempel, 

wie  schwer  er  immer  sei,  man  wiegt  ihn  nicht. 
(Brilnhild.)    nein,  denn  er  selbst  ist  das  gewicht  der  weit, 
und  wie  das  gold  der  dinge  preis  bestimmt, 
so  er  den  werth  der  recken  und  der  beiden ! 

Fr.  Hebbel  (Nibel.  2 ;  Siegfrieds  tod  3,  6) 

4, 102  Werner.  m 

y)  die  gleichnisse  und  bildlichen  Wendungen  verblassen  .9 
und  erstarren  in  formelhafter  Wiederholung,  in  der  nament- 
lich die  Verbindungen  des  Substantivs  mit  verbis  das  ge- 
präge  fester  formein  gewinnen,  mit  der  lebendigkeit  der 
anschauung  verblaszt  auch  die  Zugehörigkeit  zu  einer  be- 
stimmten bedeutung sgruppe.  so  mischen  sich  in  der  Ver- 
bindung von  gewicht  mit  halten  functionen  eines  nomen 
actionis  (vgl.  oben)  und  die  sachbedeutung  des  ivägemaszes; 
die  meisten  berührungen  aber  erfährt  diese  sachbedeutung 
mit  dem  eigenschaftsbegriff,  so  in  der  Verbindung  mit 
legen  u.  a. 

l))  Verbindung  mit  halten :  das  gewicht  halten  gegenüber 
von  sich  im  gewichte  halten  (vgl.  sp.  5715): 
doch  führ  nicht  ins  gerichte 
mich  deinen  sündiger,    was  hält  wol  das  gewichte 
für  Unschuld  deinem  satz'? 

Paul  Flemming  geisü.  u.  weltl.  poem.  (1652)  26 

(143.  ps.  Luther:  und  gehe  nicht  ins  gericht  mit  deinem 
knecht ,   denn  für  dir  ist  kein  lebendiger  gerecht)  u.  a. ; 


5753     GEWICHT  II  (♦,  a,  gewicht  halten,  beilogen)         GEWICHT  U  (♦.  b,  übertroffttngtn  da  hebeU)     5754 

e))  endlich  —  und  hierftaf  lege  ich  b«eonden  gewicht  — : 
es  ist  unsere  aufgahe,  zu  consUtoiren.  G.  Bublbr  in 
der  Franl^urier  natiotialverg.  beriehte  (1.)  7M^;  lob  glaube 
deshalb,  dasz  die  von  dem  heim  Torrednar  leftWMrt« 
besorgnisz  von  ihm  kann  fallen  gelassen  werden,  und 
ich  lege  gewicht  darauf,  sie  hier  Ton  amtlicher  stelle 
ans  zu  berichtigen.  Bismarck  (m  mehaUig  de»  nord- 
deutschen  bundes  t.  4. 1868)  4, 8  JiCioAl;  gewicht  auf  etwaa 
legen,  eigentlich  etwas  bMohwereo,  schwer  machen  .  . . 
ebenso:  nachdruck  auf  etwas  legen.  Boiichakdt  «pridb- 
toMl.  redetuarttn  176  Wt4ttmann. 

d))  er  war,  obgleich  knecht,  ausnahmsweise  noch  oor> 
poral,  und  darauf  iiielt  er  viel,  und  Kithi  noch  mehr, 
wir  sind  weit  davon  entfernt,  Johannes  und  KAtht  auszu- 
lachen, weil  Bio  gewicht  auf  einen  ehrenposten  setzten. 
wir  sind  überzeugt,  solche  stufen-erhObungen  in  der  ge- 
Seilschaft  sind  durchaus  nolh wendig.  Jeremias  Oottublf 
Käthi,  die  groazmutter  cap.  8. 

b)  die  übertroffungen  gehen  vom  hebet  an  uhrtn  und 
maaehinen  aua: 

a)  die  anachaulicheten  bildet  tcerden  der  uhr  entlehnt; 
mit  ihrem  gang  und  schlag  xoird  gern  der  lat^f  der  teii, 
der  gang  der  weltgeechiehte  in  betiehung  gesetzt;  ihr  fein- 
gegliederte»  räderwerk  dient  »um  gleiehni»  aueh  für  iim 
menschen. 

l))  und  nun  die  armseligen  rettungen  {der  »ieben  tage- 
werke)  aus  der  physik.  ...  ein  kleines  zitTerblatt  für 
menschen ;  wie  anders  mag  die  grosse  uhr  sein  mit  all' 
ihren  rädern  und  gewichten,  die  Jenes  treibt  —  welcher 
narr  kann  von  jenem  auf  diese  schlieszen?  Herder 
(älteste  urk.  ...  1, 6)  6,  SM  Sttphan ;  ich  will  nichts  weniger, 
als  die  ewigen  vOlkerzUge  und  Verwüstungen.  Vasallen- 
kriege  und  befehdungen  ...  vertheidigen;  nur  erklären 
möchte  ich  sie.  . . .  und  wenn  ich  so  kühn  reden  darf, 
das  Schicksal  zog,  (allerdings  mit  grossem  getOse,  und 
ohne  dasz  die  gewichte  da  ruhig  hangen  konnten)  die 
grosze  abgelaufne  uhr  aufl  da  rasselten  also  die  rftderl 
{auch  eine  philos,  d.  gesch.)  5,  ÖS6;  aber  himmell  welche 
schweren  eingreifenden  minuten,  die  oft  das  geh-  und 
sohlaggowicht  ganzer  Jahrhunderte  aufziehen  oder  ab- 
schneiden, haben  nicht  die  gröszten  königreiche  z.  b.  an 
einem  schlachttage  auszuhalten?  J.  Paul  (leben  Fibel'»  IB) 


welch  teuer  muaz  in  eurem  buaen  lodern  I 
ihr  habt  den  muth,  euch  kUhn  hnrauizurodem. 
doch  eure  kluKlieit  hUlt  dem  muthe  das  («wicht: 
ihr  fodert  eucti,  und  «teilt  euch  nicht. 

Lbssing  (tinngtdkhte :  an  die  herm  X und  Y)i*,i; 

man  sagt  so  viel  von  den  fehlem  des  Shakespear.  man 
nenne  mir  nur  einen,  der  diesem  (des  Euripides)  das  ge- 
wicht halle.  Lessinq  (philolog.  nachlast:  anmerk.  über 
Euripides)  15',  488;  der  von  aller  amlsgorichtsbarkeit  he- 
freiete  gutsherr  ist  zugleich  ein  natürlicher  feind  des 
amts, ...  im  gcgenth«il  hält  die  geriohtsbarkeit  des  amts, 
und  die  aufmcrküninliuit  der  rcgierung  dem  gutsherm  das 
gewichte.  Juäius  Muskii  üsixabrilekische gesch. l.i^^^)- 

>))  bei  der  Verbindung  mit  legen  könnte  man  typen  wie 
ein  gewicht  auf  etwas  logen  (einer  sache  ein  gewicht 
beilegen)  als  zetignisse  für  die  saehbedeutung  ansprechen 
im  gegensatxe  tu  den  venvitterten  formein  gewicht  auf 
etwas  legen  (einer  sache  gewicht  beilegen),  solche  Unter- 
scheidung ioilrde  jedoch  der  thatsache  nicht  gerecht,  das» 
das  heutige  Sprachgefühl  das  Substantiv  gewicht  in  allen 
fällen  als  eigenschaftsbegriff  im  »inn»  von  nachdruck, 
wuoht,  bedeutung  faazt.  den  ausgangspunct  scheint  aller- 
dings die  saehbedeutung  tu  bilden,  icie  sie  in  den  oben 
belegten  Verbindungen  mit  werfen  (das  gewicht  in  die  wag- 
sohalo  werfen,  legen  «p.  6751)  deutlich  tu  tage  tritt,  vgl. 
auch:  aber  dennoch  warf  es  ein  letztes  gewicht  auf  die 
last,  die  sie  schon  wochenlang  getragen  hatte.  Paul  Heyse 
ital,  nov.  l  (am  Tibernfer)  s.  78.  die  ursprüngliche  auf 
fassung  hat  sich  aber  unter  dem  einflust  der  von  synonymen 
(wucht,  bedeutung  u.  a.)  ausgehenden  formdn  verdunkelt 
und  macht  sich  später  auch  da  nicht  mehr  geltend,  wo  die 
Wendungen  wieder  mehr  fülle  geivinnen. 

a))  auf  saehbedeutung  xceist  noch: 

wenn  ich  mit  einem  ongobinda 

von  fodcrn  metnor  abtrae  Ihu. 

es  ist  zwar  ein  sehr  leicnt  geschenke; 

doch  was  ich  mit  zutrleich  gedenke, 

legt  ihm  ein  »chwor  gewichte  bei. 

das  ist  der  wünsch,  aosz  last  und  wachen, 

eo  dich  nicht  milde  können  machen, 

dir  femer  Teder  leichte  seil 

PiCAMOBR  (Chr.  Fr.  Htnrici)  etnH-achenh. 
u.  tatyr.  gtd.  5,  868 ; 

dagegen  ist  diese  auffassung  schon  verdunkelt  in :  sie  werden 
ihre  herrlichsten  argumente  in  petto  behalten  und  auf  die- 
jenigen ein  gewicht  legen  müssen,  die  von  dem  politischen 
zeitbedUrfnisz  hergenommen  sind.  Schiller  frn«/e  7, 165. 
b))  vordem  legte  ich  das  ganze  gewicht  in  die  mehr- 
heit  des  einzelnen,  jetzt  wird  alles  auf  die  totalität  be- 
rechnet, und  ich  werde  mich  bemühen,  denselben  reich- 
thum  im  einzelnen  mit  eben  so  vielem  aufwand  von 
kunst  zu  verstecken,  als  ich  sonst  angewandt,  ihn  zu 
zeigen.  Sciiii.lku  briefe  i,  isß;  eine  gewandte,  obschon 
falsche  technik  war  das  eigentliche  wissen  meines  mcisters, 
und  er  legte  alles  gewicht  seines  Unterrichtes  auf  diesen 
punkt.  GOTTi'HiKi)  Keller  (der  grüne  Heinrich  8,5)  1,  272; 
dnss  unsre  vorfahren  dem  gottes  urthel  soviel  gewicht 
beilegten,  und  die  wunder  proben  der  Unschuld  so  sehr 
schätzten,  ist  ihrer  einfalt  gewisz  zu  verzeihen.  Liciiten- 
DEiiG  aphorisinen  2,  91  Leitxmann;  weil  auch  in  recension 
auf  die  Reinholdischen  briefe  über  Kant  besonders  viel 
gewicht  musz  gelegt  werden.  Sciüllek  britfe  8,  808;  doch 
dieses  argument,  so  viel  man  auch  gewicht  auf  dasselbe 
zu  legen  pflegt,  scheint,  mir  wenigstens  das  gerade  am 
allerwenigsten  gewiohtvoile  zu  sein.  LoTZ  staatswirth- 
sduiftslehre  2,  37 ;  sie  verstehen  mich ,  mein  freund !  ja 
nicht  so,  als  wenn  ich  diesen  vermuthungsgrUnden  zu- 
sammengenommen .  .  .  nicht  ein  groszes  gewicht  beilege. 
Lavatei»  attssichten  in  die  etriykeit  (iTiO)  1^,71 ;  in  betracht 
dasz  wir  erst  anfangen,  legen  wir  groszes  gewicht  auf 
die  familicnkreiso.  den  hausvätern  und  hausmüttern 
denken  wir  grosze  Verpflichtungen  zuzutheilen.  Götiie 
(Wilhelm  Heisters  wanderjahre  3, 11)  23, 150;  dasz  wir  . .  . 
bald  betrachtungen  anstellen,  auf  die  wir  kein  gröszer 
gewicht  legen  dürfen,  als  insofern  wir  uns  auf  die  nalur 
und  ausbildung  unsers  geistes  einigermaszen  verlassen 
möchten,  (einleit.  in  die  Propyläen)  38,5;  ich  musz  da- 
gegen protestiren,  dasz  mir  der  Vorwurf  der  unzuverlässig- 
kcit  gemacht  wird.  ...  unzuverlässig,  das  heiszt:  man 
kann  auf  seine  angaben  kein  gewicht  legen.  Bismarck 
(im  deutschen  reichatag  8.  5. 1879)  8,  46  KoM.. 


'^t  **•       doch  nnaafhaltsam  rucken  die  gewichte, 

von  selbst  die  flocken  von  den  tOrtnen  schlagen, 

der  alte  seiger,  ohne  euch  za  fragen, 

weist  flammend  auf  die  stunde  der  gerichte. 

EiciiBNDORFF  {wuihnung)  1*  174; 
wie  im  türm  der  uhr  gewichte 
rücket  fort  die  Weltgeschichte, 
und  der  seiger  schweigend  kreist, 
keiner  r&t,  wohin  er  weist,    (teetaanf)  1',  176. 

8))        im  uhrwerck  unsers  thuns  musz  die  vemunfl  's  gewichte, 
das  äuge  weiser  sein. 

LOIIBNSTBIN  SophOttitbe  (IV,  418)  70; 

der  mensch  ist  wie  eine  uhr,  die  uhr  ohne  schwehren 
gewicht  die  geht  nicht,  also  der  mensch,  wann  ihm  gott 
nicht  etwas  schwehres  zuschickt,  so  geht  er  nicht  nach 
denen  minuten  des  göttlichen  willen,  Abr.  a  S.  Clara 
Abrahamiaehe  lauber  hütt  1  (l7«l),  468  {nöthen  lernen  beten); 

ein  thor  eilt  stets  auf  neue  wirbel  lo«: 

ein  weiser  ist,  auch  in  drr  still«,  gross. 

ein  thor  bedarf  der  &mter  und  geechtlH«: 

der  wandnhr  gleich,  giebt  das  gewicht  ihm  krtlt«. 

FaiBDR.  V.  Haobdorm  (Horaa)  1*,  71; 

wie  sie  daher  kam,  glich  sie  einer  rtlckw&rts  wandelnden 
sohwarzwftlder-uhr,  an  der  das  haubenfleckchen  das  Ziffer- 
blatt, die  lang  von  der  zuckerhutförmigen  schwarzen 
haubo  in  den  rücken  hinabfallenden  bandschleifen  die 
gewichte,  und  die  lange,  schmale  person  der  schmiedin 
selbst  das  gehiuse  darstellten.  Otto  Lddwio  (Heiiere- 
thei)  8,  45. 

8))  sie  errichtete  die  cameral-schule.  legte  eine  fabrike 
an,  die  sehr  blüht,  und  vielen  hundert  menschen  brod 
giebt,  und  von  diesem  allen  war  der  herr  rath  Eisenhart 
das  erste  und  letzte  triebrad,  das  eigentliche  gewicht  an 
der  uhr.  Jung-Stillino  häutliehe»  leben  (1788)  158;  er  hat 
also  in  seiner  predigt  so  viel  dogmatik  als  nhrgewicht 
anzuhängen,  dasz  der  zeiger  die  pflicht  zeige?  —  neini 
die  predigt,  die  solche  pflichtuhr  giebt  ist  gut;  bei  ihr 
müszen  und  mögen  also  auch  die  gewichte  auf  die  pflicht 

361* 


5755      GEWICHT  II  (i,  b,  ein  gewicht  anhängen) 

würken;  aber  sie  ist  nicht  die  einige!  ist  nicht  der 
Stempel  aller  1  ist  nicht  ganzes  amt  1  Herder  (an  prediger. 
fünfzehn  provinzialblätter)  7,  249;  das  geschöpf  mit  leich- 
term,  glücklicherm  blicke,  soll  fremdem  willen  gehorchen, 
die  gebohrne  herrscherin  dienet,  aber  auch  diese  ge- 
wichte, so  schwer  sie  ziehn  und  drücken  zur  erde,  be- 
fördern ein  höheres  gute,  sie  treiben  das  lebende  uhrwerk 
der  weit,  [älteste  urk.  . .  .  i)  7,  101  Suphan. 

ß)  auszerhalb  dieser  engeren  beziehung  auf  das  uhrwerk 
ist  die  Vorstellung  eines  hebeis  in  der  übertragenen  Ver- 
wendung wenig  zu  beobachten,  um  so  häufiger  dagegen  wird 
die  hemmende,  niederziehende  kraft  zum  ausgangspunkt 
bildlicher  Wendungen. 

l))  0  die  ablaufenden  gewichte  meiner  maschine  fallen 
langsam  und  sanft  auf  das  grab  hinauf  —  dieses  erden- 
leben kleidet  sich  in  meiner  seele  immer  schöner  an, 
und  schmückt  sich  zum  abschiede.  J.  Paul  [Hesperus 
2, 19)  8, 114;  die  menschliche  seele,  an  sich  und  in  ihrer 
erscheinung  auf  dieser  erde,  ihre  sinnlichen  Werkzeuge 
und  gewichte  und  hoffnung[en]  und  vergnügen,  und 
Charaktere  und  pflichten,  und  alles,  was  menschen  hier 
glücklich  machen  kann,  sei  meine  erste  aussieht.  Herder 
(reisejournal  ved)  4,364,  ähnlich  13,126;  dies  hohe,  weite 
erkenntnisz  auszer  uns,  das  nur  mit  einem  punkt'  an 
uns  zu  hangen  scheint,  fühlt  doch  die  ganze  schwere  der 
weit  an  diesem  punkte ;  er  ist  aber,  und  soll  das  gewicht 
sein,  das  jene  innere,  unabhängige,  elastische  springkraft 
so  höher  treibe,  ist  ohne  schwere  ein  triebwerk  möglich  ? 
{vom,  erkennen  und  menschlichen  empfinden)  8,  295;  ich 
meines  orts  gestehe,  dasz  ich  mir  keinen  entsetzlichem 
gemüthszustand  zu  denken  weisz,  als  denjenigen,  worin 
ein  mensch  wie  Rousseau  zwischen  zwei  solchen  wieder 
einander  drückenden  gewichten  sein  musztel  Wieland 
[aus  Rousseaus  leben)  33,  29. 

2))  seine  lebhafte,  kühne  phantasie,  sonst  immer  ge- 
wöhnt sich  mit  den  schwingen  des  adlers  in  den  höchsten 
regionen  zu  wiegen,  wie  stark  war  diese  von  der  trau- 
rigen gegenwart  niedergehalten!  mit  welchen  schweren 
bleiernen  gewichten  zu  dem  gemeinen,  niedrigen  des 
lebens  herab  gezogen!  Streicher  Schillers  flucht  33  Hof- 
mann; eine  erfahrung  lehrt  es,  die  so  alt  ist  als  die  weit, 
dasz  im  gewebe  menschlicher  dinge  oft  die  grösten  ge- 
wichte an  den  kleinsten  und  zartesten  fäden  hangen. 
Schiller  {was  wirkt  die  bühne?)  3,517;  ich  habe  zwei 
jungen  .  . .  und  ein  mädchen  .  . .  freilich  ist  dieses  kleine 
Volk  auch  ein  gewicht,  das  sich  an  unser  dasein  hängt. 
briefe  6,  282 ; 

noch  mehr  —  es  hängt  gewicht  sich  an  gewicht 
und  ihre  masse  zieht  mich  schwer  hinab. 

{Wallensteins  tod  3,  23)  12,  323; 

an  alle  thaten  hängen  sich  gewichte; 
entschlüsse  schrumpfen  ein,  die  weit  und  grosz, 
und  selbst  des  freien  muthes  rascher  schritt 
sinkt  unter  in  dem  sumpfe  der  bedenken. 

Immermann  (das  thal  v.  BoncevcU  2,  6)  16,  55; 

die  freischaar  war  geboren,  Blücher's  äuge  zu  sein,  aber 
ein  eigensinniges  kriegsgeschick  .  .  .  bindet . . .  den  raschen 
führer  und  sein  rasches  häuflein  an  die  gemessenen 
schritte  eines  zaudernden ,  dessen  rückhalten  . . .  andern 
...  ein  bitter  drückendes  gewicht  anhängt,  {memorabilien  : 
fest  der  freitvilligen  zu  Köln)  19,  171 ;  er  ist  in  der  that 
verlobt,  sagte  die  herzogin.  dann  mag  er  sich  nur  ge- 
wichte an  bände  und  füsze  hängen;  denn  er  sieht  noch 
nicht  darnach  aus,  als  ob  er  willens  sei,  stich  zu  halten, 
fuhr  ihr  gemahl  in  seinen  scherzen  fort,  (epigonen  4,  6) 
6, 84 ;  schämt  euch,  dasz  ihr  einem  armen  kinde  . . .  solch 
ein  gewicht  ans  herz  hängt.  Paul  Heyse  ital.  nov.  l 
{Annina)  s.  275; 

ewig  heil  drum  jedem,  der  einheimische  Auren  befreit 
aus  doppeltschwer  drückender  not :  pfaff  samt  tyrann 
ankerketten  sind's  an  gewicht. 

Platen  festgeeänge :  die  herzogin  v.  Leuchtenberg 

ja,  ich  Solls  (die  Werbung)  anbringen?  sagte  die  Sannel. 
an  ihrer  immer  muntern  bereitwilligkeit  hing  ein  schwer 
gewicht,  sie  streifte  es  ab,  und  das  klang  wie  ein  tiefer 
Seufzer.  Otto  Ludwig  (aus  dem  regen  in  die  traufe)  2,  321 ; 
so  tranken  sie  trotz  der  bitterkeit  immer  wieder  von  dem 
getränke,  sobald  die  Wirkung  nachzulassen  begann,  und 
steigerten  ihre  unschuldigen  nerven  zu  einem  fieber,  das 


GEWICHT  II  (4,  c,  ein  gewicht  tragen)      5756 

im  stände  war,  den  zum  Schlummer  ziehenden  gewichten 
entgegen  zu  wirken.  Stifter  bunte  steine^  (bergkristall)  216 
Aprent. 

c)  diesem  vorstellungskreise  stehen  einige  formen  der 
Übertragung  nahe,  die  sich  auf  die  sachbedeutung  von 
pensum  zurückführen  lassen. 

a)  innerhalb  der  bildlichen  venvejtdung  ist  freilich  das 
gebiet  der  beiden  sachbedeutungen  (pondus,  pensum)  nicht 
immer  sicher  abzugrenzen,  vgl. :  das  sind  nur  kleinigkeiten, 
aber  kleinigkeiten  tragen  oft  die  schwersten  gewichte  im 
verlauf  unsers  lebens.  Schiller  briefe  i,  239; 

muszt'  ich  denn  so  spät  erfahren,  prüfen  manches  labyrinth, 
dasz  sich  nur. an  deinem  busen  das  gewicht  des  lebens  trägt. 
Platen  (gaselen)  1,  642  Redlich; 

oder  wars  nicht  so  gefährlich  für  den  Holder-Fritz  aus- 
gefallen, als  sie  gefürchtet  hat?  sollte  sie  nicht  sterben 
oder  ein  ganzes  leben  hindurch  das  erdrückende  gewicht 
der  unthat  auf  ihrer  seele  tragen  müssen.  Otto  Ludwig 
(Heiter ethei)  2  (l89l),  142 ; 

indem  er  noch  diesz  emgstgewicbt 
auf  seiner  seele  trug, 
fiel  ihm  ein  pflüger  in's  gesicht, 
der  hart  sein  röszlein  schlug. 

Langbein  (der  advokat  u.  der  rothmarUel)  1,  331. 

dazu  vgl.  den  tveiteren  kreis  ähnlicher  Verbindungen :  wäh- 
rend dieser  zeit  habe  ich  die  last  erwogen ,  . .  welche 
das  regieren  mit  sich  führt  . . .  dasz  das  kein  gewicht  ist 
für  meinen  rücken,  kein  pfeil  für  meinen  köcher.  Tieck 
übersetz,  des  don  Quichote  2,  480 ; 

so  liehen  unsre  leute,  schwer  gedrückt 
von  dem  Verluste  Heiszspoms,  dem  gewicht 
durch  ihre  furcht  solch  eine  leichtigkeit, 
dasz  pfeile  nie  zum  ziele  schneller  flogen, 
als  unsre  krieger,  zielend  auf  ihr  heil, 
vom  felde  flonn.    (lend  to  this  weight  such  lightness 
with  their  fear.) 
Shakespeare  (JSeinr.  IV.  theü  2, 1, 1)  übers. 
V.  Schlegel  2,  9  Brandt; 
doch  weiszt  du  wohl,  was  meine  schultern  tragen  ■ 
drum  wähle  mir  aus  dieses  lebens  plagen 
ein  leicht  gewicht, 
damit  ich  nicht 
mög'  unrer  meiner  heiszen  last  verzagen. 

Schubart  ged.  284  Hauff; 
wie  ich  dir  sagte,  Piso,  das  gewicht 
der  herrschaft  liegt  zu  schwer  auf  meiner  seele. 

Friedrich  Halm  (der  /echter  v.  Ravenna  2) 
3,  100  Schlossar; 

trotz  des  schweren  gewichtes,  welches  die  brüst  Ludwigs 
belastete ,  muszte  dieser  doch  lächeln.  W.  Raabe  leute 
aus  dem  walde^  s.  190. 

ß)  mehrdeutig  sind  auch  die  Verbindungen  mit  fallen. 
eine  gruppe  gehört  unzweifelhaft  der  sachbedeutung  an,  bei 
der  zweiten  ist  schon  oben  (sp.  5716)  ein  zweifei  ausgesprochen 
worden,  ob  die  formet,  für  die  immer  wieder  anschlusz  an 
die  sinnliche  bedeutung  gesucht  tvird,  wirklich  aus  dem 
kreise  der  sinnlichen  Verwendungen  hervorging. 

l))  aber  vieles  vereinigte  sich,  die  gewalt  dieses  königs 
zu  brechen  und  die  fortschritte  des  jungen  Staats  zu  be- 
günstigen, wäre  das  ganze  gewicht  seiner  macht  auf  die 
vereinigten  provinzen  gefallen,  so  war  keine  rettung  für 
ihre  religion,  ihre  freiheit.  Schiller  (abfall  der  Nieder-  aj 
lande  1  einleitung)  7, 13;  wo  es  aber  schon  bild,  substan-  nB 
zielles  kunstbild  zu  sein  aufhöret;  wo  es  schon  eine 
grosse  gruppe  der  skulptur  wird,  in  der  auf  kein  bild 
einzeln  das  gewicht  der  kunst  fällt,  sondern  nur  auf  die 
in  die  Zusammensetzung  gelegte  handlung.  Herder  (die 
'plastik'  von  1770)  8,136  Suphan; 

es  ist  genug,  mein  kurfürst!   ich  bin  sicher, 

mein  wort  fiel,  ein  gewicht,  in  deine  brüst! 

H.  V.  Kleist  (prinz  v.  Homburg  5,  5)  3, 118 
Erich  Schmidt; 

ich  sah  dich  freundlich  mir  gewogen, 

doch  glaubt'  ich  noch  die  ließe  weit, 

und  als  ich  sah,  wie  nah  sie  stünde, 

fiel  schwer  auf's  herz  mir  ihr  gewicht. 

Fr.  Rückert  {liebesfrühling  6,  29)  1,  607. 

2))  (Oianettino.)  dasz  der  arme  graf  nicht  lang  leide. 
(mohr.)  um  Vergebung  —  wie  schwer  möchte  ohngefähr 
sein  köpf  ins  gewicht  fallen?  (Q.)  hundert  zechinen 
schwer,  (m.)  puh!  federleicht.  Schiller  (.Fies/col,  2)  3, 13 
Goedeke;  grosz,  dasz  man  drei  hochzeiter  höherer  stände 
damit  hätte  ausstatten  können,  gerielh  dieser  strausz; 
denn  bei  den  bauern  musz  alles  in  das  gewicht  fallen. 


kosten  lind  ttberwonden,  und  Min  wahrer  gebalt  itt  durch 
das  feuer  boatltigt.  TnOmmkl  (niM«)  4.  ifl7 ;  man  siebt . . . 
an  diesen  stücken  (Fialen»)  die  eiawiikaaf  Calderoni. 
sie  sind  durchaus  geistreich  und  io  ftwiattr  hinsieht 
Tollendet,  allein  e«  fehlt  ihnen  ein  apedflee^M  fawieht, 
eine  gewisse  tohware  des  gehalls.  G(yriiB  (sw  Edtmr- 
mann  IM«)  6,  M  Bititnmämn; 

ach  I  brinc  mich  nicht  fllr  dein  fSfteht, 
betracht,  Eerr,  d«iner  trew.  aieM  tMkim  sebaJd  gewicht, 
und  verfinz  meiner  pflwMMIS  . . . 

ü.  U.  Wrckhrrum  (fsolsst,^  1,1t«  FteAar; 
lass  da  deinem  liebling  ni« 


5757    GEWICHT  II  (4,  d,  schwere  alt  wertbmeeser)      GEWICHT  H  («,i,  gewicht  de«  Unrechts,  des  lonu)  5758 

IiiMERMANN  (üftincAAauMii 6, s)  B.SSHinnfMf;  soviel  halte 
ich  schon  Jetzt  fUr  ausgemacht,  dasx  die  bciH(>n  briefo 
des  schleswigisohen  grafen  Moltke  hier  nicht  stark  in's 
gewicht  gefallen  sind.  Hr.iiiii.i.  {an  K.  Lenting,  1M>)  bru^t 
t,  1S6  Wertxer;  wenn  man  das,  was  'zu  spät'  sei,  der  indi 
Tiduellen  hourtheilung  des  vorgeladenen  überlassen  will, 
so  wird  bei  beurthcilung  dsr  zeit,  deren  er  zu  bedürfen 
glaubt,  die  politische  ansieht  desselben  ins  gewicht  fallen. 
BiSMAKCK  {imjyrtun.  Inndfag  laai)  t.  SM  Kohl;  am  meisten 
aussiebten  schionen  indesz  Schnörkel  und  bmder  Weiland 
zu  haben.  . . .  Schnörkel  aber  ging  mit  seinem  Schwieger- 
vater, dem  kirchbauor,  von  haus  zu  haus,  und  die  neun 
kinder  des  bruder  Weiland  fielen  schwer  in's  gewicht  für 
.Schnörkel,  der  dann  so  oft  er  seinem  mithewerber  be- 
((i'giiotp,  gar  herablassend  gegen  ihn  war.  Bkhthold  Avbr- 
MACH  neuen  leben  8,861;  es  war  noch  ganz  die  frage,  ob 
die  dirno  ihn  genommen  htltte;  da  sind  noch  andere,  die 
sie  hinter  sich  herzieht  und  die  schwerer  ins  gewicht 
fallen.  Tu.  Stokm  (drauszen  im  haidedor/)S,t9;  auch  die 
frage,  was  der  andere  rilter  zu  der  saohe  sagen  werde, 
flel  ins  gewicht.  W.  Raauk  {tehüdderump  196)  als  könnte 
die  frage,  ob  ein  kleinstaat  von  zwei  millionen  einwohnem 
einem  oder  zwei  souveränen  diene,  für  den  frieden  des 
welttheils  in  das  gewicht  fallen.  SvnEi.  die  begrilndung 
dea  detttsehen  reiches  8*,  S9. 

d)  die  haupfmasae  der  übertragenen  rencendungen  ent- 
vrieicelt  der  eigenathaßabegriff. 

a)  in  neue  beUuehtung  tret*H  hier  die  abaitifungen  de» 
bedexUungaumfange».  atif  der  »inen  »eile  der  un\fa»»ende 
begriff  der  »bittre,  der  al»  ma»i»tob  für  die  beieerthung 
einer  eraeheinung  vor  andern  hevortttgt  wird,  bald  mit  au»- 
g^ührtem  bilde,  bald  mehr  in  andetttungen.  dem  gegenüber 
die  eiuaeitige  hervorhebiing  einer  eintelnen  irirkttng.  leobri 
»ich  die  voratellungen  dea  druckes  und  der  sohwangkraft 
gegenübertreten,  von  denen  die  letat9  in  dem  verbUutten  be- 
griff der  bedeuiung,  de»  gehaltes  mit  dem  verallgemeinerten 
begriff  <^  »chicere  »ich  ioieder  berührt. 

l))  der  umfassende  begriff  der  achtrere-  der  berühmte 
Italiäner  Boccalini  meldet  uns  aus  seinem  pamasso,  was 
gestalt  alle  potentaten  in  Europa  ein  sonderlich  wag  amt 
betten,  also  beliebt  und  angestellet,  dasz  sie  alle  fünf- 
zehn jähr  zu  Phocis  zusammen  kommen  wolten,  daselbst 
auf  einer  sehr  grossen  wage  eines  jederen  macht,  land 
und  leute  genau  abzuwegen  und  wann  sich  alsdan  be- 
fünde,  dasz  der  eine  an  gowalt  so  viel  zugenommen,  . . . 
demselben  alxdan  sein  gebührend  gcgengewicht  und  morti- 
fication  gegeben  werden  solte.  .  . .  des  reichen  Königreichs 
Spanien  gewicht  ist  nur  auf  zwantzig  millionen  gekommen, 
und  ungeachtet  die  Spanier,  damit  ihre  land  wage  denen 
Frantzosen  gleich  kehme,  bald  das  königreich  Neapolis, 
bald  Meiland  und  andere  lünder  noch  hinzu  in  die  wag- 
schale gesetzt,  so  habe  dennoch  das  spannische  gewicht 
immermehr  zurükkgeslagen.  J.  G.  Sciiotiei.  frieden»  sieg 
(ipidtnung)  neudr.  s.  4;  Frankreich  hatte  mit  seinem  vor- 
trefTlichen  Heinrich  seine  ganze  gröszo  und  sein  ganzes 
gewicht  auf  der  politischen  wage  Europens  verloren. 
Schiller  (ßOjähr.  krieg  a)  8,  lOO;  denn  mann  gegen  mann, 
—  nicht  Sache  gegen  sache  —  zu  schätzen :  so  war  dieser 
ungenannte  des  gewichts,  dasz  in  aller  art  von  gelchr- 
samkeit,  sieben  Goeze  nicht  ein  siebentheil  von  ihm  auf- 
cuwägen  vermögend  sind.  Lkssino  (oiaa^rttnfMcArntei«) 
18^,  108;  als  don  Leon  verstellt  er  {Oarriek)  sich  ebenfalls 
wieder  zum  bedienten  . . .  der  . . .  das  moralische  gewicht 
seines  bortcnhuts  balancirt  als  wäre  es  physisch,  und  über- 
haupt die  pracht  desselben  bis  in  die  schultern  herunter 
zu  fühlen  scheint.  LIchtbnbero  (vorseht,  mu  einem  orbis 
j)ich*.f)  verm.  sehr.  i,ia;  die  gestalt  Percys  sieht  sich 
durch  die  gestalt  erzbisohof  Scroops  nahezu  balanciert, 
und  was  an  gewicht  noch  allenfalls  fehlen  mag,  wird  mehr 
als  ausgeglichen  durch  die  groszo  schluszszcne  des  vierten 
akts,  das  hinscheiden  könig  Heinrichs.  Tu.  Foxtank 
katiserien  über  theater  ».12;  das  specifische  gewicht  des 
geistes  und  der  talente  eines  menschen  ist  dessen  absoluter 
werth,  multiplicirt  mit  der  mittlem  Wahrscheinlichkeit 
seiner  lebensdauer.  Liciitenbero  >,  178;  aber  sie  fand  ein 
herz  das  .  . .  gleich  einem  edeln  ert  von  seinen  schlacken 
gereinigt  .  . .  da  lag  .  . .  was  es  aber  an  unnUtzem  gewichte 
verlor,  hat  es  an  werth  gewonnen  —  denn  die  schmeltx- 


daai  der  rinr,  der  ist  so  viel  vwnriehl, 
nnd  so  leicht  ist.  om  damit  ra  tjfUkm, 
Jeden  tag  vermehret  seia  gewtebf. 

OAcKmo«  ffed.  I  (17M0.  U». 

a))  di»  htrvwhebung  nnadner  mrkunaem 
a))  die  EgypUer  bestellten  für  Jede«  pltd  < 
arzt,  und  der  kranke  gieng  anter  dem  f«wieiit  ««ln«f 
ärzte  zu  gründe.  Schiller  (über  ia» gegenwärtig»  tntMki 
theater  178>)  >,  840  Ooedeke;  da«  freie  erdreieh  mit  btomen 
und  Wasser,  welches  die  seele  sonst  von  Jedem  drucke  in 
erlösen  pflegt,  lastete  auf  der  seinigen  mit  »tumpfem  fe> 
Wichte.  Im M ERMANN  (epigonen  7, «)  7, 11  Hempel .  der  friede 
zerreiszt  das  land;  der  feind  bleibt  im  lande;  lasten  von 
untragbarem  gewicht  sollen  Jede  hoffnunf  dereinstifni 
aufcrstehens  daniederhalten.  Immermann  (mtmtrmMiim i 
da»  fest  der  freixcilligen  in  Köln)  i».  IM  Hempd;  WM  !•• 
■ohehen  war,  geschehen  vor  manchem  Jahr,  war  ihm  seit 
einer  stunde  wieder  mit  vollem  gewicht  auf  die  seele 
gelegt  worden.  Th.  Fontane  iauUtn)  I,«  ».\»;  beugst 
du  einmal  den  stab  der  gerecbtigkeit,  so  geschehe  es  nicht 
vom  gewicht  der  geschenke,  sondern  von  dem  der  barm- 
herzigkeit.  Tieck  überattsung  de»  don  ijuixot»  «,•««; 

ich,  der  sonst  vor  beiden  weiten 
trug  das  stolze  hanpt  gerade, 
beuge  nun  den  will  gen  nacken 
dem  gewichte  deiner  gnade. 

Platrn  nae/ibüdumgen  am»  dem  dtvan 
de*  Haß»  4» 

b))  und  dadurch  das  gewicht  meiner  leiden  verdoppelt 
gefühlt.  BOroer  an  öafeld  (14.  8.  1794);  himraell  izt  erat 
fühl'  ich  das  ganze  gewicht  ihres  Verbrechens.  Tif.ck  {der 
abachied  S,  8)  8,  816;  als  Hanney  bei  der  nächsten  prolie 
wieder  vor  sie  trat,  liesz  sie  ihm  das  gewicht  seines  Un- 
rechts in  der  verdoppelten  gleichgiltigkeit  fühlen,  mit 
der  sie  seine  versuche,  sich  wieder  za  nähern  oder  sich 
zu  entschuldigen,  aufnahm.  H.  Schmid  (Mohre^franeil  t) 
8*,  40;  vgl.  auch  die  ßlgungen  sp.  5760  unten; 

sUrlter  und  stärker 

l>aate  sie,  blutveriüttet,  xua  kerker 

die  ganze  weit. 

nur  dass  das  meer 

f&hlte  noch  nicht 

des  kerben  gnridit, 

das  krtakte  «In  ketkenpeieter  eo  sehr. 

Fr.  RCckkrt  {MefeHaeke  rpM-  «.  cArmlMir.- 
fetthed)  1,  CM. 

c))  nein,  seinem  vater  Hocht  er  nicht; 

nein,  seines  gaaasa  soras  gewkbt 
mit  aar  die  «iigetTWs 

GoTTB*  (iiiitfselHw  «.  Slrwteniei)  gei.  t,  Mi, 
fft.  tp.  578« ; 

'nachdem  dein  schwert  sich,  an  dem  Janker,  raeb«,  die 
grimmigste,  genommen,  die  sich  erdenken  liaxt:  was 
treibt  dich,  auf  ein  erkenntnis  fegen  ihn  la  beetebeo. 
dessen  schärfe,  wenn  es  zuletzt  fällt,  ihn  mit  einem  ge- 
wicht von  so  geringer  erheblichkcit  nur  trifft?'  H.  v.  Kleist 
(Michael  KohUtaa»)  8, 184  Eriek  Sdtmiät;  aber  gehorsam 
Terlaoge  er  (der  ktn»er) ,  oder  das  fewieht  seine«  zomes 
werde  den  widerspenstifen  di«i«r  «waslmen  Scbili^r 
(90 jähr,  krieg  3)  B,MO; 

w«m  ontar  «rtekaadM 

des  knmasen  «ad  dsrj 

dar  mttde  gatls 
mit  ei 


wirst  d« 

erMsobmg  ihm  enl 
(Aocteeibed.,  l' 


(9releg)S,l75; 

die  gesetzgebung  war  so  poetisch,  daai  sie  das  Tolk  nicht 
zo  ertragen  vermochte  imd  in  den  fesetzen  sdbst.  ist 
bei  der  gröszten  einfalt  und  mO^chsten  bestimmtheit  des 
ausdrucks,  zumal  in  der  letzten  wiederbolang  eine  stärke, 
eine  rührende  Wahrheit,  ein  gewicht  tob  Bocb  and  segen. 


5759       GEWICHT  II  (i,  d,  kraft,  nachdi-uck) 

das  auf  den  blödesten  würket.  Herder  {üh.  d.  würkting 
der  dichtkunst)  8,  3i7. 

d))    gram  springt,  wo  er  iUllt,  zurück       ^  ^,    ,      ^  .^ 
durch  sein  gewicht,  nicht  durch  die  hohle  leerheit. 

Schlegel  ühers.  von  Shakespeares  Richard  IT. 
(1,  2 :  not  with  the  empty  holloivnesss,  but  weight. 
der  schmerz  wird  nie  fertig.  Wieland.); 
das  strafjahr  war  überstanden,  seine  leidenschaft  durch 
die  entfernung  gewachsen,  und  sein  troz  unter  dem  ge- 
wicht des  unglüks  gestiegen.  Schiller  {Verbrecher  aus 
verlorner  ehre)  4-,  66  Goedeke. 

e))  Schiller  hat  deszwegen  einen  sehr  guten  gedanken 
gehabt,  dasz  er  ein  kleines  stück  die  Wallensteiner  als 
exposition  vorausschickt,  wo  die  masse  der  arniee,  gleich- 
sam wie  das  chor  der  alten,  sich  mit  gewalt  und  gewicht 
darstellt,  weil  am  ende  des  hauptstücks  doch  alles  darauf 
ankommt:  dasz  die  masse  nicht  mehr  bei  ihm  bleibt, 
sobald  er  die  formel  des  diensts  verändert.  Göthe 
(Schweizerreise  6.  juni  1797)  43, 10 ; 

du  siehst  vier  fürsten  da !   wir  haben  erst  erörtert, 
was  den  bestand  zunächst  von  haus  und  hof  befördert, 
nun  aber,  was  das  reich  in  seinem  ganzen  hegt, 
sei,  mit  gewicht  und  kraft,  der  fünfzahl  auferlegt. 

(Famt  II,  4:  des  gegenkaisers  zeit)  41,  291; 
schlichtet  anders  kein  geschäft 
als  mit  nachdruck  und  gewicht. 

RücKERT  (35.  makame)  11,  484; 

man  hat  aus  den  stellen  von  der  bergwerkskunde,  die  in 
diesem  buch  vorkommen,  zweifei  gegen  sein  alter  machen 
wollen ;  völlig  ohne  gewicht.  Herder  (vom  geist  der  ebräi- 
sehen  poesie  l,  8)  11, 403  Suphan; 

wer  lärmt?  .  .  .  geh  .  .  .  öffne  nur  das  thor! 

der  lärm  thut's  an  gewicht  dem  anlasz  wohl  zuvor. 

Grillparzer  (Libussa)  7*,  116. 

3))  unter  dem  bilde  von  wucht  und  kraft  loird  die  ein- 

Wirkung  von  persönlichkeiten  auf  andere  gekennzeichnet: 

a))  selbst  der  liebe  gott  verlieret  sehr  bei  mir  an  dem  gewichte, 

weil  nach  ihrem  ebenbilde  schnitzen  ihn  viel  tausent  wichte. 

Immermann  {ged.  6.  buch :  orMs  pictus) 

11,  333  Hempel; 

einst  mächtig ,  grosz  und  geehrt . . .  sank  das  Deutsche 
reich  ...  in  Zerrissenheit  und  ohnmacht.  des  gewichtes 
im  rathe  Europas,  des  einflusses  auf  die  eigenen  geschicke 
beraubt,  ward  Deutschland  zur  wahlstatt  der  kämpfe 
fremder  mächte.  Bismarck  (thronrede  im  reichstag  des 
norddeutschen  bundes  1867)  3, 154  Kohl;  im  Interesse  des 
gewichtes  und  des  Schutzes  von  Deutschland.  (1870)  4,  315; 
vgl.  die  belege  aufsp.  5757 :  ich  trage  deshalb  kein  bedenken, 
jeder  tendenz  entschieden  entgegenzutreten,  die  darauf 
hinausgeht,  das  gewicht  dieser  Versammlung  und  ihren 
einflusz  auf  die  executive  und  die  entschlüsse  der  kröne 
zu  verstärken.  (l85l)  l,  304  Kohl;  die  entscheidung  dieser 
frage  hängt  von  dem  verhältnisz  ab,  welches  der  besiegte 
theil  zum  ganzen  hat,  seinem  physischen  und  moralischen 
gewichte  nach.  Clausewitz  (strateg.  kritik  des  feldzugs 
V.  1814  in  Frankreich)  7,  408;  nachdem  also  die  anstalt  der 
literaturzeitung  in  ihrem  ganzen  gewichte  gesichert  war, 
hatte  man  sich  nach  männern  umzusehen,  die  erledigten 
lehrfächer  wieder  zu  besetzen.  Göthe  {annalen  1803)  31, 156; 
wenn  ihr  euch  nur  auf  die  gewalt  der  zahl,  auf  das  ge- 
wicht der  menge  stützt,  dann  wird  eure  spräche  die  Ver- 
neinung des  rechtes  selber.  Th.  Mundt  Paris  tmd  Louis 
Napoleon  2, 150. 

b))  zwar  künnen  ihr  gerüchte 

durch  eigenes  gewichte 
verewigen  die  lichter. 

Friedr.  V.  Logau  sinnged.  (Ill,  613)  532  Eitner; 
treibt  das  gewicht  von  seinen  jähren 
noch  nicht  ein  trauring  in  die  höh, 
wie  trozt  der  jünding  den  gefahren 
der  reisen,  schlachten  und  der  see! 

GöcKiNGK  {epistel  an  Benüer)  1, 141 ; 

fleisz  und  Zierlichkeit  besitzt  Polyklet  vor  allen,  ihm 
wird  von  vielen  der  preis  zuerkannt;  doch  damit  ihm 
etwas  abgehe,  meint  man,  ihm  fehle  das  gewicht,  denn 
wie  er  die  menschliche  form  zierlicher  gemacht,  als  die 
natur  sie  zeigt,  so  scheint  er  die  würde  der  götter  nicht 
völlig  auszufüllen,  ja  er  soll  sogar  das  ernstere  alter  ver- 
mieden, und  sich  über  glatte  wangen  nicht  hinausgewagt 
haben.  Göthe  {Winckelmann)  87,  42;  Andreas  Doria  .  .  . 
spuren  von  feuer.  ein  hauptjsug:  gewicht  und  strenge 
befehlende  kürze.  Schiller  {jpersonenverz.  zu  Fiesko)  3, 7; 


GEWICHT  II  (4,  d,  gewicht  eines  wertes)     5760 

(Verrina.)  seht  nicht  so  betroffen  aus  männer.  (langsam 
mit  gewicht.)  wer  Genua  unterjocht,  kann  doch  wohl  ein 
mädchen  bezwingen?  {Fiesko  1,  ll)  3,36;  sein  vater  war 
in  den  besten  familien  ein  geschätzter  mann  und  stand 
in  freundlichem  verkehr  mit  ihnen;  der  söhn  hatte  oft 
nicht  ohne  gewicht  zu  mir  davon  gesprochen.  Th.  Storm 
{es  tcaren  ztcei  königskinder)  5,  249;  hat  doch  Klopstock  mit 
all  seinem  gewicht  und  ansehen  nicht  vermocht  durch 
seinen  publicirten  orthographischen  codex  einen  einzigen 
buchstaben  von  der  stelle  zu  rücken.  MusÄus  Volksmärchen 
der  Deutschen  bd.i.  (1782,  vorbericht  b);  jetzt  kommandierte 
A.  E.  mit  lautem  und  straffem  stosz  der  stimme:  'links 
um!  vorwärts  marsch!'  es  fuhr  ihnen  wie  ein  blitz  in 
die  beine  und  sie  gehorchten,  ich  sah  recht,  was  die  per- 
sönlichkeit allein,  auch  ohne  machtmittel,  durch  das  ge- 
wicht des  einfachen  imponierens  erreichen  kann.  Fr.  Th. 
VisCHER  auch  einer  (1904)  56.  dazu  vgl.  hochgewicht  th.  4,  2, 
sp.  1622. 

4))  bei  diesen  und  ähnlichen  Wendungen  läsit  sich  das 
Verhältnis  zu  den  antiken  formein  nicht  sicher  bestimmen, 
die  das  Substantiv  in  engere  beziehung  zu  äuszerungen  des 
Verstandes  oder  der  phantasie  setzen  {vgl.  oben  sp.  5726). 
gerade  dieses  gebiet  ist  in  der  neueren  litteratur  besonders 
angebaut. 

a))  sein  gemain  rede  was  nit  lär  von  gewicht  der  crefte, 
wann  ausz  des  mund  gieng  kain  wort  eitelich.  Gregors 
dialoge  {Augsburg  Uli)  11,23;  worinn  aber  das  gewichte 
bestehe  . .  ,  solches  habe  ich  im  bilde  nicht  abmahlen 
können,  doch  im  gantzen  buche  wird  darauff  gezielet. 
man  bedarff  realia,  welche  den  lieblichen  werten  die  krafft 
geben.  Chr.  Weise  curiöse  gedanken  . . ,  vgl.  oben  sp.  5718; 
dasz  keiner  in  ungebundener  rede ,  weder  den  rechten 
numerum,  noch  eine  zierliche  verbindungs-art  noch  das 
rechte  gewicht  und  den  nachdruck  den  werten  geben  kan, 
wofern  er  solches  nicht  aus  der  poesie  vorher  erlernet. 
Besser  vorbericht  der  ersten  ausg.  der  ged.  v.  1711; 

sein  söhn,  der  jüngere  Gryph,  ist  ihm,  dem  vater,  gleich, 
und  mehr  an  andachtsglut,  als  dichterfeuer  reich ; 
weisz  zwar  gewicht  und  zahl  dem  sylbenmasz  zu  geben; 
allein,  es  fehlt  darbei  an  nachdruck,  geist  und  leben. 

(G.  E.  Müller)  versuch  einer  critik  über  die  deutschen 
dichter,  v.  283  (literaturdenkmale  12,  s.  56) ; 

ihrer  spräche  {der  französischen)  aber  fehlt  es  an  schrot 
und  körn,  was  ihr  an  gewicht  und  gehalt  abgeht,  ver- 
tuscht sie  durch  gleisze.  Jah  n  {denknisse  eines  Deutschen : 
der  geleiter  17)  1,496  Euler; 

grössre  wunder  könnt  ich  zeigen  — 

eines  Wortes  leicht  gewicht, 

eines  nicht'gen  blickes  steigen 

führt  oft  her  ein  schwer  gericht. 

Gl.  Brentano  (romanzen  vom  rosenkram 
(13,  84)  235  Morris; 

allein  nach  wenig  tagen 

befiel  ihm  miszbehagen; 

denn  alte  liebe  rostet  nicht, 

und  er  empfand  des  spruchs  gewicht. 

Langbein  {die  hölzerne  braut)  sämtl.  ged.  2,  93; 

{Parthenia  zu  Ingomar:) 

wirst  du  nie  denn  lernen 
nach  ihrer  art  die  menschen  nehmen  ;  eh'  du  sprichst, 
der  Worte  masz  und  ir  gewicht  erwägen? 

Friedr  Halm  {der  söhn  der  Wildnis  5) 
2,  206  Schlossar; 
zum  schreiben  endlich  er  sich  setzet, 
ein  blättlein  nimmt,  die  feder  netzet  .  .  . 
seh'  wie  er,  mit  blicken  steif  ins  licht, 
sinnt,  prüfet  jedes  Wortes  gewicht. 

E.  MöRiKE  der  alte  turmhahn; 

dasz  ein  groszer  theil  von  dem  gewicht,  welches  das  wort 
arbitrage  bei  uns  ausübt,  von  der  bedeutung,  die  wir 
ihm  beilegen,  das  gewicht,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  des 
groszen  unbekannten  ist.  ...  es  wird  von  den  eingeweihten, 
von  den  eigentlichen  priestern  der  börsengeheimnisse, 
ein  Weihrauch  um  die  sache  verbreitet,  der  ihre  bedeu- 
tung und  ihr  Schwergewicht  einiger  maszen  verdunkelt. 
Bismarck  {im  reichstag,  über  die  börsensteuer  1885)  11, 169 
Kohl. 

b))  ich  fühle  das  ganze  gewicht  dieser  frage.  Lenz 
vertheidigung  des  herrn  Wieland  .  .  .  litter aturdenkm.  121,  9; 
der  reitz  der  Unabhängigkeit  . .  .  muszte  die  regenten  zu 
einer  religionsveränderung  lüstern  machen,  und  das  ge- 
wicht der  Innern  Überzeugung  nicht  wenig  bei  ihnen  ver- 
stärken. Schiller  {sojähr.  krieg  1.  buch)  8,  5;  wenn  uns 


5761     GEWICHT  II  (4,  d,  von  gewicht  aetn) 


GEWICHT  11  («,  d,  amstindo,  dinge  ron  gewkfat)   5762 


aber  nichts  treibt,  unt  ta  entcohlieMen,  und  wir  lieber 
dieie  ganze  aache  dahingontellt  sein  Hessen,  bis  «rir 
durch  das  volle  gewiclit  der  beweisgrttnde  mm  beifalle 
gezwungen  würden.  Kant  kritik  d*r  rtin*n  vtmut\/t  8, 40f 
HarteMtein;  wenn  sie  meine  naehriohten,  mit  den  nach- 
richten  des  sondsohreibens  vergleichen  sollten:  vergleichen 
das  gewicht  meiner  beweise  gegen  das  gewicht  der  ihrigen. 
Lavatkh  (nehreiben  an  meine  frtxmde)  »ehr.  S  (1786),  SM; 
ich  Icann  also  in  diesem  grimd  kein  gewicht  entdecken. 
atenogr.  her.  d.  ViratJ^f.  natioi\alvtrtamtidung  (III)  8888*;  so 
stehe  ich  jetzt,  wie  Herkules,  am  fünffachen  Scheidewege 
ond  sinne,  welchen  weg  ich  wählen  soll,  das  gewicht  des 
sweokes,  den  ich  beabsichtige,  macht  mich  schüchtern 
bei  der  wähl.  Hrinh.  v.  Klbist  (an  Wilhelmine  xwoo)  5,  W 
MindePimet. 

e))  alle  wehmUthige  klage  über  den  . . .  misxbraueh 
dieser  sacho,  hat  am  ende  doch  nur  ihr  bestimmtes  ge- 
wicht: denn  wer  billig  sein  will,  läszt  sich  durch  kein 
deklamiron  über  den  schaden  allein,  einnehmen.  Lavatkr 
phyaiogn.  fragmenU  \,\M;  noch  einmal,  das  gewicht 
meiner  anklage  zu  verdoppeln,  stopf  ich  dir  mit  dem 
schändlichen  namen  eines  vorräthors  den  rächen.  Wir- 
LAND  übera.  Shakeitpearet  6,  10  {Biehard  II.  1,  8  um  die 
Schmach  mehr  einzuprägen.  Schlrgf.i.,  the  more  to  aggre- 
tat*  th»  note); 

von  Jedem  etwas  und  vom  fonxen  nichts, 
talt  sonst  als  tadel  voll  fewichta; 
nent  gilt  in  nnsrer  zeit  des  lichts: 
vom  ganzen  etwas  und  von  Jedem  nirhU. 

Orili.parzir  (der  polyhMor)  9fi,  178. 

/8)  die  fonneln,  die  »ich  bei  hät^figer  mederholung  von 
den  eben  belegten  »cendungen  ablOaen,  neigen  hier  einen 
netten  ti/ptis:  auszer  den  üblichen  Verbindungen  mit  verbie 
tat  auch  eine  fonneUu^fte präpositionalverbindung  tu  belegen. 

1))  auch  diese,  die  Verbindung  von  gewicht,  führt  aller- 
dings ebet\falla  auf  ein  breiterea  gffüge  zurück,  vgl.  von 
gewicht  sein,  eine  Verbindung,  der  achon  die  ältere  formel 
eines  gewichts  sein  vorhergeht:  dasz  ein  güldene  cron  und 
ein  schmccrkappen,  ein  sccpter  und  ein  lioltzhacken,  ein 
purpur  und  ein  Joppen  bei.dem  todt  eines  gewichts  unnd 
eines  gesichts  sein.  AnnAnAM  a  S.  Clara  mereka  Wienn 
(1680)  80. 

a))  die  geschichte  des  tags  auf  unserer  flotte  sagt  eben, 
dasz  der  russischen  cxcclirnz  ein  pferd  krank  geworden 
ist.  wie  viele  von  den  Icutcn  seekrank  sind,  das  ist  eine 
erbärmliche  kleinigkeit:  aber  bedenke  nur,  der  leibgaul 
des  russischen  gesandten,  der  ist  ein  kerl  von  gewicht. 
Skume  apatiergang  nach  Syrakua  881; 

mein  kind,  mein  wahrer  rühm  I   o  tocbler,  rlaabe  nicht, 
als  sei  mir  dein  Verlust  von  weniger  gewicnt. 

Chr.  f.  Wriszb  Richard  III.  (8, 11)  ».  8S 
Jacoby  u.  Sauer; 

'fUrchto  unter  der  aufsieht  des  Icilius  nichts,  die  gegen- 
wart  eines  ehegatten  ist  immer  von  grossem  gewichte.' 
i.F.ssiNO  {theatral.  biU.  1:  attaxttg  aua  dem  trauerap.  Vir- 
inia)  6',  81;  sie  ist  bei  der  geburth  der  Virginia  gegen- 
wärtig gewesen,  allein  ihr  zeugnisz  kann  hier  von  keinem 
gewichte  sein,  ebenda  a.  lOO;  von  gröszerm,  den  völligen 
ausschlag  gebendem  gewicht  ist  also  dieses,  (irie  die  alten 
den  tod  gebildet)  ll^l6;  diese  allgemeinen  grUnde,  welche 
bei  jedem  spanischen  monarchen  von  gleichem  gewichte 
sein  muszten,  wurden  bei  jedem  insbesondre  noch  durch 
besondre  gründe  unterstützt.  Schiller  (aojähr. krieg i)  «.8; 
und  der  Verlust  aller  hoffnungen,  Psychen  jemals  wieder 
zu  linden  . . .  schien  ihm  gegen  diesen  Vorwurf  von  grossem 
owicht  zu  sein.  Wirijvno  {Agathon  6,4)  4,835;  kommt 
er  zu  mir,  ertönt  die  liebliche  stimme  und  in  ihr  wird 
jedes  wort  von  gewicht  und  folgen.  Herder  {bri^e  das 
Studium  der  theologie  betreffend  i.theil,  iA.  brief)  11.47; 
ob  sie  auch  die  männer  sein,  die  über  diese  und  jene 
Schrift  zu  urtheilen  befugt  sind  . . .  und  von  welchem  ge- 
wicht diesmal  ihre  stimme  sein  müsse.  Lenz  vertheidigung 
dea  herrn  Wieland  . .  .  litteratttrdenkm.  181, 16;  er  redete 
nicht  viel,  was  er  aber  sagte,  das  war  von  gewicht  und 
Nachdruck,  weilen  es  gemeiniglich  jemand  der  gegenwärtig 
war,  beleidigte.  Jüno-Stillino  jtJn^«n</.'ynAre  (1778)  64; 
der  begrif  des  erbaulichen  darf  schlechterdings  bei  der 
beurfheilung  eines  kunstwerkes  von  keinem  gewichte  sein. 
G.  Förster    ansiehten    vom  Kiederrhein   2,  »M ;    und    er 


wandte  sich  daher  an  den  einzigen  verbündeten,  dessen 
beistand  von  gewicht  Min  und  dessen  wohltbäter  er 
werden  konnte.  Platbn  (geaeh.  dm  Uhtifrtiek»  Stapel  i,  4) 
8.  88  Redlich:  waa  aneb  nnamebr  bei  ijtum  «aliiaet  vor- 
gehen mfige,  et  wird  von  wenigem  gewfeht  anf  das  gaai« 

■ein.  J.  Qhimm  (meine  entlasaung]  kl.  »ehr.  I,  41. 

b))  et  ist  also  hohe  zeit  nicht  läiiger  zu  säumen  und 
mUszig  zu  sitzen,  sondern  alle  taue  anzuziehen,  und  alles 
anzuwenden  was  ich  vermag  am  männer  von  diesem 
gewichte  zu  meinen  freunden  zu  machen.  WiBLAirn 
übera.  dea  Lueian  {d.Seythe;  tfilo*  lotirürot)  4,880;  ein 
mann  von  ansehen  and  gewicht,  der  auch  mit  demsehatten 
seiner  ankunft  schon  Ordnung,  rohe,  gleiehmfithigkeit 
ohn'  ansehen  der  person  etnfldewn  kteat«,  vir  pletate 
iravis.  Herdbr  {fni^e  wmmm  hrtämr  Jmu  im  ummm 
kantm)  7,  488;  'da  aber  ihr  hr.  broder  ein  mann  too  ntui- 
kaiischem  gewicht  sein  soll,  so  kann  er  ja  eben  eo  fot 
im  Überflusse  schwimmen  als  im  wellmeer'  J.  Pacl 
(Jlege^jahre  1,18)  88,101;  wenigstens  erzählte  unser  ge- 
fangenwärter.  der  uns  rand  führte ,  es  seien  in  der 
frühen  und  späten  zeit  oft  damen  von  gewicht  gekomnea. 
den  ichOnen  seemann  {Sidney  Smith)  za  sehen  und  einife 
von  diesen  seien  auch  die  arsache  Miner  entweiehoof 
gewesen.  E.  M.  Arndt  reisen  4.817; 

■aa  dad  wir  siMar,  nd  er  (Jrars)  Ukbeit  aas. 
waa  tUüea  ans  tut  altdto  von  gawicht  7 
wir  Umw  bier  rar  hwt  M  OrCaaa. 
(wtaf  wwM  <tf  amg  wtomaiit  btd  «•  kmtfi 

Scmlcou.  übert.  ä.  glslwpMri  (JMar.  VL 
thi.  1,8)8.  aSS  BrütS) 

{BifaH.)  bei  so  ungewohnter  zeit,  and  in  der  finstersten 

nacht; umstände ,  edler  Gloster.  Ton 

wicht,  worinn  wir  eaers  raths  bedürfen, 
Wieland  übera.  d.  Shakespeare  {Lear  t.ii)  1.1«  ^HUMSL: 
der  anlasz  ...  bat  gewicht;  oeeasioms  of  samt  ytim):  08- 
danken  von  grouem  gewicht  4. 16  {Jtäms  Cäsar  1. 1; 
thoughts  of  great  valtte,  entwürfe  von  grosMm  werte 
Schlboel);  hOohstdieselbe  haben  mir  auf  das  strenget« 
verboten  litterarische  schritten  herauszugeben ,  noch 
weniger  mich  mit  ausländem  einzulassen,  ich  habe  ge- 
hofft, eurer  herzoglichen  dnrchlaucht  gründe  von  gewicht 
unterthänigst  dagegen  vorstellen  zu  können.  Schiller 
{an  Ksrtog  CSurQ  brirfs  i,m; 

doch  idi  wi 

{but  I  kose  .      _^ 

ScHLiotL  Üben.  d.  Skakeapeare  {Betör.  VL 
I*.  8.  1,  8)  8. 18; 

ebenso  dinge  von  gewioht  (flesnr.  F.  1.8)  8,187  m.«..* 

•At  eadi  $m  spislteg  vor,  da«  ihr 
noch  eiiMB  plats  atwltl 
doch  —  ein«  bitte  von  gewicht 
variieret  eure  pndel  nicbt. 

LA.>OBStx  (der  (oaditraier  ■.  atlm  mM) 
•daiff.  psd.  8. 118; 

der  südliche  Niederländer  dumpf  düster  leidensehafllich 
and  einem  groszen  bestandtheile  nach  der  fanatischste 
und  sinnlichste  aller  kalholiken.  anderer  mannigfaltiger 
gegenstrebungcn  von  geringerem  gewichte  gar  nicht  ein- 
mal zu  gedenken.  E.  II.  Arndt  adWi^hw  ßir  u.  an  mmme 
liebat  Deutsehen  8,  M 

8))  /bnm^lk^/h  veaHttämmgem  auf  wei bis: 

a))  gewicht  haben? 

a))  noch  gelten  solche  werck  and  leiden  alle  niehta, 
denn  sie  haben  das  gewicht  nicht,  das  ist:  gölte«  wort 
and  gefallen.  Luthrb  (ßrai.  über  l  ifese 8e)  t*. 88i  Weiayir: 
's  ist  zum  krepiren.  was  'n  Sdeler  kerl  da  gähndelt  wird, 
habe  mich  zu  haus«  nicht  fnppen  lassen,  das  weis  er, 
und  die  kalfadcn  von  kerls  weiten  mich  scheren  ?  ja  di« 
hätten's  gewichtet  's  giebt  ja  mehr  scboleD  in  der  weit, 
's  mass  ja  eben  da  nicht  sein.  Karl  Omimmm  in  HalU. 
kein  roman:  sondern  mahrkeit  im  wtoiiUaiäs  (1388)  ue 
{vgl.  teitschr.  f.  4,  mmi/kamä.  1.48):  die  an^Mnefc.  die  . . . 
auf  die  familie  de«  Jankers  M.  war  so  fiMB.  daes  bei 
dem  staatsbürgerlichen  gewicht,  das  (tat  drwh  den)  sie, 
als  eine  der  ersten  und  edelsten,  im  lande  hatte,  iddits 
billiger  und  sweckmitoziger  schien,  als  eine  verfütigang 
der  pferde  in  geld  einzuleiten.  H.  v.  KLEi«rr  {Miekati  Kohl- 

fl))  (GassMis.)  eure  stimme  soll  in  der  bevorstehenden 
aoisthdlong  der  ehienstellen  so  viel  gewicht  haben  als 


gilnisven  gewidkt  «ad  kiaft. 

ans  atronff  «na  jeetwie.) 


5763      GEWICHT  II  (4.  d,  gewicht  haben,  geben) 

irgend  eines  andern  seine.  Wieland  Shakespeareübers.  (3,  l) 
5  151  (be  as  strong  as  any  man's.  soll  so  viel  .  .  .  gelten 
Schlegel);  seine  (des  chores)  stimme  hatte  ein  doppeltes 
gewicht,  wenn  sie  von  einem  andern  platze,  gleichsam 
als  der  unmittelbare  aussprach  des  Schicksals  und  der 
gottheit  selbst  ertönte.  W.  v.  Humboldt  {über  das  anüke 
theater  in  Saguni)  aufs.  89  Leitzmann;  denen  entgegen, 
welche  Amerika  noch  immer  für  das  land  der  zukunft 
halten,  haben  diese  thatsachen  ein  ziemlich  schlagendes 
gewicht.  Th.  Mundt  Paris  und  Louis  Napoleon  2  (1858),  44; 
die  rechte  des  allerhöchsten  reichs-oberhaupts  haben  ein 
grosses  gewicht  gegen  diejenigen  welche  sich  als  reichs- 
vasallen  erkennen.  Justus  Moser  Osnabrückische  gesch. 
1(1768),  118;  ein  andrer,  dessen  zeugnisz  ungleich  mehr 
gewicht  hat.  Wieland  (der  goldne  spiegel  theil  1,  5)  6, 125; 

'Bakis  ist  wieder  auferstanden ! ' 
ja!  wie  mir  scheint  in  allen  landen, 
überall  hat  er  mehr  gewicht, 
als  hier  im  kleinen  reimgedicht. 

GÖTHE  (zahme  xenien  2)  3,  261 ; 

Wolfs  angriff  ist  mir  unbegreiflich,  je  weniger  gewicht 
der  aufsatz  seiner  behauptung  nach  hatte,  desto  geringer 
war  die  gefahr.  Wilh.v.  Humboldt  an  Schiller  (9. 11. 1795) 
Leitzmunn  s.  197 ;  denn  was  Tacitus  davon  sagt  ...  ist 
zweitens  offenbar  gar  zu  lehrhaft  ...  auf  die  verweich- 
lichten Römer  gemünzt,  als  dasz  es  viel  gewicht  haben 
sollte.  Grillparzer  (studien  z.  deutsch,  litt)  18*,  11;  ob- 
gleich eine  solche  poetische  Sentimentalität  im  gründe 
das  hauptmotiv  aller  derer  ist,  welche  von  uns  die  her- 
stellung  eines  freien  Polens  verlangen,  so  sehen  sie  doch 
selbst  ein,  dasz  ein  solcher  grund  nicht  viel  gewicht  hat. 
Wilhelm  Jordan,  *.  stenogr.  ber.  d.  Frankf.  nationalvers. 
(2)  1144'' ;  diese  bedenken  werden  vielleicht  in  Hessen  wenig 
gewicht  haben,  in  Hannover  und  Sachsen  groszes.  Frry- 
TAG  an  Treitschke  7.  7. 1866,  briefwechsel  s.  105; 

eurer  priester  summende  gesänge 

und  ihr  segen  haben  kein  gewicht. 

GÖTHE  {die  braut  v.  Corinth)  1,  248. 

/))  dem  pöbel  blendet  jedes  falsche  licht; 

der  freiheit  name  hat  gewicht 
für  ihn ;  die  freiheit  selbst,  für  weise. 

GÖCKINGK  ged.  3,  156 ; 

es  ist  gewisz,  dasz  eine  meinung  sehr  viel  gewinnt,  so- 
bald ich  weisz,  dasz  irgend  jemand  davon  überzeugt  ist, 
sie  wahrhaft  annimmt,  freilich  musz  es  auf  eine  art 
sein,  deren  Ursache  nicht  gleich  in  die  äugen  fällt,  die 
autorität  hat  gewicht,  denn  sie  macht  eine  meinung 
mystisch,   reizend.   Novalis   (fragmente)  3,125  Meiszner. 

b))  gewicht  bekommen,  erlangen:  ich  glaube,  meine 
vermuthung  wird  noch  ein  ausserordentliches  gewichte 
mehr  bekommen,  wenn  ich  zeige,  dasz  ein  Römer  selbst .  . 
einen  gleichen  fehler  begangen  habe.  Lessing  (ein  vade 
mecum  . . .)  5^,  248;  aber  diese  ausschweifende  forderung 
bekam  ein  furchtbares  gewicht  durch  die  heeresmacht, 
von  der  sie  begleitet  wurde.  Schiller  (aojähr.  krieg  2) 
8,180;  (deshalb  wird  die  gestalt)  der  Ophelia  skizzirt  ge- 
halten, wogegen  das,  was  die  betrachtung  über  den  Un- 
glücksfall sagen  kann,  ausführlichkeit  und  gewicht  be- 
kommt. Immermann  (über  den  rasenden  Ajax  des  Sophokles) 
17,437;  nun  aber  sündiget  der  mensch  jederzeit,  wenn  er 
sich  wider  etwas  setzt,  was  herkommens  ist  bei  seines- 
gleichen; dadurch  kriegt  die  gleichgiltigkeit  ein  gewicht 
und  hat  folgen,  wie  pestilenz  darnach  kam,  als  David 
sein  Volk  zählen  liesz,  weil  das  nicht  herkommens  bei 
den  Juden  war.  (Münchhause^i  2,8)  1,176;  dann  redete  er 
von  dem  kohlenflötze  im  Fuchsberge,  es  bringe  jetzt  der 
gegend  wenig  nutzen,  da  dieselbe  noch  überflusz  an  der 
rothtanne  habe;  allein  für  die  folge  und  für  die  ferne 
werde  der  Fuchsberg  ein  unermeszliches  gewicht  erlangen. 
STiFTfiR  (naehkommenschaften)  erzähl.  1, 182  Aprent. 

c))  bei  gewicht  geben  im  gegensatz  zu  Verbindungen  wie 
gut  gewicht  geben  u.  a.  (vgl.  sp.  5740)  läszt  sich  der  Über- 
gang von  der  sachbedeutung  (pensum)  zum  eigenschafts- 
begriff  wirksam  beleuchten. 

a))  um  seiner  parthei  ein  gewichte  zu  geben,  bedient 
sich  Asouf  des  harlequins,  eines  einfältigen  schäfers, 
welchen  er  den  rebellen  unter  dem  namen  des  prinzen 
Boulakis  . . .  vorstellet.  Lessing  (theatral.  bibl.  4)  6^,  338; 
die   kunst   sich    durch   ein  von   allmosensuchender  de- 


GEWICHT  III 


5764 


müthigung  weit  entferntes  dünne  thun  ein  gewicht  zu 
geben.  Lichtenberg  a^AoriÄmen.  2, 170  ieifemann;  Kabels 

testament  gab  dem  poeten  noch  mehr  gewicht kurz 

Vult  konnte  kaum  den  künftigen  tag  erwarten,  um  nach 
Eiterlein  zu  laufen.  J.Paul  (flegeljahre  i,  6)  26,52; 

wenn  einer  sich  zu  mir  kehret: 
geh,  ruf  ich,  für  und  für  I 
du  bist  ein  narr  so  gräulich!  — 
da  macht  er  ein  flämisch  gesicht: 
'du  hausherr!  wie  abscheulich! 
was  gibst  dir  für  ein  gewicht' ! 

GÖTHE  {parabolisch:  valet)  8,202; 

darf  ich  dir  wohl  vertrauen :  dasz,  um  der  ersten  Sendung 
meiner  neuen  ausgäbe  ein  volles  gewicht  zu  geben,  ich 
die  vorarbeiten  eines  bedeutenden  Werkes,  nicht  in  der 
ausdehnung,  sondern  in  der  eindichtung,  wieder  vor- 
genommen habe.  Göthe  (an  Zelter  3.  6. 1826)  4, 171  Riemer; 
übrigens  hat  er  gewisz  einen  durchdringenden  verstand, 
und  weisz  alle  Sachen  wohl  zu  beurtheilen,  worinne  ihn 
denn  seine  wohlgesetzte  Wissenschaft  ein  ziemliches  ge- 
wichte giebt.  der  Göttinger  student  auf  der  Plesse  1, 109; 
das  meiste  ist  . .  .  den  individuellen  umständen  des  jungen 
Stanhope  angemessen,  und  da  wo  er  dessen  natur  wider- 
spenstig findet,  sucht  er  manchen  seiner  regeln  ein  gewicht 
zu  geben,  das  sie  in  einem  allgemeinen  system  nicht 
haben  dürften.  Lichtenberg  aphorismen  2,191  Leitzmann; 
was  dieser  muthmassung  noch  das  meiste  gewicht  geben 
muszte,  wäre  der  hasz,  den  er  beständig  gegen  die 
syncretisten  geäussert  hat.  Lessing  (rettung  des  inepti 
religiosi)  5^,  351 ;  meine  Ungeduld  . . .  gab  den  Vorstellungen 
so  viel  gewicht,  dasz  . . .  Wieland  (Per.  Proteus  l,  2)  27,  l; 
um  desto  unentbehrlicher  waren  die  langen  reden  des 
Maximinus  und  Cinna  in  dem  auftritte,  wo  August  mit 
ihnen  über  den  wichtigen  punkt  seiner  abdankung  zu 
rathe  geht,  hier  muszten  sie  beider  seite  ihrer  meinung 
mit  allen  wirklichen,  mit  allen  scheingründen  das  ge- 
wicht geben.  J.  v.  Sonnenfels  briefe  (Wiener  neudrucke  l, 
s.  280) ;  so  muste  auch  hier  das  gutbefinden  anderer  in 
diesem  zweifei  den  ausschlag,  und  meinem  noch  un- 
gewissen entschlusse  das  gewicht  geben.  Hagedorn 
{versuch  einiger  gedichte;  vorrede)  Sauer  s.  9.  . 

/?))  der  königlichen  societät  der  Wissenschaften  zu  Berlin 
aber,  sonderbare  gütigkeit  gegen  dem  Verfasser,  hat  das 
gröszte  gewicht,  und  den  kräfftigsten  trieb  gegeben  (zur 
Verfassung  des  wbs.).  Frisch  vorbericht  zu  seinem  wb.  l,  l''; 
auf  der  andern  seite  aber  gab  ihm  (dem  besitzer  der  allode) 
ein  grosses  gefolge  der  edelsten  Jünglinge  gewicht  und 
ansehen.  Justus  Moser  Osnabrückische  gesch.  1,62;  das 
verbot  eines  Vortrages  an  dies  publicum  ist  gerade  das 
mittel,  selbst  einem  unnützen  wort  ansehen,  gewicht  und 
aufmerksamkeit  zu  geben.  Herder  {humanitätsbriefe  5) 
17,  306  Suphan. 

y))  Nicolaus  von  Diesbach,  dem  reichthum,  gluth  der 
Jugend  und  demagogische  künste  gewicht  gaben,  ver- 
drängte den  friedliebenden  mann.  Stolberg  (reise  in  die 
Schweiz)  6, 151 ; 

mein  leichtes  wesen  hätte  ich  längst  wie  spreu  zerstreut, 
doch  schmerz  um  deine  liebe  verleiht  mir  noch  gewicht. 

Platen  {gaselen  34)  1, 134  Redlich. 
ein  verirrtes  volk^ 

berauscht  von  trübem  feuereifer,  gibt 

gewicht  den  falschen  wunden,  breitet 

parteigeist  aus  und  reget  innern  stürm. 

Göthe  (Voltaires  Mahomet  1, 1)  7, 150; 

was  ich  gedacht  ich  eil'  es  zu  vollbringen; 

des  herren  wort  es  gibt  allein  gewicht. 

vom  lager  auf,  ihr  knechte! 

Göthe  (Famt  II,  5)  41,  318; 

den  besten  köpfen  sei  das  stück  empfohlen, 

der  deutsche  sitzt  verständig  zu  gericht, 

und  möchten's  gerne  wiederholen, 

allein  der  beifall  gibt  allein  gewicht. 

Göthe  (zu  Faust  II.  epilog  um  1800 :  abkündigung) 
15, 1  8.  844  Weimar; 

Deutschlands  läge  foderte  einen  kaiser,  der  durch  eigne 
hülfsmittel  seinen  entscheidungen  gewicht  geben  konnte. 
Schiller  (30 jähr,  krieg  l.  buch)  8,  27. 

GEWICHT  III,  n.,  mundartliche  collectivbüdung  zu 
wieche,  wieke  (vgl.  ahd.  wieche,  licinia  Graff  l,  728;  vgl. 
wichengarn,  baumwolle  zu  dochten  für  Öllampen  gedreht 
Schmeller  2^,  835;  vgl.  wig,  wiech,  wieche,  wieke,  focht 
Fulda  versuch  einer  allgem.  teutschen  idiotikensamml.  686 


5765 


GEWICHTDECKEN 


u.  a.):  gewicht  . . .  hanf  und  flaobi.  AuTeNRimi  p/äU. 
idiot.  68. 

GEWICHTBECKEN,  n..  für  gewiohUohale,  wagsohale 
(«.  d.):  ouch  BÖlIent  slo  die  woge  recht  henoken,  alio  da« 
das  gewiohtbeckin  niderer  ston  toi  dann  das  ander  beokin, 
of  das  es  sinen  frion  asslag  haben  mfige.  Strtutburger 
verordn.  v.  1460  bei  Biil'ckkk  t.  mi. 

GEWICHTCHEN,  n..  mitteld.  vtrkleintrung^fortn  von  ge- 
wicht  II ,  trat  »pät  neben  gewichtlein  («.  d.,  tu  gewicht  I 
«.  gewichtol)  gebucht:  so  bat  man  gar  zarte  und  scharfe 
Waagen,  die  so  gar  in  ein  glashäaszgen  eingeschlossen 
werden.  ...  sie  haben  dazu  auch  sehr  kleine  gewiobtgen, 
die  man  mit  den  httnden  nicht  einmal  anfassen  kan, 
sondern  mit  sehr  zarten  flachzängelgcn.  Hieron.  Ludolp 
tinleit.  in  die  chymie  (1768)  1S8;  gewichtchen,  gewiobtlein, 
pondtuculum  Heueuicii  l.lttS;  gewichtchen,  oberdeuttch 
gewichtlein  Adeluno  a.a.O. 

GEWICHTEICHER,  tn..  vgl.  gewicht  eichen,  pf&chten 
9p.  67S&.  6782:  gowichtaicher,  an  aanxer  qfweight».  teutach- 
engl. tob. (i7ie) 8, 778.  ähnl.  KnAMEH  ieutachital. dict. 8. 1S8«^ 

GEWICHTEICHUNG,/.:  nachdem  ich  anno  1679  Tor 
weihonachten  zu  Basel  gewesen ,  haben  sie  mich  . . . 
zum  SafTran,  einer  zunfTt,  über  einer  malzeit,  die  sie  ge- 
wichteiohung ,  oder  fechtung  nennen,  zu  gast  geladen. 
Leonh.  Thurneysser  nothgedmnget  auattchreiben  (6.  ort.) 
(1684)  1,71. 

GEWICHTEL,  n..  bair.österr.  verkleinentng^form,  in  der 
nur  gewicht  I  litterariath  belegt  ist  {tur  Verkleinerung»- 
form  von  gewicht  II,  pondttsculum  vgl.  gewiohtlein,  ge- 
wichtchen): rehgewichtl  Sciimei.leh  8*,  844;  gewichtel, 
geweih  UngekKhull  890*;  Thain  niederjagd  1,17. 

GEWICHTEN,  verb..  mundartliche  ableitung  mu  gewicht  II : 
e  stein  üssem  bodo  gwichte.  Halter  alemann.  mnda.  166. 

GEWICHTFALSCHER,  m.:  item  elenzucker . . .  zablver- 
werffer:  gewichtfälscher.  Fischart  Oargantua  (87)  n«t4- 
druck  800. 

GEWICHTFENSTER,  n..  vgl..-  thUr  wie  .  .  .  fenster 
machten  sich  durch  gewichte  selber  auf.  Opitz,  a.  o. 
ap.  6746;  vgl.  auch  gewichtmUhle,  gowiclitbremso:  ob  auch 
in  den  untersten  lo{(imcjitcrn  sollen  gcwichtfenster  ge- 
macht werden,  so  wollte  er  ein  modell  übergeben,  wie  es 
bcschaiTen.  akten  t.  Soatocker  rathhattavorbau  {bericht  über 
deti  atadtbaumeister)  1786,  vgl.  auch  Koppmann  beitr.  8, 4, 6. 
tur  aacKe  vgl.  den  ariikel  Schiebefenster  bei  G.  Schöner- 
MARK  hochbaulex.  a.  408  (balancirung  jedes  flUgcls  durch 
gewichte  auf  rollen  hinter  dem  fensteranschlag). 

GEWICHTIG,  adj.  und  adv..  ableitung  von  gewicht  II 
(«.  d.),  dessen  niederdeutaehe  form  den  ausgangspunkt  des 
adjectiva  wichtig  (*.  d.)  bildet,  für  die  abgremung  beider 
formen  bietet  der  neuere  aehrißgebraueh  tienUich  sichere 
anhaltspunkte :  in  der  neueren  sprach»  «ratheint  wichtig 
gana  auf  die  übertragenen  Verwendungen  beaehränkt  und 
deckt  auch  in  dieser  gruppe  mehr  nur  solche  vencettdungeti, 
die  mit  den  formein  gewicht  beilegen ,  von  gewicht  sein 
(».  o.)  übereinstimmend  den  begriff  ansehen ,  bedeutung 
ausprägen,  dem  gegenüber  zeichnet  sich  gewichtig  vor  allem 
durch  die  sinnliche  kraß  aus,  mit  der  es  allen  veneen- 
düngen  gerecht  vfird,  die  von  der  grundbedeutung  von 
gewicht  ausgehen,  auch  für  übertragene  vencendungen 
erscheint  es  in  den  fällen  begünstigt,  in  denen  sinnliehe 
anschauung  dttrchbricht.  namentlich  die  Vorstellung  der 
Schwungkraft,  der  wucht  trird  durch  die  form  gewichtig 
in  die  kategorie  der  adjectiva  übergeführt,  diese  ßlr  den 
heutigen  Sprachgebrauch  zutreß'ende  abgrenzung  hat  sich 
natürlich  erat  allmählich  herausgebildet;  in  dem  deutlichen 
schicanken  einselner  mundarten  lassen  sich  die  uraprüng- 
liehen  gegensätze  noch  heute  toahmehmen.  von  diesen  ist 
auch  der  individuelle  Sprachgebrauch  eintelner  Stilisten  vor- 
wiegetid  beeii\fluszt,  so  vxit  sieh  nicht,  wia  beim  metapho- 
rischeti  gebrauch  leichter  der  fall.  individuelU  unterschiede 
der  aujfassung  geltend  machen. 

l)  entxcicklung  der  abgreniung  gegen  wichtig,  älteatt 
belege,  bedeutungsumfang,  syntaktiaeh«  fbrmen. 

a)  die  abgrenaung  gegen  wichtig  beruAt  ur^niinglick 
nicht  at^f  bedetUungstmter schieden,  folgte  vidmehr  den 
landschn/Hiclien  gegensätzen  des  apntehgebrauekea 

a)  noch  den  vocabttlarien  aus  der  eraten  seit  des  buch- 
drucka  ist  neben  pondus,  gewicht  {ponderatio,  gewicht, 
IV. 


GEWICHTIG  (1.  a,  abgmmtng  gegen  wichtig)     5766 

wegung)  kein  antepreekenäee  affectiv  geUh^t  ti«  geben 
ponderosus  vidfaek  wUt  schwer  wieder:  ein  Minrar  diflc 
das  da  ser  schwer  wigt,  schwer  wol  beladen.  StTmeabueger 
vocab.  predieant.  von  1486  U  t*.  daneben  tmueken  bädungen 
auf  yeie  wigif .  wieghaffUg,  wiegelieb  m  den  «moA.  de» 
16.  jahrh..  bis  sieh  endlieh  für  pondMMOt  dat  adj  wichtig, 
gewichtig  durclisttzt.  a.  DlRPBNRACff  4II*. 

1))  der  ällesU  beUg  trifft  die  nieitrdmiltekt  form  de» 
adjectiva.  wichtec,  die  in  einem  mitttidmittehm  ämütmtd  — t 
ende  dee  U.  jahrh.  beteugt  ist:  di  boekMI  lUld«  phfOfMMr, 
was  <ii  von  wichtigen  dingen  feile  haben,  also  Ton  ol«i. 
unslet,  smer  unde  pottem,  dag  sollen  si  an  r«obt«n  fron* 
gewichten  wegen  also  der  csit  recht  ist  recktebuik  mmA 
dietinctionen  6,  SO,  6  Ortloff.  da»  adjjeetiv  iet  hier  in  engeter 
anlehnung  an  gewicht  und  swsr  «n  M»  »oeMedtutung  im 
wägemaazea  belegt,  ebendahin  gebirt  da»  »»ttgai»  eim»» 
vocab.  des  ti.  jahrh..  das  neben  der  form  ekn» pH^bl  mnk 
eine  solche  mit  präfix  bucht:  bilibri»  . . .  xweiwtehÜg,  SWil> 
gwichtig.  DiEPENBACii  74*.  ebenso  vgl. ponderoeu»  wkAkOg, 
gewichtig  tn  andern  vocab.  dee  16.  jahrh.  DttFSRBACH 
446«.  447». 

8))  au»  diesen  ältesten  belegen,  deren  herkunß  und  qtiette 
vielfach  im  dunkeln  bleibt,  läett  sich  für  die  landedmft- 
liehe  abgrentung  wenig  geicinnen.  bedeutaamer  »ind  ober- 
deutsche buchungen  für  die  ticeifelloa  niederdeutsche  form 
ohne  präfix  und  ansätze  tu  einer  abgrenaung  der  vermiß' 
düngen  der  beiden  formen. 

a))  ponderosus  . . .  schwer,  wichtig  Dastpooios  Ddf* 
gegen  gewichtig,  das  vil  wigt,  schwtr,  ponderoeu»  Maalbr 
179°  {dazu  vgl.  ponderosua,  wiechtig  Fabbr  thetaurus  688^; 
emphasis,  . . .  etwas  wichtiges  und  deutliches.  876*). 

b))  gravis,  schwär  wichtig  Frisil's  dict.  lat.  germ. 
(1666)  618*;  ponderoaua  . . .  schwär,  lästig,  gewichtig,  schwtr, 
das  vil  wigt  ebenda  1018**  (pfundgwichtig  oder  schwär  1018^). 

8))  aua  den  niederdeutschen  buchungen  von  gewicbtif 
taaaen  eich  weitgeltende  achlüaae  nicht  tiehen  (vgl.  oben 
ap.  6787):  ghewichtigh,  gravia,  ponderoeu»  et  momento»u», 
magni  momenti  et  justi  ponderi*.  KiLlAN  146*  (tyl.  auch 
mittelniederländ.  gewichtich  Verwijs  u.  Verdam  8, 1907). 

^  Heniscii  und  die  Wörterbücher  des  n.  jahrh.  buchen 
gewichtig,  ohne  die  form  wichtig  daneben  eu  »tretfen;  erat 
die  a^f  Sprachregelung  sielenden  darekUemgen  brüten  beide 
formen  rusammen  und  lassen  —  entapioikani  dmn  mittel- 
deutsehen  Sprachgebrauch,  dem  sie  angMren  —  die  priffix- 
lose  form  wichtig  als  normalform  ereebeinen:  wichtig, 
potuieroeu»,  peeaiU  Schotte  L 1448;  wichtig ...  et  gewichtig. 
ponderoeu».  gravi»,  en^pbatieu»  (wichtige  wort« . . .  bindet). 
Stibler  8687.  vgl.  auch  gewichtig,  wichtig  bei  RAdlbin, 
Chombl,  e.  u. 

/)  im  18.  jahrh.  iiuieA«ii  ne4  land»ebe^Uiebe  imilsrsdbisrfi 
de»  gebrauche»  in  der  »cbOnen  tUlermimr  gtUend,  wäkemtd 
die  grammatiker  den  übeiflu»»  im  daggmfbrm  »n  gemtien 
einer  bedeutungsdiffereneitntng  rituuiimmem  emdken.  imm 
Lessinos  mitteldeuietke  »prad^ftrbung  wichtig  emeetet, 
wo  die  »ckriftaprackt  jetat  gewichtig  braucht,  iet  «Mi 
E.  Schmidt  Lef«t  11^8*,  640  beobaditet  {vgL:  bis  ich  sie  in 
gute  wichtige  goldstQcke  . . .  omsetxe.  antiguar.  brirfe 
68.  br.  u.  a.).  dem  tritt  Adrluno  entgegen;  er  ateUt  feat^ 
daaa  für  'schwer  im  eigenlichsten  Tenlande'  die  form 
wichtig  'nur  noch  zuweilen  in  der  hOhem  Schreibart  vor- 
kommt, wofür  doch  das  eben  so  seltene  gewichtig  ecliiok- 
lieber  wäre' 4, 1618.  dhnliekHKrHKTi,im  aber  neck  eifiigm 
gegen  mundartliehe  übergriff»  imfitrm  gewiehtig  Xemiaki: 
gewichtig  brauchen  die  Oberd«tttaeh«l  fllr  «llee,  waa  im 
eigentiichen  oder  oneigentUobaa  verstand  von  grooem 
oder  vielem  gewicht  ist  im  eigentlichen  verstand  sagt 
man  wichtig  nicht  gem.  ...  für  ein  gewichtiger  grand  . . . 
mann  . . .  beschütxer  moas  es  schlechterdings  wichtig 
heiszen.  Antibarbarue  8, 86;  daan  vgL  auch:  dunkel,  das  ist 
ein  sehr  gewichtiges,  denn  wer  winl  sagen  wichtige«  woit; 
man  machet  damit  einen  ganzen  vers  hell.  Schöhaich 

i)  in  im  wiiiireii  gektlmm  epratba  erweitert  gewichtig 
aein  gebiet  at^  mm«;  niebi  ms  aOen  ftüen  iurdi  die  be- 

fadk  «Mck.  «Msl  «•  wenigm  verbrmuebt  eiatbeint  al»  wichtig. 
kieher  gekbrt  wol  die  vorlidte  0.  Prbttags  für  gewichtig 
«t»  »teUe  «e»  wichtig,  vgl.:  sie  sog  aas  ihrem  gewande 

362 


5767  GEWICHTIG  (i,  b,  ältere  belege) 

ein  tuch,  knotete  es  am  boden  auf,  und  wies  es  gewichtig 
dem  kaiser.  (ahnen  3, 9)  10,  274,  ebenso  gewichtige  sachen, 
gewichtige  dinge,  s.  sp.  5772.  andererseits  drängt  sich  da,  wo 
gewichtig  in  seiner  eigenen  Sphäre  als  abgenützt  empfunden 
loird,  das  neuere  gewichtvoll  vor,  s.  d.  dem  breiteren  zuge, 
mit  dem  die  mundarten  in  der  neueren  litteratur  sich  geltend 
machen,  entspricht  ein  erneutes  vordringen  des  landschaft- 
lichen gebrauches  von  gewichtig:  und  wenn  a  noch  nit 
dö  mehrern  af  meiner  seiten  stehn,  so  sein's  doch  dö  d' 
g'wichtigern ,  dö  was  ganz  einverstanden  sein,  dasz  ich 
mit  eisern'  besen  all'  liederhchkeit  . . .  weg  kehr'.  Anzen- 
GRUBER  stahl  und  stein  1,2.  dazu  vgl.  gewichtig,  adj. 
wichtig  Martin  u.  Lienhart  2,  787''. 

b)  die  ältesten  litterarischen  belege  für  gewichtig  ent- 
stammen dem  16.  jahrh.  sie  zeigen  die  sintiliche  bedeutung 
namentlich  auch  in  bezug  auf  den  münzverkehr  entwickelt; 
daneben  macht  sich  frühzeitig  übertragener  gebrauch  geltend, 
der  z.  b.  bei  Fisghart  übenviegt. 

a)  sinnliche  bedeutung. 

l))  item  von  einem  halben  malter  gewichtigs  melwes 
fünfzig  laib  und  anderthalb  simmerin  kleien.  Durlacher 
verordn.  v.  1536  zeitschr.  f.  gesch.  d.  Oberrheins  13,  287  {vgl. 
dagegen  wichtig  kaufmannsguetter  Röscn  v.  Gerolds- 
hausen ii3  Fischnaler);  darumb,  sagt  Könlob,  weil  er 
der  erst  auf  dem  nasenmarckt  war,  da  man  die  nasen 
auszwiget,  und  jhm  gleich  die  gewichtigst  liesz  darwegen. 
Fischart  Gargantua  (43)  neudr.  394;  ich  hatte  eine  stäh- 
lerne streitkolbe  anhangen,  die  . . .  war  so  wol  gemacht  und 
so  gewichtig,  dasz  ich  einen  jeden  dem  ich  eins  damit 
versatzte,  gar  leicht  todschlug.  Grimmelshausen  Simpl. 
(4,  24)  neudr.  s.  451. 

2))  ich  weisz  aber  auch,  dasz  ihr  den  ort,  wo  die  doppier 
herkommen  zu  erkundigen  .  . .  nicht  grosz  achtet,  wann 
nur  diejenige,  so  euch  zu  banden  kommen,  gewichtig 
sein.  Übersetzung  von  la  doppia  impiciata  1648  (siano  di 
peso)  A  2''  {vgl.  dagegen  alten  und  wichtigen  goldes  Mathe- 
sius  Sarepta  239*) ;  zehlet  also  unser  jeder  jhme  9  gute 
gewichtige  ducaten.  Rauwolf  reisebeschreihung  (1583)  314/5; 
ich  ergriff  beide  wülste,  und  befand  sie  trefflich  gewichtig, 
weil  es  lauter  goldsorten  waren.  Grimmelshausen  Simpl. 
(4,  24)  neudr.  362. 

ß)  übertragene  vencendung -.  holla  hieher  zutrincken. 
sauffen  her:  das  ist  nicht  gewichtig,  das  mag  nichtsz  er- 
schissen,  quid  hoc  inter  tam  multos?  bei  der  schwere, 
respice  personam.  Fischart  Gargantua  151  neudr.; 

dasselbig  hinderst  hörn  staffirten 

vil  teuffel  mit  vil  teuffelszierden, 

mit  blutpractic  und  greulichkeit, 

mit  mordstifftung,  unfridsamkcit, 

.  .  .  und  als  disz  Eck  nicht  gewichtig  war, 

setzten  die  teufel  sich  drein  gar. 

(Jesuiterhütlein  953)  2,  266  Kurz. 

y)  wenn  sich  die  eben  angeführten  belege  ivol  mannig- 
fach noch  ergänzen  lassen,  zeugen  sie  trotzdem  nicht  für 
reichlichen  gebrauch  des  wertes  bis  zu  ende  des  IS.  jahrh. 
bei  Herder  gar  nicht,  bei  Wieland  nur  vereinzelt  belegt, 
findet  es  erst  bei  Göthe  und  noch  inehr  bei  Schiller 
seine  pflege  und  erweitert  bei  deren  nachfolgern  sein  gebiet. 

c)  für  die  abgrenzung  des  bedeutungsumfanges  bean- 
sprucht der  nachfolgende  beleg  beachtung,  der  unmittelbar 
an  die  functionen  des  nomen  actionis  {vgl.  sp.  5715)  anzu- 
knüpfen scheint:  solche  briefel  machten  anfangs  in  dem 
gemüt  Florimundi  eine  kleine  Verwirrung,  nach  und  nach 
einen  lauen  geist,  endlich  einen  halbgewichtigen  wanckel- 
mut,  letztlich  gar  einen  verdrusz  des  closter-lebens.  Adr. 
A  S.  Clara  heilsames  gemisch  geinasch  {des  texifels  sein 
liebste  speis)  (1704)  187.  dieser  vereinzelten  ausnähme  gegen- 
über knüpft  der  allgemeine  gebrauch  durchiveg  an  den 
eigenschaftsbegriff  von  gewicht  an  und  zeigt  dabei  die 
neigung,  den  bedeutung sumfang  immer  enger  einzugrenzen. 

a)  in  den  älteren  Wörterbüchern  ist  für  die  sinnliche 
bedeutung  nicht  so  sehr  der  allgemeine  begriff  der  schwere 
als  die  besondere  Vorstellung  der  ausreichenden  schwere 
gebucht,  diese  bedeutung sverengerung  steht  in  Zusammen- 
hang mit  der  Vorliebe,  mit  der  das  adjectiv  auf  münzen 
bezogen  wird. 

1))  gewichtig,  gravis,  ponderosus  . . .  justi  ponderis. 
Henisch  1599;  gewichtig,  de  poids,  pesant  assez,  justi 
ponderis.    Duez    (i664)  199»;    juati  ponderis,    gewichtig. 


GEWICHTIG  (1,  d,  syntaktische  formen)     5768 

Denzler  599'»;  gewichtig,  das  sein  gewicht  hat,  res  justi 
ponderis.  Aler  936*^;  ähnlich  Kramer  {tezitsch-ital.  dict.) 
2,1234*;  Kirsch  2,151'';  Matthiae  2,181"  {vgl.  dagegen 
gewichtig,  wichtig,  di  peso  Rädlein  1, 383";  gewichtig, 
ponderosus  Hederich  l,  1423);  gewichtig,  wichtig,  oder 
vollwichtig.  Chomel  4, 1059;  gewichtig  ...  qui  a  le  juste 
poids.  RoNDEAU  2,  Uu3<';  Frisch  nouveau  dict.  2,279; 
gewichtig,  offull  and  due  weight.  In.  Arnold  compl.  vocab. 
1,427»;  ähnlich  Hilpert  2,  l  s.  464''. 

2))  nummus  justi  ponderis,  gewichtig.  Frischlin  nomen- 
clat.  tril.  (1586)116'';  genau  so  Emmel  nomenclat.  quadril.  223, 
ebenda  ungewichtige  müntz;  gewichtige  müntz,  moneta 
sui ponderis.  Henisch  1599;  ähnlich  Duez  (1664)  199»;  Räd- 
lein 383»;  gewichtige  müntze,  monnoye  qui  ha  son  pois. 
Hulsius  (1616)  138'';  ein  gewichtiger  ducat.  Rondeau 
a.a.O.,  ebenso  Kramer  2,97»  {vgl.  Frisch  a.a.o.:  ein 
thaler,  der  nicht  wichtig  ist);  ebenso  Hilpert  a.  a.  o. 

3))  andere  Verbindungen  sind  für  die  sinnliche  bedeu- 
tung nur  selten  gebucht:  ein  gewichtiges  pack,  un  balot 
bien  pesant.  Rondeau  a.  a.  o.;  eine  gewichtige  masse. 
Hilpert. 

4))  schon  für  die  letzte  Verbindung  ist  ebendort  auch 
übertragener  gebrauch  angemerkt,  die  erste  diesbezügliche 
buchung  giebt  Henisch:  gewichtig,  momentosus,  magni 
momenti.  dazu  vgl.  ein  gewichtiger  grund,  une  raison  im- 
portante.  Rondeau;  ähnlich  Hilpert;  vgl.  auch  Campe 
2,  363». 

ß)  aus  dem  litterarischen  gebrauche  der  neueren  spräche 
ergeben  sich  zioei  hauptrichtungen  der  bedeutung:  in  sinn- 
licher Verwendung  übernimmt  gewichtig  die  aus  dem  eigen- 
schaftsbegriff von  gewicht  entivickelten  Vorstellungen,  im 
übertragenen  sinne  lehnt  es  sich  aufs  engste  an  die  bedeu- 
tung Schwungkraft,  wucht  an.  als  sicheres  kennzdchen 
dafür,  dasz  gewichtig  auf  diesem  gebiete  seine  gegebene 
grenze  innegehalten  hat,  ist  es  anzusehen,  wenn  gewichtig 
ohne  tceiteres  durch  gewichtvoll  ersetzt  werden  kann. 

d)  die  syntaktischen  gebrauchsf armen  zeigen  keinen  engeren 
Zusammenhang  mit  den  färbungen  des  bedeutungsgehaltes. 
die  hauptsächlichen  gruppen,  die  sich  ziemlich  fest  zu- 
sammetischlieszen,  stehen  dem  prädicativen  und  attributiven 
gebrauch  gleich  nahe,  die  adverbiale  angliederung  und  die 
Substantivierung  enticickeln  keine  bemerkensicerfhen  züge, 
ebensowenig  die  belege  für  die  Steigerung, 

«)  adverbiale  angliederung: 

du  hast,  Ghiberti,  scharf  und  streng  und  richtig 
beurtheilt  meine  kunst  und  mich  gelobt, 
das  lob  aus  deinem  munde  klang  gewichtig. 

Chamisso  ein  Kölner  meister  zu  ende  des 
14.  jahrh. ; 

{herzog.)  vernehmen  sie,  La  Costa,  wol  den  ton? 

sobald  von  dem  {Hofer)  sie  reden,  klingt's  gewichtig. 
Immermann  (frauerspid  in  Tirol  1,  4)  17,  26; 

es  ist  leicht,  eine  kluge  grimasse  zu  schneiden 

und  ein  kluges  gesiebt, 
und  gewichtig  zu  sagen :  dies  mag  ich  leiden, 

und  jenes  nicht. 
BoDENSTEDT  Mirza  Schaffy  spräche  derweish.  27; 

achten  sie  vor  allem  auf  ihren  stil,  sagt  er,  guter  stil  ist 
die  hauptsache.  schreiben  sie  gewichtig,  Schmock,  sagt 
er,  schreiben  sie  tief,  man  verlangt  das  heut  zu  tage 
von  einer  zeitung,  dasz  sie  tief  ist.  G.  Freytag  (Journa- 
listen 4,  l)  3,  99. 

ß)  Substantivierung. 

i))  nachdem  er  eine  mappe  der  interessantesten  kupfer- 
stiche  mit  uns  durchblättert  und  viel  gewichtiges  darüber 
gesagt  hatte,  kamen  wir  plötzlich  von  der  kunst  auf  die 
natur  zu  sprechen.  Göthe's  Unterhaltungen  mit  demkanzler 
von  Müller,  Burkhardt^  s.  18. 

2))  jetzt  sähe  man,  sagte  er  überall,  was  man  an 
diesem  geisbäuerchen,  dem  schultheiszen,  habe,  das  lasse 
sich  von  jedem  gendarmen  unterducken  und  könne  nicht 
fest  auftreten,  dazu  brauche  man  einen  gewichtigen  oder 
einen,  der  das  herz  auf  dem  rechten  flecke  habe.  Auer- 
bach neues  leben  2,  253;  diese  unerschrockenheit  des 
Johannes  hatten  die  umstehenden  . . .  wohlgefällig  be 
merkt  . . .  und  lächelnd  klopfte  ihm  mehr  als  ein  ge- 
wichtiger auf  die  schulter,  welcher  dergleichen  nicht 
vermocht  hätte.  Gottfried  Keller  (Züricher  nov. :  Had- 
laub)  622,  77 


5769        GEWICHTIG  (f,  neuerer  gebrauch) 


GEWICHTIG  (a.  6.  Uberlragmffmi)        5770 


/)  »ttigerungtformen. 

l))  dai  nnerhOrta  will  ich  blonx  «iprflfaa, 

erprttfen,  ob  sein  wort  eowichtiiar 
In  eurer  leelen  wbm  millt,  als  meiMl 

H.  v/Ki.mHT  {Robert  Ovükard  9i  i,  IM 
Ktieh  Sehmtdt; 

Jene  gewichtiger  auftretenden  geiitAlten  mit  dem  un- 
modischen hüte,  den  kiuippen  bcinlcleidem  . . .  dem  wiegen- 
den trotzigen  gange  sind  die  herren  Solostimmen.  Kahl 
Gutzkow  bri^e  aut  Parit  (6)  >,  188;  ich  halte  euch 
nicht  Tür  so  unvornUnftig,  dasz  ihr  auf  eure  eigne  faust, 
ohne  hilfo  älterer  gewichtigerer  männer  za  revolutio- 
niren  die  tollkUhnheit  besitzen  solltet.  Immf.kmakn  (epi- 
gonen  6,  i)  6,  tn. 

a))  aber  durch  diese  fremden  schalen  hindurch  hatten 
der  alte  und  der  junge  mann  bald  an  einander  behagen 
gefunden,  da  sie  beide  vom  ächtcsten  schrot  und  gewich- 
tigsten körn  waren,  so  muszten  sie  woi  einer  des  andern 
kern  erkennen.  Immbrmann  (Müneh/uiuMn  a,  5)  i,  iö8; 
sie  (die  traten  lo  eanzonen  Leopardia)  waren  im  jähre  vorher 
in  Bologna  erschienen,  die  gewichtigsten  stimmen  hatten 
den  siebenund/.wanziftjährigen  poetcn  beglückwünscht. 
Paui,  Heysr  ital.  iwvelUn  t  Nerina, 

8)  bedeuhtngsffnippen  dea  neueren  gebrauch»: 

a)  »innlirhe  bedeutung: 

a)  gewichtig,  \caa  arhicer  wiegt: 

l))  weil  er  also  gelobet,  wie 

den  birschen  coli  der  herr  verlieh, 
ward  er  in  seinen  l&uren  flUchlig, 
in  seiner  feiste  so  fewichtif. 
dram  iproszten  aus  den  rosen  breit 
ihm  an  den  stanMn  sechzehn  enden. 

Immbrmann  (7W<(an  u.  Uoldt  l :  dU  Jagd)  U,  64. 

a))  ich  klag':  ist  einer,  der  mir  kann  antworten? 

ich  klaire,  dass  niciita  ist,  als  niobt  und  nicbtif, 

dasz  alles  leben  ist  wie  spreo  crowii-htiir, 

nnd  alles  sein  voll  mark,  gleich  bohlen  worten. 

Fr.  ROrKBRT  hau*  und  jähr,  4.  reih«:  aprü, 
reiteblätter  4; 

heat  l&sst  der  advokat  die  kniff', 

der  mOller  seinen  meisterrrifT, 

der  bftcker  gewichtige  brote  backt 

der  motzger  den  speck  vom  fleisch  nicht  hackt. 

Joii..alARTiN  UsTBRt  der  frühlingebote; 
wilder  thiere  stimmen  erschallen 
aus  felsgeklun  und  hOhl', 
nnd  mit  gewichtigen  ballen 
beschwert  der  Berber  das  kameel. 

Freimuratii  an  Afrika  1888; 

'keine  Überstürzung'  sagte  der  polizeischreiber,  legte  das 
gewichtige  päckchen  auf  den  tisch  . . .  und  erbrach  nun 
erst  ganz  bedachtsam  das  kouvcrt.  W.  Raadr  leute  aua 
dem  icalde*  a.  889;  beim  Jahreswechsel  muszie  ohnfehlbar 
der  buchhalter  und  cassirer  Fricdcbohm  einen  gewichtigen 
liiiufen  dänischer  und  holländischer  ducaten  in  einzelne 
päckchen  siegeln,  sei  es  zu  chrengeschenken  für  die  prc- 
diger  . . .  Tu.  Storm  {die  aöhne  dea  aenatora)  7,  «M;  nun 
aber  kam  noch  ein  gewichtiger  stein,  der  ihm  auf  dem 
herzen  gelegen,  ins  rollen  und  beschwerte  die  wagschale 
zu  gunsten  jentr  teilung.  Paul  Hetsb  (troubadottmoveUen 
der  verkat(fte  geaang);  nun  aber,  da  ich  die  gelegenheit 
nnsers  hauses  ganz  genau  kenne,  hob  ich  dieses  lange, 
dicke,  gewichtige  geländcr  unsrer  treppe,  nicht  ohne  mühe 
und  anstrengung  und  mit  hülfe  des  heiles,  ans  seinen 
fugen.  TiKCK  {dea  lebena  überflxtai)  86,88; 

sieh,  als  man  dich  im  Frag'sohcn  Winterlager 
ins  seit  mir  brachte,  einen  zarten  knoben, 
des  deutschen  wintere  ungewoluit,  die  band 
war  dir  erstarrt  im  der  gewichtigen  fahne, 
du  wolltest  mannlich  sie  nicht  lassen  .  . . 

^.  Schiller  {WaUen*trin»  tod  8,  IR)  18,  810; 

H^  aber  legt'  ich  zur  erde  den  schild  von  gcrOndcter  wülbnng. 

^■l  sammt  dem  gewichtigen  heim  . . .  {xai  H6ot&a  ß^iap^v). 

^H  Voss  (hiat  88, 118)  4.  840. 

^^K      ß)  tcaa  arin  vorgesehriebenea  geiricht  hat,  vollwichtig  itt 

^^BftetieAi(n(7  auf  die  münze: 

^^H  ...  80  rar 

^^B  so  fremd,  wie  ein  fein  alter  gewicht'ger  thaler  war. 

^^H  J.  P.  V.  LuDBwio  rerm.  oedanken 

^^B  {JoachirntthalllU)  tittlNatt ; 

da  rief  er  seinen  Schatzmeister,  den  vicomte  d'Orbec, 
und  befnhl  ihm.  er  solle  mir  tausend  alte,  gewichtige 
goldgülden  auszahlen  lassen.  Göthe  (Benvenuto  Cellini  8, 6) 
85,55;  vgl.  wichtige  dukaten  Adkluno  4,1518;  vgl.:  wenn 
man  sagt  ein  wichtiger  dukaten,  so  heiszt  es  nicht  von 


iroszem  gewicht,  sondern  von  tebStifem  oder  ToUem 
gewicht.  HtynKTZ  Antibarbarue  t,t$.  «yf.  «««A  gewich- 
tigstes kom  iMMr.nMANN  i,  u»  oAm  (tp.tm). 

'/)  woM  durch  aein  gewicht  die  »ehteungkrt^  »tmfertt  dio 
lanze,  die  an  einem  bäum  lehnte,  war  sehr  grots  und 
gewichtig,  mit  einer  eisernen  spitze,  die  länger  als  «ifio 
band  breit  war.  Tikck  don  Quiehot«  8.11»; 
mit  diesem  kriUUgea  ritterrclieto 
umfaszt  er  seinen  gewichtigan  spear. 

WiBLA?«ii  (der  MM  dmadk  1«.  87)  ft,  M : 
fuhrt  die  gefangnen  vorl  sdiwlagl  die  Mwtekt'M  iwvlen, 
und  durch  trompetanacball  od  der  mwmtaptm  Malen 


Jauchzt:  heil  dir,  fBnt  von  Pahemsfc I 

Friiuoratii  nfrtkamtiekt  t 
sein  gewichtiges  lohwert,  dM  er  einat  so  Mebt  f»- 
schwungen  hatte,  welches  ihm  jetzt  aber  fast  la  aehwor 
war ,  gebrauchte  der  greis  als  wanderst«b.  W.  Raabs 
unsere«  herrgott»  eantlei  8  eap.  8.  vgl.  ein  wiebtices,  bawsr, 
gewichtiges  Schwert  Adbluno  4,  lAis.  vgL  dagHgem  Hbt> 
NATZ  8.  s«. 
b)  Übergänge  tum  bildliehen  gebrauch, 
a)  bei  mancher  übertragenen  Verwendung  bleibt  dk  wiig- 
liehkeit  einer  emnlidkem  denhm§  gettakrt;  M 
featen  veründuftgen  aber  ßthrt  der  «um  gtbrmmek 
andern  über: 

0)  daa  erat»  gilt  für  die  besiehung  aufeeehen  und  j^ 
atände:  ich  habe  mir  indessen  grosze  mObe  aaÜgeladea, 
am  den  vierten  band  der  ersten  neuen  aosgabe  recbt  fo- 
wichtig  zu  machen  und  eine  seit  zwanzig  jähren  robondo 
arbeit  wieder  aufgenommen.  Göthf.  an  Sulpix  Boieeerie, 
a.  Sulpiä  Boieeerie  a,  486; 

wir  bieten  dir  dafOr  zum  nntarpland, 
scheint  anders  dies«  gab«  noch  gewichti«, 
daa  eisen  unsrer  guten  scbwerter  pOichtiig. 

Hekmann  Linoo  die  OcUwn  an  der  Donau; 

a))  bei  der  beiiehung  auf  peraonen  und  derem  tthene 

äueeerungem  bleibt  die  deutung  xirnr hmet  ieff^iimrig: 

in  einedne»  Wendungen  aber  vollzieht  aieh  die  ühaihmgumg: 

a))  sie  mochten  nur  dann  erst  gewichtig  and  mündig 
werden,  wenn  das  erzhaapt  (general)  sich  so  weit  ver- 
gäsze,  am  dem  geist  der  gesellschaft  schnurstracks  ent- 
gegen zu  handeln.  F.L.Jahn  8,549;  gewichtige  alt«  herren 
aas  den  maszgebenden  kreisen  fingen  an,  seinen  gniSB 
achtungsvoll  zu  erwidern.  W.  Raarb  leute  aua  dem  miUs* 
a.  801;  'so,  so',  sagte  ich,  'nun  begreif  ich  freilich,  dass 
sie  sich  noch  gewichtiger  macht,  als  sie  schwer  ist,  and 
das  will  bei  ihr  was  sagen.  ANzr.NnRURF.n  {derfgOnga) 
8, 101 :  immer  wieder . . .  stand  es  vor  seiner  seele.  vrie  an- 
bequem  es  sein  milsse.  diesem  gewichtigen  mann  (dem 
bürgerwteiater)  eine  bitte  Torzotragen  oder  im  gebeimea 
Zwiegespräch  gegenüberzustehen.  Tu.  Storm  {drüben  am 
markt)  8, 189;  wie  Horaz  einen  schlechten  dichter,  wenn 
er  ihn  recht  arg  schimpfen  will,  einen  Chorilas  nennt, 
so  ist  ihm  Aristarch  . . .  das  ideal  eines  kunstrichten;  ond 
ich  denke  nicht,  dasz  es  einer  gewichtigem  autoriiät  be- 
darf, um  die  verkleinerer  dieses  Iranstriebters  zu  l>oden  xa 
wägen.  WiF.t^Ni>  Horawii« ir<^  («Mn.  «m  8.  8}  8  (1787).  841 ; 
denn  ich  darf  meine  gewichtigen  gSnner  nicht  verlieren. 
wenn  ich  nicht  in  den  nbgrund  des  elends  sinken  soll. 
G.  Frbytao  {rerl,  handaehr.  a,  4)  6,  888. 

b))  ich  folgte  meinem  kutscher.  der  mir  mit  gewich- 
tigen tritten  den  weg  durch  das  sprachzimmer  frei  machte. 
ThCmmkl  (retM  1)  1,96;  der  virtb  war  sell>st  daheim, 
ein  schwerer  mann  am  leibe;  sein  schritt  war  so  ge- 
wichtig, dass  es  den  gasten  allemal  angst  wurde,  wenn 
er  ihretwegen  einen  tritt  versetzte,  sie  mfissten  ihn  be- 
zahlen, eben  weil  er  so  gewichtig  war.  sein  geldbeatel 
und  sein  ansehen  waren  desto  leichter;  daran  aberdadrt« 
Uli  nicht;  er  war  noch  so  gewohnt,  von  der  äa>nr«i 
schwere  auf  die  innere  sa  sehlie5zen.  Gottiielp  üUder 
päehter  eap.  6;  langsam,  gewichtigen  Schrittes  fin(  er 
auszen  vorbei  and  stiess  im  gehen  mit  dem  spteas  takt- 
mäszig  auf  den  hartgefrorenen  boden.  Walthbr  Sibo- 
PRIFD  Ferment'  865.  daau  vgl.  nunmehr  die  ühatimguie 
Verwendung  im  ainne  von  wichtig:  habe  ich  bMi  Midi 
in  meinen  alten  tagen  noch  in  die  Germania  hier  ge- 
meldet ...  ich  betrachte  dies  aber  nicht  als  einen  sehr 
gewichtigen  schritt,  denn  bei  den  wenigen  TeranigancB- 
punkten  ...  ist  das  hiesige  verbindanfdabea  kein  sdir 
intensives.  Scheffel  britfe  an  ScMwamb  {Beriiti  1846)  e.  56. 

362* 


5771      GEWICHTIG  (2,c,  gewichtige  worte) 

c))  er  schrak  auch  nicht  wenig  zusammen,  als  er  plötz- 
lich eine  gewichtige  hand  auf  seiner  schulter  fühlte. 
W.  Raabe  leute  aus  dem  walde'  288;  er  meint  wohl,  dasz 
er  die  gewichtige  hand  des  alters  schwer  auf  seinem 
Scheitel  fühle,  s.  249;  ja,  schlosz  die  Valtinessin  mit  einem 
gewichtigen  schlag  auf  ihre  kniee.  wir  wollen  das  unsere 
thun  nach  unsern  kräften.  Otto  Ludwig  (Heiterethei)  2, 65 ; 
der  klopfer  unten  erklang  in  drei  gewichtigen  schlagen. 
Paul  Heyse  {ital.  nov.l:  Andrea  Delfin);  'und  das  thür- 
verrammeln?'  {Münchhausen.)  konnte  ich  denn  wissen, 
dasz  ihre  gewichtige  kraft  mir  so  nahe  sei.  Immermann 
{Münchhausen  6, 6)  3,  137. 

c)  die  vollzogene  Übertragung. 

a)  sie  führt  vor  allem  die  linien  weiter,  die  der  gebrauch 
von  gewicht  im  sinne  von  kraft,  wucht,  gewalt  schon  oben 
hatten  ziehen  lassen,  theikveise  begegnen  die  gleichen  Ver- 
bindungen. 

l))  das  ruhige,  ernste  äuge  des  oheims  . . .  das  ironische 
lächeln,  das  hie  und  da  bei  einer  äusserung  des  jungen 
mannes  um  seinen  mund  blitzte,  dies  alles  und  das  ganze 
gewichtige  wesen  des  alten  imponierte  ihm  auf  eine 
weise,  die  ihm  höchst  unbequem  war.  Wilhelm  Hauff 
das  bild  des  kaisers;  Münchhausen  suchte  mit  einem  ge- 
wichtigen blicke  den  vorlauten  in  seine  schranken  zu- 
rückzuweisen. Immermann  (Münchhausen  l,  8)  1,89;  zog 
er  sie  jetzt  einen  augenblick  bei  seite,  und  sagte  ihr 
mit  gewichtiger,  fast  zu  lauter  stimme...  Th.  Mundt 
Berlin  u.  seine  künste  2;  die  vielgewichtige  stimme  der 
mutter,  des  vaters,  des  meisters  hört  das  kind  nicht, 
sondern  sieht  nur  die  ernste  miene  des  aufsehers,  der 
über  alle  gesetzt  ist.  J.  G.  Kohl  reisen  in  England  u. 
Wales  2,  349. 

2))  wie  er  (Palladio)  gedacht  und  wie  er  gearbeitet, 
wird  mir  immer  klarer,  je  mehr  ich  seine  werke  lese  und 
dabei  betrachte,  wie  er  die  alten  behandelt:  denn  er 
macht  wenig  worte,  sie  sind  aber  alle  gewichtig.  Göthe 
(ital.  reise  l)  27, 127 ; 

woher  diesz  wort  mir  schallt  —  ob  es  ganz  leer, 
ob  ganz  gewichtig  ist,  das  ist  die  frage  1 
hier  gibts  kein  mittleres,    die  höchste  Weisheit 
grSiizt  hier  so  nahe  an  den  höchsten  wahn. 

Schiller  {Wallensteins  tod  1, 1)  12,  207; 
höret  der  mutter  vermahnende  rede, 
wahrlich,  sie  spricht  ein  gewichtiges  wort! 

(braut  von  Messina)  14,  31 ; 
wandte  sich,  tief  bewegt  und  sanft,  der  grosse  Pelide 
gegen  Antilocbus  hin  und  sprach  die  gewichtigen  worte. 
Göthe  {Achilleis)  40,  341 ; 

bei  anpreisung  der  vorteile,  die  jedem  gebildeten  menschen 
das  zeichnen  gewähre,  sprach  Goethe  das  gewichtige  und 
doch   sehr  einfache  wort:   es  entwickelt  und  nötigt  zur 
aufmerksamkeit  und   das  ist  ja  doch  das  höchste  aller 
fertigkeiten  und  tugenden.  Unterhaltungen  mit  dem  kanzler 
von  Müller,  Burkhardt^  s.  16;  mir  ist  zuweilen,  als  höre 
ich  zwischen  dem  brüllen  des  sturmes  das  gewichtige  wort 
des    alten  Jobst  Sackmann,    das  bei   jeder  Wiederkehr 
immer  dröhnender  ins  gehör  fällt:  wo  is  he  bleven  —  wo 
is  he  bleven?   mortuus  est.  Th.  Stürm  (heimkehr)  3,137; 
'ich  will'  ist  ein  gewichtig  wort, 
spricht  mit  sich  selbst  der  mann; 
doch  steht  genüber  er  der  weit, 
so  gilt  doch  nur:  'ich  kann'. 

Grillparzer  (leben  u.  lieben:  epigrammatisches : 
wollen  u.  können)  1*,  99 ; 
ich  vermisse  keinen, 
der  da  berufen  ist,  gewicht'ges  wort 
zum  wohl  und  wehe  meines  reichs  zu  sprechen. 

Ferdinand  v.  Saar  kaiser  Heinrich  IV. 
(Heinrichs  tod  4,  5); 

und  verfügte  in  kurzen,  aber  gewichtigen  werten,  vie  viel 
an  vertrauen  und  credit  den  kleinen  handlungen  zu 
schenken  sei.  G.  Freytag  (soU  ti.  haben  l,i)  4,89;  durch 
diese  gewichtige  botschaft  hatte  Larkens  auf  einmal  eine 
ganz  andere,  völlig  gesicherte  Stellung  in  seinem  beruf 
als  vermittler  gewonnen.  Mörike  (maler  Nolten  i)  4,  212 
Krausz;  für  sie,  Tony  Buddenbrook,  handelte  es  sich 
plötzlich  um  alle  diese,  furchtbar  gewichtigen  ausdrücke, 
die  sie  bislang  nur  gelesen  hatte:  um  ihr  'Jawort',  um 
ihre  'hand'  . . .  'fürs  leben".  Thomas  Mann  Buddenbrooks 

(8,2)  1,144. 

8))  senden  sie  mir  das  gedieht  ('das  reich  der  schatten') 
mit    rückkehrender   post   wieder.     Michaelis    erhält    es 


GEWICHTIG  (2,  c,  gewichtige  gründe)      5772 

nicht,  auch  ist  es  für  eine  almanachsarbeit  zu  gewichtig. 
Schiller  (an  Wilh.  v.  Humboldt)  4,  283  Jonas;  ich  er- 
suche die  hochachtbare  und  achtbare  gesellschaft,  zu 
bemerken,  dasz  ich  für  angemessen  erachtet  habe,  bei 
diesem  dritten  gliede  meines  dreigesangs,  ...  die  uralt  ge- 
wichtige form  des  Stabreims  anzuwenden.  Fr.Th.  Vischer 
auch  einer  221. 

4))  besonders,  wenn  die  liberalen 

die  pinsel  fassen,  kühnlich  malen, 

man  freut  sich  am  originalen; 

da  zeigt  sich  uns  ein  jeder  frei: 

er  ist  von  kindesbeinen  tüchtig, 

besieht  sich  erd'  und  himmel  richtig, 

sein  urtheil  ist  ihm  nur  gewichtig, 

die  kunst  ist  selbst  schon  tyrannei. 

Göthe  (zahme  xenien  9)  5, 152  Weimar; 

warum  wäre  es  denn  nöthig,  dasz  ein  arzt . . .  gegen  zwölf 
jähre  auf  höheren  schulen  und  Universitäten  kenntnisse 
aller  art  einsammlet  . . .  wenn  der  rath  alter  weiber, 
Schäfer,  bartscherer,  nachrichter,  grobschmiede  und  quack- 
salber  eben  so  gewichtig  . . .  wäre.  H.  v.  Martius  Hebe 
(1822)  s.  159;  alle  wissen  gut  zu  reden,  alle  sind  eifrig  und 
haben  dabei  ein  gehaltenes  wesen,  das  ihnen  sehr  wohl- 
steht, die  erörterung  erhebt  sich,  ein  kämpf  gewichtiger 
meinungen  beginnt.  6.  Freytag  (verl.  handschr.  2,  3)  6,  254. 

5))  die  Weimarischen  kunstfreunde  hielten  es  nunmehr 
für  pflicht,  das  was  an  ihrem  einflusz  gewichtig  sein 
konnte,  auch  auf  die  schale  zu  legen.  Göthe  (annalen 
1803)  31, 166;  wenn  die  junge  herrlichkeit  einem  armen 
manne  glauben  schenken  will  ...  so  thut  sie  in  St.  Andrea 
ein  gewichtiges  gelübde,  verschliesst  sich  in  eine  zelle 
und  zieht  sich  das  betttuch  über  die  lieben  bedrohten 
äugen.  G.  F.  Meyer  Angela  Borgia  59 ;  nun  aber  sind  die 
Veränderungen,  die  der  gedanke  im  innern  hervorbringt, 
völlig  so  gewichtig,  als  diejenigen,  die  er,  den  ihm  zu- 
nächst liegenden  inneren  stoff  mit  dem  äuszeren  vertau- 
schend, in  der  weit  bewirkt.  Hebbel  tagebücher  (20. 1. 1842) 
2, 142  Werner. 

6))  aus  diesen  gewichtigen  gründen  also  . . .  musz  jeder 
freund  des  Vaterlandes  den  wünsch  aussprechen  . .  . 
E.  M.  Arndt  Schriften  f.  m.  l.  Deutschen  3,  271;  die  gute 
Salome  . . .  schrieb  dann  dem  unbesonnenen  prüfer  ihres 
herzens  in  einem  kleinen  brieflein :  es  könne  nicht  sein  I 
es  könne  aus  verschiedenen  gewichtigen  gründen  nicht 
sein.  Gottfried  Keller  (Züricher  nov.:  der  landvogt  von 
Oreifensee)  6^^  165;  so  gesellen  sich  zu  kleinen  kultur- 
bildern  ansätze  der  literarischen  satire ,  bis  mit  den 
grazien,  furien  ...  die  griechische  mythologie  gewichtigere 
Zeugnisse  von  anmut,  strafe  und  Vergänglichkeit  beibringt. 
E.  Schmidt  einleit.  zu  Oöthes  Faust  II  (jubiläumsausg.). 

ß)  auch  auszerhalb  des  engeren  kreises  der  um  den  begriff 
der  kraft,  der  wucht  sich  schlieszenden  festen  Verbindungen 
grenzt  sich  gewichtig  gegen  wichtig  meist  dadurch  ab,  dasz 
dem  Sprachgefühl  der  begriff  des  entscheidenden,  ausschlug 
gebenden  vorschwebt,  in  manchen  belegen  freilich  ist  es 
einfach  individuelle  Vorliebe,  die  das  vollere  wort  heranzieht. 

1))  wäre  der  weg  noch  eine  Viertelstunde  länger,  so  ist 
nicht  abzusehen,  wie  tief  unsere  Stimmung  noch  sinken 
könnte,  das  ist  die  gewichtige  Viertelstunde,  auf  die  es 
in  so  vielen  erdenlagen  und  Stimmungen  ankommt  zu 
unserem  behagen  oder  elend.  W.  Raabe  alte  nester  cap.  7; 
ich  weisz  ja,  dasz  es  sitte  ist,  einen  kaufmann  zu  hei- 
raten, aber  Morten  gehört  eben  zu  dem  anderen  teile 
von  angesehenen  herren,  den  gelehrten,  er  ist  nicht  reich, 
was  wohl  für  dich  und  mama  gewichtig  ist.  Thomas 
Mann  Buddenbrooks  (3, 10)  l,  205. 

2))  es  ist  eine  hohe,  eine  gewichtige,  eine  heilige  pflicht, 
dasz  der  mensch,  der  nur  das  eine  leben  hat,  es  voll 
anwende.  Stifter  (der  waldgänger  2)  erz.  2, 106  Aprent; 
er  hatte  die  zoll-procura  für  die  geschäfte  nach  dem  aus- 
lande, das  gewichtige  recht,  den  namen  T.O.Schröter 
unter  die  begleitscheine  des  hauses  zu  setzen.  G.  Freytag 
(soll  u.  haben  i,  l)  i,  87 ;  doch  mögt  ihr  selbst  denken, 
dasz  es  mir  geringe  freude  ist,  mit  einem  weibe  durch 
das  land  zu  ziehen,  zumal  ich  in  gewichtigen  sachen 
reise  und  eilig  bin.  G.  Freytag  (ahnen  3,9)  lo,  248;  sie 
hatten  viel  miteinander  zu  besprechen  gehabt,  so  ernste 
und  gewichtige  dinge,  dasz  beide  das  trinken  darüber  ver- 
gessen mochten.  Paul  Heyse  (neue  moral.  nov.:  Jorinde) 
II,  4  «.40; 


5773  GEWICHTIGKEIT 

nnhn  fahr  Ich  erat,  wie  eitel 
dee  glück«  ceachenRe  eind, 
«iewobi  Icn  auf  dem  ecbeitel 
•cbon  krönen  trug  ala  kindl 
wu  ie  mir  schien  gewichtig, 
lerttlebt  wie  ein  >tom : 
0  weit,  du  biet  eo  nichtig, 
da  biet  so  klein,  o  RoniT 

PiJiTiN  {UagtUed  kaüer  Otto  dt$  dHttm) 
1,  88  Redlkh. 

GEWICHTIGKEIT,  /.  abUittmg  vom  vorktrg^^tntUn t 
gewiohtigkoit  Cami>k  >,«»»;  gewichtigkeit,  poniirpiatMM, 
heaxnneta,  wrightinea»,  fig.  fort»,  importane*  ...  di«  ge- 
wiohtigkoit dioner  worte.  Hilpert  8, 1,464'';  t\e  {die küniffin) 
schien  so  hoitor,  sie  schien  so  gar  keine  ahnung  von  der 
gewichtigkoit  des  aagenblicks  (abend  vor  der  abreiae  tur 
artnee  1806)  zu  haben  I  J.  FOnST  Henriette  Hera  86;  weil 
bei  ana  alles  auf  dem  köpfe  steht,  seit  monsignore  Mar- 
ccUo  Rom  verlassen  hati  sagte  er  mit  der  gewichtigkeit 
eines  eingeweihten.  Fanny  Lkwai.d  di*reiMg^ßkrteni,VA. 

GEWICHTKASTEN,  m..  au»  ältesten  beathreibiingen  der 
uhr  im  Straatburger  Münater  bdtgt:  zur  rechten  handt 
daran  hats  (daa  aatrolabium)  ain  casten,  darein  gehen 
alle  gwicht  verborgen,  darauf  stect  zu  oberist  ain  haan, 
der  sohlcgt  die  flUgel  zusamben  und  kräet  ehe  dann  es 
schlcgt.  . . .  der  gewichtoasten  ist  auch  gemalet  und  go- 
zicrot  auf  aincr  selten  mit  den  dreien  göttinen  parcis  mit 
ainem   rockhcn.    F.unstinokh    raiabxteh  (44.  reiae)  a.  868 

altner;       beineben  nun  zur  rechten  band 
bat  e«  ein  kaston  an  der  wand, 
dorinn  gebn  all  gowidit  verborgen, 
drautr  steht  ein  nan  jhn  zu  versorgen, 
der  helt  die  wacht  und  eh  ea  schlecht 
krftht  er,  und  schwingt  die  flOgel  recht  .  . . 
der  gwicntkast  auch  gemahlet  Ist, 
aufT  einer  selten  zugerüst, 
mit  dreien  weibem  welche  spinnen, 
an  einer  kunckel  obn  zerrinnen. 

Fischart  («.  o.  tp.  6747)  bei  0.  Schadabuh 
«iimmutn  Argent.  tanplum  (1617)  «.  48. 

GEWICHTKUNST,  /.  i)  tur  kenmeichnung  dea  theilea 
der  mechanik  gebildet,  der  mit  dem  fremd%cort  statik  tu- 
sammengefaaxt  xoird.  die  ältesten  belege  sind  der  ent- 
aprechenden  fachlitteratur .  entnommen  und  gehören  dem 
17.  jahrh.  an.  in  die  xcörterbilcher  dringt  daa  eompoaiitim 
erat,  ah  es  dem  lebendigen  gebrauche  abstirbt,  xt«  anfang 
des  18.  jahrh. ;  es  icird  jedoch  nur  von  einigen  der  fremd- 
sprachlichen tob.  übernommen,  bei  AoBLtlNO  tat  ea  nicht 
gebucht,  und  Campe,  der  in  aeinem  verdeutaehunga%e9rter- 
bucJi  (M7)/«r  static  daa  wort  gleichgewichtslehre  vorachlägt, 
fuhrt  gewichtkunst  nicht  einmal  unter  den  eoneurrens- 
formen  auf,  die  er  bekämpft,  bemerkensteerth  tat.  dasa 
Campf.  bei  der  bildung  gewichtswissonschaft  (».  i«.)  an  detn 
gleichen  momente  anstosz  nimmt,  das  auch  ßlr  gewicht- 
kunst  gilt,  ihm  ermangelt  gewicht  hier  der  ßlhigkeit,  ein 
nomen  actionis  tur  geltung  tu  bringen;  diese  acheint  ihm 
nur  noch  bei  gleichgewicht  vorzuliegen. 

a)  de  mathesi:  et  primum  de  arithmetica.  von  den  zohl- 
masz-  und  gewicht-kflnsten,  und  erstlich  von  der  rechen- 
kunst.  J.  Felbinoer  nomencl.  latinogerm.  Zs*;  stehen  in 
der  nioinung,  der  beschriene  kunst-adler  desx  Regiomon- 
tani  sei  nicht  anders,  dann  auf  diese  weise,  gopresentiret 
worden:  sintemal  es  wider  alle  grundsätze  der  gewicht- 
kunst  laufTo,  dasz  er,  wie  man  ausgebe,  durch  eine 
heimlich-verborgene  gewichtproportion,  also  solte  geflogen 
haben.  Erasiuus  Francisci  lustige  achaubUhne  (6.  Ver- 
sammlung) i  (tees),  983;  dannenhero  ist  die  feuerkunst, 
lufTtkunst,  Wasserkunst,  und  gowichtkunst  auffgekommen. 
Jon.  Joach.  Becher  närrische  \ceisheit  188  {anhanq:  von 
VHtsserteercken  u.  loasserkiinsfen).    vgl.  gewicht  sp.  h*e. 

b)  statica  . . .  ars,  gewichtkunst  Dknzi.er  749*;  gewicht- 
kunst,  *tof»ca  ALBR9e6<>;  Kirsch  8,i5l»>;  Matthiak  8.i8i*; 
Hederich  l,  1488;  gewichtkunst,  gewichtwissenschaft, 
statique  RoNDKAU  8,  Uu  8«;  gewichtkunst,  statics  Hilpkrt 
8,1,464";  gewichtkunst,  statiqtie.  statics  Bbii,  teeÄnol. 
icb.  848. 

2)  bei  Matthiae  ist  am  compositum  auch  die  engere  bt- 
tiehung  auf  das  tcägecerfahren  enivrickelt:  atathmiea  .  .  . 
gewicht  oder  wagkunst,  da  man  mit  allen  denjenigen 
Sachen  umgehet,  so  zum  abw&gen  gehören.  8, 148'>;  müna-, 
gewicht-  und  maaszkunst.  ebenda,  vgl.  dagegen  gewichta- 
kunde,  a.  d. 


6EWICHTICACHER 


6774 


GEWICHTKONSTLER,  m.,  mmm»  tfientU  aum  vcrkar- 
ftktHdtn,  nur  in  einig«  der  oben  ganantttem  taörtmrbüdktr 
m^fganommen:  atatictta.  gewIohtkOnatJer  Dbnklkr  7M*: 
Hbobhich  8.148^:  gewichtkOnstler,  atatieus  Aler  MC*. 

GEWICHTLEGEN,  n.,  a.  oben  tu  gewicht  II  ap.wm: 
Corinna  hat  nun  wohl  fDr  immer  mit  der  modeniilAt 
und  dem  krankhaften  gewicbtlegen  aaff  ftOBMrli«b«  f»* 
brochen.  Fon tank  {/rau  Janny  Trdbd  l&)  I.  •  #.  US. 

GKWICHTLEIN.  n.,  thrd.  9mUtlm»rung^form  m  f»- 
wicht  II,  die  im  gagtntaim  tu  fawlehtfiben  («.  d.)  in  im 
buehungen  der  gtmtittsprmekt  übtrtaiegt. 

i)  der  eigentlieha  gt^aitth:  pondiaeulum,  kleingewicht; 
cum  aaxi  ponduaeulo,  mit  einem  gewichtle  eins  •teio«, 
der  es  beschwire.  Cholinus-Pri8iiis«70*;  c^nwo  Maalbh 
179*;  etliche  gewichtlin  seien  also  klein,  daa  sie  nit  ge- 
merckt  werden,  so  man  sie  auff  die  kleinen  wftglin  legt. 
Rypp  reeMt.  vtrat.  teag  und  gewicht»  D  s";  daa  aia 
wagbalok  anfT  ein  selten,  welche  ea  wer, 
durch  ein  zugewiohtlin  dem  einen  eorpa«  weiter  ta- 
gchencket,  oder  mit  der  handt  nider  gedracket  C4^  u.  a.; 
darzn  ein  geradta  holtz  in  das  röhr  gesteckt  und  der 
quadrant,  hernach  daranfT  gestalt  oder  gehalten  soI  werden, 
dusz  das  gewichtlein  auff  kein  selten,  aonder  in  die 
mitten  «wischen  dem  fOnff  ond  TlarlsifBten  gradt  . . . 
eintreffe.  Lbonh.  Fronsprrobr  AruyaAsMA  t.  loo^;  setz« 
den  qnadranten . . .  oben  auff  die  bOcbsen  oder  stUck.  annd 
rücket  darmit  so  lang  aaff  and  nider  daa  gewichtlein,  aoff 
sein  meisten  puncten  fleisaig  eintreffen.  106*;  gewichtlein, 
pondusctdum  Stiei.er  aSM;  «Aeiwo  Stbihbach  8,  lOls; 
Kirsch  8,  löi**;  .Matiiiiar  t,  181*;  Hrdbrich  i,l4n:  ge- 
wichtlein, peaarcllo  Kiiami:«  tetttaeh  ital.  diet.  (l7<ll)t,ltS«*: 
gewichtlein,  »mall  tceight.  teutaehengl.  teb.  (1716)  8,  77S;  g»- 
wichtlein,  petit  poida  Rondrau  t,  Un  s*. 

8)  übertragener  gebrotteh: 

der  Schelm,  der  kann  doch  nicht  rar  hSllen  fahr«n. 

die  maid  auch,  frischen  lebens  voll, 

die  konnte  leicht  so  stoU  und  Qppig  werden. 


drum,  wo  die  schwlnn  sich  ihr  aJIzuflOcbtig  regt, 
henk'  ich  ihr  ein  nwichtlein  ao, 
auf  dasz  sie's  beide  im  masz«  treffen. 


und  (Mbllcb.  wenn  es  nifl,  hinkommen,  er  wie  sie, 
wo  ich  sie  alle  gern  vertammeln  mOchte. 

H.  V.  KLBnr  (oMe*  «.  «vTeteA)  «,  45 
jafa  Bekmtdt. 

GEWICHTLOS,  a4j..  im  gagtnmh  m  gewiobtif  («.  d.. 
vgl.  auch  gewiobtroll)  gMldat  imt  tomfoiHum  wird  auerat 
bei  Campr  (8,  868*)  gäuehi  ttitd  tm»  Voss  btUgt: 

l)   siehe  die  feurige  krait  dea  gewichtle«  wSIbeadan  kimmeis 

schimmert'  empor,  und  wUilta  den  obantan  ort  in  daa  bMien. 

Voss  Ofid  vayamdLidtaaekit^ii^Ui  l,Sj;i,M:  igmm 

vgl.  gewiobtlos,  teaightlea»  Hilpert  II.  1,464^;  tfC  mtieh 
ein  kanea  brausen  der  rftder,  ein  geschickte«  aofKangen 
des  nachgeworfenen  koffers,  ein  augenbltck  des  bedenk- 
lichen Schwankens  de«  noch  gleichgewichtlosen  kahna 
und  der  dampfer  soboss  weiter,  der  kahn  dem  ufer  tu. 
K.  Gutzkow  der  tattbanr  von  Som  8,  8. 

8)  atteh  der  übertrogmt  gtbrmueh  tat  hier  früh  «nhaidMt. 
Campr  führt  aus  der  Jenaer  lit.  teitung  an:  sailM  fcl«««n 
sind  ohne  Unterstützung  von  grtlnden  gant  {«wMltlM; 
vgl.  auch  gewichtlos  .  .  .  ßg.  taithout  ti\/fw<iw»,  artdii 
Hilpert. 

GEWICHTLOSIGKEIT.  /..  ».  Campr  tmttr  gewicbtlos. 

GEWICHTMACHER,  m.,  ein*  dar  aUaatm  lummmen- 
aetaungen  mit  gewicht  II:  in  demselben  JRhi«  UC4  be- 
stimmten die  rheinischen  kurfQrsten  in  iblWR  aflaifweüi 
{im  Pfäls.  eop.buch  nr.  18  /.  109).  dasx  de  «ilMB  gaOMilMS 
gewichtmacher  aufstellen  wollten,  der  alle  jastificirten 
geld  wagen  verfertigen  sollte,  damit  daa  geld  in  dem  verein 
gleichmftssig  abfewogen  würde.  Horb  aaitaehr.f.  ge»eh.  d. 
Oberrhein»  9, 18;  do  beben  sich  die  bflltxen  rOren  an  ond 
geen  verrer  die  Waggassen  hinumb  swisoben  de«  gewicht- 
machers  haus  and  der  rinnen  in  der  Wagfassea  bis  . . . 
vor  dea  Woltsels  bans.  Tociibr  tanaiiistolMdfc  iaratadt 
Nürnberg  176;  item  an  des  gewicbtmadMn  haas  totu  bei 
der  wage.  146:  ähnlieh  IM; 

betn  gwicht,  und  wag—niiiii  wolfail 

eisQ,  meas,  gioggmisR,  sadr  dnn  nit  thail, 

dise  all  snecLtan  Beba  wün  ir  baiL 

Qboro  Rtaca  v.  OBRCuMaansRif  mümtck^rück 
wen  «ffirfsl  wtUtkattdUn  tut  Ittckmahf 


5775 


GEWICHTMASZ 


GEWICHTSBEZEICHNUNG 


5776 


soll  hinfüro  ein  jeder  gewich tmacher  auff  dem  roth- 
schmidt-handwerck,  der  mössene  gewicht,  sie  weren  klein 
oder  grosz,  machen,  und  dieselben  inwendig  mit  blei 
auszfüllen  wollte,  einem  jeden  solchen  gewicht  unten  am 
boten  ein  löchlein  oder  spiegel  . . .  offen  lassen.  ...  es 
soll  auch  ein  jeder  gewichtmacher  die  gewicht  mit  klarem 
lautern  blci  ausfüllen.  Nürnberger  ordn.  der  meister  des 
rothschmied-handwerks  von  1694  §32;  der  gewichtmacher 
wäge  fleissig  das  zeitliche  gegen  den  ewigen,  und  da 
er  die  gewichter  machet,  dencke  er  an  den  sprach: 
seternum  glorise,  pondus  operantur  in  ccelis,  dasz  die 
trübseeligkeiten,  so  uns  gott  schicket,  ein  recht  starckes 
gewicht  sein  im  himmel,  so  unsere  seelen  hinauf  heben, 
wie  der  heilige  apostel  Paulus  meldet,  ein  spott  ist  es, 
wann  es  geschieht,  dasz  einer,  so  stets  umgehet  mit  ge- 
wicht, sein  leben  nicht  nach  der  ewigkeit  rieht.  Abr. 
A  S.  Clara  etwas  für  alle  (der  geivichtmucher)  2,  278,  vgl. 
auch  273.  die  vorherrschende  Stellung,  die  gerade  Nürnberg 
in  dem  gebrauch  dieser  süddeutschen  bildung  einnimmt, 
spricht  sich  auch  in  andern  aufzeichnungen  —  namentlich 
der  loörterbücher  —  aus:  in  Nürnberg  sind  eigene  gewicht- 
macher anzutreffen.  Chomel  4, 1053;  gewicht-macher,  ge- 
hören in  Nürnberg  mit  unter  die  roth-schmiede ,  und 
verfertigen  vornehmlich  centner,  pfunde,  lothe  und  quent- 
lein,  desgleichen  die  so  genannten  einsatz-,  gold-  und 
Silber  gewichte ,  davon  jenes  in  ducaten-  und  cronen-ge- 
wichte  bestehet,  dieses  aber  der  marck  nach  eingerichtet 
wird ,  ferner  perlen-  und  diamanten-gewichte  .  . ;  probir- 
gewichte  ...  apothecker-gewichte.  1059;  ähnlich  Frisch 
2,445";  G.  Chr.  BoHN  neu  eröffnetes  waarenlager  B3e ;  und 
später  ScHEDEL  waarenlex.  1^,  298.  dazu  vgl.  gewicht- 
macher, ein  zweig  von  rothgiessern.  Nicolai  reise  l.  beil. 
115  {Verzeichnis  aller  handwerker  zu  Nürnberg);  andere 
buchungen  deuten  auf  allgemeineren  gebrauch:  gewicht- 
macher, mMestro  di  cimenti.  Kramer  ieutsch-ital.  dict. 
2,  1234'';  gewichtmacher,  he  that  makes  assized  weights. 
teutsch-engl.  lex.  2  (1716),  773;  ähnlich  Hilpert  11,1,464''; 
gewichtmacher,  qui  librae pondera  facit.  Hederich  1,1423; 
gewichtmacher  ...  an  einigen  orten,  eine  art  rothschmiede, 
welche  sich  vornehmlich  auf  die  Verfertigung  messingener 
gewichte  legen.  Adelung  2,  662;  ähnlich  Campe  2,  363*; 
gewichtmacher, balancier, weightmMker.  Beil  technol.wb. 2iS. 

GEWICHTMASZ,  n.,  ältere  vereinzelte  bildung  zu  ge- 
wicht II,  die  von  der  Verwendung  beim  meszverfahren  (vgl. 
sp.  5745)  abzweigt:  darzü  gibts  die  libratio  oder  gewicht- 
masz  der  höhe  nach,  das  zweifeis  one  dadurch  an  das 
statt  höher  theil  (den  oberen  stadttheil),  da  man  die  Ergitz 
nicht  hinbringen  mögen,  das  hinein  geleitet  wasser  zu 
auszführung  alles  unraths  unnd  anderer  kommligkeit  ge- 
dienet haben  wirt.  Christ.  Wurstisen  Basler  chron.  (be- 
schreibung  eines  als  ehemalige  Wasserleitung  angesprochenen 
gewölbes)  33. 

GEWICHTMÜHLE,/.,  vgl.  gewichtfenster :  eine  gewicht- 
mühl  (ßgur  24)  . . .  ist  eine  art  einer  mühl,  welche  durch 
grosse  gewichter  gezogen,  wo  man  mangel  an  wasser,  .  . . 
G.  A.  Böckler  theafr.  machinarum, . . .  handelnd  von  aller- 
hand toasser-,  loind-,  rosz-,  gewicht-  und  handmühlen  (1673)  6'' ; 
eine  gewichtmühl  .  . .  wird  durch  unterschiedliche  ange- 
hängte gegengewichter  mit  dreien  kürben  .  .  auffgezogen.  8". 

GEWICHT-,  GEWICHTSNADELN,  plur.:  gewichtnadeln 
. . .  ipingles  vendues  ä  la  livre.  Karmarsch  technol.  tob. 
1^,246;  gewich tsnadeln ,  Stecknadeln,  die  nach  dem  ge- 
wichte verkauft  werden,  im  gegensatz  zu  den  reihen- 
weise in  papierblätter  (briefe)  eingestochenen  briefnadeln. 
Thiel  4,  429^ 

GEWICHT-,  GEWICHTSORDNÜNG,  /.,  vgl.  Stralsun- 
dische Wägeordnung  von  1695 ;  vgl.  maszordnung.  mit  ge- 
wicht ist  der  zweite  compositionstheil  früh  zusammengestellt 
(Ordnung  und  auffheben  der  gewicht.  Nürnberger  polizei- 
verordn.  von  1468  Baader  s.  187),  aber  in  composition  erst 
zu  anfang  des  19.  jahrh.  belegt:  maasz-  und  gewichtordnung 
für  die  preusz.  Staaten  von  1816.  gesetzsamml.  s.  142;  maasz- 
und  gewichtsordnung  für  den  norddeutschen  bund  von  1868. 
8.  bundesgesetzblatt  a.  a.  o.;  Österreich,  masz-  und  gewichts- 
ordnung von  1872;  (neuer)  entwurf  einer  masz-  und  ge- 
wichtsordnung (für  Deutschland),  drucksachen  des  reiclis- 
tags  (11.  Ugislaturper.  II.  session  nr.  33)  1905/6.  vgl.  auch 
unter  gewichtsystem,  • 


GEWICHTPFENNIG,  m,.,  vereinzelt,  alte  bildung,  vgl. 
gewichtsmark:  tä  ime  üf  sinen  munt,  so  vindestu  ein 
gewichte  pfenning,  den  nim  und  gip  en  vor  mich.  Beheims 
evangelienübersetzung  (Matth.  17,  26). 

GEWICHTPROPORTION,  /.,  s.  unter  gewichtkunst. 

GEWICHTRICHTIG,  adj.:  deszgleichen  so  wol  in 
rflstungen  unnd  kriegsöbungen  erfahren,  so  ordenlich 
jhren  f&nlin  gefolgig,  jhren  hauptleuten  und  obersten  ge- 
horchsam  .  . .  dasz  es  sich  viel  mehr  der  accordantz  der 
orgelpfeiffen ,  oder  einem  wolgewichtrichtigen  uhrwerck 
als  eim  h6r  und  zug  vergliche.  Fi  schart  Gargantua  (50) 
neudr.  420. 

GEWICHTSABNAHME,  /. .-  für  die  gewichts-zu-  oder  ab- 
nähme des  holzes  vom  stammende  eines  baumes  bis 
zum  gipfel  ist  nachstehende  Übersicht  . . .  entnommen. 
S.  Behlen  3,  431  (abnähme  des  gewichtes  Hundeshagen 
forstl.  produktionslehre  364). 

GEWICHTSABWEICHUNG,  /. .-  sowie  sich  auch  das  ver- 
hältnisz  des  alters  an  einem  bäume  durch  wurzel-,  stamm-, 
astholz  und  reiser  ausspricht,  wo  überall  gewichts- 
abweichungen  bei  genauen  versuchen  gefunden  werden 
können.  S.  Behlen  3,424. 

GEWICHTSANALYSE,  /.,  s.  Karmarsch  technol.  wb. 

l',  246. 

GEWICHTSANGABE,  /. :  bei  den  meisten  vorstehender 
hölzer  ist  die  art  nicht  angegeben  ...  es  dient  daher  die 
gewichtsangabe  nur  für  vergleichung.  S.  Behlen  3,  434; 
damit  stimmt  es  überein,  dasz  die  gewichtsangaben  der 
frachttarife  gewöhnlich  vom  ausgelieferten  gewicht  zu 
verstehen  sind.  J.  F.  Voigt  neues  archivf.lMndelsrecht2, 283. 

GEWICHT-,  GEWICHTSSATZ,  m.:  Verordnung  vom 
20sten  october  1812  ...  betreffend  die  gewichtsätze  für 
gerste  auf  mehl.  preusz.  gesetzsamml.  1812  s.  187;  für  die  in 
der  anläge  no.  1.  bemerkten,  nicht  füglich  zu  wiegenden 
gegenstände  sollen  ...  die  dabei  bemerkten  gewichtssätze 
gelten.  Elbschiffahrtsakte  v.  1821,  s.  preusz.  gesetzsamml. 
1822  s.  14 ;  in  ermangelung  solcher  nachweisung  soll  aber 
für  die  letztgedachten  waaren  der  in  der  anläge  B.  aus- 
geworfene normalgewichtssatz  bis  auf  anderweitige  ge- 
meinsame bestimmung  angenommen  werden.  Emsschiff- 
fahrtsvertrag  v.  1843,  s.  preusz.  gesetzsamml.  s.  238;  dasz  an 
die  stelle  des  bisherigen  ohne  weiteres  der  durch  dieses 
gesetz  vorgeschriebene  zentner  tritt,  die  gewichtssätze 
aber  unverändert  bleiben,  ges.  betr.  die  einführung  eines 
allgem.  landesgeivichtes  v.  1856,  s.  preusz.  gesetzsamml.  s.  547 ; 
für  feinere  gewichtssätze,  z.  b.  apothekergewichte,  sind  da- 
her bis  zu  einem  gramm  herunter  stark  vergoldete  messing- 
gewichte  eingeführt.  Lueger  lex.  d.  ges.  technik  4,  648. 

GEWICHTSAUSSCHLAG,  m.,  vgl.  ausschlag  des  gewichts 
sp.  5724;  Campe  führt  das  compositum  zuerst  auf  und  be- 
zeichnet es  als  ungeiDöhnlich :  der  gewichtsausschlag  .  .  . 
was  über  das  eigentliche  gewicht  ist.  2,  363";  gewichts- 
ausschlag . . .  overplus,  surplus.  Hilpert  II,  1,  464''. 

GEWICHTSBERECHNUNG,/.;  gewichtsberechnung  der 
mastthiere.  Thiel  4,  429''. 

GEWICHTSBESTIMMUNG,/..-  behufs  der  hiernach  er- 
forderlichen gewichtsbestimmung  bleibt  es  . . .  den  Schiffern 
unbenommen ,  von  allen  waaren ,  welche  sie  führen  . .  . 
ihr  wirkliches  der  entrichtung  des  Emszolles  zum  gründe 
zu  legendes  gewicht  gehörig  beglaubigt  nachzuweisen.  Ems- 
schiffahrtsvertrag  v.  1843,  preusz.  gesetzsamml.  s.  238;  für 
alle  gewichtsbestimmungen  in  dem  wechselverkehre  der 
postvereinsstaten  gilt  als  gewichtseinheit  das  zollpfund. 
revid.  postvereinsvertrag  von  1851,  preusz.  gesetzsamml.  (1852) 
s.  403;  es  giebt  in  der  praxis,  besonders  in  derjenigen  der 
technißer,  eine  gewichtsgrösze  von  20  centnern  oder 
1000  kilogrammen,  welche  ebenfalls  tonne  genannt  wird  . . . 
an  sich  hat  aber  diese  gewichtsbestimmung  keinen  be- 
zug  auf  das  verhältnisz  zwischen  ver-  und  befrachten. 
J.F.Voigt  neues  archiv  f.  handelsrecht  2,268;  es  ist  klar, 
dass  diese  Störungen  zuvor  ausgeschieden  werden  müssen, 
wenn  wägungen  und  gewichtsbestimmungen  unter  ein- 
ander vergleichbar  werden  sollen.  Lueger  lex.  der  ges, 
technik  4,  648. 

GEWICHTSBEZEICHNUNG,  /. .-  unter  zentner  ist  hier, 
wie  überall,  wo  diese  gewichtsbezeichnung  in  der  akte 
gebraucht  ist ,  der  zollzentner  zu  60  kilogramm  zu  ver- 
stehen . . .  (oü  il  estfait  usage  de  cette  expression).  revidirte 


5777 


GEWICIITSBREMSE 


UtWJLili'STAB 


5778 


RheinarhiffahrUakte  v.  1868  {MUmMfrotokM  7)   «.  prtutM. 
gtaettBamml.  1869  *.  88*. 

GKWICHTSBREMSE,  /.,  vgl.  gewlobtfenater:  g«wioht- 
bremaen.  der  unzug  der  bremsklOlze  erfolgt  mit  hilfe  ron 
gewichten,  diu  durch  entiiprechende  hebvlUbertelzung 
den  erforderlichen  brcmadruck  erreichen  Immh.  Lubobh 
Im.  d.  gea.  technik  4,  M». 

GEWICHTSnUCH,  n.  •  ChriBtinn  Noback  ond  Friedrich 
Noback;   mUnz-,  mast-  und  gowichtabuch.  {Ltiptig  ItM.) 

GEWICHTSCHALE,/.  1)  vgl.  gcwichtaohUsael  und  wag- 
■ohale:  gowichtschaile  Thmtonüta  147,  ».  DiEKEXnACii- 
Wüi.r.KBR  619;  Privatpersonen  bedienen  «ich  bei  grOuem 
lasten  . .' .  gemeiniglich  einer  eisernen  schncllwaage ,  bei 
kleinem  dos  besmera  {vgl.  beaomer  oben  Oieil  1.  ap.  I6lft), 
bei  ganz  kleinen  der  wichtachalo  (gewichtaohale),  [lupRt 
üliot.  der  deuUchen  ttprache  in  Lief-  und  Esthlond  78. 

8)  andern  KAnMAKScil  teehnol.  wb.:  gewichtsohale,  tum 
ausgleichen  der  tara  bei  einer  brUokenwage  {eismb.),  »tat 
for  looM  poiata.  l',  S40. 

GEWICHTSCHKIN,  n..  die  Verwaltung  der  engliachen 
docks  . . .  stellt  dem  hinlerleger  sweierlei  achriften  aua. 
die  eine  derselben  heiszt  Warrant  (l*gorarhcin) ,  ...  die 
andere,  in  der  das  gewicht  verzeichnet  steht,  führt  den 
namen  weightnott«  (newichlsaoheln).  F.  G.  Wikks  d.  illuatr. 
geicerbe  Zeitung  (iMU) «.  896.    vgl.  wageschein,  gewichtanote. 

GEWICHTSCHNUR,/.,  vgl.  gewicht  (*p.  67«k):  ao  du 
kein  ander  Instrument  oder  qnadrant  haat,  ao  muat  du 
fornen  im  mundt  der  bUchsen.  ein  hUltzens  creutz  machen, 
unnd  darein  spannen,  so  lasz  denn  die  gewichtschnucr  von 
oben  aber,  von  dem  mittel  scncken,  unnd  verzeichne  das 
angespant  creutz,  du  magst  auch  wol  nicht  mehr  allein 
ein  holtz,  das  zimlich  breit  ist,  in  die  bUchscn  spannen, 
und  also  mit  der  gewichtschnucr  verzeichnen,  daaz  du 
das  mittel  gewisz  hast.  Leomi.  FRoaaPKHOEH  kriegabueh 
8,  I39*>;  gowichtschnur,  eorde  dea  poida.  weighteofd.  Beii. 
teehnol.  \rh.  2W;  dann  wichst  er  die  gewichtschnar  mit 
pech,  damit  sie  nicht  leer  abrollt  und  nun  versucht  er's 
einmal  tik  tnk.  tik  tak.  Roseoobr  idyllen  atia  einer  unter 
gehenden  ictlt  (volk.tuhren). 

GEWICHTSCHNÜ KLEIN;  n..  verkleinerungt^orm  aum 
vorhergehenden:  ao  gibt  dir  daa  gewichtschnOrlein  die 
weite,  hoho  und  nidere,  wie  der  schusz  gehet.  Fhons- 
PKitaEH  a.  a.  o. ;  ebenao  IM  u.  a. 

GEWICHTSCHOSSEL,/.  t-yi.  gewlchtachale:  lanx.  ata 
tera,  gewichtschüsael.  FniscHi.iN  nomenclat.  triling.  lie». 

GEWICHTSEINHEIT,/.,  vgl.  gewichtsnorm:  die  dabei 
zu  gründe  zu  legende  gewichtseinheit  ist  der  ElbzoU 
centner.  additionalakU  aur  Elbathiffahrtaakte  \U\,  a.preuaa. 
'je.vefzsammi.  9.  468;  fUr  alle  gewichtabestimmungen  in 
k>m  wechselverkehre  der  poat-vereinsstatcn  gilt  als  ge- 
wichtseinheit das  zollpfund.  revidirter  poatvereinavertrag 
f.  1851,  preuax.  gesetz.oamml.  IBM  a.  403;  die  gewichtsein- 
heit in  Frankreich  und  Belgien  ist  das  gramm.  PitKcuTi. 
teehnol.  encgklop.  S8,  atippl.  8  «.  889;  den  gewichten  wird 
eine  gewichtseinheit  zu  gründe  gelegt,  indem  festgesetzt 
wird,  dass  das  gewicht  einer  bestimmten  beobachtung 
oder  einer  beliebigen  andern  bestimnuinir  gleich  eins  sein 
oder  als  gewichtseinheit  genommen  werden  soll.  Li  KüEn 
4,  »48;  im  'münz-,  maass-  und  gcwichtshuch'  sind  die  ver- 
schiedenen gewichte  mit  den  bedeutendsten  der  bisherigen 
deutschen  gewichtseinheiten  verglichen.  Clin.  u.  Fiukdr. 
Noback  voneorta.W;  erst  in  dem  jetzt  so  allgemein 
verbreiteten  franz.  masz-  und  gewichtssystcm  wurden  die 
gewichtseinheiten  mit  den  maszcinhciten  in  einen  be- 
stimmten und  einfachen  Zusammenhang  gebracht.  Thikl 
«,  489*. 

GKWICHTSERLÄUTF.RUNG,  /.  die  den  maass  und 
gcwichtscrlttuterungen  beigegebenen  verglcichungen  mit 
fremden  grossen  werden  beim  gebrauche  dea  buchea  be- 
sonders willkommen  sein.  Chk.  t4.  Fr.  Noback  taachen 
bttch  {einl.)  a.  »). 

GEWICHTSERMITTLUNG,/.  diese  gewichtsermittlung 
könnte  nur  praktischen  werth  haben,  wenn  das  holz  nach 
dem  gewichte  verkauft  würde.  S.  Bbhlbn  fear,  d./orat-  u. 
jagdhtnde  3,  484. 

GEWICHTSGATTÜNO,  /..  für  die  wigung  der  gold 
waaren  von  zwei  gewissen,  herkömmlichen  feingehalten 
dienen  in  Deutschland   hie  und  da  noch  besondere  ge- 


wichtagattungen:   daa  kronengewicht    and  da«  ducaleo- 
gewicht.  Clin.  u.  Fli.  NoiiACK  taaehmbueh  (nn/)  «.84. 

GKWICHTSGEHALT.  ».,  etMupoaitum,  dMdwimi 
beatiindthaU  rukmim  ttfmtMkttfMtfrjf  äurdk  «in 
atudruekawtiäd  karmtmrUihtt  di«  WMi«  . . .  hab«  d«a 
maas-  und  gewichtigehalt,  walelMO  ri«  fewOhnlieh  to 
haben  pflegt.  Lotz  ataatamrUmk^fttUim  t,  l7t. 

GEWICHTSGLEICHE,/,  «o»  Camm /«r  fMehf^rieht 
vorgeaehlagm .-  g«wiob(sflflieb«  ...  die  fMolM  »dar  fleieb- 
heit  de«  gewiebtes  svcier  kOrper  . . .  da«  gl«ichgewicht 
{aeqttüibrium).  t,Mi*;  vgl.  auek  Hetnatz  ilii/i^r6aru« 
8,  s«.    dattt-   gewiobtaglelcher,  m*quäibrüt.  tbtmda. 

GEWICHTSGLEICHPÖHMIQUNG./. .  jMlm/ v.lo.>iUm6 
die  maaaz-  und  gewiobtafl«iebfSnnifaof  aof  den  deter 
reich,  fuaz  im  kOnigr.  BöhOMli  bebreffend. 

GEW1CHTSQRÖSZE.  /.,  «.  umiar  fewicbUbeaUmmuif. 

GEWICHTSGÜT.  n..  aur  bUdung  vgl.  fewlebfanuidefal. 
gewichlsmark :  bei  einigen  waaren  kommt  die  venehledMi- 
heit  vor,  dasz  aie,  je  nach  der  weise  der  Terpadnuif,  bald 
gewicbtagut,  bald  maazfut  aind.  fewürxne&ca  is  alekaa 
oder  packen  aind  gewichtagut,  dieselben  in  kisten  maaeEfot 
i.V.Wounneuea orekiv /.kanddareekt i.t»;  e6«$uotmu.m. 

GEWICHTSKLUMPEN,  m.  er  hing  den  fewiehtafchnpe« 
nicht  weniger  als  drei  mal  an  die  wagsteafe.  Roraoom 
aiindenglOekel  a.  808. 

GEWICHTSKUNDE,/.,  vgl.  gewicbtkunat  f:  ttbiifana 
kann  ala  das  neueate,  voUat&ndigate  ond  zaverilMipla 
werk  Ober  maaz-  ond  gewichtakunde  empfohlen  werden: 
'münz-,  masz-  und  gewicbtsboch'  von  Nobaöek  ...  Prbchtl 
trchnol.  eneykl.  bd.  83.  auppl.  8,  a.  stl. 

GEWICHTSMARK,/.,  vgl.  gewichtpfennig:  daas  der  graf 
von  Veldenz  mit  80  mann  einen  jahraold  von  laoo  mark 
Silbers  erhalten  habe,  ala  gewichtamarken  berechnet 
macht  diea  89,40O  0.  Monr  über  dm»  kriegmamm,  mittAr. 
f.  geaek.  d.  Oberrheina  17,489;  diese  «tOekinhteB  kBaMB 
nur  auf  die  gewichtamark  bezogen  werden,  weil  «ie  die 
mUnzeinheit  war.  Ennrn  m.  Eckemi/  qitellettf.  Köln  s.sio; 
gewichtamark,/.  (ä.  apr.),  im  gcgena.  zur  zahlmark  «Über- 
gewicht von  verschiedenem  feingehalt ;  die  Graier  g.  Wie- 
niachen  gewichta  war  eine  aoagewogene  menge  von 
Pfennigen  in  der  schwere  einer  alten  Wiener  mark.  vgL 
zahlmark  Umorr-Kiiull  890^. 

GEWICHTSMENGE,/,  das  diesjährige  getreide  ist  in 
aeiner  mehrheit  von  vorzüglicher  achwere  ond  gOte.  daa- 
selbe  masz  rocken  giebt  daber  nicbt  allein  eine  grOcMve 
gewichtamenge  an  mchl,  emdesn  dasselbe  mehlgewkht 
giebt  auch  etwas  mehr  ond  krtfUgeree  broi  ab  mmmI 
gewöhnlich,  kanttovtradkeamagasin  i»m».m^;  wenn  awa 
nun  auf  diese  weise  die  Terbindungen  eines  kSrpers,  s.  b. 
des  saaerstoffs,  mit  allen  Übrigen  in  der  art  vereinfacht. 
dasB  die  gewiobtemenge  dieaea  einen  körpcrs  stets  dorch  t 
aoagedrOckt  wird,  ao  atellt  aich  ein  aebr  merkw1ird%a* 
verbtltnis  heraus.  F.Wöiii.er  grvndriaa  der  rA<tRM(UM)t7; 
äknliek  a.  89. 

GEWICHTSNORM./.,  vgl,  fewicbtseinheit:  die  kerne 
dieser  schotcnfrucht  (der  jokammükrmUektti,  urfdrser) 
bildeten  nilmlich  die  anvollkommenea  entaB  gewMrta- 
normen  für  jenen  «weck  sowobl.  als  IQr  die  wlgoag  de« 
goldes  ond  «Üben.  Cnn.  «.  Fr.  Noback  tMclwlaiet  4tr 
müma-,  wtmam-  u.  gtuttktavtHMtmüm  (amI.)  ».  M.  vgL  kanL 

GKWICHTSNADKLN,  a.  gewichtnadeln. 

GEWK.HTSNOTE./. :  gewirhtsnote.  die  spedficalion  des 
gewichta  einer  waarensendnng.  wird  gcwObnlich  neben 
der  factur  ausgestellt,  um  in  dieser  die  Qbersicht  nicht 
zu  stören,  aie  enthält  das  brallogewicht .  die  tara  ond 
dann  das  nach  abzog  dieser  sich  ergebende  nettogewicht 
Tiiu.i.  4.  «»'*.    tgl.  gewirhischein. 

GKWU.HTSORDXrXG.  /.  *.  gewichtoninung. 

GEWICHTSPOLIZEI./.,  die  poliBeidepataUon  bat  die 
Oberaufsicht  ond  füraotg«  ftber:  ...  mftBS-,  maacB-  und 
gewichtspolizei ,  hrak-  wid  sebaoanstaKoi .  komtoirs  xo 
ajostirung  der  maasze  and  gewichte.  gttdUtfUimah  mHi»» 
r.  1808.  pretua.  getttaammml.  a.  488. 

GEWICHTSSATZ.  ^TCCK  n.  «  .  t.  gewichtaats  u. ».  w. 

QBWICHTSTAB,  ir..-  die  nea-er6ffnete  kaolhnanns- 
bOrse.  worin  eine  vollkommene  eonnoi««ance  aller  zo  d. 
handlung  dienenden  Sachen  . . .  gegeben  wird  . . .  mit  münz-, 
und  gewichtstab.  Hamtbmrf  17«7. 


5779 


GEWICHTSTABELLE 


GEWICHTSVERANSCHLAGUNG 


5780 


GEWICHTSTABELLE,  /..•  gewichtstabelle ,  als  Über- 
schrift entsprechender  Zusammenstellungen  s.  preusz.  gesetz- 
samml.  1822  s.  23  u.  a.;  ebenso  1843  s.  248  (normalgewichts- 
tabelle  zur  berechnung  des  Emszolles);  für  nicht  leicht 
■wägbare  gegenstände  kommt  ...  die  unter  D.  beigefügte 
neue  gewichtstabelle  zur  alleinigen  anwendung.  additional- 
akte  zur  Elbschiffahrtsakte  v.  18M,  preusz.  gesetzsamml.  s.  468. 

GEWICHTSTANGE,  /.,  mit  engerer  beziehung  auf  das 
in  gleichgewicht  und  andern  verioendungen  von  gewicht  II 
{ßp.  hin)  zu  tage  tretende  nomen  actionis  .- 

1)  das  compositum  ist  in  den  Wörterbüchern  ungewöhnlich 
reich  bezeugt:  halterem,  die  gewichtstange.  Comenius  orbis 
pictus  (1662)  s.  271  {abschnitt  über  die  gaukelei) ;  kalter, 
gewichtstang ,  so  die  seiltäntzer  brauchen.  G.  M.  König 
gazaph.  latinit.  (1668)  512'';  ganz  ähnlich  Stieler  2133; 
Steinbacii  2,  683;  Kramer  teutsch-ital.  dict.  (1702)  2, 1234''; 
teutsch-engl.wb.  2  (1716),  m;  Aler  936";  Kirsch  2,  151''; 
Matthiae  1,  633«;  2, 181*;  Hederich  1,1423;  Kramer  2,  97» 
(yerioeist  auf  holl.  gewigi-stok);  Rondeau  2,  Uu  3";  Hil- 
pert 11,1,464'';  Campe  2,  363*;  gewichtstange,  halter. 
tetdsch-lat.  wörterbüchlein  (1713)  s.  143 ;  gewichtstange,  bastone 
del  contrepeso,  bäton  de  contrepoids.  Rädlein  383*;  gewicht- 
stange, contre-poids,  poy,  balance-pole.  Beil  technol.  wb.  243. 

2)  litterarische  belege  ßieszen  spärlich:  er  gieng  auch, 
ohne  sich  zu  balanciren,  auf  demselben  schlappen  seile 
ohne  gewichtstange.  curieuse  nachricht  von  Joh.  Carl 
V.  Eckenberg  (l720)  s.  25. 

GEWICHTSTEIN,  n.,  eine  bildung,  die  der  an  gewicht  II 
ztvrückgedrängten  sachbedeutung  für  das  ivägemasz  oder 
allgemeiner  für  den  hebet  {sp.  bliö)  als  besonderes  ausdrucks- 
mittel  dient;  sie  ist  in  Wörterbüchern  soxvol  als  auch  im 
litterarischen  gebrauch  früh  belegt  und  reicht  im  letzteren 
bis  in  die  neueste  spräche  herein. 

1)  die  engere  bedeutung  eines  wägemaszes., 

a)  von  icörterbücliern  verzeichnet  schon  ein  oberdeutsches 
vocabular  des  15.  jahrh.  das  compositum :  stater,  ein  ge- 
wicht stain.  DiEFENBACH  nov.  gloss.  347*;  dazu  vgl.  pon- 
dus,  gewicht-pfundtstein.  Frisch  lin  nomenclat.  tnlinguis 
116'' ;  lapides  appensi,  gewichtstein.  179* ;  das  letztere  auch 
bei  Emmel  331;  gewichtstein,  pois  duquel  on  pese,  peso  da 
pesare.  Hulsius  (1616)138'';  ebenso  Kramer  (1702)  2, 1234''; 
fl7mKcÄDuEZ  (1664)199*;  Rädlein  388*;  Frisch  7iouv.  dict. 
2  (1772),  279 ;  gewichtstein,  lapis  . . .  pars  centenarii  . . .  librum 
de  asse.  Henisch  1599;  gewichtstein,  pondus  Aler  936''; 
Kirsch  2, 151'';  Matthiae  2, 181*;  gewichtstein,  sive  wag- 
stein, pondus.  Stieler  2139;  gewichtstein,  a  stone  used 
for  a  weight.  teutsch-engl.  wb.  2  (1716),  773;  gewichtstein, 
gewigtsteen  Kramer  2,  97*. 

b)  aus  dem  überblick  über  den  gebrauch  der  bibdüber- 
setzung  hat  sich  oben  {sp.  2720)  ergeben,  dasz  gewichtstein 
von  Eck  eingeführt  wird,  der  sich  hierin  mit  der  neuesten 
Übersetzung  von  Kautzsgh  berührt:  pondus  et  statera 
judicia  domini  sunt,  gewicht  und  wag  sint  die  urtail  des 
herren,  und  seine  werch  seind  alle  gewichtstain  des  seckels. 
Eck  Sprüche  Salomo  16, 11 ;  sein  werk  sind  alle  gewicht- 
steine im  beutel.  Kautzsch;  vgl.:  du  sollst  in  deiner 
tasche  nicht  zweierlei  gewichtsteine  haben.  Kautzsch 
6  Mos.  25,  3  (du  solt  in  deinem  sack  nit  mancherlai  ge- 
wicht haben.  Eck),  als  weitere  oberdeutsche  belege  der 
älteren  spräche  {s.  auch  unter  2)  vgl. :  da  mezger  im  ge- 
richt  offne  fleischpenk  haben  und  fleisch  auszgeben  wollen, 
die  sollen  gerechte  saubere  wagen  und  gewichtstain  haben. 
(landtaiding  v.  Taxenbach)  österr.  weisth.  1,  272;  sonsten 
befindet  sich  daselbsten  folgendes :  .  .  .  etliche  gewicht- 
Btein  von  eisen  oder  ertz  verschiedener  grosse,  auff  einer 
Seiten  einen  bischoff,  mit  der  umbschrifft  'Henricus  epi- 
Bcopus',  auff  der  andern  eine  kirch  mit  dreien  thürnen 
vorstellend.  Jacob  von  Königshofen  elsäss.  chron.  1102 
Schilter. 

2)  die  allgemeinere  bedeutung  eines  hebeis : 

a)  gewichtstein,  ein  stein  von  einer  bestimmten  schwere, 
dessen  man  sich  als  gewicht  bedient  . .  .  ein  stein  als 
Uhrgewicht.  Campe  2, 363*;  ähnlich  Hilpert  2, 1,  464''  {fügt 
noch  bei:  der  gewichtstein  an  einer  thüre);  ebenso  Beil 
technol.  wb.  243. 

b)  stein  stossen,  grosse  gewichtstein  von  der  erde  auff- 
heben  und  dergleichen  Übungen,  bedeuten  gegenwertiger 
oder  fiirstehender  sachen  und  handlunge  unglücklichen 


fortgang.  Ryff  übers,  v.  Artemidors  traumbuch  (l,  56)  52'» 
{kälteres);  und  dann  wird  der  urtheilende  verstand  die- 
selben nicht  brauchen  wollen,  massen  die  bilder,  ob  sie 
gleich  an  sich  schön  sind,  den  gewicht-steinen  einer  uhr 
gleich  sind,  welche  zwar  dienen  die  stunden  in  der  uhr, 
für  welche  sie  bestimmet  worden,  richtig  anzuzeigen; 
aber  wenn  sie  von  da  in  eine  andere  versetzet  werden, 
dieselbe  an  ihrer  richtigkeit  übel  hindern  können.  Brei- 
tinger  critiscJie  dichtkunst  l,i30;  etwan  ist  der  gewicht- 
stein zu  leicht,  also  den  kerzenleuchter  anhängen,  es 
thut's  noch  nicht,  auch  den  Stiefelknecht  dazu  —  siehe, 
das  schmeichelt  ihr  —  tik  tak.  Rosegger  idyllen  aiis 
einer  untergehenden  icelt  {volksuhren). 

GEWICHTSTHEIL,  m.;  gewichtstheil  {ehem.)  part.  by 
weigkt,  partie  en  poids.  Karmarsch  technol.  wb.  l^,  246; 
dieser  ausdruck  {das  Sättigungsvermögen  einer  säure)  be- 
deutet nämlich  die  zahl,  welche  die  sauerstoffmenge  einer 
quantität  basis  anzeigt,  die  zur  Sättigung  von  100  gewichts- 
theilen  einer  säure  erforderlich  ist.  F.  Wöhler  grundrisz 
der  Chemie  41. 

GEWICHTSTHERMOMETER,  n. :  gewichtsthermometer, 
ein  glasgefäsz,  das  bei  o"  bis  zu  seiner  engen  mündung 
mit  quecksilber  angefüllt  wird,  nach  massgabe  der  Steige- 
rung der  temperatur  fliesst  quecksilber  aus,  so  dass  sich 
aus  der  hierdurch  entstehenden  gewichtsverminderung 
des  gefässes  die  jeweilige  temperatur  berechnen  lässt. 

LuEGER   i,  649. 

GEWICHTSTONNE,/.:  gewichtstonne  =  1000  kg.  Sten- 
ZEL  deutsches  seemännisches  wb.  147*. 

GEWICHTSTRÄGER,  m.,  im  gegensatz  zu  gewichtträger 
{s.  d.)  ein  ausdruck  der  pferdezticht  {vgl.  oben  sp.  5741  ge- 
wicht mit  der  bedeutung  von  pensum  in  der  spräche  des 
Sports):  gewichtsträger  ein  pferd,  das  im  stände  ist,  einen 
schweren  reifer  zu  tragen,  nach  mittkeilungen  aus  Süd- 
deutschland; der  Wallach  trägt  bequem  200  pfund  . .  .  beide 
pferde  gewichtsträger,  sicher,  ein-  und  zweispännig  ge- 
fahren. Rostocker  anzeiger  januar  1907. 

GEWICHT-,  GEWICHTSSTÜCK,  n..  dient  der  gleicken 
bestimmung ,  %oie  gewichtstein,  als  allgemeinere  bezeich- 
nung ,  die  nicht  an  ein  bestimmtes  material  gebunden 
ist,  bürgert  sie  sich  zu  einer  zeit  ein,  in  der  die  stein- 
gewichte  durck  metallgewichte  ersetzt  werden :  selbige  {ge- 
däcktnis-)t&iel  .  . .  zeigete  in  einer  ausgeschnitzten  devise 
das  bildnisz  Christi,  vor  welchem  mein  vater,  nach 
allen  seinen  lineamenten  abgebildet,  auf  den  knien  lag, 
und  mit  den  bänden  4.  gewichtstücken,  auf  deren  jeden 
das  zeichen  1  centn.  bemerckt,  an  ihren  rincken  hielt. 
von  seinem  munde  an,  waren  in  zweien  Zeilen  folgende 
Worte  ausgeschnitzt:  herri  du  hast  mir  zween  centner 
gethan ;  siehe  da,  ich  habe  mit  denselben  zween  andere 
gewonnen.  Schnabel  insel  Felsenburg  (1733)  409;  die  zu 
verwiegungen  auf  brückenwaagen  bestimmten  gewichts- 
stücke  können  nach  der,  dem  dezimalsysteme  der  ver- 
wiegung entsprechenden  theilung,  bis  auf  das  geringste 
gewicht  von  0,1  loth  ...  im  zoUgewichte  getheilt  werden 
preusz.  gesetz,  die  Stempelung . . .  der  waagen  betr.,  gesetz- 
samml. 1853,  s.  590 ;  die  eichungsbehörden  sind  verpflichtet, 
die  nach  dem  gegenwärtigen  gesetze  zur  Stempelung  ge- 
eigneten gewichtsstücke  . . .  gebührenfrei  zu  eichen  und 
zu  stempeln,  gesetzsamml.  1856,  s.  547 ;  für  das  passir- 
gewicht  der  hauptsächlich  in  einem  lande  umlaufenden 
goldmünzen  enthalten  die  goldwagen  entsprechende  ge- 
wichtsstücke, die  sogenannten  passirsteine.  Fr.  Noback 
kandelswissensckaft^  s.  83;  als  material  für  die  gewichts- 
stücke wird  in  der  praxis  für  die  schwereren  stücke  eisen, 
für  die  kleineren  messing  angewendet.  Lueger  lex.  d. 
ges.  technik  4,  648;  wenn  gewichtsstücke  aus  platin  auf 
der  wage  gegen  einander  abgewogen  werden,  ebenda. 

GEWICHTSUHR,  s.  gewichtuhr. 

GEWICHTSUNTERSCHIED ,  m. :  bei  andern  holzarten 
sind  jene  gewichtsunterschiede  entweder  weniger  bedeu- 
tend, oder  aber  die  bisherigen  ergebnisse  noch  ganz  im 
Widerspruche.  J.  Ch.  Hundeshagen  forstl.  produktions- 
lekre^  S67.    vgl.  S.  Behlen  3,432^. 

GEWICHTSVERANSCHLAGUNG,  /.;  bei  anderen  be- 
wirkt die  Verschiedenheit  der  Verpackung  nur  eine  ver- 
schiedene gewichts-veranschlagung.  J.  F.Yoigt  {Überfracht- 
abschlüaae  . . .)  im  neuen  archiv  f.  handelsreckt  2,  276. 


5781 


GEWICHTS  VERGEHUNG 


GEWICKELT 


5782 


OEWICHTSVERÜKHIJNO.  /.  bestimme  ich  hierfarch. 
dau  die  hälfte  der  für  inaMZ-  und  gewichtuveitetiungen 
gesetzlich  feststehenden  geldstrafen  den  denaniianten  zu 
theil  werden  soll,  pretm.  kabin«t$ordtr  von  taw,  guett- 
»amml.  ».  79. 

GEWICHTSVERPALSCHUNG.  /.,  VfL  unUr  gewichU- 
yerringerung. 

GEWICHTSVERGl.KlCilUNO,   «.  gewichtvergleiobanf. 

GEWICHTSVERHALTNIS.  n.  i)  die  in  dem  §  it  der 
Weserakte  unter  A.  anliegende  tabelle  der  tnaass-  and 
gowichtsverhäitnisse  in  sKmmtlichen  Weseruforstaaten 
ist  in  der  art  berichtigt  worden,  wie  sie  .  . .  anliegt,  pretun. 
ge»etz»amml.  1896  ».  SS;  Chr.  und  Pn.  Noback:  vollstln- 
diges  taschenbuch  der  münz-,  maass-  und  gewichts-rer- 
hKltnisse,  der  staatspapiere,  des  Wechsel  und  hankwesens 
und  der  usanzen  aller  länder  und  handolspl&tze.  1861. 
Leiptig. 

>)  auch  ändert  sich  das  gewichtsTerhftItnisi  von  holz 
ans  verschiedenen  stammtheilen  nach  dem  versohiedenen 
trookengrade  merklich  ab.  J.  Cii.  Hundesiiaorn  forttl. 
prodvktwmMirt^  361;  im  Verhältnisse  znm  wasser  spricht 
sich  das  relative  gewichtsverhältnisz  durch  das  schwimmen 
«aa,  indem  einige  holzarten  gut  schwimmen,  andere  . .  . 
gani  sinken.  S.  Bkiii.f.n  s,  «m. 

GEWICHTSVERLUST,  m.  •  den  grOszten  gewichtsverlust 
hat  das  flchtenholz,  zerstreut  auf  der  eiMne  erwachsen. 
S.  Brhi.i:n  3, 4sn;  gewichtsverlust  ...  die  grSsse  der  ab- 
nähme des  absoluten  gewichtes  eines  kOrpers,  wenn  er 
vorher,  wie  gewöhnlich  in  der  luft  und  dann  im  wasser 
untergetaucht ,  gewogen  wird  . . .  der  verlust ,  welchen 
B.  b.  Sämereien  beim  lagern  durch  austrocknen  erleiden 
oder  das  vieh  beim  transport  auf  der  bahn  etc.  Thiki. 
4,  429". 

GKWICHTSVERRINGERUNG,/..  wann  gewicht  und 
wang  nicht  acht  und  fähig  wäre  .  .  .  wann  die  ge- 
Wichtsverringer-  und  Verfälschung  vorsetzlich  und  mit 
gefährde  beschehen.  hadiaeht  tur^ftordnung  dtr  metiger 
V.  1788  §  89. 

GEWICHTSVERTHEILÜNG./.  politisch  lassen  sich  die 
stärksten,  ganz  besonders  aber  die  dauerndsten  Wirkungen 
immer  nur  indirekt,  mit  langem  hebelarm,  bei  feinster 
gewichtsverteilung  ausüben,  'nur  nicht  zu  dichte  ran'  — 
singt  der  Berliner,  deutsche  teihtng  >4.  11.  1908. 

GEWICHTSVISITATION./.:  dasz  allemal  auf  denttsten 
jänner  die  berichte  über  die  in  dem  vorhergehenden  jähr 
vergenommene  maasz-  und  gewichts  Visitationen  einge- 
sendet w^erden  sollen.  Baden  ■  DurlachücJiet  dekret  v.  I7fi0 
bei  C.  F.  Gerstlachbr  987. 

GEWICHTS  WESEN,  n..-  die  regelung  des  masz  und 
gewichtswesens ,  welche  in  der  vorigen  session  dringen- 
deren aufgaben  weichen  muszte,  wird  in  der  gegenwär- 
tigen zu  ihrer  berathung  gelangen.  Bismarck  {thronrede 
sur  eröffnung  dea  reichatagea  dea  norddmtachen  tntndea 
88.  8.  1868)  4,  S   Kohl. 

GEWICHTSWISSENSCHAFT,  *.  gewichtwissenschaft. 

GEWICHT.  GEWICHTSSYSTEM,  n.;  nachdem  bereits 
unterm  lo.  nov.  isio  ein  neues  maasz-  und  gewichtsystem 
für  unsere  lande  angenommen,  badiaehea  geaeta  v.  ti.aug. 
1888;  bericht  . .  .  hinsichtlich  eines  in  der  Schweix  einzu- 
führenden gleichförmigen  masz-  und  gewichtssystems.1884; 
Brix,  Vorschläge  xu  einem  neuen  maasz-  und  gewichts- 
System  für  Deutschland.  1848  u.  a.;  der  kOnig  von  Han- 
nover  und  . . .  der  groszherzog  von  Oldenburg  schlieszen 
sich  den  Verabredungen  an,  welche  zwischen  den.  zu 
dem  zoll  und  handelsvcreine  gehörigen  regierungen  wegen 
herbeiführung  eines  gleichen  mUnz-,  maasz-  und  gewichte- 
Systems  getroffen  worden  sind,  preuat.  geaetaaamml.  18&3 
a.  416;  mit  dem  l.  Januar  1879  tritt  ein  neues  masz  und 
gewichtssystem  ins  leben,  ein  ereignisz.  dessen  einwirkung 
auf  das  ganze  gewerbliche  und  gesellschaftliche  leben  sich 
wohl  nur  wenige  personen  . . .  vorstellen  können.  Steffena 
volkakalender  /.  1871  •.  66;  mass-  und  gewichtssystem. 
Thiel  4,  489^ 

GEWICHTSZUNAHME,  /..  vgl.  unter  gewichtsabnahme. 

GEWICHTTR.^GER,  m..   t^.  oben  gewichtsträger:    ge- 
wichtträger ...  in  den  hUttenwerken,  ein  hölzerner  hebel 
an  den  blasebälgen  eines  hohen  ofens,   wodurch  sie  im 
gleichgewicht  erhalten  werden.  Caupk  8.  863*. 
IV. 


GEWICHT .  6EWICHT8UHK .  /..  wm  hiUun§  «ff.  ge- 
wiohtfeneter  u.  a.  dmau  vgL  üt  mtußÜaMtlm  dmrmUmn§ 
bei  JACOMaoN  iaeknel.  wo.  ft.  Mi/'. :  na  im  aadani  kmmmar 
war  gemnblet  «Iim  fewiehtahr,  wetoh*  deob  aielit  aof- 
gesogen  war.  HAWOflnrrm  §mßvätk»fiä§  •>  tn;  fewiebt- 
uhr.  librawmUmm,afpansiBpmuliirihti0  tibrmtum  konitpmm 
Stirlbr  «SM:  gewiobtohr.  mifktwi»ml  dotk.  h»ru§t  ä 
poida.  KAHMARecH  teekmU.wb.l',tU;  die  ersten  bekannten 
gewichts-  und  schlafohrea  sind  von  Dondi  in  Italien. 
Ph.  Th.  Vinciibr  midi  dmar  4M. 

GEWICHT,  QEWICRT8VKRGLSICHUN0. /..•  fMrialit> 
und  ellenvergleiehiuicder  berOhmten  handelepUUM.  ^flm 
berg  1781 ;  dagegen  epielea  bei  gewichteverglildli— fen  die 
meteorologisohen  Terhältnisae,  aleo  die  ändervnfen  dea  u  m  - 
gebenden  mediums.  eine  bedeatende  rolle.  Lv%r,v.n  4,  M«. 

GEWICHTVOLL.  a4j..  vgL  gewichtig:  die  so  oft  an  mir 
bewiesene  gnade  macht  mir  mut.  hierbei  die  fewiehtToUe 
daxwischenkunft  eurer  exzellenz  antertlnifit  sa  erMtten. 
GRii.i.PAnzF.H  (an  8tadi4m  MM)  iri^e 70  Olcaay  und  Satter; 
das  material  begann  rieh  lanpam  xa  nebren.  und  manche 
gewichtvolle  anterstfltzang  wurde  mir  sa  tbeU.  Adolf 
SthoDTMANN  vorrrde  tu Biirgera brie/te.  t,vt;  eetn (flbrdef '# 
bei  Dante)  stolzes  und  ernstes  beoebnen  . . .  zeigt .  daas 
hier  nicht  von  einem  Ieicht/erti(8a  llafer  der  liebe  ond 
Verführer  der  frauen,  sondern  toq  «iaeai  gewichtvolleren 
manne  die  rede  ist.  Dikz  poea.  dar  iroub.*  ten;  alles,  was 
Serlo  sprach,  war  der  bnut  wie  mit  anstrengung  ab- 
gerungen, darum  aber  auch  gewichtvoll  und  fest  nad  nie 
unnütz.  C.  Gutzkow  der  aauberer  von  Rom  i,  Mi;  Jesus 
spricht  daher  mit  ausgezeichnetem  lobe  von  ihm  . . .  and 
bezeichnet  selbst  ihn  als  seinen  Vorläufer  . . .  dem  evan- 
gellsten  Johannes  aber  erscheint  noch  nach  vielen  Jahren 
sein  zeugniss  als  besonders  gewichtvoll.  G.  B.  W15ER  Ml. 
rtaliaOrterbueh  1*.  8«7  {Jolmmnaa  dm  Ms^er). 

GEWICHT  .  GEWICHTSWISSKHSCHAFT./.  staUk,  die 
wagekonst,  die  gewichtwlssenschsft  i>srstibfa|r  fai  J.  F.  A. 
KiNDKRLiNO  rwaighdt  4$r  ituiaekm  tfimekt  «.  107.  tyf. 
daau  Campf.  vertUutaeliungatei.  S,  Ml. 

GEWICHTWORT.  n..  vgl.  gewicht  ap.  5780  und  gewichtig 
ap.  5771 :  folglich,  scheints  mir,  ist  jene  vorsteek-silbe  nur 
die  vorrede  zur  zweiten  langem;  so  wie  eine  ähnliche 
anfurth  sogar  durch  die  tautologie  folgenden  gewicht- 
wOrtem  vorsteht:  tod-fall;  eid-schwur . . .  J.Paul  {vor- 
aehule  der  äatheOk  8.  86)  48,  tS8. 

GEWICHTZEICHEN,  n..-  gewichtzeichen,  ein  stenpel. 
wodurch  ehemahls  das  gewicht  auf  dem  tob  isiliSB 
abgeschrotenen  stücke  silber  darch  den  münzmeisler  be- 
zeichnet wurde.  Campb  8,818^;  gewichtzeichen  (üieoüiMf) 
a  atomp  or  wtark  . . .  upon  m  piaee  <^  ailver.  akmaimg  Hb 
%eeigkt.  Hilpert II, 1.464^;  gewichtzeichen  (iflimr)isrysn, 
poinfon.  teeigkt  atamp.  Beil  tethnU.  teb.  848. 

GEWICKEL,  n.,  «rrMfM4ietenhV  tu  wickeln  («.  d.).  vgl. 
gewickel  Camps  8,  888*;  gewickel .  das  bäafige  wickeln. 
HsiNSil's  8.  486*.  die  littermriaeken  baUf  wtiaen  dtmgagam- 
über  die  aaehbedeutung  at^.  die  im  iUmim  fsArMMA  MS- 
mittelbar  an  daa  maar.  Wickel  anknOpft,  wtkrtmd  m  »p§tet 
trol  aecttndör  aua  dem  nomen  aetiomi»  humftkt:  seiden 
und  guldcnstuck  mit  gold  belegte  mlntel ,  caseln .... 
cantzelttteher ,  kelchdeckel.  heiligthamagewickel .  händ- 
schuch.  handfanf,  tapetzereien,  and  das  gants  sacristei- 
gerät  haben  (aie)  mit  der  künstlichen  nadel  gestickt. 
PiscHART  bienenkerb  (1, 8)  88*;  selbst  von  seiner  geliebten 
veriangt  der  zärtliche  Pilostrat  (ep.  67'^  dasz  sie  die  holden 
fUsze  nicht  durch  ein  farbiges  gewickel.  und  schimmere 
es  von  gold,  entstelle:  sondern,  wie  hals,  haar«  und  äugen, 
sie  blosz  trage,  und  dem  erdl>oden  ihre  liebliche  spur 
gOnne.  Jon.  Heinr.  Voss  mytlM.  hrirfe  (Si)  1*.  148; 

dann  vor  der  fürfsn  trimm  and  desi  ■cbreckikb—  atrosa  des 

tAM  der  ncid  b«ilio«.  vor 

und  dem  cntMUlicben  lad*. 

VirgOa  UmB.  fSd.  (Oessy.  i,  IQ  4,  Mi 
(tortMfM  tattmU  en^Si); 

GEWICKELT.  partieipiaU»  mdijaeliw  m  dem  mtmm 
wickeln  («.  d\  daa  aiek  ver^täUniamätiif  ap/U  m  im  ter- 
trendumgakreia  dea  älteren  winden  eindrängt,  die gtbrmiuh»' 
formen  dea  pmrtieipa  issieeii  immA  twn  ndUMnfsn  mndUte 
auf  tu  ctMr  seslisrmy  «est  vertum.  der  eine  (ßtaclnte) 
gÄrattek  gM  fen  dtr  frmmihainriumg  mua.  die  «m  verbum 

ses 


5783 


GEWICKELT 


GEWICKELT 


5784 


mehr  und  mehr  verdunkelt  wird;  er  haftet  an  der  äuszeren 
form,  in  der  die  verbalthätigkeit  verläuft,  und  reicht 
nicht  bis  zu  dem  zielpimkt,  der  sie  begrenzt,  gewickelt 
berührt  sich  hier  enge  mit  gedreht,  gewunden,  vgl.  auch 
Wickel,  die  andere  gebrauchsform  entstammt  den  Ver- 
bindungen des  verbums  mit  einem  näheren  und  ferneren 
object  {einem  object  der  zielrichtimg) ,  vgl.  z.  b.:  und  sie 
gebar  iren  ersten  son  und  wickelt  in  in  windeln.  Luther 
Lucas  2,  7  (ebenso  schon  Augsburger  bibel  v.  1487  gegeii 
bivand  ina  Ulfilas,  biwant  inan  mit  tuochum,  pannis 
eum  involvit.  Tatian,  ebenso  cod.  Tepl.  u.  a.).  von  hier  aus 
geioinnt  gewickelt  geradezu  die  bedeutung  eingewickelt 
(vgl.  einwickeln  theil  3  sp.  341)  und  berührt  sich  mit  ein- 
geschlagen, eingehüllt,  participien,  bei  denen  das  Schwer- 
gewicht der  bedeutung  auf  dem  ersten  compositionstheil 
ruht,  die  Wörterbücher  nehmen  meist  nur  von  dieser  ztceiten 
gruppe  kenntnis,  die  auch  für  den  Sprachgebrauch  gr'öszere 
bedeutung  geioinnf :  gewickelt,  involutus  Henisch  1599; 
gewicklet,  enveloppS,  inviluppato,  intricato  Hulsius  (1616) 
las*»;  ebenso  Duez  (1664)  199*  (vgl.  jedoch  im  nachtr.);  Räd- 
lein 388";  Schwan  l  (l783),  746'';  vereinzelt  kommt  auch  die 
erste  gruppe  zu  ihrem  recht,  so  schon  bei  Duez  im  nachtrug: 
zusammen  gewickelt,  entortilU,  convolutus,  dazu  vgl.  ge- 
wickelt, volutus  Steinbach  2,  991,  ebenso  Hederich  l,  1423. 

1)  Verwendungen,  die  vom  absoluten  gebrauch  ausgehen : 
und  folgete  der  vernommenen  stimme  nach,  bisz  so 
lange  sie  ein  stümplein  von  einer  brennenden  wachs 
kertze  auff  der  erden  gewahr  ward;  als  sie  es  auffgehoben, 
fand  sie  unter  demselbigen  ein  stücklein  zusammen  ge- 
wickeltes papiers,  warauff  diese  wort  geschrieben  stun- 
den ...  Opitz  übers,  v.  Sidney's  Arkadia  (3)  (1638)  742; 
dasz  die  .  .  .  ermel  tragen,  welche  auf  den  schultern 
zusammen  gefalten  stehen,  als  wie  die  Kochersberger 
baurenhosen  um  die  knie,  an  den  wämmessern  musz 
nur  ein  einiger ,  und  zwar  gewickelter  schosz  sein ,  wie 
die  weiber-hembder,  die  unten  auf  der  selten  keine  schlitze 
haben.  Grimmelshausen  wieder  erstand.  Simpl.  (3, 7)  3, 586 ; 

das  liebe,  zierliche,  von  weiszen  weidenzweigen  gewickelte, 
gezwickelte  von  piependen,  pickenden,  trippelnden  küchelchen 
wimmelnde  nest.    Brentano  (Qockel  u.  Hinkel)  2,  36  Morris ; 

den  ganzen  tag  sitzen  sie  in  ihren  laden  (die  frauenzimmer 
der  gewerbtreibenden  Massen),  im  nachtgewande  und  mit 
gewickelten  haaren,  und  erst  wenn  es  dunkel  geworden 
ist,  putzen  sie  sich  und  lassen  sich  frisiren.  Börne 
(schild.  aus  Paris-,  industrie-ausstell.  im  Louvre)  5^,  270; 
gewickelt  nennt  man  die  ganzen  windelböden  bisweilen, 
weil  bei  ihnen  der  strohlehm  um  die  staken  gewunden 
wird,  aus  gleichem  gründe  werden  sie  auch  gewundene 
decken  oder  fuszböden  genannt.  Helfft  wb.  der  landbau- 
kunst  145''. 

2)  die  gebrauchsform^n ,  die  von  der  Verbindung  einer 
person  oder  sache  mit  einem  ferneren  objecte  (dem  ob- 
ject der  Zielrichtung)  abzweigen,  stellen  andere  träger  des 
attributs  in  den  mittelpunkt  der  Verwendungen,  während 
sich  das  particip  in  der  ersten  gruppe  meist  an  weiche, 
bewegliche,  biegsame  stoffe  heftet,  die  die  äuszere  form  des 
wickeis  annehmen,  tvendet  es  sich  in  der  zweiten  gnippe 
den  personen  und  festen  körpern  zu,  die  von  den  beweg- 
lichen Stoffen  umwunden  werden,  der  fall,  dasz  sich  auch 
hier  das  particip  attributiv  an  die  letzteren  heftet,  ist  mehr 
vereinzelt  und  ohne  weiteren  einflusz:  das  um  die  kugel 
gewickelte  papier.  E.  v.  Mauritius  beschreibung  des  neu- 
preusz.  infanteriegewehrs  ii;  so  recht  ins  äuge  fiel  nur  das 
grosze,  noch  regelrecht  auf  ein  brett  gewickelte  rote 
friesstück.  Fontane  (vor  dem  stürm  34)  I,  i.  äuszerlich 
nähern  sich  den  formen  der  ersten  gruppe  die  fälle,  in 
denen  das  fernere  object  bei  formelhafter  Wiederholung  ab- 
gestreift loird;  in  ivirklichkeit  bedeuten  diese  typen  den 
abschlusz  der  isolierung  vom  verbum. 

a)  bei  der  engeren  beziehung  des  particips  auf  eine  person 
berilhren  sich  anfang  und  ende  des  menschenlebens  eigen- 
artig in  den  Verwendungen  des  particips.  in  beiden  fällen 
giebt  die  bibel  die  ersten  anhaltspunkte.  andere  ent- 
sprechende Verbindungen  lassen  bestimmte  typen  hervor- 
treten, besondere  aufmerksamkeit  beanspruchen  einige  ver- 
toendungen,  die  auf  ellipse  deuten. 

a)  ein  kind  in  windeln  wickeln,  einen  leichnam  in 
tücher  wickeln. 


l))  zum  ersten  vgl. .-  ir  werdet  finden  das  kind  in  windeln 
gewickelt  und  in  einer  krippe  ligen.  Luther  Luc.  2,  12 
(var.:  eingewickelt,  vgl.  barn  bivundan  Ulfilas;  kind 
mit  tuochun  biwuntanaz,  pannis  involutum.  Tatian;  ge- 
wunden in  tuch  cod.  Tepl.;  Beheim;  gebunden  Mentel 
und  die  ganze  vorlutherische  bibel);  darumme  sprach 
Jesaja:  tu  es  deus  absconditus,  velut  infans  pannis  in- 
volutus ...  du  bist  uns  ein  verborgenne  got  in  menslicher 
nature,  rehte  alse  ein  kint,  dag  da  gewickelt  und  ge- 
wenden  ist  in  sine  dflchere.  Nigolaus  v.  Landau  sermon 
bei  Zuchhold  28; 

do  solchs  wurd  den  hirten  kundt. 

kamen  sie  dar  zur  selbigen  stund 

und  funden  das  kindelem 

gewicklet  in  windelein. 

Nicolaus  Herman  die  sontags  euangeUa  (8)  30 
Wolkan  ; 

zwar,  auszer  dasz  ihm  dann  und  wann 

ein  schwerer  seufzer  unwillkührlich 

entfährt,  verhält  er  sich  im  anfang  so  manierlich, 

dasz  ein  gewickelt  kind  nicht  stiller  liegen  kann. 

Wieland  {Klelia  u.  Sinibald  7, 10)  21,  327; 

ein  gewickelt  oder  gewindelt  kind ,  un  bambino  fasciato. 
Kramer  teutsch-ital.  dict.  (1702)  2,1340°;  ein  gewickeltes, 
eingewindeltes  kind,  enfant  emmailloti,  bandi.  Schwan 
a.  a.  0.  745". 

2))  zum  ztceiten  vgl.  corporale,  in  quo  Christus  fuit  in 
gewichlot.  glossen  des  15.  jahrh.,  anz.  f.  künde  d.  d.  vorzeit 
6,  349;  Joseph  nam  den  leib,  und  wickelt  in  in  ein  rein 
linwand.  Luther  Matth.  27,  59  (ebenso  schon  Koburger 
u.  a.;  vgl.  dagegen  bivand  ita  Ulfilas;  want  in  cod. 
Tepl.,  bei  Beheim  u.  a.;  vgl.  auch  Tatian  212,  7  zu  Joh. 
19,  40) ;  dasz  man  die  todten  inn  weisse  tücher  gewicklet, 
pfleget  hinausz  zutragen.  Ryff  übers,  v.  Arfemidors  traum- 
buch  (4,  2)  166°  (mortui  in  albis  vestibus  efferuntur) ;  man 
mus  mich  für  tod  gehalten  haben,  denn  als  ich  wieder 
zu  mir  selber  kam,  lag  ich  schon  in  der  bahre,  und  ins 
leichentuch  gewickelt  wie  ein  toder.  Schiller  (räuber 
schausp.  4,  5)  2, 168. 

ß)  sonstige  Verbindungen  des  relativ  begrenzten  particips 
mit  einem  persönlichen  träger  der  verbalthätigkeit. 
l))  just  umgekehrt  in  meinem  fall, 

wenn  eine  immer  und  überall 
in  hüllen  und  häuten  wie  eine  zwiebel. 
gewickelt  erscheint. 

Wieland  {Oandalin  5,  319)  21,  52; 

ich  beschied  ihn  daher  durch  einen  unbekannten  nachts 
an  einen  gewissen  platz,  wo  ich  in  meinen  mantel  ge- 
wickelt eher  eintraf  als  er.  Göthe  (dicht,  u.  icahrh.  20) 
48,188;  während  das  Martinchen  nachdenklich  in  ihren 
mantel  gewickelt  ins  weite  starrte.  P.  Heyse  (neue  moral. 
nov. :  die  talentvolle  mutter)  II,  4  *.  92;  ein  junges  mädchen 
von  schlanker  gestalt,  dicht  in  einen  dunklen  schal  ge- 
wickelt. 228;  nur  die  beiden  in  ihre  plaids  gewickelten 
alten  herren  schritten  auf  deck  auf  und  ab.  Fontane 
(der  stechlin  15)  1, 10  s.  201. 

2))  der  alte  sasz,  die  füsze  in  kissen  gewickelt,  im  lehn- 
stuhl und  konnte  vor  freudigem  schrecken  nicht  aufstehn, 
selbst  wenn  die  gicht  es  erlaubt  hätte.  Mörike  (maier 
Nolten  2)  5,  42  Krausz. 

•/)  auf  ellipse  (abstreifung  des  objects  der  Zielrichtung) 
deuten  sprichwörtliche  redensarten -.  wer  vor  gericht  nicht 
gut  gewieget  und  gewickelt  ist,  dem  thut  ein  guter  Vormund 
vonnöthen.  J.  J.  Otho  evangel.  krankentrost  (l67l)  ».401; 
er  ist  schief  gewickelt,  in  groszem  irrthum.  Albrecht 
Leipziger  mundart  199"  (vgl.  hei  is  scheiw  wickelt  Wander 
4, 161).  der  Zusammenhang,  in  dem  diese  letztere  redensart 
in  theil  8  sp.  2683  dargestellt  ist,  würde  es  rechtfertigen,  bei 
der  erklärung  einseitig  von  schief  auszugehen  (vgl.  er  hat 
schief  geladen),  unser  erstes  beispiel  jedoch  zeigt,  dasz 
hierbei  auch  die  verbalthätigkeit  voll  berücksichtigt  werden 
musz.  auch  andere  erscheinungen  (s.  unter  gewiegt)  thun 
dar,  me  enge  die  Vorstellung  des  richtigen  wickelns  und 
wiegens  als  Voraussetzung  einer  guten  kinderstube  mit  de7i 
anforderungen  verknüpft  ist,  die  eine  ältere  zeit  an  die  er- 
ziehung  und  bildung  des  nachtcuchses  stellte. 

b)  verbindttngen  des  relativen  gebrauchten  verbum^  mit 
einem  object  der  sache. 

a)  mit  den  oben  unter  ß  behandelten  Verwendungen  be- 
rühren sich  aufs  engste  die  folgenden :  zu  solchem  ende 
stellte  ihr  der  hochzeiter  etwas  in  ein  tüchlein  gewikeltes 


I 


5785 


GEWICKT 


GEWIDMET 


5786 


zu,  mit  Anzeigung,  wann  sie  solches  b«l  sich  haben 
würde,  daBz  sie  alsdann  einen  guten  marok  (I)  and 
schnellen  abgang  der  wahren  hätte.  OniMMBLtiiAUSBN 
triederer$tandener  8implieis»imu*  (8,  10:  fißlgntmännUin) 
8(1718),  685; 

in  dieaes  tucb  nwickolt  lat  «in  brief. 

^eb  Ibn  an  meinen  söhn,  er  weisz  darum. 

GRit-LPARZia  (Ottokar  1)  5*.  87; 

and  da  —  sie  zog  etwas  in  papier  gewickeltes  aas  der 
lasche  und  legte  es  auf  den  tisch  —  da  ist  auch  der 
ring.  Paul  Hkyse  (tnoral.  nov.i  vetter  OabrieC)  II,  8  1. 148; 
ein  in  loinwand  gewickeltes  paoketchen.  G.  Hauptmann 
biberpelz  4.  akt;  wie  or  dahinjagte,  als  wenn  ihm  die  ver» 
folger  im  ntickcn  säszen,  mit  bloszem  köpf,  dos  in  zcitungs- 
papier  gewickelte  paket  unterm  arm  haltend.  W.  Hkoblbr 
potior  Klinghammer*  890. 

ß)  der  übertrayene  gebrauch:  lange  arbeitet  sie  {die 
aonne),  den  nebcl  zu  zerstreuen,  der  vor  ihr  nicht  weichen 
will.  . . .  luft  und  erde  liegen  unkentlich  in  einer  hülle 
gewickelt,  und  das  äuge  irret  mühsam  von  einer  seite  zur 
andern,  ohne  die  gegenstände  unterscheiden  zu  kOnnen. 
C.  C.  L.  HiRSciiKELD  der  trinler  (17«9)41;  meine  buhlerei 
hat  den  arglistigen  despoten  betrogen,  meine  tollheit  hat 
euerm  fUrwiz  meine  geflirliche  Weisheit  verhüllt,  in  den 
windeln  der  Üppigkeit  lag  das  erstaunliche  werk  der  Ver- 
schwörung gcwikelt.  Sciiii.i.KR  {FHesko  «,  18)  8,  78  (wir.  ge- 
wickelt); CS  war  die  wohlbekannte  kleine  baderin  aus 
der  Weidengasse  ...  ein  wcib,  weder  schrecklich,  noch 
rätselhaft;  denn  jeder  Luckenbacher  wcisz,  sie  besteht 
blosz  aus  0  und  ach,  in  ein  ewiges  erröten  gewickelt. 
Otto  Ludwig  (Heiterethei)  8,  89. 

;-)  atifellipae  ber^tht  hier:  gewickeltes  rindfleisch  Nicolai 
reise  i  (ßsterr.  provinzialteörfer);  gewickelter  braten  vom 
rind-fleische  wird  also  zugerichtet:  man  nimmt  fleisch 
vom  Ziemer,  schneidet  es  Itinglicht  und  dünne  ...  end- 
lich wickelt  man  es  über  einander,  leget  es  in  eine  brat- 
pfanne  ...  Chomf.l  4,  10f»9.  vgl.  auch:  metiinges,  eerebri 
in  uolucra.  das  folin  darinn  das  hirn  gewickelt  ligt. 
Hadrianus  Ji'Nius  nowienc/otor  (1596)  18. 

GEWICKT,  9.  Jecht  wb.  d.  Mannafelder  mnda.  «1. 

GEWIDDERSCH,  #.  unter  gewidern. 

GEWIDELT,  partieipiates  adjeetiv  tu  dem  mundartlich 
ertoeiferten  wideln  {vgl.  widen  mhd.  tob.  8,619'';  Schmeller 
a^,  859);  8  gewidelte  körbe  dokumentenbueh  von  Neuioein«- 
berg  (l80l);   llNdER  KnuLi.  291*. 

GEWIDERN,  verb.,  verstärktes  widern  {s.d.),  rji.  wideren 
vihd.  xcb.  8,  eas*";  Lexer  3,  833.  ^cie  beim  einfachen  verbum 
sind  auch  beim  compositum  ttoei  bedeutungsriehtungen  mu 
unterscheiden,  je  nachdem  es  an  wider  -*  advertu»  oder  an 
wider  ^  ruraus  {neuhochd.  wieder)  anknüpß. 

l)  tu  wider  {adverstts)  fallen  die  ersten  belege  für  das 
compositum  so  friih,  me  die  für  das  grxtndverbum,  in  die 
althochdeutsche  Periode  (Grapp  1,  639).  sie  sind  freilich  nur 
spärlich  und  nehmen  auch  in  der  mittelhochdeutschen  teit 
(mJtd.  wb.  8,  623'')  nur  tcenig  räum  ein,  sie  reichen  abtr 
verhältnismäszig  tceü  in  die  neuere  spräche,  so  spärlich 
die  bdege  fliesten,  lassen  sie  doch  eine  graste  mannigfaltig- 
keit  der  fügeweise  überblicken :  transitiven  und  rt^flexiven 
gebrauch,  persönliches  und  sächliches  object.  manche  fälle 
lassen  eine  ztceifel.ifreie  derttung  überhaupt  nicht  ttt.  die 
bedeutung  vorhindern,  zurückhalten,  die  in  der  Verbindung 
mit  einem  persönlichen  object  sich  leichter  differentiert, 
hält  sich  bei  der  Verbindung  mit  sächlichem  object  in  engen 
grenten. 

a)  mit  persönlichem  object. 

a)  (ie  sint  so  sama  chuani.      selb  so  thie  Romani- 
ni tharf  man  tha;  oucn  redinon,      thaj  Kriachi  in  thea 

riwidaron. 
Otfrid  1, 1,  60  Erdmann  (nach  der  Heidelbergtr 
fiandichr.  gegen  widaron  in  der  Freirtnger) ; 

ß)  dann  Pilatus  sasz  bald  darnach  zu  gericht  anff 
diesem  gerichtslul,  und  hiesz  die  JUden  jren  schätz  herfür 
thun,  den  sie  corban  nennten,  dasz  er  das  wasser  zwei- 
hundert stadia  weit  möcht  in  die  statt  führen,  und  als 
sie  sich  gewidert,  hat  er  vom  gerichtsstul  den  kriegs 
leuten  ein  zeichen  gegeben,  dasz  sie  mit  kolben  vil  Juden 
erschlagen  . . .  Adam  Reiszner  Jerusalem  i  (1566),  81*. 

b)  si  uero  post  ea  uoluerit  stabilitatem  suam  firmare 
non  rennuatur  talis  uolnntas  . .  .  aftar  dia  . . .  slatiki  . . . 


featinon  . . .  si  kevvidarot  soHh  . . .  Krro  hmsdikHnerrtgd 
eap.  81  Uattemer  1,116; 

Ich  lilltte  dir  tema  blonan 

will  du  hell  oinfvn 

dar  zo  Hern  chunif«  Marrflisa 

dune  mäht  ij  nicht  («widenB. 

tx-halt  Hd  unl  run 

wilt  du  a««  nicht  ton. 

dinen  botirh  wlrM  Ich  im  uogtim. 

KoKaAD  KoUtMUüiTiW,»  W.  OHmm; 

sprichot  ain  man  den  andern  an  der  wirt  gebom  ist,  er 
widert  es  wol.  sprichst  ain  hAchgebomer  alnen  an  der 
wirz  gebomer  ist  danne  er,  er  enmaf  sin  nlht  gewideren. 
Schtoabenapiegel  landr.  §  8fiO  Waekmuafd  811  {vgl. .-  die  aver 
bat  geboren  is,  den  ne  kan  die  wen  febome  nicht  Ter- 
lecgen,  var.  geweigem,  Terwerffen.  faaltowMyi^prf  Imär. 
i.  68).  im  folgenden  ist  mekrfmeht  4imkm§  wOJIkk:  widam 
kann  ebenso  gut  tu  rursus  aU  tu  •dTenos  | 
und  dit  Varianten  haben  die  entteheidung 
getroffen :  der  gen  Troy  reit,  an  anderwegen  manolMO  i 
zamen  gcdancken  un  anschlag  het,  wie  erdemgrafen  laia 
betrag  möcht  gewidern,  and  gedacht  ofTl  bei  jm  selbe  . . . 
HuoB  Sr.iiAPPLRR  (1&87)&S*  {die  Hamburger  handtekr.:  wie 
er  graue  Frideriche  sinen  maltwillcn  nieder  legen  mochte. 
52  r*  Vrtd:  der  druck  von  1500:  wie  er  dem  graffen  sinar 
boszheit  möchte  vergelte,  lxvii'). 

e)  aiM  dietem  bedett  tu  nganua  m  menhang  mtti§t  4m»  mund- 
artliche adjeetiv  gewiddersoh  ab,  vgl. :  'ein  fewiddeneher 
kerl'  ist  einer,  der  vielleicht  seine  nabben  bat,  hinter 
dem  aber  doch  etwas  stecken  kann.  S.  Saul  ein  beitrug 
zum  hessischen  idiotikon  16. 

8)  tu  wider  {rurtut)  tttttn  dit  btUgt  ertt  tpättr  ein; 
tie  reichen  nicht  über  das  14.  jahrk.  hinaus  und  sind  en^ 
mitteldeutsehet  gebiet  beschränkt: 

a)  mit  object  der  perton : 

dax  er  uns  hie  «rloete, 
and  er  aller  hoate 
za  dioem  nider  genidert«, 
da;  er  ans  mite  ^widerii 
a;  der  sunden  phale 
za  deme  ho«n  stule, 
da  wir  zu  manl^n  iarea 
o;  gevallen  waren? 

Hbinr.  Hkslbr  Ar.  Sie.  154  Hdtn. 

b)  mii  objeet  der  taehe: 

sin  iare  niemant  gewid'n  kan, 
BW*  alt  Ist,  d'  sol  loban  fot 
dax  in  («vriatet  hat  d'  tot 
so  lan^  .  . .    Ht'GO  v.  Trimbbro 

and  hlldin  dartlf  enrin  rit, 
wt  st  mit  werllchir  Ut 
den  aS  vtentlichin  pranc 
bactt  geschubin,  der  sl  twanc, 
and  jnwidirtin  den  schadin, 
d&mit  at  aas  w&m  vorladin 
von  der  brQdr«  twen^in. 

NiCOLADS  V.  JeROSCHIN  (AftNI  9. 

land  17, 165  Strehlke- 

GEWIDMET,  partieipiales  adjeetiv  tu  widmen  (t.  d,),  tu 
der  netteren  spräche  nur  noch  mit  einem  theil  der  Verwen- 
dungen fortlebend,  mit  denen  dit  pmrtieipia{form  det  tu 
Wittum  {mittelhoehd.  wideme)  jwHgreiirfsil  mrtumutiekfirUk- 
teitig  isolirt.    x'gl.  mhd.  tcb.  8, 610^. 

l)  den  ausgangtpunkt  bildet  eine  reektahandiung ,  dit 
tuaickerung  der  morgengahe,  die  der  bräutigam  ttimtr 
künftigen  frau  festsetzt,  hierher  gtUrt  dm  dUittt  «tMf 
lange  vereinzelte  beleg  at*t  althoekdeuladUr  mit;  itimHl, 
widimit  St.  Oaller  glossen  des  9.  jahrh.  tu  f  Mo»,  ts,  16 
(der  sol  jr  geben  ire  morgengab  Lutiirr;  er  bemorgen- 
gab  si  EoaBSTsvN,  Korurukr  «.«.):  Steinmbtbr-Sib- 
VKRS  l,SS8\  die  parallele  mit  dem  lat.  dotare,  dat  ur- 
sprüngliek  ati»  der  entgegengetetsten  retkttkmndlung  er- 
tcaekaen  itt  (dos,  da^jemg»,  iMt  dit  jutig»  frmu  ikrem 
manne  tubringt),  itt  vor  aü»m  m  d»r  riekhtng  der  »»rmU- 
gemeinerung  und  der  übtthmgmmg  der  wntinitmgtm  mrk- 
tarn,  vgL  bewidmen  Lbxbr  l.as«;  nad^tr.  8t  (die  doehter 
wil  er  mit  halb  stme  konigrich  bewidmen^ 

a)  für  die  grttndbedetitung ,  die  an  der  reehtthandlung 
vor  der  heirot  euuettt,  liigen  weitig  belege  vor.  diete  leuten 
aber  erkennen ,  da»»  aU  etjeti  tu  widmen  die  per»on  ge 
tettt  «erden  konnte,  der  die  reektahandiung  trt  gute  kommt; 
widmen  kat  hier  also  die  bedeuiung  mit  einem  wittnm 
begaben,  eine  fraa  einer  morgengabe  versichern:  von  der 

363* 


5787      GEWIDMET  (i,  vertragsmäszig  ausgestattet) 

morgengabe ,  damit  die  wibe  gewidmet  werden  .  . .  dag 
dag  gut  sin  lediglichen  si  vor  dem  riebe  . . .  un  dag  der 
keiser  sin  (des  vertragachlieszenden)  wib  möge  mit  widemen 
ane  alle  flecken  und  sol  dan  dag  gut  geben  ug  siner  hant 
dem  keiser,  und  sal  der  keiser  eg  der  frowen  lihen  nach 
widemen  recht,  .  . .  wer  sie  also  gewidmet  von  des  keisers 
hant ,  un  besitzet  sie  eg  auch ,  so  ist  sie  sunder  sorge, 
da?  ir  ir  libgedinge  ummer  ieman  angewinne  nach  deg 
keisers  recht,  dus  keiserrecht  nach  der  handschr.  v.  1372 
§  190  Endeman  s.  219. 

b)  die  gleiche  bedeutung  von  begaben,  ausstatten  erhält 
sich  auch  auf  den  ersten  entmcklungsstufen  der  weiter- 
entioicklung  -. 

a)  bei  der  Übertragung  des  begriffes  auf  vertragsmäszige 
Zusicherungen  und  Stiftungen  an  die  kirche  ist  als  object 
zuerst  die  geistliche  Organisation  gedacht,  der  die  Stiftung 
gilt,  nicht  aber  das  eigenthum,  über  das  verfügt  icird.  diese 
Organisation  kann  den  persönlicJien  Charakter  festhalten, 
geimssermaszen  zur  juristischen  person  iverden,  vielfach 
nähert  sie  sich  aber  auch  der  sachbedeutung. 
l))  in  Sicilen  alda 

er  sechs  kloster  stifte, 
die  er  mit  richer  gifte 
widemete  wol  in  gotes  lobe. 

passional  193,  9  Köpke; 

was  de  zwischen  ist . . .  und  das  wasser  das  durch  das 
tal  flüsset  bitz  an  die  steine  brücke  zu  Urbeiss,  das  ist 
alles  des  vorgenanten  clostirs  lidig  eigin,  und  {das  kloster) 
ward  domit  gewidemet  und  gestifftet.  Urkunde  v.  1318  bei 
ScHÖPFLiN  Alsatia  dipl.  2, 121. 

2))  ig  wart  ein  alter  auch  iesa 

gewihet  in  der  kirchen  da 

in  der  furstinnen  ere, 

den  dirre  habest  here 

gewidemet  hat,  alse  ich  üch  sagen. 

mit  antlages  drijic  dagen. 

leben  der  hl.  Elisabeth  9935  Bieger ; 

dag . . .  Cunrat  genant  Rintfleisch  unde  Cunegunt  sin  eliche 
Wirten  . . .  gemachet  hant  einen  altar  in  godeg  ere  unde 
sinre  heiligen,  und  dazu  von  derselben  herren  willen  hant 
ugerwelt  einen  anderen  altar,  der  gewihet  ist  in  ere  der 
beilegen  frauwen  sente  Annen,  unde  hant  die  altare  bede 
gewidemet  mit  gude,  dag  in  got  hat  verliehen,  zu  zwein 
ewegen  vicarien,  in  dem  furgenanten  stifte  ewecliche  zu 
blibene.  urk.  v.  1332  Frankf.  urkundenbuch  1,  515  Boehmer. 
ß)  in  der  gleichen  richtung  hält  sich  auch  die  Verall- 
gemeinerung des  begriffes  in  der  Übertragung  auf  weltliche 
Organisationen : 

doch  ist  dag  riche  gewidemt  s6, 
swer  im  rentes  hilfet  und  durch  keine  dr6 
dag  last,  dem  ist  eg  helfe  üf  reht  gebunden, 
dem  keiser  ich  getrouwen  wil. 

Lohengrin  3931  Rückert; 

wie  das  römisch  reich  gewidmet  und  gevestet  sei  auf 
etlich  herzogen,  marggrafen,  grafen,  ort  etc.  weis  mir 
bewerte  schrift  über  das  . . .  o  thor,  wiltu  die  majestat 
des  kaisers  in  teutschen  landen  einschlieszen  und  umb- 
greifen?  S.  Meisterlin,  d.  städtechron.  3,78. 

c)  die  entioicklung,  auf  der  unser  neuerer  gebrauch  des 
particips  fuszt,  setzt  mit  einer  Verschiebung  des  objects  ein : 
an  die  stelle  der  Organisation,  der  ein  eigenthum  zugesichert 
loird,  tritt  dieses  letztere  in  den  Vordergrund,  damit  wandelt 
sich  die  bedeutung  von  begaben  in  vergaben  und  das  verbum 
gewinnt  anlehnung  an  weihen  und  seine  enttvicklungsreihe : 
gewidmet,  geweiht. 

a)  die  parallele  mit  geweiht  ist  früh  bezeugt;  vereinzelt 
findet  sie  sich  sogar  in  beziehung  auf  eine  person  ge- 
braucht, in  einer  gebrauchsform,  die  mit  den  obigen  belegen 
sich  berührt: 

gegrüejet  st  ir  ^Marias)  werder  nam 
und  ir  gebenediter  stam 
von  künigen  her  gewidemet. 

Frauenlob  389, 11  Ettmüller  s.  220. 
ßf)  meist  steht  sie  jedoch  mit  einem  object  der  sacke  in 
Verbindung,  sie  trifft:  ein  eigenthum,,  das  einer  Organisation 
zugewiesen  unrd: 

l))  eigentlicher  gebrauch: 

du  bist  ein  lebende  cappel, 
diu  got  ist  wo!  gewidemet, 
vor  des  gewalte  oidemet 
In  vorhten  elliu  sin  geschaft. 

KoNRAD  V.  Würzburg  goldene  schmiede  1243 
W.  Qrimm; 


GEWIDMET  (2,  vergabt,  geweiht         5788 

dag  ich  mein  guten  willen  hab  gegeben  darzu,  dag  der 
vorgenant  Fridreich  Weisman  hat  gebidempt  die  vorgenant 
hofstat  über  Tuenaw  hincz  Neunburch  in  der  herren 
closter  auf  unser  vrown  alter.  Urkunde  von  Klosterneu- 
burg (1333)  fönt.  rer.  Austr.  II ,  10  s.  247 ;  ein  zehenten 
zwischen  Röttenpach  und  oberhalb  Wendelstein,  der  dann 
vor  dem  heiligen  reich  gewident  und  zu  lehen  geet. 
E.  Tucher  baum%eisterbuch  der  stadt  Nürnberg  96. 
2))  übertragener  gebrauch: 

sich,  ritter  wert,  an  dine  hohe  werdekeit, 

unt  kleide  dinen  werden  lip  mit  eren  kleit, 

sit  dag  dir  ist  ere  unde  pns  gewidemet; 

pflik  schiltes  amptes  schone  und  ere  swertes  segen, 

bis  vridebajre  in  velden,  weiden,  und  uf  wegen, 

wirp  so,  dag  unreht  struchen  vor  dir  bidemet. 

BoppE  (1,  18)  bei  V.  d.  Hagen  2,  381'» 

der  gleiche  reim  in  ähnlicher  Verwendung  Lohengrin  3513 

da  vocht  er  als  ain  frecher  helt 
so  mandleich  und  so  augerwelt; 
do  ward  der  ritters  segen 
dem  iungen  stoltzen  degen 
gewiamet  auf  den  selben  tag. 
der  streit  ward  wendig,  als  ich  sag. 

Suchenwirt  18,  63  {Hans  v.  Traun) 
Primisser. 

2)  die  neuere  spräche  läszt  die  gruppe,  die  in  der  be- 
deutung begaben,  ausstatten  wurzelt,  rasch  verkümmern; 
die  letzten  belege  gehören  dem  17.  jahrh.  an.  um  so  reicher 
entvnckeli  sich  die  zweite  gruppe  mit  der  bedeutung  ver- 
gaben, weihen ;  sie  findet  unter  anderem  in  der  Zueignung 
von  druckschriften  ein  ergiebiges  feld  —  namentlich  für 
die  participialform.  unter  den  m^annigfachen  formen  der 
Weiterentwicklung  dieser  Verwendung  begegnet  auch  eine  neue 
Verbindung  mit  personen  als  trägem  des  attributs. 

a)  die  letzten  ausläufer  der  bedeutung  begaben,  aus- 
statten :  ob  etlicb  bei  dem  schimpf  hie  stunden, 

die  her  weren  kumen  ungebeten 
und  uns  zu  nahend  würden  treten, 
dieselben  wurd  ich  dannen  weisen, 
das  sie  der  kurzweil  nit  vast  breisen. 
darumb  ge  keiner  zu  nahet  bei, 
der  nit  zum  spil  gewidemt  sei. 

die  alt  und  die  neuen  bei  Keller  fast- 
naehtspiele  2,  6 ; 

die  weiber  sindt  zu  betriegen  also  von  art  geiVidmet  und 
mit  so  böszem  wasser  gewaschen,  das  die  einfeltigst 
neunfeltig  ist,  wanns  an  bösz  list  geht,  so  ist  keine  kein 
thor,  sonder  jn  ligt  niemandt  ob.  Seb.  Franck  Sprich- 
wörter 1  (1541),  24".  da^  gleiche  von  Henisgh  aufgenommen 
(1599),  der  daraus  die  bedeutung  ableitet:  gewiedmet,  von 
natur  gestaltet,  natus,  f actus;  dasz  ich  beide  äugen  zu- 
sammenlogirt ,  damit  sie  gleichwie  in  dieser,  also  auch 
in  jener  weit  einander  hülffe  und  gesellschafft  leisten 
könten,  worzu  sie  dan  anfänglich  von  der  natur  gewidmet 
wären.  Grimmelshausen  Simpl.  (l,  29)  81  Kögel. 

b)  die  bedeutung  vergaben,  weihen  im  mittelpunkt  des 
neueren  gebrauches:  devotus  . . .  gewidmet,  geweihet.  A.  CoR- 
viNUS  fons  lat.  (1623)  927;  gewidmet,  voue,  dedie,  consacre, 
dedonatus,  addictus,  consecratus.   Duez  (1664)  199";    ganz        m 
ähnlich  Rädlein  l,  383*;  Kirsch  2,151'';  Matthiae  2,181*;      S 
ScHvtAN  1  (1783),  745'' ;  gewidmet,  dicatus  Steinbagh  2, 991 ;      ^ 
Hederich  l,  1423. 

«)  in  der  beziehung  auf  Vergabungen,  die  im  religiösen 
interesse  gemacht  werden,  kommt  das  particip  bald  aus  der 
Verwendung;  ein  abglanz  der  ursprünglichen  weihe  fällt 
aber  auf  den  gebrauch  für  geschenke  und  Zueignungen 
höheren  stils: 

l))  ir  gott  gewidmete  Jungfrauen  in  den  clöstern,  ihr 
weisse  und  unschuldige  lämbl  könnt  mit  eueren  me  nie 
bei  dem  guten  hirten  viel  auszrichten,  wann  ihr  zu  gott 
rufft  me  memento  domine  populi  christiani.  Abraham 
A  S.  Clara  auf,  auf  ihr  Christen  129  Sauer;  wie  viel 
weniger  schickt  es  sich,  dasz  ein  Christ  in  dem  tempel 
und  gottshausz  ihme  solle  allerlei  mucken  und  grillen 
über  disz  oder  jenes  machen,  sondern  es  zihmet  sich  auff 
alle  weisz,  in  solchen  gott  gewidmeten  Wohnungen  mit 
gröster  ehrenbiettsamkeit  zu  sein.  105 ;  widemgut  ...  ur- 
sprünglich ein  der  kirche  gewidmetes  gut.  Stalder  2, 446; 
indem  ich  . . .  aufstehe ,  um  euch  zu  ermahnen ,  einen 
mächtigen  und  religiösen  fürsten  nicht  zu  beleidigen, 
wenn  ihr  sein  dem  Apollo  bereits  öffentlich  gewidmetes 
geschenk  abweisen  wolltet  Cwi^'t*  ar&d^fia  ^Srj  rcy  d'etp 


5789     GEWIDMIiT  («,  »ugeeignet,  zugewendet) 

tia9o>fioXoyTjfiivov  AnaXXorfioCv).  WiiLANO  titer».  d«t 
Lueian  {der  a.  Phalari»)  6,  uo;  doch  ganz  ander«  aaf- 
merksamkeit  erregte  der  anblick  eines  daraaf  eröffneten 
Bohrankes.  er  enthielt  alterthUmlioba  kottbarkeitao,  hier- 
her gewidmet  und  verehrt.  Oöthb  (dithi.  u.  wahrh.  i») 
48,  116.  doiu  vgl.  einen  der  atltenen  Megt  ffkr  mbatanti- 
vieruna: 
(tfräßn.)  dennoch  oniblt  maa, 

daaz  manch  felatlicher  herr  eh'  ncheu  In  dl«  lall«  aUk  e<a- 


oflmals  dauerte  mich  des  gewidmeten,  der  oafWMMl 
blieb  vom  worte  de«  herrn :  'nicht  gut,  dan  auorerai. 
balfloe  lebe  der  mensch ;  Ich  schalT  ihm  «Ine  febfilfia, 


TSSnsamt. 


(.Ufarrer.) 

oftma ,-~. »...,.,.,    „,,  a 

blieb  vom  wort«  de«  herm :  'nicht  cut '  dasx 
bainos  lebe  der  mensch ;  Ich  «chalf  ihm  «In,  ^— ««, 
welche  gesellt  ihm  lebe,  de«  manne«  gleicbartln  mianln'. 
Jon.  HaiNR.  Vom  (LuUe  8,  l)  l,  as  Bempet. 
•))  von  einem  solchen,  dem  edeln  abgeschiedenen  mit 
frommer  neigung  gewidmeten  andenken  war  dann  der 
Übergang  tarn  lebendigen  genusse  der  gegenwart  in  Jedem 
augenblicko  leicht  gefunden.  Möiuke  (maler  Nolten  t)  5, 8S 
Krauaz;  als  Theobald  wegen  des  dem  armen  freunde  ge- 
widmeten ehrenschmucks  ein  dankbares  wort  an  das  fria- 
lein  richtete,  ebenda  5, 187. 

8))  bei  ttteignungen  von  »ehriftwerken  fand  da»  pariieip 
er»t  epät  in  die  tuachrift  telM  eingang  {dort  tunäehst 
präpotitiotialverbindung :  'an  Savigny'.  i.  band  von  Grimms 
grammahk):  den  hiesigen  pergamentem  gereicht  es  rur 
ehre,  dasr.  durch  sie  das  pergamont,  worauf  einige  für  die 
höchsten  häupter  gewidmeten  cxemplare  der  prächtigen  . . . 
ausgäbe  der  Voltairischen  Schriften  gedruckt  werden  . . . 
zubereitet  und  geliefert  worden  ist.  Paul  v.  Steiten 
kuntt-,  getcerb-  u.  handwerkageach.  ron  Augabrtrg  %,  115;  was 
werden  sie  aber  sagen,  wenn  es  nicht  in  meiner  macht 
steht,  anders  zu  datiren  als  Carlsbad  den  15.  august 
als  am  Napoleonsfeste  . . .  1812  treu  gewidmet  Göthk 
an  frau  v.  Stein  «',  481  ScJMl  u.  Wähle;  deutsche  gram- 
matik  von  Jacob  Grimm,  vierter  theil,  den  mitforschen- 
den  freunden;  Haupt,  HofTmann,  Massmann.  Schmeller 
und  Wackemagel  gewidmet.  1837;  die  deutschen  gesell- 
schaftslieder  des  16.  u.  17.  Jahrhunderts  .  .  .  gesammelt 
von  Hoffmann  v.  Fallersieben  .  .  .  Ludwig  Uhland  ge- 
widmet. 1860  u.  o. 

ß)  eine  verblaasung  der.  bedeutxtng  weihen,  die  tick  bia 
tu  den  begriffen  aufwenden .  zuwenden  abaehteäehi,  aettt 
aehon  im  18.  jahrh.  ein;  in  einzelnen  föllen  mag  der  tüte 
rtchtabegriff  unmittelbar  nachtcirken  • 

1))  wann  derjenige,  welcher  kurz  vor  dem  bestimten 
allgemeinen  zunfttag  meister  werden,  oder  jungen  auf- 
dingen will,  die  einschreibung  und  dazu  gewidmete  be- 
stimte  gebühre  auf  den  allgemeinen  tag  versparet  und 
aufbehaltet,  allgem.  xunft  ordn.  für  Baden  art.  9  (i769l 
a.  8;  hat  diese  aussteuer  öffentlicher  lehranstalten,  durch 
immerwährende  ihnen  gewidmete  einkUnfte  beigetragen, 
den  endzweck  derselben  besser  zu  erreichen?  Garve  über 
aettung  des  Adam  Smith  (5.  l :  thoae  pttblic  endoinnents)  4. 1/7 ; 
dasz  sie  das  geborgte  geld  . . .  auf  solche  Unternehmungen 
würden  angewandt  haben,  die  das  ihnen  gewidmete  kapital 
mit  Wucher  bezahlet . . .  hätten  («,  s  v^utimmhad  been  laid 
out  upon  them)  8',  77;  den  einflusz,  welchen  die  den  ge- 
werben  gewidmeten  kapitale  auf  den  mehr  oder  minder 
vortheilhaften  betrieb  derselben  haben.  Lotz  revia.  d. 
grxmdbegriffe  d.  nationahcirthsch({ftal.  8.  865  (§  888);  ist  die 
masse  des  unentbehrlichsten  lebensbedUrfnisses,  da«  dem 
zu  dessen  gewinnung  oder  erzeugung  gewidmeten  theile 
des  naturfonds  abgewonnen  wurde,  gering.  (§834)  8.894; 
damit  stand  sie  auf  und  ging  ihm  durch  mehrere  zimmcr 
voran  bis  in  ein  niedliches,  der  bibliothek  gewidmete.« 
eckkabinett.  Mörikk  (maier  Nolten  i)  4, 163  iCraun  (Jehlt 
in  der  1.  ait.tg.). 

8))  meistens  waren  es  gradsinnige,  jeder  nach  seiner 
weise  dem  augenblick  gewidmete  menschen.  Göthb  (e«in- 
pagne  in  Frankreich)  30.  85.    dazu  vgl.  .- 
rreude  de«  dasein«  ist  grosz, 
fHSoser  die  tnrxd'  am  oiuein 
wenn  du  Suleika 
mich  Obersilnvenjrlich  beglUokst, 
deine  Icidenschafl  mir  zuwirfst 
als  wKr's  ein  ball, 
dasz  ich  ihn  fange, 
dir  zurückwerfe 
mein  gewidmetem  ich ; 
das  ist  ein  augenblick '. 

QÖTUK  {west-öett.  divan:  bmck  Sn/rtto)  5,  lU; 


GEWIEGT 
4m  fOBBtml 


5790 


ihr  (km  trecto  imt  «HtvwintflralMa 
fnridaalM  wOtml 

s;;  o«l  •inem  Bolohtn  dorshwu  dem  ftfOhl  aad  d«r 
einbildunfaknft  fewidin«t«n  f^ftftiHt  war  m  gaos  natflr 
lieh,  dasz  die  einmischung  tnuk  wlrtwlillgii  iHniimili 
nicht  ganz  aoszubleiben  •ohiaa.  6<yrtiB  (jnniht  mfmi- 
halt  in  Born:  PkUifp  Nari,  4»r  ktamar.  kmiife)  m.  MB; 
aber  er  DMoht«  Min  |bium  der  tborlieit  gewidmet««  laben 
durch  jenen  einzigen  vemanftigen  gedenken  wieder  fiH, 
den  er  auf  seinem  aterbebette  hatte.  Gutzkow  Rickard 
Savage  i.»;  ich  höre  Qberdie«  einen  «chritt  dnuuMa  aaf 
der  treppe,  der  unser  etiUee,  geistigen  freodan  fewld- 
mete«  beisammensein  zu  stören  droht.  Pacl  Hbtbb  iial 
nov.  t:  Bomuluaenkel. 

4))  und  dasz  die  poesie  eine  kunsl  ict.  die  für  d«n 
grossen  häufen  gewiedmet  ist,  und  durch  ein«  fasehioktc 
nachahmung  auch  die  unsichti>aren  'linge  dar  4»yMni«g 
vorstellig  und  sichtbar  awoben  soll.  Biieitimob«  crit. 
dUhtkunatm.  di« füttweiae  (fräpoaitionmlverbimdmma  ttmU 
iea  dahva)  atiwmt  m*kr  au  dm  vemamdungam  der  umitr  m) 
beaproehenen  fntpp«;  die  badmOmag  Ufagam  wtut  kiarker. 
vgl.  Schwierigkeiten  . . .  welche  sich  bei  der  ausmittelung 
des  reinen  ertrag«  der  sogenannten  industriellen  gewerbe. 
der  den  manufakturen  und  fabriken  gewidmeten  bethel>- 
samkeit,  dem  steueraastheiler  in  den  weg  stellen.  Loti 
handb.  dar  ataaincirtkaeht^ftalehre  8. 117;  ein  xweitar,  ledig- 
lich dem  innersten  herzensbedürfnis  gewidmeter  teil  {dm 
bri^ea)  nahm  den  kleinem  räum  ein.  Möriks  (wmUr 
Nolten  1)  4.  86  (fehlt  in  der  i.  rnuag.).  Uarkar  gaUrt  muek 
du  folgende  fügung.  die  in  aUm  ämaaertidkkeHem  mit  im 
formein  übereinstimmt,  die  aieh  fUr  die  mdmung  vom 
büchern  herauagebildet  haben  (ap.  «78») :  seine  (Fkuata) 
lebensgeschichte  ist  so  ganz  mit  sinnlosen  erdichtangen 
durchwebt,  dasz  aach  einige  schon  aus  diesem  gründe 
seine  existenz  bezweifelt,  und  das  ihm  gewidmete  fabel- 
buch in  absieht  auf  glaubwürdigkeit  den  bekannten  volks- 
romanen  vom  gehörnten  Siegfried ,  Till  Ealenspiegei 
an  die  seite  gesetzt  haben.  J.  F.  Köhler  uniera.  übard. 
leben  u.  d.  thaten  dr.  Johann  Fauata  (l79l)  47. 

GEWIDT,  n..  eoümHvbOdtmf  tv  wid.  wit  (hob.  «ff. 
Schmeller  8«.  ss«.  1058/:),  a.  Unobr  Kiiull  »i* 

OEWIDRIGEN,  verb..   eneeiierte  form  tu   gewidera  l) 
(».  rf).  in  etii«m  vereinaeUen  belege  überwüUdi.  der  aidk  am 
den  oben  beaproehenen  r^/lerivm  gebrmiA  mmarUieatt    den 
er  gebetten.  weil  er  lähr  mit  dem  kamn  oder  wagen 
fahren  thäte,  er  ihme  ein  karren  roll  von  etwas  mate- 
rialien   zu    diesem  gebäu   unweit   darvon  hinzu   führen 
wollte,  dessen  sich  der  fuhrmann  gewidriget.  and  damit 
er  entweichen  möchte,  gesagt,  daax  . . .  Fr.  Caccia  labam 
that  . . .  des  hl.  Antonius  v.  Fudua  (l«B>)  48. 
GEWIEDERN.  *.  gewidem  S). 
GEWIEFEL.  GEWIEFT,  a.  gewifel,  gewÜL 
GEWIEGE,  n..   t^erbaUubatantiv  tu  wiegen  («.  d.):  ge- 
wiege  Campe  8.  ass*;  Heinsius  8.486*;  gewieg,  gewiege. 
anhaltendee  wiederholtes  wiegen.  Sicherer  m.  Akveld 
nederl.hoofd,  tat.  *U';  dan*  v^.  so'n  gewigg'  mit  de  stöl? 
TEN  DooRNKAAT  KooLMAN  teb.  d.  oatfrim.  aipr.  l,«»*;  dat 
gewigge  för  de  ögen.  eiendm, 

GEWIEGEN.  GEWIGSN.  mls^/krt  dm  Hmkm  pari, 
praet.  tu  wegen,  wägen  (#.  d.)fHr  gewegen,  gewogen  (#.  d.): 
und  wart  die  sach  za  beiden  seiten  wol  gewigen  uid 
uisgeport  buch  Weiitaberg  i,  18»  HSUbaum;  dm  zinwirk  . . . 
in  6  teil  gewigen.  8,807;  penaua,  gewkfen  Erasmls 
Alberus  nov.  dict.  genus  Ct*;  trutinaJua.  penaieaiUhi», 
diacusaua.  wol  gewiegen  odder  bewicgen.  ebmd*. 

GEWIEGT,  pmrtititimlm  m^/eeHm  tu  wiegen  (».  d.),  dem 
vm  wiege  mbfdmklm  mrtum.  dm  pmHtif  amdert  «äe* 
m  «wn  rifAlMiifn»  «was  «rffiiBniwiw  wiial|aiiainAc  ab: 
älter  und  tceit  abgeriiekt  iai  O»  Jwfewlitiy  gewiegt,  er 
fahren,  kundig;  jünger  und  iatdmantmm^ßmgmencheint 
«MM  müden  emtmeUumg,  vgL  VenedigB  meergewiegter  glänz 
P.  Hbtbb  Bt^fM  {Mümdkmer  didkimbueh  »48). 

1)  die  bedeutung  kundig,  erfahren  a6«nn«ec*r  bei  einem 
pmÜeif,  dm  von  wiegen,  wiege  abgiUUti  wird;  ndker  läge 


5791 


GEWIEGT  (1,  erfahren,  kundig) 


es,  an  das  stammverbum  wegen  (bewegen)  zu  denken,  das 
durch  die  analogie  von  gewandt  (s.  d.)  gestützt  toerden  könnte. 
dem  stehen  zunächst  lautliche  schuiierigkeiten  entgegen,  die 
freilich  bei  den  mannigfachen  Verschiebungen  eben  in  dieser 
Sippe  {vgl.  gewiegen,  gewigen /ür  gewegen,  gewogen)  nicht 
unübermndlich  wären,  aber  gerade  der  bedeutungskreis, 
in  dessen  mittelpiinkt  die  wiege  steht,  bietet  eine  reihe  so 
sicherer  anknüpfungspunkte ,  dasz  die  anlehnung  von  ge- 
wiegt an  wiegen  nicht  von  der  hand  zu  weisen  ist. 

a)  das  verbum  wiegen  selbst  ist  erst  spät  belegt,  bei 
Gottfried  v.  Neifen  und  im  jüngeren  Titurel,  vgl. 
mhd.  wb.  641»;  Lexer  3,  880;  aber  die  ihm  zustehende  be- 
deutung  war  vorher  durch  verwandte  verba  vertreten,  so 
durch  wagen  (vgl.  mhd.  icb.  3,  641^)  imd  sogar  durch  wegen 
selbst  {mhd.  wb.  3,  642^).  ein  beleg  für  dieses  zioeite  verbum 
Zeigt  nun  deutlich,  welches  gewicht  eine  frühere  lebens- 
auffassung  auf  die  wiege  als  den  anfang  aller  entivicklung 
und  erziehung  des  menschen  legte,  vgl.-,  in  grogem  vollen 
geweget  und  erzogen  sin.  Kolocz.  cod.  146.  das  stimmt 
mit  der  beobachtung  überein,  die  oben  {sp.  5784)  bei  ge- 
wickelt an  die  Verbindung  gut  gewieget  und  gewickelt  zw 
knüpfen  war.  dazu  stimmt  auch  die  bedeutungsentwick- 
lung  des  franz.  bercer ,  die  in  ähnliche  Übertragung  aus- 
läuft, vgl. :  je  sui  berce  de  cela,  dieses  ist  mir  sehr  wohl 
bekannt,  iieues  dict.  {Genf  1638)  s.  146*'.  dadurch  werden 
andere  erklärungen  (l.  aus  gewift,  vgl.  achter  atis  after; 
2.  aus  wigen,  kriegsbereit,  vertheidigungsfähig  machen) 
unwahrscheinlich  {vgl. :  ein  torm,  der  mit  erkern  wol  ge- 
wiget ist.  hohe  lied  Bruns  v.  Schönebeck  3700,  s.  Lexer 
nachtr.  402).  der  älteste  beleg  für  den  einschlägigen  gebrauch 
des  participiums  liesze  sich  aus  der  einen  xoie  aus  der 
andern  auffassung  leicht  erklären  und  ableiten:  gewieget 
in  gerichtshendlen,  homo  fori  alumnus.  Maaler  179*.  die 
Verbindung  als  solche  wird  jedenfalls  dadurch  sicher  ge- 
stellt und  weit  früher  datiert  als  der  litterarische  gebrauch 
dies  zuläszt;  die  deutung  selbst  könnte  auch  erst  aus  nach- 
träglicher anlehnung  an  wiegen,  wiege  erwachsen  sein, 
das  gleiche  läszt  sich  später  wieder  beobachteti: 

China's  kalser,  so  jung :  als  Staatsmann  preist,  als  gewiegten, 
ihr  ihn  —  o  saget  doch,  ist's  lange  schon,  dasz  er  gewiegt? 
Glassbrenner  n.  Sanders  xenien  der  gegenwart 
(66 :  bescheidene  frage)  (1850)  169, 

b)  die  Utterarischeh  belege  {in  den  mundarten  sind  andere 
bildungen  bevorzugt,  vgl.  gewichst,  gewift  u.  a.;  vgl.  auch 
Lenz  Handschuhsheimer  wb.  28»)  fallen  mit  vereinzelten  aus- 
nahmen erst  in  den  ausgang  des  18.  jahrh.,  sie  weisen  einige 
Verbindungen  auf,  in  denen  noch  die  formen  erkennbar 
sind,  mit  denen  das  particip  sich  zuerst  isolierte. 

a)  das  particip  mit  adverbialen  bestimmungen  und  ähn- 
lichen Verbindungen  giebt  in  einigen  älteren  gebrauchs- 
formen  anhaltsptmkte  für  die  ableitung  von  wiegen,  wiege. 

l))  gut  gewiegt  (*.  o.) ;  dieser  (Floretto)  ist  noch  gar  ein- 
fältig und  noch  nicht  recht  gewieget,  wir  wollen  doch 
Amandus  noch  einmal  herein  kommen  lassen,  ob  wir 
noch  was  aus  ihm  bringen  könten.  Schoch  komödie  v. 
Studentenleben  87,33;  anders  schon:  jedem  einwürfe  zeigte 
er  sich  nachgiebig;  der  vielgewiegte  mann  war  sogleich 
bereit  zur  abänderung  eines  ausdrucks,  der  miszdeutet 
und  den  politisch  -  kirchlichen  zwecken  der  partei  nach- 
theilig werden  konnte.  C.  F.  Neumann  {.Joseph  Görres)  in 
Oppenheims  deutsch,  jahrb.  f.  pol.  u.  lit.  11,  158. 

2))  zu  fügungen  von  gewandt  stimmen  präpositionalver- 
bindungen:  so  leicht  der  junge  mann  aussieht,  so  gewiegt 
ist  er  in  seinem  fache.  Gotter  {der  schöne  geist  oder 
das  poet.  schlosz  2,  6)  3,  216 ;  ich  habe  etwas  vor ,  sagte 
herr  Stark,  wozu  ich  einen  mann  brauche,  auf  den  ich 
mich  verlassen  kann,  und  der  zugleich  um  sich  weisz, 
und  in  handlungsgeschäften  gewiegt  ist.  J.  J.  Engel  {herr 
Lorenz  Stark  26)  sehr.  12,  279 ;  in  allen  Sachen  gewiegt, 
d.  i.  erfahren  sein,  eine  ziemlich  dunkle  iigur,  wenn  sie 
nicht  von  dem  vorigen  verbo  wiegen  oder  wägen  entlehnet 
ist.  Adelung  4, 1538;  denn  Rizzio  war  ein  fähiger  in  den 
neueren  sprachen  gewiegter  mann,  die  königin  erhob  ihn 
zu  ihrem  secretär,  war  oft  mit  ihm  geheim  zusammen, 
doch  nach  allen  umständen  in  schuldlosem  verkehr. 
F.  C.  Dahlmann  gesch.  der  engl,  revolution  106;  nun  also 
schon  wieder  in  dem  gewohnten  tone  einer  vor  nichts 
erstaunenden  ruhe  und  kälte  sagte  der  in  seinem  amte 


GEWIEGT  (1,  erfahren,  kundig)  5792 

gewiegte,  in  seinen  Unternehmungen  von  guten  erfolgen 
begleitete  beamte.  Gutzkow  der  zauberer  von  Rom  3,  24. 

ß)  das  absolut  gebrauchte  particip :  gewandt ,  gewiegt, 
geschickt,  versato,  habile,  addirizzato,  scozzonato,  verse, 
Juibile,  adroit,  adresse.  Rädlein  1,381^;  gewiegt,  adj.  u. 
adv.,  berce.  Schwan  1  (1783),  745'';  gewiegt  für  geübt,  wohl- 
beschlagen, kömmt  nur  im  gemeinen  leben  vor.  Heynatz 
Antibarbarus  2,  56 ;  gewiegt,  adj.  u.  adv.,  geübt,  erfahren. 
Campe  2,  363»  u.  a.;  ja,  es  war  im  verkehr  gleich  alles 
hier  so  sicher,  so  fest,  so  unbeschreiblich  gediegen,  solid, 
leidenschaftslos,  gewiegt,  so  ganz  in  ihr  neuer  art  und 
unendlich  imponirend.  Gutzkow  der  zauberer  von  Born 
1,  239. 

l))  und  er  beschlosz  den  augenblick,  dem  grünen  genie 
gar  stattlich  das  obstat  zu  halten,  die  meinung  desselben 
mögte  nun  sein,  welche  sie  wolle,  und  vor  der  gesell- 
schaft  ehre  einzulegen,  zu  diesem  tapfern  entschlusse 
trug  das  nicht  wenig  bei,  dasz  er  schon  lange  weg  hatte, 
sein  gegner  sei  kein  sehr  gewiegter  mann.  Joh.  Gottw. 
MÜLLER  Siegfried  v.  Lindenberg  {cap.i2)  (1779)  74;  sie,  tiefer 
denker,  menschenkenner,  prüfer  der  leidenschaften,  der 
sie  Provinzen  und  länder  mit  nutzen  durchreiset  sind, 
sie  gewiegter,  und  gleich  dem  Odysseus  vielgewandter 
mann,  oder  vielverschlagner . . .  Tieck  {die  Vogelscheuche  5,  l) 
novellenkranz  i,3'72;  indem  er  ganz  unverhohlen  sein  er- 
staunen, ja  seine  cntrüstung  äuszerte,  dasz  ein  so  ge- 
wiegter, weitläufiger  mann  wie  herr  Horväth  seine  einzige 
tochter  und  erbin  mit  einem  von  der  strasze  aufgelesenen 
. . .  menschen  .  . .  stundenlang  in  einer  spräche  verkehren 
lasse,  die  den  übrigen  hausgenossen  mehr  oder  weniger 
unverständlich  sei.  Friedr.  Halm  {die  Marzipanliese)  4, 10 
Schlossar;  wozu  sollte  er  sonst  ein  so  verständiger,  sanft- 
mütiger und  gewiegter  mensch  sein,  wenn  er  nicht  irgend 
etwas  heimliches,  sehr  vorteilhaftes  vorhatte?  Gottfr. 
Keller  {die  drei  gerechten  kammmacher)  4,  224. 

2))        und  Cajus  Cäsar  sandte  mir  befehl 

zum  kampfspiel,  das  bevorsteht,  meine  fechter, 
die  tüchtigen,  gewiegten  bursche  nämlich, 
nach  Rom  zu  bringen,  und  ich  bracht'  sie  denn 
wie  früher  in  die  gärten  Mark  Antons. 

Friedr.  Halm  {der  fechter  v.  JÜavenna  1) 
3,81  Schlossar;. 

Uli  hatte  den  karrer  fortgejagt,  den  melker  einmal  ge- 
prügelt; er  hatte  die  ruhe  eines  alt  aristokratischen 
gewiegten  bauern  noch  lange  nicht.  J.  Gotthelf  mi  der 
Pächter  cap.  9;  der  kirchenfürst  unserer  provinz  selbst, 
sagte  er,  nimmt  den  lebhaftesten  antheil  an  einer  ent- 
scheidung,  für  welche  sogar  mein  gewiegter  principal, 
der  procurator  Dominicus  Mück,  keine  andere  hülfe 
hat  als  die  des  aufschubs.  Gutzkow  der  zauberer  von 
Rom  2,  91;  wie  hätte  ich  wohl  hoffen  dürfen,  den  ge- 
wiegten praktiker  zu  unsrer  'ideologischen'  auffassung 
zu  bekehren.  R.  Haym  aus  meinem  leben  187;  denn  bei 
allem  ungestüm  war  er  {Blücher)  von  grund  aus  klug, 
nicht  blos  im  kriege  so  verschlagen  und  aller  listen 
kundig,  dasz  ihn  Napoleon  ärgerlich  le  vieux  renard 
nannte,  sondern  auch  ein  gewiegter  menschenkenner,  der 
jeden  an  der  rechten  stelle  zu  packen  wuszte.  Treitschke 
deutsche  gesch.  (1,4)  1^,  454;  die  frage,  wie  der  degen  be- 
schaffen sein  musz  und  wie  viel  er  kosten  darf  .  .  .  darüber 
mögen  sie  einer  so  gewiegten  und  anerkannten  autorität 
wie  der  preuszischen  militärverwaltung  . . .  doch  auch  ein 
gewisses  urtheil  beilegen.  Bismarck  {im  reichstag  des 
norddeutschen  bundes  22.  5.  1869)  4,  252  Kohl. 

3))  der  gewiegte  {der  arzt)  fand  das  ganz  in  der  Ord- 
nung, gab  zum  Vollzug  die  befehle  und  liesz  nun  anstalt 
zum  zeitgemäszen  frühstück  treffen.  F.  L.  Jahn  {denknisse 
eines  Deutschen:  der  geleiter  1\)  i,i7i  Euler;  dritter  holz- 
schnitt.  hier  ist  ein  gewiegter  kommentator  von  nöthen. 
Bonaventura  4.  nachtwache  s.  26  Michel;  als  gewiegter 
kenner  der  geschichte  gab  der  minister  unbefangen  zu, 
dasz  die  Staatsgewalt  weder  Sittlichkeit  erzwingen  noch 
unsittlichkeit  verhüten  könne.  Treitschke  deutsclie gesch. 
(5,  3)  5,  251 ;  so  grosz  freilich  der  antheil  ist ,  den  glück 
und  Zufall  an  gallerien  haben,  soviel  auch  auf  den  ge- 
schmack  ihres  besitzers  ankommt,  es  muszte  auch  einen 
gewiegten  kunstkenner  und  thätigen  geschäftsmann  geben, 
in  dessen  hand  die  fäden  des  ganzen  netzes  zusammen- 
liefen. Carl  JusTi  Winckelmami  x^ ,  2&l ;  das  sind  die  an- 


579S 


GEWIEGT  (t,  geschaukelt) 


siebten  eines  gewiegten  und  erfahrenen  diploin«ten.  Bis- 
MABCK  (im  preu*t.  landtag  B.  8.  itrn)  6,  >W  Kohl;  ich  glanb« 
aber,  aus  der  debatto  ...  hat  sich  heniuigeitellt .  dau 
eine  ▼ertohiedene  auffiiMHunK  and  deutung  der  älteren 
Kttlndischcn  gesetzgebung  rnttgiich  und  factiach  vorhanden 
war,  nicht  blosz  unter  laicn,  sondern  auch  unter  ge- 
wiegten Juristen,  (im  verrinüjten  landtag  1.  6. 1M7)  1, 11 ;  in 
wenigen  tagen  lieferte  (ier  gowioftto  reohtsgelehrte  (fnüurr 
V.  d.  Ifordten),  welcher  zur  zeit  durch  sein  keoket  auf- 
treten ...  die  mchrhcit  der  venammlang  beherrtchte, 
eine  aasfUhrlicho  durlcgung  der  beiden  sitze.  Stbbl  die 
begründung  du  deutschen  reiche»  (10,  4)  s',  10«;  aber  du 
hast  dioh  als  gewiegter  Jurist  natürlich  erst  erkundigt? 
Hi;i>oi.pir  Braune  reinkeit  (isM)  ».  i6. 

;•)  für  die  Überführung  de»  partieipt  in  die  kakgprie 
der  adjeetiva  eeugen  vor  allem  die  9teigentng^form»n:  das 
weibliche  . . .  geht  mir  jetzt  in  dem  sohOnen  dufte  der 
Mumo,  in  den  geregelteren  Wallungen  des  herzschlages, 
in  meinen  plötzlich  gewiegter  und  voller  werdenden  be- 
grifTon  und  gedunken  auf.  Gutzkow  Richard  Savage  1,1; 
ich  erinnere  sie  an  die  werte  eines  mannes,  der  weit 
gewiegter  in  staatsrechtliclien  dingen  ist,  als  ich :  Jordan's 
von  Marburg,  wenn  er  gestern  sagte,  dasz  unter  dem 
begriffe  bund  ebensowohl  der  Staatenbund,  als  der 
bundesstaat  verstanden  wird.  Vinckr  tu  der  deul/tchen 
natimalvera.,  a.  stetiogr.  her.  (8)  »101«>;  selbst  ein  gewiegterer 
mttdchenkenner,  als  unser  liebender  ROmer,  wäre  sicher- 
lich in  Verlegenheit  gewesen,  wie  er  diesen  bescheid  zu 
deuten,  welche  verschwiegenen  hintergedanken  günstiger 
oder  unliebsamer  art  er  hinler  den  scheinbar  so  zutrau- 
lichen Worten  zu  suchen  gehabt  hätte.  Paul  Hrysb  ital. 
nov.  8:  RomuUtaenktl ;  wenn  ich  ein  junger  lieutenant  wäre, 
wollte  ich  den  ältesten  und  gewiegtesten  grenadier  aus 
seiner  fassung  bringen,  und  ihn  durch  beständiges  mäkeln 
und  unvernünftiges  tadeln  in  vier  wochen  confus  und 
«um  unordentlichen  und  schlechten  Soldaten  machen. 
TiECK  {der  geheimniatvolle)  U,  864. 

8)  verteendungen  dea  partieipa,  welche  die  an  die  wiege 
anknüpfende  betcegung  at{f  andere  ähnliche  eracheinungen 
übertragen  und  die  den  begriff  verallgemeinern,  die  aonder- 
atellung  de3  partieipa  beruht  hier  darauf.  da»i  e»  an  dieaer 
entipicklung  in  höherem  maaze  theilnimmt.  al»  andere  verbal- 
formen; 

a)  gliedentng  nach  bedeutungagrtippen. 
rt)  aehon  beim  engaten  anschlttat  an  die  grundbedetitung 
ericeitert  aich  der  gebrauch,  bald  entfernen  aich  die  be 
gleitenden  umatände  von  den  herkömmlichen  formen,  bald 
treten  aubjecte  tum  partieip.  die  daa  uraprüngliehe  bild 
verschieben  .- 

du  warst  die  feftrig  Ithol,  so  des  for-sanra  lippen 
durch  flammonbotten-hand  berfthrt  hatl',  der  dia  krflpp«n 
dos  m&nnscb-tcotts  for  gewiegt  wol  acbtbalb-bundert  jar 
eh  er,  der  juntcrrau-sohn  zumm  hail  gebohren  war. 

RoMPLKR  V.  LflwBNiiALT  ertte$  gebiitch  »einer 
reimged.  (1647)  4; 
ihr  hello  stornlein  stehet  still 
und  horcht  wass  efier  schCpfTer  wil, 
der  schwach  und  nngewieget 
in  einem  kriplein  lieget. 

JOH.  Rist  (1, 1  weihenaehtguang)  hiwml.  lieder 
(1668)  6; 
doch  es  schaukelt  mit  der  pupp«, 
doss  gewieget  sie  entschlunimre, 
singt  ein  lied,  sie  einzulullen, 
jetzt  das  klare  geistcrweib. 

Ci.BMBNs  Brentano  romanxen  vom  roseiiftraiw 
(17,84)  808  MorrU; 
wer  auf  den  wogen  scbliafe 
ein  sanft  gewiegtes  Und, 
kennt  nicht  des  lebens  tiefe, 
vor  sttsaera  trUuraen  blind. 

ElciiBNDORFF  {der  frcund)  1»,  107; 

(Friedcrikr.)  nicht  doch,  dein  AU  war  mir  lieb, 
^^«nde.)  der  mause  wegen. 

{Friederike.)  oft  wenn  er,  sanft  gewiegt,  auf  meinem  schoo»s  ge- 
schnurrt, 
war  er  —    (Lucinde.)  erträglicher,  als  ein  gemahl, 
...  , .  der  murrt. 

MOtxNiR  (der  Angolitche  kater  1)  6, 16; 

die  minn'  ist  ein  gefangner  fUk, 
vom  iftirersmann  gewiegt  im  ringe, 
damit  der  freie  als  ein  scbalk 
dienstbar  auf  das  gewilde  springe. 

K.  IMMBRMANN  (TVMon  u.  Itotde  ti  Cenmatti 
13,  237; 


QEWIEUKL  5794 

fflUerl  sis  wird  dl«  well  tm 

wird  die  Auren  in  glrten  gettci 

wird,  auf  meinem  scboee  fswfsgl.  im'  frtkllnmiksnil  k«- 
Oageln!    HOltv  {dUÜ^fl^peUeSäTWOaUt 
0,  Im  Im  trMOM  mkk  sterben 


»)t.  U7 


fewltMlaa  ssiMr  brast. 

den  täliptMi  M  mkk  sehUrCen 

in  tbrtnen  iinsüdlkilisr  Iwt. 

CiiAMUwo  (AmmUm«  «.  Mm  I)  U  Wei»ä. 

/O  «0  verUant  die  vontiU»m§  M  im»  wa^timmdmm 
begriffe  schaukelnde  bewaganf : 

die  pilrerfahrt  ist  nicht  die  fahrt  M  Im  waä  in  der  Mekl. 
rewtect  vom  rOcken  des  kasMek  ad  von  der  siaa  nSät 

ROCRIKT  06.  «MtaM)  pMl  wmU  II,  417: 
Cap  Misen  np.  mittat  im  sbendHcM  sis 
nackende  feisDnut, 
die  ÜB  kahn  sonst  sehaakalftwlegl  iBMiklBI  bIj 

Pi^TBN  {Odem:  «Bfäftii^— eä  JBrrMO 

da  mbst  in  der  barke.  wie  staa  jBwisft 

{tldogeH  M.  MyBtB.'  MMer  Neapääi  l,  MS; 

nun  hatte,  gewiegt  auf  dem  bUaen  wbssw,  Robert  die 
beste  zeit  and  gelegenheit,  über  sich  und  seine  schiekial« 
nachzusinnen.  W.  Raabb  leute  au»  dem  tealde*  ».  ■§. 

/)  wie  do»  »chaukeln   de»  koAn»  auf 
geben  auch  die  bewegungen  in   der  atwtotfhän 
anknüpfungapunkt  tur  üAertrmgHng : 

sie  war  wie  vea  dar  aaditigall 
die  am  den  tempel  der  Diana  wohnt 
gewiMt  in  eicbenwipfel  taaz  sie  da, 
und  flötete  .  .  . 

H.  V.  Klsist  {PetUkeeiUa  n,  \ 
IT  (kkKttitt. 
wie  dort,  gewiegt  von  westea. 
des  mobnea  blutbe  glänzt! 

Uiii^ND  {der  wtokn)  i.lMM.  Schmidt; 

nur  der  kleine  pfiff  zuweilen  leise  Tor  sieh  bin,  nicht 
eine  bestimmte  melodie,  sondern  wie  ein  vogel.  der  auf 
einem  sacht  vom  winde  gewiegten  bäume  sitzt.  Paul 
Hbtsb  buch  der  freundech^/t :  grenaen  der  meneehheit; 

lehre  der  gott 

ruhige  fassung 

mich  und  geduld, 

dasz  vom  ebenen 

l>oden  ich 

nicht  hinauf 

sOme  zu  denen, 

die  gewiegt  und  gescbaakelt, 

weiter  kommen, 

als  ich  mit  meines 

schreitenden  fusze«  kraflanstrengnngen. 

Fri.  RCckert  {hau4-  m.  jähr  6.  reihe  • 
der  /meawamdertr)  t,  SB» ; 

Mae,  bimmal.  meine  seele 

aus  des  stanoee  engen  ■^♦»ninkeii  I 

wandle  sie  zum  flOgelboten 

Uebesebnender  gedankenl 

wandle  sie  sn  blnmenodem, 

zart  gewiegt  im  bancb  des  winde«  I 

PrriR  CoR.'«BUV8  4.  It  flhrn. 
9)  enceiterting  dea  kreier»  der  üiertrmmmfm ;  ein  so 
herrlicher  kraftstamm  auch  der  DeotselK^sterreicher  ist. 
ein  so  ausgezeichnetes,  in  glück  und  Qnglüdc  gewiegtes 
fUrstenhaus  auch  die  länder  und  Staaten  zusammen  hält. 
Jahn  {dettteehe»  volkatum  [erklärung])  i,  14«  Euler ; 

sogst  du,  dem  aagenblick  als  sklavin  onterthan, 

mit  jedem  neuen  aleid  auch  neue  lieb«  an. 

und  scbwärmtaat ,  sanft  gewiegt  in  deiner  «chanfceit  rakaw. 

von  sieg  sn  steg  dahin,  von  blnnte  hin  n  lliiss« 

Obibbl  JmnimeiUdtr  {mi/  «tmt  ttnmmi)  IM; 
and  viele,  im  waha.  dass  die  fWade  beaiact, 
aüt  liebreis  naaBtrtet.  fa  oamalk  fewiact 
amachwärmun  daa  kraas 
der  Ilischen  sinnen  mit  reifen  and  lanx. 
HaiNR.  LauTiioLO  {PetdheHUia  8}  ffedAtBA. 

b)  »yntaktieche  beaonderheiien  bietet  dimtr  jtJiiasnA  de» 
pariic^  noch  teenig.    al»  btieg  für  SMia<BWhsiii  waf  i^ 

tferd«  kencbend.  ttder  knlnsad, 
utacber  ancbaad.  achasa  kraehaad. 
. . .  wenn  mir  naaaaft  ao  gewletta» 
eo  gerfitteltem,  dar  Maa 
dsr  gedoM  aemisna  «omaw 

Fb.  ROcbbbt  aUebetfrühl.  t,  87)  i.  848. 

GBWIEHEL,  n..  nebet^orm  ru  gewieher  {».  d.).  die  auf 
die  aUert  form  de»  verbuwt»  {vgL  wihelen.  kinnirt,  wthd. 
wb.s.eso^)»urüekwei»t:  gewiehel,aniM/ri«i>  Krämer  teui»eh- 
ital.  dieL  (ITOB)  8, 1847^ 


5795 


GEWIEHER 


GEWIERIG 


5796 


GEWIEHER,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  wiehern  (s.  d.),  die 
normalform  der  neueren  Schriftsprache,  sie  dringt  zu  ende 
des  18.  jahrh.  in  den  litterarischen  gebrauch  ein,  in  dem 
sie  häufig  belegt  ist,  wenn  auch  die  Wörterbücher  davon 
keine  kenntnis  nehmen,  das  Substantiv  fehlt  nicht  leicht 
in  neueren  Schilderungen,  die  rosz  und  reiter  in  bewegung 
setzen;  in  volksthümlicher  Überlieferung  hat  die  verbal- 
handlung  zudem  stets  eine  rolle  gespielt,  dazu  kommt  über- 
tragener gebrauch  {für  das  lachen  ungebildeter  menschen), 
der  beim  verbumfrüh  einsetzt:  wenn  ihnen  ein  wieherndes 
gelächter  aus  allen  bänken  des  theaters  entgegenschallte. 
Wieland  (Aristipp  i,  9)  33,  98. 

1)  das  gewieher  des  pferdes :  wenn  dein  thurmwächter  von 
fern  roszgewieher  und  waffenklang  hört,  so  kommt  Hein- 
rich von  Andechs.  Babo  {Otto  v.  Witteisbach  4)  l  (1793),  135. 
vgl.  auch  roszgewieher  theil  8  sp.  1262; 

doch  die  geflügelten  rosse,  der  Pyroi's,  und  der  Eons, 
Aethon  zugleich,  und  Phlegon,  erfüllen  die  luft  mit  gewieher 
flammendes  hauchs.    {hinnitibiis  atiras  flammi  feris  implent.) 
Voss  Ovid  verwandl.  {Phaeton  186)  1  (1798),  77; 

selbst  auch  der  hunde  gebell,  selbst  wähliger  hengste  gewieher 
ist  mir  verhaszt !      (idyllen :  das  Ständchen)  2,  50  Hempel  ; 

als  er  vernahm  zugleich  das  rauschen  der  see,  und  der  bran- 

dung 

dumpfes  geläut,  durchbrüllt  vom  gewieher  der  rosz'  und  der 

rinder  .  .  . 

schlug  ihm  das  herz  in  beklommner  brüst. 

Kosegarten  (Jucunde  3.  ecloge)  25  (1824),  137 ; 

doch  mit  gewieher  und  geschnauf 
stürzt  sich  das  rosz  in's  hecken. 

der  Bannhölzler  bei  Reithard  gesch.  u.  sagen 
aus  der  Schweiz  304; 

pferdegewieher  ist  heilbringendes  zeichen  . . .  bekannt  ist 
die  persische  königswahl  nach  dem  gewieher  des  hengsts. 
J.Grimm  mythol.  (2)*  5i8;  abergläubische  horchen  weih- 
nachts  zwölf  uhr  auf  Scheidewegen,  an  grenzsteinen:  ver- 
meinen sie  nun  schwertergeklirr  und  pferdegewieher  zu 
hören,  so  wird  im  künftigen  frühjahr  ein  krieg  ent- 
stehen. 932;  ich  glaube,  der  wilde  Jäger  ist  im  anzuge.  wir 
hörten  das  hörn  nochmals  und  pferdegetrapp  und  gewieher. 
Clemens  Brentano  {die  mehreren  Wehmüller)  4,  259;  seht 
auch,  wie  das  gewieher  des  pferdes  ein  zeichen  ist,  dasz 
es  sich  freut,  zugleich  die  tapfere  und  schöne  last  seines 
herrn  und  seiner  gebieterin  zu  tragen.  Tieck  übers,  des 
don  Quichote  2,  234;  zuweilen  hörte  ich  Rozinantes  be- 
geistertes gewieher  und  die  bejahenden  töne  des  esels. 
H.  Heine  {einl.  zum  don  Quichotte)  7,  307  Elster; 

der  lauscher  höret  es  stampfen, 
über  ihm,  mit  hellem  gewieh'r, 
zwei  schnaubende  nüstem  dampfen. 

Anette  v.  Droste  {die  Vendetta  1) 
2,  477  Kreiten; 
seht  er  {der  tag)   dämmert  schon!    ermuth'gend  grüszt  ihn 
meines  thiers  gewieher. 
Freiligrath  {gesteht  des  reisenden)  1  (1877),  154 ; 
horch  auf!  er  {Freiligraths  hippogryph)  scharret  mit  gewieh'r, 
und  knirscht  in  kett'  und  stange, 
und  stampft,  als  wollt'  er  sagen  dir: 
'was  rastest  du  so  lange?' 

Geibel  Juniuslieder  {zu  Freiligraths  geburtstag) 
(1848)  191 ; 
0  thu's,  und  dann  kehr'  zu  uns  heim 
mit  frohem  roszgewieher, 
und  lies  uns  deinen  neusten  reim 
im  goldnen  pfropfenzieher  {gasthaus  in  Oberwesel), 
ebenda  s.  195 ; 
und  führte  sie  .  . .  zum  hause  hinaus  nach  dem  blach- 
feld,   das  schon  von  menschen  wimmelte   und  vom  ge- 
wieher der  rosse  und  trompetenklang  erdröhnte.   Paul 
Hkyse  ital.  nov.  2:   die  Stickerin  von  Treviso;  jetzt  höre 
ich  deutlich  pferdegewieher,  und  dasz  es  der  schlag  eines 
hufes  war,  was  ans  tor  hämmerte,  die  reise  nach  dem  glück; 
ein  helles  gewieher  in  nächster  nähe  erweckte  mich  aus 
meiner   Schwärmerei,     nach    einer  Wendung  des  pfades 
erblickte  ich  einen  gesattelten  gaul ,   der  an  das  gehege 
des  meierhofes  gebunden  stand.  Conrad  Ferd.  Meyer 
der  heilige  74. 

2)  die  Übertragung  auf  menschen:  reich  bedacht  in 
unserer  anthologie  ist  der  Hudibras  des  Samuel  Butler, 
eine  satire  auf  die  rundköpfe,  wo  die  gefallene  partei  unter 
dem  gewieher  des  höfischen  und  sonstigen  pöbeis  gleich- 
sam poetisch  in  den  block  gelegt  wird.  Carl  Justi 
mncÄe^mann  1»,  223;  da  hättest  du  das  gewieher  hören 
sollen.  Supermann  sturmgeselle  Sokrates  107. 


GEWIEHERT,  participiales  adjectiv  zu  wiehern,  von 
Jahn  im  anschlusz  an  die  mythologische  geltung  des 
verbums  {vgl.  oben  zu  J.  Grimm  a.  a.  o.)  frei  gebraucht: 
es  schlägt  sich  nirgends  besser  als  im  angesichte  von  zeit 
und  ewigkeit,  auf  den  gräbern  der  vorfahren,  dahin  be- 
schieden nach  Herodotos  [vgl.  3  cap.  82]  die  dadurch  ger- 
manisch erscheinenden  Skythen  den  roszgewieherten  könig 
der  Perser.  Jahn  merke  z.  deutschen  volksthum  {einthei- 
lungsnamen)  172. 

GEWIENEN,  s.  gewöhnen. 

GEWIENGKEZEN,  GEWIENKEN  {vgl.  deutsche  mund- 
arten  5,  444),  s.  quienen,  quienzen  theil  7  sp.  2370. 

GEWIERE.  während  das  n.,  das  collectiv  zu  wiere  {ein- 
gelegte arbeit,  geschmMde),  mit  der  mittelhochd.  zeit  ausstirbt 
{vgl.  mhd.  wb.  3,  624''),  lassen  bairisch-österreichische  quellen 
der  Übergangszeit  ein  fem.  gewier  auftauchen,  als  nebenform 
zu  gewere,  gewähr  {vgl.  oben  sp.  4785 Jf.) :  ich  obgenanter 
Johannes  herr  zu  Abensperg  .  . .  setzen  den  benanten  prior, 
conuent  und  all  jhre  nachkommen  der  benanten  gült 
unnd  gelts  ein,  ausz  unser  nutz  unnd  gewier,  inn  jhr 
nutz  unnd  gewier,  unnd  machen  sie  der  gewaltig  hiemit 
in  krafft  desz  brieffs.  Salzburger  Urkunde  von  1463  bei  Hund 
2,  229;  der  in  mit  seiner  weishait,  da  er  dannoch  ein  kind 
was,  in  di  gewir  des  selben  landes  mit  allen  seinen 
kreften  gepracht  het  ...  {in  eiusdem  terre  possessionem 
venire  totis  viribus  procuravit).  Andreas  v.  Regensburg 
{chron.  v.  d.  fürsten  zu  Bayern)  Leidinger  s.  645.  anders  zu 
erklären  ist  der  vocal  in  gewierig,  s.  d. 

GEWIERHAK,  *.  gewehrhaken  sp.  5419. 

GEWIERIG,  GEWÜHRIG,  adj.,  nebenform  zu  gewährig 
{vgl.  sp.  4864),  mit  erhöhung  des  stammvocals,  vgl.  althochd. 
wirig  Graff  1, 940.  von  den  für  gewährig  oben  belegten 
4  bedeutungen  sind  in  dieser  form  nur  die  beiden  letzten 
beobachtet,  die  von  durabilis  {vgl.  langwierig)  und  die  an- 
knüpfung  an  gewähren  {praestare),  die  schon  in  der  kanzlei- 
sprache  des  16.  jahrh.  erscheint  und  seitdem  unsere  form 
bevorzugt. 

1)  gewierig,  idem,  quod  wierig  et  wärhaft,  perstans, 
durans.  Stieler  2417;  gewierig,  constant  durable.  RoN- 
DEAU  2,  Uu  3<=  (gewierige  gewogenheit,  glückseligkeit) ; 
ähnlich  Adelung  2,  662  {erinnert  an  langwierig);  gewierig, 
constant,  lasting,  durable,  Hilpert  2,  l,  464". 

2)  du  hast  dich  gewiriger  erklärung  zu  versichern,  das 
ist  einer  solchen  erklärung,  dadurch  dir  gewähret  und 
geleistet  wird,  was  du  begehrest.  Schottel  350*;  gewierig 
etiam  est:  permissus,  concessus,  consensus.  Stieler  2417. 

a)  bitt  demnach,  wie  vor,  ewer  freuntliche,  gunst- 
liche, bruderliche,  christliche,  gewierige  antwurt,  mich 
verrer  haben  zu  halten,  dr.  Karlstats  supplication  (1525) 
bei  Thomas  Zv^^eifel  Rotenburg  im  bauernkrieg  163  Bau- 
mann ;  und  bitten  des  alles  hiemit  bei  disem  hotten  tröst- 
liche, gewirige  antwurt.  (Ernfrid  Kumpf  und  Jörig 
Spelt  an  den  rat  v.  Rotenburg  1525)  ebenda  532;  und 
haben  uns  damit  also  an  ain  erbern  rat,  und  ain 
erber  rat  uns  furter  an  ain  erbern  ausschusz  hievor  ge- 
wisen,  der  end  wir  noch  biszher  kain  gewirig  antwurt 
empfangen  haben,  {supplication  der  von  Wildentierpach)  348; 
gewürige  antwort  hoffen  {sperare)  favorabile  responsum. 
Frisch  2,  419";  einem  eine  gewierige  antwort  ertheilen. 
Adelung  2,662,  ebenso  Campe  2,363»  u.a.;  eine  ge- 
wierige antwort;  man  könnte  ebenso  gut  gewährende  m 
sagen.  Heynatz  handb.  z.  rieht,  verf.  (1800)  s.  283*»;  {euer  9 
schwäher)  ist  der  freundbrüderlichen  willfahrung  seiner  "^ 
ziemlichen  bitte  gewärtig  .  .  .  graf  Heinrich  bedachte 
sich  nicht  lange,  dem  herold  gewierige  antwort  zu  er- 
theilen, und  entliesz  ihn  wohlbeschenkt  von  sich.  MusÄus 
Volksmärchen  {liebestreue)  3,  227 ;  der  senat  von  Marseille 
hatte  recht,  demjenigen  einen  gewierigen  bescheid  zu 
geben,  welcher  um  die  Vergünstigung  anhielt,  sich  das 
leben  zu  nehmen,  um  sich  von  dem  ewigen  ungewitter 
seiner  frau  zu  befreien.  Bode  übers,  v.  Montaigne's  ge- 
danken  u.  meinungen  über  allerlei  gegenstände  (3,  5  d'in- 
teriner  sa  requeste)  5, 218;  {Teutschland:)  wir  sehen  es  gantz 
gerne,  dasz  diese  herren  sich  bei  unserem  königlichen 
hofe  haben  einstellen  wollen,  geruhen  auch  gnädigst,  ihr 
anbringen  zu  hören  und  nach  beschaffenheit  deroselben 
Vortrages  ihnen  eine  gewierige  resolution  zu  ertheilen. 
Job.  Rist  friedetcünschendes  Teutschland  (l,  4)  29;   es  wil 


797 


GEWIERIGKEIT 


OEWIFELT  I 


5798 


aber  doHz  hoim  gcneraiR  RrttlTI.  exeell.  verhoffen,  wann 
<lorcnihnlben  bei  ihr  kaiiierl.  inaj«iitttt  alleninderthftniffitto 
anHiichune;  ...  bcschioht,  es  werde  allergnKdigiit  gewirifre 
rcKolution  dnraulT  erfolgen,  erklärung  der  TUlyaehen  Iftefi 
hei  liONDoiti'  acta  puhl.  a,  KAM*;  e.  f.  g.  gcwUrigo  ronolutlon. 
I'rnnefurter  au»ferHgun{f  tem  DtP.FRNliAi:ii-WOi.cKKH  OO; 
mit  gewirigern  gnädigen  beaoheide  unndt  ertprieuliohem 
erklcrting  zu  vorsehen.  Wrimarer  au»fert.  ISIS  «btnda; 
ow.  cxccil.  Iiochhoohwolil  und  w(>hiy;rh.  wollnn  aolche  zu 
oiiior  Imidigen  gewierigen  entiichliciizung  bei  der  hOohiiten 
|)ehördo  /.u  befördern  geruhen.  G6tiik  {andietäek0,kaiiium»r 
tu  Merntfmrg  1798)  18,  81 ;  ah  formrl  dta  WeitiutrittKen 
knntleistih  i»t  betoitder»  dir  itrinndung  biltgewierige 
ontHciiliosHung  btolntehtet ;  andererarita  vgl.  •  dafem  die 
nnchricht  nicht  gowUrig  nuHfallon  nollte.  Weimartr  au»- 
fert.  1748  OiRi'KNiiACii-WCi.cKKK  «80;  gewirrig  . . .  welches 
nur  im  obordoutschen  und  einigen  hochdeutschen  kan- 
zollcicn  üblich  ist.  Anp.i.UNo;  vgl.  auch  Hrynatz  Anti 
barbarua  8,  M. 

b)  BtUtze  deeg  hause«,  PiastiscbM  kind, 

deme  mwierig  andf  pflichtbur  wir  sind, 
bessert  von  neuem  aie  «chutsbam  ainaen. 
drunter  wir  aeyun  und  ruhe  (ewiniMB. 

Friri>r.  V.  LnoAu  rttmgtA.  (jmgab*  mm 
8.  tautend  101)  MW  Kttner; 

wir  gesinnen  an  euch,  ihr  wollt  euch  gegen  ihn  will 
r&hrig,  fürderlichst  und  gewierig  erzeigen.  ADSLUNa  8.6a, 
vgl.  auch  Hkynatz  Antibarbartia. 

e)  an  iicwUrigcn  erfolg  nicht  zweifeln.  Fkirch  8,419*; 
Insz  mioii  den  gcwUlirigcn  erfolg  schon.  HKiiKnicii  i,  1488 
(gowiorig,  gewUhrig,  quod  concedi  poteat);  ein  gewierigcr 
erfolg  ist  ein  gewünschter  erfolg.  Hkynatz  AntibarbaruM ; 
ich  zweifle  nicht  an  dem  gewierigen  erfolge  dieser  saohe. 
Adei.uNO,  ebenao  Campr. 

8)  noch  mehr  ala  in  den  UMen  belegen  aehlieagf  aieh  ge- 
wierig im  folgenden  an  die  allgemeinate  bedetttnng  von  ge- 
währen im  ainne  von  prtuatart  an:  gewOrig.  tragbar,  dar 
etwas  gern  wuchst.  BF.soi.vtheaaur.praet. ;  holzmarkungen, 
guten  gewührigen  hoAont,  fertilia.  Fitincii  8.419°.  AnRi.UNO 
(2,  G6a)  lehnt  diejie.9  adjeetiv  an  heran  «iw  (birig). 

4)  die  sichirankungen  in  der  iriedergabe  dea  atammvoeala 
(i,  ie  einer.veit.'i  und  i,  ü  anderer.<teita)  erreichen  ihren  höhe- 
})unkt  fteim  kamleigebraueh  dea  teortra;  für  die  bedeuhtng 
von  durabiÜR  dagegen  iat  nur  die  aehreibung  mit  ie,  für 
die  bedetihtng  fertilis  die  kenmeichnung  gerundeten  vccaU 
hrlegt. 

(iEWIKHIGKEIT.  /.  aubatantivbildung  tu  dem  kamlei- 
miiatigen  gebrauch  dea  adjectix-a :  und  dann  sonst  wie  vor- 
mals mit  aller  trew  und  gewierigkeit  unser  bestes  zu 
fördern  nnd  unsem  schaden  zu  verhütten,  urk.  het-iog 
Ludirig."  ron Liegtiifz  (lßr>3)  Lo^au  Mr.  a.  F'itnkr  einl.  a.  89. 

GKWIKSEL,  M.,  wird  von  Schmidt  {tce.itenr<ild.  idiot. 
.9.  328)  ala  nebenform  zu  gewuscl  (*.  d.)  gebtteht.  vgl.  auch 
jiowiessen. 

tJEWIFi>EN,  neuere  participial/orm  fii"  detit  uraprüng- 
lieh  achirach  ßectierten  weisen,  *.  geweist  ap.  M«o. 

1)  unter  den  triirterbiichern  führt  achon  Hknircii  die 
heutige  form  auf:  gewiesen,  oatenaua.  montitratua.  I.W»; 
vielfach  iat  daa  jxtrficip  von  lateiniathen  parallelen  begleitet, 
die  filr  einzelne  formen  der  ilf>ertragung  al.i  vorbild  antiken 
gefn-auch  naehireiaen :  monatrahia.  gewiesen  {Horat.:  ritae 
monatrata  via).  G.  M.  KÖNin  gozaph.  Int.  (1«Wh)  78«'';  <w/m- 
aiia,  gewiesen  {Ter.:  oatentatam  occa.oionem  omittere).  der- 
.itlbe;  gewiesen,  oaten.<ma.  oatentattia  etc.  Kir.<(cii  8, 161^; 
genau  ao  Mattiiiak  2, 181*.  Hf.i>km ich  i,  1423.  vgl.  auch 
gowcse,  gewiesen.  Hc'iNin  icb.  d.  Kölner  mda. 

2)  der  litterariache  gebrauch  läati  gewiesen  tunachat  in 
die  festen  Verbindungen  eintreten,  die  <^)en  filr  daa  i.tolierfe 
geweist  gekennzeichnet  ."tnd;  andereraeita  zeitigte  die  tieuete 
.fl>roche  an  der  von  ihr  begiin.^figten  form  dea  partieijta 
einzelne  vericendtingen,  die  in  ihrer  fiigetreiae  den  eit^/h*»z 
dea  verbtilge/frauch.<t  erkennen  laaaen. 

a)  die  engere  anknüifung  an  daa  iaolierte  geweist. 

c)  es  l»at  alles  seinen  gewiesenen  weg.  Opitz  übermtM. 
d.  ArgeHi.s  (2,7,7)  3S6  (2,2,4  gew^eiseten  wege);  aber  das 
ist  eine  andere  frage,  was  und  wie  wir  beten  sollen, 
kennt  jemand  das  wesen  dieser  weit,  und  trachtet  er 
ungeheuchclt  nur  nach  dem  was  besser  ist;  denn  hafs 
mit  dem  gebet  seine  gewiesene  wege.  Mattii.  Claudius 
IV. 


(Hher  da»  gebet)  1. 190  Redliek;  'm  Tertiehet  sich  ja  von 
•elbst  . .  .  dasz  ihr  alsdann  zu  eurer  lochter  geht;  da«  int 
doch  ein  gewiesener  weg'.  flACKiJlNtiKH  Kugen  ßtülfned 
eap.  4A:  daax  wir  nach  belieben  «ttMa  nnd  polfUsiren 
mögen,  et*  geht  doch  alle«  seinen  lewleeeaen  pmg. 
W.  Kaahk  aehüddtntmp  WHb. 

(J)  richtig  ist  M,  daa  hier  alles  mit  der  manier  ko- 
goht,  alles  und  Jedes  seine  Ordnung,  zeit  und  den  gewie- 
senen platz  hat.  ImmkmmaN!«  Munehhauaenb.bueh.T.mf,; 
der  evangel.  bund.  sein  gewiesenes  recht  und  aeia  fe- 
tbanes  werk.  L.  WiTTR(n.mt/l.)ttM:  «MtovM^ff  fMM# 
Verbindung  im  folgenden  geirmtdU,  wo  der  mmmm  §HMima 
partieip  an  die  in  der  rtehhtpradt»  («yf.  veisUiBaMr  «.  «.) 
übtieMe  bedeutung  d»»  vtrhmn»  mUAntt  dl«  tbatsaehe.  dtma 
die  handfeete  nur  gewieMBM  reoht  enthält  A.  Ztcha  da» 
bokmieeke  bergt,  dea  mittelaHtr»  1. 1. 

Y)  in  dar  Übertragung  emf  fereonen  gemimmt  die  erat  be- 
»proehen«warw»ndmi§dmpitrÜtip»9ima»i§»aärti§eparaU»U 
au  dam  äUeaten  gebrauch  ron  geweist  (geweister  Jlfer 
ep.  64W):  Tor  allem  die  bibel.  Hieronymus  . . .  war  dar 
gewiesene  mann,  sie  zu  übersetzen;  denn  er  kannte 
nicht  bloss  griechisch ,  sondern  hatte  •oeierdem  Ton 
einem  Juden  auch  hebriüaeh  gelernt.  R.  NonnRM  di»  tat. 
litterat.  im  Übergang  {hdtur  dar  ftgamteati  l,  i.  177). 

b)  notiere  eneeiterung  der/Ogung,  bari^fhtatt  durek  den 
rerbalgebraueA  (vgL  auch  den  beleg  mu»  a.fir  gewieeenee 
recht).- 

'die  deinen  wandern  ohne  fAbrer' . . . 

'sie  sielin  auf  der  von  mir  |«wtes'aea  atiMM. 

so  iMÜd  «ie  meiner  braurben,  bfai  ich  raaoh  . . . 

hei  der  wrtraalen  schar'. 

iMMaaMAMN  Mertin  r.  SQM; 

erst  die  deutsche  philologic  . . .  hat  in  der  Oberliefemoc 
auch  der  spitesten  Jahrhunderte  und  vor  allem  in  der 
spräche  eine  quelle  entdeckt  .  . .  und  nur  auf  der  von  ihr 
gewiesenen  bahn  . . .  wird  es  möglich  auch  den  sna 
bang  des  äuszern  und  innem  lebens  nnsrer  Toneit  i 
allen  selten  hin  aufzuweisen.  MOi.i.r.Mnorp  d.  aUerOmma- 
künde  i*  einl.  a.  87;  die  ohrfeige  . . .  und  dann  der  aafe- 
drohte  pistolenkolben  hatten  ihn  g&nzlich  hergestellt  nnd 
in  die  ihm  gewiesenen  schranken  zurückgeführt.  Immkh- 

'    MANN  Münchhauaen  6.  bxuh,  is.  cap. 

(tEWIKi^.*^EN.    verb.    mundartliche    {onomatopoetiaehe  T) 

.   bildung:  gewieszen,  leise  summen,  zischen,  zirpen  (ftet- 

j   ateiertnark).  ITnciKR-Khum.  891*. 

I       GEWI  ESSEN,  n.  nel>enform  ztt  gewizzen,  gewissen  ».  d.r 

I  so  ein  dieb  oder  anderer  ubelthKtter  mit  einer  handhaft 
begrifTen  wird  ...  so  soll  man  ihn  mit  zwaien  männrrn 

I  überfahren  und  soll  ihn  antworthen  dem  gericht  . . .  und 
.  .  .  brief  da  mitschicken  und  soll  dareinschreiben  ihr 
gewieesen  wi  er  ttberfahren  seie  mit  rechten,  reekie  da» 
garidkim  Kireheehlag,  öaterr.  tceieih.  7. 8. 

OEWIF,  n.  mundartliche  bildung  *eie  da»  augektriga 
verbum  (.«.  gewifen):  das  gewif.  wette.  ScHMBl.LKR  l*,aM. 
der  bedeutung  nach  licoze  »ich  daa  aubet.  tu  wtfen,  winden 
»MUn  (mhd.  teb.  8,  «85*.  vgl.  auch  Waldb  Uli.  etgmolag. 
teb.  et»),  vobei  der  vocal  »eine  erklärung  forderte  {vgL  die 
formen  wiffeln,  wifeln.  weifein  unter  gewifelt,  vgL  gewifl, 
gewift.  geweift). 

GEWI  KEN,  verb.,  vgl.  da»  vorhergehende:  gewifen.  wetten. 
SciiMKi.i  KK  a.  a.  o. 

GEWIFELT  I.  paitiiipiata»  adjeetiv  eu  wifeln  *.  d.;  da* 
verlntm  iat  mundartlich  naek  ktuie  lebendig,  doch  in  ver- 
engter bedeutung,  deren  breitir»  grundlage  au»  iUeren 
liuchungen  noA  eraiehllieik  iat  (tgl.  wifflen ,  neu  pingare, 
voeab.  V.  1«8  ».  ScHMBLUtn  m.  a.  o.  und  mhd.  «sÄ.  •,«•) 
und  au»  tugMirigen  »uhatanÜaMdungin  suriirseaiii  urr- 
den  kann  (vgL  weval.  »tMmnen,  «Annen.  Gnarr  l.  «ueV 
wifeln,  verwifeln  (achtt^lh.)  mit  nadel  nnd  faden  verwehen, 
zustechen,  etwas  zerrissenes.  Schmki.i.kh  8*,  «4;  mit  der 
nadel  einen  risz  an  der  leinwand  so  flicken,  dasz  das 
geflickte  mit  dem  gcwebe  eine  &hnlichkeit  hat  Staldkr 
1.4M.  in  beiden  richtungen  {uritere.  engere  bedeutung)  be- 
wegt »idi  auch  der  gebrat*ch  dea  participo. 

*)  da  man  d'  pfeller  nimet  war 

des  kelfenbeiiMS.  der  «dcia  ataine. 


schon«  gesmeide  mg 

VOB  goide  ann  aaMaa  w«b#  porten 


gewifelt  mit  m 


Waisen  werten.  

H.  V.  TaiMBERG  renner  IRTO«: 

364 


5799 


GEWIFELT  II 

die  beide  bedeutet  dise  werlde, 
die  got  gewifeit  und  geberlde 
hat  mit  manch'lai  wunne.  213 ; 


GEWILD  I 


5800 


leinwatene  fürheng  mit  gestrückten  und  gewifeiten  porten. 
Fuggers  inventar,  s.  Birlinger  schwäb.  Au^sb.  wb.  195; 
in  der  kammer  auf  einem  tisch  ist  gestanden  eme 
hohe  vergulte  credenz  mit  candierten  und  eingemachten 
fruchten,  und  auf  einem  hübsch  gewifleten  tuch  stehent, 
und  mit  dergleichen  einem  bedeckt;  auch  eine  bettstatt 
mit  dergleichen  urnbhängen  behanget,  und  mit  damastiner 
deckin  bedecket,  und  delectiret  sich  meins  herrn  herz- 
Hebste  fr.  gemalin  und  ihr  frauenzimmer  sehr  der  ge- 
wifleten  arbeit,  haben  mir  auch  ein  dergleichen  gewifletes 
fuch  gnädigst  verehrt,  das  i.  f.  g.  gemacht  haben.  Phi- 
lipp Hainhofer  reisetageb.  (1617),  s.  Baltische  stud.  2,  2,  20. 

b)  im  schwäbisch -alemannischen  Sprachgebrauch  ist  ge- 
wifelt  auf  die  bedeutung  gestopft,  ausgebessert,  eingeengt: 
gewifeite  taschentücher. 

GEWIFELT  II,  GEWIFFELT,  nebenform  zu  geweif elt, 
me  gewift  {s.  d.)  neben  geweift,  vgl.  auch  (sp.  5433)  geweif el. 
vgl.  englisch  whifHe  (move  lighfly):  gewifeit,  gewiegt. 
BAUER'("WWrfecfcerTOrfa.)40»;  gewiffelt,  gewiegt.  Woeste 
%iib.  d.  westphäl  mda.  79". 

GEWIFT,  GEWIFT,  participiales  adjectiv.  vgl.  oben  ge- 
weift sp.  5433.  in  mitteldeutschen  und  oberdeutschen  mund- 
arten  ist  diese  participialform  —  bald  mit  kurzem,  bald 
mit  langem  {hier  wol  secundär  verlängertem)  stammvocal 
—  für  die  bedeutung  gewiegt,  gewandt  belegt,  wofür 
niederdexdsche  mundarten  die  form  gewipt  buchen  lassen 
vgl.  gewipt  Schambach  63»  (et  is  en  gewipten  kerel). 
während  dem  letzteren  das  verbum  wippen  (s.  d.)  zu  gründe 
liegt,  geht  gewift  von  einer  nebenform  zu  mhd.  wifen, 
weifen  aus  (vgl.  Lexer  3,879),  für  die  vielleicht  in  einem 
vereinzelten  belege  aus  Neidhart  (waz  ob  sl  der  schuole- 
meister  wifte)  in  lautlicher  und  formeller  beziehung  ein 
anhält  gegeben  ist.  beide  verba  wippen  und  wifen  (wifen) 
stimmen  jedenfalls  zu  vibrare.  die  bedeutung sentivicldung 
stellt  gewift  ungezwungen  in  engste  berührung  mit  ge- 
wiegt s.  0.  ob  die  formen  wiff,  wief,  schmuck,  sauber 
{vgl.  Schöpf  in  deutschen  mundarten  3,  103.  Lexer 
Kämt.  wb.  257.  ScHMELLER  2^864;  wiff,  lebhaft,  behende. 
Stürenburg  ostfries.  wb.  331*)  nicht  von  lat.  vivus  ab- 
zuleiten sind  und  ob  demgemäsz  nicht  auch  ein  fremd- 
sprachlicher einschlag  durch  die  entwicklung  zieht,  müszte 
noch  untersucht  werden,  gegen  einen  allzu  weitgehenden 
einflusz  in  dieser  richtung  spricht  das  niederdeutsche  ge- 
wippt, die  belege  entstammen  durchweg  den  Wörterbüchern  .- 
gewieft  {auch  jewiejt),  schlau.  Hans  Meyer  der  richtige 
Berliner^  52*';  "n  jewiefter  junge',  ebenda;  gewift,  pfiffig, 
schlau.  Albrecht  Leipziger  mda.  122*;  gewüft,  pfiffig,  ge- 
rieben. Jecht  Mansfelder  mda.  42;  ebenso  Liesen berg  die 
Stieger  mda.  {Unterharz)  226  {mit  hintoeis  auf  gewipt  und 
wifen);  desgl.  Kleemamn  beitr.  z.  einem  nord-thür.  idiot.  9*. 
Herwig idiotism^n  aus  Westthüringen  iS'^ ;  gewifd,  gewandt 
{Leipz.  Oeith.  Plauen)  FnANKfi  in  Bayerns  mundarten  2,335; 
gewift,  durchtrieben,  verschlagen.  ?>kvl  zum  Hess,  idiot. 
16/7  {mit  hinweis  aw/ wifte  bei  Neidhart);  gewift,  leb- 
haft, pfiffig,  schlau;  fein,  schmuck,  sauber  {Tirol)  Ca- 
stelli  wb.  d.  mundart  in  Österr.  unter  der  Enns  266. 

GEWIGE,  n.,  s.  gewicht. 

GEWIGEN,  participiales  adject.  s.  gewogen. 

GEWIHDERT,  mundartliche  participialform,  von  Kehr- 
ein volksspr.  in  Nassau  163  neben  gewittert  angeführt:  'von 
ochsen,  die  gut  eingefahren  sind',  zur  erklärung  vgl. 
V.  Pfister  {zu  Vilmar  338),  der  auf  althochd.  wetan, 
Jochen  zurückgeht,  vgl.  auch  wetter  (holz  am  wagen  oder 
pflüg).  Lex  EH  3, 810. 

GEWILD,  GEWILDE,  subatantivbildung ,  die  in  zwei 
hauptrichtungen  des  gebrauches  belegt  ist.  beide  gebrauchs- 
formen  tauchen  spät  in  der  mittelhochdeutschen  periode 
auf,  unterscheiden  sich  aber  in  der  nachhaltigkeit,  mit 
der  sie  sich  im  Wortschatz  behaupten,  von  kurzer  dauer 
üit  der  gebrauch  bei  gewilde  gewesen,  dem  gegenstück  zu 
<iem  —  ebenfalls  früh  untergehenden  —  fem.  wilde  (wild- 
niss,  vgl.  mhd.  wb.  3, 667».  Lexer  8,  885).  dieses  gewilde,  das 
mit  wenigen  ausnahmen  aLt  neutrum  .Hch  kennzeichnet, 
erscheint  der  form  nach  als  collectivbildung .  wozu  die 
Verwendungen  jedoch  nicht  immer  stimmen,     collective  be- 


deutung kommt  andererseits  der  zweiten  gruppe,  dem  neu- 
trum gewilt,  gewilde  {das  wild)  unzweifelhaft  zu,  das  dem 
Sprachschatz  noch  heute,  wenn  auch  m,it  einschränkung  {ii. 
gehobener  spräche  —  vielfach  durch  litterarische  über 
lieferung  beeinfluszt  —  und  andererseits  wieder  in  mundart- 
lichem  [oberdeutschem]  gebrauch)  angehört;  doch  ist  die  col- 
lectivbedeutung  im  grundwort  schon  vorher  ausgeprägt  (wilt 
vihd.  wb.  3,667».  Lexer  3,893),  das  den  gleichen  zug  noch 
heute  in  unserm  tcortschatz  zur  geltung  bringt  (Schwarzwild, 
rothwild  u.  a.).  die  beiden  gebrauchsformen  von  gewilde, 
gewild  führen  mit  den  Substantivbildungen,  an  die  sie 
sich  anlehnen  (wilde,  wildniss  und  wild,  wildpret),  am/ 
den  gleichen  ausgangspunkt  zurück,  der  in  dem  adjectiv 
wild  mit  dem  weitesten  umfang  der  bedeutung  und  mit 
den  sichtbarsten  bedingungen  für  die  .spätere  gabelung  des 
begriff s  gekennzeichnet  ist;  vgl.  schon  vil{)eis  im  gotischen 
(vil{)eis  alevabagms  Ulfilas  jBöot.  li,  17;  wilder  Ölbaum 
Luther)  und  vergleiche  die  concurrenz  zwischen  vil|)i  und 
hai{)ivisk  in  der  glosse  zu  Marc.  i.,&;  je  nachdem  die 
landschaft  oder  die  ge.ichöpfe,  die  sie  hervorbringt,  zum 
träger  des  attributs  werden,  erscheint  wilde  in  der  bedeu- 
tung von  agrestis  oder  von  indomitus  vgl.  für  das  angels. 
Bosworth -Toller  1224»;  vgl.  althochd.  wildi,  silvaticus, 
Silvester,  f er ox.ferus.  Graffi,  803 _^.  im  altnord.  hat  nur  die 
eine  richttmg  —  dazu  in  fortgerückter  entwicklung  —  spuren 
hinterlassen:  villr,  irrend  vgl.  Fritzner  3,947».  eine  Ver- 
stärkung des  adjectivs  durch  das  präfix  ist  mittel-  und 
niederdeutsch  belegt : 

jedoch  up  densulven  avent 

wart  dar  ein  gewilde  dravent. 

Braunschweiger  »chichtspiel  3017; 

und  wie  es  were  umb  die  bilde 
des  himmels,  das  was  ime  gewilde. 

JoH.  RoTHE  Elisabeth  a.  Mencken  2,  204. 

GEWILDE,  GEWILD  I,  verstärktes  wilde  (wildnis)  mit 
Überführung  in  die  gruppe  der  collectiva. 
l)  abgrenzungen,  Statistik,  formen, 
a)  gewilde  und  wilde. 

a)  während  das  grundwort  den  eigenschaftsbegriff  länger 
pflegt,  bis  er  von  concurrenzformen  ganz  in  anspruch  ge- 
nommen vmrde  {vgl.  mittelhochd.  wildecheit,  7ietihochd.  wild- 
heil) i.9t  das  compositum  hierfür  nur  mit  einem  behge  heranzu- 
ziehen :        nu  ist  der  blüienden  beide  voget 
mit  gewalt  uf  uns  gezoget, 
hoert,  wie  (er)  mit  winde  broget. 
uf  walt  und  in  gevilde  .  .  . 
so  scharpf  ist  sin  gewilde, 
dis  secht  in  den  wünebernden  ouwen. 
und  an  kleiner  vogeliin  we. 
die  ensingent  uns  nit  me. 
sus  twinget  si  der  kalte  sne. 

GoESLi  V.  Ehenhein  (groKze  Heidelberger  lieder- 
handschr.  s.  654)  Pfaff. 

ß)  von  dicker  ausnahmt  abgesehen,  sind  nur  die  in  der 
Vorstellung ftform  des  raumes  entwickelten  Verwendungen 
von  wilde  auch  für  gewilde  zu  belegen;  und  es  fragt  sich, 
ob  zioischen  beiden  bildungen  hierin  eine  Verschiedenheit 
des  gebrauches  festgestellt  toerden  kann. 

l))  verhältnismä.szig  häufig  finden  .licli  beide  formen  in 
dem  Variantenapparat  eines  und  desselben  beleges  aus  der 
mittelhochd.  dichtung : 

er  saz  üf  unde  reit 

nach  wäne  in  groz  arbeit, 

unde  erstreich  gröze  wilde 

walt  unde  gevilde, 

unz  er  den  engen  stIc  vant. 

Iivein  969  Benecke-Lachmann  (gross  gewilde 
Heidelberger  u.  Dresdner  handKchr.); 
alsO  viucbte  und  also  nag 
her  Tristan  üf  sin  ros  d6  sag 
und  kerte  über  dag  gevilde 
hin  vaste  gein  der  wilde ; 
in  einen  busch  er  da  gehillt. 

Heinr.  V.  Freiberg  Tristan  3224  Berni  {n(tch 
der  Kölner  handschr.,   i.  d.  Florentiner:   gein 
dem  gewilde); 
von  dem  künig  in  höher  art, 
ein  grözer  hof  geruefet  wart, 
ze  lob  dem  reinen  bilde, 

dag  man  in  dem  gewilde  {var.  gefilde;  der  wild). 
86  lobelich  het  vunden, 
unt  wart  von  sorge  cDbunden. 

die  königin  von  Frankr.  u.  d.  ungetreue  marschalk 
674  ge^ammtabent.  1,  187 
{vgl.  A7i/^:    dO  vlOch  dag  minnikliche  wip 

als  verre  in  den  wilden  tan  .  .  .); 


5gül  GEWILD  1  {wildniM) 

Laurln  der  kUnao  fuot 

trelp  vil  rrAxen  Ql>«nnuot 

s«  Tirol  In  dam  gewilda  (iortet  ^rr'l^.-^  ilrurk;  wi\d» 

Stratzh.  KtUclii    i/r<  hrt'lmbuehe») 
mit  «perri  und  mit  acbildo.      Laurm  l)  »13  MoU  ».  IM. 

Hrhon  hieraua  geht  hervor,  tlasi  e»  vxnxger  htdn^ngagtgtn- 
Hütte  Minä  als  gehruuchjrver»ehietlenheHen  ehronUcfitdttr 
Oller  HtüiHtiacher  art ,  die  die  beiden  bilduHftn  mb/nntm. 
dafür  »pricht  auch  der  wechael  innerhalb  tint»  und  4t$- 
selben  xxmammenhange» : 

da  von  ir  wurdtt  lai<Ho 
in  Uirr«  wilde,  vrawe  min, 
da  infts  ich  Mibe  ritan  in  .  .  . 
nu  lioni  ex  von  Msohiht« 
dax  den  Jonnn  nalt  gealabt 
in  dem  nwflda  benäif  diu  naht, 
dax  im  dea  tacea  lieht  gebraat. 

JoH.  V.  WOrzburu  Wühtlm  v.  öeterrHek  «M 
Kegel . 

auch  mniler  Jinden  »icli  beide  bildungen  noch  neben  einander: 
(iHriiiioli  /.cuclit  iniin  zu  laiui  in  die  vorgenannten  ge- 
wilde,  und  kompl  in  dnH  thal  Ilalin,  unn  von  dannen 
Ken  Sinui ,  auch  iiiiig  niemand  durch  das  gowild  au(T 
pforden  kommen,  den  »io  linden  weder  trincken  noch 
oHson,  darumb  zeucht  man  da  aulT  kamolthieren.  0.  v.  De- 
MKMINUKN  übera.  des  Joh.  v.  Mandefille  ^t) «.  66  (perdeeerta; 
die  Übersetzung  von  u»i  hatte:  so  geet  man  durch  die  wüst 
.  .  .  das  niomunt  mag  goreitten  durch  die  wAst);  dazu 
vgl. ;  Libunus  das  ist  ein  langes  gcbirge,  zeucht  sich  an 
die  wüsten  Pharon,  unnd  an  die  wild,  die  das  land  von 
Veniehe  .  .  .  theilet.  109. 

2))  in  den  letzten  belegen  ist  gewilde  am  engsten  an 
die  Vorstellungen  angelehnt,  die  bei  wilde  gerade  da.  %co  es 
mit  dein  compo.titum  nicht  in  co/tcttrrenz  tritt,  am  reinsten 
ausgeprägt  sind:  der  gegensal:  der  unangebauten,  vreglosen 
und  tinzugänglichen  landsdtaft  gegenüber-  dem  offenen  /«lä 
(,(;ovilde),  den  ansiedelungeit  der  menschen  und  den  itegen 
und  Stegen,  die  sie  verbinden: 

dax  ir  sO  verre  von  dem  wege 

■izt  in  dirre  wilde 

ich  hflnz  rUr  unbilde 

frouwe,  wus  ir  iucb  begtt 

stt  hie  niht  büwes  umb  iuch  8t6t. 

Wolfram  Partini  i»,  M ; 
er  schuhte  &ne  niAze 
die  Hute  und  die  «tr&xe 
und  dax  blOze  fr<^vilde: 
allex  iregen  der  wiMn 
80  rihte  der  arnio  sine  wege, 
er  wuot  diu  wazzer  bt  dem  stag«. 
mit  marwen  fUexen  ungescbuocne 
streich  er  walt  unde  truoch. 

Hartmann  üregorhu  X764  Paut. 

bei  oberdeutschen  dichtem  werden  als  hemmnisse  des  Ver- 
kehrs vor  allem  felsen  und  reiszende  buche  gedacht  und 
beschrieben : 

daz  ich  der  werlde  verpilae 

und  allex  nach  der  wilde  gie  . .  . 

wixxet  ir  icnder  hio  bt 

eine  etat  diu  mir  covellic  s{ 

einen  wilden  stein  odo  ein  hol 

daz  bewisot  mich:  sO  tuet  ir  wol. 

artgerntb  Paul; 

die  sttge  eint  üf  unde  nider 

uns  marteraeren  allen 

mit  velsen  sO  vcrvallen, 

wir  engftii  dem  pfado  vil  rehlo  mite; 

verstdze  wir  an  einem  trito: 

wir  enkomen  nicmer  möre 

xe  guoter  widerkdre. 

swer  aber  sO  saelic  mau  gesfn, 

daz  er  xer  wilde  kumpt  hm  fn. 

GoriFKiKU  Trütan  17007  Marotd, 
anders  bei  diclitei-n  atts  dem  flachlande,  die  nicht  blos  die 
ungangbare,  sondern  auch  schon  die  unbegangene  gegend 
al»  eine  wilde  kennzeichen: 

und  dA  si  dort  su  Gartin 

der  burc  neben  bcjrundin. 

ein  vrischiz  spor  st  vundiu 

von  luiten  üf  der  wilde, 

den  ubbir  dax  sevilde 

wart  in  vU  snellir  ktee 

von  brQdre  Waltbere 

dem  Guldtnen  n&chgerant.  Jeroschin  80888. 
»))  düae  characteristischen  siige  kehren  wol  atteh  beim 
eompositum  in  einigen  sonder/ormen  des  gebrauches  tcieder. 
.VI«  verlieren  sich  aber  in  der  hauptmasse  der  vertrendttngen. 
die  at\f  tine  obsehwäehung  der  gegensätse  sielen,  vor  allem 
der  gegenmUB  gegen  gevilde  wird  so  weit  iiberbrilcM.  düu 


GRWILD  I  (wiUnia) 


5802 


gerllde  und  gewilde  tiiuuui$r  m  Varianten  der  überlirfer 
ung  abtüten,  dit  /ormdti  amnäktntng,  dia  kitr  den  mu» 
schlag  gab.  wirkt*  mbtekmttktnd  mueh  mn^  dm  gegtneatt 
gegen  g«wUde.  dtm  fewUd«  aU  allgemtinum-  bofr^migm- 
übtrtteht,  dem  «*  lAtr  im  gebrmudk  immmr  «Mir  Mmgtgliekan 
wird  (über  dit  wlmmmmrmmdlaeh^ß  tyl.  wald  tktU  it.  M9^. 
b)  der  MMttittkm  mU  dtr  miUtlktthdmiaekm  ditkhtmg  gt- 
hart  dat  ecmpuiktm  t»wiM«  wd  nmk  itieht  am,  mmhttti  Uten 
triU  et  tutrtt  tti  dm  ^fiftmm  mif  und  iai  mMkrintm  il  eist 
durek  dit  aptUtrt  kandaAr^flUtke  ühtrU^flmmg  matk  in  du 
äUtrm  werkt  vorgedrungen.    Konrao  v.  WOrzhuhu,  Ac- 

BRBCHT  V.  ScilARrrSMIlKRO,   HkINN.  V.  PrbIBBNU,  JoII. 

v.WOHZBUiio  stellendit  trttm  tttigniate.  ditvalkt-  umdtfial 
munnspoesie  macht  rtiektm  ftbrauek;  fikr  bmdt  riAtangm 
sind  die  reime  gefllde;  gßm\Uia  t^^tek  {ßtrvmtiue  l,  W7; 
IIkink.  V.  PHBineitu  Triakm  MM.  Jon.  v.  WCiizutif. 
Wilhelm  V.  Österreich  sitt;  Kelmmrtr  kandtekr.  ta,  M. 
Busant  766).  die  ja  auch  für  dat  grundwart  ütermitgm. 
auf  die  poesie  ist  untere  form  jtdcek  niekt  itttke^akl,  ait 
gehört  auch  dtr  prota  €m,dittit  noek  in  dat  Xl.jakrk.  ttbar- 
greifen  lättt.  in  ntutrtr  teit  keU  UiiuiND  dat  wort  um- 
mittelbar aut  dtm  ktldmbuek  übmmoawnm,  okmt  t»  jtdotk 
einbürgern  tu  kömmam. 
e)  formtn. 

o)  apokope  teigt  tieh  teit  dem  u.  jakrk. .-  wild  and  §•• 
wild.  Bader  papiaikdtekr.  aut  dem  anf.  det  tb.jakrh.  ton 
Enikki^  wdtekron.  1«U7;  durch  . . .  ain  gevild  (:  vfT  ain 
geflld).  HÄT2LKRIN  l,t8,6i;  in  ein  gewUd  (:  still).  Faukr 
pilgerbüchlein  181 ;  durch  das  gewild  auf  Dembrirobn  M; 
die  das  gewild  genennet  wird.  BOsciiino  «nMeMkr.  »''.MB 
{gegen :  ein  gros;  gewilde  und  Gkuwkilbr  ta^;  in  ain  fe> 
wilde.  Amor  a  8).     auek  im  dat.  sing,  und  im  nom.  und 
ace.  plur.  wird  apokopiert .-  in  dem   gewildt  ( :  ein  grou^ 
unbildt)  Sigenot  88;  im  gewild  und  Demerinobn  IM;  die 
d&rffcr.    höltzer   und  gewildt  (:  gefild).   Wicrram  7.88; 
durch  hohe  berg,  weld  und  gewildt  ( :  geßldt).  ebenda  8. 70. 
ß)  tgnkopierte  formen  überliefern  oberd.  denkmäler  ■  in 
ein    gwilde.   Seyfriedtlied  6;    allhie    ausj   discm   gwilde. 
Strattb.  druck  von  Ecken  au^ftkrt  iss. 
8)  Überblick  über  dit  tarwimäumgm. 
a)  for^fükrung  dtr ekarakttrittiteken  sügtdergrundform : 
tt)  gewilde  im  gtgtamtt  tu  angebauter.  hewolüUirgtgtmd: 
seht,  s6  hior  din  froaw«  stols 
mit  ir  nsinde  Rtr  dag  bolx, 
dar  umb«  da^  si  mOsato 
verr  in  der  wilden  wOeata 
bew-houweo  Bvenliure  . .  . 
.  . .  nn  si  ftoorea  lang«  xft 
al  durch  dag  gewild«  wtt, 
dA  kam  ex  voa  geschiht  alaö, 
dag  si  aeUer«  taadan  dO 
d«n  starkesi  lewen  kttenc. 

Konrad  v.  WOrudro  Pmrttmtpttr 
tOTtt  Bartecki 
wtp,  rebe  in  dem  nwilde, 
sint  wtp  «in  rOso  An  allen  dorn, 
wtp  ftsarkom, 
wtp  hfchgeboin,  wtp  eint  dar  Ars  «te  lil. 

■lifasHfsilt'r  dsr  Kotmmer  käetkr.  48.  M 


•); 


M  «* 


dA  flAj  er  drter  suroertafs  laac 
in  ein  gowilde  und  in  «Gl  laad, 
da  kam  der  giAw«  roe  Af  siasR 
dA  in  der  engel  gotes  fkad. 

Orendet  ft  Btrper  (ß.  amtk 
dA  kam  er  in  «in  gwild« 
da  80  vil  trachaa  lag«n.    OmifHtäaUtä  etMktr  a.  >; 
ich  ging  von  diaaar  w«it  in  «in  gewiHa. 
Amor  {dtm  Me*M»  wod  heCiml,  Jta 
gataati  a,i; 

diser  Childebertus  was  ptr  ain  |oUforti(«r  kttnig.  dan 
er  gab«  dem  andeohtigen  einaidal  Lreopardo  der  da  ein 
iunger  was  sant  llaori,  ein  pos;  gewilde  and  ein  platz 
genant  Harcha  Aquileia,  das  er  da  wonen  und  nach  seine 
gefallen  da  bawen  mdchte.  Hiehomymus  Gkiiwbilrr 
keiaerl,  .  .  .  msQ.  .  .  .  alt  küitglick  karkuawm  (U*?)  88*. 
/SI)  die  Mutammenstellung  mit  dtm  tinnrenmmdtin  beide: 
«ia  wagssr  iat  Taitares  geneaiMt 

daven  na  last  dagwit«.  ist  nach  daa  wagjar  wal  «rikauMt 
«a  rianat  gswild«  and  h«td«.    die  virre  gar  ■a«rw«ndet. 
vrol  vi«Rig  tagewaid«. 

A.  V.  ScnARFFBNBBBO  Jvmg.  ntmrei  8086  Hahm; 
er  reit  umb  den  wald  hinnrob« 
von  Beni  der  hocbpolnbto  maa 
reit  manchen  weg  so  krumme 

364* 


5803 


GEWILD  I  (Wildnis) 


GEWILD  I  (Wildnis) 


5804 


von  stund  do  kam  der  helde  kün 

uher  ein  preitte  beide 

wol  auff  ein  wisen  grfin  .  .  . 

da  sach  er  dort  über  den  tban 

ber  lauften  einen  wilden  man 

er  trug  auff  im  gefangen 

einen  zwerg  der  was  lobesan  .  .  , 

'was  suchest  du  in  dem  gewildt 

es  duncket  mich  ein  grosz  unbildt?  .  .  . 

er  warff  das  Zwerglein  in  den  tban 

und  ledigt  da  sein  stangen.    Sigenot  32  Schade. 

y)  belehung  des  hegriffes  der  unzugänglichkeit,  gewilde 
für  felsgegend  und  reiszendes  tcasser  ; 

l))  im  walde  vant  er  einen  berc  .  .  . 

bi  dien  er  eine  magt  ersacb  .  .  . 
oder  ist  si  durch  mannes  lip 
gevarn  in  diz  gewilde. 

Goldemar  8,  8  Zupitza  (d.  heldenb.  5,  204) ; 
er  swanc  in  also  balde  über  den  rücken  stn 
und  truoc  in  mit  gewalde  zu  dem  gebirge  hin. 

(die  Heidelb.  hdschr.  in  das  gewilde  sin) 
Wolfdietrich  D  5,  56.  Amelung  u.  Jänicke 
(heldcnh.  4,  50) ; 

vgl.  auch  die  Variante  vor  den  bergen  (nach  dem  wilde) 
in  Nibel.  872,  i;  sie  kommen  zu  dem  rosengarten ,  der 
mitten  im  gewilde  Tirol  erblüht,  dann  zu  dem  anger  voll 
duftender  Obstbäume,  vogelsangs  und  spielenden  wildes, 
wo  Dietrich  meint  im  paradiese  zu  sein.  Uhland  (gesch. 
der  altd.  poesie  I,  2,  l)  sehr.  1,  102  (vgl.  dazu  Laurin, 
s.  0.  sp.  5801);  die  wurtze  rotulica  wehsset  in  gewilden  an 
bergen  und  veilsen.  hdschr.  derFrankf.  stadtbibl.  (i6.jahrh.) 
bei  DiEFENBACH  und  Wüi.gker  619.  vgl.:  die  wildi,  hohe 
alp,  besonders  eine  solche,  wo  kein  laubholz  mehr  wächst. 
Stalder  2.  451. 

2))  felsen  und  wasser  (vgl.  den  obigen  beleg  aus  dem 
Orendel) : 

der  wind  die  gale  fasget,  die  segel  must  ma  'm  län 

hoch  warf  ers  in  das  waszer,  ans  land  liesg  ers  nit  gaun ; 

doch  treib  ers  hin  in  ein  gewild, 

zwischet  zwen  hoch  berge,  d6  lägents  tri  tag  still. 

Felix  Faber  pilgerbüchlein  (1482)  131  Birlinger  {in  der 

prosabearbeitung :  das  treib  uns  zwischen  die  berge  inn 

einen  wilden  wüsten   giessen).    vgl.    dazu  auch  Schmid 

Schwab,  wo.  531 ; 

der  Rhein  läuft  hier  (bei  Rheinfelden)  in  einer  feisichten 
gegend,  die  das  Gewild  genennet  wird,  eine  halbe  meile 
oberhalb  der  stadt  anfängt,  und  bis  an  die  brücke  bei 
Rheinfelden  reicht,  mit  groszem  geräusche  heftig  fort. 
Ant.  Friedr.  Büsching  erdbeschr.  5''  (1789),  628;  gewild, 
wogen  :  wo  das  wasser  über  und  zwischen  felsen  rauscht, 
Strudel.  Schmid  a.  a.  o.  (mit  gewill  zxisammengeworfen) ; 
das  gewild,  absatz  eines  katarakts  der  Stromschnelle, 
tiefer  Strudel.  Stalder  2,  451. 

b)  die  bedeutungsverengerung  in  der  annäherung  an 
gewelde,  gewälde: 

a)  gewilde  verbindet  sich  mit  wald,  wälde  u.  a.  ohne  den 
zugehörigen  collectivbegriff  zu  kennzeichnen : 

l))  in  loser  Zusammenstellung: 

e  dan[nan]  er  urloup  bete  genomen, 

d6  was  der  junge  vürste  komen 
547.    durch  ein  gewilde  in  einen  tan, 

der  was  s6  reht(e)  wunnesam 

von  bluomen  und  [e  ouch]  von  bluete; 

des  sue,:?en  meijen  guete 
551.    was  in  dem  gewilde  (:  bilde). 

.  .  .  mit  bengeln  und  mit  steine 

lief  er  dem  busant  al(le)s  nach 
572.    verre  in  daj  gewilde  gäch,  .  .  . 

der  busant  bin  ff.  {gesammtabenteuer  1,  352  nr.  16). 

2))  bei  Verbindung  durch  Partikeln : 

'frouwe',  sprach  er,  'ich  will  jagen, 
durch  dag  ich  den  schoenen  walt 
und  da?  gewilde  manicvalt 
müge  erkennen  und  gesehen'. 

Konrad  v.  Würzburg  Partonopter  2588  Bartsch; 

digge  buoch  seit  uns  vür  war, 
dag  man  den  jeger  meister  bieg, 
dag  er  die  hunde  ab(e)  lieg 
und  vuer(e)  jagen  in  den  walt 
rOhe  stige  manikvalt 
hin  über  dag  gevilde. 
durch  walt  und  durch  ^ewilde, 
ei[ne]m  hirg(e)  körnen  si  üf  die  spor, 
der  lief  in  lange  und  lange  vor. 

der  busant  766  bei  v.  u.  Hagen  gesammt- 
abenteuer 1,  3.58; 

Myrrha  lieff  hin  durch  manch  gefildt, 
durch  hoho  berg,  weld  und  gewildt, 


bisg  sie  das  land  Arabiam 

hatt  fürgelauffen  alles  sam. 

Jörg  Wickram  (Albrechts  Ovid  10.  cap.  11.  v.  894) 
8,  70  Bolte  (latosque  vagata  per  agros,  palmiferos 
Arabas,  Panchaeaque  rura  relinquit  10,  477/.); 

und  jhe  mehr  das  wasser  sass  nider, 

so  mehr  das  gebirg  thet  wachsen  wider, 

bisz  das  zuletzt  alles  gefild, 

die  dörlfer,  höltzer  und  gewildt 

gentzlich  wurden  trucken  und  blosg, 

do  zuvor  grosses  wasser  flosg. 

(1.  cap.  14.  V.  642)  7,28  Bolte  (postqtie  diem  longam 

nudata  cacumina silvae  ostenduvt,  limumque  tenent 

in  fronde  r dictum  1,  346/.). 

3))  vgl.  auch  die  composition  in: 
da  rait  er  hin  bewegenlich 
die  stragen  die  er  wart  gewist. 
des  dritten  tages  der  gebrist 
rait  durch  ein  walt  gewilde, 
dar  inne  ein  wit  gevilde 
lag  in  richer  schawe. 

Johann  v.  Würzburg  Wilhelm  v.  Österreich 
3123  Hegel. 

ß)  ge wilde   kennzeichnet  gleichartige  vorstellipngen  mit 
gcM^älde  und  seinen  synonymen. 
l))  in  syndetischer  Verbindung: 

fürbas  in  das  ^ewild  ich  traft 
und  kam  ufT  ain  Mtriben  pfat, 
der  trog  mich  fürbas 
durch  ain  gehag  und  ain  gewild 
bis  das  ich  kam  ufT  ain  geiild. 

HÄTZLERIN  1,  28,  61  Haltaus  s.  37; 

er  (der  pfeffer)  wächszt  wol  aehtzehen  tagreisen  lang, 
unnd  im  gewild  und  gesträucht,  da  er  wächszt,  bauwot 
der  selbige  Ogier  zwo  grosse  statte,  da  er  die  gewan,  und 
heisset  die  ein  noch  Flandrie.  0.  v.  Demeringen  übers, 
des  Joh.  d.  Mandeville  (2)  146  (und  do  wechst  der  pfeffer 
in  einem  wald  .  .  .  und  der  wald  ist  wol  XIV  (!)  tagwaid 
lang,  übers,  v.  1481,  in  hoc  foresio). 

2))  einigemal  löseii  sich  gewilde  und  wald  als  Varianten 
im  handschriftena])parat  ab  .- 

dö  kert  er  wald  unde  velt,    (für  wald  var.  wild  und 
gewild.  Basler  hdschr.  a.  d.  avf.  des  ib.jahrh.) 
er  het  verlorn  sin  gezelt. 

Jansen  Enikel  welichron.  19557  Strauch; 
Wolfdieterich  der  küene  üg  dem  kiele  getrat, 
do  begreif  er  in  der  grüene  einen  engen  phat. 
sinen  marnaere  er  in  dem  schiffe  lie.    , 
der  Krieche  an  dag  gewilde  unmägen  verre  gie, 
big  der  werde  Krieche  verirren  dö  began. 

Wolfdietrich  D  5,  54  (Heldenb.  4,  50)  (var.  waltt 
Heidelberger  hdschr.). 

3))  ebenso  folgen  sich  zur  kennzeichntmg'der  gleichen  land- 
Schaft  die  beiden  bezeichnungen  innerhalb  desselben  Zu- 
sammenhanges : 

und  schlug  so  krefftigklichen 
das  der  wald  daruon  entbran  .  .  . 
ich  thü  herr  gerne  nach  ewrem  raht 
das  ich  nur  kumm  ausg  diser  not 
allhie  ausg  disem  gwilde  .  .  .  ( :  milte). 

Ecken  auszfart  (Straszb.  1559)  133  (Schade  s.  101). 

c)  für  die  ablösung  von  gewilde  durch  gevilde  im  varianfew- 
apparat  mittelhochdeutscher  Überlieferung  läszt  sich  nicht 
immer  entscheiden,  tvie  weit  bedeutxmgsabschwächung,  wie 
weit  nur  graphische  Verschiebung  vorliegt : 

der  edel  brack  inmittunt  lief 

gein  in  durch  dag  gevilde  (var.  gewilde)  wit... 

Joh.  V.  Würzburg  Wilhelm  v.  Österreich 
3347  Jiegel; 
da  sahen  sie  über  dag  gewilde  fliegen  einen  fan; 
darnach  ritten  schöne  wol  zwölf  hundert  man. 

der  grosze  Wolfdieterich  104,  1  Holtzmann 
(var.  gefilde). 
vgl. :      dö  sähens  überg  gevilde  (var.  veld)  sigen  einen  van. 

Wolfdietrich  B  99, 1  Amelung  (heldenb.  3, 182) ; 

die  Fiaristenhdschr.  hat  an  dieser  stelle: 

si  sahen  auff  der  beide  dort  wol  ein  gancze  rast 
gen  in  kumen  ein  here.    99, 1  Justus  Lunzer  s.  69 ; 

im  folgenden  ist  sicher  ein  ursprüngliches  gevilde  erst 
in  der  Überlieferung  entstellt,  wie  sich  schon  aus  der  präpo- 
sitionalverbindung  ergiebt  .- 

nach  Crist  gebort  zcweilfhundert  gar 

dar  czu  acht  und  nunczig  iar 

der  romisch  konig  Adolf  wart 

irslagin  uff  der  seibin  vart. 

nach  Crist  gebort  dricen  hundert 

ses  iar  dar  nach  besundert 

konig  Wenczlab  der  milde  (wnrde  ermordet) 

starb  und  nicht  off  dem  gewilde. 

Valimils  chron.  v.  Böhmen  13,  24  Hanka. 


5805 


GEWILD  II  imld) 


GEWILD  U  {wUd) 


5806 


GEWIMJ.  GKWILDK II.  vemtürkteform  tu  wlW  (wildpret). 
1)  ahgremung,  J'urmnt. 

a)  von  gewilde  I  nnd  du  kitrkmr gthörigmt  tmtMndungen 
mit  aicherheit  lu  irtnnen. 

a)  nur  ein  rifuigtr  —  äaau  der  ältuit  fOr  btiät  ricA- 
tunyen  in  frage  kommmuU  beUg  —  btrfUtt  tOmitrigMitn: 

beide  to  korne  ende  te  rraa« 
es  die  eUdt  WKle  fbelecben, 
•nde  te  tobepen  in  voeie  wefben 
in  viencboii  ende  in  ehowilden, 
ende  in  (oeden  Kbevllilon 
der  iMeten  coran  eerden 
die  ie  mochte  ifhewerden. 

H.  V.  VuLUBKi  ServattHi  l,  96»  Bormant,  tfft. 
äwtu  Vbrwuh  u.  Vkrdam  S,  IMN. 

der  allgemeinere  ztuammenhang  legt  ntnächtt  atuh  für  ge- 
wildu  eine  örtlichkeit  nahe  (gewildo  I),  der  engere  dagegen 
—  »peciell  die  Verbindung  mit  vtHclion  —  fordert  die  be- 
aiehung  auf  gowilde  II;  xmd  hier  gewinnt  da»  eeugni» 
grosse  bedeutttng.  da  die  verstärkte  form  auch  hier  eonet 
erst  tpät  und  überdiri»  nur  aua  oberdeuteehen  quellen  be- 
legt iat,  so  tceijtt  die  frühe  rinführung  durch  HkINKICII 
V.  Vki.dkke  auf  alteren  gelnauch  hin,  der  nur  zufilllig 
nicht  belegt  ist. 

ß)  itn  gegensate  ft«  dem  räumlichen  begriff  ist  dem 
eollectivum  von  den  teörterbilchem  viel  beaehtung  geschenkt 
worden,  die  tiotiaen  reieJten  selten  in  die  vocabularien 
Muriiek:  gewild,  fera.  oberd.  voc.  rerum  v.  am  bei  Üikfen- 
OAcii-WOi.cKKK  619;  ebenso  Dasyi-ouius  Tt  4";  ferinus  . . . 
dein  gewild  gleich,  oder  vom  gewild,  wiltcrende.  Ciio- 
LlNt's-Fi<lsiiis(lMt)3<'>4*;  ebenso  \im\d)  Faisius  (I966)fiö0*> 
{^vgl.  auch  ferinus.  wild,  wildthicrisch.  Dknzleh  MS^); 
gcwilt,  animale  d  fere  salvaticlie.  Hui.sius  (10O&)  68*;  ähn- 
lich Kkamek  teutiich-ital.dict.(iioa)i,iMH^{f:evi\lde,  gewild); 
dazu  vgl.  Stiki.kk,  Stkinuach,  Hkdkhicii  u.a.  (s.  unter b). 
AuKi.UNO  Äa<  von  der  form  keine  kenntnis  genommen. 

b)  auch  für  das  Verhältnis  des  compo.tilums  zum  grund- 
wort  lassen  sich  aus  dem  obigen  anhaltspunkte  getrinnen, 
die  noch  weiter  zu  ergänzen  sind: 

a)  die  stibstantiviening  ist  bei  der  benehung  auf  die 
thiericelt  schon  viel  früher  bezeugt,  als  beim  raum- 
begriff. 

1))  die  belege  reieheti  weit  in  die  althochdeutsclte  zeit 
zurück,  das  sttbstantiv  ist  jedoch  sunäehst  nicht  coUectiv- 
begriff,  es  wird  für  diesen  zweck  vielmehr  erst  in  den 
plural  gesetzt:  was  her  thö  mit  wildirun,  eratque  cum 
bestiis.  (Marc,  i,  13)  Tatian  15,  6  (vas  mip  diuznm.  Ulfii^as, 
was  mit  den  tieren.  cod.  Tepl.,  ebenso  Luthkh);  dazu 
vgl.  bestia.  teof.fera,  wild  St.  Qaller  vocabular  d.  lo.jahrh. 
SteinmkyehSikvkhs  8,  16.  die  beiden  buchungen  las.ien 
Wandlungen  der  bederttung  von  thier  »erkennen,  aus  denen 
das  bedürfnis  erwuclts,  den  begriff  fera  durch  eine  neue 
priigung  zu  kennzeichnen,  ursprünglich  genügte  dafür  das 
einfache  wort  thier  im  gegen.vatz  ««  vieh.  hand  in  band 
tnit  der  abachwächiing  dieser  bestimmung.'nnerkmale  an  thier 
^111//  die  i'erbreitung  der  neuen  Substantivierung:  wild 
(wildes  tior)  im  gegensatz  zu  andern  thieren. 

8))  eolleetivbedeutung  ist  dem  ,'ntb.itantiv  erst  in  einer 
strlle  der  lex  Baixucariorum  bezeugt,  die  überdies  die  \eahr- 
scheinlichkeit  offen  läszt,  dasz  auch  hier  ztinächst  noch 
pluralfonn  vorliegt:  de  his  canibus,  qui  ursis  vel  btibtilis, 
ui  ent  irutjoris  feris,  quod  swarzwild  dicimus.  persecuntur 
2W.  Merkel. 

3))  diese  eolleetivbedeutung  verbindet  die  mittelhochd. 
periode  mit  dem  singulargebraueh  des  grund wortes;  ouch 
gienc  der  walt  wildes  vol.  /»ein  3272;  ähnlich  Walthbk 
18, 16,  vgl.  auch  Parsival  858, 8  u.  a.  s.  mhd.  teb.  3,  667* ; 
namentlich  in  der  abgrensttng  gegen  atulere  collectivbegriffe 
zeigt  sich  dieser  gebrauch:  vor  vogelen  und  vor  wilde. 
Wigalois  9968;  vgl.  Waltheh  8,36,  s.  unter  ß). 

4))  vereinzelt  nur  begegnen  später  individualisierentie 
Beendungen,  die  an  sich  noch  nicht  als  reste  älteren  ge 
brauches  atuuspirrlieti  sind,  sie  können  attch  als  .tecundäre 
entwicklung  gefa.szt  tcerden.  tnan  vgl.  den  gegen.tatz  ztrischen 
n&ch  dem  rAten  wilde  jagen.  Tristan  17854  {collectivbegriff) 
und  darinne  stnont  ein  rötez  wilt  alsam  ein  hirs  ge- 
stellet.  KONHAD  v.  WOkzburo  troj.  krieg  s.  31340  Keller. 

ß)  für  den  betletitungsumfang  des  grtouttcortes  ergeben 
sich    aus    der  zr*sammenstellung  mit  anderen  colleetivbe- 


griffen,  gegen  die  et  aieh  gern  abgrtit^mmMm  gliaitrwig»- 
gründe,  «n  urtprümgUekett»  umd  im  gtmimtm  eiime  am 
weitesten  itt  der  begriff,  der  eiek  am»  dem  gtgmmtM  «o» 
wild  und  Kahm  ergiebt: 


UtüaiSlMam  aaie  wSH'^nleat  tl*,1  u.  a. 
tehtinhar  im  Widerspruch  gegen  diee»  ^rmmtng  «MW  »ima 
andere  gruppierung,  bei  der  wilt  gentd»  »UAen  Ihitr- 
gattungen  gegenübergeetellt  wird,  auf  di»  der  begriff  de» 
geȊhmten  nicht  eo  leicht  anwendung  findet: 

das  wilt  bavit  den  aialn  gaae: 

Mone  iet  der  vOfilaaae.  JmaeUed  «; 

d«z  wilt  nnd  dai  gewin— 

die  «tritent  starke  «taroM 

■am  tooot  die  vogel  aod«r  ia.  W*t.TMaa  »,  M. 

eben  weil  für  diese  thiergattungen  der  begriff  labm  kaum 
in  betraeht  kam.  konnte  auch  der  gegeneätaUeke  kier 
keine  bedeutung  getrinnen,  der  begriff  wild  haftet»  »iek  aU» 
mit  auesehtieszlichkeit  an  eoUhe  thiere.  di»  den  nui»-  wed 
hausthieren  entgegenstanden ,  sie  werden  im  engeren  »inne 
mit  dem  wald,  mit  der  jagd  in  Verbindung  geaetxt  und 
hieraue  entieickeln  »ich  die  abstt^fungen  der  bedeutmmgw- 
Verengerung  für  wild  und  gewild.    «/•  ippitek  tyi. : 

•i  woldeo  jag« 
beren  unde  wiaende  :      was  kund* 
.  .  .  si  biexen  berberfen      fBr  des  grtteMO  weit 
f^n  de«  wilde«  abeloafe     die  etolMa  Jlgere  bsH. 

Stbdmmgem  9n.t. 


y)  als  trennungspunkte  zwischen  wild  ttiMf  gewUd 
»ich  nur  zeitliche,  landschaftliche,  stiliatiedte  umHv»eki»de 
»icher  etellen. 

1))  litterarieek  die  äUeeten  weugnitee  fUr  fawUd  faOem 
—  abgeeehen  von  dem  beleg  au»  Vkldbks,  der  weitergeken- 
den  mündiiclten  gebrauch  erteklimten  lä»st  —  tn  den  au»- 
gang  der  mittelhochdeutechen  periode  und  in  oberdeuteeke». 
namentlich  alernannisdies  gebiet:  atts  der  hddeneage  gekbrt 
hier/ier  der  Wolfdietrich,  vgl.  A  99, 4  {handsehr.  geaikle), 
B795;  au»der  proea  die  belege  der  alemannieeken  urkunden- 
»praehe:  rechtung  de»  hofe»  tu  B^flngen  (ists)  bei  Roch- 
hol»  Aargauer  xceisth.  10;  urk.  v.  1889  in  der  Aleatia  diplo- 
maticai.lM;  tceisth.  v.  Pfr /fingen  {i3U),  s.  xceisth.  6,874; 
rechte  des  ditighofes  tt«  Kerns  (l4.  jahrh.)  bei  Burckhard  140; 
Engelbtrger  hofrodel  {i*.  jahrh.),  s.  weisth.  1,4. 

8))  dieser  Vorzugsstellung  de»  alemannitehen  entsprechen 
axtdt  die  oben  dargdegten  bxichxtngen  in  voeabttlarien  xind 
bei  den  Schiceizer  lexikographen,  xcährend  der  mitteUteutscke 
Fabek  nxir  wild  kennt,  dasz  i.ie  x-erstärkte  form  jedoch 
auch  mittel dexttscher  spradifiirbxmg  nicht  ganz  fremd  war. 
zeigt  ein  beleg  axt»  einer  aehle»i»ehen  Urkunde  von  1A7S,  der 
datnit  in  parallele  tu  dem  teugnie  Vei.oekes  tritL  tAarak- 
teristisch  ist  das  verhalten  der  bibelübersetier:  die  Vor- 
gänger Luthers  haben  meist  die  wilden  tier,  Luthkh 
führt  das  eittfache  wild  ein,  xtnd  die  Züricher  bibeln  setzen 
dttfür  die  verstärkte  form:  daz  gewild  im  LiiMnö  lielT 
über  die  dornstraach  und  zeKratt  inn.  Züricher  bibel  {MM) 
Hebron.  85, 18  (das  wild  im  Libanon.  Lutiirr:  ebene»  nedk 
Züricher  bibd  von  1587 ;  die  wilden  tier  bei  Eooksteym. 
KoiiURnKii  u.a.);  was  überbleibt,  last  das  gewild  aalT 
dem  vKld  essen.  Züricher  bibel  HU7)  t  Mo».  88, 11  (wild 
Luther:  die  tier  des  ackers  in  Egoestetn  «.«.);  ikn- 
lieh  in  8  Mos.  7,  84;  Dan.  4, 18  (hier  auch  bei  Lothkr 
thiere):  Hes.  4,14. 

8))  dxtrch  Stiki.kr,  der  wild  mimI  gewilde  nebeneinander 
bxichte  (8419),  xextrde  der  verstärkten  form  Urikograpkiaek 
ein  weiterer  kxrei»  ersckloeeen,  rgl.  die  angäbe  bei  Strin- 
BACH,  Hederich  u.  a..  iwunerhin  stellt  Steinbach  (s,  W4) 
gewild  als  'nicht  überall  gebr&uchlich'  dar. 

4))  in  die  littexraiur  ist  die  x-erstärkte  form  eineraeita  durch 
den  gebraxich  von  Schweiam  wie  Maller  eingedrumffen. 
atxderereeUe  wurde  eie  von  etilieten  entfgenameaan,  die  dem 
kreise  der  Sehxeeiser  litteivrisch  näher  senden,  vgl.  -  Haller 
selbst  hat  sich  einnehmen  lassen,  dasz  er  selbst  im  ernste 
geglaobet,  als  seien  seine  gcdichtc  voller  Sprachfehler, 
die  von  der  prose  abweichende  Wortfügung  ist  vorerst 
kein  Sprachfehler;  einige  Wörter,  als:  unbill  und  ver- 
schusz,  sind  keine  Sprachfehler,  und  der  gebrauch  ge- 
wisser Figuren  gehöret  noch  weniger  hierher,  wie:  ge- 
wild  anstatt:   wild.  Fr.  C  C  v.  Crbuz  öden  und  ändert 


5807 


GEWILD  II  (wild) 


GEWILD  II  iivild) 


)808 


aed  1  (1769)  313;  das  gewild  fehlt  bei  Adelung,  man  findet 
es  aber  nicht  allein  in  alten  und  oberdeutschen  buchern, 
sondern  Mendelsohn  hat  es  sowohl  in  seiner  psalmen-über- 
setzung  als  in  den  büchern  Moses  mehrmals  gebraucht, 
sogar  für  wildpret  (s.u.).  ich  finde  nicht,  dasz  wir  etwas  ent- 
behren, sogar  in  der  dichtkunst,  wenn  wir  blosz  wild  ge- 
brauchen. Heyn  atz  2, 56.  die  gehobene  spräche  verstaUete  der 
vollen  form  im  18.  mifs  iQ.jahrh.  offenen  eingang:  Bürger, 
Wieland,  Göthe,  Stolberg,  A.  W.  v.  Schlegel  ^re- 
brauchen  sie  im  rhythmus  der  gebundenen  spräche;  spär- 
licher scheint  der  gebrauch  in  der  prosa;  doch  stehen  hier 
den  süddeutschen  belegen  {maier  Müller,  G.  Keller) 
aus  Arnim  und  Storm  Zeugnisse  entgegen,  die  auch  hier 
litterarisclie  Überlieferung  neben  dem  mundartlichen  gebrauch 
sicher  stellen.  _       ,   . ,    ^ 

S)  vne  bei  gewild  I  finden  sich  auch  hier  beide  formen 
oft  in  einem  Zusammenhang  beim  gleichen  Stilisten:  vor 
sechs  oder  sibenhundert  jarn  ist  umb  Hall  ein  gantz 
rawe  unwonhafftige  weidige  artt  gewesjen,  unnd  da  itzo 
der  saltzprun  erbawet,  ein  herbe  selgame  lach  gestanden, 
zu  dem  das  wild  geloffen,  alda  gelecket  und  sein  wonung 
gehapt,  durch  welches  gewildt  disge  gottsgab  des  saltz- 
brunens  geoffenbaret.  Johann  Herolt  chron.  v.  Hall 
(mitte  des  16.  jahrh.).  s.  Württemb.  geschichtsquellen  1,  39/40; 

hoch  durch  die  wölken  vollbrachte  sie  schnell  den  weg,  und 

erreichte 
bald  den  quellenströmenden  Ida,  des  wildes  ernährer. 
schnelles  fuszes  ging  si  zur  bürde,  ihr  gingen  zur  seite 
schmeichelnde  weisze  wöIf  und  freundlich  spielende  lowen, 
baren  und  immerlechzende  pardel  nach  blut  des  gewildes. 

Chr.  V.  Stolberg  16  (1807),  77. 

s)  dem  gegenüber   sucht  Campe  ztvischen  beiden  formen 
einen  unterschied  in  der  collectivkraft  festzustellen :  gewild, 
ein  wort,  allerlei  wild  zusammengenommen  zu  bezeichnen, 
zuweilen  auch  von  einzelnen  stücken.  Campe  2,  363«. 
c)  formen. 

a)  fast  durchgehend  herrscht  die  lautgesetzlicJie  form 
gewild  für  den  nominativ  und  accusativ ;  zuweilen  tritt 
aber,  mAst  in  älteren  quellen,  der  auslaut  mit  e  nach  ana- 
logie  der  collectivbildungen  {vgl.  gewild  I,  gewilde)  auf: 
das  ge wilde  rechte  des  dinghofes  zu  Kems;  dekein  gewilde. 
rechtung  des  hofes  zu  Elfingen;  das  gewilde  Gengenbach 
Jacobsbrüder  103;  ebenso  noch  gewilde  bei  Stieler  2418; 
gewilde,  gewild.  Kramer  teutsch-ital.  dict.  2, 1348*'  (fische, 
gewilde,  vögel,  schlangen,  vihe  und  menschen.  Petrarca 
trostb.  107*  ist  wol  plur.).  einmal  auch  in  der  neueren 
spräche:  auf  das  gewilde.  Immermann  Tristan  {vers).  die 
Schreibung  gewil  (Jbeste  sauvage)  in  der  ältesten  atisgabe  von 
Hulsius  (1596)  G  2»  darf  für  die  ausspräche  wol  kaum, 
angezogen  werden. 

ß)  die  von  Bech  {wortformen  auf  -ege.  GerwMnia  28,  300) 
angesetzte  ertveiterung  gewiltg  ist  in  ivirklichkeit  eine  genetiv- 
form :  vil  selssems  gewildtj.  Arnold  von  Harff  39  Oroote. 
y)  der  stammvocal  zeigt  manchmal  eine  durch  w  hervorge- 
rufene rundung :  gewüld  Hainhofer  reiseta^eJ.  {neben  \); 
gewuld  Nie.  TiiOMAN  Weissenhorner  hist. 

S)  Synkope  des  präfixvocals  ist  häufig  in  oberd.  quellen : 
ieiPiNiciANUS,  Frisius,  Maaler,  Gkiimr, Züricher  bibel, 
Wickram  {bei  den  letzten  vier  neben  gewild),  Fischaht, 
Nie.  Manuel,  Nie.  Thoman,  Stumpf  u.  a. 
2)  die  gebrauchsformen  des  compositums. 
a)  der  collectivbegriff  im  rahmen  des  gegensatzes  von 
zahm  lind  wild,  verdeckt  und  umschrieben  treten  sich 
beide  begriffe  schon  in  älteren  Zusammenstellungen  gegen- 
über, bis  sie  die  knappe  formd  erreichen,  die  auch  von 
neueren  gern  wiederholt  ivird.  der  gleiche  gegensatz  wild 
gegen  zahm  trägt  unausgesprochen  auch  die  Verwendung 
des  compositums  neben  exotischen  thieren.  eine  andere 
Wendung  nimmt  diese  auffassung  in  der  ausdehnung  des 
begriffea  auf  die  thierwelt  im  gegensatz  zum  menschen. 

"■)  zuo  dem  brunnen  liefen  lewen  bern  wiltswln: 

mitten  under  dem  gewilde  saz  daz  kindelin. 
(hdichr.  gevilde)  Wolfdietrich  k  99^4  {heldenb.  3,92); 

dae  unden  {in  dem  thiergarten)  lieffen  vil  selssemer  dieren 
as  bucffclen  camelen  dannen  hiertzen  binden  wildt  pert 
ind  ander  vil  selssems  gewildtg.  pilgerfahrt  des  ritters 
Arnold  von  Harff  a.  39  Qroote;  ausser  des  schädlichen 
gewilts,  als  beern  und  wölf,  soll  inen  frei  gelassen  sein. 
Bumhergische  waldordn.  {lim)  a.  öaterr.  weisth.  6,  418; 


ritten  mit  urlaub  ausg  dem  schloss 

mit  freuden  hien  durch  das  gelild, 

durch  manchen  dicken  wald.    das  gwild 

das  sprang  daher,  sam  wer  es  zam 

und  alterst  von  der  trenckin  kam. 

Jörg  Wickram  {irr  reitend  bilger  cap.  19  v.  3601) 
4,  241  Bolte; 

jeder  ein  sundre  gestalt  gewan 

von  mancherhandt  thier  und  gewildt, 

ir  keiner  blieb  menschliches  bild. 

{Albrechts  Ovid  14  cap.  6  v.  498  variaruvi  momtra 
ferarum) ; 
thiergarten  {der)  eingeschlossen  ort  da  man  hasen  zeucht 
und  ander  gewild.  Maaler  400'* ;  dann  alle  dise  ding  von 
den  menschen,  den  thieren  und  dem  gewild  zu  verderb- 
lichem schaden  gemachet  und  bereit  werden ,  dardurch 
sie  denselbigen  listiglich  nachstellen,  sie  umb  das  leben 
zu  bringen.  Ryff  übers,  v.  Artemidors  traumb.  (2,  ll)  87* 
(animalium);  weihe  ihre  gehäger  und  zäun  .  .  .  niht  zu 
rehter  weil  .  .  .  gemacht  .  .  .  wahrdurch  das  gewilt  und 
haiinbische  vieh  zu  zeiten  denen  benahbarten  groszen 
schaden  zugefüeget.  dorfordn.  von  St.  Martin  (1730)  österr. 
weisth.  6,  375;  sie  müszten  nicht  hunger  crepieren;  sie 
würden  noch  immer  aase  und  gewild  finden ,  und  das 
gehört  ihnen,  und  nicht  zahmes  vieh  —  das  mit  mühe 
und  kosten  erzogen  und  gehütet  werden  musz.  Pesta- 
lozzi Lienhard  und  Gertrud  (l,  §  6)  1^,  37. 

nicht  die  befiederten  sänger  der  luft,  nicht  das  zahmere  haus- 

thier, 
noch  das  gewild,  belebten  die  weit;  sie  suchten  des  hofraums 
schatten,   der  höhlen  nacht,  und  des  säuselnden  waldes  um- 

laubung. 
PvRKER  Tunisias  (7,  538)3  le?.  (vgl.  auch  unter  c); 

nicht  wahr,  er  trug  einen  rock,  einen  gürtel  mit  Sticke- 
reien? war  kein  wappen  thier,  zahm  oder  gewild,  dar 
auf  gestickt?  Th.  Storm  {ein  fest  auf  Haderslewhuus) 
6,  309  {die  typen— grosze  anfangsbuchstaben  —  kennzeichnen 
das  compositum  als  Substantiv). 

ß)      dö  Ute  er  vil  balde  da  er  den  alten  sach. 

gerne  mtiget  ir  beeren  wie  der  getriuwe  sprach. 

'alter  wurm,  ir  släft  ze  lange,  wan  ich  wil  luch  bestan: 

ir  loufet  nimmer  mere  nach  gewilde  in  den  tan  . 

WolfdietHch  B  795  deutsches  heldenbuch  3,  271 ; 

zu  dem  dritten  so  ist  der  lew  (seuus  bestiis)  grimm  und 
zornig  den  and'n  thieren,  und  grim  gegen  and'm  gewild, 
er  fart  sie  wunderlich  an.  Geiler  v.  Keisersberg 
bröaamlein  (1517)  l,  50*; 

wie  wir  lesen, 

dasz  der  low',  in  ungebundnen 

Staaten  des  gewildes  könig, 

der,  wann  er  die  stirne  runzelt, 

sie  mit  straub'gen  haarwuchs  krönet, 

milde  sei,  und  nie  verschlungen 

hab'  als  raub  den  unterwürf'gen. 

A.  W.  Schlegel  [ilhers.  von  Calderons  stand- 
haft. Prinzen  3)  span.  theat.  2,  137 ; 
(Epimetheus  .•)    den  reichen  kelchen  muthiges  gewild  entquoll. 
(Prometheus:)    das  reh  zu  fliehen,  es  zu  verfolgen,  sprang  der 
leu.    Göthe  {Pandora)  40,  405  (v.  641). 

v)  mit  einer  Verschiebung  dieses  gegensatzes  bahnt  sich  eine 
ertveiterung  des  begriffes  gewild  an,  die  schlieszlich  die 
thierwelt  als  solche  im  gegensatz  zum  menschen  umfaszt. 
dieser  zug  der  entwicklung  gehört  vor  allem  dem  neueren 
Stile  an .-  seinen  teil  sol  er  an  den  kreutern  der  erden 
haben  mit  andrem  gewild.  Züricher  Übel  (1529)  Daniel  4, 12 
(thieren  Luther  u.  Vorgänger); 

auch  in  uns  prägte  gott  sein  majestätisch  bild 
er  schuf  uns  etwas  mehr,  als  herren  vom  gewild. 

Haller  {urspr.  des  Übels  2,  112)  ged.  129  Hireel; 
{das  gleiche  im  icortlaut  von  Js.  Iselin  träume  eines  men- 
schenfreundes  1, AI  übernommen); 

frösche  wimmelte  ihr  land  heraus, 
bis  in  ihrer  könige  palläste. 
er  sprach  —  und  schwärme  von  gewild, 
und  Ungeziefer  füllten  ihre  grenzen. 

Moses  Mendelssohn  psalm  105,  31  (1/83)  <i48 
(er  sprach,  da  kam  unzifer,  leuse  in  allen  jren 
grentzen.  Luther); 
denn  so  sehr  auch  erstlich  der  schöpfer  durch  gleich- 
artige färbe  des  gewildes  und  des  bodens,  z.  b.  bei  hasen, 
raupen  und  rebhühnern  für  die  Sicherheit  durch  die  Ver- 
wechslung mit  der  färbe  des  bodens  sorge.  Jean  Paul 
(leben  Fibels  6)  54,  36.  vgl.  auch  unter  d)  den  beleg  aus 
Achim  v.  Arnim. 

b)  die  abgrenzung  der  thiergattung  des  wildes  im  gegen- 
satz zu  a7ideren    collectivbegriffen   wie  geflügel   (gevögel), 


5809 


GEWILD  II  (wild) 


GRWILD  II  (trtU) 


5810 


gewürm,  flseho,  gchlieutt  die  gruppe  deutlich  und  »ieher 
xugamtnen.  vereinzelte  verurhiebungen  wie  sie  von  »eiten 
de»  engerrn  begriffe»  der  Jagdbarkeit  (#.  e,  ß)  ventnla»it 
werden,  thun  dem  treiiig  eintrttg.  im  gegensah  tu  älterem 
gebrauch  wird  da»  gcwUrm  in  die»«m  tutammenJkanf  gatu 
zurilfhjfdr/hxijt,  um  so  häufiger  eratheint  getOfel  und  |e- 
tlÜKül ,  neben  ihnen  irerden  gern  auch  dit  fiseht  erwähnt. 
a)  gewilfi,  viigol  und  viiich  roII  {«derman  gemein  «in 
für  sin  not  kA  fahen  wer  es  vermug.  Riikkun  1,195; 

die  vAgfll  iQtUldichen  ■nngen. 

da«  frei  (ewild  apran^  in  dem  haf. 

dl«  viach  sclinaltzten  in  itramea  waf . 

Hans  »achm  (dir  intel  Baehl)  4,  $46  Ktntr; 

were  es  aber  nit  beH8er,  danz.  du  dein  inaal  gewentest 
un  speisp,  diu  mann  Icichtlich  hdconunon  möcht,  unnd 
diu  wäldo  dem  gowilde,  den  vAgeln  die  lAfTt  und  den 
visclien  das  wasser  mit  frid  liCRsent.  verdeut»ehung  der 
tri)«tbüeher  d.  Petrarca  v.  1M9  (t.  rap.  M).  vgl.  datu  die  »p.  MW7 
für  den  plural  angeführte  »teile;  geliet  es  {da»  zahme  trild) 
aber  hin  {in  den  wald),  und  Icommct  nicht  hinwider,  in  acht 
tfigcn,  wer  es  dann  vahct,  des:;  iHt  oh,  oder  in  wcs:;  wildt- 
tmn  68  gehet,  den:;  ist  en  auch,  wir  sprechen  alno,  dasi; 
kein  richtcr  seinen  leib  gar  so!  ncmmcn,  weder  umb 
geflUgol,  noch  umb  gewiUit,  noch  umb  flsoh.  Mkuiirh 
jag  und  for»trecht  (1582)  40"; 

welch  ein  himmlischer  garten  entsprinirt  aus  oed'  and  ans  wlUt« 
wird  und  lebet  und  glänzt  herrlich  im  lichte  vor  mir 
wohl  den  scbapfer,  ahmet  ihr  nach    ihr  gftttcr  dor  erdel 
reis  und  aec  und  gebOsoh,  vOgel  und  tisch  und  gewild. 

GÖTiiK  (  der  park)  9,  188. 

fl)  und  gebe  den  leiohnam  des  heers  der  Philister  heutt 
den  vftglcn  undor  dem  himmel  und  dem  gwild  aulT 
erden.  Züricher bib«l{v.  Xhtlff.)  \  Snm.  17,46  (wild  Luthf.ii, 
tieren  der  crdo  Ecckstryn  m.  a.); 

und  gib  den  Icib  der  Philister  heut 
den  vOeeln  unter  dem  himi  zur  peut 
und  auch  dem  gewild  aulT  dor  erden. 

Hans  Sachh  (tranMie  könig  SauU  aet  8) 
16,48  OöUe; 

zum  vierton  wüUen  meine  herron  gern  zugeben,  das  ire 
underthonen,  soferr  ains  rata  forst  und  oberkeit  geet . . . 
das  gewild  und  gefugel  zur  notturft  .  .  .  wol  vahen 
und  schicszen  sollen.  Memminger  rathabeacM.  v.  1&85  bei 
Haumann  188;  das  sich  niemant . .  .  der  reisj  oder  hiener- 
;ojaid8  .  .  .  nit  unterfach  oder  gehrauch,  darzue  ainich 
pirschpixon,  armbrost,  stach!  und  dergleichen  weter  an 
die  gebirg  . . .  tragen,  ziechen  und  bringen,  damit  dem 
wiltprät,  auch  anderm  gefligl  und  gewilt  nachgeen  und 
füllen,  irristh.  v.  Kuf.itein  (17.  jahrh.).  ».  öaterr,  uristh.  8, 17; 
allerlei  menschen,  thierlin,  flUsse,  wftld,  vAgel  und  gewilda. 
Verdeutschung  de.<t  Petrarca  So*"  (l  eap.  87); 

ihn  (den  brunnen)  hatt  auch  weder  hirt  noch  Tieh 
in  keinen  weg  betrübet  nie. 
dnrzu  kein  vogel  noch  gewildt. 

JöRO  WifKRAM  (Alltrfcht»  Ovid  8,  cap.  18  nulla  rnlu- 
cri»  nee  fera  8,  410)  7, 148  Bette,  ahnt.  8,  60.  807. 
bäumen  ist  wintomder  stürm  das  verderblichste, 
bächen  die  dOrre, 
vfigelchen  aber  die  schling',  und  dem  gewilde  das  gam. 

JOH.  Hkinr.  Voss  Theokrit  (idvllen  8,64)  89 
{AypoTifotS  da  liva); 

die  m5glichkeit  der  verwandhing  des  menschen  in  vOgel 
und  gewild,  welche  sich  der  dichterischen  oinbildungs- 
kraft  gezeigt  hatte,  wurde  durch  geistreiche  naturforschcr 
nach  endlicher  botrachtung  der  einzelnen  theile  auch 
dem  verstände  dargestellt.  Götiik  (vortrage  über  die  drei 
traten  cap.  des  entw.  einer  allgem.  einl.  in  die  vgl.  ana- 
tomie  ...  8)  66,  861 ;  ja,  im  dunklen  waldo,  da  ging  ich  in 
meiner  Verzweiflung,  und  sah  wenig  auf  den  weg,  und 
hörte  auch  nicht  auf  die  vögel  und  auf  das  gewiid,  son- 
dern  jammerte  nur  immer.   Achim  v.  Arnim  (die  lieb- 

iehen  »chwestem  u.  der  glilckliche  ßirber)  1,846  Wilhelm 
imm;  und  die  vögel  und  das  gewild  kommen  zu  dem 

Be.  um  zu  trinken.  Sr\rrKH  werke :  bunte  »teine^  (granif) 
Apren  t. 
c)  schon  im  vorhergehenden,  sotrol  im  rahmen  de»  gegen- 

ntxes  von  zahm  und  wild,  ah  in  der  engereti  abgrenxung 
tes  ne\ten  coUectivbegriffes  gegen  einzelne  thiergattungen 
(vBgel.  fische,  gewürm),  lie»xen  stich  bestimmte  bedingungen 
erkennen,  die  den  gebrauch  de»  stibstantivs  ftanden.  die 
örttiehkeit,  at*s  der  der  begriff  erwächst  (vgl.  gcwild  I). 


wird  in  tUMmmenkang  mit  Htm  immw  tiititr  fdttnn 
zeichnet :  urtprüngUek  dit  witdmi»  im  mUgtmmntm.  tpäter 
der  wald  im  engtrtm  timu.  und  im  vmMtultmg  damit  tritt 
die  jagd  kintu,  dit  nMuttt  umd  nmiMiAaik  form,  in  der 
der  mmseh  wtit  4»r  unguähmtf»  (kitnmH  te  herükrung 
kommt:  #m  hat  den  getrmtiek  unturm  »m'tm  am  weit- 
gehendsten heeinflusit. 

a)  kennxeiehnung  der  örtlitMuit.  mit  der  dm»  |«wild  vor- 
mgmoeiM  m  Verbindung  getettt  wird. 

D)  Mgmmtimtr  umd  wrtfrüngliAmr :  ummmgihmäm  Utnd- 
»pelaeae  firarum  . . .  hlllinmi  darinn  cieb  da«  f«wUd  ent- 
halt. Fniaiua  dirtionar.  (t8M)Aao^;  genau  «e  Maaum  IM*: 
e«  mAgen  auch  die  underthanen,  Jr«  velder  simbUehao 
vor  dem  gewild  verzounen,  doch  hoch  genug,  damit  daa 
wildprtt  nie  darüber,  noch  daran  springen.  Hrol.  landta 
ordn.  V.  1608  (4,  IS)  60*;  es  solle  auch  den  underthanen  in 
den  gerichten  . . .  das  gcwild  (wo  si  daascib  in  jren  Wein- 
gärten, aokem  . . .  betretten)  darausz  zu  treiben  erlaubt 
sein,  doch  der  gestalt,  dasz  si  dem  wildprtt  nit  schade 
Ihnen.  flo*>.  dasu  vgl. :  denn  gleich  hinter  dem  thal«  befann 
eine  wilde  unfruchtbare  landschafl,  welche  zaielzt  flas- 
lieh  in  eine  gebirgswildnis  verlief,  die  nicht  nur  lebwinM 
und  scharen  unschuldigeren  gawilöM,  tootern  aaeh  von 
zeit  za  seit  reiszende  tiere,  besondän  froaxa  tifar  be> 
herbergte.  Gottpriro  Krllbr  (Panerat.  der  sdkmMer) 
4  (isra),  85. 

S))  dtrwold  (vgl.  gewilde  in  den  tan  Wolfdiefrieh) :  es  sind 
gewesen  jn  einer  provintz  grosser  wild  mit  vil  gewildes, 
darjnn  die  jiger  all  tag  iren  wandel  betten,  buch  der  beisp. 
der  alten  weiten  U  Holland;  kamen  sie  inn  ein  grossen 
waldt,  darinn  vil  gewildts  war.  Grilkr  v.  KRisp.itsiiF.ini 
narren»chiff  io  (kloster  t.m SeheiUe);  anddieweil  im  selben 
wald  insonderheit  vil  gewilds  was,  vermeint  der  keiser 
nichts  anders,  denn  von  wilden  thieren  sie  zerriaaaa  Min 
worden.  J.  Wetze  l  reite  der  löhne  Oiaffer»  40  FStehtr  imd 
BUte; 

im  wald  hungera  aterben, 

oder  von  dem  gewildt  verderben. 

Hans  Sacii;«,  tgl.  SciiMiLLia  S*.  900; 

and  ist  nicht  weniger,  dass  es  ein  feiner  schSner  ort 
unter  dem  Schneeberge  von  holz  und  wiesen,  allda  sich 
das  meiste  gewild  aufhelt  und  sich  sehen  lesst.  urk. 
V.  1678  t.  cod.  dipl.  Siletiae  il,  155;  und  an  solchen  ort 
alwo  dem  gwild  der  stand  nit  verderbt  wirt.  banntaid. 
tu  Fettenburg  (1875),  «.  Msrr.  wei»th.  6,  W.     u.  m.  .- 


stimm«  des  herra  regt  anf  daa  scheue  gewild; 
entblättert  die  wftlder : 
aber  in  seinem  pallaate 
spricht  alles,  majcst&t ! 

MosBS  Mbkdilssohn  pMil«  n,  9  (178S)  6t  (die 
stim  das  herm  erreget  die  binden.  LtrrnaR) ; 


tleiche  triebe  beseelten  die  freunde ,  in  Bmctrischcn  wildem 
lebten  sie  nntenn  gewiid  die  zeit  der  blohendm  jugend. 

WiiLAND  Hermann  4,  611  Mtincier  a.  IIS; 

gerne  bewohnt  er  (der  löwe)  die  höhlen  im  grünen  waldc, 
wo  der  ström  am  felsen  sich  bricht,  und  am  kühlen 
brunnenqucll  ...  es  weidet  am  mittage  das  gewild  von 
bergen  herunter,  scheuet  sa  trinken  vor  ihm.  mater 
MOli.br  {Adams  er»tea  erwachen)  l  (istl).  St;  ging  si«. 
krttuter  zu  Sachen,  in  den  wald.  so  sprang  das  gewild  ror 
ihr  nicht,  wie  vor  andern,  scheu  von  dannen:  es  blieb 
und  sah  sie  freundlich  an.  und  oft  folgte  ihr  ein  schlankes 
reh  bis  an  die  wohnung  nach.  Justinus  Kernrr  {die 
hnmatloam  4)  dicht.  (IKU)  681. 

ß)  to  verknüpft  »ich  mit  dem  ltgr{ff  dt»  wHde»  tm  eng 
iten  sinne  die  Jagdbarkeit:  gcwild,  gmmt,  mnittn.  Hil- 
pert II.  1.464'':  von  der  betidmng  m^f  dit  jmgd  ist  der 
gebrauch  des  »eorte»  belebt  und  getragen .-  item  geschehe 
aber  daj  die  joger  beider  herm  kemint  mit  dem  ge- 
wilde uf  ein  gemeinen  schrei,  so  sant  si  das  gewilde 
uf  derselben  Strasse  teilen,  rechte  de»  dinghttfea  tu  Kepi» 
{14.  jahrh.)  bei  L.  A.  BrncKHARDT  die  hofridk  von  dinghöfen 
baselischer  gotteshättser  149;  ob  aber  ain  band  dem  gewild 
gefärig  sein  wurtie.  tirol.  landtsordn.  r.  1008  (4,  18)  «0*>: 
übet  er  insonderheit  die  Jagdgerechtigkeit  mit  der  iusscr- 
sten  vorsieht  aus;  er  erlaul>et  dem  landmanne  .  .  .  sich 
wider  jeden  schaden  zu  verwahren ,  den  er  von  dem 
gewildc  zu  befürchten  hat.  (J.  Iselin)  versuch  über  die 
getelL  errin.  {tnt)  «/.; 


5811  GE WILD  II  (ujiZi) 

die  ininn'  ist  ein  gefangner  falk, 
vom  Jägersmann  gewiegt  im  ringe, 
damit  der  freie  als  ein  schalk 
dienstbar  auf  das  gewilde  springe. 

K.  Immermann  {Tristan  u.  Isolde  1:   Kornwall) 
13,  237  Hempel  ; 

ein  strenger  kriegsmann  wie  sein  vater  wird  er  kaum,  sonst 
trüg  (er)  einen  sinn  für  feuer  und  eisen  und  erz  im 
erdboden,  statt  für  wasser,  und  neigung  zu  ross  und 
gewild  statt  zu  Strauchwerke.  Scheffel  Juniperus  10; 
vgl.  vor  allem  die  Verbindungen  und  verivendungen ,  die 
im  besonderen  die  Weidmannssprache  entwickelt. 

l))  dieser  neue  engere  begriff  zieht  seinerseits  wieder  aus 
den  oben  abgegrenzten  thiergattungen  solche  Unterarten  an 
sich,    die   unter  die    Vorstellung    der  jagdbarheit  fallen-. 
item  .  .  .  das  rephun,  wer  das  fecht  und  treit  das  nicht 
dem  richter  zue,  wo  man  des  innen  wirt  mit  bewärten 
Sachen,   der   ist   dem    gericht   verfallen    fünfzig    pfunt, 
dann    als    ander   gewild    ist    nicht   verbotten.    gerichts- 
buch  V.  Latzfons  u.  Verdings  (1539),  s.  österr.  weisth.  5,  360; 
von  den   andern  gemeinen  thieren  und  kleinen  gewild, 
so   eins  teils   im  gebirg,    zum   teil   auch  in   den  tälern 
wonet,   als  tachs,   otter,   biber,   hasen,  eichorn,  und  der 
gleichen,     hie   kan  ich  nit  underlassen  auch  ein  wenig 
zebemelden  die  gemeinen  thier,  und  das  nidergewild  des 
Alpgebirgs.  Stumpf  Schweiz,  chron.  (9, 19)  2,  290»; 
nie  färbten  so  sich  zahne,  so  sich  klauen 
des  raubgewilds  in  lüften  oder  wald 
mit  blut  von  vögeln  oder  vieh  auf  weiden, 
wie  jetzt  mit  ihrem  blut  das  schwert  der  beiden. 
Gries  übers,  v.  Tassos  befr.  Jerus.  (20, 78)  2io,  314. 

2))  innerhalb  dieses  engeren  begriffes  werden  nunmehr 
aufs  nexie  gruppen  geschieden. 

a))  dir  aber  ist  noch  wol  zu  wissen, 

weil  ich  etwan  war  starck  und  jüng, 
wie  ich  frei  allem  wild  nach  sprüng 
und  war  gschickt  pei  jungen  tagen 
zu  dem  waidwerck,  heczen  und  jagen, 
da  ich  im  wald  das  frei  gewilt 
kreftig  mit  meinen  zenen  hilt, 
als  hasen,  hirsen,  schwein  und  pem. 

H.  Sachs  Qabd  v.  d.  alten  hund)  fab.  u.  schiv. 
2, 130  Götze. 

b))  in  dieser  fart  hatten  wir  am  gestatt  oder  land 
nichts,  dann  zu  baiden  selten  vil  gestreüsz,  darinnen 
sich  zä  Zeiten  gewild,  sonderlich  aber  wilde  schwein 
hören  unnd  sehen  Hessen.  Rauwolf  reisebeschr.  (1583)  152, 
ebenso  78.  die  wilden  schweine  zusammen  mit  hirschen  und 
ähnlichen  gruppen  grenzen  sich  als  hochwild  gegen  die  hasen 
und  andere  als  das  nider  gewild  ab,  vgl.  theil  4,  2,  sp.  1622, 
vgl.  auszerdem:  zweierley  hochgewilds  findt  man  in  den 
Alpischen  lendern,  erstlich  das  gemein  wildprät  durch 
die  ebnen  fruchtbaren  gelend  Teutscher  nation  wol  er- 
kannt, als  hirtzen,  hinnen,  recher,  und  wilde  schwein 
. . .  demnach  habend  die  höchsten  Alpen  jr  besonder  hoch- 
gewild.  Stumpf  Schweiz,  chron.  (9, 16)  2,  287*';  je  höher  ge- 
wild, ie  mehr  narung  unnd  überflüssige  fürung  solliches 
gibt,  wie  es  von  Cornelio  Celso  wargenummen  ist.  Ryff 
sjnegel  u.  regiment  der  gesundheit  (1.544)  49* ;  so  vil  das  nider 
gewild,  als  hasen  und  andere  belanget,  dieselbigen  soll 
man  inn  keinem  thiergarten  halten.  Sebiz  vom  feldbau 
(6,  21)  (1580)  557.     vgl.  auch  oben  kleines  gewild. 

c))  aber  auch  toildscMvein  und  hirsch  treten  sich  in  den 
hezeichnungen  Schwarzwild  und  rothwild  gegenüber,  das 
compositum  ist  hier  nur  in  der  zweiten  Verbindung ,  also 
in  der  engeren  beziehung  auf  den  hirsch  belegt:  alles  hoch 
und  roht  gewild,  so  es  sich  reiniget,  heiszt  es,  geflösset. 
Heupoi.d  406;  dazu  vgl.  einen  der  ältesten  belege  für  das 
Substantiv:  es  sol  och  nieman  vogelen  noch  jagen  ane 
des  rot  gewilt,  von  dem  ber  und  von  dem  schwin  sol 
man  unserm  herren  dem  abbas  den  harst  geben,  urk. 
V.  1339  bei  Schöpflin  Alsatia  dipl.  {nr.  980)  2, 164.  neben 
rothgewild  ist  das  compositum  auch  in  der  Verbindung 
hirschgewild  belegt,  während  die  andern  wildgattungen  nur 
das  grundwort  in  die  composition  ziehen:  als  jagen  oder 
weidwerck  wird  getheilet  in  das  hochwild,  oder  hochwild- 
bret  und  weidwerck,  und  dis?;  isl  entweders  das  roth 
Wildbret,  als  hirschgewild :  oder  schwartz  wildbret,  als  säu, 
baren.  Jon.  Jac.  Agkicola  fürsichtiger  Weidmann  (1678): 
vom  weidwerk  s.  11,  ebenso  Meurer  bei  Fritsch  corp.  iur. 
venat.  forest  (1702)  351  >';  auch  sonst  macht  sich  die  engere 
beziehung  dea  compoaittvma  gewild  auf  den  hirsch  bemerklich : 


GEWILD  II  (wild) 


5812 


als  nun  die  jagd  das  gebirg'  und  den  sperrigen  dickicht  erobert, 
siehe  da  taumelten  hier,  entstürzt  dem  felsengescheitel, 
über  die  rücken  der  berge  die  flüchtigen  gemsen  herunter; 
siehe,  da  rudelten  dort  sich  hirsche  zusammen,  und  stürzten 
laut  die  stäubende  flucht  hinab  durch  's  offene  blachfeld. 
muthig  auf  muthigem  rosg,  durchsprengt'  Julus  die  thäler, 
sprengt  in  raschem  galopp  bald  diesen,  bald  jenen  vorüber, 
schnöbe,  so  glüthe  sein  muth,  statt  dieses  feigen  gewildes, 
schnöbe  doch   lieber  ein   keiler  mit  krummen  beschäumten 

ge  wehren, 
oder  ein  tapfrer  leu  aus  nächtlicher  kluft  ihm  entgegen ! 

Bürger  {Dido  176)  sämmtl.  werl-e  246'>  Bohfz; 

zum  vierdten  gehören  zu  dem  weidwerck  garn,  und  die 
heissen  zum  gewild,  wildseil,  wildgarn,  zu  Schweinen, 
schwein-seil.  rech  und  hasengarn.  Meurer  bei  Fritsch 
corp.  iur.  venat.  forest  351''. 

d))  so  stehen  auch  die  ab.9chioächungen  des  collectivbegriffs 
und  die  ausätze  zur  individualisier ung  in  beziehung  mit  dem 
hirsch:  cerua,  foemina  est  cerui,  gwild.  Vitiicwsvfi prompt. 
(1516)  B  3<=;  der  hirsch  hat  lauflklauwen,  und  nicht  füsj. 
das  gewildt  setzt,  die  jungen  heiszt  man  hindenkälber. 
Meurer  ja^f  u.  forstrecht  (i582)  63*;  ebenso  bei  Fritsch  352* 
(gewild) ;  ebenso  Joh.  Jac.  Agricoua  vom  weidiverk  s.  12  (ge- 
wild); das  gewild  oder  hirsch  verfächt.  wird  gejagt,  ist  den 
hunden  entlauffen.  jägerkunst  (Nürnberg  1611)  B  4* ;  ebenso 
Meurer;  das  gewild  oder  hirsch  verführt,  es  wird  gejagt, 
ist  den  hunden  entlauffen.  Agricola  s.  12 :  ceruus  ein  hirtg 
ein  adelich  gewildt,  welches  nach  der  zal  der  jar  seines 
alters  zincken  in  seinem  gehürn  bringt.  Ryff  thierb.  Alberti 
Magni  (1545)  B  5*".  auch  im  plur. :  von  den  hirschen.  ohne 
zweifei  sollen  dise  gewild  under  die  geschlecht  des  eilends 
gezehlet  werden,  dieweil  sie  mit  aller  gestalt  jhnen  änlich 
sind  .  . .  dise  gewild  so  sie  noch  jung,  sind  sie  meüsgfarb, 
oder  eselgrauw  ...  so  genannte  gewild  heimisch  gemachet, 
so  werden  sie  gantz  milt  und  zam,  sonst  sind  sie  gantz 
grausam  und  wild  ...  wo  solch  gewild  einen  betritt,  so 
durchscheust  es  jhn  mit  seinem  vorderen  fusg,  und  so  es 
ein  reüter  ist,  so  verschont  es  auch  dem  pferd  nicht. 
Conrad  Gesner  tierbuch  dtsch.  v.  Forer  (I6O6)  85*''. 

3))  die  Weidmannssprache  entivickelt  feste  Verbindungen 
des  Substantivs  mit  verbis,  vgl.  z.  b. :  alles  gewild  vernimpt, 
das  heiszt  man  sonst  gewittert.  HEUPOiiü  icörter  v.  weid- 
werk (dict.  405). 

a))     unser  sind  vil  allenthalben  im  land, 

die  sölich  pratick  mit  den  pfaffen  band. 

wir  tribend  den  kilchherren  das  gwild  in  das  seil, 

denn  habend  wir  von  allen  dingen  den  halben  teil ; 

messen,  jarzit,  vigilg  und  sölich  gespenst, 

das  füllt  und  macht  uns  gar  grosse  feisse  wänst. 

NiKLAUS  Manuel  (ablaszkrämer  339)  124  Bächtold  ; 

der  trommeter  stund  von  ferne,  wan  das  gewüld  käme, 
stieg  er  in  die  trommeten,  damit  ersg  erschröcke  und 
auf  uns  zutreibe.  Philipp  Hainhoffer  reisetageb.  (1617) 
s.  Baltische  Studien  2,  2,  53. 

b))  feras  laqueis  captare,  jagen,  dem  gewild  richten. 
Frisius  dict.  (1556)  isei*' ;  gwild  beston,  feras  subsistere. 
107'';  genau  so  Maaler  201";  er  (der  thörichte  Jagdhund) 
spüret  ainn  hirt;;^,  in  der  selben  spür  feilt  jm  ain  anders 
zu  da  spürt  er  ainn  hasen  so  verlasgt  er  die  ersten 
spür  und  lauft  dann  der  spür  nach,  in  die  feilt  auch 
ain  andre,  so  verlaset  er  die  auch  und  laufft  deren  auch 
nach  unnd  allso  lauft  er  allen  spüren  nach  und  facht 
nimer  kain  gwild.  Geiler  v.  Keisersberg  Spinnerin  (1510) 
(i.pred,.)  a4*;  am  vierten  ist  unsher  im  brauch  gewesen, 
das  ain  armer  mann  nit  macht  gehabt  hat,  das  gewiki 
zu  fachen  oder  schiesgen.  eingäbe  der  Memminger  bauern 
an  den  rath  1525  bei  Baumann  akten  .  .  .  s.  122;  und 
fahen  mit  jrem  schnellen  lauffen  wilde  thiere  die  sie 
essen,  den  sie  haben  keine  andere  speise  den  das 
gewild,  das  fahen  sie  und  essens.  Ottho  v.  Demeringen 
Übersetzung  des  Joh.  de  'Mandeville  (2)  168  (Übersetzung  von 
1481 :  die  wilde  tier) ;  anno  domini  1431  do  kam  ein  grosser 
kalter  winter,  .  .  .  und  wart  vil  gewildes  gefangen,  und 
erfror  vil  geflügels,  lüte  und  vich.  Röteler  chron.  s.  Ba.iler 
chron.  5,  ise;  etliche  gebrauchen  garn  unnd  strick,  die 
sindt  gemacht  gleich  als  wie  die  jenigen ,  mit  welchen 
man  das  gewildt  fahet,  die  haben  maschen  oder  schlüpff, 
unnd  wann  sie  den  feindt  angegriffen,  so  werffen  sie  jhnen 
solche  strick  an  den  kopff.  Leonharht  Fronsperger 
kriegszb.  3  (1573),  149*;  im  herumbfahren  in  dieser  haide, 
sain  wir  durch  2  thiergarten  gefahren,  darinnen  man  das 
gewild,   schwein,  wölf,  füchsg  und  dergleichen  thier  in 


5813 


GEWILD  II  (wUd) 


GEWILD  II  (viild) 


581 4 


}>rub«n  und  fallen  lebendig  fanget.  Philipp  Hainhoprr 
iritetageh.,  a.  Baltüiehe  atudieii  s,  t,  ft7. 

c))  CK  iHt  im  «Iwegen  wedel  bäum  ab  fAhaawen,  fe< 
wild  /AKchieHRon  oder  z&meion.  dite  drei  werkxUg  hat 
^^r  nlwcg  bei  im,  wider  die  gewohnheit  aller  hauren. 
(iKii.Kii  V.  KKiRRiinnRnn  v.  d.  menathl.  hatun  (t5ai)  19*; 
gowilt  Nchi('ii:;en  und  Jagen,  oh  M  nuf  und  angenommen, 
das;  jodor  landtmnnn  wolobor  will,  darf  daag  gewlldt 
iicliiouy,cn.  landh.  d.  knjttonM  AppentrU Innrrrhodtn{\SM)».'n. 
vgl.;  kuin  liocbgcwildt  /.u  Hcbiesjon.  {Zimmerath«  ehnm.) 
fi.  theil  4,8,  aj».  ifl]»;  vgl.:  Bioh  mit  HoliicHHrn  deag  gewild* 
bcgon  und  erneercn,  alimenta  arcu  taytdirr.  Maai.rr  SM*; 
es  Bol  ouch  in  den  selben  xilen  nicmnn  kein  hom  er- 
Bohcllon,  noch  dekcin  gewilde  vollen,  dr,  bnnn  haben  «ol. 
rechtling  des  hofea  tu  EIßngen  (isn),  a.  liochhola  Aargaurr 
weiath.  10;  in  discn  ziln  »int  elli  gerioht  des  gotjhat  ttbcr 
des  got,;;huB  IUI  und  g&t,  und  boI  nieman  in  disen  xilen 
hornschellcn  noch  gcwilt  vollen  noch  wighaftigen  buw 
machen  ...  an  des  gotzhuB  willen.  Kngetberger  hcfroilel 
{H.jahrh.)  bei  (im mm  toeiafh.  1,4.     vgl.: 

Mistlich,  prolatnn  iaccii  wolli'n. 
Blasen,  hlllon,  hoch  (rwild  Fellen, 
unsinnigklichnn  renniui,  beilzen 
den  armen  lUttcn  durch  den  wellxen. 

Tit.  MuRNBR  »eKdmenxunJt  (44.  IS  der  S.  au$g.) 
6t  MattMaa; 

unnd  alssjdann  dieselben  jr  acht  darauff  haben,  denselben 
{wölfen,  baren,  luchaen)  thtcron  nachstellen  und  die  er- 
logen, aber  darneben  das  verbotlen  gowild,  bei  slrafT  des 
mainaids,  nit  fttllon  noch  erlegen  sollen,  tirol.  landtaordn. 
r.  ifjai  (4, 15)  Gl*;  umsonst  hab  ich  heut  das  gcbirg  durch- 
irrt, um  einiges  gewild  7.u  erlegen;  ich  komme  ohne 
nalirung  zuryck.  S.  Gkrsnkh  {Eraaf)  *,im; 

Kt'lohrt  von  Artemis  selt>er, 
traf  er  alles  gowild,  das  der  ferst  des  gebirges  em&hret 

{ä.pta  ndna). 
Voss  illiaa  5,M)'4,  78  Uemptl; 

d))  dem  gewild  nachgecn  und  das  schieszen.  Mtmminger 
rathslienchlusz  von  läa.'i  b^i  lUmmnnn  1,  \ti\  theils  niRnner 
aber  giengcn  dem  gewild  nach.  (irimmri-SHAUSEN  Siinpl. 
2, 1, 6  {Spiingin.wfeld  cap.  6)  8,  42  Keller; 

geh  hin  daTOr  und  lern'  im  home  jagen, 
gewild  liogchn,  den  stoltzen  hirschen  schlaMot 

Oi'iT/.  über»,  v.  Sidnep-ii  Arkadia  (8)  (1688)  4M; 

dem  hocligewild  nit  nachraisen.  Rapperaweiler  artikel 
.V.  zeititchr.  hiat.  vertma  f.  Schicaben  10,  a&S;  wildolen  .  . . 
wildpcrn  in>  gewildern,  auf  gewild  ausgehen.  Staldkk 
8,451;  was  ho— n— i'  für  frceda, 

wenn  i'  eiV  ofa  K'wlld. 

VorarlMiger  vdktlied ;  #.  d.  mundarleni,  896*; 

dem  gcwild  nnchlaufTcn,  cttrstt  aeqtti  feraa.  Maaleh  201'; 
wen  ein  wolfT  alt  wUrt  so  würt  er  schwach,  er  würt  lam 
in  seinen  lendcn  unnd  zUcht  die  hernach,  und  mag  das 
tsewild  nit  mec  orlaufTen,  als  hirl^,  rech  so  mag  er  ein 
menschen  basj  erschleichen  den  das  gowild,  so  mag  er 
(>s  auch  basj  heben  mit  den  zencn  die  kind  und  die 
menschen  den  dj  gcwild.  Gf.ii.rh  v.  Kkiskhsbeho  euiei» 
(1516)  41'";  ^  war  ein  aller  hünde, 

dem  alle  kraft  vcrschwUnde, 

das  er  gar  nit  mcr  künde 

erlawfTen  das  gewilt. 

H.  Sachs  {der  alte  hund)  /ah.  «.  «dhc.  8,  873 
Götze  u.  Drescher; 

das  gewild  orlaufTen  und  ereilen,  eonaequi  curau  fenu. 
Maai.kh  SOI«;  Laurin.  freuen  soUf  e«  mich. 

euch  einzuweihn  in  manches  waidgeheimniss. 
und  da  ihr  auT  dpr  reise  seid  cur  hochzeit 
des  herzöge  von  Tyrol,  so  IrelTen  wir  uns 
wohl  auf  der  Adlerburff,  und  strelTen  noch 
gemeinsam  dem  gcwildc  nach. 

Ono  UoQUKTTB  der  ro>cn<jartert.  act  I; 

mir  auch  Tolgct  uin  hund,  ein  wachsamer  wflrger  des  riiul>\volf8; 

den  verehr'   ich  dem   knal>en.  um  alles  gewild  zu  verfolgen. 

Vo.xs  TheotHt  (idylle  6, 107)  (1808)  68; 

•))  mit  den  bracken  und  barbeten  kan  man  allerhand 
gewild,  so  villeicht  im  feld  aufrstösjt,  zum  wasscr  eilet 
und  entschwimmen  will,  nachjagen  und  nachsetzen. 
Sr.iuz  vom  feldbau  (l,  27)  145; 

jugendlich  auch  ist  Adoiiis,  dioweil  er  weidet  die  sohafe, 
■unicsset  die  llüchtigcn  h.isen  und  jagt  nach  allem  gewildc. 
KiUEDR.  ROcKKKT  (TheokriU  iduilcn:  die  laden  de* 
Dafni*  110)  ncchkuz; 
IV. 


(Jagen)  mit  bonden.  mit  gam  «Um  geMrild««  und  flachen 
. . .  fridlichen.  An«  irmnf  d«*  kerron  ond  An«  betMniof. 
Mwür/A.  V.  I'feffing^n  (ObtrtisaM  UM)  wtutk.  B.WJ4:  80  maf 
ietlieher  u0  sinem  lehen  Tiaehen.  TOflen.  mHlin«!!  maebeo. 
winschencken.  Jagen,  aller  band  gewild  («on  aipätunr  kamt/ 
am  rande:  on  rot  gowild)  und  da;;  aol  in  w«d«r  abbt 
noch  TOgt  weran.  MIMmm  r.  tWirtv^ngen  §  4ft  (ernetu-rt 
Uta)  a.  AUmannia§,tm;  toI  und  Iruncken  aia  Bachu«, 
ein  wiaaag  als  Apollo,  das  gewild  Jagen  als  IMana.  J(;i>ah 
Naxamki  vifm  alten  und  neuen  gott,  nettdr.  a.  6;  und  da 
sie  {die  beiden  jungen  löteen)  also  in  den  wald  kamen, 
da  sahen  sie  die  wilden  thier  mit  grosen  huffen  da  gon. 
und  da  sie  lang  also  in  dem  wald  hin  und  her  waren 
gan  da  sahen  sie  ein  menschen  ein  i&ger,  der  spant  die 
garn  uff  und  wolt  das  gewild  lagen.  Jon.  Pauli  aekitmg^ 
•4.  emat  (rap.  to)  a.  tJ  öaterley;  esteitart  et  agitanferm»  . . . 
gwild  auftreiben  und  Jagen.  PRifliuadi>/ü>NaniuM(iilM}IM^; 
genau  ao  Maai.rh  901*;  daxu  vgl.-  wann  erbliek  loh  dMl 
nun  wieder  in  freude  auf  der  Jagd  des  donkolbnuNMll 
gewildea?  BOiuiKii  {Oaaian  i)  tSl'  Bohta. 

y)  eine  attanahmeatdlung  in  diuem  hmtiftkreiaa  der  wr- 
letmäungen  würde  die  engere  besiehung  auf  dtu  mrUft», 
ffdöteU  wild  einnehmen,  teenn  aieh  die  einaeklägifm  bma§t 
in  der  tkai.  wie  von  Hp.ynatz  beanstandet  müde.  tUe 
eoneurrenxformen  dea  eompoaituma  wildpret  enmaem  Ueeaen. 
in  wirkliehkeit  kann  ta  aieh  jedoeh  hüehetene  um  eine  an 
nühening  des  gebraurJtea  hamUln  [daa  gleiche  bei  wildpret): 

1))  leiehi  veratändliek  iat  der  gebraueh  bei  jagdachiUe- 

jagd  angeaogem  wmr.  vtmkwimdet  naUkrUA  itiekimutdem 

augenblick,  in  dem  daa  thier  erlegt  ist.  kieraua  enhciekeln 
»ich  feate  Verbindungen  dea  attbatantive,  bei  denen  an  eine 
Wendung  der  bedeutung  niekt  gedmdU  wurde: 

also  der  berr  aein  Ja|«a  lisag 

den  bemn  ond  kiMctitaa  se  aal  er  bUaag 

und  hiaag  dag  mwild«  do 

mit  fAten  zSenten  also 

■enden  nlT  die  bürg  hindan 

die  hund  lies;  or  laulTen  lan. 

PAMPMii.UiiGBNr.KMBA<:ii(rONnrrt«N/a«oA*6nMfCni 
168)  Oödeke  $.  834  {bet  Kvxz  Ki^k;(br:  den  jeger 
er  oag  wild«  hioas  schicken  nf  die  borg  bindaa.  IM 
EnUnff); 

nun  fUget  sichs  ietz,  dasj  der  bischoff  bieaj  alle  seine 
jKger,  hirten  und  underthonen  Jagen,  und  Jnen  gwild 
zAtragen,  do  warend  seine  zween  vichbirten  alt  ans&hen- 
lieh  Personen  mit  langen  bkrten.  die  brachtend  ein  b&ren 
und  ein  hirtzen,  do  bicsg  d'  bischoff  die  selben  hirten 
dis2  gwild  den  obgedachten  beiden  fUrsten  ond  brüdem 
über  Jren  tisch,  als  durch  si  selbs.  ond  nit  in  des 
bischofTs  nammen  schenckcn.  Stumpf  Sckweia.  ehren. 
(4,84)  1  (1548).  899»'  und  a/Miter; 
vgl.  huau:  mit  denen  •chimpfTl  ich  in  einer  tech, 

als  mit  mein  gcstn  und  hana^wirten. 

lies;  mit  mein  jigera  Bwan  Ticbhlftaa, 

den  frembden  herm  gewild  Batragn, 

da  warend  nie  ein  beeren  iagn, 

und  als  sie  betten  den  gefangn, 

kamen  sie  beid  mit  her  gegangn. 

NicoDBMUs  Fiu»riiijN  i/rau  Wendeigard  l,  t) 
ibSbramaa; 

0  we«  sprach  der  vogt  tob  Bsn« 

des  ma»s  ich  mich  echainso, 

das  du  mir  alle  viet«  will 

sammen  binden  als  «in  gowildl 


tbut  ein  weiaer  ilfsr. 

Stgemet  iOt  Sehade  (f)»«ss6.  dnaek  *.  IM^; 

und  ad*  deani  wart't  scbo*  All«  aaU  waaa  «'ktait, 
und  «ain  's  gwild  gUi'  to*  dar  aebal  nimoit 

beritfäfferUed,  rpf .  ScHMSiXBa  9>,  MW. 

S;)  aucA  bei  der  verbittdung  vom  gewild  leben  irird  aieh 
nicht  gleich  die  eeratettmmg  dea  toten  teildea  im  engeren  ainn 
frei  gemacht  haben;  dief^gung  iat  rieimehr  aus /ormeln  an 
deuten  wie  von  der  Jagd  (vom  fischfang)  leben-  Scneca  .  . . 
schreibt  ...  die  innwoner  {Oermaniena)  dantzen  uff  den 
gefromen  seen  umb,  die  ewig  gefroren  seindt,  ond 
leben  allein  vom  gewildt,  wo  sie  die  nacht  oder  müde 
begreilll,  da  ist  Jr  haus;.  Serast.  Fhanck  Gertnaniae 
dbrtm.  (1689)  8*:  anfencklich  ward  disj  teil  der  weit  allein 
von  viervölckem  eingcwont.  ncmlich  den  Ethiopen,  Penis 
Phenicis,  unnd  Grecis.  diso  haben  etwan  von  gewild  und 
etliche  kreiitem  allein  gelebt,  tm  alle  gsatx  und  regiment 
in  den  land  hin  und  her  gefaren.  weUb.  (i,  t)  (15S4)  5V 

365 


5815 


GEWILD  II  (tvild) 


GEWILD  II  (wild) 


5816 


3))  anders  stünde  es  um  die  Verbindung  vom  gewild 
essen.  Heynatz  Antibarbarus  2,56  will  sie  in  Uendfas- 
soHTSis  übers,  der  bücher  Mosis gefunden  Jiaben :  Mendelsohn 
hat  es  (igeicild)  sowohl  in  seiner  psalmen-übersetzung,  als 
in  den  büchern  Moses  mehrmals  gebraucht,  sogar  für 
wildpret:.  Isaac  asg  gern  von  Esaus  gewild.  Mendels- 
sohn hat  jedoch  an  den  einschlägigen  stellen  schon  in  der 
ausgäbe  von  1783  {ebenso  1815  und  später)  wildpret:  Jigchak 
liebte  den  Esau,  denn  er  as2  von  seinem  wildpret.  1  Mos. 
25,  28;  wildpret.  1  Mos.  27  {jges.  sehr.  7  (1845)).  dagegen  zeigt 
sich  die  fügung  in  übertragenem  sinne  gebraucht,  und  hier 
dürfte  sie  an  lat.  vorbild  anknüpfen  und  aus  einem 
coriipositum  verkürzt  sein:  er  hat  vom  gewild  gegessen, 
satirisch  verschönernd  von  jemand,  der  faul  ist,  weil 
man  im  mittelalter  glaubte,  dasz  vom  'g'wild  fleisch' 
essen  faulheit  erzeuge.  Wander  l,  1654.  dazu  vgl. .-  de 
fera  comedere,  faul  und  trag  sein:  ein  bein  im  ruckgrat 
haben.  Denzler  263'>. 

d)  ansätze  zu  individualisierendem  gebrauch. 

a)  im  Singular: 

l))  mit  dem  unbestimmten  artikel. 

«))  fera.ferae,  ein  gewild.  Cholinus-Frisius  (l54l)  364»; 
ebenso  schon:  gemma  gemmarum  1512;  R.Stephan.  (1590), 
s.  DiEFENBACH230i';  ßf.^  ...  ein  wild  thier  oder  gwild.  Fri- 
sius  (1.556)550'';  ein  wildes  thier,  gewild.  Denzler  263'';  gwild 
(das)  ein  wild  thier,  fera.  Maaler  201°;  man  liset  in  dem 
buch  der  natur,  das  der  low,  so  er  sieht  ein  gwild  dg  er  gern 
äsg,  so  schreiet  er,  das  die  tier  davon  erschrecken.  Geiler 
V.  Keisersberg  der  hellisch  löio  a,7^;  wan  ich  mich  aber 
desselbigen  (des  perspectivs)  wegen  der  duncklen  nacht 
nicht  mehr  gebrauchen  konte,  so  nahm  ich  mein  Instru- 
ment, welches  ich  zu  Stärkung  des  gehörs  erfunden,  zu- 
handen ,  und  horchte  dadurch ,  wie  etwan  uff  etliche 
stunden  wegs  weit  von  mir  die  bauren  hunde  bellen, 
oder  sich  ein  gewild  in  meiner  nachbarschafft  regte. 
Grimmelshausen  Simpl.  (6,  l)  471  Kögel;  ertrawe  nie- 
mandt  dem  meer  zuuil,  lasg  dir  es  gleich  sein  wann 
es  still  ist,  als  wann  mann  einem  gewildt  etwas  sfisses 
legt,  bisg  manns  ins  netz,  in  den  bitteren  tod  bringt. 
Vf.twkkck  zwei  trostbüchlein  (l559)  77'';  {die  reiter)  fflrten 
mehrthails  spiesg,  wie  sie  dann  die  im  rennen  vil 
mals  herumb  geschwungen,  zu  zeiten  auch  under  sich 
gehalten  haben ,  alsg  wann  sie  einem  gewild  nach- 
jagten, und  das  durchrennen  wolten.  Rauwolf  reis- 
beschreibimg  (1583)  250;  excitare  feram  .  .  .  ein  gwild  auf- 
treiben. Frisius  (1556)  550''  {neben  gewild  auftreiben  für 
agitare  feras  s.  o.); 

{Eumaios.)  nimmermehr  ja  entfloh  im  tiefverwachsenen  waldthal, 
welches  gewild  er  {der  hund)  auch  trieb. 

Voss  {Odyssee  17,  317)  5,  212  Hempel  (so  1793. 
und  später)  (1781 :  trieb  er  ein  wildpret  auf 
nimmer  entfloh  es  ihm); 

da  rauffet  jm  (Jesus)  ainer  seinn  hart,  da  sein  har,  da 
zwicket  jn  ainer,  da  kratzten  si  in,  schlügen  jn'mit 
feüsten,  stiessen  jn  mit  füssen  fielen  all  über  in  (spricht 
Criso)  wie  die  hund  in  ain  gewild,  da  sind  erfült  worden 
die  Weissagungen  der  propheten.  Geiler  v.  Keisersberg 
schiff  der  penitenz  (l514)  87'';  fericida,  der  ein  gewild  um- 
bringt. Denzler  263''. 

b))  sie  hetten  alle  frefld  und  mut 

wol  mit  dem  pfarrer  an  dem  iaidt, 

do  er  auff  dem  mistwagen  raidt. 

darnach  die  zeit  nit  lang  vergieng, 

das  man  do  bald  ein  wild  fieng,   {var.  wilde,  gewild 

recht  als3  der  forste  het  begert.  gwild,  gewilde) 

darnach  er  wider  haim  do  kert. 

Pfarrer  vom  Kaienberg  1754  Dollmayr  ; 

und  ain  stuck  gwulds,  ist  bei  Ylerzell  gefangen  worden, 

hat  binden  das  zaichen  gehapt,  wie  ain  gwuld  aber  von 

köpf  und  hals,  ach  an  der  spur  ist  es  ain  hursg  gwesen, 

und   hat  auf  dem  köpf  kolben  gehabt  freier  zell  lang. 

Nicolaus  Tmoman  Weissenhorner  historia  Baumann  2^0 ; 

endlich  erschlug  den  verderber  des  Oeneus  söhn  Meleagros 

der  aus  vielen  stadten  die  muthigsten  Jäger  und  hunde 

sammelte;  denn  nie  hatf  er  mit  wenigem  volk' es  gebändigt. 

solch  ein  gewild,  das  viel'  auf  die  traurigen  scheiter  geführet! 

Voss,  Ilias  9,  546  ; 
da  stob  aus  dem  baumschatten  ein  gewild  —  es  mochte 
ein  mardcr  oder  iltis  sein.  Tu.  Bro\KM\ein  fest  auf  Haders- 
Uvhtiua)  werke  6,  304. 


2))  mit  dem  bestimmten  artikel ; 

es  sach  der  ffirst  so  lobesan 

vor  jm  laufl'en  ein  hindte,  .  .  . 

nun  ist  mir  wol  gesaget  mer 

es  sei  mein  rosz  so  geschwinde 

ich  wils  versuchen  an  dem  thier 

mit  dem  bcgundt  er  sprengen 

dasselb  gewild  erreicht  er  schier.    Sigenot27  Schade; 

jezo  bezähmte  den  durst  mit  vielem  wasser  die  löwin  .  .  . 
später  entwandelt  der  Stadt  nun  Pyramus ;    scbaut  in  dem 

tiefen 
staube  die  deutliche  spur  des  gewilds,  und,  erblassend  im  antliz 
starret  er.  {vestigia  vidtt  in  alto  pulvere  certa  ferae) 

Voss  Ovid  (des  Minyas  töchter  73)  1,  208; 

der  Schneider  aber  lief  gleich  zu  der  thüre,  schlug  die  zu 
und  versperrte  das  gewild  (das  wilde  schwein)  im  kirchlein. 
Grimm  märchen  {vo7i  einem  tapfern  Schneider)  l,  83;  in 
gleicher  weise  von  Begiistein  d.  märchenb.  (184.5)  9  über- 
nommen; ein  fliehendes  reh  brach  durchs  gesträuche,  ver- 
folgt von  einer  lieblichen  jägerin  ...  sie  schwang  einen 
. . .  jedoch  ohne  das  wild  zu  erreichen,  rasch  ergriff  der 
wurfpfeil  lauschende  Jüngling  seine  armbrust  und  schnellte 
einen  befiederten  bolzen  .  .  .  welcher  augenblicks  das  herz 
des  gewildes  durchbohrte,  dasg  es  zusammenstürzte. 
M  USA  US  Volksmärchen  (Libussa)  3,  34. 

ß)  der  pluralgebrauch  ist  auch  hier  mir  ganz  vereinzelt : 

dann  alsdann  sucht  er  seine  lust 
mit  hetzen  im  feld  und  im  busch : 
nun  hetzt  er  an  vil  starcke  hund 
wider  ein  schwein,  welchs  vil  verwundt. 
dann  jagt  er  sonst  ein  wild  inns  garn : 
oder  spürt  wo  fremd  gwild  ummfahrn: 
oder  bestellt  ein  vogelnerd. 

Fischart  lob  des  landlustes  bei  Sebiz  vom  feld- 
bau,  einl. 

e)  auch  die  übertragenen  verivendungen  sind  hier  manig- 
fach  entwickelt,  die  beziehung  auf  den  menschen  kann  aus 
der  jagd  selbst  sehr  einfach  erivachsen ,  vgl. : 

der  {förster)  aber  sprach !  nehmt's  nicht  unwirsch, 

mein  lieb  gesell,  dasz  auf  der  birsch 

ich  euch  für  ein  gewild  genommen 

und  ihr  so  schlimm  zum  schrecken  kommen ! 

Gottfried  Kinkel  Otto  der  schütz  2. 

und  wie  lebhaft  sich  für  menschliche  Verhältnisse  die  jagd 
als  gleichnis  vordrängt ,  das  zeigen  schon  wauhingen ,  in 
denen  gewild  an  seiner  sinnlichen  bedeutung  festhält,  die  nur 
durch  das  ganze  des  zusammenJianges  bildivirkung  erzielen: 
aber  das  creütz  und  leiden  scheidet  sie  (die  gut  wirken- 
den menschen) ,  geleich  zweierlei  hunden ,  da  etlich  uff 
dem  geiäg  gebaisset  seind,  andere,  die  nit  also  seind, 
lauffen  sie  alle,  aber  ausj  ungleicher  bewegung,  die  ersten 
rücken  das  gewild,  dem  gerüch  lauffen  sie  nach  durch 
Stauden  und  doren.  Joh.  Eberlin  v.  Günzbuhg  (ein 
büchlein,  worin  auf  3  fragen  geantwortet  tvird)  2, 164  Enders; 
du  hast  mich,  lieber,  gebethen:  freund  N.  genau  in  an- 
sehung  seines  Verstandes  zu  prüfen  .  .  .  und,  nun,  was 
soll  ich  sagen?  ich  horchte,  wie  der  jäger  auf's  gewild 
—  nach  dem  ersten,  unentlehnten ,  schnell  entfahrnen, 
tiefblick  zeigenden  urtheil  —  ...  und  ich  fand  den  ge- 
meinsten Philister.  LAVATERhandbibliothek  für  freunde  2, i. 
am  reichsten  entwickelt  erscheint  die  bildivirkung  solcher 
Wendungen ,  wo  eine  einzelne  persönlichkeit  als  träger  des 
Vergleiches  dient. 

a)  Übertragungen  beim  collectivgebrauch : 

der  knecht  wolt  aber  her  ab  lauffen. 

den  pfaffen  {der  in  die  gegrabene  grübe  gefallen  war)  maint 

er  zue  schlahenn  und  zue  raifl'enn. 
nicht !  sprach  der  herr.    es  ist  noch  nit  zeit, 
ich  spür  noch  mer  gwilds.    nun  beitt! 

von  der  Wolfsgruben  bei  Keller  erz.  aus  altdeutschen 

handschr.  s.  367 ; 
(Eckart  zum  ehebreeher.)  drumb  sich  auf  frembde 

weiber  nit, 
denck,  das  nichts  güts  zfi  keiner  zeit 
von  in  thüt  kummen  noch  entspringt, 
allein  als  leid  und  trawren  .  .  . 
947  entzeuch  dich  gantz  von  diszem  gwildt! 
dir  gschicht  sunst  gleich  wie  dem,  der  spilt. 

J.  Wickram  {der  treue  Eckart  10  auftr.  v.  947) 
5,98  Bolte; 

hiehermusz  atich  folgende  seltsame  stelle  gezogen  icerden ;  nun 
freue  ich  mich  erst  dieser  gassen  . .  .  und  vor  allem  des  ge- 
wilde was  sich  darin  mit  den  menschen  herumstöszt.  wie 
wundert  sich  die  zahme  hirschin  meines  wirthes  über 
alle  die  fremden  thiere,  die  hier  durchkommen.  Agiii.m 
V.  Arnim  an  Göthe  (l806)  Schriften  d.  Göthegesellsch.  14,85; 


5817 


GEWILDBANN 


OEWILLR  II 


5818 


und  bot  ohne  »cbeu'n 

dem  pardul  die  «Urn  und  dem  xotti|ren  leu'n. 
die  b&rtiKen  mttimer  erKhiennn  ihr  J)ald 
wie  groKe«  gewild  in  dem  h<tiiiiiHcli«n  wald. 

H.  LütiiKiiii  (l'enthtfiMa  4); 
and  MAnK'  ich  noch  so  mild  von  dexinr  nchAnhoit, 
e«  triebt  kein  ton  ein  bild  von  deinnr  «ühnnhnit; 
im  eignen  blute  nchwimnit  die  ransa  Jofend, 
getAtetea  gewild  von  dtiint^r  »chonhelt. 

l'i.ATKN  (7t.  i/OMil«)  l.Ot  JMMek. 
ßf)  ilrr  individualiifierrnde  yebraueh: 

ich  Mvhwiiitr  nioin  hörn  in  jammertbal 
muiii  fruud  i»!  mir  verNcliwundnn 
ich  hui)  tC'ii'tCt  inuiiz  alxjjon 
duM  wililt  laulTt  vor  den  hunden. 
ein  odel  thiur  in  diaen  fold  (ein  edel  (rewild  Ambnutr 
Urderh.  7;  ein  edeU  gwlld.  BöllMR  ald. 
linUrh.  549) , 
het  ich  mir  auajerkoren  .  .  . 
farhin  gwild  ins;  waldea  lueti       (du  wild  Ambnuer 

Uederb.  7;  cewild  Höiimb) 
ich  will  dich  nimmer  acbrecken 
und  jagen  dein  achne  weiaae  brüst 
halt  dich  in  hut 
achoHH  iiividicin  gut 
mit  leid  Hchuid  ich  von  hinnen, 
kein  hooh  gowild  ich  fahon  kan  (hohaa  wild  Ambnuer 

Ufdfrh.  7;  edlen  tJer  Röhmb) 
das  niu8az  ich  olTl  entmiten 
noch  halt  ich  Htat  aulfa  Jefera  pan 
wio  wol  mir  glück  kommt  aelten 
mag  mir  nit  bgen  ein  ho<-hwild  acbon  (ein  hoch  ge< 
wilt.    Amhrairr  liederb.  8,  ebenso  BöiiMR). 
(■F.oiui  FoKSTKii  /ritche  teuttehe  Uedleln  (3,  9) 
t.  119  neudr.  (Ui  hkii  v.  WCkttimuiru  1510); 
wir  fArten  in  inn  dicken  wald 
nnd  theten  in  beim  caum  erbaacben, 
naiiicn  im  boido  aateltaschen,  .  .  . 
vcrbundon  im  auch  aein  geeicht ; 
war  wir  in  fArten  wuast  er  nicht, 
also  ward  uns  daa  erst  gewild ; 
der  ander  hielt  haus  aulT  dem  gfild. 

Jörg  Wickram  (irr  reitend  büger  eap.  15  r.  8076) 
4,884  Holte; 
($ehemender  KXytemnettra  .-)  der  iungrn  hindinn  gleich 

ontiliohet  er, 
denn  mitten  aus  dem  not/,  entsprang  er  ouch  . . . 
es  entsprang  dem  netze 
(Kumeniden:)  das  gewild,  m  flieht; 
wir  verloren  den  raub, 
überwältigt  vom  schlaf! 

F.  L.  STOi.BKRci  (die  Eumeniden)  verke  der  hrüder 
Stollierg  15,  198 ; 

OE WILDBANN,  m.,  leU  die  nachfolgenden  —  nurütt  ale 
vuntnütchen  —  componita,  eine  mundartliche  itrstörkte  form 
(m  wildbann)'  und  erknufTt  das  halb  gericht  7.ä  Wald- 
kirch  von  Fridrichc  WRltber  .  .  .  sanipt  dem  gcwlidbann 
in  Honllrst,  und  anderer  ziigchörd.  STVUVf  Sehtceii.  ehron. 
(5.  7)  8,  34». 

GEWILDHKRLEN,  rei-b.,  neben  mancherlei  nebenformen 
bei  Maktin  u.  Likniiaht  (8,  sa)**)  beler/t  für  xcildemen, 
tvildge.ochmack  haben:  s  g»wi!werlet  Kappenauer  mundart. 
GEWILDBERT,  n.,  mit  nebenformen  für  wildprot  belegt 
liei  Martin  u.  Likniiaht  8,  sao*.  vgl.  gcwilwcrflcisch, 
.1.  wildpret,  fleisch  des  wilds.  Haltrr  alem.  mundart 
HngenauStrafizbttrg  156. 

GEWILÜEN,  verb.,  nur  eintnal  belegt,  in  abgeleiteter 
(eauaativer)  bedtutttng ,  die  an  sich  schon  au»  dem  gegen- 
untze  zu  heimisch  machen,  einbürgern  verständlich  träre, 
die  aber  im  be.iondern  wol  untei-  dem  einflu.i:  von  ent- 
wilden (entfremden,  entfernen,  vgl.  mhd.  tcb.  3,  66»*)  steht: 

'icb  schilt  niht  an  ubalTen  mCr, 

dan  da;  sie  r.v  sflmlen  16r 

gebent  mit  ir  Ix'ison  bilden. 

swer  die  sUnd  niht  ni.tc  gowilden, 

tuo  doch  tougonifch  hin  dan. 

da;  nieman  geboesert  wcrd  dd  van'. 

der  Teichner  8f>8  Kar<\}an  t.  7». 

(JEWILDERN,  verb.,  verstärktes  wildern:  gewildern,  auf 
pcwild  ausgehen.  Staliikii  2.  451. 

(JEWILDHAUT, /..  tfr*ttrȀ,7< /ortniu  wildhaut:  ander 
dessen,  weiln  dise  j&ger  ihre  waidsprich  gethan,  haben 
«lie  andere  jSger  etliche  abgehaw^ene  bKum  genommen, 
liirsch-  und  gewildhcutten  darüber  gespant,  den  jag- 
hunden  die  färb  darein  geschütt,  alsj  wen  mansj  in 
ain  trog  schüttete.  Philipp  Hainhopkr  reiaeiagebwk 
s.  Haifische  sfud.  8,  8,  70. 

GEWILDNIS.  n.,  später  vereintelt  f.,  nebei^form  n«  dem 
fem.  {vereinzelt  auch  n.)  wildnis,  der  besonderen  .<ntbstantir 
biUung  xu  gewild  I  (».).  der  ttechsel  des  geschlechts  irilrde 
gowildnis  als  eine  collectivbildung  tum  eit{fachen  fem  er- 


srMUnm  Uutem;  mt»  dmr  bmUuiunf  $r§tkeK  $iek  h^für 
jedoch  ktimmrlti  ankultapuiM*.  4m  hdtgt  fVar  (ewildiii« 
srtum  trat  im  U.  jakrk,  m»  und  haltm  9tdk  äurektmf  im 
mitteUeuttehem  »praehgebitt  {(ohmrdmtaA  ut%*4ü\vrhmujftam 
gowilde  länger  fealgehaUtn).  dit  mttm  9ikwtUÜmm§m 
tieitiehen  neutrum  und  fem,  $tiftm  tiek  im  wtittdmitdmd, : 
dat  gewiltnisM  ManivI'.vii.i.k  m««i  ff*,  doroh  dfl  gewUt- 
nisse  kuinpt  me  in  einan  dal.  to  «.  Schili.rM'LOmbkm 
6, 141*  {andtn  übtrmbmr  hmbm  Amt  fewUd«  •4»r  wllst«).  mm 
gleiches  fem.  m»  »tdt*  im  nmäruma  Jm»«  M  Lutubr  Mif»- 
ntnnmen  werden:  mekerist  m  M  Hrni*ch.  dort  ist  mmek 
für  dm  Haptmvoeal  gerundet  awuipradit  gtiueki,  di»  mmtt 
nur  für  dtn  »uffknoeal  —  und  «war  in  jümgtnm  hätffn 
—  durchgeführt  tcürd:  and«  bekammertc  die  tmäm  4m 
landet,  die  angearbeit  waren,  beaundem  ao  dam  wald« 
der  do  heiaset  die  blotje  loabe  . . .  and«  Ucag  In  dea 
gründen  den  walt  usj  raden  unde  bowan  do  nawa 
dorir  unde  lioss  is  zu  acker  bereiten  .  - .  tjo  kaoft«  bar 
ouch  vil  dorlT  landt  unde  gewiltenis;  daa  on  entleffn 
was,  unde  buwete  das  unde  toch  die  lewt«  dorin.  Jon. 
HoTilE  düringiscke  ekrtm.  Lilieneron  ».  t»;  onde  {Ckristo 
phortui)  get  ug  sAchcn  den  difel  und  kumit  in  ein  ge- 
wiltnUsse,  da  ofTenberetc  sich  imc  der  difel.  Nicoijit'8 
V.  LanuaU  predigt  bei  Zuehkold  a.  im  (nach  der  legendm 
aurea:  cum  autem  per  ^tandmm  tolitudinem  pergeret. 
431  Oraeste); 

mein  brflder  weiten  mich  vMJagea. 
nnd  als  ich  mich  wider  sie  gsssUt. 
haben  aie  mein  kriegsrolck  verMn 
und  eilir  meiner  fBriMhiabataa  rtkl, 
die  icb  vor  all  aadem  li«b  hatt, 
inn  ein  gewiltnaa«  than  Terjann. 

AvRBR  (Wolffdieterfek.  prelog)  IIW  JTcOrr; 

Wilhelm  der  wonete  in  cime  gewiltenisj  and  wiste  von 
den  dingen  nit.  Ei.isabktii  v.  NA8HAL'-SAAiini(f-i:KRN 
Httge  Scheppel  10  r*  Urtel  (druck  v.  1500:  in  einer  wiltnOs^ 
18«;  fehlt  1537);  denn  do  er  einst  in  Armenien,  von  wegen 
der  grossen  hitz,  unnd  des  schweisscs  gern  gebadet  unnd 
sich  ettwas  erquicket  hette,  und  mit  etlichen  waaif 
reuteren  unnd  seinem  capellan  %-om  haulTen  zum  waasar 
reit,  meinte  nicht  das  in  dem  gewildnUs  einige  fhar  zu- 
gewarten  ...  da  hielten  ett liehe  des  soldans  reisigen  im 
wald,  namen  den  keiser  und  sein  capellan  . . .  und  fttrsla 
sie  durch  die  wildtnUs  hinweg  zum  soldan.  bap&ttrme 
Hadriani  . . .  gegen  keiser  tVidericken  Barbarossa  geübt. 
(1545)  Fl**;  sonderlich  vonn  denen,  welche  von  einem  ge 
wiltnUsz.  von  einem  berge  zAm  andern  lauffen.  unnd 
traben.  Rkiniiaiu)  Lonicii  *rie  junge  fürsten  ...  unter- 
teisen  mögen  icerden.  (1537)919;  aber  im  weidtwergk  wie 
in  allenn  andern  dingen  sol  ein  herr  masz  halten,  das 
ausz  inen,  welchen  got  der  herr  nicht  über  thierer  und 
gcwiltnfisz,  sonder  über  landt  und  leut  gesetzet  hat.  kein 
jeger  oder  weidman  werde.  (15S7)  816;  Moses  hats  wol  aus- 
gericht.  wir  können  nicht  zu  rücke  gehen,  wir  wollen 
denn  hungers  sterben,  auch  können  wir  nicht  weiter 
gehen  noch  zur  seilen  von  wegen  der  einSde  und  ge- 
Wildnis  ausbrechen,  der  teufel  hat  uns  in  die  wQsten 
gefüret.  LiriiKit  {prrd.  iibert  Mos.  16.  1585^  16.  W»  Weimmr; 
gewildnusz,  wüsten,  einöde,  solUudo.  rastitus.  loeuf  do- 
sertus:  Johannes  der  T&uflTor  hat  inn  der  gewüldnas;  fe- 
prediget.  Hrnisch  um.  vgl.  attek  S<:iiOTTf:i.  «84\  der 
gewildnis  nocA  neben  gewirr,  gewell  u.  m.  mt^/fiikrt,  dmmüt 
erlisekt  die  spur. 

GEWILDSCHIESZEN.  n..  erwtmrrtt»  esayasihiai  der 
^.  öfilS  aufg^tihrten  Verbindung  gewild  schiesj^en:  denn 
das  bis^^le  gewildschies;en  mit  dem  Kramerrhrislle  kann 
dir  kein  mensch  als  ein  verbrechen  andichten .  und  's 
ist  ja  auch  nicht  'rauskommen.  Hkrmaxn  Kl'RZ  («irr 
sonnentcirt  87)  6, 130  H.  Kiseker. 

GEWILDTHAL.  n.:  dise  insel  {Okedis)  ist  fast  kost 
lieh  un  pürgig  mit  gwild  lalen  OberflOssig.  auch  wa  man 
{il>er  mör  will.  mAsj  man  bei  Rhodis  zAIenden.  Sebast. 
Frank  hW/6.  (i,  i)  (i5S«)  18*. 

UEWILLE  I.  GEWIL,  a..  ältere  form  ni  gewelle  s.  d.. 
vgl.  sp.  5463. 

GEWILLE  II,  m.,  verstärkte  form  xu  wille  s.  d..  nur 
in  niederdeutacken  qtiellen  und  vertcandten  ausserdetttseken 
xeugnissen  belegt:  rechte  ande  redeliken  mit  eraeloue  ge- 
willcn.  {HaUisekee seköppenb.  i4.jnArA.)SciiiLLEn-L0BBE]< 

365» 


5819 


GEWILLEN  1 


GEWILLIG 


5820 


•'  105»  •  vyL  gewil,  gewill  .  .  .  voluntas.  arbitrium,  votum. 
BoswoHTH-Toi-LER  467»;  gcwille  Verwijs-Verüam  2,  1909. 

GEWILLEN  I,  GEWELLEN,  verstärktes  wellen,  willen 
(in  den  flexionsformen  mit  i)  :  so  der  haizze  faum  sich  in 
den  luft  gewillet  untz  daz  er  zu  welchen  wirt.  Lun- 
darius  li.  jahrh.  Diefenbach-Wülcker  619. 

GEWILLEN  II ,  verb. ,  verstärkte  form  des  vom  stamme 
will  (wollen)  abgeleiteten  verbtims,  das  althochd.  als  willeon, 
willon  (Graff  l,  829) ,  mJid.  als  willen  (mhd.  wb.  3,  664*') 
viel  beobachtet  ist  und  zum  theil  noch  heute  in  der  iso- 
lierten form  des  particips  vorliegt  {s.  gewillt),  die  belege 
für  gewillen  sind  ganz  spärlich. 

1)  aus  der  älteren  spräche .-  nube  ih  temo  solti  gewillön, 
der  iz  lite,  mit  enes  ingeltedo.  Notker  (Boethius)  s.  3, 187» 
Hattemer;        daz  her  des  menschen  arbeit 

an  uch  tuvelen  gestillete, 
sinen  vater  gewfllete. 

Heinrich  v.  Hesler  apokalypse  16003  Helm. 

2)  aus  dem  älteren  kanzleistil  ist  ein  Zeugnis  beizubringen, 
das  auf  einen  ausgedehnteren  verwendungskreis  des  verbums 
schlieszen  läszt  -.  damals  hat  der  . . .  marggraf  Casimir  . .  . 
dem  bischof  von  Wurzburg  geschriben  und  sich  erbotten, 
so  es  ime  gewilt,  dieselben  seine  abf elligen  undertanen 
im  Biberter  grund  zu  strafen.  Thomas  Zweifel  Roten- 
burg im  bauernkrieg  160  Baumann,  als  neubildung  wäre 
das  folgende  zu  beurtheilen,  wenn  es  nicht  besser  als  ellip- 
tisch gebrauchtes  particip  aufzufassen  ist: 

und  von  demuth  ganz  erfüllet: 
mir  gescheh',  wie  gott  gewillet, 
mir,  der  magd  des  herrn,  es  komme 
der  erlöser!  sprachst  du  fromme. 

Gl.  Brentano  (die  Zigeunerin)  1,  175. 

GEWILLIG,  adj.,  verstärktes  willig  {s.  d.). 
l)  abgrenzung  gegen  willig. 

a)  die  energie  derpartikel  ist  in  tmserer  Zusammensetzung 
mit  willig  theils  verdeckt,  theils  abgeschwächt;  deutlicher 
spricht  sie  sich  in  der  gotischen  bildung  gaviljs  atis.  die  hiefür 
übermittelten  belege  lassen  das  moment  der  Übereinstimmung 
voll  zur  geltung  kommen,  nicht  nur  da,  wo  es  sich  allgemein 
um  das  zusammentreffen  mehrerer  personen  in  einer  loillens- 
meinung  handelt,  sondern  auch  da,  ivo  im  besondern  das 
ziel  der  toillensrichtung  angegeben  ist:  ei  gaviljai  ainamma 
munl)a  hauchjaij)  guj).  Ulfilas  Römeri6,6  (daz  ir  ainhellig 
und  mit  aim  mund  eret  got.  cod.  Tepl.;  einmütiglich,  mit 
einem  munde.  Luther);  jasso  gavilja  ist  bauan  mi|) 
imma.  i  Kor.  7, 12  (dise  gehillt  ze  wonen  mit  im.  cod. 
Tepl.;  lesset  es  jr  gefallen.  Luther). 

b)  in  der  althochd.  substantivbildung  gawilligi  (Graff 
1, 828)  tuird  der  bedeutungsinhalt  des  grundicortes  durch  das 
präfix  nicht  verändert:  mit  upilero  giwillegi,  perversa  vo- 
luntate.  eher  lassen  sich  bei  den  formen  des  adjectivs  unter- 
schiede erkennen,  während  die  lat.  parallelen  für  willig  m^hr 
an  der grundbedeutung  festhalten  {voluntarius,  volens),  zeigen 
die  buchungen  für  das  compositum  eine  Weiterentwicklung 
auf  dem  wege,  den  das  präfix  andeutet:  gewillig,  pronus, 
paraius,  intentus  (vgl.  jedoch  auch  willig,  devotus).  die 
tragiveite  dieser  beobachtung  wird  freilich  eingeengt  durch 
den  umstand,  dasz  das  compositum  nur  aus  den  glossen 
belegt  ist,  während  die  grundform  auch  litterarisch  bezeugt 
ist.  beachtung  verdient  auch,  dasz  es  vor  allem  die  adverbial- 
form ist,  die  das  präßx  an  sich  zieht:  prona  (dementia) 
giwiligiu.  Emmeraner  glossen  des  \1.  jahrh.  zu  Prudentius 
Steinmeyer -Sievers  2,  421;  paratius,  giwilligo.  ebenda 
2,442;  libentius,  giwilligor.  Freisinger  glossen  des  9.  jahrh. 
zu  Gregors  cura  past.  (3, 16  var.  liberius :  exhortationis  verba 
recipiunt)  2, 170;  intente,  giwilligo.  glossen  zur  bibel  (2.  paral. 
6,  40  aures  intentae  sint  ad  orationem).  ebenda  1,  807. 

c)  in  der  mittelhochdeutschen  dichtung  tritt  die  zusam- 
mengesetzte form  gänzlich  gegen  das  grundwort  zurück 
{anders  bei  gewilliglich),  vgl.  mhd.  wb.  3,  664».  Lexer  l,  991 
gegen  8, 889.  neue  belege  für  gewillig  tauchen  erst  in  der 
tirkundensprache  und  im  geistlichen  stil  der  mystiker  auf, 
je  mit  festen  Verbindungen,  die  aber  auch  schon  beim  grund- 
wort zu  beobachten  sind,  auch  die  angaben  der  Wörter- 
bücher,  die  vom  ende  des  16.  jahrh.  ab  vereinzelt  unsere 
forin  belegen,  entfernen  sich  nicht  von  dem  bedeuttmgs- 
kreise  des  einfachen  uvrtes.  dagegen  scheint  der  gebrauch 
landscfuiftliche  merkmale  zu  tragen;  er  ist  im  niederl.  und 
niederdeutschen  belegt,  wo  er  —  jedenfalls  für  die  ältere 


spräche  —  eine  Steigerung  der  bedeutung  kennzeichnet,  anderer- 
seits überwiegen  belege  aus  dem  Elsasz  und  angrenzenden 
gegenden  für  dasjenige  compositum,  das  sich  in  der  bedeu 
tung  vom  grundwort  nicht  entfernt. 

a)  ghe-willigh,  willig,  libens,  vgl.  Schiller-Lübben 
6,  141*;  vgl.  auch:  ghewillich  int  gevecht,  vurig  ijverig. 
Oudemans  2,  666;  gewillich  Verwijs  m.  Verdam  2, 1910  (met 
ingnomenheid,  ijver,  animo,  liefhebberij  handelnde) ;  abge- 
schwächt erscheint  die  bedeutung  auch  im  jetzigen  niederl. 
und  niederd. :  gewillig,  die  willig  ist,  is  goed  te  trekken. 
Harrebouee  spreekwoordenboekd.Nederlandschetaali, 2S5^; 
ähnlich  Sicherer  t*.  Akveld  281";  gewillich,  voluntarius. 
friesch  woordenboek  1, 455*;  gewillig,  sehr  willig,  bereitwillig, 
freiwillig,  ten  Doornkaat  Kooi.man  l,  625». 

ß)  gewillig,  willig,  libens.  Henisgh  1599;  gewillig,  adj.  u. 
adv.  willig,  dienstfertig.  Campe2,363'>,  eJensoHEiNSius  2,436». 

y)  gewillig  . . .  willig,  willfährig,  dienstbeflissen,  gedul- 
dig. Martin  u.  Lienhart  2,  816». 

2)  bedeutungsgruppen. 

a)  Verwendungen,  die  von  einer  willensbeivegung  getragen 
sind;  das  präfix  dient  der  willensrichtung  zum  ausdruck. 

OL)  bei  den  beziehungen  zu  einer  per son,  bei  denen  ge  willig 
auf  ein  dienstverhältnis  hindeutet,  ist  der  relative  gebraxich 
meist  durch  ellipse  abgeschwächt. 

1))  nu/r  bei  der  prädicativen  Verbindung  des  adjectivs 
mit  dem  verbum  subst.  ist  auch  ein  dativ  der  person  neben 
den  elliptischen  fügungen  belegt. 

a))  nu  was  Julius  ouch  ein  milter  dugethafter  man  und 
gap  grosse  goben  von  ime :  domit  schuf  er,  das  im  alles 
volg  gewillig  und  holt  was.  Twinger  v.  Königshofen 
d.  städtechron.  8,330; 

mit  uns  kein  mensch  uff  erden  hie 

dete  sölliche  posselarbeit  ie. 

so  er  uns  so  gewillig  ist, 

so  braucht  mit  im  kein  falschen  list. 

Th.  Murner  badenfahrt  (6,  58)8»  Ernst  Martin; 

und  uf  das  die  obgenanten  drie  uf  dem  pfenningturne  in 
der  und  in  andern  der  stat  sachen,  so  in  dann  befolhen 
ist,  dester  gewilliger  und  ernsthaftiger  sient,  so  ist  ouch  der 
herren  meinung  das  man  inen  zum  gantzen  jore  2  lib.  S 
an  ir  zerunge  ze  stür  geben  soll.  Straszb.  verordn.  des 
15.  jahrh.  Brucker  s.  411. 

2))  bei  anderen  syntaktischen  formen  läszt  sich  die  persön- 
liche Zielbestimmung  meist  aus  dem  nächsten  zusammen- 
liang  ergänzen,  bei  adverbialer  angliederung  ist  sie  wol 
auch  ganz  abgestreift. 

a))  uwer  gnaden  gewilliger  diener  und  cappelan.  Reiner 
kaplan  z.  Straszburg  (l468)  b.  Steis  11  av seh privatbriefe  84; 
uwern  fürstlichen  gnaden  sigent  mine  arme  gewillige 
dienste  und  demütiges  gebett  allezitt  bereit.  83. 

6))  do  meindent  die  cardinale :  die  Römer  müstent  des 
bobestes  und  der  kirchen  sin,  also  sü  sich  selber  gewil- 
hche  hettent  an  den  hobest  Bonifacien  ergeben.  Twinger 
v.  Königshofen.  d.  städtechron.  9,603; 

bi  mir  nem  bispil  jeder  man, 

das  niemans  sol  sin  frouwen  lan 

in  und  ouch  sin  rieh  regieren 

oder  sunst  gewillig  fieren, 

bi  der  nasen  umbner  ziehen; 

all  wiber  herschaflt  sol  man  fliehen ! 

Th.  Murner  gäuchmatt  (30,  8)  103  Uhl; 

nae  dem  ...  de  Sassen  vormerckeden,  dat  desulvige  flecke 
sampt  de  Freesen  gewillig  in  der  Geldersche  banden  ge- 
gaen  weren.  E.  Beninga  chron.  v.  Ostfriesland  (3,  197) 
Harkenroht  s.  583;  vgl.:  he  güng  gewillig  mit  mi  hen. 
TEN  Doornkaat  Koolman  1,625». 

ß)  wo  die  luillensrichtung  auf  ein  tmpersöjiliches  ziel 
steuert,  bedarf  es  für  dessen  kennzeichnung  natürlich  viel  eher 
eigener  ausdrucksmiftel,  doch  halten  sich  die  einschlägigen 
belege  in  engem  rahmen:  und  soln  in  füren  in  unser  chloster 
und  bestatten  und  in  begaen  und  singen  vigiHg  und  sael- 
mess  und  ander  andacht,  als  wir  gewilich  sein  ze  tön 
unsern  prfidern  und  andern,  die  unsers  gotzhaus  vreunt 
sint.  österr.  urk.  v.  1317.  urkundenb.  d.  l.  ob  d.  Enns  5, 197 ; 
dess  soll  ime  der  meister  und  gericht  zu  thun  gewillig  sein 
und  den  döchscherer  verbieten,  dem,  der  also  schuldig 
were,  zu  scheren.  Straszb.  tuchscherer-ordn.  v.  1545  (§  27)  bei 
Schmoller  171 ;  minne  lipliche  nattäre  also  gar  gewillig  zu 
liildende  das  si  gerne  bette  gelitthen.  R.  Merswin  biich 
V.  d.  9  felsen)  128  Schmidt; 


5821 


GEWILLIG 


GEWILLIGLICH 


5822 


der  wilHtr  tandt  mit  irem  liat 
handt  mich  so  adliih  sft  nrisl, 
daa  ich  z&  entt  gowillig  bin. 

den  Kouch  zinax  gern  lA  mdmi  In.  .... 

Tu.  JdvHHUHffäuehmatt  (47.  ib)  M  UM; 

damit  hrachlo  ich  sie  dermaMen  wiederumb  in  «in  gl*i)i$. 
(liiH/.  Di«  nit  mehr  dran  gedachte  oder  doch  wenigat  nit 
hocti  uclitolo,  wie  sie  im  angesicht  auasiahe,  und  dannen- 
huro  wtir  sie  deito  gewilliger  in  die  oarede  zu  ititzpn, 
iiIh  (lor  upothecker  ankam,  uns  beide  za  gast  zu  laden. 
UitlMMKt.HiiAU8KN  Simplieunmu»  9,  4,  »  {vogtlnmt  t.  8) 
4,658  Keller; 

doch  wenn  man  nach  dem  ochaen  ruckt«, 
sah  man,  daai;  er  die  achaoln  zuckte, 
und  «o  war  man  zulotxt  fewilliy, 
die  fordrung  anzu«<<hii  als  billig. 

AitoLF  Ui.AH/iiHK.NNEii  Mutr  Rcivtkt  Fudu  (V). 

b)  IM)  die  hfdeHtunynmergie  des  prüjixta  vtrlilant  er- 
»eheint,  ist  es  inditridueller.  auf  lundschafUiektr  nmguny 
ermicftsener  gehrauch,  der  das  compositum  btvomtgi,  so 
bei  Muhnkh;  andererseits  dient  d(ts  prüßx  atteh  töot  aU 
tteigerungsinittel.  um  fjedntttingsfärbttuyen,  die  schon  dem 
einfachen  willig  möglich  sind,  besonders  hervorzuheben. 

a)  und  als^  du  sprichost  weitors  das  in  den  geistlichen 
rechten  so  fli  ketzoreischer  unohristlicher  und  unnatür- 
licher gosalz  Stent  dio  soltcstu  billichen  angezeigt  haben, 
so  wer  dir  doch  dest  gewilliger  goiuupt  worden.  Tu. 
MuitNKH  an  den  grossmächtigsten  . . .  adel  deutscher  nation 
85  Ernst  Voss: 

ich  trug  gewillig  die«  bAss. 

Tu.  MuRNKR  gäuchmatt  (1.104)  Sl  UM; 

es  sol  ein  ieder  gouoh  gewillig  und  richlich  alles  sin 
vetlerlich  g&t  oder  sunst  alles,  das  er  vermag  den  wibern 
mitdeilcn.  (5)  86. 

/O  und  wartent  der  gnodon  gottes  mit  demütiger  ge- 
willißor  langmUtikeit  on  alles  swermütiges  vordriessen 
und  belangen.  SciiÜHKiti(AM>  44  ^^raucA  {stud.  s.  d.  phil. 

•W|  *v'         Hammon    gib  dich  gewillig  darein I 
der  von  tllm  mAst  du  gernneen  sein. 

lied  V.  llanimen  v.  Keittett  (16.  Jahrh.)  bei  UilLANO 
vnlhil.  358. 

y)  in  einigen  dieser  belege,  namentlich  denen  at4S  Muh- 
neu nuichen  sich  gegensütse geltend,  die  sich  in  den  jüttgsten 
Verwendungen  mehr  und  mehr  verschürfen:  der  unterschied 
zwischen  untencerfung  des  willens  unter  einen  andern  und 
freier  hingäbe,  für  die  letztere,  die  heute  durch  freiwillig  ge- 
kennzeichnet icird,  tritt  schon  in  der  spräche  der  mystiker  und 
später  auch  bei  MuKNKit  gewillig  im  engen  anschlusz  an  be- 
griffe wie  armut.  arm  «.  a.  ein:  als  verre  als  diu  solo  dan 
gevolgct  h&t  goto  in  die  wUesto  der  gothcit,  als  verre 
Yolgot  der  llcham  unserme  herren  JesQ  KristA  in  die 
wUeste  gewilliges  armuotes.  mkistkk  Eckiiaht  (11.  trakt.) 
myst.  3,  :>03  Pfeiffer ;  das  ir  deste  fruhtberlicher  die  regele 
und  den  orden  des  lieben  herren  santo  Franciscus  .  .  . 
(celiHltcn  kiiiinont  mit  andohtigemo  minnenricheme  cr- 
wolgendo  durch  alles  uwcr  leben  in  demütiger  gehör 
tJHiuü,  in  gewilliger  armdt  und  in  steter  luterkeit  libcs 
und  pemütes.  Sc:!Iükeiii«ani)  l  Strat4eh(stud.  z.  d.  phil.  4). 
do.i  yleiche  57  («.  87);  twelf  gesellen  volghedcn  eme  sunder 
afkcren  in  ghcwilligcr  armodcn.  leben  d.  heil.  Franziscus  1, 
s.  ScHii.LEK-LüuiiKN  2,105*;  er  sol  aller  vricst  sin,  also 
da^  er  vorge7,:;o  sin  sclbesheit  unde  vlicjo  mit  alle  dem, 
du/,  er  ist,  in  du^  gruntlöse  abgründo  sines  urspringes. 
da^  gchoerct  allen  gewilligen  armen  zuo,  die  sich  habent 
gesenket  in  dag  tal  der  d£mUotikeit  meisiek  Eckiiaht 
{^trakt.  8)  8,  8<J3 ; 

dio  |)rafren  und  die  geistlicheit, 
den  ist  allein  das  golt  erleit; 
ir  sach  slat  nun  ulTä  ewig  leben, 
utui  achtont  weder  gab  ncH-li  geben, 
wie  wol  ein  nisi  etat  dar  neben, 
ettlii-h  sinilt  gewillig  arm,  — 
hi !  do^  iat  war,  das  gott  erbarm, 
hinderm  ofTen  ist  es  warm  I 

Th.  Murnbr  narrenbe*chwörung  (88,  46)  847 
Spanier. 

c)  so  \ceitgehende  bedeutxtngsverschiebungeti  tcie  sie  das 
niederlandisclte  adjectiv  in  adverbialer  fi*nction  entwickelt 
(dat  weegt  gcwillig  twee  pond.  Sciiuekmans  155")  erreicht 
das  deutliche  nicht,  obtcol  auch  hier  gerade  das  adverb  so 
vide  belege  für  das  compositum  steUt. 


GKWILLIGKN,  verb.,  vtrtt§rktt0  wUUfeo.  «ff.  Grakt 
1,  88».   mhd.  wb.  8,  664.   LrXBN  IUmUt.  ».  tO». 

1)  das  verb  ist  sunäeM  wüi  ptrsOmUektm  olfftet  bdsgt, 
vgl.  au€h  gewiUigotiu,  fsrmtdsa.  Notker,  Man.  Oa§tUm: 

das  baai*,  dag  ■!  Amdan 

und  da«  st  sfiikwi  kandta, 

das  MS  wiriM  Aren  Übte 

und  in  gewillegm  nAIil«  (Mr.  daa  fewillifm ;  ock 

gew. :  die  vrewe  gew.) 
dl«  bAarrowm,  diu  4*r  salben  pblae, 
des  br&bten  sl  ir  fttr  den  lao 

geoiKKS  nnd  ft^er  tnti,»  vil.  

KONRAIi  V.  KuitMKMBaUMNBN  Umdk.  /«SM  SMS 

Koehendibrfsr  i 
aber  der  graffe  gewilligei  den  konife  niarfen  weder  umb 
bitton  noch  umb  gut,  eunder  er  dei  8t  Tboma«  Up  wider 
in  das  aptie  closter.  derbrüderMemfr9digtrord0ita...{,WK), 
s.  Germania  18,877;  ghewillighen ,  TerwUligen ,  nddmr* 
voluntarium.  Kl  man  14**;  gewilligcn  .  .  .  gewillig  makao, 
iomand  tot  zijn  dienst  l>ereid  vinden.  Vbhwus-Vbruam 
8.  IMl. 

8)  im  ntueren  g^raueh  tritt  diese  form  dar  verbimduttf 
mit  einem  persönlichen  object  gans  stuüek.  m»  paHieif 
gewilligt  (•.  d.)  lassen  sich  noch  rtate  davon  erktmmm,  ummn 
auch  freilieh  die  deutung  hier  manchmal  strittif  MnW. 
bei  elliptischem  gebrauch  läszt  sich  auch  da»  kQlf$twb  (Min, 
haben)  nicht  immer  sieher  ergänaen.  vgl.:  nue  wir  aber 
s.  g.  gar  kein  hulfT  zuthan  gewilligt,  hettcn  sie  uflT  eosKelie 
Wege  gedocht  wie  s.  f.  g.  mocbt  gelt  erlangen.  Jon.  Frbi- 
iiy.fui  Königsbergisehe  ehron  {net»e  preum,  prov.-bUUlsr 
8  (1846),  431).  der  Verbindung  mit  persOnliekem  olffeet  Hekt 
atteh  der  absolute  {intransitive)  gebrauch  de»  verbum»  nah», 
das  ein  unpersönliches  object  in  präpositionalvsrbindtmg«» 
tu  sich  nimmt,  eine  völlig»  neuerung  bedeutet  ü»  am^ia- 
derung  solcher  object»  im  aeeusativ.  sie  steht  in  nuammem- 
hang  mit  einem  bedetttungswandel. 

a)  die  angliederung  von  präpositionalverbindungen,  vgL 
einwilligen  in:  in  ein  absolucion  gewilligen.  Fran^f.  urk. 
V.  1493  bei  DiEFKNi<A(:ii-WCit.r.KKH  618;  das  dann  seinen 
f.  g.  mer  oder  andere  gutliche  tag  mit  inen  zu  suchen 
und  die  zeit  mit  cinziehung  der  auferlegten  stcwr  still 
steen  solle,  sei  seinen  gnaden  auch  nit  annemlich;  wa 
aber  dio  underthonen  das  ihenig,  so  si  schuldig  and 
inen  auferlegt,  bezalen  wOlle,  so  dann  mug  sein  gnad 
wol  in  andern  tag  gewilligen  und  sunst  nit.  protoeoU  da» 
tages  zu  Obergünzburg  1585  bei  Baumann  s.  88;  als  er  de« 
hertzogon  von  Braunschweig  ankunfft  vernommen,  ist  er 
jhm  entgegen  gezogen  und  hat  jhn  dahin  beredet,  das:; 
er  von  der  belagerung  für  Bergamo  ablassen,  and  mit 
jhm  fUr  LOden  riehen  möchte,  darin  der  hertzoog  also 
gowtlligct.  BOntino  Braunschic.  chron.  806  Meybaum. 

b)  die  unmittelbare  angliederung  eines  unpersönlichen 
objectes  im  ace.  vgl.  jetzt  bewilligen,  verwilligen:  ich  wil 
si  Uch  gUtlich  und  gerne  geben  also  das  min  frihe  burger 
von  dieser  etat,  da  bi  sien,  and  das  gewilligen  wollen, 
ich  meinen  wol  sij  sollen  üwers  willen  gehorsam  sin. 
Elisauetii  V.  Nassau  Ht*ge  Scheppd  6  v*  Vrtel; 

man  hat  eOch  nie  genommen, 
was  man  eOch  gewilligt  bat. 
awm  kAnig  habt  ihr  Temommca, 
mit  wortten  and  in  der  tbat, 
der  maiestltts  brieff  klare. 
Ut  eOcb  bsetattifei  gabr, 
es  fablt  nicht  vmb  «n  aan, 
wie  er  vor  gatellt  war. 

kanssMkmng  deren  Böhmen  (1619)  bei  Soltad 
100  dentseke  veOcsUeder  t.  466  (w.  78): 

folgendes  ist  von  beiden  Seiten  abermahl  ein  anstand  der 
Waffen  auff  etliche  jähr  gewilliget  worden.  Jou.  Micräuos 
alt»»  Pommerland  (1689)  8.  888. 

QEWILLIGKEIT,/.  »uMantivbildumg.  die  nur  in  auster- 
deutaehen  diaUden  beobachtet  ist :  gewillicheit.  rf4«r.  yrer. 
OuoF.MANS  8, 666;  gewillicheit  VERwtjs-VEHttAU  8,1910; 
gewilligheid.  friesch  tcoordenboek  1.465*. 

GEWILUGUCU.  GEWILLIGUGHEN.  eneeiterung  von 
gowillig.  di»  mer  den  ftmetiontn  des  adrerbium»  dient. 

1)  toährend  gewillig  ü»  d»r  mittelhoehd.  dichtung  gar 
nicht  bdegt  ist^  führen  di»  attslänfer  derteUen  ü»  erwei- 
terte form  ein:  gewilleclich,  gewillecliche  mhd.  teb.  8,664*. 
Lexkr  1.  991  {vgl.  auch  gewillichlike  Vrrwijs-Verdam 
8. 1910;  ghewillekliche  Oudemans  8,  686).  die  erweiterung 
findet  sich  in  allen  belegen  nur  beim  adverbium,  da»  »ich 


5823 


GEWILLIGLICH 


GEWILLIGT 


5824 


manchmal  alleinstehend,  hänfifjer  aber  in  Verbindung  mit 
inehr  oder  tveniger  bedeutungsverwandten  iHirallelhestim- 
mungen  an  verba  angliedert,  die  beispiele  reichen  in  die 
ältere  neuhochdeutsche  prosa,  vor  allem  die  spräche  der 
mystiker,  und  streif en  auch  die  bibelübersetzung.  diehollün- 
dische  spräche  führt  die  bildung  den  loörterbüchern  nach 
noch  heute  fort. 

2)  die  verba,  an  die  sich  das  ivort  angliedert,  kennzeich 
nen  vorinegend  eine  handlung ;  im  engeren  rahmen  geist- 
lichen Stils  treten  auch  verba  des  duldens  und  leidens  an 
fii,p  stsltc . 

a)  alleinstehend  ist  das  adverb  nur  bei  verbis  beobachtet, 

die  eine  handlung  einführen: 

de  si  nü  hörte  sinen  muot, 
dö  sprach  diu  reine  maget  guol 
'gemahel,  wag  du  heilest  mich, 
dag  wil  ich  tuon  gewillcclich.' 

Alexius  {westfälische  handschr.)  554 
Massmann  s.  125*'; 

swag  der  künic  heiget  mich, 
das  wii  ich  tuon  gewilleclich  (var.  gar  wiliglich). 
Peter  v.  Staufenberg  960  E.  Schröder; 

diu  meiste  menige  kan  niht  singen  lernen : 
s6  solt  sie  haben  einen  tugenthaften  muot 
und  solt  den  eren  derg  gewilleclichen  tuot: 
so  bliben  sie  beidersit  vor  schänden  wol  behuot. 

meisterlieder  der  Kalmar  er  handschr.  57,  37 
Bartsch  345; 

ich  teil  gewilligkleiche 
mein  silber  und  mein  gold 
ich  mach  ein  man  wol  reiche 
dem  ich  nu  were  hold. 

das  deutsche  heldenbnch  42,  8  Keller; 

er  gesigete  an  vil  striten  und  gap  do  das  rieh  gewillek- 
liche  uf  und  wart  ein  münich  in  eime  closter.  Königs- 
iiOKEN  d.  städtechron.  8,401;  so  zwifelnt  ir  nüt,  ich  were 
üch  von  göttelichcr  minnen  und  erbermede  vil  deste  gerner 
beholfcn,  und  were  deste  besorgeter  von  uwern  wegen,  und 
üebete  mich  ouch  deste  gewilleclicher  mit  üch.  Nico- 
lais V.  Basel  292  Schmidt;  wan  die  erde  vruchtiget  ge- 
willecliclien :  des  6rstin  dag  krüt,  dar  nach  die  ehere, 
dar  nach  di  volle  vrucht  in  der  ehere.  Beheims  evan- 
gelienb.  (Marc.  4,  28 ;  itltro ,  die  erd  wuochert  vergeben. 
cod.  Tepl.,  Mentel  u.  a.,  bringt  merer  frucht.  Augsburger 
bibel  u.  a  ;  bringet  von  jr  selbs.  Lutueh). 

6)  das  adverb  in  Verbindung  mit  paraUelbestimmungen. 

«)  Verbindung  von  bestimmungen,  die  sich  in  der  bedeu 
tung  ferner  stehen  ■  unde  die  pene  han  wir  an  uns  gemein- 
lichen unde  giwillinclichen  genummen.  urk.  v.  Selz  im 
Unterelsasz  v.  1311  in  zeitschr.  gesch.  des  Oberrheins  10,  308; 
da  du  dins  willen  unde  dins  wiggens  wßrliche  üg  gSst,  da 
gfeht  got  gewSrliche  unde  gewillecliche  in  mit  sinem 
wiggene  unde  Muhtet  da  klärliche.  meisteh  EcKHAnr 
pred.  i  bei  Pfeiffer  myst.  2,  25 ; 

wir  Süllen  zouwen  über  den  plan, 

vor  uns  die  megde  wol  getan, 

lüter  und  da  bl  reine, 

enpfän  den  künec  höchgenant 

gewilleclich  mit  eren 

und  vüeren  in  vür  des  velses  want. 

Virginal  698,  8  Zupitza  (heldenb.  5,  129). 

er  vuorte  unde  trug  in  {den  toten) 
gewilleclich  mit  vuoge  hin 
ze  liebe  gotte  und  nüt  ze  leide 
zwölf  grosze  tageweide. 

KuNZ  KiSTENER  dic  Jocobsbrüdcr  460  Euling  ; 

ß)  Verbindung  von  bestimmungen,  die  sich  enger  berühren. 

''  wan  iewedes  dem  andern  bo(t) 

gewilliclichen  wider  strit 
die  groeste  ere  zuo  aller  zit. 

von  eime  getruwen  wip  ritter  275  bei  M yller  34 ; 

do  antwurte  in  der  apgot  und  sprach:  dis  loch  und  das 
für  zerginge  nicmer,  sü  findent  denne  einen  man  der 
gewillckliche  und  unbetwüngenliche  in  das  loch  springe 
.  .  .  do  kam  ein  jüngeling  genant  Martin  und  sprach, 
das  men  in  Hesse  sloffen  bi  welre  frowen  er  wolte  alle 
naht  das  jor  umb,  so  wolte  er  in  das  loch  springen 
gewilleklichc.  Twingeu  v.  Königshoi'en  d.  städtechron. 
8,  323 ; 

2))  gewilliglich  und  gern. 

rt))  bei  verbis,  die  eine  handlung  kennzeichnen:  und  ist 
doB  nuwcnt  von  einer  unreinen  sündc  wegen  beschehen 


dic  ich  geton  liabe,  und  die  sündc  das  was  das  ich  eime 
armen  manne  sine  tohter  umb  vil  geltes  abekoufte,  und 
dic  tohter  tet  es  darzuo  gewillikliche  unde  gerne.  Nico- 
laus V.  Basel  (von  2  fünfzehnjährigen  knaben)  87  Schmidt; 
wanne  ich  van  der  gnoden  gottes  wol  bekennede  bin  das 
dehein  cristonmcnsche  soltc  sin  das  er  begerende  wer 
das  (er)  onnc  liddan  fuondan  wurda,  er  solte  gewillek- 
lichc und  gerne  wollen  ein  cruczc  tragen  unze  in  sin  dot. 
(buch  V.  d.  5  mannen)  122. 

b))  bei  verbis,  die  ein  dulden,  ein  ertragen  kennzeich- 
nen :  und  solte  ich  och  dis  höbet  und  dis  liden  unze  an 
den  iungestcn  tag  haben,  dag  wil  ich  och  gewillckliche 
und  gerne  durch  dinen  willen  haben.  Rulmann  Merswin 
buch  V.  d.  zicei  mannen  41  Lauchert;  und  ist  es  din  wille 
und  din  ere  vor  dime  himelschen  vatter,  so  wil  ich  ge- 
willckliche und  gerne  alles  dag  liden  haben,  dag  du  über 
mich  verhengen  wilt.  18;  also  cht  er  imme  die  bekorunge 
des  unglouben  abbegenuoman  hat,  darumbe  so  meinnet 
er  so  welle  er  gerne  und  gewilleklichc  diese  unreine  be- 
korunge habban  und  liddan  dem  liddende  unsers  heren 
zuo  eren.  Nicolaus  v.  Basel  (buch  v.  d.  5  mannen)  129 
C.  Schmidt;  das  mine  nattüre  gerne  und  gewillckliche 
gelitthen  hetthe  den  aller  schemmelichest  schentlichesten 
dot  den  men  künde  odder  mehthte  in  der  cit  ürdenken, 
wer  es  din  wille  gesin  dieme  dode  zu  eren.  R.  Merswin 
(buch  V.  d.  dfelsen)  128  Schmidt  (vgl.  im  gleichen  satze  für 
die  attributive  function  ge willig  s.  d.);  gewillecliche  und 
gern  zu  lidende  alle  strangheit  und  betwüngnisse  des 
Ordens.  ?>chürebrand  14  Strauch  (stud.  z.  d.  phil.  13,3); 
ach  min  got  und  min  herre,  ich  wil  noch  hüte  frevliche 
urlop  geben  .  .  .  allen  deme  irdenschen  gute  dag  ich 
habende  bin,  und  wil  och  gerne  und  gewillckliche  durch 
dinen  willen  arm  sein.  R.  Merswin  v.  d.  zwei  mannen  6 
Lauchert. 

2)  gewilliglich  und  fröhlich  ist  nur  in  Zusammenhang 
mit  passivem  dulden  belegt:  das  sü  alles  gar  gewillecliche 
und  fröliche  littent  in  vesteme  glouben  ug  grosger  hitziger 
inbrünstiger  minnen.  Schürebrand  3  Strauch  (stud.  z.  d. 
phil.  5,  35);  den  süllent  ir  gehorsam  sin  gewillecliche  und 
fröhliche  16  (14,  8);  durch  mich  froüwen  üch  und  sint  fro, 
wenn  üwer  Ion  ist  grosg  in  dem  himmel.  als  ob  er  sprech. 
ist  das  ir  gedültiglich,  gewilliglich  und  frölich  entpfohent 
die  rüt  miner  strofF,  denn  froüwen  üch,  wenn  üch 
sol  nochvolgen  grosser  Ion  im  ewigen  leben.  Geiler 
V.  Keisersberg  christenlich  bilger  (1512)  74°  (entpfän  hier 
mit  anderer  bedeutung  als  in  Virg.  C98  s.  o.). 

GEWILLIGT,  participiales  adjectiv  mit  mancherlei  an- 
lehnungen. 

1)  von  gewilligen  (s.  o.)  und  zwar  von  dessen  Verbindung 
mit  einem  persönlichen  object  ziceigt  ein  in  der  kanzlei- 
sprache  beliebter  gebrauch  ab :  denn  ich  und  sonst  meines 
Versehens,  hundert  vom  adel  .  .  .  euch  redlich  zu  halten 
und  gegen  euern  widerwärtigen  vor  gcfahr  schützen  wollen 
...  das  alles  hab  ich  euch,  als  dem  ich  mit  unbekannten 
diensten  und  freundschaft  gewilliget  bin,  nicht  klagen 
noch  unverkündigt  lassen  wollen.  Silvester  v.  Schaum- 
isERG  an  Luther  (1520)  Enders  2,  416.  dazu  vgl.  auch :  uwern 
fuorstlichen  gnaden  sein  mein  gewilliegtt,  undertenieg, 
dinstlich  dinst  alziett  zuvor  mit  wilhein.  Reinhard 
v.  Helmstatt  1493  bei  Steinhausen  d.privatbr.  i,  299. 

2)  in  gleicher  weise  lassen  sich  die  folgenden  verioen- 
düngen  erklären,  bei  denen  zugleich  mit  beeinßussung  durch 
gewillt  (s.  tt)  zu  rechnen  ist:  er  fand  die  einwoner  eben 
gewilliget,  zur  beilegung  des  krieges  eine  Versammlung 
zusammen  zu  berufen.  Heilman  übersetz,  des  Thucydides 
(7,2:  fiillovras,  im  begrjff.  Jagobi)  902;  zu  gleicher  zeit 
brachten  sie  .  .  .  die  Verstärkungen  zusammen,  welche  sie 
auf  denen  transportschiffen  ihren  in  Sicilien  befindlichen 
Völkern  zuzuschicken  ge  williget  waren  (7,18:  trafen  sie 
anstalt.  Jacobi)  921;  gewillct  und  gewilligt  heiszen  besser 
gesonnen.  Heynatz  antibarbarus2,b&;  vgl.  a«tcÄ  Hilpert 
2, 1,  464*». 

3)  von  gewilligen  in  der  Verbindung  mit  einem  unpersön- 
lichen object' zweigt  ab:  gewilliget,  concessus  Steinbach 
2,1021;  eftewso  Hederich  1,1423;  gewilliget ,  ai^prote/us, 
concessus.  Kirsch  2, 151";  Matthiae  2, 18l».  diesen  tcörter- 
buchnotizen  stehen  litterarische  belege  nicht  zur  seite ;  dasz 
die  Wendung  jedoch  der  geschäftssprache  nicht  fremd  ist. 


i 


5S25 


GEWILLFAHUEN 


GEWILLT 


5826 


teüjt  folgender  beleg  mit  eintm  peraönliehen  träger  dea 
uttributa:  Friedrich  der  alle,  dcM  ersten  FridriohH  söhn, 
marggrafT,  alH  ein  gewilligt  riciiter  erkont  zwu«ciien  liertzog 
Krichen  und  WarÜHlafT  und  Otten,  da«  der  veKrag,  »o 
der  alt  tiert/og  WartiHJalT  iiinb  da»  land  zu  l'oinem  ge- 
tnaoht,  ho!  krafTl  bcliallen.  Kant/ow  chron.  v.  l'ommtm 
1,  «tt?  «MW»,  a.     vj/l.  utich  unter  gewillkürt. 

(iKWILI.KAHMEN,  verb.  mittelhochd.  vereinzelt  nOen 
dem  ebtnuo  spiirlichrn  willenvaren  (Lkxkii  8,  HOJt.  vgl.  auch 
willevarer)  belegt,  tt.  willfahren:  und  warinn«  wir  der- 
selben ewrcr  durleuchlikcit  in  dem  und  andern  gewilke- 
farn  (!)  kuntcii,  das  teten  wir  gern.  VVitner  urk.  v.  IMO; 
fönte»  2;  7.  s.  aio. 

(iKWILLKÜHT.  participitUe«  adjertiv.  vgl..  wlllekUrn. 
willekurn  {mhd.  wb.  1.82»'".  Lkxkh  8,  »öl),  da»  rerbiim  i»t 
zunilchnt  mitteldeutsch  Meyt:  jener  willekurte  swiiz  inie 
dirre  vor  sprach,  paaaionttl  188,8; 

la  liio  criHtenluto 
mit  ar^^en  listen  ungemut, 
wand  III  CrJKt  BJne  helfe  tut, 
dai;  im  zu  ruchtu  an  in  Kvburt. 
hievoii  hau  ich  iruvvilji-kurt 
ane  allerhiindo  wiili.Ttril), 
Atkt,  ich  vi!  Munili^c'^  wit> 
im  volgen  mit  guloulMjn  wil. 

jKUtionta  263,  84  K^kc; 

eit'Mso  1S5,  28  w.  o.  vgl.  ai<r/»  gowillecorenVKnwiJ8-VKi<i>AM 
8,1909;  ghewilcoeren ,  gcwillccoren.  Ou  dkm  ans  a,  666/". 
die  isoliernng  des  participa  geht  von  der  engsten  fMattng 
dea  rechtabegriffes  aua ,  und  hier  iat  man  veraticht,  dem 
präßx  eigene  bedentnng  zuzumeaaen,  da  daa  verbum  auf 
die  einigung  zwischen  widerstrebenden  irillenarichttingen  zielt 
{vgl.  die  injinitivfurmen  mit  ge).  r^^  .-  alszo  das  reich  noch 
stundt  ane  koni^k  unde  ane  keiszer  .  . .  qwain  (die  herzogin 
V.  Hrubant)  abir  in  Doringen  unde  muthc  ires  rechten 
uinlio  die  lant  zu  bleiben  bei  den  korfursten,  sint  dem  male 
das  si  keinen  konig  noch  Hehler,  uf  den  sie  mit  irem 
ohmcn  dem  niarggraven  gewillekort  hettc,  gehabin  mochte, 
unde  disy.er  lodingk  wart  gehaldcn  von  on  beiden  in  der 
Jircdiger  kirchen  zu  Isonachc  {Dresdener handachr.  gewille). 
Jon.  RoTiiK  düring.  chron,  (494)  Lilieneron  a.  41».  hieratia 
entwickelt  aich  attributiver  gebrauch,  der  aich  in  ttrei  rieh- 
tungen  gliedert,  je  nachdem  die  peraon  eines  riektera,  ilber 
den  man  sich  einigt,  in  den  Vordergrund  gesogen  wird,  oder 
eine  entacheidung,  die  man  zuaammen  trifft. 

1)  gewillekeurt  richter.  Kii.ian  147»;  disputatio  juridica 
de  arbitris  necessnriis,  cumprimis  austregis  conventionalt- 
bus  ac  tcstamentariis,  germanica,  gewillkiihrten  stamm- 
und  erbaustrags-richtern.  di.>tpttt.  unter  W.  A.  St:iiOKPi-F. 
Tübingen  1724;  die  wahre  freihcit  leidet  nicht,  sich  durch 
andre,  als  seine  eigne  gewillkührto  mitgenossen  in  vor- 
kommenden füllen  verurtheilen  und  taxiren  zu  lassen. 
JirsTUS  MösKii  OanabriickL'iche  geach.  (8,118)  (1768)247;  die 
Vertretung  der  zivilrechllichen  gesellschaft  nach  auszen 
regelt  sich  nach  den  allgemeinen  Vorschriften:  der  oder 
die  gesellschaftor,  denen  die  vcrtrotungsbofugnis  beigelegt 
ist . . .  sind  gewillkürte  Stellvertreter.  C.  Pkkdami  diegrund- 
buchordn.  v.  24.  a.  1897  a.  324. 

2)  und  wir  haben  aus  fürstlichen  gnaden  ihre  bitte  zur 
ehre  der  stadt  Liegnitz  und  des  schneidergewcrkes  berück- 
sichtigt und  den  schneidern  aus  besonderer  gnade  das 
zu  einem  gewillekUrten  rechte  gegeben,  dass  in  unserin 
weichbilde  zu  Liegnitz,  sowohl  in  den  dörfcrn  als  auch 
andern  gutem  oder  Vorwerken  nirgends  ein  Schneider  sein 
oder  wohnen  solle,  der  ums  lohn  arbeite  oder  schneidere, 
es  sei  denn,  dass  er  von  der  stadt  Liegnitz  eine  meile 
entfernt  sei.  Liegnitier  urk.  von  1349  {abaehriß  von  1060)  bei 
ScmuHMACHKi«  119  (»»r.tGS);  gewillkürtes  recht.»,  austräge. 
Wkstknkikdeh  206;  so  kamen  ...  die  streitenden  parteicn 
gar  oft  darinn  überein,  dasz  sie  . . .  die  entschcidung  ihrer 
Streitigkeiten  .  .  .  auf  eine  sogenannte  gowüUkürte,  oder 
rechtliche  entscheidung,  nämlich  auf  beiderseits  gewählte 
sühn-  und  Schiedsrichter  ankommen  lassen,  ebenda  81;  die 
objective  bestimmung  einer  saehe  für  die  wirlhschaft- 
lichen  zwecke  einer  anderen  ist  maszgcbcnd.  gewillkürte 
pertincnzen  sind  dem  reiohsrccht  unbekannt.  Predari 
grundbuchordn.  a.  80. 

GEWILLT,  partirijtial''3  adjectiv  mu  willen,  vgl.  auch 
gewillcn  ap.  581». 


1)  da»  präfbe  dient  nidU  dim  «kttr  beacndm-n  htimitung 
zum  auadruek.  die  dem  frundverbum  untugängtieh  wäre 
(gewillt  <i<  gewillen),  e»  iat  daher  mekr  als  begUUer  daa 
part.  prät.  auftt^aaaen. 

a)  aehon  althoehdeutaeh  nrhmm  furmen  mit  und  ohne 
präfix  gleieherteeiae  an  enteprechmden  venremtungm  tltril  • 
willondo  dir,  prona  favore  indulgnm  vgl.  (iitArF  I.nSu; 
diA  sine  iudicia  .  .  .  nicr  minnent  danne  ioh  «ih  »clben, 
wanda  siA  echert  imo  willont  naU  in  »elbcn.  NiriKKii 
tu  paalm  18, 11  Hattemer  S,  71  gegen:  (Jaeiu  Kvaiulri  aatia 
Vit  iraa,  Caous  ter  dieb,  jUitia  Vuleani,  der  Hercuii  siniu 
rinder  ferstai,  ter  erchtiolta  mit  alnemo  (Ade  demo 
chuninge  Euandro  stn  zorn,  td  in  Hercules  enlOog,  XA 
habeta  er  Kvandro  gewillAt.  Notkkh  Hoetkiua  s.  «ll^  Hai 
temer;  vgl.  auch  giwiUot,  »atie  factum.  Oiiapf  a.  a.  o. 

b)  die  isolierung  dea  participa,  die  im  atiagang  der 
mittelhochd.  periode  anaätxe  treibt  {vgl,  mhd.  tob.  8,  M4^. 
Lkxkh  8,898)  geht  von  ähnliehen  fihgungen  atu: 

daz  ich  zu  reht«  wetM,  in  welber  111104  der  hohate  mir  wolt 

r«rl  leben , 
daz  im  din  m1  mit  kanate  wer  gewillet  {handM-hr.  gewillen). 
der  engelacbar  geMlIet,  to  wer  min  klage  wol  halben  wec  g»- 
stillet.    jüngerer  TiturH  6141  llakm. 

enfacheidend  war  die  zuHickdrängung  dea  peraönliehen 
dativa  durch  unperaönliehe  aidpunkta,  die  meiat  in  präpo- 
aitionalverbindung  angeaehlaaaen  werden: 

da;  got  buir  algenOnfte 
dem  degcn  der  sin  jungpz  leben 
bet  durch  die  juncvrowen  Of  tÄdea  wAfe  begeben  . .  . 
piacbof  Wippreht  ein  meea«  aanc 
htrltchen  mit  manigem  pfaffen,  dia  wart  lanc, 
dem  degen  der  aicbliaropres  bet  gewillet  ( :  bet  aie  . . . 
geatillet).     Lohet^pfm  9088  Rückert; 
in  aol  umb  diaen  willen  raanic  zunge. 
sprechen  gut  und  ere  vil  ungestillet. 

und  alten  reinen  bertzen.    die  nach  richer  togent  aint  gewillet. 
jüngerer  Titurei  6018  Uahn; 
i  dO  was  der  werlt  gedank 
fij  geteilt  in  manegen  gank, 
iedemian  bet  sunder  gnnst. 
einer  was  gewilt  ze  kunst, 
einer  flf  ritterltcben  prla. 

Tbiciinbr  808  Kan^fam. 

c)  diese  und  ähnliehe  fügttngen  führen  zu  dem  haupt- 
gebrauch dea  participa  in  der  neueren  spräche  ilber:  ge- 
willt, gesonnen,  etwas  zu  thun  oder  zu  leiden,  der 
absolute  gebrauch,  in  dem  sich  gewillt  mit  gesinnt  be 
rührt,  ist  mittelhochd.  auch  angedeutet,  findet  «iber  früher 
wie  später,  nur  tcenig  pflege: 

mit  bertzen  gut  gewillet,  wol  drissic  tageweide, 

die  rede  ist  nach  geatillet,  wer  aagt  ea  im  vil  gerne  ich  ocfag 

beecbeiae. 
er  trug  dem  grale  willen  also  reine : 

tusent  mite  zu  riten,  wem  im  durch  den  gral  reweaen  kleine. 
jüngerer  Titurtl  6011  Hahn; 

vgl.:  gewilt,  een  zekeren  wil  hebende,  gezind.  Vbrwijs- 
Vkrdam  S,  1911. 

«)  üi  der  richtxtng  auf  einen  bestimmten  Zielpunkt  — 
tneist  eine  verbalhandlung  —  ist  das  particip  auch  in 
der  neueren  spräche  reich  belegt  die  würterbOeher  nehmten 
verhältniamästig  wenig  notia  von  diesem  gebnnieh  und 
schränken  dessen  gebiet  tu  t^nreeht  ein :  in  aniaw  habere, 
gewillet  sein.  A.  Kkyhkr  theatr.  rom.-teut.  1  (1668),  874;  ge- 
willet sein  a.  wollen.  Adkluno  8, 688  (ich  bin  gewillet . . . 
bin  entschlossen  . . .  gebraucht . . .  am  hftafigsten  nur  noch 
in  den  kanzelleien.  4. 1609).  ähnlieh  Schwan  l  (1788).  74&'>: 
gewillet  oder  gewilliget .  gesonnen.  Hkynatz  handb.  zur 
verf  V.  aufs.  883**;  gewillet  sein,  willens  sein,  entschlos- 
sen sein,  wollen.  Campk  2,868^  u.  a.,-  gewillet  sein,  to  be 
willing  or  disposed,  to  intend,  purpoae.  Hilpkht  >.  1,  464*. 
dem  thataächlichen  gebrauche  nach  nimmU  der  kansleiatil 
allerdings  für  die  ältere  spräche  den  haupttheil  der  bdege 
in  ansprach,  danetten  zeigt  aber  auch  die  gehobene  t^nmche 
der  poeaie,  die  in  neuerer  zeit  der  bequemen  form  hesundera 
gern  sich  bedient,  schon  frühe  belege;  ebenso  nimmt  dieproaa 
sotcol  der  abhandlung  ala  der  enählung  daran  theU,  littd 
belege  atta  Anzknorubkr  spnehen  sogar  für  den  getratidt 
in  der  twangsloaen  spräche. 

a)  die  Verbindung  mit  einem  it\finitiv,  gewillt  etwas  zu 
thun  oder  zu  leiden,  stellt  sieh  ala  eine  enpeitert^ng  zu 
dem  utnschreibenden  wollen,  wie  dieses  kann  sie  als  lo- 
gütchea  »ubject  eigentlich  nur  eine  person  aufnehmen,  in 
fortnelhaßer  fortbildung  des  gebrauches  oder  ttei  poelisrher 


5827 


GEWILLT 


GEWILLT 


5828 


Übertragung  wird  das  particip  jedoch  auch  zu  anderen 
subjecten  gezogen,  doch  sind  hier  solche  ausnahmen  viel 
seltener  als  bei  wollen:  ihr  zu  verkaufen  gewilltes  getreid. 
Ansbachische  landesverordn.  v.  1713,  vgl.  Schmeller  2^,891; 
zmn  zweiten  vgl. .-  die  kuh  schien  genug  gefressen  zu  haben 
...und  schien  auch  nicht  gewillt,  auf  eine  discussion 
der  existenzwahl   einzugehen.   Anzengruber  werke  S,  9. 

a)  am  unmittelbarsten  mit  dem  hilfsverb  wollen  berührt 
sich  die  prädicafive  Verbindung  des  particips  mit  dem 
verbum  substantivum.  die  abgrenzung  gegen  wollen  folgt 
mehr  stilistischen  neigungen  als  einem,  unterschiede  in  der 
bedeutungsenergie. 

l))  im  Vordergrunde  stehen  natürlich  belege,  die  den  willen 
auf  active  bethätigung  richten,  gewillt  sein,  entschlossen 
sein,  etwas  zu  thun. 

«))  die  Zeugnisse  der  kanzleisprache :  euch  freuntlich 
diennst  zu  erzaigenn,  sindt  wir  gewilt.  correc.  zur  Barn- 
bergensis  {zu  ar^.  183)  bei  Kohler  u.  Scheel,  Carolina 
2,139;  wie  wir  dess  zu  euch  genzlichen  vertrawen  und 
darob  kain  zweifei  haben,  ir  selbs  zu  tun  gewillt  seit. 
schreiben  der  stadt  Rothenburg  (1525)  bei  Baumann  478; 
noch  er  gewillt  sei,  sein  dienst  zu  begeben  oder  zu  ver- 
lassen. 392;  ob  ewer  erber  Weisheit  gemaint  und  gewillt 
wer,  dergleichen  verstand  mit  gedachtem  unserm  gnedigen 
herren  und  uns  in  diser  bewrischen  uffrur  und  empörung 
auch  zu  bewilligen.  266. 

b))  aus  der  kanzleisprache  dringt  der  gebrauch  untnittel- 
bar  in  die  prosa  der  erzählung  und  der  abhandhing  über, 
wo  er  im,  neuern  stil  \ygl.  auch  unter  c))]  besondere  pflege 
findet:  und  wie  sie  zugleich  seines  beistandts,  in  einem 
werck,  dazu  jhn  auch  der  himmel  beschieden,  sich  zu- 
bedienen gewillet  und  begierig  were.  Opitz  übers,  von 
Sidneys  Arkadia  6.  buch  s.  22;  dasz  ein  mann  im  weissen 
kittel  bei  ihm  gewesen,  welcher  ihme  hette  befohlen,  auf 
den  künfftigen  morgen,  zur  beicht  und  hochwürdigem 
sacrament  zu  gehen:  wie  er  auch,  mit  gottes  hülffe,  zu 
thun,  gewillet  sei.  Erasmus  Francisci  der  höllische 
Proteus  (68.  der  angefochtene  Unglücks -verhüter)  657;  sie 
klagte  mir,  wie  sie  mit  schmertzen,  vernehmen  müsse, 
dasz  sie  die  verlustigte  current  Schuldner  nunmehr  ge- 
willet seien,  in  sie  unverschont  zu  setzen.  Abele  künsü. 
unordn.  (l,  15)1,130;  wie  dasz  er  gewillet  seie,  mit  ihr, 
ungehindert  dieses  unannehmlich  entstandenen  incidents 
.  .  .  noch  länger  und  ferners  zu  haussen  (l,  6)  l,  54;  ich 
glaube  auch  nicht,  dasz  der  hr.  prof.  Manzel  jemahlen 
gewillet  gewesen  ist,  die  sache  so  weit  zu  treiben.  Lis- 
cow  (über  den  abrisz  eines  ne^ien  rechts  der  natur . . .)  samml. 
satyr.  u.  ernsth.  sehr.  581;  wie  er  diejenigen,  die  vom 
rechte  der  natur  geschrieben  haben,  gar  verächtlich 
nennet,  mit  seinen  einsichten  auf  den  rechten  weg  zu 
helfen  gewillet  sei.  ebenda  s.  632;  ich  befürchte,  dasz 
einige  bedenken  in  dem  Sendschreiben  wider  meine  schrift 
von  mir  können  übergangen  worden  sein,  auf  die  ich  zu 
antworten  gewillet  war.  Winckelmann  (sehr,  über  die 
nachahmung  der  alten  kunstwerke:  4)  1,  211  Fernow;  in 
diesem  falle  versprach  er  auch  dem  Antonio  Caldora 
reichen  ersatz  für  die  in  Apulien  eingebüszten  besitzungen, 
die  er  dem  fürsten  von  Tarent  zu  entreiszen  keineswegs 
gewillt  war.  Platen  (gesch.  des  königreichs  Neapel  3,  lO) 
3,157  Redlich;  und  das  land  mit  denselben  teilen  .  ,  . 
welches  sie  dann  als  päbstliche  Statthalter  zu  regieren 
gewillt  seien.  (2,10)3,102;  der  alternde  Staatskanzler  war, 
trotz  seiner  raschen  feder,  der  erdrückenden  arbeitslast 
seines  amtes  nicht  mehr  gewachsen  und  doch  nicht  ge- 
willt, seine  herrscherstellung  über  den  ministem  auf- 
zugeben. Treitschke  deutsche  gesch.  (l,  4)  1»,  446;  den- 
noch, wenn  es  ihnen  nur  darum  zu  thun,  und  sie  nichts 
der  kirche  nachtheiliges  aus  alten  Schriften  eruiren  wollen, 
bin  ich  gewillt,  denselben  das  älteste  der  vorhandenen 
bücher  zu  präsentiren.  Gustav  Freytag  {die  verlorene 
hand.9chr.  1.  buch,  8.  cap.);  scherzte,  warum  sie  bei  ihrer 
Jugend  und  Schönheit  nicht  längst  ein  neues  eheband 
geschlossen,  ob  sie  es  auch  in  Zukunft  nicht  zu  tun 
gewillt  sei.  Paul  Heyse  tronhadournovellen  {die  dichterin 
von  Carcassonne  {s.  170);  dasz  Annerl,  Hannerl  und  Sannerl 
sofort  gewillt  waren,  sich  dem  bauern  an  stelle  Traudels, 
Ursels  und  Gundels  anzutragen.  Anzengruber  dorfgänge2 
{Annerl,  Hannerl  und  Sannerl  s.  128). 


c))  auch  die  .spräche  der  poesie  macht  frühzeitig  von  der 
Umschreibung  gebrauch : 

fahr  fort,  bistu  gewillt,  in  frömmigkeit  zu  leben, 
der  dir  das  wollen  giebt,  wird  auch  das  können  geben. 
Seladons  (d.  i.  Georg  GREFLiNOKaa)  weltl.  lieder 
(1651)  8 ; 
bist  du  gewillt,  dies  blatt  zu  unterschreiben? 

Schiller  {P-iccolomini  4, 1)  12, 158 ; 
wir  sind  jetzund  gewillt,  bekannt  zu  machen 
der  töchter  festbeschiedne  mitgift.  — 

A.  W.  Schlegel  übers,  von  Shakespeares  könig 
Lear  1, 1  (we  have  this  hour  a  constant  will  to 
publish) ; 
ob  du  würdig  könntest  leiden, 
war  zu  forschen  ich  gewillt. 

Gl.  Brentano  romanzen  vom'rosenkranz  (13, 13) 
226  Morris; 
so  wünscht  der  könig,  dasg  die  apulischen 
Seehäfen  ihr  im  willig  öffnetet  .  .  . 
er  ist  gewillt,  die  erlauchte  republik 
mit  krieg  zu  überziehn,  wofern  sie  nicht 
Apuliens  häfen  abzutreten  denkt. 

Platen  (liga  v.  Cambrai  II,  3) ; 
ich  bin  gewillt, 
(vernehmt  es,  ihr  geistlichen  Würdenträger!) 
der  papsteswürde  Gregor  zu  entsetzen. 

Ferd.  V.  Saar  Heinr.  IV.  (Hüdebrand  2,  9)  1,94; 
du  zeigst  mir  meines  gottes  walten, 
der,  ob  sein  antlitz  sich  verhüllt, 
doch  nicht  auf  ewig  zom  zu  halten, 
nicht  stets  zu  strafen  ist  gewillt. 

Karl  Gerok  palmblätter  {abendroth). 

2))  diesen  auf  eine  bethätigung  gerichteten  belegen  stehen 
nur  wenige  und  jüngere  gegenüber,  die  ein  leidendes  ver- 
halten zum  Zielpunkt  nehmen: 

0  gottes  söhn !  sei  gnädiglich  gewillet 
zu  nehmen,  was  ich  dir  heut  bringe  dar, 
ein  armes  Waisenkind,  es  trägt  verlangen, 
das  sacrament  der  taufe  zu  empfanden. 

Tieck  (kaiser  Octavianus  1)  1,  IGG; 

Eugen  war  nicht  gewillt,  sich  von  jedem,  dem  es  be- 
liebte, berauben  und  übertölpeln  zu  lassen.  Auerbach 
neues  leben  (3,  6)  2,  59 ;  sie  beide  seien  nicht  länger  gewillt, 
seinem  nichtsthun  und  trinken  müszig  und  geduldig  zu- 
zusehen. Hansjakob  schneeballen  v.  Bodensee  48;  er  war 
nicht  gewillt,  sie  {die  beute)  ihnen  zu  lassen.  Paul  Heyse 
troubadournovellen  {die  dichterin  von  Carcassonne  s.  173); 
beide ,  wie  wenn  sie  gewillt  gewesen  wären ,  sich  den 
eben  gehabten  eindruck  durch  Maruschka  nicht  stören 
zu  lassen,  brachen  früher  als  gewöhnlich  auf.  Th.  Fon- 
tane quitt  cap.  32. 

3))  die  energie  der  willensbethätigung  ist,  ivie  sich  im 
obigen  zeigte,  je  nach  dem,  Zusammenhang  verschieden;  in 
gewissem,  gegensatze  stehen  schon  meist  die  belege,  in  denen 
die  Willensrichtung  als  von  unbegrenzter  datier  erscheint, 
gegen  andere,  die  auf  einen  einzelnen  vorübergehenden  anlasz 
zieleji.  in  diesem,  zweiten  fall  schivächt  sich  die  bedeutung 
entschlossen  sein  oft  bis  zu  der  von  im  begriffe  stehen 
{vgl.  f/elXfii';  vgl.  wollen  im  dienste  der  futurumschrei- 
bung)  ah:  allda  traffe  ich  an  zween  herrn,  so  gewillet 
gewest,  sich  auf  einen  fischerzillerl  nach  Mauthern  über- 
führen zu  lassen.  Abele  künstl.  Unordnung  (3,  3)  3,  38; 
hier  wird  durch  einen  mächtigen  stromsturz  merklieh  die 
erste  stufe  bezeichnet  die  ein  bergland  andeutet,  in  das  wir 
zu  treten  gewillet  sind.  Göthe  {aus  meinem  leben  18)  48,105. 

ß)  gebrauchsunterschiede  gegen  wollen  entwickelt  gewillt 
in  den  fällen,  tvo  das  Satzgefüge  eine  freiere  und  selbst- 
ständige Stellung  des  particips  fordert,  die  bewegungsfrei- 
heit  des  zu  wollen  gehörigen  part.  präs.  (wollend)  ist  in 
dieser  richtung  ganz  durch  gewillt  gehemmt. 

l))  die  syntaktische  Selbständigkeit  des  particips:  aber 
als  unverzagt,  der  sein  leben  thewer  genug  zu  verkauffen 
gewillet,  kehrt  er  dem  ällbereit  verwundten  einhorn  . . . 
den  Schild,  desz  andern  erwartet  er  mit  seinem  schwert, 
unnd  gerhiet  jhm  ein  streich  also  wol,  dasz  er  jm  noch 
ein  dieffe  wunden  schlug.  Amadis  (24,  29)  24  (159.5),  527 ; 
die  armselige  antwortet,  es  sei  ihr  liebes  söhnlein,  und 
sie  gewillet,  dasselbe  in  die  wiegen  zu  Neuhaus  zu  legen. 
Erasmus  Francisci  der  höllische  Proteus  (89.  derkielkropff 
oder  wechselbalg)  977;  dafern  aber  ein  redlicher  mann, 
der  es  gut  mit  ihm  meinte,  und  ihm  was  gutes  zu  er- 
weisen gewillet,  ihn  besuchen  wollte,  fühlte  er  den 
sanfften  schlag  am  lincken  ohr.  (69  der  hofmeisternde 
geist)  664; 


I 


,.,29  GEWIMMEL 

(l'enthe*.)  er  war'  gufiinßen  mir?  ... 

lArhlUe».)  in  jodMiii  MiliAiiren  Hinn.  erhabne  kttnigini 

L'itwillt,  nioin  gan/CH  lebtin  fOrilnrnin 

III  deiii«r  Mi<:kt<  fciiMuln  zu  vorilatteni. 

Hi'.iNK    V.  Ki.Kisr  ll'mtheriUa  U.  1618)  9,97 
KHeh  Schmidt: 
und  «ind  nun  hier,  d«ni  TUrken,  lU'-ht  er  una, 
der  rn<'kkuhr  ntraHjo  ix'hwarx  mit  hliit  zu  zeichnen, 
doch  lim  zu  Miichon,  k«iiii'itw»'^i4  i;ewillt, 
man  zeig'  uns  dwnn,  wit  führt  und  wer  beliehlt. 

Uhii.1.i-aI(/.kh  (tin  (yruiUrsuHft  8)  »»,  W; 

ganz  ehtnso  {im  allen  öttterreirh:  der  ktankr  frldhcrr)  l",  lao; 
(iiü  (illo  loiter,  welche  über  dio  jutiru  liinuuti  war,  das 
gewicht  von  drei  unborricdi|i;ten  tragen  zu  können,  bekam 
<'inon  gofftlirlichon  Sprung,  und  eiligst  stiegen  sie  und 
1  ischrocken  hinab,  niohtgewillt,  von  der  hJlhc  ihre«  «tand- 
piirikteH  zu  »tilrzen.  Im.mkumann  (Münehhututn  6,8)  «,  IM 
Ala;/nc;  bei  diesem  gesprUchc  war  Hotho  eingestiegen, 
gewillt,  sich's  in  der  plUschecke  nach  mJlglichkeit  bequem 
/ii  iimchen.  Tu.  Fontane  initnyen,  wirrungen  eap.  it; 
licxin  aber,  sichtlich  gewillt,  sich  nicht  zum  zweiten 
male  durch  empflndelei  stören  zu  liis-sen,  wiederholte  nur 
in  gleichmütigem  tone.  88. 

2))  dem  jüngeren  stil  gehiirt  die  engere  Verbindung  mit 
andeien  verhen  al.i  dem  lerfmm  fiubutantiittm  an ;  die  ab- 
il.inkung  Friedlands  war  ganz  gegen  ihren  willen  ge- 
(liehen;  denn  eben  in  einem  augenblick  war  sie 
1  rfolgt,  in  welchem  derselbe  den  krieg  in  Italien  zu 
fuhren  sich  gewillt  zeigte.  Rankk  geach.  Wallenateiti»^  286 
{eap.  7);  er  sprach  noch  eine  gute  weile  so  weiter,  unter 
beständigem  niederlegen  und  wiederaufnehmen  seiner 
karten,  und  schien  ernstlich  gewillt,  sich  durch  diese 
'habereien'  der  guten  frau  nicht  stören  zu  lassen.  Tu. 
FoNTANK  quitt  14;  Hoppenmarieken  .  .  .  holte  jetzt  dio 
kiepe  vom  flur  herein  und  schien,  ihrem  ganzen  han- 
tieren nach  gewillt,  einen  schmaus  für  sich  selber  vor- 
zubereiten, vordem  .v^iom  8  (*.  76);  'sie  sehen  mich  gewillt, 
jEum  Volke  zu  reden".  Tiioma.s  Mann  Buddenbroohi  {i,a) 
1,268;  vgl.:  die  kuh  schien  ...  nicht  gewillt.  An/.kn- 
GUDKKH,   a.  oben  »p.  5827. 

b)  neben  der  präpositionulverbindung  dea  ir\fimHva  treten 
andere  auadrttckamittel  für  den  Zielpunkt  der  xcillenariek- 
tung  ganz  zurück:  sich  daselbst  und  bei  den  von  Bret- 
hain  zu  erkundigen,  ob  es  mit  irer  versamblung  gemelter 
massen  gestalt,  und  was  sie  gewillt  wem,  das  sollten  die 
von  Brcthain  inen,  der  versamlung  zu  Orempach  ...  zu 
erkennen  geben  und  ansagen.  Thomas  Zwbifki.  Rotten- 
bürg  im  baiternkrieg  37  Baumann; 

der  Sonnenblume  gleich  steht  mein  gemOt«  ollen, 

sehnend, 

sich  dehnend 

in  Hüben  und  hofTcn. 

rrtthling,  was  bist  du  pewillt? 

wann  werd'  ich  ecstillt? 

MArikk  (im  frütUing)  2,84  KrauK; 

im  weiten  mantel  bis  ans  kinii  verhüllet 
eint;  iclt  den  felsonwoK,  den  schrolTen,  grauen, 
humieder  dann  zu  wintcrhafton  aucn, 
unruh'gen  sinne,  zur  nahen  tlui'ht  gewillet. 

GÖTiiB  (tonette  8.  frtundt.  begtffnen)  8,  4  {vgl.  ge- 
wilt  ze  kunst  Teichner  808). 

3)  der  absolute  gebrat*ch  dea  participa,  gewillt  in  der 
bedeutung  gesinnt  gegen  gesonnen,  ist  ztcar  .»/n/rhcA  be 
legt,  wird  aber  doch  aus  den  verachiedenaten  periotlen  der 
a-prache  bezeugt  {a.  o.)  und  mag  aus  nuinigfachetx  formen  der 
compoaition  {vgl.  gutgewillt,  starkgewillt  u.  a.  bei  Sandkks 
8,1604'*)  twch  tceiter  Moaa  gelegt  trerden: 

nun  aber  hat  es  sich  gestillet, 
drilm  sag'  ich,  gott,  air  hertzlioh  dank; 
dass  du  mir  bist  so  wol  gewillet 
vergess'  ich  nicht  mein  lebelang. 

Georg  Nkumark  poetitch-  «.  munkcüifchef  tu*t- 
wäldlein  (1,7)  (tßftä)  30; 
Faust  ist  ein  scharmanter,  liebreicher  enthusiaste,  be- 
sonders gegen  mädchen  und  braute;  human,  wohl  gewillt, 
hoch  gesinnt  doch  —  ohne  mittel.  Zbi.teh  (an  Göthe  1829) 
briefw.  6, 380.  dant  vgl.  bösgewillt  theü  8,  ap.  868  {neben 
böswillig). 

GEWIMMBX,  n.,  ^'erbalat*batanHv  nt  wimmeln  a.  d. 
l)  ableitung,  ülteate  belege. 

a)  «iw»  altlutchdeutaeher  zeit  aindßir  die  in  betracht  kom- 

meiute  »ipi)e  zunticltat  verba  bezeugt,  vgl.  wiinjan,  winnijan, 

wimidön,  winiiziau  u.  a.  Grakf  1, 8.'>2.  «/«»•  bedeufung.<tinlialt 

i.it  faat  durchireg  mit  lat.  scatere  gekennaeichnet.  das  den 

IV. 


GEWIMMEL  I,  fr  {ältetU  belege) 


5830 


begriß  lebhafter  bflwe(tiilf  natk  twei  ridttunfftn  apaltet, 
der  behendigkeit  eineraeita,  der  fBlle  mmdtnrweU».  unsere 
erweiterung  der  verbalform  tat  erat  apät  wtititlkoehdeuttek 

belegt:        .wa^  der  kriatea  slarp.  di«  wArm  «Im  nvnmt, 
wan  ai«  der  Bella  woroMi  vor  t*l>'">*l*^. 
•wag  nngwtoafUf  dA  belao, 
die  gewannen  an  der  eAl  Ma  andern  alac. 
der  wart  ad  vil  daj  wider  einander  wimelat 
ftf  der  rebten  atrAj  fein  belle.  ^^  ^^.^.^ 

JtOktitffrtit  SMS  JHMWfi. 

abgeaehen  von  «mm«»  verauek  der  Bemmr^vmm  im  9.jakrh, 
{maaaa,  gawimes.  STKiNMBTtR-SlBVBRS  S,i^  /Mm  Ha 
eraten  leugniaae  für  aubatantMiUmtgm  noA  a§(Umr  (vgl. 
mhd.  v)b.  8,  «7&*>.  Lkxkii  i,  9M):  die  vereitueUa  bSUmm§  oktte 
präfla-,  die  anarheinend  einen  colUetivbegriff  tum  mutdrmdt 
bringt  (seiner  cl&rhoit  wimel  chains  mensebMl  llll  be- 
greifen mag.  M.  Bp.hkim,  a.  Sciimki.i.kk  t".*!!)  und  dm» 
nach  analogie  der  eoUectiva  mit  dem  frUfix  mbgeUUett 
neutrum.  daa  ein  deutliche»  nomen  aeÜoni»  einführt: 

din  Wille  werd  hie  uff  erd 
ach  wie  gern  icb  dag  gwrt 
daa  ai  wordcnt  erbangen  {fUe  Um  gaprOpeU  umd  am» 

dem  wtrtakaua  geworftm  hihm) 
ao  w&r  e;  mir  wol  ergangen 
ala  dir  in  dem  himel 
ach  wie  ain  gewimel 
und  ain  tretlrn  wa«  umb  mich. 

dfM  hüben  klage  90  hei  LASZHeKO  Uedertaiü  8,  fi&S; 

b)  auch  die  neuhoehdeutaclie  periode,  die  in  der  Utteratur 
apraehe  dea  18.  und  19.  Jahrhundert»  dem  aubatatdim  mme 
ungewOhtUiehe  Verbreitung  eraehlieatt.  aetzt  anfmn^  mii 
gana  apärliehen  belegen  ein.  immerhin  laaaen  omA  dieae 
wenigen  beiapiele  au»  H.  Sachs  und  Aymkr  die  beiden 
riehiungen  der  bedeutung  hervortreten  •  die  lebhaftigkeit  der 
bewegung  und  da»  gedrängt,  in  dem  aie  aieh  verdichtet, 
bemerkenauert  iat  auch  hier  in  allen  belegen  die  reimbil 
düng  auf  himmel  - 

aein  (aattea)  wort  ein  atnnne-wind  erregt, 

and  (Re  groeaan  wellen  bewegt, 

daaz  aie  {die  aeefahrer)  aam  anff-faren  gen  biniel, 

and  darnach  mit  schwindem  gewimmef 

abfam  aam  in  abgnind  der  hell. 

Hans  Sacii»  (poi/m  lOT)  18,418  Oöte; 
meint  ir,  jr  seit  aufT  dem  dorfT  drausz 
unter  aen  bäum  in  eim  wirtshausz? 
hett  ich  gwist  our  schreien  und  prumen, 
keiner  soll  mir  rein  sein  kommen 
mit  solchem  lauITen  und  gewimmel. 

AvRER  (ein  landsknecht  kommt  tm  den  ktatwui) 
6,8963  KeUer; 
ob  dem  kOng  eraewfzlen  sie  (die  /röthe)  dieff, 
erhuetien  ir  stim  mit  gewimel 
pis  auf  zu  dem  gestirnten  himel. 

H.  Sacii.s  (Jahel  r.  d.  «torck  u.  d,  frieehen) 
/ab.  u.  achte.  8. 187  Gdtxe. 

die  »päriiehkeit  dieter  belege  überraaeht.  wenn  man  den 
häufigen  gebrauch  de»  verbumt»  mu»  der  gleichen  zeit  ver 
gleicht,  daa  allein  aekonin  d»r  Verbindung  krimmein  und 
wimmeln  {vgl.  theü  6,  ap.  8901)  aua  dem  \6.jahrh.  ao  zahl 
reich  bezeugt  iat.  die  uraOche  liegt  teol  darin,  da»»  al»  »üb- 
»lantiv  zunäehat  ein  änderte  wort  eingebürgert  war:  (•• 
tUmmel,  r^^  oben  »p.  4670/'.  von  kau»*  au»  «mU  getAmmel 
allerdinga  auf  da»  geräueek.  da»  mit  der  lebk^flen  bewegung 
von  pereonen,  thieren  oder  anderen  factoren  verknüpft  iat, 
teährend  gewimmel  attadrüeklich  der  bildwirhtng  «icA  n«- 
tvendet:      und  »o  verbringt,  umrungen  von  gefahr, 

hier  kimlheit,  mann  und  preis  sein  tUi-htig  jähr, 
solch  ein  gewimmel  möcht'  ich  sehn, 
auf  feiern  gmnd  mit  freiem  volka  atebn. 

GöTMB  {PamM  II,  6)  41.  »1. 

dass  bei  jenen  musikwcrken  auch  derjenige  schon  eine 
art  von  gennsz  davon  trSgt.  der  in  schlaffer  psfchischer 
trftumerei  blos  die  obren  hinhält  und  sich  dabei  die 
aii^en  von  dem  gewimmel  hübscher  Choristinnen  ...  er- 
freuen l&azt.  Fh.  V.  Ukchtritz  detttache  riertetjakraarkriß 
1848.  4.  100  11.  a.  .'>.  u.  aber  eineraeita  iat  an  getämmel  die 
abatreifung  dea  akuafiaeken  momentea  in  weitem  maaaae  tu 
beobackten  {vgl.  ap.  4678/.)  und  anderrraeita  bildet  aich  auch 
gewimmel  im  verUmf  der  entwickln ng  zum  auadruckamitfel 
für  die  mil  geräujtch  verbundene  bewegung  au»: 

und  ich,  der  ich  bet£nbt  von  d^  gewinunel 

de»  dringenden  gew&hls,  tob  so  viel  gianz 

geblendet  .  . . 

durch  stille  finge  des  palasta, 

an  deiner  snwestsr  serte  sdiweigend  ging. 

G«THB  {Taaao  8, 1)  9. 137. 

366 


5831 


GEWIMMEL  1,  c  {huchungen) 


u.  a.  s.  sp.  5838.  so  lehnen  sich  die  gebraucJisformen  von 
gewimmel  fast  in  allen  einzelheiten  an  die  von  getümmel 
an,  mit  dem  es  auch  die  reimbildung  auf  himmel  gemein 
hat.  die  entwicklung  {s.  2)  läszt  das  jüngere  Substantiv 
nicht  nur  in  der  häußgkeit  der  amoendung  weit  über  das 
ältere  concurrenzwort  vordringen;  es  toird  sich  auch  zeigen, 
dasz  die  ihm  inneicohnende  bedeutung  den  verwendungskreis 
nach  verschiedenen  richtungen  erioeiterte. 

c)  die  Wörterbücher,  die  freilich  vom  verbum  ebenso 
spät  erst  kenntnis  nehmen,  lassen  gewimmel  lange  zeit 
hinter  getümmel  zurückbleiben,  die  ersten  Zeugnisse  ent- 
stammen dem  il.jahrh.:  wimmelung,  das  wimmeln,  das 
gewimmel,  multitudo,  abundantia,  copia  turba.  Stieler 
2586 ;  die  buchung  kennzeichnet  das  Substantiv  als  ein  nomen 
actionis,  umschreibt  es  aber  durch  collectivbegriffe,  die  alle 
auf  das  vielfältige  an  der  beioegung  zielen  und  von  denen 
nur  einer  {turba)  das  ungeregelte  andeutet,  in  diesem 
rahmen  halten  sich  auch  spätere  Wörterbücher  längere  zeit, 
bis  zu  ende  des  is.jahrh.  die  function  des  nomen  actionis 
stärker  zur  geltung  kommt,  die  sich  zuvor  aus  solchen 
bucMmgen,  die  das  stibject  der  am  collectivbegriff  verdun- 
kelten bewegung  kennzeichneten,  wenigstens  erschZieszen  läszt. 
auch  für  dieses  subject  hatte  Stieler  schon  die  haupt- 
linien  gekennzeichnet  sowol  beim  verbum  (der  käse  wim- 
melt von  maden  ...  es  krimmelt  und  wimmelt  von  Sol- 
daten), als  auch  beirn  verbalsubstaiitiv  s.  unter  y). 

a)  einseitige  auffassung  als  collectivbegriff:  gewimmel, 
folla,  abondanza,  formicolamento,  foule,  abondance,  four- 
millement.  Rädlein  383*;  gewimmel,  copia,  abundantia. 
Aler  936";  Steinbach  2,995;  Matthiae  2,181*;  ähnlich 
Hederich  1, 1423;  gewimmel,  abondance ,  foule.  Frisch 
nouveau  dict.  des  passagers  2,  279. 

ß)  auf  ein  nomen  actionis  weist  unter  den  fremdsprach- 
lichen loörterbüchern  schon  Kram  ER  im  teutsch-itul.  dict. 
(1702):  ein  gekrimmel  und  gewimmel  2,  iSig*»;  vgl.  auch 
gewimmel,  gewemel,  gekriel,  krieling.  Kramer  deutsch- 
holländ.  tob.  2,  97*.  zur  geltung  kommt  das  nomen  actionis 
seit  Adelung,  dem  namentlich  die  fremdsprachlichen  wb. 
hierin  nachfolgen: 

1))  neben  dem  collectivbegriff:  gewimmel,  la  multitude, 
confuse,  abondance,  foule;  it.  l'action  de  fourmiller,  de 
grouiller.  Schwan  1,745'';  ebenso  {mit  umgekehrter  rang- 
ordnung)  Rondeau  2,  Uu  3";  gewimmel,  a  swarm,  crowd, 
a  crawling.  Arnold  compl.  vocab.  2,  427  ;  gewimmel,  a  con- 
tinual  and  confused  moving  .  .  .  of  living  beings;  a  multi- 
tude of  beings  in  motion,  a  swarm,  throng ,  crowd.  Hil- 
pert 2, 1,  464''. 

2))  Adelung  erkennt  keinen  collectivbegriff  an:  ge- 
wimmel .  .  .  plur.  car.  ein  anhaltendes  oder  starkes 
wimmeln,  verworrene  bewegung  vieler  dinge  auf  und 
unter  einander.  2,662;  ebenso  Campe  2,  363*',  der  aber  für 
den  poetischen  stil  auch  die  bedeutung  eine  wimmelnde 
menge  bucht.  die  neueren  festsetzungen  suchen  m,eist 
engsten  anschlusz  an  das  verbum,  vgl.  z.  b.:  gewimel 
friesch  woordenb.  l,  455*. 

/)  wo  dem  Verbalsubstantiv  ein  logisches  subject  ange- 
gliedert ist,  tritt  die  function  des  nomen  actionis  eigent- 
lich am  deutlichsten  hervor,  auch  hier  aber  icird  sie  in  den 
ältesten  buchtmgen  verdunkelt,  die  beiden  hauptgruppen, 
die  schon  Stieler  kennzeichnete,  kehren  auch  später  wieder, 
gewimmel  der  menschen,  thiere.  bei  der  zweiten  gruppe 
lösen  sich  bestimmte  feste  Verbindungen  in  bemerkenswerter 
regelmäszigkeit  ab: 

1))  gewimmel  des  volkes,  frequentia  populi,  multitudo 
hominum.  Stieler  2585;  gewimmel  der  Soldaten,  militum 
globi.  ebenda;  gewimmel  der  leute,  ttirba  hominum.  Stein- 
HACH2,995;  Hederich  1,1423;  gewimmel  des  volcks,  calca, 
folla,  diluvio  di  populo.  Kramer  teutsch  ital.  dict.  2, 1349'' ; 
ein  gewimmel  oder  gedräng  Ms  volcks,  a  crowd,  ihrong, 
press,  or  multitude  of  people.   teutsch-engl.  tob.  2  (1716),  773. 

2))  gewimmel  heuschrecken,  locustarum  nubes.  Stieler 
2585;  gewimmel  der  frösche,  vis  maxima  ranunculorum. 
S'i  einuach  2,  995;  Hederich  1, 1423;  das  gewimmel,  turba, 
der  würme,  vis  magna  vermium.  Frisch  2,  449»;  gewimmel 
und  gekrimmel  von  ameisen,  a  swarm  of  emmets.  teutsch- 
?nßl.  tvb.  2  (1716),  773;  ein  gewimmel  ameisen,  w^  infinitä 
dt  formiche  formicokmH.  Kram  er  2,1349";  ähnl.  Campe 
2,868''  u.  a. 


GEWIMMEL  1,  d  {als  collectivbegriff)       5832 

d)  der  litterarische  gebrauch,  der  sich  seit  der  mitte  des 
18.  jähr h.  ungetcöhnlich  steigert,  bringt  fast  durchweg  ein 
nomen  actionis  zur  geltung,  freilich  nicht  oft  so  ausgesprochen, 
wie  im  folgenden :  oft  wählen  sie  zu  diesem  posten  auch  eine 
hübsche,  witzige  und  freundliclie  dirne,  welche  den  lock- 
vogel  macht,  und  oft  mehr,  als  zehn  Journale,  wirkt,  in- 
dem sie  mit  jedem  sprechlustigen  anbindet,  und  nach  ge- 
endigtem  gewimmel  oft  noch  zu  etwas  besserm  zu  ge- 
brauchen ist,  als  zum  dürftigen  zählen  und  rechnen. 
E.  M.  Arndt  reisen  {bruchst.  einer  reise  durch  Frankreich  2) 
5, 174.  meist  vielmehr  mischen  sich  coUective  züge  bei,  in- 
sofern es  ein  ganzes  ist,  ein  gesammtbild,  das  der  blick 
umspannt  —  aber  entscheidend  für  die  auffa.9sung  ivird 
weniger  der  rahmen,  als  die  lebendige  beivegung ,  die  ihn 
erfüllt:  die  königin  bewillkommte  ihre  neue  freundin 
und  stieg  mit  ihr  und  ihren  übrigen  gespielinnen  in 
den  altan  hinab,  indesz  der  könig  in  der  mitte  der 
beiden  männer  nach  der  brücke  hinsah  und  aufmerksam 
das  gewimmel  des  volks  betrachtete.  Göthe  {märchen) 
15,2.55;  die  ganze  schöpfung  scheint  zu  trauren,  zwecklos 
zu  gemessen  und  nicht  genossen  zu  werden  —  wüste, 
ödes  gewimmel!  der  puls  der  schöpfung  harret.  Herder 
{älteste  Urkunde  11,  2,  6)  6,  248  Suphan. 

a)  wo  das  Verbalsubstantiv  atif  lebewesen  zurücktoeist, 
drängt  sich  der  collectivierende  zug  nur  selten  vor;  am  ehesten 
vielleicht  in  einigen  belegen,  die  enge  an  eine  ähnliche  ent 
toickltmg  von  getümmel  {vgl.  sp.  4578)  anknüpfen :  es  packte 
einer  den  andern  beim  haaren ,  rang  ihn  zur  erde ,  die 
gaste  mischten  sich  darein,  schlugen  wacker  mit  fausten 
zu,  und  stiegen  ganz  kommod  auf  die  zu  boden  liegen- 
den spielleute  herum,  der  komissar  der  noch  immer  da 
war,  brachte  endlich  das  gewimmel  auseinander,  und 
liesz  sie  insgesamt,  bis  auf  zwei,  die  dem  rummel  ent- 
wischten, durch  die  mitgebrachte  wache  in's  polizeistock- 
hause  liefern,  der  hausball  {Wiener  neudr.  3,22);  dagegen 
bemerkte  ich  an  der  ecke  des  hauses  einen  knäuel  von 
menschen,  den  immer  neuer  zulauf  vermehrte,  dies  er- 
regte meine  neugier;  ich  schritt  auf  das  gewimmel  zu. 
Friedrich  Halm  {die  Marzipanliese)  4,  20  Schlossar;  in 
vollem  galop  stürzt  eine  grosze  masse  solcher  edlen  thiere 
{pferde)  heran,  sie  werden  durch  reitende  hüter  gelenkt 
und  zusammengehalten,  an  dem  wanderer  sprengt  das 
ungeheure  gewimmel  vorbei.  Göthe  {Wilhelm  Meisters 
tvanderjahre  2,9)  22, 152;  in  ihren  durchbrochenen  byzan- 
tinischen kleinen  fenstern  beherbergten  sie  {die  münster- 
thürme)  ein  wahres  gewimmel  von  raben  und  dohlen. 
K.  Gutzkow  der  zauberer  von  Rom  4,  58.  aus  anderer  rich- 
tung  mündet  hierher  die  poetische  Personifizierung  ein,  die 
Campe  {s.  0.)  im  äuge  hatte: 

als  der  poete  Melissus  gestorben, 
welcher  ein  ewiges  lob  hat  erworben, 
ist  der  herr  Neükrantz  erst  kommen  ins  leben 
welchem  der  himmel 
Phebus  gewimmel, 
das  ist  die  rühmliche  dichtkunst  gegeben. 

JoH.  Rist  netier  teutscher  parnass  {auf  Neii- 
krantz)  580; 

nun  erklang  die  posaune:  'erscheinet,  schände  der  menschheiti 
ob  ihr  moosige  hütten,  ob  goldpaläste  bewohntet, 
all'  ihr  niedrigen  menschen ,    erscheint ,   die  das  stumme  ver- 
dienst, ihr, 
welche  die  besten  eures  geschlechts  unedel  entehrten!' 
auf  den  gebietenden  ruf  erschien  gewimmel.    sie  stiegen, 
schwer  mit  sich  selber  belastet,  herauf  und  wurden  gerichtet. 

Klopstock  (Messias  18,  510)  4,  66  Boxherger; 

dem  meere  folgen  seine bewohner,  kleine  eszbare  Schnecken, 
einschalige  patellen,  und  was  sonst  noch  beweglich  ist, 
besonders  die  taschenkrebse.  kaum  aber  haben  diese 
thiere  an  den  glatten  mauern  besitz  genommen,  so  zieht 
sich  schon  das  meer  weichend  und  schwellend ,  wie  es 
gekommen,  wieder  zurück,  anfangs  weisz  das  gewimmel 
nicht  woran  es  ist,  und  hofft  immer,  die  salzige  flut  soll 
wiederkehren.  Göthe  {ital.  reise)  27, 145. 

wie  dieses  jähr  kein  blatt  sich  weisz 
zu  retten  unter'm  himmel 
vor  diesem  Ahrimansgeschmeisz, 
dem  krimmelnden  gewimmel ; 
verwünsch'  ich  diese  Irühlingspracht, 
so  nehm'  es  euch  nicht  wunder: 
komm,  herbst,  und  mach'  in  einer  nacht 
ein  end'  all'  diesem  plunder! 

Frieür.  Rückekt  {haus  u.  jähr,  4.  reihe,  mni- 
lieder  109)  2,371. 


5833    GEWIMMEL  >  {Verbindung  mit  stihstantin  n) 

,i)  näher  lieyt  die  entwicklung  dea  ntllectntn  myen  bei 
mtrhlichen  vurtttelltmyen ,  die  in  heiceijunij  erfaazt  teerden: 
durl,  wie  ofl  dio  nadeln  bei  kyttlullbilduiigon,  schüiz  ein 
gowinunol  niächtigor  jooho  und  rUoken  gegen  einander 
und  schob  einen  derben  gebirgsHtook  empor.  Stiftkr 
fitdien  1:  der  hoehicald  l)  1,  211  Hauer ;  acht  tage  vor  dem 
l(  sie  pflegte  sich  der  Dresdener  altniarkl  mit  einem  ganzen 
gewiinmol  höchst  interessanter  budon  zu  bedecken.  Kü- 
(iF.i.tiKN  juffenUennnerunyen  (»,  2)  19,  vyl.  auch  einige 
beüfpiele  at»f  «p.  &8S7.  gam  selten  %$t  hier  di»  foetiaeh* 
peraon\ficaHon  ; 

blicke  {der  rnrnid)  ruhig  von  dem  bofefl 
deiiiur  nacht  auf  sitterwogen 
mililt'blitzuiid  glanzgewimmul, 
und  erleucht«  daa  gctUniinel 
ilaii  sich  aas  den  wogen  hebt. 

GöTMB  {Fauat  II,  S)  41, 1A8. 

e)  formen. 

a)  zur  Schreibung  und  lautfonn. 

Il)  das  Substantiv  ist,  obtrol  nach  anatogie  der  collectiva 
gebildet,  doch  nirgends  mit  auslautendem  e  ttezeugt.  die  bil- 
dunyssilbe,  mit  der  das  lerbum  abgeleitet  ist.  hat  einen  vocal 
nach  der  liquida  nicht  aufkommen  lassen,    vgl.  gewinsel. 

«))  wie  beitn  verbum  ist  der  kurze  stammvocal  fast  atu- 
nahmsloa  {uxil  erst  ueahochd.  verbreitet,  vgl.  dagegen  ge- 
wiinol  bei  LAS/iiEi«(i,  selbst  noch  bei  Sl'KKNti)  durdt  nach- 
■  li/rnde  verlänyrruny  des  consonantett  gekennzeichnet. 

.^)  zum  formenyebruuch.  das  festhalten  an  der  function 
lies  nomen  actionis  kennzeichnet  sich  vor  allem  auch  daran, 
dasz  das  Substantiv  noch  nicht  im  plural  beleyt  ist. 

a)  abyrenzung  von  gewimmel  gegen  (setüninicl. 

n)  der  sichtbarste  geyensatz  zwischen  beiden  geltrauchs- 
»phiiren  ist  in  der  auswuhl  der  substantiva  zu  erkennen, 
mit  denen  sie  sich  in  l>eiordnung  verbinden. 

a)  die  g nippe  der  auf  ein  geräusch  zielenden  verbal- 
substantiva,  die  mit  gctiininicl  ah  synonyma  verbunden 
werden,  tritt  zu  gewimmel  mehr  aU  ergünzung-.  es  war 
auf  den  dunklen  gassen  grosz  gewimmel  und  gejauchze. 
Tu.  SroiiM  (r/i»o».  von  Orieshuus)  0,  94;  daa  gleiche 
gilt  anfangs  wol  auch  für  die  meist  belegte  Verbindung 
mit  getUmmel,  bis  die  gegensätze  sich  später  verachleifrn : 
dio  nacht  darauf  war  priiuenvoll;  in  dem  lager  der  fremd- 
liiige  war  ein  unendliihes  ge,wimmel  und  geiümmel,  und 
ein  geschrei ,  das  nicht  winseln  und  wehklagen  glich, 
sondern  einem  dumpfen  und  thierischen  gebrüllo  . . .  und 
die  Römer  ergriff  furcht  und  Marius  bangigkeit.  E.  M. 
Ahn  DT  ansichten  . . .  der  teutschen  gesch.  (1814)  11;  gewimmel 
und  getUmmcl,  geheckcl  und  gepäcke  ».  oben  «p.  4688; 
das  mag  .  . .  auch  so'n  gewimmel  und  getUmmcl  gewesen 
sein  (iti  Noahs  arche).  Soiinhky  im  grüneti  klee  \Hi:  dazu 
vgl.:  eine  art  wohllUstigen  getümmels  und  gcwimmels 
in  der  ganzen  seele.  Götiie  oben  .sp.  4582;  vgl.  auch  die 
reimbindung  gewimmel:  getUmmel  bei  A.  W.  Sciileokl, 

SCIIKNKKNDORF,    GkHOK. 

/S()  als  Synonyma  verbinden  sich  stibstantiva  mit  ge- 
wimmel, die  das  unyeordnete,  reyellose  der  beiceyung  kenn- 
zeichnen, icoratts  sich  dann  auch  der  begriff  dea  gedrüngea, 
der  nutsse  ergiebt. 

i))  unsre  erde  mit  all  ihrem  gekrimmel  und  gewimmel 
ist  wirklich  zu  einem  kloinen  ameisenhnufen  hcrabgcgackt 
worden.  E.  M.  Aunot  Schriften  f.  m.  l.  d.  4,  ifiO;  so  lange 
nur  noch  einiges  leben  in  Paris  wach  ist,  fehlt  es  diesem 
platze  nie  an  {jewimmel  und  gestrudel  der  menschen. 
reisen  {bruchstiicke  einer  reise  durch  Frankreich  2)  5,  380;  be- 
liijien  wollen  wir  die  herrschaften  weder  mit  der  musik 
noch  mit  den  gezähmten  thieren,  aber  nothwendig  wird 
CS  sein,  dasz  ihr  hiesiges  gewimmel  und  gekrahbel,  das 
pebelfer  und  gezwitscher  nicht  gefährlich  erscheint. 
K.  Gutzkow  ritter  vom  geiste  (9,  »)  9*,  86;  gewimmel  und 
Unruhe  (Gkiivinus)  a.  u. 

2))  der  tag  brach  an,  wir  befanden  uns  vor  der  stadt 

,,in  dem  grösztmöglichen  gewirr  und  gewimmel.  alle  arten 

»n  wagen,   wenig   reiter,   unzählige   fuszgünger  durch- 

Buzten    sich    auf   den»    groszen   platze  vor  dem   thor. 

iniE  {campagne  in  Frankreich  171*2)  30, 134.  dazu  vgl.  auch : 

diesem  komischtragischen  gewUhl 
dieser  ungeslümen  glUkeswelle 
diesem  possenh.irion  lottospicl 
diesem  faulen  fleissigen  gewimmel. 

äcuiLLBR  {an  Weckherlin)  1, 181. 


GEWIMMEL  s,  b  (gowiromel  von  meoMlieD)     5834 

S))  mit  gewtthl  bringt  Maakk  (ergänsung  aur  Eberhardi- 
aehen  sy nonffmik  t.tM)  gewimmel  in  nächste  Verbindung, 
deren  berükrungapunkU  nach  ihm  in  </<rr  'unordt-ntlicli  durcli- 
einander  gehenden  bewegung'  liegen,  die  abgrenzung  wird 
hier  in  den  logischen  aubjeelen  gesucht  gewimmel  toll  von 
'kleinen  geringfügigen  dingen',  gewtjhl  von  'gronftcn  und 
in  grosser  bewegung  befindlichen'  ausgehen,  in  der  wirk 
lichkeit  fällt  die  abgrmtung  meitt  anders:  gfwiinmel  ist 
inaofzm  ein  weitertr  btgriff  aU  e»  die  ungeregelte  l,rtcegung 
in  allen  ihren  ilunerungen  deckt,  toäkrmd  gewiUil  im  ü- 
mmdertn  aMf  daa  einkeilen  im  gedrtnge  timgaaekrärnkt 
ist.  in  ayndetiaeher  verbiiuiung  eraeheinen  haida  atibatan- 
tiva  nur  seilen,  zur  conrurrana  vgl.  meiuebenfeirioiaiel, 
menschengewUhl;  vgl.  auch  WlKijmu  (Skakeapaaaa  4,tn) 
gegen  Sciileciki.,  a.  auch  unter  gcwühl. 

y)  unter  dem  einfluaz  der  gebrauehaformen  von  getQoi- 
mel  steht  die  vereinzelte  beziehung  auf  den  kämpf,  die 
Schlacht:  aber  auf  dieser  hohen  spitze,  in  diesem  herr- 
lichsten kämpf  und  gewimmel  aller  krtfle  war  auch  die 
grunze,  von  hier  ist  es  reiszcnd  abwärts  gegangen  bi« 
auf  den  letzten  tag,  den  wir  erlebt  haben.  E.  M.  Ahniit 
geist  der  zeit  (i)'  104.  dazu  vgl.  schlachtgcwimmel  theil  9, 
»p.  247  (bei  Maasz  tear  dieae  Verbindung  noch  als  unwahr- 
scheinlich gekennaeiehnat  vordan  gagemübar  von  tchlacbt- 
gctiinmicl). 

b)  in  der  Unterordnung  von  aubatanliven  (Unterordnung 
unter  andere  aubatantiva  ist  für  gewimmel  nur  auanahma- 
weise  belegt:  der  markt  des  redenden  gewimmeis.  Jkan 
Paul  a.  u.),  die  auf  den  auagangspunkt  der  verbalthäÜg- 
keit  zuriickweiaen,  aehlieaxt  sieh  gewimmel  am  engsten  an 
getUmmel  an;  ea  findet  in  deaaen  verwendungakreia  aehon 
die  gruppen  vor,  die  ea  seinerseits  trieder  erweitert:  ala 
logisches  subject  der  liewegung  {andere  verhältniaae  rufen 
selten  die  Unterordnung  einea  substantiva  hervor,  vgl.  das 
gewimmel  des  Jünglings.  Stifteh  a.  u.)  eraeheinen  nicht 
nur  lebeioeaen,  menschen,  thiere  und  ala  lebend  geilaehte 
phantaaiegeatalten,  sotidem  auch  concreto  aller  art,  in  über- 
tragenem gebraudi  auch  abstracto. 

a)  ala  logiaehea  »ubject  sind  Ubeteeaen  und  phantaaie- 
gestalten  gekenmeiehnet  oder  vorauageaetxt: 

l))  personen: 

o))  der  ewig  got  vom  hficbsten  himel 

6r  dise  weit  hcpmider  schaut : 
aller  menscheri-kinder  gewimcl 
mit  äugen  wamemend  anschaut. 

Paul  Scubdb  MausäL-s  p4alm  SS,  7  «.  119 
jminek; 

ich  dachte,  ohne  zweifei  will  sie  dich  allein  genieszen. 
wen  fand  ich?  ein  gewimmel  von  dreiszig,  oder  vierzig 
personen.  Goitkk  {der  schöne  geist  2,5)  ged.  8,210;  ge- 
wimmel arbeitender  menschen.  SciiiLLEn  (».  «.);  über- 
haupt gewährt  Triest  . .  .  einen  ausserordentlich  schönen 
anbiick.  das  meer  in  seiner  herrlichkcit.  die  zahllosen 
mästen  der  schiffe,  das  gewimmel  von  menschen  aller 
kleidung  und  spräche,  alles  ist  ansprechend  und  neu. 
GiiILLPAHZEK  \jtagebucti  auf  der  reise  nach  Italien)  l'J*,  198; 
darunter  die  dächer  der  stadt  mit  unzähligen  Schorn- 
steinen ,  der  reinliche  marktplatz  mit  dem  ralhausc  im 
abenteuerlichsten  zopfstiel,  das  gewimmel  der  menschen 
in  den  gassen,  alles  lautlos,  klein  und  fremd,  wie  in 
einem  zwergcnmärchcn.  Paul  Hkyse  moral.  novellen:  an 
fatig  und  ende  {s.  237]);  die  bäume  am  wege  sollten  mit  volk 
beladen  sein,  unzählbare  menschen  sich  auf  ihre  ankunfl 
miide  warten,  und  der  staub,  von  ihrem  gewimmel  er- 
regt, bis  an  die  decke  des  himmels  steigen.  Wikland 
übers.  Shakespetires  {Antonius  u.  Kleopatra  8,  4:  raised  by 
your populous  troops;  erregt  vom  volksgewQhl.  Sciilkoel 
(3. 6)  4,  280.  dazu  vgl. :  das  ungeheure  panorama  von  Paris 
und  seinen  Umgehungen,  mit  dem  ganzen  beweglichen 
gemäldc  des  menschengew^immels,  lag  plötzlich,  in  glühen- 
der abendbeleuchtung.  vor  mir  aufgethan.  Fk.  Mati  his- 
son  ertnn«rtin<7pn  (lO)  2, 233;  man  findet  diese  maschinen 
selten  bei  tage  und  in  den  lebhafteren  gassen.  weil  der 
transport  dort  wegen  des  menschengewimmels  und  der 
Pferdefuhrwerke  noch  langsamergehen  würde.  E.  .M.Arndt 
reisen  {brückst,  einer  reist  durch  Frankreich  2)5,211;  vgl. 
mcnschengewimmel  bei  Bouknstedt,  Gkrok  a.  u.,  vgl. 
menschengewUhl  theil  6,  sp.  2061; 

366* 


5835      GEWIMMEL  2,  b  (gewimmel  von  thieren) 

was  zieht  für  ein  gewimmel 
von  volk  das  haus  vorbei ; 
wohl  niemand  als  der  himmel 
weisz,  wer  ein  jeder  sei. 

Friedr.  Rückert  (zeitgedichte  1814/5:  der 
deutsehe  groszvater) ; 

die  Vögel  unterm  himmel, 

mein  sehn,  sie  sind  ein  bild 

von  diesem  volksgewiramel, 

das  unaufhörlich  schwillt,     ebenda; 

vgl.  gewimmel  der  menge.  Platen  (s.  u.);  der  menschen- 
freund  wird  sich  nach  der  lösung  des  groszen  rätseis 
sehnen :  wie  erwächst  aus  einzelnen  menschen  ein  volk, 
wie  aus  dem  völkergewimmel  endlich  die  menschheit? 
F.  L.  Jahn  {deutsches  volksthum)  l,  153  Euler;  mitten  im 
gewimmel  fremden  volksthums  bewahrten  die  tapferen 
stamme  der  Alpen  und  des  Donauthales  getreulich  ihre 
deutsche  art.  Treitschke  deutsche  gesch.  i,  10; 

b))  hier  war  noch  alles  voll  getümmel, 

als  durch  das  thor,  das  weit  geöffnet  stund, 
mein  Scherasmin  sich  mitten  ins  gewimmel 
der  klosterleute  stürzt ;  denn  auf  geweihtem  grund 
ist's    wie  er  glaubt,  so  sicher  als  im  himmel. 

'  6  .     ^jgLAND  iOberon  2,  35)  22,  76; 

und  zwischen  diesem  all  der  Verwirrung  wickelt  sich 
das  gewimmel  der  käufer  und  Verkäufer  durch.  E.  M. 
Arndt  reisen  4,  240; 

o  mutter,  wie  stürmen  die  flocken  vom  himmel, 
es  wird  uns  in  schnee  noch  begraben, 
und  mehr  noch  als  flocken  im  dorf  ein  gewimmel 
von  reutern,  die  reiten  und  traben. 

Friedr.  Rückert  {zeitged.  1816|7:  die  gotfes- 
mauer)  1,  164; 

als  ich  den  hof  der  alten  herberge  betrat,  der  jetzt  nicht 
mehr  vom  stampfen  und  wiehern  schellenbehangener 
kärnerpferde  und  dem  gewimmel  von  vetturinen  und 
kellnern  erscholl.  Paul  Heyse  ital.  nov.  2  (die  frau  mar- 
chesa)  s.  294;  dazu  vgl.  (s.u.):  gewimmel  der  zurückge- 
lassenen (Blumauer);  von  bekannten  (Kleist);  der 
reisenden,  der  passagiere  (Raabe). 

2))  für  die  thierivelt  tverden  an  .itelle  der  in  den  Wörter- 
büchern axifgeführten  festen  Verbindungen  vom  litterarischen 
gebrauch  andere  formen  gepflegt: 

schrecket  nicht  den  bauersmann  ,  paucken-brummen ,   mord- 

getümmel, 
eulen-augen,  krötenzucht,  schlangen-zischen,  wurm-gewimmel? 
JoH    Prätorius  Blockes-berges  Verrichtung  (2.  th.,  c.  5) 
(J668)  316; 
noch  immer  wehte  der  ödem  des  lebens 
von  den  lippen  des  logos,  und  siehe! 
die  erde  regte  sich  vom  thiergewimmel, 
der  gährenden  erdscholl'  entwand  sich  der  löwe. 
zum  beseelten  hügel  thürmte  sich  der  elephant. 
das  kaninchen  spielte  im  grase. 

Scmubart  (ein  blick  ins  all)  330  Hauff;  das 
gleiche  bei  Rückert  (s.  m.). 

auch  kleinere  schwarze  vögel  mit  storchartigem  schnabel 
sahen  wir,  die  wie  mit  hellem  kriegsschrei  durch  das 
gewimmel  der  groszen  möven  hin-  und  herschossen. 
Stokm  halligfahrt  {icerhe  4,  20).  vgl.  auch  roszgewimmel 
{aus  Kleist)  theil  %,  sp.t2%2,  vgl.  das  gewimmel  von 
fröschen  (Wieland)  *.  m.  ; 

dort  unter  jenem  alten  götterhimmel 
fand  Goethe  seines  busens  höchste  gaste, 
die  fügend  Iphigeniens,  Tasso's  wunden, 
und  eben  dort  hat  Platen  beim  gewimmel 
von  minorenner  scorpionen  neste 
aus  Sympathie  den  Oedipus  gefunden. 

k.  Immermann  {der  im  irrgarten  der  metrik 
umhertaumelnde  cavalier)  17, 482  Hempel. 

3))  phantasiege.<italten :  und  ich  befand  mich ,  ohne  zu 
wissen  wie,  von  einem  gewimmel  kleiner  amoretten  um- 
schwärmt, in  einem  lauen  bade.  Wieland  (Pere^rwuts 
Proteus  1,3)  21,201;  und  wenn  er  nun  so  sasz  auf  der 
rednerbühne,  wie  einst,  wenn  die  sonnenfläche  der  haide 
vor  ihm  zitterte  und  sich  füllte  mit  einem  gewimmel 
von  gestalten,  wie  einst,  und  manche  daraus  ihn  an- 
schauten mit  den  stillen  äugen  der  geschichte,  andere 
mit  den  seligen  der  liebe.  Stifter  {studien  l:  das  haide- 
dorfi)  1,199  Sauer;  ebenso  178; 

vergebens  hegten  Amphitritens  nymphen  weit 
im  ocean,  in  Aussen,  Dächen,  bis  zum  fels 
hinauf,  gewimmel  leicht  bewegter  wunderbrut. 

Götue  {theaterreden:  prolog.  Halle, 
den  6.  august  1811)  11,"  371; 


GEWIMMEL  2,  b  (erde-,  welt-gewimmel)      5836 

und  wir  schweben  nach  den  höhen, 
wo  die  jungen  lerchen  singen, 
wo  der  Sphären  töne  klingen; 
in  der  seligen  gewimmel 
trägt  er  uns  durch  sieben  himmel 
bei  der  Sternenlichter  schein 
grad'  in's  paradies  hinein. 

WiLH.  Müller  {die  reise  in's  paradies)  ged.  161 
Hatßeld. 

vgl.  seelgewimmel  theil  lO,  l,  sp.  46 ;  vgl.  gewimmel  der 
götter  (Göthe.  F.  Schlegel  S.M.);  Phoebus  gewimmel  (s.o.); 
der  töchter  des  Oceans  (Wi bland  s.  ti.);  traumgewimmel 
(Gerok). 

ß)  ungewöhnlich  iceit  ist  der  kreis  concreter  Vorstellungen, 
an  die  der  neuere  Sprachgebrauch  das  Verbalsubstantiv  an- 
knüpft, es  sind  zwei  richtungen,  in  denen  die  Vorstellung 
einer  lebhaften,  regellosen,  gedrängten  beivegung  nahe  ge- 
bracht wird,  auf  der  einen  seite  rege  menschliche  thätig- 
keit,  die  die  objecte  in  bewegung  setzt,  auf  der  anderen 
Seite  die  naturgewalten ,  deren  %oirkungen  im,  bilde  eines 
gewimmeis  erfaszt  werden. 

l))  das  erste  gilt  am  reinsten  von  der  so  häufigen  an- 
knüpfung  an  umfassende  Vorstellungen  wie  erde,  weit  u.  a., 
bei  denen  das  Verbalsubstantiv  nicht  so  sehr  die  sinnlich 
loahrnehmbaren  Veränderungen  und  beivegungen,  als  die 
durch  den  irdischen,  iceltlichen  rahmen  begrenzte  thätigkeit 
des  menschen  kennzeichnet. 

was  ruft  der  erde  gewimmel 
hinauf  ins  selige  grab.    Rückert  358; 
und,  als  strömt'  aus  gottes  offnem  himmel 
tugendkraft  auf  mich  herab, 
werd'  ich  fliehen  und  vom  erdgewimmel 
fernen  meinen  pilgerstab. 

Höi.ty  {die  laube)  ged.  109  Halm,  ebenso  {trauer- 
lied)  114.  {dertod)  94,  s.  oben  theüS,  sp.  770; 
nein !  freut  euch,  dasz,  wenn  aus  dem  erdgewimmel 
ihr  euern  blick  nun  über  wölken  hebet, 
ihr  dort  auch  lächeln  seht  bekannte  züge. 

Friedr.  Rückert  (liebesfrühling :  Agnes  29)  1,  349, 
ebenso  2,  514; 

der  mensch  lacht,  wenn  man  ihn  lobt;  lacht,  wenn  man 
ihn  schilt;  ich  glaube  er  würde  lachen,  wenn  man  ihn 
prügelte,  ja,  wer  zu  allem  in  dem  gewimmel  der  weit 
lachen  könnte,  was  ihm  lächerlich  vorkommt!  Bräkeh 
der  arme  mann  im,  Tockenburg  271  Bülow; 

schon  hier  vereint  in  lieb'  und  recht 

sei  aller  weit  gewimmel! 

wir  sind  ja  eines  staubs  geschlecht, 

bedeckt  von  einem  himmel. 

JoH.  Heinr.  Voss  {Luise  1)  1, 19  Hempel; 

tief  unten  der  weit  gewimmel, 

forst,  flur  und  stromeslauf, 

und  oben  thut  der  himmel 

die  goldnen  pforten  auf.    Freiligrath  Nebo; 

ich  bin  gestorben  dem  weltgewimmel, 

und  ruh    in  einem  stillen  gebiet. 

ich  leb'  in  mir  und  meinem  himmel, 

in  meinem  lieben,  in  meinem  lied. 

Friedr.  Rückert  {liebesfrühling  5,  29)  1,  567 
(1,  57)  1,  396 ; 

anders  das  folgende: 

es  zücket  und  schimmert  das  weltengewimmel 
mit  feierndem  leben  von  nah'  und  von  fern  I 

F.  L.  v.  Stolberg  lobgesang,  s.  werke  der  hrüder 
Stolberg  2,  95. 

dagegen  vgl.:  ich  habe  mich  wohl  gehütet,  in  dem  ge- 
wimmel des  lustigen  lebens  darüber  zu  moralisieren, 
E.  M.  Arndt  bruchstücke  einer  reise  durch  Frankreich  2; 
ebenso  {s.  u):  gewimmel  des  lebens  (Eighendorff),  des 
weltlaufs  (Gerok). 

2))  bei  der  engeren  beziehung  auf  örtlichkeiten  kreuzen 
sich  die  richtungen. 

a))  ausschlaggebend  ist  die  menschliche  thätigkeit: 
nicht  durchlief  ihr  blick  die  reihen  der  schiffe,  der  zelte, 
süähete  nicht  im  gewimmel  herum  des  geschäftigen  lagers. 
'^  .  Göi'HE  {Achillets)  iO,  360; 

drum  wandl'  ich  auch  in  süszem  frieden 

durchs  leben  hin, 

geh'  immer,  in  der  brüst  den  himmel, 

geraden  pfad, 

durchtaumle  niemals  das  gewimmel 

der  goldnen  stadt.    Hölty  {der  misogyn)  90  Halm; 

er  lehnte  sich  jetzt  aus  dem  groszen  fenster  und  über- 
schaute das  gewimmel  der  lebhaften  strasze.  Tieck 
{dichterleben)  18, 133. 

b))  ausschlaggebend  ist  die  bildioirkung  der  objekte:  'nun 
lasz  gehen',   sagte  Clarissa  lächelnd;    —    über  dem  ge- 


5837      UEWIMMEL  «,  6  (der  lichter,  flocken) 


GEWIMMEL  >,  b  (der  töne,  empflndungen)      583$ 


wimmcl  dicKcrwRIdor.soeen  und  knochen  (drintfrertäMung) 
lint  dir  dioHO  roso  (iler  »tirketei)  ein  häüzlich  ook  !>•• 
kommen'.  Snt'TKit  (»Indien  l :  det  horhipalä  1)  1,  SM  Sauer; 
dna  crKtc  wur  cino  grosze  «ladt  von  oben  Resohon ,  mit 
oinom  (^üwimmel  von  häuscrn,  thUrmon,  kalhedralen,  im 
mondliclitc  Hoiiwimmend.  (der  condor  4)  1,  86;  zur  rechten 
iibor  lebt  und  leuchtet  nliox  vom  üewimmol  hollrotiier 
ziegcldiichor.  Am.mkiih  margchenhtteh  196; 

o  beilitror  abend, 
mit  Htornon  boii&'t, 
wiu  bebiicb  und  lab«nd 
dein  bauch  mich  umweht  I 
vom  kindcrgolUmmnl 
vom  lichtoreowinimel 
Bursuhau  ich  /.um  hinimel 
in  loisem  gebet. 

Kari.Gkrok  p<ümblätteT{amhl.abend)  117. 

3))  dieaer  zweite  zug  macht  »ich  natürlich  in  der  beoboeh- 
ding  der  Hatitreischeinunijen  geltend:  ihr  habt  einen  be- 
wunderungswürdigen grifT,  immer  neun  reize  aus  dem 
gcwimmel  der  naturerscheinungen  hcrauH/.uhcben.  Vohz 
an  Hiirger  (W.  8.  1777);  atmn»phiirische  beteegnngen  leie  der 
ioolkei\flug.  die  Schneeflocken,  gelegentlich  auch  staub  und 
H'imserbetcegung ,  latinen  nelten  dem  begriff  der  bcweglicli- 
keit  auch  den  der  fülle  und  de«  regellosen  hervortreten, 
dieser  überwiegt  bei  fdatt  xtnd  laub.  das  gleiche  mometit 
bildet  %ool  auch  den  anknüp/ungsptmkt  bei  der  viel  ange- 
sogenen sternicelt. 

(i))  im  feld  sie  sahen  mit  gowimel, 

nun  gehn  den  dicken  staub  f>en  himol, 
die  reutcr  brachen  ein  mit  oil, 
in  iQITlen  fuhren  her  die  pfcll. 

Spreng  über*,  d.  Atneit  (IS,  407 Jf.  jam  fvlvert 
caelutn  itare  videiä)  863*; 
und  das  wolkcngowimmel,  das  drauszen  flieht, 
ass'  ich  kIniiKlos  und  rühllos  TOrOberziehn. 

S'ii(A<'ii\viTZ  {a\t*  dem  nacMasx:  UcMfjedanken 
bei  nacht)  iied.*  880  Weinhold; 

das  gewimmcl  der  Schneeflocken  wurde  dichter,  sie  sahen 
ihn  noch  in  die  stadt  hingehen.  Tiikoi>oh  Stohm  (unter 
dem  tannenbaum)  l^^fiS»;  und  da  sind  sie  alle  aufgestan- 
den, aber  dem  einnehmer  hat's,  wie  er  aufstand,  vor  den 
niigcn  wie  schneegewimmel  im  stürme  gellirrt.  E.  Hki.- 
MKH  prim  Rosa  Stramin  (cap.  14)  71  Briimmer;  vgl.  auch 
schattenpowimmcl  tJieil  8,  sp.  22.'»7. 
b))  frische  llur,  du  reiner  hinunel, 

frischer  athm'  ich  hier  und  reiner, 

kaum  bowuszt  der  weit  und  meiner, 

vom  {tewimnicl 

dos  baums  umweht. 

Jon.  Hrinr.  Voss  (fändl.  $UIU)  848*; 

bell  durch  laub^ewimmcl 

blinkt  der  frUhlingshimmel.     Mattmi.süon  ged.  180; 

ebenso  Vosz  s.  t/ieil  G.  sp.  296.    vgl.  gewimmel  der  blätter 
(Platen  s.  «.); 

denn  orscbliesxt  ihr  nicht  die  thttr 

r.M  dos  frtiblinfrs  hlumcnhimmei? 

hinter  euch  dnln)*!  ein  gewimmel 

lichter  kindor  sicti  horfUr. 

O.  H.  V.  LoKBBN  (Mmmettchliutcl)  ged.  &3  Pisttn; 

könnt'  ich  schwinKon  mich  als  rast 

mit  den  vuL'cIn  unter'ro  bimmel, 

sucht  ich  aiiilorn  landes  rast, 

das  XU  meinem  sinno  paszt, 

wo  in  blUth'  und  strahlgewimmel 

nicht  der  tag  so  trüb'  verblas/t. 

Frif.db.  HürKERT  (i'ia  regentcctter)  S,  400; 

vql.  bliUcngcwimmel  thvil  i,sp.  179 ;  er  bisz  sich  auf  die  lippen 
und  schaute  vor  sich  hin  in  das  gewimmcl  crgrUnendcr 
bliittchen.    Hkumann  Suokhmann  der  httzensteg  [\f)9i\; 
die  blumcn  7.ionilicb,  wie  im  waKlc  diese, 
doch  crüniiellislrnHig  jeder  tropfen  thau. 
und  (Vber  der  kouicuron  lu.stjrowimniel 
slnnii  taubciihai(>i;;-schillertultner  hinimel. 

K.  Immkrmann  (.Verlin;  der  Orat)  4,  .iSO  .Vaijne. 
I'))  nicht  der  Siebter  ginnzgowimmel 

7.oii;t  dos  lirmanicnlcs  höh', 
und  dem  stemenlosen  bimmel 
klagt  er  das  voratockto  weh. 

Pi^TKN  gcUgcnhritfged. :  sunt  Ubewotd)  1,  471 
Redlich; 
wölken  wie  die  midgarschlange  rccken>ich  am  dunklen  himmel, 
auf  die  welszo  winterdecke  blickt  Arktur  im  sicmgcwimmcl. 
Herm.  Linoo  (depharUcnKandcrung)  ged.  i*.  887; 
den  wald  lasz  rauschen,  im  gewimmcl 
entfunkcin  lasz  der  stemo  rcib'n; 
du  hast  die  erde,  hast  den  himmel, 
und  deine  geister  obendrein. 

ÄNNErrB  V.  Drostb  igemiith)  3,  346  KrcHen; 


vgl.  {a.  u.)  gewimmcl  der  sterne  (ROckrrt.  Wiri^nd); 
■torngewimmel  (G.  Kinkki.). 

4))  auch  auf  die  teilen  einer  aekrift  oder  eiste»  drueke»  wird 
die  Vorstellung  des  gewimmeU  belegen;  e$  henmetfeknei  den 
ersten  eindruek.  den  die  noch  ttielUfegUederhfUUderhttek- 
Stäben  hervorruft,  daran  kni^en  übertrof^ngen  s  Uk  <li«Mm 
gewimmel  totsr  bachst«b«n  (dir  MM)  tnaf  jener  dtlagnuii' 
matikuB  und  magitter  seine  kOntte  treiben,  er  kann  ebenso 
nutzreich  den  »and  der  wüste  umworfeln,  e«  wird  kein 
lebendiger  quell  entflieszen!  (ioiTfit.  Kki.i.kr  Zihrieherna- 
vellen:  Urstda;  vgl.  auch  scliwilrzlichet  gewimmel  ep.tMi; 
wisse  also,  dasz  ich  mich  ct>en,  dem  groszen  Apollo  sei 
dank!  durch  ein  buch,  o^Icr  vielmehr  ein  gcwimmel  von 
citationen  durchgearbeitet.  Hkhüicr  {krit.  teiUdert)  t.Ui; 

6))  vereinzelte  beziehungen  ait/^ eonenta:  ala  die  wegevon 
den  herbeieilenden  zurUckgelegt  worden  waren,  m  gab 
es  im  schloKzhofe  ein  gewimmel  von  färben,  figaren. 
von  glänz  und  schimmcr,  welches  würdig  zu  beschreiben 
eine  geschicktere  fcder,  als  die  unsrigo  ist,  kaam  ver- 
möchte. Immi-.umann  (epigonen  4, 10)S, aoe  Mayne; 

fem  dann  grflsztc  der  Us<;ber  vom  bacb,  und  zeigt'  aas  tea 

kahne 
einen  gewalligon  aal ,  der  blank  an  der  soon«  sich  luawaad. 
und  den  erhobenen  harnen ,   belebt  von  schepeen  gewtauael. 
J.  H.  Voss  (hmUe  Vii.» Hempd; 

die  löfTel  waren  von  silber  und  das  übrige  besteck  be- 
stand aus  den  trümmcrn  früherer  herrlichkcit,  hier  ein 
mcsser  mit  einem  elfenbeinhcfte.  dort  eine  kurz  gezackte 
gabel  mit  emnilgriff.  aus  dem  gewimmel  dieser  Zierlich- 
keiten ragte  das  ungeheure  brot  wie  ein  borg  empor. 
der  grüne  Heinridi  8. ». 

v)  unter  den  Übertragungen  des  ettbstantirs  ist  die  mif 
akustische  beioegungen  schon  oben  erwähnt.  <laiis6sn  «mmM 
sich  vor  andern  die  besiehung  atif  regungen  de»  getnüte» 
und  der  empfindungsweit  geltend,  in  beiden  fSUen  bildet 
dfu  wirre,  regellose  den  anknüpf ungspunkt. 

l))  die  töne  wiegten  sich  und  schwollen  und  wurden 
ein  gewimmel,  und  plötzlich  sang  eine  männerstimme 
darein.  Stifter  (strtdien  l:  fddblutnen  15)  l.  14ä  Sauer; 
auf  einmal  fielen  in  einem  ganz  wunderbaren  raschen 
tempo  wirbelnde,  schneidende  töne  ein,  und  zaictzt 
sprudelte  daraus  ein  gewimmel  von  lauten  hervor,  als 
wollten  rhythmus,  worte.  musik  einander  auflieben  und 
vernichten.  Immekma.nn  (epigonen  7, 14)  4,99  Magnc. 

die  hohen  gOtter  balten  rath, 
i>«8tUrzung  ist  im  bimmel ; 
denn  schwirrend  von  der  erde  naht 
von  stimmen  ein  gewimmel, 
die  stimmen  rufen  all  so  laut 
dass  fast  davor  den  gOltem  graut. 

Pribdr.  ROckbrt  (teitged.  1816^7 :  der  gätUr 
rath)  1,170; 
g\)  den  inbef^tf  der  Schönheit  hab'  ich 

gesch'n  in  einer  binme. 
mein  leben  und  mein  lieben  gab  ich 
ihr  still  zum  cicontbume. 
die  Phantasien  aller  himmel 
bab   ich  auf  sie  getrftufet. 
und  der  emplindangen  gewimmel 
als  dud  um  sie  gebllufet.    (liebesfruhtinif  i,sa)  \,VHi; 

ein  gewimmel  verwandter  gefUhIo  begleitete  ihn  za  der 
(nach  seiner  meinung  unglücklichen)  braut  seines  —  vaters 
und  dieses  fUrsten.  Jean  Paul  (TUsn  S)  SS. 98;  vgl.  (».  u.) 
gewimmel  wirrer  triebe  (Arndt);  der  quälen  (Schuhart); 
der  gcdanken  (0.  H.  v.  Loedkn);  der  besoffene  dienst- 
mann wurde  entfernt;  nicht  entfernt  atwr  wurde  das 
gewimmel  menschlicher  eitelkeiten,  eifersüchtcleien  und 
intrigucn,  das  sich  innerhalb  der  einzelnen  konkurrenz- 
vercine  und  komissionen  erhot>en  halte  und  su  immer 
freudigerer  blUte  gedieh.  H.  Hks.or  Feier  Omnensind  IM; 
f)  andere  abstraetionen  sind  hier  naturgemiu  eeUener: 

an  ja    roervoll,  durch  glaut>onszwaa(  «asIsOt, 

geha      in  Öde  Rnstemis»«, 

lag  Deutacbland  einst  .  .  . 

doch  mit  br.llgliiixendem  panier 

stieg  wei.^heit  wieder  von  dem  bimmel, 

mit  ihr  der  fiiede;  da<i  gowimmel 

der  Jummheit  floh ;  di«  nacht  verschwand ;  die  tbflr 

das  ölend*  ward«  sareriagelt. 

QOTTBa  (mittel  vber  Ote  startgeisttrH)  ged.  1. 4S7. 

e)  schon  aus  dem  bieherigen  ergiebt  eiA  eine  mannigfaltig' 
keit  der  Verbindungen  des  sttbstantirs  mit  verbis;  audk 
hier  treten  eich  formen  gegenüber,  die  —  rfwrcA  die  eigen- 
art  des  Substantivs  begünstigt  —  häufiger  wiederhdiren. 


5839      GEWIMMEL  2,  c  (Verbindung  mit  verbis) 


GEWIMMEL  2,  d  (Verbindung  mit  adjectiven)     5840 


und  andere,  die  als  Schöpfungen  eines  freien  kühnen  stils 
vereinzelt  stehen,  viel  belegt  ist  die  lockerste  form  der  an- 
gliederung  im  selbständigen  nominativ  oder  accusativ: 

heitern  Weinbergs  lustgewimmel 

fraun  und  männer,  thätig,  bunt, 

laut  ein  fröhliches  getümmel, 

macht  den  schätz  der  rebe  kund. 

GÖTHE  (nacMasz:  an  personen)  4,  302  Weimar. 

dazu  vgl.  11,  371,  ebenso  (aus  b  und  d)  die  belege  für  Pkae- 
TORius,  Herder,  Kant,  K.  Ph.  Moritz,  F.  Schlegel, 
GRiLLPARZER,RÜGKERT(meZ/acA),  Hoffmann  v.Fallers- 
LEBEN,  BoDENSTEDT,  Freiligrath ,  F.  Heyse;  damit 
stimmt  überein,  dasz  solche  verba,  die  mehr  der  syntak- 
tischen function  als  einer  eigentlichen  bedeutung  dienen, 
ganz  zurückstehen  (es  giebt  ein  gewimmel,  ein  —  ist  zu 
sehen),  aiich  allgemeine  verba  (ein  gewimmel  finden,  sehen, 
anschauen)  sind  tcenig  beliebt  (nicht  belegt  ein  gewimmel 
machen) ;  wie  weit  die  freie  Verbindung  mit  verbis  in  ver- 
einzelten fällen  über  den  näheren  bedeutungskreis  des  Sub- 
stantivs hinausgreift,  zeigen  Wendungen  wie:  ein  gewimmel 
ruft,  irrt,  wirkt,  schlieszt,  trinkt  lebensmuth.  des  gewim- 
meis  satt   sein,  dem   gewimmel  etwas  vertrauen,   dem 

—  abgestorben  sein: 

alles  weiszt  du,  was  der  himmel, 
alles  was  die  erde  trägt, 
und  verbirgst  nicht  das  gewimmel, 
wie  sich's  dir  im  busen  regt. 

GÖTHE  (west-östl.  divan :  das  sctienkenhuch)  5,  222. 

«)  der  hauptgebrauch  fällt  auf  verba  der  beioegung  und 
zwar  für  alle  richtungen  und  färbungen : 

ein  knäuel,  ein  verworrener,  von  (gestürzten)  jungfraun, 

durchwebt  von  rossen  bunt  .  .  . 

ha !  wie  sich  das  gewimmel  lustig  regt ! 

wie  sie  die  spiesze  sich,  die  helme  suchen, 

die  weithin  auf  das  feld  geschleuderten ! 

H.  V.  Kleist  (Pentheeüea  3,  Ml)  2,  40  Erich  Schmidt. 

vgl.:  das  gewimmel  munter  halten;  das  gewimmel  fliegt, 
schieszt,  wickelt  sich  durch,  flattert,  schwebt,  stösst, 
leert  das  haus,  erfüllt  das  haus ; 

gleich  gespenstern,  stumm  und  hohl  und  hager 
zieht  in  schwarzem  todenpompe  dort 
ein  gewimmel  nach  dem  leichenlager. 

Schiller  (eine  leichcnphantasie)  1, 106. 
dazu  vgl. :  das  gewimmel  zieht  heran,  fort,  vorbei,  vorüber, 
ab;  naht,  begleitet,  umgiebt  mich,  drängt  sich,  wird  her- 
getrieben ;  vgl. :  dann  kam  erst  recht  das  ganze  gewimmel 
seiner  inneren  gestalten  daher  und  bevölkerte  die  haide. 
Stifter  (studien  i:  das  haidedorf  l)  1, 178  Satier;  so  fand 
sich  in  diesem  unansehnlichen  dort  alljährlich  ein  groszer 
menschenschwarm  zusammen,  und  .  . .  schwoll  das  fest- 
gewimmel  an  den  rasenabhängen  der  nahen  hügel  hinan. 
P.  Heyse  buch  der  freundschaft:  siechentro.9f ;  vgl.:  das 
gewimmel  drängt,  sprudelt,  wird  dichter;  das  gewimmel 
in  den  lüften  hatte  sich  allgemach  beruhigt.  Th.  Storm 
ein  grünes  blatt  (1, 105).  vgl.  auch:  das  gewimmel  der  em- 
pfindungen  häufen. 

ß)  auch  bei  der  loseren  angliederung  in  der  form  der 
präpositionalverbindung  übenmegt  die  Vorstellung  der  be- 
wegung ,  die  namentlich  die  reihe  der  mit  dem  accusativ 
verbundenen  Präpositionen  anschwellen  läszt.  freier  und 
weiter  ist  deV  kreis  bei  den  viel  gebrauchten  verbindtcngen 
mit  in,  bei,  am. 

1))  weit  hinter  ihr  gehend  folgte  er  ihr,  wenn  sie  die 
kirche  verlassen  hatte,  und  sah  die  schwarze  gestalt 
durch  das  gewimmel  des  platzes  gehen,  sah  sie  durch 
einen  theil  der  belebten  gasse  schreiten.  Stifter  studien 
(das  alte  Siegel  2)2,  2di;  vgl.:  sich  durch  das  gewimmel 
durcharbeiten,  durch  das  —  blinken,  schweben;  das  — 
durchtaumeln;  sich  durch  das  —  verführen  lassen,  gegen 
das  —  abstechen;  in  das  —  tragen,  sich  stürzen;  in  das 

—  sehen,  schauen;  das  —  überschauen;  über  das  — 
sehen;  auf  das  —  herabsehen,  blinken;  an  das  —  denken 

2))  es  regt  sich,  ist  erregt  vom  gewimmel;  belebt,  be 
deckt,  umweht,  umschwärmt,  entfernt,  fern  vom  ge 
wimmel ;  es  leuchtet,  erschallt,  ist  betäubt  vom  gewimmel 
aus  dem  gewimmel  ragen,  erwachsen,  brechen,  funkeln 

3))  mit  gewimmel  sich  regen,    rufen,  sich  verbinden 
der    staub,    die   stadt    mit   ihrem   gewimmel;    zum   ge 
wimmel  den  blick  wenden,  schauen,  verschwimmen.  — 
und  wenn   er  nun  so  einsam  dastand,    so  gab  ihm  der 
gedanke,  dasz  er  dem  gedränge  so  ruhig  zusehen  konnte, 


ohne  sich  selbst  hinein  zu  mischen,  schon  einigen  ersatz 
.  . .  allein  fühlte  er  sich  edler  und  ausgezeichneter,  als 
unter  jenem  gewimmel  verlohren.  Moritz  Anton  Heiser 
(3)  243;  vgl.  auch  H.  v.  Kleist  (s.  u.). 

4))  die  bevorzugte  präpositionalverbindtmg  ist  die  mit  in : 
im  gewimmel  sich  erheben,  fliegen,  vorüberziehen,  vorüber- 
drängen, tanzen,  fallen,  sich  halten,  kämpfen,  ein  bild 
zeigen,  aufhören,  schlafen,  stehen,  vergehen; 

nur  thoren  suchen  im  gewimmel 
die  freude,  die  den  lärm  nicht  liebt. 

F.  L.  Stolberg  (an  Kaiserling)  1,  437; 

er  starrte  den  lockeren  Schneeflocken  nach,  die  oft  so 
ratlos  hin  und  her  trieben,  als  gäbe  es  darunter  welche, 
die  im  gewimmel  der  andern  sich  ebenso  verloren  suchten. 
W.  Hegeler  pastor  Klinghammer  i62; 

diese  waren  bisher  der  jammernden  mutter  verloren ; 
aber  gefunden  hatte  sie  nun  im  gewimmel  der  alte, 
und  sie  sprangen  mit  lust,  die  liebe  mutter  zu  grüszen. 

GÖTHE  (Hermann  u.  Dorothea:  Erato)  40,  312; 
die  lieb,  ein  brausend  meer,  wo  im  gewimmel 
vieltausendfältig  wog'  an  woge  schlägt ; 
freundschaft  ein  tiefer  bergsee,  der  den  himmel 
klar  wiederspiegelnd  in  den  fluten  trägt. 

Geibel  (die  beiden  engel)  1^,  16 ; 
da  nahm  die  frau  ein  messer 
und  schnitt  den  käs  entzwei, 
sie  strich  den  ganzen  Schimmel, 
die  maden  im  gewimmel, 
auf's  brod,  und  asz  es  frei. 

Friedr.  Rückert  (kriegerische  spott-  u.  ehren- 
lieder:  der  schweizerkäs)  1,  215; 

d)  die  auffussung ,  der  der  gebrauch  des  substantijs 
entspringt,  erhellt  noch  mehr  aus  den  reich  belegten 
typen  der  Verbindung  mit  adjectiven;  auch  sie  geben  dem 
moment  der  beivegimg  in  ähnlicher  mannigfaltigkeit  räum 
wie  die  eben  betrachteten  Verbindungen  mit  verbis.  daneben 
kommen  auch  andere  dein  bedeutung sinhalt  des  Substantivs 
angehörende  züge  zur  geltung ,  so  die  der  fülle  und  der 
regellosigkeit.  im  gegensatz  zu  andern  mit  gleichem  suffix 
abgeleiteten  Substantiven  ist  die  verbalthätigkeit  gerade  bei 
gewimmel  kaum  irgendwie  als  ividrig  oder  nutzlos  gekenn- 
zeichnet, die  beliebtesten  attribute  wie  bunt,  fröhlich,  lieb- 
lich deuten  vielmehr  auf  entgegengesetzte  beurtheilung.  neben 
diesen  mehr  steigernden  oder  schmückenden  beiivörtern  sind 
die  adjectiva,  die  einen  netten  zug  in  den  bedeutung  sinhalt 
einführen,  verhältnismäszig  selten. 

a)  die  attribute  heben  einen  im  bedeutung  sinhalt  des 
Substantivs  gegebenen  zug  hervor:  steigernde,  schmückende 
beitvorte. 

l))  und  wenn  ich  nachts  am  stemgestickten  himmel 

dem  vollen  mond  ins  antlitz  seh', 
und  ach !  im  stürmischen  gewimmel 
der  quälen  fast  vergeh. 

Schubart  (meinem  erlöser)  295  Hauff; 

lasset  uns  schlingen 

dem  frühling  blümelein  zum  kränz ! 

lasset  uns  springen, 

heisza,  zum  tanz ! 

blumenpracht,  laubesduft,  reges  gewimmel, 

sang  und  klang,  Sonnenschein,  heiterer  himmel. 

Hoffmann  v.  Fali.ersleben  ii  Jahreszeiten  1,12) 
2,  327  Gersienberg. 

unter  so  sanften  gesprächen  erhoben  sich  die  väter  von 
Abdera  in  eilfertigem  aber  friedsamem  gewimmel  vom 
rathhause.  Wieland  (Abderiten  2,  l)  19,  236;  und  schauten 
...  in  das  hastige  gewimmel,  das  sich  besonders  auf  dem 
marktplatz  um  die  alte  kirche  herumtrieb.  Paul  Heyse 
neue  moral-nov. :  (er  soll  dein  herr  sein);  schweigend  stellte 
er  sich  an  den  thürpfosten  und  blickte  auf  das  unruhige 
gewimmel;  die  menschen  kamen  ihm  wie  narren  vor  .  . . 
jeder  sah  nur  auf  seine  dirne  und  drehte  sich  mit  ihr 
im  kreis  herum.  Th.  Storm  (der  schimmelreiter)  7, 188. 

2))  in  dem  schwärmenden  getümmel 

grosser  angefüllter  städte   lasz,   mit  drengendem  ge- 
wimmel, 
den  zusammenflusz  von  menschen  mit  der  orgel  tiefem 

klang, 
stimme,  ton  und  schall  verbinden  (covcourse  of  men). 
Brockes  Thomsons  Jahreszeiten  {lobgesang  90)  539 ; 
im  heitern,  drängenden  gewimmel 
begleitet  von  der  scherze  chor 
fliegt  lächelnd  durch  die  stillen  himmel 
die  freude  seinem  (des  Hesperus)  wagen  vor. 

H.  C.  BoiE  an  den  abend  (Göitinger  musen- 
almanach  1770  neudr.  s.  94) ; 


5841        GEWIMMRL  2,  r/ (zahllow»,  bunU») 

ein  beispielloser  aufruhr,  eine  Verwirrung  ..  .  folgte  auf 
dienen  ruf.  vollt  und  |mtri/ier,  gciiitliche  und  laien  . .  . 
drilngten  Hich  blindlingK  den  auHgilngen  zu,  und  nur  der 
grei«  auf  der  kanzel  droben  sah  mit  nnemchUtterlicher 
würde  auf  das  angHtvollo  gewinimel  herab.  Paul  Hkyhf. 
ital.  nov.  l:  Andrea  Dtljin. 

8))  er  sähe  da  die  priestor  mit  ihren  aohwarzen  mänteln 
und  kragen  die  treppe  hinaufitleigon,  und  nein«  mitsohüler 
versammelt,  und  prilmicn  unt<>r  sie  auMthoilon,  und  dann 
wie  ein  jeder  wieder  nach  hauHe  ging  . . .  alles  da«  sich 
durchkreuzende  gewinimel.  K.  Pii.  Mdkit/  Anton  Rei»fr 
(8)843;  hcrr  Wright . . .  hat  mir  zuonit  anlaaz  gegeben, 
die  nxKtcrno  nicht  als  ein  ohne  sichtbare  Ordnung  zer- 
streutes gewimmel,  sondern  als  ein  system  anzusehen, 
welches  mit  einem  planclischen  die  gröszto  ähnliohkeit 
hat.  Kant  {allgein.  natur  ■  geaeh.  1755  rorr.)  1,931  auag.  d*r 
akademie;  einseitiger  gegner  der  für  grosze  fruchtbare 
Probleme  nicht  mit  bcRonncner  gcichrsamkeit  ausgerüsteten 
'Symbolik',  verspottet  er  {(iiithe)  Creur.or«  und  Schellings 
mythologie  in  parodischcn  zitaten  über  die  Kahiren,  vers 
für  vers  einen  kommentar  erheischend,  vertraut  aber 
dem  vielverschlungcnen  gewimmel  seine  eigene  ansieht. 
Kit  ICH  Schmidt  rinl.  z.  Faust  II  {Jubiläumsausgabe). 

4))  und  die  romane?  ~  truter  himmell 

wo  fing'  ich  un,  wo  hfirt  ich  auf 
in  diesem  zahllosen  frowimmel? 

Götter  (die  fiucht  der  Jugend)  ged.  1,  464; 

doch  der  zarfickgelassenen 
unzUhüirea  i;«wiinniel 
schwebt  lanfre,  gleich  amphibion, 
hier  zwischen  holl'  und  nimmel. 

A1.01.S  Blumaubr  VirgiU  AenHt  (6,  >)  >,  99; 

heran  dort  stOrzten  die  vßlker. 

wie  wenn  schaaren  der  bicnen  daheniehn,  dichtes 

gewimmels, 
aus  dem  gehnhieten  fels  in  beständigem  schwärm  sich 
erneuernd  .  . .  (jteXtoadwv  ditvämt-). 

Vosfl  (Uiat  9, 87)  4, 88  Hempd; 

wie  aus  jroschwärzter  luft  die  heuschreckwolka 
herunterlallt  und  mcilenlang  die  folder 
bedeckt  in  unabsehbarem  gewimmel, 
so  gosz  sich  eine  kriegeswolke  ans 
von  Völkern  über  Orleans  gefilde. 

Scnu.LKK  (juniifrau  v.  Orleans,  proloff)  13,  IflO; 

nebenan  ist  ein  garten  . . .  der  unter  76  pächter  vcrtheilt 
ist  .  .  .  auf  diese  art  ist  ewiges  gewimmel  arbeitender 
menschen  zu  sehen ,  welches  einen  fröhlichen  anblick 
gibt.  Scnii.i.Ei«  Ain>/e  1,8««;  ich  ginge  auf  und  ab  oder 
öffnete  die  glasthUren,  die  auf  den  balkon  führen,  triite 
hinaus,  liesze  mir  die  töne  nachrauschen  und  sHhc  über 
das  unendliche  funkengcwimmel  auf  allen  blättern  und 
Wipfeln  unseres  gartens.  Stiftkh  (studien  \:  ffldblumei\  2) 
1,48;  als  sie  sahen,  wie  der  kampflustige  erzbischof, 
alle  beute  verschmähend ,  weit  den  andern  voraus  mit 
nur  sieben  fahrzeugen  das  grosze  gewinnnel  vor  sich 
hertrieb.  Daiii.mann  gesch.  r.  Dänemark  (ß.i)  1,S29. 

^1)  der  harem  thut  sich  auf,  und  zeigt,  in  vollem  putz 

und  buntem  lieblichen  irewimmel, 
ein  wahres  biid  von  M.Tlioms  lust'gem  hinimel. 
herr  IlUon  liis/t  die  dunien  all'  im  ürhiitz 
der  schönen  herr'n.     Wiki.and  {Oheron  8,  öl)  22,  12ö; 

aber  ich  liesz  mir  endlich  deren  {der  masehinen  tum  IncJis- 
Jiing)  gebrauch  von  einem  jungen  kaufmannsdiener  er- 
klären, der  in  dem  bunten  gewimmel  sich  vor  allen  an 
mich  hielt ,  und  allerlei  gespräche  anknüpfte.  F.  X. 
Bronner  leben  2, 1O8; 

aus  dem  hohlen  finstem  thor 
dringt  ein  buntes  gewimmel  hervor. 

Göthb  (Faxut  1)  18,58; 

wende  nun,  o  geliebte,  den  blick  zum  bunten  gewimmel, 
das  verwirrend  nicht  mehr  sieh  vor  dem  geiste  bewegt. 
jede  pflanze  verkOndet  dir  nun  die  ew'gen  gesetse, 
jede  blnme,  sie  spricht  lauter  und  lauter  mit  dir. 

(mrtamoriyhote  der  pflanzen)  1,  328; 
und  der  alten  gStter  bunt  gewimmel 
hat  sogleich  das  stille  haus  geleert. 

(diebra\a  r.  Cortnth)  1,  844; 

denn  das  ist  der  anfang  aller  poesie,  den  gang  und  die 
gcsetze  der  vernünftig  denkenden  Vernunft  aufzuheben 
und  uns  wieder  in  die  schöne  Verwirrung  der  fantasie. 
in  das  ursprUnftliche  chaos  der  menschlichen  nalur  zu 
versetzen,  für  das  ich  kein  schöneres  symbol  bis  jetzt 


GEWIMMEL  t,  d  (farbiges,  frobn)       5842 

kenne,  als  da«  bunte  gewimmel  der  alten  gStter.  Fr. 
ScHi.KOF.i.  {gespräek  über  die  poesie:  red«  über  die  mgOuh 

loffie  . . .)  5',  804 ; 

mit  sAinMi  stolsen  p«llst«n 

nnd  hluMm  ohne  sabl. 

aua  dem  bantoa  ■teaeenwmwfaaiBel 

anf  mirkton  aad  banr. 

Fr.  Booknmtbot  MtreaBekut^!  absMed  9.  Ti/Us; 
setzte  der  von  Alexandria  kommende  lloyddampfer  ein 
Individuum  auf  dem  molo  von  Trieat  ab.  welches  eich 
durch  manche  tonderlichkeit  im  buntem  gewimmel  der 
übrigen   Passagiere  auszeichnete.  W.  RAAnr.  A'tu  Td/an 


1.  cap.; 


and  weil  ich  stund  am  itben  raad, 
stieaz  mich  hinab  die  reusawand 


der  meng«  bunt  gewimmsl: 
da  haschten  mich  die  wölken  aof 
und  trugen  mich  hinauf,  hinauf 
in  ihren  schfinen  himmel, 

Plate»  (sMm)  t,  48  . 

nnd  ich  seh  vor  mir  mein  strebMi 
licht  und  unvergftnglicb  schwelMii 
durch  des  lebens  bunt  gewimmel. 

ElciiENDORFF  (diehterfrüMUnff)  I',  71; 

wir  beten  Ja  zu  einem  gott  im  himmel, 

der  alle  unsre  sprachen  kann  vereinen, 

der  gibt  den  geist  der  eintnicht  unsrvm  achwalle, 

dast  so  in  freuden  unser  bunt  gewimmel 

zusammenwirkt,  noch  besser,  al»  u-ir'i  meinen. 

Fribdr.  RCckert  {gehami»ehe  icmette  49>  1,  81; 

wie  die  töne  des  tanzea  gegen  die  grosze  stille  nacht 
drauszcn  in  buntem  gewimmel  ankämpften.  Immrhman!« 
{epigonen  7, 14)  4,  98  Mayne; 

nur  als  ein  mirchen 
schau  ich  von  weitem 
wie  durch  des  scUeieis 
dSmpfend«  flfire 
wieder  des  weltlaob 
farbicgewimmel. 

Kari.  Grbok  palmhlätter(ffemeetmg)»IO; 

6))  cum  berge  Zion  kommen  wirl 

zu  gottea  Stadt  im  himmel ! 
wo  enget  stehen,  herr,  vor  dir 
im  jauchzenden  gewimmel ! 

Schubart  (der  frommen  trtederwehm) 
822  Hauff; 

wenn  ihr  (kinder)  an  der  schwelle  mit  frohem  gewimmel 
mich  ruft.  Gesznkr,  angeführt  von  AnF.i.fNO  «.  a.  o.;  was 
alles  nur  sehr  geeignet  war,  hier  das  leben  und  die  kanat 
in  einer  trauer  und  einer  dUsterheit  zu  halten,  die  gegen 
das  frohe  gewimmel  und  die  Unruhe  in  den  romanischen 
landen  möglichst  abstach.  Gkryinus  geseh.  d.  deutsehen 
dichtung  1^,288;  die  frischen  hemdärmel  der  jQnglinge 
und  mädchen,  ihre  roten  westen  und  blumigen  mieder 
leuchteten  weithin  in  frohem  gewimmel.  Gottfribd 
KF.I.I.KR  (der  grüne  Heinrieh  2, 18)  1,  8«4; 

Ober  mir  den  blauen  himmel, 
um  mich  her  die  grünen  fluren, 
blumen,  frohes  thiergewimmel, 
und  von  menschen  keine  spuren. 

Fribdr.  RCckbrt  wtaüieder  18; 

ein  frAhlicbes  gewimmel 
erfDIIt  das  |^ze  haus, 
dort  rufet  schlachtretOmmel, 
hier  winkt  ein  heldenstrauss. 

Max  V.  SriiRNKRNDORF  (erfwn.  auf  d.  alten 
Khtofte  zu  Baden)  tammtl.  ged.  179 ; 

es  kamen  grOne  vOgelein 
geflogen  her  vom  himmel, 
und  setzten  sich  im  Sonnenschein 
in  fröhlichem  gewimmel 
all'  an  dos  baumes  äste. 

Fribdr.  RCckbrt  (Hnderiied  r.  <(.  yrrnat 
rt^eln)  8.411; 


nun  regte  sich  mit  llreadinm  gewimmel 
'ie  vewuit»  i 


zu  neuen  thaten  die 

sie  stellten  in  dem  iidtscihsB  getftmmel 

manch  heil'geswerk  mit  reiaMB  streben  dar! 

A.  W.  ScHLBCBL  (der  ftwid  der  Urtke  wM  4m 
tänuten)  1. 9«  MeMw.* 
wie  im  lustigen  gewimmel 
tanxt  nun  busch  und  bäum  vorl>ei ! 
und  ein  dorf  nun  —  guter  himmel  I 
o  mir  aluMt,  was  es  sei. 

MöRlKB  (näiMitM  fahrt)  8, 10  Kramet. 

im  gegensatt  daeu  vgl.:  eben  trat  er,  in  begleitung  einer 
starken  wache,  . . .  aus  dem  tor  seines  gefltngnisses,  als 
unter  einem  wehmütigen  gewimmel  von  bekannten,  die 
ihm  die  bände  drückten,  und  von  ihm  abschied  nahmen. 
H.  V.  Ki.RiST  (^Miehael  Kohlhaas)  S.S4&  E.  Schmidt, 


7)) 


5843      GEWIMMEL  2,  d  (flockiges,  goldenes) 

ich  weisz,  dasz  überall  der  himmel 
mit  wölken  droht,  mit  lächeln  blaut, 
und  nachts  zum  ernsten  sterngewimmel 
allwärts  ein  äuge  gläubig  schaut. 

Gottfried  Kinkel  (menscMichkeit)  gea.  136; 

viel  rosen,  gleich  lebendigen  rubinen  .  .  . 
sie  duften,  sagst  du;  dufteten  sie  mir! 
umgäbe  mich  ihr  freundliches  gewimmel, 
und  drüber  hin  der  amethystne  himmel ! 

Pi.ATEN  (der  grundlose  hrunnen)  1,683  Redlich; 

blumen  blühen  uns  zu  füszen, 

uns  zu  häupten  glühen  sterne  —  .  .  . 

welch  ein  liebliches  gewimmel ! 

BoDENSTEDT  Mirza  Schafft/:  lob  des  xveins  15; 

war's  ein  thor  der  stadt  Florenz, 
oder  war's  ein  thor  der  himmel, 
draus  am  klarsten  frühlingsmorgen 
zog  so  festliches  gewimmel? 

Uhland  {sängerliebe  5 :  Dante)  1  210. 

dagegen  vgl.: 

ach!  ein  schreckliches  gewimmel 
wirrer  triebe  um  und  um 
schlosz  dem  glauben  seinen  himmel, 
machte  lieb'  und  hoffnung  stumm. 

E.  M.  Arndt  (weihnachtsgrusz)  ged.  398; 

wie  dem,  der  vom  Olymp,  benachbart  mit  dem  himmel, 
auf  eine  halbe  weit  den  freien  blick  erstreckt, 
die  Schlacht  bei  Akzium  ein  lächerlich  gewimmel 
von  fröschen  scheint,  die  eine  warme  nacht 
aus  ihrem  teich  die  köpfe  recken  macht  .  .  . 

Wieland  (Idris  1,  78)  17,  53 ; 

'lasst  euch  nicht  verführen  durch  das  närrische  ge- 
wimmel' sagte  der  leutenant,  der  beide  arme  auf  die 
brüstung  der  löge  im  dritten  rang  stützte  und  dabei  aus- 
sah, als  ob  er  gern  in  die  tiefe  hinab  gespuckt  haben 
würde  . . .  'wartet  nur  auf  die  musik ,  vor  ihr  ist  dieses 
gekribbel,  gekrabbel  und  afTenspiel  wie  schäum,  der  ver- 
fliegt'. W.  Raabe  hungerpastor  2,  cap.  4. 

ß)  neue  züge  werden  in  den  bedeutungsgehalt  des  Sub- 
stantivs eingeführt,  wenn  das  attribut  ganz  unter  dem  ein- 
flusz  eines  bestimmten  logischen  subjectes  steht,  das  zur 
Verbalhandlung  ergänzt  tcird. 

1))  wenn  der  sterne  schein  am  himmel 

wölken  löschen,  fallt  das  licht, 
weich,  in  flockigem  gewimmel, 
nieder  auf  die  dunklen  wage 
durch  das  felsige  gehege, 
schneelicht  heiszt  es  hier.     Müllner  die  schuld  1,3; 

also  auch  durch  deinen  himmel, 
siisze  liebe,  lebensruh', 
zieht  ein  flockigtes  gewimmel 
von  gedanken  immerzu. 

0.  H.  V.  LoEBEN  {abendwolken)  ged,  69  Pissin; 

die  götter  selbst,  ich  darf  mich  rühmen  dessen, 

die  götter  führen  ein  unsterblich  leben 

in  dieser  blätter  duftigem  gewimmel, 

in  meiner  knospe  schläft  der  ganze  himmel. 

Platen  {die  beiden  rosen)  l,  375  Redlich; 

und  als  am  tollsten  sich  gewirrt  der  knäuel, 
verhüllet  dichter  staub  den  ganzen  greuel. 
doch  wie  aus  düstrem,  nebelschwerem  himmel 
mit  flücht'gem  Schimmer  blickt  ein  Sonnenstrahl, 
so  bricht  aus  jenem  sträubenden  gewimmel 
der  schmucke  Fortunatus  manchesmal; 
er  tummelt  meisterhaft  den  raschen  scnimmel. 

Uhland  {Fortunat  1,  243)  1,  350; 

es  war  der  stolzeste  augenblick  in  Scharnhorst's  leben, 
als  er  den  könig  einst  in  Breslau  an's  fenster  führte  und 
ihm  die  jubelnden  schaaren  der  freiwilligen  zeigte,  wie 
sie  in  malerischem  gewimmel,  zu  fusz,  zu  rosz,  zu  wagen, 
.  .  .  vorüberdrängten.  H.  v.  Treitschke  deutsche  gesch. 
(1,4)  1^431. 

2))  und  der  stem  am  himmel 

glänzendes  gewimmel. 

F.  RüCKERT  zeitgedichte  1816:  d.  15.  august; 

es  wacht  der  stille  mond  am  himmel, 
zum  Wächter  ist  er  dir  bestellt, 
wo  er  ein  glänzendes  gewimmel 
in  deinem  dienste  munter  hält. 

[liebesfrühling  3,  25)  1,  459 ; 

wenn  .  .  .  über  uns,  bei  unbewölktem  himmel, 

der  sterne  prächtiges  gewimmel 

den  angezognen  geist  mit  stolzer  ahnung  schwellt. 

Wieland  {Kombabus  v.  577)  10,  279; 

da  sind  nun  am  kalten  himmel 
viel  tausend  sterne  gestellt, 
es  scheint  ihr  goldnes  gewimmel 
weit  übers  beschneite  feld. 

EiciiENDORFK  {in  der  fremde  4)  13  ,  94; 


GEWIMMER 


5844 


die  wir  zogen 
aus  weit  entlegnen  landen  gegen  London, 
im  freud'gen  wahn  zu  lesen  ruhmes  ähren 
auf  diesem  sonn'gen  plane,  ja  vielleicht 
hervor  aus  leuchtendem  gewimmel  funkelnd 
den  blick  zu  fesseln  der  bewunderten. 

Chamisso  Fortunat  V  neudr.  s.  13. 
3))  und  finster  plötzlich  wird  der  himmel, 

und  über  dem  theater  hin, 
sieht  man  in  schwärzlichtem  gewimmel, 
ein  kranichheer  vorüberziehn. 

Schiller  {die  kraniche  des  Ibycus)  11,  246  Gödeke; 

als  ich  aber  ...  die  groszen  notenblätter  sah,  bedeckt  von 
schwarzem  gewimmel,  da  stellte  es  sich  heraus,  dasz 
ich  zu  nichts  zu  gebrauchen,  und  die  nachbarn  schüt- 
telten verwundert  die  köpfe.  Gottfried  Keller  (der 
grüne  Heinrich  2,  8)  1,294;  und  blickte  mit  schlaffem  munde 
und  schwimmenden,  heiszen  äugen  auf  das  buch  Hiob, 
dessen  zeilen  und  buchstaben  zu  einem  schwärzlichen 
gewimmel  verschwammen.  Thomas  Mann  Buddenbrooks 
(11,  2)  2,  476.  vgl. :  ein  dämmernd  seelgewimmel  theil 
10, 1,  sp.  46. 

4.))  es  spiegelte  der  himmel 

sich  in  der  klaren  flut  (des  weines) 

und  irdisches  gewimmel 

trank  heitern  lebensmuth.  Rückert  ges.  ged.  1,  s.  96 ; 

dann  hält'  er  sich  stark  genug  gefühlet 

das  nackte  gewimmel  der  töchter  des  alten  ocean 

gleichgültig  anzusehn. 

Wieland  {der  neue  Amadis  10, 10)  4,  229 ; 

die  öde  kirche,  dieser  vorige  markt  des  redenden  ge- 
wimmeis, stand  ausgestorben  und  untergraben  von  todten 
da.  Jean  Paul  (unsichtbare  löge  2,  34.  sektor)  2, 164;  vor  der 
wagenreihe  drängte  sich  das  fröstelnde,  vermummte,  be- 
pelzte gewimmel  der  reisenden.  W.  Raabe  leute  aus  dem 
toalde  1,  266;  doch  was  sollten  unsere  albernheiten ,  was 
sollte  ein  elendes,  der  Verwesung  entgegentaumelndes 
gewimmel,  wie  dieser  häufen,  erdentiefen  oder  sternen- 
höhen  empören?  Gbabbe  (Napoleon  4-,  i)  3,  lOl  Orisebach; 
man  denke  nur  an  das  innere,  namenlose  gewimmel  des 
erwachenden  Jünglings  —  an  die  langen  träumenden, 
erinnernden,  wortkargen  tage  des  einschlummernden 
greises  —  an  die  liebestage  der  schamvollen  Jungfrau, 
Stifter  (studien  l:  feldblumen  4)  1,  57; 

wer  hiesz  der  dumpfen  Hebernächte 

gespensterhaftes  traumgewimmel 

fernabziehn 

wie  Winterwolken  vor  dem  frühlingswind ! 

Karl  Gerok  palmbläüer  (genesung), 

den  stürmischen  geist,  o  bet'  ihn  zur  ruh 

in  der  weit  verworrnem  getümmel ; 

mein  segensengel,  mein  friedensstern, 

zur  hut  mir  gesetzet  von  ^ott,  dem  herrn, 

im  sündigen  menschengewimmel !    {brautlied). 

GEWIMMELT,  participiäles  adverb.:  gewimmeltevoll 
(rhein.),  gedrängt  voll.  Kehrein  volksspr.  in  Nassau  163; 
zur  bildung  vgl.  gekribbelt  .9p.  2839  (so  dasz  . .  .  die  kirche 
gekriebbelte  und  gewibbelte  voll  war);  vgl.:  mir  kommt 
es  umgekehrt  vor,  als  sei  die  atmosphäre  der  gottes- 
furcht,  der  sittenstrenge  und  enthaltsamkeit  im  pastorat 
gewimmelt  voll  von  bakterien  der  tücke,  heuclielei,  hab- 
sucht.  Margarete  Böhme  tagebuch  einer  verlorenen  82. 
das  particip  läszt  sich  in  gleicher  Stellung  wie  das  adjeciiv 
voll  unmittelbar  auf  das  subject  beziehen;  in  der  geivohn- 
heitsmäszigen  Verbindung  jedoch  ist  es  zu  einer  adverbialen 
bestimmung  neben  voll  herabgesunken. 

GEWIMMER,  n.  Verbalsubstantiv  zu  wimmern  s.  d. 

1)  die  ältesten  belege  für  das  Substantiv  erfordern  zu- 
nächst eine  abgrenzung  gegen  das  eben  besprochene  ge- 
wimmel. für  neuern  mundartlichen  gebrauch  ist  bereits 
beobachtet  worden,  dasz  die  bildungen  wimmern,  gewimmer 
in  Verwendungen  auftreten,  die  sonst  für  wimmeln,  ge- 
wimmel vorbehalten  sind,  vgl.:  voll  gauckler  wimmern 
würd'  alsdann  das  gantze  haus.  Wenzel  Sgherffer 
übers,  d.  Desideria  15  (vgl.  Hoffm.  v.  Fallersl.  in  ¥hom- 
MANNS  d.  mundarten  i,  191);  vgl.:  wimmern,  gewimmer, 
plattdeutsch  wimmeln,  gewimmel.  Latendorf  bei  From- 
mann 2,228,  in  gleicher  ioei.se  berührt  sich  schon  der  älteste 
beleg  für  das  Substantiv  zu  wimmern  mit  gewimmel: 

dort  auff  den  matten  gespannet  wardt 
die  garn  schon  hoch ;  was  wilds  entging 
von  hegen,  man  in  garnen  fing, 
da  was  von  Jägern  ein  gewimmer, 
auch  sah  man  ein  schön  frawenzimmer. 

JÖRG  Wickram  {pilgercap.  4  v.  810)  4,  157  Balte. 


5845 


GEWIMMER 


GEWIMMER 


5846 


teenn  «hmnach  aiu  dtmuflften  »tammf  (wimmcn),  dem 
wimmeln  und  gowimrnel  atuffhlirf^n.  attrh  nblritungen  mit 
er  f/elnldet  tnirden,  so  tceüit  doch  die  hauptmaHM  rf^r  tu 
wimmern .  gowimmcr  ffrhlirigm  heUge.  auf  eine  andere 
imrzel,  auf  einen  rmpjiitdiinijiilaut ,  wie  er  ähnlieh  aurh 
für  woh  und  iteine  ahleihtngen  anzunehmen  iat,  vgl,  auch 
englisch  wiiimper,  whimplo, /n>j».  wimerjo. 

a)  nicht  in  Zusammenhang  damit  scheint  die  »aehbedeu- 
tung  des  mase.  wimmor  {vgl.  Sciimki.i.kh  »',  91»)  zu  stehen, 
die  in  den  heiden  hauptrichtungen  der  bedrutung  als  warzc, 
Kciiwielo,  blÜRchcii  {remca,  pus(tila)  eiurmrits,  als  mm- 
wiicIiH  (in  biiumen.  knorr«,  knote  andereraeitä  belegt  ist. 
allerdings  irilrde  auch  in  dem  sehwäbitehen  Wiwl  {vgl. 
Seil  MM)  MO)  eine  ähnliche  entirieklung»reihe  vom  «n^ti- 
dnngslaut  bis  zu  der  sachliedeutung  ptistcin  zur  sei te  stehen. 
und  zmschen  warzc,  scliwiele  und  knorro,  knote  konnte 
ohnedies  eine  bedeutungsillmrtragung  vermittelt  haben, 
da  aber  in  dem  althochd.  verhnm  wcmmian  (polluere,  cor- 
rumpere.  emaculare)  eine  durch  austerdeutsche  frühe  zeug- 
ni.<i.ir  gestutzte  sippe  entgegentritt,  ao  i»t  wimmcr  jedenfalls 
mit  dieser  zitnächst  in  zu.iammenfuing  tu  bringen. 

b)  zu  diesem  mo-vc.  wimmcr  könnte  man  versucht  sein, 
als  collcctivhildung  die  folgenden  vertcendungen  von  gc- 
wimmer  tu  stellen: 

ain  dchlofl  das  hnimot  imnivr, 
darumb  ain  «chftn  pcwimmor 
ffewachdcn  ixt  zu  ainoni  hixg, 
das  darein  niomant  konien  niair, 
dann  vom  zu  dem  ha;  hinein. 

Hat/i.rrin  8, 14,  76  IläUasu  $.  168. 

dazu  vgl.  •  die  aerndto  aller  übrigen  feldfrUchte,  von  der 
edlen  gersto  an  bis  zu  höhnen  und  wicken  herab,  die  im 
Werder  den  chrennamen  'gewimmer'  (wahrscheinlich  für 
gewimmel,  weil  sie  unordentlich  durcheinander  liegen  und 
sich  nicht  in  regelmliszige  garben  binden  lassen)  führen, 
wird  mit  der  sense  bewerkstelligt  und  von  einheimischen 
vollendet,  wenn  nun  das  ganze  aerndtcfcld  leer  ist  und  das 
letzte  fudcr,  mit  'gewimmer'  beladen,  bereit  steht,  seine 
reise  in  die  scheuno  anzutreten :  dann  wird  der  berüchtigte 
Strohmann  fabrizirt.  E.  Hkinki.  diepreus.  aerndtegebräuche. 
s.  neue  provinzial  Matter  8  (184(5).  ■WS.  vgl.  auch  FniscH- 
lUKR  pretisz.  wb.  2,524;  aufßillig  \tiire  jedoch  beim  ersten 
beleg  der  Übergang  von  der  Itedeutung  knorre,  knote  zu 
der  von  Unterholz ,  Strauchwerk ,  der  sich  auch  aus  dem 
collectivbegriff  nicht  genügend  erklären  lästt.  schon  hier 
und  noch  deutlicher  beim  ziceiten  Mege  scheint  das  tertium 
romparationis  in  der  Vorstellung  der  regcllosigkeit,  des 
wirren  durcheinander  tu  liegen,  die  dem  Itedeutung.tgehalte 
von  gewimmel  angehört;  lieide  Verwendungen  sind  also 
den  erableitungen  zu  wimmen  an  die  seite  zu  stellen. 

c)  alle  andern  belege  dagegen  rce'uten  auf  gefiihlsäuszer- 
ungen  hin,  sie  halten  sich  streng  im  rahmen  eines  nomen 
acHonis  und  geben  dem  empfindungslaute .  den  sie  über- 
kriegend  als  üuszerung  des  Schmerzes  erscheinen  lassen, 
den  Charakter  des  gedämpßen,  kraßlosen,  schon  der  älteste 
einschlägige  Meg  zielt  in  diese  richtung: 

hri,  sie  (die  baucm)  thfind  dem  adel  wol  xieren. 
nun  thetton  sio  docn  nie  nichts  leren 
dann  in  dem  fold  die  schollen  kercn. 
folg  mir  und  di<-h  irar  nit-hUt  hrkUmmer, 
was  sie  joch  band  fUr  ein  cowininior, 
und  lasz  sie  an  ein  kerhhnltz  roden ! 

JÖRo  Wickram  {knahenspiegel  1,9  v.MS) 
«,  860  Botte. 

a)  den  belegen  ni*»  Wickham  schlieszt  sich  erst  tu  ende 
des  17.  jahrh.  ein  iceiterer  aus  Bksskr  <i».  eigentlicher 
litterarischer  gehrauch  setzt  erst  nach  der  mitte  des  i».  jahrh. 
ein,  gowmmor  ist  bei  BoiK,  BünoEn,  Gotteh,  Gokckino, 
SciiUBAHT,  Gkrstknhkro,  K.  Ph.  MoniTZ,  Baho  im  be- 
legen, icährend  die  meister  des  detttsehen  sfil-s.  voran 
GöTUE,  das  .tttbstantiv  anscheinend  meiden  (nur  ein  ein- 
ziger beleg  aus  Ki.orSTOCK  und  aus  Ücmu.Kns  jugend- 
prosa)  icird  es  von  der  romantik  gepflegt  und  auch  »i>äter 
viel  in  der  versspraehe  gebraucht,  es  ist  bei  MCi.i.ner, 
FouQUK,  TiF.GK,  Brentano,  Arndt,  Heine,  bei  Strach- 
WITZ,  LiNCiCi,  LEiJTHOi.n,  Gerok  u.  a.  beobachtet. 

ß)  die  reihe  der  le.ri kaiischen  btichungen  eröß'net  erst 
Stiki.er,  sie  zeigen  aber  dann  eine  nur  tcen ig  unterbrochene 
ilberlieferung.  alle  hel>en  dett  emjfindung.vlauf  des  Schmerzes 
»charf  hervor;  in  einigen  gleit^tungen  tragen  sie  auch  der 
IV, 


Vorstellung  derkrafUotigkeU  rtehnuMg:  wimmemnc  die,  du 
wimmern,  et  fewimmere,  idtm  quoä  wiiuMlanf,  pUnetu», 
murmur,  gemihis.  täulaiu».  9TIB1.ER  S4W;  (ewimmer, 
pianti,  lamentationi .  gemiti.  plainte».  RAOLBIN  SM*;  fe- 
wimmor,  vagitu»,  planetus,  gemihi».  Auen  gM**;  eftfiwe 
STP.iNliAnii  8.  4»t  (fügt  quiritatio  6n):  ähnliek  Ukttwikv. 
>,  181*;  Hf.iiKRicii  1,1483:  FniRCii  ntmveau  diet.  t,  17«; 
gewimmer,  du  gewinMl,  U  ghniMewunt.  pUtimte».  lawun- 
tations.  S<:iiwAN  1  (iTHS).  746^ ;  du  lewimmer.  da«  wim- 
mern, desgleichen  ein  anhaltendes  and  «iederholtes 
wimmern.  AnEi.t'Nn  s,  obü.  ähnlieh  Cami'k  u.  m.  vpL  tmeh 
gewimmer,  planetus  G.  Ciiii.  Liciitbnbcro  ofkeiimmm 
t  {litt,  denkm,  lai)  «17. 

mundarüieh  werden,  fall»  Überhaupi  mm  diett  dfft  am- 
geknüpß  teird.  andere  ableilungen  bevortugt,  ».  fewimc, 
doch  vgl. :  geweimers,  gewimmer.  teb.  d.  Liuaemb,  mda.  tu*. 

y)  auch  gewimmer  im«  gewimmel  und  gewinsel  iat/a»t 
ausschlieszlieh  ohne  audautenden  mffixvoeal  bdtgt,  ver- 
einzelte ausnahmen  bieten  %e9rtirbüdttr ,  vgl.  gewimmere 
bei  Stiri.er  und  Matthiar.  imtu  vgl.  den  charakteri- 
stischen gehrauch  bei  TlEf.K. 

S)  aufßillig  ist  der  vereinzelte plural  Ijei  htintYT:  solchen 
Jammer  und  solches  wehgeschrei  der  entführten  oder  ge- 
schändeten anterbrachen  nur  die  gewimmer  derer,  die . . . 
auf  den  gaxsen  erschlagen  wurden,  geist  der  teit  9.  HO. 

8)  unter  den  gebrauchsformen  empfiehlt  t»  »idk,  mtnt 

a)  die  Verbindungen  dartustdUn;  sie  brntehiänktm  nek 
auf  verhältni»mä»gig  venige,  ober  eharakterittviehe  t^fpent 

a)  die  Verbindung  mit  »ubttantiven  dient  nicht  m  oft 
der  kennzeiehnung  de»  logi»ehen  »ubjeet»  wie  bei  gewimmel 
(.«.  sp.  M47);  verhäUni»mä»ng  hätfy  begegnen  eineraeit» 
synonyme  gruppen,  andererseits  Verbindungen  mit  »tib- 
stantiren,  die  einen  im  bedrutungsgehalt  des  Substantiv» 
liegenden  tug  eigen»  hervorheben;  die»e  verbindtutgem  ver- 
engern sich  mei»t  bi»  aur  eompotitiom. 

l))  synonyme  gruppen: 

nur  dosz  kein  nasseii  ang  disx  todt«n-feat  «ntweib. 
last,  nach  der  Teutschen  art,  dem  zarten  fraiMnzuiiiiMr, 
das  ängstig  gescbrei  und  klägliche  gewimmer. 

Bbsair  (M^e'Hchte  otler  der  zunahm»  PrttMek 
Wilhelm*  de»  OrONien)  (178f)  tt; 

es  war  der  erste  ausbrach  ihres  gewaltsam  anterdrflckten 
kammers  —  die  letzte  anstrengang  der  erliegenden  natar 
—  untermischt  mit  geschrei  and  gewimmer,  and  dem 
rScheln  der  herannahenden  zerstSnmg.  Gottrr  {Mari- 
anne 1, 8)  3,  84;  {Ludteig.)  warum  jagst  da  ans  fort? 
{Otto.)  geht,  geht!  ich  kann  das  gewimmer  and  gejammer 
nicht  dulden.  Baiio  Otto  v.  Witteisbach  5.  nkt.  Mus&os 
faszte  die  glückliche  idee,  durch  seine  Tolksm&rchen  das 
gowimmere  und  gewinsle  der  Siegwartianer  zu  übertönen. 
TiRCK  {Peter  Lebrecht  1. 1)  14, 165; 

nnd  der  JOnglinft  fuhr  fort  mit  gewinsel  nnd  gewimmer, 
bis  joner  dem  blick  war  entscbwnnden  aaf  immer. 

RCcKBRT  (87.  MOtoiNe)  poet.  teerte  11,  436; 

und  die  kleine  frau  heftig  schüttelnd,  schob  er  sie,  nar 
am  dem  geplUrr  und  gewimmer  ein  ende  zu  machen  (so 
wenigstens  schien  es)  auf  die  tür  und  den  Aar  tu.  Tit. 
Fontane  qttitt  15.  cap. 
»))  eomposifion  mit  attribtttiven  »ubstaniivtn : 

wie  rinct  mit  irraiMen  wettern 

dein  Qhcrwogtes  scbiffl 

o  webe  mir!  nun  scbroettem 

es  sttlrm'  ans  felseorilT! 

Jetzt  schwimmst  da  anf  der  (rUmmcr 

durchs  Weltmeer !  sinkend  Jetzt 

nennst  du    mit  aagstgewiauaer, 

dein  Suscnen  noch  söletstl 

HoiB  In  Marnnaeomi  Igr.  amihoL  8, 198; 

da»  gleiche  Hriür lyrisches  inttrmu»»  nr.  tO;  Gbrok  («.  M.); 
es  klingen  werte  durch  die  nacht, 
als  wie  mit  leisem  klanewimmer: 
'im  mai,  im  mai,  im  nächsten  mal. 
wenn  andres  lehen  .tll  gebt  auf, 
da  ist  dos  junirrn  fQrst«)  laaf  {Aleronden) 
ganz  wider  blumenart  vorbei. 

KocQCK  (die  Kührtagendcn  bämme)  ped.  1, 108; 

was  mir  so  herrlich  dünkte,  . . .  jene  nordlandshclden  and 
minnesingcr,  jene  mönche  und  nonnen,  jene  vStergrflfle 
mit  ahnungsschauem,  jene  blassen  entsagung^gefühle  mit 
glockengelaute  und  das  ewige  wehmutgewimnicr,  wie 
bitter  ward  es  mir  .«seitdem  verleidet!  HEiNR(rfi>  romanL 
schule  S,  5)  6.  344  Elster; 

867 


5847 


GEWIMMER 


GEWIMMER 


5848 


und  war'  es  am  weitenende,  ich  jauchzte  trinkend  fort; 
und  bräche  das  ganze  weltrund  in  schmerzgewimmer  aus, 
und  stand'  ich  am  himmelsthore,  ich  schlug'  es  trunken  ein, 
und  schlösse  mich  auch  Sankt  Peter  von  gottes  zimmer  aus. 
Strachwitz  (lieder  eines  erwachenden :  ghaselen  2) 
158  Weinhold. 

ß)  an  stelle  dieser  ausdrucksmittel  treten  nicht  oft 
attributive  adjectiva  (klägliches  gewimmer  bei  Klop- 
STOCK,  Besser);,  häufiger  deuten  die  adjectivischen  at- 
tribute  auf  das  moment  der  iviederholung ,  das  meist  als 
lästig  empfunden  toird:  das  ewige  —  (Sghubart,  Heine), 
das  verdammte  —  (Lingg),  vgl.  atich:  die  spieler  starker 
tragischer  rollen  .  .  .  pflegen  die  empfindung  .  . .  mit  einem 
gepolter  der  stimme  und  der  glieder  zu  überlärmen, 
wenn  im  gegentheil  die  sanften  rührenden  spieler  ihre 
Zärtlichkeit  und  wehmuth  in  einem  monotonischen  ge- 
wimmer schleifen ,  das  die  ohren  zum  eckel  ermüdet. 
Schiller  {das  gegenivärtige  teutsche  theater)  2,347;  atcch 
das  gedämpfte,  kraftlose  an  der  stimmentfaltu7ig  wird  Tnehr- 
mxils  durch  adjectiva  gekennzeichnet: 

was  soll  ich  thun?  vemunft,  du  prahlest  immer 
mir  deine  weisen  lehren  vor, 

doch  lauter  steiget  noch  der  liebe  sanft  gewimmer 
aus  der  beklemmten  brüst  empor. 

GoECKiNGK  lieder  zweier  liebenden  (1779)  18 ; 

vgl.  dumpfes,  verwehendes,  feiges  gewimmer  (s.  u.) : 

o,  seid  mir  alle  jetzt,  ihr  schreckensbilder,  nah ! 
du  letztes  lebewohl !  du  sterbendes  gewimmer ! 

geist  Agamemnons !  geist  Orests  ! was  für  ein  Schimmer 

umdämmert  mich?    Gotter  (Elektra  4,  4)  ged.  2, 129. 

dagegen    lautes    gewimmer   (der  frösche  Stolberg)  s.  u. 

es  war  ein  düster  gelber  Schimmer, 

der  um  die  sonnenscheibe  lag; 

ein  unterirdisches  gewimmer 

verkündet'  einen  schreckenstag. 

die  erde  zittert.     Tiedge  die  geburt  der  freude  6. 

selten  deuten  die  adjectiva  auf  das  logisclie  subject:  weib- 
liches, französisches  gewimmer  s.  u. 

y)  die  verba,  mit  denen  das  Substantiv  in  Verbindung 
tritt,  stehen  meist  mit  der  thatsache  in  einklang,  dasz  sich 
das  Substantiv  vor  allem  an  das  gehör  wendet :  das  gewimmer 
ertönt,  steigt,  dringt,  verliert  sich,  ächzt,  ruft;  ein  ge- 
wimmer hören  (Sghubart,  Rückert,  G.  Hauptmann), 
hören  lassen,  übertönen,  vernehmen,  stillen,  dulden;  in 
ein  —  ausbrechen,  sich  auflösen,  zum  —  herabsinken, 
sich  sammeln,  auf  ein  —  achten,  doch  fehlen  auch  die 
allgemeiner  gehaltenen  verba  nicht  ganz :  das  —  verlassen, 
lassen,  dem  —  widerstehen,  ein  ende  machen;  einem 
das  —  verleiden,  sehr  beliebt  sind  auch  hier  ivieder  die 
loser  angefügten  nominative,  vor  allem  im  ausrufe .-  wozu 
das  — ?  welch  ein  — 1  verdammtes  gewimmer.  unter 
den  präpositionalverbindungen  ist  mit  bevorzugt:  unter- 
mischt mit  — ;  mit  gewimmer  suchen,  springen,  rennen, 
um  hülfe  rufen,  quälen. 

b)  der  kreis  der  Vorstellungen,  die  als  ausgangspunkt 
der  Verbalhandlung  gedacht  sind,  ist  bei  gewimmer  klein; 
als  logisches  subject  sind  hier  fast  ausschlieszlich  mensch- 
liche Wesen  und  personificationen  gekennzeichnet  oder  zu 
ergänzen. 

a)  bei  der  beziehung  auf  menschen  lassen  sich  zwei 
hauptrichtungen  des  gebrauches  unterscheiden,  auf  der 
eilten  seite  wird  das  gedämpfte,  kraftlose  der  stimmentfal- 
tung  hervorgehoben;  hier  sind  als  logisches  subject  weiber, 
knaben,  kinder  gedacht;  die  beziehung  auf  männer  erscheint 
als  ausnähme,  auf  der  andern  seite  wird  nicht  blosz  das 
gedämpfte,  sondern  auch  das  verworrene  am  geräusche 
erfaszt,  gewimmer  erscheint  da,  tvo  ein  subject  des  nomen 
actionis  überhaupt  nicht  wahrgenommen  ist  oder  loo  es 
aus  einer  mehrheit  von  personen  nicht  gesondert  tcerden 
kann,  hier  liegen  noch  heute  die  nächsten  berührungs- 
punkte  mit  gewimmel,  getümmel. 

l))  kraftlo.ses,  gedämpftes  geräusch. 

«))     {F.  zu  Adelheid)  nur  häufe  schmerzen  nicht  auf  schmerz, 
und  stille  dein  gewimmer. 

GoEKiNGK  {die  Kelle)  ged.  3, 138 ; 
{Aeneas  zu  Dido.)  quäle  nun  weiter  nicht  mich  und  dich 
mit  deinem  gewimmer  I 

scheid    ich  doch  ungern  fort  I  denn  ich  musz ! 

BfJRGER  {Dido  410)  250»; 
und  ich  dächte  Schwester,  in  deinem  alter  wäre  es  ziem- 
lich sonderbar,  eine  romanhafte  liebe  zu  vertheidigen,  aber 
das  gewimmer,  das  weibliche  gewimmer,  dem  kann  kein 


weih  widerstehen.  H.  Peter  Sturz  {Jxdie  l,  2)  Schriften 
2  (1782),  193; 

zurück  von  der  kutsche?  wen  sucht  sie?  nur  ihn? 
zur  kirchthür  und  rutsche  sie  dort  auf  den  knien, 
verdammtes  gewimmer,  mein  haus  ist  rein  — 
so  flucht  er  und  nimmer  erbarmt  sich  der  stein. 

Herm.  Lingg  {ein  alter  gerichtssaal)  ged.  25,  87; 
doch  ja;  man  bittet  dich  dort  und  hier 
zum  thee  ...  du  vernimmst  ein  gewimmer, 
es  lispelt  mit  oder  ohne  klavier 
deine  verse  ein  frauenzimmer. 

Heinr.  Leuthold  {episteln:  deutsches  dichterlos). 
^))  sie  leidet  härter  als  ein  bettler  noth, 

sie  lebt  allein  von  wasser  und  von  brod, 
der  arme  knabe  musz  beinah  verschmachten, 
doch  keiner  will  auf  sein  gewimmer  achten. 

TiEcic  {Oenoveva)  2, 171 ; 
0  Jüngling  zieh  zurück 
den  allzukühnen  fusz  —  zu  spät !  —  welch  ein  gewimmer  I  — 
ach  gott !  den  jüngling  trifft  sein  trauriges  geschick. 

Moritz  Anton  Heiser  (3)  252 ; 
sie  hielten  hier  nicht  lang  sich  auf, 
verlieszen  das  gewimmer 

von  kindern.   A.  Blumauer  Virgils  Aeneis  (6,  2)  2, 107. 
c))  auch  hier  kniee  vor  dir  in  des  erwachendes  Jahres 

ersten  strahlen  und  meines  psalmes  gewimmer 
verliehrt  sich  nicht  unter  dem  woogengetöse 
der  tausendmaltausend  rufer  gen  hmimel. 

Schubart  chron.  1791.  1,  2; 
wozu  die  eitlen  klagen,  das  feige  gewimmer  über  das 
verlorne?  E.  M.  Arndt  geist  derzeit  (i)^  (1807),  63;  sowie 
wir  einfalt  und  Wahrheit  in  reden  und  thun  . .  .  als  . .  . 
gesetz  vor  uns  hinstellen,  werden  auch  alle  die  tugenden 
wieder  frisch  und  grün  werden,  die  kein  gewimmer, 
sondern  nur  redliche  arbeit  wieder  herbeischwören  kann. 
Schriften  f.  m.  l.  D.  4,43;  wahrlich  Rom,  der  Herkules 
unter  den  Völkern,  wurde  durch  das  judäische  gift  so 
wirksam  verzehrt,  dasz  heim  und  hämisch  seinen  wel- 
kenden gliedern  entsanken  und  seine  imperatorische 
schlachtstimme  herabsiechte  zu  betendem  pfaffengewim- 
mer  und  kastratengetriller.  Heine  {die  romant.  schule  l) 
5,  219  Elster. 

2))  verworrenes  geräusch: 

a))  doch  endlich  ertönte  tief  unten  herauf 

vom  kellergewölb'  ein  gewimmer  (:  zimmer). 

Bürger  {das  lied  v.  treue)  256  Sauer; 
langsam  und  schwer  vom  thurme  stie^  die  klage, 
ein  dumpf  gewimmer  zwischen  jedem  schlage, 
wie  Memnons  säule  weint  im  morgenflor. 

Annette  v.  Droste  {der  prediger)  3,  11  Kreiten; 

da  her  ich  ihn  halt  a  so  a  gewimmer.  erseht  denk  ich 
's  macht  der  blos  was  vor.  da  seh  ich  aber  ooch  schonn, 
dass  jemand  ufTn  teiche  is.  G.  Hauptmann  Eannele  i.  th. 
b))  so  verächtlich  auch  manche  dieser  urtheile  sind: 
so  sammlen  sie  sie  sich  doch  nach  und  nach  zum  ge- 
gewimmer,  das  durch  die  nation  wiederhallt  .  .  .  nur 
die  klagende  stimme,  nur  das  seufzen  der  unzufriedenen 
wird  gehört.  H.  P.  Sturz  {erinn.  an  Bernstorf)  sehr. 
2  (1782),  109; 

und  die  losgelaszne  schar, 

aufgereizt  zu  blinder  wut 

durch  der  kameraden  blut, 

stürzet  jubelnd  ins  gewimmer; 

läszt  am  altar  weiber  bluten. 

MÜLLNER  die  schuld  4,  4; 

bald  ächzete  das  gewimmer  der  königlichen  leibwächter, 
die  sie  in  ihren  quartieren  überfielen  und  ermordeten; 
und  in  wenig  minuten  ringsum  nur  ein  tosen  und  wim- 
mern des  Jammers,  der  Wildheit,  und  mordlust.  E.  M. 
Arndt  ansichten  der  teutschen  gesch.  (1814)  485; 

vom  Schlachtfeld  klang  der  sterbenden  gewimmer. 

Herm.  Lingg  {nacht  u.  morgen)  ged.  2*,  330; 
durch  die  tiefen  ewigkeiten  rufts  der  sel'gen  wonnelied, 
der  verworfnen  angstgewimmer :   herr,  du  bist  alleine  grosz! 
K.  Gerok  palmblatter  {soli  deo  gloriaO  HO; 
vgl.  oben  sp.  5846. 

ß)  einige  loenige  belege  zeugen  für  die  Übertragung  auf 
phantasiegestalten ,  sowie  auf  die  thier-  und  pflanzenweit. 
1))  allerhand  geisterchen  aus  Zeitungen  oder  monat- 
schriften,  in  welchen  diesz  buch  sehr  ist  gelobpriesen 
worden,  schleichen  herbei,  sobald  das  beschwören  an- 
geht, und  lassen  ein  gar  klägliches  gewimmer  von  sich 
hören.  Klopstogk  {gelehr tenrep.)  12,  380;  endlich  war 
Jupiter  müde,  das  ewige  gewimmer  der  unterdrückten 
tugend,  und  den  triumphton  des  lasters  zu  hören.  Schu- 
bart Jupiter; 


Ä 


5849 


GEWIMMERT 


|\)  lieber  Pica«l  lieher  futer  hondt 

"  ach !  wie  »chinerzt  mich  dein  fewJmmer. 

bist  to  blutijr,  biet  so  wund? 

GoRCKiNOK  (die  par/oret^Offdi  fffd.  •,  17; 

die  rUnze 
■treckt  er  empor,  und  ■chrie  nm  hülfe  mit  lautem  cewimmer. 
Chr.  Htoi.iikh«  (der  /riinrh-  u.  wuiu»ekHe{i)  16,  17S; 

'wirst  du  nufliörpn  mit  deinem  gewimmer,  Achitoplid, 
oder  soll  ich  dicli  in  einen  noch  engeren  käflg  »porrcn ? 
lind  du  blutKaugcr  hftr"  auf  mit  deinem  dummen  go 
flallor'.  Hkhmann  SciiMiin*  (enatufm:  die  giAdmuher  t) 
8, 187, 

S))  um  an  den  lajc  zu  fOrdom  kalten  (limmer, 

muaz  Hterbon  ein  entwurzeltes  ftpsoh locht 
'    TOn  pnanzen,  und  nicht  hOrt  man  ihr  gewimmer. 

Fr.  ROckrrt  (erzähl.  8:  Flor  «.  HInnkßnr  «). 

;■)  auch  auf  die  mumk  wird  da»  mtMantiv  bezogen, 
meiat  um  einen  rcidrigen  eintintek  zu  kennzeichnen:  um 
noch  von  denjenigen  melodien  ein  paar  worte  zu  nagen 
. . .  hktton  wir  sie  aus  der  Ursache  entbehren  wollen, 
weil  sie  keine  liedor  sind;  zum  thcil  auch  wogen  ihre» 
fran7.»BiBchen  gcwimmers.  GKnsTKNHF.RO  re»«urion«i  (litt, 
denkm.  128)  41 ;  aber  je  näher  ich  kam,  je  toller  war  die 
kuriose  musik;  sie  löste  sich  in  ein  gewimmer  auf,  und 
schon  dem  bäume  nah  hftrte  ich,  dasz  die  musik  von 
demselben  herunter  schallte.  Clkmrns  Brentano  (die 
•mehreren  Wehmilller)  4,  231 ;  in  diesem  aagenhlicke  sprang 
mit  einem  verwehenden  gewimmer  eine  saite  auf  der 
guitnrre,  was  mir  gelegen  kam,  da  das  gespräch  eine 
unbehagliche  wondung  nahm.  E.  Hri.mrr  prinz  Ro»a- 
Stramin  (rap.  1")  88  Brilmmer. 

GF^WIMMKRT  I,  partiripinlen  adjectiv  mit  veraehieden- 
artiger  anlehnung :  l)  unmitfvUiar  von  vixmmcT  {puatula, 
veruea)  abgeleitet  ist:  gewinimcrt,  astknopfig  .  .  .  voller 
hautwarzcn.  Unof.u-Khum.  21tl»;  vielleicht  steht  damit  aueh 
in  Zusammenhang:  so  hat  man  die  coblicht  unnd  wisz- 
mat  ertz  ausz  gefüret,  gepocht  und  inn  ertzfeszlcin  ge- 
füllet, da  es  auff  einander  erwärmt,  das  es  die  feszlein 
zutrieben ,  wie  es  offt  auch  also  ineinander  gewimmert, 
das  inans  mit  feusteln  und  peuacheln  hat  zuschlagen 
müssen.  Matjiesius  Sarepta  (3.  predigt)  .M». 

2)  aU»  nehenform  zu  gewinimelte  voll  (*.  oben)  ist  ge- 
wRmmcrtc  voll  zu  stellen,  das  oben  (sp.  5235)  tu  gewampt, 
powjimmt  gezogen  wtirde. 

(;F.WIMiMP:KT  II,  n.  eoüectivhildung.  nebenform  tu  ge- 
wimmer: gewimmert,  vagifr^i.  KlRS<;n  2,  ISl*»; 

GKWIMPEL,  n.  gewimpel.  das  flattern  der  wimpel. 
SinnKnKn  «.  Akvki.u  nederl.  hoogd.  irh.  281".  daseinfache 
verlium  wimpeln,  das  dieser  gubstantitbildung  titr  voratts- 
.yrhiing  dient,  ist  nur  selten  tu  beobachten,  dagegen  vgl. 
hewimpeln  theil  i,  sp.  1785. 

GEWIMPELT,  participiales  adjectiv.  vereinzelt  {in  über 
sefzting  aus  dem  englüichen)  für  den  engeren  gebrauch  von 
bewimpelt  (s.  d.)  belegt:  dasz  sein  Vaterland  kein  national- 
tbcater  besasz,  —  war  sein  kummor  gewesen  .  .  .  sein 
mit  der  flagge  der  Unabhängigkeit  gewimpcltea  boot,  in 
dem  sein  drama  auf  den  wellen  trieb,  war  an  dieser 
klippe  gescheitert.  M.  Ci.Auni  übera.  v.  H.  Zimmern  Les 
sings  Üben  u.  icerke  l,  337;  auf  der  breitesten  grundlage  hat 
sich  die  sippe  im  niederl.  erhalten  und  iceiterentirickelt ; 
gewimpelt  .  .  .  duister.  onverstaanbaar .  onbegrijpelijk. 
VKRWU8  u.  Veroam  2, 1911,  vgl.  Wimpeln,  (^aerire.  tegere, 
Velare.  Stiel  er  2540. 

GEWIMPER,  n..  verbalsttb.9tantiv ,  gebildet  im  engeren 
an.ichliMM  an  wimper:  gewimper,  tremolamento  deUe  pal- 
pebre.,  angenwimper,  idem.  Kramer  tetitsehital.  diet.  (1708) 
2.134»». 

GEWIMPERT,  a^eetiv,  nach  analogie  der  participia  vom 
suhst.  Wimper  abgeleitet:  gewimpert,  eiliatus  Nkmnich 
d.  irA.  d.  naturgesch.  192.  neben  dem  eigentlichen  gebrauch 
(royi  der  men.tchlichen  atigenmmper)  ist  es  auch  in  der 
Übertragung  a\{f  pflanzen  beobachtet:  gewimpert,  bewim- 
pert, wimperig,  mit  einer  wimperfthiilichen  haar-  oder 
fädchenreihe  versehen.  Sichrrer  u.  Akvei.d  nederl.  hoogd. 
tcb.  281« ; 

l)  die  schOnfrewimperte,  schOngrehaarte, 

die  sch<'>nfehurieto,  frliederrarte, 
der  strahlende  frauenedelstein 
ginc  in  den  kreis  der  einsiedler  ein. 

RCckbrt  Xal  und  Dam<ijanti  13. 


GEWINDE  II  1  {aUe»tet  verhalmhtfantiv)      5850 

8)  die  tAube  gerate  ...  hat  eine  magere,  Mchszeilige 
aehre,  wovon  die  tauben  leitenbälge  gegrannt.  die  fracht- 
haren  gewimpert  tind.  Okk.<<  aügem.  naturgesch.  n.nm;  die 
gemeine  (wippen)  (penaea  sarcocolla).  blitter  rautenfftrmig. 
vierreihig  über  einander,  deckblätter  gefärbt,  kleberig  und 
gewimpert,  blUthen  in  btischeln.  8, 1&18;  die  hlttlhen 
trauben  der  schlanken  moorhaide  mit  dem  melancho- 
tischen  graugrUn  ihrer  feingewimperten  bi&ttehen.  haidg- 
hild  s.  Fr.  Körner  der  praei.  tekulmann  l  (UM).  888. 

GEWIMS,  GEWIMSEL.  n.  nOrnnformm  tu  gewimmel 
(#.  d.),  die  unmittelbar  auf  wimmen.  wimsein  turiUik- 
fuhren  {vgl.:  der  lisch  winiszlct  im  wasser,  ludii  piseis 
in  aqua.  Maai.kr  AOi*);  gewimsz,  gewimmel,  gedrftnff. 
Schmf.i.i.rr  2',  91.'i;  gewimsel,  n..  »guizzo.  Krämer  teutteh- 
ital.  diet.  (1702)  2,  i.i4r;  Iftt  sind  di  wi»  fllga,  was  d'  stlibe 
nu'  verschlucke  kft'.  Hannes  springt  ...  so  ga»t  als  ac 
im  g" wimmsei  dinn  fg&t.  alem.  erzählung.  t.diedeutaehe» 
mundarten  8,118;  ameisen-gewimsel  Ernht  Zahw  herr- 
gottsfaden  48.  —  anders  gewimsel  {tu  wimseien,  winslen) 
gewinscl,  schreien.  Mahtin-Lirnhaht  8, 887*. 

(iE WIND,  GEWINDE  I,  m  wind,  vtntu*  gMkig.  bü- 
düngen,  von  denen  die  eine  alt  verstärkte  form,  die  ander«  tU* 
eollectirhildung  angesprochen  werden  kann-  Hanniball  wan 
er  ein  schiacht  Ordnung  machen  wollt,  verfügt  und  ver 
ordonet  die  sach  also,  daz  er  die  son  and  gewinde  äff 
dem  rücken  hat  R.  Loricii  wie  junge  fürsten  .  . .  undtr- 
wisen  möehien  werden  866;  and  inem.  wiewol  mit  bloM«m 
kopff.  kein  gewinde.  kein  frost.  kein  regen,  hinderlich 
oder  verdriesziich  sein  mocht.  468;  and  Neptun  will 
herrschcr  der  mcere  sein  and  läszt  sich  von  fremdem 
gcwind  Sturm  und  welter  in  sein  reich  blasen  and  merkt's 
erst .  wie  es  fast  vorbei  Ist  —  was  ist  all  das  für  ein 
wesen.  Schefpki.  Ekkehard,  cap.  7.  v^  daxu:  gewönns, 
gewanns,  starker  wind.  trb.  d.  Lweemb.  mda.  Mft»;  e  ge- 
wönns am  leif  hun,  blähungen  h4U>en.  tbenda. 

GEWINDE.  GEWIND  II.  n..  verbalsubatantiv  tu  winden 
{torquere,  volvere)  mit  einer  reihe  von  gebrauehsformen.  die 
sieh  bald  mittelbar,  bald  unmittelbar  mit  vencendungem 
des  verbums  berühren,  die  älteste  spräche  (».  Grapf  1,  'tO) 
hatte  dreierlei  arten  von  selbständigen  Substantiven  gUiehen 
Stammes,  ein  nomen  aetionis  windunga.  ein  eoneretum 
für  das  Werkzeug,  das  die  verbalhandlung  hervorruft, 
winta.  winde;  und  ein  anderes  für  objecte,  die  das  ergeb- 
nis  der  verbalthätigkeit  in  ihrer  äuszeren  form  featkaUen : 
windila.  winding.  die  Stammform,  wie  sie  umaerer  bUr 
düng  tu  gründe  liegt,  ist  für  die  ältere  sprucke  nur  m 
der  compo.tition  belegt,  vgl.  das  übertragene  uberwint  (das 
du  is  uberwint  ketuoest.  Notkkr  psalm  75.  4)  u.  a.  #. 
Grafp  1,753  und  siehe  die  mittelhoehdetttschen  hildunge» 
wintseil,  wintsnuor.  wintstric.  anders  im  angelsächsischen, 
wo  unsere  form  sotcoL  in  der  funetion  eines  nomen  actio- 
ni»  (gewind,  a  winding,  eirruitotis  ascent.  Bosworth- 
TOLLRR  468*)  als  in  der  sacJtbedetttung  eines  haspeis  6*- 
legt  ist  {s.  gam winde  oben  sp.  13731. 

l)  schon  der  älteste  gebrauch  der  deutschen  mit  dem 
pri^fix  gebildeten  form,  die  im  Übergang  vom  15.  zum  \ti.jakrh. 
tuerst  beobachtet  ist.  gabelt  sieh  in  r»rrt  riehtungen.  die 
eine  teigt  den  unmittelbaren  tusammenhang  des  Substantiv» 
mit  dem  verbum,  die  andere  UUtt  innerhalb  der  saehbedeu- 
tung  eine  längere  entwieklungsreihe  im  dienste  der  teeknik 
erschliesten. 

a)  für  die  erste  riehtung  liegen  belege  atis  DÜRKR  und 
einer  aus  dem  buch  Wein.<»berg  vor.  der  die  collertit> 
bildung  auf  is,  (z)  at^fl^eu*t.  vgl.  tu  getbierz  m.  h.  so 
du  aber  ...  die  selben  «rter  zu  beden  seiten  nach  der 
leng  durch  die  gantz  gewunden  seulen  bei  allen  cirkel- 
linien  zfls.>»men  zeuchst,  so  sibst  du  wie  sich  die  linien 
im  gcwind  von  der  Verwendung  wegen  der  seulen  an  ein 
teil  orten  schmal  machen  and  zflsamen  ziehen.  A.  DCrer 
Unterweisung  der  mesitung  (werke  1604)  H  8;  als  dan  mach 
etwas  zirlichs  von  gewindt  dar  ein  ...  an  der  senlen 
mügen  die  selben  geng  aufs  wenigst  acht  neben  einander 
gebraucht  werden .  die  stell  ...  in  der  cirkellini  neben 
einander,  in  gleicher  weiten  . . .  soliche  windund  (!)  mag 
man  durch  die  gantz  seulen  brauchen  .  .  .  dise  gewind 
haben  manicherlei  verkening.  ist  ja  auch  villerlei  zö 
erfinden.  GS*;  darausz  must  da  das  gewint  in  die  auf- 
zogen sealen  bringen   Gs*:  man  hat  auch  folgendes  bis 

367* 


5851       GEWINDE  II  2  {saclibedeutimy  in  der  tecJmik) 

pingsten  zu  den  steinen  geifel  am  westkirchof  uffgefort, 
zwa  gehauen  steinen,  Jacobs-moscheln  drin,  laissen  setzen, 
auch  ein  troinmelGnster  mit  einem  gewintz.  buch  Weins- 
berg 2, 176  Höhlbaum. 

b)  eine  längere  entwicklungsreihe  ist  für  die  sachbedeu- 
tung  vormiszusetzen ,  die  im  diensie  der  technik  steht;  im 
gegensatz  zu  dem  concurrenzwort  winde,  das  ein  der  verbal- 
thätigkeit  dienendes  Werkzeug  kennzeichnet,  sind  auch  hier 
zunäc/ist  durchweg  objecte  erfaszt,  die  in  ihrer  äuszern 
form  das  ergebnis  der  verbalthätigkeit  festhalten:  das 
stechwammes ,  ein  webscheuben,  ein  lideres  oder  ein 
stelens  gewindt,  ein  hinterhacken,  ein  zeum,  gegenstände, 
die  JoH.  V.  Schwarzen  BERG  i486  in  eiiiem  übersandten 
stechzeug  vermiszt  s.  Steinhausen  d.  privatbriefe  l,  240; 
auch  etlich  gewindt,  brach,  heb,  feel  oder  schrauff- 
gezeug  (der  artillerie).  Fronsperger  kriegsb.  2  (1573),  2; 
gewind,  schrauben,  waltzen,  curvaturae,  ßexus.  ancones. 
Henisgh  1602. 

2)  diese  und  ähnliche  technischen  bedeutungen  werden  vor 
allem  von  den  Wörterbüchern  übernommen,  die  sich  freilich 
im  17.  jahrh.  zurückhalten  (bei  Stieler  ztvar  Windung, 
7iicht  aber  gewind) ,  mit  dem  anfang  des  18.  jahrh.  aber 
um  so  ausführlicher  werdeti,  während  der  sonstige  litte- 
rarische gebrauch  hier  weniger  räum  gewinnt,  als  haupt- 
typen stehen  sich  die  bedeutungen  scharnier,  gelenk  einer- 
seits, schraubengang  andererseits  gegenüber,  neben  diesen 
allgemeinen  begriffen  werden  zahlreiche  engere  gebucht  aus 
dem  gebiete  der  waffenkunde,  der  architektur  und  der 
Schiffahrt,  auszerdem  macht  sich  allmählich  auch  eine 
annäherung  an  das  fem.  winde  geltend:  auch  gewinde 
fängt  an,  Werkzeuge  zu  kennzeichnen,  die  auf  förderung 
der  verbalthätigkeit  zielen. 

a)  das  Substantiv  für  gegenstände,  die  das  ergebnis  der 
verbalthätigkeit  in  ihrer  äuszeren  form  festhalten. 

a)  der  schraubengang:  und  hat  an  dem  anfang  eine 
eiserne  schraub  mit  dergleichen  gewinde,  dasz  es  auff  ein- 
mahl thut  ein  zoll  ziehen.  J.  J.  Becher  narr,  weish.  (1682)  198 
(anhang);  gewinde,  schraube,  vite,  vis  .  .  .  die  schraube, 
so  hineingeschraubt  wird  .  . .  das  mütterlein  des  gewindes 
oder  der  schraube ,  vite  femina,  ecroue  de  vis.  Rädlein 
383*'*;  gewinde  . . .  die  schraubengänge  in  einer  Schrauben- 
mutter. Chr.  Wolff  vollst,  matliemat.  lex.  559;  gewinde 
einer  schraube;  auch  Schraubengewinde,  ^ki.vft  wb.  der 
landbaukxmst  145'' ;  gewinde,  lat.  helix,  werden  die  gänge 
oder  aushölungen  an  einer  schraube  genennet.  Chomel 
4, 1059  j!f.  ebenso  Hederich  l,  1423;  ähnlich  Frisch  2,  450''; 
nouv.  dict.  d.  passagers  2, 279 ;  Adelung  2,  662  (vericeist  zur 
erklärung  auf  die  'gewundene  gestalt');  wenn  hingegen 
mehr  als  zwei  personen  reisen,  und  es  fällt  regenwetter  oder 
grosze  kälte  ein,  so  können  vermittelst  vier  mit  gewinden 
versehener  und  mit  feinem  leder  überzogener  eiserner 
stäbe,  und  drei  lederner  mäntel  .  .  .  innerhalb  zwei  mi- 
nuten  alle  vier  sitze  bedeckt  werden.  Nicolai  reise  durch 
Deutschland  1,10;  es  ist  einleuchtend,  dasz  wenn  eine 
holzschraube  sehr  feine  und  scharfe  gewinde  hat,  diese 
das  holz  in  der  art  schneiden,  dasz  es  die  haltung  ver- 
liert; es  musz  deshalb  eine  holzschraube  nicht  zu  nahe 
und  nicht  zu  scharfe  gewinde  erhalten.  S.  F.  Seydell 
einrichiung  und  gebrauch  des  kleinen  gewehrs  (I8II)  132; 
an  ihr  (der  schivanzscJiraube)  sind  zu  unterscheiden:  die 
gewinde,  gewindetheil,  schwanzschraubenkopf.  E.  v.  Mau- 
ritius beschreibung  des  neuen  preusz.  infanter iege wehr s 
(l82i)  16;  gewinde  einer  schraube,  the  xvorm  of  a  screiv. 
Hilpert  H,  1,  464'>;  ebenso  Karmarsgh  technol.  tvb.  1^,  246 
(dort:  doppeltes,  dreieckiges,  einfaches,  flaches,  recht- 
handiges  rundes,  scharfes,  verkehrtes  linkes  gewinde; 
das  gewinde  schneiden  u.  a.);  ähnlich  Beil  technol.  wb. 
243;  das  gewindeschneiden  auf  der  drehbank  verläuft  bei 
dem  erzeugen  hölzerner  gewinde  gerade  so  wie  bei  dem 
verfertigen  metallner  schrauben.  H.  Fischer  die  bearbei- 
tung  der  hölzer  687 ;  gewinde  ...  die  gänge  einer  schraube. 
Thiel  a.  a.  0.;  gewinde  ...  in  Schraubenlinien  um  einen 
cylindermantel  ...  in  ein-  oder  mehrfacher  anzahl  ge- 
wundener prismatischer  körper.  Stenzel  deutsches  see- 
mann.  tvb.  147*.  daztt  vgl.  schrauben-,  schraub -gewinde 
tJieild,  sp.  1656  (vgl.  auch  bei  Kramer,  Jacousson  u.  «.); 
einfache,  mehrfache  gewinde  u.  a.  s.  unter  gewindegang ; 
als  compos.  sind  zu  nennen :  muttcrgewinde,  Innengewinde, 


GEWINDE  II  2  (gclcük) 


5852 


aussengcwinde,  bolzengewinde.  die  mundartlichen  u-örter- 
bücher,  die  die  bildung  gewinde  buchen,  bevorzugen  einseitig 
die  hier  dargelegte  bedeutung :  gewinde,  gewinn',  gewinde 
einer  schraube,  ten  Doornkaat  Koolman  1,625*;  ge 
wind,  Schraubenmutter.  Martin  u.  Lienhart  2,838*; 
vgl.  auch .-  windls  . . .  gewinde  an  einer  schraube  und  am 
degengefäss.  Bremisch  nieder säclis.  ivb.  b.ZGZ;  gewönn,  ge- 
winde einer  schraube,  ivb.  d.  Luxemb.  mda.  145*. 

ß)  das  gewinde  am  degengefäsz,  mamilrii  obvoluta 
pars.  Frisch  2,  450'>;  eöcMso  Hederich  l,  1423;  gewinde, 
lat.  commissura,  wird  auch  an  einem  degen,  der  um  das 
hefft  oder  den  griff  gewundene,  eiserne,  kupferne,  meszin- 
gene,  silberne  oder  goldene  drat  genennet.  Chomel  4, 1O6O; 
an  einem  degengefässe  ist  der  mit  draht  zierlich  um- 
wundene theil  des  griffes  das  gewinde.  Adelung  2,  662; 
ähnlich  Jacousson  2,  84'*;  Campe  2,  ses^  u.  a.;  das  gewinde 
am  degen,  la  poignee.  Schwan;  e&e/wo  Rondeau.  desgl. 
(the  Mit  of  a  sword)  Hilpert;  vgl.  Thiel  a.  a.  o. 

y)  gewinde,  sind  die  stellen  an  den  mästen,  an  welchen 
einige  stücke  holz  genagelt,  und  hernach  mit  dicken 
tauen  umwunden  werden,  um  sie  zu  verstärken.  Hübner 
zeitungs  .  .  .  lex.  (1782;  die  ältesten  ausgaben  buchen  das 
wort  nicht)  1000.  ebenso  Jacobsson  5,  671*,  Campe  a.  a.  o., 
Thiel  u.  a.;  gewinde  an  den  mästen,  the  top  armour. 
Hilpert  a.  a.  0. 

Si)  eine  reihe  sehr  verschiedenartiger  Verwendungen  wird 
in  den  ivörterbüchern  unter  dem  allgemeinern  begriff 
gelenk,  Verbindung  zusammengestellt ;  vgl.  schon  gewinde 
.  .  .  gewerbe,  a  Joint,  teutsch-engl.  wb.  2  (nie),  713;  das 
gewinde  an  einem  ding,  wo  zwei  desselben  theil  an- 
oder in-einander  gehen ,  commissura  pedum,  circuli. 
Frisch  2,  450*;  gewinde,  commissura.  Hederich  1,1423; 
gewind,  gewerb.  Rondeau  2,  Uu3'';  vgl.  auch:  gewind 
.  .  .  la  charniere.  Schmeller  2^,  948;  gewinde,  s.  charnier. 
Thiel  a.  a.  0.  dieser  weite  begriff,  wenn  er  auch  zuerst 
gebucht  ist,  entspringt  doch  erst  der  Verallgemeinerung 
aus  einzelnen  verengten  bedeutungen,  für  die  der  Zusammen- 
hang mit  dem  verbum  winden  7ncht  immer  und  nicht  in 
allen  einzelheiten  sicher  gestellt  werden  kann,  in  manchen 
mögen  die  bilduiigen  gebände,  gebende,  gebinde  einflusz 
ausgeübt  haben. 

1))  die  umfassende  aufzählung  der  einzelnen  Verwen- 
dungen ist  meist  mit  dem  versuch  einer  gemeinsamen  deu- 
tung  verbunden :  gewinde,  commissura,  wird  an  einer  sache 
diejenige  art  genennet,  worinnen  sich  zwei  ausser  dem 
abgesonderten  theile  in  einander  bewegen,  z.  e.  die 
schraubengänge  in  einer  Schraubenmutter,  zwei  schenke! 
eines  winckel-hackens,  der  sich  zusammenlegen  läszt, 
ingleichen  die  schenckel  eines  circuls.  Chr.  Wolff  mathe- 
mat.  lex.  559;  gewinde,  eine  Vorrichtung,  mittelst  welcher 
ein  gegenständ  an  einen  andern  so  befestigt  wird,  dasz 
er  sich  in  einer  bestimmten  richtung  bewegen  kann, 
ohne  von  jenem  getrennt  zu  werden,  wie  z.  b.  die  thür 
an  den  pfosten.  gebräuchlicher  ist  indesz  der  ausdruck 
bei  der  befestigung  eines  deckeis,  der  irgend  einen  gegen- 
ständ verschlieszt.  'Hklytt  lob.  d.  landbaukunst  liifi;  ge- 
winde . .  .  ingleichen  die  saubere  zusanimenfügung  derer 
zirckel  und  anderer  mathematischen  instrumente,  auch 
dosen  und  allerlei  gehäuse,  die  man  auf  und  zuthun  kan, 
s.  Scharnier.  Chomel  4, 1060;  an  dosen,  kleinen  gehäusen, 
thüren  u.  s.  f.  ist  es  eine  art  eines  zierlichen  bandes,  dessen 
zwei  in  einander  gefügte  theile  um  einen  bolzen,  oder  um 
ein  niet  beweglich  sind,  franz.  charnier,  in  weiterer  be- 
deutung wird  auch  an  allen  thür-  und  fensterbändern 
der  hohle  cylinder,  der  sich  um  die  haspe  bewegt,  das 
gewinde  genannt.  Adel.ung,  ähnlich  Campe  (mit  starker 
betoni<,ng  des  verallgemeinerten  begriffnes  gelenk);  gewinde, 
gewerbe,  charniere  (mit  eingehender  darstellung).  Jacobs- 
son 2,8i^ff.;  gewinde,  an  einer  dose  ...  an  den  thür- 
oder  fensterbändern  ...  an  dem  Steuerruder  eines  schiffcs 
.  . .  juncture,  Joint  (in  anatomy),  ginglymus.  Hilpert  (zum 
anatomischen  begriff' %Q\&n\i  s.  ^^.) ;  gewinde,  Scharnier,  Joint 
.  . .  Couplet;  gewinde  eines  Scharniers ,  der  theil  durch 
welchen  der  stift  geht.  Karmarsch  technol.  wb.  i^,2i&\ 
gewinde  an  e.  dose,  Scharniere,  Joint;  an  den  thür  oder 
fensterbändern,  2?en<itres,  singes;  an  einer  presse,  couplets, 
joints.  Beil  technol.  wb.  243. 

2))  die  gesonderte  auf  Stellung  engerer  begriffe: 


5853 


GEWINDE  II  3  (gefleckt) 


GEWINDE  II  8  (von  blumen) 


5S54 


a))  gowindo  an  (Ion  tisohbändem  (tu  fischband  vgl. 
tlieil  s,  itp.  i(Uii),  la  boite.  Schwan  ;  gewindo  . . .  bandohr  boi 
allen  thorcn  und  thUren.  Poi-owithcii  IM;  unter  dem  ein- 
Jlxinz  dieser  engeren  beziehnng  von  gewinde  a^f  thüren  und 
j'ennler  wird  uxich  das  üben  (jtp.  Ö2»4)  bejtproc/iene  thür- 
güwlindc,  fcnstürgewiindo  Heinervippe  entfreiiulet :  gowinde, 
nennen  die  inilurcr  diu  beidun  Hilulen,  so  unten  iiuf  der 
scliwollo  stehen,  und  oben  den  so  genannten  sturtz,  oder 
das  duruuf  liegende  quor-holtz  tragen.  CliOMKL  4, 1060; 
ebenso  Ja<;ü»sson  5,670'';  vgl.  dazu  gebindo  *p.  1774. 

b))  gowinde,  das,  lea  Couplets  du  tgmpan.  Tauuel  wb. 
der  bnc/tdruckerkunst  2.  anh.  s.  84*;  ähnlich  in  dem  lexi- 
kalisciien'  (heile  den  ftandbttcltg  der  bucMruckerkuntt  von 
Bknj.  Khkus  a.  iw. 

c))  entgegengesetzt  der  enticicklung ,  die  go werbe  in  der 
bedeutung  von  gclenk  genommen  /tat.  ist  bei  gewinde 
der  aus  der  nxecluinik  stammende  begriff  eines  gelenkcs 
auch  von  der  »praclie  der  anatomie  übernommen  und  auf 
einen  bestimmten  tgpua  angewendet  worden  (vgl.  oben  zu 
Hii.pkht):  ginglynius,  gowinde,  winkel-,  charnier-,  gewerb- 
golenk  (y/yyXvftoi,  thUrangcl),  bei  welchem  sich  ein  langer 
knochon  mit  seinem  endo  an  dem  eines  andern  in  einer 
richtung  nur  so  bewegen  kann,  dass  er  einen  winkel 
beschreibt.  C.  E.  Bock  /tandb.  der  anatomie  des  menschen 
1*,  29;  gewindo,  gelenk,  am  gebrochenen  mundätUck  eines 
gebissos.  Kakmakscii; 

(Ci/klou.)  ist  meine  mahlzeit  zubereitet  nach  der  art? 
(eher.)  zu  dienen ;  wenn  der  Schlund  nur  gut  im  gewindo  läuft 
(d  tpA^vy^  avrpenijs  iojui  uövot"). 

Adoli'  Scholl  übert.  von  Euripiden'  Cyklop  14. 

3))  vereinzelt  und  auf  der  analogie  mit  den  unten  tu 
belegenden  Verwendungen  beruhend,  stellt  sich  hier  über- 
tragener gebrauch  ein :  dio  geschichte  des  menschen  geht 
in  einem  stkhlernen  gewinde  fester  stangen,  die  aus  der 
innersten  cii^onthümlichkeit  heraus  sich  bilden,  und  nur 
durch  diese  sich  orweitern  und  verengern  lassen.  Hkink. 
Lacijk  netie  reisenovellen  (.S3)  a,  366. 

Ii)  eine  annähening  an  da.i  fem.  winde  läazt  sich  im 
folgenden  beobachten:  und  wierdt  darzä  ein  rUnscIradt  F. 
welches  innerhalb  dem  ofen ,  in  dio  zacken  des  bodens 
t;cfUogt,  und  uusscrthalb  dcsz  ofens  ein  gewindt  mit 
einer  handtluib  D.  haben,  mit  welcher  handthab,  das 
rünselrudt  mög  umbgewent  und  durch  dassolbigo  der 
bodon ,  wenig  öder  viel  mögo  umbgetribcn  .  .  .  werden. 
Lko.nh.  TiiUXNKissKK  probierung  der  harnnen  (1675)  106''; 
winde,  gewindo,  liera,  aolliera,  altalera,  arganello,  tomo. 
KitAMKK  teutschital.  dict.  i.ii^'";  haspolgowinde,  wind- 
zeug, ebenda;  winde,  gowinde,  windspille.  der  gleiche, 
deutsch- holl.  ifft.  2,  a«»»;  gewinde,  winde  .  ..  grue,  tour. 
inachine  a  leier  quelque  chose  pesante  en  haut.  Rädi.kin 
1,  3«3»;  ähnlich  Rondkai',  Schwan  ;  gewindo  .  . .  aomething 
thut  wind.i  or  tnrn.s.  Hii.pkut.  dazu  vgl.  gewings,  auf- 
ziehvorrichtung.  HöNio  wb.  d.  Kölner  mda.  65». 

3)  tcährend  die  eben  belegten  technischen  Verwendungen, 
attszer  in  der  facLtpraclie  und  in  Wörterbüchern,  litterarisch 
itur  selten  bezeugt  sind,  hat  die  nettere  litteratursprache 
dem  Substantiv  von  anderer  seile  her  einen  weiteren  ver- 
icendungskreis  erschlossen,  die  gebrauchsfonnen  tweigen 
unmittelbar  von  der  grundbetteutung  des  verbums  ab,  das 
sie  zuiuichst  jedoch  weniger  in  der  thätigkeit  selbst,  als 
wiederum  in  dem  ergebnis  erfassen,  auch  hier  ist  für 
t:>i:elne  grupi>en  mit  der  beeinjlttssung  durch  das  laut 
eenrundtc  gebindo  {vgl.  oben  »p.  1773^.)  zu  rechnen,  zur 
form  ist  noch  zu  bemerken,  dasz  im  gegensatz  zu  den  zahl- 
reichen apokopierten  belegen  für  das  oben  behandelte  gewindo 
liier  —  dem  litter arisdten  Charakter  entsprechend  —  die 
tolle  form  vorherrscht. 

a)  eng  mit  gcbindc  (ein  gebinde  garn)  stimmt  die  glei- 
chung  überein  -.  gewindo  ...  so  viel  garn,  als  man  füglich 
auf  ein  mahl  aufwindet,  in  einigen  gegcndcn,  nieders. 
Windeis,  .\dkluno,  ähnlich  Campk  u.  a.;  ein  gewindo  von 
garn  (garngewinde),  a  bottom  or  stein  of  garn.  Hilpkht, 
vgl.  auch  Thiki.  o.  a.  o.  bei  dieser  detttung  ist  das  sttb- 
stantiv  wieder  zttm  fem.  winde  in  beziehung  gebracht 
worden. 

b)  auszerhalb  dieser  letzten  eombination,  aber  noch  in 
anlehnung  an  gebinde  zeigt  sich  die  lieblingnform  des 
Heueren  gebraucltes:  gewinde  von  blumcn,  blumen-,  laub- 


gewinde,  vgl.  (heil  t,  »p.  168;  theü  «,  »p.  IM;  vgl.  auch 
blumen-,  laubgehänge;  blumengewebe,  laubgcwölbe. 

u)  der  ausgangBpunkt  ist  verdeckt,  doch  deutet  ein  über- 
tragener gebrauch  Hv.nuy.HH  darauf  hin,  vgl.:  er  (der  leit' 
fadon]  ist  ein  schönes  krauitgewindo  aus  mancherlei 
neuern  Schriften  aufgewunden,  und  daher  auch  so  per- 
lend, aber  auch  so  unitichcr  und  schwach,  als  dergleichen 
aufgüwindo  aus  einer  andern  fremden  textur,  wo  m  eigcnt* 
lieh  seinen  sitz  hatte,  zu  sein  pflegt  (Ober  Sciilözkiih 
univeraul-historie)  5,  436  Suphan. 

ß)  im  engen  anschlusz  an  da»  winden  der  blumen  wird 
gewindo  zum  ersetz  de»  lehmeortea  guirlande  und  aU  con- 
eurrenzwort  für  kränz  eingeführt:  besonders  bewunderte 
man  das  sogenannte  federzimmer,  das  anstatt  der  t«pcten 
mit  federn  aller  färben  in  künstlich  zusammengesetzten 
blumonstUckon,  blumenkränzen,  und  in  fcatons  bangen- 
don  hlumengewinden,  nach  der  natur  bis  zur  tAuschung 
geziert  war.  J.  W.  v.  Akchknholz  (ammUn  der  britl.  getek. 
des  Jahres  1791)7,346; 

in  de«  kränze«  duftigem  gewinde 
thronet  gott  der  liebe,  mild  und  linde. 

Kosegahtbn  (Wälder  u.  Oda)  poe».  t,  t47; 

gewinde.  man  sagt  sonst  blumengebände  fUr  guirlande; 
aber  Archenholz  hat  blumengewindo  dafür,  in  der  mablerei 
sagt  man  blumcnschnur  und  blumengchänge.  Hkynatz 
antibarbarus  i,M;  vgl.  auch:  ein  gewinde  von  blumen, 
a  vreath  of  ßoicera.  garland.  Hii.PKitr. 

l))  vielfach  wird  gewindo   mit  weiterem  umfaaaenderem 
sinn  den  engeren  begriffen  kränz  und   strau-sz  gegenüber- 
gestellt: damit  sind  die  männer  nicht  zufrieden:  einzelne 
blumen  sagen  ihnen  nicht  zu,  kaum  scheint  ihnen  ein 
ganzes   gewindo  aufhebcnswerth.   F.  L.  Jahn  (über  briff- 
schreiben)  1,  IM  Euler;    unsere    bisherigen    blumcnlesen 
haben   wenig   geleistet,    wer   in    der   folge    einzelne   zu 
sträuszen  ausliesct,  diese  in  ein  gewinde  zusammenflicht, 
walte  mit  ordnerkraft  und  zartsinn ,  wie  der  harfner  in 
Wilhelm  Meisters  lehrjahren.  (deutsehe»  Volkstum)  1,  849; 
er  hat  genug  nicht  blumen  kOnnen  pflocken, 
um  mit  gewinde,  strausz  und  kranzgeflecht 
ein  unbedeutend  liebeln  aufzuschmbcken. 

Fr.  ROckbrt  {erzähluwien  i  -.  die  treuen  Uumen) 
3, 111 : 
die  frischgebliebnen  blumen  aufzusuchen, 
als  kränz,  als  kränzchen,  slrfiiii^zt-hen  oder  strauüZ, 
als  irgend  ein  geflocht,  gewind,  gckctle, 
sie  fortzutragen  in  der  liebsten  haus.    107; 
lasz  mich  den  ersehnten  begaben 
mit  blumen  und  frischem  gewind, 
da  traun  die  sikulisi-hen  knaben 
80  schön  wie  die  samischen  sind  I 

Platbn  (i}  aa  KCnooe  ij  IJä^oi  fj  Iliroouoi) 
1.422  Redlich; 
hfttt*  ich  der  ringelblumen  g'nug, 
da  verging  die  zoit  mir  geschwmde. 
diu  haecrose  hat  einen  guten  gcruch, 
aber  die  andern  gel>en  bess're  gewinde. 

K.  Immermamn  (MeHin  der  dutder)  4.  404 
Mavnc; 
neue  blumen  geht  sie  jetxt  zu  pflQckcn, 
zwei  (Towinde  fügt  sie  UUidelnd  ilrau«. 
einen  kränz,  Mariens  haupt  zu  »chmäckeii, 
fUr  sich  selbst  dann  einen  blamenstranss. 

Anastasius  GrCn  (die  aünderi»)  gtd.  146. 

2))  in  engerer  vertcendung  behauptet  sieh  gewinde  bia 
in  die  neueste  zeit  als  ersatzirort  für  guirlande,  nefenM 
deckt  es  aber  auch  andere  formen  des  blumengejUdUe»  und 
tritt  manchmal  für  den  blumenkram  im  haar,  ja  sogar 
für  den  einfachen  atrausz  ein: 

a))  unter  lustigen  gowinden, 

in  geechmOckter  lauben  bucht, 
alles  ist  zugleich  zu  finden : 
knoMM,  bl&tter,  bluni«.  frucht. 

GöTiiE  (Faust  It.  1.  aO)  41«f7: 

rothe  fruchte  und  blühende  kränze  in  den  bäumen  und 
duftende  gewindo  um  hügcl  und  t>er{:o.  Bonaventura 
nacJtftcachen  (ll)  96  Michel;  die  dichten  lauhgc winde,  d^e 
an  fünf  seiten  des  schirms  herunterliefen.  Mükike  (mtaler 
Nolten  2)  5, 69  Kratisz;  sein  (des  thorbogciui)  düsteres  eisen- 
grau war  auszcr  dem  wappcn  schier  nirgends  zu  sehen, 
weil  er  von  einer  last  von  hlumengewinden  bedeckt  war. 
Stiptki«.  erzählungen  (Proeoptts  l)  1,41  Aprent;  gewinde 
von  astcrn  und  buxi>aum  und  von  sonstigen  herbst- 
blumcn  und  blättern  hingen  überall  an  den  balken. 
Th.  Stouu  (ein  doppelgänger)  i,  m;   auch  der  kunstvoll 


5855      GEWINDE  II  3  (laub-,  gehänge  von  zweigen) 

geschnitzte  rahmen,  der  ein  goldenes  rosengewinde  dar- 
stellte, war  zerbröckelt  und  zerschellt.  Hkhmann  Sudeh- 
mann der  katzensteg  (4)  64;  Bruno  Paul  hatte  den  ganzen 
riesensaal  in  einen  iannenhain  verwandelt,  in  dem  man 
vor  guirlanden,  taxuswänden  h  la  Boileau ,  vor  rosafar- 
benen gewinden  und  orangegelben  schleifen  von  der  archi- 
tektur  des  raumes  fast  nichts  mehr  sah.  deutsche  zeittmg 

31.  5.  1907. 

y\\  an  ihrer  band  das  glück,  gewind' 

und  ros'  im  lockenhaar,  ein  schlankes,  — 
das  miszgeschick  ein  fieberkrankes, 
ein  weinend  kind. 

Annette  v.  Droste  (Sylvesterfey)  3,  392  Kreiten. 

im  weiszen  atlaskleide,  ein  zierliches  gewinde  von  blauen 
Sternblumen  im  haar,  trat  sie  . . .  herein.  Mörike  {maier 
Nolten  l)  4, 120  Krausz.     vgl.  dazu  y)  l)). 

c))  (sie :)  hundert  sträusze  vertheil'  ich  des  tags,  und 

kränze  die  menge ; 
aber  den  schönsten  bring'  ich  am  abende  dir. 
(er:)   ach!  wie  wäre  der  mahler  beglückt,  der  diese 
gewinde 
mahlte,  das  blumige  feld,  ach  1  und  die  göttin 
zuerst ! 
GÖTHE  {der  neue  Pausian)  1,  306; 
zarter  blumen  leicht  gewinde 
flecht  ich  dir  zum  angebinde, 
unvergängliches  zu  bieten, 
war  mir  leider  nicht  beschieden. 

{nachlasz:  an  persoven)  4,268  Weimar; 

damit  verband  sie  die  spitzen  der  lorbeerzweige,  schlang 
den  faden  herum ,  und  .  . .  überreichte  sie  das  blühende 
gewinde  dem  ritter.  Pavi.  Ueyse  troubadournovellen :  die 
dichterin  von  Carcassonne. 

y)  während  das  blumengewinde  immer  ein  von  m£nschen- 
hand  hergestelltes  geßecht  kennzeichnet,  läszt  die  von  dem 
begriff  der  guirlande  begünstigte  beziehung  auf  blätter, 
zweige,  laub  neben  dem  künstlichen  gewinde  auch  die  frei 
ans  der  natur  erwachsenden  gehilde  in  den  kreis  des  ge- 
windes  eintreten. 

l))  Schiller  und  Klopstock  sangen  und  Goethe  die  blume  der 

anmut, 
Rückert  und  auch  Uhlands  muse,  vor  allen  beliebt, 
darf  ich  der  neunte  zu  sein  mich  rühmen  ?  bedächtige  männer 
leugnen  es  nicht,  mir  ward  lieblicher  aeste  gewind. 
hier  in  dem  ehmals  oft  von  gesängen  umfluteten  eiland, 
.  .  .  hier,  Germania,  lasz  auf  diesen  unsterblichen  trümmcrn 
brechen  die  lorbeern  mich,  die  du  bewilligetest ! 

Platen  {festgesänge :  im  theater  von  Taormina) 
1,  233  Redlich  ; 
.  blumiger  äste  gewind  zierte  das  wallende  haar. 

{choroebtis  der  Kassandra)  1, 443 ; 
die  kön'gin  steht  im  leeren  saal, 
und  ihre  greise  stirn  bekränzet 
ein  heil'ges  mistelkrautgewind', 
umflechtend  grün  die  goldne  bind'. 

Immermann  {Tristan  u.  Isolde  i)  13,  186Hempel; 
sie  wiegte  bald  ein  süszes  kind 
auf  ihrem  schoosze  mütterlich : 
da  zeigten  an  dem  laubgewind  {des  kränze-?) 
viel  goldne  fruchte  sich. 

Uli  LAND  {der  kränz)  1,  142  Erich  Schmidt; 
tiefer  in  die  gruft  vorschreitend,  gelangte  ich  zu 
einem  groszen  verzierten  Sarkophage  von  erz.  in  diesem 
ruht  Karl  August,  gewinde  von  eichenlaub  umziehen  ihn. 
Immermann  {memorahilien  3.  f rank,  reise)  20,  86  Hempel; 
der  hof  war  sauber  gefegt,  und  ein  über  der  hauptthüre 
angebrachtes  gewinde  von  tannenzweigen  zeigte,  dasz 
dem  hause  irgend  ein  freudenfest  bevorstand.  Herm. 
Sc  HM  in  {erzstuf en^:  die  geldsucher  l)  3,  n;  ebenso  {das 
schrvalberl  6)  5,  229 ;  man  hatte  statt  der  vorhänge  laub- 
gewinde  um  die  fenster  gebreitet  und  beide  kammern 
mit  grün  und  blumen  festlich  ausgeschmückt.  Paul 
Heyse  moral.  nov. :  die  blinden  3;  während  er  mit  kecker 
band  arabesken,  blumen  und  fruchtgewinde  aus  alten 
kupferwerken  zusammenstellte,  die  kleine  mama. 
2))  das  laubgewinde  hallet 

mitgefUhl  in  leisem  laut. 

Voss  5,  105,  «.  theil  6,  sp.  296 ; 
hier  war's  in  eurer  schattennacht,  ihr  linden  .  .  . 
führt  liebend  mir  mit  euren  laubgewinden 
entgegen  sie,  nach  deren  grusz  icn  schmachte. 

Frieur.  Rückert  {liebesfrühl.  1,  78)  1,  402; 
dann  keimt  das  lust'ge  blattgewlnde, 
die  rankenschaar,  die  blüthenmacht. 

K.  Immermann  {die  prinzen  von  Syrakus,  epilog) 
14,  54  Hempel  ; 
der  schreibersmann   aber   stund   mit  verklärtem   antlitz 
unter  dem  rebgerank  und  geisblattgewinde  des  gartens 


GEWINDE  II  3  {knoten,  natiernge,winde)      5856 

und  schaute  in  die  welken  roten  blätter,  die  der  herbst  von 
den   zweigen  geschüttelt.   Scheffel  J^fcfte/ifflr-fZ  (25)  429; 
ich  sah  hinauf,  aus  deinem  bimme],  linde, 
hing  nieder  eines  weissen  kleides  säum, 
und  nieder  stieg  ein  kind  aus  dem  gewinde 
der  zweige,  die  es  neidisch  mir  versteckt. 

Gl.  Brentano  romanzen  v.  rosenkranz  {einl.  239) 
7  Morris; 

vor  ihnen  lag,  vom  mond  beschienen,  jenes  grosze  stille 
meer  unabsehbarer  weinstockgewinde.  Kari,  Gutzkom^ 
der  Zauberer  von  Eom  (7,  3)  8^,  59  (in  der  i.  aufl.  s.  69 :  das 
grosze  stille  meer  der  weinstockblätter) ; 

Venedig  schwindet  in  des  meres  duften, 
schon  rankt  sich  farbig  in  gewind'  und  lauben 
des  herbstes  rebe  über  sammtnen  triften. 

Strachwitz  {aus  dem  nachlasz:  Venedig  9) 
369  Weinhold. 
c)  der  gebrauch  des  Substantivs  überschreitet  die  grenzen 
der  pflanzenweit  und  des  baumwuchses  und  zieht  auch 
andere  gebilde  zum  vergleich  Jieran.  der  vericendung.skreis 
ist  hier  zwar  nicht  so  ergiebig;  immerhin  bilden  sich  ein- 
zelne gruppen,  die  in  den  verschiedensten  Zeiträumen  immer 
wieder  erneuert  werden. 

a)  er  hatte  sich  durch  die  kunstvolle  weberin,  und 
das  künstliche  gewinde  dahin  bringen  lassen,  ein  kunst- 
volles lied  und  einen  künstlichen  canon  zu  weben. 
Gerstenberg  rezensionen  {litt,  denkm.  128)  s. 230;  und  nahm 
das  darinn  verwahrte  dokument  der  liebestreue  {einen 
aus  grüner  und  schwarzer  seide  geschlungenen  unauflös- 
lichen liebesknoten)  heraus,  besah  es  lange,  den  gang  des 
verborgenen  gewindes  auszuspähen  und  die  fäden  gemach- 
sam auseinander  zu  wirren.  MusÄus  Volksmärchen  {liebes- 
treue) 3,  263; 

ob  ich  an  den  mast  mich  binde, 
wie  der  edle  Laertide, 
es  zerreiszt  das  taugewinde 
Sehnsucht  mir,  die  Eumenide. 

Strachwitz  {lieder  eines  erwachenden:  2) 
ged.  122  Weinhold, 
ß)  der  knoten  furchtbares  gewinde 

gewaltsam  zu  zerreiszen,  strengt 
der  arme  kraft  sich  an,  des  geifers  schäum  besprengt 
und  schwarzes  gift  die  priesterliche  binde. 

Schiller  {Zerstörung  Trojas  v.  297)  6,  357; 
da  entstieg  der  tiefe 
der  Eumeniden  blasse  schar,  ihr  haupt 
umzischt  von  schlangen  .  .  . 
doch  plötzlich  stand  die  hohe  tochter  Zeus 
bei  dir,  es  strahlt  Pallas  Acgis  hell 
vor  deinem  haupt,  die  töchter  der  nacht  entflohn 
laut  heulend,  und  es  zischte  noch  von  fern 
das  lebende  gewind'  in  ihrem  haar. 

Fr.  L.  V.  Stolberg  Timoleon  1,  s.  werke  der 
briider  Stolberg  5,  9; 

kurz,  man  kann  Virgils  geschilderten  Laokoon  und  sein 
natterngewinde  recht  gut  genieszen,  ohne  den  steinernen 
dazu  neben  das  lesepult  aufgestellt  zu  haben.  Jean  Paul 
{Jubelsenior)  20, 57 ;  dieser  mensch  ist  ein  gewinde  von 
schlangen,  die  aus  einander  fliehen  mögten,  aber  mit 
den  schwänzen  in  einander  verwickelt  sind,  wenn  sie 
sich  beiszen,  glaubt  er,  dasz  in  ihm  das  gewissen  sich 
regt.  Fr.  Hebbel  tagebücher  2,  446  Werner; 

y)  sieh  wie  die  geister  aus  bergen  zu  uns  dringen, 

wie  himmel  und  erd'  in  ihrer  gewalt  uns  hegen, 

die  steinenkreis'  um  uns  gewinde  legen, 

allseitig  in  ketten  der  hohen  natur  geschlagen, 

welche  kraft  will  sich  durch  all'  die  netze  wagen? 
TiECK  (Oenoveva)  2,  231 ; 

0  nacht,  du  goldgesticktes  zeit, 

0  mond,  du  silberlampe, 

das  du  die  ganze  weit  umhüllst, 

und  die  du  allen  leuchtest! 

wo  birgt  in  deinen  falten  sich 

die  allerreinste  perle? 

wo  widerstrahlt  dein  träumend  licht 

im  allerklarsten  spiegel? 

0  breite  siebenfach  um  sie 

das  schützende  gewinde, 

dasz  nicht  der  Jüngling  sie  erschaut.  ; 

Annette  v.  Droste  (o  nacht!)  3,  445  Kreiten. 

S)  eine  nachhaltigere  Wirkung  erzielte  die  vertvendung  von  f 
gewinde  als  ersatz  für  das  fremdwort  labyrinth,  die  .fich  r 
zuerst  bei  Wieland  und  Bürger  nachweisen  lä.9zt  {bei  j, 
letzterem  häufiger  in  der  Zusammensetzung  irrgewinde,  * 
vgl.  Campe  verdeutschungs  ich.;  vgl.  auch:  gewinde,  ver- 
schlungene gänge,  ein  irrgewinde,  labyrinth.  Hilpert). 
diese  Verwendung  des  Substantivs  war  von  ver.schiedenen  aus- 
gangspunkten  her  nahe  gelegt,    die  laubgewinde ,  in  denen 


i857 


GEWINDE  II  s  (labynnth) 


OEWINDEFENSTER 


freie  gtbilde  dtr  natxir  erfuntt  aind  (».  O.  fp.  ö«66/6),  leitete» 
uut/fitintiKjen  zu  den  irryüuyen  über,  die  durch  bu»eh  und 
uäld  führen,  ähnlirh  latmt.n  »ich  auch  die  feUenyänge  auf 
fuMMfn,  die  über  zuylfich  unmillelljurer  auf  duM  verbum  und 
«eine  nippe  zurückweitien,  ryl. :  wiii(luii|(t<l>  (IfM  gOHleinH  vgl. 
h'\ti'j,uvi'uiih',  anfructun  ruj/ium  theitü.irp.  1514;  vgl.  wende!- 
hloiii.  und  dan  yU.iche  gilt  auch  für  dis  erate  yruype; 
ubeiull  zeigt  sich,  daaz  die  gleichuny  vun  Kowiiido  und 
lubyriiith  mit  der  auj/ritichuny  der  verbulkruft  uv%  tub 
»luntiu  in  zuaammenhany  steht  («.  u.  4),  vgl,: 
im  «uitentfuni 

um  vrtileii  muuI  —  dar  Mi(en|>aji|;a  sind 

mit  iriuflUirfndnm  gewinde  viid 

Lei  iodum,  und  der  MÜe  keiiio  ijlUI. 

F.  L.  »TOi.URHti  (Thetetu)  4,86. 

\,)  wir  ■tuheii 

aubüii  mit  der  «oane  munter  auf 

und  nehmen  anfangs  unsern  lauf 

durrli  ein  gewinde  von  alleevn 

in  eine  art  von  dicht  verwachii'nen  hain. 

BOrübk  {die  kimi{/in  von  Uolknnde *M) 41»  Sauer; 
er  t^ty*  und  rafTt  sich  auf,  entacbloM«n  al«  ein  beld 
den  dienat  Zeniden  aufzukUndon: 
alü  aue  de«  hain«  niftandrlHchen  gewiudun 
ihm  etwas  in  die  äugen  Rillt, 

du8  seinem  heldenthum  und  allen  woisheitagründen 
der  atoa  selbst  die  wage  hUlt. 

WIKI.AN11  {Idrt»  b,  90)  17,  807; 

führte  mich  durch  ein  gewindo  unbekannter  bUaoho,  auf 
einem  durch  kunst  geebneten  Hchncckenförmig  steigen- 
den pfad  an  einem  felson  hinauf.  Wikland  (Pertgrinuti 
Proteus  1,  a)  27, 134;  ea  war  über  die  elfte  stunde  —  rings 
sticlidunkül  .  .  .  durch  ein  labyrinthischos  gewinde  von 
V^Urtcn,  Ul>er  scliwollund  brausende  bäche  . .  .  erreichte  er 
«las  pfarrhuus  SanMedardo.  Kaki.  Gutzkow  der  tauberer 
von  liuHi  (tl,  6)  »,  17». 

^j)  der  vater   den  ihr  scbrein  herbeigerufen,  ■pricbt 

umsontit  dun  trost  ihr  /.u,  woran'«  ihm  aelbst  gebricht: 
'er  werde  t>ich  gt^wisz  in  diesen  felsgewinden 
gesund  und  frisch  auf  einmahl  wieder  linden'. 

WiBLAND  (Oberon  »,  48)  28, 168; 
der  ersehnte  —  o  wohin, 
wohin  musz  ich  sie  zu  finden? 
BU  des  grabes  irrgewinden? 
nein,  sie  schwebt  in  meinem  sinn. 

Orro  Heinr.  v.  Loehkn  (an  Wilhelmine)  ged. 
W)  I^rriH  ; 

da  mag  er's  oft  mit  angesehen  haben,  wenn  das  frUh- 
jahr  kam,  der  schnee  wegging  und  das  eis  schmolz,  wie 
aus  den  Schluchten  die  leichen  derer  hervorgezogen 
wurden,  die  in  den  untiefen  und  gewindcn  oder  im  wetter- 
st urm  hatten  elend  verkommen  und  erfrieren  müssen. 
Hi:hii.  SciiMiu  (Friedet  u.  Osteoid  '  8,  l)  88, 6; 

wo  sie  (die  töne)  sich  zur  tiefe  neigen, 

zu  der  grUfte  laoyrinth, 

seh  ich  trauernd  niederschleichen 

still  der  treppen  steingewind'. 

Cl.  Brkntano  romanzen  vom  rotenkram  (13,  94) 
236  iforri«. 

/)  auch    die    Übertragung    knüpft  vor  alUtn  an   diesen 
letztbelegten  gebrauch  an  (vgl.  irrgewinde  th.  4,  8,  sp.  216») : 

der  ausgang,  ja  sogar  der  wünsch  ihn  auszuiinden, 
wird  inimor  schwieriger,  je  mehr  er  sieht  und  h6rt; 
ein  wu!lust|;irrcnde8  gctön  von  (inten  stört 
der  sinne  run,  und  schleicht  in  schlängelnden  gewindeu 
ins  herz  sich  ein.    Wiklanu  (Idrit  6, 11)  17,  861; 

in  dem  goldnen  labyrinthe  deiner  locken  eingefanpen. 
hub'  ich  meine  müde   freiheit  in  don  sohlinfon  aurgenangen. 
dünn  wie  sollt'  ich  es  versuchen,  uu»  den  holiltrn  irrt;t>\v  inden, 
die  sich  um  mein  herz  geringelt,  N^icdcr  mich  heraus  zu  linden? 
Wilhelm  nlüLLBR  (Berenice:  der  neue  Dadalu») 
800  Hatßeld; 
durch  ein  bezaubertes  gewinde 
von  sUszero  irrthum  hat  zuletzt 
die  thorheit  selbst  mich  auf  den  weg  gesetzt, 
an  worden  was  ich  schien  als  man  mich  glQcklicb 

nannte.    Wielanu  (Mutarion  1)  9,  8S; 
durch  ein  verwickeltes  gewinde 
von  feerei  und  wundern  fortgeführt, 
sei,  wer  dich  liest,  besorgt,  wie  er  neraus  sich  finde, 
und  nahe  stets  dem  ziel  —   indem  er  es  verliert. 

(Idrit  1,5)  17,  18; 

gewinde   und   irrgänge   der   speculation   (Agathodämon  i. 

cap.  3);  i<^^  dazu:  mithin  flüchtete  sich  die  verschleiernde 

aufjdrucks  weise  in   ein  fremdes  irrgewinde.  F.  L.  Jahn 

'■■',  tiU ;  so  durch  alle  rewinde  des  lebeus 

ireleilest  du  liebreich  den  erdensohn, 
hilfst  ihm  erklimmen  die  steilen  stufen 

UaiiXHARZER  (die  in%i*ik)  8^,9; 


5858 


0  foU,  weaa  du  mich  auch  in 

vielfach  «erwobaiM  gawiaia  tcebUtt. 

wo  sieb  dar  niaaU  siebt  fwu  raia  «rbltt, 

und  ia  der  wiasoMhaflM  labyriatk«, 

wo  uoaer  g«M  nur  «llBaofl  verirrt: 

Ums  "Min  C«M  *>ek  Ibumt  UadUdi  bMbM. 

PuiTBN  (morgei^-  ttmd  iihwtf>HrtlfchiB»ni)  1. 494 
tUMekf 
aber  achl  mein  p«rs|»«etiv 
ist  so  trtlb,  so  knrz,  so  schiof 
dojiz  . .  .  ich  doch  uimmor 
euren  Schimmer 
mir  er|rQnda, 
nie  «rnnde 

des  scbicksals  gewinde. 
und  guckt  ich  mich  blind«! 

Cl.  Brbntamu  {die  huhgm  mmeikamleH  8) 


denn  dieses  gesob&ft  besteht  nur  darin,  das«  man  den 
jungen  aeelen  eine  ausstattung  schlichter  begriffe  mit- 
giobt ,  mit  denen  sie  durch  das  irrgewinde  de«  marlita 
sich  helfen  sollen,  so  gut  ea  gelingen  mag.  Immknmann 
(epigonen  8)  4, 180  Mayne; 

und  nur  die  prahlerin  philoaopbi« 
verbiesz  pomphaft  mit  gleissneriscben  Worten, 
sie  werde  auRhun  der  erkenafniei  pforten. 
thor  der  ich  war,  ihr  Je  neia  Ohr  sa  Mhal 
sie  führte  mich  zu  dunkeln  Irrgewinden. 
(nÄätedMOf 


ScHACK  (nddkte  des  ertaüi  1)  t,  8. 

e)  au»  der  vieUeitigkeit  eoUher  vwwenium^n  wttrde  m 
den  wtirterbüeMem  ein  allgemeiner  begriff  abaintkiert:  ge- 
winde, eine  benennung  verschiedener  gewundener  dinge. 
AuRLUNo;  etwa«  gewundenes.  Campr  u.  a..  »ometkimg 
wound.  H11.PKHT;  gevrinde,  «ptra.  Nrhnich  d.  wb.  am 
luzturgeach.  198. 

4)  schon  bei  der  gleiehung  gewinde,  labyrinth  wtr  auf 
die  emeuerung  der  verbalkraß  an  unserem  eubetantiv  hin 
zuiceiaen  {ß.  oben)  und  «o  wurde  ihm  mtiek  aomat  nwur- 
ding»  —  teenn  at4e4  vereinzelt  —  nach  analogie  ikniieket 
bildungen  die  funetion  eine»  nomen  aetionia  wieder  zu 
geeprochen:  gewinde,  das  winden,  a  tcinding.  teuttehengl. 
m6.  8(1716)778; 

'ein  wort,  ein  mannt  ein  mann,  «in  wortt' 
ruft  Veit  mit  fest  entschloazner  stimme, 
und  trotz  gewinde,  trotz  gekrflmme 
geht's  marsch!  ins  kleine  Zuchthaus  fort. 

BOrubr  (Veit  EhremeoH)  ged.  867  Siauer; 

gewinde  ...  die  handlung  des  vrindens,  ohne  plurul. 
AuKi.UNo,  ähnlieh  Campb  (das  winden,  besonders  ein 
wiederholtes,  anhaltendes  winden);  gewinde,  th*  aet  of 
winding  or  twisting.  HlLPEliT. 

(iKWIN'DKKOHKER,  m,:  gewindebohrcr  ...  bei  den 
zimnicrieuten,  ein  groszer  bohrer,  löcher  in  die  halken 
und  zapfen  zu  bohren.  Adei.uno  8,668.  ähnlieh  Cami>k; 
gewindebohrer,  ein  starker  Stangenbohrer,  der  zu  den 
löfTeltmhrem  gehört  der  hiesige  Zimmermann  nennt  ihn 
riegelbuhrer.  Jacousson  8,  S4^;  gewindetrahrer ,  le  per 
(oir.  la  tari^.  Schwan  1, 745**;  gewindebohrer,  aitger. 
Hii.PEnT8,l,464i>;  gew^indebohrer,  torand.  «creM- ftij».  Bkii. 
technol.  wb.  843;  gewindbohrer,  schraubenbohrer,  schneid- 
bohrer,  mutterbohrer,  top.  screictap  etc.  Kakmakscii  terh 
nol.  tob.  l\846;  vgl.  auch  Lueokh  lex.  d.  ge*.  teehn.  4,649; 
Stbnzei.  det*teehee  »eemänn.  teb.  147*. 

GEWINDEDURCHMESSER,  m..  fOr  die  verschieden 
heit  zwischen  ganghöhe,  gangtiefe  (d.  h.  anterschied  des 
äusseren  und  inneren  gewindehalbniessers)  und  dem 
äusseren  gewindedurchmcsser  . . .  sind  verschiedene  regeln 
angegeben.  Hbrm.  Fisch kii  dt«  bearbähingdermetmlUtiO. 

GEWINDE.  GEWINDEISEN,  n.:  gewindeisen,  mfibl- 
eisen,  poilirr,  ironcros».  Beii.  teehnol.  wb.  848;  ähnlieh 
Camps  u.o.,-  ];ewindeisen.  schraul>en8ohneideiaen,  «rmr- 
plate.  filiere.  Kakmarsch  terhnol.  wb.  1*.8M;  vfL  auch 
gewindeeisen  Hilpert;    vgl.  miihleisen   iheil^  »p.  KW. 

GEWINDEENDE,  n.:  ob  die  schwanzschraube  das  röhr 
auch  fest  versohliesse,  erkennt  man.  wenn  man  etwas 
Speichel  um  das  gewindeende  der  schwanzKchraube  legt, 
das  Zündloch  zuhalten  läsit.  und  nun  scharf  in  die  mfln- 
düng  blaset.  E.  v.  Uauritius  beaehreib.  de»  neu-preu»». 
Infanterie  gewehrt  88. 

GEWINDEFENSTER,  n.  •  gewindefenster  ...  alle  fenster, 
die  8  bis  4  fensterfliigel  haben,  welche  letzteren  aber  durch 
gewinde.  d.  i.  häspen  und  häsphaken  mit  dem  fenster- 
rahm zusammenhangen  und  hiedurch  geöffnet  werden 
können;  im  gcgensatx  derjenigen  fenster,  die  man  in  die 


5859 


GEWINDEFORM 


GEWINDETIEFE 


5860 


höhe  schiebt.  Jacobsson  2,  84*' ;  ähnlich  Campe  u.  a. ; 
gewindefenster ,  a  loindow  turning  on  singes.  Hilpert; 
ähnlich  Beii>  a.  a.  o.  vgl.  Schiebefenster,  gewichtfenster. 

GEWINDEFORM,/.,  vgl-hv^GK-Rlex.  d. ges.  fechnik i,650. 

GEWINDE-,  GEWIND -GANG,  m.:  gewindegang,  pas 
de  vis,  filet  de  vis,  thread.  Beil;  gewindegang,  schrauben- 
gang. Karmarsch;  gewindegang,  der  abstand  von  zwei 
punkten  desselben  (gewindeganges)  in  einer  zur  cylinder- 
achse  parallelen  heiszt  die  ganghöhe  oder  Steigung;  je 
nach  richtung,  anzahl  und  querschnitt  der  gänge  unter- 
scheidet man  rechts-  und  linksgängiges,  einfaches, 
doppeltes  u.  s.  w.  sowie  dreieckiges  oder  scharfes  und 
viereckiges  oder  flaches  gewinde;  die  abmessung  des 
ganzen  in  richtung  der  cylinderachse  heiszt  gangbreite 
oder  gewindehöhe  in  richtung  der  radien  gangtiefe  oder 
gewindetiefe.  Stenzei,  deutsches  seemänn.  wh.  147'';  höl- 
zerne schrauben  sind  wenig  gebräuchlich,  ihre  gewinde 
sind  immer  solche  mit  dreieckigen  (scharfen)  gangen 
. . .  der  kantenwinkel  des  dreieckigen  gewindganges  wird, 
mit  rücksicht  auf  die  geringe  festigkeit  des  stolTes,  bei 
hölzernen  schrauben  grösser  genommen  als  bei  metallenen. 
Herm.  Fischer  die  learheitung  der  höher  086. 

GEWINDEHALBMESSER,  s.  gewindedurchmesser. 

GEWINDEHÖHE,  s.  gewindegang. 

GEWINDEKLÜPPE ,  /. .  gewindekluppe  .  .  .  Werkzeug 
zum  schneiden  von  Schraubengewinde  um  einen  cylin- 
drischen  körper  von  metall  oder  holz.  Stenzel  a.  a.  o. 

GEWINDEL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  windeln  s.  d. :  das 
gewindel  Campe  2,  363'';  gewindel  .  . .  das  häuffge  windeln. 
Hei NSi US  2,  436'',  s.  gewindelt. 

GEWINDELÄNGE,  /..•  bolzendrehbänke  mit  verstell- 
baren anschlagen ,  durch  welche  die  gewindelänge ,  der 
gewindedurchmesser  und  die  bolzenlänge  bestimmt  werden. 
LuEGER  lex.  der  ges.  technik  7,  284. 

GEWINDELEHRE,  /. .-  wie  für  cylindrische  bohrungen 
und  durchmesser ,  so  werden  auch  lehren  für  gewinde 
hergestellt  .  .  .  indem  diese  cylindrische  gewindelehre 
neben  der  genauen  form  und  Steigung  des  gewindes  auch 
noch  den  äusseren,   sowie  den  kerndurchmesser  angibt. 

LUEGER  4,  649. 

GEWINDELT ,  participiales  adjectiv  mit  zwei  auf  ver- 
schiedenartiger dbleitung  beruhenden  vertveiidtmgoi. 

1)  engere  anlehmmg  an  das  fem.  windel,  s.  oben  ge- 
windel: ein  kindlein  gewindelt  in  ihr  tüchlein,  gelegt  in 
die  krippen.  predigt  des  15.  jahrh.  {Münchner  handschr), 
S.   SCIIMEI.LER  2^,948; 

Jesus,  das  zarte  kindelein 
lag  in  einem  harten  krippelein 
gewindelt  in  ein  tüchelein. 

wiegerüied  in  des  'knaben  wunderhorn'  2,  474; 
lasz  dich  selbst  den  bimmel  mahlen 
mit  den  färben,  die  er  weisz, 
und  die  stracks  die  ersten  stralen 
wurffen  auff  den  erden-kreisz, 
als  natura  jung  und  zart 
allererst  gewindelt  ward. 

S.  Dach  653  Osterley  (nr.  282); 

Rhea  bot  dem  verschlinger  einen  gewindelten  stein,  den 
er  um  Delfi  wieder  ausbrach.  Jon.  Heinr.  Voss  anm.  zu 
Vergils  Oeorgicon  (1789)  259;  die  trauerspieldichter  legen  das 
gigantische  Schicksal  gewindelt  in  eine  epigrammatische 
wiege  und  die  lustspieldichter  setzen  den  neugebornen 
scherz  auf  ein  schlachtrosz.  BÖRtiE  {dramat.  blätter :  über 
Lemercier  le  corrupteur)  1, 278 ;  während  des  gesprächs  zog 
eine  singende  procession  zu  zweien  und  zweien  herein, 
kerle  in  einem  grauen  leinwand-sack  gewindelt,  mit  einer 
ditto  Zipfelmütze,  in  welche  zwei  löcher  für  die  äugen 
geschnitten  —  fabelhafte  figuren  wie  die  mummelbätze. 
Gaudy  {aus  dem  tageb.  eines  wand.  Schneider  ges.)  1,  198 
Müller. 

2)  auf  ein  mit  windels  {vgl.  oben  sp.  5852)  sich  berühren- 
des verbum  {vgl.  auch  Wendelstein,  Wendeltreppe)  weist 
gewundene  oder  gewin  delte  stufen  haben  auftritte  von 
ungleicher  breite.  Helfft  wb.  der  landhaukunst  147'' ; 

GEWINDEN  I,  verstärktes  winden  zu  wind  {ventus) 
s.  d.;  es  was  auch  so  kalt  und  gewindet  so  vil,  dasz  in 
etwa  vil  tagen  niemant  gewandten  möcht,  weder  ferre 
noch  nächent (wr.  gewidert;  und  so  gewindt).  Zink  Atigsb. 
chron.,  s.  d.  städtechron.  5,  180;  vgl.  auch  unten  die  parti- 
cipialform  gewindet;  vgl.-. 


(gansen)  vüeghen  nu  oost,  nu  west, 
also  alst  hem  gewindet  best. 

Maerlant  der  naturen  hloeme,  s.  Oudemans 
2,  666. 

GEWINDEN  II,  verstärktes  winden  {torquere,  rotari)  s.  d., 
ist  mir  in  der  älteren  spräche  belegt  {vgl.  Graff  1,747; 
mhd.  wb.  3,679;  Lexer  1,991).  die  intransitive  actionsart, 
die  im  angels.  und  mittelniederl.  (Bosworth-Toller  468", 
Verwms-Verdam  2, 1913)  gepflegt  und  auch  althochdeutsch 
belegt  ist  (so  er  zi  thiu  tho  giwant.  Otfrid  IV.  12,  40)  tritt 
in  der  mittelhochdeutschen  dichtung  ganz  hinter  der  transi 
tiven  zurück: 

vil  küm  diu  küneginne  gewant 
ir  Zöpfe  üg  siner  starken  haut. 

Wolfram  v.  Eschenbach  Wülehalm  147,  25 
Lachmann; 

ebenso  K.  v.  Würzburg  troj.  krieg  34486;  Partonopier  5911; 
pfaffe  Amis  1101  (als  er  ez  üf  gewant);  genau  so  Jon. 
v.  WÜRZBURG  2595;  ähnlich  Ulrich  v.  d.  Türlin  Wüle- 
halm 318  (ir  tocken  in  gewant) ;  zur  erklärung  ist  zu  be- 
achten, dasz  das  präfix  in  rhythmisch  gebundener  spräche 
mit  Vorliebe  hinter  einsilbigen  präpositionen  eingefügt  wird, 
die  ihrerseits  dem  intransitiven  verbum,  ein  object  an 
gliedern,  vgl.: 

ein  suche  an  der  reise 

mit  alsulchir  vreise 

in  angewant  und  an  im  warb, 

das  er  ö''  dem  wege  starb.    Jeroschin  17149 ; 

st  slügin  in  nnd  Iltin  dan. 

Idoch  vumf  gerittene  man 

der  Prüzin  di  geschieht  irsän 

und  vlentlich  st  an 

in  snellir  vart  gewundin.    144T9  ; 

dag  er  st  nt  intblümete, 

joch  nt  unküschllch  angewant, 

sundir  itg,  als  er  st  vant.    19072. 

GEWINDEROLLE,/.;  gewinderoUo,  tournette,  devidoir. 
RÄnLEIN  1,383''. 

GEWINDESGHABLONE,  /.,  s.  LuEGER  lex.  d.  ges.  techn. 
4,  649  (gewindelehre). 

GEWINDESCHNEIDEN,  n..  erstarrte  form  der  verbal 
Verbindung  gewinde  schneiden  s.  o. :  zum  gewindeschnci- 
den  von  muttern  dienen  gewindebohrer  oder  schneid- 
stähle. Lueger  7,283;  G.  Baumann,  bercchnungen  über 
das  gewindeschneiden  .  .  .  ein  praktisches  handbuch  für 
eisen-  und  metalldreher,  maschinenbauer  und  Schlosser 
4.  aufl.  1885.  vgl.  auch  H.  Fischer  die  bearbeitung  der 
hölzer  686. 

GEWINDESCHNEIDSTAHL,  m.,  s.  das  vorhergehende; 
vgl. :  an  der  stange  sitzt  fest  der  arm  h,  an  welchem  der 
gewindeschneidstahl  eingespannt  ist.  Lueger  7,  284. 

GEWINDESTEIGUNG,/.,  vgl.  gewindegang:  bei  einigen 
{schraubenschneid)ma.schinen  wird  der  Vorschub  des  Schlit- 
tens zwangläufig  durch  eine  leitspindel  bewirkt,  die  für 
abweichende  gewindesteigungen  gegen  eine  andere  aus- 
gewechselt wird.  Lueger  7, 283;  das  werk  verfolgt  den 
zweck,  dem  angehenden  eisendreher  durch  erläuterte  bci- 
spiele  über  alle  ihm  vorkommenden  fälle  von  gewinde- 
steigungsberechnungen  anleitung  zur  auflösung  derselben 
zu  geben,  buchhändlerische  ankündigimg  des  unter  gewinde- 
schneiden angeführten  werkes. 

GEWINDET,  participiales  adjectiv  zu  winden,  vgl.  ge- 

winden  1: 

der  söhn  und  vater,  der  und  der, 

gar  lieb  und  freundlich  hauchet, 

aus  einem  herzen  her  und  her 

der  athem  süszlich  rauchet. 

von  beiden  kommt  der  herzenwind, 

von  beiden  gleich  gewindet 

ist  beider  geist  und  seufzer  lind. 

Spee  trutz-nacMigal  (29,  218)  127  Balke. 

GEWINDETHEIL,  m.  in  der  beziehung  auf  den  allgemeinen 
begriff  von  gewinde  nicht  beobachtet,  wol  aber  in  engerer  be- 
ziehtmg  auf  das  gewinde  am  neueren  gewehr  {vgl.  auch  oben 
sjo. 5851  «MS Mauritius):  gewindetheil,  schwanzschrauben- 
kopf  an  dem  gewehrkolben,  scretc,  bouton  taraude  d'une 
culasse  de  fusil.  Karmarsch  <ec7mo/..  «•&.  1^  247;  der  lauf 
endigt  mit  einem  gewindetheil  zum  anschrauben  der  hülse. 
instr.  über  das  infanterie-gewehr  modell  71-84  .  .  .  (1886)  (§  4) 
s.  2;  gewindetheil  .  . .  mit  einem  Schraubengewinde  ver- 
sehenes stück  eines  gewehrs,  besonders  der  teil  zur  Ver- 
bindung von  lauf  und  hülse.  Stenzel  d.  seemänn.  wb.  147''. 

GEWINDETIEFE,  s.  unter  gewindegang. 


5801 


GEWINDIG 


GEWINN  I  1  (vorff«»ekidUe) 


5SC2 


«F.WINDIG,  adj.:  gcwinditt.  behend,  hurtig.  Wkhtkn- 
riiKDKK  'i-jr»;  gowiixiiK  (^winti) Mich  leiclitwcmiend, drehend, 
hurtig,  behend.  SciiMKr.i.iiit  «",  »4«;  m  liUttt  tieh  nicht  ent- 
Nchriden,  vne  weit  eine  neljrnßtrm  ii«  gc wendig  («p.  5470) 
vorliegt  und  me  tceit  mit  einer  graphiaehen  $erdehnung 
ran  quintig,   quint  zt*  rechnen  ütt. 

(iKWINGKK,  mundartliehe  nehenform  MU  gewinn,  ge- 
winnst ».  d. 

(iKWINdS,  mundartliche  nebenform  mu  gewind«,  «.  ge- 
winde  II,  />.  ap.  SMS. 

(iK.WINKK,  n.,  verbal« ubatantiv  tu  winken  (#.  d.),  ver- 
hilltniamüntig  frilh  belegt:  der  wink  et  wunk,  nonnunqam 
etiam  das  gewinke,  nulua.  nictus  oculi.  Stiki.rh  SMS;  gc 
wincke,  ccnno,  aigne  de  la  tite  ot«  dea  yextjr.  HÄDl.RIN  888*; 
vgl.  auch  Cami>r  u.  a.  -  bei  der  aushiindigung  des  eintritt»- 
billcta  indesz  und  wieder  gegen  schlusz  der  Vorstellung 
gnb  es  so  yiel  heiinlichkoit,  so  viel  gewinke  und  getusohel, 
(ins/,  ich  wohl  merken  muszte,  es  gehe  nicht  ganz  ehrlich 
zu.   Rl  DOI.K  Haym  Ulis  meinem  leben  4A. 

GKWINKKL.  GEWINKKLK.  n.  neuere  eolUcHvbüdung 
tu  Winkel  a.  d.  ■  freilich  bin  ich  heute  morgens  in  der 
gcgend  der  Tiber  in  ein  gewinkel  gekommen,  in  welchem 
mir  angst  und  bange  wurde,  nicht  so  fast  wegen  des 
koths  unter  mir,  als  wegen  desjenigen,  von  welchem  man 
oben  her  jeden  augenblirk  bedroht  ist.  Platkn  {an 
Fugger  Wi^  7,4  Minekwitz ;  hätte  man,  was  unten  der 
hausraum  7.u  grosz  war  und  um  was  die  gerade,  ohne 
gelenke  cmporfUhrende  treppe  und  das  gewinkel  darum 
sich  /u  lang  und  breit  ninchte,  zusammen  nehmen 
können,  es  hätte  noch  ein  stUbchen  abgegeben.  Orro 
Lunwin  iflua  dem  regen  in  die  t raufe)  8,  306;  vgl.: 
gewinklc  Hkktki.  Thüringer  apntchschntt  2.^8;  da  lag 
die  uralte  gothische  Marienkirche  und  dicht  dabei  die 
srhiiie,  die  eben  auch  nicht  zum  jugendlichsten  aussah, 
es  war  ein  dUsteres  gewinkele,  eine  dunkle  katakombe. 
W.  V.  KCciKLGEN  ei-innerttngen  eines  alten  mannea  (6,  s)  Ml 
Nnthusitta;  er  glaubte  des  weges  sicher  zu  sein;  aber 
bald  hatte  er  sich  in  dem  gewinkel  kleiner  gassen 
völlig  vorirrt  und  traf  nirgends  einen  menschen,  der  ihn 
liiilto  zurechtweisen  können.  P.  Hkysk  die  reiae  nach 
dem  glück;  schon  auf  dem  wege  durch  das  gewinkel  der 
gassen  bis  in  das  Wirtshaus. 'mora/.  fior. .-  anfang  und  ende; 
ebenao  in  der  hochzeit  auf  Capri;  die  ganze  innere  stndt  ist 
ein  heillos  unschönes  gewirre  von  elend  gepflasterten 
straszen  . . .  auszer  dem  .  . .  rathhauso  macht  von  diesem 
häszlichen  gewinkel  nur  der  im  hau  begriffene  protestan- 
tische tempcl  . . .  eine  wohlthuendo  ausnähme.  A.  Grün, 
Mühlhauaen;  gartenlaube  (Jg.  186.'>)  208'';  und  sie  (die  vilien) 
gehören  nicht  zu  dem  ursprünglichen  landschaflsbiidc 
dos  sees,  das  im  ganzen  aus  einem  gewinkel  unschöner 
bergformen  ohne  individualität  sich  zusammensetzt.  Karl 
VooT  atreifzüge,  a.  Weafermanna  monataheßr  .')l,  378'; 
braune  rangen  halten  in  schmutzigem  gewinkel  ihre  aus 
melonen  und  brotrinden  bestehende  mahlzeit.  R.  MiniiBR 
geaeh.  der  maierei  4,  7. 

GEWINKELT,  pariicijnalea  a^j.  tu  winkeln,  a.  winkcl, 
gewinkel:  mer  ligt  ain  dreiegget  gemain  im  rib  zwischen 
beider  weg,  dos  abenthalben  gowinklct  stoszt  gen  niittcr- 
nncht  an  des  Kirchmairs  acker.  Öffnung  von  Ampaaa  ll 
(I5j8),  a.  öaterr.  weiath.  8,  229;  wie  die  groszen  cyklopischen 
bausteine  .  ..  sich  zu  den  zierlich  behauencn,  gewin 
kelten  und  polirten  quadorsteincn  verhalten,  welche  eine 
schöne,  entwickelte  arcliitcktur  zu  ihren  gebunden  nach 
den  regeln  der  kunst  bildet.  J.  G.  Koii  i,  reisen  in  Irland 
2,  369  (cap.  36). 

GEWINKEN,  twft..  verstärktes  winken  (*.  d.)  nur  mittel 
hochd.  belegt,  vgl.  mhd.  ic6.  8,704'';  Lrxrr  1,991.  vgL  auch 
gewinkcn  VKnwiJS-VF.nnAM  2, 1918. 

GEWINN,  m.,  Verbalsubstantiv  zu  gewinnen,  a.  d. 

I.  absfammutig ,  älteste  bedeutung.tunter.tchiede ,  später* 
gebrauehs-  und  bedetifungagnippen.  afatiatik,  formen. 

l)  für  die  sippe,  der  das  Substantiv  entstammt,  trird  der 
umfang  verschiedenartig  abgegrenzt,  die  lat.  Venus,  das 
deufjfcfie  wine,  die  abstracta  wonne,  wünsch  und  in  tu- 
sammenhang  damit  atich  die  zu  wohnung  und  st«  gewohn- 
heit  gehörigen  bildungen  ictrden  soicol  unter  dem  gesichts- 
punkt  der  formen-  als  auch  der  bedeutungaefttiricklung 
angezogen,  von  anderer  aeite  (vgl.  auch  Merinubr  imio- 
IV. 


germ.  foraehungtn  l«,  im)  wird  dmr  gUidm  mm$pruA  fOr 
wund  erhoben,  du»  »ich  informdUr  fttriatuf  urnmiUMur, 
der  beäeutung  naek  mtt  wdUdbmr  mnatMimmm  IMmmL  im 
beiden  riehtungm  htdmrf  «  frMtmmHaAtr  miMfßitdmr 
für  die  angtiedsrung  von  wahn  (fw*).  imrdk  tim  atMumg- 
nähme  in  dieser  frag«  darf  Jedei^aUt  dit  MirgfaiMft  dar- 
legung  der  ursprüngliehm  *m  wuidurnfM  von  gewinnen. 
gewinn  nicht  heeintrOAUgt  iMrdm,  tmd  ditm  toU  kür  out 
dem  material  ertehlotoen  werden,  da»  Mit»  •orUogt  —  im> 
bekiimmert  %tm  die  »eiientinien  der protttmaÜMktm  vtemmdl 
Schaft,  das  Substantiv  entspringt  in  den  «mMci»  gtknmAa- 
formen  klar  und  deutlich  tunäehat  au»  d»m  t»f»rm  vor- 
Wendungskreise  des  verbums,  der  »ich  mit  »iekörhtit  und 
beatimmtheit  ubgrenten  lästt.  im  Mm  vtrbvm  «imdn*  Ml- 
klänge.  an  die  oben  genannten  begriffe  entgegen  trotm,  rodmoi 
unsere  daratellung  mehrfach  mit  seeundärtr  «ntmMmmf. 
diese  annähme  konnte  sieh  nicht  in  jedem  faile  m^fUidk 
awingende  Schlüsse  stützen ;  bei  »olchen  orwägumgtm  imd  dm- 
halb  auch  alle  motnente  angeführt  worden,  ÜB  figt» 
auffassung  sprechen  könnten. 

für  das  verbum  kommt  tunäehst  dia  abgrmuttng  \ 
heutigen  tutammengesetzten  form  (gewinnen)  g»g«n  daatttm 
—  nunmehr  ganz  ausgestorbene  grundwort  in  betrmdU. 

a)  winnen  (winnan  Grapf  i,(r;s)  ist  im  goHodkan  und 
den  verwandten  sprachziceigen  belegt  und  rrieht  auf  deut 
schem  boden  bis  in  die  ausläufer  der  älteren  spradu,  vgl. 
AiAd.  m6.  8, 709*;  LkxrhS,  910.  dort  scheidet  »ich  der  ge- 
bratich  in  twei  richtungen,  die  eine  verläuft  gani  im  gd^»» 
von  gewinnen,  von  dem  sich  winnen  nur  formell  —  und  ncar 
mundartlich  {mitteldeutsch)  —  abgrenzt,  die  andere  riehtung 
weist  Verwendungen  auf,  die  von  gewinnen  nicht  Hbemomwtgn 
wurden,  in  denen  aber  für  die  bedeutungsentwieklung  der 
ausgangapunkt  tu  suchen  ist.  tcenn  dieser  schlust  richtig 
ist,  wird  die  grundlinie  von  der  tttsammenstellung  toben 
oder  winnen  beim  pfaffen  Konrad  (78,  6  u.  a.  vgl.  auch 
winnender,  winniger  hund  Lf.xkr  a.  a.  o.)  rückwärts  und 
airfwärts  zu  althochd.  winnenti,  fervide,  freneticus  Grakf 
a.  a.  0.  tu  tiehen  sein  und  sie  fände  in  der  kennteiehnung 
heftiger  willensregungen  und  eine»  gesteigerten  gemütsieben» 
ungezwttngen  anschlusz  an  wahn  soieol  tüsan  wine (Vbnub), 
Wonne,  wünsch,  ja  sogar  an  das  entgegengeaettte  wund 
(anders  MKidNORR  a.  a.  o.).  die»*  annahm»  will  durch- 
Otts  nicht  einen  der  logieren  erwtgtmg  annekmbnnn 
begriff  ausklügeln,  von  dem  »iek  di»  that»BMiA  ge- 
gebenen bedeutungen  dann  ableiten  liesten;  »ie  Jbtdet 
die  einheitlichkeit  vielmehr  in  der  übereinetimmung  der 
sinnlichen  merkmale,  in  denen  »ick  verwMtdenariife gemüt»- 
bewegungen  äu»»em,  und  in  der  verknüf^itng  ver»diieden- 
artiger  wirkt*ngen.  die  ihnen  entspringen.  leiden»du^fÜitJw» 
begehren  mag  die  formen  der  gier,  der  wut,  de»  leiden» 
annehmen,  es  wird  tu  kämpf,  streit  und  ntühevoUem  ringen 
anreisen  und  je  nach  dem  erfolg  tcird  e»  äutetrunfM  der 
frettd«  oder  de»  schmerze»  zur  folge  haben,  in  tUlen  dieeen 
riehittngen  liegen  Verwendungen  des  eit^fachen  verbum»  oder 
der  ahgdeiteten  Substantivbildungen  vor. 

n)  tn  den  kreis  der  Verwendungen,  der  durch  die  befr^ffe 
gier ,  wut ,  leid  begrenzt  \eird ,  fallen  attster  den  oben  an- 
geßlhrten  teugnissen  die  althochdeutschen  gloasen  wunnan, 
bachantes,  furentes  Grafp  1,881,  hcUiwunna,  eumenide» 
(ebenda);  dasu  vgl.  winna,  jNuno  (ebenda),  kieher  gthüri 
atuh  das  von  sinnlicher  kri^ft  belMa  gotieek»  »uittantiv: 
mi|>  winnom  jah  lustum.  Ui.fii.as  Oal.  5,  t4  (sampt  den 
liisten  und  boginlen.  Lutiif.h):  ebenso  winnon.  lustu  ubil- 
ana.  A'o/o.««.  3, 5  (schendliche  branst,  böse  lusL  Llthkr), 
ähnlich  Köm.  7, 6.  da»  verbum  »$t^Ukt  dem  gtftnüber  bei 
Ulpiias  nur  abgeeekwädU»  bedeutungen;  am  »ttik»ten 
noch  in .-  w^innandona  sokidednm  |>ak.  Luea»  B,  48  (haben 
dich  mit  schmertzen  gesucht.  Lctiikr). 

/St)  sonst  seigt  »ick  da»  goti»eka  verbum  fa»t  ausnahms 
los  in  der  vei^astten  btdeuhmg  von  dulden,  leiden,  die 
über  den  acc.  de»  inneren  objects  hinweg  tu  transitivem 
gebrauch  (erleiden) /liArf;  du  winnan  aglit>os.  l  Thess.  3,4 
(trUbsaln  haben  Lutmrr,  leiden  cod.  Tepl.);  vgl.:  gisah 
iro  bam  tholAn,  winnan  wunder  quAla.  HeUand  &6li  u.  a.\ 
skal  sunus  mans  lilu  winnan.  Üi.pilas  3farr.  8,  St  (des 
menschen  son  mos  viel  leiden.  Luthbr)  u.  a.  hier  ist 
das  vertmm  nur  einmal  mit  dem  pri^fix  verbunden,  das 
wol  eine  änderung  der  actionsart  kennseieknet  (abschlust 

868 


5863     GEWINN  I  i  {abgrenzung  gegen  das  verh.) 

der  Verbalhandlung),  damit  aber  noch  keinen  unterschied  in 
der  bedeutung  selbst  herbeiführt:  swa  filu  gawunnut) 
sware?  Oal.  3,  4  (habt  ihr  denn  so  viel  umsonst  erlitten? 
Luther). 

v)  in  diesen  belegen  handelt  es  sich  durchaus  um  ein 
leidendes  verhalten,  eigentliche  bethätigung  im  ringen  mit 
hindernissen  läszt  sich  vielleicht  dem  folgenden  entnehmen  .- 
winnandans  arbaidai,  naht  jah  daga  waurkjandans. 
2  Thess.  3,  8  (mit  erbeit  und  mühe.  Luther),  dazu  vgl. 
auch  den  althochdeutschen  beleg:  gisehente  sie  winnente 
quam  zi  in  Tatian  81,  2  {videns  eos  laborantes;  in  Mafth. 
U,  26  andere  fassung).  vgl.  angels.  vinnen,  laborare,  niti. 
Graff  a.  a.  o.    viel  weiter  geht  winnan  im  Heliand  s.  «. 

S)  nicht  belegt  fürs  gotische,  aber  für  andere  germanische 
sprachen  ergiebig  ist  die  beziehung  auf  kämpf  und  streit: 
mine  ambahta  wunnin,  thaz  ih  ni  wurdi  giselit  Judein. 
Tatian  195,  i  (decertarent ,  ut  non  traderer.  Jo/i.  18,  36; 
würden  drob  kempffen.  Luther); 

ne  giI5bdun  is  leron,  ak  habdun  im  IMan  strld, 
wunnun  widar  is  vvordun.    Heliand  2342  u.  a. 
vgl.:  ubarwinnan,  vincere.   Tatian  176,  5;  i;5fL  widarwinno 
(angels. .-  gevinna),  inimicus.  Graff  a.  a.  o. ;  vgl.  angels. : 
gewinna,   ennemy ,   adversary.    Bosworth -Toller  468»; 
ebenso  winnan,  certare,  bellum  gerere. 

b)  eben  diese  letzten,  im  gotischen  kaum  überlieferten 
bedeutungsrichtungen,  der  kämpf  oder  Wettstreit  mit  einem 
gegner,  vielleicht  auch  das  ringen  mit  hindernissen,  bilden 
die  grundlage,  auf  der  sich  der  deutsche  gebrauch  von  ge- 
winnen aufbaut,  das  präfix  ist  hierbei  von  der  andeu- 
tung  der  actionsart  zur  kennzeich7iung  eines  bedeuttmgs- 
wanclels  übergegangen,  gewinnen  ist  erringen,  erlangen, 
ob  das  ziel  nun  im  kämpf,  Wettstreit  oder  in  arbeit  und 
mühe  errungen  wird: 

ih  mag  giwinnan  heriscaf, 
engilo  giwelti,  ob  ih  iz  duan  wolti.     Otfrid  4,  16, 15 ; 
war  mngun  wir  nu  biginnan,  mit  koufu  brot  giwinnan. 

3,  6,  17. 

im  Heliand  sind  auch  für  den  fall  der  perfectiven  actions- 
art und  des  vollzogenen  bedeutung swandels  formen  ohne 
präfix  belegt;  diese  Zeugnisse  sind  in  eine  reihe  zu  stellen 
mit  der  später  in  mundarten  (so  namentlich  m,itteldeutsch) 
beobachteten  bevorzugung  prüfixloser  formen: 

sie  nie  kunnun  enig  feho  winnan, 

thoh  gihid  im  drohtin  god  dag6  gehwilikes 

helpa  widar  hungre.    1671  u.  a. 

die  von  dem  gotischen  giwinnan  (erleiden)  gekennzeichnete 
richtung  ist  auf  deutschem  boden  anscheinend  nicht  ver- 
folgt worden,  man  könnte  zwar  Verbindungen  icie  eine 
sucht,  eine  krankheit  gewinnen  als  reste  dieser  auffassung 
in  anspruch  nehmen;  sie  lassen  sich  aber  besser  aus 
der  abgeschwächten  (neutral  gewordenen)  bedeutung  des 
verbums  erklären,  vgl.  die  analoge  entwickJung  bei  kriegen 
(Urlaub  kriegen,  schlage  kriegen),  s.  u. 

2)  in  beiden  richtungen  (kämpf  und  mühevolles  ringen, 
arbeit)  greifen  auch  die  ältesten  belege  für  das  substantir 
aus,  die  schon  zu  den  frühesten  Überlieferungen  der  althoch- 
deutschen Periode  gehören,  hier  stehen  sich  noch  gleich 
berechtigt  zwei  verschiedenartige  gebrauchsformen  gegenüber, 
in  der  einen  wird  der  kämpf,  die  arbeit  als  solche  erfaszi. 
gewinn  ist  also  im  engern  sinne  zu  winnen  zu  stellen , 
in  der  andern  ivird  das  durch  kämpf,  durch  arbeit  e> 
reichte  ziel  gekennzeichnet:  gewinn  gehört  zu  gewinnen 
(durch  kämpf,  arbeit  etwas  erreichen). 

a)  gewinn  zu  winnen: 

a)  zu  winnen,  furire  (toben,  wüthen)  stimmen  einige 
belege  aus  dem  Heliand,  bei  denen  freilich  auch  eine  an- 
dere erklärung  (secundäre  entwicklung  aus  der  unter  y) 
angeführten  gruppe)  möglich  ist: 

thO  ward  wind  mikil, 
höh  weder  afhaban;       hlamödun  udeon, 
ström  an  stamne  .  .  .        was  im  wred  hugi, 
sefeo  sorgonö  ful,        selben  ni  wändun 
lagu  —  Itdandea       an  land  kuman 
thurh  thes  wederes  gewin.      2920,  ebenso  2252. 

ebenso  2905  (thurh  thes  wateres  gewin),  2973  (wid  thes 
watares  gewin),  vgl.  auch  angels.  gewin,  tumult .  .  .  agony. 

ROSWORTH-TOLLER  467''/. 

ß)  gesichert  dagegen  und  durch  seine  —  tvenn  auch 
vereinzelte,   doch  alterthümliche  —  Stellung   bedeutsam  ist 


GEWINN  I  2  (erfolg  im  kämpf) 


5864 


die  parallele  mit  labor:  ni  bismeröt,  hwanta,  doh  siu  mit 
arbeitim  sii  gawuntot,  zi  nohSnigeru  rähhu  sih  ni  gahro- 
rit,  bidiu  hwanta  siu  hear  in  demo  mihhilin  gauinne 
bitit  after  diu  mßrin  itlones.  de  vocatione  gentium  (denk- 
mäler  s.  214)  4,  25  (dum  magnis  laboribus  majora  postprae 
mia  expectat).  dazu  vgl.  angels.  gewin,  labour,  toil.  Bos- 
WORTH-TOLLER  467*';  üuch  hier  münden  später  vereinzelte, 
auf  secundürer  entioickhing  beruhende  gebraiichsformen 
wieder  ein: 

wan  si  sint  an  alle  tugent 

den  wir  da  sin  undertän : 

sine  kunnen  ims  niht  geniegen  län 

aller  unser  arbeit  .  .  . 

von  unserme  gewinne 

s6  sint  sl  worden  riebe, 

und  wir  leben  jaemerliche. 

Hartmann  Iwein  6404. 

die  einbeziehung  unseres  Substantivs  in  den  kreis  der  auf 
die  landwirtschaft  zielenden  Vorstellungen  läszt  sich  jedoch 
nicht  im  Zusammenhang  m,it  der  bedeutung  labor  belegen, 
sie  knüpft  in  allen  Zeugnissen  an  die  sachbedeutung  usus, 
fructus  (s.  u.)  an.  zur  beleuchtung  dieser  thatsache  sei  auch 
auf  Tacitus  Germania  cap.  26  hingeiviesen :  nee  enim  cum 
ubertate  et  amplitudine  soll  labore  contendunt,  ut  po- 
maria  conserant  et  prata  separent  et  hortos  rigent:  sola 
terrae  seges  imperatur. 

/)  reicher  belegt  ist  die  beziehung  auf  den  kämpf;  vgl. 
certamina,  kiwin.  Keronische  glossen  Steinmeyer-Sievers 

1 ,  233 ;  in  conflictu ,  in  strite ,  in  gawinne.  Regensburger 
glossen  des  iO.  jahrh.  Steinmeyer-Sievers  2,  765.  am  er- 
giebigsten  ist  hier  die  spräche  des  Heliand: 

than  nis  fridu  hwergin 
ak  wirdid  wfg  s6  manag       obar  thesa  werold  alla 
hetilik  afhaban,        endi  heri  ledid 
kunni  obar  odar,        wirdid  kuningö  giwin. 

Heliand  4323; 
'ef  ik  wid  thesa  skola  weldi'  quad  he, 
'wid  theses  werodes  gewin       wig-saka  frummian, 
than  manödi  ik  thena  märeon        mabtigna  god, 
helagna  fader       an  himil-rikea, 
that  he  mi  so  managan  engil  herod        obana  sandi'. 

4887,  ebewo  5123.  4896: 

was  imu  is  hugi  dröbi 

bi  theru  menniski,       möd  gihrOrid, 

is  flesk  was  an  forhtun  .  .  .        was  an  gewinne  thö 

an  themu  godes  barne        the  gest  endi  the  llkhamo. 

4754,  ebenso  3928  (wurdun  ...  an  gewinne) ; 

ähnlich  4267  (habdun  im  gewin  mikil);  2289  (thes  sie 
thär  that  giwin  dribun).  vgl.  angels.  gewin,  battle,  con- 
test,  war,  strife,  quarrel,  hostility,  tumult.  Bosworth- 
Toller  467^;    ein    beispiel    auch    bei   Verwijs-Verdam 

2.  1911. 

b)  von  diesen  vereinzelten  resten  abgesehen  ist  der  gebrauch 
von  gewinn  ausschlieszlich  durch  die  Zugehörigkeit  zu  ge- 
winnen bedingt,  das  erreichen  eines  ziels,  das  erfolgreiche 
kämpfen  und  ringen  füllt  den  bedeutungsgehalt ,  für  den 
die  function  eines  nomen  actionis  immer  mehr  hinter  der 
sachbedeutung  des  erkämpften  preises,  des  erlangten  vor 
theils  zurücktritt. 

a)  gewinn  kennzeichnet  den  erfolg  im  kämpfe,  und  von 
da  aus  auch  den  sieg  im  rechtsstreit  loie  im  spiele,  die 
beide  in  den  formen  des  wettkampfes  erfa.9zt  sind. 

l))  die  icahrung  der  verbalkraft  am  Substantiv. 

a))  ernstkampf  und  kämpf  spiel : 

daz  muget  ir  wol  versuochen,       weit  ir  mir  volgen  mit 

ze  wette  zuo  dem  brunnen.        so  daz  ist  getan, 

man  jehe  dem  gewinnes        den  man  siht  gewunnen  hän. 

Nibelungen  914,  4  Lachmann  {nach  A. ;  vql. :  der  sol 
hän  gewunnen,  den  man  siht  ze  vorderst  stän  in  C). 
dazu  vgl. :  wan  Morgan  was  an  siner  wer, 
der  bestuont  in  ofte  mit  her 
und  tete  in  dicke  schadehaft; 
wan  ze  urliuge  und  ze  ritterschaft 
beeret  verlust  unde  gewin. 

Gottfried  Tristan  365  Marold ; 

aiich  der  folgende  beleg  ist  unter  diesem  gesichtspunkf  zu 
deuten,  gewinn  füllt  dann  eine  lücke  im  Zusammenhang 
aus,  während  die  erklärung  aus  lucrum  eine  tautologie 
erzielte  (vgl.  z.  5:  von  grozem  guote): 

einer  seit  waz  er  gesiht, 

der  ander  seit  waz  im  geschibt, 

der  dritte  von  minne, 

der  vierde  von  gewinne  (var.  ungewinne). 

der  fünfte  von  grOzem  guote, 

der  sechste  von  hohem  muote.      meier  Helmbrecht  4. 


5865      GEWINN  I  2  (in  apiel  und  rechtMtreit) 


GEWINN  I  t  (in  arbeit  und  mültr)       5395 


denn  auch  für  dun  in  Variante  stehende  ungewin  i*t  ja 
die  bezifhuiifi  auf  krieg  und  kämpf  mit  der  bedeutung 

iiiodorliigti   belegt: 

^'ot  ETHp  in  d&  ze  ■trtta  heil, 
diu  iiiiiilun  Htapbten  Mg«n  In, 
doM  i;«wunricns  da  ein  uniewln  (vor.  fewin). 
Jan.sk.n  Kmkkl  Jürttenb.  1174  ätraucA  u.  a.  ($.  u.); 

hei  der  Verbindung  mit  ohjecHvetn  gtn«Hv  igt  mit  dtrmög- 
lir/ikeit  zu   rechnen,    danz  die  benehung  auf  den  kämpf 
r.it  durch  da»  object   der  verhalt hiitigkeit  wieder  9iufge- 
j riecht  Kird:         ,,,,  „     „„j  4^  ,,.rte 
iinil  (iytiuri;n  ininno 
und  des  iundoe  Küwinne 
dur  marcrAve  ala  er  kund«. 

Vi,\>Lyu\s\  WiUehalmam.t  LaekmtmH! 

ei  «t'iiden  in  den  stunden 

din  ihm  haben  dea  landea  gewin 

ir  gift  ein  ander  under  in 

und  irvrowon  sich  xu  wideratreit. 

Hbslrh  apokal{/i)$e  16087  Beim; 

sin  gir  stuont  nftch  minne 
und  nAvh  prlaa  gewinne. 

Wot.KRAM  V.  KsciiBNHArii  Partivol  78«,  t 
f.aehmnnn  ; 
du  atrldes  flf  prteea  gewin. 

Rrrtiioi.o  V.  Hoi.t.B  Oan«  SSM  Bartsch. 

doch  iat  auch  am  absolut  gebrauchten  »ubatantiv  eelbnt  in 
npätinittelhorhdeutacher  zeit  die  gleiche  bedeutung  immer 
wieder  erneuert: 

dur  ffotiaman  nani  abir  an  aioh 
von  t'lotzk  brOdir  Heinrtch 
au  schilTe  strtti^ro  vil 
und  woKto  l'JBten  in  dem  zil, 
darzü  JunifTi'den  h&n 
geaturniit  OT  gowinnea  wftn. 

Nicoi.AL's  V.  jBRO.iriiiN  rAron.  t»   Preusten 
26006  Strehlke; 
di  veint  di  kerten  da  den  ruk, 
si  Jagten  nacti  untz  auT  die  pruk: 
l'ruun  von  Kcinacn  ward  eralagen 
uml  im  sein  ross,  daz  h'ir  ich  sagen. 
er  achuniphcntewert  auch  durch  gowin 
mit  ernst  vor  purk  Sandaninn : 
vor  Luk  ein  gror.je  8chuniphfi>ntt>\vrr 
goechacb  durch  hoher  wirae  stewer. 

Si « iiRNwiRT  U,  117  Primitser  $.  4**>. 

b))  Ott»  dem   reehteatreite  gehört  hierher  vor  allem   die 
vielverwendete  formet  zu  gewinn  oder  zu  Verlust,    die  in 
der  mittelhochdeutschen    dicJttung    mannigfach   übertragen 
und  erweitert  wird  (9.  u.).    die  veriHttkraft  den  tttbatantiva 
erhellt  aus  Megen  wie:  i)ittet  ein  man  eines  mannes  der  «in 
wort  spreche  vor  gerichte  . .  .  undc   ho  irvalle  an  sinem 
Worte,  daz  icnro  an  sin  wort  nicht  iehe,  so  ist  di  tcidinc 
iii\de  die  sache  verlorn  ...  ist  aber,  daz  he  an  sin  wort 
hit,  so  niuz  iz  vor  sich  gehn,   als  hc  geteidingit  hat, 
' '    si   zu   gewinne   oder  zu  verlust.    Freiherger  atadtncht 
(•iip.üi  §21  Ermisch  a.  205.    dazu  vgl.  auch:  spilt  ain  man 
zu  ainom  pfannlner  ...  so  sol  der  pfanntner  nicht  cnt- 
wem    den   des  si    bodichcnt  zu    gwin    und    zu   verlust. 
Wiener  atadtrecht  v.  1435  {script.  rer.  Auatr.  8, 165). 
c))  für  das  »piel  vgl.: 
irli  liete  ein  spii  »0  (ruot,  da;  ich  gewinne«  mich  versach; 
ich  leite  d&  steine  und  ouch  gebot :  alsA  ich  c;  von  holze 

brach, 
ich  leite  ie  wiilcclfchc  d&  dos  holzes  einen  spän. 
ich  was  sA  vr4,  ich  wAndo  daz  spil  (rewunncn  solte  hin. 

Bkidrr  Wrrmirr  66  ikhänbadi  11,80; 
vil  maneger  an  dem  zahelspil 

von  erst  gewinnos  wirt  gewon,  {hdtchr.  gewineawert) 
der  mit  verlOsto  j^ct  dcrvon. 

KoNK.  V.  Wi  R/Buu<i  Partonopicr  18979  AirlsrA ,■ 
der  spilcr  warf  u^  uf  den  gewin 
achzcen  punct  uf  wurlil  drin. 

p/arrer  vom  Hechte  md.  ichachb.  s.  /.  d.  a. 
17,  346,  88  Sieverg; 
hir  umme  sla  na  ghewinne 
unde  hUlt  din  gud  mit  sinne  .  .  . 

MEitiTRR  üTBPHAN  «cAacAA.  4718  ScAlüler  ; 
■  '  I  nso  übertragen : 

sA  du  machest 

da;  diu  liebe  gegen  der  liebe  spilt 

nftch  gewinne, 

da  ist  cht  Minne 

n&he  bf 

unde  machet  zwei  geliebe  herzenswipr«  frt. 

Gottfried  v.  Neifkn  41, 14  Itaupt. 

8))  den    Übergang   xxtm    collectivbegriffe    und    zur  aach 
bedeuttmg    vermitteln    belege    wie   der  folgende,    der   von 


dem  begriff''  sieg,  enlcoheidung,  »uäemde»%\ttiM^tf\a»9Über- 
leitet;         und  griffen  aa  ir  alt«  spii  {.kam^f  Idtn  «.  Breei) 

aU  ich  iu  nO  aara  wil. 

mit  guoter  koiUH.  mit  niowar  kraft 

und  mit  alad  ^ebw  maMawehaft 

sf  spilende  baoban  . . . 

ditz  beleip  lang«  alMto 

wadarm  gaviela  dar  gawin, 

das  waa  zwfvel  ander  in.    HAwruknu  Bree  90; 
ebeuto:       durch  got  und  durch  tn 

wold  er  Tarliaam  atnan  Up 

oda  dai  uaadiBMIf*  «1p 

loaaan  von  das  bacnn  haut  .  . . 

dar  Wirt  wart  boo  dar  rad«  ganoaaai 

dar  half  im  Os  Klr  di«  alat  . . . 

ewenna  er  wider  «nuam«, 

daz  er  in  lieze  wider  in, 

er  braeht«  fluat  ode  gawin.    Oregeritu  9090  «.  a. 

wiehergettelU  i»t  jede^falU  die  mekbedeutung  in: 

KIT  <!*■>  wUlt  z«  hala«  nam. 
mit  Bom«  er  ug  z«  velde  quam, 
«r  woide  bajagm  den  gawln ; 
mit  frouen  schänden  vario«  ar  in : 
wandin  Mr  riter  nider  atach. 

Wirkt  v.  GRArBNaiRo  Wtffotot»  4M 

und  lAgte  durch  dan  zno  dar  in 

do  aacb  si  allen  ir  gewin 

heim,  schilt,  und  isengewant.    bIM; 

wan  st  vor  ir  ligen  sach 

fttnf  roulMere. 

man  saget  dax  e;  WKre 

ein  selleachaft  ander  in 


und  dag  af  teiltan  ir  gewin 
mit  den  die  Erec  bei  enlagen. 


Haktmawi«  Erte  MOt ; 


doMU  vgl. :  sin  ghowin  delen.  meiater  SreriiANS  sekaehb. 
«886:  vgl.:  spilgewin  mJut.  wb.  s,7i^; 

ß)  gewinn  als  erfolg  und  ertrag  einer  mrieit: 

1))  die  abachwächung  der  verbalkn^fl  de*  aubttmutiv»  und 
die  Übergänge  *t*r  »aehbedeufung  laaaen  aiek  hier  teeniger 
aicJier  verfolgeti  und  belegen  ala  im  vorhergehenden,  aekon 
die  lateiniaehen  aynonyma  bieten  nur  apärliche  ankalta- 
punkte,  da  aie  einen  weiten  bedeutungaumfang  vertreten, 
utui  im  günatigaten  falle  nur  der  engere  suaawumenkang, 
dem  eine  gloaae  entnommen  iat.  eine  begrentung  »rmOflieki. 
possessio  amcd  ala  quaestus  kenmeieknen  niekt  nur  no- 
mi'na  aetionia.  sondern  auch  eolleetivbegriffe,  und  das 
Iat.  lucrum,  daa  apöter  für  den  eoUectivbegriff  von  gewinn 
typisch  ist,  tcird  anfange  durch  andere  deutteke  bildungen 
gekenrueichnet ,  ao  durch  daa  rerbaUubatanOv  kaslriuni, 
aemolumentum ,  vgl.:  cawin,  lucrum  caatriani.  Strin- 
MEYER  SlKVKKS  1,  88;  ähnlieh  1,66.  icte  raaek  anderer- 
aeita  bei  gewinn  die  ent^cieklung  der  »aekbedeuiung  vor- 
gedrungeti  i.tt,  dafür  mag  ein  indirrete»  aeugnit  t 
in  einer  atelle  der  Bamberger  beicMe,  Ot 
aprochenen  rerbalattbatuntiven  arbeitet,  genügt  unter  mih' 
atantiv  für  die  funetion  nea  nomen  aetionia  anadkeinenä 
nicht  mehr  ganz,  ea  ist  eine  vollere  bildung  an  die  stelle 
getreten:  ich  niha))o  rehto  bihaltin  da;  ainltat  noch  den 
Hb  dar  ich  zuo  ginamit  bin  noh  reht  #ra  noh  rein  herz«, 
gihellesami ,  untarehafti ,  reht  giwinnigi  rcht  haben. 
denkm.  (91.826)  1^806.  im  folgenden  aoU  niekt  vermdkt 
tcerden,  alle  fälle  auf  den  unterae^iod  «immAc»  «mA-  kimI 
verbalhetieutung  eintugliedem.  die  darateUttng  ktgntigt  tiek 
mit  der  auf:iihlun§  der  aiekeren  zeugnitm  und  witt  muuier- 
dem  den  fucloren  gereekt  utrden.  die  d»n  übergmng  eur 
aaeMedeutung  begiüut^en  oder  mufheUen.  unier  die  Ule- 
teren  g^ören  namentÜ^  eineetne  /hete  eerkindungen,  m 
die  vn^ndung  mit  einem  geneÜm  de»  ol^odee  oder  die 
angliederung  durck  präpoaitionem .  die  deu  euietemtiv 
al*  tielpunkt  einer  thätigkeit  eroekeinen  laeaen.  dock  uuek 
in  «o^Am  fügungen  aehwäeki  neA  bei  fonmetke^ßer  < 
kolung  und  bei  Übertragung  die  rerbalkru/t  ab. 

a))  gena  aancta,  populus  aequiaitionia,  kewinnes  {gto 
n«  1  Pietri  8, 9)  Stein mkvkr-Sievbrs  1, 789;  fuestMtm.  kiwin 
(zu  1  7ViNo/A.  6,6:  gtiaeaium  eeee  pittmtam,  goltseligkrit  sei 
ein  gewerbc.  Luther)  1.777;  fueatne  eauaa,  kewinnes 
{tu  Judae  16)  1,797;  fragtick  iat,  ob  noek  kierker  gekört: 
lueri  gratia,  kewin  (im  fWr.  6, 9)  1,790,  *.  u.: 

b))  präpositionalrerbinduftgen: 

einfeltic  an  der  nb«r« 
manicfaltic  an  der  lere 
künstle  an  dem  »inne 
redlich  an  dem  gwinne. 

Hbrbort  V.  FRrrzLAR  trtfjan.  krieg 
156  /Voaiaiaitii,- 

368* 


5867         GEWINN  I  2  (das  Verbalsubstantiv) 

minn  hat  vil  manegen  funt 

wie  st  gelieb  ir  werden  kouf. 

si  setzet  den  nider  und  den  ouf, 

an  dem  gewinne  ist  minnen  louf  (var.  gedmge). 

Ulrich  v.  d.  Türun  Willehalm  93,  31  Singer; 

und  fraugtsn  mich  gar  vil  der  mer, 
wa  ich  als  lang  gewesen  wer. 
was3  mir  dann  fuogt,  das  sagt  ich  m. 
man  fint  vil  kouffiüt  aun  gewin, 
also  mir  ouch  geschehen  was. 

Herm.  V.  Sachsenheim  monn  6028  Martin. 

also  vil  ist  diner  habe: 
da  hegest  du  dich  schöne  abe 
zu  anderm  gewinne, 

hast  dfl  deheine  sinne.  .      ,„„„   t,     , 

Hartmann  Oregonus  17/5  raul; 

swem  ist  ze  sölhen  werken  gäch, 
da  missewende  hoeret  nach, 
pfliht  werden  lip  an  den  gewin, 
dag  muos  in  leren  kranker  sin. 
er  midetg  e,  kan  er  sich  schemn : 
den  Site  sol  er  ze  vogte  nemn.  .    ,  „oo  an 

Wolfram  Pareival  338,27; 

swenno  ich  nach  gewinne  var. 

V.  d.  übelen  lueibe  295  Haupt; 

vgl.    auch:   umme    sin    ghewin    varn.    meister  STEniAN 

schachb.  3722 ; 

nü  vander  aber  unde  kös 

einen  list  da  mite  er  mere  gewan. 

er  däht' :  'ich  wil  ein  koufman 

werden  nach  gewinne, 

unt  wil  mit  mJnem  sinne 

michel  guot  erwerben, 

oder  benamen  sterben.' 

pfaffe  Amis  1563  bei  Lambel  70; 

so  ein  burger  oder  ein  gast  eilenden  win  Zürich  gefflret, 
den  er  den  burger  uf  gewin  schenken  welle,  den  win 
sol  nieman  entladen  noch  ze  kelre  ziehen.  Züricher 
Stadtbücher  1,  67 ;  das  enkein  kornmacher  noch  nieman 
anders  uf  deheinen  pfragen  noch  gewin  enkeiner  slacht 
körn  kouffen  sol  [korngesetz  von  13«)  169.  im  letzten  bei- 
spiel  ist  das  nomen  actionis  auch  durch  das  beigefügte 
synonymon  sichergestellt,  auch  in  solchen  Verbindungen 
wird  jedoch  die  function  des  nomen  actionis  zu  gunsten  der 
Sachbedeutung  zurückgedrängt,  so  in  übertragener  Verwen- 
dung im  Iwein,  wo  beide  bedeutungsunterschiede  von  ge- 
winn mehrfach  neben  einander  wiederholt  werden;  vgl.: 

swer  gerne  lebt  nach  eren, 

der  sol  vil  starke  k§ren 

alle  sine  sinne 

nach  eteslichem  gewinne, 

da  mit  er  sich  wol  bejage 

und  ouch  vertribe  die  tage. 

Iwein  7178;  vgl.  dagegen  7195  («.  sp.  5870), 
vgl.  dazu  7186  und  7202  auf  sp.  5868. 

c))  die  Überordnung  über  einen  genetiv  des  objectes  (vgl. 
oben:  üf  prises  gewin.  Parzival  7S6,2  u.  a.):  wanda  föne 
Säldon  guunne  sälige  werdent.  unde  got  säligheit  ist.  ter 
god  kuuinnet.  ter  ist  sälig.  Notker  Boethius  137''  {beati- 
tudinis  adeptione)  Hattemer;  föne  wistuomes  quuinne  wise 
. . .  föne  gotes  kuuinne.  ebenda; 

wan  er  alle  sine  sinne 

chert  an  des  guotes  giwinne, 

dem  er  denne  zuo  wil, 

der  schulde  macht  er  harte  vil, 

untz  in  jener  mit  dem  guote  grügget: 

so  ist  diu  sunde  gebügzet. 

Heinr.  V.  Mei-k  priesterleben  665  Heinzel; 

ebenso  Hartmann  Erec  2620  (niene  kam  üf  guotes  gewin); 
got,  von  dir  reden  birt  reinen  sin 
und  kiuscheg  höchgemüete 
und  jaget  den  tievel  von  uns  hin ; 
des  ich  vil  wol  versinnet  bin : 
eg  ist  gewin 
der  iemer  wemden  güete. 

lobgesang  auf  Maria  u.  Christum  80, 13  Haupt 

(z.  f,  d.  a.  i,  543) ; 
dö  dag  kint  die  toufe  enphie, 
der  abbet  sprach  'sIt  ich  nü  nie 
sin  geistlich  vater  worden  bin, 
durcn  mines  heiles  gewin 
sO  wil  ich  eg  iemmer  hän 
(ez  ist  s6  sBBleclich  getan) 
vil  gern  an  mines  ktndes  stat.' 

Hartmann  Gregorius  968,  ebenso  B.  v.  Hoi-le 

Crane  4189  Bartsch; 
Bn  was  die  junge  koningin 
durch  irer  vroweden  gewin 
mit  manicher  vrowen  clär 
gekomen  zuhtenclichen  dar. 

Bertholü  v.  Hollb  Crane  4605  Bartsch. 


GEWINN  I  2  {Übergang  zur  sachbedeutung)    5868 

zur  abschioächung  der  verbalkraft  in  formelhafter  Wieder- 
holung vgl. :    da  her  die  koninginne  fant, 
da  reit  her  snellichen  hin 
ind  brähte  ir  vroiden  gewin. 

Berthold  v.  Holle  Crane  1034  Bartsch, 
ähnlich  1140; 
hgrre^  als  i'u  n5t  gesage, 
wag  ich  der  im  herzen  trage, 
s6  gebt  ir  jämers  mir  gewm. 
gein  swem  sich  krenket  min  sin, 
der  solg  durch  zuht  verkiesen. 

Wolfram  Parzival  612,  25 ; 

ähnlich  723,  4  (ergetzens  gewin) ; 

ist  din  herze  steinin  gar 
und  dornic,  ob  ich  sa;je  dar 
guotes  säm-en  gewiii. 

R.  v.  Ems  Baarlam  42, 13  Pfeiffer. 

2))  auf  vorübergehende  entxvicklung  eines  eigenschafts- 
begriffes  deutet  die  glosse:  rapacitatis ,  giwinnes.  Stein- 
MEYER-SiEVERS  2,  275.  die  neuere  spräche  hat  dafür  das 
compositum  gewinnsucht  {s.  d.)  geprägt. 

3))  der  Übergang  zum  collectivbegriff  und  zur  sachbedeu- 
trmg;  vgl.:  gewin,  fruit  of  labours.  Bosworth -Toller 
467'';  Vkrwijs  u.  Verdam  2,  I9li. 

a))  schon  in  einigen  glossen  ist  diese  entwicklung  sicher 
gestellt:  gewinne,  possessione.  Lipsische  glossen  zu  psalm 
103,  24  (impleta  est  terra  possessione  tuM,  vol  deiner  guter. 
Luther)  Heyne  altndd.  denkm.  49;  das  gleiche  zu  psalm 
77, 48  (tradidit  grandini  jumenta  eorum  et  possessionem 
eorum  igni)  ebenda;  desgleichen  gehört  hierher:  possessio, 
heeht;  lucrus,  gawin  (vocab.  St.  Oalli)  Steinmeyer- 
Sievers  3, 5;  lucra,  giwinna  (zu  Gregors  homilien)  2,269; 
ebenso  2, 2fi\.;  fraglicher  ist:  questus,  kiwin  {Keronische 
glossen) ;  doch  vgl. .-  qiiesfum,  scaz  . .  .  gewinn  (zur  apostel- 
gesch.  16, 16)  1,  747.  ähnlicJie  hedeutung  ergieht  sich  aus 
anderen  buchungen :  em,olumentum,  cawin,  laon  {Keronische 
glos.9en)  1,28;  commodum,  cawin,  kiwin  {ebenda)  1,  64.  bedeut- 
sam  ist  die  parallele  mit  nuzzen,  zins,  weil  sie  aus  der  sinn- 
lichen bedeutung  des  ertrags  aus  dem  grundbesitz  hervorgeht: 
reditus,  cawin,  nuz  {zu  l  könige  8,15  vinearum  reditus)  1,398. 

b))  icie  sich  innerhalb  der  formelhaften  Verbindungen 
der  mittelhochdeutschen  zeit  der  Übergang  zur  sachbedetUung 
vollzog,  ist  oben  gezeigt  worden,  wobei  schon  auf  die  stelle 
Iivein  7178  jf.  hinzuweisen  war.  aus  dieser  .läszt  sich  der 
gleiche  gegensatz  auch  auszerhulb  der  formelhaften  Ver- 
bindungen belegen;  vgl.  die  sachbedeutung  in: 

daz  si  deheinen  gewin 
an  ir  koufe  vunden.    Iwein  7186; 
gegen :  nü  sehent  ir  wie  seih  gewin 

iemen  geriehen  mege.    7202. 

zur  sachbedeutung  vgl.  auch: 

vil  olbenden  slfigen 

die  koufliute  vor  in  hin. 

die  trügen  richeit  gewin, 

spise,  und  also  rieh  gewant 

dag  man  da  niender  iDeggerg  vant 

ze  Kriechen  und  in  der  heidenschaft. 

WiRNT  V.  Grafenberg  Wigalois  10712 
Benecke; 
nu  helf  uns  Maria  und  ir  kint, 
dag  unser  ende  werde  guot. 
gewin  der  weite  sanlte  tuot. 
die  vorrede  ich  han  geseit. 
got  mere  unser  selikeit! 

Kunz  Kistener  die  Jacobsbrüder  68  Euling ; 

dazu  vgl.  aus  den  übertragenen  verivendungen : 

auch  ist  mir  maere  geseit 
daz  hie  ein  äventiure  bl 
mit  starkem  gewinne  sl 
von  einem  guoten  knehte. 

Hartmann  Erec  8385;  vgl.  auch  8.398  («.  u.). 

c))  am  entschiedensten  ist  die  sachbedeutung  resp.  der 
collectivbegriff  in  derjenigen  entwicklung  gekennzeichnet, 
die  die  Vorstellung  deä  ertrags  an  den  grund  tmd  boden, 
die  landioirtschaft,  anknüpft  und  von  da  bis  zu  der  paral- 
lele mit  nutzen,  zins  weiterführt  {zur  thatsache,  dasz  für 
die  parallele  mit  dem  nomen  actionis  labor  belege  hier 
mangeln,  s.  sp.  5864). 

d))  er  sprach :  mit  sinem  sämen 

gie  ein  man  üg  dräte. 

66  er  den  sämen  säte, 

sin  viel  ein  teil  üf  herten  stein. 

wan  da  nith  bemder  vrühte  schein, 

in  ftgen  vogel  und  truogn  in  hin : 

alsus  vcrdarp  da  der  gewin. 

Rudolf  v.  Ems  Barlaam  u.  Josaphat  41, 16; 


5S69      GEWINN  I  8  (iw  wedmel  der  stilgattungen) 

d&  Bpruniren  btaomen  undo  gnu 
vil   wUrinuclichen  iiine, 
und  wuoliHuii  riAch  K«winno 
dA  vigen  unde  mandelris. 

Konrad  v.  WAk/huru  Engelhard  biBi 
Jo*eph; 

v(jl.  die  Übertragung: 

b6  wol  dem  roaniie,  der  nu  d 

vrO  von  wtbea  minne! 

dem  wirt  0;e  und  inne 

wunnen  vil  bereit: 

wan  im  der  bemden  bouroe  zwt 

eruonet  n&ch  eewinn«, 

dag  im  sin«  ttnne 

machet  vil  gemnit.    Ueder  u.  nprürhe  7, 42  Baruch. 

ß))  Bo  die  töchter  den  vutter  oder  brucder  nach  nb 
sterben  irer  muctor  ir  müeterlich  baab  und  guot  an 
li((ün(iün  gittern  .  .  .  willig  inhaben  und  genUessen  lassen 
.  .  .  und  der  vator  oder  brueder  initHerwoile  was  erUbrigt 
und  gewungcn  hat,  das  soll  nach  seinem  abgang  . . .  der 
niUeterlich  gowin  in  der  haubtsach  pro  rato  .  .  .  den 
töchtern  neben  den  brUcdern  zugleich  gebUren.  statuteii 
von  Thtim,  österr.  tceisth.  5, 663,  ebenso  b,  725  {utat.  v.  Enne- 
bei-g:  der  müeterlich  gwinn  sambt  der  hauplsach);  datn 
vgl.:  wanner  sUster  und  broeder  thosiimen  sinnen  in 
unvordcelden  gucderen,  und  de  oldern  sinnen  doet,  wat 
se  dan  thosamon  winnen  moegcn  sc  gcliccko  deelcn, 
de  sUster  nimpt  so  voele  van  dem  gewinne,  also  de 
broeder.  hebben  se  oek  schaden,  so  vorlüst  de  süster 
oeck  so  voclo ,  als  de  broeder.  oatfriea.  landrecht  (2, 78) 
»a5  V.  Wicht;  da/,  man  aller  waison  guot  in  der  stat 
chamer  geben  sol,  und  sol  man  den  waisen  jaerleich  ie 
von  zehen  pfunden  ains  geben,  und  sUlien  auch  die 
waison  die  zeit,  und  daz  selb  guot  deu  stat  inne  hat, 
uni;esteuert  sein ,  und  «wenn  die  waisen  ze  iren  tagen 
chöment,  so  sol  man  in  ir  guot  wider  geben  und 
den  gewin,  den  si  dannoch  nicht  ein  habent  genomen. 
Münchner  stadirecht  art.  421  Äuer  s.  IßO; 

daz  drittel  des  samen  genuht 
euch  darzu  halb  des  hol/.is  vruht, 
e^  was  unser  selbes  vurwar 
daj  lazen  wir  ucb  alle;  gar. 
.  .  .  unde  von  drin  steten  alda 
die  litten  in  Sanmria 
unde  in  Galitea  hin 
die  slete  unde-  im  gewin 
sint  uch  alle  hinzu  gelcit 
von  nu  hüte  in  ewikeit. 

buch  der  Maccabäer  4718  Helm 

y))  'bis  got^wilkomen !  teile  har  den  gewint 

dtner  Ininfl  ich  ervrOuwet  bin, 
aha  dos  mir  hOt;t't  der  niuot ; 
ich  hoITe,  du  bringest  mir  ein  grAs  guot.' 
puer  sprach :  'heiliger  vater  niin ! 
ich  bring  weder  houptguot  noch  gewin : 
ich  hab  es  alles  sament  verlorn. 

KuNR.  V.  Ammrniiausen  »chachsabelbtteh  17973 
n.  78  Vetter; 

knecht  böse  und  trege,  du  soldes  minen  schätzt  gegeben 
bahn  zu  gewinne,  swanne  ich  were  komen.  daj  ich  min 
jiiite  bette  wider  gcnumen  mit  wuchere,  daz  ist  mit  ge- 
winne, mensche,  dirre  schätz  da;  ist  din  wunif  sinne 
die  dir  got  hat  verliehen,  die  soltu  nu  kern  zu  gotc.s 
dineste  und  zu  andern  guten  dingen,  uf  da;  du  mugest 
gewissen  was  du  dar  mit  habes  gewunnen.  predigt  der 
Leipz.  handdvhr.  (3:  dominicu  aecttnda)  hei  S<:iiön'Iiacii  1, 14. 
8)  gebraticlis  und  bettetttungsgntppen  einzelner  sprach- 
Perioden  utul  stilgathtngen.  in  der  älteren  spräche  ist  es 
der  poetische  stil  der  mittelhochdeutschen  diehfung,  der  dem 
verbum  und  in  tcechseltoirkung  damit  auch  dem  sttbstantiv 
gesteigerte  vericendung  und  Verbreitung  gab.  die  althoch 
deutsche  periode  Liesx  nicht  so  sehr  hät{ligkeit  des gebrauches 
als  eine  tceite  des  bedeutungsttmfatiges  erscMiesten.  als 
au.igungs2)unkt  icar  die  gmndf^edeitt^tng  von  winnen  attch 
in  Megen  für  das  Substantiv  noch  durchzu-tpüren ;  anderer 
srits  zeigen  die  glo.-isen,  wie  tceit  die  enttcicklting  des  sttb- 
stantivs  soirol  in  der  tu  gewinnen  gehörenden  betteutung  sieg 
und  crwerb  als  attch  in  der  riehtung  auf  collectivbegriff 
%md  Sachbedeutung  sdion  fortgeschritten  »cor.  die  mittelhoch 
deutsche  periode  {vgl.  auch  Zwiekzina  beoltachtungen  mm 
reimgebrauch  Hartmanns  und  Wolframs,  festgaben  für 
Jteimel  a.  460  anm.)  ertreitert  den  übernommenen  ver%cen 
dungskreis  durch  die  formen  der  poetischeti  Übertragung 
und  durch  die  verallgiineinerting  der  bedeutung.  vor  allem 
enticickelt  »ie  eine  reihe  fester  Verbindungen  utul  formet- 


GEWINN  I  3  {in  der  mittelhochd.  pouie)      5S70 

hafler  fügungeti,  di»  ikr«r»eU»  yntim  •«  aUerUi  mrwtiU- 
rungen  und  nmerungen  fUkrmt.  beaehienmMrt  igt  kimr 
auch  dit  Kmder^ntvnekhmg  t»  mmadnm  ttäfcrwttm  dmr 
spraeh«.  utUmr  dmtm  dU  rtdktMprmclu  tottU  dmrtk  dk 
eigenart  der  veneendunge»  alt  ttuek  durch  di»  hegii\ßiumtng 
de»  liHeiariaehen  formdacM»»»  in»  gewicht  fällt. 

a)  gebrauchsformtn  dt»  podUehen  ttU»  der  mhd.  periode. 
a)  die  poetieeh»  Übertragung  und  die  »neeit»rung  de» 
bedeutungtutnfange».  die  Verbindungen  d»a  »uXmtamtiv»  mit 
genetiven  de»  ohject»  und  mit  ent»preehend«n  präpoeitionaU» 
fügungen  im  obigen  überblick  haben  tehm  getagt,  WM 
aehr  da»  »ub»tantiv  in  dieeer  riehtung  dmtk  di»  iiwiiii»- 
düngen  de»  verbum»  beeinfluett  wird.  dM$»  mbtr  »mrbum 
ioie  aubatantiv  bei  den  mittelhoehdeut»dt*n  didktem  in  tettk 
ungeioöhnliclter  häußgkeit  angeaogen  wurden.  erUärt  »ich 
au»  der  ergiebigkeit  de»  bedeutungtinhalte» ;  denn  eine  »ippe, 
die  die  b^eutungen  kämpf  uiui  spiel,  arbeit  und  leben*- 
erwerb  in  »ich  achlieazt,  stellt  für  die  U/trnsregtingen  jeg- 
liger  art  bilder  und  tropen  bereit. 

l))  ao  wird  die   minne  al»  ein  »iegreieher  »trtHer,  jo 
irird  der  kümpfer  bald  al»  »pieUr  bald  al»  kaufmann  dmr- 
gestellt,  der  nach  neuen  grundtätaen  handelt: 
diu  sigerlcbe  Minne 
diu  wuidet  sich  ftg  wtb««  oogen 
durch  des  mannes  oogen  toogen  nAeb  gewinne: 
Minne  unt  ein  mtnnicTtches  wtp  sint  sinneroabBrina«. 
Rbinmar  V.  ZwRTBR  S70,  11  Roethe,  ebento 
878,  4  (».  «.). 

nü  hiln  ich  eines  spilea  wal, 

bin  et  ich  sA  wol  gemuot 

daz  ich  mfn  vil  armes  ruot 

wAge  wider  sO  riebe  hai>«, 

dax  ich  iemer  dar  ab« 

geAret  und  gertchet  bin, 

ob  mir  gevulet  der  gewin  . . . 

mag  ich  nft  dtsen  henogsn 

Of  gotes  rnAde  bestAn? 

nO  weis  ich  doch  wol  daz  ich  bAn 

beidin  sterke  und  den  muot. 

Hartmann  Oregoriu»  SOW,  vgl.  auch  oben 
Eree  9S8. 

si  entlihen  krefUger  sieg« 

m6  dan  ich  gesagen  mege 

An«  borgen  und«  pfant, 

und  wart  vergolten  dA  z«hant . .. 

st  wAren  swftne  maere 

karge  wehselaere 

und  entifhen  fix  ir  varende  gnot 

af  «inen  seltsaenen  muot. 

sf  nAmen  wnocher  dar  an 

sam  zwftne  werbende  man: 

st  pflAgcn  zir  gewinne 

hart«  vromder  sinne. 

dehein  koofman  liote  ir  sit«, 

em  verdürbe  dA  mite: 

des  wurden  sl  riebe  ab«.    Hartmann  Iwetn  7196 ; 

ein  ritter,  der  in  brfthte  dar, 

in  fuorte  dA  sax  wol  gevar 

Antikonte  de  künegin. 

sol  wfplich  ir«  sin  gswin, 

des  koufes  het  si  vfl  npflsgn 

und  all«s  valsches  sicn  Dewsgn : 

dA  mite  ir  kiusche  pris  «rwarp. 

Woi.KRAM  Parzirnt  404,14. 

8))  und  ao  verallgemeinert  und  verdiinnt  .'äch  der  begriff, 
dem  Substantiv  treten  verbUuzte  rerba  zur  .vite,  oder  be- 
sfimmungen,  die  jeder  betiehung  tur  grundbedeutung  von 
gewinn  entbehren: 

d))  dax  ist  ser  werlt  ein  sclekeit 

und  iüt  got«  niht  z«  leit, 
e;  ist  bcdcnthalp  ein  gwin 
got  und  diu  werlt  minnet  in  : 
■wer  der  selben  r.ouber  kan. 
der  ist  ser  werlt  ein  sciec  man. 

Ha  HTM  ANN  ertU*  bichtem  1S4&  Haupt; 
wiplicb  name  dost  ein  wort, 
da;  aller  worte  hcehsten  hört 
an  gotes  geschalt  wol  krvnet; 
feblaomef  nnde  gwchoBnet 
ist  welUfehen  vraod«  an  in; 
wtbes  nam«  ist  ein  fvwin, 
der  mannes  namea  und  werden  laaa 
an  benenvrendeB  hetsan  kan. 

Rudolf  v.  Ems  BarUum  «.  Jeeapkat  W7, 8; 
swer  mit  lieben  wtben  vertribea 
8ol  di«  langen  winterslt, 
bei,  was  deme  wunnen  gtt 
minne  bl  den  heniesQesen  frouwen! 
wer  mac  von  ir  Üben  geschriben, 
was  an  ir  gewinne«  Ift 
unde  frfiide  An  allen  strtt? 

Konrad  v.  WOrzburo  Ueder  «.  ipriid^ 
17,  iO  JBarteek; 


5871      GEWINN  I  3  (mittelhochdeutsche  formein) 

Reinhart  sprach  'ich  wil  gän 

nach  den  bruodern,  daz  si  balde  komen : 

dirre  gewin  mac  uns  allen  fromen.' 

Reinhard  Fuchs  lli  Jacob  Grimm  s.  53 ; 
der  künic  sant  d6  nach  im, 
daj  düht  die  muoter  ein  gewin  (var.  ainen) 
man  zöch  in  schön  unz  an  sin  stat, 
wan  ez  der  künic  ziehen  bat, 
unz  dem  kinde  wart  gezalt, 
es  waer  sicher  zwelfjär  alt. 

Jansen  Enikel  weltchron.  19908  Strauch. 

b))  wie  mag  in  den  ouwen 

iemer  bluot  betouwen, 
diu  für  trüren  begger  si 
sendem  manne, 
danne  wibes  mlnne? 
si  kan  mit  gewinne 
wundes  herzen  sinne 
machen  aller  sorgen  frj. 

Konrad  v.  Würzburg  lieder  u.  spräche 
10,  31  Bartsch; 
vgl.  auch:  mit  gewinne  sin.  klage  der  ktmst  1216; 

doch  kam  din  süege  niender  hin 
wan  in  diu  reinen  herzen : 
da  birt  si  wünnebemden  sin 
und  ziuhet  alle  gnäde  drin 
und  der  gewin 
vertribet  grimmen  smerzen. 

lobgesang  auf  Maria  59,  13  {zsch.  d.  a.  4,  535). 

j3)  die  festen  Verbindungen  und  formelhaften  fügungen 
entinckeln  sich  leicht  aus  solch  poetischer  Übertragung, 
sie  wirken  andererseits  auch  wieder  fördernd  auf  diese 
zurück,  begünstigt  loird  diese  entwicklung  zugleich  durch 
den  Übergang  zur  sachbedeutung ,  die  das  Substantiv  mit 
andern  auf  den  gleichen  begriff  des  vortheils  {des  nutzens) 
zielenden  bildungen  in  engere  beziehung  bringt,  deutlich 
wahrzuneh7nen  ist  jedenfalls  der  einflusz  des  formelschatzes, 
den  das  ältere  vruma  schon  entwickelt  hatte  (s.  fromme 
theil  i.  1,  sp.  245),  während  das  ebenso  nahe  liegende  geniesz 
{vgl.  oben  sp.  3451  Jf.)  eher  durch  unser  wort  beeinfluszt 
wurde,  ebenso  nutz  (zur  priorität  einzelner  formein  s.  u.). 
l))  schon  die  Verbindung  zu  gewinne  oder  zu  Verluste, 
die  oben  mit  einem  belege  aus  der  rechtssprache  für  die 
verbalkraft  des  Substantivs  als  Zeugnis  angezogen  wurde, 
ist  in  beiden  richtungen  bemerkenswert. 

a))  wie  der  Übergang  zum  collectivbegriff  resp.  zur  sach- 
bedeutung von  der  annäherung  an  vruma  begünstigt  wi7-d, 
zeigt  ein  vergleich  m,it  der  Verbindung  von  frommen  und 
schaden  (ez  g6  ze  schaden  oder  ze  fromen.  Parzival 
1.57,  2  u.  a.  vgl.  mhd.  wb.  3,430»,  s.  unten  sp.  5878);  jedenfalls 
ist  hierdurch  die  folgende  fassung  beeinfluszt: 

'werder  kunig,  greiff  es  an 

und  seit  der  raisz  ain  hauptman : 

desz  hastu  immer  ere  .  .  . 

er  sprach  'seit  ir  mein  pegertt 

desz  seit  von  mir  gewertt: 

ich  wil  mein  leib  und  mein  leben 

zu  gewinn  und  zu  schaden  geben. 

Heinr.  V.  Neustadt  ^poHonw^  8083  Singer. 

b))  loelchen  antheil  die  poetische  Übertragung  und  verall 
gemeinerung  des  ursprünglich  engen  rechtsbegriffes  an 
dieser  enttoicklung  hat,  zeigt  das  folgende: 

ob  iuch  vertreit  ritterschaft 

in  riwebsere  kumbers  kraft, 

s6  wigget,  min  her  Gäwän, 

des  sol  min  herze  pflihte  hän 

ze  flüste  odr  ze  gewinne'  (:  küneginne). 

Wolfram  Parzival  432,  1. 
vor  allem  ivird   in  solch  freierem  gebrauch  die  besondere 
anschluszform  abgestreift  und  die  Verbindung  frei  in  den  satz 
eingefügt:         wag  tä  geschehe,  wieg  dort  erge, 
gewin  und  flust,  wie  dag  geste, 
desn  weig  frou  Herzeloyde  nieht.    102,  24; 
'gewin  und  verlust 
muog  da  haben  stat.' 
'niht  wan  nach  iwem  rät 
wil  ich  immer  varn.' 

Ottokar  österr.  reimchron.  2554  SeemuUer; 
und  leiten  üf  die  wäge 
beide  guot  und  lebetagen 
gewin  den  wolten  si  bejagen 
oder  kiesen  die  verlust. 

Konrad  v.  Würzburg  Partonopier  2049G 
Bartsch; 
eia,  hertz  kunstlos! 
waerstu  vol  kunst  grog 
und  witzricher  sinne, 
die  ^ein  verlust  gewmne 
prislich  ordinierten. 

Jon.  V.  Würzburg  Wilhelm  v.  Österreich 
7816  Regel. 


GEWINN  I  3  (gewinn  und  sinn) 


5872 


2))  bei  der  Zusammenstellung  von  gewinn  mit  dem  verburn 
gewinnen  wirken  auf  die  formen  der  poetischeyi  Übertragung, 
die  das  substajitiv  in  die  mannigfachsten  zusammenhänge 
eindringen  läszt  {vgl.  auch  oben  zum  wettkampf  und  spiel, 
vgl.  unten)  noch  überdies  die  möglichkeiten  ein,  die  dem 
verbum  als  solchem  offen  stehen  (s.  do7't).  der  gebrauch 
der  einen  kategorie  in  einem  bestimmten  ztisatnmenhang 
begünstigt  die  einführung  auch  der  andern,  die  ihr  an 
sich  vielleicht  ferner  gestanden  hätte : 

des  wundert  di  Kriechen  ser, 

dag  man  von  des  wibes  rät  (3  rosse  zu  machen) 

seit  gewinnen  die  stat  —  : 

'dag  wip  lert  mich  disen  sin 

und  jach,  es  waer  ein  guot  gewin, 

swann  diu  ros  wurden  bereit, 

dag  man  mit  gröger  wisheit  - 

schüft  golt  äne  zal 

in  diu  houbt  über  al. 

Jansen  Enikel  weltchi-on.  16612 .ß".  Strauch; 

er  betwanc  si  mit  grögem  schal 

und  mit  vorhtsamer  hant 

gewan  er  dö  Egyptenlant  (var.  betwang). 

daz  kom  im  ze  gewinne. 

den  herrn  sluoc  er  dar  inne 

und  der  werlt  ein  michel  teil. 

daz  kom  im  gar  ze  unheil.    3530 .ö'.,  vgl.  auch  1174; 

stirb!  för  mit  dir  den  gewin 

den  du  hie  gewunnen  hast : 

dag  du  dinn  erben  last 

dag  dir  dort  ewige  marter  git! 

JoH.  V.  Würzburg  Wilhelm  v.  Osterreich  19362|3; 

ich  sage  iu  wol,  wer  ich  bin ; 

iuwer  kunft  hän  ich  gewin 

mer,  dan  ir  gewunnet  ie : 

ir  liegt  mich  üg  dem  miste  hie 

ziehen ;  von  iu  muog  ich  in  vröuden  sin ; 

ich  bin  eins  armen  vleisches  schin, 

ir  habt  mich  fig  gröger  not  erlöst. 

rittertreue  800(1  gesammtabenteuer  1, 126; 

vgl.  auch  Witten weiler  ring  8  Bechstein; 

0  meister  aller  wisheit  stric 

dine  urteil  sint  unfundic. 

wer  mac  erkennen  dinen  sin? 

du  gewunne  da  gewin, 

da  wir  vorliesen  gedahten, 

die  schult  zu  sunden  brahten, 

und  der  tufel  wände  gewinnen  ( :  mit  sinnen). 

evangeliiim  Nicodemi  294:  ff.  Helm. 

3))  in  manche  Verbindungen  wird  gewinn  dadurch  herein- 
gezogen, dn.fz  der  träger  der  Verbindung  den  begriff  des 
vortheils,  des  nutzens  nahe  legt  oder  contradictorLsch  er- 
gänzen läszt;  da  es  sich  in  diesen  fällen  meist  um,  geläufige 
Verbindungen  handelt,  rmisz  diesen  ein  besonderes  getvicht 
beigelegt   werden. 

a))  besitz  und  verstand  iverden  in  der  durch  reim  ge- 
bundenen formel  sinn,  gewinn  einander  entgegengesetzt: 

dem  einen  git  er  schoenen  sin, 

dem  andern  guot  unt  den  gewin, 

dag  er  sich  mit  sin  selbes  muote  swachet. 

Walther  20,  20  Lachmann; 
ist  got  selch  cbensere? 
er  git  dem  einen  sin, 
dem  andern  den  gewin : 
so  waene  ich  also  masre 
ein  richer  töre  wsere 
so  rieh  als  ich  armer  bm. 

122, 10  (hand-^chr. :  dem  einen  gewin  dem 
andern  sin) ; 
vgl.  auch :         begraben  schätz,  verborgen  sin, 
da  hat  nieman  von  gewin. 

Freidank  147, 10  W.  Qrimm; 
minne,  schätz,  grog  gewin 
vercherent  gutes  mannes  sin. 

carmina  Burana  CCIV,  22  Schmeller  s.  109. 

anders  die  zxisammenstellung  im  folgenden,  wo  gewinn  die 
function  des  nomen  actionis  sich  bewahrt  hat  {vgl.  oben) : 

diu  minne  wendet  nach  gewinne 
des  mannes  unt  des  wibes  sinne: 
.  .  .  ir  beider  milot  ir  lere  sich  tuot  undertän. 

Reinmar  V.  Z\\ErER273, 4 Rocthe,  vgl.  auch  270, 11. 

b))  auch  die  Zusammenstellung  von  minne  utid  gewinn, 
die  nach  dem  obigen  schon  der  poetischen  Übertragung  nahe 
tag,  fand  in  der  reimbindung  jedenfalls  förderung: 

swer  dich  (Maria)  hie  lobet,  der  eret  in  (gott) 

und  sinen  hohen  gotes  sin; 

est  ein  gewin 

ein  minne  und  ein  gemeine, 

ein  staater  wille  und  ein  gewalt. 

lobgesang  auf  Maria  u.  Christus  ZI,  1  Haupt; 
üf  minne  und  üf  gewinne  (var.  gewin) 
stänt  al  der  werlde  sinne. 


5873       ^'  K  WINN  I  8  (an  lobe,  helfe  gewin  httn,  K«beD) 

noch  (Ueger  tint  gewinna 
dan  keiner  «Iahte  minne. 
vil  liep  lint  wtp  unde  kint, 
gewinne  dannocb  lieber  sinl. 
■0  der  man  ie  mfi  fewinnet, 
■0  er;  guot  ie  sirer  mlnnet, 
de*  manne«  «in  iat  «tn  (ewin, 
■wanner  mit  «inne  vort  dA  hin. 

Frridauk  66,  \9ff.  W.  Orlmm,- 

vgl.  auch  das  »prueJigedieht  in  Lanzberga  liederattal  S,  M9 ; 
der  birlerbe  «orget  «Are 
umb  liute  guot  und  Are, 
der  niinner  umbo  minne, 
der  eircire  umbe  Mwinne. 

Frriitaiik  f)H,  20  H".  (himm,  ».  aurh  unten  I,  6. 

c))  vuinrhe  vtrhindungen,  die.  an  sich  durch  btdeutungK- 
gemi-infuhujt  nahe  gelegt  traren,  Bind  doch  nur  vereinzelt tutdi- 

zuweisen:  das  trote«  gerihte  räche  yit. 

nach  »inoii  worclicn,  über  in 
der  mir  freuilo  um!  t!<'win 
ane  suhulde  gunomt>n  liut. 

WiKNT  V.  (iiiAKKNHKiKi  Wigala4$n*»Beneti»: 

vgl.     lust  und  frommen  theil  i,i,  tp.  M; 
nu  hin,  ir  Htrituii  vffinri 
stapft  an  dio  loiion  zaffon  I 
Iat  uns  gowin  und  er  oejagen  I 

Jon.  V.  WOrzhuho  Wilhelm  v.  Otterreich 
8066  Regel: 
vgl. :  vrtime  unde  fire  Itcein  2415  m.  a.  mhd.  tch.  2, 429. 

4))  priipositionalvtrbindungen ,  die  dem  gnbataniiv  ein 
anderes  unterordnen  oder  die  das  Substantiv  selbst  an  verlni 
anknüpfen,  erwiesen  sieh  vor  allem  als  beqtteme  und 
.schmiegsame  formen,  die  sich  in  den  verschiedensten  zu 
sammenhüngen  einbürgern,  sie  xcerden  «t«  formein,  die 
die  gebrauchsfähigkeit  des  Substantivs  steigern  und  dessen 
bedeutungsgehnlt  abschwächen. 

a))  die  angliederung  eines  weiteren  Substantiv»  mittelst 
einer  präpottiHon  gehört  zu  den  gebrauchs formen,  die  da»  Sub- 
stantiv vom  rerhnm  her  über  nimmt  und  nach  .seinen  eigenen 
bedürfnift.ien  umbildet,  für  die  ergiebigkeit  des  von  hier 
atts  erschlossenen  gebietes  stellt  vor  allem  Wüi.kram  belege; 
seine  vencendungen  von  gewinn  ziceigen  theils  vom  allge 
meinen  begriff  vortheil,  theils  von  der  engeren  bedeutung 
siegospreis  ab. 

q\\  swaz  dft  gekriuzter  ritter  reit, 

die  genuzzen  's  .beides  arbeit: 
diu  gewunnen  ors  diu  gaber  in . 
an  im  lag  ir  grOz  gewin. 

Wolkram  /»omVaJ  72,  Iß;  ahnt.  1».  19; 
(lin  gewin  lechl  an  redeliken  werten,  richtsteig landr.eap. 4, 

ß))  die  zuo  der  selben  stunde 

dft  gesfl^en  oder  stt, 
der  nct  einer  &no  strtt 
an  lobe  den  besten  gewin: 
des  jähen  se  alle  under  in : 
wand  er  n&ch  sage  nie 

keine  lösheit  begie.   Hartmann  Eree  1Ä20  Haupt; 
si  kfirte  ir  herze  an  guote  kunst: 
des  bejagte  si  der  werlde  gunst. 
tVou  Herzeloyd  diu  künegin, 
ir  «ite  an  lobe  vant  gewm, 
ir  kiusche  was  fttr  prta  erkant. 

Woi.KRAM  Parttval  103,  4: 

vgl.  sjtüter  das  gleiche  bei  J.  v.  Nkumakkt  61; 
Khnicroiz,  dtn  höher  muot, 
swetivrllialp  der  edclt  hin, 
daz  wirl  an  prtse  dtn  powin, 
nach  dtnem  vater  oder  nAch  mir. 

Wolfram  Wiltehalm  S42,  2(1; 


GEWINN  I  9  (mit,  an,  uf  ffowio) 


5874 


y)) 


holt  er  an  urtse  da  gewin 

daz  geacban  im  nimAre  d4  n&ch.    408,  82. 


sun,  geistlich  leben  in  vren  habe: 

da;  wirt  dir  guot  und  ist  ein  sin. 

der  willen  kum  durch  nienien  abe, 

bring  in  ze  dfner  gmobe  hin : 

«8  wirt  an  sa>lden  dtn  gewin  (vor.  an  schaden). 

Wiwbeke  6, 6  Uaupt; 
ist  mtn  zaht  dar  an  bewart, 
und  och  min  achamltcher  sin, 
das  ft^  t^  freuden  mir  gewin : 
wan  mir  mtn  meisterin  verjach, 
diu  rede  wwre  des  sinnes  dach. 

Wolkram  Partival  36a,  8, 

ebenso  485, 18  (daz  wnre  an  freuden  sin  gewin); 

ze  Heimrtch  und  ze  Irmensrhart 

unt  sanderr  mtnre  eetriwen  art, 

Ht  genftde  wil  ich  (hin]  zin 

got  geh  an  helfe  mir  gewin.      H'illehalm  122,  30 ; 

diu  rtche  wt'se  hcidenin 

het  an  kOnste  den  gewin 

das  **  wol  redete  franseis.    Parsiwü  3S9,  t£. 


Jf))  hier  findet  auch  ein»  «M  wmrium  «W  btthaehtet» 
erscheinung  für  das  subetaMÜv  ikn  «nttprtAung.  das» 
gewinn  nicht  nur  mit  erfreuliehen,  vortheilhaßen,  sonäem 
geradezu  mit  schüdliehen.  unerfretdiektn  vorstellungem  in 
besiehung  gesetzt  iat: 

er  het  ooch  begMrB  sIACm  moot, 
dan  das  nahtss  od  diu  iMnogia 
an  iingwnachs  in  gao  Mwia. 

WoLnuM  Hnhal  aw,  10; 
ir  triwe  an  Jimw  bat  cswin.    U,  tt. 

b))  ungewöhnlich  Mohlreieh  und  ver»ehiedmutrti§  »ind  die 
präpositionalverbindungen.  die  da*  »uManiiv  wUt  verbi» 
in  beaiehung  bringen,  die  eineektägigen  beUg»  grmftn  in 
die  älteste  schickt  der  gebraueh^formen  «urüdr.  Uu$»n  mber 
gerade  dort  erkennen,  wie  kJk^/lg  di»  f»»Un  vtrbinättngtn 
in  dem  verwendung»krei»e  »ynongmer  »ub»UmiimvorgtbiU*t 
sind,  diese  thatsaehe  mu»$  e»  reektfertigen, 
darstellung  aiek  kier  weit  in  einzelkeiten  »inlS»H. 
auek  die  »ekon  mekrfaek  eneäknten  reimbindungen  den 
gebrauek  »oleker  formdn  steigern,  wird  »iek  nebenbei  kä^fig 
belegen  lotsen. 

«))  des  lOnet  vil  bAbs  mit  bAhem  gewinne 

diu  vil  werde  minne. 
dia  glt  freud  und  Are. 

Ulr.  V.  LiriiTBNSTsm/raiMiKftnwr  404,t 
Laekauum; 

vgl. :  mit  wuchere  . . .  mit  gewinne,  predigt  der  Leiptiger 
handsehr.  1, 14; 

mit  gewinne  .  . .  vrt  machen. 

Konrad  v.  WCr/.huro  lUder  n.  sprudle 
10,  81  Bartsch; 
euch  ist  mir  mare  geseit 
daz  hie  ein  iveatiare  bt 
mit  starkem  gewinne  st 
von  einem  gnoten  biehte. 
nO  weeto  ich  gerne  rebte 
wies  bier  umM  wäre  gewant. 

Hartmanh  Mne  1886 ; 
dA  saz  &n  alle  missetit 
oncb  M  der  ktlniginne 
W Arbeit  and  ir  vil  hAher  ritt 
and  euch  gercbtiu  minne. 
swas  edeler  tu^ent  naiixn  h:lt, 
das  *^a8  dA  mit  gewinne: 
anz  an  die  kunnt,  der  was  ir  wAt 
zerbrochen  Ose  unt  inne. 

KONR.  V.  WCrxbkru  Hoffe  der  kunst  19.6 
Joteph  $.  78 ; 
vertMrgen  achata  nnd  wtstaom 
diu  sint  se  natxe  deine  vnim ; 
rciie  mit  wfstuom  vramt. 
vil  eraexecttcben  dax  kamt, 
da<  an  der  rede  vslt  der  sin 
nnae  stAt  rar  Ane  gewin. 

Hrinr.  V.  n.  TOruw  kreme  16  SekoU, 
wan  er  sorge  hett  sa  in 

das  er  dar  lOr  an  all  gewin   (rar. .-  daz  er  verlOr 
allen  gewin). 
H.  V.  Nbu.staiit  ApoOonius  «CS  Sfnger; 

vgl.  altkockd.:  ana  fnuna  Grapp  1,646. 

ß))  damite  sl  vrir  gelAret 

so  wir  allen  anseren  sin 

oberen  an  den  werlUichen  gewin 

und  allen  nn— ren  wistftm 

oberen  an  den  werltlichen  röm 

so  mfize  wir  fner  maagelen 

der  ewigen  wanne.    Mehcr  Jfoste  18, 1  Diemer; 

ebenso  genest»  u.  exodu»  10»,  1 ,  dm»  gleithe  bei  Hkinhicii 
V.  MRI.K  (a.  o.),  vgl.  awcA:  an  den  gewin  pflichten.  Par- 
nval  338. 97. 

y))  sA  vaste  strebet  ir  roaot  Qf  gewin. 

llatNR.  V.  Milk  ertnmer.  283; 

vgl. :  af  gewin  koufen .  schenken.  Züricher  sladtbüeker 
1, 168  (#.  0.)  uf  den  gewin  werfen,  pfarrer  v.  Heckt; 

man  sagt  bie  vor  den  jungen, 

wie  die  nAcb  Aren  rangen. 

die  dA  wAren  vor  in 

das  tAten    st  Qf  gewin  (rar.  aaf  den  gewin) 

das  (i  dA  bilde  nslmrn  bt. 

s«s  worden  die  edelen  schänden  vrt 

■nd  vliss"n  e*<^b  wan  gvotes. 

JMmmI  BeaßarX,A\ 

T^rrip  mir  mtnen  artva  sin 
and  ouch  diu  wort,  lA  den  rerieb : 
ich  wpi^  wol  das  <ch  schulaic  bin. 
swax  du  gebilest,  daz  wii  icb 
leisten  iemer  fif  cewm. 

V.  Glibr.«  het  Bttfttdk  »cktaetM. 


.900,161: 
vgL:  kam  üf  guotes  gewin.  fiV«e96W;  dhnlidk  Orane  32M. 


5875         GEWINN  I  3  (nach,  zu,  durch  gewin) 

S))  na  gewinne  stän.  meister  Stephan  schachb.  4718;  nach 
gewinne  varn.  3722;  v.  Übeln  weihe  295;  sin  gir  stuont  nach 
prissgewinne.  Parzival  736,  2 ; 

d'ors  wurden  aber  sgre 

und  vaste  mit  den  sporn  gemant 

und  wider  zesamne  gesant. 

hie  huop  sich  herzeminne 

nach  starkem  gewinne. 

si  minneten  äne  bette  : 

diu  minne  stuont  ze  wette, 

sweder  nider  gelaege, 

dem  wurt  der  t6t  waege. 

mit  den  scherten  sl  sich  kusten. 
Hartmann  Erec  9107  Haupt ;  vgl. :  und  wuochsen 
nach  gewinne.  K.v.  Würzburg  Engelhard  6232 ; 
lieder  und  nprüche  7,  42  Bartsch; 

§  häte  sich  Minne 

nach  swachem  gewinne 

geteilet  an  manage  stat  (var.  manige  arme) 

da  es  st  nieman  enbat: 

von  danne  nam  si  sich  nü  gar 

unde  kerte  sich  dar 

mit  aller  ir  kraft, 

ze  diu  dag  ir  meisterschaft 

da  deste  merre   wsere.    Hartmann  Iwein  1558; 

swä  si  vant  broede  sinne, 

dar  warf  si  nach  gewinne 

der  broedekeit  geliehen  twalm.  .  .  . 

sus  huop  sich  ganzer  liebe  vrevel. 

Frauenlob  minneleich  12,  2  Eitmüller  r.  2G; 

des  himmels  einhürne 

.  .  .  suochte,  keiserlichiu  maget, 

in  diner  schöz  vil  sanftez  leger. 

ich  meine  d6  der  himelsjeger 

dem  undertän  diu  rlche  sint, 

jagte  sin  einbornez  kint 

üf  erden  nach  gewinne 

dO  in  diu  wäre  minne 

treip  her  nider  balde  .  .  . 

d6  nam  ez,  vrouwe,  stne  vluht 

ZUG  dir. 

Konrad  v.  Wür/.burg  goldene  ftchmiede  2G5 
W.  Orimm. 

f))  zur  Verbindung  mit  zi  vgl.  die  althoch deittsclien  be- 
lege für  die  Synonyma:  zi  nuzze.  Graff  2, 1123;  zi  frumu, 
zi  frumun.  3,  646 ; 

welch  wttnne  ein  wip  da  mite  hat 

dag  sl  ir  friunt  s6  lange  lät 

an  zwivellichen  sorgen, 

die  sint  mir  gar  verborgen. 

ej  ist  ein  unbescheiden  site, 

ir  friunt  verderbent  si  da  mite 

und  süment  guote  minne: 

dag  wirt  in  dran  ze  gewinne. 

Hartmann  erstes  büchlein i&92  Haupt; 

vgl.:  uns  zi  frumu  wurti.  Otfrid  3,  19,  25  t*.  a.,  vgl.: 
ze  bösem  gewinne  da  sin.  Wigalois  1956;  daz  kom  im  ze 
gewinne.  Enikel  weltchron.  3530;  das  komt  uns  ze  ge- 
winne. Stricker  Daniel  5750;  vgl.  auch  Oudemans  2,  667; 

ein  äventiure  hie  stät 

ze  solhem  gewinne 

dag  ich  in  minem  sinne 

des  vil  gröge  angest  hän, 

es  muege  iu  alsam  ergän 

als   eg  allen  den  ergie 

die  noch  her  körnen  ie.      Hartmann  Erec  7976; 

ebenso  8013;  ö'/mMcÄ  Wirnt  v.  Grafenberg  Wigalois  ^h%8 
(diu  ze  hohem  gewinne  stat).  vgl. :  ze  frume  gän  bei  Lex  er 
3,  550  und  vgl.  das  spätere  ze  nuzze  stän.  2, 126. 

Q)  zur  anknüpfung  mit  durch  vgl. :  so  t§t  ichz  durch  geniez. 
m7td.w6. 2,394";  durch  vrumen,  durch  minenvrumen.  3,430*; 

ich  sage  iu,  frouwe,  umbe  waz 

ich  her  zuo  iu  kernen  bin : 

ein  teil  durch  iuwem  gewin 

und  benamen  durch  iuwer  ere. 

mir  erbarmde  nie  s6  sere 

weder  man  noch  wlp 

als  iuwer  waetllcher  llp.     Hartmann  Erec  3755 ; 

doch  inwiste  ich  [niht]  war  ich  solde  hin. 
durch  mines  heiles  gewin 
sach  ich  ein  vür,  dar  stünt  min  ger. 
also  bin  ich  gekomen  her. 

Berthold  v.  Holle  Cran£.  786  Bartsch; 

ebenso  4189  (die  Verbindung  ist  oben  schon  aus  dem  Ore- 
gorius  belegt  1140),  ähnlich  Grane  3279  (durch  prises  gewin), 
4505  (durch  irer  vroweden  gewin); 

als  er  dag  buoch  üf  getete 

nach  des  bischoves  bete, 

vuort'  er  den  esel  dar. 

do  er  des  buoches  wart  gewar, 

dO  greif  er  sä  durch  gewin 

näcn  dem  haberen  dar  in. 

Pfaffe  Amis  275  bei  Lamhel  28; 


GEWINN  I  3  (gewin  hän,  holen) 


5876 


ebenso  Brun  v.  Schönebeck  (de  holt  min  cleit  dorch 
ghewinne)  minne  101,  s.  ndd.  jahrb.  30, 137'^. 

»?))  ich  bin  s6  muotes  rsege, 

hei  wag  ich  Isens  vriege ! 
eg  nseme  der  keiser  für  gewin, 
vienge  ich  in  niht  und  züge  in  hin 
und  Deschazte  in  unz  an  den  slouch, 

meier  Helmbrecht  411. 

6))  schon  bei  diesen  präpositionalverbindungen  erwiesen 
sich  einzelne  verba  als  bevorzugte  theilnehmer  der  fügungen, 
so  stehen  (s.  unter  äne,  nach,  zu),  fahren  {ebenda),  kommen 
(auf,  zu,  durch),  werfen  (auf,  nach),  andere  verba  kommen 
für  solche  Verbindungen  in  betracht,  in  die  gewinn  als 
subject  oder  object  eintritt  und  in  denen  die  präposition 
zur  anknüpfung  weiterer  bestimmutigen  dient,  hier  wurden 
neben  der  präposition  an  verba  beobachtet  ivie  sein,  werden, 
liegen,  widervaren,  haben,  geben,  finden,  holen,  eben 
diese  verba  kehren  auch  auszerhalb  solcher  Verbindungen 
neben  gewinn  imm^r  loieder. 

a))  zu  den  Verbindungen  mit  dem  verbum  substantivum 
vgl.  die  älteren  formein  bei  fruma  (al  thaz  iro  fruma  was 
Otfrid  3,  20, 186  u.  a.)  und  die  jüngeren  bei  geniesz 
mJid.  tob.  394''.  besonders  beliebt  ist  diese  Verbindung  in 
den  fällen,  in  denen  ein  Possessivpronomen  zum  .Substantiv 
tritt,  vgl.  auch  unter  b)).  aber  auch  sonst  häufen  sich 
derartige  Wendungen  : 

ich  waene  daz  was  missctän. 
er  unt  sin  frouwe  riten  hin 
daz  was  ein  sündehaft  gewin. 

Wolfram  Parzival  522,  30 ; 

ebenso  (riterlich  gewin)  Wirnt  Wigalois  574;  Enikel 
weltchron.  15831  (was  im  do  ein  boeser  gewin);  Stricker 
Daniel  7308  (daz  ist  ein  so  getan  gewin) ;  u.  a.  vgl.  awh 
sp.  5877/8 ;  zu  gewinn  als  subject  neben  andern  verbis  vgl. : 

sprach  si :  'nu  sult  ir  gäben, 

und  bringt  mir  balde  min  pfert. 

miner  reise  ir  slt  mit  iu  gewert.' 

dag  dühte  in  freudehaft  gewin. 

Wolfram  Parzival  512,  25 ; 

ebenso  3.  Enikel  weltchron.  9208  (ein  guot  gewin);  26073, 
18474  (ein  schoen  gewin); 

da  von  wuohs  zwfvalt  gewin 

WImäre,  guot  und  Ire.     Willehalm  176,  8 ; 

ebenso  343,30  (wuohs  dem  jämer  sin  gewin);  vgl.:  da 
wahset  an  ir  frome.  minnesangs  frühling  li,l\.; 

welch  ere  disen  zwein  geschach, 
d6  täten  si  ouch  nach  in. 
sus  huop  sich  ir  aller  gewin. 

Moriz  V.  Craon  250  Edtu.  Schröder; 

we  wie  jämerlich  gewin 

tegelich  vor  minen  ougen  vert! 

dag  ich  s6  gar  ertöret  bin 

mit  miner  zuht,  und  mir  dag  nieman  wert. 

Walther  90,23  Lachmann ; 

wem  trawmpt,  wie  er  lach, 
dem  widerfert  go  gemach 
an  dem  gut  ein  grosser  gewin; 
das  kunoet  im  des  trawm  sin. 

Daniels  traumdentungen  443  (z.  f.  d.  a.  48,  529). 

b))  gewinn  als  object  neben  verbis:  zur  Verbindung  mit 
haben  vgl.:   frumen   hän.  Lexers, 550;   m/wZ.  w&.  3,  430''; 

wer  möht  ouch  haben  den  gewin, 
als  ich  von  dir  beraten  bin 
an  höher  minne  teile, 
sin  lehn  wsere  drumbe  veile, 
und  alleg  dag  er  ie  gewan? 

Wolfram  Willehalm  95, 11; 

vgl.  Erec  1620  (den  besten  gewin  an  lobe  hän)  u.  a. ; 

unt  din  gelücke  hat  gewin 

din  lant  ist  erloeset.    Parzival  213,  10; 

vgl.  rittertreue  800  (iuwer  kunft  hän  ich  gewin;  vgl.  das- 
selbe bei  vrume  Iivein  4133  u.  a.) ; 

se  spreken  werestu  en  koning  der  doghede 

du  ne  letest  so  langhe  nicht  dine  voghede 

in  ener  voghedie  bliuen 

du  ne  scheidest  se  van  danne  driuen 

unde  setten  ander  lüde  dar  in 

dat  se  ok  mochten  hebben  ghewin. 

Meister  Stephan  schachb.  2220  Schlüter; 
eft  di  de  woninghe  wol  behaghe  (der  stier  des  Phalarü) 
vinstü  dar  inne  ghut  ghewin 
so  rop  enen  anderen  ao  dik  in.    545 ; 

ebenso  1048;  vgl.  Wolfram  Willehalm  408,  22  (an  prise 
gewin  holen); 


5S77 


GEWINN  I  a  (rotn,  ütn  frcwin) 


GEWINN  1  s  (Mser,  guoter  gewin)       587S 


dO  wolden  die  dar  Oie       zao  ir  rriund«n  »In  dar  in: 
die  nflmcn  an  den  turnen        vil  kleinen  rewin. 
dA  wairen  die  dur  inne        vil  «eme  riir  den  aal : 
Üancwart  lie;  ir  debeinen       die  »tiefen  tt  noch  xetal. 

NiMungen  1910,  S  Lofhmnnn; 

vijl      fnitna  neman  Otcriii  s,  14, 16; 

si  wollen  nit  me  worttra, 
und  taillen  mit  im. 
er  nam  aeinen  fewin 
und  bafund  dan  verkaulTen, 

FHedrieh  n.  StktMbm  MM  JeUhttä; 

vgl.  evangel.  Nieodemi  4115  (der  helle  neme  ...  im  g«win): 
vgl.  Krrc  tlfA  (gewin  begin);  Wilhtlm  v.  Orltna  flf41 
(groMMcii  gewin  fflgen);  Wühtlm  v.  Önterrneh  «7*4  (gewin 
erwerben);   WigaloimvH  (den  gewin  bejagcn»; 

•in  tachanze  dicke  atM  vor  in, 
si  gebent  unde  nemenl  rewin. 

Woi.^^RAM  ParHvat  4M,«: 

vgl.:  fruina  geban  (Orrnin  a,  w,  87)  i«.  a. ,    andertr$*ih 
vyl.  Willnhalm  IBS,  80  (an  helfe  einem  gewin  geben): 
ao  will  ich  «le  bcxallen, 
einem  Jeden  feben  aein  («wIn, 
darbe!  wirdt  man  erkhennen 
daa  ich  dar  herra  bin. 

volMir.l  ,lrr  HeUUlb.  honOMkr.  84S  M 
Kotrp  I.  It: 
si  aprach  'nu  Htert  mich  mit  in  bin. 
weit  ir  teilen  den  irewin, 
den.ir  mit  minne  an  mir  bejayt, 
mit  laater  ir;  dA  n&ch  beklairt. 

WoLfRAM  t'artirat  510,  aS; 

(vgl.:  friimcn  teilen.  Lkxkr  8, 5A0)  eAenjro  44A,  lo,  dugl. 
K.  V.  Ammkniia(;skn  ackaehtabelb.  17978:  *'jr^  auek  oben 
(atn  gewin  teilen)  JCree  saoi ;  meUter  Stephan  adutek- 
buch  4M6. 

6))  tn  diesen  Verbindungen  bedingt  der  tutritt  de»  po»- 
aegni'pronomena  twn  eubetantiv  oft  hemerkrmnrerte  Ver- 
änderungen, vgl.  da.i  pronomm  bei  gpwin  teilen,  geben, 
nemcn ;  vgl.  .•  durch  iuwcrn  gewin ,  umme  sin  gewin. 
manche  ßlgungen  ziehen  ihren  tresentliehen  inhalt  au» 
solcher  kenmeichnung  de»  mihject»  «m  gewinn  durch  da» 
po.i.ve.Hsirjironoiiien  oder  entftjtrechenden  genetiv'- 

u))  ottwA  vrende,  dfn  rewin 

glt  andm  orte  emirheD  lAn. 

Woi.KRAM  WiUehtdm  167, 1«; 
warumb  er  die  hO  Inn^e  lie:; 
an  gewalt  und  an  renie,:;, 
die  dA  der  lande  phlAireh. 
•X  aolte  wol  betrAgen 
afn  wlaheit,  het  er  gtioten  ain, 
wan  ej  wvr  doch  niht  »fn  gewin. 

HsiNR.  V.  Bkrinokn  »ekachged.  8879 
Zitnmermann ; 
idoch  ist  iommer  al  mtn  ha; 
rein  wlben  vollecllche  la?; 
bOch  manitch  vreiide  kumt  von  in, 
awie  klein  d&  wirre  nifn  ^ewin. 

Wolfram  Pnrsival  880,  4; 

vgl.:  (loch  was  d&  kleine  ir  geniez.  mhd.  vb.  8,894;  was 
ir  vronie  cloine.  Lf.xkrs,  .M»; 

daz  nie  niemnn  herquam, 
wan  der  stn  ende  hie  nam  .  . . 
nft  half  doch  "ot  dem  rehten  ie ; 
daz  wurde  villthte  atn  gewin. 

der  Stricker  Daniel  1899  Roeenhapen; 

vgl.  WilleheUm  342,  86  (da  wirt  an  prise  dtn  gewin),  ebenao 
PcrrifW  425, 12;  Win»heke  6,  S.  nicht  hflegt  i»t  die  im 
mittelniederl.bexeugteverbindung :  in  sijn  gewin  iet  brengcn, 

riß.    VkMWIJS  U.  VbRDAM  2,  1912. 

b))  diu  wfsheit  ist  der  scie  frewin 

swer  vil  von  wtsheit  welle  euochen, 
der  lese  an  Salamonis  buochen, 
der  ich  leider  niht  enkan. 

Lamprkciit  tochter  Syon  8815  Weinhold; 
durch  mtner  ougen  t^win 
nnd  durch  got  vftre  mich  ao  hin. 

riYa«  patrum  8678  Frtnüie ; 
e;  w-as  der  gcste  gewin  : 
dax  si  alle  umbe  ere  striten. 
deheine  frAmchcit  si  veruiiten. 

WiRNT  H'igaim'»  198  Benedte; 
ijrnau  so  181  (der  riter  gewin); 
du  bist  gewin 
der  herzecitchen  minne. 

lohffftang  auf  Maria  »8, 18  (nch.  d.  a.  4); 
dC  waä  der  minnen  gowin  ; 
diu  minne  rfchsent  under  in 
und  fuogte  in  grOjen  tiniromach. 

Hahtmank  Lrec  liC>ä;  ?•;(.  aarA  8398. 
IV. 


7))  m  derselben  riektung  sielen  auek  eütige  attrilnttire 
adjeetiva:  sonst  trägt  freiliek  daa  attribut  neben  gewinn 
tn  miUdkcekämittekar  atU  tsemg  tur  inäiritlualisierung 
bei.    m  ühmnsiigtm  di$  mllgsmrimiin  bsgr^ßss 

«))  «IB  kw  «r  aeklere  «we  bekaal, 

ww  dag  idk  käse  «BtsrM  pin. 
mta  baau  ■JaneeWefc  {war.  lewWefcen)  gewta, 
dM  kal  mir  Tswifsa  krall 
■flüMlegaM  wia  sBIker  rttandMft, 
4*1  Mir  im  kas  mi  wiMst 

WoMVAM  r«atata»  IM,  M: 

•wer  abir  4m  wialte  sta  dMrel  aa  werttUdMn  ftwto 
■Ode  4iek  berra  afkl  *   ' 
dar  nftg  Ast  «wifsn 


ndediek  berra  afkl  Awbtot  ae  «r  sieh  t<rwi«het. 

fai  iaaer  warU  aMagalea. 


,7  Mtmm  n.  a.  (•.  e); 


darok  4iesa  Iriladis«  aewia, 

a4m  aMMlMil  iMg  MMgi«, 
baal  4faMa  galea  TarasMia. 


*)) 


H 
rIMaa  si  slek  4a 
aa4  aMcbaleal  riüelM 
4ie  Wirte  Ule  rieh« 
aa4  Mget**  grnwn  gewia 
die  da  jebargot  balea  ia. 
Hvoour  V. 


BMa  ITAstelaa  *.  Ortaw  MM 
Jmmk; 

das  gleiche  aekon  ttrtiiml  78, 15:  Freidank  147.  S:  eanain« 
Burana  904, 88.  «fl.  Mtdb .  hoher  gewin  Wigalois  9688:  Ul- 
rich V.  Lir.ttrr.vinrr.tn/ratisndienst  404.6;  vgl.:  ean  poant 
Tan  grölen  ghewinne.  Out>KMAN8  8.6M  (bofhamflMirlBDa 
».  o.);  mit  »tarkem  gewinne.  Bretn»,  9io7;  niehswieham 
gewinne.  Iteein  ISM;  su  klein  in  Verbindung  mit  gewinn 
(r  attek  oben)  vgl.:  da{  er  niht  enruochet.  wer  d4  ton 
stttrbe  oder  siech  würde,  daj  ebt  im  ein  kleiner  gewin 
werde.  Bbrtiioi.i»  v.  RKnBnaBt'Ho  1.86  Ffeiffer; 

vil  Beb<anen  gawla 

bette  sla  seUaecbaft  b«gfta, 

de*  Ia  in  nibi  WBT«  gellin7  HaktmammAwSTM; 

ähnlich  Jon.  v.  WOrzruro  Wilhelm  v.  österreiek  8754 
(prislichen  gewin);  ich  bin  sculdig  in  tcazgirida  ...  in 
argheite,  an  vi:;idilinne,  in  betelAnne,  in  scantliebano 
giwfnne.  Bamberger  glauben,  denkm.  t*.  806;  diu  selbe  tflada 
beißet  gltikeit  nich  gaote,  unrehte  gewinne.  Berthoud 
V.  RsOENSRURn  1,  898  Vfeiffer; 

mich  dunchet  gfit,  wir  tön  una  ab« 
der  rftwe    nnd  riten  andernwa; 
ai  iat  ze  noeem  gewinne  da. 

WiRirr  r^oMt  IVM; 

ebenso  meister  Stephan  sekackb. aM,  äknliek  tTeo  (en  Icnuiek 
ghewin);  da;  dftht  ai  ein  gnot  gewin, 

wan  ai  h4t  got  l>er*t«n. 

Janain  Enikbl  leeltehron.  9806  flfraart; 

eben/io  16614;  meister  Stephan  sekaekb.  1048  Seklütsr;  9gl.: 
guot  vrume.  mhd.  teb.  8.  489^. 

b)  »onderenttcieklungen  innerhalb  der  gssekäJli(formen 
der  spraeke  waren  für  gewinn  »ekon  im  rorkergekenäem 
tu  streifen;  es  ist  namentlick  die  reehtsspraeke .  die  «n- 
adne  vervmdungen  enbrickelt  und  für  längeren  gebrauch 
at^freckt  erkält. 

a)  an  der  formet  zu  gewinn  und  zo  Verlust  war  oben 
die  verbalkraß  des  Substantivs  belegt  und  dar  Übergang 
tur  saekbedetttung  beaiadkiet  worden  (fid  luansm  at  domi- 
num); es  liest  sich  au«k  teigsn,  wm  der  rsdtisausdrudc  «eis 
der  poetischen  spräche  übsrnomtnen  und  dort  weiter  gebildet 
wurde  {vgl.  sp.  M7l).  in  rtektssatsungen  und  Urkunden  kalt 
siek  die  formet  vom  Freiberger  stadtreekt  o^.  %eo  sie  tuerst 
beobachtet  wurde,  unverändert  bis  ins  \7.jakrk.,  hBehstrns 
dost  in  der  präpoäition.  die  als  anknüpfungsmitisl  dient, 
'ein  tcecksel  eintritt  (verdrängumg  von  zu  durek  not),  doch 
gAört  diese  netter^tng  hauptsäcklieh  dem  km^fmämmiaeke» 
»tü  an,  der  die  formrl  ül-emimmt  und  wsU  der  swtopiacfcsil 
den  bedeutungsvsrsckiebung  attek  freier*  geh  mulk^/it  aitw 
entwickelt. 

l))  die  formet  mit  der  betiekung  auf  die  tntetkeidung 
in  einem  recktsstreite. 

a))  wanne  wir  lu  reht  nnd  so  urteil  funden  haben, 
dni(  die  kure  der  stimme  uff  das  furstentum  und  uff  das 
land  der  Marke  zu  Brandenburg  und  zu  Lusitz,  und  uff 
daz  egenante  kamer  ampt  also  gegruntvestiget  sint,  daj 
ir  eines  ane  das  ander  nicht  grxin  mag.  snnder  sie 
muer^en  bi  einander,  in  aller  anspräche  zu  vnrhist 
und  zu  gewinnne  blieben,  pfal^mf  Ruprerkt  1S56  A<t 
RiKDKi.  cod.  dipl.  Brandenb.  II,  8  «.  S87;  wir  aein  in  auch 

309 


5879      GEWINN  I  3,  &  (in  der  rechtssprache) 

des  egenanten  geltg  schuldig  worden  umb  ir  zehent 
ze  Aspang,  die  von  alter  gefürt  sind  worden  in  ihren 
zehenthof  an  dem  Wanch  klein  und  grogg ,  die  wir 
von  in  darumb  bestanden  haben  ze  flust  und  ze  ge- 
wing  von  hinn  untz  auf  die  liechtmesz.  urk.  von  1377 
s.  monum.  Boica  4,  479 ;  were  auch ,  ob  ain  gebaur  seze 
auf  ainem  gut,  daz  in  ain  ampt  gehört,  daz  ain  burger 
in  hat  ze  gewinne  und  ze  Verluste,  oder  auf  ainem  gut, 
daz  ain  burger  gekauft  hat  ze  jaren  oder  ze  leipgedinge, 
also  daz  er  dieselben  gut  besetzt  und  entsetzet,  der  gebaur 
sol  daz  selb  reht  haben,  als  ob  er  auf  dez  burgers  aigen 
gesezzen  were.  Nürnberger  polizeiordn.  19  Baader. 

b))  Frantzke  Kessil  und  Smogil  Juden,  und  haben 
mechtig  gemacht  Abraham  Juden  von  Opol  alle  ir  sachen, 
die  sie  zu  schaffen  und  zu  teidigen  haben  gegen  Nickel 
Dittrich,  sie  zu  vortretin,  zu  vorantwortin  uff  gewin  und 
uff  vorlust  gleicher  weise  als  sie  selbir  zu  geginwortig 
weren.  urk.  v.  1432  bei  Meitzen  urk.  schles.  dörfer  49; 
(vgl. :  sine  clage  offte  sin  antworde  einem  andern  manne 
in  de  band  setten,  te  winne  offte  to  vorlese,  aus  1270 
bei  Westphalen  monum.  ined.  4, 2099)  dem  selben  sol  man 
richten,  als  sich  die  richter  danne  erkennen  zu  gewinn 
und  ze  Verlust,  stadtrecht  v.  Wimpfen  §  55  Schröder ;  das 
wir  do  unsern  gesworn  oberbotten  nemlich  Hanns  Meyger 
gantz  volle  macht  und  gewalt  geben  haben  und  gebent 
in  crafft  des  briefes  zu  gewinne  und  zu  verlust  und  zu 
allen  rechten  wie  sich  dann  gehurt.  Stra.9zb.  urk.  v.  1477 
bei  Schilter  anlmng  zu  Königshof en  s.  779;  weilen  viel 
und  schwehre  rechtsfertigungen  und  andere  sachen  vor- 
handen, die  (so  wohl  zum  verlust  alsz  zum  gewin  stehen) 
grosse  mühwaltung,  Unkosten,  unnd  andere  auszgaben 
mit  sich  bringen,  test.  Georg  Ludw.  v.  Seinsheims  Nürn- 
berg 1589  s.  Schtcarzenbergisches  stammregister  (1659). 

2))  mannigfachen  Verschiebungen  unterliegt  die  formel 
in  dem  weiteren  rahmen  der  allgemeinen  geschäftssprache, 
deren  bedürfnissen  die  Verbindung  von  gewinn  und  verlust 
entgegenkommt,    vgl.  auch  zum.  Sprichwort  sp.  5888. 

«))  in  der  form  der  präpositionalverbindung ,  die  dem 
Substantiv  die  verbalkraft  am  längsten  wahrt  (auf  [zu] 
gewinn  und  verlust),  vÄrd  die  wendung  vom  kauf- 
männischen Stil  übernommen:  gewinn  ist  der  erfolg,  Ver- 
lust der  misserfolg  in  kaufmännischen  unternehmttngen. 
im  Übergang  zur  sachbedeutung  wandeln  sich  die  begriffe 
erfolg,  misserfolg  bis  zu  der  Vorstellung  eines  betrags,  den 
man  gutschreiben  oder  abschreiben  musz: 

«))  und  uff  welchen  tag  di  gewercken  di  kost  mit  ge- 
meinem rate  zu  geben  setzen  und  bescheiden  zu  gewinne 
und  zu  Verluste.  Kuttenberger  Zusätze  z.  deutschen  Iglauer 
bergr.  38  Zycha;  die  vader  des  samenden  güets  ...  ge- 
brüke  to  gewin  ind  to  verlies.  Schichtung  v.  Cleve  (l5.  jahrh.) 
bei  Loersch  tt.  Schröder  l^,  234 ;  item  daz  ich  Ott  Ruland 
enpfangen  hab  von  dem  Walthasar  Ramstainer  zu  Nürn- 
berg 200  reinisch  gülden,  die  sol  ich  ihm  anlegen  zu  gewin 
und  Verlust  auf  sein  wagnuss.  Ott  Ruland  handlungsb.  16 
Hassler;  auff  gewin  und  verlust  verdingen,  ist,  jemanden 
eine  gewisse  lachter  zahl  verdingen ,  dasz  er  nicht  eher 
geld  bekomme,  bisz  sie  herausz  geschlagen.  Berward 
interpres  phras.  metall.  21 ;  vgl.  auch  sp.  5881 ;  die  rechnung 
zur  helffte  auf  gewinn  und  verlust  ...  da  wir  mit  je- 
manden in  einem  gewissen,  nur  eine  Zeitlang  währenden, 
oder  auf  eine  gewisse  waare  eingeschränkten  handel  zur 
helffte  auf  gleichen  gewinn  und  verlust  interessiret  sein 
und  ...  zu  ende  der  conto  mit  gewinn  oder  verlust  ge- 
schlossen ,  und  entweder  von  dem  einen  oder  dem  andern 
jedem  sein  theil  zugeschrieben  wird.  Chomel  2, 1307. 

ß))  wi«  ßst  gerade  die  äuszere  form  dieser  Verbindung 
dem  sprachbewusztsein  innewohnt,  das  zeigen  mehrere  Zeug- 
nisse für  volkstümliche  und  poetische  Übertragung  der 
formel:  der  ehestand  ist  nichts  anders,  als  eine  hand- 
lung,  beruhet  auch  auf  gewinn  und  verlust,  das  ist,  auf 
ehren  und  wehestand,  dessen  handlung-zeichen  ist,  bisz 
euch  beede  der  tod  scheidet.  Abele  künstl.  Unordnung 
(l,  6)  1,  4«;  etwas  auf  gewinn  oder  verlust  wagen,  hazarder 
nne  chose  äperte  ou  gain.  Rondeau  Uu  3° ;  ebenso  Sch-wan 
1,745'>;  up  gewinn  un  verlust  en  por  spitzbauwen  in  de 
luft  scheiten  .  . .  =  aufs  geratewohl  mit  dem  ausdruck 
•spitzbtibe'  um  sich  werfen.  C. F. Müller  der Mecklenburqer 
volksmund  87;    den    spielenden    liguren  der  zeit   in   die 


GEWINN  I  3,  b  (handgewinn) 


5880 


karten  zu  sehen  und  selber  zu  gewinn  und  verlust  mitzu- 
spielen. GÖTHE  zu  Eckermann  1829,  13.  februar; 
ich  glaube  gern,  dasz  es  ihm  wohlgefiele 
dem  neuen  herm.  wenn  ich  die  reichen  lande 
ihm  sendete  nach  Schwaben  .  .  .  bin  nun  alt  genug, 
um  auf  verlust  mich  zu  verstehn  und  auf  gewinn. 

Grillparzer  {Ottokar  2)  65,  G9. 

b))  der  Übergang  zur  sachbedeutung  löst  die  Verbindung 
andererseits  von  der  präpositionalen  Verknüpfung  gern 
wieder  ab .-  gewinn  und  verlust  als  engere  Verbindung  wird 
im  kaufmännischen  verkehr  mit  mehreren  verbis  in  be- 
ziehung  gebracht,  denen  es  sich  als  object  angliedert,  vgl. 
schon  die  frühzeitig  in  loörterbüchern  verzeichneten  Wen- 
dungen: den  gewinn  und  verlust  tiberschlagen,  lucri  et 
damni  rationem  inire.  Henisch  1600;  gewinn  und  ver- 
lust verdingen.  Mineropiiilus  259».  dazu  vgl.:  dis- 
pendium  compendio  farcire,  den  verlust  mit  gewinn 
ersetzen.  Denzler  565*';  gewinn-  und  verlustconto ,  in 
der  kaufmännischen  doppelten  buchführung  das  conto 
zur  aufstellung  aller  gewinne  oder  Verluste,  welche  bei 
den  ein-  und  Verkaufsgeschäften  sich  ergeben,  oder  auch 
überhaupt  zur  Verzeichnung  aller  in  und  durch  das  ge- 
schäft  sich  ergebenden  gewinne  oder  Verluste.  Thiel 
4,430";  ein  gesellschafter  kann  den  rechnungsabschlusz 
und  die  vertheilung  des  gewinns  und  Verlustes  erst  nach 
der  auflösung  der  gesellschaft  verlangen,  ist  die  gesell- 
schaft  von  längerer  dauer,  so  hat  der  rechnungsabschlusz 
und  die  gewinnvertheilung  im  zweifei  am  Schlüsse  jedes 
geschäftsjahrs  zu  erfolgen,  bürgerl.  gesetzb.  §  721.  die  enge 
Zusammengehörigkeit  der  beiden  substantiva  zeigt  sich  auch 
darin,  dasz  es  jederzeit  auffällt,  wenn  eines  der  beiden 
glieder  durch  ein  synonymen  vertreten  ist :  so  ist  nun  ein- 
mahl die  weise  der  groszen  weltregentin !  glück  und  ver- 
dienst, ausgäbe  und  gewinn,  genusz  und  arbeit,  scharf 
und  gleich  gegen  einander  abzuwägen,  ist  ihres  thuns 
nicht.  Wieland  {Aristipp  3, 10)  35, 127. 

3))  auszer  dieser  so  bevorzugten  Verbindung  hat  die 
rechtssprache  nur  wenige  ähnliche  formein  entivickelt, 
die  überdies  nur  spärlich  zu  belegen  sind:  es  ist 
auch  mehr  geredt,  ob  unsz  der  vorgenannter  herr  der 
bischoff  ahn  den  sachen  nit  völliglich,  oder  nicht  end- 
lichen seines  rechten  gewiesen  werden,  oder  die  weissung 
oder  uhrkundt  ahn  etlichen  sachen  nit  gehaben  mögt, 
oder  sich  leicht  nicht  verbietten  wolt ,  da  ihn  doch 
dünckte,  das  sein  gottshausz  recht  ahn  hett,  dasz  sollen  die 
sieben  verrichten  nach  einer  ehrbahren  kundtschafft,  jet- 
weden  theill  zu  gewinn  und  zu  fleisse.  Ingolstädter  urk. 
V.  1305  bei  Falgkenstein  cod.  dipl.  antiq.  Nordgaviensium 
(J733)  130;  dass  vermittels  göttlicher  hülf  in  denselben 
bergwerken  mit  nutz  fromen  und  gewinn  gearbeitet  möchte 
werden,  urk.  v.  1538  s.  cod.  dipl.  Silesiae  21,  64  (»lo.  532); 
allain  zu  irem  aignen  nutz,  forthail  und  gewin,  dem  armen 
gmainen  man  aber  zu  sonderm  abbruch,  nachtl  und  scha- 
den, weisth.  V.  Kiifstein  (l7.  jahrh.)  s.  österr.  weisth.  2,  24. 

ß)  landschaftlich  begrenzt,  aber  vom  engeren  gebiet  aus 
doch  auch  in  die  allgemeinen  schnftform.en  der  rechtssprache 
übergreifend  ist  eine  bedeutung  von  gewinn,  in  der  das  Sub- 
stantiv den  Verbalcharakter  besonders  deutlich  und  kräftig 
erhalten  hat.  schon  bei  gewerf  (vgl.  oben  sp.  5625)  war  auf 
handgewinn  aufmerksam  zu  machen .-  begert  vom  herm  off 
seinem  scholtisz'  dat  guidt  zo  hand  gewinnen  ind  werven 
.  . .  und  vur  dat  handgewin  sali  der  man  ind  vrawe,  die 
op  den  hoeven  wonen  geven  gelick.  hofrechte  zu  Ekel 
(1500)  weisth.  3,  63;  vgl.  auch:  gewin  en  gewerf.  Verwijs- 
Verdam  2, 1913;  gewerf  u.  hantgewin.  Schiller-Lübben 
2,105*"  mit  berufung  a«/WoESTE:  'unter  gewin  verstand 
man  auch  bis  in  unsere  zeit  die  bei  sterbefällen  des 
lehnsmannes  oder  nach  herkömmlicher  bestimmter  frist 
eintretende  neue  belehnung  mit  einem  gute ;  es  war  eine 
mit  einer  abgäbe  verbundene  anerkennung  des  erbpacht- 
verhältniszes.'  (die  stelle  in  Woestes  wb.  und  in  dessen 
Volksüberlieferungen  der  grafschaft  Mark  nicht  enthalten), 
vgl.  gewinnen  und  gewinnbrief. 

l))  die  einschlägigen  belege  für  gewinn,  die  auf  westphä 
lische  rechtsdenkmäler  beschränkt  sind,  lassen  im  gegensatz 
zu  der  allgemeine^-en  Verwendung  des  verbums  die  besitz- 
erwerbungen  ausschlieszlich  aus  der  forin  der  pachtung 
hervorgehen:  dat  ich  .  .  .  unde  min  echte  wif  .  .  .  hebben 
ghewunnen  den  hof  to  Syverdinch  husen  . . .  mit  alle  deme 


5881     GEWINN  I  s,  c  (bergmännische  spräche) 


GEWINN  I  «.  a  (in  der  hibeJÜbers)       5882 


lande  dst  dar  to  behorel  to  eim«  lantrechte  Ui  tw«lef  jaren 
. . .  wnre  ok  dat  wi  storven  binnen  desnen  vorpenanten  twelcf 
jarcri  ...  so  Bai  unue  gbewin  quit  ledicli  ini<le  los  weaen 
Bundor  imans  vorder  annprake.  ttrk.  v.  1486  bet  Ski  iikkt/  urk. 
buch  V.  Weatfulen  S,  664/6,  eteiwo  »tmiutarreehie  v.  Hilden 
ebenda  ü,  W;  nae/Urag  tur  Soesisr  »ekras  ilbsi)  t.  41t;  hcdde 
«!in  hnrger  van  eine  gaste  lant  geirunnen  vor  ene  pacht, 
<lo  ho  cnio  kummerlos  hedde  gelovet  to  anlwordene,  dat 
Innt  en  mach  numment  vrcdelois  leggi*n,  dat  dem  borger 
hinder  an  »incni  gewinne.  Dortmund  atatuten  %tbFirtn» 
doijf;  oick  is  incn  . . .  eins  geworden ,  so«  wei  van  der 
Htul  enige  pcchlinghe  eder  gewin  an  kempen,  lande, 
Kaninn  eder  sus  andcrtt  hedd,  ind  up  kcmtmiis«  neit  en 
hetnillde,  sali  dei  ronlnicxtrr  aiHdan  Icriit  macht  bebben 
cinori  anderen  dei  pcchllhonge  to  doine.  tcilUtikvm  im 
»tadt  Dorsten  (16.  jahrh.)  a.  >.  d.  ver.  /.  gtaek.  u.  alter- 
thumnkunde  We»(falena  l.tm;  gpwin  .  .  .  Ao«/.  paehthiM/, 
pachterij,  landbuuuxrij.  SciiUKHMANS  löA*. 

•i))  «v  wird  ßowinn  in  einer  tcest^kälisehtn  rtehta/ormel 
alt  contraatheyriff  dein  kauf  entgegengtatttt  (vgl.  jetit  miete 
a.  (/.):  Ula  civitua  (in  Weatphalia)  quae  dicit.  kaulT  gehet 
vor  gewinn,  emtione  venditione  loeationia'  eontraetum  es- 
tinf/iii  putat:  haec  fua«  asatrU,  gewinn  gehet  vor  kanff, 
nenuanuain  i.  KuDINiiKIt  obaurv.  jur.  cMiim.  (1611)146:  «o 
arhvn  Wkiinki«  obaervat.  IM,  ebenso  Hkniscii  1601,  u.  a. 
tgl.  auch  Wandeh  1. 1666. 

y)  auch  eine  bemerktnsteerU  btdsutungsvsrsngerung  I4ati 
diereeht«H]nache  belegen:  gewinn,  der  ertrag  aus  geldbussen, 
pcwin  i»  brUche,  brUchte:  sali  hoegor  dan  funlT  marck 
(:ct)rucht  haven.  item  durch  klagten,  dat  eimo  undersaiss 
Kewalt  geschiehtworo,  dairuifls  unsom  g.  1.  hercn  etc.  gewin 
unstnin  ninichte,  sullon  die  parthirn  unvcrzoichlichTur  dat 
recht  bescheiden  werden  und  des  rechten  crwarthen.  land- 
recht  V.  Jülich  (l,  1»)  (l687)  in  Lacombleta  arehiv  l.llS. 

c)  die  bergwerkapraehe  seitigte  am  aubatantiv  nur  eine 
rerenge>-ung  dea  begriff a  ertrag  (vgl.  die  reichere  etihrick- 
lum  beim  verbttm);  und  was  er  gewinnes  mit  mittel- 
mcHsigem  eisen  unter  sich  czu  im  geczihen  mak.  das 
Bchol  im  czu  nucze  gefallen  (et  quicqtiid  lucri  ferro  me- 
diocri  »ubtxta  ae  contrahere  poterit).  Jglauer  atadthandfeate 
^\X  bei  Zycha  6;  darnoch  in  den  wirdigen  hochczeiten,  als 
gcwonlich  ist,  noch  dem  gewinne  der  silbergruben  den  si 
vor  Roin,  so  sol  man  si,  als  vor  geredet  ist,  mit  einer  be- 
i|ucmlichcn  steur  und  hülfe,  nicht  mit  ercze,  sunder  mit 
plionnigcn  troi*ten  (jua:ta  Utcrum  argenti  fodinarum). 
Jglauer  iua  regule  montanorum  87  Zycha;  es  sagend  weiter 
die  bergkwerck  sch&lten,  das  der  gewin  keinen  bestand 
habe,  lobend  derhalben  den  ackerbaow  über  die  massen. 
Georg  Aoricola  voth  bergtcerk  (l)  deutach  v.  Bkchius 
(1657)  8 ;  vgl.  dagegen  den  allgemeineren  weiteren  begriff  »w  ■ 
wan  sotan  urburer  di  suchen  in  irem  schaden  gewin  und 
meinen  mer  ein  raub  czu  haben  den  ein  stewr  von  armen 
leutcn.  Jglauer  iua  reg.  mont.  63  Zycha  u.  a.  vgl.  sp.  6896. 

i)  atatistik. 

a)  die  bibelüberaetsung  läazt  für  tnuer  aubatantiv  einen 
der  selteneren  fülle  erkennen,  in  detten  LtTiiKits  apraeh- 
gebrauch  den  Wortschatz  der  neueren  spräche  nicht  beein- 
flussen konnte.  Luther  liebt  daa  wort  gewinn  in  der 
engeren  benehung  auf  geldericerb  und  geachüjUiche  vor- 
theile  nicht,  er  führt  dafür  mit  Vorliebe  das  eoneurrens 
wort  geniesz  (a.  d.)  ein,  daa  spätere  übersetser  wieder  be- 
seitigt Jtaben.  und  wo  er  an  die  »ippe  unaeres  worisa  sieh 
hier  anlehnt,  bevorzugt  er  nebtnformcn  wie  gewinnst. 

a)  die  icen igen  fülle,  in  denen  Luther,  überrittatiwunend 
mit  früherem  und  späterem  gebrauch  die  form  gewinn 
netzt,    betreffen: 

\))  übertragene  bedetttung:  denn  Christus  ist  mein  let>en, 
und  sterben  ist  mein  gewin.  Luther  i  l'hilipp.  w(rd  dno- 
\)-arfiv  xipäoe;  gaswiltangawaurki.  lli.i'i  las;  ein  gewinnen 
in  der  ältesten  bibel,  ein  gewin  seit  Zainer,  mein  gewinn 
bei  den  späteren,  s.u.  11,3);  was  mir  gewin  war,  das  hab 
ich,  umb  Christus  willen  für  schaden  geachtet.  Luther 
Philipp.  S,  7  (gawaurki,  xe'pitj;  gewinn  bei  allen  iihrigett 
übersetsem);  in  der  stelle:  es  ist  aber  ein  grosser  gewin, 
wer  gottselig  ist,  und  Icsset  jm  genllgen.  i  7Vmo/A.  6. 6 
(gawaurki,  no^ioudi,  gewinn  vor  und  nachher)  hatte 
Luther  tuerst  geniesz  eingesetzt  (so  Dibtenbkrger  und 
Züricher  bibel,  vgl.  erwerbsquelle  bei  Weizsäcker). 


t))>lir  Sie  m§mHiehe  bsdeuMamf  wm  gelderwerb  und 
gesehlflBTorlheil  hraueht  Lt'Tiien  das  aubatantiv  ganz 
»elten .'  unnütze  schweizer  und  vcrfürer  . . .  die  da  gantze 
heuser  verkeren.  und  leren  das  nicht  taug,  umb  sehend- 
liches  gewins  willen.  Luthkr  i.  TV/  1. 12  (in  faihu  gair- 
neins  Ulkilas,  aio-/ffoC  uifSovt.  unreinen  gewins.  EoflB- 
•TBYN  u.  a.;  schendIlichM  gswina.  Em«rr  m.  «.).  äie 
fleidte  Verbindung  i  l'etrt  ft,  f  (#.  unter  gewinaniebt):  «Im- 
so  in  Varianten  su  1  Tit.  1,7:1  TVmoM.  t,  t;  I,  •  (nsiim  ■!»• 
ehrliche  hantierung  treiben). 

9))  dagege»  bmßormtft  hier  Lutiikm  diafsrm  §nrimuHß.4.) 
vgl.',  denn  aiiMr  mU  namcn  D«ineU{iM  «fai  toUaokmid. 
der  maehat  der  Dteaa  •ilbarn«  tempel.  ond  wwMtot  dw— 
vom  handwarok  niebt  garlnfsn  gewinst  lo  («w.  fNrwb). 
Luthrh  apotkifeeeh.  1*.  M  {«4»  iid/fiv  tgymmUtm,  ntt  falfaWl 
gewinne  Mkntrl  m.  a.  geniesz.  DirrsiinEROBft,  Emsbn, 
KcK);  ty/.  auch:  sie  haJtan  auch  dai  mensclilieb 
für  einen  schertz,  und  miiioliltohen  wandet  für 
jarmarokt.  geben  für,  man  mSiM  allenthalben  gevfiMt 
suchen,  aooh  dareh  boM  stoek.  Lutiieh  weish.  Sota 
monis  16,  It  {eomversationem  vita*  eompoeitam  ad  lucrum. 
si  oporier*  . . .  «x  wuUo  meqmiti%  fßtttMi  *t  dem  gevin 
. . .  gewinnen  von  dem  oM.  looMiat»  «.  a.). 

ß)  §sgen  die  ührig»  MaitUmmlimM  ßthrt  Li'tiiku  äi$ 
form  gewinn  im  ein^ni»  mmuAmqfmttm  ein. 

D)  einmal  im  falls  eium  amafupnitktmm  momen  acH^mis: 
und  umb  seinen  gewin,  gewerbe  und  hantirung.  daa  wol 
gelinge,  bittet  er  den.  so  gar  nichts  vermag.  Lutiikh 
k«mA.  Salomonis  U.  19  (von  der  gewinnunge.  EooimtTII 
M.  a.;  van  toe  vericrigen.  niederd.  bibel;  in  aUem  dem 
daa  jm  zehanden  gadt.  Züricher  bibel,  Dibtbiibkrobr, 
Ei:k:  wegen  de«  erwerbe.  Kautzscr.  de  ae^mremäe). 

»)  zweimal  fiir  sadtbedeutung  im  sinne  nm  beute 
(glUcksfund):  stritten  die  könige  derCananiter  zuThaanach 
am  Wasser  Megiddo,  aber  sie  brachten  keinen  gewin  da 
von  (rar.  geldgewinst).  Luther  riehter  6, 19  (niAi/  ttUere 
praedantes,  raub.  EoassTETN  u.».;  beute  an  silt>er  ge- 
wannen sie  nicht  Kautzsch);  bedeutsam  eredkeini  äer 
zweite  beleg,  der  das  Substantiv  in  einer  volkstüaUiekem 
Wendung  einführt,  die  vorübergdund  weite  Verbreitung 
fand:  er  küsset  einem  die  band,  die  weil  man  jm  leihet 
. . .  aber  wenn  ers  sol  widergeben,  so  verzeucht  ers,  und 
klagt  seer,  es  sei  schwere  zeit,  und  ob  ers  wol  vermag. 
gibt  ers  kaum  die  helifle  wider,  und  rechents  jenem  für 
einen  gewin  zu.  vermag  ers  aber  nicht,  so  bringt  er  jenen 
umbs  geld.  Luther  ^yrocA  19, 7  {coatputabU  illud  quasi 
inventionem,  rechnet  es  als  ein  vindung.  EooBSTBTN  m.  «..■ 
der  wird  es  für  etwas  gefundenes  ansehen.  Kautv.mch). 

y)  ein  in  der  älteren  biheluberaetiung  iMiches  gewinn 
wird  bei  Lui  iiEn  durch  andere  ftigungen  (zu  Jacob  4.  IS, 
s.  unter  gewinnen)  oder  durch  Synonyma  zurückgedrängt  ■ 

1))  dorumm  es  ist  besser  zwei  zesein  entzampt.  den 
eim :  wann  si  habent  den  gewin  ir  geselscbalR.  jiiafifi 
4.9  Koobstetn;  ebenso  Koburoer  u.a.  (sie  genieeaeB 
doch  irer  erbeit  wol.  Luther);  der  trieglich  vindt  nitt 
den  gewin:  und  das  gfit  de«  menschen  wirt  ein  werd 
dez  goides.  sprücJte  Sal«m.  IX.  V7  Eooestetn  :  ebenso  Ko- 
buroer (eim  lessigen  geret  sein  handel  nicht,  aber  ein 
vleissiger  mensch  wird  reich.  Luther). 

9))  si  massend  die  eiiMurmd  zesein  den  gewinn,  i  7\mo/JL 
6.6  Mentel,  Eooestbyn  u.  a.  (gottseligkeit  sei  ein  ge- 
werbe. Luther:  tar.:  sei  umb  geniesz  willen);  was  do 
ir  herren  gesachen,  daz  di  Zuversicht  in  gewinz  was 
ausgegangen,  apostilgesth.  16, 19  eod.  npL  u.  a.  {tixii  i^ 

ipyaoiai ;  irs  geWitUMDB  ÜENTBL«. «. ;  gewtu  ZaI NBR  W. a. , 

da  die  hoffnung  Jrea  genieß  war  ansgefaren.  Luther); 
di  da  gab  groeain  gewin  iren  herren  mit  der  zanbemus. 
mpoststgeseh.  16. 16  eod.  Tipl.  u.  a.  (trug  jren  hcrm  viel 
genies  su  mit  warsagen.  Luther);  und  warum  gabt  du 
nit  mein  gut  zu  dem  wucber.  und  so  ich  wer  kamen, 
ernstlich  ich  het  enphangen  daz  mein  mit  dem  gewinne? 
Luc.  19. 93  cod.  Tepl.  (gevorderet  mit  dem  wuchere.  Be- 
heim;  hatte  iobs  mit  wucher  erfoddert.  Luther). 

9)  zum  vsrdrimgen  dea  attbatanfiva  in  der  neuerem  bibel- 
Übersetzung  vgl.  .- 

1))  sprach  der  herr,  ich  will  ihren  gewinn  dem  herren 
verbannen.  {Micha  4.  u)  Piscator  ank.  z.  bibd  5U  (ir  gut 
Luther). 

369* 


5883 


GEWINN  I  i.  b  {huchungen) 


GEWINN  I  4,  h  (bucJiungen) 


5S84 


2))  was  für  gewinn  hat  der  handelnde,  womit  er  sich 
abmüht?  Kavtzsch  prediger  3,9  (was  hat  der  mensch 
für  bas  von  seiner  arbeit.  Eggesteyn  u.  a.;  man  erbeit  wie 
man  wil,  so  kan  man  nicht  mehr  ausrichten.  Luther); 
ehenso  prediger  1,  3;  mehrt  sich  das  gut,  so  mehren  sich, 
die  es  verzehren,  und  welchen  gewinn  hat  sein  besitzer 
davon,  als  den  anblick?  prediger  5, 10  Kautzsch  (und  was 
geneusst  sein  der  es  hat,  on  das  ers  mit  äugen  ansihet? 
Luther;  und  was  nutzt  es  den  besitzer.  Eggesteyn  u.  a.); 
als  ich  aber  hinblickte  auf  alle  meine  werke,  die  meine 
bände  gewirkt,  und  auf  die  mühe,  die  ich  aufgewandt  hatte, 
sie  auszuführen,  da  befaTid  sich:  alles  war  eitel  und  streben 
nach  wind,  und  es  giebt  keinen  gewinn  unter  der  sonne. 
Prediger  2,  n  Kautzsgh  (siehe,  da  war  alles  eitel  und 
jamer,  und  nichts  mehr  unter  der  sonnen.  Luther; 
und  nichtz  zfi  beleiben  under  dr  sunn.  Eggesteyn; 
ebenso  Koburger  n.  «.);  wer  in  rechtschaffenheit  wandelt 
und  die  Wahrheit  redet,  wer  erpressungsgewinn  ver- 
schmäht. Jesaia  33, 15  Kautzsgh  (wer  unrecht  hasset 
sampt  dem  geitz.  Luther;  der  do  verwirfft  die  geitig- 
keit  von  der  nitzicht.  Eggesteyn  u.  «.). 

b)  in  den  Wörterbüchern  ist  das  Substantiv  nicht  blosz 
von  einer  lückenlosen  Überlieferung  getragen,  sondern  auch 
mit  einer  ungewöhnlichen  ausführlichkeit  beschrieben,  die 
fülle  und  reichhaltigkeit  erschöpft  jedoch  nicht  so  sehr  die 
Vielseitigkeit  der  bedeutungsfärbungen,  sie  zählt  sprich- 
wörtliche redensarten  (s.  tmter  c)  und  feste  Verbindungen 
(s.  II)  auf,  die  mehr  für  die  gesteigerte  Verbreitung  eines 
und  desselben  engeren  typus  zeugen,  wol  loeisen  auch  über 
diesen  engeren  rahmen  einzelne  ältere  feststellungen  hinaus, 
so  gelegentliche  Zeugnisse  für  die  verbalkraft  des  Substan- 
tivs im  gegensatze  zum  collectivbegriff  und  der  sachbedeu- 
tung ,  ebenso  einige  hinweise  auf  eine  breitere  grundlage 
der  letzteren  im  gegensatze  zu  der  engeren  richtung  auf 
geldinteressen.  im  allgemeinen  aber  arbeiten  die  vocabu- 
larien  und  die  deutsch -lateinischen  loörterbücher  immer 
ausschlieszlicher  die  bedeuttmgsverivandtschaft  von  gewinn 
mit  den  lateinischen  begriffen  lucrum  und  quaestus  heraus, 
die  sich  ihrerseits  tuieder  in  einzelne  xmterbegriffe  spaltet. 
aUfCh  in  den  fremdsprachlichen  Wörterbüchern  bedeutet  der 
zutritt  italienischer,  französischer  und  englischer  syno 
nyma  anfangs  kaum,  eine  erweiterung  des  rahmens,  eher 
eine  belebung  des  schmalen  inhaltes  durch  entwicklung 
der  Unterarten,  am  ehesten  läszt  sich  aus  Henisch, 
namentlich  aus  dessen  sorgfältiger  aufzühlung  des  formel- 
Schatzes,  ein  annäherndes  bild  gewinnen,  wenn  dem  gegen- 
über Stiei,er  durch  ungewöhnliche  dürftigkeit  überrascht 
(für  das  verbum  ist  er  weit  mittlieilsamer  als  für  das 
Substantiv),  so  zeugen  doch  gerade  die  wenigen  angaben  für 
treue  beobachtung;  die  knappe  Zeichnung  erweitert  den  be- 
deutungsumfang .  dieser  eindringenderen  beobachtung,  wie 
sie  vom  boden  der  Sprachregelung  aus  und  im  dienste  der 
neu  auftauchenden  Synonymik  versucht  wurde,  bot  auch 
der  thatsächliche  gebrauch  des  Substantivs  im  wandet,  der 
entwicklung  neue  Seiten  dar.  die  engere  Verbindung  von 
gewinn  und  nutzen  war  mehr  in  den  hintergrund  getreten, 
im  neueren  vielseitigeren  Sprachgebrauch  machte  sich  die 
ledeutungsverwandtschaft  von  gewinn  und  vortheil  geltend, 
in  deren  annäherung  und  in  deren  abgrenzung  für  den 
begriff  gewinn  sowol  aus  geschichtlicher  betrachtung  als 
axich  aus  statistischer  beschreibung  ein  imtner  weiterer  um- 
fang erschlossen  nnirde.  das  ergebnis  dieser  bemühungen 
liegt  in  den  fast  erschöjjfenden  angaben  Adelungs  vor. 

neben  der  abgrenzung  von  gewinn  und  vortheil  ist  in 
den  neueren  Wörterbüchern  auch  der  versuch  bemerkbar, 
gewinn  gegen  andere  ableitungen  aus  derselben  sippe  ab 
zulieben,  auf  der  einen  seile  gegen  nomina  actionis  wie 
gewinnen,  gewinnung  u.  a.  {s.  unten),  auf  der  anderen  seile 
gegen  erweiterungen  wie  gewinns,  gewinnet  und  gewinst 
(s.  d.  und  vgl.  unter  i).  die  letztere  form  hat  TMmenflich 
in  den  mundarten  wurzel  gefa,szt,  vgl.  -.  winst,  gewinst  Dan- 
neu,  wh.  d.  altmärk.plattd.  mundart  247;  gewinst  Bauer 
{Waldeck)  w^\  dagegen  vgl.:  gewinn  (gwing)  Schmeller 
Z''.  931;  gewenn  Hoenig  w6.  rf.  Zöiner  mrfa.  (1905)  65";  vgl. 
awh :  gewin  friesch  woordenboek  l,  455».  bemerkenswert  ist 
die  festatdlung  von  Lenz,  der  wol  das  verbum  (gewinnen), 
nicht  aber  das  Substantiv  im  Wortschätze  des  Handschuhs- 
htiiner  dial,ectes  («.  28»)  findet. 


a)  derfunction  eines  nomen  actionis  werden  die  buchungen 
kaum  gerecht,  doch  lassen  einzelne  si,e  belegen  oder  erschlieszen. 

l))  in  bezug  auf  kämpf,  rechtsstreit ,  spiel  iM  eine 
solche  lexikalisch  kaum  gekennzeichnet,  eine  ausnähme 
macht  Emmei,  {silv.  quinq.'^2^),  der  für  gewinn  neben 
nutz ,  gesuch ,  vortheil  auch  eroberung  bucht,  ebenso 
merkt  Stieler  2544  in  seiner  knappen  skizze  für  gewin- 
nung, gewinnen,  gewinn,  gewinnst  neben  lucrum,  quaestus, 
proventus,  reditus  auch  victoria  an;  Adelung  führt  a?i  be- 
treffender stelle  verbalformen  auf:  dahin  gehöret  auch  der 
Wettstreit  vor  gericht,  wo  derjenige  gewinnet,  dem  vor 
gerichte  das  recht  zugesprochen  wird,  den  prozesz  ge- 
winnen, er  hat  seine  sache  gewonnen,  oder  er  hat  ge- 
wonnen. 2,  664.  d«,s  Substantiv  wird  an  anderer  stelle  mehr 
verdeckt  eingeführt :  doch  kommt  zuweilen  der  gewinn  der 
Schlacht,  der  gewinn  des  groszen  looses  ...  in  derselben 
{bed,eutung,  nämlich  für  eine  'handlung')  vor.  2,662;  vgl. 
auch  Hey'Natz  antibarbarus  2,  56;  vielleicht  darf  auch  die 
gleichung  der  gewinn  .  .  .  das  gewinnen  (Campe  2,  363'') 
zum  theil  hierher  gezogen  werden. 

2))  für  den  allgemeinern  begriff  erwerbung  reichen  die 
buchungen  weit  zurück :  captura,  ein  anfange  oder  gewinn, 
qucestus.  Dasypodius  E4'';  ein  fang,  losung,  gewinn  oder 
ding  darnach  einer  stelt.  SERRANUSdS*;  capitur,  fang, 
nutz  und  gewin.  Simon  Rot  Co'';  acquisition,  erlangung, 
gewinn,  uberkommung.  B2*;  kein  besserer  gewinn  als 
ein  gab  oder  geschenck.  Henisch  1329,  26  (acquisito, 
vgl.  auch  Wander  1, 1657) ;  inhonesti  lucri  captura,  schänd- 
licher und  elender  gewinn.  Matthiae  l,  212*";  der  gewinn 
...die  handlung,  da  man  etwas  gewinnt,  d.  i.  durch 
arbeit,  durch  bemühung  erlangt  ...  in  welcher  bedeu- 
tung  es  nur  selten  gebraucht  wird.  Adelung  2,662;  the 
act  of  gaining  or  winning.  Hilpert  ii,  1  s.  464*'. 

3))  früh  bezeugt  ist  hier  auch  die  engere  beziehung  atif  geld- 
erwerb;  gewinn  tritt  dabei  in  engste  berührung  mit  gewerbe 
(vgl.  auch  oben  zu  Luther),  eine  parallele,  die  nur  vorüber- 
gehend vrirkte  (vgl.  oben  sp.  5504) :  gewinn  oder  gewerb.  Dasy- 
PODiusEe7'';  ebenso  SerranusXs'';  Garth-König  (1658) 
620*  (in  der  ausgäbe  von  König  1668:  gewinn,  nutz  s.  966^); 
dazu  vgl.:  qumstus,  gewinn,  gesuch,  nutz,  gewerb,  be- 
gangenschafft, handthierung.  Dentzler  640'';  gewerbe, 
handthierung,  nahrung  . .  gewinn,  nutz.  Matthiae  1,1105''; 
gewinn  und  gewerb,  commercia,  negotiationes.  Aler  l,  936*'. 

ß)  auch  der  eigenschaftsbegriff ,  der  ja  in  gewinnsucht 
eine  eigene  prägung  gefunden  hat,  rmrd  toie  in  den  glossen 
(vgl.  sp.  5868),  so  vereinzelt  auch  hier  unserm  Substantiv  zu- 
gesprochen: der  gewinn  .  .  .  zuweilen,  obgleich  selten,  auch 
die  begierde  nach  gewinn;  dem  gewinne  ergeben  sein, 
s.  gewinnsucht.  Adelung  2,662. 

y)  die  sachbedeutung. 

l))  in  der  beziehung  auf  kämpf  und  spiel  setzen  die 
buchungen  hier  mit  einer  ausnähme  erst  spät  ein,  erweitern 
aber  die  neueren  angaben  durchweg  durch  breite  ietonung 
der  bedeutungen  siegespreis,  kampfpreis,  spielgewinn: 
praemium,  sold,  Ion,  belonung,  gewün.  Frisius  dict. 
(1556)  1042»;  gewinn,  so  auff  schiessen,  lauffen  gesetzt 
wird,  bravium.  ders  auffsetzt.  brabeutes.  Aler  1, 937», 
vgl.  auch  Kirsch,  M.\tthiae;  prcemium,  ein  lohn,  Ver- 
ehrung, beschenckung ;  preisz,  eines  siegs,  Verehrung, 
it.  geschencke,  gewinn  oder  kleinod.  Sperander  o  la 
mode  sprach  der  Teutschen  494";  ebenso  (lohn  Verehrung, 
preisz,  eine  siegs-verehrung  u.  a)  Matthiae  i,  1047»;  ge- 
winn, prix,  recompense.  Rondeau  2,  UuS";  gewinn,  signifie, 
belohnung,  preis;  le  prix,  la  recompense.  Schwan  1,745"; 
der  gewinn  ...  in  einigen  fällen  auch  der  preis,  die 
prämie.  der  gewinst.  Adelung  2,  663;  zuweilen  wird  ge- 
winn auch  für  ausgesetzter  preis  (prasmie)  gebraucht. 
Campe  2,  364»;  ebenso  Heinsius  2,  iST^ ;  prize  Hilpert  ii,1 
s.  464«;  der  gewinn  .  .  .  was  man  in  einer  jeden  art  von 
Wettstreite  gewinnet  oder  gewinnen  kann ;  wo  von  mehrern 
individuis  dieser  art  auch  der  plural  die  gewinne  üblich 
ist.  Adelung  2, 663;  der  gewinn,  um  welchen  gewettet 
wird,  ebenda;  die  gewinne  in  einer  glücksbude.  ebenda; 
die  gewinne  in  der  looserei.  Campe  2,  364»;  der  gewinn  . . . 
was  man  im  spiele  gewinnet;  der  gewinst.  Adelung«,  a.o.  ; 
so  heiszt  auch  das,  was  man  erlangt,  wenn  das  spiel,  eine 
wette  etc.  glücklich  ausfällt,  der  gewinn.  Campe  o.  a.  o.; 
[in  gaming  or  bettiug]  winnings.  Hilpert  ii,  1  s.  464«, 


5885 


GEWINN  I  ♦.  b  (buchutiffen) 


GEWINN  I  «.  b  ibuchungen) 


5886 


»))  rf««  allgemeinen  begriff  de$  ertragii  laeiten  di*  ÜUeten 
und  jUngaten  buchungen  übereinatitMnend  au»  mühe  und 
arfjeit  hervorgehen:  gewinn  der  arbait  and  der  mae,  ««mIm- 
vw.ntwn.  vocab.  ine.  teut.  i  H*";  gewinne,  /Montm  oder 
fruclit  arboit,  emolumentum.  voeab.  theut.  (Nümbtrf  IMl) 
M  5;  emolumenlum,  nutz,  und  gewinn  den  man  aou  der 
urheit  erlangt.  Dabypouius  Li*,  »beneo  SKRitANUH  hl*; 
vgl.  DiKKKNitACH  900*;  vgl.  auch  die  puralUU  mit  fruetu» 
unttr  anderen  angtiben  von  Dkcimatoh  eilva  vocab.;  der 
piowinn  . . .  alles  was  man  gewinnet,  d.  i.  durch  arbeit 
und  bemtihang  erlangt,  oder  erlangen  kann;  wo  et  in 
der  weitesten  bedeutung  nur  noch  in  einzelnen  (lUlen 
gleichfalls  ohne  piural  üblich  ist.  AuKLUNu  t,  OM;  das- 
jenige, was  man  gewinnt,  was  man  theils  durch  arbeit 
und  beniUhung,  theiU  durch  glücklichen  sufall  erlauft 
Campk  li,  sesV-;  ähtUich  Hkinsius  s,  «M**;  V01.I  fewio. 
wat  man  met  arbeid  of  bedrijf  Terdient  /rieteh  teooräen- 
boek  1,466^. 

8))  von  der  tonderentteieklung  de»  begrifft»  itmorluUb 
einielner  atandea-  und  bentfaapraehen  (vgl.  ap.  MM)  ntkmin 
die.  buchungen  xcenig  kenntnia:  gewin.  lehenzcttel,  athed%da 
tinphyteuHca.  Hkniscii  ifiW. 

4))  im  mittelpunkt  der  äUeren  buekungen,  die  den  begriff 
durch  lateiniache  parallelen  eingrenaen,  ateht  die  engere 
Iteaiehung  auf  geachtiftavorikeiU  und  gelderwerb:  für  nie 
bieten  aich  als  nächstliegend  die  biläungen  lucrum,  quaestus 
dar.  die  bald  allein,  bald  unter  autritt  ähnlicher  —  vielfaek 
auch  engerer  —  Itegriffe  die  entapreehenden  buchungen  be- 
/wrrachen. 

«))  /t^^  <ii^  begriffabeatimmung  dienen  lucrum,  quaestus 
alu  einzige  aynonyma:  gwün,  quaeatua,  huQua  quaeatua. 
Khisii's  dict.  (l&M)  108*.  ebenso  Maaler  aoi«  (unter  gwUn; 
anders  I8ü* unter  gewün  a.  u.);  gewinn,  eigennutz,  guaestua. 
lucrum;  Calvisius  thee.  lat.  aertn.  089*  (andere  SlO*  s.  u.); 
ßüwin,  btcrttm,  quaestua.  SchöNSLBDBH  6^;  gewin,  luerum. 
C  Skiuf.i.  port.  lat.  ling.T;  gewin,  nuts,  quaeatua  (qui 
mercantur  et  que.itum  meditantur)  198';  darw  vgl  die  an- 
gaben der  lat.  detttsctien  Wörterbücher:  queatua,  gowiit  in 
vocab.  d.  Ut.jahrh.  bei  Dibhknuacii  ♦?»•.  VerehaKoS  Ba»; 
lucrum.  gewinn,  gewin,  gewUnn  bei  CholinusFrisius, 
Frisius,  Dasypodius,  Skrranus,  Garth-KÖniu,  Könio; 
zu  Fabbr,  Dkntzi.kk,  Cami'k  «.  t«.  daau  vgl.:  luerum. 
der  nutzen,  fUrschlag,  gewinn  ...  so  nach  abgezogenen 
Unkosten  und  schaden  ttbrig  ist.  Spkrandkr  a  la  mode 
.y/*/«rA  der  Teutachen  856». 

b))  der  kreia  der  lateinischen  parallelen  wird  durch  beatim- 
mungen  enoeitert,  die  einen  bedeutunymtnterachied  sunaehen 
lucrum  und  quaestus  erjtennen  lasaen  und  verti^en. 

a))  dem  allgemeineren  begriffe,  wie  ihn  lucrum  vertritt, 
at^ett  atich  bildunyen  nahe  une  die  folgenden,  vgl.:  ghewin, 
(juaeatua.  luerum.  compendium.  emolumentum.  eommodum. 
Kl  i.lAN  U7';  ebenso  (ohne  daa  letzte)  Stbinbach  2,  loü»;  das 
gUiche  bei  Aj.kk,  Kirsch,  Mattiiiae  (mit  n^fügung  ron 
praemium,  brabeuni  s.  o.),  ebenso  gewinn,  luerum.  quaeatua, 
emolumentum.  Frisch  2,  4öi*;  gana  ähnlich  Hkukricii 
1, 1  t28jf.  unter  den  neu  xugetretenen  terminia  iat  enicilu- 
mentum  achon  obeti  ala  ertrag  aus  arbeit  (gewinn  und 
nut7.)  aus  den  vocab.  und  älteatenwOrterbiichem  belegt.  Md 
über  streift  der  begriff  diese  beaiehung  ab:  boni  nullo  rmo 
lumento  impelluntur  in  fraudem,  frome  leute  lassen  sich 
keinen  nutz  oder  gewin  zu  triegerei  vermUgen.  Farer 
276»;  in  ähnlicher  Verallgemeinerung:  emolumenÜ,  nutzes 
und  gewins.  ebenda;  dazu  vgl.:  emolumettttim  .  .  .  nutz, 
gewinn,  profit.  Dentzi.er  888»:  ^er»au*o  Matthi ab  l,  4«»*': 
emolument,  nutz,  förderung,  gewinn,  protit,  einkünfle. 
zuträglichkeit.  Sperander;  daa  gleiche  bei  compendium: 
qtuteatua  et  compendium.  gewün  und  fUrschlag.  Cholinus- 
Frisius  isa*;  compendiufn,  ein  erspahrung,  gewinn,  nutz. 
Dasypodius  Bb4'*;  ebenso  Skrranus  t.l'';  compendium. 
ein  gwün  oder  vorteil,  oder  ersparung  zits.  gÄlts,  arbeit. 
Cholinus-Frisius  ^8a^  ähnlich  Frisius  dict.  (ir.66)ie7*: 
(gewinn,  vortheil)  König  2S4*;  daau  vgl.:  cotnpendium.  ge- 
winn, vortheil,  erspahrung  der  zeit.  Matthiab  l,  SOI*; 
comnwdum.  ein  nutz  oder  gewün.  Frisius  dtc^  (ifiM)  SSI' 
(vgl.  nutz  oder  fug  6«  Cholinus-Frisius  178'');  ebenao 
Dasypodius,  Serranus,  Könio.  Matthiab. 

,5))  de»  engeren  begriff,  der  sich  an  quaestus  gerne  haftet, 
kennzeichnen  Irildungen  icie  focnus,    usura,    fructus,   pro- 


rentustt. «.;  gewOnn,  nuts,  fuaeatua.  foentt».  eemmodum. 
lucrum.  Maai.kr  ito*  (fbenao  mit  aufügung  von  osnra  und 
aucupium)  DAHYi>0!iiuiiTt4*;  DwctUKTORaüvav<Kab.(fagt 
fructus,  atilitaa,  ttdfSo«  kinau)  V  t^;  fruetu»  pro  eujua  vi» 
rei  proventu,  nots,  gewinn.  Amor.  Rbtbbii  Am/t.  rom.teut. 
t,  974» :  fruetu»,  nati,  gewiiw.  profit,  Tortbeil.  Matthiab 
1.6M*:  foenerato.adv.,  mit  wficber  und  gwfln  oder  öberautz. 
CnoMNue-FniaiVM  (IMI)  it?*;  aben»o  Fnisiue  diet.  'tiM) 
ft75^ ;  eben»o  vgl.  gewinn  unter  foeniu  (wacher,  ub«matz) 
und  unier  oaara  bei  Dastpodio*.  Skhhanus,  Fhiniui, 
Verbpakub,  Simon  Rot,  Dbntxlsii,  Matthiak  u.  a. 

e))  unter  den  deuttehen  »ynimyinen.  die  in  den  älteren 
buchungen  den  lai»ini»eÄen  paraUeUn  beigefugt  aind. 
fordern  vor  alltm  »taei  beaehtung.  di»  »päter  ganz  ver- 
drängt w»rd»ns  geniMz  %uul  nutx.  geniees  mriritt  di* 
atlgemaim»  bedmttlutf  vom  laeram,  natz  mtkr  4i§  mm 
qoaeetai;  vor  atUm  vemtft  e»  in  der  gegenüb»r»taOuu§ 
mit  genieitz  seine  bedeuktng  in  der  riehtung  auf  zins 
und  Wucher  (aonat  auch  vmiitten  dftrch  abemutz):  nutz, 
geniesz,  frommen,  gewinn,  vortheil,  uHlitaa.  utiie  .  .. 
compendium.  luerum.  Caltisiun  810*  [de  utüitate).  daau 
vgl.!  luerum.  quaeatu»,  geniee,  gewin.  Fabbr  (ia71)  4M*: 
gewin,  gewinst,  geniees,  Tortheil,  geniesz,  geeaoh,  ein 
glfiokieliger  aongang,  «wrea*,  luerum,  lueähim,  fiMf/itf. 
eommodum.  eompendium,  emolummUum,  ßmittt,  uHMm», 
u»ura.  Hrnisch  1099.  daau  vgl.:  der  gewin  oder  Teriost 
so  an  geld  inn  desxelhen  rerwechszlong  gewannen  wirdt, 
eoUgbua.  foenua.  ebenda. 

6))  di»  »päteren  buehungen  —  fremdaprmeklieher  und 
deuteeher  gattung  —  fulirm  di»  gteieben  bodmttungeunter- 
»ekiode  in  netten  formen  fort,  xunäeket  treten  an  »teUe  von 
geniesz  und  nutz  (im  engeren  ainne)  awei  lehnworte  au» 
dem  (latein.)  ital.:  interesse  und  profit;  vgl.:  in  summs 
Interesse ,  ist  nichts  ander  . . .  denn  der  schad ,  dareia 
der  beklagt  die  klage  gffirt  . . .  annd  darzA  der  abftang . 
oder  die  versaumnos  des  nutz  und  gewins,  den  er  klager 
. . .  hctt  gehaben  mOgen.  Simon  Rot  Hb*;  im  gemeinen 
leben  hat  man  fUr  den  gewinn  im  handel  und  wandet 
viele,  oft  niedrige,  oft  aber  auch  possierliche  nahmen, 
welche  zuweilen  den  begriff  des  unerlaubten  mit  bei  sich 
führen;  dahin  gehfiren  protit,  beschores,  schma.  jaz  u.  a.f. 
AuBLUNO  9,  888.  doch  im  ganzen  drängen  die  apäteren 
buchungen  immer  mehr  über  den  nthmen  der  engeren 
geachäflssprache  heraus  und  tcie  sie  den  begriff  interease 
im  bedeutung.igehalte  des  atibatantiv»  turüektreten  lassen, 
ao  geben  ate  dem  begriff,  für  den  anfange  profit  genügte, 
weitere  auedehnung  und  höhere  riele.  für  die  daa  rieUeitigor» 
vortheil  kaum  axuneieht. 

o))  engere  beziehting  auf  geeehttfüiehe  vortkeile:  der 
gebin,  el  guadagno.  deutachital.apraekb.  herauag.  v.  Brenner 
88.  19;  gewinn,  luerum,  »ifSoe.  gain.  Emmei.  nttmetulat. 
quadr.VU:  gewin.  gain,  prqfit.  HuLSlus  (1j06)G9*;  ge- 
winn, gesuch,  gaing.  prouJfU,  guadagno.  utile,  prtffttto. 
derselbe  (l6lt)  ISS**;  gewinn,  guetdagno,  profitto.  interteae, 
emolumento.  luero,  proveeeio,  avanao.  avantaggio,  gami, 
profit.  avantage.  RÄDLEIN  1,888^;  fe winn,  gain.  et profjßt, 
lucrxun.  eommodum.  ewtolumentum.  DuBZ  (SM*)  198^;  ge- 
winn, gain.  aquit.  avantage,  w^aje,  fw'oi»  troum  äfain 
une  ehoae.  Frisch  nouv.  diet.  de»  paooagera  t,  979;  gewinn, 
gewinnst.  .  .  .  gain;  profit;  avantage;  it.  menage;  ae- 
qutt,  ^rgne.  Rondeau  9.  üa  8*;  gewinn,  gewinnst,  le 
gain,  luere.  prqfit.  avantage.  Schwan  (17M)  1.746*;  der 
gewinn,  aeberschusz,  le  rerenant  bon ,  aurplu».  ebenda, 
gewinn  einer  handelsgescllschafl ,  nach  absag  des  capi- 
tals  und  der  Interessen,  produit  [t.  de  negoce].  Rondrau 
9,  Do  3":  «öenM  Schwan  1.746*;  on  appelle  ausai  gewinn. 
l»  manage,  l'ipargne;  iL  l'aeqttH.  ee  quon  a  de  bon  ou  de 
reete.  gewinn  oder  gewinst  (der)  der  natz  oder  profit.  the 
gain.  proffii,  luere,  getOng,  uinming,  emolutnent.  itUereat 
or  advantage.  teutaehengl.  lex.  9  (1716),  778;  gewinn,  gain. 
luere,  advantage.  Th.  Arnold  i(i79Q).  497;  ähnlieh  Hil- 
pert 9,  1. 4M*:  der  gewinn  bei  einem  aotiengesch&fte, 
dividend.  484*:  gewin,  g  win,  mn*t.  teinning,  baat,  profgt 
('.  nutzen,  vortheil.  Krämer  9, 97*;  gewinn,  oder  gewinst, 
lat.  lucrum.  foenua,  fruetu».  t4»tu.  franta.  gagne,  gain. 
gagnerie.  oder  profit.  heissct  in  der  nahrang  dasjenige,  was 
einer  nach  abzug  der  Unkosten  oder  des  aufwandes  bei 
einer  gewissen  sache  ent&briget  hat.  denn  ein  Jeder  mensch 


5887 


GEWINN  I  i,  b  {huchungen) 


GEWINN  I  4,  c  (Sprichwort) 


5888 


soll  bei  seiner  nahrung  dahin  bedacht  sein,  dasz  er  nicht 
allein  seinen  unterhalt  damit  gewinnen,  sondern  auch  uber- 
flusz  haben  möge;  dahero  soll  er,  damit  er  nicht  statt  des 
gewinstes  schaden  habe,  ehe  er  eine  sache  anfängt,  wohl 
überlegen,  dasz  er  in  seiner  wirthschafft  so  viel  gewinne, 
damit  nach  aufgewendeter  arbeit  und  kosten  etwas  flbrig 
bleibe.  Chomel  4, 1060;  der  gewinn  ...  im  handel  und 
wandel,  der  überschusz,  der  auf  eine  waare  oder  arbeit 
nach  abzug  aller  Unkosten  übrig  bleibt.  Adelung  2,  662; 
der  gewinn  . . .  besonders,  was  man  durch  zusammentreffen 
glücklicher  umstände  erlangt,  ohne  sich  gerade  immer 
sehr  darum  zu  bemühen,  so  heiszt  der  überschusz  von 
dem  für  waaren  oder  für  arbeiten  gelöseten  nach  abzug 
aller  Unkosten  der  gewinn.  Campe  2,  364*;  gewinn  (pr oft t), 
nach  Schäffle's  trefflicher  defmition  die  Vergeltung,  welche 
der  Unternehmer  für  den  volkswirthschaftlichen  beruf  der 
selbstständigen  wirthschaftlichen  Zusammenfassung  der 
productivkräfte  mittelst  speculativer  capitalnutzung  bean- 
spruchen darf.  Thiel  4,  429^. 

bj)  die  ertoeiteruny  und  Übertragung,  die  das  Substan- 
tiv in  der  richttmg  auf  den  allgemeinen  begriff  vortheil 
erzielt,  tcird  in  den  buchungen  am  spätesten  gewürdigt: 
gewinn  . . .  uneigentlich  von  kenntnissen  und  geistigen 
vortheilen,  so  wie  vom  nutzen  überhaupt.  Heinsius  2,436'' ; 
U7iter  den  festen  fügungen  des  neueren  gebrauclies  (II)  xvird 
sich  zeigen,  wie  tveit  die  litterarische  Verwendung  in  dieser 
beziehung  vorgeschritten  ist;  nach  den  buchungen  scheint 
gewinn  in  solcher  annäherung  die  syntactische  beweglich- 
keit  eingebüsst  zu  haben,  doch  giebt  in  bezug  auf  die 
genetivverbindungen ,  von  denen  die  tvörterbücher  kaum, 
mehr  notiz  nehmen,  der  siirachgebrauch  hierfür  keinen 
anhaltspunkt,  vgl.  sp.  5907.  5913^. 
c))  abgrenzung  gegen  vortheil. 

a))  unter  stilistischem  gesichtspunkt  ist  eine  abgrenzung 
nirgends  versucht,  die  bzichungen  zielen  durchweg  auf  be- 
deiitungsunterschiede .-  vortheil  ist  nicht  allzeit  gewin. 
Henisgh  1601;  vortheil  und  nutzen  bezeichnen  das  ge- 
schlecht, wovon  gewinn  nur  eine  eingeschränkte  Unter- 
art ist.  Adelung  i,  2,  663. 

/?))  das  trennende  merkmal  erwächst  dem,  heutigen  be- 
griff gewinn  aus  seiner  beziehung  auf  streit  und  spiel, 
von  hier  aus  tvird  ihm  im  gegensatz  zum  vortheil  viel- 
fach die  Vorstellung  des  unberechenbaren,  unerwarteten  bei- 
gemischt: das  wort  gewinn,  scheinet  sehr  etwas  zufälliges 
anzuzeigen,  und  ein  wagen,  oder  gefahr  laufen,  voraus- 
zusetzen, wie  es  denn  besonders  im  spiele  gebraucht 
wird,  und  von  den  kaufleuten,  welche  oft  etwas  wagen, 
und  sich  in  gefahr  setzen  müssen,  um  einen  guten  ge- 
winn zu  machen,  das  wort  vortheil,  scheint  den  begriff 
einer  mehreren  Sicherheit  mit  sich  zu  führen,  und  einen 
fleisz,  und  bemühung  voraus  zu  setzen,  es  (gewinn?)  be- 
deutet eigenthch  einen  ausserordentlichen  nutzen,'welchen 
man  nur  bei  gewissen  gelegenheiten  erlanget.  Stosch  ver- 
such in  rieht,  bestimmung  etc.  2, 130^. ;  die  Vermehrung  seines 
eigenthumes,  ist  der  gewinn;  der  gewinn  hängt  daher 
vom  zufalle  ab,  denn  es  können  zufällige  umstände  da- 
zwischen kommen,  welche  die  Vermehrung  des  eigen- 
thumes, die  uns  einen  vortheil  erwarten  lässt,  hindern 
können.  Rumpf  wörterb.  z.  reinigung  d.  sprach-  u.  Schreib- 
art 137;  vortheil  .  .  .  begreift  dabei  die  Verhütung  eines 
Verlustes  sogut  als  die  erwerbung  eines  Zuwachses  und 
endlich  alles,  was  für  jemand  gut  ist,  wenn  es  auch 
sein  eigenthum  nicht  vermehrt,  gewinn  {gegens.  vertust) 
dagegen  ist  nur  die  Vermehrung  des  besitzes,  die  jemand 
an  einer  sache  auch  auf  mittelbare  weise  hervorgeht, 
namentlich  ein  solcher  erwerb,  der  mehr  durch  zufall 
als  durch  anstrengung,  durch  gewagte  Unternehmungen, 
glücksspiele  entsteht,  heisst  gewinn.  Eberhard -Lyon 
synonym,  handwb.  (i904)  *.  564 jf.  dazu  vgl. :  gewinn,  imagi- 
närer ...  ein  möglicherweise  zu  erwartender  gewinn  aus  der 
ladung;  kann  mit  versichert  werden.  Stenzel  deutsches 
seemänn.  wb.  (i904)  s.  147''. 

c)  auch  das  Sprichwort  führt  unser  Substantiv  in  zahl- 
losen, vielfach  atif fremdem  boden  geprägten,  Wendungen  auf. 
der  bedeutungsumfang  ist  jedoch  auch  hier  nicht  weit  ge- 
zogen, im  mittelpunkt  steht  toiederum  der  begriff  des  geld- 
enoerbs.  erweiterungen  gehen  am  ehesten  von  der  Verbin- 
dung 7nit  contrastbegriffen  aus.     kämpf  und  spiel  kommt 


in  diesem  kreise  kaum  zur  geltung  (gewin  auff  dem  spiel 
ist  ein  süsse  gift.  Petri  Ff  4») ;  atn  ehesten  erinnert  daran 
die  betonung  des  Wagemutes  als  der  Vorbedingung  des  ge- 
ivinns;  vgl.:  gewin  waget  alles.  Henisgh  leoi;  vgl.  auch 
Wander  l,  1656; 

nun  so  lebet  denn  wohl,  ihr  kinder,  und  dränget  euch  mutie 
in  die  feindhehen  reihn !    wa^en'ist  halber  gewinn. 

diu.  Fulda  antixemen,  s.  litter aturdenkm.  125,  44. 
ergiebiger  ist  dieser  gedmike  in  den  formen  des  verbums 
(s.  u.)  verwertet,  ivo  au,ch  der  antike  Ursprung  deutlicher 
tvird.  bemerkenstoert  ist,  dasz  ältere  Sammlungen  ttne 
die  von  Petri  in  Varianten  der  Überlieferung  für  gewinn 
auch  nutz  oder  geniesz  einsetzen  (vgl.  oben  .^p.  5886). 

a)  die  Verbindung  mit  contrastbegriffen  toird  durch  zwei 
verschiedenartige  erwägungen  begünstigt:  im  einklang  mit 
den  eben  besprochenen  formein  steht  die  Vorstellung  von 
der  Unsicherheit  des  erfolges;  mit  Verlust  neben  dem  ge- 
winn musz  rechnen,  luer  ettvas  erreichen  vnll  (vgl.  auch 
sp.  b879f.).  andererseits  sieht  man  auch  in  dem  erzielten 
erfolge  Schattenseiten:  vortheile  für  den  einen  sind  mit  be- 
nachtheiligung  anderer  verknüpft  oder  sind  für  den  geivinner 
selbst  mit  ungünstigen  nebenwirkungen  belastet,  in  der 
ersten  gruppe  wird  Verlust,  in  der  zweiten  schaden  als 
contrastbegriff  aufgeführt,  das  in  der  ersten  gruppe  nur 
ausnahmsweise  vertreten  ist. 

1))  gewin  und  verlieren  ist  kauffmans  fuhr.  Petri  der 
Teutschen  tveiszheit  Ff  i^ ;  das  gleiche  bei  Henisgh  IGOI; 
kein  verlust,  kein  gewin.  ebenda; 

gewin  und  verlust,  frewd  und  trawren, 
sind  sehr  nahe  verwandte  nachbaren.    Petri  o.  a.  o. ; 
man  thut  über  verlust  offt  klagen, 
thut  aber  vom  gewin  nicht  sagen.    Henisch  a.  a.  o. ; 
wer  hat  den  gewinn,  der  nehme  auch  den  schaden  hin. 
ejtis  debet  esse  damnum   cujus  est  praemium.    (Zeiller 
101)  Wander  i,  1658;  wenn  dir  gewinn  wohl  thut,  so  lass 
dir  Verlust  nicht  wehe  thun.  Körte  2130.  vgl. .-  tanto  e  vier- 
cante  colui  che  pende,  quanto  colui  che  guadagna.  Wander 
1,  1658;         guten  vortheil  bringt  ein  heitrer  sinn; 
andern  zerstört  verlust  den  gewinn. 

GÖTHE  (sprü-hwörüich)  2,  257. 
2))  es  ist  kein  gewin,   der  schaden  zu   geferten  hat. 
Lehmann  florileg.  polit.  852;   vgl.  Wander  i,  1656. 

aj)  der  vortheil  des  einen  als  nachtheil  des  andern:  gwün 
on  dines  nächste  schaden,  ist  gwün.  Serast.  Frangk 
sp7-ichwört€r  (l5i!i)  2,m^;  ebeiiso  Fetri  u.  a.;  des  einen 
gewinn,  ist  des  andern  schad,  lucrum  sine  damno  alterius 
fieri  non  potest:  compendium  unius  dispendium  alterius. 
Aler  1,  937*;  das  gleiche  (mit  hinweis  auch  auf  italienische 
formein)  bei  Wander  l,  1655;  es  ist  ein  übler  gewinn, 
steckt  des  andern  schaden  drin.  1656.  vgl.  auch  Simrogk 
3596;  Reinsberg-Düringsfeld  1,348. 

b))  der  vortheil  xvird  durch  begleiterscheinungen  ins 
gegentheil  verkehrt:  gewin  mit  bösem  gerücht  ist  schad. 
Petri  Ff  4»;  eöoiso  Henisgh;  lucrum  cum  jactura  famae 
damnum  est,  gewinn  mit  verlust  des  guten  leymuths  ist 
ein  schade.  Bachmann  jantm  Za^.  185;  des  auffrührs  ge- 
win ist  schad.  Henisgh  a.  a.  o.; 

der  gewin,  so  bösen  namen  hat, 
für  schaden  billich  wirdt  geacht. 

Petri  N  S",  ebenso  Henisgh  m.  a. ; 

unrechter  böser  gewin  und  wucher  ist  nur  für  schaden 
zu  achten.  Petri  Vv3''  u.a.; 
gewin  in  der  kisten, 
macht  schaden  im  gewissen. 

Petri  Ff  4»;  eöewso  Henisgh  ;  desgl.  WiycK- 
LER  2000  giite  ged.  (1685)  10,  70; 

besser  schaden  als  unrechter  gewin.  der  schad  betrübt 
unnd  lässt  nach,  der  gewin  macht  ein  unrüig  gewissen. 
Lehmann  852. 

ß)  die  Vorstellung  von  den  unerfreulichen -begleiterschei- 
nungen des  erfolges  wird  auch  auszerhalb  des  eben  belegten 
Zusammenhanges  viel  gepflegt: 

selten  gewinn  ohne  betrug.    Winckler  19,  86 ; 
(vgl,  das  ital.  Sprichwort  bei  Pazzaglia  s.  Wander  i,  1657; 
vgl.  auch  die  redensarten,  die  sich  an  den  grossen  gewinn 
knüpfen  sp.  5889): 

unrechter  gewUn,  ist  schab  und  schin. 
wie  der  marckt  ist,  also  ist  der  zol. 

Sebast.  Frangk  sprüchwiirter  2,  86» ;  ebenso 
Henisgh  u.  a.; 


>889 


GEWINN  I  *,  e  (aprichteorf) 


GEWINN  I  5  (formen) 


589ü 


anreehter  gwin  schlogt  njt  für.  Pranck  l,  MW»;  M«er  gewin 
fMelt  nicht.  Pkthi  L*";  eben»o  Hknihch  u.  a.;  M»er 
gewin  fahret  hin.  Pktiii  Li".  Hkniscii  m.  a.;  datu  vgl. 
Wani.km  i.iBMjf.  und  1667.  vgl.-,  vll  dicke  ftne  reht  zergit. 
Bwaz  macht  gewannen  hAt  bei  Rkinhmkiio  DCiil!«niirKl.l> 
i,«M7;  der  Wucherer  «chlnd  auizm  trurknen  haaffen  gelt« 
seine  naiirunK  macht  nich  feist  mit  mUssig  gehen,  von 
armer  arbeitsamer  leut  schweisz,  Ton  unrechtem  ge- 
wiim  kommet  gerechte  straff.  LKiiUANN^oni/.  poML  ttS: 
unrechter  gewin  ist  ein  fewer  im  gut,  das  alles  frift.  «W 
{vgl.  ital.  »prirhtrort  bei  Fa7.zaoi.Ia),  a.  Wanohh  1,  1«M. 
dagtgm  vgl.  ein  guter  gewinn  macht  fette  suppen.  frt.  • 
hon  gagnage  faxt  bon  potage.  (KiilTZlNUIH  SSi»)  WaNUKU 
1, 16U. 

y)  dem  gegenüber  teird  die  irertaehätxung,  deren  nehjede 
ort  von  gewinn  heim  gronzrn  haujhi  er/reut,  in  formein, 
die  meiat  auf  fremden  rorhild  turückführen,  draatiaeh 
betehriehen:  aller  gewinn  schmeckt  wol.  Fhanck  1,119''; 
«benao  Hknisch  m.  a.  {vgl..-  de  tont  gain  eat  (ton  U  pain), 
».  WANfiRR  1, 1664;  eine  entsprechende  lateiniaehe  formel. 
die  at^  Juvenal  und  VeapaMan  turüelneetat  {vgl.  -.  lueri 
bonua  eat  wtor  ex  qunlibet  re.  vgl.  .•  gewinn  hat  guten 
gernch.  Wandkk  i,  iöm;  vgl.  auch:  gewinn  in  koth  ist 
besser  als  versuche  in  bisam.  hvnc.KWKHU-v  arah.  apriehm. 
6>)  teird  ticar  in  den  buehungen  viel  angezogen,  diedäutadian 
Wendungen  nehmen  aber  meiat  eine  andere  richhtng:  gewinn 
ist  gut,  worvon  er  auch  seie:  ein  gestohlener  pfenning  gilt 
nicht  minder  als  ein  anderer.  Dp.ntzi.f.ii  413»;  der  gewinn 
Ist  so  lieb,  da.s/.  man  sich  seiner  nit  schcwct.  llKSinrii  iWl; 
ich  nemme  zwecn  gewin  für  ein.  leoi;  luerum  pudori 
praealat,  gewinn  ist  besser  als  schäm.  Dkmizir»  418*; 
gewinn  geht  über  schäm.  Wanhef«  t,  16M:  gewin  machet 
reich  (ansehnlich),  luerum  luculentoa  reddit  hominea.  Hb- 
DRHicii  1, 1423;  umb  gewin  reiset  der  kaufTman  zur  see- 
werts.  Pf.triVvi*;  eben.io  IIf.sihc.h  u.  a.,-  umb  gewin 
gehet  der  pricster  an  den  altar.  Pktiu  Vv  l*,  ebenao 
Hknisch. 

S)  die  hegHffsbestimmting  dea  \cahren  gewinns  iai  haupt- 
aürhlirh  innerhalb  dea  engern  rahmen/t  dea  gearhfißairr- 
kehrs  gehalten  tind  zielt  hier  auf  die  irert)>ehiitzung  der 
arbeit  und  dea  langsamen  vortcürtsachreitetia  mit  kleinen, 
beaeheidenen  aber  stetigen  erfolgen,  andereratii»  erweitert 
aie  den  bedeutxtngstimj'ang  wieder,  indem  aie  dem  Uoaten 
geldgemnn  hökere.  dauernd«  errungenaehaften  gegenüber 
stellt. 

1))  die  einachlägigen  Wendungen  dienen  vorwiegend  dem 
preise  dea  redlichen  miihsatnen  erteerba.  wenn  einzelne 
eine  geringschiitznng  gerade  dieaer  form  dea  gewinna  zur 
schau  tragen,  verrathen  aie  meiat  zugleich  fremden  uraprung : 

o))  gwin  schmeckt  fein,  wie  klein  er  mag  sein.  Fhan»:k 
jrpncAtr.  8,  46» ;  das  gleiche  bei  Hkniscii  u.a.;  ein  hällcr 
abgebrochen  ist  auch  gewin.  Hkniscii  leoi;  wo  es  immer- 
zu tröpflet,  da  würts  nimmer  trucken.  kleinr  gwin 
macht  den  haufTen  oder  gwin  nit  klein.  Franck  »prichtc. 
1  (15U),  87*,  ebenso  Pktki,  Lehmann  t«.  o.,-  kleiner  gewin 
macht  grossen  gewin.  kleine  rcglein  machen  auch  nasz. 
Lehmann  487;  vgl.  auch  (schweia.):  im  chline  g'wUnn  isch 
rege  drinn  *.  Wandek  1, 1657;  d'viele  gid  der  g'wUn. 
ebenda  i6^;  kleiner  gewin,  guter  gewin.  Hknischi«)!; 
abei- :  kleiner  gewin  macht  grosse  diebe.  e/tenda  {vgl.  schon 
PETfu  LI  7*');  umb  einen  gewinn  von  einigen  gülden  würde 
er  seinen  freund  verrathen.  Hii.peht  ii,  i,  4«4*;  solchen 
gewinn  schmiert  man  wol  auf  die  schuhe.  Wander  l,  1658; 
solchen  gewinn  schmiert  man  an  die  peitsche.  Simrock  8609. 
e.harakteri.stiscJt  ist,  wie  die  Übeln  begleiteracheinungen  an  den 
grossen  gewinn  geheftet  werden;  bei  grossem  gewin  ist 
gar  grosser  betrug.  Prthi  Li»;  ebenso  Hknisch  u.  a. ,•  bei 
grossem  gewinn,  grosser  betrag.  SciiOTTEt.  1180»;  vgl. 
oben  XU  Fieidank  {s.  Wander  1,1657);  vgl.:  ein  grosser 
gewinn  ist  oft  kein  kleiner  Verlust  *.  Wander  l,  1655; 
grosz  gewinn,  grosz  ausgaben,  ebenda;  wer  zu  grossen 
gewinn  sucht,  verliert  zuletzt  das  kapital.  1658;  er  kann 
vor  gewinn  nicht  reich  werden.  Simrock  8808;  aber  aua 
dem  italienischen:  grosser  gewinn  macht  schwere  arbeit 
leicht.*  Wandkr  1,1657. 

b))  der  beste  gewinn  kommt  aus  arbeitsschweiss  (dän.  .- 
gave  akal  med  ervedes  gieldes').  Wandrr  1.1655:  leichter 
gewinn  ist  bald  dahin  (t/<i/.  ■  il  guadagno  itiaegnu  a  »pen 


dere).  |«A7:  aber  vgl.:  leichter  gewinn  macht  Mbvera 
beutel.  WiNCKLKn  tOOO  gute  ged.  t,  «m  {vgl.  holländiaek:  lift 
gewin  makt  zware  beurtzen.  H\HitK0Ouit); 

e))  wer  nicht  rechen  und  gewinnen  kan,  der  sei  ge- 
duldig, und  acht«  für  gewinn,  waa  jhm  sein  feind  nicht 
abgenommen  hat.  Prthi  PppT«:  ebenao  Hkhihch  um;  m 
ist  allea  gewinn,  was  man  von  bAeen  ichuldenem  be- 
kommet. WlÄrKl.KH  11.90;   vgl.  dagegen  Wawdkh  t.UU. 

4)  i«br  «parlkli  von  gewin 

das  41a  Bahnnc  ■>'«><  sv  rinn.    Prrai  Sna  fr^; 
■oll   der  gewinn   gedeihen,    mots    man    ihn    nifilit  be- 
schreien    {mache  Imn  geaehrai  im  angeaieht  dea  gmaJHtu, 
aonat  fliegt  er  davon,  tagt  man  in  Aaf^pian.  BuficKiiARliT 
7S4).   Wanuku  1,1«7. 

>))  dem  gagtnübf  itt  iU  tnatUmmmg  dm  rakmana  kirr 
nur  apOiiiek  betagt,  dia  tmtdunt$a.  dia  dam  §tmnna  ein 
attgemainera»  und  hökaraa  tial  atadkan.  aimd  wamif  amkaiekalt. 

«))  fromb  Min.  ist  allein  gewin.  Smust.  fiuncK 
!.&♦•;  böse«  verlieren  ist  grotser  gewin.  Pttbi  L4*;  fßgl.t 
e«  ist  nicht  allea  gewinn,  waa  man  im  beutel  hat.  KAllTI 
«pncAir.  81M;  wer  («Id  sa  nchtar  seil  varadU. 


*)) 


olR  viel  gtwin  bat  tiDaabfaebt. 

Pbtri  Fr?*:  «6iiMe  Henteo«  MN. 


bab  flir  gewia  den  gotee  lag. 

der  dir  in  oaglOck  werden  aag.    Prrai  D  «•; 

ea  ist  kein  gewinn,  die  gerne  woehe  festen,  om  em 
tag  (aonntag)  kuchen  to  eeten.  Wakher  i.  icac 

e))  wenn  ihm  der  gewinn  aaeh  an  den  mond  Urne, 
er  kehrte  ihm  den  rücken  zu.  Wanurh  i.ica«;  sein  ge- 
winn ist  ihm  in  hfilzemer  müns«  ausgezahlt  worden,  «r 
hat  prUgel  bekommen.  1. 1658. 

&)  formen. 

a)  daa  genua  aaigt  obardautaek  und  miHaUeutaA  9m 
anfang  an  auaaeUiaaaliek  ein  maacuUnum.  tatkrand  mut 
niederdrtttachem  gebiet  auch  daa  neutrum  featgeatelU  tat; 
vgl.:  verwandelde  de  wertlicken  neringe  uronie  dat  gewin. 
dat  in  den  evangelien  gelegen  is.  Man  dea  keil.  Franz  i« 
(Schiller  LOrrrn  s,  106»);  unde  de  seile  en  verleise  dat 
gewin  der  innicheit.  dial.  Oregora  tit^;  vgl.:  een  grot 
ghewinn  in  der  niederd.  bibel;  vgl.  auck  daa  aekwanken 
dar  genera  im  mittelniederl. .  a.  Yrrwus-Veroam  t,  1911. 
wie  weit  aolekea  neutrum  mit  der  von  niederdeutaek- 
land  aua  auek  in  mitteldeutaehea  gebiet  eiiui ringendem 
form  gewine.  gewinne  neben  gewin  znaammenkängt,  läatt 
aiek  im  einaetnen  niekt  mekr  verfolgen,  weil  för  dieae 
nebenform  daa  genua  meist  nicht  emicktliek  iai  (#.  u.).  in 
die  gemeirsformen  der  spräche  ist  daa  neutrum  nur  ein- 
mal, bei  einem  mitteldeutschen  diekter,  vorgedrumgtn: 

der  kOnik  in  rlchex  erbe  gtt 
se  der  hochgezit, 
mit  immer  wemdem  schalle, 
•wer  hie  versamct  das  gewin, 
der  maoz  doch  hin. 

Reinmoltv.  d.  Lippb  betr.  d.  Hagen  S.61*; 

für  die  Keroniaeke  gloaae  eertamina,  kiwin  (Strinmrtvr- 
•SlRVRRS  1,88.3)  liegt  keine  nbtigung  vor,  die  form  aia 
plural  aufmfaaaen.  sonst  freiliek  müazte  kieratis  auek  ßtr 
ältei-en  oberdeutseken  gebrauek  OMf  vereinzeltea  neubnten 
geackloasen  werden. 

b)  der  plural  ist  an  und  für  sirk  nur  dar  amrkMiu 
tting  zugänglich  und  ist  hier  schon  frük  beUjgt: 

a)  die  mittdhockdetttaeke  dicktuitg  begümatigt  An  vom 
ikren  ersten  ai^ngan  ab  in  der  reimbind%tng  mit  minne 
{vgl.  auek  ap.  5879): 

nO  habe  dir  se  •tinre 
alle  mtnes  riebe*  gewinne 
dnrch  des  wAren  gotas  minne, 
und  bemochc  mir  wol  mtn  Hut. 

M»ercMrom.  10I1&  .SsArMfr; 
euch  ne  certen  si  nehainer  gewinne,  (rar.  winne) 
ni  wan  dt  waren  rotea  minne. 

KONRAD  Kölantlflifd  116,  28  N*.  Ürimm  ; 
wolda  er  die  cewinn« 
teilen  durch  die  minne. 
den  Trostiren  solde  er  bewaetan, 
den  hanferigen  nerigen 

die  koekaeM  4M  Waag  a.  97; 
ach  hereeliebe  Minne,  nim  war  wi«  nr  mtoe  sinne 
sUllcnt  or  die  Mwinne,  daj  mir  frOaden  iht  serrinne. 
lIl.RICH  V.  WINTBRSTKTTBN  6,  XMtnOT;  öknl.  36.  16; 

ebenso  Vfoi.VH\u  {uneditea  lied)  9,1  Laekmutnn;  Pkrziral 
686, 86;  Jon.  V.  W0H7.utJH<>  Wilkelm  r.  österreiek  1648.  &l«8; 


5891  GEWINN  I  5  ipluralgebrauch) 


GEWINN  I  5  (lautkörper) 


5892 


und  enphehet  denne  die  minne 

das  '"■  *"^  '^'®  gewinne 

die  der  werlde  vreude  beren, 

ein  galle  da  wider  weren. 

die  sieben  himmlischen  gaben  bei  Leitzmann 
lehrged.   der  Melker  handschr.  (12,  58)  s.  ISf ; 

v^/.  OMCA;  owi  magister.  die  dine  grozzi  gewinne,  die  du 
da  erwurue.  da  du  'Adamin  Ü3  dem  paradyso  verleiteste.  1 
die  hastu  nu  alli  verlorn  an  deme  crüce.  spec.  eccles.  67 
Kelle,  auszer  der  reimbindung  mit  minne  ist  der  plural 
in  der  ältesten,  dichtung  nur  spärlich  belegt,  einmal  an 
inne,  zweimal  an  sinne  {vgl.  oben  sp.  5872)  gebunden: 

nü  bieg  erg  heven  üf  den  sant 
unde  loesen  abe  diu  bant. 
de  sah  er  ligen  dar  inne 
seltsaene  gewinne, 
ein  kint,  daz  im  sin  herze  jach 
dag  er  s6  schoeneg  nie  gesach. 

Hartmann  V  Aue  Gregorivs&GO  Lachmann; 

ach,  wag  grojger  vraeuden  trait 

si  nu  in  hertzen  sinne ! 

die  liepiichen  gewinne 

daz  hertz  ir  erquickten, 

ir  blicke  da  verstrickten 

die  lieb  manicvaltic. 

JoH.  V.  Würzburg  Wilhelm  v.  Österreich 
9396  Regel. 
dazu  vgl. :        sehent  da  wil  er  tresten  mich, 
war  für  hant  ir  die  gewinne, 
da  man  got  zelone  git. 
dar  noch  stundent  mir  ie  die  sinne. 

geifüiches  lied  de.t  14.  jahrh.  bei  Wacker- 
nagel Lesebuch  894,  17. 

ß)  im  neueren  Sprachgebrauch  .nnd  für  die  sinnliche 
fassung  der  sachbedeutung  eine  reihe  von  concurrenzf armen, 
Tneist  eru-eit.erungen ,  aufgekommen,  die  gerade  in  den 
pluralformen  bevorzugt  werden,  so  das  neutrum  gewinnet 
tmd  das  masc.  gewinnst  {s.  d.). 

1))  so  bleibt  auch  hier  der  an  sich  mögliche  plural  ge- 
winne immer  noch  vereinzelt:  wellen  wür  das  fueszvolk 
bei  uns  behalten,  so  werden  sie  beuten  und  gewinnen 
nachziehen.  Georg  v.  Waldburg  bei  Baumann  s.  .545; 
viel  andere  aber  (hab  ich  gekannt),  welche  sich  in  alle 
unnd  jede  schändliche  gewinn,  so  jhnen  in  säckel  ge- 
raten, einlassen,  und  treflich  und  auszbündig  abgericht 
seind  auffs  gelt  einnemmen.  A.  Alrkrtinus  landt- 
störtzer  Gusman  (50)  430 ;  zwar  der  unvergängliche  rühm 
jener  meister  unserer  groszen  dichtungszeit  war  nicht 
gleich  zu  erjagen  . .  .  die  äuszeren  gewinne  aber  waren  für 
viele  gröszer,  als  sie  für  jene  groszen  gewesen  waren. 
Gervinus  leben  270;  wir  haben  preuszisches  blut  nicht  ein- 
gesetzt um  gewinne,  um  eroberungen,  sondern  für  die 
Sache  Deutschlands  in  Schleswig-Holstein,  und  diesen  krieg 
haben  wir  glorreich  durchgeführt.  Bismarck  im  preusz. 
landtag  3.  2. 18G6;  gewinne  ans  den  nicht  im  handeis-  oder 
gewerbebetriebe  unternommenen  Spekulationsgeschäften. 
preusz.  formular  einer  Steuererklärung  (1908).  u.  a.  vor  allem 
die  festen  fügungen  tviderstehen  hier  dem  plural;  auffallend 
erscheint  da/rum :  leichtsinnig  auf  Spekulationen  wird  die 
regierung  sich  nicht  einlassen,  sie  geht  nicht  darauf  aus,  ge- 
winne zu  machen.  MiQVEhimpreusz.abgeordnetenh.  6. 5. 1896. 

für  den  gewinn  im  spiel  und  in  der  lotterie  gehen  praxis 
und  theorie  auseinander:  Hey  Ji  atz  führt  aus :  der  gewinn 
wird  häuflg  für  gewinnst  im  spiel  gesetzt,  welches  ich 
für  unrichtig  halte,  eine  lotterie  von  1000  gewinnen  musz 
also  von  1000  gewinnsten  heiszen.  antibarbarus  2,  56.  aller- 
dings ist  der  plural  vo7i  gewinnst  heute  vor  allem  in  dieser 
engeren  bedeutung  belegt,  jedoch  ohne  die  form  gewinne 
irgend  verdrängt  zu  haben;  vgl.:  dasz  die  gewins-zettuln 
gleich  ausgehen  mit  den  gewinnen  unnd  sein  sonst  keine 
blinde  zetteln  darinnen.  Caspar  Klock  de  cerario  (2, 118) 
(1651)  624;  sie  gingen  also  vor  einer  so  genanten  glücks- 
bude  vorüber,  und  wurden  gewahr,  dasz  viel  volcks  da- 
selbst stehen  blieb,  demnach  drengeten  sie  sich  gleich- 
falls hinzu,  um  zu  sehen,  ob  viele  gewinne  gezogen  würden. 
der  Qöttinger  atudent  auf  der  Plesse  l,  126.  Adelung  2,  663 
schränkt  hier  den  plural  auf  die  preise  im  toettstreit  ein 
(gewinne  in  einer  glücksbude),  iceit-er  geht  Campe  (die 
gewinne  in  der  iooserei)  2,  364»,  womit  auch  der  gebrauch 
in  den  neueren  ausschreibungen  der  lotterten  übereinstimmt. 
2))  für  Übertragungen  der  sachbedeutung  ist  der  plural 
noch  immer  wenig  beliebt:  ich  unterstehe  mich  daher  nur, 
sie   durch  diese  Zeilen  versichern   zu   wollen,   dasz   ihr 


gütiges  Interesse  an  mir  immer  einer  der  rührendsten 
gewinne  meines  lebens  sein  wird.  Cl.  Brentano  (Fonce 
de  Leon,  widmung)  7,  6:  diese  gewinne  sind  .  .  .  unirdischer 
natur.  J.  G.  Kohl  reisen  in  Irland  1,  208. 

3))  aber  vor  allem  auffällig  ist  er  in  fällen,  in  denen 
das  Substantiv  als  nomen  actionis  aufgefasst  werden  kann : 
anfänglich  reizte  man  ihn  durch  öftere  gewinne,  die  man 
ihm  absichtlich  zukommen  liesz.  J.  C.  Brandes  meine 
lebensge.9chichte  l,  202. 

c)  Wandlungen  am,  lautkörper. 

a)  im,  auslaut. 

1))  der  Vereinfachung  des  nasals  vrirken  die  erscheinungen 
des  Systemzwanges  (der  ältere  gegensatz  von  gewin,  gewinnes 
ivird  später  ausgeglichen:  gewinn)  langsam  entgegen. 

a))  die  ersten  belege  bieten  zwar  schon  vocabularien  und 
älteste  Wörterbücher:  gewinn  vocab.  incip.  tetit.,  ebenso  bei 
Cholinus-Frisius,  Frisius,  Dasypodius;  doch  erst  nach 
Schwankungen  loird  gewinn  im  17.  jahrh.  von  den  loörter- 
büchern  wieder  aufgenomm,en,  um  für  im,mer  durchgeführt 
zu  iverden.  in  der  litteratur  stellt  die  vorlutherische  bibel 
einen  der  ersten  belege  für  den  doppelconsonanten ,  ebenso 
stellen  sich  Brant,  Geiler,  Hütten  {vereinzelt  LuTHEii), 
zvährend  die  bibelübersetzung  noch  über  Luther  hinaus 
an  der  Schreibung  gewin  festhält. 

b))  die  alte  Schreibung  erscheint  auch  beim  truchseszen 
V.  Waldbug,  i.it  bei  Sebast.  Franck  häujig,  bei  Petri 
ausschlieszlich  festgehalten,  selbst  noch  bei  Weckherlin, 
der  .^einerseits  den  vocal  dehnt  (gewihn)  und  bei  Fleming, 
Tscherning,  Logau.  unter  den  Wörterbüchern  nahm 
Maaler  den  einfachen  nasal  zuerst  toieder  aM/(gewün); 
ihm  folgten  Degimator,  Kilian,  Henisch;  der  letzte 
scheint  Sghönsleder  1647. 

c))  in  einzelnen  mundarten  verklingt  der  nasal  (g' wie  Fisom- 
mann  glossen  zu  Grürel  3,  249)  oder  geht  in  entsprechenden 
guttural  über  (gewirig  monum.  Boica  4,  479),  was  wol  a.uch 
aus  dem  einßusz  inlaufender  formen   zu  erklären  ist. 

2))  als  gegenstück  dazu  erscheint  die  ericeiterung  durch 
suffixvocal.  in  einigen  fällen  ist  fraglich,  ob  nicht  plural- 
form vorliegt:  der  bracht  nit  luzel  gewinne  den  werk- 
maistern.  apostelgesch.  19,  24  Mentel;  jedenfalls  sind  zwei 
au.9gangspunkte  möglich:  einmal  von  Seiten  der  Wortbildung 
{vgl.  auch:  gewin,  gewinne.  Verwi.is-Verdam  2,  I91l)  und 
andererseits  durch  beeinßussung  seitens  der  flectierten 
formen,  die  ältesten  belege  erscheinen  in  vocabularien: 
gewine  mitteld.  vocab.  des  15.  jahrh.  bei  Diefenbach  479; 
ebenso  gewinne  in  einem  vocab.  gleichen  alters  und  gleicher 
herkunft  bei  Diefenbach  338*;  gewinne  vocaft.  theut.  Nürn- 
berg 1482;  ebenso  gewine  bei  Albrecht  v.  Eyb  spiegel  der 
sitten  104,  tmd  bei  H.  Sachs  (3,  67  Qoetze  und  Drescher; 
reim  auf  sine  für  sinne) ;  desgl.  Straszb.  ordn.  v.  1543. 

ß)  im  iiüaut. 

1))  der  nasal  ist: 

a))  auch  hier  gelegentlich  vereinfacht  so  in  genetivformen 
des  sing,  mit  und  ohne  syncope  des  flexionsvocals :  gewines 
Partonop.  13979;  gewins  schon  cod.  Tepl.,  ebenso  Terenz 
übers..  Geiler,  Emser,  Fickler,  Zinkgräf,  selbst 
Grimmelsiiausen,  vgl.  auch  die  nebenform  gewins  neben 
gewinst  {s.  u.)  ■  in  dativformen  in  Verbindung  mit  apokope : 
zu  gwin  Wiener  stadtrecht;  das  gleiche  bei  Grimmels- 
iiausen, andererseits  gewine  bei  H.  Sachs. 

2))  der  vocal  zeigt  bei  den  Schweizern  gerundete  au.i- 
sprache:  gwünn  bei  Cholinus-Frisius,  ebenso  Maaler, 
(gwün)  Züricher  bibel  und  der  Schwabe  Sebast.  Franck. 

/)  das  präfix. 

1))  den  üblichen  Schwankungen  in  den  glossen  (kawin, 
kewin,  kiwin,  gawin,  ^vj'innes)  folgt  früh  die  synkope  des 
vocals  guunne,  guinne  Notker,  Boeth.,  guin  "Wiener  hdschr. 
der  Genesis  109,  7  Diemer;  gwin  Variante  zu  Parzival  494,  4, 
Moritz  V.  Craun  250,  Wiener  stadtrecht  u.  a.  {in  Iwein  7178  iM 
gwinne  gegen  die  handschrift  eingesetzt),  an  dieser  synkope 
halten  vdederum  die  Schweizer  und  Schwaben  am  längsten  fest, 
vgl.  gwünn  bei  Cholinus-Frisius,  Züricher  bibel,  Sebast. 
Franck  M.  a.  die  Wörterbücherlassen  hier  den  vocal  früher  zur 
geltung  kommen,  vgl.  gewinn  bei  Dasypodius,  Maaler  u.  a. 

2))  mundartliche  Unterdrückung  des  präfixe^  und  nicht 
ursprüngliche  entbehrung  wird  vorliegen  in: 


want  dir  zu  lobis  winne 
diss  büchis  ich  beginne. 


Jergs-chin  3»«.  ii. 


>893 


GEWINN  II  (neuerer  gebrauch) 


II.  die  bedeutungagruppm  mit  ihren  festen  flifunge»  in 

der  netteren  irpruclie. 

i)  gewinn  uh  erfolg  oder  als  frei»  eine»  kämpft»,  «ine» 
teettfitreit» .  irpielti. 

a)dasiiubslantiv  mitvoller  verbalkraft ,  Kewinn :  ileg,  erfolg. 

a)  für  den  trnntkampf  liegen  uh»  irpiitrrer  teit  nur  noch 
vrnig  belege  vor:  fatil  wol  itahe  der  groHzmeohtig  keiser 
Curie,  das  Reinhardt  mit  grosHeni  gwin  und  Hein  de«  keitem 
inerckliohen  schaden  in  sein  schlosz  kommen  was.  Aimott 
(t.^aA)  ee'';  der  sich  aufT  die  defension  gibt,  der  hat  viel 
7.11  verlieren,  iinnd  wenig  7.11  gewinnen,  der  einen  andern  in 
Mcini  landt  atigreifTt,  der  Micht  ihm  dat  hcrtz,  und  stehet 
ilim  der  gewinn  für  uugen.  iy^:uv,  KHin  beatellung it . g.  krieg» 
iftnenn  (i('.<iA)ü8;  es  steht  auf«  best«  für  de«  tag»  gewinn 
(for  the  datj).  Sciii.KfiKl.  üliera.  v.  Skaketrptarea  Heinrich  IV. 
theil  1  (a),  8.  dazu  vgl. :  der  gewinn  der  Mehhinht.  AuKl.i'NO 
•J,  ms  u.  u.,  dilti glriehe  {the guinittg  of  the  Intttle)  Hll.PKHT  II, 
1 ,  Mi**,  hier  miinileti  einige  übertragen»  Verwendungen  ein. 
bei  denen  dan  truMantiv  die  beaiekung  »t^f  einen  kemfifer»t 
aecundär  entwickelt  hat: 

so  Hchwankte  hui  um  li*t  im  gleii:b(ewicbt, 
bis  unpedulii'ee  lfiden)u:hafl  xuleixt 
den  auKtMihlicK  nnlm-biedanea  grwinnH 


bis  unpedulii'ee  lfiden)u:hafl  xuleixt 

lihlicK  niilm-biedanea  rrv  ' 
be«fh!euiii|rte      (JiiriiK  (»i<i<.  tnehfrr  4.  I)  9,830; 


wa«  willst  du  laii^<<  vi|;ilireii, 

dich  mit  der  wnit  liKrunivexiren, 

nur  heiterkelt  und  sradur  sinn 

vcrschiitn  (lirondlicnen  gewinn    {fitrieh intrlUrh)  »,  Jlä&. 

ß)  auch  für  da»  obuiegen  im  rechttmtreit,  im  tcetikumpf 
und  der  wette  überhaupt .  die  da»  verlmin  no  lebhaft  in 
tteiregung  setzen,  ist  das  Substantiv  weit  seltener  belegt: 
wie  man  noch  wol  leiilli  findet,  die  ante  victoriam 
glorirn,  jre  gegcnthcil  uusKiiniiichen,  und  jncn  den  ge- 
winn der  Sachen  dermasHcn  oinhildcn .  dasr.  wenn  jhr 
gegenthcil  jhncn  gut  und  gelt  anbieten  thet,  und  sich 
mit  jnen  zu  vertragen  hegeret,  sie  es  doch  im  aller- 
wenigsten nicht  thcten.  Aykku  hi»t.  proe.  (ß,«)  &ta;  ich 
weis  wohl,  dasz  man  in  bürgerlichen  handeln  nicht  nöthig 
hat,  seinem  Widersacher  beweise  gegen  sich  an  die  band 
zu  geben  .  .  .  weil  sein  Verlust  nothwendig  mit  des 
andern  gewinne  verbunden  ist.  Lkssino  (rettung  de»  (Jar 
dans)  5^,322;  auf  meinen  rath  hatte  er  zwei  alte  ver- 
wickelte familienprozcssc ,  deren  ende  nicht  abzusehen 
war,  durch  gütlichen  vergleich  abgethan,  und  bei  diesem 
vorgleich  mehr  haaren  vorthoil  gehabt,  als  er  selbst  vom 
gewinn  der  prozesse  gehofTt  hatte.  Zkciiokkk  die  ver- 
klättingen  (18,  die  vxehsel).  wann  nun  alle  singer  mit 
ihren  gesang  fertig  sind,  so  gehen  die  mercker  zu  rath, 
wie  ein  jeder  bestanden,  und  wann  sich  iindet,  dasz  es 
einige  gleich  gut  gemacht ,  und  keiner  mehr  silben  ver 
sungen  als  der  ander,  müssen  sie  imib  den  preisz 
gleichen,  und  weiter  sich  hören  lassen,  bis  so  lange  einem 
vor  den  andern  die  ehre  des  gewinns  bleibet.  J.  C.  Waof.n- 
KEIL  V.  d.  vieisterainger  holdsei.  kunst  [de  cirit.  Nnrib.  M4. 
für  die  sachbedeutung  des  jneises  steht  hier  ültentisthender 
ireiae  gewinnung  s.  d.);  ich  habe  darauf  gewettet,  und 
mein  und  euer  glück  hängen  lediglich  von  dem  gewinn 
dieser  wette  ab.  C.  Müciii.Eii  icas  kümmerts  mich?  {Orätt 
17U6)  s.  10;  eben  ich  wette  ja  nur  auf  gewinn,  zu  ver- 
lieren habe  ich  nichts.  ANZKNOHtTOE«  heimgfunden  (t)».4. 
/)  um  so  zahlreicher  sind  die  belege  für  den  erfolg  im  spiel. 
1))  auch  hier  kehrt  die  formelhafte  Verbindung  von  ge- 
winn und  Verlust  (s.  sp.  .W/B/ho)«-!«/«- • 

vor  usz'die  pfafTen  mit  den  loigen 
soltton  ir  spiel  Ion  underwcfrrn  .  .  . 
der  Nidthardt  ist  suiist  uiider  jnn 
der  rögt  sich  mit  verlu$it  und  gwinn 
und  auch  das  jnn  verboten  ist 
kein  spiel  zA  tan  zft  aller  frist. 

Brant  vnrren*chiff  (")  76»  Zarnd»; 
kein  bitterer  verlust  ist  dann  wann  der  spiler  die  sAsse 
des  gewins  gekostet  hat,  dann  das  ist  ein  sässes  gilTl, 
das  jhme  bald  durch  marck  und  bein  gehen  würdt.  Ver- 
deutschung der  zwei  trostbücher  des  Petrarca  (1560)  %k^ ; 
diesem  nach,  ist  besser,  man  unterlasse  das  spielen  gar; 
oder,  man  spiele  um  so  geringen  wehrt,  dasz  der  Ver- 
lust, niemand  reuen;  noch  der  gewinn,  erfreuen  kiinne. 
S.  V.  BuTSiniKY  rosen  thal  183;  die  reise  gleicht  einem 
spiel,  es  ist  immer  gewinn  und  verlust  dabei,  und  meist 
von  der  unerwarteten  seite.  man  empfängt  mehr  oder 
weniger  als  man  hofft  Uütiik  an  Schüler  14.  to.  i;«7. 
iV. 


od« 


GEWINN  11  1.  a  (erfolg  im  tpiet)        5894 

fl))  »ndere  belege  eteUen  da»  tubttantiv  mit  dem  verbum 
xuMfmMM  »der  geigem  die  oben  bmpiwkenm  fügungen,  die 
die  verbaUtr^fl  mm  euhetamtim  erkaUmt 

nach  6em  wwff  «r  den  inelwtM  wneet  keeeMee, 

Seat  Nidaa  Mben  mmi 

md  apraeb  *4a  mt  RleiM 

haat  fwlnen  das 

l«h  kia  dir  da«  ml  laugMir 

■Um  iiM  gelt  in  «lock  aa  dar  straa  .  .  . 

am  dritao  la«  warfl  adt  sant  Nidaa  gaaew 

dar  iaoetkaaebl  onb  swAlff  krona  noch  ata  aeklMM. 

di«  (WO*  dar  lanrxknMbt  .  .  . 

mH  aar  sinl  pfalTvn  grom« 

4«n  lani-zknr'btcn  und  imn  gwio. 

il  Ha<  11"  {der  lamJskmeekl  mtt  )*amet  ftieelaut) 
/ab.  «.  seht  5,  IM; 
M>  bald  aber  die  Hoffnung  dMi  ftwlana  blicket,  annd  man 
sich  gelAsten  Iftaset,  seiiiM  mUspielefs  geltJeln  zu  fe- 
winnen.  laufft  ea  wieder  gotlM  flbott.  lUluiDÖlirBR  tuet 
und  lehrreirhe  geaeh.  (u  die  glütkeeUgen  efMee)  U7:  onnd 
viertzig  lausent  krönen  par  gewonnen  {hat),  ala  nun  der 
kflnig  Jhn  beschuldigte,  dasz  er  kurtzweil  wegen  za  aptelen 
angefangen,  und  gewinn«  wegen  aufhAren  kAnne,  bat  er 
das  gelt  alle«  zum  fenster  hinausz  geworffen.  iJt: 

6»»  gMcka  gab  mir  naehrt  da«  vorttaaa  Ittar  dkk, 
dar  TortbeU  nad  gearlaa  war  aar  mdiaai  eee  mdk. 
J.  C.  OOirnica  («.  d,  eemeen.  ee.  e.  Jramem.)  gedß  MM: 
naondert  im  krei»,  kaam  acbtand  daa  aMhIaa  and  tnuikaa, 
a«a  brrz  rrlrcuenden  wnrt«.  «rgabea  dia  eiaaa, 
erpicht  auf  gewinn,  sieb  der  wllrfsl  Irflglicber  knrzwail. 

I'vaaaa  Tumisia»  e.eU; 
sie  lenkt«  dl«  wttrfel  sam  falrhan  gawian 
am  faden  der  scbwarsktealaM. 

Lawobsoi  (ilaiar  «.  d.  keheudd)  t.  4*: 

der  gewinn  der  [spiel]  partia.  tim  tainning  e^  tk»  gmme. 
Hll.PKHT  II,  1, 4«4^:  ADRi.vNoyilAtY  mueh  den  favtamdaa 
grossen  loosea  auf  a,  Mi;  deek  fetgt  der  »prmtligettmMtk 
in  dieeer  riektung  kaum  wtekr  nadk.  fier  die  teUuimgiel 
steht  dem  eubeiantiv  nur  neek  eaekbedeutung  »u. 
S))  übertragene  Beendungen: 

wie  daio  briuligam ,  als  «r  dich  aoaerfcobiaa. 

so  mit  gewinn  verspielt,  mit  wacher  «o  varlohrao. 

Jon.  Ciia.  GcNTiiaa  (an  eine  brmmt)  maeblete  IM; 

im  spiel  ist  gutes  und  bAscs  in  gotte«  band,  and  wenn 
wirs  wollen ,  ein  spiel  zum  gewinne.  Hrrorh  (äU.  urk. 
des  menschengeschlerhte»  4)  7, 1S2;  ich  hab  gesehen,  die  vor 
hochmuth  bersten  wollen,  wann  ihnen  das  glück  zaiacbt. 
und  mit  ihnen  zum  gewinn  gespielt.  Hkinr.  MCi.lrh 
geistl.  erijuirkttuiideit  »1. 

h)  der  Übergang  zur  sachbedeutung  i»t  niekt  immer  »iiJter 
zu  »teilen,  ßir  da»  folgende  i»t  nur  au»  der  sprödigkeit 
gegen  den  pluralge/rraueh  auf  ein  nomen  aetioni»  zu 
schlieazen :  es  genüge  zu  berichten,  dasz  den  ersten  preia 
ein  schütze  jener  gattung  heranssehosz ,  die  wir  jetzt 
kommiszschützen  zu  nennen  lieben,  ein  mann,  der  de« 
gewinnes  wegen  aaf  alle  schätzenfeste  lief.  Fr.  Th. 
\ \f^v.HV.H  auch  einer  Wt.  dagegen  darf  die  loekerung  de» 
g^üge»  fester  Verbindungen  durch  attriltutire  be»timmutigen 
al»  kennieiehen  der  »achbedeutung  gelten: 

war  spielt  allein  durch  giasasa  gwiaa 
daas  gat  es  seltten  nach  aias  aiaa. 

Brant  «ormucM/  (77)  7i»  fafari»; 
aad«  wan  mi  dit  kumpt  to  sinn«, 
ao  soele  ick  ok  na  mineme  ghewinn«. 

Keinke  de  Vo*  XM«  Prirn  <m>  spi^  ich  aaeb  aach 
meinem  vortheile  GoTTHCHBO(t,  7}a.  M  AMM^; 
so  spiel'  ich  halt  aocb  aNia  sfiM.  OOrm). 

bei  der  Verbindung  mit  genetiven  m»at  »ich  nur  »elien 
au»  dem  »ubstantir  seihst  ersehen,  ob  »t*bjeeiiver  genetir 
vorliegt,  der  auf  »achbedetUung  von  gewinn  weiet  (der  ge- 
winn des  Siegers,  des  siegea  e.  u.).  meiet  giedt  erat  der 
»tteammenhang  die  anhall»pun^:  der  gewinn  diese«  pio- 
zesaea  war  ein  recht  magerar.  aber  der  gewinn  diaaea 
prozeaaaa  iat  dem  auftreten  des  gegners  zu  danken. 

a)  der  eiegeeprei»  in  kämpf  und  teeit»treit. 

1))  die  ministri  so  umh  ihre  majest&t  gewesen,  nahmen 
dadurch  (dwrrA  Flrrdinand»  »ieg  über  die  Bülunen)  auff. 
ihr«  majesUt  schulden  aber  wurden  soweit,  das«  ber- 
nacher  aller  gewin  den  RAhmen  wieder  zugestanden. 
LoititORP  acto  ;>fiMi«a  (1668)  i.4äS:  also  sagt  auch  Poly- 
bius  .  .  .  dasz  der.  so  in  einem  kriege  den  sieg  erhalte, 
einen  uns&glichen  gewinn  Ihue.  als  der  auf  einmahl  weih, 
mann.  slKdte.  schltze.  ganze  landschaRen  and  könig- 
reich  an  sich  bringe.  GRiMMKL.siiAl'8KN  trieder  eretandener 

370 


5895  GEWINN  II  i.  b  {treffer  im  spiel) 

Simpl.  3.  II :  ähnlich  115;  die  «hergäbe  der  stadt  war  der 
gewinn  des  sieges,  la  reddition  de  La  vüle  ßd  le  pnx  de 
la  victaire.  Ronheau  2,  Uu  3°; 

am  fusz  .,j    v    j 

des  Kaukasus  raubt    eine  wilde  horde 

von  Malandrincn  uns  die  schätze,  nur 

das  nakte  leben  blieb  uns  zum  gewinn. 

wir  muszten  kämpfen  mit  des  hungers  quälen 

SciiTLLRR  (Tvrandot  1, 1)  13,  344, 

'wer  immer  dem  feindlichen  führer  sofort 

den  Schädel  zerhaut, 

der  nehme  die  schöne  Maria  zur  braut ! 

dies  kündet  Abdallah  mit  frischerem  sinn. 

die  seinen  ermutiget  hoher  gewinn.  r,,^/,^^  . 

Platen  (Zobtr)  1,  13  Realien; 

vgl.  dazu  die  Übertragimg  ■  und  der  dank  der  liebe  war  der 
schönste  gewinn  des  Siegers.  Herder  ideen  (20,  22)  i,  290. 
2))  auf  der  einen  (bünen)  waren  die  güldenen  geschirr 
und  gewin  nacheinander  auffgesetzt,  darbei  auff  einer 
tafel  beschrieben  die  artickel,  wie  es  mit  dem  rennen  zum 
ringlein  . .  .  solte  gehalten  werden.  Jag.  Schigkfus  schles. 
chron.  (1625)3.  buchl37  {dazu  vgl.  sp.  5891  zum  plicr  algebrauch) ; 
palmam.  alicui  praeripere,  dem  [!]  gewins  oder  kleinot  einem 
abdringen  oder  ablauffen.  Corvinus  559;  einen  gewinn 
aufsetzen,  proposerunprix.  Rondeau  2,  Uu3°;  genau  so 
Schwan  1,745'';  bei  einem  pferderennen  gewinne  aus- 
setzen. Adelung  2,  663;  gewinn  aussetzen.  Campe  2,  364"; 
die  gewinne  ausstellen,  to  exhibit  the  prizes.  Hilpert 
2  1,464";  der  den  gewinn  ausztheilet,  brabeutes,  afhlo- 
fkeia.  Aler  1,936'';  ebenso  Kirsch  2,151";  genau  so  Mat- 
thiae  2,181»;  die  gewinne  austheilen.  Adelung  u.a.  ,• 
3))  kommt  alle,  deren  fleisz  zu  guten  künsten  brennt, 

bohlt  euch  den  grünen  lohn,  der  um  die  schiäffe  prahlet ; 
wer  vor  den  ehren-krantz  das  gold  der  arbeit  zahlet, 
ist  würdig,  dasz  man  ihn  vor  meinen  söhn  erkennt. 
■      das  wort  (der  wewÄert)  war  kaum  heraus,  so  lieffen  ihre  jünger, 
wie  wenn  es  hagel  schneit,  mit  gantzen  schaaren  hin, 
sie  streckten  band  und  arm  und  suchten  den  gewinn ; 
doch  wer  zu  hitzig  grifl',  dem  klopffte  sie  die  finger. 
JoH.  Chr.  Günther (zu.Toh.  Christ.  EmesHs  dnctorwürde) ; 

jeder  behagliche  mensch  erschafft  sich  alsdann,  wie  bei 
einer  wette,  ein  willkürliches  interesse,  unwesentlichen 
gewinn  und  verlust.  Göthe  (dicht,  u.  wahrh.  17.  buch)  48,67; 
geringen  talenten  genügt  nicht  die  kunst  als  solche,  sie 
haben  während  der  ausführung  immer  nur  den  gewinn 
vor  äugen,  den  sie  durch  ein  fertiges  werk  zu  erreichen 
hoffen.  gespräche{zu  Eclcermann28.2.182i)  b,i2 Biedermann. 
ß)  der  treffer  im  spiel  oder  in  der  lotterte: 
l))  wann  ein  jeglicher,  der  mit  dem  würffei  spilet,Terlüre, 
so  spilet  nimmer  keiner,  die  aber  gewinnen,  sollen  wissen, 
dasz  der  gewinn  künfftiges  Schadens  und  verlusts,  nur  ein 
pfandt  ist.  Verdeutschung  der  trostbücher  d.  Petrarca  (1669)  2'd; 
ein  Castilianer,  namens  Geron,  war  der  leichtfertigkeit 
des  Spiels  sehr  ergeben  .  .  .  dasz  er  also  auff  der  hohen 
schule  Siquenza  . . .  den  gewinn  mit  karten  und  würffein 
gesucht . .  .  und  die  bücher  den  motten  überlaszen.  Prae- 
TORius gazaph.  (wünschelruthen)  37 ;  sie  liehen  auch  mäntel, 
tische  und  würffei  her,  und  wüsten  deszwegen  ihr  gebühr 
sowol  vom  gewin  einzunehmen,  dasz  sie  gewöhnlich  das 
meiste  geld  erschnappten,  doch  faselt  es  nicht,  dan  sie 
verspieltens  gemeiniglich  wieder.  Grimmelshausen  Sim- 
plidssimus  (2,  20)  150  Kögel;  den  gewinn  des  spiels  davon 
tragen,  empörter  le  gain  du  jeu.  Rondeau  2,  Uu3*;  mit 
einem  groszen  gewinn  davon  gehen,  cum  cumulo  quaestus 
decedere.  Hederich  i,  1424;  mit  seinem  gewinn  fortgehen, 
to  go  off  with  one  's  winnings.  Hilpert  ii,  1,464«';  wie 
viel  beträgt  ihr  gewinn  im  spiel?  Campe  2,  364";  ebenso 
Hilpert  2,  l,  464  (how  much  did  you  ivin);  gewinnshalber 
spielen,  jouer  pour  le  gain.  Schwan  1,745";  das.telbe 
1,746'';  um  des  gewinnes  willen  spielen  (nicht  zutreffend 
erklärt  durch  in  der  absieht  zu  gewinnen).  Adelung 
2,  663;  ebenso  Campe  und  Heinsius;  in  Berlin  musz  man 
freilich  schon  so  viel  knicke  in  die  karte  machen,  wenn 
man  nur  einigermaszen  gewinn  hoffen  und  ziehen  will. 
Göthe  an  Zelter  2f,.  \.  \829\  und  er  spiele  jetzt  beinahe 
an  vierzig  jähre  whist  . .  .  damit  steckte  er  ärgerlich  den 
gewinn  ein.  Georg  Hermann  Jettchen  Oebert*  309.  dazu 
vgl.  das  compositum:  wie  nun  aller  spielgewinn  ein  Unter- 
pfand bald  folgenden  verlusts  ist.  Harsdörfek  181; 
die  habsucht  verlachte  den  jammernden  kalt, 
und  packte  den  spielgewinn  ein. 

LAMäBEiN  (^Amor  u.  d.  habmcht)  2,  42,  dazu  vgl. 
theil  10, 1,  sp.  -2398. 


GEWINN  II  1,  h  igeschenk  des  Zufalls)       5896 

2))     Hektor,   Priamos  söhn,   und  mit  ihm  der  hohe  Odysseus 
zeichneten  nun  zuerst  den  kampfraum  ab.  nach  diesem 
nahmen  und  schüttelten  sie  zwei  loos'  in  ehernem  helme, 
.  .  .  der  grosze,  der  helmbuschschüttelnde  Hektor 
schwenkte  nun  rückwärts  schauend ,   und ,   hui ,   sprang 
Paris  gewinn  hin. 
BÜRGER  (,Ilia$  3,  325)  210»  BoMz  {in  derjambenübers. 
loos  s.  145»') ; 
heute  habe  an  meine  liebe  tochter  geschrieben  und  ihr 
gemeldet  dasz  das  loosz  75  f.  gewonnen  hat  .  . .  auch  habe 
ich   sie   gebethen  .  .  .  mich   ihre   gedancken   wiszen   zu 
laszen  ob  ich  das  geld  ihr  übermachen,  oder  ob  sie  den 
gewinn  an  ein  neues  loosz  wenden  .  . .  will,  frau  rath  (an 
Göthe  S.  juni  1808)  2,  iSS  Köster ;   beim   loosen   kann  einer 
den  ganzen  gewinn  ziehen,  der  andere  den  ganzen  nach- 
theil tragen.  F.  L.  Jahn  (bereicherung  d.  hd.  Sprachschatzes) 
1, 113  Euler;   den  groszen  oder  höchsten  gewinn  erhalten, 
to  get  or  carry  the  great  or  first  prize.  Hilpert  ii,  1  s.  464". 
dazii    vgl.    das    compos.    hauptgewinn    theil  i,  2,   sp.  614; 
'diesen  beutel  hat  sie  in  der  lotterie  gewonnen',    'gewinn 
soll  das  sein  —  das  ist  blutgeld'.   J.  L.  Huber  das  lotto 
s.  20;  alles  hab  ich  gewonnen,  das  ganze  vermögen  des 
lotterie-herrn    ...    geb    er   mir's    heraus I     er    hat    den 
ganzen  gewinn  —  gestern  nachts  ist  er  auf  einem  wagen 
in  sein  haus  geführt  worden,  s.  66;  bei  der  gestern  fort- 
gesetzten Ziehung  der  5.  klasse  wurden  folgende  nummern 
gezogen  .  .  .  erhielten  den  gewinn  von  240  mark,  gewinn- 
liste  der  217.  preusz.  klassenlotterie : 

was  die  seele,  vras  die  sinne 
hoch  begeistert,  tief  erreget, 
deines  glücksrads  lustgewinne 
seien  alle  ausgeleget. 

Gl.  Brentano  romansen  vom  rosenkrans 
(14,  9)  241  Morri»; 
du  forsche  nicht  vergebens 
nach  dieser  Schöpfung  sinn: 
zieh'  aus  dem  schmerz  des  lebens 
auch  deinen  glücksgewinn. 

BoDENSTEDT  Mirza  Schaffy  lieder  d.  klage  12. 

/)  aus  der  getvohnheifsmäszigen  Verwendung  in  den  letzt- 
belegten bedeutungen  flieszt  dem  Substantiv  auch  da,  wo 
es  von  der  beziehung  auf  spiel  und  lotterie  gelöst  ist, 
leicht  die  Vorstellung  eines  unverhofften,  zufälligen, 
vom  glück  zugeworfenen  vortheils  zu:  unversehener 
gewinn,  lucrtim,  abruptum.  Calvisius  thes.  lat.  .sermonis 
699'';  einen  unverhofften  gewinn  überkommen,  Fvorjiia 
Fv^iaxeiv.  Garth -König  429";  ein  unverhofter,  un- 
vermuteter, zufälliger  gewinn,  le  casuel,  partie  casuelle, 
aubaine.  Schwan  (1783)  i,  74.5";  ungesehener  gewinn,  ^^- 
ualov.  Hederich  i,1424;  da  hingegen  andere,  welche  den 
ehestand  als  einen  wehestand  annehmen,  hernachmahls 
alle  guten  stunden  gleichsam  als  einen  unverhofften  ge- 
winn erkennen.  Chr.  Weise  erznarren  (ca^. 33)  160  Braune, 
dazu  vgl.  auch  die  gegensätze  in: 

wer  dieses  alles  weisz  und  in  den  wind  schlägt  hinn, 
und  wagt  gewisses  gut  urnb  mäszlichen  gewinn, 
verblendet  durch  den  geitz :  der  hat  den  witz  verlohren. 

Rachel  satyr.  ged.  (Jcinderzucht)  g.  52  Drescher; 

kanst  du  das  abgenommene  nicht  widerkriegen,  so 
nemme  nicht  ffir  schaden  was  wegk  ist,  sondern  hab 
fftr  gewin,  was  noch  ffir  banden  ist.  Henisch  I60i;  was 
mir  nnverhofft  wird  zukommen,  werd  ich  fflr  gewinn 
halten,  deputabo  in  lucro.  AlerI,  936'' ;  vgl.  auch  Maithiae 
1,799";         dein  erblich  Pommern  gabst  du  hin, 

den  Deutschen  frieden  zu  erwerben ; 

und  nahmst  für  sicheren  gewinn 

die  hoffnung,  dermahleins  dein  Magdeburg  zu  erben. 
Besser  (glückseligkeit  der  Brandenburg,  unter- 
"  thanen)  3 ; 
wenn  nun  also  die  vollendete  waare,  entweder  gegen 
geld,  gegen  andre  waaren  oder  gegen  arbeit  vertauscht 
wird;  so  musz  in  dem  Verkaufspreise  über  das,  was  zur 
bezahlung  des  rohen  materials  und  des  arbeitslohns 
nöthig  ist,  noch  etwas  für  den  gewinn  des  Unternehmers, 
der  sein  kapital  bei  dieser  sache  gewagt  hat,  gerechnet 
werden  {something  must  be  given  for  tlie  profits  of  the 
undertaker).  Garve  übers,  v.  Adam  Smiths  nationalreich- 
thum  (1,  6)  1,  86. 

2)  der  erwerb  aus  arbeit  und  mühe  ist  auch  im  neueren 
.spracligebrauch  anfänglich  fast  mit  beschränkung  auf  geld- 
interessen  und  eigentlichen  geschäftsverkehr  erfaszt.  mehr 
und  mehr  aber  erweitert  sich  der  rahmen  —  tlteihoeise  imter 
dem  einflusz  von  tvendungen,  die  aus  anderem  zusammen- 
hange hier  einmünden. 


5897         GEWINN  II  a,  a  (btuU.  ausbeute) 


GEWINN  II  s.  a  (atubeuU.  ertrag)         589$ 


a)  in  dem  erweiterten  rahmen,  der  die  landwirthaehaft 
und  die  nutzung  von  grtmd  und  boden  ütterluiupt  um- 
fuszt,  Itat  das  Hubatantiv  »eine  verbalkruft  yam  eingebünt, 
gewinn  kennzeichnet  durcitaut  hier  den  ertrag,  nieht  aber 
dfn  ar.t  der  geurinnung. 

a)  zahlreich  nind  hier  die  wendumgen,  ü»  von  i»r  vor- 
«teil UV//  der  beute  atu  zu  der  dea  ertrage»  übm/führmt: 

(gaii».)  ii'h  hnb  ein  eiwen  guter  viacb, 

die  Htahn  dorthoini  uufT  meinem  Üach, 
die  wil  irb  Rol)on  dir  zuuom  .  .  . 
da  sprach  der  reihnr:  'nini  jn  hin: 
an  viachen  hab  it^b  beaaern  gwin.' 

Burkhard  VVai.oih  Kmoiius  (4,64)  t,  119  Kurt; 
wie  wann  der  lAwe  brAllet, 
der  w&lder  furcht  und  macht,  daicLybien  erachAllet, 
en  laufn  der  kleine  stier  zu  seiner  mutter  hin 
doch  reist  der  lAw  hinxu  und  nimmt  Jbr  den  Mwin. 

Thchrrmnu  d.  ged.  JrüUng  lA; 
der  raben  mutter  unübt  am  falcen  ihr  fewinn, 
und  trägt  da«  blutiir  aasz  den  aalen  inngan  hinn. 

«AtiiKi.  »atyr.  ged.  (4,  79)  U  Dreeeher; 
ich  war  mit  Isegrim  flOcklich 
rinal  ein  schwein  zu  erlagen,  es  scbrle,  wir  bissen  es  nieder. 
und  ihr  kamt  und  klagtet  ho  sehr  und  naglet:  es  käme 
ciirp  Trau  noch  hinter  euch  drein,  und  theilte  nur  jemand 
wonic«  (ipcifle  mit  euch,  so  wir'  euch  beiden  geholfen, 
tcvbot  von  nurem  gewinne  was  ab!  so  sagtet  ihr  damaU. 

f  JA  IHK   (Reinekf   Fitch»  10)  40   18S   (van    iuweme 
ghowinne.  Reinkr  de  Vo»  6419  Prien;  ehento  Oon- 

HCiiRi)  8,  ISA); 
und  vom  gewinne  ieder 
jogd  bflwnhr'  ich  dir  getreu  die  bttift«. 

PiJiTKN  (Abauiden  4)  S,  4M  Redlieh; 
und  wajt  er  für  wild  gehalten, 
für  frohen  Jagdgewinn, 
68  war  sein  kind,  sein  eigen  blut. 

nRii.i.t>AR/.RR  {Argonauten  1)  4«,  41. 

ff)  a%uh  für  den  ertrag,  der  dem  boden  durch  den  anbau 
des  gttreidea  und  der  nutzpßanzen  abgerungen  teird,  ütt 
gewinn  nicht  aus  der  partdUh  mit  labor,  sondern  aus 
der  i>erallgeimnnerung  und  ii/iertragung  der  ftegriffe  usus, 
fructuä  tricttchsen  {sp.  5««4_/f.) :  dartim  steigert  sieh  die  nnn- 
lichkeit  und  anschaulichkeit  hiermit  den  sjHitereH  ftelegen: 

l))  gewinn  aus  dem  ßctraide,  lucrum  frumentarium. 
Hkdkhmih  1, 1428;  gewinn  vom  getraidc,  quaestus  fru- 
mentarius.  ebenda;  das  put  hat  einen  ansehnlichen  heu- 
gewinn, in  der  landwirtlischaft,  es  kann  jährlich  viel 
iien  einernten.  AuKi.UNti  a,  66a;  noch  bestand  der 
boden  aus  schwarzem  moor,  dasein  überaus  fetter  gras- 
wuchs bedeckte,  welcher  einen  reichen  gewinn  de.-^  besten 
und  saftigsten  hcucs  in  die  gräfliche  zehntscheuer  lieforte. 
0.  MOi.i.Kit  die  mediatisierten ; 

doch  wird  ein  wagen  schon  gefUllt. 
dasz  das  gespann  umsonst  nicht  brüllt, 
ziehn  von  dem  dudigen  gewinn 
die  stiere  ihren  abtrag  hin. 

R.  Maykr  (ländliche*)  j/erf.»  819; 

der  ackerbau ,  spreche  ich ,  ist  gar  ein  natürlicher  weg 
zu  dem  reichthum.  wann  reiche  leute  sich  auff  den 
ackerbau  und  bauren-gcwinn  ergeben,  pflegen  sie  unzchl- 
baren  reichthumb  zusammen  zu  hauffeu.  iSc.iiuppius 
Schriften  617  l^kunst  reich  zu  werden),  vgl.  auch  sommer- 
gewinn theil  10,  sp.  1530; 

suchst  du  der  wolle  gewinn ;  zuerst  sei  stachlichte  waldung, 
kletten  und  dorngesti^uch,  dir  entfernt. 

VoH.s  VtrpiU  limdl.  ged.  ((ieorii.  3,884)  4(1800),  406; 
sorget  fUr  dos  fold  und  siebt, 
wie  nun  ihr  der  weinberg  blüht, 
gürtet  sich  zu  mehr  gewinn, 
RtArket  neu  sich  arm  und  sinn, 
denn  sie  schmecket,  wie  so  sUsr. 
sei  ihr  segen  und  geniesz. 

Hbrubr  (lieder  der  liebe  1778)  8,  ».  667 
Suphan ; 
disr  schneid  den  wein,  das  schneid  den  gewinn,  das 
truckt  der  taschen  das  hirn  ausz,  was  soll  inirs  gelt  inn 
der  t&schen,  mir  thut  viel  basz  das  gurgelwftschen, 
schenckt  ein  unnd  lebt  wol ,  wir  wftilen  werden  voll. 
Fischart  Oari/antua  {s)  i;»  netuir.;  nun  von  dem  ab- 
hängigen, durch  klima ,  berghöhe,  fenchtigkeit  auf  das 
mannigfaltigste  bedingten  Pflanzenreich  einige  worle. 
auch  hierin  habe  ich  keine  sonderliche  Veränderung,  doch 
gewinn  gefunden,  äpfel  und  birnen  hängen  schon  häulig 
vor  Inspruck  in  dem  thale,  pßrschen  und  trauben  hin- 
gegen bringen  sie  aus  Welschland.  Göthe  {ital.  reiae  l) 
S",  88;  mit  Verwunderung  sahen  wir  diese  beiden  ernst- 
haften männer,  mit  scharfen  taschenmessem,  vor  einer 


solchen  diMtelgruppe  stehen  und  die  obersten  theile  dieser 
empörst  rebenden  gewächse  niederhauen;  sie  faszten  als- 
dann diesen  stachlichen  gewinn  mit  spitzen  fingern, 
Hchälten  den  stengel  und  verzehrten  das  innere  dMsalben 
mit  Wohlgefallen.   8ieilien.tit.ita; 

da  ich  dis  U«M  bte, 

wie  sollt'  ieb  dsn  fn 

der  dofl«  dort  niebt  b 

bei  nalksn  nnd  vioUo! 

Faiiua.  RCcKsaT  (Uebai/rüM   1.87)  l.MA. 

t))  <f«fi  auaammmMang  mit  dem  engeren  aua  dam§mdUtfU- 
verkehr  gewonnenen  bagriffe  kennzeichnen  auch  tdät*  bätfa. 
in  denen  gewinn  nieht  den  ertrag  aelltat.  txmdem  den  m*u 
ihm  zu  lötenden  geldbetrag  kennzriehnet :  und  bat  den  vater 
noch  desselben  abends,  dasz  er  mir  ein  gewisses  stUcklein 
lands  abtrete  . . .  aber  er  . . .  fragte  nur,  was  ich  damit 
anfangen  wolle?  'ha!  sagt'  ich,  es  in  ehren  legen,  matt 
land  daraus  machen  und  den  gewinn  beiseiten  thon.' 
BrAkbr  der  arme  mann  im  Tockenburg  (l)  41  Biilote;  von 
einem  elntzigen  sch&flein,  wann  es  einen  guten  sch&fer 
bekommen  hat,  kanst  du  soviel  gewinn  jährlich  erwarten, 
als  wann  du  zwantzig  gUlden  dem  wacherer  auszgeleft 
hattest.  Sciii'PPius  aehriften  618  (kunet  reich  au  tearden); 
so  schrumpfte  der  ganze  getrftumte  gewinn  ans  dem  obsl 
zusammen  auf  einige  batzen.  Jerbmiah  GoTTiir.LP  (der 
bauem  spiegel  8)  1 ,  40  Vetter. 

y)  aueti  der  bedeutungaverengerung  innerhalb  der  berufs 
spräche  dea  bergwerka  (a.  ap.  Afltl)  wirkt  in  dieaem  tuaammen 
hang  ein  weiterer  begriff  die  ertrag»  entgegen:  gewin  von  kol- 
werck,  oder  kolbrennen,  quaeatue  earÄonanW.  Henibch 
ifioo;  der  gewinn  an  erz,  an  metall,  an  kohlen  . . .  was  nuui 
an  erz,  an  metall,  an  kohlen  erhält,  oder  durch  arbeit 
zuwege  bringt.  Adklund  s,  ms;  Campk  S.  864*;  [in  mifting] 
der  gewinn  an  kupfor,  silber  etc.,  the  produee  of  a  wvim* 
in  copper,  silrer  etc.  Hii.pkrt  II,  1  a.  4«4«; 

ik  ghinck  to  werke  ande  opende  dat  ghat 

mit  minen  vooten  nnde  krop  dar  in. 

dar  vant  ik  groten  ghewin, 

fines  sttlaers  vele  unde  rot  golt. 

JieMce  de  Vor  aa76  PHen  (da  fand  ich  nnn  sehr 
iproszen  reichthum.  Go-nscHKn  t.K;  da  fand 
leb  köstliche  sachen.   GOthb  6); 

herzöge  soll  ich  euch  begrBszen, 
gebietet  Sparta 's  kSnigin, 
nun  legt  ihr  l>erg  und  tbal  zu  fltena, 
nnd  eaer  sei  des  reicbs  gewinn. 

GöTHB  (Fautt  II.  S)  41.  m; 

A)  solchem  ufi\fa»aenden  begriffe  dea  ertrags  streben  auch 
andere  tcendungen  zu .  die  auf  der  Verallgemeinerung  de» 
begriffe*  geldvortheil  beruhen  • 

ist  einer  beute  gutes  mntbs, 
ergfitzt  und  freut  sieb  seines  gnts: 
eb  ers  vermeint,  fährt  sein  gewinn 
xnsamt  dem  gaten  muthe  hm. 

Paul  Gkriiardt  ich  hah  o/l  hei  mir  «dM 
gedacht  (Fi»cher  und  TvmpH  8,  870); 

doch  will  er  ufT  iij  oder  iiij  stifnen  canonicus  sein,  nit  von 
arbeit  wegen,  sunder  umb  zeitlichen  gwin.  Eberlin 
V.  GCN/.RUHU  (4.  bundagenoaz)  l,  41  Endera ;  seind  doch 
geittig,  wollüstig,  auff  zeitlichen  gwin  und  gütter  diser 
weit  geneigt.  S.  Frank  chroniaz  8,  119^:  dann  nit  lesen 
sie  in  meinung  etwas  drausz  zu  lernen,  oder  den  weg 
der  göttlichen  geholten  zu  ergreifTen,  sonder  von  des  zeit- 
lichen gewinns  wegen.  KT.CtXTtivn  Kl.BVMTX'SV»  landtetOriaer 
Gusman^t.  /A.)647 ;  dieses  ambt  ist  ein  weg  voller  slrupffen. 
in  denen  sich  die  seel  wegen  des  keders  eines  zeitlichen 
gewinns  leicht  verlautTet,  dasz  sie  nicht  mehr  heraus 
kan:  lieber  alles  einkommen.  allen  gewinn  fahren  lassen, 
als  deswegen  ewig  verderben.  Abraham  a  Santa  (Uj^ra 
eticaa  ßlr  alle  (der  gewicht macher)  8,  «77 ;  die  sich  Christo 
allein  ergeben,  allen  gewinn  der  weit  in  luffl  schlagen. 
J.  B.  FicKl.KR  . .  .  von  verbotenen  büehem  l.M^;  AwfUdW 
Räch  Et.  aatyr.  ged.  118  netidr.; 

diese  perle,  unvergleichbar 
jedem  irdischen  gewinn. 

Gkrok  patmMätter  (ahendwtakl)  IM. 

b)  die  engere  richtung  at^f  den  ge»dkitfl»v«ritehr  (gewinn, 
erwcrb  oder  geldvortheil)  hält  zähe  an  den  gebrmueh» 
formen  feat,  die  aie  schon  in  der  älteren  afrmdtt  aeigt: 

a)  reich  belegt  ist  noch  immer  die  ungeaekwädkie  ver- 
balkruft: gewinn —■  erwerb. 

l))  daa  Substantiv  in  der  Verbindung  mit  agnongmen. 

870* 


5899 


GEWINN  11  2,  b  igelderwerh) 


die  ein  nomen  adionis  kennzeichnen:  band  wol  ermessen, 
dasz,  wo  einer  sinen  fründ  oder  nachburen  sähe  bald 
und  unvcrsehenlich  on  besonderen  gwünn  und  gwerb 
rieh  worden  sin.  Zwingi.i  {vermahnung  an  die  eidgenossen) 
2,  2,  315  Schüler  u.  Sehulthesz;  vgl. :  quaestuosus,  gewerb- 
h'aftig.  voll  gewinn.  König  966*;  «ÄnZtc7tM.\TTHiAE  1,1105"; 
inassen  die  buchführer  .  .  .  sich  nicht  allein  unterein- 
ander wie  brüder  lieben,  und  ein  jeder  dem  andern  seine 
nahrung  und  ehrlichen  gewinn  von  hertzen  gern  gönnet. 
Gkimmelshaüsen  meder  erstandener  Simplicissimus  {3,3 : 
verkehrte  weit  lO)  3,  235 ; 

des  menschen haupt,  mund,  band,  reich  an  witz,  reden,  macht, 
mag  tag  und  nacht  .     ,  ^      ,  ,  , 

durch  kunst,  lehr  und  gewm,  sem  lob,  ehr,  gut  vermehren. 

Georg  Rud.  Weckherlin  {ps.  19,  12)  ged.  2,  56  Fischer; 
weil  handlung  und  gewinn  blosz  in  den  friedens-jahren 
den  Wucher,  der  sie  zieht,  mit  gröszrer  lust  erfahren. 

JoH.  Chr.  Günther  yed.'-  789; 

deszgleichen  haben  auch  alle  künste  in  Karthago  ge- 
blühet, die  irgend  dem  handel,  dem  Schiffbau,  dem 
Seekriege,  dem  gewinn  dienten,  obgleich  Karthago  selbst 
im  Seekriege  gar  bald  von  den  Römern  übertroffen  wurde. 
Herder  ideen  (12,  4)  3, 1O8. 

nur  dasz  ihr  eifer,  irrend,  wie  so  oft, 
sich  gegen  jene  andersgläub'gen  wendet, 
die  handel  und  gewinn  im  land  zerstreut ; 
schon  ward  ein  Jude  hier  und  da  miszhandelt. 

Grillparzer  {Jüdin  v.  Toledo  1)  9^,  145;  ebenso 
{Ottokar  3)  65,  95 ; 
eine  so  ergiebige  quelle  von  einflusz  und  gewinn.  Wie- 
land (A^fa^ÄotZämon)  32, 197;   durch   gewinn  und  neugier. 
Herder  {vom  geist  der  ebr.  poesie)  12, 150;    dasz   sie   die 
ehrensache  des  Vaterlandes  .  . .  zum  gegenstände  des  ge- 
winnes  und  der  berechnung  gemacht  haben.  G.  Kelleh 
{f ähnlein  d.  7  aufrechten)  6,  275 ; 
2))  das  isolierte  Substantiv: 
{Rvih.)    laszt  mich  von  euch  aufs  feld  hingahn 
und  ehrn  auflesen,  dem  mann  nach 
für  dem  ich  gnad  find  allgemach, 
(Naeni.)    geh  hin  mein  tochter,  so  geh  hin, 
m  meinem  volck  ist  guotter  gewin, 
die  frembdling  werden  wol  bedacht. 

NicoDEMUs  Frischlin  {Ruth  2, 2)  deutsche  dicht. 

100  Strausz; 
er  kam  zurück  und  forderte 
die  zehn  bestellten  knechte, 
damit  er  nunmehr  den  gewinn 
von  iedem  wissen  möchte. 

JOH.  Chr.  GÜNi'HER  {am  feste  des  h.  Ludovici) 
ged:^  82; 

die  confirmation,  fasten,  der  priester  weihe,  dertempel  und 
glocken  teüffen,  werden  allein  ausz  begirde  des  gewinns, 
dem  bapst  und  biscboff  vorbehalten.  S.  Frank  chronica  2. 
157'';  aber  bald  hernach,  wie  man  den  gülden  pfenning 
(als  er  auch  der  mainung  ist)  erfunden  hat,  ist  die 
menschen  ein  solche  begird  des  gewinns  ankommen,  das 
sie  sich  inn  alle  gefärligkeit,  oder  (also  zureden)  gewagt 
spil,  ergeben  haben,  nun  das  sie  vil  kauffmanns  wahre 
füretend.  Tat.  Alpinus  übers,  des  Polyd.  Verg.  (3,16)  78"; 
als  die  frag  vorfiele,  weil  fast  alles  dem  menschen  mit 
der  zeit  erleide,  welches  dings  er  dann  nimmer  mud 
würde?  antwortet  er:  lucri:  des  gewins.  Zinkgräf 
deutsche  apophthegm.  1,252;  vgl.  G.  WESEfiiOK  böse  spiel- 
sieben 127 ;  so  wenig  werth  hat  sie  {die  Karthagische  re- 
publik) für  die  geschichte  der  menschheit,  da  in  ihr 
wenige  familien  der  stadt,  barbarische,  reiche  kaufleute, 
durch  miethvölker  um  das  monopolium  ihres  gewinns 
stritten  und  sich  die  beherrschung  aller  länder  an- 
maaszten,  die  diesem  gewinn  dienen  konnten.  Herder 
ideen  (12, 4)  3,  107. 

3))  dem  Substantiv  sind  genetive  oder   ähnliche  bestim- 
mungen  untergeordnet: 

dasz  ich  auch  ewre  lehr  und  ehr  nicht  gab  dahin, 
ftir  einiger  geilheit,  golds  oder  gelts  gewihn, 
80  weisz  ich  dasz  ir  mich  in  allem  gern  gewehret. 
Georg  Ruu.  Weckherlin  {auf  Amalia  Elisa- 
beth V.  Hessen)  ged.  2,  312  Fischer; 

der  trunk  hatte,  schien  es,  sein  gedächtnisz  gestärkt, 
das  ihm  anfangs  versagte,  als  es  sich  um  den  gewinn 
von  zwei  ducati  handelte.  Karl  Gutzkow^  der  zauberer 
von  Rom  {8,  9)  9,  288;  aber  um  unbeschäftigte  bände,  selbst 
ohne  geldgewinn,  nützlich  zu  beschäftigen,  dazu  ist  ge- 
wisz  die  aneignung  der  naturfonds  die  nützlichste  be- 
schWtigungsweise.    selbst  bei  geldverlust  bildet  sich  hier 


GEWINN  II  2,  b  {gelderwerb,  geldhetrag)      5900 

oftmals  ein  gütergewinn  dadurch,  dasz  hier  der  mensch 
sich  ein  gut  aneignet,  das  er  ausserdem  hätte  entboliren 
müssen.  Lotz  handb.  der  staatswirthschaftslehre  t,  206; 
aus  der  vögel  hohen  flügen 
soll  ich  Prophezeiung  lügen 
um  verhaszten  goldgewinn. 

Herm.  Lingg  {die  priesterin  der  L'^i"  in 
Rom)  ged.  1*,  24. 

4))  bei  den  präpo.s%tionalverbindungen ,  die  an  sich  die 
verbalkraft  des  Substantivs  zäher  festhalten,  zeigen  .sich 
doch  überall  die  Übergänge  zum  collectivbegriff  und  zur 
Sachbedeutung.  100  es  ayiging,  ivurden  die  gruppen  gesondert ; 
in  ziveifelhaften  fällen  und  manchmal  auch  atis gründen  eines 
anderen  Zusammenhanges  wurde  darauf  verzieht  geleistet. 

a))  die  verbindttugen  in  gewinn,  mit  gewinn,  ohne  gewinn. 

«))  die  erste  Verbindung  wahrt  die  verbalkraft :  wo  er  (der 
handel)  aber  am  höchsten  steht,  musz  der  bürger  in  seinem 
gewinn  am  mäszigsten  sein;  indem,  wenn  alle  genug  haben 
wollen,  niemand  weder  zu  viel  noch  zu  wenig  haben 
kann.  Hamann  {beilage  zu  Dangeuil)  l,  17  Roth. 

ß))  bei  mit  gewinn  ist  die  entscheidung  strittig:  auf 
das  nomen  actionis  deuten: 

sunst  so  wir  tütsch  büchlin  schreiben, 
die  trucker  das  mit  gewin  vertreiben 
und  füllen  ire  seckel  damit. 

Murner  vom  groszen  Luth.  narren  v.  1270  Kurz; 

erhandle  nicht  leicht  eine  wahr,  sie  seie  dann  entweder 
schandwolfeil  oder  du  wissest  sie  wieder  eigentlich  in  bälde 
mit  gewinn  an  mann  zubringen.  Grimmelshausen  vneder 
erstandener   Simplicissimus    (3,  2:    rathstübel   Plutonis  2) 

3, 127 ;  und  gärten  oder  schöne  häuser  mit  gewinn 

zu  kaufen  war  mir  keiner  gleich. 

Wi  el.'Vnd  Horazens  satiren  2, 78  (hortos  egregiasque 
domos  mercarier  unus  cum  lucro  noram  2,  3,  25) ; 

so  ist  er  auch  denn  wie  die  andern  alle: 
ein  sklav  des  nutzens ;  nur  der  neigung  herr, 
um  etwa  mit  gewinn  sie  zu  verhandeln. 

Grillparzer  {Libussa  2)  7*,  162. 

dasz  ein  handel  ...  d.  h.  ein  regelmäsziger,  beruflich 
organisierter  Wareneinkauf  zum  zwecke  des  Wieder- 
verkaufs mit  gewinn  sich  bei  den  naturvölkern  nirgends 
nachweisen  läszt.  K.  Bücher  entstehung  der  Volkswirt- 
schaft^ 60.  die  Sachbedeutung  ist  durch  das  verbum  oder 
durch  ein  attribtit  nahe  gelegt:  foeneratum  beneficium,  ein 
gütthät  mit  nutz  und  wacher  oder  gwün  widergolten. 
Cholinus-Frisius  (1541)  377»;  anders  Frisius  (1556)  575"; 
lucrifacio  ..  ich  überkomme  mit  gewinn.  Dasypodius  Ss"; 
ebenso  Serranus  03'';  wann  sie  der  waar  mit  dem  ge- 
ringsten gewinn  könten  abkommen.  Zinkgräf  deut.tche 
apophthegm.  3, 315 ,  ebenso  (mit  dreifachem  g.ewinn  ver- 
kaufen) 1, 43  u.  1,  47. 

/))  bei  on  gewinn  schlägt  das  nomen  actionis  vor: 

und  so  der  bock  ein  gärtner  wirt, 

die  jungen  bäum  er  selten  ziert : 

also  wer  weib  und  pferd  leicht  hin, 

ist  auch  ein  kauifmann  on  gewin. 

Schwarzenberg  vom  zutrinken  s.  34  ncudr. 

der  laufft  pald  zu  dem  peckhen  hin 
der  gibt  im  on  sondern  gewin. 
das  prot  recht  gwegen  in  dem  kauft' 
wie  doch  der  traid  hat  seinen  laulf. 

Georg  Rösch  v.  Geroldshauöen  tiroler  land- 
reim (1558)  371  Fischnaler; 

gratuitö,  güts  willens,  on  gwün,  umb  sunst.  Frisius 
dict.  (1556)  611''  (güts  willens,  selbs  willigklich,  vergäben, 
on  Ion.  Cholinus-Frisius  (1541)  396'');  umsonst,  ohne 
gewinn.  König  (1668)505'';  eine  waare  one  gewinn  ver- 
kaufen. Adelung  2,  662. 

b))  vom  gewinn. 

«))  nomen  actionis:  de  erste  van  den  dren  ist  borgerie 
unde  koplude  unde  alle  de  sik  erneren  mit  ummeslach 
unde  leuen  van  deme  ghewinne.  Eeinke  de  Vos  s.  4  Frien. 
das  gleiche  bei  Brandes  {jüngere  glosse)  s.  5;  vom  gewin 
leven,  de  lucro  vivere.  Henisch  1600;  ebenso  Steinbacii, 
Hederich;  die  handwercker  seind  zum  theil  verächtlich, 
und  zum  theil  von  schlechtem  gewinn.  Grimmelshausen 
wieder  erstandener  Simpl.  (3,  1  satyr.  pilgram  1,  4)  3,  17; 
vgl.  auch  unten  {attribiite). 

ß))  collectivbegriff  zehr  spärlich  vom  gewinn.  PETRiit.a., 
s.  sp.  .5890 ;  auch  die  lockerung  des  gefüges  in  der  eben  be- 
legten formet  kennzeichnet  den  Übergang:  von  seinem  ge- 
winn leben,  to  live  by  ones  winnings.    Hilpert  2,  l,  464". 


5901       GEWINN  II  2,  b  {geldenoerb.  geldhefrag) 

e))  vor  dem  (für  lUiUj  i{i*wirin:  vor  dem  gewinne  wcdi-r 
ruhen  noch  schlafen  können,  lucrum  prtrsuppoture  aopori 
et  quiefi.  Stkinhacii  ji,  IQW;  ebm»o  Hkiikhich  t.tIM; 

WM  ab«r  Noit  ich  dir  zum  anfebind«  kautlen, 

da  ii;b  ein  l'etrua  bin,  dem  |old  und  ailb«r  feblt? 

wer  von  «alat  und  obat  die  flnfer  mOde  x«blt, 

der  kan  vor  den  gewinn  rar  lniüht  cum  k<N!be  lanffen; 

die  kräutor  bringen  mir  rilcht  i-innii  hr||«f  «in. 

Jon.  CHH.   UOnTIIKH  (lulhinriuU'unM-h  eint$  fOAlM« 

an  feine  mutter)  i/c<i.i  lüM. 
(0)  KU  gewinn. 

n))  namen  artionia:  darvon  her  bei  den  Cipriem,  der 
brauch  HufTkonunon  waa  . . .  da«  ii  die  junckfrawen,  vor 
aulTKeKetxIor  hochr.oit,  hinauaz  an  daa  mecrea  geatatt 
Hchicktend,  zu  gewinn,  auff  daa  ai  ain  heirat  gAt  über- 
kjltncnd  (»»  quaeatttm).  Tat.  Ai.IMNUM  vtrdeuttek.  il. 
i'uli/dor.  Verg.  79*;  aber  einer  der  reich  gedenckt  zö 
worden,  lenzt  sich  nit  an  einem  wenigen  genAgen,  ton- 
dem  Htichci  und  Irnchtet  aulT  alle  hendel,  unnd  wo  ein 
solcher  alle  henHcl,  ia  allo  crea(iir«>n  zA  lieh  bringen, 
und  zum  gewinn  (^rhraiichen  niAchte,  ao  thet  era  gem. 
Jon.  .^(li^K:ol.A  sptichw.  im5'';  nleirh  wie  aber  gcitz,  un<i 
die  b«>Kiordo  zu  dem  gewinn,  bei  den  MchifTleulhcn  allzu 
grosz  ist.  Fh.  Caccia  Ubetmthat  d.  heil.  Antoniua  IM; 

wie?  wer  nach  rolde  (eist,  obgleich  kein  (old  beglDcket, 

brancht  alle  Htunden  zum  gewinn, 

und  l&ufl  nach  wucher  hin, 

wann  kaum  der  jung«  tag  aus  weiaaen  wölken  blicket. 

Uz  (rf/e  ti-imentehufl  tu  lehtn)  93  Snuer  ; 

qme»Hn  »ervio,  zum  gewinn  helfen,  tiui  nfde  rif  i>JMfurt. 

üAHTiiKöNiaeM*; 

mein  vater  scharrte  thaten  oor, 

nicht  louisd'or  zusammen; 

sein  weib  war  mild  wie  die  natur, 

und  raach  wie  feuerflammcn 

cum  geben,  lanirsam  zum  gewinn : 

wohl  mir,  dosz  ich  nicht  reicher  bin ; 

GoKCKiNOK  lieder  sueUr  liebendem^  M. 

fl))  collevtirbHgriff  und  sachbedeutung :  so  hat  er  auch 
zu  gewinne  was  er  es  nohcr  kouft.  Str<utzb%trgtr  Ordnung 
von  MhS  Brncker  !M;  so  soll  er  an  ainem  pfund  nehmen 
ein  Pfenning  zu  gewin.  und  soll  geben  des  schefTen 
kcsz  ein  pfund  fUr  8  ^  ...  so  sollen  sie  einen  pfennig 
an  einer  metzen  zu  gewinn  nehmen,  marktordnung  v. 
Wertheim  {16. jahrk.)  41  Sehroeder; 

den  riomen  zieh,  den  sackel  aufM'hnOrt, 

neun/.ohen  douhlonen  fUr  die  hosen  muszt  du  lohnen, 

dem  .si-hmiodvknucht  eine  zochin, 

fUr  ütiofel  und  siiom  ucht  ncbefTel  gut  kom, 

der  magd  eine  junpe  zu  irewinn. 

die  »ehmitde  (de*  knaben  wunderhom  1,  461); 

vorsichtifT  häuft  er  kom  auf  ferne  theurunir  hin, 
und  allsremeinn  noth  macht  er  sich  zum  gewinn. 

Hai.i.eh  {der  mann  nach  der  weit  li^)  107  JUnel. 

e))  nach  gevrinn  führt  unmerklich  mr sachbedeutung  über : 

x&  dem  marckt  lulzel  jemandt  nt, 
dem  sein  «inno  nach  gewinne  stat. 

Ac.RicoLA  »prichuf.  *.  848  (au»  FrHdank); 

do  or  sie  auch  uszscndt  zA  predigen,  sprach  er  nit  'ziecht 
hin,  söchent  reichtumb,  crwerbcnt  gAt,  stollent  nach 
gewinn.'  NettKartithana  .i.  llvTVV.S  4,654  Böcking;  dann 
die  Italiiiner  sieht  man  zA  allen  zcitcn  h&8.<<ig,  karg  und 
gcitzig  sein,  vil  begeren,  nach  gewinn  stellen,  bctriegen. 
glauben  brechen,  (quaerere)  HtnKN  4,  287  {die  an 
achauenden) ; 

Grimbart  sprack:  id  is  eine  ere. 
ein  islirk  mach  sick  vrouwon  Rcre, 
do  kindor  beft  na  sinenio  sinne, 
de  SMS  mede  sint  na  (rhowinne. 

Keinke  de  Vo»  3S6U  /'r/cn  (diel  bald  nach  dem  er- 

wert>e  streben.   GonsiUBD  (>,  5)  n.  78  Biettng; 

und  die  zum  gewerbe  bald  sich  gewOhnen. 

GÖTIIK  (7)); 

hir  mit  ghinck  he  wech  na  sinem  gbewin. 

Keinke  de  Vo»  1113  Prien  (und  damit  sricng  er  »eine 

strasze.  GorrsriiKK  1,  18*.  24  Biflint);  und  riltc 

nach  seinem  gewerbe.    Gütmb  (3)).    f;ait:  tihn- 

lieh  «171 ; 

lueri  turpi»  etipidu»,  der  unehrlichem  gewinn  nachgehet. 
GAHTH-Krmin  480*.  lueri  stttdioaum  esse,  nach  gewinn 
streben.  429^; 

hier  sprechen  edle  m&nner,  nach  gesetzen, 

und  kriogor  l.-iuschen  auf  gcmess'nes  wort. 

hier  liehen  heilig  einsame  zum  himmel ; 

beacb&tligt  strebt  die  menge  nach  gewinn. 

GöTHB  (nat.  tochUr  5,  6)  9,  370; 


GEWINN  II  t.  b  igeUerwerh.  geldbetrag)      59(»2 

ein  kanfmann  bin  ich  auch  —  ich  itelbat  Ma  OMiiie  waara; 
doch  schenk'  i<:b  nicht  davon,  ich  tracbia  nadi  gewinn, 
wer  bam  am  berzaa  tanaciit,  dem  folg'  ich  bis  zur  bahr« : 
4a  baat  dan  pr*is  bwahW,  —  «o  nimm  mich  bin. 

OanxfAa/BK  U»'  '*»'*  J^fV»  kanj' 
uamm)  »».  40. 

/))  ftuf.  ffir  gewinn. 

a))  nomen  aetiomig:  foll  dann  «in  iader  iclas  gefallMM 
•uf  gewin  reuten,  ao  volget  entliehen  danuig,  dä«B  toder 
reuter  und  fueazkneebt  dan'on  lauft,  stehet  daa  hör  ier 
und  daa  geaehOtz  bloaz  .  . .  daa  zu  verbieten .  were  sein 
rat,  nlamant  auf  gewin  xieban  xue  Uaacn.  tehreiber  da 
tntelum$m  Q.  v.  Wai.hbowo  ».  Bmtmmmm  a.  Mk;  derfaitilt« 
beflelaaiffat  sich  mehr  auf  fewfn,  d«ui  «off  ehr.  Hbmisch 
1001  [vgl.  daaur  sich  des  gewinnas  bafldaaif  a,  fiiaiitiif 
inaarvire.  Stkinuacii  t,  lOff);  aarrirt  quamiui,  aUaa  «äff 
gewin  riohten.  Sciiönnlkuer  V5*;  ebanao  Dkntxlbii  W^', 
die  wort  im  psalter  gesehriben  'den  weg  der  wariidt 
bab  ich  erkoren.'  . . .  kan  aber  keiner  warlieli  safM  dar 
well  liehe  g  Alter  begert ,  oder  bAndel  uff  gewiaa«  traibt 
Stu  Karathana,  a.  HUTTK!«  4,  SM  Böekimg; 


aa  wimmelte  der  berg  von  bandert  taaaand 
die  kritmer  woltan  sieb  dar  iMaae  aicht  eoti 
um,  weil  Mareorina  daa  Jabr»flMfckt  aaaasediriaB. 
auf  kttninifen  gewinn  die  bodea  anfiamallaieaa. 

Jon.  Ch«.  OOirma  (s«  Jak.  Ckrüt.  BrmeaUa  daOar- 
wfird«)  gad.  a.  MM. 

auffallend  iat  m»  aUekar  vanaandung  dia  präf.  Ar,  äia 
meiat  nur  bei  Marimfumfm  üblieh  tat  (doek  vgl.  ap.  Wn): 
alle  seine  {daa  haufmamna)  krftfte  sind  nur  fOr  fewinn  wie 
beim  scbachcrjuden.  und  sonst  für  nicbta.  F.  L.  Jaur 
{dautaehaa  volkatum)  1, 187  EuUr. 

ß))  aaehbedeutung  iat  dem  engeren  begriff'  daa  zinsertragea 
et^n,  dar  gema  an  diutr  formal  haftet  -. 

■adl  dem  der  arm  atelici  waniiaaa, 

wie  or  das  gelt  mOcbt  lafHl  an, 

daa  er  nicht  drarob  kom  aad  «hIm, 

sQnder  auf  gwin 

mocbt  leiben  hin. 

oa  bin  und  her  pewag. 

H.  SAriiM  (der  reiche  mit  dem  arwun  »tkmh- 
ßteker)  /ab.  n.  aekw.  6,  880  Ooetse  n.  DreaeMer; 

gibt  auff  wAcher  und  gwün  hin.  CiiOLiNts-FKisiOSITT*; 
{Mur  Verbindung  wucher  und  gewinn  a.  ap.  0806/6)  'oenero . . . 
wAcbern,  wAcher  treiben,  auff  wAcber  geben,  auff  wAcber 
und  gwUn  aus/üben.  Fkisil'«  diet.  (i&&6)575*;  foenero.  ich 
gib  mit  wucher,  ich  leihe  auff  gewinn.  ÜA8Yt*«>uiL'8  N  f; 
wAchera,  mit  oder  auff  wAcher  hingeben,  auff  gewinn 
leihen.  SF.itnANts  17*;  wie  werden  die  jAngere  kauffleute 
die  kaufTmannüchaft  Abcn,  wie  werden  die  bandwcrrks- 
leute  und  eure  bauren  biszweilen  ihre  sachcn  fortbringen, 
wann  sie  nicht  auff  gewinn  geld  aoffhebmen.  Schuppios 
achriften  806  {kunat  reich  tu  toarden). 

Y))  auch  die  Uekerung  der  fügung  durch  den  autritt 
von  proHominibua  und  attributen ,  die  alt  merkmat  der 
«aehbetteutung  anzusprechen  int.  läa:t  sich  hier  vid  belegen: 
wir  TcrkaufTcn  tauff,  absolulion,  begrebtnOai,  bciimth. 
i  kurtz.  alle  unser  handlung  ist  geriebt  uff  b6«en  gewinn. 
KliKHi.lN  V.  GOnziiüko  (aieben  .  .  .  pfaffen  Umgen)  8.« 
Endera;  klug  auf  seinen  gewinn  sein,  ad  ataam  qiur»tum 
callere  et  ralum  etuere  {eaae).  calUdum  aaaa.  HSDBHICH 
1, 14M;  da  that  der  Jude  einen  lauten  acbrei.  nahm  daa 
geld  und  sagte:  'au  weih,  ich  bab's  gewonnen!'  an  dicaea 
Juden  soll  jeder  denken,  wenn  er  versucht  wird,  mehr 
auf  einen  gewinn  zu  wagen,  als  derselbe  wert  ist.  Hebbl 
[aehattkiiatlein  48:  achlechter  ^icinn)  8,84  Behacket;  Uer 
mündet  in  neuerer  un^ormung  attek  dia  alte  Verbindung 
gewinn  und  vertust  {»p.  5879/.)  ein:  auf  gemeinschaftlichen 
gewinn  und  vertust,  so  dass  so  wohl  der  gewinn,  als 
auch  der  vertust  unter  alle  theilnehmer  gleich  vertbcilet 
wenien.   Auelunu  8, 88>:  ganz  ähnltek  (Iampb  1, 88**. 

g))  m4innigftUiig  aind  kiar  die  präpoaiiional rerbindmmgen, 
dia  von  der  voratellung  dea  sieta  und  twecka  na  einem 
cauaalverkältnia  trriter  führen:  um  gewinn,  um  gevinns 
willen,  gcwinnes  wegen,  halber,  gewmnes  fleisz  {andere: 
wurden  wir ...  um  den  sechsten  gewinn  vertauft.  Grim- 
MKt.siiAisRN  Simpl.  a.  514  Kbgd): 


der  nnschnld  um  gewinn  efai  iastar  an  su  l&gen. 
und  dur\ii  gedungnes  lob  die  aadiwclt  zn  betrügen. 
Jon.  Chr.  GCirrHRK  {em/dHOaltwert-n.  Uormtgtaeke 
kockieif)  gäd.  4M; 


5903         GEWINN  II  2,  b  (f/eschäftsvo^-theil) 

auff  oder  umb  den  gewin,  quaestus  lucri  causa.  Schöns- 
LKOER  V 5'' (tmfe»*  gewinn);  vocem  venalem  hahete,  umb 
den  gewin  sehwetzen,  ebenda:  um  den  gewinn  schwetzen, 
vocem  venalem  habere.  Aler  1,937»;  vgl.:  Lingua  est  in 
quKstu,  er  redt  umm  gewinns  willen.  Dentzler  m>^; 
ob  du  umb  gewinsz  willen  bist  meineidig  worddn. 
Geiler  v.  Keisersbeho  {dreieckecht  spiegel)  siben  tracfat 
Eei»;  sie  {die  ärzte)  verbieten  im  {dem  kaufmann)  die 
(föUerei)  wol,  aber  sie  übersehen  jm  doch  ettwas, 
unnd  lassens  hingehen,  dann  wan  er  nit  also  lebt, 
müsten  sie  hunger  leiden,  und  leichtlich  sehen  sie 
im  durch  die  finger,  umb  gewinnes  willen.  Hütten 
{febris  secunda)  4, 136;  ebenso  4, 130;  captare  aliquem  emolu- 
iiiento  aliquo,  einen  umb  etwas  nutzes  willen  an  sich 
ziehen,  oder  umb  etwas  gwüns  willen  eim  augendienen. 
Frisius  dict.  (1556)  187*  (eim  augendienen,  und  sein 
gunst  suchen  auff  etwas  nutzes.  Gholinus-Frisius  138*); 
umb  gwüns  willen  ander  leuten  übel  reden.  108*;  genau 
so  Maaler  201'',  vgl.  auch  180»  (umb  gewünns  willen 
eerenleuten  schandtlich  und  lasterlich  zureden);  die 
kauffleute  handien  nicht  ausz  geitz,  oder  um  gewins 
willen.  Grimmelshausen  Simpl.  426  neudr.;  man  leihe 
und  borge  einander  aus  christlicher  liebe  und  gar  nicht 
um  gewinns  willen,  wieder  erstand.  Simpl.  (3,  5  verkehrte 
trelt  11)  3,  239;  facere  aliquid  sui  qucesttis  aut  comtnodi 
causa,  etwas  umb  seines  gewins  oder  nutzs  willen  thun. 
Faber  668*;  um  gewinns  willen  sich  auf  b6se  dinge  legen, 
qucBstUfS  gratia  animum,  ad  inalas  arfes  adducere.  Stein- 
bach 2,  1029;  ebenso  Hederich  1,  1424;  um  gewinnes 
willen,  par  interet.  Schwan  i,  745'';  um  des  gewinnes 
willen, /or  the  sake  of  interest,  gain  or  lucre.  Hilpert  ii,  l 
s.  464'' ;  nicht  gebewe,  . . .  nicht  gelt . .  .  nicht  kauffmann- 
schafft,  nicht  das  gantze  meer,  von  gewinnes  wegen 
umbgeschiffet ,  auch  zuletzt  nicht  die  grosse  anzal  der 
burger  . . .  sonder  allein  .  .  .  tugent  ziert  unnd  adelt.  Ver- 
deutschung der  trostbücher  des  Petrarca  114;  ars  quaestu- 
aria,  ein  kunst  von  gewinn  wegen  erdacht.  Dasypodius 
Ee  7^ ;  compendii  sui  causa,  von  seines  gewins  wegen. 
Schönsleder  Vs'';  eJenso  Aler  l,  937*;  das  vollsauffen 
und  alle  unzucht  wegen  desz  gewinns  gestatten.  Aegidius 
Albertinus  landtstörtzer  Ousman  (48)  423;  sie  ist  allein 
nit  des  gewins  halb  frölich.  aber  auch  deshalb  das  die 
gab  von  dir  kumpt.  darumb  hat  sie  dich  über  dann  die 
gab.  Straszhurger  übers,  d.  Terenz  {Eunuch  6.  scene)  48*; 
gewinns  halber  thut  man  viel,  multi  id  faciunt,  ut 
lucri  plurimum  facianf.  Calyisius  700*;  lucri  causa  ali- 
quid facere,  etwas  gewinns  halber  thun,  tiouIv  n  ini 
TW  xeqSki.  Garth -König  429'';  etwas  seines  gewinnes 
halben  thun,  facere  aliquid  sui  quce-stus  et  commodi  causa. 
Steinbach  2, 1029;  ebenso  Hederich  1, 1424;  alles  nur  ge- 
winns halber  thun,  omnia  metiri  emolumentis  et  commodls. 
Stein  BACH  2,  1029 ;  ebenso  Hederich  1,  1424;  gewinns- 
halbcr,  for  proffit's  sake.  teutschengl.  lex.  2  (1716),  773. 
drumb,  do  ichs  vor  gelassen  hab, 
ulT  setzen  sie  uns  vastenspeisz, 
das  thünd  sie  nur  gewinnes  fleisz. 

Hütten  (dag  und  vormanuvg  599)  3,  459  Böcking. 

ß)  wo  die  Sachbedeutung  in  der  engeren  richtung  auf 
den  geschäftsverkehr  sicher  gestellt  ist,  lassen  sich  anderer- 
seits bedeutungsabstufomgen  sondern,  dem  allgemeinen 
wnfasse7iden  begriff  geldvortheil,  geschäftsvortheil  stehen 
engere  fassungen  gegenüber,  tmter  denen  die  parallele  ge- 
winn, zins  schon  oben  mehrfach  gestreift  ist.  daneben 
mtisz  auch  dem  begriffe  des  Überschusses  beachtung  ge- 
schenkt werden,  der  im  rahmen  der  kaufmännischen  spräche' 
sich  iceiter  verengt: 

1))  der  weitere  begriff:  gewinn,  was  ein  geschäftsmann 
erwirbt: 

«))  du  hantwercksman  mfisst  mit  mir  dran ! 

drumb  lass  all  din  werehzüg  stan, 
damit  du  ernert,  hast  wib  und  kind, 
din  ewin  verschwindt  glich  wie  der. wind! 

N1COLAU.S  Manuel  (todtentanz  19)  15  Bächtold; 
kein  gut,  kein  kauü'manns-schiff  erwirbt  so  viel  gewinn 
als  dir  ietzt  der  besitz  der  schönen  Dietrichin. 

Jon.  Chr.  Günther  (ow/  die  IHetrich-Ropperisc/ie 
heimführung)  ged.-  786 ; 
steht  nun  verliebter  geitz  den  reinen  seelcn  an, 
so  wuchre  nacht  und  tag  mitspielen,  schertz  und  küssen; 
aem  kum  wird  den  gewmn  in  ein  gewölbe  schliessen, 
worein  kein  loser  dich  zum  raube  etcigcn  kan,    537  • 


GEWINN  II  2,  b  (Zinsertrag) 


5904 


der  gewinn,  der  mir  aus  so  mancherlei  handthierungen 
zugieng,  that  mir  so  sanfft,  dasz  ich  dessen  je  länger  je 
mehr  begehrte.  Grimmelshausen  Simpl.  schriften  (Courage 
cap.  18)  3,  261  Keller; 

niemals  tadl'  ich  den  mann,  der  immer,  thätig  und  rastlos 
umgetrieben,  das  meer  und  alle  straszen  der  erde 
kühn  und  emsig  befdhrt  und  sich  des  gewinnes  erfreuet, 
welcher  sich  reichlich  um  ihn  und  um  die  seinen  herum  häuft. 
GÖTHE  {Herrn,  n.  Doroth.:  Polyhyvinia)  40,278; 

da  brach  mit  sturmes  schnelle 
hervor  dein  starker  sinn, 
nun  maasz  mit  and'rer  eile 
der  kaufmann  den  gewinn, 
nun  lieben  die  Studenten 
erst  recht  die  Wissenschaft, 
und  alle  herzen  brennten 
in  einer  gluth  und  kraft. 
Max  V.  ScHENKENDORF(d«e  deaUch.  siädte)  257; 

es  ist  ein  engelländisch  handelsschiif, 

den  neuen  weg  hat  es  zu  uns  gefunden, 

was  doch  der  mensch  nicht  wagt  für  den  gewinn ! 

Schiller  {Demetrius  2, 1)  15,  2  s.  488; 

weil  aber  die  weit  das  nützliche  zur  höchsten  Instanz 
macht,  so  wähle  ich  einen  gegenständ,  den  die  weit  auch 
für  nützlich  hält,  meiner  kraft  ist  es  eins,  oder  soll  es 
eins  sein,  —  also  entscheidet  der  gewinn.  Schiller 
briefe  2,  7 ; 

b))  erweitert  tmd  verallgemeinert  loird  so  das  suh.stantiv 
überhaupt  für  geld  und  geldeswert  gebraucht,  vgl.  auch 
sp.  5898 :  der  klager  sol  nit  liegen,  betriegen  . .  .  den  richter 
nicht  kauffen  .  .  .  wann  alsz  denn  ist  der  gewine  im  peutel, 
unnd  der  schade  mit  der  seel.  Albreght  v.  Eyb  spiegel 
der  Sitten  (l51l)  104; 

war'  auch  am  ende  nichts  darin, 
{denkt  er)  trag'  ich's  zum  gieszer  hin, 
so  wird  mir  doch  so  viel  gewinn 
auf  sieben  tage  brot  zu  kaufen. 

Wieland  {wintermärchen  1)  18  (1796),  222; 

dazu  vgl.:  die  könnten  beide  mit  allem  recht  das  be- 
rühmte motto  Vespasians  in  .  . .  ihr  petschaft  schneiden 
lassen:  der  gewinn  stinkt  nicht  darnach.  Klinger  {be- 
tracht.  u.  gedanken  1,  65)  11,  59. 

2))  engere  aus  dem  geschäftsverkehr  sich  ergebende  be- 
griffe. 

ö))  für  die  mehrfach  berührte  gleichung  gewinn,  zins  ist 
der  ausgangspunkt  wol  im  kaufmännischen  begriffe  des  Sub- 
stantivs zu  stielten,  ihre  Verallgemeinerung  zu  der  loeiteren 
Vorstellung  eines  ertrages  im  ralimen  des  landwirtschaftlichen 
betriebs  und  ähnlicher  betriebsformen  ist  oben  (sp.  5897. 
5894^^'.)  dargelegt,  vgl.:  ein  schlosz  in  die  lufft  bawen,  das 
ist,  wann  man  gut  eigen  anschleg  hat  die  nit  faulen, 
und  schon  den  gwin ,  die  woll ,  federn ,  und  die  eier 
rechnet,  die  die  lemmer,  gensz  und  hünlin,  so  disz  jar 
erst  sollen  fallen  und  auszschlieffen,  bringen  sollen,  was 
man  mit  thün  wolle,  als  hab  maus  schon  gewisz  im 
seckel,  da  noch  drauff  stehet,  man  krieg  keinen  heller 
davon,  ja  verleurt  das  hauptgut  zu  dem  gewin.  Franck 
sprichw.  1  (l54l),  147*';  dann  der  järlich  gwin  des  plei- 
bergkwercks,  so  er  mitt  den  fruchten  eines  besten  und 
fättisten  felds  vergleichen  wirt,  ist  allezeit  wo  nicht  drei- 
fältig, doch  zum  wenigsten  zweifach  grösser  und  besseren. 
Geoi^g  Ag RICO  LA  vom  bergicerk  (i)  deutsch  v.  BechiusS; 

allein  die  stolcze  pewerine, 

die  het  kain  kes  gar  üeberal 

und  het  auf  ostern  kain  fladen  zu  essen : 

hin  war  ir  hauptgiiet  sampt  dem  gewine. 

die  pewrin  spoten  ir  zw  mal, 

das  sie  ir  fladen  kes  vor  hin  het  fressen. 

H.  Sachs  {die  bäuerin  frasz  alle  tage  einen  käse) 
5, 132  Goetze  u.  Drescher; 

auf  den  geldverkehr  als  solchen  toeisen  hier  schon:  es  si 
schulde,  gelihen  gelt,  gewinne,  geworbe  oder  in  zinnsen. 
Straszburger  zttnft  . .  .  Ordnung  von  1401-  bei  Brucker  447 ; 
einer  leihet  dem  andern  25  fl.  zwei  jar,  umb  gwin  und 
gwins  gwin.  wan  nu  die  2  jar  auss  sind,  gibt  er  im  wider 
49  fl.  ist  haubtgut,  gwin  und  gwins  gwin  alles  bei  einander, 
ist  die  frag  wie  vil  die  25  fl.  das  erste  jar  gewuchert  haben. 
Mich.  Stifel  die  coss  Christoffs  Rudolffs  (1553)  389''; 

mein  kremerei  ist  unwert  und  gilt  wenig, 
gar  spiczig  ist  der  pfenig. 
die  ha&pt  süm  und  der  gwin 
gel  mit  der  zcrftng  hin.' 

H.  Sachs  {die  Jüvjzen  oi-denslcwi)  3,  65  Qoetze 
M.  Drescher; 


59()5      OKVVINN  II  2.  b  (gehchuftȟber$ehuaz) 


ein  vprichwort:  w»' 
verlewüt  hawpt  ;-' 
{die  ijeioriii  - 
ebetuo  21.  :i^i 


i<it, 
und  Ifl  knmtn)  4, 117; 


(umf  «0  noch  häujiy  im  übertragetun  rinn»  ».  «ntor  e): 
sein  rechenbflcher  hfiron  leven ,  und  jin  l«M«n  >«in 
gewinn  iinnd  wucher  rechnen.  Hh'itkn  (Vaditeut)  k,\M\ 

raufen  docb  fUnilen  und  b«rm  an, 
duz  «ie  un  j«t/o  kuulTleut  warn, 
o  neniiiien  niu  diüi  tcwinn  nicht  fern 
und  hiultun  wucli^r  fUr  «in  »chand. 

J.  AYHKii  (iltr  faltrh  ni-tartu»)  h.WtO  KHUr; 

d»sK  euch  euer  auHgelegt  ge\d  . .  .  ticgea  meinar  anver 
iiehrten  uuühttndiijung  mit  lo.  fächern  wuoher  u.  gewinn 
soll  wieder  gegeben  werden.  UiilMMKUiilAUSKN  meder 
eratanäener  Simplieünmu»  (t,  4:  DittwUä  w.  Awtdinä«  S, ») 
3  (t7Ja).  aa?. 

b))  in  manchen  dienrr  bcUgti  mutdU«  nek  tugUith  nn  »Atn- 
begriff  geltend,  der  de»  übertehuMt».  «tM  d*m  rmmtm  getd- 
verkehr  erwachtiene  voratellung:  in  dem  Jar  (law)  waa  ein 
burger,  .hiesz  Tufel,  der  koulTt  von  dem  probat  se  taut 
Aihnn  lou  vierntzal  roggen,  ie  die  viemtzal  umb  6i.ee 
dus  JHr  tiH/kttni,  do  galt  ie  ein  vierntzal  8  Ib.  mit  dem  ge- 
win buwt  er  die  capollen  aant  Oszwalt  bi  sant  Loonhardt. 
busler  Chroniken  5, 17;  das  kriegen  on  not,  aei  mit  einem 
gülden  humen  flachen,  welcher  so  er  verloren  würde,  ao 
kündte  jn  die  fischerei  nicht  bezalen,  fienge  er  aber  etwas, 
80  ubcrirefre  die  koste  doch  den  gewin  allzuweit  Luthkr 
{der  SS.  pmltn  ausgelegt  1600  ab»ehn.  >)  fi,  164*  Jena ;  man 
mu8z  allea  von  den  vorkeuffem  und  amptknechten  aulTs 
aller  thewrest  nemen,  welchen  nichts  feil  ist,  es  bringe 
denn  dopffel  gewin  und  ubernutz.  Luuw.  Mii.iciiiuk 
ac/trapteufel  S  i^ ;  und  nach  abzug  des  aufwandes  ,  und 
deren  abgaben  oder  lastor  {tcird)  nachdem  davon  zu  er- 
wartenden gewinn,  der  werth  des  ackcrbaues  oder  des 
Waldes,  ingleiohen  der  gebäude,  absonderlich  bestimmt. 
ClIOMKI.  1,468. 

c))  hitrauf  im  besonderen  baut  sich  der  kax^fmänniache 
lt*9^iff  des  gewinn»  auf:  der  Ubcrschusz  des  gesamnit 
ertrag8  eines  geschäftes  über  die  aufgewendeten  kosten ; 
item  mainen,  (das)  ainer  der  isen  vail  hat,  an  ainer 
schinen  isen,  die  er  dings  git,  ö  oder  6  den,  gewins  nemen 
sol  und  darüber  nit.  Übeiiinger  verordn.  von  1461,  s.  isch. 
geach.  Oberrh.  18,  30 ;  den  gleichen  begriff  kennzeichnen  auch 
die  oben  (»p.  5901) /tir  zu  gewinn  nehmen  angeführten  belege, 
rt/l.  auch  die  Stellung  von  gewinn  innerhalb  der  begriffs 
brstiminung  von  interesse  bei  Simon  Rot  (*.  o.);  kaufTleute, 
so  /u  liandeln  gewohnet,  sind  nicht  allein  der  anforderung 
des  interesse  wegen  eines  augenscheinlichen  Schadens. 
Hunderii  auch  wegen  ermangelnden  gewinns,  zu  recht 
befugt.  ClIOMKI. -i,  1061;  alle  diese,  und  noch  viel  andere 
betrachtungen  mehr,  geben  hernach  ziel  und  maasz,  wie 
viel  oder  wenig  gewinn  ein  kaufTmann  über  die  einkaulTs- 
kostcn  und  seine  gethane  spescn  auf  die  waaren  schlagen 
könne.  1060:  er  verliert  dabei  immer  ...  weiter  nichts, 
als  die  entbehrung  eines  erwarteten,  ihm  von  der  Vor- 
sehung beschiedenen  gewinnes.  Lutz  handb.  der  Staats- 
wirtschajtsle/ire  H.ioo;  der  ersetzende  schaden  umfasst 
auch  den  entgangenen  gewinn,  als  entgangen  gilt  der 
f,e\vinn.  welcher  nach  dem  gewöhnlichen  laufe  der  dinge 
.  . .  erwartet  werden  konnte.  </.  biirg.  gesetsb.  %ünim  reichs- 
gesttzbl.  (i89ti)  2S8;  bei  diesem  band  werke  ist  nicht  viel 
gewinn  zu  hoffen.  Adkluno;  es  ist  dabei  an  keinen  ge- 
winn zu  denken.  Campr;  aber  ein  postbcamter,  der  nicht 
auf  der  höhe  stellt,  von  wo  ihm  ein  staatliches  urtheil 
geziemt,  der  wird  alles  andere  wie  fcindes  land  betrachten, 
was  nicht  postalischen  Interessen  dient,  und  er  wird 
jeden  gewinn,  auch  selbst  mit  schaden  für  die  anderen 
departements ,  mit  gutem  gewissen  nach  haus  tragen. 
Bi.sMAHUK  int  reichstag  des  nordd.  bundes.  16.  4.  1889. 

;-)  ai4s  der  sachbedeutung  eines  gesc/iäftsvortheil^  er- 
icäehst  nun  eitte  stattliche  reihe  fester  Verbindungen,  di* 
tnelfadt  in  dein  vorstellungskreise  verbleiben,  mannig/'urk 
jedoch  auch  übertragene  bedeutung  annehmen  (.«.  II,  .'»\ 

l))  für  die    Verbindung    mit  Substantiven  ist  vor  allem 

a))  die  2usammenstell ung  mit  sgnongmen  betiwrkrnstrert. 
unter  denen  die  oben  atts  icörterbiichern  belegten  pandlelen 
breiten  räum  einnehmen. 

><))  die  ntönschen,    di«t    in    fleischlichen    sUuden   ver- 


GRWlNiN  U  t.  b  (gewinn  und  nutzen)      5906 

aenckt  nit  wider  auff  aton  wAllen,  oder  irtsn  wucher 
unrechten  kaufriaantchatz .  und  gewinn  unaulThörlieh 
treibend,  oder  frAnibd  gut  mit  unrecht  Inhalten.  Gkiukr 
V.  KüiaKHNiiRRa  (demsektehi  tpieget)  siben  trtutai  Od  I*: 
unrechter  bfiaar  gewinn  und  wuelier  iat  dem  tebaden 
nicht  ungleich.  Jon.  MAmiKsif«  iSj^rwe*  (UM)  I.  M*; 
ein  erbarer  und  redlicher  gastgeb  . . .  verstattet  wegen 
den  felta  und  gewinn«  keine  rolUauffereien.  AeoiüiUH 
Albkrtinum  taiutt»t9Ha0r  Ouswutn  (4«)  40;  u.  m.  rgl.  muek 
die  belegt  auf  tp.  mm.  «MI:  nit  als  ietzund  die  biaehoir 
und  prelaten  in  irem  gebring  leben,  und  all  ding  off 
gewinn,  rrirhtumb  und  wolluat  aelzen,  daramb  sie  auch 
dea  geiatlichen  »land«  begeren.  aunat  wAllen  sie  da«  zu 
nicht»«     \Vi4  Kartthans  m.  Hütten  4,  MI  lUkkimg: 

wir  slod  nicht  lu  arnilim 

mit  rekhthumb  und  gtmina, 

und  gebn  nnib  gtldee  wUlaa 

001  X«  der  bMlen  Ua. 

Simon  Dach  lVorjakn4tedehm)  4«  OHmttitt 
seht  keiM  freaodacbaSl  an,  rarkaofft  daa  hrrtae  Blebt 
umb  gaben  und  gewinn,  spracht  kainrm  widcr  pliekt 
aeln  recbt  und  vortheil  ab.  disx  recht  ut  zu  verledMO. 
das  TOB  dem  rechte  wil  gewhin  ttai  wmAer  aeekiiB. 

TscHsaKiKo  d.  ged.  JtUHng  MC  (••  VeM  Mäht), 
aelig  ist  der  mensch,  der  von  keinem  armen  gnben  oder 
gewinn  in  aeiner  hand  hat.  pRflTAi.ozzi  LitmMmrdmmd 
Oertrttdil,%t»)l'.m. 

ß))  und  fftll  domas  beeehreiben,  deren  aie  etxttehe. 
biachöfliche  fUll,  etliche  bipatJieh  nennen,  umb  genien. 
und  gewinnea  willen.  Hi^-ttkm  (  IVu/i.m-u«)  4,  Ht  Blieki$t§: 
doch  trägt  airha  ofR  zu,  daaz  er  {iter  te%^e[)  mit  etlichen 
Sachen  bei  denen  aeinen  umb  eines  geringen  schtdlichni 
gewinns  oder  genieases  willen  gerad  eingehet.  CKiikh 
MAiKii)  instit.  metall.  ts;  der  JQngling  spricht:  der  mchr<-r 
theil  raach  sol  nicht  auff  das  bOas,  aondem  auff  nutz 
und  gewUn  gerichtet  sein.  Wktzsl  rata«  d.  töhmt  (h^gtre, 
deutseh,  103  neudr.;  ob  du  frAmde*  sehadeas,  ein  nnaeli 
williklich  und  mit  frAudcn  gesein  tritt,  auf  dg  da  gewin 
oder  nutz  davon  bettest  Gsiutn  v.  KsiaKRSBBHii  (c/rrt 
eckecht  Spiegel)  eiben  traetat  Se4*;  denn  je  kein  fahr, 
noch  kein  gewinn  oder  nutz  kan  so  grosz  sein,  als  j  ?nf 
fahr  iat,  wo  man  eich  lest  inn  ergemusz  füren.  LuTHan 
hauspostille  (evang.  am  tag  Michaelis)  f.  •6'':  und  dias 
ist,  damir  er  (Paulus)  allen  sinn  unnd  mött  gesetzt. 
allcnn  eigen  nutz  unnd  gewinn  Übergeben  hat  Am  Karst 
hatte  s.  Hütten  4,  6A7  BOeking;  um  ires  stinkenden  gewinns 
und  schantlichen  nutzes  willen.  «.  67(;  ein  gewinn  und 
nutz  der  mit  einem  hft.->en  namen  und  geschrei  znw<^e 
gebracht  wird,  ist  nicht  für  ein  gewinn  und  nutz,  sondern 
für  Verlust  und  schaden  zu  achten.  J.  Maii  hk.sius  ^Jj^raeA 
1,84*:  das  leben  bei  der  französischen  bott»chafl  gefil  mir 
nicht,  dann  ich  hatte  einen  schlechten  nutz  und  gewinn, 
aber  vil  mühe  unnd  gefahr  bei  jhm.  A.  Albkrtinuh 
landtstOrtxer  Qusman  (SO)  147;  ähnlich  (t.  theil)  MS  (nutz, 
gewinn,  noch  segen);  letzUichen  understond  ich  mieh einen 
erfundenen  guten  gang  unnd  ertz  zuuersetzen  unnd  ver 
zimmeren,  in  meinung.  sie  inn  kUnfTliger  zeit  zubawen  und 
meinen  eignen  nutz  unnd  gewinn  darbei  ansuchen.  i&S)  4&t. 
ähnlich  (16)  107.  vgl.  sp.  MtS; 

die  ander  ranss  ist  aoeh  bekaad 
und  wird  ai«  achwartze  ga 
mit  wu«t  bahengt.  und  aw 
die  nicht«  dann  nur  voaa  geüs  will 
darumb  aie  auch  b«i  tag  umI  aaeht 
nach  dem  ft<winn,  und  aalaaa  IraMt 
WuLFH.  SpAXoaHaiao 
IM  ilaritn': 


(•.«») 


mit  Versicherung,  dasz  sie  ohne  fluchen  und  lügen  weil 
mehrern  gewinn  und  nutzen  in  ihrer  handelsebam 
spUliren  werden.  Aiikaiiam  a.  S.  Cij^ha  etws  für  alle  Ider 
kat^/'mann)  i  (16M).  190;  die  gefritszige  scbaar  der  tisch 
freunde,  das  lustige  v5lkletn  der  lustigen  brfider.  die 
Spieler,  lungerer  und  alle,  die  von  dem  verlohmen  söhn 
nutz  und  gewinn  hatten,  sahen  sich  wohl  vor.  Uin  zu 
einiger  besonnenheit  kommen  zu  lassen.  MuaAus  ndks 
mtlrehen  {stumme  liebe)  4.  7 ;  vgl.  auch  die  UbeHrofumg  in 
warum  sie  (trüieal  u.  mderieertigkeiien)  uns  zugeschikt 
werden?  zu  unaetem  besten,  entweder  ans  zu  versuchen; 
oder  uns  za  verbessern:  and  ob  aie  uns  schon  selir 
widrig  fUrkommen;  su  sein  sie  doch  nutzbar  und  foll 
gewins.  Buiscmky  taihmoe  (M:  cretUi  u.  Verfolgung)  *7. 


5907       GEWINN  II  2,  b  (kaufraanns-gewinn  u.  a.) 

v))  hat  die  Ephesier  ...  der  geist  und  das  gewissen 
dahin  getrieben,  dasz  sie,  unangesehen  des  grossen  wehrts, 
unnd'  vorstehenden  gewinsz  under  den  haiden ,  einen 
mcrcklich  grossen  hauffen  bücher  verbrennt.  J.B.  Ficki.er 
übers,  v.  Putherbeys  tract.  v.  verbotenen  büchern  (2)  (l58l)  89^ ; 
Schmeichler  sind  wie  sonnen-blumen,  blicken  nach  dem 

himmel  hin, 
wurzeln  aber  in  die  erde,  suchen  vortheil  und  gewin. 

LOGAU  sinnged.  (3,  2,  43)  468  Eitner ; 

(vgl.  die  übertragene  Verwendung  der  formel  bei  Günther 
^6^.^10.53);  behaltet  ewre  perlenschnur,  ich  begehre  keinen 
theil  daran,  oder  lohn  und  gewinn  für  eure  pflege.  MusÄus 
roUcfmürchen  (Ulrich  mit  dem  bühel)  4, 159;  ebenso  3, 19; 
befahl  die  ryoth  zu  weichen, 
so  wich  und  trug  dein  volck  die  schönsten  sieges-zeichen, 
mit  von  der  wahl-statt  weg,  weil  du,  als  dessen  hertz, 
des  glückes  blinden  hasz  und  ungerechten  schertz, 
mit  groszmuth  und  verstand  behertzt  zurücke  schlugest, 
und  mehr  gewinn  und  rühm  als  alle  sieger  trügest. 

Jon.  Chr.  Günther  {lobschrifft  auj  Friedrich  August) 
ged.'-i  712 ; 

ich  habe  deine  seele  frei  gemacht  aus  den  ketten  und  ban- 
den des  alltäglichen  mühens  um  gewinn  und  verächtliche 
ehren.   Paul  Heyse  buch  der  freundschaft .-   siechentrost. 

J))  ist  nun  disz  nit  das  geringst,  das  zum  hauszhalten 
gehört,  nemlich,  dasz  das  weib  des  manns  arbeit  unnd 
gewinn  zurath  halt.  Erasmus  Ai.berus  ehehilchlein  Gs**; 
wenn  die  gestudirten  in  den  hohen  schulen  diese  künste 
(der  iMuszhaliung)  gelernt  hätten,  würden  sie  dem  guten 
jcto  (junsconsulto?)  diese  summe  gelds  mit  gewinn 
und  grosser  dancksagung  wieder  geben  können.  Schupp 
Schriften  596  (von  der  kunst  reich  zu  werden) ;  die  jr  chur 
und  bisthumb  jetzt  allein  mit  gelt  und  geilen  uber- 
kummen,  als  sei  es  von  gewinns  und  herrschairt  wegen 
auffgesetzt.  S.  Frank  chronica  (1.543)  2,142*';  ja  das  ganze 
betragen  dieses  volks  in  fremden  ländern  zeigt,  wie  hart 
und  geizig  dieser  aristokratische  staat  war,  der  eigent- 
lich nichts  als  gewinn  und  afrikanische  knechtschaft 
suchte.  Herder  ideen  (l2, 4)  3,  106;  er  wollte  die  sache  der 
freiheit  und  aufklärung  nach  der  weise  eines  klugen 
fabrikanten  betrieben  wissen ,  welcher  nicht  darauf  aus- 
geht, mit  ungeheuren  kosten  auf  ein  mal  ein  kolossales 
prachtgebäude  herzustellen,  . . .  sondern  der  es  vorzieht, 
unscheinbare  räucherige  gebäude,  Werkstatt  an  Werkstatt, 
schuppen  an  schuppen  zu  reihen,  wie  es  bedürfnis  und 
gewinn  erlauben.  Gottfried  Keller  (der  grüne  Heinrich 
2, 15)  1, 377. 

b))  für  die  form  der  Unterordnung  ist  an  sich  nur  der 
subjeetive  genetiv  hier  zustündig;  doch  münden  in  die  be- 
queme fwm  auch  Wendungen  ein,  die  einem  anderen  Ver- 
hältnisse erioachsen,  vgl. :  dem  sänger  Marchesi  zahlten  die 
entrepreneurs  der  italienischen  oper  für  einen  winter  fünf- 
zehnhundert pfund  Sterling,  nebst  dem  gewinn  einer  Vor- 
stellung, freiem  tisch  und  freier  equipage.  G.  Forster 
ansichten  v.  NiederrJiein  3, 149  (vgl.  auch  die  belege  sp.  5908). 
für  den  subjectiven  genetiv  vgl. :  dasz  er  inen  hat  anzeigt 
solichen  überschwenklichen  gewinn  der  kaufleut  in  so 
kurtzer  zeit,  darob  sie  ain  fraid  hatten  und  sagten, 
der  kauffleut  gewinn  übertreff  der  Juden  wucher  siben- 
veltig.  fi.  c7won.  23, 123 ;  da  hingegen  ist  der  kauffleut 
handel  gefährhch:  der  Wucherer  gewinn  schändlich  und 
lästerlich.  Grimmelshausen  wieder  erstandener  Simpl. 
(3,  1:  satyr.  pilgram  1,  4)  3,  17;  der  pfaffen  -  gewinn  ist 
wucherlich;  der  kauffmanns  -  gewinn  ist  gefährlich  und 
hinterlistig,  und  gehet  selten  ohne  betrug  und  beschweh- 
rung  ab;  der  capitahsten-  und  wechszler-gewinn  ist  un- 
barmhertziglich ;  der  künstler- gewinn  ungewisz,  derer 
haudwercker  verächtlich  und  miszlich;  aber  der  feld-bau 
hat  seinen  unfehlbaren  gewinn,  ohne  jemandes  beschweh- 
rung.  kunst-  u.  handwercksnotarius  (i732)  145;  hurengewin 
Stein  BACH  2, 1029 ;  zum  glück  für  Europa  war  diese  Üppig- 
keit damals  nichts  weniger  als  allgemein,  und  sein 
gröszester  Iheil  muszte  dem  haaren  gewinn  der  Lom- 
barden nur  dienen ;  dem  entgegen  regete  sich  noch  mäch- 
tig ein  anderer,  der  rittergeist,  uneigennützig  und  nur 
für  den  gewinn  der  ehre  alles  unternehmend.  Herder 
Mfcejt  (20, 1)4,285;  geschäftsleute,  welche  in  aller  Seelen- 
ruhe auch  den  gewinn  der  unredlichen  an  sich  bringen, 
ohne  über  den  Ursprung  forschungen  anzustellen.  GoiT- 
fHlKU  Kkllkk  (yrüney-  Heinrich  1, 14)  i*'*,  143; 


GEWINN  II  2,  h  (Handelsgewinn)         5908 

ich  hab  auch  kein  zweifei,  so  ich  den  jungen  mein  müh, 
arbeit,  verschleissung  langr  zeit  mit  versaumung  des  ge- 
winns mein  erfunden  lehr  werd  mittheilen,  sie  werden 
sölchs  auf  ihr  verbessrung  mit  gutem  willen  annehmen. 
A.  DÜRER  schriftl.  rmchlasz  341; 

mehr  auf  den  ausga.ngsptmkt  als  auf  das  subject  weisen  .- 
druckherei,  und  buechpindens  gwin 
hat  Schmalkaldisch  krieg  gnomen  hin. 
kumbt  herwider  vergangne  zeit 
so  gewinens  von  newem  ain  beit. 

Georg  Rösch  v.  Geroldshausen  wunschspruch 
von  allerlai  welthenndlen  590.  593  Fischnaler  ; 

welcher  kunst  gwin,  nicht  wider  gott,  nicht  hessig,  noch 
unflätig  ist,  die  selbigen  mögend  wir  ehrlich  halten. 
Georg  Agricola  vom  bergwerk  (l)  deutsch  v.  Bechius  17, 
vgl.  auch  s.  3  (gwin  des  pleibergkwercks);  ja  man  siehet, 
dasz  gleichsam  die  stuffe  einer  Vollkommenheit  von  arbeits- 
und  handelsgewinn  und  nutzen,  ...  bei  dem  eigentlichen 
manufactur-wesen  zu  suchen.  Chomel  1,  492;  den  gewinn 
ihrer  frcibeuterei.  MusÄus  Volksmärchen  i,  197;  das  gruud- 
Verhältnis  wird  klar  in  den  präpositionalverbindungen :  der 
gwin  ausz  dem  bergwerck,  so  ich  disen,  mit  den  andern 
weiens  und  wegen,  damit  dg  gelt  gewunnen  vei-gleiche. 
Agricola  17;  gewinn  von  gerichtsdingen,  qucestusforensis. 
Hederich  1, 1424. 

2))  Verbindung  mit  verbis. 

a))  als  subject  verbindet  sich  das  Substantiv  vor  allein 
gern  mit  dem  verbum  subsmntivum,  doch  führen  diese 
Verbindungen  —  natnentlich  unter  zutritt  des  Possessiv- 
pronomens —  meist  zum  übertragenen  gebrauch  über,  a. 
sp.  5913,  in  unseren  Zusammenhang  fallen  .- 

(der  wiH:)  gedenck  wol,  der  gwin  sei  an  dir  klein, 
der  reichtumb  bei  dir  nit  regirt. 

Peter  Probst  {fai<tnachtssp.  v.  einem  frei- 
hirten  38)  123  Kreisler ; 
an  disen  ist  gewinn,  an  jhenen  aber  ist  kost  unnd  arbeit 
verloren  {in  Ulis  fructus  est).  Val.  Boltz  Terenz  (Phormio 
2,2)208'';  gwün  sein,  es.ie  compendio.  Maaler  201''; 

der  kaüfman  mich  auch  drücket. 

den  werckzewg  m&es  ich  zalen  nach  seim  sine, 

daran  ist  kein  gewine, 

hab  weder  gelt  noch  pfant. 

des  m&s  ich  aus  dem  laut. 

H.  Sachs /aö.  u.  schw.  (d.  15  ordendeut)  3,  67; 

bei  dieser  waare  ist  mehr  gewinn  als  bei  jener,  this 
commodity  does  better  turn  to  account  than  the  other 
does.   teutsch-engl.  lex.  2  (1716),  773; 

doch  das  erworbene  erhalten  ist  auch 
gewinn. 
Leisevvitz  Julius  v.  Tarent  1,  6  (litt,  denkm.  «.  25) ; 

andere  Verbindungen  sind  hier  selten ,  vgl. .-'  der  gewinn 
nimbt  abe,  quaestus  minuitur.  Calvisius  700'',  ebenso 
Stieler  2544  (sein  gewinn); 

wo  nutz  sich  nicht  erzeigt,  wo  kein  gewinn  sich  weist, 
ist  freundschafi't  nicht  daheim,  ist  über  lajid  gereist. 

LoGAu  sinnged.  (2.  zugäbe  zum  3.  tausend  nr.  144) 
657  Eitner ; 
vgl.  auch:  dasz  ein  stattlicher  gewinn  dabei  zugewarten 
war.   Grimmelshausen  wieder  erstand.  Sim,pl.  (3,  7   der 
fliegende  wandersm.  l)  3  (1713),  522. 

b))  überaus  mannigfaltig  und  viel  verbreitet,  auch  in 
den  Wörterbüchern  treulich  verzeichnet,  sind  die  toendungen, 
die  gewinn  als  object  an  das  verbum  schlieszen: 

(der  Wirt:)  mir  khumbt  wol  offt  ein  oder  laur 
an  dem  ich  je  nit  hab  vil  gwins. 

Peter  Probst  (fastnachtssp.  v.  einem  frei- 
hirten  15)  122  Kreisler; 

facere  lucrum,  ein  gwünn  haben.  Cholinus-Frisius  524*, 
ebenso  Frisius  (1556),  Calvisius,  Steinbach,  Kramer; 
ähnlich  Maaler  (was  heth  ich  gwüns  daran) ;  Rondeau 
(er  hat  an  dieser  waare  zehen  pro  cento  gewinn ;  grossen, 
schlechten   gewinn);  Adelung  (vielen  gewinn): 

sie  sprach :  nembt  doch  den  pfenning  hin, 
solt  jhr  haben  kein  gewin, 
jhr  kundt  nit  narr  vergebens  seinj 
nehmens  doch  auch  die  andern  em. 

Sandrub  histor.  u.  poet.  kurzweil  s.  14  Michsacl:; 

es  verstudirt  offt  einer  tausend  gülden  und  hette  guten 
gewinn,  wenn  er  die  kunst  umb  10  güld  wider  hingeb. 
Gnu.  Lehman  floril.  polit.  459;  gewinne  machen,  lucri- 
facere.  vocab.  theut.  (Nürnberg  1482)  M  5;  ebenso  (quaestum 
facere  u.  «.).  Aler  grossen  gewinn  machen,  Steinbach, 
Hederich  (seinen  gewinn  machen);  Schwan  (unerlaubten 


5909      GEWINN  II  2.  h  (gewinn  mi^hco,  ziehen) 

gewinn  machen);  hier  iht  kein  gewinn  ror  die  diebe  zu 
machen,  hie  nihil  mt  quaeuht»  furibtut.  Stkinhacii  >,  laW; 
ebento  Hkdkkich  i.usi; 


GEWINN  11  t.  b  (gewinn  nehmen,  snefaen)      59lü 


o  waa  »Undur  bi<l)  i<;h  nicht    die  auf  itein«  langmuth  poohlt 
ihre  boazbeit  «<;bw&rnit  und  blUht,  und  diu  Mm  ungtlOMWi- 
■ie  veraucben  diirh  mit  loatvn,  mai-baad  iwttk  httn§  mwImi, 
und  wenn  auch  ihr  ziol  «mchienen,  tehfM  ■!•  aül  randMia. 

Jt)H.  CiiK.  üO.NTiiaH  (tu/äülfft  tnmigtdmtktm  fkr  KUat 
r.  Uruckflt)  t/eilt  M7  . 

die  RheiniHnde ,  franzönirt,  waren .  al»  daa  intcmt«  an 
der  vaterländischen  aache  die  geniUther  auch  in  Ihnen 
bewegte,  wie  ein  Seefahrer,  der  mit  einem  schiffe  gewinn 
machen  will,  scheitert,  gerettet  wird  und  im  hcrgehafcn 
hört,  er  habe  in  der  lotterie  gewonnen.  iMMKnMANN 
(met/Kfrabitien ;  IHUtaeläorftr  at^fUnf/t)  SO.  tIS  Htmptl; 

lian  er  sein  f6g  do  mit  erwarten, 
lo  scharrt  er  im  Min  «iMn  gwin. 
das  ich  do  mit  vorOortNin  bin. 

Ml  K.NKK  *ehHmenMUn/t  97  iMudr.  ,- 

vortheil,  gewinn  schalTcn  mit  einer  waar,  voonttH,  wintt 
äoen.  vouiitggen  met  zyn  koopnuintchap.  Kkamkk  >,  100*; 

hie  iiihst  du  wie  man  handlet  (ott, 
der  mftsss  olR  leiden  xwanfk  und  noit, 
das  nur  der  bapst  treib  seinen  (win. 

Hut  TKN  (  Vadtictu)  4,  »60  (fieri  omi*la  *|>«  lueri); 

bei  den  Babyloniem,  ists  auch  der  brauch  gewesen, 
wann  si  ir  linbo  unnd  g&t  verthon  betten ,  das  ain 
iegklicher  von  der  gmain.  Mcinv  Iftchter  n6ttet.  mit  jrem 
leib  ain  gewinn  zetrciben.  Tatius  Alpinus  vwrdmUaek, 
des  Polydw.  Verg.  de  ret-.  invtnt.  (8,  17)  119*  (0ä  fummhim 
corpore  fuciendum);  einen  gewinn  mit  etwas  treiben,  oli- 
quid  habere  quaestui.  DaSYPODIUm  Tt  4',  tbenao  StkIN- 
HACii,  Hkdkkicii  ;  lucrari,  luerum  faeere.  gowins  treiben, 
erobern,  gewinnen.  Fahkk  40^;  vgl.  am";  gewinnen,  ge- 
win treiben,  gowin  Ubcr)(omnien,  lucrari,  quaeshim  ftMtrt, 
luerifaeete .  mei-eri.  Hemscii  ifiSV:  qtuuitwm  faeen,  ge- 
winn treiben.  GAniii-KöNio  6S0*:  efttneo  Caltisiub 
(schändlichen  gewinn  treiben);  Dkntzlbr  (mit  dem 
rcgiment  gewinn  treiben); 

und  lasz  sich  ibr«>n  freist  an  meinen  thrftnen  spiefeln, 

eb  Ohnmacht,  8ctawä(-h  und  /«it  die  rnadan-tbftr  verriegeln, 

damit  sie  mehr  gewinn  von  ihrem  pfunde  ziehn. 

Jon.  Chk.  Gt'NTiiBR  (mux-gtdanckeH)  iftd,*  TOS; 

zwar  stobt,  uns  zu  verderben, 
in  deiner  macht :  doch  hoffe  nicht  davon 
gewinn  zu  ziehn  —  barbar,  auch  ich  kann  steriMB. 
WiKLAMi  (Oberen  IS,  6S)  SS,  «tt; 

patron^  hier  den  gefangnen  schenk'  ich  dir; 
du,  sein  gehltlfu.  zieh'  gewinn  von  dem; 
(and  thoii  that  ort  hin  matt  make  boot  oj  tM*). 

äniLBOBi.  ilberg.  v.  Shakttpeart*  Hdnrieh  VI. 
tMt  S.  4. 1 ; 

gewinn  ziehen  aus  den  zAllen,  Zt«cruf?t/acr>'r  ...  Hkdkhicm 
1,1488;  von  etwas  einen  groscn  gewinn  ziehen,  tirer 
grand avantage.  Schwan  l,  746">;  ähnlieh  Hii.PKnr  8.1, 4«'' 
{draw  great  advantage»);  ...  in  der  absieht,  aus  dem 
verkaufe  der  hoivorficbrachten  waare,  oder  aus  dem. 
was  der  urhcitsfloiisx  dorn  werthe  des  rohen  material.s 
zugesetzt  hat ,  einen  jtcwinn  zu  ziehen.  Garvk  über», 
des  Adam  Smith ;  durch  den  gröszem  oder  geringem  ge- 
winn, welchen  der  Unternehmer  eines  gewerhes  aas 
dessen  betrieb  durch  den  mehr  oder  minder  vortheil- 
haften  absatz  seiner  gcwerbserzcugnissc  zieht.  Lotz 
revia.  der  grundbegr.  der  nationaliciriharh^ftaltkn  t.  SA.*>; 
der  sundzoll  bringt  der  kröne  Dänemark  yiel  ein;  denn 
ohne  anstrcngung  ihrer  kraft  zieht  sie  von  der  glttck- 
liehen  Inge  ihres  landcs  gewinn.  F.  L.  Jahn  (ItntiehervHg 
ile.t  hd.  »prachsrhutiest)  1,75  Euler ;  denn  einmal  hat  er 
schon  selbbl  gcld  bei  derlei  dingen  verloren,  dann,  setzte 
sie  mit  gesenkter  stimme  hinzu,  ist  er  so  gewohnt,  von 
fremden  gewinn  zu  ziehen,  dasz  er  es  freunden  vielleicht 
auch  nicht  besser  machen  würde.  Ghm.i.paii/.br  {der 
amte  »piehnann)  li^.iX;  dieselbe  partie  solle  auch  den 
gewin  allein  davon  nomen.  Wertheitner  privileg  «m  1410, 
*.  oberrhein.  atadtrechte  1,  20  Schroeder;  .  .  .  den  bürgeren 
ind  gantzer  gemeinden  verkouffen ,  ungcburlicb  gewin 
daran  (f.  geaaUenen  fischen)  nemen  .  .  .  urk.  r.  1488  bei 
Stein,  akten  2ur  geach  . . .  der  atadt  Köln  8, 674;  ich  nome 
zwei  gewinne  für  ein.  Eokrh.  Tappius  germ.  adag.  (vgl. 
sp.  5889)  183*;  dieselben  nahmen  auch  mit  ihrem  lohn  den 
aohtzehendcn    gewinn   hin.    Grimmbi.shai  sk.n    Simplic. 


»ehrißgm  t,  SM  Katar,'  «toem  den  gewinn 
tere.  pratriptr$ alieui  Immm.  CAtviNif« 701^, «Itnee Sns- 
i.KR  1544:  elm  dm  fewtaa  and  nuts  lassen  (ämn  lutrum). 
CMouNus-FiiisioeflM»:  akmUek  Fnieius  (fvfiB  und  nols 
«eben  oder  laaeeo).  llAAU(ii.CAi.vieiue:  aofT  den  aelUen- 
apil  der  harpffen.  da  bell  er  ein  gwin  so  erlangen 
(prtHum  aptrmm»),  BOLTZ  iUera.  dm  TWrnu  {Emmm«h  i.f) 
61*:  in  gotor  boftanag,  non  ein  sUiUehM  fMrinn  zu 
erlangen,  geeegnet  ieta  -faauazfraw  and  die  aadeni.  and 
zohe  frOlieh  darron.  EincMMOr  wmäummmtk  (».  I7<)  t.  *t» 
Ö9terUy:  im  ObfflgeB  mSgatt  . . .  «beweibM»  (im  fieeUm)  bei 
Ihrer  mtnner  eoneari  die  motfen-gabe  and  da*  mawUieU 
deocwagen  niebt  fsiden,  vell  de  Moe  dnmiMr  «iSM  f»- 
wlnn  sn  erlangen.  vaA  rieh  an  beteiebaw  wiehan.  Chomsl 
4.  loeo;  den  gewinn  arianfM.  AoBumo.  Camk  lerianfM. 
davontragen):  bei  welabem  aata  mala  gawaeener  barr.  dar 
hinfer,  den  zehenden ,  der  hanff  sehaoer  den  elfllen  . .  . 
das  kauffhaus  den  seclueiienden  und  die  kJtrcbelzieher, 
die  mlab  dam  kaofteann  heimführten,  den  sieben 
labaadaa  gewinn  bekamen,  ürimmkimhaumkh  Simpiu 
mKri/Um  *,  IM  KMtr;  einen  gewinn  bekommen,  «no^u 
memtum  rtfcrlan,  ftmmium  pmrnrt.  SnauiR  nu;  and 
also  aaeh  einen  gewinn  von  meinatwefM  ampfaBgan. 
liniMMBiJtHAtmeN  a.  a.  o. ;  als  eiaeB  fnimi  davea 
tragen,  quamtum  faetrt.  Hkukricm  t,  MM:  wi«  daaa  diaa 
in  verkaoffung  der  milche  allzeit  das  drittJ  wasser  daiain 
gössen,  wordurch  sie  nit  einen  geringen  gewinn  danroa 
tragen.  Ann.  a  8.  Cuara  JiMla« d*r  triamhdm  » (MM), ns: 
quamttuH  r^farf)  der  bergverwalter  (rentmeiater)  Mgt 
einen  geb&hrlichen  gewinn  Ton  den  ertigmbea.  Bach- 
mann  janua  lat.  btpatenaiU;  and  ist  jhnan  kains  zaTil. 
wenn  es  nor  gewin  tregt.  G.  Aoricola  »priekm.  t»*: 
lucnmm,  was  gewin  tilgt.  CoRvtRua:  man  soll  aller 
handwercksleote  ariMt  resigniren,  was  nicht  ein  be 
sondern  gewinn  eintTftgt.GHiMMi!.iJtiiAueKN  wisdcrcrstefu/. 
Simpl.  (8,8:  rathatabd  tlutonia  8)  8  (m8>.  tat: 

und  hielt  dafQr  in  ««iiiero  «in. 

der  bandel  wvrd  ihm  bringen  cum. 

äAMtRLii  hitl.  u.  itoel.  tmmmU  et  IMdkMett; 


•ohn  I  wirff  den 
und  hftng  den  brol-korb  an;  kein  reinwn  briagt  aewias; 
und  wenn  die  krancken  uns  dsa  fittsa  sias  «atikklaa, 
so  mOazt  ihr.  faules  volck!  von  niscsra  kahen  diehtsB 

JoH.  Cur.  OOhthrr  (am  kerm  r.  H.)  ged.*  *TS: 

uturariu».  das  notx  oder  gewin  bringt,  nutztrigig.  Dasy- 
PODlua  Oo  6<  (das  nutz,  gewin  oder  wAcher  gibt  Es^); 
gmmM  äÄnlieh  Faukr  {lt*croau*).  Dl'K/.,  GAHTH-KöNin,  Cal 
visius.  Mathiak,  Hri>f.ricii;  gewinsam.  das  vil  gewin 
bringt.  HuLSius  (iflee)  6  a*;  beuchter  und  baren  bringen 
keinen  [guten  gewinn.  Henisch  iflOO;  vgl.  auch  gewinn 
bringen  bei  Alkh,  Stbinracii  m.  a.;  Jahreseinkommen 
aus  gewinn  bringender  beschftftigang.  amtliehra  preuaz 
formular  fiif  aleuerklürungen  (1906),  ».  gewinnbringend: 
andera:  den  gewinn  daT<m  bringen .  gagner  [remporfer] 
le  prix.  Ronobac  8  Tu  8*;  efteiwo  Schwan  (i7«s)  i,74AV 
so  er  an  kom  und  weinkauff  sein  gewinn  sucht.  S.  Frank 
rhron.  8,  lO***;  dasz  man  auch  .  .  .  nicht  eben  allzeit  den 
gvwin  an  dem  oort  suchen  musz.  wo  er  zu  sein  scheinet. 
ZlNKORÄP  deittaeh.  apophtegmata  1,48;  mit  dem  jttden 
spiesz  rennen,  oder  mit  diehsnlgein  krawea.  das  heiszt 
gewinn  suchen  doreh  hose  stock.  Crbiois  nuptitäia 
(il«fs6.  Mm  laat):  seinen  gewinn  sacken,  eigennfitzig  sein. 
empldmm  mm  fumettu».  Calvisivs  «aa^.  iAnlseA  Stirlku 
8M4,  RoNUKAi,  St.hwan;  . .  .  wan  der  herr  solte  länger 
hei  ihnen  verharren,  so  konten  sie  nicht  mehr  mit 
säu  handlcn.  und  ihren  gewinn  suchen.  Abr.  a  S.  Clara 
JtM/d.«  der  ertsaehelm  8  (16K0).  80S;  der  allenthalben  gewinn 
suchet,  lurrio.  Cai.visics  000*:  gewin  suchen,  gumatum 
aibi  inatihirre.  ScHÖN8l.i:t>BR  V  A^,  ebenso  Al.BR,  Kirrch. 
.Matthiaf..  HBnBRicii;  flbermässigen  gewinn  suchen. 
Schwan  :  unehrlichen  gewinn  soeben.  Bmmbl.  Alsh  ;  die 
Woche  Qber  mfissen  sie  ihre  nahrnng  foHsetsen,  ihren 
handel  treil)en.  gewinn  suchen,  des  sonntags,  wenn  sie 
eine  predigt  angehi^rel .  müssen  sie  sich  mit  lasUger 
gesellschaft  ergetzen.  Christ.  Scrivkr  ae^ensehati  (8. ») 
1.487*:  lueri/uga,  der  den  gewinn  nicht  achtet.  Konto 
674^:  der  des  gewinne  nicht  achtet.  Dbntxlkr  418*;  der 
den  gewinn  nicht  achtet,  oder  kainan  gewinn  suchet. 
MA-niiivK  I.  TW**  u.a.    vgl.  ap.  im». 

371 


5911      GEWINN  11  2,  h  (grosser,  kleiner  gewinn)  GEWINN  II  2,  h  (gleicher,  reiner  gewinn)      5912 


wett  all  jr  sag:  sen  widersin, 
als  offt  als  si  finstu  gewin 

JOH.  V.  ScHWARZENBERG  {mcmorial  der 
tugeiit)  teutsch  Cicero  120"; 

gewinn  einfordern,  exigere,  tollere  aliquid  lucH.  Calvisius 
700'';  den  gewinn  erziele  ich  nur  auf  kosten  eines  ver- 
lierenden. G.  A.  Kuhn  ein  heldengrab  (1906)  s.  11 ;  die  mägde, 
die  knechte,  die  Verwalter  der  vielen  zweige,  in  denen 
gearbeitet  und  gewinn  angestrebt  wurde,  alle  standen  in 
der  regel  in  den  fällen,  wo's,  wie  er  sagte,  'auf  grütze  im 
köpf  ankam,  'wie  d'e  heuochsen'  und  waren  die  dumm- 
köpfe  selbst.  Karl  Gutzkow  der  zauberer  von  Rom  1, 122; 
sich  einen  gewinn  ganz  gewisz  einbilden,  spe  devorare  hie- 
rum. Heoerich  1,  1423;  kam  er  in  einer  stadt  an,  wo  er 
gewinn  durch  seine  kunst  erwartete  .  .  .  Gl.  Brentano 
(die  mehreren  Wehmüller)  4,  214;  nur  Juden  orientalisch 
immer  aufgeweckt  und  munter  in  und  vor  den  thüren 
stehend  und  immer  auf  neues  und  lärmendes  oder  ge- 
winn versprechendes  lauschend.  E.  M.  Arj< dt  tvanderungen 
u. Wandelungen^ 'dS;  den  gewin  mit  einander  theilen,  lucrum 
dividere.  Henisgh  1600;  den  gewinn  unter  sich  theilen 
(spielgetvinn).  Adelung  2,  CG3; 

nun  tauschet  waar'  um  waare,  theilt  gewinn! 
ein  alt  vertrauen  wirke  neuen  bund  — 
der  erste  gruss  ist  viele  tausend  werth, 
drum  grüsze  freundlich  jeden  der  begrüszt. 

GÖTHE  (west-östl.  divan:  buch  der 
betracktungen)  5,  71. 

zum  heutigen  kurs  kann  ich  sofort  80000  mark  aktien 
erwerben,  bis  morgen  um  ll  uhr  vormittags  teilen  wir 
den  gewinn.  C.  A.  Kuhn  ein  heldengrab  s.  61. 

c))  für  den  zutritt  von  attributen,  der  in  verschiedenen 
festen  Verbindungen  zugleich  den  Übergang  zur  sach- 
bedeutung  kennzeichnet,  ergaben  sich  schon  bei  der  betrach- 
tung  des  sprichiuortes  einige  bevorzugte  gruppen. 

«))  grosser,  kleiner  gewinn  (vgl.  auch  sp.  5889):  wenn 
er  sie  lösz  grossen  gwin  an  ir  sein.  Verdeutschung  des 
Terenz  von  1499  {Heautont.  9  sz.)  77"; 

jedoch  pringt  in  das  drüncklein  hin ; 
des  hat  der  wirt  den  grösten  gwin. 

H.  Sachs  /ab.  u.  schw.  (9  elenden  wandrer)  3,  1.57 
Goetze  u.  Drescher; 

vgl.:  grosser  gewin  bei  Henisgh,  Duez,  Rädlein,  Aj.er, 
Hederich;  hofften  nunmehr  auf  einen  grossen  gewinn. 
Gottsched  Reineke  fuchs  (i,  27)50  Bieling  (hopeden  beide 
up  ghewinne).  vgl.:  ansehnlichen  gewinn.  Albertinus 
landstörtzer  Gusmann  431;  statlichen  Kirchhof  wend- 
unmufh2,US;  Grimmelshausen  wieder  erstand.  Simpl. 
3,522;  besondern  gewin  ebenda  3, 132;  unermesslicher  ge- 
winn. Hederich  1,1423;  übermäszigen  gewinn  suchen, 
elendere  la  courroie.  Schwan  l,  745'';  reicher  gewinn. 
Hederich  i,  1424; 

heut  bringt  das  betteln  reichen  gewinn, 
denn  wohnet  die  freude  in  herz  und  sinn, 
gar  willig  die  band  ein  gäblein  reicht. 

JoH.  Mart.  Usteri  {der  frühlingsbote)  dicht.  1,  72 ; 
darumb  unsere  veter  kein  beschwerung  gehabt,  den  liben 
heiligen  tzu  feiren,  und  ein  kleinen  gewin  oder  vorlust 
nith  angesehen.  Emser  (gegen  Luther)  Enders  l,  106;  din 
kleinen  gwin.  Verdeutschung  d.  Terenz  v.  1499  s.  86*  (Boltz 
klein  gewinnle) ; 

bete  seidn  und  zwirn  die  naterin 
guet  baumwolln  die  schlairwürckherin 
unnd  daran  nit  ain  klainen  gwin 
niemandts  kundt  mit  in  kumen  hin. 

Georg  Rösch  v.  Geroldshausen  wunschspruch 
von  allerlai  welthenndlen  276  Fischnaler; 

auch  ists  ein  müh  mit  kleinem  gwinn. 

ScHEiDT  Dedekinds  Orobianu«  deutsch  104 
Milchsack; 
vgl.:  klein  gewin  bei  Henisch,  Emmel,  Duez,  Rädlein, 
Dentzler,  Aler,  Kirsch,  Matthiae,  Hederich,  Frisch 
rwuv.  dict.  d.  passag.  Kram  er,  a.  auch  gewinnlein; 
dasz  sie  einen  geringen  gewinn  vor  zulässig  erachten, 
etwann  5.  oder  6-  per  cento  in  disen  ländern.  Abraham 
A  S.  Clara  Ast'i-iacu^  io;  mäsziger  gewinn,  quaestus 
medioo-lt.  Hederich,  vgl.  wann  bei  kümmerlicher  nahrung 
und  schlechtem  gewinn  viel  auszgebens  ist,  wie  kläglich 
thustu.  Heinr.  Müller  geistl.  erquickstunden  (i9o)  360. 
ebenso  Grimmelshausen  wieder  erstand.  Simpl.  8,  17. 

/?))  das  er  an  iedem  fftder  guten  gewinne  hat.  Strasz- 
buryer  toeimapfordnung  v.  1453  Brucker  a.  545;  ich  wil  die 


sinne-bilder  (gemälde)  umb  meinen  Stammbaum,  welche 
du  meisterlich  gerissen,  mit  gutem  gewinn  (interesse) 
vergelten.  Baghmann  janua  lat.  bipatens  (i63l)  nr.  865; 
wer  wol  thut,  der  kriegt  gut  gewin.  Henisch,  ebenso 
Sciiottel  (s.  w-) ;  guten  gewinn,  compendium  optabile. 
Aler,  ebenso  Hederich  (lucrum  bonum);  ein  billiger 
gewin  ist,  das  man  von  zwenzig  pfennigen  einen  habe. 
Luther  tischreden  (v.  hendeln  u.  wucher)  87^  Aurifaber; 
mit  recht  nimmt  er  einen  billigen  gewinn,  denn  ein  ar- 
beiter  ist  seines  lohns  werth;  mit  unrecht  nimmt  er 
einen  vortheil  oder  Übergewinn  .  .  .  Heinr.  Müller 
geistl.  erquickstunden  349;  rechtmäsziger  gewinn,  gain 
legitime.  Rondeau;  herrlicher  gewinn,  hierum  prae- 
clarum.  Hederich;  straif  der  jhennen,  so  jre  eeweiber 
oder  kinder  durch  böses  gewins  (var.  geniess)  willen 
willigklich  zu  unkeuschen  werckenn  verkauffenn.  Caro- 
lina (122)  Ä.  64  Kohler  u.  Sclieel;  vgl.:  böser  gewin  bei 
Henisch  u.  Schottel;  boshafter  gewinn,  lucrum  im- 
probum.  Hederich;  nicht  weinsuchtig,  nicht  beissig, 
nicht  schendlichs  gewins  girig,  sondern  gastfrei,  güttig. 
Eberlin  V.  Günzburg  (wie  sich  ein  diener  gottes  worts . . . 
halten  soll).  3,  201  Enders;  vgl.  dazu  die  parallelen  aus 
der  bibelübersetzung,  s.  sp.  5882 ;  schändlicher  gewinn  *.  He- 
nisch, Calvisius,  Emmel,  Duez,  Rädlein,  Rondeau, 
Hederich;  dann  die  reiche  solche  kleider  ausz  Über- 
mut und  hoffart  tragen,  aber  die  gemeine  dirnen  umb 
schändlichen  gewinns  willen.  Ryff  übers,  v.  Artemidors 
traumbuch  (2,  3)  77*'  (StA  rr]v  r^vf^v) ;  aber  das  macht 
vielleicht  die  sache  strafbar,  dasz  die  lehrreichen  aus- 
sprüche  von  den  komödianten  nicht  der  erbauung,  son- 
dern eines  schändlichen  gewinns  wegen  vorgebracht 
werden  .  . .  Kästner  (gedanken  über  die  chrisü.  tragödien) 
3,  128;  so  si  ein  freud  haben  ob  dem  bübischen  gewin, 
den  sie  von  pfaffen  hören  haben.  Eberlin  v.  Günzburg 
(so  ein  prieater  kein  eheweib  Imt)  2,  30  Enders;  schnöder 
gewinn  Kirsch,  Matthiae,  Hederich;  unrecht  gewinn 
Henisch;  .  .  .  der  beck  ist  halt  gehenckt  worden,  und 
wer  weisz,  ob  er  nicht  das  brod  für  die  hof-bediente  gar 
zu  klein  gemacht,  und  folgsam  mit  ungerechtem  gewinn 
sich  bereichet.  Abraham  a  S.  Clara  etto.  f.  alle  (der 
beck)  1  (1699),  589;  sordide  dicere,  uel  concionari,  umb 
uneerlichs  gwüns  willen.  Gholinus-Frisius  805*;  ebenso 
Frisius  dict.  (1556)  1226*»;  uneerlicher  gwün  Maaler, 
Schönsleder,  Emmel  (unehrliche  gewinn  suchen), 
Dentzler,  Aler;  unerlaubten  gewinn  machen,  griveler 
Schwan  ;  ein  bürgerlicher  und  rechtmessiger  handel  wird 
von  gott  gesegenet,  das  einer  von  zwentzig  pfennigen 
einen  hat,  aber  ein  gottloser  und  unleidlicher  gewinn  im 
handel  wird  verflucht.   Luther  tischreden  87»''- 

/))  einige  Verbindungen  gehören  unserer  engeren  bedeu- 
tung  im  besonderen  an:  auff  gleichen  gewin,  communis 
negociatio ,  ubi  est  aequalitas  lucri  et  damni,  Henisch 
1600;  ebenso  schon  Rudinger  observat.  juris  cameral.  76, 
vgl.  auch  oben  sp.  5879;  täglicher  gewinn,  quaestus  quoti- 
dianus.  Hederich  ;  steter  gewinn  Steinbach,  Hederich  ; 
gewisser  gewinn  ebenda;  item  so  hab  ich  eingenommen 
von  dem  Sweller  28  S  dn.  an  dem  alten  gwinn  von  dem 
wein.  0.  H.  Ruland  handlungsbuch  11  HassUr;  ist  lauter 
gewin,  id  in  lucris  pono.  Sghönsleder  Vö'';  das  gleiclie 
(ausführlicJier)  Aler  l,  937»;  der  saubere  oder  nette  gemn, 
the  clear  gain.  teutschengl.  lex.  (1716)  2,  773 ;  nach  abzug 
aller  Unkosten  bleibt  ein  reiner  gewinn  von  hundert 
gülden.  Hilpert  2, 1,  464  (clear  profit);  ohne  rücksicht  auf 
materiellen  gewinn.  G.  A.  Kuhn  ein  heldengrab  s.  29. 

S))  auch  die  beiic'örter,  die  Hamann  als  nächste  be- 
gleiter  des  Substantivs  aufführt,  erwaclisen  dem  engeren 
begriffe  des  geldvortheils :  gewinn,  beiwört.  der  sichere, 
schädliche,  erwucherte,  grosse,  theure.  unerkannte, 
geschätzte,  hohe,  redliche,  erworbene,  gesuchte,  ge- 
fundene, schändliche,  erwünschte,  beneidete,  billige. 
poet.  lex.  471. 

d))  das  Possessivpronomen. 

«))  wo  das  bedürfnis  vorliegt,  ein  zu  gewinn  voraus- 
gesetztes subject  zu  kennzeichnen,  sind  hier  im  gegensatze 
zum,  übertragenen  gebrauch  die  grenzen  eng  gezogen: 

hetn  fuerletit  unnd  säraer  allain 
toplts  fuerlon,  ir  gwinn  wer  nit  klain. 

G.  Rösch  v.  Geroldshausem  wunschspruch  418 ; 


5913      GEWINN  II  »(neaere  Qbertnignniteo) 

niubu  bringen  wir  hur,  DlcbU  trafn  wir  bin, 
ein  Stack  leinwat  iat  unar  nwin; 
■olchM  fahren  wir  mit  uns  loa  gnk, 
wenn  wir  if«»lorbn 

(aujtrimut  nihil,  uiti  UiUta  vttUmmäa)  waUtf^tuh 
der  »ladt  Kger  M  D.  MsWHM  timwtmt  fkO«- 
poimau  (amwrlimi»  ttklm  mtlimtla); 
«in  biacben  aalz  und  nchJ  Iat  «II«  OMia  fawlBB. 
bin(«(«n  Jena«  (de*  gddnen  Jupllen)  bMra  wird  Mt  VOM 

oprarbint« 
LtciiTWBK  /ab.  (t,  a:  die  nMm  JwfMm^  M. 

itlioher  betracht  sinen  gewin  and  nutze  höher  den  tinet 
nochaton.  Hahtw.  v.  Chonokhü  «.  tt  nmtdr.;  wtfUn  lie 
nit  iren  gewin  darufT,  sie  aehent  ■!«  nit  an.  GilLiii 
V.  KAiHKitsnKita  ehriatl.  bUgtr  118*. 

ß))  <ier  gebrauch  des  pnmometui  überaekreiM  vitljmek  den 
bedürfninfall.  einxelnt  fute  verlnndungm  rithtn  dm»  pro- 
twtnen  getoohnheitamäaxig  an  nch,  wr  alUm  gewinn  auohen 
(«.  0.):  unde  alleine  sin  ghewin  aooht  unde  alne  batbe. 
unde  nicht  der  mttn'titii.glo»atntmRnnktd»vot{,t,  17)  «.n 
PrUn;  Wechsler  usz  allen  landen,  die  irtn  gwin  BO  Coftenlz 
auch  Buchten,  waren  68.  Skiiahtian  Pimchbi«  thron,  v. 
Ulm  199  Vettmmeyer;  das  ai  mit  failem  leib  jren  gewinn 
gesucht  haben.  Tat.  AupiNth  verdetthch.  dt»  Folyd. 
Verg.n^;  seinen  gewinn  suchen.  CAtviHiu»,  Schön«- 
i.EURK,  Stiblkh,  Stkinbacm  (mit  dem  maule  seinen 
gewinn  suchen);  Hedehich,  Rondkau,  Schwan; 

der  trage  xuneen  feil,  bediene  faule  aaobeo. 
doch  daaz  er  beide  Iheil  ihm  kan  zu  fremden  macbaa, 
iceb'  einen  achreiberknecht.  and  «urhe  «ein  gewinn, 
waa  nicht  ina  kiatlein  f&lt,  daa  Alt  beneben  hin. 

Rachkl  »atvr.  gtd.  in  DraeMer. 

Mur  Verbindung  mit  andern  vtrbin  vgl.:  zu  solchem  end 
brauchte  ich  beim  tag  die  rechte,  und  bei  der  nacht  die 
falsche  maszkandol,  und  führte  meinen  gewinn  aulT 
mancherlei  weg,  manior  und  verribene  bosson.  A.  Albbr- 
TINU8  lanätetürtzer  Ouviiiunn  (48)  M5;  ihrer  vil  sein  den 
Sünden  deswegen  ergeben,  weil  sie  ihren  gewin  dabei 
haben.  Butschky  l'athmoa  197;  seinen  gewinn  mit  etwas 
machen,  facere  gtuiestum  aliqua  re.  Heukricii  1,  14M. 

v))  dt«  Verstärkung  dea  pronotnene  dureh  daa  aäj.  eigen 
ateht  unter  dem  einßuaa  der  pantllele  von  gewinn  und 
nutzen,  mit  der  aie^oieder  veraehwindet:  ewren  eigen  nutz 
und  gewinn  betrachten.  A.  Albertinus  landaUtrtaer  Qua- 
iium  (16)  107,  ebenso  (58)  46»;  Neu  Karatkana  {Hütten  4)  657; 
schafft  sein  eigen  gwin.  }A\ifiKV.\\aehdmensunft  ^Matthiaa. 

8)  iibertragen»  verveendungen. 

a)  die  verbalkruft  dea  aubatanÜva  iat  auch  in  über 
tragenen  toendungen  mehrfach  erhalten  oder  teird  aeeuntlär 
icieder  aufgefriacht. 

a)  seltener  trifft  dies  daa  alleinatekeiuU  aubatmnÜv :  mit 
den  allen  habe  Wirtschaft,  mit  ir  tugenden  unde  mit  Ir 
Knäden  undo  mit  ir  guotcm  bilde,  also  bistft  allenthalben 
gewinnesbalp,  sie  bliesen  oder  gewinnen  an  in  selben. 
David  v.  Auosburo  (»piegel  der  iugend)  s.  myat.  l,  S40; 

deut'  mir  eins  der  liebe  werke, 
ob  vertust  sie,  ob  gewinn? 
gibt  dem  weibe  m&nnorsUü'ke 
and  dem  manne  —  weiberainn. 

Griixparzbr  {der  träum,  ein  leben  U  7»,  Itft; 
hier  heiszt  gewinn,  waa  sonat  Verlust, 
je  mehr  du  schenkst,  je  froher  »cbeinst  da, 
je  mehr  du  nimmst,  je  sel'gor  weinst  du. 

Gbibbl  ^jugend^led.  4:  wUnneUed)  1>,  187; 

das,  ob  sie  gleich  die  gant/c  weit  gewönnen,  ihnen  solcher 
gev«inn  doch  nichts  nutzen  würde;  weil  sie  hergegen  an 
der  sele  schaden  leiden.  S.  v.  Butschky  Pathmoa  (4n)  eis. 
ß)  hätifiger  ist  die  verbitidung  mit  objeciivtm  geneiiv 
belegt,  dessen  grenüinien  gegen  den  subjectiven  sich  freiliek 
imv\er  mehr  verwiaeheti,  ao  daaa  manche  fälle  strittig  bleiben  : 
scene  mit  Wraniiel,  an  welche  sich  sogleich  als  trayisohea 
moment  der  erste  sieg  des  gegenspielers  Octavio  sohliesit: 
gewinn  des  generals  ButUer  für  den  kaiscr.  G.  Frkyta«» 
{technik  des  dramiis)  14, 179  {vgl.  dagegen:  sie  eilte  in  die 
befreundeten  fninilicn.  den  gewinn  an  herren  mitzutheilen, 
und  horrn  Wohlfart  durch  einige  geheimniszvolle  andeu- 
tungen  auszuschmücken,  [soll  u,  haben  t,  i]  4,  176);  er 
schwieg  und  widerspriich  nicht,  als  Judith  ihm  die  rück 
kehr  in  die  alten  Verhältnisse,  und  namentlich  den  ge- 
winn ihres  vaters  in  den  schönsten  färben  schilderte. 
K.  Gutzkow  (iter  sadducäer  von  Amaterdam)  11. IM;  ebenao 
der  aaubermr  v.  Som  8,  SM  (gewinn  zweier  scelen) :   aber 


t)     5914 


GEWINN  II  t  OMMt-, 

die  seientz  der  andaebt  unnd  beiehtens  becheret  ans 
den  gewinn  der  gnaden.  A.  AiHBHTiNtJa  LtnätatdHaer 
Gu*mann  (t.  Mm/)  flu;  der  gewinn  ihrer  neigong  and 
freundsebaft,  der  mir  so  spftl  geworden  Ist.  bleibt  mir 
um  so  onsoblUbaier  ata  alfiitHrti  lange  leben  niehU 
beisxt.  als  aodar«  BberlebM.  Mm*  (m  Btinhard  laoa) 
brieftio.wn: 
^  als  peel  haiUknkmt  gswiaa.    _ 

IM  M«el.  freie  «taiH-   sataM  saaMa  <»)  4.  MB . 
sen 


(Ar  kalaeHm  v  Oämekk  m^mtm 
0  mflgea  aUr  4«b  tag  die  gMter  sebsatrea. 
wetä  ba  slaad  4kb  g«  «eraasasa  Mal      . 
wttw  aber  wild  flrir  eeieb«  gMsbs  fswbMf 


wo  Msina  arbeit  < - 

faiaoa.  Rtetaatr  »lü«0 ■>»<»»  »•)  t.W; 


änfOtrdi«  prOpooitiaitalmribUumfmi  und  so  daa 
vorteilen,  die  Ihm  von  gSnaeni  oad  edlen  fraoaa  BrMlIlw 
and  die  vielleicht  an  goldwert . . .  nicht  die  wafs  haltaa. 
kommt  der  gewinn  an  rühm  and  die  lost  dae  (afcraadaa 
lebens,  so  dan  er  aber  so  benaidea  als  za  baklafM 
wlre.   Paii.  HbTSB  ttUMbadtwntWtnm  der  terktiuß$  §»■ 

aang:  diexi-n  gewinn  an  kenntaleaan  liess  Heb  Loetaida 
. . .  wohl  gefallen,  der  gewinn  mahrta  slob.  ala  dia  laofM 
abende  kamen.  Karl  Gutzkow  dar  amithtnr  aea  Btm  U  •»• 

6)  die  mtkbeämttmf  btrtütrt  »iek  hier  mm  tofttm  mit 
dem  nffjawiiasa  bofi^  vortbeil.  im  dem  a»si»iafiiii#w 
der  begriffe  beote.  aosbauta  wui  4tr  Mirnttfemtimtrumf  im 
eben  belegtem  mmdumgem  ntmmmmtrtfflem. 

a)  ao  kehren  hier  neben  manchem  meubMmmftm  I *iai- 

teerte  typen  der  Verknüpfung  mit  «mMbuImm  Mmd  Ar 
präpoaiHonmlvmbimdmn§em  wieder  t 

als  sr  fai  stradel  kaas  H.On*!i 
MTsebeUtert  der  floaiaa  sla  stsfei ; 
die  kttad  Sellea  tai  Thoaaw  aste  . . . 
so  Ibet  er  aacb  fai  diaen  stbeek 
gwin  and  baoptgAt  veriiessB.    ^     ^        .... 
H.  8ach»  /oft.  u.  M*w.  (der  P^/tr)  4. 1*1 ; 
<i*«ife*  4.  «OS.  8.  It7; 
wen  schon  aaff  4i««w  well  behagalt  «olcbe  peia^^ 
wie  aol  der  todt  ihm  aiebt  fswtaa  ««dj?»!*«  fÜ.^^ 
TeoMBaNiNO  d.  Md.  VÄMm  U  (JBmM  Ma^  ««r 
dtmwMimmi  BaroMeU 
was  tiebt  aas  wobt  die  «oH  ver  Medea  aad  gewtaa? 
eia  leben  voller  aiAb  aad  tüicb  aeoe  sorg«. 

JoH.  Chr.  OONTHsa  (W  die  wertobmmQ  mM  i 
PUtU»)ged* 
sie  giagaa  dabia.  lewiaa  oad  . 
redlich  ra  tbeilen.  doeb  ■th'^aad  gefahr 

GÖTMB  (As*Mte  Fmek*  t)  4. 10  (aaf  .  _ 

GoTTUCHBO;  op  beider  gbewin.  JMnM  m*  ase  Wi): 

ich  ein  teufel.  will  dir  zeigen,  mit  welchem  rechte  and 
gewinn,  ein  wnrm  wie  du,  sich  zum  richter  und  rieber 
des   bösen  aufwirft  Klinobr  (F\ttuata  lebem  %.*)  S.Mi: 

mit  ieres  beiling  todas  gwin 

som  ewring  lebrä  kkamaads  bla. 

Ued  ame  der  Olgmmtditmtl  (UM)  ITsdliniBgrf 
t.lia*»; 
es  geht  uns  der  ganze  gewinn  des  lebens  vailobran,  waoB 
wir   uns    nicht  mittheilen  können.    CMtiib  (mm   Kiiysr 
1796)  ftr.  11.100: 

da  vennirhal,  o 

darcb  die  dr 


goAibiea 

if  giBiiiai  gsfctr 


der  gaase  georina  msiass  lebass 
ist.  Ilrsa  verlasi  sa  beweiasa 


{dem  «.  jmmt  ISlf)  4.  M»: 


Hebe,  aiebt  lislissgeabui 
Perbad  aad  S^rta. 


1  ibr  fragt  mid^ 
ist  aiebt  UebellraiA 
Platbn  (j 


IT 


wie  ich  bereingefcommw.  leb  kaaa^a  bM«  

Hebe  daa  >vanaiar  aad  aog  aaieb  la  die  baOsa  hesaa. 


ibr  eiaea  ieroea  beiaaT  sa  flbiea  gafcolsat 
atMaef  vavgibi  laaa  adr  dae  irrtkame  gewianl 
rna  (7.  dbgä)  t.  tn  (erat:  daa  intbaiaB  aicb  framk 


haslda 
iinedie 

Oörna  

1.41«): 

waa  ich  in  dem  biichlein  darbriaga,  ist  gewinn  meiner 
nebenstunden,  und  darum  wilblte  ich  gerade  diese  arl>vtt. 
F.  L.  Jahn  {bermekerung  dea  hd.  apraehedMme)  1.»  EmUt; 
die  ebre  ist  dar  gewinn  der  togend,  ihemmew  e$t  Uprm 
de  im  werhi.  Rondkau  s.  Uor,  fcuaw  «a  Scrvtan  i.74&^; 
was  bier  tnn&chst  nur  ton  gewinn  dee  geantttbs  fQr  dia 
gottseligkeit  Oberhanpt  gesagt  worden  ist,  wurde  es  aaeh 
von  Jedem  gewinn  fOr  die  kirche  seibat  Gutzkow  der 
amttberer  vom  üea»  6.847;  batt  iemand  ober  das  mebr  gotta 

371* 


5915      GEWINN  11  3,  b  (sterben  ist  mein  gewinn) 

drann  (an  der  ehe)  der  hat  szo  viel  mehr  tzu  gewin  und 
danke  got.  Luther  10,  2  s.  299  Weimar: 

euch  bleibt,  bethörte  leute ! 
der  schaden  zum  gewinn,  und  der  verlust  zur  beute. 

JoH  Ghr  Günther  (bei  dem  todes-faUe  hn.  Joach. 
Siegm.  v.  Seidlitz)  1085; 
denn  Schönheit  ist  das  licht  der  hohen  seelen ; 
in  ir  bricht  auf  das  leben  zum  gewinne. 

K.  Immermann  (Merlin:  der  Gral)  4,  360  Maym; 

es  gereicht  ihm  zum  gewinne,   est  ei  Iticro.  Steinbach 
2,1029;  ebenso  Hederich  1, 1424;   zum  gewinn   gereichen, 
gewinn  haben,  lucrari.  Frisch  2,  451»; 
unser  gröszter  fint  ist  darin : 
0  hetten  wir  den  schon  mit  gewin! 

Murner  vom  grossen  Lutherischen  narren  11 
Kurz; 
und  sein  rathschlusz  erönt  forthin 
kurze  quaal  mit  viel  gewinn.  ,,       , .,  oo„ 

Jon.  Chr.  Günther  (an  seine  braut)  gedJ  272 ; 

die  erfahrung  Klcpstocks  und  einiger  andern  ...  die  den 
gebrauch  jener  nordischen   mythen   mit  sehr  wenig  ge- 
winn für  die  dichtkunst  schon  versucht  haben.  Schiller 
br.  i,  314;         der  schnelle  wind  fUhrt  ohne  zügel, 
ein  leichter  pfeil  eilt  auf  gewin. 

P.  Fleming  ged.  1,  79  Lappenberg  (s.  o.); 

man  Reinken  wart  dat  swin  gantz  sur : 

he  moste  krupen  tom  venster  in 

unde  werp  dat  nedder  up  beider  ghewin. 

Reinke  de  vos  (l,  3  v.  206)  13  Prien  (beiden  zu  gut. 
Gottsched;  die  gemeinsame  beute.  Göthe); 
den  kheren  thfit  er  nemen  hin, 
laszt  in  die  sprew  für  jhren  gwin. 

lied  V.  Karl  V.  u.  Philipp  v.  Hessen  (1547)  bei 
Soltau  s.  366  (59,  21) ; 
kein  tag,  kein  sttindlein  geht  dahin, 
in  welchem  man  nicht  spühret, 
was  gottes  wolthat  für  gewinn 
ir  unser'  häuser  führet. 

Jon.  Rist  (lob-  «.  danklieder  8)  geistl.  poet. 
sehr.  2, 160 ; 

in  Ittcro  deputare,  für  einen  gwünn  halten.   Gholinus- 
Frisius  524";    Aler,   Kirsch,    Matthiae;    für  gewün 
schätzen  oder  halten.  Frisius  783»;  Maaler;  für  gewins 
rechnen.    Faber  462»;   ebenso  (für  gewin)  Henisch  1600; 
Garth-König;  (vor  gewinn  achten)  Stieler  2544;  Stein- 
bach, Frisch,  Hederich,  Dentzler,  matthiae; 
und  werffe  meinen  gram  so  wie  den  kummer  hin, 
und  fasse  frischen  muth  und  halt  es  vor  gewinn, 
wenn  neid  und  eigennutz  mich  und  mein  thun  verschwärtzt. 
JoH.  Chr.  Günther  (auf  den  herrn  v.  Schickfusz) 
ged.-  i!58. 

ß)  unter  den  verbis,  die  mit  gewinn  hier  in  Verbindung 
treten,  loird  das  verbum,  substantivum  ganz  besonders  be- 
günstigt; hier  ist  es  die  durch  ein  pronomen  vermittelte 
beziehung  auf  personen.  die  eine  ungewöhnliche  Vielseitig- 
keit in  den  Spielarten  des  geivinns  erschlieszt: 

i))  dem  Cristus  daz  leben  ist  und  sterben  ist  im  ain 
gewinn.  Gregors  dialoge  {Augsburg  1473)  11  cap.  3; 

Christus  der  ist  mein  leben, 
sterben  ist  mein  gewin. 
dem  thu  ich  mich  ergeben, 
mit  fried  fahr  ich  danin. 

geisü.  lied  bei  Wackernagel  5,  435" ;  ebenso  433«. 
3,953»;  das  gleiche  bei  Joh.  Heermann  bei 
Fischer  u.  Tümpel  1,  316 ;  vgl.  Philipper  1,  21 ; 
vgl.  sterben  ein  gewinn  der  seeligen.  Günther 
615 ;  sterben  waere  mir  gewinn.  O.  H.  v.  Loe- 
ben  ged.  25 ;  vgl.  die  parodie  im  volkmunde  .- 
'sterben  ist  mein  gewinn'  sagte  der  todten- 
■^  gräber.   S.  Hetzel  wie  der  Deutsche  spricht; 

'o  mutier,  mutier!  hin  ist  hin! 
verloren  ist  verloren! 
der  tod,  der  tod  ist  mein  gewinn ! 
0  war'  ich  nie  geboren!' 

Bürger  (Lenore)  ged.  172  Sauer-, 
die  gefahr  verfolgt  ihr  schwelgen,  fall  und  tod  sind  ir  gewinn, 
und  mit  diesem  wollust-knochen  ist  ihr  gantzer  lohn  dahin. 
JoH.  Chr.  Günther  (deprecation.y-i-chr.  an  ■■meinen  vater)  869; 
Christus  ist  fflr  mich  gestorben, 
und  sein  tod  ist  mein  gewinn, 
er  hat  mir  das  heil  erworben; 
drum  fahr  ich  mit  freud  dahin, 
Georg  Albinus  alle  menschen  müssen  sterben 
s.  Freylinghausen  f7e«on,<7ft.  (1741)  969»,  vgl.  auch 
(dein  sterben  ist  ein  gewinn)  Günther  1080; 
dO  sclbet  ei  sich  spJstend  und  förend  bald  dar  von ; 
der  wind  das  mer  was  rtszen,  das  schif  rant  schnell  dar  von; 
8i_  gwunnet  starken  wider  wind 
hin  und  sl  echwoiftend,  das  leben  was  ir  gwin. 

Felix  Faber  piliir.rhüchlein  123/.  Mrlinger; 


GEWINN  II  3,  h  (ehrenvoll  und  gewinn)      5916 

allein  das  heilthflm  habt  darvon. 
was  das  selb  ist  für  ein  gewinn, 
das  legen  nuz  mit  klugem  sin. 

Murner  v.  groszen  Luth.  erznarren  v.  3490 
Kurz\ 
from  sein  ist  allein  gewin.  Henisch  1601;  vgl.  obensp.  5890; 
Inschriften  bedeckten  den  rand  (der  glocke);  eine  lautete: 
ruf  ich,  öffne  deinen  sinn, 
gott  zu  dienen  ist  gewinn. 

Th.  Fontane  (vor  dem  stürm  5)  I,  1  s.  41; 
weg  mit  den  tanzen  und  den  pf&nderspielen, 
und  mit  der  zeitverderberin, 
der  kart' !  ist  Weisheit  nur  gewinn ; 
so  lasz  in  ihrem  schätz  mich  wühlen. 

Goekingk  (an  herrn  Schmidt  1770)  ged.  3  (1782),  8; 
vgl.  (ist  weiser  rath  dir  kein  gewinn)  Uhland 

1,  72  E.  Schmidt; 
mit  euch,  herr  doctor,  zu  spazieren 
ist  ehrenvoll  und  ist  gewinn. 

Göthe  (Famt  1)  12,54; 
er  träume  denn,  ihm  ist  ein  träum  gev/inn, 
wem  noch  der  ilaum  besät  das  weiche  blonde  kinn. 

Platen  (mir  hielt  der  tag  den  spiegel  vors  gesteht) 
i,  Sit  Redlich; 
wie  ist  all  mein  innres  offen  I 
wie  verdoppelt  jeder  sinn  ! 
nachbild  hat  das  bild  getroffen, 
jeder  augenblick  gewinn. 

Grillparzer  (der  genesene)  l^*,  139; 
(Golo :)  ich  kniee  nur,  damit  sie  zögern  musz ! 
0,  jeder  blick  in  dieses  angesicht 
ist  ein  gewinn. 

Fr.  Hebbel  (Genoveva  2,  4)  1, 114  Werner; 
je  läng'rer  weg,  je  mehr  gewinn, 
was  sich  an  diese  nadeln  setzt, 
das  ist  die  zeit,  das  wird  geschätzt. 

Hebbel  (diamant,  prol.)  1,  316  Werner; 
und  in  versüszter  lust  zu  schweben, 
sei  allen  ein  gewinn. 

Ettner  des  getreuen  Eckarths  med.  maul-affe 
(1719)  82 ; 
(Epimetheus :)  trostlos  zu  sein  ist  liebenden  der  schönste  trost; 
verlornem  nachzustreben  selbst  schon  mehr  gewinn , 
als  neues  aufzuhaschen.    Göthe  (Pandora)  40, 411 ; 

ähnlieh  Rückert  l,  119  (sinniges  sprechen  ist  gewinn), 
0.  H.  V.  LoEBEN  (ist  ...  gewinn,  wen  man  ...  trifft); 

und  ist  das  kftwen  nur  sein  gwin. 

Murner  schelmenzunß  Matthias  43 ; 
die  tugend  ist  sein  stolz,  die  freiheit  sein  gewinn. 

Uz  221  Sauer; 
dasz  du  erzüint  nicht 

eifertest,  käme  dir  etwa  von  mir  kein  einziges  brieflein, 
was  ward  desz  mir  gewinn,  wenn  die  mir  zusagenden  rechte 
du  mit  gewalt  anzwackst. 

Voss  Horaz  (ep.  2,  2  r.  23  quid  tum  pro/ecif)  2,  334 ; 
ein  jeder  lebt  nach  seinem  sinn, 
das  ist  nun  also  auch  mein  gewinn, 
ich  lass  einem  jeden  sein  bestreben, 
um  auch  nach  meinem  sinne  zu  leben. 

Göthe  (zahme  xenien  4)  4,  321 ; 
willst  du  dir  aber  das  beste  thun, 
so  bleib  nicht  auf  dir  selber  ruhn, 
sondern  folg'  eines  meisters  sinn; 
mit  ihm  zu  irren  ist  dir  gewinn. 

(sprichwörtlich)  2,  2o6 ; 
römisch  mag  man's  immer  nennen; 
doch  wir  den  bewohner  kennen, 
dem  der  echte  deutsche  sinn, 
ja  der  weltsinn  ist  gewinn. 

i.  d.  albiim  der  gräfin  C.  r.  Egloffstein 
(jub.-ausg.  3,  165); 

daher  weisz  ich  für  den  poetischen  genius  kein  heil, 
als  dasz  er  sich  aus  dem  gebiet  der  wirklichen  weit  zu- 
rückzieht .  .  .  daher  scheint  es  mir  gerade  ein  gewinn 
für  ihn  zu  sein,  dasz  er  seine  eigne  weit  formiret  und 
durch  die  griechischen  mythen  der  verwandte  eines 
fernen,  fremden  und  idealischen  Zeitalters  bleibt.  Schiller 
briefe  4,  .314 ; 

gelehrig  sonst  an  ihrer  (der  natur)  frommen  seile, 
schien  jetzt  nur  trotzig  schaffen  mir  gewinn, 
ihr  wort  verklang  in  meines  busens  weite, 
ihr  wink  verschwand  vor  meinem  stumpfen  sinn. 

Grillparzer  (Jugenderinnerungen  im  grünen)  \-',  232 ; 
ir  lachen  wird :  hon,  schand  ist  ir  gewin : 
der  ewig  got  wird  ir  wüten  ünt  toben 
verspotten  nfir :  dan  nichts  fragt  aer  nach  in". 

psnlmenübers.  des  Melissus  JeUinek  13; 
wer  ein  falsches  hertz  verliehret, 
dessen  schaden'  ist  gewinn. 

Joh.  Chr.  Günther  (an  sein  Hannchen)  ged.-  310; 
was  böse  scheint,  ist  mir  gewinn, 
der  tod  selbst  ist  mein  leben. 

Paul  Gerhardt  ich  hab  in  gottes  hertz  u.  sinn 
bei  Fischer  u.   Tümpel  3,  314; 


5917      GEWINN  11  8.  b  («ic  haben'»  kein  gewinn)  GEWINN  II  s.  b  (an«  etwas  gewinn  acblagen)     591S 


wo  lind  nun  meine  freuden, 

wo  ist  in<tin'  bolTnung  hin? 

an  ihre  «tat  iit  leiden 

und  hoobbekrtnckler  ilnn 

geworden  mein  (ewtnn.  _ 

SiMui«  ÜAi  n  {Liap-lUd)  9t»  fitUHep; 
ach,  wer  wii:  il-Ii  so  elend  i«l, 

Siebt  gern  «ich  bin  der  bunten  tiet, 
ie  hinter  ei*  und  nacht  und  mn* 
ihm  weiet  ein  helles  warme«  baue, 
und  eine  liobe  eeele  drin  — 
nur  tUuechunj  iet  Kr  mich  gawinn! 

Wii.ii.  MOI.I.IR  (lUe  wlnUrrtiM!  Uhmkmm^ 
119  HatßeM; 

gatl  die  foliten  seien  dein  gewinn!  du  wirat  ea  bereuen. 
F.  M.  Kmnokr  (Fniutt»  Üben,  thatm  und  hOtlm/ahrt  t.  It) 
8,  108; 

<})    Jetzt  bleibt  Ihm  der  gewinn,  daes  ««in  gMlichtnlaiatfaelnt, 
ao  lang  ein  .Sebleaier  aua  unMm  brannen  (rineket 

Jon.  Clin.  QOntiibr  (tler  etManU  Crtiptim»)  MM; 
bleibt  una  dennoch  der  |ewliia, 
daas  man  ir  beliebt  coniect 
durch  drei  Jahre  nchon  gaschmaekt 

(M  einer  rertraulen  compoffnie  in  Brieo)  IM: 

ohngeaelitet  naoti  dem  glaubonnbekenntniaz  eurer  anti- 
salomoniBchcn  aoliulmeiiitrr,  die  furcitt  des  lierrn  der 
weialieit  ende  ist:  so  bleilie  es  mein  grosser  gewinn, 
gottselig  und  ttenUgsam  zu  «ein!  Hamann  (m  der  KUnig»- 
bergiathen  zrifung  177S)  4,  itt  Koth;  denn  was  hoII  das  reale 
an  sicti?  wir  linhcn  frcudc  daran,  wann  os  mit  walirheit 
darge8tollt  ist,  ju  os  kann  unH  aucli  von  gewissen  dingen 
eine  deutlichere  erkenntniü?:  geben;  aber  der  eigentliche 
gewinn  fUr  unsere  hfthcre  natur  liegt  doch  allein  im 
idealen.  Götiik  ge-ipr.  (mit  Ecknuuiun  tH.  t.  18S7)  fl,  M 
Biedermann;  'ich  besuche  das  tlieatcr  jeden  abend',  ant- 
wortete (lieser,  'und  ich  finde,  dasz  der  gewinn  für  das 
verstehen  der  spräche  sehr  grosz  ist*.  6,  lai;  der  gewinn 
ist  schlecht,  wer  auf  gnad  Kündigt,  kriegt  ungnad  und 
zom  znm  lohn.  Heinr.  MOli.kh  geiatl.  erquick,  »tunden  10. 
8))  o  wie  gar  grossen  gewin  hab  ich  dises  Sterbens :  wann 
Cristus,  mein  herre,  furbas  mcr  mein  leben  sein  wirdet. 
Johann  V.  Nkumarkt  leben  den  hl.  Hitronymust  «t  Benedict. 
(im  ndd.  druck  v.  1488:  o  wo  gar  grote  bopeninge,  o  quan- 
tum  lucri); 

aie  habena  kein  frewinn. 

LuTHKR  {ein  Jette  Imrg)  8,  ¥>\^  Jena  ; 

darumb  haben  wjrs  auch  kain  gewinn ,  dann  unnser  wil 

ist  schuldi$r.  das  er  getödt  wcrd,  sintoinmal  er  bOsz  unnd 

verdampt  ist  von  Adam  her.  {predigt  t:iS3)l8,4S9  Weimar; 

davon  sie  hatten  kein  gewinn. 

Ja  kamen  bed  umb  leib  und  leben. 

R.  Alhf.rus  fabeln  Etopt  88  Braune; 

du  hast  seine  heucheina  kein  gewinn. 

praecepta  rilae  (1648)  109" ; 

von  der  unordentlichen  traurigkuit  hat  der  mensch  eben 
diesen  gewinn,  welchen  das  holtz  von  dem  wurm  .  .  . 
empfangt.  Fn.  Caccia  leheiuithat  deji  heil.  Antonii  168; 

losz  Tahron,  kind,  Hein  herr.  dahin! 
er  hat  rr  nimmermehr  gewinn! 

BCrokr  (Lenore)  ged.  178  SaH«r; 
denn  was  hfttt  ich  desz  gewinn, 
so  du  ffthrst  zum  teufel  bin? 

Stoi.bkrh  irerke  1, 168  (die  bütsende); 
entbehrst  du  gleich  dadurch  die  Treude  nuT  der  erden, 
durch  pflatitzen  ihrer  schoosz  ein  grosz-papa  zu  werden, 
so  hast  du  doch  gewinn;  ihr  spiegcl  reiner  zncht, 
damit  ihr  edler  stand  der  weit  /u  leuchten  sucht, 
kan  leicht  nn  cnckcis  .statt  bis  auf  dio  letzten  Zeiten 
den  namen  deines  ruhnis  in  tausend  obren  breiten. 

JoH.  Chr.  GOntiibk  {leben  Frants  Atdon»  (mtfen 
r.  Sporct)  788; 
tnn  nicht  was  morgen  sein  wird, 
zien  gewinn  von  jedem  tage. 

Platrn  (an  Thaliarrhtui)  l,  548  Hedlich; 

er  sprach  zwar  von  der  Schwierigkeit,  der  öffentlichen 
meinung  in  Oestreich  gegenüber  ganz  ohne  Kquivalcnt 
aus  der  gegenwärtigen  Situation  hinauszugehn ,  wenn 
Preuszen  einen  so  grossen  gewinn  wie  Schleswig  Holstein 
mache.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  (i7")l,»4R: 
♦))  die  schetr.  der  kirchon  nimpt  man  hin, 

das  wird  uns  bringen  klein  gewin. 

E.  Ai.nKRUs  D.    n'ackrmi'irt  .1.880'»; 

•Irtr  Abraham  bringt  Uch  kleinen  gwUn 
wan  fromme  vatter  und  mfitor  han 
hilRt  nit,  er  ai  denn  inen  nach  schlan. 

trofioedia  Johatmi.f  (tM9)  (1,  8)  B4*; 


der  stfbadan  brincl  iatt  den  gewinnt 


•o  lange  treiben. 

Jon.  Chr.  GC'irrHBR  94&; 


da 


,.  die  nntbat  nicht  gewinn, 

wir  aber  brechen  mit  der  reinen  band 
des  blolgen  frevel*  »f  anrolle  fnicbt. 

SCMILUia  (TeU  S    11   14    411 

alle  des  tdüanhaim 
bring'  ea  gewinn  I 

OOtmr  (Farntt  II.  8)  41.  840; 


daas  ich  angeüriwic  Ma : 

ja  i«h  ladl'  «a.  Ja  wh  nsaa'  aa 


«en  brim 


and  eoeh  bringt  er  nicht  gewtea. 
(»rro  Hri.<<r.  v.  LoKna«  tgi 
111  PUtMi 

6))  wenn  in  den  neuem  zelten  durch  afniffar  galabitan 
oxegeten  . . .  fleisz  dies  Stadium  Insondarbaft  la  prttfoat 
der  bewriastellen  fawonnen  hat:  so  hraooban  ai«  diaaan 
gewinn  still  und  baaehaiden.  Hbhdbr  {tri^t  dm»  ttuämm 
der  throloffie  betreffend.  8.  thtil)  lo.  81«  Suphan;  dabd  aolta 
ich  bedencken,  dasz  sich  der  teaffel  freilich  nicht  um> 
sonst  desz  spielens  so  eiferif  annehme,  aondem  ohn 
zwaiffel  seinen  trolTlichen  fawin  darbai  sa  erschfipffcn 
wiaae.  GniMMKLaHAuaRM  Simpl.  i&4  Kögd;  die  lieb  sucht 
nit  iren  gewinn,  und  ermanet  sie,  das  er  in  dz  ewangelium 
umb  sunat  geprediget  hab.  Neu  Karwthana,  «.  Hlttkn 
4,  657 ;  dahcro  billig  wir  alle  onaerea  gewinn  bei  gott 
suchen  sollen.  Ann.  a  S.  Clara  tiwa»  firmUe  {der  kauf 
mann)  l  (1880): 

daaa  sie  plAtzlich  den  gewinn, 

den  eie  nicht  verdient,  verlier«. 

MOtXNaR  die  teh^td  l.S; 

wer  jetzt  etwas  durchsetzen  will,  kann  das  nar  mit  be- 
nutzung  des  liberalismas  thun.  .  .  .  wer  aie  unehrlich 
benutzt,  (iaO  in  gcfahr,  seinen  gewinn  wieder  zu  verlieren. 
G.  Frf.ytao  an  Treitechke  (186&)  brie/tceehe.  a.  65;  dennoch 
woisz  ich  mancher  stunde  einen  gewinn  abzujagen,  und 
dies  gelingt  mir  nur  dadurch,  dasz  ich  mich  ganz  und 
gar  in  den  nuiienblick  . . .  zn  versenken  wcisz.  Heruei. 
briefe  1. 889  Werner;  lange  zeit  sträubten  sich  beide 
noch,  aas  diesem  grausigen  zufall  für  ihr  eigenes  leben 
gewinn    zu    schlagen.    Georo  Reickb  dtu  grüne  hukn 

(4,  13)"  471 : 

tlnschl  euch  nicht,  und  erwartet  gewinn  von  der  acblecbteo 

gemeinschafl; 
einen  verbündeten  bloss  giobt  ea,  die  liebe  des  volksl 

Platrn  [epigramme :  an  die  guten  firwlem)  1,  890  JtedUek; 

ich  berechnete  noch  Über  diesz  den  gewinn ,  den  selbst 
das  genie  des  gelehrten  durch  die  fragen  der  lehr- 
begierigen Unwissenheit  erhält,  die  ihn  oft  auf  betnch- 
tnng  und  nachdenken  über  eine  neue  seile  gewisser 
gegenstände  führt,  die  er  als  gering  übersah.  S.  v.  La 
RociiK  fyi.  f.  Stemheim  (i)  181  Ridderhoff;  man  ist 
diesz  schon  der  Wahrheit  schuldig,  wenn  es  auch  der 
abcnteuror  nicht  verdienet,  und  man  sich  keinen  weitem 
gewinn  von  diesen  bemühungen  versprechen  sollte. 
J.  F.  KÖHLKR  untere,  iiber  d.  leben  u.  d.  thaten  ...  dr. 
Joh.  Fauete  (l79l)  65;  die  nator  hat  uns  das  Schachbrett 
gegeben  .  .  .  nun  ist  es  an  uns,  züge  zu  thun.  von  denen 
wir  ans  gewinn  versprechen.  Köthr  maxitnen  u,  r^ 
nr.  480  GiMeeAr^ften  81.  %. 

v)  xutn  poeeeeeivpronomr»  und  »einer  bedeuieamten  etrl- 
uug  lieben  dem  rerbum  »tihetanHrttm  t>gl.  oben  ep.  btXhff; 
andere  »cendungen  »ind  hier  seltener: 

ich  wil  nichts  den  himmel  achten, 
wil  nach  keiner  erden  trachten, 
hnb'  ich  dich.  herr.  mein  gewinn, 
allzeit  nur  in  meinem  sinn. 

S.  Dai  H  (73.  p»alm)  181  Ottertep; 


an  vcrecbweigaa 

mnsz  ich  die  aianschsp  »anneiJea; 
daas  ich  wisae,  woiaa  Ich  bin. 
das  wollen  die  aadani  ai^t  Mdsn. 

GAnia  saAsM  xenien  8  (Jub.-muat.  4. 118), 

mehrere  bedentende  fremde,  deren  man  auf  freqnen- 
tirten  univerüitätcn  immer  als  gaste  zn  finden  pflegt, 
lernt'  ich  da.selbst  kennen,  und  mit  jedem  tag  vermehrte 
sich  der  reichtum  meines  gcwinnes  über  alles  erwarten. 
(antialen  1801)  31,110;  at^fJ'tUiend  iat  die  freie  übertragunr^ 
im  folgenden : 


5919      GEWINN  II  3,  b  (wichtiger  gewinn) 

ihr  <!(henckeleen,  und  ihr,  ihr  zarten  beingen,  . 

i^erzdht  mir   liebes  volck,  und  heiszt  mich  la  kern  schwemgen. 
wo  etwan  ick  zfi  tiefl'  bei  euch  gekommen  bm, 
ihr  traet  die  gantze  last  von  euerem  gewinn, 
hr  seid  die  Pfeiler,  so  die  schöne  wohnung  stutzen. 
,hr  seid  <i^^Vi^'^l  '^^^y^  g^^   (10  jungfernlob  47)  140  Drescher. 

S)  die  attHbute  halten  sich  auch  bei  übertragener  ver^ 
Wendung  mit  Vorliebe  im  rahmen  der  am  engern  begriff 

beobachteten  typen.  .     i     *•     u  ,„„v,^ 

i))  zur  dritten  säcularfeier  unserer  protestantisch  wahr- 
haft groszen  gewinns.  Göthe  an  Voigt  21.  2.  1816;  hierbei 
gereicht  es  Deutschland  zu  einem  groszen  gewinn,  dasz 
der  Vortrag  trefflicher  dichtungen  allgemeiner  geworden 
ist.  maxim^n  u.  reßexionen  nr.  736  (schnften  der  Obthe- 
gesellsch.2i,16i); 

so  treib  jn  doch,  und  halt  nicht  still, 
ob  du  jn  mSgst  von  seinem  sinn 
bringen,  das  wer  ein  grosz  gewmn. 

Erasmus  Alberus  pracepta  mta  (1548)  102», 

ähnlüh  P.\üL  Gerhardt,   s.  Fischer  u.  Tümpel  3,  358»; 

GÖTHE  31,20;  ^       ,„     ^   s 

ein  schrecklich,  gresslich  end  er  {Herodes)  nam 
und  brent  jtzt  in  der  hellen  flamm, 
ich  mein,  er  ists  sein  worden  inn, 
was  er  hat  für  ein  grossen  gwin. 

Nicolaus  Herman  die  sonntags  euangeha  (16); 

'meinst  du,  sie  hätten  sich  dabei  keinen  groszen  gewinn 
erwuchert?'  'ja',  'welchen  gewinn?'  'den  segen  Bayerns 
über  Wittelsbach.'  Babo  {Otto  v.  Witteisbach  5)  schausp. 
1  (1793),  166;  was  von  seinen  Untersuchungen  mir  den 
gröszten  gewinn  versprach,  war  die  aufmerksamkeit.  die 
er  dem  Übergangsgestein  geschenkt  hatte.  Göthe  {tag-  u. 
Jahreshefte  19m)  31,268;  dagegen  möchte  ich  es  mit  ihm  als 
einen  groszen  gewinn  ansehen,  wenn  dem  Unwesen  der  lici- 
tationen  und  Submissionen  einigermaszen  gesteuert  würde, 
einen  gewinn  nicht  allein  für  die  handwerker,  sondern  auch 
für  den  staat.  Bismarck  {im  preusz.  landtag  18.  10.  1849); 

dein  recht  solstu  da  auch  verliern, 

weil  ich  richter  und  kläger  bin. 

du  sollst  sein  haben  kleinen  gewinn. 

Ayrer  (Valeiüin  u.  Ursus)  1341  Keller; 

ganz  ähnlich  Teuerdank  (83)  Goedeke  s.  201;  Erasmus  Al- 
berus J.  Witzel  Bl»>;  vgl:  geringer  gewinn.  Göthe 
{Beineke  fuchs  i;  schlechte  räche  bei  Gottsched)  40, 61; 
mäsziger  gewinn.  Jrie/e  15,246;  an  wenigem  gewinn. 
Schlegel  Shakespeares  Heinrich  VI.  theil  1,  2, 1. 

2))     die  beste  weisheit  ist's,  nach  der  die  Zweifler  trachten, 
mir  schenkt  sie  wenigstens  den  wichtigsten  gewinn. 

Thümmel  die  Zweifler  {Oöttinger  musenalmanach 
auf  1770) ; 
und   als   einen  wichtigen   gewinn   durfte  ich   schon  die 
beseitigung  der  katholischen  abtheilung  .  .  .  betrachten. 
Bismarck  ged.  u.  erinn.  2, 134; 

doch  das  gröszte  glück  im  leben 
und  der  reichlichste  gewinn 
ist  ein  guter  leichter  sinn. 

Göthe  (antworten  bei  einem  gesellsehaflliehen 
fragespiel)  1,  40;  das  gleiche  zahme  xenien  2; 
dort,  sich  und  uns  zu  köstlichem  gewinne, 
verwechselt'  er  die  zelten  wundersam. 

(epilog  zu  Schillers  glocke)  13,  170; 

das  gleiche  {an  Voigt)  4,101 ;  ebenso  GRiLLPAf\ZEKSapph^  1,3 ; 
als  der  knabe  nach  der  schule 
das  pennal  in  bänden  ging, 
hofft   er  endlich  schön  zu  schreiben 
als  den  herrlichsten  gewinn. 

GÖTiiE  {der  gräfin  Titinne  O'Bonell)  4,  408: 

ebenso  {Faust  II,  5)  41,  307;  {west-östl,  divan)  5, 145;  Hebbel 
briefe  3,  315 ;  vgl.  auch :  ein  herrlicher  gewinn,  praeclarum 
lucrum.  Steinbagh  2, 1029; 

mit  hocherhabnen,  hochbeglückten  männem 
gewalt'ges  ansehn,  würd'gen  einflusz  teilen: 
für  edle  seelen  reizender  gewinn ! 

Göthe  {die  natürliche  tochter  1,  6)  9,  272; 

er  (der  Schauspieler  Larkens)  entsagte  dem  unwürdigen 
leben,  raffte  sich  zu  neuer  tätigkeit  auf  und  ward  ein 
erfreulicher  gewinn  für  die  stadt.  Mörike  {mMler  Nolten2) 
b,  16  Krausz ; 

wann  wird  der  dank  zum  lieblichen  gewinne  ? 

wenn  ihn  die  kön'gin  beut  der  Schönheit  und  der  minne ! 

Immermann  {epigonen  4,  i^^  ß  67  Hempel; 
die  zarte  brust  gehört  dem  sel'gen  mann, 
der  auch  den  leib,  den  süszesten  gewann ; 
holdselige  gewinne, 
um  die  ich  nicht  grau  florgewebe  spinne. 

{Trittan  u.  Uoidt  i:  Branffone)  13,  S65  Eempel; 


GEWINNANTHEIL  s,  b  (innerer  gewinn)      5920 

aufopfern  dich,  du  himmlischer  gewinn, 
dich  engel!  einer  bulerin?  — 

R.  Lenz  107  Weinhold. 

3))  alle  mühe,  die  man  also  noch  dran  wendet,  ist 
ein  reiner  gewinn,  und  die  wachsende  Vollkommenheit 
bei  der  Vorstellung  dieses  stücks  musz  zugleich  die  fort- 
schritte  unseres  theaters  zu  bezeichnen  dienen.  Schiller 
briefe  7,  81 ;  es  ist  nicht  immer  reiner  gewinn  bei  einer 
sehr  lebhaften  einbildungskraft.  gräfin  O'Donell  an 
Götlie  1813,  5.  Schriften  der  Oöthegesellsch.  17,  60 ;  nun  aber 
kommen  mir  die  freundlichen  stimmen  dasz  ich  nicht 
eilen,  dssz  ich  mit  vollständigerem  gewinn  nach  hause 
kommen  soll.  Göthe  an  den  freundeskreis  6.  l.  1787;  hätte 
er  den  vollen  gewinn  des  knaben  geahnt,  seine  befrie- 
digung  würde  sich  noch  heller  und  deutlicher  luft  ge- 
macht haben.  W.  Raabe  Schüdderump^  73;  vgl.:  voll- 
gewinn s.  u.;  unvergänglichen  gewinn,  quaestus  immor- 
talis.  Hederich  1, 1424; 

du  hast,  was  menschen  haben, 

die  höchsten  schicksalsgaben, 

den  wirklichen  gewinn, 

und  dennoch  dichterin? 
Grh-lparzer  {.in  das  stammb.  einer  dichterin)  85,  50; 

dabei  waren  wir  ununterbrochen  tüchtig  gesegelt,  bald 
scharf  rechts,  bald  scharf  links,  so  klein  ist  der  objec- 
tive  gewinn  beim  laviren.  Heinr.  Laube  neue  reisenov. 
(11:  der  Sturm)  1,208;  ich  fürchtete  nämlich  um  ein  er- 
habenes bild  ärmer  zu  werden  und  nur  ein  richtigeres 
dafür  zu  erhalten  —  ein  zweifelhafter  gewinn  für  einen 
dichter.  Grillparzer  {tageb.  auf  der  reise  nach  Italien) 
16^,  198. 

4))  und  da  man  allain  dem  aller  nützlichsten  gewin 
nachstellet,  und  waren  alle  freuden,  allain  in  dem  be- 
sitzen und  vermügen.  Tat.  Alpinus  verdeutsch,  des  Folyd. 
Verg.  v.  erfindung  der  dinge  (2,  3)  32^ ; 

was  sollt'  ein  kränz,  den  niemand  trüge? 

was  ungewinnlicher  gewinn? 

was  ohne  tugend  tugendsinn  V 

Tiedge  (an^Tlosaliä)  episteln  1, 104; 

such  er  den  redlichen  gewinn ! 
sei  er  kein  schellenlauter  thor ! 

Göthe  {Faust  I)  12,  37 ; 

gott,  der  aus  lieb  im  fleisch  erschienen 
bringt  uns  den  seligen  gewinn. 

C.  L.  Scheidt  om«  gnaden  .foll  ich  selig  werden: 

'was  du  tust,  so  hab  fleisz  darinn, 
es  soll  dir  tragen  guten  gewinn.' 

Teuerdank  (66,  32)  Goedeke  s.  155 ; 

München  macht  einen  guten  gewinn  an  dem  professor 
Phillips  von  Berlin,  der  dort,  weil  convertit,  übel  an- 
gesehen war.  Gl.  Brentano  Schriften  9, 2SS' {briefe  an 
seinen  bruder  Franz); 

beszrer  gewinn  ist  sein,  wenn  ihn  des  todes 
gruft  verschlinget,  als  wenn  die  rettungslose 
quäl  ihn  foltert,  ihn,  des  Achaiaheeres 
tapfersten  krieger. 

Chr.  V.  Stolberg  {Aias)  werke  der  bruder 
St.  14,202; 

mögen  sie  meiner  bei  dieser  geistlichen  verwandschaft 
in  liebe  gedenken  ...  so  sehe  ich  davon  für  mich  den 
besten  gewinn.  Göthe  an  J.  W.  Sander  25. 7iov.  1801 ;  diesen 
seltsamen  gewinn  festzuhalten,  ein  werk  von  so  bedeu- 
tendem und  mannigfaltigem  Inhalt  mir  zu  vergegen- 
wärtigen, und  in  allen  seinen  theilen  auszuführen  war 
mir  um  so  angelegener,  als...  (dichtung  u.  Wahrheit 
13)  26, 223 ;  der  kämpf  mit  jenem  harten  und  unver- 
brauchten naturvolk  in  einem  kulturrohen  lande  hat 
dargetan,  dasz  das  deutsche  volk  trotz  aller  errungen- 
Schäften  einer  hohen  kultur  an  seinem  kriegerischen 
werte  noch  nichts  eingebüszt  hat.  in  diesem  sieghaften 
bewusztsein  liegt  ein  hoher  innerer  gewinn,  und  schon 
uin  dieses  gewinnes  willen  sind  die  schweren  opfer  an  gut 
und  blut  nicht  vergeblich  gewesen,  kämpfe  der  deutsci  en 
truppen  in  Südwest- Afrika  {herausg.  v.  groszen  generalstab) 
6.  heft;  vgl.  au^h  hochgewinn  theili,2,sp.  1622. 

GEWINNANTHEIL,  m..  jüngere  Zusammensetzung  {vgl. 
das  spät  aufkommende  zweite  wort,  s.  antheil  theil  i  sp.  497) 
mit  engerer  und  iveiterer  bedeutung. 

l)  am  frühesten  belegt  ist  die  engere  beziehung  auf  das 
spiel,  dessen  erträgnisse  oder  gewinne  mehreren  theilnehmem 
zuflieszen:  {der  nette  minister  habe)  auch  ein  verzeichnisz 
der    sogenannten    Croupiers   hinzugefügt,   welche   ihren 


5921 


GEWINNANSCHLAÜ 


GEWINNBRINGEND 


5922 


namen  von  dem  gewinn&ntheile  (Croupe)  fUbHen,  den 
ihnen  dio  gcneralpächtcr  auRzazablen  «ngewieien  waran. 
Daiilmann  frang.  rtvol.  85;  der  vater  des  kleinen  MotM, 
aufgeregt  von  der  erwartung  «einet  gewinnantheils  (otui 
eintm  loat)  verwies  die  neugier.  K.  Gutzkow  aua  der 
knabenxeit  ».  U?. 

8)  allgemeiner  wird  da»  eompoeihtm  avf  den  enterb 
und  geachäftaverkekr  bezogen. 

a)  an  die  engere  faeeung  erinnert  noch  der  gebrauch 
Im  MuNDT,  der  ertcerbe/ormen  im  äuge  hat,  die  mit  keiner 
einlage  rechne»,  hier  tritt  daa  »ubetantiv  in  einen  gegen- 
Mate  Mu  der  umfaeaenderen  formet  auf  ^tewinn  und  Ter 
Inst:  es  beginnt  nämlich  dl«  niü<lfl  xchon  allgemeiner 
zu  werden,  dasr.  sich  die  bedeutendsten  xchauspieler  and 
sohauspielerinnon  niclit  mehr  an  einem  beatiinintan 
theator  fcxt  und  auf  längere  zeit  engagiren  UiMn,  lon- 
dorn  Kl«  zie)it>n  en  vor,  in  ein  verhältniu  zo  den 
thoutor  autorcn  zu  treten  und  von  diesen  bestimmt« 
rollen  in  ihren  stücken  auf  gewinnantheil  an  den  auf- 
fuhrungen  zu  Ubemohmen.  Tu.  Mundt  Pari»  u.  Loui» 
Napoleon  t,  200;  diese  Lorette  .  .  .  hat  die  table  d'hftte  . . . 
zum  Schauplatz  ihrer  thaten  bestimmt  und  verfährt 
dabei  ...  im  einverständnisz  mit  der  besitzerin  des 
hoteis,  mit  der  sie  vielleicht  auf  gewinnantheil  ar- 
beitet. >,  81. 

b)  der  allgemeine  »praehgehraueh  hat  den  normalen  ge 
nehitftaverkehr  im  augf:  volkHwirthKchartlich  löst  sich  der 
ertrag  auch  in  die  lohnanthcilssumme  und  in  den  ge- 
winnantheil. Thiel  4,  iso**;  bei  der  Verwaltung  der  bank 
ist  der  Staat  ...  in  vier  verschiedenen  eigensobaften 
betheiligt,  einmal  in  der  eigenschaft  eines  socius,  in 
welcher  er  nach  der  bankordnung  den  ihm  zustehenden 
gewinnantheil  aus  dem  rcinertrage  der  bank  bezieht, 
wobei  ich  bemerke,  dasz  dieser  gewinnantheil  nicht  nur 
als  ein  aequivalent  des  vom  Staate  geleisteten  ein- 
schusses  ...  zu  betrachten  ist.  ...  sondern  dasz  dieser 
gewinn  auch  eine  ontschädigung  für  die  bedeutenden 
fiscalisohen  rechte  bildet ,  mit  welchen  der  staat  die 
bank  ausgestattet  hat.  Bismakck  tn  der  9.  kammer  iS&l; 
bestehen  jedoch  die  fruchte  in  der  Vergütung  für  die  Über- 
lassung des  gebrauchs  oder  des  frucht^'cnusscs,  in  Zinsen, 
gowinnantheilen,  oder  anderen  regelmäszig  wiederkehren- 
den ertragen,  bürgtrl.  geeetxb.  §101;  Zinsen,  renten,  divi- 
denden,  gewinnantheile,  auch  aus  bergwerkskuxen.  preueM. 
farmular  einer  ateuerkUirung  (1908). 

3)  daran  knüpfen  %ccitere  ztisammen»et»ungen :  ist  ein 
zins-,  renten-  oder  gewinnantheilsohein  sibhanden  ge- 
kommen oder  vernichtet  . .  .  bUrgerl.  geaetsbuch  %  WH. 
vgl.  auch  §1818  u.a.;  die  Vorschriften  des  abs.  i  finden 
auf  zins  ,  renten-  und  gewinnanthcilscheine  sowie  auf 
die  auf  sieht  zahlbaren  Schuldverschreibungen  keine  an- 
Wendung,  preuaz.  ge».  von  1899,  a.  geaetz».  a.  188. 

GEWINNANSCHLAG,  m..  tur  formet  gewinn  und  vertust 
gehöi-ig  (vgl.  ap.  M80):  man  hat  also  knuff-  pacht-  bau- 
. .  .  handwercks-  gewinn-  und  Verlust  anschläge  von  aller- 
hand gcwerben,  manufacturen ,  fabriqucn,  und  in  der 
kiiuiTmannRchafrt.  Cmomri.  l,  461. 

GEWINNARTIG,  adjectiv:  wir  reden  hier  nicht  von 
solchen  spielen,  welche  umb  lust,  oder  gar  umb  geringes 
gelt  .  . .  geUbet  .  .  .  sondern  von  gowinnartigen  hohen 
geltspielen.  Harsdörfkr  luat  u.  lehrreiche  getchiehten 
(58  die  glückaeligen  apieler)  183;  wiederholt  von  Prätori  US 
gaxaphyl.  gaudium  80. 

GEWINNAUSSICHT ,  /. .-  sie  . .  .  wuszte  die  gewinnaus- 
sichten  aller  pferde  für  die  hauptrennen.  G.  v.  Omptkoa 
der  seremonienmeiater^  76. 

GEWINNBAR,  a(fjeetiv:  gewinnbar,  that  may  be  won 
or  gained,  gainable.  Hilpert  11,1,464°;  wie  weit  immer 
die  aussichten  seien,  die  dem  überraschten  blick  des 
Sprachforschers  das  sanskrit  eröffnet,  wie  zutrefTend  eine 
menge  der  aus  ihm  gewonnenen  und  gewinnbaren  ety- 
mologien.  J.  Grimm  vorwort  mu  theil  l  a.  47;  schnell  ge- 
winnbar, wie  alle  liebcbedürfligen  naturen,  verbarg  er 
es  ihr  nicht,  wie  wohl  er  sich  .  .  .  neben  ihr  befinde. 
Fanny  Llwald  Wandlungen  8,806  a.  Sandera  S,1619<'; 

GEWINNBARKEIT,  /. .  die  gewinnbarkeit  einer  masse 
wird  abhängig  sein  von  deren  härte,  zusammenhält. 
etastizitäL    Fr.  Rziha  lehrb.  der  gejt.  tunnelbatikunat  l,  l. 


GEWINNBEGIERDE./..  weit  »päter  beobaekiet  aUdaemtt' 
»preehendt  at^eeth.  (vgl.  unt»r  gewinnbegieric):  die  gewinn- 
b«fi«rd«,  babtoeht,  ta  pa»»ion  d'ofudrir  du  Mm.  Schwan 
(I7n)t,7«6*:  gewinnbegierde  #.  gewinnsoebt.  Hilpert  n. 
1,  464^:  vgl.  auek  Camps  t, IM*  (gewinnbegierde  ...  der 
httebate  grad  derselben  Ist  die  fewinnsuoht);  hier  mutz 
etwas  emsthaflee  vorgeiMifn  sela,  da  es  wichtig  genug 
ist.  die  gewfibnliebe  fewinnbecferde  dieser  leute  zu 
unterdrOoken.  Sophie  tom  La  Rochr  frl.  v.  Stemheim 
{%)  847  Ridderhoff:  die  durch  die  ooneurrenx  der  käufer 
entstehende  natürliche  preiserbSbung  de«  bolzes  ...  ist 
für  den  itaat  mit  weit  wenigem  naehtheilen  verbunden, 
als  der  onwerth,  welcher  dem  hoÜM .  .  .  darob  die  wocber- 
liehe  gewinnbegierde  der  monopoUsten  und  baadtaifi- 
gesellsebaften  lOgeiofeB  wird.  J.  A.  ScHi.rrrwBtii  ^ 
wiehtigat»  im§tUgmJmJt  ßkr  dmt  ganae  puUieum  i  (l77t),  «. 

6EWINNBE0IERI0,  tertiemU  gewinne  begieric  u.a.. 
adj.,  vgl.  da»  vorkerg^^d« :  Ueurio.  efal  ftwiaiifflehtiger. 
gewinnbegieriger.  DAarPODius  8r:  «AMeeSsiUNoeOs^: 
ähnlieh  A.  RsTHBR  th»at.  rom.  teut.9,  417«:  gewonnen  be- 
gierig, der  etwas  am  gwOns  willen  thut.  gutteetuarm». 
Maaleh  180^;  atridu»  Uteri,  gewinnibefieric.  Gaiitn- 
KöNio  67*;  ebeneo  Deptzleh  4ts*;  Uterifttm,  gewiaa- 
iMfierig.  Kömio  «74^:  g^winnbegierig.  gewinnbringend. 
litereiHvu».  Kirhch  a,  iM^*;  ebeneo  Matthias  I.  itt*;  ge- 
winnbegierig, begierig  nacli  gewinn,  begierig  zu  gewinnen. 
Cami>r8.  SM*. 

GEWINNBETHKlLIGUNGy. .  gewinnbetheiligDng.THlEi. 
4. 4S0*:  einen  einflussreichen  posten  in  der  ...  kommen- 
l>ank  und  eine  glänzende  gewinnlie'iieiligang.  Sri  loebaoer 
MrsenJkdnt^  tl7. 

GEWINNBRIEP,  m..  vgl.  gewinn  »p.  San-  antrittsgeider 
(annahmegelder,  laudemien,  weinkauf  eto.l,  kSnnen  nur 
in  sofern  und  in  dem  maasze  gefordert  werden,  als  sie 
dem  t>erechtigten  schon  vor  t>ekannimachung  der  fremden 
gesetze  zukamen  .  .  .  doch  fällt  bei  dergleichen  nunmehr 
zu  cigenthumsrecbten  erworl>enen  gutem  die  früher  üb- 
liche ertbeilung  und  annalune  besonderer  gewinnbriefe 
fort  preu»x.  ge».  v.  1RS5.  a.  geeeta».  a.  81. 

GEWINNBRINGEND,  adj.  (vgl.  gewinn  bringen  »p.  fiMO): 
lucrifieu».  gewinnbringend.  König  C74*>;  gt4ae»tuo»u» .  ge- 
winnsam, gewinnbringend,  gewerbhaftig.  Dentzleh  640^; 
gewinnbringend,  lucrativu».  quaeatuoaua,  lueroeu»,  com- 
pendioeu».  Aler  1.  996**  (die  wohlredenheit  ist  gewinn 
bringend.  987*);  ähnlieh  Kirsch,  Matthiar  («.  unter 
gewinnbegierig);  de»gl.  Hederich  l,  1484  (gewinnbringen- 
des jähr  —  kaufmannschaft  —  schaden);  gewinnbringend, 
gewinnsam,  einträglich,  gewinzaam.  Kramer  8,97^; 
gewinnbringend,  lucratif.  profitable,  avantageux.  Schwan 
1,  746*;  gewinnbringend,  yielding  or  bringing  profit  orymn. 
prufitable,  luerative.  Hilpert  II.  1  «.464*. 

1)  in  bexiehung  av^f  encerb  und  geethUfleverkehr :  wie 
können  künste  sich  heben,  wo  der  ackerlwu  danieder 
liegt?  wo  die  erste  quelle  des  reichtbums,  der  unab- 
hängige, gewinn-bringende  fleisz  der  menschen,  und  mit 
ihm  alle  bäche  des  handeis  und  freien  gewert>es  ver- 
siegt ...  waren?  Herder  ideen  (18.  6)  4  (i79i),  196;  ein 
kaufmann  ist  gewohnt,  sein  geld  vornehmlich  sa  gewinn- 
bringenden Unternehmungen  .  .  .  anzuwenden  (to  eenplog 
hi»  m/men  ehiefly  in  profitable  project»).  Garvb  übmr».  dm 
Adam  Smith  (8, 4)  8^,  8S4;  aber  diese  summe  ist  dennoeh 
von  zu  groszem  werthe.  als  dasz  sie  mfiasig  liegen  bleiben 
sollte,  sie  wird  also  auszer  landes  vertandt  werden, 
dort  eine  gewinnbringende  anwendung  tu  soeben,  die 
sie  innerhalb  desselben  nicht  finden  kann  {profitable 
employment  8,8)  8*.  s.*»;  jeder  zweig  der  menschlichen  be- 
triebsamkeit,  und  jede  form,  in  welcher  sich  die  mensch- 
liche thätigkeit  äuszera  mag.  mag  zwar  im  allgemeinen 
>>elrachtct,  unter  gewissen  beeonderen  verhiltniieen,  ge- 
winnbringend werden  können.  Lote  revi».  d.  grumdhegriffe 
{%  858)  3, 898 ;  und  das  dasein  fOr  einen  gewinnbringenden 
Jahrmarkt  erachten.  Kactzsch  ti^er».  r.  weiak.  Salom. 
16. 18  (geben  für,  man  müsse  allenthalben  gewinn  soeben. 
Luther,  eompotitam  ad  luerum);  ond  dass  fiberall  hin 
.  .  .  von  Arabern  oder  deren  anhJtogem  elepbanten-  und 
menschenjäger  ausgeschickt  worden  sind,  um  gewinn- 
bringende waare  zu  erbeuten,  fre/  v.  Götzen  dmreh 
Afrika  (tW6)  14«. 


5923 


GEWINNDEL 


2)  übertragen:  sein  (des  constiüäionnels)  kämpf  gegen 
die  Jesuiten,  gegen  den  klerus,  gegen  die  restauration  in 
allen  ihren  Verzweigungen,  selbst  in  den  romantischen 
des  dramas,  war  einst  eben  so  glorreich,  wie  gewinn- 
bringend. Karl  Gutzkow  briefe  mis  Paris  (7)  2  (1842),173; 
ihrem  tiefen  bedürfnisse  nach  moquerie  und  klatsch  ... 
suchte  sie  durch  ein  briefliches  geplauder  mit  dem 
prinzen  zu  hilfe  zu  kommen,  der,  ein  feinschmecker  auf 
dem  gebiete  der  chronique  scandaleuse,  nicht  müde 
wurde,  sie  zur  fortsetzung  einer  beiden  teilen  gleich  ge- 
winnbringenden korrespondenz  zu  ermutigen.  Fontane 
(vor  dem  stürm)  1, 1,  1C9. 

GEWINNDEL,  s.  gewinnlein. 

GEWINNEGOIST,  m.:  ich  bin  ein  geistes-  tind  gemüts- 
egoist,  wie  es  gewinn-  und  vorteilsegoisten  giebt.  Grill- 
parzer  tagebücher  71   Glossy  u.  Sauer. 

GEWINNEL,  s.  gewinnlein. 

GEWINNEN,  verbum,  verstärktes  winnen  (s.  d.),  hat  sich 
in  dieser  Zusammensetzung  mit  dempraefix  ge  früh  zu  einem 
der  beliebtesten  ausdrucksmittel  des  deutschen  icortschatzes 
entmckelt.  den  es  noch  heute  nicht  so  sehr  durch  eine  mannig- 
faltigkeit  derbedeutungsrichtungen  belebt,  als  durch  eine  fülle 
von  festen  Verbindungen  bereichert,  wie  iceit  die  verschieden- 
artigen bedeutungsfärbungen  solcher  Wendungen  auf  das 
verbum  zurückwirken,  zeigen  die  Varianten  in  der  Überliefe- 
rung älterer  texte  und  zeigen  die  mannigfachen  sgnonyma, 
mit  denen  das  verbum  früher  oder  später  sich  berührt. 

I.  abgrenzungen.  ältester  Verwendung  skr  eis.  gebrauchs- 
und  bedeutungsgruppen  im  icechsel  der  stilgattungen  und 
Sprachperioden.     Statistik,    formell. 

1)  von  der  sippe,  der  gewinnen  entspringt,  ist  es  schon 
oben  (».  gewinn  sp.  5861^'.)  zugleich  mit  kurzer  darstellung 
des  Verhältnisses  zwischen  gewinnen  und  winnen  abge- 
hoben, hier  sei  das  verbum  gegen  das  Substantiv  und  gegen 
bedeutungsverwandte  verba  abgegrenzt. 

a)  dem  Substantiv,  das  doch  viel  und  gern  vericendet 
vrird,  ist  das  verbum  durch  ei7ien  unverhältnismäszig  ge 
steigerten  gebrauch  überlegen,  bemerkenswert  ist  auch,  dasz 
mundarten,  die  dem  Substantiv  sich  verschlieszen ,  dem 
verbum  offen  stehen,  vgl.  sp.  5883  und  unten  (I,  4,  b).  weit- 
gehender sodann  als  beim  Substantiv  kennzeichnet  das  präfix 
beim  verbum  den  bedeutungswandel,  der  an  die  änderung 
der  actionsart  anknüpft,  durative  actionsart,  vne  sie  das 
angelsächs .  gewinnan  (Jight,  contend  Bosworth-Toller 
468*)  einschlieszt,  ist  am  deutschen  nicht  zu  belegen,  und 
wenn  unser  compositum  anfangs  überwiegend  in  formen 
des  Präteritums  beobachtet  ist,  erscheint  das  präfix  doch  nir- 
gends als  bloszer  begleiter  derzeitstufe;  überall  kennzeichnet 
es  den  erfolg,  nicht  blosz  den  abschlusz,  den  ein  kämpfen  oder 
abmühen  erreicht  hat:  gewinnen,  (be)siegen,  erkämpfen, 
erlangen,  eine  ausnähme  wäre  am  ehesten  in  einigen 
glossenbelegen  zu  vermuten,  wo  das  lateinische  synonymon 
zweifei  zuläszt  :impendit,  gewan.  Steinmeyer-Sievers2,505; 
providit,  giwan  2,  122;  doch  vgl.  auch  provideat,  giwinne. 
1,309;  von  expetat,  ni  guinna.  2,208;  der  Zusammenhang, 
auf  den  diese  glossen  zurückweisen,  läszt  eher  vermuten,  dasz 
das  lateinische  verbum  hier  in  der  bedeutung  gebraucht  ist, 
die  es   über  die  perfective  actionsart  hinweg  erreicht  hat. 

b)  bemerkenswerthe  gegensätze  zwischen  Substantiv  und 
verbum  spiegeln  sich  in  den  verwandtschaftlichen  be- 
ziehungen,  die  beide  auf  grund  ihrer  bedeutungsentwickhing 
eingehen,  ein  wichtiges  synonymon  des  Substantivs  un.e 
vortheil  läszt  in  der  kategorie  des  verbums  eine  lücke,  und 
den  synonymen  des  verbums  andererseits  fehlt  in  der 
kategorie  des  Substantivs  fast  jede  entsprechung. 

a)  am  frühesten  und  am  vollständigsten  werden  die  ge- 
brauchsformen  von  gewinnen  durch  erringen  gedeckt,  das 
freilich  in  bezug  auf  Verbreitung  weit  zurückbleibt,  vgl. 
mhd.  wb.  2, 1,  714»;  Lexer  l,  664  tmd  nachtr.  vgl.  auch  oben 
theil  3,  sp.  946.  erringen  läszt  aus  seiner  grundbedeutung 
ungezwungen  die  beiden  hauptrichtungen  entstehen,  die 
auch  gewinnen  (vgl.  auch  gewinnan,  obtain  by  fighting,  con- 
quer.  gain,  win.  Bosworth-Tolleh)  und  ein  groszer  theil 
der  Synonyma  in  sich  vereinigt:  die  engere  beziehung  auf 
kämpf  und  kampfspiel  mit  der  anlehnung  an  verba  wie  be- 
zwingen, überwinden,  erobern  und  die  allgemeinere  bedeu- 
tung eines  durch  körperliche  anstrengung  und  mühe  (die  bei 
ringen  stärker  hervortritt  als  bei  gewinnen)  erzielten  erfolges. 


GEWINNEN  1 1,  6  (abgrenzung  gegen  synonyma)    5924 

zum  ersten  vgl. :  wi  ist  daz  geschehn 

daz  ir  habt,  her  Slfrit  der  spil  niht  gesehn, 
diu  hie  hat  erriingen  diu  Guntheres  hant. 

Nibeiunpen  442,  11; 

vgl.  sig  erringen,  lant  erringen  (neben  sieg  gewinnen  ««.  a. 
s.  u.); 

zu7n  zweiten  vgl.  Verbindungen  wie:  lipnar  erringen; 
saelde ,  liebe ,  zorn  erringen,  wie  dieser  allgemeinere  be- 
griff je  nach  der  stilform  der  verengemng  unterliegt, 
zeigt  der  rechtsausdruck  guter  erringen ,  errungenschaft, 
der  sich  aufs  engste  mit  älteren  loenduugen  von  gewinnen 
berührt  (s.  2,  c);  andererseits  ivird  die  Vorstellung  der  be- 
wegung,  von  der  dieser  allgemeinere  begriff'  eigentlich  ge- 
tragen ist,  in  einzelnen  Verbindungen  wieder  lebendig,  die  bei 
gewinnen  und  anderen  synonyme7i  eigenartige  entspreclmng 
finden:  daz  burgetor  si  errungen,  pfaff  Ko^u\n  Rolands- 
lied 11,  &;  dö  si  die  kil  errungen,  herzog  Ernst  BU5.  zu 
gewinnen  vgl. :  die  menge  macht  ihm  warm 

und  wärmer  noch  ihr  üppiges  beginnen ; 

er  sucht  umsonst  die  thüre  zu  gewinnen. 

WiELANU  (Idris  2,  41)  17,  89. 

ß)  der  etymologie  nach  berührt  sich  mit  erringen  aufs 
engste  das  heute  iveiter  abstehende  erwerben,  das  in  älterer 
zeit  der  meist  begünstigte  coyicurrent  von  gewinnen  i.^t. 
vgl.  mhd.  wb.  3,  725*,  Lexer  699  und  nachtr.  vgl.  auch 
oben  theil  3,  sp.  1060. 

l))  aus  der  beziehung  auf  kämpf  und  handgemenge  ent- 
wickelt dieses  verbum  vor  allem  Verbindungen  mit  persön- 
lichem, object,  die  später  tvieder  absterben : 

wir  suln  in  recken  wise        varn  zetal  den  Rin  .  .  . 
selbe  vierde  degene        varn  wir  an  den  se : 
80  erwerben  wir  die  frouwen       swi  ez  unz  dar  nach  erge. 
Nibelungen  338, 12  Lachmann  und  so  öfters : 
mit  gewalte  nieman  erwerben        mac  die  maget.    58,  1 ; 
vgl.  auch:        mir  sulen  ouch  tohter  lieber  sin  .  .  . 
sie  wir  verboten  si  dez  swert, 
ir  wer  ist  anders  als  wert: 
si  erwirbt  im  kiuschecllche 
einen  sun  vil  ellens  riche. 

Wolfram  Parzivai  367,  27 ; 

diese  beispiele  sind  auch  für  die  deutung  der  viel  ver- 
breiteten Verbindung  einen  söhn,  ein  kint  gewinnen  (s.  u.) 
von  loichtigkeit.  sie  zeigen,  da.vz  der  allgemeinere  begriff 
(obtinere),  der  ihnen  zu  gründe  liegt,  eigentlich  doch  auch  von 
der  Vorstellung  einer  beute,  eines  kampfpreises  abzweigt. 
die  gleiche  beziehung  macht  sich  auch  neben  sächlichem 
object  zuerst  geltend:  sin  strit  erwerben  an.  Parz.  545,14; 
sig  erwerben.  Nibelungen  213,  2 ; 

ich  wils  alles  walten :  und  ouch  diu  erbe  min, 
erwirbest  dus  mit  sterke,  diu  sulen  dir  undertaenic  sin. 

Nibel.  112,  4;  ebenso  Iviein  108. 

doch  münden  hier  auch  andere  Hchtungen  der  ursprüng- 
lichen bedeutung  des  verbums  ein,  in  denken  es  sich  eben- 
falls mit  gewinnen  berührt: 

dar  an  gedenke,  junger  man, 
und  wirp  nach  herzeliebe;  da  gewinnest  an. 
ob  dus  danne  niht  erwirbest  {die  froide) 
du  muost  doch  iemmer  deste  tiune  sin. 

Waltheu  91,  29; 
jedenfalls  ist  der  allgemeinste  begriff  de)-  besitznahme  früh 
vertreten:  si  rächen  gotes  ere 

des  irwurfen  si  mere 
denne  di  guten 
da  fore  virlorn  lieten. 

Vorauer  bücher  Mosis  bei  Diemer  55.  3 ; 

vgl.  auch  ors  erwerben.  Parz.  540,  12;  Ion  erwerben. 
W^alther  77,  35;  vgl.  lob,  ßre,  ruom,  pris,  frumen  er- 
werben, minne,  hulde  (haz)  erwerben,  küneges  gruox,  ein 
guot  wort  erwerben,  vgl.  die  concurrenz  von  erwerben 
und  gewinnen  in  Varianten  mittelhochdeutscher  hand- 
schriften  (wip  erwerben,  gewinnen.  Nibel.  336,4  u.  a.;  das 
gleiche  neben  golt  erwerben.  1047,4;  ergenie  erwerben,  armer 
Heinrich  448;  Sre  erwerben.  Iwei7i  948),  vgl  acquirere, 
erberphen  oder  gewinnen,  vocab.  v.  1432.  in  der  kenn 
Zeichnung  einer  besitznahme  ist  erwerben  mit  gewinnen  eng 
verwandt,  dasz  aber  auch  hier  noch  eine  grenzlinie  lebendig 
ist,  zeigt  der  aussprach  Friedrich  Wilhelms  III.  über  die 
polnischen  erwerbungen.  dasz  Deutschland  gewinne,  was 
Preuszen  erwerbe. 

2))  bei  erringen  nur  schwach  angedeutet,  bei  erwerben 
dagegen  völlig  ausgebildet  ist  die  auch  bei  gewinnen  über- 
reich belegte  Verbindung  mit  objecten .  die  ettcas  widriges 
kennzeiche  u : 


5925      GEWINNEN  \  t.b  (gegen  orlangen,  erroichen)      GEWINNEN  1 1,  6  (gegen  bekommen,  erkriegen)   5926 


waz  hfln  ich  erworben  ? 

ander«  nibt  wan  knmber  den  ich  dol. 

Walthir  af,  W; 
dazu  vgl.  t         do  het  in  ir  iveaUr 

irworfln  icande  nndn  laater. 

Voraver  hürher  Motu  80,  14  Dtemer; 

vgl.  schände  erwerben.  Freiäank  ra.x;  «7,17;  (vgl.  aueh 
liep  liebe,  leit  leide  erringen.  Kimikamt  v.  Hoiiknpp.iji 
bei  V,  d.  Hagen  i,  aOH»");  vgl.  «Icrben  erwerben;  den  tAt 
erwerben. 

S))  das  »ubatantiv  erwerb,  aU  trpäte  bildung.  findet  nur 
in  einen  kleinen  Iheil  der  bedentungakreiae  eingang,  di« 
dem  verlnim  offen  stehen. 

y)  einige  andere  verba  schneiden  den  verwenduHgakrti» 
von  gewinnen  nur  mit  einem  kleineren  theil  ihrer  gebroueha- 
formen. 

1))  hieher  gehören  in  erster  linie  neei  von  der  Vor- 
stellung einer  kOrperbetcegung  amtgehende  verba:  erlangen 
und  erreichen,  vgl.  mhd.  wb.  l.  988«»  und  8.  «&♦•:  Lkxkh 
1,647  und  668  (und  nachtrtlge^ ,  vgl.  aueh  oben  theil  8, 
.vp.  8«7  und  948. 

a))  in  der  Verbindung  mit  einem  pera&nliehen  objeet  bleiben 

beide  verba  auf  die  räumlirhe  anachauung  eingeecJiränkt : 

nu  brinpft  mir  vil  drtlte  ilin  inlnen  K6ntan(ra 

■i  müezen  alln  aterben,  di«  ich  mit  der  mtnen  hende  erlange. 

Gudrun  447,  4  Symon» ;  rot.  awh  WiUehalm  48,  fl ; 

hilf  mir,  rttter  edele   mit  dem  Itbe  dan  .  .  . 

wan  erreicht  mich  liacne,  ich  hAn  den  tAt  an  der  banL 

XiMiinpen  1990,  4;  genau  «o  lOM,  4  «.  a. 

b))  die  gleiche  anurhauting  xciegt  atirh  xunächat  in  der 
Verbindung  mit  .ofichlichen  objecten  vor.  und  hier  erat  be 
ginnt  die  roncurrenx  mit  gewinnen  i;i  deaaen  vielfach  tu 
belegenden  räumlichen  bedeutungen  .- 

dd  hiex  er  im  lan^n 
eine  viereckete  Stangen. 

Herbort  7406;  ebenao  Chudmn  8W,  8; 

da  wir  doch  stn  dem  lande  nft 

do  wir  ez  mugen  erlangen.  Ulrich  7VMa«in75; 

vgl. ;  die  stat  erreichen.  Ludiciga  krexufahrt  5014.  vgl.  •  da« 
gebirge  erlangen  bei  Lutheh.  die  fläche  erlangen  bei 
GöTHE.  die  richhmg,  in  der  aieh  dieae  venceiultingen 
xpeiter  entwickeln,  iat  im  folgenden  gekennzeichnet: 

der  uf  dem  holze  hanget 
und  der  gewalt  erlanget 
alle  dinc  in  sin  gebot,    pataional  677,  6. 

beaehtetiatcerth  iat.  dtut  von  dieaer  entwicklung.  die  über- 
diea  erat  neuhochdeutsch  einsetzt,  eoncrete  objecte  an- 
acheinend  nicht  ergriffen  werden,  vgl.  gunnt.  recht,  sieg, 
lob,  macht  erlangen  bei  Maai.kr.  vgl.  freiheit,  barm- 
herzigkeit,  ehre,  naincn  erlangen  bei  Lutiikr,  vgl.  ge- 
winn erlanpon  ap.  5910.  bei  erreichen  aetxt  die  gleiche  be- 
iregung  früner  ein : 

er  tet  als  die  alle  tunt 


die  applax  wollen  erreichen. 
legende  dt 

Oermania  7,  871), 


der  patHonalhandachr.  (v.  d.  nagen* 


,fi>  bleibt  alter  in  engeren  grenzen  turüek. 

a))  nicht  sicher  zu  fassen  sind  die  berührt*ngen  mit 
kobern,  erkobcru,  vgl.  Graff  ♦.  867;  mhd.  tcb.  i,  865''; 
Lexkk  1,643  und  nachtr.;  in  Verbindungen  tn'e  die  Testen 
gewinnen  und  derkobern  (monutnenta  Boica  40,848);  die 
hunde  erkobern,  gtilden  erkobern  ergeben  .tieh  mancherlei 
anlehnungen,  und  für  die  bergmännische  bedeutung  von 
{tewinnen  ist  die  von  kobern  ebenfalls  bedeutsam,  vgl. 
theil  6.  sp.  1544. 

3))  erat  neuhochdeutsch  münden  einzelne  verfta  mit  ah- 
ziceigungen  ihrer  bedeutungen  hier  ein:  .wj  erhalten,  rgf. 
theil  3,  sp.  884.  ursprilnglich  die  bederttung  zurückballen, 
unterhalten,  conse^vare  ausprägend ,  nimmt  es  in  verbin 
düng  mit  sächlichen  objecten  (den  sieg  erhalten,  aus  err- 
stufen  gold  erhalten,  geld,  geschenke,  tadel,  lohn,  strafe 
erhalten)  die  richtung  auf  gewinnen,  mit  dem  es  aber 
rerbindungen,  loie  briefe,  befehle,  auftrag  erhalten,  eine 
stelle,  ein  amt  erhalten,  nicht  theilt. 

noch  spröder  zeigte  .tich  empfangen  (theil  8,  sp.  491),  das 
■lidi  nur  in  t^bindungeft  icie  freude,  angst,  schrecken, 
liebe,  reue  lust  empfangen,  mit  gewinnen  berilhrf.  sonst 
aber  gerade  in  den  verbindtiiigen,  die  es  mit  gewinnen 
theilt.  einen  gegensatz  der  Itedeutung  ausprägt,  vgl.  kinder 
empfangen  (meine  rautter  hat  mich  in  siinden  empfangen. 
IV. 


psalm  51,7  Lvrttu.n)  gegen  kinder  gewinnen  (wie  Adam  und 
Ets  kinder  gewunnen.  Koborokr  überachr.  tu  i  Jfo*.  4): 
gaste  empfangen  und  gtst«  fswinnen .  geld  empfangen 
«nd  geld  gewinnen  (dodi  vgl.  die  Variante  gewinnen  zu 
Nib.  int,  4  die  wunde  ...  die  ich  von  im  empfangen  h&n). 
dagegen  hat  »iek  bekommen  (theil  i,  »p.  I4t5)  m  »einem 
erat  nmtkpiMeuiaek  mheidtttttn  tmmtiiiwm  gebrmueh  t»  laM 
lote  veneendmtftn  von  tfiw\nn9atimgedr§nft.  die  e»  tum  theil 
von  dem  älteren  und  ebenfaUe  reiA  e$ttmekelten  uberkomen 
(mhd.  üb.  1, 906^;  Lkxkh  t.lflH.  vgl.  qumerere.  überkommen. 
gwOnnen.  Choij.huh-Friiiiuk  u.  a.)  ererbt  hui:  vgl.  ein 
kind  bekommen;  einen  flüchtltng  bekommen  (erwischen): 
einen  lieb,  satt,  los,  frei  bekommen:  einen  hart,  federn, 
speise,  trank,  mnth,  kraft,  hanger.  dural,  räum,  luft,  ein 
loch  bekommen,  strafe,  prUgel,  eine  krankheit  bekommen. 
i)  dieee  enheiMung  von  bekommen  vollzog  sieh  nieht 
I  bloes  oi^f  hotten  von  gewinnen,  sie  greift  zugleich  in  den 
uetAewerb  mit  einem  andern  verbum  ein.  das  atlmähliek 
in  äeeeen  atdlungen  vorrüekte:  kriegen,  alter  erkriefen. 
vgl.  mhd.  wb.  1.  880^  Lrxrr  1,  646  und  naehtr..  vgl.  oben 
theil  8.  ep.  881  und  unten  (heil  6,  tU$ff.  für  dieae  twte 
setzen  die  belege  aiemliek  apät  ein.  aia  araekeinam  aitdam 
mundartlirh  gebunden  (mitteld,,  niadard.)  umd  bialam  M»> 
ßlngliek  aueh  «mm  aehmahre  buaia  ßtr  dta  Verwendungen, 
indem  die  vaetittühtmgan  mit  aUiam  jparaömliehen  objeet  ao 
gut  wie  gerne  fMen.  aher  die  varim  aUmmen  eehon  in 
den  ersten  litterariachen  aeugniaaen  mit  taeaenHitkan  waark- 
malen  überein.  die  an  gewinnen  karvaraükeAen  aimd: 
kriegen,  erkriegen  stehen  eich  gegenüber  wie  winnen  und 
gewinnen  (nur  vereinzelt  hält  erkriegen  durative  aeÜona- 
ort  fett,  hier  mit  persünlichem  objeet:  die  uns  erkHegen, 
hindern  oder  l>esohedigen  weiten.  Urkunde  von  l»8, 
monum.  Zoll.  8, 996).  die  besiehung  auf  kämpf  und  atreit, 
die  noch  heute  für  das  Substantiv  (krieg)  den  bedeutimga- 
geholt  ausfüllt,  nimmt  bei  erkriegen  ihre  richtung  ae^ 
aäehliehe  ol/jecte: 

der  marcgrave  Cbunrat 

die  banir  ercriget  hat.  • 

manigen  edelen  Sarracin 

gevangvn  brahten  sie  mit  in. 

Ludwifft  kreusfahrt  6233  r.  >/.  Uagen ; 
bait  hey  sin  lant  erkregen  wale. 

KaHmeinet  18t,  99  Krtler ; 

das  der  weder  erkrigen  sulde  die  lant  unde  die  stede  . . . 
unde  sulde  soldener  gewinnen.  Rotiif.  thür.  ekron.eap.eaa; 
vgl.  at4ch:        wpn  hi  getorste  nicht  beatAn 

kein  ritter,  dem  er  was  bekant : 
ata  moot  stn  ellenthafl«  haut, 
die  hMan  im  den  prts  erkriefen. 

HsiNR    V.  Frbibbro  TVMoii  9066  Bermt; 
nnd  wil  er  mir  die  minne  mtn 
an  erkriejten  sonder  danc, 
daz  Ut  em  gar  tampitch  gedanr 

Ulrich  v.  LIrMTB^c.HTF.l^  /rauendtenst  1948 
Keehntein  h.  a. 

bedeutsam  iat  hier  die  frühe  übet  tragung  atif  den  reehta- 
streit  (vgl.  swer  mit  dir  ze  gerihte  var  kriegen  umb« 
din  gewant.  Barlaam  104,9).  in  der  sieh  erkriegen  aüt 
gewinnen  enger  berührt  als  alle  attdem  synongma  (nur 
den  Übergang  vom  kämpf  zum  spiel  hat  es  nieht  mit- 
gemacht): ab  ein  man  in  czorne  sin  elich  wip  irtloge, 
ab  der  selbe  sin  recht  wrdir  gewinnen  [rar.  erkrigen) 
möge.  Magdeburger  fragen  1,  17,  1  (im  inhaltsf^eraeichniat 
wi  er  sein  recht  mag  widdir  irkrigen.  a.  n);  ercricht 
er  din  gut  unde  clageslu  (rar.  gewinnet),  richtsteig  land 
rechts  96,  1  Homryer;  maff  her  denne  lengem  (tag)  ge- 
haben unde  irkrigen.  Magdeburger  fragen  vor.  9,  9.  14 ; 
.90  ist  der  allgemeine  begriff  der  besitznahme  at»ch  für  er- 
kriegen verschiedenartig  vorbereitet,  vgl.:  were  auch  dax 
wir  die  lehn  ubir  die  Testen  und  gut.  die  sie  Ton  andern 
herren  als  vorgeschribn  sted.  tzn  lehn  habn.  itzund  nicht 
orkripen  mochten,  die^iplbn  lehn  sulln  sie  uns  . .  .  inne 
habn  ...  alz  lange  bis  wir  sie  Ton  in  heischen,  und  Ton 
den  herrn  Ton  den  sie  gehn  erwerben  mugn.  ouch  sullen 
alle  ire  vestcn,  di  sie  itzunt  habn  adir  noch  gew  nnnen. 
Thüringer urk. v.  1847  beiMwHEutKngr^faeh.Orlmmündesx : 

swer  es  soide  milen  dran 

dir  w6re  micbel  arbeit  an: 

wer  mohte  eg  gar  erkrigen? 

dmch  das  mac  ich  wol  swlgea. 

KasRMAND  V.  Erki-rt  fTetmr.  «.  ICvni- 
gnndr  4013 ; 

872 


5927  GEWINNEN  I  i,  b  {gegen  kriegen) 

vgl  ■  friden  erkrigen.  Salomons  haus  486  Adrian  u.  a.;  ur- 
lonb  erkrigen  livl.  chron.  4348 ;  «re  erkrigen  myst.  1,  213 ; 
gnade  irkrigen  Salomons  hatis  il8  Adrian;  dazu  vgl.  habe, 
ehr  und  gut,  ehre  und  reichthum ,  lohn,  trost,  freude 
erkriegen.  in  solcher  Verwendung  wird  das  verbum  gern 
mit  gewinnen  zusammengestellt:  he  enhebbe  de  gilde  unde 
broderschaft  .  .  .  gewunnen  edder  erkregen.  westphäl. 
Urkunde  von  1458  bei  Wiegand  144;  ganz  ähnlich  Luther 
4,  33*  Jena. 

die  belebung  dieses  aUgemeinen  begriffes  durch  räum- 
liche be.itimmungsmerkmMle  ist  hier  früh  bezeugt  und  führt 
wol  unmittelbarer  als  bei  gewinnen  auf  die  grundbedeutung 

zurück :  Sit  der  wec  ist  so  reine, 

den  wir  solden  hin  bekumen, 
war  umme  du  nu  hast  genumen 
ein  ungemachsame  trumme  .  .  . 
die  vil  küme  ich  han  ercrlgen. 

passional  347,  49  Kopke ; 

ebenso  wände  si  dl  hohe  irkrieget.  pasa.  79,  142  Hahn; 
untz  si  . . .  erkreich  ein  so  gar  genaeme  stat.  373,  32;  vgl. 
auch  wilt  erkrigen  u.  a. 

die  weitestgehende  Übereinstimmung  mit  gewinnen  ent- 
faltet sich  jedoch  in  der  spätem  zeit  und  knüpft  sich  an 
die  form  kriegen ,  die  unter  dem  einßusz  mitteldeutschen 
.Sprachgebrauches  die  auf  perfective  actionsart  gegründeten 
bedeutungen  von  erkriegen  überkam  {genau  wie  winnen 
mitteldetdsch  gegen  gewinnen,  nur  dasz  dieses  nicht  in 
die  Schriftsprache  überdrang);  vgl.:  wer  wol  thut,  der 
kriegt  gut  gewin.  Henisch  (s.  sp.  5912)  im  gegensatze  zu  der 
älteren  Verbindung  gewinn  gewinnen  {s.  sp.  5872).  vor 
allem  entwickeln  sich  die  Verbindungen  mit  persönlichen 
objecten  [erste  ansätze  Karlmsinet  134,  42 ;  45,  30,  vereinzelt 
bei  Luther;  wenn  du  sie  erkriegst;  bei  Sebast.  Franck: 
daher  er  kein  kind  erkriegen  . .  .  mag),  vgl.  einen  mann, 
eine  frau,  kinder  kriegen,  theil  5,  sp.  2245;  gaste  kriegen 
sp.  2249;  jemand  lieb  kriegen  .sp.  2251; 

zur  Verbindung  mit  sächlichem  object  vgl.  graue  haare, 
atem  luft  kriegen,  sp.  224«,  2247;  äste,  zweige  kriegen  2248; 
lo^m,  gewinn,  fruchte  kriegen,  sp.  2245 ;  nachricht  kriegen 
sp.  2249;  zank,  händel  kriegen  sp.  2244;  ruhe,  trost,  kraft, 
muth,  lust,  gedanken,  Weisheit,  verstand  kriegen,  sp.  2236, 
2237,  2248;  ein  ende  kriegen  sp.  2236;  einen  sprung  kriegen 
sp.22i8;  (ein  loch  kriegen  W.  v.  KOgelgen  351);  seinen 
lauf  kriegen  sp.  2252;  zu  thun  kriegen  u.a.  sp.  2250/i. 
natürlich  fehlen  auch  hier  die  Zeugnisse  für  solche  sinnliche 
bedeutung  nicht,  die  räumlichen  bestimmungsmsrkm^len 
erwächst  oder  durch  diese  aufgefrischt  wird:  sich  bei 
den  haaren  kriegen,  zu  packen  kriegen  sp.  2243 ;  her  kriegen 
sp.  2239;  kriegen  =  fassen  sp.  2240,  vgl.  noch  sp.  2247,2250. 
av^h  in  der  Verbindung  mit  objecten  widrigen  inhaltes 
hält  kriegen  gleichen  schritt:  strafe,  schlage,  schmerzen, 
krankheiten .   den  tod  kriegen ,  vgl.  sp.  2246.    vgl.  schon : 

der  mede  her  ouch  irkrigit 
di  schände  und  fingirdutin. 

ROTHE  rittertpiegel  2135. 

und  endlieh  vollzieht  sich  auch  bei  kriegen,  das  in  gleicJier 
weise  wie  gewinnen  vorwiegend  ein  persönliches  subject 
(manschen,  auch  thiere  und  personificationen)  voraussetzt, 
langsam  eine  erweiterung  des  kreises  durch  einführung 
sächlicher  subjecte,  vgl.  sp.  2248. 

s)  von  allen  synonymen  hebt  sich  gewinnen  schon  durch 
das  präßx  ab  (ge — er),  dessen  Verschiedenheit  ursprüng- 
lich wol  auch  unterschiede  der  construction  bedingte 
{absoluter  gebrauch,  persönliches,  sächliches  object),  die 
sich  aber  in  den  belegen  nicht  mehr  nachweisen  lassen, 
heute  greifen  erringen,  erlangen,  erreichen  u.  a.  nur 
noch  in  einzelne  kreise  von  gewinnen  über;  dagegen 
deckt  kriegen  fast  den  ganzen  umfang  des  verwendungs- 
kreises.  die  gegensatze  zioischen  ihm  und  gewinnen  lügen 
mehr  auf  stilistischem  gebiete  als  in  unterschieden  der 
bedeutung .-  kriegen  gehört  der  zwangslosen  {nicht  eigentlich 
mehr  mundartlichen)  redeweise,  gewinnen  der  hölieren,  vor 
allem  schriftmäszigen  darstellung  an.  innerhalb  seiner 
verxcendungen  übertrifft  kriegen  neuerdings  den  älteren 
nebenhuhler,  der  den  Wettbewerb  mit  empfangen  mehr  und 
mehr  eingebüszt  hat.  hier  setzt  sich  kriegen  als  verbum, 
de.<t  zwangsloaeren  stils  zugleich  mit  bekommen  als  dem 
ausdrucksmittel  des  höheren  stils  auseinander.  dafür 
hat  sieh  gewinnen   ein  gröszeree  gebiet  vorbehalten,   das 


GEWINNEN  I  2  {ältester  verwendungskreis)      5928 

ihm  keines  der  bisherigen  synonymM  streitig  gemacht  hat, 
die  beziehung  auf  das  spiel  und  den  absoluten  gebrauch, 
für  den  letzteren  berührt  sich  gewinnen  eigentlich  mit 
keinem  andern  verbum  ;■  es  m.usz  umschrieben  werden :  den 
sieg  davon  tragen;  erfolg,  vortheil  haben;  voran  kommen, 
vgl.  auch  die  fremdworte  reüssieren ,  prosperieren ,  profi- 
tieren. 

2)  der  älteste  verwendungskreis,  der  sich  aus  den  glossen 
für  gewinnen  erschlieszen,  aus  alihochdeutschen  denkmälem 
belegen  läszt,  greift  weit  au^  und  ist  schon  vielseitig  ent- 
tvickelt. 

a)  ka/mpf  und  streit  liegen  auch  der  bedeutung  der  latei- 
nischen verba  zu  grtmde,  die  als  nächste  entsprechungcn 
für  gewinnen  gegeben  sind,  wie  vindicare,  refutare,  refu- 
gare  u.  a.,  vgl.  Steinmeyer-Sievers  l,  280,  295;  2,  263,  28o; 
1, 73  u.  a. 

a)  Verbindung  mit  sächlichen  objecten: 

l))  Waffen,  kostbarkeiten,  gebrau^hsgegenatände  erkämpfen, 
erbeuten : 

doh  mäht  du  ntt  aodlihho,  ihn  dir  din  eilen  taue, 

in  sus  heremo  man  hrusti  giwinnan, 

rauba  birabanen,  ibü  du  dar  entc  reht  habes. 

Hildebrandslied  56  {denkm.  1^,  6) ; 

vgl.  captiva  giwunnaniu  {glossen  z.  Vergils  Aeneis  2,  7G5 
captivaque  vestis,  erobertes  feiergewand  Voss).  Stein- 
mkyer- Sievers  2,  651;  ebenso  captivi,  giwunnano  (zu 
Aeneis  7,184:;  eroberte  wagen  Voss)  2,659;  captivo  {auro) 
demo  giwunninin  (z.  11,779;  mit  erobertem  golde)  2,669. 
schon  von  hier  aus  liesze  sich  zu  einem  beliebten  typus 
der  allgemeineren  Verwendung  des  verbu/ms  ein  Übergangs- 
punct  finden. 

2))  noch  häufiger  sind  objecte  wie  bürg,  stadt  belegt;  ge- 
winnen, erobern:  vgl.  opUnuit,  giwan  {glosse  zu  l  Macc. 
1,  2  et  obtinuit  omniu/m  munitiones,  hat  grosse  krieg  ge- 
fürt, die  feste  stedte  erobert.  Luther)  Steinmeyer- 
Sievers  1,  689;  ebenso  {zu  Judith  2,  12)  1,  482;  ebenso  für 
occupare  {arcem  Jerusalem  l  Macc.  6,  26)  1,  692;  für  capere 
{arcem  Syon.  2  Sam.  5,7)  1, 416;  ebenso  (ßkönige  12, 17)  l,453l; 
vgl.  auch  capte  {urbi)  giwunnun  {Aeneis  2,643)2,6.50;  ad- 
prehensa  {civitate)  giwunnanero  (2  Macc.  5,  ö)  i,  701 ; 

babda  (god)  them  heri-skipie       berta  gisterkid, 
that  sia  habdon  bithwungana       thiod6  gihwiltka, 
habdun  fan  RQmu-burg       riki  giwunnan, 
helm-gitrosteon.    Heliand  57  Heyne. 

poetische  Übertragung,  abschwächung  der  bedeutung  mag 
mancher  Verwendung  zu  gründe  liegen,  die  zu  einer  neuen 
gruppe  überführt: 

unz  er  selbo  zi  imo  sprach:  'ih  mag  giwinnan,  heriscaf, 
engilo  giwelti,  ob  ih  iz  duan  wolti.'    Otfrid  4, 17, 15; 

loböda  thSm  liudiun        ISrä  Kristes, 
hSrron  stnes,       endi  heban-riki 
te  ^ewinnanne,       welonö       thana  meston, 
sähg  sin-llf.    Heliand  1023  m.  o.  «.  «. 

ß)  die  Verbindung  mit  einem,  persönlichen  object  greift 
nach  zwei  richtungen  aus:  den  eben  belegten  Wendungen 
entspricht  die  auffassung  der  person  als  kampfpreis,  beute 
(gewinnen,  gefangen  nehmen);  andere  Zeugnisse  gehen 
nicht  so  weit,  sie  machen  schon  bei  der  Vorstellung  der 
entscheidung ,  des  erfolges  halt  (gewinnen  =  besiegen, 
bezwingen),  die  zweite  bedeutung  mag  wol  die  ältere  sein 
{vgl.  atich:  ubarwinnan  Graff  1,880;  ubarwintan  i,75l); 
in  späteren  belegen  werden  die  gegensatze  durch  Übertragung 
und  Verallgemeinerung  verwischt. 

l))  occupaverat,  giwan  {gloss.  z.  Judith  7,  2  virorum 
illorum,,  quos  occupaverat  captivitas).  Steinmeyer-Sie- 
vers 1,  483; 

bigondun  thie  ewarton  ahton  kleinen  worton, 
datun  ein  githingi,  wio  man  nan  giwunni. 
gibuton  filu  harto  selbero  iro  worto, 
80  war  80  er  lantes  giangi,  thag  man  nan  gifiangi. 

Otfrid  4,  8,  4  Erdmann ; 

nnde  skeinda  er  in  genäda  fore  allen  di6n  fore  di6n 
si  wiclicho  gewunnen  wären.  Notker  psalm  105,  46 
Hattemer  387''  {in  conspectu  omnium  quos  ceperant ,  für 
allen  die  sie  gefangen  hatten.  Luther ^sa^m  106,  46); 

2))  obtinuerunt,  giwnnnon  (zu  l  Macc.  8,  2  qicia  ob- 
finuerunt  eos  et  dtucerint  sub  tributum;  wider  die  Gallos, 
welche  sie  bezwungen  und  unter  sich  gebracht  hatten. 
Luther)  Steinmeyer -Sievers  i,  693;  obtinuit,  giwan 
{zu  Judith  1,  5 ff.  pugnavit   contra   Arphaxat  et   obtinuit 


)929 


GEWINNEN  1  2  (convinrore) 


GEWINNEN  I  t  (qtuerer«) 


5930 


etim,  und  streit  . . .  wider  den  Arphaxad  . . .  and  lohlug 
in.  Luther)  i,  482;  obtinebimut.  gewinnames  (tu  i  kdn. 
90,  28  tit  puynemu*  contra  «o#  in  wmjiettribua,  et  ob- 
tinebiniua  eo»;  waa  gilU,  wie  wollen  Jnen  angewinnen? 
LuTiiiwt)  1, 441,  vgl.  atteh  Notker  (Boethius)  ».  untm  (I,l). 
8))  ab»ehu>ächung  und  Übertragung: 

eileitit  ward  tho  dnihUn  kriat  thar  «in  «inoti  iat . .  . 
tho  Mieih  ther  farari  irfindan,  wer  er  wari, 
thii/.  zi  imuachanne  ubar  al  aelber  ther  Uiufat  .     . 
thia  lucliiin  wolt  erUndan  joh  irnriiu  naii  viwinnan '. 
er  wolta  in  alawari,  tbaz  er  oucb  «in  wart. 

Otfriu  9,  4, 14;  ehrnio  {».  ti.m,  vgl.  aueh  NoTKia 
ttoethiu*  114*. 

b)  die  engere  bindung  dea  kämpft»  an  die  fitrmtm  der 
icette ,  die  für  den  apüteren  gebrauch  de»  vtrbum»  «0  be- 
ikulsam  mtrde.  lüaat  aich  atu  den  ält«»ttn  MW|fNMMM 
noch  xotnig  frachlieaxen.  in  »pärliehen  an»äta»n  »inä  »her 
immerhin  beide  riehtunyeix  vertreten,  die  »püter  «wut- 
gebend  erscheinen,  eineraeita  die  keime  dea  engeren  rtehi»- 
begriff»,  der  »ich  gegen  andere  Unterarten  abhebt s  imtet  den 
formen  def  wettkampfea  wird  auch  der  reehteetrtU  »witehen 
»ioei  pereonen  atifgefaati,  wobei  der  mim  iMitgi,  der  andere 
unterliegt;  —  at^fder  andern  neite.  da»  gona»  durchdringend, 
die  auaarbeitung  einea  altniijiHachen  momenie»:  ea  iat  nicht 
einfach  die  tüchtigkeit  der  aich  bethäÜgenden  peraon.  die 
tl&er  gewinnen  oder  verlieren  entactieidet.  »ondem  da»  »tärke- 
verhältniaz  gegenüber  einer  tweiten,  mit  der  aie  aich 
miest;  die  abhängigkeit  von  bediugungen,  die  auater  ihr 
liegen,  dieae  voratellung  liegt  namentlich  den  uicttdungen 
»u  gründe,  die  vom  tcettkampf  rwm  apiel  weiter  führeti. 

a)  für  die  erste  riehtung.  den  engeren  rechtabegriff. 
liegt  eine  gloaae  vor,  die  »ich  ungeawungen  an  die  letalen 
belege  ansehlieeat:  convictu»,  gcwunnan  {au  ean.  apoat.M 
epiacopum  non  audere  extra  terminoa  proprio»  ordinationea 
faeere  .  .  .  ai  vero  convictua  fuerit.  hoc  feeiaae).  Stkin- 
yEYER-SlEVERS  2,  144,  anders  (mit  abstractem  object) 
evieit.  gewan  (zu  can.  Karth.  16  in  ciinZ»  actione  perdat 
quod  evieit)  9,  148. 

/H)  für  die  tuieite  riehtung  vgl.  aide  sie  ioh  änderest 
ad  Dtartyrium  brfthte  palmam  gewannen.  Notker  paalin 
118,  48  Hattemer  428«. 

e)  der  allgemeinere  begriff  einer  beeitmahme  lä»tt  die  ver 
»chiedeneten  deutungen  au.  au»  einer  abechwäehung  und  Ver- 
allgemeinerung der  ap.  5982  belegten  verteendungen  er 
kämpfen,  erbeuten  aind  sicherlich  zahlreiche  vertoetulungen 
ati  erklären,  wozu  ja  attch  die  aynonyma  (».  o.)  ihre  paral- 
lelen bieten,  sduoerer  vrird  ea.  bei  gewinnen  <ti^  di«  be- 
griffe arbeit,  mühe  xurüekaugehen.  die  aua  winnen  heraua- 
auholen  sind.  vgl.  gewinn,  labor  {ap.  58A4),  vgl.  laboribua  exi- 
gunt  ut  moriantttr.  kiwinnit  (lu  Gregor,  eura  paat.).  Stein- 
ifEYER-SiKVKHS  2,205.  in  allen  einzelheiten  die  eine  oder 
die  andere  vjurzel  (kämpf,  arbeit)  biosiegen  zu  wollen,  wäre 
bei  gewinnen  gerade  so  fruchtlos  wie  bei  erwerben  (.«.  d.) ; 
doch  iat  überall  da,  wo  die  anhaltspwicte  einigertnaazen 
aureichen,  die  frage  xrenigstena  erörtert. 

a)  daaz  der  erwerb  von  ijeld  und  geldesicerth  unyeztntngen 
aua  kämpf  und  erobening  hervorgehen  kann ,  iat  oben 
schon  aua  glossen  gezeigt  worden,  vgl.  auch .-  ut  custo- 
diant  iustiflcationes  eius.  et  legem  eins  requirant  daz 
sie  rehtes  huöten.  unde  slna  da  begangen,  wanda  mit 
diu  summum  bonum  (das  mcista  guöt)  gewuunnen  uuirt. 
nals  mit  possessione  regionumtpisezzelantscefto).  Notker 
psalnx  104,  46  Hattemer  381''.  hier  iat  vor  allem  a\if  die  that 
.sache  hinzuweisen,  dasz  die  einschlägigen  venoendungen  des 
i'crbum»  au  den  frühesten  und  meist  belegten  überhaupt 
gelifiren: 

i])  quaJ  that  siu  thär  geba  br&hti 

nicron  mikilu  tban  elkor  6nig  niannes  rann : 
er  her  Adaea  man',  quad  be  '6ra  br&htun, 
mftdom-hord  manag,  sie  IMun  immer  at  hO» 
welonO  gcwunnan.    ni  deda  thius  widowa  sd, 
ak  siu  te  thesumu  alahe  gaf  al  that  siu  h.ibda 
welonA  gewunnon,  »6  siu  im  wiht  ni  farl^t 
ffidoa  an  itft  gardun. 

ndinndSlliff.;  ganz  ebento  8981.  8994.  4408.  9113. 

dtuu  vgl.  prebuit  {argentum  et  aurum)  giwan  (9  ehron.  1, 16 
machte  des  Silbers  und  golds  zu  Jerusalem  so  viel. 
liUTHKit),  StbinhkykkSievkks  1,464;  que^itum  ...  soai 
tüowin,  praeatabat.  giwan  {apoatdgeach.  16,16  trug  jrcn 
herrn  viel  genies  zu  mit  warsagen.  Luther)  i,  747; 
Ittcrehtr.   giwinnit  (zu  Gregor  cura  paat.)  9,172,   ebenso  i. 


980;  vgl.  auek:  deterviftni  {peeunia  wtiniateriia  trutpli) 
kawonnin.   Stein mctbr-Sibtbrs  t,  Ut. 

*))  früher  al»  M  «nrarben  %ai  kiar  die  unter  dem  «uf/hi« 
mUwiektlier  geUmirtttkuft  »Mend»  ritMtmf  mtf  tmtmik- 
verkArvmd  gddgemMfi»  eimfßidM,  di»  lUAi  4»m  varbum. 
»ondem  den  ikm  mtiniendm  hattimmmiitmi  mwäduts 

.war  mogna  wir  ■■  MfioaaB.  ait  keaAi  bret  giwinMB. 
tha>  ther  linl  giaui,  «as  er  Uar  aa  gazi?' 

Orfaiii  8,  •,  17  Krdautnt; 

{vgl.  dagegen :  et  queraat  •  deo  Moam  tibi,  mide  dfi  föne 
gote  geuuännen  fQora.  Notker  ofaAntW.tt  Hattemer tTT): 
eonaeeutua  {civilitatem)  giwan  (ßur  apottdgtaek.  ». »  leb 
habe  dis  bUrgerreebt  mit  groMsr  nauM  so  weg«»  f»- 
braoht.  Luther),  Stkin mkykr-Sibvbre  1.71t;  diabollM 
•tuont  a  dexteriM  Judm  (Jude  z«  MMaaan).  dar  diitiliM 
(rihtuAm)  uuolta  geuuunnen  mit  aandito  (faittboofUmo) 
Christo.  Notkkr  paalm  108,  St  Hatlamer  400*;  dominc 
quinque  talenta  tradidisti  mihi,  eooe  alia  quinqoe  soper 
lucratus  sam  (bArro  fünf  phunt  gäbe  du  mir  fonfift 
geanan  ioh  ingesaoch).  m.iHatiewmrUlb^ {Wiener hdeAr. 
nu  ban  ib  geuuochoret);  ««(.  auek  CBocMmw)  S,  M^. 

8))  wie  beim  »ubetanHv  lauen  »iek  muek  beim  verbum 
die  »pielarien  de»  begr^e»  erwarb«n  am»  der  badeutung 
UOcr  »war  arUären,  doch  nicht  aidiarakOm;  mudk  Ha  gioaaa 
areeaaera  fawinnan  {»u  VarffiU  gaarg.  4,  tM  fuamfua  aibi  ta- 
nui»  na»tanhm  areaaaara  vitaa).  STElNMBYER-SlEVER89.«tt) 
läezt  die  aHdärung  aua  erbeuten  ru.  abenao  aind  für  die 
beaiehung  dea  verbum»  auf  grumdbaaita  und  Unäbau  die 
bedeuiungen  gewinnen,  erstreiten  karanauaiehan,  aa  aehr  aie 
auch  in  den  überlieferten  belegen  aehon  verblaett  aind: 

denne  der  man  in  pardfini  pfi  kinainnit, 
hOa  in  bimiie,  dAr  qnimit  iroo  hilfa  kinaok. 

MuepfUi  16  {denkm.  1*.  tt;; 

do  begonda  eeeleaia  de  gentibua  mihi  ndhaerere  et  »pem 
auam  in  me  ponere,  oone  dannan  ist  siu  in  prueaenti 
i\ffluen»  »piritualibu»  delieii»  ante  guinnet  Öah  in  futuro 
apud  me  loeum  haereditati»,  eieeti»  regni  filii»  {var.  ge- 
uuinnet).  Wili.iram  136, 91  Seemüller  «.89;  uaanda  got 
behaldan  duon  sai  Syon,  inde  gestiftdda  salun  aaerthan 
bürge  Judae;  inde  uuonnAn  sulun  thftr,  inde  mit  ervi 
geuainnon  sulan  sia  (et  hereditate  acqtiirent  eam).  altndd. 
paalm  68,  86  Hkyne  89;  et  inhabitabunt  ibi.  et  hereditatem 
acquirent  eam.  unde  d&rinne  bQent  sid.  unde  ze  'eri>e 
geuuünnent  tii  a\k.  Notker  jmo^  68,  86  Hattemer  UO^; 
übe  er  ilta  geuuunnen  hus  unde  basce.  chenan  onde 
eigen  unde  ander  geuuöre.  daj  tite  dö  in  «1  besizien 
mit  amaritudine  s<$r  bitten.  40,4  Hattemer  iU,\  daes  für 
die  beaiehung  at{f  den  landwirtacluiftlichen  ertrag  die 
parallde  gewinn ,  zins  zuatändig  »ei,  ist  »ehon  «p.  6868 
bemerkt,  ea  tcird  durch  den  einzigen  eineehlägigen  bdeg  aueh 
hier  bestätigt,  der  unmittelbar  an  den  begriff  wachur  an- 
knüpft: also  daz  erdheuue.  d&nne  iz  dAr  Qzze  redioiuos 
flores  (änderest  chomene  bludmen  keuuunnet).  Notker 
paalm  71, 16  Hattemer  861*>. 

ß)  für  die  angliederung  eine»  pereOnliehen  objeetea  aind 
oben  »chon  übergang»putüt»  angedeutet;  eie  führen  in  on- 
derer  weise  ala  beim  aäMUken  obgeet  «o»  dmr  baaieimaf 
auf  den  kämpf  aum  aUgemeinaren  begriff  dar  trwarbu»§ 
weiter: 

l))  accepii.  giwan  (tu  Samud  6, 18  and  David  nam  noch 
mehr  weiber.  Luther),  Steinmrybr- Sievers  l.  416; 
uuanda  elephas  pudicum  animal  (chiOsehe  fite)  ist. 
unde  fare  etna  chenun.  nehetna  vabx  ne  geaoinnet 
Notker  paalm  44,  9  Hattemer  150*. 

9))  provideat  {virum  aapientem)  giwinne  («m  1  Moaeu.n 
nu  sehe  Pharao  nach  einem  verstendigen  and  weisen 
man.  Luther).  Steinmkyer-Sievers  1.806;  ntt  gebagest 
du  fidcles  ze  geuuunnenne  unde  noh  uuanne  gebafeit 
dQ  coronani  ze  gebenne.  Notker  paalm  184,  IS  Hattemer 
470*;  unde  bttet  des  uuillcn  daz  er  imo  noh  naahse. 
unz  er  in  sA  höhen  geuuinne.  daz  in  aaaritia  nider 
geliehen  ne  muge.  ii8,  86  (496^). 

S))  hier  iat  ohne  aweifd  auek  die  Verbindung  kint  (son, 
tobter)  gewinnen  einaureihen,  eine  der  beliebtesten  Wendungen 
dea  mittelhoehdetUackan  formthtils ,  deren  erete  anfinge 
weit  in  die  althochdeutaeke  periode  »urückreiehen.  diefiUe, 
in  denen  ala  subject  die  muHti  gdtannaeieknet  iat.  könnten 
eine  andere  deutung  nahe  legen,  au»  winnen  ■>  pati:   gt- 

372» 


5931 


GEWINNEN  I  2  (acquirere) 


GEWINNEN  I  2  (prospcrare) 


5932 


winnen  wäre  dünn  ein  seitenstück  zu  gebären,  die  ein- 
scMägigen  belege  lassen  aber  nach  keiner  seite  eine  ur- 
»prünglicliere  enhoicklung  vermuten,  als  sie  in  den  noch 
zahlreicheren  beispielen  vorliegt,  die  den  vater  oder  das 
eiternpaar  als  subject  darbieten,  die  letzteren  sind  sogar 
frühem-  bezeugt  und  lehnen  sich  ungezivungen  an  andere 
Wendungen  an,  in  denen  gewinnen  mit  der  bedetitung  er- 
langen, bekommen  ein  persönliches  object  zu  sich  nimmt, 
bestätigt  vrird  diese  auffassring  durch  die  frühen  zetignisse 
für  die  gleiche  Verbindung  bei  erwerben  {sp.  5924),  ime 
auch  das  spätere  kriegen  sich  ebenso  verhält  (mann,  frau, 
kinder  kriegen  sp.  5927): 

Jon  welicheiU  giburti  er  io  sulih  wurti, 
war  worolt  io  giwuuni  sulih  adalkunni.     Otkrid  2,  4,  -M  ; 
'hwo  mag  that  giwerdan  so',  quad  he, 
'afXar  an  aldre  'i  it  is  unk  al  te  lat, 
so  te  giwinnanne,  sö  thu  mid  thinun  wordun  gispiikis.' 

Heliand  143; 
da  mit  sie  geuuinnent  spirittuiles  filios,  samo  die  reginae. 
Williram  103,22  Seemüller  s.  w ;  reginae  daz  sint  die 
edelen  sola  ...  die  der  imo  gewinnen!  göistlihiu  kint. 
103,  7;  ähnlich  112,4;  127,  7. 

d)  auch  für  einige  lieblings formen  <■  es  mittelhochdeutschen 
.stils,  die  erst  mittelbar  auf  die  bedeufung  erwerben, 
in  besitz  nehmen  zurückgehen,  zeigt  die  althochdeutsche 
Periode  einige,  ivenn  auch  vereinzelte,  ansätze. 

a)  spärlich  belegt  ist  die  räumliche  Vorstellung,  in  der 
gewinnen  mit  erlangen,  erreichen  concurriert: 
sorgen  mac  diu  sela  unzi  diu  suona  arget, 
za  wederemo  herie  si  gihalöt  uuerde. 
wanta  ipu  sia  daz  Satanäzses  kisindi  kiuuinnit, 
daz  leitit  sia  sär  dar  iru  leid  uuirdit, 
in  fuir  enti  in  finstrt.    Mtispüli  8  [denkm.  l^,  7) ; 

montem  quem  acquisiuit  dextera  eins,  den  berg  sin 
zeseuua  geuuan.  Notkek  p.mlm  77,  54  Hattemer  279'^;  in 
die  sich  di€  ne  uuellen  soülen.  die  in  Syon  gedingent 
stätä  mendi  ze  geuuinnenne.  136,  l  (472'>). 

ß)  viel  ergiebiger  ist  schon  hier  die  Verbindung  mit 
abstracten  objecten,  deren  vorstellungsgehalt  auf  das  verbum 
abfärbt,  eine  bedeiitsame  enttmcklung  setzt  bei  dein  unter- 
schiede zivischen  solchen  objecten  ein,  die  der  traget'  der 
verbalthätigkeit  von  auszen  in  seine  splUire  zieht,  und 
solchen,  die  er  von  sich  aus  hervorbringt,  die  Verwen- 
dungen, die  in  dieser  hinsieht  eine  mittelstellung  einnehmen, 
sin<f  wenig  zahlreich. 

1))  mit  thiu  geduet  ir  widar  got,  thaz  er  iu  ginadot, 

joh  ob  ir  es  biginnet,  thio  huldi  giwinnet. 

Ori'RiD  1,  24,  13; 

dlÄ  iro  fater  gebot  uuereton.  unde  mit  dero  oboedientia 
(gehorsami)  gotes  huldi  geuuünnen.  Notkeh  psalm  70,  1 
Hattemer  242*",  vgl.  auch  psalm  60,  4  (206*') ;  ich  bin  selbo 
als  ein  müra,  unte  sint  abo  mini  spunne  als  ein 
uuighüs  uon  den  stunton,  daz  ich  frido  unte  sine  hulde 
guan.  Willi  RAM  142,  3  Seemüller  s.  64.  vgl.  142, 16  {s.  65 
der  mir  pacem  hat  gewunnen);  noh  uuir  andar  uuis 
ni  magun  unsero  sunteono  antläz  cauuinnan  (nee  aliter 
possumus  veniam  consequi  delictorum)  exhort.  ad  pleb. 
Christ,  denkm.  l^  201 ;  da  ich  cham  unde  ablag  kewän. 
NoTKER  2^salm  138,  2  (476'');  unte  guinnont  aber  die  dupli- 
cem  remunerationem prae  aliis.  Williram  147,  8  Seemüller 
s.  66 ;  dazu  vgl.  auch : 

thaz  druhtin  selbo  wolta,  hi  unsih  sterban  scolta, 
joh  sines  blnetes  rinnan  uns  sihurheit  giwinnan. 

Otfrid  3,  25.  36. 
2))  peperit,  giwan  {gloss.  z.  Prud.  78,  clerus  sie  tantum 
peperit  triumphum).  Steinmeyer -Sievers  2,  44i;  ascite 
ifamae)  gewunnenes  (contra  Sgmmach.)  2,  518;  obtinuerit 
(dignitatem)  urdigit  odo  gawinnit  (can.  apost.)  2,  97 ;  unde 
die  naniin  er  dannän  guuinnet.  tie  heizent  denomina- 
tiva.  also  iustus  föne  iustitia.  Notker  kategorien  5 
Hattemer  3,  380». 

•i))  giwan  mit  agaleizBj  mit  mihilemo  flize 

aar  io  thia  wila  thia  heilida  ana  duala. 

Otfrid  3,  11,  29. 
mir  ist  ser  ubar  ser,  ni  ubarwintu  ih  iz  mer, 
ni  wan  es  untar  manne  iamer  drost  giwinne !  ö,  7,  28 ; 
unde  so  geuuönnet  er  samo  so  föne  erist  iungliche 
chrefte.  Notker  paalm  102,5  Hattemer  364^/.,-  noh  ke- 
wunno  saturitatem  (seti).  87, 16  (314") ;  unde  ich  r&wa 
gewunnc  in  minero  conscientia.  38,14(138*'):  man  ne  ge- 
wönnet nieiner  grehti  obe  erdo.  139,  12  (482")  u.  a. 


y)  auch  widrige  Vorstellungen  tvie  Jammer,  Unglück  u.  a. 
sind  schon  althochdeutsch  als  objecte  mit  gewinnen  ver- 
bunden, man  darf  hierin  wohl  nicht  die  ursprüngliche 
bedeutung  erleiden,  erdulden  sucJien,  man  mu.^z  vielmehr 
mit  einer  iceitgehenden  abschwäcliung  der  verbalbedeutung 
rechnen,  vne  sie  ja  bei  erringen,  erwerben,  bekommen, 
kriegen  (s.  o.)  ebenfalls  belegt  ist. 

nist  wib,  thaz  io  gigiangi  in  merun  goringi, 
odo  merun  grunni  mit  kindu  io  giwunni ! 

Ori-RiD  1,  20,  16; 
turbatus  sum.  truöbe  muöt  quan  ih  föne  dero  faro 
minero  garrulitatis  (spile  ==  uuorto).  Notker  psalm  76,  5 
Hattemer26d''  (iei Schilter:  quam);  ih  huota  des  uuanda 
ih  mortem  carnis  habe  geuuünnen.  dag  ih  ouh  ne 
geuuünne  mortem  animaä  nube  so  du  geböte  habest. 
118,  67  (432"). 

S)  die  entgegengesetzte  entwicklung,  die  Steigerung  der 
bedeutung  des  rerbums  in  der  Verbindung  mit  bedeutungs- 
schtcachen,  meist  pronominalen,  objecten  ist  althochdeutsch 
ebenfalls  schon  belegt: 

1))  unwirksam  bleibt  diese  in  den  fällen,  in  denen  der 
nur  angedeutete  inhalt  durch  .tätze  näher  ausgeführt  wird  .- 
unde  uuas  uuolta  ih  umbe  dih  do  geuuünnen  obe  erdo. 
aurum.  argentum.  gemmas.  familias?  daz  habent  oüh 
peccatores.  Notker  psalm  72,  25  Hattemer  256" ; 

oAo-  er  thes  gisunni,  zen  ostoron  waz  gewuuni, 
thaz  sie  thanne  habetin,  thes  dages  sin  gidragotin. 

Otfrid  4, 12,  49 ; 
hweder  im  swötiera  thunkie 
te  giwinnanne,  s6  lango  sö  sie  an  thesaru  weroldi  sind, 
that  sie  eft  ubil  elda  göd  aftar  hebbian.    Heliand  3408; 

nu  ik  giwinnan  mag, 
that  he  gio  obar  thesaro  erdu  ald  ni  wirdit.    725;  ährd.  3836; 

obtinuit  {ut  agrederentur)  giwan.  Steinmeyer -Sievers 
2,  748. 

2))  dagegen  ivird  der  begriff  eitler  glücklichen  Wendung, 
eines  vorsprungs  gegen  die  bisherige  Situation  in  den  be- 
legen vorbereitet,  die  das  pronominale  olject  nicht  näher  auf- 
hellen-, fert  impetratum,  gewinnit.  altsächs.  Prudentius- 
glosse  (jpass.  Laurent:  566  quod  quisque  suppl.  postulat,  fert 
impetratum  prospere);  ad  deos  alienos  (ge  fremiden  gotcii) 
ne  fuör  ih.  ad  demones  (ze  dien  tiöfelin)  ne  hafta  ih 
mih.  dag  ih  iro  danches  ieht  keuuünne.  Notker  psalm 
72,23  Hattemer  256'^ ;  et  in  rapina  ne  concupiscatis.  unde 
in  zocchonne  ne  geroent  i6ht  ze  geuuiinnenne.  61,11(209"); 
daz  ih  keuuünne  per  gratiam.  daz  ih  keuuünnen  ne  mag 
per  legem.  1I8,  119  (441»),  ähnlich  Boethius  26. 

3))  die  abstreifung  des  bedeutungsschwacJien  objects  und 
der  absolute  gebrauch  sind  nur  einige  mal  und  in  glossen  be- 
legt; te  gewänne,  ^/©.s^^erare  Lipsiusglossen  468  bei  Heyne  48 
{psalm,  117,  25  en  fac  . . .  bene  prospcrare) ;  eacire,  giwinnan 
{z.  vita  Martijii:  aliter  exire  nequi.tti).  Steinmeyer- 
Sievers  2,  756. 

e)  die  zu.9ammenstellung  von  gewinnen  und  verlieren, 
die  diesen  intensiven  begriff'  ebenfalls  herausarbeitet,  ist 
nur  aus  den  jüngsten  Zeugnissen  dieser  periode  belegt: 
Adam  uuolta  per  rapinam  diuinitatem  (mit  not  =  nämo) 
goteheit  keuuünnin.  bediü  ferlös  er  felicitatem  (sälida). 
Notkei;  psalm  68,  5  Hattemer  234»;  dag  sig  wertlichi 
ferliesent  unde  gotelichi  gewinnent.  35,  9  (123") ;  übe  oüh 
hiSr  i€man  seterna  bona  (fiuuigiü  guot  haben  mahti. 
ande  er  faciem  domini  (gotis  anasiüne)  gesehen  ne  solti. 
85,  7  (307"). 

3)  bedeutungs-  und  gebrauchsgruppen  im  vxchsel  der 
Perioden  und  stügattungen. 

a)  der  poetische  stil  der  mittelhochdeutschen  dichtung 
bildet  die  überkommenen  formen  des  gebrauches  nach  allen 
Seiten  aus  und  füllt  die  lücken  im,  obigen  überblick 
durch  einen  reichthum. formelhaft  wiederliolter  Verbindungen, 
in  solcher  uriederholung  schivächt  sich  natürlich  die  energie 
der  bedeutung  ab  und  so  macht  sich  für  die  beziehttng 
auf  kämpf,  wette  und  spiel  eine  reihe  von  erweiterungs- 
formen  bemerklich,  die  eine  im  verbum  schon  liegende,  ihm 
aber  entschwindende  bedeutung  kräftiger  zum  ausdruck 
bringen  sollen,  andererseits  sinkt  der  allgemeine  begriff 
einer  besitznahme  in  bestimmten  Verbindungen,  die  das 
verbum  eingeht,  bis  zur  bloszen  syntaktischen  function 
herab,  den  gegensatz  zioischen  beiden  bedeuttmgsrichtungen 
legt  schon  ein  beleg  aus  dem  Alexander  des  pfaffm  Lamp- 


5933      GEWINNEN  I  s  (im  weduuH  der  gHlgalhtngeH)     GEWINNEN  l  s.a.m  ^sUit,  lant  gewinnen)  5934 


nBCHT  dar,  der  überhaupt  an  titfsdUägi0ett  wmithMgtm 
ututerordenUieh  reieh  ist: 

<1A  d«r  wtM  Alaxaiular 

itn  den  elefanden 

den  ■ii|;i>  mit  hüten  fw«n, 

Ui'M  rruHct«  «ih  der  «IoIm  UUtM 

ouh  KM'i'n  u  üln  here  frta 

•innn  iiiii  hnlen  UOet. 

di  Indi  tH'i^undeii  venwcfn 

•I  beten  luii.'belen  »cadeii 

vit  nAh  dAr  nwuonen. 

UM  f.  (Strtuih.  haitdMkr.)  Kimta. 

in  gleichen  geyennätatH  bewegen  Mich  auch  die  taMreiehen 
vurianfen  mittel/iochdettteeher  überlii/erung :  tu  gewinnen 
und  oi-werben  vgl.  oben  tp.  flOM;  «ben»o  Sihel.  M,  n; 
WAi.TiiKii  ai,  lü;  zu  eiiipfftnien  NiM.  IMI,  4,  konien  Wil- 
helm V.  Otttetieieh  iSitio;  dazu  vgl.  koufle  (gewan)  armer 
Heinrich  sa&;   senden  (gewinnen  heisen)  AUramtertUm; 

•r  betwanc  ei  mit  pAsem  acbal 

und  mit  vorbtanmer  hant 

Kewan  er  dO  E^yptenlant  (mr.  belwang), 

J.  Knikrl  wtUekrom.  IftN 

und  ähnlieh  bclvvano  C.  v.  Ammkniiauskn  MkacMtMAnoft; 
ertwano  H.  v.  Bkhinokn  ms  igrgeti  gewan  Mm  gfltrrer 
i.  /»echte  a.  u.);  han  ioli  ervochten.  Aleaeander  4*7  («ar. 
gegeti  gewan); 

der  kitnec  von  Niderlunden  eine  «cbalten  «enuiii 
von  htude  b«icund«  ecbieben  der  belt  vil  lobemam. 

Sibflnngcn  M,  3  Xamckt  (nach  V..  in  A  gewann); 

ebenso  acJton  Alexander  Straetburyer  handechr.  Ifltr?  (nain 
sinen  vanon);  GoriPiuKU  Trietau  mm  (den  Mchill  an  sich 
Bowan);  demjl.  Nib.  tt£i,  i  (urloup  tti  nunien  B);  1644,4  (den 
tot  genonien  D);  genau  av  M»,  4;  vgl.  Daniel  «Mi  (den 
sie  genonien);  vgl.  auch  aUo  die  lierre  .  .  .  vontpreken 
genommen  hebbe  (rar.  i;t!Wonnen).  aäcfui.  lehnrecht  07, 4 
Hoineyer.  die  Verschiebung  de»  aubjectea  führt  andere  verba 
an  die  stelle,  so  bringen  Alexander  3398  {Baaler  handsekr.) 
Jfib.  407,  s;  ze  teile  werden  Nib.  1047.  4  (C). 

eds  merkmal  der  abachn-üchung  ist  schon  die  Variante  linde 
für  gewinne  at»zuaef»en.  lu-ein  1911;  Nib.  1414.4;  dasu  vgl.: 
gewarf  sinen  hagel.  II.  v.  i>.  Tum. in  kröne  il9uo  (ll'irit«r 
imndschr. ;  gewan  Heidelb.  hundschr.).  für  den  Übergang 
tur  Mosten  sgn(akH.icfien  function  tettgt  eine  reihe  von 
Varianten;  so  tritt  an  utelle  der  Verbindung  von  ge- 
winnen mit  einem  verbalaiibatantiv  rinj'ach  das  ent- 
»jtrechende  verbttm:  ward  erfrouwet  sin  inftt.  Alexander 
5683  (gwan  .  . .  fröliohen  mQl) ;  rief  (gewan  eine  stimme) 
&397;  begundu  chreften  Nib.  Wb*,  S  (C;  gegen  A:  dft  von 
gewan  vil  krefte);  t^^  auch  sorgen  bigan  Nib.  419,  4 
(Ih  gegen  sorge  gewan);  noch  häußger  tauscht  gewinnen 
hier  mit  auagesfMrochenen,  hUlfarerlien,  av  mit  haben  {NiO. 
1K7,  4  muot  huljeii;  )tSü,i  äclindcit  h&n;  i-^/.  auch  »»,  l; 
Hkinr.  V.  Bkhinukn  ac/uichgeit.  0974  vintsohaft  h&n)  und 
mit  sein  oder  werden:  Nib.  354,  i  die  ze  sehene  wären  (ze 
sehene  .  .  .  gewan);  Walthkr  54,  8  ant  wurde  mir  dai 
vur  minen  munt  (nach  D  gegen  gewUnne  ih  daz  Tür 
minen  munt) ;  vgl.  auch .-  so  wurde  es  uns  beiden  zu  olein. 
htaaisehe  redaktion  des  thür.  apiela  von  den  io  Jungfrauen  158 
{für  so  gewunne  wi  iz  lichte  zu  kleine). 

a)  die  betiehung  auf  den  kämpf  zeitigt  einerseits  er- 
Weiterungsformen,  die  dem  betlürfnisae  entsprittgett ,  eine 
durch  abaehwächung  bedrohte  hetleutung  in  ihrer  atärke 
festzuhalten;  andereraeits  icäehst  dieser  gruppe  durch  den 
uinfiisftenderen  anbau  der  vom  tcrttkampf  xtim  »piel  füh- 
renden  weiulungen  ein  neues  gebiet  zu,  a.  unter  (t). 

1))  önderungen  und  Verschiebungen  an  dem  mit  einem 
söchliclten  objeete  verbundenen  verbum. 

a))  M>o  da»  verbxtm  ohne  weitere  bestimmungen  eing^ihrt 
ist,  laaaen  sielt  twei  gruppen  sondern;  in  der  einen  ist 
das  moment  der  Unterwerfung  im  kämpfe  noch  in  alter 
kruft  toirkaam,  in  der  andern  ist  es  durch  den  zusammen- 
iMUff  abgeachwäekt. 

a))  gewinnen  bringt  die  volle  bedeuiung  erkämpfen, 
erobern  tur  geltung: 

VeapAslanus 
ont  stn  8un  Tttus. 
die  burc  si  gewunnen, 
ir  wfcliet  si  sangen. 

kaiterchronik  UM  E.  Sekroder, 
ebenso  MW; 

ähnlich  Alexander  464  (gewan  die  selben  Teste);  pfarrer 
»um  htclkte,  »dtaehbueh  {asek.  4.  a.  17)  807  (die  bürg  .  .  . 


wolde  b«  lewinnen):  JcHoacHiN  UMt:  K.  v.  Mkoknbkko 
buek  der  mmtur  Mi,  16  Vfeiffer  (r«bt  als  der  «in  vesl  f»- 
«innen  well); 

btrekAM*  si  dar  ttf  seatoi 

■liM  woMer  mwImmi 

Tyroi  dl  Mnslat. 

JümmdmBtramk.  kamdtkr.  um Khmd  (Fe- 
rmam kmsdtekr.  tm-.  aUw  weHaa  lidikereh 
IMriMMa);  «ktw»  Mt  {Vammir  kmtdschr.); 
mgkMmtUrt»  «.  Kraem  IW  JEdw.  Sekrbder; 
rtWM  mtltr  Sämkreekt  4»;  Jamsi«  Enimki. 
nllkknmn  imn-,  J.  Rom« 
Melaeitai 

die  giMM  alat  Kartbagtaw 

gewan  be  und  madito  d  iai  ketfoeM. 


(bet wang  C  V.  Ammkn HAt- MKN MOS;  beaaz und oueh ertwaae 
in  sinen  gewalt.  H.  v.  BKiiixaKi«  SM:  ei  in  mmm^ 
nätgitMt.  Jac.  V.  C1UIS01.R): 

oucb  kon  w  Ubm  Frfeaaeh ' 

die  «tat  gewaa  er  ende  bradi 
Ottoka«  iilerr. 

ebenso  in  »mderen  Arvniken:  gewoanen  das  •tedeebea. 
lÄmUntrger  dtron.  M,  M  H>«f ,  ähnlich  40,  iS;  tt,  »;  ge 
Wonnen  die  »tat.  J.  Rothk  Düring  ehron.  47  LUientron; 

(I4»ar  di  den  aife  Dam. 

duo  vrouwit«  lieh  der  junge  lu^i. 

dax  ber  diu  rieb«  al  gäwaa 

AnmotUä  464  Redigtt; 

ebenso  (daz  lant)  Ormeatttim  40  Sdmde.  der  Stri<:kbr 
Daniel  mm-  Rosenhagen;    Ottokar  4»    (gooten    teil    in 

Pranken):        baia  dln  cbappelAn«  gtn, 
in  Roma  ant  10  LAtario 
daz  baiUctaoai  gawianaa, 
«  aln  di«  Uete  waeden  iaaaa.   taiMrctoe«.  lUM; 

in  di«  barcb  «r  giaaob  . . . 
di«  alnan  «r  drftf  liez, 
unt  nam  ir  acaz  uat  gewaat 
unt  aJlez  das  er  dA  fant 
unt  Itbnt«  all«  sin«  man 
mit  dem  daz  «r  dA  gewan. 

Alexander  ( Vorauerka»dsekr.)  MC; 

nnt  Alexander  einen  vanen  wider  gawan 
Mennea  ab«r  ime  sO  cbom. 

1871  (in  strattb.  ti.  ßaMer  hdtekr. :  naaa); 
ocb  Ireit  er  (Haffen)  Balmungen,  daz  er  llbal«  g«wan. 

Stbdunffen  1736,4  Laehmtatm; 

mit  gar  vil  volkea  er  hin  quam, 
daz  gut  wold«  «r  gewinnen, 
dea  er  da  waa  worden  innen. 

6mcA  der  MaeaUtäer  1171  UOm. 

ß))  das  moment  der  gewaltsamkeit  wird  durch   de*  mt- 
aammenhang  zurückgedrängt,  der  begriff  erobern  aekwätkt 
aich  ab  tu  der  bedeutttng  erwerben,  in  besitz  nehmen: 
und  fraget  in  der  nuar« 
we«  garxun  er  wnr«. 
er  sprach :  d«a  aller  Üunrten  man 
dar  Konacbricbe  ie  gewan 
des  kanigea  von  Bntanie. 

Wirntv.Grakknrrrg  H'iriaiot»  1*49  Beneckt: 
ez  bAt  durch  iwer  minne,  vrowe.  dA  her  geaant 
«in  der  aller  best«  dar  i«  kOnagas  laut 
ierlDtae 


gewan  mit  voUao  Aren  oder  iotee  soMe  tiagaa. 

yOehtngen  llft7.  S  Laekmum  (basag  Q; 

ebenso  Creseentia  M  (der  ze  Beiem  I  lant  gewan);  Frei- 
dankit, \6  W.  Orimm  (einen  armen  man,  der  nie  laut 
noch  schätz  gewan): 

80  mahta,  ritt«r  edale,  mit  vrüuden  immer  leben, 
gewinnaatn  die  marke,  dA  Nuodanc  iniM  saz. 

yibetmtgtn  1844,  3  Lackataim-. 
•wenne  er  nach  den  aren  strebet  oad«  sine  diemftt  hin  l«cet 
and«  di«  herscbaft  gewinnet  da  er  nach  ringet. 

geneai*  «.  exodm»  111, 1&  /Mmar; 
dar  nAcb  er  achiere  gewan 
den  gewalt  mit  ganzer  Ära. 

lti.airii  V  Zat/.ikmovbm  Lwamdtt  Wt&  Uakn; 
dA  minnet  er  st  deeta  mA, 
und  ime  wart  nAch  ir  aM  wi 
daz  diu  Minne  nie  g«waa 
grorsem  gwall  an  keteea  man. 

HAaTMANN  /trete  1607; 
kb  gib  Ach  zA  band 
daa  aller  b6et  ste^Ua  gewandt 
das  ie  kaia  Mnl  trfl«. 
•«  Ist  so  iMrt  oad  so  klag 
nnnd  gemacht  za  Ariasaia 
wie  es  ward  rewannse  da, 
nu  wil  ich  dcas  gadagaa; 
waaa  dsToa  wer  vil  aa  aagaa. 

Friedrieh  r.  Stkwabsm  1070  JäUmtä; 


5935      GEWINNEN  I  3,  a,  <t  (mit  stürme  gewinnen)         GEWINNEN  I  3,  a,  a  (daz  leben  an  gewinnen)      5936 


daz  laut  der  Niblunge  SJfride  diente  hie  .  .  . 

und  Schilbunges  recken,  und  ir  beider  guot. 

des  truoc  der  küene  Slfrit  deste  hoher  sinen  muot. 

hört  den  aller  meisten,  den  ie  helt  gewan, 

äne  dies  e  pflagen,  hete  der  küene  man 

den  er  vor  eime  berge  mit  siner  hende  erstreit, 

dar  umb  er  sluoc  ze  töde  manegen  riter  gemeit. 

Nibelungen  665, 1  Lachmann; 
dar  nach  vil  unlange  d6  truogen  si  daz  an 
daz  diu  frouwe  Kriemhilt  den  grOzen  hört  gewan 
von  Niblunges  lande  und  fuorte  in  an  den  Kto. 

10Ö6,  2;  ganz  ebenso  1047,  4  (des  möht  ir  vil  ge- 
winnen; var.:  erwerben;  des  wurde  uns  vil  ze 
teile). 
b))  um  so  mehr  inacht  sich  das  bestreben  geltend,  da  wo 
der   begriff  der  gewalt  voll  empfunden   tourde,   ihm,   ein 
eigenes   ausdrucksmittel    zu    entwickeln;    der   älteste   beleg 
reicht  noch  in   den  ausgang  der  althochdeutschen  periode 
zurück  und  zeigt  ein  object  der  person :  er  Otaccheren  mit 
nöte  guan,  ad  deditionem  coegit.  Notker  Boethius  13. 
dazu  vgl.  au^s  m/ittelhochdeutscher  zeit  mit  sächl.  object: 
der  in  alten  geziten 
mit  stürmen  oder  mit  strlten 
ie  s6  manige  lant  gewunne 
oder  s8  manigen  kuninc  bedwunge. 

Alexander,  Straszb.  handschr.  43; 

{ebenso  Vorauer  41);  ähnlich  Suchenwirt  17,  131  Pri- 
misser  55''  (Maiburch  . . .  ward  gewunn  mit  sturmez  chraft). 
Hermann  v.  Sachsenheim  mörin  1867  Martin  (als  sturms 
Mailant  gewunen  ward); 

und  hete  ouch  den  brunnen 

mit  manheit  gewunnen.    Iwein  2680 ; 

und  ruften  mit  schall 

das  si  sich  gefangen  geben  all: 

tätten  si  desz  nicht, 

gewunnen  si  die  statt  in  der  geschieht, 

si  mfisten  liden  not 

unnd  küsen  den  tot.    Friedrich  v.  Schwaben  5688 

(vgl.  dazu  wölt  ir  gut  stett  mit  wortten  gewinnen  ?  5698) ; 

da  was  vil  manic  degen  halt. 

die  burc  sie  gewunnen  mit  gewalt. 

Uvländ.  reimchron.  1662  PJeiffer; 

ebenso  buch  der  Maccabäer  9735  Helm; 

er  wölt  übermasz  ffiren  der  zwerg, 

Iren  richtung  mit  gewalt  gwinnen  {var.  richtum). 

Friedrich  v.  Schwaben  3135; 
er  sazte  di  crönen  d6, 
di  er  Nicolaö 
hete  geroubit, 
sinen  vater  üf  daz  houbit. 
'her  vater,  nemet  diz  ze  minnen, 
daz  ih  mit  stürme  hän  gewunnen 
unz  ih  mer  mac  getün; 
des  habit  ir  ere  unde  rüm. 

Alexander,  Straszb.  handschr.  467  {Basler  hand- 
schr. :  das  han  ich  ervochten  do). 

c))  diesen  zahlreich  belegten  erweiterungsformen,  die  der 
Stärkung  des  begriffes  besiegen,  erkämpfen  gelten,  stehen 
für  den  begriff  der  besitznahme,  der  erwerbung,  zunächst 
nur  toenig  entsprechende  Zeugnisse  zur  seite.  sie  bereiten 
die  später  so  reich  anschwellenden  reflexivconstructionen 
vor;  vgl.  schon  althochd.  conscivit  {sibi)  gewan  {glossen  zu 
Rufinus)  Steinmeyer-Sievers  2,  60l ; 

diu  selbe  gotes  diet  was  Pharaone  liep, 
die  wile  ?r  lebete  grozllichjer^in  gebete 
durch  Josebis  willen  sines  trotge[se]llen 
der  im  ze  sinen  banden  daz  lant  het  gewunen, 
schaz  eigen  und  das  uehe:   siner  genaden  mfisen  si 

alle  leben. 
genesis  u.  exodns  120, 1  Diemer 

{vgl.  dagegen  wan  daz  mich  min  saelekeit  von  sinen 
banden  gewan,  daz  ich  vil  küme  von  im  endran. 
Stricker  Daniel  4S7b); 

nü  vuor  sl  hin  mit  grözer  klage 
unde  begruob  ir  bruoder  unde  ir  man. 
dö  s{  daz  lant  zuo  ir  gewan 
unde  daz  ze  maere  erschal 
in  den  landen  über  al, 
vil  manic  richer  herre 
nahen  und6  verre 
die  garten  ir  ze  wtbe. 

Hartmann  v.  Aue  Oregorivs  858  Paul; 
Tristan  d6  er  das  hundelto 
gewan  in  die  gewalt  sin. 

Gottfried  v.  Straszburg  Tristan 
16268  Marold. 

d))  auch  abstracta  wie  sieg,  strit  u.  a.,  die  die  beziehung 
auf  kämpf  und  streit  als  inneres  object  angliedern,  sind 
hier  unter  den  älteren  erweiterungsformen  vereinzelt  {doch 
vgl.  die  belege  für  wettkampf  und  spiel) : 


den  sie  doch  Sifrit  gewan. 

JS'ibel.  186,  4  Lachmann,  ebenso  Iioein  1039.  67i)9; 

ebenso:  den  sieg  gewinnen.  Hesler  apokalgpse i003'7  Helm, 
fraglich  ist  Walther  41,  7  Lachmann  (sie  gewinne,  var. : 
sie  gewinne);  in  anderen  belegen  ist  zugleich  der  gegner 
gekennzeichnet,  mit  dem,  gekämpft  wird  (s.  u.) ;  sonst  vgl. 
noch:  unde  di  beiden  waren  gezogen  mit  groszer  gewalt 
ober  den  konig  von  Ungern  .  .  .  unde  lagen  ober  ime  unde 
daden  groszen  schaiden.  da  gewan  he  etzliche  stride 
unde  vurloisz  noch  me  stride.  Limburger  ehren.  (§  196) 
92, 13  Wgss;  dazu  vgl. .-  den  vorstrit  .  . .  gewinnen.  Basler 
handschr.  des  Alexander  zu  4492 ; 

davon  ilt  er  mit  wer 

und  mit  solcher  bereitschaft 

an  der  Franzoissere  kraft 

daz  er  daz  bezzer  da  gewan.    Ottokar  3797. 

e))  dagegen  darf  als  eine  erwdterungsform,  die  dem 
inittelhochdeutschen  stil  vor  allem  eigenthümlich  ist,  die 
kennzeichnung  des  gegners  gelten,  dem  das  subject  der 
verbalthätigkeit  ein  sächliches  object  entreiszt  {vgl.  av^h 
WiKStiER  beitrage  26,  Sdi ff.),  ansätze  liegen  schon  im  Hild- 
brandsliede  vor  (in  sus  hgremo  man  hrusti  giwinnan  z.  56); 
der  mittelhochdeutsche  gebrauch  führt  neue  präpositionen 
ein  (an,  ab)  und  löst  diese  bei  gesteigerter  Verwendung  von 
dem  zugehörigen  persönlicJten  dativ  ab,  um  sie  mit  dem 
verbum  zu  verschmelzen  .- 

unz  Julius  der  wigant 

mit  listen  in  die  burch  an  gewan : 

daz  machet  der  vurste  Läbiän. 

nü  wil  ih  iu  sagen  wie  ez  kom 

daz  Juljus  Triere  gewan.    kaiserchron.  403; 

daz  st  di  burc  gewunnin  ab 

den  Cristis  vlandin. 

Nicolaus  v.  Jeroschin  8611; 

daz  du  mir  mto  riebe 

wenis  an  gewinnen^ 

daz  comet  von  unsmnen. 
Lamprecht  Alexander,  Straszb.  handschr.  4262 ; 

ebenso  (niederrh.)  herzog  Ernst  I,  57  Bartsch  (din  lant 
und  dine  bürge) ;  Alexander  2538  (dih  .  . .  bedwingen  und 
den  zins  an  dir  gwinnen); 

d6  wart  hern  Iweine  gäch 

gewäfent  von  der  veste, 

wander  sä  wol  weste, 

em  beschirmte  stoen  brunnen, 

er  ward  im  an  gewunnen.    Iwein  2546; 

swer  ie  durch  hovescheit  gestreit 

der  gewinne  in  {den  gürtet)  mit  manheit 

an  mir,  des  hat  er  ere. 

WiRNT  V.  Grafenberg  Wigalois  434; 
d6  die  wegemüeden       ruowe  genämen 
unde  si  dem  lande        nu  näher  quämen, 
dO  furdens  üf  der  marke        släfende  einen  man, 
dem  von  Troneje  Hagne        ein  starkez  wäfen  an  gewan. 
Nibelungen  1571  Lachmann; 

ebenso  (an  dem  getwerge  . .  .  gewunnen)  Daniel  6239.  1775; 
Nibel.9S,3  (die  tarnkappe);  335,2; 

du  mäht  an  mir  gewinnen 
die  aller  besten  sarewät, 
die  keines  riches  keisers 
kint  an  dem  Übe  hat. 

Eckenlied  74, 10  Zupitza. 

vor  allem  zielt  die  entwicklung  hier  auf  die  angliederung 
abstracter  objecte: 

si  wurden  im  gevaere 

wi  si  im  den  lip  gewunnen  abe. 

Lanzelet  67;  ebenso  3843;  desgl.  klage  49; 
dö  gedäht  ouch  Hagene       an  den  spilman, 
dem  der  küene  Hildebrant       sin  leben  an  gewan. 

Nibelungen  2241,  2  Lachmann; 
Feiere  vuorin  ie  ciwige  gemo. 
den  sigin,  den  Cesar  an  un  gewan, 
mit  bluote  mucster  in  geltan. 

Annolied  319  Roediger,  vgl.  oben  c)); 

ähnlich  Alexander  4492  {Straszb.  handschr.);  Daniel  6292 
{var.  genomen);  Sigenot  102  Schede;  Erec  3401;  ähnlich 
pass.  237,3  Köpke; 

'Sathanas  der  sol  den  sie 

üf  miner  s61e  gewinnen, 

des  enmac  ich  niht  entrinnen.' 

Vorauer  novelle  331  Schönbach; 

dazu  vgl. :  swane  dise  stat-  danne  von  in  {von  den  bösen 
geistern)  gewunnen  wirt,  daz  ist,  swane  sie  ober  die  armen 
sele  gewalt  gewinnen,  sone  lazen  si  einen  stein  ober 
dem  andern  niht,  sien  zuvärn  sie.  altd.  pred.  Sghönbach 
1,371.     auch   einfache  pronominalformen,   die   bei  formet- 


5037       GEWINNEN  I  s,  a,  « (Oberwindcn) 

haftet-  iniederholung  leicht  ganz  unterdrilekt  werden,  über- 
nehmen hier  die/unetion  dta  objectt  vgl.  auch  nihl  fftwlnnen 
M.  u.  8))s  unt  mich  daz  m  vor  tt%  htm 

MWenn  ichz  im  ttlxi  jfi.-wintie, 

ich  tiiiii'  (lau  mit  rniiiita 

«In  hiuiiiutch  und  iwax  er  bAl.    J.ümtUi  3M99 ; 

ebenso  Iteein  S60e;  Kistenrr  Jakobtbrüder  UM; 
dar  an  f «denke,  Junfer  nan. 
und  wirp  nftch  berzeliotxi :  dA  iiiwlnnwt  wn. 

Wai.thrr  V.  i>.  Vouai.waioR  tt.W  Lcehmonn 

datu  vgl.  noch :  dö  far  der  berre  Tort  und  Taeht  gegen 
alnen  vtenden  und  gcwan  in  allrn  ane  und  quam  beim. 
Hermann  v.  Fhitzi.ah  *.  mytt.  i.aa«  Vfriffm  mi*  der 
absehwäehung  der  urepriingliehen  bedeututty  am  verbum 
öffnen  »ich  diese  fiigungn»  den  ohjeeiwm  vtrtehitdtmHmr  arl: 

und  guwiniint  mit  minneo 

der  kUnetinne  ein  urloup  ab«.    IwHn  MM; 

mit  bete  gcwlnual  un«  ab« 

das  wir  aer  vrowen  bulde  awem.  Oregorhu  674 ; 
icb  wil  in  se  redenne  gnnnen 
(•prechent  «was  ir  well),  ob«  icb  nibi  tob«, 
daz  bat  ir  mir  an  gewunnen  iX :  an  mir) 
mit  dem  iuwem  mlnnecltcbea  lob«.  WAi.TiiiltM,  9; 

die  »rmvn  botolero  . . .  rflmelen  sich  der  genaden  die  in 
giite  löte  hntten  getan  . . .  und  TlAchten  da  wider  den 
zolnere  daz  em  nie  keine  gonadc  hatte  getan,  do  npraoh 
einer  under  in:  'wan  woldet  ir  mir  geben,  daz  icli  im 
ein  alm&nen  an  tiuwinno  Kunder  sinen  dank  T  altd.  pred. 
SciiÖNBACii  1, 108;  ««r  weiteren hcieklung ,  auek  in  der 
reehUapraehe  vgl.:  angewinnen  theil  l,  86>;  abgewinnen 
thM  1,  M  und  ».  unten  11,  l. 

>))  die  angliederung  «in«»  peraönlieken  objeet»  an  da* 
verbum  toird  durch  die  auadehnung  der  oben  beaproehenen 
fügungen  u>ol  beeinträchtigt,  vgl.  t.b.:  gut  liehen  ■uchte 
is  grave  Heinrich  von  Henberglt  an  dem  lanlgraven  von 
Doringen,  do  her  gesaob.  das  her  mit  krige  an  om  nicht 
gewinnen  mochte.  Joh.  Rothe  dUring.  ehron.  («7«)  Lilien- 
eron  8.  UM;  vorübergehend  macht  »ich  auch  die  neigung 
bemerklieh,  da»  objeet  statt  im  aee.  im  genetiv  anM%tglied«m : 

dar  wolen  wir  intrinnen, 

•4  nemogen  si  unser  nlt  gewinnen. 

Crkhcsntia  74; 
dA  Daniel  wart  innen, 
day.  er  sin  nibt  eoNvinnen 
mit  dem  awerto  künde.    Daniel  4060; 

nieman  «in  mobt  gewinnen, 
verwapent  «o  mit  sinnen 
waa  er  gsn  den  drangen. 

Joh.  V.  WOrzburo  WÜhelm  v.  Oeterreiek 
17908  Regel ; 

im  ganten    sind  es   aber-  andere  erscheinungen  und  r#r- 
Schiebungen,  die  hier  beachtxtng  fordern, 
a))  für  die  bedeutung  besiegen,  bezwingen  ist 
a))  bemerkenMoert.  v/ie  »dten  da»  verbtim  in  solchen  Ver- 
bindungen mit  einem   acmsativ   des  persönlichen  objeete» 
einer  iceiteren  verstärkenden  bestimmung  bedarf: 

der  engil  in  dem  uinre  .  .  . 

er  lohte  in  die  naht  unde  be«chirniet  si  den  tacb 

daz  si  die  chrimmen  niht  mohte»  ^winnen, 

BOrh  in  die  heidenische  man  niht  mohten  geachaden. 

geneti»  u.  exotiu»  168,  6  Diemrr ; 

die  ritter  spr&chen  'wiest  gewannen 
mtn  bfirre  m  sfme  hamas, 
•0  wol  gewftpent  sO  er  was?' 

Wolfram  Partival  106, 8 ; 

gans  ähnlich  Ottokar  7728»; 

sO  mugen  ans  niht  gewinnen 

die  grtren  vor  der  sarwftt 

dia  ans  dicke  beschirmet  h&t: 

diu  mac  ans  oacb  dft  ze  helfe  komen. 

hertog  Enui  4186  Bartsch  i.  9S; 
st  sprach  wilt  in  gewinnen 
l£cke,  sO  wis  willelcomen  .  .  . 
du  wilt  den  Bemer  gerne  t>estAn: 
mit  beiden  mtupn  ören 
ich  daz  gehcpret  h&n. 

EckenUed  19,  G  XupUta;  ebenso  1(7, 10; 
do  wart  mtnem  herren  zom, 
der  flOch  Qf  den  höhen  torn 
und  I>e8l0z  sich  darinne. 
den  «qweis  ich  wie  ich  gewinn«.    Dantd  1960; 

do  ward  oc  en  vard  over  Elve  uppe  de  Wenedo  nndcr 
deme  selven  cruce  van  anderen  vorsten ;  de  worden  ge- 
wannen. Sachs.  \celtchroH.  218,  48  Weiland,  piäpositioual 
i-erbindungen  begleiten  das  verbum  hier  selten,  sie  dienen 


GEWINNEN  lt.a.a  (getuif^n  nehmco)     593S 

auch  nur  tkeilwmsa  4»r  bHmtumg  dmr  urtprümglieMen  h» 
detttunf,  tragen  tidwukr  »ttek  «dk««  ntr  aiukttäAtmg  bei: 
0w«  d«r  Mte  ittMs  Mnes, 


M9  flWMMMI. 


■ad«  pclMtoa  foeka, 
dasaiaaitat 

aknliek  Daniel  4060  (».  «.); 

dddarkai 

•ad  tgd« 

de«  jr  b<t  g«gy|ifaa, 

waad  «r  w«r  i 


46  d«r  kaale  «waMa 
•Mf 


aar  ia  Mit  «alb««  UaUa 

hM»  46  g«waaa«a.    OrroKAa  SOttt; 

demelb«  konigk  Cyrua  der  wolda  ■treitan  wadar  tim  laadt 
do  Mint  itel  weib  inne.  dia  beiszen  Amaiooat.  oada  fa> 
wan  die  uf  mit  seinen  botzen  litten,  daa  her  ir  inn 
eime  tage  funlT  unde  secluick  «tont  tuazent  todt  ilogji. 
Jon.  ROTHK  dUrimg.  tkrom.  (4»)  Lilienerom  ».  «S; 

•r  «laf  nea  aad  aua. 

waa  «r  dar  «■  aiaff«  nwaa, 

dl  waren  oid«r  gescblagea: 

■war  ich  will  Min  lotz«!  Uagan. 

Heine,  v.  Naun-Aor  ApeOemlm  nm  «tafar. 
ßi)  eine  nmm  grupf»  «e«  Mrumtimifm  $9Wm1  aitk 
um  «tfwe/iM  ybraiOT  <fer  übmrtnßtmg  umd  ptrmmj/lemrmmf. 
auf  dmm  btmMtn  «ekai»  bei  Notkkr  und  Wii.i.iram 
einige  wMufuRfm,  dit  dm  kreia  der  tu  gewinnen  »uppo 
nierttn  objeeh  mnmitmn  («f(.  pimlm  44. 9:  71.  ic;  77.  »4.  vgl. 
sp.  flMO.  8981):  «MW«  Mkl  dit  nenerumg  m  ««MMMMniAaaf 
mit  gleiehen  erseheinungmt  «a»  «ii^^r 

oacb  ist  d«lM 
da;  d«o  warm  «aide 
wBo  dia  (lavi«  «in«, 
in  einem  nol«m  «tala« 
ist  «r  r«leg«B  maaigaa  tae 
da  in  niht  g«wia«a  mac.     Wigthtttm; 
andir  der  gote«  dleU  da  a«  Warrant  dia«  not«, 
newedir  daj  a«be  oob  d«a  man  nanaeh  dar  tot  faliiii— 
daz  ir  wol  wisset  w1«  got  «NÜracbieb«! 
and«  wi«  got  wil  teilen  dl«  Jad«a  von  d«n  Mililia. 

genesi«  «.  exodtu  lU,  n  iHmur.- 
er  (der  $ieiH)  ist  so  veate  ande  oncb  a6 
das  in  mit  starken  siBnan 
kand«  ni«  g«wiBn«a 

w«d«r  haoMr  ae^  der  amH.    PattlmU  SM,  16 ; 
■tn  brUna«  waa  aaaülsan  gnot, 
■i  wa«  c«b«rt  in  tracbeoblaot. 
von  gold«  gap  si  liebten  scbln : 
kein  sw«rt  raocbt  ni«  «6  gaot  rta 


das  *!  mObt«  f«wina«B ; 
■1  vnur  geworbt  mit  «iBiieB. 

iUMf«a  190  (Mdemb.  1,904). 
116.  4  (S,  17). 


Ortam 


die  mmmlof  der  badmhtmf  ar- 


b))  in  den  Beendungen, 
kämpfen,  erobern  ein«  tanteryn^tM  m*ufra§t$t,  iatdia 
abeehwäekung  der  ursprüngUdten  kedmhtnf  m  aJEtai  mk- 
»t^fimgen  tu  beobachten  von  der  bedeutung  gefanfan 
nehmen  über  zu  eigen  machen  bi»  tu  einem 
langen,  bekommen: 

mit  rianMO  ia  d«B  nunt, 

das  «r  Hiimw  Irant 

mit  tfaar  led«  tat«. 

wi«  ama  Ia  g«waaa«n  h«l«  imr.  g«taag«a). 

OrroKAa 
oaeh  waa  dia  tambAI      alaO  nlia 
das  dar  fau«  worbt«      «ia  ieaOekar  maa 
•waa  «r  ««ib«  wold«,       dag  ia  ai«maa  «acb. 
da  mit  gawauMr  (AendMir.  tawAaar)  PitahiH 
da  von  Im  l«id«  g««rhaeb.   Tm.  uf,  4  Lndtm 
alsA  hohen  gfs«l  («wan  ni«  ktaee  aMr.    JHb.  MV.t; 
dem  sacb  man  volg«n  dareli  daa  wal 
daa  grAv«B  voa  dem  Li«bt«B  ffnmnin 
aaddie«r  bitagieemiw 
ia  dem  laade  aar  Ottaami  Oawa. 


/)aKM640i: 
«^l«n  b«t«  Hagaae      dem  klaige  naeit 
TL'?  ^f^J?.?-^?'^*    ..f"^  liwBib—  dagae. 

lHb.mb,%■.dbmm9m,^ 


gidiar  aatriawe      «oMe  i 


voa  Lilloawin  WH«e 

d«a  knniga  «an  an  ai^  gawan. 

Nicou  V.  JaaoacHiN  19998; 


«r  g«waa  ia  aia«r  hu«iea  ataat 
gaolar  weüa  ■•af  I 


IM?.  «613;  taa»; 


5939       GEWINNEN  ]  b,  a,  ß  (spil  gewinnen) 

sin  pflagen  ouch  die  wlsen,        den  ere  was  bekant. 
des  mohte  er  wol  gewinnen       beidiu  hüte  unde  lant 

JStO.  2(),  4. 

3))  für  den  absoluten  gebrauch  mangeln  hier  die  belege, 
die  als  primäre  formen  angesprochen  toerden  können  (anders 
♦   hei  de>-  ausarb'eitung  der  Vorstellung  der  wette  und   des 
Spiels),     hier  drängt  sieh  überall  die  erklärung  aus  secun- 
därer  enfwicklung   vor:    im  folgenden  ist  das  pronomen 
niht  wol  als  object  zu  fa-fsen  (vgl.  auch  oben  sp.  5937) : 
mit  swerton  hiwen  si  sich 
den  schilt  er  ime  abe  slüc 
der  stal  was  so  gut. 
des  nemacht  er  nicht  gewinnen. 

Roland^lied  490,  21  (3398)  W.  Gnmm; 

auch  andere  zexvgnisse  beruhen  auf  einer  versehiebtmg,  so 
die  prüpo.iitionälverbindungen  und  die  persönlichen  gener 
Hve  an  stelle  des  objectt  s.  o.,  in  andern  macht  sich  die 
kürzende:  tendenz  bei  formelhaften  Wendungen  geltend  .- 

und  wen  man  sal  stritin, 
so  vlien  si  besitin, 
und  wen  man  sal  gewinnen, 
so  phlein  si  entrinnen. 

Pfarrer  zum  hechte,  schachb.  (z.  f.  a.  a. 
17,  344)  Sievers; 

da  viel  maneger  zetal, 

der  niemer  wider  üfgestuont  .  .  . 

da  wart  gewunnen  und  verlorn.    Daniel  5400; 

ebenso  Ottokar  15650  (kleine  gewunnen,  vil  verlorn); 
auffallend  sind  die  zahlreichen  belege  in  der  participial- 
form  des  Präteritums,  die  sich  durchaus  nicht  aiif  pas.fiv- 
construction  beschränken  (s.  auch  unter  gewonnen): 

er  sprach :  ich  han  gewunnen. 

vor  waz  ich  verprunnen, 

vor  waz  ich  derstunken, 

dar  zuo  sein  mir  die  laus  ertrunken  .  ._, 

(Chuonzc)  sprach:  mich  duncht,  daj  wir  verlorn 

nabin  mere,  dann  gewunnen. 

wir  sein  in  dem  bach  grunnen 

sam  die  toten  mause. 

Heinr.  Wittenweiler  der  ring  3"  24/. 
BecMtein ; 
welch  mus  ir  was  entrunnen, 
die  ducht,  sie  hett  gewunnen. 

KÖNIG  V.  Odenwalde  (8,  6  der  mäuKC  rath) 
67  E.  Schröder. 

ß)  lehrreich  für  unsere  erklärung  des  geicinnens  im 
spiel  als  eines  erfolgs  im  Wettstreite  sind  zahlreiche  belege, 
in  denen  der  wettkampf  —  auch  als  ernstkampf  auf  leben 
und  tod  —  in  der  form  des  spiels  gefaszt  ersclieint.  für 
beide  gruppen  sind  die  belege  zahlreich,  sie  zeigen  in  beiden 
die  gleichen  gebrauchsformen  in  der  bevorzugung  des  abso- 
hiten  gebrauches.  wo  ein  object  angegliedert  ist,  prägt  es 
entweder  allgemeine  begriffe  aus.  die  dem  verbalinhalt  ent- 
nommen sind,  oder  es  begünstigt  pronominale  formen,  die 
leicht  toieder  abgestreift  iverden.  in  beiden  gruppen  wird 
auch  der  gegner  gern  gekennzeichnet. 

l))  beziehung  auf  den  wettkampf: 

der  rinc  der  was  bezeiget,       da  soldez  spil  geschehn 
vor  manegem  küenem  recken,       die  daz  solden  sehn, 
mer  danne  sibenhundert       —  die  sah  man  wäfen  tragen  — 
swer  daz  spiel  gewünne. 
.Mb.  66, 5  Zamcke  (in  A :  swem  da  gelunge  412, 4  Lachmnnn) ; 
den  stein  warf  si  verre,  dar  nach  si  witen  spranc. 
swer  ir  minne  gerte,  der  muose  äne  wanc 
driu  spil  an  gewinnen  der  vrowen  wol  gebom : 
sebrast  im  an  eime,  er  het  daz  houbet  verlorn. 

Nib.  326,  3,  ebenso  442,  15  ; 
et  sprach:  'Unsaeld,  nft  bin  ich  dir  entrunnen!' 
'nein',  sprach  Unsaeld     ich  hän  den  sie  gewunnen; 
swaj  du  gelief,  daj  selbe  ich  rande. 

Reinmar  V.  ZwETER  178,  8  Roethe ; 
der  sunnen  glänz 
ist  worden  ganz, 
die  der  arge  winter  twank, 
daz  si  durch  truebe  wölken  drank 
an   iren  dank, 
diu  hat  ir  swank 
gewunnen,  dag  si  schone  spilt. 

Otte  zem  Turne  (6,  3)  bei  v.  d.  IJanen 
1,  345" ; 

vgl.  auch .-  wanc  gewinnen.  Wilhelm  v.  Österreich  8535  (s.  u.) ; 

ouch  sach  disen  kämpf  an 

manec  kampfwtse  man : 

ir  deheines  ouge  was  vür  war 

weder  so  wfse  noch  s6  dar, 

heter  genomen  Of  sinen  eit 

7.e  sagene  die  wärheit 

weder  ir  des  tages  ie 

sr«wunnen  het«  besser  hie.    EreCi^RH; 


GEWINNEN  I  a,  a,  ß  (an  dem  spil  gewinnen)      5940 

weit  ir  mir  loufen  mite 
ze  wette  zuo  dem  brunnen.    s5  da:?  si  getan 
der  sol  hän  gewunnen,  den  man  siht  ze  vorderst  stan. 
Nibehingenlied  147,  5  Zamcke  (nach  C.  vgl.  man  johe 
dem  gewinnes  bei  Lachmann) ; 
dirre  fl6s,  jener  gewan. 
da  moht  erholen  sich  ein  man, 
hat  er  vcrsümet  sine  tat : 
alhio  was  genuoger  rät. 
si  solden  tjostieren, 
dort  mit  rotten  punieren. 

Wolfram  Parzival  77,  29,  ebenso  82,  13 ; 
wil  er  min  geteiltiu  spil  alsO  bestän, 
behabe  er  die  meisterschaft,  65  wird  ich  sin  wip : 
gewinne  aber  ich,  eg  get  iu  allen  an  den  llp. 

Nib.  402,  4  Lachmann  ; 

her  Dietrich  sprach  'nu  lose  mir. 
zwei  spil  diu  wil  ich  teilen  dir, 
als  ich  dir  hie  bescheide :  .  .  . 
mich  hilfet  diu  vorgäbe  min : 
ich  wil  an  dir  gewinnen'. 

Eckenlied  13,  10  Zupitza,  vgl.  oben  sp.  5936 ; 

ein  man,  der  solcher  minne  lachet, 
da  von  ein  vrouwe  wirt  gcswachet, 
da  hat  er  gewunnen  unde  si  verlorn  an  disem  spil. 

Reinmar  v.  Zweter  276,  3; 
vor  im  iait  Wille,  mit  im  Stsete  und  Triuwe. 
dag  wilt  het  für  gewunnen, 
doch  liefen  sie  recht  als  ez  wiEre  niuwe. 

Hadamar  V.  Labrr  jagd  182  Schmeller; 
ebenso  444.  448. 
2))  beziehung  auf  das  spiel. 

wan  jene  die  wären  verdäht 
an  ir  spil  s6  sere, 
^  dag  si  dö  nihtes  mere 

niwan  ir  spiles  gcdähten. 

nu  sig  do  voUebrähten, 

so  dag  Tristan  dag  spil  gewan. 

Gottfried  v.  .Siraszburg  Tristan  2317 
Marold ; 
ehenso  Daniel  .3476  r 

8  das  er  denn  (im  spiele)  gewinne  ein  pfunt 
s6  mag  er  verlieren  drfi. 

C.  V.  Ammenhausen  sehachbuch  18012; 

genau  so  der  viel  spätere  pfarrer  v.  Kaienberg  (s.  unter  II) 
634  (lasz  euch  gwinnen  dran  ein  pfiindt,  ein  haller  ich 
nie  gwinnen  kundt); 

nü  sihe  ich  dicke  dag  ein  man 

der  zabel  sere  minnet, 

swenn  er  dag  guot  gewinnet 

dag  er  üf  zabel  wägen  wil, 

vindet  er  ein  glich  geteilteg  spil, 

so  dunket  er  sich  harte  ricn. 

Hartmann  Gregorius  1870  Lachmnnn; 

ebenso  C.  v.  Ammenhausen  17194;  H.  v.  Bkrincikn  schach- 
geü.  864C ;  doch  jener  die  besten  würfe  warf 

der  kein  zabelaere  bedarf, 

dO  half  disen  dag  er  in  nie 

üg  den  siegen  komen  lie, 

und  gwan  eg  eine  wile 

sO  sere  mit  der  ile, 

unz  er  doch  dag  spil  verlos 

unde  gelac  vor  im  sigelös. 

Hartmann  Erec  946; 

swedre  mere  ougen  hete 

an  den  würfeln  da  ze  stete, 

das  ers  gewunnen  häte. 

Conrad  v.  Ammenhausen  schachbuch  17797 ; 

wirfistu  mer  ougin  wen  ich, 
so  hastu  jo  gewunnen. 

Pfarrer   zum  hechte  345,   17  (obtineret,   sc. 
aequum  ,T.  v.  Cessole)  Sieveis; 
diu  werft  ist  ein  spil  bret,  dag  müget  ir  kiesen, 
gewürket  wol  mit  listen  gar, 
dag  drinne  ein  man  gewinnen  mag ,  unt  drinne  ouch  wol 

Verliesen : 
den  werstein  triffet  nieman,  Isege  er  ie  mer  bar. 

DER  Hardegger  (3)  bei  v.  d.  Hagen  2,  137'> ; 
mit  stro  migget  man  die  spil: 
mit  dem  halm  zfthet  man, 
einer  gewint  dem  andern  an. 

KÖNIG  V.  Odenwalde  vom  stroh  (5,  100); 
spil  ich  auch  nit  liegens  frei, 
mainswere  ist  sein  maiste  art, 
der  würffei  triu  und  warhait  spart. 
das  merck  ain  ieglich  biederman, 
ain  chind  ^ewunn  seinem  vatter  an, 
pfläg  es  mit  im  würffels  spil. 

Hätzlerin  2,  43,  32  Haltaus  203. 

y)  formelliafter  gebrauch  des  verbums  in  der  verblaszten 
hedeutung  erreichen,  erlangen,  bekommen. 

l))  in  der  Verbindung  mit  einem  persönlichen  object  wahrt 
das  verbtim  an  sich  die  energie  der  bedeutung  am  zäheaten ; 
aber  a^ich  hier  zeigt  sich,  da.tz  einzelne  bestimmungsmerk- 
male  zur  rerschiehu7ig  xmd  abschnnichung  führen. 


594  f      GRWINNKN  I  n.a.y  (einen  man  gevfiDnen) 

»))  auch  wenn  der  aatx,  dem  doä  vtrlruM  angthärt,  nmi» 

einengenden   oder  irgendwie  abUitenä»»  huHwnmtim§$mtrk- 

mal»  entbehrt,  finden  neh  doch  im  ittiUren  »itmmimmkamfft 

meiat  enttpreehende  betÜmmuHgem .    die  dem  aUg$mein»m 

begriff  einer  beeitanahme  einen  engerem  geUungakrei»  ueiaen  ■ 

ir  heilet  Slfriden       zno  mtnar  swwter  kam««, 

da;  in  diu  niagot  rrUege;       dM  haJMi  wir  ImnM 

diu  nie  fruoxt«  reclcen,       diu  sol  lo  frO*sM)  pBftn 

dA  mit  wir  hftn  cewuiinmi       den  licriicbm  mmn. 

Nlb.  sm,  4  Larhmiinn  (da  mit  wir  MUMin  vrlan^a 
habn  dun  cierlldMa  d«(n.  C.  K.)i 
im  teeitesten  ninne  tnu«i  alu  ein  mj^rtntitmtdm  wawilf 
die  atilform  angesehen  werden,  in  der  dma  vm'ium  gekrmutht 
int.  tur  Verengerung  der  bedeutung  m  gekremtk  de»  geiti- 
liehen  ittila  vgl.  • 

des  hilf  un«  fot  mit  «Iner  lufent, 
(Inj  wir  in  hi«  sA  ceminnen 
da;  wir  in  dort  gar  (•wlnami. 

Lami-hkcht  V    RiOBNBSURO  fiMsMtr  AyM 
«BU7  IKaMMrf. 

b))  auch  dar  peraünliehe  dativ  ala  aielbeaHmmung  d^e- 
renziert:  'ntt  Mg«  an,  mac«<lln, 

wer  dtn  trfit  «ule  sin : 
wem  itanatO  Ulnar  roinne? 
dnn  \\e\i,«  ich  dir  (ewinnen'. 

mnrtrr  der  hett.  Margarrta  tSS  Haupt 
(s.d.a.  1,  IM): 

neben  den  rtjiexivbeatimmungen ,  die  wir  oben  unter  den 
erweHerttngaformen  beobachtet  haben  {ap.  MM),  laaaen  ad- 
verbiale ergiimungen  die  abaehwäehung  deutlieh  werden: 

ritter  und  tarjande, 
die  er  mit  einem  cuote 
oder  mit  bOfachlfciiem  muol« 
suo  ime  gewinnen  Itunde. 

OoTTFRiio  Trialan  BMS; 
ung  da;  er  arme  unde  rtcb 
mit  gunitt  an  aich  gowan. 
etilen  ir  wille  truoc  daran, 
etlich  ert)  mit  nOt  bctwano. 

OnoKAR  1739,  ähnlieh  87M; 

c))  meiat  geht  die  differenxierttng  von  appellativen  aua, 
in  denen  die  tu  geunnnende  peraon  gekennzeichnet  tat. 
die.se  aubatuntiva  aind  vorwiegend  in  der  form  einea  aeeit 
aativobjeeta  an  daa  verbum  angeachloaaen,  aettener  neben 
einem  pronominalen  aeeuaativ  durch  präpoaitionalverbin- 
düng  angegliedert. 

a))  nach  allen  aeiten  greift  die  durch  den  reim  begünatigte 
Verbindung  dea  t>erbuma  mit  dem  aubatantiv  man  aua,  die 
»owol  rechtliche,  dienatliche  ala  atich  mehr  familiäre  be 
Ziehungen  eraehlieazt.  ao  ergeben  .fich  einzelne  gruppen, 
denen  um  de.t  inneren  zuaammenhangea  willen  auch  andere 
Wendungen  hier  angereHU  aind,  tcenn  »ie  im  auagang»- 
punkte  oder  im  endziel  mit  ihnen  aich  berühren 

rechtliche,  dienatliche  beziehungen  machen  aich  in  aolchen 
Wendungen  geltend,  die  auf  gewinnen,  zu  eigen  machen 
wriaen :       der  war  der  aller  getrfiiste  man, 

den  ie  sicheln  ROmisc  knninr  gewan. 

könig  Rother  M ; 
ehenao  (mit  gleicher  reimbindung)    Alexander  1800;    Iwein 
M9;  Nibel.  isoö,  «;  Oreaeentia  66;  Daniel  IM;  5878;  ähnlich 
;:cwinnen  . .  .  man)  Alexander  4106;  Nibel.  160.  l ;  Wilhelm 
V.  öateneich  7725; 

den  armen  unt  den  riehen       begunde  si  no  geben, 
da^  dA  reite  Hagene  .  .  .       dag  si  sA  manegvn  man 
in  ir  dienst  gewünne       dax  ej  in  leide  mtteäu  eriftn. 
Nibel.  1068,  4,  <6eiuo  OrroKAR  MOO.  äknUeh  NOH. 

1160.  4  (ze  dienste). 

hieran  lieaze  »ieh  nach  der  höfi.sehen  auffaaattng  dea  ver- 
hiiltniaaea  von  mann  undfrau  {dienatverhältnia  dea  mannea) 
rine  ziceite  grupj>e  reihen,    in  der  —  für  die  mittelhoehd. 
dirhtung  clmrakteriatiach  —  diefrau  ala  die  beaitjnehmende 
hiiufig  auftritt  (tum  entgegengeaetaten  a.  u.): 
rtte^t  du  nu  hinnen 
der  aller  liebeate  man? 
du  bist  in  minen  sinnen 
rur  alle  die  ich  ie  gewau.    «.  mtnne*.  /rüM.  6,  I ; 

getiau  ao  Hartmann  free  6868;  ^iM.  1173, 4;  885.1  (das 
ich  ie  den  man  gewan):./««»«  19S8.  hieraetzen  erweitentnga- 
beatimmungen  an,  die  eine  zurückdrüngung  der  rechtlichen 
und  .tocialen  momente  durch  die  g^iihlatctrte  dea  liebea- 
verhälttiiaaea  kennzeichnen;  vgl.: 

Itonjit  het  aldä  vemomn 

das  ir  bruoder  unt  der  liebste  man. 

den  majrt  Inz  herre  ie  gewan, 

mit  ein  ander  vehten  soldeii.     ParsitlU  71Q,  1>. 


GEWINNEN  l  %.a,y  (ze  liebe  gewinnen)      5942 

MWMm  mt$  9^pf$  iNp«  «MOMT  otMÜ  OTIWHII  UMMt  MIIMnMl# 

ümr  tnmUtnm0^9rmm  dm.  ai$  iat  kUkd  mtMHiek  mif 
die  mrUmäunge»  wät  man  nieki  toatriiUrf,  wie  »ia  mmämm- 
»eit»  mmk  ma  gremtem  dm  titdmwmlMtmimm  üh§r»ptimft 
mmd   dem  ßmtmämki^itktm   tmttkim§m   immerhmU   dm 


M  fma.  «ff.  M: 


4«  wtp  M  Hak«  ta  f*wa«.    Imetm  tat«  • 

wan  er  mit  eimm  liBHi 
•In  ilap  nibt  mwkU  ßamtztmm 
im  m  rwgmw  «lit  wtagj 

•  rMMM  Wm  WWeW 

V  MVWBsavaa  wma  vammm 

4a«fai  luaftai  aeäTSä  MM 

4ar  Uakwl.  4«  «r  ia  fMraa.    Iwelmmfm; 

Uäk  wart  an  ir  ni«  *abob«a  inn«. 
ilt  Ml  »i  *A  liep  Mwan. 

FniRiiR    V    HAuna»  •   tmtmnea.  früJU.  50. 14; 

abenao   Konmao  v.  WOrzbum  EngeUmrd  MM;    äkmlirh 
1004:  KoNRAit  V.  Lardkoob  (lt.»)  Bmrtmk  W:  vgl.  auch 

WaI.TIIKH  70,81; 

(000)  gab  daa  in  das  laalgnivaa  bMixan 

oaa  tr  sie  recht  lieb  gewaMi. 

JoH.  Roths  KUaabeUk  aou 
au  der  formelhaften  eratarrting  dieaer  rerMmättmg  wfL  lieb- 
gewinnen theil  «,  ap.  MI.  zum  auagedehntm  ffcwinA  im 
der  heutigen  apraehe  a.  unten  II.  l. 

y))  im  dieaer  kennzeiehnung  ptraönlither  nrnrijun/.  die 
aieh  gern  atteh  auf  daa  mpptilattv  fhant  «AUM  {ai»  eijeet 
und  in  fräfoeMionalwm'kimdamftm) ,  hmi  dm»  aTtow  die 
energie  der  bedemtwng  krttfUf  getmkei  umd  wmgleiek  mua 
den  atummmenhängen  manehen  keim  nnur  emtwiddung  in 
»ieh  m%^f genommen : 

ir  was  oncb  w«l  aA  Uap  Ir  an«, 

oh  ie  kein  fh>aw«  nAr  gawaa 

sA  werden  friant.  waj(  war  ir  dag? 

Pnrtitat  1«,  18; 
ganz  ähnlieh  Nibel.  llW.  ü; 

'nu  wol  mich  solher  friunde'.        sprach  Gtaelber  dar  jeitu 
die  wir  hiln  gewonnen       nn  Af  disen  wegen'. 

Nibei.  tlOB,  s  (an  TTMiada  mt.  ü); 
ähnlieh  I8S8,  S;  i'Veidank  97.9  W.  Orimm;  R.  v.  Km« 
Willehalm  4MM  Junk; 

swer  sich  te  frinnde  gewinnen  lAt 

und  oncb  d4  bl  die  tagend«  bAt 

dag  er  aich  Ana  waakea  lAt  babaliaa. 

daa  frioadaa  bmc  nun  garaa  acMn«  waMaa. 

Walthb«  79.8»; 
ebenao  Vorauer  n«v.  IM  Sehönbtuh;  Nihel.  788,8;  äkmtiek 
Jon.  V.  RiNnnsNBBRO  Bartaeh  875. 108; 

der  mtn  ze  friunde  gar.  wil  er  mich  gswinnan. 
der  lAje  alselbe  onsuetekeit.    Walthbr  71, 14, 

9))  wo  die  frau  ale  objeet  der  hetUMmakmw  f  nfMnt, 
mehren  aieh  die  belege,  die  dm»  terimm  mttekwtttem  umd 
verblaaaen  laaaen.  man  vgl.  z.  b.  den  fe§tm»mla  »wieehem 
der  intenaiven  bedeutung  in. 

alsA  dar  sUrka  SHUt  dia  UmkaMaa  Iraoe 

sA  b«l  ar  dar  ' —  "— "       ^^' 
awelf  andar 

er  gewan 


mit  grAna  I 
Sibd.  aM 


Bkaaa  iat  gaaait 


die  yil  

farwcd«  {wath  C ;  wan.  arwaip  Im 

^ "    ^Xh^T^h^^**^^  "   HALBRaWAOT 

ttiMf  dar  verblaaaten  bedetttttng  im: 

ai  awAebao  'weit  ir  immer      gawtaaaa  «M  wt». 

dia  hOhatoa  nnd  die  bestaa       dla  Uak  ia  BBwiui. 

aA  aaoil  di«  aalben  vrouwaa:    dar  alarln  Mlrtt  was  ir  aaa* 

irtkeL  1084  tM'lmamn': 
«6em»o  »ehon  geme»i»  u,M  Diemmr;  J.  Kmirbi.  wtUdkrmz, 
199B0:  QoTTPRiRi>  TWsdsji  88M  (wtp  noeh  froawen):  Iweim 
8078  (Tfoawen).  eben»»  DmAtmA*  jf«MM88B8; 

alt  da;  Kri«nbilde 
Stfrit  mtn  saae 

MM  898,  S  (Sit  Chriatnhilde  tcman  Sirrit  i 
san  gawan.  C.).  «Aenao  SIW.  «. 
er  freiet  fimwen  Oattas  dia  asargfrefin 
und  wolt  ii  s«  dar  aha  gawiaa. 

iom.  ROTMB 

«))  in  aolehen  wm-iimdmmfin  mnhttikiidU  »iek  tewianen 
nicht  mehr  von  dem  tertmm.  dm»  mttftmeim  /Hr  vertmnd 
aeht^ft»rerhältni»»e  gehrmuehi  wird: 


n  wlha  gvwan 


5943      GEWINNEN  l  s,  a,  y  (kint  gewinnen) 

der  ferste  mensche  wart  ein  man 

der  vater  noch  muoter  nie  gewan. 

der  ander  vater  nie  gewan 

noch  muoter  und  quam  doch  vom  man. 

Freidank  19,10)1  W.  Onmm; 

des  schuln  wir  unsichvrowin.  dazwir  in  (Abraham)  ze  geist- 
lichem vater  habin  gewunnin.  also  der  heilige  Paulus 
sprichet semen  Abrahe  estis.  speculum  ecclesiaen Kelle; 

do  gewan  er  im  ze  göten  den  gräven  Wülfin. 

Wolfdietrich  B  173, 1  (deutsches  heldenh.  3, 193). 

Q)  dasz  in  diesem  Zusammenhang  auch  die  Verbindung 
söhn,  tochter,  kinder  gewinnen  einzureihen  ist,  wurde  oben 
begründet  (sp.  5980/.);  sie  gehört  zu  den  formein,  die  auszer- 
halb  des  poetischen  stils  auch  in  der  rechtssprache  (s.  u.)  ver- 
breitet sind,  hier  nimmt  sie  eine  ungewöhnliche  ausdehnung  an : 
wo  der  vater  als  subject  anzunehmen  ist,  macht  sich  an 
gewinnen  immer  mehr  die  bedeutung  erzeugen  geltend: 
si  sprach  'nu  gewer  mich  des  ich  gebitte  dich  : 
ich  han  eine  diu  hie,  die  lege  ubir  miniu  chnie, 
die  solt  du  chonelichen  bechennen  dag  ich  chmt  uon  ir 

gewinne'. 
der  bet  gewert  si  der  man,  uil  schiere  er  einen  sun  gewan. 
genesis  u.  exodus  57,  20  Diemer; 

ebenso  Wilhelm  v.  Österreich  5824;  sve  wif  to  echte  nimt 
unwetene,  der  he  nicht  hebben  ne  mut,  unde  kindere 
be  ere  gewint.  saclisensp.  landr.  3,  27  Homeyer^  321  (und 
kindere  bi  ir  gewinnet.  Leipz.  hdschr.  Weiske  u.  Hilde- 
brand'' s.  98);  ebenso  1,  5  §  1  (wint  sone  bi  ire;  gewin- 
net) u.  a.;  ebenso  (bi  des)  Gregorius iSi ;  Wolfram  Parzi- 
val  455,  22;  Dietrichs  flucht  476.  2300;  Braunschiueig . 
reimchron.  1503  Weiland;  KolmMrer  meisterlieder  79,  32 
Bartsch;  J.  Rothe  Elisabeth,  Mencken  1,2033;  desgleichen 
(mit  ir)  2,  2102;  buch  d.  Maccab.  12534  Helm; 

wand  Adam  driu 

unt  sechzic  chint  gewan 

der  waren  driu  unt  dricic  man. 

dag  ander  waren  alleg  wip. 

die  gewan  er  e  unt  ouch  seit. 
anegenge  Hahn  21, 17 ;  ebenso  21,  37.  21,  39  u.  a. ; 

summM  Theologiae  30,  4  (denkm.  l^  124);  27,  9  (123);  genesis 
u.  exodus  10,18  Diemer;  123,  36;  124,1;  H.  v.  Veldecke 
(Eneide)  108,  34  Ettmüller; 

nu  müege  got  erbarmen       dag  ich  ie  gewan  den  euon 
dem  man  itewigen       sol  dag  her  nach  tuon 
dag  sine  mäge  ieman       mortlich  hänt  erslagen. 

Nibel.  936,  1  Lachmann  (gwan  J.); 

ähnlich  Moriz  v.  Craon  155 ;  Rudolf  v.  Ems  Barlaam  292,  9 ; 
Boner  edelsteinio,  22 ;  J.  Enikel  weltchron.  3518;    sächs. 
weltchron.  71,  21.  39;  buch  d.  Maccab.  1156;  ist  daz  der  vor- 
genante Chunrat  von  Chapelle  stirbet  ane  sflne,  daz  er 
niht   söne   gewinnet,   österr.  urk.  v.  1297  {urk.  b.  d.  landes 
0.  d.  Ens  4,  264);    ebenso   schon  sachsensp.  landr.  3,32  §  8; 
lehnr.  31,  2  (winne),    charakteristisch  für  den  Übergang  von 
gewinnen  zu  der  bedeutung  erzeugen  ist  das  folgende: 
'ach !  hette  ich  nu  di  konginnin, 
ich  wolde  in  dessir  nacht  gewinnin 
einin  son,  dag  suld  ir  gesee, 
von  deme  vel  wundirs  uf  erdin  geschee*. 

JOH.  Rothe  passion  493  Heinrich; 

in  den  fast  ebenso  zahlreichen  belegen  für  ein  weibliches 
subject  führt  gewinnen  zu  der  bedeutung  gebären  über, 
hier  werden  die  anhaltspunkte  dringlicher,  die  auf  win- 
nen  in  der  bedeutung  leiden,  laborare,  zurückzuweisen 
scheinen:  trotzdem  ist  aus  dem  ganzen  Zusammenhang 
und  aus  der  beweiskraft  der  synonyma  auch  hier  auf 
secundäre  entioicklung  zu  schlieszen: 

diu  sin  schone  chone  gwan  im  zwene  sune : 
den  si  gebar  e  den  nennet  er  Manasse. 

genesig  88, 1 ;  ebenso  genesis  u.  exodus  67,  5 ; 

ähnlieh  (an  mir)  Eneide  72,  7 ;  ähnlich  (von  im)  108,  IG ; 
Wickram  {Albrechts  Ovid  9,  10)  8, 26  Bolte;  desgleichen 
(bi  im)  Brun  v.  Schonebeck  seligpreisungen  423  (ndd. 
Jahrb.  30, 143^*);  Braunschw.  reimchron.  1449;  Ottokar  1210; 
Daniel  1936;     dir  spriche  ichg  beste  dag  ich  kan. 

nie  muoter  reiner  kint  gewan 

noch  kint  gewan 

em  muoter  nie  s6  reine. 

lobgesang  auf  Maria  u.  Christus  31,  2  u.  3 
Haupt  (z.  /.  d.  a.  4,  525) ; 

ebenso  genesis  u.  exodus  45,  23  Diemer;  88,  25;  57, 1;  57,  4; 
könig  Rothw  2219;  Nibelungen  659,  3;  Parzival  276,  20; 
Kon  RAD  V.  Würzburg  lieder  u.  Sprüche  l,  223  Bartsch; 
Friedrich  v.  Schwaben  8005;  Hans  v.  Bvhkl  Diokletian  3363; 


GEWINNEN  I  3,  a,  /  (recken  gewinnen)      5944 

JoH.  Rothe  Düringer  cJiron.  e79;  Elisabeth  2066;  Hesler 
apokalypse  16953 ;  Gregorius  2634  (den  wip  ie  ze  sun  gewan) ; 
man  seget  dat  ne  kind  siner  müder  keves  kint  ne  si, 
des  n'  is  doch  nicht,  ein  wif  mach  winnen  echt  kint, 
adel  kint,  egen  kint  unde  keves  kint.  Sachsenspiegel  landr. 
1,51,  §2  (var.:  gewinnen);  ebenso  1,36,  §1;  lehnr.  2,23; 
ähnlich  Kulm,  recht  4,  20  Leman. 

vde  weit  das  verbum  in  dieser  engeren  Verbindung  dem 
neuern  bedeutungskreise  zustrebt,  zeigen  die  folgenden  be- 
lege: sumelichiu  wip,  so  si  chindelin  gewinnent,  so  zer- 
brestent  si  in  derwambe.  arzneibuch  c^es  B.\rtholomäus, 
(Wiener  sitzungsber.  42, 132)  Pfeiffer;  des  kindes  jar  ne  sal 
man  nicht  rekenen  von  der  tiet  dat  it  die  müder  untveing, 
mer  von  der  tiet  dat  it  die  müder  gewan  (var.:  gebar) 
unde  it  levendich  in  die  werlt  quam,  sächs.  lehnr.  26,  l ; 
ebenso  spiegel  deutscher  leute,  lehnr.  §  75 ;  vgl.  auch  sächs. 
lehnr.  71,11.     dazu  vgl.  die  Übertragung  auf  die  thiericelt: 

ein  vogel  heigt  pellicänus : 

swenne  der  fruht  gewinnet, 

alze  sere  er  die  mmnet : 

in  twinget  sIner  triwe  gelust 

dag  er  biget  durch  sin  selbes  brüst, 

unt  laetz  bluot  den  jungen  in  den  munt. 

Parzival  482,  17 ; 

iewelk  ve  sven  it  sin  junge  gewint,  svar  it  des  avendes  to 
herbergen  kumt,  dar  sal  man't  vortegeden.  sachsensp.  landr. 
2, 18  §4  (wen  ez  sine  jungen  gewinnet.  Leipz.  handschr.; 

dasz  von  ir  vriedels  stimme  wirdet  tragehaft, 
dar  nach  muog  sie  dag  kelbel  danne  gewinnen. 

Lohengrin  436  Rückert. 

die  Vereinigung  von  vater  und  mutter  im  subjecte  des 
verbums  ist  verhältnismäszig  selten  beobachtet: 

die  naht  sin  (Lohengrins)  llp  ir  minne  enphant  .  . . 

si  gewunnen  samt  schoeniu  kint.    Parzival  826,  9 ; 

ebenso  Friedrich  v.  Schwaben  7062;  anhang  z.  Limburger 
chron.  108, 15;  nimet  ein  man  ein  wip  unde  hat  kindere 
unde  si  hat  ouch  kindere  unde  gewinnen  kindere  mit 
einander.  Freiberger  stadtrecht  cap.  1  §  8 ;  ebenso  österr. 
Urkunde  von  1296  (urkundenbuch  d.  l.  ob  d.  Ens  4,  247). 
in  einzelnen  belegen  bleibt  das  subject  unbestimmt; 

es  troumte  .  .  .  dem  künge,  eg  würde  boeser  in  den  riehen. 

die  nü  ze  vollen  boese  sint, 

gewinnent  die  noch  boeser  kint, 

lä  herre  got,  wem  sol  ich  diu  geliehen? 

Walther  23, 15  Lachmann; 

ebenso  Barlaam  53,  1.  4;  ähnlich  (ich  si  mit  valsche  ge- 
wunnen) pfaffe  Amis  636 ;  dat  de  mensche  ghewflnnen 
unde  gheboren  si  in  rechter  esschap.  stadtbuch  v.  Dortmund 
§  55  Frensdorff  (Hans,  geschichtsquellen  3,  81).'  ebenso  Dort- 
munder urfheilsbuch  §  1  (ebenda  3,  123). 

rjj)  die  Vielseitigkeit  der  verxoendungen,  die  von  der  Ver- 
bindung des  verbums  mit  dem  Substantiv  man  abzweigen,  ist 
noch  nicht  erschöpft,     zahlreich  sind  hier  gerade  die  Syno- 
nyma,  die  sich  mit  man  in  der  kennzeichmmg  eines  auf 
kriegerische  leistungen  zielenden  dienstverhältnisses  berühren 
und  die  von  hier  aus  das  verbum  in  seiner  bedeutung  beein- 
flussen :      der  wirt  wolde  weenen,  die  geste  wasren  t6t 
von  ir  arbeite  und  von  des  fiurs  n6t: 
d6  lebt  ir  noch  dar  inne  sehs  hundert  küener  man, 
dag  nie  künec  deheiner  bezzer  degene  gewan. 

Nibel.  2061,  4  (var.  recken); 

ebenso  168,4;  1755,18;  ähnlich  (recken)  106,4;  1308,3; 
hoein  5719  (kempfen);  2569  (helt);  Daniel  945  (ritter); 
Alexander  3197  (Straszb.  handschr.:  here);  Judith  3, 1,  denk- 
mäler  1^,  137  (giwan  ein  heri) ;  desgleichen  Daniel  974 ;  Wil- 
helm V.  Oesterreich  16210  (grozzritterschaft);  Nibel.  476,  2 
(geverten);  1696, 4  (hergesellen);  CrescentiaSS  (knechte); 
Limburger  chron.  75,  23  (diner).    dazu  vgl.  nun : 

wir  gewinnen  niemer  mere 

dehemen  herren  alsO  guot 

der  uns  tuo  dag  er  uns  tuot. 

armer  Heinrich  496 ; 

ähnlich  (so  rehte  bcesen  hörren  nie  gewan)  Walther  26, 31 ; 
Nibelungen  lioi,  3  (obe  si  gewinnen  solde  vrouwen  al- 
sam  e) ;  Alexander  52  (der  allirh6riste  man,  den  Kriechen 
ze  kuninge  ie  gewan);  J.  Rothe  düring.  chronik  633  (Rome 
gewann  abir  einen  nawen  babist); 

da  gedachte  Herodes  in  sime  sinne, 
kundistu  Pilatum  zcu  richtir  gewinne, 
dag  her  dir  desse  Judin  betwunge, 
veUicht^  dir  dan  bag  gelunge. 

JoH.  Rothe  passion  678  Heinrich; 


5945      GEWINNEN  I  3,  a.  y  (arate  gewinnen) 


GEWINNEN  \  %.a.y  (ime  gewinnen  heizen)      5946 


«1 

(Jia  diu  b&cb  cnondtB. 

leben  Juu  M  Diimrr  deuUeht  ge4.  VH,  18; 

ähnlich  k&nig  Rother  IM  (gewinnen  herren,  die  dft  .  .  . 
inuelH  nenden) ;  Alexander  lOKO  (lOte,  die  in  tolden  tragen); 

der  liuninc  bei?;  ime  fcwinnen  nuui, 

die  K6t  (eamlde  Itundn  •lAn. 

känig  Rother  7tt4,  äknUek  Uvl.  rrtmekren.  IM; 

einen  meialer  r^an  er  abir  «int 

Alexander  daj  edel«  Uni, 

der  lirtin  mit  (cwAfene  varMi.    AlmamdW  M7 ; 

9benao  191.  tm.  kiü;  Konhad  v.  Wühziiuho  ¥uHemefimrumi; 
ähnlich  Nibelungen  4M,  8  (kameriere);  Withdm  v.  Otter- 
reich  m  (ockoriier,  »teuermann); 

ante  nwan  ber  G&wein 

im  selDen  unde  in  zwein.  

le  heilenne  ir  wunden.    Iwein  777S; 

da*  gleiche  schon  kaieerehronik  711  (».  u.);  4li:>:  rhenee 
Woi.rnAM  Patsival  19,M;  Rudolf  v.  Emk  WHUkalm  loia»; 
Danid  A816; 

do  big  ■!  ilen  fmfen 

•ioe  amnien  (ewinnen 

do  nwan  man  der  cbunefiniMa 

ein  oeideninnen. 

Vorauer  Uoeta  (M,  Sl  INffMr).  iheim 
DOHlH  MIO. 

lote  weit  von  dirarn  und  iihnliehrn  verhindungem  dm*  imrium 
in  »einer  hedtittunq  iMritißumt  trird,  läeit  »ich  an  den  ge- 
bratichtiformen  der  nruhochdeutechen  periode  noch  ein- 
gehender beobachteti  {».  II).  tm  mundartlichen  {bairieek- 
österreiehiechen)  gebrauch  nimmt  hier  gewinnen  die  btdett- 
tung  diiigon  (anstellen)  an.  uiährend  in  enteprtehmdm 
vfendungen  der  »chriß*prache  eine  andere  bedeutungtriekkmg 
geltend  wird  (cinrn  für  einen  posten  gewinnen). 

&))  charakteristisch  stehen  »olcher  enttcicklung  andere 
^Verbindungen  gegenüber,  in  denen  da»  appdlativ  al»  otjeet 
keine  Wirkung  auf  da»  verbum  autÜbt.  gewinnen  liUtt 
hier  den  begriff  der  besitznahme  verbta*»en  {vgl.  finden, 

bekommen):  i.  ui    i,    .* 

ir  sult  noch  hie  besUn ; 
wan  ich  b6  lieber  reste       selten  iht  gewannen  bAn. 

SiM.  laM,  4: 

dagegen  vgl.  (leide  geste)  17(W.  S ;  i98»,  4.    datu  vgl.  »uch : 

wir  mflss^n  inanigen  »iechen 
vor  der  etat  (owinnen. 

WiRNT  V.  Grapbnbkro  WigoM»  9900. 

d))  schon  bei  den  eben  dargelegten  verbiwiungen  mit  einem 
mypellativ  lieaxen  sich  —  al»  begleiteracheinungen  —  einige 
ht  Stimmungsmerkmale  beobachten,  die  geeignet  »ehienen,  da» 
lerbum  an  sich  tu  heeii\flu»»en :  einerseits  die  abhängigkeit 
wm  einem  verbum  de.9  b^ehtens:  hti%  (mir)  gewinnen  und 
andererseits  die  Verbindung  mit  einer  bestimmung,  die  auf 
ein«  Ortsveränderung  mit  nachdruck  hin  iceist :  hei;  si  ilcn 
gengen,  eine  amme  gewinnen,  aus  jeder  dieser  Verbin- 
dungen wird  das  moment  der  bewegung  im  bedeutung»- 
r.fhalt  des  verbums  geiceckt  und  zur  entieiekhmg  gtbrmtht: 

der  cbunich  vil  ^imroe 

bies  si  vur  sieb  gewinnen  .  .  . 

er  sprach  zuo  den  bärren.    kaiMerckron.  10691 ; 

na  heij  in  dir  gewinnen 

ond  danke  in  der  minnen. 

Alexander  2699  (Strato,  hondtehr. ;  send« 
etwon  nach  mir  litMer  handsehr.). 

"))  too  gewinnen  nicht  von  einem  verbum  de»  btfehls  ab- 
hängt, ist  die  räumliche  betoegung  durch  eine  präpositiotutl- 
Verbindung  des  r^exivpronomen»  genügend  vorbereitet: 

Symon  der  was  ein  frut  man 

die  Irle'  er  für  sich  gewan 

er  sprach  .  .  .    Jragm.  d.  Macabuer  10  Kraut  ; 

ebettso  Daniel  6838;  der  wilde  mann  Vespasianus  M; 
desgleichen  (zuo  im)  Nibelungen  789,9;  646,9;  Partical 
119,99;  GoTTPRID  Tristan  \^\\\    Vespa^iamts  ^. 

ß))  in  den  meisten  einschlägigen  fällen  jedoch  geht  da» 
verbum  aus  der  Sphäre  eines  b^ehls  Itervor.  übenciegend 
ist  dabei  da»  siH  der  betcegung  durch  eine  form  des  r^flearir 
pronomens  {meist  im  persönlichen  dativ)  gekennzeichnet, 
selten,  dasz  dazxt  noch  eine  besondere  Ortsbestimmung  tritt: 

AmoU  ht;^  drAdi  rennin 

priifTen  inii  dari  gewinnin.   .4 nndied  840  Roediotr ; 

genau  so  jüngere  Judith,  Diemer  \*A,i\.\  ähnlich  kaiser- 
Chronik  4976  (hiej  im  gewinnen  in  s!nc  kemenftten). 

sonst  genügt  hier  der  r^exive  dativ,  um  auch  die  orte- 
Veränderung  zum  ausdruek  zt^  bringen: 


4e  JMOk  ainlait 
de  kis  w  iaM  _ 
•U  aldi«  «r  imm 


M 


MB,« 

«6«n«o  4fl.  II:  U.  «:  IM,  t;  gemeei»  llS,  «;  Vci-mumr  Maam, 
Diemer  n.tf.  jünger«  Judith  (IM.  9);  kitmig  ReOmr  4W7; 
Botandelied  Ua,  10;  kaieerehnmik  IM».  417t.  «91.  »41.  «946. 
nao;  arwter  Hainrieh  IMI.  dazu  tgl.  aueh  kmieerehron. 
1140.  8774;  Trietan  ml»  m»mek  m  Fmd;  vgl.  14«. 

nur    leenige    hdig$   lasten    •»   äi$   tttU* 
beetimmung  eint 


ht«s  er  alleolhalkw  dor 
die  alDM  werte*  mmmtm 
dO  er  rf  alle  dar  gewaa, 
keide  mir«  und«  om«, 

do  tat  er  III  diA  red«  ' 


Heinrieh  14M  -, 

gan»    ähnlieh   Ovegoriut  rtm;    dttgl.   Nibdungt»  lltl,  l; 
Dmniel  SMM. 

wutnehwuU  fMt  nuek  die  oHatmgakt,  im  äittmm  ftO» 
bittet  jtdoeh  der  ntitan  tutmmmtnkang  mttpt^tiktȊi  bt- 

er  bieg  in  •!!•■  gtham  gembtatn  hhnmm. 
er  apraeh  .  .  .    gimttta  «.  taedta  94,9  TMtmm\ 

gana  ähnlieh  leben  Jatu  (M«.  »);  «ff.  muek  Ottokar  14401 ; 

«r  hi«s  gewinnaa  Hagnea      «ad  ander  ataa  ouui, 

oad  Mt  oncli  hatte  bald«      ae  bove  aAdb  OOnOtaa  gl«. 

Mb.  147.  9: 
OB  yas  di«  kindaUa  gMrtM. 
üaadä^b  lieh  briafl. 

Tritzw  9^ttalmlbMitätg$r(ß./.  A  «.  0,  U7): 

dar  Arate  bieg  gewioMa 
swair  wol  gaboaf  ktedaUa. 
dtt  M  im  sollant  aia. 

RuDOLP  V.  Ems  frOeAatai  *.  Orfana 
r46/«iM*. 

e))  in  keinem  verhältni»  «w  der  kä^flgkeit  und  ergiebig- 
keit  der  eben  belegten  ftigungen  akkt  üt  einwirkung  anderer 
präpoeitionalverbindungen  at^f  da»  terbmm.  ata  gdtdren 
meiet  au  den  bloszen  ericeitrrttngabettimmunfin ,  tgL:  or 
gewan  oach  in  sin  wer  ein  gar  krefUgej  her.  vrrOKAli  Mi: 
alle  diet  mit  höber  craft  gewinnen  zoliMr  «rbeoehaft 
Konrad  t.  WOhzburo  8ilve»ter  4040;  lyl.  mmA  tben 
»p.  0085;  nur  vereinatU  tind  hier  tcendungen,  dia  die  be- 
deutung de»  verbtimt  ab»tAwäehen  und  aUinktn  t 


«)) 


aO  bar  die  maiBatralafa  aaa 

aiooade  nie  bldoingan. 

d  Joociat  gawaa  bara  al  zi  gadiaM : 

dajc  aoTUn  ein  4rin  bringen.    Anmelttd  17*; 

aa  ataar  heinllcha  er  gawaa 
TOB  Oilaa  einen  apthnan, 
gafllegan  «ade  wtosa; 
dea  begaad«  er  «aderwfaaa. 

GoTTFRiBD  TVMan  1M76. 


fff) 


(actt:)  tft  Pharaone  soll  dn  varaa, 

du  mftst  von  im  gewinnen  die  aüaaa  inafelhigc ; 

dn  soll  heiUpr«  sTn  de«  liutea  das  iai  Bln. 

genetia  «.  tttdmt  IM,  91  Dfewter ; 

ebeneo  N^elungen  M,  4  (ron  der  reise  in  gewan). 

/))  dagegen  »ind  ergänattngttäia«.  dit  dem  terbum  die 
riehit*ng  irnaeN.  »chon  früh  belegt:  tara  nih  kuan  er  den 
medicnm  der  imo  bifint  lie;.  Notker  Soetkiu»  lu*; 

alt  ich  In  einen  vrumen  mao 

mtn  lant  niht  hevridm  kan, 

so  gewinn  ich  irrm  einen  (vor.  gawaan«.  fände,  bette) 

.  .  .  aO  vnunrn     .  . 

das  "  Bitroe  lande 

gaoten  vridr  baere 

und  doch  min  man  niht  waar«.    Imeim  IMI; 

das  "'  etlichen  teil 

ttf  dem  kOr  gawaaa*^  

dar  im  dar  wal  gaaae.   OrroKaa  MHB; 

ai  aaadet  got  dar  gtla. 

s«  onaerar  bftte, 

daa  «i  ona  nwnaaa. 

ia  golaa  bolda  briagas. 

biekerMoala  4.  II  Dtemer; 

war  iaman  nA  aO  gelbaga. 

dag  er  ans  dm  kanda  gvwinnrn. 

dag  er  ans  hülfe  htna«a.    Daniet  X7». 

tY)  dit  vtrbindmmgrn  mit  einem  anchliehen  objeeL 
•))  einen  breiten  räum  nehmten  hier  gibt  mmekagegimaUmdt 
tin.  KO»  der  mensth  in  nthir  und  weit  tidk  dienttbar 
mauJlt.  wird  auch  vom  verbum  gewinnen  mit  ohjeet  an 
geaogen;  in  poetieeher  mbertrmgung  werden  mwek  objeete  er- 
fmaatt  die  dem  mena^en  unerrriehbmr  »ind: 

373* 


5947      GEWINNEN  I  3,  a,  /  (hüs,  guot  gewinnen) 

möhte  ich  ir  die  sternen  gar, 

mänen  unde  sunnen, 

zeigene  hän  gewunnen, 

daz  w*r  ir,  so  ich  iemer  wol  gevar. 

Walther  62,  37  Lachmann; 

dazu  vgl.  auch:      daz  er  werden  hiez  daz  Hecht, 
das  tat  er  umbe  daz  nicht, 
daz  er  le  vinster  gewunne.        ^    .  „  ,     „  ,, 
anegenc/e  hei  Hahn  2,44. 

«))  eine  gruppe  schlieszt  sich  um  objecte,  die  den  kreis 
der  nahrungsmittel  streifen,  entsprechend  den  ältesten 
pnmitivsten  formen  ist  sie  einerseits  von  der  Vorstellung 
der  jagd  und  beute  getragen,  während  andererseits  der 
begriff  des  eriverbs  deutlich  bloszgelegt  wird: 

wahsen  begund[e]  do  der  chint        der  gevie  manich  will, 
mit  geschoz?e  unde  mit  geiaide      gev/an  er  sm  getraide. 
*  ^^  genesis  39, 19  Diemer ; 

ähnlich  Reinmar  v.  Zweier  179,  10  Eoethe  {vom  jlsch- 
fang)\  Wiener physiologus  31  Hoffmann  {vom  raubzug  des 
fuchses);  Iwein  3d22  {vom  lötven); 

d6  sach  er  vil  höhe  stän 

einen  raben,  der  hiez  Diezeh'n, 

der  hüte  mit  den  listen  sin 

einen  niuwen  kaese  gewunnen. 

Reinhart  Fuchs  223  Kemenberger ; 

ouch  heter  ze  sinen  tische 

fleisch  unde  vische 

s6  unmäzllchen  vile,  ... 

diz  möse  man  ime  gewinnen 

mit  liebe  und  mit  minnen 

äne  roub  und  äne  ungemach, 

daz  ime  nihtis  ne  gebrach.     Alexander  40o5; 
dar  zuo  glt  man  in  spise,       die  besten  die  ie  gewan. 
in  der  werlte  künec  deheiner.    Nibel.  1408,  1 ; 
ähnlich  Walther  17,  24;  Neiuhart  52, 18  Haupt  (gewinne 
ich  eigen  brot);  Parzival  577,15  (gewinnen  ...  dag  poten- 
brot).     genau  so  Wilhelm  v.  Österreich  511. 

ß))  in  den  Verbindungen,  die  auf  das  eigenthum  an 
grundbesitz  und  fahrender  habe  zielen,  war  der  begriff  der 
besitz7iahme  schon  althochdeutsch  von  dem  ausgangspunkt 
einer  eroberung,  einer  beute  abgedrängt,  vgl.  sp.  5930.  das 
gleiche  gilt  für  die  mittelhochdeutscJie  zeit,  die  einzelne 
feste  Verbindungen  wörtlich  übernimmt: 

waert  ir  mir  der  vremdeste  man 

der  ie  ze  Riuzen  hüs  gewan.    Iwein  7583; 

genau  so  2825;  Daniel  34  (eigen  hüs).  vgl.:  dag  wir  nie 
hof  gewunnen.   Tristan  als  manch  36  Paul; 

do  Abram  was  heim  chomen  der  hungir  het  ende  genomen : 
er  unde  Loht  sines  brudir  sun  gewunen  michelen  richtum. 

genest«  u.  exodus  34, 17 ; 

ebenso  Nibelungen  1216,  2;   Rudolf  v.  Ems  Barlaam  22,  5 
.  (richeit); 

in  einem  järe  dö  gewan  er  kiste  und  kästen  vol. 

meisterlieder  der  Kolmarer  handschr.  (198,  21) 
615  Bartsch; 
die  meiste  menge  enruochet  wies  erwirbet  {var.  gewinnet)  guot 
sol  icbz  also  gewinnen,  s6  ganc  släfen  hoher  muot. 

Walther  31,  16  Lachman; 

ebenso  (guot  gewinnen)  Mai  u.  Beaflor  133,  6 ;  Iwein  7989 ; 
troj.  krieg  46238.  46244;  Engelhard  124.  126;  Freidank  56,  21; 
57,  3.  16;  Pfarrer  z.  hechte  (344) ;  Wilhelm  v.  Osterreich  18427; 
BRUDER  Philipp  Marienleben  3066;  Hesler  apokalypse 
17446;  livl.  reimchron.  131;  ähnlich  spec.  eccles.  101. 

in  solcher  beziehung  auf  geld  und  geldeswert  icird  ein 
im  verbum  an  sich  ruhender  gegensatz  besonders  heraus- 
gearbeitet: der  unterschied  zwischen  activer  und  passiver 
besitznahme,  erwerben  und  empfangen,  für  das  letztere 
vgl.  vor  allem: 

den  hutirn  gabin  si  gelt  umme  daj  .  . . 

abir  dö  di  hutir  dag  gelt  gewunnin 

erin  hag  si  do  besunnin 

und  sagitin  di  rechtin  warheit. 

JOH.  RoTHE  passion  1106  Heinrich; 

zum  ersten  vgl.: 

Werbel  unde  Swemlln,  des  küneges  spilman, 
ich  wsen  ir  ieglicher  zer  hochzit  gewan 
wol  ze  tüsent  marken  oder  dannoch  baj. 

Nib.  1814,  2  Lachmann; 
nfi  hän  ich  mit  dem  golde 
gebäret  als  ich  solde 
nach  diner  muoter  geböte, 
ich  hän  dir  ez  in  gote 
eemlret  harte  starke, 
fünfzec  und  hundert  marke 
habe  wir  dir  gewunnen. 

Oregoriun  1767 ;  ähnlich  Sbipribd  Hblbling 
1,743; 


GEWINNEN  I  3,  a,  y  (daz  swcrt  gewinnen)      5948 

an  Wendungen,  die  im  sinne  der  sp.  5932  angeführten  alt 
hochdeutschen  Zeugnisse  in  solcher  form  einer  besitznahmt 
auch  den  kauf  darstellen,  ist  die  mittelhochdeutsche  dichtung 
arm.     die  belege  beschränkea  sich  auf  ein  denkmal: 

er  gewan  ir  swaz  er  veile  vant 

Spiegel  unde  härbant. 

armer  Heinrich  335  {var.  koufte) ; 

ebenso  (arzenie)  202 ;  444  {var.  mit  keiner  habe  erwerben). 
/))  die  bedeutungs^cerschiebung,  die  oben  schon  an  einzelnen 
fügungen  m,it  persönlichem  object  belegt  lourde  (gewinnen 
heilen  =  rufen,  holen  lassen;  gewinnen  =  herbeirufen), 
greift  auch  in  die  Verbindungen  mit  sächlichem  object  über, 
das  moment  der  bewegung,  das  hierdurch  am  bedeutungs- 
gehalt  von  gewinnen  belebt  wird,  nimmt  in  der  beziehung 
auf  gebrauchsgegenstände  natürlich  eigene  formen  an:  der 
begriff  herbeiholen,  herbeirufen  icird  hier  durch  herbei- 
führen, herbeitragen  verdrängt,  in  dieser  einen  beziehung 
ist  auch  die  thierwelt,  die  sonst  den  persönlichen  objecten 
analog  vertreten  ist,  unter  die  sächlichen  objecte  zu  rechnen  .- 

do  hiez  er  gewinnen 

die  besten  ors  die  man  do  vant  .  .  . 

dar  zu  hiez  er  gewinnen  do 

sechzec  schüzen  uf  die  vart. 

RuDOLi'  V.  Ems  Willehalm  8736; 

ebenso    (ros    gewinnen)    Daniel  4931;    Tristan  als  möncli 

734  Paul;  er  rief  den  chinden 

und  hiez  im  den  sluzzel  gewinnen. 

Alexander  {Vorauer  handschr.)  300; 

ebenso  (dag  kriechische  für)  2398  {Straszb.  handschr.;  Basler 
liandschr.:  hies  erbringen);  Wigalols  ö2i2  (salben);  Nibe- 
lungen 2254,  3  (gewant);  407,  3  {dort  var.:  dar  bringen); 
Rudolf  v.  Ems  gute  Oerh.  2912  (siden,  golt) ;  arzneibuch  des 
Bartholomäus  128  Pfeiffer  (der  sol  gewinnen  ein  wijeg  glas): 

hei  waz  man  guoter  setele       den  schoenen  vrouwen  gewan. 

Nib.  1208,4; 

ähnlich  (wäfen)  Alexander  429;  Iwein  3698  (harnasch); 
EngeUmrd  322  (swag  er  haben  solte  .  . .  üf  sine  vart,  vil 
schiere  im  dag  gewunnen  wart); 

sie  hat  ein  küssin,  daz  ist  röt: 
gewünne  ich  daz  für  minen  munt 
s6  stUende  ich  üf  von  dirre  not. 

Walther  54,  8  Lachmann  (var.  wurde  mir 
das  vür); 

ebenso  (ab  der  hant  gewan)  Iwein  3199  (dag  vingerlin) ;  ähn- 
lich Gottfried  Tristan  2942;  Wigalois  3861  (da  von  ge- 
winnen); Konrad  v.  Würzburg  Alexitis  975  (drüg  ge- 
winnen) ;  pfaffe  Amis  249 ;  wer  des  ochsen  gall  mischt  mit 
hong,  so  zeucht  si  ainen  dorn  oder  ain  holz  oder  ain 
eisen  aug.  also  gewinnt  man  pfeil  aug  den  wunden. 
K.  V.  Megenberg  buch  der  natur  160,  7  Pfeiffer. 

S))  eng  an  diese  Wendungen  schlieszen  sich  einzelne  feste 
Verbindungen  des  verbums  an,  die  ebenfalls  eine  betvegung 
zum  ausdruck  bringen .  deren  ausgangspunkt  jedoch  erst 
erschlossen  iverden  musz;  es  ist  kein  zufall,  dasz  diese 
Verbindungen  fast  alle  bestimmten  Situationen  eines  hand- 
gemenges  entspringen. 

auf  eine  bewegung  der  arme,  hände  zielen  die  Verbin- 
dungen mit  schilt,  heim,  schwert;  vgl.  den  gegensatz 
zwischen  der  intensiven  bedeutung  des  verbum^  in : 

Sit  ich  den  schilt  von  erst  gewan 

und  riters  fuore  mich  versan. 

Parzival  258,  21  (vgl.  auch  209, 12) 

und  der  neuen  formelhaft  abgelenkten  bedeutung  in: 

sin  schilt  was  verhouwen :        einen  bezzer  er  gewan. 
vil  schiere  wart  der  recke       dö  gewäfent  baz. 

Nib.  1996,4; 
Tristan  den  schilt  an  sich  gewan  (var.  genam). 

Gottfried  Tristan  6628; 

vgl.  7042  (nu  er  den  heim  ze  sich  gewan). 

und  stach  im  einen  seihen  stich  .  .  . 

do  truoc  in  daz  ors  dan 

unz  er  daz  swert  gewan.    Iwein  5040 ; 

ebenso  Rudolf  v.  Ems  Willehalm  9302.  1148;   Sigenot  24,  6 

{deutsches  heldeniuch  5,  21l)  u.  a.    s.  II; 

Hiltebrant  sich  selbs  so  lang  wandt 

bis  im  auff  gieng  das  eine  bandt 

das  er  gewän  die  hende.    Sigenot  162  Schade. 

andere  gebrauchsgegenstände  als  tvaffen  sind  neben  gewinnen 

in  dieser  bedeutung  7xur  selten  belegt: 

Sifrlt  dö  balde       einen  schalten  gewan, 
von  Stade  er  schieben       vaste  began. 

Nib.  3681  (var.  eine  schalten  genam); 


5949      GEWINNEN  I  a.  a. ;  (die  tür  gewinnen) 

vgl.  dazu  (ein  ugoxt  und  einen  iilegel  «i  do  zehant  gew«n) 
mrititerlieder  dt-r  Kulmurer  hand*rhr.  6IA  Bart»eh: 

zu  einer  andern  art.  der  kUrperlichen  fortbe\ttynny  im 
räume,  leitet  die  ebenfulln  au»  den  ntitutionen  den  kamyj' 
bilde»  enl»yrinyende  verbiitdunff  ors  gewinnen  iibtr: 

dA  iiiitu  wart  ouch  er  feMnl 

Az  (iuiii  Mtttelu  ttU  ein  »ac  .  .  . 

•■r  nuni  da/  ora,  dA  vrt  cnwan 

uml  vuorti>/.  vUr  dnii  kUnp>-  dsn.     itteln  MOl ; 

ähnlich  Sif/rnut  to,  lo  (d»/,  ich  niUge  inln  ort  gewinnen): 
vffl.  duyeffen  Iwein  MV!)  {lUt  hiej  Ir  vrou  LQnete  . . .  Ir  pferi 
gewinnen .  «.  o.).  oh  und  wie  vmt  in  ditm  mnlwiMmmg, 
die  den  beijiiff  ((ewinnen,  ergreifen  in  der  ritittumf  uuf 
dtts  7.icl  urreiclicn  iteiterleitet ,  die  vomtellung  dta  treft- 
laufen  {n.  u.)  einwirkt,  ist  fraglich.  wittelhorhdeul»eh  treibt 
trie  iiberhuupt  eist  unnütze: 

A  ai  di«  ll>r  gitwuiin«n  mit  ollentbaner  hunl.  Sib.  1011,  S 
{vgl.  die  ganz  andere  bedetttung»riehtung  t/t  W,  4  Albrich 
der  vil  starlce  dA  die  kuniere  grwan ,  er  erhielt  die  auf 
nicht  über  die  kämmet);  ganz  ähnlieh  Daniel  tien  var. 
(dag  er  den  weg  yicwim); 

mit  HO  vil  luten  duM  ur  daii 

mit  g&lxvr  vlubt  vil  lium«  endruii , 

er  (owan  vil  •tillen  nawint 

RuiiOLK  V.  Kmm   tt'tUefuüm  l?ir7. 

die  hauptentwicklung  dieser  tcendungen  liegt  in  der  neu- 
hochdeutschen Periode,  ».  unter  II. 

«))  stärker  als  in  den  bisherigen  leendungen  macht  sieh 
die  eigennrt  des  angeschlossenen  objectes  in  folffenden  be- 
legen geltend,  in  denen  das  verbutn  nickt  so  sehr  einen 
geöruticktfertigen  gegenständ  erfasxt.  als  vielmehr  durch 
theilnahme  des  suhjectes  einen  solchen  erst  erstehen  lästt. 
hier  vor  allem  tcärr  man  geneigt,  auf  die  grundbedeutting 
von  winncii  zurückzugehen  und  den  begriff  erarbeiten, 
fürdern  {von  rohproducten)  von  dort  aus  zu  enturickeln. 
jedoch  auch  das  erscheint  bei  näherer  betraehttutg  in  frage 
gestellt;  in  eititelnen  tcendungen  zeigt  sich  vielmehr  ganz 
deutlich,  icie  der  allgemeinere  begriff  des  vtrbums  durch 
die  besondere  bedeutung  des  ungeschlosseiten  objects  wietler 
differenziert  und  hiedurch  einer  bedeutung  teieder  genähert 
wird,  die  dein  verbum  von  hattse  aus  eigen  icar. 

entitprechende  lieeinfittssung  durch  das  angeschlossene 
ol'ject  macht  sich  schon  innerhalb  der  oben  besprtckenen 
formel  gewinnen  heigen  bemerklich: 

u6  hiz  be  imme  gewinnen 
vil  manicben  boim  lancen. 
be  wurhte  '\ge\  ind  mangen 
ind  bergfride  vtre. 

tkcrsog  Krnnt  nUderrkeintKh  (III, 89)  Jiaritch  &>> ; 

vgl.  dazu  Alexander  lOM  (vil  grAge  bnume  er  gwan  und 
hlj  si  zo  samene  spannen): 

ir  sult  mir  einen  kraus 
von  eines  boumes  rtse 
gewinn  (gewinnen  in  allen  hatuUchr.). 

Parzirat  eOO,»', 

vgl.  auch  arzneibuch  des  Bartholomäus  139  Ifeiffer. 

ebenso  entwickelt  sich  auch  in  andern  ähnlichen  »er- 
bindungen.  in  die  gewinnen  zunächst  mit  der  allgemeinen 
Imleutung  von  erwerben  eintritt  (die  aller  besten  sidcn, 
die  ic  inör  gowun  deheincs  kilneges  kUnne.  Nibel.  865,2: 
ähnlich  .l/e.rn nrfer  ß3a;  Itcein  \H!i) ,  durch  ver.srhiebungen 
des  Zusammenhanges  die  möglichkeit  einerneuen  anffasaung: 

der  beute  zobel  kumt  von  dan 

den  diu  worlt  ie  gewan.    £rec  8011 ; 

el>eitso  Nibel.  866,  8  {var.);  vgl.  attch  Nbidiiart  10,8  Haupt; 
jAiNSEN  Enikkl  tceltchroti.  9700; 

awer  wil  einen  brannen  graben, 
der  muoz  haben  howen  und  bickel, 
schüfol  undc  grabealickel, 
wil  er  diu  erde  enginnen, 
doa  wazzers  vil  gewinnen. 

tochtcr  Syoit  3486;  8437; 
daz  her  gewan  blut  uz  siner  swarte 
und  schreib  durch  der  rede  urbof 
ein  handTeste  nnde  gar 
El  domo  leidigen  Salhan. 

Brun  V.  SciioNKBECK  hohtt  Utd  6818; 
an  der  stat  t6le  er  hundert  man 
und  als  \fi,  unz  er  gewan 
blootea  eine  bUtene  vol.    Daniel  4488; 


GEWINNEN  ILO./  (bvf,  vanre  gewinnen)    5950 

üben,  wi  t«l«  ganM  «w««  b«to, 
ob  wir«  dl  etal«  iMtaB. 
•olde  Win  (dw  A)  wsb  oMto  ntoil«. 
•o  $»wtua»  wi  ig  licht«  sa  cImm. 

tkär.  «yM  «OM  dM  10  Jmmafimvem  IM  jMfccra 
Hwr.  M  wani«  «  «m  MfalM  n  cWa). 

b))  eüuelme  und  niekt  tmwi$'kmm»  if/fm  4m  wiWwrfwf 
mit  etkUiekem  otjeet  grm/em  miek  i»  äit  »rgamigdkm  mr- 
Underungen  an  natur§ikHdm  umd  mm  mtemteUiektit  timr 
thierisehsm  ktirper  tuir.  dem  weB-ium  *äekti  Mm  »im 
sinnliche  bedeutung^/trtumg  au,  die  eiek  mm  ekmtm  mit 
der  Verbindung  kint  fOWlmMn  iß.  •)  berührt  mU  4k  tbtmm 
wie  dieee  als  seeumdärt  emheiddung  atiftu/eseem  ist. 

gnu 


das  dl«  warit  i«  Mwaa, 
4A  roorto  il  micE  tm. 

ebenso  Nkiuiiakt  84. 85  (der  moi* . . .  hAt  fownnneo  loubM 
Yil):  vfl.  K.  V.  IIkuknbrho  84«.  U  (die  poom  . . .  4  (i  loitber 

der  ai«  ftwaa  kkr  aodi  dae  hart. 
d«a  aMiM«  aiaa  alaO  «aaH«  roaüia. 

Rbinma«  V.  Zwmui  tot,  II  MMtkei 

ebenm  801.  •  (goridara  von  der  Tiedennlb):  dea§lndun 
(vederan)  fmatumal  m,  m  Köpke;  K.  v.  Meokhbbro  US.  M; 
predigt  bei  NicoL.  v.  Landau  44  Zuekotd;  ebemtm  (ßÜtßSi 
K.  V.  Mbobnbcro  188,8«;  fSB.si;  801. t: 

dO  gwan  er  «lo«  aUaua«, 
di  waa  hart«  griaua«, 
grta  und«  flrcMlteb, 
•in««  l«w«a  itlai»«  g«lldi. 

Almmmder.  girae^.  kemdsekr.  tmn  {ßmler 
ikoadfdkr.;  de  riaff  m  alao  tnkmum); 

ähnlich  (gewinnet  ein  ander  ttimni  und  TorAndert  aoeb 
ir  Tarb)  K.  v.  Mkgknbbro  ssi.  18; 

d6  mtft«  sich  ir  varw«,  die  ai  vor  lieb«  gvwan.  .VA.  SM.  4; 
tgl.  Annolieä  866  (die  goltsteine  .  .  .  gewinnit  er  in  die 
variwe):  Wilhelm  v.  öeterreiek  8761  (dag  die  blAmen  ... 
roten  schin  gewunnen); 

dar  ««ÜMa  oBI«  pUao  «ia  awa, 
d«r  ni«  Tlciaeb  ooeh  b«ia  gewan. 

bMg  Tirol  (HUnliied.  16. 8)  «.  80  Lettmimam: 

ebenso  (vleisoh  oder  vel)  Daniel  776;  (fleisch  nnde  geiat) 
6098;  (glieder)  K.  v.  Mbubnbeho  168.  88; 
in  den  ad  kurzen  alten 
gewnnnena  wider  ir  llp 
und  worden  diu  arhrnnatan  wta 
diu  er  i«  nA  geaach.    /wete  6K1 ; 
dA  benad«  dagen 
dia  «d«l  kUniginne       oaz  al  i«  gewan  den  llp.    iVA.863,S 

(vgL  dagegen:  dag  si  mir  gewinnen  doch  den  lip.  ob  er 
niht  lebe.  Wigaloie  ÖSW);  efanae  8078,  1;  Daniel  686.647; 
HHUUP.R  PiiiLH'p  Mmrimütbem  St». 

•0  «d«ls  noeli  ao  gatea. 
•0  tagenthaftz  ao  raines, 
ao  geaellichleichz  so  gentainea 
hertzen  nie  gewan  ein  leib. 

SfriiENwiRT  1,60  PiimUsser  $.  8": 

vgl.  atiek  leben  gewinnen  in  s)). 

8))  abstraeta  als  objeet  drängen  die  bedeutttngnkruß  dee 
verbums  am  weitesten  ntriUJc;  doch  gelten  auch  hi^ßir 
mannig/ache  i^ett^fttngen,  vgl.: 

'ich  tribes  kara  od«  laac, 

•oae  weis  ich  wiaeb  ir  miane 

ieaier  gawiaa«, 

wan  das  ich  sae  dem  bmanen  var 

nnd  gieze  dar  and  aber  dar. 

gewinn«  ich  knmbrr  dA  von. 

aO  bin  ich  kumb«rs  wol  cewon  .  .  . 

ir  g«t«t«  d«r  kaotbar  aach  «0  w6 

daa  ieh  noch  ir  ainaa 

alt  gawah  gawiaa«.    Iweim  77N/.; 

'fhtowe.  nta«  daaa. 

di  mir  w*m  «at 

die  habt  ir  gvwaaa« 

wider  in  min  hen«. 

wie  gar  mine  sinn« 

«in«  andvia  wlhc«  i 

in  ir  gvwall  j 
«r  antwurt :  da  magst  daa  wol  aaaaaa 
was  dir  iat  sa  mir  sa  sinn« 
mein  verdenken  saltu  nicht  gewiaae'. 

Jon.  Roths  KlisabttA  (18)  bei  Jfiariha,  aerM. 
8.8066. 

•))  je  »elhständiger  und  unMia$tgiger  da»  objeet  der 
verbal thätigkeit  entgegengesetzt  ist,  mm  »o  mAr  lästt  »ich 
an  gewinnen  noch  die  Vorstellung  eÜMr  besitsergreifttnf. 
einer  erwerbung  durc^/uUen: 


>.M; 


giaaaawi  hAt    /wete  §Mb ; 


5951      GEWINNEN  I  3,  a.  y  (16p,  ere  gewinnen) 

si  larten  ime  striten 
und  vermezzenlichen  rlten  .  .  . 
der  liste  di  er  von  in  gwan, 
der  wart  er  en  vil  vorneme  man.    Alexanaer  199 ; 
die  hulde  mines  herren, 
die  hilt  mir  gewinnen, 
du  gotes  gebererinne. 

Vorauer  sündenMage  65  Waag  u.  a.  *•.  Koe- 
DIGER  zeitschr.  f.  d.  a.  20,  264; 

ebenso  (gotes  huldc)  a7iegenge  15,32;  Crescentia  •?9 ;  Iwein 
4047;  Wai.ther  81,  36;  84,  8;  troj.  krieg  27238;  Thüring.  spiel 
V.  d.  io  Jungfrauen  528;  desgleichen  (kuniges,  fürsten  hulde) 
Nibel.i019,d;  Crescentia  21 ;  ebenso  (frouwen  hulde)  Iwein 
1619.  54i7 ;  Daniel  1519.  5861  u.a.  Daniels  traumdeutungen  171 
(seiner  feinde  hulde)  ztsch.d.a.4».  dazu,  t;^l.  Jansen  Enikel 
weltchron.  7084  (dag  si  mir  huld  gewinne  wider  den  künic) ; 
7124  (ob  ich  im  mug  hulde  gewinnen  umb  sin  schulde); 
und  da  er  mfne  minne  s6  rlterlJch  gewan, 
dö  jach  Sifrit       er  wsere  sküneges  man.     Nib.  764,  1; 

ebenso  Iwein  7794;  Nibel.  1158,4  (herzenliebe);  Parzival 
439,24  (des  minne  ich  nie  an  mich  gewan);  Nibel.  783,4 
(dinen  meituom); 

disir  rede  enzaeme  keinem  man, 
wan  der  nie  tröst  von  iu  gewan.    Parzival  292,  6; 
ebenso:  alle  abläje  ligent  nider 

man  gelte  dann  und  gebe  wider. 

nach  gnaden  und  nach  minnen, 

sus  sol  man  suone  gewinnen. 
Freidank  150,  15  W.  Grimm; 
Wilhelm  v.  Österreich  10211;  Hesi.er  apokalypse  21415; 
genau  so  Hätzlerin  2,68,191;  ebenso  (antlas)  anegenge 
20,  54  Hahn;  spec.  eccles.  52;  desgleichen  (vride)  Nibel.  2026,4; 
Iwein  5385;  Hesler  apokalypse  16759;  Jon.  Rothe  Düring. 
chron.  666;  vgl.  auch  Parzival  72,12  (an  den  er  Sicher- 
heit gewan  vgl.  oben  sp.  5931);  Endde  148,  5  (herberge); 
Iwein  \(,2l  (der  stat  da  gewan);  dazu  vgl.  (urloub  gewan) 
130,  83;  genesis  53,  12  Diemer;  Nibel.  821, 1  {yar.:  namen); 
Parzival  523,  27  (vriheit  gewan) ; 

du  hast  in  einer  reinekeit 

das  hoehste  lop  gewunnen 

daz  an  die  werlt  ie  wart  geleit. 

lobgesang  auf  Maria  20, 10  Haupt; 

goiau  so  Nibel.  877,4;  1818,8;  1882,4;  Freidank  61,  iOl; 
Eckenlied  98,  3  Zupitza;  Tristan  als  mönch  609;  ebenso 
armer  Heinrich  72  (der  werlte  lop  unde  pris);  Parzival  830, 30 
(pris);  Daniel  6661;  Wilhelm  v.  Österreich  6292  (prises  rün); 
6860  (lob  und  rüm);  ebenso  (rüm)  genesis  22,  20  Diemer; 
Alexander  4801 ; 

wol  erkand  ich  Aldriänen :        wan  er  was  min  man, 
lop  unde  michel  ere        er  hie  bl  mir  gewan. 
ich  machte  in  ze  ritter       und  gap  im  min  golt. 

Nib.  1693,  2 ; 

desgleichen  (Sre  gewinnen)  kaiserchronik  4904;  Nibel.  7,  4; 
21,4;  1270,4;  1273,4;  Itcein  3970.  6607;  948  {var.:  irwerben); 
Freidank  41, 14;  63, 11 ;  93, 11;  Daniel  5974.  6265;  Tristan  als 
mJUnch  540;  desgleichen  (togent  unt  ere)  Crescentia  36;  Frei- 
dank 56,  26;  ebenso  (frumen  und  ere)  Gottfried  Tristan 
2300;  desgleichen  (fromen)  Alexander  4471.  2106.  1656.  485; 
Waltiier  19,  28;  Friedrieh  v.  Schivaben  4462;  desgleichen 
(heil)  Eneide  203, 17;  Reinmar  v.  Zweter  178,  2;  Jansen 
Enikel  weltchron.  10918.  16916.  28888  {vgl.  auch  19134  gewan 
der  stein  dag  heil) ;  Tristan  als  mönch  1270,  vgl.  1315.  1333. 
2024. 1780.    dazu  vgl.  (sselde)  Freidank  4, 18 ; 

81  sprach  .  .  .  'geselle,  an  dir  ist  t6t 

der  aller  tiureste  man, 

der  riters  namen  ie  gewan, 

von  manheit  und  von  milte'. 

Iioein  1466,  ebenso  .3038; 

genau  so  Nibel.  32,4;  Daniel  146.  1166;  vgl.  schon  Heinr. 
V.  Melk  erinnerung  186  (der  briesterlichen  namen  ie  ge- 
wan); vgl.  auch  (fürsten  namen)  Rud.  v.  Ems  der  gute 
Gerhard  556;  (bette  gewunnen  ein  kint  mannes  namen) 
pred.  der  Leipziger  handschr.,  s.  Schönbach  l,  34,  vgl.  oben 
sp.  5931 ;  vgl.  auch  sin  recht  gewinnen  unter  b) ; 

diu  höchgezit  d6  werte       wol  sibenzehn  tage. 

ob  kttnec  ie  deheiner,       mit  wärheit  oder  nach  sage, 

deheine  groezer  gewünne,        daz  ist  uns  gar  verdeit. 

Nib.  208,  6  Zarncke  {var.  in  A.) ; 
ebenso  Iiceimi;  Daniel  4381;  Iwein  8147  (süeze  zit);  vgl. 
auch  (lieben  tag  gewinnen)  Iwein  6026. 1743 ;  U.  v.  Lighten- 
STEIN  frauendienst,  40.  lied  (kurzen  tac);  Eckenlied  127, 10 
(niuwe  naht);  Iioein  6026  (vrist).  vgl.  aus  der  rechtssprache  ■ 
dar  ne   werde  . . .  ordeles  vrjst  mit  rechte    gewunnen. 


GEWINNEN  1  3,  a.  y  (leben,  krefte  gewinnen)       5952 

Sachs,  lehnrecht  80,  l ;  der  leste  gewinnet  es  taji  also  lange. 
Sachsenspiegel  2, 12,  7  Weiske-HiZdebrand.  vgl.  lengem  tag 
irkrigen  sp.  5926. 

b))  viel  weiter  von  der  ursprünglichen  bedeutung  entfernt 
sich  das  veriuin  in  Verbindung  mit  solchen  objecten,  die 
iiicht  aus  einem  fremden  lebe7iskreise  herausgeholt,  sondern 
uu."  der  bethätigung  des  subjectes  selbst  ent:stehen.  mitunter 
er.icJie.inen  die  gleichen  oder  ähnliclie  nominu,  xoie  sie  in  der 
ersten  gruppe  zu  belegen  loareyi,  auch  hier;  doch  in  anderem 
zusammenhange  .- 

ob  si  die  wären  minne 

in  dem  herzen  sulen  gewinnen. 

Heinrich  v.  Melk  erinner.  203;  ähnlich 
Freidank  135,  1 ; 
ich  mane  dich  mit  ganzem  vlisz, 
sant  Jakob  an  din  minne 
die  du  ze  got  ie  gewünne. 

K.  KisTENER  Jakob^brüder  502  Euling 

{vgl.  dagegen  oben  sp.  5950:    dag  ich   noch  ir  minne  mit 

gewalt  gewinne); 

swer  diheine  tugend  sol  gewinnen, 
der  sal  is  in  siner  juginde  beginnen. 

Alexander  414; 

ebenso  Daniel  8066;  lobgesang  auf  Maria  28,  2  Haupt 
(kiusche),  vgl.  unten  (triwe  gewinnen),  je  mehr  sich  der  sub- 
stantivbegnff  verallgemeinert  und  der  abstraction  zuneigt, 
um  so  mehr  bedeutung  und  energie  ivird  rfw.v  verbum  ent- 
falten ;  je  mehr  das  siobstantiv  der  individuelle7i  bethätigung 
(dem  nom^en  actionis)  zustrebt,  um  so  leerer  wird  der  ge- 
halt  des  verbums,  das  am  ende  nur  noch  einer  syntaktischen 
function  dient. 

deutlich  wird  dies  an  den  verbi^idiongen  mit  dem  object 
leben,  das  als  abstractum  an  die  stelle  des  si.nnlichen  lip 
tritt  {vgl.  dag  er  sines  libes  macht  wol  widere  gewan 
Iwein  6523,  vgl.  oben  sp.  5950): 

ach  unde  we  mir,  armez  wip, 
daz  ich  gewan  min  leben  ie. 

KONR.  V.  Würzburg  Alexiu«  1165; 

genau  so  Partonop.  14725 ;  Sigenot  {deutsches  heldenb.)  2,  5 ; 
13,5;  Heinrich  v.  Neustadt  visio  Philiberti  79;  Daniel 
4372;  Jansen  Enikel  7l0i;  Reinmar  v.  Zweter  (denke 
in  dinen  sinnen,  wi  du  gewinnest  gwiclicheg  leben)  191,  3. 
vgl.  dagegen  die  ausarbeitung  des  nomen  actionis  in  Nibel. 
643,  3  (darumbe  gewan  Hagene  zorneclicheg  leben); 
C.  V.  Ammenhausen  schachbuch  15540  (müelichs  leben); 
JoH.  Rothe  Elisabeth  (heihgs  leben)  2,2089  Mencken. 

a))  abstufungen  der  verbalbedeutung  in  der  richtung  auf 
die  function  eines  hülfsverbs  .- 

Adam  inslif,  sin  siti  wart  ingunnin, 

Evün  wart  dannin  bigunnin, 

beinis  vesti  wib  von  man  giwan. 

summa  theologine  {denkmäler  1^,  119) ; 

d6  die  andern  daz  gehörten       daz  ez  in  dühte  guot, 
d6  wart  ir  michels  mere        die  trunken  ouch  daz  bluot. 
da  von  gewan  vil  krefte        ir  etliches  lip. 

Nib.  2054,  3  {nach  A),  vgl.  oben  ap.  6931 ; 

ge^iau  so  100,4;  589,8;  jBrec938;  Parzival  518,12;  578,10; 
6.54,16;  Jansen  Ejukku  fürstenbtich  3481;  Friedrich  von 
Schwaben  2953;  NicolauS  v.  Landau  96  {vom  wasser); 
ebenso  (macht)  Friedrich  v.  Schwaben  6244;  Joh.  Rothe 
Elisabeth  2,  2087  Mencken  {von  den  fischen);  (schwäre)  Fried- 
rich V.  Schivaben  810; 

daz  her  dir  den  anderin  schön  gebe 

unde  mich  selbe  wille  gesen, 

och  her  in  sime  kunne 

ie  göter  slachte  gewünne. 

könig  Rother  2082,  ebejiso  2112  (geslechtc) ; 

ouwe !  daz  er  ie  erkos 

im  ze  friunde  ein  den  man 

der  nie  deheine  triuwe  gewan. 

Wigalcig  3391 ;  ebenso  Parzival  694,  10 ; 

ebenso  Walther  115,13;  Friedrich  v.  Schwaben  5514  (lieb 
unnd  trüw);  ähnlich  Daniel  3377  (beide);  Heinr.  Witten- 
weiler  rhu/  4*,  22  (künew  herczen).  ebenso  (zorn  gewinnen) 
Alexander  491 ;  Tundalus  3.55 Kraus;  Parzival  272, 23 ;  Daniel 
3715;  Hesler  apokalypse '7725.  vgl.  auch  Wigalois  10541 
(hochvart);  ungewöhnlich  reich  und  vielseitig  ist  die  Ver- 
bindung mit  muot  belegt: 

und  swer  von  wibe  ie  muot  gewan 
oder  iemer  wi!  gewinnen 
der  trachte  in  sinen  sinnen. 

Gottfried  Tristan  1774; 


5953 


GEWINNEN  lü.a./  (muot,  künde,  euJc)  GEWINNEN  l  ».a./  (arbeit,  den  tAt  gewinnen)   5954 


eberuo  (höhen  muot)  WAi.Tiir.n  isw,  I«:  Fartivat  Ita.  i: 
Priedrieh  v.  Schwaben  1&66:  C.  v.  Ammrnmauiikn  tekaehb. 
18901  (hdchvcrtigen  muot) ;  Alexander  SMS  (frAlIohen  muot ; 
var.:  ward  erfrgwet  sin  mftt);  «asi  (frciillchen  muot); 
4A18  (grimmigen  muot);  irui  (manllchen  mOt);  4Me  (ititen 
müt);  [teein  73»«  (rchten  muut);  armer  Heinrieh  t'»35 
(niuwen  muot);  dazu  vgl.  (Iowon  mOt)  Alexander  toai; 
Eckenlied  190,  10;  Daniel  1075;  Sitjenot  IW  Sehade .-  ähnlieh 
Nibel.  8Ses,  1  (heldea  muot);  Eree  aM7  (rittem  muot); 
Ivein  8fl07  (sohalcllohen  muot;  vgl.  auch  trflrigen.  ringen 
mnot,  angemUete,  m.u.);  ebenao  (der  nie  n&ch  6ren  maot 
gewan)  Iteein  aA52;  Daniel  1974;  Friedrieh  v.  &AiMfant40g 
(muot  nach  der  liebe  strängen);  üOTTrniBt)  lOMtt  (af 
Holho  Untat),  endlieh  vgl.  Alexander  9fiM  (Ih  ne  gewan 
'ieB  nie  deheinen  mQt,  da;  ih  dir  tAte  den  tAt).  ähnlieh 
/tonn  6899;  Daniel  4890;  C.  v.  Ammkmhauskm  »ehaehb.  mm. 
ähnlich  Triatan  aU  mOneh  96; 

daz  ir  ze  mnimlaht« 
iemer  gewinnet  alite. 

GOTTKKIIO    TWtta«  lOSM; 

thenao  hcein  8088.  gann  ähnlieh  Daniel  0815  (willen). 
vgl.  NiM.  909,4  (freisltohen  ait); 

nie  wart  so  wol  tprechender  man  dor  I0  von  buocben  lin  gewan 
Wkrnhkrh  Maria  S4  Uundgr.  8, 184); 

ebenao  Wigaloia  A885  (gAten  sin);  Stiuckrh  Daniel  6165 
(sinne);  ähnlich  (gedano,  gedanke)  9840.  1078;  kl.  gedieht« 
4, 195;  Wilhelm  v.  Österreich  9786;  Wigaloia  688  (gelouben); 
KuDOi.i'  V.  Fknis  {minnea.frilhl.  80, 1:  guoten  wftn);  armer 
Heinrieh  1118  (zwivel);  :benao  Triatan  ala  mOnch  1618; 
Barlaam  59,  n  (wlsheit) 

•was  ich  frfliden  zer  werlde  ie  gewan, 
daz  h&t  ir  scboene  und  ir  iQete  gemacbet, 
und  ir  rOter  munt,  der  sA  Uepltchen  lachet. 

WAi.TMza  110,94; 

ebenao  Nibel.  9U98,  4;  994,  :i;  Jansen  Enikki.  tctUehron. 
4864;  Friedrich  v.  Schwaben  1565.  6650;  Daniela  trat*mdett- 
tungen(  tachr.  f.  d.  alt.  48,580);  Laurin  8300  Sehade;  Nibel. 
45,  4  (früuden  unde  nrebeit) :  </(uu  vgl.  (wunne  gewinnen) 
Alexandei- b&'ix .  könig  Rother  \Wi\  d/mZiieA  (gemach) /iceif» 
1783.5460;  iceihnarhtalied  bei  IFnnAo/if  887  (kain  nie  gewan); 

eines  bObschen  ritten 
gewan  ich  kOnde. 

KCrbnbbho  «.  minne*.  friUU.  7,  tt; 

genau  ao  Wigaloia  iTis.  5444;  Nibel.  89,  4;  1956.  4;  440,  4; 
Iteein  7418;  Part.  940,  98;  Ulrich  v.  Sinornbrro  (Sehteeia. 
minnea.60):  Rudolf  v.  Fmh  Willehalm iioa;  BarlaamM,ao; 
Daniel  63S9.  5311.  ähnlich  Hkinh.  v.  Morunubn,  a.  minnea. 
friihl.  180,  5  (gewinne  künde  der  vil  grd^en  sOnde);  der 
veiftannte  könig  *8^  Leitxmann  (ir  Sites):  Wai.tiieh  81,11 
(du;  ich  der  trüge  ie  künde  an  in  gewan);  Parzival  516,7 
(gewinne  kUende,  wie;  umb  ir  herze  stUende);  «banao 
Willehalm  894,  15; 

als  «nkan  der  gotes  minnen 
niemant  nrsete  gewinnen. 

Hbsi.kr  apokalvpse  8t,  90,  ff(.  o6eii  ip.  5981. 

0))  aehon  die  letzten  tcendungen  haben  a%»m  auageaproehenen 
nomen  actionia  übergeleitet  und  da»  verbum  gewinnen  in 
der  funetlun  eines  bloaxen  hülfaverba  gezeigt,  vgl.  auch: 

Adam  eruorht  im  harte  do  er  got  erhörte, 
trüricblicheu  er  daz  wort  gewan,  er  sprach  .  . . 

geneaia  u.  exodv*  15,  94  tHewur 

{vgl.  apäter  p/arrer  von  Kaienberg  1848  sein  red  gewan); 
ähnlich  (deheine  frage  gewinne)  Konhad  v.  WOrzburo 
Engelhard  9121 ; 

<ler  retriuwe  hergeselle 

der  kratzet  unde  beiz  dan 

bolz  und  erde,  unz  er  gewan 

ein  vil  gerüme  üzvart.    Itcein  t>748; 

ebetiao  anegenge  15,87  Haßtn  (wider  vart);  C  v.  Ammkn- 
HAUSEN  »cAacA*.  9084(08gang);  deagleichen(ende)Vi'Ai.rtiKR 
121.8;  Nibel.  2994.  4:  Rudolf  v.  Rotenburo  (r.  d.  Hagen 
1.86");  Partival  568,15  (gewan  daj  krachen  ende);  Bar- 
laam 1,  19  (dln  kraft  gewinnet  niemer  ort);  dasu  vgl. 
Walthkr  78, 84  (der  anegenge  nie  gewan);  Rudop  v.  Ems 
Willehalm  8753  (gewunne  schifTunge  über  mer);  Ottokar 
81638  (die  vordem  reis);  3691  (ritche); 

«wer  küssen  hie  ze  mir  gewinnen  wil, 
der  werbe  ab  o/.  mit  fuoge  und  Äne  spil. 

Waltiikk  111,36; 
tbettao   (das   nachreiten  gewinnen)   Sumienwirt  98,931; 


md  wixsel  das  lek  nie  gram 
w  laoaM  Mit  ^H^ittM  nan 
4mktn6  gerM  mtkamM.   /imAi  7«ft. 

hieran  aMiaaun  aieh  aueh  Mmtiumfm.  iU  i»  varbindunq 
mtt  einem  unparaöntiehen  auifaät  anüprtnftn: 
der  AfaDtSr  aalwr  ball 
■■  erat  gewinnet. 

WMelm  r.  OatarreUk  I&SIM.  tbemao 
Wtnibtk*  t%,l; 
den  rock  talln  onsera  herren .  der  knin  atuek  noch  knin 
nAt  nie  gewan.  K.  v.  Meucnbkno  tu,  5. 

daz  n  miebel  genaht  gewan  «was  er  bawan  beon. 

Wbrnhbui  Mwta  f{aot^mama  fmägTt.my. 
die  saider  sebretea  auwig  eMt: 
da  gewinnet  es  ehi  andanebeK. 

kAnio  vom  OnnsiwALon  (f. «  t»«  aekaJ)  :  ■» 

*\)  wia  weit  dar  bmlnthtnf$gd»mU  4m  varbtm»  im  tdeMar 
ßtneüün  aina»  kUfavarbum*  »uth-tdmat.  atigt  dit  varhim- 
düng  vom  gewinnen  mit  $Hftettm,  4it  tkaa»  widrigat,  mma 
einbuaaa.  einem  naehthaü  Imnaritkmtm  (mm  o/IJkocsM.  m{. 
ap.  8Mt);  aia  arrmehi  kiar  ihram  hökapunkt 

a»  in  einer  rmk$  um  toleham  mrbindungen  wärt  «mm 
veraueht,  eina  nmAmrkmng  dar  uraprÜnglUham  ttdnttunj 
dea  grundoarbuma  (got.  winnan.  pati)  mnatinakmtam ,  rnarnm 
nicht  die  andam  te%tgniaaa  [vgl.  au  erwerben  ap.  BM»,  «yf. 
unten  e))\  aueh  hier  aeeundära  anhaJaUmtg  wmhraekaimlieh 
machten  «f  stn  roa  er  gespnfM;, 

in  ir  allir  dane 

reit  er  zA  dem  Strige. 

4  er  dar  ubir  qu4a>e, 

gwan  er  michfl  arbeit.    Alexamdar  817«: 

genau  ao  Knaida  190, 88;  Iteein  577«;  Triatan  ala  tmdneh  i§U: 
ähnlieh  (nAt  gewinnen)  .4^eraiM<er  4848;  Nibel.  tlM,  8: 
1046,  l;  16,  4;  Iteein  tau.  7451;  Parriral  740.  >t;  RuDOLK 
V.  Penis  (minnet./HJA/.  88,98);  Wahsmuot  v.  KOnzinokn 
(1, 809«»  v.  d.  Hagen);  Konrad  v,  WOrzburo  Engelhardtm- 
tumei  von  Nantheia  9M:  Daniel  Mm;  Sigemotiu;  Triatan 
aUmbneJi  M.  1940.  vgl.  Uhrgedicht  dar  Melker  handaehr.  ti« 
Laitawutnn  ; 

die  mamer  alle  Jähen,  daz  si  so  groze  swcr« 
nie  halbe  naht  gewannen :  mir  tel  ir  schiten  wa 

der  TannSämaar  (18,  8)  6rt  v.  o.  Haosn  f,  IO*: 

Oenao  Friedrieh  v.  Sehioaben  1088.  185«:  Wilhelm  9.  öater- 
reich  9879 ;  Daniel  5917. 

b))  daa  gleiche  —  die  teahraeheinliehkeit  einer  aaeundäran 
entteieklung  —  gilt  aueh  für  einige  teendungem.  die  auj 
kämpf  und  Handgemenge  tceiaett  und  damit  xt«  der  grumd- 
läge  aurüekführe» .  von  der  die  bedetttttng  abnteigte- 
wan  er  mit  der  tobeitubte  winnet, 
unz  er  den  tAt  gewinnet. 

die  koehte«  11«  Waa^j  $.  M; 
d  tmog  in  zeiroe  nagele  und  bienc  in  an  ein«  wani 
dO  er  SI  slAfea  irt«,  minne  si  irae  TerbAt. 
JA  bet  er  von  ir  kreft«  ntch  gawanoeo  den  tAt 

Sib.  568,4  (geaomen);  ebenao  1M4  4 
dagegen  vgl.  •  daz  der  tombe  spotter« 

•inen  tot  von  einem  so  guten  aaaa 
umb  so  kleine  schulde  ftwaa. 

der  eigentinnige  tpfUar  hat  LBtrxMANM  Itkr 
f/ed.  der  MtOter  kmmOaekr.  7»; 
genau  .«o  Kldoi.f  v.  Ilms  Willehalm  1080; 
Turnte  der  edel  man 
dA  her  den  grAaeo  slacb  gewaa. 
den  im  tete  tn4aa, 

und  im  der  beim  Terscretoo  was.    nVwrfifi  a8.  «• 
wände  dA  viel  manic  man. 
der  nie  wunde  ne  gwan 
von  stich«  noh  von  slage.    Ateaander  8819; 
ebenao  grof  Rudolf  88  W.  Onmm;  NiM.  i«8e.  «  (wm-.): 


gewinnet  under  ia  swaiea. 
dem  \^il  icb  minnea  aigea 
fslAgen  nimmer  aMre*. 

H'OAci«  V.  öaUmith  85*5; 
t-^.  daau:  da;  ich  nit  andank  ersteeh.  WtOMAH  kiatori 
Peter  Letten  ( Weitnar.  jmhrb.  «,  495). 

c))  denn   die  hauphnaaae  der  einachUfifam  bdaga  führt 
deutlich   attf  feate  Verbindungen   stirück.   die  «Am   aehon 
naehgetcieaen  aind  ttnd  die  —  oß  mit  leichten  ändtrungem    - 
dem  ganien  eine  bedeutungariehtung  gehen,  dm  der  kadett 
tung  dea  rrrbume  an  aieh  tciderapriekt : 

«w«  daa  ich  aft  grinnMo  vteat  i«  gewaa. 

Mb.  iflO.  t;  agt.  eben  ap.  mn-. 


Ü955    GEWINNEN  I  3, «,  /  (iamer,  kumber  gewinnen)      GEWINNEN  I  3,  b  (i.  d.  geschäfts-  u.  verkehrsspr.)  5956 


ebenso  schon  genes,  u.  exodus  108,  7  Diemer;  C.  v.  Ammen- 
ITAUSEN 13585.  desgleichen  (ze  Tinde  gewinnen)  Nibel.  1903,4; 
Seifhied  Helbling  8,  605;  vgl.  auch  Ottokar  28856  (einen 
argen  nach  gebür  an  dem  bischolf  er  gewan) ;  vgl.  dazu: 
svie  to  allen  dingen  gerne  rechte  sprict,  he  gewint  dar 
mede  manigen  unwilligen  man.  des  sal  die  vrome  man 
sik  getrosten  durch  got  unde  durch  sine  ere.  dit  buk 
wint  ok  manegen  vient.  sächs.  lehnrecht  78,3; 
vil  hazzes  er  von  in  gewan. 

Parzival  297,  15;  vgl.  oben  sp.  5950.  51 ; 

ebenso  Eudolf  v.  Ems  Willehalm  2958;  Friedrich  von 
Schivaben  234;  Hesler  apokalg pse  2224="? ; 

er  Bprach  .  .  .  vüer  ich  verstolne 

ze  vüezen  von  hinnen, 

des  müese  ich  wo!  gewinnen 

laster  und  unere.    Iwein  1768 ;  vgl.  oben  sp.  5950 ; 

ebenso  (laster)  7453.  757 ;  Friedrich  v.  Schwaben  5780  (lasters 
mal);  Erec  58  (mal);  frauendienst  577,  1  (wandelmeil); 
Wilhelm  v.  Oesterreich  19023  (wandel) ;  desgl^eichen  (schände) 
Nibel.  304,  3 ;  Iivein  7835.  2028.  vgl.  auch  Daniel  2829  (unsite) ; 
Wigalois  1487  (valsch) ; 

'owg  mir  dirre  not' 

sprach  ein  wip:  'der  sumer  wil  zergän. 

des  gewinne  ich  lihte  noch  vor  leide  ein  gräwez  här'. 

Neidhart  44,  38 ; 
ähnlieh  Bon  er  edelstein  100,74  (totlich  varwe); 

swenne  er  solich  unkraft  gewinnet 
von  alder  und  von  siecheit. 

das  bild  bei  Leitzmann  lehrged.  der  Melker 
handschr.  Z&>; 

ähnlich  (krankheit)  C.v.  Ammenhausen  15918;  äh?il.  arznei- 
buch  des  Bartholomäus  133;  sächs.  weltchronik  76,  22  (da 
von  gewan  he  de  rüre);  K.v.Megenberg  110, 20  (schwüren); 

so  erblüejet  sich  min  varwe 

als  rose  an  dorne  tuot, 

und  gewinnet  mir  das  herze 

vi!  manegen  trürigen  muot. 

minnes.  frühl.  8,  23 ;  vgl.  oben  sp.  5953 ; 

genau  so  Nibel.  1572,  2;  187,  4;  ebenso  Reinmar  v.  Zweter 
52,  6  (swasren  muot) ;    St.  Pauler  predigten  66,  22   (ringen 
muot);    Alexander  454    (ungemüte);    frauendienst  561,  18 
(valschen  muot);  C.  v.  Ammenhausen  17648; 
des  gwan  sin  here  grSz 
vil  michelen  untröst.    Alexander  2558; 

ebenso  3338;  anegenge  10,47  Hahn  (truobe); 
von  ir  vater  lande       chom  ir  vil  manic  man, 
da  von  der  kunic  Ezele       vil  manigen  iamer  sit  gewan. 

Nib.  1654,  4  (C.)  Lachmann; 
ebenso  1849,4;  1966,2  (gewinnent  mer  zeklagene  C);  des- 
gleichen (leid)  Nibel.  1358, 2;  2246,  2;  2256, 1;  1155,  4;  Wigalois 
2474;  Parzival  326,27;  Rudolf  v.  Ems  Willehalm  45ti; 
Wahsmuot  {v.  d.  Hagen  l,  302»);  Tristan  als  mönch  1751; 
Daniel  2244;  K.  Kistener  Jacobsbrüder  1106  Euling; 
Sigenot  49  Schade;  desgleichen  (kumber)  hvein  5785.  7797; 
Parzival  367, 11;  634, 11;  Konr.  v.  Würzburg  740;  Hesler 
apokalgpse  2712;  Oswald  v.  Wolkenstein  96,  71  Schatz 
(verdriess) ;      daz  was  ein  frier  human 

der  vil  selten  ie  gewan 

dehein  gröz  ungemach. 

armer  Heinrich  270 ;  vgl.  oben  sp.  5953 . 

manege  riuwe  gewinnet  (var.  schaden) 

der  hazzet  daz  in  minnet. 

Freidank  100, 10  W.  Grimm; 
ebenso  Winsbeke  66,  4;  Friedrich  v.  Schwaben  3336;  Hesler 
apokalyp.9e  l5iSi;  J.  Rothe  passion  248.  1731; 

si  muose  gewalt  od  vorhte  hän: 

nu  gewan  si  vorhte  von  drö.    Iwein  7709; 
ebenso  Daniel  3593;   ähnlich  (angest)  Eneide  i9i,  22;  Nibel. 
2048,4;  Stricker  kl.  gedichte  4,122 HaÄn;  desgleichen  (sorge) 
urstende  bei  Hahn  124,  8;    Nibel.  419,  4;    Jörg  Wickram 
Albrechts  Ovid  9,9;  Ottokar  953  (grüs); 

got  weij  wol  von  himele,       an  Sifrides  tOt 
gewan  ich  nie  schulde.    Nib.  1037,  3; 

ebenso  Iwein  8106 ;   Tristan  als  mönch  1595.  1646. 

dj)  so  verbindet  sich  gewinnen  am  ende  gerade  mit  dem- 
jenigen Substantiv,  das  neben  gewinn  als  contrastbegriff 
beobachtet  wurde,  vgl.  sp.  5888: 

der  den  grOzen  scaden  da  gewan, 
daz  was  Alexander  und  sine  man. 

Alexander  4608; 
ebenso  Heinr.  v.  Veldeke  129,23  {var.);  Iwein  7368;   Wi^a- 
/oiÄ  7422.  3'.'21.  1172;    JVtfteZ.  2093,  1 ;    1935,4;    20(M),  3;    2008,2; 


210,4;  236,2  {var.);  Parz.  656,  24 ;  664,18;  Willehalm  !,t,%; 
Walther  120,  29;  Reinmar  v.  Zvveteh  275,12;  84,  6; 
C.  V.  Ammeniiauskn  schachb.  9041 ;  Barlaam  14,  21 ;  Parton- 
opier 3474 j  Daniel  5708.  6468 ;  Friedrich  v.  Schicaben  1640 ; 
ich  gewinn  es  schaden  oder  frommen. 

Tristan  als  mönch  914  Paul. 

5))  eigentlichen  absoluten  gebrauch  hat  die  mittelhoch- 
deutsche  periode  für  den  begriff  der  besitznnhme  kaum 
ausgebildet,  immerhin  hat  sie  eine  reihe  von  Wendungen 
entwickelt,  die  zum  ahsohiten  gebrauche  überführen,  hierher 
gehören  Verbindungen  mit  objecten  allgemeinsten  inhaltes, 
der  durch  pronominalformen  nur  angedeutet  ist;  unter- 
liegen diese  nun  den  Verschiebungen  zum  adverbium  und 
zur  satzpartikel ,  so  loird  das  object  hier  auf  rein  mecha- 
nischem wege  verdrängt. 

a))  entwicklungsgang  bei  indefiniten  pronominalformen: 

er  schupfte  starke  und  drabte, 

daz  er  vil  lutzel  üf  gehabte, 

swaz  er  von  dem  orse  künde 

gewinnen  alle  stunde, 

unz  er  kam  vur  das  palas. 

Heinrich  v.  d.  Türlin  kröne  11099  Scholl; 

ebenso  (so  si  meist  .  .  .  gewinnen  mähten)  Lanzelet  2024; 
desgleichen  Erec  815 ; 

der  töre  sere  minnet 

swaz  er  mit  n6t  gewinnet, 

und  swaz  er  sanfte  möhte  hän, 

daz  lät  er  lihte  hine  gän.    Freidank  82,  27; 

ebenso    Gudrun   940,  4 ;    Iicein  5732 ;    Alexius  751 ;    pfaffe 
Amis  357;    Jansen  Enikel  weltchronik  7097;    erzähl,  aus 
altd.  handschr.  641,  24  Keller; 
wirt 

?:ib  uns  geleich 
rflstuck  reich  .  .  . 
du  darft  nit  fragen 

der  solt  uns  gewinnen  (^handschr.  vil  gewinnen) ! 
gib  iedem  knappen 
ainen  trappen.    Hätzlerin  1,91,  64; 

ebenso  altd.  pr ed.  1, 118  Schönbach;  Ottokar  13175  (lutzel). 

it  daz  er  drinne  iht  gewinnet, 

daz  sin  senunge  minnet.    tochier  Syon  2926; 

er  was  von  dem  herre  und  man, 

von  dem  sin  vater  nie  niht  gewan. 

Gottfried  Tristan  5620; 
er  wirket  niht  vergebene, 
den  man    niht  gewinnen  siht. 

Daniel  8135 ;  ähnlich  4254. 

h))  demonstrativ  -  U7id  Personalpronomen  .- 

swelch  künec  der  milte  geben  kan, 

si  git  im  daz  er  nie  gewan.    Walther  17,  8; 

ebenso  schon   Alexander  7170 ;    desgleichen  Freidank  41 ,  27 ; 
Daniel  7iib;  ähnlich  Hesi.eix  apokalypse  l&i55; 

der  hsete  daz  daran  gewunnen, 

man  sprach,  er  waere  entrannen.    Daniel  7115; 

ähnlich  3.  Rotiie  Elisabeth  2,  2090  Mencken; 

es  ist  ein  ding,  des  menlich  begert, 
so  man.«  gewint,  so  ist  es  unwert. 

Boner  edelstein  19,  2;  Ammeniiausen  17059; 
unz  sie  ez  gewunnen  also  guot, 
daz  man  sie  gerne  werte.    Daniel  6644; 

ähnlich  Faernand  v.  Erfurt  Heinrich  u.  Kunegunde  3*2. 
c))  so   liesze   sich  im  folgenden   die  Unterdrückung  des 
ohjectes  erklären: 

ntt  tuot  als  ich  iuch  bite: 

diu  siben  ros  nemet  ir 

nü  ze  gelte  von  mir. 

der  wirt  neig  im  an  den  fuoz. 

als  ein  man  gewinnen  muoz, 

s6  wirt  er  herzenliche  frO.    Erec  4020; 

anders  bei  der  zusammenstellwng  milJ  verlieren,  deren  formel- 
hafter Charakter  schon  zur  kürze  drängt  {vgl.  oben  sp.  5939) : 

in  hat  unsaelec  getan 

aller  sinen  sselden  wän : 

er  hazzet  daz  er  minnet, 

und  vliuset  so  er  gewinnet.    Iwein  7074. 

h)  sonderformen  der  gescliäfts-  und  Verkehrssprache. 

a)  die  rechtssprache : 

l))  schon  aus  dem  rechtsstreite  entspnngen  Wendungen 
und  Verbindungen,  die  als  untergrurul  der  bedetitutig  einen 
wettkampf  bloszlegen  lassen  und  dann  weiter  zu  allgemeineren 
begriffen  überführen,  je  nach  der  art  des  objectes,  mit  dem 
sich  gewinnen  hiebei  verbindet,  ist  mit  den  bedeutungen 
besiegen,  überwinden,  überführen,  vor  gericht  fordern 
oder  erstreiten,  erwerben,  herbeischaffen  zu  rechnen. 


5957     GEWINNEN  It.b.a  (in  der rechiatjtrathe) 


GEWINNEN  \%.h.m  (jmdtr rethtttpraeht)     5958 


i 


für  den  eigentlichen  reehUttreit  komwun  kauptsäehlieh  dit 
Verbindungen  mit  einem  aeeumliv  dM  objtet»  in  bttmekt. 
die  kenmeichtiung  de*  gegentpieUra  im  ptrttnl.  düHv  gA&rt 
zu  wenig  der  f/esomieren  »Hlform  der  r«ekU»prmeke  an,  um 
hier  erledigt  tu  vietden  (vgl.  einem  «tWM  angewlnnen 
II.  1);  duji  gleiche  gilt  für  eimdn«  bdtgt  mm  i^ttoluttn 
gehrunch.  die  alle  auf  andenotitif  »rOrttrtt  i^ptn  %mmni 
du  gewinncitt  lichte,  var.  nt :  din  gewtn  lecht  (an  rade- 
liken  worden),  richttteig  landr.  eap.  4;  tu  gewinnene  und 
zu  verlinene.  urk.  v.  18S>  Haitau»  718;  ob  e«  b«*chehe, 
da;;  du  mit  gerillte  gewunnevt  und  mRohtest  d«{  inen 
in  vorbruiulc.  U.  Mkiihwin  v.  d.  tteei  mamneM  8M  Lauehert; 
geworket  unde  gewunnen  mit  ordel  unde  mit  rechte. 
Jlatneler  urk.  v.  1A9S  (quellen  t.  geaeh.  Nitdartathsm»  10,  IM), 
a.  auch  II,  8. 

o))  daa  object  der  peraon. 

a))  tuuächat  kennzeichnet  m  dm  gegner,  der  im  rechts- 
atreit,  im  procest verfahren,  übei-wunden  vnrd:  »vcne  man 
vor  gorihte  scUldegct  in  «in  untwerde,  wert  he  ding 
vlUchtich,  he  is  in  der  klage  gewunnen.  Saehaanap.  landr. 
>,  46  Humeyer;  ive  so  ok  begint  lo  anlwerdene ,  unde 
Wirt  imc  cn  ding  geleget  mit  ordelen,  ne  kunil  he  nicht 
vore,  he  is  in  der  klage  gewunnen.  s,  »  §  t.  gant  ähnlieh 
8,  »  §  1 ;  8,  89  §  8;  8, 11  §  t :  Ktilmiaehea  recht  8, 58;  ebenao 
(her  ist  in  der  schulde  gewunnen)  6,  68;  aäeha.  lehnreekt 
66,4;  gewinnet  he  in  also  mit  dem  eide,  so  sal  he  im 
leisten  in  demo  dinge.  Virifierger  atadtreeht  l,tt;  bekennen 
si  des,  day,  he  geHworcn  habe,  als  reht  ist,  so  ist  der 
dip  gewunnen.  irvellct  »her  lir  an  dem  eide  ...  so  ist 
der  dip  genesen,  i»,  i».  vgl.  auch  80,  6  (der  in  uf  den 
heiligen  gewunnen  hat);  nicht  ne  mut  ok  de  vrone  bode 
pandon,  he  nc  werde  mit  ordelen  dar  to  gewunnen  (i-or.  ; 
gewunden,  vunden ,  gebracht  odder  gezwungen  u.a.), 
Sachsenapiegel  landr.  l,  &S  §8;  do  clagete  der  Romsch 
konig  zu  Ungern  über  den  selben  Sohallaga  Niciäs  im 
lantrechten  und  er  gewan  in  mit  recht.  Kiikiiiiahü 
WlNDKCKK  geseh.  kaiser  Sigi.nmunds  (üOOi  17ti  Altmann;  do 
sU  alsus  ctwie  lange  behüte  worent  und  dar,  gemeine 
Volke  vaste  über  sii  ergrimmet  worent  .  . .  die  meistere 
und  der  rot  . . .  woltent  sU  nUt  verteilen  an  den  dot,  stt 
mohtcnt  .sü  danne  mit  rehtem  Urteil  gewinnen,  wände 
sU  wollont  niit  wider  den  trostbrief  tdn.  den  die  Juden 
hcttenl  von  der  »tat.   Ci.osknk»,  *.  d.  stiidteehron.  »,  tw. 

fi))  da  die  alteren  rechtsrrrhiilttusae  schon  der  einleitung 
eines  procesz verfahren.^  numnigfaehe  hinderniaae  in  den 
irfff  legten,  so  galt  der  gegner  vielfach  ala  überycundtH, 
wenn  es  üherlmupt  gelang,  ihn  rechtlich  tu  atMen.  hei 
solcher  auffassuug  trttrde  für  die  bedetttuug  von  gewinnen 
ein  anfaiigspunkt  in  der  reihe  der  hamllungen  maat- 
gebend, die  da.s  verbum  sonst  im  endpunkt  zusammrnfastt. 
gewinnen  geht  in  die  bedeutung  Vorgericht  fordern  über: 
wie  man  den  vridebrechon  gewinnen  sal  in  einem  andern 
gerichte.  überschr.  zum  Saclisen.tpiegel  landr.  i, 11  {Leipt. 
handachr.)  M'eiske  u.  Hildebrund ;  und  also  sul  und  mag 
ein  iedich  man.  in  der  vorgennnten  stat  zu  Kabensburg 
vor  dem  gerichte  seinen  diep  oder  rouhor  ewigclichen 
gewinnen,  privil.  Karls  IV.  an  Hatensburg  l».'>4  Itei  LC'Nit> 
reichsarchir  u,2ib*'.  da:u  vgl.:  zum  erstenn  were.  das 
ein  man  bossheit  getlion  bette  mit  fursatz  die  an  das 
periccht  gehörend  der  ein  freischolT  were.  den  solt  man 
verpottn  und  gewunnen  als  recht  ist;  wer  er  aber  kein 
fieischopIT.  so  mag  man  über  in  riechtn  on  aller  verpott 
irttifphäl.  gerichtsordn.  v.  l.%47  bei  Hahn  8,60«;  daztt  vgl. 
Hai.tal's  7U. 

;.))  im  gegenaata  dazu  atehen  typen  einer  hedeutungaver- 
engentng,  die  von  tielbeatimmungen  und  noch  hiiußger  von 
niipellativen  im  object  attsgeht :  mit  süsgedanen  tii^iii  ne 
iiiucli  nver  neman  den  anderen  nicht  to  gewer^n  gewinnen 
{rar.  brencgcn  oiT  g.).  Sitch.tensp.  landr.  3,  4  $  l ;  der  mm; 
iu  selbe  sweren  unde  den  richter  gewinnen,  mac  aber 
he  nicht  gesprechen .  so  muj  sin  wip  sweren  unde  den 
richter  gewinnen.  Freiberger  atadtrecht  30,  4;  wint  man 
ok  bürge  binnen  gelovcden  vrede.  Saehaenap.  landr.  8, 9  §8 
(gewinnet  Leipz.  handschr.). 

f))  aus  dem  rechts retfahreti  ttceigen  a^tch  vertcendungen 

des  verbtitns  ab.  die  dem  einfachen  begriff  der  besitinahme 

tu.otrehen :  wirdet  ein  man  irslagen.  der  eilende  ist  .  . .  den 

sal  der  burgermeister   la;en    ufheben  unde  der  voit  der 

IV. 


lal  in  vorderen,  «Im  reebt  ist,  «b  d«  wo  nimant  ist, 
der  in  gewinne  mit  d«n  «ids.  ßMtmrger  atadtrecht  ao,  i. 
auch  in  /olgenden  Windungen  tat  «in  reehtaverfakren  teol 
vorauazuaetzam :  ob  msn  «inen  lamen  man  z«  iuunpfe  an 
sprichet,  der  nieht  Vormundes  hat . . .  der  rihter  sol  von  des 
lamen  mannes  gat«  «inan  kawpban  fsviniisn.  Stkwnktn- 
apieget  eap.  «  Qen^;  m  «oImi  8ntkmm»fit§d  lanär.  t,  m 
{i  >  (dat  b«  dar  vonnoiid«i  med«  gewiaam);  itoM  dar 
ainem  vowpwwhar  fawtnt  obn«  des  riebtors  «rUBbaoas. 
I^larr.  taeiaik.  «.M  (SfiHal  W.jakrh.):  ne  maah  dia  Um« 
man  ...  ein  recht  to  dun,  he  gewint  to  Vormunden,  svs't 
vor  ine  dun  wille.  Saehaenap.  i.  4«  %$,  andere  dagegen  t  «g 
sol  auch  der  rUger  gewinnen  den  botlan.  dar  e%  dam 
gebaure  kunt  tO ,  der  da  beclagt  ist.  Sürnhmgee  getimi 
Ordnungen  an  Baader,  auch  die  bedemimng  luriistliolaa,  bar- 
beischafTen  (rgl.  ep.  m§)  kekrt  iet  eimer  ei§mmrti§m  rsaXt- 
formet  tdedrr  manschaft  mAj  d«r  nua  wol  aof  w  baUifsa 
behalten  der  im  der  lierr«  bssaft  8«lb«  maj  «r  aber  dl« 
heiligen  gewinnen,  apieget  deuiaeker  letUe  Mar.  1 177  JWsfcar 
e.  17t:  dae  gtmeke  eekeek  Sntkaenefiegd  Uhmr.  64,  t:  ssir 
eaeke  vgl.  R.  Schrokobr  d.  reektägeeek.^  §  87  omm.  M. 

b))  aueh  für  die  vtrbindung  mit  eäiklitkem  eigeä  geUen 
die  meisten  der  eben  für  da»  peraBnIieke  »Igeei  /eetgeettUtm 
gliederungagrilnde :  einadne geganeätte  epitten  aiek  kimr  moek 
unverkennbarer  zu. 

a))  dia  Verlegung  dee  eduaerpumktee  eu^  da»  emfemga- 
atadium  eUM  muf  den  mhatkluee  dat  iwkItah'nUm  (lyf.  f»- 
winncn  ^  vor  gerieht  fordern)  wtrrf  «•  dar 
eine  khtgc  gewinnen  trirksam,  die  nickt  so  i 
atreitung  dea  klageinhaltea,  als  dem  anbringen  der  Umge giU : 
dise,  di  di  erste  klage  hat>en  gewunnen.  Freiberger  »ladt 
recht  17,4;  swer  sich  anders  riebet,  danne  hievOT  («■ 
schrieben  ist,  swatz  schaden  er  darumbe  Jemaaa«  tot, 
den  sol  er  jm  zwivalt  gelten,  und  swatz  sehadaa  jm 
geschehen  ist,  der  soll  gar  verloren  sin.  und  sol  niaUDCr 
<icheine  clage  darnach  gewinnen,  kaiaer  ttudolfa  ertter 
reichsabschird  18M7,  erneuert  1891,  bei  Lbhmank  Spoir. 
chron.  !tM';  r^/.  Hai.i  Ai'K  714.  ähnliekee  gilt  auek  von  den 
i-erbindungen  wergeld,  schuld,  basze  gewinnen,  die  niekt 
eo  sehr  auf  den  enterb  dea  kldgera,  ala  at^f  die  enttektidmng 
dea  richtera  zielen:  uppe  wene  die  klegere  wefCfelt  od«r 
bute  gewint  vor  gerichte.  uppe  den  hevet  ok  de  richlere 
sin  gewedde.  of  hc  it  vorderen  wel.  Saekeenap.  landr.  8.W 
§  10;  aäekeiackee  leknreckt  66,6;  ebenao  riektateig  lehnreekt» 
87,7;  der  so  einen  scheppen  «trofet  uf  der  bank.  her 
gewinel  sine  buse  einen  vicrdung  und  der  richter  sia 
gewette.  beschuldigit  abir  ein  man  einen  schcppbaB  so 
das  orteil  gevolget  ist.  so  haben  si  gewunnen  all  ire 
busse  und  der  richter  sin  gewette.  Kulmiaekea  reekt  >,  S; 
ebenao  8,71;  ähnlich  achon  Sackaenap.  landr.  t.  *l  $  f ;  is 
aver  he  umme  scult  beklaget,  die  noch  nicht  up  ine  ge- 
wunnen n'is  (rar.  gebracht .  erzeuget).  Sackaenap.  landr. 
8, 10  $8;  sweme  man  icht  gelden  sal,  die  mut  is  waidea 
wente  die  sunne  under  gal ,  in  sines  selven  hos  oder 
in'  nie  nesten  hus  des  richlers,  dar  dat  gell  gewunnen  is. 
3,  40;  ganz  ithiilich  1,  65  §  4.  dattt  rgl.  -  orir  virtein  nacht 
sal  man  scult  gelden,  de  man  vor  gerirhte  gewint  («er. 
nomet)  8,  5  §  >.  Je  mehr  aiek  dieae  hrdeutung  rea  ge- 
winnen auf  daa  formale  -  die  anerkennung  de»  f«dU«- 
an.fpnirhee  —  eineekränkt,  uen  s»  n»tm»digm  «sardM  msim 
auatlrttek»mmel,  di»  d»n  prmktieeken  erfilg  —  di»  mw- 
führung  de»  reektaenteekeidea  —  k»nn»eiekzien.  »a  ßndtn 
*eir  in  aekieeiierieeken.  «Uäeeiaeken  uttd  bagriatken  paetten 
viel  gebraucht  daa  compositum  eingewinnen,  die  boss«  da- 
gewinnen:  und  heissen  ze stund  ingewinnnen  fünf  scbilliaf 
ze  böss.  Züritker  etaätbOeker  8.  1X1 ;  vgl.  helfen  in  ge- 
winnen. Zürieker  riAtehrirf  (e.  ölten  ap.  asss);  und  sol  der 
vogt  dem  kleger  sin  geltschulde  und  sin  busse,  und  dem 
gotzshuss  sin  busse  in  gewonnen.  Mrietkum  r.  Birwteaa- 
dorf  1817  (Züridi),  a.  weiatk.  l.s»;  «ieiwo  Zitritker  etadt- 
büeker  1,80:  ebenso  (IS80  l'nterelaaa»)  tteietk.  1,  flW:  daj 
chain  gastgeb  oder  purger  chainem  gast  sein  gelt  eingewinn 
mit  der  stat  rechten.  Münekzter  atadtreekt  art.  888  Auer; 
deagl.  urhinde  r.  1339  bei  SiZUÖPrun  t,iU.  emdera  ein- 
gewinnen tkeil  8.  ap.  191. 

/f»  je  abatraeter  dae  objeet,  um  eo  mekr  tritt  dieeer 
unterschied  ttriaeken  formalem  und  wsliiirffiai  eafUg  st»- 
riiek,  um  ao  ackttieriger  aber  med  m  mmek,  di 

874 


5959      GEWINNEN  I  3,  6.  «  (in  der  rechtssprache) 

erstreiten  und  erwerben  auseinander  zu  halten,  die  Ver- 
bindungen mit  einem  und  demselben  object  neigen  bald  atif 
diese,  bald  auf  jene  seite.  vgl.:  nieman  ne  mach  ene 
rechte  gewere  gewinnen  mit  lenunge  oder  mit  sattunge 
noch  mit  aplatene  an  enes  kindes  gute,  sächs.  lehnrecht 
26,  9  gegen .-  man  ne  sal  niemane  wisen  von  sime  gude,  dat 
her  in  geweren  hevet,  ime  ne  werde  die  gewere  mit  rechte 
afgewunnen.  Sachsenspiegel  2, 70 ;  —  ebenso  vgl. :  der  knecht 
gewinnt  urtheil  vom  herrn,  nicht  der  herr  vom  knechte. 
Immermann  {gericht  ■>:  St.  Petersburg  6,2)  15,  U9  Hempel ; 
gegen:  der  het  sich  zä  seinem  meister  verdingt  für 
20  duckaten,  er  solt  in  leren  in  seiner  kunst,  das  er  auch 
an  dem  rechten  künt  reden,  und  wan  er  ein  urteil  gewinnen 
solt  er  im  die  20  ducaten  verfallen  sein.  J.  Pauli  schimpf 
u.  ernst  (cap.  119)  88  Österley ;  —  vgl.  auch:  nempt  mug  im 
recht  gbinen  an.  Sterzinger  spiele  (Wiener  neudr.  9);  nu 
hab  ich  das  recht  gebunnen.  ludus  solat.  bei  Keller  fast- 
nachtspiele 1003;  kummet  . .  .  darzü,  dasz  er  selbst  unrecht 
gwünnet.  Zu-ingli  2,2,3;  gegen:  das  meister-,  bürgerrecht 
gewinnen  u.  a.  sp.  5962.  —  vgl. :  ein  fürsprecher,  nach  dem 
er  vil  handlung  gewunnen.  Bebeis  facetien  deutsch  G3*; 
aber  er  gewan  kein  sach,  seine  Sachen  da  er  ret,  die 
gewunnen  al  wegen  unrecht.  J.Pauli  schimpf  u.  ernst  89 ; 
gegen :  da  gewan  sein  gesel  ein  sach  vor  im  zu  schaffen.  90. 
anszerdem  vgl. .-  si ,  das  mich  sin  botschaft  nit  gön  löss 
...  so  gewin  mir  lenger  züg,  als  mir .  . .  uf  morn  ain  rech- 
tag gesetzt  ist.  («ks  1457)  bei  Stein  hausen  privatbriefe 
1,367;  v^L  die  rechtfertigung  gewinnen.  Ay heu.  histor.  pro- 
cesz  (2,  6)  543;  die  Instanz  gewinnen,  ebenda  u.  a.  vgl. 
einen  procesz  gewinnen  u.  a.  unter  II,  2. 

y))  bei  concreten  objecten  kommt  die  beziehung  auf  einen 
vorhergehenden  rechtsstreit  nur  selten  gegen  die  über- 
wuchernde Vorstellung  der  besitznahme  auf:  ist  abir,  dag 
ein  ugman  ein  pfert  anvangit,  der  mug  .  . .  den  selben  eit 
sweren.  ...  so  haben  si  dag  pfert  gewunnen.  Freiberger 
stadtrecht  9,3;  war  ein  gast  .  .  .  stirvet  in  der  statt  thü 
Dorpmunde  .  . .  dar  zolen  dei  neesten  erven  dat  hervede 
unde  gherade  opboren,  wan  sei  dat  ghewinnet  na  der 
Stades  rechte,  grosze  stadtbuch  v.  Dortmund  §  19  Frensdorff. 

2))  der  begriff  der  besitznahniie  (gewinnen,  erwerben)  in 
der  sichersten  und  sinnlichsten  fassung  ivird  vor  allem 
von  den  geschäfts-  und  verkehrsformen  der  rechtssprache 
getragen,  ergeben  .tich  schon  hieraus  mancherlei  beein- 
fiussungen,  so  kommt  noch  in  besonderem  masze  die  ein- 
wirkung  des  formelhaften  stils  hinzu,  die  an  unserem, 
verbum  in  der  geivohnheitsmäszigen  Verbindung  mit  haben 
und  anderen  die  bedeutung  des  fortschrittes,  des  Zuwachses 
entwickelt  und  steigert,  die  Verbindung  mit  persönlichen 
objecten  wird  von  dieser  formel  wenig  berührt:  sveder  de 
man  sone  hevet  eder  se  dar  nach  gewinnet,  var.  z.  sächs. 
Ieh7irecht  31,2  Homeyer;  were  auch  sache,  dag  wir,  unser 
ametman  und  unser  dinere,  di  wir  itzund  han  oder  ge- 
winnen, der  vurgenanten  unser  stede  unde  bürgere  vigen- 
den  nemen  kuhe,  schaiffe  oder  phihe.  Urkunde  von  1393 
(vgl.  Limburger  chron.  145,  24  Wysz);  allen  unsern  vitz- 
tumben,  pflegern  ...  die  wir  ietzo  haben  oder  furbas  ge- 
wingen.  Urkunde  v.  liSl,  monum.  Boica  8,216.  U7n  so  reich- 
licher zweigen  die  entwickhing s formen  von  der  Verbindung 
mit  sächlichem  objecte  ah. 

a))  am,  vielseitigsten  zeigt  sich  die  Verbindung  gut  (guter, 
land)  gewinnen,  bei  der  für  einzelne  Verwendungen,  die 
loir  aus  secundärer  entioickhmg  erklären,  wiederum  mit  der 
grundbedeutung  von  winnen  abzurechnen  ist. 

«))  die  breite  masse  der  belege  fällt  in  den  oben  gekejin- 
zeichneten  rahmen  der  bedeutung  erwerben  im  gegerisatze 
zu  besitzen :  trit  ein  burgir  adir  ein  andir  man  vor  richter 
und  vor  scheppen  in  gehegit  ding  in  uwir  stat  gerichte. 
und  gebit  und  vorreicht  sinem  bruder  und  sinen  geerbin 
allis  das  gut  das  her  hat  ader  immer  gewinnet.  Kulmisches 
recht  4,  20 ;  das  vor  und  gestanden  hat  der  ersame  Lutke 
von  der  Nysse  .  .  .  und  reichte  uff  recht  und  redelich  alle 
sine  guter,  di  her  hat  adir  immer  gewint  in  dem  Bres- 
lawuschin  furstume.  urk.  v.  1389  bei  Meitzen  urk.  schles. 
dörfer  35 ;  quam  in  geheget  ding  und  begavede  Hanse, 
örme  rechten  werde,  alle  dat  sie  nö  het  unmer  mer  ge- 
wint, it  sie  an  varnder  haue  oder  an  welkeme  gäde  dat 
sie  und  an  gerade.  3.  HalliscJies  schöppenbueh  584  Hertel 
1,277  und  so  auch  in  allen  entsprechenden  iirku7iden;  zum 


GEWINNEN  I  3,  &,  «  (in  der  rechtssprache)      5960 

bairisch-österr.  vgl. :  all  ihr  hueben  die  sie  nun  haben  und 
hinfür  gewinnen.  (Spital  16.  jahrh.)  österr.  weisth.  6,  54. 

/?))  auch  auszerhalb  der  formel  behauptet  sich  diese  vor- 
.stelhmg  des  Zuwachses  auf  dem  gebiete  des  familien- 
rechts,  worin  sich  gewinnen  eng  mit  erringen  berührt: 
stirbet  ein  man  und  leget  eine  vrowen  . . .  unde  leget 
erbe  unde  gut,  dag  si  mit  einander  irerbeit  unde  ge- 
wonnen haben.  Freiberger  stadtrecht  cap.  l  §  7  Ermisch; 
man  unde  wiif,  dei  echte  lüde  weren  und  hedden  eichte 
kindere  to  samene  unde  hedden  gud  gewunnen  unde  er- 
worven.  Dortmunder  urtheilsbuch  §  55  Frensdorff  (Hans, 
geschichtsqu.  3,122);  dair  ein  mann  hefft  gehat  twee  offte 
dree  echte  frouwen,  und  bi  einer  jeder  kinder  gehat,  und 
hefft  dairmede  guet  gewunnen,  de  erste  frouwe  starvet, 
und  leth  kinder  nae,  de  ander  frouwe  stervet  oek,  und 
leth  kinder  nae,  und  bi  der  moeder  tiden  guet  gewunnen 
is  .  .  .  so  nemen  de  kinder  van  der  ersten  frouwen,  und 
der  andern  frouwen,  dat  gewunnen  guet  tegen  den  vader, 
wat  bi  eines  jeden  tiden  to  gewunnen  is.  ostfries.  landr. 
(2, 109)  409/410  V.  Wicht  u.  a. ;  was  ligende  guter  ist  .  .  .  dag 
iedweder  tail  vor  der  ee  gehebt  hat,  dag  sol  beleiben  .  .  . 
was  sie  baide  mit  ainander  gebuwen  oder  gewunnen  haben, 
es  sie  ligents  odervarents  dag  soll  .  .  .  der  frowenhalb  den 
dritten  tail  haben.  (Münsterthal  li2'/)  österr.  weisth.  i,3ö3; 
dasz  .  .  .  zwai  menschen  ehlich  zusammen  verheirat 
wurden,  die  beide  nichts  betten  . .  .  aber  vil  oder  wenig 
guets ,  bei  vnd  mit  ainander  gewunnen,  erübrigten  und 
ersparten.  Tiroler  landtsordn.  v.  1603  (3,20)41";  erkobern 
oder  gewinnen  .  .  .  de  societate,  quae  est  inter  virum  et 
uxorem,  respectu  conjugalis  acquestus.  C.  Besold  thesaur. 
pract.  320  Dietherr;  wem  das  in  währender  ehe  errungen 
und  gewonnen  geboret,  ebenda  (aus  Zorer);  vgl.  auch 
gewonnen  (s.  d.)  und  errungenschaft. 

/))  beachtensicert  ist  eine  bedeutungsverengerung,  die  den 
allgemeinen  begriff  erwerben  (vgl. :  hefft  de  vader  oek 
sülvest  guet  gewunnen  eder  gekofft.  ostfries.  landr.  417) 
betrifft,  er  nimmt  die  engere  bedeutung  an:  rechtmässig 
erwerben  (in  gesetzmässiger  form  sich  aneignen),  der 
ausgangspunkt  dieser  entwicklung  läszt  sich  noch  in  Ver- 
bindungen des  verbums  mit  entsprechenden  bestimmungen 
nachweisen:  ist  des  nicht,  so  gewinnet  der  erste  cins- 
meister  die  hovestat  mit  rechte.  Freiberger  stadtrecht  1,  24; 
so  bite  he  iz  uf  unde  gewinne  iz,  alse  recht  si.  1,25; 
das  pfert  hat  he  rechte  unde  redeliche  gekoufet  mit  siner 
wol  gewunnenen  habe.  9,  4.  vgl.  auch:  den  wol  gewonnen, 
erworbnen  und  erkaufften  gütern.  Besold  320. 

in  dieser  entuncklung  nimmt  Westphalen  wiederum  die 
schon  bei  gewinn  (s.  0.  sp.  5880)  bemerkte  ausnahmestellung 
ein,  indem  es  das  verbum  für  eine  vorübergehende  eigen- 
thumsübertragung  verwendet:  die  lehenrechtliche  form,,  die 
später  zur  pacht  überführt  (gewinn  =  pacht,  miethe)  hat 
die  Verbindung  zur  band  gewinnen  entivickelt,  von  der 
sich  dann  das  verbum  mit  der  neuen  bedeutung  ablöst: 
item  wanner  ein  hoffsman  sein  hoeffsguid  zur  band  ge- 
wunnen ind  geworven  von  dem  herrn  off  scholtisz ,  so 
sali  hie  dem  herrn  off  scholtisz  .  .  .  einen  eidt  doen.  hoffs- 
rechte  v.  Eikel,  s.  Grimm  tceisth.  3,  36;  band  gewinnen  ist, 
wenn  ein  leibeigener  verstorben,  dasz  der  erbe  des  ver- 
storbenen recht  an  sich  lösen  und  bringen  musz.  Job. 
Hier.  Hermann  jur.  lex.  1  (1739),  480" ;  hierher  gehört  wol 
auch:  hedde  ein  man  to  jarmalen  land  gewunnen  unde 
hedde  dat  körn,  dat  dar  oppe  stonde,  vort  verkoft  enen 
anderen  manne.  Dortmunder  urtheilsbuch  §  57  Frensdorff'; 
und  liesz  den  erbpächter  dieser  form  wegen,  alle  acht 
oder  zwölf  jähr  von  neuem  pachten;  wie  dieses  die  vielen 
colonate,  welche  alle  zwölf  jähr  von  neuem  gewonnen 
werden  müssen  . .  .  beweisen.  Moser  patriot.  phant.  (über 
die  Osnabrück,  zehnten)  4,  373. 

allgemein  gilt  gewinnen  für  die  freie,  auch  in  ihrer  dauer 
grundsätzlich  nicht  beschränkte  besitznahme  •  hier  erwachsen 
ihm  Synonyma,  die  in  die  ältesten  und  einfachsten  formen 
der  landgeioinnung,  in  die  rodung  und  Urbarmachung  zu- 
rückweisen, die  aber  für.die  grundbedeutung  unseres  verbums 
nichts  besagen:  ungewunnen  land  sve  dar  over  veret  (var. 
tribet),  it  ne  si  en  geheget  (var.  gewunnen)  wese,  die  blift 
is  ane  wandel.  Sachsenspiegel  landr.  2, 47 ;  sve  so  unrechten 
wech  sleit  over  gewunnen  (var.  geeret,  gearn,  gevruchtet) 
land.  Vor  iewelk  rat  sal  he  geven  enen  penning.  2,  27  §  4; 


5961      GEWINNEN  l  i,  b.  a  (in  der  rechUtprache) 


GEWINNEN  li.b,ß(mder  berffmatmaprache)    5962 


ire  guetter  ...  als  n«mlioh  das  dorf  . . .  mit  allen  gnaden, 
rechton  . . .  mulcn,  mulatcten,  wegen  und  siegen,  gewannen 
und  uiigcwunnen.  urk.  v.  tSM  bei  Ki.lNOKii  dorf-  u.  bauten 
rechtete  3,177;  ilazu  vgl.:  gewinnen,  aepire,  elaudtrt  {er 
achloaaeH  mm  dein  Stichsrturpiegel).  SciiKKzOliKHl.lN  l.MM; 
ein  guwunncii  wese,  piatum  arptum;  geheget  wiset.  ebeniia. 

der  tuMtininenhung ,  in  den  irieh  diese  lielege  ein/tigen 
lieazeu,  rechtffvtigl  ea,  tcenn  wir  alle  dieae  Wendungen  mit 
atimt  der  parallele  gewinn,  lubor,  die  IIai.taum  eraehliaut 
(gowiuuinn  (!iit,  bona  noatro  labore  aequitiia),  aus  MOim- 
dürer  enttcicklung  erklären,  attf  winnen,  laborart  tat  dit 
Utttert  ao  xoenig  znrilcktuführen  ala  die  formeln  irarbeit 
unde  gewunnen,  gcbuwon  unde  gewunnen;  gewunnen. 
erübrigten  und  ersparton,  a.  o. 

b))  nicht  ao  häitjlg  iat  die  formellu^f'te  ttuammenatellung 
von  haben  und  gewinnen  neben  einem  abatraeten  objttt, 
daa  einen  beailztitel,  einen  rtebtaanaitmrh  kennteichnet. 

n))  also  das  wir  ...  itz ,  noch  hinfür  hintz  dem  be- 
nanton  vicrtaii  atlor  seiner  zugohörung,  dhain  ansprach, 
vordrung,  eribschalTt,  noch  rechten  nimer  mer  hnbon, 
noch  gewinnen  sullen  noch  wellen  in  dhainer  wfis 
trowlioh  und  ungovorlich.  Urkunde  v.  nn,  a.  monum. 
foica  4,  876;  wann  si  darunib  an  aller  stat  alle  ire  recht 
behabt,  gewunnen  und  erlangt  habcnt,  und  wir  gein  in 
verloren.  :i37 ;  wann  ouch  ein  meisler  an  einen  gesellen, 
oder  ein  gesell  un  einen  meister  oder  ein  gesell  an  einen 
andern  gesollen  einicherlei  ansprooh  gewinnet  (Hier  hui. 
Straazbnrger  annbruaterordnung  v.  1465  Brueker  lA;  ty^ 
auch:  oz  soll  auch  kain  burger  briere  gewinnen,  daz  er 
niht  rehles  halten  sulle  vor  dem  schulthaizcn  zu  NUrein- 
berg  . .  .  und  swer  der  were,  der  der  briefe,  die  also  vor 
diesem  gesetze  gewuncn  sint,  geniezcn  wolle  und  niht 
rehles  haben  wolle  vor  dem  schullhaizen,  der  nutz 
geben  an  die  stal  dreizick  pfunt  haller.  Nürnberger 
poliseiordnungen  80  Haader. 

ß))  das  si  niemtml  goirrel  hat  in  kauf  oder  zu  ver- 
kaufen nach  ir  notlurft,  damit  si  herrschafl  dienst  und 
ir  fordcrung  gewinnen  mUgen.  {pfarröffn.  v.  Breitenbuch) 
öaterr.  tceiath.  2, 124,  ebenao  {Lieafelden  1&63)  8, 867;  ist  ouch, 
daz  ein  burgcr  diz  lantgerichte  gewinnet  oder  wer  es  ge- 
winnet, der  niuz  schozzcn  oder  wachen,  zu  dinge  gen 
unde  alles  des  rechtes  pllegen,  des  ein  ander  man  pfligcl 
der  stat  zu  rechte.  Freibeiger  atadtiecht  ü33;  darnach  sol 
nieman  mines  hcrren  knchte  beklagen,  wände  vor  ime, 
und  mag  ers  im  gobesscrcn,  wol  und  gut,  mag  er  dej 
nut,  er  sol  ime  den  urloup  geben,  das  er  sin  gerichle 
gewinne  swa  er  muge.  toeiathum  des  Dinghqfa  iu  Ebers- 
heimmiinater  ISSO  {ünterelaüai)  weiath.  l,67S; 

da;  der  kunic  zuo  dem  mftl 
fUer  gvn  Wtjonburc  zetal 
und  ouch  diu  kunif^inne. 
dft  sold  er  pi'winne 
kiiniee.<<  roht  (rcnr.lirh 
mit  krönunc  und  mit  wtch. 

Ottokau  iifterr.  reimchrnn.  41800  Seemtäller; 
die  vr&(:<*n  in  beguonden 
von  ftventiure  maere. 
si  sehen!  das  ■'^ht  d&  wnre, 
ze  hove  a;  weder  wtp  noch  man, 
*  der  hof  stn  reht  eewan, 
ftvenliur  86  wcrderiJch.     Port.  648,  80; 

die  schuworchtcn  unde  di  gerewer  haben  ouch  eine 
innunßc  mit  einander  hi  in  der  stat ,  also  da;  nimant 
gcrewcn  noch  schuwerc  wirken  sal,  he  habe  ir  innunge 
gewunnen  mit  cime  halbe  pfunde;  der  geburn  vumf 
scliillingc  den  bürgeren  unde  vumf  Schillinge  den  ge- 
werken,  unde  wcichis  mcistirs  sun  sin  werc  gewinnen 
wil,  der  gibet  niwan  vumf  Schillinge,  di  sint  halp  der 
burger  unde  lialp  der  gewcrken.  h\eiberger  .ttudtrecht  »48, 
ähnlich  241.  24«.  HaO;  der  soll  das  werk  von  neuem  zu 
gewinnen  schuldig  sein,  neu  revidirte  tcillkür  der  atadt 
Danzig  {i7ül)  65;  wer  ouch  fi'irba;  me  dehein  zunft  ge- 
winnet hie  zu  Spiro,  der  sol  sweren  zu  den  heiligen  ze 
haltenno  alles  da:;,  da^  dirre  brief  besaget,  dem  gezunfl- 
meister,  der  dannc  ist  in  der  gezunfte  meisler,  die  er 
gewonnen  hat.  urk.  r.  Sjieier  r.  1327.  *.  z.f.  geach.  Oberrk. 
17,43;  das  meisterrecht  gewinnen,  jM.T.wr  nidf/rf.  Schwan 
1,746»,  ebenso  Hii.PEHT  8,1,464*  (to  be  made  a  freeman); 
keiner  kann  für  gros;üährig  gelten,  mcisterrcchl  gewinnen, 
gewerbe  treiben.   F.  L.  Jahn  {deutath.  volkath.)  1,»*;  da 


▼er  mugent  sfi  sehürmen  die  burger  iQ  jetjui  tint,  oder 
ander  statt,  da  sD  bie  nach  burgrecht  gewinnen  mSchten, 
oder  lanlfriede,  da  tfi  inekhomnien  mOehlent,  oder  darinn« 
•u  danne  werent.  urk.  v.  Atpirapaeh  |3M  bei  Br.souo 
doeum.  r«diviva  . . .  Wirtetnb.  tut;  man  liat  auch  gesetzet, 
dag  «in  ieeliob  imideknecht,  swie  er  genant  ist.  der 
meiitar  hie  warden  wil,  der  sol  vor  burckreht  gewinnen. 
Nürnberger  poUteiordn.  iJW  Baader;  anno  domini  ta«4  den 
18.  tag  octnbris  hat  Veit  Schaps  bürgerreobt  albia  xu 
Trautnaw  gewunnen  und  balde  das  wachregfatar  Imh 
kommen.  Simun  HOttki.  ekron.  v.  TratUmau  vn  Sekte- 
einger;  das  bUrgerrecht  gewinnen,  jua  eivUrnÜ»  adipieei. 
STIRI.RH  IM8;  dasz  die  meinigen  in  dem  fegenwlftiffen 
augenblick  das  Frankfurter  bUrgerrecht  gewinnen  Ut 
eigentlich  nicht  unumgänglich  nothwendig.  Göthk  («n 
Sehloaaer.  M.  okt.  IMw)  brie/e  10.  IM.    tyf.  «McA  (I.  t. 

r))  in  einzelnen /allen  ffrei/l  dum  fm'mdk^flM  verkimdmmg 
mit  haben  sogar  m  Verbindungen  ein.  die  das  twiftiiw  dir 
blosten  tpntaktiMhm  ßsneiitn  et^tükren .-  daa  vir  ina  oad 
Iren  gewerken,  die  fie  icz  haben  und  noch  zu  ine  kernen 
mögen  in  künftigen  Zilien,  wie  die  dan  namen  lian  oder 
gewinnen  . . .  ellich  bergwerg  . . .  verlihen  wellen,  urk. 
V.  1476  («.  teitaehr.f.  geseh.  d.  Oberrk.  t,  4A);  fraou  so  berg- 
Ordnung  v.  Freiicaldau  lflJ9,  cod.  8iUs.  tl,9  u.  a.;  das  man 
in  der  stat  diheinin  bu  iimbe  dihcinin  vrevil  noch  di- 
heine  missehelle,  die  ieman  widir  den  anderen  hat  odir 
hie  n&h  gewUnnil,  st/irin  noch  brecbin  sol  mit  gerichle 
noch  ane  gerichle.  au/hebung  der  tüi^  su  Kuffaek  1808 
(xeitschr.  f.  gcich.  d.  Oberrk.  18,  81,  vgl.  datu:  iming  oder 
stözz  gewunnen.  potiseiordn.  von  München  r.  1S70  Westen- 
rieder  6, 164* ;  wo  knechte  oder  knaben  zweiflnge  gewinnen 
mit  iren  meistern.  Landaiter  urk.  r.  1414;  span  gewinnen 
Basler  urk.  v.  18S&,  Straszburger  urk.  v.  18SX,-  einunge  ge- 
winnen 1899  u.a.);  was  sach  er  fttrbas  zu  handeln  hab 
oder  gewinne  mit  burgern  oder  burgerin  zu  Nitremberg 
oder  den  iren,  daz  er  darumb  recht  nehme  vor  dem  . . . 
gerichle  zu  NUremherg.  Siirnbeiger  jwlizeiordn.  85  Baader; 
und  wer'  es,  daz  sie  etwas  hie  zu  schigken  oder  so 
schaffen  hellenl  oder  gewonnent  Landauer  urk.  v.  1460 
(zeitachr.  f.  geach.  d.  Oberrh.  17, 49) ;  doch  were  das  einer 
oder  me  mit  einer  closterfrown  zu  tun  helle  oder  ge- 
winne  in  sponlzierens  wise,  der  oder  .  .  .  Strastburger 
verordn.  v.  1480  Brueker  898. 

ß)  unter  den  eben  beigebrachten  Zeugnissen  fanden  sieh 
auch  belege  aus  der  bergmännischen  spracht,  die  im  ur- 
kututen-  und  gesehäftsstil  breiten  räum  einnimmt,  eben 
diese  berufaaprache  hat  jedoch  in  ihrem  tedtnisehen  betriebe 
eigene  gebrauehs/ormen  des  vrrlnttna  enttcickelt,  die  gettgeni- 
lich  in  einer  und  derselben  Verbindung  in  einen  gegensatt 
tum  reehtaauadrtick  treten,  vgl.  atich  die  buchungen  sp.hnt, 
l))  die  bergmänni-Hchen  prägungen  gehen  tunäehsit  vom 
der  gleiehung  gewinnen,  bezwingen  aus  {cgi.  im  beooaidem 
oben  sp.  5088;  vgl.  auch  kobcrii  theil  5.  154«),  die  sieh  in  der 
besiehung  a^f  zechen,  erzstufen,  erzgünge  u.  äknl.  weiter 
entwickelt:  auch  wo  derstickt  und  ertrunken  cxecben  sind, 
die  kein  rad  noch  gepl  geweidigen  kon,  oder  gewinnen. 
Schemnitierbergr.  %  6  Wenzel;  es  seindt  alhie  drei  gebQrge, 
darauf  man  bauet:  eines  der  Gulden  Esel  genandt.  darauf 
bricht  viel  erzl,  sein  fest  oder  hart,  die  muss  man  den 
mehrenlheils  mit  feuer  und  groben  gezeug  gewinnen. 
Christoph  Strpprr  gen.  Koli.ino  bericht  über  das  berg 
wesen  att  Reichenstein  (c.  1509),  a.  cod.  Sile.fiae  80.  IM  {nr.  S81); 
soll  derselbig  bischof  gewar  wem ,  was  die  Preidentä- 
lischen  crtz,  die  mit  zimblicher  costumb  pei  genoegsamen 
holz  und  Wasser  zu  gewingen  sein,  von  gold.  Silber  und 
kupfer  halten,  urk.  v.  1588,  s.  cod.  dipl.  Süesiae  81.68  (nr.Btt); 
so  ist  der  gang  so  vest,  das  man  ihm  mit  keinem  eisen 
mag  zukommen  unnd  gewinnen,  das  selbig  wirtt  aasz- 
gehanwen.  G.  AonicouA  vom  bergwerk  (5:  ferro  trartmri), 
deutsch  V.  Bechius  88;  aber  ein  vesteren  gang  . .  .  auch  ein 
Testen  . .  .  gstein  des  bangenden .  gwinnendt  sie  miit 
sterckeren  bergkeisen.  83; 

sie  (die  berrileuf)  spraohen    Herr,  ihr  soH  wol  hoffen. 

wir  haben  ein  harten  fclü  antroffen, 

den  kflonen  wir  nicht  bald  j^winnen, 

des  wassert  ist  auch  wr  viel  drinnen, 

das  mOaaen  wir  zum  ftnlton  fQren. 

sonst  wir  fvdiefen  eriz  drein  spQren. 

ROUJIMIAGKN  ftofcimemsder  ^1,  8, 14)  1,  IIS 
ßödekt: 

874» 


5963    GEWINNEN  l3,b.  ß  (in  der  bergmannssprache) 

wir  gewältigten  also  an  diesem  bergk  zwei  jähr,  und 
zum  ersten  kamen  wir  auff  eine  strecke,  da  wir  nun 
den  Schacht  auff  30.  lachter  gewonnen  hatten,  es  waren 
solcher  schachte  5  . . .  aufzeichnung  Nicol.  Staudes, 
s.  Chk.  Melzer  bergkläufftige  beschreibung  v.  Schneebergk 
(1684)  507;  wann  es  aber  auff  der  selten  ist,  so  zer- 
schlagen sie  es  mit  feusteln,  wann  aber  etwan  im  fürsten 
bleibt,  so  gewinnen  sie  es  mit  schlägel  und  eisen.  G.  E. 
V.  LÖHNEisz  bericht  v.  bergwerken  (l690)  56;  wie  die  gänge 
und  gesteine  mit  teuer  gewonnen  werden  ...  so  nicht 
wohl  möglich,  wegen  der  veste,  mit  der  band  und  gezeug 
zu  gewinnen.  Balth.  Röszler  hell  -  polierter  berg-bau- 
Spiegel  61»;  ebenso  63'^  {anders:  die  verfahrne  wände  damit 
losz  zu  gewinnen,  zu  zersprengen  und  zerschlagen.  61», 
vgl.  oben  sp.  59iS;  deme  man  mit  eisernem  gezeug  nichts 
angewinnen  kan.  75».  75^  u.  a.);  gewinnen  (im  bergbau) 
erbrechen,  gut  gestein  gewinnen,  ist  gut  gestein  er- 
brechen. Jablonski  247''  (erschlossen  aus  Abr.  v.  Sghön- 
BERG  berginformation) ;  ebenso  G.  R.  Lichtenstkin  ent- 
deckte geheimnisse  von  bergicerken  71 ;  in  der  mitte  des  durch 
sinkwerke  zu  gewinnenden  grubenfeldes.  Krause  zeitschr. 
f.  d.  berg-hütten  u.  salinenwesen  4,289;  ist  z.  b.  das  deck- 
gebirge  sehr  massig  und  deshalb  schwer  zu  gewinnen. 
Ottiliae  eJenrfa  8  B,  122 ;  daher  wird  auf  einem  berg- 
werke  mitunter  Jahrzehnte  hindurch  dasselbe  flötz  ge- 
gewonnen. loB,  25;  gewinnen  oder  erobern,  das  abbauen 
. .  .nützlicher  mineralien  mittelst  der  bergarbeit,  welche  die 
erzgewinnung  oder  eroberung  genannt  wird.  Scheuchen- 
STUEL  idiot.  d.  österr.  berg-  u.  hüitensprache  102;  die  grund- 
elemente  eines  bergbaues  bilden  jene  arbeiten,  welche 
vorgenommen  werden  müssen,  um  das  in  seiner  ur- 
sprünglichen gestalt  anstehende  'gestein'  zu  brechen,  zu 
zertrümmern,  loszulösen,  abzuhauen,  oder  wie  der  berg- 
mann  sagt,  zu  'gewinnen'.  Franz  Rziha  lehrb.  der  ges. 
tunnelbaukunst  1, 1.  nicht  immer  läszt  sich  feststellen,  ob 
dieser  bergmännische  begriff  oder  der  allgemeinere  rechts- 
ansdruck  (gewinnen,  rechtsgültig  erwerben)  vorliegt,  vgl. : 
wer  erbestollen  adir  gemessene  berge  gewinnen  wil,  der 
sal  si  gebiten  czu  bestellen  drie  virczen  tage  czu  kirchen 
unde  czu  Strassen,  deutsches  Iglauer  bergrecht  (§  9)  23 
Zycha.  der  rechtsbegriff  ist  gesichert  in:  wo  czwei  lehen 
in  krige  ligent  kegen  ein  ander,  und  gewinnet  eines 
das  ander  mit  dem  perkmeister  und  mit  den  gesworn 
leuten.  zusatz  z.  d.  Iglauer  bergr.  35  Zycha;  wie  man  erb- 
taill  mit  clage  sol  gewinnen.  Kuttenberger  zusätze  37; 
von  teill  gewinnen  an  hespeln  und  an  lehenschafften. 
ebenda. 

2))  mit  änderung  des  objects  verschiebt  sich  auch  dieser 
engere  begriff  des  verbums :  das  gestein  und  ertz  wird  unter- 
schiedlich gewonnen.  Balth.  Röszler  eo*";  womit  das 
gesteine  weggehauen  und  das  ertz  gewonnen  wird,  ebenda; 
da  die  schiefern  flözweis,  die  kobolte  aber  gangweis  brechen 
...  so  müssen  iene  mit  streben,  diese  aber  mit  oertern  und 
Strossen  gewonnen  werden.  F.  L.  Cangrin  beschr.  d.  berg- 
werke  in  Hessen  (1767)  69.  schon  das  Schemnitzer  bergrecht 
liesz  dem  oben  ausgehobenen  satze  den  weitern  folgen:  und 
wird  das  mit  dem  erbstollen  gewunnen  und  weil  er  sein 
recht  darczu  haben,  das  ist  alles  das,  das  er  gewinnet,  und 
treugt  und  darczu  onnemet .  .  .  das  gibt  man  im  darczu. 
§  6 ;  ebenso :  und  was  er  gewinnet  mit  slegll  und  mit 
eisen  .  . .  das  beheltt  er  mit  dem  rechten.  §  8;  wir  haben 
in  auch  solich  arbait  gefreit,  und  freien  in  die  auch 
wissentlich  in  crafft  diz  briefs,  also  was  si  oder  ir  jeder, 
darinne  aerzt  hauen  oder  gewinnen  werden,  das  sullen 
si  Wechsel  frei  haben,  bergfreiheiten  v.  Werdenfels  (1477) 
bei  LoRi  baier.  bergr.  113^;  und  was  auf  solchem  lengordt 
ertzt  gewonnen  wird ,  soll  beider  gewerckschaft  zugut 
gehen,  urk.  v.  1529,  s.  cod.  dipl.  Silesiae  21,  l,  ebenso  60 
(urk.  V.  1538) ;  64  (1538) ;  so  sie  (die  gewerken)  ir  erzt  ohne 
der  kunst  hilf  gewinnen  möchten,  (urk.  v.  1533)  31 ;  sovcr 
die  golt  Silber  und  kupfer  erzt  in  den  letzt  empfangen 
grueben  auf  den  Freidentalischen  perkwercken  dermassen 
zu  gewingen,  wie  ich  bericht  wurd,  vor  äugen  sten  und 
sovil  golt  Silber  und  kupfer  geben  oder  halten,  als  ich 
darin  durch  die  klein  prob  befunden,  urk.  v.  1538  cod. 
dipl.  Siles.  21,63  (vgl.  dagegen:  was  man  ihm  von  einer 
huellen  erz  zu  gewinnen  giebt.  Christoph  Stepper  cod. 
di^l.  Siles.  20,159); 


GEWINNEN  I  4  (Statistik) 


5964 


den  bergmann  musz  man  preisen, 
denn  er  ist  preisenswert ; 
er  gewinnt  gold,  silber,  stahl  und  eisen 
wonl  aus  der  tiefen  erd. 

bergr eien  bei  Köhler  aUe  bergmanndieder  19 ; 

vor  der  entdeckung  des  spanischen  Amerika,  brachten 
die  ergiebigsten  bergwerke  in  Europa,  .  .  .  eine  eben  so 
grosze  rente,  als  jetzt  die  reichsten  peruanischen  .  .  . 
wenn  auch  das  aus  ihnen  gewonnene  silber  an  quanti- 
tät  weniger  betrug  (though  the  quantity  of  silver  loas 
much  less).  Garve  übers,  d.  Adam  Smith  (i,  ii)  i,  326; 
der  bergwerkseigenthümer  hat  die  ausschlieszliche  befug- 
nisz  .  . .  das  in  der  verleihungsurkunde  benannte  niineral 
in  seinem  felde  aufzusuchen  und  zu  gewinnen,  preusz. 
bergges.  v.  196^  gesetzsamml.  s.  707;  zur  abführung  der  ge- 
wonnenen soole.  zeitschr.  f.  d.  berg-,  Mitten-  u.  salinemvesen 
4,  230;  gewinnen  (to  get,  break  —  abattre,  atteindre)  los- 
arbeiten, überhaupt  alles  erlangen  durch  bergmännischen 
betrieb.  Gätzschmann  u.  Gurlt  bergm.  ausdr.  (i88l)  45. 
in  einigen  fällen  ist  dieser  engere  bergmännische  begriff 
erbeuten,  fördern  nicht  sicher  gegen  den  allgemeinen  begriff 
des  erwerbens  abzugrenzen,  unter  dessen  einßusz  die  eben 
besprochene  bedeutungsverschiebung  sicher  begünstigt  und 
beschleunigt  wurde,  vgl.:  also  vil  er  mit  seinem  stellen 
in  der  purger  lehen  über  sich  hewit;  und  was  er  des  ge- 
messen oder  gewinnen  mak,  das  beheldet  er  ledicleich 
(ut  quantum  eo  lucri  hdbuerit).  Iglauer  stadthandfeste  (%  lO) 
bei  Zycha  s.b;  nicht  was  eczlicher  wachende  mit  seiner 
arbeit  gewinnet,  das  das  ein  ander  slafender  und  saumig 
ane  redlikeit  mit  gewalt  behalde  .  . .  (non  ut  quod  quisque 
vigilans  laboransque  lucri  invenerif).  Iglauer  ius  regale 
montanortcm  (1,2,  §  l)  47  Zycha. 

3))  dem  neueren  bergmännischen  stil  ist  eine  wendung 
eigen,  die  an  sich  auf  den  allgemeinen  begriff  erwerben 
zurückgeführt  tcerden  könnte,  die  aber  nach  allem  doch 
ansprechender  aus  dem  engeren  bergmännischen  begriff 
abzuleiten  ist:  auch  musz  er  (der  bergmeister)  darauf  auf- 
merksam machen,  dasz  in  abgebauten  räumen,  besonders 
bei  rückwärts  geführtem  abbau,  die  Zimmerung,  soviel 
ohne  gefahr  möglich  ist,  unter  aufsieht  des  steigers 
wieder  gewonnen  werde.  Nassauische  instr.  f.  d.  berg- 
beamten  v.  1857  (verordmcngsbl.  s.  54);  wogegen  bei  der 
gewinnung  des  stempeis  vermittelst  des  treibfäustels  der 
arbeiter  während  des  schlagens  eine  kräftige  bewegung 
nach  dem  zu  gewinnenden  Stempel ,  also  nach  dem 
punkte  hin  macht,  woselbst  das  zusammenstürzen  des 
hangenden  zu  fürchten  ist.  Herold  zeitschr.  f.  berg-. 
Mitten-  u.  salinemcesen  3,60;  der  zu  gewinnende  Stempel 
.  .  .  wird  von  einem  häuer  hoch  oben  mit  dem  spiesse 
gehalten,  um  ihn  beim  fallen  lenken  zu  können  und  von 
dem  andern  . . .  mit  dem  grossfäustel  herausgeschlagen. 
V.  Meitzen  5, 123. 

4))  für  die  erscheinungen  des  formelhaften  stils,  die  die 
ältere  bergmännischen  spräche  mit  der  rechtssprache  theilt, 
vgl. :  dis  sin  di  bergrecht  .  .  .  mit  der  stad  unde  der  burger 
ingesigel,  eim  iczlichen  bergmanne  czu  vorlisen  undec  zu 
gewinnen,  überschr.  d.  dtsch.  Iglauer  bergr.  18.  dazu  vgl. 
auch  zahlreiche  Zeugnisse  für  die  abschtmchung  der  verbal- 
bedeutung  zur  hloszen  syntaktischen  function :  so  aber  in 
solcher  jarzeit  die  arbeit  mit  schacht  eingehn,  aber  der- 
gleichn  einstecken  gewunne,  dardurch  solch  waschen  vor- 
hindert wurde,  soll  es  an  dieser  zeit  der  freiheit  nicht 
abgerechnet  werden,  bergordn.  f.  Freitoaldau  (1529),  s.  cod. 
dipl.  Silesiae  21,8;  gang  führet  einen  kurzen  strich,  ist 
wenn  er  sich  bald  verliert,  und  nicht  weit  ins  feld  streicht . . . 
gang  gewinnet  ein  ander  streichen,  ist,  wenn  er  aus 
seiner  stunde  fällt.  Jablonski  (1767)  1,499»  (fehlt  I72i) 
(vgl.  2, 1500*'  gegen  welchen  theil  der  gang  sein  streichen 
hat),  dazu  vgl.  so  gewint  sich  der  stain  ze  spalten,  so 
gewint  sich  der  stain  klieben,  Wendungen,  die  Schmeller 
2"-^,  931  aus  Münchner  handschriften  anführt  und  in  denen 
er  gewinnt  (<t«rcÄ  beginnt  ersetzen  möchte. 

4)  Statistik. 

a)  die  bibelübersetzung  zeigt  beim  verburn  ein  ganz  anderes 
bild  als  beim  Substantiv  (vgl.  oben  sp.  5881^.).  hatte  Luther 
dort  de7i  gebrauch  stark  eingeschränkt  und  sich  dabei  in 
gegensatz  gestellt  zu  den  neigungeri  der  netteren  spräche, 
so  dehnt  er  ihn  beim  verburn.  nach  den  verschiedensten 
richtungen  aus.    und  da  Luther  selbst  da,  wo  die  neuere 


5965      GEWINNEN  I  «.  a  (in  der  bibelübert.) 


tpraehe  mu  ungutuUti  unwert»  verbum»  obtreiekt,  mit 
Vorgängern  treulich  übereinttimmt  (gant  vtreinadtt  auf- 
nahmen B.  u.),  $0  ergiebt  eieh  für  ihn  ei»  kKhtfttmkt  in 
der  anteendung  von  gewinnen. 

u)  in  den  wendungfn.  die  detn  kaut/ff  <n— fl>WW.  lint 
die  neuere  bihelilhergrtxung  »ynonyma  vördrim§»m  (m  »elum 
E<:k.  vor  allem  aber  KAirr/NCii);  hier  übertrifft  LVTIIKH 
in  der  bevortugung  von  gewinnen  aueh  »eine  voraänger. 

1))  für  die  Verbindung  mit  einem  »äMiektm  «iffteh  (gß- 
winnen,  erIcHmpfcn,  erobern)  i»t  muek  äta  tlkit  MM- 
übertettitng  reich  an  belegen,  die  ni»d»rd»tii»ek»  v»r»ion 
noch  mehr  al»  die  hochdeutteh».    Luthrh  ilherHr\fft  beide. 

a))  übereinatimmung  mit  der  hochdnitaehen  ältärtn  über- 
»etaung :  denn  Plmrao  der  liiWiig  in  Hgypten  war  eratifT 
komen  und  hatte  Gasar  gowonnrn  und  mit  fewr  ver- 
brand.  Lutiikh  l  üctfni^e  9,  16  (gewan  E4inK«TKYN.  Ko- 
nuitoKit  u.a.;  wan  QuRNTKi..  Ahndkm;  halt  gewannen 
Züricher  bibtl  u.  a.;  nam  ein  Kok;  hatte  erobert 
Kaijt/rcm);  und  wil  sie  wider  für  diese  «lad  bringen, 
und  sollen  wider  sie  streiten ,  und  sie  gewinnen ,  und 
mit  fowr  verbrennen.  Lutiikk  Jeremia  M,  n  (gewinnen 
E<i(iKRTKYN,  KontiiioKii  M. o. ;  winncn  Qukntki.,  Ahmikh; 
erobern  Kr.K ;  einnehmen  KAtn/.Hr.ii);  eben»o  (gewinnen 
K<ik;  erobern,  einnehmen,  nehmen  Ka(;t/.nc:ii)  Joeua 
11.  W;  Sacharja  U,  V;  l  klinige  i«,  1H7;  Jeremia  W.  14; 
JeMfta  vo.  1  iniKTKNiiKittiKii:  einnam];  Daniel  tl.lH  \Xü- 
richer  bibrl,  DiKTKNiiKMOKii :  einnehmen];  Jeremia  W,m 
[gwunnen  und  angenommen  Züricher  bibel,  Oiktkn- 
BRnoER];  »  Samuel.  18,86  [streit  an  die  stad  KaoESTRTN  ; 
bostrit  DiKTKNnKKORn;  stormden  QtiRNTRi.]:  —  de»- 
gleichen  (einnehmen,  nehmen  Eck;  erobern,  erstflrmen. 
In  die  gewait  helcommen  Kaut/kcm)  richfer  i,  18;  8  ehron. 
88.  IH;  17.8;  8  iSfimuf/.  5,  7  [nam  Ahnorh];  Nehemia9,at 
[genirmen  Qiientki,,  Arnors];  —  de»gl.  (erobern  E<:k; 
einnehmen  Kai;  r/.scii)  Jeremia9»,a;  Joettaio.Si;  lo,  i;  S5; 
richter  i.S;  Jeremia  Bi.tH  [einnemen  Züricher  bibel.  ein- 
nem  und  gewin  Uiktkniikkok»];  ähnlich  i  cAron.  18,  5 
(Kautzscii:  erstürmte);  Joaua  8,81  (Kautzkcii:  besetzt 
hatte);  —  deegl.  (erobern  bei  Eck  und  Kautzscii)  riehter 
9,  4fi;  8  Samuel.  18,  87;  8  könige  18, 17;  17,  6;  18, 10;  8  rhron. 
18,4;  15,8;  Jotnin  19,47;  —  desgl.  (einnehmen  bei  Eck 
und  Kaut/.scii)  ;>  Moe.3,M;  Jo^tta  \0,M;  11,10;  Jeremia 
87,  h;  riehter  1,  18;  Buruch  1,8;  Jeremia  80, 1  [hier  und  im 
folgenden  auch  bei  DiF.TKNliKldiRR  und  in  der  Züricher 
bibel  einnehmen);  32,3;  Daniel  ti.ib  [gewinnen  Diktkn- 
BKit(>Ki<];  Jeaaia  M,  1  [zehestreiten  Züricher  bibel].  die 
fälle,  in  denen  Ll'tiiku  hier  ««  Ungunsten  von  gewinnen 
abiceicht,  sind  anscheinend  vereintelt:  dorumb  Josue  der 
gewan  alles  das  birgig  lande.  Eihirstryn  Jotua  11,  16 
{cepit;  nam  Lutiif.h);  ebenso  Judith  S,n. 

h))  LmiiKK  geht  mit  der  niederdeutschen  bibel  über  den 
hochdetttschen  gcln-auch  hinaus:  meist  handelt  es  sich  hier 
um  die  concurrenx  mit  fangen ,  das  von  den  alteren  ober- 
deutschen überaetxem  auch  in  betug  auf  sächliche  objecle 
gebraucht  tcird ,  hier  aber  bald  \cieder  turücktritt :  Judas 
hatte  sieg  und  pewnn  die  stad.  Ll'TIIKR  1  Mace.  5,8  (wan 
schon  bei  QuKNTKi.,  Ahni>ks,  dagegen  vieng  die  stat 
Eoorstkyn,  KoBt'anKR  xt.  a.  gewan  bei  den  späteren. 
erobert  Kautzscii),  ebenso  b,M;  Josua»,K;  8,19:  11,18; 
Jeremia  48,1.41;  .M),  8;  51,81.41.  andere  synongma  stehen 
hier  seltener  in  concurrenz:  gen  Jerusalem,  wider  sie 
zu  streiten.  Icundten  sie  aber  nicht  gewinnen.  Lutiikr 
Jesaia  7.  l  (verwinnen  Qiikntki..  Arnhes;  mochten  ir 
nit  derstreilen  Eoc.kstkyn  m.  a.);  vgl.  auch  Judith  7,  lo 
(überwinden  Eooestkyn  u.a.);  10, 14  (behalten);  Habttcuc 
1, 10  (nenien).  in  einem  fall  trägt  die  hochdeutsche  fassung 
dem  bedürfni.s  der  Variation  rcchnung:  so  nim  nu  zu- 
haufr  das  übrige  volck ,  und  belagere  die  stadt  und  ge- 
winne sie,  auff  das  ich  sie  nicht  gewinne,  und  ich  den 
namen  davon  habe,  also  nam  David  alles  volck  zuhaufTe, 
und  zoch  hin  und  streit  wider  Rabba  und  gewan  sie. 
Ll'TIIKR  8  Sam.  18,8«  (6*»  Qukntr!.,  Arni>k.s  gewinnen, 
wan ;  dagegen  vgl. .-  umbieg  die  statt  und  vach  si  .  .  . 
da;  .  .  .  die  Überwindung  werd  zi^geschriben  meim  namen 
. . .  gewan  si.  Ear.KSTKYN).  zu  der  bedeutung  erheuten. 
die  tceder  in  der  ersten,  noch  in  dieser  Miceiten  gruppe  neben 
dem  begriff  erobern  aufkommt,  vgl.:  das  die  Juden  in 
seinem  lager  gros  gut,  und  viel  wapen  gewonnen.  Li'ther 


GEWINNEN  I  4.  a  (tu  der  bibelüben.)      5966 

1  Matt.  6,6  («bttuo  QuBNTKL.  ÄHNPU.  genomniea  Eoob- 
•tryn,  KonunoRR,  abgenommen  Kavtibch). 

e))  Lt'TllKR  geht  noch  utjer  die  nisdtnltiUtdia  MM 
kiiUM» !  in  eimigen  fälU»  hatte  die  Alien  nnitm  im  tuet 
mmdtr»  mMf§efm»H  (t  lami§t  M.  f :  4  JVo».  ». »:  HdUfr  ff.M: 
ft  Mo».  %,  4),  tu  m»ä»m  «yaonyaM  bevom§t  (besitxen 
1  Maee.  n.  8;  befrei fen  4  Mo».  s>,  4t :  f  kOnig»  14, 7);  in  alle» 
fällen  hat  der  neue  üb«r»eher  (KAtTr-NClO  erobern  ein- 
geaettt.  an  turi  »teilen  IM  Li.'THRN  ein  »%tb»tantiv  in  dm» 
verkum  auf:  wenn  Babel  gewonnen  wird.  Jeremia  tu,  46 
iähnliek  Kautzsch;  eaptiritmti»,  geoanfenachain  älter« 
fri'Mi;  ein  gedOltiger  ist  b«Mer  denn  «in  «tarcker,  und 
der  »eines  muts  hrrr  ist,  denn  der  atedte  gewinnet. 
»prtkche  Salom.  Ifl,  av  Ll'TIIKIi  {ejyugnatore  urbium .  der 
•trailter  der  etet  Eoormtkyn  •«.  n..-  ain  stat  Stürmer  K4:k  : 
ein  itldtMrobMVr  Kautznch).  ^en»o  »teht  LUTHRN  IN 
ftdgtmitm  wtMhtmftn  aliein .  trobert  er . . .  die  stad  Jop|>e  . . . 
und  gewan  seinem  Toick  mehr  land.  l  Uaee.  44. 16  OMl*t«H 
da;;  reich  Eoorhtryn  u.a..  Aiinukm.  Qurntki.,  fDiineerete 
bei  den  nachfolgern);  Judas  gewan  den  raub.  1  Maee.  %,  18 
(nehmen  bei  allen  üheraelzern.  aueh  KaL'T/mi.II);  gana  äkn 
lieh  5  Ma».  9, 16  die  ausbeute  der  stedte.  die  wir  gewooiMa). 

8))  für  die  Verbindung  mit  einem  pertdniitkmt  9^ftel 
(bezwingen,  gefangen  nehmen)  gehen  die  ältere  koehtm^eke 
und  niederdeutsche  bibel  noch  trrilrr  auseinander.  I.I'THKR 
»timmt  auch  hier  mit  der  nietterdeutsehen  ni  gunsten  von 
gewinnen  überein.  ja  er  übertrifft  »ie  iriederum  ■  and  sehlof 
sie  von  Kades  Kamea  an.  bis  gen  Gasa.  und  das  gantze 
land  (iosen,  bis  tfvn  (iibeon,  und  gewan  alle  diese  kSnige 
mit  jrem  lande,  auff  ein  mal,  denn  der  herr  der  gntt  Israel 
streit  far  Israel.  .losua  lo.  4f  Lutiirr  (and  gewan  mit 
einer  geche  alles  daj;  Innd  no:;en  antz  zfl  Gabaon  und 
verwäst  alle  die  künige  und  ir  gefent.  Koobststk  «.«.; 
gewan  Ql'kmtri.;  wan  Akndkn  u.a.;  nfiomm  ...  ttfit 
atqtie  vastavit,  nahm  ein  Kal'tzscii);  dammb  das  da 
dich  auff  deine  gebewe  verlessest,  und  aulT  deine  schetze 
soltu  auch  gewonnen  werden,  und  (lamos  mus  hinaus 
gefangen  wegzihen.  sampt  seinen  priestem  und  forsten 
Jeremia  48, 7  Luther  (un  da  wirst  geaangen  Eohehtryn 
u.a.;  gewonnen  werden  QuENTBL.  Eck;  eingenommen 
werden  Züricher  bibel.  DiRTRNBEnaRR  tind  Kal'T7.<>ch): 
ähnlich  8  könige  18,  5;  4  Mo».  81, 88  (gewannen  ire  töchter); 
XU  den  verxcendungen .  die  noch  über  die  niederdeuteekt 
bibel  hinattsgehrn .  vgl. :  also  nam  Josua  alle  dis  land 
ein  ...  alle  jre  könige  gewan  er,  und  schlug  sie,  und 
t5dtct  sie.  Josua  11, 17  Luther  (vicng  Eiiorstey.h  u.  a.. 
auch  Qt'ENTRi..  Arnhes,  ebenso  Eck.  bekam  er  in  seine 
gewait  Kautzsch);  ebenso  8  cAron.  88, 9  (begreifen  in  var.); 
88,  90  (weder  stunt  en  in  var.). 

8))  aiicA  die  übertragenen  Verwendungen,  die  an  dieae  Ver- 
bindung mit  einem  persönlichen  object  anknüpfen,  finden 
bei  Luther  mehr  pflege  als  bei  den  Vorgängern. 

d))  auch  diese  allerding»  teigrn  eine  teendung.  die  un»erem 
heutigen  »praehgebrauch  vertraut  ist:  jemanden  (fQr  sich) 
gewinnen,  die  Übereinstimmung,  die  »ich  hier  in  stUtnem 
grade  durch  die  bibelüberaeixung  rieht,  ist  von  dtr  Mr- 
lage  getragen:  sundiget  aber  dein  bnider  an  dir,  «o 
gehe  hin.  und  strafTc  jn  zwischen  dir  und  jm  alieine, 
hftret  er  dich,  so  hastu  deinen  bruder  gewonnen.  Mattk. 
18, 15  Luther  {äxäpStjoae.  gewonnen  in  allen  übereetxungen 
vom  cod.  Trpl.  ab  fri«  ai^  Weiz.<iäcreii):  eben»o  FhUipper 
8,8;  1  Pttr.  8, 1  (Aier  6ei  Arnurs,  Quentei. :  werden  be- 
keret);  desgleichen:  denn  wiewol  ich  frei  bin  Ton  jeder- 
man ,  hab  ich  doch  mich  selbs  jederman  znm  knechte 
gemacht,  auff  das  ich  jrer  viel  gewinne,  den  Juden  bin 
ich  worden  als  ein  Jude,  au(T  das  ich  die  Juden  gewinne, 
denen  die  unter  dem  gesctz  sind,  bin  ich  worden  als 
unter  dem  gesetz,  auff  das  ich  die  so  unter  dem  gesetz 
sind  gewinne,  denen  die  on  geseta  sind,  bin  ich  als  on 
gesetz  worden.  . . .  aalT  das  ich  die.  so  on  gesetze  sind, 
gewinne,  den  schwachen  bin  ich  worden  als  ein 
schwacher.  aafT  das  ich  die  schwachen  gewinne,  ich  bin 
jederman  allerlei  worden,  aulT  das  ich  allenthalben  ja 
etliche  selig  mache,  i  Corinth.  9.  18—88  (nt^i^om,  xrp- 
Sdrni;  bei  allen  übersetaem  durchtceg  gewinnen),  datu 
vgl.:  jeder  lerne  sich  ein  weib  gewinnen.  Lither  i  The»». 
4.4  {eben»o  Wriksäckbr.  Kährrmd  die  übertetatr  wöHüeh 
der  vorläge  folgen,  vgl.  rd  iavto9  9iut»t  ntM^&mt). 


5967      GEWINNEN  I  *,  a  (in  der  bibelübers.) 

b))  dagegen  führt  Luther  die  Verbindung  lieb  gewinnen 
{vgl.  sp.  5942)  al^  erster  in  die  bibelübersetzung  ein,  für 
äyanilv,  amare,  diligere :  und  der  könig  gewan  Esther  lieb 
ulDer  alle  weiber,  und  sie  fand  gnade  und  barmhertzigkeit 
für  jm.  Esther  2, 17  Lutiikk  (het  si  lieb  Eggesteyn  u.  a., 
ähnlich  Quentel,  Akndes;  hat  sie  mer  lieb  gehabt  Eck; 
gewan  lieb  Züricher  bibel  und  spätere,  auch  Kautzsgh). 
ebenso  X  Mos.  24,67;  29,18;  2-S'rt?WMeZ.l3,4;  des^^eic/ten  (kreech 
hi  ein  wiiff  leef  Quentel)  richter  16,  4;  2  Samuel.  13,  l; 
also  kam  David  zu  Saul,  und  dienete  für  jm,  und  er 
gewan  jn  seer  lieb  und  er  ward  sein  waffentreger.  l  Saviiiel. 
16,21  Luther  (bette  in  heb  Eggesteyn  u.a.;  krech 
Quentel;  gewann  spätere);  ebenso  (Quentel  wie  Egge- 
steyn) 1  Samuel.  18,  l;  1  Thess.  2,  S;  denn  Demas  hat 
mich  verlassen,  und  diese  weit  lieb  gewonnen.  Luther 
2  Timoth.  4,10  (lieb  haben  Eggesteyn  u.  a.;  lieb  gewinnen 
Züricher  bibel  und  spätere). 

4))  selbständig  hält  sich  Luther  auch  in  anderen  belegen 
für  die  erweiterung  und  Verallgemeinerung  der  aus  dem 
kämpf  erwachsenen  Verwendung. 

a))  will  er  mit  grosser  macht  mit  mir  rechten?  er 
stelle  sich  nicht  so  gegen  mir.  sondern  lege  mirs  gleich 
für,  so  wil  ich  mein  recht  wol  gewinnen.  Hiob  23, 7  Luther 
{perveniat  ad  victoriam,  zu  der  Überwindung.  Eggesteyn 
u.  a.;  victorie  Quentel;  seyhe,  sig  Arndes,  Eck;  mein 
recht  gewinnen  Dietenberger  ,  anders  Kautzsch);  ir 
seid  begirig  und  erlangts  damit  nicht,  ir  hasset  und 
neidet,  und  gewinnet  da  mit  nichts,  ir  streitet  und  krieget, 
jr  habt  nicht,  darumb  das  jr  nicht  bittet.  Jacob.  4,  2 
{ov  Svvua&B  int  Tv%eli' ;  mugt  nit  gewinnen  cod.  Tepl. 
und  die  ganze  Vorlutherische  bibel;  nichts  erlangen  Züricher 
bibel  und  Dietenberger  nach  einer  Variante  Luthers, 
des^rZeicÄen Weizsäcker;  nichzit  auszrichten  Emser,Eck). 
ähnlich  Judith  3,  3  (schaden  leiden  bei  anderen  Übersetzern); 
Syrach  11, 10. 

b))  zum  absoluten  gebrauch  (gewinnen ,  siegen ,  erfolg 
haben)  läszt  sich  für  die  Vorlutherische  bibelübersetzung 
die  ehe7i  erwähnte  Variante  zu  Jacob,  i,  2  anführen,  von 
Luther  selbst  gehört  hierher:  du  bist  mir  zu  starck  ge- 
west,  und  hast  gewonnen,  aber  ich  bin  drüber  zum  spot 
worden  teglich,  und  jederman  verlachet  mich.  Jerem.  20,  7 
Luther  (uß  hast  angesigt  Eggesteyn  ;  overhant  gehalden 
Quentel,  Arndes;  obgelegen  Eck;  überwältigest  mich 
Kautzsch);  dazu  vgl.  auch:  und  die  sonne  gieng  auff, 
und  ward  helle,  und  die  elenden  gewonnen,  und  brachten 
umb  die  stoltzen.  stücke  in  Esther  7,  8  Luther. 

ß)  auch  für  die  bedeutung  erlangen,  (durch  arbeit)  er- 
werben läszt  Luther  im  gegensatze  zu  den  Vorgängern, 
die  an  der  vorläge  kleben,  das  verbum  gewinnen  in  freien 
icendungen  vordringen,  die  uns  als  solche  azich  in  gleich- 
zeitigen denkmälern  begegnen. 

l))  die  ältere  Übersetzung  läszt  gewinnen  hier  fast  nur 
für  lucrari  (xepSdveiv)  eintreten,  also  für  den  engeren 
begriff  des  geschäftlichen  erwerbs:  da  gieng  der  hin,  der 
fünff  centner  empfangen  hatte,  und  handelte  mit  den 
selbigen  und  gewan  andere  fünff  centner.  Luther  Matth. 
25, 16  (bei  allen  Übersetzern  gewinnen) ;  ebenso  Luc.  19, 15 ; 
Matth.  25,  20;  vgl.  auch  Syrach  42,  4  (bei  Luther  gewinnen, 
bei  älteren  Übersetzern  gewinnung);  in  einem  fall  weicht 
Luther  hier  zu  Ungunsten  von  gewinnen  ab:  herr  dein 
pfund  het  zehen  pfund  erworben  .  .  .  dein  pfund  hat  fünff 
pfund  getragen.  Luc.  19,  I6jf.  {nQoarjQyäaaro  . .  .  inoirjoev, 
hat  gewunnen,  hat  gemacht,  cod.  Tepl.,  Beiieim  u.a.; 
getragen,  gemacht  Weizsäcker),  in  den  gleichen  Zu- 
sammenhang gehört  nach  der  vorläge  auch  folgende  be- 
kannte stelle,  in  der  gewinnen  an  sich  auch  als  erobern 
(s.  0.)  gedeutet  werden  könnte:  was  hülffs  den  menschen, 
so  er  die  gantze  weit  gewünne,  und  neme  doch  schaden 
an  seiner  seele?  Matth.  16,26  Luther  {ebenso  cod.  Tepl. 
und  alle  anderen),  die  gleiche  stelle  gleichlautend  Marc. 
8,86;  Luc.  9,  25;  ebenso  bei  Sebastian  Lotzer  73  Goetze 
und  Matthesius  hochzeitpredigten  206  Loesche. 

2))  die  fälle,  in  denen  Luther  hier  gegen  die  Vorgänger 
mit  gewinnen  vorschreitet,  beruhen  meist  auf  einer  freieren 
Übersetzung,  aber  gerade  deshalb  sind  sie  beachtenswert, 
um  so  mehr  als  Luther  sichtlich  den  weitesten  begriff'  des 
arbeitaertrags  anstrebt:  denn  was  sie  mit  jrer  erbeit  ge- 
winnen mügen.  Syrach  38,  39  (in  Operations  artis,  werkung. 


GEWINNEN  I  4,  a  (in  der  bibelübers.)      5968 

werk  bei  den  älteren  Übersetzern,  betreibung  ihres  gewerbes 
Kautzsch);  das  er  wol  zunam,  und  viel  guts  an  seiner 
erbeit  gewan.  weish.  Salomonis  10, 10  (complevit  labores 
illius,  danach  die  älteren  Übersetzer;  machte  reichlich  den 
ertrag  seiner  arbeit  Kautzsch);  sie  seen  weitzen,  aber 
disteln  werden  sie  erndten,  und  was  sie  gewinnen,  kompt 
jnen  nicht  zu  nutz.  Jeremia  12,  IZ  (her editutem  acceperunt, 
at  non  eis  proderit) ;  mit  aller  irer  habe,  die  sie  gewonnen 
hatten,  l  Mos.  12,  5  (quam  possedertmt). 

3))  einer  bedeutsamen  neuerung  folgt  Luther  hier  mit 
dem  absoluten  gehrauch,  der  auszerhalb  der  beziehungen 
auf  kämpf  «nrf  spiel  (vgl.  oben  sp.  .5940)  zunächst  be- 
fremdet: wolan,  die  jr  nu  saget,  heute  oder  morgen 
wollen  wir  gehen  in  die  oder  die  stad ,  und  wollen  ein 
jar  da  ligen  und  hantieren  und  gewinnen,  die  jr  nicht 
wisset,  was  morgen  sein  wird.  Jacob.  4, 13  Luther  (hbq- 
Stjoo/icv,  lucrtim  faciumus,  machten  einen  gewin  cod. 
Tepl.  und  spätere;  gewinnen,  Emser,  Eck,  Dietenberger 
u.  a.;  gewinn  machen  Weizsäcker);  wonet,  und  werbet 
und  gewinnet  drinnen.  Luther  l  Mos.  34,  10  (pos.ndete 
eam,  besitzt  es  Eggesteyn  u.  a.;  setzt  euch  fest  darin 
Kautzsch);  dazu  vgl. :  das  dw  solchs  guts  gerne  mangelst 
umb  gottis  willen,  zu  unrecht  vorterbt  und  zu  schänden 
werdist  für  der  wellt,  wie  gotis  wort  auch  leret:  'es  sein 
zwei  ding  gut  oder  recht,  bekennen  und  gewinnen',  dir  ist 
gnug  das  bekentnisz,  das  du  gut  und  recht  habist,  kanstu 
nit  gewinnen,  lasz  got  befolen  seinn,  dir  ist  befohlen  zu 
bekennen,  got  hat  ihm  behalten  das  gewinnen,  wil  er, 
das  du  auch  gewinnen  solt,  szo  wirt  er  esz  selber  thun 
oder  dir  alszp  furbringen  on  deinn  gedancken,  das  du 
es  must  in  die  band  nehmen  unnd  gewinnen,  auff  die 
weisz  du  nimmer  gedacht  noch  begeert  hettist  . . .  o  solch 
ding  solten  alle  fursten  und  ubirkeit  wissen ,  die  nit 
benugen  am  bekennen  des  rechten,  szondern  auch  stracks 
gewinnen  und  obligen  wollen  on  alle  gottis  furcht.  Luther 
(das  magnißcat  verdeutschet  ti.  ausgelegt.  1521)  7,582  Weimar, 
einen  typus  des  absoluten  gebrauches ,  der  sich  mehr  mit 
andern  berührt,  zeigt  die  ältere  bibel  einmal  in  anlehnung 
an  die  vorläge,  von  der  Luther  hier  abweicht:  ein  zeit 
Zugewinnen  und  ein  zeit  zeuerliesen.  Eggesteyn  prediger 
3,  6  u.  a.  (tempus  acquirendi  et  tempus  perdendi;  suchen, 
verlieren  hat  seine  zeit.  Luther) 

y)  mit  voller  Selbständigkeit  steht  Luther  seinen  Vor- 
gängern auch  in  der  art  und  weise  gegenüber,  wie  er  die 
secundären  entwicklungsform^n  der  allgemeinen  und  über- 
tragenen bedeutung  erreichen,  erlangen  einführt. 

l))  kaum  belegt  allerdings  ist  die  aus  räumlicher  an- 
schauung  erwachsene  wendung,  die  den  neueren  stil  so  reich 
belebt.  Luther  hat  sie  nur  in  .solchen  fällen,  die  sich  eng 
an  gewinnen,  erobern  anlehnen:  und  sie  jagten  jm  nach, 
und  gewunnen  die  fürt  am  Jordan  ein,  die  gen  Moab 
gehet,  und  Hessen  niemand  hin  über  gehen,  richter  3,  28 
Luther  (occupaverunt,  bekumerten,  belachten,  eingenom- 
men Eggesteyn,  Quentel,  Eck;  besetzten  Kautzsch); 
vgl.  eingewinnen  theil  3,  sp.  191 ;  ein  weiser  gewinnet  die 
stad  der  starcken,  und  störtzet  jre  macht  durch  jre 
Sicherheit,  sprüche Salom.  21, 22  Luther  (civitatem  ascendit, 
bei  Eggesteyn  und  anderen  bis  auf  Kautzsch  steigen, 
ersteigen). 

2))  bevwzugt  dagegen  ist  gewinnen  neben  objecten,  die  auf 
eine  körperliche  entwicklung ,  auf  ein  wachsthum  deuten: 
an  dem  feigenbaum  lernet  ein  gleichnis,  wenn  sein  zweig 
jtzt  safftig  wird,  und  bletter  gewinnet,  so  wisset  jr,  das 
der  somer  nahe  ist.  Matth.  24,32  Luther  (rd  ipvXla  ix- 
cpvrj,  die  lauber  geborn  cod.  Tepl.  und  spätere;  sine  twigCre 
sint  weke  ende  de  loue  iunck  Quentel,  Arndes;  blätter 
gewinnet  Emser,  Eck,  Dietenberger  m.«.;  blätter  treibt 
Weizsäcker);  ebenso  Marc.  13,28  (lauber  entsprungen 
Zainer  u.  a.;  auch  Quentel,  Arndes);  das  es  zweige 
gewinne  und  fruchte  bringe.  Hesekiel  17,  23  (erumpet  in 
germen,  auszbrechen  Koburger  m.  a.,-  ähnlich  Marc,  i,  32 
(noieZ  xXäSovs,  macht  grog  este  cod.  Tepl.);  der  feigen- 
baum hat  knoten  gewonnen,  die  weinstöcke  haben  äugen 
gewonnen.  Luther  hohes  lied  2,  Vi  (protulit  grossos  . . . 
dederunt;  dem  ejitsprechend  die  anderen  Übersetzer) ;  ebenso 
2, 15;  2  Mos.  9,31. 

3))  ebenso  liebt  Luther  auch  die  Verbindung  mit  Verbal- 
substantiven, die  das  verbum  zum  hilfsverbum,  herabdrückt. 


5969 


GEWINNEN  l*.b  (buehungen) 


GEWINNEN  1 «.  b  (buehungen) 


5970 


a))  da  dio  I'aulu«  iahe,  dancket  «r  gott,  and  gewan 
eine  Zuversicht,  apoatelijtaeh.  M,  15  LUTHf.n  {iXafl»  &ifoet, 
er  enphieng  den  troHt  cod.  Tepl.  u.  a.;  gewan  EMarn, 
Eck  u.a.;  faitzto  vertrauen  WkizmAckkh);  deagleichen 
Fhüipper  1,  U  {tf  Mv^/tft  rtinaf^Srat,  di  lieh  Tenarhen 
an  dem  herren  eod.  Ttpl.  u.  a.:  getrawend  Zainkk  und 
tipätere;  Kmrrh,  Rck  u.a.  trie  Ldtiikm);  da« Toiek  gewan 
ein  herix  zu  erboiten.  Lutiikh  Nthtmia  4,6  (jtrovoeatum 
eat  cor  poyuli  ad  operandum,  ward  bewegt  zewircken 
EiitiKHTKYN  u.  a.;  war  toII  eifer  fOr  die  arbeit  Kaut/jicm); 
und  gewan  einen  grewel  an  leinem  erbe.  Lt'TiiRii  paalm 
100,40  (ab&minatua  eat,  leiditta  nln  erbe  Notkrh;  vor- 
«mete  Trrfmitter  paalmen;  Terachtot  KoiiUHUiR  und 
andere;  verabsciioule  KAVr/.nr.u). 

b))  bia  das  ChriittuH  in  euch  eine  gettalt  gewinne. 
LuTiiKit  Oalat.  4,  lii  {o^ftofftud^,  hier  Kmhkh,  Eck, 
DiRTKNiiKittiKn,WKUHArKKH  tin«  Ll'thrm);  und  da«  haue 
gewan  einen  grossen  riss.  Lutiikr  Ltte,  «,40  (iytraro  -rd 
l^ijyua,  entitprechend  bei  den  ilberaehem);  ehtnao  Amoa%,  II ; 
da  aber  Jonathan  itahe,  das  er  raunt  gewonnen  hatte. 
1  Afnrr.  lii,  l  {quia  temp^ia  extmjuvat);  darumb  gehet«  gar 
ander»  denn  recht  und  kan  kein  rechte  «ach  gewinnen. 
Habacuc  1,4  {non  perrenit  usque  ad  finnn);  machet,  da« 
die  Versuchung  so  ein  ende  gewinne,  l  Cor.  lO,  la  (tut  ioch 
hilf  in  der  Versuchung  eod.  Tepl.  u.  a.). 

S)  ablehnend  teigt  aieh  LiniiKH  t/egett  die  Verbindung 
kinder  gewinnen,  die  überhaupt  in  der  bibelübenttMung 
raaeh  verdrängt  mrd:  «i  gewan  einen  soen.  QuRNTBl. 
a  Samuel.  1>,  S4  (gebar  Eooratkyn  m.  a.,  Luthkr  und  die 
apäieren);  vgl.  auch:  wie  Adam  und  Eva  kinder  gewannen. 
überaehrift  rtt  i  Moa.  4  bei  Kobijhoer,  Qurntri.. 

b)  UHU  für  die  tcörterbüeker  in  beaug  at^f  gewinn  oben 
(ap.  S888)  auzumeiken  %ear,  gilt  in  geateigertem  grade  oueh 
vom  verlntm.  die  buchunyen  sind  auch  hier  von  einer 
lückenlosen  Überlieferung  getragen,  apriehirörtliehe  tten- 
düngen  {a.  unten  I,  4,  c),  noch  mehr  aber  die  featen  fügungen 
(«.  II)  in  Überraschender  fülle  veraeichnet.  achon  bei  Maai.kh 
heansprttcht  das  verbtim  eine  ganze  spalte  (gegen  9  Meilen 
für  das  Substantiv),  und  während  DasypoüIUS  im  detttath- 
lat.  theil,  eben.io  Hkniscm,  das  stibstantiv  eher  breiter 
darstellen,  verbraucht  Adeluno  für  das  rerbum  (8  apaltrn 
gegen  '/*)  ''o*  vierfache. 

a)  umfaaaendere  durstellungen.  die  den  allgemeinen  apraeK- 
gebrauch  veizeiehnen. 

l))  «cAon  aus  den  lutriniachdetttachen  voeabularien ,  die 
den  bedeutungsgehalt  nach  der  reihenfolge  der  lateinischen 
atiehioorte  aeraplittem,  ist  annähernd  ein  geaamtbild  au 
eraieUn,  vgl.  expugnare  Dieprnracii  ti9*:  usurpare  68i>>; 
sortiri  MS*;  lucrari  888*;  acquirere  10^;  nancisci  871'.  di* 
ältesten  latein  i.tch  de^itschen  \c6rterbücher  sind  aber  geradetu 
erschöpfend,  «o  Cholinus-Frisius  und  daa  eticas  sjtätere 
dictionarium  des  Fnisius  (v.  1566).  wie  aähe  die  bexiehungen 
auf  kämpf  und  streit  hier  festgehalten  aind,  dafür  zeugen 
die  reichhaltigen  huchungen  unter  expugnare,  potiri  (hello 
potiri),  vinccrc,  captare,  hello  cepi,  conflcere  aliquem, 
palmam  accipcrc;  palmam  adipisci,  dare;  pracmium  au- 
ferro;  praemiari.  für  den  begriff  dea  erteerbs  sind  in  deti 
buehungen  unter  acquirere,  consequi,  profici,  quaerere 
(fädle  victum  qtuierere,  sein  narung  Icichllich  gwUnnen) 
die  grenzen  \ceiter  gezogen  (vgl.  auch  blanditiia  agitur  nihil, 
man  gwUnt  nUt  mit  llattieren.  Fitisius  65^),  aber  der 
schtcerptinkt  liegt  doch  attf  der  enteren  Vorstellung  dea 
geldericerbs,  von  der  die  fügungen  für  lücrhri;  lucri.  lucra- 
tivum  esse;  mereari,  merere,  demerere  (geld  gewinnen, 
verdienen)  beherrscht  sind,  vgl.  auch:  permagna  pecunia 
ex  ea  re  conßei  potest.  es  mag  da  ein  grosz  g&lt  zewftgen 
bracht  werden,  es  ist  da  wol  zegewünnen,  man  mag  da  ein 
hüpsch  gftltle  erschnappen.  Frisius  890*.  die  weitere  ent- 
Wicklung,  die  unter  dem  eii\/lusz  der  Verbindung  mit  ab- 
stracten  objecten  steht,  ist  hier  ebetyfaUs  durch  verschiedene 
typen  vertreten,  so  dio  gunst,  achtung,  freundschaft.  das 
herz  eines  andern  gewinnen ,  die  soicol  unter  conciliare, 
consequi,  parere,  als  auch  unter  demereri  und  quaerere 
angeführt  sind:  vor  allem  aber  kommen  die  tcenditngen  zur 
geltung,  die  das  verbutn  in  seiner  bedetthtng  bis  ztir  Idoszen 
syntaktischen  function  (eines  hilfsrerbs)  herabdrücken,  so 
vgl.  unter  capere  (137):  vires  eapere.  stcrcke  gewUnnen 
(vgl.  robur  capere,  stercke  tiberkommen  gegen  gewonnen 


bei  Fmaioa  IM^),  rmiitm»  mftrt,  wvrtMa fwfinnen;  eapere 
rimm»,  ein  «palt  prflnnen,  tMowm  eupere,  «in«  kranckhail 
gewflnnMl  O^ranckheit  «mpfahen  FHiaiua  t«^:  oimm 
«MeaiiM»  empere.  einen  ««haaaca  gwOnnen  (einaa  iuuz  an 
einen  werffen  Kn laita);  OhnUtk  wtlmmlmtem  «rya  aliquem 
aueeipere.  fnn«t  ond  liebe  flfM  «Un  fwflnnen.  fla*^; 
daau  vgl.  miek  umitr  a§U9t  ipdt  fvllnnen  •?*:  vgl.  coli- 
eulum  »ger$,  ftanften  odar^atoofal  fwOnnen.  «tirtxleii. 
Pririu«  «5^  (daa  kraot  «tanglat  oder  «tirtxlet  Ciiolimob* 
FRi«it'a4a*0. 

äiever  fUU  «Man  mmätre  atilgenamittka  Itathumgem  mit 
hetam'lmntwmim  mrüiUmUatmg  mgmMmr.  DAarrooioa 
f.».,  Ur  »tAim  Jetiiatk  tatänMttn  IkeÜ  ga»*  m^f  4m 
engerem  hmrjg  4m  gdiwwm'U  tJnetkHhM,  <«m/ gewinnen 
mudk  <a»  f afcf nfaal  ■  4miiaekm  Ami  nur  /Ür  wenig  verhm 
eintreten,  die  über  4iUttn  kreia  hinauegrtifem.  4it  bttiakmmg 
attf  kämpf  %tnd  mag  muieht  eich  hier  nur  hei  aspafBava 
und  praemiari  geliend,  dagegen  begnügt  er  akk ßkr  ^hnema, 
potiri,  capere,  palmam  aofarra  «*.  a.  ta.  aitl  tffman^fwmt 
(ge«igen.  überwinden,  erobern,  erlangen:  «ff.  4mgegem .• 
vineo,  viei,  überwinden,  gewinen.  Avkktin  rWiaianla 
^ramaialiea).  deagleiehem  giebt  ihm  der  altgemteiaatre  be- 
griff erwerben  nirgends  nntmee.  an  fewlMMS  an  4tnkeni 
er  nbereetei  aeqairere ,  adlplael  «. «.  ««aacMiMBlM  mit 
erlangen,  aberkomnien  (v^4ageg$n:  tbtinim,  anrarfcaa. 
erlangen,  erhalten.  gewtauMn.  Simon  Rot  lW  •m'  i»^ 

gemeintn  Verwendungen  ein  (vgl.  .*  eorfonm,  ato  laib  watwas« 
oder  leibsgeatalt  gewinnen.  Simon  Rot  Bfl*).  nrnr  ß>r 
lucrari,  demerere,  meritare  liegt  ihm  gewinnen  nahe,  neeh 
auaaehlieaalieher  wird  für  gewinnen  die  bedenhang  a^f  den 
gelderwerb  Oucrifacio,  elacror,  locror  m.  a.)  eingeeehHtnkt 
bei  GartiiKönio  (bei  K6?iin  aueA-  profeeto.  gewinnen, 
aasrichten.  98**),  Rkyhf.R  theatr.  rom.  (hier  auch  expugnare 
aliquem  peeunia,  einen  durch  geld  gewinnen,  beateeliail. 
S,  t4Al),  Matthiab,  DSNT7.I.RR  (hier  ain4  ükeHragene  Ver- 
wendungen von  lucrari  durch  gewinnen  gededifj.  4ama 
vgl.:  lucriren.  gewinnen,  gewinst  suchen,  wochem.  ror- 
theil  überkommen,  z.  e.  ich  werde  nicht  viel  dabei  lucriren. 
Spbrander  a  la  mcde  apraeh  der  Tetäaehen  (l7S7)  aSi^. 
vgl.  atteh  Campr  verdeutaehungawb.  446^.  einen  ut^aaeen- 
deren  kreia  zieht  Fabrr  (lS7t).  dem  auch  die  rerbi* 
von  palma  und  die  verba  vincere,  soperare  anlaes 
an  gewinnen  n<  erinnern;  bei  ihm,  wie  auch  den  epä 
teren,  ist  ror  allem  die  formet  gewonnen  geben  der  träger 
dieser  bexiehungen  at^f  kämpf  und  aieg.  vgl.  CoRTiNUa 
446.  060.  806.  941*.  vgl.  «MC*  CALVI8ID8  9f7*.  C0MRNIO8  orKa 
pietue  979. 

>))  die  dettfach  lateinieehen  veraeiehnieee ,  bei  Jawaii  ame 
der  reihenfolge  und  aua  der  aufzählung  eMat  aiaNei«a  ffH 
erachlieeaen  iat,  eeteen  »dum  beim  tUtuttn  vamMvr  aüt 
deittlieher  bevoreugung  4»e  begrifft  arwarban  «in.  mn  dem 

im  apiel  etnbeeegtn,  gegen  den  wie  bemehtutg  aatf  Hteegg 
und  sieg  ewrüekh'iU:  gewinnen,  eanacgw*.  caiaiJnian4Br^ 
lucrari  vel  reqmrere,  naeeieei,  naneied  . . .  gneaei . . .  venäi- 
care,  reqairer«.  oder  bieten.  iW  uawrpare.  ra  nnreeht 
nemen,  vef  retinere,  behalten  . . .  l*»ereui  . . .  emüri  aar- 
tiari  . . .  loazen  oder  loszwerffen.  voeab.  theut  (1481)  m  bff. 
daet  Dasypodiur  so  jähre  »päter  aieh  gana  a^f  den  geld 
erwerb  einschränkt,  iat  achon  erwähnt  (lacrari.  lacrifacera, 
merere,  emereri);  dazu  vgl.  die  einseitigen  mttgaben  bei 
Dkcimator  (1580)  Vs':  Kiliam  (laee)  ut*  (hier  aa^  die 
Verbindung  kinder  gewinnen  bezug  gemammtn,  a.  ti.): 
Schönsi.kork  (1647)  V  b*  (müt  verweis  eujfdas  ua^fkmenitn 
aberkommen);  Miwi  C  Sbidbl  (!«•).  msdtre  4arwitU$r 
halten  aieh  bei  der  begr^ffkbeatimmmmg  des  «ai'lwaia  m»  4en 
gleichen  engen  grenaen;  mUt  den  l«fyw  aier,  ^  eie  von 
andern  Merkoenmen  oder  aonat  wie  beibringen,  etmeitefn  sie 
den  bedeutungaumfong,  so  achon  Maai.rr  (a.  iM*.  >oi*).  für 
kämpf  und  aieg  bringt  er  den  preisz  gewännen  (den  «ig 
darvon  bringen,  das  hftlme  erlangen,  paltnam  ferre)  und 
wiehrrre  trrndungen  bei,  die  aieh  auf  den  reehttstreit  beaiehen: 
rftchtshandel  gewännen .  mit  dem  r&cbt  und  arteil  ge- 
wUnnen. aber  zu  praemiari.  gwünnen  giebt  er  eine  neue 
deutung:  mit  arbeit  erlangen  üoi'.  andererseits  trägt  er 
dem  weiteren  begriff  erwerben  »tannigfaeh  rtehnung,  so  in 


5971 


GEWINNEN  I  i,  b  (buchungen) 


GEWINNEN  I  *,  b  {buchungen) 


5972 


der  Verbindung  mit  persönlichem  object  (einen  gewünnen 
und  zu  einem  friind  machen)  und  in  formen,  die  vom  säch- 
lichen object  ausgehen:  sein  kosten  odernarung  gewünnen, 
einsi  gunst  und  fründschafft  gewünnen,  die  beide  mehrfach 
variiert  sind,  dazu  vgl.  auch  ein  stercken  gewünnen  oder 
überkommen,  noch  weiter  geht  hier  Er\suvs  Alberus,  der 
neben  der  bedeutung  von  expugnare  (ich  gewinn  den  stürm ; 
nicostratia,  ein  heer  dasz  gewünnen  hat  u.  a.)  für  den 
begriff  erwerben  nur  die  allgemeineren  formen  berück- 
sichtigt (lieb  gewinnen,  conciliare;  wurtzeln  gewinnen, 
färbe  gewinnen),  die  bedeuttmg  von  sortiri  kommt  ihm 
in  anderem  zusammenliang ,  beim  würfel  in  erinnerung 
(wer  . . .  Canem  warff,  der  must  einsetzen,  wer  Venerem 
warft,  der  gewan  alles.  Y2'').  bei  Henisch,  der  vor  allem 
die  sprichwörtlichen  redensarten  zusammenträgt,  ist  unter 
den  angaben  der  erfolg  im  kämpfe  am  stärksten  betont: 
gewinnen,  erobern,  überkriegen,  vincere  expugnare.  1599; 
gewünnen  haben,  palmam  ferre,  hastam  adjicere,  victorem 
esse,  manum  tollere.  1609;  doch  ivird  auch  der  allgemeine 
begriff  des  eriverbens  gekennzeichnet:  gewinnen,  nancisci, 
acquirere.  1599.  unter  den  entwicklungsformen,  die  von  hier 
ausgehen,  ist  entspi-echend  der  älteren  buchung  Ku-ians 
(ghewinnen,  gignere,  generare,  suscipere  libros.  li?";  vgl. 
dagegen:  quaerere  libros,  kind  ze  überkummen.  Cholinus- 
Frisius  Tai*»)  auch  auf  die  Verbindung  kinder  gewinnen 
bezug  genommen,  deren  unter  den  späteren  erst  Adelung 
•wieder  erwähnung  thut. 

nach  Henisch  toird  der  gegensatz  zwischen  begriff's 
bestimmung  und  gebrauclisfeststellung  immer  ivieder  auf- 
genommen: Stieler  rückt  übereinstimmend  mit  Emmkl 
{silva  quinquel.  N 2"i,  ähnlich  Kirsch  2,  151 '';  Matthiak 
2,  ISl*";  Hederich  l,  424'')  die  bedeuttmgen  lucrari,  lucri- 
ficare,  quaestus  facere  in  den  rordergrimd  und  läszt  vin- 
cere, superare  erst  an  zweiter  stelle  folgen.  2544.  hinter 
den  formelhaften  Verbindungen,  die  er  aufzählt,  macht  sich 
vincere,  superare  ganz  anders  geltend,  vgl. :  es  hat  keiner 
gewonnen  (aequo  Marte  discesserunt);  wette,  im  Wettlaufen 
gewinnen,  mit  dem  Schwerte  gewinnen,  daneben  sind  gelt 
gewinnen;  bürgerrecht,  gunst,  zeit,  anfang,  ausgang  ge- 
winnen angemerkt,  noch  deutlicher  wird  der  gegensatz  bei 
Steinbach,  der  .sich  für  das  erste  ganz  auf  die  bedeutung 
gelderwerb  einschränkt,  tvährend  er  unter  den  Wortverbin- 
dungen auch  lieb  gewinnen,  im  kämpf,  im  spiel  gewinnen 
berücksichtigt  und  unter  den  Übertragungen  die  von  Stieler 
beigebrachten  durch  glänz  gewinnen,  ein  loch  gewinnen 
erweitert. 

bei  Aler  nimmt  die  bedeutung  vincere  auch  in  der  be- 
griffsbestimmung  den  ersten  platz  ein  (gewinnen ,  siegen, 
alium  vincere,  vietoriam  consequi,  reportare,  superiorem, 
discedere,  causam  obtinere.  1,  937),  und  ihm  schlieszt  sich 
Frisch  an  (2,  450),  der  gewinnen  auch  etymologisch  mit  vin- 
cere zusammenbringt,  er  stellt  die  Verbindungen  Schlacht, 
spiel,  procesz  gewinnen  voran,  fertigt  den  engeren  begriff 
des  gelderiverbs  kurz  ab  und  zieht  um  Verbindungen  wie  aus- 
gang gewinnen  den  iveiteren  kreis  des  begriff'es  bekommen, 
aus  dem  er  auch  den  bergmännischen  gebrauch  von  ge- 
winnen ableitet. 

Adelung,  der  (2,  658^.)  die  fülle  der  einschlägigen  Ver- 
bindungen aus  neueren  und  älteren  quellen  in  überraschender 
Vollständigkeit  zusammenträgt ,  läszt  sich  durch  die  ver- 
schiedenartigkeit der  Verwendungen  zu  geicagten  etymo- 
logisclien  deutungen  verleiten,  bei  verbindimgen  wie  den 
berg  gewinnen  u.  a.  schweben  ihm  lat.  venire,  deutsch  be- 
wegen, beginnen,  wanken  vor,  die  ihn  zu  kommen,  be- 
kommen tveiter  leiten,  bei  anderen  Verbindungen  wie 
schmerz  gewinnen  denkt  er  an  verwinden  und  pein, 
loährend  er  durch  die  zahlreichen  neutralen  Verwendungen 
auf  finden ,  invenire  geführt  wird,  auch  die  gliederung 
der  Verbindungen  ist  durch  diese  irrthümer  natürlich  ver- 
wirrt, sie  bedeutet  eisten  rückschritt  gegen,  die  Vorgänger. 
als  charakteristisch  läszt  sich  aus  der  reihenfolge  die 
neigung  entnehmen,  die  auf  spätester  entwicklungsstufe 
stehenden  bedeutungen  als  allgemeinste  begriffe  voranzu- 
stellen und  die  dem  verbum  eigenen  grundbedeutungen  als 
ausnahmen  und  vereinzelte  Spielarten  am  schhc.<ise  folgen 
zu  lassen,  im  gegensatz  zu  Adelungs  ettvas  äuszerlicher 
Zusammenstellung  ist  an  Campe  (2,  3G4'')  das  bestreben  einer 
inneren  erfasaung  des  thatsachenbestandes  zu  rühmen,  bei 


ihm  kommt  zum  ersten  male  die  abhängigkeit  des  erfolgs 
vom  glück  und  zufall  grundsätzlich  zur  geltung. 

3))  unter  den  parallelen,  die  die  neueren  fremdsprach- 
lichen Wörterbücher  beibringen,  überrascht  die  weitgehende 
Übereinstimmung  und  die  Vielseitigkeit ^  mit  der  einzelne 
fremde  verba,  die  aus  anderen  ivortstämmen  abzweigen,  den 
Verbindungen  von  gewinnen  sicJi  anschmiegen,  falls  auch 
nur  im  groszen  und  ganzen  eine  Selbständigkeit  der  ent- 
Wicklung  vorliegt  (auf  deutscher  seile  spricht  niclits  da- 
gegen), Imben  loir  es  hier  mit  einer  erscheinung  zu  thun, 
deren  ergebnisse  auf  die  bedeutimgsgeschichte  von  gewinnen 
allein  sich  nicht  beschränken,  die  vorstellungsgruppe.  von 
der  das  franz.  gagner,  ital.  guadagnare,  abzweigt,  und 
die,  zu  der  engl,  gain  gehört,  ivtirzebi  ebenso,  wie  wir  es 
für  gewinnen  annehmen,  in  begehrlichkeit,  raub,  beute. 
icenn  auf  beiden  seilen  auf  verschiedenen  wegen  die  gleichen 
formen  sich  enttvickelt  habeii  sollten,  so  lägen  hier  anhalt.s- 
punkte  vor,  die  gesetzmäszigkeit  der  bedeutung sentwicklung 
in  einzelheiten  festzulegen. 

a))  am  nächsten  berührt  sich  gagner  mit  gewinnen : 
gaigner,  vaincre,  surmonter,  gewinnen  oder  überwinden. 
DuEZ  dict.  gall.-germ.-lat.  461»;  dazu  vgl.  461'';  die  oberhand 
gewinnen,  gagner  le  dessus.  Rondeau  2,  Uu  3'^;  ihr  miiszt 
das  über  euch  zu  gewinnen  suchen,  tdchez  de  gagner  cela  sur 
vous.  ScHVt'AN  (1783)  1,  746'';  gaigner  ou  gagner,  gewinnen, 
lucrari.  Duez  461»;  er  hat  zwei  hundert  pistolen  gewonnen, 
il  a  gagne  deux  cents  pistoles.  Schwan  1,746*;  vgl.  ge- 
winnen, gagner,  profiter.  Rondeau  2,  UuS";  gewinnen, 
gagner  prosperer.  Frisch  nouveau  dict.  des  passagers  2,  279; 
gaigner,  acquerir,  gewinnen,  erwerben.  Duez  461";  ablasz 
gewinnen,  gagner  les  indulgences.  Schwan  1,746'';  es  ist 
schon  gut,  wir  müssen  das  dorf  zu  gewinnen  suchen, 
gag7iotis  de  village  i,'7i6'^;  das  freie  feld  gewinnen,  gagner 
la  plaine.  Rondeau  2,  Uu  s^,  ebenso  Schwan  1,746*;  ebenso 
den  wind,  die  herberge,  räum  gewinnen  bei  Rondeau 
und  Schwan,  dem  gegenüber  scheint  das  ital.  guadagnare 
nur  für  die  engere  fassung  von  erwerben  angezogen  zu 
sein :  gewinnen ,  guadagnare ,  acquistare ,  consequire ,  far 
gtcadagno.  Hulsius  (l605)  63";  ebenso  (1616)  138''  (durch  ge- 
winn uberkomen  erweitert);  gewinnen,  bekommen,  gua- 
dagnare, ricevere,  avanzare,  gagner  recevoir,  avancer.  Räd- 
lein 1, 383'';  gewinnen,  abgewinnen,  gtiadagnare,  profiiare, 
gagner.  ebenda;  gewinnen,  nutzen  schaffen,  was  vor  sich 
bringen,  guadagnare,  avanzer.  ebenda. 

b))  dem  englischen  gain  stand  zur  vollen  entwicklung 
von  vornherein  die  concurrenz  m,it  win  im,  wege,  das  die 
beziehungen  auf  kämpf  und  spiel  sich  kautn  entreiszen  liesz. 
wie  xoeit  sich  gain  und  win  gegen  einander  abgrenzen,  das 
läszt  sich  aus  den  belegen,  die  beide  zusam.menstellen,  kaum 
ersehen,  eher  erzielt  man  für  gain  ein  bild  aus  den  zu- 
sammenhängen, in  die  es  für  sich  allein,  ohne  win,  tritt, 
vgl. :  gewinnen,  to  gain,  win,  get,  carry,  obtain.  gewinnen 
(etwas),  to  gain,  ivin,  get,  carry,  obtain  or  acquire  some- 
thing.  teutschengl.  lex.  2  (l76o),773;  gewinnen,  to  loin.  gain, 
get,  acquire.  gewinner,  awinner,  gainer.  Tu.  Arnold  2,427. 

gegen:  gewinnen,  to  get,  gain,  to  obtain  to  acquire. 
Hilpert  2,  l,  464'';  was  gewinnen  wir  dadurch,  ivkat  shall 
we  get  or  gain  by  it.  465*;  er  hat  im  handel  viel  ge- 
wonnen, he  has  gained  much  by  trade.  464";  gewinnen, 
to  gain,  to  profit.  ebenda;  er  hat  dabei  gewonnen,  tcas  a 
gainer.  ebenda  (aber:  bei  einem  gewinnen,  to  gain  or 
win  any  ones  good  graces.  46.5*);  die  gute  sache  kann  da- 
durch nur  gewinnen,  can  only  gain  by  it.  ebenda;  reach 
or  gain  the  village.  464";  gewinnen,  reach,  get,  come  to, 
arrive  at,  gain.  ebenda;  ablasz  gewinnen,  gain  or  get  in- 
dulgence.  ebenda. 

c))  ati.9zerhalb  dieser  bedeutung sgruppe  sind  nur  wenige 
fremdsprachliche  parallelen  verzeichnet :  acquerir  .  . .  ge- 
winnen. Duez  lO*;  acquester,  amasser  des  biens,  gut  er- 
werben ...  sammeln ,  gewinnen.  10*";  gewinnen,  signifie 
aussi,  obtenir,  remporter  quelque  chose  que  Von  desire. 
Schwan  1,  746*;  vgl.  ebendort  auch  exploiter,  ouvrir,  tirer 
ebenda  aus  der  bergmannssprache,  s.  sp.  5973;  etwas  über 
sich  gewinnen,  .  .  .  to  prevail  on  ones  selve.  Hilpert 
2, 1,  465*;  etwas  über  einen  gewinnen,  to  prevail  upon  any 
one.  ebenda;  gewonnen  haben,  to  have  the  advantage  or 
the  better;  er  gewinnt  bei  diesem  handel,  this  bargain  ia 
advantageous  to  hini.  464";  an  etwas  gewinnen,  to  obtain 


5973 


GEWINNEN  l.*,b  (intchungen) 


or  ituneaae.  Mft*;  er  bat  seit  karz«m  sehr  gewonnen,  ht 
hat  mueh  improveä;  an  einfluaz  gewinnen,  to  obtain 
greater  influene«:  gewinnen ,  to  eomt  into  m  etriain  Hott. 
ebenda;  wir  konnten  die  hOhe  nicht  gewinnen,  gtt  or 
reach  the  hill.  teüUehtngl.  lex.  t  (l7ia),  778. 

/¥)  auch  die  apeeialwörltrbüeher .  die  dtm  gubtümti» 
gtijrnülier  «ehr  »pröde  nnd,  haben  dem  v«Hum  haMnd«rt 
und  mannigifaltige  beaehhtng  geaehenkl, 

1))  di«  »pruchrichter  hatten  »ich  vor  alltm  mit  i»tJW* 
der  fetten  Verbindungen  ausrinanderttisHtm,  tUa  in  ätn 
buehungen  um  »o  mehr  anäehieoll,  j*  mtkr  di»  ältorm 
denkmüler  mit  ihren  ßigungen  ausgebeuM  ^murdtm.  di«  ntt- 
we^idige  kritiaehe.  »onderung  litot  «t  JHUitk  9fi  Ml  IwA 
udituugagabe  fehlen ,  $o  dam  ti»  niekt  tmr  mtimhvlmdt, 
aonderri  auch  lebenakräftigt  Wendungen  traf:  gewinnen  fte 
erhalten  oder  erlangen  iat  nicht  in  allen  und  Jeden 
redonsarteii  zu  gehrnuohen.  i.  b.  gute  »chrlftatoller  tagen 
■0  leicht  nicht  die  oberband  gewinnen,  ob  e«  gleich  su- 
weilen  vorkümmt.  ablaiz  gewinnen,  einen  tum  gevatter 
gewinnen  lind  oberdeutach.  eine  stadt  mit  ■tumi  ge- 
winnen, lücher  o<ier  spalten  gewinnen,  »lärke  gewinnen, 
ähren  gewinnen,  biälter  gewinnen,  «ind  veraltet,  obgleich 
einige  davon  noch  in  der  hnhem  aohreibart  statt  finden, 
auch  veralten  folgende:  ein  ansehen  gewinnen,  eine 
andere  gestalt  gewinnen,  es  gewinnt  den  anschein.  fort- 
gang  gewinnen,  einen  anfang,  ein  ende,  einen  Zuwachs 
gewinnen,  die  kunst  gewann  in  verschiedenen  gegenden 
verschiedene  namen.  Hbynatz  Antibarbarua  8,  Mf  vgl. 
auch:  gewinnen,  ein  ansehen,  eine  andere  gestalt,  einen 
anfang,  forlgang,  ein  ende,  einen  anschein;  —  fängt  an, 
zu  veralten.  Rumpk  tvb.  m.  reinigung  d.  apraek-  u.  aehreib- 
art  13H. 

»))  einen  reichen  ertrag  an  festen  tcendungon  habe» 
auch  die  xrörterbileher  der  berufaajn-achen  zu  eenwalbmn, 
vrie  »ich  »chon  oben  {ap.  tlWlf.)  vermuten  lieaa:  gewinnen, 
heisset,  wenn  man  von  den  feld-  und  gartenfrttchten  redet, 
soviel ,  als  einerndten  oder  einsammlen.  allgem.  Oeonom. 
lex.  (1781)  8£9;  gewinnen,  Iat.  lucrari,  franti.  gagner,  oder 
profiter,  heist  von  einer  sache  einen  gewinst  oder  nutzen 
haben,  es  wird  aber  dieses  wort  hauptfiächlich  von  dem 
vermögen  gesagt ,  welches  durch  die  handlung  erworben 
wird.  z.  b.  dieser  kauffmann  hat  loooüo  thaler  in  a  jähren 
gewonnen :  ich  habe  lOO  pro  cent  an  meinen  waaren  ge- 
wonnen; dieser  mann  verstehet  den  handel  nicht;  er 
Verliehret  mehr  dabei,  als  er  gewinnet  etc.  Chomkl«,  1061; 
vgl.  aucJt  t,408;  1,430;  aub  verbo  gewinnen  intelligi  etiam 
ea  quac  per  succession^m  et  universitatem  nobis  ob- 
veniunt.  C.  Besoi.d  theaaur.  praet.,  hrsg.  v.  Speidel  S&S*; 
gewinnen  heisset  auch,  was  durch  erbfall  auf  jemanden 
gekommen  ist.  Ciiomki.  4, 1061;  gewinnen,  aequirere,  eon- 
aeqtti,  obtinere.  nanciaci,  atudio,  labore,  pecunia,  preeibua, 
iure  ae  legibua,  bonorum  fortuna.  Hai.tal'h  714.  gewinnen, 
erhallen,  bekommen:  gewint  der  richter  hincz  einem 
gawmanz  oder  ain  auzmanz  icht  zu  sprechen.  Wrstkn- 
RIEDE R  S06. 

om  auagiebigaten  —  auek  in  allgemeinen  xeörterbüehern  — 
iat  der  bergmännische  gebiauch  bei-iirkaichtigt  {vgl.  ap.  fiMS/.) : 
gewinnen  ist  so  viel  aU  erbrechen.  Cii.  Hbrttwio  Aer^- 
ftt4cA  (1710)  184*' ;  desgleichen  C.uoMf.i.  4,  lOit;  ertx  gewinnen, 
heist  das  ertz  loszhauen,  oder  brechen,  schiessen  und  dor- 
gleichen.  3, 1157;  gewinnen  in  bergwercken,  terra  metalttca 
fodiendo  potiri.  Frisch  s,  4M<';  wenn  ein  gang  feat  oder 
hart  zu  gewinnen,  ebenda;  einen  gang  gewinnen,  exploOer 
une  mine.  iScHWAN  i,  746*;  gewinnen,  erbrechen,  fQrdem, 
oxtx'rir,  tirer.  ebenda ;  gewinnen,  fr.  tailUr  eouper,  (l>erg- 
werk)  das  gestein  von  dem,  daran  es  gewachsen,  los- 
machen, ablösen,  absprengen.  Jacorsson  (178S)8ft*;  vgL 
ancA  Adki.uno  u.a.;  gewinnen,  ertze,  kohlen,  to  extroet. 
draw,  dig  out.  produce,  extraire.  Karmarsch  terhnol. 
xcb.  1^,  847.  gewinnen,  auek  abbauen,  brechen,  erbauen, 
erbauen,  erobern:  durch  bergmännischen  betrieb  los- 
arbeiten, insbesondere  nutzbare  mtneralien  von  ihren 
natürlichen  iagerstäUen  nach  einem  bestimmten  Systeme 
lostrennen,  sie  abbauen.  Vbith  848. 

Mur  seemannssprache  vgl.:  gewinnen  des  Chronometers 
oder  der  uhr  (uhr  geht  schneller  als  das   gestirn,    nach 
welchem    der    gang    geregelt    worden)     .  .  accelerieren. 
Stknzkl  dtaek.  aeemänn.  tob.  147*>. 
IV. 


GEWINNEN  I. «.  e  (tpri^hwort)  5974 

I))  a%uk  die  mundartiiehen  teörterbüeker  iM^aMW  tu  über- 
nuekender  veUetdmdifkeit  emf  dm»  werbum  hteu§  («.  dm- 
gegen  »p.  iMi  mm»  aatbetmmHm).  tekim  Saiiz  fahrt  utUer 
den  ndmumilem  dm  t§§tMttm  Ubena  auf:  ieh  gewinne  ftel 
dalMl:  «Ibmi  f«wtnn«B;  wl«  gewonnen,  so  zerronnen. 
letämk»  iJMitmm  U^.  wie  dimer  legen  auek  die  neuerm 
bmekumgem  dm  mkmmfeimkt  m^f  dmt  begriff  erweriMS,  «^ 
lanfMi:  die  bedeuh$m§  gtogra.  «rfelg  haben,  den  pc«to 
davon  tracm  kcmmt  aber  mm  m  wnkr  •»  fmhm  «nr- 
MiMfwiifm  (mmmemMeh  mii  beeng  me^da»  epielit  f**u  efät 

«tafMi  Maiitin  m.  Li  kn  hart  t.Mi:  s'  Abnup«!  hat  dm 
NnpolM»  iwnnt»  8cHMKi.tRH  t*.  tto;  dl«  Ptmumo  hnhwi 
g««onn«D.  FmncHBiKH  preuet.  tab.  i.air;  w«r  wnft  M 
wint.  SCHAMRACH  tab.  d.  Uöttimger  mdm.  tH^:  war  Bix 
wigt,  gewinnt  nix.  Martin  u.  I^iknhart  t,  mi*:  nO  b«li 
gewunnon,  non  aoirs  wol  gebn.  Woertb  ieb.  d.  temtpktt. 
mdm.  7**;  «yl.  mm4  veikeüberUrfenmgen  d.  grafatk.  Mmrk 
e.  w.  «f(.  auek  '•  neajohr  abttwtna«.  Ch.  ScHMiivr  ieb. 
d.  Btramburger  mda.  4i\  ^enao  Schmrllrr;  kwina.  nur 
▼om  loe  gebraucht.    IIki«imcikr  mb.  d.  Rmppemmer  wtdm. 

»um  begriff  erwerben,  erlangen  cy/.  .■  du  gewinnst  nix 
dabi,  wenn  da  im  unkel  der  köpf  zeigirt.  Martin  m.  Liin- 
HART  t,au*:  able«  gwinge  u.a.  Scumellsr.  vgL  ««db 
LsXKR  kdmi.  wb.  IM  M.  a.  bewterkenetaert  iat  daeferttebm 
einadner  Verbindungen  in  den  mundmrie»,  die  im  dar  edtrift' 
spräche  untergegangen  sind  leut  giwillBCn,  UflShner  auf- 
nehmen. Lexkr  kämt.  tc6..  vgl.  «SMlk  SCHMBtXSR  a.  0.0.; 
en  kind  von  <nem  gewinnen.  Womtk  mb.  d,  wettfIM. 
mda.  79*  (yfß.  daau  gewinnen,  einea  Undea  fantein.  Av4- 
LAI.I.EMANT  dteek.  gaunertkum  «.  5a);  für  alie  formem  der 
Verbindungen  mit  adtkliehem  ohjeet  iet  die  bairtaeke  wtemtd- 
ort  am  ergiebigeten ,  vgl.  stAcke  gewinnen  (baomatSeka 
ausgraben)  Schmellkr  a.a.O.;  heu.  holz  gewlanaa  «. «. 
ebenda;  vgl.  jedoch  auek  kirschen  g'winnen  (Behmmimald) 
ScHUlDeekwOb.teb.iU;  gewinnen,  wein  abai^ea  {fmfertk. 
SappoUetaeiler)  Martin  u.  Lienhart. 

tao  gewinnen  ohne  weitere  angaben  vermerkt  iet,  dmrf 
wemigetene  für  die  leendungen.  die  dem  täglieken  labern 
angekiren.  voller  gebrauek  erachloaaen  werden:  gewonnen 
«oft.  d.  Luxemburger  mda.  IH*';  gewinnen  C  Schümann 
wortaehata  v.  Lübeck  76  {unter  der  rubrik:  kdmalitkm  und 
bürgerliehee  leben):  vgl.  at*ek  Lenz  r.  Handeekmkekeiemer 
mundart. 

c)  dae  eprickwort. 

a)  ee  »ind  niekt  mmt  die  ureprümgluken  mit  gewinn 
gemeinaamem  bede%Uua§em,  die  da»  vertmm  in  die  kreise 
dea  sprickwort»  »ieken.  »ondem  audk  mhgeititet»,  der  bUtmsen 
syntaktischen  function  sieh  nähernde  veneemdmngen :  wie 
man  hauszhelt,  so  gewinnet  das  bann  ein«!  gibbel. 
Ch.  Lehmann  floril.  polit.  sn;  wie  du  thust.  also  gewinat 
du  ein  blust.  Hrnisch  16U8.  «t  iet  aber  ekarakterietieck. 
wie  das  sprickwort  auek  in  diesem  fall  iwwner  wieder  die 
grundbedeutung  des  x'erb.  aufspürt:  man  gewind  offt 
bei  einem  gescbäin  nichts  denn  eselohren.  Lehman  8H, 
vgl.  Wanubr  1, 1660  (wer  fremden  hund  anbindet,  ge- 
winnt nichts  als  den  strick.  REiN8BKHnD0RiNosrBi.D 
1,480);  »ekon  Aoricoij^  giebt  siek  in  dieser  riektung  be- 
sondere müke:  ich  gewinn  das  zAsehen.  die  Teatseben 
haben  ein  spil ,  da»  heiszt  flössen  . . .  bat  twen  ge- 
winn, das  zAsehen,  und  den  flosz,  der  floes  ist  drei 
blat  einer  färb,  das  sAsehen  zwei  gleiche  . . .  wenn  nan 
iemandt  diser  keines  gewinnet,  sondern  setzet  immer  ein, 
der  sihet  zA  wie  anndere  gewinnen,  er  gewinnet  aber 
nichts,  denn  das  zAsehen.  dammb  ist  das  zAsehen  ge- 
winnenn,  amphibolon,  ein  mal  für  ein  teil  des  spils.  das 
an  der  mal  für  nichts  gewinnen,  sonder  aufTsetzen  ond 
den  gewinnen!  zusehen,  epriekwbrier  i  {\sa»>.  »*.  dam 
vgl.  ■  ich  gewinn  das  aoffsetzen.  wer  nicht  gewinnen  kan 
auf!  dem  spil  und  müss  gleich  wol  immer  aoffsetzen,  and 
wil  sein  selba  tpoten  dw  sagt:  ich  gewinne  aoch,  mein 
ich,  ja  das  anlsetien,  der  dem  spilc  zfisibet,  saget  auch 
zA  dem.  der  nichts  gewinnet,  da  gewinnest  das  sAsetzen. 
ebenda ;  im  folgenden  freilick  sehiesst  er  wüt  seiner  deutung 
über  das  tiel  hinaus:  er  gewinnt  das  kratzen  hinder 
den  oren.  wer  auff  dem  spil  verleurt,  dem  thAts  wee 
. . .  darnmb  stiebt  ers  im  nacken  and  hinder  den  oren. 

375 


5975 


GEWINNEN  I,  i,  c  (Sprichwort) 


GEWINNEN  I,  i,  c  [Sprichwort) 


5976 


die  überioiegende  masse  der  belege  wendet  sich  den  be- 
deutungskräftigen Wendungen  zu,  unter  denen  die  be- 
ziehungen  auf  kämpf  und  spiel  am  verbum  kräftiger  hervor- 
treten als  am  Substantiv,  vgl.:  es  mag  keiner  mehr  ge- 
winnen, dann  der  sich  selbst  gewinnt.  S.  Franck  sprichw. 
1,  135*  (in  i,  e?"*  bei  ähnlichem  gegensatz  ist  das  zweite 
gewinnen  durch  sich  selbst  überwinden  ersetzt),  bemerkens- 
tvert  ist,  wie  sehr  im  sprichtcort  der  absolute  gebrauch 
oder  die  Verbindung  mit  bedeutungsschioachen  objecten  über- 
loiegt  (vgl.  II,  3),  so  dasz  tcendungen  wie  die  folgenden  ver- 
einzelt stehen .-  heuchelmann  ist  am  besten  dran,  bei  dem 
heuchelstab,  gewinnet  man  ehr  gunst  und  hab.  Lehman  383. 
[eigentliche  Sprichwörter  sind  im  folgenden,  auch  wenn  ge- 
reimt, nicht  in  verse  abgesetzt.]  zur  bevorzugung  der  parti- 
cipialform  im  Sprichwort  s.  unter  gewonnen. 

ß)  im  Zusammenhang  damit  steht  die  neigung,  das  verbum 
an  andere  verba  zu  binden,  die  Zusammenstellung  mit 
synonymen  ist  freilich  mir  spärlich  entwickelt :  wenn  man 
alles  hat  gewonnen,  so  hat  man  doch  nur  den  kosten 
errungen.  Lehman  .534;  man  gewinnt  nicht  wenig,  wenn 
man  einen  freund  erwirbt.  Wander  l,  1660.  viel  ergiebiger 
ist  die  abgrenzimg  gegen  contrastbegriffe : 

l))  fortes  fortuna  adjuvat,  wagen  gewint,  wagen  ver- 
leust.  G.  Hauer's  sprichwörtersamml.  (1515),  *.  zeitschr.  d. 
phil.  B6,l30;  wagen  gewinnt,  wagen  verleurt;  daran  trag 
gedult.  Kirchhof  wendunmuth  (3,  91)  2,355  Österley ;  ebenso 
Hans  Sachs  ll,  228  Keller;  das  gleiche  (qui  non  pericli- 
tatur,  non  dite^cit)  Henisch  1602;  (ausus  ancipitem  sor- 
titur  finem)  Steinbach  2,1009;  thut  dir  gewinnen  wol, 
so  lasz  dir  es  verlieren  nicht  wehe  thun.  Henisch  1602; 
ebenso  Lehman  560  u.  a.;  gewinnen  und  verlieren  ist  kauff- 
mans  wahr.  Lehman  420  {vgl.  sp.  5888  gewin  und  ver- 
Heren bei  Petri);  gewinnen  ist  der  abend  vom  verliehren. 
Wingkler  2000  giite  ged.  4,76;  gelt  und  gut  läszt  sich 
gewinnen  und  verlieren.  Henisch  1602;  leicht  gewunnen, 
leicht  verlohren.  1609  «.  a.;  übel  gewunnen,  übel  ver- 
schlungen. 1600  und  oft  (s.  u.);  der  gewinnt  viel,  der  eine 
hure  verliert.  Winckler  2, 23;  der  gewinnt  genug,  der 
seine  sorgen  verliert.  Wander  i,  1659  {assez  gagne  qui 
mulheur  perd.  Bohn  1,  5);  aber:  er  gewinnt  eine  katze 
und  verliert  eine  kuh.  Wander  i,  1663;  gewinne  ich  nichts, 
so  verliehre  ich  nichts,  si  nihil  evincam,  nihil  quoque 
perdam.  G.  T.  Pistorius  teutsch.  Jurist,  sprichivörter schätz 
782;  wer  nichts  gewinnt,  der  verliert.  Wander  l,  1662  {q%d 
ne  gagne,  perd.  Bohn  l,50);  der  eine  gewind,  der  andere 
verleurt.  Petri  der  Teutschen  weiszheit  N  6*  u.  a. ;  einer 
gewinnet  was  der  andere  verlieret,  l'un  gagne  ce  que 
l'autre  perd,  Rondeau  2,  Uu  3*;  allzeit  gewinnen,  macht 
verdächtig,  allzeit  verlieren,  macht  verächtlich.  Eiselein 
sprichw.  . . .  des  deutschen  volks  236; 

wer  gewinnt,  geniesse; 

wer  verliert,  der  büsse. 

Graf  rechtssprichw.  427, 
vgl.  Wander  i,  1662. 

2))  es  ist  leichter  etwas  Zugewinnen  den  zu  behalten. 
Lehman  374;  ähnlich  370,  vgl.  Henisch  1601;  gewinnen 
verdient  nur  preis,  wenn  man  zu  erhalten  weiss  (nach 
SoHONHEiM  proverbia  illustrata  v.  1728,  s.  153).  Wandeh 
1, 1660;  was  man  spart,  das  hat  man  gewunnen.  Henisch 
1610  (in  mehreren  Variationen) ;  ein  pfenning  erspart ,  ist 
auch  gewunnen.  1609;  was  man  erspahret,  ist  auch  ge- 
wonnen. ßuTSCHKY  Pathmos  350;  was  man  ersparet,  ist 
so  gut  als  gewonnen,  a  penny  saved,  is  a  penny  got. 
teutsch  engl.  lex.  2  (1716),  773 ;  gewinnen  und  sparen  macht 
bald  reich.  Wander  i,  1660  (ähnlich  im  franz.). 

3))  wer  gibt  mehr  lohns,  denn  er  gewint,  desz  kauff- 
manschafft  gar  bald  verschwindt.  Petri  der  Teutschen 
weiszheit  B'ff  8";  der  gewint  mit  geben,  der  wirdigen  gibt. 
Ns*»;  wenig  gewinnen  und  viel  verzehren ,  geschieht 
wenig  in  ehren.  AaaS»;  res  quaesita  mora,  parua  consu- 
mitnr  hora.  grosz  gut  lest  sich  langsam  gewännen,  thut 
doch  zu  Zeiten  schnell  zerrinnen,  loci  communes  prov. 
(Basel  1572)  46;  nichts  gewinnen,  viel  verthun  macht 
einen  zum  armen  man.  Lehman  372;  wer  nichts  ge- 
winnt und  vil  verthut,  der  kompt  gar  bald  um  grosses 
gut.  Henisch  1793;  wenig  gewinnen  und  vil  verzehren, 
geschieht  wenig  in  ehren.  1602  und  so  noch  in  mehreren 
Variationen;  der  gewinnt  übel,  der  alles  verthut.  Körte 


sprichw.  2138  (mMl  gagne,  qui  tout  depense)  u.  a.;  dagegen 
vgl.:  er  kan  gewinnen  und  verzehren.  Henisch  IGOO;  wer 
nütz  gwönnt  ond  nütz  verthud  ist  ein  fotzehued.  Tobler 
Appenzell,  spraclischatz  197. 

/)  schon  in  den  obigen  Zusammenstellungen  treten  die 
linien  deutlich  hervor,  in  denen  sich  die  auffassung  auch 
beim  alleinstehenden  verbum  bewegt. 

l))  zahlreiche  xcendungen  nehmen  die  bedingungen  zum 
ziel,  unter  denen  ein  erfolg  erreicht  loird. 

a))  gegenüber  von  wagen  gewinnt,  wagen  verleurt  (s.  o.) 
vgl. :  wer  gewinnen  wil,  der  musz  wagen  und  auffsetzen. 
Petiu  Ppp6''. 

«))  wagen  gewini,  fortes  fortuna  adjuvat.  Henisch  1600 
(vgl.  wagemann,  gewinne  man.  1602);  wer  gewinnen  will, 
der  musz  wagen  das  spiel.  Wander  i,16G2;  wer  nichts 
waget,  der  gewinnet  nichts,  nothing  venture,  nothing  have; 
no  pains,  no  gains.  teutsch -engl.  lex.  2  (1716),  773;  frisch 
gewagt,  ist  halb  gewonnen.  J.  G.  Günther  ged.- 9S;  ebenso 
(a  brisk  onset,  is  half  the  business  done)  teutschengl.  lex 
2,  773;  ebenso  Frisch  2,  451»  (audaces  fortuna  adjuvat), 
s.  auch  unter  gewonnen ; 

frisch  gewagt  ist  schon  gewonnen, 
halb  ist  schon  mein  werk  vollbracht! 

GOT  HE  {an  die  erwählte)  1,  Gl ; 
was  zerrst  du  mich? 
wir  sind  nun  einmal  da.    wer  wagt,  gewinnt. 
hier  ist  der  beste  platz,    fest  auf  den  sockel 
setz'  ich  den  fusz ;  lasz  sehn,  wer  mich  vertreibt. 

Grillparzkr  {den  meeres  it.  der  liebe  wellen  1)  7^,  26; 
ich  wag'  es  drauf!    das  wagen  hilft  gewinnen, 
ich  wag'  ein  Ständchen  unter  deinem  fenster. 

Wilhelm  Müller  {Ständchen  in  ritornellen: 
die  motte)  251  Hatfield. 

ß))  beginnen  ist  halb  gewunnen.  Henisch  1609;  wohl 
begonnen  ist  gewonnen.  F.  L.  Jahn  (denknisse)  l,38i;  im 
gegensatz  zu  dieser  auffassung  steht:  wann  das  pferd  ge- 
wunnen ist,  so  ist  der  zäum  nicht  gewunnen.  Henisch 
1610;  lach  nicht,  ehe  du  habest  gewunnen.  1609;  es  soll 
einer  den  hämisch  nicht  ablegen,  ehe  er  gewunnen  hat. 
ebenda,     vgl.  auch  die  beispiele  unter  2)). 

/))  der  etwas  gewinnen  wil,  müsz  etwas  dran  setzen. 
S.  Franck  sprichw.  i,  84*;  ebenso  Lehman,  Henisch  u.  a.; 
wer  gewinnen  wil,  musz  mit  zusetzen,  musz  auch  auff- 
setzen, necesse  est  facere  stimptum,  qui  qucerit  lucrtim; 
quce.stus  sine  impendio  non  instituitur.  Aler  l,  937^;  wer 
gewinnen  wil,  musz  beisetzen.  G.  T.  Pistorius  865;  mit 
gelt  gewinnt  man  gelt,  mit  nichts  kan  man  nichts  an- 
fangen. Henisch  1602;  wie  ich  spinne,  also  ich  auch  ge- 
winne, ebenda:  gewinnen  ist  an  lust,  wenn's  liischt  kust. 
Wander  l,  1659  (verweist  auf  entsprechendes  dänisches 
sprichw.). 

b))  in  zahlreichen  der  obigen  Wendungen  ist  im  beson- 
deren auf  das  spiel  bezug  genommen ,  diesetn  gelten  auch 
sonst  mehrere  prägwigen:  wer  will  gewinnen,  musz  ausz 
seiner  band  karten.  Lehman  246;  kart  ausz  deiner  band, 
wilt  du  gewinnen.  Henisch  1602;  wer  gewinnen  wil, 
musz  mitspielen ,  laurea  desidiae  praebetur  nulla.  Aler 
1,937'';  wer  einen  auff  dem  spil  kan  erzürnen,  der  hat 
halb  gewunnen.  Henisch  1609;  er  gewinnt  über  den 
rücken.  Wander  l,  1663;  wer  gewinnt,  der  spielt  am  besten. 
1, 1662 ;  es  gewinnen  nicht  alle,  die  spielen,  i,  1659. 

c))  ob  geld  oder  fleisz  mehr  erfolg  versprechen,  das 
ivird  in  mancherlei  Wendungen  erwogen,  die  sich  meist 
jedoch  weder  durch  p)rägnante  fassung ,  noch  durch  weite 
Verbreitung  auszeichnen:  der  basz  mag,  der  gewinnets. 
Henisch  1601;  pretio  vincitur  fides,  welcher  mehr  gibt, 
der  gewinnts.  Dentzler  616*;  nam  partum  significat,  was 
mit  arbeit  gewunnen  ist.  Dasypodius  Aa7*;  es  wird  nit 
alles  mit  arbeit  gewunnen.  Lehman  .534;  ohne  schwere 
arbeit  läszt  sich  nicht  wol  etwas  gewinnen.  Henisch 
1602 ;  wer  gewinnen  wil,  der  musz  viel  vertragen.  Petri 
Kkk  S**  u.a.;  mit  lauffen  gewinnt  man  am  meisten. 
Henisch  1602;  nichts  ist  so  fest,  so  grosz  und  hoch,  der 
fleisz  gewinnets  immer  noch,  ebenda;  wer  oft  gewinnt, 
gewinnt  viel.  Wander  i;  1662. 

d))  so  sind  es  schlieszlich  gerade  die  dem  wagemut  (s.  o.) 
entgegengesetzten  eigenschaften ,  die  für  den  erfolg  an- 
gesprochen werden:  geduld  und  Selbstbeherrschung,  dieser 
gegensatz  erwächst  einerseits  verschiedener  leben.muffassung, 
andererseits  auch  der  zwiespältigen  bedeutunq  von  gewinnen : 


5977 


GEWINNEN  I.  ic  {»prichwori) 


GEWINNEN  I,  5  (formen) 


5978 


mit  gedult  und  nachKeben  gewinnt  man  am  meiatan. 
HENI8CH  1603,  vgl.  auch  ScHOiTfti.  tlCO*;  thue  gemach 
und  lach,  so  gewinnt  du  alle  laoh.  Hknihcii  laot;  ^ffugtrt 
eupiditaUs,  rtgnum  eut  vineere,  der  gewint  ein  land,  der 
HJch  selbs  uborwint.  S.  Fkanck  trpriehie.  i,tn*;  wer  «ich 
von  hert/cn  für  golt  dnrnUlit(t*n  kan,  der  hat  gewunnen. 
Hkniscii  1610;  jedermann  gewinnt  leinen  herm  mit  aeiner 
aeelc.  Ghai'  (UiiUiche  rechtuHprickw.  17«;  jedermann  gewinnt 
aeinon  art)ciUlohn  mit  RiMitur  «eole.  I7ii. 

«))  ziihlreieh  vrrlrtten  uit  auch  die  ntgatiit  fasttung: 
man  kiin  nicht  an  aller  waar  gewinnen,  aonit  wunle 
man  zu  reicli  und  zu  Btolz.  Hkninch  ituta;  an  aUnden 
gewinnt  man  nicbtii.  tiM)i;  an  armen  walstt  man  nichts 
Zugewinnen,  ebtnda;  inuii  gwUnt  nUt  mit  flatieren  oder 
Bchmeiohlcn,  blanUifiui  ugitur  niJtU.  Maai.kr  90*;  wenig 
gewinnt,  wer  Hllet  wind.  Wandkh  i,i6«i;  wer  neidet  und 
sich  selb»  rechet,  der  gewinnt  nit  viel.  Hkninch  i6mr: 
mit  zanck  gewinnt  man  niolit  viel.  ebriuUt;  mit  hader 
gewinnt  man  nichla,  dann  hndorlumpcn.  ebenda:  vgl. 
aucli :  wer  nicht  knn  gewinnen,  der  tre((t  hader  ein. 
Pkti«i   Ilhhe",  ebeimo  Hunihch  u.a. 

8))  der  erzielte  gewinn  trird  in  der  form  de»  verlmma  nur 
loenig  gepriesrn:  das  MÜHsest  ist  gewinnen.  Hknircii  I60l. 
um  80  zahlreicher  sind  die  tcendungen,  die  ihn  abträglieh 
beurtheilen.  .sie  gelten  meint  von  den  Vorbedingungen  dee  er- 
folgen  und  von  der  art  und  xceine  aua,  in  der  er  errungen 
imirde.  dem  ernten  und  ranchen  erfolg  wird  iibereinetimmend 
mit  der  in  l)),  d))  vertretenen  auffaanmg  nur  teeni§  beaUtnd 
nlgetraui,  wie  andereraeit»  an  dem  mit  eehleehtm  wtiUeln 
ericorbenen  auch  die  entsprechenden  wirkuttgen  kervorfekoben 
werden,  andere  icendungen  .schränken  die  tmfftOlih  de»  er- 
folge.s  durch  dru-stieche  vergleiche  bi»  zur  verMirung  in» 
gegentheil  ein.  am  »elientieH  aind  die  formein,  die  den  un- 
bedingten ei  folg  schelten: 

a))  salin  onus,  unde  venerat,  illiu  abiit.  »o  gewannen, 
80  entrunnen.  K.  Tappius  atlag.  isu*  u.  a.  {».  gewonnen); 
wie  mans  gewint,  so  wird  man»  queit.  Pkthi  Ppp  »•;  elirnno 
Henisch;  wer  zu  erst  gewun,  war  xulclzt  rin  nrmor  niuim. 
Heniscii  1608  u.a.;  erst  gewonnen,  letzt  verspielt.  Knien- 
HOPEH  Schweiz,  aprichw.  154;  dazu  vgl.  die  mundarlUchen 
fansungen:  de  iirst  gewinner  —  de  last  verspitier  {Strelitz). 
KiitMKNicii  8,  79, 101  u.  a.  a.  unter  gewinner;  dat  erste 
winn'n  hAlt  de  Kieler  Jungs  nich  för  gdd  (Süderdith- 
marnchen).  Wanokk  1,1658;  zerst  gwunne,  z'lest  d'bach 
abgschwume  (Miihlhauaen).  Mahtin  t<.  Lieniiaht  8,  Kii^ 

b))  male  parta,  male  dilabuntur,  bös?:  gewunnen,  bOsi 
verrert.  G.  HAURtt  aprichwih-ternainml.  (I.M6)  181;  ebene« 
E.  Tappius  germ.  adag.  154''  w.  a.,  a.  unter  gewonnen,  da- 
gegen vgl.:  unrecht  gewunnen,  kompt  nit  an  die  sonnen. 

S.  FnANCK  8,  86»  (1545). 

c))  da  heilen  sie  wol  gewechselt,  ja  gewonnen,  wie  Jiitte, 
die  lirsz  sich  küszon  umh  ein  teigc  birn  und  gab  zwei 
eier  zu.  KiitciiiioF  tcendunmnth  (3,26)  2,29!>  öaterletf;  er 
wird  dabei  so  viel  gewinnen  wie  einer,  der  ein  messer  am 
feuer  wetzen  wil.  (aun  einer  aatire  wider  Mumer)  Waniikh 
1,1664;  du  wirst  so  viel  dabei  gewinnen,  wie  Michel  bei 
den  Schweinen.  Wandrii  i,  ir>08;  an  dem  hau  ich  gewunn, 
wie  der  deiwcl  an  de  ricwe.  Stknzki.  allerlei  ua  um  Weat- 
rieh  61 ;  vgl.  auch  Martin  m.  Lieniiaht  8,  tot";  es  ist  zu 
gewinnen  wie  honig  von  den  wespen.  Simhoi^k  4036;  er 
gewinnt,  wie  der  tisch  den  angelhaken.  Wandrh  i,  1669. 

d))  sO  der  man  io  m^  gewinnet, 

bA  er;  guot  ie  st'-rcr  niinnet. 

Freidank  M5,  3  W.  (irimm. 

vgl.  daztt :  je  mehr  man  gewinnt,  je  mehr  man  drauf  sinnt 
Wanuer  1,  16«>0; 

als  bald  ein  mann  frewinnet  gut, 
verkehret  er  diik  seinen  mut. 

lod  commune*  iirorerbiale*  (Batet  1478)  45  (/Ifr- 
menlat  ccUbrtB  numero$a  pecunia  mores); 

or  kann  vor  gewinnen  nicht  reich  werden.  Wandkr  1,  l6n. 

i)  formen. 

a)  der  .stammvoeal 

o)  unterliegt  bei  gewinnen  dem  ablaut.  attnätae  au 
achicacher  ßej-ion  sind  am  conjunctiv  den  prurt.  a%t» 
npAterer  zeit  beobachtet:  den  (goldenen  ring)  versilberte 
ich  .  .  .  und  demnach  ich  mir  einbilden  konte,  dasz  disi 
bald  ausz  sein  würde,  da  ich  nichts  darzu  gewinnote 
(im  druck  v.  1668  und  1718  gewinne).   Ghimmklshausbn 


Simpl.  1,  m  KMtr;   vgl.  auch   gewinnet    neben   atarken 
formen  ia»  mmdiUcmaiU  M  8cHMKi.i.eH  f*.  Mo. 

die  gntttmäatig»  tihttvßing  dm  voeaU  vor  dem  gedehmitn 
naaat  (ich  gewinne,  gewan(n],  du  gewttnne,  wir  gewunnen, 
haben  gewonnen,  ich  gewOnne)  ist  in  der  neuModuieutaeken 
Periode  dttrtk  »utgleiehtuiftm  mbgeiemkt  (Mir  twiseke» 
dem  ain§.  umd  dem  jrfursi  4m  frmi,t  leb  pvwann.  du 
gewannst,  wir  fewaaiMB:  idi  ftwttmM)  wU  dmtk  mumd- 
artlieke  MIRIAMS  gtIHM  (mitkUmU$eh  fvwonoen  tritt 
»ehrifUpraehUek  im  pmrt.  prmtt.  /Vr  pnrommi  mm). 

1))  o uagirieh  u ng»bmtrtl uuptm  »wtttktm  4m^  §kt§uUr  und 
dem  plural  de»  prmat. 

a))  der  gegeneata  innerhalb  dm  »infutmir»  dm  prmtt  WMtMa 
»ieh  wenig  bemerklieh  ■  neben  dm  HAmrmui  wtMieMk  kdigßem 
form  gewan  (gewann)  f9ir  di»  mtt$  und  dritte  ptrmm  itt 
die  aweite  litterarieeh  »w  gant  mninaalt  gekmnekt  t  dtnero 
frowun  dla  dfi  danehes  kwnnne  (quam  tu  »ponti  UgiaHt. 
NoTKK.n  Boethiu»  (s,  4«^):  die  da  gewünne.  KirrSMKR 
Jakoh»brUdm  tm  BiUittg,  wqfikr  aekon  ORMOKltBACN  f»> 
wannest  »ie^fükrt. 

a))  beeii\flummngm  dm  1.  nmd  t.  pm».  dng,  durtk  dk 
ilbrigenfomtm  rind  krttadm»  nidkt  mt  vmlmtnen:  m*  lamen 
»ich  meiet  gegen  di»  fttU  atgr»n»»n,  in  denen  mar  maand- 
arüiek»  tnu^rbwng  vordrmgt  dm»  UMere  gilt  fUr  Hai«« 
Sachs  .  der  »tatt  gewan  mi  reime  mnf  mon  (man)  «.  m. 
gewon  eehreibt  (fab.  u.  »ehw.  4.  M,  vgl.  mone,  gewone  ft.iw; 
4,  M;  plon  [planj  gewon  4,  S07:  aofton,  gewon  t.  MB  m.  «.. 
aber  vgl.  gewan  aueterhalb  der  rrimaiMe  S.  178:  6,  887). 
bei  anderen  formen,  die  deutlirher  für  formenauegleiek 
apreehen,  mum  dm  eit^fium  dm  anlautenden  kalbvmal»  {».  u.) 
jeden  fall»  mit  mwogen  werden  t  Uk  fewiudi  nielis  daran 
deutaek  ital.  «pracM.  84*  Brenner:  gewann  Vmerdank  88 
Ooedeke  {aon»t  überall  gewann);  gewUn  Hanh  Sachh  4,151; 
gewönne  ich  einen  solchen  tust,  mich  unter  ihre  xunff 
schreiben  zu  lassen.  GHiMMRiJiHAt'aRN  (vogelneai  8.  8S) 
4,671  Keller:  ein  lämmgen,  das  mich  Heb  gewönne. 
P.  C.  L.  Crkuz  oa,,i*  1  (1768),  807;  vgl.  aueh  ieh  gewann  et 
gewänne,  du  gewönnest  et  gewannest,  er  gewann  et  ge- 
Wonne.  Stiri.er8MS;  gwann,  gwang  oder  gwann,  gwang. 
S<:iimki.i.rr  8*. 880;  gewinnen,  praet.  gewun.  Sciiamiiacii 
68^;  vgl.  aueh  die  entapreehenden  formen  bei  Sibbs  aur 
geaek.  d.  engliacli  friaaiaeken  apraeke  i ,  M. 

/ä))  der  unbeeinfluatte  »tammroral  unterliegt  vie{faek  dm 
Verlängerung,  vgl.  gewaen  bei  Qlentki..  Arndbs  (/mim 
11, 18«.  a.);  vgl.  ich  gewahn  Striniiach  t,  1088;  «y(.  di» 
formen  »p.  fiWl  oben :  a.  die  langen  voenle  M  StRBS  «.«.«. 

b))  in  den  pluralformen  dm  prmeteriiuwt»  wird  dm  geatta- 
wtätmige  voeal  vom  aingular  her  verdrängt. 

a)  der  auatändige  voeal  hat  »ich  in  dem  indieati»' 
formen  nicht  eigentlich  über  da»  18.  jahrh.  hinaua  gakaUtni 
vgl.  gewunnen.  gewonnen  unter  s)).  die  erate  form  mit  • 
zeigt  AvF.NTiN:  gewannen  die  roter  raers.  168;  vgl.  aneh 
gewannen  MA-i-riii':siiis(Lii/A#re)8, 188;  sie  gewahnen  Götx 
lebettabeachr.  104  Bielittg  u.  a. 

ß))  zäheren  wideratand  leisten  die  eonjunetirformen 
giwanni,  gewunne,  gewttnne  (gewänne.  gewOn).  gewOnne 
(aur  abgrentung  von  fewftnne  wimI  gewönne  «. «.).  dit» 
erate  aeugnin  für  umgdnntitm  a  giakt  dm  mittaldeutaeke 
RoTHK  Elinabeth  SOU;  ihm  folgt  eiat»  Urkunde  von  1487 
a\u  den  bairinehen  landtmgaverhandL  (ll,  83  Krenner),  dant 
vgl.  gewan ,  gewen  in  der  mundart  um  Oieaaen  {aeitaekr. 
f.  hoehd.  mtda.  i,  11).  LuriiRH  und  die  liitemtmraprmtka 
bei  GOnthkh,  Hai.i.rr,  Lkssino.  Geulert.  Bf^nnRn, 
Herurr.  Schlrori. ,  PonsTEn  halten  an  gewönne  yM. 
WiRi.ANO  bevorzugt  gewänne,  ebemao  W.  v.  Humboldt. 
Vo».s  geht  in  dm  Odgaam  von  l78i  ««tr  nntan  form  ükm  (ge- 
wänne 8,  81  gegen  gewOnn«  dm  nnagmka  von  \n\\  GAtiir 
und  ScHit.i.RR  6«Berjiifsii  noch  die  Sltere  form,  Imaaen 
»ich  aber  ein  gewttnne  gdegentlieh  entschlüpfen  (GÖTHR 
8,48  mr.,-  ScHii.i.RRfrr.  1,817).  ^^bnne  findet  eich  noch 
MMOllnbr.  BArnr,  Hrinr,  W.  Alexis,  Arndt,  F.  Lkh- 
WALD,  FoNTANR,  finrf  BiSMARCR.  die  wOrterbüeker  atrtbem 
arhon  aeit  Striniiach  «t'iwr  regelnng  in  anderem  ainne 
zu:  ich  gewahn,  ich  gewfthne.  8, 108R;  ieh  gewann  ...  ich 
gewtne.  Fri8«:ii  i.*6«f;  ebenso  Auki.vno,  Schwan. 

8))  die  Verdrängung  dm  naaali-oeals  n  in  diesen  plural- 
formten  dmrh  o  iat  akanfkll»  von  Mitteldefifsrhland  ema  in 
dm  ackr^flapmek»    iut'Apaaiiat   taorden;   autk   kim  ahm 

37Ö* 


5979 


GEWINNEN  I,  5  (formen) 


GEWINNEN  I,  5  (formen) 


5980 


widerstreben  die  oberdeutschen  mundarten,  denen  hier  auch 
einzelne  niederdeutsche  zur  seite  treten. 

a))  die  ältere  spräche  zeigt  bis  in  den  ausgang  der  mittel- 
hochdeutschen Periode  ausnahmslos  das  gesetzmäszige  u  und 
zwar  nicht  nur  in  oberdeutschen,  sondern  auch  in  mittel- 
und  niederdeutschen  denkmälern.  vgl.  gewannen  (particip) 
Pfälzer  Urkunde  von  1284;  Fierrahras  A2t';  myst.  1,  107; 
Hesler  apokalypse  ionm-,  säcJis.  weltchron.  213,42;  stadt- 
buch V.  Dortmund;  Lübecker  todtentanz  995. 1170;  gewannen 
(plur.  praet.)  predigt  d.  Leipziger  handschr.;  livländ. 
Chronik  6662;  Jeroschin  8611;  myst.  1,181;  Nürnberger 
handschr.  d.  Eckhart  48  Jostes;  predigten  bei  Ztichhold  109; 
heil,  leben  (1472)  2'';  Pontus  u.  Sidonia  c  6". 

b))  mit  dem  ausgang  der  mittelhochdeutschen  periode 
machen  sich: 

o))  die  ersten  mundartlichen  einflüsse  zu  gunsten  des  o 
bemerklich:  gewonnen  da^  stedechen.  Limburger  chron. 
83,24;  ebenso  3.  Rothe  Düringer  chron.  47;  passion  1106 
(handschr.);  gewonnen  Jon.  v.  Neumarkt  leben  des  heil. 
Hieron.  193  (nd.  druck  ghewunnen);  Nigol.  v.  Landau  109 
Zuchhold  (var.  gewannen);  Elisabeth  v.  Nassau  Huge 
Sclieppel  3  v^ ;  buch  der  liebe  275°  u.  a. ;  Aimon  91'' ;  Nürn- 
berger chron.  (d.  städtechron.  lo)  320;  selbst  Augsburger 
chron.  (22)353;  Zimmersche  chron.  2,229;  3,109.  in  der 
bibelübersetzung  ist  es  Quentel,  später  Luther,  die  gegen- 
über der  älteren  bibel  (Eggesteyn,  Koburger,  selbst 
Arndes  u.  a.)  die  neuerung  einführen  (eine  ausnahmt  s.u.); 
gewonnen  hadde  Quentel  Jesaia  20,  l  (gewannen  Egge- 
steyn, Koburger,  Arndes);  ebenso  Sacharja  U,S  u.  a. 
(aöerJo*tta  19,47  wunnen  Quentel);  sie  gewonnen  Luther 
Nehemia  9,  25  (gegen  die  Vorgänger),  die  bearbeiter  und 
nachdrueker  Luthers  verhalten  sich  verschieden,  die 
Züricher  bibel  bleibt  consequent  bei  gewannen,  Dieten- 
berger  nimmt  gewonnen  auf.  Eck  schwankt  (gewonnen 
Sacharja  14,3;  gewannen  Josua  11,19;  Jeremia  32,24). 

ß))  im  gleichen  Zeitraum  hält  sich  auf  oberdeutschem, 
boden  das  alte  u  fast  unbeschränkt:  so  gewannen  bei  Else. 
Stagel,  Königshofen,  Murner,  Manuel,  Zwingli, 
Waldis,  Stumpf;  desgl.  in  Augsburger,  Donauwörther 
chron.;  bei  S.  Franck,  Lotzer;  im  Iglauer  recht,  österr. 
loeisth.,  Sterzinger  spiele ;  Andreas  v.  Regensburg,  Aven- 
tin,  Albertinus,  Schaidenreisser;  auch  Nürnberger 
quellen  bieten  gewannen,  s.  d.  städtechron.  1,  Wh;  3,97; 
Dürer  nachl.  7;  Hans  Sachs  (mit  der  umgelauteten  form. 
gewünen);   Peter  Probst  tmd  3.  v.  Schwartzenberg. 

v))  schioankungen  ergaben  sich  hier  innerhalb  der  gleichen 
dialektgrenzen;  sie  sind  aber  auch  für  die  Überlieferung  eines 
Schriftstellers  beobachtet;  vgl.  gewonnen  neben  gewannen 
bei  Luther  19, 198  Weimar;  vgl.  gewonnen  (Luther  6,  285; 
7,  638;  11,  24;  15,  296)  gegen  gewannen  (Luther  4,  403  Jena 
und  in  den  predigtnachschriften  6,  502  Weimar;  12,  92). 
später  sind  .solche  noch  für  Kirchhoff,  Corvinus,  Bün- 
TING  und  Grimmelshausen  zu  verzeichnen,  auch  bei 
Abraham  a  S.  Clara,  für  den  in  'heilsames  gemisch'  ge- 
wonnen belegt  ist  (ll.  372),  finden  sich  in  'auff  auff  ihr 
Christen'  noch  Zeugnisse  für  gewannen  12.  59.  vgl.  dazu 
gewonnen  et  gewannen  bei  Stieler. 

S))  eine  ausnahmest^llung  nimmt  auch  hier  der  conjunctiv 
ein.  selbst  Luther  hält  hier  eher  am,  ü  bezw.  u  fest:  ge- 
wannest 15,  297 ;  gewün  ll,  24;  gewünne  4,  431»  Jena;  3, 1231" 
(gegen  gewönne  4,  411»;  3,68*';  23,269  Weimer);  vgl.  vor 
allem:  ob  er  die  gantze  weit  gewünne.  Luther  Lucas  9,  25 
(gewann  cod.  Tepl.,  ähnlich  Mentel,  Eggesteyn  u.  a. 
Quentel,  Arndes  [wunnel,  gewünne  Emser,  Dieten- 
BERGER,  gewänne  Eck,  Lotzer).  dazu  vgl.  gewünne  bei 
E.  Alberus  nov.  dict.  Aa  3»;  0.  v.  Demeringen,  Logau 
sinnged.  98  (allerdings  im  reim  auf  sinne);  vgl.  gewünne 
neben  gewönne  bei  Stieler;  vgl.  nocÄ gewünne,  gewonnen 
bei  RoNDEAU  2,  Ua3°. 

f))  für  die  Wörterbücher  der  Schriftsprache,  die  bei 
Hknisch,  Duez  und  Aler  noch  n  zeigen,  ist  dem  o  mit 
Frisch  die  alleinJierrschaft  verbürgt:  ich  hab  gewonnen 
2,  450°.    das  gleiche  bei  Adelung,  Schwan,  Hederich  tc.  a. 

Tj))  anders  verhalten  sich  die  mundarten  t  gewannen 
Kantzow  Chronik  v.  Pommern;  wannen  C.  Schumann 
Wortschatz  v.  Lübeck  76.  vor  allem  aber  vgl.  die  ober- 
deutschen belege:  gwunge  (als particip ;  oberöstr.)  s.  d.  mund- 
arten 8,183»;  ebenso  gwunne,  gwange  Sghmeller  2^  980; 


gwane  aus  Kenzingen  (zeitschr.  f.  d.  mda.  1,361);  kewane, 
kwane,  kewan.  Martin  u.  Lienhart  2, 831*";  kwunn 
Meisinger  Rappenauer  mda.  2,  82». 

ß)  die  Stammsilbe  auszerhalb  der  Wirkungen  des  ahlauts. 

l))  einwirkungen  des  consonayitism,us  auf  den  präsens- 
vocal. 

a))  der  anlautende  halbvocal  übt  frühzeitig  seinen  einßusz : 
ze  gewannene  statt  gewinnene.  N otker  psahn  134, 13  und 
so  öfters;  vgl.  auch  die  Varianten  108,31;  102,  5  m.  a. 
dazti  vgl.  gewünne  für  gewinnen  in  der  Heidelberger 
handschr.  zu  bruder  Philipps  Marienleben  859.  im  all- 
gemeinen sind  es  durchtveg  Schweizer  und  Schwaben,  denen 
hier  belege  zu  entnehmen  sind :  möcht  gewanen  Basler  chron. 

4,  193;  sie  gewännen  Züricher  bibel;  ebenso  Frisius, 
Maaler,  Steinhöwel,  Wetzel,  Wickram,  Zwingli 
u.  a.;  der  etwas  gewünnen  wil  S.  Franck  2,86»  (nach  d. 
au.sg.  t».  1545;  in  der  von  1541:  gewinnen),  vgl.  auch  ge- 
wünnen Haimonskinder  150;  der  gewünnet  Hainhofer 
reisetagbuch;  gewünnen  Abraham  a  S.  Clara  auff  auff 
ihr  Christen  52;  Zesen  adriat.  Rosemund  l,  66;  3, 121;  viel- 
leicht ist  hierher  auch  gewonnen,  gewinnen  wb.  d.  Luxem- 
bürg.  mda.  144^  zu  ziehen. 

b))  vielfach  ivird  der  praese7isvocal  vor  dem.  nasal  auch  als 
e  iviedergegeben :  gewennen  handschr.  vocab.  (l5.  jahrh.) 
DiEFENBACH  338»;  coch  hiermit  za  gewennen,  mir  keine 
Schwein  mehr  hüeten  zu  lassen.  Zimmersche  chron.  2,  388 
Barack  (oder  gewöhnen?);  kwene  m.  a.  Martin  u.  Lien- 
hardt  2,  831'';  gewenne  Honig  wb.  d.  Kölner  mda.  655. 

2))  Veränderungen  des  schlieszenden  yiasals  im  Wechsel 
der  fleocionsformen. 

a))  die  Vereinfachung  im,  auslaut  oder  vor  consonanten 
und  die  Wirkungen  des  Systemzwangs. 

a))  auslatitend  im  praeteritum  wird  der  nasal  bis  weit 
in  die  neuhochdeutsche  periode  als  einfacher  geschrieben: 
gewan  Joh.  v.  Neumarkt,  die  mystiker,  Gregors  dialoge. 
Basler,  Straszburger,  Donauwörther  chron.;  die  Volksbücher; 
Murner,  Geiler;  Luther  Jesaia  20,1  (ebenso  Egge- 
steyn); 2  Samuel.  12,  26  (ebenso  Koburger  Züricher  bibel, 
EcK)M.a.;  e&enso  Luther  in  seinen  Schriften;  Matthesius, 
Hans  Sachs,  Tucher,  Kirchhoff,  Waldis,  Wickram, 
Stumpf;  bergreihen;  gewan  noch  Tscherning  dtsch.  ged. 
frühling  (1642)  98.  die  neuerung  setzt  mit  schioankungen 
ein:  gewanner  Nibel.  handschr.  A  zu  337,  4;  das  ich  ie 
solichs  kind  gewann  Sterzinger  spiele  s.  64  (nie  gewan  120) ; 
da  gewann  sie  aber  einen  son  buch  der  liebe  267»  (gewan 
267''),  ebenso  279»;  das  gleiche  (gewann  neben  gewan)  bei 
Frey  (gartengesellsch.)  im  Teuerdank,  Aimon,  Alber- 
tinus, Fisghart.  vgl.  auch  gewann  Alsfelder  passionssp. 
293;  Agrigola  sprichw.  121'';  Livius  deutsch  Gd'^  u.  a. 

ß))  inlautend  vor  dental  hält  sich  die  einfache  Schreibung 
bis  ins  18.  jahrh. :  gewint  Sachsensp.  landr.  3,  27,  2, 184 ; 
Nürnberger  Eckharthandschr.  28;  Geiler  evangel.  19*"; 
Luther  (pred.)  25,  494  u.  a.;  Hans  Sachs  9,  246  Keller; 
Schwartzenbeag  teutsch  Cicero  127,  ebenso  (mehrfach) 
Dürer,  P.  Probst,  E.  Alberus;  desgl.  in  den  sprich- 
wörtersamml.  von  G.Hauer,  S.  Franck,  Petri;  desgl. 
bei  Fisghart  Gargantua  260;  Fickler  113»;  Lobwasser 
psalml;  Hejusch  1601  (doch s. unten);  Duez  461»;  Rachel 
satyr.  ged.  49;  Weise  Masaniello  17;  gewind  Daniels 
traumd.  52;  Judas  Nazarei  52;  Ayrer  3,1588;  Lehman 
852;  Lotzer  28;  gewindt  Fronsperger  kriegsbuch  2,199»; 
S  EU  TER  roszarznei  193;  Endinger  jugendspiel  29;  Wickram 

5,  98;  frau  rath  an  Göthe  (2.  7. 1804).  doppeleonsonanz  bietet 
schon  Eggesteyn  :  er  gewinnt  si  Jeremia  38,  3  (gewint 
sie  Koburger);  vgl.  gewynnt  H.  v.  Mügeln  (1489)  60»; 
S.  Brant  narrensch.  77»;  Imch  der  liebe  275*;  Fischart 
glückh.  schiff  i66;  Aeg.  Albertinus  339;  E.  Alberus  nov. 
dict.  R3»;  bei  Henisch  verhalten  sich  einzelne  formen  ver- 
schieden: gewinst  du  nicht  1602;  wagen  gewinnt  ebenda 
(neben  gewint,  vgl.  auch  gewinst  Wigkram  (Bolte  5,99) 
aus  1559  gegen  gewinnest  (aus  1538)  u.  a.  um  vieles  häujiger 
sind  jedoch  die  schwerfälligen  formen  gewinnet  (gewinnest) 
eingesetzt;  sie  herrschen  bei  Joh.  v.  Neumarkt,  bei  den 
mystikern,  in  der  reformationspolemik  und  in  der  lehr- 
haften litteratur  des  16.  u.  n.  jahrh.,  später  bei  Lessing, 
Herder   und  noch  bei  Hoffmann  v.  Fallersleben. 

y))  vorübergehend  ist  auch  ztoischen  vocalen  der  nasal 
einfach    qeschrieben    (vql.     auch    die     verlänqerunQ    des 


5981 


GEWINNEN  I.  5  (formen) 


ttatnmvoeala  ».  o.):  g«wune  AUranderlitd  «a  (var.);  g«- 
wunen  Sterzinger  »piele n9  (neben  gebunnen  l&O);  gewinen 
AvKNTiN  1,481,  8.  LoTZKR  M;  gewinen  Hans  Sachk 
4,847  »chwänke  und  oft;  gewUnen  4,117  m.  a.;  fwinen 
P.  Phobst  62, 118;  gewunen  het  Ibidinfvr  J^dtmtpid  S8; 
gewonen  d.  atüdteehron.  n,  SAS. 

b))  die  gemination  dea  utuaU  imrrf  vtnimtdt  dmrth  den 
dental  gestört:  gewinden  voeab.  lai.  gtrm.  Dikfsnuacu 
838*.   vgl.  überwinden  \neben  Uberwinnen  vgL  gewinnt. 

e))  in  der  hayrxaeh-öaterreichieehen  mundart  entieiekelte 
eich  ein  gxUtural:  gebangen  monutn.  Boiea  >I,M8;  ge- 
wtingen  Avrntin  1,  S8&.  IM.  tae.  118;  vgl.aueAHcuuKi.i.Kn 
•',986  (g'wunga);  deuteehe  mda.  8,188*;  Lexkh  kämt.  wb. 
858;  gewingen  aehlea.  Urkunde  v.  1A88;  6eterr.  %eei»tk.  6,  &4a; 
gewingt  Stertinger  »piele  188. 184;    gewang  Avrntin  1,888. 

8})  in  dertelben  mxtndart  \eird  natürlich  uuek  da»  an- 
lautende w  inelfach  alu  lahutUr  vtraehlu»Mlmut  4ter> 
miltelt:  gehinen  deuteehital.  aprnchbttek  97^  Brenner;  ge- 
blinken  ntonuvi.  Boiea  tl,  648;  ebenso  futnaehtepiele  1008 
Keller;  Sterzinger  tpide  tU;  gebinnen  118,  74.  117  («.  u.); 
gban  16;  gebinnost  teeiat  aurh  der  OberpfäUer  Poliankkii 
in  den  anfieiehnungen  von  LuTHBns  predigten  (9,  846  Wei- 
mar) auf. 

h)  dae  präfia:. 

1))  xoie.  bei  kriegen  gegen  erkriegen  haben  eineelne  munä- 
arten  auch  bei  gewinnen  das  prtlßar  naehiräglieh  wieder 
eingelnlatt,  vgl.  auch  englisch  win  gegen  angels.  gewinnan 
(BoHWORTii-ToLLBR  46H*).  xoie  Weit  miUddeutsche  mund- 
arten  an  dieser  betoegung  sich  betheiUgen,  ist  noch  nicht 
festgestellt,  immerhin  vgl.  die  varianie  dor  Heidelberger 
handschr.  mu  Jtcein  1607  nie  ne  wan  gegen  gewan.  sieher- 
gestellt ist  sie  für»  niederdeutsche  (mndl.  auch  gewinnen 
s.  Verwijs  u.  Vrrdam  8,  1013);  winnen  Sachsenspiegel 
landr.  1, 61.  58  u.  a. ,-  to  winncnde  Lübecker  ehren,  (d.  »tädto- 
chron.  86)  63 ;  wan  61  (gewännen  hadde) ; 

up  Kreichmart  wart  die  strit  b^Kunnen, 
da  de  bureere  den  oirsten  sege  wunnen. 

G.  Haobn,  Kölner  chronik  8467  (d.  ttädUchron, 
18,181): 

ebenso  770.  778;  dagegen  im  part.  praet.  gewunnen  8487. 
dazu  vgl.sortiri,  winnen  ndl.  glossen  d.  H.jahrh.  Diefen- 
BACH  &4S<' ;  lucrari  winnen  dict.  lat.  germ.  d.  15.  jahrh. 
ebenda  888*;  vgl.  en  wonnen  die  stad  Qukntei.  S.  chron. 
38,  18;  ebenso  (wunnen)  Arndk»  und  ähnlich  ößers;  für 
die  hetttigen  mundarten  vgl.  winnen  (winst,  wint)  verstteh 
eines  bremischen  \eb.  5,864;  winnen  Dannkil  wb.  d.  alt- 
märkischplattd.  mila.  847;  wunnen  Lübecker  mda. 

8))  in  den  oberdeutschen  mundarten  andererseit»  unter- 
liegt das  prüfix  von  früh  an  der  Verkürzung  —  meist 
durch  Synkope,  hierzu  vgl.  schon  die  belege  aus  den  glossen; 
el>en80  vgl.  die  Varianten  guinnet  gegen  gewinnet  bei 
Wit.i.iRAM  ;  gainnen  Wiener  handschr.  m.  ^or KKK8 psalmen 
gegen  geuuinnen  14S'>;  470*  u.  a.;  gwan  ^eiM***  88,  1;  u.a. 
gwinnen  in  Wickrams  druck  v.  1688  (Balte  6,99)  gegen 
gewinnen  im  druck  v.  1599;  gwinnen  Oroszbaseler  todten- 
tanz ;  Ponttts  t«.  Sidonia  f.  3* ;  Tetterdank  890 ;  Hans  Sachs 
fab.  u.  schie.  4,  ioa;  vgl.  gbinen  Sterzinger  spiele  iil ;  gban 
16  gege^^  gebinnen  118;  74;  gebunnon  135;  gwint  Stipri.  cosm 
no^;  FiCKLRR  118*;  gwind  S.  Lotzer  88;  atts  den  hetttigen 
mundarten  vjr^.gwunne,  gwungeSciiMELLER8',980;  kwune, 
Itpwune  Martin  u.  Lignhart  8,  ssi*».  i«  der  form  gOnne, 
die  Brhaoiibl  (l,  169'')  für  die  spräche  Hebels  anmerkt, 
vgl.  abgUnnen  Stalder  1,  497. 

c)  die  ßexionsformen  nehmen  nicht  in  gleicher  regel- 
mästigkeit  an  der  breiten  fülle  der  dem  verbum  möglichen 
Verblendungen  theil.  tcie  sieh  schon  aus  dem  überblick  über 
die  formen  ergab,  haben  die  l.  und  8.  person  singular  hier 
einen  tingeicöhnliehen  vorsprung  gegen  die  übrigen,  das 
gleiche  gilt  —  »oenigstens  in  der  älteren  spräche  —  für  das 
praet.  gegenüber  dem  praesens,  ungetröhnlich  häufig  tcird 
der  it\/initiv  angesogen;  nächst  dem  das  part.  praet.,  das 
sich  einerseits  im  spriehKort  hervorthut  (wie  gewonnen,  so 
rerronnen;  frisch  gewagt  ist  halb  gewonnen)  anderereoit» 
in  festen  verbindtmgen  fortlebt,  die  am  verbum  »M»t  ver- 
kümmern: gewonnen  gut  (gewonnen  spiel),  gewonnen 
geben,  s.  auch  unter  gewonnen,  noch  tceiter  in  der  isolierung 
geht  das  part.  praesentis,  das  ttaturgemäs»  den  absoluUn 
gebrauch  des  verbums  begünstigt,    die  gegensätse,  di*  »idk 


GEWINNEN  II  (neuhochdeutaeker  gebrauch)    5982 

dort  at^f  grund  dar  vertehiedemhsii  de»  »tipfomiHmt  ob 
jedes  entwickeln,  haben  der  partieipia{form  ftwlnnend 
ihr  besondere»  ftfrOf»  gegeben.  vgL:  gnt«  nuuüeren  ... 
wie  ieh  sie  in  berSbmoff  mit  Utara  FhuisoMn  und  mit 
franxOaiaoheo  and  noch  gewinnender  bei  nuaischen  i 
Jeden  altort  kennen  grli-mt  halxv  Hihmakck  ged.  u. 
(10)  1,8».  gegen:  wollte  man  aber  billig  sein,  und  ktaato 
man  suletzt  eine  bilano«  Mifatotica,  fo  wflH«  Ml  4Mll 
immer  ala  der  gewinnend«  erMbeiaMi.  CMths  mi  fritßm 
V.  Chaseeport  tt.  4.  U».  dmam  vgL  fewinnMul  («.  4.\  wo 
auA  die  a»ufni»m  fkr  paaoim  metiemtmri  ftmürdigt  werdem. 

it^itiv,  M  äit  emoäh»  tmr  §uU^mlli%immn§,  i 
iMe  Uh»n»kraft  von  gewinn  unterlmadtn  UaAm: 

•(«rt>«n  iat  c«wina«a, 

•i  reiat  ftisl  «ad  ilnai 

ava  der  gaaUeii  aelk. 

JuH  Chk.  OCMTMim  (Au /«<  ,  

datz  ieh  mtek  m  gek.kaUe...)  gedß  U 

ebenooTM  (vor  wacher  and  gewinnen  tm  reim» m^ itnn—). 

II.   die  gebraucht(form»n  dor  neukoekämelttkm  ftrMa. 

aueh  hier  werden  die  äUmren  formen  nmäekti  üämrmmmt» 
und  weiUrg^fakrt.  «e  dem  dia  firiümh  prom  aitk  «Ml 
we»en(lieh  von  dem  gebrmuek  4»  wAHdkoMLmuhAim  iUk- 

wemAungen  tmüektreltm,  moAtn  vordrinfm  94m  i»  fem- 
formungen  neu  erstehen,  da»  Um»  mcA  $dkm  mmt  dam  Mr- 
halten  LtniiKiiN,  thrilteeis»  mudk  tm»  4»m  M^eMMM^M 
der  Wörterbücher  ereehen  («.  oten).  äk  ntl»lHitk»H  mtd 
bewegliehkeit.  die  sieh  die  »frad»  4»a  it.JaMk.im  äimtai» 
der  aufblühenden  litterahw  mringi,  trägt  rnuA  m  dam  vor 
wendungskreis  un»»rm  verbuwi»  nette»  Üben,  raoeker  ver- 
alten die  fügungtn,  di»  thtrtJk  neu*  bildungen  m^r  als 
ereettt  werden.  fa»t  alle  Stilisten  haben  den  verwemlung»- 
krei»  erweitert,  am  wtfiigaten  wol  Sciiillek.  m  derbentr 
sugung  einselner  —  meiet  abthmeim'  —  Wendungen  erreteht 
Hf.rder  den  Höhepunkt,  tiäknmd  »ich  in  der  «prsdht 
Göi'iiES  alle  mögliehkeiten  vereinigen:  neubilehmgem^  mt^- 
gefrischte  alte  formen  und  eigrntcuehsiger  ieaimtd. 

als  gliederungsgrund  empfiehlt  »ich  bei  den  unwurUiehm 
Übergängen,  in  denen  der  bedeuf^tngnrandel  hier  v^rtät^ 
anstelle  der  Itedeutungsunterschieile  riieart  der  rerbindungem, 
die  zudem  auch  den  begriff  liehen  entwieklun-fsgang  in  ge- 
eignetem rahmen  erfassen  läsxt.  e»  ergeben  sieh  hier  tda 
hauptgruppen :  Verbindungen,  die  einen  gege-ispieler  kenn 
zeichnen;  Verbindungen,  die  nur  auf  das  erriebnist  rieten, 
das  sie  in  einem  sächlichen  oder  abatraeten  objeet  kenn 
zeichnen,  und  endlich  da»  vatitzm  okma  aaUka  Verbindungen, 
der  absolute  gebrauch,  die  bedeittungaakatt^ng  —  ••■» 
erfolg  im  kämpf  oder  spiel  bia  tt*  dam  ati^Atn  bagriM 
der  beaitsnakmu  utui  dessen  abeehwäekamgam  in  dar  wtmr 
»f/niaktiaahan  ßittetian  aiitaa  kfUfkoai-ia  —  atM  groaaan- 
theil»  in  weekaelwirkHnf  wtU  dan  varUndnngen  dm  wiiwu. 
bei  der  kennseichnung  «hm»  gagenapieler»  hält  eich  die  bo- 
tiehung  at^f  den  kamgf  am  labandigattn,  sie  erfährt  hier 
nur  da,  wo  der  gegenspieler  at»  al/faei  dar  faraen  amga- 
gliedert  ist.  durch  weitere  bestim mungu m trkmah  mondkertai 
ablenkung  und  abschwächttng.  in  eerbimdung  mit  dem 
sächlichen  oder  abstracten  objeet  tnacht  sich  nebtn  dem 
kämpf  attch  das  spiel  geliend,  andareraeit»  emtwiekeit  aiak 
hier  im  besonderen  dia  mmnmffalHgkaU  dar  am^  dam  ta- 
griff  der  besitznahm»  wirkenden  aUenkttOfam,  dar  mr- 
engerung  und  abschwäehung.  je  lebendiger  dia 
des  objeet»  tum  ausdrttek  kommt,  um  so  m 
at^f  die  des  verl>ums  und  umgekehrt,  dakar  iat  e»  gerade 
die  »tark  angeschwollene  gruppe  der  varbindmMfen  mit  wr- 
bUutten  pronominalformen  und  mit  ähnlichen  bedeutung»- 
»ekwaeken  objeeten.  die  dem  verbum  kr^ft  und  energie  der 
bedetitung  erhält,  am  stärksten  wird  diaae  beim  ■leefiifm 
gebrauch,  dem  auch  durch  abstreifung  dar  tadamhmgaUaram 
objeete  vide  Wendungen  suwaekaen. 

die  festen  t-erbindungan  und  fbtmdzt,  die  im  neuaran 
gebrauch  sieh  vor  allem  mehren,  bedingen  «ttcA  im  dar 
kmtigorie  des  sul^eets,  in  der  »ekan  dar  mittatkaekdatdaeka 
atü  manche  sächlichen  nomina  einftilkfut  kaÜi,  et»  vor- 
dringen der  »mtkbegriffe  und  der  abttracta.  entspredkanda 
neuarungan  wardan  mm  be»ten  M  dar  ainzdnen  fUfung 


5983      GEWINNEN  II,  i  (gegen  eine  person) 

l)  altes  und  7ieues  an  den  Verbindungen,  die  einen  gegen- 
Spieler  kennzeichnen  .• 

a)  die  losere  form  der  angliederung  durch  präpositionen 
hatte  schon  in  der  mittelhochdeutschen  dichtung  bei  an 
gewinnen  und  ab  gewinnen  {vgl.  oben  sp.  5936)  zu  formel- 
haften bildungen  geführt,  die  die  präposition  vom  persön- 
lichen dativ  abziehen  und  mit  dem  verbum  verschmelzen. 
der  neuere  stil  übernimmt  die  überlieferten  formen,  die  er 
theils  ujnformt  theils  weiterbildet,  vor  allem  aber  ent- 
tcickelt  er  neue  Wendungen,  die  sich  besonderer  beliebtheit 
erfreuen,  für  alle  entsprechende  gebrauchsformen  ist  die 
Vorstellung  eines  kampfes  unverkennbar  die  grundlage,  die 
auch  bei  der  verblaszten  wendung  immer  wieder  durch- 
schlägt. 

a)  Umformung  oder  Weiterbildung  des  überlieferten. 

l))  eigenartig  ist  der  gang  bei  der  Verbindung  mit  an, 
die  im  15.  und  16.  jahrh.  für  die  überlieferte  fwmel  einen 
gesteigerten  verbrauch  in  allen  abstufungen  der  bedeutung 
erkennen  läszt,  der  später  rasch  unterbunden  wird,  anderer- 
seits mehren  sich  gerade  im  netteren  stil  Wendungen,  die 
die  präposition  vneder  in  loser  Stellung  zum  verbum  und 
in  engster  Verbindung  mit  dem  persönlichen   dativ  zeigen. 

a))  die  präposition  in  engster  Verbindung  mit  dem  verbum,: 

«))   Schawenburg    in    der   Mortenawe,    ein    gut   veste 
schloss,  wart  dem  stamme  von  Schawenburg  angewonnen 
von  graff  Hansen  von  Eberstein.  M.  v.  Kemnat  chronik 
Friedrichs  I.  s.  29.     dazti  vgl.  Luther  i  Mos.  21,  26  (land 
angewinnen);    2  chron.  13,  19  (stede);    Alberus  87^  (die 
Schlacht);  Stumpf  l,  32*  (veldstreit) ;  fastnachtspiele  274,  20 
(einen  rank);  ebenso  335, 13;  385,  3 ;  weisth.  l,  831  (den  halm) ; 
recht  angewinnen  s.  oben  sp.  5959;    vertrug  sein  pferd  in 
dem  Scharmützeln,  dag  er  dovon  must  vallen,  und  sie  ge- 
wunnen  uns  das  pferd  an.  d.  städtechron.  (Nürnberg)  2,  66 ; 
ich  weisz  ein  wipp  uff  miner  wann, 
die  wel  ich  zu  hiiff'  how  .  .  . 
sich,  wie  wulde  ich  unmer  basz 
eme  gewinnen  an  sin  lipp 
dan  durch  das  selbe  böse  wipp? 

Alsfelder  passionsspiel  678  Grein; 

wie  nun  das  ehrliche  jungfrewlein  zum  brunnen  kompt, 
sihet  es  sich  nicht  lang  umb,  unnd  helt  kein  stenderling, 
gewint  auch  niemand  rede  an,  sondern  schöpfft  jren  krug 
vol  . .  .  Matthesius  {hochzeitspred.  3)  2,  55  Loesclie;  ebenso 
Keisersberg  brösaml.  56°  (den  mund);  Ayrer  procesz.jur. 

I,  15  (rechtfertigung) ;  uno  te  vicimus.  wir  habends  dir  in 
einem  vorgethon,  wir  habend  dirs  umb  eins  angwunnen. 
Frisius  dict.  (1556)  1382''; 

ein  ieder  pur,  der  lesen  kan, 

der  gwünt's  eim  schlechten  pfaffen  an.     • 

NiKLAUs  Manuel  vom  papst  u.  s.  priesterschaft 
272  Bdchtold; 

und  mit  beziehung  auf  unpersönliches  subject: 
man  gab  mir  gelt  und  füllt  mich  voll, 
dann  ich  müss  vil  wins  trunken  han, 
sechs  mass  gewinnend  mir  nit  vil  an.    272; 
pflöcker  und   klotze,   denen  .  . .  andere  waffen  nicht  an- 
gewinnen können  . . .  {mit  pulver)  von  einander  sprengen. 
Grimmelshausen  wieder  erstand.  Simplic.  (3,  l)  3,  65.   vgl. 
dazu  Fischart  glückhaft  schiff  637  (wie  solt  ...  die  sonn 
.  . .  etwas  angewinnen). 

ß))  die  bedeutungsleeren  objecte  haben  hier  schon  früh 
{sp.  5937)  zum  absoluten  gebrauch  übergeführt,  der  die  Ver- 
bindung am  längsten  hält:  denn  der  teufel  hat  sich  bis- 
her so  lang  gebissen,  mit  der  schrifft,  und  dem  wort,  aber 
noch  nie  können  jm  abgewinnen  noch  umbstossen  . .,  so 
gehet  er  dir  nicht  richtig  unter  äugen,  zappeln  mag  redich 
machen,  gewinnet  dir  aber  nicht  an.  Luther  (iCoHn^A.  15. 
ausgelegt  \bU)  6,215»  Jena;  ebenso  (nicht)  2,  408'^;  3,430b; 
desgleichen  (ohne  negationspar tikel)  4,  isi*» ;  briefe  4,  316 ; 
lÄ:ön.20,13;  ALBERUS76b; /a5^nac7tfei>ieJe356,  3;  Schmelzel 
verlorne  söhn  W-;    Ovvrz  psalm  U1,  2;    Werder   Ariost 

II,  7;  A. Büchner  trostschr.  (Wittenberg \^  32. 

7))  das pronominalobject,  das  der  negationspartikel  (nicht) 
eigentlich  zugrunde  liegt,  loird  bei  Wie  land  vorübergehend 
toieder  aufgefrischt  .- 

ein  herz,  dem  königssöhne  nichts  angewonnen  hatten,- 
war  nicht  gemacht  zu  negern  oder  mulatten 
unrühmlich  überzugehn.    (der  neue  Amadis)  4, 133. 
b))  sollst  begünstigt  der  neuere   stil   die   lockerung  der 
präposition  vom  verbum  bei  engerer  Verbindung  mit  dem 


GEWINNEN  II,  1,  a  (an-,  abgewinnen)       5934 

pronominalen  dativ.  diese  fügeweise  wird  von  einzelnen 
Wendungen  gefördert,  die  sich  im  rahmen  einer  anderen 
bedeutung  (gewinnen:  erlangen,  erreichen,  davontragen) 
entiüickelt  haben: 

du  gewinnest  nummer  ein  gut  wipp  an  mer, 
dar  zu  wel  ich  nummer  gefolgen  dir. 

Alsfelder  passionsspiel  783  Orein. 
ei  wie  hübsch  hat  mich  denn  die  weit  sampt  dem  teufel 
geteuscht  . .  .  wie  gros  hat  sie  an  mir  gewonnen  ?  wie 
grossen  schaden  hat  sie  mir  gethan?  Luther  {das  man 
die  kinder  zur  schulen  . . .)  5,  176*  Jena ; 

was  du  an  uns  gewonnen  hast 

damit  die  schu  thue  schmieren. 

lied  V.  d.  belnc/erung  v.  Leipzig  (1543)  str.  23 

Soltau  u.  Hildebrand  (was  er  daran  gewonnen 

hat  Hortleder  2,  407*). 

je  mehr  er  sah,  dasz  die  Verfolger  an  ihm  gewannen 
{ihm  näher  kamen).  Fr.  Gerstägker  der  flatbootmann 
152.  es  scheint,  dasz  die  verbindiing,  ivenn  sie  sich  auf 
diese  bedeutung  stützte,  der  entivicklung  zum  compositum 
stärkern  widerstand  leistete,  so  blieb  eine  form  erhalten, 
die  auch  für  den  begriff  des  überwindens  in  die  lücke 
trat,  als  dort  die  alte  formel  abkam:  ein  obrister  .  .  . 
welcher  einen  schönen  ehrbaren  knaben  .  .  ,  mit  gewalt 
seinem  willen  unterwerffen  wollen,  weil  er  zuvor  etliche 
mahl  mit  gute  an  ihm  nichts  gewinnen  können.  Adam 
Olearius  persian.  reisebeschreibung  (5,  15)  311^;  ähnlich 
pers.  rosenthal  (4,  4)  60* ; 

wolan,  versetzt  der  hirt, 

Zeus  will ;  ich  musz  mich  schon  ergeben  ; 

man  sagt  uns,  dasz  durch  widerstreben 

nicht  viel  an  ihm  gewonnen  wird. 

Wieland  {komisehe  erzähl.,  urtheil  des  Paris) 
10,  164 ; 

man  kan  nichts  an  ihm  gewinnen,  er  last  sich  nicht 
gewinnen,  he  is  not  to  be  prevailed  upon;  one  cannot 
prevail  with  him;  he  tootdd  not  yield  or  condescend  . . . 
teutsch-engl.  lex.  2  (1716)  773 ;  dazu,  vgl.  (falls  nicht  ivieder- 
belebung  älterer  loendicngen  vorliegt): 

denn  satan  trug  gar  fein  gebär, 
und  stellte  sich  gewaltig  an, 
als  ob  ihm  nun  und  nimmermehr 
kein  andrer  was  gewönne  an. 

E.  M.  Arndt  {Sankt  Christoph)  ged.  309. 

2))  dem  gegenüber  ist  abgewinnen  noch  heute  ein  viel 
vericendetes  compositum,  freilich  mit  einem  gegen  früher 
(vgl.  theil  1,  sp.  48/.)  völlig  veränderten  gebrauch. 

a))  hier   ist  der  absolute  gebrauch   anfangs   bevorzugt: 
das  du  so  emssig  thüst  begern 
deins  nebenmenschen  gut  und  hab, 
im  understast  zu  gwinnen  ab 
und  weist,  das  gott  verbieten  thä't. 

J.  Wickram  {treue  Eckart)  5,  99  Bolte; 

wie  denn  viel  scribenten  einen  spieler  Leonem  Mytilenum 
kennen,  der  in  dem  würffelspiele  dermassen  glücklich 
gewest,  dasz  ihme  niemand  habe  abgewinnen  können. 
Praetorius  gazaph.  39;  ähnlich  schon  Luther  3, 484  (wer 
kan  diesem  geiste  abgewinnen?);  5,  ill''.  512'';  8,  189*; 
Opitz  2, 176;  Lokman  /a6e^?i  21 ;  Günther,  Schirmer, 
Lessing. 

pronominalform,en  als  ohject  erscheinen  hier  wie  eine 
secundäre  neuerung,  vgl. .-  'brüstet  euch  mit  eurem  triumph. 
ihr  habt  mirs  abgewonnen!'  'freilich  es  kann  einen  stolz 
machen,  über  einen  so  fürchterlichen  gegner  gesiegt  zu 
haben.'  Schiller  (parasit  3,  2)  14,  227 ;  ebenso  (Piccol.  2,  3) 
12,  100   GÖTHE  1,  216. 

5))  die  Verbindung  mit  einem  sächlichen  object,  die  für 
die  sinnliche  bedeuttmg  noch  heute  in  der  beziehung  auf 
das  spiel  fortlebt  (gewannen  ihnen  das  geld  wieder  ab. 
Grimmelshausen  Simpliciss.  151  ti.  a.  vgl.  Henisch, 
Stieler,  Steinbach,  Frisch),  hatte  früh  einige  über- 
tragene Wendungen  entwickelt,  die  sich  später  in  anderen 
formen  verloren:  da  gewann  der  Leimlin  das  urteil  Hansen 
Kentzelmann  ab.  d.  städtechron.  23,  69.  vgl. .-  die  gewere  ab- 
gewinnen, sp.  59.59;  da  ruckten  wir  zu  ihnen,  und  gewahnen 
ihnen  bescheid  ab,  wer  sie  wären.  Götz  v.  Behlichinoen 
lebensbeschr.  (3,2)  Bieling.  vgl.  auch  Lessing  2^  323. 

«))  gewan  in  das  feld  ab.  S.  Franck  weltbuch  224'';  ein 
dicker  nebel  . . .  dasz  ich  ihm  mit  meiner  bergansteigen- 
den heerde  das  feld  nicht  abgewinnen  und  keine  sonn 
erreichen  konnte.  Bräker  der  arme  mann  im  Tockeii- 
bürg  30  Büloic.     vgl.  unten  das  feld  gewinnen  (2,  b) ; 


6985      GEWINNEN  H.  t.a  (gewinnen  öbor) 

/, ,)  wenn  ein  lolcber  nieaadi, 

von  itolcber  lierkunfl,  einem  mann  vi*  da 
den  TOmprung  abgewOnne. 

WiKi.ANi>,  über».  V.  /loratetu  Me/en  (I,  f  MN 
»U  pidiuß)  1, 110; 
ähnlieh  GÖTHK  1«,  M  (den  tohritt)  vgl.  ap.  toimjw. 

f))  dagegen  wird  der  neuer«  gthraueh  von  verbindumgen 
behermcht.  leie  »ie  vor  allem  ßöiiiK  heUfn  lämti  einer 
erKähluDK  ihren  clinrakter  abgewinnen.  19.  IM;  {vgl.:  der 
Klin((iiloinfolaen  ward  beitiogen  . . .  und  von  der  weiten  . . . 
iiUHHioht  der  charaicier  gewonnen,  [annalen  tnos)  Sl,  NN) ;  ein 
KclioiiiiniH/.  abgewinnen  (13,  im);  wird  rr  aogar  .  .  .  dem 
unzn^'Hnglichen  etwa«  abgewinnen  ItAnnen,  wie  wohl . .  . 
nur  bis  zu  einem  ({ewissen  grade  beizukommen  ist.  tu 
Kcktrmann  {geepräche  «,  a&  Biedermunn).  auch  llltert  wn 
Uunyen  toerden  von  ihm  ati/grfrieeht :  batte  man  dieaer 
ungewohnten  «peiae  erst  einigen  geaobmaok  abgewonnen. 
(tag  u.  jnhrtahtfle  1806)  81.1».  vgl.  daau  oben  ep.  wun. 
vgl.  auch:  er  (der  FVantone)  itpringt  von  dem  weiter  aaf 
die  mod«,  von  der  mode  uuf  das  berz  . . .  gewinnt  Jedem 
dinge  die  interessante  «eile  ab.  Hrinr.  v.  Ki.rint  *r.  ft.aft 
Minde  Fourt.  daiu  vgl.  au»  dem  neueiden  »Hl  (mit  un- 
pentiinlir/inn  ttuhjtet):  alles  gewann  mir  ein  Interesse  ab 
und  selbst  der  blick  in  den  alkoven  konnte  mich  nicht 
umBtimmen.  Fontank  v.  twantig  bi»  drei»tig  M5. 

/J)  Wendungen,  die  dem  netteren  etil  entspringen. 

1))  voran  .iteht  hier  die  präpogition  über,  die  in  der 
älteren  »juache  nur  da»  grundtrort  difflgrennert  heMt  (#. 
tiberwinnen  und  überwinden)  und  nunmiAr  mteh  an  da» 
compofritttm herantritt,  dem  »ie  damit  ein  neue»  mrtimnätmffe 
gebiet  er»cl,lie»tt.  die  belegt  reichen  nieA<  über  da»  t».jakrk. 
aurüek  .- 

a))  die  vorauaeetzungen,  unter  denen  neA  die  enheieklung 
vollzog.  la.<i.9en  »ich  tirhon  in  einem  älteren  belege  für  da» 
alterthümlichr  ob  J'u«tten  und  für  die  beurtheüung  der 
andern  veihindungen  vertoerthen : 

ein  bftae  botschalTt  wurd  geaant, 
eini  bertzogen  in  MaylanJ. 
wie  das  der  Genfteser  leOt, 
ob  jm  gewannen  groase  peQt. 

J.  V.  SrHWARTZRNBKRo  teuttck  Ctcero 
j  ,^  {memnrial  d.  tugend  HS"); 

und  ibr  traut  euch  zu 

bloaz  einer  frau  zu  lieb'  mit  ae«.-ha  and  zwanzig  ritlem 
ea  aufzanebraen ;  sollt  euch  wobi,  den  dank 
dea  tumeia  zu  gewinnen  über  una 
ein  leicbtoa  sein?     Wiki.ano  ^(/eron)  18,47; 
als   der  feind  schon  anfing,   tcrrain  (lanS)  über  uns  so 
gewinnen.    K.  W.  Kolhk  beletteJtt.    einiger   urtheile   über 
»praehreinheit  (l8l8).  2ß  *.  Sandkrs  8,  1620*;    und   so,   in- 
dem man  einen  gleichen  »cliritt  hält,  drängt  man  sich 
an  ihnen  uuf  dem  schmalen  wego  vorbei,    und  gewinnt 
über    solche    ganze    reihen   den   vortheil.  Götiir  (bri^e 
uit.9  der  Schtceiz  16,800;    das  mitleid  gewinnt  doch   end 
lieh    über  die   spotlsucht  die   oberhand.  K.  Pii.  Monnz 
Anton  ÄeMe»(2)l73  Geiger,-  e/teneo  Aikubach  fteue»  leben 
8,  XW;  wenn  die  blicke  zungen  w&ren. 

hätten  sie  dir  l&ngat  erzeblt: 
was  dein  weaen,  kluges  kind, 
Ober  micb  vor  macht  gewinnt. 

Jon.  Cmr.  GOnthbr  0ed.*  S5S; 
das  gute  sollte  Übermacht  gewinnen  über  das  böse  durch 
alle  edle  Streiter,  durch  jeden  treflichen  kämpfer  aus 
dem  menscbengescblechte.  Hkhdrr  {bri^ed.  »tud.  d.  theol. 
betr.)  10,  199;  ebenso  (v.  eit\fltt»z  der  regierung)  9,  884;  wild 
über  die  gewalt  so  sie  über  mich  gewonnen  .  . .  werf  ich 
mich  aufs  bette.  S.  v.  La  Roche  frl.  v.  Stemheim  (i)  iti 
Riilderhoff. 

b))  je  mehr  da»  object  an  bedeutung  einbiiezte,  um  ao 
rascher  geJtt  die  eniwicklung  ««r  fonnel  voran :  ich  glaube 
auch,  dasz  es  sehr  unvorsichtig  ist,  wider  seinen  feind 
Satiren  zu  schreiben  .  . .  unser  feind  gewinnt  zu  viel  über 
uns.  er  darf  nur  sagen,  dasz  wir  von  ihm  beleidigt  sind, 
und  dasz  wir  als  feinde  schreiben:  so  bat  er  seine  fehler 
vertheidigt,  und  kann  ganz  ruhig  lasterhaft  bleiben. 
Rauknkh  (low  miszbrauch  der  Satire)  .9atiren  l^.n;  diese 
absieht  gelang  ihnen,  und  man  musz  gestehen,  dasz  sie 
dadurch  schon  ein  jjroszcs  über  ihn  gewonnen  halten. 
WiKi.AND  {.\gathon  15».  ;0  3.  77 :  da  es  hingegen  in  keines 
mimnes  gewalt  stehe,  mehr  über  sie  zu  gewinnen,  als 
sie  ihm  freiwillig  einzurKumcn  geneigt  sei.  {Arietipp 
1.  18)88,  148; 


GEWINNEN  1. 1  a  («eirioDen  Ober)       5986 


nicht,  da     _ 

da«  herz  ihr  hthm  seUag :  ihn  aM«  mU  lein  n  neMm 
war  wohl  das  hflehat«.  wm  «r  ■her  afe  gewann. 

Obertm  (4,  U)  tt,  ICH; 

heute,  mein  freund,  heute  wird  sie  io  der  hofeomOdie 
dem  blick  des  fUraten  zum  erstenmal  MUfeeetzt ...  ich 
lebe  auf.  mein  freund,  der  graf  von  P.  iweifelt.  dM  man 
etwas  Über  den  geiit  de«  frtuleins  gewinnen  werde. 
S.  V.  iji  RocHR  /rl.  V.  Slemheim  (l)fl»:  Wirij^nu  (Ar#- 
grint*»  Proteu»  7) ».  7g  (über  sdoe  TorgtMtxt«  m«üiong); 
G<yTiiR64.t»t  (Ober  di«  färben),  vgl.  muek:  etwa«  fibrr 
•Inen  gewinnen.  Schwan  1.74«^:  Hilmeht  t.  i.i«». 

r))  «0  drängt  mueh  dime  mttwiddung  »um  mbeoliäen  ge 
brauch,  der  meturdinge  durdk  eb^Ukrung  der  pronominal 
form  (es)  tereeUeiert  wird: 

a))  nicht  wahr,  ea.  {dae  eierete  eomoiaiido)  goUta  nach 
der  slaataform  geformt  werden?  I«t  die  nonarebisch. 
aristokratiacb.  demokratisch,  so  auch  da«  eommando. 
der  hat  sehr  über  den  Soldaten  gewonnen  der  ihm  da- 
bilden  kann,  er  wftr«  zu  hause!  Hii'PSL  (ßebeneiO^/») 
4.  Ml ;  unter  diesem  unaufhfirlicben  gesehnl  ftht  ia» 
ausblasen  und  anzünden  der  kfrzen  immer  fort. 
begegne  jemanden  im  baue,  auf  der  treppe,  m  Mi 
gesellachaft  im  zimmer  beisammen,  aus  einem  foaslar 
ans  benachbarte,  überall  sucht  man  Ober  den  andam  %u 
gewinnen,  und  ihm  das  licht  auszulflaehaii.  OAthr  (t.oi^- 
enthalt  in  Rom:  Moeeoli)  ».  m;  dies«  edlen  gestalten 
{antike  gyp»abg1is»$)  waren  eine  art  von  heimlichem  gegen- 
gift,  wenn  das  schwache,  falsche,  manlerlrta  Sbar  niefa 
in  gewinnen  drohte,  aao;  der  ansdebnoaf,  d.  h.  dar 
geographischen  Verbreitung  nach  gewann  . . .  di«  tömiaeh« 
über  die  grieebische.  Ai.kx.  v.  Hcmroliit  kttw»o»t,tlM. 

/?))  ich  beschwor  ihn,  sich  dieses  selbalmflidarladMa 
Verfahrens  zu  enthalten;  ich  sprach  mit  mtiliwn  anU 
über  seinen  zustand  und  gewann  es  rndUeli 
unglücklichen,  dasz  er  wenigstens  mit  gelinderaa 
sich  hinhielt.  Immrrma.nn  {.memorabilim:  Orahhe)  l*,ag 
Hempel;  damals  waren  die  spiele  des  dicbters  noch  in 
popul&rer  ehre;  schon  aber  batte  es  jetzt  ein  FletaelMr 
in  der  gunst  dea  überreizten  tbcaterpiiblicums  über  den 
meister  gewonnen.  (iKnvist-s  Shak^rpeart  i*.  ii.  genau 
so  18.  118.  früher  als  die»»  beleg«  fallen  andere  teugniete. 
die  t'o»  einem  unpereönliehen  »ulgeet  getragen  »ind  (ogl. 
aueh  oben  tu  GOnthrr  u»;  Hrrorr  lo.  ii9:  HtUBOUiT 
koem.  8.818  und  Göthr  89.  Süo):  aber  die  eifersaoht  Ober 
Spanien  gewann  es  diesmal  über  diese  politisoba  Sym- 
pathie. ScHti.i.RR  {abfall  d.  Niederlande  i.  einL)  7.19;  der 
basz  gegen  diesen  gewann  es  sogar  einmal  über  seine 
angebotene  Verstellungskunst  96;  wie  ea  die  grOaie  dea 
I  dichter*  mehr  und  mehr  salbst  Ober  die  Terschloaaaaen 
geister  gewann.  Gkrvinur  Shakeepemn  i*.  U;  «tanaa 
8*,  881 ;  die  belebenden  freudcn  der  jagd  gewannatt  m 
wieder  über  mich.  K.  v.  Holtki  40  joArs  t.  7«. 

d))  beeondere  beliebtheit  umd  vm-itiiitumg  mwiden  inner 
halb  der  eben  gekennzeichneten  formd  die  wtmdmngem,  im 
denen  da»  »ttijeet  tugleieh  muA  den  gtgßnvgidm'  »Mi: 

a))  wo  da»  objeet  a**s  einem  »ubttmmiimal»«  »u  «rgänaen 
i»t.  bedarf  hier  der  ältere  »tu  keime»  vormuUM^femden 
pronomene: 

and  ot>  sie  gleich  mit  aMk  kaaa  tbar  riek  gewaan, 

dem  marmorbartcn  joagM  IMMB 

in  ihren  armen  nicht  swsptadaag  ahaaswtagaa  . . . 

WtRLAND  (Oberem  11.  M Ü.  9«;  etaasa 
(^rM^I,ti)|ft.t9l>: 

ich  habe  über  mich  gewonnen,  dich  in  einigen  tagen 
nicht  zu  sehen.  Götiir  {Wilhelm  Meister»  lehrjahrt  1.16) 
18,  9«;  ebenso  (zur  nattt rwi»»en»ek$^/ti  «0,  904:  «in  lausiges 
ungeheuer!  ich  könnte  über  mich  fawinneo.  aatu  prügeln. 
ScHi.Kr.Kl.  über»,  r. Shakrspemre» »turmt.n  (I  evuld find  ua 
mg  heart  to  btat  him);  sie  zeigta  dUh  kräftiger,  als  da 
vorher  gewesen  war.  nur  auf  dia  pAage  des  freihem 
bedacht,  gewann  sie  übar  sich,  stundenlang  neben  seinem 
stuhl  zu  sitzen.  G.  Frbttao  (soll  u.  haben  «.  i)  5.978. 

fl))  mmder»  •  ihr  müszt  das  über  euch  zu  gewinnen  suchen. 
tddtea  de  gagner  erlm  eur  vom».  Schwan  (17«)  i.  7««^.  rgl. 
Hli.PRRT  8. 1. 485  (to  bring  ones  »rtf  to  do  a  thing);  und 
sollte  denn  in  der  weiten  weit  kein  midchen  sein,  das 
die  wünsche  ihres  berzens  erfüllte?  gewinnen  sie's  über 
sich,    suchen  sie  darnach,   und  ich  schwüre  ihnen,  sie 


5987    GEWINNEN  II,  i,  a  (gewinnen  über,  gegen) 

werden  sie  finden  .  . .  gewinnen  sie  es  über  sich !  eine 
reise  wird  sie,  musz  sie  zerstreuen!  Göthe  {Werther 
2.  buch)  16,158;  mein  vorsatz  zu  hause  zu  mahlen  ist 
schwanckend,  und  doch  mögt  ich  gleich  zu  anfange 
etwas  über  mich  gewinnen,  (an  frau  v.  Stein  1782)  br. 
5,  256 ;  ...  gegenwärtig  gewinnt  es  prinz  Borghese  über 
sich  und  verehrt  diese  köstlichen  reste  dem  könig  von 
Neapel,  {ital.  reise  i)  27,  261;  ich  habe  es  nicht  über  mich 
gewinnen  können  in  die  erste  einige  Veränderungen  hinein- 
zuarbeiten, {an  Eichstädt  1808)  briefe  20,  3 ;  {wahlverwandt- 
schaften2, 12.)  17, 344;  {dicht,  u.  wahrh.  l)  24,  52;  ich  wünschte 
unendlich,  dasz  sie  Griechisch  wüszten  . .  .  allein  ich 
kann  es  dennoch  nicht  über  mich  gewinnen,  nicht  die 
stunden  zu  bedauern,  die  sie  beim  ersten  anfang  rein 
verlieren.  Wilh.  von  Humboldt  an  Schiller  (20.  11.  1795) 
Leitzmann  s.  211;  er  hatte  etwas  zu  sagen  gehabt;  doch 
konnte  er  sich  das  herz  nicht  fassen;  als  er  es  endlich 
über  sich  gewann,  sprach  er  so  einfach  und  so  gründlich. 
Ranke  die  römischen  päpste  i^,  16b;  ...von  denjenigen 
herren,  welche  es  nicht  über  sich  gewinnen  können, 
eine  regierungsvorlage  ohne  eine  gewisse  werthsver- 
minderung  von  der  tribüne  aus  . . .  anzunehmen.  Bis- 
MARCK  im  reichstag  d.  nordd.  bundes  2.  4.  1868. 

/))  auch  an  dieser  beliebten  formel  setzen  im  neueren 
sHl  mancherlei  neubildungen  an.  vereinzelt  ist  hier  die 
neigiing  zur  kürze,  wie  sie  in  der  Unterdrückung  der 
reßexivbestimmung  zu  tage  tritt: 

die  angst,  die  angst  mir  schnürte  alle  sinnen, 
hinan  zu  treten  könnt'  ich  kaum  gewinnen. 

A.  V.  Droste  {des  arztes  vermäehtnifz)  2,  259 
Kreiten. 

dagegen  sind  erweiterungsformen  beliebt:  .  . .  haben  sie 
sich  wirklich  einbilden  können,  dasz  ich  das  über  meinen 
stolz  gewinnen  könnte,  oder  gar  über  mein  herz?  Paul 
Heyse  (neue  moral.  nov.:  ein  abeiiteuer)  11,  4,  s.  258;  es  er- 
wachte ein  groll  gegen  den  man,  der  so  viel  macht  über 
ihre  seele  besasz,  und  der  es  doch  übers  herz  gewann, 
sie  so  zu  quälen.  Georg  Reiche  das  grüne  huhn  (4,  3)*  367. 
auch  die  formel  macht  gewinnen  (sp.  5985)  dringt  nuri- 
mehr  in  den  geltungsbereich  des  refleodvpronomens  vor: 

nur  mühsam  über  mich  gewann  ich  macht, 
von  neuem  zu  dem  fremdling  aufzuschauen. 

SCHACK  {nachte  des  Orients  2)  1,  25. 

2))  in  einem  getoissen  Zusammenhang  mit  dieser  formel 
stehen  einige  wendicngen,  die  jedoch  vereinzelt  bleiben  und 
anscheinend  auf  den  Sprachgebrauch,  Goethes  beschränkt 
sind:  wenn  ihrs  könntet  auf  euch  gewinnen,  und  mir 
mehr  schriebt,  oder  nur  manchmal,  ohne  antwort,  glaubt 
dass  mirs  ewig  werth  ist  .  . .  Göthe  {an  Kestner  28.  sept. 
1777)  briefe  B,  179  Weimar;  und  ob  ich  gleich  mich  sonst 
gern  alles  dessen  bediente,  was  mir  gereicht  ward,  so 
konnte  ich  es  doch  nicht  von  mir  gewinnen,  mich  der- 
selben {der  durch  Klopstock  vermittelten  nordischen  mytho- 
logie)  zu  bedienen,  und  zwar  aus  folgenden  Ursachen. 
{dicht,  u.  wahrh.  12)  26,  143; 

3))  andere  bedeutungarichfungen  fallen  für  diese  tmd 
ähnliche  präpositionalverbindungen  nur  wenig  ins  gewicht: 

a))  von  einem  im  spiele  gewinnen.  Campe  2,  364''; 
Hilpert  2, 1,464". 

b))  er  verlor  allemal  gegen  J  .  . ,  sobald  es  auf  witz 
und  lebhaftigkeit  ankam,  aber  er  gewann  immer  gegen 
ihn,  sobald  es  darauf  ankam,  die  eigentliche  kraft  des 
denkens  an  irgend  einem  gegenstände  zu  üben.  K.  Ph. 
Moritz  Anton  Reiser  (2)  137;  ebenso  253; 

gewinnen  gegen  dich 

die  Philologen, 

das  hilft  uns  alles  nichts : 

wir  sind  betrogen. 

Göthe  {Kestner»  agape)  5,  70  Weimar. 
die  . . .  sind  am  besten  dran  und  gewinnen  meistens  den 
vorsprung  vor  denen,  welche  forderungen  einer  höheren 
bildung  an  sich  und  andere  machen,  an  J.  J.  Willemer 
5.  12.  1808. 

c))  der  Schulmeister  hatte  hier  wieder  gelegenheit, 
seine  stärke  in  der  latinität  zu  zeigen,  indem  er  den  an- 
schlagbogen ins  deutsche  übersetzte ;  und  so  hatte  Reiser 
schon  viel  bei  ihm  gewonnen.  Moritz  Anton  Beiser  (4) 
355  Geiger. 

b)  der  gegenspieler  als  objoct  der  verbalthätigkeit. 


GEWINNEN  II,  1,  b  (einen  gewinnen)       5988 

«)  für  den  erfolg  im  kämpfe  (das  spiel  kommt  bei  der 
Verbindung  mit  persönlichem  object  nicht  in  betracht)  sind 
nur  aus  der  älteren  schicht  belege  beizubringen,  die  deut- 
lich auf  einen  austrag  mit  waffen  zielen,  dagegen  mehren 
sich  im  neueren  stil  die  abgeleiteten  Wendungen,  denen  bei 
der  metaphorischen  Vielseitigkeit  des  kampfbegriffes  die  Vor- 
liebe zu  gute  kommt,  mit  der  der  neuere  stil  den  begriff 
der  besitznahme  durch  die  beziehung  auf  kämpf  und  streit 
auffrischt,  vor  allem  gilt  dies  für  das  ve^-hältnisz  der  ge 
schlechter,  das  im  neueren  Sprachgebrauch  immer  mehr 
unter  dem,   bilde  eines  kampfes  erfaszt  wird. 

1))  gewinnen  in  den  altert  bedeutungen  von  überwinden 
und  gefangen  nehmen. 

a))  gewinnen,  überwinden. 

«))  im  kämpfe  der  waffen-.  mich  dunckt,  er  habe  vil 
mer  volcks  dünn  wir,  darumm  er  uns  wol  gewunnen 
mag.  Haimonskinder  150  Bachmann;  nun  hett  hertzog 
Ludwig  ain  wagenpurg,  darinn  er  sich  vergraben  und 
verheget  hett  so  stark,  dasz  in  niemant  gewinnen  mocht. 
B.  Zink,  s.  d.  städtechron.  5, 244;  czum  dritten  wil  ich  mich 
ouch  weren  mit  dem  kurtzen  degen,  damit  mann  die 
kirisser  gewinnet,  szo  man  nien  sust  weder  mit  spiesz 
noch  Schwert  beikommen  mag.  Emser  gegen  Luther  {neu- 
drticke  8d)  12;  nun  weiszt  üwer  wisheit  für  das  erst  wol, 
was  der  fromm  brüder  Claus  von  Underwalden  ernstlich 
geredt  hat  von  einer  eidgnoszschaft  wegen:  dasz  die 
kein  herr  noch  gwalt  gwünnen  mög  denn  der  eigen  nut. 
ZwiNGLi  {vermahnung  an  die  eidgenossen^  H,  2,  315.  dazu 
vgl.  mit  unpersönlichem  subject: 

sunst  ist  kein  kling  auff  erden, 

die  den  trachen  gwinnen   kan  {var.  gewinnen;  afwinnen 
mit  dativ).    lied  vom  hürnen  Seyfried  107 ; 

als  einen  der  letzten  nachzügler  vgl.  folgenden  unter  dem 
einflusz  der  bibelsprache  stehenden  beleg.-  darnach  zog 
Josua  hinauff  sammt  dem  gantzen  Israel  gen  Eglon,  be- 
lagert und  bestritte  sie,  und  gewann  sie  desselbigen  tages, 
und  schlug  sie  mit  der  schärffe  des  schwerdts.  Schupp 
schnften  (1684)  402. 

ß))  der  streit  mit  geistigen  waffen.  vgl.  die  belege  der 
rechtssprache  oben  sp.  5957;  vgl.  auch: 

wo  sollen  mei  nu  gezeuge  nemmen, 
die  uns  zu  dissen  sachen  zemen, 
dasz  mei  mit  rechte  gewinnen  en? 

Alsfelder  passionsspiel  3452  Orein. 

in  eine  andere  richtung  loeist:  damit  gibstu  dich  selbs 
gewonnen,  das  du  ein  falscher  lügnergeist  bist.  Luther 
(vom,  abendmahl  . .  .  15281  3,441»,  s.  auch  unter  gewonnen, 
wilche  aber  noch  nicht  verzagen,  die  sind  noch  nicht 
gewonnen,  mit  denen  ficht  der  hellt  noch  imer  durchs 
wort,  bis  er  sie  gewinne  odder  dem  gericht  gotts  heim 
stelle.  Luther  (die  epistel  des  proph.  Jesaia  1526)  19, 158 
Weimur;  da  er  unser  sünde  in  seinem  blut  erseufft  . . . 
des  teufeis  gewalt,  durch  seinen  tod  und  aufferstehen 
gewan  und  unter  sich  warff.  Luther  (ill  psalm  ausgelegt) 
b,  213,^  Jena;  er  greifft  zum  ersten  das  hertz  an  mit  dem 
wort ...  wo  aber  das  hertz  verzagt  und  gewonnen  ist:  was 
will  odder  kann  man  sich  do  weren  odder  streiten  (epistel 
des  proph.  Jesaia)  19, 158  Weimar. 

b))  gewinnen,  gefangen  nehmen:  item  disen  sommer 
ward  hertzog  Hainrich  der  jünger  von  Braunschweig  . . . 
vertriben  von  allem  seinem  land,  die3herlen  und2fräuelen 
wurden  zu  Wolffepütll  im  schlosz  gewunnen.  L.  Widmann 
8.  d.  städtechron.  15, 191.  dazu  vgl. :  gewonnen  und  ge- 
zwungen Volk.  CoRviNUS  898;  cum  bello  cepi,  ich  hab  jn 
im  krieg  gewunnen.  Cholinus-Frisius  136*;  (erobert  oder 
gewunnen  Frisius  184'').     dazu  vgl.  aus  jüngster  zeit: 

setze  dich  auf,  ich  bringe  dich  hin,  es  hat  sich  vor  kurzem 
dort  ein  hirsch  im  walde  verborgen,  den  sollst  du  gewinnen. 
Göthe  {Reineke  fuchs  10)  40, 173  (vangen  Reinke 
de  vos  5081,  das  gleiche  Gottsched)  ; 

2))  für  das  moment  der  beioegung ,  das  sich  aus  den 
Situationen  eines  kämpf bildes  entwickelt,  sind  beide 
liaupttypen,  gewinnen-  =  erreichen  und  gewinnen  =  los- 
bekommen vertreten,  während  aber  die  erste  gruppe  auf- 
fallend rasch  zusammenschriimpft,  nimmt  die  zweite  eine 
bemerkenswerte  ausdehnung. 

a))  gewinnen,  erreichen:  sie  sprach  'herre  Ditterich, 
du  salt  laszen  smeden  slosz  so  veste,  das  si  nimant  zu- 


5989     GEWINNEN  II,  i,  b  (einen  berauiigewinnMi) 

brechen  m»ne:  do  met  wol  wir  uns  bealieizen,  das  am 
do  kein  trian  gewinnen  mU^e.  du  «ttlt  una  dor  uf  »pise 
Rchigkcn,  da»  wir  ein  jar  genug  haben'.  Onteentia 
(iS.  jahrh.)  bei  W  AV.KKUS  scv.i.  altd.  Umö.  990,  M:  ...  unnd 
wie  man  «agt,  hoII  er  jhn  mit  eim  tolchen  unden  durch 
da«  pantzer  hinein  gewunncn  unnd  entoohen  hahon. 
WKiiiLKi-H  Hi!Nt>  hai/r.  »tummbuek  t.iS.  naek  dem  au*- 
$terftrn  dir^tr  ynipi^-  rückt  au»  ähnliehsn  VtnPtmlungtn 
nfben  »ächlichnn  objrct  («.  das  freie  feld  gewinnen),  dit 
in  der  nniere»  nprache  groat»  verbrtitung  fände»,  eint 
arf  ermtz  in  die  lileke:  nur  ein  einziges  kleines,  graue« 
niUiinicin  stand  noch  bei  vater  Homanus  auf  der  gMM. 
der  zaliimeister,  und  brachte  die  fordorung  in  richtigkeit. 
aber  auch  dieser  kletterte  nun  auf  sein  Witixlrtn  und 
suchte  die  andern  zu  gewinnen.  Stiktkh  {l'rokoiMM  i) 
eriiihl.  1,  18  Aprent. 

b))  ftewinneii,  Initbekommen.  wollen  kein  haupbnan 
wider  deutsch  noch  welsch  hineinlassen  . . .  man  musl« 
die  Spaniol  auch  herauMz  gewinnen,  nnet  leithtng  v.  t'a- 
dua  .  .  .  JÖOO  bei  Weiler  H; 

wolan  «a  ii4t  zum  theil  ^melt 

unforni  und  grübbeit  iliitor  well  .  .  . 

mein«  tbeils  «trck  ich  «o  tie(T  darinnen, 

dass  icb  mich  nit  kan  raunz  irewinni'n. 

SrHKiin   Pfdetlndü  (iroNami»  r.  MM  MOekaodt; 

sein  aohn  ihI  ihm  nicht  zu  theuer, 

nein  er  iribt  ihn  ftlr  inicli  hin : 

daaz  er  mich  vom  ewiron  Teuer 

durch  sein  theures  bliit  gewinn. 

P.  OiHiiARDT  (»oUt  ich  meinem  goU  nietU  (rtn(/«n) 
andaehten  8UT; 

wie  dein  poete  «injel  ( Wenxel  .Schärfer) 

und  mit  dem  alter  dinfet, 

dich,  Brief,  und  die  darinnen 

vom  sterben  zu  gewinnen 

daa  zeuiren  seine  lietter. 

LooAit  itinnpfdicMe  (3,6,19)  Ml  Ettner; 

fühlt  ich  die  kraft,  entgegen  luat  und  achmers 

vom  loben  fest  mich  selber  zu  gewinnen, 

wenn  andres  nicht,  so  doch  ein  ganzes  herz. 

Tu.  Storm  {im  zeichen  de*  todee)  8,  >44 
(«.  auch  tp.  B096) ; 

wo  diese  frau  in  einem  walde  mir 

begegnete,  und  hatte  zum  ^elcit' 

nur  diese  sechs  und  zwanzig,  ala  ich  mir 

getraute,  sie  von  ihnen  zu  gewinnen ! 

WiRi.ANO  (Geron)  18,  46,  *.  auch  oben  ip.  tfitn. 
3))  immer  häi{/if/er  wird  gewinnen  für  die   be/ettigung 
perttönlicher  beziehringen  herangezogen,  die  aU  ziel  and  er- 
gebnisz  eiue.s  kamp/es  und  gegenatreitea  trfatzt  werden. 

a))  unter  dienern  bild  leird  schon  da»  verhäUnitt  der 
menschen  zu  galt  gern  dargejiteUt :  .  . .  und  was  er  daran 
gewendet,  und  gewagt  hat,  das  er  uns  gewönne,  und  zu 
seiner  herrschaft  brechte  . .  .  Lutiikh  {deudttch  catechis- 
mna  \hixi,2.art.)  i^,n*  .Jena;  o  wunderbare  ...  langmuth 
gottes,  der  auch  seinen  öfTentliohen  und  bekannten 
feinden  .  . .  nachzugehen  nicht  unterläßt !  er  duldet  sie 
nicht  allein,  sondern  trachtet  auch  aulT  mancherlei  art 
und  weise  sie  zu  gewinnen  und  zu  bekehren.  Christ. 
ScRiVF.n  seeUnschatz  2.  427''; 

mit  gott  hat  lieb  gerungen, 

sein  sieg  hat  sie  gewungen. 

hirtatlied  hei  Lexbr  kämt.  w6.  SU; 

sucht  gott  durch  bu-sae  zu  gewinnen 

und  liebt  den  nehsten,  wie  man  sol 

80  ist  euch  jetzt  und  ewig  wol. 

Simon  Dach  38  ÖttcHey,  ebenso  179; 
dazu   vgl.  "«^   «"<•*  ^■ 

ein  gleiches  trilTt  auch  die  gfittinnen. 

sie  hassen  zw.ir  der  Venus  lieblichkeit, 

weil  sie  gesiefrt  bei  jenem  sch'inheita-atreit: 

doch  lassen  sie  sich  täglich  noch  gewinnen ; 

doch  lassen  sie  sich  bertz  und  sinnen 

noch  tAglich  abgewinnen. 

Besser  (triumph  der  liebe)  618. 

&))  auch  die  politischen  beziehungen  zwi»ehen  Völkern  und 
X'olktigruppeti  rücken  in  diesen  iericendungskrei.v  ein :  vgl. 
im  gegensatz  zu  der  älteren  verblaszten  hedeutung  i-o» 
gewinnen  (als  darnach  aulT  das  dritt  jar.  die  Homer  vil 
feind  gewunnen.  Lirius  deutsch  von  1562.».  41»;  donoch 
gewan  der  keiser  vil  fUrsten  zu  vigende.  J.  Twinckk, 
a.  d.  städtechron.  8,436)  nunmehr  die  Steigerung  der  bedett 
tungsenergie :  vergebens  hatten  sie,  um  den  kaiser  durch 
Unterwürfigkeit  zu  gewinnen,  das  bündnisz  mit  Schweden 
und  jeden  weg  der  selbsthülfe  verschmäht.  Schillkh 
(ao jähriger  krieg  8)  8,  160,- 
IV. 


GEWINNEN  II.  t.b  (eine  fran  gewinnen)     5990 

das  laod  ist  schwer  bedriagt.  —  wamm  mate  obeias? 

wer  ist's,  der  •■  gsatttrat  in  diaae  neüi? 

aa  koataU  aio  «iMif  teiektes  wert, 

am  aagenbUeka  des  itwtaa  Im  n  Mia. 

und  eioea  gnld'cen  kaiaar  ra  gaariaBa«. 

(TtU  1. 1)  1«,  iö».  f.  audt  umtem  tp-  MW* 
die  aufgab«,  einen  Franzocen  oder  Engländer  za  gewinnen, 
hatte  für  sie  mehr  anziehung  aU  die««lb«  aufgäbe  «inen 
landamanna  gegenttber.  Binmahck  t»d.  u.  mim.  (M)  t.  ITB; 
ich  glaub«  deshalb,  daaz  es  uns  mit  deotseher  ge<iald 
und  deutschem  wohlwollen  gelingen  wird,  den  landstnann 
dort  {im  KUom)  zu  gewinnen  -  vielleicht  in  kQrzerer 
z«it.  als  man  jetzt  erwartet  im  imiadU»  rndk»ta§  t.  ft. 
it7l;  man  meinte,  die  SchJeswiger  leleht  zu  gewinnen, 
wenn  man  ihnen  als  mitfift  der  dkniscben  einheit  das 
kHitllichatc  aller  gOter.  die  demokratische  freiheit.  ent- 
gegenbringen könnte.  Syiiru  d.  btgrUndung  d»»  d*ut»d»eH 
reiche»  s*,  le. 

e))  vor  allem  aber  iei  »»da» werliäUmim 4m  f»»dilteki»r 
—  w»mif»tnu  Mmii  die  bemMttnfm  dea  mmtum  um  die 
frmu  1»  fiug»  hmuaen  —  dm»  immtr  wtekr  ämrtk  äi»  tßtr- 
»teUung  eint»  kämpfen»  und  rtttf»$u  beUtt  wird:  mmm 
vgl.  den  gegeneat»  zwieehen  dar  mu»arbeihnig  de»  rekum 
begr^a»  der  heaitznahme  in: 

das  mich  der  bisehoff  dam  zwaag. 

das  icb  ein  inng  oiwt  varaa  laa 

und  soll  ein  p«f  riartsif  iara  Imm. 

do  dachte  icb  in  BeiBaB  aiaaa 

ich  mocbt  alax  Mekt  do  swo  gvwiiMB. 

led«  bei  twenisig  iaiwi  all. 

ao  wArdeo  di«  Vkrtzig  larMsalt. 

Pfarrer  r.  Katenberg  lOW  DeOmtmgr 
gegen:  wie  leicht  ist  das  weih  zn  gewinnen,  in  welche 
die  gast  unnd  ander  leut.  weil  sie  singt,  danzt.  unnd 
auir  der  lautten  schlcgt,  jre  äugen,  wort  unnd  gedancken 
werffen?  J.  B.  Ficki.kh  über»,  r.  I'utkerbega  tract.  v.  ver- 
botenen büehem  l,  48". 

a))  auch  der  älteren  auffa»»ung  lag  hier  di»  vor»tdUmg 
de»  kämpfe»  nicht  fem  {»ur  käfiaeh»n  m»^ffm»»ung  »ine» 
dienatverhältniase»  vgl.  ap.  fiMl);  nur  eredü»»  di»  frau 
dabei  meiet  ala  preia,  nicht  al*  gegenapieUr  vgl.: 

und  wie  er  wolt  anf  die  fart. 
gewinnen  die  kOnigin  zart 
durch  ritlerlicbe  tat  und  er. 

Teuerdani  (9, 10)  Ooedeke  t.  19. 
daau  au»  »päterer  seit  und  mii  Übertragung  aufdae  kämpf 
»pid: 

lOssl  er  sie  {die  ntUel)  nicht,  musz  er  vom  beik  starben 
Iflaxt  er  die  rftthsel  auf,  hat  er  die  braut  gewewMn.         '    " 
Sriiit.i.RR  (Turandct  9,  4)  IS,  887  OMMte  (  BiWiUW) 
paasäAnUcA  Grimms  march»nt,mHk»rrfi*u.ß*rttgi. 
ß))  neu   dagegen    i»t  die  auffaeeung  de»  lieb»»te»rb»m» 
»übst  al»  eine»  ktmg^.  die  frau  eraekeint  ale  gtgen^ieUr. 
eonficere  aliquüm  virginem:  mit  guten  Worten  übenedea. 
UbertOrlen,  gwflnnen,  fiberkommen  unnd  zewege  bringen. 
FRlRits  (/tr/.  (l&M)a8»^   (gegen:  eonficere   aliquem.   einen 
fiberreden,   oder   zewigen    bringen.  Ciiolinl-s-Fhisius 
196^);  waas  zimpt  euch,  maester  Khoenrad? 

gebt  auch  darzue  enm  radt 
waaz  simpl  eoch  in  eoraB  aiaiweii, 
wie  dar  JuagUag  die  JoglVa  aochi  gvbinnenn? 

amalnger  apUU  (WIemer  nemdnteke  9).  t.  74; 
aie  aber  hat  die  xinnrn 
weit  von  mir  abgrkebrt. 
ist  gar  nicht  zu  gewinnen, 
als  wer  ich  ihr  nicht  wertb. 

Oprrz  temtaehe  pcewtata  ISO  Mwfr..- 
o  grimmige  jungfTaw,  prinoaasia  aaaiaar  ataaan. 
kan  euch  dann  meine  bitt  oad  eeafflMa  lieht  gvwinnaa, 
mein  ungeatalte  färb  und  Ideiehea  a^Hiehl, 
so  auch  noch  jetxunat  ist  too  thrlnan  tiechw  nicht  T 


mich  liel>ten  andara 
sie  aber  war  ni^t  tm 


*.  140; 


gewIaMB. 
S.  Dach  ifkge  etm^  yerUeblem  aekä/er») 

ceh*  dan  watbera  aart  aatgagua. 
ia  tewfauMtai«  aafaMia  woct; 
aa4  war  laaoh  tat  aad  varwagaa. 
keaaait  vielleicht  aoeh  heaaar  fort 

OöTiia  {aatmeeten  bei  etmem  geatOaek^m. 
J*99i*rUt)  1.40: 
'wer  mich  will,  der  musz  mich  gewinnen  mit  so  viel 
müh',  als  wie  eine  der  besten  im  land*!  ...  'und 
was  hat  er  geredet,  um  dich  zu  gewinnen?*  .  .  .  'was 
ein  bursch  npr  reden  mag.  dem  um  eine  dim  ist,  und 
da   verschwort   jeder   das   himmelreich    Sfter     als   fehl 

376 


5991       GEWINNEN  II,  i,  b  (eine  frau  gewinnen) 

jahrlohn  groschen  hat.  Anzengruber  (der  ledige  hof  2,  i) 
7^236;  ich  war  vor  einigen  tagen  in  einer  ungeduldigen 
Verlegenheit  über  die  auswahl  der  mittel,  die  ich  brauchen 
müszte,  um  das  fräulein  von  Sternheim  zu  gewinnen. 
S.  v.  LA  Roche  frl.  v.  Sternheim  109;  da  nun  auch  Leu- 
konoe  so  viel  als  gewonnen  ist.  Wieland  {Krates  u. 
Hipparchia)  39,364;  ähnlich  Stifter  (bunte  steine)  185 
Aprent;  zu  der  beliebtesten  form  der  Verknüpfung  vgl.  -. 

bist  du  gar  nicht  zu  gewinnen, 

so  beklag  ich  dich,  mein  kind. 

J.  C.  Günther  ged:^  261 ; 

genau  so  S.  v.  Laroche  frl.  v.  Sternheim  85;  Immer- 
MANS  {Petrarca  2)  16,  256  Hempel  (sie  ist  ein  weih  und 
folglich  zu  gewinnen),  deutlicher  und  anschaulicher  kommt 
die  Voraussetzung  eines  kampfes  im  folgenden  zum  ausdruck  ; 

ich  kenne  zarter  weiber  sinnen, 

wie  schleunig  der  sie  kan  gewinnen, 

der  nur  die  rechten  griffchen  weisz. 

geharnschte  Venus  (iieudrucke  74)  s.  37  ; 

ähnlich  3.  C.  Günther  gedichtet  6Zi;  (Lisette:)  ergebene 
dienerin!  das  hiesse  sich  zu  weit  in  des  feindes  länder 
wagen,  der  platz  hier  ist  neutral,  hier  kan  ich  ihren 
anfallen  trotzen.  (Lelio:)  ach  !  wer  nur  den  angriff  wagen 
will,   gewinnt  dich  aller  orten.  Lessing  (die  alte  Jungfer 

1,  4)  3*,  207  ;         bürgen  mit  hohen 

mauern  und  zinnen, 
mädchen  mit  stolzen 
höhnenden  sinnen 
möcht'  ich  gewinnen! 

GÖTHE  (Fatist  I)  12,  52 : 

die  erfahrung  gleicht  einer  unerbittlichen  schönen,  jähre 
gehen  vorüber,  bis  du  sie  gewinnst,  und  ergibt  sie  sich 
endlich,  seid  ihr  beide  alt  geworden  und  ihr  könnt 
euch  nicht  mehr  brauchen.  Ludw.  Börne  der  narr  im 
weiszen  schwan  2)  2^  (l840),  446;  das  kämpferische  regte 
sich  in  ihm.  nein,  nein,  er  wollte  sie  nicht  klein- 
mütig preisgeben,  er  wollte  sie  sich  schon  noch  ge- 
winnen. G.  V.  Ompteda  d.  zeremonienmeister^  199.  auch  die 
beziehung  auf  das  (glücks)spiel  schlägt  gelegentlich  hier 
durch : 

nur  ein  einziges  böses  weib  lebt  noch  unter  der  sonnen, 
aber  jeder  ehemann  meint,  er  hab's  gewonnen. 

Wilhelm  Müller  {epiqr.  Spaziergänge  2,  83) 
336  Hatfleld. 

y))  seltener  natürlich  sind  die  Wendungen,  die  die  be- 
mühung  von  der  frau  ausgehn  lassen,  auch  hier  heben 
sich  deutlich  von  altern  typen  des  abgeblaszten  begriffes 
der  besitznahme  (ob  dein  weib  ain  andern  gbun  zu  dier. 
Sterzinger  spiele,  das  knofloch  v.  Claus  Putze)  die  neueren 
durch  die  vorstelbmg  eines  kämpfens  und  ringens  belebten 
Wendungen  charakteristisch  ab.  {Camillai)  es  ist  doch 
vergeJjens !  meine  Jungfrau  ist  bei  ihm  ...  in  grossem 
ansehen  . . .  (Coelestina :)  ich  hoife  durch  standhafftigkeit 
mainer  liebe  ihn  zu  gewinnen.  Gryphius  horribilicr. 
26  Braune;       ach!  was  blüht  mir  vor  ein  glücke, 

da  mich  so  ein  ehrlich  kind 

unter  feinden,  gram  und  tücke 

sonder  eigennutz  gewinnt! 

da  sie  mir  den  schwur  gethan, 

fang  ich  erst  zu  leben  an. 

J.  C.  Günther  {an  seine  braut)  ged.'^  271; 

wenn  ich  nun  träumet  mit  dir  und  aufwachet  am  morgen, 
die  arm',  verfolgt'  dirn'  von  eh'nder,  dein'  vatern  als 
mein'  alt'  feind,  so  mächtig  wie  früher,  und  nur  dich 
g'wonnen  hätt'  als  mein'  neuen  freund,  —  könnt'st  da 
auch  versterben  und  mich  verlassen!  Anzengruber  (der 
meineidbauer  3, 5)  6^,  199 ; 

keine  königin  soll  mich  gewinnen 

und  keiner  kröne  strahl, 

ich  trachte  mit  allen  sinnen 

nach  der  Schäferin  im  thal. 

Uhland  (der  junge  könig  u.  die  Schäferin  2) 
1, 172  Erich  Schmidt. 

d))  auch  als  träger  bloszer  freundschaftlicher  beziehungen 
(vgl.  einen  freund  gewinnen  u.  a.,  sp.  5997)  ivird  das  ver- 
bum  in  seiner   bedetitung  durch  anklänge  an  kämpf  und 
sieg  immer  mehr  gehoben  (vgl.  schon  zur  bibelilber Setzung 
sp.  5966):  der  gehässige  feind  der  physiognomik  musz  da- 
durch  gewonnen  werden.    Herder  (über  Lavater)  9,412; 
vielleicht  bereut  es  bald  das  volk.    du  weiszt 
es  ja,  wie  sie  ihn  liebten,    komm!  ich  wend' 
an  deinen  vater  mich  und  helfen  sollst 
du  mir.    wir  können  ihn  vielleicht  gewinnen. 

Hölderlin  (tod  des  Empedokles  1)  3,  48  Böhm; 


GEWINNEN  II,  1,  h.ß  (f. Verwandtschaf tsverhältn.)  5992 

entweder  er  sucht  mich  zu  beschämen,  oder  zu  gewinnen, 
keines  von  beiden  soll  ihm  gelingen.  Lessing  (der  frei- 
geist  3,7)  2^,90;  darum  gewinnen  mich  dichter  und  ge- 
schichtschreiber  so   selten.  F.  M.  Klinger  [die  zmllinge 

i>i)  1,*; 

wie  seid  ihr  nicht  so  gut,  so  euch  zu  bessern  willig, 
auf  eigne  fehler  streng  und  gegen  fremde  billig; 
und,  zu  gefallen  unbemüht, 
ist  niemant,  den  ihr  nicht  gewönnet  (:  kennet). 

GÖTHE  (an  mademoiselle  Oeser  zu  Leipzig)  56,  58; 
vgl.  auch  briefe  1, 174; 

ihre  glänzende  Schönheit,  ihr  kluges  und  herablassendes 
betragen,  die  art,  wie  sie  alle  zu  gewinnen,  allen  ein 
geneigtes  gehör  zu  schenken  wuszte  .  . .  Platen  (gesch. 
des  königreichs  Neapel  3,  4)  3, 127  Redlich;  sie  wuszte  die 
trauen  eben  so  zu  gewinnen  wie  die  männer.  P.  Heyse 
neice  nov.  (Helene Morten)  II,  4,  200;  vgl.  gewinnend  (s.  auch 
sp.  5982) ;  ich  war  gekommen  in  der  Stimmung  eines  fron- 
deurs,  dem  es  ganz  recht  sein  würde,  ungnädig  weg- 
geschickt zu  werden,  und  ging,  vollständig  entwaffnet  und 
gewonnen.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  l,  44. 

ß)  für  die  von  gewinnen  in  der  bedeutung  einer  be- 
sitznahme entwickelten  alten  formein  ist  im  neueren  stil 
nach  verschiedenen  richtungen  eine  einbusze  zu  verzeichnen, 
liebes-  und  freundsclmftsverhältnisse  werden  durch  den 
anklang  an  kämpf  und  sieg  in  andere  richtung  ge- 
zogen, die  Verwandtschaftsverhältnisse  lassen  das  verbum 
mehr  und  mehr  abkommen,  die  formel  gewinnen  heiszen 
stirbt  ganz  aus,  dagegen  hat  die  Verbindung  lieb  gewinnen 
ihr  gebiet  auszerordentlich  ausgedehnt ;  sie  läszt  dem  aus 
kämpf  und  sieg  hervorgehenden  begriffe  (jemanden  für  sich 
einnehmen)  aiis  der  bedeutung  des  erwerbs  eine  art  passiver 
actionsart  erwachsen:  für  jemand  eingenommen  werden. 

1))  die  Verbindung  söhn,  tochter  gewinnen  verkümmert 
am  raschesten  und  vollständigsten. 

a))  die  beziehung  auf  ein  männliches  subject: 

wir  hörn  wi  Leupolt  vil  sün  mäht, 

die  da  gwunnen  entspriesse. 

der  ain  Wilhelmus  hiesse. 

Michael  Beheim  (1,66:  v.  d.  baumv.  Osterreich) 
Karajan  29'>'; 
item  under  den  obgeschreben  wasz  einer  genant  Henselen 
Rorbach,  der  nam  ein  eewip  die  wasz  fast  lang  suber- 
lieh  und  erlich.  mit  der  gewan  er  zu  rechter  ee  vier 
sone  und  vier  tochtere  . . .  B.  Rorbach  stirps  Rorbach 
(quellen  z.  Frankfurter  gesch.  1,  I61);  ganz  ebenso  Glo- 
SENER  (d.  städtechron.  8)  30;  buch  der  liebe  (Melusinen) 
275«  (von  jhr);  der  kaiser  gewan  nach  im  einen  sun 
mit  namen  gehaissen  Wenzeslauus.  d.  städtechron.  l,  350 

(Nürnberg); 

it  is  war,  vele  papen  stn  in  Lomberdien 
de  gemenliken  hebben  ere  egene  amien  .  . . 
desse  driven  vele  sunde  unde  schände, 
se  gewinnen  kindere,  so  mi  is  gesecht, 
alse  andere  minschen  dön  in  deme  echt. 

Reinke  de  vos  3977 

(sie  kriegen  kinder  Gottsched;  sie  haben  kinder  Göthe); 

nu  we,  nun  wee  mir  armen  mann, 
das  ich  ie  solichs  kind  gewann. 

Sterzinger  spiele  (Wiener  neudrncke  11)  64. 

b))  die  beziehung  auf  das  eiternpaar:  ein  grauf  .  . .  der 
hiessz  Georius,  und  het  ein  frowen  .  . .  und  die  ee  lewt 
gewunnen  drei  sün.  heiligen  leben  (Uli)  9'^  (Sunt  Jörgen); 

die  erst  gesellschaft  kumbt  uns  her 
von  man  und  weib  die  gwinnen  kind 
alsz  dann  so  wechst  gantz  hauszgesind 
das  mehret  sich  und  wird  ein  gmein. 

Wolfgang  Schmeltzl  Samuel  und  Saul  (1551) 
Wiener  neudr.  5,9; 

Adam  und  Eva  ...  da  sie  ausz  dem  paradisz  wurden  ge- 
trieben .  . .  gewunnen  da  jre  kinder.  Otho  v.  Demeringen 
übers,  d.  Joh.  d.  Mandeville  (l)  74  (fehlt  im  lat.  text  und  in 
der  übers,  v.  1481),  ebenso  107. 

c))  die  beziehung  auf  ein  tveibliches  subject  (vgl.  auch: 
wo  die  sonn  gewint  ein  erben.  Waldis  Esopus  v.  dieb 
u.  d.  sonnen): 

es  was  ein  iunckfraw  nit  alt  ain  iar, 
sie  nam  ein  man  zu  der  ee,  ist  war; 
sie  gwan  eia  sun  mit  mansz  gewalt, 
e  das  sie  wardt  ains  iares  alt. 

räthsel  von  der  Eva  beim  pfaffen 
V.  Kahlenberg  543 ; 

also  fürt  der  konig  von  Engelaut  die  koniginne  mit  im 
heim  und  sie  gewan  hernoch  einen  jungen  sone  mit  ime 


5993      GEWINNEN  II.  i.  b,  ß  (kinder  irewinnea) 


GEWINNEN  11. 1.  h.  ß  (lieb  gewioiMiO     5904 


Eber II.  Wii>iijk«:kk  geseh.  koüer  Sigmunds  IM  AUwumn. 
ebenso  Muhnf.k  güuehmaUn.tM  ühl: 

(Joteph :)  Maria  wirt  «in  kiot  fewtoo«) 

da  bin  ich  werlich  unacbaldif  mm 
ich  wil  nO  von  ir  lan. 

KttHseka  wHhnnrfU—itM  de»  lA.  Jukrk.  *.  M 
IHiterU; 
de8  jarft,  inontag  naob  lant  Endris  («g  fcrgrAb  man  hie 
ain  jiiiiRH  tochirriin,  da«  het  «in  kind  gewonen  und  warf 
es  in  ain  ooheiHliauiiK.  H.  MOi.icii  (d.  städttekroH.  >t)a6S: 
ähnlich  Ui.MAN  Stkomk.k  {d.  städUekrtm.  l)W,  Andkbas 
V.  KF.oiiNHitUKU  Chronik  v.  d.  füraten  tu  ha^sm  8W  hei- 
Jinger;  buch  der  liebe  MT.  iSJ*';  Gkii.kk  v.  KRIRKliaUKno 
ausg.  d.  Juden  H.t;  Rypk  übera.  d.  Artemidor  tl*; 

np  dat  M  mi  einem  llnen  mann«  (even, 

dir  ik  in  dem  e<'titpn  atato  med«  moibt«  l«irea, 

na  der  werlde  lAp  kinder  mochU  gawinnaa. 

Lübecker  dodei  datu  1816  BoelMtt  {ds  JmnJtfnm^; 

der  het  einen  itono  hiesr.  Piernibnu,  der  grOete  rieu.  ao 
ie  von  oiniohem  frawonbild  zur  wellt  wa«  gewonnen  und 
bracht  wurden.  Fierrat/ras  At^;  und  dotNelbigen  Jan  ge- 
wann ich  in  einer  gebort  drei  tAchter,  die  alle  achAn 
und  wolgeatallt  gewesen  aeindt.  buch  der  liebe  {Mrlunine 
80)  «7»*. 

d))  mit  dem  n.jahrh.  tritt  die  Verbindung  gane  Muriiek 
und  unrd  auch  in  den  Körierbilehem  (vgl,  sp.  fle7l)  erat, 
seitdem  die  buehungen  der  gesckiehÜiehetk  darstellung  und 
der  mundart  (ap.  587«)  aieh  tuteenden,  wieder  gsstreiß: 
Adklunü  führt  einen  söhn  gewinnen  unter  den  ver- 
alteten rrdenaarten  auf;  Campe  bezeichnet  aie  als  unge- 
tPÖhnlich  und  dichterisch,  vereinxeltra  tpiedrranflebm  auf 
grund  freier  fügung  teure  freilich  auch  heute  nicht  un- 
denkbar, doch  ist  der  folgende  beleg  aus  Götiie  nicht  hier- 
her tu  liehen,  uicil  kind  hier  nidtt  mit  seiner  familien- 
rechtlichen bedeutung  erfastt  ist,  sondern  nur  der  kenn- 
Meiehnung  der  altersstt^e  dient. 

and  auf  dieae  incendfulle, 
dieser  glieder  frone  pracht 
harret  einer  in  der  «tille, 
den  sie  einzifr  clQcklich  macht  .  .  . 
wie'a  ihr  int  und  wio's  ihr  war, 
kenn'  ich  aie  doch  gnm  und  rar. 
wer  gewftnn'  an  aeel'  und  leib 
solch  ein  kind  und  aoich  ein  weih! 

Gt"iTiii!  (JimO  ».  «■ 
bei  Immrrmann  dagegen  icird  \eol  an  beeinßusaung  durch 
die  kenntnisx  älterer  diehtung  tu  denken  sein: 

von  Jolanthcn,  seinea  betts  (cnnssin, 
gewann  er  mich,  den  iUleaten,  dann  Carlo, 
suletxt  Arminio  in  wenig  iabren. 

(die  Prinzen  von  Syrahu  1.  auft.)  14,  16  Uempel 

•))  ungexcöhnlich  entwickelt  dagegen  und  begünstigt  im 
neueren  gebrauch  ist  die  Verbindung  lieb  gewinnen,  diese 
formet,  deren  spärliche  ansätte  in  die  mittelhochdeutsche 
zeit  ztirilckreichen  {vgl.  oben  sp.  5948),  tind  die  mit  LuTIlBH 
tu  der  bibdübersetattng  vordringt  {vgl.  sp.  SM?)  ist  <fM  er- 
folgreichste Spielart  unter  den  Verbindungen  des  verbutns 
mit  einem  j)nidicativen  adjectiv  {vgl.  die  sich  nicht  allzu 
reich  gewinnen  mügcn.  Luthkr  16,  )t96  Weimar;  anders: 
gewan  ein  frfimen  man.  Hans  Sachs  fab.  u.  achte.  8, 178 
(«.  «p.  599(1);  an  Verbreitung  übertrifft  sie  auch  durchaus  die 
Verbindungen  liebe  zu  einem  gewinnen  und  die  lieb«  einet 
andern  gewinnen  {a.  u.);  bei  der  ersten  der  beiden  Been- 
dungen ist  überdies  das  »ubstantiv  netterdings  gant  durch 
.91/noiiytna  verdrängt  (nciizunf;,  ein  herz  für  jemanden  ge- 
winnen)     -   tool  nicht  ohne  eityflttst  un.serer  fortnel. 

a))  die  enticicklung  tur  formet  nimmt  einersrita  dem 
adjectiv  die  syntaktische  Selbständigkeit,  andererseits  be- 
günstigt sie  unter  den  freiheiten  der  Wortstellung  die  formen, 
die  das  adjectiv  und  das  verbum  so  tuthe  tcie  möglich 
zusammenrücken. 

a))  die  ateigerungsformen  und  sonstige  adverbiale  be- 
Stimmungen  verkümtnern  und  sind  meist  nur  in  den 
leichtesten  formen  vertreten:  wan  daz  licbeste.  das  er 
{gott^  io  gewiin ,  daz  bist  dft  {Je/ms)  imc  mit  dem 
heiligen  geiste.  Davii»  v.  Atr.sBitRfi  {Vfeißer  z.  f.  d.  a. 
9,49);  cinn  stüoklcin  fleisch  an  des  fUllens  stirn.  das  frist 
das  mutterpferd  nach  der  geburt.  unnd  gewinnt  das  fiUlin 
noch  dester  lieber.  Er.  Ai.rkrus  nov.  dict.  genus  R  »•;  eben.<H> 
Stertinger  spiele  16  (9.1«.) ;  das  sie  . . .  unns  fUrthin  lieber  ge- 
winnen. Ai.BERUS  ehesttchtbüehlein  Ei^;  hier  schickt  ihnen 
ihre  schw&gerin  die  ich  täglich  lieber  gewinne  ein  stUckgen 


desert  Götmb  (anfrau  v.  Stein  177«)  br.  t.  US;  ein  junger 
Student  WM  zd  IngoUtatt,  der  gewann  eins  reicheno 
herren  magt  fast  lieb.  Fh KT  fmHm»^sall»eJm/l  (at)  iOtBoUti 
worent  si  aber  als«  gooU  geeellen  «Im  Tor . . .  also  du 
•i  gar  Uep  einander  gewannent  Nicolai*«  v.  Bascl  7f 
Sehmidt:  Tobler  wird  dir  geeebrieben  haben  . .  wir  balwn 
ihn  gar  lieb  fewonnea.  GAtiir  («n  LmnUer  tm)  br.s.uo; 
und  die  weil  er  (dtr  htetog  Heinriek)  dem  lindwurm  den 
scbwants  abgehawen  . . .  solle  ihn  6t  lew  sehr  lieb  ge- 
wonnen haben.  BOntimo  Bnmnsekmif.  dkrtmik  U»;  ohäa 
zweifei  haben  sie  Wemem  tebon  smr  Heb  gnnnamL 
J.  T.  SoNNKNrr.iJi  bri^e  über  die  Wiener  «eJUwMAiM'l.  It 
neudruek;  wie  selten  .  . .  ein  . . .  mensch  einen  menschen 
umfaazet  und  ihn  so  lieb  gewinnt,  dasz  er  ihn  mit  sieh 
trage.  Herder  (p<a«MJt)  8,«:  und  bald  gewann  er  es  so 
lieb,  daex  er  es  zu  seiner  gemahlin  machte.  fJHiMMR 
märehen  (Marienkind)  l.ll;  seltener  sind  temdungen  teie  ■ 
in  einem  deutschen  Staate  erat  werden  diese  hisz- 
lichen  Züge  der  Süddeutschen  verschwinden;  es  sind 
trotz  alledem  herrliche  menschen,  und  ich  habe  fie 
herzlich  lieb  gewonnen.  TRRITaciiKE  (en  JViy<^  tIS«) 
hri^VMeksel  #.  15. 

ß))  schon  hier  aeigte  sieh  dma  heehtbtn,  dem  mdjjteHm 
da»  verbum  »9  eng  teie  w^igUA  feigen  au  Imseen,  deuu  vgl. : 

sidi  so  kflMMa  Heb  gewiaase. 

8  Dach  SIO  &tor<«y  (ar.  leg). 

diese  neigung,  der  im  hauptsatae  die  nmHteUeke  wartatMung 

meist  mderatrebt,   teird  mehr  nmr  in  Meren  tetagen  {vgl. 

auch  oben  Orimnu  «i4rcA«ii)  durtMkrtust  i 

In  sIbsi  derif  wohnt  ein  stt»  dleb. 

dsr  gewaa  sin  innge  metaaa  lisb. 

B  WauiI«  Kaopvs  (S.«)  l.SIS  JTiif*.- 

ähnlieh  i.  C.  GOnther  nachlese  68; 

da  bleibest  Jmmer  cat.    aaff  dlshise  aagatrieb 
gewan  doch,  der  JUund  midi  hssssl,  entlkh  lieb. 

T>K-Mia>ciNo  deutteher  gtdtehte  /rvttng  W; 

je  lenger  je  mehr  gewann  mich  mein  herr  doD  eardinal 
lieb.  A.  Ai.iiRRTiNL'R  landtstürtter  GtMmon  (18)  188.  mm 
uienigsten  natürlich  stören  leiekte  prominm{fonnen :  als 
bald  si  jn  ansähe  do  gewan  si  jn  lieb.  Pontus  u.  Sidun» 
b4*;  gewinn  sie  lieb.  Albkrus  rot.  dict.  genueBl*; 

da  sab  den  Jangling  eine  maae  bifihea, 
gewami  ihn  Ua»,  gess  in  seia  weiches  Imts 
gamhl,  bei  ihrsa  tUem  tu  enKitbea. 

OoTTCa  (oa  sw^ae  prmnde)  ged.  1.8; 

den  fürtniidien  Übergang  zum  compositum  hat  die  schrei 
bung  mehr  nur  vorültergehend  gehrnmteiehnef.  den  ersten 
beleg  bietet  Zbsbn:  wi  ihn  seine  himliache  Roaemund 
straks  im  anfange  schonn  so  häftig  libb  gewonnen  h&tte 
adriat.  Rosemund  92  netuir.     datu  vgL: 

die  so  vollem  berxversias 

mich  «o  innif  lieitfawaBB. 

BCaoia  (äegt^m  Ssmer : 

ihre  augcn  werden  sich  schon  an  meinen  anblick  ge- 
wöhnen, sie  werden  mich  leiden  kiSnnen  -  Ticlleicht 
liebgewinnen  —  ja  liebgewinnen.  Gottkr  Uarianne  (t,  f) 
ausgäbe  von  1776  s.  61 ;  nun  war  es  Reisern  sehr  auffallend, 
dasz  dieser  junge  mensch,  den  er  schon  so  lirl>gewonnen 
hatte,  gerade  mit  ihm  einerlei  namen  führte.  K.  Pii. 
Moritz  Anton  Reiser  (t)  lao.  die  meisten  belege  sind 
Hkrdf.r  entnommen,  der  zugleich  für  die  meikstgiktndi 
enticicklung  auch  nach  der  seife  der  bedeutung  1 
legt  {s.  II.),  irt«  er  andererseits  auch  bereit» 
bindungrn  mit  synonymen  naehHtitt :  daei  lie  dieeea 
groszen  rrpublikaner  ...  so  werthgewOnnen  aie  en  Ter- 
dient  {bri^e  das  stud.  d.  theol.  betr.)  11.  S«. 

/))  dem  bestreben ,  adjectiv  und  terbum  tusmaunensu- 
riieken,  entspringt  auch  die  bevartugung  bestimmter  verbeU- 
formen,  so  de»  partieip.  prmet.  (liebgewonnen)  MiMf  de» 
ii\finitivs,  andere  formen  begegnen  meist  nur  im  nefcn- 
satte:  liebgewinnt  bei  Göthe  («.  efe»  theil  <  sp.  861)  und 
vgl.:  es  wäre  Übel,  wenn  er  die  schOne  reihe  Echter 
philosophischer  perlen  in  diesem  briefe  nicht  liehge- 
wftnne.  Hrrhkr  {Ueine  schr\flen)  U.M. 

b))  abatt^fungen  in  fstreMcA  und  btdeulung. 

a))  die  volle  bedeutungskruft,  die  dem  susammientreten 
der  beiden  teorte  erteiehst.  entfaltet  sieh  in  der  kenn- 
teichnung  von  liebetverhältnissen.  der  die  Verbindung  seit 
ihrem  «raten  mtrftrtten  mit  Vorliebe  dienstfitr  geamtkt  teird; 

376* 


5995     GEWINNEN  11,  i,  h.  ß  (lieb  gewinnen) 


GEWINNEN  II,  1,  h,  ß  (sich  gewinnen)      5996 


vgl.  die  oben  angeführten  beispiele  aus  Pontus  u.  Sidonia, 
der  garlengesellschaft,  Luther  {sp.  5967);  Zeskn,  Gotter, 

BÜRGER,  duzu  vgl.: 

ob  si  mich  wolt  nemen  zu  einem  man ; 
dan  ich  kain  mensch  nie  lieber  gban 
den  nur  diselb  schon  Adlhayt. 

Stersinger  spiele  ( Wiener  neudrucke  11)  16 ; 
Liszabetta  mit  name, 
ein  junges  nünlein  wase. 
das  het  lieb  ueber  mase 
ein  jungen  edelmone, 
der  sie  auch  lieb  gewone 
doch  ir  lieb  nicht  genossen: 
das  nfinlein  wart  verschlossen. 

H.  Sachs  {die  epthesin  mit  der  prüch)  fab.  u. 
schwanke  4,  38;  ebenso  3,  310;  4,  24-7; 

in  hac  commotus  sum:  disse  hab  ich  lieb  gewunnen. 
Erasmus  Alberus  nov.  dict.  genusBa^;  wa  man  mit 
sollicher  Vermischung  des  kadts  mit  dem  öl,  das  mann- 
lich glied  bestreiche,  unnd  sich  denn  der  unkeuschheit 
gebrauchen,  dasz  das  weib  sollichen  man  vor  allen  andern 
sehr  lieb  gewinne.  Ryff  thierbuch  Alberti  Magni  C®;  so 
viel  feiner,  junger  gesellen,  die  last  zu  mir  trugen  und 
mich  lieb  gewunnen.  KiwcuMOV  wendunmuth  (3,97)2,363 
Oesterley;  dasz  er  mit  jhr  anhübe  zu  bulen,  und  für 
sein  schlaffweib  bei  sich  behielt,  die  er  so  lieb  gewann, 
dasz  er  schier  kein  augenblick  von  jr  sein  konnte.  Volks- 
buch von  doktor  Faust  106  neudruck; 

des  Potiphars  weib  ' 
sagt  vil  von  Josephs  schönem  leib,  ' 
und  wie  sie  ihn  lieb  gewonnen  hab. 

NicOD.  Frischlin  (Joseph)  s.  69  Stravsz; 
ei  triff  nur  auch  das  hertz  der  liebesten  freundinne, 
dasz  sie  mich,  wie  ich  sie,  auch  wider  lieb  gewinne, 
so  sag  ich,  du  schieszt  recht  mit  urtheil  und  verstandt. 

Opitz  tetitsche  poemata  122  Wiikoivski; 
Proxim  wird  heimlich  lieb  gewonnen, 
von  einer  schönen  liebes-sonnen. 

Grimmelshausen  wieder  erstandener  Simplic. 
3(1713),  5"; 
Galathee,  du  preisz  und  ehr 
aller  schäfferinnen, 
dich  must'  ich  je  mehr  und  mehr 
damals  lieb  gewinnen. 

S.  Dach  (herbst-lied)  412  Österley  (,nr  171) ; 
dasz  diese  Dorilis  Montanus  lieb  gewonnen. 

JoH.  Chr.  Günther  ged.'^  1135  ; 
als  Zeus  Europen  lieb  gewann, 
nahm  er,  die  schöne  zu  besiegen, 
verschiedene  gestalten  an. 

Lessing  (sinnged. :  auf  die  Europa)  13,  5 

einen  lieb  gewinnen,  einem  gewogen  werden,  divenire 
affezzionato  ad  alcuna,  devenir  affectionne  ä  quelcun. 
Rädlein  (1711)  1,  383'';  einen  oder  eine  lieb  gewinnen,  to 
fall  in  love  with  one.  teutsch-engl.  lex.  2  (1716),  773 ;  einen 
lieb  gewinnen,  amore  alicujus  corripi;  Steinbach  2,1028; 
ähnl.  Frisch  2,  450";  ähnl.  (prendre  en  affection)  Rondeau, 
Schwan,  Campe,  Hilpert  {take  a  liking  to  a  person); 
neuere  belege  aus  Hölty,  Stolrehg  s.  theil  6,  sp.  907. 

auch  auf  die  thierwelt  wird  die  tvendung  gern  über- 
tragen {vgl.  oben  den  beleg  aus  Bünting):  jener  lewe  der 
des  hirten  tochter  lieb  gewan,  liesz  sich  ausz  törichter 
brunst  der  jungfraw  vatter  bereden,  das  man  jm  die  zeene 
auszschluge.  Matthesius  (Luthers  leben)  predigten  143 
Loesche;  ein  lämmgen,  das  mich  lieb  gewönne.  F.  C.  C. 
v.  Creuz  öden  l,  207. 

ß))  neben  dem  eigentlichen  liebesverhältnisse  sind  die  be- 
Ziehungen  ztvischen  verioandten  hier  wenig  beobachtet,  auszer 
der  Übertragung  atif  die  thierwelt  (das  mutterpferd  ...  ge- 
winnt das  füllin  noch  dester  lieber.  E.  Alberus  nov.  dict. 
genus  R  3")  ist  das  Verhältnis  zivischen  eitern  und  kindern 
nur  aus  jüngerem  gebrauch  zu  belegen  -.  der  reifer  nahm 
den  knaben  mit  sich  und  gewann  ihn  lieb  wie  einen 
söhn.  G.  Freytag  [ahnen  6, 16)  13, 195.  analog  aufgefaszt 
ist  das  Verhältnis  zicischen  gott  und  menschen:  nicht 
darumb  das  uns  gott  lieb  gewin.  Seb.  Franck  chron. 
2, 135'' ; 

indessen  schäz  ich  mir  vernüglich  für  ein  glükk 
wann  mein  gelassens  herz  von  himmlischem  geschikk 
so  weit  beseligt  wird,  dasz  ich  mit  reinen  sinnen 
kan  vater,  sonn,  und  gaist  (den  dreiling)  lieb  gewinnen. 

RoMPLER  V.  Löwenhalt  erstes  gebüsch  seiner 
reimged.  3. 

y))  um  so  häufiger  sind  die  belege  für  allgemeinere 
freundschaftliche  beziehungen:  (vgl.  oben  die  belege  aus 
*\ic.  V  Basel,    E.  Alberus,    Albertinus,    S.  Dach, 


Tscherning,  Sonnenfels,  Herder,  Moritz,  Göthe, 
Treitschke):  Huge  der  bleib  so  lange  da  bis  in  jong 
und  alt  liep  gewonnen,  Elisabeth  v.  Nassau  Httge 
Scheppel  3^^  Urtel;  auff  das  sich  die  freunde  untern- 
ander  erkennten,  und  lieb  gewönnen.  Luther  (das 
diese  loorte  'das  ist  mein  leib'  1527)  23,  269,  ebenso  1  Thess. 
2,  8 ;  verhielte  mich  auch  gegen  allem  hauszgesindt  der- 
massen,  dasz  mich  jederman  lieb  gewan.  A.  Albertinus 
landtstörtzer  Gusman  (9)  59;  ebenso  189.  406;  ebenso  E.  Al- 
berus nov.  dict.  genus  mi'^; 

heltst  du  dich  also  gschickt  mit  sinnen, 
dein  herr  wird  dich  bald  lieb  gewinnen. 

ScHEiDT  Dedekinds  Grobianus  [von  dischzucht) 
27  Milchsack; 

es  war  das  Unglück  meines  lebens,  dasz  er  die  bekannt- 
schaft  meines  guten  seligen  mannes  machte,  dasz  dieser 
ihn  lieb  gewann.  L.  Tieck  {die  Verlobung)  17,  112;  wo  sie 
auch  sind,  fräulein,  die  leute  werden  sie  lieb  gewinnen. 
G.  Freytag  {ahnen  5,  II,  2)  12,  207. 

S))  die  Verbindung  mit  unpersönlichen  objecten  {vgl. 
unter  2)  beruht  hier  ganz  auf  Übertragung  und  secundärer 
erweiterung,  daher  sind  die  einschlägigen  belege  schon  hier 
angereiht : 

die  erd'  ist  sauber  und  beleckt 

durch  den  gewünschten  schein  der  sonnen, 

ist  ihres  .winter-fells  entdeckt 

und  wird  vom  himmel  lieb  gewonnen. 

S.  Dach  429; 
ebenso  597  (die  weit  so  lieb  gewinnen);  vgl.  schon  Luther 
s.  0.  vgl.  J.  C.  Günther  ged.'^  460  (die  etwas  mehr,  als  das, 
was  weit  ist,  lieb  gewinnt) ;  von  da  binn  ich  nach  Hom- 
burg, und  habe  wieder  das  leben  lieb  gewonnen.  Göthe 
(an  Kestner  1772)  br.  2,  37; 

des  klugen  Breszlers  haus 
gewann  mein  dichten  lieb. 

J.  C.  Günther  nachlese  53; 

sie  haben  ein  höheres  interesse  lieb  gewonnen ,  und 
können  sich  nicht  mehr  an  dem  gemeinen  interesse  er- 
wärmen. Heinr.  V.  Kleist  {an  seine  schivester  12. 11. 1799) 
5,  51  Minde-Pouet;  man  musz  allerdings  in  Verfassungen 
der  art  gelebt  und  sie  liebgewonnen  haben,  um  auch 
die  kleinen,  versteckten  züge,  die  das  gemählde  eigent- 
lich beleben,  zu  schätzen  und  zu  bemerken.  Herder 
{kleinere  Schriften)  15,  38;  ähnl.  12,  235.  11,  39;  in  deren 
stillen  stunden  die  liebgewonnenen  schatten  mir  von 
neuem  vor  die  seele  treten  werden.  Georg  Hermann 
.lettchen  Gebert'*  475. 

3))  die  differenzierung  des  begriffes  der  besitznahme  durch 
die  bestimmungsmerknuile,  die  im  object  gegeben  sind  (vgl. 
oben  sp.  5945)  hat  für  den  neueren  gebrauch  eriveiterte 
geltung.  ganz  zurückgedrängt  und  nur  als  Zeugnisse  des 
altern  stils  beobachtet  sind  die  Wendungen  in  denen  ge- 
winnen hier  {im  gegensatz  zu  den  obigen  belegen  für  ge- 
winnen =  bezwingen)  auf  die  totalität  des  persönlichen 
objectes   zielt  .- 

gib,  daj  ich  hier  alles  nur  achte  für  koth 
und  Jesum  gewinne:  dis  eine  ist  noth! 

J.  H.  ScHRörjER  eins  ist  noth  {Freylingh. 
gesangb.  533'>); 
er  sprach:  'ich  will  ein  Stadt  hie  bawen'  ,  .  . 
sie  sprach :  'wiltus  nicht  anders  beginnen 
wirst  nicht  viel  alter  bürger  gewinnen'. 

Waldis  Esopus  1,  324  Kurz; 
heut  ist  auch  ein  fröhlicher  tag 
dasz  man  den  sommer  gewinnen  mag 
alle  ir  herren  mein 
der  sommer  ist  fein.     Uhland  volksl.  23; 

vereinzelt  ist   hier   die   reflexivconstruction   und   einer   er- 
gänzung  bedürftig,  die  bei  Storm  s.  sp.  5989  erkennbar  ist: 
hab'  ich,  unglückliches  doppelkind, 
mich  erst  gewonnen  im  scnoosze  der  armen. 

Immermann  (Merlin :  der  Gral)  15,  98  Hempel; 

meist  aber  ist  die  person  nicht  in  ihrer  totalität,  sondern 
von  einer  seite  ihres  wesens  oder  ihrer  bethätigung  erfaszt: 
würde  das  ein  gefälliger  dienst  sein  . . .  für  die  heilige, 
da  wir  eine  gnädige  fürsprecherin  im  himmel  gewönnen. 
W.  Alexis  hosen  des  herrn  v.  Bredoio  (1,7)  159; 

soll  du  uns  alzeit  vol  schencken  ein 
so  gwinstu  frölich  geste. 
Forster  frische  teutsche  liedlein  83  Marriage. 

vgl.  auch  oben  sp.  5993 ;  ebenso  Teil  2,  l  {sp.  5990). 


5997    GEWINNEN  IF.  i,  h.  ß  (einen  freund  gewinnen)         GEWINNEN  II.  i,  *.  y  («inen  sich  ^winnen)    5Q98 


a))  unter  den  enUipreehmtUn  appeUoHveH  Acte»  die  muf 
frmndachaft  oder  veni>andi»ehi^ft  nd«tid*m  formHn  ftlr 
den  neuert-n  ulil  nur  noch  uienig  btämdumg: 

ich  enmaf  k  keinen  bniiidar  mar  («wiiuMO, 

der  «ich  mof«  r*cl'<^t>'"> 

Lazaro  unaerm  brudiier  in  alm  rirh. 

Alufelder  pasHotutpiet  ttl«  Orttn. 
•in  pawer  woU  (winnen  ein  fhitem 
da  pekam  im  vor  Minam  ratam 
unaer  herfot  und  epracb   ^wohinV 
er  aprach  'ein  ffatam  ich  Mwin' 
der  herr  aprach  'fewin  mich,  mein  mane" 

n  Sacmh  (<tor  pawer  mit  dem  dal)  /oMm 
u.  etheämke  4,  St5 ; 
genau    ao    noch  OrOrri.  i.ss    (der    in  . . .   an    g'tattem 
g'winna  koh)  vgl.  auch  aj>.  »am; 

kompt  (er)  ukz  Schtiiraffan  lanl, 
hat  er  pfenninir,  er  wirt  bekant 
und  gewinnt  frrunt  und  baaon 

UMK  MiMXK.NRH  Jutüter  P/tnnli)  43  Hnlte. 
Krich  horichtcte  von  dem  leben  auf  Maltenhoitn  und 
wie  ihm  das  (;IUck  Reworden,  auch  da  einen  freund  zu 
gewinnen.  R.  AtiKiiiiAcn  da»  landhaua  am  Khein  (lt.  7) 
8.38.  vgl.  auch:  einen  jmlron  gewinnen.  8<:iiui'l>  (r.  d. 
einbildung)  athrißen  ÖM. 

&))  totit  ergiebiger  aind  die  oppeUativa,  dit  4H^  «ine 
bernftithiitigkrit  oder  tebenaatellung  tieUn.  hier  kreuaen  aieh 
tirai-  die  ffatimmungitmerkmaU,  die  im  objeet  liegen,  riet 
fach  mit  aolrhen,  die  in  anderer  form  eine  tialbeatimmung 
zum  auadruck  britigen:  den  minister,  den  riohter,  den 
knrkcrmeister  [fUr  eine  I>e8ti«nmte  saolie]  gewinnen  a.  u.; 
also  gewan  ich  ainen  man,  der  mit  mir  soll  gan  durch 
den  wald  B.Zink  *.  d.  atädechron.  6.10«;  und  gewan 
man  arm  gesellen  darinn,  die  solten  den  gewelben  xe 
hilf  kommen.  !>.  1*9.  zahlreich  t*nd  entttricklung^fähig  aind 
aber  auch  die  tceridungen.  die  die  differennert*ng  gana  aua 
dem  objeet  entiuhmen:  wann  lanng  hernach  bei  kaiser 
Fridrciohs  zeifen.  de/,  ersten,  gewan  Beheimland  sein  cmlen 
kUnig  [primnm  regem  cepit  ha/>ere)A:\.  IlK(iKNS»ii;no(cAroH. 
V.  ...  Kuyern)  a.  ■im;  nu  hat  mir  Iluolman  geschriben  da/ 
ir  zuo  disen  ostern  sechs  priestero  gewinnende  wcrtlent 
und  zwene  schildere.  Nicoiaus  v.  Basel  806  Schmidt: 
also  hftt  kainer  Murat 
wol  swai  mal  hundert  tauaend  man, 
die  er  mit  hilf  Roins  nwafrer  gwan, 
dl  er  speiset  und  füret. 

MiriiARi.  Rriiaim  &.  ne  Kart^}an; 
ich  phenni;  hab  ni.in(-hen  dinst  mann, 
wann  kung  oder  keiner  ie  rewann. 

gtd.  auf  den  p/ennia  {Jakob  Kübel»  hearbeitung 

eine»  ged.  de»  TetrJtnen.   anf.   de»  te.  jahrh.i 

•  BoUet.f.  d.a.  4>i.88; 

h\a  nun  mein  vater  .  . .  das  ganze  land  durchlaufen  hatte, 
lim  manchen  süldener  zu  finden,  den  er  mit  seinem 
goldo  gewann.  Braunen  zu  helfen:  so  kam  er.  Gott- 
SCHEO  Reineke  ßtcha  (j,  8«)  49  (de  he  wan  mit  sineme 
golde.  Reinke  de  i^oa  v.  2809;  gewonnen  Götiik.  jedoch  mit 
abatreifung  dea  formelhaßen  in  der  loendung); 

doch  hriniren  er  keine  bottsrhalTt  wider, 
wenn  er  zur  hell  «ich  glaRüen  nieder, 
80  werd  er  ewig  l)U>ihoi\  drinnen, 
wer  w8ll  möp  andre  hotten  gwinnen. 

Sandrur  HMor.  u.  poet.  kurxtteü  1V7 
Jtaehaaek: 
hin  kumpt  der  pfarrer  an  die  mietstat  und  gewint  hawer 
uiiih  den  Ion   unn  weist  sie  mit  im.  pfarrer  vom  Kaien 
berg  a.  15  Dollmai/er; 

do  saget  im  der  richter  zuo. 

das  er  des  andern  morgen»  frue 

da.s  viech  solt  treiben  an  (Ins  veldt 

oder  gewAn  ain  umb  das  ^eldt. 

und  er  das  viech  trib  an   die  wait 

nach  ir  alten  gcwohnhait.  1894,  rpi.  auch  W«4; 
weih  der  war,  er  war  in  baider  arbait  oder  in  der  ain 
und  der  schefTart  selb»  mit  dem  leib  nicht  vermftcht. 
der  sei  ain  andern  an  sein  stat  gewinnen,  der  nützlich 
ist.  damit  nicht  sanmung  in  der  scheffart  beschech. 
{Admonfer  ordn.  1440)  öaterr.  treiath.  6.46;  ferner  sollen  die 
marigen  zu  gelegener  zeit,  als  zu  liechniftssen.  um  einen 
gaiszhirten.  .  .  .  umb  einen  schaafhirten  und  um  drei 
küehirten. ...  sowohl  auch  um  zwen  schweinhirten  scchen. 
gewingen  und  dieselben  den  ausschUssen  und  nachparen 
fürstellen,  (dorfordnung  von  Niederdorf  handachr.  17W) 
öaterr.  tceLifh.  5,  M3,  ebenao  546;  vgl.  mfthder,  Schnitter  ge- 


winnen.  8cHMKi.LBit  t*.  «tt;     breeberinnen .    taglöbner 
gewinnen    (aarnehmen.     bMlellen,    miethen.     dingen). 

ebewta. 

die  naumra  aekrifttpnuk»  hmt  dim»  wtmdtemf  im  »Ufa- 
iiuii*annieUtuiff»M»mmm;m0kitmikrmbntiekwimekt. 
lagt  ata  dia  hedmtkmgmmtrfi»  kimain.  dta  fewinnen  m 
»einen  beaiehungen  tum  flHek$»yiel  erworben  kmt:  er  tpnieh 
von  der  univemiUt.  dl«  er  SO  Krankfurt  grflnden  wolle 
...  er  nannte  die  minner.  die  «r  gewonnen,  deren  ruf 
durch  ganz  Germanien  strahle.  W.  Alexis  koaan  d.  karrn 
V.  Bradow  (M. »)  fl.n.  nuturftmäat  mtrda  abar  muek  hier  der 
gabrmu*  itimItraneeUaH  tuid  »ttmekwOdU  •  als  regisaeuf  war 
.  . .  Frans  Plaeher  gewonnen  worden.  Wahlb  d.  Wammrw 
hoßheat.  S5 ;  dachte  Kiseher daran,  die  baaboislenderZettser 
garnison  zu  gewinnen.».  daauvgL:  man  ssft  Arenffifieraa 
gewinnen,  «iwa  von  eüiMi  pMMB  bedeotsodea  ktMikr. 
welchen  gteiohzeitiff  Ttelc  sn  enfagifen  wflneeliMi,  ao  daas 
derjenige,  der  ihn  wirklich  engagirt,  in  der  tluU  wie  dir 
glückliche  gewinner  eines  treffera  xo  betraebtea  id.  aber 
dem  ist  nicht  so.  nicht  bloex  das  beste,  alle«  wird  'f»- 
Wonnen',  die  obskursten  namen  werden  gewonnen. 
frische  und  ausgesungene  stimmen,  neue  und  abgt- 
spielte  comfidianten.  Fkmi».  KCHMnRnnRR  (»prmtk*  u. 
teitunifan  18M)  litarar.  karwanamekan  n. 

y)  eine  ungeteöhnlieka  vtrhraHautf  arraiekam  im  nium» 
atU  einaelne  eneaHerung^fbrwtam.  äia /br  den  begriff  aimtr 
baaüanakma  biaker  leat^  hadtti1um§  §akabt  hatten. 

1))  kierkar  gakOrt  in  aratar  Umia  die    nelbeatimmum§, 
ren   differanaieranda  %eirkung  auf  da»  i  si  fluet  aaA,   wir 


deren 


aehon  bemerkt,  mit  den  gleieken  araeheimmmftn  «m  oUati 
vie{faek  kraust. 

a))  die  tielbeatimmung  iat  im  «ete  mngadatUat. 

«))  aie  iat  durch  einen  peraönlieken  datir  aetkat  rtrtretem  • 
ein  gutes  wort,  findet  eine  gute  stat.  und  ein  ungläubiger 
mann,  wirdt  offl  durch  ein  solch  ehrenweib  geheiligei, 
unnd  Christo  gewonnen,  auch  ohne  wort,  nur  durch  der 
weiber  wandet.  MArriiKaics  koehzeit»prtdigtan  tm;  vgl. 
die  Seelen  Christo  gewinnen,  fmgmar,  mqutrir.  Ronobao 
«,  üu  8*.  deutlich  aeigi  aiek.  dam  dia  aiaUaaHmmunm  hier 
du  verbalbedftttung  atdrkar  beeit\flttnt.  ala  teenn  a»  »iek 
um  ein  aäehlichea  objeet  (vgl.  unter  t)  handelte: 

achroeicfaehid  wobi  gewann  «r  sieb 

was  auf  erden  das  bAcbato  - 

aber  ruhig  besiut  «r's  nkbt  .  .  . 

OdTiiB  (Fau»t  II,  S)  41.  tSS 
{äUa»t»fa»attng:  gewinnt  er  sie  auch  durch  frenndliebes 
schmeicheln):  den  noch  immer  für  ihn  gewonnenen 
monarchen  zu  überreden,  dasz  der  zweck  jener  geheimen 
Zusammenkünfte  kein  andrer  sei,  aU  OentaeiiJand  den 
frieden  zu  schenken.  .St.mii.i.rh  {m  jähr,  krieg,  i,  buek) 
«,  888;  mein  oncle  hat  eine  halbschwest»r  in  dem  damen- 
stlft  zu  (i.,  die  er  wegen  einem  reichen  erbe,  so  ihr  sa- 
gefallen  ist.  zum  besten  seiner  kinder  zu  gewinnen  sucht 
und  aus  dieser  Ursache  muszte  meine  tante  mit  ihren 
beiden  sühnen  die  reise  zu  ihr  machen.  S.  v.  la  Roche 
frL  V.  Stamheim  (i)  74: 

die  flihrer  aneb  des 

•iod  gewonnen,  eeeb  sa 

GaiMPARzKR  (darirmmn.  ein  Mm  S)  7«,  177: 
rbenao  C.  Spittf.i.er  l'rometkeua   und  Kpimetkama  (t)*u 
(um    ein   weniges    ihn    mir    gewinnen.)    daau    vgl    tnU 
Unterordnung  unter  ein  unperaönlickaa  M^i«tf .•  ein  einsiger 
zng  konnte  ihn  schnell   für  einen   aneuebcB  gewinnen 
HEiNnii.H  V.  Kleist  {an  »eine  braut)  4,  l«lfiiM<t-fbMe<: 
o  sieh,  sie  lieben  mich,  nnr  ent  gekomaMo 
als  ob  wir  jabr«  schon  oaa  sUui  oad  kmnira 
mem  mildes  wert,  4aa  anaen  aaMwobnI. 
gewann  mir  sie,  wie  nück  ibr  ugiOck  ihnen 

nRtu.rARZBa  IMedea  a*  5».  m-, 
die  cntschlossenheil.  mit  der  ich  sein  Tertrauen  als  etwas 
mir  gebührendes  in  ansprach  nahm,  gewann  ihn  mir 
und  ich  glaube,  dasz  er  in  diesem  augenblicke  so  offen 
▼on  sich  sprach,  wie  er  überhaupt  konnte.  RicARhA  Hucii 
atw  dar  triumg^gm»»»*  n. 

ß))  appeUmii»mmU»bf*et  neben  dem  pnmoi^üuüen  datiw 

wo  ein  kahles  kleid. 
and  stMUit  aacb  Sokrate*  darinnen 
ihm  keine  gAoner  wird  gewianan. 

GOcKWo  (apiiteln  t,  •)  t,  74 


5999  GEWINNEN  II,  i,  b.  /(einen  für  etwas  gewinnen)      GEWINNEN  II,  i,  &,  /  (einen  mit  etwas  gewinnen)   6000 


erst  kniend  lasz  die  treue  widmung  dir 
gefallen,  hohe  frau  . . . 
Bestärke  mich  als  mitregenten  deines 
gränzunbewuszten  reichs,  gewinne  dir 
Verehrer,  diener,  Wächter  all'  in  einem. 

GÖTHE  (Fami  II,  3)  41,  217 , 

auch  hatte  er  (Bürger)  durch  sein  bedeutendes  talent 
sich  ein  publicum  gewonnen,  dem  er  völlig  genügte. 
GÖTHE  (zu  Eckermann)  Biedermann  5,203;  als  der  graf 
Brandenburg  .  .  .  sich  bereit  erklärt  hatte,  das  präsidium 
zu  übernehmen,  kam  es  darauf  an,  ihm  geeignete  und 
genehme  collegen  zu  gewinnen.  Bismarck  ged.  u.  erinn. 
(2)  1,  50;  wie  sie  dem  wesen  einen  vogt  gewännen, 
und  boten  sandten  sie  ins  Meisznerland, 
von  dorther  einen  fiirsten  sich  zu  holen. 

Grillparzer  {Ottokar  1)  G»,  22. 

;'))  die  appellativa  in  der  zielhestimmung  die  für  die 
ältere  spräche  nur  in  engen  grenzen  zu  beobachten  ivaren 
(vgl.  sp.  5942.  43.  44  vgl.  auch :  hertzog  Ludwig  . .  .  hat  uns 
zu  burgluten  gewunnen.  urk.  v.  1284  Hess,  urk.-buch  2,  371) 
haben  sich  auf  kosten  d.es  accusativs  des  objectes  (s.  o.) 
reicher  und  freier  entioickelt:  alsz  man  Winthern  zu  eime 
houbtmaTi  gewan.  Frankfurter  archiv  (aus  1376)  Diefen- 

BACH  U.  WÜLCKER  614; 

siehe,  die  schönste  tochter  des  Atreionen  gewännst  dn, 
her  aus  Argos  geführt,  zum  weihe  dir. 

Voss  Ilias  13,  378 ; 

hei!  des  Pehrson  Dahlsjö  tochter  Ulla  willst  du  zum 
weihe  gewinnen,  deshalb  arbeitest  du  hier  ohne  lieb' 
und  gedanken.  E.  T.  A.  Hoffmann  {Serapions-brüder  i) 
6,  185  Grisebach; 

er  (der  p/ennig)  macht  zwei  zu  (der)  e  greififen 
und  gewinnen  sich  (ein)  zu  gevatter. 

Der  MissE'NER  Junker  Pf ennig  33  Bolte; 

bisz  endlich  das  weib  eines  schönen  jungen  knabens  ge- 
nesen, worzu  sie  eine  ansehnliche  frau  zu  gevattern  ge- 
wunnen. Grimmelshausen  wieder  erstandener  Simplic. 
3, 109.  vgl. :  jemanden  zum  gevatter  gewinnen.  Adelung 
2,665  (als  oberdeutsch  bezeichnet);  Hilpert,  Campe  w.  a.; 
den  prinzen  zum  bundesgenossen  für  den  kämpf 
gegen  Manteuffel  zu  gewinnen.  Bismarck  ged.  u.  erinn. 
(5)  1, 93. 

(5))  auch  nomina  actionis  und  ähnliche  abstracta  mehren 
sich  in  der  zielbestimmung,  wobei  an  die  stelle  älterer  an- 
knüpßmgsmittel  (item  zwen  pawren  sol  man  gewinnen 
zu  kuntschaft.  d.  städtechron.  l,  iSi)  7ieue  treten:  ich  er- 
innere mich  der  umfangreichen  denkschriften,  welche  die 
herrn  unter  sich  austauschten  und  durch  deren  mit- 
theilung  sie  mitunter  auch  mich  für  ihre  sache  zu 
gewinnen  suchten.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  (5)  l,  110; 
den  könig  und  damit  schlieszlich  sein  beer  der 
deutschen  sache  zu  gewinnen.  1,  295;  ich  hatte  zwei 
hauptpersonen ,  den  fürsten  Primas  und  den  grafen 
Böse,  für  meine  ansichten  gewonnen.  Göthe  (an  Cotta 
1.  okt.  1809)  briefe  21,  99;  und  es  gelang  mir,  meine  collegen 
für  mein  vorhaben  zu  gewinnen.  Bismarck  ged.  u.  erinn. 
2,247,  ebenso  1,92;  ähnl.  1,113;  wenn  es  dem  Verfasser 
gelingt,  den  einen  oder  andern  .  .  .  freund  für  sein  er- 
zeugnisz  zu  gewinnen.  2,273;  jetzt  hatte  sie  ihre  mutter 
verloren,  war  durch  nichts  gebunden  und  liesz  sich  für 
die  erziehung  der  beiden  mädchen  gern  gewinnen. 
W.  V.  KÜGELGEN  jugenderinn.  (4,  ö)  278 ;  einen  stosz  der 
zur  besinnung  brächte,  falls  man  nämlich  die  herren 
für  die  Wissenschaft  gewönne.  K.  Gutzkow  (Seraphine 
3)  3,194;  anders:  er  wünscht  sein  verbal tnisz  zu  den 
ältesten  freunden  dadurch  wieder  anzuknüpfen,  mit 
neuen  es  fortzusetzen,  und  in  der  letzten  generation  sich 
wieder  andere  für  seine  übrige  lebenszeit  zu  gewinnen. 
Göthe  (einleit.  in  die  propyläen)  47,  8  Weimar. 

b))  der  einfltisz,  den  diese  und  andere  Zielbestimmungen 
auf  die  bedeutung  von  gewinnen  ausüben,  wirkt  auch  am 
isolierten  verbuni  nnch.  die  Wörterbücher  erweitern  die  be- 
griffshestimmung  gern  durch  Wendungen,  die  auf  ein  ent- 
sprechendes ziel  weisen :  einen  underston  ze  gewunnen 
und  an  sich  zeziehen,  captare  aliquem.  Maaler  180'', 
ebenso  Henisch  1599  (auff  seine  seite  bringen);  teutsch- 
^  engl.  tob.  2  (nie)  713  (mit  in  die  partei  ziehen);  Schwan 
1, 746*  (attirer  a  son  parti,  me  mettre  dans  ses  intirets). 
Campe  U.O.;  die  richter  gewinnen  unnd  an  sich  ziehen, 
j,udieun^    animas    sibi   conciliare.    Maaler  180»'',    ähnlich 


Rondeau,  Schwan;  einen  minister  gewinnen,  ihn  auf 
unsere  seite  bringen,  to  practise  upon  minister  at  court. 
to  bribe  him.  tetitsch-engl.  lex.  2  (1716),  773.  die  gleiche  be- 
deutungsverengeruyig  ist  auch  für  die  folgenden  belege  an- 
zunehmen: er  ist  nit  zu  gewinnen,  cautus  est.  Aler 
l,937*>;  jemand  gewinnen,  gagner  quelqu'un.  Rondeau 
2,  Uu  3'^;  man  muss  diesen  menschen  zu  gewinnen  suchen, 
il  faut  gagner  cet  homme  la.  Schwan  l,  746;  ähnl.  Hilpert 
n,  1,464^^;  sie  gewann  den  kerkermeister,  she  won  or 
braught  over  the  jailer.  Hilpert  11,1,464";  bittet  man 
um  beschleunigung,  so  darf  man  ja  wohl  auch  um  gunst 
bitten  .  .  .  am  ersten  durch  untergeordnete ;  diese  müssen 
gewonnen  werden ,  und  so  ist  die  einleitung  zu  allen 
intriguen  und  bestechungen  gegeben.  Göthe  (dichtung 
u.  wahrh.  12)  26, 133 ;  nachdem  ich  den  kaiser  schliesz- 
lich gewonnen  hatte,  war  bei  abschätzung  des  feszu- 
haltenden und  des  aufzugebenden  die  neue  Stellung 
der  fortschrittspartei  und  der  secessionisten  ein  ent- 
scheidendes   moment.   Bismarck  ged.  u.  erin.  2, 184. 

c))  dde  Zielbestimmung  kommt  im  weiteren  zusammen- 
hange zum,  ausdrtick  (vgl.  sp.  5997):  ohne  zweiffei  dieser 
heidnische  keiser,  durch  das  wort  Esther,  und  jren  christ- 
lichen und  züchtigen  wandel,  gewonnen  wirdt,  und  wird 
auch  ein  gliedmasz  des  volcks  gottes.  Matthesius  hoch- 
zeitspredigten  20  Loesche;  ach  herr,  lasz  doch  diesen 
menschen  nur  ein  jähr  ungestrafft,  ich  wil  mirs  säur 
werden  lassen ,  und  nicht  auffhören ,  ihn  mit  thränen 
zu  vermahmen ,  vielleicht  lässt  er  sich  gewinnen ,  und 
trägt  frucht.  Heinr.  Müll^  geistl.  erquickstunden  (l90) 
362 ;  aber  da  ich  nicht  erfahren  konnte,  wo  er  sich  auf- 
hielt, muszte  ich  meine  guineen  zu  hülfe  nehmen,  und 
einen  post-officier  gewinnen,  der  mir  alle  briefe  zu  liefern 
versprochen  hat,  die  an  das  fräulein  .  .  .  einlaufen  werden. 
S.  V.  LA  Roche  frl.  v.  Sternheim  (i)  180;  die  ritter,  die 
euch  aus  ihrer  zahl  löschen  wollten,  habe  ich  wieder  zu 
gewinnen  gesucht,  sie  sind  bereit,  euch  wieder  unter 
sich  aufzunehmen,  wenn  ihr  euch  ganz  losgemacht  von 
jener  feindlichen  gewalt.  Grillparzer  (Melusina  3) 
7*,  261 ;  sie  haben  ihn  gewonnen,  dasz  er  zu  ihrer  religion 
getreten  ist,  they  gained  him  over  to  their  religion.  teutsch- 
engl.  lex.  2(17161,774;  ich  muszte  endlich  den  knecht 
Markus,  der  sonst  den  pflüg  geleitet  hatte,  gewinnen, 
dasz  dieser  versicherte  .  .  .  der  junge  bub'  sei  leidlich 
genug  stark  und  geschickt  den  pflüg  zu  führen.  Rosegger 
tvaldheimat  1,  355. 

2))  auch  instrumentale  bestimmungen  haben  unter  den 
differenzierungsmerkmalen  für  den  neueren  stil  mehr  be- 
deutung;  dafür  spricht  schon  der  breite  räum,  den  sie  in 
den  Wörterbüchern  einnehmen,  wo  sie  der  gleichung  ge- 
winnen, expugnare  die  entscheidende  richtung  weisen: 

a))  legatorum  pertinaciam  expugnare,  überreden,  ge- 
wunnen. Cholinus-Frisius  .347";  expugnare  pecunia  ..  . 
mit  galt  zegewünnen  347";  ebenso  Frisius521»;  Faber 
660*;  vgl.  expugnare  (mit  gründen),  gewinnen  bei  Aler, 
Kirsch,  Mathiae;  einen  gewunnen  und  zä  einem  fründ 
machen,  mit  erzeigung  der  gütthaten,  complecti  hominem,. 
Maaler  I80'';  vgl.  auch  (einen  durch  wohlthaten  ge- 
winnen! Aler,  Kirsch,  Matthiae  (mit  wohlthaten), 
Steinbach;  einen  Widersacher  gewinnt  man  selten  mit 
bösen  werten.  Henisch  I601;  einen  mit  guten  werten 
gewinnen,  blande  appellando  delinire.  Steinbach,  Hede- 
rich; ähnlich  (mit  Schmeicheleien,  gagner,  Schwan; 
(durch  geschenke,  win)  Hilpert;  sich  gewinnen  lassen, 
duci  Tnercede.  Aler,  Kirsch,  Steinbach,  Matthias; 
dieser  mann  lasset  sich  mit  geld  nicht  gewinnen,  cet 
homme  n'est  pas  prenable  par  urgent;  c'est  un  homme 
incorruptible.  Rondeau  2,  Uu  3'';  Schwan  i,  746";  durch 
freigebigkeit,  durch  liebe,  durch  gute,  durch  dienst- 
leistungen  gewinnen ,  durch  Überredung  (zum  beifall 
bringen).  Adelung,  Campe  u.  a. 

b))  auch  im  litterarischen  gebrauch  finden  sich  zahlreiche 
entsprechungen :  hiemit  wird  gelehret,  dasz  einer  mit 
sanfftmuth  und  freundlichkeit  die  leuthe  viel  ehe,  als 
mit  ungestüm  gewinnen  kan.  Adam  Olearius  Lokmans 
fabeln  (33)  116*';  er  (der  monarch)  musz  sorgen,  .  .  .  wie  er 
seine  unterthanen  beschütze ,  im  frieden  erhalte ,  mit 
holdseeligkeit  gewinne,  sie  nicht  beleidige  noch  erzürne. 
Grimmelshausen  udeder  erstandener  Simplic.  3,  85; 


i 


6001      GEWINNEN  II,  a  (mit  aäehlichem  otjeel) 

rUr  ncbnieicbeln.  Hat  und  baadwM 

bswfthre  mir  di"  — 

und  lux  mich  ^  lainertl 

d«n  necbaleii  i>.'  n 

Jon.  li..,  ,... ;    Utäer  (4,  •)  WS; 

V/n»  gutte  naluren  lein,  lavien  «ich  leichter  mitguttcn: 
alH  schelt-worten  gewinnen.  Bi'Tmchky  Fatkmos  7W: 
tbettao  MM)  (itich  mit  der  eritm  beredung  latae  gewinnen); 

er  atellte  sich  bei  ibm  von  au«iii>n  UfiüuU  an 

und  lieiix  bum  dem  geairhl  «ebr  hr>!  '  :'-k«n, 

da*«  er  durcb  di«««  liunat  den  Hyl . 

durch  dieae  tucbt  er  ibn  nur  In  «ciu  . -      ucliao. 

J.  C.  tilMtHMHP««!.*  UM. 

durch  Überredung  und  bestechung  gelang  ••.  noch 
mehrere  zu  gewinnen.  Pijitbn  ye»ch.  d.  kbnigrriehM 
Neaptl  8,  eap.  5;  datu  vgl.  (mit  v^tchittntng  der  ggntak 
tiacheti  functiontn): 

du  ich  (h<r  rnitdenxeit  noch  nie  bin  worden  lanea? 

und  du  nii(-li  lieine  red'  itoeb  warnen  kaa  ftwiasea? 

Anuh.  Uati^it'H  »omn-  und /eitrIaff-tonrtUU  WrtH 

e))  mit  ditmnt  typen  ist  die  vielteiHghtit  dt»  Utterarisetten 
gebrauch»  natiirliek  nicht  eturhfrp/t.  die  hier  bttonder» 
unter  dein  eivfluat  bentimmirr  rtrhtungen  und  »Hlformen 
ateht,  vifl.  M.  b.  aua  dem  yemlliehen  »tit :  |tott  durch  buaae 
gewinnen.  S.  Dach  Wi;  da«  jr  hAlind  und  apiaind  die  Ter 
■ammlunit  gottes ,  die  er  gwunnen  hat  mit  «inem  eignen 
blAt.  ZwiNui.i  von/reiheit  der  »pn$*H  to  W'ulthrr.  rharak 
teriatiaeh  für  den  neueren  gebrauch  iat  andereraeita  die 
Vorliebe  J\lr  pronominalformen  in  dicarn  Verbindungen : 
vgl.  die  Variante  dea  drurkea  tum  Junker  l'fennigr  man 
gewint  damit  tu  freund,  a.  sa.  vgl.  &M9; 

wie  wtr'  ein  tbeil  der  fOler, 
so  liOatlich  anfeleft,  wenn  er  dafUr 
die  holde  achweater  xu  gewinnen  wDazIe? 

OÖTHK  (natürl.  toehttr  1. 1)  9.  »4 

(vgl.  dazu  die  ellipae :  es  sind  Sachen  drein  am  eine 
fUrstin  zu  gewinnen.  Urfuuat  v.  088;  vgl.:  dann  saget  mir 
doch :  wie  gewinn'  ich  vater  und  mutter?  Hermann  u. 
Dorothea  [4o],8l7);  Wiciand  sagte:  so  wär's  recht  und  ich 
gewänne  ihn  dadurch;  wir  würden  noch  die  besten 
freunde  werden;  'Goethe  hat  mit  respect  von  Ihnen  ge- 
sprochen*. Jean  Paul,  briefw.  mit  aeinem  frettnde  Chr. 
Otto  8,  S&. 

8)  Verbindungen  mit  aächlichen  objecten,  ainceit  dieae 
nicht  durch  peraonification  gehoben  aind  (t.  tp,  SSW),  und 
mit  abatracten. 

a)  gewinnen  in  der  beiiehung  auf  kämpf,  teettatreit  und 
ayiel,  a.  oben  »p.  ht^^ff. 

a)  für  den  kämpf  i.^t  entachiedene  einbuai«  tu  rer- 
MteAfien.  wol  blüht  die  fühigkeit,  den  begriff  erobern  aua 
eigenen  mittein  unaerea  verbuma  iu  decken  oder  in  der 
ztiaammen.stcllttny  mit  venrandtcn  verbia  nt  aichem,  für 
kurze  zeit  lebhaft  weiter .  mit  dem  ende  dealt.jahrh.  ackrumpft 
aie  aber  eboiao  raach  wieder  zuaammen  und  findet  bald 
fiur  noch  an  den  inatrttmetttalen  ertceiterung^formen  einige 
atiitapunkte.  dies  gilt  allerdinga  mehr  für  den  begriff  er 
ohern,  icenn  er  aieh  auf  objecte  geographischer  art  atiktzt, 
während  der  von  der  Verbindung  mit  eoncreten  getragene 
begt-iff  erbeuien  zähere  wider.standakraft  entfaltet  und  neuer- 
dings von  dem  axibatantivbegriff  (gewinn)  ««4*  wieder  belebt 
wird. 

dieser  Verkümmerung  entaprieht  auf  der  andern  aeite  ein« 
intensivere  pfiege  der  Verbindungen  mit  innerem  object: 
sieg  gewinnen,  neuerdings  namentlich  auch  schlacht  ge- 
winnen. 

i))  gewinnen  ^  erobern. 

a))  das  verbum  deckt  die  bedeutung  ganz  aua  eigenen 
mittein:  und  sprächen  zu  Thomas:  'wer  was  der  herre 
der  dich  zu  uns  brächte?'  dA  sprach  Thomas:  'her  ist 
eines  kunt;cs  sun,  der  sitzit  Qf  einer  bürg  die  niman  ge- 
winnen mag'.  H.  V.  Kkitzij^r  a.  myst.  t,M:  ähnlich 
A.  V.  Kkuknsbl'ru  Chronik  597  (For^tm  Julii .  .  .  capiunf); 
ebenso  (haben  gewunncn  ain  vesten,  caatro  en-pugnato) 
M7;  solle  uwer  liebe  wissen,  das  unser  lieber  iiemahel 
.  . .  gezogen  für  das  slosse  Bitsche.  das  dann  kurzlich 
gewunnen  ist.  E.  v.  Lkininoen  (im?)  Steiuhauaen.  privat-  ' 
briefe  1,4«.  genau  so  Teuerttank  (88)27;  Goedeke  s.  W;  i 
^imondS**;  de';  desgl.  verdeutach.  d.  I'etiarca  as*.  vgl. 
auch :  zeigt  .  .  aufT  sein  brüst  und  bertz  .  .  .  'disz  ist 
mein  schlosz,  das  ist  fest,  kein  unfal  sol  mir«  ge- 
winnen', ebenda;    ebenso  LUTHKR  (predigten  v.  ilM  rar.) 


GEWINNEN  II.  t.a  (erobern) 


6002 


n,tn;  —  Ut  kein  aehloes  so  fest  noch  ao  boeJi.  dM 
mann  nit  gewinnen  mAcbt,  wann  ein  leladner  «mI  mit 
gold  hinein  und  hinauff  steigen  ouif.  verJauttekumg  d*t 
l^ihmrta  •§*:  das  gleiche  bei  ZmmgH  (jmrmsiimm§  mm  üt 
»iäfmouem)  9,  t.  Iift;  ahnt.  (intuuuiMHAüUtai  witimr  tr- 
atmiut.  Simplk.  I.  SS; 

daa  mum  MtA  «el  gewinnen  kan, 
dM  MattnTSGtga  ttü  alfam  vil, 
dnimU  waHich  mMI  k«a«4Mi  wUL 

En.  Auianua  /sM*  d.  Etap  •  Bramme; 

rgl.  auch  8ciiAlitKlinKIMKM  OdyttM  40^;  hutk  der  Habe 
(MelusiHe  f)M^: 

doch  so»  ick  rMkan  wikeäiil, 

JuH.  V.  ScNwanxKMUMi  Uuttßmeh  m  aehml: 
wnn  (Ue  Swobe  tribent  inen  ton  einer  etat  zA  der  andern, 
and  mit  kunig  Helnricbe«  belfe  beaoazent  sO  die  etat 
zu  Ulmen  in  Swoben.  aber  sll  gewannent  Ir  keine  . . . 
von  gebreate  der  spiaen,  das  all  mAstent  dannan  topoL 
Ci.osKRKn  a.  d.  atadttehron.  9.9»;  dbtmta  %,»:  MlCHAU. 
Bkiikim  (6,  Sit)  M^  Karajmn;  Lübedm  ekrontt  (tf.  tiUt» 
ehrom.  M)«l:  BmtUr  ekrmiktm  «.  4»;  Aiif^^arftr  tlwmik 
(d.  HadiMhtvm.  a)  «M.  t«: 

ein  bacbiiMMileler  alr  aAckt  epat 
■ekrieb,  daa  wir  ■eckte  tsakaw  die  etat 

fenentaa/k  CM,  at)  107  Ctaiat; 

abtnao  (M.7)n»;  Furrmbrmt  H  i*:  Rkvchun  wuMmlaek. 
d.  1.  Olynth,  redt  d.  DtmtoMemm  ($tlr,fdti«  n6h»)%Fdmitd: 
AVKNTIH  bayr.  ehrom.  (l.  IM)  4.  M4  L«nr;  (t.  l)  4.4«: 
ebenso  {uramehen  dag  Türktmkneg»)  l.Mt.  Mi.  M»;  et— je 
Verdeutschung  das  Frontinus  (ß.  iittk  1.  eetp.)  19^;  da  er 
■icher  war,  au  ond  tranck,  batU  «iaao  guten  mat.  wl« 
Daniel  acbreibT.  kamen  die  Pwmt  oimI  Mcder  plOtxIieb, 
gewonnen  Babylon  and  tMten  den  ktaif  iäa  «taar 
nacht,  LuTiiBK  (dar  proph.  Uahakuk  mtugdsft  UM) 
19,408  Weitnar;  ebenso  Ml-h.hkh  gäuehmmtt  S. M;  urbi» 
potiri,  die  statt  ze  gwUnnen.  CHOUNca-FRiailH  •7t*(i« 
J'Visius  von  \66»$.  u.);  desgl.  Otto  v.  Dkmehikubn  üben, 
dea  Mand«vüU{t)  tS7;  also  kom  auch  das,  dax  man  ein 
•cbaecb  macht  in  daa  panir,  and  under  dem  zaicben 
ward  daa  beilig  grab  gebannen  ...  ich  main.  dnz  di 
iczunt  genant  aacb,  das  man  das  beilig  land  gewunuen 
bat.  sei  geschehen  under  kaiser  Heinriob  dem  vientea, 
do  . . .  der  benog  Godefnd  zu  Lotbaringia  gevaa  Jamaalam 
(recuperaretur  , .  .  rtcuperaeionewi  brre  amnde  . . .  fiMHüto 
OodeJ'ridua  . . .  eepit  Jerusalem).  Andr.  v.  BsoKMaBORO 
chron.  d.  ftiraten  tu  Bayern  M6;  eStnae  Mt.  M7:  bi  dea 
ziten  ...  wart  dax  baUige  fiab  ftwviiBaa,  Cumkkbr 
(d.  atädteehron.  8)  M; 

nu  marckt,  ihr  b«rr«i  all«  gleick  l 
die  scbriffl  Ihut  uaa  gar  woodwUck 


von  einem  Fridricb 
der  aol  gewinnen  daa 


abeilif  grab. 


bergrethe»  94  J.  Meier;  9A.  amek  Urlahd 
voUaf.  9M)9M.  997; 
berzallerlibsler  eon.  do  woUeat  wkien.  das  mir  maia 
herr  sehreibt,  daa  er  di  schleuse  fwonnaB  bab  und  faat 
ebenteuer  dovor  bestanden.  Siponib  v.  Sach8KN  (iMt)  bti 
Stkinhacskn  dtutaehe pritatbri^e  1.  saf»; 

darian  liaaa  «r  aeia  taaaknecbt  all 

anff  dieaMB  perg  ligen  >•  akall, 

das  in  nieman  gewvaao  (rar.  eadiaaaeV. 

MiCRABL  BanaiM  (6.  t9g)  Kantam  t^; 

etetieo  40^  (gewunnen  sl  den  tum). 

in  aoleher  engeren  betiehung  a\%f  teetfwaülr  laealiUHm 
habt  »ich  gewinnen  «Mi  dar  bedettimm§  arobara  km/Kf  mm 
dar  bedeutung  bexwin|en  ab,  di»  mabm  dmm  $§Afitkm 
otfjeel  am  rasehestm  verkümatert  itl:  BfjplaB  Ist  ein  gar 
festes  verschlossen  land.  von  hoben  gabirtaa  annd  felsen. 
die  man  gar  übel  gewinnen  mag.  Otto  v.  Dkm eni!<üiu( 
über»,  dea  Johann  d.  Manderillr  (i)  (in  dar  ahrseiiitiif  «an 
1481 :  wan  manger  hart  darumb  kommen  mag);  den(<ftMnn) 
hueb  man  an  abzuprecben  .  .  .  der  was  so  stark  and 
so  hfirt,  dasx  in  die  maurer  mit  grosser  noi  . .  .  mocbten 
gewinnen.  B.  Zink  ».  d.  »ttidtechrom.  5.  si&.  tyf.  «wcA 
unter  e),  9). 

bei  ui^aaaendem  objeetan  (lindemamen)  andtttraeita 
witd  daa  tnoment  der  gettaltaamtkrit  am  begriff  4er  besiti- 
nähme  turüekgedrängt :  geyen  Selim.  der  drilt  tOridscb 
kaiser,  bat  Egypten.   Syrien.   Arabien  gewongen,   xwta 


6003 


GEWINNEN  II,  2,  a  (erobern) 


soldan  erschlagen.  Aventin  {Ursachen  des  Türkenkrieges) 
1,239  vgl.  andererseits:  ir  habt  nun  das  aller  schönest 
und  lustigest  land  gewunnen  das  man  verren  oder 
nahendt  mag  finden.  Pontus  u.  Sidonia  aö"; 

nicht  furcht  euch  habet  sterchen  müt, 
ain  land  gewinn  wir  das  ist  gut. 

JoH.  V.  ScHWARZENBERG  tcutsch  Ciccro  194». 

&))  die  bedeutung  erobern  ivird  durch  die  Zusammen- 
stellung mit  verwandten  verbis  gesichert  und  belebt: 

a))  wenn  gewinnen  die  reihe  der  parallelen  verba  schlieszt, 
erfährt  es  von  diesen  loie  durch  vorbereitende  züge  eine 
Steigerung:  doch  ist  der  mangel  gewest  an  leuten,  die 
zu  kriegen,  zu  streiten,  zu  stürmen  und  schlosz  zu  ge- 
winnen wissen.  M.  v.  Kemnat  chronik  Friedrichs  I.  s.  94 
{vgl.:  und  stürmet  die  stat,  als  er  die  gewan.  J.  Nazarei 
vom  alten  und  neuen  glauben  s.  15  neudruck);  darnach 
wirt  die  vestt  Stauff  .  . .  besessen,  aber  nicht  gewunnen. 
A.  V.  Regensburg  chron.  648  {obsidetur ,  sed  non  expug- 
natur) ;  vgl.  auch  oben  d.  städtechron.  8,  39 ;  und  zogent 
mit  gewalt  in  welische  lant,  und  namen  ein  die  stet 
und  lant,  die  zu  dem  reich  gehörten  und  gewunnen  Rom. 
S.  Meisterlin  {d.  städtechron.  3)  98;  derhalben  kam  es 
abermals  zu  aim  öffentlichen  krieg,  das  sie  ainandern 
beiderseits  angriffen  und  plagten,  die  von  Freiburg 
zogen  zum  Weir  und  gewonnen  das.  Zimmerische  chronik 
1,188  Barack;  und  mügent  euch  auch  darnache  jr  mech- 
tigen.  und  auch  starcke  schlösser  und  stötte  gewinnen. 
Pontus  u.  Sidonia  a  ö*» ;  und  der  herr  gab  Lachis  auch 
in  die  bände  Israel,  dasz  sie  sie  desz  andern  tages  auch 
gewonnen.  Schupp  schriften  (1684)  402.  dazu  vgl.  den  über- 
tragenen gebrauch  {s.  u.) :  das  stücklin  haben  wir  so  erobert 
und  gewonnen,  das  weder  Garlstad  noch^lle  teufel  mit 
aller  Sophisterei  mügen  umbstossen.  Luther  {der  2.  theil 
loider  die  himl.  propheten)  3,  72*  Jena. 

ß))  seltener  ist  das  verbum  in  der  mittelstellung  zioischen 
zwei  verbis  belegt,  bei  der  es  sich  vom  vorigen  typus  nur  loenig 
entfernt:  die  arme  stat  mit  gewalt  überzogen,  gewonnen 
und  geplündert  ward.  Hütten  {Vadiscus)  4,195  Böcking ; 
hat  die  schlösser  Rodenburg  und  Saltzungen  belagert,  ge- 
wunnen und  zerbrochen.  Bünting  Braunschweig,  chronik 
192;  vgl.  auch:  dauon  die  imm  castell  all  erschlagen  und 
berürtes  castell  gewunnen  und  eingenommen  ward,  ver- 
deutsch, des  Frontinus  (3.  buch  2.  cap.)  20»;  haben  sechs- 
mahl mit  dem  Grohs-türken  gekriget  . . .  drei-mahl  mit  der 
mächtigen  stat  Konstantinopel,  di  si  auch  gewonnen,  aber 
nicht  lange  behalten  haben.  Zesen  adriatische  Rosemund 
156  Jellinek. 

y))  häufiger  dagegen  sind  die  belege,  in  denen  gewinnen 
die  reihe  eröffnet,  das  nachfolgende  verbum  hält  sich  dabei 
seltener  im  rahmen  des  von  gewinnen  erschlossenen  vor 
Stellungsinhaltes,  meist  führt  es  die  erzählung  weiter  und 
geht  so  im  neuen  geleise  des  eben  besprochenen  ■  typus :  ist 
Bockszberg,  slosze  und  stettelein  .  . .  ane  gewonnen  und 
genottet  von  dreier  fürsten  .  .  .  haubtleuten.  d.  städte- 
chron. 10,320  {Nürnberg);  traurige  meer,  wie  der  stettlin 
mit  sampt  dem  schlosz  gewunnen  und  eingenommen 
wer.  verdeutsch,  v.  Bebeis  facetien  (l558)A4;  dasz  Grais- 
pach  desz  schlosz  gewunnen  ward  und  in  die  hend 
und  gewaldt  der  von  Brandenburg  ist  kumen.  Knebel 
chronik  v.  Kaisheim  294  Hüttner;  die  statt  zegwünnen, 
herr  der  statt  zewerden.  Frisws  dict.  von  1556,  «.1030''; 
dann  er  hat  Sicilien  wider  gewunnen,  gantz  Aphricam 
den  RÖmeren  underth&nig  gemacht.  Eppendorff  übers, 
des  Plinius  (7,  24)  19;  potiri  regni,  ein  reich  gwünnen  und 
innhaben.  Cholinus-Frisius  678'';  dass  der  Bayer  die 
Brandenburger  marck  nie  gewann,  noch  ruhig  besitzen 
kont.  KiRCHHO}'  tcendunmuth  {3,6)  2,274  Österley;  Odo- 
acker  hat  Rom,  welsche  land,  domals  pisz  an  die  Tonau 
sich  streckend,  gewungen  und  regirt.  Aventin  l,  118; 

am  lunfTten  tag  da  wart  di  statt 
gewunnen  und  verprennet  drat. 

Michael  Beheim  (5,  312)  Karajan  39''; 

anno  1297  gewonen  die  von  Basel  das  schlos  Ramstein, 
und  darnoch  1303  brachen  si  es  gar  ab.  Baster  Chroniken 
5,18;  darinnauch  geslösser  gewunnen  und  zeprochen  waren. 
A.  v.  Regensburg  cAron.  653;  gewan  ein  statt  die  hiesz 
Tripel  und  verwüst  si.  verdeutsch,  des  Mandeville  (1482)  (2») ; 
sein  meinung  war  die  statt  Paris  zu  gewinnen,  und  gantz 


GEWINNENII,  2,  a  (mit  dem  schwert  gewinnen)    6004 

zerstören.  Elisab.  v.  Nassau  Huge  Scheppel  11  r  Urtel  ; 
ebenso  M.  Beheim  41";  ebenso  A.  Reiszner  Jerusalem 
2,46''. 

c))  die  instrumentalen  bestimm,ungen  haben  sich  in 
diesem  gebrauch  früh  festgesetzt  (s.  sp.  593.5);  sie  lassen 
ihn  am   iveitesten  in  die  neuere   spräche  übergreifen : 

am  driten  tag  gewunnen  si 

das  haus  mit  ainem  sturne. 

da  si  es  ein  genamen  drat 

erslugen  si  vil  Türken  tot. 

Michael  Beheim  (5,442)  40»; 

genau  so  A.  Reiszner  Jerusalem  2,  70'';  Uhland  der  junge 
könig  2  (er  gewann  die  bürg  im  stürme) ;  so  vest  was  er 
{der  thurm)  von  herten  quader,  wol  13  schüch  dick  föiig. 
und  meintent  etlich,  man  mScht  in  nut  mit  schiesen  ge- 
wunen.  Hans  Brüglinger  s.  Basler  chron.  4, 193;  nu  seczt 
sich  der  pabst  wider  künig  Conrad,  das  er  nicht  zu 
kaiser  würd  und  das  er  auch  nicht  mit  gwalt  das  reich 
in  Sicilia  wider  gewünn  {regnum  Sicilie  recuperaret).  An- 
dreas V.  Regensburg  629;  und  het  nun  ein  gutes  schlosz 
mit  gewalt  gewunnen.  Pontus  u.  Sidonia  (l498)  g  2»;  ebenso 
Teuerdank  (63,  9)  149;    desgl.    Fisghart  Qargantua  (l)  32 

neudruck;         g^  möcht  sich  mancher  understan, 
die  tochter  zu  holen  mit  gewalt 
und  dis  land  mit  krieg  gwinnen  bald. 

Teuerdank  (1,  68)  s.  5; 

ebenso  (mit  seiner  ritterlichen  band  i,  6)  s.  3;  (mit  dem 
geschosz)  8.  149;  dazit,  vgl.  die  lange  fo^-tlaufende  Über- 
lieferung in  den  loörterbüchern :  expugno  .  .  .  mit  einem 
stürm,  oder  mit  gwalt  gwünnen.  Cholinus-Frisius 
(1541)  347»;  ebenso  Frisius  (1556)  512»;  Faber  660»  (er- 
stürmen, im  stürm  gewinnen);  Henisgh  1600  (mit  stür- 
mender band  gewinnen);  Hulsius  (1616)  ISS**  (mit  stürmen 
gewinnen);  Du ez  (1664)199»;  Rädlein  l,  SSS*";  ein  land  im 
kriege  gewinnen,  regionem  bello  devincere.  Steinbach 
2, 1028;  ein  land;  eine  stadt  mit  dem  schwerdt  gewinnen, 
conquerir  une  province ;  une  ville  par  les  arm,es.  Rondeau 
2,  Uu3'*;  er  hat  das  land  mit  dem  schwerde  gewonnen, 
ou  erobert,  il  a  conqtds  cette  province  par  les  armes. 
Schwan  1,746»;  ähnl.  Hederich  l,  1424;  eine  stadt  mit 
gewalt,  mit  list,  durch  einen  Überfall  gewinnen,  sie  ein 
nehmen  ...  im  hochdeutschen  veraltet.  Adelung  2,  664; 
eine  stadt  mit  gewalt,  mit  list,  durch  Überrumpelung  ge- 
winnen, sie  einnehmen,  in  seine  gewalt  bringen.  Campe 
2,364»;  vgl.  auch  Hilpert  2, 1,  464"; 

'her  kaiser!'  spricht  der  herzog  Naims  im  hart  — 

'wollt  ihr  die  stadt  gewinnen  mit  gewalt, 

die  hohen  mauern  mit  den  zinnen  stark, 

die  festen  thürme,  manch  Jahrhundert  alt, 

so  beiden  einst  erbaut  mit  groszer  kraft  i 

in  eurem  leben  wird  es  nicht  vollbracht.' 

Uhland  {Roland  u.  Aldo)  1,  336  Erich  Schmidt. 

d))  auszerlialb  solcher  Verbindungen  zeigt  das  neuere  ge- 
winnen, auch  wenn  es  vereinzelt  zu  entsprechenden  objecten 
tritt,  doch  nicht  eigentlich  mehr  die  bedexdung  erobern, 
vielmehr  die  von  in  besitz  bekommen,  darauf  weist  schon 
die  seit  dem  16.  jahrh.  auch  hier  sich  m,ehrende  Zusammen- 
stellung mit  verlieren:  wie  der  künig  von  Galicia  ge- 
schlagen und  das  land  do  selbs  verloren  unnd  gewunnen 
was.  Pontus  u.  Sidonia  61''; 

uff  übermorgen  geschieht  die  Schlacht 
die  statt  zu  gewinnen  oder  verlieren. 

J.  Ayker  {Valentin u    Ursus  4)  3,  1588  Keller. 

auch  aus  wörterbuchangaben  ist  kein  gegenbeweis  zu  er- 
zielen, abgesehen  von  der  bedingten  tragweite  solcher  Zeug- 
nisse, nur  in  einem  falle  könnte  der  begriff  der  eroberung 
angesprochen  werden:  die  festung  wurde  in  wenig  tagen 
gewonnen,  la  place  fut  emportee  en  peu  de  jours.  Schwan 
1,746»;  ein  land,  einen  ort  in  wenig  tagen  gewinnen, 
empörter  [reduire;  .soümetfre]  une  place  en  peu  de  jours. 
Rondeau  2,  Uu  3'*.  die  andern  weisen  mehr  auf  den  be- 
griff der  besitznahme:  eine  stadt  gewinnen,  expugnare 
urbem.  Steinbach  2,  io28;  ebenso  Frisch,  Hederich; 
einen  posten,  eine  stadt  .  .  .  gewinnen,  to  carry  a  post  or 
toivn;  to  make  your  seif  master  of  it.  teutschengl.  lex. 
2  {nie) ,  773. 

a))  im  allgemeinen  werden  diese  Verbindungen  auch  schon 
deshalb  gem,ieden,  weil  es  bei  ihnen  leicht  strittig  wird, 
welche  bedeutung  dem  verbum  zu  gründe  liegt:  erobern 
oder  erreichen,     vgl.  z.  b. : 


^  6ü0r>  GEWINNEN  II,  t,  a  (erbeaten) 

der  raf  det  kriofM  Ut  su  eneb  fftkonoMO, 

der  .  .  .  die  («nse  macht  der  (ttraten  GriecbeolMds 

um  Troient  mauern  layerte.    ob  eie 

die  itafft  gewonnen,  ihrer  racbe  fiel 

erreicht,  vernahm  ich  nicht. 

üttTiiK  (Iphigenit  1.  f)  •.  W 

gegen :  wie  der  papat  mich  zo  gewiaten  »rbeiten  beatellt 
hahc,  ich  wolle  detzwegen  wiedflr  dl«  achAne  aUdt  Rom 
gewinnen,  und  indeaaen  an  aeiner  medaill«  arbeiten. 
(HenvemUo  ikUiuit,^)  M,n^\  vgl.  auch:  ao  machen  aiob 
die  KchifTe  .  . .  auf,  um  die  kaiaeratadl  tu  gewinnen. 
J.  G.  Komi.  Ptternliurg  i,  40. 

fl))  wo  der  yeln-auch  noch  kaut«  Ubtnäig  ist.  beruht  er  auf 
wrlnnduuf/rn.  die  golehem  miuvtrttändni»»«  nicht  ausgetttit 
sind,  und  int  mehr  von  dem  h«gr\fft  da»  gtmnna,  der  tmttt 
ala  von  dein  der  erolierung  getragen:  herrachaft  wird  nie- 
mand angehoiiren,  und  der  aie  ererbte,  muaa  aie  ao 
bitlcr  gewinnen  als  der  crobrer,  wenn  er  aie  haben 
will,  und  bitterer.  GöTliK  an  {Lavater)  btie/e  4,  ti9;  wäh- 
rend aber  die  Duutuchen  sich  mit  der  auHAaung  philo- 
BophiHcher  problomo  quMlen,  lachen  una  die  Engl&ndar 
mit  ihrefn  gros/cn  prakliitchen  verilande  aus  und  ge- 
winnen die  weit.  (IftTllR  tu  Kekeruuinn  JhW  1.  »ept.  \vgl. 
dagegen-  nichts  denn  das  worl  füren  und  damit  on  allen 
echwerdscblag,  ja  mit  viel  leiden  und  creutzes  die  weit 
gewinnen?  und  nicht  alleine  gewinnen,  sondern  auch 
aiob  wehren  und  setzen  wider  alle  kctzerei  und  irthum 
und  zu  letzt  diiwidder  slabon  und  den  aieg  behalten. 
LiniiKM  rpüitel  des  proph.  Jeaaia  t6M;  «^  untan:  die 
weit  gewinnen):  da.iz  dieser  Zuwachs,  der  hafen  Ton 
Kiel,  die  mililärischo  Stellung  in  Schleswig  und  das  recht, 
einen  canal  durch  Holstein  zu  bauen,  in  friede  und 
freundschaft  mit  Oestreich  gewonnen  worden.  Bismahck 

ged.  u.  erinn.  (19)  S,  8; 

ich  führte  euch 
in  dieses  land.    der  insel  umkreis  lieft, 
durch  meine  kunst  fewonnen^  euch  zu  fOesea, 
bis  auf  das  nest  der  wiMen  Falken  droben. 

Max  Weii  «r  der  eroberet  (1906)  •.  8. 

2))  drnn   in   der  Verbindung  mit  ohjecten,   die  einen  ge- 
hrnuehagegenstand    kennteichnen    —    alao  in   der    begrifft- 
furbnng  von  erbeuten    —    hat  sich   gewinnen  auch  für 
den  netteren  gebrauch  lebendig  erhalten: 
die  grosse  feisxte  bekersaw 
in  diG  festin  hat  gethon, 
aie  selb  unss  irem  ^winnen  Ion. 

MuRNRR  rom  firotitn  Luther,  narren  (d.  drUt 
tturm)  8309  A'urt,-    vgl.  auch  uiUen  $p.  «008; 

die  Wagenburg  erobert,  gewunnen  bei  den  4A0  raisiger 
und  teoo  wagcnpfert,  des  hertzogcn  ailbergeschier,  klaider. 
Wii.woi.rv.  SciiAUMiiURO  t»  Keller;  das  kostlich  schwert 
.  . .  und  ein  guldin  gUrtel  . . .  söliches  kostliches  ding  hat 
Pontus  gewunnen  in  dem  schiff  do  des  soldans  sun  was 
gewesen.  Ponhi.<t  u.  Sidouia  eß^';  vgl.  auch  Eppkndokff 
übera.  des  Hinitut  19;  und  wann  etwas  mit  höchster  ge- 
filhrlichkeit  im  kriege  erobert  und  gewunnen  werde, 
nehme  der  könig  hinweg,  was  ihme  gelielM.  GniMMBi.9- 
HAU8KN  icieder  erstandener  Simplie.  8,88;  ea  waren  in 
disem  schlnhen  etlich  rotzcn  Ubcrpliben,  die  machten  sich 
auf.  ain  beut  zu  gewinnen.  40;  wann  sie  auszzugcn 
wollten,  ain  beygt  gewinnen.  N.  Tiioman  Weiaaenhomer 
historie  13  Bautnann.  vgl.  auch  ScHWAHTZKNnFiui  deutaeh 
Cicero  i\V'  (ob  jm  gewunnen  grosse  pcut);  Sl  (gewinnen 
peuten,  land  und  hab);  (ein  beut  gewinnen)  Teundank 
218;  Eppkndoiu'P  verdeitt.<ichung  dea  P/imiw  19;  Bim  in« 
Braunadnreig.  chronik  881.  datti  vgl.  au«  «««wem  gebrauch : 
der  jftger  will  tr>dlen 
dem  frltchte  wir  pickten ; 
wir  mOssen  ihn  dehnen 
nnd  i>ente  gewinnen. 

Friedrich  Sciii.koki.  die  rdget; 
die  rechte  ward  ihm  abgehann,  da  griff  die  linke  zu, 
die  link'  auch  fiel  zu  boden  hin,  und  flugs  in  einem  nn 
packt'  er  dio  l>(>ute,  wie  ein  leu,  mit  seinen  zahnen  an, 
und  bisz  sich  ein.  und  wankte  nicht,  bis  dasz  er  »ie  gewann. 
Wilhelm  MOi.lrr  {neiiCfte  lieder  derGritt'ten: 
halt  fcrtl)  WO; 
nur  mu.sz  man  das  glück  auch  finden,    wer  es  nun  ein- 
i     mal  nicht  hat  .  . .  der  musz  es  sich   suchen,    gewinnen, 
"*    erobern.  G.  v.  Omptkda  der  zerefMom>Mmmfr>"  808. 

8))  abstraeta  deit  innem  olrjectea,  die  aich  für  die  ältere 
spräche  in  lieacheidenen  grenzen  hielten  (vgl.  sie,  strit,  das 
bezzer  gewinnen  ap.  69S6)  nahmen  in  der  netieren  aprmAa 
IV. 


GEWINNEN  II.  I.  a  (sief ,  ktitg  gewinnen)      6006 

taunäan  ftrvUan  räum  ein.  neben  dem  alten  formen,  die 
MM»  IMl  waitar  leben  (aieg  gewinnen)  dringen  aieh  neue 
vor  (sehlacht  gewinnen,  die  Oberhand  gewinnen);  •»»• 
altem  treten  aieh  hier  Verbindungen  gegenüber,  in  denen 
die  voratatlung  erkhmpfen  am  rarbum  »iek  aarjlüektift  unä 
aolehe,  in  denen  tir  tieh  neu  belebt. 

a))  aieg  gewinnen-  derhalben  ao  war  der  Arbogaat 
abermala  ...  an  den  feindl.  aber  die  beiden  ge 
Wonnen  4«n  aif.  and  ward  bemelUr  Arbogaat  ...  fe 
fangen  Ztmmmrittkt  «ftrwiiA  s.  lo»  in  4m  wBihttaAmm 
hat  die  rarhbubtuf  mmfange  mit  eameurramrfmman  tu 
kämpfen,  neben  gewinnen  teird  ein  andere»  atjatt  Affwr- 
tugt  {aeeipert  pnlmam,  die  abenitieuer  gwIlBBMI,  llfMl. 
Cmoi.iniir  Fmi«iun«S^h.  a.)  und  neben  aieg  aim  midum 
rerbum  (den  tig  darron  bringen  ...  die  abentiMor  f^ 
wUnnen.  Fniaiia  »«l*).  doch  vgl.  palmam  adipieei-  i»n 
sig  darunn  bringen  und  gewannen.  CHOi.iNt.'«FNiatu« 
88^;  adipiari  palmam.  eigen,  den  sig  danion  bringen,  oder 
die  abenthetir  gewunnen.  Fiii<iil'r  ac*;  gewinnen  im  krieg, 
den  sieg  gewinnen,  rietmriam  raportmra.  Pniacil  d?«!) 
t.  460* ;  den  aieg  gewinnen ,  rietteimm  vafrtmra.  8ii  r  << 
nAcll  t,  lOta;  ebeneo  Hp.ltr.iiicil  1. 14M:  ftiftar  Im  virt-nre 
KoNitKAU  1,  Uus';  den  aieg  gewinnen,  ist  tm  boeh- 
deutachen  veraltet.  Auki.uno  t,  884.  dagegen  vgL  äia 
übertragenen  verteandungen  im  netteren  etil: 

jene  roeen,  aita  den  binden 
liebend-beiliMr  bOaaeriniie«. 
helfen  oae  «M  atat  rewianea, 
und  das  hohe  warf  voUeoden, 
diaam  aaalwartuli  erkent«*. 

OAlHI  (/MU(  11,  »)  41.  887; 

wie  dmlwl  aneh  die  nackt  aeia  asag, 
die  sonn«  ktmpfet  jeden  tag, 
aie  will  nnd  muiz  den  sieg  gewtonen, 
sie  treibt  die  finetemtex  von  biaaaa. 
HopruANN  V.  FALj.aaiii.BnR!«  1. 88  Ocfatanfttry. 

6))  das  beaaere.  das  beste  gewinnen  in  eamemrran»  mU 
die  Oberhand  gewinnen: 
drumh. 
das. 
und  stellt  eoch  tapller 

J.  AvasR  ( Valenlin  h.  Vrama  4)  8.  tM8  KdUar. 

dagegett  vj^/.  nun  die  oberhand  gewinnen  (r^/.  gewinnen  Aber 
ap.  &e«&):  umb  dea  willen,  wenn  ein  gemein  überhand 
gwinnet,  daa  denn  vil  kumera  dar%'on  ufferslon  mag. 
H.  OppKNnunn  (Baaler  ehron.  6)  8SS;  die  oberhand  ge- 
winnen, gagner  le deeatia.  Rondkau  t,  UuS*;  die  oberhand 
gewinnen,  der  mächtigere  theil  werden,  beaondera  durch 
gewalt  der  walTen,  im  gefechte  ...  im  wettal reite.  Ana- 
LUN08,fl84;  ebenao  HiiJ>BRT  8. 1.484*  (die  oberhand  ge- 
winnen. Biegen,  to  gain  or  get  the  better  of);  Camps  «.  «. 
der  litterarieehe  Inraueh  nimmt  die  »cendttng  meist  in  he 
tiehung  at^  abatraeta  atdtjecta  ateetk»  at^f: 

wo  der  misaltrancll  etat  die  aber  band  gewiaat 

J.  C.  OOjrrnin  giad.>  TH ; 

waa  wird  wohl  die  Wirkung  dieser  spräche  der  rerrweif 
lang  sein,  wenn  aie  die  oberhand  gewAnne?  A.  Hallkr 
(porrerfe  tu  Buffon)  U.  aehr.  i*.  &5;  gewinnt  aber  aach  in 
der  wiesensobaft  das  falsche  die  oberhand.  ao  wird  doch 
immer  eine  ininorit&t  für  das  wahre  übrig  bl«ib«i. 
GOtiik.  (Wilhelm  Meistere  teanderjahre  8.14)  88.88i:  «fl. 
Ul>crhand  gewinnen,  «ro/iir  jetit  Überhand  nehmen  teror 
tugt  trird;  da  al>er  endlich  der  frUhling  kam  und  die 
sonne  die  herrschaft  gewann,  taute  sein  gemQt  ein 
weniges    auf.    G.  Kf.I.I.RR  iZthieher  nor..-   Hadlaub)^§i. 

e))  die  Verbindungen  einen  .«treit.  krieg  gewinnen  t».  «. 
werden  gant  in  den  eehatten  gestellt  durch  die  tmm  M- 
dung  eine  achlaoht  gewinnen,  die  noch  heute  aekr  te 
liebt  iat: 

n))  daa  ich  nammer  . . .  wider  kommen  wil.  ich  enhabe 
dan  diesen  strit  gewonnen  und  un^er  vigende  über 
wonden.  E.  y.  NARSAi'-SAAMnnCrKaK  Huge  Srheppei  m  r* : 
und  sprach  iederman  er  wir  der  best  in  dem  streit 
gewesen  und  het  den  gew^onnen.  Pontu*  u  Suionia  9S*: 
darum  rürt  in  ouch  da  mit  der  Schmeichler,  als  ob  sie 
einen  strit  gewonnen  het.  AnusAstffcr  verdeutsehting 
dea  Terena  (Kuntich  8. 1)  48*;  gewinn  icil  d«!  streit,  dann 
verlier  ich  deine  liehe  auf  kurze  zeit.  C.  A.  Kuhn  «in 
heldengrab  it«»)  il ;  dmsu  vgl.  krieg  gewinnen:  were  aber 
das  . . .  deheinre  . . .  krieg  . . .  gewannent  gegen  uns.  Baetey 

3T7 


mh.  jhr  kriepleat.  habt  gste  acht, 
jhr  daa  boet  gwind  in  der  sebtaelrt 
I  stellt  eoch  tapRer  an  der  makt 


6007    GEWINNEN  II,  2,  a  (schlacht,  prozess  gewinnen)         GEWINNEN  II,  2,  a  (den  becher  gewinnen)      6008 


urk.  V.  1338  Wacke7-nagel ;  'kinder  seid  fröhlich,  eszt  und 
trinkt  nach  herzenslust,  wir  haben  den  krieg  gewonnen.' 
Grimms  märchen  (der  Zaunkönig  u.  d.  bär)  2,  106;  dasz 
es  vor  40  Jahren  einem  kämpf  galt,  der  zwar  gewonnen, 
aber  doch  nicht  geendigt  ist.  Göthe  an  Johannes  Müller, 
nor.  1829. 

/?))  und  wann  sie  erschlügen  den  man, 

so  war  die  schlacht  gewunnen  schon. 

Teuerdank  (90,  36)  Goedeke  «.  217,  ebenso  222 ; 
botz  marter  Küri  Velti ! 
du  hast  vil  lieder  gmacht, 
rüempst  dich  in  aller  weite, 
du  habest  gewunnen  ein  schlacht. 

Nicolaus  Manuel  {Bicocca-lied)  21  Bächtold; 
und  sprach,  jm  seit  kein  feind  entrinnen, 
wölt  wol  die  schlacht  on  gott  gewinnen. 

Waldis  Streitgedichte  gegen  Heinrich  d.  jüngeren 
von  Braunschweig  s.  33  neudruck; 

die  schlacht  gewinnen,  praelio  vincere.  Steinbach  2, 1028; 
ebenso  Frisch,  Hederich;  ähnlich  Rondeau,  Schwan 
(ein  treffen  gewinnen),  Adelung  (schlacht,  treffen  ge- 
winnen) u.  a.;  bei  den  übrigen  abendländern  und  nor- 
dischen Völkern  gieng  die  musik  noch  lange  nach  Christi 
geburt,  unter  aufsieht  der  priester  mit  in  den  krieg,  und 
gewann  schlachten  fürs  Vaterland.  Herder  {vom  geist  d. 
ebr.  poesie  2)  12,252;  he  gewinnt  de  schlacht.  s.  Grimms 
märchen  (der  wilde  mann)  2,  262 ; 

schon  manches  hast  du  durchgemacht, 
nun,  so  gewinn'  auch  eine  schlacht.' 

Göthe  (Faust  II,  4)  41,  263; 
denkt  ihr  mit  Hegel  schlachten  zu  gewinnen 
und  den  begriff  zu  schicken  in  den  feind? 

Conrad  Hermann  die  deutschen  Studenten 
(Leipzig  1877)  s.  9 ; 

SO  könnten  wir  zwar  ertragen,  dasz  unsre  freunde  gegen 
einander  schlachten  verlören  oder  gewönnen.  Bismarck 
qed.  u.  erinn.  (28)  2,  214 ;  es  ist  eben  ein  ewiger  krieg 
zwischen  mir  und  der  krankheit.  bald  gewinne  ich  eine 
schlacht,  bald  verliere  ich  eine.  Hermann  Hesse  Peter 
Camenzind  ^*  218. 

ß)  für  die  an  die  Voraussetzungen  einer  tcette  gebundenen 
Spielarten  des  streites  gehen  die  Verwendungen  von  gewinnen 
hauptsächlich  in  den  alten  bahnen  weiter. 

l))  für  den  rechtsstreit  wurden  die  einzelnen  Verbindungen 
schon  (sp.  5959)  im  rahmen  der  rechtssprache  gekennzeichnet, 
für  den  allgemeinern  litterarischen  gebrauch  kommen  die 
Wendungen  in  betracht,  die  sich  um  die  heute  geläufige 
formal  einen  prozess  gewinnen  gruppieren. 

a))  vorübergehend  wird  dieser  bedeutungskreis  auch  von 
der  formel  recht  gewinnen  gestreift,  die  sonst  ganz  an  den 
begriff  der  besitznahme  übergegangen  ist  (vgl.  einen  rechts- 
anspruch  erlangen,  vgl.  auch  die  Variante  erlangt,  ge- 
wann [H^]  zu  Göthe  Faust  II,  i,  vers  5073:  der  kaiser,  er, 
an  heiligen  sohlen  erbat  sich  erst  das  recht  zur  macht): 

di  werdn  zeuckhnus  gebn  zuhandt 

darnach  wirdt  auch  werden  bechandt 

wer  das  recht  wirt  gebinnen. 

Sterzinger  spiele  (Wiener  neudr.  9)  118, 
ebenso  130; 

nach  dem  sein  widerpart  hinein 

dem  richter  pracht  ein  faistes  schwein, 

im  pesten  zu  gedencken  sein. 

als  n&n  diser  richter  untrew 

ansprach  das  urteil  an  schew, 

gwan  recht  der  pauer  mit  der  sew. 

H.  Sachs  fabeln  u.  schwanke  4,  459. 
bemerkenswert  als  Zeugnis  für  die  Verkümmerung  der  be- 
deutung  erfechten,  durchfechten  in  unserer  fügung  sind 
neubildtmgen:  sein  rächtshandel  gewunnen  und  verlieren, 
litem  obtinere  et  amittere  contraria.  Maaler  180'^.  vgl. 
auch:  den  rechtshandel  gewinnen,  gagner  U proces.  Ron- 
deau 2,  Uu  3«. 

b))  reiner  kommt  der  begriff  obsiegen,  siegreich  durch- 
fechten in  der  Verbindung  eine  sache  gewinnen  zum  aus- 
druck:  die  sach  obligen,  gewinnen,  causam  obtinere. 
Dasvpodius  N2;  die  sach  gewunnen  geben,  ebenda  s.  ge- 
wonnen; du  hast  dein  sach  gewunnen  und  erobert.  Fr  isius 
(1556)  1382'»,  gaigner  sa  cause;  seine  sache  gewinnen  oder 
erhalten,  Ufern  vincere.  Dukz  (i664)  461'';  er  hat  seine 
sache  gewonnen  oder  blosz,  er  hat  gewonnen.  Adelung 
2,664  u.  a.;  als  nu  die  schwermer  meinen,  sie  haben 
ihre  sachen  gewonnen,  faren  sie  zu  und  machen  aus 
dem    abendmal    ein    symbolon.  Luther   {'das  ist   mein 


leib')  23,  269  Weimar;  als  der  schelm  die  sach  gewonnen. 
J.  Nazahei  vom  alten  und  neuen  glattben  s.  21.  die  engere 
beziehung  auf  eigentliche  rechtsfülle  tritt  zurück:  damit 
{dasz  er  bei  seinem  barte  schwört)  hat  er  schon,  wann 
ers  nur  gleich  von  andern  gehöret  und  bei  der  that  nicht 
gewesen,  dem  beklagten,  wann  er  gleich  unrecht,  die 
sach  gewonnen,  türckischer  vagant  {ö)  {i68S)  3i ;  ich  solte, 
sagte  er,  freilich  studieren,  und  einen  Juristen  abgeben, 
aber  ich  bedachte  diesz,  wie  leicht  könte  ich  eine  sache 
wider  einen  edelmann  gewinnen,  der  mirs  nachtrüge. 
Chr.  Weise  die  3  ärgsten  erznarren  {cap.  20)  104  neudr. 

c))  dem  neueren  stil  im  besonderen  gehört  hier  die  Ver- 
bindung einen  procesz  gewinnen  an:  einen  procesz  ge- 
winnen, to  carry  the  cause;  to  have  judgement  given  on 
your  side ;  to  cast  your  adversary.  teutschengl.  lex.  2  (1716), 
773;  einen  procesz  gewinnen,  vincere  la  sua  Ute,  gagner 
son  proces.  Rädlein  1,  SS.?**;  procesz  gewinnen,  causam 
obtinere;  in  judicio  vincere.  Aler  (1727)  1,  gs?*";  ebenso 
Frisch  2,  450"  {causam  vincere);  Matthiae  1,  230  (causam 
tenere);  Adelung  n.a,-  Seymour  liebt  sie,  läszt  sich  aber 
durch  mylord  G.  leiten,  weil  diese  rose  für  den  fürsten 
bestimmt  ist,  bei  dem  sie  einen  procesz  für  ihren  oheim 
gewinnen  soll.  S.  v.  la  Roche  frl.  v. Sternheim  (l)  91 ;  ebenso 
145;  vgl.  geheimnisz  jeden  prozesz  zu  gewinnen.  Halle  1782; 
oder  gar,  wenn  die  brüder  jenen  prozesz  gewännen,  der 
sie  fast  so  reich  macht,  als  ich  es  bin!  K.  Gutzkow 
ritter  vom  geiste  (9,  2)  9^,  49 ;  ebenso  (9,  6)  221.  zum  über- 
tragenen gebrauche  vgl.:  aber  auch  ausserdem,  würde  es 
nicht  so  aussehen  als  ob  wir  .  . .  den  Damis  aus  furcht 
vor  seinen  Vernunftschlüssen  (es  gäbe  keine  götter)  aus 
dem  wege  geschafft  hätten  ...  als  ob  wir  unsern  prozesz 
blosz  aus  mangel  eines  gegners  gewonnen  hätten?  (Höre 
tI  äXlo  fi  i^  ipt]r/TjS  o^TO)  y.oarilr  Sö^oufi';)  WiELANü 
Lucia7i  2,  387 ;  doch  ein  schelmischer  streich,  den  Amor 
der  letzteren  spielte,  liesz  jene  den  prozess  gewinnen 
und  die  götter  entschieden  für  die  heirath.  Göthe  (dicht. 
u.  wahrh.  7.  buch)  25, 136;  wir  machten  kurzen  prozesz  .  . 
und  gewannen  ihn  durch  alle  Instanzen.  U.  Frank  der 
herr  College  (Wien  1877)  s.  82  vgl.  auch  unter  gewonnen. 

2))  für  den  wettkampf  liegen  ältere  Zeugnisse  vor,  die 
einen  lebendigen  einhlick  in  alte  Volksbelustigungen  geioähren. 
für  den  neueren  stil  werden  einzelne  feste  Verbindungen 
bedeutsam,   an  die  sich  dann  auch  Übertragungen  heften. 

a))  und  werdent  von  Swechent  laulTen  herein  zu  dem 
Scharlach,  und  welhs  das  erst  darczu  ist,  das  (pferd)  hat 
den  Scharlach  gewunnen,  und  welhs  das  ander  darczu 
ist,  das  hat  gewunnen  den  sparber,  und  welhs  das  lest 
darczu  ist,  das  hat  gewunnen  die  saw  .  .  .  auch  werdent 
die  freien  knecht  zu  ainem  parhant  lauffen,  und  welher 
der  erst  darczu  ist,  der  hat  den  parhant  gewunnen. 
copeibuch  der  stadt  Wien  (1454)  s.  fönt.  rer.  Austr.  II,  7, 
s.  13;  es  ist  gleich  ain  ding  umb  brüderschafften ,  als 
wann  man  umb  ain  Scharlach  rendt :  vermaint  ein  ieder, 
er  wöl  in  gwinen,  wirt  doch  nun  ainnem,  amm  anderen 
darmbrost,  dem  dritten  dsau.  also  auch  hie:  der  pfaff 
nimpt  gelt,  und  der  kramer  umb  wachs,  hatt  der  meszner 
auch  sein  tail  dauon :  die  hond  dann  abentheir  gewunnen. 
Sebastian  Lotzer  (heilsame  ermahnung  an  die  einwohner 
zu  Horb)  Goetze  s.  34;  da  mercken  die  priester  allzumal 
gleich  auff,  welche  rott  am  besten  singet,  dise  gewinnen 
etlich  kanten  mit  wein  die  ihn  ausz  diser  urtheil  zuge- 
sprochen werden.  Seb.  Frank  iveltbiich  (2)  51*;  an  sant 
Lorintzentag  lieffen  die  schützen  mit  ainander;  also  lieff 
sie  ain  kramer  alle  hin,  der  gewann  ain  becher  für  4  fl. 
C.  Sender  (d.  stüdtechron.  23)  126;  am  sumptag  nach 
Laurentii  sprangen  si,  3  spring  auff  ainem  füsz,  um  ain 
becher  für  4  fl,  den  gewann  Hans  Jacob,  ebenda;  der- 
nach  warf  man  den  stain  um  ain  becher  . . .  den  gewann 
ainer  von  Zirch.  ebenda;  dazu  vgl.  123  u.  a.  vgl.  auch  die 
Verbindung  es  gewinnen  unter  3). 

b))  auferre  praemium,  die  gaab  oder  abentheur  hin- 
nemmen  und  gwünnen.  Frisius  rfic^  (i.5.56)  1041" ;  gab  ge- 
winnen PUSCHMANN  ber.  d.  dtsch.  meistergesangs  Si ;  vgl. 
auch  oben  [«))]  zu  S.  Lotzer  ;  den  preisz  gewünen,  palmam 
ferre.  Maaler  180*;  den  preisz  gewinnen . . .  darvon  tragen, 
es  gewinnen,  gaigner  ou  l'emporter  le  prix.  Düez  (1664)199*; 
ähnl.  teutschengl.  lex.  2,772;  ebenso  Steinuacii,  Hederich, 
Kramer,  Rondeau,  Schwan, Adelung, Hilpert«. *y.;  in 


6009      GEWINNEN  il.  t.  a  (pMfs,  kränz  frewiDiion) 

diesem  Jahre  (ififlfi)  wurde  vom  ralh  ...  ein  froexM  •Ubl- 
gohieazen  hier  gehalten . .  .es  wurden  zum  bMten  preiaioofl. 
auBgetetzt,  den  ein  aohloMser  von  PMaau  gewonnen  ...  die 
andern gewinncr  wurden  aua  denilefgeldbesahlt.GuMPi'.i.z- 
HAIMKH  kegmuhuryer  gtath,  •  (1MS7),  «.979:  Herder  hat 
wieder  einen  prei«»  in  Berlin  gewonnen,  wie  du  wohl 
schon  auH  den  Zeitungen  wissen  wirst.  OAtiik  («n  La 
vatera.juti  I7h0)  tnit/e  i.t&a;  es  hlll  sieh  ...  Heinrich 
Kolbe  in  Faris  auf,  einer  von  denen,  die  bei  uns  den 
preiH  KOWHtiiion.  G^tiik  an  F  II.  Jaeobin.  11.  iflOI;  ein- 
mal .  . .  gewann  ich  den  preiH  mit  einer  bailade.  Kontanr 
von  ztoamiff  bin  drri/itiff  a.  m«.  i«.  a.  vgl.  Iheil  7,  tp.  KM. 
früh  ntit  hier  übertragener  gehratieh  an: 

bitlicti  ziert  des  adlera  bild 

dieses  possen  hausM  scUid, 

weil  sie  llnitit  den  prelM  fewonnea 

aller  vonii-ht  im  (ematb, 

wie  ein  adlur  »tanilhalTt  sieht 

in  den  hellen  glantc  der  sonnen. 

S.  Dach  {ehtur.  brandenb.  rot,  aäUr  , . .)  6M ; 

welohes  thoil  den  seinigen  . . .  heimbringet,  der  soll  den 
prcisz  gewonnen;  und  die  prarcminentz  vor  den  andern 
haben.  (titiMMKi.RiiAUHRN  Simpl.im;  den  preis  gewinnen, 
sich  durch  seine  Überwiegenden  voraUgo  den  preis  er- 
werben, ihn  davon  tragen.  Campb>,  864*; 

daii  loben  war,  die  weit  war  anfnfeben, 

und  nicht*  war  da,  als  Jene«  helle  vliesx, 

das  durch  die  nacht,  ein  stem  im  stürmt,  schien. 

der  rUcldtehr  dachte  niemand,  und  als  w&r' 

der  augenbliclc,  in  dem  der  preis  (gewonnen, 

der  leiste  unsera  leben«,  stronten  wir. 

Uriu.hau/kr  {Media  1)  5*.  148. 
fiet  der  vieUeiHgkeit  dta  subatanHvbegriffe*  ist  bemtrkma- 
ittrt,  dasM  die  Verbindung  mit  gewinnen  jeteeiU  nur  von 
einer  bedeutungeriehtung  getragen  ist.  durch  die  nette 
formet  den  preis  gewinnen  »*/  die  alte  fUi/nuij  lob  und 
preis  gewinnen  {x>gl.  oben  .<tp.  5961)  gani  itrdiängl,  und 
der  neuere  rereueh,  einem  jüngeren  begriffe  hier  eingnntj 
11»  schaffen,  ateht  vorläufig  vereinzelt  da  •  jede  holTte  fltr 
sich  allein  bessere  preise  zu  gewinnen,  als  der  Verwalter, 
und  nun  verkaufte  jede  ihre  einkUnfte  apart  auf  ihrem 
zinuner.  K.  GtrrzKow  der  tauberer  v.  Korn  8,  974. 

d))    10  schwOr  ich  t>ei  allem,  was  Inbet  und  liebet, 
wo  anders  der  Paris  eerechtiirkeit  Obet, 
dasx  diese,  dein  enftel,  den  apfTel  gewinnt. 

Jon.  CiiH.  GCmuKH  ged.*9M; 

empninet  sie  einen  held,  der  durch  ««in  schnelles  rad 
umo  Pisa  ohnftef&hr  den  krantz  gewonnen  bat, 
mit  bolloni  lust-geschrei. 

S.  Dach  (lobgeeamg  Jean  CkritU)  969; 
gedenok  auch  an  die  frohon  xeiten, 
die  noch  in  wünsch  uikI  /ukunfTl  sind! 
die  vorsieht  wird  uns  'jrlUcklich  leiten, 
bisz  lieb  und  treu  den  krnntz  irewinnt. 

J.  C.  Günther  (an  I.eoturen)  ged.*  900; 
da  woH'n  wir  steine  sammeln,  fllr  unsre  haad  nrecht, 
mit  hartem  crusz  zu  grtUzen  den  ersinn  feigvn  Knecht, 
der  ohne  blut  und  wunden  besietrt  n.ich  haus«  kehrt, 
und  keinen  kränz  (tewonnen  fOr  seiner  routter  herdi 

W1LI1B1.M  MOiXKR  (Ueder  der  OrieeMen: 
die  Mttinottin)  186  Uatfldd; 

vgl.  einen  kränz  erringen,  erfechten,  erwerben  theü  6. 
»p.'ifMff.;  macht  meine  sohrift  einer  würdigeren  platz, 
desto  besser  zu  Winkelmanns  rühme:  gewinnt  sie  die 
kröne,  so  sei  auch  diese  detn  grabe  dessen  geweiht, 
dessen  schriftcn  ich  genosz.  HKnoEi«  {denkm.  J.  Winckel- 
manns)  8,  448 ; 

0))  welch  pewrin  die  maisterachafl  hab  gewttnen, 

das  gib  ich  zw  urt<>ilon  eOch. 

H.  Sachs  Jabeln  h.  »ekvnnke  6, 168; 
leidenschaft  ist  jngendseitvertreib. 
aber  endlich  wird  man  ganz  besonnen, 
heil  mir,  dasz  ich  dieses  ziel  gewonnen ' 

Inimermann  (otiw  drr  liehe  1.  att/t.) 
14.  10t  Uemjyft; 
die  klugheit  ohn'  erfahrung  ist  ein  scharfes  aux'  im  labyrinth  I 
je  mehr  es  sp&ht,  je  mohr  es  l&ufl,  je  mQder  es  das  ziel  gewinnt 
Wilhelm  MIjllkr  {naehle*e  rw  dm  epigr. 
epatiergämgen  87)  866  llatßetd. 
fyi  w&hrond  um  den  kOnig  seine  sklaven 

noch  boi<chsini|rt  sind,  gewinnt  den  vorsprung 
H.irun  ul  I{;uichids  erzeugter,  Assad. 

Platen  {AVboMtden  t)  S,  470  XetOteh. 
gibt  die  holTnnng  schnelle  (tlsae, 
leiht  dafür  das  schrecken  flflgel. 
bald  irewinn'  ich  einen  vorsprung, 
und  herntis  ins  Treip  tretend, 
blinkt  mir  euer  schlosz  entgegen 

Grillparzkr  (oAn/roM  1)  4*; 


GEWINNEN  II,  9.  a  (die  wette  gewinnen)    6010 

•inen  focgpruaf  gewiniuii.  gofner  U  ämtarnt.  Romdiao 
9.  Da  gl*:  sbmao  Sciiwam  i.74«*  («r  fakH  fort:  faire  äi 
tigena$  ptmr  arriver  pUttM  qu'nn  autre);  den  Torsprnng 
gewiniMll,  toftt  tke  Hart  tf  any  «me.  Hll.PBHT  II,  I, «.  4M«. 

miinmrtm  VtgriM  wyaatkmat  votUmU  fewUwMi  (i^.  ehm 
gewinn  ■■  vortiMil)  uwateimMt  «iaMi  TOftMl  vor  afaMo 
andern  gewiSMa,  ^§tt  Aa  atari^famt  ta  !•  ly^  kmmd 
mlh  kim:  to  prevent  kim.  Inttaektmfl.  lax.  tflTM).  77t; 
und  wenn  ich  nur  eine  linie  breit  ToHheil  Otter  ihre 
eigenliebe  gewonnen  habe,  m  will  Ich  bald  bei  loUco 
und  spannen  WfMer  friMn.  8.  v.  la  Rochb  frl.  *.  Air»- 
Keim{\)  115:  der  wwehltglmr»  rortlMU.  «eieliea  die  mm- 
linder  gewinnen,  laden  ito  Bneege  ttteratnr  errt  jetct 
irUndlich  studieren.  CMras  (learfemi  «i.  r^flmtitmmti 
m.  110. 

nunmakr  vartiniuagm  mit  fewinaea  mi  dm  tof:  »pan- 
tiom  «iiM«rt.  da  fwett  gwftanea.  Fnieioa  äuL  (uai) 
1889*:  wette  gewinnen,  »poiuiaium  nmatn.  8tibi.br  tftM: 
•fttiMo  tmtsehengt.  lex.;  RoNDBAO.  Adblono.  Hll.PBnT 
«.  a. ;  die  wette  gewinnen,  idne  nMiaang  oder  beliaap- 
tung  eintreffen  sehen,  wie  eoch  da»  auf  diesen  fall  aus 
gesetzte  erhalten.  Camp«  9.  884^:  'Ich  bab  die  macht 
wol,  das  ich  mOrht  mitten  in  die  UrohBn  eeheietea.' 
Blenspiegel  sprach,  'das  gelt  euch  und  ab  efa  thoan 
biersz.  ob  ir  da«  thön'  . . .  'meinstu  nit.  dae  leb  ao  frisch 
sei'  unnd  körte  sich  umb,  unnd  schis  einen  groeeen  beoffen 
in  die  kirchen,  und  sprach,  'sieh  her,  eoilor.  ich  hab 
die  thunn   bierss  gewunen.'  Till  Emimtpitftt  t8  Knust: 

und  eh  daa  sselehsn  aldi  enlnflt 

stcbeinea  navea  itftper  eAeJt 

vethünd  idi  oben  die  gewooneoe  wette 

GöTHi  {paraUpowiena  nt  Pamet)  lA.  9, 187  Wehaar; 

Mephistopheles  darf  seine  wette  nur  halb  gewinnen,  und 
wenn  die  halbe  schuld  auf  Faust  ruhen  bleibt,  80  tritt 
das  begnadigungsrecht  des  alten  herm  sofleieb  bereia. 
GöTiiK  {an  K.  C.  Sekubartk  1890);  gewinne  er  dann  seine 
wette,  so  könne  er  sein  midclien  belratben.  Cu  Brkn- 
TANO  (die  mehreren  WehmüUer)  4,  973;  giebst  du  mir  dein 
wort,  dasz  du  die  wette  h&ltst  und  mir.  gewinne  ich  sie 
—  schenkst,  was  ich  mir  wünsche.  W.  v.  Hillemn  futen 
abend  (1878)  s.  10. 

y)  die  bexiehung  eatf  das  spiel  setzt  gewinnen  besonder» 
lebhaft  in  betcegitng;  hier  macht  es  mit  die  mtiatm  fort- 
sehritte,  unter  dett  teendungen.  die  dem  tsürf(d'  timd  karten 
spiel  entspringen,  ist  es  die  Verbindung  das  (ein)  spiel  ge- 
winnen, die  in  übertragenem  sinne  froste  terbreitmmf  er- 
sielt, als  eine  einriehtung  der  neuen  teil  tritt  das  toH», 
die  lotterie  in  den  kreis  der  glurk»sj>irle  ein.  teo  sit  Are 
besondere  ansiehungakraft  auf  das  verbum  a%tsiM. 

l))  tumdungen  und  Verbindungen  im  rakaten  des  teürfd' 
und  kartenspiels : 

a))  ich  hebe  ans  mit  den  wirffei  an, 

ab  ich  den  rock  gewinnen  kaa. 
ftanffsehen  aagen  stehen  vor  mar . 
MefOder 


er  hat  ouch  geseit  das  spil  am  Ihorehuse  si  sfl  sammer- 
sit  besser  dann  im  winter,  deshalb  das  vii  frOmde  knebt 
usz  Swoben  . . .  harkomment  . . .  waa  gellx  dieselben  ge> 
seilen  gewinnen,  das  verspilen  sie  doneeb  hie.  flCrwe- 
burger  naehrichterbestellung  v.  1487  Bimdtet  897;  des  gelt 
anir  dem  spiel  gewonnen.  Lctiikh  (r.  Mytther)  «.  S8 
Weimar:  mannicher  ist  so  verschmitzt,  wann  er  daa 
gelt  verspilt  hat.  so  spricht  er.  er  hab  Hiebt  eiaea 
Pfenning  gewunnen.  Henisch  isio;  dieser  llseet  0«roa 
viel  gelte  gewinnen,  unnd  nach  dem  er  vermeint  reieb 
zusein.  . . .  gebraucht  er  auch  seiner  kunst .  unnd  ge- 
winnet dem  armen  Caslillaner  ab  so  viel  er  hatte.  Harb* 
DÖRFER  sehampUti  last-  und  Itkrnitkir  gsseh-  se:  alles 
a«f  dem  spiel  stehende  geld  gewinnen,  metteier  U  tagia. 
RoNUKAU  9.  Uus*;  er  hat  zwei  hundert  pMolea  ge- 
wonnen. .Schwan  (1788)1.746*:  äkni.  HitJ>BRT  t.  t.«M*: 
Camps  9.  864*;  auch  Civitella  verlor  betrichtlich,  leb  ge- 
wann gegen  eoo  sechinen.  Schiller  (yetrfareeAcr)  4. 897. 
t»  eben  ein  solcher  tyrann  war  der  kaiser  C.  Calignia. 
der,  wenn  er  mit  würffein  spielete.  das  meiste  mit  liigen. 
flachen  und  schworen  gewänne.  Gboro  Wbsbriok  Mse 

377  • 


ßOl  1      GEWINNEN  II,  2,  a  (die  partie,  den  such)  GEWINNEN  II,  2,  a  (das  grosze  los  gewinnen)      6012 


spiel-sieben  74;  ein  knabe  verspielte  3  franken,  ohne  das 
geringste  zu  gewinnen.  Hebbel  briefe  3, 11  Werner. 

c))  wanne  wie  wol  im  alles  wurfelspil  widerzem  sei, 
dennoch  wil  ich  von  diser  stat  nicht  scheiden,  ich  habe 
denne  dises  spil  nach  meiner  lust  gewonnen.  Johann 
V.  Neumakkt  leben  des  heil.  Bieron.  193  Benedict  (non  ni.n 
Victor  exsurgam,   hebbe   denne  dat  spei  .  .  .  ghewunnen) ; 

ich  glaub,  du  künst  ein  kunst  besunder, 

das  du  gewinnest  alle  spiU 

JÖRG  Wickram  (der  treue  Eckart  5,99)  Bolte; 

da  rieft  ein  zänckisches  geschrei : 
du  funfizphn-hut,  du  bärenheuter, 
verstehst  nicht,  was  das  spill-recht  sei, 
ich  hatt'  es  oiTenbahr  gewonnen. 

J.  C.  Günther  jred.*  167; 

das  er  zum  stich  ein  blat  behalten  solt,  und  wirfTt  es  weg, 
dadurch  er  sonst  das  spiel  gewunnen  bette.  J.  Agrigola 
sprichiv.  61'' ;  war  ein  edelmann,  der  spielele  mit  seinen 
söhne  ...  in  der  karte,  und  da  der  söhn  ein  und  das 
andere  spiel  gewann,  verdrosz  es  dem  zornigen  vater. 
Georg  Wesenigk  böse  spiel-sieben  51;  im  piquet- spiel 
heiszt  Caput,  oder  copot,  wann  einer  alle  lessen  sticht 
und  das  gantze  spiel  gewinnet.  Sperander  a  la  mode 
sprach  der  Teutschen  93"^ ;  ist  eben  so  unbillig,,  als  wenn 
ich  die  gesetze  eines  künstlichen  Schachspiels  lüge  nenne, 
mit  meinen  bauern  gleich  in  das  letzte  feld  des  gegners 
rücke  und  mein  spiel  für  gewonnen  erkläre.  L.  Tieck  {die 
Verlobung)  17, 138.  dazu  vgl.  atich  {unter  3) :  im  spiele  ge- 
winnen. 

d))  darumb  ihe  mehr  ein  mensch  der  selbigen  Ver- 
suchungen hat,  ihe  besser  es  mit  ihm  steht,  ihe  mehr 
er  der  puff  gewinnet,  ihe  sterker  er  Christum  fasset. 
Luther  {predigt  v.  9. 11.  1522)  10,  3,  427  Weimar  {zu  puff, 
buff  im  Würfelspiel  vgl.  theil  2  sp.  490/.);  solt  man  iedem 
leihen  nach  seinem  begeren,  man  fundt  manchen  schlüffel, 
vordert  mer  dann  drei  gewunnen  mit  spilen,  brassen  und 
anderm.  Hans  Sachs  {argum^nt  d.  Römischen)  22,  56 Keller 
tt.  Götze;       mit  würffein  und  mit  kartenspil. 

halt  ich  des  jars  der  schantzen  vil. 

wann  ich  eins  verleur,  gwinn  ich  zwei. 

Jörg  Wickram  {der  treue  Eckart  5,  99) ; 

sie  waren  fro,  und  hofften  gantz, 

sie  hetten  gewonnen  gar  die  schantz. 

Chryseus  hoßetifel  {vorrede)  B  1*; 

die  oben  schon  aus  eben  diesem  schriftsteiler  {Se7ieca) 
angezogne  stelle  beweist,  dasz  wer  einen  stein  mehr 
hatte  als  sein  gegner,  sich  schon  gröszere  hoffnung 
machen  konnte  die  partie  zu  gewinnen.  Wieland  {über 
d.  alt.  zeitkurzspiele)  24,  134;  anfangs  gewann  er  einige 
karten;  diesz  machte  ihm  muth,  er  wählte  sich  nun 
favoritkarten  und  verdoppelte  die  sätze.  J.  C.  Brandes 
wet7ie  lebensgesch.  -1,210 ;  und  bei  der  ersten  runde  — 
Julius  gewann  stich  auf  stich  ...  Georg  HERMANNJe^^cAen 
Gebert^  313. 

2))  der  übertragene  gebrauch  knüpft  an  die  in  diesem  kreis 
beliebteste  Verbindung  spiel  gewinnen  an;  von  ihr  sind 
einzelne  tcendungen  zu  trennen,  in  die  gewinnen  m,it 
der  bedeutung  erreichen,  erlangen,  nehmen  eintritt:  dasz 
unser  keiner  nichtt  flüchttigen  fuosz  sötzen  ...  im 
widerigen  fall  würdtts  ein  ernstliches  spil  gewinnen. 
Ulrich  Kraft  reisen  144  {vgl.:  es  werde  ein  andern  weg 
mit  uns  gewinnen  s.  14.5) ;  das  gute,  das  zu  ihrer  {der 
kreuzzüge)  zeit  geschah,  kam  meistens  von  nebenursachen 
her,  die  in  dieser  epoche  ein  freieres  spiel  gewannen, 
und  doch  auch  in  manchem  betracht  ein  sehr  gefähr- 
liches gute  erzeugten.  Herder  ideen  (20)  4,  273.  die  meisten 
formen  weiseii  jedoch  auch  in  der  Übertragung  oder  Ver- 
allgemeinerung 71  och    immer    deutlich    auf    das    loettspiel 

zurück:  wem  pägschirrer  iederzeit  wert 

unnd  Ire  possen  wol  verkert. 
.  .  .  unnd  hetten  liederlich  herrn  vil 
allda  gwunnens  ain  kosstlichs  spil 
im  trinckhn  hieltn  si  sich  nit  subtil. 

Georg  Rösch  v.  Geroldshausen 
Wunschspruch  449 ; 
so  hon  wir  dan  das  spil  gewunnen, 
wie  suer  milch,  die  da  ist  zerrunnen. 

Murner  vom  groszen  Luther,  narren 
V.  1891  Kurz; 

widerömb  erhebt  und  erhöhet  gott  unsere  Widersacher 
auch  also  seer,  das  sie  stoltz  werden  und  meinen,  sie 
haben    das    soiel    gewonnen    und    stehe    in    irer    faust. 


Luther  {pred.  über  2.  Mos.  9)  16,135  Weimar;  darüber 
lachet  der  teuffei  und  hat  aber  ein  gewunnen  spill. 
Eberlin  V.  GÜNZBURG  3,  209  Enders ;  die  gleiche  Verbin- 
dung später  bei  Gotter  3,  367  (hat  mein  herr  gewonnen 
spiel);  ähnlich  Lessing  3^  450  (so  giebt  sie  mir  ja  ge- 
wonnen spiel);  desgl.  4^,  43  tmd  Göthe  {ital.  reise  l)  27,  26, 
s.  auch  unter  gewonnen; 

die  gmein  die  stundt  grad  wie  ein  mur, 
des  gsachen  die  valschen  burger  sur, 
si  wandend  si  hetens  gwunnen, 
de  was  das  spil  noch  nit  recht  g§.n. 

lied  V.  aufrnhr  in  Solothurn  str.  24  bei  Soltau 
und  Hildebrand  2,  148; 
der  sach  gib  ich  dir  aller  recht, 
das  spil  hastu  gewonnen 
alhier  vor  allen  frommen. 

lied  V.  buchsbaum  u.  felbinger  s.  Uhland 
volksl.  1,  32; 
wenn  du  ein  sach  anheben  wilt, 
und  wilt,  dasz  sie  nicht  werd  verspilt, 
so  merck  vor,  wos  hinaussen  wil, 
als  dann  gewinnest  du  das  spil. 

Erasmus  Alberus  praecepta  vitae  117»; 

das  spil  ist  unser,  wir  habens  gewunnen,  noster  hie 
Indus  est.  Henisch  1609;  das  spiel  gewinnen,  vincere  il 
giuoco,  gagner  le  jeu.  Rädlein  (1711)1,383";  das  spiel  ge- 
winnen, gewonnen  haben,  't  spei  ivinnen,  gewonnen  hebben. 
Kramer  2,  97^;  ein  spiel  gewinnen,  to  get  or  win  a  set, 
a  play  or  game;  to  beat  a  man  one  game.  teutsch-engl.  lex. 
2(1716),  773;  du  hast  das  spiel  gewonnen,  vicL-fti.  Stein- 
bagh  2,1028;  ähnl.  Frisch  2, 450";  das  spiel  gewinnen, 
gagner  la  partie.  Rondeau  (1765)  2,  Uu  3"i;  ein  spiel  ge- 
winnen, das  spiel  gewinnen,  es  für  sich  vortheilhaft 
enden,   darin  siegen.  Campe  2,  364''; 

gönn'  ihnen  doch  das  fleckchen  land,  geht's  ja 
nicht  von  dem  deinen !  was  bekümmerts  dich, 
wenn  du  das  spiel  gewinnest,  wer  es  zahlt. 

Schiller  {Piccolomini  2,  5)  12, 106; 
behielte  mein  vater 

seinen  schätz  in  der  band,  so  brächt'  er  viele  zusammen, 
sicher  gewann  er  das  spiel  und  wir  verlören  den  könig. 

Göthe  {Rcineke  fuchs  5)  40,  78 

(mit  sineme  valschen  speie  to  plasse  bringen  vele. 
lieinke  de  vos) ;  das  willst  du  da,  wozu  denn  aber  die 
ewigen  trumpfe  mit  denen  man  nicht  sticht,  und  kein 
spiel  gewinnt,  weil  sie  kein  mensch  gelten  lässt.  Göthe 
{an  Lavater  28.  oct.  1779)  briefe  i,  112; 

ja,  Franz,  es  musz  geschieden  seinl 
von  Dresden  lief  die  nachricht  ein: 
ihr  habt  das  spiel  verloren, 
gewonnen  die  professoren. 

0.  J.  Bierbaum  der  musenkrieg  (1907)  s.  27. 

3))  die  lotterie: 

a))  es  glückte  auch  einigen  währenden  ihren  dabei 
sein  noch  so  ziemlich  wohl,  indem  dieselben  ein  und 
das  andere  stückgen  aus  selbiger  bude  gewonnen,  und 
sich  sodann  damit  fort  machten,  der  Göttinger  studeni 
auf  der  Plesse  1, 126;  ich  habe  ...  in  die  lotterie  gelegt, 
um  . .  .  andern  gutes  zu  thun,  wenn  ich  etwas  gewönne 
.  .  .  wenn  ich  nun  zum  exempel  hundert  thaler  gewönne. 
Gellert  3, 223;  diesen  beutet  hat  sie  in  der  lotterie 
gewonnen.  J.  L.  Huber  das  lotto  s.  20;  die  ganze  lotterie 
ist  mein  . .  .  ich  hab's  gewonnen  —  alles  hab  ich  ge- 
wonnen, das  ganze  vermögen  des  lotterie-herrn.  s.  66; 
eine  schöne  copie  der  madonna  della  Sedia  .  .  .  wurde 
von  mad.  Schopenhauer  für  90  thaler  ausgespielt,  mein 
söhn  hat  sie  gewonnen.  Ch.  G.  v.  Voigt  bei  Geiger,  Alt 
Weimar,  s.  270;  ich  freue  mich,  dasz  der  kunstverein  so 
klug  war,  ihn  {das  bild  Jacob  Molay)  anzukaufen  und 
würde  noch  glücklicher  sein,  wenn  ich  ihn  mit  meinen 
armen  drei  loosen  gewänne.  K.  Gutzkow  ritter  v.  geiste 
3,15)3^445;  in  Hamburg  gab  es  früher  eine  redensart: 
'en  eiermaan  gewinnen',  wenn  man  sagen  wollte,  dass 
auf  ein  lotterielos  . .  .  kein  gewinn  gefallen  war.  kor- 
respondenzbl.  d.  ver.  f.  nieder d.  sprachf.  1907  «.87. 

b))  das  grosze  los  in  der  lotterie  gewinnen.  Adelung 
2,  665;  ebenso  Hilpert  2,  i,  465";  das  grosze  loos  gewinnen, 
einen  dreitreffer  gewinnen.  Campe  2,  364'^;  lieber  sohnl 
dein  loosz  hat  wieder  die  einlage  zur  künftigen  lootheri 
die  im  mai  gezogen  •  wird  gewonnen,  frau  rath  {an 
Göthe  12.  märz  1798)  2,  45  Köster.  vgl  auch:  das  grosze 
loos  gewinnen  bei  Heine  und  in  übertragenem  gebrauch 
bei  Jean  Paul,  s.  o.  theil  6,  sp.  1156.  eine  andere  form  der 
übertraauna  lieat  vor  in: 


6013     GEWINNEN  II. «.  6  {mit  ort$b€»Hiimwtgen)         GEWINNEN  II,».6(d.tbor,d.8tranegewmn60)    6014 


doch  Mit  ich  bi«r,  ein  armer  flwbMmuMi, 
ein  ärmlich,  aber  nihiK  looe  fewonMn. 
danic'  ich  dem  horm  an  Jedtm  mmb  Mf. 
Tu.  K^HNKK  (da»  jUehermäddmt  i)  4,7  mrtetftua. 

b)  für  die  aunarbeitung  de»  memtnit»  dtr  bnef9**n§ 
zeif/en  die  verlrinUtingm  mit  »äMiehtm  tlfftei»  bemerken» 
werte  gef/eiuiätze  zieiäehen  ältertm  und  fMiMTM»  »tu.  die 
älteren  tyjien,  die  die  bmeegung  aus  eintr  adverbialen  Ae- 
Htimmuny  hervorgehen  lienen  (die  tttr  .  .  .  tie  mochten 
die  aufKc^winnon  nicht.  Tetterdank  ».  IM  Ooedeke  u.  a.) 
treten  zttrilck.  tcährend  die  Wendungen,  4i»  dm»  ohjeet  tum 
ziel  der  hewegung  werden  la»»tn  (eh*  nie  die  thUr  gewannen 
mit  ttißcndvi'lliT  hand.  Simhock  übere.d.  Nibelungen  Kit) 
eine  umjeieöhnliehe  Verbreitung  erzielen. 

a)  der  ältere  tgpu»  erfahrt  \m  iC.  jahrhundtri  noch  ftiA- 
hultige  pßege  und  entwirklung.  um  dann  jedoth  rüttk  fM 
verkümmern  und  der gemein»praehe  ubtuMterbtH,  Vfl.tp.90t0l 
vgl.  Ai)Ki.i)Nii,  iler  als  'eine  tm  horhd.  veraltHt  btdstUumg' 
at^fuhrt:  gewinnen,  handlungen  oder  bewegungen  vor- 
nehmen, deren  art  aU8  dem  beiaatze  oder  suaammen- 
hange  n4lhor  bestimmt  werden  muax.  a,  mis. 

1))  im  mittelpunkt  der  einen  gruppe  ateht  da»  achwert 
gewinnen,  eine  funiul,  die  auf  eine  volUn  vtrlnndung 
zurückfuhrt,  von  der  auch  andere  ellipaen  mbHMtgtnt 

gewinnt  von  l«dor  eur  rut  schwert. 

Teuerdank  M  Geedeke; 

ebenso  M  (gewunncri  .  .  .  heraus  «ein  sohwert);  datu 
vgl.:  gewann  von  stund  sein  schwert  IM;  ebenso:  ge- 
winne snelliken  diin  swcrt.  Halberstädter  bibel  v.  lASt 
richter  9,  &4;  gewan  er  sein  schwert.  Aimon  C  l*;  Fierra- 
brasEb';  B6':  Ba*>;  sie  wolten,  als  ob  der  turnir  end 
bet,  die  schwort  gewinnen.  Wii.woi.T  v.  Schaumiiuho  M; 
•io  gewunncn  die  dcgen  UV,  ebenso  d.  stätltechron.  ü,  llO; 
darein  schlög  er  jm  wol  einer  spann  lang  ein  scharten 
das  er  des  schwerts  «nit  gewinnen  mocht.  Pontus  u. 
Sidonia  d«'';  und  wie  ich  das  schwerdt  wieder  gewahn, 
so  schlägt  der  baucr  her.  Götz  von  BkhlichinciEN  leben 
86  ßieling;  dazu  vgl.:  dem  getreuen  man  gicng  zu  herzen 
die  grosz  büebroi  au  seinem  herm  begangen,  gewan  von 
scheiden,  vermeint  den  buben  zu  erstechen.  Wilwolt 
V.  SciiAUMiiuao  192.  vgl.  dagegen :  der  knecht  want  sich 
aus  dem  stich,  liosz  sein  schwert  faren,  das  gewan  die 
yn)'f  und  empliel  im  aus  der  scheiden,  ebenda  67,  ahn- 
Hell  186,   vgl.  auch  die  Wendungen  sp.  60S1. 

2))  si  mocliten  jre  hein  von  den  pferden  nicht  gewinnen. 
JPontua  u.  Sidonia  ei*'; 

dasz  er  nit  ^winnen 
mocht  seinen  fusz  heraus  wider.     Teuerdank  $.  87; 
ein  kranich  mit  ciin  lanren  hals 
der  sties  dem  wolfT  sein  kra^n  in  den  rächen 
gewfiit  das  pein  mit  hoITelichen  Sachen. 

Hans  Sachs  Job.  u.  tchw.  4, 151 ; 

ganz  ebenso  Holi.knhaukn  froschmeuseUr  1,161  Ooedeke; 

er  )(unde  . . .  sine  srliurpfon  zen  nit  ufT  gewinnen.  Stbin- 

iioiiWKi.  .4««»p  281    (ausgäbe  V.  um :    nit   gewinnen  71*); 

ebenso  226 ; 

bisz  ich  dich  (na^I)  gar  herausz  gewinn 
und  dann  geprauch  nach  meinem  sinn. 

J.  V.   SCIIWARZBNHBRO  teutuch  CYMTO  Iti* ; 

ganz  ebenso  noch  Butsciiky  hochd.  kanzelUy  >,  SM.  dasu 
vgl. :  wenn  ein  zUndtloch  vergossen,  vernagelt  oder  sonst 
verschlagen  wUrd,  und  solcher  zweck  oder  nagel  durch 
Zangen  oder  schruufen  nit  zu  gewinnen  were,  so  mUste 
man  behend  ein  ander  zUndtloch  boren,  oder  man  möchte 
oel  darneben  schlielTen  lassen,  aulT  das  es  destcr  leichter 
zu  gewinnen.  ...  ob  dardurch  der  zweck  oder  nagel  be- 
wegt würde,  das  er  dester  leichter  und  ringer  zu  gewinnen 
were.  Fkonspkkuek  kriegszbuch  {\,i)  1  (1578),  1W^  IM»; 
es  stecken  die  spitz  so  fest,  dasz  du  khainen  gewinnen 
kannst,  feuerbudi  v.  1691  bei  Schuf.llbr  2^  9S0;  dieses 
zu  gewinnen  und  hcrausser  zu  bringen.  Wühtz  mtnd- 
arzney  870.  vielleicht  läszt  sich  als  jüngere  nettbiidung 
hierher  ziehen:  erhielt  ich  hingegen  den  sieg,  und  ge- 
wann die  sonne  und  den  hellen  himmel  über  mir,  das 
grosze  Weltmeer  von  nebeln  . . .  unter  meine  fQsze.  Bräkbr 
der  arme  mann  im  Tockenburg  80  Bülow. 

fi)  für  den  vom  neueren  stü  begünstigtet»  tginis,  die 
kennzeichnung  des  ziels  der  beiregting  am  object  seihst,  er- 
waclisen  zahlreiche  feste  Verbindungen,  mit  denen  sieh 
vielfoeh  Wendungen  kr«%ueH,   die  bei  gleichem  object  a%nf 


tina  mmdsrt  bmleutuii§  «M  fewiniMD  wmsm.  ßtr  äit  äUert 
teit  maeht  rieh  dmr  »%t§rumd$  Uagemdt  htgriM  Mobara.  er- 
kämpfen gditnd  (vgL  obm  »p.  «ooi/k:  die  rtadt  gewinnen  m» 
situu  «OM  erobern  itmd  im  «imM  ««»  etreiebea).  /Or  dm 
neutrt  mU  4i»  h$di\fiumun§  dural  4m  ht§ri^  dtr  Uril»- 
nahmt,  hsid«  rieUHn§m  Umm  titk  mt  Mr  ämm  fl^t^sM 
das  feld  gewinnen  (tyl.  dmsu  sp.  toii)  htlsgem  •  and  alto 
gewan  Alexander  da«  feld,  unnd  aberwandt  die  helfanten 
mit  dem  aeeebrei.  0.  vom  Dkmcrinobn  üh«n.  dm  Joh. 
de  Mmdmal«  (f)  itf. 

neeh  wfMer  iMÜMd  aUr  hndtt  er  4mtä  4m  mmßtt  tank 
■ad  tiaum  trtbMia  sacht  mi<-b  an  dm  ■<Mn  dm  mmmm, 
mit  eeUar  aonr  «ad  lr«w.  4ux  »ignleh  Mb  dudmek 
dm  weine  (sM  gewoaiMB. 
0.  a.  WaoKiisnui)  (jw.  U,  «)#•«.  t,  46  FUdm; 

das  feld  ist  gewonnen,  der  fetad  iei  eotfloliA.  Gbibbi. 
Juniuslieder :  Alf  u.  ICrek;  d»§t§m  9fLt  wie  meine  ein- 
sieht zugenommen  und  feld  gewonnen  bat.  Zrltbr  i.tm 
Riemer:  durch  eine  widerrufliche  bewilligung  wQrden  die 
etwa  vorhandenen  neigungen  .  .  .  zwar  ein  kleines,  al>OT 
dareh  norgflütigen  anbao  doch  frochtbar  zo  meehendee 
feld  gewinnen.  Bihmahck  (in  der  f.AaiiM*i«r  I4.l.lt5l)  l.ns 

im  nuammenhang  verfolgt! 

0)  die  thür,  den  eingang  gewinnen:  do  wnrffen  si  di 
(leitem)  an  die  maur  und  stigen  hinaoff.  also  das  in 
einer  kurtzen  weil  mer  dann  taoaendt  auff  der  manr 
waren  and  gewunnen  das  thor  . . .  and  lieffen  darnach 
sä  dem  sebloM  annd  sA  des  kOnigea  sal  den  xA  gewinnen. 
Pontits  u.  Sidonia  nt^;  verechwand  vor  seinen  nogen. 
machte  mich  unsichtbar,  gewann  das  statt  tbor.  UeflT 
noch  denselben  abend  zwo  meil  wegs.  A.  Albkhtinos 
landteUirtser  Oueman  (ll)  77: 

also  auch  wir,  demnach  wir  sind  geaaisa 
aosz  rontterleib*  und  nonmebr  aagwaagMi. 
die  scbwebre  reis',  erbebea  wir  die  siSMO, 
das  schöne  tbor  de*  himroels  sagewiaasa. 

Joh  Rist  ktmmt.  Ueder  (S,  •)  17«: 
schied  sie  von  dannen,  gewann  die  inoere  pforte  desgartaaa 
eilte  die  schattigen  gtng   entlang. 

KosBOAKTx:*  (Juhimde  I)  t>.  8S ; 

ich  verstör'  euch  nit,  ich  verhalt'  mich  kein  minuten 
länger,  als  sich  schickt,  wie  sich  unterm  fensterl  was 
meld',  gewinn  ich  die  liiür.  Anzknuhi;ukr  (dorfgdnge  i: 
Hartinger»  alte  Sixtin)  s' ;  das  m&dchen  aber  flieht  von 
einer  ecke  zur  andern;  als  sie  die  kflchentUr  gewinnen 
will,  fliegt  ihr  die  flasche  an  den  köpf,  die  der  Lu»z- 
mann  vom  tisch  gegriffen  hat.  Ernst  Zahn  mkmttinkmlh 
(das  muttergötteslx)  88«;  er  gewann  die  treppe  and  öAiete 
unten  behutsam  die  pforte.  P.  Hkysb  ital.  nov.  t.  Ändewn 
Delfin.  hier  münden  auch  Verbindungen  mit  vrrbmtmbetrmdia 
ein,  die  »ich  von  der  gruppe,  in  der  das  verbum  dmt  !•• 
griff  der  besitznahme  zur  blossen  »ffntaktisehen  fmtatmm 
verblassen  läszt,  durch  die  betonung  der  iedemkmg  er- 
kämpfen, erzwingen  abheben:  es  soll  noch  mtimtlHir  band 
das  blut  vor  meiner  thürschwelle  veigiessen .  ehe  er 
den  eingang  gewinnen  soll.  Chr.  Wrisr  MaaanieUo  i,  lO) 
19  neudruck;  es  (fku  schloei)  stand  einsam,  and  als 
die  allemeuste,  wenn  auch  nicht  architektonische  doch 
politische  ruine  da,  und  ich  hatte  nicht  den  muth.  mir 
von  dem  umherwandelnden  schloszvogt  den  eingang  xa 
gewinnen.  Göthb  (campagne  in  Frankreiek)  80,  IM:  da  es 
ihm  bei  Kassel  miszlungen  war,  unter  den  kanonen  der 
belagerten  den  uebergang  Qber  den  Rhein  za  gewinnen. 
Schiller  (so jähr,  krieg,  s.  ^mcA)  8.817.  t^.  dagegen  ein- 
gang gewinnen  u.  a.  unter  e)  y. 

8))  wirstus  nur  erger  machen,  tmd  dem  teafel  mehr 
raam  geben,  denn  er  hat  ein  schlangen  kopff,  wdeher, 
wo  er  ein  lUcken  gewinnet,  darein  er  sekUelfen  kan,  so 
gehet  der  gantse  leib  hinaeh  onnofliiebaiten.  Lithkr 
(deutsch,  cateekiewt,  UW)  4, 4M>^  Jen»  (mnäen .-  ein  loch  ge 
winnen,  sp.  eosi) ;  wir  gewannen  die  bresche.  we  gained 
tke  brmek.  Hilpert  11,  i,  s.  M«*;  der  alte.  Towadei  mit 
sich  ziehend,  sachte  einen  spalt  zu  gewinnen,  der.  Qbor 
wuchert  von  gestrilpp.  in  eine  »chiucht  mündete.  A.  K 
Brachvogel  Friedemann  Bach  (i,t)i,S7  (anders:  einen 
spalt  gewinnen,  sp.tsmi);  so  versahen  wir  ans  mit  den 
notwendigkeiten  aus  ansrem  schifTsvorrat  und  machten 
ans  aaf,  unsere  verlorene  Strasse  wieder  za  gewinnen. 


6015      GEWINNEN  II,  2,  h  (das  freie  feld  gewinnen)  GEWINNEN  II,  2,  b  (die  oifene  see  gewinnne     6016 


MÜNCHHAUSEN  lounderbure reisenes  Griesebach;  der  dieb . . , 
gewinnt  die  Strasse,  umsonst,  die  nervigten  arme  der 
frau  halten  ihn  fest,  der  freimüthige  f.  d.  jähr  18ii,  s.  4S; 
ebenso  F.  Hkyse  Hele7ie  Morton  (gewann  die  fahrstrasse) ; 
G.  V.  Omptuda  Cücilie  v.  Sarvyn  (cap.  13:    die  strasze  zu 

gewinnen);      oftmals  hab'  ich  hingeschaut 
nach  des  hauses  zinnen ; 
manche  hohe  brück'  erbaut, 
bahn  mir  zu  gewinnen. 

Hoffmann  v.  Fallersleben  {eintag- 
schönchen  2)  1,  208  Gerstenberg; 

gewann  ich  durch  den  Vorgang  Würtenibergs  im  ab- 
schlusz  des  bündnisses  .  .  .  den  weg  zu  den  andern 
(Staaten).  Bismauck  ged.  u.  erivn.  2,  73;  während  die 
voltigeurs  allmählich  die  böschung  hinabzusteigen  und 
einen  weg  über  das  eis  hin  zu  gewinnen  suchten. 
Fontane  vor  dem  stürm  73  {anders:  oder  es  werde 
ein  andern  weg  mit  uns  gewinnen.  Ulrich  Krafft 
reisen  s.  145);  erst  nachdem  sie  das  thier  eine  weile  ge- 
liebkost . . .  gewann  sie  freien  weg.  G.  Reicke  das  grüne 
huhn  (1, 1)  7 ;  Lentin  . . .  versuchte  weiterzugehen,  aber 
sie  stellte  sich  immer  wieder  wegsperrend  vor  ihm  auf. 
dennoch  gewann  er  den  steg.  Eknst  Zahn  schatfenhalb 
(Lentin)  230;  sie  hielt  sich  indessen  nicht  mit  einer 
antwort  auf,  sondern  gewann  die  Station,  wo  eben  der 
zug  bremste.  Caki.  Spitteleh  Conrad  der  leutnant-  205. 
3))  hierher  gehört  die  Verbindung  das  freie  feld  gewinnen 
im  gegensatz  zu  den  obigen  belegen  für  feld  gewinnen: 
das  freie  feld  gewinnen,  gagner  la  plaine.  Rondeau 
2,  Uu3*;  ebenso  Schwan  1,746"  {gagner  les  chavips);  das 
freie  feld  or  das  freie  gewinnen,  to  gain  the  open  field. 
Hilpert  2, 1,  464";  wiszt  ihr,  dasz  es  jetzt  nur  an  mir 
läge,  mich  durch  alle  diese  hasenjäger  durchzuschlagen, 
und  das  weite  feld  zu  gewinnen?  Göthe  {Götz,  bühnen- 
bearb.  4,22)  42,598;  rannt'  ich  die  gassen  hin  und  wieder, 
ich  hätte  das  freie  feld  gewonnen.  {Wilh.  Meisters 
wanderjahre  3, 10)  23, 134; 

sucht  ich  fliehend  zu  entrinnen 
und  das  freie  zu  gewinnen. 

Grillpakzer  {ahnfrau  1)  4*,  35 ; 

denn  es  ist  wider  die  natur  der  furcht,  dasz  er  gegen  mich 
stürzen ,  mich  überrennen  und  so  das  freie  gewinnen 
sollte.  Immermann  (Münchhausen 7, 11)4,, 7 i  Hempel;  ebenso 
M.  V.  Euner-Esghenbach  darf-  u.  schloszgesch.^  100. 

4))  auch  bei  boden,  land  fusz,  platz  gewinnen  ist 
die  kürzere  fassung  meist  von  anderen  bedeutungsrich- 
tungen  getragen: 

a))  die  bedeutung  erobern  ioird  seifen  nahe  gelegt: 

gestern  war  ein  schlimmer  tag. 
der  feind  gewinnet  boden.    doch  was  thut's? 
ich  habe  Drosendorf,  der  rücken  ist  gesichert. 

Grillparzer  {Ottokar  5)  65,  123; 

mit  schrecken  sah  das  protestantische  Deutschland  die 
Spanier  an  dem  Unterrhein  festen  fusz  gewinnen.  Schiller 
(50  jähriger  krieg  l)  8,  65.  vgl.  oben  terrain,  land  über  uns 
gewinnen. 

6))  vielfach  geht  die  sinnliclie  bedeutung  in  der  formel- 
haften kürze  überhaupt  verloren;  vgl.:  wenn  ...  seine 
art  zu  philosophiren  platz  gewinnet.  Herder  15, 188  u.  a. 
(s.  die  belege  sp.  6038/.)  gegen:  und  so  ritten  die  zwei 
männer  aus  der  stadt  hinaus,  in  welcher  Hugo  jetzt  so 
lange  gewesen  war,  um  den  nächsten  platz  zu  gewinnen, 
an  dem  sie  sich  dem  handelnden  beere  zur  Verfügung 
stellen  konnten.  A.  Stifter  sfudien  (das  alte  siegel  4)  2,  313; 
von  allen  den  namen  nahe  umgeben,  die  meiner  Vater- 
stadt damals  in  der  geschichte  des  deutschen  geistes 
mehr  als  einen  ehrenplatz  gewannen.  Gervinus  leben 
*•  2;  und  am  deutschen  Helicon   wollt  ich  noch  wohl  platz 

gewinnen. 
J.  C.  Günther  jred.ä  839. 

c))  zäher  hält  sich  die  sinnliche  bedeutung  bei  boden 
gewinnen:  in  diesem  gespräch  war  also  für  Jettchen 
auch  nicht  der  kleinste  griff  oder  tritt,  wo  sie  sich 
anhalten  oder  anklammern  konnte,  kein  stellchen, 
wo  sie  nur  einen  fuszbreit  boden  gewinnen  konnte, 
um  von  ihm  aus  weiter  zu  kommen.  Georg  Hermann 
Jettchen  Oebert^  272;  und  welche  fülle  von  (legenden-) 
bildungen  ähnlicher  art  haben  wir  selbst  vor  unseren 
äugen  und  obren  erstehen,  boden  gewinnen  und  sich 
einbürgern    sehen    im    anschlusz   an   die    heldengestalt 


kaiser  Wilhelms.  H.  Prutz  preusz.  gesch.  1,27;  und  so 
schien  man  nach  und  nach  wieder  einen  heitern  tag, 
einen  freien  boden  zu  gewinnen,  und  vielleicht  ist  es 
uns  vergönnt  den  ganzen  verlauf  dieser  holden  cur  ge- 
legentlich mitzutheilen.  Göthe  (Wilhelm  Meisters  loander- 
jahre  2, 5)  22,92;  er  gab  sich  in  der  Schnelligkeit  den 
Charakter  als  baron,  um  für  sein  cavaliermärchen  grund 
und  boden  zu  gewinnen.  Immermann  (epigonen  i,  13)  5,  60 
Hempel. 

5))  auf  dieser  grausamen  höhe,  sich  in  festem  stände 
zu  erhalten ,  das  braucht  ungleich  gröszere  kunst ;  als 
dieselbe  durch  klimmen  und  klettern  zu  gewinnen. 
Butsghky  Pa^ÄTOOs  705;  wir  konnten  die  höhe  nicht  ge- 
winnen oder  erreichen,  we  ivere  not  able  to  get  or  reach 
the  hin.  teutschengl.  lex.  2  (1716),  773;  die  höhe  des  berges 
gewinnen,  gagner  la  montagne.  Rondeau  2,  Uu3<';  einen 
hügel,  einen  berg  gewinnen,  denselben  durch  anstren- 
gungen  erreichen.  Adelung  2,  663  m.  a.,- 

leicht  und  behende,  doch  oft  auf  dem  schlüpfrigen  gras'  aus- 
gleitend, 
flohn  sie  hinan  und  gewannen  die  anhöh'. 

Kosegarten  {Jucunde  4)  2, 186; 
links  ab  bogen  die  rollenden  jetzt  vom  gethürmten  gestade, 
lenkten  ins  innre  des  landes,  gewannen  das  thal. 

{Jucunde  3)  2,  121 ; 
stiegen  die  bergwand 
oft  umschauend  hinan,  und  gewannen  den  säum  des  gestades. 
{Jucunde  4)  2, 183 ;  vgl.  auch  (2)  2,  88 ; 
die  andern  waren  all  entronnen 
und  hatten  schon  den  berg  gewonnen, 
doch  wie  sie  nach  der  frau  hinsahen, 
so  thät  sich  schon  die  flut  ihr  nahen. 

ÜHLAND  (legende)  1,  334  Erich  Schmidt; 

der  knabe  wuszte  schon,  sie  wollte,  um  von  der  dame 
am  fenster  gesehen  zu  werden,  mehr  die  höhe  der  kleinen 
hafenbucht  gewinnen.  K.  Gutzkow  der  zauberer  von  Rom 
3,  266  (anders:  gebürge,  die  in  der  mitte  des  landes  nur 
eine  gröszere  höhe  gewinnen.  Herder  13,  :33);  als  er  sich 
nun  zum  weitergehen  wendete  und  die  höhe  vollends  ge- 
wann, zeigte  sich  auf  dem  rücken  des  berges  abermals 
ein  neues  landschaftsbild.  Gottfried  Keller  (Hadlaub) 
6,  30;  dabei  geschah  ihm  das  Unglück,  bei  dem  versuche, 
die  steile  böschung  hinauf  land  zu  gewinnen,  das  gleich- 
gewicht,  das  er  bisher  halbwegs  bewacht,  zu  verlieren. 
Georg  v.  Ompteda  der  zeremonienmeiste-r^  95;  (anders: 
wenn  die  flut  verrauscht  ist,  musz  das  brack  gefüllt 
und  Vorland  gewonnen  werden.  F.  L.  Jahn  [runenblätter] 
1,  415.  vgl.  auch:  auszerdem  gewannen  sie  noch  das 
ganze  breite  bett  des  flusses  . .  .  für  ihre  Waldung.  Heiiise 
Ardinghello  4,  336  Schüddekopf) ;  den  12  dieses ,  da  der 
stürm  sich  etwas  geleget,  zogen  wir  das  schiff  mit 
anckern  fort,  kunten  aber  den  gantzen  tag  nicht  über 
eine  meile  gewinnen.  Adam  Olearius  persian.  reisebe- 
Schreibung  (4, 12)201*.  dazti  vgl.  Adelung 2, 663;  Campe  u.  a. 
6))  weil  wir  gleich  die  freie  see  vor  uns  hatten,  ob 
wir  mit  hülffe  eines  frischen  windes  dieselbe  vielleicht 
gewinnen  möchten.  Martiniere-Lanüe  (167.5)  neue  rei.<ie 
s.  34  u.  a.,  s.  Kluge  seemannssprache  s.  313.  vgl  auch : 
die  räumte  oder  die  hohe  see  gewinnen.  Karmarsch 
technol.  wb.  l^,  247; 

die  schiffe  zu  bewundern,  die  gereiht, 

uns  unerwünscht,  das  hohe  meer  gewinnen. 

Göthe  {natürl.  tochter  5,  1)  9,  360;  chemo  39,32; 

wann  wird  der  zornige  ström  das  meer  gewinnen? 

Strachwitz  {neue  ged. .-  ein  wort  für  die  kunst) 
ged.»  181 ; 

jeder  ström  wird's  meer  gewinnen, 

jedes  leiden  auch  ein  grat). 
Wilhelm  Müller  (die  winterreise :  das  irrlicht)  120; 

Bläuling  wandte  ohne  weiteres  seine  barke  und  gewann 
mit  eiligen,  kräftigen  ruderzügen  wieder  die  seemitte. 
C.  F.  Meyer  {schusz  v.  d.  kanzel)  nov.  i,  134;  oder  er  liesz 
sich  an  den  ranken  des  rebstockes  hinunter,  gewann 
mit  seinem  morschen  boot  die  see.  Wilhelm  Hegeler 
Pietro  der  korsar^  13 ; 

wer,  wenn  er  mühsam  nur  das  land  gewonnen, 

sehnt  sich  ins  meer  zurück,  wo's  wüst  und  schwindelnd? 

Grillparzer  (des  meeres  u.  der  liebe  ivellen  1)  7^,  13 ; 

ergriff  . . .  ein  niedrig  hängendes  gesträuch ,  woran  ich 
mich  mit  noth  erhielt;  nach  und  nach  gewann  ich 
stärkere  zweige,  und  so  arbeitete  ich  mich  endlich  . . . 
ans  ufer.  J.  C.  Brandes  meine  lebenagesch.  i,  56; 


60t 7     GEWINNEN  II,  t.  b  (das  ufer  gowiancQ) 

und  Iheilt  mit  cewalUMQ  aroMii 
den  Mtrom,  and  ein  (Olt  bat  •rbarmm. 
und  gewinnt  da«  ufer  und  eilet  fort, 
und  danket  dem  rettenden  fotte  . . . 

8«:hii.i.bh  (bürgtthufl)  II,  tt7; 

man  gewinnt  nach  dem  nächtlichen  tturro  dM  ufer 
wieder,  der  durohnetzte  trocknet  aioh.  GAthr  «a  Zdter 
8.  19.  1818  {ander»;  die  Pranken  brechen  wieder  loa  and 
wollen  JciiCM  ufor  »ich  gewinnen.  Giui.i.i>AiizKit  (wvA  d^m, 
drr  lüijt  4)  h'^,  k7);  eine  «chwaohe  ahteilung  deraelben,  die 
gluieli  ilaruuf  gefangen  wurde,  gewann  gleichseitig  mit 
ilim  dag  ufer.  Tu.  Pontank  {vor  d^m  ahtrm,  eap.  W);  M 
■liegen  sie  in  nndloR  langem  suge  vor  Ihm  auf  und  Qber 
all  ihrer  herrlichkoit  schlössen  sich  die  wellen  des  meeres. 
nur  Ui>or  einen  schlössen  sie  sich  nicht;  er  gewann  da« 
ufer.  cap.  6;  tben»o  P.  Hkyhk,  Maria  Framiaka;  Ober 
diesem  gedanken  verlor  er  (der  irpirlrr)  völlig  den  boden 
und  'schwamm'  und  konnte  kein  ufer  gewinnen.  Kip.hl 
das  quartett;  nur  noch  hundert  schritt«  waren  die 
fliehcndt-n  entfernt  vom  naohen..  .indessen  hatte  Hubertus 
dun  nachen  gewonnen.  K.  OuT/KOW  der  tauberer  von 
Rom  (8,  lo)  9,  SS9 ;  ähnlieh  {mit  stärkerem  anklang  an  ge- 
winnen ^erobern):  die  feinde  hatten  uns  zwar  von 
hinten  und  vornen  umgeben,  und  suchten  mit  dem  scbel 
in  der  faunt  unser  schiff  zu  gewinnen,  allein  wir  trieben 
sie  8  mahl  mit  grossen  Verlust  zurück,  geaeh.  d.  Oött. 
atttdeuten  8  (1748),  SfiS. 

7)) den  wind  geyiinnen  (t.de  w%er),  f/agner leveni.^ovur.w 
Uu8<>:  ebenao  Schwan  i,7M*;  {in  atamen'a  language)  den 
wind,  den  vortheil  des  winde«  gewinnen,  to  gatn  the  teind, 
to  get  the  tciiid  icart.  to  toeathrr.   Hli.l'KHT  11,  1,  «.  4M«. 

8))  die  herbcrge  gewinnen,  gagner  U  glte.  Ronbkau 
«,  Uu8*; 

ein  gott  gebeut  Jetzt  durch  des  sehers  mund, 
auf  schneller  flucht  die  heimat  sn  gewinnen. 

SCHII.I.BR  {terttirung  Troiaa  80)  866  ; 

und  auch  die  andern,  welche  »ich  spittcr  eingefunden 
hatten,  .  .  .  entfernten  sich  einer  nach  dem  andern,  um 
die  hcinmlh  zu  gewinnen.  Stifter  erzählungen  {Proko- 
pxta  1)  1.  S2  Aprent;  statt  dem  vater  zu  danken,  wankte  er 
rUckwürts,  um  einen  stuhl  zu  gewinnen,  auf  den  er  sich 
halb  atomlos  hinwarf.  J.  J.  EnciKI.  herr  Lorena  Stark  (84); 
so  bat  ich  den  doktor,  mit  mir  hinauf  zu  eilen,  damit 
ich  vorher  mein  fenster  und  mein  bett  gewinnen  kOnnte 
...  ich  schob  das  brctt  hinaus  bis  in  mein  fenster  . . . 
der  doktor  hielt  das  eine  endo  fest  und  ich  setzte  mich 
rittlings  darauf,  um  langsam  vorwärts  rutschend  den 
hafen  zu  gewinnen.  F.  W.  Hacki.änukr  handel  u.  leandel 
(l,  ll)  1  (ISÖO),  111;  sie  bleiben  rechts  vom  tische  stehen, 
während  frau  Gottsched,  hinter  allen  hinum  gehend,  die 
linke  seile  des  tisches  gewinnt.  H.  Laubs  Octtaehed  u. 
Geliert  %,A  bühnenantceisung,  vgl.  atwh  die  seile  abgewinnen 
«p.  6986;  vgl.  die  seile  einer  person  gewinnen  ap.tßf». 

e)  der  begriff  der  beaitznahme  läait  bei  der  Verbindung 
de»  verbuma  mU  eonereten  objeeten  immer  mehr  die  ge- 
aehUftuformen  dea  erwerbe,  die  suapittung  atif  den  geld- 
erioerb,  hervortreten,  wie  achon  die  iiberaieht  über  die  t-er- 
htiltnLise  in  der  bibelüberaetsttng  und  toie  die  buchungen 
ernthen  lieszen.  dieae  richtttng  trird  auch  dadurth  be 
günstigt,  dii.iz  .tirh  ihr  utis  dem  spiel  und  aus  der  lotierie 
die  Vorstellung  des  geldgeinnns  aur  aeiie  »teilt,  daneben 
}cird  daa  verbum  jedoch  in  älterer  wie  in  jüngerer  teit 
immer  wieder  von  objeeten  angezogen,  die  der  vorataUung 
der  beaitanahme  einen  weiteren  umfang  sichern. 

a)  die»  gilt  aum  theil  schon  für  die  objecte.  die  a^f 
nahrung  und  unterhalt  tielen  {vgl.  oben  »p.  S047): 

l))  icenigstens  tcird  bei  der  bexiehung  at^f  eaabart  thiere 
durch  die  vorateUungen  der  jagd  und  der  bettte  immer 
icieder  die  bedeittung  erkämpfen,  fangen  belebt  {vgl.  oben 
sp.  5988):     und  wi'flicher  die  saw  zw  dot  kOnt  scblageo, 

der  soll  sie  gwOnen  haben  und  baimtragen. 

H.  Sachs  fah.  u.  kAw.  5.  M: 

. . .  dar  in  ses  hunde,  starck  unde  grolT, 

de  bewnrdcn  niine  kinder  unde  hadden  ao  leff. 

dit  hatede  lleinke,  de  auade  delT 

dat  se  80  vaste  weren  aar  binnon, 

dat  be  der  tiene  konde  irhewinnen. 

Reinke  d«  vm  340  Prien  (dasx  er  keine  davon  be- 
kommen  konnte.  Gottschbu  1,  4  ander»  GOthk). 
dat  he  cttt  nnde  ere 

vorlorre,  mochte  he  daran  gewinnen 

«ia  vet  morsAI  van  einer  bennen.    106 ; 


GEWINNEN  U.S. «an 


«018 


(abenao  Oottschrd  i.t;  gewinn'  er  nur  einen  biMcn 
dabei  Ton  einem  fetten  oapaune.  G^rrHK  40, 7);  Christtaniu 
kttnig  in  Üennenmarck  halt  der  FncWnttof  JafW  Mhr 
auszgelacht.  unnd  als  er  sie  »ab«  •!■••  »etanllMl  birseh 
so  pferd  TarfolfMi.  bat  jlin  dMS  pCtidte  tßUmni.  »Uli 
gehalten,  ond  gesafft :  er  mO«*  kato  pfwd  varilartn.  umb 
•in  hirMh  so  fnrinnm.  Ztn%onM9  tf$rh{k$fm»ta  t.  to«: 

so  bewof  er  ä*  elait  ia  «iaeai  taifliM  an  walsa, ..    ^    . 

dareb  im  mmaü,  aa4  halta  vanpnAam,  aU  soll»  ,4m  lag« 

viele  IwhagawiaaMi:  lia  kaba  d«i  ediwaM  aar  ia's  waMsr 

«laaataaeiMB  fff  Mrmm  aa  laswa. 


OAma  (JMMif ^Mto  11)  40.  Wl  (wel4e  ■•  vete  viaeha 
vaagM,  Metmmäam 


wea  aoft;  ebene»  GoTraaiao); 
da  brachte  die  oder 

•ia«  Jange  «ata  hervor  aad  raielit'  aie  ibai 
•nt,  kt  habe  sie  eaeb  mit  laarheai  sprai 
mmUb  daauaa  bei  Httaecbrot   4a,m 

(ear  Ik  dan  ainam  vOgheler  nam.  Itainka i»  wmmtn; 
könnt«.  Gottscnrd). 

I))  im  engeren  rmhmM  dm  ktgr^  anrafb  AaMm  aM 
Verbindungen  wi«  nahrauf,  OBtorliaH,  brot  fawlanaa.  h. 
denen  omM  di»  mmntiAe  mmHittämalmg  dm  Mmkm  im 


verblmaaung  ntr  abttnuHtn  mitkt  mim/mmrkt. 
formtUu^ftan  ftpräg$,  dtm  diam  wmlMunfm  4 
iat  die  anaiehungakrtift,  di»  m*  mif  im»  ftmmtimrrmmmm 
atiaiüten.  bentaikanawut. 

a))  bei  dm  vmbindung  nahranf  fawtnnan  iti  tmtm 
dem  hmmdmm  tii\/h*m  dm  nutändigm  mtkjaelt  mreimmU 
auch  »im  ierüMrtmg  mit  gewinnen,  «rbaotanr  jacan  a« 
belegen :      die  spinn  mit  laeter  war  pebafl. 

sprach  zw  ir  {der  bien*)-.  'die  aat&f« 

hat  mich  geiert  eapttla  iswlsia  aplHMaw 

daa  ich  darin  daa  auaer  lang 

BMiia  narAng  kaa  gewiaai 

OB  ali«  arbeit.  mAa  und  angat 

HANa  Sacna  (df«  »ptn  m»  dm  ftm)  /oMa  «^ 
s^kiMWks  •.§!<; 

aonat  begünatigen  gerad»  dum»  »rnkmißangen  die  bedatHimf 
erarbeiten : 

m))  item  dieser  obgemeldt  Albrecht  DOrrer  der  Alter 
hat  sein  leben  mit  groszer  mühe  und  schwerer  bartar 
arbeil  zugebracht  und  von  nichten  anders  nahrung  g»> 
habt,  dann  was  er  vor  sich,  sein  weih  und  kind  mit 
seiner  band  gewunnen  hat.  DOrbr  {/amiliaaukemiiK^ 
naehlaaal;  die  handwercks  gesellen  in  dem  rtaa.  raiah 
sind  keine  knechte,  sind  auch  keine  herm,  und  haban 
doch  bUrgerl.  nahrung.  gewinnen  mehr  als  die  banaw. 
J.  J.  Bkchkh  närrische  weish.  tSS; 

feir  halttu  unnd  feirt  der  knecht. 

da  wOl  wir  wol  eia  narang  gwiaeal 

Paraa  Paoasr  (voa  t.  aidaaeni)  US  KrattUr; 

m  geht  der  aenach  aas  alÜMrwerk 
die  nahnug  ra  gewinnen. 

lo«.  Rist  UmmL  Uedm  (6. 1)»7: 
wer  golt  sara  fteoade  Iwt 
nad  bat  ala  eigoea  feld.  fragt  wenig  aaeb  der  alal. 
dar  vorialbaOlaa  etat,  da  aahniBC  la  aewiaaea.^ 
fast  ieder  moss  aaff  list,  aaf  tSeE'.  adf  itake  i 


Looau  ttnnged.  (1.  S,  4)  aa 
/9))  und  sprach  do  zA  Adam:  'sit  da  dime  wibe  ge- 
folget best,  deramb  soll  du  dine  narunge  mit  kumber 
und  mit  erboiten  gewinnen.'  J.  Twijiokh  a.  d.  atädttchnm, 
8,988:  da  mich  der  selb  arm  hungerig  in  so 
saoh  und  ao  ringlioh  min  narung  gewinnen. 
übera.  dea  Terena  {Bunuek  t,  i.  tmm  fmdla  vmImm  fnaerar«) 
44*;        ich  ballt  dan  for  ein  saug  kinndt, 

der  aein  narang  mit  seinr  hertn  arbaU  gewiaat 

Sierttngm  iftaU  {Witmm  ata^iiciir  U)  IM; 


die  b«ttel  mOncb  sollen  dureb  jbiar  bind  arbalt  jra 
narung  gewinnen  und  soeben,  und  nit  durch  den  bataL 
S.  Frank  eknmiea  (t&48)  t.  iftT*:  o  wie  glitckselig  miad 
die  kinder,  denen  goit  jbre  eitern  ao  lang  laban  liat, 
von  denen  sie  gottafSrchtiglich  enofan  wanlan.  ond  ao 
weit  kommen,  dasz  sie  jhre  nabrang  aalb  fawinaan 
können.  AF.ainit;»  Ai.RKRTiNua  ImaMMHam  Oummmm 
(6)  40;  sein  kosten  oder  narung  gewflnnan,  auay^ia»  «sma» 
cnreera.  aain  narang  leichtlich  gewannen.  fmiU  uiehtm 
qitatrm».  Maalkr  i80^:  und  habt,  dasa  ar  ein  reicher 
glHckhaflliger  kauihnann  wflrde,  daaa  er  seine  narang 
damit  gewUnne.  Ottho  v.  Demkrinoen  llber».  de»  Jok, 
de  ManderilU  (9)  (1600)  191 :  oberzhelte  iabacks  brfider. 
sonderlich  die  jenige,  so  ihre  eigne  hausabaltungen  . . .  und 
ihre  nahrung  mit  ihrer  handarlMit  zu  gewinnen  haben. 


6019     GEWINNEN  II,  2,  c  (nahrung,  brot  gewinnen)  GEWINNEN  II.  2,  c  (wein,  fruchte  gewinnen)     6020 


Gbimmelshausen  wieder  erstandener  Simplic.  3  (1713)  79; 
mein  kostherr  war  ...  ein  notarius  . . .  und  hielt  stets 
8  pferde  auff  der  streu,  welche  er  den  r&isenden  um 
geld  hinzuleihen  pflegte  ...  mit  welcher  drei  . .  .  fachen 
handtierung  er  . .  .  seine  nahrung  reichlich  gewann. 
Simplic.  282  Kögel.  ,        ^        u       .. 

v))  denn  der  ander  gemeine  hauffe,  gehöret  noch  weit 
herunter  in  das  siebende  gebot,  als  die  nicht  viel  dar- 
nach fragen,  wie  sie  das  jre  mit  ehren  und  recht  ge- 
winnen. Luther  {deudsch  catechismus)  4,  407»  Jena. 

b))  von  disen  sprichit  sancte  Bernhart:  'in  der  an- 
dächt do  di  spise  inne  gewunnen  wart,  do  wirt  si  ouch 
inne  verzeret:  wirt  si  ittelliche  gewunnen,  s6  wirt  si 
ouch  ittelichen  verzerit.'  Hermann  v.  Fritzlar  *.  myst. 
1,107;  kompt . .  .  in  eines  armen  pauren  hausz,  welcher 
mit  einem  äffen  ime  und  seinem  hauszgesind  die  speiss 
gewann.  J.  Wetzel  reise  der  söhne  Giaffers  79  Fischer  u. 
Bolte;  der  Berglappe  weidet  schon  sein  rennthier,  welches 
weder  der  Grönländer  noch  Eskimoh  thun  konnten;  er 
gewinnet  an  ihm  speise  und  kleid,  haus  und  decke,  be- 
quemlichkeit  und  vergnügen.  Herder  {ideen  6,  1)  13,  212 ; 
darnach  zogen  wir  auf  Meiszen  zu  .  .  .  unterwegs  das 
essen  zu  gewinnen.  G.  Freytag  {bilder  a.  d.  d.  Vergangen- 
heit 2,1)  19,15  {bei  Thomas  Platter:  underwägen  zu 
essen  uberkon). 

c))  und  hast  nicht  so  viel  gelernet,  einen  einfältigen 
bauer  zu  betrügen,  und  dein  maulfutter  davon  zu  ge- 
winnen. Grimmelshausen  Simplic.  ai2 ; 

der  hunger  und  die  liebe  sind  beide  scharffer  sinnen, 
sie  finden  leichtlich  mittel,  ihr  futter  zu  gewinnen. 

LOGAU  sinnged.  (3,1,100)461  Eitner; 
die  auff  manier  der  widertäuffer  allein  sich  beflissen, 
unter  einem  verständigen  Vorsteher  durch  ihrer  bände 
arbeit  ihren  leiblichen  unterhalt  zu  gewinnen.  Grimmels- 
hausen Äm^itc.  440;  er  gewinnt  seinen  unterhalt  mit 
abschreiben,  he  gets  his  livelihood  by  copying.  Hilpert 
2,  1,  464°;  jene  zu  Epheso  sagen:  bei  der  Diana  gewinnen 
wir  unser  leben  .  .  .  sol  sie  nun  deswegen  ihr  gott 
sein,  weil  sie  sich  von  ihr  nähren?  Butschky  Pathmos 
196;  ein  heimatloses  menschenkind  {die  zigeunerin),  ge- 
wohnt, auf  kümmerliche  weise,  widerwillig,  sein  leben 
zu  gewinnen  und  seine  Wohlgestalt  in  bettelhaftem  auf- 
zug  durch  die  schnöde  weit  zu  tragen.  Mörike  {maier 
Nolten  1)  4,  74  Krausz,  vgl.  dagegen  leben  gewinnen  sp.  6042. 

d))  weitaus  die  verbreitetste,  wenn  auch  jetzt  nicht  mehr 
beliebte,  Verbindung  ist  brot  gewinnen,  deutlich  hebt  sich 
hier  die  in  formelhafter  erstarrung  erzielte  abstracte  ver- 
ivendung  von  lockeren  formen  der  Verbindung  ab:  vgl.  er 
gewinnt  heute  zwei  brote,  hodie  binos  panes  compendi- 
facit.  Steinbach  2,1028;  ebenso  Hederich  l,  1424;  er  hett 
sein  brot  mit  schwimmen  können  gewinnen,  wie  die 
kinder  inn  Egypten  am  Nilflusz,  welchen  man  nit  ehe 
das  brot  gibt,  man  werffs  jhnen  dann  inn  mittein  stram, 
dasz  sie  inn  den  Nil  darnach  schwimmen  müssen. 
Fisghart  Oargantua  282  Alsleben.  gegen :  des  Linhart 
Tuchers  maid  geben  als  ir  fraw  gelegep  und  eine  tochter 
gepracht  hat,  gewan  sie  das  pottenprott  an  mir.  Tucher 
hxiushalfungsbuch  127  Loose. 

«))  z&m  eilften  sprach  ein  hantwercks  man: 

'den  hertesten  orden  ich  haUj 
mein  hantwerck,  das  ich  dreibe, 
damit  gewin  ich  kaum  das  prot. 

Hans  Sachs  fabeln  u.  schwanke  3,  67; 

alimenta  arcu  expedire,  's  brodt  mit  wild  schiessen  ge- 
winnen. SghönslederVö'';  eöenso  Aler  1,937»  (rfor^awcÄ: 
das  brot  mit  einer  kunst,  mit  spinnen  gewinnen);  dasz 
man  sich  mit  .  . .  (den)  eitern,  weiln  der  söhn  schon  auf 
der  werckstatt  sasse,  und  ihnen  das  brod  zu  gewinnen 
mithalffe,  in  der  gute  .  . .  vergleichen  solle.  Abele  künstl. 
Unordnung  3, 192 ; 

ein  fischer,  der  mit  seinen  netzen 
brodt  und  Zufriedenheit  gewajin, 
that  einen  schweren  zug. 

Hagkdorn  (fab.  u.  erz.  2 :  der  fischer  u.  der 
schätz)  2, 141. 
ß))  sihe  das  dein  gewissen  sei  rain  .  .  . 

arbait,  leid,  im  schweisz  gwinn  dein  prot. 

6.  Rösch  v.  Oeroldshausen  wunschsprueh  66i  \ 
auch  ist  er  noch  zu  kindisch,  sein  brot  zu  gewinnen. 
btich  der  liebe  {kaiser  Octavian  16)  9»;  lahme,  blinde  und 
krüppel,    die  jhr    brot  nit   gewinnen    können.   Luther 


hauspostille  {evang.  a.  tag  Michael.)  2,  9.5*';  gewinnen  kondte 
ich  mein  brot,  und  hatte  allbereit  ein  gutes  lob  und  ver- 
trauen bei  meinem  herrn  erlangt.  A.  Albertinus  land- 
störtzer  Qusman  (lO)  65 ; 

ein  bUnder  mann  ein  armer  man 

sein  mus  und  brot  nicht  gewinnen  kan. 

Groszbaseler  todtentanz  s.  z.  f.  d.  a.  9,  344 ; 

ganz  ähnlich  Fktkr  Probst  i  Kreisler ;   ein   armer,    der 
nicht  faul  ist,  gewinnet  sein  brot  und  nahrung  noch  mit 
seiner  handarbeit.  Grimmelshausen  wieder  erstandener 
Simplic.  3, 105;  sein  brodt  gewinnen,  gaigner  la  vie,  victum 
quaerere,  victum  sibi  acguirere.  Duez  (l664)  199»;  von  dem 
armen  betrangten  man  der  sein  brodt  in  schweisz  seines 
angesichts   hörtiglicher  gewunnen    {stat.  v.   St.  Ruprecht 
an  der  Raab)  öst.  weisth.  6,  206;  dasz  man  das  brod  werde 
essen  in  dem  schweisz  des   angesichts,   aber  diese  gute 
leuth  {die  Schornsteinfeger)  müssen  das  ihrige  gewinnen  in 
dem  rusz  ihres  angesichts.  Abr.  a  S.  Clara  {etwas  für  alle 
{der  Schornsteinfeger)  1  (1699),  660;    sein  brod  im  schweisse 
seines  angesichts  gewinnen,  gagner  son  pain  a  la  sueur 
de  son  front.  Schwan  1,  746»;  ebenso  Hilpert  2,  l,  ißi"; 
wozu  hat  der  studirt,  der  schimpflich  alle  morgen 
vom  brauer  musz  das  hier,  das  hrot  vom  bekker  borgen? 
so  lange  bering  sein,  saltz,  butter   pech  und  schmeer, 
gewint  er  wohl  sein  brot  ohn  bficher  und  gewehr. 

Rachel  satir.  ged.  49  Drescher; 

fleisz,  wirthschafft  und  verstand  entdecken  schon  noch  mittel, 
wodurch  man  in  der  weit  sein  ehrlich  brodt  gewinnt. 

JoH.  Chr.  Günther  {an  die  PhilUs)  ged.*  628; 

ich  hab'  kein  vermögen,  keins  von  euch  kann  noch 
sicher  sein  brod  gewinnen.  Bräker  der  arme  mann  im 
Tockenburg  (3)  58  Bülow;  sein  brot  gewinnen,  erwerben, 
verdienen.  Adelung;  sein  brot,  seinen  unterhalt  ge- 
winnen, erwerben,  verdienen.  Campe; 

durch  herrendienst  möcht'  ich  mein  brot  gewinnen. 

ÜHLAND  {Fortunat  1,  69)  1,  345  Erich  Schmidt. 

ß)  anschaulicJier  sind  die  Verbindungen  des  verbums  mit 
objecten,  die  in  den  betrieb  der  landwirUischaft  toeisen.  dasz 
die  sinnliche  anschaulichkeit  hier  nicht  unmittelbar  aus  dem 
bedeutungsgehalt  des  verbums  entspringt,  ist  oben  {sp.  5960) 
an  einigen  Wendungen  der  rechtssprache  gezeigt  worden, 
noch  mehr  gilt  das  für  einzelne  Wendungen  der  älteren 
gemeinsprache ,  die  mundartlich  noch  fortleben  icnd  bei 
denen  der  ausgangspunkt  der  entwicklung  meist  in  der 
Verbindung  des  verbums  mit  Ortsbestimmungen  nachzu- 
weisen ist,  8.  oben  sp.  6013. 

l))  und  heiszt  mich  das  wasszer  gewinnen 

mit  mim  gefesz  usz  dissen  borne  .  .  . 

Alsfelder  passionsspiel  1314  Orein; 

gewin  daz  saf  dar  us  so  mit  .  . .  oder  mit  drucken.  El- 
sässisches  arzneibiich  s.  Alemannia  10, 221 ;  sähe  ich  ein 
stachelecht  gewächs,  so  erinnert  ich  mich  der  dornen 
crone  Christi  .  . .  gewane  ich  palmwein  ausj  einem  bäum, 
so  bildete  ich  mir  vor,  wie  mildiglich  mein  erlöser  am 
stamm  des  h.  creutzes  sein  blut  vor  mich  vergossen. 
Grimmelshausen  Simplic.  (6,23)569  Kögel;  und  in  dem 
mein  Zimmermann  hinging,  palmwein  Zugewinnen  (6,  20) 
557;  so  wüste  mein  camerad  den  palmwein  gar  artlich 
in  grosse  häfen  Zugewinnen,  und  denselben  ein  paar  tage 
stehen  zu  lassen,  bisz  er  verjoren,  hernach  soff  er  sich 
so  voll  darin,  dasz  er  dorckelte.  564; 

dein  mfindlein  ist  ein  gärtelein 

wie  blühen  doch  so  fem 

die  röszlein  darinnel 

darausz  ich  eewinne, 

wann  du  sie  bewegest 

und  gegen  mir  regest, 

den  besten  rosen-wein. 

Angelus  Silesius  heilige  teelenlust  33 
Ellinger. 
auf  eine  andere  bedeutungsrichtung  von  gewinnen  loeist: 
so  ist  der  wein,  doch  es  ist  mit  ihm  wie  mit  allen 
köstlichen  gaben  und  künsten.  er  will  geliebt,  gesucht, 
verstanden  und  mit  mühen  gewonnen  sein.  H.  Hesse 
Feter  Gamenzind  ^^,  101. 

2))  gewännen,  abgewünnen,  als  blumen,  legere,  carpere, 
decerpere.  Maaler  180»;.  so  .  . .  etwer  von  irentwegen  ain 
obisz  vom  paum  herab  gewungen  {landtaiding  im  Pongau 
le.jahrh.)  öst. weisth.  1,  im;  abgünnen,  abginnen,  abpflücken, 
ablesen  z.  b.  äpfel,  birnen,  beeren,  trauben  .  .  .  wofür  in 
andern  kantonen  gewinnen,  g'wünnen,  abgewinnen... 
Stalder  1,497  {ebendort  auch  angünnen/ür  anschneiden) 


I 


6021      UKWINNKN  li.a.c  (bou.  holz,  steine) 

vgl.  Iieruntcrffcwinncn,  h«rant«rlangen,  herabnehmen. 
Wkiniioi.Ii  heitf.  z.  e.  srhlm.  teh.  niö''. 

«))  in  der  writtrtnlinrkluny  werden  natürlich  die  ort*' 
bentimmungen  ubytutrrift : 

•ieder  bot  nio  (b«uet.  mA  ehrlMi  ganiM  no  pfiofat«; 
nieder  h«t  mo  pllUmli  funne  bintorem  gart«. 

llKtiKi.  (iluM  Halter  mufs)  1,71  Btltaghets 

er  lammelte  das  von  der  Aach  auagoworfeit«  holz,  daas 
dio  mutier  mehr  al»  genug  hatte;  auoh  gewann  er  bewvn 
fUr  den  pfnrror  und  andere  Uebhaber.  F.  M.  l<'t;i.i>Kii  rtieh 
14.  arm  (»)  lU.  di«  icr>rterbiiehtr  beUgen  enttpreehende  mm- 
düngen  nchon  früh  {vgl.  »p.  A07s):  In  dem  aoker-  feld*  and 
gartcnbuu  Nuiiot  man  auoh,  er  hat  so  viel  körn,  bvu  oder 
ubMt  gowonnoii,  da«  itt,  eingeerndtet ,  oder  etngenammlet. 
CiioMKi.  4,  itwi;  gewinnen,  im  feldbau ,  die  feld-  und 
giirtcnfrUchte  einerndten  oder  cin«amnielen.  JAni.oNMKl 
>47>>;  ebenno  Jacohkhon  tethnol.  urb.  .'i.fiTt*;  wir  haben 
diese  ernte  wenig  gotrcido  gewonnen,  »o  auch  von  allen 
feld-  und  gurtt>nrrücliten.  Aiiki.uno;  getreide,  obst  ge- 
winnen, ziclivn  tiiid  cinurnlen.  Cami'k;  ein  feld  gewinnen 
SciiMKi.i.KH  li^  ttau;  aporna  gewenna,  erdbimen  ge- 
winnen {im  Braunouer  gebiet).  J.  FKiTKn»  i.  etoffeammt, 
i.  d.  dt  seh.  md,  Btihmene  48. 

4))  von  riner  iihnlichm  grundlage  xirrigm  tnJ.  auch 
andere  v>enäungen  ab,  wie  bcu,  Imlx  gewinnen,  c»  mähen, 
schlagen  und  zum  gebrnurh  bereit  machen.  S<:iiMKi.i.Kn 
.**,  »80.  die  belege  reiehen  hier  ireit  ntriiek.  ohne  daat  der 
inmgiingepitnkt  sicher  nt  fatmen  teure: 

\V.  hebbo  Alt  twititicb  vodor  bauwe«  gcwunnen. 

Lübecker  Mcntam  li'O  llaethcki  ; 

item  auch  meldent  si,  das  ain  lechenninn  prelholz  ge- 
winnen soll  ...  4  kästen  und  mag  dio  hingeben  and 
nit  aus  dem  oblai,  und  ain  xcininn  7.\vcn  kästen,  weisth, 
V.  Kies  (handschr.  1491),  s.  üsterr.  treinfh.  a,  M;  welcher 
darinn  eigens  für  nonibcns  einen  stanun  holz  nieder  ge- 
schlagen oder  einen  bäum,  der  vom  wind  umgeworfen 
wurden,  auf/uiiakiMi  oder  einen  poschen  zu  gewinnen 
untcrstunilon  hat,  der  ist  der  nachbarsohaft  um  l  fl. 
reinisch  in  münz  zu  widorkobrung  und  abtrag  verfallen 
gewcticn.  ireisth.  r.  WicMHschicang  (l56l),  ».  tleterr.  teeieth. 
2,  Hü;  stock  gewinnen,  in  den  holz  schlagen  baumstöckr 
ausgraben;  bKiinie,  dio  in  den  ström  gesunken,  zur 
Sicherung  der  wasserfahrt  wegräiinien.  Sciimki.i  km  2*,»80. 
r))  ICO  die  litteraturftprarhe  entsprechende  iceudungeti  auf 
nimmt,  ist  nie  meist  von  anderen  hedeutungsrichtungen 
des  rerbitms  angeregt,  tximal  da  der  übertragene  gebrauch 
hier  mitwirkt:  das  man  iriclit  ein  Splitter  ziehe  ausz  den 
augcn  der  zuhKrer,  und  sich  solbs  odder  andere  hindere, 
einen  grossen  haickcn  zu  gewinnen.  Enh.ni.iN  v.  GOn/- 
liuno  8,  800  Enders; 

das  scbreekcn  wacht  bei  groaxan  Khltsen, 
die  wir  mit  Hchweiis  so  lanm  netzen, 
bis  feind  und  dicb  die  frucbt  irewinnt. 

J.  C.  GCntiiku  nacMcse  4. 

ebenso  y ed.*  6b  (vielleicht  gewinnt  es  eher  frucbt);  die 
hlumc  wird  gewonnen,  dio  pllanzo,  auf  der  sie  hervor- 
tiing  verdorret  {rar. :  die  perle  wird  gewonnen,  es  vor 
dorrt  die  nuischcl).  Hkhi>kk  {br.  d.  stttdium  d.  theologie 
betr.)  11.48;  die  reichsten  garbcn  sind  gewonnen,  wer 
jetzt  auf  diesem  feldo  noch  ürnten  will,  inusz  vergessene 
Rhren  lesen.  F.  L.  Jahn  (bereichentng  de.<t  hochd.  sprach- 
sctiatzct)  1,27;  seine  trophkon  waren  blUhendo  bUunic, 
reiche  kornfeldcr,  grünende  wiesen,  striche,  die  einst  das 
Wasser  ertränkte,  zu  wiesen  durch  fleisz  gewonnen.  F.  M. 
Ki.iNiiF.K  (gesch.  eines  Deutsdien  4,  l)  H,  20U;  fallen  gewiss 
unter  dio  sprcu,  wenn  man  den  ahfall  auf  die  schwinge 
bringt,  um  noch  hinterkorn  oder  die  drespe  zu  gewinnen. 
MüsKU  palr.  phant.  {xcie  ist  die  drespe  im  menschl.  geschl. 
am  besten  zu  reredelnf)  4,  46; 

nirbt  eine  Stadt,  kein  bans,  nicht  eine  sobolle 
(tab  er  dahin  von  Ocstrciohs  weitem  jrriind; 
uikI  wenn  '.•<  die  aorzte  hundortmal  fn>!k-bworen, 
des  kuiaors  bobos  lelH.>n  hinge  dran, 
kein  blättcbon  itafTraii   den  si  dort  gewinnen. 

GKli.LfARZBR  («Wotir  4)  6*,  108; 

dasz  ein  jägervolk  zuerst  darauf  verfallen  sein  sollte, 
tiere  zu  zKhmcn ,  um  milch ,  eier  und  fleisch  zu  ge- 
winnen. K.  BOciiF.n  entstehung  der  volktirirtschaß^  iS. 

v)  in    der   bcziehung  auf  miiieralien  und  andere  bodrn 
schütze  tritt  dem    allgemeineren  begriff  im   t>fri/ui'i:>iiisrlirH 
IV. 


GEWINNEN  li.  f.  c  (^(«Id.  ailbor  ffowionen)      6022 

(bezwingen.  r>r''— •  ■•  —"lin-— •  fördern)  «m mf««  Ae 
deutung  enttj-  U«r  mIxMI,  mHl^lMf*! 

und  f&ustel  i;- -  «.  n*.  oAm  «ji.  MM/I. 

»p.m*.  vgl.  auch:  erde,  die  schwer  ra  gewinnen  ist. 
terra  Ȋptra  trartutu  KiitHr  ii  g.  IftI*:  genmu  m  Mai-imiak 
g.  IM*:    terrr  S4:iiWA»i  i,74tF.    mummfdtm 

mündem  auch  lang  der  bewtfuuf  tusfafff 

wendungtm  hier  ctn 

1))  also  wolt  man  noeh  mar  gUin  gewinnett  «im  dem 
frund,  denn  man  fand  zßt  pone  «ad  fuel  stain  Im  fnind. 
B.  Zink  ».  d.  »tädtaekrom.  ft.  SM; 


d  Im  MtMMB 
',  koT llfMriMMB. 

t  sentafl 


laeebt  4m  pnamt  kol  ab  «to  •■  ghsft 
■•wtat  «In  fkedr,  und  «^wae  ner 

il.  Hfi*'„  V.  OtMUtkuuem.  TIrtlar 
iMdninW?/.; 
dem  «llber  hat  der  aMweli  den  •■ 


dm  ort  des  goldae,  das  er  gient 
kal  ejeaa  um  dem  stmj>  pwoaam 

Haaiiiä  (fosi  g«M  d.  «ftrdtaAn  poettei)U.mi: 
m  Ist  bssOBiim  geld. 
gewonnen  asf  geostannsvollea  wegen. 

OaiLLPAR/BR  (eta  brwdersuiM  g)  •*,a&; 

vgl.!  arbeit  gewint  feucr  ausz  steinen.  HciiiacM  laot;  aas 
dem  ene  metall  gewinnen,  durch  sehmelsan  «rbaltoa. 
AiiKi.uNn,  Campk  ti.  a. ,-  kohlen  gewinnen,  dnreh  brennen 
hervor  bringen,  ebenda :  so  ein  leiten  ist 
kaum  ein  bäufchen  aiiche  ist  daraus  so  gewtenea 
aeifensieden.  GAiiiK.  (ilber/r^u  v.  JCrfldwr)  gmpt  tdlrl.1 

du  romcbeat  la  der  schrill,  and  knokesl 
vor  welch«!  die  gewiaa  aar  aelüaeli  aad 
die  ilir  verülhrter  weg  avf  nehea-etf  wen  w< 

Jon.  CtiR.  (iC.xTiiaa  grdß  fTI. 

>))  sichergestellt  ist  der  aUgetmeim«  htgrig  4m  erwerbe 
m  folgenden .  das  si  si  twingen  mit  Dotifer,  onpilleieber 
gepete  umb  ir  ercz,  das  si  mit  aweisiger  arbeit  gewannen 
liaben.  Iglauer  jus  reg.  momt.  i.  4.  7  (jrre  mto  metallo  et 
laltoribtts  sudore  plenis); 

ein  wucbrer  bet  bei  Minen  tagen 
viel  gell  und  gut  lusamen  geächlarsn. 
da  er  sam  lotataa  starben  ml. 
liest  er  ein  gieeam  saek  aiit  goit. 
welche  er  am  sind  fewnnnea  het. 
her  so  jn  bringen  (Br  das  bclh. 

Wam.I-  Fjofm*  (S,S8,  6)  1,815  A'wr»; 

nach  seinem  {des  raters)  tod  durchgmben  und  durch- 
wUlten  sie  (die  sühne)  den  Weinberg,  gewonnen  swar 
keinen  goldschntz.  doch  im  herbst  einen  kfistlichen  wein- 
schätz.  Hkinu.  MC'i.i.r.n  geistl.  erquiekstttmden  {tO})  ¥». 
vgl.  auch  m  (faule  tage,  gold  und  silber  zu  gewinnen); 
wenn  dann  das  gold  seine  possessores  also  verstellet, 
was  thut  es  dan  allererst  frcmbden.  die  dessen  noch 
kcins  gewonnen.  GniMMBi.eiiAt'REN  «nWrr  «retfaadlnMr 
Simplie.  8,  io.  das  gleiche  gilt  —  mtr  wtU  n'ner  mtmämmg 
zum  begriffe  des  glückiyeirinnes  vom  folgenden :  aaf  dem 
St.  (iotthard  hatte  ich  schöne  mineralicn  (lewonnen;  der 
hauptgewinn  aber  war  die  Unterhaltung  mit  meinem 
freunde  Meyer,  (iötiik  {tag  u.jahresheffe  17>7)  81. 7«;  (frau 
Welser:)  dasz  er  es  satt  war*,  anter  daransetzung  von 
leib  und  leben  gold  za  suchen  fQr  Icate,  .  .  .  die  ihre 
werktätigen  männer  nicht  teilnehmen  lieszen  an  dem. 
was  sie  gewinnen  .  . .  sondern  ihre  männer  abfänden  mit 
einem  hundslohn,  und  alles  gold  und  allen  gewinnst  ein 
heimsten  in  die  eigenen  kisten  and  kästen.  K.  v.  Wilukn- 
Bnt'ini  die  RobensteüteriM  (t.  8)88. 

t)  andere  gebrmchsgegen stünde  terrdni  immttr  mUimer 
mit  gewinnen  verbunden,  das  in  der  btätmiunf  ei werben, 
in  besitz  nehmen,  für  das  objeet  wm»t  mllgemttimttt  be 
griffe,  namentlich  eölleetiva.  bevtrmft. 

\))  sinnkriiftige  eintet ronteitungm  äiemr  mrt,  wo  sie  mit 
gewinnen  «i>A  rerbindem,  misem  wmst  en^f  eine  andere 
hnteutnngsriehtung  des  iwbumu.  en^f  dem  begriff  ertteuten 
{s.  o.)  oder  «nif  die  rorstetlung  einer  bttttgumg. 

a))  die  Verbindung  teeist  auf  andern  beämtHrngsriehtungen 
des  i-rrbttms: 


raubt  der  kffnig  ia  seihst  ...  da  iodet  sich  keiiier, 
der  sich  icetraut  ihm  die  warheit  n  sagen ...  sie  schwel 
sie  geniessen  es  aül,  aad  wir'  aar  «ii  rock  sa  gewtai 
GOrna  (IMacC«  fitdu  8)  40. 139  (al  wet«  kT eck  i 


etncne  kl~** 


I»  .'»  m»,  AM.  OOTT9CHBD); 

378 


to 


6023      GEWINNEN  II,  2,  c  (fahrnisz  gewinnen) 

doch  leg  die  nicht  auiT  einander,  sie  bachen  und  kleben 
sonst  auff  einander,  dasz  die  nicht  one  schaden  zu  ge- 
winnen sein,  lasz  die  trucken  werden.  Fronsperger 
kriegabuch  l,  183*; 

so  must  mir  hilffe  thon, 

zu  mir  herab  faren  in  prüiien. 

auf  das  der  kes  doch  wert  gewanen. 

Hans  Sachs  fab.  u.  »chw.  2,  G. 

mel  weiter  geht  die  ellipse.  die  für  das  folgende  zu  er- 
gänzen, ist:  alle  jar  die  gemeinen  heimlichen  gemach, 
"die  auf  der  Pegnitz  sein  . .  .  räumen  und  säubern  lassen, 
alhveg  umb  Martini  . . .  mügen  sie  es  recht  säubern  und 
gewinnen.  Tuen  er  baumeisterbuch  113.  aber  wie  mannig- 
faltig die  zusammenhänge  sind,  in  die  gewinnen  noch 
lieuie  von  hier  aus  gezogen  werden  kann,   zeigt: 

nun  eile  frommt, 

zu  schlüpfen  in  die  röckchen. 

.  . .  der  schreck  verwirrt  die  tänzerinnen, 

die  jeden  rock  verkehrt  gewinnen. 

F.  RÜCKF.RT  {hau»  u.  jähr  3)  2,  258. 

h))  die  Verbindung  stützt  sich  auf  den  begriff  der  be- 
aitznahme,  des  erwerbs: 

die  guet  fraw  sas  in  irr  nechtlichen  harre, 

wart  pei  eim  Hecht  an  irem  rocken  spinnen, 

da  fluchet  ir  der  dr&ncken  man, 

sprach:  'z&ndestw  zwai  liechter  an?' 

mit  deim  gespänst  kanstw  kaum  alns  gewinnen. 

Hans  Sachs  fabeln  und  schwanke  3,  152; 

den  von  seinem  vater  ihm  angestammten  gewerbsinn 
übt  er  im  groszen:  es  sind  nicht  mehr  heerden,  die  man 
einem  Schwiegervater,  die  man  für  sich  selbst  gewinnt, 
es  sind  Völker  mit  allen  ihren  besitzungen,  die  man  für 
einen  könig  einzuhandeln  versteht.  Göthe  {dichtung  u. 
wahrhA)  24,  222;  in  diesen  ornat  stolzierten  sie  gar  komisch 
einher  und  behaupteten  durch  kauf  und  tausch  sich  diese 
maskerade  gewonnen  zu  haben,  (campagne  in  Frankreich: 
29.  sept.)  30,  100. 

c))  neuerdings  tvird  dieser  Zusammenhang  von  der  seife 
des  begriffs  eines  unerwarteten  vortheils,  eines  glücks- 
treffers,  erweitert,  vielleicht  gehört  hierher  schon  eine 
Wendung,  die  der  spräche  des  täglichen  lebens  geläufig  ist: 
gewinnen,  heraussparen,  vgl.  alles  kommt  darauf  an, 
dasz  wir  noch  ein  groszes  zimmer  zwischen  dem  saal 
und  vorsaal  gewinnen,  welches  zum  alltäglichen  Speise- 
zimmer dienen  kann.  Göthe  {an  Arens  1792)  br.  18,  44. 
jedenfalls  gilt  dieser  für:  nimmermehr  werde  ich  mich 
fähig  fühlen,  eine  so  niedrige  rolle  zu  spielen;  und 
wenn  auch  ordens  bänder  zu  gewinnen  stünden.  Lessing 
{an  Mäcen)  1^,  149.  aber  auch  die  folgenden  gehören  hierher: 

könnt'  ich  schlau  der  parzen  bänden 

die  verhaszte  scbeer'  entwenden, 

oder  durch  mein  heiszes  flehn 

ihre  spindel  mir  gewinnen. 

Götter  {der  ivwhieh)  ged.  1,  60; 

so  starrte  nie  der  ebrfurcbt  lodernd  feuer, 

im  Arouet,  den  goldnen  scblüssel  an, 

den  seine  sittenlose  leier 

mit  eines  königs  gunst  gewann. 

GoECKiNGK  lieder  zweier  liebenden  (1777)  119. 

2))  umfassende  {collectiv)  begriffe  in  der  stelle  des  ob- 
jeris  werden  für  gewinnen  bei  der  bedeutung  erwerben 
schon  durch  die  rechtssprache  {s.  o.)  nahegelegt:  wie  Abra- 
ham mit  aller  habe,  die  sie  gewonnen  hatten  . .  .  aus- 
zoch.  Luther  {pred.  üb.  1  Mos.  9)  24,  202.  charakteristisch 
ist  die  häufung  entsprechender  typen  für  die  ältere  periode 
t/ßs  neuhochdeutschen  stils. 

a))  am  vielseitigsten  ist  hier  die  Verbindung  gut  ge- 
winnen, die  in  der  altern  spräche  auch  den  grundbesitz 
einscMosz,  jetzt  aber  ausschlieszlich  fahrende  habe  betrifft, 
vrie  oft  sie  in  dieser  bedeutung  auch  für  den  begriff'  er- 
obern, erbeuten  angezogen  imirde,  dafür  nur  ein  paar 
proben:  da  schreiben  inen  die  margrafischen  bauren, 
dasz  si  gen  Anhausen  zu  inen  kernen,  da  weiten  si  göt 
gewunnen.  Jon.  Knebel  DonauwUrtJier  chron.  bei  Bau- 
mMnn  256;  machet  ain  kuntschaft  über  etlich  echter  und 
gutgewinner  auf  dem  Aalbuch  in  seiner  herschaft  und 
pfleg,  kamen  iren  acht  zusamen,  weiten  gut  gewinnen, 
wurden  all  acht  erstochen.  Nie.  Thoman  Weissenhorner 
hist.  hei  BauTnann  20;  ob  sich  die  gutgewinner  wölten  her- 
auslassen. 21;  vgl.  auch  gut  gewinner.  d.  städtechron. 
23,  414.  ähnlicher  bedeuttmg  steht  aueh  das  folgende  noch 
nahe:    das   er  solchs  alles  thut  mit  der  armen   schweis 


GEWINNEN  II,  2,  c  (gut  gewinnen)       6024 

und   blut ,    mit    unrechtem    gut,    durch    auff    setz    und 
würgen  gewonnen.  'Lvtwv.k  {der  prophet  Habakuk)  \9i,4^\^. 
«))  da   mügen   wir  wol    ere  und   gött    gewinnen,  hei- 
ligen leben  (1472)  9''  {v.  Sant  Jörgen) ; 

ich  hoff,  wir  wellen  er  und  gut 
beut  auf  diesen  tag  gewinnen. 

Teuerdank  (89,  15)  Goedeke  s.  215 ; 

als  das  sie  grosse  ehre,  rhum,  und  gut  gewinnen,  land 
mehren  .  .  .  Luther  {v.  krieg  wider  den  Türeken  1529)  4,439'' 
.Tena;  denn  obligen,  gut  und  ehre  gewinnen  ist  herlich 
ding  für  der  weit,  aber  unterligen  dem  feinde,  arm  und 
zu  schänden  werden  ist  ein  schendlich  ding,  {der  prophet 
Habakuk  atisgelegt  1526)  19,  419  Weimar. 

ß))  wem  trawmpt  dar  nach, 

wie  er  vogel  vaob, 
der  gewint  ein  farend  gut 
oder  ein  weib  wol  gemut. 

DanieU  traumdeutungen  1 1  (z.  f.  d.  a. 
48,  517) ; 

alle  ir  begerunge  ist  nicht  anders  nur  wie  sie  werlt- 
liches  gut  gewinnen,  wie  sie  allewege  reichlichen  essen 
und  trinken.  Johann  v.  Neumarkt  leben  des  hl.  Hiero 
nymtis  215  Benedikt  {nd.  druck  v.  1482  wertlick  gud  ge- 
winnen; im  lat.  text  keine  \entsprechung);  dasz  er  {der 
kaitfmann)  sich  solt  genuegen  laszen  an  . . .  seines  her- 
komens  art,  und  gut  gewinnen  mit  sein  selbs  person 
und  nit  durch  knecht.  S.  Meisterlin  s.  d.  städtechron. 
3,  98 ;  und  desgleichen  was  aller  ding  wolfail  und  waren 
über  all  die  leut  ainander  freuntlich  und  guet  gesellen 
und  nerten  sich  die  leut  gering  und  liederlich,  und  was 
guet  guet  gewinnen.  B.  Zink  s.  d.  städtechron.  5,  148;  das 
kein  gestolen  und  feischlich  gewunnen  gut  gedeihet. 
Luther  (detidsch  catecMsmus  1.529,  7  gebot)  4,  403*  .Tena; 
ebenso  8,  93''. 

;/))  die  Verbindung  geld  und  gut  ist  für  die  Zuspitzung 
auf  den  begriff  von  geld  und  geldesicerth  charakteristisch 
—  eine  bedeutungsverengerung ,  die  das  object  hier  auch 
über  die  formel  hinaus  begleitet:  gleich,  wie  auch  die 
kriegsleute  und  waghelse,  sich  williglich  in  fahr  geben, 
das  sie  ehre  einlegen <  oder  gelt  und  gut  gewinnen. 
Luther  (l  Korinther  15  ausgelegt)  6,  274»  .Jena;  sie  lassen 
uns  erbeiten  im  nasen  schweis,  gelt  und  gut  gewinnen 
{v.  d.  .Tuden)  8,  92"; 

wo  ik  (de  kopman)  gelt  unde  gut  mochte  gewinnen. 

Lübecker  totentanz  913  Baethcke; 

ebenso  898;  901;  vgl.  auch  996  (dat  gut  hefstu  mit  arbeide 
gewunnen);  gar  offt  sei  es  swerer  gut  zu  behalten  dan 
Zugewinnen  («/«r'M  xrtjanad'ai).  REueHLiN  verdetctvch. 
d.  1.  Olynth,  rede  des  Demosthenes  30  Poland; 

zu  guter  arbait  bisz  nit  trag, 

gewinnen  gut,  such  zimmlich  weg. 
Schwartzenberg  teutsck  Cicero  (memorial)  144«; 

all,  die  mit  schaden  ander  lewt 

on  arbeit  gfiet  gewinnen, 

als  financzer  und  wuecherer, 

vur  kawffer  falsch  Juristen. 

-,        Hans  Sachü  fabeln  u.  schwanke  3,  37; 

grosz  gut,  so  man  mit  recht  gewint. 

E.  Ai.BERUs  praecepta  ritae  85»  {opci 
recte  ]mrtas) ; 

ähnl.Bi^  (was  mann  gewint  mit  schinden,  male  partum); 

vgl.  auch  ehebüchlei/n  (i  3^ ; 

wievvol  ich  selbst  kein  wuchrer  bin, 
iedoch  so  wucher  ich  im  sinn 
und  wolt  auch  gern  gwinnen  viel  guts, 
frag  nichts  nach  dem  gemeinen  nutz, 
sonder  nach  dem,  was  ghöret  mir  ... 

Jag.  Ayrer  (der  falsch  notariu»)  5,  29SI 
Keller; 
als  baldt  ein  mann  gewinnt  grosz  gut, 
verkehrt  sich  an  jhm  sinn  und  muth. 

Henisch  1601 ; 

ja  es  wirdt  auch  das  gerecht  gut,  das  erblich  von  den 
eitern  herkompt,  mammon,  genent,  dann  alles  zeitlichs 
göt,  ohn  grosse  mühe  und  arbeit  nit  kan  gewonnen 
werden,  unnd  hart  ohn  Ungerechtigkeit  besessen.  Simon 
Rot  K  3». 

S))  im  gegensntz  dazu  .itehen  neuere  Übertragungen: 

in  der  ruh  vergnügter  sinnen 
steckt  das  höchste  guth  der  weit; 
und  diez  kleinod  zu  gewinnen 
braucht  man  weder  staat  noch  geld. 

J.  C.  GÜNTHER  ged.'i'iVi;  ebenso  ß17. 


6025       GEWINNEN  II,  i.  c  (gM  gewinnen) 


GEWINNEN  II.  a.<i(A 


6026 


k 


vgl.  auch:  das  gute,  daa  für  die  menaobheit  dmdurob  ge- 
wonnen wUrde.  Wiki.and  [l'eregrinua  fVo/«t4«  S)  M,  IM: 
MO  gewinnt  man  ihr  durch  inhalt  und  form  ein  gutes. 
Hkmukii  (In'iefe  d.  ttud.  ä.  throl.  Mr.)  tl.M. 

h))  op«s  quam  »utJtmu»  ronnrqui,  groll  gAl  oder  reich- 
thunib  gewUnnen  und  liberltuimnen  oder  bekriegen.  Fmi- 
tilUS  dict.  (1556)  'M\U^: 

nit  hnriig  znrr  und  rei»»«, 
gro«  HC'lincxn  zw  (ttwiiinan. 

Hanh  Mai'iih  JnMn  u   trhtcümH  t,  SIA(M>' 
will  n  mar  der  r»i<:litQm  ftwin  S,  W); 

wolle  der  hinmif  I  v«*rhll(en,  dK»/.  nie  jemala  dieM  frOMMB 
reichlhUmer  gewltnnen!  K.  (iiir/.K«)w  ritUtr  vom  ftiete 
(e,  6)  6",  14H. 

e))  wie  hocli  ubrr  dein  lohn  xuMcheUen  Mei,  den  du 
an  aolohoni  liundel  gewinnen  aollt,  kanalu  nicht  be«i»er 
rechen  und  ubneuieni.  denn  .  ,  .  Liiiiikk  (von  kanfahund 
luny\  16,  wi ;  /iniliehen  lohn ,  den  du  für  deine  muhe, 
erbeit  und  fahr  drim  gewunneat.  ebenda; 

damit  Ht  all  zö  »rhafToii  lian, 

mit  üb  und  li'bvii  kiimni  enlrinnen, 

am  «uw  liüufT  w»niir  nutz  ir<^winn«n. 

.MiiHNBa  ichrlmenzunft  67  MaUkÜu. 

vgl.  auch  nutzen  gewinnen  Adki.um)  i,(u&  (eine  vortheil- 
hafte  Veränderung  erleiden);  waa  fahrende  hab  aeie.  gelt 
und  geilHchulden,  ao  kein  sinaz  gewinnt,  wein  allerlei 
körn  und  äazige  apeiaz.  landbxuk  de»  kantonji  AppentM 
AiUHterroden  (54),  ».  M;  etientio  61  ii.  a. ,-  Braun  und  litegrim 
aandten  aofort  briefe  in  alle  lande,  an  alle,  die  reichen 
aold  gewinnen  wollten.  (ioTTnciiKU  lietMke  ftirJui  {t,if>\. 
a.  49  Bieling  (un  alle,  de  aoldie  winncn  wolden.  Rrinkt 
d*  VMS8M;  ander»  bei  (iöTiiK); 

dann  wu  kann 
der  arme  wicht  fUr  zeit  verlieren, 
der  mit  dem  at>end  kaum  aein  tafelohn  fewann? 

GoRCKlNK  (epiftfln  S,  19)  >,  145, 
und  der  ta|r  ward  immer  hell  und  beller; 
h^rt'  ii'b  «chon  de»  nactibar«  tOre  gehen, 
der  das  taglohn  zu  gewinnen  eilet. 

(löTiia  {morgtnklaf/en)  t,  108: 

daaz  das  einkoninien  von  ausländiachen  werthen  höher 
zu  besteuern  sei  als  von  deutschen,  gewiasermaazen  ein 
ßciiutzzoll  für  deutsche  werthe,  und  das  von  aelbst 
flüssige  höher  als  das  durch  arbeit  jährlich  neu  zu  ge- 
winnende. BiSMARCK  ged.  u.  erinn.  {t7)li,90li. 

(f))  item  ob  einer  gelt  gewunnen  het  vor  einem  jar 
und  het  ein  reohnung  oder  einen  fursiag  tUn  in  disem 
jar,  die  selb  rechnung  odir  fiirslag  solt  ab  sein  und  soll 
man  rechen  von  dem  tag  als  daz  gelt  gewunnen.  Verein- 
barung des  »chwHb.  »tädtrhunde»  v.  1885,  ».  d.  itüdtechron. 
1,  115;  ob  einer  gelt  an  den  Juden  vor  einem  jar  ge- 
wunnen. ebenda:  gelt  leszt  sich  gewinnen  und  verlieren, 
ero  nit,  und  ewig  boszs  nachgerucht  hört  nimmer  aulT. 
Al.HRKCliT  V.  Bmaniiknruku  bei  Steinhaitaen  privatbrie/e 

'•"'*•       mit  lojrjrpn  unde  ök  welke  valscbe  ede, 

der  h*<rstu  nicht  gcspiirnt,  mochteetu  gelt  irewinncn. 

Lübecker  totattanz  1008  Baetheke; 
80  kan  M  nriren,  Fegen,  spinnen, 
mit  rüben  «i-helen  pelt  gewinnen. 

MuRNBR  gnuchmatt  12,  58;  »An/,  »chelntensunjl  s; 

aera  vurere,  g&lt  gewUnnen  oder  verdienen.  Fhisii's 
diet.  (1666)  816*;  ebenso  Hknisch  1606;  ÜURZ  (1664)  461* 
(gaigner  de  l'argent);  Ronokau  8.  Uu  8<*; 

und  thftns  {dan  talz)  ausz  den  phannen  brinffen 
damit  si  ir  gelt  gewinnen. 

G.  Rösch  von  Orroi.hsiiausbn  Tintler 
landrtfm  160; 

wie  sie  den  könig  wol  widcrunib  fri.sch  und  gesundt 
niHchcn,  unnd  hiemil  ime  pauren  ein  grosse  summa 
gelts  gewunnen  unnd  verdienen  könte.  H.  Wktzki.  rei»e 
der  »ohne  Giaffera  80  Fi.icher  u.  Balte  (far  guadagnare); 

kom  mit  mir  under  mein  lach! 
da  soitu  haben  gut  gemach, 
wil  du  mir  ietz  wz  gutx  verkOndst, 
dabi  oucb  ein  gut  drinckgelt  gwinat. 

Tobias  Stimmbr  cowudia  107  üeri  «.  7; 
darmit  der  an-zet  obgemelt 
gewan  ein  rilefT  und  groee«  gelt. 

il.  Sa<  IIS  {der  etdttattel)  fab.  n.  tchw.  4,  M; 

aondern  er  ehelichte  sie  auch  öffentlich,  und  zwar  nit 
ohne  ursach ,  dann  er  wüste  ein  ansehenlichs  gelt  bei 
jfar,  aber  wie  das  gelt  war  gewunnen,  also  ist  es  «nt- 


runnan.  Akoiuius  Albkrtinos  ImmätgUrimr  Oummam  (a) 
n.    dmtu  vgl.  «p.  «MO  di»  btUt$  ßir  dm»  »ptd. 

«))  hat  gewunnen,  oder  hat  ao  vil  gulten  aaszzeleihen. 
Ciioi.iNt'M  FniNiua  (I54i)  547^  (ryl. .  lob  bab  t  fl.  mit  spiel 
gewonnen.  A.  OOhkh  imehUu*  14»):  ein  pfennif  mos  Jr 
sweene,  bondert  gOlden  mOsMO  xwei  bomlMi  daso  ge- 
winnen. Lutiikh  HMekr*^*nW:^  Awrifmher{\SM);  gwQnden- 
pfeniiig.  der  umm  Ion  gn>aa«  werck  Ihät,  ond  achwii* 
bürde  auff  HLffen  tragt,  buiulu».  UxAUtH  tn* ;  ond  mein« 
gAthin  l«gt«  siab  soff  vtehsvelit.  oad  watU  4to  mileb 
Pfenninge  bewr  so  gewlmiM  ond  toanmmMi  ra  halten, 
ala  xehen  solcher  weiber,  «te  leb  eins  gehabt  hatta. 
Ohimmkuiimau«kn  SimfUie.  4M; 


aaeh  Ist  pe^r  ala  flwlag  dawfc 
daaa  taaaMal  pfMIaSr  kMsa 
M  aiB  Jaagalea  lag  als  ala  mtmi. 
saaa  vsniart  aaa  sewial  ■mb  ase 


Jaagrtea  tag 

vsniart  aaa  aewlal  ■mb  asseav 
§tä.•^/d«m  ffmml§  WflBtUt  a  /.  d.  «.  4a); 

damals  erkennte  loh.  waa  ein  biliar  aiia,  and  was  ge- 
atalt  derjenig,  der  jhn«  nit  gewinaat,  aatoar  nit  achtiit. 
Akuiiuun  Ai.HRHTiNua  ImmdMttiamr  Oummmm  (■) H; 


awabr  vil  veriigea 
und  doch  mit 


ligea  Mat,  die  gale  salhaa  JiglaBin. 
froaaaai  sekats  kaia  hlllsfiwihrt  gewiaasa. 
I.  RoMM^a  «rata  gtMaek  :  nlm0tlieM$  M; 

dieses  gut  verkauffelen  wir  allaiait  tiraaka  daa  Italiiaam 
. . .  gewann  alao  den  winler  itbar  bat  BViflHUMlaft  doeaten 
. . .  obrigena  wo  ich  neben  dieae«  ti(  dar  stadi  etwas 
gewinnen  mochte,  aaumete  Ich  auch  nicht  türkitektr 
fa9an/(i4)  (16M)  isu;  und  jederman  kam  zu  mir,  onod 
begerte,  daaz  ich  jhnen  aupplicationea  machen  ond 
achreiben  wolle,  durch  diaes  mittel  gewan  ich  etliche 
real.  Ak<)II>I()h  Ai.itKHTlNDa  landMörlttr  Otuman  (»)  lf7: 
denn  gewinnt  er  auch  an  jeder  roahUait  alnan  Ms  swai 
franken.  K.  M.  AiiNin-  reiaeH  5,  iw;  dem  herm  baron  ist's 
gleich,  ob  er  einmal  gewinnt  ein  paar  lausend  thaler 
oder  nicht,  aber  unser  einem  ist  es  nicht  gleich,  ick 
kiinn  in  diesem  augenblick  maaha»  «in  aolid 
und  ein  sicheres,  und  mein  gald  ist  varaledit.  leb 
mir  entgehen  lassen  einen  haaren  gewinn  von  vier- 
tausend Ihalern.  G.  Frkytao  {»oll  u.  kaben  1.  6)  4.  7t: 
eben»o  (S.  4)  478.  vffl.  «p.  MIO/'.  d«e  btUf*  mu»  tpid  und 
lotierie. 

ff)  die  kennteieknuHg  organiadttr  esriadimafe»  aas 
men»e)Uiehen  {thieritehen)  kOrper  «ad  t»  der  aa^Mr  (tfif. 
oben  »p.  5860)  laut  da«  ««r6uMi  on/amg»  ta  vittteitiger 
entieirklumg  vorwärts  mkrtUen.  tu  den  oben  belegtem 
fe»ten  verbimdungen  trtitm  neue  typen;  neben  dem  »inm- 
lirken  enheidMt  eieh  ühthm§um  gtbrmmek.  und  muek 
der  kreis  der  nistdmdigem  stäjftelt  ii'issifii  t  »iek  immter 
mehr  {vgl.  die  bevomtgumg  dm  mmp$r$9iUielken  »xtbjeeie» 
bei  LuTiiKH  »p.  asas).  ungemtknlivk  kät^fig  wird  dm» 
verbitm  auch  für  krankkeii»$r»ehiimmmg»m  (vgl.  «Asii 
»p.  5066)  angelogen,  die  in  uaasrsn  laaaaianwAaaf  «aässn. 
aber  wie  bei  diesen,  so  iat  im  der  gmmssm  timseUägigut 
gntppe  mit  dem  mtusrsm  etil  ein  rmseksr  riMtgmmg  su  vsr- 
teiehnen.  filr  die  Heutige  »praeks  AaaiaMii  fNir  aadk 
eimelne  Wendungen  in  betrackt,  im  dswsa  dis  frtAen  ks- 
deutttng  enttceder  durtk  iibertragumgsm  ssrdmmkett  sdse 
von  netten  bedeuiungsriektmmgsm  dmrtkkrmtt  wird,  vgL 
namentlich  unter  «)  S)). 

a)  ßir  die  eraekeinungen  am  meneeUiehen  (AierMcAsn) 
körper  tcaren  oim  der  älteren  »praehe  ml»  ttrtimdmmgtm 
belegt:  hart,  gevidere,  flügel  gewinnen;  eine  alimm«. 
varwe  gewinnen;  vieisch,  bein.  glieder,  lip  gewinnen, 
doiu  vgl.: 

D)  warumb  gewinnen  die  weitwr  haar  omb  den  bauch, 
und  sonst  nirgenl.  die  m&nner  aber  werden  harirht  an 
der  brüst,  problemata  ÄrietotelisKT*;  warum  gewinnen  die 
weiber  keine  bürtbe.  A:*; 

daaa  der  ktlto  wird  vaneaaaa, 
Haff  und  Pr*g»l  aIDm  «ad. 
and  der  wald  Min  haar  gewinnt 

S.  Da<  II  «11  ftHeHep  (im.  M^; 

also  gieng  es  vor  zeitten  lA,  da  die  brautt  noch  jong 
was,  da  würgt  man  ainen  tag  twaintzig.  den  anderen 
dreissig.  ietzund  ist  si  alt  worden  und  hat  nintzel  ge- 
wunnen. LuTiiKK  10.  S.  77;  Popea  Nyonis  oxor  l>adel 
sich  inn  esels  milch,  dasz  sie  weiss  würde  ond  kein 
rontzeln  gewUnne.  Krasmcs  Albercs  aar.  dsct  Aa  t*; 

378* 


6027      GEWINNEN  II,  2,  d  (federn,  flügel  gewinnen)        GEWINNEN  11,  2,  d  (körper,  seele  gewinnen)      6028 


und  in  aim  augenplick  verluren  si  all  menschliche  stimm 
und  gestalt,  gewunnen  grosse  sewpersten  und  warden 
urbarlich  in  sew  verkört.  Schaidenheiszer  Odyssee 
42'>;  das  thet  jm  so  bitterlich  wehe,  das  er  dauon 
stacheln  am  leibe  gewann.  E.  Ai.hehus  d.  harfüsser 
mönch  Eulenspiegel  u.  Alcora7i  3 1^;  wenn  der  esell  horner 
gewinnet  und  der  bock  ein  schaff  wirt.  Lutukr  7,  632; 
ein  seidinwurm  ligt  den  winter  in  eim  weplin  .  .  .  dan 
so  gewint  er  fetich  und  würt  ein  pfeiffholter.  Geiler 
V.  Kaiseksberg  evangelia  19^;  federn  gevfinnen,  pluitiare. 
Henisgh  IGOO;  da  gewunnen  die  (gebratenen)  vogel  federn 
und  flohen  hinweg.  Erasmus  Alberus  d.  harfüsser  manch 

Eulensp.  G  2" ; 

nicht  rieht  dein  äugen  aufl'  das  gut, 
das  alle  zeit  von  dir  fliehen  thut! 
denn  ee  gleich  wie  der  adler  gewint 
federn  und  fleucht  durch  den  windt. 

lob  der  arrmit  (Nürnberger  flitgblatt  v.  1530) 
Balte  {zeitschr.  d.  a.  48,  45) ; 

indehm  ein  poet  dein  lob  beschreibet,  gewinnest  du  flügel 
wie   ein   adler;     schwingst    dich  in  die   höhe,    wie   ein 

ander  Pegasus.  Butsciiky  Prt^/t?/io*(201:  der  poeten  freund- 
schafft)  270. 

2j)  wil  mir  zu  kurtz  der  aten  sein, 

thue  ich  aten  gewinnen. 

Hans  Sachs  {die  drei  trinker)  fabeln  u. 
schwanke  3,  341 ; 

da  man  den  athem  schwerlich,  und  nit  ohne  schmertzen 
gewinnen  kan,  spiritus  difficilis.  Henisgh  1599;  wenn  er 
nur  ein  wenig  luflt  gewonnen,  so  hat  er  wider  ange- 
fangen zu  tirannisiren.  Luther  {pred.  über  2  Mos.  9)  16, 133 
Weimar;  und  öfter: 

drum  last  die  seele  lufft  gewinnen 
'   zerreist,  was  sie  gebunden  hält. 

Job.  Chr.  Günther  (auf  Hnchmanns 
abschied)  ged'^  955; 

ebenso  (lust  und  lufft  gewinnen)  624;  (bis  der  quell  der 
ädern  lufft  gewann)  1069; 

doch  immer  reift  von  innen 

und  schwillt  der  braune  kern, 

er  möchte  luft  gewinnen 

und  sali'  die  sonne  gern. 

GÖTHE  (west-östl.  divan;  buch  Sideika)  5,174; 

. . .  auch  das  pferdchen,  luft  gewinnend  zwischen  den  hoch- 
schaftigen,  weitstehenden  bäumen,  spielte  neckisch  vor- 
wärts .  . .  Stu-'ter  (studien  l:  der  hochwald  2)  1,  236  Sauer; 
verschon'  uns,  gott,  mit  deinem  grimme! 
Zaunkönige  gewinnen  stimme. 

GÖTHE  (west-östlicher  divan :  buch  der  sprüche) 
5,  121;  vgl.  auch  sp.  6037/.; 

,  aufgeschobner  dank,  lieber,   gewinnt  die  miene  von  Un- 
dank. hAVATEH  handbibl.  f.  freunde  i,  269;   und   sein  ge- 
siebt   gewann    einen    ganz    frohen    ausdruck.   E.   Zahn 
herrgottsfäden^,'/Q;  den  ausdruck,  den  sie  beim  sprechen 
gewann.  G.  v.  Ompteüa  der  zeremonienmeister^'  69; 
der  wirt  sprach,  sei  doch  guter  ding, 
ich  denck,  das  ich  jhm  einen  bring, 
das  er  wieder  ein  färb  gewinn. 

E.  Alberus  fabeln  des  Esop  37  Braune; 

purpurasco,  ich  gewinn  ein  purpurfarb.  nov.  dict.  E3*; 
gegen:  ein  rote  färb  gwünnen,  colorem  rubicund.um  trahere. 
Maaler  261'*;  dasz  . . .  die  feinen  schwarzen  bogen  über 
den  saphirenen  äugen  nie  wieder  ihre  goldfarbe  gewinnen 
sollten.  Paul  Heyse  {der  mönch  v.  Montaudon)  rom.  u. 
nov.  2,  5,  221 ;  die  südlichen  wölken  stellten  sich  indessen 
zu  artigen  partien  zusammen  und  gewinnen  immer 
liebere  und  wärmere  färben.  Stifter  {.Studien  l :  feld- 
blumen  2)  1,  49  Sauer ;  die  sage  vom  fliegenden  Holländer, 
wie  ich  sie  aus  dem  munde  der  matrosen  bestätigt  er- 
hielt, gewann  in  mir  eine  bestimmte  eigenlliümliche 
färbe,  die  ihr  nur  die  von  mir  erlebten  seeabenteuer 
verleihen  konnten.  Richard  Wagner  lehr-  u.  wander- 
jähre  (l87l)  s.  21. 

3))  bei  der  kemizeic.hnung  einzelner  körjjertheile  macht 
sich  der  für  die  abstracta  {sp.  6032^.)  so  bedeutsame  unter- 
schied geltend  zivischen  objecten,  die  in  der  Sphäre  des  sub- 
jects  entstehen,  und  solchen,  die  von  auszen  her  einbezogen 
icerden;  die  letzteren  gehören  ganz  dem  neueren  stil  an. 

«))  da  gewann  unglück  ein  breiten  fusz.  Matthesius 
leiche^ireden  iV3  Loesche ;  vgl.  auch  .•  die  Oberhand  gewinnen 
sp.  6006;  doch  solltr  du  kein  ding  gar  zu  lang,  kurz,  dick, 
dünn,  breit  oder   schmal   machen  .  . .  daraus   findt  sich 


dann,  dasz  etlich  gewinnen  breit  schultern,  dünn  weichen, 
schmal  hüft,  und  diesem  widerwärtig.  so  gewinnen 
etlich  kurz  leib,  lange  bein  und  aber  dem  widersinns. 
A.  DÜHEii  nachlusz  220  (vgl.  dazu:  also  bleibt  .  .  .  ein 
kleiner  uberschus  über,  also  gewint  dis  cap(i)tel  ein 
kleiner  hals,  underweisung  der  messung  (j  ¥■);  dazu  vgl. 
aus  neuerer  zeit:  justement,  als  es  halb  vier  auf  dem 
dom  schlug,  that  der  junge  seinen  ersten  schrei,  das 
bedeutet  einen  künftigen  chorherrn!  rief  der  brigadier. 
wenn  der  junge  eure  schmächtige  gestalt  und  breite 
nase  gewinnt,  kann  er  auch  bei  Sanct  Gangolph  als 
löschhorn  dienen.  Heinr.  König  die  Jchibisten  in  Mainz 
1,  274;  das  er  von  stund  zum  wolffe  wart, 

sein  sprach  vorwaniiolt  in  das  heulen, 
gwan  ausen  wie  die  grossen  eulen, 
aussn  armen  wurden  wolfl'esbein. 

Waldis  streitged.  gegen  Heinrich  v.  Braun- 
scfiweig  19  Koldcwey ; 

iedoch  meint  Vadiscus  drei  ding  sein  den  Römern  be- 
schwerlich .  .  .  von  einem  gemeinen  concilium  sagen, 
einer  reformation  des  geistl.  standts  gedencken  und  das 
die  Teutschen  ietzo  äugen  gewinnen.  Hütten  (Vadiscus; 
ocidos  recipiunt)  4,  178;  anders:  äugen  gewinnen  von 
pjlanzen  s.  sp.  60.S0; 

der  (.fesus)  hab  im  gethan  die  wolthat. 
sein  äugen  auff  than  am  sabat 
nur  mit  ein  khot,  das  er  allein 
hab  geschmirt  auf!  die  äugen  sein, 
darvon  hab  er  gwunen  sein  gesiebt. 

Peter  Probst  (comödie  v.  blindgeborenen  326) 
13  Kreisler ; 
0  tod,  du  schwartzer  tod,  du  schauer  unsrer  sinnen! 
o,  thu  ich  dir  zu  viel?  ja,  ja;  du  kanst  gewinnen 
ein  englisches  gesicht.    dann  du  bists,  der  erfreut; 
du  bists,  der  uns  entzeucht  dem  toben  toller  zeit. 

Logau  sinnged.  (2.  zugäbe  sum  3.  tausend  no.  142) 
657  Eitner; 

Paulus  .  .  .  einen  eigen  sin,  kopff  gewint,  las  ih 
ghen,  er  ghet  da  hin,  lest  ihm  nicht  sagen.  Luther 
{pred.  über  4  Mos.  22.)  25,  494 ;  der  alle  manegfeltekeit  der 
werlete  leszet  und  der  sünden  unde  sich  mit  eime  de- 
mudcgen  hertzcn  einfelteclichen  keret  zä  gotde,  der  ge- 
winnet eine  gotdragende  sele  und  wirt  voreinit  mit  {rode. 
Nicolaus  v.  Landau  pred.  Lei  Zuchhold  137;  um»^das, 
was  ich  von  der  guten  zu  sagen  hatte,  darin  niederzu- 
legen, gewann  ich  einen  poetischen  körper.  Göthe  {zu 
Eckermann)  gespr.  5,  256;  so  scheint  das  trockne  geripp 
der  Paradigmen  einen  körper  zu  gewinnen.  Fr.  Jacobs 
elementarbxich  der  griech.  spräche,  einl.  s.  5,  vgl.  gestalt 
gewinnen,  ein  herz  gewinnen  sp.  6042; 

wie  im  aug'  erst  auflebt  des  maiers  tuUh, 
wie  der  schriftzug  im  tiefsinnigen  buch, 
von  dem  lesenden  seine  seele  gewinnt. 

Immkrmann  (Merlin:  d.  Gral)  15,98; 

die  ganze  bedeutung  des  höhern  lebens  ist  eben,  aus 
uns  heraus  zu  gelangen  und  in  andern  eine  verklärte 
persönlichkeit  zu  gewinnen,  {memorabilien :  fränk.  reise) 
20,  87. 

b))         fünffmahl  hab  ich  schon  versucht,  nur  dein  antlitz  zu 

gewinnen ; 
fünffmahl  hast  du  mich  verschmäht:  o  was  sind  dann 
disz  vor  sinnen ! 
JoH.  Chr.  Günther  (deprecations-schrifft  an  seinen 
vater)  ged.'^  855; 
hier  stand  unser  tisch,  den  deutsche  vertraulich  umgaben; 
drüben  sui;hle  das  kind  neben  der  mutter  den  platz, 
rückte  vielmals  die  bank,  und  wuszt'  es  artig  zu  machen, 
dasz  ich  halb  ihr  gesicht,  völlig  den  nacken  gewann. 

GÖTHE  (römische  elegien  15)  1,  281; 
ich  weiszj  bestürzter  ort! 
dasz,  wo  man  feuer  schreit,  kern  geil-  und  süsses  wort 
ein  offnes  ohr  gewinnt. 

J.  C.  GÜNTHER  ged.^iöO;  ähnl.  750  (ein  äuge); 
von  sorgen  oft  verdrängt,  gewann  zuletzt 
ein  später  schlaf  dies  äuge.    Brawe  Brutus  (1,  2)  8; 

trotz  seiner  äuszerlichen  unschönheit  gewann  dieser 
kluge  und  tapfere  offizier  die  band  einer  hübschen  gräfin 
Schulenburg.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  (4)1,80;  es  ist 
Lavaters  vortrefliche  art  den  köpf  durch  das  herz  zu 
gewinnen.  Herder  9,  41^;  daz  man  bei  hof  verschiedene 
anschlage  macht,  ihren  köpf  zu  gewinnen;  das  herz, 
denken  sie,  haben  sie  schon.  8.  v.  la  Roche  frl.  v.  Stern- 
/(eiw(l)l63;  Unger  ist  sehr  gutwillig,  wenn  man  seine 
schwache  seile  gewinnt.  Wilii.  v.  Humboldt  a7i  Schiller 
(29.  8.  1795)  Leitzmann  s.  102. 


6029    GEWINNEN  II, ».  d (uiueo  kröpf  u.  a.  gowinD«n)     GEWINNEN  11. $.  d  (mk^i.  kousiieo  gewiimco)    6030 


/9)  zur  keuitznelitiung  der  UsibeuMckäden  führen  mehrere 
der  oben  belegten  ttendungen  unmittelbar  über: 

(Inr  erat  icewon 

fifin  aiii*;n  pAnxnn  kopfn, 

uiiien  leren  |>«wlal  und  «in  hellen  kröpfe. 

flANH  Hai-iih  /abeln  u.  fkteanke  4,  W; 

vgl,;  da  ßcwan  er  baldt  ein  feisten  kropff.  B.  Wai.ium 
KnopuM  1,  au  Kurz;  man  lol  im  (dem  urugrborrnem  kinde) 
nein  au^en  mit  flciHz  hodcrkon  vor  dt>m  Hecht  di;  e*  icht 
krancko  niiKcn  ^cwitin.  Outoi.ki'  v.  Hkyici.anijt  arznei 
buch  A*.  für  aie  itt  dem  verbum  anfangt  ungeteühnlirh 
hihißy  angezogen,  vom  17,  jahrk.  ab  »thrumfift  aber  der 
gfbruuch  ein.  um  er»t  »pättr  vereinatlt  witdw  ui^gefriteht 
tu  \oerden  -. 

l))  älterer  gebrauch. 

o))  denn  underweilon  l)rioht  die  haut  auff  annd  ||e- 
winnet  schcdcn  an  manclirrlci  orten  den  leib»,  ettwan 
werden  sie  rcUdig  o«ler  schchiit.  mitt  flechtendem  oder 
gemeinem  Kcind.  Rykf  thierhtirh  Alberii  Magni  C*^; 

kvin  wund  ein  eolcber  nie  (ewan, 
e«  bett  jniM  dann  «in  bAr  (ctban. 

lluTTBN  {dag  H.  vormannng)  8,  6t4: 

wttrt  ainer  mitt  rütteii  ausx  gehawon,  das  er  grosz  und 
tiefTc  schnuton  gcwint,  and  das  blAt  ander  der  haut 
gerint.  Hikhonymus  Bhaunsciiwkio  ehirurgiaW, 

wann  «1  dann  so  allendt  gat 

und  pulen,  blatem,  nwoanen  hat 

.Mi'HNRR  narrMMKM»,  (80,  ttt)  SM  Hpanter; 

der  kloon  von  ]/i,vit>z  oder  books  ftlssen  gebrant,  und  mit 
CKsii;  HUs/(;of(Mic',htet  zu  einem  pflastcr,  benimpt  das 
Hchcutrlich  haar  ausKfallen,  vonn  wellichon  daH  har  virl 
kalter  [!|  plotz  gewinnet.  Rykf  thierbueh  Alberti Magni  Ba''; 
e6«N«oB4';  wo  du  jhn  anrührest  mit  einem  eiHen,  deinem 
finger  oder  nagel,  so  gewint  er  ein  maasen,  und  be- 
kompt  schaden  von  dem  anrUhren.  Fkl.  Vi tw.'vz  practica 
der  vfuftdartgney  866. 

b))  won  si  gewan  sAliohen  siechtagen.  Ei.siirtii  Staobl 
leben  der  achiceatertt  zu  Tösz  18,  »«  Vetter;  das  die  leut 
gchling  sterben  oder  sunst  ein  ewig  kranckheit  gewinnen. 
M.  V.  KK.VNAT  Chronik  Friedrich»  I.  11&  (vgl..-  das  man 
sich  vor  siochluinh  behüten  künne  und  gesundtheit  ge- 
winne des  leibs,  Stkinhövei.  reg.  aunit.  IM  EhrU);  vgl. 
dagegen  ■ 

und  schau,  ob.  wenn  und  wie  die  kranckbeit  Zugewinnen, 

die  ehre  sol  dein  lohn,  gold  dein  begleiter  sein. 

Hau-mank  AntiochMt  i6)  fi0; 

so  mOssen  wir 

durch  unsem  Heise  olTl  unsem  tod  ^winnen. 

viel  hat  verstand  und,  waa  uns  weise  macht, 

in's  grab  gebracht 

Andrea»  Grypiiiuh  (öden  1,  5:  vontta»  MiMdO  lyr. 
ged.  Ml  Palm. 

e))  sA  gewinnet  er  den  stechen  in  der  zeswen  sitdi. 
bayr.  arzneibuch  ISO  Pfeiffer;  das  die  feuchtikeit  in  dem 
incnschcM  unnd  das  plüt  in  im  faulet  das  er  ktirtzlich 
den  ritten  oder  sucht  gewinnet.  Oinot.fF  v.  Skyiilanut 
arzneibuch  9^ ;  der  unczeittig  öpphcl  isset,  der  gewinnet 
pcrcn  den  ritten.  73**;  nach  dem  fünIT  und  zwainzigisten 
tag  gcwan  si  die  kranckhait  des  friesens.  Gregore  dialoge 
IV  cap.  17;  das  eine  . . .  das  lieber  gewan.  I  cap.  t»;  du 
gewan  si  den  krebs  an  einem  packen.  IV  cap.  18;  ge- 
winnen sie  ...  grinrlt  oder  geschwere  der  bein.  ver- 
deutftchung  des  Fetrus  de  CVe«CCTif.  (1493)3'»:  er  hctt  gc- 
wunnen  das  wild  fewer  an  einer  zehcn.  Nürnberger  chrou. 
(d.  .städterhroH.  i)  Söö;  es  gewindt  ein  pferdt  den  wurm 
ofTI  zwischen  haut  und  fluisch.  Skutkr  roatartsnei  iw, 
gewunnen  die  roter  ruer.  Avkntin  5.  ifis;  dann  wann  du 
ziivil  mit  dem  zeug  {dem  ptilver)  umbgast,  so  gewinnest 
du  gern  die  Iftmc  . . .  büch.senmeisterei  {Strantburg  IM») 
A  4» ;  swer  ijjet  also  vil ,  dasj  er  ej  nicht  verdowcn 
mach,  der  gewinnet  die  inajlcidc.  «,  Sciimbllkr  8*.  981; 

wer  des  su  vil  getrunken  hat, 

der  gwint  die  pflader  geut  idurchfall). 

oauemkalender  (16.  jahrh  )  hei  I.Hiencron.  dUck. 
leben  im  vdkelied  *.  188; 
'mein  docbter',  sprach  die  mfieter  ktten, 
hat  gwUnen  den  aussatz. 

Hans  Saciih  /ab.  m.  »chtcänke  4,  866 ; 

CS  ist  genug  lächerlich,  dasz  die  eunuchi,  und  ralui, 
pueri,  mulieres,  kein  podagra  gewinnen.  Paracki.si's 
(von  detn  podagra)  i  (1616),  &48;    die   Ephraimiter  wolten 


auch  XU  frü  in«  hU  rueken  . . .  aber  rie  gawumeD  «och 
entlieh   diu  krimman   in  nackao.    Jon.  llAmiEaiua 

(Luther  6)  8,  i». 

>))  auffriaehuna  im  ntutrm  gtbrmueiti 
das  fahr  mir  ia  4w  güadar 
daaa  icb  4tm  froal  iww». 

a&tnu  (yarrttitertf  Mkf)  *.  «H : 
auch  hab  ich  ein  knOlfta  famoww  a0  ainem  zahn, 
schon  in  KtUzzerbach,  habt  parforea  diMrirt  und  hab 
virl  dran  gelitten,  briefen.  178  Weimar;  mr  {dar  prim»  mm 
tHdenburg)  itt  in  Jev«r  an  einem  hitxicaa  nawaalabar 
gestorben  .  . .  aalaa  |aan«hlin  lieble  ihn  unaaaipwiahllnh 
...  ich  fUrobta  baiiiali.  sie  konnte  aa«b  dia  kirMikhaU 
gewinnen.  Cii.  Kf:Hii.i.Kii  an  Knebel  t.  Üünttrr  «:  Mythos 
war  ein  epileptisch  kind.  und  leicht  verni'X'hlen  aaiaa 
brUder  za  gewinnan  4i«aa  talba  kraakliatt.  C  SrirrakaK 
IVtmetheu*  u»ä  J»fitttina»iH;  obtMdi  ii—  mit  ba- 
denklichen  blicken  da«  aehlaehtfald  ObariebaotaB,  ao 
machten  sie  sich  doch  auch  fertig,  wondm  und  bMdaa 
zu  gewinnen.  Immkiimann  (jepigont»  4,  (ti  %,  ¥>  Hm»itiL 

y)  für  dte  veründerungen  M  dir  nahtr,  fUr  äit  «kn 
graa.  laub  gewinnen  bdoft  timd,  tnim  mmmtherUi  mtmt 
Verbindungen  auf,  vgl.  auch  »p.  saM;  MM  loben). 

0)  lauh  gewunnen  und  grOnen.  ittäwer*  fromdm. 
Maai.i-.h  801*:  nuliet»  agU.  faeit.  eapit.  eonripil.  gewint 
wurtzeln.  EliAaMUa  ALBKROa  nov.  diet.  Bm*  m.  a.;  die  l'\ 
ephea  . . .  verwloklel  «lao  den  ganlzen  boum .  das  der 
boum  not  gewind  zA  wachsen,  ao  gewind  aber  der  ['.]  epheu 
so  vil  &stlin  und  menig  der  pleiter  unnd  beer,  das  der 
recht  boum  ersloket  und  daub  wirt.  JinAW  Nazaiiki 
vom  alten  u.  neuen  gottwKück;  ein  schftns  geschlerht 
limonij.  das  von  10  inn  18  bletUein  gewinnet.  KAUwntr 
reijfebeoehr.  314;  ebenso  76  (ein  kraut  .  .  .  gewinnet  rund 
leohte  glatte  stenglein);  das  gUiehe  n  und  m; 

■ander  gleich  wie  «im  junger  baan. 

den  man  nngtcbnait  aalT  wasaa  Mat, 

der  gewint  ancb  darnach  knuuM  M 

und  wird  onachlacblig.    PsTSa  Pmomtrt  TS  Ktttder; 

der  wald  gewinnet  bliltar, 

die  bAche  rinnen  klar 

S.  Da<  II  tax  Öeterte^  (ao.  971):  ogL  amek  441 
(das«  allea  ■•••■  ech— dl  gawl— t); 
die  mailnat  ist  l>egonnMi, 
der  bäum  hat  aeiiM  gitae. 
die  blAtter  acboa  gewoMMn. 

L.  TiBCK  latffng  ätr  remaaiQ  1,  •; 
die  rebe  weint  erst,  eh  sie  iaab  gewinaet 
und  ihre  blütb'  entfallat 

HoK»-MAi«.N  v.  FALUtaauuiaK  {back  der  Uet>e  IS) 
1,  858; 
das  gctreide  gewinnet  aehren.  U  bled  jete  de»  fpia.  monte 
en  Spis.  die  gerete  hat  schon  aehren  gewonnen.  Torye 
est  deja  en  ipi».  Schwan  (t7ia)  l,  746^;  ebenso  Hii.pkht 
8.  1.  4n6:  der  flachs  hat  knoten,  der  feigenbaom  bUUter. 
der  weinslock  äugen  gewonnen,  von  Aubloro  9.  av  («mI 
aus  der  bibdübera.)  als  'ungeteOhnliek'  an§%fQkrt; 

reif  und  scbnee  sind  entflohen:  ihr  gras  gewln—i  A 

wieder,  die  wilder  ihr  haar  (redefna  teas  frmia« 

arbeeibmaqa*  eoaMM), 

Ramlsr  («6er«.  v.  Boraa  ed.  4. 7)  lyr.  ged.  «6; 

die  fortsetzung  der  geschichle  Qds.  die  eben  hier  den 

knoten  gewinnet  HRnDRR  [Adraatea  h.ia»)  89, 4U;  anders: 

fachten  swen  geecbickte  mit  efaiaadar, 
die  rissen  ein  ander  aa  podea. 
damit  das  fechten  gwaa  ein  kaodaa. 

Ambr.  Oa^TaRRumBit  «dhecrOaiu  (Iflin  MB 

tl.JM  miitmm  * 

aOtnCSoCF. 

nnd  aelMa  ob 


nnd  aagea  gawenasa 
von  bitzen  rnr  aoawan. 

Zasnt  iaakuk.  HeUtm  t,  IM;  «btzm  IIa-, 
die  rebao  gawiaaea  aagaa  acboa. 

aiaftr  MOtxaa  dtt  adkaa/-«A«r; 

äugen,  knospen,  sie.  gewinnen,  to  bmd  er  hmtr/ttm.  itutwA 
engl.  lex.  8  (1716),  778;  die  bAoBM  gewlttiMa  aogen ;  bMtheii ; 
bl&tter  etc..  les  arbre»  pniimmt  dise  htmlon».  ßmr».  fkmUn. 
RoNKKAi'  8.  Uns*;  slewes  Schwan  i. '4a^:  ihre  finger 
verwandelten  sich  in  rebaehoaxe.  roll  doreh  einander 
geschlungener  ranken,  und  flengen  bereits  an  aogen  su 
gewinnen  und  fruchte  zu  versprechen.  Wikland  Luäam 
(ntifnofoftfanr  Imelior)  4. 158;  ach,  erseoCnla  «ie.  der 
weinatook  hat  noch  kein  aoge  gewoBBaa,  der  wind 
sauszt  aber  den  d&rrea  straach.  McaÄoa  vtOumänkim 
(Jtiebestraum)  8,  83S, 


6031     GEWINNEN  II,  2,  d  (spalt,  loch,  riss  gewinnen)      GEWINNEN  II,  2,  e  (^Verbindung  mit  abstracten)     6032 


2))  an  diese  Wendungen  reihen  sich  auch  Verbindungen 
tvie  einen  spalt,  riss,  ein  loch  gewinnen,  die  zugleich 
durch  die  häußgkeit  übertragenen  gebraiiches  zu  der  Ver- 
bindung mit  abstracten  objecten  überleiten,  in  der  älteren 
spräche  sind  sie  nicht  belegt,  nehmen  aber  in  den  frühesten 
Wörterbüchern  schon  breiten  räum  ein. 

o))  wie    gantg   und   wie   veste   ein   schif  allenthalben 
sei,  das  mus  dertrinken,   ob  es  durch  unfleii;  der  marner 
einiges  hol  gewinnet.  Johann  v.  Neumarkt  leben  des  heil. 
Hieronymus  23  (ebenso  im  nd.  druck  von  1482);  cederbaum 
gewünt  kein  spalt,  rimam  non  capit  cedrus.  Maaleu  ISO*"; 
und  warf  das  mit  ganzem  gewalt 
in  das  eis  dermasz,  das  ein  spalt 
eewann  und  zerschnitt  das  schifT  gar. 

Teuerdank  (46,  33)  Goedeke  s.  113; 

es  thet  sich  das  erdtrich  mitten  auff  dem  marckt  auff, 
und  gewann  ein  tieffe  grüben,  darausz  gieng  ein  so 
gifftiger  schädlicher  lufft.  Livius  deutsch  (1562)  60». 

b))  viel  beobachtet,  doch  meist  an  abstracte  subjecte  ge- 
bunden ist:  ein  loch  gewinnen; 

a))  zum  Wasser  das  jhr  antlitz  netzt, 

wird  ein  krug  galle  noch  gesetzt, 
der  niemals  wird  ein  loch  gewinnen 
und  ausgetruncken  werden  können. 

Opirz  (thränen  der  ewigkeit)  3,  177; 

und  wenn  der  beute!  dann  ein  heimlich  loch  gewinnt. 

J.  C.  GÜNTHER  (an  einen  guten  freund)  ged:^,  485. 

ß))  was  ist  anders  darausz  erfolgt,  dann  dasz  die  alte 
ainigkeit  ein  loch  gewunnen,  zanck  und  hader  einge- 
rissen ist.  J.  B.  FicKi.EK  übers,  v.  Ptäherbegs  tract.  164''; 
wo  die  sprachen  er  für  kennen,  würde  sein  reich  ein 
fach  (loch)  gewinnen,  das  er  nicht  künde  leicht  wider 
zu  stopffen.  Luther  {an  die  ratherren)  15,  36  Weimar; 

also  die  gesellschaft  gewan  ein  loch. 

J.  Wickram  (kndbenspiegel  'iakt)  6,307; 

also  der  lantzknecht  in  dem  krieg, 
weil  er  ist  gsund,  hat  glück  und  sieg, 
so  nimbt  er  zu  und  dünckt  sich  hoch, 
ctwan  gewint  der  krieg  ein  loch, 
ist  noch  nicht  zalt  von  den  kriegszherrn, 
denn  sucht  er  ein  andern  von  ferrn. 

H.  Sai;iis  9,  246  Keller; 
wie  aber  der  krieg  nit  lang  wäret,  sunder  wie  man  sagt, 
ein  loch  gewan.  J.  Wickram  {rollwagenbüchlein)  3,  31; 
genau  so  Fr.  Duckher  Saltzburger  chron.  172;  Grimmels- 
HAUSEN  Simplic.  550  Kögel;  icieder  erstand.  Simplic.  3,  95 
Keller;  wie  nun  dise  brief  also  wider  menigclichs  ver- 
hoffen, . . .  herfürkammen,  do  gewann  die  rechtvertigung 
ain  loch,  dann  wer  wolt  der  sein  gewest,  der  den 
römischen  kaisern  in  ire  sigl  wolt  geredt  oder  ain 
zweifei  darein  gemacht  haben  ?  Zimmerische  chron.  3"^,  56 
Barach;  alsdann  gewinnt  dise  regel  ein  loch.  Fischart 
bienenkorb  Q  6»;  lücken  gewinnen  von  Adelung  2,  665  als 
'unge  wohnlich '  a  ngeführt. 

c))  ein  kleid,  welches  zerstochen  ist,  oder  einen  ries 
gewonnen,  kan  von  einem  kleinen  nagel  dorn,  oder 
schiefer  leichtlich  mehr  zerrissen  werden.  Butschky 
Fathmos  408. 

der  glaube  kan  mich  ihm  (t'Amid.s)  so  fest  verbinden 
dasz  seine  treu  nie  einen  risz  gewinnt. 

S.  Dach  {sterbenfi-trost)  186  Osterley ; 

ich  habe  gesagt,  dasz  die  mosaische  Verfassung  nicht 
lange  in  ihrer  ersten  lauterkeit  bestanden,  schon  zu 
den  Zeiten  des  propheten  Samuel  gewann  das  gebäude 
einen  risz,  der  sich  immer  weiter  aufthat,  bis  die  theile 
völlig  zerfielen.  Moses  Mendelssohn  Jerusalem  2(i783),  125. 
dazu  vgl.  Adelung  a.  a.  0.,  der  die  Verbindung  als  unge- 
wöhnlich bezeichnet. 

3))  so  entzündet  es  sich  von  dem  windt,  und  verwüst 
was  es  begreifft,  geuszt  man  wasser  darauff,  so  gewindt 
es  rötlich  flammen.  Fronsperger  kriegsbuch2,199^; 

der  anblick  giebt  uns  trost  und  last  die  düstern  sinnen 
im  Spiegel  deines  ruhms  von  neuem  licht  gewinnen. 

J.  C.  Günther  gedß  6,52;  ähnlich  736  (schmuck 
gewinnen) ; 

und  wie  diese  kopfbedeckung  von  seinen  zügen,  die  sie 
beschattet  hatte,  weg  war,  gewannen  diese  gleichsam 
licht  und  zeigten,  dasz  er  sehr  jung  war.  Stifter  er- 
zähl. {Prokopus  1)  1,  6  Aprent. 

e)  die  Verbindungen  mit  abstracten  objecten,  zu  denen 
schon  aus  den  unter  c)  %ind  d)  dargelegten  gruppen  zahl- 
reiche tropische  Verwendungen  überführen,  bieten  vor  allem 


für  die  geschichtliche  betrachtung  ein  reich  betvegtcs  bild 
des  absterbens  alter  formen,  des  Vordringens  neuer  Ver- 
bindungen, von  tvichtigkeit  ist  hier  die  Stellung  des  sub- 
jectes  zum  objecte. 

a)  Verbindungen  mit  objecten,  die  von  auszerhalb  in  die 
Sphäre  des  subjectes  einbezogen  werden,  gewinnen  hält  an 
der  bedeutung  besitznehmen  fest,  vgl.  sp.  5950^. 

1))  wie  aus  der  vorläge  zu  ersehen,  ist  schon  für  die 
bekannte  bibelstelle  'was  hülffs  den  menschen,  so  er  die 
gantze  weit  gewünne'  {vgl.  sp.  5967)  7iicht  die  bedeutung 
erkämpfen,  erobern,  sondern  der  begriff  des  erwerbs,  der 
besitznahme  {xe^Saivm)  aus.ichlMggebend ;  da  die  ivelt  auch 
flicht  in  sintilicher,  sondern  in  übertragener  bedeutung  auf- 
zufassen ist  {im  gegensatz  zu :  war  .  . .  würdig  zu  regieren 
und  zu  gewinnen  alle  diese  weit  durch  sein  tugcnt. 
Pontus  u.  Sidonia  i  ö*";  vgl.  auch  die  belege  sp.  6005),  so  ge- 
hört die  stelle,  die  auch  in  der  spätem  litteratur  iveiter  wirkt, 

hierher:         gewönn'  ein  mensch  die  gantze  weit, 
was  hülff  es  sein  gewissen ! 

J.  C.  Günther  ged>  59; 
nimm,  wenn  ich  eine  weit  gewönne 
nimm  nicht  mein  himmlisch  Vorrecht  hin. 

Uz  202  Sauer; 
dazu  vgl. :     doch  als  uns  vom  altare  . . , 
der  pfarrer  eilen  sah ; 
da  gingen  andre  sonnen 
und  andre  monden  auf, 
da  war  die  weit  gewonnen 
für  unsern  lebenslauf. 

Göthe  {die  glücklichen  galten)  1, 127; 

vgl.  auch  49,  112  (die  natur  .  .  .  mit  forscherblick  und 
methode  für  sich  zu  gewinnen),  in  der  gleichen  richtung 
beivegen  sich  die  Verbindungen  den  himmel,  die  hölle  ge- 
winnen :         o  güldene  Zeiten !  o  selige  stunden  !  .  . . 

durch  welches  die  erde  den  himmel  gewinnt. 

J.  C.  Günther  ged.'^  334; 
vor  den  so  oft  gewünschten  tod 
den  himmel  auf  der  weit  gewinnen. 

nachlese  160  {anders  117) ; 

ein  dieb  bei  lebzeiten,  kurtz  aber  vorhero,  und  vor  seinem 
todt,  hat  er  den  himmel  geraubt,  was  war  die  ursach, 
dasz  er  so  bald  den  himmel  gewonnen?  Abr.  a  S.  Clara 
heilsames  gemisch  ZTi ;  der  einzige  von  mir  geborne  knabe 
.  .  .  die  wonne  der  eitern  und  der  stolz  der  mutter  — 
ich  sage  nicht  dasz  ich  ihn  verlor,  —  was  für  ihn  ge- 
winn war,  sah  mein  mutterherz  nie  für  verlust  an;  er 
gewann  den  himmel.  Auguste  v.  Bernstofk  (Stolberg) 
an  Göthe  15.  10.  1822;  du  verlierest  dein  seel,  zerstörest 
dein  gewissen,  und  gewinnest  die  höU.  A.  Albertinus 
landtstörtzer  Gusman  10;  weil  ihme  das  pulver  der  gott- 
lichen gnade;  die  kugel  der  gutten  meinung,  und  das 
feuer  der  göttlichen  liebe  mangelt;  so  kan  er  den 
iMmmel  nicht  erobern;  aber  wohl  die  hölle  gewinnen. 
Butschky  Pathmos  312  (gutte  toercke). 

2))  eine  tmgeivöhnliche  entwicklung  und  Verbreitung  er- 
zielt die  gruppe,  für  die  aus  der  ^nittelhochdeutschen  zeit 
huld,  winne,  ablasz,  süene  gewinnen  anzuführen  waren 
(vgl.  sp.  5951).  auch  hier  werden  die  alten  formen  durch 
neue  verdrängt,  wie  schon  ein  überblick  über  die  buchungen 
zeigt:  demereor,  eines  gunst  gwünnen  durch  dienst- 
barkeit. Cholinus-Frisius  (1541)  257*;  ähnlich  {unter 
concilio)  189*  {vgl.  msreri  offensam,  eines  Ungunst  er- 
langen und  etwa  an  gewinnen  547*);  ebenso  Frisius 
(1556)  385''  u.  a.  A.  Reyhkr  theatr.  rom.teut.  l,  1718;  Mat- 
thiae  1,  405*';  ergo  se  Studium  alicuius  .  .  .  consequi,  einsi 
gunst  und  freundschafft  gewunnen.  Frisius  305'';  ebenso 
Maaler  180''  {dort  auch:  fründtschafft  und  liebe  ge- 
winnen); vgl.  auch  Duez  (1664)461»;  niich  und  nach 
eines  geneigten  willen  und  gunst  gewunnen,  colligere 
benevolentiam  alicuius.  Maaler  180'';  vgl.  auch  180»;  vgl. 
ajtcÄ  gunst  gewinnen  Henisch  1602;  Stieler  2544;  Ron- 
DEAU  2,  Uu  3''  (seiner  richter  gunst  gewinnen);  der 
richteren  hertzen  gwünnen  {animos  .  .  .  conciliare)  Cho- 
linus-Frisius 189*;  eim  das  hertz  angewünnen  Frisius 
278'';  seiner  underthanen  hertz  gewinnen.  R.\^dlein  l,  383''; 
eines  herz  gewinnen.  Adeluno  u.  a.;  eines  affection  ge- 
wonnen haben  teutsch-engl.  wb.  2,  773  {gained,  wun,  got  or 
acquired  ones  heart);  jemandes  liebe,  freundschaft  etc. 
gewinnen,  gagner  l'afection,  l'amitie  de  quelquun.  Ron- 
DEAU  2,  Uu3'';  lucrari  peccata,  die  sünden  gewinnen, 
entrinnen  der  straff  der  sünden.  Dentzler  413»;   ablass 


6033     OEWfNNRN  II.  2.  e.  a  (fntade,  guMt  gewinnen)     GEWINNEN  II. t. e.  m  (fitode,  Usbe  ««wüinen)      6034 


gewinnen.  Schwan  1,74«'':  vgl.  Aüklunu.  Hii.pkht  «.  a.: 
parert  nibi  latuittm,  ein  lob  gwUnnen  Cmoi.inl'm-Pkimil'k 
di»*;  ehre  gewinnen  Ronukau  a.  a.  o.;  ich  hübe  lein« 
hochachlung  gewonnen,  je  tne  mtit  aUiri  »oh  affeetion. 
Schwan  t,  746*;  jemnndes  vertrauen,  huM,  gunst.  Heb« 
gewinnen.  Adki.unu  >,  ««4;  einea  liebe.  Zuneigung,  wohl 
wollen,  gunst,  gnnde,  vertrauen  etc.  gewinnen.  Mich 
eineH  liehe,  Zuneigung  eto.  durch  «eine  beniühungen 
aller  art,  durch  iteine  Verdienste  etc.  verMhaflTen.  «r 
werben.  Cami-k  a.  8A4*. 

u))  und  ob  in  «eine  «unde  alein  in  der  seit  leinea 
to«ies  rewent.  dannoch  gi<winnet  er  genade  von  dem  al- 
inechtigen  gote.  Johann  v.  NKtMAUKT  Ubm  dea  heil. 
Hieron.  89  (vgl.  ebenda  genade  von  got«  erworben  habe); 
und  von  dir  geschieht,  und  man  och  do  gesaoh  die 
KchAnen  lieohter,  die  von  gntte«  Ordnung  hie  achinent. 
do  gewan  er  als  grosse  gnad  das  er  wllleklich  von 
hinnen  schied.  Ri.8iiKr  Staciki.  Üben  der  aehweMtem  zu 
Tiiaz.  vorrede:  wie  Olinier  der  ganntx  tftdUioh  verwandt 
was,  umb  den  kampIT  badt,  und  vom  keiser  Urlaub 
gewan.  Fierrnlnns  A  4*';  nchotist  i»r  aber  und  trifft  in  oder 
scheust  in  zu  todt.  das  wandl  ixt  XXXII  ii  9^  oder  das 
leben  unit  koI  den  puesscn  und  der  freundachaft  huld 
gewinnen.  {Imnntaid.  nt  Heirhetum)  öat.  treialh.  ».  f»;  des 
andern  huld  zu  gewinnen,  rlienda;  vgl.  aurh  6,70; 

clarumb  so  mus  der  falsch«  dieb 

mir  lan  sein  iunf«*  leben. 

auch  gewinest  du  nimer  inrln  huld. 

H.  KArns  /abeln  n.  iwHtninJee  S,  }1 ; 

du  gwinst  auuh  nit  mein  (unst  no<-h  bull. 

die  weil  mir  goit  mein  leben  gindt, 

will  Ich  dir  sein  im  hertzen  Hndt. 

J(^K<i  WU'KKAM  {irr  rritrntl  biUier  rati.  1)4,  lAilMle. 

h))  unnd  durch  dise«  mittel  gewann  unnd  erlangte  ich 
meines  herrn  desz  cardinals  gnad  unnd  gunst  dermasscn, 
daäz  er  mich  jmmerdar  bei  sich  hal)en  muste.  A.  Ai.hkk- 
TlNt'8  landtatiirUer  Qtutman  (17)119;  tbtnto  407  (gunst  und 
einen  guten  namen); 

vielmehr  ercetzt  ea  mich  und  mrino  Pierinnen, 
den  beifall  deiner  (runxt  tlurch  neider  xu  iruwinnen. 

.loii.  Chk   lifMHKR  geri*  464; 
Hippolita,  ich  buhlte  mit  dem  scbwerdt 
um  dich,  und  untenn  lerm  der  wilden  walten 
gewann  ich  dein«  ;>■■>''( 

WiKi.ANi)  Shake*i>€are  1,  4  (.St.JohamU»  narhUtraum 
t,  1  won  thylove,  hal>e  dein  herz  {(<'wonnen  Schlegel); 

die   gunst  derjenigen   zu   gewinnen,   die   doch   zur  aus- 
fUhrung  die  bände  bieten  sollen.  ScHii.t.Ka  6rt>/>7,  16A; 
(PAorJbycu .')     durch  Caslor  dann  und  l'ollux  aber  bald  befreit, 
umworben  standst  du   auspcaucbter  belden-scbaar. 
{Helena.)     doch  stille  gunst  vor  allen,  wie  ich  rem  gesteh', 
gewann  Patrocius,  er,  de»  l'eliden  eoenbild. 

GÖTIIR  (Fau*t  II,  3)  41.  194; 

er  hat  Angela's  gunst  gewonnen  {tranderjahre  s.  u)  S8,  sis ; 
die  allgemeinste  gunst  gewinnen  [zu  KrkermaHn)  geaprilehe 
b,  143  Biedermann  vgl.  dazu  ap.  604S. 

c))  berr,  klopf  in  gnaden  l>ci  mir  an, 

und  l'ithr  mich  wohl  zu  sinnen, 
was»  b"ses  ich  vor  dir  gethan. 
du  kanst  mein  hert/.  gewinnen. 
(LiisE  Hknriki  ip.  V   Kkanoenruro)  ieh  uill 
von    meiner    vtittethnt   ».  FreylinghaueeH  gea. 
buch  406*; 
hast  du  dich  gesellt 
wol  zu  meinen  sinnen, 
nichts  in  dieser  weit 
wirt  mein  hertz  gewinnen. 

S.  Dach  leel.  eirtgMt)  229  ötlfrley; 

durch  woltliun  wirsfu  das  feindscelige  berlz  gewinnen, 
das  kalte  hertz  anzünden.  Hrink.  MOi.i.En  gei.otL  erquiek- 
ntunden  "iXh;  eben-to  S.S9: 

und  sucht  dabei  kein  ander  lob,  als  feind  und  hertzen  so 

gewinnen, 
und   daher  stOhrt  ihr  auch  kein  gram  die  allzeit  aufge- 

r&umten  sinnen. 
J.  C.  GOnther  (/rd.s  441 ; 
ebenao  (mit  gleichem   reim)  86,  1135:    dhnl.  WiF.t.ANr>  (an 
Olympia  I,  8)  9, 185;  Hkrdk.r  (über  hild.  diehtung  und  fahel) 
13,  550 ;  o  wie  selig  ist  die  stunde! 

da  man,  angenehmes  kind ! 
auf  den»  rosen-vollen  munde 
deines  hertaens  huld  gewinnt. 

J.  C.  GÜNTMBR  ijed.«  874; 
reiz,  Jugend,  Unschuld,  freud'  und  scherz 
gewinnen  euch  ein  jedes  herz. 

Lkssinu  {ttnnged. :  an  8  liebenewürdige 
aehv>e«tem)  1*5»; 


ehetuo  Prro.  V.  Saar  Htinriek  IV.  1,  t7S;  äkml.  GRLI.RRT 
1.  »4  («rirat  do  Monimona  herx  ^wfata«o):  WiKLAnn 
Skmkt»peure  (  Veronemr  1,  5)  s,  aMl ;  (H*  fidllld,  womit  «r 
•iflh  von  dem  klein««  midehen  auf  idn— i  Mhooct  alle 
augenblicke  in  der  arbeit  atArea  Uecg;  gewann  ihr  auf 
einmahl  das  herz.  Wikijinii  (AmÜMAaMtMi  17)  1.  tU;  au 
melodisch  floax  aein  vert  dahin,  und  ae  beecbeklen  ood 
doch  voll  edlen  atoUea  war  seine  muae.  daai  •!•  die 
Zuneigung  aller  henen  ihm  sieber  gewinnen  mnagte. 
MoHirx  AhIoh  Reiser  (4)  >«•  OH§er: 

dir.  edle  nleble.  gab'  loh  «Im*  valer. 
dareh  allfawaJt  gw  lrllBl|tlrbi«  apraek; 
•rhalle  niir  aea  aaeii,  gewlaae  mr 
da«  aabverwaadien  aiannae  Imis  aad  aliaiaM. 

OAthb  («atM.  faeMrr  l.  ft)  f.  tM; 

ähnl.  (Hermann  und  Dcrtthm:  der  mtanar  feiet ...  die 
herzen  der  weiber)  4»,  HO; 

dn  haal  m»b»  htn  geweaaaa 
and  ewig  lieb'  leb  Sdk 

HorrwANN  v.  PALLsaaUMiaa  (#eMa  Anrnti 
$,  MO  OerttmiAerp: 

loh  will  nicht  hinter  ihrem  rilelmi  ein  ben  fBr  mieli 
gewinnen  daa  mit  ihrem  leben  eo  eaf  verbandeo  Ist 
(i.  Fhkytaii  (verlorene  hanäaehr.  l,  le)  6,  ÜB;  bald  fe* 
wann  er  durch  aeine  vorachlftge  . . .  da«  ganxa  ben  de« 
gouvemeum  («Anei«  «.  6)  is,  96 :  da«  gewann  mir  reebt 
eigentlich  aein  herz.  Fontank  roa  twansig  biä  dretMtif 
a.  478;  die  .  . .  aber  mehr  noch  durch  ihr  liebevoUee. 
ein  wenig  achalkhaMeM  wesen  dea  kindes  herx  fewonaen 
hatte.  Qkomi«  Rkickk  daa  grünt  kuk»  (I,  A)'  fo:  «nt  nacb 
und  nach  gewann  er  sich  die  befien  eelaer  pfarrkinder. 
Dkti.rv  V.  Lii.iKNCHON  («itM  iM«r*f A  w.  Gmtt-  aufmfinem 
gttte)  8,  888;  herzgewinnend,  sch5n.  aufroerluani  and  be 
gabt,  schienst  du  mir  ein  unter  günktifen  «tarnen  ge- 
borener Kate.  C.  F.  llKvan  Angela  Borgia  75  u.  a.  vgl. 
theil  4.  8.  ap.  1847;  andera  ein  herz  gewinnen  ap.  6041. 

d))  bei  meinem  hart,  hat  er  es  gethan,  so  aoll  er  alle 
die  tag  seines  lebens,  niemmer  frid  mit  mir  gewinnen, 
und  wirt  auch  hinfür,  kein  freud  meher  im  hertien 
haben  . . .  Aimon  b  4'; 

es  het  ein  fraw  ein  man, 

der  was  unguetig,  wAeÜg, 

selten  sie  fried  gewan. 

Hanh  Sachs /oA.  «.  aektrd$iht  B.  177: 

der  edelmann  fordit  aolebe  racb, 

lies  dem  wirt  sein  adiOeM  alle  aacb. 

so  der  wirt  fHed  gewann.    5.885 

(vgl.  dagegen  friede  gewinnen  sj».  6M8);  endlich  war  mein 
schlusz  ich  wolte  vor  allen  dingen  meines  schwehrvalers 
freundschairt  wieder  gewinnen.  Gmimmf.i  sHAt-MFN  Siw^. 
87«  Kögel;  nach  dem  ...  hat  er  das  Qberausz  reiche  rer 
mögen,  und  völligen  verlaaz  in  aeine  h&nde  twkommen. 
welches  ihn  dann  bald  in  grosses  ansehen  gebracht,  und 
hat  er  absonderlich  vieler  freundschafTl  an  sich  gewunnen. 
Abraham  a  S.  Cl.AnA  auff  auff  ihr  rhriaten,  nettdruek  18; 
jemand«  frcundschafl  gewinnen,  fo  gain  any  one*  friend 
ahip.  Hii.PKRT  11,  1  *.  464*;  ich  gewann  aeine  freund 
achaft  nicht  ohne  mühe.  H.  Hkark  Peter  CawtenximP*  SS; 

die  liebe  der  groein  de  damit  rewinnea, 

das  sie  als  sOsz  in  predigen  kflnnen. 

MuRNBa  vom  groezen  Luther,  narrrm  UM; 

sie  wird  die  matter  meiner  kinder  seia, 

£m  mOcht'  ich  ihre  Uebo  mir  gewiniieat 
8  vlient  lockt  «ocb.  vielleicht  gelUlt  ihr  schnack. 
GRII.I.PAR/RR  (Medea  4)  &>.  818: 

mit  fernerer  bedingung.  das«  alles  übrige,  sowie  das  ge 
winnen  ihrer  liebe,  auf  menschlichem  wege  zugehen, 
müsse.  GöTHK  {ankündigung  zur  Helena)  li.  8.  813  H'eiwuir: 
übrigens  steh  ich  sehr  gut  mit  den  menschen  hier,  ge 
winne  täglich  mehr  liebe  und  zutrauen,  und  es  wird  nur 
von  mir  abbRngen,  zu  nuzzen  und  glücklich  za  «ein. 
(•«'»IHR  (an  Käatner  ITRO)  br.  4. 881 ;  wenn  Agatbon  während 
einer  Staatsverwaltung .  welche  nicht  ganz  zwei  jähre 
dauerte,  das  vollkommenste  vertrauen  seines  prinzen 
und  die  allgemeine  liebe  der  nazion.  welche  er  regierte, 
gewann.  WiKi.ANn  (Agathon  18, 3)  3. 7S: 

hatt'  ihn  hfiher  an  waehs  aad  Jagendlicber  gebildet  - 
daaz  bei  allen  Falakea  OMaaaas  habe  gewönne 

Vom  Odpmt*  i«,  81|  141 : 
'und  hal>en  sie  die  soversicht.  ibre  Hebe  für  aich  zn 
gewinnen?'  G.  Frkttao  {verlorene  kmmtaeAr.  i.  lo)  6,  188; 
ähnliek  181 ;  vgl.  dagegen  liebe  gewinnen  ap.  BMa. 


6035      GEWINNEN  II,  2,  e,  a  (d.  vertrauen  anderer) 

e))     durchteuffeltes  gemüth!  vermaledeite  sinnen! 

die  keine  redligkeit  noch  wolthat  mag  gewinnen! 

A.  Gryphius  (Leo  1,  2)  trauersp.  24  Palm; 
beteten  viel  und  gelobten  dem  erdumgürter  Poseidon 
dasz  sie  doch  leicht  gewönnen  den  hohen  sinn  des  Achilleus. 
Voss  -Hms  (9,184)  1,220; 

diser  prophetische  tropff  gewinnet  bei  seinen  Türeken 
ein  so  grossen  glauben,  dasz  sie  unfehlbar  darvor  halten, 
er  lebe  bereits  in  unendlichen  Wollüsten.  Abr.  a  S.  Clara 
Miff  miff  ihr  Christen,  netidr.  s.  61 ;  die  kenntnisz  des 
menschlichen  herzens  würde  seinem  feinen  geiste  den 
weg  weisen,  das  vertrauen  des  fürsten  zu  gewinnen. 
S.  VON  LA  Roche  frl.  v.  Sternheim  (l)  101  Ridderhoff; 

prüfung  braucht  es!  doch  bei  zelten 
Überzeugung  still  und  süsze, 
ehe  sich  ein  glück  bereiten, 
sich  vertraun  gewinnen  liesze. 

GöTiiE  an  sie  1829  {jub.-ansg.  3, 171); 
leicht  gewann  ich  da  ihre  Vertraulichkeit. 

kiinst,  die  spröden  zn  fangen  {jub.-ansg.  3,  188); 

er  konnte  sich  seines  glucks,  die  achtung  der  menschen, 
die  ihn  zunächst  umgaben,  in  gewiszem  maasze  gewonnen 
zu  haben,  nicht  recht  freuen.  K.  Pii.  Moritz  Anton  Reiser 
(3)  273  Geiger;  eine  frau  kann  sich  die  achtung  und  das 
vertrauen  ihres  mannes  erworben  haben,  ohne  sein  In- 
teresse zu  besitzen,  wodurch  gewinnt  und  erhält  sie 
sich  dieses?  Heinr.  v.  Kleist  (an  seine  schn-ester)  5,61 
Minde-Fouet;  und  hatte  mir  daher  zur  aufgäbe  gestellt, 
das  vertrauen  der  dynastien  durch  ehrliche  und  wohl- 
wollende Wahrung  ihrer  verfassungsmäszigen  rechte  im 
reiche  zu  gewinnen.  Bismargk  ged.  u.  erinn.  2,  309;  (die 
Sympathie  gewinnen)  l,  98. 

8))  die  gruppe  lob,  preis,  ehre,  namen  gewinnen  tcar 
schon  in  der  mittelhochdeutschen  dichtung  stark  entwickelt 
{vgl.  sp.  5951) ;  auch  hier  zeigt  der  neuere  stil  seine  eigenen 
formen  und  eine  reichere  verztceigung : 

«))  und   thet  das  alles  willigklichen   das   er  des   alles 
grosz  preisz  und  lob  gewan.  Pontus  u.  SidoniacG^; 
nicht  nur  wer  obenauf 
setzt  des  baues  zinnen, 
oder  der  säulen  knauf, 
soll  lob  und  preis  gewinnen  ; 
gelobt  soll  jeder  sein, 
wer  da,  grosz  oder  klein, 
arbeitet  im  tiefsten  gemache, 
oder  auf  höchstem  dache. 

Friedr.  Rückert  {zeitgedichte  1,48); 
wagtest  du  wohl,  Mcnelaos  ein  schnelles  geschosz  zu  engenden? 
preis  gewannst  du  und  dank  vor  allem  volke  der  Troer. 

Voss  Ilia.'i  (4,  95)  1,  88 
{ä^oiro) ; 

was  gilts,  wir  wollen  noch  der  ehren  lob  gewinnen, 
dasz  die  Vergessenheit  auch  unser  denken  soll. 

P.  Fleming  dtuch.  ged.  1, 173  Lappenberg; 
andre  mögen  ihre  sinnen 
schärfen  durch  Verschlagenheit, 
dasz  sie  lob  und  rühm  gewinnen 
bei  den  grossen  dieser  zeit. 

Jon.  Job  prange,  weit,  mit  deinem  nrissen, 
s.  Freylingh.  ges.  buch  840'*. 

6))  also  Saturnus  v/as  ein  künstricher  man  uff  buwung 
des  erdtrichs,  gewann  das  lob  vom  volck,  und  nach  sim 
tod  machten  si  sin  bildnusz.  J.  Nazarei  v.  alten  und 
neuen  gott,  s.  ß  Kück;  unredligkeit  gewan  nie  lob.  Petri 
d.  Teutschen  tveiszh.  Vv  3'^ ; 

ach  herre  gott,  kfind  ich  aus  meines  hertzen  grund  gewinnen 

ein  lob  von  weissem  sinne 

von  Maria  der  hochgelobten  kßniginne. 

bergreihen  (2, 1)  6  Meier; 
dein  mahlschatz  ist  mein  hertz,  dein  hertz  mein  heiraths-gut, 
und  unsrer  beider  rühm  die  dicht-kunst  meiner  schrißten, 
in  welchen  lieb  und  schertz  so  lange  lob  gewinnt, 
als  kunst  und  wissenschafft  in  Deutschland  fruchtbar  sind. 
Jon.  Chr.  Günther  ged.'^  695; 

ebenso  712  (wo  nach  uns  ein  dichter  lob  gewinnt); 

er  will  sich  an  scribenten  reiben, 
nur  weil  er  selbst  kein  lob  gewinnt. 

Hagedorn  (öden  u.  lieder  5)  3, 105. 

c))  do  gab  man  ir  ein  biderman 

bei  dem  si  ehren  vil  gewan.     Laurin  2672  Schade; 

wir  haben  lützel  nutz  oder  ehren  gewunnen,  darzu  werden 
wir  einander  nimmer  hold.  B.  Zink  s.  d.  städtechron. 
5,  195;  ich  besorge,  wir  gewinnen  auch  als  vil  ere  an 
diser  arbeit  als  der  honig  im  sprachhause  sucht:  des 
Ion  seind  beschiszene   hende.    botsch.  an  den   bapst   bei 


GEWINNEN  II,  2,  e.  «  (ansehen  gewinnen)       6036 

Schade  sat.  u.  pasqn.  2,257  (anderer  druck:  erlangen 
wenig  ehre); 

ein  islik  dar  sin  recht  bekive, 

de  de  ere  winnet,  bi  deme  se  blive. 
Reinke  de  vok  4430  (wer  dann  die  ehre  gewinnet 
Gottsched;    wer  dann  ehre  gewinnet  Güthe); 

das  sie  ist  kumen  umb  ir  er 
die  sie  gewinet  nimer  mer. 

Hans  Sachs  fab.  n.  schw.  3,  23; 

diese  ist  einmal  ein  gegenständ,  durch  den  sich  ein 
künstler  ehre  gewinnen  kann.  Stifter  (studienl:  feld- 
blumen  7)  1,  79  Sauer. 

d))  selbst  geleitet'  ich  ihn,   dasz  edlen  rühm  er  gewänne 

dort  in  der  fremd'. 

Voss  Odysse  (13,  420)  2  (1793),  21  (rühm  sich  er- 
würb'  1781); 

ebenso  109  {bddemale  xXdos  ägotro); 

dein  nachruhm  sol  von  zeit  zu  zeit 
durch  ihre  lieder  glantz  gewinnen. 

JoH.  Chr.  Günther  (an  die  frau  v.  Brenzlerin) 
ged.-^  151 ; 
die  arbeit  musz  das  glück  erbeuten, 
und  durch  den  staub  gewinnt  man  glantz.    174. 
e))     als  dasz  mein  sinn  im  wein,  und  wein  schwümm  in  dem 

sinne, 
als  dasz  der  spieler  dank,  der  schlecht  ist,  ich  gewünne. 
LoGAU  sinnged.  (1,  5,  3)  98  Eitner ; 

so  wird  von  demselben  gleichwohl  eine  Schenkung  an- 
genommen; aber  er  wird  dessen  einen  schlechten  dank 
gewinnen.  Bltsghky  Pa<Ämos  (324)  435;  dasz  die  edelste 
art  der  deutschen  dichtkunst,  das  trauerspiel,  auch  an 
unsern  höfen  eingang  und  beifall  gewinnet.  Gottsched 
neuest,  a.  d.  anmuth.  gelehrs.  5,  40. 

/))  derhalb  die  Franzosen  ir  geschrai  (famam)  ganz 
und  gar  verluren,  wie  die  vor  gewunnen  wart.  Wilwolt 
V.  Schaumburg  gesch.  u.  taten  9,9  Keller ;  denn  sein  neuer 
patron  hatte  den  höchsten  ruf  als  ein  einsichtiger, 
tapferer,  obwohl  sonderbarer  mann  gewonnen.  Göthe 
(dichtung  u.  tvahrh.  12)  26,  111 ;  der  ruf  der  Stabilität,  den 
die  letztre  (die  östreichische  politik)  unter  dem  lang- 
jährigen regimente  Metternichs  gewonnen  hatte,  ist  .  . 
nicht  haltbar.  Bismargk  ged.  u.  erinn.  1,350;  einen 
namen  in  der  Weltgeschichte  ...  zu  gewinnen.  Göthe 
(an  Schilling  1806)  briefe  19,  222.  anders :  die  lerchen  ge- 
winnet bei  den  Lateinern  den  nahmen  alauda,  lobvögele. 
Abraham  a  S.  Clara  Astriäcus  Austriacus  (\e&i)  i;  die 
nun  auf  solche  art  verbreitete  kunst  gewann  in  ver- 
schiedenen gegenden  verschiedene  namen.  M.  Denis  ein- 
leit.  i.  d.  bücherkunde  1,  130;  von  welcher  sage  sie  denn 
auch  ihre  benennung  gewonnen  haben.  Göthe  (münzen, 
medaillen)  39,  328. 

g))  ich  habs  aber  für  gut  angesehen,  solch  büchlin 
unter  e.  f.  g.  als  eines  berhümbten  mechtigen  fürstens 
namen,  auszulassen,  damit  es  deste  ein  besser  ansehen 
gewünne,  und  deste  vleissiger  gelesen  werde.  Luther 
(v.  kriege  tvider  den  Türeken  1529  vorr.)  4,  431''  Jena;  so 
grosz  Philipps  einflusz  in  diesen  ländern  war,  so  groszes 
ansehen  hatte  die  spanische  monarchie  damals  in  ganz 
Europa  gewonnen.  Schiller  (abfall  der  Niederlande 
ibuch,  einleitung)l,i&;  fern  sei  es,  diesem  einfalle,  auch 
nur  durch  unser  stillschweigen,  das  ansehen  einer  regel 
gewinnen  zu  lassen.  Lessino  (iaoÄoo/i  14)  9^  91;  für  das 
darin  enthaltene  blümchen  danken,  welches  ganz  das 
ansehn  eines  Veilchens  gewonnen  hatte.  Göthe  [an  frau 
V.  Stein  1808)  br.  20,  80 ;  so  nahm  er  wenige  nahrung  und 
gewann  ein  blasses  ansehn.  Tieck  (Vogelscheuche)  novellen 
kränz  4,  150  (vgl.  ein  aussehen  gewinnen  sp.  604l);  und 
sihet  und  findet  man  immerzu  thorheit,  die  doch  bisz- 
weilen  in  eine  andere  form  gegossen,  ein  anders  an- 
sehen gewinnen.  J.  B.  Schupp  schriften  784;  würde  die 
Sache  ein  ganz  anders  ansehn  gewinnen.  Lessing  (Phi- 
Iotas  4)  2*,  362 ;  dehr-gestalt ,  dasz  es  das  ansähen  ge- 
v/ünnen  wolte,  als  ob  er  aus  dem  ragen  in  di  trauffe 
kommen.  Zrsen  adriat.  Rosemund  (3)  121;  ebenso  Wvask 
erznarren  9;  Nowhis  (H.  v.  Ofterdingeji)  1,36;  ebenso  an- 
sehen (gestalt)  gewinnen  Adelung  u.  a. 

h))  dem  wiert  von  stund  an  lutzl  basz 

und  gwingt  ain  schein  wie  ain  alts  kuchn  gl(as). 

Sterzinger  spiele  (Wiener  ncudr.  Il)l38; 

das  das  selb  capitel  für  allen  schrifften  der  gantzen 
bibel  hin  und  her  gezogen  ist  widder  den  ehlichen  stand 


6037      GEWINNEN  //, ».  e.  a  feine  Stellung  gewinnen)      GEWINNEN  II,  i,  e.  a  (räum,  platz  gewinnen)      6038 


und  gleich  ein  gi^wclitigen  ichein  gewunnen  hat  fQr  den 
ferlichen  und  ttelt/itmcn  stand  der  keuncheit.  Lutiikk 
{d.  7.  cap.  S.  Pauli  zu  d.  Connthtrn)  H,  M  Weimar:  ebenso 
(einen  schein  gewinnen  [teider  die  himml.  j»ropA.|)  S,  M^ 
Jena;  wie  das  verrufenste  gewerb«  unter  dieac«  Volker« 
httnden  einen  schein  von  liebenswUrdigkeit  gewann. 
MöHiKK  {maier  Xoltett  3)  n.l»  Krauet;  es  gewinnt  den 
anschein,  als  wenn  . . .  Adki.uno  a,  oM;  wenn,  wie  es  den 
anschein  gewinne,  ein  neuer  krieg  gegen  den  landesfelnd 
erldärt  werden  würde.  SnriKn  »kiditn  {dae  alU  eiegel  i) 
V,  inw;    ebenao  0.  v.  OMlTKltA  der  nremOHieMmetMter*  ttt; 

'das  redet  man  mir  nimmer  ein.' 

'und  docl)  gewinnt  e»  »o  dso  sohalo.' 

Onii.i.i'AHXiR  {jhtantrtformator)t^,$t; 

aber  niclit  das  geringste  anzeichen  eines  menschen 
wurde  sichtbar,  so  dasz  der  glaulie  immer  mehr  wahr- 
soheinlichlceit  gewann,  es  sei  nur  irgend  ein  schütze 
durch  zuTali  so  tief  in  den  wald  gerathcn.  Stikikk 
[etudien  l)  1,  tn  Sauer;  {im  1.  dmck:  nielir  an  wahrsch. 
gewann);  dasz  was  ich  hier  ...  angedeutet  habe,  auch 
vor  ihrem  denken  Wahrscheinlichkeit  gewinnen  könnte. 
W.  SiKd^niKiJ  Fennoiit^  "7; 

i))  das  (die  komödie)  ist,  ein  spiel,  welches  auch  aalt 
obgesetzte  art  oder  weise  gehandlol  wird,  und  allein 
von  demselbigen  einen  unterscheid  gewinnet  (f.  rf./ra^fit/t«), 
dieweil  es  einen  frnticlicn  auszgang  oder  end  nimmel. 
Hyi'F  ilbeta.  v.  Artemidoia  traumbueh  (t.  M)  &♦»  {nieatx  äee  1 
iittrreetzera);  herr  der  gesamniten  europäischen  Situation 
werden  . . .  und  in  Deutschland  eine  Preuszens  würdige 
Stellung  gewinnen.  Bismarck  ged.  u.  rrinn.  (.s)  i,  W; 

es  war .  .  .  iMfnadet  von  den  gOttem  unser  »tsnini 
...  zu  sprechen  liebten  sie  durch  unsern  mund  : 
loclct's  uich  nun  nicht,  zurOck  es  zu  gewinnen, 
dos  Bchnn«  vorrocht  Y 

üKii.i.PARZBR  {meere»  «.  d.  Hebe  vrtUtn  l)  7*.  13. 

♦))  dem  neturtti  etil  gehören  hier  einzelne  verbindungeit 
au.  die  an  dein  fremden  mibjeet,  au«  desern  trirkungtkrei* 
das  objerf  eiitnoinmen  irird,  den  akt  der  bethi'itiffung  her- 
vorheben ; 

a))  an  der  s&nnen  en  moht  man  niht  wol  bekennen 
den  schein ,  er  en  gewunne  einen  widerslak  von  der 
erden,  predigt  der  Nürnberger  Kekharthandeehr.  bei  Joetea 
a.  80; 

darunib  weil  ich  belind  uneeniftsz  die  sach  meinen  sinnen 
werd  ich  beniMiget  hftbere  nillT  mir  Zugewinnen. 

KisriiART  (Garriantna  t)  U  nmdr.; 
wer  nimmt  uns  zu  sieb  ein  V 
wer  liUst  uns  schut/.  gewinnen, 
bisz  sich  das  wetter  legt .  .  .  ? 

S.  Pai  II  (be<iTtibnif:-tied)  88ft  Otteriey; 

der  aufstand  der  Niederlande  gewann  meine  aufmerk- 
siiinkeit.  Göthk  (diehtung  u.  irahrheit  19)  4S,  Iflft;  so  ge- 
wjinn  der  begrilT  des  Verhältnisses  eine  doppelte  aufmerk- 
samkeit.  W.  v.  HtMnoi.nr  aufatitze  121  Leitzmann;  aber 
einen  eigentlichen  nntionalantheil  hatten  doch  die  Nibe- 
lungen gewonnen;  sie  sich  anzueignen  .  ..  war  die  lust 
mehrerer  verdienter  männer.  (tag-  %i.  jahreaheße  iHoe) 
3l,26S;  in  dem  moment,  wo  er  meine  dicnste  gewinnen 
wollte.  BiKMARCK  geil.  u.  erinn.  1,  4d;  um  für  diesen  zweck 
die  mitwirkung  der  rechten  In  den  kaminern  zu  ge- 
winnen. 1,  2:1;  hUtte  ich  die  Unterstützung  der  cultur- 
kainpfgewöhntcn  rkthe  ...  gewinnen  müssen.  8,  ISS; 
ebenso  (den  beistand  des  papsfes  .  .  .  gewinnen)  2, 1S4; 
(den  eintluäz  für  eine  politik  gewinnen)  1,  GC;  (die  Zu- 
stimmung des  kaisers  zu  gewinnen)  S.  90. 
b))  o  wie  stanimehi  witz  und  sinnen ! 

wenn  die  seufTizer  stummer  pein 

keinen  holden  bliclc  gewinnen. 

J.   C.   GfNTIIKR  (7«/.»24S; 

einen  blick  voll  minne. 
-wann  loh  den  gewinne. 

Höi.TY  (minnelied)  {je<i.  H>S ; 

könnte  ich  nur  erst  wieder  den  alten  blick  der  liebe 
von  dir  gewinnen.  Immf.kmann  {die  verarhollene)  17,390; 
so  dasz  einige  zuversichtliche,  die  sich  vermessen  hatten, 
wenigstens  einen  kusz  zu  gewinnen,  nach  geringen  an- 
stauen zur  eroberung  ihre  wette  freiwillig  verloren  gaben. 
Paul  Hkysf.  {netie  »lotW/en  ■  der  kreiarirhter)  rom.  u.  mov, 
II,  8.  a.  30.    daa  gleiche  F.  Daiin  Odhina  froatSl. 

c))  predige  gotis  wurt  mit  allem  fleisse  . . .  gewinne  dir 
behegliche   wort,    domite   allerineniclich   geleret    werde. 
IV. 


Johann  V.NRtJMAnKT  leben  d.  heil.  Hieran,  (aequire  verha; 
iMfginne  de  beheghelike  word.  ndä.  druek);  mir  aber 
kömmt  vor,  man  könne  gar  manches  wort  auf  diesem 
wege  gewinnen,  wenn  man  naelisieht,  woher  es  in  jener 
spräche  stammt ,  und  alsdann  versucht ,  ob  man  . . . 
durch  ihnliche  ableitung  zu  demsell)en  worte  gelangen 
könnte.  (iCnnt:  an  Riemer  ao.  «.  lau:  'sie  bai>en  wohl  fe- 
than'.  sagte  er,  'dasz  sie.  am  deataeb  an  lernen,  an  ans 
herfibergekommen  sind,  wo  sie  niebt  alMn  die  spraebe 
leicht  and  schnell  gewinnen,  sondern  aaeb  die  alemente, 
worauf  sie  ruht  . . .  hinObemebmen  (<u  Hmmm  Engtänder) 
geapr.  5. 1»  Biedermann;  ich  scbe  es  als  einen  varsoeb 
an  bei  welchem  autor.  schaaspMer  ond  pabMenm  wenif- 
stens  manche  gut«  lehre  gewinnen  können,  (an  Knebel) 
hrie/e  i&,  SO;  er  hatte  sich  bei  Voltaire  und  HollMch  ratbs 
erholt  und  eine  Zeitlang  mit  groszer  dreistigkell  die  1 
versponnen,  welche  in  dieser  schule  an  gewinnen 
Immkkmann  (epigonen  «,  s)e.  17;  und  gewann  nlraof  dieee 
weis«  eine  solche  innere  gegenwart  von  derfleieben  an- 
siehten.  GAtmk  (dieht.  u.  trahrh.  i9)  4$.  Mi  denn  eben 
dadurch  gewann  sie  alle  drei  stücke,  die  ein  bÜd  oder 
eine  allegorie  haben  musz.  um  sich  der  mensebUeben 
seele  zu  empfehlen.  HF.ni>Kn  (über  bild.  dieht.  u.  fabel) 
t6,  Mt;  gelang  den  freunden,  ein  werk  für  die  neue  flrma 
zu  gewinnen,  welches  auf  viel«  jähre  «in  liehlingsbnch 
der  Deutschen  werden  sollt«  ...  es  waren  ...  die  dort 
geschichten.  ß.  Phrytah  (Karl  Mmihy)  tt.tift. 

6))  auek  die  denl^formen  (räum.  aeit.  emtmUtäf)  aind  in 
viel  verbreiteten  Verbindungen  dea  verbuwu  vertlHen ,  die 
auf  vemehiedenartige  riehtungen  der  bed«tthim§  leeiaen. 
bei  platz  gewinnen  irar  aehon  oben  (ap.  aoi5)  attfdtm  fsfen 
aata  awiaehen  der  ainnliehen  —  von  einer  btmtfum§  ge- 
tragenen —  bedettttmg  und  der  formeUu^/ten  mbatrmenam 
aufmerkaam  gemacht,  in  der  aieh  platz  gewinnen  enger 
mit  räum  gewinnen  berilhrt.  für  zeit  gewinnen  hat  aehon 
die  reehtaapraehe  einige  zuatändige  formein  enttriekeli  {vgl. 
lenger  zOg  gewinnen  »p.  tma;  lengem  tag  irkrigen  ap.  tttt), 
andere  entatammen  dem  poetiarhen  etil  (lieben  taf,  sB^e 
zit  gewinnen  ap.bnt);  für  den  neueren  gebrenukiat  jehf 
allgemein  die  voratMung  de»  ertparens  geltend,  die  au» 
dem  engeren  geaehäflabegriffe  von  gewinnen  erwäeJut.  da 
und  dort  durdk  die  anlehnung  mn  dem  begrif  dea  gUieka- 
treffera  belebt. 

a))  dasz  wir  on  anterlasz  dich  zo  bitten  orsach  ge- 
winnen.  Luthrh  10, 1,471;  ebenao  aehon  Jott.  v.Nkl'mamrt 
Hieronym.  194;  dasz  die  herren  jhren  dienern  ein  so  gar 
kleine  bcsoldung  geben  ...  sie  gewinnen  dardurch  arsach 
zum  stehlen.  A.  Albkrtinvs  ^N<i/«Mriser  6MMMii(t)ett; 
ebenao  (4)  889;  einen  berechtigt  erscheinenden  anlasz  zum 
kriege  zu  gewinnen.  RisuAurK  ged.  u.  erinn.  (3)  1,7«;  dann 
dadurch  kann  ...  ein  armer  bauer  oder  ander  unterthan 
olTt  gelcgenheit  gewinnen,  seinem  herm  seine  sache  und 
sein  anligen  selbst  vorzutragen.  SciitPP  arhrißrm  SB 
(^!a/omo3);  du  gewönnest  die  möglichkeit ,  dich  ...  SO 
habilitieren.  Fanny  Lkwai.d  Handlungen  l.  soe. 

b))  so  verwandelt,  der  selbig  versetzt  teil,  sein  leieben. 
als  so  der  versetzt  teil  vorhin  hatte  -{-  so  gewinnet  er  — . 
hatte  er  aber  das  — .  so  kompt  jhm  das  -f-.  Mich.  SriPBL 
die  eoaa  Chriatoffa  Rudolffa  (iMi)  75"; 

non,  das  höchslaa  vater4re« 

hat  atebi  sshnlirbea  geackfsl 

lasse«  statt  vor  ihm  fewimeo.     8.  Dacn  MS; 

dasx  die  bsgiirden  wenig  ranm 

allhie  bei  aas  gewinnen.    90S; 
doch  vorwärts  schreiten,  deniiea,  admSHi,  wiritM 
gewinnt  nach  innen  räum,  wenn  «sif  der  iaso«. 

GaiixPAazsa  {Ubmaaa  ft)  ••. aot; 

der  gedanke,  mir  ein  ministerium  ohne  portefeuille  za 
geben,  wird  hoffentlich  allerhöchsten  ortes  nicht  raam 
gewinnen.  Bismarck  ged.  li.  erinn.  l.  tu:  räum,  feld  ge- 
winnen, gagner  du  terrmin.  RoNnRAC  X,  Ua  V*;  ebenen 
Si.iinvan  (iTtQ)  1.764*;  rauin,  platz  gewinnen,  sieb  ver- 
schaffen, sie  bekommen.  AnKi.UNti  >,  W4*. 

dasz  die  fraw  alle  ding,  die  ein  argwöhn  gebAren 
möchten,  ausz  dem  weg  zu  räumen,  desto  mehr  plati 
gewünne.  Kirciiiioi'  tcendunmuth  (3. 176)  t,  447  Öaterltg; 

und  wo  die  forrht  erst  platz  gewan 
glaubt  sie  all  weit  zu  feinden  liao. 

J    C   (iCxTHta  (t,M&)  l.n»; 

379 


CÜ39       GEWINNEN  II,  2.  e.  a  (zeit  gewinnen) 

kumnier,  einsamkeit  und  noht 

haben  bei  ihr  platz  gewonnen.    S.  Dach  579; 

die  resultate  einiger  Untersuchungen  sind  vielleicht  zu 
fremde,  als  dasz  sie  sogleich  platz  gewinnen  könnten. 
Hekder  {v.  geist  d.  ebreischen  poesie  2.  vor.)  12,  3;  ebenso 
15;  188;  18,100;  leben  sie  recht  wohl  und  thätig  ins  neue 
jähr  hinein  und  fahren  sie  fort  in  dem  dramatischen 
felde  platz  zu  gewinnen.  Göthe  (an  Schiller)  briefe  11,  292. 
netterdiiu/s  toird  auch  diese  formel  wieder  durch  sinnliche 
anschauiichkeit  belebt:  musz  er  ausjäten,  um  platz  zu  ge 
winnen?  Hehder  15,  295;  gewinn  ich  platz  für  viele 
millionen.  Göthe  {var.  zu  Faust  v.  11563  eröffn'  ich  räume) 
15,11,157  Weitnar;  ähnl.  Wilh.  Müller  (Griechenlieder  2: 
dasz  wir  alle  platz  gewinnen  in  dem  . . .  Zufluchtsorte) 
190;  vgl.  dazu  den  beleg  aus  Günther  sp.  6015. 

ich  gewann  einen  punkt,  zu  sehen,  was  jeder  kunst 
eigen.  Herder  {plastik)  »,  ib;  ich  habe  den  punkt  ge- 
wonnen, von  welchem  aus  sich  mir  mein  leben  wie  eine 
geordnete  und  begrenzte  landschaft  darstellt.  K.  Gutzkow 
Richard  Savage  l,  1 ;  die  erforschung  unscheinbarer  . . . 
eigenthümlichkeiten  Deutschlands,  aus  welchen  ich  halt- 
punkte zu  gewinnen  trachtete.  Jacob  Grimm  {meine  ent- 
lassung)  kl.  sehr.  1,2T,  unbesorgt  zu  sein  und  für  die  er- 
innerung  so  sichere  merkzeichen  zu  gewinnen.  Göthe 
(ital.  reise  2:  Neapel)  28,  74. 

c))  hoc  egi,  compendiuin  temporis  sequena,  ich  hab  das 
thon,  damit  und  ich  die  zeit  gewunne.  Frisius  dict. 
(1556)267'';  gaigner  le  temps,  zeit  gewinnen.  Duez  (l664) 
461»;  ebenso  Räulein,  Rondeau;  zeit  gewinnen,  lucrifare 
tempus,  tempus  idoneum  nandsci.  Stieler  2544  vgl.  auch 
Dentzler  413*;  zeit  zu  gewinnen  suchen,  sjnn  out  the 
time.  teutsch-engl.  lex.  2,  m-,  zeit  gewinnen,  bekommen 
Adelung,  Campe  u.  a. 

a))  also  das  si  nie  gütte  stund  gewan  und  sich  der 
siechtag  alle  tag  meret.  Elsb.  Stagel  leben  der  schweat. 
z.  Tösz  115,  8;  darzwischen  er  kain  guote  stund  nimermer 
gewann,  von  unmuot  starb.  Zimmerische  chron.  1,  175; 

wem  in  dem  trawm  so  geschech, 

wie  er  tranck  eszech 

und  wasz  sauer  wesen  mag, 

der  gewind  vil  trawrig  tag. 
Daniels  traumdeutungen  52  (z.  /.  d.  a.  47,  518); 

daz  got  nie  guoten  tag  gewan  darumbe.  NicoL.  v.  Basel 
284  Schmidt;  daz  got  ss'/a  jar  uf  ertrich  gieng  und  nie 
lieben  dag  gewan.  Closener  s.  d.  städtechron.  8, 116;  solt 
niemer  guten  tag  noch   naht  gewinnen,  ebenda; 

da  pei  ich  kain  gueten  tag  nie  gwan. 

Sterzinger  spiele  {Wiener  neudrucke  11)  120; 

aus  der  schenke  blinkt  das  licht,  da  geht  der  fiedelbogen, 
die  schönsten  mädchen  glüh'n  beim  tanze;  eine  lustige 
nacht  wird  gewonnen.  H.  Härtung  Euphrosyne  vorw. 

vergebens  flammten  mir  so  vieler  tage  sonnen, 

wenn  ich,  vom  schöpfer  aufgestellt, 

als  bürger  einer  weit, 

durch  eine  gute  that  nicht  ieden  tag  gewonnen. 

Uz  93  Sauer; 
wie  Titus  einst  zu  rufen:  ich  gewann  den  tag! 

Platen  {Gaselm  23)  1,  129  Redlich; 
andern  den  tag  zu  verderben, 
sich  den  tag  zu  gewinnen; 
das,  meinen  sie,  heisze  erwerben. 

Göthe  sprichwörüich  (jub.-ausg.  4,  34); 
das  ist  die  hefe,  die  den  tag  gewinnt, 
nur  um  den  tag  am  abend  zu  verlieren. 

Grii.lparzer  (ein  hruderzwist  3)  9^,  66; 

vgl.  auch  die  den  tag  gewonnen  {by  whom  the  dag  is 
won)  Schlegel  Shakespeares  Heinrich  VI.,  theil  l,  l,  6. 

ja))  nuo  wissant  das  dir  eman  unze  in  das  sehste  jor 
nie  underzuog  gewan,  wedder  van  gote  noch  van  allen 
sinnan  creatuoran;  er  was  alle  zit,  bedde  tag  und  naht, 
in  dieseme  sweran  grosan  liddende.  Nicoi.aus  v.  Basel 
buch  V.  d.  5  mannen  112  Schmidt;  das  doch  die  plage  einen 
Verzug  und  lenger  auffschub  gewänne.  Luther  (ver- 
manung  z.  friede  a.  d.  12  art.)  3, 123''  JeiM;  es  kommen 
feile,  die  einen  auszug  gewinnen.  19,360  Weimar; 

ach!  könnt  ich,  Sprech  ich,  noch  ein  jähr 
vori  der  vertlosznen  zeit  gewinnen. 

J.  C.  GÜNTHER  nachlese  184; 
und  die  locken,  die  den  wecken  abespinnen 
und  mit  kunst  die  zeit  gewinnen. 

Faul  Geuharut  trostc/esang  christl.  eheleute 
l^Fixcher  u.  Tümpel  8,  433) ; 


GEWINNEN  II,  2,  e,  a  (schlage  gewinnen)       6040 

wo  sie  zeit  gewinnet,  bisz  das  gift't  auch  in  andern  gassen 
seine  Operation  ausbreitet.  Chr.  Weise  Masaniello  (l,  2)  9 
Petsch;  so  musz  er  fliehen,  und  der  prinz  gewinnet 
wenigstens  zeit.  Lessing  (Emilia  Oalotti  3,  l)  2^,  4io; 
ebenso  6,  404 ; 

das  todesurtheil 
bleibt  unvollstreckt,  und  wir  gewinnen  zeit  — 
{Moriimer :)  nein,  wir  verlieren  zeit! 

Schiller  {Maria  Stuart2,  8)  12,  479; 

vgl.  auch  2,  BIS;  nehmen  sie  das  wenige,  was  ich  ihnen 
geben  kann,  als  ein  brett,  das  ich  ihnen  in  dem  äugen 
blick  zuwerfe,  um  zeit  zu  gewinnen.  Göthe  {an  Kraft) 
briefe  3,  252  Weimar;  es  sei,  fuhr  er  fort,  vor  allem  nöthig, 
wenn  wir  schlagen  wollen,  zeit  zu  gewinnen.  Bismarck 
ged.  u.  erinn.  l,  69;    ebenso  1,  76. 

/))  zeit  so  einer  gewinnt  zu  dem  schreiben.  Dentzler 
413»;  und  er  gewann  inzwischen  zeit,  sich  in  Asien  desto 
besser  in  Verfassung  zu  setzen.  Wieland  {Athenion  7) 
suppl.  e,2l;  hatte  dieser  zeit  gewonnen,  sich  am  jen- 
seitigen ufer  zu  verschanzen.  Schiller  {30 jähr,  krieg 
•d.bnch)»,  218;  um  . .  .  zeit  zu  gewinnen,  für  deinen  bruder 
zu  arbeiten.  H.  v.  Kleist  br.  5,21  Minde-Po^iet ; 

und  eh'  ihr  zeit  gewönnet,  zu  beweisen, 
dasz  er  Sicilien  und  nicht  euch  belog. 

Müllner  {Albaneserin  1, 1)  4,  13; 

der  schlechte  geschmack  gewinnt  zeit  sich  zu  etabliren. 
W.  v.  BuRGSDORFF  («n  Tieck)  br.  167  Cohn;  so  gewann  er 
zeit,  sein  schönes  seitenüber  zu  studieren.  G.  Reicke 
das  grüne  huhn  (2,12)^  183;  ähnl.  G.  Hermann  Jettchen 
Gebe^-t^  34S  u.  a. ;  ich  habe  schlechterdings  keine  eil  da- 
mit, und  gewänne  vielmehr  dadurch  zeit  zu  einer  Um- 
arbeitung einzelner  abschnitte.  Wilh.  v.  Humboldt  {an 
Schiller)  Leitzmann  s.  50  ; 

und  für  so  vieles  zeit  gewinnen, 

zu  enden  nicht,  nur  zu  beginnen. 
Friedr.  Rückert  {hauB  u.jahr  6.  reihe)  2,  543; 

liebes  herz,  nun  freue  dich, 

dasz  du  zeit  für  dich  gewannst. 

Hokfmann  V.  Fallersleben  {tröste  dich) 
1,  168  Gerstenherg. 

6))  charakteristisch  ist  für  den  neueren  stil,  wie  rasch 
die  Verbindungen  des  verbums  mit  objecten ,  die  etwas 
widriges  {unglück,  schaden,  verlust  vgl.  sp.  59.54/.)  kenn 
zeichnen,  einschrumpfen  .- 

a))  anno  1315  gewan  der  bischoff  krieg  mit  dem  graven 
von  Neüwenburg  am  See.  Stumpf  (Schtceiz.  chron.  12,  27) 
(1606)  706»;    das   man  sich  vergeblich  mühet,  und  nichts 
denn  feindschafft  dran  gewinnet.  Luther  {zti  l  Corinth. 
15)  6,  247»  ./«!«,•    darumb   auch   Saul   der   erst  künig  der 
Juden  über  David  ein  ewige  feindtschafft  gewan.  Muhner 
gäuchmatt  {4:7)  162  Uhl;    doch   so    gewan    der   lantgrof  zu 
demselben  mole  die  niderloge.  Eberh.  Windecke  geach. 
kaiaer  Sigmunds  (237)  217  Altmann; 
von  dannen  man 
gar  leichtlich  kan 
gefahr  und  fall  gewinnen 

S.  Dach  (hochzeitsged.)  9080  Österley; 

schlage  gewinnen,  gagner  des  coups.  Rondeau  2,  Uu 3*. 
b))  wann  er  ist  so  ein  schöner  ritter  das  ich  besorg 
das  sich  etwas  nerrischer  lieb  zwischen  jn  möcht  er- 
heben und  wachsen  des  ir  hinfür  schäm  und  uneer 
möcht  gwinnen.  Pontus  u.  Sidonia  f  3»;  schände  gewinnen, 
gagner  du  deshonneur.  Rondeau  2,  ÜU3'*;  so  jemandt 
darwider  sei,  und  disz  wöll  verfechten,  der  werde  bei. 
den  gelerten  nichts  anders  gewinnen,  dann  ein  gespött 
und  gelächter.  S.  Frank  chronica  (1543)  2,141»; 

hat  man  noch  so  treue  sinnen, 
wird  man  doch  nur  spott  gewinnen, 
wo  man  nicht,  wie  andre,  schilt. 

JoiL  Chr.  Günther  ged:^  (sl; 
von  dieser  frag  gewon 
ein  ströpnel  manch  gelerter  mon, 
und  worden  vil  opinion, 
in  zwo  part  es  sich  spalten  wolt 

H.  '6  Kr  Hü  fabeln  u.  schwanke  4,  68; 
der  bochmuth  stürtzt  uns  in  gefahr, 
der  neid  musz  fluch  gewinnen.    22; 
des  vaters  fluch  —   du  halfst  ihn  mir  gewinnen. 
Z^charias  Werner  der  24.  fehniar  2. 

c))  da  von  gewint  er  zwen  schaden :  er  wirt  pleich  und 
flockacht,  alzo  daz  er  sein  liht  verleuzet.  meiater  Eck- 
hart  jjrff/.  der  Nürnberger  handsvhr.  bei  .Tostes  a.  28;  doch 
gewann    unnd  begegnet   Goffroy  von    dem   ungeheueren 


604 1      GEWINNEN  II,  t,  t,  ß  (vortniaen  kq  sich  aelbiit) 


GEWINNEN  II.  t. «.  ß  (irwtalt  Rewinnen)      6042 


rieHen  dennooh  laaleR  viel  und  gnug,  und  HUt'h  merrk 
lieber  schaden,  «In  jhr  hernach  hAren  werdet,  buch 
der  lieft«  {Mdiutine)  tlT*; 

w«r  heimlich  durch  <ten  xauin  Ibnt  atechM, 
mit  ÜHt  «ich  an  Mim  fnindt  xnrwhati, 
der  fpllt  o(Tt  in  ««in  eiKsn  apieax, 
fewint  Mchadcn,  «uot  und  verdrian. 

It    WAi.nm  KiopuB  (S,  »)  1,  KM  Jr«n; 

vgl.  tttirh  Rchudcri  i;i>WHn  in  ttn  tmettming  dsa  SiMungen 
Heden,  v.  Simmock  iftwi ; 

p«  nifTt  Kfin  Ninmmer  mund     war  mit  dea  •i4M  IpMt. 
fewinnt  ihm  den  verlunt,  venttihertxt  Min  elgiiM  glttek*. 

JoH.  Cmh    üCntiirii  (TheiHlimtwi  ft,  fl)  ped.'lOM; 

hab  ich  RroKxe  ncbuld  befahlt,  die  ich  su  Venedig  ge- 
wuniieti  hab.  A.  DOmkh  narhliun  lA;  ob  er  an  dem  gelt 
iclit  abgangd  gcwunic.  Milnrhurr  urk.  v.  tMA  «.  8<:mmki.i.RK 
s''',  o:u;  dadurch  wie  nn  jhrer  obKcnnnten  kQU  mangel 
iiniul  iil>f<ang  möchten  Kowirinen.  Stil s/migrr  Urkunde  {itm) 
bei  W.  Hund  i,i)»;  dir  (iailier  gi^wurinen  maogel  an 
■peiitx.   Sri'Ml'l'  Srhirrixer  rhron    (S,  Uli  l.M*. 

ß)  unter  den  fiUfungen,  die  don  ulijret  mua  dmr  tfkär* 
dei»  imbjertn  itelhnl  heraujtholen  mler  rntttehen  /«Mm  {vgl. 
oben  »p.  fi»M),  kehren  manrhr  der  eben  Mrgten  vtrbin- 
dangen  rereinxelt  irieder,  doeh  unter  änderung  in  der  be 
dei*titng:  durch  diexen  unerwarteten  anblick  gewann  er 
neue  gunitt  für  den  verlorenen.  K.  (ti'r/.Kow  tattbtrtr 
V.  Kfym  »,  14A;  vertrauen  zu  »ich  nolhiit  gewinnen.  Möhkh 
ptitriot.  phantaitien  I.SIA;  üewiinn  dadurch  noi-h  mehr 
vcrlrnuen,  dem  ehepaar  mit  ihrem  anliegen  r.u  kommen, 
(i.  KkK'.kk  doM  grüne  huhn'^  iOa;  iibnl.  (i.  v.  Umiiko.n  d. 
xeremonientneister*  IM:  »int  einigen  gemach  o<ler  fride 
da»  herlr.e  mit  nichte  gewinnen  mag.  Jon.  v.  NKiiMAnKT 
leben  d.  heil.  Hieronym.  904  Benedict  {quie»  mentit);  über 
eine  zeit  gewann  er  frieden  aun  der  allxugroRzen  traurig- 
keit.  C.  Spittki.ku  Fromethnui* »;  wie  oft  gewinnen 
die  dinge  ein  ganz  anderes  aussehen!  Pi^trn  (JMuna- 
regeln  M)  ».  IW»  Redlich ; 

e»  war  ein  giKlig  b&M  spinne, 

die  thet  gronx  ha»/,  und  neid  gewinnen 

aber  ein  schwalb  darumb,  das 

die  schwalb  all/.eit  di»  liieren  frasc, 

welch  der  spinnen  allein  gehfiren. 

Wai.i>I8  Etopu»  J,  «H  Knrt: 

der  fiebernde  konnte  kein  wort  gewinnen.  K.  (iuTziiow 
tauberer  V.  Rom  7,  tA;  die  antwnrt  auf  diese  frage  kann 
nur  auf  dem  wege  der  erfahrung  gewonnen  werden. 
K.  BCnilKR  entstehung  der  volkitirirtnchaft^  h;  und  er 
inichte  einflus/.  auf  meine  geifitpsrichtung  xu  gewinnen, 
wogegen  ich  mich  indes  spröde  verhielt.  A.  v.  Si.iiack 
ein  halben  Jahrhundert  (i,  8)  t.  .')7:  wenn  ich  die  wünsche 
sr.  maJesIKt  früher  gekannt  hätte,  hätte  ich  vielleicht 
einen  einflusr.  gewinnen  können.  Bismarcr  ged,  m.  er- 
inner. 1,  140. 

xirei  gntpi>en  von  Verbindungen  nnd  an  beiden  ztutammen- 
hängen  gleich  .ttark  betheiligt:  liebe  gewinnen  und  herr. 
gewinnen.  während  nich  aber  beim  ernteren  die.  be 
deutung  den  nnkttantirn  im  itetten  tutammenhang  nicht 
ändert  {vgl.  licbo.  neij^ung  r.u  jemand  gewinnen  np.  «H5), 
hebt  nich  gegen  das  her/  eines  amicrn  cewinnen  dir  riel 
gehrauchte  redeniMrt  ein  herr.  (zu  etwas)  gewinnen  atteh 
nach  diener  neite  deutlich  ab:  und  do  die  cristen  die  nun 
gefangen  waren  das  ersahent.  do  gcwunnen  si  wider- 
umh  ein  hortz.  und  licffen  die  beiden  an.  Pontua  u. 
üidonia  c  (i* ;       da  gnwunnen  sie  alle  gar 

ein  nene  wider  und  liefen  dar 
an  dasselhig  si-hwoin  mit  frwalt 

Tciirrdank  (li»,  BS)  Goedeke  «.46; 

der  pawor  as  und  dranck,  wider  ein  hercs  cewon. 

Hans  Sachs /a6.  «.  echwtinke  3,  75; 

also  gewan  iederman  ein  götes  getreues  manliches  herts. 
t'onttm  u.  Sidonia  C4»:  vgl.  J.  C.  GOnthkr  ged.*  WO  (die 
wir  durch  Verlust  ein  müdes  hertr.  gewinnen);  ein  fried- 
sam  frölich  hertz  zu  gott  gewinnen.  Li:tmkr  3,  90»  y«»»«« 
{wider  d.  himinl.  prophet  i);  ein  kindlich  hertr,  zu  gott  ge- 
winnen. LfTiiKu  {epüttel  d.  prophet  .fe.iain)  19.  ifio  Weimmr; 
aber  der  schuldige  kann  nie  wieder  ein  herr.  r.u  uns 
gewinnen.  Mösf.»  patr.  phant.  l.StS;  nun  hab  ich  Ihn  (den 
geL9ter.<ieher)  das  drittemal  liegen  lassen,  ich  habe  noch 
immer  kein  herz  dazu  gewinnen  können.  Scuii.i.kr  brirfe 
9, 180;  ein  herz  zu  arbeiten  gewinnen.  Aorluno  i.  6U  {mU 
'ungetcöhnlieh'  vert.). 


die  mrigtn»  vmrtimdMmfii  jtitek  »rwnek»e»  dienern  be 
ntmderen  numwmmÜMnf,  und  mitA  hier  wtrden  allere 
auM0t»r6«nä*  tifptm  dttrek  ttmtm  tmUrmdttnn  krtiM  jüngerer 
bUHunttn  mbftUtt. 

0)  leben,  fMUlt.  imfl,  eigenaeluinen  gewinnen  vgl. 
np. 


•)) 


von  g«(i  wart  mir  dar««  §■>»■ 

all«*,  was  U>  fwan  das  Immi. 

Vai.tb«!  Vutfll 


(mM  r.  wnfe.  «.  JtU'd. 
wmmMt»  1. 1>  flM  KOMetm : 
lUtaMlsM  ww  McM  !■  ifokeM^ 
MwJee  vefVMglicse  hcs  i 
hHtiftei  I  JnlTfi  IstM  gm 

8c«iu.m  («rsäTv.  Mm$tm»  I.  S>  14.  tl; 
hkft  aw  iBft  Mek  ew«r  welw 
tttt  weil  WM  IkeratiMMB; 
leb  bi  lüitwiai  isttiiitigwi  hielae 
velax  dee  Mbev  mi  gewMMHi. 

OAtns  mkmt  tet^m  1 ; 

abir  mU  im j^nM  gtmtim'  kb 

HorrtMNH  V.  FAixRaoi.«»«*  Cmek  der 
im«  17»)  I.  »•; 


aM  disMirHi  aalMs  biafi 
bab'  leb  Mass  sahi  ga wanwwi 

ZSMm  adHat   Ronemmmtt  10 

btorsM  4ata  ralb  «Mb  4apff«r  t\h. 
••  gwtaiA  4le  aMb  «n  ibna  Mb. 

dm  Kmihmgtr  JuimifM  »  Amra: 

der  fnrigang  der  reit  gleicht  einem  schwunrnule .  das 
.  .  .  keinen  schnelleren  antrieb  gewinnt .  doch  aorh 
.  .  .  nicht  gehemmt  wird.  Ml'nAi;*  voUunmdrtken  S.  m: 
das  blul  rölhet  sich  und  gewinnet . . .  «MlfiMiMa  kMte- 
lauf.  HKnuRR  (ideen  n.  philo».)  U.  M:  d«r 
ohne  gerade  grosze  ansdehnung  nach  allen 
winnen.  P.  L.  Jahn  {bereirher**ng  d.  hoehd.  »prmtkmkatmH 
1,  IIA. 

b))  gestalt  gewinnen. 

m))  Min  gedi<^l  gwint  erst  ein  fkaM, 


I  froben  bOMin  maniffait. 
/.  B.  Firauia  «w«  r  />Mltar6r«a«r«rt  ltS>: 

bracht  ain  traurige  antwort  und  botschaffl,  wie  es  umm 
seine  gesellen  ein  gwtiUt  het  gewnnnen.  Schaidem- 
RRiar.RR  (MyJMTM^: 

ieb  sag  e«cb,  «ia  andre  gwtalt 
werden  ««r  aacb  hinmr  gewinnen. 
drom  woK  tacb  weiir  nit  br^innen  .  .  . 

Dimerdank  (M&.  tO*)  (ioedeke  $.  90; 

nun  dächte  ich  gewönne  die  sache  schon  eine  andre 
gestalt.  M^HKR  patr.  phant.  4,47;  wodurch  ganze  zeit 
rUume  auf  die  dauer  eine  andere  gestalt  gewonnen 
hal>en.  Stiptrk  bttnte  nteine.  vorrede;  ein  anderes  an- 
sehen, eine  andere  gestalt  gewinnen.  Ar>Ki.rN<i  u.  m. 

ß))  wäre  feindl.ichafl  gewinnt  gestalt  grosser  freonl- 
schaft.  S<:iiWAH/.KNHKn<<  biichl.  v.  tutrinken  40  Scheel: 
wölken,  die  in  fralzenha'len  umrissen  gestalt  von  un 
gebeucrn  gewannen.  C  ViKnui  die  kw<-A/  am  Rhein^  Ji«; 
die  geschäfle,  die  meine  reise  veranlasset  haben,  fangen 
endlich  an,  eine  vorteilhafte  geslall  zu  gewinnen.  J.  vox 
SoNNK««KKlJ»  britfe  über  die  Weimarinche 
neudr.  n.  3;  welche  regieningsart  in  Karthago  i 
gestalt  gewann.  HF.idtKR  idetn  (it,  4)  S,  lo4:  »hnl.  ioa; 
ebenno  (eine  organische  gestalt)  R.  tst  Suphan  (die  pltutik); 
dasz  die  erde  . . .  nicht  ihr«  gestalt  ans  wasser  könne 
gewonnen  haben.  (flAer  den  urtpr.  d.  nprmeke  t)  &,  I3S. 

/))  der  nebel  ttberwllzt  si.  h.  ballt 

zusammen  sirb,  gewinnt  gmtatt 

Wim  \>i>  {tniUrrmnrrkem  I)  1«.  fö; 
seli.Mim  fremde  li'>ne  wimmern. 
xuokend  fahle  li<-hter  schimmern, 
e*  rewinnt  die  narht  twwefwng. 
und  dar  staub  gewinnt  gMlalt 

GaiM-eAa/aa  (akn/tmn  f)  4*.  44 ; 

jedes  geschöpf  sucht  gestalt  zu  gewinnen  nnd  formt 
sich.  Hkrofr  (w/era  S.  &)  IS.  108;  im  ei  eines  vogels  .  . 
ehe  die  fnicht  gestalt  gewinnt  nnd  sich  dies«  vollendet. 
(ft,  s)  17S ;  da.'iz  die  prose  ans  der  poesie  herrocfefuifMl 
sei  und  gleichsam  an  und  nm  ihrt!)  gestalt  fl»vonn«n 
habe,  {bri^  dm»  Hmd.  d,  tUoL  hetr.  4)  II.M; 

icb  kam  -  icb  gab'  -  ieb  sab  das  radMa  stigM. 
das  leben,  w«isx  icb.  soll  gaslalt  tiiwlaasa. 
doch  hier  hält  eitle«  nirhis  nocti  maabeangMa. 

Otto  H«i>-r.  v.  LoRacrc  (otoelUsrf  r.  P»i$) 
gtd   ISS: 

379» 


6043       GEWINNEN  II,  2,  e,  ß  (umfang  gewinnen) 

ähnl.  Th.  Storm  (Fsi/che)  i,  234;  C.  JusTi  Winckelmann 
2^,  63  u.  a. 

<?))  durch  die  worte  nämlich  gewinnet  unsere  empfin- 
dung  gleichsam  form  und  gestalt:  unser  gefühl  wird 
durch  sie  ein  helleres  bild.  Hkrueh  (zerstr.  hlütter  1,  2) 
15,  210;  ebenso  (inwendige  gestalt,  form  der  hunianität  zu 
gewinnen,  ideen  5,  4)  13,  187 ;  hier  gewinnt  also  schon  die 
spräche  eine  form  der  kunst.  (urspr.  d.  spräche  2)  5,  120 ; 
aber  auch  unter  diesem  cabinet  blieb  ihr  einflusz  nicht 
dauernd  gouvernemental,  sondern  gewann  bald  die  natur 
einer  begünstigung  derjenigen  minister,  welche  der 
obersten  Staatsleitung  unbequem  waren.  Bismabck  ged. 
u.  erinri.  1,  211. 

c))  es  würt  aber  als  dann  ein  andere  rechnung  ge- 
winnen (aliter  se  hahebit  res).  Hütten  (Vadiscus)  i,  198; 
bis  oben  in  die  auszladung  der  fasen,  also  daz  es  oben  ein 
ausschweif  gewinn.  Albh.  Dürer  underiveisurig  der 
messung  G i'' ;  und  gewann  ob  es  gleich  anfangs  ...  un- 
proportionirt  am  köpf  ist  . .  .  zuletzt  völliges  verhältnisz. 
Herder  (ideen  zur  philos.)  13, 143;  wie  er  insbesondere  zu 
der  erwachenden  deutschen  litteratur  ein  Verhältnis  weder 
gewinnen  konnte  noch  wollte.  H.  Pkutz  preusz.  gesch. 
3,  224;  die  doppelverfassung  gewann  jetzt  das  heilig 
Pipinsche  reich.  Herder  5,  688;  das  bild  wird  bald  mehr 
ähnlichkeit  gewinnen.  Adelunu  2,665;  und  welchen  um- 
fang kann  die  traurige  aussieht  desselben  nicht  gewinnen  I 
Herder  (vo^n  geist  d.  ebr.  poesie)  12,  .333;  ein  solcher  an- 
schlusz  würde  vielleicht  einen  gröszeren  umfang  ge- 
wonnen haben  als  die  Welfenlegion.  Bismarck  ged.  u. 
erinn.  (21)  2,  75. 

rf))  daz  dir  . . .  kranc  würt,  so  snit  dirre  selben  biren 
eine  uf  und  is  ir,    so   bevindest  du,    daz   du   an  stette 
kraft  gewinnest.  Rulman  Merswin  v.  d.  zwei  mannen  9; 
wein  oder  wazzer  daz  sol  man   im  ein  wienig  geben  ze 
versuchen   gewinnet   er   douon    grosse   krafft  so   gib  im 
sicherlichen   mer.  Ortolff  v.  Beyrlandt  arzneibuch  7" 
(so  gewinnent  si  nit  gute  krafft  dem  leib.  58'^);  und  als 
pald  ich  das  geasz,   da  gewan  ich  wider  kreft.  Gregor 
dialoge  4,49;  vgl.  robur  capere  bei  Cholinus-Frisius  u.  a.; 
und  schencke  mir, 
dasz  ich  in  dir 
mag  femer  kraftl  gewinnen.. 

Simon  Dach  112  Österley  (no.  13) ; 

wenn  man  die  {würs  und  kraut)  kunstlich  ordinirt, 

zusam  sties,  prent  und  conficirt, 

so  gwfinen  sie  warhafte 

ein  solche  edle  krafte, 

das  man  die  dotten  mit  erwecket. 

H.  S.^f•^^i^  fabeln  m.  schwanke  4, 117; 

dämpffe  sie  (die  Sünden  lüste)  im  anfang,  damit  sie  in 
den  gedancken  keine  krafft  gewinnen.  Heinr.  Müller 
geistl.  erquickstitnden  (117)  194; 

und  lasz  die  schwachen  sinnen 

durch  wort,  erkänntnisz,  geist  und  müh 

im  guten  krafft  gewinnen! 

JoH.  Chr.  Günther  jred."''  47; 

genau  so  554.  783 ;  ähnlich  (bisz  die  zunge  krafft  gewinnt) 
805;  (bisz  die  beszrung  krafft  gewinnt)  118;  (wie  . .  .  das 
Sprichwort  krafft  gewinnt)  550; 

die  schlaffe  zeit,  damit  sie  kraft  gewinne 

durch  druck,   zu  stehn  von  neuem  ohne  krücken. 

Friedr.  Rückert  (geharnischte  sonette  58)  1,  35. 

e))  ein   stercke    gewünnen    oder   überkommen,    robttr 
capere.  Maaler  ISO*»;    wenn  im   hexameter  der  schmerz 
stärke  gewinnet.  Herder  (vom  geist  d.  e?jr.  poesie)  12,  33T ; 
wem  traumpt  in  dem  slaff  dabei, 
wie  er  in  grosser  armut  sei, 
das  bedeut  grossen  gewait, 
den  er  gewinnen  mag  manigvalt. 

Daniels  traumdeutungen  88  (s.  /.  d.  a.  48,  519) ; 

findest  du  nicht  auch,  dasz  deine  mutter  etwas  gereiztes 
hat  in   letzter  zeit?    da  gewinnen  Vorstellungen   leicht 
grosze  gewait.  Georg  Reiche  das  grüne  huhn  (2,  9)'^  159. 
/))  da  die  nacht  die  kürtze  gewan, 

der  tag  empfund  die  lenge. 

bergreihen  (5, 14)  14  Meier; 
das  edelste  ist  auf  der  erde  nie  ausgeführt  worden,  das 
reinste  hat  selten  bestand  und  dauer  gewonnen.  Herder 
(idee^iö,  6)  13,  195;  ähnl.  ideen  (ib,  5)  3,  3bT,  der  zweite 
theil  des  romans  hat  in  dieser  zeit  einigen  bestand  ge- 
wonnen. GöTHE  (an  Mar.  v.  Eybenberg  1809)  br.  20,366; 
die  vorarbeiten  zur  farbenlehre  .  .  .  waren  so  weit  ge- 


GEWINNEN  II,  2,  e,  ß  (ruhe  gewinnen)       6044 

diehen,  dasz  .  .  .  das  ganze  .  .  .  eine  consistenz  zu  ge- 
winnen versprach,  {tag-  und  jahr^shefte  1806)  werke  31,  259; 
sogar  bei  dem  landvolk  .  .  .  fangen  die  entstellungen  an 
consistenz  zu  gewinnen,  welche  von  allen  seifen  .  .  .  ver- 
breitet worden  sind.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  l,  27;  die 
spräche  gewinnt  immer  mehr  biegsamkeit  sich  andern 
ausdrucksweisen  zu  fügen.  Göthe  {Volkslieder  d.  Serben) 
46,  324 ;  wie  der  bach  die  lieblichste  krümme  durch  einen 
entgegenstehenden   fels   gewinnt,    {an  Kayser  1786)  7,  I66. 

g))  diz  ist  gesprochen  gemeinliche  von  den  tuginden, 
di  da  sint  gewünnen ;  aber  von  den  in  gezogenen  fugen- 
den sprichit  sanct  Augustinus.  Hermann  v.  Fritzlar 
s.  myst.  1,  181;  die  ...  blumen  ...  gewinnen  auf  den  höhen 
schätzbare  eigenschaften ,  welche  sie  in  der  tiefe  nicht 
haben.  J.  G.  Koni.  Alpenreisen  3,  2iid;  gewinnen  die  an 
sich  unwichtigsten  begebenheiten  .  .  .  Wichtigkeit  und 
grösze.  W.  V.  Humboldt  aufs.  ü.  d.  klass.  alterth.  145 
Leitzmann;  dadurch  gewann  er  {d.  griech.  national- 
Charakter)  in  der  ansieht  klarheit.  142;  überhaupt  würde 
die  schöne  abhandlung  Lessings  .  .  .  mehrere  bestimmt- 
heit  gewonnen  haben.  Herder  (ivie  die  alten  d.  tod  ge- 
bildet) 15, 479 ;  durch  vieljährige  literarische  Übung  ge- 
winnt er  sich  die  höchstmögliche  facilität  der  behand- 
lung  und  des  Vortrags.  Göthe  (leben  Napoleons  v.  W.  Scott) 
46,  233;  mit  einer  geschicklichkeit  verrichtet,  die  sie  im 
wachenden  zustande  weder  besessen,  noch  später  ge- 
winnen konnte.  H.  Zschokke  die  Verklärungen  (5.  neuer 
iverbungsversuch) ;  ich  hatte  durch  langjährige  gewohn- 
heit  allmälig  ziemliche  Sicherheit  in  beurtheilung  der 
frage  gewonnen.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  2,  285;  bagatell- 
prozesse,  wc  der  ungeschulte  junge  Jurist  wenigstens  eine 
Übung  im  aufnehmen  von  klagen  und  vernehmen  von 
zeugen  gewann,  l,  8;  Marx  war  von  höchstem  fleisze  und 
gewann  eine  Innerlichkeit  des  Vortrags,  die  ich  ihm 
zuvor  nicht  zugetraut  hatte.  Tu.  Storm  (es  waren  zwei 
königskinder)  5,  243 ;  diese  doppelgängerei  fing  nun  an, 
etwas  unheimliches  zu  gewinnen.  Stifter  (studien  1: 
feldblumen  l)  1,  81  Sauer. 

h))  domit  gewinnest  du  ewige  selikeit.  Johann  von 
Neumarkt  leben  d.  Jieil.  Hieronym.  69;  (ghewinnestu 
ewighe  salicheit.  ndd.  druck;  salus  tua  deus  erit); 

wie  man  die  Seligkeit  sol  gewinnen. 

bergreihen  (12,  1)  27  Meier; 
mit  solchem  trost  bin  ich  verwahrt, 
und  wil  das  heil  gewinnen. 

Simon  Dach  107  Österley;  ebenso  334; 
drum  jauchzet  das  vertraun  der  muntern  Pierinnen, 
die  stets  mit  deiner  wähl  ein  neues  heil  gewinnen. 

JoH.  Chr.  Günther  ged.'^  740; 

auf  diesem  angedeuteten  wege  die  heilung  zu  gewinnen. 
Göthe  (variatite  zu  dasz  der  jüngling  bald  wieder  herzu- 
stellen sei  wanderjahre  2,  5)  25,  2,  96  Weimar ;  dasz  die 
milch  und  die  molken  der  Alpen  .  .  .  eine  in  den  thälern 
nicht  erreichbare  heilsamkeit  gewinnen.  J.  G.  Kohl  Alpen- 
reisen 3,  240. 

i))  des  selben  glich,  de  unser  herr  der  keiser  hie  was, 
das  ich  tag  noch  nacht  nie  kein  rüw  gwan.  Henmann 
Offen  BURG  (1433)  s.  Basler  chron.  5,  235.  genau  so  S.  Dach 
337  Österley; 

hir  umb  wel  ich  kein  ruwe  gewinnen, 
ich  brenge  en  dan  zu  der  groisze  pinn. 

Alsfelder  passioiigsp.  224  Grein. 

vgl.  Geiler  v.  Keisersberg  sibe7i  tractat  6  4^  (gewinnet 
ein  mönsch  zum   dickren  mal   darausz   grösser  unrüw); 

darum  ob  ir  weit  gwinnen  ru, 
so  habet  fleisz  und  tut  darzu, 
das  ir  Teurdank,  diesen  hauptman, 
habt  gfangen  oder  sonst  weg  tan. 

Teuerdank  (95,  109)  Goedeke  s.  235; 
komm  und  lasz  die  müden  sinnen 
wieder  ruh  gewinnen. 

JoH.  Chr.  Günther  j7ed.*917; 

Münchhausen's  glieder  hatten  ruhe  gewonnen.  Immer- 
mann ikfüHcMartseu  6,  15;  fühlten  es  die  regenten,  dasz 
sie  nur  durch  licht  ruhe  gewännen,  nur  durch  Wissen- 
schaft ihren  ländern  ruhe  gäben.  Herder  (einßusz  d. 
regiertmg)  9,  341 ; 

und  selber  hatt'  ich  ruhe  mir  gewonnen, 
gekühlt  der  thateiidurst'gen  jugendgluth, 
und  war  geduldig  worden  und  besonnen. 

Chamisso  (Salas  y  Gomez  2)  4, 156 ; 


6045     GEWINNEN  II.  t,  e.  fl  (fnode  gvwinneB) 

be«iiert  von  neuem  Ji«  HlinlxlMrM 

drunter  wir  netren  und  mb«  Mwini 

Lm.av  linnged.  (f.  tugabe  tum  ».  tausend 
nr.  IM)  M9; 

bix  hier  im  dunklen  bauM  (Im  orabt) 
ich  ruh  und  raiit  fewann. 

Fhiühh.  RfcKiRT  (Korutn  gtM)  1,  7«. 

«))  unter  dm  lerlnndunyeH .  die  auf  gvmülakttiMfunfni 
tielen  {tgl.  ep.  59ö2/a),  üt  wiederum  die  fMrfldWiiüfMNf 
dfr  umrfreuliclmn  eiiidiUeke  kennzeichnend  für  dm  ntutnm 
util.  in  dem  neh  die  veibindungen  mit  luit,  fraude  u.  a. 
weit  verzweigen. 

a))  alle  di  wonnc,  die  alle  geiato  io  gewunnen.  predigt 
Hanee  de*  Karmelitern  luv  Zuehhold;  «llo  di  freud  und 
wunne,  di  ullc  oiinel  und  alle  heiligen  Ic  gewunnen. 
pred.  dtr  Nürnberger  Kckharthandechr.  bei  Joatea  «.  M;  er 
het  sonderlich  freud  daruon  gewonnen.  Aimon  W';  die 
froed.  die  alle  menschen  io  gewunnend  ald  lernet  mugend 
gewinnen.  Ki.sijkt  Sta«ikl  leben  d.  tehweetern  tu  Tuet  90; 
Bftlirhcr  rede  und  fUrnemens  gewan  der  kOnlg  froas« 
frcUde.  l*ontwi  u.  Sidonia  a«^; 

die  ItUnKin  drab  groas  freud  gewann. 

Teuertlank  (108,  M)  «M  Oetdcfet; 
darfon  er  frewd  Kewünne. 

H.  SACiirt  /ab.  u.  lehwänke  4,  41 ; 

äknl.  4, 74  (ob  der  aUnen  achewben);  es  ist  auch  an 
magisler  Mftller  keine  rechte  frcudv  zu  gewinnen.  A.  S tkhn 
die  letzten  humanieten  89;  frewd  und  lust  werden  si  ge- 
winnen; smcrtzen  und  aeuffzen  wenlcn  von  in  flihcn. 
Jon.  V.  Nki  MAiiKT  überaets.  d.  »Uiloquien  M  Sattler;  der 
gewAn  den  haldt  ein  lust  und  lieb  zcur  keuschcit  und 
wurd  sie  an  «peien.  Li'tiikh  (ptedigt  v.  im»)  u,  m  Weimar; 
das  man  lust  und  willen  darzu  hatt ...  wie  geth  ea  nucn 
zu.  das  man  die  lust  [möge]  gewinnen,  (predigt  in  die 
roe.nae  dorn.)  9,  6+4  Weimar;  und  gewinnen  selber  lust  und 
willen  zum  jagen.  Kykf  fhierbueh  Ae";  lust  und  liebe 
gewinnen  zum  gesolz  gottes.  Mattiik-sicb  leicketirtden  toi 

Loetche ;         i  •.        ... 

und  lasxt  sie  bei  gezeigter  pflicbt 
zum  iruten  trieb  und  lust  gewinnen. 

Jon.  Chk.  GCntiibr  ged.*  141; 

das  si  lust  zum  chestand  gewinnen.  LuTiiKn  {deudeeh 
ratechiemue)  4.401»'  Jena;  gewänne  er  einen  lust  solcher 
kinder  mehr  zu  zeugen.  E.  Ai.hkuus  ehebüchlin  Es'': 
und  er  lust  zum  weihe  gewan.  Kulenepiegel  Ds";  der 
brombecrslraueh  sagte  einsmahl  zum  gärtner  . . .  'es  sollen 
wohl  kftnigc  lust  zu  mir  gewinnen*.  A.  Olearius  Lok 
man«  J'aMn  [ti)  in*'; 

dnsz  er  tiic-b 
•olt  wenden,  und  ein  lust  gewinnen 
zur  schriffl.  ich  mein  er  ward»  wol  innen 

SciiKii>T  DedekhiHs  (JroManit«  4V  .Vitchtack; 

al«  trttnk'  er  lieb'  und  juirend,  der  eisgraue  mann; 
wohl  keiner  Je  aus  wasoer  solche  lust  gewann. 

GilBiL  (JMniutlieder :  v(e  küntg  Stgurd 
Älftonnen  troj)  a^,  196; 

so  redet  mein  verstand  mit  louten,  die  nicht  «ind. 
durch  deren  b(>i»piol  auch  mein  elend  trost  gewinnt. 

Jon.  CiiK.  GCmiiek  ged.-  47'J,  ebenso  706.  116«; 

erquickung  host  du  nicht  gewonnen 
wenn  eie  dir  nicht  aus  eigner  seele  quillt. 

GÖTHB  (Fautt  I)  1«.  88; 

kaum  gewinnt  das  gemiith  durch  den  anblick  des  ofncn 
meers  . . .  seine  frcihcit  und  heiterkeit  wieder.  W.  v.  HitM- 
iioi.HT  nufaiitze  no  Leitzmann ;  und  gewinne  dabei  daa 
verpnügen,  weniger  gesehen  zu  werden.  S.  v.  LaRociik 
frl.  V.  Sternheim  84  nettdr. 

/>))  Kinhart  und  die  Imma  .  . .  gewonnen  in  mitler  zeit 
«in  solch  liebe  und  nuigung  zusamen.  Zimmeri»che  chron, 
»,  !>29;  das  S.Johannes  über  den  kreis  zu  der  jungfrawen 
gieng  in  jr  halb  teil,  und  umb  fleng  sie  lieblichen,  und 
gewan  gros  lieb  zu  jr.  Lutiikh  6.  602*  Jena;  dem  c.xempel 
nach  sol  wir  auch  solch  lust  üb  brunst  gewinnen  ad 
dominum,  (pred.  über  Joh.  20, 11)  8«,  149  Weimar: 

so  wird  mit  last  der  kunig  girijr  innen 
gen  deiner  schKn  prinnende  lib  ^winnen. 

Paul  Scheue  Mei.isjsi!*  pMilm  40,6; 

vgl,  S.  Dach  (gewinnen  keusche  gegen-gunst)  140. 

wie  das  weib  Putiphars  gar  bald 
ein  brünstig  liebe  zu  ihm  gewan. 

Nicou.  Fait-CHUN  Joe^fh.  1.  prUog; 


)    6046 


GEWINNEN  \\,t.e.ß  (gcMhnuiek 

nnd  Witt  ein  lieh  m  dir  taerfaHM«. 
•e  Am  Jm  niil(b«ilt(  also  Trvnib. 

H<-MRiur  UtiiekindM  Urehiantu  4,  794: 

und  wilMnt,  lo  ich  Joch  wol  undenrilent  ettewaj;  natur 
lieber  adgamwi  zuo  irme  ordea  fsvlBOe.  Suolau» 
0.  ßasä  ma  Sdvmidti  ReUer  gewann  daidoidi  eine  auu«r- 
ordentlidM  soncifonf  sa  dl«Mm  manne.  K.  Ph.  Mokitz 
A»t9H  Btimr  (s)«9  Oeifer;  daas  die  frtfln  nrigang  so 
mir  gewinnen  kOnnte.  H.  Znchokk»:  die  ctrUänmgm 
eap.  1«:  immer  grtezerca  Wohlgefallen  gewinnt  ile  an  der 
tugend.  C  F.  Micych  AngU«  Borgim  m, 

e))  da«  er  gantxen  furaalx  gewan.  «r  wolle  an  derselben 
tugentUchen  Junkfrawen.  seiner  »weater.  begem  onmenaeb- 
Hohe«  laaten.  Jüiiann  v.  Nkcmakkt  Mm  de»  U.  Hitr» 
Hyrntua  (vortäte  gewan  nitdted,  druek;  fmod  ftm  eee«  ad 
iUieitm  . . .  imvikutet); 

H  aua  aber  der  gwaa  ato  laAiv 

kam  apat  kinaA*  gangen  in  gartaa. 

II  Hai  HM  /aMn  m.  tekwOmke  t.  WO. 

groe  «HTtr  «1«  gewinnen. 

die  «ftaeia  air  weektan.    4, »; 

gewunnent  so  groaaen  fli«  und  emest  amb  der  «tett«  nutx. 

TwiNOKIl  V.  KÖNIUMllüKKN.  jr.  d.  »tüdtrrhron    H,  SSI ;   da«  er 

doch  unter  der  mesz:  sich  wandele  unnd  vorlangen  ge- 
winne diazes  leslaments.  L(.'Tiir.ii  (eermom  v.  d.  gute» 
teerken)  9,  H»  Weimar;  darumb  gewan  er  «o  groeee  be- 
girdo  und  senen  noch  ir.  an;  wer  da«  wort  gotlet  erfcent 
und  ain  beginl  danO  gwind.  8.  Lott.kh  (ermakm.  m.  S.  ein- 
wohner  tu  Horb)  M  Qcttu;  und  begirde  tt  sterben  ge- 
winnen. Li'TiiKii  {iu  «piHd  8.  Mri)  ».MS  Weiwtmr; 

darduruh  «le  «in  verlaagSB  gwaaa, 
SU  sehen  den  learHfbin  mum. 

Tmurdank  (M,  IM)  Omdeke  t.  ttl ; 

davon  sie  das  herzeweh  und  Sehnsucht  «am  Vaterland 
gewonnen.  Luthkk  (an  Johann  Friedrich)  briefe  4.  SU 
De  Wette;  do  gewan  si  grosse  andacht  darzu  und  natle 
den  selben  namen  mit  rolher  seiden  auf  ein  kleines 
tUohlein.  J.  Meikh  vorrede  tu  EUUt8tmtel;AtM  ein  mensch, 
auf  solche  weise  anlas  und  trieb  gewinne,  fleissig  zu  beten 
BuTSciiKY  Fathmo»  78S:  unter  den  vielen  antrieben  die 
damals  Europa  gewann.   Hrrder  ideen  (so,  s)  4.  ao5; 

da  »prach  die  bebre  jongfrau:  'wae  klagt  ihr  niicb  an? 

da  doch  solchen  willen  ich  arm«  nie  gewann:  .  . 

ümaocK  üben,  der  Bmdntm  lf77 : 
das  wir  doch  einen  schmack  davon  gewinnen.  LfTiiKit 
(pred.  14»)  w.  575  Weimar;  ehe  ich  wiedemm  gesrhmark 
an  Ihr  gewonnen.  Hf.iu.k»  (v.gtuld.ebr.  poetiel)  w.nh. 
das«  das  pupplicum  gcschmaek  am  grossen  and  schAnen 
gewindt,  frau  ratk  an  Qötke  (M.  juli  1804);  geschmaek 
an  etwas  gewinnen,  prendre  go&t.  Schwan  I.74«*:  eben»o 
AuKi.CNu.  Campk  u.a.:  vielleicht  hatten  die  beamten. 
denen  die  nicht  getrunknen  weine  verblieben,  durch 
lange  erfabrung  schon  einen  zu  durchgebildeten  ge- 
sobmack  gewonnen.  Bismakck  ged.  u.  erinn.  l.as:  wie 
er  . . .  Interesse  an  den  dingen  gewann.  G.  v.  Omptroa 
derteremoiHieH»matef*iM:  gewann  intereeae  aa  nancher 
lei  lenten.  H.Hessb  Peter  Cuutennmd^  t»  (dugegtn  rgl 
was  ich  seit  langem  theilnahmlos  hatte  an  mir  vorbei 
streifen  lassen,  das  gewann  nach  dieser  nacht  plötzlich 
ein  . . .  Interesse  filr  mich.  W.  Raahk  alte  »eatmr  l.  oy.  t»; 
stücke  die  ...  wieder  einmal  ein  actuellee  intereeee  ge- 
winnen können.  Bismakck  ged.  u.  erimn.  i.  SU);  doch 
gewan  er  ein  hoffnung  xa  gott.  and  gedacht,  ich  wil 
beichten.  Lltiiek  (au/e  eoneil.  gern  Mantum)  C.  aoi*  Jena . 
gewinnen  sie  aus  dem  allen  eine  gewisse  bolfnung  tu 
gott  (cpwM  d.  propk,  Jeeaia)  i».  leo  ITeÜMir.-  eiMfer« 

den  kUdem  der  erinn'rnng  oMig's 

das«  sie  dir  neu«  boHnung  aoä  , ___ 

Fa.  S<-iiLSGaL  (.<4torra*  i,  t)  •■,  it;. 

d))  die  Verbindung  mut  gewinnen,  cum  liMingmeendung 
de»  mittetkoehdetttaeken  etiU  (tgL  tf.  a«^)  Iritt  kdd  gan» 
turüek;  netierding»  —  wUt  ifiilndiiili  ledilifawj  —  ist 
eie  rereinzelt  wieder  belegt:  und  do  si  mAt  gewan  das 
si  in  dis  kloster  w6lt  varen.  Elsbkt  Staoki.  leien  der 
aehweetern  rt«  Tuet  »;  aber  so  bald  Ich  ein  psalmen  odder 
Spruch  der  schriffi  für  mich  neme.  so  leuchtet«  and 
brennets  ins  hertz,  das  ich  ander  mut  und  sinn  gewinne 
LüTHBH  (^red.  über  Joh.  17.  l)  «8.76  Weimmr.  eieneo 
Lmurin  O»  Sekmde;  Teuerdetnk  (iie.  lOl)  Ooedeke  tM- 


6047      GEWINNEN  II,2,e./9  (leid  gewinnen) 

Hannibal  zfi  Capua  lag, 
sein  kriegsvolk  rü  und  wollust  pflac, 
pevvunnen  si  so  waichen  müt, 
das  iren  feinden  kam  zu  gut. 

JOH.  V.  SCHWARZENBERG  trOsUprUCh  UVl 

abgest.  freunde  21  Scheel; 
dabei  kam  ihm  der  tag  wieder  in  erinnerung,   an  dem 
er  hier  auch  herumgeritten  war,   um   sich  mut  für  den 
abschied  von  Lene  zu  gewinnen.  Th.  Fontane  (irrtmgen, 
tcirrungen  23). 

e))  auch  die  wendimgen,  die  eine  widrige  empßndung  — 
Unlust  oder  schmerz  —  zum  ausdriick  bringen,  gehören 
fast  nur  dem  älteren  stil  an;  neuere  belege,  mit  denen 
gewinnen  in  dieses  gebiet  übergreift,  zeigen  mehr  indivi- 
duelle Züge:  nun  gewan  si  ain  anfechtung.  Elsbet  Stagel 
(vgl.  sunde  gewan  Alsfelder  passionsspiel  293;  schuld  ge- 
wan Mu nK KR  schelm^nzu7ift  bT  u.  a.);  nun  gewonnen  die 
Behem  grosz  leid  und  Jammer,  aber  sie  mochten  das 
darmit  nicht  gewenden.  buch  der  liebe  {Mehisine  3l)  271"; 
wo  si  nit  hefftig  rüw  und  leid  über  ir  blindheit .  . .  ge- 
wünnen.  Judas  Nazarei  v.  alten  u.  neuen  gott  \,  ZT, 
dasz  du  reu  und  leid  gewonnen. 

Jon.  Chr.  Günther  tjed.-  196. 

«))  also  das  ich  gar  und  gantzlich  vergass  alles  des 
widermüttes  und  seres  das  ich  da  vor  ie  gewan.  Ei.sbet 
Si'Agel.59;  so  wirstu  gar  grosse  noht  unnd  arbeit  leiden, 
unnd  kummer  gewinnen,  hiich  der  liebe  {Melusine  15)  266" ; 
daruonderkeiser  grosz  leidt gewann.  AMno7te5'>;  ebensoQi'-; 

ein  grosser  schmertz  ist  zwar  ohn  alle  witz  und  sinnen, 
und  giebt  gar  übel  zu,  dasz  man  ihn  mag  gewinnen. 

Opitz  {Trojanerinnen  i)  1,  240; 
kurtz!  dieser  harte  stand  gewinnt  ihr  lauter  quaal, 
disz  einge  hertzeleid  kost  ihr  wohl  tausend  zähren  . .  , 

Jon.  Chr.  Günther  gedß hl2; 
für  all  mein  stolz  und  freud 
gewonnen  hab  ich  leid. 

Th.  Storm  (Elisabeth)  8,  196. 

/?))  und  ob  Goffroy  gesöndiget  und  miszgethan  hat  an 
dem  gottshausz,  das  er  verbrennt  und  verderbt  hat,  ge- 
winnt er  recht  rew,  als  ich  hoff,  buch  der  liebe  (Melusine 
41)275'';  und  machet,  das  die  jungfraw  in  grosse  sünde 
fiel  durch  seinen  willen,  darnach  gewunnen  sie  beide 
grosse  rewe  umb  jre  sünde,  und  was  jnen  leid,  das  sie 
die  Sünde  wider  gott  gethan  hatten.  Luther  6,  502»; 

desz  hi  und  dort  gewint  jr  rew. 

Sch WARZENBERG  tcuUch  Ciccro  127»; 
durch  solich  grose  ausgefüelte  lecz 
würt  petrogen  manch  ainfeltige  mecz, 
die  darnach  det  grose  nachrew  gewinen. 

H.  Sachs  fabeln  und  schwanke  5,  349; 

ebenso  (der  verlorene  söhn)  trag.  11,  213  Keller. 

y))  das  si  gedacht  das  si  ab  der  stat  niemer  lebendig 
kem,  und  hie  von  gewan  si  etwenn  forcht.  Elsbet 
Stagel  70;  da  erschracken  vil  menschen,  und  gewunnen 
gottes  forcht.  Jieiligen  leben  (U12)  2^  (Sanctus  Ambrosius); 
dazu  vgl.:  was  gewinnt  er?  furcht  und  last.  Jon.  Chr. 
Günther  ged.'^  80  u.  a.;  ebenso:  was  werden  meine  sinnen 
vor  gefahr  und  angst  gewinnen.  .306  «.  a.  (s.  sp.  6058); 
die  küngin  grosz  schrecken  gewann. 

Teuerdank  (101,  34)  Qoedeke  257 ; 
das  wir  nicht  blutsfichtig  würden  und  auch  einen  grawen 
gewunnen  menschen  blut  zuvergissen.  Luther  (pred. 
über!  Mos.  9)  2i,  201  Wei^nar ;  ein  ekel  darob  gewinnen 
briefe2,B93  de  Wette;  ja  auch  dein  hauszfraw  und  sun, 
ob  deiner  schnöden  gestalt  ain  entsitzen  und  grausam 
gewinnen  werden.  Schaidenreiszer  Odyssee  57";  ein 
solch  abscheuen  vor  dem  spielen  gewinnen  sollen,  als 
wan  sie  säu-milch  . . .  gesoffen  hätten.  Grimmelshausen 
Simplicisaimus  155  Kögel.  anders  gewinnen  mit  der  be- 
deutung  ersparen  in:  so  bab'  ich  obendrein  die  sorg' 
und  angst  gewonnen,  die  deine  kindheit  mir  verursacht 
hätte!  komm,  sei  mein  söhn !  F.  M.  Klinger  (Damokles  i) 
2,343.  vgl.  dagegen  sorge  gewann  bei  Simkock  Nibe- 
lungen 843. 

o))  wem  trawmpt,  wie  er  swimme, 

der  gewinnet  grossen  grimme. 

Daniel»  tranmdeutungen  414  (s.  /  d.  a.  48) ; 

darüber  gewann  der  neidische  könig  einen  hasz.  A.  Ole- 
ARius  persian.  baiim-garteii  (2, 14)  33»; 

w?r  mit  der  schickung  zanckt,  gewinnt  nur  zorn  und  höhn. 

Günther  1144; 


GEWINNEN  II,  2,  e.  ß  (verstand  gewinnen)      6048 

was  man  kan  triben, 
würt  es  zu  vil  gethan, 
man  gewinet  verdrisz  daran, 
uszgenommen  ein  dinck, 
der  heiset  junckher  Pfeningk. 

HER  MissENER  Junker  Pfennig  14  (nnlte 
2.  /.  d.  a.  48,  33) ; 

hat  sie  besorgt,  wenn  er  die  junkfrau  innen  wurde,  das 
sie  nit  villeicht  ein  verdrusz  ob  im  (dem  bauernburschen) 
gewunne.  Bebeis  facetien  deutsch  B  8*. 

3))  für  geistige  bethätigung  kamen  im  mittelhochdeutschen 
stil  nur  gedanc ,  künde  gewinnen  in  betracht  (sp.  5953) ; 
hier  setzen  vor  allem  neubildungen  ein : 

a))  si  gewan  kuntgchaft  etlicher  weisen  gelerten  hei- 
ligen gottes  frewnden.  Jon.  Meier  vorrede  zu  Elsbet  Sfagel; 
do  nun  die  .  . .  kuntsam  gewan  des  selben  heiligen  bruder. 
ebenda;  dasz  jederman  von  diesem  seltsamen  jungen  autor 
. .  .  kenntniss  gewinnen  wollte.  Göthe  (dicht,  u.  icahrh. 
3,13)24,177;  also  musz  man  kummen  zum  vatter  durch 
das,  das  man  ein  feine  liepliche  Zuversicht  zu  im  gewinne. 
Luther  (predigt  v.i522)  lO,  III  s.i63  Weimar  (v^L  Adelung 
2,  665,  der  diese  Verbindung  als  ungewöhnlich  kennzeichnet; 
vgl.  andererseits:  gewinnet  ein  argwöhn  das  tolle  arme 
nerrichin  zum  manne.  Luther  tischreden  437''  Aurifaber; 
sobald  sie  argwöhn  gewinnet  Butsciiky  Pa^/tmos  693); 
es  regnet  viele  tropfen,  ehe  man  einsieht  gewinnet, 
Stifter  (studien  i)  i,  274  Sauer;  sogar  die  Übersicht  eines 
ganzen  und  seiner  gliederung  gewinn  ich  meist  nur  auf 
diese  weise.  Varnhagen  denkwürdigk.  2^63  (vgl.:  denn 
es  zeigte  sich  mir  ein  reinlicher  platz  mit  bänken;  von 
deren  jeder  man  eine  hübsche  aussieht  in  die  gegend  ge- 
wann. Göthe  [dichtung  u.  ivahrheil  lO]  26,  366);  nun  aber 
wird  der  einsichtige  leser  .  .  .  sich  eine  ahnung  der  ernsten 
gefühle  gewinnen,  mit  welchen  ich  damals  Emmendingen 
betrat.  (18)48,102;  so  gewinnen  wir  die  empfindung,  als 
ob  wir  erst  eigentlich  zu  menschen  würden,  (maximen  u. 
reJlea;ionen5)i9,lii;  wie  ich  die  natur  betrachtet,  betrachte 
ich  nun  die  kunst,  ich  gewinne,  wornach  ich  solang  ge- 
strebt, auch  einen  vollständigem  begriff  von  dem  höchsten 
was  menschen  gemacht  haben,  an  frau  v.  Stein  (20.  12. 
1786)  Jr.  8, 100;  die  staatsrechtliche  frage,  um  welche  es 
sich  in  dem  conflicte  handelte,  und  die  auffassung  der- 
selben, welche  das  ministerium  gewonnen  und  der  könig 
gutgeheiszen  hatte,  ist  .  .  .  Bismarck  ged.  u.  erinn. 
1,  .303;  seitdem  hatte  man  in  Ruszland  ...  einen  ge- 
ringeren eindruck  von  der  damaligen  militärischen 
leistungsfähigkeit  der  revolution  sowohl  wie  der  deut- 
schen regirungen  gewonnen,  i,  75;  sie  hatte  .  .  .  beim 
korrigieren  einen  so  deutlichen  eindruck  seiner  hand- 
schrift  gewonnen.  G.  Reiche  das  grüne  Mihn^  303;  und 
so  gewann  ich  allmählich  eine  gewisse  Vorstellung  .  . . 
und  bekam  einen  .  .  .  einblick  in  die  geistige  internationale. 
H.  Hesse  Peter  Cainenzind^^  71;  wie  er  ...  in  der  er- 
leuchtung  einer  Sekunde  diese  erkenntniss  gewann.  G.  von 
Ompteda  der  zeremonienmeister^  225;  muszte  er  auch  eine 
völlige  Überzeugung  gewinnen ,  dasz  man  .  . .  wunder 
müsse  ausüben  können.  Göthe  (dicht  u.  wahrh.  19)48, 144; 
selbst  bei  näherer  durchlesung  werde  ich  diese  Über- 
zeugung nicht  gewinnen  können.  Bismarck  im  preusz. 
landtag  6.2.1868;  ebenso  ged.  m.  eWnw.  1, 150;  2,64;  da 
Guizot  mittlerweile  die  gewiszheit  gewonnen  hatte. 
Treitsciike  dtsch.  gesch.  5,116;  dasz  ich  nicht  weisz, 
wie  ich  überhaupt  diese  Sicherheit  gewinnen  kann. 
G.  Freytag  (verlorne  handschr.  i,  lo)  6, 184; 

wer  erinnrung  hat  gewonnen, 

kennt  verblühen  nicht  noch  scheiden. 

Hoffmann  v.  Fai.lersleben  {als  ich  Meieli't: 
lieder  singen  hörte)  2,  49 ; 

sie  musz  fort  über  den  berg!  als  sie  in  langem  grübeln 
diesen  entschlusz  gewonnen  hat,  hebt  sie  zum  ersten- 
mal wieder  das  gesiebt.  Ernst  Zahn  schattenhalb  (das 
mtittergöttesli)  (1904)  357. 

b))  und  jederman  sol  darvon  verstand  und  besserung 
gewinnen.  Luther  (pred.  üb.  2Mos.  3)  16,87  Weimar;  dar- 
durch  er  auff  geweckt  und  erleuchtung  gewan  zu  weis- 
sagen, (pred.  üft.  JbÄ.  17,  l)  28,  76 ;  das  Jacob  herr  wird, 
durch  des  weibes  glauben,  nicht  durch  den  heiligen 
man  Isaac,  und  gewinnet  so  ein  grossen  geist,  das  sie 
es  wagen  thar,  ob  Isaac  gleich  fluchet,  (pred.  üb.  i  Mos. 
27)  24,  475 ;  erst  lange  nachdem  der  kurze  Wahnsinn  des 


6049     GEWINNEN  If,  a.  e.  ß  (belehraofi:  Ke^°D«>) 


GEWINNEN  II.  t.  e.  /  (forti^aiig  gewinuai)    6050 


•nit«n  eindrucIcH  vorüber  wur,  gewann  icb  beiionnenheit 
genug,  der  band  den  meistert  ...  zu  folgen.  Wiklanu 
ijirutyp/p  s,  5)  S6, 44;  ich  werde  wiederkommen  . . .  wenn 
■ie  ...  baltung  gewonnen  haben.  Q.  Fhkyiau  («oU  u. 
Aa^en  8,  «)  4, 47» ;  gewann  frau  Lotte  ihre  volle  Mlbat- 
behermcbung  wieder.  G.  Rkickk  da»  jNIm«  AmA»*  tt7 ; 

o,  knnnt'  icb  doch  mein  raaiea  MhrM  labea 
uniUuitcbend.  wie  die  kläider,  von  mir  werfM. 
bMiniiung  mir  und  lilarbelt  mir  gewlaiMn, 
am  gans  zu  mId,  wm  icb  su  aela  begehre  I 

(iHii.i.PAH/ia  (Sappho  I,  4)  4*,  IM; 
dal  antohauliche,  pupuläre  der  fabel  gebt  hiemit  eines 
theils  verlobren;  der  IcMcr  gewinnt  indeas  feinere  he- 
leiirung.  Hkiihkh  {uratrtuU  Uütter  %,€i\tt,¥m;  Im  braut- 
Stande,  wird  die  auserwählte  die  letzte  ausbildung  ge- 
winnen. K.  L.Jahn  {dtuch.  rttlkttwn)  !,«»:  musz  man 
bei  den  perioden  verweiton ,  in  welchen  die  nation  die 
feinste  ausbildung  gewann.  W.  v.  HuMuoi.b-r  übträ.  Hom. 
altert.  S14  Leitxmann. 

r))  ohngeacbtet  der  lloiHzigen  abhandlungen,  die  wir 
über  sie  haben,  gewinnt  man  aua  ihnen  wenig  resultate 
fUr  die  dichtkunst.  Hkhdkk  (v.  yetut  d.  ebräücken  poe»U  t) 
18,  S48;  was  jede  reformation  anfing,  waren  kleinigkeilen; 
die  nie  so  gleich  den  grossen  ungeheuren  plan  hatten, 
den  sie  nachher  gewannen.  (at4(A  eine  pkiloa.  dtr  gneh.  l) 
6,  681 ;  wir  waren  ziiHammen  in  PUstum.  woeeUMit  er,  ao 
wie  auf  der  hin-  und  berreise,  mit  zeichnen  sich  auf 
dHs  Ihätigste  erwies,  die  herrlichsten  umrisse  sind  ge- 
wonnen. (iöTHK  (tto/.  rtiaet)  JM,  71;  Schinkel  . . .  wies  . .  . 
iHndüchnftliebe  federzeichnungcn  vor,  die  er  auf  einer 
reise  ins  Tirol  gewonnen  hatte,  [tag-  %*.  jahruhfße  ino) 
8»,  167;  da.s/.  die  Südländer  von  ihnen  eine  glücklichere 
technik  und  die  genauste  ausführung  von  norden  her 
gewinnen,  nuiu-itnen  u.  r^xionen  784  {QötJkaaekrißen 
81,  164);  die  venezianischen  epigramme  gewann  ich  un- 
mittelbar darauf,  (^a^r- u.  jiaArarA<>/te  1790)  81, 14:  wKr'  ich 
ein  reicher  mann,  trotz  meines  bruders  historischem 
pinsel,  nur  landschaften  gewann'  loh  mlrl  K.  Gutzkow 
ritter  vom  geUite  (3, 1)  8*.  1». 

v)  in  tmileti  vorkergthenden  frufftn  miAm»  im*  ««rAof- 
vulistantiva  an  dar  »tdU  d«$  otjjtet»  vordrimgtm  und 
können  beobachten,  mt  dtuth  di»  1lirb«lkr^/^  »oÜker  tttb- 
atantiva  die  bedetitungtmtrgit  von  gewinnen  vte(/a«A  bU 
tur  bloszen  syntaktiteken  JuntHon  kerabgtdrüekt  wird, 
durch  das  letztere  mrd  vor  allem  die  Verbindung  mit  un- 
persönlichen autrjecten  begünstigt,  die  /rüAteiHg  an  den 
fonneln  anegenge,  u^vart,  ort,  ende  gewinnen  tu  tage  tritt 
{vgl.  sp.  596S)  t«N</  in  ent* ^-eckenden  nerteren  Beendungen 
immer  mehr  nek  steigert,  für  die  beliebtkeit  aolcker  formet  n 
spricht  auch  deren  reicklieke  Verwendung  in  der  über- 
aeUungslitteratur,  too  die  vorläge  keinen  ankaltepunkt  bietet. 
0)  des  maiestat  gleicherweisz  aU  si  ni  bcginstnusz  ge- 
wan,  also  hört  si  nicht  auf.  Jon.  v.  Nkumakkt  übera. 
d.  aoliloquien  (SS  *tet«^  principium  numqiiam  kubuit)  81 
Saltler;  und  weil  er  einen  solchen  anfang  gewann  (das 
er  ein  kuufTinan  war)  wolt  er  auch  gesetze  und  lere 
geben.  J.  A(iiticoi.A  .'<';>n>Aio.  181^;  da  kUnheit  und  ir  ver- 
meinte stcrck  eben  einen  anfang  gewunnen  hat  ver- 
deutack.  d.  trostbücker  des  Petrarca  33*;  da  diese  friedens- 
handlung  ihren  anfang  gewinnen  solte.  Zesen  ver- 
Hchmähte  majestät  850;  codicilli  .  .  .  kurtze  testament, 
welche  zu  den  Zeiten  Lucij  Lentuli  Iren  anfang  ge- 
wonnen. Simon  Rot  teutaek  diet.C»^;  einen  guten  an- 
fang gewinnen,  bonia  initiia  ejcordiri.  Stiki.kk  8&4S:  an- 
fang . .  .  gewinnen,  prendre  {avoir)  eomm»ncement.  RoN- 
DKAU  8,  Uu3<';  ebe^iao  Schwan,  Adblunu  u.  a. 

8))  zaklreick  und  mannigfaltig  sind  die  teendungen,  die 
aiek  um  gang  und  deaaeti  compoaita  kier  gruppieren,  meist 
läazt  aick  die  besiekung  auf  ein  peraönliekea  subject,  wo 
dieae  i-ereituelt  auftritt,  als  seeundäre  enttcicklungiform 
an.tprec.ke}i :  ich  gewinn  ein  eingangk  zum  volck  .  .  , 
haftebam  mtUtum  populum  qui  aitdiebat,  est  oatium  ad  cor. 
LuiHK.K  {predigt  v.  l.">a+)  15,  G,Vi  ^\'eimar  {vgl.  dagegen  die 
belege  .*p.  ^nn^^:  damit  er  auch  in  auszbraitung  seiner 
lehr  desto  schleunigem  fortgang  gewinne.  Aumaham 
A  S.  Ci^iiA  auff  auff  ikr  ekriaten  {Wiener  netidr.  l)  18; 
dasz  solcher  mit  all  seiner  kriegsmacht  keinen  ferneren 
progresz  und  fortgang  werde  gewunnen.  &8;  die  jüngere 
brüder  sein  gemeiniglich  söhne  der  fortuuae,  aber  selten 


e» 


twtk 


oder  nie  gewiaiMn  ü»  einen  flBdudifMi  atutfanf. 
S<;ilUPI>  sekriften  ai>. 

a))  und  woUent  ir  mir  li«r  *a  helfen  so  wlrt  min 
•aohe  Tollen  fanok  ftwiaa«!.  Klisaürth  v.  Namau 
Huge  Sekappsl  4»  tr*  IMdt  das  d«r  luun  am  dritten  Isf 
wider  «einen  natarliob«!  fang  |»W(NUMII  onad  mr  fOhrMi 
auazgelnulTen  ist.  K.  WOrtz  iiMiirfai  hmtif  Ui',  4«r  ander 
ann  \dea  Ukeinsi . . .  fawinnet  ein  ftilieren  and  seolReren 
lauf.  Micvi.i.ua  flfare.  dm  Taeitus  {mmnmUmt,*  tmtior  rt 
pturi'i-:.  i>itii4^n»)$^:  damit  deeto  mehr  «eine  genau« 
ger<  liren  lauff  gewinne.  Abraham  a  8.  Cij^ra 

merrt.  a. 

fr))  denn  aunst  wird  das  hinderste  zu  förderst  . . . 
komen  und  ein  unglückseligen  gang  gewinnen.  L(;thkr 
{pred.  übert  Mo»,  lo)  I«,  14»  Weimtar;  SO  mBfMI  ei  jn 
selber  die  schuld  geben,  »o  et  den  krebafanf  ftvinnet. 
(estempel  e.  r.  ekrisÜ.  bisek^t.  «MtA«ii)  ■,  t^  Jtmm:  aber  ee 
fing  alles  xumek.  and  gewann  den  krebegang.  Aso.  kx.- 
BKRTINUH  landtsHhrtttr  <ht»mmn  4t; 

was  wir  saohea,  gwiad  eia  kiehagaaf. 

J.  Avaaa  ( VatmUm  m.  OrtMi) ».  UM  Maler. 

daae  aac  leb  eaek  eba  alh 

dM  MwtaeeblMi  Ibitgaag  i 

gewBssi  bei,  MI  aw  die  i 

amdhtgtrjmdmtsßiä  s. «  Amtra; 

den  der  beurat  seinen  wireUieben  fortgang  gewann. 
Ako.  Ai.BRn'tiNUM  landtsOrtser  Ousmutn  ¥n ;  dasz  seine 
liebe  einen  glücklichen  fortgang  gewinnen  .  . .  möchte. 
GniMMKiJiHAUMRN  Wieder  erstmmd.  Simflieim.  %  (l?tl) Mi; 
unsere  not  h wendige  bandlangen  gewinnen  ^nen  flgaeigero 
fortgang.  Butsciiky  PaMeioe  »4.  frOkseitig  ist  di«  Ver- 
bindung xur  formet  erstarrt:  dasz  der  kauff  nit  fargang ge- 
win möge.  Frankf.  urk.  v.  laos«.  Diekk.hhach  u.  WClckkr 
•19;  als  man  spricht  die  werent  handt  gewin  furgang. 
Rkuciilin  verdeutsch,  d.  l.  olgntk.  rede  t»  {ohne  anhält  im 
grieek..  und  mit  gewinnt  erfolg  von  Rel'chi.in  naektrüg- 
licA  erläutert);  doch  hat  mein  vorhaben  .  . .  keinen  fort- 
gang gewinnen  mögen.  Türkiseker  cagant  (laes)  U:  damit 
aber  die  attaqae  um  so  viel  schleuniger  ihren  fortgang 
gewinne,  g^mtgeit-nekmung  graf  TsektUg's  (1685)  18;  fort 
gang  gewinnen,  frendre  un  bon  train.  Schwan  l,74C*. 
vgl.  auek  RoNORAU.  AuBLUNO  u.  a.;  meine  arbeiten  ge 
wannen  fortgang.  Jacob  Grimm  (wieine  rwtfestnif)  U. 
sekriften  l,  87;  dem  gegenüber  vgl.  die  simmlieks  hiMumg 
der  formet  AeiGÖTHK;  indem  die  simmtlirhen  wege.  an 
dem  abhänge  nach  Ober-Weimar  zu,  von  hieraus  ihren 
fortgang  gewannen.  (</.  Luisenfest)  80, 888. 

d))  weil  an  im  «oll  das  woadar  geechaheB. 

ao  khumb  und  las  bbbs  soleaaueb  eabaB. 

wie  ••  mit  im  eia  BHguac  ffwiall 

PrrKH  Paoarr  (eMaOtoe.  mad^iiknun  wt) 
•  Knkkr: 
was  für  ein  ende  unnd  ausxgang  ea  gewinnen  möge. 
MoftcHEROScit  insomnis  eure  pmnmt.  98  Pariser;  was  es 
mit  solcher  studenten-lost  letälieb  vor  einen  augang  ye 
winnet.  Scnocu  komtödi«  v.  studentenleben  78;  ebenso 
i.  B.  Schupp  seKiifhn  sei;  bindemisse  und  beschwer 
lichkeiten  ...  die  aber  alle  glücklich  überstiegen  werden, 
und  einen  aasgang  gewinnen.  Lessinh  (theatral.  bibi.  t) 
6^  36;  einen  ausgang  gewinnen,  fimiri.  Stkinbach  8,  locn: 
efreiiw  Frisch,  Hedrrich.  Rondkau.  Schwan,  Adf.- 
I.UNO  tt.  a.;  ein  böser  anfang  gewint  einen  bösen  ausx- 
gang. Prtri  d.  Teutschen  teeissh.  St^;  einen  bösen  aus- 
gang gewinnen,  contra  voluntatem  evenire.  eadert.  extdere. 
Stikler  SMS;  traurigen,  schlechten  aosgang  gewinnen 
frei  Camps  und  Adkuuno;  solchen  aosgang  gewann  meine 
badegesobiohte.  Immbrmann  {der  emmsrml  u.  d.  spmimm 
bule)  8,9*  Hemipd:  guten  ausgang  gewinnen,  ad  optato» 
evenlH»  proveki.  Stielbr  SMS;  wird  es  auch  einen  guten 
ausgang  gewinnen?  Chr.  Weise  Mmsmmiello  (8.14) es;  tu 
der  tragödie,  die  einen  heiteren  aosgang  gewann.  Immer- 
mann (IfttNcAAnMeeN.  «mAon^)  4,  146  Htmpel. 

8))  Netc»  ausgang  gevrinnen  ist  umier  dmt  btdeuttmgs- 
verwandten  nur  noch  ende  gewinnen  bevortugt:  was 
aber  solche  heiraht  für  einen  auszschlag  gewinnen,  dasz 
gibt  die  erfahrung  zu  erkennen.  AKoiitit!«  Ai.kkrtinus 
AaMli|wfiwj>  6 (tan),  t?^;  einen  solehen  jämmerlichen  aus- 
aeblag  gewan  ee.  mit  diesem  Machiavellischen  fürsten. 
BuTsciiKY  nifAiMOJt  687 :  und  gewinnet  in's  gemein  ihre 
bei  dem  fürst  habende  gunst.    selbigen  ausscblag.  j4&; 


6051      GEWINNEN  II,  2,  e,  7  (ein  ende  gewinnen)  GEVJIHNEN  11,3, a  (Vorläufer  d.abs.  gebrauches)    6052 

du  bist  ein  beginstnusse ,  das  nie  angehebet  hat  und 
ende  nimmer  gewinnet.  Jon.  v.  Neumarkt  leben  d.  heil. 
Hieronym.  88;  eras  et  finis  et  principium);  alinl.  114  (das 
nicht  endes  hat  und  nimmermer  gewinnet). 

a))  und  gieng  heim,    da  gewann   die   liebe  auch  ein 
end.  Frry  gartengesellschaft  (89)  106  Bolte  ; 


also  die  unfallisch  sach  gwann 
ein  end,  wie  im  urteil  ist  bstimt 
und  man  in  gerichtshündeln  tindt. 

Teuerdank  (111,  43)  Goedeke  n.  282; 

wie  man  ein  ding  angreifft,  so  gehets,  unnd  so  ge- 
winneds  ein  end.  Petri  der  Teutschen  iveiszheit  LH  7"; 
alles  nur  ein  spil  ist :  welches  endlieh  ein  ende  gewinnet. 
BuTSCHKY  hochd.  kanzellei  2,373;  dasz  sich  auch  ein 
einiger  spihlkampf,  eh  er  ein  ände  gewünnen  konte, 
zimlich  lange  verzohg.  Zesen  Adriat.  Eosemund  2, 102 ; 
dasz  dise  verdrühsliche  nacht  nimmer  mehr  ein  ände 
gewünnen  würde,  i,  66;  es  scheinet  aber  dasz  dieser 
ewige  friede  ein  end  gewinnen,  und  der  betteldantz  im 
römischen  reich  und  anderswo  wieder  angehen  werde. 
J.  B.  Schupp  Schriften  382; 

ach,  elend-teütsches  land,  wan  hat  man  doch  zuhoffen, 

dasz  die  gemeine  straf,  die  iederman  betroffen, 

ein  end  gewinnen  werd?  ei  komm,  gold-währter  frid! 

Jes.  Rompler  (an  Johann  Risten)  erstes  (/ebiisch 
d.  reim-getichte  161; 

darümb  der  Egypter  grausame  tyrannei  wider  die  kinder 
Israel  brechen  und  sein  ende  gewinnen  würde,  dieweil 
sie  auffs  höheste  komen  und  getrieben  were.  Luther 
(predigt  über  2  Mos.  2)  16,  26  Weimar; 

denn  wir  wissen  noch  nicht,  welch'  ende  die  sache  gewinnet, 
ob  wir  mit  glück  oder  unglück  jetzt  in's  Vaterland  zögen. 

Fr.  L.  V.  Stolberü  (llias  2,  247)  verke  der  brüder 
Stolberg  11,55. 

b))  ich  sal  uch  wol  begaben  ir  hant  zu  male  einen 
gutten  anefang  gehabt  nu  beschaffent  das  ir  auch  ein 
guttes  ende  gewinnent.  Elisabeth  v.  Nassau  Hjige 
Scheppel  aiV^;  hingegen  aber  gleich  wol  der  damahlige 
palästinische  krieg  .  .  .  auff  des  königs  und  der  Hebräer 
Seiten,  ein  glückseeligs  und  erwünschtes  end  gewonnen. 
Grimmelshausen  meder  erstandener  SimjtUc.  3,476; 

so  auch  was  solcher  mensch  thut  und  begint, 
dasselb  allzeit  ein  glücklich  end  gewint. 

Ambr.  Lobwasser  psalm  1  A  2'' 

(prosperabuntur ,  das  geret  wol,  wird  ihm  gelingen. 
Luther);  ein  guter  anfang  gewint  gern  ein  gut  end. 
Henisch  1601;  dasz  der  Masaniello  in  seinem  lebens- 
lauffe  zwar  einen  unglückseligen  ausgang,  gleichwol  aber 
dieses  schau-spiel  ein  glückseliges  ende  gewonnen  habe. 
Chr.  Weise  Masaniello  (nachrede)  146  Petsch. 

c))  wo  es  der  nicht  thutt,  so  mags  wol  angehaben 
werden,  aber  es  wirtt  kein  gutt  ende  gewinnen.  Luther 
Corinth.l)  12,141  Weiinar;  es  würde  kein  guhtes  ände 
gewünnen.  Zesen  Adriat.  Rosemxmd  2,  73 ;  deszhalb  desz 
concilium  zu  Basel  ain  besz  end  gewan.  ain  wunder- 
parlich  ding,  disz  concilium  hett  ain  frölichen  anfang  und 
ain  traÄrigen  auszgang.  Knebel  chronikv.  Kaisheim  264; 
es  wird  ein  schlecht  ende  gewinnen,  it  will  iake  an  eril 
end.  teutsch-engl.  lex.  2  (1716),  773/4;  das  werk  hat  ein 
schlechtes  ende  gewonnen,  l'ufaire  a  mal  rhissi  . . .  RoN- 
DEAU  (1765)  Uu  3'ä;  ähnl.  Schwan  (i783)  i,  746\ 

d))  dankbar  sein  musz  ich  dir  mehr 

,  als  dich  schelten,  denn  du  öffnest 

mir  richtsteige,  worauf  eher 
ich  der  ruhe  ziel  gewönne. 

A.  W.  Schlegel  (Calderons  stavdh.  prinz  2) 
span.  theater  2,  82. 

o)  wenn  das  verbum  in  der  Verbindung  mit  verbal- 
kräftigen Substantiven  sich  dem  hülfsverb  nähert  (s.  sp.  6049), 
so  hält  es  doch  in  der  Verbindung  m.it  inßnitiven  ivieder 
eine  grenzlinie  ein,  es  %cahrt  dem  inßnitiv  durchweg  den 
Substantivcharakter. 

l))  dagegen  sjnicht  eine  in  der  älteren  spräche  viel 
beobachtete  form  der  Verbindung  zu  thun,  zu  schaffen 
gewinnen  nur  scheinbar,  in  ivirklichkeit  beruht  sie  auf 
der  ellipse  eines  bedetitungsschivachen  objectes  (etwas  zu 
thun  gewinnen)  oder  auf  der  verschiebxmg  des  substan 
tivischen  viel  zxim  adverbium  (s.  3,  a) :  und  ob  er  mit  einem 
burger  oder  ...  ein  burger  . .  .  mit  jm  zuthun  gewönne, 
das  er  sullichs  hie  am  statgericht  aussörtern.  Ordnung  f. 
d.  atadtschulmeister  zu  Qerolzhofen  iWo  s.   JoH.  Müller 


samml.  pädag.  sehr.  13,280;  so  die  kön.  w.  mit  jemand 
zu  thun  gewänne,  einung  zwischen  Ungarn  und  Baiern 
1497  s.  landtagshandl.  \\,  23  Krenner;  hie  werden  wir  zu- 
thun gewinnen.  Fi  sc  hart  Gargantua  405  neiulr.,  ebenso  155. 
donoch  fflte  es  sich,  daz  der  künig  zu  schaffende  ge- 
wan und  usser  landes  ffir.  Twinoer  v.  Könicshofen 
s.  dtsch.  städf echron.  S,2SS;  so  gewinnest  du  so  vil  zu 
schaffen  mit  brüderlichem  dienst.  Eberlin  v.  Günzburg 
2,  130  Enders;  dasz  ich  mehr  damit  würd  zu  schaffen 
gewinnen,  dann  sonst  mit  meiner  ganzen  sachen.  Luther 
briefe  2,  512  de  M'ette;  da  gewinnen  denn  die  propheten 
allererst  zu  schaffen,  mit  dem  zaghafftigen  ungleubigen 
volck.  (ausleg.  d.  proph.  Habacuc)  3,  241"  .Jena ;  ähnl.  3,  443* 
(mit  deutelei  zu  schaffen);  so  wirstu  wol  so  viel  zu 
schaffen  gewinnen,  (deutsch  catech.)  4,  408'^;  gewinnet  vil 
zuschaffen  mit  den  brüchen.  Mich.  Stifel  die  cosz  Christ. 
Rudolffs  259* ; 

der  clostermünch  und  auch  der  schaffen. 

wir  gwünnen  sunst  gar  vil  zu  schaffen 

mit  in.    J.  Wickram  (narrengieszen  3)  6,  133  Bolte; 

wenn  die  (7nrn-)schalen  schier  durchgeboret  ist  ...  gib 
gut  achtunge,  dasz  dir  keine  spreiszlein  ...  in  die  holen 
desz  hauptes  fallen  . . .  würdest  auff  ein  newes ,  nicht 
ohne  grosse  gefahr  zu  schaffen  gewinnen.  Fel.  Würtz 
practica  der  wundartzney  158. 

2))  zähe  hält  sich  der  substantivcJiarakter  da,  ivo  der  in- 
ßnitiv als  object  anzusprechen  ist,  sowol  in  losen  wie  in 
engen  Verbindungen,  bei  passiver  und  bei  activer  action.iart : 

a))  daz  ir  warnement,  waz  er  von  üch  wil,  wenne  er 
sinen  ingang  haben  wil,  daz  er  kein  vertriben  von  üch 
gewinne.  Heinr.  Seuse  (grosses  briefbxich:  8.  brief)  431 
Bihlm^yer ;  ich  gewinne  das  auslachen.  Wesenigk,  vgl. 
oben  .<ip.  5974; 

wenn  er  auch  .  . .  beschv/örer  aufrief,  zu  gewinnen 
vom  aufgebrachten  schatten  sein  verzeihen, 
auch  eine  grunze  nur  des  rächens. 

GüriiE  {rnonolog  aus  Byrons  Manfred)  3,  208 
(to  compel  the  indignant  shadmirs  to  depose 
her  wrath). 
b))   indem  die  kiele  nächet  zu  dem  holgen  land, 

die  encher  wir  üsz  warfend,  das  scnif  gwan  sin  bestän. 
Felix  Faber  pilgerbüchlein  322  Birlinger; 
also  hastu  nefinerlai  beulte, 
darauf  man  p5se  weiber  pleutte, 
welche  geneschich  sint  und  faul, 
verlogen,  druczig,  p6s  im  maul, 
die  thfint  mit  iren  stolczen  sinnen 
nichs  dran,   den  maulpliren  gewinnen. 

Hans  Sachs  fabeln  n.  schwanke  4,  133; 

faren  einhin  mit  stoltz,  und  pochen  auff  jre  macht,  ge- 
winnen aber  auch  zu  letzt  das  krawen  im  nacken. 
Luther  (v.  krieg  tvider  d.  Türeken)  4,441''  Jena;  ißh  ge- 
winne das  . . .  beutel  ausleeren,  borgen,  verHeren,  kratzen 
hintern  obren,  zusehen,  zusetzen.  Wesenigk,  vgl.  oben 
sp.  5974  (vgl. :  läszt  diese  feindin  nun  . . .  nichts  als  die 
flucht  gewinnen.  J.  C.  Günther  ^ed.^  803);  von  dem  bilde, 
das  Professor  Denger  geplant,  hatte  sie  nach  seinen 
Worten  kein  greifbares  erfassen  gewonnen.  G.  v.  Ompteda 
der  zeremonienmeister^  132. 

3)  der  absolute  gebrauch  und  seine  Vorläufer. 

a)  tcie  leicht  die  Verbindungen  mit  hedeutungsschwachen 
objecten,  die  mehr  für  das  syntaktische  gefüge  als  für  den 
Vorstellungsinhalt  ins  gewicht  fallen,  durch  functionsver- 
."Schiebung  oder  durch  lautliche  Verkümmerung  zum.  ab- 
.sohlten  gebrauch  überführen,  ist  eben  (2,  e,  ä)  an  einem 
sinnfälligen  beispiel  gezeigt  worden,  in  der  ganzen  grupjie, 
die  für  den  mittelhochdeutschen  stil  noch  wetiig  bedeufung 
hatte  (vgl.  sp.  5939.  5956),  hat  die  neuere  spräche  ungewöhn 
liehe  fortschritte  nach  seilen  der  eniioicklung  wie  auch  der 
Verbreitung  zu  verzeichnen.  haupt,<)ächlich  sind  die  neue- 
rungen  hier  an  das  vordringen  des  begriffs  des  erwerbs 
geknüpft. 

«)  dies  kennzeichnet  sich  schon  durch  das  ungewöhnliche 
anschwellen  der  Verbindungen  mit  quantitativen  bestim- 
mungen  als  object. 

l))  charakteristisch  .ist  die  Verbreitung  sowohl  als  die 
entu'icklung  der  Verbindung  viel  gewinnen. 

«))  sie  zweigt  vom.  geschäftlichen  begriff  des  erwerbs  ab  .- 
vt  sciam  lucri  quan tum  factum  sit,  wie  vil  man  gewünnen 
hab.  Cholinus  Frisius  (l54l)  .'^.24" ;  genuit  so  Frisius 
dict.  (1556)783*;    nu  ists  aber  billich  und  recht,,   das  ein 


0053      GEWINNEN  Il.s.a  (viel  irewlnnen) 

knuffman  an  leiiier  wahr  m  viel  gewinne,  da«  leina 
kost  bexalel,  «eine  muh»,  erbeit  und  fahr  betonet  werdt*. 
Lu  rilKM  (f.  kaufahandlung  u.  icurhtr)  \h,  9M  HVinuir; 

daniit  wlrt  mann  nit  vli  ftwinneo, 
und  niA«s  ein  (rot«  fftt  Mid  anrianM. 

V.   Ai.MRHt»  pratupt«  riUn  too«; 

gant  ähtU.  S.  Dach  iio  ÖaUiUy:  viel  gewinnen,  mmxjmhin 
tfitafftlum  facfrf.  Stkinmacii  >,  imw,  «nkriMO  Hkukhicm ; 
viel  ^(fwinripri,  tiugittr  {pioßttnr)  i  mh  iMfMt.  RonukaU 
K,  llu3'';  r/;»-»)*«  Schwan,  Adki  ino  h.  «..-  «A»/.  Kmamkh 
t,  97"  (so  viel  icewoiinen  liahcii,  daan  er  .  .  .  darvon  leben 
kOnne);  wo  vi«<le  nianiifiictiiren  blühen,  da  muai:  viel 
fewonnen  werden,  (^iidmki.  i.  «in;  daitz  er  JMhrlleh  »o 
viel,  uIh  der  hof  etwa  zur  heuer  thun,  oder  alN  ein 
ileiaziger  beHitzer  demtelhrn  ohne  Intterien  und  karkaen 
darauf  gewinnen  kan,  /.um  )>chuf  seiner  «rhuldigen  ab' 
gaben  und  der  gläubiner  aufbringen  muM.  MAmkh  pmtri«t. 
yhant.  8.  i\h. 

b))  damit  ktmzrn  »irh  vrrrintelt  andnr  betlettfung» 
riehtungm  von  gewinnen.  #o  nndhlirh  dir  htsiehnng  auf 
daa  apifl  (deas  morgens  spilet  er  wider,  gwint  wider  so 
vil  als  er  vor  hatte  gewunnen.  M.  Stiff.i.  rfi«  eot»  tUB^; 
•in  Spieler,  gegen  welchen  nicht  verloren  tu  haben, 
schon  UbernuK  viel  gewonnen  ist.  Sciiii.i.kh  [wojähr.kr.l] 
H,  IW)  uud  dfr  bergmänniarlif  begriff  fArdem  (artr.  .  .  . 
sovil  XU  gewiiiRpn  tirür.  r.  i/uw  *.  nxl.  dipl.  SiUa.  St.&M. 
hfmerktitniftrt  tat  die  einkleidung  einea  peraönliehen  objerta 
in  unsere  roHertivform :  wan  er  .  .  .  sein  hergebracht 
voick  verlöre  ...  so  gewUn  und  brecht  er  /.wirent  als 
vil  zuwegen.  Aitnon  e  l**. 

c))  die  eigentliche  entteirklitng  »etxt  jedoch  am  über- 
tragenen gebrauch  an.  att  dieatm  nimmt  hier  vorUber- 
gehend  auch  die  heziehung  auf  kämpf  und  atreit  theil :  Ich 
habe  für  den  Horar.  schon  viel  gewonnen .  wann  der 
dichter  von  der  liebe  singen  darf.  Lkshimo  (rettungen 
d.  H.)  !>',  2M3;  so  viel  er  auf  der  »eite  des  dichtere  ge- 
wonnen hat.  so  viel  hat  er  auf  der  seite  des  ehrlichen 
nmnnes  verloren.  27i;  es  wird  .  .  .  darauf  ankommen,  ob 
die  einfuhrung  der  Ihirrc  in  der  fabrl  wirklich  wunder 
bar  Ist.  ist  sie  es,  so  hat  Broitinsjcr  viel  gewonnen;  ist 
sie  es  aber  nicht,  sn  liegt  auch  sein  ganzes  fabclsystem 
mit  einmal  über  dem  häufen,  (r.  gebrauche  der  thiere  i. 
d.fabel)  7^+W;  icli  verlange  mit  der  fortsclxun;;  dieses 
Streits  das  publicum  nicht  zu  belttstigcn.  es  hat  beede 
theile  gehUrt,  und  kann  nun  richten,  ich  kann  nicht 
viel  gewinnen  und  nicht  viel  verlieren,  der  aussprach 
maK  ausfallen,  wie  er  wolle.  Mr.  (ü.  d.  Dtuchiache  beurt. 
d.  liebeagoftett)  Si»  Satter :  ich  suchte  sie  mit  sich  selbst 
. . .  zufrieden  zu  stellen,  und  gewann  doch  so  viel,  dasz 
sie  .  .  .  vergiittgt  aussah.  S.  v.  1.,a  Rociik  frl.  v.  Sternheim 
t2\ :  ebenao  109. 

die  meiaten  iifierfragungen  jedoch  gehen  t-oii  dem  begriff 
dea  erwerbs.  der  bcsilznahme  rtr*.«.- 

Ober  sie  raget  die  luR:  die  so  viel,  als  gegen  die  erde 
leichter  wiegt  das  gewiaaer,  an  last  vor  dem  Teuer  gewinnet. 
\'üs.<<  Ovid  (»rhöfi/nng  Vi)  1  (1790J,  6  (tanto  e*t  oiirronor), 

schau  seeMns-voile  nacht'   wie  viel  du  mir  gewonnen. 

doch  kIbudc  di»7.  <lal)«i,  dn  komni.it  mich  hoch  zu  atenn. 

Jon.  Ciia.  OrNTURK  fffit.t  ttt; 
die  leint  wird  dem  dichter  stumm, 
der  cirt^kcl  dem  Kuclide«  krumm, 
so  bald  die  letzte  »tunde 
den  lei>ens-eeiger  leer  {remacht,  .  .. 
so  viel  gewinnen  nun  die  nkchte, 
die  daa  studiren  frisat.    £10: 

er  war  nun  docli  auf  einmal  in  eine  neue  weit  vereetst, 
und  hatte  gegen  seinen  aufentlinlt  in  H  .. .  immer  erstaun- 
lich viel  gewonnen.  Monn/.  Anton  Rei-ter  (4)399  Geiger; 
und  es  ist  schon  dadurch  viel  gewonnen,  dasz  kUnftige 
gelehrte  zu  einer  kcnntnisz  angeführt  werden,  von  der 
sie  .  .  .  keine  .  .  .  begriffe  würden  gehabt  haben.  GKnsTKX- 
nKH(i  (Otter  J.  Aug.  Krne.<tfi)  litt,  denkm.  1«,  a.  199;  GöTMR 
(anfrau  v.  Stein  i'7V)  br.  ♦,  13.5; 

viel  gewinnt,  wer  wcnifr  heischt, 
viel  gehoIR,  ist  viel  gulüuüclit  .  .  . 

MosBMiiAi.  (im  ein  albunt)  6.  133   tt'eücn; 

sie  hatten,  ein  jeder  in  seiner  art,  so  viel  erstrebt,  jeder 
hatte  so  viel  gewinnen  wollen,   und  als  almosen  wurde 
ihnen  das  herz  dieses  kindes  gegeben.  W.  Raahk  hunger- 
jMator  3,  cap.  7. 
IV. 


GEWINNEN  II.  s.  a  (mehr  gewinnra)      6054 

rf))  Am  ütmm  fltsiinefw  fiirmmek  verliert  «ieA  am» 
gefiihl  für  die  ettheüintMtehe  J^meHm 
leifhteaten,  und  mit  dem  überfamf  ämmUtf 
entteiekett  aiek  am  ftwimiM  ü*  ktimktm§  proeperare. 
erfolg  haben,  vorthcU«  «nlelen:  iah  rteilM  dtm  spitz 
rondigen  Plalo  (der  eo  vil  dabei  gewinne,  wenn  er  m 
weniger  wftre)  su  keinem  geringen  verdienst  an,  imm  . . . 
WiKiJkNi)  (i4m6>p  1,19)  S4,  117;  wie  viel  gewinnt  der 
maier.  wenn  er  mir  ein  gemilde  hinstellt,  wofOr  ich 
den  Spiegel  in  mir  habe.  K.  M.  Ki.i.<««ki(  (</<>  tu-illingt  t,  \) 
1,4;  von  meiner  reise  in  die  Schweiz  hat  die  ganxe  dr 
oulalion  meiner  kleinen  individualitil  viel  gewonnen. 
GöriiK  («M  Ä.  L.  Kmrath)  kr.  t.  SM  (rgl.  bat  bmIm  f« 
sandheit  viel  gewonnen,  t  9.  I79S}:  •cbon  habe  ich  vM  in 
meinem  Innren  gewonnen,  schon  halw  ieb  tri«!*  M«en  auf 
denen  ich  fest  hielt,  die  mich  ungiacklieb  naabten  hin 
gegeben  un<l  bin  um  vieles  freier.  GAtiib  (mi  /Wm 
r.  Stein  l'tr?)  briefe»,  tu.  es  ist  gewisz.  daaa  eia*  ■■illOllf 
•ehr  viel  gewinnt,  sobald  ich  weisz,  dasz  irgend  jemand 
davon  überzeugt  ist.  NovALia  (/rmfmemte)  l.  IS5  Meittnmr; 
die  Oper  Cosa  van  Tutti . . .  soll  in  Weimar  ao  •ehr  Tlel 
dareb  den  verbesserten  lext  gewoBBMi  haben.  /Wm  rttk 
(an  GtUhe)  t,  t&  KMer;  sie  hat  danih  ü^tm  wähl  Tial  b«i 
mir.  und  dem  gantzen  pupplieom  ftweaiiWI.  (an  Q90te  ITMI 
«,  t&;  Wieland  gewinnt  viel  bei  dän  pdMw  dadonb.  and 
ich  verliere.  GAimk  \nmch  heridtt  4.  J.  FekUmH^  IMM*- 
jmhrb.  t.  3MS ;  das  jeder  form  . . .  sieh  sanft  anaohWahcnde 
. .  .  Wasser  wird  dem  ange  des  l>Ud«ldaa 
zarteste  finger',  der  durch  den  wiadanshi 
an  . . .  Zauber  und  lieblichkeit  viel  gewinnt.  Hbrmui 
(plaatik)9,lt;  diese  t>ekundungen  gewannen  durch  die 
Vernehmungen  der  köehin  . . .  viel  an  wabncheintteb' 
keit.  Gkoro  Rkickb  dm»  §rQm  ktüm  (fl,  la}"  IM. 

«))  dieae  veraehiebting  tum  mäptrUt 
anmlege  bildungen  gekenmmtkmet: 

dacht  gar  mit  atoMtlgea  eianea. 
mit  meiiD  haatwerck  nsir  genieg  tm 

Han«  SacHf  /abetn  m.  irOwiatr  t,tm; 

ich  zeichnete  und  arlnsitete  für  einen  Juden,  und  gewann 
genug  dabei.  Götiir  {Henfcnuto  Cellini  i.siM.n;  in 
meinen  äugen  haben  sie  unendlich  durch  diesen  ver 
lust  gewonnen.  Lc.oaiNt.  {itinna  v.  AamAe/M  &.  91  x',  949; 
sie  hatte  geweint,  und  wenn  weiche  personen  dadurch 
meist  an  anmuth  verlieren,  so  gewinnen  diejenigen  da- 
durch unendlich,  die  wir  gewöhnlich  als  stark  und  gefaxt 
kennen.  Qöthk  (ieaAlw>nwiid<acA<^/>eii  t,  n)  I7,  ist. 

/))  ein  tteiterm  awyaie  /Ur  die  veraehiebun^  tum  ad 
verbium  liegt  in  formertieiln  MWfSW  «n  viel,  die  die  eekmm- 
dende  »ubatantirfunctiom  ySr  imttulere  fülle  feetkmlten: 

doch  glaabe  keiner,  dasx  mit  allem  si 
das  ganze  Med  er  je  eatritseln  werde : 
gar  viele  mBsaen  viele*  hier  gewianea 
GöTMR  («Ms 


f)  iS,  177. 

t))  auch  bei  der  rtründumg  mehr  gewinnen  leigem  eidt 
die  gleichem  eredWi'wwwfra .-  t»§»pmmlta  tmimJheH  ainnlirher 
und  iibertmfemer  ttthimhmf  umä  der  «alRRieiied  neiechen 
»uietmmtivieeher  und  «NfrerhMler  /WngO'ew.  mtek  die  kreu- 
ntuf  Mt  eneeroehefrtffin  dttrem  aiNHfV  ttteutumgancHitiitfeit 
kehrt  hier  wieder:  die  feldtschlachlen,  in  denen  man  aiebr 
verliert,  denn  gewinnet.  Akl.  Ai.nRnTiRua  tandt. 
OtieauiN  as4;  dasz  alles  gewicht  der  grttnde  . , 
keine  vffllige  gewiszheit  hervorbringt :  so  dasa  da  Sokiataa 
sellwt  nicht  mehr  dadurch  gewinnt,  als  es  zaietrt . . .  darauf 
ankommen  zu  lassen,  was  an  der  sache  sein  werde.  Wis- 
i.ANi)  (.4ri>^'/i|>  )>.  19)  34.  IIa;  sonstige  .  .  .  anschaffungen 
dorthin  werden  gleichfalls  eingeleitet,  und  um  des  raumes 
mehr  zu  gewinnen,  die  oberen  ximmer  . . .  fQr  die  aof- 
nahme  eines  Iheils  der  mnseen  eingerichtet.  Göthb  {tag 
u.  jahreahtfle  tat»  33,  )•>:  das  schiff  bitte  ein  leck  t>e 
kommen,  sie  hKIten  lange  gepumpt,  da  aber  das  waswr 
immer  mehr  gewonnen,  so  haben  sie  sich  in  das  boot 
geworfen.  LicilTKNnKur.  {Hefttenant  Rion)*,til.  «on  der 
Verbindung  viel  gewinnen  unferacheidet  eieh  mehr  ge 
winnen  nahirgemäu  dnrtk  die  befü»»ti§tnt§  de»  wtthr- 
gliedrigen  aatiea.  in  dem  gewinnen  f^en  eeahrajÜif  i(|b  me 
verzehren,  verlieren  edier  gegen  «ywewyia  mmtfmpidt  uird. 

q^)  die  ainnlirhe  bedeutting  dea  ertcerba:  es  mag  sich  noch 
begeben  das  jr  mer  er«  und  gdttes  mOgent  haben  und 

880 


6055      GEWINNEN  II,  3,  a  (mehr  gewinnen) 


GEWINNEN  II,  8,  a  (was  das  schwert  gewinnt)     605G 


gewinnen  dann  eüervater  ie  gehabt  hat.  Pontus  u.  Sidonia 
(1498)  b+'*;  fihnl.  Murner  narrenbeschw.  2%  Spanier; 

wer  me  verzert  dann  er  gewinnt 

und  borget  vil,  so  jm  zerrinnt. 

Brant  narrenschiff  {'iS)  77»  Zarncke; 

der  mann  steckt  die  gantze  wochen  im  Wirtshaus,  ver- 
saufft  mehr  als  er  gewinnet.  Fr.  Cacgia  lebensthat  d.  heil. 
Atitonii  140;  dasz  dasselbe  jähr  mehr  verzehret  oder  ver- 
lohren  als  gewonnen  worden.  Chomei,  2,  l.%7;  falsche 
freunde  seien,  bei  denen  mehr  zu  verlieren,  dann  zu 
gewinnen  ist,  dann  sie  lieben  nit  dich,  sondern  dein  gelt. 
A.  Ali'.ertinus  landtstörtzer  Gusman  275;  unser  erstes 
bedürfnisz  sei,  die  freundschaft  zwischen  den  groszen 
monarchien  zu  erhalten,  welche  der  revolution  gegenüber 
mehr  zu  verlieren,  als  im  kämpfe  unter  einander  zu 
gewinnen  hätten.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  2,214; 

bald  heist  der  müller  dieb,  bald  musz  der  becker  her; 
bald  wettern  maul  und  blitz  auf  die,  so  mehr  gewinnen, 
als  sie  mit  fauler  band  und  niemahls  rechtem  spinnen. 

JoH.  Chr.  Günther  fied:-  482; 

es  ist  nicht  meine  sache,  zu  fragen,  ob  er  mehr  ge- 
winnen kann  mit  meinem  gelde,  als  ich  gewinnen  kann 
durch  sein  holz.  G.  Freytag  {soll  u.  haben  l,  6)  4,  80. 

b))  übertragener  gebrauch. 

«))  die  substantivische  function  des  objects  bleibt  vor 
allem  in  der  Verbindung  des  verbums  mit  contrastbegriffen 
gewahrt:  ich  gönnte  dir  ja  allezeit  diese  Veränderung,  bei 
der  ich  immer  mehr  gewann,  als  verlor.  Lessino  (misz 
Sara  Savipson  2,  S)  2^,280 ;  ich  gebe  zu,  dasz  ich  bei  der 
Umgestaltung  in  einen  Adonis  oder  Nireus  von  selten  der 
Schönheit  mehr  gewänne  als  verlöre.  Wieland  Aristipp 
(2,  iS)  34, 120;  ihrer  frau  mutter  hätte  ich  .  . .  gerne  meine 
dienst.e  in  Italien  gewiedmet,  ob  ich  gleich  wohl  ein- 
sehe, dasz  ich  dabei  mehr  würde  eingebüszt  haben  als 
sie  durch  meine  gegenwart  gewinnen  konnte.  Göthe 
{an  Karl  Aiigtist)  8,  3.56  Weimar ;  dazu  vgl.  .• 

du  wirst,  mein  freund,  für  deine  sinnen, 

in  dieser  stunde  mehr  gewinnen, 

als  in  des  Jahres  einerlei.    {Faitet  I)  12,  75; 

ß))  dagegen  ist  der  Übergang  zum  adverbium  als  vollzogen 
anzunehmen  in:  so  wie  das  Schauspiel  im  lesen  sich  kaum 
durch  den  glänzenden  innhalt  der  handlung  erhält,  die 
dadurch  noch  mehr  gewinnt,  dasz  sie  eine  wahre  begeben- 
heit  enthält.  J.  v.  Sonnenfei, s  br.  ü.  d.  Wienerische  Schau- 
bühne (4,8)  neudruck  s.  310;  und  je  kleiner  dieser  stamm 
ist,  desto  mehr  gewinnt  er  an  innerer  stärke.  Herder 
(Ursprung  der  spräche  2)  5, 118  Suphan;  ebenso  13,  62  (desto 
mehr  gewann  auch  seine  bildung);  9,357  (je  mehr  die 
Weisheit  .  .  .  der  regierungen  gewinnt);  es  ist  noch  die 
frage,  ob  eine  rolle  durch  einen  bloszen  liebhaber  nicht 
mehr  als  durch  einen  Schauspieler  von  handwerk  ge- 
winne? Schiller  {Wirt^mJfergiscfies  repertoritim)  2,  347. 
dazu  vgl.: 

doppelt  gewinnt,  wer  vergiszt,  was  verloren ! 

Grili.parzer  (Melufina  3)  75,  264. 

3))  in  bescheidenen  grenzen  hält  sich  dem  gegenüber  die 
Verbindung  wenig  gewinnen,  die  sich  nur  spärlich  dem  über- 
tragenen gebrauche  erschlieszt  und  die  auch  für  den  Über- 
gang des  olrjecti  zum  adverbium  keine  sicheren  anhalts- 
punkte  zulä.tzt: 

a))     das  schenckht  euch  Hansz  Lewerwurst  das  edl  blnet, 
das  wenig  gwingt  und  vill  verthuet. 

Sterzinger  spiele  {Wiener  neudmeke  11)  184; 
auch  wenig  gwint  und  Hl  verzert. 

Peter  Probst  105  Kreialer; 
das  best,  das  ich  weisz,  das  ir  kinnen, 
ist  vil  verthfin  und  wenig  gwinnen. 

Murner  narrenbenchwörunri  21  Spanier; 
darumb  lehr  kein  aflen  seide  spinnen, 
du  wirst  sonst  wenig  dran  gewinnen. 

Krüger  Hans  Claxoerts  wercHiche  Mdorien  8; 

gaignedenier  ...  ein  hellermann,  oder  ein  taglöhner,  der 
wenig  zugleich  gewinnt.  Du ez  (1664)  461";  weniger  ge- 
winnen, minus  lucrifacere  Hederich  l,  1424;  dasz  wir 
«0  vieles  verlieren  und  sie  so  wenig  gewinnen,  dasz  sie 
uns  mehr  brod  nehmen,  als  sie  brauchen  zu  ihrer 
eigenen  Sättigung.  Ludw.  Börne  {d.  narr  im  weiszen 
achwan  2)  2-',  4«!. 

b))  an  helligkeit  der  begriffe  hat  der  zuhörer  wenig 
oder  nichts  gewonnen.  Herder  {provinzialblütter  l)  7,  229 


Suphan;  damit  wird  wenig  gewonnen,  dadurch  erlangt 
man  wenig  vortheile.  Campe  2,  .36.5». 

4))  andere  Verbindungen  kommen  hier  wenig  in  betracht. 
bei  alles  gewinnen  iciegt  die  bedeutung  erringen ,  er- 
reichen vor:  (Alexander)  besorgend,  sein  vater  mögte  alles 
gewinnen,  und  ihm  nichts  zu  bezwingen  flbrig  lassen. 
Grimmelshausen  Simplicissimus  119  Kögel;  o  du  all- 
mächtiges gold!  du  kanst  alles,  du  vermagst  alles,  du 
heist  alles,  du  haltst  alles,  du  gewinnest  alles,  du  über- 
windest alles,  du  ziehrest  alles  ...  Abraham  a  Santa 
Clara  mercks  Wiennl9;  fällt  die  richtung  des  talents 
mit  der  des  publicums  zusammen,  so  ist  alles  gewonnen. 
Göthe  gespr.  5,  us  Biedermann;  die  kunst  muste  also 
bald  gewahr  werden,  dasz  mit  ihr  für  das  ganze  alles 
gewonnen  oder  verlohren  sei.  Herder  (plastik)  8,  48 
Stiphan;  zum  begriff  des  erwerbes  vgl.:  wenn  alles  ding 
das  man  gewinnt  auff  erden  das  wirt  gewunnen  mit 
arbeit  und  besessen  mit  vorcht.  Heinr.  v.  Müceln 
übers,  des  Valerius  Maximus  (4,  4)  60»;  gewönnen  sie  .alles, 
was  wir  verlieren  ...  wir  menschen  wollten  ihnen  ver- 
zeihen. L.  Börne  (d.  narr  im  weiszen  schivan  2)  2^,  446. 
dazu  vgl.  manches  gewinnen:  aber  und  abermals  kehrte 
ich  daher  zu  der  Kantischen  lehre  zurück;  einzelne 
capitel  glaubt'  ich  vor  andern  zu  verstehen  und  gewann 
gar  manches  zu  meinem  hausgebrauch.  Göthe  {einwirkting 
der  neuern  Philosophie)  .50,  .52;  durch  die  feile  kann  deine 
Schreibart  noch  manches  gewinnen.  Adelung  2, 66.5. 

ß)  Verbindungen  mit  formen  des  unbestimmten  pro- 
nomens. 

l))  hei  der  sehr  beliebten  und  verbreiteten  Verbindung 
mit  dem  satzeröffnenden  pronomen  was  ist  einerseits  zur 
begriffsbestimmung  des  verbums  die  bevorzugung  der  be- 
deutung erobern,  erbeuten  neben  dem  meist  angezogenen 
begriff  des  ericerbs  (dieser  in  sinnlicher  und  übertragener 
bedeutung)  zu  beachten;  andererseits  zeigt  sich  auch  hier, 
ivie  die  .substantivischen  fanctionen  des  pronomens  im.  dienst 
der  Satzverknüpfung  zurücktreten. 

a))  zu  gewinnen,  erobern,  erbeuten  vgl. .-  aber  er  ward 
von  den  Saracen  in  einer  schlacht  gefangen ,  muest 
alles  wider  geben,  was  er  vor  gewungen  het,  und  sich 
also  von  der  gefenknus  erledigen.  Aventin  {Ursachen 
des  Türkenkrieges)  1,  235;  was  so  wohl  an  beweglichen 
beuten  als  ligenden  landschafften  von  einem  oder  andern 
theil  gewonnen  würde,  zwischen  ihnen  beiden  gleich 
getheilet  {werden  sollte).  Grimmelshausen  wieder  er- 
.standener  Simplicis.simus  3  (1713),  275;  dasz  was  gewonnen 
ist  durch  der  Deutschen  mannheit  und  rapier,  war  schand 
verlieren  durch  faulheit  und  papier.  die  alte  %oahrheit  mit 
eim  neuen  titel  (i62i)  bei  Opel  m.  Cohn  385;  wenn  man 
oft  gesagt  hat:  'was  das  schwert  gewonnen  hat,  hat  die 
feder  verdorben',  so  habe  ich  das  volle  vertrauen,  dasz 
wir  nicht  hören  werden:  was  schwert  und  feder  ge- 
wonnen haben,  ist  von  der  tribüne  vernichtet  worden  1 
Bismarck  {im  preusz.  landtag  1.  9.  1866)  3,  68; 

manch  geier  soll  noch  aases  werden  satt, 
bis  sie  gewinnen,  was  des  Böhmen  ist! 

Grii,i.par/,er  (Ottol-ar2)  6->,  69; 

ebenso  (der  gastfreund)  5*,  18;  mag  doch  der  poefische 
prophet  den  Deutschen  abermals  bildlich  darstellen  das 
ungeheure  das  sie  gelitten,  wovon  sie  sich  befreit  und 
was  sie  zum  zweitenmal  wieder  gewinnen  sollen.  Göthe 
{über  Epimenides  erwachen)  an  die  herzogin  Louise  (1815) 
br.  25,255;  daztc  vgl.  auch  aus  dem,  spielgewinn: 

möchtn  spiler  ainander  ubersehn  ... 
unnd  gewun  ieder  was  er  wolt 
wurden  ainander  nit  abholt. 

Rösch  v.  Geroldshausen  wunsch-spruch  432; 

Schacherer  und  Juden  . . ,  die  von  den  Spielern  wolfail 
auffkauffen ,  was  sie  etwan  an  ringen ,  kleidern  oder 
cleinodien  gewonnen,  oder  noch  zuverspielen  versilbern 
wollen.  Grimmelshausen  SimpUc.  154  Kögel.  als  ver- 
einzelte belöge  für  andere  bedeuttingsrichtungen  von  ge- 
winnen vgl. : 

die  händ  und  fftsz,  und  alle  glieder, 
warn  auff  ein  zeit  dem  bauch  zuwider, 
und  weiten  jhm  kein  speisz  mehr  gönnen, 
und  gaben   für,   was  sie  gewönnen, 
das  weit  der  bauch  als  in  sich  jagen. 

E.  Mmükus- fabeln  43  Braune; 


5057     GEWINNEN  II.  3,  a  (verzehrt,  was  er  ^uwimit)     GEWINNEN  II.  s.  a  (ww  iat  damit  gewonnen?)    6058 


in  «)<>iii  ranlen  die  Franxoiten  . . ,  w«s  lie  bui  den  pforlen 
gewinnen  mochten.  Wii.wüi.t  v.  SciiAUMBURU  106  Kelltr. 

h))  zum  l>egiiff  (Im  ertertltn 

«))  in  ninnlifhtr  bedentunif  er  bcfatch  teln  gewerb 
seinen  unlorkeufcin  und  ^nb  auRK,  was  er  gewonnen  hei 
und  sein  eitern.  Siüm.  Mkihtkiimn  «.  d.  tfääUrMrtm.  s,  97 ; 
WHM  Holchor  weise  gewonnen  wird,  acht  ich  redlich  und 
wol  gewonnen.  Lutiikh  (v.  knufuhaudl.  u.  wtteher)  la,  SM; 
ein  ieder  gouoh  sol  alles  was  er  gewinnet  und  Ulier 
kunipt,  es  si  gelt,  oder  anders  siner  geufhin  tt  l>«halten 
goi>en.  Ml'HNKU  f/äuehmuK  ;>,  i»  IJht;  Hhnl  narrenbetekw.n 
Spanier;  »chtlmentunft  M  Mutthin»; 

hab  nicbii,  den  waa  tc((lirh  gcwint  mein  bunt. 

Hanm  Saciih /ah.  u.  $ehf   5,  tlO; 

rbeuM^M  (tailt  mit,  was  er  gcw(inc):  der  mann  gewiinn 
was  er  willle,  lialtels  diiH  wib  nil  zesamen  . . .  so  isis 
umb  Bimst,  Si:n.  Fuank  npriehur.  i  (IM.'»),  «»*;  e«  konipt 
selten  an  dritten  erben,  was  so  und  ao  gewonnen  ist. 
Maitiiksiuh  leichrn teilen  79  Loenhe;  wann  einer  mit 
tuKcndt  das  jenig  kan  behalten,  was  er  hat  gewannen. 
\.  Ai.KKK  riNi'H  landMörtter  Ouitman  05;  was  er  unrechtes 
gewonnen  bot.  J.  v.  SciiwAin/.KNnKiui  tetUaeh  CSeerol89*: 

dixz  alles  wird  Kerrinnen, 
was  mUb'  und  ileisz  gewinnen 
und  sauer  schwelss  erwirbt 

A.  Uryphivh  tyr.  ged.  Wt  PtAm: 

die  lischer  soind  sonst  gute  arbeitsselige  leuth,  aber  tm 
weilen,  was  sie  im  wasser  gewinnen,  das  thun  sie  wieder- 
um in  wein  verzehren.  Alm.  a  S.  Ci.aiia  ehcat  f.  alle  {der 
jUicher)  l,hm\  ebenso  (was  sie  die  Wochen  hindurch  ge- 
wonnen, am  Sonntag  wider  durch  die  gurgl  jagen)  Jitda» 
drr  crtz.fchehn  2,  80«:  auff  auff  ihr  ehri»ten  97  Sauer;  ähn- 
lich Ü8;        und  vor  mir  eieng  ein  reicher  mann, 

der,  seiner  miene  nach,  die  einicelaurnen  schulden, 
nebüt  dem,  was  er  damit  die  messe  durch  gewann, 
und  was  er,  wenns  ihm  glUcken  sollte, 
durch  den  gewinnjtt  nun  noch  gewinnen  wollt«, 
in  schweren  /.ilTern  Qliersann. 

Gki.i.eht  {/ab.  u.  ert.  8:   der  arme  urei»)  1,  !♦»; 
die  far  ihn  lebt;  die,  was  sein  lleiss  gewinnt, 
durch  kluge  bftuslichkeit  vermehret 

GoTTRR  (der  väterliche  tegeit)  ged.  1,X54; 
zum  gtttersammeln  war  er  nicht  der  mann; 
der  tag  verzehrte,  was  der  tag  gewann. 

GÖTHB  (au/Mieding$  tod)  18,  139; 

sein  vorthcil  hingegen  darf  nur  bis  zu  einer  bestimmten 
summe  steigen,  was  darüber  gewonnen  wird  musz  er 
mit  der  herzoglichen  theaterdirektion  theilen.  (an  Karl 
Aiifiitat)  brirfe  Vi,  293. 

/*))  übertragener  yehraueh:  *tu\  inobediens  äeo  eat,  was 
er  daran  gcwint,  da  schmier  er  die  schuch.  Lutiikk 
(^»m/.  tJ.  8  itf<w.  18)  25,  «4:  es  ist  nicht  alles  gewunnen, 
was  man  gewunnen  acht.  Hkniscii  1609; 

komm!   lasz  die  gottes  stadt  vom  liebsten  jUnger  zeigen, 
ihr  schatten  wirfft  dir  schon  viel  klarheit  m  die  brüst, 
und  was  du  hier  gewinnst,  das  ist  ein  sehnlich  schweigen 

J.  C.  GCmmbr  ged."^  äUü. 

was  CS  (dufi  herz)  aber  an  unnützem  gewichte  verlor,  bat 
CS  an  werth  gewonnen.  ThOmmki.  (reise  4)  4,  l.'i7;  und  das 
schöne  wcrkchen  'wie  die  alten  den  tod  gebildet'  so 
schön  in  seinem  Inhalt  als  in  seiner  entwicklung,  ist 
fast  das  ein/.ipc,  was  sich  dabei  gewinnen  liesz.  Hrrdrr 
[G.  E.  Lessing)  15,499;  was  die  poesie  an  gottesdienst- 
lioher,  politischer,  lyrischer  cultur  gewann,  verlor  sie 
vielleicht  an  natürlicher  stärke.  12,  2<f7  ;  wodurch  er  für 
seinen  geist  gewinnt,  was  jene  für  den  bucbstaben  rc 
Wonnen.  GöiiiK  maa-inun  w.  reflex.  nr.  985  (achriß.  d. 
Gnfheges.  21,  2<)S);  so  wächst  er  in  der  tinstern  tiefe  fort 
und  gewinnt  an  macht,  was  er  an  gestallung  verliert. 
L.  Tik.(:k  (die  Verlobung)  17,  i:<6; 

was  sie  gewann,  wer  will  es  ihr  enireiazen? 
was  sie  verlor,  wer  gibt  es  ihr  /nrtlck? 

GÖTHB  (natiirl.  tocMer  4,  4)  9.  854; 
was  der  mensch  auch  gewinne,  er  musz  es  zu  theuer  bezahlen, 
war'  es  auch  nur  mit  der  furcht,  ob  er's  nicht  wieder  verliert. 
Hkbbri.  (ffiioinen:  mentchenloo*)  6,  343  M'trner; 
was  ich  gewonnen, 
was  ich  gethan, 
Ht  all  zerronnen 
mit  träum  und  wahn. 

Gbrok  palmhlätter»  203. 

c))  ffir  zuriickdriingung  der  »ttbatantiviMken  fuHctümen 
aiM  pronominaloltject. 


n))  §eM<m  in  dtr  vid  btotmehieUn  einUihtng  eines  aus- 
mfeaaUta  teird  Ja*  pronamtm  dem  nif/ermt  tusammenhang 
mut  dem  vtrtum  f$m  tnUcfm  umd  dmmit  der  substan- 
Hvisehen  fktnetionen  tnfltdigt.  rgt.  .• 

waa  wilUt  dn  noch  von  dem  gewinnea, 
der  nun  nicht«  mehr  verliebren  kan? 

Juii    Clin.  GCXTHSit  ged.*  «M  ; 
g*gtn:         waK  gewinnt  man  auf  der  erden? 

boffnosg,  kamincr  uml  bew^bwerdm.    tM; 

w»N  gewann  ich  daran,  wenn  ich  dich  betrief?  Ciiouxt's- 
FiiiMiDS  (iMl)  fiM*  (wM  bette  ich  (wiina  daran.  Fiiihios 
7KI*):  vgl.  atuh  Ciloi.lNt'MFniMlUR  &47*:  Fhinii'm  glt*; 
MAALKiiMt':  cui  bomut  /uit.  wa«  bat  man  damit  ge- 
wannen? SCHÖNMI.KDKII  V5*:  Al.KM  t.987^:  quid  m  to 
eona$euiu»  t».  was  hast  daran  fwunnen.  Ciiolinos- 
Fhimil-h  908*;  ebnum  LUTliRH  iftrtd-  v.  MM)  19,  MO; 
wan  ich  lig'  in  der  gHlben  drtom«. 
waa  wirft  an  meinen  biftt  gewinom? 

Faui.  8<riiRDR  MRUHHir^  psalm  80.  •,  f.  IM 
JtlUntk; 
was  glaubt  sie  damit  Zugewinnen?  mich  zu  verwirren? 
LKM8INO  {frtigrist  4,6)  8*.  101;  was  gewinnen  wir  dabei, 
wenn  wir  es  noch  soriel  beweisen.  Jkhumai.km  pkiU». 
aufsüUe  88  lietr:  was  gewannen  auch  die  kardinale,  wenn 
sie  den  papst  einschränken  wollten?  (>.  Forhtkh  hrirf« 
ilber  Italien  {'9)  i  {\lV)),n;  wa«  habe  ich  am  ende  f»> 
Wonnen?  C.  Hiikntano  {Jragm.  au»  Godvi)  5.  a»;  wenn 
ich  das  schlechte  schlecht  nenne,  was  ist  da  viel  f»* 
Wonnen?  Götiik  gespr.  &.  14«; 

'der  sieg  ist  unser,  glaubt  mir  da»,  b«rr  kawüerl' 
'und  wenn  ancbt  waa  ist  noch  damit  geweanan?' 

GaiLLPAazsa  (OlUkar  t)  •».  M. 

/^)  beim  sogenannten  'indireeten  frOftamtM'  flhört  dm» 
pronomen  ja  eigentlich  dem  regierenden  »ata»  m»  und  r^eki 
dem  rerbum  des  nebensafze»  erst  in  dem  frade  näher,  in 
dem  e»  attsdrueksmittel  der  satzv»rknüpfung  teird:  aas 
diesem  allen  sehen  wir  . .  .  was  die  gewinnen,  so  Christum 
an  seinen  Christen  fluchen  oder  feind  sind.  Li;tiikii  (r.  d. 
Juden)  8,  99*>  Jena  tM»;  Schätzung  und  taxirung  .  . .  was 
irgend  sonst  daran  {an  einer  saehe)  kan  gewonnen  oder 
Terlohren  werden.  Ciiomki.  l,  460; 

das  liel>e«bBndnisz  scbfiner  seclen 

knUpIt  oll  der  erste  angebtick: 

wenn  andre,  eb'  eie  frennde  wähleo, 

was  sieb  dabei  gewinnt  erst  ««Mif  aberx&blen. 

vermählet  Jene  schon  ein  wert,  «m  stiUer  blick 

WIEI.ANÜ  (Tdrü  «.  Zenide  8,93)  17,115; 

sich  selbst  mUszen  sie  doch  rechenschaft  ablegen,  was  sie 
mit  diesem  schritt  gewonnen  haben.  HünoKK  {Glauktm 
u.  Nieias)  15. 178 ;  da  musik  erfunden  war,  war  auch  das 
lied.  ohne  zweifei  auch  der  tanz  da:  lasset  uns  sehen, 
was  die  dichtkunst  hiedurch  gewonnen  oder  verlohren? 
{v.  geist  d.  ebr.  poesie  2)  18,80;  äknl.  (bedencke  man,  was 
das  buch  an  gUltigkeit  . . .  gewann)  9.856;  (was  das  aoge 
des  kHnstlers  gewann)  8.  85;  manches,  was  wir  . . .  kaum 
auszusprechen  wagten,  ist  jetzt  trivial  geworden,  und 
kaum  weisz  die  weit,  was  sie  gewonnen  hat.  Götiik  {an 
Bois.9eree)  41,2iu;  anders-,  sie  sehen  nur  das.  was  ich  auf- 
opfre,  und  nicht  was  ich  gewinne,  {an  »eine  mutier  1781) 
br.  5, 179;  du  konnlest  uns  nicht  bes!««r  zeigen, 

was  wir  an  deinem  arm  gewonnen  haben 

llRBHRt.  .Sietifried*  (od  f,  8. 

8))  ttttszerhalb  der  »atsverkniipfung,  für  die  verbimdHng 
etwas  (später:  was)  gewinnen,  .lindfuneüontvtrtehieiungen 
tuitürlieh  ausgeschlossen,  teol  aber  wird  der  absolute  ge- 
brauch durch  die  bedetttungslosigkeit  de»  objectes  nahe  ge- 
nickt: CS  ist  da  wol  z&  gewunnen  neben  ist  etwas  da 
ze  gewunnen.  Maai.ku  180^:  vgL  die  rerfnndungen  etwas 
über  einen  gewinnen  und  (es)  übwe  einen  gewinnen 
sp.  5986;  vgl.  die  ellijkoe  de»  pronomen»  neben  dem  inj', 
mit  zu  (zu  schaffen  gewinnen  sp.tObX;  ander»:  etwas  zeit. 
Beschreiben  gewunnen  Ciioi.inus-Frisius  584*);  tgl. 
dasz  sie  bank  machen;  ohne  zweifei  an  orten,  wo  etwa 
zu  gewinnen  ist  ...  dasz  ich  sehr  gern  gewinne;  sehr 
gern  mein  gcld  mit  einem  manne  wage,  der  zu  spielen 
w^eisz.  Lksüinu  (Minna  r.  BarnhHm  k,t)^,n\.  mie  hier. 
90  ist  auch  sonst  die  besiekung  at^f  da»  »fiel  dabei  beob- 
achtet: ich  habe  in  die  lotterie  gelegt . . .  am  andern  gutes 
zu  thun,  wenn  ich  etwas  gewönne.  Gellrrt  8. 2S3  u.  a. 
andere  bedeutungsrichtungen  treten  turück:  ptignareris,  da 
wirstu  was   tapfferes    mit   gewinnen.    Fabkr  660*;    and 

380» 


6059     GEWINNEN  II.  s,  a  (etwas  gewinnen) 

wann  sich  {in  den  krwgszeiten)  alles  wohl  und  nach 
wünsch  geendet  hat,  so  findet  man  im  auskehren  dasz 
einer,  zween  ader  drei  mit  dem  schaden  sonst  vieler 
lausenden  etwas  gewonnen.  Ghimmelshausen  wieder 
erstandener  Simplic.  3  (1713),115;  auch  der  übertragene  ge- 
brauch ist  ivenig  entivickelt -.  als  gewönne  sie  etwas  m 
unsern    eigenen    äugen.    J.  G.  Forster    {an  JacoU  1791) 

briefw.  2, 65.  .         ^..      .  j  -m 

überiviegend  sprechen  die  Zeugnisse  für  den  geschajts- 
beqriff  des  erwerbs:  die  stacz  muez  imer  auch  etboz 
gebinen,  deutschiial.  sprachbuch  Ql",  15  Bren7ier,  vgl.  99, 14; 
ist  etwas  da  ze  gewünnen  ...  so  wil  ichs  wagen.  Maaler 
180";  dein  gut  würdt  dir  zur  bürde  und  beschwernus 
sein  . . .  und  wann  du  schon  etwas  gewinnest,  so  müstu 
sorg  genug  auch  darzü  haben,  verdeutsch,  d.  trostbücher 
d  Petrarca  iOi;  wie  sie  {die  Juden)  dann  auszgeben,  und 
von  sich  selb  frei  herausz  bekennen,  das  keiner  neben 
ihnen  etwas  gewinnen  möge,  er  wolle  dann  ein  grösserer 
harami,  das  ist,  dieb,  alsz  sie  sein  .  .  .  Rauwolf  raisz- 
beschreibung  35;  ehender  bittern  hunger  leiden  als  ar- 
beiten und  etwas  gewinnen,  türkischer  vagant  m  \  keine 
gelegenheit  hinschleichen  lassen,  darbei  etwas  Zugewinnen. 
Grimmelshausen  wieder  erstandener  Simplic.  3,  i24:\  s'il 
yaä  gaigner.  so  etwas  daran  zu  gewinnen  und  zu  hohlen 
ist.  Du Ez  (1664)  461";  an  einer  waar  etwas  gewinnen, 
gagner.  Rondeau  2,  UuS-»;  etwas  an  einer  sache  ge- 
winnen, ex  re  aliqua  hierum  facere.  Steinbach  2,1028; 
ebenso  Hederich;    ähnl.  Adelung  (was),   Campe  u.a.; 

die  hitze  macht  die  garben  dünne, 
und  lab  und  milch  verdirbt  der  blitz, 
und  weil  ich  nirgends  was  gewinne 
so  strafft  man  meinen  blinden  witz. 

JoH.  Chr.  Günther  yed.^  193; 

kriecht  nur  frei  hinein!  so  werdet  ihr  gleich  ein  fettes 
huhn  ßnden.  wer  was  gewinnen  will,  musz  sichs  auch 
sauer  darum  werden  lassen.  Gottsched  Reinecke  fuchs 
(1,  17)  33  Bieling  (wollt  ihr  gewinnen,  seid  geschäftig 
Göthe;  dede  wil  hebben  icht  ghewin  Reinke  de  vos). 

3))  das   deutlichste  beispiel  für  den   Übergang  zum  ab- 
soluten  gebrauch    infolge    der  functionsveränderung    des 
pronomens  ergiebt  sich  aber  aus  der  Verbindung  von  ge- 
winnen mit  dem  negierten  indefinitum,  aus  nicht  gewinnen : 
ist  der  nicht  ganz  von  sinnen, 
der  andern  spaaren  wil,  und  nicht  für  sich  gewinnen. 

Rachel  satyr.  ged.  44  Drescher; 

wohl  aber  nehme  ich  an,  dasz  die  amtlichen  ent- 
schlieszungen  an  ehrlichkeit  und  angemessenheit  da- 
durch nicht  gewinnen,  dasz  sie  collegialisch  gefaszt 
werden.  Bismarck  ged.  u.erinn.  i,i3.  die  substantivische 
function,  die  in  der  schweizerischen  dialektform  nüt  sich 
noch  behauptet  {blanditiis  ngitur  nihil,  man  gwünt  nüt 
mit  flattieren.  Frisius65'';  ich  kundt  mit  gucken  nüt 
gewinnen.  Murner  gäuchmatt  92  Uhl;  vgl.  Schweiz,  idiot. 
4,  868  jf.) ,  hat  sich  in  der  Schriftsprache  mit  der  neu- 
bildung  nichts  ein  eigenes  ausdrucksmittel  geschaffen,  das 
aber  auch  seinerseits  wieder  adverbialen  functionen  sich 
nähert:  eine  Übersetzung  ...  die  ohne  dem  Aristophanes 
etwas  zu  nehmen  .  . .  oder  etwas  zu  leihen ,  wobei  er 
nach  ihrem  urtheile  nichts  gewänne,  so  beschaffen  wäre, 
dasz  sie  . . .  mit  vergnügen  gelesen  werden  könnte.  Wie- 
land {miscell.  6)  34,  236;  die  Werthern  gewinnt  nichts 
durch  deine  abwesenheit.  ihre  natur  die  du  ausgetrieben 
oder  in  die  enge  getrieben  hattest,  kehrt  in  ihre  alten 
rechte  zurück.  Göthe  {an  Knebel  1782)  br.  5,  257.  für  die 
hedeutungsrichtung  von  gewinnen  i.it  in  der  ganzen  gruppe 
eine  ungewöhnliche  bevorzugung  des  begriffs  erstreiten, 
erobern  zu  beobachten ,  der  mit  den  verschiedenen  form.eu 
der  Übertragung  dem  geschäftsbegriff  des  erwerbs  die  herr- 
schaft  streitig  macht. 

a))  gewinnen,  erwerben:  ich  gewunn  nichz  daran  in 
deuczcn  landen,  deutsch-ital.  sprachbuch  94",  21  Brenner: 
wen  ich  hundert  gülden  hab  und  damit  gewerben  soll, 
mag  mir  hundertherlei  far  begegen ,  das  ich  nichts  ge- 
winne, ja  noch  viermall  szo  viel  vorlire  dartzu.  Luther 
(groszer  sermon  v.  d.  imicher)  6,  53 ;  ähnl.  glosse  zu  Sprüche 
Salom.  14,  4; 

was  wil  das  gros  gfit  helfTen  mich, 

wo  nichts  darzft  kan  gewinnen  ich! 

JÖRO  Wickram  {irr  reitend  bilger  4,  170  Balte  ; 


GEWINNEN  II,  3,  a  (nichts  gewinnen)      6060 

oder  sind  schiessen  .jubeljar 
so  sind  jr  warlich  v'il  im  jar 
auch  bei  denen,  die  römisch  sind, 
davon  der  banst  doch  nichts  gewinnt. 

Fischart  glückh.  schiff,  Baescckc  s.  49 ; 

du  gewünst  nichts,  versuram  facis  Maaler  180";  er  wird 
damit  nichts  gewinnen,  ausrichten,  profittera  niente  con 
cid.  RÄDLEIN  1, 383";  ich  hab  nichts  dabei  gewünnen, 
nihil  commodi  atit  lucri  cepi.  Aler  1,937";  ihr  werdet 
nichts  dabei  gewinnen,  vous  ny  gagnerez  rien.  Schwan 
1,746*;  man  gewinnet  nichts  an  dieser  wäre,  on  ne  pro- 
fite  rien.  ebenda;  die  zeiten  sind  so  schlecht,  es  ist 
nichts  mehr  zu  gewinnen.  Adelung  2,  664;  eJeuso  Campe. 

b))  gewinnen,  erstreiten : 

«))    (Winter)  o  sommer,  du  solst  mir  nichts  gewinnen, 
ein  frischen  sehne  wil  ich  dir  bringen. 

sommer  n.  winter  bei  Uhland  Volkslieder  24; 

der  sturmm  wert  lang,  und  als  er  sähe  das  er  nichts 
gewinnen  mocht . .  .  do  ward  er  traurig.  Pontus  u.  Sidonia 
(1498)  K  7»; 

wollt'  ich  auch  schel  dir  sehn,  und  hindern  ihre  Vertilgung, 

80  gewönn'  ich  ja  doch  wohl  nichts,  da  der  stärkere  du  bist. 

Bürger  (Utas  4,  56)  213»  Bohtz ; 

wir  beneiden  uns  nichts  {Deutachland  u.  Ruszland)  und 
haben  nichts  von  einander  zu  gewinnen,  was  wir  brauchen 
könnten.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  2,  I07i  wenn  ich  .  .  . 
nichts  von  heute  abend  mir  zur  ausbeute  gewänne  als 
den  selbstsüchtigen  wünsch.  Immermann  {Münchhausen 
1,  9)  1, 101  Hempel. 

ß))  von  Lönen  der  Sophisten  viel 

mit  jrer  kunst  verloren 
versamlet  er  zu  diesem  spiel, 
der  geist  sie  macht  zu  thoren 
sie  Kundten  nichts  gewinnen. 

Luther  (ein  lied  v.  d.  -swccn  mcrterern 
Christi  zu  Brüssel)  8,  407"  Jena; 

ganz  ähnl.  (das  doch  D.  Carlstadt  damit  nichts  gewönne) 

3,  6S" ;  in  ainem  schalck 

und  lasterpalck 
ist  nichts  zft  gwinnen  doch.  ^ 

Hanp  Sachs  fabeln  u.  schwanke  4,  202 ; 
botz  lausz  jhr  fl8h,  fliecht  all  von  hinnen 
an  weibern'  werd  jr  nichts  gewinnen. 

Fischart  flöMias  (v.  894)  27  neudr. ; 

sie  strebt  mit  aller  macht  von  hinnen, 
es  kan  kein  bitten  nichts  gewinnen. 

PiCANDER  ernst-schertzh.  u.  sat.  ged.  2,  418 ; 

ueberhaupt  ist  mit  Luthers  ansehen  bei  der  ganzen 
Streitigkeit  nichts  zu  gewinnen.  Lessing  {in  der  Voss. 
zeit.  1755)73,49; 

so  weit  die  sonne  leuchtet  ist  die  hofnung  auch, 

nur  von  dem  tod  gewinnt  sich  nichts!  bedenk  es  wohl. 

Schiller  (firaut  v.  MesfinK  4,  8)  14,  120; 
ich  mag  es  {die  geige)  streicheln,  schüttern,  schlagen,  nichts 
gewinn'  ich  als  ein  mürrisches  gekreisch. 

Uhland  (das  Ständchen)  1,  196. 

v))  es  wird  aber  in  dem  freisingen  nit  gemerckt,  und 
kan  man  also,  ausser  den  rühm,  sonst  nichts  gewinnen, 
man  mache  es  auch  so  gut  als  man  immer  wolle.  Jon. 
Chr.  Wagenseil  {v.  d.  meister  singer  holds.  kunst)  de  civit, 
Norib.  543; 

ein  weiser  schätzt  kein  spiel,  wo  nur  der  fall  regieret, 
und  klugheit  nichts  gewinnt,  und  dummheit  nichts  verlieret, 
Lessing  (ged.  über  d.  menscfd.  gldckseligkeit)  1^,  239. 

c))  Übertragungen:  wann  man  lang  von  den  dementen 
der  weit  zanckt,  und  von  eüsserlichen  Ordnungen  redt, 
so  gewinnt  man  doch  nichts  daran,  und  kan  nichts 
endtlichs  noch  bestendigs  beschliessen.  S.  Frank  chronica 
(1543)  2,160»; 

mit  widerlegen,  bedingen,  begrimmen, 

bemüht  und  brüstet  mancher  sich, 

ich  kann  daraus  nichts  weiter  gewinnen, 

als  dasz  er  anders  denkt  wie  ich. 

(iöTiiE  (zahme  xenien  6)  4,  382; 

Cecile  starrte  darauf  hin,  als  ob  sie  den  tiefsinn  dieser 
zeichen  erraten  wolle,  gewann  aber  nichts,  als  dasz  sich 
der  mattigkeitsausdruck  ihrer  züge  nur  noch  steigerte. 
Fontane  Cecile  l ;  und  was  soll  ich  nun  in  meiner  jetzigen 
läge  mit  den  stücken  dieser  jungen  leute?  für  mich 
selbst  gewinne  ich  nichts.  Göthe  {zu  Eckermann)  gespr. 
5,  269;  es  gibt  menschen,  die  auf  die  mängel  ihrer  freunde 
sinnen;  dabei  ist  nichts  zu  gewinnen,  ich  habe  immer 
auf  die  Verdienste  meiner  Widersacher  acht  gehabt  und 
davon   vortlieil    gezogen,   maximen  u.  reflexionen  nr.  8^2 


6061       GEWINNEN  IT.  3,  a  (gewinnen,  da«) 


GEWINNEN  II,  s.  b  iabtobUer  gdtrauck)     6063 


(»ehrifUn  d.  GöHiegrMlhehu/t  iit,  t9\);  es  war  «b«r  durrh 
nachdenken  nirhts  zu  Rewinnrn.  K<:hKiiMA.xM  ffe»präche 
mit  fiöffie  t,2M;  «r  ist  übcr/euKt,  daitz  «u«  dem  auf 
fiohlusKc  der  irdinchen  weit  für  uns  nicIitH  r.u  gewinnen 
Bei.  V.MiNiiAiiKN  tirnkw.  a', «:  «war  könnte  e»  »cheincn. 
als  oh  (iurnh  die  letztere  Operation  die  inoralität  nelbkl 
nifhts  pcwöiine.  Sciiii.i.kh  (übet- d.  monil.  nulten  öffenti 
aitten)  10,  M7. 

;')  die  Verbindungen  mit  dem  demonalrativ-  und  p»r$onot' 
pioHomen. 

l))  dag  ilrmonntintivjironomen  hnt  den  Übergang  inr 
mfzpartikel  durch  die  aigremung  der  form  da>z  gegen  daa 
yrkenmeichHet.  aua  den  verbinduntien  mit  gewinnall  lm$$en 
»ich  hielt  er  ziehen. 

dnrniit  wUmtu  tfnwiniieii  foin, 

dasz  lieiner  mehr  dein  gant  will  mIa. 

äcHEioT  Frititrirh  Dedtkhu  ffnbUtmu  ttl 
mkkMUk; 

«)ie  ehaussee  künstlich  hier  und  dort  ein  wenig  steigen  und 
fallen  zu  lasnen  . . .  man  gewönne,  dasz  die  »trasze  wegen 
heRserm  Hhllusz  des  regenwassers  immer  (rorken  wäre. 
GrtTiiK  U«  Kckermnnn)  genpräche  T,M;  ühnl.  bri^eXI,* 
geijtn:         ilax  ir  nii-ht  tliut  vorzeren  nier, 

liaii  tlan  ir  b«d«  kliunt  (t<wiri»n. 

f.  VnouH  i  /a$lnaeM»it.  6S  Krttder, 

mein  urnion  vader  und  den  frunimen, 

der  da«  mit  harter  nein  hat  fewunnen, 

das  ich  on  wits  und  all  vemunffl 

.  .  .  kaum  der  ichelnien  zunlTI. 

Mt'RMBR  »che^mensu^fl  64  MaiHiiar 

in  der  auagesji rochen  demoHstrativen  (unrerackobenen)  fune- 
fivti  iat  daa  pronomen  an  einer  wendting  betheüigl,  die 
toriibergehend  beliehtheit  und  formelhaj'te prügxtng  errtiehfe: 

«chrieo  zu  Jupiter  widerumb 

tiohick  uns  ein  liUnig  der  do  leb  .  . . 

Jupiter  jn  ein  Htorcben  schickt 

der  hut  tiie  nachmals  far  verschlickt 

dax  haben  »ie  dran  irewunnon. 

Woi.KOANn  SciiMRi.i /.i.  Samuel  und  Sinl (Witner} 
neiidr.  $.  15; 

und  niilsRen  etliche  daran  sterben,  das  gewinnen  sie 
dran.  K.  Ai.nKKL's  ehebiichlein  F**;  aulT  das  keiser  Otho 
mit  gemeinem  raht  die  ablei  PfRfers  Kntzclino  übergab, 
das  cewun  Cralochus  an  seinem  neid,  und  Rapertus  mit 
seinem  geilen.  Stumim--  tkhiceiz.  chron.  {t,3»)  3H^. 

2))  ila.s  peraonalpronomen  kennzeichnet  neben  gewinnen 
nur  aelten  ein  beatimmtea.  atia  dem  aatzgeßkge  zu  er 
achlieazendra  object: 

/.Am  andren  Hchalt  er,  wo  ein  «seil  ver>pile 
pei  «>inem  wirt,  es  üpi  wpnjr  otler  vijp, 
vor  aus  wo  es  der  wirt  selb  hat  fewfinen, 
aol  er  in  nach  niitOmacht  nicht  austreiben. 

Hans  SA<:Ma  faMu  u.  $chicänke  3,  tiu ; 
ganz  ebenso  {der  verlorene  söhn  act  n)  li.ssf«  Keller;  dasz 
sie  es  gar  wol  unnd  mit  jiutoin  gewissen  beliallen  dörfTte, 
dann  ob  schon  sie  es  soheiidtlirh  gcwunnen,  so  hah  sie 
es  doch  nicht  schändtlich,  sonder  redlich  angenommen. 
A.  ALBbiiTlNua  landtaförtzer  Quaman  (2)  19; 

durch  sie  ward  mir  das  rtttscivolle  vlieaz, 

■ie  führte  mich  in  iene  schauerhßhie, 

wo  iüh'a  gewann,  dem  draclieii  nli^fwann. 

CiKIl.l.l>AR/Klt  (Mfflra  1)  5»,  14»; 
prost  nuujahr! 
ich  hab  OS  gewonnen !  . .  . 
ich  sact  es  zuerst. 

C.Brentano  (die  luttifie  mueik  7)  7,  «50. 
meiat  fehlt  jedoch  ein  beatimintrr  hiniceia;  im$  fnmomen 
nimmt  allgemein  die  Situation,  meiat  ei nea  kan^ta  oder  nett- 
apiels,  auf:  am  alTtcnnontag  nach  sant  Michels  tag  ist 
mit  bichscn  und  arcnprosten  ain  schiessen  hie  gewesen  ... 
mit  dem  iirciiprost  gewann  es  Bartholome  Rem  und  mit 
der  bichs  graff  Hang  von  Monfort.  C.  Sk.ndk»  {d.  atddte- 
ehron.  i3)  a.  121  u.  a.  im  allgemeinen  liiazt  sich  t>ei  negieren 
irendungen  nicht  mehr  feststellen ,  irie  iceit  daa  pronomen 
uraprilnglich  iat,  wie  tceit  ea  als  nachträgliche  enceiterung 
in  die  formen  absoluten  gehrauches  sich  eingedrängt  hat 
(rgl.  remportcr).  neuerdinga  sind  hieran  nur  noi:h  irr«- 
düngen  hetheiligt,  die  aus  der  bexiehung  auf  kämpf  und 
aieg  entspringen,  dagegen  vgl.  .•  er  gewan  es  do  erst  noch 
unwerder  under  in  allen,  denne  er  es  vormoles  gehebet 
bette.  Nicoi..  v.  Baski.  88  A'.  Schmidt. 

«))  schabt  dasz  papir,  mördelet  dasz  pergamen.  gewan 
es  zu   fusz,   schosz  nach  der   gcisen  oder  den  geissen- 


nesteln.  Fimchaht  Gargantua  IM  meudr.;  mann  braurht 
diaz  wort  zum  spiel,  so  einer  sagt  er  hab«  es  gewfinnen. 
und  stabet  do<-ii  im  zweiflTel,  das  keiner  weis  welcher 
recht  oder  unrecht  hat.  Juii.  Kuhu.ola  7fio  Imitaeker  apnek 
teörter  tJ* ;  riei»li,  so  hast  es  gewannen.  Fhi*il'r  iiet. 
(lAM)  lan**;  noua  avon*  gaiffmd,  wir  haben  gewunnen.  oder 
wir  babens  gewunnen.  vieimua.  DuKX  «ei**:  lasset  um 
spielen,  oder  laaeet  ua«  eeben.  wer  ee  under  uns  beide« 
gewiDt.  Mitr  mttk'um  wkmrii.  ttntdmt  der  etlrdut  fOwtBl». 
le  pitis  fori  l'amporU.  /•rtiw  vimeiL  ifT:  ieh  babe  fe- 
wunnen, ri«'.  auperior  diaeedo.  K<:HÖN)ti.i'.iiicii  \ y,  etetuo 
Ai.r.u  i,W7^:  ee  mag»  gewinnen  wer  d«  kan.  llAmiiAK 
i,Dt~*:  ((i//m  ndk  )  \$uzi  »eben,  wer  reoht  bat.  wer  siegt 
oder  mit!  {ain  tcaih:)  woU's  golt,  der  gute  junge  rilter!  die 
arme  gefangene  griUin !  woü'i  foU,  das«  es  Karl  gewinnt ' 
muUr  kiDi.i.Kii  {tiolo  u.  Oenem««.«)  l.  ff7i:  räche  und 
gewissen  rangen  hartnJtekig  und  xweifelhafl.  aber  die 
racho  gewaiins,  und  der  JAger  lag  todl  am  boden.  Kt.iiiLLfcn 
(rcrirecAer  «ti«  mieretier  akn)  4, 71. 

b))  dit  rnndung  ftkdrt  im  tmamdum  dtr  reflbftiiWeHew 
aptath«  de»  atidena,  «er  mUem  der  hmirißA-MerreitUaehem 
mundart  an:  jetzt  haben  wir's  gewonnen,  sagt  der  Mem 
minger  (Memniingen  ist  nicht  mehr  fem).  Wanukh  i.ieeo, 
i«üc  is's  oder  hahmjt's  scho*  gwunga*.  das  gefftbrlichstc 
ist  überstanden.  Sciimki.lkh  t'.  WO; 

hilb«  bAat   Aa  sckte  (wnegA! 
wohl  faxt  di'  dte  t'sptl. 
do'  —  dfia  haal  m  schon  dick  wor'n, 
da  g-spArsI  ninnar  «11; 

^       ebertelerrelrttttrhee  Ued.  §.  die  ieabekn 
mauilarien  S.  IIS*; 

gefragt  hab'  ich  mich,  ob  ich  ao  stark  gewesen  wür', 
dasz,  wenn  der  bumch  seinen  willen  gegen  den  meinen 
gesetzt  h&lle,  er's  nit  hUtl'  gewinnen  mögen.  A.nze.v 
«iKunKH  (dorfgange  i)  s',  76.  vgl.  auch-  mit  mir  han  ihr"» 
gewunne.  Makiin  m.  Likmiart  s.mV 

b)  heim  ahaoluten  gebrauch  laaaen  tick  die  meuertimgen 
des  jüngeren  atila  am  deutliehaten  überblieken.  aekon  die 
beziehung  auf  kämpf  und  atreit.  die  in  der  älteren  aprmrhe 
diesen  gebrauch  so  :irmlick  getleckt  hatte,  eneeÜKrt  ikn 
durch  die  mannigjultigen  formen  ihrer  weit  iwrimtijrfril 
gliederung:  neben  krieg,  icettkampf  und  reekteelreit  der 
meinungaal  reit  und  die  poiemik  und  mameke  /grmeti  der 
Übertragung ,  mihrend  daa  spiel  »ick  imwter  aueeeklieaz 
lieker  dem  glilcksspiel  zuicendet.  ein  gana  neme»  ftbiei  aber 
eraeklieazt  der  begriff  dea  ericerba.  der  tum  frosM»  titeU 
at^f  den  oben  unter  a)  gekennzeichneten  linien  dem  mkeo- 
luten  gebrauch  icendungen  ziiführt. 

an  dieser  fülle  netier  tcendungen  nehmen  die  eintelnen 
gebrauchsformen  dea  terbuma.  die  aiek  zuerat  ale  träger 
dea  absoluten  gebruuchea  eniieaen  hatten  {vgl.  ap.  MW.  MM), 
nicht  gleichen  untheil.  tcükrend  die  Verbindung  gewinnen 
und  verlieren  ^ÜJt^  an  allen  möglirhkeiten  betkeitigt  iat.  und 
auch  die  participialformen  {a.  gewinnend  «mm<  gewonnen) 
eine  reiche  ent^cklung  zeigen,  ist  der  miaelHh  gebrauch 
l/eim  injinitiv  aekreit^geachränkt  gettlieben:  wir  wollen  thun 
als  die  weiszen.  die  nitt  gewinnen  können,  und  wollen 
auch  nicht  verlihren.  E.  v.  N.xssat  Huge  Seheppti  u*  ; 

die  weil  er  gwindt,  »o  bat  «r  Freud, 

nach  dem  vtriust  volft  allaa  Md. 

J   Wi<  KRA\i  {treme  Mckart  10)  S.  W; 

hier  isla  verlu»!,  dort  heisis  cewiaaea. 

J.  C.  Of  NTHIR  ged.t  100; 

wer  Mwint  verl&rt, 

wer  lind,  der  fewinnl. 

Fls<  HART  narf/anttM  MO  »radr.; 
gewinnen  und  verlieren  Kii«:iiiioK  teemdunmutk  t,t» 
(a.  ap.  6064);  der  eine  gewinnt,  der  ander  verleuret.  sagt 
man.  ti.  Wk.sknK'K  böst  apiel  aiehen  »;  dazu  vgl.  die  zahl 
reichen  belege,  die  gerade  die  beziekung  auf  daa  apiH 
(a.  sp.  6tvu)  hier  bietet;  so  ist  nichts  langweiliger  in  der  weit, 
als  berichte  von  ewigen,  unbedeutenden  Scharmützeln, 
wo  keiner  gewinnt  und  keiner  verliert.  Hk.kuer  \^ubrr 
Schlegela  übera.  v.  Batteux)  i,  tta;  und  hier  mftohte  ich 
wohl  einmal  fragen:  ob  wir  bei  diesem  lausch  gewonnen 
oder  verlohren  haben?  Möskr  patr.  phant.  i,  st; 
viel  kana  veriierco  wer  gewinnt 

A.  W.  8<  III.BOKI.  {ArHm)  1.  W»  Böekimf: 
last  nicht  herracbcn  die  b«fier.  dit  nimmersatte! 
mancher  flaubte  zu  cewinnen.  und  verlor 

Fa.  KCl  KBRi  (,fr;«i«    1.  heiwtath)  t,  T4s 


6063       GEWINNEN  U,  3,  b  (und  verlieren) 

aber  Juliane  gewinnt  dabei  —  —  (Lisidor:)  und  Henriette? 
(Adrast.^  verlieret  dabei  nichts.  Lkssing  (der  freigeist  1,  3) 
2^  69;  jedes  seiner  schönsten  stücke  ist  individuell  und 
verliert  bei  dieser  Classification  aus  andern  zeiten  und 
Völkern  eher,  als  dasz  es  dadurch  gewönne.  Hekdek 
(briefe  d.  sind.  d.  theol.)  10,15;  w^er  beim  lächeln  gewinnt, 
und  beim  lachen  nicht  verliert  . .  .  Lavater  handbiblio- 
thek  f.  freunde  i,  2no;  da  iing  auch  das  dunkle  an  zu 
leuchten  . . .  das  eine  verlor,  das  andere  gewann.  W.  Raabe 
leute  aus  dem  ivalde^  s.  125;  er  {der  triumph  der  empfind- 
samkeit)  soll  nun  producibler  geworden  sein  und  eh  ge- 
wonnen als  verlohren  haben.  Göthe  {anfrau  v.  Stein  1786) 
br.  7, 229. 

zu  den  spärlichen  belegen  für  den  infiniüv  vgl.  -.  es  sol 
auch  ein  lied,  das  ist  ein  text,  in  einem  thon,  in  einem 
jähr,  nur  einmal  begäbet  werden,  wo  es  zum  gewinnen 
glat  gesungen  wird.  Adam  Pusceiman  gründl.  bericht  des 
deutschen  meistergesangs  32  neudr.; 

glaubt,  Völker  dieser  erde  —  der  glaube  macht  euch  frei  — 
...  so  geht  auch  all'  gewinnen  hervor  aus  euch  allein : 
nur  wer  da  frei  von  innen,  wird's  auch  nach  auszen  sein. 

Reitiiard  gesch.  u.  sagen  am  der  Schweiz  96 ; 
was  bringt  in  schulden? 
harren  und  dulden ! 
was  macht  gewinnen? 

nicht  lange  besinnen ! 
was  bringt  zu  ehren? 
sich  wehren! 

GÖTHE   (west-östl.  divau:  buch  der 
betrachtungen)  5,  67 ; 
du  vaterlandsretter,  städtegründer, 
grosz  im  gewinnen,  gröszer  im  bewahren. 

Strachwitz  (auf  Heinrich  d.  Finkler)  ged.^  295; 

ein  anderer,  der  eine  weile  vom  gewinnen  ausruhte, 
zielte  mit  goldstücken  nach  den  mustern  des  fuszteppichs, 
und  vergasz ,  sich  nach  den  rollenden  zechinen  wieder 
zu  bücken.  Paul  Heyse  {ital.  nov.  l)  Andrea  Delfin. 

a)  der  absolute  gebrauch  in  der  beziehung  auf  kämpf 
und  streit. 

l))  gewinnen ,  im  kriege  siegen :  und  das  ercz ,  das  in 
der  czeit  aufgehaben  wirt,  das  sol  man  legen  czu  einem 
gemeinen  manne,  das,  wen  der  krig  ende  hat,  das  mans 
denne  gebe  dem  teile,  das  gewunnen  und  gesigt  hatt. 
[victrici  parti  datur)  Iglauer  jtis  reg.  mont.  99  Zycha; 
wunderlich  todtet  er,  wunderlich  i-edt  und  tröstet  er, 
wunderlich  hilfft  er  gewinnen  und  siegen.  Luther  (die 
epistel  des  proph.  Jesaia)  19,  158 ;  die  Ungern  kamen  dar- 
nach über  die  Ens  und  andere  wasser,  meinten  sie  hetten 
gantz  gewunnen,  streilYten  und  ritten  hin  und  her,  forchten 
nieniandt.  A.  Hon dor ff  historien-  u.  exempelbuch  (l58o)  461" ; 
denn  sie  auff  beiden  selten  mit  schlagen  also  ermüdet, 
das  sie  zugleich  ausz  dem  felde  ziehen  musten,  und  kein 
theil  gewinnen kunte.  Büntino  Braunschweig.  chronikSdn; 

dass  Colchus  neue  ränck  und  Pontus  list  ersinne; 
bald,  dass  der  stoltze  Franck  in  Griechenland  gewinne; 
dass  Taurus  nicht  mehr  treu. 

Andr.  Gryphius  {Leo  1,  4)  trauergp.  33  Palm; 

so  haben  eine  zeit  die  Denen,  die  ander  zeit  die  Khugianer 
und  widderum  so  einer  umb  den  andern  gewunnen. 
Kantzow  Chronik  v.  Pommern  l,  101  Gaebel;  mit  dem 
Schwert  gewinnen,  devincere,  ferro  potiri.  Stieler  2544; 
ebenso  Dentzler  eos*";  Frisch  nouv.  dict.  de  passagers 
2,279;  es  hat  keiner  gewonnen,  aequo  Marte  discesserunt. 
ÖTIELER  2543;  jeder  meint,  er  habe  gewonnen,  ebenda; 
wir  haben  gewonnen,  we  carried  the  dag.  teutsch-engl. 
lex.  2  (1716),  773;  z'  Abmsperg  hat  da'  Napoleon  gwungg'. 
ScHMELLER  2*,  9;iO;  mag  er  morgen  früh  dreinschlagen 
und  gewinnen  nach  herzenslust,  was  ist  damit  jetzo  für 
uns  gewonnen,  wenn  wir  ihm  zufallen.  W.  Raabe  unsers 
herrgotts  canzlei  1,178;  am  ende  hätten  wir  1870  nicht 
gewonnen,  wenn  wir  blosz  mathematiker  oder  petrefakten- 
.\uguste  oder  so  was  gehabt  hätten!  G.  v.  Ompteda  der 
zeremonienmeister^  49. 

2))  im  einzelkampf  obsiegen: 

a))  die  weit  spricht:  der  stärckere  gewinnt.  Heinh. 
Müller  geistl.  erquickstunden  339; 

du  weist,  wie  starck  die  feinde  sind, 
drum  st&rcke,  bis  mein  kämpf  gewinnt. 

Jon.  Chr.  Günther  ged.'^  9; 
du  muszt  steigen  oder  sinken, 
du  muszt  herrschen  und  gewmnen. 

Göthe  {koptisches  lied)  1, 144. 


GEWINNEN  II,  3,  b  (obsiegen) 


6064 


&))  wie  wir   lesen  inn   actis,  wie  S.  Paulus   mit  dem 
teuffel    kempfet    und    ritterlich    facht    und    allenthalben 
jiewan.  Luther  {die  epistel  des  proph.  Jesaia  1.526)  19, 159 
Weimar;       darumb,  wann  ich  ja  kämpfen  sol, 
so  gib,  dasz  ich  gewinne. 

Paul  Gerhardt  (barmh.  vater)  s.  Fii<cher 
u.  Tümpel  3,  392; 

veni,  vidi,  sed  Christus  vicit:  ich  bin  kommen,  hab  ver- 
nommen, aber  Christus  hat  gewunnen.  Abr.  a  S.  Clara 
auf.  auf  ihr  Christen  59  Sauer; 

er  kömmt,  zum  kämpfe  bereit,  und  hat  die  pfeile  geschärfet, 
und  schon  die  blutige  sehne  gespannt  .  .  . 
wann  itzt  der  feurige  lenz  ihm  nilft  im  streite  gewinnen, 
der  allzeit  seine  triumphe  gemehrt.    Uz  19  Sauer. 

3))  im  ivettkampf  den  preis  davon  tragen: 

hofgeselle,  du  bist  ein  ruter  genant, 
ik  scholde  di  wol  junkher  heten,  lange  her  ein  pant. 
ik  wil  mit  di  vechten  in  dessen  dagen ; 
gewinnestu,  so  werslu  nu  to  ritter  geslagen. 

Lübecker  totentatiz  1282  Baethckc; 

ein  blat  stecket  man  {bei  den  ritterspielen)  inn  den  wähl, 
darinne  ist  ein  schwartzer  zirckel ,  wer  in  das  blat 
scheuszt,  hat  getroffen,  aber  darumb  nicht  gewunnen, 
wer  aber  inn  das  schwartze  scheuszt,  dem  kan  es  nit 
wol  fehlen,  er  gewinnet...  Agricola  sprichw.  2,  is^; 
präemior,  gewunnen  Cholinus-Frisius  685»;  ebenso  Fri- 
sius  1042*;  präemior,  ich  gewinne  Dasypouius  Dd  5"^; 
palma  in  medio  posita  est,  es  stehet  einem  jeden  frei  zu 
gewinnen.  Faber  581  *>;  ähnlich  Dentzler  541»;  im  Wett- 
laufen gewinnen,  cursu  aliquem  stiperare.  Stieler  254.3; 
so  sollen  die,  so  noch  nicht  gewonnen,  ferner  umb  die 
gaben  gleichen.  A.  Puschmann  'AX  neudr.; 

'ich  wet,  es  hab  der  narr 
in  die  hosen  geschiessen.' 
Glas  lacht  und  sprach :  'nit  harr ! 
wet,  Fricz,  du  wirst  gewinnen; 
du  gwinst  warlich,  wet,  Fricz!' 

Hans  Sachs /oöe?»  u.  schwanke  4,9; 

die  strahlende  sonn  und  der  stürmische  wind  haben  auf 
ein  zeit  miteinander  gewett  . . .  welcher  diesem  seinen 
mantel  samt  den  kleidern  werde  abziehen,  der  solle 
victorisiret  und  gewonnen  haben.  Abr.  a  S.  Clara  heil- 
sames gemisch  gemasch  11 ; 

gewinnt  er  morgen, 

ist  mir  der  tod  nicht  schrecklicher  als  er. 

Schiller  {Turandot  3,  2)  13,  408; 

in  der  wette,  beim  wetten  gewinnen.  Campe  2,  364'';  wer's 
verrotet  het  gewunne.  Martin  tt.  Lienhart  2,  831*". 

4))  im  rechtsstreit  obsiegen:  des  hietten  wier  unrecht, 
und  si  recht  behabt  und  gebungen,  und  wier  unrecht 
und  verloren,  icrk.  v.  1464,  s.  monum.  Boica  21,. 543;  mit  dem 
rächt  und  urteil  gewunnen,  auferre  iudiclo.  Maaler  18ü''; 
er  halff  beiden  partheien,  die  wider  einander  waren,  ge- 
winnen und  verlieren.  Kirchhof  wendunmuth  (3,  133) 
2,  408  (s.o.);  und  wenn  ich  den  nicht  gewinnen  mag,  so 
ist  doch  kein  besserer  rath ,  als  einen  guten  vertrag 
zu  schlieszen.  Gottsched  Eeineke  fuchs  {1,15)  2d  Bieling 
(wan  ich  dan  nicht  beth  enmach  Reinke  de  vos  v.  1351, 
anders  Götiie); 

spottend. sagte  der  wolf  und  der  bär:  du  magst  es  versuchen, 
aoer  die  schlänge  gewinnt,  sie  wird's  nicht  besser  begehren. 
Göthe  {Eeineke  fuchs  9)  40,  157; 

ich  weisz  gewisz  so  zimmlich ,  was  sein  procesz  schon 
gekostet  hat:  soll  das  all  vor  das  fenster  geworfen  sein? 
noch  vier  luidore,  und  wir  haben  gewonnen.  Mohren- 
fels . . .  ein  Schauspiel  (1794)  s.  17 ; 

habt  ihr  mein  edler  graf,  in  eurem  amte 
schon  einen  dieb,  schon  einen  ehebrecher 
befunden  im  verhör,  der  nicht  geläugnet? 
wer  mit  dem  läugnen  zu  gewinnen  denkt, 
ist  thöricht,  wenn  er  nicht  die  zunge  braucht. 

LuDW.  TiECK  {leben  u.  tod  der  hl.  Genoveia)  2,  206. 

5))  im  wortsfreit,  in  derpolemik  obsiegen:  wie  die  Pharisei 
Christum,  einen  aufFgeworffen  und  gedacht  'gewinnet  der, 
szo  haben  wir  alle  gewonnen,  wirt  er  überwunden,  so  ist 
er  allein  verloren'.  Lui  her  {v.  d.  papstthum  zu  Rom)  6,  285; 
und  wiewol  sie  offt  angefochten  worden,  gewonnen  sie 
doch,  glosse  zu  l  Mos.  49,22;  ähnlich  {pred.  üb.  1  Mos.  25) 
24,434  Weimar;  Hessen  sie  sich  duncken,  sie  hetten  ge- 
wonnen, {über  'das  ist  mein  leib')  23,  245  (244  hetten  's  ge- 
wonnen); schreien  feindlich,  sie  habenn  gewonnen  (a«/.. 
Emsers  auf  wort)  7,638;  wann  es  mitt  dem  altten  glauben 


6065     GEWINNEN  II,  s,  b  (nun  hab  Ich  gewounen) 

auszgericht  wer,  so  heten  die  Juden  gewunnen,  dann  sie 
»lonnd  den  altten  glauwhen,  Skhastian  Lotzrb  (jehrüt- 
licher  aendhrief)  (Joetze  *.  M;  da«  erneuerte  vertpreohen 
ihres  vaters  berechtigte  mich,  sie  ganz  und  gar  zu  über- 
gehen, ich  habe  gewonnen,  sobald  Chrynander  Julianen 
zu  zwingen  aufhört.  Lkhhino  (d.  junge  gtMirte  5.11)  l'.  M«; 
ihr  liistet,  und  habt  niclit:  neidet,  hasset,  und  erlanget 
iiiclit:  streitet,  Icänipret,  und  gewinnet  nicht,  weil  ihr 
nicht  bittet.    Hkhdkh  (fr»-i>/>  tiveenrr  brüHrr  Jf»u)  1,  *m. 

«))  urlion  in  den  r.lttn  Mnjlen  übertruguiiyrn  njtringt  dit 
forind  gewonnen  haben  ina  äuge  {vgl.  auch  unttr  den 
Mfffen  für  da»  jmnonalpronotnen  ■  e«  gewonnen  haben). 
YiV  erfretU  »ich  anrh  in  altgemrinerer  tcendung  btaondtrtr 
Miehtheit:  {Joseph)  nun  halM-n  wir  gewonnen  liebste 
Maria,  da«  ist  Belhlehen».  lii  iinkr  Chrintromaedia  {\.  6) 
t.  Kl  Rmthinann: 

(J'oliil. :)   ich  duncke  nun,  di«  amleni  nnlz«  stellten, 

die  werdun  »ulbat  das  r^rn  nni  ihre  fUM«  draho, 
und  wir  mit  uniirer  lixl  uiih  Mplbat  fefancen  s«hn. 

lChrv$.:)  vcrwirlT  die  eitle  furcht,  wir  haben  iihon  jfewonnen 
J.  C.  GOniiikr  (Theoilot.  6.  l)  ged-iursH; 

ich  habe  den  sieg  über  mich  erhalten  sie  nicht  zu 
sehen,  und  nun  daoiit  ich  gewonnen  «u  haben,  aber  ich 
bin  elender  als  vorher,  (iöthk  {an  Hehrinch)  Itri^t  \,\tn\ 
Franziskus  sah  wohl  ein,  dasz  der  gifl  alle  Wirkung  getan 
halte  und,  da  die  portion  nicht  gros«  war.  meine  starke 
natur  nicht  halte  Uherwälligen  können,  daher  sagte  er 
eine»  tage«:  Benvenuto,  danke  gott,  du  hast  gewonnen! 
zweifle  nicht,  ich  wcnle  dich  «um  verdrusse  der  Schelmen, 
welche  dir  zu  schaden  gedachten,  durchbringen.  (Ben- 
venuto C'elliiii  4, 10)  s.'i.  3B7:  fasse  muth  meine  theuersle!  — 
du  hast  gewonnen,  als  sieger  komm  ich  aus  dem  gefähr- 
lichsten kämpf  zurück.  Schim.kh  {kab.  u.  liebe  »,  6) !»,  ♦!! : 
nun  haben  wir  gewonnen,  figürlich,  nun  haben  wir  das 
schwerste  überstanden.  AnKi.UNcj  8,  AM;  ähnlich  Campk 
i,  3«H». 

ß)  für  den  erfolg  im  spiel 

1))  liegt  die  tummtnenstellung  von  gewinnen  mit  ver- 
lieren u.  a.  vor  allem  nahe  und  i.<it  auch  hrsonder»  bevorzugt  • 
n))  auch  so  er  mit  dem  bal  spili't  oder  ander  spil  und 
kurizweil  treib,  so  was  er  gcleicli  als  frölich  so  er  ver- 
los/ als  so  er  gewan.  Poutus  u.  Sidonia  bs*;  wUrlTel 
oder  kartenspiel  .  .  .  pflegen  sie  auch  mit  grossem  ernst 
zfl  treiben  und  zft  spielen,  und  haben  dar/ö  ein  solche 
frevelheit,  beide,  zfl  gewinnen  und  zfl  verlieren,  das  sie 
auch  ...  zfl  letzt  umb  jre  freiheil  und  umb  jre  leib  spielen 
[^tanta  lucrttndi  perdendive  temeritate).  MlcYl.l.US  Mera. 
des  Tacitus  +4.^»; 

spilt  pis  aftr  milemacht  hinein. 

verlor  ofl  und  seilen  jrcwon. 

Hans  Sa<mx  /aheln  n.  tekviänke  i,  IW; 

es  mus  gewagt  sein,  wagen  gwint, 

verleart  auch  roanigsmar  rcschwint. 

Haynkccius  Han»  P/riem  57  netidr.  ; 

bei  den  abgefertigten  spielcrn,  sie  haben  gleich  gewonnen 
oder  verloren.  GRiMNfKi.siiAUSEN  Simjtlic.iU  Kiigel ;  jedes 
neue  verhältnisz  ist,  wie  ein  spiel,  man  weist  nicht,  ob 
man  gewinnt,  oder  verliert,  aber  ntan  musz  den  einsatz 
wafüen ,  denn  sonst  kann  man  überhaupt  nicht  spielen. 
Kh.  Hk.hbki.  tayebiichev  2,$7*  Werner. 

b))  dass  ich  dick  verspielet  hab,  das  ich  nicht  ge- 
wunnen hon,  es  sei  mit  würfTeln,  fünlTtzehen,  zchen  oder 
mit  dreien.  Sciiossmann  predigt  is;  ich  kenne  den  staat 
von  Neapolis  wohl,  man  musz  hazardiren.  aber  es  heisl, 
wie  bei  dem  Charten  spiel,  wagen  gewint,  wagen  verspielt. 
Clin.  Wri.sk  Ma»aniello  (1,  8)  17  Petsch;  über  disz,  warumb 
habt  ihr  lust  zu  gewinnen?  wisset  ihr  nicht,  dasz,  wann 
einer  gewinnet,  ein  ander  nolhwendig  verspielen  musz? 
die  3  ärgsten  ermarren  s.'»  neudr.;  an  diesen  nÄrrischen 
leuten  sähe  man  ein  blaues  wunder,  weil  sie  alle  zu 
gewinnen  vermeineten  . .  .  etliche  gewannen,  etliche  ver- 
spielten. (iniMMKi.siiAUSKN  Siinjdic.  i:a  Kögel;  vor  der 
ankunft  des  prinzen  war  der  Spanier  unaufhörlich  im  Ver- 
luste gewesen,  jetzt  gewann  er  auf  alle  karten.  Sciiii.i.k» 
{gei-tterseher)  4,  208. 

8))  ««  den  einschlägigen  tcendungen  auszerhalb  dieser 
fm-mel  vgl.  •  dem  der  da  gewinnet,  kompt  das  versehen  eines 
andern  zfl  gflt.  es  seind  etliche  spiel  also  gethan,  das  es 
aulT  einem  versehen  steht.  AoKir.oi.A  760  teutsch.  sprichic 
(1537)61'';   ir  werdet  michs  wol  wissen  lassen,  wenn  ich 


GEWINNEN  11*.  b  (im  geachilt  venUenen)     6060 

gewinnen  sol.   so  spotten  sich  selbe,  so  nüDbts  gewinnen. 
sprichiü.  t,«9»(l8»):  iMfMe*«M6.Wp.RBNIOK  böse  spiel 

sielten  M; 

die  sorg  fertrtaeksa.  in  spiel  g««  >>">«> 
Mia  fa«t.  boden  and  kwt«i  riaoeo.  „„^*- 

Itui.i.KXMAOR!«  /rtmckwtemseUr  1, 11«  UMOese. 

gewinnen  Im  spiel,  luäo  vineere.  Alka  I.«r*:  im  »pi'l 
gewinnen,  gagner  mu  jsu.  Rondbao  t,  Hat*;  im  spiele 
gewinnen,  to  tri«  at  plajf.  Hll.I»ll«T  1. 1,  ««•:  nach  der 
malzeit  haben  wir  mit  s  wOrflen  gespOIt  ain  spül,  das 
man  v'antten  haisset.  und  der  gewOnnet.  der  da«  best« 
glelcli  würfn.  Philipp  liAiSHOfKR  reisetagehurh.  s.  Halt 
Studien  J.f.l«:  die  frau,  «enge  damals  an  wider  zu  ge 
winnen.  HAnaoönfKR  tust,  und  lehrr.  gesck.  (7S)  ««••: 
spielest  du  und  gewinnest,  sonderlich  durch  betrug  und 
falsche  würfTel.  (iniMMK!.MiiAi;HKN  SimpHc  tia:  diesen 
{den  Spielteufeln)  ergeben  sich  onUrsrhiedliche  leicht 
fertige  gesellen  durch  gewiss«  parlen  und  bAndnus. 
dasz  er  sie  gewinnen  lasse.  lU;  mein  söhn,  spiele  nur 
fein  lange,  du  wirst  wohl  einmahl  gewinnen.  (iKoHo 
Wkbkhiok  büse  spiel  sieben  i*.  ähnlich  s.  m.  s.  tl;  hin 
gegen  empfiehlt  er  (OnVf)  ...  die  dame  mit  guter  art  {im 
latrunkelnspiele)  gewinnen  zu  lassen.  WiKi.A>ti)  {4lA.  d  alt. 
teitkilrxunguMpiele)  »4,  \m;  vorgestern  al>end  bei  Albrechl«. 
wo  Whist  gespielt  wurde,  diszmal  aber  gewann  ich. 
Scnti.i.KM  br.  1.3W;  die  h&lfte,  welche  gewonnen,  fordert 
im  nichsten  spiele.  F.  L.  Jahn  2.1.»:  man  «eng  an. 
haxardspiele  zu  spielen ;  er  gewann.  J.  C.  Bi«a!<i>kh  meine 
lebensgeseh.  i.fM:  «eng  das  spiel  schnell  an.  llesz  Ihn 
eine  weile  gewinnen,  verwirrte  ihn  dann  wieder  . . .  Pp.«ta 
i.ozzi  {Lieuhanl  u.  Oertntd  4,2)  4*,  IS;  die  leufel  mBgen 
spielen  o<ier  nicht  spielen,  so  könnten  sie  doch  niemal« 
vergnügt  sein,  sie  mögen  gewinnen,  oder  nicht  gewinnen. 
TiECK  don  (^tiehote  t.  ^».  es  ergieng  ihm  wie  so  vielen 
andern,  die  an  der  dortigen  bank  {LatuMädi)  zu  ge 
winnen  hofften.  A.  Jäorr  Sehnabels  univmrmUU^jmkr*  SB. 
jünger,  aber  mehr  verbreitet,  als  aus  dsr  iOsfHi§ksti  dsr 
belege  xu  erscMieszen,  ist  hier  die  versekiebung  de»  subjeels  - 
Ihre  karte  hat  gewonnen,  your  eard  kas  won.  Hii.hkrt 
8,  1, 4fil«. 

y)  die  ausdehnung  des  absoluten  gebroueke»  aw/ gewinnen 
im  sinne  von  erwerben. 

0)  ungeieöhnlich  reich  ist  kier  sekon  der  engste  gesekäfts 
begriff  des  eneerbs  vertreten,  für  den  LfTHRR  m  der 
bibdübersetsung  die  ersten  belege  absoluten  gebrnuekes  bot 
{s.  sp.  5068.):  es  mögen  die  genannten  Juden  und  Judinnen 
gewinnen,  erwerben  nach  ihrer  gewohnheit.  sckuttbrief 
herzog  Wilhelms  v.  Sachsen  v.  U90{Leipz.  tagebl.  tx.sept.  JMS); 
da  füegt  sich  des  jars,  dasz  da«  meer.  das  man  den  see 
nent,  ganlz  überfror,  also  dasz  man  kein  bering  «eng 
und  dasz  er  gcwan.  die  reben  In  Franken  gantz  erfroren, 
und  da  er  gut  reinwein  bracht,  die  vor  in  dem  sumer 
auf  dem  meere  warcnt  dahin  gefüert .  gewan  er  auch. 
SniM.  Mkistkhi.in,  s.  d.  .ttädtechron.  S.  48; 

ihetn  weiüzgftrber  noch  gewinnen 

an  bettln  wie  bissher  mit  sinnen. 
G.  Rösi-ii  V.  GKROu>.<<itArsKN  wumiehsifrürh  WS; 

ausz  den  landsknechten  wirt  ein  arbctloss  volck.  da« 
nicht  hlllTt  gewinnen,  allein  aber  vertxeren.  was  Ire  alt 
fordern  gewunnen  haben.  Kukri.in  v.  GOhzbur«-.  »,  15I 
Kndera;  so  sollen  wir  die  goschickligkeit.  zu  werben  und 
gewinnen  nicht  verkeuffen.  denn  es  ist  ungevis.  Luthkm 
tischreden  {von  hendeln  u.  mteker)  88*  Aitrifiiktr:  «ff.  auek 
(».  kaufshandl.)  15, 895  Weimar;  lueror  . . .  fwflnnen.  Ciio- 
linus-Frisius  584»:  eAeiMo  Fnisiu«  ?«•;  Qartii-Köniu 
480»  {luerttm  faeere);  Dasvpodii's  Sä«  (ich  gewinn,  hab 
ein  geniesz.  ubernutz):  cArn-w  Skr  ran  u»  0»*:  rgl^auekt 
demereo  ...  gwunnen.  verdienen  bei  Cholinus-Frisius. 
DarYPODIUS  und  Rf.yiif.r;  vgl.  mwk  Sr.nöNSi.RDRR  V&*: 

das«  er  gewnn  an  aller  war 

nnd  an  keiner  nit  bttsaet  ein. 

Han!<  Sacus  /abein  m.  $ek*enmte  5,9: 

der  wirt  war  dieser  antwort  fro, 

gedacht,  er  het  fewfinen  do.    S,  M6; 

mit  dem  loter  holte  ich  mich  ob. 

darnach  ich  gwin,  darnach  ich  sar. 

Prrsa  Prob!«t  188  l^rttäer; 
et  wolt  dann  jemand  sprechen,  es  wer  die  recht  guldin 
zeit  eben  jetzund.  und  möchte  schier  gewinnen.  Schkidt 
Detlekinds  Orobiamis  4  ililchsaek: 


6067        GEWINNEN  II,  3,  b  (nutzen  haben) 

(reit  macht  die  narren  klug,  erhebt  zu  ehrenständen, 
es  redet  ohne  mund,  gewinnt  mit  stillen  hünden. 

Rachel  sath:  f/ed.  49  Drescher; 
reich  ist  der  mann  fürwahr:  sein  handel  und  seine  fabrilien 
machen  ihn  täglich  reicher;  denn  wo  gewinnt  nicht  der  Itaiil- 

mann? 
GÜTiiE  {Herrn,  u.  Doroth.:  Terpsichore)  40,  253; 

sobald  er  in  Paris  durch  seine  arbeiten  zu  gewinnen 
anfing,  liesz  er  seinen  bruder  Johann  Gottlieb  ...  von 
Berlin  dahin  kommen.  {Fhilipp  Hackert)  37, 117 ;  es  wäre 
mir  schon  sehr  unangenehm,  wenn  mein  Verleger  bei 
mir  nicht  gewänne  —  wie  viel  weniger  mein  freund. 
Schimmer  briefe  i,dlT,  wenn  alle  geister  und  kräfte  in 
auffuhr  sind,  um  zu  gewinnen  und  zu  genieszen,  ist  ein 
wunder^  dasz  auch  die  arbeiter  und  die  dienstboten,  un 
ruhig  geworden ,  sich  an  die  grosze  tafel  setzen  wollen. 
RosEGGEH  Idyllen  {dienstbotenlehen). 

2))  die  erireiterung  des  erwerlahegnffes,  die  sich  bei  ge- 
winnen aus  der  verbimhmg  mit  of/jecfen  aller  art  ergiebt 
(vgl.  sp.  ßOlSj^'.),  spiegelt  sich  auch  in  den  formen  des  ab- 
soluten gebrauches,  die  auf  ellipse  beruhen:  nach  der  licht- 
inesse  aber  bisz  das  man  gewinnet,  taglöhnerordmmg  der 
rebleute  zu  Konstanz  143«,  s.  zeitschr.  f.  d.  gesch.  d.  Oberrh. 
10,  313  {vgl.  sp.  602l).  leichter  ist  die  ellipse  im  folgenden 
zu  ergänze»  .■  wellen  wür  das  fueszvoick  bei  uns  behalten, 
so  werden  sie  beuten  und  gewinnen  nachziehen,  soll 
man  sie  nun  gewinnen  lassen  und  die  reuter  nit.  truchsesz 
V.  Waldburg  bei  Baumann,  quellen  z.  gesch.  d.  hauern- 
kriegs  54.ö;  aber  hundert  hend  musz  ein  keller  unnd  hausz- 
knecht  haben,  wie  Briareus,  auff  das  er  unauffliörlich 
unnd  unermiidet  zäpfl",  schöpff,  gewinn,  hol,  trag,  ketsch, 
biet,  stell,  gisz,  schenck,  füll.  Fischart  Gargantua  (8)  152 
Alsleben; 

sie  (rfa.s  kluge  weib)  schont  der  fauste  nicht,  hilft  ihren  mann 

gewinnen, 

reitzt  das  gesinde  zu,  hüllt  bakken,  brauen,  spinnen. 

'Rachel  »atir.  ged.  29  Dreecher. 

im  ganzen  jedoch  verdunkelt  sieh  die  beziehimg  auf  be- 
stimmte ohjecte;  das  verbum  wird  von  allgemeinen  begriffen 
erfaszt,  wie  sie  das  Substantiv  gewinn  entivickelte :  pro- 
yioo  . . .  beschiessen,  fürderen,  gwünnen.  Choi.inus-Fri- 
siüs  702";  zönemmen,  fürderen,  beschie.ssen,  gewünnen. 
Frisius  1067*;  was  man  den  armen  thuet,  nichts  daran 
verloren  werde,  sondern  man  nur  daran  gewinnet,  wie 
solches  an  den  zwölff  körben  . . .  Ferdinand  II.  von  Tirol, 
sperulum  ritae  humanae  25  neudr.; 

'dasz  ich  gut  kegel  schiebe 

und  verse  mache,  sind 

gleich  herrliche  talente!' 

sprach  Boileau.    gewinnt 

sein  abgott,  der  ihm  rente 

und  ehre  gab,  dabei? 

GoECKiNGK  {eputeln  2,  9)  2, 100; 
hier  modert  Nitulus,  jungfräulichen  gesichts, 
der  durch  den  tod  gewann :  er  wurde  staub  aus  nichts. 
Lessing  {minged.:  grabsehrift  des  Nitulus)  1^,  14; 

wer  dabei  gewann,  waren  die  Unterhändler,  der  pabst, 
die  handelnden  Staaten  in  Italien,  endlich  insonderheit 
die  geistlichen  ritterorden.  Herder  (briefe  über  tempel- 
/ten«)  15, 115 ;  daz^t,  vgl.  auch  Göthe  briefe  6,  H2l ; 

so  stimm'  er  dann  in  der  Verlierer  sinn. 
denn  nichts  scheint  denen  trübe  die  gewinnen. 

Schlegel  übers,  v.  Shakespeares  Heinrich  IV.  th.X 
(far  nothing  can  seein  foul  tho  those  ihat  viin) ; 

jede  macht  gewann  bei  dieser  theilung  des  österreichi- 
schen rauhes  entweder  land  oder  freiheit,  neues  eigen- 
thum,  oder  Sicherheit  für  das  alte,  und  weil  alle  gewannen, 
so  blieb  das  gleichge wicht  unverletzt.  Schileer  {so jähr. 
krieg,  1.  buch)  8,  55. 

3))  in  dieser  allgemeineren  bedeutung  gliedert  sich  die 
weitere  enttvicklung  von  gewinnen  in  zicei  liauptformeyi. 
der  begriff  profitieren  ioird  durch  loeitere  bestimmungen,  vor 
allem  präpositionalverbindungen,  wieder  eingeengt  und  rcan- 
delt  sich  .10  zu,  der  bedeatung  fortschritte  machen  in  einer 
suche:  er  kann  nachher  an  reife,  an  kraft,  an  gelehr- 
sumkeit  und  känntnisz  sehr  gewinnen,  wie  auch  Winkel- 
nianh  von  jähr  zu  jähr  unstreitige  gewann.  Herder  (denkm. 
W'inkelmn7in.9)  8, 451.  im  gegensatz  dazu  büszt  der  unverengte 
bei/riff'  immer  mehr  die  rückbeziehung  auf  das  subject  ein 
und  arbeitet  die  nnrkungen  aus,  die  das  snlrject  auf  andere 
ausübt,  gewinnen  nimmt  die  bedeutung  an:  einen  vortheil- 
hafleren  eindruck  machen;  der  könig  von  Holland  bleibt 


GEWINNEN  II,  3,  &  (sich  verbessern)      60G8 

sich  immer  gleich  und  doch  gewinnt  er  immer  mehr  je 
mehr  man  ihn  sieht  und  hört.  Göthe  {an  Karl  Augiist) 
21,  ;!86. 

«))  ich  setze  voraus,  dasz  ich  bei  diesem  tausch  in  allem 
betracht  gewönne.  Lkssino  {an  Karl  Les.iing  I77l)  17^,  407; 
schwerlich  dürften  wir  ...  in  dem  was  wir  eigentlich  be- 
gehren, bei  dem  tausche  gewinnen.  Herder  {briefe  zur 
beförd.  d.  humanität)  17,314;  sie  gewannen  als  ritter  und 
priester.  15, 1I6;  du  für  dein  theil  wirst  bei  dem  tausch 
offenbar  gewinnen.  Schiller  br.2,m9;  für  den  inhaU 
werden  sie  indesz  dabei  gewinnen,  wenigstens  habe  ich 
gestern  allerlei  neuigkeiten  eingesammelt.  Wieb.  v.  Hlm- 
ROLDT  a7i  Schiller  Leitzmann  «..53;  ich  gewann  sichtbar- 
lich  auf  den  schatten,  ich  kam  ihm  nach  und  nach  näher, 
ich   muszte   ihn  erreichen.  Chamisso  {Peter  Schlemihl  C) 

4,  288 ;  eben  durch  den  geschmack  haben  also  die  Griechen 
an  Vernunft  und  durch  ihre  leichte  Vernunft  an  geschmack 
gewonnen,  Herder  {üb.  d.  Ursachen  d.ge.mnk.  qeschmncks) 
5,609;  man  könnte  vergleichen  und  urtheilen,  das  publi- 
cum gewönne  an  einsichten.  Güthe  {zu  Eckermann)  ge.fpr. 

5,  333  Biedermann. 

b))  der  dritte  lebensbeschreiber  Davids,  den  ich  nennen 
wollte,  ist  Chandler,  der  durch  seinen  Übersetzer  und 
anmerker  sicher  gewonnen  hat.  Herder  {brief  d.  stud. 
d.  thenl.  hetr.)  10,92; 

die  leutchen,  muszt'  er  sich  gestehn, 
gewännen  näher  angesehn. 

WiELAND  {an  Olympia  1,  2)  9,  133; 
der  erste  eindruck 
thut  wohl  das  schlimmste,  und  der  mann  gewinnt 
zumal  in  einiger  entfernung. 

Grillparzer  {ein  treuer  diener  3)  6»,  209; 

man  sagt  von  einer  person,  sie  habe  gewonnen,  wenn 
sich  ihre  äuszere  gestalt  gebessert  hat,  so  wie  man  im 
gegentheile  sagt,  sie  habe  verloren.  Adelung  2,665;  ebenso 
Campe;  (dieser  mann  gewinnt  sehr,  wenn  man  ihn  näher 
kennt,  that  man  gains  a  great  deal  on  acquaintance. 
Hilpert  2,1  5.465*;)  die  schöne  frau  gewann  nur  noch 
in  der  nähe,  ich  sah  erst,  dasz  kunst,  lampenlicht  und 
putz  keinen  teil  an  ihrer  Zauberei  hatten.  Paul  Heyse 
neue  novellen:  der  kreisrichter ;  uns  wenigstens  ist  es  ja 
auch  so  gegangen .-  die  Schleswig-Holsteiner  gewinnen  hei 
näherer  bekanntschaft.  Bismargk  {im  preusz.  landtag 
3.  4.  1876)  6,  367  Kohl. 

c))  gegen  diese  bedeutung  von  gewinnen  heben  sich  zum 
andere  entivicklungsf armen ,  die  mit  ihr  manches  gemein 
zu  haben  scheinen,  doch  deutlich  ab.    an/ gewinnen,  siegen 

i^^'>-^t'  man  spricht  von  müllerinnen 

und  wie  so  schön  sie  sind; 
doch  immer  wird  gewinnen 
dort  hinten  unser  iiind. 

GÖTHE  {die  filückl.  galten)  1, 128. 

die  ellipse  eines  persönliclien  objectes  {vgl.  gewinnen  sp.  5888^'. 
s.  gewinnend)  liegt  dagegen  dem  folgenden  zu  gründe: 
das  mädchenhafte  erröten  einer  so  hohen  männlichen 
gestalt  hatte  seinen  eignen  reiz,  und  die  verlegne  be- 
scheidenheit  des  ehrlichen  gesichts,  die  nicht  zu  wissen 
schien,  was  er  gethan,  gewann.  Otto  Ludwig  {zwiselien 
himmel  u.  erde)  1,376  Adolf  Stern;  sie  reiszt  nicht  hin, 
sie  gewinnt;  sie  packt  nicht,  sie  rührt.  Paul  Lindau 
{Etelka  Gerster)  in  der  gegenwart  11  (1877),  194». 

4))  die  heraiisarbeitung  äuszerer  Wirkungen,  wie  sie  eben 
an  gewinnen  beobachtet  wurde,  ist  ivol  gefördert  und  vor- 
bereitet durch  die  ungemein  zahlreiche  gruppe  von  Verbin- 
dungen mit  unpersönliche7i  subjecten,  bei  denen  nur  aus- 
nahmsweise an  eine  bereicherung  oder  an  innere  fortschritte 
des  subjectes  gedacht  werden  kann,  vgl.:  indessen  die 
flamme  freier  nach  der  höhe  zu  gewinnen  sucht.  Göthe 
{ital.  reise  1.  Rom)  27,  2,i5;  das  geschäft  gewinnt  dabei, 
wenn  man  die  herren  hübsch  nöthigt,  zu  gleicher  zeit 
oben  zu  arbeiten.  Göthe  {an  Voigt  \^h)  br.  19,32;  ob  da- 
durch der  herrschaftliche  dienst  gewonnen  hat,  will  ich 
nicht  beurtheilen.  Jacob  Grimm  {selhstbiogr.)  kl.  sehr,  l,  15; 

eure  seele  gewinnt  bei  dieser  busze. 

{Beineke  fuchs  12)  40,  216; 

gegen :  gewinnt  nicht  unser  vergnügen  schon ,  wenn  wir 
es  einem  freunde  erzählen.  Adelung  2,665;  und  dieser 
trost  gewann  an  stärke,  je  länger  er  darüber  nachsaiui. 
(t.  V.  Ompteda  d.  zeremonienmeister'^  109. 


6069 


GEWINNEND 


GEWINNEND 


6070 


a))  und  mit  jedem  athemcuge  mi  Behnelligkeit  ge- 
winnend, Rchoiz  er  (der  ballon)  endlich  pfeiUohnell  lenk- 
recht  in  den  morgenstrom  deit  liohts  empor.  SrirrBii 
{aiuditn  \:  der  condor.  s)  1,  19  Satur;  nach  jeder  com- 
municKtion  mit  ew.  excellenz  hat  beiliegender  aoftatz  an 
gchalt  und  form  gewonnen.  Götiik  {an  Voigt)  br.  19.  SM; 
und  sein  buch  dardurch  um  ein  paar  oktavueiten  gewOnne, 
die  ihm  der  Verleger  mit  bnarom  gelde  bezahlt.  Sciiillkh 
((/m  räubtr,  ein  »eliau»jnrl  1,9)  I,  4S;  ein  manu«kript  . ., 
dai  ohne  an  volumen  merklich  gewonnen  so  haben,  oben 
diese  aufsätze  . . .  genieiizbarer  gemacht,  lieferte.  GAtiik 
{an  Frommann  1810)  br.  VI, SOS;  dadurch  würde  daa  atttek 
zutammongolien,  ohne  daiiz  man  ihm  durch  inderungen 
schadete,  und  et  würde  an  kräftiger  Wirkung  durchaus  f- 
winncn,  ohne  im  wcHentlichen  von  seinem  schfinen  etwaa 
einzubÜK/en.  (mu  Kckermann)  jw*pr.  6,14S;  und  deren 
Schriften  durch  das  lange  liegen  an  geist  gewannen:  gleich 
(lern  wein«  der  mit  zunehmendem  alter  geiotreicher  wird. 
HoNAVKN'irftA  9.  naehhcaehe  t.  19  Miekel;  der  ausdruok 
gewinnt  <in  deutlichkeit,  je  deutlicher  man  sich  die  saohe 
denkt  voii  der  man  spricht.  Camhk  9, 8«5*;  wenn  die 
menschen  nur  das  sagen  wUrden,  was  ihnen  persönlich 
und  eigenthUmlioh  angehört,  ro  ginge  freilich  die  so- 
genannte Unterhaltung  verloren,  aber  das  leben  gewänne 
an  fülle  und  echter  mannigfaltigkeit.  Bkmth.  AuRKnACH 
tagfbuch  au»  Wien  (1849)  7 ;  so  daaz  der  hiuserfleok  sieh 
ausbreitete  und  an  ansehnlichkoit  dermaszen  gewann, 
dtisz  er  sich  fast  mit  FruttnclleiKselber  zu  messen  ver- 
mochte. Kunst  Zahn  herrgo.tj^piden  (19)*  IM. 

b))  die  Dchtung  der  kUnstler  gewann  an  liebhabe- 
rischen hnfcn.  so  wie  auch  sieg  and  reichthuni  ihr 
mehr  materialicn  schaine.  Hrrdeh  (ilb.  d.  ureaehen  d.  ge- 
sunkenen gesehmarka)  6,620;  vielmehr  glaube  ich,  dasz 
sein  buch  bei  unserer  nation,  deren  vorzug  . . .  gerechtere 
gleichmüthigkeit  ist,  gewinnen  werde,  {kl.  »ehr.)  15,  I8l; 
weder  durch  . . .  Platonische,  noch  durch  . . .  Aristotelische 
Philosophie  hat  das  christcnthum  gewonnen,  {d.  atud.  d. 
theol.)  10,865;  bildnerei  kann  nicht  durch  das  nebenein- 
ander gewinnen,  dasz  eins  dem  andern  aushelfe,  {plantik) 
N,  17;  ebenito  H,  a&.  4iS;  einige  dieser  Jugendschriften  hat 
er  bei  reifern  jähren  umgearbeitet;  und  so  wenig  er 
sich  seiner  jngond  zu  schämen  hatte,  so  sehr  gewannen 
sie  durch  die  verbeszernde  band  des  mannes.  {Leanng) 
\h,  489;  und  hofTe,  dasz  das  büchlein,  wenn  es  eine  weile 
liegt,  wie  die  mispeln  nur  gewinnen  wird.  Göthf.  {an 
gröfin  O'Donell)  br.  94, 140;  giebt  man  diesen  einzigen  satz 
zu:  'Wahrheit  mflsze  and  könne  untersucht  werden: 
Wahrheit  gewinne  jedesmal- bei  jeder  neuen ,  freien  and 
ernsten  prUfting'.  Herdrr  {Leaaing)  16,606;  ähnlich  6,678; 
vgl.  LicHTKNBKRO  (iibfr  phynogn.)  8.  411  (die  Wahrheit 
gewönne  auch  alsdann  noch);  GF.H8TRNRRito  (durch  das 
vermehrte  lesen  der  wtirdigen  wird  die  Wahrheit  gewinnen) 
171  {litt,  denkm.  198); 

ihr  glaubt  nicht,  wie  dnrch  diese  tracht 
färb    und  contour  gewannen ! 
ihr  bu8cn  gltinzt,  wie  »cbnee  bei  nacht 
die  taill'  ist  zum  umspannen. 

GoTiBR  (rfi«  trauer)  ged.  1,  98; 

mein  vater  versicherte  dagegen,  es  sei  ihm  gar  nicht  bange, 
dasz  die  neuen  bildcr  künftig  nicht  auch  schwarz  werden 
sollten;  dasz  sie  aber  gerade  dadurch  gewönnen,  wollte 
er  nicht  zugestehen.  Göthr  {diehtung  u.  trahrheit  i)  94.  40; 
von  der  nähe  bis  zur  ferne,  —  alles  ist  mit  gleicher 
Sorgfalt  behandelt  und  keine  stelle  dieser  tafeln,  die  nicht 
durch's  vcrgröszcrungsglas  gewönne,  {aua  einer  reine  am 
Rhein)  48,422;  ähnlich  Wim.  v.  HuMBOl.DT  {an  Sehilier) 
Leitimann  s.  81;  gewinnt  der  ausdruck,  weil  eine  spräche 
an  sich  schöner  ist?  Hrrdrr  {fragm.  üb.  d.  nettere  dtath. 
litt.)  1,406;  das  war  in  nichts  ein  hindemis,  im  gegenteil. 
es  schien  mir  immer,  als  ob  sein  auftreten  dadurch 
nur  gewonnen  hätte.  Fontank  von  nrantig  bi»  dreinig 
a.  376. 

GEWINNEND,  praeaenaform  de*  pariicipialen  ac{jectxva 
tu  gewinnen  {a.  d.),  die  der  neueren  aprache  hauptaäehlieh 
mit  abUittingen  von  der  bedeutung  bezwingen,  gefangen 
nehmen  {vgl.  oben  sp.  6988.  6999)  angehört,  denen  die  parti- 
cipialform  durch  den  absoluten  gebrauch  ein  neues  geprägt 
giebt.  die  anderen  betietttungariehtungen  des  terh*m»  haben 
hier  nur  wenige  dattemde  ergebniaae  ersielt. 
IV. 


0  gewinnend  in  dar  bedeulung  vom  bezwingend,  ein- 
nehmend, anziehend. 

a)  »ehoH  die  ältesten  btUg*  («rttfw  drUid  äa»  U.jaMrk.) 
neigen  mttr  tummmtmatellun§  ita  pmHitip»  mit  tfmomffwun. 
einige  varbimäumfm  Himmm  Mehr  mm»  mmttfttmgtpumkt  äer 
entvieklung,  unitv  kmmaiielmm  widwttkr  4m  mbteUum. 

«)  in  hohem  fra4«  MkUMi  und  fewtosaad  wto  MMf»' 
reta  war,  knOpfü  si«  frMHtdlidi  mit  dem  alten  beiden, 
graf  Claus  an.  beMbUd  Uta  so  ilch,  nannte  ihn  vsUr. 
Daiilmann  gettk.  9.  Damtmark  ■. M;  die  dinge,  weleb« 
hier  vorkommen  wwrdea,  haben  lo  etwa«  popoliree  aad 
gewinnendes,  dam  ee  keiner  lanfen  vorrede  bedarf,  sie 
IQ  empfehlen,  E.  M.  Arndt  rthen  ft,  i«:  wenn  kaieer 
Wilhelm  lelbet  proelamalionen  redigirte  oder  wenn  er 
eigenhtndig  briefe  schrieb,  so  hatten  dleeelben,  auch 
wenn  eie  sprachlich  incorrect  waren,  doeh  Immer  etwas 
gewinnendes,  oft  befeistemdea.  Binmarck  ged.  u.  erinn. 
9,990;  die  warmheni^nH,  femütlichkeit  und  redlichkeit 
des  kapit&na  hatten  ttldit  nnr  etwaa  gewinnendes,  son- 
dern für  mioh  wenlfitene  besaobemdee.  Ricaroa  Hoch 
aua  der  friumfffgm»*^  176;  von  dem  eigenartiffen  nnd  ge- 
winnenden Wesen  der  jangen  Iran  gertihrt.  Fontank 
unterm  bimbaum  9.  «ff.  dmau:  bat  mieh  mit  ihrer  eigen- 
thUmlieh  gewinnenden  leoleeligkeil.  .SrirrKR  {»tudten  i. 
feldbltHnen  »)  1, 96  Satitr;  d«in  daa  sobflne  midchen  hatte 
in  ihrem  ganzen  leben  dank  ihrer  fewinaenden  stolzen 
anmut . . .  freundliche  gesiebter  om  deh  flsaehen.  0.  Her- 
mann  Jettehen  Qeber^  9U. 

ß)  für  den  abatUiua  dar  aniteiMung  teugt  dma  viel  ge- 
brauchte »ynonymon  liebettswtüdif :  ond  das  sehten  an- 
mittelbar  auszugehen  von  der  eoudg  heHem.  Heheae- 
würdigen  and  gewinnenden  persSnliehkeit  des  kBnlgs. 
der  die  schranken  zwischen  sich  und  seinem  volke  fallen 
liesz.  Hans  Prutt  preuat.  geaeh.  8,966.  daau  vgl.-  ge- 
winnend wird  gleichfalls  wie  liebenswürdig  in  bezug  auf 
das  benehmen  gegen  andere  und  auf  den  verkehr  mit 
anderen  gebraucht  und  bezeichnet  eigentlich,  dasa  man 
durch  sein  zuvorkommendes  wesen  einen  anderen  für 
sich  einnimmt,  für  sich  gewinnt  Eberhard-Lton  a.  •*. 

b)  unter  den  gebrauchaform^n  ilherteiegt  natürtiek  die 
attributive. 

a)  daa  tum  adjecHv  gamordene  partieip  iat  kiarbai  auf 
einen  engeren  knie  von  »uiaiantiven  eingeaehrdnkt :  der 
ntittlere  bnider,  . . .  Paal  war  von  gewinnendem  weeen, 
von  groszer  wohlredenheit,  von  stets  gleicher  wohllaone 
and  wohlmeinung  gegen  alle.  Grrvinus  leben  t;  vgL  eten 
gewinnende  Persönlichkeit.  Prutz;  gewinnende  eifenatt 
Fontanr;  gewinnende  anmut  Arndt  u.a.;  gewtnnsadee 
äussere  P.  Hevsr  («.  u.);  gewinnende  erscheinong,  fe- 
winnendes  benehmen  Eberhard-Lyon  a.  o.  e..-  wenn 
kluge  weltgestaltende  männer  im  schweigen  des  cabinets 
mit  der  stillen  feder  oder  der  feinen  gewinnenden  rede 
bündnisse  stiften,  provinzen  erwerben.  Immehmann  {epi- 
gonen  8)  7, 198;  dessen  . . .  edle  sitten  auf  jeden,  der  ihm 
nar  flüchtig  nahe  kam,  einen  gewinnenden  eindrack 
machte.  P.  Heyre  im  gn^fenachloaa. 

auffallend  iat  die  folgende  verbimäamf  mit  «tnan  f*- 
braucJiagegenatand ;  aie  weiat  über  dm  SWfSrws  ka§riif  inf 
die  uraprüngliehe  bedeutung  turück: 

zuletzt  ihr,  grazien,  umflattert  mich, 
nnd  gflrtet  mir  d«n  leib  mit  •areai  gOitsI, 
dem  wunderbaren,  dem  gawiniMDdeal 

K.  iMMaBMAHN  (Pn^orm  f)  It,  »«. 


beliebt  iat  die  Verbindung  mit  fromomauuUforwun.  die  tur 
aubatantivierung  weiter  führt,  vfL  etwas  gewinnendem 
haben  bei  Arndt,  Bismarck.  R.  Hoch  a.  o.;  vgL:  trotz 
allem  auf  den  ersten  blick  gevrinnenden  fehlte  doch 
mancherlei.  Fontanb  vor  dtm  aturm  n. 

ß)  objecte  nimmt  dm»  mm  s^/sefc'e  gewordene  pmrtmp 
nur  noch  in  der  eompooitiom  nt  Melk  (t.  d.):  ein  häUg  m»: 
mit  alles  gewinnender  anmoth  (B.  M.  Arndt  meen  «,  iti) 
führt  auf  den  auagoMftfwnlst  der  entwietiwa§  turlkk. 
aonat  »ind  hier  nttr  mdvariimUmtimmunftm  haUgt,  mm  «ie 
muck  einem  a4)*etiv  geläufig  nnd:  er  war  ein  eniat- 
bafter  mann  von  wenig  gewinnendem  äaszeren.  Paci. 
Hrtsr  Helene  Morton ;  dasz  der  von  uns  bevorzugte  . . . 
von  eir.er  sehr  gewinnenden  eigenart  war.  das  stand 
fest.  Fontane  von  twamig  bia  dreiatig  a.  S75  {vgl.  datu: 

381 


6071 


GEWINNEND 


GEWINNER 


6072 


'sehr  liebenswürdig',  niemals  aber  'sehr  gewinnend'. 
Eberhard-Lyon). 

/)  zu  den  steigerungsformen  vgl. :  sie  begrüszte  . .  .  mich 
mit  ihrem  gewinnendsten  lächeln.  P.  Heyse  Beatrice; 
graf  Coronini,  den  eine  glückliche  leichtlebigkeit  aus- 
zeichnete, sprach  in  gewinnendster  weise  sein  bedauern  ... 
aus.  Fontane  graf  Petöfy  3. 

c)  neben  dem  attributiven  ist  auch  der  prädicative  gebrauch 
bei  dieser  bedeutung  nicht  selten .-  er  (Louis  Schneider)  war  nur 
nicht  gewinnend  in  seinen  formen,  die,  trotzdem  er  einer 
dichtergesellschaft  präsidierte,  der  wahre  musterausdruck 
äusserster  märkischer  prosa  waren.  Fontane  von  zwanzig 
bis  dreiszig  s.  424;  so  gewinnend  er  sein  mochte,  vor 
dem  stürm  10;  ebenso  Dahlmann  (s.o.).  dazu  vgl.:  wie 
gewinnend  ist  der  zauber  reizender  hilflosigkeit.  Immer- 
mann {epigonen  i,  i.)  G,  S;  vereinzelt  ist  auch  der  überf/ang 
zu  adverbialen  functionen  belegt:  ein  wohlwollendes  lächeln 
spielte  gewinnend  um  seine  lippen.  Fr.  Halm  (hatis  an 
der  Veronabrücke)  4, 109  Schlossar. 

d)  in  der  composition,  die  sich  vor  allem  um  die  forin 
herzgewinnend  (mit  herzgewinnendem  lächeln  J.  G.  Hekr 
heilige  wasser  133 ;  vgl.  oben  sp.  6034)  gruppiert,  könnte  man 
den  ausgangs punkt  unser s  eben  betrachteten  gehrauclis  von 
gewinnen  erblicken,  die  Chronologie  der  belege  giebt  jedoch 
keinen  anhalt<rpunkt  dafür,  und  die  bedcutungsfärbung 
von  gewinnend  spricht  vielmehr  für  die  ellip.se  eines  per- 
sönlichen objectes,  vgl.  alles  gewinnend  Arndt  (s.  o.).  vgl.: 
dasz  der  Tölkergewinnende  zauber  des  griechischen  wesens 
sich  in  Aegypten  besonders  wirksam  erwies.  Georg  Ebers 
die  Schwestern  1,  xi  vorrede,  in  herzgewinnend  ist  also 
viel  eher  eine  secundäre  erweiterung  anzunehmen. 

2)  die  bevorzugung  einzelner  gebrauchsformen  des particips 
auf  grund  anderer  bedeutung srichtungen  von  gewinnen 
führt  nur  theihceise  zur  isolierung  über. 

a)  in  der  mischform,,  die  dem  lateinischen  gerimdivum 
nachgebildet  ist  und  die  das  fehlende  passiv  des  part.  praes. 
durch  eine  anleihe  beim  inßnifiv  deckt,  bringt  gewinnend 
gern  die  bedeutung  erwerben  zur  geltung :  soll  der  berg- 
meister  sehen,  wie  durch  gütliche  handlung  . . .  leidliche 
conditiones  auf  die  künfftig  zu  gewinnenden  ertze  gemacht 
werden  mögen.  Ciiomel  3,  734;  mein  schönes  väterliches 
haus,  nur  wenig  hundert  schritte  von  dem  ihrigen,  war 
doch  immer  ein  leidlicherer,  zu  gewinnender  zustand, 
als  die  über  das  meer  entfernte  ungewisse  Umgebung. 
Göthe  (dichtung  u.  ivahrheit  19)  48, 159  (var. :  ein  leidlicher 
zu  gewinnender.  29, 156  Weimar) ;  dem  fehlt  das  richtige, 
nur  durch  erfahrung  zu  gewinnende  urtheil  über  die 
lenkbarkeit  der  Staatsmaschine.  Bismarck  ged.  u.  erinn. 
(24)  2,  130. 

b)  vordem  ist  in  der  gleichen  passiven  actionsart  das  ein- 
fache particip  belegt,  das  in  der  form  der  Substantivierung 
mit  der  bildung  gewinnet  übereinstimmt: 

als  ich  sah  auflt  kugel-statt  dar 
unnd  der  keeel  namb  eben  war, 
da  hettens  all  narren-^estalt  .  .  . 
bei  dem  sach  ich  an  einer  stangen 
die  gewinnenden  klainater  hangen. 

H.  Sachs  5,  222  Keller; 
welch  handwercksman  hie  wol  wil  leben, 
musz  darauff  haben  gut  achtung  eben, 
ob  es  im  sein  gwinnends  ertrag, 
auf  dasz  er  nicht  von  tag  zu  tag 
abnem,  darob  zu  scheitern  geh. 

21,  275  Keller  u.  Götze; 

ob  aber  ein  dergleichen  spaszhafftiges  gewinnendes  in 
die  länge  erspriesset,  weiset  bei  manchen  der  auszgang. 
Simplicianischer  Haspel-Hannsz  (l684)  56;  das  gewinnend 
(gwinnat,  gwingat,  plur.  gwingata),  was  bei  Wettspielen, 
rennen,  schie.szen,  kegelschieben  etc.  als  zu  gewinnender 
preis  ausgesetzt  wird,  gewinnst.  Schmeller  2*,  931. 

c)  das  particip  in  der  activen  actionsart  wäre  geeignet,  durch 
Substantivierung  dem  nomen  agentis  gewinner  {s.  d.)  con- 
currenz  zu  machen:  dise  gewinnen  ethch  kanten  mit  wein  . . 
der  wein  ist  darzü  verschaffen  wer  ihn  geben  soll,  den  ge- 
winnenden. See.  Frank  weltbuch  (2)  51»;  wenn  anders  die 
arten  der  abgaben  darauf  eingerichtet,  dasz  sie  von  den 
gewinnenden,  und  zwar  nach  proportion  ihres  gewinnes, 
gegeben  werden.  Chomrl  l,  493;  ebenso  l,  495.  durchgesetzt 
luit  sich  dieser  gebrauch  nicht,  und  wo  das  viel  verwendete 
gewinner  später  verschmäht  viird,   treten  attributive  Ver- 


bindungen dafür  ein:  der  könig  war  also  bei  diesem 
geheimartikel  immer  der  gewinnende  theil.  Wieland 
{Athenion  l)  suppl.  6,  27. 

von  anderen  gebrauchsformen  ist  die  häufigkeit  der  ad- 
verbialen function,  die  vom,  particip  in  syntaktischer  Selb- 
ständigkeit übernommen  'wird,  bemerkenswert:  wo  jedes 
reiner  Jugend  blüthe  zum  pfände  setzt,  gewinnend  zu 
verlieren.  Heine  {reisebilder :  bäder  v.  Lucca  9)  2,  3no; 
schöne  freundliche  taille  des  lebens,  in  welcher  beide 
einsetzten,  gewinnend  zu  verlieren.  Immermann  {Münch- 
Äatwen.  1, 16)  1, 112;  unsre  Hariet  betreffend,  so  bereitet 
sie  sich  auf  ein  schulamt  vor,  von  dem  umstand  ge- 
winnend, dasz  man  neuerer  zeit  die  Volksschulen  gerne 
mit  weiblichen  lehrkräften  besetzt.  Ferd.  Kürnberger 
der  Amerika-müde  (l,  2)  29. 

GEWINNER,  m.,  iiomen  agentis  zu  gewinnen  {s.  d.),  das 
erst  am  atisgang  der  mittelhochdeutschen  periode  belegt 
ist,  dem  aber  aus  den  ersten  Zeugnissen  ein  längeres  vor- 
leben zu  erschlieszen  ist.  während  die  vom  grundverbum 
au.9gehende  conctirrenzform  [s.  widarwinno  Graff  l,  88l)  in 
engen  bedeutung.sgrenzen  blieb  und  rasch  verkümmerte 
{vgl.  winne  Lexer  3,910),  ist  gewinner  von  vornherein 
umfassend  in  seinem  bedeutungsgehalt  und  ivird  namentlich 
auch  im  neuern  stil  durch  die  Verwendungen  des  verbums 
immer  ivieder  bereichert,  die  mehrfach  versuchte  concurrenz 
durch  das  part.  praesens   blieb   ohne  nachhaltigen  erfolg. 

l)  der  ältere  gebrauch  {vgl.  Lexer  1,  993)  hebt  sich  vom 
neueren  vor  allem  durch  eine  neigung  ab,  die  es  uns  er- 
schwert, das  stibstantiv  zu  deuten;  er  löst  das  nomen  agentis 
aus  dem  lebendigen  Zusammenhang  m,it  dem  verbum,  und 
führt  es  zum  appellativ  weiter,  fälle  wie  der  folgende 
sind  —  wenigstens  unter  den  belegen  —  vereinzelt: 

der  gewinner  sprach :  'nein  ich, 
ich  wil  e  mit  gewinne  hein'. 

Heinr.  V.  Beringen  schachgedicht  9,  51. 

ffl)  für  einzelne  formen  des  appellativs  ist  der  zusammen- 
hang  mit  dem  verbum  leichter  herzustellen,  so  führt  auf 
gut  gewinnen  {sp.  6023)  die  benennung  gutgewinner  zurück: 
nein;  der  adel  were  ab  und  nütz  denne  gütgesellen  und 
gutgewinner.  JSas^rc/irontÄen  4, 265;  und  bei  1600  drabanten, 
die  kain  sold  heften,  gut  gewinner.  C.  Sender  ((/.  städte- 
chron.  23)  414 ;  alsz  die  kauflewt  von  Ulm  ausz  der  mesz 
zochen  mit  iren  gutern  und  kaufmansschaft  auf  Ulm  zu, 
da  sprengten  etlich  gutgewunner  ausz  dem  zeug  und  hewen 
die  wegen  oder  ballin  auff,  namen,  wasz  inen  geful. 
Nie.  Thoman  Weissenhorner  historie  bei  Baumann  s.  18; 
ebenso  19  u.  a.  dasz  das  gleiche  compositum  auch  anderen 
bedeutungsrichtungen  nicht  unmöglich  ist.  {vgl.  gut  ge- 
winnen sp.  6024),  zeigt:  die  kündigen  dienstmegede  und 
die  gritigen  arbeiter  und  gut  gewinner;  die  hant  groszen 
lust  und  ergetzunge  in  dem  tegelichen  gewinne,  da:^  sü 
der  zit  nüt  belanget  noch  keiner  arbeit  verdrüszet.  Schüre- 
brand 73  Strauch  {stud.  z.  d.phil.  s.  47).  auch  eingewinner 
{s.  theil  Z  sp.  191,  vgl.  exactor,  eingewünner  Maaler  124"'; 
die  selben  drije  ingewinner  Züricher  stadtbücher  l)  ist  aus 
dem  gegensatz  von  ingewinnen  und  gewinnen,  der  oben 
aus  der  rechtssprache  belegt  wurde  (sp.  5958),  leicht  zu  deuten. 

b)  versteckter  liegt  die  deutung  bei  appellativformen,  die 
auf  gewinnen  im  sinne  von  land  gewinnen  {vgl.  oben 
sp.  5960)  zurückführen  U7id  aus  dem  Pachtverhältnis  bald 
ein  dienstverhältnis  oder  eine  berufsform  entioickeln,  vgl. 
landwinner  Lübben-Walther  198;  halfwinner  Schiller- 

LÜBBEN  2,  182   U.  a.: 

so  der  briester  wirt  gewihet. 

so  ist  er  gote  vil  lieb. 

so  wil  er  zware. 

in  haben  zeimme  gewinnare. 

seinen  vil  herren  amman  .  .  . 

ein  chorter  wirt  ime  danne  bevolhen. 

er  sei  sehen,    daz  ime  deheinez  daruz  werde  verstoln  . . . 

so  ist  er  sein  meister  göter 

damit  sol  er  st  alle 

bringen  zo  dem  stalle,    spec.  eccles.  148, 158  Kelle; 

Job.  Leser  spittelmeister  czö  Dresden  amachtman  unde 
gewinner  des  . . .  marcgraffen  Wilhelm  czu  Mysen.  Urkunde 
V.  1405  cod.  dipl.  Saoc.  reg.  II,  2,  325 ;  {Albrecht  v.  Thüringen) 
sprach  denn  zu  seime  gewinner  den  om  die  burger  zu 
geschickt  hatten,  das  her  om  seine  phronde  zwefeldigk 
ader  dicke  dreifeldigk  usz  richte,  also  gab  her  om  denn 
sulche  speisze,  die  her  zwene  adir  drei  tage  sulde  habin, 


6073 


GEWINNER 


GEWINNER 


6074 


das  vorzeretbe  her  denn  allii  af  einen  Ug  und«  beeorgete 
sich  nicht,  was  her  den  andern  ta{(  zu  ipeiae  haben 
■ulde.  JOH.  KoriiK  Diiring  ehron.  (6S3)  Litiencron  ».  MO; 
sollen  die  vier  üwingor  ohiigicrt  sein,  jerlichenam  il.  Fan- 
gräzcn  abend  alle  die  zoin,  so  unib  und  uinb  an  der 
naohtporsctiaft  veld  und  geinain,  auch  in  auaMrn  and 
indem  gasten  stossen,  zu  besiclitigen.  rhrhaftbtuhv.Wiedmra 
(jMndwhr.  1678),  ».  öatnr.  weiatk.  s,  Mu  (in  dtr  kantUekr. 
V.  17119 ;  Kcwinor  ebmda  6, 17«).  daau  vgl.  au*  vörttrbäiektm 
mon  yuii/neur.  ou  moH  laboureur.  mein  acliermann, 
mein  arbeiter  oder  mein  bauer,  und  mein  gewinoer,  wmu 
merunariu».  et  villiat»  metu.  DuKZ  (iflM)  Ml*,  kitrktr 
dürfte  auch  da»  folt/rnde  Mu  atelUn  jwtn,  wo  d»r  kmrmutftbtr 
durch coiiji-ctui  (Kcvt-nner—  rahnenträgcr)a&/i«(/'«i»M0eAli/ 

ietvvudor  schar  mit  lisUo 

stalten  ir  (ca«llMc:baft 

dar  nach  als  «i  beton  kraft: 

sweth"  '•"•>  h'-f-ti  ballaa 

srholt  wattM 

die  tT'  n  sIb. 

.i.',,  .  V,  iiiuBVKo  $irrthetm  9.  Otlerrelek 
IM»  A'r^cf. 
di*  gewinner  »ind  hier  in  §egnuoiK  ftttdU  *u  denen,  die 
den  hufen  halten;  es  handeii  eieh  «Zm  bei  ihnen  wol  um 
die  vertheilung  axtf  die  eifuelnen  hatten  und  tun  die 
Unterordnung  unter  die  einttlnen  /Ohrer;  daeu  leUrde  die 
gleichttng  gewinner.  lohensmann  wA  etimmm. 

ax^f'  die  allgemeinere  paralide  l«heiumann ,  pftehter, 
bauer  wird  tvol  auch  der  verbreUete/hmilienname  (iwinner 
zuriicl^fiihren ;  ob  eieh  aber  kiermt»m*iek  der  ethimpfname 
gewinncr  (Panankh  dieeh.  eehimpfieb.  n*)  erklärtf  vgl. 
dazu  gewinnlor. 

ü)  im  gegenmtt  dazu  führt  der  neeeur*  fs>rain>  §an»  in 
da»  gelei»  ilea  nomen  m/entie  ntrüek,  düten  lebemdig  ge- 
fühlte function  die  Verbindung  mit  dem  verbttm  «M»  rege 
erhält  und  dadurch  die  bedeutxtng  nach  auaien  tr%eeUert, 
im  innern  bereichert. 

a)  mannigj'altig  entxaiekelt  iet  hier  eekon  äi»  ieritkung 
auf  kämpf  und  epiel:  der  rechteatreit ,  der  leetikampf  iet 
früh  belegt,  allen  voran  jedoch  iet  das  »piel  hieran  be- 
theiligt, icährend  der  eigentliche  kämpf  eret  der  jüngeten 
Schicht  der  belege  angehört. 

a)  was  dann  also  zuelest  in  der  dritten  innstanz  . . . 
auszgesprochcn  wUrdt,  dabei  soll  es  . . .  bleiben,  und  nit 
wcitter  gezogen  oder  gcappclliort  . . .  werden  . . .  sondern 
soll  der  gwitiner,  beim  erlangten  rechten  ...  behalten 
werden.  Alpirabacher  urk.  v.  1M8  bei  BrsolI)  doeum.  HS«; 
vgl.  gewinner  im  rechten,  victor  litie.  Stielbr  SftM;  vgl. 
auch  Haltaus  7U. 

fi)  gewinner  im  spiel,  palmam  in  ludo  refhene.  Stielbr 
S544;  die  zwen  krentzgewinner,  sollen  die  nechsto  schul 
an  der  thUr  stehen,  und  das  gelt  einncmen.  der  aufT  der 
schul  den  krantz  gewonnen,  sol  an  der  zeche  auffwarten. 
Adam  Puschman  griindl.  bericht  dee  deuteeheti  meieter- 
geaangit 33 neudr. ;  effenaoü;  daa gleiche (inederholt)\NAiiKti- 
SKiL&i6;  zu  merckcn,  dasz  der  ubersieger.  oder  könig- 
David-gewinner,  auch  diesen  vortheil  davon  trftgt,  dasz 
er  in  der  ncchstcn  singschulc,  so  darauf  gehalten  wird, 
mit  in  dem  gemerck  sit/cn  dnrfT.  ...  es  sol  aber  kein 
David'gowinner  macht  haben,  den  merckern  einzureden, 
sondern  er  musz  warten,  bisz  er  gefragt  Mrird.  ebenda; 
in  der  Kathrinenkirche  war  sonst  wohl  jeden  sontag  sing- 
schulo  —  aber  jetzt  wäre  in  der  ganzen  stadt  kein 
merker  für  gcld  zu  haben,  es  ist  schlecht  genug,  zumal 
wenn  es  leutc  in  der  stadt  giebt,  die  'kranz-gowinner' 
werden  könten,  wo  nicht  'könig-David  gewinner'.  J.  Paul 
/(ifit  u.  tccrke  (6)  2,  81  (so  wurde  dem  prciserwerber  eine 
kette  aus  Pfenningen  umgehangen,  deren  mittelster  den 
könig  David  mit  der  harfc  vorstellte,  ebenda,  anm.);  auf 
einer  mi.tchung  ziceier  bedeutungen  von  gewinnen  (vgl.  aurk 
ap.MUff.)  beruht:  der  vorderste  bei  dem  Wettrennen,  der 
endlich  auf  seinem  schweisztriefcnden  gaul  zuerst  'den  hof 
pcwonncn'  hatte,  der  sieger,  warf  das  pferd  sofort  wieder 
herum  und  sprengte  seinen  nachfolgenden  mitbewerbern 
entgegen.  . . .  ein  vivat  erscholl  'dem  hofgewinner!' . . .  der 
hofgewinner  war  von  nun  an  die  erste  person  beim  feste. 
Lev.  SciiOcKlNO  PatU  Bronckhorat  (86)3,147;  andera:  so 
werden  die  preisschriften  gewöhnlich,  oder  doch  wenig- 
stens häullg,  mit  den  ihnen  am  nächsten  gekommenen 
wettoifercrn  abgedruckt,     diese  bis  nahe  zum  ziele  vor- 


gedrungenen nebenbubler  sind  denn  wahre  anfogen  der 
prelsgeirinner.  V.  L.  Jahm  (bereiekerung  dm  hd.  epraeh- 
eehataea)  i.M  Eitler:  wenn  der  köoif  am  enten  tage  die 
preise  aelbst  austheilt.  vor  Jedem  pr^agewiimer  den  bot 
abnimmt . . .  K.  S\t.s  i>t.\MHOttnBAKTM0lMr  rejmbritfet.tia; 
einer  hatte  einen  beeher  henuMfMdMMM . . .  4tm  beohar- 
gewinner.  hauM. {»)  t.tm.e.  SAMIMniS t, MU*;  vir mSMM 
aber  darauf  denken,  djun  «l«r  fawiwMr  OM>rw  (ehimt-) 
gäbe  aaoh  eine  unventellte  frend«  na  dewUwn  habca 
kann.  G.  Kkli.kh  (/äkmteim  ä.  sieben  t</V»B*lw)  «.flTt. 

y)  gmigneur.  ein  Rewinner.  vietor.  jui  tudeml»  luarmkir, 
vd  vineit.  \Uiv.iL  (imo  «ei^r  welober  dann  verlearel.  (tor 
gibt  tioh  willigkli'  (•  inn  die  dlenstburkeit  and 

oigensohaSl  des  gr .  i<;YLi.va  übereele.  4m  Tueihu 

{üermaniaU-.vieiueifHunutrmmeervUmtemtmäUiW^;  das 
der  verlustig,  lolflh  noff  porg  Tenpllt  |«ll,  sobeuüen  nit 
•ohuldlg  noch  Terbaiid«!  sein,  aad  noeh  dl«  ■■ehfwitrten 
oberkalten  . . .  den  fewiaaer  ond  T«r«pUer  M«bdar  so« . . . 
straffen  . . .  sollen.  MrelMeW  potimivrimumt  «.  MM  *.  10^,* 
dahero  lachten  die  gewinner.  und  die  verspieler  bissen  die 
Zähne  auffeinander.  Orimmki.miiau«kn  Simplie.  (t.  lO)  Ut; 
dasz  das  spielgell  unter  das  angaraehte  gat  an  iahten, 
welohes  nicht  auf  den  dritten  arbaa  kniwat,  aendani  das 
ersten  gowinner  einea  groesan  nnglfieka  aiebMaa  pfaod  iaL 
HAHSiiAiiKKit  aehauplaiM  (»)  100;  dme  gleieke  BirracHKT 
roeenthal  iioo)  in;  rgl.:  erat  gawlBDer  gibt  ain  armer 
studonklimmer.  KiiiciiHoniR  aaliawa.  epridm.  IM;  dar 
erste  gewinner,  der  letzte  TerUerar.  Frisciimkr  prettm. 
epriehv.  90;  ebetteo  tcb.  der  Lurewtb.  mda.  14A*:  Ganolkr  17*; 
Martin  m.  Likniiaht  t,  lai*  u.  a..  a.  Wanükh  i.  tasi; 
e.  oben  ap.Bavi;  dasz  ...  die  teufet ...  bei  den  abgefertigten 
Spielern  . . .  seolenverderbliche  gedanoken  erregen  und 
hegen;  bei  den  gewinnen)  zwar  baaet  er  sebröckliche 
Schlösser  in  die  lufl.  (iiuuwKiJSitAuasM  Siaiptie. (t.  to)  ist; 
wenn  ein  spielcr  verspielet  ...  er  wird  aaoh  Ton  aeinem 
gegner.  dein  gewinner,  verlachet  und  verhOnat  GaoRO 
Wbskniok  bOae  apielaieben  ai:  ähnlich»;  aoeh  wird  dar 
gewinner  bestraffl.  er  darff  nemlich  die  gewonnene  schuld, 
wenn  sie  der  spieler  nicht  gutwillig  bezahlen  will,  vor 
gerioht  nicht  fordern.  Jon.  Hier.  Hehuan.h  juriet.  teee, 
8,  886*;  der  gewinner  . . .  welches  nur  im  spiele  Oblieh 
ist,  den  gewinnenden  theilao  beaalohnen.  Ai>BLUNOS.«a8: 
ähnlieh  Campk  8,88»*  (etmu  freier);  so  sollten  doeh  die 
Spieler  so  billig  sein  . . .  erlaubt  es  doch  der  gewinner 
dem  trostlosen  Verlierer.  Klinorr  {betraeki.  h.  gtd.  l,S07) 
11.  878; 

(köntffin .-)  ich  kann  ja  dm  Verlierer  scbsWsn  laasMk 
(Qloiter:)  viel  wahrer  aU  ihr 's  neintalt   wohl  varliar'  iok: 
tlucb  den  Mwinnem.  deas  sie  spiallsa  lUsehl 
wer  so  veniert,  dar  bat  woU  rsät  sa  ndsn. 
(beaehrew  tke  wttmera.  Jor  tkep  pbiifd  mtßalmt) 

ScHLBOBL  itera.  «.  fliawipsarsi  Heier.  VI. 
tk.t.t,\; 

da  doch  sonst  bei  den  spielem  die  gewinner  lastig.  and 
die  traurig  sind,  welche  verlieren.  Tieck  den  Quifkote 
8.  598;  dann  erschallt  auf  einmal  ein  rnf  grtbiiaBloaar 
bewunderung:  die  bank  sei  gesprengt!  es  gaaehak  diaaa 
mal  wirklich  in  roth  und  schwant,  der  voraiehtifa  fa- 
winner  setzte  sich  alsbald  in  eine  postehaiaa,  aataMB  m- 
erwartet  erworbenen  schätz  bei  nahen  fraondaa  und 
verwandten  in  Sicherheit  za  bringen.  Götmb  (tef  •  «./aArcr 
hefU  1801)  81, 106;  dort  im  sttden  war  ein  kOhnes  spiel 
um  das  leben,  der  gewinner  erwarb  das  höchste  erden- 
glUck:  kriegsruhm,  unermesiliche  macht,  das  lied  dea 
Sängers.  G.  Frettaü  (biUer  ».  d.  dtark.  Vergangenheit)  17. 10«,. 
in  der  atcangeUteen  epraeke  macht  eieh  hier  atiek  der  von 
einer  t-eraehiebung  dea  auhjetta  {tgL  eben  ep.  aoas)  ema- 
gehende  gebrauch  geltend,  der  zugleich  wüi  einem  ühttfang 
zum  appellativ  vrrknupjlt  iat:  der  gewinner.  eine  nammer, 
ein  loos,  worauf  man  etwas  gewinnt.  Camhe  8.865*;  ge- 
winner. a  leinning  tieket.  Hii.pkrt  S,  l.Ma*.  vgl.  gewinn- 
karte. • 

S)  gewinner  im  streite,  bello  enperiar.  SnsLBR  »44; 
victor,  lucrifaeiena.  ebenda :  gowinner ,  tke  gainer,  vieter, 
conqueror.  tetttaek^ngl.  lex.  9  (ITISI.  77«;  so  haben  afaM  l^t 
die  Denen,  die  ander  zeit  die  Khugianer  ...  gewannen, 
also  das  sie  sich  von  beiden  seiten  nicht  vor  gewinner 
romen,  auch  nicht  vor  über-  wunden  bekennen  dorfften. 
Kantzow  chron.  v.  Fbaunem  l.  loi  Qaebel;    schlachten- 

381* 


6075 


GEWINNER 


gewinner  Campe  *,149;  Bonaparte,  der  schlachtengewinner. 
F.L.Jahn  i,  15;  dem  gewaltigsten  schlachtengewinner. 
Varnhagen  denkw.  2, 180. 

b)  die  gröszte  mannigfaltigkeü  geht  von  der  Vorstellung 
der  besitznahme  aus,  namentlich  seit  der  neuere  stil  den 
engeren  begriff  des  erwerbs  verläszt  und  den  beim  verbum 
belegten  objectverbindungen  einflusz  vergönnt. 

a)  nü  sult  ir  prüeven,  dag  der  grste  sterne,  Saturnus, 
ist  ein  fürber;  der  ander,  Jupiter,  ist  ein  gunster;  der 
dritte,  Mars,  ist  ein  zürner;  der  vierdc,  diu  sunne,  ist 
ein  huhter,  der  fünfte,  Venus,  ist  ehi  liebfrager;  der 
sehste,  Mercurius,  ist  ein  gewinner;  der  sibende,  der  mäne, 
ist  ein  loufer.  Meister  Eckhart  myst.  2,  212;  dar  nach 
wirt  Mercurius  der  gewinner,  so  diu  sele  alliu  dinc  git 
umbe  got  unde  bringet  ze  lone  dag  guot  der  gotheit.  213; 
lucrio,  gewinner  handschr.  vocab.  d.  15.  jahrh.  Diefen- 
BAGH  338";  lucrator,  gewinner  hochd.-löhm.  wb.  v.  1470 
DiEFENBACH  338»;  ebenso  König  (16(!8)  1341'';  gewinner, 
lucrans  Henisch  1599;  acquereur,  acquesteur,  m.  erwerber, 
gewinner,  partor,  acquisitor.  Duez  10";  es  hatte  dieser 
keiser  . . .  sich  mit  einem  kauffman  ...  in  gemeinschaft 
eingelassen  . . .  hat  also  jeder  loo  marck  in  gemeinen 
seckel  zusammen  gelegt.  . . .  derhalben  er  wein  (von  Köln) 
auff  der  axt  nachher  Straszburg  führen  liesz,  und  sie 
daselbst . . .  mit  dreifachem  gewinn  verkaufft ,  weil  sie 
also  an  dieser  wundersamen  kauffmanschafft  so  ein  grosses 
erworben,  sagte  der  keiser  zu  seinem  gewinner.  Zinkgref 
apophthegmata  1,47;  viel  laszen  einen  geringen  satz,  der 
noch  bereichern  noch  verarmen  machet,  zu,  andre  wollen, 
dasz  man  dem  gewinner  das  geld  abnehmen  und  armen 
leuten  austheilen  soll.  Praetorius  gazophyla.  30;  ge- 
winner, celui  qui  gagne.  Rondeau  2,  Uu  3* ;  ebenso  Schwan 
1,  746*'  (Ze  gagnant,  yagneur);  gewinner,  winnaar.  Kramer 
(1719)  2, 97*';  besonders  scherzte  er  manchmal  mit  einer 
anspielung  auf  seinen  namen,  indem  er  Felix  Guadagni 
hiesz,  dasz  sein  gewinn  gering  sein  würde,  wenn  ich  ihn 
nicht  zu  einem  so  groszen  gewinner  gemacht  hätte.  Göthe 
(Benvenuto  Cellini  2,6)  34,260;  nun  zeigt  sich's,  was  das 
fruchtet,  der  gewinner,  sagt  das  Sprichwort,  musz  einen 
vertuner  haben.  Hermann  Kurz  {der  sonnenwirt  26)  6, 102 
Hermann  Fischer;  na'm  gewinner  folget  en  verslinner 
iWestph).  Wander  i,  1664. 

ß)  für  den  weiteren  rahmen  des  begriffes  zeugen  folgende 
auf  objectverbindungen  gestützte  Wendungen. 

l))  so  vergänglich  nun  das  glück  war,  das  dieser  fremde 
reichthum  {des  Orients)  seinen  gewinnern  biingen  konnte: 
so  war  er  doch  zur  ersten  blüthe  der  italienischen  cultur 
vielleicht  unentbehrlich.  Herder  ideen  (20,  i)  4  (i79l),  282 ; 
während  der  geber  im  gefängnis  schmachiet,  wird  unter 
scherzen  seine  gäbe  herausgeknöchelt  und  mit  schmatzen 
von  den  gewinnern  verzehrt!  Fr.  Th.  Vischer  auch 
einer  241. 

2))  brotgewinner,  operaWt**.  Henisch  1599;  producenten 
sind  nicht ,  wie  die  physiokraten  sich  vorstellen ,  blos 
nur  die  gewinner  der  rohen  produkte  der  iiatur,  sondern 
auch  alle  veredler  derselben,  alle  krämer  und  grosz- 
händler.  LoTZ  handb.  der  staatsvdrthschaftslehre  1,  125; 
ebenso  (gewinner  der  urprodukte)  126;  das  teslument  wurde 
verlesen,  nach  dem  ende  der  3ten  klausel  zeigte  Kuhnold 
auf  den  frühprediger  Flachs,  als  den  redlichen  finder  und 
gewinner  des  Kabeischen  hauses.  Jean  Paul  {ßegel jähre 
1,15)  26,128;  Henricus,  dux  Guisius  ...  hatte  sein  gantz 
Patrimonium  unter  gute  freunde  auszgetheilet  .  . .  von 
diesem  G.  ist  das  Sprichwort  herkommen,  er  sei  eben  wegen 
dieser  freigebigkeit  ein  grosser  gewinner  der  Frantzoscn 
gewesen.  Schuppius  schriften  593  {kunst  reich  zu  werden); 

die  gewinner  der  erde 
von  ihrer  mächtigen  Üppigkeit 
wurden  sie  reich ! 

Herder  {Johannes  Offenbarung  [1774])  9,  77 ; 

ebenso  78 ;  vgl.  auch  79  (die  gewinner  von  dir) ;  der  drachen- 
tödter  und  hortgewinner.  Glasenapp  R.  Wagner  l,  2.')3, 
s.  Sanders  erg.wb.  640''. 

y)  vereinzelt  sind  belege,  die  unmittelbar  auf  den  ab- 
soluten gebrauch  des  verbums  zurückführen :  alles  liesz  die 
freiheit  und  republik  heute  leben;  und  wenn  dies  einer 
kann,  so  kann  es  der  bauer,  der  bei  allen  misbräuchcn 
und    gräueln    doch    seine    generalpächter   und    fröhnen 


GEWINNERARBEIT— GEWINNET       6076 

nicht  mehr  hat.  er  ist  der  gewinner,  während  handel, 
Industrie  und  schiffart  laut  über  die  revolution  schreien. 
E.  M.  Arndt  reisen  ...  4  (l802),  154;  und  welche  sind  durch 
dieses  gesetz  am  meisten  die  gewinner  gewesen  ?  schriften 
f.  m.  l.  Deutschen  3,  462. 

GEWINNERARBEIT,  /.,  s.  gewinnung. 

GEWINNERIN,  /.,  movierte  form  zu  gewinner,  als  solche 
schon  bei  Rothe  vorübergehend  für  die  beziehung  auf  ein 
weibliches  subject  gebraucht:  sam  ein  recht  gewinnerinne 
der  s61e.  Elisabeth  14*  (Koburger  handschr.)  Lexer  nachtr. 
209;  die  nettere  spräche  läszt  die  form,  seit  ausgang  des 
n.  jahrh.  in  den  Wörterbüchern  fusz  fassen:  gewinnerin, 
femina  lucrans  Stieler  2544;  gewinnerinn,  gagnante 
Rondeau  2,  Uu3^;  ebenso  Schwan  1,746*;  bei  Adelung 
(2,  666)  u.  a.  wird  das  fem.  wie  das  masc.  auf  die  geltung 
fürs  spiel  eingeschränkt,  und  hierher  weisen  auch  die  ersten 
litterarischen  belege:  er  suchte  also  die  wohnung  der  ge- 
winnerin {des  bildes)  unverweilt  auf.  Keller  {grüner 
Heinr.  3, 12)  2, 165 ;  die  Sibylle  hatte  die  tombola  gewonnen ! 
. . .  hier  wurde  die  karte  des  mädchens  untersucht,  nummer 
auf  nummer  für  richtig  befunden  und  das  geld  der  ge- 
winnerin ausbezahlt.  Rich.  Voss  die  Sibylle  v.  Tivoli  7 
{vom  fels  z.  meer  1883,  2,  600''). 

eine  isolierte  Stellung  sichert  dem  femininum  die  aus 
ülterein  gebrauchin  einem,  einzelnen  Sprachgebiet  festgehaltene 
Wendung  kinder  gewinnen  {vgl.  sp.  5974.  5993) :  gewinnerin, 
Wöchnerin,  kindbetterin.  Ave-Lallemant  dtsch.  gauner- 
thum  4,  544. 

GEWINNET,  n.  könnte  lautlich  auf  gewinnend  zurück- 
geführt werden,  ist  aber  doch  wol  selbständige  bildung. 

1)  die  gebräuchlichste  und  dauerhafteste  Verwendung  gilt 
dem  Wettspiel,  bei  dem  es  wie  das  substantivierte  particip 
den  preis  kennzeichnet:  man  hat  ein  halfen  gehept,  das 
ist  50  fl  das  böst  gewessen ,  das  2.  was  45  fl  ...  wassen 
also  23  gewinnet.  C.  Sender,  s.  d.  städtechron.  23, 123;  und 
darbei  ritterspil  dir  zu  eeren  gehalten,  in  welchem  dein 
müter  . . .  den  uberwindern  thewre  belonung  oder  gewinnet 
auffgeworfen  hatt.  Schaidenreisser  Odyssee  99^  {äeMa 
24, 85) ;  dasz  auff  den  kirchtägen  und  märckten  . . .  kaine  spil 
. . .  umb  gelt  oder  u  mb  aufgeworffne  gwinnater  . . .  zugelassen 
werden.  Tiroler  %wliceiordn.  t».  1603  s.  lO'';  wurde  zu  Costentz 
am  Bodensee  ein  staalschieszen  gehalten  . . .  und  von  den 
besten  gewinnetern  ein  pferdt  ...  zu  hausz  gebracht. 
Welser -Werlichius  Augsb.  chron.  2, 195;  auch  auff  den 
fahl  dieser  {glücks)ha.fen  über  die  darzu  gehörige  not- 
turfft  belegt,  alsdann  noch  mehr  gewinnet  er  verordnet 
werden.  Jon.  Rud.  Sattler  Werbung sbüchlein  (l61l)  209; 
ebenso  207 ;  gewinnet ,  praemium ,  praemia  victorum.  voc. 
V.  1618,  s.  Schmeller  2^931;  {dasz)  der  obgemeldten  ge- 
schoss  gewinneter  und  vorthel  ufl'  die  musqueten  gewendet 
werden  solle.  Egerländer  stadtbücher  (l62o)  3'',  *.  Nagels 
deutsche  mundarteni, 168;  Schulordnung,  wie  es  die  mercker 
und  Singer  .  . .  mit  den  gaben  und  gewinnetern  halten 
wollen.  A.  PuscHMAN  ber.  d.  d.  meistergesangs  29 ;  silberne 
stück,  die  da  herum  ligen  und  hangen,  sind  gewünneter. 
kriegs-Simpl.  1,  87;  gewinneter  auffsetzen,  praemia  ponere, 
proponere.  Aler  1,  938";  gewinneter  darvon  tragen,  prae- 
miari.  938'';  gewinnet  und  gewinnets  Unger-Khull  291». 

2)  nur  für  die  älteste  zeit  —  und  zuerst  an  die  form 
gewinnets  gebunden  —  ist  auch  der  allgemeinere  begriff 
erwerb  hier  vertreten: 

leg  unnser  kram  schoen  ein 
unnd  la  dich  nicht  pelanngen ; 
der  merer  volkh  ist  nun  vergangen, 
ich  hun  gekhlafft  nun  disn  tag, 
den  ich  kain  gwinnetz  mer  da  hab ; 
wir  khunenn  also  nit  vill  gwinnenn, 
die  zerung  wurt  hie  an  unns  zurinnen. 

Sterzinyer  spiele  {Tpocras)  Wiener 
neudrucke  9,  64; 
auf  das,  wen  in  das  alter  nfin  pegreiffe, 
das  in  sein  har  feit  der  kalt  wmter  reifte 
und  im  sein  kraft  entschleiiTe 
und  im  ge  an  seinem  gewinet  ab, 
das  er  an  forerspartem  gftet 
ein  winter  zerfing  hab. 

Hans  Sachs  fabeln  u.  schxvävke  3, 155. 

3)  für  die  Selbständigkeit  unserer  bildting  spricht  das 
vereinzelt  belegte  nomen  actionis :  dann  jetzund  seind  die 
eebrüche  im  grösten  gewinnet.  Tat.  Alpin us  {verderitsch. 
d.  Polyd.  Verg.)  von  den  erßndern  79». 


6077      GEWINNFIEBER -GEWINNHAFT 


OEWINNHAFTIG— GEWINNISS        6078 


GEWINNFIKBER ,  it.,  tu  gewinn,  enrerb:  wie  kommt 
mir  bente  der  Philipp  vor?  er  iit  doch  tonst  DOobt«m 
und  gewiasonhaft.  Hollte  ihn  auch  du  gewinnfleber  er- 
fMzt  haben?  man  hört,  daas  m  j«tait  ao  arg  grataiert. 
P.  RosBOOBR  da»  »üudergVkkd  M. 

GEWINNGELD,  n.  mit  iwH  v0r»ehüdm»n  gttrmtteh» 
formen : 

1)  au»  der  für  gewinn  («p.  6*00)  und  gewinnen  («p.  BMO) 
angeführten  engeren  tcendung  «Im  ttmtfkäUttkut 
brauche»  i»t  die  eine  bedeutung  mmmtw  eowjwiftMl 
»proaaen,  und  von  da  iat  e»  al»  jümgttt  im 
ikUungen  für  laudomlum  auch  in  dia  •Uftmtim» 
»praeh»  übergegangen  .■  gcwinngeld,  n.  die  abgab«,  welche 
bei  erbpaoht  und  lohriKUtcrn  gezahlt  werden  muatte, 
wenn  ein  wechnel  im  unter-  oder  obereigentQmer  statt» 
fand  und  eine  neue  bolchnung  nfltig  war,  oder  wenn  xu 
einer  vcrüuaserung  dcN  gutes  der  konient  erteilt  wurde. 
Wtddeckiaehe  gemeinnüttige  teit»ehr.  «  (IMA),  140.  BAUKn- 
CoLtiTZ  IM;  laudemien  (antritlvgrlder,  gewinngclder)  .  . . 
wenn,  wie  in  andern  gcgcndon  WentphalenB  vorkommt, 
nicht  bloB  im  vcrerbungsfallc,  londem  auch  von  dem  eho' 
gatten  des  erben,  verändcrungsgebOhren  (gewinngelder) 
gezahlt  werden  mttisen.  preutt.  geattM  v.  18M,  gneintomml. 
».  78;  laudemium  (lehnwaare,  weinkanf,  gewinngeld  . . .) 
ge»et»  V.  i64A  («.848);  daa  recht,  besitzvcränderunga-ab- 
gaben  (laudemien,  lehnwaaren,  antrittagolder,  gewinn- 
gelder u.  8.  w.)  bei  denjenigen  verAndcrungafHUen  zu 
fordern,  welche  auf  irgend  eine  weise  in  herrschender 
band  eintreten,  wird  ohne  entsch&digung  des  berechtigten 
aufgehoben,  geaeia  v.  18M  («.  88);  auch  handänderungs- 
gebühren  bei  veräuszerungen  (ehrachatz,  handlohn,  wein- 
kauf,  Ichnware,  gewinngeld,  laudemium)  fanden  . . .  ein- 
gang.  B.  SciiROKOER  dt»ch.  rteht»ge»ehieht^  ».  MO. 

S)  andereraeit«  knüpft  da»  compo»itum  vereinielt  auch 
an  den  gewinn  im  »piel  an  •  wenn  die  ablicfcrnng  der  ein- 
nähme, oder  aus;;ahlun(;  der  gewinngelder  {durch  die  ein- 
nehmer)  . . .  nicht  pünktlich  erfolgen.  E.  S.  Unobr  anleit. 
f.  lotteriespieler  (18«0)  81. 

GEWINNGIEBIG,  adj..  »u  gewinn  —  erwerb:  als  die 
weichen  weibischen  leUt  in  Egypto  in  der  arbeit  faul  und 
trag  seind  gewesen,  und  vilen  andern  gcilheiton  und 
Wollüsten  nachgestellt,  auch  gewinngtrig  waren  (xard 
tptXoxifSnav).  Caspar  Hedion  über»,  de»  Jo»ephtu  {antiq. 
Jud.i,9)  (1588)  80>>;  zftm  achten  rUmct  er  sich,  dasz  er 
uns  überwunden ,  und  nach  notturfTt  Überzeuget  habe, 
aber  es  hat  jm  also  träumet,  wie  jenem  gewtnngirign,  als 
S.  Augustinus  schreibet.  Jon.  Nas  antigratulatio  (1S68)  SS**. 
unter  den  teihterbiichern  nimmt  erat  Campk  angeregt  durch 
Radlop  at^f  diese,  anscheinend  veraltete  bildung  betug: 
gewinngierig ,  gierig  nach  gewinn  ...  zu  gewinnen ;  im 
böhern  grade  gewinnsüchtig.  8,365;  ebenso  Heinsius  1,438*. 

GEWINNHABER,  m..  Verdeutschung  der  holländischen 
bezeichnung  für  die  mitglieder  der  ostindiachen  compagnie: 
der  genrral,  und  raht  von  Neu-Batavien,  haben  bald,  nach 
aufrichtung  ihrer  stadt  und  Staats  daselbst,  die  gewinn- 
haber  (gewinthchbcr)  in  Holland  ersucht,  man  wolte  ihnen 
doch  einige  mägdlein  senden,  um  selbige,  an  die  Nider- 
lUnder  desz  ort«,  zu  verheiraten.  Erarmus  Francisci 
lustige  Schaubühne  (8,  8)  8,  638;  die  ost  indische  compagnie 
in  Holland  (aus  deren  mitglicdem  denen  gewinnhabem 
sich  einige  mit  etlichen  tonnen  golds  nicht  auskauffen 
Hessen).  Grimmelsiiausen  uneder  erstand.  Simplic.  3,154. 

GEWINNHAtT,  adj.  »u  gewinn  ■=»  erwerb,  mit  gewinnig, 
gewinnsam  und  dem  reicher  enticiekelten  gewinnlich  tur 
älteren  Schicht  der  adjectivableitungen  gehörig  und  unter 
diesen  am  frühesten  bezeugt,  einer  jüngeren  zeit  gehören 
die  bihiungen  gewinnbringend,  gewinnreich,  gewinnvoll  an. 

1)  besiehung  auf  Personen :  gcwinnbaft,  einer  der  gewinn 
macht:  dar  umb  da;  si  all  menschen  gwinhaft  machten 
und  si  got  gewunnen  in  da;  Äwig  leben.  K.  v.  Megenuero 
buch  der  natur  450,  8/.  ; 

stos  .  .  .  dio  reichen  in  armOet,  hartsel, 
die  rflesamen  in  unnQecz  qoel, 
die  gwinhaflen  in  porliiifr  schaden. 

H.  Sachs  /ab.  u.  tchxo.  5,  88; 

questuosus,  gewinnig  ei  gewinnhafl.  Dasypouius  Gg4'': 
vgl.  questuosus  winhaftig  md,  voeab.  d.  li.jahrh.  Diefen- 
BACH  478*;    gowinnioht,  ei  gewinnhaft,  seu  gewinnend. 


Stieler  im4:  angewinnbaft  htmifiif».  e§mtimmma.  daapi- 
eien»  Ittarum.  aöaiulm. 

t)  mt^f  9ieUitk0  mdtiaeb  iH  ima  adifatth  9or  allem  in 
der  bergmanntapradt»  Iswftli.  «M  mutk  üt  trmailtrung  dar 
form  tn  gewinnhafUf  (ß.4.)  balUU  itL  4k  Uimthmf 
vandtlt  »ick  in  gewtimbftagmd,  ttwuw*"*«''  ward» hat 
gewinnehafle  teil   imme  laad«.  JMWrfir  $lmitnfkt  74 

^^^^*^i        and  MiM  fo«,  du  w  «w  a$m 

dag  wir  wOmi  «ide  wer« 
an  alBMi  «MMt  k«rw. 

da»  mma  «.  Jddbamar  M7  Barte*; 

aua  »paterar  zeit  gehOrt  kiarkar  nur  mtak  tima  mrakmU» 
buehung.  die  abw  auf  mllfamdnwm  fakrmuk  «mM; 
gewinuhaft«  nahntag.  ntgotimH»  fmettnim.  f iiaaaliii  iilw'i<' 

•IM«.  StIBLBR  *544. 

OEWniNHAFTlO,  OKWINNSHAFTIO ,  a^j.,  aMirftewf 

vom  vort^at%9  naar  My  aBCMMM  «ü^^eeis  mmj^m» 

1}  tfi  angarar  waaaazaaua0  ^^'v  ^m^aaarwa  w»i$  mar  mmmim^ 
gwinnbringend  (tragaiMQ!  «Mb  wo  obffedaebto  b«fww|» 
gcwinhaftig  befunden  oad . . .  oas  dsTOB  fnabea  wwda. 
»ehU»i»ehe  urkunda  *.  UM,  *.  eo4.  difjL  Sitaa.  U,  HS;  w«aB 
ir  keine  xeoh  ader  grobe  gewinahafUf  ward«.  (UM)  n,  •: 
do  denn  ganghafUg  trflatli«h  md  gawianhafUg  «rtzt  ba- 
funden.  (i6a«)ti,4t  (*. mittk  tmiar  gawinnnuarig) ;  wann  dar 
massen  erbaute  bergwerk  gewiaahaflig  wwdan.  (iMi)  tt,M. 

t)  auf  eneeiterung  daa  fatvaatthaa  waiaam  daa  kudlämfamt 
gewinbafTtiger,  Itteroaua.  tmoliwumtaaua.  voaab.  imeip.  tattL 
(16.  jahrh.),  a.  Diepknhacii  aaa*;  gewinahafflige  gewerb 
treiben.  Gartii-Könio  mo^. 

GEWINNHASSIG,  adj..  au  gewinn  -•  erwerb:  gewinn 
h&aziger,  lucrifuga.  Stikler  786  untar  hiaxig:  gewmn- 
h&axig.  Iticrifuga.  KlR8Cli8,7^:  ^enauMMATTHiAB  t,  l«t*: 
vgl.  oben  angewinnlich ;  vgl.:  der  keinen  gewinn  sucht. 
lucrifuga.   S.  Calvisiub  700^  tt.  a. 

GEWINNHÜNGR16.  adj..  naua  bildunf  m»  rakmam  daa 
begriffe»  gewinn(l>e)gierig  («.  o.):  hondert  gewinnbongrige 
Itnern  nur  auf  das  erlAscben  dea  Privilegiums,  um  die 
edle  hbenaarheit  Schillers  so  massenhaft  und  wohlfeil  xa 
verbreiten,  wie  die  bibel.  Kbi.lbr  (^rflaer  Aiar.  4, 8)  8,48. 

GEWINNIG.  adj..  jüngere  concMrreafMMiMf  M»  gewinn- 
haft {a.  d.).  viel  in  M«r(erMidUn»  haUft 

i)  auf  die  an  pera9nliehaa  au^jaet  fattmdama  hadauhm§ 
gewinnziebend  vtiaen:  gewinnig  ndten  gewinnhafl  bei 
Dastpodius  («.  0.);  gewinnig,  gewinnhaft,  gewinnsichtig. 
Sbrranos  X8^;  ghe-winnigh,  fuutuoaua,  quaatuariua. 
lueroaua.  Kilian  147*;  gewinnig,  gewonnen  reieb,  fwae 
stuosua.  quaeatuariua,  pro  lueroaua.  Hbnisch  1800:  dmau 
vgl.:  wo  ouch  die  constofeler  oder  antwergmeister  off 
jeman  erkennent,  der  ander  jn  gesessen  ist,  der  sehe* 
hundert  pfunde  wert  bet,  und  so  gewOnnig  ond  so  on- 
kCsUich  ist  das  der  ein  pfeK  haben  sei,  der  sol . . .  Straasb. 
pferda-ordnung  v.  1889  bei  Scuiltbr  aMAan^n«  KOnigakt^fan 
a.  1061.  kiarmua  gaaogan  Scherz-Obbrum  i,  548  (gewoinnig. 
midtum  lueratus). 

8)  auf  die  Verbindung  mit  unperaiinlichen  objeettn  und 
die  bedeutung  gewinnbringend  weiae»:  gewinniger  oder 
gewinlicher,  luerativua.  voc.  theut  (146t)  mb*;  gewinnig. 
luerabUi».  vocab.  alphab.  DlBPKNBACH  888*;  luerotu»  (.on 
gewinnig,  dispanaioau»)',  hierhergehört  teol  mueh  gewinnig 
in  der  »pracha  dar  my»Hker:  die  fich  unachtsamdiche 
der  grossen  gewinnigen  frUhte  und  der  edeln  gemeinschafl 
hindern  woltent,  das  ir  onahtber  woltent  werden  der 
erlichen  schar  . . .  Sc ii Orbbrand  47  Sirmueh  {ttud.  t.  d, 
phil.  88.14);  die  alse  gar  trege  und  onabtsam  sint,  daj 
si'i  der  götlichen  arbeit  alse  gar  Obele  verdribBei  ond  der 
gewinnigen  zit  so  grfialicba  belanget  47,81. 

8)  auch  iX)n  der  jMuwtM»  actfiswaarf  daa  pmri.  prmat.  iat 
die  bedeutung  dea  at^jectiaa  barUkrt:  gewinnig  got,  bona 
aequiaita    (au»   dem   Straaüurgar  jua  ste/ut).    Schrrz- 

ÜIIKRI.IN  1.546. 

GEWINNHAKEN.  •%.,  ialOrt  aum  harfmdmniaehen  begriff: 
gewinnhaken,  ziehhaken,  (bergwerk)  ein  haken,  ver- 
mittelst dessen  das  gest&nge  des  t>ergl>ohren,  mit  beihQlfe 
eines  seile  ans  dem  bohrioch  gesogen  wird.  JAconssor 
teehnol.  «o6.  8.  86*:  vgl.  Campe  8,886*  «.  a. 

GEWINNISS.  GEWINNUS.  OEWINGNUS.  /.  ama  öatar- 
raitkiaehen  qudlan  für  dam  weam»  adioai»  gewinn  «a  der 


6079       GEWINNKARTE— GEWINNLEIN 

bedeutung  von  erwerb  überliefert  (s.  gewinnung):  der- 
gleichen verdächtige  personen ,  welche  . .  .  keinen  dienst 
oder  arbeit  nochtrochten  auch  sonst  kein  erhöhe  gewing- 
nus  . . .  hoben,  {landger.  Olanek.  17.  jahrh.)  österr.  weisth. 
1,134;  hohen  zins,  den  sie  mit  erlicher  gewingnus  nit  zu 
erscliwingen.  ebenda  u.a.;  vgl.  Lexer  (nacÄfr.  209),  der 
auch  auf  den  Teichnf.r  veriveist. 

GEWINNKARTE,/.;  tcinning  card  Hilpert  II,  1,  464«. 
vgl.  gewinner  sp.  6074. 

GEVVINNLEIN,  n.,  diminutiv  zu  gewinn  {s.  kleiner  ge- 
winn s;p.  5911),  in  mundartlicher  Überlieferung  auch  m,it 
den  formen  gewinnlin,  gewinle,  gewünnle,  gewinne!,  ge- 
windl  belegt,  die  bedeutung  Mit  sich  im  rahmen  des  engeren 
geschüftsbegriffes  des  erwerbs  und  unterliegt  der  vergegen- 
ständlichung, die  dim,inutivform  (mehrmals  ist  klein  noch 
einrnal  als  attribut  beigesetzt)  zielt  zunächst  auf  die  gering- 
fügigkeit  des  geldwerts  der  sache,  bringt  aber  vielfach 
überhaupt  etwas  herabsetzendes  in  den  begriff. 

1)  fast  ununterbrochene  Überlieferung  zieht  »ich  durch 
die  Wörterbücher,  bricht  aber  in  der  mitte  des  18.  jahrh.  ab. 

a)  überwiegend  lehnt  sich  die  buchung  an  lateinische  dimi- 
nutivform^n  an :  gewinnel,  lucellum.  vocab.  iyicip.  teut.  i  6* ; 
vgl.  auch  Diefenbach  338*;  lucellum  . .  .  ein  gwünle  oder 
nützle.  Cholinus-Frisius  524*;  eftenso  Frist us  783*;  (ein 
kleins  gewinnle)  Dasypodius  S  8";  (gwünle)  M aaler  201^; 
(gewinnle)  Golius441;  (gewinnlein)  Garth -König  430"; 
ebenso  Kirsch  2,151^;  Matthiae  2, 181*»;  Steinbacu 
2, 1029;  Hederich  l,  1425. 

gewünle,  quMesticulus.  Frisius  108*;  (ein  kleins  ge- 
winnlin) Dasypodius  Ee  7"*;  (nutzlein,  gewinnlein)  König 
ddö^;  gwünle,  lucellum,  quaesticulus.  M aaler  201'*;  ebenso 
(gewinlin,  kleiner  gewin,  nützle)  Henisch  1599;  Schöns- 
leder Vö**;  (gewinnlein  et  gewinnltlein)  Stieler  2544; 
gewinnlein,  a  little  gain  or  sinall  profit.  teutsch-engl.  lex. 
(1716)  774. 

b)  etwas  herabsetzendes  liegt  wol  in  der  gleichung  m.it 
captura:  captura,  pro  qumsticulo,  ein  gewünle  oder 
nützle.  Cholinus-Frisius  iS8»;  ebenso  Frisius  dict.  186*"; 

M  AALER  180*. 

2)  der  litterarische  gebrauch  ist  nicht  so  früh  belegt, 
greift  aber  tveiter  in  die  nettere  zeit  über. 

a)  ohne  nebenfärbung  kennzeichnet  die  diminutivform 
den  geschäftserwerb:  dein  gut  würdt  dir  zur  bürde  und 
beschwerenus  sein  und  wann  du  schon  etwas  gewinnest, 
so  müstu  sorg  genüg  auch  darzä  haben,  unnd  ein  ge- 
winlin würt  dich  in  unzälich  Unglück  setzen,  mann  würt 
dich  triegen,  so  gescheid  würdstu  nit  sein  können,  ver- 
deutsch, d.  trostbücher  des  Petrarca  104*; 

liesen  mich  und  dich  kauffleut  sein 
■und  solch  gewinnlein  nemmen  ein ; 
dann  gott  gibt  uns  das  gelt  nicht  drumb, 
dasx  wir  es  unnütz  bringen  umb, 
sonder  mit  hellTen  andern  leuten. 

Jag.  Ayrer  (der  falsch  notariug)  5,  2980  Keller; 

deszhalben  mir  ihnen  dasselbige  trinkgeltlin  und  gewinlin 
durch  mein  warnung  abzustricken  ein  gewissen  machete. 
Fi  sc  HART  aller  praktik  groszmutter  vorr.  2,  a.  b; 

es  war  mir  leid,  dasz  ich  das  pfund, 

welchs  mir  gott  hat  vertraut  itzund, 

leichtlich  sollt  setzen  in  gefahr 

um  eins  kleinen  gewinnslin  zwar. 

Gustavt  magni  nachtgespräch  bei  Opel  u.  Cohn  333 ; 

sie  haben  ihm  ein  gewinnlein  müssen  geben,  Uli  aliquid 
lucelli  jussi  sunt  dare.  Ai.er  1,  93C''. 

b)  beimischung  eines  herabsetzenden  momentes:  schandt 
ist  es,  dasz  auch  jetz  fürsten  zu  wucheren  anfahen  .  .  . 
so  gar  gilt  frombkeit  und  erbarkeit  nit,  so  wol  schmecket 
das  gewinlin.  verdeutsch,  der  trostbücher  des  Petrarca  52*; 
ein  jedes  gewinnlein  ist  süsz,  lucri  bonus  odor  ex  re 
qualibet.  937*;  vgl.  auch  Wander  1,664  (ein  klein  gewinn- 
lein und  oft  thut  wohl); 

was  doch  mindre  die  sorgen,  was  dich  dir  selber  befreunde, 
was  dich  beruhige  ganz,  ob  ehr',  ob  süszes  gewinnlein, 
ob  ein  gesonderter  gang  auf  heimlichem  pfade  des  lebens. 

Voss  iroras  (epwt.  1,  18  v.  102)  2,  297 
(konos  an  dulce  lucellum) ; 
gottlose  menschen,  die  weder  gottes  ihres  nechsten,  da 
es  nur  ein  gewinnlein  trüge,  achteten.  Kirchhof  wend- 
unmxith  (2, 121)  2,169  Österley;  damit  jr  jeder  ein  schänd 
lichs  gwindl  darvon  bringe,  schämen  sie  sich  nit  allerlei 
stinckende  drecktätel,  mit  den  aller  unzüchtigsten  figuren 


GEWINNLER— GEWINNLICH 


6080 


auszubraiten.  J.  B.  Fickler  übers,  d.  Putherbey  v.  ver- 
botenen büchern  (l)  68*. 

GEWINNLER,  m.,  nebenform  zu  gewinner  (s.  d.)  mit 
übler  nebenbedeutung :  dasz  si  die  üppigen,  unverschämten 
gwünnler,  wüchrer  oder  publicanen  nit  habend  sollen  zu 
bischofen  erwälen.  Zwingli  (von  dem  predigamt)  2,  i  s.  310. 

GEWINNLICH,  adj.  u.  adv.,  mit  viel  weiterem  bedeutungs- 
umfang  als  gewinnig  tmd  gewinnhaft,  schon  mittelhochd. 
belegt,  vgl.  Lexer  1,991. 

1)  auf  personen  bezogen  bringt  das  adjectiv  mehrfach  die 
bedeutung  siegreich  zur  geltuiig,  meist  i7i  attributiver  func- 
tion,  ivährend  das  adverb  auf  den  erfolg  im  er  iverb.sieben  zielt. 

a)  auf  kämpf  und  sieg  weist  schon  der  älteste  beleg: 

als  zvven  gewinnlich  (var.  gewindl)  valken 

üf  einander  warten, 

seht,  also  gebarten 

von  Meinz,  von  Köln  die  bede, 

d6  sich  huop  diu  rede 

gegen  dem  phalzgräven  fruot. 

Ottokar  Österr.  reimchron.  59146  Seemüller; 

es  seind  auch  nicht  gewinlich  kriegsleut,  die  al  ir  datum 
auf  die  schlacht  sezen  und  doch  darneben  kain  hinder- 
huot  haben.  Aventin  (ursachen  d.  Türkenkriegs)  l,  225; 
diejenigen  so  Marti  underworffen  sind,  werden  disz  jähr 
nicht  wol  siegen,  noch  gewinlich  sein.  Paracelsus  (pro- 
gnost.  a.  d.  37.  jähr)  2,  649 ;  ich  wolt  dir  ein  knebel  ins 
maul  legen,  du  solst  mir  kein  wort  mehr  zu  dieser  sachen 
reden,  bisz  wir  in  anderer  instantz  gewinnlich  worden 
weren.  Ayrer  hist.  proc.  (2,  6)  (l597)  546;  so  .  .  .  die  urtl 
erster  instantz  durch  den  appellation  richter  becreftigt 
were,  so  soll  auf  anrufen  des  gewinlichen  teils  . . .  gepür- 
liche  volziehung  der  urtl  gesctiehen.  Nürnberger  ref  60*; 

gewinlich  der  nach  tugent  stält. 
der  nit  inn  p&sz  gesellschafft  fält, 
und  sich  zfi  frummen  le&ten  h6lt. 

Jon.  V.  ScHWARZENBERG  teutsch  Ciccro  128'>. 

h)  der  begriff  des  ericerbs: 

a)  vereinzelt  beim  attribut:  und  ist  da  ein  kundig  ge- 
winlich Volk,  und  seind  alle  burger  kaufleut  oder  gut 
hantwerker,  darmit  gewinnent  und  habent  sie  grosz  reich- 
thumb.  S.  Meisterlin  (s.  d.  stüdtechron.  3)  51. 

ß)  beim,  p>rüdicat  oder  adverb: 

also  schick  ich  meiner  kinder  sachen; 
min  kindt  kan  ich  mir  gvvinlich  machen. 

Murner  narrenbeschwönmg  98  Spanier; 

ihr  sollt  mir  auch  .  .  .  glauben,  dasz  ich  nit  desgleichen 
mehr  ein  blatt  wollt  machen  unter  fl.  400.  und  darum, 
ob  mir  von  eucli  wird,  das  ich  begehrt  hab,  so  ist  bei  der 
langen  zeut  mein  kost  und  zehrung  mehr  dabei,  ihr 
mögt  ab  nehmen,  wie  gewinnlich  ich  stehe.  Dürer 
schriftlicher  nachlasz  52 ;  dazu  vgl.  auch  den  gegciisatz  mi 
den  btcchungen  des  vocab.  incip.  teut.  gewinlich,  adverb. 
hicrose  gegenüber  von  lucrosus,  gewinnhaftiger  i  e*". 

2)  die  beziehung  auf  unpersönliche  träger  fördert  nur  den 
begriff  des  erwerbs :  gewinnlich,  gewinnbringend,  nur  aus 
der  bayerischen  mundart  ist  engere  anlehnung  an  eine  andere 
bedeutung  zu  belegen,  an  jenes  gewinnen,  das  ein  moment 
der  bewegung  entwickelt  (s.  heraus  gewinnen):  gewinn- 
lich holz  im  gebirg,  das  an  gewinnlichen  orten  steht,  — 
d.  h.  leichter  gewonnen,  herausgebracht  werden  kann. 
Schneller  2-,  930.    anders: 

darurnb  das  si  kein  win  nit  trinckt ; 
das  schetzt  ich  für  ein  gwinlich  ding. 

Murner  narreiibeschwörung  66; 

alsdan  soll  darnach  volgen  weingelt,  tuechgelt  und  anders 
dergleichen ,  was  auf  kaufmanschaft  und  von  wegen 
gewindlicher  handlung  geben  und  genumcn  ist  worden. 
land-  oder  ehehaft  taiding  in  der  Pauris  (1624^,  s.  österr. 
loeisth.  1,216;  es  frewen  mich  die  würffel,  wann  ichs  an- 
sihe,  dann  ich  sehr  guten,  glücklichen  und  gewinlichen 
fal  damit  hab,  gewinne  allweg,  dester  mehr  lusts  hab 
ich  zu  spilen.   verdeutsch,  d.  trostbücher  des  Petrarca  23; 

wer  seglon  will  mit  allem  windt 
und  achtet  sin  als,  das  er  iindt, 
auch  macht  im  gewinlich  alles  guott, 
darumb  er  doch  kein  arbeit  duot. 

Tu.  Murner  mühle  v.  SchwindcUheim  809 
(Straszb.  Studien  2,  28) ; 
das  sindt  ietzundt  der  wiber  sachen, 
wie  si  ir  lieb  gewinlich  machen. 

gäuchmatt  57  Uhl; 


6081     GEWINNLIEBEND -GEWINNRECHNUNO 

Franckrelch  wirdt  «eines  reichthamb«  verluit  truffen.  ond 
einen  grundtnowen  fundl  erflnden,  mit  mancherlei  guter 
und  böser  be Weisung,  wirdt  Jhm  alles  gewinnliob  sein. 
Paracki.suh  (prognoaHeon  auff  daa  »».jähr)  t,  SM;  vgl.- 
wie  wol  es  mir  ungewinnlich  und  vers&nmlieh  Ist.  A.  UOtiKit 
naehlan  S9;  vgl.  auch  die  klage  eines  Oattiiner  wirU» 
atui  ioia  dasz  die  gastung  nicht  mehr  gewinnliob  Mi 
(MOn/.  heilage  tur  allgein.  teit.  v.  tl.  oet.  1HM.)> 

8)  die  wörterbilehrr  haben  wm  gewinnlich  nur  wtn%§ 
notiz  genommen,  einig*  altert  habim  w  nur  als  adverh 
rrfattt,  andere  voHlbergthend  neben  gewinnig  («.  d.)  getmetä; 
dazu  vgl.  Rcwinnlich  Scmottri.  867*. 

GKWINNi.II<:MKNlJ.  adj..  nur  in  Verbindung  mit  ehr- 
liebend  («.  d.)  beobachtet;  ihre  autoren,  mehr  gewinn- 
als  ehrliebende  leote.  P.  M.  Klinukr  {betr.  u.  ged.  i,  tb) 

11,  &9. 

GEWINNLISTE,  /.,  «um  geunnn  in  der  lotterie  gtkürig: 
und  man  darf  nur  bei  solchen  lottericen,  wo  nooh  de- 
Visen  üblich  sind,  die  gowinnlisten  durchlesen,  um  Ober 
die  mongo  derer  zu  erstaunen,  die  ihre  hoffnung  auf  gott 
gesetzt  haben.  (H.  A.  Kkhndokmkpp.ii)  lottmen  u.  htntt  \ 
tu  gewinnen  (17%)  16;  meldet  sich  binnen  drei  monnt  nach 
dato  der  gewinnliste  der  etwaige  Inhaber  des  fUr  Tor- 
loren  gehaltenen  looses  nicht.  H.  S.  UNor.n  anltitung  /. 
lotterieepi$ler  (1880)  85;  gowinnlisto  der  königlich  prouszi- 
■ohen  119.  klassonlottorie  (19(W). 

GEWINNLOS,  n..  eben/alle  rtir  lotlerie  grhürig:  um  das 
präsentirte  grOszere  gewtnnlos  einzulösen.  E.  S.  Unobk 
anleit.  f.  lotterieepieler  SA.    vgl.  gewinner  «p.  007«. 

GEWIN.VLO.«?.  adj..  tu  gewinn  —  erwerb: 

der  lehenherr  der  ttmlt  den  bötwicht  •chrOcklich  hart, 
der  «ein  vertrautes  ufund  gewin-los  nur  verac-harrt. 

J.  UoMi'i.KR  reimgetichte,  1.  g^iüeeh  84. 

GEWINNLUST,  /..  tuetet  von  Campk  «.  866»  angeführt 
Oust  zu  gewinnen):  ich  begab  mich  nun  zu  einem  an- 
gesehenen händlcr  .  . .  welcher  auch  ganz  neue  bildcr 
kaufte,  wenn  sie  vor  seiner  kcnncrschafl  gnade  fanden 
oder  seine  gcwinnlust  sonst  durch  irgend  einen  goheimnii«- 
vollen  Vorzug  reizten.  G.  Kki.i.fm  {grikner  Heinr.  4,  4)  8,  6i. 

GEWINNLUSTIG,  adj..  frilhrr  belegt  ale  das  vorhergehende 
suhst.  vgl.  auch  gewinnliebcnd,  pewinnbegierig:  clor  für 
gewinnlustige  so  sehr  zurückschreckenden  nieten.  (Kp.nN- 
DOKnFKKiO  lotterten  *.  3«;  der  mit  jedem  tage  zunehmen- 
den mcngo  der  gcwinnlu.sdgen  s.  IM;  indem  sie  (die  messe) 
in  ihren  feierlichsten  momcnten  dcmUthig  und  kühn 
genug  war,  sich  mit  der  gewerhlichci»  volkskraft  und  dem 
frischen  gcwiiinhistigen  hajidclsgctiimnicl  zu  veriuühlcn. 
Tu.  MiiN'OT  gfseh.  der  den  f. tchen  stunde  (>,  8)888;  denn  es 
bestand  oben  die  absieht,  sie  vom  hause  zu  bringen,  und  es 
stockten  gewinnlustigo  hinter  der  saohe.  G.  Kellkh  (grilner 
Heinr.  4,  ih)  3,  8&5;  die  fünf  gewinnlustigen,  welche  be- 
schämt die  köpfe  hatten  h&ngen  lassen,  {d.  Jahnlein  d. 
7  aufruhten)  6,  875. 

GEWINNMÄSZIG,  arfj.;  darinne  dann  ganghaftig  trost- 
lich und  gcwlnmessig  erfzt  befunden,  bergordnung  für 
Freimiraldmi  (l.')«)),  s.  cod.  dipl.  Sites.  21, 8.  vgl.  gewinnhaftig. 

GEWINNNUMMKR,  /.,  der  lotterie  encachsen:  trotz 
alledem  gab  er  das  warten  nicht  auf,  und  da  gerade 
lottcrieziehzeit  war,  kam  das  viortollos  gar  nicht  mehr 
von  seinem  pult.  . . .  alle  morgen  sah  er  in  der  zeitung 
die  gewinnnummern  nach,  aber  die  seine  fand  er  nicht 
Tu.  Fontane  unterm  bimbattm  i.    vgl.  gowinner  «p.  6074. 

GEWINN  RAD,  n.  {vgl.  das  vorhergehende):  vor  der  ersten 
Ziehung  werden  die  s&mmtlichcn  90,000  nummcm  in  das 
ziehunpsrad  eingezahlt.  ...  es  werden  vor  dieser  (der  l.) 
Ziehung  3000  mit  gewinnen  bezeichnete  zettel  ...  in  ein 
zweites  rad  hinein  geworfen,  die  Ziehung  selbst  besteht 
nun  darin,  dasz  nach  und  nach  von  einem  wai.senknaben 
8000  nummern  aus  dem  nummerrad  gezogen  werden  und 
von  einem  zweiten  aus  dem  gewinnrade  zu  jeder  ge- 
zogenen nummer  ein  gewinn.  E.S.  Unoer  anleit.  f.  lotterie- 
Spider  (1880)  8;  im  gewinnrade  verblieben  i  prämie  sa 
800000  mark  . .  .  preusx.  gnrinnliste  von  1908. 

GEWIXNRECHNUNG./..  tur  kat^fmänmschen  formet 
gewinn  und  Verlust  gehörig:  eonto  de  gain  et  de  perte, 
gewinn-  und  verlust-rechnung,  ist  eine  von  den  hUlffs- 
oder  ncben-reclinungen.  welche  in  dem  italienischen  buch- 
halten  .  . .  nothwendig  befunden  wird.  Chomkl  8, 1807. 


GEWINNREICH-GEWOmSMANGEL    6082 

GRWTNNREICH,  adj..  Jüngere  eonettrren^fttrm  m  ge- 
winnig,  gewinnlicb  u.  o.  mit  äer  betekrtinkiimg  mt^f  die 
bedeutung  gewinnbringend  (nur  die  ^ekung:  guaeatueeua, 
gewinnreieh,  gewerbhafftig  CKi.iJiniL'M  171  Unnit fragtieh 
erscheinen;  vgL  muek  gewannen  reicb  Hckisch.  ».  o. 
ep.  mm),   dm  tmmm  Mftrmak  tiett  mif  Mmrtrtgitngt 

1)  der  hegri^  dm  gmdgmdnnt  iat  wrwiagend  mue  wtrttr- 
btlehem  belegt: 

a)  luermue . , .  plenum  tmeri,  g«winnr«ioh.  gewinnlieb. . . . 
profltlieh.  A!«i>i«.  Kkthkr  thmUr.  rwn.teut.  t(lM»).  417«: 
gewinnreioh  sive  nutxreiob.  luermua.  Stiklkn  tMi:  dmeut 
gewinnrdob,  fuaestuoeue.  Alkn,  KinncH.  MAmiiAB. 
Stkikbach;  {qummtuoetu  e.  gewinnbringend)  HruenicH; 
gewinnreicher  Handel.  Sciiottri.418*;  gewinnreieb,  reichen 
oder  groMen  Handel  bringend.  KuMPr  ut.  t.  reinig,  d. 
eproek-  u.eeKreütart  18«:  ehmso  CamPB  t.  MB*. 

b)  was  aber  von  plattnem.  wafftOMbrniden ,  niMMr- 
•ehmiden,  HuffseHmiden.  schloMcni.  sein  werden,  warfen 
ein  gat  Jahr  Haben,  and  gewinnreieb.  pARACEiJit'M  {pro- 
gnostieon  auff  das  n.  Jahr)  t,M9:  diese  HeiratH  war  glän- 
zend nnd  gewinnreicH  für  sie.  .Sciiii.i.p.n  {E{friäe)  tft.  I.ii5: 
auch  nahm  die  fernere  entwicklang  dieee«  wtehtigen 
departcmenti  (post)  die  bewahrten  anfftnf*  wMer  uf, 
die  seit  dem  groszen  kurfOrsten  in  einer  fMiMiBBÜliifln 
and  dabei  doob  f&r  den  Staat  gewinnreicben  handbabong 
des  posIregaU  gemacht  worden  waren.  H.  I>h(;t7.  pret*si. 
geeeh.  8, 911 ;  dieser  theil  des  geach&nes  . . .  galt  tar  leit  fOr 
die  gewinnreichste  thltigkeit  der  handlang.  0.  Frbttao 
(soll  u.  haben  1,5)  4.00;  sein  geliebte«  beeitxtbam  begrflftte 
er  stets  mit  der  gleichen  freade.  . . .  getnasobt  bitte  er. 
wenn  aacH  noch  so  gewinnreich,  mit  keinem.  M.  v.  Ebner- 
EscHENHACii  darf  u.  aehlougeeek.  (der  kreiephgeieus)  *«4. 

9)  tum  übertragenen  geibrmttk»  tjgC. ;  noob  die  gegenwart 
Wilhelm  August  Sohlefela  war  für  miob  gewianretab. 
GÖTllR  (tag-  u.  Jahreshefte  1799)  81,  M  («rspr.  biMhto  adr 
viel  gewinn) ;  wrir  rechnen  die  schrift  des  verft.  . . ,  wie 
sehr  «ie  auch  von  den  gegnem  als  parteischrift  der 
iuszersten  rechten  verschrieen  werden  mag.  doch  za  den 
gewinnreichen  Schriften  der  richtigen  mitte.  LOcrr  tu  den 
Götting.  gelehrt,  ant.  1H41  s.  tt)  (94.  stüek):  ja  mit  den 
Jahren  sogar  theilbaftig  geworden  aller  feinhciten  einea 
in  solchem  grade  gewinnreichen  amgangs.  K.  Gutzkow 
der  tauberer  von  Rom  9, 160. 

GEWINNSAM.  adj..  nur  in  K&rterbüekem .  dort  aber 
mit  ungetcöhnlieher  reget mästigkeit  für  den  begriff  hicroeat 
überliefert:  lucrosus  . . .  fa«t  nützlich  and  gwtlnsam.  Cbo- 
i.iNus-Fnisit-R  584*;  genau  so  Frisius  78S*:  ^enso  Dast- 
poniüs  S8«  (tugesettt:  das  vil  gewinn«  bat);  desgleidken 
Serranu8  0  8^;  gewinnsam,  das  vil  gewinn«  bringt, 
lueromis.  DASTronii's  Ttl«;  äknliek  Maalbr  801*;  e«e. 
V.  1618,  S.  ScHMBLLRR  9*,881  :  HrNIBCR  IfiM:  SCHÖNSLRnBR 
Vs*;  HuL.stt}8  (1596)  G  9*  (rhose  de gmnd prtfif);  DbxtzlbR 
418*  (das  viel  eintregt);  ghewinsam.  utitis,  fruttutmt». 
eompendiostts.  Kimam  147*;  Rädlkin  1.88S*  (pr^JUiteoU, 
profitable);  Rondrac  9.  Ua  8*  (profitable,  lueraiif);  f»- 
winnsamcs,  nützliches  oder  profitables  gewerbe  . . .  Im^ts- 
tive  trade,  teutsch  engl.  lex.  9  (1716),  774. 

aus  diesem  en/feren  rahmen  greift  nur  eine  buekung 
heratts.  die  auf  einen  jms^ittlichm  trüger  dm  begr^e  sieU: 
gewinsam  . . .  quaestuarius  . . .  der  gewinna  balben  tbat. 

ScHÖNSt.RDKR  V6^ 

GEWINNSDRUCKER,  m..  rerrinielte  bildumg:  wie  wenig 
gott  eins  gewinszprcdigers  verschont,  also  wenig  wirt  er 
der  gewinszdracker  verschonen.  Erkrlin  v.  GONracRO 
echriften  3, 161  Enders. 

GEWINNSEINBUSZE./..  vor  Campe  (rerdeuiadkmtgeieb. 
US*)  für  Inorum  cessans  vorgeseklagen;  vgl.  auek  gewinn«- 
mangcl. 

(iEWINNSGOTT,  m..  vgl.  gewinnsdracker:  luerü  du. 
gewinnsgntler.  Dkntzi.em  4IS». 

GEWINNSHAPTIG.  s.  gewinnhaftig. 

GEWINNSJAGD./.,  nertere  büdumg.  r^.  gewinnfieber 
sp.  6077:  aber  in  diesen  zeitl&uflen  und  bei  einem  leben, 
wie  ich  es  Tühren  muszte.  immer  aaf  der  niedrigsten 
gewinnsjagd  umhergetrieben  und  fruchtlos  abgehet/t. 
Gottfried  Kri.i.rr  {Afartin  Saütnder  i5)  8. sss. 

GEWINNSMANGEL,  m.  da  nun  aber  bei  einem  bloszen 
lacrum  cesaana  . . .  der  vertust  bloei  ein  verlast  am  ge- 


6083 


GEWINNSPÄHE  —  GEWINNST 


GEWINNST 


6084 


winste  ist:  so  ist  es  ein  gewinst-verlust.  ...  sollte  man 
gewinstverlust  darum  verwerfen  wollen,  weil  die  zu- 
sammengesetzten theile  einander  aufzuheben  scheinen  . . . 
so  könnte  man  auch  gewinnsmangel  dafür  vorschlagen. 
Campe  verdeutschungstob.  448»''.  vgl.  auch  gewinnsein- 
busze. 

GEWINNSPÄHE,  /.,  von  Campe  verdeutschungswb.  s.  564 
für  speculation  vorgeschlagen. 

GEWINNSPIEL,  n.  die  Zusammenstellung  der  nahe  ver- 
wandten begriffe  ist  spät  und  selten  belegt:  haupt-  sive 
kern-trefflich ,  herrlich,  seti  gewinnspiel,  folia  electa, 
victoria,  Charta  egregia,  lusus  validus.  Stieler  2087  unter 
spiel;  Hardion  hat  in  seiner  abhandlung  über  die  ge- 
winnspiele der  alten  weder  die  läge  dieses  knochens,  noch 
die  thiere,  von  welchen  er  genommen  wurde,  angegeben. 
WiNCKELMANN  {v.  d.  neuesten  Hercul.  entdecktmgen)  2,  214. 

GEWINNSPREDIGER,  m.,  s.  gewinnsdrucker. 

GEWINNST,  {richtiger)  GEWINST,  m.  (auch  n.),  jüngere 
nebenform  zu  gewinn  {s.  d.). 

l)  älteste  belege,  abgrenzung  gegen  gewinn,  formen. 

a)  die  mit  dem  t-suffix  gebildete  nebenform,  bei  der  der 
geminierte  nasal,  wie  bei  brunst,  kunst  u.  a.,  in  eine  dental- 
Verbindung  überging  {vgl.  auch  oben  sp.  5981) ,  ist  zum 
ersten  mal  in  einer  Zwettler  handschrift  des  13.  jahrh.  der 
Salomonischen  glossen  überliefert,  falls  die  form  giwnst 
{adeptio  gwnst,  gunst  Steinmeyer-Sievers  2,  24)  hierher 
zu  ziehen  ist.  dafür  spricht  die  lateinische  parallele  {vgl. 
gewinnung  sp.  6098),  dagegen  die  längere  pause  in  der 
Überlieferung  und  noch  mehr,  dasz  die  späteren  belege  älteren 
Schlages  auf  Mittel-  und  Niederdeutschland  weisen,  wo  die 
form  auch  heute  noch  bodenständig  ist,  vgl.  die  mundart- 
lichen buchungen  für  winst  sp.  5883. 

die  nächste  {und  sichere)  spur  liegt  auch  in  einer  niederd. 
Urkunde  vor:  wan  se  dat  van  gik  esschet,  dat  ghii  ock 
neuen  hoppen  kopen  edder  vorkopen  willen,  dar  ghii 
ghewinst  uth  soyken  willen,  hopfenmesser-eid,  v.  1438, 
urk.-buch  der  stadt  Hildesheim,  4,229;  dazu  vgl.  die  be- 
lege aus  der  jüngeren  glosse  zum  Reinke  de  vos  {s.  u.) 
und  aus  mitteldeutschem,  gebiete  Trochus  {vocab.  rer. 
prompt.  Lipsiaelbn):  hierum,  gewinst  Tl".  dasz  Luther 
die  form,  gewinst  gegen  gewinn  vordringen  läszt,  ist 
oben  {sp.  5882)  bemerkt,  die  belege  ergeben  für  ihn  be- 
schränkung  auf  den  begriff  des  erwerbs ,  aber  innerhalb 
dieses  rahmens  bemerkensicerte  betveglichkeit  {nomen  actionis 
neben  sachbedeutung,  erweiterter  und  übertragener  gebrauch 
neben  dem  engen  geschäftsbegriff).  der  nicht  viel  spätere 
{mitteldeutsche)  Faber  verzeichnet  daneben  auch  die  be- 
ziehung  auf  das  spiel;  er  kennt  keinen  verschluszlaut  am 
ende .-  quaestus,  articificium,  ipsxim  pecuniae  lucrandae,  et 
lucrum,  ein  hantierung,  gewiens.  668»;  palmam  alicui 
praeripere,  den  gewins  oder  kleinod,  einem  abdringen.  581^; 
die  gleiche  form  findet  sich  auch  bei  Kirchhof  milit. 
discipl.  136  (gewinsz)  und  bei  dem  ElsässerWiCKRAU  2,345 
(gewinnes);  in  beiden  fällen  handelt  es  sich  um  den  ge- 
winn im  spiel,  vgl.  auch  die  var.  gewinsz  neben  gewinst 
Luther  6,56  Weimar. 

b)  die  späteren  buchungen  halten  sich  für  lange  im  rahmen 
des  begriffes  lucrum,  für  den  die  form  gewinst  {später  in 
concurrenz  mit  gewinnst)  durchgeführt  ivird. 

a)  die  ältesten  Zeugnisse  entstammen  hier  meist  Wörter- 
büchern, die  der  form  gewinn  zurückhaltend  gegenüber 
stehen,  so  giebt  Corvinus  {fons  lat.)  für  lucrum  zivar 
gewinn  an  {für  compendium:  gewinst),  läszt  aber  in  den 
festen  Verbindungen  gewinst  vordringen  {nur  für  palma 
setzt  er  gewinn,  ebenso  gewinn  tragen),  noch  weiter  geht 
A.  Reyher,  der  schon  in  der  gleichung  für  lucrum,  quaestus, 
gewinst  einsetzt;  s.  fheatr.  rom.  teut.  2,  4176;  3,  904.  dazu 
vgl.  aus  beiden  die  Verbindungen :  captare  lucrum,  gewinst 
suchen.  Corvinus  137;  desgl.  {neben  wucheren)  Reyher 
2,  4176;  hiare  ad  lucrum,  offen  stehen  zum  gewinst.  Cor- 
vinus 374;  einen  gewinst  an  etwas  machen.  Reyher 
8,904;  grossen  gewinst  schaffen.  2,4177;  etwas  für  gewinst 
achten,  ebenda;  reicher  gewinst  3,  2059;  kleiner  gewinst 
{quaesticulus)  3,  900. 

/9)  einige  Wörterbücher  stellen  beide  formen  als  gleich- 
berechtigt dar,  bevorzugen  aber  bei  den.  icortverbindungen 
doch  die  eine  oder  andere:  gewinn  und  gewinst,  lucrum. 
DuEZ  (1664)461»;  vgl.  auch  199»;  dazu  vgl.:  das  bringt  nicht 


vil  gewinst.  ebenda;  gewinn  und  gewinnst.  Stieler  5^.2544 
{in  den  Verbindungen  überall  gewinn;  nur  gewinnstes 
halber),  die  späteren,  die  gewinst  für  lucrum  buchen,  ver- 
weisen jeweils  auf  die  geläufigere  form,  gewinn,  so  Rädlein 

1,  .384»;  teutsch-engl.  lex.  2  (1716),  774;  Steinbach  2, 1029; 
Hederich  l,  1425;  Rondeau  2,  Uu  3«;  Schwan  i,  746''; 
Frisch  nouv.  dict.  d.  pass.  2,280;  Hilpert  2,1,46,5»;  ge- 
winst ist  minder  gewöhnlich,  als  gewinn,  lucrum.  Frisch 

2,  451». 

y)  eine  auf  bedeutungs-  oder  gebratichsxmterschieden 
fuszende  abgrenzung  setzt  erst  zu  ende  des  18.  jahrh.  ein, 
sie  bindet  unsere  form,  irrthümlich  an  die  beziehungen 
zum,  spiel  und  tcettkampf:  gewinnet,  gewinst,  praemium, 
praemia  victorum.  Aler  1,938»;  der  gewinst,  so  denen 
auifgesetzet  ist,  die  nach  der  scheibe  schiessen,  a  price 
for  stich  as  shoot  at  the  mark,  teutsch-engl.  lex.  2  (1716),  773; 
der  gewinst  oder  die  belohnung  des  obsiegers.  ebenda; 
der  gewinst  im  spiel,  das  gewonnene  geld,  your  wimmig. 
ebenda;  gewinst  .  .  .  was  man  in  jeder  art  von  Wettstreite 
gewinnet  oder  gewinnen  kann  ...  in  welcher  bedeu- 
tung  gewinst  üblicher  ist  als  gewinn.  Adelung  2,666; 
das  gleiche  {ohne  die  gebraucJisfeststellung)  Campe  2,  365'' ; 
gewinst  .  . .  was  man  im  spiele  gewinnet,  ohne  plural  .  . . 
wo  gewinst  und  gewinn  gleich  häufig  gebraucht  werden. 
Adelung  2,666;  ähnlich  Campe,  der  aber  gewinn  hier 
als  dus  'allgemeinere  wort'  kennzeichnet,  dazu  vgl. .-  die 
gewinste  austheilen,  den  groszen  gewinst  erhalten,  des 
gewinstes  wegen  spielen,  seinen  gewinst  unter  die  armen 
vertheilen.  Adelung,  Campe  {dort  auch  grossen  gewinst 
machen)  u.  a.  den  gesehäftibegriff  des  erwerbs  behandelt 
Adelung  zivaran  ersterstelle,  bemerkt  aber:  in  dieser  bedeu- 
tung  ist  gewinn  in  der  edlern  Schreibart  beinahe  üblicher. 
2,  666.  es  ergiebt  sich  also  nach  Adelung  für  gewinn  und 
gewinst  eine  Übereinstimmung  der  bedeutung;  dem  jungem 
gewinst  ist  ein  theil  der  verwendtmgen  von  gewinn  zu- 
gänglich, hier  steht  es  dem  concurrenten  für  den  geschäfts- 
begriff des  erwerbs  nach,  während  es  ihm,  für  den  spiel- 
gewinn gleichkommt  und  für  die  sachbedeutung  des  preises 
im  wettkampf  und  Wettspiel  über  ist.  in  beiden  letzteren 
richtungen  schränkt  Campe  die  geltung  von  gewinst  mehr 
ein,  und  zwar  —  vne  sich  zeigen  wi^-d  {s.  u.)  —  mit  recht, 
anders  und  einseitig  urtheilt  Heynatz  :  gewinst,  oder,  wie 
andere  ohne  noth  schreiben,  gewinnst,  musz  nicht  für 
gewinn  oder  vortheil,  sondern  blosz  von  dem  glücklichen 
ausschlage  gebraucht  werden.  Luther  hat  apost.  gesch. 
19,24  und  weish.  15,12  gewinst,  wo  es  schlechterdings 
gewinn  heiszen  musz,  in  mehrern  andern  stellen  hat  er 
richtig  gewinn.  Antibarbarus  2,  57 ;  vgl.  auch  56. 

S)  unsere  abgrenzung  vo7i  gewinst  gegen  gewinn  wird  inner- 
halb der  zuständigen  gebrauchsgebiete  (erwerb,  kampfpreis, 
spielgewinn)  auf  mundartliche  färbung  und  atif  stilistische 
gegensätze  {namentlich  auch  individuelle  neigungen)  achten 
müssen : 

l))  für  die  bevorzugung  unserer  form  im  niederdeutschen 
gebiet  zeugen  die  belege  für  winst  {s.  o.);  vgl.  auch:  ge- 
winn . . .  gebräuchlicher  ist  winst.  ten  Doornkaat  Kool- 
MAN  1,625»;  de  erste  winnst  is  'n  kattenwinnst.  Wander 
1, 1655  u.  a.  in  diesen  mundarten  ist  der  verxcendungskreis 
zugleich  ausgedehnter  als  in  der  Schriftsprache,  vgl.  die 
Sonderbedeutung  des  nomen  actionis  winst,  das  sich  zugleich 
als  fem.  ausweist  und  dessen  Zugehörigkeit  zu  winnen, 
gewinnen  durch  eine  ähnliche  vertvendung  von  gewinnet 
{s.  d.)  gestützt  wird :  he  is  in  de  winnst  {in  der  besserung) 
Schütze  Holstein,  idiot.  1,364;  he  kann  de  winnst  nig 
kriegen  {kann  nicht  zu  kräften  kommen)  4,  364. 

der  antheil,  den  die  mitteldeutschen  mundarten  an  un.^erer 
form  nehmen,  kommt  schon  in  den  oben  besprochenen 
buchungen  zum,  ausdruck,  ebenso  wie  in  zahlreichen  der 
litterarischen  belege;  dazu  vgl.  gewinnstre,  gewinnst  Wkin- 
hold  beitr.  z.  e.  schles.  wb.  105''.  vgl.  kwinst  {Oeberschto.) 
kewenst  {K.  Zornthal)  Martin  u.  Lienhart  2,  831''.  be- 
achtenswert unter  diesem  gesichtsptmkt  ist  auch,  dasz 
Luther  und  Göthe  sich  in  der  bevorzugung  un.serer  fortn 
berühren. 

2))  damit  ist  auch  ein  m,oment  des  subjectiven  stils  in 
den  Vordergrund  gerückt;  ein  solches  des  ohjectiven  ergiebt 
sich  aus  der  gebundenen  spräche,  der  die  reimformel  (ver-) 
dienst  —  gewinst  gar  geläufig  ist;  andere  reimbindungen 


6085 


GEWINNST 


GEWINNST 


6OS0 


treten  dem  gegenüber  nirüek,  »ind  aber  «u/  tu  toHrdigen : 
Christi  verdienit  ist  unser  gewinst.  Hkniscii  looi:  du 
gleiche  formet  Oi.kahiuh  poet.  emtlinge  t;  Anoei.UM  SiLK- 
siuH  aeelenlttttlb;  G6tiik  M,  86;  1. 158;  ebento  (dienst  — 
gewinst)  Fleming  i.tM;  Göthb  l,t6B:  s.aoft;  8ciiii.i.ki< 
11,886;  la,  17;  A.W.  Seil  i.KORL  1,80;  UHi.ANn  1.  UO; 
der  ■chmelztiegel  brinirt  d«tn  gold  nor  rewinnst, 
die  band  der  wahrlieit  zerroinzt  de«  irrtounia  gaspinntt. 

K<  I  KKHT  (1.  fiMitaaM)  poet.  vnrkt  11,  tU; 
ebenao  1,867;  Götiik  *\.fn: 

■o  KOg  da*  glUck  durch  aeliM  kfiast« 

schon  in  den  reichsten  lotterten 

für  seinen  freund  die  hauptfewinnaU. 

Gai.i.KHT  t/ofc.  u.  em.  8)  1,  878; 

ebenao  schon  Bkhsf.r  80;  J.  GOntiikk  ged*  Mi;  deagl. 
G.  K.  MCi.i.KK  i-er«.  einer  eritik  über  d.  dtach.  dickter  v.  90; 
vgl.  auch  Wiki.ani»  Lueian  i.Wt;  gam  vereituelt  ist  der 
reim  gewinnst  —  vereinst  bei  Gnii.t.PAnzKii  8*,  178. 

t)  abffeaehrn  cor»  diesen  rinßUsten  macht  eich  ein«  VW- 
tugsstelluiiy  der  form  gewinst  in  den  fällen  gettend,  in 
denen  die  begriffe  erwerb  und  erfolg  gegen  einander  atie- 
gespielt  icer  den.  gewinn  könnte  für  beide  eintreten,  gewinst 
>if<r  für  den  ersten  und  befestigt  sieh  deshalb  an  diesem 
platz:  turiispiul  geht  um  sieg  und  gewinn,  aber  niemals 
um  gewinst.  F.  L.  Jahn  8.1.  85;  frau  Ehre  hat  sich  den 
aufbicicrinncn  untergesteckt,  wo  das  letzte  wort  als  ge- 
winn und  gewinst  gilt.  8,  798. 

c)  formengebraueh. 

a)  wo  das  gentte  erkennbar  ist,  teigt  sieh  Hbeneiegend 
das  vuuir.;  nur  einige  male  ist  auch  das  neutrum  belegt 
(vgl.  das  niederdeutsche  netttrum  für  gewinn  sp.  5800),  so 
Oi.KAUir.s  pe7s.  bauingarten  2+''. 

ß)  der  plural,  dessen  hauptgebraueh  nach  der  theorie 
der  grammatiken  (».  oben  sp.  M»!)  auf  die  sachbedeutung 
de.i  preist'S  {in  icettspiel  oder  lotterie)  fallen  soll ,  ist  dort 
durchaus  nicht  so  oft  belegt: 

l))  vgl.  sp.  6091  tttr  lotterie;  vgl.:  wenn  «ine  billion  ge- 
winnstc  für  einen  einzigen  fehler  fiel,  würdest  du  dreust 
genug  sein,  die  würfel  zu  schütteln,  und  die  freche  wette 
mit  gott  einzugehen?  Schili.kr  {l<Hesko  trauer spiel  i.n) 
s,  ISO;  wo  die  numiner  auf  der  einen  seitc  aus  einem 
glUcksradc  und  auf  der  andern  seite  die  gcwinnste  oder 
nieten  aus  einem  andern  glücksrude  herausgezogen  werden 
sollten.  Achim  v.  Ahnim  {die  3  liebreichen  schtcestem)  1.  2C0 
W.  Grimm;  lose  hängen  alle  kränze  und  gewinnste  in 
dieser  weit  über  den  häuptern  der  menschen;  auf  wohl- 
bedächtig gezimmerten  leitern  aber  steigt  man  nicht  zu 
ihnen  empor,  und  die,  welche  die  schönsten  kränze  tragen, 
rühmen  nie  ihre  eigene  kunstfertigkeit  und  ausdaucr 
deswegen,  im  gewinn  erkennen  sie  erst  recht,  welcher 
linde  hauch,  welche  aura  coclcstis  ihnen  das  glück  otier 
die  erfUllung  ihres  Wunsches  oder  das  grosze  wirkliche 
kunstwerk  zuwarf.   W.  Raaije  alte  nester  2,  eap.  ib. 

2))  viel  h'iufigei-  ist  gewinste  für  den  geschUft.'northeil 
beobachtet,  wo  «w  nach  Adei.uno  e»»i*w  plural  nicht  kennt, 
ja  es  scheint  hier  geradem»  die  pluralform  zum  singular 
pewinn  zu  bilden : 

«))  zum  andern,  welcher  allein  grossem  gewinn  nach- 
schnappet, wird  schwerlich  zu  grossen  reichthumen 
kommen,  entgegen,  welcher  ganz  im  ungewissen  ver- 
bleibet, wird  kaum  dem  unglfick  entfliehen,  wird  dero- 
wegen  gut  sein,  die  ungewisse  gewinnste  mit  gewissen 
zu  versehen,  damit  man  den  schAden  zu  hfilfTe  komme. 
Schupp  schriften  60«  (kunst  reich  tu  trerden);  man  könnte 
jjlauben.  der  von  einem  capital  gezogene  gewinn  sei  im 
gründe  nur  eine  andere  art  von  arbeitslohn  .  .  .  al>er  die 
suche  verhält  sich  in  der  that  anders,  jene  gewinnste 
sind  ihrer  natur  nach  von  dem  erwerbe  des  arbeiters 
gänzlich  verschieden  (the  profits  of  .stock  . . .  they  are  .  . . 
different).  Gahvk  übers,  v.  Adam  Smith's  nationalreichthum 
(t,  6)  1,87  {vgl.  auch:  die  gewinnste  von  dem  in  inanu- 
facturen  gesteckten  kapital  . . .  das  kapital  . .  .  wirft  .  . . 
einen  gewinnst  ab.  3, 408);  nicht  der  unmittelbare  gewinn, 
welchen  derkaufmann  bei  seinem  geschäftsbetriobe  durch 
gewinnste  beim  preise  seiner  waaren  macht.  Ltn  x  revis. 
d.  grundbegr.  d.  nationalicirthschaftslehre  2. 108.    dazu  vgl.: 

diese  heilifr  trü^-o  volk  sann  einzig  auf  sewinngle. 
besorgte  seinen  bauch,  und  segnete  die  IkOnste. 

ü.  E.  MCi.LKR  venmch  aner  cHtik  über  d.  dtteh. 
dichter  v.  99  {litt,  dentm.  12.  51); 

IV. 


ich  profitiere  Ton  den  kUnslen  and  gevinsten  meiner 
beiden  herren  (rdxvaa  neU  udfSeoi).  Wiki^nu  Lueian 
4,881;  da«z  die  neun  guu  frAhlioh  and  guter  dinge  thun. 
wenn  die  zehnte  blume.  die  der  begterig«  aui  diesem 
kränze  pflttckt,  mit  ihm  verschwindet.  TfatMebt  legen  sie 
die  gewinnste  zusammen,  so  hat  »ueh  dkjMlige.  die  wohl 
tage  hinter  einander  unglücklich  aaf  der  Jagd  gewesen 
ial,  mit  den  Bcbwestem  etwas  zu  beiszen.  K.M.  Armut 
rmasis  (brueket.  timer  reiee  durch  Frankreitk  t)  ft  (l80t),  887 : 
gMU  «Oders  ist  «e  bei  dem  landmann :  da  gebt  die  saebe 
langsam  aber  stetig,  kleine  Verluste  fl«lebeB  sieb  durch 
kleine  gewinnste  aus,  fehljahre  dorob  fote  Jahr«.  Jbn. 
Gott II El. K  geld  u.  geiet^  (tn^t  w.  da  die  kleinen,  rabigen. 
sicheren  gewinnste.  die  er  beim  verkaufe  dieses  oder 
jenes  grundstQckes  einstrich,  ihn  im  gründe  langweilten . . . 
Thomah  Mann  BtuUgnbrook»  («,8)  t.8S«. 

b))  in  ähnlithtr  bedmdung.  nur  an  der  grmum  im  Über- 
tragung, ist  der  plttral  »dum  in  einem  drnr  tUmtm  belege 
beobachtet :  de  is  idel,  dede  deinet  dem  bereu,  mid  «elk 
sint  de  gewinste,  wente  wi  bebben  bewaret  sine  gebode. 
Maleaehi  8.  U  Halberetääteehe  bibel  v.  UO»  {et  qttod  emelu 
ment^im  quia  euetodivimus  praeeepta  eiue.    was  nützet  es. 
var.:  was  nutzes  hub«-n  wir  danron  das.  Lutiibii).    data 
vgl. :  an  dem  ersten  orte  der  kaiserinn  von  östreiob  nicbt 
unbekannt  geblieben  zu  sein,  an  dem  letztem  den  kAnig 
von  Holland  näher  gekannt  zu  haben,  waren  grosze  ge- 
winnste.  an  denen   ich  mich  immer  werde  zu  erfreuen 
haben.  Götiie  {an  Reinhard)  br.  81,880  Weiwutr; 
xerrt  unnütxeate  gespinnsle 
lange  sie  an  licht  and  lufl, 
bonnung  herrlichster  gewinnst« 
schleppt  sie  schneidend  sn  der  gnift. 

GAtiik  (FauM  II.  1)  41.  M 
(herrlichsten  gewinnstes  H. "  e.  lA,  8, 18  Weiemtr). 

y)  beim  lautkörper  iet  auf  den  geminimrtm  nmaal  auf- 
merksam zu  machen,  der  von  der  hauptform  gewinn  aue 
auch  auf  die  nebenform  übergriff,  vgl.  gewinnsthaft  neben 
ungewinsthaft  bei  Frisch,  vgl.  die  Varianten  gewinnst 
und  gewinst  bei  Sciiii.i.Eit  u.  a.  tu  ende  des  18.  jakrk. 
überwog  noch  immer  der  eittfaehe  nasal,  er  wurde  aber 
nicht  als  das  ursprüngliche,  aondem  ale  eine  einbuete 
empfunden:  eigentlich  sollte  es  gewinnst  geschrieben 
werden;  allein  um  die  häufung  der  mitlaute  zu  vermeiden, 
lassen  mehrere  verbalia  auf  st  das  eine  n  weg.  Adeluno 
8,666.  Jacoh  Grimm  schreibt  in  seiner graemmatik  gewinst. 
%co  er  die  form  wissenschaftlieh  behamMt,  mber  gewinnst, 
wo  er  eie  im  text  verwendet,  in  der  ertten  klÜfU  de» 
19.  jahrh.  überwiegt  gewinnst  in  der  litteraturepradke,  mit- 
dem  haben  die  faeh/wieaenschajUichen  daretellungen  («e  die 
tcörtertnlcher)  der  ursprünglichen  form  gewinst  den  bodem 
leieder  turückgewonnen.  unsere  anordnung  folgt  aue  prmk- 
tischen  gründen,  um  gewinst  nicht  tu  weit  von  aeiner  eippe 
zu  trennen,  der  üblichen  Schreibung  (gewinnst). 

8)  für  die  gebrauehsformen  der  bildung  gewinst  emigfieUt 
es  sich,  von  der  bei  gewinn  beobachteten  gliederung  abtu- 
iceiehen  und  mit  derjetiigen  Verwendung  tu  beginnen,  die 
in  der  älteren  zeit  am  häufigsten  belegt  ist,  der  Itedetitumg 
erwerb. 

a)  tcie  gewinn,  so  hält  auch  gewinst  für  den  begriff  des 
erwerha  an  den  funetionen  einea  nomen  aetionia  feat, 

a)  die  Verbindung  mit  einem  abhängigen  genetiv:  die 
vorlust  ewiger  selickeit  und  gewinst  ewiger  dampnisz. 
Luther  {wider  die  btUU  dea  endehrieta)  6,  «2S  M>i»»i<ir-.- 
genau  ao  {urtheil  d.  theol.  n«  Parte)  9,787;  mit  geringem 
Verlust  der  Unkosten,  aber  mit  grossem  gewinst  der  gottes- 
furcht  Opitz  opera  (geistl.  poemat.)  8,  SM;  und  da  er 
nicht  gelernt  hat  unter  dem  gewinste  oder  Verluste  der 
kröne,  des  reichs  und  der  unterthanen  einen  unter- 
schied zu  machen.  Lessino  4',  S43  {aus  der  Berliner privel . 
Zeitung);  mit  dem  process  . . .  sehet  euch  vor,  denn  es 
werden  sich  hundert  procumtores  finden,  die  euch  den 
gewienst  der  Sachen  versprechen ,  welche  ihr  doch  ver- 
liehren  werdet.  Straniizky  ollapatrida  dea  durchgetriebe 
nen  Fuehsmundi  (81)  138  Jt.  Af.  B>r»i*r.-  ert>ärraHche  Philo- 
sophie, deren  gewinnst  man  nicht  wohlfeil  gnug  kaufen 
kann.  Herder  {archäologie  dea  morgenlande»)  6,85;  bei 
seinem  genie,  seinem  talent,  seiner  thätigkeit.  ist  der 
vortheil  seiner  reise  für  die  Wissenschaften  ganz  incalcu- 
label,  ja  man  kann  behaupten,  dasz  er  über  die  schätze, 

382 


6087 


GEWINNST 


GEWINNST 


6088 


deren  gewinnst  ihm  bevorsteht,  künftig  dereinst  selbst 
erstaunen  wird.  Göthe  (an  Wilhelm  v.  Humboldt  26.  5. 1799. 
über  A.  v.  H.)  br.  14,  102.  dagegen  vgl.  als  beispiel  für 
subjectiven  genetiv  und  für  sachbedeutung :  würden  sie  dann 
die  gnade  haben,  mir  den  gewinnst  der  ersten  Vorstellung 
meines  Fiesko  mit  aufgehobenem  abonnement  zuzu- 
sprechen. Schiller  (an  Dalberg)  br.  1^12. 

ß)  mehrere  dsr  obigen  beispiele  zeigten  die  Zusammen- 
stellung Verlust  und  gewinst,  die  die  functionen  des  nomen 
actionis  stützt  (im  gegensatze  zu  der  Verbindung  von  schaden 
und  gewinnst,  s.  u.).  dazu  vgl. .-  szo  sei  da  ein  Interesse 
des  vorlirensz  neben  dem  Interesse  des  gewinstis.  Luther 
(sermon  von  d.  loucher)  6,54;  die  Ursache,  dasz  noch  kein 
hiesiges  theater  von  bestand  gewesen  ist,  scheint  diese 
zu  sein,  dasz  man  vorhin  den  komödianten  selbst  die 
sorge  überlassen  hat,  für  ihren  verlust  und  gewinnst  zu 
arbeiten.  Joh.  Elias  Schlegel  (jged.  über  d.  tlieater)  3.  252  ; 
wenn  jedes,  was  wir  hoffen  oder  fürchten,  in  vergleichung 
derjenigen  guter,  welche  wir  besitzen,  nichts  merkliches 
beiträgt,  so  dasz  der  gewinnst  uns  nicht  viel  reicher, 
und  der  verlust  uns  nicht  viel  ärmer  machen  kann. 
Kästner  (vom  gebrauche  der  glücksfälle)  3,72;  gewiss 
auch  hast  du  recht  dass  der  gedancke  im  menschen  das 
beste  ist,  von  dem  capital  das  er  doch  hat,  und  wie  er 
mit  wuchern  möchte,  um  es  aufs  tausendfältige  zu  treiben, 
es  entstehe  draus  gewinnst  oder  verlust.  Göthe  (an  La- 
vater)  br.  3, 119. 

/)  auszerhalb  saldier  Verbindungen: 

dasz  ich  in  den  keuschen  armen 
hoch-erfreulich  mög  erwarmen, 
mit  unauffhörlichem  gewienst. 

Angelus  Silesius  heilige  seelenlust  75 
EUinger; 

da  ich  einmal  im  gewinnst  sitze;  so  lallt  mir  alles  zu, 
da  ich  aufmercksam  bin  des  glucks  zu  gebrauchen;  so 
vermehrt  sichs  täglich,  und  ich  verschleudre  nichts,  wäre 
das  was  ich  gewinne  geld ;  so  wollt  ich  bald  eine  million 
beisammen  haben.  Göthe  (anfrau  v.  Stein  1782)  br.  5,  32G; 
solche ,  die  . . .  keine  andere  Weltgeschichte  kennen  als 
die  des  genusses  und  gewinnstes.  E.  M.  Arndt  Schriften 
f.  m.  l.  D.  2,  323. 

b)  der  Übergang  zum  collectivbegrif  und  zur  sachbedeu- 
tung des  erwerbs. 

a)  einen  tveiten  rahmen  für  die  bedeutung  erwerb  ziehen 
hier  schon  die  ältesten  belege,  und  im  späteren  tcird  dieser 
umfang  auch  durch  mannigfache  Übertragungen  offen  ge- 
halten : 

l))  die  heiligen  werden  seuberlich  und  mit  gewinst 
gestrafft,  als  hie  Sara  wird  gestrafft,  das  sie  Abraham 
hatte  bruder  genennet,  und  kriegt  grosse  wolthat.  Luther 
randbemerkung  zu  1  Mos.  20, 16  (Bindseil  7,  480) ; 

wil  ich  ehre  dir  erzeigen, 
und  dein  heiliges  verdienst, 
mir  zueignen  zum  gewinst. 

Jon.  GOTTFR,  Olearius  (kom  du  wehrte» 
lösegeld)  Jesus !  poet.  ersü.  2 ; 

ob  aber  der  verdiente  lohn  der  arbeit  .  . .  auszer  der  ein- 
fachen arbeit  noch  ein  ergebnis  der  sorge,  des  geschickes 
und  dadurch  zum  gewinnst  werden  soll.  G.  Keller  (grüner 
Heinrich  2, 15)  1,388;  ebenso  (führ  ich  euch  zu  himmlischem 
gewinnste)  A.W.  Schlegel  (bund  d.  kirche  m.  d.  künsten) 
1,  89;  (lesender  Zerstreuung  zum  gewinnste)  Fr.  Rückert 
(d.  deutsche  stadt)  l,  257;  denn  ich  suchte  die  Wahrheit 
nicht  um  zeitlichen  gewinsts  willen,  sondern  um  ihrer 
natürlichen  Schönheit  willen.  Jon.  Chr.  Edelmann  Selbst- 
biographie (1752)  342  Klose;  einen  so  gelehrten  .  . .  mann  .  . . 
aufzunehmen  . . .  ich  erfreue  mich  über  diesen  neuen  ge- 
winst unsrer  gescllschaft.  Gottsched  an  Bodmer  1737, 
s.  zeitsch.  d.  unterr.  li,ZGG;  siehet  er  aber,  dasz  freunde 
nicht  freunde  sein,  so  achtet  ers  vor  ein  gewinst  das 
feld  zu  verlassen.  Olearius  pers.  baum-garten  (l,  33)  24^^; 

ihn  dulden,  tragen  und  vielleicht  an  ihm, 
was  freude  bringen  kann,  am  guten  tage 
als  unerwarteten  gewinnst  genieszen. 

Göthe  {Tasso  4,  5)  9,217; 
es  ist  ihm  nicht  um  des  kaisers  dienst, 
was  bracht'  er  dem  kaiser  für  gewinnst? 
was  hat  er  mit  seiner  groszen  macht 
zu  des  ländes  schirm  und  schütz  vollbracht? 

Schiller  ( WaUensteins  lager  6)  12,  27. 


2))  dewil  se  nenen  gewinst  segen  . . .  sunder  in  ein  frei, 
christlich,  gemein  concilium  wollen  vorwilligen.  Hamburg- 
Hansische  jahrb.  (z.  j.  1537)  Lappenberg  310 ; 

was  hilffts,  wann  einer  gleich  viel  weisz 
und  hat  zuforderst  nicht  mit  fleisz 
gelernet  deine  furcht  und  dienst? 
der  hat  mehr  schaden  als  gewinst. 

Paul  Gerhardt  'herr  aller  Weisheit  quell 
u.  grund'; 
ihren  ausbrach  abzuwehren, 
brächte  mehr  für  dich  gewinst, 
um  den  kämpf  nicht  zu  erschweren, 
den  du  gegen  mich  beginnst. 

G.  A.  Bürger  {elegie;  als  Molly  .  .  .)  96  Sauer: 

ebenso  (gewinst  bringen)  Göthe  (Tasso  5,2)  9,227;  dasz 
ich  nicht  aus  allen  gefundenen  sätzen  den  gewinnst, 
dessen  sie  fähig  sind,  zu  ziehen  verstanden  habe.  J.  Grimm 
vorrede  z.  deutschen  gramm.  1^,  5;  er  versprach  sich  keinen 
kleinen  gewinnst,  wenn  man  auch  andre  stände  eine 
solche  musterung  könnte  paszieren  lassen.  Lessing  (verm. 
sehr,  des  hm.  Christlob  Myliu^,  i.  brief)  6^,403; 

natur  gab  dir  so  schöne  gaben, 
als  tausend  andre  menschen  nicht  haben ; 
sie  versagte  dir  aber  den  schönsten  gewinnst, 
zu  schätzen  mit  freude  fremdes  verdienst. 

Göthe  (invectiven :  Kotzebue)  56,  85 ; 

lasset  ewer  kinder  und  diener  lernen  . .  .  on  gotes  worth 
vorlernet  man  nichts,  es  ist  eitel  himli(s)cher  gewinst. 
Luther  (predigt)  29,  ^2;  ganz  ähnlich  Fleming  1, 256; 
(ist  unser  gevirinst)  Henisch  1601; 

das  edle  zu  erkennen  ist  gewinnst, 
der  nimmer  uns  entrissen  werden  kann. 

GÖTHE  {Tasso  3,  2)  9,  178; 

ähnlich  Th.  W.  Brox  Hermann  321  E.  Wedekind;  (ein  red- 
licher gewinst)  Göthe  west-östl.  divan  (buch  des  unmuths); 
(ist  ein  groszer  gewinnst  für  mich)  br.  10, 103;  ebenso  lo,  12; 
desgl.  11,100  (gewinst  genug);  ebenso  Klinger  (Raphael 
de  Aquillas  4,  6)  4,  218;  vgl.  auch  A.  F.  v.  Schack  ein  halbes 
jahrh.  1, 110;  selbst  meine  erlittene  gefangenschaft  schien 
mir  ein  gewinnst.  Börne  (die  carbonari)  2^,  239; 
doch  das  ist  gar  kein  grosz  verdienst, 
denn  liebe  bleibt  der  höchste  gewinnst. 

Göthe  {sprichwörtlich)  2,  253. 

vgl.  auch  (ob  er .  .  .  zum  gewinnst  werden  soll)  G.  Keller 
(grüner  Heinrich  2, 15)  1,  388;  (es  keimt  uns  noch  gewinst) 
G.  A.  Bürger    als  Molly  sich  losreiszen  wollte; 

sein  mädchen  kommt  —  o  gewinnst!   o  glück! 
Jüngling,  tauschest  deine  blüthen  um  einen  blick ! 

Göthe  {parabolisch:  autoren)  2,  213. 

vgl.  auch  Göttinger  musenalmanach  v.  1775. 

ß)  der  engere  geschäftsbegriff :  als  im  capitel  elemphaal 
(das  heisst  gewinst  oder  nutz)  spricht  er  (der  coran).  es 
seind  etliche  gewinst  gottes  und  des  apostels,  und  man 
solle,  den  fünlTten  teil  des  gewinsts  gotte  geben.  Luther 
(Verlegung  des  Alcoran  bruder  Richard!)  8,  27"  Jena;  die 
einkünfte,  die  von  der  arbeit  kommen,  hciszen  der  lohn 
der  arbeit;  die,  welche  ein  kapital  demjenigen  bringt,  der 
es  selbst  zu  einer  nützlichen  beschäftigung  anlegt,  haben 
den  namen  gewinnst.  Garve  übers,  v.  Adam  Smith's 
nationalreichthum  (l,  G)  I,  94;  der  geistliche  vater  kann  oft 
in  eben  diesem  falle  sein,  . .  .  den  gewinnst  seine  Minerva, 
und  die  nothwendigkeit  seine  begeisterung  sein  zu  lassen. 
Lessing  (verm.  sehr.  d.  Mylius)  6^,  396; 

sein  abgott  war  erwerb  {var.  gewinnst),  sein  zweck  sich  reich 

zu  darben. 
Licht  WER /o6ein  4,  5:  der  Hamster; 

so  sei  du  mein  gott,  gewinnst;  denn  dir  allein  will  ich 
dienen.  Wieland  Shakespeare (könig  Johann  2, 6)  3, 366  (gnin). 
l))  dat  se  kopenschop  angefangen,  schepe  gebuwet, 
beer  gebruwet  .  .  .  averst  entlick  hebben  se  weinich  ge- 
winstes  ia  wol  mer  schaden  alse  nuttes  darvon  erlanget. 
jung,  glosse  z.  Reinke  de  vos  3,8  Brandes  s.  165;  und  ine 
von  den  selbigen  nit  weniger  dann  ire  geitzigkeitt  er- 
fordert, gewinstes  komm  (lucri  minus  redeat).  Hütten 
(Vadiscu.9)  4,195;  ein  theil  dieses  gewinnsts  gehört  ... 
dem  borger,  der  die  gefahren  der  gewinn  bringenden 
Unternehmung  läuft...  ein  andrer  theil  dem  ausleiher, 
der  ihm  die  gelegenheit  verschafft  hat  jenen  gewinnst 
zu  machen.  Garve  übers,  des  Adam  Smith  l,  94;  die  hoff- 
nung  desz  gewinstes  machte  sie  fleiszig.  Opitz  übers, 
d.  Argenia  (3,12)1,501;  das  maul  mit  der  hoffnung  eines 


6089 


GEWINNST 


GEWINNST 


6090 


grossen  gewinstes  wKsseriob  mmehten.  Schnaukl  itud 
FeUienIrttrff  1,878  ÜUrieh;  mit  eiidung  desz  gowinstes.  Opitz 
iihera.  d.  Argenia  (8,  w)  1, 677;  der  Verlust  des  Vertrauens  . . . 
des  gowinnstes,  des  crcdits.  Ciiomkl  1,  fi07. 

ists  gewinittH  halber  besobehen?  GniMMKUlHAUBKN 
Simplic.  vi;  und  ihr  gewissen  eines  so  kleinen  gewlnsls 
halber  ko  leicht  un  den  nagel  bftngen.  K'n'NKii  med. 
maulaffe  ü'a;  (!uwinnstsbalb«r.  «}M  eommodi,  tut  gratid. 
Stiklkk  8544;  welche  Hm  verräbterisohen  gewinstes  willen 
alle  seine  anschlage  .  . .  ofTenbabrteii.  Zkhkn  vertehmähU 
ntnjetit.  ^^^)  SM ;  weil  er  seines  gewinnst««  w«g«n  eb«n  «o 
gern  etwas  eitles  hersagen  wttrd«.  KArrNKfi  (gtäanhm 
üb.  il.  chi-üU.  trag.)  8, 188; 

die  nur  des  pnwinnstsa 


nach  den  blumen  ginim  «qa, 
truren  do<:h  nu«  waldrehefen 
liellr«  inipiu'ii  mit  nach  haus. 

Khiedk.  KncKBRT  (maMeder  U)  2,  SM. 

8))  denckt  . . .  golt  zu  erlagen  und  stellet  nach  gewinst. 
HuTTKN  iVaUigruM:  lucri  aurnpra)  4.  l«4;  das  allenthalben 
in  der  wellt  sitt  worden  int  aulT  gewinsz  (rar..-  gewinst) 
zu  leihen.  Lctiieh  (v.  tntcher)  6.  SO;  freunduchafft,  die  .  . . 
auf  gewinst.  auf  plück.  auf  eigen  nutz  gegründet  ist. 
Sciiurp  frntnd  in  d.  not  Wnettdr.;  ein  volck,  das  auf 
den  gewinnst  so  erpicht  ist.  Lksrino  {die  jutteti  B)  l',  8««; 
wenn  ich  auf  den  gewinnet  genehen  ...  so  könnte  ich 
jetzt  bc(|uein  vier  andre  bände  fertig  haben.  Götiik  (an 
(}ö.<ichen  1787)  br.  8,  870. 

ihre  eigene  weiber  selbst,  umb  geringen  gewinst,  ver- 
kuppeln. PnÄTonirs  Turtirida  Z8'';  um  kärglichen  ge- 
winnst. Gkhok  pttlmblMtfer^^  S3;  nicht  um  wollust  noch 
pewinn.st.  fioi  hk  (rf.  gott  und  die  Bajadrre)  l,  858;  andern: 
ihre  iiHrrischp  antwort  bringt  sie  um  einen  gewinnst  von 
etlichen  ducaten.  Lks-sino  {t/ieatral.  naehlaaz)  8*,  896; 
dio  liehe  zum  gewinnst,  die  unx  /.uen>t  (relchrt, 
wie  man  auf  leichtem  holz  durrh  wil<li>  fluten  ffthrt. 

Gbi.i.bht  (/ab.  n.  ert,  1)  1,  88; 

ebenso  (aus  begierdo  zum  gewinst)  J.  Hassanos  hirttvr. 
tveiazh.  dtsch.  cap.  36; 

und  mR(r!<t  du's  {ri(u  roet)  nioht  haben  su  eignem  gewinst, 
so  bleib  es  gewidmet  dem  göttlichen  dienst. 

SctiiLLEA  (ffraj  V.  JIab$tnirg)  11,  386  (rar.  gewinnst); 

ebenso  (nimm's  hin  dir  zum  gcwinnstc)  Uiii.anu  (Junker 
Jiechberger)  i,25t)  K.  Schmidt;  wie  war'  es,  man  suchte 
iliii  durch  gowinnbt  zu  locken?  Götiik  (die  aufgeregten 
4,6)  15,6«;  da  ich  für  einen  elenden  gewinst  micli  allent- 
halben zur  schau  aussetzen,  mich  von  jedem  unver- 
schämten augc  begaffen  lassen  . . .  musz?  Wielano  (don 
Sylvio  V.  J{o»aiva  5,  ll)  18, 90; 

wenn  ich  ob  einem  irrdiscben  gewinnst 
don  lügen  foltren,  sie  beschützen  will. 

Zach.  Wkrnkh  (Martin  Luther  4, 1)  (1807)  846; 
sein  bäurischer  verstand  ersäulTt  sich  im  gewinni^tc. 

J.  C.  GCntmkr  ged.^ili; 

3))  ghewinst  soiken  Hildenheiiner  Urkunde  von  1488  «.  o.; 
die  dem  volck  furstchen  und  darinn  ihren  pewinst  suchen, 
das  sie  ihren  wanst  weiden  (var.  gewin).  I. um  ich  (epintel 
S.  Petri)  12,  3U0  W.  (vgl.:  und  ihres  nchsten  schaden 
suchen  inn  ihren  gewinst.  6,49);  geben  fUr,  man  müsse 
allenthalben  gewinst  suchen  . .,  die  suchen  als  geistliche 
hnndelsleute  auf  dem  jahrmarckte  ihres  Icbcns  zwar  auch 
powinst,  aber  einen  himmlischen  gewinst  .  . .  Ph.\tohil'8 
l(H)  au^serles.  af)danckungen  (36)  212 ;  und  haben  also  ein 
liunticrunp  aus  ihrer  junpfrawschafft  gemacht,  das  sie 
für  polt  W(Mlcn  gewinst  damit  treiben.  Lvtiikh  (l.cap. 
S.  Pauli  z.  d.  Korinth.)  12,  I3t>;  der  besitzer  der  actie  ziehet 
nur  den  fallenden  pewinnst.  J.  H.  G.  Jl'sti  dfec/t.  memoiren 
3,  89;  der  werth  . . .  löset  sich  in  diesem  falle  in  zwei  theilo 
auf;  in  den  lohn,  welchen  der  arbeitcr  für  seinen  fleisz 
bekömmt,  —  und  in  den  gewinnst,  welchen  der  unter 
nehnier  von  dem  gclde  zieht.  Gahvk  übers,  d.  Adam  Smith 
(1,6)  1,86;  manche  dieser  zelte  sind  die  ganze  wohnung 
ihres  bcsilzers,  und  dieser  zieht  in  der  nacht  oft  mehr 
pewinnst  davon,  als  bei  tage.  E.  M.  Ahni>t  reisen  ...  4,25«); 
man  hat  prcdipens  kein  glück  oder  gewinst,  ja  viel  mehr 
wird  man  noch  dafür  von  der  weit  verfolget.  Lctheh 
(pred.  üb.  5  Mos.  5)  28.  COS;  ültnlich  (hat  . . .  seinen  guten 
gewinst)  Eitneh  med.  maulnffe  273;  ich  glaube  also  .  .  . 
weder  gewinnst  an  der  einnähme  noch  schaden  von  der 


suszcabe  haben,  Cahl  Auoubt  nur  njcrm  de»  W«m 
theatera,  a.  Wähle  a.n;  tu  gewin«!  machen  vgl.  Garvr 
über»,  d.  Adam  Smith  i,  M  («.  o.);  dasz  von  dem  gewinst, 
den  mir  die  handlung  bracht«,  iob  wol  al«  «in  cdelmann 
leben  konie.  GitiMui:i.fiHAU8i:!«  wiedar erHrnmämerSimplie. 
8,580;  was  ich  glaubt«  verloren  xu  haben,  wftide  mir 
gewinnst  bringen.  Götiik  (Bamvamuto  Cellini  1,8)  8«,8t. 

aber  die  weil  wir  . . .  allein  dem  handeil  und  sein  ge- 
winst oder  schaden  ansehen.   Luthkii  (r.  tnuher)  %.  4*; 
(ittscben  liszt  sich  mit  nichts  ein  wo  er  nicht  unmittel- 
baren gewinst  sieht.  G^VriiK  (^n  Ka^mr  vm)  br.  i.  IM; 
der  ein«  tahll  im  sack  die  gfesehsa,  galdea, 
das  sclinadeii  wacbers  schlodllcben  nwiaal, 
der  naehbar  bArt's  aad  deakt  mK  schreck  dar  echeidea, 
die  nM>rg«ii  flUlig,  laufe  nkkt  veninst. 

OaiLLFAazaa  (Arsltensctt)  >*•  m; 
so  nimbt  der  apothecker  den  gewinnst  auoh  mit.  Etthkn 
wud.  maulaffe  878;  zwar  glautn;  ich  nicht,  daaz  man  den 
gewinnst  allezeit  verachten  musz.  \Jumino{jli»§rfmit§mam 
daa  JiutUua  8,  8)  4',  1«;  denn  ob  una  i^eieh  Karolbie 
schreibt ,  dasz  sie  ein  projekt  zu  einer  zeitung  mit  mir 
hätten,  wobei  6000  tbalcr  jährlich  zu  gewinnen  ständen; 
so  möchte  ich  doch  indesz  den  kleinen  gewinnst  (aua  dar 
uhhandlung  über  die  grenten  der  ataiitawirkaamkeif)  nicht 
verschmähen.  Wii.ii.  v.  Humholih  an  SehiUar.  haU- 
tnann  a.  46. 

überschlug  eben,  wie  er  den  gewin»!.  den  er  aaf  den 
markten  damit  zu  machen  hoffte,  anlegen  wolle.  Hkink. 
v.  Klp.iht  (Mich.  Kohlhaaa)  8, 141  E.  Schmidt;  was  meinen 
sie,  wenn  wir  schaden  und  gewinnst  bei  unserm  baadel 
theilten?  Lkhsino  (Dämon  6)  8*.  19B;  man  soll  e«  (<lei» 
achmuek)  sogleich  zu  geld  machen ,  t>efehl  ich,  and  den 
gewinst  davon  unter  die  vierhundert  vertheilen,  die  der 
brand  ruiniert  hat  (Variante  gewinnst).  Sfiiiii.i.KU  (kab.u. 
liebe  8, 8)  3,  396;  die  ausgaben  für  essen,  klcider,  holz  und 
dio  leidigen  zinse  frassen  meinen  kleinen  gewinnst  noch 
etwas  mehr  als  auf.  Bkäkeh  der  arme  mann  im  Toekemlmrg 
(6)  199;  aber  die  dritte  kann  in  kunen  allen  gewinnst 
absorbircn.  eollectanea  d.  handdau.gewerbea(nM)tt;  naeb- 
dem  ihr  den  andern  morgen  abgesegelt  wäret,  habe  ich 
den  andern  beiden  herren  ihr  bisgen  gewinst  auch  noch 
wieder  abgeholt.  Bürokh  (an  Dieterieh  1778)  bei  Strodt- 
mann  8, 176. 

4))  dann  din  gewinst  kurapt  uth  veler  Iflde  schade. 
jüngere  gloaae  i.  Jieinke  de  voa  3,  12  Brandea  a.  188;  ein 
kleiner  gewinst  würde  mir  sehr  wohl  zu  statten  kommen. 
Lessinü  (tceiber  sind  tceiber  8,  l)  s',  295;  da  . . .  sich  doch 
hiemach  wieder  der  leidige,  elende  gewinnst  richtet 
llKitDKit  (irilrkung  d.  diehtkunaf)  8,488; 

zu  strOmcn  kam  ihm  der  gewinnst  feBosssa, 
doch  nahm  er  auch  den  kleinen  gern  xmi  groeMn. 

UliLANU  (Fortunal  8,  83)  1.  867  ßieh  SekaUdt; 

es  giebt  zum  beispicl  brotfabrikcn,  die  ...  komhandel, 
mehlfabrication  und  brotfabrication  in  einer  band  be- 
treiben, und  bei  denen  ich  glaube,  dasz  doch  ein  sehr 
groszcr  gewinnst  staltlir.det.  Bismakck  h,  71  Kohl;  mer 
seind  sie  der  zeit  karck  dann  keines  andern  dinges,  zu- 
vorann  wo  gewinst  ist  (hierum  ubi  eat).  HvTiv.ü  (febria 
aeeunda)  4,128;  gewinst  mit  Unehren  und  jtchande,  ist 
mehr  ein  schnd.  (k>HviNt's  445;  der  apotheker  und  ärtztc 
gewinst  ist  schaden  oder  kranckheit:  und  der  toden- 
griiber  freuet  sich  auf  sterben.  Jitii.  Riemkk  apophthegmat. 
vonnund  374;  so  soll  hingegen  der  gewinst,  den  mein 
hciT  aus  diesem  proccsso  zu  gowarten  hat,  umb  so  viel 
grösser  sein.  Kuiinau  mtiaie.  quaeka€ilber  (n)  \»S  Benndorf. 

Sparsamkeit  ist  ein  grosser  gewinst,  iMignwm  veetigtl 
paraimonia.  Ai.r.u  1,938*;  ebetiao  Kirsch  8,161^;  Matthiae 
2.  181'';  was  der  landwirth  .  .  .  über  seine  Unkosten  . . .  aus 
seinem  gute  ziehet,  ist  gewinnst.  (Is.  Isklin)  reraueh  Ober 
die  gesellige  Ordnung  24. 

e)  die  beziehung  axtf  uxtiapiel  und  lotterie  ent^ricktlt  faat 
attsachlieaslich  aachbedeutxMng.  für  daa  nomen  aetionia 
komtnen  nur  in  betracht:  so  bricht  mancher,  so  wohl  in 
seiner  frölichkeit,  bei  seinem  glück  und  gewinnst,  als  auch 
in  seiner  traurigkeit  und  zorn,  bei  seinem  verspielen  in  un- 
gedult  losz  mit  seinem  sünden-schertz.  Georq  Wkseniok 
böse  spiel  sieben  57  (fraglich  ist  athon  ■  so  ist  auch  kein 
stem,  glück  noch  scgen  bei  dem  spiel^ewinst  87);  wie 
er  gestern    abends   mit   einigen  cavaliera  ins  spiel   ge- 

382* 


6091 


GEWINNST-ADLER 


rathen,  einige  zechins  gewonnen  . . .  hätte.  .  . .  der  wirth  . . . 

wünschte  ihm  glück  zu  fernem  gewinste.  der  im  irr-garten 

der  liebe  herum  taumelnde  cavalier  (1738)  73; 
ja  so !  —  spiel  wie  gewinnst !    so  wie 
gewonnen,  so  bezahlt.    Lessing  {Nathan  2, 2)  33,  46 ; 

etwas  zu  spielen,  das  ist  mir  gesund,  es  macht  dasz  ich 
nie  zu  ordentlich  mit  meinem  gelde  werde,  und  Verlust 
wie  gewinst  giebt  mir  immer  eine  gute  und  leichte  laune 
in  dem  es  das  aller  gewöhnlichste  verrückt.  Wilh. 
V.  ßuRGSDORFF  {an  Rakel)  br.  34  Cohn. 

a)  der  kampfpreis :  schreib  und  ernennet  der  fürst  einen 
schtitzenhoff,  da  ein  ochs  von  16  oder  18  thalern  der  best 
gewinst  sein  solte.  Kirchhof  wendunmuth  (2,142)2,192; 
wurde  mir  bei  beendigung  des  turniers  von  den  kampf- 
richtern  der  andere  preisz  zuerkannt,  welches  ein  vor- 
trefflicher maurischer  säbel  war  . . .  machte  mich  aber  . .  . 
nachdem  ich  meinen  gewinst  empfangen  . . .  gantz  hurtig 
zurücke.  Schnabel  i7isel  Felsenburg  {anhang)  1, 385  Ullrich. 
verblaszt  liegt  diese  auffassung  wol  auch  der  folgenden 
Wendung  zu  gründe: 

liebster  bruder,  dir  zu  dienste 

kommen  gleich  die  nymfen  an, 

bringen  dir  von  majoran 

einen  kränz  heut  zum  gewinste. 

Mart.  Christenius  auf  Paul  Fleming 
{607  Lappenberg). 

ß)  der  spielgewinn:  was  segens  ein  solcher  gewinsz 
(im  spiel)  pflegt  zu  geberen,  nemlich:  wie  gewonnen  so 
auch  zerronnen.  H.  Wilh.  Kirchhoff  militaris  disci- 
plina  1S6;  ich  bin  ein  schfller  des  spils.  darumb  mir  nit 
gar  wol  gebüren  will  umb  ein  gewinnes  zö  ziehen;  dann 
ich  sorg,  euwer  gnad  werd  mir  zu  scharpff  sein.  Jöhg 
Wickram  (goldtfaden  cap.  so)  2,  345  Balte;  drum  soll  man 
das  spiel  von  jugend  aufff  fliehen,  und  bei  dem  spiele 
keinen  gewinst  suchen.  Georg  Wesenigk  böse  spiel- 
sieben 92;  sie  hatten  aber  den  gewinst  allen  auff  einen 
hauffen  gelegt,  den  sie  hernach  gleich  unter  einander 
theileten.  164;  er  handelt  wieder  alle  regeln  des  Spieles, 
damit  nur  seine  gebieterin  das  vergnügen  haben  möge, 
sein  geld  zu  gewinnen.  .  . .  und  was  bildet  sie  sich  mit 
dem  gewinste  ein,  den  ihr  Amyntas  freiwillig  überlassen 
hat.  Gottsched  in  den  vern.  tadlerinnen  (l,  14)  1, 110;  der 
gewinner  (im  spiel)  zieht  den  gewinnst  mit  aller  Schonung, 
oft  mit  bedauern  ein.  Klinger  (betracht.)  11,278;  dazu 
vgl.  die  Übertragungen: 

ein  tempelherr,  dem  sultan  Saladin 

das  leben  liesz?  .  . . 

der  seinen  unvermutheten  gewinst 

frisch  wieder  wagte.    Lessing  (Nathan  1,  1)  3^,  7; 

/)  der  lotteriegetvinn :  und  ich  will  ihnen  im  voraus  von 
herzen  wünschen,  dasz  ihr  loos  den  gröszten  gewinnst  mag 
erhalten  haben.  Gellert  (das  loos  in  d.  lotterie  l,  l);  will 
mir  herr  Simon,  wenn  er  erfährt,  dasz  das  loos  mein  ge- 
wesen ist,  aus  eigenem  antriebe  etwas  davon  geben :  so 
will  ichs  mit  vielem  danke  annehmen,  wo  nicht,  so 
mag  er  den  gewinnst  behalten.  349;  warst  du  nicht  .  . . 
wie  ein  Türk  wider  die  lotterie?  ich  wollte  dir  eher 
nichts  von  meinem  spiel  sagen,  bis  ich  dir  mit  einem 
schönen  gewinnst  eine  freude  machen  könnte.  J.  L.  Hubeh 
das  lotto  s.  16 ;  dasz  schon  viel  schöne  gewinnst  ins  dorf 
gekommen  sind,  ebenda;  schwärmen  von  gewinnsten,  die 
nie...  gezogen  werden.  «.40;  war  seine  erste  schnell 
hervordringende  frage  wieder  von  dem  gewinnst,  den  er 
aus  der  lotterie  hofte.  Lavater  aussichten  in  die  ewigkeit 
4, 122;  bis  deine  antwort  kommt,  verschweig  ich  ihm  den 
gewinst.  Göthe  (an  Lavater  nsi)  br.  5,59;  und  man  war 
im  begriff  ihn  nach  der  residenz  zu  ziehen  ...  als  er  einen 
ansehnlichen  lotteriegewinnst  that,  sich  ein  mäsziges  gut 
kaufte  . . .  Göthe  (Wahlverwandtschaften  1,  2)  17,  24;  über- 
tragen:      j|gg  lebens  guter  sind  in  weiter  ferne, 

wenn  ein  verlust  so  nah'  wie  diese  leiche, 
und  niemals  ein  gewinst  kann  mir  ersetzen, 
was  mir  auf  diese  nummer  fehlgeschlagen. 

H.  V.  Kleist  (Jamilie  Schroffenstein  5, 1)  1, 150 
Erich  Schmidt; 
dürft'  ich  denn  zu  greifen  wagen 
nach  des  lebens  hauptgewinnst? 

Friedr.  Rückert  (liebesfrühling  6,  67)  1,  620. 

GEWINNSTADLER,  m.,  s.  zu  gewinnst  2,c,a:  den 
kalten    Staatbeamten,    der   später   den    staat    für  eine 


GEWINNSTAG— GEWINNSTSUCHT   6092 

schützen-gilde  zum  abschusz  eines  gewinnst-adlers  oder 
eines  rebhühner-volks  ansieht,  oder  für  ein  nest  von 
prozession-raupen  auf  der  staat-eiche?  Jean  Paul  (leben 
Fibel's  6)  54,  29. 

GEWINNSTAG,  m.,  von  Henisch  (s.  1600)  zur  Ver- 
deutschung und  erklärung  des  niederländischen  wenstag 
gebildH. 

GEWINNSTANTHEIL,  s.  o.  gewinnantheil :  eine  solche 
staatswirthschaft  hemmet  also  den  ackerbau  auf  zweierlei 
weise:  einmahl  dadurch,  dasz  sie  den  wirklichen  werth 
seines  erzeugnisses,  und  somit  den  gewinnstantheil  daran 
herabsetzt;  und  dann,  dasz  sie  den  gewinnstantheil  bei 
allen  übrigen  geworben  in  die  höhe  treibt  (rate  ofprofU). 
Garve  übers,  d.  Adam  Smith  (4,  9)  3,  419. 

GEWINNSTBEGIERIG,  ad,j..  s.  gewinnbegierig,  gewinn- 
gierig; gewinnstbegieriger ,  lucripeta  Stieler  643  (unter 
gierig) ;  dazu  vgl.  gewinnsterschnapper,  luceUi  captator  1892 ; 
stechende  kleine  (äugen),  (bedeuten)  einen  geitzigen  und 
gewinst-begierigen.  Prätorius  collegium  curiosum  47. 

GEWINNSTBRINGEND,  s.  gewinnbringend:  Noel  Cho- 
mel  .  .  .  oeconomisch-  und  physicalisches  lexicon  . . .  han- 
delnd von  einer  vollkommenen  jagd-  und  forst-wissen- 
schaft  ..;  wohlbestellten  fischerei;  nutzbar  angelegten 
stuterei ;  gewinnst-bringenden  Viehzucht  . . .  1751  (titel). 

GEWINNSTCHEN ,  n.,  vgl.  gewinnlein  und  gewinnst- 
lein  (gewinnchen  ist  nicht  belegt):  es  ist  doch  immer  das 
traumreich  wie  ein  falscher  loostopf,  wo  unzählige  nieten 
und  höchstens  kleine  gewinnstchen  unter  einander  ge- 
mischt sind.  Göthe  (an  Herder)  br.  9,  69  Weimar. 

GEWINNSTERSCHNAPPER,  m.,  s.  o.  gewinnstbegierig. 

GEWINNSTESKUNDE, /.:  welche  kunst  befreiet  von 
der  armut?  ist  es  nicht  die  gewinsteskunde?  Fr.  Leop. 
v.  Stolberg  Gorgias  (werke  der  brüder  Stolberg  is)  143. 

GEWINNSTEUER,  n.  i)  zu  gewinn  =  erwerb :  die  bei 
der  ordentlichen  bede  bestehenden  befreiungen  kamen 
hier  nicht  zur  geltung  (bei  der  notbede),  doch  wurde  die 
Steuer  für  privilegierte  in  der  regel  in  form  einer  zenten- 
gewinn-  oder  gewerbesteuer  angesetzt.  R.  Schroedek 
rechtsgesch.^  s.  628. 

2)  zum  lotteriegevrinn :  gewinnsteuer  ist  eine  von  lotterie- 
gewinsten  in  Österreich,  Ungarn,  Italien  erhobene  steuer. 
auch  die  in  Deutschland  von  solchen  gewinnen  erhobene 
Steuer  ist  hierher  zu  rechnen.  Meyers  konvers.-lex.  7^,  805''. 

GEWINNSTFEIND ,  m.:  gewinstfeind ,  lividus  Stie- 
ler 461. 

GEWINNSTHAFT,  adj.,  s.  gewinnhaft:  gewinnsthafft, 
quod  lucrumpraebet.  Frisch  2,451*(ungewinsthafft  ebenda) ; 
gewinsthaft  . . .  hin  und  wieder  im  gemeinei>  leben  üblich. 
Adelung  2,  666. 

GEWINNSTHAFTIG ,  adj.,  s.  gewinnhaftig:  gewinnst- 
haftig  ...  gewinnbringend.  Hederich  1,1425;  vgl.:  gewinst- 
haftigkeit  für  einträglichkeit,  in  gleichen  für  gewinn- 
sucht  . . .  hin  und  wieder  im  gemeinen  leben  üblich. 
Adelung  2,666. 

GEWINNSTLEIN,  n.,  s.  gewinnlein :  captura  pro  quae- 
sticulo  gewinstlein.  Andr.  Reyher  fheatr.  rom.-teut. 
1  (1668),  869;  lucellum  .  . .  ein  gewinstlein.  2,  4168;  er  weisz 
gewisz  nicht,  wie  groszen  schaden  jhm  dieses  kleine  ge- 
winstlein verursacht.  2,4176;  ein  kleiner  gewinn,  gewinst- 
lein. Matthiae  1,  798''. 

GEWINNSTLICH ,  adj.,  s.  gewinnlich:  die  lehn-waare 
musz  auch  von  einem  unter  einem  gewinnst-lichen  titel 
erlangten  gute,  und  die  consumtions-accise  von  dem,  was 
einer  durch  Schenkung  oder  auf  andere  gewinnstliche  art 
überkommt,  entrichtet  werden.  Ciiomel  4, 1061. 

GEWINNSTLOS,  adj..  vgl.  gewinnlos :  unter  dieses  volk 
haben  sie  sich  gemengt:  nicht,  um  es  durch  gewinnstlose 
betrachtungen  von  seiner  arbeit  abzuziehen,  sondern  um 
es  zu  seiner  arbeit  zu  ermuntern.  Lessing  (an  Oleim) 
12,  352  Lachmann. 

GEWINNSTNAHME,  /..-  die  monatliche  liquidation,  bei 
welcher  . . .  die  baissiers  fabelhafte  gewinnstnahmen  ein- 
gezogen hatten.  Augsburger  allgem.  zeit.  1866  s.  1625''. 

GEWINNSTSUCHER,  m.,  vgl.  gewinnsucher:  gewinnst- 
Sucher,  lucrio  Siteler  2234. 

GEWINNSTSUCHT,/.  (vgl.  gewinnsucht) :  und  versehet 
sie  (die  herde),  nicht  genßttigt,  sondern  selbwillig,  nicht 
auss    schendlichs    gewinst    sucht    (var.    gewins    gsöch). 


6093     GE WINNSTSÜCHTIG  -  GEWINNSUCHT 


GEWINNSUCHT 


0094 


Luther  (rjnaiel  8.  Petri  eap.  ft)  t»,  tt»  Weiwtar.  vgl.  auch 
die  Varianten  hei  Bindteil. 

GKWINNSTSOCllTIG.  «</;.  M- gewlnn»Uchlig):  luerum 
uppetere,  gewirinHtHUchÜK  «ein.  Cohvinuh  Ui;  eben»o(hiare 
Uli  lucrum)  874;  detttfl.  {quat»tuM  eupidum  etat).  A.  Rkyhkii 
S,  WH. 

(IKWJNXSTTHKIL.  GFWIXNTIIKIL.  m..  vgL  w^minn- 
nrillii-il,  K.  Mjj.  ft02().  die  bildungm  mit  theil  g«M«n  denen 
mit  ttnthfil  VM-an.  bei  S'tiri.Kli  tritt  der  ertte  etympoeitione- 
theil.  den  neitjungni  dieee»  lesrikographen  ent*prethtnd .  in 
der  nebeuform  auf  *\.  ein:  f(ewinstteil,  para  lueri.  Stiklkk 
nM;  dugeiien:  gvwinntlicil  ...  derjenige  theil  eiiiea  ge» 
wiiini'8  oder  gcwinstoB,  der  auf  Jeden  der  Uieilhabenden 
oder  annpruchhabonden  f&llt;  besondert  bei  kaufniMnni- 
ichen  und  andern  nnlernchinungen,  zu  wriehen  rinc  ge- 
sellschafl  die  gelder  bcrgeKchoitiicn  >iat  (dividende),  wobei 
sich  denn  die  grunze  des  gcwinntheiles  nach  der  gröue 
der  beigetragenen  summe  richtet.  Campr  t,  laft*;  (im  com 
merrr)  dividend.  Hli.l'F.irr  II,  1  «.  4A«*. 

GKWINNSTVKKMIST.  m..  n.  unter  gewinnsmangel. 

GEWlNNSlK^llliN,  n.,  tnibutantiriening  der  Verbindung 
gewinn  suchen  {vf/l.  ep.mio):  hätte  ich  . . .  mich  ku  bloszem 
gewinnsuchon  verstehen  mögen,  ich  hätte  früher  . . .  ich 
wollte  noch  jetzt  dinge  anonym  in  die  weit  schicken, 
über  welche  die  leule  . . .  sich  den  köpf  über  den  autor 
zerbrechen  sollen.  (iiViiik  e.  gesprUehe  S,  ao&. 

GEWINNSIKIIIEH,  m.,  nomen  agenti»  tum  vorhergehenden, 
vgl.  ge%vinnsl8ucher:  quaegtuariue ,  gewin  suchcr.  voet^. 
varüoqu.  Dikcknuach  479*;  quentor,  gewinsucher.  voe. 
ineip.  teut.  ebenda;  gewinsucher,  idem  qttoä  gewinsichtig. 
Hknibch  160«.  vgl.  KiLiAN  u-\  vgl.  aueh  gewinnsucher 
4«  Pansnkh  detttitchea  achimp/icürterbueh  a.  «3». 

GEWINNSUt^HT.  /..  apäter  beobachtet  ala  daa  adjeetiv 
gewinnsüchtig,  und  enger  ala  dieaea  an  die  Verbindung 
gewinn  suchen  («.  ap.  aoio)  angelehnt:  dasz  er  also  auf 
der  hohen  schul  Siqucnza  seine  zeit  mit  solcher  gewinn- 
sucht,  (in  dem  er  den  gewinn  mit  karten  unnd  würfeln 
gesucht)  zubrachte.  Hahsdömfkm  nchauptatt  hiat  u.  lehrr. 
geach.  97.  die  üble  nebenbedeutung,  die  daa  attbatantiv  faat 
durchiceg  tum  uuadruck  bringt,  tat  nicht  auaachlieatliek 
aua  dem  ticeiten  coinpoaitionatheil  {vgl.  habsucht,  ehrsucht) 
«t«  erklären;  icie  die  belege  für  gewinn  suchen  leigen, 
liegt  mich  in  diiseii  ettcaa  tadelndes,  die  litterariachen 
belege  reichen  nicht  über  die  mitte  dea  17.  jahrh.  turiiek. 
die  buchungen  aetzen  mit  16<W  ein:  lucricupido,  gewinn- 
sucht  KftNir.  674'';  eben.to  Dknt/.i.kh,  Stkinhach,  Mat- 
THIAK.  Hkdkhicii;  ähnlich  Alf.»  l.  »37''  (fügt  hin:u: 
acabiea  et  contagia  lucri);  gcwinnsucht,  amor  di  guadagno. 
la  paaaion.  qu'on  a  pour  le  projit.  KÄui.KlN  1,884*;  gc- 
winnsucht, greedineaa  of  money ,  lucre,  gain  or  projit, 
a  hunger  and  thirat  after  it.  teutackengl.  lex.  (1716)  X,  774; 
gewinnsucht  .  .  .  avarice  Hu.pkht  2, 1,464";  gewinnsucht, 
amour  du  gain;  du  projit;  interit.  KoNUFJVU  8,  l'u  8*; 
l'amour  — ,  avidite  du  gain.  du  prcjit;  envie  de  gagner, 
attachement  au  gain,  it.  interft.  Schwan  1,746'';  gewinn- 
sucht a.  eigennutz  und  geldgeitz.  C.homki.  4,  I06i;  gewinn- 
sucht, die  sucht  d.  i.  unmässige  ungeordnete  begierdc, 
nach  gewinn.  Adki.uno  2.  e«'*;  ebenao  Campk  2,  36A»;  vgl. 
auch:  gewinnbegierde  .  . .  der  höchste  grad  derselben  ist 
die  gewinnsucht.  Campk  8,864*.  trenn  die  achtcanktingen 
in  der  energie  der  begriffabeatimmung  bei  den  buchungen 
auf  der  verschiedenartigen  deutung  dea  ziceiten  eompoaitiona- 
theila  beruhen,  ao  ergiebt  aich  andereraeita  aua  detn  litte- 
rariachen gebrauche,  daat  die  üble  nebenbedeutung  im  laufe 
der  teil  immer  atärker  herauagearbeitet  icurde.  daa  aub- 
atantiv  iat  gern  mit  be.ofimmungen  verbttnden,  die  meiatens 
dieaer  nebenbedeutung  dienen. 

l)  daa  aubatantiv  in  Verbindung  mit  näheren  beatim- 
mungen: 

a)  durch  die  gewinnsucht  und  begierde  wiederumb  in 
posses  voriger  rcichthumen  zu  gelangen.  Giummki^- 
HAt'SKN  icieder  eratandener  Simplic.  3,i39;  die  pförtncrin 
war  von  der  gewinnsucht,  und  begierde  angereitzt,  ihre 
wohlthUterin  . .  .  nach  äusersten  vermögen  zu  dienen,  der 
»wi  ingarten  der  liebe  herum  taumelnde  cavalier  127;  so 
bald  anstatt  der  freiheit  der  zwang  in  den  wirthsohafl- 
lichcn  Verhältnissen  oingeführct  und  der  kämpf  der 
emsigkoit,  der  gewinnsucht  und  der  Sparsamkeit  durch 


menachliehe  and  willkührlieb«  geaets«  geIcUct  werdaa 
will.  (Iraac  Ihki.in)  veratuh  über  die  geatUigt  «rdnung  71 : 
die  standhafte  treue  der  alten  weit;  als  dienet  aus  er- 
gebenheit  aehwizten,  nicht  aus  gewinnsucht.  Wiklanh 
Shaktapaar«  (wm  «•  «ueh  g^ttt  >,  S  for  dutg  not  for  meed; 
nicht  um  lohn  Schlimki.)  t,  flo. 

und  ob  zwar  auch  ihrer  vil  ...  mMm  b«iiwnf  4m 
gemeinen  nutzens,  aus  ehr-  und  gewfauwMM  Miftwttn. 
BtTHCiiKV  I'athmoaViX;  fem  von  ihren  •tOratlMibMI  Im- 
gierden,  von  den  sorgevoilen  bemUhungen  dea  «hrssUsM 
und  der  gewinsucht,  fOhlt  der  weiM  freund  <ter  vi«Mn- 
•chaften  den  werth  des  lebens.  C.  C  L.  HiHSCHrsu»  4er 
teinter  IM;  dasz  weder  der  eitele  nibm.  noch  die  fCWlBli' 
looht  diejenigen,  welche  mit  pappiere  umgehen. . . .  loldM 
pappierene  wahren  denen  herren  buchbändlem  an  Ihi« 
oflicin  zu  hefften  Teraniaaae.  Fnitf.  Fhihil'«  künalUrnmd 
kandwerekmr  etnmomialpolitiea  h  (vorrede) ; 

fewfanMMMaad  «Helkalt 

aiDd  die  werfcellieiOTe  dw  MhlechUglMit 

Iat  daa  baBdftld  aufrvtAblt, 

ainUBt  gewiseeo  da«  feracnreld. 

ÜHILLrARZM  •*,  MO: 

dasz  die  französischen  fahrikanten,  welche  an  der  in 
dustrieausstellung  theil  genommen,  an  gewinnsueht  ond 
eitelkcit  mit  einander  gewetteifert  hab«n  wanteo,  daa 
lässt  sich  wohl  denken.  Böhnk  acAilderumgen  mm  Paria 
nr.  M;  wann  solches  . . .  aas  einer  frommn  einfalt  her 
rühret,  so  ist  es  kein  Torsetzliche«  begiiuicn.  aber  ans 
leichlfcrtigkcit  und  verbottner  gewinnsucht,  da  ist  es  ein 
grosse  gotllo.xigkeit.  hm:t.K  künatl.  Unordnung  t,  S19;  ich 
weiss,  was  ich  der  gnade  eurer  durchlaucht  schuldig  bin, 
und  ich  glaube  nicht  zu  den  feilen  menschen  zu  gehören, 
die  aus  Icichtsinn  oder  gewinnsucht  dir  heiligsten  bände 
auflösen  S<:iiii.i.kh  briefe '.lio;  kriegeswuth  und  rech- 
nende kleinliche  gewinnsucht  haben  hierzu  einander  die 
liänHe  geboten.  H.  Mkykh  aekrißen  zur  kunat  il»  (litteratur 
denkm.);  Verzweiflung,  gewinnsucht  machte  ihn  zum 
Spieler.  Iffland  {der  apieler  i.i)  »,»; 

ihn,  der  den  dornt  der  nnfexAhmten  Ittale 
nnd  dar  gewinnaurht  rechtvergassend  stillet. 

CiiK.  V.  S101.HBRO  Oedipma  in  TlUbtm, 
$.  werke  d.  brüder  .St.  13,  tSft. 

b)  der  komhftndler  selbst  läuft,  durch  übertriebene 
gewinnsucht.  am  meisten  gefahr.  Garvk  übera.  d.  Adam 
Smith  (4,6)  8, 161  (cjrceaa  of  avarice);  sondern  sich  auff  die 
wörtliche  einstellung  ihres  unersättlichen  geitzes,  der  ihr 
gesetz  ist,  in  den  fuszpfad  einer  plagenden  gewinnsucht 
tretten.  Simplidan.  Jan  Perua  (1,4)  (167S)  1,47:  ond  wie 
hat  eine  stolze,  trotzige  gewinnsucht  euch  fast  allent- 
halben auf  einen  so  andern  weg  gelenket!  Hf.huer  (ideem 
f.  philoa.  d.  geach.  d.  menj>chh.  7, 5)  i.H.  2iW;  denn  auch  diaaer 
Staat,  ob  er  gleich  auf  den  niedrigen  grund  eroberadar 
gewinnsucht  gebauet  war,  hat  grosze  seelen  erzcugL  (t>,  4| 
8(1787).  loe;  hat  nicht  die  liebe  zurdoppien  und  die  barba- 
rische gewinnsucht  in  diesen  erbärmlichen  schaospielan 
die  vornehmste  person  vertreten.  Uz  doppim  ÜHpieemim 
(1A48)  41 ;  dasz  der  verdacht  einer  neidischen  gewinnsacht, 
hoffentlich,  von  selbst  wegfallen  wird.  Lbssino  (vorberiekt 
att  Hogartha  Zergliederung  der  achönheifi  6*.  M8;  so  ist  nicht 
zu  vermuthen,  dasz  er  aus  schmutziger  gewinnsacht  es 
daran  werde  fehlen  lassen,  {leben  und  leben  laaaen  %  •) 
16'.  468. 

«*)  die  gewinnsucht  des  kaufmanns.  Hamann  (tu  Dan- 
geuH)  1.81  Sotk;  und  ich  ohne  diese  vorsieht  also  leioht 
der  Indiskretion  und  gewinnsucht  eines  bochhändlers  oder 
schauspieldireklors  anheim  fallen  könnte.  Schilleii  {tu 
don  Karloa)  6. 1. 4;  aber  die  Zeiten  der  gefahr  sind  vorüber, 
die  bürgcr  sind  zur  gesetzlichkeit  erzogen,  and  der  ver- 
sicherungszins  ist  durch  die  gewinnsucht  der  regierungcn 
so  grosz  geblieben,  als  er  ursprünglich  gewesen.  Ludw. 
BöHNB  (fragmente  u.  apkoriameH  384)  s',  446;  die  wahre 
Ursache  von  diesem  aehermasze  in  der  menge  des  um- 
laufenden Papiergeldes  lag  in  der  gewinnsacht  einiger 
verwegnen  projectmacher.  Garve  übera.  d.  Adam  Smitk 
(2.  2)  2*.  &S;  ein  saubere  handthierung!  welche  der  bcutel- 
schneider  zech  nicht  unehnlich,  dero  gewAnsacht  endlich 
auf  den  galgen  verrathcn  wird.  Abblb  küiuüiekt  Unord- 
nung i,  26. 


6095 


GEWINNSÜCHTIG 


GEWINNSUCHTIG 


6096 


d)  der  eifer  der  gewinnsucht  schuf  die  anfangsgründe 
der  mathematik,  mechanik,  physik,  astronomie  und  geo- 
graphie.  G.  Forster  ansichten  vom  Niederrhein  (25)  2,  428; 
die  Zerrissenheit  mehrt  auflagen  und  aufpasser,  hindert 
die  volksentwickelung,  mindert  den  gemeingeist,  bringt  auf 
die  schauderhaftesten  abwege  der  gewinnsucht.  F.  L.  Jahn 
(runenhlätter)  1,  415  Euler. 

2)  einförmiger  ist  der  gebrauch  auszerhalh  solcher  Ver- 
bindungen : 

a)  lasz  andre  Fern  sehn 

und  ans  gewinnsucht  sich  durch  klipp'  und  Strudel  drehn ! 
dein  Clargen  wird  dir  ietzt  ein  besser  gold-Iand  weisen. 

J.  C.  GÜNTHER-!   786; 

aus  g^vimnsxxchi, perl'amore  del guadagno.  Rädlein  1,384"; 
ich  habe  nie  aus  gewinnsucht  unrecht  gehandelt.  Lighten- 
liERG  (nachrichten  über  sich  selbst)  l,  9;  durch  gewinnsucht 
angetrieben,  forderte  er  oft  selbst  die  gesellschaft  zum  spiel 
auf.  J.C.Brandes  meine  lebensgesch.  l,2Qi;  ein  andrer, 
der  als  ein  edler  spieler  gerühmt  wurde,  und  in  der  that 
ohne  gewinnsucht  mit  einer  gleichgelassenen  und  freund- 
lichen miene  spielte.  S. -v.La  Roche  frl.  v.  Sternheim  T?. 

b)  ich  halte  dieses,  für  eine  gefährliche  und  recht 
thörichte  wette,  dazu  ihn  ohn  zweifei  die  gewinnsucht 
nur  getrieben.  Erasmus  Francisgi  lustige  schattbühne 
(2,1)2,355;  ich  will  also  nur  hinzusetzen  dasz  diese  ge- 
winnsucht am  allerthörichtesten  in  denen  spielen  sei, 
wo  nichts  auf  die  kunst  der  spieler,  sondern  alles  auf 
den  blinden  zufall,  oder  auf  das  glück  ankommt.  Gott- 
sched in  den  vernünft.  tadlerinnen  1  (1725),  110;  und  auf 
selten  des  lebens:  war  ihre  frömmigkeit  heuchelei:  ihre 
gerechtigkeit  geistlicher  hochmuth:  ihre  werkheiligkeit 
gewinnsucht.  Herder  {antritfspredigt  llGl)  ZI,  2b; 

wer  bin  ich  ?  —  ein  guter  bürger,  den  der  kitzel 
der  herrsehsucht  nie  in  seinem  leben  stach, 
und  seit  dem  krieg'  ein  ehrlicher  soldat ; 
zum  feldherrn  machte  die  gewinnsucht  dich. 

Wieland  (rniscellaneen :  e  Arigtopkanes  Acharner 
2.  act.)  34,  298; 
angesehene  kaufleute  nahmen  keinen  anstand,  leib  und 
seele  zu  verschachern,  um  an  den  einkünften  eines  ver- 
waltungsrathes  theil  zu  nehmen.  —  und  wie  verschieden 
die  gewinnsucht  das  wesen  ihrer  sklaven  formte!  G.  Frey- 
tag (Karl  Mathy)  22,  371. 

GEWINNSÜCHTIG,  adj.,  früher  belegt  als  das  Substantiv, 
der  Verbindung  gewinn  suchen  steht  das  adjectiv  unab- 
hängig und  mit  stärkerer  betonung  der  Übeln  nebenbedeu- 
tung  gegenüber,  auch  hier  wird  aber  der  zweite  compositions- 
theil  nicht  aus  seiner  sippe  gedeutet,  sondern  schon  iii 
frühen  buchungen  zu  sehen  (sichtig)  gezogen:  ein  gewinn- 
sichtiger, lucrio.  Dasypodius  Tt4<';  homo  sordidus,  schnöd, 
niszig,  karg,  gwünsüchtig,  gitig,  untrüw.  Cholinus- 
Fnisius (1541)805";  ebenso Frisius  dicl^. (1556)  1226'';  Maaler 
201*;  gewinnsüchtig,  der  nur  auf  den  gewinn  allein  sihet . . . 
luiCri  cupidus.  Emmel  silva  quinqu.  N  3";  ebenso  HuLSius 
(aspre  au  gain  u.  a.)  138'';  Henisgh  1600;  Düez  199"; 
RÄDLEIN  1,  384»;  Frisch  nouv.  dict.  des  passag.  2,280;  lucri 
cupidus,  gewinnsüchtig.  Garth-Könio430»;  quaestuosus . . . 
ein  gewinnsüchtiger  mensch.  A.  Reyher  theatr.  rom.  ieut. 
3,  903;  quaestuarius ,  gewinnsüchtig,  der  umb  gewinns 
willen  etwas  thut.  Dentzler  640'';  ähnlich  Steinrach 
2,767;  gewinnsüchtig,  quaestuarius,  inhians  luci-o,  lucri- 
peta ;  gewinnsüchtig  auf  böse  art,  turpilucris,  turpis  lucri 
cupidus.  Aler  1,937'';  ebenso  Kirsch,  Hederich;  gewinn- 
süchtig sein,  to  be  greedy  of  money  . .  .  teutsch-engl.  lex. 
(1716)  2,  774;  gewinnsüchtig  handeln,  to  deal  covetously  .  .  . 
ebenda;  ähnlich  Hilpert  2,1,464";  gewinnsüchtig,  interesse, 
atache  (apre,  avide)  au  gain,  au  proßt.  Rondeau  2,  Uu  3*; 
ebenso  Schwan  1,746'';  ein  gewinnsüchtiger  (eigennütziger) 
mann.  Rondeau,  Schwan  a.a.O.;  gewinnsüchtige  freund- 
schaft,  amitie  interessee.  Rondeau  ;  gewinnsüchtiges  spiel, 
jett  lucratif  ebenda;  eigennützig,  gewinnsüchtig  ...  ein 
eigennütziger  mensch,  thut  nicht  leicht  etwas,  wovon  er 
keinen  vortheil  hat.  ein  gewinnsüchtiger  will  aus  allen 
dingen  vortheil  ziehen  ...  ja,  er  lässt  sich  oft  verleiten, 
unanständige  und  unerlaubte  mittel  zu  gebrauchen,  wenn 
er  nur  davon  seinen  vortheil  ziehet.  Stosch  bestimmung 
einig,  gleichbed.  tcörter  1, 144.  vgl.  auch  gewinnsüchtig  bei 
Pansner  deutsches  schimpf  Wörterbuch  23*. 

l)  zimächst  natürlich  ist  das  adjectiv  nur  mit  personen 
ir^  beziehiing  gesetzt,  und  zwar  meist  in  attributiver  function. 


häufig  auch  in  substantivischer;  andere  gebrauchsformen 
sind  verhnlt7iismäszig  wenig  belegt:  denn  wenn  der,  der 
da  weiden  soll,  also  auffs  gut  gcricht  und  gewinssüchtig 
ist,  würd  er  bald  selb  ein  wolif  werden.  Luther  (epistel 
8.  Petri  gepr.)  12,  390;  aber  wollt  ir  schwächeren  sein  wie 
die  gewaltigen,  ungerecht,  bübisch,  unedel,  gewinnsüchtig, 
so  vergeht  ihr  zuerst  durch  solche  künste.  E.  M.  Arndt 
geist  der  zeit  l^,  372 ; 

ein  thöriohter  schütze  ist  der  mord, 

schicszt  seinen  pfeil  ab  ins  dunkle  dickicht, 

gewinnsüchtig,  beutegierig, 

und  was  er  für  ein  wild  gebalten, 

für  frohen  jagdgewinn 

es  war  sein  kind,  sein  ei^n  blut, 

was  in  den  blättern  rausclite,  beerensuchend. 

Grili.parzer  {Argonauten  1)  55,  40. 
a)  attributive  Verbindungen:  solche  wurtzel  durch  die 
gantze  landschaft't  .  .  .  gelobt  und  hoch  ist  gehalten 
worden  .  .  .  letztlichen  auch  zu  uns  inn  Franckrcich, 
durch  die  gewinnsüchtige  kaufTleut,  welche  sie  von  dannen 
zu  uns  pringen  kommen.  Skhiz  rom  feldbau  (2,  76)  232; 
vgl.  auch  ein  gewinnsüchtiger  kaufinann  Adelung  2,  666 
u.  a.;  dasz  an  einigen  unteutschen  orten  gewinsichtige 
Juden  etlichen  gailen  hurenhengsten  .  .  .  Juden  dirnen  zu- 
geführt. Grimmelshausen  Simplic.  sehr.  (2,  4, 16  vogelnesf) 
i,  630  Keller;  was  ist  die  bildung  Europens  den  betrüge- 
rischen, gewinnsüchtigen  Phöniciern  schuldig.  Herder 
(auch  eine  philos.  d.  gesch.  l)  5,  494;  für  gericht  ...  wo  man 
mehr  einen  gewinnsüchtigen,  unruhigen,  ungewissen- 
haften advokaten,  als  der  billigkeit  und  christlichen  liebe 
folget.  Abr.  a  S.  Clara  Abrahamische  lauberhütt  l,  120;  so 
ist  der  gewinnsichtige  gesell  gar  zu  gesparsam  in  stein, 
kalch  und  anderen  notwendigkeiten.  ettvas  für  alle  {der 
maurer)  1,  538;  ebenso  (der  wundarzt)  1,  123;  es  ist  frei- 
lich bekannt,  dasz  gewinnsüchtige  buchhändler  . . .  sich 
kein  gewissen  machen ,  von  .  . .  handschriften  . .  .  selbst 
die  fehlerhaftesten  copien  zu  erschleichen,  und  im  ver- 
borgnen ans  licht  zu  stellen.  Gerstenberg  über  Klotz 
(litt,  denkm.  128)  253;  ebenso  395;  er  {der  bösefeind)  machts 
auff  die  art  eines  vortheilhafltigen  und  gewinnsüchtigen 
Spielers ,  welcher  anfänglich  dem  gegentheil  freimüthig 
den  gewinn  lasset,  nur  durch  solche  speckschwarden 
denselben  mehrer  zu  locken.  Abr.  a  S.  Clara  Judas  der 
ertz-schelm  2;  dasz  ein  gewinnsüchtiger  spieler,  wider  gott, 
seinem  nechsten  und  sich  selbst,  ja  wider  alle  haupt- 
stücke der  christlichen  catechismus-lehre  sündige.  Georg 
Wesenigk  böse  spiel-siebenß;  sollen  auch  wir  alle  geld-  und 
gewinnsüchtige  spieler  ernstlich  fliehen  und  meiden.  112; 
ebenso  155;  von  denen  gewinnsüchtigen  Spielern  zu  reden 
ist  itzo  mein  vorhaben  nicht.  Gottsched  vernünftige 
tadlerinnen  1,  105;  mit  dem  kartenspiele  .  .  .  diese  be- 
lustigung  müsziger  und  gewinnsichtiger  leute  ist  unter 
uns  so  gewöhnlich,  dasz  man  sich  darüber  wundern  musz. 
ebenda;  die  geschichte  der  gewinnsüchtigen  frau.  Lessing 
{in  d.  Voss,  zeitung  1755)  7^,  41. 

b)  zu  den  form.en  der  stcbstantivierung  gehört  schon: 
cerdoon,  gwhinsüchtiger.  darumben  das  die  pfaffen  dises 
gotts  (des  Apollo)  zu  zeitten  umb  gelts  willen  sich  be- 
stechen Hessen,  und  redtend  was  man  gern  hört.  Jon. 
Herold  heidenicaldt  p3*;  wann  man  alle  läppische  un- 
gegründte  reden  .  . .  von  der  medicin  abnehme,  würde 
ihre  klarheit  zwar  viel  schöner  . . .  leuchten  .  . .  allein  die 
gewinnsüchtigen  würden  den  beutel  nicht  mehr  so  .  . . 
spicken  können.  Ettner  des  getreuen  Eckharths  med. 
mauluffe  442;  dem  fleiszigen:  er  sei  ein  narr,  dasz  er  sich 
so  plage,  und  nicht  mehr  dank  davon  trage,  dem  ge- 
winnsüchtigen: er  würde  unter  den  fremden  wohl  zehn- 
mal mehr  verdienen,  als  daheim.  Pestalozzi  {Lienhard 
u.  Gertrud  2,  70)  2^,  277. 

2)  über  den  kreis  der  personen  hinaus  greift  das  adjectiv 
in  attributiver  Verbindung  mit  spiel,  gewerbe  und  anderen 
abstractls,  die  ^nenschliche  triebe  oder  menschliche  thätig- 
keit  verkörpern. 

a)  die  kinder  gottes  nach  Adam,  disen  feldlust  und 
dise  feldwerbung,  vor  andern  vilfaltigen  Kainischen  ge- 
winnsüchtigen und  prächtischen  gewerben  . . .  jnen  haben 
auszerlesen.  Sebiz  vom  feldbau  (l580)  vorrede2^;  das  laster 
desz  gewinnsüchtigen  spielens  wird  füglich  mit  der 
trunkenheit  verglichen.  Harsdörfer  hist-  u.  lehrreiche 
gesch.  179;    ausz    so    gewinnsichtigen    und   niemahls  er- 


6097     GEWINNSÜCHTIGKEIl  -  GEWINNUNG 

sättigten  geitzspielcn.  ira;  gegen  gewinniiUohUgen  karten 
nnd  wUriTelspielen.  gatprärhifpteU  8, »;  das  laater  des 
gewinngUchtieen  spielcnii.  Buthciiky  Pathmo»  SM;  das 
gewinnsüchtige  spiel.  Hkroek  ideen  (10,  5)  4  (17M),  tJM; 
gewinnsüchtige  spiele.  JAni.oNnKi  TS?**. 

b)  den  einzigen  wirth  aasgenommen ,  dem  er  alle  die 
gewinnsüchtige  geHchmeidigkeit  seines  handworkes  bei- 
golaRsen  hat.  J.  v.  Sonnknfki.r  hriefe  Üb4tr  d.Witner\$the 
Hrhaubühne  ( Wiener  nettdrueke  7)  8«;  bald  «oll  er  den  Phari- 
säern und  ihrer  gcwinnHÜchtigen  houchclei  die  ernst- 
liohsten  Strafpredigten  halten.  Lavatkm  {thatenChriatus.  — 
\cahrheit)  auageto.  »ehr.  \,m<h-elH;  sobald  nicht  wahre 
liebe  zum  wunderbaren  gestein  und  motall  den  bergmann 
zur  arbeit  antreibe,  weitete  man  mit  gewinnsüchtiger  gier 
die  gruben  immer  mehr  und  mehr  au«.  K.T.  A.  Hokkman.n 
{Serajnoixa-brüder  l:  hergxrerke  tu  Falun)  6,  IM  Griaebarh; 
wer  als  befehlshaber  rincr  wache,  als  schildwache... 
eine  strafbare  handhint;  b«>?ohcn  l&wzt,  wird  ebenso  wie 
der  thäter  selbst  bostrafl  und  diese  strafe  noch  verschürft, 
wenn  erdie  handlung  in  gewinnsüchtiger  absieht  hat  ge- 
Beheben  lassen,  kriegsart.  f.  d.  prniax.  Aerr  (84),  ».  btindea- 
gesettbl.  de»  nordd.  btmde»  1867,  #.  814;  dasz  irgend  ein 
gesichtspunkt  gowinnKÜchtigor  absieht  ausgeschlossen  er- 
schien. Gv.ow,  ]^v.\CKV.  da»  gHhie  huhn  (»,  lo)' 170.  auf- 
fallend iat:  die  (»piele)  aber  nur  allzu  offt,  zu  üppigem 
zeitvcrdcrb,  oder  gewinnsüchtigem  vortheil  gemiszbrauchet 
werden.  jAniONSKi  7S7». 

GKWINNSÜC.HTKJKKIT,  /..  abtritung  zum  vorigen. 
konnte  netten  drm  .lufint.  gcwinnsucht  nicht  aufkommen: 
ich  war  aber  allbereit  in  der  gcwinnsicbtigkcit  und  allen 
ihren  nachgehenden  lästern  dermafisen  ertrttnckt,  dasz 
ichs  bleiben  liese,  wie  es  war.  Gkimmklsiiauskn  Simplic. 
Schriften  (Courage  cap.  18)  8.266  Keller;  vgl.:  gewinn- 
sUchtigkeit  {plur.  car.)  die  eigenschaft  einer  person  oder 
Sache,  da  sie  gewinnsüchtig  ist.  Adki.uno  2, fic«  u.a. 

GEWINNTRÄGIG.  GEWINNTRAGKND.nrf^whrWrfMn^en 
tu  der  leortverhindung  gewinn  tragen,  *.  «p.  6910:  luera- 
tivu».  gewinnträpig  Dasypohius  S8«;  lucrativua,  gewinn- 
tragend KÖNHi  fiT***. 

GEWINNÜHKKSCHUSZ,  m. .  neuere  bildung,  die  eine 
in  der  geschäft.sfonn  de»  hegriße»  gewinn  liegende  bedeu- 
tung  {».  ap.  6905)  atärkei-  zum  ausdruck  bringt:  dasz  wir 
es  gar  nicht  für  nothwcndig  halten,  dasz  die  städtische 
gasanstalt  mit  einem  gewinnüberschusz  arbeitet.  Voa»i»che 
teitung  v.  19.  6. 1864  a.  7'*. 

GEWINNUNG,  /.,  rerbal»ub.<itantiv  tu  gewinnen  (*.  «f.), 
bringt  die  funetion  eine»  jiomen  actiouia.  die  an  gewinn 
verdunkelt  irird  (vgl.  »p.  5893/.  .V«)7/.),  eigena  zxtm  au»- 
drttck.  die  neue  hildung  iat  frilh  beobachtet  und  verhältttia- 
mäazig  hHußg  ohne  prilfir  lyelegt,  vgl.  gowinnunge,  win- 
nunge  mittelhochd.  wb.  8,  718'';  gewinnungc  Lexkr  1,992; 
winnunge  3,911.  die  formen  ohne  priifur ,  die  der  bedeu- 
tung  nach  keinerlei  unterachied  gegen  die  zuaammenge.vetzte 
form  außreiaen,  werden  —  tcenigaiena  in  den  älteren 
mitfeldeuttchen  zeugniasen  —  zur  begriffabestimmung  mit 
herangezogen,  iceil  aie  x^elfaeh  die  bedeutttngsenttcicklung 
unrkaamer  beleuchten,  (zu  den  niederdeutachen  belegen  vgl. 
SririM.KR-LünnKN  5, 732^) 

l)  \cenn  die  belege  iceit  in  die  mittelhochdeutache  periode 
zurückgreifen,  ao  entatammen  aie  doch  iceder  der  Igrik, 
noch  der  epik  (einzige  aptite  au.tnahme  im  Lohengrin).  aotreit 
aie  überhaupt  der  kunatform  encachaen,  gehlireti  aie  der 
lehrhaften  dichtung  an:  Heinrich  v.  Mki.k,  Tuomasin; 
andere  xeugni.^.9e  aind  der  pro.ta  der  urhinden  und  dea 
gei.ttlichen  atila  entnommen,  hieraxia  erklärt  aich  auch  eine 
einaeitigkeit  dea  gebrauchea,  die  gegenüber  dem  neuerett  atil 
auffüllt:  an  pewinnunp  wurde  früher  faat  auaachlieitzlieh 
dei-  liegriff  dea  erwerbs  zur  geltung  gebracht,  in  die.<fem 
engen  rahmen  eracheint  der  ältere  gebrauch  aber  xrieder 
beicetßirher :  gewinnung  führt  dort  vom  nomen  actionia  bia 
tum  collectivbegriff  t*nd  zur  aachbedexttung ,  icährend  daa 
tteuere  gewinnung  .<tich  auf  daa  nomen  actionia  beachränkt, 
mit  de.s.^en   herroi-hebung   ea  aich  gegen  gewinn  abgrenzt. 

o)  daa  nomen  actionia  im  älteren  atil. 

a)  die  bedeufttng  erkämpfen,  siegen  iat.  trie  angedeutet, 
nur  aelten  belegt,  in  einem  mittel deutachen  zettgnia  /ilr 
winnunge  und  in  einem  Jüngeren  oberfrünkiaehen  für  ge- 
winuung: 


GEWINNUNG 


6098 


noch  flichewot  si  den  atHI  vorloriB 
d«n  st  fod  /wer  gaheisin  batU. 
•r  bocbiard  wart  also  grog  irkorin 
das  M  «n  an  der  winnun^  ccbatt«. 
do  OeMtia  ti  got«  In  gro^r  demitd 
und  begBiKlIii  aieli  bMinnen  .  .  . 
ged  dar  Iks  si  do  Mwiaam. 

HtUnptegel  litt  Bofiaeh; 

von  der  gevinnong  dieser  statt  Bergzabern  seint  die  her 
nach  geMhrieben  verss  zu  latein  gemacht.   Mattiiian 
V.  Kkmnat  ekronik  Friedrichs  I.  28. 
/9)  der  geaehäfUhegriff  dea  erwerbe: 

xa  bewir  gmrfawung« 

ist  sto  haraa  uit  «In  tung« 

[l>a)t|  in  woaderHcher  wIm. 

Hbimr.  V.  Milk  erimnernng  217  //efowf  ; 

du  wirst  ooch  Mbora  Am  mwAm : 

durch  wag  Mstft  so  sUiU 

au  bmer  gvwinnaag«?    IM; 

RAUA  diu  kraft  kan 

bMcbaidm  dag  Abel  Tonme  gaot. 

die  varliust  «wer  «In«!!  muol 

an  gewinnnnr«  wenden  wil. 

TiiiiMAxiM  wmtcker  gast  8MA  Kiekert^ 
dazu  vgl.  nta  (swer  slnen  muot  wil  TerlAn  ntch  gewin- 
nungc zc  hart  [vor.:  gwlnne,  gewinne]);  koobet  aber  ein 
phaiTe  oder  ein  ritter  uf  gewinnunge  ettewaj.  de^  er  well« 
fürt  geniesjen:  davon  sal  er  zol  geben.  Erfurter  wei»- 
thum  V.  1289  (1,48)  bei  Kirehhoff  e.  U;  oach  ensall  nie- 
mand dehein  silbir  . . .  konITe  dorch  Torwechsziis  willen 
ulT  winnunge.  Mühlhauaer  Ordnung  v.  IS93  bei  Lamberl 
».156;  nnd  sint  alle  lOte.  iwer  scol»re  da;  si  got  ulcgent 
umbe  iwer  heil,  die  genade  aoult  ir  niht  uerliesen  mit 
unrehten  gewinnunge.  o  quam  bene  negotiatur  jut  »ibi 
celeatia  mercatur.  »peeulum  eeeleeiae  170  KMt; 

der  pbalT«  der  dA  ist  wo!  gclAtt 

mit  unrelirten  leien  yert 

bvser  dinge  unde  eunde 

und  eewinnnnge  taller  stund«  (vor.  gawisMa). 

Tmomasik  wäUeMer  paat  tUO: 
nnd  er  aischet  von  der  gewinnunge  und  von  der  werckong 
und  von  dem  gelück  aller  ding.  Egoestryn  weiaheit  Satom. 
18, 19  (de  aequirendo  et  de  operando.  umb  seinen  gewin, 
gewerbe  und  bantirung  . . .  bittet  er.  Luther); 

swem  rewinnange  lieb  iat, 

der  mac  vertragen  zaller  vrist 

Terlust  wiraer  danne  ein  man 

der  gnot  samnen  niht  enkam. 

TnoMA.siN  walaeher  galt  SWl. 
y)  der  Übertragung  und  Verallgemeinerung  Hrtten  »U: 
herr.  du  erfüllest  aber  mit  dir,  di  niht  anders  wenn  dich 
begem  . . .  di  alle  dink  achten  als  ein  unflat.  auf  das  du 
allein  ir  winnung  seist  (var. .-  ir  erwinnung,  gebinnung  . . . 
14*  luerifaciant  te  aolum).  Johann  v.  Nf.L'Markt  übert.d. 
aoliloquien  78  Sattler,-  die  do  seind  ...  Israhelisch:  der 
gewinnung  ist  der  son  gotz  Mf.ntf.i.  Rom.  9,  4  (quorum 
adoptio  eat.  welchen  gehört  die  kindschafTl);  ehenao  cod. 
Tepl.  u.a.;  in  dem  er  auch  euch  hat  gerufen  durch  unser 
ewangelium  in  di  gewannung  der  wunniciich  unseres 
herren  Jhcsu.  cod.  Tepl.  2  Theaaalon.  2, 14  (*Aeiwo  [gewin 
nung]  Mkntf.i..  Quentri.  u.a.;  zum  herrlichen  eigen- 
thum  Luthp.r); 

grosze  wennun^  nch  dea  wirt 

nondertfalt  uch  daa  Widder  wirl 

freide  und  ewifk  leben 

wel  nch  min  vatter  widder  feben. 

Alifetder  paatUmatp.  1247  Gretu. 
(zu  der  form  wennunge  vgl.  oben  «p.  fieao.) 

b)  den  Übergang  rt«m  collectivbegriff  und  zur  »aehbedett 
tung  kennzeichnen  nur  belege,  die  der  bedeutung  erwerben 
eriraehaen:  iz  ne  suln  durch  recht  ne  heine  erbin  gcldin 
der  toden  dube,  noch  Iren  ronb.  noch  spilis  gewinnunge. 
OOrlitter  landrecht  46.9*  Homeyer  (landr.  2.217);  ob  auch 
die  aui^ern  die  weil  gewinnung  in  der  slat  bieten,  da  Ton 
sullen  si  gen  der  stat  tun.  da;  ander  gesfe  tund.  Urkunde 
Ludwiga  dea  Bayern  (1SS5)  W'eeeh  (oberbayr.  arrhic  tS)  172; 
vgl.  auch  (iKMKiNRR  Segenabxtrger  ehron.  2,6.  18; 

manif«  gewinnunge 

die  irh  &ne  barmuns« 

nam  %-on  nritwen  unt  Ton  wiiaen. 

die  l&sjent  niih  nicht  Oj  Jen  frtisen. 

Hkinr.  V.  Mrlk  erinnertinfi  771  Heiwttt ; 
vgl.:  ein  mensche  insal  dikeine  winnunge  nemen  an 
koufene  noch  an  verkoufene,  weder  rechte  winnunge  noch 
anrechte.  Hkhm.  v.  Fritzla.r  «tya^iter  i,  192;  vgl.  ritter 


6099 


GEWINNUNG 


GEWINNUNG 


6100 


Spiegel  2195  Bartsch  (pferde  mag  her  wole  koufin  . . .  und 
eine  winnung  darug  sloufin) ;  Mühlhauser  Ordnung  v.  1380 
(da2  er  dorinne  kein  winnunge  suche)  Lambert  s.  156 ; 
Breslauer  Ordnung  v.  1360  (dovon  her  in  winnunge  gebe) 
Korn  1, 198; 

vil  manegem  was  zem  roube  gäch  .  .  . 
die  volgten  den  die  niht  zen  schiffen  mohten, 
den  man  brach  rieh  gewinnung  abe  (handschr.  gwinnung). 
Lohengrin  5904  Eückert; 

d&z  die  seibin  Vormunde  vor  ire  erweit  alle  iare  di  czwelfte 
marg  an  iargulde,  an  schult  und  an  winnunge,  die  von 
der  kindir  gelde  geuallin  . .  .  mag,  sullin  . . .  nemen.  Bres- 
lauer vorinundschaftsordnung  v.  1373  Korn  1,  234;  dazu  vgl. 
als  Zeugnis  für  den  pluralgebrauch :  inde  lachte  eiklichen 
minschen  up  nae  sinre  haven,  narungen,  gereiden  ind 
verdeinten  lein  ind  winnungen.  Koelhoffsche  chron.  (Köln), 
s.  d.  städtechron.  14,774;  o  man,  ir  wiggt,  dag  uns  ist  ein 
michel  gewinnung  von  discm  hantwerk.  cod.  Tepl.  apostel- 
geschickte  19,  25;  ebenso  Mentel,  Egc.esteyn  und  fast  alle 
Vorlutlierischen  Übersetzer  (dat  uns  is  gewinninge  Quentel, 
winninghe  Arndes;  gewin  Pflanzmann;  dar  wir  grossen 
Zugang  von  diesem  handel  haben  Luther,  tvnoQla). 

2)  die  buchungen,  die  schon  in  den  vocabularien  einsetzen, 
bringen  das  nonien  actionis  zur  geltung,  lassen  aber  auch 
die  Weiterentwicklung  zur  sachbedeutung  belegen:  lucratio, 
winnunge  vocah.  lat.-germ.  Xh.  jahrh.  Diefenbach  338*; 
gewinnung  vendicatio  oder  pietung,  verkauffung,  unrecht- 
nemung.  vocab.  theut.  (1482)  m  6';  dazu  vgl.  aber  auch  lucrum, 
winnunge  neben  gewin  Diefenbach  338*;  lucrifacere. 
winninge  doen.  Kölner  gemma  gemmarum  1507  Diefen- 
bach a.  a.  0.;  lucratus.  gewinnunge.  Augsburger  gemma 
V.  1512  Diefenbach  a.  a.  o.  auffällig  ist  die  grosze  lücke 
in  der  Überlieferung,  die  die  buchungen  vom  16.  bis  an 
das  ende  des  17.  jahrh.  auficeisen.  erst  bei  Stieleb  tvird 
die  form  wieder  erwähnt,  wobei  auch  die  sachbedeutung 
offen  gelassen  wird:  gewinnung  . . .  gewinnen,  it.  der  gewin 
et  gewinst,  hierum,,  quaestus,  proventus,  reditus,  it.  victoria. 
2544 ;  die  sachbedeutung  loird  sogar  vorangestellt  bei  Frisch 
noiiv.  dict.  des  passagers  (1772),  der  zu  der  gleichling  mit 
lueratus  zurückkehrt:  gewinnung,  das  erworbene,  aquet, 
bien,  qu'on  ne  tient  par  sticcession  . .  .  aquisition.  2,  280. 

sonst  arbeiten  die  neueren  bucMmgen  gerade  das  nomen 
actionis  schärfer  heraus,  schon  tveil  sie  das  Substantiv 
meist  in  Verbindung  mit  einem  objectiven  genetiv  vorführen : 
gewinnung,  lucratio.  Aler  l,  937^;  gewinnung  für  gewinn, 
im  salzwesen.  Frisch  2,451*;  gewinnung,  soviel  als  er- 
langung,  gewinn.  Hederich  i,1425;  gewinnung  ...das 
gewinnen,  l'acquisitioji,  acquef,  it.  la  conquefe.  Schwan 
(1783)1,746'';  die  gewinnung  eines  prozesses.  ebenda;  die 
gewinnung,  das  fördern  der  erze,  l'extraction  des  mines. 
ebenda;  ebenso  Adelung  u.  a.;  die  gewinnung  des  heues, 
der  feldfrüchte.  Adelung,  Campe;  die  gewinnung  des 
Unterhaltes.  Campe. 

3)  denn  der  neuere  gebrauch  begünstigt  einseitig  die  Ver- 
bindung des  Substantivs  mit  dem  objectiven  genetiv  tmd 
hält  hierdurch  auch  die  verbalkraft  des  Substantivs  lebendig, 
entwicklungs formen  der  sachbedeutung  sind  entweder  veraltet 
oder  in  engeren  stilformen  isoliert. 

a)  reste  der  sachbedeutung  und  des  colleciivbegriffes :  und 
die  gewinung,  so  über  dem  abzug  des,  so  darauf  gangen 
ist,  daran  {an  dem  verlage  der  Schedeischen  chronik)  er- 
standen were,  getailt  heften,  urk.  v.  1492  bei  Kapp  gesch. 
d.  d.  buchhandels  (l)766;  die  dreiszig  johr,  so  ich  zu  haus 
gesessen  bin,  in  dieser  statt  nit  um  fünfhundert  gülden 
arbeit  . . .  van  demselben  nit  ein  fünftheil  gewinnung  ist, 
gemacht,  sunder  alle  . .  .  um  fürschten,  herrn  und  ander 
fremde  personen  verdient  . . .  dasz  ich  allein  dieselben 
mein  gewinnung  van  den  fremden  in  dieser  stadt  verzehr. 
A.  Dürer  {brief  an  den  rath  der  stadt)  nachlasz  s.  63;  so 
wollen  die  alten  weiber  nit  mer  mess  . .  .  bestellen  und 
ist  unser  gewinnung  schmal  worden,  klag  und  antwort 
von  . . .  pfaffen  über  d.  reformat.  bei  Schade  3, 156;  hier  auf 
werden  die  gewinnungen  aus  getheilet.  J.  C.  Wagenseil 
854;  gewinnung,  das  gewinnen,  die  gewinnungsarbeit,  die 
quantität  des  auf  einem  bergwerke  gewonnenen  minerals. 
Veith  243. 

b)  für  das  nomen  actionis  gehört  der  absolute  gehauch 
eigentlich  nur  dem  älteren  etile  an:   und  er  im  für  nam 


die  statt  Antium  zä  gewinnen  .  . .  berölTt  er  das  kriegsz- 
volck  . . .  erzelet  jn  .  .  .  was  nutz  in  auch  ausz  solcher 
gewinnung  erstund.  Frontinus  deutsch  (l532)  ig**;  das  .  . . 
ist  mein  hab,  die  ich  ererbert  {erarbeitet)  hab  härtiglich 
mit  meiner  band,  wann  nie  hab  ich  fall  gehabt  zu  groszer 
gewinnung.  Dürer  nachlasz  14;  im  engeren  rahmen  einer 
beruf ssprache,  so  der  des  bergtcerks,  liebt  auch  der  neuere 
Stil  scheinbar  absolute7i  gebrauch,  doch  ist  hier  das  object 
jeweils  unschioer  zu  ergänzen:  der  geringere  oder  grössere 
widerstand,  den  diegesteine  der  gewinnung  entgegensetzen. 
LuEGER  lex.  d.  ges.  technik  4,  651;  die  arbeiten  waren  da- 
selbst in  schwunghaftem  betriebe,  die  gewinnung  aber 
im  verhältniss  zu  der  aus-  und  Vorrichtung  zu  stark,  um 
eine  gleich  hohe  förderung  nachhaltig  liefern  zu  können. 
zeifschr.  f.  das  berg-,  hatten-  u.  salinenwesen  8A  s.  98;  förde- 
rung und  gewinnung  sind  nur  dann  gleichbedeutend, 
wenn  das  mineral,  so  wie  es  zu  tage  kommt,  verkäuflich 
ist,  wie  z.  b.  Steinkohle,  sonst  versteht  man  unter  ge- 
winnung stets  die  fertigstellung  für  den  absatz.  R.  v.  Car- 
nall  die  bergwerke  in  Preuszen  und  deren  besteuerung  s.  97; 
die  gewinnung  für  sich  allein  . .  .  kann  aber  auch  den 
fraglichen  maaszstab  für  den  betriebsumfang  nicht  ab- 
geben, ebenda;  das  gesetzlich  zukommende  neuntel  von 
dem  werthe  der  gewinnung.  ebenda. 

im,  allgemeinen  überwiegen  auch  hier  Verbindungen  m,it 
objectivem  genetiv,  die  den  neueren  gebrauch  des  Substan- 
tivs ja  hauptsächlich  tragen;  sie  stehen  so  ziemlich  allen 
bedeutungsrichtungen  offen,  die  oben  für  gewinnen  er- 
schlossen vmrden. 

a)  persönliche  objecte  im  genetiv:  so  sollen  alle  procura- 
tores  . . .  wider  rechtliche  gewinnuiig  der  rüthen  .  . .  sich 
enthalten,  acta  publica  (l668)  Londorp  1,  218;  zu  gewinnung 
der  orientischen  unnd  griechischen  kirchen.  Wurstisen 
Basler  chron.  (l580)  315;  die  freie  anwerbung  ist  der  natür- 
liche weg  zur  gewinnung  einer  flottenbemannung.  Oppen- 
heims deutsche  jahrb.  12  (1864),  11;  das  verschuldete  zum 
teil  die  knappheit  der  mittel,  welche  die  gewinnung  eines 
ausreichend  starken  und  gehörig  vorgebildeten  lehrer- 
standes  hinderte.  H.  Prutz  preusz.  gesch.  3,  224;  dieser 
aber  bildet  sich  sogleich  seinen  feldzugsplan,  der  dahin 
gehen  soll,  zur  gewinnung  der  frau  sich  zuerst  des  mannes 
zu  versichern.  Th.  Mundt  Paris  u.  Louis  Napoleon  1, 155; 
wenn  sie  als  Zielpunkt  zunächst  den  verschlusz  des 
Schwarzen  Meeres  und  die  gewinnung  des  sultans  für 
diesen  zweck  durch  liebe,  durch  geld,  durch  gewalt  in 
aussieht  nimmt.  Bismarck  ged.  u.  erinn.  2,  270. 

ß)  beim  sächlichen  object  steht  der  begriff  des  ertcerbs 
im  Vordergrunde;  die  beziehimg  auf  kämpf  und  streit  ist 
jetzt  ganz  veraltet:  deshalb  die  gantze  gewinnung  der 
bataille  darauf  ankommt,  dasz  man  nicht  sonder  ordre 
stille  stehet,  reglement  vor  die  kgl.  preusz.  Infanterie  356. 
der  begriff  des  ertverbs  andererseits  streift  die  engere 
bindung  an  die  rechts-  und  geschäftsformen  ab  und  bevor- 
zugt einen  weiteren  rahmen. 

l))  ob  sie  auch  kinftiglich  ichtz  . . .  ererben  .  . .  mit  ge- 
winung auch  dero  oder  anderer  erbschafft.  C.  Sender, 
s.  d.  städtechron.  23,  2.30 ;  die  landrente,  ein  reiner  ertrag, 
der  nach  völliger  Wiedererstattung  der  auf  seine  gewinnung 
verwandten  kosten,  übrig  bleibt.  Garve  übers,  d.  Adam 
Smith  (4,  9  in  order  to  obtain  them)  3,  408 ;  münzen ,  die 
künstlich  gefaszt  waren,  und  zu  deren  gewinnung  der 
schuster  mehr  gleiche  münzen  ausgeben  muszte,  als  der 
preis  enthielt.  Stifter  bunte  steine^  185  Aprent. 

2))  auf  das  die  brüder  icht  der  sei  schaden  liten,  so 
si  durch  gewinnung  willen  des  Öles  ausz  dem  closter 
giengen.  Gregors  dialoge  {Atigsburg  1473)  1  cap.  15;  ge- 
winnung  des  saftes,  extraction  of  the  syrup.  Karmarsch 
technol.  ivb.  1^,  247 ;  dasz  die  frauen  wenigstens  ein  mal 
im  jähr  den  wein  tüchtig  versuchen  können,  an  dessen 
gewinnung  sie  so  mühevollen  antheil  haben.  H.  Hans- 
jakob schneeballen  vom  Bodensee  66 ;  vgl.  gewinnung  von 
heu  u.a.,  s.o.;  unstreitig  werden  die  zur  gewinnung,  zur 
benutzung  und  zur  Veredelung  der  gaben  der  natur  nöthigen 
geschäfte  am  besten  getrieben  werden.  H.  H.  Cludius 
V.  d.  . . .  ndd.  freien  bauern  (1805)  2 ;  die  masse  des  un- 
entbehrlichsten lebensbedürfnisses,  das  dem  zu  dessen 
gewinnung  oder  erzeugung  gewidmeten  theile  des  natur- 
fonds  abgewonnen  wurde.  Lotz  revision  d.  grundbegr.  d. 


6101 


GEWINNUNG 


I 


nationaltnrtfiäcJMftjilthre  9,Wi;  ühnlieh  t.Wl;  jedes  pro- 
dukt  durchläuft  seinen  ganzen  werdegunK  ron  der  ge- 
winnung den  rohitofTea  bis  zur  genuszreife  in  der  gleichen 
wirtschart  und  geht  ohne  zwischenhand  in  den  konsam 
über.  K.  Rüchf.h  enMehung  der  volktmrtaekaß*  W.  tiere . . . 
zam  zwecke  regelmässiger  gewinnung  von  tieischnahrung 
zu  züchten.  «.  6l;  gewisz  nimmt  alles  wirtschaften  seinen 
ausgang  von  der  nahrungsgewinnung.  a.  *a;  die  vor- 
arbeiten {tu  dem  bauf)  auf  dem  platze  hatten  gleich  nach 
dem  ankaufe  angefangen,  und  über  die  gewinnung  und 
bolschafTung  der  stoflTe  war  schon  damals  verfügt  worden. 
Stiktkr  {der  waldgänger  t)  ert.  a,  9S  Ayrent. 

8))  gewinnung  der  erze,  alle  arbeit,  wodurch  man  die 
steine,  erze  und  mineralien  ...  in  den  gruben  ausschlaget, 
und  an  den  tag  fördert.  Jacoiirron  ttehnol.  wb.  t,  m&*; 
vgl.  auch  Kakmaiihcii  i',  S47;  Vkith  u.a.;  vgl.  Silber- 
gowinnung  unten  theil  lo,  i,  inos  u.  a.;  die  streben,  welche 
man  tm  der  gowinnung  der  schiefem  gebrauchet.  F.  L.  Can- 
CliINDS  heitfhr.  der  bergtrerke  in  Hatten  M;  die  IQ  ge- 
winnung den  mctalli«  erforderlichen  grossem  kosten. Garys 
Hbera.  d.  Adam  Smith  (l,  U  the  inereaee  qf  tke  exftenee) 
1,897;  in  der  alauniiütte  erkundigten  wir  uns  genau  nach 
der  gewinnung  und  roinigung  dieses  so  nöthigen  materials. 
GöTiiK  {dicht,  u.  \pahrh.  «,  lo)  8ft,  8«4;  das  recht  zur  ge- 
winnung verschiedener  mineralien  innerhalb  derselben 
feldesgrenzon.  allgem.  herggtatti  f.  d.  pretui.  ataaten  {gtaett- 
aamml.  f.  18<U)717;  zur  gewinnung  der  für  die  kochsalz- 
bereitung  erforderlichen  soole.  teitaehr.  f.  berg-,  hatten 
u.  iHtlinenicfiten  4,  iiS9;  das  franzOsische  gesetz  . . .  unterwarf 
alle  unterirdisch  betriebenen  steingewinnungon  der  berg- 
poiizoi.  A.  HuYSRKN  eomm.  a.preuat.  allgem.  berggeaeta*  ISO; 
dagegen  wird  unter  den  naturvOlkera  überall  die  ge- 
winnung  und  vorarbeitung  des  eisens  . . .  geübt.  K.  BOriiün 
entaiehung  der  t'olkamrtaehqft*  R4;  wogegen  bei  der  ge- 
winnung des  Stempels  vermittelst  des  treibfänstels  der 
arboitcr  während  des  schlagens  eine  kräftige  bewegung . . . 
macht.  Hrmoi.d,  a.  xeitachr.  f.  berg-,  hatten-  u.  aalinenweaen 
8,60;  da  jede  gewinnang  eines  stempeis,  ganz  gleich  ob 
sie  durch  herausschlagen,  zerhauen  oder  sprengen  des- 
selben stattflndet,  auf  niilchtigcn  flötzen  von  gefahren 
begleitet  ist,  so  verwenden  die  häuer  darauf  die  grOsste 
aufmerksnmkeit.  V.  Mritzen  ebenda  6,188;  vgl.  Stempel 
gewinnen  ap.  6964. 

y)  tu  den  Verbindungen  mit  abatractem  objett  fuhren 
achon  Übertragungen,  wie:  die  Ordnung  der  inneren  Verhält- 
nisse Italiens  und  die  gewinnung  und  Sicherung  eines 
neuen  und  frischen  bodens  für  die  italische  civilisation. 
MoMMSBN  r&m.  geach.  s*,  aoT,  das  haus  der  abgeordneten 
versagt  der  regicrung  die  mittel  zur  herstellung  einer 
den  gegenwärtigen  Verhältnissen  und  bcdUrfnissen  ent- 
sprechenden kriegsflotte;  es  versagt  ihr  den  von  ihm 
verlangten  beistand  zur  gewinnung  der  frUchte  der  mit 
so  vielem,  theuercn  blute  errungenen  siege  dos  verflossenen 
Jahres.  Bismarck  (tm  preuat.  landtag  1866)  >,  416. 

l))  brechen  auf  einmahl  die  . . .  nie  erwarteten  begeben- 
hciten  aus:  als  erlangung  königlicher  würde  . . .  Zuwachs 
der  provintzien ,  gewinnung  der  freundschafTt  fremder 
potentaten  . . .  Besser  nexie  vorrede  tu  . .  .  Kolbe  v.  Warten- 
berg 153;  und  uns  so  auch  die  gewinnung  der  Sympathien 
der  durch  ihre  landesgcschichte  uns  entfremdeten  katho- 
lischen untcrthanen  erschwert.  Bismakck  {im  reiehatag 
1873)  6,  32;  und  das  resultat  dann  nochmals  zur  gewinnung 
der  Übereinstimmung  mit  den  von  der  kammcr  etwa 
für  nöthig  erachteten  abänderungen  an  die  erste  kammer 
zurückgehen  mUssen.  {in  der  8.  kammer  1861)  1, 814. 

8))  darum  folgten  . . .  auf  die  lehrjahre  die  wander- 
Jahre,  sie  waren  sonst  zur  gewinnung  des  meistcrrechts 
nötig.  F.L.Jahn  irr;*«  2,  l,  403;  die  fünf  jähre  abweson- 
heit  in  Amerika,  verbunden  mit  der  gewinnung  des  ameri- 
kanischen bürgcrrechts.  Bis.marck  {im  nordd.  btmd  l«W) 
4, 11;  kämpfen  wir  .  . .  für  unsere  Unabhängigkeit  und  für 
die  gewinnung  eines  besseren  zastandes.  E.  M.  Ahndt 
aehrißen  f.  m.  l.  Deutschen  4,  252. 

3))  so  wil  zu  gewinnung  der  zeit  mit  einer  andern  weit- 
läufrtigen  histori  der  anwesenden  compagnie  nicht  weiters 
beschwerlich  sein.  Giummri.shausrn  trieder  erstandener 
Simpliciss.  3,  159;  gleiche  Ordnung  wird  auch  zur  ge- 
winnung der  zeit,  hinfUro  gehalten  werden.  Sandrub 
IV. 


GEWINNUNGSARBEIT— GEWINNVOLL    6102 

hiator.  u.  poetiaehe  kunweil  AI ;  MtswUoben  Umm  ich  zo 
gewinnung  der  f«U  den  varianftail  UgltlmaHonthriefr 
zu  slindten  richten.  Ahklb  kamaäJA»  %mm4mmg  l.  <si: 
ihenao  844;  zur  gewinnung  von  nutm  and  Mit  bin  ioh 
•o  frei,  ohne  weiteren  eingang  hiarflbcr  folfaBdM  sa 
bemerken.  (initLPARZKN  {an  Julia  Löm)  iri^m:  dem 
versuche  schlieMt  ileh  cm  zweiter  aa;  di«  gewinnoog 
der  kürze  dorob  neo«  Wörter.  F.  L.  Jahn  (beraiekerung  dt» 
hoehd.  apraekaehataaa)  t.  4t. 

4))  der  baadfeftifkeitaunterricht  als  ein  'tamen  am 
Werkzeuge'  ist  danach  ein  anerllszliches  mittel  zur  geiat«*» 
gymnaslik  und  die  gewinnung  von  arlMitsfreudigkeit  ein« 
der  wichtignten  gmndUfen  jeder  «Riebunc.  aehMütait  u. 
gymnaatik  (tB07)  «.8. 

GEWINNUN(iSAKRKIT. /..  vfl.  trriaonac  S)*)^S)): 
die  gewinnungsarb«>itFn  werdca  von  «ilMr  bMoadwn 
arbeltarkliuec,  den  haaern  pd«r  hipw,  MMftAbrt... 
hlemMli  iMlasen  sie  aook  MawMbtHwi.  Lomir  laac. 
dar  gag.  tadknik  4, 660;  gewtnmuifBMbilt,  Midb  fawtauMr* 
arbeit  Vritii  tu  u.  a.;  in  den  Mshwlfta  bawieliMi  dw 
reTidirten  bergordnungen  gehört«  . . .  das  an  dar  haM«8 
den  knappscbaftskassen;  wo  daher  für  deren  rechnang 
die  gewinnungiart>eit  eröffnet  ist . . .  bleibt  ihnen  ihr  reebt; 
neue  gewinnungen  sind  aber  die  knappaobaftarontlada . . . 
so  eröffnen  nicht  befugt.  A.  Ht-YKacN  owas.  a.  pi'mtu. 
allgam.  berggea.^  (1867)  40;  höchst  sinnraieb  ...  ist  die  blw 
angewendete  abbaumetbode.  ...  es  ist  nlmlich  dabal 
für  eine  bequeme  fahmlsz,  zweck miaiiga  and  woblfaila 
förderung,  guten  Wetterwechsel,  waaaanMMi  ud  witar- 
Stützung  der  gewinnungsarbeit  dareh  awaebmlarifan  ata- 
bruch  gesorgt.  G.  Fai.lrr  Sehamnitaar  barg'  u.  küMtm 
m^inniaehea  jakrb.  14.  108. 

GKWI.NNUNGSGEBIKT, /.  oder  ist  es  mit  den  Odar- 
brachkrebsen  wie  mit  den  Werdenchen  kirsoben.  daran 
gewinntmg<igebict  sich  nächstens  Ober  die  ganta  prorins 
Brandenburg  erstrecken  wird?  Fontane  (/V«m  Jamnf 
Treibet  7). 

GEWINNUNGSKOSTEN.  p<Mra/«/aaftm  denjenigen  auf- 
wand hingegen,  welchen  die  aofsuchung  und  wegnehmung 
eines  naturproduktes  erfordert,  kann  man  durch  den  aos- 
druck  gewinnungskosten  bezeichnen.  Iy)TZ  rari».  dar 
national icirthaehß/talehre  1,68;  and  den  natSrHabaa  fla- 
winnungskostenbetrag  der  fische  auf  diese  weisa  dmvh 
einen  künstlichen  znsatz  noch  erhöhet  hat.  s,  89«;  die  mit- 
gewonnenen, dem  anderen  theile  zustehenden  mineralien 
müssen  jedoch  dem  letzteren  auf  sein  verlangen  gegen 
erstattung  der  gewinnungs-  and  fördoningskosten  beraos- 
gegeben  werden,  allgem.  berggeaetaf.  d.  prauaa,  »taalen  %S» 
{preuat.  geaetaaamml.  1866)  a.  718. 

GEWINNUNGSORT.  m. :  fjt/.  gewinnangsgebiet:  anlagen 
zur  bereitung  von  steinkohlcntheer  und  koaks .  sofern 
sie  auszerhalb  der  gewinnnngsorte  des  materials  erriobtat 
werden,  pretts:.  geirerfteordn.  v.  I84A  (geaeiaa.)  a.  4«. 

GEWINNVKHJ.KIHKK.  m..  wo  Rom  oder  Athen  gewiss 
nicht  verfehlt  haben  würden,  Merkur  dem  gewinnver- 
leiher  tempel  and  altäre  zu  errichten.  Matthisson  «^na- 
rungen  8, 88. 

GEWINNVERLUST,  m.,  a.  gewinnstverlast :  er  verliert 
dabei  immer  in  der  regel  weiter  nichts,  als  die  enl- 
behrung  eines  erwarteten,  ihm  von  der  Vorsehung  bc- 
schicdenen,  gewinnes,  dessen  verlast  zwar,  wie  jeder 
gewinnverlust,  immer  auch  etwas  störend  auf  den  gang 
seiner  betriebsamkeit  einwirken  wird  . . .  Lotz  handb.  der 
ataatamrthaehajf.nlehre  s.  loo. 

OEWINNVERTHKILUNG,/..  vgl.  gewinnantheil.  gewinn- 
theil :  ist  die  gesellscbaft  von  längerer  daaer.  so  hat  der 
rechnangsabschluss  and  die  gevrinnvertheilung  im  zwetfel 
am  Schlüsse  jedes  geschäftsjahrs  za  erfolgen,  dtaek,  bilrgerl. 
gestttbueh  %  781  im  reichageaetabUH  (18»6)  817. 

GEWINNVOLL.  adj..  i^l.  gewinnr«tch  u.a.  im  ftgm- 
aatte  au  gewinnlos:  der  ankauf  and  das  urbarmaalMn 
wüster  ländereien  ist  daselbst  die  gewinnvollste  an- 
wendung  des  gröszten  sowobi  als  des  kleinsten  kapitals 
{the  moat  prqfitable  emptc^wteni).  Garvr  üiera.  d.  Adam 
Smith  (8.4)  8*.  868:  gewinnvoll . . .  vielen  gewinn  gewährend, 
vortheilhaft,  zuträglich.  Campr  t.8M»:  erst  jetzt  entdeckt 
Meil's  wittwe  eine  arbeit  des  königs  {F\riedr.  Wilhelm  TIT.) 
aas  dem  jabr«  ITW.    schnell   kauft  ein   hiesiger  kanst- 


6103       GEWINNZAHLUNG -GEWINSEL 

Händler  die  platte  und  lässt  einige  abdrücke  abziehen  . . , 
und  ungewiss  ob  seine  majestät  es  gestatten  . .  .  beeilt 
sich  der  besitzer  der  gewinnvollen  platte  ...  die  curiosität 
zu  verbreiten.  A.  Nicolovius  an  Göthe,  s.  Göthe  briefe 
42,364;  soll  aber  eine  neue  (arbeit)  unternommen  werden, 
dann  gilt  es,  die  geleise  erst  zu  suchen,  in  denen  sie 
laufen  kann,  und  aus  diesen  wieder  das  kürzeste,  das 
sicherste  und  gewinnvollste  auszuwählen.  Otto  Ludwig 
{ztcischen  himmel  u.  erde)  1,  34.5  Stern. 

GEWINNZAHLUNG,  /. .-  hat  der  Untereinnehmer  drin- 
gende gründe  gegen  die  gewinnzahlung.  E.  S.  Unger  an- 
leit.  f.  lofferiespieler  (1830)  55. 

GEWINNZETTEL,  m.,  zu  gewinn,  handgewinn,  .«?.  o..- 
gewin  oder  lehenzettel,  schedula  emphyteutica.  Wehner 
observ.  (lG08)  180. 

.  GEWINSEL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  winseln  (s.  d),  einer 
ableitung  von  Winsen  {vgl.  althochd.  winison  Ghaff  l,  982; 
mitthochd.  winsön,  Winsen  nihd.  ivb.  3,  714").  im  gegensatz 
zu  dem  verbum,  das  schon  in  den  vocabularien  gebucht 
ist  und  im  besonderen  für  fhierische  laute  (winseln  des 
hundes)  angesprochen  wird  {vgl.  winseln,  gannire  Diefen- 
BACH-WÜLGKER  906),  ist  düs  substantiv  erst  am  ausgang  des 
17.  jahrh.  beobachtet  und  tritt  hier  für  menschliche  äusze- 
rungen  ein:  winselung  .  . .  winseln  . . .  gewinsele,  ejulatus, 
quiritatio,  questus,  quiritatus,  querimonia.  Stieler  2480; 
daher  dann  solche  meer-lichtlein  biszweilen  gleichsam, 
als  wie  eine  menschliche  stimme,  ein  geheul  und  ge- 
winsel  von  sich  geben:  (wiewol  dieses  kirren  und  winseln 
eben  sowol  natürlich  geschehen  kann) . . .  Erasmus  Fran- 
GISGI  der  höllische  Proteus  (21 :  das  verführische  irrlicht)  174. 
diese  beziehung  auf  den  menschen  läszt  sich  als  Über- 
tragung und  gebrauchseriveiterung  auffassen  und  erklärt 
sich  aus  dem  litterarischen  gebrauche,  bei  dem  gewinsel 
tcnfer  dem  einflusz  des  nahe  vertcandten  gewimmer  {vgl. 
sp.  5845^'.)  steht,  während  die  zwanglose  spräche  in  der 
Verwendung  des  Substantivs  loie  des  verbum^  selbständiger 
bleibt,  in  der  allgemeineren  —  das  subject  der  verbal- 
thütigkeit  nicht  beschränkenden  — fassung  kennzeichnen  die 
Wörterbücher  das  Substantiv  als  eine  reflexäuszerung  bald 
des  Schmerzes,  bald  der  angst:  gewinsel,  gemitus,  quiri- 
tatus. Steinbagh  2,  998;  Frisgh  2,  451";  gewinsel,  quiri- 
tatio, quiritatus.  Hederich  l,  1425.  die  neueren  fremd- 
sprachliclien  Wörterbücher  beschränken  sich  auf  den  iveh- 
ruf:  gewinsel  .  . .  das  gewimmer,  a  whinning,  whimpering 
or  tveiling.  teutschengl.  lex.  (1716)2,774;  öÄnMcÄ  Hilpert 
2,1,465*;  gewinsel,  Zamentefion,  gemissem^nt.  Rondeau  2, 
Uu3*;  ebenso  Sghwan  (1783)  l,  746^  Adelung  imd  Campe, 
die  die  begriffsbestimmung  mir  beim  verbum,  zur  geltung 
bringen,  lassen  an  dem  reflexlaut  des  Schmerzes  auch 
die  dynamische  abstufung  gegen  andre  geräusche  hervor- 
treten: winseln,  mit  feinen  und  schwachen  lauten  weh- 
klagen .  . .  auch  gebraucht  man  es  von  thieren,  wenn 
sie  feine  klägliche  laute  hervorbringen,  ein  winselnder 
hund.  Campe  5,  733.  der  mzmdartliche  gebrauch  ist  zu- 
nächst au^s  dem  bairisch-österreichischen  belegt,  vgl.  gewoisel 
LoRiTZA  neues  idiot.  Viennense  51,  vgl.  auch  woisln, 
wuisln  Schmeller  2^,  1030;  andere  begnügen  sich  schon 
beim  verbum  mit  primitiveren  formen,  vgl.  weissen  u.  a. 
Stalder  2,  444. 

die  bevorzugung  eines  allgemeineren  —  nach  der  seite 
des  subjects  nicht  bestim.inten  —  begriff  es,  wie  sie  in  den 
buchungen  deutlich  wird,  beherrscht  ivie  schon  bemerkt,  den 
litterarischen  gebrauch,  und  damit  den  haupttheil  unserer 
belege,  eine  stattliche  minderheit  indessen  läszt  ein  sub- 
ject erkennen,  das  auch  dem  Sprachgefühl  an  sich  bei 
gewinsel  zunächst  vorschwebt :  das  thier,  im  besondern  den 
hund.  und  in  dieser  subjectbegrenzung  liegt  auch  der 
tmterschied  gegen  gewimmer,  mit  dem  sich  gewinsel  sonst 
so  enge  berührt  und  unter  dessen  einflusz  es  seine  grenzen 
90  weit  über  die  ursprüngliche  läge  vorschob. 

was  für  gewimmer  in  bezug  auf  das  Verbreitungsgebiet 
oben  {sp.  584.5)  anzumerken  icar,  gilt  meist  auch  für  ge- 
winsel. dem  streben  nach  einer  gesteigerten  kraft  des  aus- 
drucks,  dem  bedürfnisz  nach  neuen  darstelhingsmitteln 
kamen  gewinsel  loie  gewimmer  entgegen,  um  äuszerungen 
des  Schmerzes,  der  Verzweiflung  und  des  todeskampfes  zu 
kennzeichnen,  in  allen  fällen  vermied  Göthe  die  neu^n 
bildungen,  denen  auch  Schiller  nur  in  seiner  früliesten 


GEWINSEL 


6104 


zeit  räum,  liesz,  während  der  neuere  stil  —  voran  die 
romantik  —  sich  hier  nicht  spröde  zeigt,  dabei  eröffnet  sich 
ein  stilistischer  gegensatz  zmschen  gewimmer  und  gewinsel : 
während  das  erstere  als  bequemes  reimwort  in  der  gebundenen 
spräche  heimisch  ist,  xvird  das  zweite  mehr  in  der  prosa 
bevorzugt,  nur  die  reime  pinsel,  gewinsel,  und  neuerdings 
Insel,  gewinsel  sind  beobachtet. 

unter  den  gebrauclisformen  ist  der  plural  eigentlich  aus- 
geschlossen, er  findet  sich  auch  nur  in  freien  Wendungen 
der  gehobenen  spräche,  so  bei  Leisewitz  {dramat.  frag- 
mente)  und  bei  Sonnenberg  weltende  (6)  1, 142. 

die  Vorstellung  einer  durch  Wiederholung  lästig  fallenden 
handlung,  die  Adelung  und  Campe  als  toesentlichen  zug 
unseres  Substantivs  feststellen,  gehört  mehr  dem  zicang- 
losen  Stile  an,  toenn  dieser  das  wort  auf  persönliche  sub- 
jede  bezieht,  vgl.  l,  d  und  2,  b. 

l)  in  den  Verbindungen  des  Substantivs  treten  sich  die 
beiden  bedeutung.tr ichtungen  gegenüber.  bald  wird  die 
reflexäuszerung  des  Schmerzes  {der  angst)  mehr  betont, 
bald  der  geräuschlaut,  der  gegen  andere  abgestuft  ^oird. 
auch  das  lästige  an  dieser  art  von  geräusch  wird  hier, 
verschiedentlich  hervorgehoben. 

o)  die  Zusammenstellung  mit  andern  Substantiven: 

a)  gegen  geschrei  loird  gewinsel  als  die  .schwächere  äusze- 
rung  gekennzeichnet:  das  geschrei  erstirbt  in  gewinsel. 
Grabbe  {bühnenaniveisung  zu  Hannibal  2)  3,  226  Grisebach. 
in  diesen  verbindu7igen  zeigt  sich  deutlich,  dusz  gewinsel  all- 
mählich den  reflexlaut  des  affectes  abstreift  und  zum  aus- 
drucksmittel  für  ein  geräusch  im  allgemeinen  wird :  der  ein 
solches  wildes  thier  wäre,  und  seine  freude  daran  hätte, 
andere  menschen  zu  martern,  ihr  angstgeschrei  und  ge- 
winsel mit  vergnügen  zu  hören.  Wieland  Lucian  {der  erste 
Phalaris)  6,  313;  weil ...  sie  also  mit  gewalt  forlgestoszen, 
viele  auch  niedergestoszen  und  übergefahren  und  zer- 
quetscht werden,  so  fehlt  es  ebenso  wenig  an  geschrei,  ge- 
winsel und  gefluche  als  an  staub  auf  der  bahn.  E.  M.  Arndt 
Schriften  f.  u.  an  seine  l.  Deutschen  3,  425;  vgl.  auch  geisi 
der  zeit  2^,  293 ;  das  ist  ein  gerutsche,  gebrumme,  gepoltre, 
gedusele,  gedudele,  geschreite,  gewinsele  und  ein  ge- 
rumore durch  einander,  dasz  man  nicht  weisz,  wo  man 
zuerst  anfassen  soll.  Immermann  {MimchJiausen  4,  3)  l,  414 
Maync;  kerle,  ich  habe  lange  nicht  so  wie  heute  abend 
des  lebens  nothdurft  mit  solchen  beschwerden  herunter- 
gewürgt als  unter  eurer  katzenjämmerlichen  tafelmusik. 
wüszte  ich  nicht,  dasz  ich  mich,  gott  sei  dank,  auf 
meinen  magen  verlassen  kann,  so  würde  ich  dem  gewinsel 
und  gewusel  wahrhaftig  schon  früher  ein  ende  gemacht 
haben.  Wilh.  Raabe  deutscher  adel  (9)  (1880)  74; 

mit  auskunft,  mit  rechtfertigung  und  gewinsel 
geb'  ich  mich  dann  nicht  aß. 

Hofmannsthal  gerettetes  Venedig  (5)  224. 

ß)  für  den  reflexlaut  des  Schmerzes  ist  die  Verbindung 
gewimmer  und  gewinsel  ,9c7jon  oben  (sp.  5846)  aus  Tieck 
und  RüGKERT  belegt;  ähnlicher  art  sind  auch:  aber  jenen 
traurigen  und  kläglichen  ton,  jenes  romanhafte  gewinsle, 
welches  vor  unsern  äugen  der  abgott  des  frauenzimmers 
und  der  jungen  leute  geworden  ist,  wird  man  ganz  und 
gar  nicht  gewahr  werden.  Lessing  (theatral.  bibl.  l:  be- 
tracht.  über  das  weinerlich  komische)  6^,  18 ;  wenn  es  körper 
gibt,  in  denen  bald  eigentlicher  schall  und  wiederschall 
schläft;  andre,  in  denen  ein  weinendes  ächzen  und  ge- 
winsel schlummert,  andre,  in  die  ein  seufzender  liebes- 
gott  der  Sehnsucht  und  der  klage  eingeschloszen  ist  . . . 
Herder  (krit.  wälder)  i,  9S ;  denn  alle  fluche,  gewinsel 
und  Seufzer,  die  er  auf  sich  lud,  folgen  ihm  nach.  Leise- 
witz (dramat.  fragm. :  die  pfändung)  132  Werner; 

da  brach  er  aus  in  thränen  und  in  eev/insel 
und  erfüllte  mit  anrufungen  gottes  die  insel. 

RtJCKERT  (32.  makame)  11,  464. 

anders  die  dynamische  abstufung  in  folgender  Verbindung : 

geheul!  geheul  aus  hoher  luft, 
gewinsel  kam  aus  tiefer  gruft. 

Bürger  (Lenore)  ged.  179  .Sauer. 

5)  in  der  composition  ist  das  stibstantiv  hauptsächlich 
als  reflexäuszerung  erfaszt,  die  jedoch  durchaus  nicht  auf 
den  schmerz  beschränkt  bleibt  (vgl.  das  freudengewinsel 
des  hundes): 


6105 


GEWINSEL 


GEWINSEL 


6106 


■0  folgt«  acten«!] 
dar  flammenscbrifl  du  wi(>tf«wiiia«J, 
■cballte  das  echo  dar  aiaaiMronuMt«. 

CiiH.  V.  äTULBgiio  Beuiutr  (toerk*  d$rVHUttr  SL 
A.  14S); 
euor  banges  aterbegAwinael  —  euer  ■ohw«rzgewar(tei 
geaicht,  eure  fUrohterlioh  klaffenden  wunden.  Sciullkh 
(rütiber  4,  6)  ü,  16> ; 

wie  im  wacbaalfaaprich  um  «inandar 

Üogana  tAnt',  und  dia  acbatUn  mit  piapandam  Jammarrawioaal. 
VOHH  Uorat  {lal.  1,  8  v.  41)  t,  M  (trUte  rt  acutum); 
nicht  in  aanftar 
Wehmut  stimme,  ao  wie  die  nacbticall  ibr 
aeurzendea  lied  aingt : 
aondern  in  Uutam  wabgewlnaal  wird  «Ja 
weinen. 

Cur.  V.  STOLBiao  Ata»  (tgtrke  dtr  brüdtr  SL 
U.iOi); 
heran  fHhrt  acbnell  der  Irenboad. 
legt  an  doa  acbitT,  baateigl  die  inäel 
But  b&nderingen,  kUggawInael. 

iMMkHMANN  {THtton  u.  ItdtU  t)  19,  tif. 

e)  die  verbindungett  mit  verbis,  »otfeit  »i«  nieht  neutraUr 
arl  tnnd,  krtutztichnen  daa  gerä\*ach:  daa  ial  ein,  waa 
soll  da»  gewiniiol;  ein  gewinsel  kommt,  erreicht,  erachallt, 
ertünt.  schlummert:  ein  gewinsel  erhoben,  anheben,  von 
sich  geben,  Übertönen,  einstellen,  hören,  gewahr  worden. 
charukteristijich  für  die  unuattirliehen  Verbindungen,  in  die 
der  lUteraritiche  gebrauch  das  »ubatantiv  Ober/iUtrt.  »ind 
die  belege atm i>ossEfiii}.-i{ü,  Sciiii.i.kh  und  Lichtknukko: 
das  gowinso!  röchelt;  das  gewinsel  belustigt  oder  gar  tin 
gewinsel  lesen. 

cO  die  iutrftenden  attribute  und  auch  die  Verbindungen 
mit  »ubjectivem  genetiv  bettchrünken  eich  fa»t  gana  at^  den 
rrßexlaut  (doch  vgl. .-  dumpf  gewinsel  Sonnf.nbero  jp.6107). 
die  erntrren  lassen  aber  neben  der  äuaierung  mrklieher 
cmpJinduHg  mehr  noch  jene  verächtliche  nebenbedeutung  tur 
geltung  kommen,  auf  die  Adeli;nu  xmd  Campk  hinxceieen. 

a)      hiedurcb  zum  mitleid  bewogeo,  erbeben  ein  zärtlich 

gewinsel. 
Ewald  v.  Kleist  (JrühUng  v.  «76)  1,  U&  Hauer; 
vgl.  auch  unter  i)a)/i); 

armer  pilger,  ateura  da, 
unter  ausgelOacbten  atemen, 
trAstender  entaagung  xu ! 
kein  versagendes  gewinsel 
sOgr«  deinen  raacben  lauft 

TiBDOB  (e7U»agiing)  8,86  (reim:  inaal); 
in  demuth  eingeschmiaget  tritt 
zum  geisterkOnige  der  pinsel  (Junker  Topae) 
und  lallt,  genaht  im  atutzerscnritt, 
nein  untertnftnigea  gewinael: 
verzeiht,  durcbiaucnt«  majest&t, 
dasz  ihr  mich  armen  Junker  aeht. 

BoiB  (die  el/enburg)  M  Weinhold  $.  866; 

auch  sind  die  verliebten,  die  euch  auf  diese  weise  an- 
boten, gar  nicht  sonderlich  beim  eigentlichen  frauen- 
Zimmer  geachtet;  sie  lesen  das  afTcctirte  gewinsel  wohl, 
Hber  im  herzen  unterscheiden  sie  sehr  richtig.  Lichten- 
iiKHü  4,  236;  such  dir  was  besseres  aus,  was  herzhafteres, 
was  willst  du  mit  dem  schwachköpflgen  gewinsel?  das 
lied  ist  schon  ein  halbes  jähr  alt.  Faul  Hky8k  (Lottka) 
rom.  H.  nov.  II,  8  ».  181;  ihre  Zerknirschung  vor  dem  herrn, 
der  grauenhafte  hochmuth  ihrer  gegncr  zitterten  und 
kreischten  hcrzzerreiszend  in  diesem  unharmonischen 
gewinsel.  Tieck  (aufrtthr  in  den  Cevennen)  26.  168;  vgL 
atirh  das  gellende  gewinsel  der  hunde  («.  8,  a);  wer 
aber  .  .  .  sich  den  sentimentalen  geschniack  durch  da« 
altweibische  gewinsel  eines  nachahmers,  der  allent- 
halben empliudsam  zu  scheinen  arbeitet,  nicht  gerne 
verderben  will.  Gerstenbehu  {über  Jaeobis  teinterreiee) 
rrzf »monen  327 ;  so  sehr  hasz  ich  sie,  wegen  des  unauf- 
hörlichen gewinseis  ihrer  läppischen  alexandrinem.  L.  Ph. 
L  Haiin  Bobert  v.  Hoheneeken  (1778)  vorberieht;  ja  so  tönt, 
bis  zum  ekel  wiederholt,  das  gewinsel  der  Journale. 
IM.MKHMANN  (memorabUien  i)  19,237. 

ß)  Klagt,  lieben  vAgel,  klagt,  weint  blumen,  feld  und  vieh. 
schreit  hirten,  berg  und  tbal,  weil  ihr  der  tod  zu  frUb 
und  mir  zu  langsam  kommt,     mein  baiigsames  (rewinsel 
vermählet  sii-h  mit  euch,     wer  schulTt  mir  kiel  und  pinsel, 
der  meine  schmerzen  malt.     Günther  naehlete  1(M; 

vgl.  auch  klägliches  gewinsel  bei  Adeluno  und  Campe; 
trauriges  gewinsel .  hurlement»  funebret.  Schwan  (1783) 
1,746»; 


aad  dumpf  ia  da«  itntwm 
bohlan  ftBraaMl.  aua  flammanerkelletoM,  MbMib«  «bcnnd, 
rAchalta  acbaarig  gewinMl  aocsb  aaf,  nd  tmm  «M  tOMl 
wirbelt'  karober 

Fmami  V.  SouMBraBBO  XJWMtoa  (f)  1. 1  a.  M; 

gewinsel  d«r  enchlafMiM  edtoehrt  dl«  lOfteo.  F.  U. 
Kli.hukh  SiwtgoHt  QrimU»  (i.t)  M;  4m  (»wiiMMl  dar 
kranken  und  atorbMldMk  BfllW«  {ükmr  rffaftinf  fg— irflrfy) 
8*.  8M:  in  dem  ftwiaad  dar  sartratenen  ood  da«  aiafa** 
gesobrai  dar  ObanHndaadaa.  B.  M.  Ahn  irr  geiat  4$r  mii 

von  dao  Jungm  gewlwaala  dar  DrthlslnwiHssllsa  aawkald. 
•ad  dar  alun  Jamaalem  todtaagabaal,  waaMnwkea  . . . 

VnAKA  V.  Sonnkmbbiu»  das  weUemde  (f)  t.  14t: 

vgl.  auek  (5)l.tii:   folge  mir  d«bin,  wo  dIa 
leichname  morsch  friazt.  und  der  tod 
tafel   hält  —  dahin,   wo  daa  gewinaal  varloTBar 
teufel  belustigt  Sciiti.i.KH  (iVadka  kmutispid  t,l)  S,M: 
lerknirschier  sOnder  gewUual  U,  U)  t.  IM; 

et  achildart  daa 


•r  malt  ihn  balbvarMbft  v«a  griiwsa  ■■tlaw, 
er  Uurht  In  jedaa  baHanaiiM  de*  etaaeL 

Uhlamü  irortumälY,  M^  1.  mMritk  M 


t)  »AoHdieNaktrigmttüriäskmUmmdaimidkmnkaU»- 
punkte  für  in»  auijtei  dtr  vtrhedAäH^uU  mrftbm.  «arraya 
twisa  wainw  pmrmntm  di*  Mlgtr,  dm  di$  btteft  mttt  froim 
eintr  /mMgeritn  au$dmek9wiis$  mUnummtm  mmrm. 

m)  im  »wangloaer  »frmitke  iti da» tuitUmtiv  ntnif$imlm 
in  benehung  tum  kund«  fmtM.  Mmrfkr  ttdli  Mtdk  di$ 
litterahtr  wtdkr  und  mAr  öeUg«: 

o)  nor  mit  Odraaaaa  saha  ria  die  baad'.  aad  aia  keiMaa  gar 


nein,  mit  gewinael  (tirvtii^fv)  eatloha  aia  sar 

aaita  daa  hoia 


VosM  Odif$$ee  1«,  168  (anaoate  ta»  ITM; 
in  der  ron  17SI:  wlaaelad); 

e&enao  über»,  de»  Aristophatu»  (teetpen  WO)  1,886: 

griUslich ,  o  kind ,  waoa  aaeht  var  aacht ,  bei  dar  haada 

gewleaal. 
aicb  daia  Wenaal  wie  raach  ana  der  erd'  aafMblal  od 

webklagt  (ßdifUem)t,Ui 
and  oatar  nllandam  gewinael 
achleadart  tnn  fam  aaf  eiita  inaal ; 
dasz  seine  bände  staaamd  ataha, 
die  platzlich  aicb  varlaaaan  si^'n. 

Friiur.  RCckbrt  <to  pfrtrtaOa  vtm  dm  Mrselkea, 

wohl  strebte  das  unthier  (der  kund)  noch  mit  gewinsel 
zu  mir  auf.  Tu.  Stohm  (Renate)  5.  ll;  er  (der  hund)  hatte 
sich  . . .  durch  einen  sprung  zum  fenster  hinaus  befreit 
und  kam  nun  mit  hellem  gewinsel  auf  den  Jüngling  zu- 
gesprungen. Paul  Hkysb  ital.  nov.  t:  Annina;  plötzlich 
aber  sprang  er  (der  hund)  . . .  auf  . . .  freilich  nur.  um  . . . 
ein  paar  töne,  die  halb  geblaff  und  halb  gewinsel  waren, 
laut  werden  zu  lassen.  Fontane  Cicile  eap.  ii;  Unca«  tog 
es  aber  vor.  nebenherzutrotten  . . .  und  dann  Ruth,  anter 
gcbicff  und  frendengewinsel  an  sich  Torbeipaasiacan  so 
lassen,  quitt  eap.  88. 

/f)  andere  bexiekungen  muf  die  tkieneeli  eind  §tuu  v»r- 
eintelt  und  sind  anthropomorphisek  tu  erklären,  »»  di» 
beziehung  attf  die  naehtigaü,  vgl.  Ewald  v.  Kleist  frUk- 
ling  V.  876  (».  o.) ;  vgl.  .- 

aufs  neu  erhebt  (die  fMuACtooO)  daa  giaaft»  aad 

von  ihrem  gurgelnden  gawtaaal  (lato  up  apaAi  Ai 

tau«  tiratn  ^  wUMm»  wm). 
Baocxn  noai««««  JaAr«iM*m  «1  (/HiMliv  wnfy. 
V)  wai  den  ergebni»»»m  mt»  dtm  a«r*«rfaisiidiii  »Hmmit 
auch  iiberein.  dasi  dm,  w  gawinaal  ti»  dar  «i'n^adU»  dar- 
»teUungsform  at^f  wi»n»ekem  betofftm  iat,  «im»  vträektliek» 
nebenbedetUting  sichtbar  *eird,  vgl.  i.d:  kein  gewinael !  kein 
kopfhtngen.  J.  L.Huiikh  daa  lotto  s.'O;  verzagter!  nun 
so  geh,  stell  dein  gewinsel  ein  t  niemand  beklage  mich. 
J.  M.  Hokfmann  die  Corten  a.  78;  'wenn  du  den  kämpf 
s&hest,  der  ihr  larte«  herx  zerreiszt'  no  waa  iat  dann  nun? 
was  soll  denn  allaa  fawinsel?  Klinoer  {dm»  laUamd«  waib 
4. 1).  a.  Lenz  gaa.  aekri/hn  i,  i»4  TVcdk  (dcek  vfL  matek:  aa 
kostete  meinem  herzen  kämpf,  bei  diaaaa  gaWünal  atand- 
haft  zu  bleiben.  C.  Fa.  Baiihdt  l?];r>cA.«eMia»Meiw8,i9»); 
sein  spiel  war  unleidlich,  frostig,  wie  Lampen«  liebhaber- 
gewinsel.  J.  F.  SciiOtzb  Hambwyar  tkamtirpetek.  478;  als 
▼om  ofen  her  . . .  nun  plötzlich  ein  dumpfes,  ingstliches 
stöhnen  wie  das  röcheln  eines  erstickenden  erscholL  . . . 

383» 


6107 


GEWINST  -  GEWIPFEL 


GE  WIPFELT  -  GE  WIRBEL 


6108 


'helft  dem  barschen  auf  seine  stube',  sagte  er,  'und 
macht  fort!  ich  bin  des  gewinseis  satt  und  will  ruhe 
haben!'  Fkiedr.  Halm  (die  Marzipanliese)  4,  23  Schlossar; 
und  kriegt  man  einen  schuft  beim  kragen,  so  hebt  er 
ein  solches  gewinsel  an,  dasz  man  ihn  nur  schnell  wieder 
musz  laufen  lassen,  wenn  man  nicht  als  ein  Wucherer 
und  Unmensch  will  verschrien  werden.  Gottfh.  Keller 
(fähnlein  der  sieben  aufrechten)   6,  284.    dazu   vgl.   auch : 

der  Haydn  ist  doch  gar  zu  alt, 

was  soll  uns  solch  gewinsel? 

wir  malen  auch,  wie  er  gemalt, 

nur  mit  dem  groben  pinsel. 

Grillparzer  (ehor  der  Wiener  musiker  beim 
Berlioz-fest)  2»,  196; 

und  beschlossen  die  genüsse  des  tages;  indem  wir  auf 
der  Esbekieh  dem  gewinsel  der  türkischen  musik  zu- 
hörten und  dabei  in  lauwarmer  limonade  schwelgten. 
WiLH.  Heine  eine  weitreise  um  die  nördl.  hemisphäre  I,  70. 
c)  die  heziehung  auf  ein  nicht  näher  bestimmtes  subject 
gibt  dem  Substantiv  den  Charakter  eines  vertcorrenen  ge- 
räusches  : 

a)  wasz  da  deixl  ist  das  für  a  vawirts  gwoiszl,  i  kan 
da  nit  draus  dakemma  was  dessz  weesen  sein  soll.  bair. 
schausp.  vom  prinzen  v.  Arcadien  (l,  l)  (l70l) ,  s.  Bayerns 
mundarten  1,  133;  {Ouelfo:)  warum  stört  ihr  mich  in 
meinem  schlafe?  was  schreit  ihr,  die  bände  gehoben,  zum 
rächer?  was  erschallt  gewinsel  durchs  haus,  und  zerreiszt 
meine  seele?  Klinger  (zioillinge  5)  1,79; 

und  herabfuhr  ein  flammensturm  auf  die  fürstin  der  städte, 
wirbelte  gräszlich  mit  sodomitisthem  jammergeheule 
über  die  stolze,  und  staub  der  veraschten  wölkte  gen  himmel. 
dumpf  gewinsel  röchelte  noch  in  der  wetterflamme, 
eh  sie  versank, 

Franz  v.  Sonnenberg  das  weltende  (2)  1,  32; 

vgi,.  auch  (6)1,143  (völkergewinsel) ; 

Gertrude  floh  durch  busch  und  dorn; 

gewinsel  aus  der  hole 

erreicht  sie  hier;  .  .  . 

...  als  sie  herab  zur  grotte  sprang, 

lag  Fritz  von  Wülferode 

zerschmettert  auf  der  erd',  und  rang 

zähnknirschend  mit  dem  tode. 

GÖCKINGK  ged.  3  (1782),  141. 
ß)   dazu  vgl.  die  Übertragung: 

töne,  töne  denn,  mein  banger  sterbgesang, 

der  winde  gewinsel  im  todtenkranze, 

dem  rauschenden  wilden  grase 

auf  zerfallnen  heldengräbern  gleich. 

Schubart  Friedrichs  tod; 
GEWINST,  s.  gewinnst. 

GEWINTERN ,  verb. ,  verstärkte  form  zum,  persönlichen 
gebrauch  von  wintern  {s.d.,  vgl.  Lexer  3,917),  früh  be 
legt,  aber  naturgemäsz  litterarisch  nur  vereinzelt  bezeugt: 
hiemare,  kewinterren  glossen  zu  Tit.  3, 12  Steinmeyer- 
Sievers  1,  779  (ze  wintern  cod.  Tepl.  den  winter  zu  bleiben 
Luther);  ouch  sol  man  wissen,  das  man  in  disem  hof  was 
der  man  gewintren  mag  uff  dem  sinen,  das  sol  er  ouch  ane 
geuerde  sumren,  und  ouch  nüt  me.  hofrecht  zu  Meggen 
{Lucern)  (u.jahrh.  mitte)  bei  Grimm  weisth.  l,  166;  alls  vil 
alls  er  uff  dem  sinen  . .  .  gewintern  mag  (MerlischlMchen 

16.  jahrh.).  4,  362  {vgl.  winteren  4,  761  u.  a.) ;  es  sol  auch 
chain  nachgepaur  den  andern  überziehen  mit  vich  auf 
der  waide,  die  si  geleich  mit  ainander  verzinsen  müessen, 
an  alain  waz  vich  er  gewintern  mag.  {lantgesetzt  von 
Sterzing)   österr.  weisth.  5,435;    ebenso    {Windisch ■  Matrd 

17.  jahrh)  1,  310. 

das  particip  gewintert  {hiematus  Maaler  179";  Kilian 
147»;  Henisch  1602)  gehört  wol  zu  wintern,  im  litterarischen 
gebrauch  strebt  es  auch  einer  anderen  bedeutungsrichfung  zu: 
wenn  alles  uberschneit 
und  zu  gewintert  ist,  so  kompt  der  frilling  wieder. 

Opitz  (poet.  wälder  4)  opera  2,  286. 

für  den  bedeutungsivandel ,  der  sich  im  angelsächsischen 
entioickelte  (gewintred,  füll  aged  Bosworth-Toller  468"), 
liegen  deutsche  Zeugnisse  nicht  vor. 

GEWIPFEL,  n. ,  collectivbildung  zu  wipfel  (».  d.),  am 
frühesten  in  dem  von  Bürger  gebrauchten  compositum 
felsengewipfcl  {vgl.  theil  3  sp.  1507)  beobachtet,  in  dem  sich 
die  bedeutung  verallgemeinert  und  übertragen  zeigt  und 
von  gipfel  (s.  d.)  beeinfluszt  ist.  neuerdings  ist  gewipfel 
Otts  der  spräche  Roseggers  wieder  nahe  gebracht  worden, 
wo  sich  die  v,r sprünglichere  engere  bedeutung  von  wipfel 
(baumwipfel,   die  im  winde  sich  bewegende  kröne)  voll 


zur  geltung  bringt:  wenn  der  auerhahn  im  dunkeln  ge- 
wipfel der  alten  tannen  balzte.  F.  Rosegger  Wildlinge^ aa; 
allerlei  fröhliche  vögel  werden  das  gewipfel  beleben,  wald- 
heimat,  vorio.;  die  lüfte  mit  ihrem  weichen  säuseln  im 
gewipfel  und  ihrem  brausen  in  den  stammen  ...  sie 
haben  die  spräche  des  Weltgerichts,  tvildlinge^  5;  vorüber 
an  zwei  besonders  auffallenden,  stattlichen  lärchen,  die 
ihre  krönen  hoch  über  alles  andere  gewipfel  gegen  himmel 
erheben,  mein  tceltleben  130;  der  mond  sank  gegen  das 
gewipfel  der  bäume  hin.  der  gottsucher  cap.  27 ;  und  schaut 
ins  schneeschwere  gewipfel  auf.  tvüdlinge'-'  303. 

auch  der  pluralgebrauch  ist  hier  wie  bei  anderen  collectiv- 
bildungen  angebahnt:  dieser  streifen  ist  mein  verknorpelter 
kruswald.  er  hat  ganz  niederes  bestände,  aus  dem  viele 
dürre  wipfelspitzen  aufragen.  . . .  auch  im  winde  bleiben 
diese   gewipfel   starr  und  regen  sich  kaum,   tmldlinge^  3. 

GE  WIPFELT,  participiales  adjectiv,  in  der  Zusammen- 
setzung hochgewipfelt  bei  Voss  viel  beobachtet: 

dann  umstanden  sie  Jen'  und  fleheten  laut  zu  den  göttern, 
zartes  gesprosz  abpflückend  der  hochgewipfelten  eiche. 

Odyssee  12,  357  {Sqvös  vxpixduoto); 

ebenso  9,186;  19,297;  des^rü.  13, 196  (hochgewipfelte  bäume) 
xmd  Ovid  l,  207  (hochgewipfelter  maulbeer,  ardua  manus); 
dazu  vgl.  gwipp'lt,  mit  einem  wipfel  versehen,  aufgehäuft. 
Lexer  kämt.  wb.  258. 

GEWIPP,  n.,  oberdeutsche  nebenform  zu  gewebe  (s.  d.; 
vgl.  althochd.  giweppi  sp.  5378) :  dieses  hat  erfahren  An- 
tonius Tortamanus  von  Montemuro  . . .  der  gienge  aus, 
gewipp  oder  leinen  tuch  in  Jerandina  einzuhandlen.  Fr. 
Cagcia  lebensthat  des  heil.  Antonii  176;  vgl.  auch  Unger- 
Khui.l  290''.     vgl.  das  geläufigere  gewüpp,  gewüppe. 

GEWIPPE,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  wippen  {s.d.):  das 
gewippe  Campe  2,365^;  gewippe,  das  schnelle  auf  und 
niederbewegen  eines  körpers,  das  schaukeln  auf  den  knien. 
ScHAMRACH  wb.  d.  nicdcrd.  mda.  63;  gewippe,  gewipp  . . . 
gehüpfe.  TEN  Doornkaat  Koolman  wb.  d.  osffries. s^n-ache 

1,  625";     und  eine  pfauenfeder  statt  der  hippe, 

schlank,  lang  und  schwank  wie  eine  gerte,  hält 
er  überm  köpf  mit  winkendem  gewippe. 

Detl.  V.  LiLiENCRON  (Poggfred)  12,  153. 

die  Sachbedeutung,  die  in  der  Kölner  mundart  entgegentritt 
(gewipp,  hängekorb  unterm  lastwagen.  Hoenig  65**)  ist 
im  Zusammenhang  mit  der  participialform  {s.  gewippt)  zu 
erklären. 

GEWIPPT,  participiales  adjectiv  zu  wippen. 

1)  in  sinnlicher  bedeutung:  geprellt  (gewippt)  Comenius 
orbis  pictus  259;  gewipt,  estrapade  Schv^^an  (1783)1,746'*; 
gewipp,  hingeworfen,  geschleudert.  Hoenig  wb.  d.  Kölner 
mda.  65'»;  der  sal  is  jerammelte  vuU,  dafür  auch  jerappelte, 
jestoppte  ...  jedrickte,  jewippte,  auch  jestorrende,  je- 
wickte.  Jeght  wb.  d.  Mansfelder  mda.  41;  der  topp  iss 
jeschwipperte,  vull  zum  überlaufen,  auch  jewipperte, 
jeschwapperte.  41''. 

2)  übertragen  s.  unter  gewift  sp.  5799. 

GEWIRBEL,  n.,  ur.sprünglich  tvol  masc.  und  als  ver- 
stärkte form  zu  Wirbel  (s.  d.)  gehörig:  als  wann  sie  aus 
dem  abgrund  des  Verderbens  und  tiefem  gewürbl  der  Ver- 
zweiflung .  .  .  herfür  gestossen  würdten.  F.  Sigl  gesch.  d. 
Münchener  geiszeln  (1632)  175  Stöger.  zu  dem  Substantiv 
Wirbel  stimmt  auch  die  Vorliebe,  mit  der  gewirbel  die  ver- 
loorrenheit  der  bewegungen  auf  das  akustische  gebiet  über- 
trägt: wie  es  heute  stürmt,  lärmt,  schneit,  als  ob  der 
himmel  in  lauter  schnee,  in  brüllendem  gewirbel  auf 
erden  herunter  brausen  wollte.  Bräker  der  arme  mann 
im  Tockenburg  248  Büloic;  vgl.  wirvil,  turbo  Graff  4, 1238; 
vortex,  Wirbel  im  wasser  Lexer  3,  925;  die  wind  varnt 
in  ainer  werbein  weise,   ebenda. 

frühzeitig  ist  jedoch  für  die  erklärung  der  Zusammen- 
hang mit  wirbeln  {s.  d.)  Tnaszgebend  geworden,  dem  ent- 
sprechend gewirbel  als  neutrum  tmd  als  Verbalsubstantiv 
in  die  neuere  Schriftsprache  übertrat:  gewirbel  .  .  .  das 
wirbeln,  besonders  ein  anhaltendes,  wiederholtes  wirbeln 
.  . .  etwas  das  sich  wirbelt,  eine  wirbelnde  menge.  Campe 

2,  365''. 

l)  das  Substantiv  kennzeichnet  die  betoegung;  die  bild- 
ivirkung  wird  hervorgehoben: 

a)  wo  aus  sprudelnden  quellen  der  ström  mit  tiefem  gewirbel, 
Acheron ,   trächtig  von  gold ,   hinstürzt  durch  schaudrichte 
gegend.    Voss  Hesiod  333  (ftrjeus  1130) ; 


6109 


GEWIRBEL 


GEWIRBELT— GEWIRBIG 


61t0 


um  und  am 
(ewirb«l,  nandbank,  rilTl 

Immbhmann  (tUe  ßofaren  S,  6)  Ift,  115; 
unter  dUntem  orkanenfcwirbeln  und  flammaadan  watUrn 
atrOmt',  in  wildoro  (ewUl,  dea  abfninda  haar  n  dan  tboraa. 

Kh.  V.  äoNNKKRifto  JMmtttoa  161 ; 
mäuhtiga  drilnKten  aicb  vor  durcba  fadrfcnc,  und  dampf  am 

ilie  p fortan 
rollt'  ea  aich  Jetzt  in  dunliloni  rewlrbal,  daa  dunlile  (awirbal 
flutet'  beran,  und  ebb'te  zurttclt.  14A: 

und  «vi«  der  wind  den  Laufen  der  trockenen  apraa  mit  f*- 

Wirbel 
oftmal  errrpt',  und  umber  aie  saralrtMU. 

VoNa  OdijBtee  6,  868  (1708  gtpm  Im  wirbal  1781); 
du  la^at  Im  gtwtrbal  daa  aUabaa, 
groai  auf  froacam  bexirk,  dar  waftakand«  Tarfäaaawd. 

a4,  US  (au»uab«  von  1708  gntm  ia  4ar  «elka  tfaa 
alaubaa  1781); 
acbwanf  er  die  geiazel  erklatacbenden  achwnnp  and  aa  fahr 

im  r^l'^PP  for^t 
achnull  wie  derpfeil,  durch  c«wirM  daa  atauba  daa  raactteda 

wlflala. 
Bauoisin  Parthaat»  t,  488; 

vjff.  MUidgewirbel  Sciiack  näehte  dtw  oritnta  8;  der  general 
■ah,  fast  träumerisch  atuinm,  auf  das  weiaze  gewirbel. 
W.  Ai.KXiK  Jatgrimm  (>,«)  s.  W.  vgl.  RchnMgewirboi  ebenda 
«,  Uli;  imtiier  dicker  und  immer  dichter  kamen  die  flAck- 
lein  hcrtib  .  . .  ging  achon  ein  ordentlichea  gewirbel  loa 
zwischen  hinimel  und  erde.  H.Soiiniiky  tm grünen  ilr/<«*46. 
If)  unten  um  apringenden  weinbom  IftulU  im  gewirbel  haraa 

iixt. 
atUrzt  ea  aich,  wilzat  aich  bant  durcheinander  von  weibers 

und  kindem. 
Fr.  V.  SoNNBNBiRO  Donotoo  1,  V,  4W;  ähtä.  810; 
■auazlen  die  atfirm'  in  dia  naohtnmaobleierten  fahnen  dar 

flOgel. 
jagten  and  warfen  tn  wilde  gewirbel  die  flammen  der  atreit- 

beim' 
und  vennaogten  die  donnerwolken  dea  bimmela  mit  ihnen. 

114; 
vgl.  auch  flammcngowirbcl  2,8,78  u.a.; 

aldo  badeten  «in,  Htillhnltcnd  herab  in  die  wanne 

alle  die  niedlichen  fÜKze  (cupaart,  weil  jede  den  atrohhat 

abwarf,  hebend  den  kämm,  den  gebogenen,  welcher,  den 

flecntm 
eingezahnt,  aufhielt  der  ambrosischen  locken  gewirbel. 

Baoubsin  Patihtnait  6, 104; 

über  sein   schlaues  gesiebt  flog  ein   schatten  und  eine 
innere  nnruhe  wurde  ans  dem  lebhaften  geMrirbel  sicht- 
bar, womit  er  seine  freude  über  das  wiedersehen  auszu- 
drücken suchte.  G.  Fhkytao  (aoll  u.  habm)  6,881.' 
S)  die  htrauaarheihtng  akuatiacher  tnrkungen: 
aiebe,  da  rieaelte  still  ein  w&aaerchen  ohne  gewirbel. 

Vos.s  Ovid  (Cere*  «47); 
ha,  und  itzt  sfhieuderten  all'  orkan  herauf  von  dem  nordpol, 
fürchterlich  brüllt'  ea  In  Irausem  gewirbel  daher,  ond  die 

wogen 
brausten  mit  wnt  an  die  himmel. 

Fa.  V.  SoNNBNHEao  Domatf  8, 1, 146; 

vgl.  in  heulendem  sturmgewirbol  2,1,100; 

und ,  wie  brauaende  meergewirbel  von  diachengebeul  voll, 
rollten  die  kriegeewagen  daher  durchs  wUstc  der  graun- 

achlacht.     8,1.119; 

heulte  wie  orkangewirbel  gedickte  76  Qrttber. 

das  gewirbel  der  lerche.  Campe  m.  a.  (tn/l.  lerchen- 
Wirbel  theilB,  gp.  768);  den  vogel  (die  lerche)  fanden  ihre 
äugen  nicht  . . .  aber  ...  sie  freute  sich  des  sanften  ge- 
wirbeis. A.  V.  Enueues  aus  dem  leben  (fela  tum  meer  1888 
*.  113»); 

der  mond  blinkt  heller,  goldner  und  goldner  malt 
sich  jede  wolko,  die  niolodisch 
in  das  gpwirbel  der  harfc  murmelt. 

HÖLTY  {der  bund)  66  Halm; 
das  göttliche,  riefs  im  gewirbel  der  stimmen, 
ist  der  erde  geworden  zum  spiel. 

Fr.  V.  SONNBNBERO  Dimotoa  l,  1,66; 

und  sowie  ich  den  faden  des  gesctzes  im  tönegewirbel 
verliere,  stellt  sich  das  äuge  ein,  und  ich  denke  nichts 
als :  was  haben  denn  die  kerle,  dasz  sie  so  reiben,  zwicken, 
kratzen  .  . .  Fi«.  Tu.  Visojieh  auch  eiiier  410;  dabei  weinte 
sie,  setzte  sich  aber  im  folgenden  augenblick  an  den 
fliigel,  um  sich  in  ein  gewirbel  der  gellendsten  arien  la 
verlieren.  W.  Raaoe  hungetyaator  3,  cap.iO; 

red'  ist  der  Wohlklang,  rede  das  silbenmaas: 
allein  des  reinies  schmetternder  t  rem  nie  lach  lag, 
was  der?   was  sagt  uns  sein  gewirbel, 
lärmend  und  liimiend  mit  gleicbgetOne? 

Kloi'm  ocK  (an  /  H.  Vota)  6,  dt»  Boxberger; 


o  weleb  ■|>ektakel  und  kreuz-lamento  wird  in  onaere  za- 
gehangenen  seilen  einkehren  I  mit  trompeten  und  pauken 
gewirbel.  o  Jammer  und  elend  l  als  ich  in  dienst  trat, 
dürft«  ioh  kdo«  flflU  mäbr  tiama.  Tibck  (der  geUkHe) 
88,  89:  and  dann  aduMitMtM  dl«  Ironpatoa  ia  d«r  trom 
mein  gewirbeL  R.  L.  v.  Woltmaiih  §mA.  dm  ^outfal 
früdmu  8, 180;  da«  f«wirbel  der  tvoOMML  Camps  «  « 
«Anw«  HiLl>EnT8.l.4il*;  tkmadtrtmmiki  dMf8«üfc«lder 


wag  das  gewirbelte  rad  («fer  «mm«). 

amümm  1.8.47»; 


wag onrtder.  tke  tMrIiwf  9f  A 

GEWIRBELT.  fmfüi^Mm  a^fmlh  m  «Matal  {ß.  d.) 
mit  Uitnm  tmd  jUngutm  btdmtHmmritkhingm: 

I)  di*  iUmttn  htUft  Uutm tim  itJtukanf  dm  tm  huwu  mar 
geltung  kommtmt,  di»  mm  tßwbM  nidU  m  hmbmtktmiti.iml 
mUrmnwMMi:»it$iäUmmi^di$§Mmmm/^nm,dkämmftm 
ftand  durch  dia  httetfiamg  (dm  drtktmä)  mrkdU:  «mrmmmÜ: 
gewirblite  gestalt  wi«  tinmr  bll«B  mdMk  atgupHM,  Cmo 
LiNUR-FiuMiu«  874*:  ebemm  DA«in>ODit;«  Mm  8^  (§•■ 
würblele  gestalt):  Fniaiu«  1888*:  Maalrr  17«*:  Könia 
1808*:  Drntzlbr  888':  etwas  g«wirbl«t«  CHOUNua-Fni- 
•IU8  874*:  Fmaiu«  1888*:  dmm  tfCr  spitsig  xA  gewirblet, 
das  dem  spitz  nach  gadt,  titrbimmtta.  Maaler  179*:  ge 
wirbelt,  turbinatu*  bei  Kinacii,  Mattiiiab,  Stciiibacm. 
Hbdkhich;  gewirbelt,  Umrmold  RoNDRAt;  8.  Un8*:  «teiiso 
Schwan  (1788)  1,74«*:  dieser  sehneok  wirt  ziemlieh  gron. 
ist  gewirbelt  mitten  wie  ein  nab«l  . . .  (der  mmdere)  Ist 
etwas  lenglecbter  mit  tM  krflaun«a  fawirbalt  Foiibr 
JUehbueh  (1688)  140*:  d»m  9gL  mm»  Jümgulm'  mti:  aad  der 
in  zwei  gewirbelten  spitzen  aoslaofend«  sebwart«  tehnarr- 
hart  wirkte  nicht  nur  gefllrbt,  was  er  natfirlich  war. 
sondern  zugleich  aaob  wie  angeklebt  Fontamb  /rau 
Jenny  Treibet  eap.  8. 

8)  die  jüngeren  bdege  bringen  mleke  bedeutunffen  nur 
geltung.  die  da»  rerftiM»  mfU  gewirbel  theilt: 

a)     binstolperts  von  MebeBdea,  raiaxt  wie  im  ahumwiad 
aber  aie  wai. 

ra.  V.  SoNNBiinaaa 
wir'  ich  Terdammt,  nmaonat  dir 
gewirbelt  von  des  wankelmathea  atrom. 

A.  W.  ScHLioBL  {entaagmmg  u.  treme)  i,  81  Bddthtg; 

sie  geben  mir  das  leben  wieder  —  nein,  nicht  mein  alte«, 
armseliges,  von  zweifeln  hin  und  her  gewirbeltes  —  ein 
neues,  selbstgewisses,  herrliches  —  ond  ich  fühle,  sie 
haben  recht!  Paui.  Hkyse  bttek  der /reundseha/t ■  David 
u.  Jonathan; 

von  der  leidenschaflen  wath. 

wie  von  der  Windsbraut  gewtrlwlt, 

verkannt'  ich  oft  den  freoad,  der  asiMB  aür  slaad, 

and  die  rechte  mir  bot. 

C.  D.  ScHUBAar  denkmal  tn  WH^e^/i  AaBs; 

nun  flogen  die  gelben  blitter  windgewirbelt  am  ihre  fltan. 
W.  Jbnskn  Pfeifer  v.  Dueenbaek: 

die  (Quellen  .    .  stOraten  mit  einmal  *irh  tarmhocil. 


praaaelte 

aprengt  die  wtltende  jagd   im  gewfilk' 


acbaSt  dann  trockenea  bolz  voo  aapalathoe.  eder  ««■  sleeh- 

Mra. 
brombeera.  oder  im  winde  rewirbeltee  rsisig  dar  waMMiB. 
yAert.  dea  TVaMt  (MyB<  84, »»); 
b)  mit  freodlc  saeledlBcii  gewirbeltem  lied 

begrttasea  erwaehaBde  welMn  die  »onne. 

ScHttxaa  (wteegtufudtti*.  rpater  'dcrßiddUnan 
1,304; 

QEWIBBIG.  adj..  mUmmnni»ehe  form  von  gewerbig.  »fL 
»p.  6668.  au  den  dort  gebuchten  belegen  aind  noch  naehau- 
tragen:  _,„»  niilt  und  gevalUg  gar. 

I^lich  and  gewirbif  ■aaiai  var 
wag  dirre  gaot  man  aOewege. 
mit  Ttl  raiaea  liartaan  ptige. 

WALTnaa  v.  Rhbikad  MmHttd»b»m  41,  U 
Kelter  ».  38*; 

si  tet  als  da  gewirbigu  binlü,  dA  da;  sAss  bong  oss  den 
menigTaltigen  blAmen  in  tragent.  Hrinr.  Seusb  (leben 
eap.  SS)  96  Bihlmejfer;  aber  so  ich  es  reht  an  sihe,  so  spar 
ich  mit  frMen  din  grossen  wizze  in  der  sach,  daj  du 


and  in  dem  Kall  zerstiebend  sa  acbaam.  and  vom 

atrale 

angefunkelt,  wie  goldener  rsno,  vea  HUtaa  gewirbelt, 
tlber  atldte  hinweg.     Fa.  v.  SONKBMaaao  He—Ioa  1. 1. 888; 
achnell  ward  dOeter  die  laR,  und  gewiibeHsr  ragea  aalt  daoaar 
Voss  JdyOen:  dte  hmmtd  18; 
hoch  Ober  die  aaueeodea  wipfil 

aad  d«wMige>  den 
BOfdstana, 
dass  von  giebel  ond  baam  mich  gewirbella  locken  < 


6111 


GEWIRBLICH— GEWIRK 


GEWIRK 


6112 


als  gewirbig  bist  mit  fragen.  99.  dazu  vgl.  auch  gewirwech, 
gelenkig  wb.  d.  Luxemburger  mda.  145*. 

GEWIRBLICH,  adj.,  nebenform  zu  gewerblich,  vgl. 
sp.  5601  jf. :  bis  sie  kamen  in  die  gewirblich  statt  Antorff. 
Jörg  Wickram  {knabenspiegel  cap.  9)  2,  31  Bolte. 

GEWIRDIGEN,  s.  gewürdigen. 

GEWIRK,  GEWIRKE,  n.,  schriftsprachliche  form  für 
das  ältere  gewürk,  gewürke,  gewürche  {vgl.  gewerk  sp.  5634; 
zu  der  büdung  mit  dem  i-sufßx  vgl.  gewürcht,  gewürchte) 
und  neuerdings  ganz  als  Verbalsubstantiv  zu  wirken, 
würken  (s.  d.)  empfundeii  und  gebraucht,  in  diesem  an- 
schlusz  an  das  verbum  wirken  und  unter  dem  einflusz  des 
nahe  verwandten  werk,  mit  dem  unser  stibst.  imm^r  rvieder 
in  Verbindung  gesetzt  wird,  ist  auch  die  entrundung  des 
vocals  gefördert,  sie  ist  mitteldeutsch  zuerst  belegt,  so 
bei  RoTHE  und  später  im  Malagis,  und  ist  bei  Luther 
durchgeführt,  bei  Wigkram  und  Schaidenreisser 
neben  ü  bezeugt;  andererseits  bevorzugen  spätere  mittel- 
und  norddeutsche  denkmäler  wie  Gryphius,  Edelmann, 
Rist  wieder  ü  (das  letzte  bei  Grüwel  1761).  die  loörter- 
bücher  nehmen  seit  Henisch  von  unserer  bildung  notiz 
{die  vocabularien  beschränken  sich  auf  die  form  mit  dem 
i-suffix)  tmd  zeigen  übereinstimmend  entrundeten  vocal 
{nur  bei  Prasghius  ü  neben  i).  die  apokope  setzt  natürlich 
oberdeutsch  ein  {zu  gewirk  im  Malagis  vgl.  sp.  5634) ,  bei 
Fisghart  (gewirck),  Schaidenreisser  {neben  gewirke), 
dringt  aber  in  den  Wörterbüchern  rasch  durch,  mir  das 
teutsch- engl.  wb.  und  Frisch  buclien  auch  die  form  ge- 
wirke, die  in  mittel-  und  norddeutschen  quellen  bis  auf 
Lessing  {auch  bei  Voss  noch  gewirk')  vormegt.  die 
aspirata  des  gutturals ,  die  an  der  nebenform  gewürcht 
ihre  stütze  findet,  ist  fast  nur  nach  gerundetem  vocal  belegt: 
gewürch  bayr.  landordnung  t).  1553  bei  Sghmeller;  ge- 
würche und  gewirche  Hohberg;  gewürche  Becher,  beide 
für  das  zellenwerk  im  bienenstock ;   ebenso  Campe  2,  365''. 

im  neuhochdeutschen  gebrauch  hat  die  sachbedeutung  die 
älteren  allgemeineren  beziehungen  (z.  b.  auf  das  bauwerk) 
ganz  abgestreift,  sie  beschränkt  sich  auf  die  beiden  be- 
deutungsrichtungen :  die  parallele  m,it  gewebe  einerseits 
und  das  zellenwerk  im  bienenstock  andererseits,  hieraus 
ericäelist  ein  regerer  pluralgebrauch  als  die  angaben  der 
Wörterbücher  erwarten  lassen:  mit  schwarzen  gewürcken 
Rauwolf  51;  ähnlich  239;  219;  37;  seine  kostbaren  gewirke 
C.F.Meyer;  bienengewirk'  {sind  dort)  Voss. 

in  der  parallele  mit  gewebe  vnrd  an  gewirk  die  function 
eines  nomen  actionis  entivickelt,  doch  entsprechen  die  litte- 
rarischen belege  nicht  ganz  dem  getcicht,  das  die  Wörter- 
bücher dieser  bedetttungsfärbung  beimessen,  dagegen  ist  der 
allgemeinste  begriff,  den  das  verbum  wirken  zur  geltung 
bringt,  mit  dieser  function  schon  in  der  ältesten  prosa  ver- 
treten, in  entsprecliend  späteren  belegen  ist  diese  bedeu- 
tung  nicht  immer  sicher  gegen  Übertragungen  aus  dem 
begriffe  eines  ßechtiverkes  abzugrenzen. 

1)  der  allgemeine  begriff:  gewirk  als  nomen  actionis  zu 
wirken:  das  würcken  und  dg  werden  das  ist  ein.  so 
der  zimmerman  nit  würcket,  so  würckt  auch  das  hausz 
nit,  da  die  bartt  oder  axt  lät,  da  lät  auch  das  gewerden, 
got  und  ich  wir  seind  ein  in  disem  gewürcke,  er  würcket, 
und  ich  gewürde.  Tauler  predigten  (l521:  auf  aller  hl. 
abend)  305^;  der  vater  ist  dag  anegenge,  der  sun  dag  mittel, 
der  heilige  geist  dag  zil  des  götelichen  flügges,  wan  dag 
oberste  guot  mac  niht  an  stete  gestän  also,  eg  enteile 
sich  und  erbiete  sich  ze  niegende  unde  ze  würkende  dag 
beste,  und  wan  enkein  crßatüre  begrifenlich  bevähic  ist 
genzliche  des  nutzes  unde  des  gewürkes,  dag  diu  oberste 
mäht  unde  güete  unde  wisheit  ist  unde  bringen  mac. 
David  v.  Augsburg  Pfeiffer,  z.f  d.  a.  9,50;  vgl.  auch  die 
belege  auf  sp.  5634: 

so  wird  die  weit  ein  punct  genennt 

gen  himmelischen  fürmament. 

auch  wont  der  mensch  mit  seim  gewirck 

den  klainsten  thail  inn  solchem  zirck. 

ScHWARZENBERG  trostsj^rucfi  uw,  abgestorbene 

freunde  (2.  bearb.)  «.  55  Scheel;  {teutsch  Cicero 

159»;  gewürck); 

denn  die  sternen  sind  selber  stumm,  und  haben  keine 
erkäntnüsz  noch  fühlung,  allein  ihr  sämbtlich  gewircke 
machet  im  wasser  ein  quellen  durcheinander.  J.  Böhme 
{aprincipien  yöttl.  wesens  i,2s)  {l6ü2)  ab;  ich  sähe,  dasz  er 


die  Herrnhuter,  als  menschen  liebte,  und  wo  er  kunte, 
ihnen  dienste  that:  aber  mit  dem  grafen  und  seinem 
gewürcke,  wolte  er  nichts  zu  schaffen  haben.  Edelmann 
Selbstbiographie  (1750)  165;  ähnlich  151  (bei  alle  dem  un- 
nützen gewürcke);  300  (secten-gewürcke  ...  das  todte,  ein- 
förmige und  abmattende  gewürcke  der  mancherlei  secten). 

2)  gewirk,  gewebe:  Noema erdachte  darnach  mancherleie 
gestricke  unde  gewircke  von  wollen  unde  von  haste  unde 
von  andern  dingen.  Rothe  Dür.  chron.  bei  Sgh.  bl.  166" 
{Germania  18,  377).  vgl.  gewirk  neJen  gewebe  bei  Schaiden- 
reisser OdysseeSi'^  {s.  b,  rj);  vgl. :  wenn  sich  aber  an  einem 
kleid  eine  aussätzige  stelle  zeigt  —  sei  es  nun  an  einem 
wollenen  oder  linnenen  kleid  — ,  oder  an  einem  linnenen 
oder  wollenen  gewebe  oder  gewirke  oder  an  leder  . .  . 
und  es  ist  die  betroffene  stelle  an  dem  kleid  oder  dem 
leder  oder  dem  gewebe  oder  dem  gewirke  . .  .  grünlich 
oder  rötlich,  so  liegt  ein  fall  von  aussatz  vor.  z  Mos. 
13,  48  Kautzsch  (am  werfft  oder  am  eintracht.  Luther; 
in  dem  wepff  und  in  dem  wefel.  Eggesteyn;  Koburger; 
in  den  vedemen  off  in  dem  weuelsse.  Quentel;  in  deme 
gharne  effte  in  deme  weuegharne.  Arndes;  am  zettel 
oder  am  eintrag.  Züricher  bibel;  Dietenberger;  am 
wäpfen  [am  rande:  zettel]  und  am  eintrag.  Eck;  in 
stamine  atque  subtegmine);  will  mir  nicht  allein  ein 
schönes  gärtlein  schaffen,  um  mich  in  demselben,  an 
dem  zierlichem  gespinste,  gewircke,  und  teppichwercke 
der  natur,  zu  erquicken;  sondern  auch  ein  mittelmässiges 
lust-haus  dazu  setzen.  Er.  Francisci  lust.  Schaubühne 
(2,  1)  2,  350. 

a)  das  nomen  actionis: 

a)  zu  den  buchungen  vgl.:  der  weber  wirckstatt,  item 
die  kunst  desz  gewircks,  textrina.  Henisch  1602;  pluribus 
licijs  texere  primum  Alexandria  instituit,  das  gewürck 
mit  vielen  kämmen,  blätern,  und  schemeln,  hat  die  stadt 
Alexandria  in  Egypten  erfunden.  Prasghius  94;  das  von 
gewirck  ist,  opus  ^ea;^iZe.HENiscH  1602;  eienw Prasghius 94; 
vgl.  auch  gewirk,  textura  {neben  tela, pannus  bei  Henisch, 
Stieler,  Hederich);  vgl.  Frisch  (gewirk,  gewirke,  tex- 
tura); das  gewircke  oder  gewirck,  das  weben,  the  weaving. 
teutschengl.  lex.  (1716)  2, 774;  gewirk,  tricotage  de  bas;  tissure 
de  tapisserie.  Rondeau  2,  Uu3'';  gewirk  . . .  Vaction  de  tisser, 
le  tissage,  tissu,  la  tissure.  Schwan  1,  746'';  act  ofworking 
or  weaving.  Hilpert  2,  i  s.  465**.  Adelung,  unter  dessen 
einflusz  die  letzten  beiden  belege  stehn,  geht  von  dem  Verbal- 
substantiv aus,  und  führt  von  da  zur  sachbedeutung  über, 

ß)  in  litterarischen  belegen  ist  das  nomen  uctio7iis  nur 
selten  sicher  gestellt:  ebenmässig  geht  die  hocherfreute 
mutter,  zu  ihrer  tochter,  welche,  unter  der  aufwartung 
ihrer  juncfrauen  und  gespielschafft,  bei  einem  gewirck, 
sich  in  ihrer  kammer  antreffen  liesz.  Er.  Francisci 
indisch-chines.  lustgarten  1  (1668),  92"; 

Peleus  söhn  nur  verbarg  sich  im  kreis  lykomedischer  jungfraun. 

wollgewirk  erlernt'  er  für  wehr. 

Voss  übers.  des^Bion  {idylle  7,  16)  (1808)  336 
{eipia  S    Avd'   dnXaiv  eSiö'aaxero  2, 16). 

häufiger  ist  es  in  Verbindung   mit  attributen   belegt,    die 
auch  die  möglichkeit  einer  sachbedeutung  offen  lassen  (vgl.  b) : 
und  über  ihn  warf  er  den  mantel, 
grosz  und  dichtes  gewiriis-    {ylalvav  .  .  .  Tivxivijv  neu  fte- 

yiiXtjv.) 
Voss  Odyssee  14, 521  {so  seit  1793 ;  1781 :  mit  dem 
groszen  wollichten  mantel); 

zeug  von  dichtem ,  lockerem  gewirke ,  shiff  of  dose  or 
compact,  of  loose  texture.  Hilpert  2,  l  s.  465";  ihre  Jung- 
frauen und  sie  sind  alle  ein  einziger  brand  von  goid, 
lauter  bündel  von  perlen,  sie  sind  lauter  diamanten,  lauter 
rubinen,  lauter  brokat  von  mehr  als  zehnfachem  gewirke. 
Tiegk  übers,  des  don  Quixote  (7,  3)  2*,  71. 

b)  die  sachbedeutung:  gewirktes,  das  gewirkte,  ein  ge- 
wirk, textura,  textum,  tela.  Stieleh  25,59.  schon  die 
buchung  bei  Henisch  {neben  textura  auch  tela,  pannus, 
vestis)  kennzeichnet  die  dreifache  richtung,  in  die  sich  die 
sachbedeutung  hier  gabelt:  das  ergebnisz  der  thätigkeit 
schlechthin;  der  geivandstoff,  der  daraus  entstanden  ist, 
und  endlich  der  gebrauchsgegenstand,  zu  devi  dieser  stoff 
verarbeitet  wurde. 

a)  auch  das  ergebnis  der  thätigkeit  als  solches  wird  in 
verschiedenartigen  formen  erfaszt. 


6113 


GEWIRK 


GEWIRK 


6114 


1))  den  leeiteaten  htgriff  ertehlietti  das  tubttantiv  in 
einigen  belegen,  in  denen  da»  »ubjeet  der  verbalthätigkeit  das 
einzige  beetimmungemerknuU  bildet:  lr  iplnneweb  lang  nicht 
za  kleidem,  und  jr  gewlrcke  taug  nicht  tor  decke,  denn 
Jr  werok  iat  mühe  und  in  jren  henden  itl  freuel.  Je».  M,  6 
Lvrur.n  (noch  werdent  bedeckt  mit  irer  werken  Koor- 
8TKYN,  KomiRORn  u.a.;  klaidem  Eck.  maohwerken 
Kautzbch;  neqtte operienhir operibn» »tii»);  vgl.:  li  brüten 
basiliscen  eicr,  und  wircken  Hpinnowrpp:  aber  dai  ge- 
wirck  and  gewerck  taugt  nichti  «ur  decke.  Pihchart 
(*.  »p.  6696);  dergleichen  habeit  du  im  auch  etliches  ge- 
wirck«  deiner  arbeit  zA  einem  gegenwurff  und  wider- 
geltung  seiner  gaben  xAhanden  gestellt.  Jdno  Wickham 
(von  guten  u.  biieen  narhbam  eap.  n)  t,  IM  Bali». 

«))  auf  die  heratellungeart  weieen  einig»  mttribut»  (taÄl- 
reicher  hei  ß):  ein  sonderlich  gewirck,  das  allweg  nach 
zweien  gleichen  fäden  einen  kleineren  faden  hat,  »extariu», 
Hknisc»!  1802;  ein  weil  gewirck  Ton  grober  gesponst, 
iela  levxdrnai»,  era»»i  Jili.  efienda;  genau  M  1M7:  «6eN«o 
PnARcimiN  96.  in  der  litteratur  Üb»rwit§m  »tkmüilnnd» 
beiioorte,  unter  denen  nur  fein,  lart  im  gegtmaat»  tu  grob 
a^^f  die  technik  im  engeren  «inim  weiat:  vgl.  kAslllch  ge- 
wirk  Wickkam  s,  IW; 

diis  schon  irewirek  was  nit  zti  stroffm  {vor.  gwirck), 
dann  sie  such  drsn  gewircket  liot 
inn  mancher  ^talt  oea  roArea  fott, 
Nsplunum,  wie  er  «ich  vorlierL 

WioKRAM  {.ilhrrchU  <>rid  6,  eap  ?.  r.  S96)  7,  «6 
(ohne  Iat.  efUepreeÄung  6, 115/.); 

haben  rügehfirt.  wie  si  (Temenipt  fraw  Circo«)  siessigklich 
gesungen  und  gpwUrckt  hat,  dnnn  si  für  all  und  andere 
gfittln,  die  aller  schAniston  und  kojitbarlichen  gewürckt 
machen  kan  (am  runde:  fraw  Circea  gewUrck).  Scmaidkn- 
RKISSKH  Odyssee  (lo.  buch)  42"  (ola  ihrä^tv  lenrn  r»  ual 
Xaftfvra  xai  dyiad  Ipya  nilovrai  10,  »J8) ; 

sie  {Kirke)  Hang  mit  melodincber  stimme 

webend  em    groszes  gewand ,  ein  unsterDlicbes,  so  wl«  mit 

anmuth 

gflttinnen  feines  pewirk  und  wunderrolles  bereiten.  Vo^n  tn 
derautgabe  von  180»;  1781:  fein  und  lieblich  und 
glänzend  wie  aller  efittinnen  arbeit:  in  der  von 
179S:  zart  und  fein  aich  glanzende  werke  bereiten); 

(dt«  iceiten  hloderhosen  der  türkischen  \ceiber)  seind  mehr- 
thails  ausz  zartem  gewürok,  gar  schön  von  mehrerlai 
farbon  zAgericht,  und  aussen  an  den  seiten  hinab,  mit 
borten  beleget.  Rauwoi.k  reisbeschr.  (t5JW)  50  t4.  o.;  grobe 
gewirke  Rauwolf  239;  als  von  ästen  aftfgcrichtete  mohr- 
und  arabische  hUttlein  mit  grobem  gewUrok  bedeckt 
Hlrckischer  vagant  (l7)  (1688)  140;  vgl.  auch  die  belege  a.  ß. 
tu  andern  attribttten  vgl.  •  dasz  die  weher  das  belont  ge- 
würch  treulich  und  on  abtrag  arbaiten  sollen,  landordn. 
V.  1668  /.  129  ScHMRi.LER  8*,  967 ;  ausreisscn  als  stiebe  in 
altem  gewirk,  non  tenere.  Frisch  >,  lOe^ 

3))  rfiV  Unterordnung  de»  »ubstantiv»  unter  ein  tKeite» 
dient  der  eineiujxiHg  des  begriffe»,  \cobei  gewirk  nicht  das 
getcebe  scMechthin.  sondei-n  das  einzelne  muster  in  demselben 
kennseichnet : 

Arachne  fleng  zu  weben  an 

•in  werck,  dos  was  kunstreich  and  schon. 

dann  es  stund  an  ir  gwtlrckes  bild 

Europa  auIT  dem  ochsen  wUdt. 

WicKRAM  Albreehts  Ovid  (6,  rap.  i,  v.  203)  7  266 
(Maeonii  elutom  desionat  imagine  tauH  Eur<i»am 

in  derselben  richtung  verengt  sieh  aber  auch  das  sttbstantiv 

ohne  ereifere  bfntimmung : 

dort  auch  laufen  hindurch  die  geschmeidigen  faden  des  goldea; 
und  im  gewirk  erhebt  sich  ein  alterthtUnlicher  Inhalt. 

Voss  (h-id  {Arachne  66)  1  (1798).  816  (et  vetu» 
in  iela  deducitur  argumentum  6.  OT). 

ila:u  vgl.:  modclbuch,  aller  art  nchewcrcks  und  Strickens... 
\  <'ncdigi8che  stern  und  gewirck.  uff  der  laden,  und  nach 
iliT  zai.  die  welisch.-weisz  arbeit,  glattstich,  creutzstich, 
stichwerck.    Frankfurt  Chr.  Egenolf,  1527; 

betracht  des  w&bers  stuhl,  der  schSne  zeure  wtbt; 

sie  an  das  blum-ecw^Urck.  dasz  gleichsam  leibt  und  lebt 

in  manchem  solchen  zeug  I 

RoMPLRR  (n-findung  der  buehdruekeref)  erste» 
gebüech  der  reimgedichte  52 ; 
denn    sie    (die  fvrtirten  biieher)  w&ren    gleich   den  om- 
gewandten  teppichen,   in  welchen  zwar  das  gewirck  er- 
scheinet, aber  mit  geringem  glantz  und  verstellten  bildem 


Taubmaniana  (I7M)  IM;  verdammter  erzihler!  ...;  die 
Zuschauer  zittern:  und  da  malst  anc  da«  gewirke  der 
tapeten,  den  ganzen  gestirnten  himmel  von  «eide.  LtutaiHO 
(anmerk.  über  KuripitU»)  U*.  4M.  mueJk  für  4tm  Uottt» 
kniiuel  tritt  gewirk  sjn  int  wa«  hingt  da  hintan,  fragt« 
der  prinz,  an  der  wand,  daa  ganz  wie  eine  wanit  aoa- 
sieht?  ...  so  kAnnte  man  fast  in  die rert aehong  gefObrt 
werden,  anzunehmen,  dasz  es  das  letzte  gewirk,  oder  der 
rest  von  der  f&densammlung  sei,  den  er.  Im  mittelpunkt 
des  geb&udes  angelangt,  nicht  m«hr  gebrauchte,  und 
welches  ihm  Arladne.  Hl  Irffntfitnnhftr  fiplun  hatte,  om 
nicht  za  verirren.  Tieck  Mi  99§dtÄtutkt  t, %,  vgl.  Orie« 
»p.  6115. 

4))  unter  den  vtrK»,  rfram  »ieJk  gevirfc  at*  äfftet  kitr 
unterordnet,  iat  da»  vtrbum  wirken  »alhat  au»  alterte  »eit 
belegt:  stund  er  vor  der  Junckfrawen  Angliana.  welche  an 
einer  rammen  kflstlich  gewirck,  dMi  ■!•  dann  «in  OMMcria 
was.  wircket.  Wicknam  (mM</Wm  «f.»)  t.  «•  BtUt; 
dagegen  gewirk  bereiten  Von«,  datu  vgl.:  gewirfc  roll- 
enden S<:iiAii>RNnKi«SRn  (MyaMttl*:  «in  gewirck  wider 
auir  than  Hrni«cii  iflot;  attmao  Prascuiu«  M  {telam  rt- 
texert);  gewirk  beginnen  Vom  Odpami  it,  in. 

ß)  gewirk  fOr  den  gtwnMtif.  itr  iatrA  wirkm  tat- 
»tand»n  i»t:  gewirk  ...  ein  gewirkter  zeog.  AnRi.t'Mo  S,tt7: 
Camps  t.S66*;  un  H»»u.  Fniscii  nouteau  diet.  deepaaaagera 
t.UO;  gewirks.  n.  geuirkte».  ftwebta»  atug.  HÖMIO  tat.  i»r 
Kblntr  mundart  65^. 

l))  »ttb»tantiwerbindungen  kennatiehnen  den  rvMaff,  au» 
dem  da»  aeug  hergeetellt  tcurde-  seidengewirk.  Uxium  »tri- 
eum.  Stiri.rr  2559;  ward  doch  der  schaden,  den  sie  am 
seiden  gewQrk  von  Damasco  gebracht,  taiffen  . . .  erliltan, 
nit  klein.  Ralwoi.p  reisbesehr.  14«;  alsz  da  seind  schllll« 
tapetzereien.  kostliche  seidingewürck.  darein  hl  Amen  unnd 
rosen  von  mancherlei  färben  künstlich  gewircket.  ...  1,7; 
wOllin  gewirk,  laneum.  SriELEn  2556;  wie  auch  jre  bem- 
meter,  die  mehrthails  von  zartem  bomwoUin  gewOrck 
zugericht,  und  wir  (I)  jre  klaider  an  helsen  so  weit  aosz- 
gcschnitten  sind.  Rauwolp  rei»be»eXr.  40;  kamen  wir  . . . 
zA  etlichen  vil  zelten,  welche  mit  groben  gewflreken  Ton 
gaisz  und  eselhaaren  bedeckt . . .  waren.  IS9. 

2))  auf  die  her»teUung»art  tcei»en  adjeetivverbindungen : 
drcischiirtig  gewirck  oder  gewand.  das  ist.  das  mit  dreien 
schemelen  gewircket  wirdt.  zwilch,  federrit.  ein  jeder 
grat,  oder  carisey  inn  wollenem  gewand.  tela  aut  vtttia 
trilix.  Hknisch  1602;  tela.  vel  ve»ti»  bilir.  ein  zweischiflUf 
tuch.  oder  gewirck  ...  tela,  aut  ve»ti»  trilir.  ein  drai- 
schiirtig  gewirck.  PRA8CHir8  96;  pannu»  »eu  veati»  liti- 
denai»,  era»»ißli,  ein  weit  grob  gewand,  oder  gewirck. 
PaASciinjs  88;  das  tOrckisch  gewirck,  arbeit,  vetti» 
Alerandrina.  Heniscii  1602;  «in  gewirck  von  vielerlei 
färben,  vestis  polymita.  ebtndm;  tbtnse  Praschich  «5. 

y)  unter  den  gebrauchsgegenetänden,  di»  au»  gewirktem 
zeuge  verfertigt  sind,  irerden  teppiehe.  dttJtm,  »ehleier  und 
kleidungsstüdce  aller  art  genannt,  unter  diaatm  iat  nament- 
lich der  mantel  der  Ptnelape  von  den  überaetaern  veraehie- 
denster  texten  als  gewirk  eing^/^ri.  aber  auek  die  tarn- 
kappe  Siegfrieds  wird  von  R.Waonrr  mit  unaerm  »ubstantiv 
gekennaeiehnet :  sie  (die  Pereer)  haben  aber  onder  andern 
wahren  fürnemlich  schAne  teppich  von  mehrerlai  färben, 
zarte  bomwolline  gcwUrck.  mit  wellicher  arbait  sie  sehr 
kunstreich  seind.  Rauwolp  rti»b»»ekr.  tig  (gewirck  m*- 
buch  d.  kl.  land»  1,577); 

der  Parthen  arbeit  bat  die  schlechte  waad  ndert, 
die  erd  ist  mit  gswOrck  der  asohna  ■■srtawil. 

GRYpniun  (/<«o  Armlmta»  t,  4)  »«iisisy.  M  Piatm: 
komm  doch,   Hraxinoa,  komm:  den  ktaatlichen  teppich  be- 

Ineht'  erst' 
fein!    and   wie   anmatsvolll    sia  gewirk  der   nnaterblichen 
_  scheint  dirst 

▼oaa  A«ra  des  TkutUM  ifd^O«  U,  79)  ».  tu 
(^tfr  MOfmtaifimTm); 

der  persische  teppichh&ndler  . . .  hatte  einen  flog  nach 
Ferrara  gethan.  um  dem  prachtliebenden  hof«  ««ine  kost- 
baren gewirke  zu  verkaufen.  C.  F.  Metrr  AnfdmB»t§ia4t; 
item  mee  4  sidelpolsterlen  rott  in  rot  hieig  gahflrk  mit 
federen  angefallt,  dafar  t  fl.  Tlchrr  haurikalitudk  105; 
18  ein  alts  gebOrck  . . .  daraass  cza  machen  t  panck  and 
2  sidelpolsterlen.  74;  far  tebig,  polster.  gewurk  SS  fl.  IM; 
vgl.  oben  ap.  &6S4; 


6115 


GEWIRK 


GEWIRKEN 


6116 


und  wirst  du,  holde  Schäferin, 
den  Zauber  des  gewirks  erproben, 
dann  denke  still  in  deinem  sinn : 
die  liebe  hat  ihn  drein  gewoben. 

Geibel  {Juniuslieder :  an  Clara,  mit  einer 
schlummerdecke)  23,  116 ; 

ihre  {der  türkischen  u-eiber)  angesicht  seind  verdecket 
mit  schwartzen  gewürcken,  denen  etliche  gar  zart  von 
seiden,  etliche  andere  aber  von  roszharen.  Rauavolf 
reisebeschreibung  51 ;  calyptra.  ein  subtil  schwartz  gewirck 
von  seiden,  oder  wolle,  das  die  kloster-frauen  (virgines 
velatae)  und  Jungfrauen  zu  Venedig  fürs  angesicht  hängen. 
J.  Praschius  92; 

sprach's  und  langte  die  strumpf  und  die   festlichen  schuhe 

von  atlas, 
wandte  sich  weg  und  streifte  der  baumwolF  helles  gewirk  ab, 
hüllete  flugs  in  die  seide  die  zartgeründeten  füszchen. 

JoH.  Heinr.  Voss  Luise  3,  1 ; 

vgl.  hemden  von  baumwollengewirk.  Rauwolf  (*.  ß); 
und  die  hülle  der  Thisbe 
hebt  er,  und  trägt  sie  zum  schatten  des  abgeredeten  baumes. 
als  er  mit  thränen  genetzt  das  bekannte  gewirk,  und  geküsset . . . 
Voss  Ovid  (des  Minyastöchter  84)  1  (1798),  209  (utque  dedit 
notae  lacrimas,  dedit  oscula  vesti  4, 117) ; 

so  mögt  jr  warten  bisz  ich  mein  fürgenommen  gewürcke 
vollende,  will  ich  alsz  dann  ainen  ausz  euch  erkiesen, 
si  seind  durch  mein  getichte  wort  uberredt,  haben  sich 
des  geweps  zu  erwarten,  bewilligt,  aber  was  ich  ain  tag 
gewürcht,  das  alles  hab  ich  bei  der  nacht  aufgelöst. 
ScHAiDENREissER  Odyssee  (19)  81*  (einen  mantel  zuerst, 
gebot  mir  ein  waltender  dämon,  angelegt  in  der  kammer, 
ein  groszes  gewirk  zu  beginnen  .  . .  wartet  ...  bis  ich 
den  mantel  fertig  gewirkt.  Voss  [t/iyav  'Carov  , .  .  eis  ö  xe 
yäpoe  ixre^.Tjofo]  19,  142) ;  sie  erfand  ein  gewirk ,  ihre 
freier  zu  betrügen,  she  devised  a  web,  ser  wooers  to  deceive. 
Hilperts,  l,  s.  465»; 

(Hagen:)  und  nichts  entnahm'st  du  ihm? 
(Siegfried  auf  das  stählerne  netzgeivirk  deutend,  das  er  im  gürtel 
hängen  hat .-) 
diesz  gewirk,  unkund  seiner  kraft. 
(Hagen:)  den  tarnhelm  kenn'  ich, 

der  Niblungen  künstliches  werk. 

R.  Wagner  (götterdämmerung  1)  6^,  193. 

c)  Übertragungen  sind  hier  jetzt  weit  seltener  beobachtet 
als  bei  gew ehe.   zum  nomen  actionis  vgl.  unten);  zur  such- 
bedeutung  führt  das  gewebe  der  parzen  herüber: 
der  Schicksalsgöttinnen  dunkles  gewirk. 

Voss  übers,  des  Horaz  1  (1806),  97  (sororum 
flla  trium  atra) ; 
auszerdem  vgl.: 

und  ist  dies  gedieht  faden  von  seiner  spule  — 
oder  gewirk  von  fremdem  webestuhle? 

RücKERT  (6.  makame)  11  (1869),  267; 
fem  sei  von  mir 
der  lüge  kunstgewirkl 

Immermann  (gericht  von  St.  Petersburg  4,  6) 
15,  338  Hempel; 
da  sagt  Vafrin :  nun  gieb  dem  wünsch  erhörung, 
und  sprich,  wie  man  dem  feldherrn  netze  spannt, 
und  das  gewirk  der  schändlichen  Verschwörung 
entwickelt  sie  ihm  jetzt  mit  sichrer  band. 

Gries  Tassos  befreites  Jerusalem  (19,  86) 
210,272  (tela); 

(der  gantze  knaul  desz  mords  wurd  von  jhr  auffgewunden. 
DiETH.  V.  D.  Werder  *.  232),  s.  auch  oben  sp.  6114.  dazu 
vgl.:  gespinst  und  gewirk  und  teppichwerk  der  natur. 
Erasmus  Francisci  s.  sp.  6112. 

3)  in  der  beziehung  auf  thierische  arbeit  ist  gewirk  nur 
selten  für  das  gewebe  der  spinne  oder  Seidenraupe  beob- 
achtet, um  so  häufiger  tritt  es  für  das  zellenwerk  im 
bienenstock  ein,  reo  es  noch  bei  Voss  viel  verwendet  wird. 

a)  man  musz  . .  .  über  dem  kunstreichem  gestrick  und 
gewirck  dieser  lufft-wirckerinn  (der  spinne),  erstaunen. 
Er.  Francisci  lust.  Schaubühne  (2,  i)  2,  272;  spinnengewirk, 
aranearum  tela.  Stieler  25,59;  in  gestalt  des  Innern  ge- 
wirkes  der  seidenwürmer.  J.  Grüwel  Brandenb.  bienen- 
kunst2ST,  dazu  vgl.  die  Übertragung: 

ach,  unser  leben  ist  recht  ein  gewürk  der  spinnen, 
wenn  wir  bemühet  sind  was  grosses  zu  gewinnen, 
.  .  .  alsden  so  komt  der  todt. 

Rist  neuer  teutscher  Pamass  (1652)  732. 

b)  wachs  .  . ,  heisset  das  beim  feuer  zerlassene  und 
geläuterte  roos  (gewircke,  wüftig,  wafel  oder  honig-waben, 
nachdem  vorhero  das  honig  davon  geseimet  worden). 
Zinke  ökon.  lex.  mm;  vgl.:  geren,  gewürke,  wachstafel. 


Grüwel  396;  s.  auch39Q;  gewürchte,  gewirk,  gebäu,  roosz, 
waben,  (bienenzucht)  die  sämmtlichen  Scheiben  oder  das 
werk  in  einem  bienenstock.  Jacobsson  technol.  wb.  2,86''; 
dazu  vgl.  Adelung  2,667;  Campe  2,  665'^;  on  appelle  ati.^si 
das  gewirk  l'ouvrage  des  abeilles.  Schwan  l,  746'';  das  ge- 
wirk der  bienen,  the  working  of  the  bees,  honey-comb. 
Hilpert  II,  1  ».465";  gewirk,  das  werk  im  stocke.  Nkm- 
nich  193;  ob  auch  hier  ein  nomen  actionis  sich  entwickelt 
hat,  ist  fraglich,  doch  kann  das  folgende  so  atcfgefaszt 
werden:  so  bringen  die  bienen  ihren  könig  allerhand  noth- 
durfft  zum  gewürche  an  honig,  wachsbändern  und  beut- 
lein. J.  J.  Becher  kluger  hausvater  156.  in  allen  andern 
belegen  ist  die  sachbedeutung  gesichert,  der  umfang  dieser 
bedeutung  ist  jedoch  verschieden  gefaszt,  bald  wird  das 
ganze  des  werkes  {die  wabe  mit  samt  dem  honig),  bald  im 
engeren  sinn  die  icacJisacheibe  gekennzeichnet. 

tt)  die  iceiteste  bedeutung  zeigt  folgender  vereinzelter  beleg: 
dasz  die  ambra  schwerlich  ein  gewirck  der  bienen  seie; 
weil  sie  anfangs  stincket:  welches  von  keiner  bienen- 
arbeit,  zu  vermuten.  Er.  Francisci  lust.  .Schaubühne  (3,  2) 
3,1146;  in  engerer  richtung  auf  das  zellenwerk,  aber  das 
ganze  umfassend,  zielen  die  folgenden  belege : 

gleich  an  inute  den  ungewafneten  dronen, 
die  der  ämsigen  bienen  gewirk  aufzehren  in  trägheit, 
nur  mitesser  {Sre  f/f)uooäon'  xäftarov  rov^ovotv  at^- 
yoi  iaO'ovTcs).   Voss  Hesiod^  hauslehrcn  306  S.SO; 

und  ihr  {der  biene)  gewirk  ist  göttlich  in  Wahrheit,  und 
äuszerst  nüzlich  den  menschen,  {zu  Georg.  4,  219)  lündl. 
ged.  4,805;  damit  der  regen  und  schnee  nicht  auf  ihre 
flug-  oder  ziehlöcher  falle,  hinein  fliesse,  und  ihr  gewirke 
rauh  und  schimmlich  mache.  J.  Grüwel  Brandenburg, 
bienenkunst  3i;  die  maden  würden  .  . .  den  bienen  ihr  ge- 
wirke verderben.  162;  so  sind  sie  {die  motten)  stracks  in 
gebäue  oder  gewirke,  so  ist  es  dann  um  die  bienen  leicht- 
lich  geschehen.  Hohberg  adel.  land-  u.  feldleben  2,  370"; 
Schafe  sind  dort,  dort  geisze  mit  Zwillingen,  dort  voll  honigs 
bienengewirk',  und  es  trägt  höher  die  eiche  das  haupt. 

Voss  übers,  des  Theokrit  (idylle  8,  45)  88 
{iv&a  f/eltaaai.  a/xAvea  nhrjQovatv); 

vgl.  bienengewirk  iheil  l,  sp.  1818;  vgl.  zellengewirk  Voss 
erklärung  zu  Georg.  4,  214. 

ß)  der  engere  begriff  der  loachsscheibe :  weil,  durch  ihr 
{der  bie7ien)  gewirck,  das  honig,  vielerlei  dinges,  mag  con- 
serviret  werden.  Er.  Francisci  lust.  Schaubühne  (3,  2) 
3,1153;  das  gemülbe  fällt  täglich  herab  in  das  hönig  und 
gewircke.  }rlonYiv.RG  adel.  land-  u.  feldleben  2,  Z%1'';  scheinet 
den  gantzen  tag  . .  .  die  sonne  drauf,  so  erhitzen  die 
bienenstöcke,  das  gewircke  wird  flüssig.  2,369"; 

mitten  steht  ein  teller  mit  würzigem  Scheibenhonig, 
der  aus  weiszem  gewirk'  hervorquillt. 

Voss  (idyllen:  Philem.  u.  Baucis  120) 
2, 109  Hempel. 

y)  zu  den  verbis,  mit  denen  sich  gewirk  in  dieser  be- 
deutxmg  vorzttgsweise  verbindet,  vgl:  wie  jhnen  das  ge- 
würche {im  t^xt  gewürchte  und  gewürcht)  zu  verkehren 
sei.  CoLERUS  hauszbuch,  register  {tmter  bienen);  mit 
solchen  {drat)  kan  man  nachmals  das  gewürche  in  beeden 
stocken  ohne  schaden  voneinander  schneiden  und  theilen. 
Hohberg  adel.  land-  u.  feldleben  2,371'';  wann  man  das 
gewircke  unten  ein  paar  Onger  hoch  wegschneidet.  2,439*; 
hierzu  musz  man  die  bienen  beräuchern,  dasz  sie  halb 
beschweimlen,  und  dann  das  gantze  gewürcke  ausbrechen. 
J.J.Becher  kluger  hausvater  157 ;  dass  jhnen  im  führen 
das  gewircke  {im  text:  gewürchte)  nicht  abfalle.  Colerus 
hauszbuch,  register;  dem  Verbalsubstantiv  bau  des  gewirks 
{erklärung  zu  Georg.  4)  entsprechen  bei  Voss  mehrere,  nicht 
immer  anschatdiche  verba: 

drin  auch  stehn  mischkrüg'  und  zweigehenkelte  urnen, 
alle  von  stein,  wo  die  bienen  gewirk  anlegen  für  honig. 

Odyssee  13,  106  Hempel  (in  der  ausgäbe  von  1781 : 
honig  bereiten ;  1793 :  honiggewirk  sich  bereiten) ; 

sie  beginnen  das  gewirk,  indem  sie  die  thränen  sowohl 
der  anderen  blumen,  als  von  den  bäumen  die  der  weide 
und  der  ulme,  und  der  übrigen  klebrichsten,  eintragen. 
erklärung  zu  Georg,  i. 

GEWIRKEN ,  verb. ,  verstärktes  wirken ,  s.  d.,  in  der 
frühnhd.  periode  noch  mehrmals  beobachtet,  vor  allem  bei 
den  mystikern.  dort  wird  neben  dem  bevorzugten  relativen 
gebrauch  auch  ein  absoluter  gebrauch  gepflegt,  während  die 


6117 


GEWIRKEN 


ältere  »praehe  die  formen  mit  prUfiae  beim  oAtoluten  gebratuh 
meidet,  da  die^tr  im  allgemeinen  hier  imiperftcHv«  oetionaart 
bedingt,  wo  die  jüngeren  denkmüUr  da»  jvitfiac  troiidtm 
eindringen  Ituaen,  gut  die»  meist  dem  von  hU/everben 
(mag,  kann)  abhängigen  injinitiv,  der  jm  aeineneit»  4i» 
veretärkten  formen  begünttigt.  tu  den  bei  wirken  beeb- 
achteten  achioankungen  de»  »tummvornlM  in  den  prOtene- 
formen  vgl.  daa  oberdeuteche  U  (u)  bei  Woi.KKNVTKIN  und 
in  der  Hät/i.khin  ttnd  die  md.  teugnitte  für  \.  eharakte- 
rietieeh  »tehen  rieh  hiermeieter  Kckiiaht  und  Skl'MR  yfl«n- 
iiher,  wenn  auch  die  hand»thr\ftliehe  Überlieferung  ¥a'.%- 
HART«  ebeneo  wie  bei  David  v.  AuuHitrMO  und  Hkinh. 
V.  NÖMiiiJNnEN  variiert, 
i)  der  relative  gebrauch: 

a)  die  Verbindung  mit  pereönl.  objeet,  die  im  Heliand 
und  bei  lHit>oR  beobachtet  iet.  täett  eieh  einmal  auch  au» 
meiater  Eckiiaht  belegen,  ebenfnlla  mit  brriehung  auf  da» 
verhiiltnia  gottea  «i4  den  menechen:  alle  cr^alfire,  die  got 
ie  geworhte.  {Jiiber  poeitionum  187)  my»t.  >,  «78.  die  Ver- 
bindung mit  priltlicativem  adjertiv,  vrie  »ie  derUHiand  teigt 
(ina  hClah  gewiricean.  stoe  u.  a.),  wird  nicht  mehr  wiederholt. 

b)  unter  den  ȟehlichen  objerten  treten  di*  eonereten 
immer  mehr  turück.  der  fülle  von  älteren  belegen  (himil 
enti  erda  gaworahtA«.  We»»obrunner  gebet  u.  a.),  die  »ich 
namentlich  at^f  den  häuoerbau  hetiehen  (vgl.echon  Ulpilar 
Marc.  9,6  jah  gawanrkjam  iilijans  |>rin8),  tat  nur  ein  ein- 
»ige»  beiepiel  aiM  Kckiiaiit  entgrgentueetzen :  das  ein 
ozimmennann  ein  schon  liua  nicht  gewerken  in  kan  ar. 
womicchtin  holcze.  pred.  bei  Joetea  lio  (gowirkin  teitachr. 
f.  d.  alt.  15,  380).  die  bei  wirken  und  gewirkt  {a.  d.)  «o  viel 
beobachtete  betiehung  auf  geicandatoffe  {vgl.  unze  man  ge- 
worhte die  Stfriden  wAt.  Nibelungen  M,  3  Lachmann)  iat 
nur  aus  einer  apäteren  buchung  au  erachlieaten :  eonierere, 
gewirken.  handachr.  voc.  Iat.  germ.  (16.  jahrh.  md.)  bei 
DiKPKNBACii.  die  betiehung  axrf  metalle  und  edelatrine 
(fUrspan  gewUrken.  meiater  On  k  Erakliua  1888  Mnaamann) 
»cheint  nicht  mehr  aufgi^riacht  worden  tu  »ein. 

dagegen  dringen  abatraeta  vor,  die  in  der  älteren  »praehe 
leeniger  entu-ickelt  icaren,  vgl.:  ellia  dinc  gewUrken. 
Konrad  v.  Wühzburo  gold.  achmiede  l«96:  wunder  ge- 
wirkjan.  Heliand  2166  a.  o.  ,•  Hbinr.  v.  Nkistadt  Apol- 
lonittaVJiS;  zeichun.  Weaaobrunner glaube,  deftkmälerl*,iM; 
bilde.  GoTTFRiD  7VMton669&;  giwirkean  is  willcon.  Heliand 
1178  u.  a.  naturgemäat  aind  ea  andere  attbatantira ,  die 
nun  bevortugt  ipcrden,  und  die  häujigkeit  ihrer  Verwen- 
dung ateht  im  gegen.satt  tu  der  apärlichkeit  der  concreto : 
and  8ol  ainen  solichon  erbem  man  einncmcn,  der  sein 
handworck  vor  alter  und  krnnkhait  nicht  mer  gewürken 
müg.  stiftttng.obrief  der  St.  Antona - pfriinHe ,  a.  Mkyrr 
atadtfiuch  von  Augaburg  (1276)  275  (genau  ao  in  einer  Augab. 
urk.  dea  lyjaJirh.,  a.  d.  atädtrehron.  b,iVi);  der  vater  ge- 
worhte nie  kein  werc,  daj  minre  w4re  Han  er  selber  . . . 
wft  das  geworhte  werk  als  edel  st  als  der  wercmcister. 
meiater  Eckmaut  {liber  poaitionttm  137)  *.  tngat.  2,  678; 
ebenso  Nie.  v.  Lani^at  128  ZucUhold  (vgl.  got.  hwa  taa- 
jaima,  ei  waurkjaima  waarstwa  gH|)s?  Joh.  6,28);  das 
höchste  werk,  da;  got  ie  gewarcht,  dai;  geschah  in  barm- 
herzicheit.  pred.  der  Nürnberger  Fekhart-hand.tehr.  bei  Joetea 
».  8;  dass  wir  also  gewirkcnt  guote  werg  . . .  pred.  (Straatb. 
handachr.),  a.  teitachr.  f.  d.alt.  7,156;  ähnlich  pred.  bei  Joate» 
a.  110;  ir  zarten  rosen  des  geblönieten  peistlichen  lebens  . . . 
tftnt  üwer  herfzen  .  . .  uf  gegen  dem  sfissen  moientowe  der 
himclschen  sunnen  ...  gebent  imc  stund  und  stat,  dag 
er  sin  werk  in  i'ich  gewürken  muge,  daj  Awer  herti« 
werde  ein  appotccke  der  gotheit.  Hrinr.  Skusk  (gro»$»» 
briefbuch :  8.  britf)  4SI  Bihlmeger; 
80  majr  die  lieb  ir  weise 
((aistlich  in  im  gewUrkon  sOess, 
sein  an(rcn  perjr,  das  antlilz  pinichen  lasa. 

O.swAi.n  V.  Woi.KENSTRiN  HB,  47  Sehata; 
da^,  obirste  gut,  da^  der  mensche  gewirken  mag  . . .  Nie. 
V.  Landai'  pred.  bei  Zuchhold  a.fft  (vgl.  gnwaurkjan  go{>s. 
Ulfii^s  Eöm.7,\f<);  alles  das  gut,  das  der  haillig  gcist 
ie  gewürcket  in  allen  rainen  hertzen  .  . .  Hkinr.  v.  NAriv 
I.INOEN  an  Margnretha  Ebner  (l346)  Strauch  a.  858  (tgl. 
dagegen  sundea  gcwirkean.  Heliand  3226  u.a.;  daat)u  ga- 
waurkjan.  Ulfiij^s  Rom.  7,18);  da;  minst.  daa;  gnad  Ist, 
das;  ist  edlerund  hoher dan  alle;;  da^  creaturen  ge warchen 
nuigen.  pred.  der  Nürnberger  Eckhartachr.  bei  Joatea  ».  il ; 
IV. 


GEWIRKT  ' 

als  naa  4an  4«fdi  alrlMt 
•Um  4ax  her  MwfriUt; 
M  anM  i|  aUft  wen  l«i 


6118 


TOR  4e»  tatet»  emft  her  ftathm. 

Hrim».  V.  HfjfUiR  Oßokalifpt»  WU  Helm: 

die  waoblM  DMrcktMi  ebem, 
WM  ll«b  fewttrrkao  kaa 
ni  aoMM  soildi#o  mmb. 

HAtsuuuk  1, 11.  n  Ualiau»  «.  11 : 

gan»  äknliek  »ehon  Jon.  v.  WOnznuno  Wilk.  *.  Oeterreieh 

11816:  Ar»llia  ita  Romm  Torbto. 

das  Mibe  ao  te  Mwerbt«, 
das  w  afbfMk  Mt  alter  kImt. 

da»  bmk  dir  tUetabäer  »US  ITita. 

{ßnt»freeh»nd»  flt§un§  «cAm  jm  BeUmnd  mn.) 

9)  der  ahaalut»  fibnhiA: 

a)  neben  prdpo»iti»nalbe»iimmmnten  kmmm  da»  »etium 
am  eheeten  de»  olffeei»  »ntbeknn:  daek  liegin  ftir  di»  ttr- 
»tärkten  formen  oimA  kier  er»t  «OM  «myf  dt»  a.jaML 
ab  belege  vor.  meiat  au»  der  «prMk«  der  «yflfibr. 

a)  iet  Mp,  ob  naa  41*  wariMÜ  jiM, 
nag  an  di«  mI«  |«wirk«i  aiiL 

Hbinr.  v.  NavaraDT  «M»  FldUbetH  nb  atngtr 

ie  daj  dink  kleinlicher  ist.  ie  er,  krefUfcr  Ul.  do  ron 
mag  es  geworken  in  die  dink.  die  grober  aint  ond  die 
ander  in  aint  pred.  der  Nürnberg»»  Mdikartkand»ekr.  bei 
Joatea  »,  70. 

fi)  hab  taugen  wandcl.  dag  ^^^  taofenlich  in  dir  ge- 
würken mag.  pred.  der  Nürnberger  BeUutrt  handachr.  bei 
Joitea  a.  66;  da;  er  alleine  tn  ana  gewirken  möge.  Nie 
V.  Landau  bei  Zuehhold  a.  66^;  ähnlich  EcKiiAnT,  ».  utehr. 
f.  d.  alt.  15.  4U;  ande  wo  er  irlalhet.  beschirmet  oder 
wirket  an  einre  stat,  di«  wile  enmag  er  In  einre  Midfm 
stat  nit  gcsin  noch  gewirken.  Nie.  v.  Landao  predigt  bei 
Zuehhold  «1  (bei  meiater  RcKiiART:  gewcrkin);  der  (ein 
meiater)  ordende  was:;er  ober  wein  aljo,  daj  de;  weinea 
crart  mak  darinne  gewarchen.  Joate»  a.  10;  alte  das  obrist 
element  nindcr  sA  wol  gewürken  mao  dan  in  dem  gründe 
der  erde.  d&  wUrkct  ci;  golt  ande  dlber  and  edelgesldn. 
meiater  EcKiiART  (pred.  4«).  ».  mg»t  8. 16«:  ein  iegelieh 
ding  wirket  in  wesene.  kein  ding  mag  gewirken  aber 
sin  Wesen ,  da;  für  enmag  nit  gewirken  dan  in  aime 
wesene  unde  inme  holtze.  Nie.  v.  Landau  bei  Zuchhold 
».  8S  (bei  EeKiiART:  gewerkin  ebenda:  wQrken  bei  Joet»» 
».  86). 

y)  u  NanM  «in  wip  bei  «in  baat, 

'  diu  WM  erttarm  ande  fwwaBt, 

dtai  in  abl  jAren  ai« 
dtmit  enmolite  gewarchen  ni«. 

LAMpaccHT  V.  RaoKNORt'RO  Framctaem»  4M7 
n-rinhnid. 

b)  ohne  fiel-  und  ortabeatimmungen  iat  die  Unterdrückung 
de»  objrcfea  nur  selten  belegt:  sein  gntliche  hant  krefticlichen 
gewirket:  sein  gollichen  hant  hat  sant  Jemnimus  erhöhet. 
Jon.  V.  Nf.UMARKT  leben  de.n  hl.  Hieronymua  105,  M  Bene- 
dikt (dextera  domini  fecit  tirtutem) ;  wan  ich  mAj  wirken 
di  wero  des  der  mih  gesant  hftt,  alse  lange  i;  tag  ist: 
wan  die  nacht  kammit,  wenne  nimant  gewirken  mae. 
Joh.  9,4  Bf.iirim  (Bechatein  a.tot;  ebenao  cod.  Tepl. .-  wircken 
Mkntri.  u.a..  ebenao  Lt'TiiRR,  Emsrr.  DirrF.NUKnnRR, 
Eck;  werken  Qi;kntf.i.,  Arndea,  SSürieher bibel ;  schaffen 
WF.izsÄr.KFR;  waurkjan  Ui.filas.  i(ydZ*«9wu,  dieeteU» 
übernommen  [gewircken]  ron  Hrinr.  t.  NArdlikobh  m» 
Mnrg.  Ebner  365  Strauek).  Otprid  teigt  an  der  gleiektm 
atelle  daa  verbum  reUtO»  gebremekt:  Ihaj  megi  er  wiht 
gewirken.  8, 80, 19. 

GEWIRKT,  participiale»  adjectir  tu  wirken  (».  A),  mit 
dem  ea  den  gegenaatt  neuerer  aehriffapraehl  icher  form  gegen 
ältere  lautgehung  ebenao  theilt  wie  daa  attb-ttanÜr  gewirk 
(».  d.).  der  erste  beleg  für  enh^tndetrn  voeal  bei  Eher- 
HART  V.  Sax:  woI  gewirrket  neben  gewarkel  ».  Bart»dk. 
Sehtreis.  minnea.  865.  99.  in  der  b»d»Htttt^»imtmitk»lmmg 
geht  daa  partieip  ähnliche  wege  wie  diu  »ub»tanti»,  e» 
engt  die  breite  grundlage  der  wi »prüngHidem  bedtlihimg 
immermehr  ein  und  bevortugt  im  neueren  gebrmudi  di*  be- 
tiehung attf  daa  flerhttrerk.  lAer  al»  verba{ftrm  vwmag 
da»  particip  mehr  ala  da»  »ub»tanHv  vom  vcrittM  ker  »idk 
a^ft^friaeken  und  «o  trägt  e»  in  eineeinen  »IH/hrm*n,  teie 
in  der  spräche  der  phüoaophie,  oder  bei  »intdnen  «Mltafen 
wie  GöTllK  reate  der  umfassenden  Verwendung  de»  rerbttau 
auch  in  feate  attributive  Verbindungen. 

884 


6119 


GEWIRKT 


GEWIRKT 


6120 


l)  von  der  breiten  grundlage,  wie  sie  durch  die  Verwen- 
dungen des  verbums  gedeckt  ist, 

a)  zweigen  schon  früh  attributive  Verbindungen  des  par- 
ticips  ab :  egesta  hiimo,  kaworahtiu  erdo  {Reichenauer  glossen 
zu  5  Mos.  23,  13)  Steinmeyer-Sievers  l,  374;  vgl.  auch 
edito  loco,  caworahtemo  {Wiener  glossen  z.  Hrab.-Keron. 
qloss.,  in  anderen  handschr.  cascafanero  steteo)  1,  117; 

also  diu  sunne  schtnet 

durch  frans  geworhtej  glas,  (C:  gewürhtes) 

also  gebar  diu  reine  Krist,  diu  magt  und  muoter  was. 

Waltiier  4,  12  Lachmann; 
durch  die  geworchten  goltvaz 
mac  niemant  mitten  in  gesen. 

Heinr.  V.  Hesler  apokalijpse  21456  Helm; 

.  .  .  Ü3  einer  kröne  von  golde  geworht.  Hartmann  Erec 
2338;  vgl.  atich  nuske  guldin  maisterliche  gewirket,  var. 
der  Wiener  handschr.  des  15.  jahrh.  für  gewiere  bei  Heinr. 
V.  Veldeke  Eneide  787;  ainen  bon  von  golde  riebe  ge- 
warket  maisterlicbe  von  edelme  gestaine.  Rudolf  v.  Ems 
Willehalm  v.  Orlens  6376  Junk; 

der  meister  machte  vier  rat, 
ein  werc  also  gruwesam,  .  .  . 
manic  scharf  geworchter  nagel 
was  da  gehaft  alumme 
in  cirkelechter  krumme. 

passional  (Katherina)  683,  72  Köpke; 
mfns  friundes  grüejen  solte  vester  sin  dann  stein, 
an  ganzen  triuwen  slehter  dann  sin  niuwe  geworhter  zein. 
meisterlieder  der  Kolmarer  handschr.  (156,  30)  539 
Bartsch; 

docb  nit  alse  got,  sunder  alse  ein  bilde  von  gode  gemäht 
und  geworht.  Nigol.  v.  Landau,  predigt  über  Johannes 
bei  Zuchhold  123;  daj  andere  werg  ist  ein  geworht  werg 
und  dag  enmag  got  nit  gesin.  124;  vgl.  der  tiufel  schuf 
geworht  dag  werch.  Jon.  v.  Würzburg  Wilhelm  v.  Öster- 
reich ilS'iS;  ghewrocht  silver,  argentum  factum.  Kilian  147''. 

b)  in  der  neueren  spräche  sind  in  solchen  Verbindungen 
die  concreta  als  träger  des  attributes  aus  dem  littera- 
rischen gebrauch  zurückgetreten,  soweit  es  sich  nicht  um 
das  ßechtwerk  handelt  {s.  2).  dasz  die  spräche  des  täglichen 
lebens  an  der  alten  freihdt  länger  fest  hielt,  zeigt  die  späte 
huchung  gut  gewirktes  brod,  pain  bien  travailU.  Schwan 
1,  746*',  ein  Zeugnis  für  den  einflusz  des  Substantivs  atif 
die  bedeutung  des  mit  ihm  verbundenen  verbums. 

d)  dagegen  machen  sich  immer  mehr  abstracta  als  träger 
des  attributes  geltend,  sie  treten  noch  zu  den  älteren  formen 
des  particips;  vgl. :  gewurckt  sunde  oder  vollbracht  sunde, 
peccatum  actztale.  voc.  theut.  (1482)  m  5'' ;  als  er  die  von 
unserm  heiland,  und  seeligmacher  . .  .  gewürckte  Wunder- 
ding hörte.  Fr.  Gacgia  hl.  Antonius  v.  Padua  2;  das  aller- 
gröste  von  Antonio  gewürckte  wunderwerck.  ebenda  46 ; 
ebenso  (gewürckte  mirackel)  45  und  256 ;  desgleichen  (sachen) 
81 ;  (geschieht)  52.  gegen :  wählt  ihr  hin  und  wieder  von 
selbst  gewirkte  begebenheiten,  mithin  erzeugung  aus  frei- 
heit :  so  verfolgt  euch  das  warum  nach  einem  unvermeid- 
lichen naturgesetze.  Kant  (krit.  d.  reinen  Vernunft  1787) 
3,  337  Akademie;  ein  durch  vernunftbegriff  selbstgewirktes 
gefühl.  4,19  «.  a.  s.  iÄ.  10,1  *p.475;  nur  das  unvollkommene, 
das  eingeschränkte  . .  .  zerstört  sich :  das  gewürkte  voll- 
kommene bleibt.  Herder  (urs.  d.  ges.  geschmackes)  5,  647 ; 
der  einzige  unterschied  zwischen  dem  verderblichen  wir- 
ken übermäszig  gemachter  inländischer  anlehen,  und  das 
maas  überschreitender  auswärts  gewirkter  schulden.  Lotz 
handbuch  d.  staatsioirthschaftslehre  3,  412. 

ß)  Göthe,  der  von  diesen  Wendungen  gebrauch  macht, 
liebt  ihn  auch  auf  concreta  auszudehnen:  der  regenbogen, 
ob  wir  ihn  gleich  als  durch  refraction  gewirkt  anerkennen, 
hat  doch  das  eigene...  (nachtrage  zur  farbenlehre:  ent- 
optische  färben  31)  55,  50;  unsre  betrachtungen  beziehen 
sich  also  i)  auf  das  Vorbild,  2)  auf  die  beleuchtung, 
3)  auf  die  linse,  4)  auf  das  gewirkte  abbild  und  5)  auf  die 
aus  den  erscheinungen  gezogene  folgerung.  {farbenlehre, 
polemischer  theil  53)  59,  34 ;  die  durch  den  schloszbrand 
gewirkten  gräulichen  ruinen  betrachtete  man  schon  als 
anlasz  zu  neuen  thätigkeiten.  {aus  meinem  leben  20)  48, 174. 

y)  auf  Göthe  führt  auch  die  Substantivierung  des  part. 
zurück:  in  dem  erfolg  der  literaturen  wird  das  frühere 
wirksame  verdunkelt  und  das  daraus  entsprungene  ge- 
wirkte nimmt  überhand,  deswegen  man  wohlthut  von 
zeit  zu  zeit  wieder  zurückzublicken,  {maximen  u.  re- 
flexionen  5)  49,  122 ;   daher  musz  das  wirkende  trefflicher 


sein  als  das  gewirkte.  105;  ob  mit  recht  oder  unrecht, 
weisz  ja  der  Verfasser  selber  nie,  da  er  aus  seinen  ar- 
beiten zuletzt  doch  immer  nur  das  gewollte  herauslieset, 
nicht  das  gewirkte.  Stifter  {studien  i.  vorrede)  i,  5  Sauer. 
2)  die  engere  beziehring  auf  ein  flechtioerk,  wenn  sie  auch 
schon  in  der  älteren  form  des  particips  erscheint,  ist  im 
wesentlichen  an  das  schriftsprachliche  gewirkt  gebunden: 
gewurckt,  contextus  voc.  theut.  Nürnberg  1482 ;  contextus, 
gewurkt  {md.  voc.  von  1440);  gewurcht  {hd.  von  1470);  ge- 
worck,  gewirck  {md.  15.  jahrh.),  gewroch  {ndd.  15.  jahrh.), 
gewirket  (lö.  jahrh.  md.).  Diefenbach  146«;  gewirckt,  #ex- 
tum.  Henisch  1602;  gewirckt,  adj.  tissu,  ou  tisse,  et  lasse, 
textus.  DuEZ  (1664)  199»;  gewirckt,  u.  gewebt,  tessuto,  un 
tissu.  Rädlein  (l7ll)  i,  384";  gewirkt,  v.  wirken.  Rondeau 
2,  UuS«;  eJenso  Schv^^an  1,  746'';  gewirkt,  textilis.  textus, 
contextus,  staminatus.  Kirsch  2, 151'';  genauso  Matthiae 
2, 181'';  staminatus,  gesponnen,  gewirckt.  143»;  textilis,  ge- 
webt, gewirckt.  2,212»;  gewirckt,  textus.  Hedehigh  1,1425; 
gewirckt,  etwas  gewircktes,  un  tissu,  textum.  Duez  199»; 
vgl.  auch  gework'ne  n.  das  gewirkte,  gewebte.  Frischbier 
prexisz.  tob.  2,  524.  den  bei  gewirk  für  die  sachbedeutung 
beobachteten  drei  gruppen  entsprechen  aucJi  hier  dreierlei 
arten  von  trägem  des  attributs: 

a)  die  auf  die  arbeit  selbst  zielende  tautologische  formel 
gewirktes  werk  wird  .später  durch  Verbindungen  verdrängt, 
die  mehr  und  m^hr  specialisieren :  vnd  mit  purpur  ein 
gewürktes  werck  ist  des  manns  gezierde.  Eggesteyn  Syr. 
45,12  {purpura,  opus  textile ;  eöenso  Koburger;  gewracht 
werck.  Quentel;  gewrocht.  Arndes;  purpur  gewürckte 
arbait.  Eck;  kunstwirkerarbeit.  Kautzsch;  künstlich 
gewirckt.  Luther);  allerlei  köstliche  unnd  kunstreiche 
bild,  gemalte  tafeln,  gewirckt  heidnische  werck,  geschirr 
und  grosze  bächer.  Livius  dtsch.  (1572)4,79»  (45,33:  ex- 
po.'iita  statuarum  tabularumque ,  textilium  et  vnsorzim); 
textilis  pictura,  gwürckt  bildwerck  auff  teckinen.  Gho- 
LINUS -Frisius  857»;  gewürckt  oder  gestickt  bildwerck 
auff  deckinen  oder  töcheren.  Frisius  1308'';  genau  so 
Maaler  180'';  ein  gemeide  in  ein  teppieh  gewircket.  Faber 
859»;  gewurcktes  bildwerck  in  teppichen.  Dentzler  803»; 
gewirckt  mahlwerck,  une  peinture,  tissue,  ou  tapisserit 
historiee,  pictura  textilis.  Duez  J99»;  ebenso  Rädlein 
1,  384»;  mit  gold  und  silber  gewirckte  arbeit,  tessitura 
d'oro  e  d'argento,  travail  d'or  et  d'argent,  du  petit  mitier. 
RÄDLEIN   (1711)  1,384»; 

es  glänzen  hier  in  weichen  kleidem,  gewirket  von  der  harten 

hand 
des  fleisses,  menschliche  insekten.    {which  the  hard  hand  of 
industry  has  wrought.) 
Brockes  Thomsons  Jahreszeiten  (sommer)  169; 
denn  der  staub  auf  ihrer  schwelle 
ist  dem  teppieh  vorzuziehen, 
dessen  goldgewirkte  blumen 
Mahmuds  gUnstlinge  beknieen. 
Göthe  {divan:  buch  d.  sängers :  all  leben)  5,  24. 

b)  zäherhalten  sich  die  Verbindungen  mit  einzelnen  geicand- 
stoffen  als  trägern  des  attributs.  den  alten  festen  formein 
treten  neue  zur  seite:  vnd  er  machet  eilff  gewürckte  tücher 
von  geiszhaaren  zur  hütten  über  die  wonung.  Züricher 
bibel  1.527.  2  Mos.  36, 14  (vnd  er  machet  eilff  teppieh  von 
zigenharen.  Luther),  vgl.:  eg  sol  auch  nieman  kain  gra 
tüch  verkaufen,  eg  haben  denne  der  maister  drei  oder 
ze  dem  minsten  zwene  besehen  vor,  dag  eg  also  geworcht 
si  und  gewalken,  als  eg  gesetzt  ist.  Nürnberg,  polizeiordn. 
(14.  jahrh.)  162  Baader;  und  solt  ein  tuch  machen  in  die 
thür  gewirkt  von  geler  seiden.  Luther  2.  Mos.  26,  36;  vgl. 
auch  gewirktes  tuch,  aulaea,  tapes  u.  a.  unter  c) ;  flannell 
ist  ein  englischer,  insgemein  grob  und  leicht  gewürckter. 
wollener  krauser  zeug.  Amaranthes  (Herdegen) /nnten- 
zimmer-lexicon  547  s.  z.  f.  d.  loortf.  8,  71» ;  camelot,  ein  aus 
cameelhaaren  gewürckter  zeug.  Sperander  a  la  mode- 
sprach der  Teutschen  (1727)  84*';  dasz  ich  schöne  neue 
seidene  mit  goldenem  blumwerck  gewürckte  zeiche  hätte. 
Türckischer  vagant  (2l)  175 ; 

die  zeit  war  schön,  der  himmel  glänzte  wieder, 
und  Tellus  wob  ir.  buntgewirktes  tuch, 
voll  blauer  trauben  duftete  der  flieder, 
die  maienglocke  streute  wohlgeruch  .  .  . 

Platen  (gelegenheitsged. :  an  einen  freund)  1,  512 
Redlich ; 
gewirkte  peise.  Eggesteyn  2. Mos.  26,36  (bei  Zainer  u.a. 
bissz ,  vgl.  ßiaaos) ;   tela  bene  densata,  ac  tenui  ßlo,  ein© 


6121 


GEWIRKT 


GEWIRKT 


6122 


dicke  wolgewirckte  leinwad,  Ton  klein«r  gecpuntt.  Jon. 
LuDW.  Phasciiius  theaauru»  ononuuHeu»  »',  «in«  lang« 
tafel  war  mit  gewirktem  linnenzeug  gedeckt,  worein  laub- 
werk  mit  hirsctien,  Jägern  und  hunden  mit  grüner  «eide 
ond  goldfäden  gewoben  war.  0.  KKtutR  (Uutt  v.  Sdd- 
toyla  a:  Dietegen)  i",  toi;  der  •ohneewein«  gewirkt«  dft- 
mast  auf  dem  runden  ttsctie  war  von  einem  grfing«stickt«n 
tiiohläuferdurohsogen.  TiiOMA«  Mann  BuMtnbroolu  {i,  t>) 
1,  S70;  laszt  sohawen,  tagte  er,  ob  das  armbandt  noch 
vnverlotzet  sei,  vnd  ob  der  gewürokten  neiden  daran  nichts 
mangele.  Opitz  über»,  v.  Barday'a  Argmis  (f .  Ift)  I,  soi; 
ebenso  (l,  v,  7)  1,]»7; 

der  grosze  Artu«  hielt,  vor  Miner  burf 

.  ,  .  unter  oim-iii  o(Tn«n  zolt 

von  Koldgewirkt*!rii  «aminet  Minan  hof. 

WiKLANU  {Oeron  der  atldkke)  tS,  It; 
der  purpur  ist  ontzwoi;  die  lillen-weisB«  aeidea, 
du  thcuro  atiu-bwprk  au*  leODtar  band, 
gewUrclit  ntfitall,  Jua  ailbonie  (ewand. 
nnd  waa  der  Soro  Mpiiinl,  muM  nlt:ht  ala  landan  klaideo. 

A.  Ghyimiiuh  (odm  3,6)  lyr.  ged.  t7t  Fötal; 
ein  b°reit(«wirktea  gold  umfab  der  weate  raad. 

Zachariä  (der  rtnomm4itS)  1,  M; 

vgL  auch  die  Übertragung:  ich  wil  aber  fUr  diaesmahl, 
den,  von  dem  günstit^cn  himmol  selbst  gewirkten  purpur 
seiner  schUnon  und  kUstlichon  tu(;ondon,  nicht  weiten 
aufwikkeln.  Rutsch ky  hä.  kanzelUi  4,  107. 

e)  am  reichaten  entwickelt  »iiul  die  Verbindungen,  die  den 
gehrauehegegenetand  kennteiehnen,  dem  die  arbeit  gilt,  ne 
leben  auch  im neuetten »praehgebraueh  tveiter.  vgl.:  Wirkerei, 
zweig  der  textilindustrie,  der  sich  mit  der  herslellung  ge- 
wirkter gebrauohgcgenständo  (strumpfe,  boinkleidor,  band- 
SChnbe  etc.)   befasst.  LuKOKit  lex.  der  gea.  teehnik  7,  M«. 

a)  gegenaäfxe  in  der  teehnik  de»  toebena  und  tcandlungen 
in  der  auaachmückung  des  haust»  »piegeln  »ich  in  den  ver- 
»ehiedenen  »eugniaaen  für  aolehe  gewirkte  tUcher,  die  dem 
gebrauch  in  Wohnräumen,  vor  allem  der  urandbekleidung 
dienen  (aulaea,  tapea  u.  a.).  ihren  ureprung,  'der  nuek  dem 
Orient  weiat,  verraten  aie  durch  die  in  den  %e6rt«rhüek»m 
lange  featgehttltene  Verbindung  heidnische  gewirkte  tücher. 
ihren  höhepunkt  erreichte  diese  indxutrie  später  im  »craten 
Europa»;  und  die  rornantechnik  de»  i9.jahrh.  weiat  immer 
gerne  auf  gewirkte  tcppiche  (tapeten)  hin.  teo  aie  die 
pracht  alter  »eiten  veranachatUicht :  atUtea.  gewUrckto  heid- 
nische tAcher,  tapeten,  etc.  Cholinus-Fhisius  lll*; 
genau  ao  FitiRius  143*;  ebeneo  Dasypouius,  Maaler. 
Heniscii;  periatroma,  vmmhang,  fUrhang,  tapeten,  hei- 
dische oder  gewUrokto  tflcher.  FRlsius983*(umbhang.  CilO 
mnus-Fkisius  648*);  tapea.  4apetum.  ein  gowUrckte  decke 
oder  serge,  heidnisclie  decke,  teppich.  Dasypouius  LI  2*; 
(•^imSkkhanus  Cs**  (gewirckte);  babylonicum.  tapozcroi, 
gowiroketo  tücher.  An'i>ii.  Rkviikh  theatr.  rom.teut.  1,042; 
aulaea  babylonica,  attalica,  köstliche  gowürckto  Icppich. 
Dkntzi.eu  81*;  attlaea,  ein  serg,  decke,  ein  schön  gewirckt 
tuch.  Skkrancs  C2*;  aultiea  . . .  tapeten,  gowirektor  tep- 
pich, fürhang.  Matthiae  1,164'';  periatrotna,  fUrhang,  ge- 
wirckte  t&chor.  KöNia  8ö3*>;  tapetxim  . .,  teppich,  gewUrckt 
täch  oder  teoke.  Ciioi.inus-Fkisius846'';  ebenso  Fnisius 
1889*';  ebenso  Bentzius  1,187;  gewUrckte  tUoher,  damit 
man  die  wond  bedeckt,  plage,  peripetasmata.  Maalek  180*; 
l.'cwiirokt  tuch,  tape^zaria,  tapeti.  Itui.sius  (1606)68'*;  tapet«, 
ein  teppich,  gewirkt  tuch,  doron  man  sich  zur  beklcidung 
der  Zimmer  und  hodcckungdortischcbcdienct.Si>KitANUKU 
723*;  textilibtta  onerat  donia.  Verehrungen  von  gewiroktcn 
Icppichten.  Faukk  85»*;  textile,  ein  gewirckter  teppich, 
tuch,  oder  zeug.  Matthiae  s, 812*;  in  ain  kUniglichen 
st&ol,  mit  künstlich  gewUrcktcr  tapczerei  bedeckt.  Suhai- 
hRNiiEiszEK  Odyaaeei*';  fUr  wem,  (iräreii)  jene  so  herr> 
liehe,  schön  aus  gold  gewirokto  fUrh&nge?  Fr.  Caccia 
Id.  Antonius  v.  Padtta  (8)  180;  gewirkte  tapeten,  tapiaaerie 
de  luiute-lisae.  Schwan  1,746'»;  gowiirkte  tapeten.  unter 
dieser  allgemeinen  benennung  begreift  man  die  hautelisse- 
und  basselissotapctcn,  desgleichen  die  tapeten,  die  man  sa- 
voniiorio  nennet,  alle  drei  arten  werden  auf  einem  stuhl 
,  gewUrkt,  und  die  beiden  ersten  unterscheiden  sich  nur  da- 
lurch  von  der  lotzern,  dasz  jene  einen  glatten  grund,  da  im 

^cntheil  die  tapeten  der  savonnerie  einen  sammctartigen 
oder  geschnittenen  grund  hal)en.  Jacobsson  technol.  u>b. 
(1782)286'';  von  den  nicht  minder  berühmten  Brüsseler 
gewirkton  tapeten  cxistirten  vor  wenig  jähren  noch  fünf 


fabriken.  G.  Fomtsr  mmckttn  vomNimImrrkeim  t,t7«(M04): 
mir  besonder»  war  dabei  da«  fefaittd«  merfcwttrdif.  da* 
zu  ihrem  empfanf  (ätr  JfMt  AmhünU»)  . . .  auf  einer 
Itheininsel  . . .  aufgeriehtei  elaad.  waa  mloh  daran  be- 
•onders  ialareaüt«  . . .  warMi  dl«  gewbktao  tapeleo.  mit 
danea  maa  das  fama  Inweadic  aoegaeohlafea  batt«. 
OAtmr  (üikktnt u.  waMMt»,ti, M. IM;  saklii  der  alte 
(der  dogt)  uM  foldeMT  phffitoohe»  mOIm  fiaehmBeirt. 
. . .  drei  diener  sieh  leiiier  sebleppc  beaildiUffen.  alle« 
auf  einem  kleinen  platz  vor  dem  portal  einer  kirehe  . . , 
■o  glaubt  man  auf  einmal  eine  alte  gewirkte  lapete  za 
sehen,  aber  recht  gut  g—iehnet  und  eolorirt.  (Ual.  reise  i. 
«.  oet.  178«)  87.  IM;  dem  Ist  Meht  abtubelfen.  wir  haben 
Ja  die  gewirkten  lApeUa.  die  niebla  al«  wilder  und 
gegenden  vorstellen.  (Irimm/fäsr  tmffimdsamkmt  t)  14,  t>: 
an  den  wänden  hingen  gewirkte  tapetao.  welob«  alle 
turniere  darstellen.  Arnim  (/«oMia  v.ijqyi^tei)  i.M;  ala 
daher  der  Capuaner  sich  abermals  bei  der  flIrsUn  melden 
liesz.  verbarg  sich  der  kOnig  hinter  den  gewirkten  tap» 
pichen,  mit  denen  man  in  damaliger  Zeit  die  gemlcher, 
anstatt  der  tapeten,  zu  behängen  pflegte.  Platbn  (jeeefc. 
des  königreiehs  Xtajtel  t,  «)  8,  SS  Redliek;  es  war  der  T«r> 
bliohene  glänz  eines  früheren  Jahrhunderts... die  sobwerea 
gewirkten  tapeten.  mit  Iristrn  befestigt,  die  etnrt  Ter- 
goldet  waren  und  deren  farlM  Jetzt  ins  dunkelbraune 
spielte.  W.  HAorr  das  bild  de»  kaisers  eap.  s;  uralte  ge- 
wirkte tapeten  mit  abenteuerlichen  schtldereiea ,  zwei 
lange  reihen  von  porträt«  bedeckten  die  wände.  MAniKB 
{dersehata)  «,  81  Kraust;  die  wände  waren  mit  allen  seiden- 
gewändem,  gewirkten  stofTcn  und  teppichen  aller  art  be- 
hängen. Keller  {grüner  Heinrieh  i.«)  (".se; 

die  achloazobr  tfint  und  iniUamacbt  r4ckt  niber, 

da  tritt  aoa  dem  in  die  tauetenwand 

(«wirktan  hochseilmahl  ein  pbariaäar, 

and  sieh  I  ein  maaaer  blinkt  in  aaiatr  haad. 

H.  LiNoo  (e<M  Mwmaii«Mtntt)  gei.  f.  70; 
der  schein  drang  aber  nicht  weit  omher,  also  daas  die 
gestalten  auf  den  gewirkten  tapeten,  mit  denen  die  wände 
bedeckt  waren,  nur  dann  und  wann  hell  hervortraten. 
Paul  Heysb  {buch  der  /reundsehafl:  A'ino  u.  Maso,  II.« 
s.  1S6.  MO  aus  dem  leben  der  gegenxeart  gewirkte  teppicbe 
erwähnt  werden,  dienen  sie  vonugswriss  der  bekleidung  dts 
ßtssbcdens:  hügel  und  thäler  und  wacser.  und  stidte  ond 
dOrfer,  alles  durcheinander  wie  ein  gewirkter  fu^zteppicb. 
H.  V.  Kleist  {an  seine  braut  1800)  6.147  Minde  Pouet;  so 
sah  es  auch  in  seinem  atelier  aus,  alles  bunt  durch- 
einander; die  schönsten  venezianischen  gläser  . . .  kost- 
bare musikinstrumente . . .  dann  wieder  auf  einem  sohweren 
gewirkten  tcppich  ein  zinncncr  teuer  mit  ein  paar  klee 
rinden.  Paul  Heysk  {neue  norellen:  das  schöne  Katkehen) 
rom.  u.  nov.  II,  8  s.  118. 

ß)  den  Verhältnissen  entsprechend  steht  im  mittelpunkt 
älterer  Verbindungen  auch  die  kleidung.  die  netteren  formet n 
sind  in  betug  auf  kleidungastücke ,  die  durch  die  arbeit 
des  Wirkens  gleich  gebrauchsfertig  werden,  an  einen  kleineren 
kreis  gebunden. 

1))  nexilis  antefuU  vestis,  fuam  tsxiU  (I)  iegmen  (I),  ge- 
strickte klcider  sind  ehe  gewesen,  al«  gewiricte.  Fabbr 
860*;  gewirkte  kleider,  <ler  habiis  Üssus  et*  fi««^.  vestes 
textae.  DuEZ  (I664)  199*;  vestiH  Ütstäi.  hetbits  heeiw.  lUo- 
lein  i.S8t*; 

wollig  und  pan>ura  war  das  gewaad  das  arbabnao  Odyaases, 
doppelt(r«wirkt. 

WiiUASCii  über»,  der  OdMset  19,  tM  (Voaa:  swicfbcb; 

und  so(  das  weiche  gewaad  aa, 
sauber  und  neu  c«wirkt  (ac(Zd*>  t^fdveop),  nd  warf  dea 
mantel  drabcr.  Voss  (.IHa»  t,  48)  4.  87  Hempet; 
ans  der  sacristei  ward  aller  omat.  meszgewand.  die 
schonen  altar-dccken .  die  sanimcten,  seidenen  und  mit 
gold  gewirckten  caseln ,  ohor-röcke  . .  .  herausgerissen. 
Thomas  Bahr  laninna  POsewaleensis  (1706)  «. 

8))  die  haare  der  freuen  stecken  anter  netzen,  darein 
gute  perlen  gefaait  waren,  oder  auch  unter  mit  gold  ge- 
wirkten bauben.  Paul  v.  Stetten  kunst .  gewerb  u.  Aanif- 
werksgesch.  von  Augsburg  8,88;  obenauf  lag  Jener  bunt 
und  prächtig  gewirkte  schal,  den  ihm  seine  matter  als 
das  kostbarste  stück  der  gaiuen  ausstattong  besonders 
gepriesen  hatte.  Paul  Hbtsb  (die  reise  nach  dem  glilek) 
rom.  u.  nov.  11, 7  «.  St7;  gewirekte  stH^mpfTe.  ealzettr  fessttte. 


6123 


GEWIRR 


GEWIRR  1  (Zwiespalt) 


6124 


des  bas  tissus.  Rädlein  (1711)  1,384-  gewirkte  strömpffe, 
las  tissus  {faits  au  mtim^  Rondeau  (1765)  2  Uu  S«;  eUnso 
Schwan  (1783)  l,746'>;  gewirckt,  i.e.  gewebte  strumpfe. 
Kramer  2,  97";  die  bände  von  den  grauen  gewirkten  hand- 
scbuben  zu  befreien.  P.  Heyse  (zxvei  gefangene)  II,  9  s.  232. 
y)  unter  den  sonstigen  gebraucJisgegenständen  ist  neuer- 
dings vor  allem  die  Verbindung  gewirktes  band  (schnür) 
bevorzugt,  bei  der  der  gegensatz  von  gewirkt  gegen  gezwirnt 
besonders  deutlich  toird: 

l))  collocari  Iwminem  iussit  in  aureo  lecto  strato.  pul- 
cherrimo  textili  stragulo,  mit  sehr  schönem  gewirckten 
bcttgewand.  Faher  859»;  hiermit  überreichte  ihm  die 
hochbekümmerte  Jannetine  einen  mit  gold  gewürckten 
beute! ,  darinnen  über  100  rlhl.  an  golde  waren.  Happel 
academischer  roman  (l74l)  110; 

kaum  spricht  Pervont  ihn  {den  wünsch)  aus,  so  ist  er  schon 
'^  erfüllt. 

der  goldgewirkte  beutel  schwillt 

von  lauter  wichtigen  zechinen. 

von  iiu  ViELAND  {Pervonte  3)  18  (1796),  205; 

schwinge,  schwinge  deine  fahnen, 
holder  mai,  auf  hellen  bahnen, 
blau  gewirkt  mit  weiszen  flocken 
blumenkränze  um  den  rand! 

Wilhelm  Müller  {friifilivgshed)  408  Hatfleld. 

2))  des  kutschers  braune  laust  hält  den  gewirkten  zäum, 
er  läszt  den  zügel  nach. 

Zacharia  {Verwandlungen  2)  1, 153; 

und  einem  goldenen,  oder  seidenen,  farbigen  und  mit 
gold  gewirkten  bände  unten.  G.  Forster  ansichten  vom 
Niederrhein  3  (1794),  76;  da  ich  nun  nach  solchem  gebete 
einen  merklichen  trost  in  meinem  herzen  spürte,  nahm 
ich  ein  gülden  gewirktes  band,  worauf  das  ave  Maria 
stand,  aus  meinem  gebetbüchlein,  und  hängte  es,  durch 
das  gitter  langend,  dem  bilde  der  Jungfrau  Maria  über  den 
arm.  Clemens  Brentano  {aus  der  chron.  eines  fahrenden 
Schülers)  4  (1852),  8;  auf  dem  gewirkten  bände,  an  dem 
diese  lasche  hing.  Stifter  {der  ivaldgänger:  l.  am  wald- 
wasser)  erz.  2,42  Aprent;  deine  briefe  wandern  mit  mir, 
die  ich  wie  eine  buntgewirkte  schnür  auftröszle,  um  den 
schönen  reichthum  den  sie  enthalten,  zu  ordnen.  Bettina 
Göthes  Iriefw.  m.  e.  kinde  l,  229; 

der  satan  legt  euch  goldgewirkte  schlingen, 
es  geht  nicht  zu  mit  frommen  rechten  dingen. 

GöTHE  {Faust  II,  1)  41, 17 ; 

GEWIRR,   GEWIRRE,  n..   nhd.  form  für  das  ältere 
gewerre  s.  sp.  5675 j^".     dort   war  beobachtet   worden,    wie 
sich  die  formen   mit  i  zunächst  unter  oberd.  einßusz  an 
stelle  von  gewerre,  gewerren  u.  a.  einbürgern,    bei  Luther 
steht  gewirre  in  Variante  neben  gewerre.    die  chronik  von 
Welser  und  Werlichius    stellt  beide  formen   zu  einer 
tautologischen    bildung  zusammen:    welcher   auff  diesem 
reichsztag    ein  gwirr  gwerr  gemacht.  3, 18.    in  der  neuen 
form  tritt  gewirre  zugleich  auch  mit  der  Verwendung  und 
mit  den  Verbindungen,  die  es  eingeht,  in  einen  gegensatz  zu 
dem  älteren  toort.     dieses  hatte  sich  auf  den  begriff  Zwie- 
spalt, Zwietracht  beschränkt,   aus  dem  dann  in  der  Wort- 
verbindung ein  gewerre  machen   die  bedeutung  einer  un- 
liebsamen  Störung,    eines    hindernisses    sich    entu-ickelte. 
diese   letztere  bedeutung  —  zumeist  an  die  formel  ein  ge- 
wiire  machen  gebunden  —  lebt  in  den  ältesten  belegen  für 
gewirre  fort,    die  hauptmasse  aller  Zeugnisse  für  gewirre, 
gewirr,  die  vom  18.  jahrh.  bis  in  den  neuesten  Sprachgebrauch 
hinein   sich  immer  mehren,   läszt  aber  eine  andere  bedeu- 
tung   erschlieszen ,     die    stärker    unter    dem    einflusz    des 
verbums  steht,  gleich  wie  die  Substantivbildung  wirrsal  tond 
das  spät  gebildete  adjectiv   wirr,   mit   denen  es  sich  am. 
nächsten  berührt,   während  die  bedeutung  von  gewerre  in 
dem  jüngeren  pluraletantum  wirren  fortlebt,    in  der  älteren 
spräche  war  die  bedeutung  wirrsal  nur  am  verbum  (werren, 
wirren  —  verwirren)   zur  geltung  gekommen ;  Substantiv- 
bildungen  sind  hierfür  nur  in  mundarten  beobachtet  und 
lassen  sich  nicht  sicher  nach  rückwärts  verfolgen   vgl.  die 
oben  für  gewerre  beigebrachten  Zeugnisse  aus  Bruns  volksw. 
der  prov.  Sachsen  9*"  (gewerre,   krummstroh);    Jecht  42 
(jewärre)  s.  o.  sp.  b&Jl.     in    thüringischer    mundart   sind 
formen  mit  dem  dort  beliebten  sujyix  belegt:   gewirr  {ver- 
wirrte fäden) ,  pewirz,  gewirzchen.  Hertel  thür.  Sprach- 
schatz 259;    gewirz  gewirr,  s.  Regel  Ruhlaer  mundart  83; 
gewirzchen  ebenda ;  vgl.  auch  Begh   Germania  14, 432.    in 
der  bairischen  mundart  ist  der  stammvocal  durch  die  nach- 


folgende liquida  beeinßuszt,  auszerdem  tritt  hier  ein  l-siifßx 
an:  gwurrl  und  gsäus  Schmeller  2^,  sp.  980. 

mundartliche  einflüsse  —  jedoch  gekreuzt  durch  gram- 
matikalische regehing  und  stilistische  neigungen  —  verraten 
sich  auch  im  auslaut  des  schriftsprachlichen  tvortes :  für 
die  Sachbedeutung  {s.  2,  b)  ist  durchgehends  die  form  gewirre 
gebucht;  sonst  herrscht  in  den  älteren  Zeugnissen,  die  auf 
Luthers  gewirre  folgen,  apokope:  gewirr  im  Volkslied  des 
le.  jahrh.,  bei  Lehman,  Grimmelshausen  gege7i  gewirre 
bei  Schütze,  auch  Schottel,  der  die  erste  wörterbuchnotiz 
für  unser  Substantiv  beibringt,  führt  es  in  der  form,  %&viivi  an. 
ihm  folgen  später  Ai.kr,  Adelung,  Campe  im  gegensatze  zu 
Steinbach,  Matthiae,  Hederich,  Rondeau,  Schwan, 
die  gewirre  buchen,  dieser  gegensatz  in  der  Schreibung  ent- 
spricht nicht  ganz  sonstigen  beobachtungen,  wonach  die  apo- 
kope gewöhnlich  oberdeutschen  einflusz  verrät,  er  erklärt 
sich  aber  daraus,  dasz  einzelne  Schriftsteller  und  lexiko- 
graphen  nicht  immer  die  ihnen  geläufige  form  zur  geltung 
bringen,  so  ist  gerade  aus  den  angaben  bei  Adelung  und 
Campe  zu  ersehen,  dasz  ihnen  die  form  ge^firre  vertrauter 
ist,  als  die  für  die  Schreibung  angenommene  kürzere  form, 
in  der  litteratur  ist  die  apokope  in  syndetischen  Ver- 
bindungen vor  und  {s.  s^.  6127)  regel  (gewirr  und  — ,  aber: 
—  und  gewirre),  desgleichen  ist  sie  in  obliquen  casus 
{namentlich  dem  dativ)  beliebt,  gerade  hier  aber  lassen  die 
Oberdeutschen,  die  zunächst  die  apokope  überhaupt  durch- 
gesetzt hatten,  neuerdings  vollen  auslaut  vordringen,  so 
G.  Keller,  Rosegger.  umgekehrt  gewinnt  die  kürzung, 
die  bei  Göthe,  Herder,  Arndt,  Immermann,  G. Freytag, 
W.  Raabe  nur  wenig  belegt  ist,  bei  netteren  Vertretern  mittel- 
und  niederdeutscher  landschaften  immer  mehr  boden;  sie  ist 
bei  Jahn,  Hebbel,  Gutzkow,  Storm,  P.  Heyse,  Fontane 
durchgeführt;  desgleichen  bei  Frenssen  und  allen  andern 
neuesten. 

der  plural  ist  an  und  für  sich  nur  für  die  sachbedeu- 
tung  zuständig,   die  sich  aus  einer  bedeutung sverengerung 
des  begriffes  wirrsal  entwickelt  (*.  2,  b).    ausnahmsweise  ist 
auch  vom  allgemeinen  begriff  der  plural  belegt: 
in  labyrinthischen  gewivren 
schwankt  ungewisz  der  mensch  dahin : 
und  diesz,  diesz  ist  sein  rang;  nur  er,  der  diesen  sinn 
für  recht  und  licht  empfing,  der  hohe  mensch  kann  irren. 
TiEDGE  {Urania  2)  1*,  26. 
im  folgenden  steht  er  deutlich  tmter  dem  einflusz  des  plurale- 
tantum wirren: 

entfliehen  laszt  mich,  fliehn  aus  den  gewirren 
des  Occidents  zum  heitern  Morgenland ! 

ScHACK  {nachte  des  Orients  1)  1,  9. 

l)  Verbindungen,  die  sich  in  der  bedeutungsrichtung  des 
älteren  gewerre  halten:  das  ich  aber  soltwidderruffen  meine 
lere,  da  wirf  nichts  ausz,  darffs  ihm  auch  niemant  fur- 
nehmen,  er  wolt  denn  die  sach  noch  in  ein  grosser  gewirre 
treibenn,  da  tzu  ma.g  ich  nit  leiden  regel  oder  masse,  die 
schrifft  auszzulegen.  Luther  {sendbrief  an  Leo  X.  1520)  7, 9 
Weimar  {var.  gewerre);  denn,  so  dis  concilium  uns  so 
viel  gewirres  gibt,  was  solts  werden,  wenn  wir  die  andern 
auch  solten  fürnemen  ?  {v.  d.  concilijs  u.  kirchen  1539)  7, 227* 
Jena  1581  u.  a.;  dadurch  wir  anders  nicht  mercken  können 
noch  vernehmen ,  denn  das  ihr  zwitracht ,  spähne  und 
gewirre  zwischen  uns  zusehen  und  zustifften  versuchet. 
Schütze  Preuszen  (1599)  220**  {brief  der  Danziger);  nach 
diesem  kan  man  leichtlich  erachten,  dasz  die  dame  nicht 
lang  verzogen  dem  cavalier  den  eussersten  geneigten 
willen  zu  erzeigen,  und  dieses  wärete  4  oder  5  monat, 
dasz  kein  gewirr  darein  kam.  histoire  amoureuse  des 
Gaules  {Geneve  1667)  9;  er  wolte  auch  die  hochzeit  gleich 
für  sich  gehen  lassen,  ehe  ein  ander  gewirr  drein  käme; 
aber  der  bernhäuter  wolte  nicht,  sondern  wendet  andere 
geschaffte  vor.  Grimmelshausen  {der  erste  beernhäuter) 
Simflicianische  Schriften  4,  308  Kurz,  die  beliebteste  Ver- 
bindung ist,  toie  schon  bemerkt,  ein  gewirr  machen,  vgl.  ein 
gewerre  machen.  Luther  Hebr.  12, 15  u.  a.,  s.  o.  sp.  5C77; 

das  bachschmalz  tut  mir  vil  zfi  lieb, 

das  schepf  ich  aus  dem  Lech, 

es  machet  mir  nit  faiszt  mein  rieb, 

dennocht  ichs  nit  verschmäch ; 

in  meinem  gelt  wird  ich  nit  irr, 

mein  guMin  machen  mir  kain  gwirr, 

mein  allerbestes  silbergschirr 

das  ist  verrent  mit  bech. 

Volkslied  {um  1525)  bei  Uhlanu  alte  hoch- 
u.  nd.  volksl.  723; 


6125 


GEWIRR  -i  (wimal) 


GEWIRR  «,  a  Ocewhr  nnd  gCMhwirr)     6126 


muitciier  macht  einem  vor  äugen  annd  obren  so  ein 
gcwirr,  wie  ein  schnack.  Cn.  Liciiman  JUyriUgium  polit.  tu 
{btschicerden  nr.  4ü);  mir  aber  war  dieve  achnolle  hochzeit 
trcfriioh  gesund,  dun  wan  ich  doch  vcreblichct,  und  ge- 
meinem gebrauch  nach  Uhor  die  cantzel  h&tte  ahgeworffen 
worden  Hollcn,  ko  hätten  sich  beaorglioh  achleppiftok«  ge» 
Funden,  dio  mir  ein  vcrliinderiicho«  gewirr  drein  anmaebMl 
nntcrKlanden,  dan  ich  hatte  solcher  unter  den  bflrgen> 
titchtcni  ein  gant/  halb  dutzet,  dio  mich  mehr  als  albea- 
wol  kanten.  (iiilMMKi.HiiAtHKN  Siiiiplie.  {»,  3t)  tltt  KOfftl : 
Hnikru  (#.  yp.  Uiü7)  Sitnplic.  Jla^jtrl  llunnai  7i  u.  a.,  «.«p.niA; 
lihujer  alu  der  litteniritehe  ijebruuch  halten  die  b%tdmngen 
iintde  diene  Wendung  fett:  in  einer  saobe  gewirr  machen, 
iilitjuid  turbare,  peiturbare.  ALKni.MW*;  gewirr  machen, 
perplexe  agere,  loqui  u.  a.  ebenda;  genau  «o  (gewirr«) 
Kiitscii  2,  IM'*:  MA-niiiAr.  s,  iHt*>:  frpUxor  . . .  ncmytX 
und  gewirre  machon.  i,  «M*;  du*u  imrgitkktt  gewirr, 
turbatio,  burrae.  Ai.kh;  gewirre,  turboHc,  triau,  bumu, 
implicatio.  Sticinmacii  8.  lOW;  binmu,  trietu,  HKOsniCH 
1,  Uib.  dass  die  Verbindung  gewirre  machen  mit  der  oUm 
bedeutung  im  mundar Hielten  atbrouth  nodk  fortleht.  itfOir 
»prieht:  d&o  hast  me  1  soho  gewirschen  gemljt.  Rrobi. 
Jtuhlaer  mundart  19S;    «^I.  ttueh   wirri   werri   machen. 

MaHTIN    U.  LlKNHAKT  M6*. 

8)  der  neuere  begriff:  gewirr,  gewirre  ■■  wirrsai:  ge- 
wirre, oder  geverre,  heist  ein  unordentlich  zusammen- 
geworffenes  wesen.  Ciiomki.  4,  loei;  gewirre,  n.  entortilU- 
ment;  brouillement ;  ehoae  brouillie  p.  e.  duJU  etc.  RoNOBAU 
Uus";  das  gewirr,  die  handlung  des  wirren«  oder  ver- 
wirrens,  und  eine  verworrene  sache  selbst,  so  wohl 
eigentlich  als  figlirlich.  so  wirt  im  gemeinen  leben  ver- 
worrener zwirn  ro  wohl,  als  eine  jede  andere  verworrene 
Sache,  eine  Verwirrung,  ein  gewirre  genannt;  nieder»,  ein 
Wirrwarr.  ».  verwirren.  Auki.ung  8,  667;  ähnlieh  Campe 
8,866'*;  gewirre  ...  l'aetion  d'entrelucer,  d'entortiUer;  it. 
l'entrelacement,  entoitiüement,  brmiillement,  ehoae  brouilUe. 
it.fig.  l'embarraa,  le  lubyrinthe.  Schwan  (1788)  l,  74«''.  747'; 
gewirr,  n.  or  gewirre,  n.  l)  the  aet  of  entungling,  eon- 
foundiny  or  complicating.  8)  entanglement .  eot\fution, 
complication.  Hii.pkkt  11,1  «.  4«5*.  die  bedetitunggunter- 
»chiede,  die  sich  bei  Adkluno  und  Caupk  au*  dem  gegen- 
»atM  tnoitehen  einem  nomen  actionia  und  der  aachbedeuiung 
ergeben,  miiaaen  ettoa*  anders  gefastt  xcerden,  da  pandlel 
viit  ihnen  auch  eine  bedeutungsverengerum/  läuft,  der  all- 
gemeine un\fassende  begriff  kennzeicJinet  ein  geaehrhnia,  noch 
häufiger  einen  ausländ  und  er  entwickelt  hieraus  auch  einen 
coUeciivbegriff;  dagegen  ist  die  bedeutungaveiengerung  an 
die  etitioicklung  einer  sachbedeuiung  geknxipft.  diese  that- 
sachen  sind  bei  Emkriiaku-Lyon  s.  981  nrar  nitM  klar 
erfastt,  aber  doch  angedeutet. 

a)  der  allgemeine  umfassende  begriff,  der  einen  sustanU 
kenrneiehnet  und  von  da  zum  colleetiv  überführt: 
Atheor,  der  ewige  aufruhr, 
dieser  (tebar  nur  das  leben,  und  rief  aus  dem  chaos  die  schOpfung. 
sieh  nun,  das  woltall  Klilrzte  zurück  in  chaotischen  Schlummer, 
wirkte  nicht  ewig  in  aller  natur,  wie  unten,  so  oben, 
dieses  gewirr,  diesi:  sind  nun  die  oflenbarungen  Satans. 

Fr.  V.  äoNNBNHBKii  Voitttioa  (4)  I,  8  $.  869; 

vgl.  Chaos,  urgemenge,  gewirr.  CAMPK'a,  86&'>;  dieselbe 
gleichung  (a.  y)  bei  Ki.ingeh  0,888;  Hkudek  10,894;  die 
wagen  hielten  auf  den  platzen,  dio  menschen  irrten  auf 
(Ion  stras/.en,  das  quartieramt,  von  allen  selten  bestürmt, 
wuszte  kaum  rath  zu  schafTen.  ein  solches  gewirre  jedoch 
ist  wie  eine  art  lotterie,  der  glückliche  zieht  irgend  einen 
pcwinn.  Göthe  (campagne  in  Frankreich)  30,7;  lieber 
Kestner  ihr  wisst  mein  leben  läszt  sich  nie  detailliren 
und  heute  vielleicht  weniger  als  jemals,  heut  wars  ein 
liowirre,  ein  recht  toll  und  wunderbaar  leben,  {an  Kestner) 
hrirfe  2,  83;  aber  ich  hätte  mir  und  ihnen  selbst  die 
frcude  verdorben,  wenn  ich  heute  hätte  materien  be- 
rühren wollen,  dio  mir  weder  mein  äuge,  noch  das  ge- 
wirre im  hause,  da  meine  mntter  morgen  in  die  stadt 
zieht,  auszuführen  erlaubt  h&tte.  Wii.H.  v.  Humboldt 
ttn  Schiller  (1795)  Leitzmann  «.240;  denn  wie  klein  war  der 
umfang,  der  alle  das  gowirre  umschlosz,  in  welches  seine 
losorgnisso  und  bekümmernisse  verQochten  waren,  und 
vor  ihm  lag  die  grosze  weit.  K.  Ph.  Moritz  Anton  Reiser 
(;t)  242  Geiger;  die  völlige  ansieht  dieses  gewirres  mit 
seinen  Ursachen  und   folgen  liegt  selten   uns  gani  vor 


dem  äuge.  Heruck  (Ii^im  #dhr|^lm)  U.  Ml.  vgl.  laby- 
rintb  . . .  gewirre  Campe  t*erimiiKkuM0$t§i.  t,  4M*:  vgl. 
auch  labyrinthiscb«  gewirre  sp.ttu. 

altert»  Mmüumg  wm  fswirr  «M  mm»  ät»  tifnmjfwtm 
kennamdumtd,  mit  ätnm  daa  auhtUmtim  fmrmdkufi»  mt- 

pmrMmdumg  gewerr«  oiid«  nlt  (vgL  muek  iwtolraeht,  ipAn« 
nad  gewirr,  ».  o.  »p.  um),  wdknmd  dmn  jüngeren  gawirr 
meist  subtümtivm  mur  atU$  trttm,  ü»  am  htjfr^  4mr  an* 
Ordnung  t»  mmätvm  ritkkm§  kmrmmmiWtm,  att  tmrnm 
s%cA  der  na^tftaaana  imcw  ifi  mpm  gntppsn  gutnaf%,  je  mmms- 
i$m  um  4mm  begriff  des  winsala  makr  äi»  bmmgumf,  dati 
§9dr§m§9  (gewirr  und  gewimmtl)  admr  daa  gaHhiaek  kmrmr- 
ftkcbm  «M,  dat  sieh  mit  jedar  atri  «ms  nim^wMf  «• 
McW  mtMmM  (gewirr  und  geeehwlrr).  lewatt  wrlfct 
dmngem,  dia  durch  die  beaandarkaiiim  daa  J$wiitiftn  au- 
ammmaniangea  bedingt  sind,  dringen  niaki  6a  ntr  farmd 
aar;  maiat  kämmt  in  iknam  aima  übta  ntbtmhtdnikimg,  die 
dem  begriff  dar  Unordnung  amk^ftat,  mar  gaUumg. 

1))  in  dem  grOasImOgUehen  gewirr  and  gewimmel.  OöniK 
to,  184,  s.  o.  sp.  Aen: 

•I  Beia  wm  kasa 
er  doch  ia  dem  gewirr  und  graaeer  aeag  basteÜM? 

Dirrm.  v.  d.  Waanem  Taism  Mtaäm  Jenmiam 
(W,  17)  (IMS)  SAl  idtaßark,  ban  aka 
»aggte.  in  lania  lorc  eonfiislane  «  et  tarbtd»  t  aääaf; 
was  kann  er  tbnn  mit  uafbait  aai  iMileails  waan 
angst,  varwirrong  dmeh  die  haaln  hrieht?   tlmam); 


in  dem  gedrängo  und  gewirre,  daa  dadurch  entstand,  . . . 
gelang  ea  zwar  Ambroaiea,  aieh  lelhat  dem  andränge  des 
vorbeibransenden  nuudMnsagec  lu  entsiehea.  Fr.  Halm 
{haus  an  der  Veronabrtieka)  4, 114  Sdklaaamr;  'da  •ollleet 
sehen',  sagte  er  mit  wacher,  voller  stimme,  'waa  fUr  ein 
gewUhl  und  für  ein  gewirr  es  ist  in  dieaer  zeit,  nicht 
allein  in  Berlin,  sondern  im  ganzen  land.  diese  fewaltife 
wirtschaftliche  Wandlung  in  diesen  letzten  dreiaiig  jähren! 
KHKNS8EN  Hilligenlei  (90)*' ie&;  was  soll  mir  endlich  da« 
weih  in  dem  vollen  gewirre  and  reiszenden  Strudel  des 
gedrängten  und  getümmelvollen  lebena?  wo  so  viele 
festere  und  besonnenere  männer  sich  variieren  and  so 
gründe  gehen,  da  sollte  dies  leichtere  and  zartere  weeen 
sich  halten  können  . . .?  E.  11.  Arnüt  reisen  {bruekat.aimer 
reise  durch  Frankreich  8)  6  (1808).  877;  so  bin  ich  denn  anf 
einen  tag  in  der  stadt  gewesen,  bin  in  dem  gewirr  and 
gewog'  wie  träumend  einhergegangen,  und  hemmgestoczen 
worden,  weisz  beut  nit.  zählt  der  tag  oder  nit.  Anzek- 
onunEH  {dorfgänge  t:  die  fromme  Kathrin")  8.07;  in  dem 
gewirr  and  der  unruhe,  welche  solche  Vorkehrungen  {fUr 
die  hqßagden)  bei  den  sttidtem  immer  hervorbringen,  blieb 
unser  dichter  ganz  auf  sich  eingeschrUnkt  Streicher 
Schillers  ftncht  &4  H.  Hofmann. 

8))  es  ist  Jetzt  wieder  ein  solches  gewirre  und  geschwire 
in  Franckfurlh,  dasz  einem  der  köpf  sumst  frau  ratk 
GöTHK  (an  Anna  Ämalia)  1, 106  Köster;  es  war  die  tage 
zu  viel  gewirr  und  geschwirr  um  ans,  auch  von  gleich- 
gültigen leuten.  Friedrich  Arndt  bei  KM.  Arndi-  sehr, 
f.  u.  a.  s.  l.  Detttschen  1,  14S;  was  sie  da  alles  vor  sich 
sehen,  dies  gewirr  und  geschwirr,  diese  bediente,  die  . . . 
erfrischungen  bieten,  diese  hinter  einem  walde  von  tro- 
pischen blumcn  versteckte  musik,  diese  conversationen  ... 
alles  das  ist  lüge.  K.  Gutzkow  die  dimkonissin  eap.  8; 
ich  möchte  in  dem  gewirr  and  geeehwirr  nicht  mehr 
leben!  Levin  SciiCcKiNti  herberged«rgertehtigkeit(i)\,ta; 
ach,  daaz  man  nicht  von  sinnen  kommt  über  den  lim 
und  das  gewirre.  Göthe  {Claudine  v.  Villa  BeUa)  57,  IM; 

vom  actienschwindel,  von  speculationeo 

vernimmt  sie  ans  allen  gebieten  and  sooea  (<N«  bihmenhmat), 

im  eisenbahn-l&rm  und  gewirre 

da  werden  die  sinn'  ihr  ängstlich  oad  irre. 

HOFKMANK  v.  FAixaastJiBBM  MCte  Üben  6,  SM; 

als  sie  einen  nachmittag  das  getfimmel  und  gevrirr,  welches 
der  gehurt  eines  menschen  vorherzugehen  pflegt,  im  hause 
merkte,  nahm  sie  die  gröszeren  kinder  an  die  band. 
E.  M.  Arndt  schr\ftenf.  u.  a.  s.  L  Deutsd^en  8.  a«7;  diesen 
imponirte  die  grosze  stadt  so  sehr,  diese  verioren  in 
dem  ungewohnten  gewirr  und  getümmel  . . .  ihre  schlaue 
l&ndliche  Unbefangenheit.  W.  Raark  der  achadderump^  M; 
Stimmengewirr.  getOmmel  drauszcn.  H.  v.  Hofmannstiial 
ISlektra  «.88;  ala  aie  dem  nahe  kam,  vericündete  ihr  schor- 


6127     GEWIRR  2,  a  (gewirr  und  widerspräche) 

ein  verworrenes  getöse  und  das  gewirr  vieler  streitenden 
stimmen  unheil.  Ernst  Zahn  herrgottsfäden  (9)^  96;  gass- 
auf, gassab  erschienen  menschen  mit  lichtem,  gewirr 
und  murmeln  nahte  von  überallher.  Walther  Siegfried 
Ferment^  249;  ein  gewirr,  ein  immer  lauteres  geschnarr 
von  stimmen.  114. 

3))  halffen  auch  ihnen  die  äpffel  auffklauben,  schoben 
aber  fast  mehr  und  sonderlich  die  schönsten  in  ihre  sack, 
als  den  weibern  in  die  körbe,  ja  sie  machten  nur  den 
weihen  noch  grössers  gewirr  und  Vermischung.  Simpli- 
dänischer  HaspelHannszU]  tausend  schneidende,  flehende 
Zungen,  röchlen  der  sterbenden,  gegrinz,  gewirr,  gebad 
in  blut,  und  leztes  aufstemmen  zu  rächen,  tobt  über  den 
gräbern.  F.  M.  Klinger  Simsone  Grisaldo  (l,  l)  (1776)  16; 
mitten  unter  diesen  Unterhandlungen,  über  deren  gewirr 
und  Unheil  wohl  ein  ewiges  dunkel  liegen  wird,  stiegen 
neue  plane  zu  kriegen  und  siegen  auf.  E.  M.  Arndt  geist 
der  zeit  2^,  108 ;  was  es  da  für  ein  gewirre  und  für  Wider- 
sprüche in  meinem  Innern  absetzte.  B räker  der  arme 
mann  im  Tockenburg  (selbstbiogr.  6)  186  Bülow;  das  gewirre 
und  gekleckse  (des  Systems  des  harmonischen  tveltalls) 
wuchs  und  wuchs  und  spiegelte  sich  so  sichtlich  auf  den 
hauptbögen  und  beiblättern  ab,  dasz  aus  diesen  stummen 
flächen  in  mein  eignes  gehirn  der  Wahnsinn  herüberzu- 
schweben  drohte.  Fr.  Th.  Vischer  auch  einer  Sil;  der 
begrif  und  beweis  gottes  nichts  als  ein  werk  so  feiner 
versuche,  abstractionen  und  Spekulationen !  mit  so  vielem 
gewirr  und  schulkram  umfangen!  Herder  {älteste  urk.  1. 7) 
6,  310. 

ß)  diesem  jüngeren  begriff  von  gewirre  ist  auch  eine  reich 
entwickelte  gruppe  von  Verbindungen  erwachsen,  die  das 
zugehörige  subject  kennzeichnen,  und  die  meist  in  die 
form  der  composition  übergehen,  vielfach  kreuzen  sich  diese 
Verbindungen  mit  denen  von  gewimmel  und  getümmel, 
von  denen  sie  sich  in  der  bedetttung  charakteristisch  ab- 
heben, in  der  kennzeichnung  von  naturerscheinungen ,  wo 
gewirr  mit  gewimmel  zusammentrifft,  geht  es  von  un- 
beicegten  objecten  aus,  in  deren  häufung  das  bild  der  regel- 
losigkeit  einen  .schein  von  bewegung  gewinnt,  gewimmel 
geht  dagegen  von  bewegten  objecten  aus  und  erreicht  erst 
in  der  Vorstellung  des  gedrängten  auch  den  arvschlu^z  an 
unbewegte,  von  solchen  ausgangspunkten  atcs  werden  beider- 
seits die  formen  der  architektur  gestreift,  vor  allem  die  regel- 
losigkeit  eines  städtischen  straszenbildes  und  dieses  udederum 
giebt  den  rahmen  für  die  lebhaftigkeit  des  städtisclien  Ver- 
kehrs, den  das  durcheinander  von  wagen  und  pf erden 
steigert,  hier  tritt  neben  gewimmel  auch  getümmel  als 
concurrent  von  gewirr  auf,  von  dem  es  sich  namentlich  in 
der  kennzeichnung  von  geräuschioirkungen  unterscheidet; 
wenn  bei  gewirr  das  durcheinander  von  stimmen,  die  dis- 
harmonie  der  töne  entscheidend  ist,  so  giebt  für  getümmel 
die  kraftentfaltung  den  ausschlag,  die  bei  gewirr  nur  eine 
begleiterscheinung  ist.  ganz  ähnlich  heben  sich  die  beiden 
substantiva  auch  in  übertragenen  vericendungen  ab,  wo  ge- 
wirr den  v}ider.streit  menschlicher  empfindungen  und  gefühle, 
meinungen  und  eigenschaften  trifft,  icährend  getümmel  mehr 
die  stärke  und  leidenschaftlichkeit  kennzeichnet. 

1))  unter  den  naturerscheinungen,  die  mit  gewirr  gekenn- 
zeichnet sind,  bilden  bewegliche  objecte  eine  vereinzelte  aus- 
nähme: das  boot  wurde  eine  Zeitlang  in  dem  gewirr  der 
kurzen,  schweren,  sich  überschlagenden  wogen  hin  und 
her,  auf  und  nieder  gestoszen.  Frenssen  Peter  Moors 
fahrt  nach  Südwest  (4)  35 ;  mich  dünkt ,  was  voraus  ein 
feierlich  muttermärchen  mit  dem  schwebenden  gewirre 
von  Schattenzügen  war,  wird  in  meinem  gesichtspunkt 
das  bestimmteste,  geendetste,  vollste  gemälde.  Herder 
{unterh.  u.  briefe  über  d.  ältest.  urk.  4)  6, 180.  die  meisten 
anknüpfungspunkte  bietet  der  baumiouchs  und  die  Pflanzen- 
welt, mit  der  auch  einzelne  erscheinungen  am  thierischen 
körper  verwandt  sind,  geologische  gebilde  werden  ebenfalls 
häufiger  gestreift,  unter  demselben  gesichtspunkt,  unter  dem 
die  formen  der  architektur  angezogen  werden. 

a))  dann  als  er  herunter  portzelte,  fiel  er  in  ein  ducke 
gewirre  von  schilff  und  röhr  {des  sees).  Prätorius  Blockes- 
berges Verrichtung  (1668)260;  und  er  fühlt,  wie  sich  des 
baumes  wurzeln  unter  ihm  regen,  . . .  blickt  er  aufwärts, 
so  betet  er,  und  blickt  er  nieder,  so  schwindet  er  in  dem 
gewirre  der  wurzeln,  die  wie   lichte  schlangen  um  ihn 


GEWIRR  2,  a  (gewirr  von  zweigen)       6128 

wühlen.  Cl.  Brentano  (fragment  aus  Oodwi)  6(l852),  301; 
vgl.  gewirr  der  tannenwurzeln.  W.  Siegfried  Fermont^  150; 
dann  aber  stand  er  auf  und  blickte  über  sich  in  das 
gewirr  der  ranken,  um  die  gefährdete  blüthe  zu  entdecken 
und  das  Ungeziefer  herunter  zu  schlagen.  Tu.  Storm  {im 
Sonnenschein)  1,317;  -y.^i.  rankengewirre  Sanders  erg. -tob. 
642'';  rankengewimmel  theil  8,  sjj.  107;  aus  dem  gewirr  der 
äste  am  boden  erkannte  man,  dasz  auch  der  grund  auf- 
gewühlt war  bis  unter  die  wurzeln  der  nächsten  bäume. 
G.  Freytag  {verl.  handschr.  6)  6, 116;  so  ists  zuletzt  wie  in 
einem  wilden,  verwachsnen  walde :  wo  wenig  alte  stamme 
sind,  aber  ihre  tausendfache  äste,  spröszlinge,  zweige 
haben  sich  desto  ärger  vermischt,  verwirret  und  verwickelt, 
wer  nicht  merkt,  wo  die  alten  stamme  liegen,  kann  er 
durchkommen  und  wird  sich  nicht  im  ästegewirr  aufs 
schlimmste  verfangen?  Herder  {älteste  urk.  2.  7)  6,  416; 
vgl.  astgewirr.  M.  Stona  {im  walde)  klingende  tiefen  (1903)  8; 
wölken  . . .  {die)  dem  geäst  der  bäume  zutrieben,  in  dem 
gewirr  der  zweige  verschwanden  sie.  Herm.  Stehr  der 
begrabene  gott-  (5)  62;  so  ganz  eingeschlossen  in  der  grünen 
Wildnis,  die  ihn  in  kopfhöhe  überdachte  in  unmittelbarer 
berührung  mit  diesem  gewirr  von  zweigen  und  blattwerk, 
so  ganz  in  dieser  grünen  enge  eingeschlossen  war  es  ihm 
erst  wohl.  Gustav  Falke  der  mann  im  nebel  (i8ü9)  11; 
vgl.  zweiggewirre  Sanders  3,  1629°;  stundenlang  stand 
ich  auf  einem  stuhle  davor  und  versenkte  den  blick  in 
die  anhaltlose  fläche  des  himmels  und  in  das  unend- 
liche blattgewirre  der  bäume  {des  bildes).  Keller  {grüner 
Heinrich  1, 15)  1^'',  151;  nachtgebüsche,  die  ihr  blättergewirr 
bis  auf  den  steinwall  hinabtauchen.  Timm  Kroger  Hein 
WiecÄ'-^  (1905)  70;  vgl.  gewimmel  derblätter;  laubgewimmel 
sp.  5837;  laubgewirre  Sanders  a.  a.  0.;  an  der  felsenwand 
liegt  ein  weiszes  gewirre  herabgestürzter  bäume.  Stifter 
biinte  steine^  37  Aprent;  gewirre  der  bleichen  herabge- 
stürzten bäume,  {studien  l:  der  hochwald  i)  1,272  Sauer; 
die  feuerrote  sonne  sah  durchs  funkelnde  gewirr  eines 
gebüsches  und  lockte.  0.  Ernst  Asmus  Sempers  jugend- 
land  98;  vgl.  baumgewirre,  heckengewirre  Sanders  a.  a.  0. 
und  erg.-wb.  642";  gegenüber,  hinter  einem  schmalen 
sumpfe,  der  vom  röhricht  ganz  durchwachsen  war,  stieg 
wiederum,  anscheinend  undurchdringlich,  das  gewirr  des 
Waldes  auf.  Th.  Storm  {scMveigen)  7,90;  vgl.  waldgewirre 
Sanders  erg.-ivb;  aus  dem  schattigen,  dicht  bestandenen 
park  . . .  trat  man  in  ein  gewirre  von  obstpflanzungen,  die 
auf  einer  fläche  von  mehreren  morgen  feldes  sich  wahr- 
haft zauberisch  darstellten.  Auerbach  landhaus  am  Rhein 
(2, 10)  1, 105;  stiegen  sie  die  treppe  hinab  und  tappten  sich 
durch  ein  gewirr  von  palmen.  Fontane  l'adultera  cap.  12; 
{die  kreuzotter)  war  in  dem  blumengewirr  verschwunden. 
{quitt Zi);  v^i.  blütengewimmel  ^/teii  2,  sjp.  179 ;  jetzt  öffnete 
sich  eine  lichtung,  in  der  das  gold  des  abendhimmels  auf 
hülsen-  und  farnkräutern  lag,  die  hier  in  unberührter 
einsamkeit  beisammen  standen,  'weiszt  du  denn  wirk- 
lich, wo  wir  sind?'  sagte  Wulf,  als  Kätti  vor  ihm  in  das 
gewirr  hineinschritt.  Th.  Storm  {z.  wald-  u.  wasserfreude) 
werke  5,317;  was  zeigte  sich  mir  da  noch  mehr?  ein 
todtes  huhn  mit  einem  hanfgewirr  um  den  fusz  an  einer 
kartoffelstaude  hangend.  E.  M.  Arndt  Schriften  f.  u.  a.  s.  l. 
Deutsclien  3,  491  {erinnerungen ,  gesichte  geschichten);  den 
astreifen  mit  dem  strohgewirre  {der  zerrissenen  strohharfe) 
hat  er  sich  umgehangen.  P.  Rosegger  (schriften  des  ivald- 
Schulmeisters^^)  1,303;  das  von  den  zahnen  {der  hechel) 
zurückgehaltene  gewirre  von  fasern,  das  'werrig',  'werg' 
oder  die  'hede',  ist  bei  der  groben  hechel  unrein  und 
reichlich.  F.  Knapp  lehrb.  der  ehem.  technol.  2  (i847),  626; 
fädengewirre  Sanders  erg.wb.  642";  und  nun  gar  Heine, 
der  die  wohnung  im  vaterlande  verloren  hat,  der  arme 
Krösus  in  der  fremde!  er  sieht  es  nicht  mehr  seit  \ielen 
Jahren,  das  tausendfache  gewirr  deutscher  entwicklungs- 
fäden,  er  hört  in  der  ferne  nur  die  resultate.  Heinr. 
Lau  HE  neue  reisenovellen  2  {vorwort) ;  vor  ihrer  phantasie 
er,  sie  und  die  Umgebung  in  ein  gewirre  von  zauberfäden 
gerieth.  Stifter  {studien  l:  der  hochioald  s)  1,  262  Sauer; 

und  diesB  sohle,  schlaff  und  dürr, 
trat  auf  des  mohren  haargewirr. 
Freiligrath  (der  Wandrer  in  der  wüste)  1,  41; 

an  dem  unter  der  kapuze  hervorgekrochenen  und  die 
stirn  verhängenden  haargewirr.  Wilhelm  Hegeler  Pietro 


6129 


GEWIRR  s,  a  (felBengowirr) 


tler  kortar'  B/7;  das  haar  ein  gewirr  von  blonden,  leicht 
n'itlichen  liSokchen.  Geoku  Rkickk  da* grüne huhnll.t)* 31 ; 
il:i8  blonde  loclcengewirr.  E.  v.  HANt>Ki.  Mazktti  Jeta«  u. 
Maria  (u)  1.260. 

l))  gegenüber  liegt  dai  graae  steingewiree  der  andern 
(luHZBoito,  und  unten  qn&lt  lioh  die  Ahr,  die  man  an 
■eohs,  Bieben  orten  glitzern  Rieht,  durch  die  UbyrinlhiMb« 
gasse.  Immkrmann  (Ahr  u.  Lahn)  lo,  «M  Htmpd:  vgl.  Mteh 
Steingewirre.  Stiptbr  bunte  »teine^  118;  and  mit  hilfe 
dieser  {der  Uehtung)  glitt  dann  der  bliol(  nach  der  anderen 
rolBenieite  hinüber,  auf  der  ein  gewirr  Ton  spitMn  und 
/acken  . . .  sichtbar  wurde.  Fontank  Oieü«  eap.  tS;  in- 
'lossen  senkte  sich  Über  steilwttnde  und  felsengowirre  im 
iciertUglicbon  soliimmer  da«  sonnengold  vom  einsamen 
AlhoRgipfoI  langNiiin  zum  tannenwald  herab.  Jac.  Ph. 
l'Ai.tMKKAYKri  fiagiiiente au0  dem  Orienflnb;  unabsehbar 
war  in  den  dUnnbankigen,  wonig  geneigten  kalken  das 
gewirr  der  karsttriohtor,  die  Uieils  durch  chemische  aus- 
laugung, theils  durch  mechanischen  einsturt  . . .  entstan- 
den waren.  K.  Hasskut  reue  dttreh  Montenegro  (tW8)8l: 
nbor  wo  früher  der  Priehl  den  alten  erreicht  hatte  and 
an  ihm  entlang  geflossen  war,  sah  er  in  grosser  breite 
die  grasnarbo  zerstört  und  fortgerissen  und  in  dem  kOrper 
dos  deichos  eine  von  dor  flath  gewühlte  höhlung,  durch 
welche  überdies  ein  gewirr  von  m&usogftngen  blosgelegt 
war.  Tu.  Stomm  {der  echimmeheiter)  7,  «*9.  vgl.  felsen-, 
stein-.  hUgel-,  berx-.  klippengewirre  Sanders  8,  isad", 
erg.wb.  Mi^;  inscigewirre  ebetida;  ländergewirre  *.  oien 
theil  6.  «p.  105;  sterngewirre  Sanders  a.  a.  o.  dawu  vgl. 
stemgewimmel  «.  oben  «p.  6887. 

»))  gewirr  bezogen  auf  linien  und  formen  vor  allem  der 
arehitektur;  das  atrasMenbilä  als  rahmen ßlr  den  atädtiaelien 
verkehr  : 

a))  eine  weile  lag  er  noch,  mit  offenen  äugen  nach  der 
decke  starrend,  wo  die  band  eines  geistreichen  stuben- 
malers  sich  in  tollkühnen  arabeskcn  verewigt  hatte,  es 
tat  ihm  wohl,  in  dies  gewirr  von  krausen  Schnörkeln  und 
zackenwerk  zu  blicken.  Paul  Heyse  {moral.  nov.:  vetter 
Qabriel)  II,  3  s.  I3i;  und  zuweilen  gelingt  es  einem  klugen, 
nachdenklichen  äuge,  zu  sehen,  wie  das  grosze.  schöne 
und  furchtbare  Schicksal  auf  dem  ewigen  steine  sitzt 
und  mit  aufgestütztem  haupte  und  gerunzelter  stim  das 
gewirr  von  linien  im  sande  malt,  die  verschlungenen 
Wege,  die  wir  menschen  dann  gehen  müssen.  Frbnssen 
Jörn  Uhl  (6)*»  117. 

b))  einige  der  Schwestern  widmeten  sich  der  erziehung 
im  waisenhause,  wohin  sie  durch  ein  gewirr  von  gangen 
gelangen  konnten.  Kari,  Gutzkow  der  tauberer  von  Rom 
bitch  6,  cap.  2;  unter  lachender  bewunderung  der  sich  hier 
darbietenden  holzarchitoktur  stieg  man  ein  gewirr  von 
stit'gen  und  treppen  hinab.  Fontane  der  Steehlin  cap.U; 
ihre  grandiosen  paläste  und  langen  straszen  erheben  sich 
über  einem  gewirr  solcher  unterirdischen  Wölbungen,  nquä- 
diikte,  gilnge  und  grotten.  Ad.  Stahr  die  reptiblikaner  in 
Neapel  {eap.  41)  2,322;  ein  gewirre  von  gassen  und  gäszchen, 
worin  sich  selbst  solche,  die  schon  mehrere  jähre  in  Rom 
sich  aufgehalten,  nur  mit  mühe  zurecht  Qnden  können. 
Pi.ATEN  an  i«^«^^»- 26. 10. 1826 ;  die  ganze  innere  stadt  ist 
ein  heillos  unschönes  gewirre  von  elend  gepflasterten 
straszen  oder  vielmehr  gassen  und  gäszchen.  brücken  und 
brUckohen,  formlosen  platzen  und  schmutzigen  winkeln. 
A.  GrOn  da»  Eldorado  der  arbeiter,  gartenlaube  {i»e!>)  903*' ; 
vgl.  gassen-,  dächer-,  hUtten-,  treppen-,  thürongewirre 
Sanders  a.a.O.;  vgl.  gewimmel  obm  «p.  5837; 

dortliin  gelangt  w&r'  ich  gern  fllr  mein  leben; 
doch  muszt'  ich  weit  noch  durch  der  Stadt  gewirr 
umgehn,  bis  ich  dahin  mich  könnt  erbel)en. 

Fr.  ROckbrt  erzähl.  9:  d^c  8  qweUen; 

in  einem  gewirr  gröszerer  gobäude,  die  in  winkeliger  zu- 
sfiminenstellung  allen  Jahrhunderten  angehörten  . . .  liegt 
t>in  haus  mit  mKsziger  fronte.  K.  Gutzkow  der  tauberer 
von  Rom  6, 10;  da  sagte  der  sanfte  fUhrer  auch  unter  anderm 
auf  ein  wüstes  gewirr  von  häuscrn  zur  linken  zeigend: 
il  ghcttol  7,  2;  im  jähre  nao  aber  war  es  ein  hofartiger 
platz,  umgeben  von  einem  gewirr  von  gebüuden.  W.  Raarb 
iniMren  herrgotts  kamlei  ('>)*  90;  und  das  gewirr  von  durch- 
tinandergcschobenen  bauworken  hinter  Sankt  Bartholomäi 
n;ihm  sie  in  seine  unlieinilichen  finsternisse  auf.  91;  warum 


GEWIRR  f.«  üfcwlrr  der  menschen)     6130 

dieser  schmale  wasserlaof  zwischen  dem  nichtigen  gewirr 
der  hftuser  sich  so  spurlos  verlor.  Geohu  Hermann 
Jettrhen  Oebert*  116;  wenn  da  mit  dem  flnger  dort  vom 
Wettingerhaase,  das  am  wasser  steht,  über  das  gewirr« 
der  dächer  aufwärts  fährst,  so  tupfst  du  auf  das  so- 
genannte grüne  schlosz.  G.  Kki.I.er  {Züricher  novdUn) 
werke  «,  tt;  erst  das  gaslhaus,  das  mit  seinem  dlcher- 
gewirr  wirklich  an  eine  mittelalterliche  'bürg  Roden- 
stein' erinnerte.  Pontarb  Oieüe  i«;  vgl.  niinengewirre. 
A.  STirrRR  mnäldungen  l.ni  Ayrent;  leltgewirr  Frri». 
V.  Saah  kainr  Heinriek  IV.  •,  7i:  alle«  ander«  war  Moas 
steindiel«,  Ton  d«r  aus  ein  gewirr  tob  Mtsni  saalebst 
auf  einen  boden  and  von  diesem  hftber  hinauf  in  das 
als  taabenhaus  dienende  türmehen  führte.  Th.  Fontanb 
irrungen.  wirrungen  S. 

«))  eines  tages  . . .  finde  ich  Jsdoeh  das  (iMr<»)tuuis 
von  ob«n  bis  unten  erleaohtet,  ging«  ond  tr«pp«a  von 
menschen  wimmelnd  und  vor  dem  haas«  «tu  f«wirr 
ineinandergcfahrener  wagen.  FniBun.HAt.M  {ditManifam 
li«»e)  4, 16  Schloa»ar:  das  gewirre  der  wägen  vorder  pfort«. 
Gutzkow  ritler  vom  geiete  «,  s;  an  d«r  «cke  des  mmrktss 
hält  auf  seinem  groszen  pferde  hoeh  «rbaben  d«r  fsns* 
darm,  auch  er  ist  heut  im  eifer,  und  sain«  sttnoM  klingt 
herrisch  über  das  gewirre  der  wagen,  wsleb«  dl«  «Infahrt 
zur  strasze  verstopft  haben.  G.  Frettao  (ßM  u.  hatm  l,  1) 
6, 111 ;  gewirre  der  wagen  and  pferde.  M.  v.  KBitBii'EacnBN- 
RACil  der  kreürphynkua*  St;  unten  in  der  stadt  traf  ich 
ein  wagengctUmmel,  ärger  wie  am  markttag  vor  der  her- 
b«rge  gewirr  der  räder,  geschrei  der  mensoben,  landleat« 
and  lakaien  des  hofes.  0.  Frrttao  {veri.  hanäeehr.  s,  s) 
7,476.  ander»  rädergewirr  in:  es  ist,  als  sähe  sie  in 
das  rädergewirr  einer  erbarmungslosen  mascbine.  Hbrm. 
Steiir  der  begrabene  goU*  (&)  68. 

8))  engere  besiehung  at^f  mensehen: 

a))  am  gedriinge  trird  nur  die  bildvirkung  hervorgehoben: 
aus  dem  gewirr  der  rcgenschirme  ond  pelze  and  schleier 
entwickelten  sich  zwei  jägerinnen.  K.  Gutzkow  der 
tauberer  von  Rom  5. 18 ; 

das  lachen  nnd  die  seafcer  wilder  lost 
nmtCn'  ihn,  seine  blicke  tauchen  ein 
in  Oppiges  gewirr  berauschter  leiber. 

Arthur  äcHNrrzusR  der  $ehUier  der  Btalriee 
(*.  oiO; 

die  reizbarkoit  aller  lüeinen  festalten  im  gewirr  vieler 
menschen  nicht  mit  den  ihnen  gebührenden  ansprOchen 
hervortreten  zu  können.  K.  Gutzkow  der  tauberer  von 
Rom  7,3;  der  doctor  kam  and  lachte  sie  aas.  weil  si« 
vorher  grosze  sorge  gehabt,  wie  man  in  dem  gewirr 
fremder  menschen  einander  finden  werde.  G.  Frrttao 
{verlorene  handsehr.  >,  4)  6.  272;  und  kalt  und  klar  in  das 
gewirr  der  dinge  and  personen  am  ihn  her  blickte. 
W.  Raarb  leute  au»  dem  walde  (8)*  78;    vgL  gewimm«! 

«p.  68S4/.  ; 

dreimal  schrie  vom  grabe»  niit  macht  der  edle  Achilleoa: 
dreimal  zerstob  der  Troer  gewirr  und  der  rtlhmlichen  hsliar. 
(tfic  <W  )cvxr,9r}aav  To«it<;). 

Voss  hiaa  18,  S»; 

nur  durch  diese  betrachtung  als  durch  einen  doppelten 
ariadneisohen  faden,  kann  man  sich  aus  der  geschieht« 
der  neuem  musik  und  aus  dem  gewirr  parteiischer 
kämpfer  heraushelfen.  Göthk  {Rameau»  neffe:  anmrnrk.) 
86,  175;  es  war  ein  grosses  tuchbild  in  Ol,  . . .  mit  einem 
gewirr  von  kämpfem  und  flüchtenden.  Jac.  Burckhardt 
beitr.  ntr  kunetgeach.  v.  Italien  885;  geriet  er  in  das  g«- 
wirre  eines  maskenzuges.  Fr.  Halm  {hau»  an  der  Verona 
brücke)  i,l\6Sehloa»ar;  als  sie  sich  ausgesprochen,  blickten 
sie  wieder  in  das  gewirr  der  tanzenden  hinaus.  Gboro 
v.OMPTKnA  der  teremonienmiei»ier*i67;  hindurchgedningen 
durch  ein  gewirr  von  Völkern,  selten,  zeichen  und  sprachen, 
wo  sind  wir?  Herder  {älteste  urk^tnden  4)  7,  8;  ein  ge- 
wirre von  scenen,  Völkern,  zeitläuffcn.  (aiicA  eine  philo», 
d.  geaek.)  5,  505;  gewirr  von  s«kten.  16.  566:  gewirre  drr 
familien.  Götiib  18. 188;  einem  . . .  gewirr«  schmatziger 
kinder.  Achim  v.  Arnim  8,  t48«.  u..-  kindergewirre.  Hbr- 
DBR  {plaetik)  8, 89;  das  dieser  geist  das  einheitlose  staaten- 
gewirr  durchdringe  und  einwillen.  einmal  and  einmacht 
verleihe.  Jahn  tcrrÄre  8  I,  318 ;  weil ge wühl  ...  weltge wirr 
(i/rti/.vrAr.«  lolkaUtum)  1,  153;  vgl.  weltgewimmel  jp.  583«: 
weltgetUmniel  «p.  4585; 


6131  GEWIRR  2,  a  (Sprachengewirr) 

gendarmen,  in  leichenlaken  gehüllt, 
ein  weiszes  spukgewirre 
umringte  mein  bett,  ich  hörte  auch 
unheimliches  kettengeklirre. 

H.  Heine  {Deutschland  18)  2,  469  Elster. 

h))  die  Stimmentfaltung  ivird  hervorgehoben: 
«))    kein  tag  verstrich,  der  nicht  mein  kleines  wissen  mehrte, 
mit  dem  der  junge  geisl  sich  stopfte  mehr  als  nährte, 
der  sprachen  schwer  gewirr;  das  bild  vergangner  weit, 
zum  sichern  Unterricht  der  nachweit  aufgestellt;   .  .  . 

Lessing  {die  religion)  1^,  263  ; 
siehe,  da  wimmeln  von  fröhlichem  leben  die  krahne,  die 

markte, 
seltsamer  sprachen  gewirr  brauszt  in  das  wundernde  ohr. 
Schiller  {der  Spaziergang)  11,  79; 

grellem  lichte  kommt  aber  doch  gewisz  ein  gewirre  von 
gesprächen  gleich.  Fr.  Th.  Vischer  auch  einer  327 ;  dort 
das  gewirre  des  hochzeitsjubels.  Scheffei. EeJcehard  capA6, 
vgl.  festgewirr  tlieil  3,  sp.  1654;  drei  so  traulich  verbundene 
saszen  unter  dem  duft  der  blumen  und  in  dem  ganzen 
Zauber  südlicher  natur,  der  sich  selbst  beim  nächtlichen 
gewirr  der  städte  nicht  verliert.  K.  Gutzkov^^  zauberer 
von  Rom  "!,();  vgl.  getümmel  der  stadt,  getümmel  des 
Volks  sj}.  548.5;  das  gewirr  der  reden  wuchs  zum  unerhörten 
durcheinander.  Ernst  Zahn  herrgottsfäden  (24)^266;  ein 
gewirre  von  stimmen,  mähre,  heiligen  sagen,  dadurch  wir 
hindurch  musten.  Herder  {älteste  urk.  4)  7,  154;  ein  ge- 
wirr wunderlicher  stimmen  drang  uns  entgegen.  Paul 
Heyse  (Maria.  Franciska)  II,  7,  s.  186;  das  gewirr  von 
kinderstimmen  lief  nicht  allzuweit  vorüber.  Herm.  Stehr 
der  begrabene  gott^  (s)  226;  als  er  an  die  stelle  kam,  wo  die 
häuserreihe  näher  an  das  wasser  tritt,  schlug  von  daher 
ein  gewirr  von  stimmen  an  sein  ohr.  Th.  Storm  {Hans 
u.  Heinz  Kirch)  6,60;  vom  flusz  herauf  scholl  ein  fröh- 
liches Stimmengewirr,  (z.  toald-  u.  wasserfreude)  5,  324. 
vgl.  auch  Stimmengewirr  bei  Hugo  v.  Hofmannsthai, 
EJektra  s.  92;  Herman  Jettchen  Gebert^  277;  Ernst  Zahn 
schattenhalb  36.  m  dieser  Verbindung  findet  gewirr  gelegent- 
lich viieder  anschlusz  an  die  alte  bedeutung  von  gewerre: 

und  rings  durch  die  stadt  verbreitet 
sich  ein  tosend  stahl  geklirr; 
näher,  immer  näher  streitet 
her  der  stimmen  kampfgewirr. 
Gl.  Brentano  romanzen  vom  rosenkranz  (13, 76) 
234  Morris ; 

vgl.  kampfgewühl,  kampfgetümmel  theil  5,  sp.  153;  vgl. 
auch  das  gewirr  vieler  streitenden  stimmen.  Ernst  Zahn 
herrgottsfäden  (9)®  96. 

ß))  das  gewirr  . .  .  zuweilen  auch  von  tönen.  Campe 
2,365";  ein  gewirr  freundlich-zärtlicher  töne,  ebenda  {aus 
Benzel-Sternau); 

aufs  neue,  durch  schrecklicher  klänge  gewirr. 
erweckt,  vom  schlafe  fuhr  ich  empor. 

Schack  {nachte  des  Orients  3)  1,  33; 

komponiermaschinen  müezt'  ich  erfinden,  welche  das 
süsze  gewirre  von  melodieen,  die  mich  umziehen,  sofort 
auf  noten  brächten.  Eduard  Helmer  {Ernst  Koch)  Prinz 
Rosa  ■  Stramin  {eap.  15)  74  Brummer;  vgl.  gewimmel  der 
töne  sp.  5838;  getümmel  der  musik  sp.  4581. 

4))  gewirr  vrird  auf  menschliche  thätigkeit,  auf  empfin- 
dungen  und  gedanken,  auf  geisteserzeugnisse  und  begriffe 
übertragen : 

a))  er  befindet  sich  in  einem  gewirre  von  geschäften, 
er  ist  in  geschäfte  verwickelt.  Campe  2,  365'';  ebenso  Hil- 
pert 2, 1,  Ä.  465*  {he  is  in  such  a  labyrinth  of  affairs);  im 
gewirr  der  kandidatschaft  s.  u.;  es  hat  zwar  ...  herr 
Waitz  uns  in  das  gewirre  der  diplomatischen  Verhand- 
lungen zurückgeführt.  Vincke  in  der  deutschen  national- 
versamml.  s.  stenogr.  ber.  3,2103";  so  fände  freilich  zwar 
weder  die  grosze  extension  des  menschenreichs  auf  der 
erde ,  und  noch  weniger  das  gewirre  von  scenen  statt, 
das  uns  jetzt  die  geschichte  darbeut.  Herder  {ideen  z. 
phüos.  d.  gesch.  d.  m^nschheit  1,  4)  13,  29;  unsre  geschichte 
schleicht  unter  einem  gewirr  kleiner  und  feiner  hestim- 
mungen,  des  Standes,  der  lebensart,  der  zeit,  des  orts, 
der  Personen  einher.  (Weine  ÄcAri/fen)  16,  389 ;  die  macht 
des  talentes  trug  ihn  hald  über  das  gewirr  seiner  eigenen 
Schicksale,  über  die  Widersprüche  des  wirklichen  lebens 
in's  freie  gebiet  selbstständiger  Wirksamkeit.  K.  v.  Holtei 
(der  letzte  komödiant  3)  35,  250;  in  jeder  politischen  läge 
findet  er  {Blücher)  sich  rasch  zurecht,  erkennt  sofort  den 


GEWIRR  2,  a  (gewirr  des  tages)         6132 

springenden  punkt  im  gewirr  der  ereignisse.  Heinr. 
V.  Treitschke  dtsch.  gesch.  (l,  4)  1*,  453. 

b))  wer  will  sagen,  was  aus  diesem  gewirr  der  schwäche 
und  kraft  für  die  auszerste  entwürdigung  unsers  welt- 
theils  endlich  herauskommen  wird.  Pestalozzi  {nach- 
forschungen  über  d  .  . .  .  entvnkl.  d.  menschengeschl.)  7, 188; 
das  gewirre  seines  herzens.  Herder  18,  361;  die  entwick- 
lung  des  ganzen  gewirres  menschlicher  empfindungen, 
bedürfnisse  und  triebe  eben  an  seiner  verwickeltsten 
stelle,  wie  oder  über  diese,  denken?  {älteste  urk.  4)  7, 116  ; 
in  diesem  gewirre  von  entgegengesetzten  empfindungen, 
in  this  maze  or  entanglement  of  conflicting  sentiments. 
Hilpert  11,1,465";  er  {der  dichter)  sieht  das  gewirre  der 
leidenschaften,  familien  und  reiche  sich  zwecklos  be- 
wegen. GÖTHE  {Wilh.  Meisters  lehrj.  2,  2)  18,  128;  so  mach- 
ten die  Zerrüttung  und  anarchie  .  .  .  allerdings  einen  so 
mächtigen  Schiedsrichter  nöthig,  um  in  diesem  gewirre 
so  vielfacher  interessen  und  leidenschaften  eine  Constitu- 
tion zu  gebieten.  Posselt  staatsgesch.  Europas  (1805)  l,  m; 
wer  je  einen  solchen  moment  in  sich  fühlt,  der  winde 
ihn  sanft  und  rasch,  mit  begeisterung,  aus  dem  gewirre 
seiner  wünsche.  Brentano  Godvri  136  Ruest; 

aber  Zeus  Kronion,  der  donnerer,  sandte  mir  Unheil, 
der  in  eitles  gewirr  von  hader  und  zank  mich  verwickelt. 
{3q  fte  fiex    dTi^tjxTovg  l^tdag  xai  rs/xfa  ßälJ.Ft). 

Voss  Ilias  2,  376; 
was  mir  in  der  brüst  von  gedanken  war, 
von  sorgengewirr  und  ranken  war, 
gestellt  hab'  ich  dirs  einzeln  dar, 
dir  vorgetragen  sonnenklar. 

RÜCKERT  Firdosi's  königsbtich  (15,  2193)  2, 127 
Bayer; 

ich  komme  eben  von  der  sehr  betrübten  frau  von  Arnim, 
und  da  ich  glaube,  dasz  in  dem  gewirr  der  trauer  viel- 
leicht niemand  dran  denkt  ihnen  zu  schreiben ,  so  . . . 
Meusebach  an  die  brüder  Grimm  25. e.iSSö  bei  Wendeler 205. 

c))  ein  gewirre  von  meinungen  und  erklärungen.  Campe 
2,  seö** ;  dies  ist  die  grosze ,  veste  und  göttliche  absieht 
der  bibel,  über  alles  gewirr  menschlicher  auftritte,  mei- 
nungen und  gaukeleien  unendlich  erhaben.  Herder  (^terfer 
der  liebe)  8,  629;  die  sonne  hatte  die  hälfte  ihres  laufs 
zurückgelegt,  als  ich,  nach  einem  leichten  mahle,  unter 
dem  angenehmen  gewirre  von  gedanken,  ahndungen  und 
träumereien  .  .  .  einschlummerte.  Wieland  (Peregrinus 
Proteus  1,2)  27,  134;  gewirre  von  träumereien  und  erklä- 
rungen. Herder  6,  344;  in  einem  gewirre  von  ängstlich 
sich  durchkreuzenden  gedanken  blieb  ich  mir  selber  über- 
lassen. MÖRIKE  {maier  Nolten  l)  4,  246  Krausz;  das  ist 
mein  Unglück,  dasz  ich  von  keinem  gegenständ  reden 
kann,  ohne  mich  in  ein  gewirr  von  gedanken  und  bildern 
zu  verlieren.  Hebbel  briefe  2,217  Werner;  aus  übersprungen 
dieser  art  ist  das  ungeheure  gewirr  von  vereinigenden 
hypothesen  und  deutungen  entstanden,  das  unsre  mytho- 
logieen  und  ikonologien  beschweret.  Herder  {loie  die  alten 
den  tod  gebildet)  15, 438;  mitten  im  gewirr  dieser  sich  durch- 
kreuzenden gerüchte  und  leider  nur  halbverbürgten  nach- 
richten.  K.  Gutzkow  der  zauberer  von  Rom  7,  4 ;  kein 
mensch  in  Paris  und  London  wollte  von  diesem  gewirre 
spitzfindiger  distinctionen  weiter  reden  hören.  SyBEL  die 
begründung  des  deutschen  reiches  (9,  4)  3^,  104. 

d))  aus  dem  gewirre  des  kriegswesens  zu  dir  zu  flüchten 
wäre  mir  sehr  freudig  gewesen.  Göthe  {an  J.  S.  Jacobi 
1792)  briefe  9,  325  Weimar;  indes  waren  diese  (^se-)stunden 
noch  die  glücklichsten,  welche  er  gleichsam  aus  dem  ge- 
wirre der  übrigen  herausrisz.  K.  Ph.  Moritz  Anton  Reiser 
(2)  175  Geiger;  was  die  grosze  menge  in  dem  gewirr  des 
tages  urtheilt,  darf  uns  nicht  irren.  G.  Freytag  {die 
Valentine  i,  2)  2,209;  bleibt  meister  eurer  herzen,  und  ihr 
bleibt  meister  der  weit,  verachten  könnt  ihr  sie  mit  allem 
ihrem  gewirr  äuszerer  umstände  und  zwangmittel.  Lenz 
vertheidigung  des  Herrn  Wiela7id  26  E.  Schmidt. 

e))  wirklich  wüszten  wir  kein  buch,  worinn  wir  ein 
solches  gewirre  von  heterogenen  theilen  beisammen  fänden. 
Gerstenberg  rezen.<iion  ...  59  0.  Fischer;  geschichtliche 
Wahrnehmungen  zur  klarheit,  dunkelgedanken  ins  helle 
licht,  das  gewirr  einer  unzahl  von  einzelnheiten  in  eine 
einheit,  und  diese  zur  deutlichen  anschauung  zu  bringen, 
war  das  ziel.  F.L.Jahn  {deutsches  volksttim,  subskriptions- 
anzeige)  l,  137  Euler;  Deutschland  sei  für   den  ausländer 


6133         GEWIRR  9.  a  (trdlaofaM  geirin) 

ein  gcwirr  von  abweichenden  geietzen,  gebrttuchen  und 
«ittcn.  {denknitne  eines  Dntlsfhe»)  1,  4M;  da  sie  in  der 
gcliUrze  eine  last  gepflückter  ernteHpfel  and  darüber 
eine  inaKKe  gekrochener  hlutnen  trug,  dies  tchUttete  lie 
allcH  auf  den  tinch,  wie  eine  reizende  Pomon*.  dasz  ein 
gewirre  von  form,  färbe  und  duft  Binh  auf  der  blanken 
tafel  verbreitete.  Gotifhiki)  Kki.i.kk  (der  grüne  Heinriek 
1,  18)  I.IM. 

y)  die  altrif/ute.  die  dem  aulmtantiv  heigt»elU  werden, 
atehen  vielfach  unter  dein  eii\fluaa  de*  im  genitiv  unter' 
getyrdneten  oder  irgendtrie  nijtponirrten  tubjeetu.  »on*t  ktnn- 
teir/inen  die  uttrilnite  die  mannigfaltigkrit  und  da»  reget 
toMe  am  gewirr.  hierfür  »tehrn  xahlloae  odjeetiva  iu  ge- 
böte, die  an  der  reijellomijkeit  ttald  diu  erfreuliehe,  bald 
da»  unerfreuliche  hervorheben,  da*  ohutiaehe  mom*nt  tat 
hier  nur  gan*  apärlieh  entmeMt. 

l)}  da*  nttrifmt  »teht  unter  dem  tH\/lutM  dt»  ««6m  fe- 
wirr  gekennzeichneten  oder  »upponierUn  au^teh». 

a))  da*  adjectiv  an  »teile  eine*  »ubjeetiven  genitiva;  hin- 
eintrHumon  niuN/.  man  sich  in  jcnei  heroische  mönchische 
gewirr,  iniis/.  (iuolfe  oder  (iliibelline  werden,  sonst  wirft 
man  das  t)uoh  mit  ueberdrusz  wieder  weg.  Au<i.  W11.H. 
.SciiLKORi.  {üb.  d.  göttliche  komßdi«)  8.  Mtt  BOeking;  sonder- 
l>ur,  dasz  er,  der  so  oft  den  sehnsüchtigen  wünsch  aus- 
«IrUckte,  recht  bald  aus  diesem  irdischen  gewirre  erlOst  zu 
werden,  gerade  . . .  manche  plane  entworfen  hatte.  E.  M. 
Arndt  erinnerungen*  tt»;  vgl.  irdisches  gewimmel  «p.ssu. 

b))  da»  adjectiv  bringt  einen  tug  du  angegliederten  oder 
»upponierten  eubjecte*  mr  geUung:  das  komische  lUszt 
sich  mit  dem  moose  vergleichen,  siehst  do  das  kleine, 
dürre,  gelbbräunliche,  graue  oder  blaszgrUne  gewirr  vom 
weiten  an,  so  erscheint  es  dir  wie  ein  albern-  einfllltiges 
spiel  der  Pflanzenwelt.  K.  Immkhmann  (memorab.  l:  die 
Jugend  vor  2&  jähren,    die  familie)  5,  887  Mayne; 

wann  lOset  sich  dies  (oldene  irewirre, 
wie  lanM  noch  durch  die  azurn«  irre 
lenk'  ich  den  gong? 

PiTBR  CORNauuR  Idcr  iHÜdc  iitem)  4,  881 
Stern;   vgl.  goldenes  gewimmel; 

hnher  stieg  das  ungeheure  haupt  über  das  kochende  chaos; 
. .  .  das  zischende,  dampfende,  wirbelnde,  kochende  ge- 
wirre risz  sich  von  einander,  und  im  brausenden  stürme 
rollten  die  dunkel  glühenden  wölken  durch  die  luft. 
Ki.iNGKR  {Giafar  6,  6)  6,  332;  vgl.  auch  {».  0.)  schwebendes 
gewirr  von  schattenztigen  (Hekder);  der  sprachen  schwer 
gewirr  (Lessino);  nächtiges  gewirr  der  häuser  (Her- 
mann); nächtliches  gewirr  der  städte  (Gutzkow);  als 
sich  ein  immer  zunehmendes  gewirre  von  stimmen  im 
hausflur  erhob,  die  ärgerlich  abmahnend  einen  ungestüm 
vorwärtsdringenden  zurückzuweisen  bemüht  schienen. 
KniEDRicii  Hai.m  {Marnpanliete)  4,88  ScUoaaar; 

vor  mir  sah  ich  vielgestalt'ger  bauzeretOrung  schnödes  bild, 
aus  dem  gras,  hoch  Über  mannsläng',  balkonstarrendes  gewirr, 
pfeilerschart'  und  cinscsunkner  giet>eld&cher  sparrenwerk. 

K.  IMMKRMANN  {Eudnria)  15,  877  EempH; 

nichts  ist  sinnreicher,  als  ein  schäfergedicht  mit  einem 
angenehmon  gewirre  anzufangen,  z.  e.  das  endliche  zum 
nichts,  das  diese  weit  umschränkt.  Schönaicm  die  ganae 
iiathetik  in  einer  nu*z  105  Küster;  vgl.  («.  0.)  süsses  gewirr 
von  melodten  (K.  Helmkr);  eitles  gewirr  von  hader  und 
/nnk  (Voss);  strahlende  abendlichter  streifton  über  den 
grünen  platjs  neben  dem  begräbniszort .  der  mit  einem 
schrecklichen  gewirre  schmuiziger  kindcr  eingehegt  war. 
Achim  v.  Arnim  {die  fiiajoratshenen)  8,243  W'ilh.  Grimm; 
vgl.  üppiges  gewirr  berauschter  leiher  (Schnitzler). 

2))  ICO  das  attribut  die  in  dem  begriff  de*  aubatantiv* 
ruhenden  vorstellungtn  herausholt,  kreuzen  aich  die  ter- 
Inndungen  häufiger  mit  folchen  von  getümmel  und  ge- 
wimmel. 

a))  das  schöne  chaos  wird  angehende  harmonie  und 
Ordnung;  wenigstens  bekomme  ich  einen  leitfaden,  mich 
ilnrchs  unermUszliche  gewirr  dieser  unübersehbaren  scenen 
;in  meinem  thoil  herauszufinden,  herauszuwinden.  Herder 

'ii-icfe  d.  .ftud.  der  theol.  betr.  3.  th.,  27.  br.)  10,  294 ;  vgl.  {*.  o.) 
il.is  unendliche  gewirre;    vgl.  das  unendliche,   unzählige 

owinimel  .vp.  5S41;  heute  früh  hab  ich  den  ganzen  plan 

iinsrcr  miiskerade  zurecht  schreiben  lassen  und  alle  de- 

l'iirtenienfs  ausgctheilt.    es  wird  noch  gchn  ob  es  gleich 

lin  ungeheuer  gewirre  ist.  Göthk  (an  frau  v.  Stein  I78l) 

IV. 


GEWIRR  t.a  (witotw  g«win) 


6t34 


hri^a  6,  M;  vgl.  («.  o.)  das  tausendfache  gewirr«  (Laube); 
in  lahjrrinthischen  gewirren  (Tikuok;;  bleibt  die  geeebicht« 
der  Nazarier  und  Ebioniten  das  verflochtene  gewirre, 
mit  dem  wir  uns,  rettend  and  ankelzemd.  ganz  ohne  noth 
tragen?  Hkiii>kii  (Mrfe  awmmer  trHd»r  Jt»u.  *)  7.618; 

Mshaaek  mi  Hei  verküMel«  kisr  sia  tontsnisi  volkiiMll 
s6kiMll«r  sUto  Hanal  ksraa,  trat  Jetal  in  dM  iMÜntia 
«nlar  das  b«Ha  gewiir,  dort  rMwekto  alles  vtm  Uea. 

Fbamz  V.  HoNNRNaBao  Demalea  (S)  1. 1  «.  117: 

•r  wein  Ton  allem;  Jede  nuano«  de«  inatandes  ist  ihm 
Iclar.  aber  er  verliert  sich  nicht  in  Umm  bonta  gewirr; 
auch  er  hat  das  gleichgewicht  in  seiner  feele.  Immrn- 
MANN  (memorabilien  l)  80.  |«7  Hempel:  der  groentthMer 
wohnt  halb  auf  der  sirasze.  auch  wenn  er  sie  In  der 
ganzen  woobe  nicht  l>et  ritte,  das  bunte  gewirr  trabt  fort 
während  durch  seinen  köpf,  dureb  sein  berz.  H.  Lau  na 
neue  reieenovellen  (l4:  dt«  «umIps)  1,8M;  u.a.  ff<.  bonte« 
gewimmel  «p.  flMi;    (gona  «erstassf/)  bontee  t»Hiniel 

'P  *'^'  ia  den  itobUcbaUe  Mwirre, 

wo  das  bild  «Ol  trildar  seaüat. 
diobl«rbUek  wird  idMa  and  im 
■ad  die  leisr  sie  verstaanat 

QOtm  (r«Ms»  nWIMas  1MU»  M)  t.  US: 
vgi*  iNVDcaas  gvwnMOTVi  ^.  aviB. 

die  verhasztcn  werden  in  noth  und  vei  wii iiuc  leallrat, 
durch  falsche  stimmen  vom  richtigen  wege  abf  lenkt  nnd, 
wenn  sie  auch  nicht  zu  völligem  unterganfe  gebraebt 
werden  dürfen,  doch  auf  alle  weise  geplagt  indewen  Ist 
das  wunderlich  schöne  gewirr  nicht  ohne  ein  gawlaeei 
gleichmasz.  Immermann  (über  den  ra»en4»»  Aimoe  am 
Sophokle*)  17,411  Hempel. 

b))  die  leidenschaften  haben  sieb  ihrer  herzen  lie- 
meistert,  und  wir  werden  bald  ein  schönes  gewirre  in 
der  guten  familie  sehen,  die  kaum  noch  lauter  harmonie 
und  liebe  war.  Wieland  (Pandorat.x)  »uppl.  5(i7W), 44; 
wenn  jeder  nach  seinem  köpf  redet,  und  es  recht  an- 
gelegt  scheint,  um  den  kontrast  bis  zum  lächerlichen 
gewirre  zu  treiben.  Herder  (über  Ugolino)  4.  818;  vgl. 
lächerliches,  närrisches  gewimmel  ap.  SM8;  wenn  er  einen 
bessern  plan  zu  seinem  gedichte  wählte,  als  ein  so 
gothisches  gewirr:  so  war  er  vielleicht  eine  neue  art 
Homer  für  uns.  Heinsb  ArdtafIMto  (4)  4,888  Sdtüddekogf: 

auch  euch  faszt  sOtnr  seliaader,  hört  ilir  nidi. 
verworren  kreist  vor  «odl  des  tafss  bild. 
die  geirenwart  verletzt,  die  sokanll  schreckt; 
drum  tlQcbtet  ihr  ans  p«iaUchem  nwirr 
zum  Stilleo  bome  der  vergangeobeiL 

K.  Immbrmann  (da*  thal  vom  Romeeral  pral.) 
18.18; 
schnsll  vor  ihm  her  entsteht  ihm  die  bahn ,  die  hinter  ihn 

schwindet 
wie  durch  magische  band   fifnet   und  schliemt  rieh  der  wer. 
sieb !   jetzt  «cnwand  es  dem  blick ,  in  wildem  gewirr  dorca 

•inander 
stflret  der  zierliche  bau  dieaer  beweglichen  weit. 

SriitLLBB  (der  tama)  U.U; 
meine  tage  sind  ein  wtkst  gewirr  von  last  aad  ekel. 

K.  Immbrmann  (die  Bojaren  1,4)  lA,  IM; 
OMdert  wOstes  getfimme!  ep.  4SM; 

auf  den  trümmem  des  alten  königthums  erhebt  sieb  so- 
dann eine  junge  weit  territorialer  gewaltenr  geistliche  und 
weltliche  fUrstcn,  reichsstldte.  grafen  und  ritter,  ein  form- 
loses gewirr  unfertiger  staatsgcbilde.  TnRiTSCHKEdeitiseA« 
geach.  1,8;  das  unendliche  beer  der  oipos  . . .  beetebt  aas 
holzigen  . . .  mitunter  armgleichen  stammen,  die  flberall 
wie  hindfäden,  reife  und  taue  frei  von  den  Esten  der 
baumkronon  herabhängen  und  wohl  vielfach  um  einander 
sich  wickeln  und  drehen  ...  ihr  unordentliches  gewirre 
macht  einen  unerfreulichen  eindnick.  H.  Burmbistkr 
geolog.  bilder  %'*  (i8,v^),  284;  der  hoch  erhot>ene  köpf  erschien 
im  fahlen  abcndstrahl  jetzt  doppelt  bleich .  und  in  die 
stime  war  das  dunkle  haar  in  ungeordnetem  gewirr  herein 
gefallen.  Wai.tiier  Siecpried  Fiermont'  iTl. 

f)  mit  vrrbi*  tritt  da*  »t*b»tanHv  niekt  »o  ofl  in  un- 
mittelbare ah  in  eine  durch  präpoaitionen  vermittelie  Ver- 
bindung, bei  der  gewirr  6esoiM<efv  en^  mit  gewimmel  aiek 
btnlhri  (».  tt.).  in  der  unmiUMartn  Verbindung  mit  verben 
»ehlieatt  ea  aiA  tn^rmml»  näher  m»  getfimmel  an.  auek 
hier  aind  verbm  bevomift,  iK«  mn  keilte  bedeuiungariMatng 
gebttnden  aind:  die  vielen  fkden  der  Wissenschaften,  kOnste 
und  geschäfte  . . .  kreuzen  und  drängen  sich,  so  dasz  es 
meiner  ganzen  ordnungsgcwohnheit  l>edarf,  damit  keia 

385 


6135         GEWIRR  2,  a  (gewirr  entwirren) 

gewirre  entstehe.  Göthe  Iriefe  15,8;  dazu  vgl.  aus  den 
bisher  angeführten  belegen  die  häufig  beobachtete  Verbindung 
mit  dem  verbum  substantivum  (auch  in  der  apposition  ist 
gewirr  mehrmals  bezeugt);  vgl.  auszerdem  die  zahlreichen 
belegstellen  für  ein  gewirr  sehen,  ansehen,  finden,  treffen, 
merken,  malen;  ein  gewirr  findet  statt,  wird  sichtbar,  vgl. 
dagegen  \si  unübersehbar,  macht  unerfreulichen  eindruck, 
kommt  grellem  lichte  gleich,  factitive  verba  sind  seltener, 
doch  in  bemerkenswerten  Zeugnissen  beobachtet,  so  wird 
die  für  den  älteren  begriff  (gewerre)  besprochene  Verbindung 
gewirr  machen  auch  in  veränderter  bedeutung  wieder  auf- 
genommen, vgl.  gewirr  und  Vermischung  machen  sp.  6127 ; 
vgl.:  so  sagte  sie  zürnend,  verschränkte  die  maschen, 
und  machte  gewirr  auf  gewirre,  und  warf  am  ende  ver- 
drieszlich  das  netz  weg.  Fr.  Xav.  Bronner  fischerged.  u. 
erzähl.  (1781)  22;  dazu  vgl.  ein  getümmel  machen,  an- 
heben, anrichten,  verüben  *p.  4588;  vgl.:  darauf  fährt 
der  merker  fort,  ein  gewirr  über  Yomsburger  (die  er 
oben  Jomsberger  genannt  hatte)  zu  verheddern,  wo  er 
wieder  seine  geschichtliche  Unkenntnis  bemerkbar  macht. 
F.  L.Jahn  2  I  s.  271; 

sieh ,  und  die  Jugend  nachbarlicher  dörfer  auf  höhn  und  in 

tiefen 

juchzet'  und   hüpfet'  heran ,  und   spielt'  ihr  gewirr  um  den 

See  nun. 
Franz  v.  Sonnenberg  Donatoa  (3)  1, 1  s.  227. 

l))  gegenüber  den  concurrenzformen  entwickelt  gewirr  seine 
besonderen  Verbindungen,  die  dem  begriff  des  wirrsals  ent- 
springen: die  Verhältnisse  der  garden  und  eilten  sind 
in  der  zeit  Alexanders  so  verwickelt,  wie  die  Verhält- 
nisse des  königthums  überhaupt.  ...  es  ist  unmöglich 
und  zuletzt  auch  von  geringem  Interesse,  dieses  gewirre 
zu  entwirren.  W.  Rüstow  ii.  H.  Köciii.Y  </esc7t.  des  griech. 
kriegsioesens  (3,2  §22)  (l8.'>2)  260;  ein  gewirre  aber,  das 
gewaltthätigkeit,  betrug,  list  und  ihresgleichen  in  eins 
schnüren:  das  wolle  kein  mensch,  das  möge  gott  auf- 
lösen. Herder  {zerstretite  blätter)  16, 149;  heute  früh  haben 
wir  angefangen  den  Büttnerischen  wüst  in  andere  räume 
zu  transportieren ,  man  muszte  freilich  bei  dieser  ge- 
legenheit  abermals  bedauern,  dasz  man  dieses  gewirre 
nicht  nach  und  nach  auflösen  konnte,  sondern  in  einigen 
puncten  die  Unordnung  vermehren  muszte.  Göthe  (an 
Voigt  26. 1. 1802)  briefe  16,  24  Weimar;  vgl. :  ein  gewirr  löst 
sich.  Pet.  Cornelius  (s.  v);  mehr  zu  wirren!  eine  glück- 
liche band,  die  das  gewirre  an  einem  faden  sanft  und 
langsam  zu  entwickeln  lust  hat.  Herder  (auch  eine philos. 
d.  gesch.)  5,567;  oft  scheint  es  ein  unaufwirrbarer  knäuel. 
der  fremde  erwartet  stoszen  und  fluchen,  und  zuletzt  eine 
prügelei.  aber  siehe!  das  gewirre  entwickelt  sich,  und 
die  in  einander  und  an  einander  fest  geworden  schienen, 
gehen  jeder  seines  weges.  E.M.Arndt  reise»  5, 429;  vgl. 
auch  {s.  0.)  das  gewirr  reiszt  sich  von  einander  (Klinger); 
zerstiebt  (Voss);  das  gewirr  durchdringen  (Jahn);  um- 
schliessen  (Moritz); 

denn  kaum  wird  sie  (die  scMeuse)  gezogen, 
so  stürzen  alsobald  die  lauten  wasserbogen, 
mit  rauschendem  gezisch  den  tobenden  cristall; 
so  sprudelt  sein  gewirr  zum  schäumenden  canal. 

Gottsched  ged.  2^,  545;  vgl.  sp.  5839; 

vgl.  auch  (s.  o.):  das  gewirr  trabt  durch  den  köpf  (Laube), 
läuft  vorüber  (Stehr). 

2))  andere  verba  dienen  der  herausarbeitung  des  akusti- 
seilen  momentes: 

schrein,  weissagen  die  grausesten  ding',  oft  neigt'  sich  mein 

ohr  hin, 
aber  da  schnarrt'  ein  gewirr,  wie  im  mährchen  von  Babilons 

turmbau. 
Fr.  V.  SoNNKNBERG  Donatoa  (6)  I,  2  8.  677 ; 

vgl.  auch  (s.  o.):  das  gewirr  braust  (Schiller),  tobt 
(Klinger),  schallt  (Storm),  wächst  (Visgher,  E.  Zahn), 
erhebt  sich  (F.  Halm),  dringt  entgegen  (P.  Heyse),  schlägt 
ans  ohr  (Storm). 

3))  auch  den  Übergang  zum  collectivbegriff  kennzeichnen 
mehrere  verba  tji  den  oben  angeführten  belegen  .■  ein  gewirr 
liegt  gegenüber  (Immermann,  Stifter),  umringt  (Heine), 
steigt  auf  (Storm),  führt  wohin  (Fontane),  nimmt 
jemand  auf  (Raabe),  wird  biosgelegt  (Storm).  dazu  vgl.  .- 
das  gewirre  seines  herzens  der  obersten  Weisheit  vorzu- 
legen.  Herder   {kleine  Schriften)  18,861;   ein  gewirr  von 


GEWIRR  2,a  (im  gewirre) 


6136 


treppen  hinabsteigen  (Fontane);  das  blättergewirr  hinab 
tauchen  (Timm  Kroger);  ein  gewirr  von  melodieen  auf 
noten  bringen  (Ed.  Helmer),    dazu  vgl.: 

nicht  ein  gewirr  ist's,  angelegt  im  wahne, 
jch  sehe  jeden  einzlen  faden  schlagen, 
ich  höre  gehen  jede  einzle  spule. 

Friedr.  Rückert  {geharnischte  sonette  48). 

s)  das  bevorzugte  anknüpf ungsmittel  an  verba  bilden 
auch  hier  die  präpositionalverbindungen  {vgl.  oben  sp.  6134). 
während  getümmel  {s.  d.)  die  angliederung  fast  nur  im 
dativ  herbeiführt  (mit,  unter,  aus  dem,  im  getümmel), 
fheilt  gewirr  mit  gewimmel  die  weitgehende  Vorliebe  für 
accusativverbindungen :  in,  durch,  auf,  über  das  gewirr. 
bei  den  dativverbindungen  hält  es  sich  gegenüber  von  an, 
mit,  von  {s.  o.  sp.  5839  zu  gewimmel)  ganz  zurück. 

l))  in  ein  solches  gewirre  möchte  ich  von  heiler  haut 
mich  nicht  hineinbegeben,  da  ich  dergleichen  anmuthige 
Situationen  schon  kenne.  Göthe  {an  Schiller  1795)  briefe 
10,  314.  vgl.  {s.  0.):  in  ein  gewirr  fallen  (Prätorius); 
geraten  (Stifter,  Halm);  sich  verlieren  (Immermann); 
hineinschreiten  (Storm);  treten  (Auerbach);  blicken 
(Storm,  Raabe,  Heyse,  Ompteda);  sehen  (Stehr);  sich 
hineinträumen  (Schlegel);  täglich  war  ball  bei  ihr,  wozu 
man  freilich  die  damen  unter  den  hausmädchen  und  den 
bauerndirnen  der  nachbarschaft  suchen  muszte.  ...  die 
seitenverwandten  des  domherrn  .  .  .  hatten  in  dieses  ge- 
wirre jenen  ältlichen  mann  als  aufseher  gesendet.  Immer- 
mann {epigonen  7,  9)  4,  70  Maync;  vgl. .-  in  ein  gewirr  ver- 
senken (G.  Keller);  eintauchen  (Schnitzler);  alle  eilf 
andern  ziegen  . . .  drängen  sich  um  mich  und  sind  wie 
auszer  sich.  .  .  .  nur  die  ehrwürdige  Sisi  behielt  einiger- 
maszen  ihre  fassung,  als  sie  durch  das  gewirre  zu  mir 
dringen  konnte.  Immermann  (Mi'mc/tÄ.  3,  9)  l,  353  Ma^/Hc. 
das  gleiche  schon  Her  der  {s.  o.)  ;  vgl.  auch  {s.  o.) :  durch  ein 
gewirr  sich  durchtappen  (Fontane);  umgehen  (Rückert); 
gelangen  (Gutzkow);  einheit  und  grösze  und  harmonie 
und  natur  und  simplicität  und  ähnlichkeit,  und  wie  das 
ganze  buch  durch  das  gewirr  folge  —  alles  sind  worte 
ohne  sachideen,  schatten  ohne  körper.  Herder  {h-it. 
loälder  4.  II,  2)  4,  60 ;  in  kurzer  zeit  war  das  vordere  ende 
des  Saales  .  . .  überfüllt  . .  .  man  suchte  sich  möglichst 
bald  durch  das  gewirr  zurechtzufinden,  seinen  nähern 
bekannten  guten  abend  zu  sagen.  Georg  v.  Ompteda  der 
zeremonienmeister^  HG ;  das  gleiche  schon  Herder  {s.  o.: 
sich  durch  ein  gewirre  herausfinden);  dazu  vgl.  {s.  o.): 
unter  ein  gewirr  treten  (Sonnenberg);  auf  ein  gewirr 
zeigen  (Gutzkow);  über  ein  gewirr  aufwärts  fahren 
(G.Keller);  senken  (Fallmerayer);  erklingen  (G.  Frey- 
tag); vgl.  auch  die  belege  aus  Göthe  und  Arndt. 

2))     dort  auf  dem  markt  strömt  jetzt  ein  gewühl  von  wägen 

und  rossen, 
wirrt  sich,  und  raub  schleicht  her  im  gewirr. 

Fr.  V.  Sonnenberg  Donatoa  (6)  I,  2  «.  468 ; 

alles  redete  durch  einander,  und  die  scene  schien  sich 
zu  einem  blutvergieszen  anzulassen,  wenn  die  aufgebotene 
hilfe  wirklich  herbeikam,  in  diesem  gewirre  hatte  sich 
der  Schriftsteller  dem  köpfende  des  bettes  genähert.  Immer- 
mann {Münchhausen  6,  ll)  2, 192  Maync;  ihr  bild  schwebt 
noch  In  dem  gewirre,  das  um  mich  ist,  und  ich  stehe, 
wie  ein  fremder,  in  dem  sausen.  Stifter  {studienl:  feld- 
blumen  7)  l,  92  Sauer;  vgl.  auch  {s.  o.):  im  gewirr  liegt  ein 
haus  (Auerbach);  der  aufruhr,  den  diese  grosze  zeitung 
im  Städtchen  hervorrief,  ist  unbeschreiblich,  alles  war 
auf  den  straszen,  stand  und  ging  in  buntem  gewirre  durch- 
einander. Paul  Heyse  {moral.  nov.:  Franz  Alzeyer)  11,3 
s.  297.  vgl.  {s.  0.):  im  gewirr  hin  und  her  gehen  (Anzen- 
gruber);  im  gewirr  sich  verfangen  (Herder);  im  gewirr 
durcheinanderstürzen  (Schiller);  im  gewirr  schwinden, 
verschwinden  (Brentano,  Fontane,  Stehr);  im  gewirr 
hervortreten  (Gutzkow);  mitten  im  gewirr  meiner  can- 
didatenschaft  fällt  mirs  ein,  dasz  ich  ihnen  noch  antwort 
auf  ihren  freundschaftlichen  brief  schuldig  bin.  Voss  an 
Bürger  9.1.1777  bei  Strodtmann  2,8;  es  thut  mir  recht 
leid,  dasz  er  schon  fortgegangen,  wir  hatten  ihn  gestern 
vergessen  in  dem  gewirr,  er  sang  sehr  kunstreich.  Achim 
V.  Arnim  {die  kronenicächter  1,3)  3,373  Wilh.  Orimm. 
vgl.  {s.  o):  im  gewirre  einander  finden  (G.  Freytag); 
etwas  bestellen  (Dietr.  v.  d.  Werder)  ;  sie  {die  ausländer) 
schleppten  Deutschland  in  andre  länder,  daselbst  zu  ent- 


6137 


GEWIRRKN  — GEWIRRSAL 


GEWIRRT -GEWIRTEN 


6138 


scheiden  und  ewig  sclbHt  im  gewirr  zu  bleiben.  Hehukr 
(über  die  xcilrkung  der  dichtkutuit}  n,  iH; 

drauHzen  im  (ewirre 

kann  man  worden  irre, 

weit,  an  Hiüli  und  dir. 

I{(  <  KKiiT  (tviiliUtaU)  1,  4in; 
diese  rückten  den  hut  auf»  ohr,  und  riefen;  kein  t... 
soll  unH  den  sclitilineiülor  nelimon!  unter  all  dieiiem  ge- 
wirre  hutto  (tich  ein  junger  mennch  namens  Kehkopf 
wcggCKciilichvn.  JtiMiäTii.i.iNci  jüitglinz/njahre  140;  vgl. 
auch  (».  ().):  unter  einem  gewirre  einHchlummcrn  (Wik- 
i.ANo);  U>)er  einem  guwirr  sich  erheben  (Staiik);  mit 
einem  gewirr  unfnn((cn  (Sciionaicm);  den  platz  mit  einem 
gewirr  Kcliniut/.iger  kinder  einhegen  (Aiinim). 

S))  UU8  dem  gewiire  herauHroisaen  (MoiilT/)  «.  o.;  aus 
dem  gewirr  sich  lieruuHhelfon  (Uötiik);  flüchten  (Immku- 
mann);  sich  entwickeln  (Gutzkow);  erlöst  werden 
(Akndt);  winden  (Rkkntano);  überhaupt  wäre  der  ganze 
knäuel  von  ort-  und  zeitquiiMtinnnn  längst  aus  seinem 
gewirro  gekommen,  wenn  ein  philnHophischer  köpf  über 
das  drama  sich  die  mühe  hätte  nehmen  wollen,  auch  hier 
zu  fra{!en:  'was  denn  ort  und  zeit  sei?'  Hkiidki«  (von 
deutMher  urt  u.  kunst:  Shaketipear)  5,826  Snphan;  das  ge- 
tümmol  dann  im  hufo,  und  wie  darauf  ein  bedienter 
ihn  mitten  aus  dem  gewirro  in  dieses  gemach  gewiesen. 
Kiciiendohit  dichter  n.  ihre  yeaeUtn  S.  eap. 

b)  die  hedfiitnuijiirerenfferung  im  Übergang  tur  $ach 
bedentung  netzt  ati/  zicei  getrennten  gebieten  ein: 

a)  wenn  einer  in  der  orndte  sein  getreide  vom  feldc 
i;crahren,  soll  er  auch  zugleich  das  gewirre,  oder  die  nach- 
harcko  mit  wegschaffen,  damit  der  hirthe  an  der  hüthung 
nicht  gehindert  werde,  gemeindeordn.  v.  Stöhna  (1745)  l>et 
Klinoneh  dorf-  u.  baurenrcchte  1,716;  viertens  musz  er 
sich  in  acht  nelimen,  das?,  aus  den  sogenannten  kammern 
nichts  von  dem  in  bansen  ausgefallenen  getreide  mit 
unter  den  probe  drusch  komme,  endlich,  weil  im  ein- 
fahren auch  durch  die  lagerstJitte  der  mandeln  und  durch 
das  nachharken,  viel  ungebunden  gewirre  mit  in  den  last 
kommt.  KnÜNiTZ  öconom.  encyclop.  B,  576.  hierher  gehört 
auch  ah  frühes  zeitgnis  übertragenen  gebraucha  -.  auff  diesen 
tag,  und  in  diesem  gericht  wird  der  gerechte  richter  .  . . 
eine  rechte  musterung  und  Scheidung  halten  . .,  auff  das 
pottcs  reine  und  feine  kirch,  von  allem  gewirre  und  un- 
«ezielTcr  abgesondert  werden.  D.  Schallek  theolog.  herold 
(1624)  246;  vgl.  auch:  der  inwendige  mensch  ist  der  edlere 
mensch,  wenn  gott  nun  den  leib  durch  speise  und  uebung, 
die  zunge  durch  spräche,  die  sinne  durch  kenntnisz  nährte: 
siehe  so  konnten  herz  und  verstand  nicht  leer  bleiben, 
oder  sie  schössen  in  wildqs  gewirre  und  eigenmächtiges 
Unkraut.  Hkudki«  {älteste  urk.  4.  2)  7,  27. 

ß)  bei  den  schlossern  führet  in  engerer  bedeutung  das 
eingerichte  oder  die  bcsatzung,  d.  i.  diejenigen  künstlich 
versetzten  Stückchen  mctall,  welche  in  die  einstriche  des 
schlüsseis  passen,  und  verhindern,  dasz  nicht  jeder 
Schlüssel  das  schlosz  sohlicsze,  den  nahmen  des  gcwirrcs, 
wo  es  auch  den  plural  leidet.  Anfci.iNti  2,667;  ähnlieh 
Cami'k  2,  :i65*'  (das  gewirre,  auch  das  eingerichte,  die  be- 
satzung);  das  gewirre  in  einem  schlösse,  lesgardes,  gami- 
tnre  d'une serrure.  Schwan  (178!J)  1,747»;  das  gewirr<e)  eines 
Schlosses,  the  tcards  of  a  lock  [t/tat  pari  qf  a  lock,  tohieh, 
corresponding  to  the  projier  key ,  hindert  any  otker  from 
();>ent»ijrt/l.Hii.iM:nT  11,1«. 465»;  vgl.ax^chiKCO\^9SO^stechnol. 
irÄ.  2, 85»;  gewirre,  gewinde.  charnier  aiteh  icindkfappe. 
fentil  z.  b,  er  hat  kein  gewirro  im  halse,  i-eraehlingt  mit 
ätiszerstergeschwiudigkeit  essen  und  trinken.  J.C.C.  RüniOER 
neuester  ziiwacJis  der  teutschen  . . .  aprachkunde  2  (1788),  78. 
GKWIRRO,  vexb.,  wird  von  ScnKnzOiiEni.iN  l,  548yilr 
turbare,  verwirren  angesetzt;  daa  gleiche  bei  Bkinkmeier 
1,  917».  icie  jedoch  die  oben  {ap.  56"ß'.)  beigebrachten  belege 
für  geworren  zeigen,  sind  am  stamtnvocal  dieses  comjwsituma 
auch  in  der  nhd.  periode  keine  ausgleichsbestrebungen  hervor- 
getreten, sewcrren  ala  if\finitiv,  gewerre  als  cot^junctiv prä». 
und  ähnliche  formen  .stehen  dem  gewirret  im  indie.  präa. 
dea  »iugular  geqenüber.  zu  den  auf  sp.  5683  angeführten 
ivendungen  ist  noch  nachzutragen:  ich  hab  jn  gen  Sparthani 
gfflrl,  dz  er  daselbs  lob  und  eer  erhol  und  es  gewirt  und 
mangelt  jm  nichts.  SciiAihKNHEiszKii  Odyssee  57'*. 

GEWIRRSAL.  GEWIRRSEL,  n..  contaminierte  bOdung 
tu  gowirr  und  wirrsal,   ist  einmal  bei  Tieck  belegt:   auf 


dem  klaren  bach,  der  Tom  gebirge  nieder  rinnt,  begegnete 
ich  vor  zwei  nachten  einer  ganzen  flotte  von  abgefallenea 
lindenblUthen,  in  denen  wohl  hundert  geister  herunter 
Kchifftcn,  sie  sangen  hübsehe  lieder,  und  schwatzten  und 
erzählten  viel,  es  war  aber  nicht«  gründliches  in  diesem 
gewirrsei.  denn  sie  waren  von  der  groszen  hochzeit  ganz 
voll,  zu  welcher  sie  segelten,  dit  rogetaeheuehe  t,  7. 

(»V.Winm, partieip.  <u(;.n«  wirren («.</.).  in  der aehteaehen 
form,  die  aieh  an  diemm  v»rbum  nkd.  «tUwiekdi  hat. 

1)  dM  sebApAmg  dw  lM«a,  dweh  hMc.  dwdijlui  aar  di« 


voU  beWBfceiideii  wotligriMida,  veU  flMM  dw  i 
rinfs  dwek  afauuider  giwirrt,  eis  ■BsriewUch, 

Fr.  V.  SoMiiKNRsao  Domttoa  (If)  n.  t  :  IM; 

ebenao  Sonn  Odyam»  6,  IW  (dicht  in  «inander  gewirrt  de 
umher  fliehen);  Sonnknbrro  2>oim<m  (ft)  l,t  *.  4M  (das 
enlfallne  geiitrick  ...  um  die  füsze  gewirrt):  K.  Vhv.hzzu 
Wattntu  i,27H  (Schlingpflanzen  und  bäume  wild  in  einander 
gewirrt);  ich  hatte  nemlich  dal>ei  nichts  anders  zum 
zwecke,  als  in  diesen  hoohschwindeinden  und  durch  ein- 
ander gewirrten  paasagen  den  zustand  recht  anschaulich 
zu  machen,  meine  geaehieht  eh'  ich  gebohren  wurde  (1<W) 
eap.t;  sasz  derbaron  in  einem  krausen  unddurcheinander- 
gewirrton  husche  von  hagedomen,  eschen  und  birken,  der 
auf  einem  kleinen  hügel  wuchs.  Immehmann  {Jdünek- 
Aatwen«,«)  t,\»Mayne;  die  nächste  andre  . . .  e«  war 
ein  wahrer  soheidcknäuel,  eine  durch  einander  gewirrte 
strähne  abschiedsgam  von  armen,  haubenschleifen,  blaoen 
mänteln.  Oino  Luuwio  (Ueiteretkei)  s,  M;  der  heraus- 
geber  sacht  die  so  oft  in  einander  gewirrte  autorschafl 
Goethe's  und  Heinrich  Meyer's  in  mehreren  fällen  grnaaer 
festzustellen.  Zahnckk  {tum  Ooethejahrbueh  10)  GoeUm- 
achriften  a.  12. 

t)     und  ea  bSn^t  mit  dem  flattemden  segel  das  taowerk 
alles  gewirrt  and  zerscbellL 

\o»H  üben,  dea  TKeoMt  UdyOe  n,  14)  190 
(itama  etnij  An<nuiaa9iifta); 

vgl.  auch  krausgowirrt.  überaetaung  dea  Ariatopkanea  1, 106; 

das  ganie,  so  hoch  in  den  wölken,  so  tief  in  dem  abgraad. 
nnd  anf  des  meers  wildwoyender  wtute,  xa  cbaoc  gewirrto 
nniveranm.     Fr.  v.  Sonnemberg  Donatoa  (8)  II,  1  a.  ISl; 

alles  entstand  aus  erde,  wasser  und  luft.  woher  diese 
denn?  aus  der  sonderung  einer  unförmlich  gewirreten 
masse  von  rohen  urstoCfen.  Voss  mythol.  briefe  (8)  i*.  14. 

GEWIRRVOLL,  adj.:  es  scheint  ans  der  erwähnung 
werth  zu  sein,  dasz  Üohna  sogar  in  dieser  gewirrvollen 
zeit  sich  einige  tage  für  Tcmpelfort  frei  zu  machen  wuszte. 
W.  Gronau  Chr.  W.  v.  Dohna  a.  «50. 

GEWIRSEN,  verstärktea  wirsen  («.  d).  unier  den  ab- 
leitttngen  von  wirs  {vgl.  auch  gawirairdn.  Grapp  1. 1047^.) 
reicht  dieaea  compositum  am  tceiteaten  in  die  nhd.  periode 
herein,  hier  mit  gerxtndetem  vocal.  in  den  mkd.  Verwen- 
dungen ist  daa  verbtim  mit  einem  peraönliehen  objeet  ver- 
bunden: da;  in  der  beiden  ellentbatl 

gewirsen  künde  mit  dem  slags. 

K.  V.  WCR/BtRo  Pariomopter  vm  BaHaek. 

ganz  ähnlieh  Sylveater  5107;  hierher  gehört  wol  auth 
W.  v.  RiiEiNAU  Marienleben  76. 21  (dag  si  . . .  gewirsete  die 
sunne).  die  beiden  frühnhd.  bdege  weifen  r^fiexiven  f» 
braxteh:  und  so  er  über  vil  wucher  leneMn  wa^.  so  ge- 
würset  er  sich  denn  aber,  und  maehete  näwe  wundan. 
Heinr.  Sei'SE  {leben  cap.  15)  40  Bihlmeyer;  und  won  si  von 
allter  wenig  gesach  ald  gebort,  so  stiess  si  sich  eiwenn. 
das  si  sich  fast  gewursset,  und  verirret  dik,  das  si  nit 
wist  wo  si  was.  Elsrrt  Staokl  leben  der  adumHem  tu 
Töaa  (88)  Vetter  a.  W.  SS. 

GEWIRTELT,  partieip.  adj-.  anaeheinend  unwüUeUmr 
vom  aubatantiv  wirtel  {vgl.  Frisch  2.45«)  abgeleiiet:  ge- 
Wirtelt,  vertieillatxta.  KlRSCii  2. 15l\  genem  so  Matthiae 
2. 181*  {vgl.  gewirtet). 

GEWIRTEN,  verb..  veratärktea  Wirten,  vgL  Lrxer  S,  »48. 
mit  transitirem  gebraxtch  xrie  daa  grundverium  und  wie 
daa  apiiter  vordringende  bewirten  (#.  d.)z 

sich  liefen  niht  bevillen 

stB«  scnaBKre, 

•wie  tiwer  es  war», 

das  darxno  tOhte. 

da  man  mit  gewirten  mShIe 

von  Osterrtcn  des  farstaa  geste. 

Ottokar  ö*terr.  retmeluvm.  7BC74  SeemSner. 

vgl.  auch  gewirten,  bewirten.  Unoer  Kiioll  291*. 

38Ö* 


6139 


GEWIRTET— GEWISPEL 


GEWISPELIG  —  GEWISS 


6140 


GEWIRTET,  particip.  adj. ,  unmittelbar  vom  Substantiv 
Wirte,  Wirten  abgeleitet,  vgl.  auch  gewirtelt:  verticillatus, 
gewir'tet,  wie  ein  wirten  gestaltet.  Frisius  dict.  (1556)  1367^. 

GEWmZ,  GEWmZCHEN,  s.  gewirr. 

GEWISCH,  GEWISCHE,  n.,  verbalsubst.  zu  wischen, 
schon  im  16.  jahrh.  belegt:  dann  ich  hab  mich  etlich  mal 
mit  des  frawenzimmers  nasenfutern  und  mundschleiern 
von  sammat,  taffat  . . .  gewischt,  und  es  mächtig  gut  be- 
funden: dann  die  gelinde  davon  gab  mir  von  unden  auff 
ein  unseglichen  kitzeligen  lust,  viel  besser  als  das  gemein 
gewisch  von  sonst  gelümp,  da  eim  die  lasen,  zwischen 
den  kerben  bleiben.  Fisghart  Garrjantua  (le)  210  neudr.; 
vgl:  das  gewische.  Campe  2,365^;  ^{e)wisch,  fortwährendes 
wischen.  Martin  u.  Lienhart  2,  STS*». 

GEWISCHT,  particip.  adj.  zu  wischen  (s.  d),  mit  einigen 
festen  Verbindungen:  gewischter  himmel,  apertum  coelum. 
Maaler  180«;  tersus,  gesäubert,  gewischt.  König  1170''; 
gewischt,  adj.  tersus,  purgatus,  detersus.  purificatus, 
mundatus.  Stieler  2563; 

vil  haben  sich  des  nicht  geschembt, 
dasz  sie  ein  ermel  von  eim  hembdt 
ziehen  herfür,  und  wischen  sich, 
des  soltu  aucn  gebrauchen  dich, 
dann  trinck  mit  wolgewischtem  mundt, 
ein  guten  zugk,  der  ist  dir  gsundt. 

ScHEiDT  Dedekinds  Orobianus  (r.  3109) 
Milchsack  s.  93 ; 

gewischte  schuhe,  calci  defricaü,  et  commtmdati.  Stieler 
2563.  bedeutungsverengerung  erleidet  das  particip  in  der  oft 
gebuchten  beziehung  auf  die  maierei:  gewischt,  estompe, 
wird  in  der  maierei  von  einer  Zeichnung  gesagt,  die  man 
mit  geschabtem  röthel  machet,  welcher  in  den  schatten 
mit  kleinen  zusammengerollten  Stückchen  papiere  oder 
leder  aufgetragen  wird,  ohne  dasz  man  darinnen  einen 
strich  bemerket.  Jablonski  (1767)  1,  535''  {fehlt  \-i2\);  das 
gleiche  Jacobsso fi  2,85»;  gewischt,  adj.etadv.  [t.depeint], 
estompe,  dessine  avec  des  couleurs  en  poudre  que  Von 
appliqtie  avec  de  petits  rouleaux  de  papier  gris  ou  de  cha- 
mois,  dont  le  baut  sert  comme  de  pinceau.  Schwan  1,747". 
GEWISPEL,  GEWISCHPEL,  n..  Verbalsubstantiv  zu  dem 
älteren,  jetzt  durch  wispern  {s.  gewisper)  verdrängten 
wispeln.  vgl.  aM.  wispalön.  Graff  IV.  1239;  wi/tti.  wispelen 
mhd.  wb.  3,771;  nM.  wispeln  Stieler  2566;  Steinbacu 
2, 1006;  Frisch  2,453. 

1)  mir  die  ältesten  belege  zeigen  das  Substantiv  ohne  be- 
gleiter;  der  begriff  des  geräusches  ist  hier  nach  der  seite  des 
subjects  noch  nicht  fest  begrenzt,  aber  dynamisch  abgestuft: 
wie  das  die  gestürme  alle  vergiengen  in  den  der  herre  nit 
kam.  und  darnach  in  ainem  stil  schweigen  und  rasten 
in  ainem  gewischpel  kam  got  der  herre.  Tauler  sermones 
(1508)  156» ;  wann  disz  also  verriebt ,  thet  sich  aus  dem 
Wasser  herfür  ein  kleine  subtile  stimm,  gleich  einem 
gewispei  und  gab  antwort  auf  die  frage.  Nigrinus  von 
Zauberern  (1592)  50. 

2)  in  den  jüngeren  belegen  ist  das  Substantiv  entweder 
mit  einem  bedeutungsverwandten  verbunden  oder  von  einem 
attribut  begleitet;  nach  der  seite  des  subjectes  ist  es  auf  den 
menschen  beschränkt  und  neben  der  dynamischen  abstufung 
tritt  die  Vorstellung  eines  unbestimmten  verworrenen  ge- 
räusches hervor,  die  vereinzelt  sogar  mit  der  dynamischen 
abstufung  in  vriderspruch  steht  {s.  u.  laut  gewispei). 

a)  und  war  das  auf  dem  Lindwurmhof  kein  schlechtes 
gezischel  und  gewispei,  als  . . .  der  Michel  angefahren  kam 
mit  seiner  grünen  schönen.  P.  Rosegger  (weltgift)  III,  9 
s.  348;  tes  es'  a  kawes'pals  ün  9  kawas'pals!  das  ist  ein 
gewispei  und  ein  gewespell  aus  der  Zornthaler  mundart, 
a.  Jahrb.  f.  gesch. . . .  Elsass-Lothringen  7,189;  vgl.  Mar'iin 
M.  LiENHART  2,  875'*. 

h)      ein  kurtz  gewisbel  folgt   als  er  gesaget  das. 

DiETR.  V.  D.  Werder  Tassos  erlös.  Jerus.  (1,  29) 
(1626)  4'» 

(ein  murmeln  folgt.  Gries;  geflüster  Schindel); 

ein  laut  gewisbell  drauff  umbher  bei  jhnen  gieng, 
der  hauptman  hiesz  es  gut  mit  einem  augenwinck. 

(6,  24)  65 

(gemurmel  Gries);  das  geflüster  sank  zu  unhörbarem 
gewispei.  A.Mützelburg  zwei  heitere  gesch.  93,  *.  Sanders 
erg.-wb.  645»;  verliebtes  gewispei.  Stuttg.  n.  tagebl.  35,  86, 
a.  tbenda  644°. 


GEWISPELIG,  mundartl.  adjectivbildung  zu  wispeln  in 
der  bedeutung,  die  unter  abstreifung  der  geräuschwirkung 
nur  die  bewegung  im  vorstelhingsinhalt  festhält,  vgl.  auch 
gewispeit:  wisplig,  gewisplig,  voll  unruhe.  Stalder  2,455. 

GEWISPELT,  particip.  adj.  zu  wispeln  in  derselben  be- 
deutung,  die  eben  an  gewispelig  hervorgehoben  lourde:  es 
kombt  ein  baur  mit  einem  verwirrten,  gewispleten  hart. 

SCHMELLER    2^  1042. 

GEWISPER,  n.,  verbalsubst.  zu  dem  jüngeren,  im  IS.  jahrh. 
in  die  Schriftsprache  eindringenden  wispern,  im  gegensatz 
zu  gewispei  (».  d.)  ist  es  nicht  mit  attributen  beobachtet, 
mehrmals  dagegen  mit  synonymen  verbunden,  noch  häufiger 
isoliert  belegt;  als  ältestes  Zeugnis  ist  wol  das  compositum, 
schandgewisper  aws Lichtenberg  anzusprechen,  vgl.8,2li2. 

1)  das  gewisper.  Campe  2,365'';  Leontin  schien  heim- 
lich und  leise  befehle  zu  erteilen.  . .  .  jetzt  hörte  sie  nur 
noch  hin  und  her  gewisper  unter  den  dunklen  bäumen. 
Eighendorff  {viel  lärm  um  nichts)  4^,192;  aber,  wenn 
man  {auf  der  börse)  ein  paar  leute  die  köpfe  zusammen- 
stecken sieht,  die  piano  und  pianissimo  sprechen  .  . ,  da 
kann  man  darauf  rechnen ,  . . .  dasz  es ,  wenn  das  ge- 
wisper zu  ende  ist,  zu  einem  resultate  kam.  J.  G.  Kohl 
Petersburg  2,  12;  und  als  sie  die  beiden  nebeneinander 
sahen,  da  ging  zum  erstenmal  zu  Fruttnellen  wieder  das 
gewisper  von  einer  alten  geschichte.  Ernst  Zahn  herr- 
gottsfäden  (28)*  301. 

2)  ein  düstre  prozession 
toter  ursulinerinnen ; 

.  .  .  tragen  kerzen  in  der  band, 

die  unheimlich  blutrot  schimmern; 

seltsam  widerhalt  im  kreuzgang 

ein  gev/isper  und  ein  wimmern. 

Heine  (romanzero  1:  himmelsbräute) 
1,  358  Elster; 
und  wenn  ich  denk',  was  das  die  letzte  zeit  her  für  ein 
gezischel  gewesen  ist  und  für  ein  gewisper,  da  ist  mir 
oft  völlig  heisz'  worden  im  köpf  . .  .  also  h'raus  mit  der 
färb'!  Herman  Schmid  {der  habermeistere)  17,181;  am 
anderen  tage  gab  es  ein  geflüster  und  gewisper  beinahe 
durch  die  ganze  stadt.  K.  Frenzel  die  Verlobung  {Wester- 
manns  monatshefte  48,  72''). 

GEWISPERT,  aU  particip.  adj.  zu  wispern  vereinzelt 
beobachtet,  steht  der  bedeutung  nach  dem,  oben  besprochenen 
gewispeit  ganz  fern:  ein  durcheinander  von  lautem 
sprechen  und  lachen  und  von  flüstern  und  gewisperten 
scherzen  drang  zu  seinem  ohr.  Ad.  Stern  die  letzten  huma- 
nisten  (13)^  190. 

GEWISS,  adj.  und  adv.,  alte  participialbildung  zum 
praeteritopraesens  weisz,  wissen  {s.  d.),  die  sich  in  ihrer 
bedeutung sentiüicklung  von  dieser  grundlage  ,tveiter  entfernt 
als  die  bildungen  gleicJien  stammes  weise  {s.  d.)  und  ge- 
wiggan  {s.  gewissen  III).  innerhalb  des  verbalsystems  werden 
alle  diese  participialformen  durch  die  jüngere  bildung 
gewist,  gewest  (s.  gewuszt)  ersetzt. 

mit  weise  zeigt  gewiss  in  der  bildung  die  nächste  Überein- 
stimmung: im  gegensatze  zu  dem  stark  gebildeten  gewiggan 
sind  beide  alte  io -participia,  deren  formeller  unterschied 
auf  der  betommg  beruht  (*widto  und  *widto),  welche  ihrer- 
seits wieder  die  aus  dem,  zusammenstosz  der  dentalen  sich 
ergebende  consonanz  verschiedenartig  beeinfluszte.  für  unser 
Sprachgefühl  stehen  sich  beide  formen  aber  in  der  bedeutung 
schroff  gegenüber :  weise  mit  activer  bedeutung  entspricht 
dem  pari,  praes.  (wissend),  gewiss  mit  passiver  bedetttung 
dem  des  praeteritums  (gewuszt).  dieser  unterschied  galt 
nicht  von  hause  aus  und  gilt  auch  heute  nicht  unbedingt, 
denn  im  altnordischen  ist  wis  auch  mit  passiver  bedetttung 
belegt,  und  an  gewiss  ist  schon  in  ältester  zeit  der  dopjjel- 
gebrauch  beobachtet,  wie  er  sich  im  folgenden  zeigt:  man 
hört,  nur  die  mathematik  sei  gewisz,  sie  ist  es  nicht 
mehr  als  jedes  andere  wissen  und  thun.  sie  ist  gewisz, 
wenn  sie  sich  klüglich  nur  mit  dingen  abgibt,  über  die 
man  gewisz  werden  und  in  so  fern  man  darüber  gewisz 
werden  kann.  Götiie  maximen  {schriften  d.  Göthe-gesellsch. 
21,  286).  dazu  vgl.  die  beiden  bedeutungen  bekannt  utul 
verständig,  die  das  mittelhochdeutsche  particip  gewiggen 
neben  einander  entwickelt  {mhd.  tob.  3'',  789) ,  und  die  be- 
deutung srichtun  gen  von  gewuszt  und  bewuszt,  in  die  sieh 
das  jüngere  schwache  particip  gabelt. 

unter  entsprechenden  einschränkungen  lassen  sich  gewiss 
und  weise  aber  dennoch  als  Vertreter  passiver  und  activer 


6141 


GEWISS  (Überblick) 


GEWISS  (iiberbHek) 


6142 


bedeutungen  gegenübtrstellen,  denn  die  gtbrauek»-  und  &•■ 
deutungaentvnckluny  von  gewiH  in  der  kategori4  der  ad' 
jectiva  beruht  durchaue  auf  pateiven  Verwendungen,  nur 
in  dielten  teirä  die  partieipialform  rum  bewe^icken  adjeetiv, 
dun  allribittive  verbindutigm  eimjeht  und  adverbialen  ge- 
btauch  entxrirki-lt.  dir  iictiir  bednitung  i*t  und  bleibt  auf 
die  J'unrlion  den  prtidicat»  eingeaehränkt  und  erlangt  die 
viugtichkeit  attrilmliver  Junettonett  nur  in  finteinen  aus- 
uahme^renduuijen  den  netteren  utile  («.  II,  l).  andere  attribu- 
tive vtrbindwujen,  die  man  hierher  tiehen  müekte,  entspringen 
der  jHMifiven  bedeittung  von  gewisM ,  Mvnn  eie  eiek  aueh 
in  der  abgeleiteten  bedeutung  dem  artiven  begriff  nükem: 
RühaiTe  in  mir  gott  ein  roimm  hrrl/,  und  gib  mir  einen 
nowen  gewissen  geist  (yar.  rictili^tm,  willigen,  freiwilligen). 
pe.  51, 18  LuTliKii,  ebeixeo  noch  Wki/.mAukcu  (rtobten  geilt 
in  der  älteren  pnaltnrn  und  Inbeltlbereeintng;  epirilum 
rectum)  u.  a. ;  liViur.n  urlhnt  denkt  hier  an  da»  aetive  gewiss 
und  erklärt  in  der  gloene-  das  ist  ein  geist,  der  im  glauben 
on  zweivel  und  der  sacben  gewis  ist,  nnd  sieb  nicbt  Jrren 
noob  bewogen  lessot. 

in  der  bedetttungeenitcieklung  tritt  da»  paeeiv  er/ueste 
gewiss  dadurch  in  gegenaatn  tu  weise,  daea  M  mh  gebiete 
der  Wahrnehmungen  und  de»  intelUtte,  an  dem  s.  b.  die 
vom  gleichen  »tamm  abgeleiteten  eubetantiva  kaupteäeklick 
htißrn,  nicht  ttehen  bleibt,  eondem  tu  dem  grade  wm 
realitüt  vordringt,  den  die  «akmekmungen  verbürgen :  ge- 
wiss, was  gewuszt  wird,  was  belcannt  wird,  was  als  tbat- 
saobe  erkannt  und  festgestellt  ist.  mit  den  letzten  be- 
deutxtngen  wuchs  gewiss  nunmehr  auch  über  dm  puanren 
gebrauch  (fer  «torJIcen /orm  gewi^en  (bekannt)  hinuua  und 
fand  hierdurch  erat  den  tugang  au  den  bedeutungemOglieh- 
keiten,  die  ea  nach  und  nach  erreichte,  in  dieaer  entwiek- 
lung  wird  fremder  einfluaa  mit  gewürdigt  werden  müaeen. 
unverkennbar  hat  daa  lateinische  oertus,  das  ja  auch  parti- 
eipialform iat  und  daa  von  der  bedeutung  entschieden  au 
der  von  festgestellt  überging,  fördernd  eingewirkt,  daa 
zeigt  »ich  namentlich  auch  darin,  daaz  den  lateinischen  Ver- 
wendungen, in  denen  sich  certus  mit  securus  kreuate,  eine 
bedeutungsvenrand tschaft  auch  von  gewiss  mit  dem  lehn 
irort  sicher  im  deutschen  entspricht,  in  der  sicher  achlies:- 
lieh  zu  einer  concurrenzform  icurde,  die  daa  von  früher 
her  tuatündige  gewiss   aus  altem  beaitietand  verdrängte. 

an  dieser  ganzen  entwicklung  nehmen  die  anderen  ger- 
manischen dialekte,  ao  sehr  iltnen  participial formen  unseres 
stammet  gelätijig  sind,  wenig  antheil.  dem  etile  des  ger- 
manischen volksepos  iat  unser  ad jectiv  fremd,  auszer  einem 
einzigen  beleg  im  Heliand  (wissan  1938;  dazu  vgl.  die.  beiden 
compoaita  wishodo,  wiskuiyo  und  das  einmal  gebrauchte 
wissungo)  sind  nur  den  glosaen  und  prosatexten  einige 
altsäeihsiache  ujid  angelsächsische  (vgl.  BoswohtiiToi.i.kh 
468*')  fielege  zu  entnehmen,  wie  auch  die  got.  bibel  nur  in 
der  Zusammensetzung  mit  der  negatioixspartikel  an  ein 
einziges  Zeugnis  bietet:  du  UDwi8(s)amma  (ovx  dSrjXws). 
1.  Cor.  9,  tb.  (vgl.  in  ungcwisz,  in  incertum.  cod.  Tepl.  u.a.; 
aufTs  Ungewisse.  LuTiiKR.)  im  gegensatae  dazu  addieazt 
sich  das  mittel niederl.  dem  detitschen  gebratich  enger  an: 
vgl.  ütDKMANs  s,ß6H;  Vkhwijs  t«.  Vkiioam  8,  l»19jf. 

die  weitere  enticicklung  des  pa.9siv  gebrauchten  adjectirs 
steht  in  tcechselmrkttng  mit  der  syntaktischen  vencendung. 
toährend  der  prädicative  gebrauch  in  dieser  riehtttng  aehuxr- 
föüig  ist,  begünstigt  schon  das  adverbium  da,  teo  es  eng 
ans  verbtim  gebunden  ist,  mehr  betceglichkeit.  tcenn  gewiss 
wissen  der  anfung.tstufe  der  bedetttungsentwicklttng  ent- 
.spricht,  zeigt  sieh  in  gewiss  verkünden  die  realität  schon 
losgelöst  von  der  tcahmehmung,  und  in  den  späteren  ver 
bindungen  gewiss  treten,  gewiss  schieszen  hat  daa  ad- 
verbium  den  abgeleiteten  begriff  fest  bereits  tu  einer  Spielart 
verengert,  die  mit  der  grundbedetttttng  kattm  mehr  etwaa 
gemein  hat.  die  attributiven  Verbindungen,  die  sich  jedoch 
erst  zu  ende  der  althochdeutschen  periode  einstellen,  halten 
zunächst  in  dem  gegensatz  von  gewissiu  wij,^entheit  und 
gewisser  tod  die  gleichen  unterschiede  fest,  die  in  gewiss 
wissen  und  gewiss  kUnden  zu  tage  treten,  in  der  mittel' 
hochdetttschen  dichttuig  dagegen  dringen,  von  der  rechts 
si>rache  ausgehtnd ,  zahlreiche  netie  verbindtingen  ein,  die 
den  begriff  festgesetzt,  fest  variieren:  neben  wahr,  zu- 
treffend ,  tcird  auch  stste  und  xaverlässig  in  den  bedeu- 
t\tngsutt\/ang  einbezogen,  tind  in  der  beziehung  auf  pertonen 


legte  sieh  iwunsr  mehr  ttm  Mtaehes  wiöment  in  die  begrifft 
wabrbaflig,  besUndif.  ta  rückt  gewisa  am  «nds  m  die 
vorderste  stelle  dsr  tuftndsn.  dis  mmn  vsm  eimam  mmnns 
fordert,  er  muta  «fn  ftwiacer  ritt«r  «dit. 

im  »Artgm  ttfenrntk  damt  tUkidk tmktiMm§  ftrad» 
des  oiMbuHstm  m^seüm  in  isr  ummtm  Jfraeft«;  «ia  ge- 
wisser ritler  wäre  für  uns  eqoe«  quidam.  vgL  a.  b.-  die 
xwei  berren  Aadran,  und  ein  gewisser  N.  N.  —  wer  behllt 
alle  die  namen '.  . . .  empflengen  uns  am  ■«blage.  Götiik 
(leiden  d.  j.  Werther)  16,  Sl :  dsr  gleieks  gegensata  —  aber 
von  andtrvm  ausgangtpunktt  ksr  {vgl.  ep.  *Ut)  —  tsißt  «ÜA 
bei  lewiM  auek  da,  wo  a»  uf^^tönlieke  tubstamttvm  aU 
aitribui  begleitet,  vgl. . 

•fai  tag*  r^ter  ort«il,  vridea  iiaal.  tem\teM  worto eto  »Mt. 
KaiwMAa  V.  Zwarca  IM,  •  Moethe; 

und  sprarh  xu  mir:  sebreibet  denn  die«  sind  wahrhaft« 
und  gewisse  worte.  HKROBRff.m:  gegen: 

lob  Uta»  Mbm  Hm!««  brtdar. 
•I«  sind  dl«  dmtbHiaa  ia«  eit : 
dl«  aehwans  hAdukli,  aiaauMii  wMar 
SU  netmta  ein  gswhn«  wort . . . 
M  iat  das  r«t«  wSrtMn  waasit. 
darin  doeh  aooat  k«ia  arfia  iMkt. 

Uhuuio  von  4m  7  waHridtsm. 

die  Vorstellung  des  bestimmten  und  fkstgsMliim  Msibt  in 

tolehen  irendungen  nicht  mehr  »elbstxteedi ,  ttnätm  wird 
tum  mittel,  um  etwas  durch  andeutung  ainm^fUkeon,  was 
man  noch  nicht  kennzeichnen  will,  wie  in  dorn  obigem  betagt 
au»  U111.ANI),  oder  um  bei  irgtnäweleMen  itngaben  die 
zahlen-,  grad-  tind  artvtfkältmitm  unbeseiehnet  tu  lassen. 
vgl.:  die  verfeinte  endehonf  itHtmet  darauf,  daax  sich 
ein  gewiszes  erkennen  and  empfinden,  der  witz  z.  e.  und 
der  wit/.  der  menschenpflichten,  die  bOfliclikeit  frUh  ent 
wickle.  Heüokh  8.  S86.  dieser  bewegung  stehen  tu  ende  de» 
18.  jahrh.  noch  rette  älteren  gebramekm  mtgtgen.  wie  dtw 
erate  beispiel  aus  Hrroek  zeigt,  eine  besondere  pflege 
finden  diese  bei  Götiik,  der.  obtcol  er  an  der  pronominalen 
enticicklung  der  attributiven  Verbindungen  lebhaften  antheil 
nimmt,  doch  atich  in  der  teahrting  der  bedsuiwngtezwrgi» 
über  die  Vorgänger  noch  hinatugeht  ■  das  gewiaae  andenken 
guter  mensclien  hat  einen  grOsern  einflusz  auf  unser  leben, 
charackter  und  schicksaal  als  man  sonst  den  stemen 
zuschrieb,  briefe  6, 88  Weimar. 

die  adverbialen  Verwendungen,  die  an  dem  gebrauche  von 
gewiss  zu  allen  Zeiten  ungewöhnlich  hervortreten,  »eigen 
einen  teeiteren  gegenaatz  zicischen  älteren  und  jüngeren 
gebrauch.ifonnen.  die  ältere  spräche  hatte  gerade  hier  die 
realitüt  be.oonders  hervorgehoben  ttnd  liesz  diese  atteh  da  MeU 
abschwächen,  ico  daa  adverbitim  in  der  gebttndenen  »prmeke 
ala  lückenbüszer  atts  reimnot  gesetzt  tcurde  oder  wo  e»  für 
lateinieche Partikeln  und  conjunetionen  eintrat,  die  man  nickt 
tcörtlich  tciedergeben  wollte  oder  konnte,  die  neticrt  epraeAe 
hat  die  beiden  letzten  vertcendtingen  gant  beseitigt,  sie  ver- 
toendet  das  adverbium  enttceder  im  engen  tusammenkang 
mit  verbis  (gewisa  wissen)  wler  in  loeerer  »tellung  als  Par- 
tikel, die  dem  ganzen  »atze  gilt,  aber  gerade  kier  stkwJkkt 
»ich  die  bedetitungsenergie  ntinmAr  ab.  ein  «ate  wie  ich 
bin  gewiüs  sehr  unpem  gegangen  (G&riiR  br.  5,106)  tairt 
ttns.  da  die  partikel  beim  ajfirmatiren  gebraudt  das  stdt- 
gefiige  jetzt  sprengt  (».  «.).  nur  in  eonceseiter  fUrbung 
vertraut,  die  hier  aber  nicht  dtirthbrieht  dagegen  liegt 
uns  gewiss  aiieA  hetite  in  ticei  füllen  nahe,  wo  es  HBRnBR 
gegen  ein  fast  o<fer  wobl  der  ertten  ausgäbe  seiner  tkeo- 
logiebri^e  in  die  z »reite  aufläge  einfükrt:  kurz,  hier  ist 
ein  schätz  alter  ebrftischer  lieder,  den  ich.  wenn  die 
gcsänge  mancher  andern  nationen  ihm  entgegen  auf  der 
schale  lägen,  gewisz  vorxieben  würde,  vorziehen  mOsxte. 
10,111;  Lowth  de  sacra  polFsi  Hebrsoram  hat  insonder- 
heit diese  poetische  Infi  verbreitet;  am  neuesten  misz 
brauch  aber,  bei  dem  die  nahrhaftesten  dinge  zuletzt  in 
süssen  daft  verwittern,  ist  er  gewiax  unschuldig.  10.15. 
»CO  die  Partikel  die  volle  bedeutu ngstnergi»  bewahrt,  dwrvk- 
briekt  sie  in  der  netteren  spradte  dtu  mttg^fUge;  die  satt- 
bildenden  funetionen,  die  in  der  ältesten  zeit  katim  ent 
wickelt  waren,  haben  to  für  den  netteren  gebratich  eine 
besondere  teiehtigk-eit  getconnen  •  'aber  auf  die  dauer  würde 
es  ihren  schülern  langweilig  werden.'  'gewisz,  wir  wollen 
ja  auch  von  ort  xu  ort  wandern.'  0.  Ernst  Semper  der 
Jüngling  t.  907. 


6143  GEWISS  1,1  (älterer  gebrauch) 

I.  älterer  gebrauch;  sonderentidcklung  der  rechtssprache; 
Statistik ;  formen. 

l)  für  den  älteren  gebrauch  steht  die  ahd.  periode  (vgl. 
Graff  1,  lioaff.)  in  bemerkenswertem  gegensatz  zur  mhd.; 
vgl.  mhd.  wb.  3,  795^;  Lexer  1,993.  Otfrid,  der  entgegen 
dem  einzigen  belege  des  Heliand  (seggead  im  wissan 
fridu.  1938)  eine  reiche  und  weit  vorgeschrittene  Verwendung 
zeigt,  trifft  mit  den  ahd.  Übersetzern  darin  überein.  dasz 
er  m(,r  prädicative  und  adverbiale  functionen  des  particips 
kennt,  die  attributiven  Verwendungen  mehren  sich  zuerst  bei 
NoTKEU  und  erreichen  in  der  mhd.  dichtung  einen  höhe- 
punkt.  da  andererseits  das  adverbium,  das  die  ahd.  Über- 
setzer bis  zur  aiMschlieszlichkeit  begünstigt  hatten  (in  der 
Tatianübersetzung  ist  nur  das  adverbium  —  und  zwar 
reichlich  — ,  nicht  aber  das  adjectiv  belegt),  in  der  mhd. 
dichtung  rasch  zurückging,  so  ist  für  die  ältere  periode 
die  adverbiale,  für  die  jüngere  die  attributive  entwicklung 
charakteristisch. 

a)  die  active  bedeutung :  gewiss  ==  bewuszt,  scitus  vgl.  .- 
gidua  mih  thes  giwissi,  was  si  thag  warnissi.  Otfrid  4,21,36 
gegen  theist  is  giwis  io  so  dag.  5, 12,  33. 

a)  berührung  mit  vericendungen  des  lat.  certus. 
l))  an  certiorem  (certum)  facere  erinnert  gewiss  thun 
Otfrid  4,  21,  36,  tcährend  es  in  anderen  belegen  Otfrids 
von  wis  tuon  sich  deutlich  abhebt  und  in  der  richtung  von 
securus  (sicher)  sich  hält,  die  gleiche  gabehing  zeigt  sich 
auch  in  mittelhochdeutschen  Zeugnissen,  vgl. : 

duent  unsih  giwisse  fon  themo  irstantnisse. 

Otfrid  5,  8, 12  ;  4-,  37,  43 ; 
der  künec  gebot  unde  bat, 
daj  in  Tristan  an  der  stat 
der  rede  gewis  tsete, 
als  er  ime  gelobet  haete. 

Gottfried  Tristan  11393  Marold; 

vgl.  (des  tuot  sin  rede  uns  gewis)  Lampreciit  v.  Reüens- 
BURG  tochter  Syon  2002; 

Gerflin  van  Termis 

de  machde  Karlle  des  gewis, 

we  dat  der  busehoii'  Gernas  were 

in  strides  noit  ein  here. 

Karlmeinet  206,  22  Keller; 

gegen:  nu  tuot  uns  aber  Thomas  gewis, 

der  63  an  den  äventiuren  las, 
dag  er  von  Parmenie  was. 

Gottfried  Tristan  326  Marold; 

ähnlich  (als  mich  tet  diu  schrift  gewis)  Jon.  v.  Würzburg 
Wilh.  V.  Österreich  1071;  desgleichen  in  'das  heisse  eisen'  11, 
s.  zeitschr.  f.  d.  alt.  8,  89.  die  bedeutungsgemeinschaft  mit 
securus  ist  der  Verbindung  gewiss  machen  aus  der  rechts- 
sprache (vgl.  auch:  als  er  in  durch  sine  bete  mit  siner 
triuwe  sicher  tete.  Flore  1424)  erioachsen.  mit  dem  lat. 
certus  berührt  sie  sich  dort  nur  in  Wendungen,  die  der 
passiven  bedeutung  des  adj.  entspringen  (s.  2);  als  einziges 
litterarisches  zeugnis  für  letztere  vgl. : 

'meister,  war  gi  wesen  sit?' 

he  sprak:  'ik  do  it  ju  ghewisse, 

ik  komme  van  einer  kerkmisse. 

Brun  V.  Schonebeck  messe  66 
(nd.  jahrb.  30, 138''). 
2))  an  das  lat.  certior  fieri  liesze  sich  die  Verbindung 
mit  werden  anknüpfen;  sie  ist  aber  (im  gegensatz  zu  wis 
werden  s.  ß)  litterarisch  (zu  den  glossen  vgl.  certiores,  ge- 
wissorun,  giwissirun  Steinmeyer-Sievers  2,  265*)  erst  spät 
belegt  und  bleibt  vereinzelt,  bei  Notker,  der  sie  zuerst  ein- 
führt, zeigt  sie  häufiger  die  passive  bedeutung  (vgl.  Hattemer 
3,485^';  3,48*)  als  die  active :  dea  werdende  wirdest  tu  des 
alles  kuis  tes  tu  fore  wäre  unguis.  (Hart.  Cap.)  3,  331* ; 
vgl.  auch:        ouch  wonte  vil  dar  under 

scorpen  unde  tigertier. 

diu  maget  edel  unde  fier 

wart  fremder  würme  da  gewis  (:  aspis). 

K.  V.  Würzburg  Partonopier  10707  Bartsch; 
vgl.  var.  zu  H.  v.  Veldeke  Eneide  26,  40. 

ß)  in  der  Verbindung  mit  dem  verbum  substantivum  hebt 
sich  gewiss  am  deutliclisten  von  wis  (wis  sin,  werden  für 
lat.  cognoscere)  ab.  auch  hier  mu^z  mit  dem  einfiusz  der 
hedeutungsgemeinschaft  von  certus  ^md  securus  gerechnet 
werden,  der  in  den  ältesten  belegen  deutlich  durchschlägt  und 
auch  später  (vgl.  sp.  6144)  noch  mehrfach  wahrzunehmen  ist, 
vgl. :      thiz  kind  ist  untar  manne      zi  manegero  falle 

joh  then  zirstantnisse,      thie  zi  libe  sint  giwisse. 

Otfrid  1,  15,  30;  ähnlich  3,  7,  7;  4,  36,  22; 
1,  1,  40wÄ; 
thag  wir  sin  sicher  ubar  al!    an  könig  Ludwig  78. 


GEWISS  1,1,  a  (wia  sichir  und  gewis)      6144 

einen  anderen  berührung spunkt  hat  schon  die  weitere  ent- 
wicklung von  sicher  gegeben,  vgl. : 

ward  wola  in  then  thingon      thie  selbun  mennisgon 
thie  thar  thoh  bigonoto      sint  sichor  iro  dato. 

Otfrid  5,  19, 11  (legen: 
thag  ir  ni  missifahet      (ni  wanu,  ir  nan  irknahet), 
sehet,  then  ih  küsse,      so  sit  es  sar  giwisse; 
ther  ist  ig  .  .  .    4,  16,  26. 

für  die  kennzeichnung  des  gebietes,  auf  das  .sich  die  er- 
kenntnis  bezieht,  stehen  den  präpositionalverbindungen  mit 
föne,  die  Otfrid  neben  thun  bezvorzugt,  neben  dein  verbum 
substantivum  genitive  und  ohjectsätze  gegenüber. 

l))  nur  der  kleinere  theil  der  belege  ist  von  der  vollen 
bedeufungsenergie  erfüllt,  die  der  Verbindung  da  inneivohnt, 
wo  sie  einen  notwendigen  bestandtheil  des  satzes  bildet. 

joh  birun  mornente      in  suaremo  elilente 
in  githuingnisse ;      thes  sin  wir  io  giwisse. 

Otfrid  3,  26,  24;  ebenso  3,  20,  20;  ähnlich  5, 1,18; 

dag  chit  er.  wanda  peripathetici  ne  wellen  niehtes  quis 
sin.  Notker  (Mart.  Capella)  Hatteiner  'S,2(}6^;  ähnlich  (ne 
sol  man  quis  sin  mahle)  3,101^  (Boeth.); 

ich  bin  es  alles  vil  gewis. 

Heinr.  V.  Veldeke  Eneide  40,  17  Ettmiiller; 

ebenso  (dag  ich  des  gewis  bin)  Gottfried  Tristan  13379; 
(möhte  ich  der  rede  gewis  sin)  10520;  (des  wil  ich  gewis 
sin)  Jansen  Enikel  tceltchron.  25464;  (bin  ich  des  gewis 
an  dir?)  Stricker  Daniel  7446;  föne  diu  mäht  tu  guis 
sin  .  . .  dag  er  ig  kuinnen  nemahte  . .  .  (dubitare  non possis). 
Notker  (Boeth.)  Hattemer  3,165^;  ebenso  Marienklage  HH 
W.  Grimm;  ähnlich  Wolfram  v.  Esciienbagh  Farzival 
479, 18;  ebenso  pfaffe  Amis  313  Lambel;  Daniel  2858  Rosen- 
hagen; ob  ir  des  gewis  sit 

dag  uns  der  rise  kume  vruo. 

Hartmann  Iwein  4748 ; 

ähnlich  H.  v.  Vei.deke  Eneide  26, 40;  Stricker  Daniel  4920; 

after  deu  waren  si  gewis  alles  ir  lebenes: 
Joseph  si  so  prahle  ug  der  hunger  iare  note. 

Milstäter  genesis  104,  32  Diemer ; 
der  selben  genäden  suln  si  gewis  sin, 
behaltent  si  an  ir  gerihte  minen  trähtin. 

kaiserchron.  6089  E.  Schröder; 

ebenso  (gewis  miner  minne)  Jon.  v.  Würzburg  Wilh. 
V.  Österreich  5486;  (lones  gewis)  Heinr.  v.  Hesler  apo- 
kahjpse  1271  Helm;  (der  sei  erbait  gewisz)  Daniels  traum- 
deutungen  71  (zeitschr.  f.  d.  alt.  48,  519). 

2))  im  gegensatz  dazu  stehen  nun  die  formelhaften  ver- 
icendungen in  der  dichtung.  sie  gehen  hauptsächlich  von 
der  zweiten  2)erson  aus  und  sind  in  der  ersten  und  dritten 
nur  selten  belegt: 

eg  was  wit  unde  hö 
und  was  gemachet  also, 
60  uns  dar  abe  gesaget  is 

dag  wir  des  soln  sin  gewis,  .  .  .  (var.  dag  ir  des 
sit  vil  gewis). 
Heinr.  v.  Vei.deke  Eneide  41,  28; 

ebenso  (des  inegen  wir  sin  gewis)  schon  frau  Ava  leben 
Jesu  bei  Diemer  ged.  279, 19 ; 

des  einlften  namen  sei  man  gwiss ! 
der  was  her  Rüfli  Lekdenspiss. 

Heinr.  Wittenweiler  ring  2",  23 
Beckstein  s.  5. 
bei  den  formein,  die  von  der  zweiten  person  ausgehen,  lä.szt 
sich  ein  unterschied  beobachten,  der  an  den  numerus  ge- 
knüpft ist :  im  Singular  ivird  die  formel  zum  lückenbüszer, 
der  den  dialog  unterbricht,  im  plural  zum  formeUiaften 
anruf,  mit  dem  der  erzähler  die  hörer  zur  theilnahme  auf- 
fordert. 

a))  in  deutlichem  gegensatz  zu,  prägnanten  loendungen  wie: 
des  wis  sichir  und  gewis, 
dag  ich  dir  nicht  dar  zu  vrome. 

'Eilhart  v.  Obergk  Tristan  3546  Lichtenstein; 
Morolt  sit  dag  du  danne  min 
ze  slahcne  s6  gewis  wilt  sin, 
s6  wer  dich,  wellest  du  genesen. 

Gottfried  Tristan  6834  Marold; 

vgl.  (des  sit  von  mir  gewis)  Jansen  Enikel  weltchron.  9365; 
do  sprach  der  kunic  here,      die  minen  hochgecit 
sult  ir  ze  Rine  chunden,        dag  ir  gewis  des  sit. 

Nibelungen  1352,  6  Lachmann  (in  C) 

stehen  formein,  die  bald  da^  %mrticip,  bald  das  hil/sverbnm 
als  bequemes  reimicort  verwenden: 

du  bist  min,  ich  bin  din: 

des  solt  du  gewis  sin. 

vunnesangs  früMing  3,  2 ; 


6145 


GEWISS  I.  t,a  (de*  stt  gewfs) 


GEWISS  1.1.6  (da^  ist  gewis) 


614C 


•S  lit  niwan  ci-lyiisii. 

KONK.  V.  liKIMt 


ebenso  »ehon  könig  Rother  S914;  19S8;   Hkink.  V.  VrldbKB 
Servatiiiti  1,275«;   Eneiite  171.87:  Hautm.  v.  Aur  Eree  tB» 
Janhkn  Knikki.  %eeltehron.  710;  174«;  1914;  187«;  tIM;  t4M 
24M;    2898;    435«;    4478;    6a&S;    6407;    7flM:  7AW:  7711;   lOMS 
18924;  16888;  17106;  88«M;  tSflM;  MSM; 

und  volgM  dO  der  Itre  min, 

■0  wii  gewU,  t%  frumt  dir  an  dtm  muot«. 

Waltiikr  IS,  1  Laehmann; 

eltenao  (stt  gewis  in  der  lili/liehkeituform  dt»  ikntn»)  tt,  IS; 
(des  sultO  tiin  vil  gewi»)  IIi'inm.  v.  Vri.drkr  JlWiibi?.!!!; 
vgl.  auch  teituchr.  f.  d.  all.  8,  MS. 

b))  mit  den  vorhergehrnden  v^ndungtn  btrükrt»  »iek 
iceiiige  belege  für  den  plurttl  ■ 

apracheii  die  Judnn  nu  Mit  fewia 

iKMKiiRT  unltiUU  htt  Hnhn 
gert.  118,  4t. 

die  meiitten  pluralbrleg»  dienen  dem  formrlhaßm  anrt{f 
der  hörer,  die  tceniger  nu»  innrren  gründeth  ah  dem  reim 
und  ver.imanze  xu  liehe  auf  die  glautteiirdigkeit  der  er- 
Zählung  wiederholt  hing^irieiten  lewden.  OTKHin  deekt  da* 
gleiche  bedUrfnia  durch  reichen  verbrauch  de»  advtrbium» 
t^iwisBO  sagen  ih.  5,  lo,  »s  t«.  a. .-  giwiüMo  wir.it  ir  tha?,. 
8.  18,  81  «.  n.,  i».  %tnter  c).  die  mhd.  dichtung  dagegen  filhrt 
hier  das  prädicatire  udjrrtir  ein  • 

d«n  linnen  hen  doc-bte 

an  beiden  «tdan  der  ■Iritaa 

•A  dAtter  ttt  ter  mSteo 

van  den  n-Aten  dOttemifM. 

dat  al  winden,  des  alt  gewiMM, 

dat  et  wären  hAire  mftren. 

HaiNR.  V,  Velorkk  Servattua  8,  ISA  Piiicr; 

ebenso  schon  l\tndalus  443  bei  Kraus  60;  LAMPltKRur 
Straszburger  Alejunder  'iU;  Wkunhkr  V.  NlKt>RRRiiP.lN 
4  Scheiben  315  Kühn;  selbst  WoLPliAM  verschmäht  diesen 
lüekenbüster  nicht: 

ai  fuorten  ouch,  de«  stt  («wif, 

•in  gezelt  da;  Iblia  .  .  . 

Parsival  668,  9  Lachmann  ; 

ebenso  741,5;  desgleichen  RuD.  v.  Ems  Bni7aam  846,  86; 
meister  Stkhiian  schachbuch  1944  u.  8448; 

des  muget  ir  sin  vil  gewis 

er  screip  ein  bftch  de  ist  apocalypsis. 

frau  AvA  leben  Jesu  bei  Diemer  geä'.  876,  88|S ; 
ain  lant  haizet  TybArtadis, 
des  sult  ir  sin  rawis, 
da;  ervaht  er  dft. 

kaiterchron.  678  E.  Schröder; 

ebenso  Heinr.v.Vf.i.deke  J5n«d<  108,19;  170,87;  Wolfram 
Partival  494, 15; 

von  der  t;Urtel  _fif  dia  knie 

was  e;  .  .  .  alle;  erin ; 

ir  Millt  des  gewis  sin, 

von  dem  knie  bin  ze  tal 

was  e;  tsnfn  über  al. 

Jansrn  Enikrl  iceltchron.  16970  SIraveh. 

vgl.  schon  Heinr.  v.  Vei.i>kke  £n«'i</e  117,  20. 

b)  für  das  adjectiv  in  der  passiven  bedeutung  sind 
von  anfang  an  die  gebrau chsformen  des  lat.  cerlus  su- 
stündig,  während  die  bedetitungsgemeinschaft  mit  securus 
nur  spätere  (s.  8)  vencendungen  des  deutschen  sicher  be- 
trifft: dCst  sicher  sunder  wftn.  Wai.ther  77,  17.  für 
den  anschlnsz  an  cerlus  brachte  gewiss  von  hause  ai<« 
eine  entxoicklungsfähigkeit  mit,  die  den  von  certus  ver- 
tretenen bedeutinigen  ausgemacht,  nicht  zweifelhaft,  wahr, 
fest,  festgesetzt,  bestimmt,  wahrhaftig,  zuverlässig  tin- 
gezicungen  gerecht  tcerden  konnte,  in  der  that  finden  wir 
.selbst  bei  Übersetzern  nicht  nur  das  lat.  cerlus,  sondern 
auch  diffinitus,  iirmus,  existens,  indubitabilis,  constans 
durch  gewi.^s  wiedergegeben,  die  voruus.settung  für  solche 
enticirkhing.ofähigkeit  lag  in  der  leichfigkeit,  mit  der  aus 
der  kennzeichnung  einer  Wahrnehmung  auch  die  kenn 
teichnttng  des  grades  von  realität  eneächst.  den  die  Wahr- 
nehmung verbürgt  (vgl.  Kluoe  mu  laut):  ih  spricho  ig  in 
l^rHeterito  (irgangcno),  wanda  ir,  so  gewis  ist,  samoso  ij 
irgiiugen  wRre.  Notkku  (;>«.  43,  8)  Hattemer  9,  isa^. 

a)  auf  diesem  letzteren  Standpunkt  hält  sich  im  gtgtnr 
Satz  tum  adverbium  {s.  c)  das  adjectiv  in  derjenigen  »ar- 
tcendung.  die  die  ältere  spräche  />»>  auf  Notker  gans 
behenscht  und  die  auch  im  formelychafxe  einzelner  mhd. 
dichter  wieder  stark  antn'ichst,  der  prädicatiren. 

1))  von  atifang  an  verbreitet  ist  hier  die  Verbindung  mit 
dem  verbtim  substantivtim,  die  bei  gewuszt  im  gegemsats 


MU  b«wu«zt  sumäekst  ein  unpersBniieke»  subjeet  /ordert, 
anfangs  leird  dies  nur  durch  pronominalformen  vertreten, 
substantira  dringen  hier  nur  langsam  in  die  steHU  de» 
»ubjeel»  ein  ■ 

a))    un«  allan  Iha«  riwla  iat.     Ibas  Uta  arike  Krial  bM. 

cfffRlo  S.  IS.  »:  rtnw«  ft.  lt.  SS;  1. 1, 19 ; 

in  resurreetiono  (in  arairnde)  werdent  al  feseendet,  dag 
Ut  nö  gewla.  Notkkr  Ips.u.B)  Hmttmer  t.tto^;  eb«n»o 
(certam  est)  s,  itlfi  {Boetkiu»);  di»gUidt*m:  (kuii  unde  ftslo 
gesezMt)  s.  IS*:  ^tenao  {pa.  «.  S)  fl.  IM*:  {Boetk.)  S.  ISS^: 
de»ffieieken  [ohne  eigtna»  pronMMN)  S,4t7*:  S.Sir;  S.SM^: 
S.SSt«:  8.  isi^:  s,  46S^;  dant  vgl.  dt»  heUf»  für  ii»  »teif» 
rungsform:  (noh  tanno  iat  ItaicMra)  S,  ISl^:  eben»»  S.  Ml*; 
S.SS4^:  3,  497*:  desgleiehen  (guiiadit)  %,m^: 

ivalaf  aebara  brait« 

M«raaa  di  lail« 

von  das  Bvair  palriafcki« 


gaboni  waraa  ai  dai  ia  gawte. 

Voratier  büeh^Mott»  b»t  Dttmtr  gtd. n. U . 

ebenso  (wonderM  gewe«)  Hkrikiht  v.  Fhitxuar  trof.  krieg 
14859;  es  ist  gewig,  dag  der  urapranclc  der  ernten  worlieit 
in  unx  ist.  jwarf.  der  Nümbtrgtr  Xekkmrtkand»ekr.  bei  Jo»tes 
s.  19  ino.  S4):  and  iat  gewlj  and  «in  war  rad«.  *.  ■  (no.  77): 
dar,  ist  gewis  sam  der  tAt.  ülr.  v.  Zatzikiiovri«  Lau- 
letot  6081:  tgl.  auek  Htcto  v.  Lanoenhtrin  Martina  tS7,tt 
M.  86:  Stricker  DanMaaso;  sieke  gewisser  tod  im  ß). 

b))     tbag  WM  ai  ffiwiaai     tlia^  sin  irsiantniaai. 

thaj  ainag  tib  nioas.      tber  anfil  liondta  in  th«  thazi 

Orraio  4,  S7.  SS;  genau  m  6,  84.  n  : 

dei  Providentia  ist  samo  guis  an  dien  anderen  ereaturis. 
Notkrr  (fioa/A.)  8,  SS7*:  tia  sihet  oah  an  denio  mennisken 
die  tAte.  die  gote  gais  sint,  doh  sie  imo  nflbetao  unguis 
sin.  8.886*;  aknliek  S,  2SS*;  vgl.  auch  3. 142*.  s.  u.  y); 

dem  was  fawisa  der  bitter  tod.  

rar.  wu  STRicKia  Dankt  SSM. 

8))  den  »p.  6148  bei  der  bedeutung  bewuszt  htUgh»  «er- 
bindungen  mit  thun,  machen  entspricht  bei  dir  btden- 
tung  gewuszt  die  immer  wieder  at^g^risekte  formet  gewiaa 
haben : 

'ir  äset',  quad  «r,  'ana  wan      licbamon  minan; 
allen  zrllu  ib  iu  tha;,      Ibag  eigit  ir  (iwinMi;'. 

Orrait'  4,10,18; 

ebenso  (eigu  giwissi  sin  irstantnisd)  S,S.8S;  desyMcAm 
(ih  habeta  ig  io  giwissag)  8,84,98;  perttumim  kmbe»,  fwis 
haben.  STEiNMEYEnSiEVERR  4.884;  et  habe«  unde  sumaa 
unum  quid  . . .  unde  habist  ta  gewis,  wir  dö  sQchCst  teil« 
gelichiu.  Notkkr  {Arist.  kateg.)  9,¥»*HatteiHer;  vgl.eniek 

wir  hftn  nibt  nwiaaea  mi 
wan  hiut«  wol  and  room«  wS 
nnd  ia  a«  inngaat  der  tAt 

Hartmanm  oraur  Heinrich  718  Patd, 

ebenso  Freidank  177,  IS;    Huoo  v.  Lanubnstkin  Martina 

46,  91 ;  ai  wolta  da;  nwia  bAa. 

Hartmahn  Iweim  6084; 

ebenso  186S;  4866;   WiRNT  Wigaloi»  1987;    OrrOKAR  U7<: 
6377;  eben»»  68S6:  6841 ;  81241 ;  pf(^»  Awü»  1108;  Damiel  ISSS; 
ia  wart  der  antlSs  gaUa 
den  aalt  ir  vil  gawia  Itin. 

der  Stricrrr  KaH  4H84  Bartsek; 
aus  waat  diu  kAnginna 
Wildbahaaa  minna 
nach  willao  han  gaaria. 

Jon.  V.  Wf  RXBuao  WtUelm  *.  dMerv«fe* 
1S979: 

dagegen  vgl.  ze  gewisse  h&n,  s.  unter  gewisse. 

/T)  attributive  rerbindungrn  sind  tunäekst  rersekleiart» 
formen  des  prädicatiren  gebrauche»: 

ni  ward  io  ubar  woroltring      uns  giwiaaara  tbinf. 

tha;  i;  io  aus  wari      ia  erau  ao  OMri.    Otfiud  8.  3,  41  - 

nilülque  comprchendi  posse  scientia  nisi  certum.  unde 
wftnest  tu  wigentheit  neheines  tinges  sin  Ane  guisse«. 
NnTKKR  {Boeth.)  8,  8SS*.  anderer  art  sind  die  mit  aus- 
nähme eines  glossenbdege»  »uer»t  bei  Notker  at^flauckenden 
und  dann  später  immer  wieder  beUften  verbimdumfen  aüt 
v»rbai»ttb»tantiven .  in  dsnas  da«  attribtit  pans  äknliek 
WM  da«  eidverbium  neben  «UMeliwii  «er6i«  wukr  avf  die 
»ieherkeit  der  Wahrnehmung,  als  mtf  die  realität  de»  wakr- 
genommenen  zielt,  das  adjectiv  steht  also  hier  »einer  ur 
»prünglichen  bedetttttng  noch  am  näcksien.  und  wenn  auek 
die  belege  fast  au»»cklies:lich  jüngeren  Ursprungs  »ind.  so 
Uisst   doek  die  glosse  stigmata,   kiwis  ceihant   {Wolfen- 


6t  47      GEWISS  1, 1,  b  (gewissiu  wigentheit) 

Mittler  liandschr.  d.  9.jahrh.)  Steinmeyer-Sievers  l,  768^ 
schon  früheren  gebrauch  erschlieszen.  es  ist  charakte- 
ristisch, dasz  NoTKER  in  allen  fällen  dieses  gebrauches 
unabhängig  ist  von  dem  lat.  certus;  cognitione  fragilis 
felicitatis  .  . .  mit  tero  guissün  bechennedo  murgfares 
kuotes.  (Boeth.)  Hattemer  3,  92^ ;  diffinitum.  kuissa  ver- 
numist  habintig  unde  guissa  bezeichennissida.  [Arisiot. 
de  interpret.)  3,  468»;  ähnlich  (ßrma  ratione  . . .  kuissa 
starchunga.  Boeth.)  3,231^;  (firmiori  iudicio  .  .  .  guisserün 
erteilungo)  3,  242*;  non  erit  iam  firma  praesicientia  futuri, 
sed  opinio  potius  incerta  . .  .  s6  nemag  ig  nicht  beigen 
quissiu  wigentheit,  nube  unguis  wän.  3, 22i'';  (maxime 
proprium  videtur  esse  . . .  tag  quissista  sunderzeichen  ist 
tag)  3,  395'' ;  dazu  vgl.  aus  der  rechtssprache  und  der  spä- 
teren geistlichen  litteratur:  unde  swer  dan  dar  nach  kumet 
mit  geziugen,  oder  mit  gewissen  warzeichen  diu  an  dem 
göte  sint.  Schicabensp.  landr.  §282;  nicht  ...  ob  er  vil 
vastet . . ,  sunder  ein  gewigges  zeichen  ist.  pred.  der  Nürn- 
berger Ecliharthandschr.  bei  Jostes  s.  28 ; 

noch  minner  mac  des  menschen  .sin 

ersehen  mit  den  inren  ougen 

in  gewisser  verstandenheit 

unsagebseres  liehtes  tougen, 

das  6r  die  ganzen  wärheit 

wisse  und  sehe  sunder  lougen. 

"  Lamprecht  v.  Regensisurg  tocfiter  Syon  1084 
Weinhold; 

sß  weis  ich  mit  der  wärheit 

od  von  gewissem  wäne 

das  nifn  frowe  ist  äne 

valsch.     Hartmann  zweites  büchlein  295  Haupt; 

eg  ist  ein  gewissiu  wärheit,  swä  disiu  gehurt  geschehen 
sol,  do  muog  al  zit  abe  sin.  »neisfer Eckhart,  s. myst.2, i05. 
y)  icenn  die  eben  belegten  Verbindungen  dem  ausgangs- 
punkt  der  bedeutungsentivicklung  von  gewiss  entsprechen, 
so  ist  es  sonst  gerade  der  attributive  gebrauch,  der  die  f ort- 
schritte der  entwicklung  nicht  nur  kennzeichnet,  sondern 
auch  vielfach  beicirkt. 

l))  der  erste  fortschritt  haftet  an  der  Verbindung  mit 
Substantiven,  die  nicht  blos  in  der  gegenwart  wahrgenommen 
(qualitatibus  existentibus  . . .  guissgn  qualitatibus.  Notker 
[Arist.  kateg.]  Hattemer  3, 442») ,  sondern  von  der  zukunft 
erst  gefordert  werden-,  ich  gloubo  an  der  wärun  bigihta 
aller  slahte  sundon  vollen  gi wissen  joh  wären  dinen 
antläg.  Bamberger  glaube,  s.  denkm.  l^,  300;  ad  certum 
eventum  ze  guissemo  ügläge.  Notker  Boeth.  (3,230'');  wio 
gotes  praenotio  diu  habe  guissiu  unde  guot  marchotiu, 
diu  an  in  selb§n  niebt  kuisses  ügläges  nehahent . . .  certos 
exitus  . . .  ea  certa  ac  definita.  3,  243»  (Boeth.).  in  diesem 
zusammenhange  wird  der  gegensatz  wirk.'iam  zxcischen  Vor- 
stellungen, die  man  herbeiwünscht  und  solchen,  die  man 
für  die  zukunft  fm-chtet,  auch  hiefür  läszt  sich  der  gegen- 
satz von  securus  und  certus  anführen. 

a))  unde  dar  ana  ne  bin  ih  petrogen,  wanda  min  Ion 
gewisser  ist,  unde  mir  chumet,  dag  mir  gehgiggen  ist. 
Notker  (jps.  76,  3)  Hattemer  2,  if»""; 

wil  du  wol  tun,  des  vindest  du  gewissen  Ion. 

MilsUiter  genesis  24,  19  Diemer  (gewissen 
fehlt  in  der  Wiener  handschr.) ; 
da  von  s6  sol  ich  disen  tot 
hän  für  eine  süese  nöt 
nach  sus  gewissem  16ne. 

Hartmann  armer  Heinrich  1167  Paul; 

ähnlich  (niht  gewissers  guotes)  RuD.  v.  Ems  guter  Gerhard 
1727  Haupt;  von  diu  lieben  lute.  minnet  disen  ungewissen 
richtuom  niht  zeharte,  suochet  den  gewissen  richtuom 
den  er  iu  selbe  geheiggen  hat.  spec.  eccles.  184  Kelle; 
siiffragia  certa  giwisso  helpha.  glosse  zu  Adhelm  de  lau- 
dibua  virginum.  Steinmeyer-Sievers  2,  22i; 

es  sol  der  ^ransprunge  man 

bedenken  sich  enzite, 

swenn  er  ze  hove  werde  leit, 

das  er  ze  gwissen  herbergen  rite. 

Spervogel  minnesangs  frühling  26,  26 ; 
vgl.  gewisses  pfand  und  andere  Verbindungen,  die  sich  mit 
der  bedeutung  von  securus  berühren,  unter  den  formein 
der  rechtssprache,  s.  2),  b),  ß). 

b))  während  für  das  leben  {zur  Verbindung  gewisses 
leben  s.  u)  naturgemüsz  keine  sicheren  Schlüsse  auf  die 
Zukunft  gezogen  werden  können  (nieman  hat  einen  gewissen 
tach  ze  lebene.  pred.  der  Leipz.  handschr.  bei  Sciiönbacii 
1,  34),  ist,  %vie  {vgl.  auch  oben  sp.  6146)   oft  hervorgehoben 


GEWISS  1,1,6  (gewissiu  maere) 


6148 


wird,  nichts  in  der  zukunft  sicherer,  als  der  tod.    die  Ver- 
bindung gewisser  tod  ist  daher  von  früh  an  bevorzugt: 
swer  des  einen  ie  gechort  den  vermeit  der  grimmige  tot, 
der  stirbet  noch  nimmir  und  ist  eben  iungir; 
der  abir  des  andirn  iht  geigset  vil  lutzzil  er  sin  geniusset, 
er  weis  ubil  und  gut:  das  'st  der  gewisse  tot. 

iHMäter  genens  10,  7  Diemer; 
sweme  wart  ein  slach  oder  ein  stös, 
der  was  des  gewissen  tödes. 

Lamprecht  Alexander,  Vorauer  handschr. 
1237  Kinzel; 
genau  so  aus  dem  14.  jahrh. ; 

ab  du  lenger  woUes  lebe, 
80  ophere  nu  den  gotin  min, 
eder  du  must  des  gewissen  todes  sin. 
,  ,       Thüringer  Katharinenspiel  409  Beckers  s.  144 ; 

auszerdem  vgl.  .- 

des  ist  iu,  benamen,  not; 
ir  weit  in  den  gewissen  tot. 

WiRNT  Wigalois  6061;  ähnlich  6132; 
wen  in  niemant  strafen 
getar  durch  den  gewissen  tot. 

Heinr.  V.  Hesler  apokalypse  18809  Helm; 
der  alle  stunde  furhten  muog 
des  gewissen  todes  herten  gruog. 

Hugo  v.  Langenstein  Martina  259,  70; 

ebenso  (des  gewissen  todes  zit  nach  was  ist  gewissirs  danne 
der  tot)  137,  23  u.  26;  desgl.  der  Stricker  kl.  ged.  9,  28 
(der  vil  gewisse  tot);  Daniel  2062  (den  gewissen  tot  hän); 

da  von  er  niht  gedenket, 

das  i™  doch  niht  wenket, 

ich  meine,  der  gewisse  t6t. 

Seifried  Helbling  1, 109  Seemüller  s.  24; 

ZM  diesem  beiwort  des  todes  vgl.  auch  R.  Köhler  Germania 
8,  22  (im  englischen  :  'as  sure  as  death';  in  der  spanischen 
gaunersprache  heiszt  der  tod  cierta).  vgl.  auch  die  be- 
lege in  II. 

2))  wo  einer  aussage  realität  zugebilligt  ivird,  tritt  gewiss 
in  bedeutungsgemeinschaft  mit  wahr,  den  ältesten  beleg  bietet 
Notker  ,   der  das  adjectiv  hier  nur  prädicativ  verzoendet 
und  in  den  rahmen  der  erkenntnisthätigkeit  stellt:  cuncta 
enim  constant.    alliu  diniu  geschöse  sint  kuis.  Notker 
{Boeth.)  3, 142»  Hattemer.   anders  die  zahlreichen  attributiven 
verbindunge7i  der  mhd.  dichtung  {vgl.  auch:  dag  sol  alleg 
gewis  und  gewsere  sin.  Berth.  v.  Regensburo  1,148); 
dö  was  tot  des  vergen      Gelpfräte  komen 
mit  gewissen  maeren :      d6  het  es  ouch  vernomen 
Else  der  vil  starke. 

Nibelungen  1536,  2  Lachmann  (nach  B,  sonst  var.); 

ebenso  R.  v.  Ems  Willehalm  5841  Junk;  vgl.  auch  gewis- 
lichiu  msere  (s.  d.);  vgl.:  mit  gewisser  rede.  Walther 
30, 11  Lachmann  {gegen  gewissenen  in  B);  gewisser  worte. 
Reinmar  V.  Zv^eter  136,  6  Roethe: 

gewisses  mundes,  stsete,  getriuwe  unde  milte. 

Meissner  (17, 10)  bei  v.  d.  Hagen  3,  107»' ; 
des  wart  dem  künege  dort 
geswom  manec  gewisser  eit 
mit  gewisllcher  Sicherheit. 

RuD.  V.  Ems  guter  Gerhard  6085/6; 
swer  an  rehte  güete 
wendet  sin  gemüete, 
dem  volget  saelde  und  ere. 
des  git  gewisse  lere 
künec  Artus  der  guote, 
der  mit  riters  muote 
nach  lobe  künde  strlten. 

Hartmann  Iwein  4  Lachmann; 

dag  meinet,  dag  kein  gewisser  Ißre  in  der  zit  inist  wanne 
dag  ewangelium.  Herm.  v.  Fritzlar  s.  myst.  l,  200. 

3))  in  beziehtmg  auf  tvillensäuszerungen  und  ähnliche 
menschliche  bethätigungen  entwickelt  sich  an  gewiss  eine  be- 
deutung, in  der  die  beiden  eben  geioonnenen  vorausbestimmt 
und  wahr  zusammentreffen,  gewiss  tritt  in  bedeutungs- 
gemeinschaft  mit  dem  mJid.  stsete  und  lat.  constans:  haec 
tibi  secrevit  certos  et  ambiguos  vultus  sodalium.  si  habet 
tir  geskidot  kuissero  unde  unguissero  vultus.  Notker 
(Boeth.)  3,  93»;  sid  aber  nü  mit  prospera  nicht  states  neist. 
so  si  sia  zihet.  noh  nieht  kuisses.  unde  si  die  liute  zohet. 
3,  93'';  tiu  nieht  kuisses  noh  stätes  in  iro  nehabet.  (3,  224*'); 

nü  warn  ouch  zuo  der  stunde 
für  komen  Of  den  selben  muot 
gesellen  -zwene,  ritter  guot: 
und  als  sl  in  (Erec)  gesähen, 
zuo  im  begundens  gäben 
üf  vil  gewissen  sin. 
der  ein  justierte  wider  in. 

Hartmann  Erec  2426  Haupt; 

vgl. :  der  ungewisse  minnenmuot.  Gottfried  Ti-istan  8106; 


6149        GEWISS  i,  1,  h  (gewissor  AXgthti) 


GEWISS  1. 1.  fr  (xe  gewiMer  ztto)        6150 


•w&  der  gewicM  wlllc  it, 
d&  Mt  diu  fuote  Rlatc  bf. 
man  lol  r«lM)(«n  »Ullen 
mit  dem  fewtesen  willen.    164S1. 

S)  die  »0  gnconnenen  betlmlunyen  tetrden  in  der  he 
Ziehung  auf  peraonen  weiter  geführt:  wahr  xeird  iu  wahr- 
haft ;  fest  *u  boRtändig.  in  noUher  rerirendung  nähert  wieh 
die  pasaive  bedeutung  von  gowiait  der  aetiren  von  fewl/,/.eti, 
destu-n  Verbindungen  mit  hidorb«,  iUbI«,  goot,  gelriuwe  in 
der  mhd.  dichtung  den  tmjrifjT  ventindig  nahe  an  d*H  von 
bcHtäiuiig  herani/riugen. 

0)  diea  ieigt  sieh  »chon  in  tUr  vtrhindung  mit  tinsdnen 
numinu  ugentia,  die  mehrfach  an  ditabmbtotaehtttmvtrbut 
mbslantiva  anknüpfen  .- 

'da  volfe  den  die  wtacr  eint.' 
'na  iire  mich,  ich  hin  <lln  kinl.' 
'und  ich  diu  (owiiiii)>r  rtttebe.' 

Hartmamn  erefei  büehUu  ItU  Bovpt; 

vgl.  auch:  dag  der  heilgo  gciat  ein  wiaer  (vor.  gewiaaer 
wiser)  rotgobe  gewesen  sige.  Schiirebrand  tt.il  Stratuh; 
diz  ist  (H  histdrje  wol  zu  halbvme  wego  von  dem  hei- 
ligen krß/o  also  si  genomen  ist  0;  den  aldrn  hucheren  und 
von  gewissen  Krem  der  kristenhoit.  Hkkm.  v.  Fhit/ijvk 
*.  mgat.  1,29;  vgl.:  scholt  dO  dich  vor  gewarnt  haben 
gewisser  geluitcr,  dar,  sint  die  heiligen  engel.  Konh. 
V.  Mrokniikiio  blich  d.  natur  188,80  Pfeiffer  {rar.  mit 
sichern  gcleidern). 

2))  das  gleiche  gilt  für  die  Verbindung  mit  aypellutiven  ■ 
Wolter  avir  imi  vol|rin, 
•A  better  imi  fewiaein  holdin. 

AnncUed  806  Roediger; 
iwer  haj  ist  getangen 
Ober  iuwem  fwissen  dienstman. 

Hartmann  ly^tn  ^4'}^  Laehmann. 
wan  aber  du  te  war« 
aller  suntKre 
ein  gewisser  gisella 
du  must  diser  belle 
ein  tasil  nsmecchen. 

Tnugdaliui  bei  Hahn  ged.  69,  78; 
oucb  bOrte  ich  ie  die  Hute  des  mit  volge  jeben, 
'gewissen  Triunt,  versuochtiu  swert,  sol  man  te  na>ten  sehen'. 
Wai.thsr  81,8  Lachtnann 

{vgl.  gctriuwer  vriunt,  versuochtej  swerf.  bruder  Wkun- 
iiKii  .53.  ScHÖNHAcn  2,48;  vgl.  gewisse  friunt  nebet^  der 
var.  getreuwe  bei  Freidank  M,  18);  dazu  vgl.: 

wir  mUesen  beidiu  den  tot 
llden,  der  ex  wisse. 
wan  dag  ich  dich  sA  gwisse 
ande  s0  eetriuwe  sibe. 

K0NR..F1.RCK  Flort  5922  Sommer; 
thut  mir  frumklich  dar  zu 
und  seiner  ammon  Liguridis, 
iliu  ist  getrew  und  gewiKz. 

Heinr.  V.  Neustai>t  ApoU(miu$  2877  Singrr; 
ähnlich  2426  {var.); 
vgl.  auch :        niöhten  si  mit  dlieinen  sachen 
dorn  herzogen  jrpwis  machen, 
da;  lant  und  hüte  und  die  strflgen. 

Ottokar  öeterr.  reimcAron.  78617  SeemOüer. 
«.  auch  unter  2). 

8»  um  persönliche  träger  dea  attributa  gruppieren  aich 
auch  verirendungen,  für  die  das  lat.  securus  zuständig  iat. 
.M>  ei~>cach.sen  der  rechtsspmche  und  legen  den  boden  bloaa, 
auf  dem  die  bedeutungsgemeinscJuift  von  certus  und  seouras 
.vi(7j  anbahnte;  schon  für  die  vielverbreitete  und  auch  in  die 
dichtung  überdringetide  rechtuformel  gewisser  boto  kann 
neben  certus  auch  eine  ableitung  von  securus  angezogen 
icerden  {a.  unter  8).    daa  gleiche  gilt  für  einen  beleg,  m»: 

niit  ervochten  spiejen. 

die  di  baiden  an  dem  wal  liejen. 

si  waren  ir  zewisse  (var.  ire  gewisse). 

Rolaiid/lied  194,  85  W.  GHmm  {BnHfch  5489); 

anders,  trenn  das  active  particip  (#.  0.)  tu  securus  führt. 
^'9^- '  wir  bim  vor  in  gewis. 

gerochen  ist  Englirs.    209,  87  (6898) ; 
welle  er  sich  besniden      den  solt  du  nibt  vemiiden, 
so  mage  er  gewisse     gen  ze  vron  tische. 

MiMäter  exodua  167. 17  Diemer. 

/)  eine  neue  richtung  nehmeti  die  im  begriff  der  zuvor- 
liissiftkeit  zu.vammentreffenden  Vorstellungen,  indem  sie  der 
beurtheilung  von  personen  oder  Sachen  als  teertme.sser  dienen. 
gewiss  tritt  in  bedeutungsgetneitischaß  mit  recht,  richtig 
{vgl.  jedoch  auch  3,a,a): 
IV. 


das  boobal  er  gaas  > 

voa  dar  k«ifan  uid  dam  stAihoot, 

•I«  «te  fawlasar  ritter  loot : 

an  daa  Mia  ar  aa  bia; 

dax  Bwsrt  ar  in  «•  nat  via 

•od  gia  In  x«e  dar  porta. 

HaiNK.  V.  o.  TOnuM  feroM  UM»  ftkaO; 
dd  Ich  at  brach,  iü  Ut  aair  w>  atai  Mgaylagar  dam, 
das  leb  wll  — •-  -• 

biawar  vil 

ßriaaa  r0aao  hfaeban, 
aa  aaba  ob  Ig  dar  rabtaa  aiata  st 

NaioHAKT  tt.  t  Haupt: 

vgl.  rehl«  rdaen  dl«  alot  aller  wandelunfe  Yri.  ».&; 

dar  anrta  Tollanoal  dar  atat, 
daa  ia  fot  vatar  lagaa  bat 
aller  TWiaaraada  yallwaaal 

dar  lat  aia  Jas^iainnaa. 

HaiNB.  V.  HiaLBB  ayB*aln|iaa  UM»  Helm; 
n  tmc  allefaM  ai^  daa  aeUa, 
sunder  da;  gsariasa  labaa. 

paaitomal  tu. »  Köpte: 

doch  aA  aullit  ir  wij^^en,  daj;  gewlata  laben  du;  man  haben 
mag  daj(  ist,  da;  man  alle  dino  Uje  wülecUcbea  dorab 
gol.  Hkhm.  V.  FumiJiR  9.  miftt.  t,tm. 

0  vrit  daa  lat.  certus  tmd  dm»  fnmaB».  eettain.  «nl- 
tpteftaU  gewias  otia  dam  hafriffdaa  festen  und  bestimmlea 
pronommala  funeHamtm,  deren  anaätu  tatU  in  dia  akd. 
Periode  aurüÄraUkmu. 

1))  einen  muofangapunkt  kann  wutn  «dhon  im  dar  ßhr 
diese  teit  kätifig  beobatkttttn  hanekun§  amf  nrnriaktumgen 
und  eraeheinungen  der  (göttUehm)  waUardmuif  mrUieken. 
gewiss  iat  hier  vielfach  diurdk  dia  ImL  aartaga  mmfertft. 
vird  aber  bei  Notkkh  m  Ji'aasw  timm  amhßrti  aanaandtt: 
kot  der  kawissem  ewom  naht  ontaneeidia  loh  tak  (ecrüa 
legibua).  Murbaehtr  hymn.  15  J.  Qrimm  a.  4&:  «Amao  ft. 
a.  89;  11,  «.41  (kawissa  antreitida,  eertam  ordinem);  thu 
pist  ther  kiwiasemu  zite  kepenter  enti  weralti  {tu  e»  qui 
eerto  tempore  daturua  finem  aeeuli).  M,  a.  a»;  disponeret. 
noh  BÖ  guls  new&re  nleht  tiu  rihti  dero  naturae.  noh  sA 
guisse  ferte.  netAttn  diu  partes  kuisse  in  iro  steten,  alao 
luna  habet  inter  planetas  . . .  proximum  motum  terrae, 
unde  satumus  proximum  caelo.  kuisso  in  iro  ziten.  also 
recursns  lunae  ist . . .  kuisse  in  iro  machungo.  also  der 
m&no  dia  sunnün  füre  glndo.  edipsin  solis  maehOt  . . . 
übe  einer  neware  stAt^r.  dar  die  missellchen  wehsela 
Bcafoti.  NoTKER  (Boeth.)  Hatteauri, m.y 

8))  an  aahlbegriffen  und  atitbeoHmmungen  zeigt  aieh  aeAon 
ahd..  icie  der  begriff  des  fest  (voraus)  bestimmten  die 
bedeutungsenergie  einbüszt.  aobald  er  nicht  die  thatamehe 
des  bestimmtseins  erhärtet,  aondem  woaraia  muramführi. 
um  eine  genauere  angäbe  su  erapmrem,  aa  «fi.; 

'thero  jaro  was  ja  wann«     hi  tbamo  aiaborooBa 
(thia  zala  ist  uns  giwissn)     Hanof  ioti  sehaa.' 

OmuD  s.u.aB: 
gegen:  ita  rata  modificatione  oon(raeret  ...  le  ad  ge- 
wissero  rarto  gewerbet  wäre.  Notkrr  Mart.  Oap.  (8.  t7»»); 
ebenao  8, 8S6i>;  8.874*;  föne  diu  ist  qniss^r  teil  dero  stete 
ze  zeigönne  quissen  teil  dea  corporia.  (Ariatot.  kattf.)  8, 404*> ; 
ebenao  vgl. :        wan  oaa  allen  iat  nnkont 

d«s  todia  gar  gawiaaiu  sinnt. 

Hcoo  V.  LAMosnomN  ATarMia  106,  IM: 
SW.  64; 

gegen:  kawissem  citim  {et  ideo  eertia  temporibua  aeeubmri 
debent  fratres  in  labore  manuum)  Benedikt,  reffet  4»  Hattewter 
1.99;  den  ujgcndcn  swestem  sol  oh  gesezzet  werden  ein 
gewisse;  zil  ir  widerkumens.  Regenabtirger  Klariaaenrtfel 
19  Schßnbaeh  {Wiener aita.ber.  160.6);  ralis  temporum  Tiei- 
bus  ...  in  guissen  herton  dero  sito.  Notkku  Mart.  Cap. 
(8,  806');  Solinus  spricht,  die  mersnecken  unk&uschent 
ze  gewisser  zeit  in  dem  j&r  und  gevAhent  zuo.  Konk. 
V.  MbobNBRRO  buch  d.  nat^trUt.U  iyinffer{rar.  gewisser; 
sicheTer;  irer). 

8))  auaterhalh  der  zahl-  und  atMofr^gk  iat  diese  ver- 
ieendung  des  adjectiis  in  der  dltertn  tpraehe  nur  wenig 
beobachtet:  intscxr.it  er  kiwissem  rachom  andre  . . .  {vel 
degradaverit  eertis  ejc  causia  reliqtii  omnea . . .)  Benediktinrr- 
r^fd  68  Hatfemer  1, 118;  taj  ouh  ter  mere.  der  gemo  Ü5- 
klenge.  erwcnde  ze  guissero  marcho.  sine  unstAten  well&. 
NOTKKR  {Boeth.)  Hattemers,9i*;  sed  quibusdam  et  bis 
determinate  unum.  ...  unde  ouh  ta;  einaquisaemo  namin. 
{Ärist.  kateg.)  s,  4M*. 

386 


6151 


GEWISS  1, 1,  c  (weig  giwisso) 


GEWISS  1, 1,  c  (sane,  giwisso) 


6152 


4))  die  beziehting  auf  personen  ist  in  der  älteren  spräche 
hier  noch  nicht  gepflegt,  ihre  spätere  enttvicklung  im  neueren 
gebrauch  führt  auf  die  rechtssprache  zurück  {s.  2).  hierher 
weisen  auch  die  beiden  belege  aus  Notkek,  die  durch  tat. 
Vorbild  bedingt  sind,  die  aber  dadurch,  dasz  sie  ein  detitsches 
indefinites  pronomen  einschieben,  einerseits  die  selbständig- 
heit NOTKERS  beweisen,  andererseits  darthun,  wie  weit  das 
adjectiv  noch  von  pronominalen  functionen  entfernt  war: 
tanne  diu  controversia  gat  an  deheine  guisse  personas. 
tanne  ist  si  civilis.  (Boeth.)  Hattemer  3,91»;  ebenso  (für 
lat.  certus):  tag  sint  die  stiite  die  einliche  quisse  menniscin 
anagant.  (v.  d.  redekunst)  3,  569**  (cum  certarum  personarum 
interpositione). 

c)  das  adverbium  ist  an  gewiss  nur  aus  der  passiven 
bedeutung  entwickelt,  die  abgrenzung  des  adverbiums  vom 
adjectiv  ist  in  der  älteren  spräche  meist  noch  durch  die 
vollen  formen  (giwisso,  kiwisso,  seltener  giwesso)  erleichtert; 
kürzungen  sind  hier  selten  {s.  unter  4).  wie  oben  encähnt, 
fällt  die  hauptmasse  der  ahd.  belege  für  gewiss  auf  das 
adverbium,  allerdings  nicht  auf  die  eigentlichen  adverbialen 
functionen,  die  nur  bei  Otfrid  und  Notker  reicher  ent- 
vdckelt  erscheinen,  sondern  auf  die  loser  im  satze  stehende 
betheuerungspartikel.  dieser  gebrauch  steht  im  dienste  der 
lat.  vorläge;  nicht  nur  für  certe,  sane,  plane,  omnino, 
utique.  quidem,  scilicet,  profecto  vdrd  giwisso  gebraucht, 
sondern  es  tritt  auch  an  die  stelle  der  beiordnenden  con- 
junctionen:  etiara,  vero,  autem,  at,  ergo,  nam,  namque, 
enim,  quippe,  igitur,  itaque.  die  mhd.  dichtung,  die  ihrer- 
seits die  adjectivischen  functionen  voller  a^isgebildet  hat,  tritt 
mit  den  belegen  für  das  adverbium  iveit  zurück;  nur  die 
älteren  und  ungeübteren  dichter  haben  sich  aus  der  partikel 
ein  bequemes  flickwort  zurechtgemacht,  das  nicht  nur  die 
Sätze  unnütz  belastet,  sondern  den  sinn  oft  geradezu  entstellt, 
a)  in  engster  Verbindung  mit  dem  verbum,  also  in  den 
eigentlichen  adverbialen  functionen  ist  das  adverbium  der 
älteren  spräche  mit  tcenigen  ausnahmen  (thaj  themo  ist 
giwisso  irdeilit.  Otfrid  2, 12,  84;  vgl.  auch:  recte,  giwisso. 
Steinmeyer-Sievers  l,  814»;  i,  664'')  fast  nur  neben  verbis 
der  erkenntnisthätigkeit  oder  der  aussage  beobachtet,  aber 
die  gleichen  verba  erleichtern  auch  wieder  die  lockerung  des 
Zusammenhanges,  und  gerade  bei  ihnen  finden  sich  die  deut- 
lichsten belege  für  den  Übergang  des  adverbiums  zur  partikel, 
die  dem  ganzen  satze  dient. 

l))  vgl. :  in  buachon  duat  man  mari,       er  fiar  jar  thar  wari. 
sume  quedent  ouh  in  war,     Ihaj  es  warin  zwei  jar. . . 
ni  scribu  ih  hiar  in  urheis,      tha^  ih  giwisso  ni  weij 
ob  ih  giwisso  ig  westi,      ib  scribl  ig  hiar  in  festi. 
Otfrie  1,  19,  26; 

ebenso  5, 11,  38;  vgl.  au^h  Notker  (Boeth.)  3,  224*  Hattemer 
(diu  er  gewisso  weig  chumftig)  3,  427«  (ter  dag  eine  weig 
guisso);  vgl.  3,  428»; 

'druhtin'  quad  si  'al  ist  ig  so',      thag  wiggun  wir  giwisso. 

Otfrid  3, 10,  35; 

gegen:  giwisso  wiggun  wir  thag,      theig  fora  then  ostoron  was. 

3,7,5; 
ebenso  3,  20, 151;  3,  26,  31 ;  5, 12, 12; 

giwisso  wigist  thu  thag      in  thiu  gisteit  ig  allag. 

2,21,  14; 
ebenso  3, 11, 15 ,  3,16,25;  3,16,33;  3,18,21;  3,25,29;  4,1,23; 
4,13,3;  5,1,38;  5,12,39;  5,12,80;  5,23,112;  dazu  vgl.  3,20, 
17;  3, 18,  .52;  3,20,34;  3,22,27;  vgl.  zi  wigssanne  ist  nu 
uns  chiwisso,  scire  autem  manifestum  est.  Isidor  3,7 
Hench  4. 

2))  vgl.  .-'ig  ist,  druhtin',  quad  si,  'so,     giloubu  ih  thag  giwisso, 
theig  ouh  inan  ni  firgeit,     thann  ellu  worolt  ufsteit'. 
Otfrid  3,  24,  23 ; 
ebenso  (giwar  es  wis  giwisso)  4,  29,  2 ; 

Judas  vemam  do  vil  gewis 
Antiochum  Eupatoris 
kumende  her  in  Judeam. 

buch  der  Maccabäer  10509  Reim; 
unguis  namo,  wanda  ig  .  . .  tero  nehein  guisso  ne  meinet. 
Notker  {Aristot.  de  interpret.)  3,  469»  Hattemer;  ebenso  (ter 
. . .  guisso  bechennet)  3,  427'> ; 
gegen:  giwisso  wan  ih  nu  thes      thag  thu  hiar  bita  ouh  suaches. 

Otfrid  2, 14,  50; 
vgl.  4, 5,  81  (gewisso  so  firnemen  wir). 

8))  vgl. :  Petrus  bat  Johannan,      thag  er  ireiskoti  then  man 
er  zi  imo  irfrageti,      wer  sulih  balo  riati. 
thag  bouhnita  er  giwisso      was  nahisto  giseggo. 
Otfrid  4, 12,  31; 


ebenso  (ougt  in  sina  lera  giwisso  thara  ingegini)  3,19,18; 
dhar  ist  igs  chiwisso  so  zi  ernusti  araughit,  certissime 
manifestantur.  Isidor  25, 18  Hench; 

den  dag  givanenusse 
bezeichmt  gewisse. 

babylon.  gefangenschaft  123  Move 
(vgl.  Kraus  zeitschr.  f.  d.  alt.  50 
«.  331) ;  ebemo  6 ; 
dag  buch  chundet  uns  dag  gewis  (reim  auf  is) 

Rolandslied  164,  4;  ebenso  frau  Ava  leben  Jesu  237,  5 
Diemer ; 

gegen:  chiwisso  chioffanodem  wir  nu  hear,  probavimus. 
Isidor  28,  lO -ffewc/t ,•  so  schein  gewisso  an  imo  humana 
fragilitas.  Williram  hohes  lied  93,  4  Seemüller. 

))  '"ffl- :  jes  wil  ik  scriven  als  gbewisse 

des  sulves  scrivers  schepnisse. 

meister  Stephan  schachbuch  2873 ; 
ther  fon  ther  erdu  hinana  ist,  ther  scal  sprechan,  thanana,  er  ist, 
er  scal  gewisso  rachon      fon  irthisgen  sachon.    Otfrid  2, 13,  20; 

dag  cMt  quisso.  IÜotker  Aristot.  de  interpret.  (3,489»); 

inan  sagete  im  gewisse      ir  deheiner  hete  misse 

nihtes  des  er  solde  leben,      wedir  in  chorne  noch  in  vehe. 

Milstäter  exodus  142,  3  Diemer; 
der  guote  man  begunde 

so  er  gewissest  künde  (var. :  so  er  pest  chunde) 
sine  vriunt  bl  namen  sagen. 

V.  d.7  slafaeren  643  Karajan; 

gegen:  macht  lesan  in  theru  redinu      zeichan  filu  manugu, 
giwisso,  so  ih  thir  zellu,      thiu  er  data  saman  ellu. 

Otfrid  3,  14,52; 
gewisso  zellu  ih  thir  nu :      finfi  habetost  thu  ju.    2,  14,  52; 
giwisso  sagen  ih  thir  ein:      sie  zaltun  sar  tho  thesen  zuein 
thag  inan  Petrus  gisah.    5,  10,  33 ; 

ebenso  2,  13,  34;  2,  18,  5;  3,  4,38;  3,13,39;  3,20,11;  4,7,3; 
5,  23,  261 ;  desgl.  (giwisso  saget  mir  ig  al)  3, 12,  6;  lugun  sie 
giwisso,  druhtin  er  ni  quad  so.  4,19,33;  tag  eines  guisso 
liuge,  anderer  war  sage.  Notker  (Aristot.  de  interpret.) 
Hattemer  3,  486» ; 

und  ein  wunder  dag  geschach, 
do  er  dag  gebete  vor  dem  alter  sprach, 
s6  man  tuot  zuo  einr  islJchen  messe, 
do  sprächen  die  zweifboten  gewisse 
die  wären  indulgenciam, 

Bonus  142  Haupt  (zeitschr.  f.  d.  alt.  2,  212). 

ö))  /'*»■  die  Stellung  des  adverbiums  im,  satze  ergiebt  sich 
aus  dem  obigen,  dasz  das  zum  verbum  selbst  gehörige  ad- 
verbium diesem  so  nahe  icie  möglich  folgt,  resp.  im  neben- 
satze  ihm  vorausgeht,  bei  der  lockerung  des  Zusammen- 
hangs wird  die  Stellung  freier.  Otfrid  liebt  es  hier  mit 
der  Partikel  den  satz  zu  eröffnen. 

ß)  entsprechende  formen  der  Wortstellung  zeigen  auch  die 
anderen  belege,  in  denen  die  partikel  vom  verbum  gelöst 
ist  und  auf  das  satzganze  zielt,  die  Stellung  vor  dem 
verbum.  ist  —  ausgenommen  die  satzeröffnende  partikel  — 
nur  im  nebensatze  beliebt  und  wird  dort  von  Isidor  (3,  l) 
gegen  die  vorläge  durchgeführt,  im  hauptsatze  steht  die 
partikel  nur  da  vor  dem,  verbum,  wo  der  Übersetzer  seiner 
vorläge  sklavisch  folgt;  freiere  Übersetzer  ändern  hier  un- 
bedingt :  brut  hlauft  ist  gawisso  garo ,  nuptiae  quidem 
paratae  sunt.  Monseer  Math,  evangel.  (22,  8)  23  Hench;  alle 
birut  ir  gawisso  gotes  suni,  omnes  enim  filii  dei  estis. 
de  vocatione  gentium  45  ebenda,  der  bedeutung  nach  gliedert 
sich  die  partikel  hier  in  zivei  richtungen,  je  nach  dem,  sie 
den  betreffenden  satz  als  thatsache  einführt  oder  ihm,  aus 
logischen  erwägungen  realität  sichert,  die  lateinischen 
parallelen  weisen  meist  auf  die  erste  richtung :  plane,  gi- 
wisso. Steinmeyer-Sievers  2,  277*';  2,603;  kawisso,  sane. 
Benediktinerregel  \B,  s.  Hattemer  1,  es ;  kiwisso,  profecto. 
Steinmeyer-Sievers  4, 16;  Tatian  62,  5;  Murbacher Hym- 
nenl,i9;  kiwisso, mjni?"Mm.STEiNMEYER-SiEVERS4,8;  2,652; 
kewisso,  quidem.  Benediktinerregel  2,  s.  Hattemer  1,39; 
Tatian  91,4;  141,  23;  vgl.  auch  Steinmeyer-Sievers  1,  235; 
Tatian  62,9;  116,6;  kiwisso,  scilicet.  Isidor  24, 14;  26,8. 
die  für  die  zweite  richtung  sprechende  parallele  kiwisso, 
certe  ist  dagegen  vereinzelt,  s.  Graff  a.  a.  c,  häufiger  ist 
gewisso,  utique  belegt,  vgl.  Isidor  5,5;  altsächs. psalmenia 
Heyne  u.  a. ;  Tatian  lS8,  7 ;  129,  7  u.  a. 

l))  auf  thatsachen  weist  die  partikel  in  Sätzen,  die  auf 
die  gegenwart  oder  auf  die  Vergangenheit  zielen,  in  beiden 
fällen  wird  es  unserem,  Sprachgefühl  meist  schtoer,  sie 
richtig  mit  wahrlich,    thatsächlich   leieder zugeben: 


6153         GEWISS  l.i.c  (ni  was  glwlato) 


GEWISS  I,  I.  e  (ergo,  giwlMO) 


6154 


a))  quad :  wibt  ni  forabtot  ir  In ; 

^^  gihaUl  iuih  baldo,     bin  ib  fiwiaM  ijc  Mlbo. 

OTfitlli  3,  8,  80; 

ebfUMO  2,  14,  M.  ähnlich  S,  SS,  5t;  t,  17, 15.  von  hirr  aus 
wird  die  partiktl  in  der  »päferen  dieJitung  früh  zum  ßiek- 
wort  herabgedrUekt : 

zo  prima  Jouob  a»  tafd« 
lob«  wir  fowiaaa. 
M  Hexte  unt  sa  nAna 
•4  lobe  wir  dich  aoAoa. 

InwlaU  doattimm  t,4.  «.  denkm.  1*.  176 

(übtrnommtn  9om  prietur  Knnout  titbem- 

tahl  M  DIemtr  ged.  354, 1«) ; 

ehenao  (reim  gowisse:  miise)  prieater  Arnoi.i>  bei  JHemer 
yed.Kl,»;  hinter  Knteeriat  (fundffr.*,XM,tl); 
•ich  vAtfit  ooeb  fawiaaa 
dag  wol  lu  c«s<'(ni*aa 

Nie.  V.  jKHOHriiiN  rAron.  «.  Premimm  IM 
titrthlke. 

h))  noch  ergiebiger  int.  dieaer  gebrauch  Jür  im»  prättri- 
tum  geteorden.  nur  wenige  belege  enitpreehen  einem  be- 
dür/nisse,  datt  auch  tcir  nachfühlen  können;  in  der  dich 
tung  dee  II.  und  li.jahrh.  erscheint  die  partiktl  vielmehr 
durchaue  ala  ßickivorl  der  reimteehnik. 
a))    thoh  ni  waa  eiwlMO  er  anat  nibeiner 

thoh  8i  ira  alspentoU,      tber  bulfi  im  in  tberu  noti. 

OTrRir>a,  14, 11 ; 

ähnlich  3,  ta.M',  t,  19, 9;  8,  M,9;  4,7,78.  eben»o(mit  hietor. 

prüaenn) : 

werit  er  innn  (^iwieso      harto  Hlu  waaao, 

uns  imo  druhtin  tburuh  not     tbaz  wir  aalbo  Hrbot. 

4,17.  II: 

hwanda  bidhiu  wardh  chiwiHso  Aasea  der  Nauea  aunu 
fona  Moysise  in  binamin  Jenus  ohinemnit  Ibidoru, 4; 
ebenao  87,  8; 

Yaaac  sprach  im  sft      vil  iwmerlichen  do 

'hie  ist  gewesen  gewisse      din  hriiilir  von  diner  mAler  listen 

unde  hat  an  disen  stunden  dinen  segen  undirdrungen.' 

MiUUUer  genetit  61,  85  Diemer;  ebeneo  (exodiu)  183,  33; 
der  chunich  mit  einer  cbreflo  erweron  sich  nine  mobt« 
noch  niema>n  ubir  al  da;  lant:  da;  tet  gewisse  diu  gotes  hant. 
MiMäler  exodut  189,  80  htemer;  u.  a.  $.  u.; 
er  Trägeda  obe  st  iewet  höttin, 
des  er  ejl^en  wolde  samet  in. 
■t  gftben  imo  gewisse 
brAd  unde  viscna : 
beidtt  er  dranc  unde  ax. 

Friedberger  Chritt  Oa  95,  «.  denkm.  1*.  109. 
/3))  ein  phellel  heijet  pisse 

der  lach  dar  ane  gewisse 
ein  phellel  der  was  rot 
der  was  ouh  da  gordenot. 

Vorauer  Motu  bei  Diemer  fjed.  66,  4; 
du  namen  in  die  chnecbte  Holofemis 
unde  vArten  iif  über  da;;  volt  vil  gwis ; 
unde  bunden  in  obene  an  den  l>ercb. 

'ünyere  Judith  bei  Diemer  ged.  148,  15 ;  ebento 
131,6;  136,88;  178,6; 
des  morgins  [do  i;]  tagete 
do  hüben  sich  gewiss« 
der  kun[inc  und  der]  bischof. 

Trierer  Ägidiu»  UM  {ilermania  86, 16);  e6enfo 
*Hi;  041; 
si  uobtcn  christenltcb  ewe, 
si  weiten  got  flügen, 
man  sanc  in  gewisse  (rar. :  geweaaa) 
die  meltin  und  die  misse, 
ir  almuosen  si  gäben. 

kaieerehron.  6546  E.  Schröder; 

ebeneoMX*;  16778;  10079;  8845;  ähnlieh:  Jiolandelird  S7.i3; 
in."»,  i«  M.  a.;  Wkunhkh  (fundgr.  8,  I7.\3.s);  Hkink.  v.  d. 
Tum. IN  kröne  15788;  Konr.  v.  WOnzuuito  AUjcitu  304; 

da  des  fursten  lobesam 
begrebede  nu  ein  ende  nam, 
da;  sin  begancnisse 
geschehen  was  gewisse. 

leben  der  M.  Eli*abeth  6060  Rietjer; 

ebenso  5661;  5916;  4983;  8984;  1718;  5364;  desgl.  buch  der 
Maceabiier  3138;  788;  10484. 

8))  bei  schluszfolgertmgen  tritt  vereinzelt  schon  die  Ver- 
stärkung durch  .fynonytne  Verbindungen  attf,  die  »päter 
ao  stark  entwickelt  wird  (s.  II.): 

ich  var  dahin  da  mir  ffot  gepoten  bat 
du  verst  aber  an  zweifei  gabyas 
in  dj  ewig  vinstemttsss. 

M.  Slargareta  565  Haupt  {seitechr.f.  d,  Ott. 
1,  183); 
vgl.  auch:        von  einem  sunttere  sA  gewisse 
sam  von  dem  hailigsten  man. 

Heinrich  V.  Melk  prietterieben  391  HetneH. 


eharakterisHseh  für  die  bedeutungeenergi«,  4i*  fieh  auch 
an  der  eitueUtehetuhm  pmrHkd  uHfmtkmadkt  ttkauptet.  eind 
Wendungen  Notkcrs,  dtr  mii  im  pmrtikel  lahtmttdkt  eütte 
medergieU:  iltio  lovem  regnai«  oeHUaimum  Mt  Ur  aol 
guiaao  lorU  st&ul  sin-  Notkbr  (Mbrt.Oap.) ».$U*Battemer: 
a«d  at  maxime  videbitar  hoe  Ul«  oonUnfwe  . . .  allaro 
guiisAst  mugen  doh  keakelMn.  (IriaM.  JosAf .)  S.4M^. 

a))  MW  die  eeUue^/ol^runfem  m^f  ü»  gefenweiri  sielen, 
handelt  e»  tiA  meiat  im»  JoftnmHaekt  und  apemiaHm  «r 
brterttngen  >  ^^,,  üi  Ibag  waa  SI«  mt, 

quadun,  dati  maH.     tbax  (ot  aia  tolar  warf, . . . 

ix  i»t  M  fiwiMO     tbob  ua  iz  ababalio  ao. 

0Tniiul.*.t5: 

dhia  ohlwiaao  ial  bifbin  gotes  itlliM  (»rigo  aeüieet  JUii 
iei).  iHiitoR  8,1;  dha:i8  ir  Mlbo  Christ  ist  obiwiaao  fot 
ioh  druhtin  (deinde  quin  iiam  iana  at  inminua  eei).  4.  it; 
ahnt.  9, 6;  10, 1 ;  41. 1»;  ebemao  Wtiaaambmrgar  miadL  (flankm. 
1*.808):  Weaeobntmnar  beiek^  (iankm.  t*,«5):  •»  ehlwlsss 
iat  dhaj;,  utique  quin.  laiitOK  41.  IS;  alao  guiMO  nsist  niabt 
NoTKtli (Hoeth.)  HuHrmer^.tA*:  ebenao(aX»0  fois OSebumat) 
8, 147*;  iat  der  ftAoto  § uiaao  nutbUf.  8, 164^; 

das  ich  i«  al  «adarUa. 

Hartmamii  aemer  Betmrtek  MS  l^ml; 
der  Itunine  rief  an  dar  aUnI, 
dag  got  giwiaaa  wara 
«In  gawarar  bailara. 

Triam' Memtmm  krau*. 

b))  am  nOehaten  eind  hier  iia  aäiaa  anaUkniig,  die  nuf 
die  Mukui\fl  eieUn,  aia  aind  aber  in  dar  iUaran  apradta 
noch  weniger  entwickelt: 

•dmü,  druhtin,  mir  o«b  ao,     Uiaib  al  tUa  aealk  fiwiaao. 

OiTRio  8, 1, 41 ; 
e6en«o  5. 19, 10 ;  et  homm  non  interminat«  alterum,  aad 
alterum  conlingit.  i.  determinate,  unde  nicht  angoisso 
daj(  eina,  nube  guiaao  gealtihet  ein  wederij.  Notkkr 
(Ariel,  kateg.)  Haltentart^UB*; 

ich  wil  fawiaaa  dar«  kftaMa. 

Trierer  a»aeatar  tm  Mrame; 


ebenao  (ehumat  da  dar«  gewisse)  Belanialitd  17, 11  Witk. 
Qrimm;  «war  gota  wil  ntrttwan, 

ar  ganidot  oncb  im  gawiaa«. 

kaieerekron.  15061  M.  aekridar; 

•a  mftaa  alleaant  anwag. 


ao  slarbnt  vil  mwig 
diu  merUar  and  die  viach. 
dietbeeteke»deeii\ 
(tetleekr.f. 


tageetOBamgt 
Ott.  1, 119). 


alaßickwort  teigt  eich  daa  adverb  auch  hier  in: 

ie  sult  ourh  alle  gewiss« 
Iwmde  lampeln  trag*  au  röchle 

Thür.  ipiel  r.  d.  10/HMg/iraMii  M  Badcen  a.  M. 

y)  iceit  über  dieae  Verwendungen  geki  dar  pkremth  der 
Partikel  in  der  überaettarptaaa  kinima,  ws  aia  /&r  iie 
lateinischen  aatabindemittel  hamngesegan  wird,  ob  iSaae  nun 
der  voratdlung  der  idantität  und  daa  gaganaghti  oder  dem 
causalverhältnia  ertcaekaen  aimd.  dm  die  pmrHkd  in  rieten 
dieser  ßille  als  bttheuerungspartikel  wiögliek  war,  ao  iat 
ihre  einführung  in  diesen  kreis  nicht  undeutaek  (rgL  apdter 
die  beliebten  Verbindungen  und  gewi;;«.  denn  gewiss,  ge- 
wiss al)er),  mechaniaeh  war  nur  die  attsbreitüng  daa  ga 
braurhes. 

1))  itemqtte,  afar  kawisso  (kiwisso).  HrabaniaA-Kara- 
nische glossen.  «.  StkinmkyehSibvrrs  1. 188/9;  «ienao  (so 
kiwisso,  et  ita)  BeiteHiktinerrtgel  18  Hattetner  l,«R;  sia  ist 
chiwisso  9elt>em  nngilum  unchondia  (id  eat  aüam  ipaia 
angelis  incoguita).  Isiih)r  9.18^;  ebaaao  Bemtdiktimuitfd 
8  Hattemer  1,40;   Tatian  188.7;  888,8. 

8))  inan  giwisso  ni  fundun.  iimtkni  vero  non  intenerunt. 
88«,  8 ;  ebenso  Benediktinerrcgü  4  Hattemer  1. 45* ;  l.  84  u.  a. ; 
ebenao  altadeka.  pe.  44,14.  m.  ^:  (so  chisendit  ward  ohi 
wisso,  miaeua  eat  autent.)  Isidor  11.11;  ebenso  Benedik 
tinerreget  8.  l,  87  u.  a. ;  Tatian  84,  8;  196.  4:  841.  l  u.  «..-  alt- 
aieka.  pa.t.i;  8,8;  [ast.  kiwisso).  Stkinmkykr-Sievf.r» 
4,  8;  oi  volui,  cuisso  wolta  ih  so.  Notkkr  {Boetk.)  Hat- 
temer 8, 80*. 

3))  ist  giwisso  gilauba  rehtiu.  Weiaaenb.  kattek.  (tat  ergo 
ßdes).  denkm.  l'.  807;  e^etwo  Benediktinerregtl  1.  85;  alt 
Sachs,  ps.  57,  13;  STF.lNMfnrBRSlEVER8  1 .  »/l»;  nempe. 
kiwi.-<.«o.  4.8;  1.815;  kawisso.  naatqua.  Mwrbadter  kt/mn. 
8, 81  /.  Grimm;  eienaa  BanadOctinerregd  t  Hatteaur  i.tf-: 

386* 


6155 


GEWISS  I,  2  (rechtssprache) 


GEWISS  1,2  (gewiss  machen) 


6156 


andher  ist  giwisso  gomaheit  fateres,  andher  sunes,  andher 
thes  beilegen  geistes,  alia  est  enim  e  persona  patris,  alia 
filii.  Weissenb.  katech.  (denkm.  l^,  206);  ebenso  Benediktiner- 
regel 2(1,36);  altsächs.  ps.  54,21  und  oft;  Steinmeyer- 
Sievers  2, 167*;  2,  234;  Murbacher  hymn.  1  J.  Grimm,  s.\l\ 
desgl.  Tatian  211,  1 ;  Isidor  22, 18;  27, 11 ;  82,  6 ;  33, 11;  34, 18; 
38,16;  39,20;  ebenso  (mit  änderung  der  Wortstellung)  5,11; 
6  9;  15,  6;  32,  7;  32,  20;  42,  6;  das  gleiche  exhortatio  ad plebem 
Christ,  (denkm.  1^,  200);  ebenso  Monseer  fragmente  13.  45.  67 
Hench;  quippe,  kiwisso.  Steinmeyer-Sievers  4,16;  alts. 
glossen  zu  Gregor  63  Wadstein;  Isidor  19, 12;  Tatian b?,,  2; 
74,8;  164,1;  igitur,  cawisso.  Steinmeyer-Sievers  1, 98 
ic.a.;  itaque,  giwesso.  Tatian  129,7;  ebenso  \%2,b;  148,8; 
146,  5 ;  159,  2 ;  {mit  änderung  der  Wortstellung)  188,  7 ;  100,  3. 
4))  auch  Otfrid  nähert  sich  diesem  gebrauche,  er  führt 
giwisso  an  stellen  ein,  wo  die  lateinische  bibel  autem  (5, 9,  31 ; 

3,  6, 13)  quippe  (2, 18,  5)  zeigt;  als  Zeugnis  für  eine  geivisse 
Selbständigkeit  der  Übersetzer  ist  andererseits  die  änderung 
der  icortstellung  in  einigen  stellen  des  Tatian  und  im 
Isidor  zu  betrachten. 

S)  für  die  partikel,  die  sich  vom  satze  ganz  löst,  bietet 
Otfrid  zahlreiche  belege,  die  aber  später  nicht  nachgeahmt 
werden  und  kaum  als  Vorläufer  des  neueren  gebraucJies 
(s.  II,  3)  gelten  können,  aus  der  vorläge  erklärt  sich  in  der 
Tatianübersetzung :  tho  quad  in  ther  heilant:  giloubet  ir 
thag  ih  iu  thag  tuon  mugi?  ttio  quadun  sie  imo:  giwesso, 
truhtin.  61,2  (dicunt  ei:  utique,  domine);  anders  Oifhihs 
belege,  die  oft  nur  dadurch,  dasz  die  vorangestellte  partikel 
ohne  einflusz  auf  die  Wortstellung  des  nachfolgenden  satzes 
bleibt,  die  satzbildende  function  der  partikel  erraten  lassen: 

«wisso  seh  er  anan  mih,      min  fater  ist  so  samelih. 

4,  15,  86 ; 
ähnl.  3,  23, 40;  4, 15,  4;  3, 22,  20 ; 

thu  habes  then  diufal  in  thir;      giwisso,  thaj  firnemen  wir. 

3, 16,  29 ; 

ähnl.  2,  14,  64;  4,  29,  25.  dazu  vgl.  die  oft  eingeschobene 
formal:  giwisso,  thag  ni  hiluh  thih.  2, 19.  23;  ebenso  3,  8,  2 ; 

4,  7,  30 ;  4,  25, 11 ;  5, 19,  51 ;  5,  23,  218.  aus  der  späteren  zeit 
schlieszt  sich  mir  ein  beleg  an,  der  aber  vielleicht  natür- 
lichem dialoge  entspringt: 

er  chod  'gewisse      ich  het  iur  misse 

ob  ir  füret  hinnen,      da;  ne  mohte  ich  ubirwinden'. 

Milstäter  exodus  145,  34  Diemer. 

2)  für  die  rechtssprache  kommt  von  gewiss  nur  die  passive 
bedeutung  (gewuszt  mit  den  ableitungen)  in  betracht,  soiceit 
nicht  die  vielfachen  berührungen  mit  der  bedeutung sentivick- 
lung  von  sicher  \das  genus  überhaupt  verdunkeln,  diese 
berührungen  von  gewiss  tmd  sicher  stehen  hier  besonders 
deutlich  unter  dem,  einflusz  der  lat.  termini  securus  und 
certus,  deren  einzelne  Verwendungen  sich  bereits  kreuzten. 
und  so  sind  auch  von  gewiss  hier  zahlreiche  gebrauchsformen 
zu  buchen,  die  ebenso  gut  nach  der  einen,  wie  nach  der 
anderen  richtung  zielen,  für  uns  kann  es  sich  deshalb  nicht 
darum  handeln,  auf  so  unsicherem  boden  die  belege  zu 
gruppieren,  uns  geben  die  einzelnen  typen  der  Verbindungen, 
die  wir  oben  kennen  gelernt  haben,  andere  anhaltspunkte. 
in  dem  dbiceichenden  gebrauch,  den  die  rechtssprache  von 
ihnen  macht,  wird  deren  eigenart  am,  schärfsten  getroffen, 
deutlich  zeigt  es  sich,  dasz  sie  persönliche  träger  der  Ver- 
bindung gegen  sächliche  bevorzugt  und  dasz  sie  im,  gegen- 
satz  zu  den  alten  prädicativen  Verwendungen  die  attributiven 
formen  entwickelt,  vom  adverbium  dagegen  macht  die  rechts- 
sprache kaum  besonderen  gebrauch: 

a)  beim  prädicativen  gebrauch  giebt  die  beziehung  atif 
eine  person,  die  hier  sonst  im  allgemeinen  ausgeschlossen 
ist  {s.  1,  b),  einzelnen  Verbindungen  in  der  rechtssprache  eine 
neue  Wendung,  bei  der  man  an  bedeutungen  von  securus, 
sicher  gemahnt  lüird. 

«)  so  stehen  sich  bei  der  Verbindung  mit  dem,  verbum 
aubstantivum  die  belege  für  persönliches  subject  mit  ent- 
gegengesetzten bedeutungen  gegenüber,  je  nachdem  die  auf 
dem  umweg  über  securus  geivonnene  bedeutung  oder  der 
mit  certus  gemeinsame  begriff  durchschlägt,  vgl.:  swer 
von  gotshusern  ein  gut  gewinnet,  der  nem  des  gotshuses 
brief  und  insigel  dar  an,  so  ist  er  gewis,  und  er  sol 
siben  geziuge  dar  an  setzen.  Schicabensp.  landr.  %  313,  l 
Laszberg;  gegen:  und  ist  her  nicht  gewis.  so  sal  in  der 
richter  voen  ader  sin  böte.  Kulmisches  recht  5,  43  Lenuin 


s.  170 ;  ebenso  Schwabensp.  landr.  %  265  Wackernagel  (ist  er 
niht  gewis  . .  .  sezet  aber  er  bürgen);  genau  so  (nach  einem 
handschr.  rechtsbuch  v.  1453)  Sghmeller  2"'',  1032;  dag 
man  einen  schuldiget  . .  .  der  niht  ein  geseggen  man  ist 
und  niht  gwis  ist.  stadtbuch  v.  Augsburg  (33,  2)  95  Meyer; 
liute  . . .  die  niht  erchant  sint  noch  gewiss.  (87,  2)  169;  wer 
uns  danne  der  zcinse  bekennte  zcü  gebin  und  gewis  were. 
Weim.  h.  st.  a. (Oberweim.)  1352.  Diefenbach n.WüLKER  620. 
andere  bedeutungsunter  schiede  erwachsen  der  Verbindung 
neben  einem  sächlichen  subject:  vgl.:  swer  ein  gut  hin 
geit  an  tadel  und  sprecht,  dag  is  gewis  sei,  swelcher  lei 
dag  sei,  und  sprecht  er  wigge  chainen  tadel  dar  an,  und 
vindet  iener  tadel  hin  nach  an  dem  gut  der  is  do  chauft 
hat.  rechtbuch  des  Ruprecht  v.  Freising,  s.  Westenrieder 
beitr.  7, 164;  einer  weite  ein  pferd  miethen,  und  gab  einen 
thaler  drauff,  als  er  nun  meinte,  es  wäre  gewisz,  war 
der  pferd  händler  davon  geritten.  Weise  die  3  ärgsten  erz- 
narren (44)  neudr.  s.  206.  gegen :  schulden ,  die  mit  be- 
schwernus  und  uncosten  eingepracht  miessen  werden, 
auch  noch  zweiffenlich ,  ob  dieselbigen  gwisz  oder  un- 
gewisz  seien,  befunden.  Clemens  Sender,  s.  dtsch.  städte- 
chron.  23,226;  dem  schuef  der  herr  10  000  guldin  und  ver- 
sichert ims,  dasz  sie  im  gewiss  waren.  Burkard  Zink, 
s.  dtsch.  städtechron.  5, 1C6. 

ß)  m,annigfaltig  ist  in  der  rechtssprache  der  gebrauch 
von  gewiss  machen,  auch  ihr  sind  Verbindungen  mit  .mch- 
lichem  objecte  (s.  o.)  nicht  fremd,  vgl.  gewisz  machen, 
certificare.  voc.  theut.  (1482)  m  5*,  voc.  ine.  teut.  i7*;  Dasy- 
PODius  m7*  {confirmo);  E.  Alberus  310*»  (mach  die  sach 
gewisz);  vgl.:  wie  vorzeiten  auch  die  heiligen  marterer 
umb  des  euangelij  willen  stürben,  und  uns  dasselbige 
mit  jrem  blut  versigelten  und  gewis  machten.  Luther 
Qiist.  bruder  Heinrichs  v.Südphenib2b)^,2W^;  vgl. :  den  liebes- 
bund  fest  und  gewisz  machen.  Neumark  lustwäldchen  122. 
der  rechtssprache  aber  im  besondern  eigen  sind  die  Wen- 
dungen, die  eine  person  als  interessenten  einführen,  tvo 
die  person  als  accusativobject  angeschlossen  ist,  berührt 
sich  gewiss  wieder  enger  mit  securus:  sve  aver  des  kindes 
erve  is,  dem  sal  des  kindes  Vormunde  bereden  von  jare 
to  jare  des  kindes  gudes,  unde  ine  des  gewis  maken  (var.: 
und  bürgen  seczen).  Sachsensp.  landr.  l,  23  §2  Homeyer^; 
der  sol  den  clager  und  die  stat  gewis  tön,  dag  si  vor 
im  sicher  sin.  stadtb.  v.  Augsburg  (33,  2)  95  Meyer;  dazu 
vgl. :  drumb  das  sie  es  nit  glauben,  und  wollen  sich  mit 
ihren  wercken  gewisz  machen.  Luther  {sermoti  v.  d.  sakr. 
der  busze  1519)  2,722  Weimar;  wer  wil  michs  gewisz  machen. 
E.  Alberus  310*;  einen  gewisz  machen,  vergewissern, 
aliquem  certum  facere.  Aler  l,  938*'.  eine  andere  (pa.ssive) 
bedeutung  von  gewiss  erzielt  die  Verbindung  da,  wo  der 
interessent  im,  dativ  angeschlossen  ist  und  ein  sächliches 
object  ermöglicht  wird,  hier  findet  die  formel  wieder  an- 
schlusz  an  die  allgemeineren  fügtcngen,  die  eingangs  belegt 
sind:  unde  sol  man  den  erben  dag  gewis  tun  dag  des 
gutes  den  chinden  unde  den  erben  iht  miner  waerde 
die  wile  vater  oder  muter  laebt.  stadtbuch  v.  Augsburg 
(76,5)  152  Meyer;  ebenso  var.  zu  95,  s.  Haltaus  715;  dag 
sol  man  den  Juden  gewis  machen,  dtsch.  städtechron.  4,  77; 
wil  aber  sich  der  chlager  des  gelts  underwinden  vor  dem 
jar,  so  sol  er  dem  wirt  gewis  machen,  swenn  der  gast 
oder  sein  pot  inner  jars  vrist  chäm ,  dag  er  den  wirt 
dann  verantwurtt ,  als  recht  sei.  stadtrecht  v.  München 
(art. 62)  27  Auer ;  ebenso  Augsb.  stadtbuch,  s.  Haltaus  «.715. 
vielleicht  ist  aus  ähnlichen  Wendungen  der  eigenthümliche 
gebrauch  Klopstogks  enttvickelt,  bei  dem  nicht  wol  an 
das  Substantiv  gewisse  zu  denken  ist  {vgl.  oben  sp.  6143): 

erschaffe  mir  ruhe, 
gott,  im  sterbenden  herzen  und  mache  der  müden  seele 
deines  heiles  gewisz  !    (Messias  12,  455)  3,  68  Boxberger. 

y)  auch  bei  gewiss  haben  und  entsprechenden  Verbin- 
dungen ist  neben  dem  sächlichen  object  in  der  rechtssprache 
mehrfach  ein  persönliche,s  zu  belegen;  in  einzelnen  Wen- 
dungen führt  der  prädicative  gebrauch  zum  adverbialen 
über,  vgl. :  alle  ding  .wollen  gewissz  haben  verschriben, 
versigelt.  Eberlin  v.  Günzrurg  {l pfaffen)  2,  (,&  Enders; 
ähnlich :  alsz  gewisz  zu  halten  schuldig  sein,  österr.  weisth. 
6,  297.    gegen : 

do  Isegrim  meinde,  he  hadde  en  wis. 

Jteinke  de  vos  4,  8  v.  6307  Prien; 


6157         GKWISS  I,  ».6  (ein  gowis  man) 

(er  hätte  ihn  gewiiz.  0ott8<:iiki>;  nun  hab'  er  ihn  ichon. 
fiö'iiiK);  da  «chloMen  tie  das  thor  zu,  und  meinten,  lie 
liätten  mich  gar  gewisz.  Wkikk  </m  S  ärgsten  ertnarren  (t9) 
neudr.  «.100;  den  greiffet,  und  füret  in  gewia  {im  Auf*- 
lurger  nachdrtuk  von  1686:  In  gewartam  t.  Utifftrathnd) 
LuiiiEn  Marc.  14,46,  während  bei  gewiiz  nehmen,  jemanden 
in  verhaft  nciimcn  Aiiki.l'no  S,  069  vol  prüdieativer  gt 
brauch  zu  tage  tritt. 

b)  die  attributiven  Verbindungen,  die  »ddten  ttuawtiwten 
hüntfen  uugrzirtivgen  erwachten,  iritid  im  rahmen  der  reckt» 
»piache  besondere  tahlreieh  tu  belegen;  m  haben  von  hier 
aue  auch  den  allgemeinen  »prachgtbruuek  beeii\flu»at. 
a)  Verbindungen  mit  fer^tnliekem  träger: 
1))  in  Verbindungen  wie  gewiiier  mann,  bfirge  u.  a.  geht 
die  bedeutung  heloinut  leicht  in  ((m  v(m  tertraaentwQrdig 
über,  die  den  beytijf  der  ticherheit  ereehlieett:  da;  die 
inun/.e  boI  haben  einen  hidcjrben  man  erbcren  unde  ge- 
wissen  der  ein  hasgenor,  si  unde  der  die  munzze  bewar 
und  versuche  an  rcliter  wizzo.  etadtbueh  v.  Augeburg  tt 
Meyer;  ein  gewis  man.  M;  8;  ist  aber  er  nit  ein  gewis 
man,  man  soI  über  in  richten  mit  der  schrayat.  Miinehener 
handachr.  dea  Augeburger  atadtrechte  e. SciiMKt.LBH  >*,  108S; 
certi  hominea.  gowilsz  und  glntihha(Tti|!o  leUt,  gewUiz  leOt, 
die  man  licnnl  uiiiid  nvmicn  l(un.  Ciioi.iNUS-FRlsit'K 
iu>>;  ähnlich  Fiusiits  218*':  Maai.kk  iso'  (gewUsse  leüi 
vgl.  certi  honiinea,  bekante  leute.  FAHKn  161''):  unde  sol 
im  gewisse  bürgen  sezen.  Schwabenap.  landr.  %  KS  Wacker- 
nagel; vgl.  auchi 

die  sich  se  rote  alsA  miichent, 
da;  «ie  slnen  geist  erwicchent, 
die  h&nt  ein  eewisven  bürgen, 
den  Buln  sie  aanne  vaate  würgen. 

Lamprbcht  V.  RaoBNMiURG  tochter  9yon 
4079  WHnhold; 

der  wirt  . . .  sprach  frUnd  künt  ich  einen  gewissen  bürgen 
nbcrkumen  den  nem  ich  an.  F.uhn,fpiegrl  (71)  HS  Knuat; 
gewisser  schuldmann,  certua  creditor.  Hkniscii  16M;  ge- 
wissermann, unhommeseur.  BoNUEAU  8,  Uu8*;  Schwan 
1,747*  (gewisser,  sicherer  mann);  ebenso  Hii.pkrt,  Campe 
u.  a.;  nominibua  certia ,  gewüssen  und  giaubwirdigcn 
Iculen.   Frisius  218'';   M.vai.ek  ISO*";    vgl.  Campe  8,  866*; 

1       ieatia  certisaimua ,    ein   wahrhafTter   und   gewüsser  zeug. 

P  Fnisius  SIS**;  Maai.er  181»;  in  den  apüteren  buchunget^ 
verallgemeinert  *tV/»  die  bedeutung:  locuples  autor,  teetis, 
hoc  e.it  ceritts  et  niagnae  autorifatia,  ein  gnugsamer  \ol- 
slendigcr,  ansehnlicher,  gewisser  zeuge.  Faber  468'';  ein 
gewisser  zeuge,  tentia  locuplea.  Steiniiach  8,1067;  ebenso 
Ai.eh,  Kirsch,  Watthiae,;  vgl.  auch  die  übertragenen 
veitcendungen  unter  II. 

2))  die  bedetttung  vertrauenswürdig  encächat  ebenso  der 
rrrbindung  gewisser  böte,  die  Verbreitung  auch  auaxeihalb 
der  reclitaapraehe  getcinnt.  vgl.  schon  wisbodo  Heliand  249 
(zur  abgrenzung  von  gcwij^^en  a.  4,  a,  a). 

«))  zu  den  recht,<>formen,  mittelst  derer  ein  bete  sich  legiti- 
mierte,  liiszt  sich  die  J'ormel  kaum  in  ein  Verhältnis  .setzen, 
vyl.:  unde  sendet  sinen  gewissen  boten  mit  einem  brieve 
unde  mit  insigel  dar  an  dar.  Schuabenap.  landr.  §  176 
Wackernagel  gegen:  wan  sew  von  den  ebenanten  vrowen 
crniant  werdent  mit  ierem  pewij^en  potcn.  sti/tniu/.sbuch 
V.  St.  Bernhard  (1340)  .«.  fout.  rer.  Austr.  11,6,863;  darumb 
manen,  mit  briefen,  oder  mit  gewissen  poten.  urk.  v.  1860 
Moor,  cod.  dipl.  v.  CurSütien  u.  Graubünden  8,188;  vgl. 
mich  (urk.  v.  1339)  8,  848;  und  verzeucht  es  sich  aber,  so 
ondt  er  den  richter  .  . .  ain  gewissen  hotten,  banntaiding 
I.  Featenburg  (le.  jahrh.)  s.  österr.  treiath.  6,03;  auch  ab 
imnnd  aufgehalden  wurde  von  ehafler  not  und  sendet 
seinen  gcwi.«sen  pofen  czu  dem  richtere  ader  perkmeisler 
und  enscluildiget  sich...  (nuncium  idoneutn)  Jglauer  Jus 
rtgale  »tont.  (1,  7  §  13)  Zycha  s.  81 ;  vgl.  d.  atiidtechrvn.  8,  69. 
b))  von  hier  aus  icird  der  begriff  der  stellvertretting  vor- 
herr.9chend :  der  gewisse  böte  ist  der  bevollmächtigte  seine» 
iwftraggebers :  daj  sol  er  tuon,  ...  er  selbe  oder  sin  ge- 
wisser bot.  Schtcaben/tp.  landr.  §415  Wackernagel;  elenao 
.<A«r.  §  8  LaazI.crg;  swcn  su  gemant  werdent  von  dem 
vorgenanden  Kraflen  oder  von  sinem  gewissen  boten. 
urk.  V.  131.'),  Al.mtia  dipl.  8, 115;  verantwurt  dann  der  past 
oder  sein  gewisser  pot  daj  gelt  nicht  inner  jnrs  vrist, 
so  sol  der  chlager  mit  dem  gelt  seinen  frum  schafTcn. 
iitadtrecht  v.  München  (art.  68)  87  Auer;  so  hant  die  vor- 


GEWISS  I,  t.b  CgewiMer  böte)         6158 

genanten  berren  .. .  oder  ir  gevIsMr  bottcn.  vollen  go^ 
walt.  urk.  v.  lS5t,  ».  wwn.  ZoUerana  t,  im  (na.  Wb);  «{  mess« 
danne  der  gefwome  mesjer  oder  fcia  fiwigswr  pot  reekt- 
buek  V.  Briiten  (lS79),  t.  Merr.  ueiwfk.  I.  Mt;  M  toll  der 
ambtman  da«  vicb  merken  ...  mit  Minem  gwiasen  poten. 
tceisth.  V.  Faua  (1461).  ».  Iteterr.  weistk.  »,741;  ond  atAnd 
vor  mir ...  des  erl>em  und  vetten  Borckarts  von  Ryschach 
gewiMer  bott  und  elagfürer.  mit  vollem  gewalt  an  siner 
•tatt  urk.  V.  1417,  a.  man.  ZMerana  t.M»;  datu  vgL: 

«•II  aaff  w  pal 
»i*r  grewclin  i  _ 

"*  dtor^TradMät  praeh. 

(tut:  ri 


flwvWM^^Iv  4^MMv  ' 


t.190): 


e))  dim  /ruhen  seugnit  au*  dem  Heliand  treten  i»  im 
hochdeutschen  diehtung  «rti  tpM  heUge  mer  miit,  dmfl» 
hält  die  diehtung  ««  «0  längtr  ämrmm  fadt 

dca  bin  ich  ete  %vm\eem  boto, 
•was  ta  der  Madef  Ml  feftft 
4ax  i«ch  tea  go(  all«  ««ft 

der  HTaicKan  JTorf  «N  BaHMk, 

•wer  Im  g«trQw«t  «4  wol, 
dag  «r  in  Modet  m  foU. 
dem  ist  «r  «ia  gewlsaer  bot«  (tor.  ga(>«w«i).  tM; 

el>enfo  (sin  gewisser  böte)  iS«:  pfaffe  Amis  itM; 

'wer  sol  dag  wandel  nnd  dax  rebt 
dem  (Britan  bfiagea  von  dir?' 
'lieber  Herr«   dar,  sali  ir 
o<irr  ein  anaer  gewis««>r  bot' 

SeiJHtd  UtibUmg  9.  IM* ;  dbeaaa  7,  *70 : 


er  bestalte  von  stunt  einen  gewissen  boden,  und  schreib 
einen  brieff.  Ei.isadctm  v.  NassauSaarbrOckbii  Euge 
Seheppel  48'''  Vrtd; 

Gabriel  sprach  daraalT  zu  band: 

'ich  «lebe  alzeit  fttr  gntt. 

der  bat  mich  her  zu  dir  gwaad. 

ich  bin  ein  gwiuar  bot 


8.  Hbrman  Unatpt  ttermirtMMtefüjiktteitertetn) 


ittlTallMi; 


locuplea  tahellarius,  ein  gewOsser  nnnd  tretlwer  bott,  dem 
man  bricfT  wol  und  sicher  darff  auifgibcn.  Frisil's  779*; 
Maalkk  181*;  hotno  certus.  ein  gewisser  bot,  uff  den  man 
sich  verlassen  darfT.  Corvincs  i60;  und  schickte  ihn  von 
Rehnen  ansz  durch  einen  gewissen  boten  meinem  pfarrer, 
mit  folgendem  briefflein.  Ghimmblshausrn  Simpl.{t.st) 
196  Küyel. 

ß)  aus  solchen  Verbindungen  entadtsen  formein  mit 
sächlichem  träger  des  attributes:  gewiss  zcugnOsz.  testi- 
monium  praeclarum.  manifestum.  Stieleh  8597;  ebenso 
teutschengl.  lex.  9,  774  (aurt).  RoNDEAU  9,  Uu8*:  emrtorum 
hominum  poteatas,  gewisse  bottscbafft.  Fabbr  X%\*;  ebenso 
Hknisch  1604;  Cx^uviNts  169;  desgL  Merr.ieei»tk.t.Hu.a. 
(vgl.  auch  unter  II);  gewisse  nachricht.  Räolrin  1,884*; 
Adelung,  Campe;  dazu  vgl.  mit  gewissen  Wahrzeichen. 
Schtcnbensp.  landr.  %  888;  es  ist  von  alter  gewonheit  breuch- 
lich  hcrkomen,  das  man  heiraten,  und  andere  . . .  band- 
lunge  bei  dem  wein  und  mit  wein  drincken  als  mit  einer 
gewissen  urkhunt.  bestclliget.  oberrhein.  atadtrechte  I,  i,43 
Schröder;  umb  ein  gcwUsse  schuld  oder  miszhandlung. 
Frisius  213**;  ein  gcwfisz  offenlich  laster  (eertissimum  et 
majrimum  crimen).  CnoLiNUsFRisica  l&S^  u. «.;  eine  ge- 
wisse und  offenbare  that,  faeinua  maniftato  «amputmm. 
Steinbacii  8,1067;  dazu  vgl.  mit  anderer  bedeuhimga 
färbung:  quod  fratres  et  domini  fratcmilatis  pellipariorum 
in  perpetuum  optinebunt  iudicia  »ua  ....  duobus  diebu» 
qui  dicuntur  gewisse  dinge  in  feslo  b.  Pauli  et  in  die 
b.  Agilolphi.  Kölner  urk.  r.  ISIS  bei  LoKRSCii  eunfturk. 
8, 307.  besonders  hävßg  begegnen  hier  soleke  Verbindungen. 
die  auch  für  sicher  {seeurus)  luiA«  liegen,  aabaU  diiae» 
von  personen  auf  sacken  übertragen  ist:  da;  sol  man  mit 
dem  vogto  an  eine  gewisse  etat  legen,  unde  sol  da  ligen 
iar  und  tag.  atadtbuch  r.  Augsburg  97, 9;  und  geben  wir . . . 
die  obgemelte  gegent . . .  der  vorgemelten  kirchen  . . .  fQr  ihr 
gewisz  und  aigen  grünt,  banntaiding  tu  S^tal  (li.jakrk.) 
s.  österr.  ueisth.  6, 58; 

diu  minne  schoof,  daj  er  uns  hie 

eine  b6he  fftb«  lie, 

■toea  Übe*  «ib  gcwines  pbant  (daa  nhtndmaU). 

Lammmcüt  V.  KEGEKSBcao  ttdiitr  tSifom  ■ 
Un  WHnketdi 


6159  GEWISS  I,  3,a  (bei  Luther) 

der  tod  soll  bei  mir  in  dem  sterben 
auch  nicht  behalten  überhand, 
meip  Jesus  läszt  mich  nicht  verderben, 
drum  hab  ich  ein  gewisses  pfand, 
so  mir  sein  kräftigs  wort  verspricht. 

Mich.  Walther  (?)  1662  'mein  werk  will  ich 
mit  gott  anfangen'; 

mit  gott  wolten  wir  hie  bald  eins  werden  und  hirinn 
einen  gewissen  bund  machen.  Luther  {an  die  herren 
Deutschsordens  . . .  1523)  12,  233  Weimar;  vgl.  wissan  fridu. 
Heliand  1938;  vgl.  ein  gwüssen  beschlusz.  Wurstiskn 
Sasler  chron.  (1580) -Alb;  aber  die  bergkleüt  dieweil  sie  all 
jr  gwüsse  hab,  unnd  wol  besitzte  guter,  dem  zweifel- 
hafftigen  und  schlipfferigen  glück  vertrauwend.  Begiiius 
Verdeutschung  des  Agricola  v.  bergkwerck  (l)  2  (pmnes  suas 
opes  certas  et  bene  constitutas);  vgl.  gewüsse  schulden. 
Chytraeus^  507,  ebenso  Stieler  2567;  Rondeau  2,  Uu  3°; 
Schwan  i.,l4n^  {dettes  hypothequees);  und  verschwenderisch 
wie  ein  monarch,  schien  er  die  guter  seiner  hoffnung  schon 
unter  seine  gewissen  besitzungen  zu  zählen.  Schiller 
{30 jähr,  krieg  2.  buch)  8, 145 ;  dazu  vgl.  die  Übertragungen  von 
gewisses  gut,  erbtheil,  gewisse  sache  u.  a.,  s.  II,  2,  a;  und 
hat  darzä  diser  Welser  auff  bit,  doch  gewisse  bezallung 
verspilt  hundert  mall  tausent  und  20000  gülden.  Clemens 
SK^ion-v.  Augsburger  chron.  s.  d.  städtechron.  23, 3ii;  weiter 
ward  auch  den  webern  nach  langem  gezänck  vom  rath 
ein  gewisz  taglohn  und  anzahl  gesellen  gesetzt.  Welser- 
Werlichius  Augsburger  ehren.  (1595)2,216;  vgl.  dagegen 
die  formein  II,  2,  a. 

3)  Statistik. 

a)  in  der  bibelübersetzung  zeigt  Luther  eine  ungewöhn- 
liche Vorliebe  für  unser  adjectiv ,  die  er  auch  in  seinen 
eigenen  Schriften  bethätigt.  in  zahlreichen  fällen  weicht  er 
dabei  frei  von  den  Wendungen  der  bibel  ab;  aber  auch  da, 
xt'o  er  der  vorläge  folgend  nach  seinem  Sprachgebrauch 
gewiss  einsetzen  konnte,  ziehen  Vorgänger  und  nachfolger 
die  synonymM  wahr,  treu,  fest,  sicher  vor. 

a)  nur  bei  der  acti-ven  bedeutung  steht  Luther  mit 
seinem  gebrauch  hätifiger  in  Übereinstimmung  mit  den  Vor- 
gängern, loährend  auch  hier  die  nachfolger  mehrmals  ab- 
weichen :  denn  ich  bin  gewis,  das  weder  tod  noch  leben  . . . 
mag  uns  scheiden  von  der  liebe  gottes  {var.  ich  bins  g.). 
Römer  8,  38  Luther  {ebenso  Vorgänger  xiiid  nachfolger; 
certus  sum,  ninsiauai);  desgl.  2.  Tim.  1,12;  1,5;  Römer 
15,  14;  {in  den  beiden  letzten:  ich  traue  darauf.  Weiz- 
säcker), ähnlich  apostelgesch.  16,  10,  wo  Luther  eines 
verbums  zu  gewiss  entbehrt,  s.  u.;  dazu  vgl.  einige  belege, 
in  denen  die  vorläge  ähnliche  bedingungen  bietet  und  in 
denen  Luther  im  gegensatz  zur  älteren  bibel  gewiss  ein- 
führt: JRöm.  14, 14;  apostelgesch.  i,  13;  vgl.  auch:  so  gehet 
nu  hin,  und  werdets  noch  gewisser,  das  jr  wisset  und 
sehet,  an  welchem  ort  seine  füsse  gewesen  sind  ...  be- 
sehet und  erkundet  alle  orter,  da  er  sich  verkreucht,  und 
komet  wider  zu  mir,  wenn  jrs  gewis  seid,  so  wil  ich 
mit  euch  ziehen,  i.  Sam.  23,  22/3  (das  ich  gee  mit  euch 
zfi  seim  sichern  dinge.  Eggesteyn;  bringt  mir  zuver- 
lässigen bescheid.  Kautzsch);  auff  das  sie  gewis  weren. 
weish.  Salom.  18,  6  (dag  si  Westen.  Eggesteyn  u.a.,  scientes; 
in  sicherer  kenntnis.  Kautzsch);  vgl.  auch  Phil.  3,1; 
Susa7ina  i8;  und  Nicanor  rhümet  und  trotzet,  und  war 
gewis,  das  er  wolt  grosse  ehre  einlegen  wider  den  Judain. 
2.  Macc.  15,  6  (gedacht  Eggesteyn  u.  a. ;  cogitaverat;  hatte 
sich  vorgesetzt.  Kautzsch);  ähnlich  Hiob  24,  22  seines 
lebens  nicht  gewis  sein,  auch  in  anderen  tvendungen 
faszt  Luther  das  adjectiv  offenbar  aciiv  auf,  obivol  er 
es  für  Wendungen  einführt,  die  die  passive  bedeutung 
fordern :  also  auch  ein  hertz  das  seiner  sachen  gewis  ist, 
das  furcht  sich  für  keinem  schrecken.  Syrach  22, 19  (wirt 
gefestent  das  hertz.  Eggesteyn  u.  a.,  cor  confirmatum); 
ebenso  spr.  Salom.  18,  17;  vielleicht  auch  Syrach  33,  i;  noch 
deutlicher  wird  dies  in:  ein  jglicher  sei  in  seiner  meinung 
gewis.  Römern,  5  {var.  seines  sinnes  gewisz;  begnügt  in 
seim  sinn,  ältere  bibel;  abundet;  mag  seiner  Überzeugung 
leben.  Weizsäcker);  vgl.  auch  ps.  51,12,  s.  0.  sp.  6141. 

ß)  beim  adjectiv  in  der  passiven  bedeutung  reicht  Luthers 
Vorliebe  für  gewiss  noch  iceiter.  mit  der  älteren  bibel  stimmt 
er  jedoch  hier  nur  in  zwei  füllen  des  prädicativen  gebrauches 
überein. 

1))  hierher  gehört  eitler  der  wenigen  belege  für  die  alte 


GEWISS  I,  3,  a  (gewis  zeichen) 


6160 


pronominale  Vertretung  des  subjects  neben  dem,  verbum 
substantivum, :  und  so  sich  findet  die  warheit,  das  gewis 
also  ist,  das  der  grewel  unter  euch  geschehen  ist.  5.  Mos. 
13,  14  (ob  du  vindest  zesein  gewisz.  ältere  bibel;  certum 
esse);  dagegen  vgl. :  ward  dem  Daniel  . . .  etwas  offenbart, 
das  gewis  ist  . . .  Dan.  10, 1  (und  ein  wares  wort,  ältere 
bibel;  verbum  verum);  ebenso  Titus  3,  8;  sonst  bevorzugt 
Luther  hier  die  beziehung  auf  eiti  substantivisches  subject 
und  das  adjectiv  erscheint  in  den  mannigfachen  bedeutungs- 
färbtmgen. ,  die  sich  (vgl.  sp.  6148/.)  in  atttibutiven  Ver- 
bindungen entwickelt  haben,  mit  der  älteren  bibel  stimmt 
überein:  der  geist  ...ist  ...  fest,  gewis,  sicher,  loeish. 
Salom.  7,23;  dagegen  vgl.:  und  halte  ob  dem  wort,  das 
gewis  ist,  und  leren  kan  (var.  ob  dem  gewissen  wort  der 
lere).  Tit.  1, 9  (getreuw  wort,  ältere  bibel;  fidelem  sermonem; 
bewährten  wort.  Weizsäcker);  ebenso  1.  kön.  17,24  var. 
(ältere  bibel:  gewere) ;  offenb.  21,5;  Syrach  33,3  (s.u.); 
meinestu  aber,  das  deine  Weissagung  gewis  ist,  so  darffstu 
nicht  erschrecken  noch  erblassen.  Judith  6,  4  (ältere  bibel: 
gevVer);  ähnlich  (ältere  bibel:  getreu)  ps.  19,  8;  (zeugnis  . . . 
ist  gewiss);  ps.  89,  38  (zeuge);  das  jr  arbeit  sol  gewis  sein. 
Jes.  61,  8  (in  der  warheit.  ältere  bibel;  in  treue.  Kautzsch; 
in  veritate);  ähnlich  iceish.  Salom.  6,  18;  Jes.  2,  2;  ein 
jglichen  dünken  seine  wege  rein  sein,  aber  allein  der 
herr  macht  das  hertz  gewis  (var.  treibt  den  mut).  spr. 
Salom.  16,  2  (spirituum  ponderator,  weger  der  geist.  ältere 
bibel);  vgl.  ir  hertz  ist  gewis.  ps.  10,17  (du  stärkst  ihren 
mut.  Kautzsch);  las  meinen  gang  gewis  sein  in  deinem 
wort  {var.  richte  meine  genge;  genau  so  ältere  bibel;  festige 
meine  tritte.  Kautzsch).  ^s.  119, 133;  vgl.  auch  «p.  6ifii. 
in  manchen  Wendungen  wird  hier  die  abgrenztmg  des  prä- 
dicats  gegen  das  adverbium  erschwert,  nicht  gilt  dies  für : 
also  hat  der  grosse  gott  dem  könige  gezeigt,  wie  es  her- 
nach gehen  werde,  und  das  ist  gewis  der  träum.  Daniel 
2,45  (gewere  ältere  bibel;  wahr  Kautzsch);  aber  vgl.: 
sihe  zu,  das  du  einen  guten  namen  behaltest,  der  bleibt 
gewisser,  denn  tausent  grosse  schetze  goldes.  Syrach  i2, 15; 
vgl.  auch  sein  wasser  hat  er  gewis.  Jes.  33, 16  (sind  getreu. 
ältere  bibel;  fideles  sunt) ;  gegen:  das  helt  er  gewis.  ps.  83,  4 
(in  den  glauben,  ältere  bibel;  in  ßde);  vgl.:  da  er  aber 
nichts  gewis  erfaren  kunt.  apostelgesch.  21,  34  (erkennen 
die  Wahrheit,  certum  cognoscere,  nichts  sicher  erfahren. 
Weizsäcker);  g^gen:  wolt  er  gewis  erkunden,  apostel- 
gesch. 22,  30  (fleissigklichen  ältere  bibel;  sclre  diligentius. 
yvtövai  rd  dacpaXss) ;  vgl.  auch  Marc.  14,  44. 

2))  ohne  jeden  anhaltspunkt  bei  den  Vorgängern  sind  die 
zahlreichen  attributiven  Verbindungen,  die  in  der  mannig- 
faltigkeit  der  bedeutung  den  eben  belegten  Verwendungen 
entsprechen:  und  gebt  mir  ein  gewis  zeichen,  das  jr  leben 
lasset  meinen  vater.  Jos.  2,  12  (geweres  zeichen,  ältere 
bibel,  verum  signum,  sicheres  zeichen.  Kautzsch);  ebenso 
(anders  in  der  vorläge)  2.  Macc.  10,  28;  denn  er  hat  mir 
gegeben  gewisse  erkentnis  alles  dinges,  das  ich  weis,  wie 
die  weit  gemacht  ist.  weish.  Salom.  7, 17  (gewere  wissen- 
heit.  ältere  bibel,  scienfiam  veram;  irrtumslose  kenntnis. 
Kautzsch);  ebenso  (des  gewissen  Verstandes)  Col.  2,  2; 
(eine  gewisse  Zuversicht)  Hebr.  11, 1;  das  er  mir  von  dem 
allen  gewissen  bericht  gebe.  Dan.  7, 16  (warheit  ältere 
bibel,  veritatem,  sichere  auskunft.  Kautzsch);  genau  so 
Dan.  1,  79;  vgl.  auch  (gewisse  lere)  Syrach  16,  24;  (gewisser 
zusage)  Je*.  26,  3;  (die  gewissen  [var. .- verheissen]  gnaden 
Davids)  Jes.  55,3;  (gewisser  holTnung)  xveish.  Salom.  3,4; 
der  herr  sei  ein  gewisser  und  warhafftiger  zeuge.  Jerem. 
42,  5  (gezeug  der  warheit.  ältere  bibel,  testis  veritatis  et 
fidei,  wahrhaftiger  und  zuverlässiger  zeuge.  Kautzsch); 
das  ich  dir  zeiget  ein  gewissen  grund  der  warheit.  spr. 
Salom.  22,  21  (die  vestcnkeit  und  die  red  der  warheit. 
ältere  bibel,  firmitatem,  zuverlässige  worte.  Kautzsch); 
ebenso  (gewiszheit  der  geschichten.  Weizsäcker)  Luc.  1,4; 
desgl.  (gewissen  grund  setzen,  stabile ßrmainentum,  festen 
grund.  Kautzsch)  weish.  Salom.  4,3;  und  hab  für  jm  in 
der  hütten  gedienet,  und  darnach  zu  Zion  eine  gewisse 
stet  krieget.  Syr.  24,  15  (bin  ich  gevestent.  ältere  bibel, 
firmata  sum.,  bleibende  statte.  Kautzsch);  ebenso:  ge- 
wisse stete.  1.  Cor.  4, 11.    zu  gewisser  tritt  s.  unter  y). 

3))  die  pronominale  entancklung  des  adjectivs  zeigt  bei 
Luther  noch  keinerlei  fort, schritte,  nur  die  Wendungen,  in 
denen  oben  (sp.  6150)  der  ausgangspunkt  der  entmckhing  ge- 


6161       GEWISS  I,  8,  a  (gewiii  «  Bieberlich) 


GEWISS  I.  s.  6  {buekungm) 


6162 


funilen  umrde,  »ind  auch  bti  ihm  gegen  die  anderen  üb«r$eiter 
Mu  belegen:  du  machest,  das  beide  sonn  and  gestim  Jren 
gewissen  laufT  haben,  p».  7«,  16  (hast  gemaobt  die  morgen- 
rüt  und  die  sunn.  ältere  bibel.  fabrieaUt»  m);  da  er  dem 
winde  sein  gewicht  machole,  und  setzet«  dem  wasser 
seine  gewisse  masse.  Hiob  w,  gft  (in  der  mass.  äUer*  bibel. 
in  metmura,  dem  wasser  sein  masz  bestimmte.  Kaut/mcm); 
und  mus  jmer  mit  sorgen  s«in  werok  maohen.  und  hat 
sein  gewis  tagwerck.  Syratik  M,  tt  (alle  Min  wirokunge 
ist  in  der  zale.  altert  bibel,  nummro  tat.  dessen  ganze 
arbeit  sich  um  die  zu  liefernde  zahl  dreht.  Kautzsch). 

y)  völlig  »elbutiindig  ist  LuTiiKR  im  gebraHek  de»  ad- 
ver biutn».  das  er  sehr  hätißg  und  in  tintr  von  d»r  älteren 
»praehe  vielfach  abiceichenJen  toeitt  g«brot4eht. 

1))  nur  da,  wo  er  daa  adverbium  meidet,  »timmt  er 
vsenigetena  mit  einem  theil  »einer  Vorgänger  itberein.  oben 
(«p.  0159/.)  imrachon  auf  die  mannigfaeKtn  lat.  partikeln  und 
eonjunctionen  aufinerlüam  fftmaeht  Monfen.  die  der  Tatian- 
übertetxer  und  ander«  denkmäler  dieter  uU  durtk  giweaso, 
kiwisso  u.  a.  ioiedergebm.  wo  enttprtdkmtdt  bdtgt  m^  bOd- 
»teilen  fallen,  zeigen  unter  den  tpättrtm  übertetaungen  muek 
einige  gedruckt«  bibeln  (Mkntbl,  EoaKSTKYN,  PriJ^NZ- 
mann)  meiaten»  noch  adverbia.  tri«  ernstlich,  gewisslioh 
u.  a. ;  aber  schon  bei  Zainbi«  sind  aie  beaeitigt  oder  anderawie 
ersetzt,  dementaprechend  fehlt  auch  bei  Lutiirk  in  tahl 
reichen  fällen  ein  eraatawort :  (vgl.  utique  Tatian  188,  7) 
Luc.  7,89;  (quidetn  Tat.  ita, €;  141,28;  t7it,6:  18S,6;  >ll,a; 
834, 1)  Lue.  19,  4«:  Matth.  88,  88;  Joh.  16, 9;  Matth.  86,  41 ; 
Joh.  19,88;  ao,  80;  (etiam  Tat.m.a;  188,7;  896,8)  Lue. 
11,  40;  10,  90;  84,  88;  (autem  Tat.  IB.'S,  4)  Joh.  18,  86;  (enim 
ahd.  Matthättsevangel.)  Matth.  12,87;  (ergo  STElNUKYEn- 
SlKVKHS  1,781»)  i.Petrii.i;  (quippe  Tat.  lOi.l)  Joh.  1,4; 
(ifaqtte  Tat.  88,  7;  12tf,  7;  183,  5)  Joh.  5, 18;  7,  48;  9, 8.  aeltener 
führt  LuTiiRH  deutsche  partikeln  ein,  die  at^f  ein  aatt- 
Verhältnis  zielen ;  in  diesen  fällen  tceicht  aehon  die  älteste 
gedruckte  bibel  von  den  ahd.  überaettem  ab  (ausnahmen: 
Matth.  12,  ta-,  itfare.  9,  88).  tu  Lutiieks  gebrauch  vgl.: 
und  (autem  Stkinmeyrr-Sievehs  i,73o'>)  Luc.  8,6;  nun 
(quldem  Otfhid  8,  28,  28;  itaque  Tat.  100,  8;  14«,  5;  ältere 
bibel:  also,  darum)  ./o/i.  11,  6;  Matth.  t9,  8;  Luc.  81,  86; 
aber  (in  der  älteren  bibel  wan  für  autem.  vgl.  Otfhii) 
8,  6,  13;  8,  18,  47;  Tat.  84,  8;  241, 1 ;  Otfrid  ö,  9,  31 ;  Tat. 
226,3)  JbA.  6,  4;  8,66;  Matth.  16,  6;  88,17;  Luc.  24,  21; 
24,24;  darum  (ebenso  ältere  bibel,  für  itaque  Tat.  148,8) 
Matth.  86, 13;  denn  (itaque  Tat.  169,2.  dorumb  ältere  bibel) 
Joh.  18,86;  (quidetn  ernstlich,  gewiszlich  ältere  bibel  s.  Tat. 
94,  l;  68, 9)  Marc.  9,  83;  Matth.  18,  83;  weil  (enim  Tat.  211,  l) 
Joh.  19,  81.  betheuerungsparHkeln ,  von  deren  grundlage 
aus  das  alte  giwisso  so  mannigfache  functionen  enticickelt 
hat,  fuhrt  LiiTiiEK  auch  ein,  stets  in  Übereinstimmung  mit 
der  älteren  bibel  ,•  nur  tceicht  er  mit  den  einzelnen  formen 
ab;  er  bevorzugt  ja,  wahrlich  und  zwar:  ja  (utique  Tat. 
61,  2,  ja  ältere  bibel;  ebenso  Tat.  147,8;  quidem  Tat.  91,4; 
ernstlich  ältere  bibel;  quij>pe  Tat.  68,8)  Matth.  9,88:  84,43; 
17, 11 ;  Lue.  11,  28;  wahrlich  (gewerlich  t«.  ähnl.  ältere  bibel 
für  quippe;  Otfrid  2, 18,  6;  Tat.  74,  8)  Matth.  6, 18;  18, 17; 
/.war  (quidem  Tat.  805,6,  ernstlich  ältere  bibel)  Luc.  23,41. 

2))  dem  entgegen  gebraucht  Luther  gewiss  mit  Vorliebe 
als  eigentliches  adverbium. 

a))  er  bietet  ea  namentlich  gern  in  enger  Verbindung  mit 
dem  verbum  und  ist  für  die  im  niederdexttschen  am  längsten 
anhaltende  neigung,  auch  verba  der  körperlichen  bethätignng 
in  den  kreis  dieser  fügungen  xu  ziehen,  der  erste  zeuge: 
so  wisse  nu  das  gantze  haus  Israel  gewis,  das  gott  diesen 
Jhesum,  den  jr  gecreutziget  habt,  zu  einem  herrn  und 
C.lirist  gemacht  hat.  apostelgesch.  8,36  (sicherlich  ältere 
bibel,  certissime.  zweifellos.  Wei/.säcker);  ebenso  1.  The.ts. 
6,8  (diligenter.  fleissiglich,  zu  gut);  vgl.  auch  (gewiss  er- 
kennen) ./oA.7.86;  iceinh.  Salom.  l,  6;  (gewiss  hoffen)  Sgrach 
i'.MS;  und  stellet  meine  fUsse  aufT  einen  fels.  das  ich 
twis  trelten  kan.  ps.  40,  8  (direxit,  rieht  mein  genge.  ältere 
i'tbel,  machte  meine  tritte  fest.  Kautzsch);  ebenso  (so 
gchestu  gewis)  spr.  Salom.  4,  2«.  dazu  (vgl.  ps.  119,  13;«, 
s.  auch  oben  »p.  61«)):  thut  gewissen  trit  mit  ewren  fussen, 
das  nicht  jemand  strauchele  (var.:  richtige  leufT;  eben.so 
Vorgänger  und  nachfdger).  Ebr.  18, 18  (rectos). 

b))  ioo  das  adverbium  at\f  daa  ganze  des  salzinhaltes 
tielt,  ckm  ea  die  realität  verbürgt,  besieht  ea  aich  bei  Luther 


meiat  auf  «i»  ntkünfti^  arm§ni»:  nnd  no  wil  ich  dir  an- 
zeigen ,  was  gewis  g«Mbeb«B  id.  Damid  it,  t  (varitatem. 
warheit,  wahrhaftifes);  Omlitk  B»ruA  f.»;  «6«iuo  x.kön. 
11,  8  (eartiaaime,  sieherlioh);  luul  wann  d«r  priasUr  das 
mal  an  der  haut  des  fleische«  tihet,  . . .  m  Isto  fewis  der 
aussatx.  i.  Mos.  is,  t  {ohna  ankmltapt$nkt  i»  itr  fttrUge); 
genau  ao  8.  Moa.  iS,  6.  11.  ift;  vgl.  muek  1.  8mm.  M,  17.  mt^f 
einen  thatbaatmnd  tielt  daa  adverbium  mar  im  med,  mber 
eharakterJMHttkm  teUgm  -  und  wenn  4o  iadtst  da»  |»wto 
war  ist,  da«  «oleher  grawel  in  Israel  t««ahahii  Ist  k  Mo». 
17, «  (verum  eaa»,  gewer.  altera  bibel.  daai  M  «ieh  in  der  that 
■o  Terh&lt.  Kautz«ch);  aber  wer  ger*obtigk«it  «Mt.  das 
ist  gewis  fot  (tmr.  der  wird  beständigen  lohn  haben),  »pr. 
Salom.  il,  i»{m»re»»JUetia,  wahrhaftigen  lohn.  KAUtz>«*.M). 

e))  muek  tue  formet  so  gewiss  mit  unlerordne$täer  kraft 
ia.  11. 8)  ist  bei  LuTHKK  tuerat  betagt :  mein  Herr,  «ogcwis 
du  lebst,  ehe  deine  magd  alle«  Tcrzeren  wird,  so  wird  gutt 
durch  mich  ausrichten,  wa«  er  für  hat.  Judith  lt.  4  (vivU 
mnima  tum,  dein  sei  die  lebt.  äUara  bibel,  bei  deinem 
leben.  Kautzhcm);  so  gewi«  die  warfatit  Cbri«ti  in  mir 
ist,  so  sol  mir  dieser  rhum  in  d«n  iMutoni  Aehaia  nicht 
gestopirt  werden,  t.  Cor.  u.  10  (e»t  veriimg,  di«  warheit  ist, 
so  gewisz.  WkizjiAckkii). 

9)  sur  attbatantivierung  Uegem  metaäia»  mr,  »immml  üiarn»- 
atimmetul  mit  der  älteren  bibel  umd  der  vorUge,  «u»  mmder- 
mal  abweieheml:  von  welchem  ich  nicht«  gewi««M  (vmr. 
gewiss;  gewissz)  habe,  da«  ich  dem  hrrm  schreib«,  mpoetel- 
ge»ek,  16, 16  (eertum,  sichers,  gewisse«,  ältere  bibel.  «twa« 
gewisse«.  Weizsäcker);  denn  in  Jr*m  man<U  ist  nieht« 
gewisse«,  ir  inwendige«  i«t  hertxeleid.  jw.  ft,  10  (veritaa, 
warheit;  nichts  gewisses.  Kautzsch). 

e)  im  gebrauek  der  ateigerungaforwun  »takt  Luthrr 
ganz  allein  da:  das  ich  euch  jmer  einerlei  schreibe.  Ter- 
dreusst  mich  nicht,  und  machet  euch  deate  gewisser. 
Phil.  8.  1  (vobia  autem  neeeaaarium.  notturfflig.  ältere  bibel, 
euch  prägt  sich's  fester  ein.  Wkizsäckkh);  vgl.  auth 
Sgr.  48, 16;  1.  Sam.  88.88. 

b)  die  btichungen  ftehmen  in  der  aeit  der  voemkularien 
von  unaerem  leort  verhältniamäasig  wenig  noti».  geUgent- 
lieh  teird  ea  unter  cerlus  (a.  Dibkknbach  ll&*)  und  rätns 
(DiEFBNDACii  486*)  angeführt  und  in  featen  verbundungen 
Mur  wiedergäbe  von  certiticare,  limitare,  asserdo  gebrmuekt 
(a.  u).  vid  weiter  geht  daa  erat«  gedruckte  wöt tmiuA  de» 
Oasypodius,  der  sieh  »war  im  deutaek4eUe%$ti»cken  Omle 
auf  für  gewisz  halten  (eredere  Fl*)  eineekränkt,  mber  im 
lateinÜKh  ■  deutachen  unter  ccrtus,  indubitabHi»  und  vor 
allem  unter  den  Wortverbindungen  ßir  confirmar«,  ad- 
serere,  persuadere,  liquet,  eertum  est  mihi  da»  adjeetiv 
anführt,  er  iat  hierin  nur  der  vorlät^er  dea  ungleich  aua- 
filhrlicheren  Chüi.inis-Fiiisius  und  Fhisius,  bei  denen 
für  lange  zeit  hinaus  daa  reichet»  mmHriml  von  /»»t»n  »er- 
bindungen  dea  affective  zuaammengelmgtn  i»t  matt  dieten 
featen  Verbindungen  iat  fUr  den  bed»itlunf«mmn^m§  mm 
gewiss  meiet  wuhr  tu  gewinnen  ml»  «tu  d»r  hegrijfltbedimr- 
mung,  die  bi»  in»  is.jahrh.  tu  kur»  kommt;  »in  tgpitek»» 
beistpiel  giebt  achon  Maaler.  der  nur  gewitss,  esr<M«  bückt, 
die  beiapiele  für  fette  Verbindungen  mh»r  emf  M  steiget  t. 
für  die  aetire  bedeutung  aind  die  ankmltafunU»  Imnge  nur 
aua  den  beiapiden  tu  holen,  im  rmkmun.  der  m»t»  den 
buchungen  det  Frisius  tu  tiehen  iat.  halten  »ich  mit 
gröazerer  oder  geringerer  äuqfökrliekkeit  muek  ChttraeL'S, 
Henisch  und  Stiei.br,  der  teiederum  in  knm/fer  »kia»» 
ergiebig  i»t.  den  «raten  —  und  smmr  gilumgtntm  —  rer- 
»ueh.  die  begr\ff^be»timmung  mt^f  «tgmtUgitekem  wege  tu 
gewinnen,  maekt  Wächter,  der  aiek  tugteiek  em  dm»  latei- 
niache  certus  hält:  gewiss,  oertus.  proprie  est  id.  qood 
oculis  vel  mente.  videmas.  Tel  aliis  sensibus  perctpimas. 
ut  nuUa  dubitandi  causa  supersit.  a  wissen  cemere,  scire, 
cognoscere.  nam  ab  bis  tesUbas  pendet  omnis  certitodo. 
hinc  etiam  Latinis  certus  a  cemrndo  dicitur.  683.  eine  £e- 
griffabeatimmung,  die  auch  durch  neuere  drjinitionen  nirht 
überholt  iat:  gewisz  nennen  wir  dasjenige,  Ton  des.«  >n 
Wahrheit  wir  Überzeugt  sind;  je  nachdem  wir  uns  dal>ei 
auf  subjektiv  oder  objektiv  zureichende  gründe  stützen, 
ist  etwas  für  uns  allein  oder  für  alle  gewiss.  Kirchner- 
Michaelis  phil.  wb.*  34t. 

dem  bedeutttngawandel.  der  mua  den  attributiven  Verbin- 
dungen pronominale  functionen  entwickelt,  wird  ala  «rate» 


6163      GEWISS  1,8,6  {begriffsbestimmung) 

das  teutschengl.  wb.  vom  anfang  des  18.  jahrh.  gerecht,  aus- 
führlich gehen  Adelung  und  Campe  darauf  ein,  indem 
sie  meist  die  gleichen  Verbindungen,  die  früher  für  die 
hedeutung  diffinitus,  cognitus  angeführt  uaren,  nunmehr 
für  die  von  quidam  bringen. 

der  mundartlichen  geltung  des  adjectivs  und  den  ent- 
sprechenden bedeutungsfärbungen  gehen  erst  neuere  dar- 
stellungen  nach. 

a)  bei  der  begriffsbestimmung  finden  die  bedeutungsver- 
wandten detttscher  und  fremder  herkunft,  die  sich  uns  oben 
erschlossen  hatten,   nur  ungleichmäszige  berücksichtigxmg : 

l))  certus,  gewisz,  klar,  incertum,  ungewisse,  das  nicht 
gewisz  ist.  Dasypodius  Fs»;  gewüsz,  unnd  nit  zeachten 
wie  man  will,  certum,  non  arbitrarium.  M aaler  180"; 
certissimus,  pro  non  dubiefuturo,  gewüsz,  da  kein  zweifei 
dran  ist.  Cholinus-Frisius  154»;  ähnlich  Emmel  silva 
quinqueling.  Qqi°  {fügt  wahr,  sicher  hinzu);  indubitaius. 
unzweifelig,  ungezweifelt,  gewisz.  Dasypodius  Kö'^;  ge- 
wüsz und  ungezweifelt.  Frisius  esi'^;  gewisz,  unfehlbar, 
Reyher  2,3612;  gewar,  gewisz,  certus,  verus.  Henisch 
1594;  eicpiom^MS,  gewisz,  warhafftig.  Garth -König  249"; 
gewisz,  warhafftig,  cerfain  et  asseure,  chose  seure,  certo  si- 
curo.  Hu  LSI  US  (1616)  las'*;  . .  .  warhafftig,  vero,  certo,  saputo, 
certuin,  assüre.  Rädlein  1,  384";  ...wahrhaftig,  certain, 
assure,  sur.  Frisch  dict.  des  pass,  2,  280.  daztt,  vgl.  die 
belege  für  das  adverbixim:  nae,  warlich,  gwüsz.  Cholinus- 
Frisius  570"  (gewüsz,  waarlich ,  fürwar.  Frisius  sss**)  . 
plane,  idem  quod  cerfe,  fürwar,  gewisz,  plan.  Reyher 
3,459;  profecto,  fürwar,  gewisz.  König  932";  certe,  adv. 
confirmantis,  gewisz,  gewiszlich,  für  war.  Reyher  1,996; 
eigentlich,  in  der  warheit.  Faber  lei"*;  für  war,  gewisz, 
sane,  certe,  certo,  vere,  revera,  profecto,  sine  dubio,  omnino, 
plane.  Galvisius  714";  indubitanter ,  certe,  gewisz,  un 
zweififelhafftig.  Reyher  2,  3612;  gewisz,  ohne  zweifei,  sans 
doute.  Schwan  1,747*;  gewisz,  in  der  that,  en  verite,  en 
effet,  effectivement.  ebenda. 

2))  gewiss,  certus,  certum,  indubitatum,  manifestum. 
Faber  161*;  certum,  planum,  accurattim,  testatum  .. 
manifestius,  evidentius  . . .  testatius,  penitus  perspectum, 
plane  cognitum.  Galvisius  713'';  certus,  non  dubius,  minime 
dubius,  quod  manu,  vel  in  manibus  tenetur,  habetur,  com- 
pertus,  nihil  habens  dubitationis  Schönsleder  Vö";  certus, 
exploratus,  indubitatus,  evidens,  compertus,  liquidus,  in- 
dubitatus,  cognitus.  Stieler  2.567;  certus,  exploratus,  ex- 
plorate,  indubitatus,  indubitabilis,  indubius.  Kirsch  2, 151''; 
Matthiae  2,181'';  certus,  exploratus,  comperttis.  Stein- 
bach 2, 1057;  certo,  chiaro,  indubitato,  infallibile.  Hulsius 
(1605)  68";  certain,  asseiire,  certus.  Duez  199".  für  das  ad- 
verbium  vgl.:  plane,  omnino,  gewisz.  Gartii-Künig  567"; 
comperte,  gewisz.  König  234'';  asseveranter  et  asseverate, 
gewisz.  Garth-König  60";  gewisz,  gewiszlich,  certe,  certo, 
certo  certius,  indubitate,  indubie,  explorate,  vere,  profecto, 
nae,  liquide,  liquido,  revera,  sine  controversia,  plane,  sane. 
Aler  1,  938";  gewisz,  certe,  sineulla  dubitatione,  sine  dubio, 
profecto.  Frisch  2,454";  gewisz,  dufait.  dict.  des  pass.  2, 2S0; 
gewisz,  gewiszlich,  adv.,  certes,  certainement,  asseurement, 
certe,  certo,  profecto,  revera.  Duez  (1664)199'';  certamente, 
sicuro,  sicuramente,  pour  certain,  pour  certain,  certainement. 
Rädlein  l,  384'';  certainement,  seurement,  assuremetit,  poti- 
tivement,  en  effet,  effectivement.  Rondeau  2,  Uu  3*';  gewisz 
oder  gewiszlich,  certainly,  sure,  surely,  assuredly.  teutsch- 
engl. lex.  2,  774;  gewisz,  gewiszlich,  certainement,  vraiment, 
veritablement ,  certes,  assurement,  surement,  precisement, 
positiv ement ,  clairment,  constammant,  indubitablement, 
reglement,  a%ithentiquement,infailliblement.  Schwan  l,  747*; 
vgl.  auch:  explorate,  certo,  deutlich  und  gewies.  Faber  627". 

3))  Status,  propter  statos  sideriitn  ctirsiis,  gwüsz,  orden- 
lich, bestimbt.  Cholinus -Frisius  815";  Frisius  1244'' 
{fügt  hinzu:  die  nit  umb  ein  härle  fälend);  bestimbt, 
gewisz.  König  1107";  etwas  gewisses,  demensum.  Aler 
1,938";  Kirsch  2,  151'';  Matthiae  2,  181";  gewisz  be- 
stimmt, jfee,  predetermine.  Rondeau  2,  Uu3";  gewisz, 
bestimmt,  als  zeit,  precis.  Frisch  dict.  des  pass.  2,  280; 
gewisz,  heist  in  iure,  wenn  etwas  nach  ein  oder  andern 
umstand  deutlich  beschrieben  wird,  dasz  man  eigent- 
lich weisz,  was  damit  gemeinet  wird,  «&i  constat,  quid, 
quäle,  qtiantumque  sit.  Zedlek  lü,  1390;  ebenso  Chomel 
4,  1061. 


GEWISS  I,  3,  b  {Verbindungen) 


6164 


4))  ratus,  gewis  vel  veste.  handschr.  voc.  verum  (Diefen- 
bach  485<');  ratum,  vest,  stiff,  gewüsz,  beschlossen,  krefftig. 
Cholinus-Frisius  737";  Frisius  1143"  {fügt  siäthinzu); 
gwüsz  unnd  steiff,  beschlossen,  krefftig,  ratum.  Maaler 
202";  kräfftig,  gewisz,  beständig.  Corvinus  654;  ratum  i.  e. 
certum,  constans,  firmum,  standhafftig  kräfftig,  versichert, 
gewisz.  Reyher  3,980;  status,  stät,  steiff,  das  einen  be- 
stand hat,  gewisz,  unteilbar.  Corvinus  731;  certus  et  con- 
firmatus,  gwüsz  und  stät.  Cholinus-Frisius  198";  firmus, 
proprie  de  animo  vel  corpore,  standhafltig,  fest,  gewisz. 
Corvinus  315.  vgl.  auch  firm^,  gewisz.  handschr.  vocab. 
Diefenbach  3.S6". 

5))  gwüsz,  sicher,  certus,  firmus,  securus,  securi  animi 
homo,  spei  plenus,  stabilis.  Frisius  dictionariolum  108»; 
Maaler  201'';  gewisz,  unfehlbar,  warhafftig,  verus,  ratus, 
certus,  immotus, indubitatus,  firmus.  Henisch  1603;  cerixcm, 
ratum,  firmum,  immotum,  verum,,  etymon.  Decimator 
Xl";  certus,  exploratus,  indubitatus,  indubius  ...  com- 
pertus, non  incertus,  verus,  ratus,  firmus,  status,  definitus, 
indubitabilis ,  quod  manu  .  . .  habetur  vel  tenetur.  Aler 
1,938";  ghewis,  wis,  certus,  indubitatus,  verus,  ratus, 
firmus.  KiLiAN  147";  etwas  gewiszes,  veritas,  certum  et 
determinatum  qtäd.  Stieler  2567;  gewisz,  certain,  seur, 
assur4,  positif,  precis,  clair,  regle.  Rondeau  2,  UuB^; 
seur,  assure,  vrai,  veritable,  croyable,  positif,  precis,  fixe, 
regU.  Schwan  1,747";  certain,  sure,  true.  Arnold^  427"; 
gewisz  für  fest  ist  niedersächsisch,  was  er  mit  seinen 
bänden  packt,   das  hält  er  gewisz.   Heynatz  2,57,  s.u. 

6))  mehrfach  war  unter  anderen  bedeutungsverwandten 
oben  sicher  {securxis)  angeführt,  vielfach  wird  dieses  auch 
als  ausreichend  erachtet,  den  bedeuttmgsinhalt  zu  kenn- 
zeichnen: certificare,  sicher,  gewiss(e).  handschr.  voc.  ex 
quo  und  voc.  rerum  (Diefenbach  115");  certus,  gewüsz, 
sicher.  Cholinus-Frisius  153";  Frisius  213»;  exploratus, 
gewüsz  und  versicheret.  Cholinus-Frisius  345";  Frisius 
518"  {fügt  hinzu:  das  man  inn  henden  hat);  certus  et 
confirmatus,  gwüsz  und  versicheret.  Frisius  292»;  gewis, 
sicher,  gewis,  wis,  zeker,  klaar.  Kramer  2,  97"  {vgl.  sicher 
i.  e.  gewis,  zeker,  verzekert,  getvis,  wis.  2,  196");  explorate, 
gewisz,  sicherlich.  Dasypodius  Cc8";  gewislich,  gewis, 
geivisselyk,  zekerlyk,  zeker,  voorzeker.  Kram  er  2,97".  vgl. 
auch:  gewisz  beziehet  sich  auf  dasjenige,  was  wahr  ist, 
sicher  auf  dasjenige,  wobei  keine  gefahr  ist,  und  worauf 
man  trauen  kann,  vest  auf  dasjenige  was  dauerhaft  ist. 
Stosgh  gleichbedeutende  Wörter  1,  285. 

ß)  unter  den  beigebrachten  Verbindungen  überwiegen  die 
attributiven;  doch  sind  auch  die  prüdicativen  nicht  leer 
atisgegangen,  und  selbst  der  adverbiale  gebrauch  wird  früh 
belegt. 

1))  prädicative  Verbindungen  mit  verbis. 

a))  in  activer  bedeutung:  non  dubito,  ich  bin  gewisz. 
Alberus  u.  a.;  certus  tibi  est  ...  du  bist  gewüsser  .  . . 
Cholinus-Frisius;  certus  sum,  gewisz  sein.  Garth- 
KÖNIG  u.a.;  ich  bin  gewisz;  quomodo  mihi  constabitf 
wie  werd  ich  gewisz?  Alberus  u.a.;  ich  bin  desz  ge- 
wüsz in  meinem  hertzen,  und  wol  versicheret,  dasz... 
Maaler  tt.a.;  persuasissimum  habere,  eins  dings  gar  beredt 
oder  gewüsz  sein.  Cholinus-Frisius  u.a.;  einer  sache 
gewisz  sein.  Adelung  u.a.;  seiner  sache  gewisz  sein, 
essere  sicuro  del  fatto  suo.  Rädlein  ;  seins  spiels  gewisz 
sein,  etre  seur  de  sa  pa.rtie.  Rondeau;  exitij  certus,  ver- 
sicheret zersterben,  desz  tods  gewüsz.  Frisius;  futuri 
certus,  des  künfTtigen  versicheret  und  gewüsz.  Frisius; 
gewüsz  seinen  selbs,  consdxis.  Maaler. 

b))  in  passiver  bedeutung :  gewisz  machen,  certificare. 
voc.  theut.  u.  incip.  theut.;  confirmo.  Dasypodius  u.  a.; 
persuadens,  für  gewisz  haben.  Dasypodius  «.  a.;  für  ge- 
wisz halten,  credere.  Dasypodius  ti.  a.;  vor  gewisz  glauben. 
Hulsius  u.a.;  adserere,  für  gewisz  sagen.  Dasypodius; 
pro  certo  dieere,  für  war  und  gwüsz  sagen.  Frisius  u.  a.; 
etwas  vor  gewisz  erzählen.  Steinbach;  dieser  gewinn 
ist  mir  gewisz.  Adelung. 

2))  attributive  Verbindungen, 

a))  mit  voller  bedeutungsenergie  des  adjectivs. 

a.))  gewisse  beweisung,  deTnowÄ^ra^to.  Henisch;  gewisses 
zeichen,  signum  certissimum.  Stieler  u.a.;  certis  qui- 
busdam  verbis,  mit  etlichen  gewüssen  und  breüehlichen 
Worten.   Frisius;    asseveratio ,   ein   bestätigung,   gwüsse 


0165 


GEWISS  1,8.6  (Verbindungen) 


GEWISS  I,  s,  b  (verbintlungen) 


6166 


zusag.  Ciioi.iNUK  Kkikil'b  u.  a.;  gewiM«  botschaft.  FAitKK 
M.  a.;  trpea  eerta  mayia,  ein  gewUsiere  hofTnung.  Fkihius 
u.  a.;  gcwiKse  Wahrheit.  leuUehengl.  lex.;  die  geiiundheit 
ist  Icein  gewisscK  gut.  Cami'k;  der  gewisae  tod.  Hknikcii 
u.a.;  gewisflcr  tod,  gefahr,  praeMn*  mor».  perieuhtm, 
malutn.  Ai.Kit  u.a.;  gewinz  zeugniaz,  tntimonittm  pnu- 
rlarum,  manifefittiin.  Stiki.kh  u.a.;  bona  nomina,  gewiue 
hc-liulden.  Ciiytiiakur  u.  a.;  gewUsse  ding.  Fkiüiur  m. a. 
{cumperta,  certu,  reu  verae.  Ai.kk);  gewime  kUnale.  CllY- 
TKAKUS;  gewinxen  grund,  imlubitabiU,  eeriitudo.  Hl>i.iiius 
(1006);  gewisser  träum,  aomnium  verum,  rerium.  Stiki.kh; 
ineilicumentum  praeüena.  gewisse  arstc-die.  Ciiyimakum 
u.a.;  gewisser  frcundt,  uinicn»  certu».  Hknihcii  u.a.; 
certua  inimieua,  ein  gewüsser  feiend.  Choi.inun  Fkimiur 
u.  a.;  tesHa  certiaaitnua,  ein  warhadlcr  und  gewUsser  zeug. 
Frisiur  u.a.;  gewiitscr  schuldmann,  etrhu  ertditor. 
Hkniscii  u.  a.;  loniplea  tabeUariua.  ein  gewQuer  und 
treUwer  bott,  dem  innn  brieff  wol  und  sicher  darff  auf- 
gäben. Fiiisius  1«.  a.;  haerea  certua,  ein  warer,  gewUiser 
und  natürlicher  erb.  Fhikics,  Maai.kk. 

ß))  eerÜaaifnutn  et  maarimum  erimen,  ein  gewOsz  offen- 
lieh  laster.  Ciioi.iNi;.s-Fiti.sirs  u.a.;  vgl.  dagegen  es  sind 
gewisse  laster  so  niemand  gern  meidet  {errta  vitia).  Ai.kk 
1,088*;  eine  gewisse  und  offenbare  thnt,  facinua  mani- 
feato eoinpeitum.  Stkimiacii  a, la'i?;  matririda certianmua, 
ein  gwUsser  und  offenlicher  todschleger.  KitiRius;  ebenao 
Maai.kk;  ettti  hominea ,  gcwUsz  und  glaubhafftige  lettt, 
gewUsz  leUt,  die  man  kennt  und  nennen  kiin.  Ciioi.iNUS- 
Fkisius  u.  a.;  gewisse  (getreue)  leuth,  certi  hominea.  Ai.kh. 

v))  atabilia  et  eerta  aententia,  ein  stciffe  unnd  gewUsse 
meinung.  Fnisius;  einen  gewissen  cntschlusz  fassen. 
Ai>ki.i;no  u.a.;  eine  gewisse  Überzeugung,  erkenntnisz 
von  etwas  haben.  Adkuino;  amor  ceitua.  ein  wäre,  gwUsse, 
stäte,  oder  steilTo  liebe,  ein  iinordichte  liebe.  FxislUK  u.a.; 
animo  certo  et  cot\firmato,  mit  gewüssem,  steiffem,  stand- 
hafften  und  versicherten  gemUt.  Frisius. 

S))  ictua  certua,  ein  gewüsser  streich  der  nit  fält, 
sunder  trifft.  Fitisius  u.a.;  aagitta  eerta,  ein  gewüsser 
pfeil  der  nit  fält.  ebenda;  gewüsse  band,  die  desz  Streichs 
nit  fält,  deatra  manua.  Maai.f.r;  eine  gewisse  band,  une 
maine  aure.  Rondkal'  ;  eine  gewisse  band,  einen  gewissen 
grabstichel  haben.  Adeluno  u.a.;  ich  habe  es  von  ge- 
wisser band,  je  le  tiena  de  honne  main.  Ronukau  (von 
gewisser,  sicherer  band.  Schwan);  gewisse  tritte  thun, 
marcher  d'un  paa  aaattri.  Hondkau  u.  o.  ;  jandia  certua, 
ein  g&ter  oder  gewüsser  schütz.  Frisius  u.  a.;  vgl.  gewiss 
im  Bchiessen.  Schönsi.kdkr. 

f))  certua  et  definitua  locua,  ein  gewUsz,  verordnet  und 
bestimpt  ort.  Frisius  u.a.;  penatea  certi,  ein  gewüsse 
oder  eigne  lierbcrg  oder  wonung.  ebenda;  limitare,  einer 
sach  einen  gewissen  tag  setzen,  gemma  gemmarum,  Ciio- 
I.IN US-Fr isi US  (atafi  diea);  feriae  univeraariae,  atatae  vel 
.ttatirae,  gescttede  unde  gewisse  virdage.  Ciiytraeus  u.a.; 
rato  tempore,  zu  gewüsser  und  gebürlicher  zeit.  Ciioi.inus- 
Fitisius  u.a.;  gewisse  stunde.  CiiYTRARUS  u.a.;  quaeatua 
.stubilia,  ein  gwüsser  gwün.  Ciioi.inusFrisius  u.  a.;  atati 
reditua,  gewüsz  einkummen.  ebenda;  ein  gewisses  haben, 
aroir  une  penaion.  rente,  reglie.  Ronoeau  u.a.;  keine 
gewisse  lebensart  haben.  AiiF.i.UNri  u.a.;  es  hat  einen 
gewissen,  bestintmten  oder  gesetzten  preis,  ia  hat  a  price 
net,  fiaed,  appointet,  aettled,  unalterabü.  teutachengl.  lex.; 
etwas  in  gewisse  theil  zertheilen,  rem  aliquam  in  eertaa 
jHtrtes  dividere.  Ai.er;  ihmo  ein  gewisz  thun  fürnemmen, 
aliq.  certum  genua  vitae  deligere.  Hkniscii;  er  will  sich 
zu  nichts  gewissen  verstehen.  Adelung. 

b))  die  abachtcächung  der  bedeutungaenergie  im  Übergang 
ZH  piotwviinnln-  fuucfion  Meiirhten  achon  einige  ältere 
tmcliungefi,  bei  denen  der  leunkonaph  jedoch  nicht  verrät, 
ob  er  die  nette  bedeutung  erfaatt  hat:  arboribtta  certia  gravia 
umbia  tribtita  est,  etlichen  gewUssen  böumen,  oder  etlichen 
in  Sonderheit,  und  nit  allen.  Frisius;  collocare  aliquem 
reip.  statum.  das  gmcin  regiment  in  ein  gwüssc  form 
bringen,  rea  publica  in  aliquo  atatu  conai.itit,  wirt  etwan 
in  ein  gwUsse  und  bestendige  form  gebracht  werden. 
Ciioi.inusFrisius  hi.^»;  Frisius  ig«**;  in  ipaa  i>oteatate 
ineat  qitiddam  muH,  herrschafft  oder  gewalt  gehet  nicht 
on  gewisse  unlust  oder  Unglück  zu.  Farkr  «?♦*.  hen^tsxt 
wird  dieaer  bedeutiingatnindel  erat  zu  beginn  dea  tS.jahrh. 
IV. 


angemerkt:  es  giebt  (ewitse  leule,  die,  tttere  are  »ome 
people,  that.  binfegen  giebU  auch  andere  gewisse  leute, 
die,  yet  tkert  «r»  eertain  oOmra.  that.  tetitaeh  engl.  lex.  t,  774; 
ein  gewiMer  wollte  tagen,  quidam  affirmabat.  Kikinbacii 
t,  1067;  gewisz,  ein  gewisser,  quidam,  den  man  niehl 
nennen  %nU  oder  kan.  PHierii  t,  4M*.  teäMrend  »iek  die»« 
angaben  at^f  ptraönlieMe  träger  du  aHribut»  AewAriNAm. 
fiebt  AitKLUK»,  d*m  Chuvv.  f<dgt.  attek  bdtgt  JUr  täA- 
liehe  v*rbinäunf«n ,  meist  abatnutm;  «in«  fewime  TCr- 
muthung,  widersetzlichkeil,  «Ia  ftwIaMS  mtebtht», 
gewisse  (noth)  fklle,  vergnOgongen ,  lehren  u.a.;  die 
menschen  wollen  gewisse  dinge  nicht  gerne  hören.  Cami^ 
bei  Hondkau  iat  daa  träte  eaneretum  angemerkt  (ein  ge- 
wisses  kraut),  bei  Hit.FRIiT  die  rerhindung  mit  dem  un 
bestimmten  jrronomen  (ein  gewisses  etwas),  mit  enttpreeken- 
dem  (mundartlichem)  gebrauch  von  sieber  tdelU  StOSCH 
daa  adjeetiv  in  parallele:  ich  habe  es  von  einen  fewtsMB 
menschen  erfahren,  er  trug  mir  ein  fCwlMM  fMehUl 
auf  ...  ein  sicherer  freund  hat  mir  diecM  feeft;  ein 
sicheres  gescIiKft  . .;  allein  ich  glaube  niobl,  dasx  man 
diese  (teUteren)  bei  guten  srhriftstellem  finden  werde. 
gleiekbtd.  leöHer  1,  »7. 

8))  die  aubatantivierung  ist  fritk  gebuekt :  nesetrc  eertum, 
nUt  gwUsses  und  warhaffts  wtlasen.  Frisius«.«.;  etwas 
gwUsses  wOssen,  eerti  aliquid  kabere.  Maai.kr  u.a.;  um 
ein  gewisses  eins  werden,  ronvenir  du  prix.  regier  U  prix. 
KoNDKAU  u.a.;  er  spielet  des  gewissen,  des  ktirtzeren. 
SciiOTTEi.  u.a.;  ich  gelie  nicht  das  gewisse  fOrs  un- 
gewisse, teutachengl.  lex.  u.  a.;  wir  müssen  desfawlssMl 
noch  erwarten,  t^  en  faut  attmdre  l'eniiert  etHitmät. 
RONDEAU.  den  bei  gcwiu  so  kd^flgen  gtkrmtdk  dar  gtn§e 
rungaformen  laaaen  die  älteren  teörttrÜkktr  titUftmal  in 
naehnhmung  lateinischer  leendungen  btUgtn  (».  sp.  Sl7t  im 
Frisius,  Maalkr,  Ai.herur);  in  der  tktorie  »cheint  ihn 
zuerat  Stiki.kh  er/aszt  zu  haben:  gewiss,  gewisser ,  g*- 
wiszester.  8567. 

4))  daa  adverbium,  das  ja  bei  der  begriffabestimmung 
$0  reich  bedacht  tcar.  ist  auek  mit  aaklreieken  fetten  Ver- 
bindungen angemerkt. 

a))  gern  wird  daa  adverb  im  «mgeren  Musaamtemkang  mit 
verbia  gebucht;  hier  vermag  et  eiii«  gm$u«  reik*  andere  ge 
formier  tat.  toendungen  tu  vertrtten:  eertum  habere,  gewüsz 
wüssen.  CiioLiNUS-PRisitis  ««.  a.;  earfiiin  e«<  «aiAi,  ich 
habs  gewisz  erfahren.  Dasypodius  u.a.;  assevero.  gwüsz 
zAsagen  und  bestätigen,  bevestigen.  Ciiolinus- Frisius 
u.a.;  gewisz  sagen,  aaaeverare.  Stiri.er  u.a.;  ich  babs 
gewisz  darfür  gehalten,  pro  certo  aemper  exisHwuivi.  Cai.- 
visius;  gewisz  fUrgenommen.  gewisz  fOrnemmen,  eerhnm 
eaae.  Hkniscii  u.a.;  das  rosz  gehet  fast  gewisz.  eguu» 
it  pedibus  certis.  ebenda;  ich  stehe  hier  nicht  gewisz: 
etwas  gewisz  halten.  Adelung  t4.  a. 

b))  attek  für  die  lockerung  des  ttisammenkanget  wüt  dem 
terbum  »ind  zahlreiche  Wendungen  beifArmekt: 

a))  für  die  tcahi-ung  der  bedtutuztgttmergie  liegen  meist 
fremdaprachliche  parallelen  ror-  gwtlsz  war  {tarn  eerte). 
Frisius  tt.u.;  das  ist  gewisz  gut.  Hkniscii:  liqttet,  ich 
mag  gewüsz  und  sicherlich  schweeren.  Ciiolinus  Frisius 
(bei  Frisius  gewüsz  allein):  so  ist  uns  doch  gewiss  grosser 
abbruch  gesehen  (certe).  Cohvinus;  er  ist  gewiss  ein 
verschlagener  mann  (eine  dubio).  Strinbacii;  er  kommt 
gewisz  (eine  uUa  dubitatione).  ebenda;  es  wird  gewiss 
geschehen,  eltenda;  ihr  mUsts  aber  gewisz  thun,  bttt  be 
aure  you  to  do  it.  tetttackengl.  lex.;  er  wird  gewiss,  oder 
gewisziich  ausgelacht  werden,  ke  akall  be  aure  to  be 
laughed  at.  ebenda;  mir  soll  er  es  gewisz  gestehen;  es 
ist  ihm  gewisz  zu  viel  geschehen:  gewisz.  es  ist  ihm 
zu  viel  geschehen:  sie  wollton  mich  gewisz  damit  über- 
raschen; man  wird  ganz  gewisz  schon  mit  dem  essen  auf 
uns  gewartet  haben ;  er  hat  es  ihm  gewiss  mit  fleiss  ge 
sagt.  Adelung  u.  a. 

ß))  in  den  leisten  bdegen  ial  adton  die  abtekteäekung  in 
der  riektttng  von  wol.  vielleicht  gdtennseieknet .  sonst  ist 
die.ie  in  achriftspracklicken  Wörterbüchern  weniger  beachtet, 
ah  in  mttndartlichen  (a.  u.).  trgl. :  ihr  wollt  gewisz  verreisen 
(fterhapa);  euer  herr  ist  gewisz  orf^r  vielleicht  noch  nicht 
aufgestanden  (it  aeems);  er  bogehrt  gewisz  geid  (fatipixuie}. 
tetttachengl.  lex.  u.  a;  vgl.  atich  Waag  bedettf^ingseHttciek- 
Ittng  unseres  Wortschatzes  llT. 

387 


6167     GEWISS  I,  8,  b  (im  mundartlichen  gebrauch) 

c))  satzbildende  ßmcHonen  der  partikel  werden  in  den 
älteren  loörterbüchern  in  anlehnung  an  lateinische  formen 
construiert,  ohne  volles  vertrauen  in  ihre  eigenwüchsigkeit 
zu  erwecken:  pro  certo,  für  gewüsz.  Cholinus-Frisius; 
certo,  gwüszlich,  für  gwüsz,  ohn  zweifei.  Frisius  (für 
gewisz  und  warhafftig.  Gorvinus  u.a.);  adeo  si.  ja  so 
gewüsz,  wenn.  Frisius.  anders  die  späteren  buchungen: 
ja  gewisz,  yes  surely.  teutsch-engl.  lex. ;  gewisz !  ich  schreibe, 
profecto!  scriho.  Steinbach;  gewisz?  est-il  possiblet 
Schwan;  gewisz  nicht,  haud  sane,  certe  non.  Aler 
u.a.;  ganz  gewisz,  für  gewisz,  certo  certius,  affirmate. 
ebenda. 

y)  der  mundartliche  gebrauch  wurde  einzelnen  leodko- 
gräphen  schon  durch  hesonderheiten  der  niederdeutschen 
mundarten  nahegelegt,  so  durch  die  form  wisz,  wisse  (vgl. 
schon  Stieler:  gewisz  .  . .  per  quo  veteres  dixerunt  wisz; 
vgl.  wisse,  gewisz.  Bremisches  tob.  5,  274  u.  a.)  und  durch 
die  bedeutung  fest,  die  hier  in  der  Verbindung  mit  verbis 
körperlicher  bethätigung  am  längsten  bewahrt  ivurde,  vgl. 
gewisz  für  fest  ist  niedersächsisch.  Heynatz  2, 57 ;  vgl.  auch 
Adelung  2, 669,  der  gewisz  geradezu  mit  fest  zusammenstellt, 
erst  mit  der  mitte  des  19.  jahrh.  setzen  die  buchungen  ein, 
die  den  mundartlichen  gebrauch  um  seiner  .selbst  ivillen  er- 
fassen; sie  lassen  erkennen,  dasz  gewiss  landschaftlich  zwar 
weit  verbreitet,  syntaktisch  aber  sehr  eingeschränkt  ist.  die 
buchungen  beziehen  sich  fast  ausnahmslos  auf  das  adverbium, 
eine  einschränkung ,  der  aber  die  thatsachen  doch  wider- 
sprechen, beobachtungen ,  ivi.e  sie  Sghiepek  (satzbatc  der 
Egerländer  viundart  2,  387)  für  einen  engen  kreis  angestellt 
hat,  lassen  sich  auch  für  einen  weiteren  fruchtbar  machen. 
er  führt  dös  is  gwis  für  den  prädicativen  gebrauch  an, 
indesz  der  attributive  dem  concurrenzwwt  verfallen  (a  sichre 
band)  und  nur  in  der  abschwächung  zumpronomen  (e  gwisse 
Kraus)  und  in  einem  rest  alten  gebrauches  (sa  gwiss  gsicht 
=  sein  bekanntes  gesicht)  erhalten  ist.  da  die  letzte  Ver- 
wendung in  ganz  engen  grenzen  und  die  vorletzte  wenigstens 
nicht  in  niederdeutschen  mundarten  gilt,  sind  im  groszen 
ganzen  neben  dem  adverbialen  gebrauch  mir  einzelne  prä- 
dicative  Verbindungen  als  mundartlich  anzusehen. 

im,  adverbialen  gebrauch  gehen  die  mundarten  weit  aus- 
einander, die  bedeutung senergie  wird  niederdeutsch  durch 
die  Verbindung  mit  verbis  körperlicher  bethätigtmg  fest- 
gehalten: stae  wiss,  steh  fest.  Danneil  lob.  d.  altmärk. 
plattd.  mda.  248;  holt  wiss,  halt  fest,  ebenda;  de  disch  steit 
wiss,  der  tisch  wackelt  nicht,  ebenda;  wisse  schloen 
(schlagen),  wisse  holen  (halten).  Echterling  Lippesche 
mda.  (dtsch.  mda.  6,493);  wisse  sprechen,  ebenda;  die  ober- 
deutschen mundarten,  denen  diese  bedeutung  gerade  im. 
adverbialen  gebrauch  verkümmerte,  entwickeln  durchgehend 
verioendungen  mit  weitgehender  abschwächung  der  realität. 
wo  diese  festgehalten  ivurde,  steht  sie  meist  m,it  vollerer 
betonung  der  schwächeren  gegenüber,  vgl.  Martin  u.  Lien- 
HART  2,870;  vielfach  treten  aber  auch  partikeln  dafür  ein 
(ganz  gewiss,  ebenda)  oder  das  adverbium  loird  iciederJwlt : 
g'wüs  g'wüs  =  gantz  gewiss.  Seiler  Basler  mda.  157''. 
die  abschwächung  der  realität  beschränkte  sich  hier  nicht 
auf  schluszfolgerungen,  die  der  Zukunft  gelten;  hieran 
nehmen  auch  niederdeutsche  mundarten  theil:  i"n  Krigcha'- 
lant  drin  soUs  gwis  iatz  wida  anda'st  ge";  tuat  gwis 
da  jung  küni'  iatz  sei'  regia' n.  Schmeller  2^  1033;  er 
kummt  gewiss  wieder,  we°"  in*r  am  wenigste"  dra"  denkt. 
Martin  u.  Lienharrt  2,870'*;  dazu  vgl.:  du  kumzt  nü 
wiz  in't  swarta  lok,  un  wel  wöt  wo  lang,  erzähl,  aus 
Jever  (dtsch.  mda.  3,  274);  ebenso  (un  wisse  möchten)  er- 
Zählung  aus  der  Mark  (dtsch.  mda.  5, 136) ;  dagegen  scheint 
auf  oberdeutscJie  mundarten  beschränkt  der  gebrauch  der 
abge-tchwächten  partikel  in  der  erzählung :  der  N.  hat  si' 
gwis  va'laut'n  lass'n,  er  well  mi  ve'klagng.  Schmeller 
2',  10.S3;  ar  es  kawes  sü  fae^f  johr  n»m  taheim  ksae,  er 
soll  schon  . .  .  Martin  u.  Lienhart  2,870'';  sä,"  brouda 
hä,nt  gwis  an  häl(b)m  huaf  ghätt  =  m^in  sagt,  sein 
br  . . .  Sghiepek  satzbau  der  Egerländer  mda.  186;  schon 
Schmeller  erklärt  dieses  gewisz  für  eine  unbetonte  ein- 
schaltpartikel,  durch  welche  man  zu  verstehen  giebt, 
dass  man  etwas  nicht  mit  gewiszheit,  sondern  nur  auf 
ein  hörensagen  hin  ausspreche,  gewisse  wol,  wahrschein- 
lich a.a.O.  das  gleiche  toird  von  Sghiepek  a.a.o.  für 
die  Egerländer  mda.  bestätigt. 


GEWISS  I,  8,  c  (im  Sprichwort) 


6168 


satzbildende  functionen  sind  dem  adverbium,  nur  bei 
Danneil  für  das  altmärkische  zugesprochen:  jao  wiss, 
allerdings  und  wiss  un  waorhaftig. 

c)  im,  Sprichwort  uird  das  adjectiv  im  wesentlichen  von 
zwei  Seiten  aus  erfaszt: 

a)  zahlreiche  belege  preisen  die  gewissheit,  meist  in  wirk- 
samer gegenüherstellung  von  gewiss  und  ungewiss,  die  viel- 
fach an  lat.  m,uster  anknüpft,  aber  doch  auch  selbständige 
formen  prägt: 

l))  das  gwisser  ist  das  besser  spil. 

loci  communes  proverb.  (1572)  32 ; 

ebenso  (das  gewissest  ist  das  beste  spiel)  Petri  2,  M  2*; 
genau  so  Henisgh  327; 

stad  und  g'wisz 

sein  die  besten  schüsz'. 

Sprichwort,  Oberinntkal,  s.  Lipperheide  304». 

2))  dann  gewisz  treugt  niemand,  ungwisz  aber  treugt 
wol  alle  weit.  Agricola  (82)  l  (1529),  37»;  dazu  vgl.  gewisz 
geet  für  ungewisz  an  gleicher  stelle  für  certa  omittimus, 
dum  incerta  petimus ;  dasselbe  bei  Petri  2,  Ff  4=*;  Henisgh 
1601-;  SiMROCK  3612  (gewis  gaat  voor  ongewis.  Harrebomee 
1,236;  Wandkr  1,1664);  das  gewisse  geht  vor  dem  un- 
gewissen. J.  Chr.  Blum  sprichwb.  2,  97.  dagegen  setzt 
Henisgh  seiner  eigenen  Übersetzung  am  gleichen  wte  eine 
ivörtlichere  gegenüber:  über  dem  ungewissen  verleurt 
mancher  das  gewisse.  1604  (vgl.  auch  Wander  1,  1664); 
dazu  vgl.:  wer  nach  dem  trachtet,  das  ungewisz  ist,  der 
kompt  von  dem,  dasz  er  gewisz  hat,  auff  nichts.  Lehmann 
(1630)311;  anders:  das  gewisz  findt  man  im  ungewissen. 
Franck  (1541)  1,102»;  e&ensoSGHOTTELll42»;  desgl.  (cer tum 
inincerto)  Henisgh  1604;  (beim  ungewissen)  Petri  2,  m2»; 
das  gewisz  findt  man  im  ungewissen,  in  der  furcht  und  im 
zweiffei.  Lehmann  310;  Körte  2142;  ein  gewisz  ist  besser, 
dann  zehen  ungewisz,  in  re  incerta  satius  fuerit  nihil 
certi  decernere.  Henisgh  1604;  Körte  2141;  Simrogk  3613; 
vgl.  auch  Höfer  wie  das  volk  .spricht  587;  das  gewisse 
sol  man  behalten,  und  das  ungewisse  fahren  lassen. 
Petri  2,  M2»;  Henisgh  1604;  ähnlich  Lehmann  31i;  das 
gewisz  nicht  umbs  ungewisz  geben.  Eyering  l,  ;-J08;  ähnlich 
3,214;  ebenso  Henisgh  1604;  Lehmann  3li. 

ß)  selbständiger  ist  das  deutsche  Sprichwort  in  der  auf 
Zählung  dessen,  was  unter  den  begriff  der  gemszheit  fällt ; 
hier  kommt  weniger  die  lebenserfahrung  zur  gelfung,  als  die 
beweglichkeit  der  phantasie,  die  von  überall  her  vergleiche 
anzieht. 

l))  denn  wie  das  gemeine  Sprichwort  lautet:  es  ist 
nichts  gewissers  als  der  todt,  und  nichts  ungewissers 
denn  die  stunde  des  todes.  Tu,.  Heshusius  j)os#.  (I58i)  75**; 
vgl.  dazu  gewiss  sterb'  ich  (Rottenburg)  betheuerung  für: 
so  gewiss  als  ich  sterbe.  Wander  l,  1665;  ein  alt  mann 
unnd  Jungs  weih,  gewisse  kinder,  oder  ein  hausz  vol 
kinder.  Frangk  (l54i)  2,  57»;  ebenso  Matthesius  (hochz'eit- 
pred.  3)  2,  65  Loesche. 

2))  es  ist  gewisz,  dasz  mehr  kacheln  sind  den  offen, 
der  hinder  setzt  sich  zu  erst  nieder;  die  naasz  geht  vor, 
zu  letzt  gibt  man  den  käsz.  Lehmann  311;  das  ist  gewisz, 
dasz  man  in  allen  land  hohe  fasz  und  kübel  find,  dasz 
alle  kübel  unnd  kannen  hoU  sind,  ebenda;  gewiss  wie 
ein  nagel  in  der  wand.  Matthesius  Sprach  soo^;  Wandeii 
1,  1665;  es  ist  so  gewisz,  als  hetten  wir  den  aal  beim 
schwantz.  Lehmann  826;  so  gewiss  wie  der  weck  auf  dem 
laden.  Wander  l,  1665;  das  ist  so  gewiss  wie  der  furz 
im  Schnupftuch,  ebenda;  et  es  so  gewisz,  as  vor  der 
Wiärmingser  pote  de  mone  opget  (Iserlohn).  Woeste  volks- 
überlief.  der  graf schaß  Mark  85;  vgl.  Frommann  deutsche 
mundarten  5,  59;  Wander  l,  1665;  dat  is  so  wisz,  as  amen 
in  de  karken  is.  Schütze  Holstein,  idiot.  i,  34;  ebenso 
Danneil  altmärk.  mda.  4;  vgl.  Hennig  preusz.  wb.  ii; 
Hetzel  loie  der  Deutsche  spricht  113;  Wander  i,  1664/5. 

4)  formen. 

a)  der  lautkörper. 

a)  die  stamm,silbe. 

l))  das  kurze  i  der  heutigen  Schriftsprache  herrscht  auch 
in  den  älteren  denkmälern  vor ,  nur  im  Tatian  (giwesso) 
und  bei  Herbort  v.  Fhitzlar  (gewes  14259)  macht  sich 
die  vocalfärbung  geltend,  die  auch  in  heutigen  m,ittel- 
deutsehen  mundarten  beobachtet  vrird,  vgl.  gewöss  %vb.  d. 
Luxemburger  mila.  145»,  gewes  Leihener  Kronenberger  wb. 


6169 


GEWISS  I,  4  (formen) 


GEWISS  I,  4  (tuffixe) 


6170 


k 


46*.  dem  gegenüber  zeigen  SehteeiMer  und  einzelne  Sekteabe» 
(unter  dem  eiiiflun  des  anlautenden  labiaU)  gerundetem  i: 
gewuMZ  Ciioi.iNUB  Fhisiub,  Frisius  und  Maai.kk,  ebenao 
ZwiNOM,  Züricher  bibel.  NiKL.  Manukl,  STUMPF,  dt»- 
gleichen  1.  Wkt/.k.I,  und  Hkchius. 

auch  in  der  quaniität  toeiehen  die  wiiiirfgifiii  ttm  tk^- 
ander  ah.  ohne  diea  freilieh  in  der  ttkrtlbtmt  immer 
zur  gätung  zu  bringen  {vgl.  auch  die  vtrti^faehuitf  4tt 
nchlieszenilen  Spiranten  im  inla%U).  niedtrdtuttehe  mund- 
arten  bewahren  den  kurzen  voeal  am  tähttttm  (vgl.  jedoch 
ghewiJB  in  der  Kölner  bibel),  bayrieeh-ötterreitkiteht  brimftm 
die  länge  am  häujigaten  zur  geltung:  gewleMr  ötttrr.  imMI. 
s,  239,  ebeneo  6, 856;  ge wiosz  bdagtrung  der  ttadt  Witn  %,  n. 
at«cA  die  Nürnberger  quellen  bevirtugen  längt  (gwiM  Hanh 
Saciir  fab.  u.  aehw.  >,  lAA  t«.  dtiM-h.  etädteehron.  t.ttft)  «mmI 
bei  GrOrri.  toeehaelt  Hinge  und  kürze  je  nach  der  bttimmm§ 
(gwicsr.,  wo  das  adver bium  vom  betonten  verfhtm  getrenfU 
ist.  1, 110;  8, 177;  gWlB/.,  if^  ea  ihm  unmittelbar  folfft  l.tt). 
dazu  vgl.  gcwioH  bei  FAiiKit  und  gewis  Urrrkt  munditrt 
des  Vogilandea  188.  >10.  tum  Schieäbiedktn  vgl.  ein  gewiaer 
bei  Sciiii.i.KR. 

8))  der  dental. 

a))  im  aualaut  mrd  die  alte  kürzung  dea  doppdapiraniem 
unter  dem  eir\flu«t  der  formen,  die  ihn  im  inlaut  bewahrt 
haben,  zurilcUijedriingt.  gewis  in  vocabularien  (DiKPRN- 
RÄCH  116*  neben  gewisch)  aieht  achon  in  eoneurrena  mit 
gewisz.  der  Taterdank,  Jon.  v.SciiwAR/KNnBRO.  Lazarus 
SPF.Nni.KR  und  die  aat.  u.  pasquille,  flKRMAN,  Neandkr, 
BuTSciiKY  halten  am  einfachen  dental  fest;  ebenso  diedrueke 
LuTiiKits,  tcährend  er  aelbat  in  der  Zerbater  handtehr. 
doppelconaonanz  zeigt:  gewis  t.  &Mi.  88,88  gegen  gewisz. 
rndfaeh  wirkt  die  oben  belegte  länge  dea  voealt  der  neuen 
Schreibung  entgegen:  gowics  Hans  Sachs  fab.  u.  aehw. 
8,  115;  4,  Sft8;  6,  1997  gegen  gwis  4,  74  und  gewisz  11,  408 
Keller,  vgl.  gowis  dtach.  stiidtechron.  4,77;  vgl.  gwls  im 
Vogtländiachen,  vgl.  gewis  bei  Schii.i.kii  8,101;  8,88  (vor. 
gewisz). 

dopf>elconsonanz  zeigen  nclion  vocabularien,  a.  DiEPBN- 
iiACii  a.a.O.,  ebenso  die  Wörterbücher  von  Choi.inuS- 
Fitisius  ab  (gewUsz,  gewisz),  dazu  vgl.  Eiikri.in  v.  Gönz- 
UVHC,  gewisz  8,99,  gewiss/.  2,66;  ebenso  (gwisz)  Sterzinger 
spiele  11,  215  und  ToB.  Summer  comedia  448;  dazu  vgl. 
gewics/,  itnter  i))  und  die  vereimelteti  belege  atts  Luther 
und  H.  Saciis;  atich  Erasmus  Alberus,  Simon  Rot  und 
Ahr.  a  S.  Clara  habet\  gewisz,  ebenao  Saterr.  weisth.  6,  54. 

b))  die  enge  Berührung  unseres  adjectivs  mit  dem  starken 
particip  gewijjxcn  erscJucert  es  in  einzelnen  zusammenhängen, 
zu  entscheiden,  xrelche  bildung  zuständig  ist.  wenn  die  fol- 
genden belege,  icie  aus  den  f/eiden  letzten  zu  schlie.<>zen, 
hieher  gehören,  so  hat  das  scJtwaclte  particip  hier  eine  form 
de.9  dental»  ani/enommen,  toie  sie  eigentlich  dem  starken 
piirticip  gebührt,  vne  sie  aber  gerade  diesem  um  jene  zeit 
entschwindet  (vgl.  gewissen  III):  des  bischoues  gewijjen 
boten,  urk.  v.  1SS7.  Alsatia  dipl.  8, 169;  gewijjer  pot.  österr. 
ireisth.  5,  888  (vgl.  gwisscn  5,  741);  gewissen  l£rern.  Herm. 
V.  Fritzi^r  a.  myat.  l,  129. 

in  manchen  belegen  drängt  aich  für  die  doppdeonsonans 
die  form  sz  auch  im  inlaute  vor:  gwiszen  Fel.  Faber 
pilgerbücltl.  233;  gewiszer  dtsch.  städtechron.  8,89;  gewisze 
Sghim.kr  4,73. 

ob  die  Vereinfachung  der  eonsonanz  im  inlaute  als  aus- 
gleicliserscheinung  von  gewis  lier  oder  als  folge  der  voeal- 
verlängerung  anzusehen  ist  (vgl.  gewiescr  s.  o.),  lättt  sich 
nicht  in  jedem  einzelnen  falle  entscheiden,  vgl.  giweso 
Tatian  89;  kiwiso  Keron.  glossen  s.  Grakp;  gwisen  sold 
klage  über  das  geld,  zeitschr.f.  d.  alt.  48, 47;  gewisen  österr. 
ireitith.  6,464;  gewiser  Fontus  u.  Sidonia  el**;  gewis«  de- 
kameron  M7,li;  B.\vpv>agu.getciehtCC2^u.a.;  ungewisen 
Henisch  1604;  ausz  gewisen  Ursachen.  Ph.  Hainüoprr 
(ImU.  stud.  8,8  Ä.  66);  ein  gewiser  herr.  Schiller  bri^e 
1. 1:>4,  ebenso  1, 104. 

ß)  das  präfior  zeigt  in  den  ältesten  denkmälem  aleman- 
nischer herkunft  noch  tenuia  dea  gi*ttttrala:  kawisso, 
kewisso,  kiwesso.  Hrabaniseh-Keronische  glossen  a.  Grafi- 
a.a.O.;  kuis,  quis.  Notkkr  neben  guis,  gewis;  vgl.  da- 
gegen giwis  Otfrid,  giwesso  Tatian  utut  chiwisso  Isidor. 

die  Synkope  des  vocals  ist  zuerst  bei  Notker  bezeugt,  bei 
dem  die  formen  kuis.  quis  und  guis  vorherrschen,    in  mhd. 


diehtungen  iti  tit  mehrfmek  btUft.  tgl.  gwU.  Lamprecht 
Straasburftr  Altxmndmr  7IM;  frtmdtmtM,,  a.  aeitaehr.  f. 
d.  alt.  »,  64S:  käi^  ttkmmttn  Mt  kmuUehrißen,  vgl. 
gwisM  ntbtn  fcwisM.  haimnkrt:  tMU:  gwitMO  nabtn 
fewisMn.  /«MM  7477:  thtmtt  Spsrvoocl  «mm».  /HM. 
M.  M;  fwlt  neben  gewis.  Panival  741.»:  toAtar  Bfom  wm. 
im  lÄtrgang  zur  nhd,  ttU,  nmmenÜieh  in  den  aüdimämkm 
dntditn.  nimmt  du  tfnktft  mt:  gwiczen  F.  Fabbh  pOftr- 
büehl.  1U;  Tttttrdank  tu;  ötttrr.  wtitth.  i.W;  (gMMM) 
Utert.  tpialt  UO;  (gwiMo)  atUtehr./.  d.  alt.  *».  47;  fiMW 
M.RlNCKHAHTfArwa.f«Mira»:  gwisMFRiKCHi.i!«  Wendetg. 
prol.  10;  gwlt,  gwiM.  FlUNCK  taeUbtieh  tt*;  dtaeh.  atädle 
ekron.  (Augabttrg)  U.tU;  Han*  Sachs  fab.  u.  tehm.  4.74 
tt.a.;LAX.  Si'CN0LRR«.Hreik«ii/w«fl,4S^;  •im«oO.6R0ltB' 
WALD  a.  kirehenUtd  S.  IM;  N.  Hbuman  »omta§ttma§tl.  •: 
N.  MANUBi.SsrAa/tas(gwtlss):  Fiscmart  flütkk.  mügn 
u.  a.;  ScHAOB  MÜr.  u.  ftqu,  t.  MS.  mar  tpmktft  im  dtn 
neutrtn  wutndaritn  tgL  f'wisss.  g'wisi  M  OrObbi,:  ("wis 
ScHiBPBK  mitbau  dar  E§trL  mda.  ISS;  Gbrbbt  wtda.dm 
Vogttandmm, 

dat  priH/lee  itt  ahgtttrtift  im  nititrituttehm :  wisse. 
gewim.  brtm.  wb.  6,874;  vgl.  die  btlagt  <R  t.A. 

b)  t^fflaet  im  ditntte  der  JUarion. 

a)  da  dat  a4iteii9  atrfittf^ieh  wteitt  «t»  gräümHvtn  «er« 
Wendungen  btUgt  itt,  SS  trttheint  m  hia^ßg  im  dtr  ttg. 
ut\fiectierten  form: 

ßdaa  mih  Ums  giwlMi.    OrrsiD  4.  Bl,  SS:  OnUeh  f.  11.  tt; 
a;  UM  d  giwiad.     ÜMg  aia  irsUnf  Isw.    4,  t7,  SB; 

daau  vgl.  gewisze  vor.  au  gewis.  TVwAm  MM;  da  islt  ge- 
wisse sin.  AUf.  pattiontap.  aoso;  gewiss  dtkamtnn  S47.  tf; 
und  sein  des  lebens  gwisse.  N.  Hrrman  tontmgtttgl.  M; 
in  neueren  mundarten  itt  die  ßeetierte  farea  dm  mam.  gt- 
atreckt:  gewissener  Kehrrin  vo<AMpr.ti»Muss«.iMKk<r.l8: 
gowössener  Leihen  er  Krontnberger  wb.  4t^.  ditm  form 
braucht  nicht  auf  da»  atarhe  partieip  aurüdbg^/Uti  au 
werden;  die  mundart  kennt  ähnliche  erweHtrmtgtm  Mteh  im 
anderen  fällen. 

ff)  da»  adverbium  i»t  in  dtr  älitren  seit  durch  dat  o-tt^ffix 
deutlieh  gegen  da»  adjeetiv  abgegrentt:  giwisso,  giwssso, 
kiwisso.  Graff  i,  1106^.  durch  dtm  wtkd.  Hbtrgamg  mm  o 
zu  e  füllt  das  adverbium  mit  der  »og.  ut^fitetieftam  fartn  fw- 
aan^men,  doch  ergeben  sich  hieratis  noch  kaum  atriUige  fälle, 
vgl.  jedoch .-  dar  mach  sick  ein  ider  gewisse  n*  weten  tho 
richtende,  dat  lateste  ediet  (1640).  ».  IIichei.8EN  altdith 
marsdie  rechtsqu.  IM  (bei  Neocorus  8.188:  eine  wisse); 
die  adverbialform  gewisse  verfällt  aber  ikr»r»eit»  wieder  dtr 
kürzung.  zur  vollen  form  vgl.:  kaieerckron.  1M61;  IVtcrtr 
Sylvester  805;  Alsfdder  pa»»ion»»p.  4766  (iir6eii  gewis  MBB); 
Thür.  spiel  von  den  10  jungfr.  86;  Reiiäü  dt  «ssS.S  u.a.: 
M.  Hkdkr,  Hamfmryer  chron.  Lappenberg  tat;  Hbinr.  JOL. 
V.  Braunschweki  von  e.  weihe  5,8:  dant  vgl.  die  belegt 
für  wisse  in  hetttigen  ndd.  mundarten:  brem.  wb.  &,  874; 
(//Wi.  inMm/(irMi6, 186;  6, 4W:  die apokep» tttat mit  kürtuttg 
der  con.ionanz  ein.  lättt  aber  früh  audk  doppeletatonamt  «u: 
gewis  Rolandslied  108,  M;  jüngere  Judith  bei  Diewter  181,6 
u.  a.;  (gewij)  die  16  aeichtn  de»  jüngsten  tage»  SO.  ».  aeitaehr. 
f.  d.  alt.  1, 119;  Peter  Probst  44;  Barth.  Rirowald 
kirchenl.  4,  949;  —  (gebjss)  hL  Margareta  986,  ».  »eitechr. 
f.  d.  alt.  1, 188;  gewiss  Hein r.  v.  d.  TOrun  Arsns  1078B 
(neben  gewis);  buch  d.  MaetMb.  10I84;  dagegen  vgL  tttfrim. 
wis,  a.  dtach.  mundarten  A,  Xti;  wig  8, 874^ 

durch  diese  apokope  ist  nun  die  abgrtmitmg  dm  un- 
flectierten  adjectiva  vom  adverbium  strittiger  geworden,  vgl. 
he  badde  en  wisz.  Reineke  de  voa  4, 8  r.  SMV  und  andere 
Wendungen  »p.  6156;  vgl.  auch  die  belege  au»  Luthkh 
«p.  6180. 

im  folgenden  i»t  gewiss  dttrch  den  zummmenkamg  al» 
aubatantivierte»  adjeetiv  und  nicht  al»  adverbium  gek-enn 
aeichnet:  ja  lieber  herr.  wer  er  ein  gewis  als  ein  jegers 
hom,  so  wolt  ich  mich  noch  sein  ein  wenig  betragen. 
•et«  sieh  swei  eeleut  übel  betrugen.  EuLINO  deutache  texte 
des  mit^altar»  14. 68. 

e)  «MS  umgtwbhaliehe  Verbreitung  haben  sn  gewiss  die 
»teigerung^/hvmtn  gewonnen,  die  die  bedeutungeenergie 
dm  a^fe^im  gegen  jede  abtehwäekung  »iehem.  fiir  die 
äUieitn  beleg»  itt  lateiniechm  vorbild  unverkennbar,  vgl.  die 
glosm  giwissomn  Stbinmetrr-Sievers  8,166*  und  die 
anderen  ahd.  aeugniam  (a.  Grapf  1.  lios),  die  fa»t  edle  au» 

381* 


6171  GEWISS  1,4  {Steigerungsformen) 

NoTKER  entnommen  sind  und  auf  etitspr eckende  lat.  formen 
zurückgehen,  auch  der  einzige  beleg  aus  Otfrid  (ni  ward  . . . 
uns  giwissara  thing.  2,  3,  «)  kann  hierher  gerechnet  tverden, 
zeigt  aber  doch  zugleich,  dasz  sich  die  Steigerungsformen 
ungezvmngen  aus  dem  bedeutungsgehalte  des  adjectivs  er- 
geben, namentlich  seitdem  dieser  der  oben  gekennzeichneten 
entxcicklung  unterliegt,  dazu  stimmt  auch  der  gebrauch 
NoTKERS  in  den  zahlreichen  fällen,  wo  er  die  formen  gegen 
die  lat.  vorläge  einführt:  aide  wio  filo  ist  taj  kuissera 
danne  dag  hüolicha  wigegtüom  sybillae  {aut  quid  hoc 
refert  vaticinio).  {Boeth.)  Hattemer  3,  22i*>;  ebenso  3,121''; 
(Aristoteles)  i97»;  (asylum)  tig  ist  kuissera  tanne  dag  ze 
Athenis  machoton  nepotes  Herculis.  (Boeth.)  3, 141».  neben 
diesen  Zeugnissen  für  den  comparativ  führt  Notker  ver- 
einzelt auch  den  Superlativ  ein,  und  zwar  gerade  in  den 
beiden  fällen,  in  denen  der  spätere  gebrauch  ihn  meidet, 
als  prädicat  und  als  adverb:  himilisker  triso  ist  quis- 
sisto.  ps.  111,  5;  guissost,  proprie.  (Boeth.)  3,  460*.  die  mhd. 
zeit  liebt  die  Steigerungsformen  nicht,  umsomehr  die  nhd. 
periode,  die  namentlich  den  comparativ  in  den  verschieden- 
sten gebrauchsformen  entwickelt  hat,  während  der  Super- 
lativ sich  auf  attributive  Verbindungen,  auf  einzelne  formen 
der  Substantivierung  (namentlich  an  stelle  prädicativen 
gebrauchs)  xmd  auf  die  Umschreibung  des  adverbiums  be- 
schränkt: auf  das  gewisseste,  am  gewissesten. 

in  bezug  auf  die  formen  ist  beim  comparativ  wenig  zu 
bemerken:  für  die  glosse  zu  Gregors  homilien  sind  beide 
möglichkeiteil  der  älteren  bildungsweise  gebucht .-  gawissirun 
neben  giwissorun.  beim,  Superlativ,  der  die  doppelconsonanz 
der  Stammsilbe  im  suffixe  wiederholt,  ergeben  sich  mehr- 
fache formen  der  zusammendrängung  und  kürzung:  aufs 
gewisste.  Matthesius  4,  398;  ebenso  Jon.  Röling  sterbe- 
lied;  dag  gewiste  leben,  myst.  1,220;  (am)  gewisten.  Hans 
Sachs  fab.  u.  schw.  3,  410;  Matthesius  2,  96.164;  Neander 
bedenken  23'';  H.  v.  d.  Planitz  338;  Logau  sinnged.  3,1. 
dazu  vgl.  die  dissimilation  am  gewissensten.  Grimmels- 
HAUSEN  Simpl.  453;  vgl.  auch  gewissener  sp.  6170. 

«)  für  die  active  bedeutung  ist  der  Superlativ  nicht 
beobachtet;  wo  ein  entsprechendes  bedürfnis  em,pfunden  wird, 
dienen  neuerdings  Umschreibungen:  die  nächste  zeit,  die 
ich  bei  ihnen  zubringe  soll  alles  schon  weiter  rücken  und 
einige  stellen,  von  denen  ich  am  meisten  gewisz  zu  sein 
glaube,  will  ich  ausführen.  Göthe  (an  ScMZer  12.  5. 1798) 
briefe  13, 141  Weimer ;  auch  der  comparativ  dringt  hier  erst 
später  vor;  belege  bietet  die  Übergangszeit  zum  16.  jahrli.: 
und  hab  auch  seinen  geleichen  noch  nie  gesehen  der 
seines  treffen  mit  der  lantzen  und  auch  mit  dem  schwert 
gewiser  sei.  Pontus  u.  Sidonia  (1498)  e  l'';  ebenso  Ererlin 
V.  Günzburg:  der  glaub  verweiszt  also  das  glaubig 
mensch,  das  er  gewisser  ist  des  glaubens  dann  keins  leip- 
lichen  dings.  2, 166  Enders;  andere  Zeugnisse  entstammen 
erst  der  zweiten  hälfte  des  18.  jahrh.:  je  menschlicher  , .  . 
natürlicher  man  sich  also  werk  und  wort  gottes  denkt; 
je  gewisser  kann  man  sein,  dasz  .  . .  Herder  (theologie- 
bHefen)  10,147;  vgl.  11,  225;  allein  selbst  auf  dem  wege 
der  Verdienste  ist  niemand  gewisser  sein  glück  zu  machen, 
als  er.  Wieland  (.Ä^^a^Äon  3,5)  i,  162; 

dich  macht  die  zeit  nur  gewisser, 
wie  du  es  habest  mit  ihm,  und  wie  die  freundschaft  bestehe. 
Göthe  {Herrn,  u.  Dorothea:  KUo)  40,297; 

jetzt  ist  sie  seiner  liebe  gewiszer,  aber  auch  schon  be- 
neidet. Herder  (lieder  der  liebe)  8,  539;  (seiner  sache 
gewisser)  i,323;  (seines  Orchesters  gewisser)  Göthe  (lehrj. 
4,  2)  19,22;  ich  würde  dir  eine  wohnung  in  meinem  hause 
anbieten,  wenn  ich  meiner  gesundheit  gewisser  wäre. 
hriefe  17, 272 ; 

und  endlich, 
wenn  du  des  sieps  gewisser  bist,  als  je. 

Hebbel  der  gehörnte  Siegfried  2,  5; 

dazu  vgl.  eine  schönere  und  ihrer  macht  gewissere  braut. 
P.  Heyse  (frau  v.  F.)  U,  7  a.  39. 

ß)  für  die  passive  bedeutung  ist  der  comparativ  oben 
schon  aus  frühester  zeit  belegt  worden;  der  Superlativ  ist 
jünger  und  erreicht  nicht  entfernt  die  gleiche  Verwendungs- 
möglichkeit. 

1))  die  prädicative  Verbindung  des  adjectivs  mit  verbis 
steht  nur  noch  dem  comparativ  offen;  der  Superlativ  weicht 
nach  zwei  seilen  aus: 


GEWISS  1,4  (steigerungs formen)  6172 

a))  certo  certius  est,  es  ist  gewüsser  dann  gwüsz,  das 
ist,  gantz  gwüsz,  und  fält  nit.  Frisius  213*;  Maaler  I80«; 
als  nichts  gewisser  denne  der  tod  und  ungewisser  denne 
die  zit  des  töds  ist.  urk.  v.  1421  bei  Loersch  u.  Schröder 
1^208;  vgl.  auch  Herder  18, 153;  vgl.  andererseits  nichts 
gewissers  als  der  tod,  s.  u.;  darumb  ist  auch  unser  glaub 
gewisser  und  hoffnung  sterker,  und  freude  grösser.  Mat- 
thesius (leichenreden)  1, 100;  (desto  gewiszer  und  schöner 
ist  der  sieg)  Herder  16,  300;  aber,  unter  uns  gesagt,  je 
öfter  ich  Berlin  sehe,  je  gewisser  wird  es  mir,  dasz  diese 
Stadt  . . .  kein  eigentlicher  aufenthalt  für  die  liebe  ist. 
H.  V.  Kleist  (an  seine  braut)  5,  73;  es  wird  immer 
dunckler,  und  gewisser  du  kommst  nicht.  Göthe  (an 
frau  V.  Steiii)  briefe  5,  281;  bis  er  an  seine  stat  das  newe 
testament  einsetzt,  und  viel  gewisser  macht  denn  das 
alte.  Luther  (v.  abendmal  Christi  1528)  3,440'';  genau  so 
(ihre  Seligkeit)  Weise  erznarren  51  neudr.;  (den  erfolg) 
Herder  16,302;  (den  satz)  5,90. 

b))  wo  der  Superlativ  in  die  Verbindung  mit  dem  verbum 
siibstantivum  dringt,  toird  das  adjectiv  substantiviert :  die 
träum  so  wir  droben  göttliche  träume  genannt  haben, 
seind  ohn  allen  zweiffei  die  aller  gewissesten,  und  denen 
man  allein  glauben  geben  soll.  Melanchthon  geschlechte 
der  träume  bei  Ryff  traumbuch  Artemidori  (1570)  G  4'' ; 
ebenso  thierbuch  Alberti  Magni  B  2» ; 

ist  sonst  was  süsz,  dies  ist  das  süszte, 
ist  prächtig  was,  dem  gleicht  es  nicht, 
ist  schön  was,  hier  ist  göUIichs  licht, 
ist  stark  was,  dies  ist  das  gewiszte. 

Johann  Röling  (sterblied); 
oder  —  welches  wohl  das  gewisseste  ist,  sie  wissen  nicht, 
was  sie  meinen.  Herder  16,  438;  die  stimme  war  das  ge 
Wisseste,  was  sie  an  ihm  kannte.  Stifter  stud.  (Abdias) 
2,  254. 

ein  anderes  mittel,  mit  dem  die  zwanglose  spräche  jetzt 
der  unbequemen  prädicativen  Verwendung  des  Superlativs 
ausweicht,  die präpositionalverbindung  {s.  u.),  ist  litterarisch 
nur  einmal  aus  Grimmelshausen  belegt:  er  fragte  mich, 
welche  zeitungen  am  gewissesten  wären?  tciedererstandener 
Simpl.  (3,  9)  3,  619. 

2))  am  gleichmäszigsten  sind  comparativ  und  Superlativ 
an  attributiven  Verbindungen  betheiligt,  doch  zeigt  sich 
deutlich,  dasz  einzelne  Verbindungen  dem  comparativ,  andere 
dem  Superlativ  zugänglicher  sind .-  Anthonius  Tuclier  werde 
e.  cfl.  g.  gewissere  und  bestendigere  zeitung  schreiben. 
H.  V.  D.  Planitz  (l52l)  7  Wülcker  u.  Virck;  genau  so  Opitz 
übers,  v.  Sidney 's  Ar kadia  ^21;  desgl.  (gewisseren  bericht) 
übers,  d.  Argenis  l,S2;  (gewissere  nachricht)  Herder  13,241; 
vgl.  auch  (eine  gewissere  antwort)  Matthesius  (Luther) 
3,181;  (gewiszere  Schriftauslegung)  Herder  11,196;  schon 
im  eilften  Jahrhundert  kommen  zwo  mühlen  in  der  Vor- 
stadt vor,  . .  .  und  im  dreizehnten  Jahrhundert  finden  sich 
hier  davon  noch  gewissere  spuren.  P.  v.  Stetten  kunst- 
gewerb-  u.  handwerk.9ge.9ch.  v.  Augsburg  1,141;  dasz  sie  alzeit 
den  gewissesten  und  ebnesten  weg  erwöhlten.  Akg.  Alrer- 
TINUS  landstörtzer  Ousman  (2.  th.)  626;  dieweil  .  .  .  die 
mathematischen  künst,  nit  allein  den  allen  gewissesten, 
unfehlbaren  grund,  und  sattist  fundament  haben.  Ryff 
wag  u.  geivicht  A  2'' ;  und  freut  sich  schon  im  voraus  der 
gewissem  festigkeit  seines  baues.  Göthe  an  frau  v.  Stein 
29. 12.  1786;  vgl.  der  gewissesten  Wahrheit.  Herder  15,  553; 
(die  gewisseste  richtung)  13,  98;  (das  gewisseste  merkmal) 
13,163;  (das  gewisseste  zeichen)  13,  408;  (gewissesten  docu- 
menta)  Chr.  Weise  (Ma.saniello)  54;  das  gewisseste  be- 
wusztsein.  Immermann  (memorabilien :  Düs.seldorfer  an- 
fange) 20, 153  Hempel;  noch  von  gewissers  glauben,  noch 
von  genadenreichere  sacrament  wegen.  Ererlin  v.  Günz- 
burg 2,  42;  ach  der  matten  hoffnung,  und  der  gewisseren 
furcht!  Herder  16,187;  dazu  vgl.  zur  gewissesten  erwar- 
tung.  10,206;  (mut)  Gv.Rwiyivs  gesch.  der  d.  dichtkunstl,S; 
das  verhehlte,  vernachläszigte  gift  schleicht  und  wütet 
im  Innern,  dem  beunruhigten  körper  zu  einem  desto 
grauenvolleren,  gewiszeren  tode.  Herder  (br.  zur  beförd. 
d.  human.)  18,  307 ;  dasz  wider  solche  natter  bisz  unnd 
gifft,  kein  gewissere  artznei  ist.  J.  B.  Figkler  übers,  v. 
Putherbey  167»;  würde  dieser  untersuchende  calcul  durch 
die  gewissem  Jahrhunderte  fortgesetzt.  Herder  13,  285; 
vgl.  dazu:  die  gewisseste  und  zuverlässigste  aller  mensch- 
lichen   Wissenschaften  .  .  .  auch    gowisz   die    leichteste. 


6173         GEWISS  I.  4  (Heig0nmg$formen) 

LicHTKNiiKRo  ophoT.  4,  >l  L«ittmanH;  (b«i  dergewiszesten 
Sache)  Hf.kukk  6,  w.  (di«  gewintealen  theueraten  facU) 
10,  8tt8:  (das  gewi8«este  geschenk)  6,87«:  (auf  die  scbOnate 
und  gewJKzeHte  art)  16,  W. 

die  beziehung  at^f  pernonen  ist  Amt  mnif  vertreten 
nelnilo  eertior  nullua  illo.  dr  int  kein  gewUiiserer  lotler 
oder  höh  dünn  er.  1<"iiimii;h  aia'";  Maai.kh  mi»;  die  wUniche 
at)er,  die  e«  in  dicuer  ruhigen  einsamkelt  «nTKrinend 
ttiiRbrütet,  werden  um  so  gewiasere,  erfreulichere  l>oten 
der  Zukunft.  MKiiDfi«  16,  SM;  hätte  er  einem  oorporal 
Ton  seinem  roKinient,  der  vor  den  gewisseaten  aobützen 
unter  der  gunl/.cn  armcc  itehalten  worden,  befelch  geben. 
Ukimmki.niiai  SKN    Sinipl.  (6,  18)  AM. 

8))  die  mibtitantivieruiig,  die  beim  tupertativ  nur  in  der 
prädicativen  vencendung  (*.  o.)  vordringt,  ist  oueh  btim 
comjHirativ,  »o  qft  »ie  dort  belegt  ist,  an  enge  grtnatn  ff- 
bunden:  nicht«  gowisKcni,  etwas  gewiaaers: 

Teurdank  wir  komm  in  rroas  achwer, 
hctt  niihta  fwUncni  gbabt  dann  den  lot. 

Teuerdamk  (W,  98)  50  Goedekt; 
ebenso  schon  Jon.  v.  ^¥.\UK\\h.-T  übers,  der  solilo<tuien  (nihil 
Sit  eertiu»  motte)  a  Satflrr;  ebenso  JoM.  v.  Schwänzen- 
BER«i  trontsprttch  9  Scheel;  Matthkhiub  (hochseilsjtred.) 
»,  xmLoeschf;  (leichenreä.)  l,li»l;  (iHlMMr.l.aiiAt'HKN  Simpl. 
461 :  nach  diser  antiquitet  und  zcugnusz  des  thruren  herrn 
vom  Hassenslein,  müssen  wir  uns  richten,  weil  wir  nichts 
clters  und  gewisser«  haben.  Maii  iikriln  Sarepta  (14)  iss*; 
ähnlich  G.  Fhöi.icü  vorrede  tu  Andreas  v.  Regenshtirg  s.  99 
Leidinger;  CllH.  Wbisr  JtfoMnteUo  ISiVtocA,  Stranitzky 
ollapatrida  (Wiener  neudr.  10)  99.  846;  Fontane  unwieder- 
brinylich  cap.  S&\  was  besKers,  richtigers  oder  gewiaaers 
jm  wirdt  anzeigen  künnen.  Matiiiksil's  Sarepta  vorr. 
(IM»)  «6*:  (zu  etwa«  gewiszcrem  führen)  Hkuokk  16,  860; 
(etwas  gewissere«  erfahren)  Wilii.  v.  BuHiiSDORFK  frr.  96 
CoAn. 

attszerhalb  dieser  beiden  Verbindungen  ist  der  eomparativ 
hier  venig  beobachtet:  dann  die  irrung  ist  schier  in  allen 
meinungen  . .  .  aber  ein  jeder  nehm  das  gewisser  an,  er 
lerns  von  einem  oder  dasz  er  das  selbs  aus  dem  leben 
erJlndt.  Ai.hh.  Dükkh  (r.  menschl.  proportion)  naeMassiSi. 
vereinzelt  sind  die  steigerungsformen  auch  in  der  viel  be- 
liebten Verbindung  mit  spielen  beolnichtet  (s.  sp.  6191).  neben 
einem  beleg  filr  das  gewisseste  spielen  findet  sieh  auch 
er  wolt  des  gowisscrs  spilen.  Avkntin  {bair.  chron.  l,  119) 
4,257;  dazu  vgl..-  mich  auch  hierüber  durch  meine  eigene 
äugen  des  gewissem  zu  belehren.  Lessino  (zur  gesch. 
u.  lit.  1:  fab.  aus  d.  teilen  der  minnesinger)  11  ^  885. 

♦))  im  gebrauch  des  adv'erbiums  gehen  die  Steigerungs- 
formen wiederum  besondere  icege: 

«))  nur  dem  compurativ  steht  das  eigentliche  adverbium 
offen;  er  findet  sich  grrn  bei  der  engeren  Verbindung  mit 
dem  verbum  und  tciderateht  natürlich  attch  bei  lockerem 
tusammenhange  dem  Übergang  ttir  partikel:  damit  er  desto 
gewisser  einen  ewigen  sabbath  oder  ruhe  zu  hoffen  hätt. 
Abr.  a  S.  Ci-AHA  mereks  Wienn  (1680)  57;  ebenso  (gewisser 
und  sichrer  fühlen)  s.  u.;  (gewisser  ausdenken)  *.  i«.;  (ge- 
wisser sehen)  problemata  Aristotelis  C  l*";  (gewisser  voraus- 
sagen) Herdkh  17,327; 

was  langsam  schleicht,  fast  man  gewisaer, 
and  waa  verzeucht,  ist  desto  sQsaer. 

P.  GRRMARin  gib  dich  xu  frieden  «.  $ei  lUtte 
Fifcher  u.  Tümpel  8,  428'»; 

ebetiso  (pcwisser  fangen)  Wikij\ni)  (urth.  des  Paris)  10. 174; 
(gewisser  treffen)  IIk.hi>kh  17,  IW;  das  hiisziin  laufft  ge- 
wisser den  herg  aulT  weder  den  berg  ab.  Gkilkr  v.Keiseiis- 
ukro  (hasz  im  pjeffer)  granatapfel  Aa  4»;  (büoher  gewisser 
aufschlagen)  Tu.  Georc  europ.  bücherlex.  vorr.  tu  bd.t; 
gleichwie  unter  allen  kranckheiten  keine  den  tod  ge- 
wisser verursachet  als  die  pesf.  Fr.  Caccia  hl.  Antonius 
V.  Padua  (1692)  185;  ganz  ähnlich  Göthe  (lehrj.  4, 15)  19.86 
(das  gewisser  als  der  tod  über  einem  weihe  schwebt); 
so  ist  doch  viel  gewisser  der  jenige  ein  starcker  sig- 
reicher  low.  Abr.  a  S.  Clara  auff,  auffihr  Christen  ( Wiener 
neudr.  1, 189);  ebenso  etwis  für  alle  l,  84«;  ähnlich  (so  ge- 
wieser) ö.iterr.  iceisth.  3,  2S2;  was  die  älteste,  oder  gewisser 
wenigstens  die  spätere  griechische  alexandriner  und  pla- 
tonikerphilosophie  mit  dieser  quelle  gemein  hat.  ist  auf 
keinem  als  diesem  wege.  Herder  (erl.  t.  neuen  testa 
ment  1775)  7,  346;  s.  auch  8.  b. 


GEmSS  II  (neuhoehdeuttcktr  gebratuh)     6174 

b))  beim  euperUHv  treten  frtfomhcnalverbindu ngen  au 
die  stelle  ie»  adwtrbs  ■•  denn  cie  wlMea.  das  ich  zuvor  hah 
mein  bekentnfi,  aaffa  allerfewiaaett  and  sterckest,  nicht 
mit  einem  buch  allein,  wider  die  aarramenter  öffentlich 
an  tag  geben  für  aller  weit.  Lutiirr  (verantwirtung  der 
auffgrUgtm  avffrhur  .  . .  tlOMf  6. 19«:  ebenso  Mai-iiikkiik 
(hoehzeitpred.)  t.  96.  IM ;  (turkrön.  Max.  IL)  ♦, 8H ;  Nean i.kh 
bettenken  u*;  eeri»  teHims.  uff«  alter  fewinMst.  AtucMoa 


810*: 


wea  er  aMial.  »i«  aj»  gwiateo  hek. 
ae  iat  ar  bei  ibr  gar  arbabak. 

H.  8A(Hit  /ab.  u.  tekm.  S,  «M; 


ebenso    H.  v.  u.  PlJ^NlTZ  a«  WMel»r  u.  Virtk;    Hcrmbr 
15,  400:  Tu.  Fontane  «»r  d.  stürm  emp.  xt;  wan  wir  in 
unseren  hoffnnngen  am  allerslchentaa  ond  gewiaaeiutea 
zu  stehen  vermeinen.  fiRiMMKiJduoaRii  fffayf.  m. 
acblacbl  und  reckt ,  wo  Und  ich  diell? 


manchmal  uniar  laim  oad  atrek,  wem  n ■  MeiT^ im  ilaksL 
LOOAV  stmgid.  t.t.U  (.feMgktm  MKaer  «,  4U. 

II.  der  nkä.  febraveh.    der  überhUek  Mer  die  kihelüher* 

settung  eeigte  in  Luthrrm  spraeht  eine  ungrteökmliehe 
begünstifung  unseres  adjeetivs.  die  bei  ihm  auch  im  der 
freien  daretMung  tu  tage  tritt,  vgl.  wir  aber  foddera  fe- 
wisse  beweiaunge  aolcher  gleichnia,  denn  weil  sie  rieh 
ao  gewia  jrea  dinges  rhümen.  ao  aollen  aie  ea  auch  gewis 
machen,  oder  sollen  gack  atehen.  (vom  abendmaJU  Ckrieti) 
8, 475*  M.  a.  über  alle  anderen  geknutek^ormem  Umeme  iat 
bei  ihm  und  »-^  -'^  -"-  ^^  a...t..-.j^  ^^  fMfhfityiiw 
ergiebt.  auch  bei  eeimem  teHgemaeeem  «mi  Md^/U^tna  die 
attribtitive  Verbindung  bevorzugt,  im  der  §fla§e  dieatr  Mr> 
binttungen.  als  deren  mittelpunki  die  reektaeprmdm  rttrh 
getciesen  wurde,  folgt  der  nhd.  gebrauch  lange  den  alten 
geleistn  nach;  ihm  eigen  jedoch  ist  die  pronominale  ent 
tricklung.  die  seit  dem  in.  jähr h.  immer  eUrktr  e9rdrim§t 
und  die  im  19.  jahrh.  die  bedeutungeetm-fie  dm  m^jeetim 
atis  den  attributiven  Verbindungen  bis  auf  wenige  au* 
nahmen  (s.  sp.  6186)  verdrdngt  kmt.  nur  in  den  sieigerungs 
formen  (gewisser,  gewieeest)  ktmukrt  muek  dieser  febrmudk 
die  bedetttungsknuft,  um  ao  lekenäiftr  kmt  aidk  dieae  M  dem 
prädieatiren  veneendungen  erkmUem.  bei  denen  nnnwif« 
nette  verbindungsmögliehkeiten  sieh  entwickelten,  emdmei 
seits  eine  griiszere  syntaktische  bewegliehkeit  siek  einatiBie. 
tcenn  in  diesen  richtungen  die  führenden  sekrißsteller  weit- 
gehende Übereinstimmung  zeigen,  so  teeiehen  sie  im  gebrauch 
des  adrerbiums  von  einander  ab:  LtiTHER  liebt  es  im 
engeren  Zusammenhang  mit  verbie  und  verwendet  es  auch 
bei  lockerem  rusammenhang  tunäekat  dm,  «o  der  satsinkalt 
ein  entsprechendes  atisdrucksmittel  nakeltft.  auch  die 
buehwtgen  hatten  gezeigt,  dast  in  einttimen  aoUker  verwen- 
düngen  der  ileutsche  gebraurh  am  ummkkämfigatm  au  tagt 
tritt,  im  gegennatze  dazu  ist  das  adnrUum  bei  Wieland 
und  Si.llM.l.KR  auffallend  tu rüekged rängt,  während  sich 
für  HEnnKR  nach  sgntematischer  durd\forathumg  ein  un 
geiröhnlieher,  das  bedürfnis  weit  übersteigender,  rerl-rauek 
ergab.  GÖTlir.  zieht  das  adterbium  in  der  gebundenen 
Sprache  stärker  an,  als  in  der  prosa.  und  die  Wortstellung 
scheint  bei  ihm  durch  das  metrum  heeinfitissi. 

l)  das  adjectiv  in  activer  lietletilung : 

a)  die  prädieatiren  verbindunf/en.  die  den  It^  Wendungen 
certiorem  (certum)  facere.  cerlior  tirri  entsprechen,  werden 
noch  immer  gejtfiegt  und  aujftefriseht. 

a)  für  die  rerfnndtmg  gewiss  machen  mir  oAen  %$t*ter 
den  formein  der  rechfusprache  (fp.  «im)  gezeigt  wvrden,  den 
sie  nicht  nur  die  actite,  sondern  ai'ck  die pmasire  bedeutumg 
des  adjeetivs  in  anspruch  nimmt  (#.  m.).  ßhr  die  orMiw 
bedeutung  lästt  sich  im  allgemeinen  gebrauek  sweiertei 
beobachten:  unter  dem  einfluss  bedeutungsrrrwmndter  re 
fierivformen  wird  auch  gewiss  machen  gern  reJUriv  ge 
braucht.  andeier.^ts  dringt  im  neueten  etil  die  annäkeruttg 
unserer  formel  an  wis  tuon  (vgl.  oben  sp.tl4a)  muftvatin 
der  bedeut%*ngsr-ericandtschaj1  mit  securus  tor, 

l))  gewiss  machen  (sich  gewis«  machen): 
denn  macht  das  bertx  der  glaub  gewis. 
daa  golt  mit  jm  vasaanet  iat, . . . 

N  Hbrmah  {wer  kle  wer  gim  wa  eetm  ftrecM) 
»OHiagteeamgtHa  m  Welkan; 

er  stellt  ins  licht,   wenn  er  auch  nicht  entwickelte:  er 
macht  aicber.  gewisz.  «taric;  wenn  er  auch  nicht  Ober 


6175         GEWISS  II,  ua  (gewiss  werden) 

zeugte,   so  überredet  er  bis  zum  augenschein.   Herder 

{über  Th.  Ahbts  sehr.)  2,  291 ; 

freilich  tret'  ich  nur  arm ,  mit  kleinem  bündel  in's  haus  ein, 
das  mit  allem  versehn  die  frohen  bewohner  gewisz  macht. 
GÖTHE  {Herrn,  u.  Doroth. :  Urania)  40,  327 ; 

wie  vieles  macht  des  sieges  sie  gewisz ! 

ein  mund,  der  küssen  winkt,  em  lilienhals  und  nacken. 

Wieland  {kom.  erz. :  Diana  u.  Endymion)  10, 127 ; 
reisz  mich  aus  der  finstemiszl 
vater!  mach  mich  dein  —  gewisz  I 

Lavater  handbibl.  für  freunde  3,  239 ; 

die  Versetzung  solcher  engel-menschen  in  unsre  alltags- 
welt  . .  .  diene  doch  nur  dazu ,  uns  desto  gewisser  zu 
machen,  dasz  er  (der  dichter)  uns  blosse  mährchen  er- 
zählt. WiELANii  {hexameron  v.  Rosenhain,  vorbericht)  38, 11; 
ähnlich  ( Ar istii^p  1,  3i)  33,280;  dasz  man  nur  fortzulesen 
braucht,  um  sich  selber  ganz  davon  gewisz  zu  machen. 
Horazens  briefe  2, 196 ;  dasz  sie  ihren  zweiten  söhn  nicht 
von  sich  gelassen  habe,  ehe  sie  sich  von  dem  baldigen 
tode  des  ersten  gewisz  gemacht  hatte.  Schiller  (gesch. 
d.  franz.  tmruhen)  9,  387;  der  hund  macht  den  Jäger  ge- 
wisz, wenn  er  ihm  gewisse  zeichen  gibt  von  dem  was  er 
sucht.  Adelung. 

2))  reßexivformen  des  netteren  suis :  er  achtet  sich  von 
seiner  und  der  selben  frawen  keuschait  als  gewisz  und 
liesz  si  bei  im  wonen.  Gregors  dialoge  {Augsburg  1473) 
III  cap.  7; 

(dertod.)  o  jüngling,  dunck  dich  nit  so  gwiszl 
siehst  du  nit,  das  ich  täglich  schiesz 
beide  die  jungen  sambt  den  alten? 
derhalb  must  auch  ein  schusz  mir  halten, 
schick  dicix !  ietzunder  must  du  sterben. 

H.  Sachs  {tragedia  .  .  .  des  jünsten  [1]  gerichtet, 
act  2)  11,408  Keller; 
mit  solchen  waffen  hielt  mein  herr  Araflbolis 
sich  eines  schnellen  siegs  gewisz. 

Wieland  (kom.  erz. :  Aurora  u.  Cefaltis) 
10,  220;  vgl.  auch  3,  293,  «.  «p.  6177; 
des  fräuleins  ton  und  miene 
bewies  ihm,  wie  gewisz  sie  ihres  wahns  sich  hielt. 

(Klelia  u.  Sinibald  7)  21,  334. 

/?)  auch  an  der  Verbindung  gewiss  werden,  die  nur  selten 
die  bedeutung  securus  gegen  certus  abgrenzen  läszt,  macht 
sich  die  hei  gewiss  machen  beobachtete  neigung  des  neueren 
Stils  geltend,  nicht  die  geiviszheit,  die  das  wahrnehmende 
subject  erlangt,  icird  in  jedem  falle  gekennzeichnet,  häufiger 
vielmehr  blosz  die  Wahrnehmung  selbst,  gewiss  werden  tritt 
also  wie  certior  fieri  immer  mehr  in  die  reihe  der  verba  sen- 
tiendi.  vgl.  quomodo  mihi  constabit?  wie  werd  ich  gewisz  ? 
Alberus  gegen  gewisz  werden,  certum,  certior  em  fieri.  Aler. 

l))  wie  werden  wir  gewis,  das  diese  glose  und  zusatz 
recht  sei.  Luther  (wider  d.  himl.  prophet.  l.  1525)  3,70''; 
ja,  damit  sie  noch  gewiszer  werden,  dasz  ich  sie  nicht 
überschleiche.  Hruder  (geist  d.  ebr.  poesie)  11,225;  und 
darumb  predigen  wir  diesen  artikel,  auff  das  wir  dran 
gewis  werden  und  ein  jeder  sein  eigen  hertz  erforsche 
und  sich  prüfe,  ob  er  auch  auff  diesen  artikel  sterben 
wolle.  Luther  (pred.  über  Joh.  20,  i)  28,  436  Weima,r;  das 
ich  noch  gleube  und  gewis  werde.  4,  329»  Jena;  ein  Christ 
sol  seines  sinnes  und  glaubens  gewis  sein,  oder  je  dar- 
nach streben,  das  ers  gewis  werde,  (verantw.  d.  auffgelegten 
auffrhur . . .  1533)  6, 18'> ;  (meines  glaubens  gewisz  zu  werden) 
WoLFH.  Spangenberg  ganskönig  (vorr.)  9  Martin;  und 
was  die  gewänder  betrifft,  mahlte  er  diejenigen  zuerst, 
über  deren  färben  er  schneller  gewisz  geworden.  Göthe 
(abendmahl  v.  Leonardo)  39, 117. 

2))  denn  wo  ich  des  gewar  und  gewis  würde,  das  sie 
Kolch  gifft  aus  meinen  büchern  sögen.  Luther  (war- 
uungsschr.  an  die  zu  Franckfurt)  6, 107*  (das  man  der  ge- 
schieht gewis  werde,  pred.  über  Joh.  20,  i)  28,  437  Weimar; 
und  wie  auf  solche  weise,  einem  knaben,  die  declinationes 
. . .  und  formationes  verborum  praecipuorum  ...  in  einem 
nionat,  alle  so  gemein,  und  bekand  werden,  und  ein 
knabe  derselben  so  gewis  wird.  Neander  bedencken  . . . 
toie  ein  knabe  zu  leiten  21»;  dasz  sein  erster  schritt  sein 
müsse,  von  der  gesinnung  der  witwe  gewisz  zu  werden. 
J.  J.  Knoel  (Lorenz  Stark  29)  12,311;  seit  dem  augenblick, 
da  ich  gewisz  ward  er  habe  mich  verlassen,  ist  alle 
freude  meines  lebens  dahin.  Göthe  (Stella  l)  10, 131. 

b)  ungewöhnliche  pflege  und  Verbreitung  erfuhr  die  Ver- 
bindung mit  dem  verbum  substantivum,  bei  der  sich  die 
beideti    bedeutungsfärbungen   securus  und  certus    immer 


GEWISS  II,  1,  b  (bin  es  gewiss)         6176 

wieder  erneuen,  wie  ungezwungen  sie  au^  der  art  des  zu 
erqänzenden  objectes  erwachsen,  zeigt  ein  beleg  wie-,  und  ich 
gewinne  dadurch,  dasz  er  immer  von  zwei  dingen  völlig 
gewisz  sein  wird:  dasz  ich  ohne  alle  nebenabsichten  mit 
ihm  umgehe,  und  dasz  er  alle  hoffnungen  aufgeben  musz, 
mich  ...  zu  verleiten.  Wieland  (Danischmend  43)  8,  .'566. 
a)  bedeutung sgemeinschaft  mit  lat.  securus,  sicher  (vgl. 
sei  nicht  so  sicher,  ob  deine  sünde  noch  nicht  gestraft 
ist.  Luther  Syr.  5,5;  r^ri.  des  künfftigen  versicheret  und 
gewüsz,  futuri  certus.  Frisius  u.  a.;  gewisz  sein,  to  be 
certain,  sure  or  true.  teutsch- engl.  lex.  2,  774  m.  a.):  gewiss 
von  einer  erkenntnisthätigkeit ,  an  der  ein  persönliches  be- 
dürfnis  der  sicherstellung  haftet :  wan  ich  gewisz  bin  unnd 
glewb,  sie  gefallen  gott.  Luther  (handschr.  d.  sermons 
V.  d.  guten  werken)  9,  230  ; 

mir  gnUget,  wie  es  mein  gott  füget, 
ich  glaub  und  bin  es  gantz  gewisz; 
durch  deine  gnad  und  Christi  blut 
machst  du's  mit  meinem  ende  gut. 

E.  J.  v.  Schwarzüurg-Rudolstadt  'wer 
weisz,  wie  nahe  mir  mein  ende'; 

da  bin  ich  gewis  und  sicher,  das  .  . .  Luther  (v.  abend- 
mal Christi)  3,440'';  SO  laszet  uns  sicher  und  gewisz  sein, 
dasz  . . .  Herder  (ideen  9)  13,  350;  ebenso  15,  83;  in  den 
zahlreichen  einschlägigen  belegen  ist  das  object  ungetoöhnlich 
häufig  durch  einen  satz  vertreten,  substantiva  sind  meist 
im  genetiv  angeschlossen  und  erscheinen  gern  in  festen  Ver- 
bindungen: des  Sieges,  seiner  sache  gewiss  sein,  prä- 
positionalverbindtmgen  treten  immer  mehr  zurück  und  sind 
auf  die  anknüpfung  mit  von  beschränkt. 

l))  wo  das  object  durch  einen  satz  dargeboten  wird,  ist 
es  im,  regierenden  satze  nicht  immer  durch  ein  pronomen 
vertreten;  wo  dieses  eintritt,  steht  es  im  genetiv. 

d))  wie  bistu  gewis,  das  nichts  verseumet  sei,  oder 
mangele?  Luther  (summa  d.  christl.  lebens  . .  .)  6,  4l'>; 
ebenso  (2.  sermon  apostelgesch.  16)  3,  268» ;  (wider  d.  bapstum) 
8,  210*";  (v.  d.  guten  werken)  6,  242  WeimMr;  (sermon  v.  d. 
busze)  2,  718 ; 

wir  halten,  herr,  an  unserm  heil 
und  sind  gewisz,  dasz  wir  dein  theil 
in  Christo  werden  bleiben. 

P.  Gerhardt  gott  vater,  sende  deinen  geist 
Fischer  u.  Tümpel  3,  345» ; 

eben.fo  Herder  (lieder  d.  liebe)  8,540;  Göthe  (Benvenuto 
Cellini  1,  9)  34, 125;  weil  jeder,  der  für  den  einen  gott  und 
für  seinen  propheten  Muhammed  stritt,  gerad  ins  paradics 
zu  gehen  gewisz  war.  Herder  (zerstreute  blätter  q)  \f,,Z22; 
wenn  ich  nur  auch  gewisz  wäre  zu  hause  zu  sein.  Göthe 
{an  F.  H.  Jacobi)  briefe  6,  250; 

kein  Böhme  hat  noch  seinen  herrn  verrathen; 
was  auch  der  lästrer  spricht,  ich  bin  gewisz  1 
Grillparzer  {könig  Ottokar  4)  5*,  124  (anders  6-',  117). 

b))  ich  bin  des  gewisse,  dag  di  nature  mines  vater  in 
mir  geworcht  hat  ime,  so  si  gelichest  mochte.  Nürnberger 
predigthandschr.  bei  Jostes  110;  darumb  sind  wir  auch 
nichts  gewis,  ob  der  Schlüssel  troffen  oder  gefeilet  hat. 
Luther  (v.  d.  schlüsseln)  5,222''; 

es  ist  ein  richer  rüewiger  stand, 
da  brist  nit  ein  nagel  m  einr  wand, 
des  sind  sie  gwüss  ir  leben  lang. 

NiK.  Manuel  (Barbali  53)  136; 

ähnlich  (ich  bins  gewisz)  Eberlin  v.  Günzburg  2,SEndera; 

drumb  sind  wir  des  nu  gar  gewis, 
das  er  warer  son  gottes  ist. 

N.  Herman  [das  wort,  die  göttl.  weish.) 
sontagsevangelia  27; 

herr  fürst!  wir  glauben,  dasz  sie's  ehrlich  meinen; 
seit  gestern  —  smd  wir  desz  gewisz. 

Schiller  (Walleru:teins  tod  1,  5)  12,  225; 

ähnlich  Grillparzer   (Argonauten  2)  5*,  59;    (des  meeres 

u.  der  liebe  wellen  3)  7*,  47; 

sehet  ihr  alle  das  gut,  o  gnädiger  könig,  beisammen, 
ja  ich  bin  es  gewisz,  ihr  denket  meiner  in  ehren. 

Göthe  (Reineke  fiiclia  5)  40,  85 ; 

das  letzte  hoffe  ich  nicht  nur,  sondern  bin  dessen  fast 
gewisz.  Herder  (briefe  z.  bef.  d.  humanität)  17,  79. 

2))  auch  wo  substantiva  als  objecte  hier  angegliedert 
werden,  zielen  sie  im  gründe  auf  ein  geschehnis ,  das  sie 
nicht  nur  durch  ein  nomen  actionis  kennzeichnen,  sondern 
auch  durch  einen  eigenschaftsiegriff,  ja  selbst  durch  sach- 
begriffe  andeuten,  ähnlich  sind  auch  die  persönlichen  objecte 
aufzufassen,  denn  das  adjectiv  zielt  hier  nicht  so  sehr  auf 


öl  77     CiEWISS  I(,  1,  b  (bin  de»  danke«  Kewias) 


GEWISS  II.  i.d  (bin  g«wlM,  daM)       6178 


die  peraon  adhat.  ala  auf  kandlungen.  die  man  von  ihr 
erwartet,  ala  anknüpfungamittel  überwiagt  hier  der  gmuthf, 
nur  bei  Götiik  iat  für  »äeklithea  wie  für  ptraünlieka»  ohjtet 
einigemal  die  pr/ipoaitionalverbindung  (von)  belegt. 

a))  meiner  auH/fart  ich  gewiie  bin.  ab«r  mein  lierwider- 
komen  zA  got  stet.  Ubner  tibera.  d.  dakameron  M7,  >;  null« 
mulier  polest  dicere:  ich  bim  gewiiz  felioit  pAHui,  sed 
nogitat:  golt  hellT  . . .  I^utiikr  (pnd.  iMi)  M  I  «.  85t:  denn 
er  niolitü  iiielir  denn  eins  aagenbliok«  der  Mit  sein« 
iobens  gewis  ist.  (ep.  d.  proph.  Jag.)  8.  tlft^:  abtntto  (Min 
<ie8  lebens  gwiHHo)  N.  IIkiiman  aontagaei/angal.  mi  er  darf 
(ieii  danke  dorüellHMi  gowisz  Min.  Hkhdkh  {kUina  »ekr^n\ 
18,  875;  ebenao  (wuren  ihres  eiegea  eo  gewisz  gewesen) 
16,408  (Nemeaia);  seines  Spiels  gewisi  sein.  Honurav, 
Schwan  ;  von  doin  theatrullHohen  elTeot  kann  man  gewiss 
sein.  Gö-i  IIK  (an  Schiller  lu.  a.  17W)  briefa  U.  86;  ebenao  (von 
seiner  rUokkehr  jederzeit  gewiei  Min)  10,  M  (lArj.  7,  •). 
b))  sa  t)ult«n  diu  bis  anverMgt 

und  wiltu  tugent  Min  {ewu, 
all«  KutUt  iliiif  ofn  hör  uiiti  Um 

Jon.  V.  MriiwARZBNHlHU  ttoaUitntck 
(1168)  18  .Sc/ted. 
nUn  war  der  arzt  d«r  kttnst  nit  gwiM 
und  im  liiiimlirli  gredacht: 
mir  mficht  aber  folo  meine  kUniit. 

H.  Saciih  (die  Uimte  frau  mü  dem  anl) 
/ah.  u.  ir\w.  5,  W7; 

allerdings  aber  musz  er  seiner  Zauberkunst  gewisz  sein; 
denn  sonst  wird  jede  solcher  erscheinungen  iKoherlioh. 
Hrhusr  (über  bild,  diehtxmg  und  fabel)  1.1,547; 

der  iat  mir  der  meixtcr, 
der  seiner  kuDst  (ewiMz  ist  Oborul. 
dem'«  herz  nicht  in  die  band  tritt,  noch  ins  aage. 

Si;hii.i.br  TeU  (3,3)  14,  8W; 

du  bist  meines  herzens  so  gewisz  als  ich  des  deinigen. 
WtKi.ANO  (l'anwcAm^nd  46)  8,  896;  ebenao  (meiner  liebe 
bist  du  gewisz)  Ghii.i. HAitZF.it  (Melueinax)  7^8S1;  (das) 
würde  mich  beHchämt  machen,  wenn  ich  nicht  von  ew. 
durüiil.  nachsieht  ganz  gewisz  wftre.  6öthr  (an  Ernst  II. 
r.  Gotha)  briefe  5,  81. 

c))  eigentliche  aachbegriffe  sind  hier  natürlich  nur  in 
Iteaontlerem  zusammenhange  möglieh:  er  war  nicht  eher 
ruhig,  als  bis  er  des  schilTes  gewisz  war,  das  ihn  zurück- 
fuhren sollte.  Hkrdkh  (ideen  7,  S)  13,  865;  die  vielbeobaehtete 
Verbindung  seiner  sache  gewiss  sein  führt  tunäeJtat  auf 
den  recht.tbegi-ijf  von  sache  zurück,  der  auch  die  bedetttungs- 
Verwandtschaft  von  gewiss  mit  sicher  in  lielles  lieht  rückt, 
in  der  weiteren  etitmcklung  wird  jedoch  auch  diese  Ver- 
bindung immer  einseitiger  auf  die  erkenntniathüHgkeit  be- 
atigen und  mündet  in  den  Itereich  von  certus  ein. 

a))  die  ursprüngliche  bedeutung  (vgl.  eins  handeis  be- 
redt und  gowisz  sein.  Frisius)  läszt  sich  am  längsten  in 
Verbindungen  tnit  dem  poaaeasivpronotnen  durchfühlen: 

{Nathan:)  möcht  auch  doch 

die  ganze  weit  uns  hOren.    (Saladin:)  so  gewisz 

ist  Nathan  seiner  sache? 

Lbssino  (Nathan  8,  7)  S^,  90; 

seiner  saohe  gewisz  sein.  Käui.kin,  Ronhkau,  Hii.prrt; 
und  alle  ulle  stose  ich  euch  hinunter  und  (bin)  meiner 
sache  gewisz.  6.  C.  LiciiTKNUKito  aphoriamen  8, 165  LeiU- 
mann;  die  argumente  sind  alle  gut,  wenn  man  schon  der 
saohe  gewisz  ist  oder  ihr  gewisz  sein  will.  Herdkr 
(theologiebri^e  18)  10,  80<J;  ähnlieh  (gotf)  16,576;  Wirland 
(toaa  ist  hochdeutsch)  suppl.  6,300;  dazu  vgl.:  er  hielt  sich 
also,  da  er  ihr  nacheilte,  seiner  sache  wenigstens  so 
^'owisz,  als  Apollo,  da  er  die  fliehende  Dafne  an  das  ufer 
des  Peneus  verfolgte.  (Agathon  14,  5)  3,  893,  a.  o.  ap.  6175. 
ß))  schon  LUTiiKR  zeigt  hier  demoftstrativpronomina  mit 
allgemeinerer  bedeutung:  lieber,  ein  sicher  gewissen,  das 
der  Sachen  gewis  ist,  fitzelt  und  fotzelt  nicht  also,  es  sagt« 
dürre  und  frisch  eraus  wie  es  an  ihm  selbs  ist  (dasa  die»« 
ioort  Christi . . .)  88, 89  WeinuiT;  ebenao  (pred.  über  1.  Mo».  85) 
84,  439;  (v.  miszhraueh  d.  messe)  8,  488;  nocA  weiter  geht: 
und  wicwol  ich  guthe  schrifrtliche  kundschaflt  hett  von 
Nürnberg  an  bisz  gen  Frnnckfort,  so  wolt  ich  doch  der 
Sachen  gewisz  sein,  und  liesz  ein  knecht  ober  Milten)>erg 
halten ,  der  solt  sehen ,  wo  sie  hinein  zogen  auch  wie 
starck.  Götz  v.  BEni.icHiNOKN  lebenabeschreib.  (l.  11)  87 
Biding;  wäre  der  vertheidiger  des  göttlichen  Ursprungs 
(lieser  saohe  demonstrativ  gewisz  gewesen,   dasz  es  un- 


sinn  Mi.  HicHiiRit  (urapr.  d.  &pr.  t)  ft.  IM;  einer  saehe  ge- 
wisz Min,  TÖllig  von  derMlIieD  ttberMagt  Min.  Aoki.uno. 

d))  ein  peraönliehes  otjaet  wird  hier  erat  in  belegen  des 
18.  Jakrk.  eingeführt  (vgl.  immiiht  bei  gewiu  machen, 
t.  ap.  8176):  sie  sind  ihre«  fotlei  eo  gewisz.  sie  sind  ihrer 
erreltung  auch  nur  im  Iraum  de«  andenken«  Mhon  so  froh, 
dait/  die  zukunft  ihnen  gegenwart  wird.  IIkmi>kh  (briefe 
d.  atud.  d.  theol.  betr.  1, 10)  10.  IM;  dM  geriolit  meldete  dem 
Wundarzt  die  gegen  ihn  TorhÄadeB«  MÜüat».  ar.  der 
seinM  dienere  gewisz  war.  leiifnete  eie  ftandbaft.  Kunokr 
( FauH»  UUm  4, 4)  8. 801 :  fMM  äkmtiek  (war  seioeo  maimee 
zu  gewisz)  ftciiii.i.KH  (ao/Mr.  iTMf )  8,  l4l:  (bist  meiner 
«ciion  so  gewisz?)  An/knohuhbh  (wteimMktmer»,f)  e',  IM; 
dasz  ich  fie  doch  auf  dieeen  grad  niobt  kMine,  am  auch 
in  einem  solchen  falle  fon  ihnen  ganz  fewin  m  sein. 
Götiik  (eampagne  in  Frankreich)  80.S«»;  ty<.  mieki  iolbet 
gewiaz.  Miner  Mlbet  gewitz,  sieh  «ioher  fühlend  OM  M, 
9p.  475;  daaz  sie  ihrer  Mlbet  m  gewiaz  ist.  wie  fott  der- 
Mlben  gewiaz  Min  kann.  Herukh  (gotf)  i«,  «7».  iaum  syl.  ; 
er  muaz  in  *i«h  selbst  gewisz  Min  . . .  wenn  er  nneh  Mtoer 
iU>erzeufunf  zu  handeln  sieh  getraute.  Piciitk  sUhmlaket 
(1798)81«. 

/SO  engere  berükeitng  mit  Iat.  certus:  bei  gewiM  liegt 
d0r  »ektetrpunkt  mtf  der  tHmnntniath/ltigkeii,  muA  teo  die*e 
dem  pertlhdiekan  imtereett  de»  erkennendem  entgegentritt 
Mhet  ja  zu,  das  jr  gewis  seid,  und  nicht  zweiuelt.  Mich  ewer 
flucht  oder  elende  gefalle  gott  im  bimel  seerwol.  Luthrk 
(troatsekrifft  an  d.  ekristen  au»  OtAate)  8. 1*:  das  jr  Mlchs 
gewis  seit,  und  nicht  daran  zweinelL  ebenda  l*;  immi  dukito. 
ich  bin  gewiitz.  ALiiKHtjfi  u.a.;  oh  ich  zweifle,  oder  gewisz 
bin ,  hat>e  ich  nicht  durch  argumentation  . . .  sondern 
durch  unmiüelbares  gefühl.  Vicurr,  Sittenlehre  no;  äludiek 
Hrhdkii  (über  OreuM  öden)  i,«»:  aber  wann  du  wildt  wider 
sprechen  aim  miszbrauoh,  so  bisz  vor  durch  geMhrift 
gewisz  und  gelert.  das  er  wider  gottee  wort  Mi.  Rbkhlin 
V.  GOn/bumu  8.148;  ioh  bin  als  menMb  Oberzeugt.  dasz 
sie  sich  nichts  weiter  vorzuwerfen  hat;  ich  bin  als  ant 
gewisz,  dasz  dieser  druck  keine  üblen  folgen  haben  werde. 
(iüTiiK  (lehrj.  6, 18)  19,860;  nun  macht  ich  gut  kundschafft 
über  sie,  die  nit  mehr  dann  recht  und  gewisz  waren, 
dasz  . . .  G<Vrz  v.  Bkruciiinobn  Uben»be»ekreib.  il.  il|  71 
Bieling;  in  den  einseklägigem  keUgen  iai  di»  rnnknüpfung 
des  objects  durck  präpoeiiionalverbindungen  viel  kät^figer 
beobaddet  und  mannigfaIHger,  ala  oUn.  ».  »p.  8177. 

l))  die  belege,  in  denen  da»  objeet  durek  einen  aata  ver 
treten  ist,   zeigen  vielfache  neuerungen.     die  ferwiMmflen 
wendungei\,    die  von  der  aweiten  peraon   »i$igulmri»  am»- 
gingen,  sterben  rasck  aus.  vgl.  noek: 
Peter,  du  salt  fewiase  dnn. 
weacbe  ich  dir  nit  die  fasse  dimi, 
•o  hostu  kein  doil  in  minw  vattar  rieb. 

Alt/dder  paaaionaptH  8080  0reto  a.  98: 
sie  seien  es  gewiss  dsM  an  iedem  hofe  eben  Mlehe  ge- 
sinnungen  henushten.  Göthb  (an  Carl  Augtui)  bri^e  4,t. 
mit  icenigen  auanakmien  (kan  niemand  gewis  sein,  ob 
sie  die  wort  sprechen.  Lutiirr  8.  KN^)  ku  rtekt  i»  dimen 
teendungen  die  erst»  perton  —  wteiet  d»»  »imgtUmri»  —  «er. 
in  den  objeeteätten,  di»  m  ryisrewdeii  »at»  dnrek  ein  fro- 
nomen  vertreten  »ind,  flmded  »iek  der  s'wdieeh'e.  in  den  andern 
dringt  im  18.  jahrk.  der  eotyunetiv  {de»  prd»en»  und  des 
praeteritums)  vor. 

a))  so  du  das  thust  bin  ich  gewOsz,  dasz  dich  gott  aas 
aller  noht  .  . .  erlösen  wird.  J.  Wktxrl  reise  der  »Ohne 
Qiaffers  144  Fischer  u.  Balte:  ioh  bin  gewisz,  dasz  man  bei 
mehreren  und  vielleicht  bei  allen  flüszigkeiten  das  näm- 
liche entdecken  werde.  Hkrokr  16,664;  ebenao  18,84;  M.  9; 
GöTiiK  19,850  (a.  0.1;  dejtgt.  (bin  gewiss,  dasz  sie  werden) 
HKHitKH  18. 10.  856.  868;  rgl. :  ich  bin  gewiss.  dsH  ich  mit 
iedem  andern  musikns  ausser  ihnen  viel  hlndel  haben 
würde.  Götiif:  (an  Kagser)  briefe  4. 189:  ebenso  Hrrorr 
5. 183:  11,941;  18.884.401:  al>er  woher  hat  Johannes  den 
ausdruck?  sind  wir  auch  gewisz.  dasz  er  das  und  nichts 
anders  bedeute?  m  gewisz,  als  von  einem  ausdruck  in 
einer  spräche  der  weit  Hrri>kr  {erl.  t.  netten  teet.)  7,  K>': 
ioh  bin  gewisz.  das  geheimniss  dieser  wundervollen  bil<l- 
s&ule  ...  ist  kein  gcheimnisz  für  dich,  ich  kann  diesen 
zustand  der  ungewi^zheit  und  des  schmachtens  nicht 
länger  ertragen  I  du,  mein  vater,  ich  bin  es  gewisz,  kannst 
ihm  ein  ende  machen.  Wikijvm>  [die  Salaautndrin  u.  die 


()179     GEWISS  II,  1,  b  (davon  bin  ich  gewiss,  dass) 


GEWISS  II,  1,  c  (sicgesgewiss) 


6180 


bildsäule)  30,  367;  vgl.  Scuua.v.k  {Turandot  4,6)  13,  447;  ich 
bin  gewisz,  dasz  in  den  gefährlichsten  zelten  kein  Römer 
einen  begriff  davon  gehabt  habe,  wie  Rom  untergehen 
könne.  Herder  (ideen  3,  245)  14,  166;  wir  können  gewisz 
sein,  dasz  was  sich  im  menschen-typus  auf  unsrer  runden 
erde  entwickeln  konnte,  entwickelt  hat,  oder  entwickeln 
werde.  18,248;  ebenso  (ich  bin  gewisz)  8,547;  9,297;  denn 
ehe  ich  dich  aus  Italien  wegnehme,  will  ich  erst  gewisz 
sein  was  in  Frankreich  mit  dir  werden  wird.  Göthe 
{Cellini  3,  3)  85,  24. 

b))  pronominalformen,  die  den  objectsatz  im  regierenden 
satze  vertreten,  zeigen  selten  den  genetiv .-  aber  köstlich  und 
thewer  sind  solche  creutz  und  leiden,  der  wir  gewis  sind, 
das  sie  nicht  umb  unser  schuld,  sondern  umb  Christus 
willen  getragen  werden.  Luther  {veranttvort.d.auff gelegten 
auffrMir  . .  .  1ÖS3)  6,16'';  sie  hatten  alle  freude  mit  mir 
darüber  empfanden  alles  was  ich  gemacht  hatte  und  da 
war  ichs  erst  gewiss.  Götiie  (an  Kestner  25. 12. 1772)  briefe 
2,49;  ä/miicÄ  Ch.  Seai.sfield  (cajütenbuch  2)15,33;  meist 
sind  die  pronominalformen  in  den  accusativ  übergeführt 
oder  mit  präpositionen  verbunden:  eia  das  bin  ich  gewisz, 
das  ist  ein  jemerliche  schwere  blindheit,  dass  . . .  Luther 
(die  7  buszpsalmen:  7.  ps.  1517)  1,220  Weimar;  und  es  ist 
mein  bruder,  das  bin  ich  gewisz!  Götiie  (xoanderj.  1,  h) 
21,  90;  diesz  bin  ich  wenigstens  gewisz,  dasz  dieser  mann 
sich  nicht  am  hofe  zu  Scheschian  gebildet  haben  kann. 
Wi  e LAN D  (der  goldne  Spiegel  2, 5)  7, 105 ;  ebenso  (die  grazien  2) 
10,31;  ähnlich  (mit  conditionalis)  29, 13S;  anders:  dasz  ihre 
arbeiten  nicht  ganz  unterbrochen  werden  können,  davon 
bin  ich  gewisz  und  hoffe  davon  früher  oder  später  manches 
erfreuliche.  Göthe  (aii  Runge  5.  11.  1807)  briefe  19,  452; 
davon  bin  ich  völlig  gewisz,  dasz  es  zu  deiner  itzigen 
glückseligkeit  gehört.  Klopstock  (briefe  v.  verstorbenen) 
11,134;  ebenso  Wieland  (Agathodämon  6,  III)  32,  349; 
Ch.  Sealsfiei.i)  15,  257. 

2))  auch  bei  den  Substantiven  wird  der  genetiv  als  an- 
gliederungsform  durch  präpositionalverbindungen  zurück- 
gedrängt, und  hier  ist  neben  von  nunmehr  auch  über  zu 
beobachten. 

a))  und  wie  gewis  sie  jrer  truncken  trewme  sind. 
Luther  (ividerruff  .  . .  v.  fegfetcr.  cap.  3)  5, 166*;  sobald  es 
desselben  (des  geheimnisses)  gewisz  ist.  Herder  (liebe  u. 
selbstheit)  13,  315 ; 

auf  dich  nur  braucht'  ich 
zu  sehn  und  war  des  rechten  pfads  gewisz. 

Schiller  {Wallensteim  tod  2,  2)  12,  239; 
jetzt  bin  ich  deines  freveis  erst  gewisz ! 

Grillparzer  (könig  Ottokar  i)  5*.  123; 

ein  junger  gärtnerbursche,  das  gewehr  in  der  linken  band, 
trat  vor,  berührte  das  tier  vorsichtig  mit  dem  kolben, 
um  ihres  todes  gewisz  zu  sein,  nahm  es  dann  an  dem 
rechten  hinterlauf  und  trug  es  weg.  D.  v.  Limencron 
(Breide  Hummelsbüttel  2)  6,  27. 

b))  wenn  man  von  ihrer  (der  Jahreszahl)  richtigkeit  ganz 
gewisz  sein  könnte.  Lessing  (zur  gesch.  u.  lit.  2:  Marco 
Polo)  12^,  27;  genau  so  (gewisser)  Göthe  (Philipp  Hackert: 
Charles  Gore)  37,  331 ;  (von  dessen  laune  er  etwa  nicht 
gewisz  wäre)  20,  284;  rational  gewisz  ist  man  von  dem, 
was  man  auch  ohne  alle  erfahrung  a  priori  würde  ein- 
gesehen haben.  Kant  (logik)  i,  400  u.  a.;  keiner  kann  von 
einer  sache  gewisz  sein,  wenn  nicht  gegengründe  rege 
gemacht  werden;  wie  weit  man  noch  von  der  gewiszheit 
entfernt  . . .  sei.  i,  414;  ebenso  Wieland  (Danischmend  43) 
8,  366,  S.  sp.  6176. 

c))  sind  sie  über  das  wort,  das  Kaunitz  gesagt  hat, 
gewisz?  Herder  s.  briefe  ausHerders  naehla.<iz  l,  150;  sonst 
ivird  diese  Verbindung  für  das  persönliche  object  gebraucht: 
Paulus  .  . .  Jacobus  ...  wir  sind  über  beide  und  durch 
beide  jetzt  desto  gewiszer!  (briefe  zweener  brüder  Jesu) 
7,  505;  und  wie  sehr  sind  denn  die  leute,  —  Milnets  — 
über  mich  gewisz  oder  ungewisz?  Wilh.  v.  Burgsdorff 
(an  liahel  25.  3. 1799)  briefe  154  Cohn. 

/)  concurrenzformen  des  verb.  substant.  sind  hier  kaum 
zu  beobachten,  vereinzelt  begegnet  die  elliptische  loendung 
gewiss  scheinen: 

der  herzog  scheint  gewisz,  dasz  ihm  der  könig 
am  nächsten  fest  die  hohe  gunst  gewahren 
und  seine  tochter  anerkennen  wolle. 

Göthe  (die  natürliche  tochter  2, 1>9,  286; 


anders  gewiss  bleiben,  vgl.:  bleiben  sie  meines  lebhaften, 
aufrichtigen  antheils  gewisz.  (a7i  Steffens)  briefe  15,  235; 
ebenso  (meiner  gewisz)  16,  272;  wofern  er  des  gehorsams 
gewisz  bleiben  wolle.  Ranke  jpwp.^^e  1,  368. 

c)  atis  den  Verbindungen  mit  dem  verbum  substantivum 
löst  sich  das  mit  einem  object  enger  verbundene  adjectiv 
ab  und  geitnnnt  damit  eine  syntaktische  Selbständigkeit  und 
bexveglichkeit,  die  der  älteren  sin-ache  fremd  war.  an  dieser 
entioicklung  nehmen  object.wtze  naturgemüsz  mir  wenig 
antheil:  da  trachten  wir  also  bald  zu  reisen  in  Macedonian, 
gewis,  das  uns  der  herr  da  hin  beruffen  hette.  Luther 
apostelgesch.  16,  10  (warn  gewisz  dasz  ältere  bibel,  certi 
facti;  wir  schlössen  Weizsäcker); 

nun  sprang  ich  auf  und  tobt'  und  fluchte, 
gewisz,  durch  alle  durchzugehn. 

Göthe  {der  müllerin  verrath)  1,  212; 

adieu  ich  überlasse  dich  dem  priester  für  heute  früh, 
gewiss  dasz  du  auch  unter  dem  gebet  meiner  gedencken 
wirst,  (an  frau  v.  Stein)  briefe  5,  344.  vorherrschend  sind 
es  Verbindungen  mit  objectivem  genetiv;  als  ausnähme  vgl.: 
da  sie  den  mohren  liebt,  sich  ihm  anvertraut,  auf  ihre 
Unschuld  gewisz  und  eben  damit  ihre  ende  beschleunigt. 
Herder  5,  241;  auffallend  ist  der  dativ  im  folgenden:  der 
page  hatte  sich  im  letzten  augenblick,  als  schon  der  graf 
ohnmächtig  von  seinem  grossen  ditmarschen  hengste 
gleiten  wollte,  den  tödlichen  hieben  des  herzogs  gewiss, 
für  ihn  geopfert.  Dkti,.  v.  Limencron  die  schlacht  bei 
Stellau  (September  1201).  sonst  sind  einzelne  feste  verbin- 
dtmgen  bevorzugt,  tcie  sicgesgewiss,  der  liebe,  der  macht 
gewiss ;  in  ihnen  erwirbt  das  adjectiv  die  fähigkeit,  nicht 
blosz  als  apposition  das  Satzgefüge  zu  durchbrechen,  sondern 
auch  als  attribut  an  neue  substantiva  sich  anzuschlieszen. 
«)  bald  scharret  er  (der  kennst)  den  grund ,  bald  darf  er  ausz 

der  nasen, 
mit  wintzlen  überlaut,  ein  dicken  dampf  ausz  blasen, 
zugleich  des  kanipfs  und  sigs  begihrig  und  gewisz. 

Weckherlin  (klag-,  traiier-  u.  grabuchriften  78) 
2,  289  Fisdher; 
ihres  sieges  gewisz  unternahm  sie  es,  Leda  zu  sein. 
Wieland  (Agathon  14,5)  3,291;  ebenso  Herder  10,88; 
Ai.xiNGER  Doolin^  159;  dort  waren  viele,  könige  über 
könige,  mächtig,  schon  siegs-  und  rauhes  gewisz.  Herder 
(theologiebriefel)  10,85;  ihrer  Überlegenheit  versichert,  und 
dieses  mächtigen  beistands  gewisz,  wagt  sie  es  nun. 
Schiller  (abfall  der  Niederlande  3)  7,  258;  ihrer  liebe 
wieder  ganz  gewiss,  ist  mirs  ganz  anders.  Göthe  (an 
frau  V.  Stein  7. 11.1780)  briefe  5,  1;  ebenso  Herder  8,  491; 
(gewisz  ihrer  freundlichen  theilnahme)  Göthe  briefe  19,  91; 
W.  V.  KüGELGEN  jugenderinn.  61  NaihusiuS;  ihres  gänz- 
lichen Untergangs  gewisz,  übergeben  sie  mit  tagesanbruch 
die  Stadt.  Schiller  (abfall  der  Niederlande  3)  7,277;  das 
lebt  und  wandelt  so  munter,  so  daseins-gewisz  an  uns 
vorüber,  nat.-ztg.  15,402,  s.  Sanders  3,  16.S6^; 

da  durchstrich  mein  vater  die  länder  und  zeigte  die  briefe, 
seines  Schatzes  gewisz,  der,  glaubt'  er  läge  verborgen. 

GÖTHE  (Reineke  fvchs  5)  40,  79  (andern  Gottsched 
und  Reinke  de  vos)\ 

deines  bescheidenen  brotes  jeden  tag  gewisz.  Keller 
(grüner  Heinr.  4,  5)  3,  93. 

ß)  attributive  Verbindungen  erwachsen  hier  erst  dem 
neueren  stil:  welche  fallstricke  bereitet  die  arglist  des 
bösen  auch  ihnen  noch ,  dem  sonst  so  frommen  gott- 
gewissen manne.  R.  Prutz  Oberndorf  2, 19;  die  sorglose 
keckheit,  mit  der  die  schwarzen  äugen  umherblickten, 
und  den  siegesgewissen  höhn,  der  den  lachenden  mund 
umspielte.  P.  Heyse  (gesch.  aus  Italien :  Donna  Lionarda) 
2, 11  s.  184;  und  selbst  ganz  beherzte  und  stolze  (männer) 
mich  für  eine  erschrecklich  selbstgewisse  person  halten. 
(das  ding  an  .tich)  2,9  *.  122;  vgl.  (eine  ihrer  macht  ge- 
wissere braut)  2,  7,  39. 

2)  für  die  passive  bedeutung  des  adjectivs  (zum  ad- 
verbium  s.  unter  3)  ist  als  bemerkenstverteste  erscheinung 
des  netteren  stils  schon  die  abschicächung  und  ablenkung 
hervorgehoben  worden,  die  in  einzelnen  attributiven  ver- 
bindunge7i  zu  pro7iom.inalen  functionen  überführt,  vgl.  .• 
wer  nur  einigermaszen  consequent  aufmerksam  auf  die 
erscheinungen  war,  der  hatte  schon  ein  gewisses  recht 
zu  jenem  ehrennamen.  Göthe  (gesch.  d.  farbenlehre  5.abth.) 
54,  77;  jemehr  so  die  bedeutung senergie  von  gewiss  aus 
dem   attrilnitiven  gebrauche  zurückgedrängt  loird,   um  ao 


6181      GEWISS  II,*,a  (das  ist  wahr  und  gewiss) 


GEWISS  II,  t,  a  (lo  viel  ist  gewiss)       6 1 82 


wichtiger  werden  eintelne  aumlruckamittel.  die  die  getunkene 
hedeutungakraj't  wieder  lieltm.  darum  tpielen  auch  die 
ateigerungnfoimen  im  attrilrtiliieit  gebrauch  von  gewisi  eine 
»0  groDze  rolle;  aber  diese  und  andere  mittel  greifen  auch 
in  den  prädivutiven  gebrauch  über,  in  dem  das  at^jeeÜv 
aonat  die  meiate  f/edeutunynkruß  inihrt. 

a)  Wendungen,  die  die  ftedeutungtietiergie  feathalten. 
a)  schon  für  die  prüdicatiie  Verwendung  de»  at^eeÜP» 
treten  mehrfach  auNdrucksmittel  ein ,' um  di«  bedeuiung»- 
energie  zu  heben,  neben  den  ateigerung^formen  (#.  o.,  vgl. 
auch:  ja  ea  wird  mir  gewiHZ,  lieberl  gewiitz  und  immer 
gewisser.  661  ii  k  iß,  lit7)  sind  hier  vor  ollein  umechreibungen 
zu  beuchten:  mehr  aU  gewis/.  i«!«  uiwl  e«  wird  auch  nimmer- 
mehr l(ein  vernlUiidiger  verneinen,  dasz  .  . .  (iiiiMMKi.s- 
HAUHKN  Simpl.  achr.  i,um  KelUr ;  um  millemacht  kam 
mehr  als  pewisz  ein  gerUchte.  unguriseher  Simpl.  (I6HS)  ISS; 
vgl.  für  ganz  gewisz  gcb«n,  vergpreohen,  versichern  #.  i)); 
fUr  recht  gewiss  halten,  ebenda;  synonyme  und  eontraat- 
Verbindungen  sind  hier  reich  belegt,  aber  weniger  gegliedert, 
als  beim  attributiven  gebrauch :  vorherreehettd  nden  aie 
auf  die  realitüt,  für  andere  bedeutung^ßrhungen  eeugen 
nur  fest  und  gewiss,  beständig  (bleibend)  und  gewiss, 
recht  und  gewiss,  die  Verbindung  sicher  und  gewiss  ist 
fast  ganz  gemieden:  so  sprechen  wir  frniich  'amen,  das 
ist  war  und  gewiss'.  LuTiiKn  (kurze  form,  das  paier- 
noater  . . .)  6, 19  Weimar;  (so  wahr  und  gowisz  die  rede  ist) 
8,  81*  Jena,  vgl.  auch  TeuerUank  (10, 7)  VI;  Schaub  aatir. 
u.  paaqu.  2,  »40;  Viuaiva  u.a.  (a.  ap.  9194);  P.  Gehhardt; 
P.  Heysk  (Judith  Stern)  >,  9,  78;  amen  ...  ist  ein  bestAt- 
wort,  es  werde  war,  sei  gwisz.  Simon  Rot  B7»;  es  ist 
klar,  olTenflich,  gewisz.  Dasypodius  u.a.;  artzneien,  so 
er  von  andern  als  erfarn,  gewisz  und  bewert  empfangen. 
Simon  Rot  Fö*;  war  auch  schon  zu  rosz  und  fusz 
darzu  geschickt  und  gefaszt,  dasz  es  nit  mehr  dann  ja 
und  gewisz  war,  dasz  ich  es  vollend  wolt  haben.  Götz 
V.  BKHi.iCHlNtiEN  lebensbeschreib.  (1,  10)  68  Bieling;  das 
uns  unser  gnedigster  herr  . .  .  vorgestern  für  gewisz  und 
glauplich  . .  .  zupeschriben.  Thom.  Zweifel  Rotenburg  im 
bauernkrieg  248  Baumann;  und  ein  jeder  diese  predigt  für 
gewis  und  fest  halte.  Lutiieh  (pred.  über  Joh.  20,  l)  28,  487 
Weimar;  vgl.  fest,  gewis,  sicher,  weiah.  Salom.  7,  28;  wo 
alles  vest  und  gewisz  ist.  Herder  16,  151;  v^^  Neumakk 
lustwüldchen  122  («.  oben  ap.  6166); 

und  in  ^laubens-sachen 

daK  gewissen  fein  gewisz 

und  recht  grund-fest  machen? 
F.  Gerharut  tchming  dich  av/ tu  deinem  goä 
».tSteher  u.  Tümpel  8,  38ö«>; 

der  zweck  gottes  bei  der  ganzen  reise  bleibt  sicher  und 
gewisz.  Hkhuer  {briefe  d.  atud.  d.  theol.  betr.  I,  4)  10,  45; 
doct.  Marl.  Luth.  sagt  für  bestendig  und  gewis,  das  .  .  . 
Luther  (urteil  über  hertzog  Georgen)  6,  6^;  je  feiner  der 
sinn ,  desto  bleibender  und  gewiszer  sind  seine  Objekte. 
Herder  (vom  erkennen  u.  empfinden)  8,  284;  die  taufTe 
ist  recht  und  gewis.  Luther  (brieff  . . .  v.  d.  wideitaufe) 
4,  329'  Jena;  vgl.  (richtig  und  gewisz)  J.  B.  Ficki.er  übers, 
des  Puiherbey  xm^ ;  (gewisz  und  nothwändig)  W.  v.  BuR(is- 
DORKK  briefei»:  das  ist  mir  geboten,  gewis,  und  feilet 
nicht,  die  winckelmesse  aber  ist  mir  nicht  geboten, 
und  ungewis.  Luther  (v.  d.  winckelmesae)  6,  87»;  die  ver- 
heissiingen  der  warheit  seind  starck,  gewisz  und  unfehl- 
bar, aber  der  mensch  nee  certa  res  neo  tuta  est,  ist  ein 
ungewisses  und  unsicheres  ding.  Aeo.  Albertinus  landt- 
atörtzer  Oxtsman  (32)  244;  (unfehlbar  gewis,  das)  Butschky 
500  sinnen  .  ..  reiche  reden  203;  es  musz  gestorben  sein, 
nicht  villeicht,  sonder  gewisz  ...  wo  sterben,  ist  nit  go- 
wisz; aber  sterben  ist  gewisz.  Ann.  a  S.  Ci-ara  merck» 
Wienn  16;  denn  sie  (die  thaten)  allein  sind  nicht  proble- 
matisch, wie  die  gedanken,  sondern  im  gegensatz  hievon 
gewisz,  stehen  unveränderlich  da,  werden  nicht  blos  ge- 
dacht, sondern  gewuszt.  Schopenhauer  {grundlagen  der 
moral)  8,  551  Orisebach;  vgl.  auch  (wahrscheinlich  aber 
nicht  gewisz)  W.  v.  Burgsdorfp  briefe  168. 

l))  die  Verbindung  mit  dem  verintm  substantivi*m. 

a))  reich  belegt  ist  hier  noch  immer  die  unpersönlidte 
construction ,  vgl.  certum  est  illuc,  ist  das  gewüsz.  Cho- 
linus-Frisius  u.  a.  : 

a))  erstlich  ist  das  gewis,  das  Zwinge!  und  Kcolampad 
im  verstand  eintrechtig  sind,  wie  wol  die  wort  anderlei 
IV. 


sind.  LUTHEH  (daet  diese  wort  CkrieH  . . .)  n,  «7  Weimar; 
ebenso  S,  877;  10  II  «.14»;  Hkhukk  IC,  114;  lA.  MS;  16,816; 
16,  567;  W.  V.  HL-Miioi.uri  Jhndar  (lit.denkm.  W,M):  mein 
weib  ist  «in  ehrlich  weib  das  ist  gewisz,  es  sage  aoeb 
dawider  der  teuffei  oder  seine  mutter.  Hkinr.  Jul. 
V.  BHAt'NKcHWKKi  (v.  einem  weite  4,7)  1M6  Holland;  gewiss 
ist  es,  dasz  die  Jägerei  in  sich  Selbsten  eine  ehriiehe  und 
xulAssige  saob  seie.  Auh.  a  S.  Cij^ha  ehern»/,  alle  (derjäger) 
1.  168;  {der  pappierer)  l.  814;  Hrkukh  16.  tM:  vgl.  auch 
{mit  irrmtem  eoi^netiv)  is,  am; 

gewiax  Uta,  den  du  aterbMi  mwU 

wann,  wi«  und  wo,  i«t  unbcwiMt. 

Joiianh  HRtaMAKN  0  meneek  bedenke  eltt»  dein 
end.  bei  FieeMer  u.  T%mptt  i,  MB«: 

ganz  ähnlich  Hkkukr  IS.  SM;  es  ist  doch  fewiaz,  dass  in 

der  weit  den  menschen  nichts  notliwendig  macht,  als  die 

liebe,  (tfn  n  r  (leiden  d.  j.  Werther)  is,  71 :  bri^e  7. 10  (dasz  ich 

dich  heute  sehe  ist  gewisz);  Gnii.i.harzbh  (JlH<M«)6*,t06: 

und  schwAret  mir  zu,  da*  hUee  lebm  sa  lassso. 

ailM  raobeo  und  aUbImt,  vcrratb  und  bOae  verfiteaaf, 

aod  so  ist  ••  gewin,  daas  ihr  so  gnadea  fsIsäifsL 

GÖTiiB  {Retn^/äeke  S)  40. 6« 

(kome  ane  twifel  lo  gnaden.  Jieink»  de  voe  i,n.  ebenao 
GoiTSCHKu):  den  ty rannen  wird  Pfesko  stfirzen.  das  ist 
gewis  1;  Fiesko  wird  Genuas  gefllhrlichster  tjrann  werden, 
das  ist  gewisser!  ScHittEH  (/'Vesiko  8,  l)  8.88;  vgl.  stenren 
mod  ik  nn,  dat  is  wis.  Beinke  de  voe  i.u  (ebeneo  Gott- 
sched); es  war  gewiss,  dasz  ihn  eitern  und  verwandte 
in  der  folge  fUr  diesen  schritt  preisen  und  segnen  sollten. 
Göthe  (lehfj.  1, 11)  18,  ae;  gewisz  ist.  dasz  ich  schon  da- 
mahls  einen  ehrgeitz  in  mir  fUhlte.  Wirlanu  (Agatko- 
dümon»)  88,68:  ebet>so  Hf.hukh  6.86«:  Immkhmann  (•!«*•• 
rabilien  l)  5,  S86  Maync; 

doch  ist's  fewiaz :  ein  frendar  war  am  türm 

GRII.1.PARZRR  (des  meeres  «.  der  Uebe  weüem  4; 
7».«: 
ganz  ähnlieh  Herder  is,  i>7. 

/^)  ich  her,  da  habat  ain  gnet«  stimni, 

und  wo  solbs  gwin  an  dier  wer. 
■0  BoUtu  mir  nit  sein  unmar 
ich  wolt  dir  helffen,  dai>  dnprieater  wvral 

Stertinger  spiele  (1686:  Wiener  nevdmeke  \i,  116); 
was  gewisz  ist  im  rhat, 
dz  feiet  oflt  in  der  that.    Lbhmann  (1680)  608; 

Bettine  ist  gestern  fort,  sie  war  wircklich  hBbscher  und 
liebenswürdiger  wie  sonst,  aber  gegen  andre  menschen 
sehr  unartig,  mit  Arnim  ists  wohl  gewisz.  GOtmb  (an 
Christiane)  briefe  11, 871 ; 

(Ott  ist  gerecht  in  ssioeta  wort: 
was  er  einmal  znaajtet, 
das  ist  gewiaz  an  allem  ort, 
ob  schon  die  weit  veraaget. 

Pkter  Haosn  frem  dtek,  dm  werlke  ekristem- 
keit.  bei  Waekernagtt  »nkemUid  6.  SSt. 

y))  so  viel  aber  ist  gewisz.  dasz  er  alle  sorgen  des 
vergossenen  bluts  . . .  mit  reben-blut  tJtglich  abgewasebeo. 
Er.  Francisci  höll.  Proteus  (41  der  gerüMrte  Bpieurtr) 
(1690)404;  ebenso  Herder  18,  199:  18.468;  W.  v.  Biros- 
DORFP  briefe  109;  ist  aber  solche  kleidung  wieder  got  und 
seine  Ordnung,  so  ist  es  auch  gewis.  das  sie  gott  miss- 
gefalle. Musct;LUS  hoeenteufd  18  Osbom;  ebenso  Herder 
18,61;  (ist  ebenso  gewisz)  16,90;  16.470;  nichts  ist  ge- 
wisser als  dieses.  18,  l&S;  vgl.  auch  die  urk.  v.  I4ii.  e.  o. 
sp.  6172:  wenn  auch  noch  so  vieles  in  unserem  erkennt- 
nisse  nur  mittelbar  d.  h.  nur  durch  einen  beweis  gewisz 
ist.  KAttr  (logik)  1,400;  denn  das  ist  nicht  vOllig  gewiss, 
dessen  gegentheil  eben  so  wol  mSglich  ist.  C  F.  Bahrdt 
geack.  seines  lebetis  i  (1790),  168. 

b))  substantiva  an  der  stelle  des  smijeels  haben  sieh  nicht 
in  dem  grade  durchgesetzt,  wie  LuTHBR  sie  in  der  bibel- 
übersetsung  (s.  o.)  und  im  eigenen  frmsn  gebremeh  hsgümsiigt 
wie  schon  die  oben  für  synonyme  rerbimdungem  beigebrmehten 
Zeugnisse  zeigen,  gehen  diese  Wendungen  vielfach  älteren 
attributiven  formein  (vgl.  sp.  6147/.)  zur  seile:  gebruch  ist 
gewesen  an  kuntschaft,  die  gewiesz  wer,  und  an  war- 
haftigen  leuten.  dtsch.  stOdiedtrom.  t.  836;  vgL  oben  (rede) 
Luther  8,  si*;  (.verbeissungen)  Aeo.  Albertinus  144;  vgl. 
auch:  aber,  das  geschrei  des  volcJis  ist  leichtfertig,  der 
obem  urtheil  sein  wenig  gewiss.  Schupp  (v.  d.  kunst  reich 
SU  tcerden)  sehrißen  764:  (der  glaub  ist  gewisser)  Hati  iiE- 
sius  1. 100;  ctetwe  Lutubr  «.  889*;  (der  sieg  wird  gewisser) 

888 


6^83     GEWISS  n,2,a  (die  heirat  ist  gewiss) 

Herder  ie,300;  (träume  sind  die  gewissesten)  Ryff  träum 
buch  Artemidon  0  4";  unter  allen  Wissenschaften  sind 
keine  so  gewisz,  als  welche  in  dem  masz,  zahlen,  und  ge- 
wichten bestehen.  Harsdörffer  frauenzimmer  gespräch- 
spiele 7  (1647),  193;  ...  •  v  .• 
auch  greifen  sie  hastig 
und  ihr  sprung  ist  gewisz. 

GöTHE  (Reineke  fuchs  7)  40, 123  (ohne  vorläge) ; 

vgl.  (die  stimme  war  das  gewisseste)  J.  Röling  sterUied; 
durch  eine  Spötterei  hört  eine  wahre  sache 
drum  doch- nicht  auf  gewisz  zu  sein. 

Gkllert  fabeln  u.  erz.  (die  wtttwe) ; 

certa  res  est,  die  sach  ist  gewüsz.  Gholinus-Frisius  u.a.; 
vgl.  auch  (objekte)  Herder  8,284;  (zweck)  l(),45;  (taufe) 
Luther  4,329»;  (thaten)  Schopenhauer  3,551;  der  Zu- 
sammenhang dieser  triebe  in  körper  und  seele  ist  uns 
ein  räthsel,  er  ist  aber  gewisz.  Herder  (älteste  urk.  IV) 
7,92;  ganz  ähnlich  10,95;  dieselbigen  künst  seind  gewisz. 
Paracelsus  (astronomia  magna  1,'!)  2,  Bd6;  der  friede, 
die  heirath  ist  gewisz.  Adelung;  gewisz  ist  der  tod  . .  . 
wer  an  der  gewiszheit  des  todes  zweiffeit,  erkennt  nicht, 
dasz  er  täglich  sterbe.  Heinr.  Müller  geistl.  erquick- 
stunden 293;  vgl.  auch  Hebbel  {der  diamant  4,  2)  1,  365 
Werner;  das  vil  gewisser  ist  min  Ion, 

denn  si  vormals  ie  hat  gethon. 

Murner  gäuchmatt  (4)  31  Vhl. 

c))  die  Übertragung  auf  körperliche  betliätigung  ermöglicht 
hier  auch  ein  persönl.  subject:  und  ob  einer  so  gewisz  war 
{xoenn  einer  sicher  genug  ist),  dörft  er  nit  gestrackt  linien 
machen,  sunder  er  setze  punkten.  Albr.  Dürer  {von 
menSehl.  proportion)  nachlasz  219 ; 

so  feilet  ers  mit  seiner  hant. 

wan  er  war  mit  dem  armprüest  gwies 

und  pirset  fleissig  on  vertries. 

H.  Sachs  (der  karg  wolff)  fab.  u.  »chw.  2, 155; 

er  ist  gewiss,  trifft  gut.  Martin  u.  Li en hart. 

d))  von  den  zuerst  belegten  Verbindungen  zweigt  eine  ent- 
tcicklung  ab,  die  an  einen  persönlichen  dativ  geknüpft  ist; 
auch  sie  führt  über  sächliche  zu  persönlichen  aubjecten  über  .- 
und  gottes  wort  ist  jm  gewis,  wie  eine  klare  rede.  Syrach 
33,  3  Luther  (und  das  gesetz  bewährt  sich  als  zuver- 
lässig. Kautzsgh)  gegen:  dasz  sie  meinen  aufsatz  über 
Hackert  erhalten  haben,  ist  mir  dadurch  gewisz  geworden, 
dasz  er,  wie  ich  höre,  in  das  morgenblatt  eingerückt  ist. 
GöTHE  {an  (Jotta)  briefe  19,405. 

a))  da  zeucht  er  nun  zum  siege!  der  sieg  ist  ihm  ge- 
wisz. Herder  {Jolmnnes  Offenbarung)  9,83;  (Unsterblich- 
keit war  ihm  gewisz)  17,  .Sil;  dieser  gewinn  ist  mir  ge- 
wisz. Adelung;  (der  lohn,  der  jedem  gewisz  ist)  Klinger 
7,110;  vgl.  auch  Grillparzeh  {Libussa2)  8*,  143; 
hier  ist  das  fenster,  hier  die  thüre, 
ein  rauchfang  ist  dir  auch  gewisz. 

GÖTHE  (Faust  1)  12,  72; 

durchnetzte  mich  ein  regenschauer ,  so  war  das  fieber 
mir  gewisz.  {toahlverw.  t,  2)  17,19;  wenn  er  {der  balken) 
bricht,  so  zerschmettert  er  mich,  und  der  tod  ist  mir  in 
diesem  falle  so  gewisz,  wie  in  dem  andern,  dasz  er  hält! 
Hebbel  {der  diamant  4,  2)  l,  365  Werner. 

ß))  wurden  etlicher  {gemsen)  gewahr  . . ,  darauf  sprach 
er,  die  sind  uns  gewisz.  ungarischer  Simplicissimus  (1683)  86 ; 
ganz  ähnlich  Göthe  {Faust  t)  12,67;  'ja,  drei  Soldaten, 
sagte  sie,  haben  etwas  an  sich,  die  können  dir  noch  ent- 
kommen.' sprach  der  teufel  höhnisch:  'die  sind  mir  ge- 
wisz, denen  gebe  ich  ein  räthsel  auf,  das  sie  nimmer- 
mehr rathen  können.'  Grimms  märchen  {d.  teufel  u.  s. 
groszmutter)  2,  202 ; 

und  nun,  da  wir  Antonio  wieder  haben, 
ist  dir  ein  kluger  freund  gewisz. 

GÖTHE  (Tasso  2,  1)  9,  140; 

wann  ich  heute  kommen  kann  weis  ich  nicht,  doch  bin 
ich  dir  gewisz  {an  frau  v.  Stein)  briefe  6,  263. 

2))  auszer  dem  verbum  substantivum,  treten  auch  andere 
verba  in  die  Verbindung  mit  prädicativem  nominativ  ein. 
so  ist  gewiss  bleiben  Jder  etwas  häufiger  belegt,  als  bei  der 
activen  bedeuttmg;  neu  ist  für  die  passive  bedeutung  die 
Verbindung  gewiss  werden: 

es  bleibet  nur  gewisz;  jhr  wird  nicht  angesieget 

der  Teutschen  nation,  wann,  dasz  sie  friedlich  krieget, 

und  bei  einander  helt. 

Opitz  (trostged.  in  widerwertigk.  d.  kriegt  4) 
geigtl.  poem.  318; 


GEWISS  11,2,  a  (für  gewiss  versichern)     6184 

das  bleibt  einmal  gewisz,  nur  das  wissen  wir  recht  und 
wahr  und  einzig,  was  wir  selbst  versucht  und  erfahren 
haben.  Herder  {über  d.  seelenicand.)  15,266;  da  es  doch 
einmal  gewisz  ist  und  bleibt,  ebenda;  (das  bleibt  gewisz) 
16,508;  ebenso  10,45;  (die  erzählung  bleibt  ihnen  gewiss) 
W.V.Humboldt  an  Schiller,  Leitzmann^  i07 ;  vielleicht 
ist  es  mir  unbekannt  längst  schon  da;  gewisz  aber  kann 
es  ausTacitus  beschreibung,  den  anschuldigungenSeneka's 
und  Diderots  buch  werden.  18,  397;  vgl.  auch  (gewisser 
werden)  H.  v.  Kleist  briefe  5,  Ti;  Göthe  briefe  &,  261. 

3))  weiter  entwickelt  sind  die  Verbindungen  mit  prädica- 
tivem accusativ.  neben  gewiss  haben  bürgert  sich  gewiss 
machen  hier  ein,  das  besonders  in  rechtswendungen  für 
die  passive  bedeutung  ausgenutzt  wird,  vgl.  oben  sp.  6156. 
von  zicei  seilen  aus  wird  gewiss  halten  angezogen,  einmul 
dient  es  der  Übertragung  des  begriffs  von  gewiss  auf  körper- 
liche bethätigung.  andererseits  theilt  es  die  Schicksale  der 
verba  der  wahrnehm,nng  und  mittheilung,  die  sich  zunächst 
ja  mit  dem  adverbium  verbunden  hatten,  die  aber  in  prä- 
positionalen  erweiterungen  {mit  für)  das  prädicative  adjectiv 
begünstigen. 

ä))  und  sagen  dazu  solchs  aus  keim  andern  grund, 
denn  das  sie  den  glauben  wollen  in  der  taufife  gewis  haben, 
und  können  jn  doch  nicht  gewis  haben.  Luther  {brieff .. . 
v.  d.  widertauffe)  4,332»;  aber  der  schwermer  keiner  kan 
seine  deutunge  gewis  machen ,  denn  Garlstad  hat  sein 
tuto  bis  auff  diesen  tag  nicht  gewis  gemacht.  Luther 
{vom  abendmal  Christi)  3, 440'';  ebenso  3, 28»;  Neumark  lust- 
wüldchen  122 ;  (macht  es  ihr  Charakter  gewisz ,  dasz  .  .  .) 
Schiller  9,  373;  vgl.  auch  (gewisser  machen)  Luiiier 
3,440'»;  Weise  erznarren  61;  Herder  5,90;  16,302. 

b))  herr,  halte  meinen  gang  gewisz, 

treib  ausz  von  mir  die  finsterniss' 
und  böszheit  meines  bertzen. 

Rist  himml.  lieder  (5,  6)  (1652)  322 ; 

für  gewisz  halten,   credere.   Dasypodius  u.a.;  und  wil 

demnach  für  gwüsz  halten  das  sin  erfunden  werck  sie  jm 

ein  stür  zu  der  säligkeit.  Zwingli  v.  freiheit  der  speisen  16 

Walther;  ebenso  J.Wetzel  reise  der  söhne  Giaffers26;  (für 

gewis  und  fest  halten)  Luther  28,437;   (für  richtig  und 

gewisz   halten)   J.  B.  Figkler   übers,  des  Putherbey  107»>; 

(solches   für  gewis  halten)  N.  Herman  so7itagsevangel.  4; 

ähnlich  Herder  13, iß;  W.  v.  Burgsdorff  *rie/e52;  ratum 

habere,  für  gewüsz  haben.  Gholinus-Frisius  u.a.; 

dann  er  wist  fürwar  und  gewis. 

Teuerdank  (10,  7)  21  Goedeke; 

vor  gewisz  glauben,  s'assurer  pour  certain.  Hulsius; 
ähnlich  Duez,  Rädlein,  Aler;  aber  glaube  es  gewisz, 
pro  certo  habe.  Stieler;  dies  testament  endigte  er  mit 
dem  bekenntnisz,  dasz  er  für  gewisz  erfahren  habe,  wie 
erder  söhn  des  Messalinus  Cotta  sei.  Gl.  Brentano  {erster 
bärenhäuter)  5, 477  Chr.  Brentano;  gegen  (etwas  gewisseres 
erfahren)  W.  v.  Burgsdorff  briefe  96;  vgl.  (als  gewisz 
empfangen)  Simon  Rot  Fs»;  audire  certum,  für  gewüsz 
und  war  hören.  Frisius,  Maaler. 

c))  affirmo,  für  gewüsz  sagen.  Gholinus-Frisius  u.  a.; 
pro  certo  dicere,  für  war  und  gewisz  sagen.  Frisius  (s.o.); 
für  gewisz  sagen,  dire pour  tout  certain.  Hulsius;  ähnlich 
Rädlein,  Rondeau,  Schwan;  das  mag  wol  von  unsern 
zeitten  für  gewisz  gesagt  werden.  J.  B.  Fickler  übers. 
V.  Putherbey s  tract.  v.  verbot,  büchern  (2)  100»;  ebenso  (vor 
gewiss  und  glauplich  zuschreiben)  Th.  Zweifel  (s.  o.); 
(für  gewis  sagen)  Luther  6,5";  Grimmelshausen  Simpl. 
413;  573;  Wieland  {Peregr.  Proteus)  27, 173;  etwas  vor  ge- 
wisz erzählen.  Stein bach  u.  a.; 

so  könnt  ihr  mich  für  ganz  gewisz  versichern, 

dasz  in  dem  bund  mein  name  nicht  genannt  ist? 

Schiller  (Maria  Stuart  2,  8)  12,  477; 
höret  nur,  was  die  minute  mir 

die  Jüdin  Salome,  die  eben 

vom  innern  harem  kam,  für  ganz  gewisz  gegeben. 

Wieland  (Oberon  10,  4)  23, 191 ; 

er  sage  ihr  in  der  mäusesprache  die  artigsten  sachen 
und  verspreche  ihr  seihe  hilfe  für  ganz  gewisz.  Gl.  Bren- 
tano {Gockel,  Hinkel  u.  Qackeleia)  5,44. 

ß)  beim  attributiven  gebrauch  hatten  sicJi  comparativ  und 
Superlativ  (s.  »p.6l72)  am  gleichmäszigsten  entwickelt  gezeigt ; 
vor  allem  für  den  letzteren  gilt  hier,  dasz  er  nicht  nur  der 
Verhältnisbestimmung,   sondern  auch  der  belebung  der  im 


6185       GEWISS  II.  t.n  (gewieae  Wahrheit) 


GEWISS  H,  a.  a  (gewimm  wahnwldien)     6186 


L 


attributiven  gebrauch  gttunkenen  btdtutumg»»furg%»  dient, 
vgl. :  ihr  (der  nation)  neb«n  dem  stolz  aaf  ihre  ältesten 
Zeiten  freudigkeit  an  dem  jetzigen  augenblioke  und  den 
gewiBseston  mttth  auf  die  zukunft  einzoflfinen.  Oervinus 
geach.  d.  d.  dicht,  i,  H.  den  »teigtrungtfQrUMn  Mm  jh'A> 
dicativen  gebrauch  ntehen  hier  ändert  g«ginüb»r :  der  mensch- 
lich goint  der  mit  dem  heiligen  geist  erfüllet  ist,  hat  sein 
gar  gewiso  zaiohen,  die  da  sind  geistlioh  kraft  and  die- 
mieltJKkait.  Gregor»  dialoge  (Augeburg  1478)  1  eaip.  t; 
und  wahr««  (lUcke  loheaat  .  .  .  sain  lo  mwImm  frab, 
das  keinen  raub  zurück,  cleioh  ihr,  der  oAll«,  fab. 

LiMiNU  {du  rtUffion  Üb)  f,  MA; 

ebeneo  (des  söhnen  nur  zu  gewisses  gesohiek)  Oötmb 
(AehiUeie)  40,  M7:  (wuhrhoit)  Mozart  an  e.  vater  106  Nokl*; 
am  reichsten  »ind  synonyme  und  eontraetverbindungen  ent- 
wickelt, die  hier  auch  viel  weiter  m  dem  bedeutunfmtw^flmg 
atugreifen,  als  fieim.  yrtidieativen  gebruueh. 

l))  innerhalb  dieser  Verbindungen  treten: 

a))  fiW  die  auf  die  realität  nelenden  neben  die  formen 
der  heiordnung  auch  solche,  in  denen  das  adjeetiv  an  ein 
synonymem  auhstantiv  (gewisse  walirheit,  Sicherheit)  ge- 
bunden ist,  ja  in  ilenen  e»  neuerdinge  eogar  die  eigene  eub- 
etantivbildung  begleitet:  gewisse  gewissheit. 

a))  und  gibt  doch  keine  gewisse  warheit  dafUr.  Lutukh 
V.  abendmal  Christi  1&S8)  8,  MO«;  ebeneo  6,  815*>:  8,  M«;  vgl. 
Hkrukh  17,  834;  seine  matter  glaubte  den  bericht  vor 
gewisse  warheit.  der  Göttinger  student  auf  der  Fleeae  1, 161; 
es  ist  eine  gewisse  Wahrheit,  't  i»  eertain.  teutschengl.  lex.; 
ebenso  Ronueau,  Schwan,  Adbluno;  für  fraa  Margret 
hatte  ohne  unterschied  alles,  was  gedruckt  war,  wie  die 
mündlichen  Überlieferangen  des  yolkes,  eine  gewisse  war- 
heit Kki.i.rk  {grüner Heinrieh  1,6)  i''',  62;  sunder  do  wirt 
sein  di  höhnt  ewig  und  gewiHze  Sicherheit.  Jon.  v.  Nbu- 
MARKT  übers,  der  aoliloq'uien  (85)  Vi  (certa  eeeuritas);  ebeneo 
(certitudo  rerum  possessarum)  Luther  1»,  106  Weimar; 

drum  mein  hertz  ohn  furchten  lebet 

in  pwisser  Sicherheit.    S.  Dach  öiterley  (nr.  SO); 

ebeneo  Grimmki.rhauskn  Simpl.  889;  nauh  und  nach  hatte 
das  traumbild  bestimmte  züge  angenommen,  endlich  wich 
jeder  zweifei  und  machte  der  gewissesten  gewiszheit  räum. 
Immermann  (Münchhausen  8,  8)  l,  881  Maync;  eben.so  Fon- 
tane I,  4  *.  850. 

/T))  also  auch  alle  ander  ofTontlich,  helle  gewisse  stücke 
der  sohrifTt,  die  mir  nott  und  nUtz  sind  za  glewben. 
Luther  (an  die  herren  deutsch»  ordens  . . .  1583)  18,  886; 
ebenso  e,  8lö*>;  ich  halte  mich  an  gewisse  oder  für  gewisz 
geachtete  facta.  Herder' (id^en  8)  18,890;  als  eines  ge- 
wissen selbsterlebten  facti  (br.  d.  stud.  d.  theol.)  lo,  170; 
ich  weisz,  dasz  du  mich  nicht  allein  als  deinen  vater, 
sondern  als  deinen  gewissen  und  sichersten  freund  liebst. 
Leop.  Mozart  an  s.  »ohn  1778  bei  Storck.  Mozart  ».  188;  vgl. 
(gewisse,  sichere  Wahrheit)  Hrrder  17.884;  ebeneo  it,  «n ; 
(gewisse  .  .  .  ungewisse  saclie)  485 ;  des  so  angewissen  und 
dennoch  gewissen  todes  vergessen.  16,178;  (gewisses,  un- 
gewisses gut)  486;  die  gewisze  quaalen  des  lebens,  und 
die  ungewisze  schrecken  der  ewigkeit.  Schiller  (verbr. 
aus  verl.  ehre)  4,  73 ;  ebenso  {90 jähr,  krieg)  8,  846 ;  er  stellt 
uns  eine  gewisse  Steuer  und  eine  ungewisse  entschädigang 
in  aussieht.  Bismarck  {in  der  8.  kammer  1850)  t,i06 Kohl; 
die  gewissen  {träume,  die  eingetroffen  sind)  gemeroket 
und  fleissig  auffgoschrieben,  die  Ungewissen  {'die  tu  fehlen 
pflegten')  hingegen  loichtlich  vergessen  würden.  Wei.sk 
(erznarren)  179;  daiu  vgl. .-  alle  guter  und  gerechtigkeit  .  .  . 
so  allenthalben  an  gewissen  und  zufelligen  dingen  unserem 
gots  hausze  zustendig.  Luther  (ordnung  eines  gemeinen 
Rasten)  18,  is  Weimar;  der  text  mas  ja  einerlei  und  ein- 
feltig  sein,  und  einen  einigen  gewissen  verstand  haben, 
(f.  abendmahl  Christi)  8,  839»:  wir  kennen  und  venerieron 
alle  den  gewis.sen  einzigen  erben.  Ipfland  (der  spielen,  i) 
8  (1798),  34;  ein  gewisser,  ein  groszer  und  hochästimirter 
herr.  Schiller  (aojähr.  krieg)  8,846;  wer  also  freund 
der  weit  sein  will,  ist  damit  ein  gewisser  (var.:  offen- 
barer) feind  gottes.  Herder  (bri^e  ttceener  briider  Jteu) 
7,  498  Suphan. 

h))  für  die  übrigen  bedeutttngsfärbttngen  von  gewiss  be 
schränken  sieh  die  entsprechenden  Verbindungen  auf  den 
bereich  des  adjfcfivs:  auf  das  und  damit  ein  stathaffte, 
gewisse,  ernstliche  huUT  widerstand  und  retung  gegen  des 


ohrist«niiohen  glauben«  . . .  feint  vorgenommen  werde. 
Weim.  gem.  arek.  (Nürnberg)  UM  bei  Di^embmek  u.  Wüleker 
868*;  ob  ich  wol  nicht  so  etn  glaabfecieherter,  gewisser 
and  standhainer  lugener  bin,  als  er  gewesen.  Fihchart 
Oarg.  (eap.  10)  180  AleUben ;  ein  gewisser  unTerwerflieher 
xeuge.  BuTSCMKY  Puthm«e  848;  gewissest«  and  xaver 
lAssigst«  wiMansohaft  («.  e.).  Liciitknubro;  (swiMaetar 
anfehlbarer  gnind  (».  o.).  RrKf;  etabilis  et  anim  srntenüm, 
ein  steiffe  und  gewüsse  meinung.  Fiiihiu«;  ywitBe  aad 
bestendige  Wahrheit.  Luthkm  s,  i4i*;  da«  onbeatAndice 
leben  in  einem  gewissen  bilde  kendlich  machen.  WRiar. 
(erenarren)  «.184;  einen  unwandelbaren,  gewissen,  festen 
fweok.  Hkrurh  lo,  S40;  und  nach  dem  rechten  uond 
gewissen  grund  unser  Seligkeit  zu  fragen.  MATTiiBiiiua 
Luther  (t)  i^ :  die  rechte,  gewiae,  bestimptaablheilung.  der 
standen,  roinuten.  Rvrr  wag  u.  gewidä  CCt*:  und  leren 
hin  and  her,  jrre  faren.  and  fladdem,  sondern  aulf  d«r 
rechten,  gewisse  Strassen  bleiben.  Luthkr  (xi.eetp.  Jtk. 
gepr.)  7. 197*;  vgl.  |ewiBM«tan  ond  ebnesten  weg  («.e.).  Aart. 
ALBERTiNua;  kartiao  and  fawlMMui  weg;  Hartmotm 
V.  Cronhkro  41  Küek;  gewi«««  (esrte)  and  leichte  (teeg 
und  meitteC).  Comkniuh  orbi»  pictue  889  (vgl.:  wenn  i«in 
weg  rein  und  gewisz  ist.  Hkrukr  [br.  d.  etud.  d.  theU.  betr.] 
11.  68);  ein  TolikUmmlicher,  grUndtlicher  oder  gewisser 
sprach.  Er.  Albp.rub  nov.  dict.  gentte;  gründlicher«,  ge 
wissers  und  herrlichere  («.o.).  Go.  Fhölich;  daeu  vgl.  au» 
Hbrdbr  :  gewissesten,  teuersten  facta;  gewisseste  schAnst« 
art;  gewisserer  erfreulicherer  böte;  vgl.  di«  bMten  ond 
gewissesten  documenta.  Chr.  Wbibb. 

a))  ausser  halb  aoUher  Verbindungen  wird  4mr  mUributive 
g^raueh  von  gewiss  durch  da*  über  mim*  gremen  vor 
dringende  sicher  immer  weiter  MurHekgmlrämgi.  bi»  tum 
18.  jahrh.  halten  die  alten  formuln  mit  gewiss  die  bedeutung» 
kr^  de»  adjeetiv»  noch  fett;  im  19.  jahrk.  aber  übt  da» 
alleinstehende  und  ungeateigerte  attribut  nur  noek  pro 
nominale  funetionen  utts  (».  b)  und  au*ter  der  Verbindung 
gewisser  tod  («p.  6188)  sind  aumokmen  /mm»  rniten  - 
rinfs  (thnt,  wie  ein  «cblund,  die  gawi«««  «SfatOmiif . 

Platbn  (iisMlA  1.  *W  RedUek: 
ebeneo  (die  gewisse  schände)  (an  d.  deut»eke  volk)  t,  MB;  in 
der  gewissen  Überzeugung,  dasz  die  zeit  kommen  mflsse, 
wo  dein  heiszestes  gebet  sein  werde,  mit  diesem  midohen 
verbunden  zu  sein,  ergriff  ich  ein  gewagtes  mittel.  Mörikc 
(maier  Nolten  t)  6. 8»  Krauet. 

a))  gewiss  neben  »ubetmniiven  der  erkenntniatkätigkeU. 
vgl.  »p.  6146/.  ,■  vgl.  sicherer  beweis,  merkmal.  vermutang. 

a))  dieweil  du  denn  hierüber  so  lange  hareat  and 
habest,  ists  ein  gewis  zeichen,  das  da  on  gUabea  hisL 
Luther  (hochseitsprrtl.  über  Ebr.  tn)  5, 848*;  «ieiMO*.M^; 
H,  97'';  vgl.  »p.  6160;  J.  Wrtzkl  reiee  d.  »bkne  Oimßfr»  88; 
Ma-I-IIIESI  US(^>/l«llritlm)l,  119;  GRIMMBLSHAUBaNtSMdsr^ 

erat.  Simpl. i.tsi.  J.  Chr.  Günther  tuidU<»e(i74t)4t;  «fL 
auck  Stielk.i: ,  Ronubau  u.a.;  (gewisses  Wahrzeichen) 
O.v.ÜKMERlNOKN  Über». d. MandeviUeU;  vgl.muekap.tU»; 
(kennzeichen)  Herder  15, 4ta:  gewisse  beweisong.  dsi«ii- 
»tratio.  Hkmsch;  (anzcigung)  Grimmki.shausbn  5iai|rfic. 
608;  (probe)  .113:  do  ein  mensch  aasz  gewisser  Offenbarung, 
ein  Sicherheit  cnpfangen  hat,  das  im  alle  seine  sünden  von 
got  vertzigcn  .seien.  Geiler  v.  Kr.tf^r.nsHKiM  seelenparadie» 
(83.  eap.)  (1510)  181*;  gerade  also  diese  stelle  führt  ans  aaf 
die  gewisze  bedeutung  deszen .  was  die  alten  mit  dem 
ekelet  bei  gastni&hlem.  oder  in  der  konst  wollten.  Herder 
(wie  d.  alten  d.  tod  gebildet)  15,  478;  das  er  den  kosten, 
den  man  zä  den  kiinstcn.  und  /um  arbeiten  gebraucht, 
möge  zu  gewüsser  rechnung  bringen.  Geoho  Aoricola 
V.  bergkwerck  deut»ck  «.  Bechius  (1)8;  vgL  da«  gewisse  für 
wahr  halten  ICant  (logik)  i,  894;  vgL  da«  gewi«««  an- 
denken. GöTHE  briefei.M;  vgL(».o^  das  gewisseste  he- 
wusztsein.  Immermann;  mit  solcher  gevrissen  Wissen- 
schaft, die  mich  des  glaubens  ohnbedfirSUg  machte. 
Grimmelshausen  wittlerer stanti.  SimpL  (8,8)  8,191;  ge- 
wis«este  Wissenschaft  Lichtbnbero; 

ich  brenne  vor  begier,  der  wetesfaeH  nacbiegeiBi ; 
ond  soch«  durdi  veniand  ond  mit  gswisstn  grftndsB 
die  wahre  seelen-mb,  das  bOchste  gut  sa  finoeii. 

JoH.  Chr.  GCnthbr  ped.*  744  «.  a.;  rgl.  auch 
fewinen  crund,  Htdmbitabße.  Hulsius; 

denn  es  musz  mit  solchen  gewissen  glawben  und  ver- 
trawen  gehandelt  werden,  das  wir  ...  die  urteil  der  gantaen 

388» 


6187 


GEWISS  II,  2,  a  (gewisse  band) 


GEWISS  II,  2,  a  (gewissea  übel) 


6188 


weit  als  strevv  und  sprew  achten.  Luther  (v.  miszbrauch 
der  messen  1521)  8,  483  Weimar;  ebenso  Gkiler  t.  Keisers- 
BEHG  höllisch  low  b4";  (mit  der  gewissen  Überzeugung) 
Lessing  (verm.  sehr.  d.  herrn  Mylius)  6^,395;  vgl.  auch 
MÖRiKE  5,  29  (s.  0.);  wann  alle  arbeit  trostlichen  leichtet 
und  linget  gewisse  hoffenunge  des  lones.  Joh.  v.  Neu- 
markt leb.  d.  hl.  Hieronymus  (brief  Äugustins  13)  118  Bene- 
dikt (praemiorum  spes);  ebenso  Andr.v.  Regensburg  283 
Leidinger;  Luther  8,372»;  ebenso  Frisius  u.a.;  Herder 
16, 116;  (gewisse  Zuversicht)  Jon.  Chr.  Günther  ged.''^ 858; 
(gewisse  erwartung)  Herder  16,176;  vgl.  auch  (s.  o.)  ge- 
wissere furcht;  wenn  man  überführet  ist,  dasz  eine  hand- 
lung  entweder  gut  oder  böse;  so  hat  man  ein  gewisses 
gewissen.  Chr.  Wolff  gedanken  v.  d.  menschen  thun  und 
lassen  §  75  (1720)  45; 

o  du  geist  der  kraft  und  stärcke, 

du  gewisser  neuer  geist, 

fordre  in  uns  deine  wercke. 

JoACH.  Neander  'komm,  o  komm,  du  geist 
des  lebens' ; 
vgl.  Luther  p*.  51,12;  Schubart  (am  hl.  pfingstfest)  280 
Hauff. 

ß))  die  Übertragung  auf  körperliche  bethätigung  ist  in 
der  älteren  spräche  an  loenige,  aber  viel  gebrauchte  typen 
geknüpft,  icird  aber  später  wieder  aufgefrischt  und  von 
Göthe  frei  weiter  gebildet: 

der  pfeil  zielt  auf  uns  zu  aus  der  gewissen  band, 

die  fehlen  nicht  gelernt.    Fleming  55  Lappenberg; 

vgl.  hiefür  die  zahlreichen  buchungen;  vgl.  gewüsser  streich. 
Frisius  u.a.;  vgl.  ein  gewüsser  pfeil.  Frisius;  gewissen 
schusz.  Schwan;  item  alle  tage  drei  gewisse  schüsse  zu 
haben ,  sodann  einem  andern  das  röhr  zu  zubannen. 
Grimmelshausen  wiedererstand.  Simpl.  (3,1  satyr.  pilger 
2,  2)  3,  67;  {vgl.  unten  den  weit  häufigeren  gebrauch  der 
persönlichen  formel  gewisser  schütz);  vgl.  haben  keinen  ge- 
wissen trit.  Luther  (^.psalm)  8,  228;  gwisen  lauf.  Simon 
Rot  N  3'» ; 

weis  schon  lallend  das  kind  zu  verständigen  und  mit  gewissem 
fusze  zu  gehn  (pede  certo). 

Voss  Horaz  (ep.  2,  8  v.  158)  2,  362 ; 

ich  weis  dasz  bei  uns  viel,  wie  überhaupt,  auch  dir  un- 
angenehm ist,  indessen  hast  du  doch  einen  gewissen  fus 
und  Standort  den  du  kennst.  Göthe  (an  Herder)  br.  8,  20. 
dazu  vgl.  diese  süsse  festigkeit  der  nase,  diese  liebe  lippe, 
dieses  gewisse  kinn.  (an  August  zu  Stolberg)  briefe  2,242. 
gewiss  zeigt  hier  nicht  wie  in  der  mundartlichen  buchung 
sein  gewisses  gesiebt  (s.  oben  sp.  6167)  die  bedetäung  be- 
kannt, sondern  die  von  festbestimmt,  vgl.:  mit  jenem 
weichen  und  doch  sicheren  gesichtsschnitt,  wie  wir  ihn 
bei  dem  griechischen  menschenschlage  antreffen,  deutsche 
Zeitung  1909  nr.  102. 

b))  gewiss  bei  mittheilungen  (vgl.  j?p.  6148.  6158):  wie  das 
ain  potte  von  Costentz  herab  zä  der  pfaffhait . . .  gesant  sie, 
der  habe  mit  gewisse  pottschaft  gesaget  .  .  .  brief  des  rats 
V.  Augsb.  (1418),  *.  dtsch.  städfechron.  5,354;  ebenso  Elis. 
V.  Nassau-Saarbrücken  Htige  Scheppel  51"^  Urtel;  Jon. 
Knebel  chron.  v.  Kaisheim  387;  (gwisse  mär)  Frischlin 
Wendelg.  prolog  10;  (kundschaft)  Teuerdank  222;  dtsch. 
städfechron.  5,  262; 

wie. lange  harren  wir  gewisser  künde! 

wie  ist  das  zweifeln  bang,  die  hoffnung  stisz! 

Göthe  ihro  der  kaiserin  von  Österreich  majestät 
(jub.-ausg.  3, 123); 

lögtten  ettliche  Ittaliener  .  .  .  falsche  brieff  auff,  sam  betten 
si  zeiltung  aus  Sicillia,  wie  solche  die  moerräuber  da- 
selbsten  geblindertt  .  .  .  hatten  meine  herrn  gewisse  zeit- 
tung,  das  es  (das  schiff)  inn  Alexandria  in  kurtzer  zeitt 
glücklich  und  wol  ankhomen.  Hans  Ulrich  Krafft  reisen 
s.  17 ;  andere  und  zwar  gewissere  zeitung  von  Berlin  .  . . 
zw.  Hans  Lucian  u.  Ben.  Christan  Pfirt  1614.  (titel  einer 
Streitschrift  über  den  Calvinismus) ;  vgl.  (s.  o.)  gewissere 
zeitung.  H.  v.  d.  Planitz; 

von  Strewsburg  bring'  ich  gewisse  zeitung  (certain  newg). 

Schlegel  {Shakespeares  Heinr.  IV.  2, 1, 1); 
diser  kohMrbige  curir  solle  seinen  flug  beschleunigen, 
unnd  nach  eingenommen  augenschein  den  gewissen  be- 
richt  erstatten ,  ob  der  sündflusz  noch  die  Wassersucht 
habe.  Abr.  a  S.  Clara  mercks  Wienn  (ifi80)  78;  vgl.  (s.  o.) 
gewisseren  bericht.  Opitz;  weil  gewisse  nachricht  war, 
dasz  über  die  loo  ranber  beisammen,  ungarischer  Simpli- 


cissimus  (ll)  (1683)  72;  ebenso  gefangennehmung  graf  Teckelya 
(1685)  57;  Herder  ideen  (12)  u.  (1787)  109;  Wieland  (Lucian) 
6,385;  der  Oöttinger  sticdent  auf  d.  Plesse  2,90;  aber  weil 
unser  keiner  dazu  beruffen,  oder  gewissen  befehl  hatte. 
Luther  (vorrede  über  d.  Unterricht  d.  visitatoren)  7,  2"; 
(gottes  gewisses  gebot)  4,  332";  (gewisse  verheissung)  Zink- 
GREFF  apophthegmata  l,  105;  (gewisse  behauptung)  Göthe 
briefe  4,  35;  so  ist  ouch  on  zwifel  ein  gwüsse  leer,  dero 
wir  vertröst  und  on  zwifel  mögen  und  sollend  anhangen, 
ist  on  allen  argwon  das  heilig  evangelium.  Zwingli 
V.  freiheit  der  speisen  10  Walther;  ebenso  Luther  6,  460 
Weimar;  (einen  gewissen  artikel)  3,  239»  Jena;  sofern  wir 
nämlich  einen  empirisch  gewissen  satz  aus  principien 
a  priori  erkennen.  Kant  (logik)  1,400; 

schien  er  hülP  und  rettung 
im  tempel  seiner  vielgeliebten  schwester, 
die  über  Tauris  herrscht,  mit  hofihungsreichen 
gewissen  gStterworten  zu  versprechen. 

Göthe  (Iphigenie  2, 1)  9,  27; 

vgl.  die  gewisse  wort  Christi.  Luther  2,716; 
wie  köstlich  ist  des  gegenwärt'gen  freundes 
gewisse  rede,  deren  himmelskraft 
ein  einsamer  entbehrt  und  still  versinkt. 

Göthe  {Iphigenie  4,  4)  9,  73. 

c))  gewiss  in  bezug  auf  geschehnisse ,  die  der  Zukunft 
angehören,  vgl.  .tp.  6147. 

«))  wo  das  geschehnis  gefürchtet  wird,  macht  sich  die 
bedeutungsgemeinschaft  mit  certus  insofern  noch  geltend, 
als  das  concurrenzwort  sicher,  wenn  es  auch  eindringt 
(vgl.  sicherer  tod,  Untergang),  doch  am  längsten  gegen  die 
formen  mit  gewiss  zu  kämpfen  hat  (s.  sp.  6186):  und  setzt 
sich  wieder  spies  und  büchsen  jen  den  gewissen  tod  hinein. 
Luther  ein  christl.  schöner  trost  (1535)  B2'';  ebenso  (zum 
gewissen  tod  bereit)  Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle  l,  679; 
vgl.  auch  Herder  18,  307  s.  I,  4.  b,  y;  (den  gewissen  tod 
leiden)  Teuer  dank  219;  (mit  sich  bringen)  Vi  vwiz  practica 
d.  vmndartzney  190;  (bringen)  Grimmelshausen  wieder- 
erstand. Simpl.  3,641;  (vor  sich  sehen)  Herder  16,427; 
(nahen  wir  uns  dem  gewissen  tod)  Göthe  (Iphigenie  in 
prosa)  10,  395  Weimar;  (gewissem  tod  entgegen)  not.  tochter 
4,  l)  9,  330  ;  (dem  gewissen  tode  entgehen)  E.  T.  A.  Hoff- 
mann fantasiestücke:  hund  Berganza;  und  selbst  der  ge- 
wisse tod,  der  jeden  traf,  der  auch  nur  wünsche  für 
Mexiko  laut  werden  liesz.  Ch.  Sealsfield  (der  virey. 
cap.  16)  4,  314;  viel  pulver,  wenig  schrot,  ist  der  hasen 
gewisser  tod.  GnÄssE  jägerbrevier  68;  vgl.  die  buchungen 
der  gewisse  todt  von  Henisch  ab;  und  gab  ihm  die  brieff 
mit  solichen  freüden,  als  bette  er  gewisse  sachen  meines 
todes  verkündt.  Joh.  Eberlin  (histori  bruder  Jacobs)  2, 103 
Enders;  trag  keinen  abscheuen  an  der  erd ,  als  deinem 
gewissen  ruhebette,  dann  am  jüngsten  tag  wirst  du  wieder 
hervor  gehen.  Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle  (der  loein- 
gärtner)  1,  638;  vgl.  oben  zu  gewisses  grab  (Lessing),  ge- 
schick  (Göthe); 

sollt'  ich  den  thurm  der  hoffnung  bauen? 
auf  fleisch,  des  wurms  gewissen  raub  ? 

Schubart  (vertrauen  auf  gottes  schütz) 
254  Hauff; 

der  weibe  schone  und  ir  angesichte  ist  ein  gewisser  val 
des  leibes  und  der  seien.  Joh.  v.  Neumarkt  leben  d.  hl. 
Hieronymus  (brief  des  Cyrillus  85)  205  Benedikt  (fdllax 
certe) ;  das  dasselb  (das  leben)  nit  anders  sei ,  dan  ein 
ungehorszam  gotlichs  willens  und  also  ein  gewisser  stand 
des  ewigen  vordamnis.  Luther  {ausleg.  dtsch.  des  Vater- 
unsers 15,  19)  2,  100  Weimar;  dazu  vgl.: 

doch,  wo  von  zv/ei  gewissen  Übeln  eins 

ergriffen  werden  musz,  wo  sich  das  herz 

nicht  ganz  zurückbringt  aus  dem  streit  der  pflichten, 

da  ist  es  wohlthat  keine  wähl  zu  haben. 

Schiller  {Wallensteins  tod  2,  2)  12,  238; 

drum  verwerfen  sollt  ihr  jene, 

und  Verachtung  sei  ihr  preis !  .  .  . 

.  .  .  gebt  sie  der  gewissen  schände 

und  vor  ihnen  schlieszt  das  haus. 

Platen  {an  das  deutsche  volk)  1,  468  Redlich; 

ebenso  (gewisse  Zerstörung)  l,  266  (Amalfi)  s.  o.  sp.  6186. 

ß))  wo  das  geschehnis  gewünscht  wird,  liegt  ja  der  aua- 
gangspunkt  für  die  concurrenz  von  sicher  (securus)  mit 
gewiss;  hier  gehören  die  belege  für  gewiss  zum  gröszeren 
theile  der  ältesten  Schicht  a;i  •  folget  darausz,  das  niemandt 
weiszt,   was   got  gefalt  von  uns,  er  zeige  dann  solichs, 


6189  GEWISS  ll.a.a  (gewnuer  sieg) 


GEWISS  II.».«  (gewfMer  freund)       6190 


wann  auch  ein  mensch  d«>m  andern  kein  (rewiiz  gefallen 
thftn  mag,  jhener  zeigr«  dann  es  mit  Worten  oder  ge- 
herden. Ebkrmn  V.GON/.ltL'Kii  (gpirgel  rhruttt.  leben») *,Ml 

ein  starcker  der  an  kranckheit  leit, 

hat  mit  dem  todt  f«wi>M>n  «treil.     HaNlHCH  IMM; 

gefallen  soll  du  rar  nicht  allen, 

viblen  gefallen  iat  zuvibl: 

haat  aUo  dein  gewiiwea  »Ibl, 

da«  du  wenigen  wirst  gefallen. 

Wr.<:K II BRi  IN  (od^n  I:  an  mein  bveh)  l,M 
/^tsehen 

derohalben  erbäte  kAnig  Dieterich  seinen  hruder  Lotha- 
rium  in  seine  hUIIT,  rIm  zu  einem  gewissen  sieg.  Ghimmkui- 
HAUSEN  wiedererntaud.  Simpl.  8(1718),  SSI;  euch  ist  ge- 
wisser sieg  verheiszen.  K.  A.  T.  Hokkmann  {Krfidtrianm) 
tntt».  tehri/ten  W  Igel ; 

da  andre  «iherts  und  lual  umfaaeen, 
giebt  mir  die  jueend  wenig  licht; 
so  freu  dich  auf  gewiaa«  mh, 
sie  sagt  drm  alter  besser  zu. 

Jon.  Chr.  GrNTUiR  (4er  tieh  tetbet  MMend«) 
fftd>  9i; 

vgl.  sichert  rAw  (requie»  eerta  laborum).  Maalrr  >7S; 

sfisser  bort,  gewisses  bell 
aller,  die  in  grossem  leiden 
sehr  geingstel  sich  beflnden 
wegen  drangsals  Ihrer  sttndenl 

9.  DAfii  (^««1«,  ^ueUffevi.freuden)  176  Oetterley; 

deshalb  ein  andre  weiss  ist  gwlss 

sfi  zftmen  die  wasser  und  flttss, 

das  sie  gescblacbt  und  folgig  werden. 

FisciiART  glückhafft  tchtff  v.  t\ ; 
'es  bat«  ein  nachtpawer  tbone. 
Ich  bah  ein  gwisse  z&uberei, 
die  dir  den  rechten  dieb  mUes  saigen  one.' 

H.  Sachs  {der  packen  dieb)  Jah.  «.  ^chv).  ♦,  176; 

ditz  ist  auch  ein  gewisse  ertznei  wer  die  spüIwürm  in 
dem  leib  hat  d"  sei  gesoten  wasser  mit  hönig  oder  mit 
zuciier  trincken.  Ortolfh  v.  Beyri-andt  artneibuch  Vi^ \ 
vgl.  auch  (a.  o.)  gewissere  arznei ;  vgl.  ein  gewisse  salbe. 
Rypf  thierbuch  Bl'>;  vgl.  eine  gewisse,  bewerdc  arstedie. 
CiiYTHÄus;  gewisse  art/nei.  Henisch  u.a.;  zu  einem 
gewissen  studio  oder  scientz.  Aeu.  Albkktinus  land- 
störtxer  Guaman  (28)818;  ein  gar  gewisser  Schlüssel  die  ge- 
mlihter  der  menschen  zu  eröffnen.  Sciiui'i»  (r.  d.  kunsl 
reich  au  werden)  sehr.  763;  und  da  ich  zwei  meilen  Ton 
hier  freunde  und  gewisse  hülfe  finde,  so  wäre  dies  nur 
ein  miszbrauch  ihrer  gute.  Tieck  (der  geheimniazvolle) 
U(18S9),  871;  die  zwar  zum  voraus  gewisse,  aber  doch 
noch  immer  überraschend  freundliche  aufnähme  meiner 
.  .  .  Schwiegertochter  werde  ihnen  . .  .  durch  mannigfaches 
gute  .  . .  vergolten.  Götiik  {qn  Reinhard)  br.  38, 185; 

sein  blick  sucht  in  der  ödea  leere 
der  weiten  zinimer  Schutz,  den  schon  gewissen  fang 
verfolgt  Neoptolpm  mit  mordbegieigem  Speere. 

SniiLLBR  {teritSrung  rrojaa  98)  6,  878; 

dasE  selbst  der  eigennutz  auf  seine  gewisse  beute  ver- 
zieht thut.  {abfall  d.  Niederl.)  7, 129. 

rf))  in  der  gleichen  richtung  (forderungen  an  die  tu- 
kunft)  bewegen  aich  auch  die  attributiven  Verbindungen,  die 
oben  atta  der  rechts.iprache  und  übertragen  auch  aua  der 
geiatlichen  dichtung  belegt  wurden:  gewisses  pfand,  bund, 
beschlusz,  bezahlung,  lohn ;  vtjl.  auch  ■  atati  ereditua,  gwtisz 
einkummen.  Ciioi.inus-Frisius  u.a.;  quaeatua  atabilis. 
ein  gwüsser  stäter  gwUn.  ebenda; 

obs  schon  ein  kOnstler  kombt  hart  an, 
als  wöls  mit  jhm  zu  boden  nbn, 
und  mit  seinr  kanst  masz  gehn  nach  brot 
von  hausz  zu  hausz,  erbarms  gott. 
und  bat  auch  gar  kein  gwisen  sola. 

hinge  über  da»  oeld  {ßvQblatt  v.  1626), 
t.  zeittchr.  /.  d.  alt.  4»,  47. 

in  dieaer  Verbindung  tritt  die  bedeutung  sichergestellt 
wieder  hinter  der  Vorstellung  des  abgegrenzten,  aich  gleich- 
bleibenden zurück:  das  hoHz  im  waldt  wechset  auch  nicht 
mehr,  wie  in  vorzeiten,  das  mercken  und  erfahren  teg- 
lirh  die  bawersleut  und  diejennigen  herren  und  Junckern, 
die  jhren  gewissen  jShrlichon  holtzhaw  haben.  Daniel 
Sr.iiAi.i.ER  Aero^<  (1696)  Ol>>;  vgl.  ein  gewisses  ap.  iiW. 
andere  atta  der  rechtat^praehe  ttammende  Verbindungen  me 
gewisses  gut,  gewisse  sache,  erbtheil  sind  nur  in  verall 
gemeinentngen  oder  iibertragungeti  tu  belegen:  denn  ich 
kam,  wie  gesagt,  in  den  fall,  ein  gewisses  gut  für  ein 
ungewisses  aufgeben  zu  wollen.  Hsrdbr  le,  486;  ebenaotn; 


eftenao  (ungewisse  sache)  16,  4t5  «.  «.;  wie  ...  ihr  es  mit 
der  reise  Uh«r  Jena  noch  einrichten  werdet,  bin  ieh  begrierig 
EU  erfahren,    aber  auf  jeden  fall  ist  es  eine  gewisse  sache. 
8f:HlL.LKK  Art^et,  SM;  vgl.  auch  s|>.  6177/6; 
trh  bat*« 
und  will  io 

ein  «wig  leb      

CiiKiimAN  Wbisi  (MM)  'öek  seW.  im«  M 
für  rteli  «nd  Uekt; 

ein  ehrlicher  nanie  ist  ein  gewiss  vatertbeil.  Bachmahn  tl 
(eertum  palrimoniuwi)', 

swar  die  gewaH'fa  brwt  muA  im  IMaaea 
kraAvellM  HMra  war  arliMr  aSksi*  wmi  nkek 
gewisse  «rbtheil.    OAths  {IpMgmU  1. 6)  9. 17. 

•))  w/tgnMinliek  häufig  iat  die  bed^ukMftfunrimtri^fl 
mit  Secams  an  th-tlirhkeifen  geknüpft,  woM  wftiwumäi» 
hetiehung  at\f  die  ntkunft  aich  geltend  maekt:  vgl.  gewtose 
oder  eigne  herberg  oder  wonung,  rin  eigen  haus.  Fnikioh 
und  ähnlich  die  tpüteren ;  vgl.  welcher  grstalt  die  mensch- 
liche seele  nach  jhrer  unmutz,  in  den  dreien  fUmembeten 
Übungen  sich  pflege  zugebrauclii-n.  unnd  wie  sie  in  den 
selben  jhr  gewisses  siel  unnd  nutzharkeit  erlange.  Wolkii. 
Si'ANiiKMiElio  ganakOnig  vorr.l  Martin;  (gewiss  ]M  und 
anfang)  f.  Kf.iihun  klag  d.  armen  mannea  A  9*;  (gawiSM« 
ziel  setzen)  Stmanitzky  ollapatrida  4«;  rechten  fewissen 
straszen.  Luther  7. 197*;  ebenao  («.  o.)  gewissester  weg. 
Aeo.  AtUERTiNus;  gewisser  weg.  Hartmut  v.  Cronrkro 
41;  Herdek  11,68  {vgl.  sichere  und  gfite  straasz  oder  wig, 
iier  in  vffenaum,  certior  trantitua.  Maalkr  979);  das  durch 
uch  und  alle  hausfetter  diss  gedenkhoich  und  alles 
geschriben  wirk  uff  einem  sonderlichen  gewissen 
verwart  und  wol  besclossen  werde,  buch  Weinaöerg  1.  II; 
der  bapst  wolte  einen  gewissen  ort  bestimmen.  Lotiikr 
tiachreden  3U3^ ;  es  were  besser  t  n  einem  gewissen  ort  lu 
bleiben,  als  auff  den  ungestün  men  meer  heramb  xu 
wallen.  Pkter  Lauremrero  aeerra  philologiea  (s,  6t)  (16151 
467  {vgl.  sichere  ort,  da  kein  gefaar  nit  ist.  loea  easuum 
aecura.  Maai.er  878;  vgl.  dagegen  [a.  ap.6l93):  catolliaeh.  all- 
gemain,  als  die  catollisch  kirchen,  die  allgemain  veraam- 
lung  der  christglaubigen  im  geist,  an  kein  gwisses  ort 
oder  end  gebunden,  die  vil  mehr  glaubt  dann  gesehen  mag 
werden.  Simon  Rot  Ce**);  kanst,  die  doch  kein  gewissen 
grund  und  boden  habe.  PARAr:Ki.8l'8  {aatronomia  maptm 
oder  die  guntze  philoaophia  aagae  1.  7)  t,  896;  was  denn 
hinter  und  unter  diesem  meer  von  fluthen  and  meinongen 
endlich  und  jetzt  gewisser  grund,  gold-  und  felsengrand 
sei?  Herder  {theologiebriefe  vi)  lo,  281. 

/))  peraönliche  traget-  dea  attributa  aind  nur  bei  einaetmen 
der  eben  belegten  bedeutungafürbtingen  v<m  gewiss  tu  beob- 
achten. 

a))  die  meiaten  bdege  entfallen  atif  ttrbindungen  ier 
reehtaaprache ,  die  übertragen  und  verallgemeinert  werden, 
dies  gilt  für  den  gewissen  boten  {ap.  6167/.,  vgl.  aiicA  sicherer 
bot.  Frisch  2,  87l),  der  in  übertragener  bedeutung  durch 
gewisser  vorbote  eraettt  wird:  der  gute  und  unstrtniche 
wandet  der  Soldaten  ist  ein  gewisser  vorbott  der  gewissen 
victori.  Abr.  a  S.  Clara  auff  auff  ihr  ekritttn  (Wiener 
neudr.  l)  99:  wahr  ist  es,  dasz  der  gütigste  gott  gar  oft 
durch  gewisse  vorbotten  die  grosse  abel  pflegt  anzokQnden. 
nxercka  Wienn  (1680)  96;  gewisse  verboten  der  Wassersucht. 
Immermann  i,87S  Maync.  auch  die  verbindumg  gewisser 
zeuge  {a.  oben  ap.  6167,  vgl.  auch  ap.  6186)  mrd  imratl- 
gemeinert:  des  gewisse  gezeagen  sint  alle  ander  desseibes 
klosters  frawen.  Jon.  v.  Neumarkt  leb.  d.  kl.  Hieronffmu* 
{brief  dea  Cyrillua  ei)  184  Benedict;  das  äuge  sol  der  ge 
wisse  zeug  sein,  and  sihet  doch  das  entfernte  kleiner,  als 
es  ist.  HarshCrffkr  frauentimmer  getprächirpiele  7.  t9>; 
jetzt  kennen  Pleisz  and  Saal  gawisee  scugcn  a«in, 
dass  Schlesiens  verstand  in  swmb  Undem  steige. 

JoH.  Chr.  GONTHaa  flcrf.*  6H. 

ß))  aunerkalb  der  rteht^formein  aekrumpfe»  äie  Verbin- 
dungen mit  peraönlieken  trägem  ein:  bette  . . .  keinen  ge- 
wiszen  herm  gehabt,  sondern  weil  er  gethan,  was  und 
wie  viel  er  wolte,  bette  er  aach  desto  geringem  lohn 
darvon  gebracht.  Kirchhof  teendunmutk  (8.  144)  X,  194 
Oeaterley;  gewisser  freundt.  amiru»  cerh«a.  Hbnisch  u.a. 
{bei  einigen:  ein  getrewer  freund):  certua  inimicua.  ein 
gewüsser  feiend.  Choi.inis-Frisius  u.  «.;  an  keinem 
haatu  so  einen  gewissen  feind,  als  an  dir  selbst.  Heinr. 


6191         GEWISS  11,2,  a  (nichts  gewisses) 

Möller  geistl.  erquickstunden  (l60)  285;  vgl.  auch  gewisser 
und  sicherer  freund,  gewisser  erbe  sp.  6185;  der  ekel  ist 
der  gewisse  gefährte  aller  Überladungen.  Adelung  2,  667. 
/))  nur  von  einer  seite  dringen  neue  Verbindungen  vor, 
die  aber  auf  die  ältere  spraclie  beschränkt  bleiben,  die  beim 
adverbium  so  häufig  und  beim  attributiven  adjectiv  neben 
einem  sächlichen  träger  vereinzelt  beobachtete  Übertragung 
des  begriffes  der  siclierheit  von  der  erkenntnisthätigkeit  auf 
körperliche  bethätigung  heftet  sich  auch  an  entsprechende 
nomina  agentis:  auch  ist  der  büchsen  meister,  ein  ge- 
wisser schütz,  der  von  S.  Jacoffs  thurme  schos,  auf  dem 
thurme  von  einem  steine  geschlagfen  und  davon  gestorben. 
fortsetzung  der  hd.  übers,  d.  Magdeb.  schöffenchron.,  s.  dtsch. 
städtechron.  27,  51;  ich  weisz  wol  dasz  ir  ein  gewüsser 
schütz  sein.  J.  Wetzel  reise  d.  söhne  Qiaffers  37;  ebenso 
Mart.  Rinckhart  Eisleb.  christl.  ritter  (4,  3)  80  neudr.; 
dan  dis  ain  gwisser  schüz  wol  haiszt 
der  das  erraicht,  nach  dem  er  raiszt. 

Fischart  glückhaffl  schiff  v.  965 ; 

ein  gewisser  schütz,  geübt  im  schiessen.  Reyher  1,1001; 
vgl.  auch  oben  sp.  6165;  ein  sichrer  schütze  (ein  gewisser 
schütze)  Stieler  1772;  dazu  vgl.  auch  die  Übertragung  atif 
die  thierwelt:  und  da  ich  au£f  Unterhandlung  auf  meinem 
gewissen  pferd  in  jren  ring  kam.  Matthesius  (leichen- 
rede  auf  Ferdinand  I.)  4,  871  Loesche;  aber  mein  gewisser 
wetterhahn  ist  der  landvoigt  Hans  Metzsch.  Luther  {an 
d.  kurfürsten  Joh.  Friedr.  1535)  briefe  4, 611. 

y)  die  substantivierujig  ist  hier  wol  entioickelt,  aber  an 
einzelne  formen  des  gebrauches  gebunden. 

l))  am  häufigsten  belegt  ist  sie  in  Verbindung  mit  pro- 
nominalf armen,  wo  das  syntaktische  Verhältnis  nicht  immer 
so  durchsichtig  ist  wie  bei  Luther:  ich  wisse  aber  nichts 
grunds  noch  gewiszes  davon  antzutzeigen.  {grund  und 
ursach)  7,454;  nüt  gwüsses  und  warhaffts  wüsscn.  Frisius 
u.a.;  der  sich  auf  nichts  gewisses  begeben.  Olearius 
pers.  rosenthal  (7,  2)  79'';  ebenso  Stumpf  Schweiz,  chron.  (3,  7) 
1  (1548),  103";  Grimmelshausen  S'imjpL393;  Haksdörffer 
Schauplatz  i{tehi),U2;  Herder  6,  88;  13,414;  11,16;  Kant 
{krit.  d.  rein,  vern.)  3,333  akademie;  TiECK  {die  Verlobung) 
17,164;  W.  V.  BuRGSDORFF  br.  IGl;  P.  Heyse  (Kleopatra) 
2, 10,  56;  er  will  sich  sich  zu  nichts  gewissen  verstehen. 
Adelung; 

wann  wir  uns  ofl'termals  auff  wasz  gewisz  bedencken. 

Opitz  teutsche  poemata  141  neudr.  ; 

etwas  gewisses  wird  in  dingen  so  hohen  alterthums  nie 
herausgebracht  werden.  Herder  {v.  geist  d.  ebr.  poesie  i) 
11,  312;  ebenso  8,  374;  sich  zu  etwas  gewissen  entschliessen, 
se  fixer.  Schwan  ;  in  den  Wissenschaften  ist  viel  ge- 
wisses, sobald  man  sich  von  den  ausnahmen  nicht  irre 
machen  läszt  und  die  probleme  zu  ehren  weisz.  Gör  he 
muocimen  u.  refiexionen  no.  576  Hecker. 

2))  viel  beobachtet  ist  die  fortnel  das  gewisse ,  des  ge- 
wissen spielen,  die  selbst  Gothe  wieder  aufnimmt,  vgl. 
auch  das  sichere  spielen  theil  iO,i,'72Z; 

des  gwiszen  send  ir  spilen,  ir  edlen  bilgerin, 

auf  niemant  von  den  wisen,  euch  selbs  nit  werfend  hin, 

dasz  man  nit  Sprech  in  bschicht  gar  recht. 

Felix  Faber  pügerbücMein  233  Birlinger; 

wer  aber  wil  des  gewissen  spielen,  der  volg  der  balligen 

geschrifft.  (E.  Grosse)  doctrinale  der  gemeinen  laien  (1493) 

H2;   sol  man  das  ungewisse  faren  lassen,   und  des  ge 

vissen  spielen.  Luther  {v.  krieg  wider  den  Türeken)  4,  440" 

Jena;  ebenso  4,  326»;  6,  87»;  7,  2^;  6,  372  Weimar;  16,  248  u.a.; 

das  frewlein  weit  des  gwissen  spiln, 

si  sprach :  'langt  mir  das  gelt  vor  her ! 

ir  möcht  mich  sunst  betriegen.' 

fuchsfang  bei  Uhland  volksl.  741 ; 

ebenso  (des  gewissem  und  sichern)  Schwendi  bestellung 
d.  ganz,  kriegswesens  (l605)  22 ;  vgl.  (aufs  gewisse  spielen) 
Fleming  s.  410;  dasz  sie  in  solchen  sachen  lerne  das 
gewisse  spielen  und  aufsehen,  wem  sie  ihre  kinder  und 
Schwestern  geben.  Luther  {an  Gabriel  Zwilling  1534)  briefe 
4,  583;  (des  gewissen  spielen)  B.  Waldis  Esopus  4,2, 184; 
(das  gewisser  spilen)  Aventin  {rud.  gramm.)  1,475;  (das 
gewisseste  spielen)  Grimmelshausen  {vogelnest  20)  3,  idS 
Keller;  {Carlos:)  wenn  wir  nun  aber  unterdessen,  bis  der 
prozesz  eingeleitet  ist,  bis  dahin  uns  der  herr  noch  allerlei 
streiche  machen  könnte,  das  gewisse  spielten,  und  ihn  kurz 
und  gut  bei'm  köpfe  nähmen?  Göthe  {Clavigo  i)  10,107. 


GEWISS  II,  2,  b  (=  aliquod,  quidam)      (5192 

8))  andere  formen  der  Substantivierung  sind  hier  seltener : 
zum  dritten  lere  ich  dz  man  in  Sicherheit  die  gröszt  sorg 
haben  sol,  dann  das  gewizz  findt  man  nirgent  dann  im 
ungewissen,  das  ist  gwisse  rü,  findstu  in  der  forcht  sorg, 
zweiffel  und  ungewissem.  S.  Frangk  sprichw.  (1541)  1, 102"»; 
{gott)  der  uns  ...  in  seine  bibel  weisen  lassen ,  darausz 
wir  können  eitel  gewisses  sagen,  was  von  gott  und  unser 
seel  Seligkeit  uns  von  nöten  zu  wissen  ist.  Matthesius 
Sarepta  (u)  233» ;  dasz  sie  nur  das  gewisse  glaubt ,  nur 
das  gute  ausübt.  Herder  {zerstreute  blätter)  16,150;  das 
gewisse  vor  das  ungewisse  erwehlen.  Grimmelshausen 
wiedererstand.  Simpl.  (3,6)  3,494;  unser  fehler  besteht 
darin,  dasz  wir  am  gewissen  zweifeln  und  das  ungewisse 
fixiren  möchten,  meine  maxime  bei  der  naturforschung 
ist,  das  gewisse  festzuhalten  und  dem  ungewissen  aufzu- 
passen. Göthe  mnximeti  u.  refiexionen  no.  580;  das  gewisse 
zu  wagen  für  das  ungewisse.  Schiller  {sojähr.  krieg  4) 
8,  345;  das  gewisse  zu  lassen.  Göthe  (ReinekefiichsG)  40,102; 
zur  Untersuchung  dieses  wahren  und  falschen,  oder  des 
gewissen  und  ungewissen  anlasz  zu  geben.  Herder  {zer- 
streute blätter  e)  le,  34:2 ;  ebenso  (erkenntnisz  des  gewissen) 
Kant  (logik)  1,415;  (Wissenschaft  des  gewissen)  Immer- 
mann {memorabilien  l)  5,  380  Maync;  zu  allem  gewissen 
der  Wissenschaft,  wie  zu  allem  schönen  der  form  ist  in 
Griechenland  der  grund  gelegt  worden.  Herder  ideen  (13) 
14,129;  (zum  ganzen  und  gewissen  zu  steigern)  Göthe 
{Winckelmann)  37, 18;  (schlusz  aufs  historisch  gewisse  und 
sichre)  Herder  {hr.  d.  stud.  d.  theol.  betr.  1,4)  10,44;  ihre 
maurische  bauart,  die  ausländischen  bäume  des  burg- 
gartens,  .  .  .  hatten  mich  längst  über  den  erbauer  ins  ge- 
wisse gebracht.  C.  F.  Meyer  der  heilige  (5)  70. 

auch  der  form,  der  sub.'itantivierung  ertvachsen  einzelne 
feste  Wendungen,  in  denen  sich  die  bedetitungsenergie  von 
gewiss  abschicächt.  meist  sind  es  präpositionalverbindungen, 
die  von  dem  begriffe  festbestimmt  ausgehen:  wann  du 
dich  mit  gantzem  fleisz  auff  ein  gewisses  befleissigen,  und 
deme  dich  gantz  ergeben  wirst,  es  ist  nicht  zu  sagen, 
was  ohnunterbrochener  fleisz  auszrichten  kan.  Schupp 
(ton  der  einbildung)  Schriften  553 ;  erbt  einen  verwandten 
in  Paris,  der  ihm  im  gewissen  dreimalhunderttausend 
thaler  hinterläszt.  Göthe  {an  frau  v.  Stein)  briefe  6,297; 
ebenso  19, 141. 

b)  die  abschwächung  der  bedeutungsenergie :  gewisz  übt 
nur  pronominale  functionen  aus.  in  der  vollen  bedeuttmg 
hatte  das  adjectiv  den  gegensatz  zu  ungewiss  gebildet:  lern 
in  gewissen  dingen  zweifeln,  so  bistu  sicher  und  gewisz 
in  ungewissen  zw^eifeligen  dingen,  der  weisz  förcht  sich 
und  zweifelt,  und  also  entrint  er  gewisser  ^efar.  der  thor 
aber  sorgt  sich  sicher  nicht,  darumb  feilt  er  in  gewisse 
jrrthumb.  Seb.  Franck  sprichw.  (l54l)  1, 102*'.  mit  der 
pronominalen  entwicklung  scMvindet  dieser  gegensatz;  als 
contrastbegriff'e  kommen  jetzt  viel  eher  positive  formen  in 
betracht  (gekennzeichnet,  genannt),  da  gewiss  jetzt  einem 
negativen  begriffe  zustrebt:  nichts  mehr  und  minder,  als 
eine  gewisse  erschütterung  des  herzens,  die  erregung  der 
seele  in  gewissem  maasz  und  von  gewissen  selten,  kurz! 
eine  gattung  Illusion,  die  wahrhaftig!  noch  kein  franzö- 
sisches stück  zuwege  gebracht  hat,  oder  zuwege  bringen 
wird.  Herder  {Shakespear)  5, 215;  und  die  einmischung 
des  landschaftischen  in  die  spräche,  z.  e. . . .  für  ein  gewisser 
mann,  ein  sicherer.  Klopstogk  grammat.  gespräche  (3)  74. 
die  parallele  entwicklung,  die  von  sicher  ausgeht  und^  die 
Klopstock  als  landschaftlichen  eindringling  zurückweist, 
wird  tlieil  10  sp.  724  in  niederdeutschem  gebiet  belegt,  teo  sie 
in  hochdeutschen  Sprachgebrauch  überdrang,  scheint  sie  aber 
auf  die  Verbindung  mit  personen  eingeschränkt :  von  einem 
sichern  biedermann  .  .  .  den  er  zwar  nicht  mit  namen 
nannte,  aber  handgreiflich  genug  zu  bezeichnen  wusste. 
Schiller  3,561;  ein  sicherer  Grillparzer  s.  Grillparzer 
15,  105;  'Faust,  ein  fragment'  ...  es  rühret  von  einem 
sichern  Goethe  her,  welchen  auch  ich  persönlich  kenne. 
K.  V.  HoLTEi  {d.  letzte  komödiant  l)  35,  45  {vgl.  •  da  war  ein 
gewisser  Goethe,  ein  mann  von  einigem  talente  für  poesie 
und  nebenbei  . .  .  minister.  35,  77);  und  in  Wien  gab  ein 
sicherer  Gottfried  Braun  unter  dem  titel  . .  .  eine  Samm- 
lung . . .  heraus.  Minor  Schiller  2,  214;  dasz  sich  die  con- 
currenz  von  sicher  mit  gewiss  auf  die  Verbindung  mit  per- 
sonen einschränkt,   ist  nicht  zufällig,     gewiss  hatte  seine 


6193         GEWISS  II,  a,  6  (gewiM«  zahlen) 


GEWISS  n.t.fr  (in  gewiMcii  Jahren)      6194 


pronominalen  fune.tiontn  tuniiehat  in  dtr  Verbindung  mit 
abatracten  und  aUehlichen  tnihntantiven  entvrieMi  und  stand 
hier  gant  unter  dem  eit\flu»t  dm  tut.  certus  in  dmr  btdnttung 
von  abgegronzt,  geregelt,  die  btriehung  ai^f  ptr»on«n  ttar 
in  der  älteren  apraehe  noch  nicht  vorhtnUd,  ti»  wird  trat 
durch  einzelne  toendunyen  der  recktttprmdt»  nähtg^tft,  in 
denen  gewisa  in  hrde\Uungagnn»intelu^  wiU  WtftmViM  $kM t 
ein  gewisser  mann,  ein  mann,  bti  dtm  wum  »ieKmr  t$ht, 
der  gerichlabekannt  iat.  hier,  in  diutr  «nftttü  Urükrung 
von  curtus  und  securus  mar  für  do»  vordringend»  tioher 
der  weg  geebnet,  und  et  iat  charakteristiMk,  ima»  «Mifcr 
den  Verbindungen  mit  unprraöntichem  euhtittmtim  mir  4ie 
jenige  den  uutritt  von  sicher,  ebenaogut  wie  von  |«wi*M 
tuläatt,  die  gUifhfalU  den  bedeutungeunsfang  von  Iat. 
seourus  aehneidet :  gewitier  ort.  vgl.:  Mhiokt«  er  einen 
edel  pagen  . . .  mit  einem  tohreiben  fort,  und  befahl  an 
gewisHes  ort  ihme  wieder  lohleonlgit  antwort  zubringen. 
unyu liaeher  Simplieieeimua  990.  gegen:  dazu  wollte  er  aber 
keinen  gast  zulnss^n,  wenn  er  nicht  vorher  einen  gewiuen 
ort  besucht  liUtte.  (iöthk  {annalen  iwift)  81,  üSS;  vgl.  aekon 
S.  Rot  oben  »p.  ni90;  vgl.  ich  musz  an  einen  Biohem  ort 
(auf  den  abtritt)  a.  Sandkhh  3,  1090*. 

a)  attributive  Verbindungen  mit  unpertOnliehen  aubetan- 
tiven. 

l))  dem  ältesten  gebrauche  folgen  die  Wendungen,  in  denen 
aahl-  und  theilbegriffe  den  träger  de»  attributet  bilden,  ältere 
feste  Verbindungen  riehen  in  diesen  krn»  uMreiche  be- 
deutungm:eruandte ,  und  aehon  hier  begegnen  vi^aeh  die 
formein,  die  oben  für  daa  bedeutungakräflige  adjeetiv  tu 
belegen  u>aren.  nunmehr  mit  pronominaler  function. 

a))  Hchon  an  aahl-  und  theilbestimmungen  lataen  die 
buchungen  erkennen,  trie  der  begriff  det  feetbettimmten  mehr 
und  mehr  die  betiehung  auf  bekannte  grötten  abttreift  und 
tum  deckmittel  für  die  unterlaaitung  näherer  angaben  wird : 
steter  und  gewisser  lauf  der  gcstirn.  Faber;  das  man 
auch  ein  gewttsse  maasz  oder  rächnung  der  zeit  desz 
nachtmals  habe.  Frisius;  etwas  in  gewisse  theil  zer 
t heilen.  Ai.ek;  welches  er  von  seiner  gewissen  portion 
erspart  hat.  ebenda;  es  hat  seinen  gewissen,  bestimmten 
oder  gesetzten  preis,  texttach-engl.  lex.;  dazu  vgl.  nun- 
mehr: dann  solches  thut  auch  die  zeit  nach  gewisser  zal 
der  stunden,  dasz  sie  sich  stäts  verjUngert  (iuxta  eerta» 
anni  horan).  Ryfk  traumbtteh  Artemidori  98'»;  (numerus) 
Hkrder  18,19;  (anzahl)  Ch.  Skai.sfield  {eajütenbuch  i) 
u,  S8;  (bei  gewissen  glücklichen  vierteln  [des  numdea]) 
Herder  15,  BM;  umb  einen  sichern  genis  (var.:  nnder 
einer  gewissen  saczung)  oder  umb  ein  genantes  gelt,  umb 
eine  gewisse  pension.  Iglauerjtis  reg.  mont.  (l,  *  §  7)  Zycha 
55  (certis  eonditionibus);  nichts  destoweniger  mUssen  sie 
zu  dem  jenigen,  der  sie  also  zu  brUgeln  befohlen,  hin- 
kommen, ihme  die  band  küssen,  darfür  dancken,  und 
noch  darzue  dem  steoken-knecht  für  einen  jeden  straich 
gewisses  gelt  bezahlen.  Abh.  a  S.  Clara  auf,  auf  ihr 
Christen  110  Sauer;  ebenso  ungarischer  Simpl.  (1683)  154;  (ein 
gewisz  stück  geld)  Grimmf.l8iiausp.n  wiedererstand.  Sim}^. 
8,459;  (für  ein  gewisses  lösegeld)  Tti.  Bahr  laniena  Pasc- 
vHilcensis{\H}b)V7;  (einen  gewissen  trihut  geben) Grimmki.8- 
iiAUSEN  iciedererstand.  Simpl.  i,SSb;  luxnsarbeiten  werden 
vom  accidenzdrncker  im  gewissen  gelde  gedruckt.  C.  A. 
Franke  katech.  d.  buchdruekerkunst  154;  soll  Symmetrie 
und  Proportion  blos  so  viel  sein,  als  die  convenienx  ge- 
wiszer  theilo  zu  einander:  so  ist  sie  freilich  ein  unter- 
haltendes spiel  der  äugen.  Herder  (die  plastik  v.  1770) 
8.180;  eben.90  (gewisser  theile  der  rede)  13,186;  (gewissen 
vorsicul)  KriiNAU  musiknl.  Quacksalber  Si  Benndorf;  (in 
einem  gewissen  paragraphen)  Göthe  maximen  und  re- 
Jle.vionen  no.  265. 

b))  nodi  deutlicher  hebt  sieh  von  der  älteren  auffassung 
die  neue  bedeutung  beim  teitbegriffe  ab.  auf  der  einen  täte 
vgl- :  farwar,  o  mensch,  wan  dir  wer  kond, 

gewisse  seit,  and  todea  stand. 

loci  oommunea  provtrb.  (1579)  81; 

ro<o  tempore.  zA  gewüsser  und  gebürlicher  zeit.  Choi.inus- 
Frisius  M.o..-  gebede  üp  gewisse  stunde  geordnet.  Cht- 
TRAKUs;  limitare,  einer  saoh  einen  gewissen  tag  setzen. 
gemma  gemmarum  Dirpbnbach  880'>;  gesette  und  gewisse 
virdage.  Chytrak.us;  ein  gewisser  ...  ein  ungewisser  tag. 
Chomel  8, 1866;  auj' der  anderen  teitetUieraetxenlmehungen 


ein  wie  zu  einer  gewitsen  zeit  etwa*  thun,  a  un  eertaxn 
lempa  rdyle.  RoNüEAU  «.  •.;  dazu  vgl.  ■  zu  gewiaser  zeit 
musz  ein  TemOnfllifar  OMMcb  einem  wilden  thier« 
weichen.  Cii.  Wkisb  MmaamitUo  (i.  lo)  it  Fetteh;  genau  to 
Hkrdkh  &.«M:  (einer  gewissen  goldenen  zeit)  18, 41 ;  (eine 
gewisze  Jagendzeit)  I8,  *; 

■o  bat  «to  jecliclw  dtag  fiwiwe  Mit  mU  ätttm. 

R*rNRL  (dte  (ftuüattidt  kmttttmäler) 
taär  gtd.  87: 

drei  dinge  werden  nicht  eher  erkannt  ai«  zu  gewiaeer 
zeit-  ein  beld  im  kriege,  ein  weiser  mann  im  lom.  ein 
freund  in  der  noth.  (iüiii»:  wtoteimtmu.  r^/Uriomtm  no.ttm; 
daaz  sich  deren  ro&tler  fefiMTB  Bläht  tun  üa  htktauaan 
dornten,  als  wan  sie  tlflteh  ta  di«l«i  tßwimm  uitco 
kamen,  ihnen  ihre  milohrwieha  brttila  uhtoton.GMiMMKLS- 
HAUMKN  aimpl.  440;  tbtnto  (m  ftwlMtn  8«it«o)  Hbrobn 
II.  818;  16. 16«;  16. 881:  QöTiiK  (•«  OUrL  v.  Stti»)  jub.-tmtf. 
8,98;  Ch.  8KAL«riBU>  6.  844;  (ee  fiebt  §imiiaa  stitMi) 
Hbhobr  18. 178;  aber  zu  einer  gewiaeen  atund«  la  «Ib  haos 
gehen  mOuen.  oder  zu  haus  auf  einen  warten  nBMM, 
da«  kann  iob  nicht.  MozAiir  an  t.  vmttr  vm  bti  Ntkl 
t.  180;  ebenso  (zu  gewisser  stunde)  WaaRNlOK  böte  tfisl- 
tiebtn  147;  ein  sobmertzlich  leibwehe  . . .  daa  tlglicb  swai 
mal  tu  gewiuen  stunden  kam.  and  auch  za  gewiaeen 
•tunden  wider  autniOret.  TABKRHABMONTaiius  wasser- 
tehats  t.*6;  ebenso  Ghimmrlsuaosbi«  Simpl.  4M;  ftftm: 
weaa  dax  Macbeb«  aoi  sa  IMd 
eatst  gott  iialn  gawiaeea  tage: 
•r  wMu  woll,  wenae  an  baetae  iat 

Paulos  SrsnATcii  et  tat  daa  ktH  mm  ktmmtn 
her  bei  WadtemagH  UrtktMti  S. «»; 

vgl. :  mer  ist  czu  wissn  wenn  mon  lehnnsohnfl  ▼«riefaht 
auf  einen  gewissen  tag,  die  mag  mon  nicht  wfd«tB«B«a  Ar 
demselbignn  tag.  Sehemnitzer  bergreeht  §  18  Wensel  {Wiener 
Jahrb.  d.  lit.  104  anteigeblatt  e.  18);  ^ewa«  so  {instr.  f.  d. 
bürger  tu  Omünd)  bsterr.  weisth.  6,  466.  464;  und  an  ge- 
wisen  tagen  pracht  er  Renedicto  brot  Gregore  dialefe 
(Augsburg  1478)  II  eap.  l ;  ebenso  eup.  86;  (in  geviaien  tagen) 
HRRDER8. 968;  ich  musz  morgen  sohon  zum  zweitenmal 
ausziehen,  weil  die  zimmer  aof  gewisse  tage  besteilt  sind. 
Göthe  (an  Christiane)  15.  64;  berühmtes  bergwerck  ...  so 
. . .  einem  Itali&ner  auf  gewisse  jähre  verliehen  wnrdaa. 
ungarischer  Simpl.  (87)  (1683)  908 ;  (naob  gewissen  jähren) 
Herder  8. 867;  16.856;  17, 80;  sie  wissen,  m.  fr.,  man  bildet 
sich  nur  in  gewissen  jähren.  11,810;  efteiwo  18.90;  GAthr 
(dicht,  u.  toahrh.  4)  84,  190;  (lehrj.  6)  18.  316;  ein  hof-  and 
weitmann,  schon  in  gewissen  Jahren,  fühlt  neigung  so 
einem  wohlerzogenen  einfachen  mädoben.  G<yTHB  (tu  der 
Jen.  lit.-zeit.)  33,  881 ;  ebenso  (wanderj.  8.6) 89, 108;  (8.4)  88, 77; 
P.  Heysb  (d.  tochter  d.  exteUent)  8.8,817;  SchnitZLKR 
d.  einsame  weg  (9.  i)*46;  man  wählte  znent  den  Belisar 
nach  Tan  Dyk.  ein  groszer  und  wohlgebauter  mann  von 
gewissen  Jahren  sollte  den  sitzenden  blinden  generai  . . . 
nachbilden.  Göthk  (toahli-erw.  8.5)  17. 869;  ebenso  {emm^^Ofme 
in  Frankreich)  80.  814;  (frau  Ton  gewissen  Jahren)  80.  8; 
(ital.  reise  l)  97. 117. 

e))  ich  möchte  ihnen  manche  saohen  mittheilen  und 
vertrauen,  damit  ein  gewisse  epoche  meines  denkens  und 
dichtens  schneller  zur  reife  komme.  Göthb  («»  Sehitter) 
13,4;  wobei  die  natur  gesorgt  hat,  das«  er  {der  aehenkei 
knoehen)  nicht  über  gewisse  grenzen  hinaasschreite ,  in 
welchen  sie  ihn  mit  senncn  und  andern  sch&nen  einricb- 
tungen  zurückhält,  (anh.  tu  Benvemuto  Oetlim  XVI)  86, 878; 
ebenso  Rismarck  (im  preust.  landtof  18. 8. 1888)  9,114  Kohl; 
der  nationalruhm  . . .  hat  er  eine  gewisie  hfibe  erreioht . . . 
Hbrdbr  18. 806;  (sa  einer  gewissen  hOh«  sieigan)  LcnaeiM 
pandämonium  s.  17;  wenn  man  älter  wird,  moss  man  mit 
bewusztsein  auf  einer  gewissen  st afe  stehen  bleiben.  Göthk 
maximen  u.  r^flexionen  no.  987;  (personen  von  einem  ge 
wissen  ränge)  Hbrdbr  17,  S4;  dann  so  wir  im  mertzen 
ein  gewiss  gewicht  in  gewisem  grad  finden.  Ryff  wag  u 
gewicht  CC9^;  dasz  jenee  diese  immer  in  einem  gewissen 
grad  hindre.  Herder  16,998;  ebenso  (m  einem  gewissen 
grad)  15,886;  5,148;  17.108:  (sa  gewissen  graden)  15.110: 
(auf  einen  gewissen  grad)  15.S10;  W.v.Rurosdorpp  ftr.ilO; 
J.  V.  Sonnenfels  br.  über  die  wieneriedie  »dwtmbühne  7. 7; 
gleich  wie  gott  .  .  .  himcl  onnd  erden  . . .  sinwell  unnd 
rotund  hat  ersohafTen.  auch  alles  daraafT  annd  darinnen 
inn  gewisse   masz,  gleiche  Ordnung  annd  abwechslong 


6195        GEWISS  11,2,6  (gewisse  punkte) 

gestellt.  Simon  Bot  teutscher  dict.  A2»  (vorrede);  eine  ge- 
wisse Ordnung  und  gleichheit  der  lere  in  allen  kirchen. 
N.  Herman  sonntngsevangelia  9  Wolkan;  (gewisse  mas 
halten)  Butschky  Pathmos  626;  (auf  gewisze  maasze) 
J.  Chk.  Edelmann  selbstUogr.  298  Klose;  (mit  gewisser 
masse)  Butschky  604;  (in  gewisser  mas)  441;  ebenso  Geu- 
viNUS  gesch.  d.  d.  dichtung  5*,  511;  vgl.  gewissermassen 
(s.d.);  (in  gewissem  maasse)  Herder  5,185;  (in  gewisser 
maszen)  Wieland  l,  37;  (in  gewissen  maszen)  Schelling 
{philos.  d.  mythol.  13)  22,  264. 

d))  gegen:  definire,  ein  zil  setzen,  einzilen,  jnnerhalb 
eines  gewisen  kreisz  begreiffen.  Simon  Rot;  vgl.:  einen 
gewissen  kreis  vollenden.  W.  v.  Humboldt  an  Schiller 
Leitzmann^  170;  in  einer  gewiszen  reihe.  Herder  17,  .SO; 
nach  einer  kunst  zu  streben,  die  wenigstens  auf  einem 
gewissen  punkte  der  Vollkommenheit  sehr  schwer  zu 
erreichen.  J.  v.  Sonnenfels  briefe  über  die  wienerische 
Schaubühne  7,  24 ;  andere  {fragen  bezogen  sich)  auf  familien- 
verhältnisse ,  in  welchen  der  hohe  mann  bis  zu  einem 
gewissen  punkte  bewandert  schien.  Ch.  Sealsfield  (der 
virey.  cap.  5)  4,125;  das  gleiche  sinnlich  aufgefrischt  und 
sexuell  zugcipifzt  bei  A.  Lewald,  s.  R.M.Meyer  neue  Jahr- 
bücher f.  d.  Mass,  altertum  1900  s.  tTil ;  s.  dagegen .-  über  ge- 
wisse punkte  der  gesundheit.  Herder  9,  400;  der  mensch 
.  . .  aus  gewissen  gesichtspunkten  betrachtet.  W.  v.  Hum- 
boldt über  d.  stud.  des  altertums  s.  26  Leitzmann;  sein 
herr  sei  in  voller  arbeit  an  einer  gewissen  stelle  ...  zu- 
rückgeblieben. Tieck  übers,  des  don  Quixote  (3, 12)  l"^,  210; 
wenn  ich  mich  nach  Sonnenuntergang  an  einem  gewissen 
platze  einfinden  wollte.  Wieland  (Peregrinus)  14,278; 
seinen  gewissen  ort  haben  s.  theil  3  sp.  1411 ;  an  einem 
gewissen  ort  in  Deutschland.  Herder  15,  lll;  anders:  ge- 
wisser (sicherer)  ort  s.  sp.  6193;  in  einer  gewissen  stadt 
hat  es  sich  begeben,  dasz  . .  .  Abr.  a  S.  Clara  gehab  dich 
wohl!  (7)  HO;  ebenso  Abele  künstl.  unordn.  1,39;  (in  ge- 
wissen gegenden)  Herder  15,59;  (in  gewisse  einsiedeleien) 
Göthe  (wanderj.  2,1)22,8;  (nach  einem  gewissen  closter 
gehen)  Happel  academ.  roman.  91;  (über  gewissen  ab- 
gründen)  Jean  Pau  l  (Levana  2, 9l)  37, 75 ;  (über  eine  gewisse 
brücke)   Müllenhoff  sageii  . .  .  v.  Schlestvig-Holstein  378. 

e))  giebts  nicht  auch  thiere,  die  sich  nach  gewiszen 
tönen  oder  gangen  von  tönen  freuen  oder  betrüben? 
Herder  15,  231;  ebenso  12,249;  (führst  du  einen  gewissen 
altklugen  ton)  Tieck  (William  Lowell  8.  buch)  7,101;  der 
erstere  hat  über  seine  stücke  eine  gewisse  färbe  des  an- 
stands  gezogen.  J.  v.  Sonnenfels  br.  über  die  wienerische 
Schaubühne  7, 137 ;  empfindungen ,  die  zu  einer  gewissen 
helle  steigen.  Herder  8, 195. 

2))  an  allgemeinen  und  verblaszten  begriffen,  wie  sie  in 
obigen  belegen  vorherrschen,  tcar  der  zahl-  und  theilbegriff 
schon  ganz  zum  art-  und  verhältnisbegriff  übergegangen; 
diesem  letzteren  dienen  nun  wieder  eigene  Verbindungen  mit 
abstracten : 

a))  aber  es  giebt  eine  gewisse  kalte,  nachlässige  art, 
von  seiner  tapferkeit ...  zu  sprechen.  Lessing  (Minna  v.B. 
2,  9)  2^,  204;  ebenso  (in  einer  gewissen  art)  Herder  17,  387; 
ähnlich  8, 1.50;  Sprüche  einer  gewissen  gattung  nannte  man 
priameln.  16,228;  ebenso  15,556;  (in  eine  gewisze  gestalt 
organisirt)  18, 309 ;  dasz  wie  die  stirn  gewölbt  von  gesinnung 
der  seele,  so  auf  gewisze  weise  die  brüst.  Herder  8, 158; 
ebenso  i,  64: ;  5,140;  6,64;  15,515;  W.  V.  Humboldt  ia^iwm 
u.  Hellas,  stud.  über  d.  klass.  altertum.  Leitzmann  s.  114; 
im  gewissen  betrachte.  Schiller  briefe  2,  145;  die  ge- 
schichte  eines  menschen  ist  mir  bekannt,  die  mich  in 
gewiszem  betrachte  sehr  rühret.  Herder  (an  prediger) 
7,  282;  (in  gewissem  verstände)  9,297;  (in  einem  gewissen 
sinn)  16,  440; 

so  halt'  ich's  endlich  denn  in  meinen  händen, 
und  nenn'  es  in  gewissem  sinne  mein ! 

Göthe  (Torquato  Tasse  1,3)  9, 117; 

ebenso  (beitr.  z.  optik)  58,263;  ebenso  E.  T.  A.  Hoffmann 
(hund  Berganza)  1,131. 

b))  bezaubert  hat  sie  uns  nicht:  allein  sie  hat  uns  in 
gewisser  absieht  gefallen,  in  gewisser  absieht  auch  nicht 
gefallen.  Gerstenberg  recens.  361  Fisclier;  zu  gewissen 
bestimmten  zwecken.  Herder  18,  375;  zwaimahl  aber  bin 
ich,  ausz  gewisen  Ursachen,  nit  gewehrt  worden,  dasz 
aine  mahl,  als^  . . .  Ph.  Hain  hofer  reise  tagebuch  (baltische 


GEWISS  11,2,  ft  (ein  gewisses  talent)      6196 

stud.  2,  2  s.  66);  dasz  jedes  wort,  das  wir  allgemein  auf- 
fassen und  im  besondern  auf  wns  anwenden ,  nach  ge- 
wissen umständen,  nach  zeit  und  ortsverhältnissen  einen 
eigenen,  besondern  unmittelbar  individuellen  bezug  gehabt 
hat.  Göthe  max.  u.  refi.  no.  672;  ebenso  (lehrj.  6)  19,  317; 
(über  gewisse  gewöhnliche  Unglücksfälle)  Herder  17,33; 
(über  einen  gewissen  fall)  Göthe  53,15. 

3))  substantiva  m.it  sachbedeutung  tverden  von  beiden 
Seiten,  dem  theil-  wie  artbegriff,  in  diese  Verbindungen  ge- 
zogen, in  denen  sie  jedoch  keine  besondere  rolle  spielen,  auch 
hier  überiviegen  allgemeine  abstracte  bezeichnungen  (ding, 
gegenständ,  sache),  concreta  sind  selten  und  dann  meist 
übertragen  gebraucht. 

a))  kann  er  (der  satan)  ratzen  . .  .  aus  gewisser ,  dazu 
geschickter,  materi,  auf  gewisse  art,  zuwege  bringen. 
Er.  Francisci  höll.  Proteus  (l695)5ll;  ebenso  (eine  gewisse 
masse)  Herder  16,  443;  wer  über  gewisse  dinge  seinen 
verstand  nicht  verlieret,  der  hat  keinen  zu  verlieren! 
Lessing  (Emilia  Galotfi  5,  ö)  2^,  445;  ebenso  (gewisse  dinge) 
(antiqu.  briefe  2)  iO^,  2m;  Herder  15, 97;  Schiller  (Mes&o 
3,9)  3,102;  Hebbel  briefe  2,  ibS  Werner;  (gewisse  gegen- 
stände) Herder  18, 386;  Kant  (Zo^i/c)  1,409;  Göthe  ftr.  8.100; 
(in  einer  gewissen  sache)  Tieck  übers,  des  don  Quixote 
(3,  12)  1*,  210. 

b))  mit  keinem  freiwilligen  geschenk  zufriden,  sondern 
nach  ihrem  gefallen  mit  kostbahren  und  gewissen  speisen 
von  denen  meistern  versehen  sein  wollen,  reichsschlusz 
V.  1731  bei  Ortloff  corpus  jiiris  opificiarii  16;  ein  gewisser 
fisch  in  Nordwegen,  welcher  ein  äusserlichs  gestalt  hat 
eines  mönchs.  Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle  i,  5;  ein  ge- 
wisses kraut.  RoNDEAU  (s.o.  sp.  6166); 

dieser  da  .  .  .  wäre  zwar  der  mann 

den  riemen  uns  zu  liefern,  mit  dem  man 

auf  ein  gewisses  brett  unter'm  schaffot  geschnallt  wird. 

Hofmannsthal  gerettete»  Venedig  (2)  117; 

vgl.  (gewisse  hauptbüchcr  [der  bibel])  Herder  10,  l.S3;  (ge- 
wisse Silben)  ii,  7;  (ein  gewisses  symbol)  16, 163;  ein  jeder 
Staat  musz  gewisse  triebfedern  haben,  welche  die  poli- 
tische maschine  im  gang  erhalten.  Thomas  Abbt  (v.  tode 
fürs  vaterl.  7)  2,76;  wenn  man  einmal  ein  solches  sujet, 
wie  der  Wilhelm  Teil  ist,  gewählet  hat,  so  musz  man 
nothwendig  gewisse  saiten  berühren,  welche  nicht  jedem 
gut  ins  ohr  klingen.  Schii^vkr  (an  Iffland)  ir.  7,138;  ge- 
wisse alte  äste  und  zweige  unserer  Verfassung.  Herder 
17,107;  gewisse  stämpel,  die  jeder  seele  können  auf- 
gedrückt werden,  wenn  sie  nur  nicht  ganz  von  koth  ist. 
Thomas  Abbt  (v.  tode  fürs  vaterl.  3,  l)  2,40;  'die  kunst 
ist  diejenige  mechanische  handgeschicklichkeit ,  durch 
welche  vermittelst  gewisser  Werkzeuge  ein  natürlicher 
körper  zur  waare  gemacht  wird.'  Schiller  br.  4, 122  (als 
Verspottung  der  landläufigen  definition);  bei  dem  menschen 
ist  alles  in  dem  grösten  misverhältnisz  ...  es  musz  uns 
also  ein  gewiszes  mittelglied  fehlen,  die  so  abstehende 
glieder  der  verhältnisz  zu  berechnen.  Herder  (urspr.  der 
spräche)  5,  27. 

4))  iveit  ergiebiger  ist  der  art-  tmd  verhältnisbegriff  bei 
der  beziehung  auf  eigenschaften,  zustände,  handlungen  und 
geschehnisse  aller  art. 

a))  wenn  sich  der  mensch  zu  einer  handlung  determi- 
nirt,  so  bestimmt  (destinirt)  er  die  anwendung  gewisser 
Seelenkräfte  zu  der  handlung.  Herder  15,  133;  dasz  auch 
ein  gewiszes  tiefe ,  bedeutungsvolle ,  naturweise ,  was 
Charakter  dieser  nation  war,  damit  über  see  verduftete. 
(auch  einephil.)  5,497 ;  (ein  gewisses  talent)  dÖTUE.  (wanderj. 
2,  5)  22,  94;  (mit  einer  gewissen  vorsieht)  (wahlverw.  2,  l) 
17,  207;  (die  gewisse  Schlauheit)  Stifter  (Prokopus  2) 
i.Ti  Aprent;  (ein  gewisses  falsche)  Herder  11,126;  (eine 
gew.  Universalität)  18, 423;  (einer  gew.  conventioneilen 
Idealität)  Göthe  (annal.  1816)  32,  105;  (eine  gewisse  red- 
seligkeit)  Herder  18,  865;  (ein  gew.  komisches)  5,  195; 
(eine  gew.  Verschrobenheit)  Göthe  (wahlvenc.  2,  7)  17,  291 ; 
(gewisse  flecken)  Herder  15,  274;  gewisse  mängel  sind 
nothwendig  zum  dasein  des  einzelnen,  es  würde  uns 
unangenehm  sein,  w6nn  alte  freunde  gewisse  eigenschaften 
ablegten.  Göthe  maocimen  u.  reflexionen  no.  18;  (gew. 
mängel)  17,241;  (mit  einer  gew.  rohheit)  20,163;  (eine  ge- 
wisse frechheit)  Gerstenberg  recens.  45  Fischer;  (eine 
gew.  gutmüthigkeit)  Moritz  Ant.  Reiser  178  Geiger;  (eine 


6197     GEWISS  II,  9,  b  (eine  gewime  grobheit) 

gew.  gelehrte  grübheit)  MozAitT(fi^«r  Wieland)  br*  HO  NoM; 
(gew.  feicrlielicii  Morgfatt)  S-iühm  (im  nachbarhau*e  linkt) 
»,  7;  (eine  gew.  Innigkeit  und  nchniuckluHe  elnfult)  HKi«i>i.n 
16,807;  (mit  einer  gew.  killte)  W.  v.  Rukomuokkf  br.  M; 
(eine  gew.  seelenloHigkcit)  (J.  Kki.i.kk  {ffrün.  Heinr.  8,  tt) 
£,171;  (eine  gew.  unlmrnilierzigkeit)  (a,  6)  t,  M;  (einen  ge- 
wiesen Widerwillen)  Götiik  16,  M;  (ein«  gewiitte  emiUdung 
und  blanirtheit)  Immkkmann  {menwrabilün:  Düattlä.  an- 
fange) «0,  10«  nemjml;  (gewisse  fleber  und  thorheiten) 
Hkmdkk  18,2«»;  (eine  gew.  furcht)  Götiik  [wuw. bringen  \o) 
w.vib;  (ein  gew.  iieeieniohlaO  Immkkmann  {memorab.: 
DüMsi-lil.  anföngt)  90,1»;  sie  wurde  aber  nicht  wenig 
dadurch  begUnntigt,  da«z  daii  herz  in  einen  gewiMcn 
einfachen  naturstand  zurückzukehren  und  die  einbildungi- 
kruft  sich  zu  concentriren  trachtete.  Götiik  max.u.r^. 
no.  868. 

b))  gegen:  inn  erwühlung  eine«  gewiaaen  thunt  nicht 
fehlen,  ist  sehr  aciiwerlich,  non  errare  in  deligendo  vUa* 
yetirre.  Hknirch;  vgl.:  dnsz  gewisse  handlungen  laster- 
haft bleiben,  sie  mOgen  gcxchehcn  aus  welchem  beweg- 
gründe  sie  wullcn.  (iünit;  (Werther)  M,  tu;  und  ward 
also  noch  den  abend  zu  der  reise  gewisse  anstalt  ge- 
iiiaclit.  Wf.isk  ertnarren  ii  neiidr.,-  (gewisse  lieblings 
gänge  der  phaiitasie)  Hkkdkr  18,  am;  gleichwohl  aber 
ist  in  beiden  ein  gewisser  kunstgrifT  angebracht,  an 
welchem  man  die  band  ihres  meisters  erkennet.  Lkssino 
{theatr.  bibl.  9)  6',  9»»;  (unter  gew.  hauptzUgen)  Hkhdkr 
IS,  937;  (mit  gew.  zügen)  Göthk  4, 73;  einen  gewissen  blick, 
den  ihm  der  Druide  zusandte,  hatte  er  in  seiner  un- 
t>efangenh(Ml  gar  nicht  bemerkt.  Fit.  Tu.  Vischkk  auch 
einer  (1004)  149;  ob  nicht  ein  jedes  fremde,  aus  seiner  um- 
get)ung  gerissene  geschüpf  einen  gewissen  ängstlichen  ein- 
druck   auf  uns  macht,   (iötiik   (tcahheno.  2,7,  tagebuch) 

17,  999;  (einen  gewissen,  morcklich  poetischen  ausdruck) 
W.  V.  BuROSnoHFi"  br.  15;  (mit  einem  gew.  ausdruck  von 
Weichheit)  E.M.  AuNur  Wanderungen  u.  wandel.' M;  ein 
gew.  politisches   wort.    Hkkdeh  18,  »48;    (gewisse  worte) 

18,  81 ;  19, 167 ;  gegeii  ■  ain  bischof  sol  ob  dem  gewiszen  wort 
der  ler  haltten.  Sku.  Loi/.kh  68  Guetze  {a.  auch  sp.  6149); 
er  inusz  nicht  thun,  als  ob  der,  welcher  gewisse  beweise 
einer  sache  bezweifelt,  die  sache  selbst  bezweifle.  Lessino 
(axiainata)  18^,  l()9;  und  derhalben  keine  gewisse  ver- 
muhlungen  schöpfen  kan,  dasz  man  es  gut  mit  ihm  meine. 
Bt'TscHKY  rosenthal  797;  (gewisse  bequeme  abstractionen) 
HEHDKn  6,  99;  (gew.  primitive  verheissungen)  10,918;  (gew. 
concessionon)  Bismarck  i,  leJiToW,-  (gew.  vorwürfe)  6,88; 
(eine  gew.  grosze  regel  des  geschmacks)  Hkrdkr  18,48«; 
(nach  gew.  naturgesetzen)  16, 499;  (gew.  richtungen)  il,  4«i ; 
(gew.  feine  unterschiede,  gestalten  und  abmessungen) 
15,989;  (gew.  costume)  15,469;  (gew.  ideen)  16,460;  (gew. 
romanhafte  ideen)  Moritz  Anton  Reiaer  71  neudr. ;  (gew. 
maximcn)  Hkhdkr  15,  428;  (gewisse  denkweisen)  Göthb 
16,901;  («ew.  bekenntnisse)  19,817;  (gew.  abmahnungen) 
Jean  Paui.  (XM'«»»fl2,9l)87,75;  (gew.  conventionon)  Göthk 
47,147;  und  das  schöne  verhftitnisz ,  das  unter  uns  ist, 
macht  es  mir  zu  einer  gewissen  religion,  ihre  sache  hieiin 
zu  der  meinigen  zu  machen.  Sciiii.i.kk  (an  Ovthe)  br.  5,9; 
(gew.  plane)  tceike  14,  288;  (gew.  pakta)  9,  26;  (gew.  geheim- 
nisse)  E.T.  A.  Hokkmann  (hund  Berganza)  i.iM;  einen  feind 
habe  er  nicht  gehabt,  denn  gewisse  Jugendsünden  seien 
ihm  längst  verziehen  worden.  P.  Heyse  (geaeh.  aus  Italien  : 
donna  Lionarda)  2, 11  s.  915;  denn  eine  gewisse  poesie  ist 
todt  ohne  töne,  und  die  natürlichste  musik  ist  todt  ohne 
dichtkunst.  Herder  12, 177;  (eine  gew.  philosophie)  16,  869. 

c))  dan  (lies  das)  andere  (%n.<itrttment  ist)  vermittilst 
einer  gewissen  pressung  der  lufft  in  einem  geschirr,  dasz 
man  .  .  .  das  härteste  fleisoh  gantz  mürbe  und  gar  kochen 
kan.  JoH.  Joach.  Becher  narr,  iceiszh.  (1682)  80;  (gew. 
druckungen)  Herder  15,  981;  (gew.  werthsverminderung) 
Bismarck  4,6  Kohl;  paus  ...  in  der  musica  oder  gsang, 
ist  es  ein  künstlich  unnd  gewises  auff  hören,  welches 
mit  einem  strichlein  . . .  anzeigt  wirt.  Simon  Rot  M  8*; 
ich  habe  schon  seit  mehreren  jähren  ein  gewisses 
kleben  am  Wohnort.  Göthk  (an  Zelter)  19,407;  (ein  ge- 
wisses kannegieszern  über  den  lieben  gott)  Kki.lrr  {gr. 
Heinr.  4,  19)  3,  187 ;  (ein  gew. ,  sonderbares  bestreben) 
(9,1)1,228;  von  denjenigen  herren,  welche  es  nicht  über 
sich  gewinnen  können ,  eine  regierungsvorlage  . . .  ohne 
IV. 


GEWISS  II,  t.  6  (dB  gewisMr  maier)      6198 

ein  gewisses  timeo  Danaoc  Muonehmen.  Bismarck  (im 
nordd.  reiehet.  9.  4.  IMM)  4,6  Kokl;  vielleicht  ists  ako  mit 
dem  instinkt  der  thiere.  sie  sind  wie  »aiten,  die  ein  ge- 
wisser klang  des  Weltalls  regt,  auf  denen  der  wellgeist 
mit  einem  seiner  flnger  spielet.  Hkhukk  (vom  erhantttm 
tt.  emfifinden)  8,  IM;  kommen  nun  solche  geacbSpfe  in  den 
fall  gewissem  krankhaften  oder  unregelmlssigen  waob» 
thum  der  hömer  nachzugeben.  Götiik  (nadUr.  wur  otüö- 
loffie:  foamUr  »Her)  86,  K»;  (gew.  enebeinongMi)  Herder 
7,  .INI ;  16, 116:  (f«w.  vertnderangen)  H.  Bt'HMBirrsR  ftot. 
bilder  1*.  >ts;  dasf  ihn  entweder  der  geld-maiifd,  oder  «in« 
andere  gewisse  begebenbeit,  die  ihn  daflbrt  bcfägnet.  and 
welche  kurtz  heniaob  erxeblet  werden  1011,  ihn  hieno 
gennthiget  habe.  d»r  Omimfmr  HwleHi  tmfdtr  Vltatt  t,  m. 

ß)  pereonen  al»  trägtr  mHriiutimr  vm^imdumgen  («.  «p.  MM), 
v^. :  obschon  auch  das  portrait  ein  ideal  zallsst,  so 
doch  die  ähnlichkeil  darüber  herrschen ;  es  ist  da« 
eines  gewissen  menachen,  nicht  das  ideal  eines  mensehMl 
überhaupt.  Lksiiino  {Jjookoon  \,t)  •*.  18;  vgl.  geirlaM 
leute  $p.  6166;  als  sieb  sehr  unerwartet,  und  lom  aofaiMk 
des  jungen  ehemann'a,  plötzlich  ein  gewiaaer  fBkiAm 
meldete,  der  uns  für  schwere»  grld  bis  Rrfart  fahren 
wollte.  . . .  und  bei  träufelndem  thauwcller  hielt  der  be- 
wuazte  Bäcker  zur  bestimmten  morgenstunde  vor  der  batu- 
thür.  W.  V.  KO0RI.ORN  jugenderinn.  (S.  7)  108  Natk%uiu». 

1))  es  geschieht  auch  daz  sie  mich  o0l  nennen:  ein 
gewisz  gut  gesell:  ein  gut  korl:  ein  gut  freund:  biazweilen: 
einer,  er  will  mir  jetzt  nicht  einfallen:  iah  weis  nieht 
wer  etc.  tauffen  . . .  nennen  mich  certum  aliquem  aatho- 
rem,  ein  gewissen  mann.  Moschrrohch  Phil.  (1.4)198 
{vgl.  auch  -  ein  gew.  kcrl,  a.  u.)\  bei  einem  gewissen  berm, 
welchen  ich  nicht  im  geringsten  die  ehre  hatte  zu  kennen. 
Lrhsinu  (d.  neueste  a.  d.  reiche  des  teitie».  mai  I75l)  «*.  408; 
ebenso  (ein  gew.  herr)  Schiller  br.  1,10«  Jonas;  Abr. 
A  S.  Clara  etwas  f.  alle  1,674;  (gew.  mann)  R.  Protz 
der  tnuaikantenthw  m  (4,  s)  8, 99;  als  eine  gewisse  persohn 
auff  den  ast  eines  baums  sasz,  und  dessen  warlzel  ab- 
schnitte, sprach  der  gartenherr,  als  er  disz  sähe  ... 
Olkarius  persian.  bäum  garten  (l,  18)  14^;  (gew.  personen) 
Schiller  frr.  i,184;  Kotzkbuk  iiMiweA«fiAa«sttiuf  r«M«9,8; 
gewisse  leute  haben  sieh  darQlwrgelassert,  und  zu  meinem 
grossen  vergnügen.  Schiller  br.  8.866;  (gewisse  leate) 
Stranitzky  ollapatrida  . . .  Fudtsmtindi  6«:  Ch.  Seals- 
pieli)  ((/.  mr«y  81)  5,  999;  Paul  Hktsr  (fer  aa^man^er  87 : 
(gew.  landsleute)  Herder  17,911;  (gew.  menschen)  Göthb 
96, 171 ;  gewissen  geistern  musz  man  ihre  idiotismen  lassen 
max.  u.  reß.  no.  25;  (gew.  edlere  seelen)  Herder  16,884; 
(gew.  privilegirte  seelen)  16,  40;  weil  sie  sich  nicht  aber- 
winden konnte,  einen  gewissen  zwerg  zu  heirathen,  der 
ein  neffe  dieser  fee  ist.  Wieij^nd  (don  Sglvio  i,iO)  u,79. 

9))  an  einen  gewissen  gönner.  ged.  von  i.  Chr.  GOrthbr 
s.  ged.^  IM;  (ein  gew.  liebhaber)  Herder  16, 88;  (gewisse 
kunstrichter)  Gkrrtenbbro  rceeiw.  96;  an  einen  gewiaaen 
berühmten  mahler.  epigrmmtm  v.  Wkrnikr  übersAr.  88; 
(ein  gew.  dichter)  Kant7,  iTSJ^ortewl;  E.T.  A.  Hokpmakk 
{hund  Bergamo)  1,176;  ein  gewiiser  geistlicher,  welcher 
bei  ihrer  tufel  etlichmahl  gespeiset.  Abr.  a  S.  Clara  hui 
u.  pfui  der  %cdt  (der  schtean)  168;  wie  sich  ein  gewisser 
gatzettirer  in  den  SfTentlichen  blättern,  nach  seiner  ge- 
wohnten art,  auch  an  den  ersten  theil  meiner  leben*- 
geschichte  gemacht,  der  Oöttinger  atudent  auf  der  Pletm 
i,6^  (vorberiehl);  (gewisse  gelehrte)  Gerstbnberg  mm«. 
74 ;  ein  gewisser  prediger  Wette.  Lichtenberg  aphoriswun 
9,  91  Leitxmann;  ^enso  98;  98;  187;  166;  190;  808;  (ein  gew. 
beambter)  Ahr.  a  S.Clara  (d.  beamble)eiwmsJHraUei.a; 
(ein  gew.  kauffmann)  der  Oittinger  sttidemt  at^f  der  Fteam 
i.iiso;  (eines  gew.  raths-mannea  tochter)  8.6;  (ein  gew. 
burger)  Fr.  Caccia  hl.  Antom  t.  iW.  888;  ein  gewisser 
könig  hatte  einen  lustgarten,  in  dem  garten  stund  ein 
bäum  and  der  bäum  trug  goldne  äpfel.  Grimms  märehem 
(v.  gcldmun  vogel)  1. 88O;  (eine  gew.  sultanin>  übers,  v.  Münek- 
kmüsen»  rtism  78  Oriseb.;  (eine  gew.  prinzessin')  Wiklanu 
11,7»;  (ein  gew.  marquis)  Ki.iNr.ER  (d.  falschen  spieier*,i) 
1, 156;  (ein  gew.  deutscher  cavallier)  d.  im  irrgarten  d.  l. 
herumtaumelmde  emvml.  (1788)  l;  ebenso  in  der  anseige  des 
moraliachen  Bobituom.  HaUisrstadt  1794. 

8))  tw  e^miuMieii  vgL:  ein  gewisser  kerl  aber,  mit 
nahmen  Gualterus  Rudellns.  heirath  die  hinderlassene 

388 


6199     GEWISS  II,  2,  b  (eine  gew.  Em.  Galotti) 

wittib.  Abr.  a  S.  Clara  Judas  der  ertz-schelm  2  (1689),  225; 
(prinz:)  aber  so  nennen  sie  mir  sie  doch,  der  er  dieses 
so  grosze  opfer  bringt.  {Marinelli:)  es  ist  eine  gewisse 
Emilia  Galotti.  {pr.:)  wie,  Marinelli?  eine  gewisse  — 
{M. :)  Emilia  Galotti.  . . .  {pr. .)  so  giebt  es  noch  eine,  die 
beide  namen  führt.  —  sie  sagten  ohnedem,  eine  gewisse 
Emilia  Galotti  —  eine  gewisse,  von  der  rechten  könnte 
nur  ein  narr  so  sprechen  — .  Lessing  (Etnilüi  Galotti  1,6) 
2^388;  ein  gewisser  Kirk,  ein  Schottländer,  hat  das  per- 
petuum  mobile  erfunden,  wenigstens  meint  er's.  M.  Clau- 
dius (von  projectep)  i,  76  Sedlich;  alle  traditionen  der 
ältesten  Völker  sind  einig,  dasz  ein  gewisser  Seth,  Theth, 
Thoit,  Theut  (alles  nur  ein  name  dem  zischenden  th 
nach)  die  buchstabenschrift  erfunden.  Herder  (briefe  d. 
stud.  d.  theol.  betr.  1,12)  10,152;  du  hast  in  Deutschland 
jetzt  ein  geträtsch  mit  einem  gewissen  Wieland.  Göthe 
(götter,  helden  u.  Wieland)  33,  268;  auch  wurde  Reisern 
erlaubt,  die  komödie  unentgeldlich  zu  besuchen,  wo  das 
erstemal  ein  gewisser  Bindrim  mit  dem  vater  in  der  Zaire 
debütirte.  Moritz  Ant.  Beiser  (i)  371;  ganz  ähnlich  173; 
ebenso  Herder  12,  337;  Lichtenberg  aphor.i.iS;  Tieck 
übers,  d.  don  Quixote  1^,  180;  Platen  (gesch.  d.  königr. 
Neapel  3,8)  3,147;  Holtei  beitr.  f.  d.  königstädt.  theater 
1832  s.  9;  Präsident  dieses  gerichtshofs  war  er  selbst,  und 
nach  ihm  ein  gewisser  licentiat  Vargas,  ein  Spanier  von 
geburt.  Schiller  {abfall  der  Niederlande  3.  buch)  7,321; 
ein  gewisser  Gabrecht,  ein  bursche  von  zwei  und  zwanzig 
Jahren.  Iffland  {der  Spieler  i,  3)  3,97;  ein  gewisser  vor 
kurzem  verschiedener  Faust.  J.  F.  Köhler  dr.  Joh.  Faust 
(1791)  79;  ein  gewisser  herr  Cecil,  eine  nebenperson. 
Gerstenberg  recens.  53;  einem  gewissen  Porcello,  der 
ihm  den  Cäsar  und  Sallust  übersetzen  muszte,  schenkte 
er  ein  haus  und  einen  garten.  Platen  {gesch.  d.  königr. 
Neapel  2, 7)  3, 88  Redlich;  wie  glücklich  ein  gewisser Vittorio 
sein  müsse,  dem  dieser  schätz  von  einem  jungen  weibe 
sich  in  die  arme  geflüchtet . . .  hatte.  P.  Heyse  {ital.  nov.  2: 
Romulusenkel)  II,  2  «.187;  dennoch  bin  ich  zufrieden,  wenn 
ich  in  Rom  so  viel  finde,  als  ich  hier  verlasse,  hoffent- 
lich finde  ich  dort  unter  anderem  auch  einen  gewissen 
Moloch,  den  ich  bis  jetzt  erst  halb  kenne.  Hebbel  {an 
Elise  Lensing  1844)  briefe  3, 163  Werner. 

y)  die  Substantivierung  geht  hier  von  beiden  riehtungen 
aus,  von  sächlichen  wie  von  persönlichen  beziehungen. 

l))  den  sächlichen  beziehungen  erwächst  in  der  Verbindung 
mit  pronominalformen  eine  engere  und  eine  weitere  bedeu- 
tung,  vgl.  ein  gewisses  haben,  avoir  une  pension  {rente) 
reglee.  Rondeau  u.  a.  {vgl.  auch  oben  sp.  6166)  gegen  sie 
"lat  ein  gewisses  etwas  in  ihrem  benehmen.   Hilpert. 

a))  die  engere  bedeuiung  hält  die  Vorstellung  des  fest- 
oestimraten  noch  zäher  fest;  im  engeren  rahmen  des  geld- 
verkehrs  entwickelt  sie  an  dem  begriffe  des  fixums  den  wei- 
teren des  ungenannten  als  nebenvorstellung,  insofern  eben 
eine  genauere  Zahlbestimmung  unterbleibt:  wann  jemand 
in  nammen  der  bürgerschaft  abgeschickt  wird,  solle  einen 
solchen  etwas  gewieses  vor  die  zöhrung  des  tags  aus- 
geworfen. Oberweiser  vergleich  v.  1715  s.  österr.  weisth.  6,  255 ; 
wer  ein  paar  opern  in  Paris  gemacht  hat,  bekommt  etwas 
gewisses  das  jähr.  Mozart  (an  s.  vater)  br.  100  Nohl^; 
die  alle  morgen  die  schuh  aus  dem  hause  abholet,  und 
gereinigt  wiederbringt,  wofür  sie  wöchentlich  ein  gewisses 
erhält.  Moritz  reisen  eines  Deutschen  hi  England  18  zur 
Linde;  er  hiesz  Sguazzella,  war  auch  ein  Florentiner, 
und  ich  wohnte  in  seinem  hause,  mit  drei  pferden  und 
dienern,  für  ein  gewisses  die  woche.  Göthe  {Benvenuto 
Cellini  2, 9)  34,  295;  ebenso  briefe  7,  81;  die  ein  gewisses  an 
den  Unternehmer  bezahlen.  E.M.Arndt  reisen  e,  iß. 

b))  die  weitere  bedeutung  ist  nur  von  diesem  begriff  des 
nicht  gekennzeichneten,  ungenannten  getragen:  alle  ab- 
änderungen  des  körpers,  von  welchen  man  aus  der  er- 
fahrung  gelernet  hat,  dasz  sie  etwas  gewisses  ausdrücken. 
Lessing  {üieatr.  bibl.  i)  6^,152;  vielleicht  könnten  unsre 
betrachtungen  bisher  etwas  gewisses  in  dem  rang-streit 
ausmachen.  Herder  9,376; 

es  hat  der  autor,  wenn  er  schreibt, 
so  etwas  gewisses,  das  ihn  treibt; 
den  trieb  natt'  auch  der  Alexander 
uud  all  die  helden  mit  einander. 

GÖTHE  in  dax  Stammbuch  von  Friedrich 
Maximilian  Moor»  {Jub.-aung.  3,  41). 


GEWISS  11,3  {das  adverbium) 


6200 


mit  der  substantivischen  vertoendung  des  adjectivs  tritt  hier 
die  adjectivische  in  wettbeiverb,  vgl. :  ein  gewisses  unnenn- 
bares etwas,  das  sich  vielleicht  eben  deswegen  nicht 
nennen  läszt,  weil  es  ein  bloszes  nichts  ist.  Eist oel  philos. 
f.  d.  w.  30;  wenn  wir  gegenstände  von  einerlei  gattung 
vergleichen,  so  bleiben  wir  endlich  bei  einem  gewissen 
etwas  stehen,  worin  sie  nach  unserm  urtheil  überein- 
stimmen. Herder  {stud.  u.  entw.  zur  plastik)  8, 108;  jener 
eigenthümlichen  freundlichkeit,  welche  gleichsam  die 
gegenfreundlichkeit  erwartet,  kurz  welche  ein  gewisses 
etwas  hatte,  was  man  in  weiblichen  gesiebtem  buhle- 
rische eitelkeit  nennt.  E.  M.  Arndt  Wanderungen  u.  Wande- 
lungen^ 84;  es  umgiebt  unser  landleben  ein  gewisses  etwas, 
das  schwer  zu  definiren  ist,  und  diesem  einen  eigenen 
reiz  verleiht.  Ch.  Sealsfield  {Morton  1,3)  7,98;  ebenso 
{der  virey  14)  4, 272.  die  Verbindung  ein  gewisses  ist  in 
dieser  bedeutung  erst  aus  der  neuesten  spräche  belegt:  sie 
glaubte  namentlich,  dasz  auch  ihrer  seele  ein  gewisses 
vorher  bestimmt  sei,  das  sie  jetzt  nur  ahnte,  das  sie  um 
keinen  preis  mit  Worten  nennen  dürfte.  Georg  Reigke 
das  grüne  huhn  (3,  3)^  236. 

2))  in  der  beziehung  auf  personen  gehört  —  von  formen 
iine  gewisze  seiner  jünger  (Herder  lO,  229)  abgesehen  — 
die  Substantivierung  heute  mehr  dem  zwangslosen  stile  des 
mündlichen  Verkehrs  als  der  Schriftsprache  an,  in  der 
älteren  zeit  ivar  der  gebrauch  wol  noch  allgemeiner :  Bro- 
miardus  erzehlt  eine  wunderliche  geschieht;  ein  gewisser 
hat  sich  in  frembde  länder  begeben.  Abr.  a  S.  Clara 
wohl  angefüllter  Weinkeller  {manches  gut,  thut  kein  gut)  57 ; 
das  kleid  hatte  ein  gewisser  ganz  gelassen  als  sein  eigen 
schon  untern  mantel  genommen,  was  man  aber  bemerkt, 
und  ihm  hervorriesz.  der  hausball  { Wiener  neudr.  3)  7 ; 

gleich  viel,  sie  hatte  die  grösste  wunderkur 

im  nehmlichen  falle  vor  so  und  so  viel  jähren 

an  einem  gewissen  verrichtet,  bei  welchem  jedoch  die  natur 

uud  milz  und  leber  noch  in  gutem  stände  waren. 

Wieland  {neuer  Amadis  17,  5)  5, 107 ; 
ich  denke  nach,  wie  glücklich  ein  gewisser, 
den  ich  nicht  nennen  darf,  an  meinem  platze 
sein  müszte. 

Schiller  {don  Kariös,  dram.  ged.  1,  4)  5,  II,  «.  172 
(«.  auch  unten) ; 
{Karlo»:)  vom  könig  briefe,  und  an  sie?   {prinzessin :)  den  brief  I 
im  namen  aller  heiligen  I    {K. :)  der  einen 
gewissen  mir  entlarven  sollte  —  diesen? 
{pr. :)  ich  bin  des  todes  I  —  geben  sie  1    (2,  8)  ».  24 ; 

als  Kant  regierte,  trieben  seine  leute,  sowohl  Kantriche, 
als  Kantlinge  mit  diesen  feinen  waffen  ein  gewaltiges 
wesen.  man  stellte  die  gegner  mit:  'ein  N.N.,  ein  gewisser, 
neuerdings  hat  jemand  gesagt,  u.  s.  w.'  zur  schau.  Jahn 
{bereicherung  d.  hd.  Sprachschatzes)  l,  42  Euler;  {Michel:) 
i  weisz  nit,  wie's  kämma  is,  aber  du  bist  mir's  liebst' 
auf  der  weit!  {Annerl:)  geh,  du  thust  grad,  als  ob  ich 
die  g'wisse  war'  1  Anzp:ngruber  {pfarrer  v.  Kirchfeld  3,  8) 
6^,  71;  'wenn  eine  gewisse  wüszte',  entfuhr  es  ihr,  'was 
ein  gewisser  doktor  mir  für  äugen  gemacht  hat.'  Carl 
Spitteler  Conrad  der  leutnant^  196. 

auch  hier  kreuzt  sich  mit  der  substantivischen  Verwen- 
dung eine  adjectivische  •  eben  fiel  mir  ein  . . .  wie  viel  ein 
gewisser  jemand,  den  ich  nicht  nennen  will,  darum  geben 
würde.  Schiller  {dorn  Karlos  1787)  5,  II,  s.  15. 

3)  für  das  adverbium,  waren  schon  in  Luthers  bibel  — ■ 
in  Übereinstimmung  und  im  gegensatz  gegen  die  Vorgänger  — 
abweichungen  gegen  den  älteren  gebrauch  hervorgetreten, 
die  die  neuere  spräche  atifnimmt  und  weiterbildet,  charakte- 
ristisch ist  die  ausgiebigere  pflege  der  eigentlichen  adverbialen 
Verwendungen,  bei  der  vorübergehend  neben  die  verba  der 
Wahrnehmung  und  aussage  auch  solche  der  körperlichen 
bethätigung  treten:  gewiss  gehen,  laufen,  werfen,  schieszen 
neben  gewiss  wissen  und  gewiss  sagen,  wo  das  adverbium 
vom  verbum  gelöst  auf  den  satz  selbst  zielt,  sind  die  neue- 
rungen,  soweit  unser  material  erkennen  läszt,  noch  mannig- 
faltiger, schon  Luther  hatte  hier  meist  sätze  geboten,  die 
auf  die  Zukunft  toeisen  und  in  denen  gewiss  nicht  so  sehr 
tliatsachen  als  schluszfolgerungen  begleitet,  wenn  der  neuere 
gebrauch  loieder  mehr  sätze  m,it  dem  praesens  und  dem  prae- 
teritum  vordringen  läszt,  so  handelt  es  sich  doch  auch  hier 
weit  mehr  um,  schluszfolgerungen,  als  um  die  feststellurtg 
von  tliatsachen,  gewiss  nimmt  immer  mehr  die  bedeutung 
von  sicherlich  im  gegensatz  zu  thatsächlicb,  wahrlich  an 


620 1      GEWISS  II.  8.  a  (»Icher  und  gtsw.  glanben) 

und  geht  in  mundartliehem  ff0bratteh  gtradttu  mu  dmr  ht- 
(Ifiutung  vielleicht  über,  nehm  dem.  btdmtungneandü  itt  kür 
der  mjntaktiaehen  bewegliehkeit  tu  gtirnkma  ao  tat  einerteita 
au»  elliptuteken  teendungen  ditfahigkrit  erwaekam,  mMkmU 
tu  verknüpfen,  die anaeheirund  rr»t  di-m  in  ja\%1k.  mttiummt. 
älter  iat  anderer aeita  die  anUhnung  an  untarordnanda  Par- 
tikeln, wie  t.b.  daa  aehon  bei  LuTllRH  beUfta  so  gewiM. 
vgl. :  80  gewiflz  sichtbar«  daintellung  mlehtiger  wirkt  als 
toder  buohatabe  ...  so  gewiss  wirkt  die  sohaabtlhn«  tleftr 
...  als  moral.  Schiixrr  (aehaubühne) s,  &t5  u.a.  a.  ap.  «HM. 
dem  neueren  atil  im  benondaran  gehört  auek  die  anhriek 
lung  der  aattbildenden  fähigkeii  dar  pttrHkal  mm.  die  im  dar 
nltMten  »praehe  nur  aua  einigen  beiapialan  Otfrim,  aimar 
vom  tat.  beeinfluatten  atelle  dea  Tatian,  aenai  «Aar  kmum 
hezrugt  iat.  daat  at*eh  Luthkr  und  altere  denkmOler.  die  die 
natürliehen  formen  dea  diatogn  pflnim.  hier  auaf allen,  apriekt 
irol  für  eine  jüngere  entwieklung.  die  traten  belege  aind  dar 
ilramiitiarhen  litteratur  entnomiman.  dar  gebrmmk  nimtmt 
iu.  je  mehr  die  gespriUhaforman  in  der  littaratmr  vordrimftm. 
a)  daa  adverfnum  im  engeren  suaommankmmf  mti  dam 
verbum.  die  bedeutungakr^jfl  wird  makr  und  mObr  mmA 
hier  durch  »ynonyine  (Araum  durtk  e<mtr«at)verbindungen 
gehohen  • 

unnd  waM  dor  ewif  (walUf  fott 

in  Minem  iroist  vemproohutn  hat  .  .  . 

das  bellt  und  fibt  er  rwlax  anod  war. 

(CT.  GrChiwalo?)  tomM  her  tu  mär 

f.  WArKRRNAORI.  8,  189; 

das  bild'  ich  mir  fewisx  und  ohne  sweiffel  ein: 
die  so  wie  Thais  spricht,  die  wird  aach  Thais  sein. 

Raciikl  latir.  ged.  llS  Dreaeher; 

am  allerniohersten  und  gewissesten  zu  stehen.  GRiMMRLa- 
HAif.'^KN  Simpl.  453;   sie  schlug  ganz  sicher  and  gewisz, 
und  fehlte  nicht  um  ein  haar.  Gottsched  Reineke  fneha 
(8,  6)  80  (undo  sjoch  wisse.  Reinke  de  voa;  schlug  gar  richtig. 
Oöthk);    glauben   sie   nun    sicher  und   gewisz.   Hrrhrh 
(OUinkon)  16.175;  gewiszer  und  sichrer  zu  fühlen,  (plaatik) 
8,8;  die  evangelisch  gnad  also  gwüsz  und  bereit  wüssen 
und  vnrtrUwen.  Zwin(3LI  v.freiheit  der  apeiaenlO  Walther. • 
meinen  vatter  glaubte  ich  ohnschwer  so  richtig  und  ge- 
wisz, als   wann  es  eine  von  den  Sybillen  gesagt  hätte. 
Grhimel.shau.«»f.n  wiedererstand.  Simpl.  (8,5)  8.860; 
si  hinfren  an  einander  fein 
und  liesen  sich  in  prUnen  nein, 
der  Oberst  sprach  mit  nom : 
'halt  fest  und  rtvis!' 

H.  Sachs  /oft.  «.  tehw.  4,  74; 
die  bawleutt  legen  den  grundtstein  dahin,  das  er  gewisz 
und  fest  stehet,  das  er  d^n  gantzen  baw  tragen  kan. 
LuTHBR  (ep.  S.  Petri  gejtredigt  u.  ausgelegt  1528)  12.  805 
Weimar;  vgl.  gewiss  und  dauernd.  Herorr  9.40«;  auffs 
aller  eigentlichst  wissen  . . ,  magstu  es  nimer  gewiser  noch 
eigentlicher  ahnemen.  Ryph  %eag  t».  getncht  CCs*;  und 
sie  ginge  edel,  simpel  und  gewisz:  sie  wiche  nicht  vom 
fusztritt  der  olTcnbahrung.  Herder  (ir.  d.  alten  d.  tod  ge- 
bildet) 5,674;  desto  einfaltiger  und  gewiszer.  7.286;  gewisz. 
siisz  und  übereinstimmend.  16,  814;  leise,  aber  sehr  gewisz 
und  weitaiisschend.  15,409;  datu  vgl.:  heute  stand  es  ge- 
wisz, furchtbar  gewisz  vor  ihrer  secle.  0.  Ludwig  (Reite- 
rethei)  2, 189  Stern,  der  kreia  der  verba,  mit  denen  gewiss 
in  engere  Verbindung  tritt,  *nrd  nicht  nur  durch  die  gruppe 
rnn  stehen,  gehen  u.  a.  erweitert,  aondem  atwh  in  der 
ilteren  grrtppe  von  wissen  und  sagen  durch  die  tahlreichen 
nihil  düngen  au.igedehnt.  dem  entgegen  trirkt  die  eon- 
nrrenj:  dea  vordringenden  sicher,  dem  aieh  aber  nicht  alle 
rerbindungen  gleiehmäazig  öffnen. 

a)  l>ei  der  älteren  gruppe  aind  die  verba  der  Wahrnehmung 
widerstandsfältiger  al.9  die  der  mittheilung; 

0)  gtgen  sicher  wissen,  glauben  u.a.  vgl.    aliquid  cert^*m 

habere,   etwas   gwüsz  wissen.  Ciioi.inÜs-Frisii's  u.a.; 

rertum  acio  . . .  ich  weis  gewisz.  Comvinus  u.  a.;  gewisz 

wissen,  probe  tenere.   optime  .tcire.  CAi.visir.q  u.a.;  vgl. 

^wiss  wissen  hei  Stirlkr,  Rädlein.  Stkinrach.  Frisch. 

\mki.iino;  das  er  es  vor  waisz,  das  es  kummon  soll,  und 

iftsz  doch  nit  darumb  kummen.  das  er  es  waisz,  sondern 

•itt  waisz  es  gewisz.  8.  Franck  paradora  14»;  (aver  men 

uste  it  nicht  gewisse)  Matth.  Rkdrr  Hamb.  ehronik  hei 

nppenberg  a.  83«;  Hk.rder  {ideen  10,  ^)  18.  40«;  so  künden 

vir  nicht  gevris  wissen,  wie  es  Zugängen  were.  Lüthrr 

( i>rfd.  i.%3l)  84, 1, 408  Weimar;  (weis  gewis,  das)  8. 818*  Jena; 


GEWISS  II.  a.  a  (gvwim  rtnpttthtn)     6202 

Hrrdrr  17,  nl:  TiBCK  Mara.  da»  don  <^ix«te  (s.l)  \*.r.: 
ahnlich  WeiKS  artnarren  i«7  nandr.;  da  spra«h  das  spie? 
lein  allzeit-  'ihr.  frau  kOnifiD,  s«id  die  schSnste  frau  im 
land'.  und  da  wutjct«  si«  ftwin.  dan  nicouuid  sehOnar 
auf  der  weit  war.  Onimm«  wtäifdlm  {Smaattittekam)  l.tW; 

iek  wsisB  SS  wammmtaa: 

•s  sekwaiM  «Ib  saflg  Msa 


0.  EMftmr  aamßar  der  Jmgtimg  i.w. 
w«tst  do  dat  gawis.  run  Doornkaat  Kooimah;  nl, 
herr  gennroal.  ek  weitet  gaax  wisa«,  at  waa  an  aSatan 
Januwalir.  H.  Lkit/.rn  awai  brüder  in  AVonikraM  UM 
I.  eap. ;  darauaz  endlich  folget .  daax  d«r»«U>lfa  fawlaaar 
sieht,  so  er  ein  aug  zahelt.  dami  ao  bakia  aiifaa  offaa 
wtnn.  ühera.derp,o/damataAriMtoidiaiUUf)Ct*;  waa  kan 
ein  trunckener.  suvor  wanns  flnstar  ist.  aisogawinx  •<•!'< 
dasx  er  einen  aid  drOlMr  sebwofan  dOrffl«.  Kihlmh  k 
wandunwmth  (s,  80)  f,  »7:  iob  mag  ihnan  Jalst  Ukhi  osabr 
grSaiara  boffnungen  naaaban.  als  ieb  fawlai  Ttwmosaabo 
leisten  an  kOnnen.  8cmii.ijcr  bri^a  l.  sat;  wafaa  de« 
menschen  verstände,  der  . . .  nichts  so  gawiat  faatitn  kan, 
dasz  man  nicht  . . .  solte  strittig  maohan  kSnnaa.  Hak« 
D^RKFKii  frauent.  geaprdehapieU  7,1*1;  «Assue  IM;  (habe 
gewisz  vernommen)  umgariaekar  SimifL  (17)  11»;  earhtm  aat 
mihi ...  ich  haba  fawlss  «fahian.  Dasttooiub,  Fabbr 
M.  a.;  kAnte  ich  aa  morgen  gawiai  ariUu«B.  W.  v.  Boro«. 
OORPP  br.  140; 

dan  ouui  fwias  aalarrlehtsl  wirdt, 
durch  soleo  SKempel  and  aaeb  fUbetai. 

aorm.  m  Emasm.  Auisnoa  fabttm  (lATt) 
ßmmma  a.  xvn ; 
vgl.  gewisz  erkundigen.  Grrth-Könio;  vgl.  (bianuu  lata 
gewis  beweiset)  Luthku  (v.  Rham  Hmmfkaraa)  S,  US*; 
ond  zwingt  dea  fsalan  gsM,  daa  raba  wmk  ahn  haebaa, 
der  Sachen  roOglicbkeit  gewisasr  aasaadSMbSB. 

Jon.  Chr.  CHhmnR  gad.*  4M; 
ich  habs  gewisz  dafOr  gehalten,  pro  earUt  aemper  exiadi' 
mavi.  Calvisiuh;  dasz  das,  wovon  ich  ganz  gewiss  tot- 
muthet  hatte,  dasz  es  auch  ohne  mich  geaebaban  wtlnl«, 
dennoch  bisher  anterblieben  ist.  Lrarino  (smt  geaek.  u. 
Ixt.  1)  ii'.  886;  (gewiss  vermeinte)  .Schnarsl  inad  JTrfsaii 
bürg  1,  811  ülriA  gegen  (da  meinten  sie  gawiai)  Grimmr 
märchen  8. 8S;  {meretriat:)  ihr  sollet  mich  allaseit  ao  flndMl. 
das  solt  jhr  euch  gewiaaa  zu  mir  ▼ariaaaen.  Hbinr.  Jou 
V.  Braunschwrio  (v.  «umm  »saiia  &,  t)  *77  HaUmmd;  ich 
glaube  gewisz.  dasz  sie  zor  staff«  höbarar ' 
klimmen.  Herder  (ül>er  die arelenwamdti  mtg)  lA.) 
9,166;  11,806;  Göthr  {Werthar)  i«,  147:  je  Itnger  ar  ai» 
ansah,  desto  mehr  glich  sie  ibr.  dasz  er  es  fast  gawtaB 
glaubte.  Grimms  märeken  (AiUrleiRatJk)  l,  tu. 

8))  gegen  sicher  sagen  m.  a.  vgL  .•  oaarMr«.  gwflai  lA- 
sagen  und  bestätigen,  bevestigen.  Chounor-Pri«iob, 
(promettre)  Rädi.rin;  gewisz  verheissen  oder  zasagan. 
Rkyuer;  indem  niemand  gewisz  sagen  konte,  weldie« 
denn  ...  die  8  grösten  und  vornehmsten  narren  sein 
müsten.  Wrisr  ertnarren  7  neudr.; 

wie  bald  sie  «inir  wordea  sted, 
das  kann  irh  nicht  gsalss  siilhlsa 

Götrb  (MaMaiiwarlM)  S.  MO: 
Müller  hat  vor  seiner  abreise  gewisz  Tnrspmfihan.  wiadar- 
zukommen.   J.  G.  Forrtrr  (an  Jaeoki  17«|  kriaf^.  l.  H»: 
i<gl.   achon    (gewis  verheist)   i*\r..  Spbnolrr    bei   Wacker- 
nagel  kirckenlied  8,  49* ;  (gewisz  Terbflrgen)  Hkrdrr  (Uaime 
achriften)  18,888;  hin  gewiss  varsiobcrt.  IjK.nnx'sn  iMinnn 
V.  B.  1.8)  8^.  177:  vgl.  aurh  Frikiur.  Maai.rr.  Rädi.rin; 
ob  dich  sa  wimph  drirbe 
mein  nam,  sehin  und  lies: 
da  stet  er  gMrhh<>S<>n  gewiss 
nach  puchstablirbrr  sier 

H.  SAriiM  falt.  «.  «rW.  4,  86«: 

vgl.  das  von  Schriftstellern  ans  gewisz  fibariiefert».  GAthr 
br.  80.  8«0. 

ß)  die  jüngere  gruppe  der  rerha.  die  aa^  k*rperlicke  be- 
thatigung  weü^en.  leistet  dem  *vrd ringenden  sicher  keinen  ao 
kraftigen  widerstand:  die  belege  für  gewiss,  die  hier  erat  mit 
dem  1«.  jahrh.  einaetten,  reichen  in  dar  aArifiapratdta  (svr 
niederdeutschen  mundart  vgl.  ap.  ia«7)  kmum  bia  amr  wütia 
dea  18..  amceit  sie  nickt  durck  agnongma  geatütat  aind  (a.  •.): 
noch  mit  nih-verarhtender  band 
sa  iader  xeit  das  stewr  so  fpwisz  hallen. 

WarKHsauN  {Oden  8:  an  Otorg-Priedr. 
r.  Baden)  1. 19«  Piacher; 

369* 


6203  GEWISS  II,  3,  a  (gewiss  stehen) 

vQl   auch  gewiss   und   fest   halten   (s.  o.);    etwas  gewisz 
halten  (im  gemeinen  lehm)  Adelung;   gewiss  darauff  zu 
stehen,  das  gott  das  gebet  erhöre.   Luther  {apologie  d. 
Just.  Jonas)  6,387»;  vgl.  gewiss  und  fest  stehen  (s.o.); 
doch  was  ich  hie  geglaubt, 
das  steht  gewisz  und  bleibt 

mein  theil.  ,    ,    . 

P.  Gerhardt  die  zeit  ist  nunmehr  nah.,  bei 
Fischer  u.  Tümpel  3,  404»; 

ich  stehe  hier  nicht  gewisz,  der  tisch  steht  nicht  gewisz, 
wackelt.  Adelung;  item,  des  gerechten  tritt  schlipffernn 
nit,  szondern  gehn  gewisz  frei  einher,  darumb,  das  er 
der'  sach  im  glawbenn  gewisz  ist  und  mag  nit  vorfuret 
werden  durch  menschen  gesetz  und  beileren.  Luther 
(36.  psalm)  8,  228  Weimar;  damit  ...  das  obere  theil  der 
granate  allewege  perpendiculariter  in  der  höhe  bleibe  und 
gewisser  gehe.  Greber  mathem.  friedens  .  .  .  Inst  AIQ;  vgl. 
(s.o.)  edel,  simpel  und  gewis  gehen;  das  häszlein  leufTt 
gewisser  den  berg  auf  weder  den  berg  ab.  Geiler  has 
im  Pfeffer  Ai»; 

magister  lauffen  viel  gewisser, 

als  eines  dichters  bester  reim. 

JOH.  Chr.  Günther  ged.^  523; 

und  ergrif  den  sebel  gewisz, 
wolt  ihm  den  setzen  in  den  nauk. 

Rollenhagen  froschmeuseler  (3,  3  cap.  9 
V.  162)  2,  271 ; 

der  erst  (schusz)  gieng  zu  kurtz,  der  ander  aber  troff  das 
flotz  desto  gewisser.  Grimmelshausen  (2.contin.)  2,1021 
Keller;  vgl.  [s.  o.)  sicher  und  gewiss  schlagen;  sie  werffen 
aber  so  gwisz,  daz  in  kaum  iemant  so  si  begeren  ent- 
fleucht. S.  Franck  weltblich  (1534)  69»;  ebenso  noch  Abele 
künstl.  unordn.  (l,  3)  1,  29; 

gleich  wie  ain  andrer  schüz  des  gnieszt 
wan  er  zu  dem  zweck  gewisz  scnieszt. 

Fischart  glückhafft  schiff  962  Baesecke  s.  28; 

wer  ich  sei,  dasz  ich  di  vögel  so  gewisz  ab  dem  bäum 
kind  schüessen.  Hans  Ulrich  Krafft  reisen  s.  132; 

zwar  der  knabe  (Amor)  schosz  gewisz, 
gleichwol  merckt  er,  wo  er  trafle,   dasz  kein  (^■Mr)<7/c«i-)blut 

sich  sehen  liesz. 
LoGAU  sinnged.  2,  9,  88  (Jungfrauen)  Eitner  s.  302 ; 

gewisz  schiessen  heist  es,  wenn  einer  seiner  kugel-büchsen 
und  Hinten  mächtig,  und  nicht  bald  fehlet  oder  vorbei 
schiesset,  sondern  alles  trift,  wornach  er  zielet.  Jon.  Aug. 
Groszkopff  forst-,  jagd-  u.  weidewerckslexicon  (1759)  140. 
vgl.  gewisz  im  schiessen.  Schönsleder,  Aler;  gewisz 
schiessen.  Jacobsson. 

b)  die  lockerung  des  Zusammenhanges  war  schon  in  der 
älteren  spräche  gerade  auch  neben  verbis  der  Wahrnehmung 
und  der  aussage  durchgeführt;  ebenso  zeigen  hier  auch 
neuere  belege  das  adverbium  als  bestimmung  des  satzganzen, 
wenn  beide  auffassungen  noch  möglich  sind  in :  so  gewisz 
ich's  weisz,  dasz  ich  denke  ...  so  gewisz  empfinde  und 
sehe  ich's.  Herder  (t'deen  7, 4)  13,  276;  vgl.  auch: 

führ  uns  mit  deiner  krafft  gewis 
inn  einem  newen  leben. 

Barth.  Ringwald  s.  Wackemagel, 
kirchenlied  4,  9491" ; 

90  ist  die  trennung  vollzogen  in:  und  man  sollte  den 
menschen  nicht  kennen  lernen?  . . .  ich  glaube  gewisz!  nur 
musz  man  sich  keines  ihm  ähnlichen  geschöpfes  schämen. 
Herder  (ideen  2,  4)  13,  71 ;  so  sagte  sie :  wenn  ichs  keinem 
menschen  sagen  wollte,  so  wollte  sie  es  mir  wohl  sagen; 
so  sprach  ich:  ich  wollte  es  gewisz  keinem  menschen 
sagen.  Grimms  märchen  (Fundevogel)  1,  230.  auch  in  sätzen, 
die  neben  dem  adverbium  nxtr  verbalformen  bieten,  macht 
die  abgrenzung  keine  Schwierigkeit;  es  zeigt  sich,  dasz  das 
adverbium  nicht  auf  die  verlalthütigkeit  selbst,  sondern 
auf  die  nach  subject  und  zeitstufe  festgelegte  aussage  sich 
bezieht  in  sätzen  wie:  kommt  nur  gewisz.  Stranitzky 
{».  u.);  vgl.  (er  komt  gewisz)  Herder  16,375;  Grill- 
parzer  (d.  meeres  u.  d.  liebe  wellen  i)  6*,  85;  (darum  kompt 
alles  gewisz)  S.  Franck  paradoxa  14*;  (kommt  man  ge- 
wisz) Herder  18,  410;  (die  ernte  kommt  gewisz)  18,216; 
vgl.  auch  der  Verfasser  . .  .  verzeihet  gewisz.  18,  265;  gewisz 
verzeihen  sie  mir.  17,  30  u.  a. 

die  lockerung  des  Zusammenhanges  mit  dem  verbum  zeigt 
8u:h  auch  darin,  dasz  das  zur  partikel  gewordene  ad- 
verbium nun  mit  anderen  satztheilen  feste  Verbindungen 
eingeht,  so  namentlich  mit  partikeln:  gewisz  nicht,  haud 


GEWISS  II,  3,  a  (gew.  gelöst  vom  verbum)     6204 

sane,  certe  non.  Aler  1,938»;  Kirsch  2,151'';  Matthias 
2, 181'';  sonst  würde  man  sich  die  süssen  augenblicke  . . . 
gewisz  nicht  versagen.  Herder  18,  474;  ebenso  8,33;  9,32. 
216;  10,  148;  11,  56.  188;  16,  101.  193.  613;  17,  12.  162.  212.  216.  258. 
320;  18,58.287.326.343.332;  V^L  WiELAND  11,  90;  Geli.EMT 
(s.  Sanders);  Grillparzer  5^,  135;  (vgl.  der  kern  ist's 
sicher  nicht,  s.  theil  10,  sp.  724)  gegen  gewisz  kann  man 
ihm  nicht  den  Vorwurf  machen.   Herder  17,336;   ebenso 

17,  141 ;  (ist  das  ideal  .  .  .  gewisz  die  kleinfügige  idee 
nicht)  17,271;  dazu  vgl.  gewiss  auch  nicht.  17,154;  gewiss 
aber  nicht.  18,330;    gewiss  auch.  18,76.376;  gewiss  aber. 

18,  59;  ebenso  18,  52.  60;  so  gewiss.  18,  407;  13,  423;  vgl.  auch: 
so  giebt  es  eine  erziehung  des  menschengeschlechts  so 
gewisz,  so  wahr  es  eine  menschheit  . . .  giebt.  (ideen  9,  l) 
18,  347;  so  wis  as'k  hir  sit.  ostfries.  erzählung,  s.  deutsche 
mundarten  i,  123;  so  kewes  as  epes,  auf  jeden  fall.  Martin 
u.  Lienhart  2,  870*. 

die  Verbindungen,  die  die  bedeutungsenergie  oder  die  be- 
deutungsfärbung  beleben,  werden  wenig  mehr  durch  partikeln 
zusammengehalten .-  damit  sie  desto  sicherer  und  gewisser 
ihr  vorhaben  ins  werk  stellen  könnte.  Grimmelshausen 
Simpl.  487 ;  braun  gesiegelter  (madeira)  löst  ihm  nicht  die 
schuhriemen  auf,  sicher  und  gewisz  nicht.  Ch.Sealsfield 
(cajütenbuch  2)  15,159;  vgl.  auch  die  Variante  sicher  neSen 
gewisz  in  Göthes  fassung  des  Reineke  fuchs  (40, 195)  gegen 
das  original  und  in  dem,  kirchenliede  'o  Jesu  süsz'bei  Wacker- 
nagel 5,  450 ;  dagegen  mehren  sich  asyndetische  formen  in 
der  Zusammenstellung  m,it  andern  partikeln: 

ja,  ghewisse  hadde  he  em  dat  lif  ghenomen. 

Reinke  de  vos  (1,  7)  v.  129; 

ja  er  ists  gwüsz,  certe  ipsus  est.  Frisius  214''  (neben  er 
ist's  gwüszlich ,  certe  is  est);  vgl.  auch  ja  gewiss  in  b); 
die  spräche  ist  doch  gewisz  ein  geistiges,  nicht  körper- 
liches mittel  der  ideenbildung.  Herder  (irfeen  5,4)  13, 184; 
unsere  theilnehmung  (ist)  zwar  gewisz  nicht  urtheil- 
voller  . . .  aber  bedingungsloser,  (zerstreute  blätter  i)  16, 101 ; 
vgl.  gewisz  nicht  träger,  aber  verständiger,  (br.  z.  bef.  d. 
hum.  3)17,12  u.a.;  wenigstens  ists  gewisz  falsch,  (kleine 
sehr.)  15,  72.  tvie  einzelne  dieser  Zusammenstellungen  den 
Übergang  der  betheuerungspartikel  zur  concessivform  be- 
zeugen, dienen  andere  der  bedeutungsabschwächung  von  ge- 
wiss im  sinne  von  sicherlich  zu  vermutlich,  vgl. :  so  dörfte 
der  .  . .  wohl  gewisz  auf  den  beifall  der  edelsten  seiner 
nation  rechnen  dörfen.  Herder  (Äietne«c7tr.)  18,  376;  auch 
die  Verbindung  mit  Steigerungsformen  dient  nicht  blosz  der 
hebung  der  bedeutungsenergie  (vgl.  nichts  macht  sich  ge- 
wiszer  als  dieses.  Herder  15,  315) ,  sie  führt  auch  zur 
abschwächung :  die  mir  gewisser  als  nicht,  ein  jeder,  l  louis 
den  monat  geben.  Mozart  (an  seinen  vater)  br.  93  Nohl^. 
unter  den  steigernden  partikeln  werden  ältere  (zum  ab- 
sterbenden viel  gewiss  vgl.  Alsfelder  passionsspiel  6252)  durch 
neuere  verdrängt:  ganz  gewisz  wird  sie  .  . .  nicht  haben  be- 
zahlen können.  Lessing  (Minna  v.  B.  3,  6)  2^,  216  u.  a. ;  vgl. 
auch  gantz  gewisz.  Aler, Kirsch, Matthias tmrf Schwan; 
nun  war  aber  an  seiner  ganzen  wohnstatt  ganz  gewisz 
nichts  kostbares  im  alltäglichen  sinne.  0.  Ernst  Semper 
der  Jüngling  s.  422 ;  auch  contrastbegriffe  werden  angezogen : 
es  mus  gestorben  sein,  nicht  vielleicht,  sondern  gewisz. 
Abr.  a  S.  Clara  mercks  Wienn  16 ;  einkünfte  und  rühm  .  . . 
waren  ohne  zweifei  dem  orden  das  kostbarste  geheimnisz 
der  Weisheit;  und  bei  manchen  rathschlägen  darüber 
wollten  sie  gewisz  nicht  behorcht  sein.  Herder  (tempel- 
herrn)  15, 120;  ich  zweifle,  dasz  Aristoteles  diese  Situationen 
für  äsopische  fabeln  erkennen  würde;  den  namen  sinn- 
reicher dichtungen  aber  würde  er  ihnen  gewisz  nicht  ver- 
sagen, (über  bild,  dichtung  u.  färbe)  15,  .555.  auch  durch 
verba  wird  die  an  gewiss  entivickelte  bedeutungsfärbung 
belebt,  naturgemäsz  trifft  dies  weniger  die  volle  bedeutungs- 
energie (ihr  müssts  aber  gewisz  thun,  but  be  sure  to 
do  it.  teutsch- engl,  lex.),  als  die  abschwächung  in  der 
richtung  von  vermutlich,  auch  hier  ist  es  seltener  das 
regierende  verbum  (ich  glaube,  vieles  honig  habt  ihr  ge- 
wisz dem  manne  gestohlen.  Göthe  [Reineke  fuchs  2]  40,  30; 
denn  es  nutzt  mir  gewisz  bei  hofe,  so  darf  ich  es  hoffen. 
ebenda  22),  als  vielmehr  ein  verbum  des  eigenen  satzes,  ein 
hilfsverbum,  vgl.:  die  schöne  Alle,  welche  gewisz  nicht 
die  kleinste  gewesen  sein  musz,  da  ein  so  groszer  riese 
als   Moulineau    sie   mit  gewalt   zur   frau   haben   wollte. 


6205    GEWISS  II.  B,  b  (das  moss  gewiM  wirken) 


GEWISS  II.  I.  h  (dM  wird  gewiat  nkbts)    6206 


WiF.iJiND  (don  Sylvia  i,  it)  11,  W;  gawiu  mttuen  lie  M 
auch  gefühlt  hahen.  Uv.uut:n  {$er»treute  blättert)  ifl,  M: 
Bo  miiH/ten  diese  ciftenHchaften  gewisz  dazu  beitragen, 
auch  da»  mindeste  rauhe  und  w«stpbtlisohfl  von  seinem 
anblick  zu  entfernen,  {litterar.  bri^wtduiel  s)  16.  IM;  ähn- 
lieh 16,94.44)8;  ein  dicliter,  so  voll  hohflit.  anschuld... 
muBZ  .  . .  gewisz  würken  und  herzen  rUhren.  ijbr.  übet 
Osaian)  6,169;  eben»o  16,  mH.  andtra :  auch  kann  man 
hierüber  gewisz  den  deutlichen  opigrammen  glauben. 
{Nenw.»iHZ)  16,40«;  etienao  16,135;  1«,  .%76;  (in  der  gewiss 
nicht  jede  flgur  eine  bildsäule  sein  kann)  a.  ss;  1«.  60«; 
16, 174;  u.  a.,      er  wirt  gewis  kbein  gstt  nit  bau. 

i'KTBR  I'aoHHT  (fa$tmuht$»p.  «.  •  lamd»' 
knechten  M)  4«  KrtttUr; 

dasz  er  gewisz  keine  rohe  alleinheit  ...  so  telnem  syitcm 
gemacht  haben  werde.  HKKOicit  (gott)  i«,  497:  «benao  1«,  SM; 
16,886;  vgl.  auch  gewiss  hn  der /uturuwuehreibung  mit 
werden,  #.  «;>.  r,»)*^. 

a)  die  neben  gewiss  eben  beobaehUten  advtrbia  und  verba 
hahen  tugleich  auf  btdeuttinyiiBth%eitnkungen  gewieaen.  die 
fifim  älteren  geftrauch  nicht  hervortraten  und  die  an  dem 
iuiverbiuin  da,  wo  ea  athlua^folgerungen  begleitet,  nunmehr 
ilie  bedetitungen  vermutlich,  wol,  vielleicht  entwiekeln. 
anderer. teita  lüszt  gewiss  da,  \eo  e»  thataaehen  begleitet,  die 
liiekenbiiazerdienate  eingehen,  die  ea  in  der  älteren  diehtung 
leintvte,  und  erscheint  demnach  aeltener,  aber  ea  enttciekelt 
aus  dem  iifjinnativen  gebrauch  einen  conceaaivtn. 

l))  ICO  dun  adverbium  thataaehen  hervorhebt,  aprengt  ea 
jetzt  da»  aatsgej'üge  (».  e),  daa  nur  bei  eoneeaaiver  förbung 
atand  hält: 

wirklich  mein  wille  war  auch  .  .  .  eine  der  tAchter 

unfiers  naehbars  so  wählen,  . .  . 

wohlgezogen  sind  sie  gewisz  t   ich  ging  auch  ca  Zeiten 

noch  auH  alter  bekannUcbaft,  sowie  ihreswttnscbtet,  bintlber; 

aber  ich  konnte  mich  nie  in  ihrem  Umgang  erfreuen. 

GöTHR  {Hermann  u.  Dorothea)  40.864; 

f^^  auch  («p.  6148):  ich  bin  gewiss  sehr  ungern  gegangen. 
br.  5, 106;  vgl.  dagegen:  er  konnte  hassen,  o  gewisz,  leiden- 
schaftlich, wenn  auch  nicht  lange;  aber  dass  man  eine 
ganze  menschenklassc  hassen  . . .  konnte,  das  empörte  ihn. 
Otto  Eknst  Hemper  der  jüngling  .<>.  \i\.  ältere  trendungen 
lausen  at(eh  unverblaszten  affirmativen  gebrauch  verraten. 
a))  hierher  gehören  die  letzten  teste  des  poetischen  formet- 
atila:  der  fUnfTt  herr  Walter  hiesz, 

war  ein  landherr  aus  Böhmen  gewisz, 
von  der  Vogelweid  war. 

Waobnseii.  (r.  d.  meitierringer  hold$el.  kuntf) 
de  civ.  Morib.  606; 
in  diesem  i^K.  Jahr 
den  4.  november  das  ist  wahr, 
bat  sicbs  gewisz  zugetragen 
da  bat  der  könicr  in  Schweden  wolgeniuth, 
den  general  Wallnstein  geschlagen. 

volktliea  bei  Sui.tai;  499. 

b))  bei  niittheilungen ,  in  denen  der  redende  über  »ich 
»elbst  aussagt,  deren  fhatsachenwert  von  anderen  also  nicht 
controlliert  werden  kann,  tritt  unsere  partikel  in  der  neueren 
achriftsprache  ganz  aurück,  vgl.  dagegen:  ich  werde  es 
gewisz  nicht  gesehn  haben.  Gki.i.kkt,  a.  Sandehs  s,  1686*; 
weh  habe  ich  in  diesen  privatbriefen  gewisz  niemanden 
thun  k«nnen  oder  thun  wollen.  Herük.r  {br.  d.  atud.  d. 
theol.  betr.  nachschrift)  11, 161;  ebenso  16, 168; 

und  wünecho  sehr, 
dasz  du  dirh  zu  den  meinen  tlberall 
zutraulich  halten  mögest,  wie  ii-h  dich 
als  mein,  obgleich  entfernt,  gewisz  betrachte. 

G«THB  {Torquato  Tatto  6,  S)  9,  887; 

er  war  mein  vorfahr  im  amt,  und  wie  lieb  ihm  der  bäum 
war  .  .  .  mir  ist  cr's  gewisz  nicht  weniger.  {M'erther)  16,48; 

und  was  ihr  begehret 
thu'  ich  gern,  ich  lieb  euch  gewisz  und  bin  es  euch  schuldig. 
{Heineke  Jveh*  18)  40,  287  (ik  hebbe  in  leff); 
i  lausz  mei  aerbet  g'wiesz  nit  stSib. 

GRi'BRL  8, 177  Frommann. 

c))  daa  gleiche  gilt  für  behauptungen,  die  vom  redenden 
als  s^ibjective  tcahrheit  empfunden  werden  und  für  die  er 
mich  von  andern  die  gelfung  einer  thatsache  fordert :  denn 
was  wider  diese  lere  ist,  daa  ist  gewis  erlogen  und  vom 
(euffel  auffgebracht.  Li'tiier  (16.  eop.  JoA.)  7, 196*> ;  ähniieh 
4.W»;   deagl.  T,66A  ^yeimar; 

ee  ist  gewiss  ein  kfletlicb  ding, 
sich  in  geduld  stets  fassen. 

a^ang  eine»  kirchtnliede*  {Freyüngha^iten 
{1741]  696«»); 


wer  |w«ebliffkcit  aiet.  dM  iit  gewisi  gnt  Henibch: 
nach  d«m  westph&lischen  frieden  ward  die  sarhe  gewisz 
nicht  beaser.  }Av.nu^.u  (br.  t.  bef.  d.  kumanitdf)  17.  »-n»; 
rUnao  17,97;  16.490;  aueh  Hie  vertrauteatcn  briefe  Winkel- 
inanns  sind  in  diesem  einen  grint  gMehriaben,  als  oh 
er  sie  für  well  und  luwbwelt,  vi«  «ra  doob  gewisz  nicht 
that.  gesrhrieben  hitt«.  (jUtJM  «dbfVIm)  U.  4«:  da«  ist 
gewisz  wahr  oder  gawteiUeh  wahr.  Amt  i»  etrtmimlff  true. 
annimUy  true.  lautaehengl.  lex.;  und  der  is  g'wieat  apart 
g'scheil.  GnOiiKl.  8. 177  Frompumn:  ».  muek  gewiaalich. 

>))  gewiss  ata  brglnter  von  aehlusafolgerungen .  die  be 
deutung  von  sieherlirh  im  tibergang  tu  der  von  vermutlich 

a))  achon  die  aitlte.  die  durch  ihre  rirkfung  aufaukO^fHge 
geaehehniane  die  aieherate  abgrentung  d*r  aehlu^folgerung 
gegen  thataaehen  ermBgliehen,  tarnen  die  mbetehmtekmmg  der 
bedeutungamergie  antehaulich  ühiitliektm: 

«))  daa  fall  ist  als  ia  dar  eiB  wfaps. 

der  no  BMel,  der  DvaBmat  den  kw  »ewiaa 
und  sanMi  dl«  fraeM  in  dae  ewig«  l«be». 

Majetder  pamemaapift  tan  Oretn . 

vgl.  auch  die  emle  kommt  gewiaz.  HKHbRR  {br.  t.  bef 
d.  hum.  9)  IM.  816;  er  kommt  gewiaz,  «tu«  uUa  dubiUihom» 
venit.  KTKiNnACii  u.  a.: 

weil  der  enljatz  gewieas,  noch  ah  zwal  tiga  siad 
veriloMan,  folgta  wird. 

Hatthäu«  LCtiibr  btiaiferymg  mmI  «rfMfs  der 
»ladt  Wien  {Wtener  nemdr.  t>)  tt; 

der  könig  aber  befahl  Daniel  die  acta  zwischen  Jesu  und 
Belial  in  bester  form  zu  verfertigen  daas  sie  innerhaJb 
14  tagen  gewisz  fertig  weren.  Ayhp.h  proe.  imr.  t.  ItU 
9.  kap.;  ich  dancke  gar  schien,  aber  kommt  nar  gewin, 
und  bringet  die  tausend  ducaten.  ihr  sollet  der  fraa 
Mariandel  gar  gewisz  darmit  einen  grossen  gefallen  er 
weisen.  Stranit7.kt  ollapatrida  Fkidkswmmdi  {Wiener 
neudr.  lo)  881 ; 

da  sprach  der  kAnir  «itrIMat. 
rieben  will  ich  gewiaz  obn'  alle  rnade  den  frevel. 

GÖTHB  {Keinett  Juck*  8)  40.  SS  (dit  boral 
mi  to  wTvken.  1. 11): 

und  wir  wollen  dem  wohlthKter  unserer  nichte  gewisz  das 
nicht  vorenthalten,  was  er  verdient  hat.  {lehtj.  8.io)M^8ii4; 

umfasst'  ich  sie  im  bain ;  sie  sprach : 
lasz  mich,  ich  schrei  gewies. 

da»  »ehreien  (jub.-auag.  8,  MC; 
fi))  weh  aber  dem  verstockten  beer, 

das  sieb  hie  selbst  verblendet, 
gott  von  sich  stflazt  nnd  seine  ehr 
auf  creatnren  wendet : 
dem  wird  gewiaa  dea  himmels  tbBr 
einmal  verschloascn  bleibea. 

P.  GRRHARttT  WM  oBc  ieeiaxketi  tm  der  wfU, 
bei  Fiaeher  u.  Tiwtpa  3.  847» ; 

wird  dir  sriiniäuchcin  und  vorlügen,  ja  wenn  er  kann, 
dich  gewisz  betrügen.  fiüTn«i:iiKi>  {Reinekefueha)\\  Bieling 
(he  wert  iw  wisse  bedreghen.  1.6);  kinder  und  jOnglinge 
empfangen  diesen  eindruck.  und  die  zweite  generation 
wird  gewisz  weiter  sein,  als  die  erste  war.  Herder  [br. 
I.  bef.  d.  hum.)  18.890;  ebenao  9,  816;  16.  164.  SM;  M,  47.  183. 
188.  460.  667;   17,  67;   18,  117.  868.  SSO.  4«; 

Alphons  hat  mich  zuerst  begeistsvt.  wird 
gewisz  der  letzte  sein,  der  mich  belehrt. 

GÖTRB  (TOMO  4,  4)  9, 818; 

dem  wird  die  frage:  'was  ist  denn  daa  eigne  sehickaal ?* 
gewisz  nicht  unwichtig  scheinen.  Hkhoer  {Ueine  aekr.) 
18,406;  ebenao  16,138;  Wifiand  8,361:  die  commiMAon 
hat  zeit  gehabt,  sie  wird  uns  einen  solchen  entwurf  ge 
wisz  bald  vorlegen  können.  F.  Tu.  Vischrr  verkmndl.  der 
Frankfurter  nationalvera.  (II)  a.  9aO; 

was  mich  dein  geist  salbst  bitten  lehret, 
das  ist  nach  deinem  willen  eingerichH, 
and  wird  gewisz  von  dir  rrböreL 

Brrthol.  CRA.'i.'iKi  IL^  'dtr.  dir,  Jekeeo.  «r4l  M 
»ingen'  {FtefUngkemßen  (1741]  47S^): 

dergleichen  gewUsz  in  der  weit  nit  fanden  vrirt.  J.  Wcttkl 
reiae  der  aöhne  Giaffera  90  neudr.;  e«  vrird  gevrisz  nichts 
draus,  es  wird  wol  nichts  draus,  it'a  lHHe  like  to  aucreed. 
tetttachengl.  lex.;  auf  diesen  stillen  band  ist  gevrisz  früher 
zu  rechnen.  Herder  {br.  m.  b^.  d.  hum.  lo)  18.  t7l;  Göthb 
br.  7,  4;  antrew  den  lohn  gwisz  mit  ihr  bringt, 
darnach  ihr  berr  «ad  sie  salbet  riacL 

Kirchhof  «wadaaaMrih  (1, 111)  t.  Wf  Otstrrlry . 

es  ist  ein  wunder,  dasz  ihr  dem  loeen  Bebalke,  der  euch 
bet&ubet,  wieder  trauet!    der  gewiss  eaeb,  ond  aas  alle 


6207     GEWISS  II,  3,  b  (er  hat  es  ihm  gewiss  gesagt)  GEWISS  II,  3.  b  (ihr  seid  gewiss  der  richtor?)     6208 


betreugt.  Gottsched  Reineke  fuchs  (3, 14)  118  Bieling  (de 
iw  wisse  unde  uns  allen  bedrucht); 

er  nimmt  sie  eewisz  zu  seiner  frau. 

GÖTHE  {FatiM  1)  12,  187; 

auch  sie  haben  doch  gewisz  nichts  dagegen,  Philolaus, 
dasz  Theano  uns  zuhöret?  Herder  (gott-)  i6, 532;  ebenso 
18,  380;  (da  sie  ihn  gewisz  eher  . . .  sprechen)  Humboldt 
(an  Schiller)  Leitzmann^  i50;  (gewiss  verzeihen  sie  mir) 
Herder  17,  330;  (der  Verfasser  . . .  verzeihet  gewisz)  18,  265 ; 

ich  führe  dich  zum  vater,  er  verzeiht. 

schon  hat  ihn  mein  flehen  halb  erweicht ; 

gewisz  verzeiht  er  !  .  ^„„ 

Grillparzer  (_Argonauten  4)  4*,  127; 

früher  oder  später  kommt  man  gewisz  zum  ziele.  Herder 
(kl.  Schriften)  18,419;  ebenso  15,  96;  ähnlich  15,  39.  289.  303; 
16,122;  17,171;  18,369;  ihr  wollt  gewisz  verreisen,  jjer/tajp» 
you  intend  to  go.  teutsch-engl.  lex.  u.  a. 

/))  si  sprichet,  ein  meid  solle  ein  kint  gewinnen, 

nu  wie  mocht  er  gelingen, 
si  enwere  des  gewisse  ein  wipp? 
ir  Judden,  gleubet  des  nicht ! 

AUf eider  paasionsspia  4755; 

so  bliebe  ich  gewisz  so  lange  hier  als  sie,  bliebe  sie  bis 
zum  herbst  hier  so  bliebe  ich  doch  gewisz  bis  zum  juli 
mit  ihnen  zusammen.  Wilh.  v.  Burgsdorff  briefe  163; 
das  härteste  gar  leicht  verdaut  der  Strausz, 
ein  beszrer  gatte  kann  sich  dir  nicht  bieten ; 
denn  brächt  st  du  selbst  historien  nach  haus, 
dein  mann  erklärte  sie  gewisz  als  mythen. 

Grillparzer  {epithalamium  für  Strarnzcns  orav£) 
2*,  38  (folgerecht  35, 141); 

nur  auf  diesem  wege  kann  sie  etwas  und  würde  gewisz 
viel  erreichen.  Herder  (br.  z.  bef  d.  hum.  8)  18,132;  ähnlich 

16,  185.  297.  503;  13,  399;  vgl.  atLch  (wärs  gewisz  unwürdige 
arbeit  ...  die  stücke  zu  suchen)  6,  446;  15,  430.  555.  597; 
18,  286.  327;  das  gewisz  eine  offenere  gestalt  annähme, 
wenn  wir  die  fabel  . . .  besäszen.  {wie  die  alten  den  tod  .  .  .) 
15,  465;  ebenso  7,  382;  15,  53;  16,  471;  18,  136.  315;  dan  kam 
g'wies  aner.  Grübel  Z,\aQ  Frommann;  eöen.90  1,  32. 

b))  ide  häufig  die  schluszfolgerungen  auch  in  die  Ver- 
gangenheit zurückgreifen,  das  zeigen  ältere  und  neuere  be- 
lege; auch  hier  läszt  sich  aus  Herder  ein  ungemessener 
gebrauch  feststellen,  auch  im,  irrealis  der  Vergangenheit. 

«))  er  solte  doch  sehen,  wie  die  färben  so  unscheinbar 
auffge tragen  ...  es  wäre  gewisz  etliche  jähr  ein  ladenhüter 
gewesen.  Weise  erznarren  s.  16 ;  diese  heimfahrt  dünckte 
mich  viel  weiter  als  die  hinfahrt  ...  es  war  aber  gewisz 
die  Ursache,  dasz  mir  die  zeit  solang  ward,  weil  ich  nichts 
mit  meiner  convoy  redete.  Grimmei.shausen  Simpl.  432; 
euer  herr  ist  gewis:  oder  vielleicht  noch  nicht  auf- 
gestanden, it  seems  . .  .  teutsch-engl.  lex.;  er  hat  es  ihm 
gevrisz  mit  fleisz  gesagt.  Adelung;  und  gewisz  machte 
ihm  das  bewusztsoin  des  weibes,  was  böses  gethan  zu 
haben,  den  bisz  nicht  bitter.  Herder  (älteste  urh.  4)  7,  88; 
ebenso  13,60;  15,  342;  16,  95;  17,  389;  18,  60.  268.  343.  374.  397. 
431;  wo  du  ein  mensch  warst,  warst  du  es  gewisz  nicht 
gern.  (O.  E.  Lc-ising)  15,  511 ;  ebenso  8,  656;  9, 454.  32 ;  11, 151  ; 

15,  192.  382.  .562.  545.  600.  604.  606;    16,  417.  494.  507.   510.  525; 

17,  33.  186;  18,  157.  372;  verse,  die  Otfried  und  seine  nach- 
folger  sich  gewisz  nicht  erfunden  haben,  (zerstreute  blättert) 

16,  193;   ebenso  15,  40.  65.  386.  402.  449.  504.  597;    16,  16.  94.  416; 

17,  222.  223;  18,  164.  332;  sie  ist  so  lang  im  himmel  und  hat 
gewisz  schon  hallelujahs  gelernt,  (die  heilige  Cäcilie)  15, 162 ; 
ähnlich  15,  235;  17,  212;  18,  373;  aus  einem  zettelchen,  das 
sich  unter  seinen  papieren  fand,  und  das  gewisz  an  dem 
nämlichen  tage  geschrieben  worden.  Göthe  (Werther) 
16, 149,  wenn  mein  weib  sich 

auch  eines  fehltritts.  wie  es  heiszt,  vermasz, 
für  den  man  sie  so  hart,  ach,  gar  so  hart  bestraft, 
geschah's  gewisz  aus  Übereilung  nur, 
denn  sie  war  ruschlich. 

Grillparzer  (ein  treuer  diener  4)  6*,  217 ; 

aber  ihr  gütiges  herz  wird  darauf  reflectiren,  dasz  seine 
absieht  gewisz  nicht  war,  sie  zu  kränken.  G.  FREVTAr. 
(.toll  u.  haben  4,  .5)  5,  95;  die  alte  . . .  zeigte  nach  den  beiden 
kronlouchtern  von  geschhffenem  glase  und  nach  den 
fenstorn  auf  die  verschossenen  seidengardinen ,  die  vor 
Zeiten  gewisz  im  leuchtendsten  roth  geprangt  hatten.  Storm 
(twi  nachbarhau,?e  link.9)  8,  29 ;  sie  (die  rede  Windthorsts) 
war  gewisz  nicht  berechnet,  den  landfrieden  zu  stören, 
sie  war  gewisz  nicht  darauf   berechnet,   den  Elsassern 


misztraaen  gegen  Deutschland  einzuflöszen.  Bismarck 
(im  reichstage  16.  5.  1873)  6,  30  Kohl;  dazu  vgl.  (gewiss, 
zweifelnd)  he  es  gewiss  komme !  hessische  redensarten  . . . 
bei  Estor  rechtsgelahrtheit  3,1409;  vgl.  auch  sp.  1667. 
ß))  ja  er  hätt'  ihm  gewisz  das  leben  genommen,  wofern  ich 
nicht  zum  glücke  des  wegs  gekommen  wäre. 

Göthe  (Reineke  fuchs  l)  40,  8 

(genau  so  [vgl.  oben]  Reinke  de  voa,  unfehlbar  hätte  er. 
Gottsched) ;  ebenso  (ohne  anhaltspunkt  im  original)  40, 148; 
der  reinigkeit  der  seele,  die  in  mir  gewisz  gewachsen  . . . 
wäre,  wenn  ich  im  zweiten  studirt  . . .  hätte.  Herder 
(kl.  Schriften)  18,  400;  ähnlich  16,  349;  17,  46;  18,  343. 

c))  für  schluszfolgerungen,  die  auf  die  gegenwart  bezug 
nehmen,  ergiebt  wiederum  die  erschöpfende  beobachtung 
Herders  einen  ungewöhnlichen  verbrauch  in  behauptungen 
aller  art;  von  andern  Stilisten  sind  nur  wenige  belege  ge- 
sammelt; sie  gehören  meist  der  frageform  an  und  zeugen 
so  für  die  abschwächung  der  bedeutungsenergie : 

a))  und  gewisz  giebts  menschen,  die  sagen  können,  dasz 
sie  nie  ganz  vergebens  gehoffet  haben.  Herder  (zerstreute 
blättert)  \^,Z?,h;  ebenso  i.B,  2^;  gewiss  vermögen  wir  nicht, 
was  die  männer  der  legende  vermochten,  (ebenda)  16,395; 
ebenso  16,121.309;    alt  ist  die  hypothese  gewisz.   (ebenda) 

16,  343;  ähnlich  18,  86;  an  Scharfsinn  fehlt  es  ihnen  gewisz 
nicht,   (d.  griech.  epigramm)  15,  353  anm.;    ähnlich  11,56; 

17,  26;  ist  die  spräche  eines  menschen  . . .  ungebildet;  so 
ists    auch  gewisz  der  geist.    (kl.  schriften)  18,  385 ;    ebenso 

17,  233;  8,  50;  jeder  kenner  der  gesehichte  ist  gewisz  auf 
meiner  seite.  (br.  über  tempelherrn)  15,115;  ähnlich  6,  173; 
8,399;   13,198;   15,31.126.172.286.323.394.594;   16,98.385.463; 

18,  118.  463.  473;  SO  viel  wahres  dieser  gesichtspunkt  in 
manchem  betracht  zeigen  mag,  so  zeigt  er  gewisz  nicht 
alles  wahre,  und  sein  weniges  gewisz  nicht  auf  die  nütz- 
lichste weise,  (br.  z.  bef.  d.  hum.  34)  17, 162;  ähnlich  n,i»fi; 
16,  228;  17,  271;  18,  283;  was  auch  der  erfolg  sein  mag,  der 
zwar  immer  von  der  .  . .  gottheit ,  aber  gewiss  sehr  viel 
von  der  beschaffenheit  des  Subjekts  abhängt.  Wieland 
{Peregrinus  Proteus  2)  27,  144;  so  mögen  einige  seiner 
sonnette  hier  stehn,  die  gewisz  auch  .  .  .  für  confessionen 
gelten  können.  Herder  (kl.  schriften)  18,  376;  ähnlich  7, 150; 
15,  55.  440.  577;  18,  154.  205.  452;  den  Proteus  zu  fesseln  . . . 
der  sich  gewisz  nicht  weniger  in  schriften  als  in  . . .  hand- 
lungen  der  nation  äuszert.  (br.  z.  bef.  d.  hum.  7)  18,  52; 
ähnlich  18,  287 ;   16,  27. 

j3))  sagt  mir,  vater,  ihr  seid  gewisz  der  richter  von  diesen 
flüchtigen  männem,  der  ihr  sogleich  die  gemüther  beruhigt? 
Göthe  (Hermann  u.  Dorothea :  Polyhymnia)  40, 287 ; 

da  bist  du  gcAvisz  in  eine  falsche  Diana  verliebt.  Herder 
(zerstreute  blätter  5)  16,172;  hast  g'wisz  heut  wieder  dein 
süffigen  tag ?  Anzengruber  (pfarrer  v.  Kirchfeld  1,  4)  6^,  29. 

ß)  unserem  —  wenn  auch  lückenhaften  —  material  lasi<en 
sich  doch  einige  syntaktische  beobachtungen  abgewinnen. 

l))  die  lockerung  des  Zusammenhangs  mit  dem  verbum 
wirkt  immer  mehr  auf  die  Wortstellung,  in  der  die  partikel 
nicht  mehr  so  enge  an  das  verbum  gebunden  i.'tt. 

a))  das  vnrd  namentlich  in  den  an  und  für  sich  natur- 
gemäsz  selteneren  nebev^ätzen  deutlich  -.  sie  ziehen  das  verbum 
ans  ende,  während  das  adverbium  an  den  anfang  .strebt: 
das  gewisz  eine  offenere  gestalt  annähme.  Herder  15,  4€5 
u.a.;  ebenso  schon  Wetzel,  Gottsched,  Wieland;  so 
gewisz  ich  den  thurm  erreiche  ...  so  gewisz  hättest  du 
auch  alle  Schwierigkeit  überwunden.  Göthe  (Glavigo  4) 
10,97;  ebenso  Schiller  (rätiber  2,  3)  2,  loi;  Fontane 
I,  7, 179;  vgl. :  Joggeli  hat,  g'wüsz  ich  lebe,  nicht  zeit.  Gött- 
in elf  erlebnisse  eines  .'tchuldenbauers  167.  auch  in  andern 
fällen  strebt  das  adverbium  in  die  erste  hälfte  des  satzes, 
vgl. :  nach  der  uns  gewisz  ein  fröliche  . . .  metempsychose 
bevorsteht.  Herder  (seAenwanderung)  15,303  ?t.  a.;  ebenso 
Hitmboldt;  vgl.  auch  (weil  der  entsatz  gewiss)  Matth. 
Löther  gegen  (die  vor  Zeiten  gewisz)  Storm  8,29;  ähnlich 
Herder  16,  416  u.  a.  gegen:  wie  denn  Monboddo's  system, 
einiger  eigenheiten  des  Verfassers  wegen,  gewisz  nicht 
lächerlich  gemacht  zu  werden  verdienet.  Herder  (br.  z. 
bef.  d.  hum.  lO)  18,  287 ;  ähnlich  15,  40.  94.  4v30.  597 ;  16,  16.  94. 
225.  497;  17,  46.  322;  18,  332.  400.  nur  in  kurzen  sätzen  rückt 
das  adverbium  hier  ans  ende:  wie  er's  doch  gewisz  nicht 
that.  (Winkelmann)  15,42;  ähnlich  ■iS,U3;  die  dem  Bacon 
gewisz  näher  waren.  15,65;  ähnlich  15,  W2;  16,563;  als  es 


6209 


GEWISS  11,8,6  (worUUUm^ 


LeHsingB  . . .  meinung  gewis/.  war.  U,  60*.  iM/^ffaUsnd  ämf 
gegen  und  dem  atU  der  gehottcnen  ipradt*  tttfuumMi»  iti 
die  »tellung  in  GÖTHK8   Tasao  (5, 9)  ».  »p.  8906. 

b))  die  hax*pUütM 

a))  bringen  andtreraeii»  durch  die  mOgliekknt,  äasM  dtm 
adverbium  hier  auch  diu  Utttt  und  di»  trtU  ttdU  «rrnekba^ 
itt.  noch  mehr  mannigfaltigkeit  in  di»  typmi. 

der  endattUung  wohnt  der  atärkat»  Um  btii 

du  Volk 
kann  imn  —  ond  m  Irrt  nwln. 

»riiiixB»  {Jon  k'arioe  S.  4)  6*,  «M. 

ne  iat  bei  GöTMB  u.  a.  für  uffUrmativm  und  eowflawimii 
gebrouefi  bevt>rtugt;  bei  aehltut^otgtnmgen  ist  ditm  »tMung 
teltener,  doch  vgl.  AU/elder  poMiOHMpM.  HtnnKK  und 
Schillkk;  auffällig  iat  die  HMung  in  fUUn  %eü  alt  ist 
die  bfpothose  gewUz.  ({khdkr  16,S48  (äktdieh  16,  IM:  18, 8«), 
wo  die  Partikel  im  invertierte»  aatm  de»  aehlumi  bildet 
und  deahdUt  meiat  vom  vtrbum  tceit  entfernt  iat.  twr  enA- 
atellung  der  Verbindung  gewisa  nicht  a.  u. 

der  anfangaatellung  wohnt  hier  »chtoHeherer  tun  bei,  denn 
bei  tonatärke  eprengt  aie  hier  den  aati.  vgl.: 

nein,  naini   ni«  war 
(«rührt,    du  irr«»t  dich.    Mwiax  war  •!• 
gerOhrt.    S^hillkh  {don  Karloe  6,  8)  V,  410 
gegen:  jal 

gewi:iz  M  wird  ihn  rühren.    Min«  angsn  wardan 
von  warmau  thrftnen  Qbargahan. 

(5,  8)  418;  rgt.  auch  (8,  7)  S87 ;  ««(.  unten  e). 

bei  der  erat  belegten  anfangaatellung  iet  ewieeken  der  an- 
Uhnting  an  partikeln  (ja  ghe wisse  Keinke  de  vo».  ».  o.,  und 
gewisr.  Hkhukht.m;  18,848.431;  denn  gewiss  18, 80;  15,848; 
18,874;  vgl.:  aber  gewisz  inusz,  am  ein  volk  aafzuki&ren, 
eine  liauptrUoksiobt  dahin  genommen  werden.  Sciiii.lbh 
\yerauch  ü.  d.  tuaamimenhangl  l,  167)  und  ungedeckter  an- 
fangaatellung tu  unter acheiden,  wie  aie  nur  dem  hauptaatte 
möglich  iat.  »ie  wird  von  HKitoBit  für  die  btdeutunga- 
eckwdchere Partikel  gern  gewählt:  gewisz  werden  diese  briefe 
vielen  lesern  nicht  unangenehm  sein.  16, 1S8  u.  a.  (2i  belege); 
daau  vgl.  gewiss  verzeilit  er.  Grillpakzer  4,427;  andere: 
gewiss  wenige  spraotien  haben  Wörter  wie  minne.  Jahn 
1, 118,  wo  daa  adverbium  enger  tu  der  nominalform  gehurt, 
vgl.  auch  gewisz  die  htUfte  der  psaimen  ist  von  dieser 
materie  voll.  Herder  (v.  geiat  der  ebreiachen poeeie  i)  12,866; 
v;^  die  gewisz  gute  gai>e  gottes.  lO,  9;  16,348;  17,207; 
BöRNB  7,  38;  drcu  chüeli  gwöss,  wo  nüd  viere.  Tobi.er 
Appeneeller  aprachsch.  Hä*'.  in  aolchem  falle  ist  ea  auch 
möglieh,  daa  adverbium  an  anderer  atelle  dea  hauptaattea 
vor  dem  verhum  vorwegtunehmen : 

ein  vollkommener  kOrper  gewiss  verwahrt  anch  die  aeele 
rein,  aud  die  rüstige  Jugend  verspricht  ein  glOcklichas  alter. 
GOthb  (Hermann  u.  Dorothea:  klio)  40,  S97. 

in  allen  anderen  fällen  muat  daa  adverbium  im  haupt- 
aatu  dem  verbum  nachfolgen,  wideraprüche  erklären  eich 
aus  ausTUthmeruatänden ,  ao  atta  der  nebenaatulellung  im 
hauptaatie:  untreu  den  lohn  gevnsz  mit  ihr  bringt  Kirch- 
hop wendunmuth  2,  387. 

ß))  auch  abgesehen  von  der  endatellung  iat  im  haupt- 
satte  die  unmittelbare  atellung  der  partikd  hinter  dem 
ifrbum  viel  beobachtet:  sie  leidet  gewisz  nicht.  Herder 
1 1,  5«  (u. a.  vgl.  auch  Luther  7, 196*>,  daa  volkalied  bei  SoUau 
499);  es  giebt  gewisz  leut«.  Herder  iö, 886;  vgL  8,388; 
Schiller  i,  142;  der  dichter  hat  gewisz  nichts  vers&umt. 
16,96;  ähnlich  ll,  188;  6,646;  16,81.604;  16,96;  17,818: 
18,  419;  BiSMARCK.  6,  30;  ein  theil  von  ihr  wohnt  gewisz 
in  meiner  seele.  Herder  18,478;  ebenao  18,871;  16,116; 
16, 676;  ebenso  Pkter  Probst,  Crasselius,  P.  Gerhardt; 
sie  gehören  gewisz  zum  ersten  ilirer  art  Herder  16, 98; 
ebenao  16, 168. 178.  89*.  688.  «06;  18.  *8.  167.  888.  86»;  ebeneo 
Luther  7,664;  Weiss armorrmie;  6ötub*o,887;  Anzbn- 
UMUUER  6',  2»;  auffallend  iat  für  tinaer  apraehg^fühl  eine 
atellungsform  tvie  Bayle  machte  gewiss  auf  sein  Zeitalter 
mehr  Wirkung.  Herder  16, 147. 

;■■))  vielfach  iat  auch  eine  leichte  {pronominal)form 
twiachen  daa  verbum  und  die  partikel  eingeachoben .-  zum 
dritten  mal  gerieth  es  gewiss  am  mindesten.  Herder 
lö,  192;  (ihnen)  15,  566;  vgl.  (mir)  Götub  40,  22;  vgl.  Grill- 
PARZEK  2^,  30;  sie  werden  uns  gewiss  als  hUndchen  folgen. 
Herder  18,86S;  ähnlich  17.164.168;  16.180;  16.608;  Göthb 
1',  187;   *o,  8:  Reinke  devot;  W.  v.  Buhosdorpp;   da  bist 


GEWISS  U.  8,  e  {eaUbUdende  partikel)     62 1 U 

da  §Kwim  in  «in«  falsche  Diana  varUabt.  Hbkdbh  is,  i78; 
«fteiMO  1*.  88i:  vgl.  auch  16, 186. 800:  vgL  auch  (so  ists  auch 
gewiss)  18,  886;  9,  88;  und  diaaz  wardoob  gßwiMt  ein  sehr 
tugeodbaftar  kutt.  ScHitutn  (jbr.  über  äan  Kmrloe)  «.«6. 

t))  twei  leiekta  formim  eittd  mittner  timfmektbant  an 
seharfsinn  fehlt  es  Uinan  |«wiss  niebt  Hsnosn  U.  IM: 
M,6itt:  warst  do  ••  gewiss  niebt  fern,  li,  m;  vgL  muek 
A^fdder  paaeioneepiet  «786;  ist  si«  doeh  gewiss  niobt  xo- 
•rst  und  Ton&fU«b  Mfandsn  wot&UL  Hbrdbr  it,tm; 
vgl.  Ale/dder  ptueicnmpid  MM. 

«))  «cAMSTsr»  eineehtiU  meiaekem  tm'ium  und  der  pmr- 
Hkel  tweh^mUgm  mek  ättrek  die  enger*  ntgeUeigkeit  tum 
vertttm  wtd  werden  um  eo  teiehitr  ertragen,  ja  mehr  dar 
aatatheil  nach  der  partikel  dae  gUiehgewiekt  hält,  daher 
fallen  auf:  dasx  uns  eine  hauptstadi  fehle,  thut  zu  unsr«r 
■aohe  gewisz  nichts.  Hehdbr  17.M:  «y/. «Mdk  1*. 607 ;  fübrao 
sie  aber  in  einem  fttr  luu  selbst  onfiberaebbaren  cbor  ge- 
wiss weiter.  16.  SM;  dieser  tbeil  ^aa  irosMa  werks  wtre 
Veten  der  gesammleten  tbaiseeben  eines  deoteeben  ao»' 
sogeegewlszwerth.  18.888;  •6«iiMe.tM;  u.7t.«.8M:  M,«7: 
dagegen  vgl.  ward  die  saohe  fewiss  niebt  beeeer.  itanDSli 
17, 880:  wird  sein  gelehrter  seharfsinn  gewies  eriuuut 
haben.  16. 4*1;  dhnlieh  16. 188.  SM:  17, 18:  lernen  wir  selten 
und  Rationen  gewiss  tiefer  Itennen.  18.  i«7  (v^f.  aueh  Qöthb 
80,  884  und  F.  Tu.  Vischbr);  sie  ist  in  ihrer  art  gewiss 
nicht  verftohtlioh.  16,  IM:  abeneo  16.1«:  18.  4«S;  IS,  6*7: 
18,  878:  ebeneo  Gottrchbd  Seineke  fuehe  11:  so  ists  für 
uns  in  diesen  fremden  spiegel  zu  sehen  gewisz  keine  un- 
nütze beschäfligung.  Hbrdbr  17,849:  e6nwoi«.lS8:  17,971; 
18,  876.  406:  gewinnet  Ober  die  dinge  der  weit  gewiss  eine 
grosse  weise  und  am  ende  fröhliche  aussieht  17, 171 : 
vgl  17,  888. 

t))  wie  ien  neueren  etil  die  eUiptiethen  attaa  amnehmtn, 
ao  erscheint  auch  daa  adverbium  immer  hdmfigar  «n  eätteti, 
die  dea  verbuma  entbehren:  es  würde  diee  eine  kleine 
bibliothek  der  schriftsteiler  über  sich  selbst,  und  damit 
gewisz  ein  vortrcflicher  bcitrag  zur  gesohiobte  der  mensch 
heit.    Herder    (kleine  eehriften)   18, 876:    öhnlieh   M,  819: 

17,  93:  16,  584;  mögen  unsre  Wirkungen  auf  der  erde  so 
wichtig,  weniptens  gewisz  so  bestimmt  . . .  sein,  \ideen  t) 

18,  68:  bei  vielen  aber  gewiss  nicht  allen,  {gott)  i«,  48*; 
18, 286;  (und  gewisz)  16. 3i>.  489;  viel  weniger  alles  ond  das 
künstlichste  gewiss  nicht  zuerst  lO,  148; 

ein  trefnicber  wirth,  ein  moster  bürgern  und  baaera, 
und  im  rathe  gewisz,  ich  sab  es  Torans,  nicht  der  leUt«. 

UÖTHS  {Uermaem  n.  Dorothea :  ThaHa)  40. 881. 

dazu  vgl.  die  anlehnung  an  partikeln,  die  aatztheHe  ver 
Unden:  die  erste  und  gewiss  weiseste.  7,  70;  16.680:  und 
gewisz  zu  seinem  vortheil.  17.19;  17. 411.276;  und  gewisz 
mehr.  18,  878.  noch  häufiger  aber  achiebt  rieh  die  partikel  in 
.tatttheile  ein,  denen  überhaupt  ein  tindeaüttel  fehlt,  und 
in  mehr  aie  einem  falle  wird  ea  wakraAeinlith ,  daet  die 
partikel  aelbat  aie  aolchea  nun  evipf^nden  wird :  dieeer  ver- 
btand,  gewisz  keine  schlechte  (.abe.  Hbrdbr  18.887;  ähnlieh 
16.91.868;  die  indischen,  gewiss  originalgemfclde.  18.78; 
die  ganze  gewisz  sonderbare  erfahmng.  Hbrdbr  is.  188; 
ähnlich  16,  ISO;  15,  266.  480;  17,  370;  diese  apotbeose  . . .  ge 
wisz  nach  einem  älteren  kunslwerke  gemacht,  ist  groea. 
18,  446;  ähnlich  15,  348;  solche  fragen  kann  man  sich  selbst 
...vorlegen,  gewisz  zur  reinigung  und  bildong.  ic.  163; 
ältnlich  16.  669:  17,  868;  und  so  wäre  einmal  (gewiss  noch 
nicht  so  bald)  eine  philosophie  .  . .  mSgüeb.  16, 188;  mioli 
dUnkt  ihnen  gewisz  nicht  minder.  U,Mt;  äkiUieh  is,  898: 

18,  886.  378. 

e)  die  »aitHldandt  pmrtikel  dea  mumm  atOa  Uaat  aieh 
mit  den  wenigen  Mtgan  der  althtchdmtaeham  pariodt  (sp.aM) 

hoehdeutaehe  und  /rOknaukaakiaulaaka  purmtltitm  fiklan. 
immerhin  braucken  die  wamdmmgam  OrrHitM  und  daa  ainaige 
/tei.vpiel  a%te  der  übergangaaeii  aum  liWsftseHdtiiflieAsw  midkt 
gant  aua  lateiniaekem  vorbOd  erklärt  au  werden,   muek  aind 

gebrautk  aidi  gokelt:  a^f  der  «mm»  aaHe  die  iekHtfhgende 

eine  tanahigttndt  pmuae  vam  filgandan  aaiaa  eo  geHiet 
M-ird,  daaa  aie  deaaan  mvi  titattmng  wiAt  keeit\/buat:  je  auf- 
geklärter er  ist.  gewiss  deeto  weniger  ist  er  schädhch. 
Herder  {br.  a.  brf.  d.  kutn.  18)  17,  81:   hätte  man  di«k«iu- 


6211        GEWISS  II,  3,  c  (f^GAviss,  es  ist  so) 

unterschied  gefaszt;  gewiss  man  hätte  nicht  so  viel  . . . 
geredet,  (gott)  16,  457,  auf  der  anderen  seife  die  partikel,  die 
von  elliptischen  antwortsätzen  abbröckelt -.  er  wird  mirs  ge- 
wisz  nicht  übel  nehmen,  'übel  nehmen?  o  gewisz  nicht . .' 
Wie  LAND  (Banisehmend  43)  8,  361;  'warum  sollte  man  sie 
nicht  harmonie  nennen  dürfen?'  praestabilirte  harmonie 
gewiss  nicht.  Herder  (gott)  16, 462.  im  zweiten  falle  häufiger 
ata  im  ersten,  ist  die  partikel  durch  bedeutungsverwandte 
formen  gehoben,  vgl.:  gewisz  und  wahrhaftig,  seit  die  alte 
kammerjungfer  weg  ist,  hat  sie  mich  zur  aufpasserinn 
bestellt.  Gotter  {der  schöne  geistl.l)  3, 130;  und  gewisz! 
gewisz!  sie  liebt  ihn  noch.  Lessing  {Sara  Sampson  i,2) 
2^268  gegen:  gewisz  nicht  lady,  gewiz  nicht.  (3,6)  312; 
ja  gewisz,  ja  traun,  oui  eertes  de  faite.  DuEZ  (1664);  will 
er  kommen?  ja  gewisz,  yes  surely.  teutsch-engl.  lex.; 
'also  dieser  kleine  see  z.  b.,  diese  meine  holdselige  ein- 
samkeit  würde  ein  genügsamer  gegenständ  sein  für  die 
kunst..?'  'ja  gewisz!  . .'  G.Keller  (gr.  Heinrich  1,  2l) 
1,216;  ja,  ja  gewisz.  Storm  (schimmelreiter)  7,280;  ja, 
Hauke,  gewisz.  7,  211. 

o)  in  der  ersten  grujjpe  ist  die  syntaktische  function  der 
partikel  nicht  mehr  erkennbar,  neben  dem  ausgesprochenen 
adverhiutn  i.^t  auch  für  elliptische  Wendungen  des  prädicat- 
Satzes  räum  (gewiss  ist,  es  ist  gewiss  =  gewiss): 
glich  angends  wil  ich  hin  wandlen, 
gwisz,  es  sol  mir  nit  feilen, 
ich  kan  ouch  d'  sach  gnugsam  verhelen. 

Tobias  Stimmer  comedia  443  Oeri  e.  27 ; 

vgl. :  Pontus  sprach :  sicher,  das  pferd  gib  ich  euch  nit. 
Fontus  u.  Sidonia  (1498)  d  2  a  m.  a.;  der  stecket  voll  betrug, 
gewisz  er  liebet  nicht.  Hoffmannsaaaldau  nacÄ  Stein- 
HACii  2,1058;  und  gewisz,  dazumal  gefiel  mir  das  wesen 
gar  wohl.  Weise  erznarren  (6)  s.  41 ;  ebenso  (24)  122;  (30)  146; 
Herder  8, 178;  15, 131.  312;  17,  98;  denn  gewisz  heute  waren 
alle  deine  wünsche  bei  mir.  Göthe  Jr.  6, 196;  19,118;  ge- 
■.riss,  ich  kenne  den  werth  der  ruhe.  Herder  {br.  z.  bef. 
d.  hum.  9)  17,43;  eienso  8,47;  13,452;  16,576;  17,25.237; 
18,  42.  164.  255;  gewisz,  meine  freunde,  wir  wollen  auf  alles 
merken,  (br.  z.  bef.  d.hum.  n)  i7,6i;  e&e»iso  15,  236 ;  gewiss, 
Albert  ist  der  beste  mensch  unter  dem  himmel.  ich  habe 
gestern  eine  wunderbare  scene  mit  ihm  gehabt.  Göthe 
{Werther)  16,  64; 

bring'  ich  mein  leben  davon,  gewisz  dich  soll  es  gereuen ! 

{Beineke  fuchs  2)  40,  31  (anders  im  original); 
ebenso  40,  24 ; 
gewisz,  ich  wäre  schon  so  ferne,  ferne, 
so  weit  die  weit  nur  offen  Hegt,  gegangen, 
bezwängen  mich  nicht  übermächt'ge  steme. 

{an  Charlotte  v.  Stein)  jub.-ausg.  3,98; 

gewiss,  ihre  kunst  kann  . . .  nicht  mehr  geschätzt  werden, 
als  bei  uns.  {an  Cobell)  br.  5, 12;  ebenso  {an  Zelter)  17, 111; 
.sie  thun  dem  guten  Biondello  unrecht,  gewisz.  sie  hegen 
einen  falschen  verdacht.  Schiller  {geisterseher)  4,329; 
es  ist  ihm  gewisz  zu  viel  geschehen,  oder,  gewisz,  es  ist 
ihm  zu  viel  geschehen.  Adelung  2,668; 

der  hirte  ist's  vom  thal  — 
er  schwenkt  den  stab.    gewisz,  sie  sind  gefangen !  — 

Grillparzer  {Sappho  5,  1)  4»,  209; 
geh'  fort  nur  auf  dem  steige  — 
gewisz,  ich  treffe  dich. 

WiLH.  MÜLLER  {ländl.  lieder:  abrede)  134 
Hatfleld; 

'einen  spruch  hätt'  ich',  sagte  der  leichenbestatter  und 
begann  seine  rocktaschen  zu  durchsuchen,  'einen  spruch 
hätt'  ich,  ja,  den  verdient  sie,  gewisz,  den  thut  sie  ver- 
dienen.'Anzengruber  {dorfgängei)  3^,33;  frau  von  Schlitz 
hatte  anfangs  beobachtet;  dann  hatte  sie  die  jungen  leute 
sich  selber  überlassen,  gewisz,  wenn  irgend  eine,  so  war 
iliese  die  frau,  wie  sie  der  doctor  ihrem  söhn  verordnet 
liatte.  Storm  {schweigen)  7, 76 ;  ebenso  {schimmelreiter)  7, 276. 
ß)  in  den  antwortsätzen  bleibt  die  ursprüngliche  function 
der  Partikel  fast  immer  erkennbar,  mit  dem  dienste,  den 
die  Partikel  im  antwortsatze  leistet,  verbindet  sie  aber  oft 
noch  eine  zweite,  indem  sie  einen  weiteren  satz  einleitet: 
{Adrast:)  erst  fragen  sie  sich  selbst,  ob  sie  ihnen  in  aller 
ihrer  lauterkeit  gefallen  würde  ?  (TÄeopAon.)  gewisz.  und 
ihnen  zu  zeigen,  ob  ihr  künftiger  schüler  einige  fiihigkeit 
dazu  hat,  wollen  sie  mich  wohl  einen  versuch  machen 
lassen?  Lessino  (/rei^m<  i,  l)  2^  52;  vgl.  a«cÄ  Herder 
16,  S86.  598;  aber  die  letzten  resultate  derselben  sollten  sie 


GEWISSE 


6212 


nicht  kennen?  gewisz!  alle  radien  streben  auch  hier  zum 
mittelpunkt.    Herder    {ideen  1,  2)   13,  20;    ebenso   15,  516; 
{Leonore:)  vergeben  sie  graf.   ich  fürchte  ihre  morgenruhe 
zu  stören.    {Fiesko .)  gewisz  gnädige  frau.   sie  überraschen 
mich  seltsam.  Schiller  {Fiesko  3,3)  3,85; 
{priester :)  ich  wollte  wohl, 
du  läsest  diesen  brief,  ob  einer  warnung, 
die  er  enthält.    {Hero :)  gewisz,  ich  werde,    morgen. 

Grillparzer  {des  meeres  u.  d.  liebe  wellen  4)  75,  85 ; 

ebenso  {Medea  2)  5^,  155;  ebenso  {des  meeres  u.  d.  liebe 
wellen  4)  7^,  72;  vgl.  {könig  Ottokar  2)  6^,  60.  viel  häufiger 
aber  schJieszt  die  partikel  die  antwort  und  zieht  dann  bald 
mehr,  bald  weniger  bestandtheile  derselben  an  sich,  vgl.: 
'wäre  dies  trost  oder  quaal?'  .  .  .  'gewisz  das  letzte'. 
Herder  9,  254;  ebenso  18,  27;  'ein  spiel,  das  nicht  jedem 
glücken  wird',  'ihnen  gewisz'.  {zerstreute  blätter  i)  15,197; 
'müsste  aber  . . .  jede  voraussieht  in  die  Zukunft  .  .  .  ver- 
bannenswürdig  sein?'  gewisz  nicht.  (6)  16,  372;  ganz  ge- 
wisz nicht,  Fritze,  meinte  der  vetter  ehrlichst.  W.  Raabe 
altenester2,  cap.8;  gewisz?  est  il possible.  Sch\van  1,747^; 
kwiis!  Meisinger  wb.  d.  Sappenauermda.  Sl.  jemehr  wir 
diese  formel  jetzt  im  gesellschaftlichen  verkehr  verioenden, 
um  so  störender  empfinden  wir  sie  im  dialog  des  erhabenen 
dramas.  sie  ist  wol  dem  hofton  entsprechend  in  Schillers 
den  Karlos : 

K. :  kennst  du  die  fürstin  so  genau  ? 

M. :  gewiss  nicht. 

kaum  dasz  ich  zweimal  sie  gesehn.    (2,15)  5*,  268; 

und  der  monarch  darf  hoffen? 

ich  darf  es  ihm  verkündigen,    gewisz?    (2,13)  52,261. 

aber  für  die  spräche  der  frühzeit  erscheinen  uns  die 
formein  doch  zu  modern: 

{Jason:)  was  suchst  du  in  der  finstemis?  —  ei  ja! 
riefst  alte  freund'  aus  Kolchis?    {Medea:)  nein!   (Jason:)  ge- 
wisz nicht? 
(Medea:)  ich  sagte:  nein!     Grillparzer  {Medea  1)  55, 135; 
(Lapak :)  zwar  wird  sie  wissen  wohl  —  (Domaslav :)  in  ihrer 

Weisheit  ftille  — 
(Lapak:)  warum  sie  also  thut.    (Domaslav:)  gewisz! 

Grillparzer  (LibuMa  2)  85, 141 ; 

dagegen  vgl.:  'das  heisst,  aus  fremden  schaden  klug 
werden..'  'gewisz'.  Herder  {zerstreute  blatten)  16,182; 
ebenso  17,130;  'also  doch  jedenfalls  ein  pfänderspiel',  fragte 
pastor  Zabel,  dem  etwas  bange  werden  mochte,  'gewisz', 
antwortete  Turgany.  Th.  Fontane  {vordem  stürm  eap.  14) 
1,1  s.  124;  'sobald  ich  drüben  bin,  schick'  ich  meine 
adresse;  dann  muszt  du  mir  fleissig  schreiben.'  'gewisz' 
sagte  Asmus.  0.  Ernst  Semper  der  jüngling  a.  108. 

GEWISSE,  /. ,  Substantivbildung  zu  dem  eben  be 
.sprochenen  adjectiv  gewiss,  dessen  bedeutungsfärbungen  sie 
mehrfach  übernimmt,  während  sie  andererseits  auch  dem. 
einfiusz  anderer  Substantivbildungen  vom  stamme  wissen 
{vgl.  gewissen  IV)  unterliegt,  vgl.  Graff  1,  Uli ;  mhd.  wb. 
3,796'';    Lexer  1,  994. 

l)  für  die  mannigfaltigkeit  der  bedeutungsrichtungen 
zeugen  schon  zahlreiche  feste  Verbindungen ,  unter  denen 
präpositionalverbindungen  voranstehen. 

a)  eine  lieblingswendung  Otfrids,  die  er  fa.9t  so  häufig 
wie  das  adverbium  verwendet,  ist:  in  giwissi,  mit  an 
knüpfung  an  die  passive  bedeutung  des  adjectivs: 

thag  saH^  si  in  giwissi,      thiu  kindes  umbera  si, 

fon  reue  13  io  ni  irougta,      mit  brustin  ouh  ni  sougta ! 

Otfrid  4,  26,  37  (Luc.  23,  38  beatae  steriles  et 
ventres,  qui  non  geniierunt); 

ebenso  2,  X2,^;  3,14,112;  3,19,6;  3,24,27;  4,7,49;  4,18,30; 
5,6,11;  5,8,18;  5,12,22;  dazu  vgl.: 

'meistar,  zellen  wir  thir  war, 
wir  woltun  wizan  in  giwis,      war  thu  emmizigen  biruwis.' 

2,  7,  18. 

spätere  belege  für  die  gleiche  formel  knüpfen  an  die  active 
bedeutung  des  partidps  an :  und  ich  bi  Pol  in  guter  ge- 
wisse bin,  weisz  dag  für  war,  quae  mihi  sum  consda, 
hoc  certo  scio.  Terenz  {Eunuch  1,  2)  comödien  {Strasz 
bürg  1499)  42*;  ist  frölich  und  ewig  in  der  gewisse.  Diepolt 
serm.  v.  d.  mesz  4;  das  folgende  dagegen  ist  wol  zu  gewise, 
gewis  {mhd.  wb.  3,  756*)  zu  stellen:  haben  wir  . . .  dem 
bischolf  unser  triuwe  in  sin  hant  gegebn  in  eides  gewis. 
Urkunde  v.  1293,  s.  monum.  Wittelsbac.  2,  3. 

b)  einzelne  Wendungen,  die  zumeist  der  rechtssprache  ent- 
stammen, weisen  auf  die  bedeutungsgemeinschaft  von  gewiss 
mit  sicher  und  lassen  für  den  verbalbegriff  eine  feststellung 


6213 


GEWISSEL— GEWISSEN  I 


GEWISSEN  U  («c»rc) 


6314 


det  f/enuM  kaum  mehr  zu,  vgl.  tp.  6140  dit  Uaung  ti  WAr«n 
ir  z«  wisHe.  RolumUlied  194,  S5  W.  Orvmm  (^c^mi  ir  g»* 
Mriaie);  vgl.  auch: 

wan  •!  . . .  dax  m  cewliM  wolUa  bAa. 

KONR.  V.  WCRXituiU}  (r^.  b^<0  4aM4 

mit  die  gewisse  haun  im  heutigen  mAimüMmA.  «.  H.  KmcHKn 
«cAiffdd.  tei.  8, 63» :  vgl.  auch  »j/.  61M  dm  Mif  «u»  Ku>r- 
STOCK,  der  dem  mhntantiv  nicht  tug^türt. 

•)  fif  diso  saobin  Torf«nant 

(ab  er  den  brfldrin  xa  hant 
•Inin  brtf,  dO  «acb  man  an 
vll  fans  stn  inMaifil  bAn 

durch  Bttt«  unJ  mwrisM  

der  din(«  fezOfnua«.     N.  v.  JaRoacNtN  tM7; 

l>Uoher,  Ton  welcher  glaubwürdigkeit  und  gewlaae  . . . 
ein  zweifei  ist.  Bmkn/  eone.  v.  Trient  ai,  «.  Fischer  a.  a.  o.; 
indess  kam  Kcitigiiiig,  auch  das  gesohrai  und  gewisse  hie- 
her,  wie  die  pfulzgrafen  schloez  und  statt  Ellwangen  . . . 
wider  eingenommen.  Tiiom.Zwkii'ki.  Rotenburg  im  Ammth» 
krieg  406  Baumunn. 

ß)  die  letttbelrgte  venretidting  kann  mit  gewissiu  msprn 
{vgl.  ofien  nj).  OUh)  in  eueammenhang  gebracht  werden,  die 
er$t»  atimmt  mehr  mit  vervmuiungen  de»  fem.  gewi;;^;cne 
(«.  «p.  A980)  iibeiein,  dtuu  vgl.  üuch:  let  man  dar,  kunt  mit 
der  gewisse,  da;  flech  sohedleioh  were,  und  hilde  er  is 
ubir  das,  wa;  daj  schaden  tete,  dag  schol  er  mit  rechte 
verantwurten.  Altprager  reehttbuch  (14.  jahrh.)  g  lao  bei 
Söetler  186.  dae  gleiche  gilt  für  daa  fügende,  wenn  die 
verkürat«  form  gewiss  hieher  tu  tiehen  i»t:  bekennen 
das  der  wingarte  der  Peter  Kochils  seligen  gewest  ist 
Oswalde  Kocbil  sinen  bruder  zou  einen  rechten  erbe  ge- 
legen ist  unnd  er  sin  gewiss  darauff  gegebin  had.  Frti- 
bürgen-  »iadtbuch  {Thüririg.  1489),  a.  Hai.taus  716. 

>)  in  diesen  festen  Verbindungen  schon  hatte  sieh  eine 
mannigfaltiykeit  der  bedeutungen  am  Substantiv  geaeigt. 
ebenso  war  es  deutlieh  geworden,  dasn  es  nicht  mehr  möglich 
war,  in  jedem  falle  an  eine  bestimmte  actionsart.  wie  beim 
adjectiv,  antuknüpfen,  die  gleiche  mannigfaltigkeit  bietet 
axuh  die  freie  Verwendung  des  Substantivs,  vgl.  die  folgenden 
drei,  in  sich  so  verschiedenen  belege: 

sie  w&ren  zwtvclhaft  davor, 

«ie  Tuoren  durch  der  gwisse  tor  {handeehr.  gewissC), 

nie  wurden  discr  wunder  frC. 

F.HBRNANo  V.  PLrfurt  Hcinr.  u.  Kuntgunde  4306 
Bechetein; 

das  erst  zeichen  oder  das  erst  stuck,  des  sich  ein  mensch 
in  warheit  freuen  mag,  das  selbig  ist  gewiszi  des  ablas 
der  sUnden.  spricht  der  leerer  das  diszer  mensch  hat 
wäre  freUd,  der  in  im  hatt,  dVirch  innerlichs  einsprechen, 
ein  Sicherheit,  oder  gesichert  ist,  Vergebung  aller  seiner 
sUnden.  . . .  diszi  gewüssi,  der  Vergebung  aller  sündenn,  hatt 
gehabenn,  Sancta  Maria  Magdalena.  Geiler  v.  Keiseks- 
BERG  Seelenparadies  (98.  cop.)  (1510)120';  zAm  dritten  ge- 
denck  das  da  ist  ein  andre  gewisse,  oder  wüssen  nach 
menschlicher  mütmasz,  unnd  das  wfissen  ist  gnflg  und 
not  in  diser  sach.  und  stat  darin»  das  ein  mönsch  seine 
eijino  conscientz  überhör  .  . .  siben  tractat:  helliach  low  ti*. 
dtuu  vgl.:  ghcwisse,  ghewete,  eonscientia.  Kilian  147*. 
s.  auch  gewissen  IV. 

GEWISSEL:  vgl.  gewisse!,  betschwestem.  Beinwald 
Henneberg,  idiot.  8, 156,  bei  Spikss  nicht  mehr  wiederholt, 
dem  sinne  nach  läge  anknilpfung  an  die  secte  der  gewissener 
(s.  d.)  nicht  fem,  zu  der  auch  die  sp.  6916  belegte  nebei^orm 
gewijel  stimmte,  wisset  für  weiset,  das  eben  in  dieser 
gegend  heimisch  ist  {vgl.  Hektel  Salzunger  wb.  61),  giebt 
keinen  anhaltspttnkt.  eher  noch  die  folgende  aus  mehret rn 
mtmdarten  belegte  bildung:  vgl.  wis.splfarb  und  gelb  (Hans 
Sachs)  Sciimei.i.f.r  s',  108»;  vgl.  wenn  wurd  emol  's  ge 
wyssels  vun  de  grosse  sUle  un  böje  in  der  thumeskirch 
abgekrazt?  {Sirassburger  Wochenblatt  v.  1844)  Martin  «. 
LiENiiAKT  869*.  bei  der  ttceiten  erklärung  würde  die  färbe 
der  kleidung  —  ursprünglich  vielleicht  eines  frauenordens  — 
den  attsschlag  gegeben  Jtaben. 

GEWISSEN  I,  schwaches  verb..  ableitung  tM  gewiss 
(».  ap.ßnoff.),  tuerst  bei  Notker  belegt,  der  gewissöu 
(*.  Graff  1,1118)  ßir  probare.  determinare,  definire  nn- 
führt  und  mit  der  passivcon.vtntction  (wirdit  ge  wisset)  das 
lat.  constat  wiederyiebt.  in  der  mittelhochdeutschen  diehtung 
icird  d<u  verbum  hiiufiger  verxcendet  und  macht  sich  im 
IV. 


formtlk^fUm  ttü  4mrr»ehtsspraek» geltend,  vgl  auekScHBHZ- 
Obcruii  1.  Mf. 
1)  ^  ältmlm  mnimdmm§tu  mtgm  mir  tiiUitka»  olject: 

a)  dUse»  iwt  nmä^tt  in  pamrimr  /UfiMif  hd$ftt  aJ  diur. 
menniskin  irrfttio  raogin,  taj  wirdit  liinnAa  gviMot. 
Nui  KKM  d.  sgUofism.  (1,  667*  Hrntttmer);  «.«.«.  GHArr 
a.a.O.;         dl«  red«  4i«  wart  fewiaaet  4A. 

Oormuo  THtim  WtU;  VuMtk  ipm  tat 

fSWiMSt  WM)Mi7. 

b)  »tHwt  fB§mm§m  int$m  m§t  qNMar  fw  ta§$t 

wir  mIb  d«  b«  so  gewiaes«  ^  tSsfkMaji^MM) 
■■4  euln  *i«  M  Toraelsa 
dag  wir  Ir  Dtc-bi  rertMiü 
aofeo.  ao  wif  twepdaii. 

Hrinii.  V.  Hbmjui  syalaJifwf  ffl06«  Hefa*. 
•wer  (Utti  nad)  itakett  behaltMi  wil, 
der  MMK  Sto  MMMM  ■MBMS  **f_ 

4ag  mwm  f'M  Hfcfttw  H» 
er  MMtjrfl  hmt 
dtrra  te«sL  dw  iwisii 
dA  veo  er  olete  ackiidea 

KoKSAO  V.  mJMJM  'dttjia^lmg  1061  Mmuft, 

bewalsent  er  oder  «ie,  du  sie  das  erbe.  staM,  hMM  Mit 
rechte  verkauffet  hal>en.  daa  sollen  sie  gawiw.  AU- 
frmatr  sttitutMrrmht  (f*.Mihrh,)  §  ii9  M  JWwIt». 

t)  sm  ptraMitilm»  «l^tet  neben  dsm  $ätUitkmi  mrmädkgt 
später  dsr  poetutkm  aprmekt  und  iat  mtdtrmrmU»  im  im 
rerhtaaprudk*  Mi  hmcttdtn  JUftm§m  §$bmmiem. 

u)  mit  aeeumHv  am  ftnMitkm  ttjmtat 

'sntriwnB  wwaefc  dki  iflBitfk 
'mfthta  leb  dar  rede  Mwia  ah.  . . . 
'flrowe'  sDraeb  aber  trialaa. 
'ich  ge wteee  iocb  ecbiei«  «ir  aa*. 

Oormuo  3VMM  t6n6: 
biete  dtn  ienian  vermiat, 

der  wKr  der  vart  wol  gewist  (tar.  «oebt  die  «art 
wol  r  * 


b6  vil  was  bluoUe  , 
fif  den  wec  ron  dar 
unz  dA  man  dich  veUM, 
dA  was  dar  wec  aller  rot 
Ottokar  Marr. 


haben  gawiiQ, 


ebenso  (des  himels  ist  gewisset)  Lamprbcht  v.  Rrobnb 
BUHO  tochterv.  SyonVitn;   (der  genist.  der  im  himel  ist 

gewist)   Nie.  T.  JeROSCÜIN  95I71. 

b)  die  fügung  mit  dativ  des  persönlichen  stjeeta  fAirt 
der  rechts.<epradie  an,  auf  die  auch  einmlns  fmtimk»  kt^gs 

zurüekweiseti  .- 

•i  relobeta  und«  gawiaeate  In 
mit  ir  triawen  und«  ait  gote 
xe  lebene  nAcb  ir  geböte. 

OormuBo  XWMm  IttO ; 
niht  anders  ger  icb,  wan  dag  ir 
rewiasent  bt  dem  eide  mir  («or.  gewiggaat;  bawieaat), 
da;  tr  mich  iemer  babent  aar  6  . . . 

KoNR.  V.  WOrzbcbo  Ir^.  krieg  907«  KeOer; 

mag  er  aber  niht  bürgen  gehaben  oder  wil  rillihte  dorfa 
sinen  ubeln  willen  niht  verbürgen,  als  in  danne  der  vogt 
aht  tage  gehaltet,  so  sol  er  in  dem  selpscholn  antworten, 
unde  sol  in  der  gehalten,  unze  daj  er  im  gewisset,  daj 
er  unde  die  nahgehure  vor  im  ursorge  atn.  ttadtimek  «. 
Augsburg  (83.  l)  94  Meyer.-  ähnlich  (16I  46;  war  d«a  aadaiB 
anspricht  umb  aigen  und  umb  leben,  daa  «r  bd  BOts 
ond  bei  gewer  gesessen  ist,  als  des  Unde«  recht  ist,  so 
sol  der  anklager  dem  antwurtter  vor  gewissen,  ond  gut 
machen,  ee  er  in  anlwort,  ob  er  im  mit  dem  rechten 
enpräst  urk.  v.  1446  {Fürstenfelde),  s.  wtonutn.  Boie*  9, 17; 
und  hat  es  einer  getan  der  wider  haos  noch  hof.  erb  oder 
gut  hat,  der  sol  gewissen  dem  richter  ond  dem  deger  daa 
er  rechter  teiding  pflegen  wolle,  hat  er  nit  borgen,  stadt- 
racAi  V.  Leutenberg  (i&.jmkrh.)  §  i&8  M  Micublskn  redUt- 
denkm.  atts  Tltüringen  446.  m.  «.  vgL  mttek  FisCBBR  t 
wh.  8,  684. 

e)  tur  Unterdrückung  des  sädUiehen  objeets,  dit  wmtlk  i 
persönlichem  dativ  nicht  ausgmeUmmn  isi,  vfL:  Tomas 
träger  gloobe  der  hAt  ans  mt  gawissit  und  fedobetC, 
dan  Marien  Magdal^nen  sneller  gloobe.  Hsrm.t.  Pritzlam 
s.  myst.  1.  94. 

GEWISSEN  II.  tmh.  mit  miMilim  fmmtn  m  wissen. 
«eire  («.  d.).  die  erst  mittslhtthdttitmk  rtdU  ttbrdttdOidk 
werden  («.  gewijgen  mitttütmkd.  w».  t,?«!»:  Lbxbr  1.986). 
«MM  ««  «aatfer  iibm  im  di»  mtmktdkdtuhtAt  pmi»dt  reichen. 

1)  aus  der  iUerem  tprmdU  {».  Grapp  1. 1666)  sind  nur 
ßir  Otfrid  Mift  heiftbrutht.  der  mit  dem  prl^  den 

390 


6215 


GEWISSEN  II  (scire) 


GEWISSEN  III  (1,  sdtus) 


6216 


absoluten,  auf  bedeutungsicandel  beruhenden,  gebrauch  gegen 
das  einfache  verhum  abhebt: 

thie  zi  thiu  giwijsent,      zi  herost  ouh  nu  sigjent, 
iz  ouh  nu  wola  weijent      joh  biscofa  heisent. 

2, 10,  13  (doctorum  est  cognoscere  dtstantmm 
legis  et  evangdii.    Bkda)  ; 
dazu  vgl.  die  Variante  giwigen  neben  irwiggen  3,22,12; 
ni  mugun  wir,  thoh  wir  wollen,      thoh  wir  es  ouh  beginnen, 
zi  then  Kristes  goumon  siggen,      wir  selben  ni  giwiggen. 

3,  7,  70. 

2)  die  mittelhochdeutschen  beispiele  zeigen  durchtceg  rela- 
tiven gebrauch;  fast  immer  ist  das  präfix  an  den  von 
hilfsverben  abhängigen  inßnitiv  gebunden;  andere  Wen- 
dungen bilden  die  ausnähme,  für  beide  richtungen  bietet 
die  spätere  spräche  bis  in  das  i&.jahrh.  belege-. 
a)  em  wil  des  niht  gewijgen  (var.  wiggen), 

daz  ime  Ut  an  den  ougen. 

GOTTFRID  Tristan  17782  Marold; 

dag  si  iemer  suln  gewiggen, 

wag  under  in  vergeggen  sl.    18296; 

ebenso  G.  Hagen  Kölner  chron.  3066.  s.  dtsch.  städtechron. 
12, 110;  vgl.  auch  (mich  . . .  gewiggen  . . .  lie)  Konr.  v.  Würz- 
burg Alexius  1198; 

so  enkan  ich  nicht  gewiggen,  wie  ich  mit  in  sol  leben. 

Wolfdietrich  (B  313,  4)  dtsch.  heldenbuch  3,  214 
{var.:  so  waiss  ich  nit); 

ebemo  Suchenwirt  24,47;  29,24;  A.  Kurzmann  Amicus 
u.  Amelius  945  Schönbach ;  Christus  und  die  minnende  seele 
1758  (germ.  abhandl.  29,  347);  desgl.  Hätzlerin  2,  68,  89; 
noch  ist  das  aller  gröste  das  ein  mensch  nicht  gewissen 
kan,  wenn,  wo  oder  wie  wir  über  es  pflupfling  vallen. 
ackermann  aus  Böhmen  52, 11  Knieschek;  kunne  wii  nicht 
gewetten,  wu  sek  unser  ein  ane  den  andern  darane  ent- 
schuldigen möge.  Hildesheimer  Urkunde  v.  1440,  s.  urk. 
V.  H.  4,  360;  vgl.  auch  die  späteren  belege  bei  Sghiller- 
LÖBBEN  2,104*';  er  thflt  eben  wie  ein  böser  erloser  bflb 
bei  den  Ephesiern,  der  kund  nit  gewissen,  wie  er  jm 
thet,  dasz  man  imm  gantzen.  land  von  jm  sagte,  und 
Terbrennet  den  aller  schönsten  köstlichen  tempel  Ephesi. 
dial.  V.  Mart.  Luther  u.  Sim.  Hes.^o,  s.  Hütten  4, 611  Böcking. 
vgl.  dazu: 

ik  lach  up  eine  tid  in  der  erde, 

unde  wacntede,  alze  de  seer  begherde, 

wo  ik  best  gheweten  konde 

unde  vor  dat  ik  den  schal  ghevunde. 

Reinke  de  vos  1,  25  v.  2249  Prien 

(sehr  begierig,  zu  erfahren.  Gottsched  48  Bieling;  wie 
ich  entdeckte  den  schätz.  Göthe  40,78);  sie  mohten  niht 
gewiszen  eben.  St.  Pauler  evangelieniverk  64*  (ignorabant, 
Marc.  14,  40;  wussten  Luther);  uf  dag  du  mugest  ge- 
wissen was  du  dar  mit  habes  gewunnen.  pred.  d.  Leipz. 
handschr.  bei  Schönbach  l,li;  ganz  ähnlich  M.  v.  Kemnat 
chron.  Friedrichs  I.  {quellen  z.  bair.  u.  dtsch.  gesch.  2)  15 ; 
Joh.  V.  Neumarkt  leben  des  heil.  Hieronymus  146  Benedict 
{non  intelligi.9);  167  {se  nescire  dicimt);  Sigenot  69  Schade ; 

mein  sün,  ich  mos  dir  ietz  verjehen, 

das  ich  lang  zeit  dein  vatter  was, 

eh  dann  ich  mocht  gewissen  das. 

JÖRG  Wickram  (irr  reitend  bilger  cap.  5, 

V.  1218)  4, 169  Bolte  (ebenso  Albrechts  Ovid  11 

cap.  1,  V.  88)  8,  88  ; 

dasz  ir  so  vil  erschlagen  wurden,  dasz  niemant  die  zal 
müg  gewissen.  Joh.  Frank  Augsb.  annalen  (U56)  s.  dtsch. 
städtechron.  25,  Bil;  wi  mocht  Seraphin  dag  gewiggen?  er 
en  weig  eg  weder  an  im  selber  noch  an  der  sein,  dag 
ist  dag  ein,  dag  die  sei  enpheht  sunder  wiggen  des  obersten 
engeis.  pred.  der  Nürnberger  Eekharthandschr.  bei  Jostes 
s.  46  {no.  43);  das  ir  auch  hie  beleibt  dise  nacht,  das  ich 
mug  gewissen,  wag  dings  mir  der  herr  anderweid  ant- 
wurt.  4.  Mos.  22, 19  Mentel  u.  a.  (das  ich  erfare.  Luther); 
wo  von  mag  ich  gewissen  das  ich  es  bin.  i.  Mos.  16,  8 
tmercken Luther m. a.) ;  i..Mos. 43, 7 {scire,  wissen.  Luther). 

b)       d6  si  den  schaden  gewisten  (var.  erwischten  :  mischten) 
und  mit  der  wärheit  misten 
drter  und  zweinzec  ktinege  die  dft  tOt 
wftm  belegen,  Terrameres  not 
pflac  dO  decheinre  vire. 

Wolfram  v.  Eschenbach  Willehaim  107, 1 
Lachmann; 
dazu  vgl.  auch  Lampr.  v.  Reoensburg  tochter  Syon  825 
(gewisse,  var.:  dag  wisse),  wo  freilich  die  Zugehörigkeit 
tu  unserer  form  nicht  ganz  sicher  ist;  dag  er  gewiste. 
at.  Pauler  evangelienwerk  101»  Schönbach  (ut  aciat.  Luc.  19, 15, 


das  er  wüste.  Luther);  weil  sie  wohl  gewuszten,  dasz  mit 
dem  Türken  und  Franzosen  so  stehen  würde.  Luther 
(bedenken  1537)  br.  5,  54. 

GEWISSEN  in,  participiales  adj.  zu  weisz,  wissen,  mit 
starker  form,  im  gegensatz  zu  den  schwachen  bildungen 
gewiss  und  gewuszt,  mit  denen  unsere  starke  form  die 
active  bedeutung  neben  der  passiven  gemein  hat.  in  beiden 
richtungen  haben  sich  formelhafte  Verwendungen  entwickelt, 
die  der  starken  participialform  eine  begrenzte  fortdauer 
auch  in  einer  zeit  noch  sichern,  die  für  das  fleocionssystem 
selbst  schon  die  schwache  form  (gewuszt)  durchgeführt  hat. 
doch  auch  bei  diesem,  sj^richt  die  buchung  ich  baig,  bir 
bissen  ...  ich  han  gebissen  (voc.  venet. - tedesc.  von  1424 
s.  Scumeller  2^,  ICSö)  dafür,  dasz  in  der  zwanglosen 
spräche  —  wenigstens  bair.-österr.  mundart  —  die  starke 
form  sich  länger  behauptete. 

l)  die  active  bedeutung:  vgl.  conscii,  kiwigun.  Stein- 
meyer-Sievers 4,5;  gewigener  4,137;  kawiggun  2,828; 
gnarus,  gewiggener.  2,  382;  ähnlich  1,  368»;  ignarus,  un- 
gewiggener.  3,  243;  vgl.  auch  2, 173'';  gewiszner,  certus,  con- 
cius  idem,  oder  mitgewiszner  oder  ebenwiszner  oder  mit 
wisser,  conscius.  voc.  fheut.  (1482)  m5»;  ähnlich  (wissen- 
hafftig,  gewissener)  Melber  vocab.  praedic.  F  3;  desgl. 
vocab.  variloquus  s.  Diefenbach  143". 

a)  als  prädicat  in  der  Verbindung  mit  dem  verbum  .<mb- 
stantivuTn  u.  a.  erscheint  das  participium  verhältnismäszig 
.leiten  in  das  eigentliche  verbalsystem  einbezogen ;  föne  dero 
irhugedo  minero  sundon,  dero  ih  conscius  (kewiggin)  pin. 
Notker  ps.  37,4  Hattemer  2,  i32'^  (Wiener  handschr.  dero 
ih  gewigel  pin.  Heinzel  u.  Scherer  s.  102); 

i^  ist  allen  den  forhtlich 

die  gewiggen  sint  der  sunden  ane  sich. 

FRAU  AvA  jüngstes  gericht  bei  Diemer  dtsch. 

ged.  286, 18   (Görlitzer  handschr. :  di  gwiggen 
habent  der  sunde  an  sich,  fundgr.  1, 199); 

do  waru  sumeliche  engile  da  ze  himile.  die  des  nie  ge- 
wiggin  wrdin.  dag  got  mennische  was  wrtin.  von  diu  dag 
diu  gotheit  ienti  mit  samt  in  was.  speculum  ecclesiae  78 
Kelle,  sonst  weisen  die  belege,  wo  sie  das  particip  mit 
dem  verbum  subst.  verbinden,  die  bedeutung  eines  vom 
verbalstamm  isolierten  adjectivs  auf: 

manige  zauberin  lassen  haben 
den  teufel  oft  ain  hohes  ampt  .  .  . 
vil  leut  seind  also  gewissen 
das  si  vasten  mit  drein  pissen 
und  etleich  unz  si  di  steren  sehen. 

Hans  Vintler  blumen  d.  tugend  8204; 

wann  ainer  umb  ain  sache  wol  waiszt,  dg  er  spreche, 
ich  bin  gewissenn ,  item ,  der  ist  gewissen ,  item ,  wann 
die  alten  eeleüt  den  jungen  gesellen  nicht  sagen,  wie  es 
in  der  ee  zu  geet,  so  seind  sie  gewissen,  schweigen  stille, 
sagens  niemand,  und  laszens  die  jungen  gesellen  selbs 
erfaren.  Agricola  sprichw.  1  (1529),  26^.  in  der  mhd. 
dichtling  ist  das  particip  in  solcher  Verwendung  gern  an 
bedeutungsvertvandte  adjectiva  gebunden: 
er  war  gewiggen  unde  g&t, 
den  tumben  tump,  den  wisen  früt. 

WiRNT  Wigalois  1409; 

ebenso  3772 ;  8266 ;  11542 ;  desgl.  meister  Otte  Eraklius  149 ; 

si  sprach :  'gä  her,  Paranls, 

du  bist  getnwe,  gewiggen,  wis  . . .' 

Ulr.  V.  Tükheim  forts.  des  Tristan 
(1990)  547,  10; 

ebenso  (wärhaft,  gewiggen)  Seifried  Helbling  7,1150;  (ge- 
wiggen unde  stsete)  Wirnt  Wigalois  205;  (bescheiden  und 
gewissen)  Konr.v.  Würzburg  JLZe£tuts93;  (diemüetic  und 
gewiggen)  Ottokar  österr.  reimchron.  12437;  (hofsch  und 
gewigen)  s.  Grimm  altdeutsche  ivälder  3,295; 

minneclich  und  wol  gestalt, 

gar  gewiggen  unde  schoene, 

so  ist  min  trüt,  min  künigfn. 

Konrad  v.  Landeok  (9,  20)  bei  Bartsch 
Schweiz,  minnes.  222. 

b)  von  hier  aus  entwickeln  sich  einzelne  attributive  ve>-- 
bindutigen,  die  jedoch  nur  in  wenig  fällen  zu  festen  formein 
verwaclisen,  vgl. : 

Jacob  unde  sine  sun  gewiggen  bidirbe  unde  vrum 
die  chomen  in  einer  aiche. 

Milstäter  genesis  102,  28  Diemer; 

fumve  iunchfroen  gute, 
kiusche,  gewiggen  und  biderbe. 

Wernher  Maria  (fundgr.  2,  174,  14); 


6217 


GEWISSEN  m  (1.  mUm) 


GEWISSEN  m  (I. 


6218 


da;  woU  er  fem«  wisjcn. 
■A  «prach  der  ritcr  rewiggen : 
da;  «ol  ich  ia  «afeo  .  .  . 

Hbiwr.  V.  D.  TOmuN  tmm  175M: 

ebetuo  (degen  vil   gcwiasen)  Lcktnffrin  mo;  (helds   gnr 
gewissen)  Hp.iNn.  v.  Pkrihbho  Tristan  &H$;  ttgtmi 


OS  «taoiit  als  ein  gtwigsm 
der  wol  bedenken  kan 
wie  man  dem  wirt«  dankaa  aol, 
der  femachlttbe  unde  wol 
berbierfete  etnen  gui. 

KONR.  V.  FuMNisBRUNNBi«  UmMett  Jtt*  1477; 

ebenao  HeiNK.  v.  d.  TOiujn  kröne  IWSM;  Rbinmah  orr 
Ai,TK  minnea.frühl.  \lo,m;  Konh.  v.  Hamlau  d.jikngling 
$.  xeit^ehr.  f.  d.  alt.  8, 6M;  ditz  bAoh  iit  gowij{enen  loten 
und  wiKon  tuten  ^.hi  vor  zelcsenne,  wan  die  kunnen  9% 
verston  und  vorkornt  e;  niht.  unvcratandenen  luten  und 
unwisen  luten  Ut  og  niht  at>  gat,  wan  ai  T«nt«nt  aioh 
niht  des  an  dem  bAoh«  stet.  Sehutabensp.  Ukt».  %  IM 
Ijunzberg;  ob,  wie  Fisciikh  aekwäb.  to6.  8,684  annimmt. 
mich  eiuzehte  bdetje  für  gowisaer  böte  hieker  gehören,  ist 
durch  die  bedeittung  doch  in  fivgs  gestellt,  eher  kann  mit 
fehlem  der  nchreibung  tjereehnei  werden,  vgl.  sp.  8189.  als 
unpersönliche  Verbindungen  vgl.  ■ 

und  hOot  eich  aller  hAnheit 

unftewi^^nn  int  im  vil  leit: 

mit  ri*Mi/7,cner  ahto 

ist  or  in  lobee  trabte 

da;  er  iht  des  («tuo 

dA  diu  werlt  baj  babe  zuo. 

d^e  Warnung  406  tetUehr.  /.  d.  Ott.  1,  4M ; 
J8  ist  drier  slabt«  unrvht; 
ein;  daz  man  An  sin  wissen  tuot, 
das  linder  mit  gewissem  muot, 
das  dritte  da;  man  wert  niht. 

Thomasin  wäUeher  gast  latöS;  eöemo  0890 
(var.  meierten); 

c)  gdöst  von  aolchen  Verbindungen  ist  das  partieip  ver- 
einzelt als  Opposition  belegt: 

ir  behaltet  dise  bocbzit,  beidiu  man  unde  wip 

mit  der  selben  ewe  so  ich  iuch  biute  lere, 

unde  80  iucb  vragen  iuriu  chint  'was  meinen  disin  dinch?' 

ir  tut  si  gewissen  disses  lambes  esjen. 

Müstiäer  exodu»  154,  85  Diemer. 

d)  ergiebiger  ist  die  substantivierttng,  die,  schon  früh  für 
die  umfassende  bedeuiurig  des  partieips  belegt,  in  einzelnen 
«tilfarmen  später  der  bedeutttngsverengemng  unterliegt. 

«)  die  Septem  liberales  artes: 

6a%  eine  ist  drr  gewissen 
untc  in  den  pochen 
der  under  dar  engegenn 
der  die  warbei^  unte  die  loge[ne] 
enzwischen  den  peiden 
mit  mvoge  cban  pescheiden 
der  aritte  der  mit  cbanste 
•in  sanc  wol  cban  gerihtcn. 

prietter  Arnold  tiebemaU  bei  Dtemer 
ged.  S47, 11; 
diu  edele  und  diu  scbcene, 
diu  gewissen,  diu  unbosne, 
diu  sUese,  diu  guote. 

Haktmann  Iwetn  7S98  Lachmann; 

indesz,  je  aufmerksamer  ich  vergleiche  und  erwäge,  je 
wahrscheinlicher  wird  es  mir,  dasz  derjenige  ein  ge- 
wissener hiesz,  der  wuszte,  was  er  andern  in  den  mnnnig- 
faltigen  Verhältnissen  des  lobens  schuldig  ist,  was  recht 
imd  billig  ist,  oder  sich  ziemt.  Bkneckb  Wigalois  s.  iva. 
ß)  der  vorspreche  der  sal  nimandes  wort  sprechen, 
wenne  der  recht  hat.  unde  sagen  im  sine  gewissen  das 
her  unrecht  hat.  her  sal  sin  wort  nicht  sprechen.  Kul- 
misches recht  5,61  Leinan;  dorumme  so  sal  nimant  orteil 
vinden,  is  en  sagen  im  denne  sine  gewissen  das  is  recht 
sei.  !>,  66;  ebenso  6,  24.  53;  wa  gewissen  vor  dem  rechten 
oder  in  Sprüchen  sagent,  da  ist  des  gerichts  recht  anders 
nicht,  dann  nin  schlechter  pan,  si  schwem  oder  nicht. 
iceisth.  V.  Vilanders  s.  österr.  weisth.  6,253  (l.VjaArA.);  e/>enso 
tceisth.  v.  Wangen  ebemla  6,  204;  und  ob  volg  und  frag 
prücht,  das  er  ain  gezeug  weer  oder  ain  gewijjen,  deg 
wollen  si  nicht  entün,  ej  schaff  dan  mein  herr  oder 
seiner  gewaltiger  hanptman.  weisth.  v.  Passeier  s.  östsrr. 
tceisth.  6,  94:  und  desselben  jars  am  freitag  vor  Jaeobi 
hieng  man  den  Michel  Haider  zu  Bamberg  an  einen  strnnk, 
wann  er  was  ein  gewissner,  er  was  der  von  Nürmberg 
veint,  wann  sie  musten  in  verderben,  und  am  andern 
lag  nam  man  in  vom  galgen.  Nürnberger  Jahrbücher  de» 
ib.jaJtrh.  s.  dtsch.  städteehron,  10,  296;  Areopagus  der  ort  da 


man  balBjorinhU  bcU.  «8»bi.  das  wastphlUselie  ferieht. 
(orMfagita»  Vumiphali  momML  dto  gawiMMi).  Fabcr  77*: 
er  ist  tewiBBCD.  dias  bat  nan  garat  von  danan  dia  in  dj 
gariaht  fichworaB  baban.  niahla  da  von  sA  Tatwaldaw. 
dann  also  bat  oiao  Ria  lananaat.  dfa  fwittam«.  d(  iai, 
die  ain  wisMOMbalR  di»e«  gariebta  babrn,  und  B^ted  doab 
versobwigeD  . . .  wa  die  gewiaBand  Beind  zOsamenkoomMB. 
Annicouk  sprkkts.  (a«.  57)  i  (iM8).ir:  ty/.  ameh  TAmoa 
adofia  (IM*)  84*;  die  gewiaBao.  dia  fBBabwomen  ond  f»- 
•trengen  blutrieblar.  mnopmfitm,  as.  Hknibcm  i«ob:  ge 
wisNoner  oder  gawiBaar  wiaaBT,  bai  den  ehmabligen  vehm- 
gerichten,  gewiBsa  laala,  ao  daa  vbb  Bie  geviax  »OBtea. 
anitrachten.    dea  fralaa-fariablB  viaaaada,  ädatorm  ßd* 

dxgni.  FhiBCII  8,484^:  «ft.WUTCNIIItimflT.Mi;  «fLaMcA: 

um  die  gerflgta  peraon  aa  'Abarsaflaa'  f8nfl|^  dfa  aid- 
Hohe  erkllrang  von  Bieben  Rnweaandaa,  daaa  Bla  UuM« 
rIb  Bohldliober  mann  'kund  und  gewissen'  aet  (dabardia 
gewinen,  gewii^jrende).  B.  Sciihorobn  deutasks  vsM» 
geseh.*  nrj. 

8)  ir  dsr  passimn  bsdsutung  gekört  das  partieip  /att 
güns  dar  vtrhalftsriom  an,  die  auch  dit  foi melktj/hm  aar- 
w«iidiiW|wa  u^fastt;  den  spärlichen  aMriAMÜam  wm^Um 
dungsn  trmätkti  ksinertei  bedsutu» 

a)  die  . . .  dorob  acurt  sint  kawkgaa  (§m  ,  . .  per  tum 
suram  notuutmr).  Bsn&UkUnsrrtfdi.  Hattimtr  1.84; 

dia  siat  aas  gawluBB  wol: 
JAmer  ist  ir  beider  iaI. 

Lamfrbcht  V.  RROBmwoBo#y««ci«e««a7; 

vgL  at*ck  Hari  MANN   Iwein  5488  «.  M88; 
hiat  si  hin  dorcb  fMiggen, 
•o  wer«  ir  wol  gewigg«» 
dai;  da  wa«  ein  augar  kam. 

Melker  handsdtr.  (ßt,  i$i  LsUmaana  s.  47* 

ebenso  jüngere  Jutktk  s.  Diemer  gtd.  188,  8;   fcnaaidliaii 
lasso;    anegengt  17.88  IfaAn.    18.88:    Nibdm»im  IMi,  1 
e6tfn«oiS67,4;  Ottokar  18861 ;  ^aate  foBtaaertia»  188  EaUar; 
'nu  sag  ans.  von  Bama     vil  edel  rHtar  goat, 
wie  dir  sl  gewiss«!)     aoib  dar  kaalginaa  OMMt* 

Jtibelmmgem  1W7,  4; 

und  vraget  er  einen  ainen  man,  wag  im  dar  umb  ge- 
wissen si,  and  seit  er  bi  sinen  bulden.  da;  im  niht  dar 
amb  gewissen  si.  so  sol  man  in  furbas  niht  vragaa. 
Sehicabensp.  lehnr.  §  115  lM.«:berg;  wie  Terra  aber  dar 
purehfrid  get  und  wa  er  wende,  das  ist  dam  laada  WBd 
den  leutcn  wol  gewissen,  was  vreiniuaa  aoah  dag  dorf . ., 
hab.  das  ist  aach  wol  gewisaen.  urk.  v.  1888  (qNUa«  «apa«) 
s.  österr.  weisth.  8,  S«5:  ebenso  Münekemsr  kamiukr.  am 
li.jahrk.  bei  Scumeller  2*.  1086; 

ao  duncbt  mich  aocb,  saa  tulwaa  iat, 

dia  fVawan  sind  nicht  aaa  Uat 

Hrinr.  WH1BNWU.RR  rii^  tf,  88 
Btektktn  «L»; 
und  wer  der  were  der  dRwider  rate  oder  täte  batanHek 
oder  offenlich  dag  gewij^ent  were.  Attgsktirgtr  »taiut  (1888) 
s.  dtsch.  städteehron.  4, 168;  wag  Rber  mit  des  mRnsIek  gaet 
geschuft  sei.  ob  die  manslek  chunt  und  gewii^y.en  iitt.  and 
er  ir  nicht  gelangen  mRg.  Heimburgtr  kaniffeatt  (is.  Jahrh  ) 
^a  bei  Senkenberg  visionm  iiwnmt  (I788)  87«:  and  sind 
auch  gezeuch  diser  sache  die  erfoem  leat  die  bernRoh 
geschrihen  sint  .  .  .  und  Rnder  framer  leat  ganaeeb,  den 
di  sach  chund  und  gewir,y,en  ist.  urk.  v.  1380  s.  femt.  rtr. 
Austr.  11,21  ff.  150;  das  dem  rIbo  sei,  ao  dingte  er  sieb 
des  RH  den  erbercn  HRnnscn  GrRser . .,  der  von  ratswegen 
darzo  gegeben  worden  were,  das  er  der  eltsten  mRnne 
vier  doramb  verhören  sott;  die  denelb  GrRser  verhört 
het,  den  kunt  und  gewissen  dorumb  wer.  R.  Tixher 
Intumeisterbuch  v.  Nürnberg  »9;  die  sagten  Rlle  fQnheben 
ainhelliklichen,  da;  in  daj  also  wrts  chont  und  gewiaaaa 
w^r,  da;  das  mit  Riten  rechten  and  gewanhRiten  bar 
komen  w6r.  weisth.  r.  TViVr  (Uli)  s.  Mrrr.  mvi.WA.  2.  88i; 
und  were  eg  aber  dannoch  so  kuntlieh  und  so  gewisaea 
und  so  offembar,  dag  er  schuldic  wer  Rn  dem  totschlafa. 
Nürnberger  poHseiordn,  88  Baader. 

b)  die  attribiUiren  terbindungem  ftaartugabta  »iek  a^f 
einige  wenige  formein.  die  rumeist  atts  Notrer  belegt  sind: 
omne  qood  scitur . . .  rIUo  ding  kewi;eniu.  Notker  Boeth. 
(8.  244'  Hatteater);  eventus  praescitae  rei . . .  dag  fore  ge- 
wi;;en  ding.  (8, 888^) ;  ter  sine  fr^hte  niebt  neRhtAt  Rfler 
liumende.  nabe  afler  gewijenero  wtrheite.  (8,115^;  wri- 

390» 


6219 


GEWISSEN  IV,  conscientia 


GEWISSEN  IV  (überblick) 


6220 


täte  conscientüte) ;  impugnatio  agnitate  veritatis.  gewigjener 
warheit    widerstreit.    Münchener  Jiandsehr.  des  U.  jahrh. 

a.  Schneller  2-,  1035; 

machete  er  ime  das  selbe  lant 
von  des  rSmschen  kaisers  hant 
ze  leben :  eg  was  sin  aifren  niht, 
als  diu  gew"i?;5en  warhait  gibt. 

Run.  V.  "Ems  Wülehalm  v.  Orlens  15396  Junk. 

GEWISSEN  IV,  (fem.  und)  neutr.,  verstärkte  form  des 
substantivierte^!,  inßnitivs  wissen,  die  sich  in  der  nhd.  Schrift- 
sprache an  stelle  eines  älteren,  vom  participialen  adjectiv 
(s.  gewissen  III)  abgeleiteten  femininuma  (vgl.  gawigani 
Graff  1, 1097;  mhd.  wb.  3,  791»,  s.  unten  l)  durchgesetzt  hat. 
in  beiden  formen  ist  die  umfassende  grundbedeutung  des 
Wissens,  der  kenntnis  von  einer  sache  zur  entfaltung  ge- 
Itommen ;  am  neutrum  ist  sie  freilich  nicht  so  reich  belegt 
und  nicht  so  mannigfaltig  entivickelt,  wie  am  fem.,  das 
namentlich  in  der  rechtssprache  eigenartige  tvendungen  ab- 
zweigte, für  dieses  fem.  war  auch  der  Übergang  zu  dem 
religiösen  —  allgemeiner  ethischen  —  begriffe,  von  dem 
unser  schriftsprachlicher  gebrauch  getragen  ist,  eine  mög- 
lichkeit  der  inneren  entwicklung,  die  freilich  durch  den 
zwang,  das  vorbild  der  lateinischen  conscientia  nachzu- 
ahmen, überholt  wurde,  gleich  diesem  und  dessen  spät- 
griechischem urbilde,  der  aweiStjais,  der  unser  fem.  in  der 
inneren  anläge  noch  näher  steht,  hatte  auch  das  deutsche 
wort  einen  längeren  weg  der  bedeutungsverengerung  durchzu- 
machen, um  zum  hetotigen  ethischen  begriff  zu  kommen, 
und  wenn  einzelne  formen  dieses  entxcicklungs ganges,  so  die 
Verbindung  mit  objectivem  genetiv,  im  lateinischen  vor- 
gebildet waren  (conscientia  peccatorum) ,  so  kam^n  hier 
doch  auch  im  deutschen  gerade  die  beliebtesten  Wendungen 
entgegen:  wann  du  absolvirt  bist  von  sunden,  ja  wan 
dich  in  deiner  sund  gewissen  ein  frum  Christen  mensch 
tröstet.  Luther  (v.  sakr.  d.  busze)  2,  717. 

während  das  lateinische  präfix  (con)  und  noch  mehr  das 
griechische  (ovr)  einem,  sociativen  moment  {der  theilnehmer- 
Schaft  an  der  verbalhandlung)  ausdruck  giebt,  das  erst  im 
späteren  verlauf  der  bedeutungsentivicklung  verblaszt,  hat 
das  deutsche  präfix  —  wenn  ihm  auch  in  späteren  deu- 
tungen  das  gleiche  angedichtet  tcird  —  von  hause  aus  eine 
andere  function :  die  perfective,  die  am  klarsten  beim  fem. 
zu  tage  tritt,  die  Wahrnehmung  vdrd  in  ihrem  ergebnis 
gefaszt.  an  dieser  nächsten  und  allgemeinsten  bedeutung 
vollzieht  sich  nunmehr  die  Verengerung,  aus  dem  beob- 
achtungsmaterial  werden  einseitig  menschliche  handlungen 
Tierausgehoben  und  unter  diesen  vdederum  die  handlungen 
fremder  subjecte  ausgeschieden,  mit  dieser  beschränkung 
auf  die  Imndlungen  des  erkennenden  subjects  geht  die  blosze 
Wahrnehmung  in  beurtheilung  über,  zwei  merkmale  sind 
es  also,  die  den  ethischen  begriff  des  fem.  von  der  grund- 
bedeutung abgrenzen,  die  reflexive  einschränkung  und  das 
urtheil  an  stelle  der  ivahrnehmung. 

diesem  neuen  begriff  erschlieszt  sich  im  16.  jahrh.  eine 
weite  bahn  in  den  Schriften  der  reformatoren,  deren  lebens- 
auf gäbe  ja  dem.  religiösen  kern  des  begriffes  erwuchs .-  das 
ir  mir  zeugknusz  gebet,  das  ich  mein  gewiszen  errettet 
hab  am  jüngsten  tage  und  szagen  konde  'ich  hab  ge- 
handelt, wie  ich  sal'.  predigten  Luthers  (1523)  s.  werke 
12, 649.  eben  dem  einflusz  Luthers  ist  es  aber  zuzu- 
schreiben, dasz  das  fem.  nunmehr  ganz  vor  dem  neutrum 
zurückweicht,  dessen  ältere  Verwendungen  keine  so  lücken- 
lose Verbindungslinie  zudiesem  ziele  zeigen;  selbst  Melanch- 
thon,  von  dem  einzelne  drucke  noch  das  fem.  zeigen,  geht 
zum  neutrum  über:  die  freihait  ist  allain  und  aigentlich 
auff  den  friden  und  die  frewde  des  gewissens  zu  ziehen, 
welche  allain  der  glaub  gibt,  dienstparkait  oder  gefängk- 
nüsz  ist  aigentlich  von  ainem  gefangen  und  unrüwigen 
gewissen  zöverstön,  das  noch  on  vertrauwen  ist,  dann  wa 
in  dem  gewissen  freud  ist,  daselbst  underwürfft  der  gaist 
frei  willigklich  das  flaisch  dem  gesatz  und  hat  lust  das 
flaisch  zö  kreutzigen.  Melanchthon  zur  epistel  an  die 
Römer  (Augsburg  1523)  66*'. 

die  breitere  grundlage,  von  der  sich  dieser  engere  begriff 
losgelöst  hat,  bleibt  aber  beim  gebrauche  des  subst.  lange  noch 
sichtbar  und  vdrd  später  —  von  gelehrten  ivie  vom  Sprich- 
wort —  immer  toieder  neu  entdeckt,  etymologisch  ist  eben  das 
deutsche  wort  —  und  nocJi  mehr  das  lateinische  vorbild  — 
leicht  auf  seine  herkunft  zu  bestimmen ,  und  andererseits 


legt  der  engere  begriff  selbst  in  mannigfachen  zusammen- 
hängen es  nahe,  zum,  contrast  den  weiteren  allgemeineren 
zu  gevnnnen:  ignorantia  et  ignorantie,  Unwissenheit,  das 
ist,  wenn  man  künd  zu  latinsch  reden,  inconscientia, 
wenn  einem  von  eim  dinge  nichts  bewust  ist  odder  hat 
des  kein  gewissen,  wie  David  thut  inn  genantem  psalm: 
da  ihm  Simei  schuld  gab,  er  hette  Saul  das  königreich 
mit  gewalt  abgedrungen,  zeigt  er  an,  das  inn  seim  ge 
wissen  nicht  sei,  und  nennets  ignorantia,  wuchs  wir 
müssen  deudschen  'unschuld',  weil  wir  kein  besser  wort 
haben,  aber  es  ist  zu  starck;  denn  das  laut  gar  fein  de- 
mütiger und  christlicher,  das  man  sich  für  gott  nicht 
rhüme  der  Unschuld  sondern  des  gewissens.  denn  es  mag 
iemand  wol  im  gewissen  nichts  böses  fulen  das  er  den- 
noch darumb  nicht  unschuldig  ist,  wie  Paulus  spricht 
i.  Cor.  2  'ich  bin  mir  nichts  bewust  .  . .'  wie  Abimelech 
auch  on  gewissen  war,  da  er  Sara  nam,  und  war  ihm 
dennoch  das  werck  für  gott  unrecht,  Gen.  20.  also  wil 
hie  Habacuc  auch  bitten  für  die  frumen,  die  sampt  den 
gottlosen  gen  Babylon  gefurt  worden  . .  .  die  selbigen 
waren  unschuldig,  das  ist,  sie  hatten  kein  gewissen  und 
waren  keins  bösen  stücks  ihn  bewust,  aber  musten  gleich- 
wol  mit.  nenne  es  nu  Unschuld  odder  Unwissenheit  odder 
frei  gewissen.  Luther  (derproph.  Habak.  ausgel.)  19,  424/.; 
es  war  in  mir  manigfaltige  begirde,  aber  die  weil  das 
gewissen  solches  nit  wist,  empfand  ichs  nicht  daz  solch 
grosse  sünd  in  mir  war'n.  Melanchthon  zur  epistel  an 
die  Römer  55. 

diese  anklänge  an  die  grundbedeutung  treten  am  ehesten 
da  zurück,  wo  die  regtmgen  des  gewissens  über  das  mensch- 
liche subject  hinaus  unmittelbar  auf  göttliche  eimvirkung 
zurückgeführt  werden,  dies  ist  die  eine  richtung,  in  der  sich 
der  religiöse  begriff  zunächst  bethätigt:  die  blindheit  der 
natur  ist  also  gros,  das  sie  ihr  schände  nicht  sihet,  wo 
gott  dem  gewissen  die  äugen  nicht  öffenet.  Melanchthon 
erste  epistel  an  die  Korinther  (l527)  s.  192 ;  ibi  kutzelt  deus 
conscientiam  Adae  et  Evae  .  . .  do  hat  ehr  Adam  sein  ge- 
wisszen  gekutzelt.  Luther  (pred.  über  i.Mos.  1523/4)  14, 152; 
die  Juristen  haben  unterschiedliche  meinungen  vom  ge- 
wissen, die  ersten  sagen,  ein  mensch  hat  von  gott  ein 
gewissen.  Lehmann  (l63o)  313;  es  ist  das  gewissen  in  dem 
menschen  das  kleine  füncklein,  so  in  und  nach  dem  fall 
übrig  geblieben,  darinnen  er  nicht  allein  einiger  massen, 
was  gut  oder  böse  seie  . .  .  erkennet,  sondern  auch  wo  er 
vorsetzlich  sündigen  will,  eine  bestraffung,  um  ihn  zu- 
rücke zu  halten  .  . .  bei  sich  fühlet  .  .  .  daher  ist  es  in 
gewisser  maasz  eine  stimme  gottes  in  der  seele  . . .  daher 
es  auch  zu  weilen  ein  irrendes  und  zweiffelndes  gewissen 
gibet,  wo  sich  in  dieses  an  sich  selbs  göttliche  Hecht 
irrthume  oder  zweiffei  einmischen.  Spener  erste  epistel 
Johannis  (1699)  437  (vgl.  dagegen  G.  Kramer  :  ist  das  ge- 
wissen gottes  stimme?  volksthüml.  freidenker  Schriften 
no.  10);  das  gewissen,  ist  im  menschen  sein  gott.  Butschky 
500  sinnen  .  . .  reiche  reden  23 ;  gott  würkt  durchs  gewissen. 
Herder  (an  prediger)  7,270;  so  gut  und  nothwendig  es 
ist  . . .  immer  mit  gewiszen  und  vor  dem  äuge  gottes  zu 
schreiben.  273.  vgl.  auch  die  in  der  deutung  des  präfixes 
nicht  für  das  deutsche  geltende  bemerkung :  in  der  that 
wird  ja  schon  die  spräche,  als  sie  das  gewissen  ein  mit- 
wissen nannte,  darunter  ursprünglich  ein  göttliches  mit- 
wissen verstanden  haben.  W.  Wundt  ethik'^  482. 

von  dieser  auffassung  vnrd  auch  das  volksempfinden  im. 
allgemeinen  beherrscht;  für  die  beurtheilung  einzelner  fälle 
tritt  eine  andere  richtung,  eine  bedeutungsverengerung  in 
kraft,  die  Schopenhauer  kennzeichnet,  vgl.:  religiöse 
leute,  jedes  glaubens,  verstehen  unter  gewissen  sehr  oft 
nichts  anderes,  als  die  dogmen  und  Vorschriften  ihrer 
religion  und  die  in  beziehung  auf  diese  vorgenommene 
selbstprüfung.  (grundlage  d.  moral  13)  3,  573  Grisiebach ;  vgl. 
dazu:  gewissen  heiszt  in  der  moraltheologie  das  ver 
mögen  des  menschen,  eine  objective  Sittenvorschrift  auf 
das  subjective  handeln  anzuwenden.  Wetzer  u.  Weltf, 
kirchenlex.  5, 564. 

dieser  Verengerung  des  religiösen  begriffes  tritt  bei  den 
Philosophen  eine  erweiterung  entgegen,  indem  die  gegebenen 
thatsachen  nunmehr  unter  dem  gesichtspunkt  der  ethik  ge- 
watet und  erklärt  werden,  je  weiter  sie  in  die  neuere  zeit 
hereinreichen,  um  so  mehr  dehnt  sich  auch  der  umfang  des 


6221 


GEWISSEN  IV  (liberbKek) 


GEWISSEN  IV  (überbUeki 


6232 


begriffen  in  den  fentatellungtn  aus:  dM  artheil  Ton  onMTMl 
handlungen,  ob  sie  gut  oder  böte  «ind,  wird  das  gewiMen 
genennet.  Chh. Vfui.rv ged.v.d.mentehen  thunu.  Uuiten%'n 
11780)46;  man  Icönntedasgewiiien  aueh  Rodeflniren:  etiit 
<lie  sich  selbst  richtende  moralisohe  urtheilslcraft.  Kant 
{religion  innerh.  der  grenien  d.  Ucnen  vernunjt  4.  atüek  §  4) 
6,871  Hartenstein;  denn  gewissen  ist  die  dem  menschen 
in  Jedem  fall  eines  gesetzes  seine  pdirht  zum  lossprechen 
oder  Tcrurthcileii  vorhultende  prulitiaohe  Vernunft,  (wuta- 
phyaik  der  »itten  a,  einleit.  11^)  5,83(7;  die  stimme  de«  ge- 
wissen« ist  die  sliiiime  unserer  strebenden  und  wert- 
schätzenden natur,  oder  das  System  unserer  strebungen 
und  Wertschätzungen,  das  als  ganze«  gehört  zu  werden 
verlangt,  und  gegen  die  Schädigung  durch  die  einzelne 
strebung  sich  auflehnt.  . . .  statt  stimme  des  gewissen« 
hätte  ich  auch  sagen  können,  stimme  de«  guten.  Tm.  Lipph 
gntndtatsaeken  de»  seelettleben*  (iwi3)617;  wir  hatten  ...  ge- 
sehen, dass  unter  gewissen  der  gesammtaosdmok  oder  da« 
resultat  der  totalität  des  «ittlichen  bewa««t«eln«  verstanden 
wird,  so  weit  es  sich  überhuiipt  in  dem  betreffenden  Indi- 
viduum entfallet  hat.  es  iitt  klar,  dass  nicht  nur  in  bczug 
auf  den  Inhalt,  sondorn  auch  in  bezug  auf  die  form,  dnn 
gewissen  ein  wesentlich  verschiedenes  sein  muss  auf  den 
drei  stufen  der  Unschuld,  reflectirenden  moralität  und 
tugend.  E.V.  Hartuann  8'  (d.  sittliche  betnustsein)  859; 
man  darf  nur  nicht  vergessen,  dass  das  gewissen  nicht 
ein  einfaches,  ursprüngliches  etwa«  i«t,  sondern  ein  sehr 
complicirtes  resultat  aller  bei  dem  Zustandekommen  des 
ethischen  bewusstseins  betheiligten  triebe,  gefUhle,  mei 
nungen,  vorurtheile,  geschmacksbildung,  vernunftentfal 
tung  u.  8.  w.  »5.  vereinzelt  itrird  auch  hier  die  anlehnuny 
an  die  grundbedeidung  des  wortea,  oder  icenigntens  an  die 
sippe gtaitcht,  der  es  entstammt,  fehl  greift:  unsere  spräche 
bezeichnet  das  sittliche  gefUhl  mit  dem  sehr  ausdrucks- 
vollen Worte  gewissen,  gleichsam  anzuzeigen,  nichts  für 
den  menschen  sei  gewisser  als  das  gesetz.  F.  Dei.uhück 
Sokrates  (1819)  20.  vgl.  auch  {sp.  6222)  die  deutung  Schopen- 
hauers, dagegen  trifft  schon  Chr.  Woi.pI'  angesichts  der 
formel  wissen  ttnd  gewissen ,  in  der  noch  heute  die  ur- 
sprütigliche  bedeutung  des  sttbstaniivs  durrhklingt,  den  rich- 
tigen Zusammenhang :  wenn  der  mensch  auch  unwissende 
das  gute  unterlasset  und  das  böse  thut ,  ucnilich  aus 
einem  irri^ien  gewissen,  so  handelt  er  wieder  das  gesetze 
des  natur,  und  also  auch  wieder  das  gesetze  des  ge- 
wissens,  und  folgend»  wieder  das  gewissen,  aber  un- 
wissende, und  daher  ist  es  sonder  zweifTel  koniiiten,  dasz 
wir  in  unserer  deutschen  spräche  zu  sagen  pflegen:  er 
handelt  wieder  besser  wissen  und  gewissen,  ged.  v.  d. 
menschen  thttn  ...  76;  andererseits  icird  es  Lavater,  der 
unserem  engem  begriff  des  gewisscns  einen  umfassenderen 
begriff  entgegenstellen  tcill.  nicht  beictiszt,  dasz  hierfür  schon 
die  grundbedeutung  unseres  Substantivs  zuständig  iriire;  er 
gieht  diesem  tceiteren  begriff  einen  namen,  der  ufn  diese  zeit 
lon  England  at*s  mit  gewissen  in  concurrens  trat:  mora- 
lisches gefühl  {s.  sp.  2177):  es  ist  ein  unterschied  zwischen 
gewissen  und  moriilischem  gefühle;  das  gewissen  urtheilt 
nur  über  geschehenes,  nur  Über  deine  eigne  handlungen 
und  gesinnungen.  das  moralische  gefUhl  über  gleiche,  auch 
iiher  fremde  handlungen.  kleinere  pros.  Schriften  3,  237/.,- 
ryl.  dagegen:  gibts  ein  gewissen,  ein  moraliüchcs  gefähl, 
das  mir,  abgetrennt  von  allem  erkennttiisz,  richtigen  weg 
zeige?  Herder  {vom  erkennen  u.  empf)  8, 199;  Fichte,  der 
gewissen  und  bewusztsein  identifiziert,  läszt  sieh  auch  die 
etymologische  i'ei-VHiudtschoft  beider  bildungen  nicht  mehr 
entgehen :  die  formale  hedingung  der  moralität  unserer 
handlangen,  oder  ihre  vorzugsweise  sogenannte  moralität 
besteht  darin ,  dasz  man  sich  schlechlin  um  des  ge- 
wissen» willen  zu  dem,  was  dasselbe  fodert,  entschliesze. 
(las  gewissen  aber  ist  das  unmittelbare  bewusztsein 
unserer  bestimmten  pflicht.  Sittenlehre  {\19»)  05;  äoMUvgl.: 
ich  bin  im  gewissen,  durch  mein  wissen  wie  es  sein  soll, 
verbunden,  meine  freiheit  zu  beschränken,  natjtrreekt 
(1796)  ei)il.  s.  14.  und  Heoel  stellt  seine  be griff sbestim- 
mung  ganz  auf  die  ffi/mologische  grundlage:  allein  dieser 
unterschied  des  allgemeinen  bewusztseins  und  des  ein- 
zelnen selbsts  ist  es  eben,  der  sich  aufgehoben,  und  dessen 
auflieben  das  gewi.-^sen  ist.  das  unmittelbare  wissen  des 
seiner  gewissen  selbsts  ist  gesetz  und  pBioht;  seine  ab- 


sieht i«t  dadoreh.  da«s  de  ««bM  «belebt  ist,  da«  rechte; 
es  wird  nur  erfordert,  d««x  e«  die«z  wisse  and  dasz  es 
die  Überzeugung  davon,  «ein  wis«en  und  wollen  «ei  das 
rechte,  ««fe.  du  Muepreoben  dieew  ▼•nidMmnc  hebt 
an  «ich  selbst  die  form  «einer  beeonderheit  aof;  es  an- 
erkennt darin  die  nothwendiie  nllffMBiiaJMit  dM  lelbeti: 
indem  e«  sich  gewiesen  neaät,  aeurt  M  iieli  raines  sieh 
selbst  wissen  und  reines  abflräkl««  wollen.  . . .  wer  also 
saft,  er  handle  «o  Mis  fsvtssen.  der  ipricht  wahr,  denn 
sein  gewissen  ist  das  wissende  und  wollende  salbsL 
(jplUtnem.)  t,4M;  «ff.  mmA  {grunHimim  ätrfkOL.  d.  rtekh) 
8. 17«.  do^iirfl»  seAMMi  ««,  «<s  et  ScHoniiHAOBR  «msn 
älteren  irrthum  (».  sp.  Sm)  tksüt»,  WO  tr  t*f^  ^'^ 
vorhergehende  gewiesen  dtu  nmthträ^liekt  an  den  «nr- 
kungen  des  fe  wissen«  vtrfidtt  (es  Hsft  in  der  natur  der 
«acbe,  dass  da«  gewissen  erst  hintarhar  sprieht;  weslialb 
es  auch  da«  richtende  gewi««en  halsrt.  frunäl.  d.  wttrmt 
t,  8. 6>9)  und  sein«  ekMffasantng  durtk  ttjfiMlfitdt»  fHtmdt 
stufst:  die  angebliche  praktische  Temnnft  mit  Ihrem 
kategorischen  imperativ  ist  offenbar  am  nächsten  ver 
wandt  mit  dem  gewi««en,  wiewohl  von  diesem  erstiirh 
darin  weaentUob  TSrsehieden,  dasz  der  kategorische  im- 
perativ, als  gebietend,  nothwendig  vor  der  that  spricht, 
das  gewissen  aber  eigentlich  erst  hinterher,  vor  der  that 
kann  es  höchstens  indirekt  sprechen,  nlmlich  mitteUt 
der  reflexion,  welche  ihm  die  erinnerung  früherer  fälle 
vorhält,  wo  ähnhche  thaten  hinterher  die  miszbilliguni: 
des  gewisscn.i  erfahren  haben,  hierauf  scheint  mir  sogar 
die  etymologie  des  Wortes  gewissen  zu  beruhen,  indem 
nur  das  bereits  geschehene  gewiss  ist.  (grundl.  4.  wtorat  •) 
3,550;   vgl.  auch  (§89)68«. 

ueit  lebha/lere  und  vieUeiiijfsrt  «inUieke  i»  da«  «er* 
Stellungen,  die  sieh  mit  unstnm  «mMshÜ*  «irMiMlsn.  fs- 
tcährt  die  didttung  und  die  snähUnde  UHeraittr.  hitr  sütd 
vorallem  auch  die  versuche,  ftgm das f«i«>s»m  mmmkämg/lm. 
gekennzeichnet,  und  während  di^/mtige  pkilotophü,  dit  dtm 
geicissensbegriffe  die  existenxbereehtigung  aisprieht,  in  der 
icortgeschichte  unsere»  Substantiv»  nmturgtwiäsM  kaum  ver- 
treten ist,  kommt  sie  dort  stärker  in  den  naek»nrkum§en 
zur  geliung.  die  sie  UHerariseh  auȟl>t. 

auf  die  etymologische  grundlags  ds»  «MtetoiUMS  fn^ft 
die  schöne  litteratur  kaum  zurück,  mb/estltsn  vom  d«m  »im- 
seitig  religiösen  standptmkt.  der  wissen  «ad  fewi««en  u» 
gegensats  stellt  (viel  wi««en«.  wenig  gewissen«.  Hf.inr. 
Müm.er  geistl.  erquiekst.  809).  Miid  pmrotUUm  hier  nur 
xcenig  belegt: 

ein  iedrer  soll  ihm  selbst  statt 

I.or.AU  sfnmgtd.  (««fat«  t)  JBfhier  ».  S8S ; 

sein  gewissen,  das  fortgehende  bewnsstsein  seine«  lebens. 
Herder  {theol.  br.  si)  10.888;  da«  fewis«en  setzt  ja  doch 
ein  wissen  voraus.  H.  Laube  (d.  burgtkeattr)  i^MJ  Houhem. 
auf  begriffsbestimmungen  an  sieh  gM  di»  oMms  litte- 
ratur natürlich  nicht  aus;  sie  kommt  ihnen  aber  nahe  dmstk 
bilder  und  vergleiche;  hier  lästt  sieh  deutliek  v»ifct§em, 
ufie  die  regungen  des  gewissen«  in  neusrer  »eU  ismmsttjiom- 
beurtheilt  und  unter  höheren  gesiehUpumkitm  gei»irdi§i 
tcerden.  anfange  einer  solchen  at^asoung  trmren  ttrnr 
schon  bei  Li'ther  su  bettbaehtem:  erstlich,  weil  euer  gc 
wissen  sich  hierinne  beschwert  findet,  «o  könnt  ihr  keinen 
bessern  rathnieister  und  doctor  finden,  denn  eben  solrh 
euer  eigen  gewissen,  (an  Chr.  Jbrger  1548)  briefe  5.  siS;  vgl. 
atich:  wan  recht  leben  hat  rar  ein  k&m«  ler«: 

da«  gewifisen  uügt  selD  auf  tflfent  und  er«. 

darzti  darff  man  nicht  ««re 

vi!  pAecher  nnd  lang  ontericbt 

H.  Sachs  (Bvlemaptsgd  dismstoe»»») 
Job.  «.  adkw.  4.  W  nevar. ; 

bald  aber  sank  die  Vorstellung  vom  gewittern  m*ehr  und  mehr 
im  den  stuammemhamg  von  lohn  und  »trofe  suriktk: 
dan  Mwiaaea  ist  ein  wtgweiaar. 
nenach  wenn  oa  jm  gehst  so  fraM  dein  gewif 
da  «irst  ohn  alln  varseg  die  streif'  wkena— 
ANOBura  Suaen»  e>«ni6. « 
(B.  17»)  U7  mtnoot: 

das  gewissen  ist  ein  ges&tzgeber  in  unserem  leben;  ein 
aufmerker:  ankläger ;  der  st&rcksle  zeuge;  folteter;  richter; 
henkor:  daher  auf  di  rechnung  seine«  gewtssens.  ein  ider 
wohl  aufsieht  zu  halten  hat.  Butscmky  AiAsm«74: 


da*  gewiaacn. 
was  niemand  wissen  soir  soll  nieoMad  aadi  begeben: 

B  iTihsn 


6223  GEWISSEN  IV  (überblick) 

das  gewissen,  so  versehret 
ist  der  zeug'  in  unsern  herzen 
ist  di  ursach  viler  schmerzen 
ist  der  freie  richtersmann, 
ist  gleich  wi  St.  Peters  hahn. 

BuTSCHKY  500  sinnen  . .  .  reiche  reden  109; 

dan  das  gewüssen  ist  ein  nagender  härz-wurm,  welcher 
di  verbrächcher  un-auf-höhrlich  zwakket  und  plaget.  Zesen 
adriat.  Rosemund  75  neudr.;  gewissen,  beschreib,  man 
stellet  solches  als  ein  frauenzimmer  vor,  das  zwischen 
dornen  und  blumen  stehet,  in  der  hand  aber  ein  hertz 
hält,  über  welchem  geschrieben  stehet:  das  eigene  ge- 
wissen; und  das  sie  mit  starren  äugen  ansiehet.  Hamann 
poetisches  lexikon  472; 

■  doch  einen  richter  gibt's,  der  räche  schafft, 

gewissen  heiszet,  der  die  scharfen  krallen 

ms  herz  mir  eingerissen  voller  kraft. 

Ch AMISSO  Sonette  u.  terzinen:  ein  baaZ  teschuba; 

aber  was  hilft  es  ihnen,  wenn  sie  sich  auch  vor  der 
ganzen  weit  verbergen  könnten?  das  gewissen  ist  doch 
mehr,  als  eine  ganze  uns  verklagende  weit.  Lessing  (misz 
Sara  Sampson  1,  l)  2^  267; 

des  menschen  schuldbuch  ist  sein  eigenes  gewissen, 
darin  durchstrichen  wird  kein  blatt,  noch  ausgerissen. 

RüCKERT  (weish.  d.  brahm.  II,  4,  234)  8,  223; 

dagegen  vgl.  die  bekannte,  den  getvissensbegriff  wenigstens 
in  seinen  Voraussetzungen  treffende  Würdigung  bei  Kant  : 
zwei  dinge  erfüllen  das  gemüt  mit  immer  neuer  und  zu- 
nehmender bewunderung  und  ehrfurcht,  je  öfter  und  an- 
haltender sich  das  nachdenken  damit  beschäftigt:  der 
bestirnte  himmel  über  mir,  und  das  moralische  gesetz  in 
mir.  (kritik  der  prakt.  Vernunft.  bescJil.)  5, 161  akademie- 
ausgäbe; 

Buttler:  kein  muthiger  erbleicht  vor  kühner  tat. 

Gordon:  das  leben  wagt  der  muth,  nicht  das  gewissen. 

Schiller  (Wollenst,  tod  4,  6)  12,  338; 

(vgl.  schon:  über  alle  irdische  ding  habe  liep  rein  unde 
lauter  gewissen!  ackermann  aus  Böhmen  53,2  Knieschek); 

denn  das  selbständige  gewissen, 

ist  sonne  deinem  sittentag. 

GÖTHE  gott  u.  weit:  Vermächtnis; 

wenn  man  sich  den  weltgeist  ungefähr  auf  dieselbe  weise 
in  die  weit,  wie  den  menschengeist  in  den  leib  versenkt 
vorstellen  darf,  so  ist  die  poesie  für  ihn,  was  das  ge- 
wissen für  den  menschen:  das  organ  der  inneren  freiheit 
in  der  äuszeren  gebundenheit ,  und  eben  deshalb  unzer- 
brechliches und  sich  von  selbst  allem  in's  dasein  hervor- 
tretenden anlegendes  maasz.  Hebbel  tageb.  (l.  8.  1844) 
2, 422  Werner;  wer  hat  die  Innern  gegenden  in  uns  er- 
gründet, welche  man  gewissen  nennt!  gewissen  ist  eine 
unglaublich  weite  und  mannigfaltige  landschaft.  da 
herrscht  nicht  blosz  die  moral,  da  herrschen  alle  mög- 
lichen Systeme  und  formen,  die  uns  am  herzen  liegen, 
was  wir  zu  wissen  und  zu  besitzen  für  nötig  erachtet 
haben  einen  augenblick  lang ,  das  wird  unser  gewissen. 
dort  ruht  es,  was  der  unabhängigste  menschenteil  in  uns 
jemals  angeregt,  dort  gestaltet  es  sich  sogar  in  völliger 
Verborgenheit  oft  jahrelang.  H.  Laube  (einl.  zu  Gottsched) 
2,294;  in  dieser  beschaffenheit  des  menschlichen  geistes, 
des  gewissens,  besteht  die  grösze,  die  würde,  die  gott- 
ähnlichkeit  des  menschen.  W.  E.  v.  Ketteler  ist  d.  gesetz 
d.  'off.  getüissen?  s.  9. 

diesen  betrachtungen,  die  das  gewissen  als  thatsache  an- 
erhennen  und  in  seinen  udrkungen  hoch  bewerten,  tritt  in 
der  neuere7i  litteratur  nun  auch  die  entgegengesetzte  auf- 
fassung  zur  seite:  die  regungen  des  gewissens  loerden  hier 
nicht  nur  als  lästig  und  qicälend  dargestellt  (sind  wir 
nicht  auch  mit  dem  gewissen  verheirathet  das  wir  oft 
gerne  los  sein  möchten,  weil  es  unbequemer  ist  als  uns 
je  ein  mann  oder  eine  frau  werden  könnte?  Göthe  [wähl- 
vertv.  1,  9]  17, 107),  sondern  geradezu  als  schädlich  und  als 
ein  hemmnis  für  den  vorwärtsstrebenden  manschen,  der 
geltungsbereich  des  gewissens  wird  eingeschränkt;  einzelne 
gattungen,  lebensalter,  beruf s-  und  Standesklassen  werderi 
ihm  ausdrücklich  entzogen,  ehe  die  oben  besprochene  rich- 
tung  der  philosophie  hier  sich  geltend  machte,  hatte  schon 
die  Satire  den  boden  bereitet:  du  fragst  mich  freund  welches 
besser  ist,  von  einem  bösen  gewissen  genagt  zu  werden 
oder  gantz  ruhig  am  galgen  zu  hängen.  G.  Chr.  Lichten- 
berg (aphorism^n  C  245)  2,  59  Leitzmann. 


GEWISSEN  IV  (überblick) 


6224 


auch  die  schmiegsamkeit   und  anpassungsfähigkeit  des 
gewissens  dient  der  satire  gern  zur  Zielscheibe: 
unsrer  zeit  gewissen 
stehet  auff  genissen. 

Logau  sinnged.  3, 1, 41  (ietziges  gewissen) 
FAtner  s.  452; 

es  ist  itzo  die  mode,  schnallen  an  den  beinkleidern  zu 
tragen,  womit  man  sie  nach  belieben  weiter  und  enger 
schnürt,  wir  wollen  uns  ein  gewissen  nach  der  neuesten 
facon  anmessen  lassen,  um  es  hübsch  weiter  aufzu- 
schnallen wie  wir  zulegen.  Schiller  (räxiher,  schausp.  1,1) 
2,  26;  vgl.  auch: 

(Karlos :)         weh  dem  manne, 

den  weibliches  erröthen  muthig  macht ! 
ich  bin  verzagt,  wenn  weiber  vor  mir  zittern. 
(primesein:)  ist's  möglich?  —  ein  gewissen  ohne  beispiel 
für  einen  jungen  mann  und  königssohn ! 

Schiller  (den  Karlos,  dram.  ged.  2,  8) 
5,  2  s.  228. 

wo  die  satire  bestimmten  lebenskr eisen,  bertcfsständen  und 
deren  einzelnen  gliedern  das  gewissen  abspricht,  denkt  sie 
meist  an  einen  vertust:  ein  soldat  musz  krieg  führen, 
musz  die  tromel  rühren,  musz  die  bauern  abschmiren, 
musz  das  gewissen  verliehren,  musz  die  leut  verführen. 
Abraham  a  S.  Clara  auff,  auff  ihr  Christen  (Wiener 
neudr.  1,  97);  dazu  vgl.  die  drastische  erklürung  dieses  Vor- 
gangs in:  de  lud  verteilten  sick  nämlich,  den  herrn 
notarjus  sin  leiw  vadding  hadd  em  as  lütten  jungen  . .  . 
as  löper  verköpen  wullt  und  hadd  em  tau  desen  zweck  .  .  . 
de  milz  ufsniden  laten  wullt,  dat  hei  dornah  beter  lopen 
süU ;  äwer  de  herr  dokter  .  . .  hadd  in  'ne  slichte  stund  . . . 
Staats  de  milz  dat  gewissen  utsneden,  un  nu  müszte 
Slus'uhr  mit  de  milz  un  ahn  gewissen  in  de  weit  herümmer 
lopen,  nich  as  löper.  ne!  as  notarjus.  Fritz  Reuter 
(stromtid  2,  cap.  25)  2,  378  Seelmann. 

die  auffassung  von  einem  gewissen,  das  bei  einzelnen 
menschen  und  in  bestimmten  lebensformen  verloren  geht, 
kommt  auch  in  solchen  betrachtungen  zur  geltung ,  denen 
es  weniger  um  polemik  als  um  Würdigung  des  thatbestandes 
zu  thun  ist:  mögen  wirs  nun  gewissen,  Innern  sinn,  Ver- 
nunft, den  ?.oyov  in  uns  nennen,  oder  wie  wir  wollen: 
gnug,  es  spricht  laut  und  deutlich,  zumal  in  der  Jugend, 
ehe  es  durch  wilde  stimmen  von  auszen  und  innen, 
durch  das  gebrause  der  leidenschaft  und  das  geschwätz 
einer  klügelnden  Unvernunft  allmählig  zum  schweigen 
gebracht  oder  irregemacht  wird.  Herder  (briefe  d.  stud. 
d.  theol.  betr.  3, 3l)  10,336; 

kein  gewissen  zu  haben,  bezeichnet  das  höchste  und  tiefste, 
denn  es  erlischt  nur  im  gott,  doch  es  verstummt  auch  im  thier. 
Hebbel  (epigr.  u.  verwandtes  2:  gnomen:  das 
höchste  u.  das  tiefste)  6,  338  Werner. 

im  gegensatz  dazu  steht  aber  eine  auffassung,  die  sich  eng 
mit  der  (sp.  6220)  aus  Luther  ausgehobenen  stelle  be- 
rührt: und  nun  sind  auch  wir  ...  in  dem  kühlen  schatten 
der  buchen,  und  —  wunderbar !  ein  gewissen  hatten  wir 
bis  eben,  aber  nun  ist  es  uns  gleichfalls  abhanden  ge- 
kommen, sie  haben  alle  kein  gewissen  in  den  gebrüdern 
Grimm,  und  wir  stecken  voll  und  ganz  darin,  in  dem 
märchen,  in  der  wonne  des  abenteuers  der  kinderweit. 
W.  Raabe  alte  nester  cap.  5;  vgl.  auch:  der  handelnde  ist 
immer  gewissenlos,  es  hat  niemand  gewissen  als  der  be- 
trachtende. Göthe  maximen  u.  reßexionen  no.  421.  anders 
zugespitzt  liegt  die  gleiche  auffassung  den  meiste?}  betrach- 
tungen)'zu  gründe,  die  gegen  das  gewissen  ankämpfen, 
in  dieser  richtung,  in  der  schon  Shakespeare  seinen 
Richard  III.  auf  die  bedenken  seiner  getreuen  hatte  einiovrken 
lassen,  spiegeln  mitte  und  ende  des  19.  jahrh.  die  nach- 
loirkungen  einer  negierenden  philosophie  (vgl.  dazu  P.  Ree 
die  entstehung  des  gewissens.  Berlin  1885)  litterarisch  toieder: 

gewissen  ist  ein  wort  für  feige  nur, 
zum  einhält  für  den  starken  erst  erdacht : 
uns  ist  die  wehr  gewissen,  schwert  gesetz  (conscience). 
Schlegel  Shakespeare  Richard  III.  5, 3 ; 

(Baltiel:)      welch  seltnes  glück  bringt  dich  auf  unsre  seite? 
(Ganelon:)    recht,  frage  so,  wenn  mich  das  alte  weih 
gewissen  schilt,    ich  denke  dann  der  pein 
vergangner,  böser  tage, 
in  denen  nicht  der  ehre  sonne  schien, 
fahl  angeleuchtet  nur  vom  gelben  neid, 
so  ekel,  wüst  und  öde,  regenhaft. 

K.  Immermann  (das  fhal  von  JRonceval  3,  9) 
16,  76  Hempel; 


6225 


GEWISSEN  IV  {überblük) 


GEWISSEN  IV  (I.  das  fem.) 


6826 


(ernUviaehe  :)d9r  (traf  von  Huliboch  bältt«  mit  dem  könif, 
und  wir,  wir  sind  dM  Sulcbuh  lcben*ni«Dn«i 
und  «laniil  »>f>lla:  {tveite  wache :}»htTi»Btt>wimm — 

(ertte  viaehe :)  v>  ir  armen  t.unde  brauchen  kein  fewleeen, 
so  wen  ig  alM  der  «pieu  hier  eine«  braucht 
and  bat.    ein  blinde«  werkieur  Ul  er  inir. 

K.  V.  Saar  Heinrtdu  Uxi  (1,1)  »: 

Thomaa:  ich  mache  dir  nicht«  zum  Vorwurf,  nicht  ein- 
mal dein  pcwlssen.  die«  ist  allerding«  eine  gefährliche 
mitgift,  nur  siegeshinderlich  im  kämpf  um'«  daieln.  ... 
wie  der  hühnerhund,  weil  e«  «einen  torfahren  eine 
reihe  von  generatlonen  hindurch  cingcpeilscht  worden  i«t. 
zuletzt  schon  geboren  wird  mit  einem  InBlinot,  «einen 
schwänz  zu  verwenden  zum  rebhuhntclegraphen  für  den 
jttger  —  so  ist  unter  den  menschen  da«  gewissen  all- 
iiiRlig  erblich  geworden.  Johkan  ArUiur  Arden  (Wii)  :  tl; 
oft  spricht  der  geistliche  im  rcligionsunterricht  vom  ge- 
wissen; wtt«  waren  die  nachklKnge  ...  in  den  «ohanzen 
der  (jofangeiien  ?  der  ein»  meinte :  'ach  wa«  —  gewi»«en  • 
meines  haben  die  liunde  gefressen I'  der  andere  'meine» 
hat  ein  loch",  wieder  ein  anderer:  '. . .  da»  l«t  nur  etwa« 
für  die  armen  tcufell  die  groszkSpfe  haben  auch  kein  gc 
wissen.'  L.  Jakukh  hinltr ktrkermaxum,  areh./.krim.anthr. 
aa  ».18;  pah!  das  gewissen I  auch  so  eine  .  .  erllndung  — 
für  fiirchlsjime.  L.  Got.DsriiMiKi»  ettticeihung  der  erde  ».  16. 
abfr  loie  Shukenj>eiirat  liiehard  doch  gerade  den  regungen 
des  geinntena  unterliegt  (o  feig  gewis.scn,  wie  du  mirh 
l)edriing8t!  ...  hat  mein  gewissen  doch  viel  lausenti 
7.ungcn.  6,3),  *o  auch  die  entsprechenden  typen  in  der 
deut/tchen  litteratur.  von  Iil'i.ANl»  'dtm  getri^nen'  bi»  ni 
Max  Kuf.'/.khs  roman  'mann  ohne  gexnaaen'.  der  dureli 
neine  lehen.ischiekmle  die  freche  behaupiung  Uigen  »traft: 
'dafür  haben  die  dummen  auch  das  reine  gewissen!'  'ach. 
was  heisst  gewissen!"  wandte  GIflser  ein,  wie  jemand, 
der  sich  über  diesen  punkt  Hingst  klar  ist.  'ja,  aber  . .  . 
ich  verstehe  sie  gar  nicht',  rief  der  baotechniker  auf- 
gebracht aus.  'darüber  kommen  wir  alle  nicht  hinweg.' 
'doch,  doch!'  hielt  ihm  Gläser  hartnackig  entgegen,  'die 
ausnahmemenschen  kommen  darüber  hinweg.'  *.  i&. 

für  den  geltungsbereich   des  scldtisses,    der  aus  diesem 
msammetihang  zu  ziehen  ist,  sprechen  zxcei  weitere  belege, 
deren  einer  der  erfahrnng  des  tägliclien  lebens  entnommen 
ist.   xoährend  der  andere  der  xceltanachauung  des  dichters 
encächat:  'haben   sie  ein  gewissen'  so  habe  ich  gar  oft 
und   gar  verschiedene   menschen  zu  fragen  mir  erlaubt, 
die  erste  antwort  war  gewöhnlich  ein  blick  —  so  flüchtig 
prüfend,   oft  auch    wie  entrüstet,   wie  schon  durch  die 
blosse  frage  beleidigt,    dann  kam  erst  die  eigentliche  ant- 
wort, und  sie  lautete  gewöhslich  kurz  und  bündig:  'selbst- 
verständlich, natürlich',    'was  vrissen  sie  denn  von  ihrem 
gewissen"!*,   pflegte  ich  dann  weiter  zu  fragen:   'das  ge- 
wissen beunruhigt  mich ,  quält  mich ,   wenn  ich  etwas 
schlechtes  gethan  habe,    es  ist  mir  ein  sanftes  ruhekissen, 
wenn  ich  gutes  that  oder  einem  anlasse,  schlechtes  zu 
thun,  nicht  nachgegeben  habe,    oft  macht  das  gewissen 
sich  nicht  erst  nach  geschehener  that  geltend,  sondern 
drängt  mich  schon  im  voraus,  etwas  bestimmtes  zu  thun, 
anderes  zu  lassen,    weshalb?  nun  eben,  weil  jenes  gut,» 
das  andere  schlecht  ist.'  Carhino  das  gewissen  im  lichte 
der  geschichte  {\9fil)  s.T.  was  hat  denn  der  mathematiker 
für  ein  vorhältnisz  zum  gewissen,  was  doch  das  höchste, 
das  würdigste   erbtheil   der  menschen  ist,    eine   incom- 
mensurable,  bis  in's  feinste  wirkende,  sich  selber  spaltende 
und  wieder  verbindende  thätipkeit?    und  gewissen  ist's 
vom    höchsten    bis    in's    geringste,     gewissen    ist's   wer 
das  kleinste  gedieht  gut  und  vortrefflich  macht.  Göthb 
maacimen  u.  r^flexionen  no.  1898  (»chri/Un  d.  Oöthegesellseh. 
■it,  s.  886). 

bei  allen  diesen  gegensätzen  in  der  beurtheilung  und  deu- 
tung  des  gewissens  war  uns  der  neue  engere  begriff  bis  auf 
den  leisten  beleg  mit  »einer  vollen  prägnanz  nahegetreten  ; 
abschwächtingen,  veretigerungen  und  ilbertragttngen  tcerdett 
uns  aber  beim  überblick  über  die  Verbindungen  beschäftigen, 
die  das  neutrum  in  der  heutigen  spräche  auftreist  {s.  3),  und 
die  unser  an  sieJi  schon  vieldeutiges  wort,  das  deshalb  t.  b. 
«on  Rot  HE  aus  der  ethxk  ausgewiesen  tourde.  nunmehr 
aufs  neue  beeii\fltissen.  die  neigung  zur  personißzierung 
wächst  mit  den  ver^cendungen,  die  das  subst.  als  subject 
oiurieAe«,  tcährend  atuiere  wieder  die  räumliehe  aujfaasuny 


begüntÜffen.  du  ia»  »rgan  tu  einem  OmU  dm  mmueUiehen 
kbrpera  macht:  da»  gewiaMD  iMim.  itom«  «•  a  »» 
formtln.  wU  «ich  ein  |>wiM«B  bmImii.  «tvM  Hiebt  Über« 
gewlMMn  briofM  u,».Util0  heimOtmtekrtfi  At  eubetan 
Hv».  die  in  mndumgm  wi§  «fai  fnriiMO  haben,  dw  !•• 
wi>»«a  rObMii.  w«ek«l  «».•.  twO  j«  täf»  tritt,  m^  oder 
Mmtiger  mrhUm*:  m»äer9  iMndt»M§e»  epiegdm etehmmr- 
bindumgem  mit  eubjeeUmm  §mtlim  Uer  mU  mtärtMtwm 
odieeHv.  die  altrUntte  a.  b..  die  das  nmtrum  (». «)  ••* 
femininum  (#.  i)  übernahm,  ftUem  tunäehet  eimetimemeife^ 
eehaftem  und  tuetände».  die  dem  neuerem  bef/riff  «•  «Mmm 
9anM*n  umfang  tuknmmen:  eofM,  weilM,  fot«*.  MMSf^ 
wissen,  m  ntumm  eitt$frtekenden  verbimdimfem  dagefm 
werden  die  regm§m  im  fMHiMM  §m%  mf  «to  <*V^ 


gMMt  meneehlieher  beihätigumf  einftt'wmtt,  lyC  W  öflT«« 
(#.  9.)  vom  gedieht,  bei  diettr  mmäerung  dm  mmf^y 
wandeU  eiA  auch  der  inhaU dm begrrA,  umd mm dmem- 
eibmttQgtm,mHrdi»meieheonmmtriirt,gM4i*mttt»ek- 
keU  m  übertragungem  und  meiter  veraUgemmmenmg  mmi 
"was  fuc'  ich  nno,  o  Paal 
(mit  «r  snietst)  mit  diwwa.^el  an? 


wem  »et»'  »d»  »>«>'.  ^  nwto««  amU|^ 


ich  kann,  je  mehr  Ich  «cbaB*.  je  —. — ~ rTi-^-- 

WtiiAMD  (kemteehe  tra.)  1*.  II»: 

die  furcht  vor  dem  lächerlichen  i»t  da»  gewissen  der 
französischen  dichter;  »ie  hat  Ihre  llüfel  beschnitten, 
ihren  «chwung  gelähmt  A.  W.  Sciii.f.'IKI-  über  drawuti. 
kürtet  i,  1  a.im;  mein  magen  beschwert  «ich  über  die  an- 
mäszigkeil.  jede«  glied  hat  «ein  gefühl.  da»  es  warnt  vor 
einem  gegenständ,  der  ihm  nachtboilig  ist:  die«  ist  ein 
physisches  gewissen.  Hamakn  (brocken)  1.147  Both;  daax 
ich  hier  stehe,  ein  grei«  jenseits  der  grenz«,  wo  man 
wirken  kann,  war  das  gefUhl.  al«  ich  erschien  —  gleichsam 
wie  ein  gutes  alte«  deutsche»  gewissen.  E.  M.  Arhot 
s.  beridite  über  die  verhandl.  d.  diseh.  nationalvere.  I,  t7* 
(19.  5.  18*»);  einer  groszen  geistigen  und  sittlichen  be- 
wegung  dienen  die  besten  kräfte  unsrer  generation  . . . 
ich  glaube  . . .  dasz  man  ihre  vielseitigen  und  scheinbar 
widersprechenden  Iel)en«äus»erungen  am  «ichersten  zu- 
sammenfasst,  wenn  man  sie  nach  ihrem  Ursprung  be- 
nennt als  das  erwachen  des  sozialen  gewissens.  Luuwiu 
Fulda,  voricort  zur  8.  ai^/f.  der  'kameraden'. 

l)  das  fem.  gawijanl.  gevri7,;ene  (*.  o.)  hat  eiA  auch  eret 
gegen  andere  etthstantivbiläungen  gleichen  etummee  durch- 
gesetzt, von  denen  es  eiA  darin  untereckeidH.  dam  m  von 
einer  partieipialform  dee  praeteritume  auegAt.  ohne  die 
active  bedeutung  de»  verbalbegriff»  aufsugebem,  im  gegm 
»atee  f.  b.  gegen  gewissheit,  certitudo. 

o)  ursprünglich  kommt  dem  fem.  der  ganee  uw^fang  der 
activen  bedeutung  de»  partieip»  tu. 

a)  hierau»  entwickelt  sich  einerseit»  ein  eoUeeOvbegryf, 
der  von  den  eryebnissen  der erkenntnisthätigkeit  umgmmmgem 
zu  dem  erkenntnisvermögen  »elb.9t  überführt,  m*  tAem 
einer  der  ältesten  belege  für  das  fem.  zeigt:  oad«  taor 
uf  uf  Cherubim  . . .  dem  vollen  der  gewt^ene.  YfimJ^erger 
psalmen  17, 12  Graff  (ubersteig  er  plenitudinem  eeientiae. 
folli  chunste.  Notker  *.  Hattemer  t,  68);  ebenso  7»,  1  (folli 
gewisjedo.  Notker  ».  Ä  «, «»):  «,  t  {vgL  mtiA:  folli 
wi^innis.  8,  S&l). 

1))  NoTKBR,  der  ßlr  uneer  fem.  dem  äUeeten  bdeg  bietet. 
gebraucht  es  im  engerem  reUgibten  einme  (#.  e):  «mm 
schwanket*  in  der  wiedergäbe  de»  alU/emeineren  eoUeettv- 
begriffes  scientia  zeigt,  dasz  ihm  ein  geläufiger  auedruA 
fehlt,  immerhin  ist  ihm  die  bildung  auf  ida,  die  er  eonet 
ebenfalls  für  conscientia  heransieht  (».  u.),  mtiA  im  atf- 
gerneinsten  sinne  nicht  fremd:  utrum  est  ecientim  im  altie- 
simo.  ist  sar  doh  ein  gewi^jeda  an  demo  bohisUn.  pmlm 
78, 11  Hattemer  8,854  (ob  ist  gewijjene.  Windberger pealmtn : 
ist  auch  erkentnis  bei  dem  höchsten.  Luther  aUveer.; 
ist  wisheit  Trebnitaer  psalmen);  daeu  vgL  «nwu.  gewizida. 
Stkinmktf.u-Sikvers  2.81;  imtetteetue.  giwizida.  S.MO^: 
»eientiam,  giwizidi.  1.  564*. 

8))  fast  atisschlieetUeh  auf  die  kennxeieknung  dm  er 
kenntnisi-ermOgen»  beeehränkt  i»t  da»  für  die  ältere  rpradf 
am  meisten  verbreiiett  neutrum,  rgL  gawi^ji  *.  Graff  l.  HCl 
vgl.  das  ungewOhmUA  laUreiA  belegte  giwit  im  Heliand: 
tba;  kind  theh  io  fila  fram.     ao  selben  ^oIm  «oim  zam, 
ia  wahsmea  joh  fiwijse      una  allen  io  zi  nogm. 

Orrau»  iTll»' 


6227     GEWISSEN  IV  (i,  a  allgem.  intellect.  begriff) 

(vgl.  Luc.  2, 52 :  proficiebat  sapientia  et  aetate.  an  Weisheit. 
Mtntel  u.  a.;  ebenso  Luther); 

wöhs  undar  them  werode,      ward  giwitties  ful. 

Heiland  783. 

neben  einfacheren  vertcendicngen  (wisumu  manne,  the  giwit 
habad.  1808  u.  a.)  ist  im  Heliand  für  den  gebrauch  des 
neutrums  eine  anschauung  maszgebend,  die  auch  in  Ur- 
kunden und  beichtformeln  durchbricht,  dasz  die  geisteskraft 
ein  geschenk  höherer  mächte  sei,  die  gäbe  gottes: 

nu  he  sulik  giwit  habad, 
so  gröta  kraft  mid  gode.    2883; 

ähnlich  2657;  850  (sulik  giwit,  vgl.  841  sulik  megin); 
hwand  thu  giwit  habes, 
idis  enstiö  ful  I      thu  skalt  for  allun  wesan 
wlbun  giwthit.    260. 

dazu  vgl.:  so  fram  mir  got  giwizei  indi  mahd  furgibit 
(savir  et  podir).  Straszburger  eide.  s.  denkm.  1^,  231  und 
vgl.  die  beiden  stellen  der  Fuldaer  beichte  s.  242.  vgl. :  rehta 
fruotlieit,  guot  giwigja.  Bamberger  beichte,  ebenda  s.  305. 

auch  aus  den  glossen  und  den  althochd.  Übersetzern  sind 
zaJdreicJie  belege  für  gewigje  beizubringen,  vgl.  (sensum) 
Sjeinmeyer-Sievers  2, 42'' ;  {meutern)  2, 257 ;  (ingenio)  2, 31 ; 
spiritu  sagaci,  clenemo  gewigge.  altsächs.  Prudentiua- 
glossen  90  Wadstein;  dazu  vgl. .-  gheist  chiwizsses,  spiritus 
scientiae.  Isidor  40,7  Hench;  ebenso  3,  5;  iro  anen  gewigges 
avifi  ingenii.  Notker  (Boethius)  3,  G*''  H. ;  mines  un- 
gewigges,  insipientiae  meae.  {ps.  37,6)  2, 132"  H.  (unweis- 
lieit  Eggesteyn  u.  a.;  torheit  Luther);  in  der  mittel- 
hochdeutschen dichtung  tritt  die  bildung  ganz  zurück: 

dirre  was  ir  iegelich 
dem  andern  also  glich 
an  libe  und  an  antlitze 
doch  schit  sie  dag  gewitze 
ambet  alder  unde  sin. 

Herbort  v.  Fritzlar  tioj.  krieg  3180; 

Kwä  ein  vrouwe  einen  gemaheln  hßte,  an  dem  si  von 
mäht  unde  von  wisheit  unde  von  guote  . .  .  von  edel,  von 
schoene,  von  gewigge,  von  zühten,  von  minne  .  . .  David 
V.  Augsburg  s.  myst.  1,371.  dazu  vgl.  aus  der  nieder- 
deutschen prosa:  dat  dat  mit  sinen  willen  were  scen  unde 
mit  sime  ghewete.  Stendaler  urtheilsbuch  25  Behrend. 

3))  auf  kosten  der  beiden  concurrenzformen  breitet  sich 
in  der  mittelhochdeutschen  zeit  hier  unsere  ableitung  r'om 
participium   aus,    deren   bedeutungsumfang   sich  gern  in 
syndetischen  Verbindungen  abgrenzt: 
a))  vgl. :        ir  saelde  diu  was  manechvalt 

an  libe  und  an  gewiggen.    Wirnt  Wigaloii  4:\2i\ 
gegen:  zehant  sach  er  ein  ander  an 

der  gewiggen  unt  gebaere 

wären  unwandelbaere. 

meister  Otte  EracUus  1887  Massmann; 

dar  zö  was  ir  herzen  tach 

gewiggen,  schäm,  und  gute,    (var.) 

Wirnt  Wigalois  8946; 
ebenso  (gewiggen  unde  gflte)  1229;  10466; 

mit  lobe  ich  niht  verenden  mac 

ir  schoene  und  ir  gewiggen ; 

.  .  .  si  bedorft  wol  schcene  und  jugent, 

gewiggen,  und  ganzer  tugent, 

sit  si  nam  ein  der  schonest  man.    989; 

ebenso  (gewiggen  und  ganziu  tugent)  732;  1393; 

dag  truwe  und  warheit  wirt  gespart 

an  manchem  mentschen  wol  gelart. 

der  schrilft  und  der  gewissen 

die  in  got  hie  verluwen  bat, 

die  bringt  er  wenig  uff  rechte  stat. 

MuSKATBiÜT  86,  35  Oroote  t.  224 ; 

mügen  das  ...  nauch  irr  furnuftikait  und  gewiggn  an 
der  egenanten  stat  schulde,  nucz  und  notturft  wenden 
und  keren  als  si  aller  best  kunnen.  Verleihung  Karls  IV. 
an  Augsburg  (i360)  s.  dtsch.  städtechron.  4, 158;  wan  so  verr 
als  in  sin  aignfi  gewissni  und  vernunfft  wiset  und  laitt. 
urk.  V.  1384  s.  monum.  Zollerana  l,  256  (no.  392) ;  die  ver- 
nunfft des  menschen,  die  gewiszne.  Paracelsus  (frag, 
de  nutu  astral.)  i,  133;  darumb  kan  auff  die  zweiffel- 
haffftge  gewiszne  das  ende  nit  gesichert  werden,  also 
empfahet  es  den  namen  ungewisz.  (astronom.  magna  i,  7) 
2,396,  als  ob  sich  der  geist  aller  weiszheit  und  gewissen 
gottes,  in  dem  rat  solicher  böszwilligkeit  vermische 
(apiritus  sapientiae  et  scientiae  dei).  Ulr.  v.  Hütten  (die 
röm.  dreifaU.)  4, 217  Böcking. 


GEWISSEN  IV  (1,  a  allgem.  intellect.  begriff)     6228 

b))   von  dem  holze  des  lebenes  des  guten  und  des  ubelee, 

von  dem  holze  der  gewiggene  vindet  (erg.  ir)  hie  geschriebene. 
Müsiäter  genesif  9,  24  Diemer;  vgl.  auch  (s.  u.)  10,  9 ; 
bietet  den  gesten  ere, 
nach  iuwer  gewiz-gen  lere. 

Wirnt  Wigalois  11547; 
swer  meret  die  gewiggen  min. 
dem  wil  ich  dienen,  obe  ich  Kan. 

Dietmar  v.  Eist  minnes.  frühl.  36,  32; 
nu  sag  mir  nicht  den  namen  sein, 
(wann  ich  in  die  gewissen  dein 
mit  vrag  zu  snell  renne) 
dag  ich  sein  nicht  derchenne. 

Suchenwirt  28,  52  (der  widertlieil) 
Primisser  s.  881" ; 
du  vindest  da  dag  dir  liep  ist. 
nu  var  heim  zu  den  dinen, 
la  din  gewiggen  schinen. 
var  ug  disem  steingevelle, 
sih  wag  dine  chone  welle. 

Wernher  Maria  (fundgr.  2, 156,  16) ; 
da  wirt  diu  gimme  in  den  mist 
getreten  äne  gewiggen. 

Heinr.  V.  D.  TÜRLiN  kröne  27  Scholl; 
er  ist  so  gar  an  gewissen :   (Rabers  passion :  ungewissen) 
meinen  mantel  hat  er  mir  zerissen, 
unnd  mit  seiner  valsch  niaisterschafft 
verderbt  er  mir  all  mein  kaufmannschafft. 

altdeutsche  passiovsspiele  aus  Tirol  (vorspiel  1404) 
Wackerneil  s.  459. 

/?)  andererseits  ist   das  fem.  auf  einzelne  akte  der  er- 

kenntnis  bezogen,  hier  berührt  es  sich  nur  mit  gewiggede. 

l))  (non)   secretum,    giwiggida.    Steinmeyer- Sievers 

1,  539*";     litteraturam ,    puochkewigida    (gl.   zu  ps.  70,  15; 

buchstaben  ältere  bibel)  Steinmeyer-Sievers  1,519»;  diu 

channusse   des   gotes   unte   diu   gewiggede  der  warheite, 

scientia   veritatis.   übers,  v.  Nortperts  tract.  de  virtutibus, 

s.  diut.  1,282;    einzelne  zusammenhänge   leiten  schon  hier 

vom,  intellectnellen  begriff  zum,  vioralischen  über :  in  huoris 

giwiggide.    Bamberger  beichte    s.  denkm.  l^,  304;    die    un- 

reinesten  mina  giwiggida  von  allen  minen  sundon.  ebenda 

306.    dazii  vgl.   den   Sprachgebrauch   Notkers  :    noh    die 

mine   gestechot  ne  werden   mit  dero  conscientia  pecca- 

torum    (gewiggedo  sundon).  ps.  29, 13  Hattemer  2,  99»  (mit 

dero  gewiggeli  dero  sundono.  Wiener  handschr.  Heinzel  u. 

Scherer  s.  72);  genau  so  45,  2  (2, 162»);  97,  7  (2,  350'»).    so  wird 

von   Notkeh   selbst  bona   conscientia  nicht  mit  kuotiu, 

sondern  mit  kuotis  kewiggeda  übersetzt,  ps.  99, 1  (2,  333»). 

2))  aber  beim  fem.  gewissene  überiviegen  noch  Wendungen, 

die  den  allgemeinen  intellectueUen   begriff  sichern,    gegen 

solche,   die  zum  engeren  moralischen  begriffe  überführen: 

o,))  du  mäht  wol  beigen  leitvertrip,   du  rehter  minnen  bluete, 

der  gewissen  dir  vil  wol  min  herze  jiht, 

swag  ich  liebes  ie  gewan,  dag  kumt  von  diner  guete. 

Reinmar  V.  Brennenberg  (4,  5)  bei 
V.  d.  Hagen  1,  336''; 
got  dem  manne  widerseit  dag  er  leidir  niht  vermeit 
ze  nieggen  des  obeges  der  gewiggen  gutes  und  ubeles. 

Milstäter  genesis  10,  9  Diemer; 
wederem  under  in  wirser  si? 
dag  eine  ist  gewiggen  vri: 
so  weig  dag  ander  unde  entar. 

Mai  u.  Beaflor  220,  6 ; 
^  'sun  herre,  waj  diu  rede  st, 

der  gewiggen  bin  ich  vri: 
ichn  weig  umbe  deheinen  brief.'    172,26; 

ebenso  74,  7;  138,  18;  188,  10;  Neidhart  77,12;  Ottokar 
österr.  reimchron.  17541;  er  scol  die  scrift  alter  ewe  in  zuei 
teilen  dag  er  wigge  rehte  gewarheit.  geistlichere  unde 
werltlichere  gewiggine.  physiologus  s.  diut.  3,  34; 

solde  ich  von  der  tat, 
als  man  ir  guot  gewiggen  hat, 
mit  brieven  bringen  zenden, 
.  .  .  des  muog  eg  beliben 
ungeschriben  von  mir. 

Ottokar  österr.  reimchron.  72454; 
wand  eg  ist  ein  gr6g  gewiggen, 
dö  dag  leben  het  versliggen 
her  Hertnit  von  Ort, 
dag  d6  dem  goteshüs  ledic  wart, 
swes  man  in  hörte  jehen 
von  dem  bischolf  ze  Ichen, 
als  Weliseneck  und  ander  guot. 

26860;  vgl.  auch  27661; 
iedoch  wil  ich  enbinden 
die  gewiggen,  die  ich  hän 
von  den  Tiutschen  sunder  wän, 
und  wil  dag  vrflich  sprechen. 

KoNR.  v.  Würzburg  St.  Nikolaus  ».  Piper 
höf.  ep.  3,  175; 


6229     GEWISSEN  IV  (i.&  in  der  rechtstprache) 


GEWISSEN  IV  (1.  b  in  der  rechtsspracfu)     6230 


■wer  nu  in  aolber  gwizxni  st 

dag  im  wonet  2ubt  una  Are  bt, 

den  bite  icb  durch  den  willen  niln 

da;  er  ir.  I&;;e  ftn  /orn  «fn, 

ob  icb  «traf  die  junKon  kint 

diu  bl  sil>en  jftren  nlnt 

und  noch  nibt  guvii-/,/,en  bint. 

tUchtueht  1  M.  7  Haupt  (teiUehr.  /.  d.  oft.  7, 174) 

(in  der  ndd.  übei>i. .-  we  hir  von  guder  art  «i . .  .  de  . . .  noch 
neine  wisheit  bekennen,  trittehr.  f.  d.  alt.  «1,  eo) ;  vyl.  noch ; 
die  gerecht  gewiszne  zu  leben.  PAiiACKi.8i}8  (min«/- 
artzney  2)  Chirurg,  nchriften  i  (löM),  SM;  ähitliek  im. 

4))  den  rr.flen  srlintt  auf  dem  wege  der  bedmtungafver- 
enyeruny  kuttu  äan  folyntde  hdegen; 

d«n  liunic  darunder  ruorte 

diu  gewis^i^en  der  lippe, 

da/,  von  «InuM  eiien  rippe 

die  frouwen  beide  wAren  körnen, 

die  er  vor  bet  (enomen 

und  die  er  nO  nemen  wolto.    Ottokar  S0816. 

der  zweite  apäteie  beleg  uteht  »chun  gant  unter  dem  eitijltui* 
de»  virnMüicheii  begriff»:  hustu  kein  gewiBtne  einer  tod- 
Blind,  diu  du  nit  gobeioht  hast.  Grilkk  v.  Kkihehhiikro 
tiben  tractat:  dreieekecht  »piegel  Ff«'. 

b)  unge\cöhnlich  hüujig  int  da»  atibtlantiv  in  der  recht»- 
»prache  angezogen,  die  »ich  gegen  die  conctirren^/ormen 
dagegen  »prüde  eixcei»t.  nur  mittelbar  sind  bildungen  hier 
anzugliedern,  mit  denen  die  Tatianüberaetzung  da»  lat.  testi- 
moniuni  %nedergiebt:  gewijnessi  (171,  »  «n«/ o/K);  gewigHcaf 
(18,  4  und  oft;  vgl.  auch  Scjiillek-LObbkn).  »on»t  reicht 
nur  ein  aubatantiv  herein,  da»  sich  al»  nebenform  zu  %t- 
wiesen  ervieiat,  entsprechend  den  participialformen  auf  end 
(».  ap.  6218)  u«d  gein  mit  gewif^jedc  variiermd  (».  sp.  6238): 
culpis,  excessibuB  et  forefnclis  quibuslibet,  . .  .  corrigendis 
per  inquisicioneni  . . .  que  vulgariter  gewijjende  dicitur. 
conatitut.  könig  Rudolf»  (1279)  a.  monum.  germ.  leg.  4,  3  a.  222. 
hier  steht  das  Substantiv,  das  der  bedeutung  nach  von  dem 
grundhegriffe  ueit  entfernt  ist,  losgelöst  vom  syntaktischen 
gefüge,  das  es  in  der  rechtssprache  sonst  fast  durchweg 
aufweist,  nämlich  der  prüpositionalverbindung.  diese  prä- 
positionalverbindungen  zeigen  in  der  äuszeren  form  kleine 
verachiedenheiten,  die  aber  ihrerseits  auf  starke  gegensätze  der 
Itedeutung  weisen,  je  nachdem  die  grundbedeutung  nochdurch- 
schlägt  oder  in  den  isolierten  Verwendungen  verloren  ging. 

a)  der  ursprünglichen  bedeutung  am  nächsten  stehen 
einige  feste  Verbindungen  mit  subjectivem,  genetiv,  bei  denen 
da»  genus  nicht  in  allen  fällen  gekennzeichnet  ist,  die  aber 
trotzdem  für  das  femininum  anzusprechen  sind. 

l))  1*0  das  subject  mit  dem.  des  satzes  nicht  identisch  ist, 
wird  das  subst.  meist  in  zusammenhängen  gebraucht,  die 
aus  der  kenntnisnahme  den  begriff  der  Zustimmung  hervor- 
gehen lassen :  den  selben  schaden  schol  der  burcgrave 
tragen  an  sime  gelte,  unde  schol  man  auch  diu  gfit  uf 
den  schade  geschihct  besetzen  unde  libunge  tfln ,  nach 
des  burcgraven  rate,  unde  mit  sinre  gewi;^^*"-  "»■*•  ^-  ^297 
s.  mou.  Zollerana  2,245:  so  sol  aber  ir  einer  dem  andern 
niht  arges  tun ,  er  widersoge  imm  danne  mit  gewig^en 
zwaicr  erbern  manne.  Nürnberger  polixeiordn.  81  Baader; 
Bwenn  er  den  brief  mit  gewij^en  erbrer  lüt  antwurt.  Nürn- 
berger urk.  V.  1349  *.  dtsch.  städtechr.  3,  88;  zehen  schokken 
grogger  phenning,  di  mnn  mit  einer  gewiggen  meiner 
erben  sol  anlegen.  Hohenfurter  urk.  v.  1365  a.  fönt.  rer. 
Ai(.v^-.  II,  23, 133:  eg  sol  auch  diu  Stiftung  der  guter  von 
jar  ze  jar,  geschehen  mit  unser  . . .  gewigjen.  Münrhener 
Urkunde  von  1307  a.  mon.  Boica  17, 108:  ist  ej  mit  des  gunst 
und  gewijen,  der  di  perge  verlihen  hat  (ex  consensu  et 
scitii).  Iglauer  stadthandfeste  (i.redaet.)  bei  Zycha  11:  ebenso 
(mit  ires  bcrgmeistcrs  gewissen)  Kuttenberger  zusätit; 
ebenda  s.  88;  mit  der  gewercken  gewissen,  a.  87:  und  lost 
aber  der  perkherr  nit,  so  soll  er  in  (den  müllstain)  ver- 
kaufen mit  gewissen  der  pcrkleut  und  soll  davon  nemen 
sein  Ion.  banntaiding  zu  Wenigzell  (l6.  jahrh.)  a.  österr. 
rceisth.  6, 105 ;  der  richter  sol  chainen  verslo^^^en  brief,  der  zu 
der  stat  gesent  wirt  von  den  fürstcn  oder  söst  den  purgern 
nicht  aufprechen  an  ir  gewigjen,  er  chdm  in  zu  der  hant 
versloggen.  Mühlha*tser  stadtreeht  s.  dtsch.  stadterhron. 
15,  406;  wir  setzen  das  recht  in  der  gemainen  landschaft 
gewissen,  landtag  «ti  Straubing  1425  s.  Sciimki.i.f.k  2',  1085. 

2))  in  den  Wendungen,  die  für  das  Substantiv  das  gleiche 
aubject  fordern  wie  für  die  verbalhandlung,  liegt  der  aus- 
gangspunkt  tu  anderer  mannigfacherer  enttcicUung :  und  ob 
IV. 


di6  perkrecbt  nicht  ganz  aigeulich  in  der  gegenwärtigen 
zedel  in  gecebrift  begriffen  w«ren,  daa  boI  besteen  b«i 
den  eltiflten  weisen  perklewten  auBzeriehten  nach  irer 
gewissen,  bergreekte  in  der  Qaetein  u.  Hauri»  (UOO — ISfio) 
».  öatmrr.  teeisth.  t.  IW;  it«ni ,  wenn  »in  aidswerer  tritw 
liehen  nach  seiner  gewissen  sein  p«st  thut,  so  . . .  Müiuter 
thaler  civil-  u.  eriminatatatuten  (1417)  «.  Merr.  toeisth.  4,  MO; 
vgl.  auch  «,  stö ;  und  sol  bei  seiner  gewissen  ansagen  wie 
vil  aus  solhem  «teenden  traid  bei  einem  gleichen  werden 
mag.  »tifireeht  v.  Wieting  (15.  jahrk.)  a.  öaterr.  weieth  «,  Sit; 
den  mag  man  dar  weisenn  und  zuesprechen  wa«  jm 
darumb  wissenn  s«i.  annd  werden  si  zue  krieg  mit  ein- 
ander, wem  der  mertr  tail  sait  da  sol  man  nach  richten, 
sein  si  aber  gestorben  unnlz  an  ainen.  des  gewissenn 
sol  man  aoch  hfiren.  and  sol  darnach  richlenn  als  recht 
ist.  wie  weit  ainem  sein  gewissenn  in  seinem  aigen  oder 
lehen  gesagenn  mflg.  des  wellenn  wir  auch  beschaidenn. 
Jst  es  auf  ainem  aeker  so  sol  di  gewissenn  nicht  weitter 
sagenn  dann  ains  pfluegs  lannck.  Ruprecht  v.  Frkihixo 
reehtbuch  (2, 75)  IM  Mmwrmr.  kiüur  fAiren  wol  muck  dir 
folgenden  belege,  in  d«ne»  da»  genue  nieht  tieherftttellt  ist: 
er  sol  ouch  niemans  wort  sprechen,  wan  der  dA  reht 
habe,  unde  seit  im  sin  gewigen,  dag  er  unreht  hAt,  er 
sol  sin  wort  niht  sprechen,  fkkwabenspiegel  landr.  %  7t 
Waekemagel;  und  nach  dem  aidt  sein  gewissen  tagen. 
ateir.  landrecht  art.  8.  Biaehoff  *.  77 ;  so  sol  die  konscbaft 
sagen,  was  si  ir  gewissen  weist,  urk.  v.  14M  ».  mum.  Boica 
9,  270  (a.  u.  s) ;  kundschaflt  und  gewissen,  baierr.  «Mwtt.  6,  W. 
/9)  von  hier  au»  erklärt  aieh  die  rolle,  di»  dm»  »uh»immtim 
im  beweiaverfahren  apielt,  und  für  die  »ektm  da»  oben  ge- 
buchte  gewig3;ende  charakteri»ti»ek  «rar-  swer  den  andern 
veindlichen  haimsuchct,  wirt  er  des  aberredet  mit  siben 
geziugen  oder  mit  der  gewiggen,  er  sol  in  der  »ht  sin. 
landfrieden  v.  1256.  monum.  WitteUbae.  1, 146;  eben»o  1.  841; 
und  müs  dem  richter  ze  pügg  geben  W  und  dreu  pfont. 
eg  sei  denn  als  vil.  dag  er  bereden  mug  mit  seinem 
aide,  dag  er  emalen  um  di  march  nicht  gewest  hat  da 
im  di  gewiggen  hin  zaigt  hat.  so  sol  er  ledich  sein  von 
dem  richter  und  von  dem  chlager.  and  sol  er  fQrbag 
laggen  ligen,  dag  im  deu  gewiggen  heraasgesait  hat.  reeht- 
buch de»  Ruprecht  v.  Fheisino  ».Wetienrieder  beitr.l.im: 
dem  sol  dirre  widergeben  swag  er  sin  genog);en  hat,  als 
er  bereit  ze  den  heiligen  mit  sinen  zwain  vingem,  in 
wise  danne  iener  mit  der  gewissen,  dag  er  sin  mer  ge- 
noggen  habe,  atadtbueh  v.  Augaburg  (75)  140  Meyer;  ebenao 
(dag  er  mit  einer  gewiggen  geweisen  mag)  öaterr.  leeiaik. 
1,340;  wer  darumb  ze  chlagen  hat,  der  in  dem  gericht 
geseggcn  ist,  von  dem  selbscbolen.  der  die  unzuht  getan 
hat  2  Pfenning,  von  ieder  gewiggen  1  pfenning,  dem  der 
für  gepeutet,  als  vil  der  ist.  rechtl/uch  v.  Brixen  ».  itterr. 
xceisth.  5,384:  so  xeird  es  möglich,  die  Verbindung  mii  »äA 
lichem  genetiv,  die  zunächst  dem  objectiren  genetiv  gekürt, 
in  bestimmter»  fallen  vielmehr  dem  »ubjecfiven  ztisuteeiaen: 
sonnder  haben  die  gezewgen  als  krannck  und  alt  zewgen 
die  absterben  mochten  oder  vom  lande  zihen  za  ewiger 
gedechtnuss  und  bestenndiger  gewissen  irer  Sachen  er- 
langt zu  sagen,  urk.  v.  1468  (Michelfeld)  ».  mon.  Boten 
25,298;  und  darumb  so  sol  der  richter  dem  naehvolfren, 
das  im  vollecleich  furkumpt  mit  gewissen  der  Sachen, 
di  man  für  im  bewert  (et  ideo  judex  id  aequitur,  qucd 
plene  apparet  ex  fide  eortim.  que  eoram  eo  probantxtr). 
Iglauer  jus  reg.  monf.  (l,  6  §  2)  Zycha  s.  71. 

;.')  beiden  obigen  bedetitungsgruppen  ktnuU»  der  begriff  d«r 
rechtsgültigkeit  in  den  folgenden  prilpo»iii9mml»«rkimiumftn 
ertcaeksen.  hier  berührt  sich  da»  »%ib»t.  mit  fewitM  («eesiri- 
taa  ».  »p.  6S18,  vgl.  auch  -  wolten  ...  ein  gewitsn«  haben. 
Züricher  chron.  88  Dieratter).  \^on  dem  e»  Mcfc  ntttr  durch 
die  bildungsweiae,  in  vielen  bellen  (».  »p.  OU)  aueh  durrh 
die  schreibt*  ng  de»  dental»  abgrenzt : 

mit  swiu  ich  des  wird  emaat 

n&cb  der  lantherren  g«wi»en, 

die  wfl  mtn  leben  unversUssea 

ist,  sA  muoj  e;  stete  stn 

das  lob  ich  ttf  die  triwe  ate. 
Ottokar  üetn  r. 


der  selbe  mag  ia  nimmer  an  gesprechen.  hat  her  is  mit 
der  gewissen  (vor.  rechte'),  alse  bivor  gesprochen  ist. 
Kulmi»che»  recht  6.  58  Leman  ».  180;  noch  dem  sol  auch 
der  gelaQbi((en  das  haus  odererbe  dem  schuldigen  anpieten 

381 


6231      GEWISSEN  IV  (i,b  in  der  rechtssprache) 

mit  der  gewissen,  das  ist  vor  zwen  scheppfen  oder  ge- 
nannten oder  vor  dem  rat.  Altprager  statutarrecht  (l4.  jh) 
%  119  bei  Böszier  s.  U  u.  öfters;  und  wenn  dag  ist,  das  got 
über  mich  peutt  und  dag  ich  nicht  enpin,  so  schallen 
mir  und  allen  mein  vodern  di  herren  in  dem  egenanten 
chloster  unsern  jartag  alle  jar  jserleich  hegen  mit  einer 
gewissen.  Hohenfurter  urk.  v.  1348  a.  a.  o.  95 ;  das  si  dann 
mit  einander  die  reservation  und  stök  aufschliessen, 
und  was  dann  gefallen  und  vorhanden  ist,  nichts  hind- 
angesetzt  mit  einer  gewissen  zu  sich  nemmen.  urk. 
V.  1432  bei  Meighelbeck  histor.  Frisingensis  2,  2  s.  240. 

S)  dieser  bedeutungsrichtung  entsprechen  eigene  feste  ver 
bindungen  mit  attributiven  adjectiven,  die  seltener  auch 
anderen  bedeutungsfärbungen  dienstbar  sind. 

l))  vor  allem  gilt  dies  für  die  formel  mit  rechter  ge- 
wiggen ;  sie  stimmt  zu  den  unter  ß)  verzeichneten  Wendungen 
in:  und  hän  im  denselben  newen  pfantbrief  über  die  vogtl 
ze  üttenburen  . . .  mit  rechter  gewiggen  zuo  den  ziten,  dö 
ich  eg  wol  getuon  mocht,  und  als  eg  billichen  und  von 
recht  kräft  und  macht  hat,  ingegeben  und  geantwurtet. 
wfk.  V.  1421  bei  Loersch  u.  Schröder  l^,  208.  zu  den  unter  y) 
belegten  vgl.  -.  ist  dag  diu  frowe  dag  verworht  hat  unde  von 
ir  schulden  dar  ist  chomen  unde  dag  mit  rehter  gewiggen 
dar  wirt  braht  dag  diu  schulde  ir  ist,  so  hat  si  ir 
morgengabe  verlorn,  dag  ist  reht.  stadtbuch  v.  Augsburg 
(84,  5)  164  Meyer;  wann  chain  gelt  veriert  sich,  dag  man 
mit  einer  rechten  gewissen  pringen  mag.  Wiener  stadt- 
rechtsbuch  (art.  16)  54  Schuster;  als  man  in  darumb  an- 
sprichet  nach  der  stat  recht,  ist  es  denn  ein  rechten 
gewiggen,  also,  das  er  daran  schuldig  ist,  so  schol  der 
richter  . .  .  {art.  149)  133. 

2))  am  vielseitigsten  in  dieser  beziehung  ist  die  formel 
mit  guter  gewiggen. 

d))  schon  der  collectivbegriff  von  scientia,  der  auch  in 
rechtsangelegenheiten  eine  rolle  spielt,  kommt  in  ihr  zur 
geltung:  ist  mit  guter  gewissen  und  Vernunft  gewesen 
uncz  in  ein  end.  fönt.  rer.  Austr.  2,  7,  59 ;  beim  folgenden 
könnte  auch  an  con  scientia  im  sinne  von  mitwissenschaft 
gedacht  werden .-  das  wir  mit  wolbedachten  mute ,  guter 
gewissen  und  zeitigen  vorrate  unnser  vormünde,  recht 
und  redlich  ...  zu  kauften  geben  haben,  urk.  v.  1465,  mon. 
Boic-  25,  272. 

6))  m£ist  weisen  die  belege  jedoch  auf  eigentliche  prägungen 
der  rechtssprache  ■  die  formel  geht  vom.  begriffe  der  in- 
quisitio  aus;  noch  häufiger  bringt  sie  den  begriff  der 
rechtsgültigkeit,  losgelöst  vom  beweisverfahren,  zum  aus 
druck. 

a))  spricht  der  antwurter,  ich  hab  dag  erb  inne  gehabt, 
als  davor  geschriben  stet  und  wil  das  bewären  mit  guter 
gewissen  als  recht  ist.  Steierm.  landr.  art.  83  Bischoff  s.  109 ; 
vgl.  auch:  dag  wir  . . .  unsern  chuniclichen  brief  . .  .  ver- 
sigelten mit  unserem  chuniclichem  insigel,  beweren  und 
bestetigen  mit  warer  gewiggen,  der  her  noch  von  worte 
ze  Worte  also  geschriben  stet.  urk.  kaiser  Ludioigs  v.  1328, 
a.  mon.  Zollerana  2, 413  {no.  631). 

ß))  und  suln  dag  vorgnant  halp  phunt  mit  guter  ge- 
wissen uf  dag  aigen  schlahen  uf  hufe  und  uf  hofstat. 
urk.  V.  1314,  s.  mon.  Boica  23,  46;  so  gebn  wir  . . .  disen 
gegenwertigen  brief,  versigelten  mit  unsern  . . .  und  der 
vorgeschribn  bürgen  jnsigeln,  die  mit  guter  gewiggen  dar 
an  sin  gehenket  ze  einem  gezugnisse  Urkunde  und  Sicher- 
heit aller  dirre  vorgeschribn  dinge  . . .  und  ze  einer  getzug- 
nisse  dar  über  habn  wir  unser  jnsigel  gehenket  mit  guter 
gewiggent  an  disen  brief.  Würzburger  urk.  v.  1328,  s.  mon. 
Boica  39,  357 ;  und  wir  graf  Ludwig  von  Oeting  der  elter 
veriehen,  dag  wir,  unser  insigel  an  disen  brif  gehenkt 
ha,ben,  durch  des  vorgenanten  Juden  bet  willen,  und  auch 
mit  gfiter  unserer  gewiggen,  zä  ainer  geziugnösse.  (i344) 
monum.  Zollerana  3  no.  122;  wir  haben  jn  die  perg  mit 
ainer  guten  gewissen  ingeantwortet.  Salzburger  urk.  v.  1423, 
a.  ScHMELLER  2'\  1036;  CS  sollen  auch  am  ersten  all  unser 
supan  schwern  dasz  si  ainsten  in  jar  rüegen  sollen  wasz 
den  richter  angehört  zu  püessen,  das  ist  pluet  und  nott- 
nuft  und  deup  und  aufprüch.  dag  sol  man  mit  gueter 
gewissen  hinz  in  weisen  mit  zerbrochen  fenstem  und  mit 
zerbrochen  turn  und  soll  auch  die  selb  puesz  an  unsern 
ambtman  erfodcrn.  recJite  des  stiftszu  Tragöss . . .  (ib.jahrh.), 
a.  öaterr.  weiath.  6, 309. 


GEWISSEN  IV  (1,  c  bedeutungsverengerung)     6232 

e)  in  den  letzten  bedeutungen  vnrd  auch  die  kürzeste  formel 
mit  gewiggen  beobachtet,  die  eben  wegen  dieser  vericendung 
für  das  fem.  anzusprechen  ist:  si  habent  auch  geöffnet 
umb  malefitz  und  umb  frävel,  dag  sich  erfunden  mit 
gewiggen,  von  dem  Schlumpsbach  oben  her  bis  an  Chastel- 
beller  pruchk  . . .  seien  die  laut,  wer  si  wellen,  man  oder 
weih,  welches  hern  si  sein,  das  so  [sol?]  in  dem  gerieht 
beleiben,  landsprach  v.  Schlanders  (l400)  s.  österr.  iveisth. 
4,165;  als  nemblichen  das  runder  vich  soll  auf  aller- 
heiligentag frei  sein,  schof  und  gais  auf  Marthinitag,  ross 
und  Schwein  auf  weinechten  und  wer  dergleichen  vich 
füudt  und  Inhalt,  der  soll  es  mit  gewissen  und  nit  ver- 
porgner  weis  inhaben.  ehehaft  taiding  v.  Taxenbach,  s.  österr. 
weisth.  1,272;  ist  es  im  höher  geschetzt,  dann  es  im  stet, 
so  sol  er  das  übrige  mit  gewissen  dem  richter  zu  behalten 
geben,  ist  aber  das  pfant  erger,  des  muess  er  den  schaden 
haben,  weisthum  v.  Salern  u.  Vahr,  s.  österr.  tveisth.  5,408; 

und  swaj  ieglicher  guoLes  hat, 
swie  daz  waere  genant, 
dag  soIde  man  zehant 
mit  den  gewiggen  behalten. 

Ottokar  91436  {zum  plural  g.  gp.  6238); 

ebendort  ist  die  gleiche  formel  aber  auch  für  die  grund- 
bedeutung  von  scientia  mit  reflexiver  einschränkung  belegt : 

swag  der  man  gesundet  het, 

dafür  der  bischolf  gap 

den  himlischen  leitstap, 

an  für  unreht  guot  aleine: 

swer  das  grOg  oder  kleine 

mit  gewiggen  net  in  der  gewalt  {var.  der  gewiggen), 

die  wurden  üg  gezalt 

und  behert  der  gnaden.    9644; 

dazu  vgl. :  wer  . . .  us  vremdem  werke  gewant  wircket  . . . 
das  ist  des  mit  rechte ,  des  ouch  der  getzug  ist  . . .  tut 
her  is  mit  gewissen  . .  .  das  der  getzug  sin  nicht  en  were. 
Kulmisches  recht  5,  72  Lernen ;  wir  setzen  für  dag  der  frid 
geschöndet  wirt,  dag  niemen  deheinen  schedlichen  man 
behalte,  behalt  er  in  dar  Aber,  so  sol  er  für  in  buggen, 
und  tfit  er  es  mit  gewiggen.  Landfrieden  v.  1300,  mmium.. 
Wittelsbacensiu  {no.  217)  2, 119. 

^)  ob  die  folgende  vereinzelt  belegte  Verbindung  in  seiner 
gewissen  sein  irgendwie  auf  einen  rechtsbegriff'  zurückführt, 
ist  fraglich,  vielleicht  beruht  sie  auf  späterer  venoechslung 
von  gewiggene  und  gewisse  (s.  d.):  etwan  so  leugnet  man 
dem  armen  handwerks  manne  die  schuld,  so,  kan  es  er 
nit  beweren  wie  recht  ist,  so  wil  dar  nach  der  selb 
schalck,  er  sei  ledig  und  in  seiner  gewüszne.  du  irrest 
dz  er  die  schuld  nit  beweren  kan.  Geiler  v.  Keisers- 
BERG  narrenschiff  (70,  4)  141*. 

c)  die  geistliche  litteratur  {prosa  und  dichtung)  begünstigt 
andererseits  die  bedeutungsverengerung ,  die  zu  dem,  neueren 
begriffe  von  conscientia  führt  und  die  atif  dem  zusammen- 
wirken der  reflexiven  eingrenzung  und  der  ethisclien  be- 
loertung  des  wahrgenommenen  beruht,  die  reflexive  ein- 
schränkung ohne  das  ethische  moment  ist  hier  {vgl.  dagegen 
sp.  6228  oben)  nur  selten  belegt: 

nun  luog  selber  in  diner  gewissne, 
wie  möcnt  ichs  bas  han  beschissen. 

des  teuf  eis  netz  12938. 

vgl.  auch:  der  arzt  soll  stehen  in  des  himmels,  des 
Wassers,  des  luffts,  und  der  erden  erkantnusz,  und  auff 
solche  erkantnusz  sein  gewiszny  vertädigen,  nichts  gott 
entziehen  noch  zulegen,  dann  allezeit  gnad  und  barm- 
hertzigkeit  erwarten.  Paracelsus  {paragranum  i)  \,2^\ 
wo  das  Substantiv  sodann  den  Übergang  vom  intellectuellen 
zum  ethischen  begriff  vollzogen  hat,  ist  dieser  nur  ganz 
seifen  durch  eigenes  atisdrucksmittel  gekennzeichnet: 

intelligentia  verstanden heit, 

diu  dines  herzen  gewiggen  treit, 

mit  der  solt  du  dich  versten 

dag  du  mit  nihte  umhegen 

soft  dan  mit  im  {yott). 

Lamprecht  v.  Rkgensburg  tochter  Syon  807 
Weinhold. 
meist  vielmehr  musz  dieser  aus  dem  Zusammenhang  durch- 
gefühlt werden:  dehein  versunnen  herze,  swenne  eg  im 
gedenke  wie  eg  ein  höhvart  vollebräht  habe,  und  eg  dar 
nach  in  sin  lüter  gewiggene  siht,  eg  scheme  sich  der  höh- 
vart. Bertholu  V.  Regensburg  l,  104;  hetti  min  herze 
aller  herzen  minne,  min  gewissem  aller  engel  klarheit 
und  min  sei  aller  seien  Schönheit.  Seuse  {büchl.  d.  ewig, 
weish.  cap.  23)  294  Bihlmeyer ;  ieder  mensch  sech  sich  selb 


6233     GEWISSEN  IV  (i.o  religUf$er  begriff) 


GEWISSEN  IV  (1.  e  nUgUher  htgriff)    6234 


an  nnd  nim  Min  aigne  gsviuen  fttr  fleh  und  erführe 
di«,  so  flndt  er,  wie  mannigfiüUklioh  «r  wid«r  goU  fe- 
sUndct  hat.  Kuiik.  Zink  Augaburgtr  ekron..  a.  dttek.tükite 
ehron.  5,  ih4;  utid  ward  einer  MMb  btüban  Ixfnift,  waa 
nein  moinimg  dtirinii  wer«,  er  f«U  naoh  mto*r  gewime 
ein  urtnil,  wolchn  in  gut  b««dunekL.  Jöno  Wicrram  (roU- 
uagnthürhlrin  m»)  3, 1I0  BoUf. 

o)  in  drr  üUerrn  xtit  nnd  attfJi  fiW  diaan  angeran  ba 
ffrijf  conmrremhildungm  hrUgt:  alliu  Iro  guollinhi  dero 
H«>ll)iiii  riiuningo  tolitor  ist  in  wert  in  iro  ooriarienli» 
{kewi7,y,ti).  NoTKKii  }Mt.  44,  U  iUattemarn.xeo'');  intrate  in 
conspontu  etuH  in  exultattone.  li&nt  in  iftwera  oonirien 
tiam  (gowi7,y,<?(la)  mit  frouui.  p«.  w,  t  (t.  SM*) ;  quonlam 
itidirafl  populos  in  aoquitale.  wanda  nÄh  rehte  unde  nah 
iro  (ionsoientia  (gewi](;(eda)  irteilea  dQ  aber  diA  liüte. 
pa.  66, 6  (s,  2»4*) : 

«o  crimmat  ■ich  leware 

der  arme  aanUre 

domo  lin  nwlsged«  dag  taget 

dnx  golw  bolde  dI«m  babel. 

rKAU  AvA  iäHMtof  gariM  bat  Dimtar  dtaek. 
gad.  UM.  6  (OMttMr  AoadwAr.  .•  rta  gewiggra. 
fundgr.  t,1M); 
vgl.  auch:  und  in  ans  ein  stilleswigen  wirt  aller  meine 
und  unser  gnwiy.jrcde  ans  niht  mAr  strftfet.  wuisUr  I^khaht 
a.  mi/st.  9,  i»t ;  in  der  kmnMeiehnuHg  äiaaaa  bagriffaa  von  oon- 
scicntia  variin-t  gcwir^:;cde  mit  gewijjende  («.  ap.  nt9),  daa 
atineraeits  mit  gcwijgen  in  der  handathri/Uiehen  übariie/e- 
rung  alnctchMlt.  vgl.  -.  den  ir  gewi;ende  daj  saget.  Ortatentia 
48,  83  Sdtade;  vgl.  gewii^ende  gegen  gewi:r;;cde.  Bbrth. 
V.  Rkoensiiuko  i,i4»  lyaißer;  gewijede  prau  Ava  Diemtir 
dtach.  ged.  S77,  2  gegen  gewig;ende.  fundgr.  1,  l»l; 

•in  ander  rflger  rAget  dan : 

din  gewiasea,  die  aa  Ican. 

wer  sin  gewiaxend«  hat  behAt, 

der  weis  *ol  wann  er  ab«l  tftt: 

gewissen  leret  gfite  ding. 

Hkinr.  V.  NsuHTAOT  iTOttst  autw^/t  VJWf. 
atngar; 
vgl.  attek  die  Varianten  gewig^ene  und  gewijsende.  Brrtii. 
V.  Reobnsuuro  1. 104.  886;  gewissen  vor.  gewisscnt.  man. 
Boica  39,  S&7 ;  vgl. :  sie  waren  auob  also  later  in  irre  ge- 
wiszende  unde  also  reine  in  iren  gedenoken,  und  also 
gdt  in  iron  willen  unde  also  dar  in  irire  sele,  daj  sieb 
keine  unroinekeit  der  sUnden  in  irme  gemAde  mohte  ver- 
borgen noch  enthalten.'  Nie.  v.  Landau  bei  Zuehkolda.  ISl; 
ebenso  86;  96;  a.  auch  gewijsent  ap,  6SU. 

/3f)  unaer  fem.  ist  in  dieaam  angeran  ainna  twer»<  bei 
NOTKER  belegt,  der  daa  wort  überhaupt  nur  an  dieser 
eintigen  stelle  gebruueht:  nitna  sc&nia,  quae  mordet  oon- 
BCientiam  (diu  inih  |)T/,^et  in  inlncro  gewii^eni).  pa.  CS,  so 
{Hatfemer  8, 237'')  {vgl.  Trebnitier  pa.  6«,  21  lastir  sal  bellen 
daj  hercze  min),  aonat  lag  Notkkk  auehßlr  daa  lat.  con- 
scientia  eine  andere  bildung  näher:  gewip^jede  (».  o.),  daa  er 
nametitlieh  für  die  ursprüngliche  bedeutttng  von  consoientia 
verwendet,  tcährend  er  dem  ethischen  begriff  mehrfach  aua 
uteidtt:  qui  non  metitur  bonum  suum  populari  rumore,  sed 
veritate  consoientiae  . .  after  gewijcnero  wftrheite.  Boethius 
s.  Hattemer  3,  115'*;  et  quid  habet  libcrtas  consoientiae, 
unde  also  !o  tüot  tiu  huldi  dero  sichurheito.  8,  W*.  den 
nächsten  beleg  für  unser  femininum  bietet  Hrink.  v.  Mklk  : 

nA  wie  wello  wir  »unilU-h  (rcn, 
die  sicti  »olhcr  lAt  hänt  jevli^jen 
unt  Cent  mit  unrRinpr  cewiT^en 
ze  stnem  tisclte  vil  nach  alle  tage? 

prietieriehen  307  Heinsei. 

dem  epoa  ttnd  der  lyrik  ist  das  femininum  fremd;  es  tritt 
in  iler  geistlichen  dichtung  i'creimelt  auf  und  verbreitet 
sich  erst  in  der  didaktischen  dichtung  und  in  den  cJtroniken. 
die  meiste  vertoettdung  ßndet  ea  in  dar  proaa  daa  14.  und 
16.  Jahrhunderts. 

1))  gern  wird  das  Substantiv  in  Verbindung  mit  andern 
eingeführt,  anfangs  mehr  mit  femerstehenden  als  mit  be- 
deutungsvenrandten :  der  ander  wingarfe  de  ist  ain  lüterin 
gewissen,  alder  ain  wolgeordeng  leben,  pred.  des  is.jahrh. 
bei  Grieshaber  2,*6;  ebenso  8,49;  wer  ist  der  burne  sich 
da;  ist  ein  gcwiszen  und  ein  luter  bihte  mit  der  solta  alle 
dine  sUnde  abe  waschen,  pred.  aus  einer  Strasib.  handschr. 
s.  teitschr.f.  d.  alt.  7, 148;  daj  ist  diu  gewi^en  in  der  Me, 
da;  ist  diu  einvaldige  n&türe  der  sClo.  mei.itrr  Rckhart 
.f.  my.<it.  8,  .W3;  das;  sol  er  bekennen  dabei  so  diu  waurhait 
und    sin  gewissen  zugnusz  gcit  aller  sincr  werck.  pred. 


».  aeitaAr.  /.  il.  f*.  M.  «•;  im  rtinen  üod  all«  ding  rein, 
aber  den  vemMafglM  od  oafiMiMfMI  Ut  odt  rein. 
•under  Jr  gmOt  oad  nwtMIl  itald  TvnDMlfat . . .  jr  gemOt 
und  conidenta  si  b«B«ekt.  Zwmau  v. /rniaUäar apeiaen  9 
Malther  (Ttt.  i.U:  wann  if  gwlaaflkaa  Qiwl  dl«  gewissen 
dia  ««ind  onreio.  Mantel  m.«.;  akaim  Ebkhliw  v.GCHt- 


BORO  t.  •  EmUn;  tyC  fafMw  jr  dra  oad  ^tmimm. 
LuTMim):  anod  «!•  wol  Mio  aonadaatx  odar  fawfciMi 


im  sagt,  daa  aolliche  hind«nr«d.  niemants  kalBM 
bringt.  Gkilkr  t.  Kkimknnhcho  »iban  traeiat-  kUpfmmmml 
A5V  abanM  Mtekmfrüial  •«»:  diuttinb  ao  folfilt  dkk 
liemaeh  §nm  nafen.  btlaaen  and  rttwan  dar  «oomImiIs 
und  dergewitxne.  Pauli  adtungf  u.  mrtt («7)  V» Oatariafß: 
on  anrüren  mines  eids  ond  ftwtani«.  Zwimoli  t.t,SM: 
darin  vA\  er  bei  aeiaer  fewteee«  pflMit,  IreoMi  and  «tm. 
bei  seiner  tSi  fUUfkaH  and  bd  foto  holda  kntai  frrlr 
pranohen.  ImnUmUiatf  im  dar  Bmrig  (lifg  ««.  MM)  «.  itkrr. 
teeisth.  I, ai;  wMui  dM  fst  des  t«or«te  bttfof  oad  «ittsl, 
damit  er  die  gewiasn«  and  die  Heb«  der  ■Mnaaban  von 
dem  glauben  abzQhet.  Rbkri.in  v.G0NZB0ROt,116  Aidar»; 
es  ist  gar  not  durfUo,  das  ein  menaeb«  sieb  lelber  er- 
kenne: wan  die  Tertumonf«,  anaer  pewlggi  and  ver 
lar^senheit,  die  blenden  onaen  bwoien  oofen.  dtr  ecfer 
buoek  (§  ae)  18, 16  Plolm;  Tlel  aein  der  alten  ■eribentea,  die 
da  von  der  lisain  gesehrieben  haben  . . ,  und  wlwen  bei 
ihrer  gewiszne  and  billigkeit,  dieselbigen  Uaain  mH  gninde 
in  nichten  za  defendircn.  l'AnACKi^cn  (v.  adarUaaan)  1.717. 
g))  tpäkrend  in  dar  biUlübaraatMung  («.  m.),  dar  framden 
voiUtga  antapraekend.  dm»  ptmattffafrmttmm  in  dimu»  mad 
anderen  verbindu$tgen  daa  auiai.  marüddrUt,  ühaneiaft  a» 
in  aonstigen  belegen  durchaus  (a.  auch  oben);  dmgtfan  tat 
der  attbjeetive  genetiv  hier  gana  rerrinuU:  des  menaeben 
gewizne.  Sciimki.lf.r  s'.  loas; 


na  mirke  (fürtf)  dag  vMe.  dag  da  diae  wMa 
bsaalst^dagda 

MtnHCATaLCT  C?,  4*  Oroel«  $.  16B: 


Stistlich 
ie  krön  diaer 


dag  da  idt  spalst 

^^     i!  .     ^ 


ein  licht  meiner  gewi^en.  Münehner  hdaekr.  a.  Sr.iiMRLLBR 
8*.  1036;  (der  teufel)  tralT  auch  die  heimlichen  ort  melaer 
gewisscne  und  conscientz  mit  disen  . . .  gefarlicben  aem- 
peln.  Ebf.hi.in  v.  GONzncno  8, 106; 

als  nn«  Sixtos  nrchoat  geil, 
da«  die  Qppigen  wert  aani 

ain  lichter  der  Oppigen  gflsase  dato. 

Hans  VixTLia  Mtiai^ii  dartmgamd  tUK  Stmpuie ; 

nit  über  ain  jar  rait  graof  Hainrich  gen  Hewen  sA  dnen 
bröder  und  verlicsz  sinen  habit;  zä  rocrer  sicherfaalt 
siner  gewiszne  dispen!«icrt  er  darilber  und  belaib  on  ainen 
elioben  gmacbel  ain  leben  lang,  (iallcs  Oiit.iM  e4r«ii. 
V.  Beiehenau  Itl  Baraek:  mit  einem  anatoeaea  eelBir  ge- 
wissen. Ererlin  V.  QONZBi'Kn  8,  w;  oa  eobadea  aaiaer 
gewissen.  8, 186;  in  der  beaohweK  seiner  gewiaaea.  Hans 
Sauus  88.  8: 

ir  Mwisgee  di  was  gik 

unde  ir  Tamenilaciiclat  aitl 

was  alle  wage  aaader  var 

rinfaltec,  Isleriicbe  dar 

leben  der  kl.  aieatttk  867S  ttttger-. 

vgl.  (die  gewiszne  ward  uns  lein  and  kla^  trmgtd.  Jak. 
CS**;  at  beixt  mich  mta  gewiggi 

al  das  wertJicb  iat  geUte. 

TairHxaa  71 
da  siltst  dan  rihtcr  ob  din 
and  ander  dir  dar  beUa  pia 
und  in  dkr  dte  gewiaaw, 
die  dich  blgjat  «ad  bat  gaMgsan. 

Hbinr.  V.  NaosTADT  paOo  m^Mi^  «s>» 
Simgar; 

vgl.  (hatt  jhn  sin  gwOssne  trackt)  Bclunoer  «.  AüdUMd 
«eAwrü.  aehatutp.  i.  i8ft;  (dein  gewisme  atraAt  dieb  duvmb) 
Gbilrr  V.  Kkiskrsbf.ro  briaamUin  1.7*;  (alad  Qvae  ge- 
wiszne gar  Tertriebel)  trag.  Joh.  Ct^*;  (aeta  gewiaaen 
drang  in)  Avkntin  4.7.m>; 

daaslafas.  nd^^Mgekat 
wol  aichar  ir  gewlggan  dal. 

I<6ci»  der  hL  EUaabelä  mt  JEMptr.- 
ant  erkannt  den  IM  aal  dag  labea. 
ant  wil  dem  wiiaaiiu  gebaa 
bfdia  stie  and«  Ifp, 
es  al  aua  oder  wtp. 

aatne  gewissen  abefsibt 
der  w«1t  gooter  ftaadii  gibt 

du  warmmmg  16»  JImb(  (ae«K*r.  /.  d. 

391» 


6235     GEWISSEN  IV  (i,  c  religiöser  begriff) 

anders  (sich  din  gewigsen  an)  buch  der  rügen  258  Karajan  ; 
vgl.  aber  (erblendet  alle  dine  gewigjene)  Berth.  v.  Regens- 
burg 1,  398;  wan  so  diu  s6Ie  von  den  dingen  erlediget  ist, 
der  ir  gewiggen  kuntschaft  hat.  ineister  Eckhart  *.  myst. 
2,409;  ich  weiss  einen  menschen  in  Christo,  do  der  an 
vieng,  do  rumde  er  des  ersten  siner  gewüsni  mit  einer 
ganzen  bihte  und  wag  do  alle  sin  fligg,  wie  er  der  biht 
reht  getete,  dag  er  alle  sin  missetat  einem  wolbescheiden 
bihler  für  Icti.  Heinr.  Seuse  {leben  cap.Si)  99  Bihlmeyer ; 
und  darmit  er  seiner  gewüszne  gnfig  thett,  übersendet  er 
h.  Sigmunden  einen  besondern  und  eignen  absagbrieff  für 
sich  und  sein  gottshausz.  Stumpf  Schweiz,  chron.  (6,  7) 
2  (1548),  33'';  so  wintzlestu  in  deiner  gewisni.  Geiler 
V.  Keisersberg  emeis  (1516)  34»;  (in  üwere  gewiszne  er- 
doupt)  trag.  Joh.  Cs»'';  (so  du  betrübt  bist  in  deiner  ge- 
wissen) Eberlin  V.  GÜNZBURG  2, 188;  er  beger  dann  trost 
und  sterck  in  seiner  gewissen.  2, 187;  das  er  ...  in  seiner 
gewissen  ein  Christ  war.  Aventin  4,750;  wann  ob  ich 
schon  weisz  in  meiner  gewissen,  das  sie  mein  eeweib 
ist,  dannocht  ergert  das  meine  pfarrkind,  welche  meinen 
sie  sei  mein  hör.  Eberlin  v.  Günzburg  2,62;  auch  so 
merkt  ir  darbei,  dasz  ir  uns  in  der  beicht  nit  beschweren 
und  über  unser  gewiszne  nit  ergraben  solt  von  euch 
selber,  das  dann  vast  euwer  brauch  ist.  dial.  zw.  pfarrer 
u.  schuWieisz  bei  Schade  sat.  u.  pasqu.  2-,  144. 

3))  ausztrhalb  dieser  Verbindung  mit  dem,  Possessivpro- 
nomen ist  das  femininum,  sofern  es  nicht  von  attributen 
begleitet  ist,  selten  zu  belegen,  vgl. :  das  puechel  oder  der 
Spiegel  der  gewissen,  (leichtspiegel)  s.  Schmeller  2^,  1036; 
der  wurm  der  gewiggene.  ebenda;  neben  verbis  wird  das 
pronomen  leichter  entbehrt,  naTnentlich  in  den  festen  Ver- 
bindungen, die  dafür  aber  gern  ein  attribut  [s.  4))]  anziehen : 

a))  Verbalverbindungen: 

«))  lose:       als  diu  buoch  sa^ent 

die  wurme  stetecTich  nagent 


der  eine  diu  gewijgin 
lez  gar  geflij^i 
Hugo  v.  Langenstein  Martina  \Y1^,  47 


der  ist  dez  gar  gefliggen. 


Keller  t.  296 ; 
gebet,  wachen,  swaz  man  tut, 
dar  üf  ist  man  vervlijgen. 
dar  nach  als  die  frewigjen 
ein  teil  beginnet  fülen  .  .  . 
66  kumt  dag  ungelucke 
daz  Jtele  wort  werden  balt 
und  dag  herze  an  gnaden  kalt. 

Marienlegenden  18,  46; 
(so  die  gewissene  verwirret  wurt)  Heinr.  Seuse  (pred.) 
503 -B.,-  (wie  diu  hohvart  die  gewiggene  erblende)  Berth. 
V.  Regensburg  1,398;    die  gewiszne  ...  an  zä  greiffen. 
Murner  von  der  babyl.  gefengknusz  Cs»; 

d6  nemt  die  gwizzen  in  die  haut, 

diu  hat  die  schulae  wol  erkant, 

unt  wart  von  järe  ze  järe, 

s6  vindet  ir  zewäre 

alle  iwer  bösheit : 

diu  gewizgen  si  zesamne  treit. 

sehet  ir  den  hüfen  rehte  an  .  .  . 

die  Warnung  3173  m.  3178  Haupt 
{zeit^chr.f.d.alt.l,b2b); 
und  da  sie  alt  was  worden  {die  ratte)  da  trucht  sie  die 
gewiszen.  Pauli  schimpf  ti.  ernst  (282)  184  Österley ;  so  ver- 
hoff ich,  die  gewissene  werdt  treiben  einen  jeglichen  auff 
sein  hertz.  Paracelsus  l,  627. 
/ff))  feste  Verbindungen : 

manger  ein  gewigzen  hat, 

dag  ein  grogge  fudfer  heuwes  gat 

durch  sie  mit  gutem  räume. 

Hugo  v.  Trimberg  renner  21799; 
nieman  sich  an  die  gaistlichen  ker ! 
kain  gewissne  band  si  umb  kain  sach, 
ir  gemüt  ist  unrain,  boes,  nidig  und  swach. 
-,     ,         , .  des  teuf Og  netz  5064  Barack ; 

Paulus  Schlacht  es  luter  ab, 
dass  niemants  nüts  danif  hab : 
lassend  üch  kein  gwUssne  machen 
über  spis  und  trank. 

NiK.  Manuel  {Barhali  1581)  190  Bäehtold; 
wend  jr  die  gwüszne  bhalten  rein, 
so  b'trachtent  was  gott  gbotten  hab, 
darvon  land  üch  nit  triben  ab, 
weder  eigner  nutz  noch  zitlich  ehr. 

tragödia  Johannis  (1649)  ß  7». 

b))  noch  seltener  entbehren  die  präpositionalverbindungen 

des  pronomens  ohne  zutretendes  attribut:  ist  nutzer  in  der 

gewissen  frei  sein.  Eberlin  v.  Günzburg  2,87;  ähnlich 

Sirach  J8, 80  Mentbl  {s.  u.)  ;  wannen  kumet  etlicher  gät- 


GE WISSEN  IV  (1.  c  religiöser  begriff)     6236 

schinenden  menschen  grog  gedrange  und  übrigü  engi. 
du  SU  hein  an  der  gewizseni,  und  aber  etlicher  anderre 
menschen  ungeordentu  witi?  Heinr.  Seuse  {büchl.  d. 
Wahrheit  cap.  7)  358  Bihlmeyer. 

4))  zahlreich  und  mannigfaltig  sind  schon  hei  dem,  femi- 
ninum die  attribute,  die  sich  mit  ihm,  verbinden,  sie  finden 
sich  tnehrfach  bei  dem  im  genetiv  untergeordneten  sub- 
.9tantiv.  sowol  für  den  subjectiven  (Seuse  375;  Eberlin 
2,  81 ;  österr.  weisth.  6, 60),  als  auch  für  den  objectiven  genetiv 
(Seuse  495;  Vintler  blumen  d.  tugend  8767;  vgl.  auch 
Schneller  2^,  1036).  noch  häufiger  aber  sind  die  attribute 
in  den  festen  verbal-  und  präpositionalverbindungen  belegt: 
je  allgemeiner  und  verblaszter  das  zugehörige  verbuni  ist, 
um  so  eher  scheint  sich  das  bedürfnis  nach  einem  belebenden 
attribute  geltend  zu  machen;  vgl.  zu  gewissen  haben:  des 
teufeis  netz,  Christus  u.  d.  minnende  seele,  Seuse,  DrEy- 
DiNG,  s.  auch  Schneller  2^903;  zu  gewissen  machen 
Joh.  v.  Neumarkt,  meister  Eckhart,  zu  mit  (guter  u.  a.) 
gewiszne  Züricher  Schulordnung,  Elsäss.  jüngstes  gericht, 
Eberlin,  Stumpf,  Heinr.  Süss,  sat.  u.  pasqu.;  dazu 
vgl.  (wegen  ihrer  gewüszne)  J.  Wetzel  und  (aus  blossen 
gewissen)  Hütten,  der  bedeutung  nach  gliedern  sich  die 
attribute  hauptsächlich  in  zwei  gruppen,  je  nachdem  der 
grad  der  empfänglichkeit  am  gewissen  erfaszt  wird  oder 
der  zustand,  der  durch  die  Wahrnehmung  herbeigeführt  ist. 
verhältnismäszig  selten  ist  ein  attribut  hier  als  Vertreter 
eines  subjectiven  genetivs  eingeführt:  warumb  solt  ich 
mein  freihait  lassen  urtailen  von  einer  andern  gewissen. 
Hans  Sachs  {zu  l.  Corinther  10, 29,  das  gleiche  scÄon  Mentel 
u.  a.,  s.  u.)  22,  71  Goetze;  darzü  ist  kein  grösser  Unglück, 
dann  eigner  gewissen  täglichs  nagen  und  unrö.  Eberlin 
v.  Günzburg  2,81;  vielfach  führen  auch  die  attribute 
dieser  art  in  eine  der  beiden  hauptgruppen  über:  die 
wülflsch  gewissen,  conscientia  lupina.  Münchener  handschr. 
V.  1455,  s.  Schneller  2^,  903. 

a))  der  grad  der  empfänglichkeit  wird,  von  vereinzelten 
ausnahmen  abgesehen  (der  üppigen  gewissen.  Vintler 
blum.  d.  tugend  8767),  nur  unter  einem  gesichtspunkt  gekenn- 
zeichnet, der  aber  zu  anschaulichen  bildern  führt,  schon 
in  der  stelle  der  Marienlegenden  wird  von  dem  verderbten 
gewissen  (als  die  gewissen  ein  teil  beginnet  fülen.  18,  46) 
weiter  ausgesagt: 

und  an  ir  tor  sülen 

sich  rucket  in  die  wlte 

dag  wol  hindurchglite 

bewilen  ein  michel  stucke. 

die  formal  weites  gewissen  ist  jedoch  am  femininum,  noch 
nicht  belegt,  sie  tritt  erst  im,  gehrauch  des  neutrum,s  in 
den  Vordergrund,  dagegen  sind  für  den  contrasthegriff  ai'ch 
am  femininum  schon  attributive  Verbindungen  ausgebildet, 
als  erste  sogar  mit  grosz,  vgl.:  betrogen  werden  vil  ein- 
veltiger  leute:  wann  in  die  prediger  umb  kleine  dink 
grogge  gewissen  machen  {alligant  onera  gravia),  und  die 
groste  sunde  bleiben  ungestraffet.  Joh.  v.  Neumarkt  leben 
des  hl.  Hieronymus  2i  Benedict;  eg  beeret  wol  zeinem  milten 
vergoteten  gemüete,  dag  er  üg  einer  kleiner  schulde  ein 
grog  gewiggen  mache,  meister  Eckhart  «.  myst.  2,  647 ; 
später  setzt  sich  hier  der  contrasthegriff  zu  weit  durch:  da 
besorgt  er,  nu  war  des  kalbs  nit  genug  und  gedawcht  in 
der  kue  ze  vil.  doch  gedacht  er  im  wie  er  möcht  ain 
ze  enge  gewissen  haben  und  schätzet  die  kue  für  6  S) 
und  dag  kalb  für  2  ^  und  nam  si  paide.  Münchener 
handschr.  v.  1455,  s.  Schmeller  2^,  903;  hab  ein  enge  con- 
scientz.  das  schafft  etwan  der  feind,  das  er  einem 
mönschen  ein  enge  zweifelhafftige  gewissne  und  con- 
scientz  macht  zä  grossen  schaden  des  mönschen.  Geiler 
V.  Keisersberg  sihen  tractat:  hellisch  low  c  l*. 

h))  mannigfaltiger  sind  die  gesichtspunkte ,  unter  denen 
der  zu,stand  gekennzeichnet  wird,  den  die  Wahrnehmungen 
des  gewissens  herbeiführen. 

«))  die  ältesten  belege  weisen  auf  den  gegensatz  zwiscTien 
dem  unberührten  und  dem  beschtcerten,  befleckten  gewissen : 
sich  bi  dem  mantel  und  bi  dem  rocke  son  wir  merchen 
ain  rain  gewissen,  und  unser  ere.  wan  swenne  de  61  de 
ist  diu  Sünde  in  unser  gewissen  kumt.  waisgot  so  kumt 
si  niht  balde  dar  üg.  pred.  des  is.jahrh.  bei  Qrieshaber  2,69; 

er  muos  ain  luter  gewissni  han. 

der  sich  an  sUnd  mit  koiTen  wil  began. 

de«  teuf  ein  netz  9272  Barack; 


6237 


GEWISSEN  IV  (t,d  formen) 


GEWISSEN  IV  0.  doM  imOnm)        6238 


genau  »o  Bkrthom)  v.  Kioikmiiiitno  t,  IM;  CKrut%ut  u.  d. 
minnendf  aetU  \mi;  ähnlieh  (fünf  Knichen  einer  lutrrn  |e- 
Winsen)  Münrhener  hanänehr.  ».  .SciiMr.t.l.KH  l',  iOM;  (lA 
eimc  lobe  einre  lutem  itewiMiinn)  HütNU.  8ru«r  4W:  (mit 
lulerrc  (tcwittHonc)  Kluüaa.  jungtt.  ger.  §.  Cm.  ScilMltiT  KU. 
wb,  HS*:  STl'Mi>K  Schiceit.  thron,  t  (IMS),  84^;  vgl.  muek: 
ein  lautre  gewisnen.  Ki;iiMr.i.i.Rii  t*.  lOM;  Jedoch  wegen 
irer  unbefleckten  consoientz  oder  gewttnzn«  »aoh  ir«r  on 
•chuld  «ich  liiintende.  J.  Wktzki.  rtü»  d.  »Ohnt  Otafftra  17 
JiHseher  u.  Holte  \ital.  etmueimta) ;  wer  »ich  rheren  wll  lu 
der  gnaden  gotn.  der  *ol  haben  ein  einsam,  ungehindert 
Blat  und  Mül  haben  ein  unbcchumerte^  hertze  und  ein  frei 
gowiy,,7,en  und  ein  rein,  dimutig  begemde  lel  zu  got.  prerf. 
der  Nürnberger  Erkharthundtichr.  bei  Joaie»  ».  M  (no.  M): 
mit  tnirigen  geberden,  mit  unnchaldiger  gewinzne.  (Hrinm. 
SÜ8Z)  der  ewigen  revitheit  Mhiiehlin  (Baml  ISl»)  II«*.  fofi- 
tra»tbegriße  nnd  hier  nur  »pitrtieh  tertreien:  ein  keuaoher 
leib  mit  brunul  and  unreiner gewidten  miizfeldt  got.  Ebkr- 
LIN  V.  (iüN7.iit;ti(>  8,  M;  wan  habe  irh  Ton  allen  minen 
minnern,  denn  verlornes  zit,  Tenrnrnä  wort,  ein  1er  band, 
wenig  gäter  werke  und  ein  geladen  gewiaseni  mit  ge- 
brcsten.  Hkink.  Skusk  ibilrhlein  d.  ettigen  weiak.  cap.7)m. 
/50)  der  urhon  in  lattinüivhen  trtndungen  vtrgebildet* 
gegenaatz  von  gut  und  bHae  tat  hier  erat  in  apäim  Mtgen 
vertreten,  dabei  überwiegt  daa  gute  gewinnen. 

Salomon  ■pricbt:  wa  ain  irtiet«  sctiam  ini, 
da  ist  ain  roctejrewiMen  z<-  aller  friit  {lar.  raettew ;  ein  fvl). 
Han.h  ViNTUR  Mumm  der  higend  tb^'  Zingtrit: 

es  gilt  mir  alle.«*  gleich,  ich  hab  ein  gatt  gewissen,  das 
ist  mir  ein  starcke  maur  wider  solche  klappermettler. 
GKit.F.n  Branta  narrtnach.  (41)  a,  kloater  i,  4ao;  die  nomen 
in  guet  gwissen  über  ir  sünd  and  was  in  laid.  Burkahd 
Zink  a.  dtsch.  atüdteehron.  .5.4«:  predige  ich  nitt,  so  mag 
ich  nit  mit  gäter  gewissen  das  pfarramt  haben.  Ebrrlin 
▼.  GüNZBt'RO  8,  78:  genau  ao  Züricher  athulordnung  v.  l&SS 
bai  Müller  is,  841 :  dasz  sich  bischöf  mit  gAter  und  sichrer 
gewiszne  von  hAren  neren  mögen,  geaprdeh  (lus)  bei 
SciiADR  aat.  u.  pcaqu.  s*.  194  (mit  sichrer  gewiszne  ge- 
leben 196);  di  pur,  lauter  warhait,  gerechtigkait  und  frei- 
hält sagn,  melden  und  erkennen,  nach  anweisung  ge- 
rechter gAter  gewissen:  darwider  so  ie  ainer  thät  treu- 
losz  und  ungewissen  sol  werden  bekend.  banntuiding  iu 
Reiehenau  (\6.jahrh.)  a.  üaterr.  tceiatÄ.  6,60:  vgl.  dagegen: 
bepst  oder  concilia  . . .  zwingen  uns  bei  lebendigem  leib 
in  hellischenn  kercker,  da  ein  böse  gewissen  m  brinnen- 
deni  leib  gefangen  ligt.  Ebkhlin  v.  G0N7.buro  S, SO. 
/))  andere  attribute  aind  kaum  eniKiekelt: 

da;  er  bleib  unfrehijgen 

von  munnalender  gewiijen, 

die  in  pflac  seiden  straren. 

patMonal  {AwUnvaiua)  149, 86  k'bpke ; 

die  da  vor  swarlich  gelestet  and  gebunden  waren  mit 
stehlincn  reifen  in  trurkeit  and  awermAtekeit  der  strafen- 
den gewüssne.  Hkinr.  Sei-.««e  {briefbücMein :  .V  bri^  875 
Bihlnieyer;  vgl.  dagegen:  domoch  er  aioh  zurichten  ond 
fröliche  gewissen  haben  mag.  Dretdino  A4. 

d)  in  den  formen  iat  daa  fem.  H<eit  mannigfaltiger  ala 
daa  neutmm. 

a)  daa  auffix,  mit  dem  e»  aicK  vom  neutrum  abhebt 
(gewijJ^ine  phyaiologua;  in  sin  lAter  gewi^i;ene  Brrtholo 
V.  Reornsburo,  Milatater  geneaia;  gewissen!  Seusb;  ge- 
wisscne  Eberlin),  iat  schon  in  mittelhockdeutacken  btltgew 
(Heinr.  V.  Melk,  Beinmar  v.  Rrknnenrero.  Huoo 
V.  Trimrerg),  namentlich  auch  in  der  ältaate»  racAi»- 
aprache,  durch  apokope  beaeitigt.  andeteraeita  fretfi  4i« af/n- 
kope  bei  Schwaben  und  Alemannen  ein:  gewüsni  Ssosi; 
gewissni  Zollemache  urk. ;  ähnlich  Gei i.er, Zwi noli.  Paha- 
celsus;  gewissne  ter^fela  nett;  ähnlich  (vereimelt)  Geiler. 
Pauli,  Mamtel,  J.  Wbtzel,  Bullinokr,  Zürieker  adtul- 
Ordnung,  Murner,  Stumpf. 

ß)  der  .stammvocal  iat  in  Schweizer  denkmälem  gerundet, 
nur  in  der  Züricher  .'Khulordnung  und  vereinzelt  in  der 
frag.  Johannia  findet  »ich  gewiszne.  auf  verlänger^ing  dea 
vocala  deutet  t^elleicht  die  vtreinaelte  achreibung  gewisni 
bei  Geiler,  ähnlich  Seuse:  die  ältere  achreibung  hält 
dxtrchweg  an  der  dopi)elapirana  feat,  a.  u. 

;.)  der  dental,  die  allgemeine  aehreibttng  der  mitteihoeh- 
deutacfien  teit  (gewi/zen  Wigaloia  u.a.:  aelM  noch  in 
einer  ttrkunde  von  1481)  wird  tunächat  durch  eintHma  au»- 


nmhman  nur  leanif  gtttiri:  gewinaa  M  HsiMli.  v.  Nri* 
«TAiiT.  §$wi§$9a  tm^fiU  nttt,  MMotBATni.OT«NMf  Krim- 
MAR  V.  BfiRJiNBMBBlio.  im  im  rtehtafudtrm  drimgt  die 
achreibung  gewlaa«n  vor,  äU  namantlieh  auch  in  bmriaehen 
und  baterrtiekiseham  itnkmährm  4m  ih.  und  t*.jahrk.  ha- 
vomift  iti,  miek  Scosi.  Gkii.rr.  Ebknlin  /«»*m  aa 
neben  n  hätfm,  wßkremd  dia  Sektmaar  im  mHgemeinm  4ia 
aekreiktmg  n  (Mm;  ftwiMOM  anek  hei  Munnrh. 

t)  yUr  4m  fffttfi*  iti  nAam  im  Wifmitis,  hat  ljkUri\*.t.nT 
T.  RRORNBBViin  und  im  4ar  Haektttekt  4ia  a^nktfa  belegt, 
di»  apätarmuk  bei  den  Sekm^tmm  (MANt'RL,  RciLiiKiRfi. 
J.  Wrtxrl)  und  bei  Ebrnlin  kmriaHriU. 

in  mUan  diaaan  ainmtkaHm  kM  tiek  4m»  nmUmm  md 
atrenger  on  ainkaittidka  ntrwttn,  weü  aa  4i$  tekr^fltprmtka 
iat.  dar  ea  »einan  aiag  über  dma  fem.  verdonkL 

8)  daa  neutrum.  aiekeratellung  gegen  deu  fem.  bedeu 
tungauwsfang  und  entwiektung.  atmtiatik.  formen. 

•)  obgranaung  dea  namttuwu  gegen  doa  fem . 

a)  oben  aind  für  daa  fem.  aaklraidkt  hetega  m  anafrueh 
genommen  teorden.  deren  genua  an  aiA  niekt  eraichUieh  iat. 
maatgahamd  aind  beobaehtungen  getrewen.  4i9  »n  fantknttm 
materitl  gewonnen  wurden,  für  die  wtÜUkmkitniodta 
diektumg  $.  b.  iat  ein  neutrum  nicht  faotfoaUU.  doker 
wurden  die  ihr  tninommunen,  nieht  aiekaran  belege  dem  frm 
tugeaÜhU.  waa  fUr  timadne  dichter,  ine  Wirkt.  Ottor am 
und  den  verfaaaer  dar  keil.  Biamhetk.  um  ao  unbadauUiaktr 
war.  ala  dieae  in  den  fallen,  wo  dma  genua  aitkufoahtit 
iat.  daa  fem.  teigen.  dma  gleiche  iat  fUr  miiaim  EcKMART 
beUgi  und  für  die  oberdeutsche  bibelübarmlmim§  rM  Mrktri. 
bia  at^f  ZAxntiH.  der  auerat  dma  nauhum  ainfükrt.  im 
apäterer  teit  kmllen  noA  Qbilrr  ▼.  KBtBRRSBRRo.  B.  Zinr. 
Paracelhuh,  »aUot  Hak«  Sachs  und  Jöro  Wicrram 
am  fem.  frat.  un  gaganamtat  dmau  «MU  Luthrr.  der  in 
allen  fällen,  in  «fcÄf*  ilma  §anu»  »kinmUu  iat.  dma  neu 
trum  neigt  --  wiederum  ein  beiapiel  do/lkr,  dmaa  «r  »i§a 
seiner  mundart  in  die  neukoekdeutaehe  adwiftafrmAa  «im 
bürgert,  am  atrittigaten  iat  dma  genua  in  der  reehtaaprotkt, 
erkennbar  iat  ea  tunäekat  in  der  atmtüichen  reika  der 
präpoaitionmltarhindumgen,  die  ein  attribut  bei  aiek  kmhen. 
und  diaaa  teigan  faat  muanmkwtaloa  dma  fem.  deakmth  werden 
auch  verkürste  formen  dieser  Wendungen,  die  ihr  mttribut 
abgeatreift  haben  und  daa  genua  nieht  erkennen  tmaoen.  fSur 
dma  fem.  anauaprechen  aein  (a.  ap.  $U$  au  mit  g«wi««i). 
frm^id*ar  aind  die  Wendungen,  di«  dmooukotmnÜomUaulffatt 
oder  obfaet  «if\/'ühren.  auek  wo  mUntuia  heig^fUgt  aind, 
giebt  die  flexion  kaütan  mnkolt,  dm  muAfeminina  in  dieaem 
caaua  gern  unfiectiartat  mttribut  aaigan.  wir  haben  die  beleg« 
unter  daa  fem.  gereiht  und  aehen  «mo  imiiraii  f  i  ü»dtm 
auch  im  folgenden,  wo  die  bedetitungan  dam  »uhtimntioo  wr- 
aehieden  aind,  keinen  wechael  der  genera  ■  sw«j(  man  varWHi« 
gaot  heiltet.  hAt  da:;  ein  man  in  stiller  gewer  driu  jkr 
Ane  rehte  ansprftche  bl  dem,  der  bi  im  in  dem  lande  ist. 
unde  seit  im  tln  guot  (fehlt  in  einigen  hmndschr.)  gewii^en 
das  *'  f*^^  ^*^f  *n  ^^^'  "o  ^kt  er  e^  mit  rehte.  s«tt 
aber  im  sin  gewi^en  da:;  er  niht  reht  dar  an  hAt.  awie 
lange  erj  danne  inne  hftt,  so  hit  er;  doch  mit  onrrhle . . . 
hat  erj  mit  der  gewissen  als  ich  hie  vor  geseit  han  {die 
atelle  fehlt  in  einigen  handaehr.).  Sehwmbenap.  landr.  4» 
Waekemmgtl  (vgL  oben  sagen  im  sine  gewissen.  Kulmiaehea 
rächt  b,  61  u.  «.). 

/9)  auch  im  plurmlgebrauche  wird  dm»  gtnu»  omraekUiari. 
und  ea  ist  nicht  unwahracheinlirh,  dm»a  §trm4«  won  kiar  mua 
dm»  iOfdringan  da»  nautruen»  higQmatigt  wird.  Jrmgßiek 
i»t,  «b  kiakar  »cktn  di»  /Ug«nd»n  lalan  fite  mr4im»»Hi»nml- 
v«rmnmung»n  gtnortn.  mw  mucm  mu»  mar  »anwocnan  jatacaan 
da»  »djeetiva  erklart  werden  kbnnan:  und  dvrdi  Ihr  aller 
bitt  haben  wAr  anser  insigel  mit  pAMU  tewi— ca.  aad 
gneten  willen  an  diesen  brieff  za  eia«r  teofnas  gdwafea. 
Abenaberger  urk.  von  ISIS  hei  PalcbBHSTBIM  Mft;  haben 
wir  . . .  unser«  insigele  mit  guten  gewtoea  gehangen  an 
diesen  briff.  Würtbitrger  urkt*nde  v.  laB  (fS^fWit mrtkire . . . 
Bmgema  t.  s.  tS5):  vgl.  auch  Ottokar  »1486  («.  o.)  ap.  «sxt. 
gaaiekert  iat  der  plural  in  ob  iemant  zao  bts<>ho(nichen 
wirden,  aasz  gots  geschirk  gefordert  wftrde.  dex  selbig 
sol  ansr.  reinen  gemAdten  der  men<chen,  aasz  blossen 
gewissen  der  wal,  ausz  lauterer  volnieinang  und  acbtung 
meniglichs  dohin  gefordert  werden  (nudm  «UeHani»  oen- 
acientia).  Hütten  (rmfiacM*)  «,  t«r 


6239     GEWISSEN  IV  (2,  abgrenzung  des  neutrums) 

kint,  nü  hebet  mit  mir  an, 

dag  ir  ej  endet  mit  eren. 

als  iuch  iuwer  gewiggen  leren  (var.  wiegen). 

der  Schlägel  78  (gesammtaberUeaer  2,  409). 

vielfach  fehlt  jedes  formelle  merkmal,  um  zu  entscheiden, 
oh  sing,  des  fem.  oder  ein  plural  vorliegt,  der  dann  auch 
für  das  neutrum  angesprochen  werden  könnte,  aus  inneren 
gründen  ist  der  plural  anzusetzen  in :  da  mäst  ich  heim- 
lich widerrüfTen  und  protestier  aber,  ich  wolte  das  thün 
mer  uff  ire  gewissen,  dann  uff  mein  gewissen.  Eberlin 
V.  GÜNZBURG  2,107;  solch  lerer  seind  lugenreder,  haben 
brandtmasig  gewissen.  2 ,  12 ;  fraglich  ist  schon .-  der  ge- 
wissen halb  seinnd  sie  ann  ainen  stetten  beichtvatter 
gebunden.  3,  85,  und  sichergestellt  ist  der  singular  des 
femininums  in:  mit  disem  glawben  faret  der  mensch 
durch  alle  würckung  unnd  leiden  on  schaden  seiner  ge- 
wissen. 2, 126  u.  a. ;  das  gleiche  gilt  für .-  sol  si  {die  seele) 
durch  ungedult  nit  verlieren  den  glast  irer  gätten  gewissen, 
noch  den  geschmack  ires  auszerweltesten  lieblichsten 
geruches  verlaszen.  Geiler  v.Keisersberg  seelenparadies 
{i.  cap.)  (1510)22'';  solt  dann  ein  getauffter  Christ  seinem 
bruder  nit  helffen,  so  er  in  sech  ligen  in  der  beschwert 
seiner  gewissen?  H.  Sachs  {disp.  zw.  einem  Chorherren  u. 
schuchmacher)  22,  8;  der  züuorsicht  es  werde  ein  ieder 
der  gewissen  und  erbarkeit  sein,  solchs  nicht  umb  sunst: 
es  dringe  in  dann  die  not:  zübegeren.  Zicickauer  Schul- 
ordnung V.  1523  bei  Müller  13,  247 ; 

dich  lassen  genissen 

friedsamer  gewissen, 

dir  auch  zeugnis  geben 

zum  ewigen  leben. 
Michael  Weisze  menschen  Tcind,  merck  eben 
bei  Wackernagel  kirchenlied  3,  232i> ; 

vgl.  dagegen  den  plural  in-, 
(bischo/:)  ich  pin  gesetzt  in  das  pistnm, 
das  ich  das  ewangelium 
und  gottes  wort  dem  volck  sol  predigen, 
die  sünding  gwissen  dröstn  und  ledigen. 

H.  Sachs  (ßigenU.  beschr.  aller  stände)  23,  273; 

y)  auf  das  neutrum  beschränkt  ist  der  gebrauch  in  den 
niederdeutschen  mundarten.  neben  parallelen  zu  gewijje 
(gewit,  gewete)  läszt  sich  dort  auch  die  form  geweten  be- 
legen (s.  SCHILLER-LÜBBEN  2,104),  die  sich  als  verstärkte 
form  des  inf  erweist  (wo  ik  best  geweten  konde  u.  a.). 
in  den  überlieferten  Zeugnissen  für  den  subst.  infinitiv  ist 
die  bedeutung  zwar  schon  zum  collectivbegriff  weiter  ver- 
schoben und  in  der  richtung  auf  das  ethische  gebiet  ver- 
engert: dath  schal  stan  up  ore  eigene  samitticheit  und 
guweten.  Brandenburger  Urkunde  v.  Mli-  bei  Riedel  I,  8 
s.  436;  dat  schal  genslick  up  or  gewetten  unde  in  orem 
willen  stan.  Braunschweiger  urk.  v.  1510,  s.  dtsch.  .städte- 
cÄron.  16, 545;  sü  mi  an  mit  der  leftlicheit  dines  ange- 
sichtes  in  minem  geweten,  dath  ick  mercke,  dat  du  mi 
noch  günstich  sist.  Georg  Smaltzing  psalter  (1543)  26''. 
in  solchem  Übergang  zum  neuen  religiösen  begriffe  wird 
sogar  der  pluralgebratich  begünstigt:  und  bringe  dat  hemme- 
liche  licht  des  gelouen  jnn  unse  geweten,  dar  dorch  wi 
unsen  gelouen  unnd  uwetenheit  . .  .  erkennen  mögen,  ein 
Christi,  bedebökelin  (Rostock  1543)  26*';  erbarme  di  aller 
klein  mödigen  geweten.  57^. 

S)  die  lücken,  die  die  niederd.  belege  in  der  bedeutungs- 
entwicklung  des  subst.  inf.  offen  lieszen,  können  aus  älteren 
belegen  für  die  forin  gewissen  ergänzt  werden. 

l))  im  folgenden  Kölner  zeugnis  liegt  zwar  wol  hoch- 
deutsche Umbildung  der  niederdeutsch  viel  gebrauchten 
genetivform  wetens  vor  (vgl.  Schiller-Lübben  5,  701):  im 
fal  ich  mich  auch  in  beschribung  diss  boichs  versehen 
ader  geirret  hett,  villicht  das  die  handlungen,  geschichten 
und  dait  anders  zugegangen  weren,  dan  hie  angezeignet 
ist,  das  doch  mines  gewissens  nit  sin  wirt,  dan  ich  hab 
mit  wissen  van  mir  ader  den  minen  nit  anders  geschriben 
dan  die  warheit.  buch  Weinsberg  1, 9  Höhlbaum,  aber  über 
die  grenzen  dieser  mundarten  hinaus  weisen  loeit  ältere 
Zeugnisse,  das  spec.  ecclesiae,  das  die  ersten  bietet,  läszt 
aowol  den  allgemeinen,  als  auch  schon  den  engeren  begriff 
belegen :  da:?  der  heilige  geist  erschein  ...  ob  den  zwelf 
botin  unsers  herrin  in  vivrinin  zungin.  und  gab  in  das 
gewigjin  allirslahte  zungin.  83  Kelle;  dazu  vgl.  (s.  u.)  s.  42; 
weiter  folgt  die  oberdeutsche  bibelübersetztmg :  es  ist  nit 
unser  gewissen:  wer  es   hat  gelegt  in  unsern  beigürtel 


GEWISSEN  IV  (2,  abgrenzung  des  neutrum.^)     6240 

1.  iHos.  43,  22  Mentel  u.  a.  (wissen  Otmar;  bei  Luther 
geändert:  wir  wissen  aber  nicht;  wi  en  weten  niet. 
Quentel,  non  est  in  no.stra  conscientia).  dazu  gehört  wol 
auch :  genediger  herr,  nu  haben  wir  des  kain  wissen,  das 
iemant  mit  solhem  hohem  schaden  umbgee,  solten  wir 
aber  des  ain  gewissen  gewinnen,  wir  wollen  des  mit  unsers 
allergenedigisten  herrn  des  romischen  kaisers  hilffen  treu- 
lich gedenkchen  zu  widersteen.  copeibuch  der  stadt  Wien 
(1461)  s.  fönt.  rer.  Austr.  II,  7,  s.  257. 

2))  in  der  rechtssprache  dringt  das  neutrum  nur  langsam 
vor;  ganz  vereinzelt  steht  der  älteste  beleg :  und  schol  auch 
geben  des  selben  tags  {meines  todestages)  zehen  Schilling 
Wienner  phenning  armen  leuten;  und  furba:?  alle  weg, 
als  man  meinen  iartag  weget  ze  Altenburch ,  do  schol 
meiner  nesten  erben  ainer  darchomen  mit  zwain  pherften, 
dem  der  apt  geben  schol  zechen  Schilling  Wienner  phen- 
ning, di  er  tailen  schol  armen  leuten  mit  einem  gewigen, 
daj  ij  di  herren  sechen.  Altenburger  urk.  v.  1337,  .9.  fönt, 
rer.  Austr.  II,  21,  s.  193.  ein  anderes,  weit  späteres  zeugnis, 
in  dem  das  genus  formell  nicht  gesichert  ist,  darf  für 
das  neutrum  aus  dem  gründe  in  anspruch  genommen 
werden,  loeil  das  Substantiv  hier  in  einer  Verbindung  er- 
scheint, die  beim  rechtsbegriff  nicht  beobachtet  ist,  die  aber 
gerade  der  neue  religiöse  begriff  am  neutrum  entwickelt: 
darnach  offent  man  euch,  das  ieder  man  meld  und  rueg 
auf  sein  gewissen,  was  er  wisse.  Öffnung  u.  recht  v.  Axams, 
s.  österr.  weisth.  2,  256.  andere  belege  entspringen  noch  spä- 
terem gebrauche,  der  den  rechtsbegriff  am  Substantiv  fest- 
hält, im  genus  aber  den  sonstigen  normen  folgt:  auf  klage, 
antwort  und  erfolgte  gesetze  Hansen  Schönbrodts  klägers 
an  einem,  George  Schönbrodts,  beklagten  andern  theils, 
so  derselbe  . . .  unsere  rechts-belehrung  darüber  gebeten, 
erachten  wir . . :  dasz  beklagter  sein  gewissen  gebührend 
vertreten,  derowegen  er  von  der  wider  ihn  erhobenen 
klage  zu  entbinden  und  loszzu  zehlen  .  .  .  gutachten  der 
Leipz.  jur.  fak.  1744  bei  Klingner  dorf-  ti.  baurenrechte 
1,  550.  das  gleiche  formel  3,  486;  dazu  vgl.  das  compositum 
gewissensvertretung,  s.  d. 

3))  die  bedeutungsverengerung  zum  ethischen  begriff  ist, 
wie  bemerkt,  schon  unter  den  ältesten  Zeugnissen  für  das 
neutrum  vertreten:  die  botiche  sint  unser  sunde.  die 
wurme  unser  boseg  gewi^^i^en.  specul.  eccles:  42  {Kelle); 
andere  belege  gehören  erst  dem  Übergang  vom,  15.  auf  das 
16.  jahrh.  an. 

aj)  und  presentierten  sich  gleich  vor  jhm  die  nagende 
würmlin  desz  gewissens,  und  malten  jhm  für  den  gewalt 
unnd  unrecht,  so  er  jr  gethon  het.  Amadis  (l,  43)  414  Keller; 
auch  uns  und  den  unsern  im  gwissen  beschwerlich  und 
der  seligkait  geferlich  sei.  Clemens  Sender  Augsb.  chron., 
s.  dtsch.  städtechron.  23,  347; 

das  selb  mir  in  gedancken  leit, 

macht  meim  gewissen  manchen  streit, 

das  wir  so  vil  uszgeben  han, 

unds  doch  geleget  übel  an. 

Ulr.  V.  Hütten  {klag  u.  vermahnung  316) 
3,  486  Böcking: 

widderumb  wo  das  gewissen  blöde  und  unsicher  ist,  da 
kan  auch  das  hertz  nicht  recht  keck  sein.  Luther  (ob 
kriegsleute  .  . .)  19,  624  u.  a.  {s.  u.);  denn  ich  weisz,  dasz 
jr  ding  dreck  ist,  was  das  gewissen  belanget,  aber  sie 
haben  kein  gewissen,  nemmen  ein  thaler  oder  zehen, 
und  dienen  bösen  sachen.  tischreden  (62.  voti  Juristen)  398'' 
Aurifaber  (l593);  dieweil  ich  aber  befunden,  das  kain 
schwerer  orden  auff  diser  weit,  dann  ain  kriegsmann  ze 
sein,  mit  guetem  gewissen  hab  ich  mir  fürgenommen, 
ain  ainsidlisch  leben  an  mich  zunemen.  Ferdinand  II. 
v.  Tirol  spec.  vitae  humanae  (l)  Minor  s.  15. 

b))  bei  der  verliebe  dieser  zeit  für  unflectierte  formen  des 
pronomens  oder  adjectivs  ist  es  für  maticJie  belege  U7i.iicher, 
ob  sie  hierher  gezogen  werden  können :  du  weiszt  wohl,  sie 
können  süsze  wort,  die  da  schmähen  die  armen  seelen  und 
mindern  dir  dein  ehr  und  guten  leumund,  die  dir  auch 
dein  gewissen  verhärt  machen,  dasz  du  nicht  kannst  er- 
kennen, was  du  wider  gott  sündigest.  Barbara  Fürfr 
an  ihren  bruder  (m«»  li67)  bei  Steinhausen  2,124;  dasz 
sie  viel  jähr  groszen  Jammer,  hunger  und  kummcr  . . . 
erlitten  und  sie  in  ihr  eigen  gewiszen  gangen,  haben  sie 
bei  sich  befunden,  dasz  ...  Zorn  Worm^ser  chron.  14  Arnold; 
(Runcus:)   ja  kaiser  Augustus  masz  gar  kein  gewiszen 


6241 


GEWISSEN  IV  0. 6  ttatittik) 


GEWISSEN  ly  Cbmder  triMOben.)    6242 


haben.  (Süpu*:)  aob  dar  kaiMr  weiu  Ti«!  d«Ton,  der 
sobelmischo  lundpfloger  »teokt  alle«  io  Minen  Mok.  Juii. 
HüBNi':K  Chritt  romiktia  (>,  t)  tu  thradmutnH:  mit  ifrO^sertr 
Micherheit  kümien  btU^  tinaa  mrfaaatn,  ä&m  mm  neutrum 
iHtc/if/eicitarn  urtiriU,  kurktr  gtaoftn  ymrdm,  MWif..-  «in  vur 
lipt  govvidHuii.  Hirn-KN  ( Kadwlru«)  4.  i«;  ob  dann  ein 
crislentnüditüh  Muiiior  sind  hulb«n  ain  irrig  gewiMen  hetto. 
C.  8kni>kii  Aufiüb.  ehron..  «.  ä.  »tädtrekron.  tt,  SM;  daatt 
vgl.  die  uindfutung  der  alten  rethtn/ormelr  ain  erbar«r  rat 
bette  sioli  atitT  bo^alieüiitMi  erpiettcn  diMor  aiidtwurt  nit 
veneoben,  und  wiiiHon  durauff  weitter  nit  xQ  bandlen. 
bis  lie  ir  gttwitHeii  wuitter  wuuu,  itder  wellen  »iob  halten, 
tfovil  «iu  ir  gewiH.icn  wttison  wurde,  ebenda  968. 

c))  ganz  nicher  fahrt  Jrrtlieh  aueh  dint  reeknung  nielkt. 
itfnn  ytrade  Imh  den  olerdtatachrn  denkmäUrH  htt  da»  vor- 
liinyendf  neutrmn  »chicunkanf/m  im  gtnttä  vtrunmekt. 
diese  beschränken  sieh  nicJU  Idwit  a^f  varimnttn  in  dtr 
Überlieferung:  a«in  (tHedue)  gewissen  drang  in,  da«  er 
von  Christi  die  wftrheit  bekennet  und  nun  in  seiner  ge- 
wi8son  uin  ohrist  war  (var.  in  seinein  gewissen)  Avkntin 
{baif.  chrun.  i,  77)  i.  7fio:  vgl.  uuek  die  Verdrängung  dea 
älteren  femininuine  durck  dae  neutruin  in  epäteren  drucken 
von  Mklanchtiio.ns  erktärung  de*  Oorinikerbriq/e».  bei 
EuKHLiN  V.  UÜNztiUKU,  der  eonet  durchweg  am/emininum 
festhält,  detttet  dae  neutrum,  dae  einmal  hier  su  belegen 
iit,  auf  eine  beeii\fitteeung  durch  den  gebrauch  anderer: 
|>rodii;ü  ich  nit  den  klaren  text  der  bibol  in  biblischem 
vurstundt,  so  hab  iob  ein  grosses  gewissen  darutnb,  auch 
wird  ich  voraobt  von  gemeinen  leien.  {i  fromme  pfaffen) 
2,  71 ;  antlere  laeeen  dae  fem.  nur  der  alleren  vollen  form, 
leährend  eie  die  kilrtere  im  neutrum  einführt n.  dae  iiuig 
eehon  für  S.  Fhanck  gelten,  vgl.:  es  ist  nicht  über  ein 
gAt  gewissen,  i  (IMI),  64*;  es  ist  nUt  über  ein  g&te  ge- 
wUszne.  i  (164&),  86*;  jede^alle  gilt  ee  für  Fkisius;  denn 
wenn  die  lexikograpften  eeit  Üasypoüius  dae  netttrum 
buchen,  eo  bezeugt  Fkisius  dae  fem.  für  die  volle  form, 
während  er  dem  neutrum  dagegen  die  htru  ale  die  nächst 
liegende  und  yebrüuciUichere  zuerkennt:  conscientia,  ein 
gewüsse  kuiidtschafTt  odur  wiissen  unnd  vvrsioherong 
dessen,  das  in  unserem  geinUt  uder  hertzeu  ist.  es  seie 
dann  güls  oder  büsz,  ein  gewüszen  oder  gewiiszne.  SOS*. 
vgl.  auch:  von  einer  reobten  gäten  gewUszne.  Cuolinus- 
Fkisius  ÜÜ6*;  mit  was  aufrechtem  gwUssen.  760*. 

b)  Statistik. 

a)  au9  dem  gebrauch.  €ten  die  bibdübereetnmg  von 
utiserem  eubetanliv  macht,  läext  eich  die  eiUwicklunge- 
geschieht»  deeaelben  nach  ewei  richtungen  beleuchten. 

l))  in  der  gr6.tteren  nald  der  belege  feigen  die  iibereetaer 
übereinstimmend  dem  beiepid  ihrer  vortof*.  tatti$tMn$ 
conscientia  (oirtidtiats  im  grieekieekem  texte)  wird,  »omeit 
es  nidU  wie  bei  QuENTBL  eit^fack  ale  leknwort  übernomtnen 
ist,  durch  gewissen  wiedergegeben,  dae  eich  bei  Mkntbl 
noch  als  femininum  erweist.  u>ährend  schon  Zainkr  dae 
neutrum  einführt,  an  diesem  Substantiv  kommt  durchweg 
der  heutige  engere  begriff  zum  vorscftein,  und  in  dem  ein- 
xigen  falle,  in  dem  die  vorläge  mit  conscientia  ai^'  di« 
grt*ndbedeutttng  loeist,  der  auch  die  älteren  iübereetaer  reek- 
nutuj  tragen,  bringt  Lutmkh  ai4«driidUie4  den  neuere» 
engeren  begriff  zur  geltung,  dem  er  auck  die  cenetruetion 
opfert:  dann  das  ist  gnade,  so  jemand  uinb  des  gewissens 
willen  zu  gott,  das  übel  vortre^t,  und  leidet  das  anreobt. 
1.  Petr.  8,19  Lutmkh  (uinb  die  wissonthcit  gots.  Mkntbl 
u.a.;  gewissen  gottes.  Zaineh  u.a.;  consciencion  Quem- 
TEL;  im  andenken  an  gott  Wkizsäckbr;  propter  dei  eon- 
.icientiam,  Atd  owfiSrjotv);  in  den  Wendungen  nun,  in 
denen  die  vorläge  mit  conscientia  den  netteren  begriff  ver- 
bindet, treten  ähnliche  gebraudisformen  dieses  eubetantive 
n«  tage,  wie  tvir  sie  beim  deutschen  fem.  belegt  haben,  der 
schlusz  liegt  also  nahe,  diifiz  lateinische  tcemiutigen  editm 
auf  den  gebrauch  des  fem.  beetimmeiui  eingewirkt  haben:  nur 
in  bezug  auf  ilas  posseeeivpronomten  war  im  freiem  deuiedten 
gebraudi  ein  ganz  anderes  zaklenver hält  nie  tu  belegeu,  ale 
im  biblischen  texte,  der  hier  mehr  turückhaltung  zeigt. 

a))  den  reinen  ists  alles  rein,  den  unreinen  aber  und 
ungleubigen  ist  nichts  rein,  sondern  unrein  ist  beide  jr 
sin  und  gewissen.  Tit.  l,  lö  Luthbk  {et  mens  et  con- 
scientia, ir  gedancken  und  die  gewissen.  Mkntel  o.  a.; 
denken   und  gewissen.  Weizsäcker);    vgL    ^von   gutem 


gewissen  and  von  oagafarbUm  gUobMi)  u  Tim.  t,  y,  äk» 
lieh  I.  Tim.  I,  tt;  wnmnib  solto  ieh  omIim  fraibait  la    ' 
urteilen  von   «ioee  andern  fwtoiM.  l.  Cbr.  lo.  ts 
einer  (rrnndea  gtwtss—.  ÜKimit:  ektato  II.  Hachm  u.  .  >  * , 

a.  Cbr.  4,1  (MiM  tÜM  aHMOh—  ttwiseeu);  tob  sage  die 
warbst  la  Christo,  md  Usfs  Biohl.  dos  mir  Mugois  gtbi 

gowissoa  gibt  mir  fMOOg.  Msmit  u.  «.;  «otMüioil 
QutWTKi.;  eoneeientia  «w);  dAnlM  Jtts».  t, Ift (ooMdoBolo 
QuKNrKi.);  t.  Cor.  t.  tt  (das  tongnis  oaoon  gswissons): 
vgl.  auck  die  poeeeeeivpronomina  in  TU.  1,  U;  Wkr.  •,14; 
1.  'Am.  4,  t;  I.  0er.  s,  lo.  it.  S.  Vor.  5.  U. 

b))  ekarakterietieek  eind  äia  tttrikutmum  wiiiMliiiysi». 
die  der  bikUeeke  tart  an  ooBSOioiltl«   mkeitkät;  aia  ba- 

neemte  mUt  loh  daooko  fotto,  dorn  loh  dlono  von  ■stoon 
▼orottom  bor,  la  rainaai  fswlsssa,  das  leb  on  oatorias 
dein  gsdoa^o  la  Mola—  gabst  t.  TSmutk.  i.s  Lutmbn 
(ü»  eomeeienUm  pttrm,  la  ralaar  gawissaa.  Mkntbl:  eoa- 
sdanden  Qubntbl);  ebeneo  i.  Timtotk. »,  t;  der  band  ataas 
guten  gewissans  mit  goU.  l.  Mr.  8,  n  {eomeeientime  komme, 
der  galen  gewissen.  Mbntbl);  dmo  gteieke  (gut  §BWimamt 
1.  Timotk.  1,  &;  i.  9;  I.  IVr.  S,  IS;  Kbr.  tS.  IS;  mpoetttgeodk. 
n,  1 ;  los  von  dem  bösen  gawissaa.  Kbr.  lo,  B  («  ssa- 
eeientia  mala,  von  dar  bSeaa  gawissaa.  Mbhtkl;   dosi 

b.  g.  Zaineh  u.  a.).  meu  umd  okm»  sinkst  a»^  dm  §o- 
brauch  des  femininum»  »i$id  äu§tf»m  w»mdmmf»m,  «M.*  flba 
iob  miob  zo  liaben  ein  onTarlatst  (aar.  onnnstossif)  fs- 
wissen.  oyosWfssefc.  M.  U  (»im»  e^^mdkulo  eoneeienüam 
habere):  ein  arsobrodian  gewissen,  teeiek.  Üalom.  n, ii  (per- 
turbata  eoneeientia.  die  betrübten  gawisssa.  Mbhtbl; 
vgl.  erschrocken  gewiksen,  timida  eomoeitmÜm.  Hkniscm 
1804);  scbwacbes  gewissen,  l.  Cbr.  «.IS  Quaaek  gawissaa. 
Me.ntkl  m.  «.).  «u  entepreehendem  vm-iimdumf»m  dm  mau- 
truma  in  der  »päterem  litteratur  e.  unter  S). 

e))  unter  dem  objeeteerbindungen  mU  verbie.  die  der 
biblische  text  ot^weiet,  iet  die  mit  babaa  (babere)  auch 
detn  allgemeinen  epraehgebrat*ch  vertraut;  im  dar  bibetüier- 
aeteung  iet  eie  noch  weit  objeetbeetimmmmgen  beleft,  wie  «w 
den  neuerem  begriff  von  conscientia  nmlmiea ;  wo  die. ..kein 
gewissaa  mahr  betten  von  den  süadaa.  Wkr.  lO.  %  (kaheremi 
eoneeieniiam  peeeati.  beten  kein  gewissen.  Mbmtei.  u.  a.; 
Sünden  bewosst  sein.  Wbizsäckbr).  kä^figer  kat  da» 
»ubetantiv  ein  attribut  neben  »ick.  vgL  (e.  o.):  babt  ein  gatas 
gewissen,  l.  Petr.  s,  16;  Ebr.  u.  is;  aknl.  apoetelgeaeh.  S4.  ift. 

ondsTS  verba  eieht  da»  »ubetantiv  al»  eijeet  mur  im  «sr 
«lusUe  verbindui^em.  vgl.  (e.  o.):  onser  gewissaa  reiaigaa 
von  den  todtan  wercken.  Kbr.  9, 14  (wmmdakii  mn»ei»m 
tiam.  ebeneo  Mbntbl  m.  «.);  deegL  i.  Cbr.  «.U  (sahinbat 
ir  scbwacbes  gewissen);  so  esset  niobt,  oiaib  dos  willaa, 
der  es  anzeiget,  auff  das  jr  des  gewissen«  versobonet 
1.  Cbr.  10.  S8  (ebeneo  H.  Sachs  u,  7i  ;  aiidsrs  Mbntbl  u.  «.). 

d))  aueh  die  präpoeitiümal tmiümäumgtm  kmitg^em  eie^fiuk 
an  eoUhe  der  vorläge  •»;  die  dM  gahaianis  das  giaobaas 
in  reinem  gevrissen  baJlMn.  Luthbr  I.  Timioth.  S.  •  (ia 
eoneeientia  pura;  in  reiner  gewissen.  Mbntbl  u.  «.);  gemau 
•0  8.  IteoM.  1.8:  umb  des  gawissens  willaa.  Bimtr  v^i 
(propter  ooneeientiam.  unib  die  gawissaa.  Mbmtbl  «.«.); 
nach  dem  gewissen.  Ebr.  9. 9  (juaetm  ssasrimfiaw ,  nuek 
der  gewissen.  Mkntkl  m.  «.);  da««*  ngL:  leb  boüs  aber, 
das  wir  aaob  in  ewrem  gewisaaa  ofcabar  siad.  s.  Cbr. 
6.  11  (conaeiemHi»  veetri».  in  euweren  gewissen.  Mbutbl 
u.a.):  andereraeit»  vgL:  icb  babe  mit  allem  guten  ga- 
wissen  gewandelt  für  gott  bis  auff  diesen  tag.  mfeetel 
geeeh.  88.  1  (bona  eoneeientia,  mit  einer  ieglicben  gAtaa 
gevrissen.  Mbntbl;  allem  Zainbr  u.  «..-  mit  aller  gadaa 
gewetenbeit.  Halberatidler  bibet);  dorcb  die.  so  in  gMa- 
nerey  lügenreder  sind,  und  bcaadmal  in  jrem  gawissaa 
haben,  i.  Timotk.  4. 8  («tiaa»  asasssmliMn.  babaat  oaraia 
ir  gewissen.  Mkntei.  u.  a,). 

8))  WM  weit  aber  das  eubeta$Ui»  im  Luthers  «inracA 
gebrwueh  eiek  ackon  eingebtkrgeri  hatte,  da»  »eigen  die  taht 
rn'afc«!!  /)tUe,  in  denen  er  m  gegem  die  rnrlmge  einfuhrt 
(»um  mmgtkektttn  verfakrm  vgL:  tdebthom  i«t  wo!  gut. 
wenn  man  es  on  sflndc  braacbet  Luther  Sgraeh  is.  ao, 
ctM  non  est  pectatum  in  eoneeientia,  dan  do  nit  ist  die 
silnde  in  der  gewissen.  Mentbl  «.  a.).  hier  »»igt  eich  dae 
»ubetantiv  ebe>\fMe  einwuH  im  der  »u'himdumg  weit  o^feetieem 


6243      GEWISSEN  IV  (2,  b  in  d.  huchungen) 

genetiv.  die  den  Übergang  des  allgemeineren  älteren  zum 
engeren  neueren  hegriff  vor  anderen  begünstigt.  Lutheh 
setzt  es  hier  für  cogitatio  ein:  sie  werden  aber  komen 
verzagt  mit  dem  gewissen  irer  sünden.  weish.  Salom.  4,  20 
(in  cogitatione  peccatorum,  in  die  gedenckung  irer  sund. 
Mentel  u.a.).  in  den  anderen  fällen  sind  feste  Verbin- 
dungen mit  verbis  bevorzugt,  einerseits  erscheint  hier  das 
auch  im  obigen  überblick  vertretene  gewissen  haben:  so 
hastu  ein  rügig  gewissen.  TiUTHER  Sprach  19, 10  {fidens, 
bis  nur  gehertzt.  Dietenberger);  das  er  kein  böse  ge- 
wissen hat.  Syrach  20,  23  (e^  in  requie  sua  stimulabitur, 
ebenso  Mentel  u.  a.,  braucht  er  keine  gewissensbisse  zu 
haben.  Kautzsch);  ebenso  Syrach  ii,l;  daneben  bringt 
Luther  auch  eine  andere  in  der  bibelübersetzung  nicht  ver- 
tretene, aber  im  kirchlichen  latein  viel  gebrauchte,  Wendung 
tu  ehren:  so  lasset  nu  niemand  euch  gewissen  machen 
über  speise  oder  über  tranck.  Coloss.  2, 16  (nemo  ergo  vos 
judicet,  dorumb  keiner  urteil  euch.  Mentel);  genau  so 
Römer  14,22;  ähnlich  1.  Corinth.  8,7;  auch  in  anderen  Wen- 
dungen, die  später  für  unser  Substantiv  charakteristisch 
vjerden,  führt  Luther  zum  ersten  male  und  gegen  seine 
vorläge  gewissen  ein:  den  schwachen  im  glauben  nemet 
auff,  und  verwirret  die  gewissen  nicht.  Römer  14, 1  Luther 
(non  in  disceptationibus  cogitationum,  nit  in  den  kriegen 
der  gedancken.  Mentel  u.  a.;  nicht  um  über  ansichten 
zu  richten.  Weizsäcker);  mein  gewissen  beisset  mich 
nicht  meines  ganzen  lebens  halben.  Hiob  27,  6  (neque  enim 
reprehendit  me  cor  meum,  mein  hertz  berespt  mich  nit. 
Mentel  u.  a.;  mein  gewissen  schilt  keinen  meiner  tage! 
Kautzsch);  der  es  isset  mit  einem  anstos  seines  ge- 
wissens.  Römer  14,  20  (per  offendiculum,  der  do  ist  durch 
die  ergrung.  Mentel  u.  a. ;  wenn  ein  mensch  es  mit  an- 
stosz  iszt.  Weizsäcker);  und  ich  jm  widersagt  nach 
meinem  gewissen  (var.  wie  ichs  inn  meinem  hertzen 
hatte).  Jos.  14,  7  (quod  mihi  verum  videbatur,  dag  mich 
daucht  gewer.  Mentel  u.  a.;  nach  bester  Überzeugung. 
Kautzsch);  offenbars  nicht,  wo  du  es  on  böse  gewissen 
thun  kanst.  Syrach  19,  8  (noli  denudare,  nichten  wölst  du 
si  entblössen.  Mentel  u.  a.). 

ß)  die  Wörterbücher  lassen  im,  allgemeinen  »lur  den 
engeren  religiösen  begriff  hervortreten,  reste  älterer  bedeu- 
tungen,  die  durch  den  neueren  begriff  verdrängt  wurden,  sind 
in  einzelnen  Wörterbüchern  noch  belegt,  theilweise  wol  aus 
kenntnis  der  umfassenderen  bedeutungen  des  lat.  conBcieniia, 
die  noch  immer  gebucht  werden,  vgl.  z.  b.:  conscientiam 
habere  conditionis  suae,  ein  gütwüssen  haben  seins  stands 
oder  wäsens.  Cholinus-Frisius  202'';  Frisius  303»;  dazu 
kommt,  dasz  einzelne  Verbindungen,  die  mit  dem  Übergang 
vom,  alten  zum  neuen  begriff  verwachsen  sind,  nicht  gleich 
abstarben,  so  die  Verbindung  mit  objectivem  genetiv,  die 
(s.  0.)  Luther  noch  pflegt,  und  die  von  Farer  gebraucht 
nnrd:  mit  dem  gewissen  solcher  grewlichen  that.  auf 
grund  solcher  Wendungen,  zu  denen  in  der  zeit  des  er- 
wachenden Studiums  der  deutschen  rechtsquellen  auch  alte 
formein  traten,  zog  Adelung  den  umfang  der  grund- 
bedeutung  des  Substantivs  schon  überraschend  weit,  manchen 
lexikographen  dagegen  bereitete  der  versuch,  den  ihnen  allein 
geläufigen  engeren  begriff  etymologisch  tu  begründen,  grosze 
Schwierigkeit,  diese  ^vtirde  noch  durch  eine  zweitheilung  des 
begriffes  erschwert,  mit  der  man  die  bedeutungsentivicklung 
vollends  verdunkelte,  neben  dem  gewissen,  dessen  Wirkung 
auf  grund  einer  handlung  einsetzte,  wurde  auch  ein  vorher- 
gehendes unterschieden,  das  vor  der  handlung  schon  ein- 
setzte, da  ergab  sich  nur  für  das  eine  (das  erstere)  un- 
gezwungen eine  anlehnung  an  das  verbum  wissen,  während 
für  das  zweite  nach  einem  anderen  verbum,  ausschau  gehalten 
ivurde,  vgl.  z.  b. :  gewissen,  conscientia.  duplex  est,  alia, 
quae  bene  vel  male  factorum  sibi  conscia  est,  alia,  quae 
dictat  quid  faciendum  aut  omittendum  sit.  illa  sie  dicitur 
a  wissen  scire,  conscire.  hae  a  wisen,  weisen,  indicare, 
monstrare.  Wächter  583 ;  dem  gegenüber  ist  von  andern  iceit 
früher  der  richtige  Standpunkt  getroffen  worden :  dasz  das  ge- 
wissen sei  ein  gewisses  erkentnis,  und  natürliches  wissen, 
da  einer  weisz  was  er  wieder  gottes  gebot  und  gesetz 
gehandelt,  was  recht  sei  oder  nicht.  Decimator  gewissens 
teuffei  29;  freilich  warum  die  verstärkte  form,  und  nicht 
das  einfache  verbum  zu  dieser  hedeutungsentwicklung  kam, 
konnte  au,ch  er  nicht  erklären :  es  wird  das  gewissen  nicht 


GEWISSEN  IV  (2,  b  in  d.  huchungen)      6244 

schlecht  genant  scientia,  ein  wissen  oder  bewust,  sondern 
conscientia,  dz  ist  so  viel  als  ein  mitleiden,  mitbewust, 
neben  bewust,  quasi  cum  alio  scientia.  19;  der  bedeutungs- 
gehalt  des  deutschen  wortes  wurde  getcöhnlich  aus  con- 
scientia zu  bestimmen  gesucht;  mit  ihm  ivird  unser  sub- 
stantiv  auch  in  den  buchungen  zuerst  fast  ausschlieszlich 
in  beziehung  gesetzt:  gewissent  oder  gewissenheit,  oder 
conscientz,  conscientia.  voc.  theut.  (1482)  m  5*«.o.  auch  die 
französischen  und  englischen  parallelen  beschränken  sich 
auf  den  gleichen  begriff;  vorübergehend  wird  in  buchungen 
auch  das  lat.  religio  in  parallele  gesetzt,  das  deutlichste 
kennzeichen  der  neuen  Verengerung  des  begnffes:  religio, 
enge  gewüszne.  Cholinus-Frisius;  antetulit  irae  reli- 
gionem,  er  hat  sein  gewissen  dem  zorn  vorgehen  lassen. 
Reyher  3, 1061 ;  gewissen  . . .  conscientia,  religio.  Henisch 
1603;  das  gleiche  Calvisius  332'';  Stieler  2568;  Stein- 
bach 2,1060;  Aler  1,939*;  gewissen,  religio,  sich  ein 
gewissen  machen  religioni  ducere.  proprie  est  ipsum 
dictamen  faciendorum  aut  omittendorum,  et  dicitur  religio, 
quatenus  cum  motu  gravandi  conscientiam  conjunctum 
est.  inde  gewissenhaft  rehgiosus,  qui  conscientiam  dictan- 
tem  offendere  metuit.  Wächter  583;  dem  entgegen  sucht 
die  neuere' zeit  den  engeren  begriff'  von  dem  gebiete  der  religion 
abzulösen  und  allgemeiner  der  ethik  zuzuführen :  gewissen 
(von  wissen)  ist  die  gesamtheit  aller  bei  einer  willens- 
entscheidung  mitwirkenden  inneren  bestimmungsgründe. 
Kirchner -Michaelis  jJ^il.  wb.^  241;  (avv£idr]oiq,  con- 
scientia) ist  die  eigene  innere  beurteilung  unserer  hand- 
lungsweise.  Eisler  wb.  d.philos.  begriffe  292/.,-  um  so  fester 
haftet  die  oben  erwähnte  beschränkung  im  volksmunde ;  dort 
spitzt  sie  sich  sogar  confessionell  zu:  zwei  gewissen  ruejen 
nit  guet  uf  eim  kissen.  Dunzenh.  (urtheil  über  eine  misch- 
ehe).  Martin  u.  Liknhart  2,870*'. 

1))  buchungen,  die  auf  ältere,  umfassendere  bedeutung 
des  Substantivs  weisen. 

a))  dem  lat.  conscientia  entsprechend,  wird  das  präfix 
sociativ  gedeutet:  das  gewissen,  das  mitwissen.  Alberus 
310";  homo  omnium  meorum  stxidiorum  .  . .  conscius ,  der 
sonderlich  für  andern  ein  gewissen  hat,  oder  Wissenschaft 
tregt,  umb  alle  meine  fürnemen  und  anschlege.  Faber  725''. 

b))  dasz  diese  bedeutung  jedoch  dem  deutschen  gebrauche 
nicht  gemäsz  ist,  zeigen  schon  die  ältesten  Wörterbücher, 
die  entsprechenden  lateinischen  Wendungen  andere  fiigungen 
entgegensetzen,  in  deiien  das  Substantiv  ganz  auf  die  schüre 
des  erkennenden  subjectes  eingeschränkt  ist:  in  conscientiam 
assumere  aliquem,  eim  unser  fürnemmen  oder  handel 
entdecken,  eim  unsere  gewüssne  offenbaren.  Frisius, 
ebenso  Maaler;  die  gleiche  auffassung  geht  aus  den  nach- 
sätzen  hervor-,  mit  denen  Frisius  die  begriffsbestimmung 
aus  eigener  zuthat  erläutert:  praecipitem  eum  agunt poenae 
civium,  die  todschleg  die  er  thon  hat,  die  treibend  jn 
in  seiner  gewüszne,  dasz  er  gleich  als  taub  und  unsinnig 
ist.  Frisius  67»;  ein  unverruckt  unverseert  gewüssen 
haben.  Cholinus-Frisius  u.a.,  Frisius  (fügt  hinzu: 
bei  jm  selbs  wol  wüssend  sein);  und  auch  in  den  buchungen, 
die  unserem  Substantiv  aus  etymologischen  gründen  den 
allgemeineren  begriff  des  erkenntnisvermögens  zu  gründe 
legen,  wird  der  Übergang  zum,  engeren  begriff  in  der  ein- 
schränkung  auf  das  erkennende  stcbject  gesucht:  gewüszne 
(die)  oder  gewüssen  (das),  ein  gewüsse  kundtschafft  oder 
wüssen  und  Versicherung  desse,  das  in  unserem  gemüt 
oder  hertzen  ist,  es  seie  dann  güts  oder  bösz,  conscientia. 
Maaler  180""';  gewüszne  (die),  kundtschafft  bei  jm  selbs 
rächt  und  frommklich  gelübt  haben,  conscientia.  202»; 
conscientz,  gewissen  oder  Wissenschaft,  dz  einer  weisz 
wie  es  in  jm  selbs  gegen  gott  und  seinem  nechsten  ein 
gstalt  hab.  S.  Roth  D  6»;  gewissen,  conscientia,  cognitio, 
notitia  sui.  Decima.tor  Xl*;  conscientia,  notitia.  scientia 
sui.  Emmel  Silva  quinquelinguis  Qq4'';  conscientia,  quae 
nobiscum  scimus  sine  aliis,  das  gewissen.  CoRViNUS  689; 
dazu  vgl.  unter  den  umfassenden  begriffsbesUmmungen  von 
Henisch,  Calvisius,  Stieler,  Steinbach,  Aler  die 
immer  wiederkehrende  erklärung :  mens  sibi  conscia,  animus 
sibi  conscius. 

c))  im  18.  Jahrhundert,  wo  die  historische  kenntnis  den 
entvncklungsgang  des  Substantivs  deutlich  erkennen  liesz, 
knüpft  die  begriffsbestimmung  übereinstimmend  an  der 
ursprünglichen,  durch  die  sippe  gekennzeichneten  bedeutung 


r,24r>     GEWISSEN  IV  (t.b  JN  d.  Imdmngm) 


GEWISSEN  IV  (t.  6  i»  <<.  tm^kmigm)    6146 


on.  »ie  »Hmmt  »o  mit  den  ält$aten  bttekungtn  am  engtUn 
üb»r«in :  neben  den  paraUeUn  der  vceobtäarien  (eonteienlia, 
gewiszne,  gewist«,  ein  gewiuen,  . . .  Winzigkeit,  wiUcap, 
wiRRe.  die  wiRzheit,  witsenheit.  bekeDnInisM,  erkantnun, 
«.  UiKi'KNiiACii  HS«)  vgl.  nunwiehr  die  dmrtttUung  M 
Adki.uno;  dai  gewiMRen,  das  bewuiztiein  «Iner  uush«, 
'loch  in  dieRer  bedcutung  ist  eR  im  ii^ideutflohen  gr&Rzten 
tlieilfi  veraltet;  in  engerer  bedeiitiffig:  daR  gewiRRe  be- 
wuHztRein  einer  eigenen  liandlung;  in  weloliem  verRtande 
en  in  den  rechten  der  winüenRchaft  oder  dem  wohl- 
ht'wuHzt,  d.  i.  der  wahrflchoinliohen  kenntnitz  von  der 
iiundlung  einet  andern,  entgegen  geietzet  wird;  in  nocli 
engerer  und  gewöhnlicher  bedcutung.  in  der  Rittenlehre, 
das  bewuR7.tRein  dcH  verhHltniRReR  Reiner  hitniilungen 
gegen  das.gefletK.  die  Überzeugung  von  der  recht niäRzigen 
oder  unrechtniäsxlgen  bMohaffenhelt  seiner  handlangen, 
a,  689/. ,-  den  verauch ,  nehtn  dem  bewuRRtR«ln  oueh  da» 
formgUiefte  gewisR  aueaunütäen  (vgl.  tp.  tau)  medtrhoU 
Campe:  das  gewisRen,  das  bewutztseln  einer  saehe.  in 
engerer  bedcutung,  das  niohere  bewuRziRein  einer  sache, 
eines  zuslandefl,  dann  das  richtende  bewuszisein  von  der 
Sittlichkeit  »einer  handlungen.  von  der  reohtmiszigkeit 
oder  unrechtmäszigkeit  derselben,  in  engerer  bedeotung 
verRleht  man  unter  gewisRen  das  bewusztsein  der  un- 
xittlichkcit  einer  handlung  und  die  daraus  flieszcnde  Un- 
ruhe und  Unzufriedenheit  mit  sich  selbst,  l,  80O\ 

8))  dem  nnten  engeren  begriff  ordntnk  die  buehuugen  ru- 
nilrhat  noch  den  abeterbenden  objeetiven  geneHv  unttr.  e»  i«t 
'nirakferietieeh .  dam  hier  wiir  adehe  Verbindungen  belegt 
I  ttd,  die  thatadehlich  die  bedeutungaverengerung  begleiten 
conacientia  bene  aetae  vitae  .  .  .  das  gwUssen  eins  wol  unnd 
recht  gefUrten  läbens.  CHnuiNUH-FMi^ius  SO«^:  eonacieniia 
aceleria,  avaritiaeque  exuu;  die  gewOszne  dess  lästert 
und  desz  geits,  das  gnagen  und  iglen.  Fnisius  808*; 
»celeria  (parrieidii  in  mattem)  conaeientiam  nunquam/erre 
poatea  potuit  .  . .  mit  dem  gcwisRen  solcher  grewiichen 
that,  hat  er  hernach  nie  kennen  zu  frieden  sein.  Fabir 
U8*;  dazu  vgl.  die  buchttng  eitt.iprrc/iender  biblieeMer  teen 
düngen  bei  apiiteren  le-jrikographen :  mit  dem  gewissen 
ihrer  sünden  {with  the  cotwetouMMS»  ^  their  eine)  Hilhert 
J(,  1  a.  4«6«  u.  a.  unter  den  begriffaieatimmungen  »eheint 
achon  eine  der  älteaten  auf  den  engeren  begriff  tu  tielen : 
gewissen,  eonaeientia.  i.  ptt'ritaa  menH».  voe.imeip.  Oteut. 
i  7*;  noch  deutlicher  aprichtdie  parallele  mit  dem  lat.  religio, 
daa  bald  ala  eintigea  beatimmungametkmal,  bald  ala  eine» 
unter  vielen  ang^ithrt  iat  ■  vgl.  conacientia  religio  gewissen. 
(«A»n  II  König  ses*;  Mattiiiab  «,  im*;  Kirsch  «,  iö«*: 
gegen:  das  gewissen,  erjnnerung  imm  hertzen,  jnnerliche 
zeug,  conacientz,  coti»cientia ,  religio,  animi  «4»  compli- 
cata notio.  est  autem  notitia  naturali»  practica,  mw 
discrimen  honeatorum  et  turpium,  ovve/StiotS.  HRNianii 
1C03;  gewissen,  conacientia,  religio,  men»  eibi  eoneeia, 
animua  aibi  eonecitta.  teatimonium,  aignum  eonacieniiue. 
Oalvisius  8SS>>;  gewiszen,  das,  plur.  die  gewiszen,  con- 
acientia, religio,  mena  aibi  conecia.  Stiklkr  8668;  gewissen, 
conacientia,  animua  eonaeiue,  religio.  Stkinrach  1. 1080; 
con.9cientia,  mena  conacia,  religio;  teetia  quem  die,  nocteque 
gf.<>tatntts  in  pectore.  Ai.KR  1,«9*:  auch  die  einfache  au- 
zusamm-natellung  mit  conscientia  {conacientia,  gewissne. 
MuHMKi.ius  [1517]  41;  Dasypodius  Hl*:  Fabbr  7«*: 
(Jahtii  König  186*;  Schönsi.edrr  V6*;  Frisch  1.4Ö4*) 
darf  für  den  engeren  begriff  in  anaprueh  genommen  werden. 
»UH-A  mehr  die  Muaammenatellung  mit  den  tehnworten,  die 
rfrtÄ  lateiniache  conscientia  in  deutschen  mundarten,  im 
engliacfien  und  frantbaiachen  eingebürgert  hat:  so  wird 
auch  .  .  .  was  ein  mensch  in  seinem  hertzen,  seines  thons 
und  lassen  halben  weisz  und  überzeuget  wird,  ein  ge- 
wissen oder  consoientz  genant.  Decimator  gewiaaena- 
tenfel  U;  gewissen,  conacientia,  a\~»-ei!lTiate ,  conacienee. 
Kmmel  nomend.  quadril.  S«;  conacienaa,  rimorao  a  con- 
scienaa.  Hiilsius  (1006)  68«;  conacienee.  conaciema.  (1616)  18«*; 
/<!  conacienee.  eonaeientia.  DuKZ  199*;  eonacienta,  coaciena». 
conaciefice.  Rad  lein  l,  884»;  conacienee  Frisch  diet  dea 
pa3a.t,fS0;  Schwan  1,7*7*;  the  conacienee.  Arnold*  4«7*. 
dazu  vgl. :  gewissen,  the  conacienee,  the  ieatimong  or  witntm 
ofyour  Ofen  mind.  teutach-engl.  lex.  8,776;  conacienee, 
coextr.  RoNDEAu;  gewissen,  gewisse,  getceeten. 
Kramer  8,  97*. 
IV. 


S))  den  breiteeUn  rmum  nakmiem  im  de»  iiaekiimfem  äie 
Verbindungen  de»  tubttnntim  ein. 

a))  unter  den  aNriluHmn  pertinirnngen  atehl  der  aehon 
in  der  biid  mngiBtmHU  ftgemmiti  twn  gut  und  b0M  im 
verdergnenä:  ein  gM  $m9man.  CHOunvnFMtivn  «. «. 
(/Idee.  eeneeienHm  honm.  ealem  u. «.);  religitee  . . .  IraowUeh 
und  mit  gAtem  gwQsscn.  ebenda,  mit  einem  guten  ge- 
wiRRen  etwaR  thun,  bonamemte.eonacientut.  IIkmisch  w.«.; 
ein  gemUt  durch  bSsM  fwflsMa  gepiaget.  Cuounvn- 
Fminil'm;  bösz  gewisMn.  mmt»  eenseientio.  Hr.xincH:  eio 
bOses,  unruhiges,  mit  sQnden  belailenes  gewissen.  Kon- 
liEAt;  an  dieaen  gegenaatt  knüpfen  aieh  bei  Thkl'KN  die 
manniffalHgeten.  litterariaehtn  quellen  entnommenen,  bei- 
Korte:  gewissen  das  gut  int.  daa  redUdM,  frei«,  lOM- 
gesprocheoe,  gute,  freudig«-.  Iieldenmathiffe,  bertdMiSIc. 
unverzagte,  TergnOftc,  l>eredtR,  frAliche,  fra^OoM  (I), 
reine  gewissen.  DOdalue \tV3S)  i.aei;  gewisew da« bt« M. 
das  zagende,  nagende,  klagende,  zittwdt.  Mbttttornd«. 
t>ebende.  Rcbeue,  bOse,  zagha/Re.  stedMod«  wftmMM«, 
wurmfreRRcnde.  tolle  gewisse  (!).  l.an;  dam «f(.  BaflMidM 
gewissen.  Schönmikükr;  wundes  gewissen,  eteueientim 
aaueia.  Si  iki.rn.  die  gegeneätae,  die  eieh  auf  dem  frmd 
der  empfünglichkeit  at^bmten,  tMnfsn  ai\f»nga  ^eenig.  apäter 
um  ao  mehr  bearhtet:  relifi»,  eng*  gewftsxne.  Cmouros- 
KniHiLA;  weit  gewiesen,  raom  gewtoen.  diüUm  eenmtemHm. 
Hknikch  tt.«.,-  ein  ■ehwaeb,  bUM  gewissen,  ebenda.-  eia 
zart  gewissen.  teutadi-engL  lex.;  ein  guten,  nihigm.  reiOM, 
zartes  gewissen.  Rokdrau:  ein  srhlafendes  gewisew. 
ADKi.UNn;  Rchwaches.  enges,  weites,  stampfes,  starkes, 
zartes  gewissen.  Kirchner  Michaelis,  aneaerhatb  Oeter 
beiden  gruppen  aind  nur  wenige  beitrorte  ge&tteht.  gegenüber 
von:  exemplar  antiquae  religionia.  ein  beispiel  einer  auf- 
rächten gewQsxne.  Frisics.  Maalsr;  vgL  ein  zweifei 
haftes  gewissen.  Rondrai-;  das  irrende  gewissen.  Adk 
LUNo;  theoretisches  und  practischee.  Absrisganda«  oad 
richtendes  gew.  Zedler  ;  das  vorheigsbeMda  gaw.  AoB- 
LUNQ.  Campe. 

b))  unter  den  Verbindungen  mit  verbi»  eind 

a))  diejenigen,  die  das  aubetantiv  im  mee%umih  «ü^/Urm. 
am  früheaten  belegt,  aehr  eahlreieh  eind  die  wtndunfin. 
die  für  daa  aubatantiv  ein  mnderee  aubjed  fordern  nU  /tir 
daa  verbum:  ein  gewissen  machen.  eoMeifii/iaM  mttum 
incutere.  obetringere  religiene.  Dasypodius  «.  «..-  man 
machte  ein  gewissen  drausx.  religio  (-mmm)  enL  Alkr  m.«.,- 
gewissen  machen  von  einigen  saehen.  Hknisch;  reU- 
gionem  alieui  offerre.  cim  ein  gwQssen  machen  und  golla- 
furcht  einstosRcn.  CiiOLiNL-R-FnisiiR  u.  «..  eim  ein 
gcwUszne  machen.  Maalbr;  religiomem  aU^uem 
gere,  einem  ein  gawisaen  eiQJagan.  KAmo; 
foroht  desz  gewissans  Ober  ainar  saeban  eiaalaeka«. 
Hemsch  ;  oUigare  religione.  oMringert.  eim  ssia  gsllssilB 
beschwiren.  eim  ein  gottaforcht  einstossen.  CaoUNO*' 
Frisics  M. «.,'  eim  sein  gewOszne  beladen.  Frisics; 
exolvere  religione,  eim  sein  gwQssen  ringeren.  einer  goUs- 
forcht  entledigen.  Cholinus-Frisiur;  einem  von  seiner 
gwüszne  entledigen,  der  gewUszne  räumen.  Frisics;  die 
gewissen  zwingen.  Rondral  ;  eines  gewissen  ragiaiaa. 
Adrlono,  Campe;  die  gewissen  beanruhifan,  iapUgM. 
Hilpert;  conaeientiam  . . .  permovere,  das  gawlsssa  rflbi««. 
Rryher  U.O.;  das  gewissen  trfitrirhin  riiisfiiwtfaai 
excuiere.  Schönslrdrr  m.  «.;  das  gewisaan  aiaaeblifira. 
Campb;  dodk  kommen  aehon  früh  oi4ch  die  jeüt  baoom^/ttm 
Wendungen  «wr  geU%tng.  in  denen  euietanHo  und  iiilnsi 
ein  gemtinammae  a%i^faet  fordern,  in  dieaer  füg%*ng  wird 
oueh  das  eleu  betagte  gewissen  machen  gern  verwendet; 
muaachUaaeUek  miar  gehört  ihr  daa  rietgebrnuehte  gewisavs 
haben  aw .-  habere  retigioni  ...  im  selbe  ein  gensas« 
machen,  ein  gottsforcht  haben.  Cholincs  Frisiis  w.«.; 
religio  eat  mihi,  ich  mach  mir  ein  gwüssen  danunb. 
ebenda;  habere  religioni  tUiquid  . . .  ihm  über  ein  ding  ein 
gewissen  machen.  Rryher  m.  «..-  er  macht  ihm  kein  gew. 
darauss.  Aler  w.  «. .-  ihm  ein  gew.  machen  ob  etwas. 
eonaäringi.  tangi  religione.  ebenda;  einer  saehen  jhroe 
kein  gew.  machen.  Hbniscb;  man  muss  sich  «n  gew. 
machen  dieses  zu  thon.  Rondrao;  optimae  mentia  con- 
acientia eonaolari  ae.  sich  des  trOsten.  das  man  rin  guf 
gewissen  habe.  Faber  u.  a.;  ein  onvermckt,  unverseert 
gewfissen  haben.  Cholincs  Frisics  u.a.;  eonedentiam 

398 


6247      GEWISSEN  IV  (2,  b  in  d.  hmhungen) 

ülaesam.  ein  unverletztes  gew.  haben.  Garth- König 
u.a.;  der  ein  zartes  gew.  hat.  Aler;  ein  böses  gewissen 
haben.  Aler  m.  a.;  ein  weites  gew.  haben.  Rädi.ein  tc.  a.; 
ein  verletzt  gew.  haben,  teutschengl.  lex.;  ein  (kein)  ge- 
wissen haben.  Ai.er  u.a.;  religionem  se  exolvere,  sein 
conscientz  oder  gewüszne  entladen.  Frisius;  conscientiam 
exonerare,  sein  gewissen  erleichtern,  ebenda;  sein  gewissen 
entledigen.  Reyher  u.  a.;  sein  gewissen  zu  befreien. 
Rondeau  u.a.;  religione  exolvere,  die  forcht  und  sorg 
hinnemmen,  das  gewissen  zufrieden  machen.  Dasy- 
PODius;  sein  gewissen  fragen.  Henisgh,  Stieler;  unter- 
suche dein  gewissen.  Frisch;  sein  gewissen  wohl  in 
acht  nehmen,  animi  conscientiam  curare.  Aler  t«.  a.;  sein 
gewissen  nicht  achten,  contemnere,  negligere  conscientiam. 
Stieler  m.  a.;  sein  gewissen  an  einen  nagel  henken, 
conscientiam  negligere.  Aler  u.  a.;  sein  gewissen  beflecken, 
Rädlein  u.a.;  rein  erhalten.  Campe. 

/?))  verba,  mit  denen  das  stcbstantiv  als  subject  in  Ver- 
bindung tritt,  iverden  erst  später  gebucht:  m^agna  vis  est 
conscientia,  das  gewissen  vermag  viel.  Faber  u.a.;  hat 
grosse  kraft.  Calvisius;  so  weit  das  gew.  leidet.  Aler 
u.  a.;  das  gew.  tringt,  truekt,  conscientia  stimulat,  mentem 
vexat.  Schönsleder  M.  «.;  schlagt  ihn.  Aler;  sein  gew. 
wird  ihn  schon  dermaleins  darüber  nagen,  tetdsch-engl. 
lex.;  mein  gew.  beiszt  mich  nicht.  Adelung  u.  a.;  das 
gew.  ängstet  ihn,  propter  facti  conscientiam  timet.  Stein- 
bach; conscientia  obstrepente,  da  sich  das  gew.  widersetzt. 
Schönsleder,  Aler;  wenn  jhnen  das  gew.  widerspricht. 
Reyher ;  das  gewissen  legt  sich,  conscientia  conticescit, 
sedatur.  Stieler;  schläft,  erwacht,  regt  sich.  Campe;  das 
gewissen  hält  mir  mein  voriges  leben  für.  Stieler;  sin 
geweten  segd  hum,   dat  .  .  .  ten  Doornkaat  Koolman. 

c))  präpositionalverbindungen  sind  nur  in  der  ältesten 
zeit  für  sich  allein  gebucht:  iudicata,  nach  ernst  und 
eignem  urtel  und  gwüssen.  Cholinus-Frisius  {vgl.  da- 
gegen: nach  seinem,  gewissen  handeln,  teutschengl.  lex.); 
fide  bona,  in  guten  trüwen,  auff  sein  gewüszne,  on  liegen 
und  on  falsch.  Frisius  u.a.;  gewissens  halben  {prohiberi 
religioni  u.  a.).  Calvisius  u.  a.  (vgl.  dagegen:  etwas  um 
des  gewissens  willen  leiden,  oder  unterlassen.  Adelung, 
Campe),  später  werden  die  präpositionalverbindungen  über- 
wiegend im  anschlusz  an  ein  verbum  gebucht  (zur  Verbin- 
dung mit  dem  Substantiv  vgl. :  ein  mensch  ohne  gewissen. 
Adelung);  hier  treten  die  Wendungen,  in  denen  Substantiv 
und  verbum  verschiedenes  subject  fordern,  noch  m.ehr  zu- 
rück, vgl.:  einen  bei  seinem  gewissen  erinnern.  Calvisius 
u.  a.;  ich  stelle  es  auf  dein  gewissen.  DuEz  u.a.;  einem 
etwas  auf  sein  gewissen  geben.  Aler  u.a.;  das  ist  mir 
auf  mein  gewissen  gebunden.  Steinbach  u.a.;  einem 
eine  klage  ins  gewissen  schieben,  causam  alicuius  con- 
scientiae  committere.  Stieler  u.a.;  einen  aufs  gewissen 
fragen.  Aler  u.a.;  unter  den  Wendungen,  die  für  sub- 
fitantiv  und  verbum  das  gleiche  subject  fordern,  fehlt 
noch  das  heute  so  beliebte  über  das  gewissen  bringen,  da- 
gegen loerden  neben  einigen  vereinzelten  oder  abgestorbenen 
fügungen  auch  manche  der  jetzt  gangbaren  gebucht:  ich 
lasz  mich  auff  mein  gut  gewissen.  Schönsleder;  ich 
tröste  mich  meines  gewissens,  ich  verlasse  mich  auff 
mein  gut  gewissen.  Calvisius  u.a.;  ich  verlasse  mich 
auf  mein  gewissen.  Aler;  sich  aufs  gewissen  berufen, 
implorare  conscientiam  et  fidem  suam.  ebenda;  auf  sein 
gewiszen  hinnehmen,  conscientiam  suam,  onerare.  Stieler 
u.  a.;  im  gewissen  verbunden  sein.  Rondeau,  Adelung; 
conscientia  convinci,  in  seinem  gewissen  überzeugt  werden. 
Reyher  u.a.;  in  sein  gewissen  gehen.  DvEzu.a.;  ich 
versichere  euch  auf  mein  gewissen,  upon  my  conscienee, 
indeed.  teutschengl.  lex.  (andere:  bei  seinem  gewissen  be- 
teuern); sagen  sie  mir  es  auf  ihr  gewissen.  Adelung, 
Campe;  das  habe  ich  nicht  auf  dem  gewissen.  Hilpert; 
er  hat  alles  gesagt,  was  er  auf  dem  gewissen  hatte,  ebenda. 

♦))  die  mundartlichen  buchungen  sind  vor  allem  für  die 
formen  von  Wichtigkeit  (s.  d.) ,  da  unser  subst.  sonst  fast 
nur  in  der  schriftform  belegt  ist.  die  angaben  zeigen  aber 
tugleich  tvie  tief  das  wort  auch  in  der  Volkssprache  sich 
eingebürgert  hat.  namentlich  in  festen  Verbindungen  ist  es 
dort  zu  belegen,  die  vielfach  der  Schriftsprache  selbständig 
gegenüber  stehen:  dal  het  en  gewieten  as  en  maller- 
sack.  Woeste  icb.  der  wesffül.  mda.  79";    e  breites   gew. 


GEWISSEN  IV  (2,  h  im  Sprichwort)       6248 

Follmann  wb.  d.  deutsch-lothring.  mda.  204»;  ei's  gwiss'n 
go~,  resipiscere,  vom  unrecht  abstehen.  Schmeller  2-,  I03ß; 
das  soll  der  uf  um  gewisse  brenne.  Martin  u.  Lienhart 
2,870;  's  druckt  mich  eps  uf  dem  gew.,  eim  ufs  gew. 
redden  (ein  trinkgeld  fordern),  ufs  gew.  ist  gschisse. 
ebenda;  er  macht  sich  e  g.  drus.  Follmann  204»;  wemmer 
redt  vom  g.,  isch's  geschisse.  ebenda;  dem  volksicitz  giebt 
auch  die  grundbedeutung  formelhafter  Verbindungen  an- 
knüpf ungspunkte.  vgl. :  e  gw.  ?,  nein  e  par  hose  mach  ich 
drus.  Martin  u.  Lienhart. 

y)  im  Sprichwort  wird  tifiser  .Substantiv  ungewöhnlich  off 
angezogen,  naturgemäsz  immer  m,it  dem  neuen,  engeren 
begriffe,  dessen  religiöser  inhalt  das  volksempfinden  aiif  das 
lebhafteste  beschäftigte,  die  grundbedeutung,  aus  der  dieser 
engere  begriff  erwuchs,  blieb  daneben  aber  nicht  ganz  un- 
beachtet, die  volk.ithümliche  neigung,  eine  bildung  aus  der 
sippe,  der  .sie  entstammt,  heraus  zu  deuten,  fand  gerade 
in  den  gebrauchsverhältnissen  uiiseres  Substantivs  einen 
günstigen  boden:  es  (das  gewissen)  ist  tausent  zeugen,  du 
magest  wol  redenn  was  du  wilt,  du  weist  und  hast  aber 
in  deinem  hertzen  nit  was  du  wilt,  ja  du  weitest  lieber 
nit  wissen  noch  haben,  das  nagend  würmlin  mein  ich 
dein  hertz  und  gewissen ,  ein  jeden  büszt  und  vexiert 
sein  list.  Franck  (l54l)  1,  76»  (s.  auch  unten);  dazu  kommt 
die  neigung  für  das  Wortspiel,  in  dem  die  beiden  begriffe 
bald  als  nahe  vericandt.  bald  als  gegensätze  zusammen- 
gestellt werden,  vgl. : 

das  ist  gut  zu  wiszen 

was  erbaulich  ist  zum  guten  gewissen. 

Lehman  (1630)  313 ; 

das  gewissen  verführt  niemandt,  der  im  wissen  den  war- 
hafften  grund  hat.  311;  gegen:  viel  bemühen  sich,  dasz 
sie  viel  wissen,  achten  aber  wenig  desz  gewissens.  ebenda; 
die  alten  vor  alters  haben  sich  befliessen  auff  ein  gut 
gewissen  und  nicht  auff  viel  wissen,  zu  diesen  zeiten 
achtet  man  mehr  auff  wissen  als  auffs  gut  gewissen. 
ebenda;  gewissen  ohne  wissen  ist  besser  als  wissen  ohne 
gewissen.  Winckler  14,  43. 

bei  den  zahlreichen  Wendungen,  die  an  unserm  engeren 
begriff  bald  das  ergebnis  der  verbalhandlung ,  bald  diese 
selbst  zur  geltung  bringen,  ist  auf  lateinische  parallelen  zu 
achten,  denen  die  deutschen  nachgeahmt  sein  können. 

1))  so  stehen  sich  z.  b.  in  den  Wendungen,  die  dem 
toirkungskreise  des  Substantivs  gelten,  solche,  die  an  eine 
lateinische  fassung  anknüpfen,  tmd  andere,  denen  dieses 
Vorbild  mangelt,  gegenüber. 

a))  mortalibus  Omnibus  conscientia  deus.  das  gewissen 
ist  in  allen  menschen  gott.  FRANcrc  (l54l)  1,76»;  ist  des 
menschen  gott  Sailer  235;  Simrock3620;  das  gewissen 
ist  der  richter,  wir  empfangen,  was  unser  thaten  werth 
sein,  sagt  der  schecher  am  creutz.  Lehman  (1630)  312; 
conscientia  est  domesticuin  tribunal;  das  gew.  überzeigt 
(überzeugt)  den  menschen  (den  man).  Eyering  l,  30.5. 
317.  451;  conscientia  mille  testes,  das  gewissen  ist  ein 
tausend  zeug.  Bachmann  17;  Tappius  24»;  Henisch  I6O6; 
vgl.  auch:  eigen  gewissen  ist  mehr,  den  tausend  zeugen. 
Petri  2,  S  4»;  Henisch  1606;  das  gewissen  weist  am  besten 
was  man  heimlich  verübt,  acttim  saepe  latet  ctim  res  sine 
teste  geruntur,  at  mens  indicio  proditur  ipsa  suo.  Aler 
1,  941»;  vgl.  Wander  1,  I666  u.  1667;  fheatrum  virtuHs  con- 
scientia, der  tugent  schouplatz  sie  die  gewüszne.  Franck 
2,86»;  ebenso:  schöne  weise  klugreden  (1560)328»;  Petri  2, 
P2'';  Henisch  1606;  Körte  2151 ;  conscientia  verberat  ani- 
mam,  das  gewissen  schlegt  die  seel,  man  kan  jm  nit 
nnrecht  thün  oder  einn  äffen  treen.  Franck  (i54l)  l,  76»; 

vgl.  auch :     j^s  gewissen  lehret  ein  jeden  wol, 

was  er  hoffen  und  fürchten  soll.    Henisch  1606; 

ähnlich  (sagt)  Gruter3,13;  Lehman  (l64i)75,l0;  Simrock 
3623;  vgl.  Wander  1,1667;  wie  einer  ein  gewissen  hat,  also 
ist  ihm  zu  muth ,  conscia  mens  ut  cuique  sua  est.  ita 
concipit  intra  pectora.  pro  meritis  .spemque.  m,etumque 
suis.  Aler  l,  9i0^;  Wander  l,  1673;  wo  kein  gewissen,  da 
ist  auch  keine  schände.  Winckler  19,  45  (franz.  u.  ital. 
Wander  1, 1673). 

b))  die  deutschen  prägungen,  für  die  eine  lateinische 
paralhle  nicht  belegt  ist,  zeichnen  sich  auch  da,  wo  sie 
sich  in  ähnlichen  gedankengängen  bewegen,  meist  durch 
eine  beweglichere  phantasie  und  sinnliche ßische  aus:  das 


6249      GEWISSEN  IV  (a.fr  im  $pnehwort) 


GEWISSEN  IV  it.b  im  §priekworti      6250 


gewiuen  int  dea  mensohen  ichuldbueh  darinn  er  Min 
Kchuld  unnd  Bünden  »chreibt.  Lkiiman  Sls;  Sailkn  W; 
Körte  S151;  SiMitücKaMi;  Ukaun  1,006:  d*«  gewisMO 
JHt  gleicIiMain  unver  kirchner,  welcher  den  tempel  de« 
hertzeni  bewuchot.  Jon.  Hikmeh  apophtMsgm.  tU:  dna 
üewisacn  ml  wie  ein  guter  hauiihundt,  der  waoker  die 
(lieb  BÜnd  unnd  luntor  unbolt.  »ohreckt,  onnd  Tertoheuoht. 
Lkiiman  siü;  Sailkh  xsa;  ist  ein  »oharf  ding,  aagte  der 
pfafT,  und  bing  es  an  den  nagel.  Wandbr  l,  16M;  't  ge- 
woton  ia'n  »cbarp  ding  {ont/rie».).  t,  l67fl;  da«  gewiaaen 
i.sl  des  Vorstandes  treuester  ratligeber.  1,  IflM;  red  ein 
ii-dcr  was  er  wil,  ao  wirt  «ein  hertz  und  gwiaaen  nil 
liegen ,  dz  weiaz  wol  wie  all  aach  atrol.  Fhanck  (imi) 
I.7A*;  das  gew.  lügt  nicht  (bairiteh).  Maykm  1,190;  leidet 
kein  Bcbe)-tz.  Hknimi;ii  i606;  daa  gew.  verführt  nieniandt. 
FnANCK  (1541)  1,76»;  Hknihcii  ifloe;  S<;n(»'nr.«.  Uf7*; 
(iiiD'iKK  1,11;  iiiiAiJN  i,m)i:  Köiitksuo:  Lküman  (ia8o)sil 
i^/iigt  hinzu:  der  im  wissen  den  warlialTIcn  grund  hat); 
SiMKOCK  3A2H;  dem  gewissen  kan  man  kein  allen  drehen. 
Lkiiman  su;  Saii.kii  835;  Simmock  aan;  dem  gew.  kann 
man  keinen  burt  iiiticben  (keine  nase  drehen)  .  . .  kann 
niomnnd  entfliehen.  Waniikm  l,  1687;  er  hat  das  gew. 
an  nagol  gehKngt  (Sc/nceis).  KinciiiioKKn  IM  {Holland. 
Wandkh  1,  IB'S);  he  lAt  aln  gowieten  vor  der  dübr  liggen, 
wenn  he  ut  geiht  {Lippe).  WANOEit  1,1074;  dem  deuUcMen 
nprichcort  eigen  »eheinen  Mündungen  iu  »ein,  die  de»  mder- 
stand  kennzeichnen,  den  die  lebenaktugheit  den  regungtn  de* 
gewissens  enigegenteht,  vgl. :  die  band  deaz  gewiaaena  aind 
achl&chte  Aden  die  den  ochsen  nicht  halten.  Lehman  sii; 

gewin  in  der  k  inten 

mauht  schaden  im  (ewiss<>n. 

PiTRi  I,  Pr4>: 
genau  ao  Hf.ni.scii  1001 ;  das  hcisset  reich  sein,  arm  aein 
im  kästen,  und  reich  im  gewissen.  F'ktki  t,  M  a**;  Heniscii 
ni<)6;  gelil  zubricht  ehr  und  gewissen.  Pkt»!  «,  Ffl*; 
lihnlieh  IIkni.scii  I6O6;  was  gewissen,  gewissen,  davon 
wird  man  nicht  reich.  l'Kiitis,  SaaS*;  wenig  gewissen 
und  grosser  fleiss  machen  goldenen  beutel.  WiNcKi.i-.n 
11, 18;  petite  conacience  et  grande  diligenee  fönt  l' komme 
riefte  ä  Vallance.  Wandrk  l,  167S.  be»<mder»  tahlreieh 
sind  die  icendungen,  die  »ich  mit  der  empßingliehkeit  oder 
rrgaamkfit  dea  gewissons  bearhiiftigen.  aie  aind  meiat  der 
unteren  ttpraehe  enfnotnmen,  vorwiegend  den  mttndarten, 
tdtd  haben  gelegenflieh  auch  J'ianiöaiaehe  parallelen  ntr 
arite.  nla  empfänglich  wird  daa  gewissen  hier  nur  »dten 
diirgeatflH ,  einmal  aln  uberempßinglirh  getadelt  (es  aolt 
jlime  keiner  selbst  ein  wurm  ins  gewissen  setzen.  Lkii- 
man sls),  anderersetta  zahlenmäatig  geteertet:  inn  einem 
gewissen  ist  die  sünd  zu  schwer,  inn  zweien  gerecht. 
Hf.niscii  1606:  besser  zehn  gewissen  als  ein  kind  auf  dem 
kisscn.  WAM>F.n  1,1665/6.  die  meieten  präyungen  gelten 
der  unempfiinglichkcit,  vgl.  aehon  den  Miebten  reim: 

wer  trawt  rim  wollT  au(T  der  heid, 
und  cim  baurrn  aufT  seinn  eid, 
und  eim  pfafTm  aulT  ar>in  mwimmi, 
wirt  von  in  all  dreien  l>eflcbisiien. 

Franck  (1&41)  >,  18» : 

eftenM(l64&)ll,8S*(gwQszen);  wenn'a  onkomml  ufs  g' wissen, 
U's  g' schissen  (IVaptMu).  Wandkh  1,  ifi7S.  ala  träger  der 
tceudttttg  erscheint  vortciegend  die  Verbindung  gewissen 
haben,  aeltener  mit  attributivem  adjectiv,  fast  ausschlieet 
lieh  mit  Vergleichssätzen  •  es  hat  mancher  ein  so  räum  ge- 
wissen, man  niöcht  mit  einem  fuder  hew  hindurch  fahren. 
rKTiu  a(l60*),  Z«'';  Hknisch  1604;  vgl.  noch  Wandbr 
1.1671;  er  hat  ein  ßcw-issen,  es  könnt'  ein  frachtwagen 
darin  umwenden.  Wandkh  1,1678:  he  hett' gewAten  dar'n 
mit  'n  fAcr  heu  umwennun  kan  {Oa(friea.).  l,  1674  {daeelbat 
auch  holländ.  apriehic);  Körte  Jtl54;  böse  but>en  haben 
weite  gewissen,  man  möcht  junge  hundo  dardurch  beu- 
teten. Hknisch  1604;  mancher  hat  ein  weites  gewissen,  wie 
Fransziskaner-ärnicl.  Sailek  836;  Simhock  X^SS;  Körte 
2154;  vgl.  noch  Wanker  l,  1673;  da  hat  e  gewessen  we  en 
münchsmau  {mönchsärm^  (Köln),  ebenda;  er  hat  ein  ge- 
wissen wie  ein  haiduck,  ebenda  {daseibat  auch  holländ. 
apriehic);  wie  ein  flcischcrhund.  ebenda;  an  gew^ten  üs 
an  schlaghterhünj  (Kordfriea.).  Fimmknich  3,6,91;  asn 
Schlachterhund ,  wat  he  nich  upfritt ,  nimmt  he  mit 
{OUlenb.).  Wandkh  1, 1674;  sein  gewissen  ist  wie  Jakob's 
l&mmcr,  als  sie  vom  brunnen  kamen,  ebenda;  er  hat  ein 


gewissen  wie  ein  sobergenhaus ,  Iwnn  viel  unterbrimgem. 
ebenda:  wie  ein  scheunenthor.  ebenda;  ea  gewleten  m 
'ne  Innge  wiske  un  'n  gewleten  as  en  edtern  döpeken 
de  ditfet  alle  beide  nit  {MüneUtr).  Finmknich  t.  »7.  •: 
Fhommann  «.4«.  w;  wie  ein  Imelibaot.  die  sicli  selbst 
dehnt.  Lehman  (ioo)  tu;  KöHTKttM:  Braom  l,«l:  v§L 
auch  (a.  o.  ac  en  inaUersack)  Wob«tk  ?•*;  (gr^feek^ft 
Mark)  Fhommann  ft.  m,  «7;  e  fwSeaa  liA  wie  «n  laiü»- 
sack.  T0BI.KH  tH  (AppenaeU);  he  lieU  'b  gnrttmt  ae  'a 
f^'Uke  hase,  't  kann  engen  und  wlden.  SrOiiBMBUiioag* 
(ue*(fiUi»eha  atrümpfa);  wie  ein  volirstahl.  Wakokn  1. 1674: 
wie  ein  wolfagam  (eine  ritere)  (SAeaiia).  KiHcHKoreii  S40, 
a  bot  a  gewiaaen  wie  a  pimpeteen  (,Seklm$.X  Bobijmoh: 
GoMOLCKK,  «.  Wanueh  l,lt7t.  0tUumr  werden  »immkr^/tiffe 
verba  tur  kennaeiehnung  herungeeofem  ■  das  gew.  erwacht 
zn  letst  allzeit.  Menikch  im»;  wenn  daa  gew.  erwaclit. 
kommt  der  teufel  ea  einzuwiegen  {leend.  Laueita).  Wandbr 
1, 167S;  wenn  das  gew.  aehllft,  wird  dem  teufel  die  l>eale 
leicht,  ebenda;  wenn  «ooh  dae  few.  aohläfl.  wachen  doch 
die  hnnde.  ebenda;  eeia  |ew.  bnt  d«i  bala  gebrochen. 
WiNCKLSR  io.  M:  ist  gerrtsaen.  Matbr  i.ieo:  wenn  das 
gew.  acharten  bekommt,  so  wetzen  sie  aich  bAse  aas. 
Wandkh  i,i67t:  sein  gew.  spielt  in  allerhand  färben. 
1,1674/.;  muaa  tanzen  wie  er  pfeift.  1,1674:  fUirt  davoa 
wie  abgetragene  achuhaohlen.  ebenda;  das  gew.  wobnt  bei 
vielen  auf  der  breiten  gasse.  Wincki.rk  it,  10. 

t))  für  die  kennxeichnung  de»  tuetande»,  in  den  eiek  da» 
»übet,  dmreh  eigene  tkätigkeit  vereeM,  lagen  mtkrfaeke  Imtei- 
niedk»  wemiungen  vor,  denen  aber  da»  dtmt»A»  »priekwort 
viel  häufiger  au»  d»m  t»ig*  g»ht  at»  da»»  «e  m  naebahmt. 
am  «Me»ten  wirkt  die  vmrUmdung  «MMctontia  pora  (».  omA 
oben  »p.  tat»)  avf  dewUA»  wendumgem  »im: 
•in  trewisaen  par  nnd  leia, 
ist  aber  fold  und  •delgeslais.    Lihmak  Ml; 
ein  guter  wain,  daa  fewia«*a  rein, 
mag  wol  da«  t>«*te  leben  Min.    HaNiscn  1606; 
inm  glauben  und  gewiaaen  rtia, 
■oll  unser  trost  und  (kvwde  aein.    ebenda; 

vgl.  auch,  anknüpfend  an  Tit.  1,  lA  (».  «.):  dann  bede  OB» 
rein  ist  jr  Binn  unnd  gcwüszne  unnd  aind  zö  allem  fftiMl 
untüchtig.  Franck  (t&46)  i.s4i»;  vgl.:  es  nem  offl  einer 
nicht  die  weit  daaz  man  jhm  in  sein  gewissen  aolt  aehen. 
ea  were  dann  aanber  mit  einem  atrohwiseb  unnd  acharpffer 
laug  geputzt.  Lehman  siS;  mancher  rhOmbt  aich  aeines 
gewiaaena,  welchca  ala  dann  zu  glauben,  wenna  im  fewer 
poliert  unnd  lauter  erfunden  worden.  SIS;  oAtie  fremde» 
Vorbild  »theinen  die  folgenden  Wendungen  entstanden  au  »»ini 

lob  (Ott  SU  dienst  fttraicbtif  klkb, 

kein  welUicb  f^wd  laas  Magen  «eh, 

ftkr  aOnd  bebalt  dein  gawlaasa  ftei, 

lur  heimrafart  stets  geachicket  aai. 

Hrnimth  1606; 

lass  jeglichem  aein  gewissen  frei.  Lkhman  (iMi)  S7t: 
vgl.:  einem  die  freiheit  seines  ftwiiMM  lassen,  die  frei 
heit,  nach  aeinem  getciaeen  «w  komdein.  ADBLt'Nii  S.  «69: 
iIampk  s,  aee":  gottes  huld,  deai  gewleeene  onschnld.  und 
christliche  gedult.  seindt  die  drei  beetnn  etndc  inn  diesem 
leben.  Hknisch  I6O6;  gott  gib  mir  gedalt.  und  deez  ge- 
Wissens  Unschuld,  ebenda;  der  hat  ein  rttwig  freudig  herta, 
dessen  gewissen  nicht  in  die  achwertz  ist  komnMB. 
Lehman  (isao)  SlS;  erschmrken  gewiaaen  versihet  rieh 
jmmer  deaz  krgeaten.  Hknisch  len«;  Pktri  s,  Tfi*  («fl. 
böses  gew.  Körte  81M):  ein  betrübt  gew.  anffrichtMi, 
iat  mehr,  denn  zehen  kAnigreiche  hatten.  Henisch  im«: 
ein  verloren  gewissen  ist  fOr  den  teufel  ein  geaochter 
bissen.  Wander  1.1671;  ein  warmalichich  gewissen  gibt 
kein  gut  alter.  I..KIIMAN  SiS;  ein  wackliebes  gew.  hebt 
man  mit  kupfergeld  aua  dem  aattel.  Wandkr  1. 16?!. 

die  kauptmaaae  einaehlägiger  verbindnmgen  en^fiUU  Mm 
apriekteort  emf  die  beiden  gtgmaktae  fntes,  bOses  |ewisss«. 
trenn  dieae  tgpen  atiek  im  lateinieeken  »ekam  veegMUkt 
sind  (vgl.  bona,  mala  oonscientia  in  der  tndgata.  ».»g.tbl»), 
so  i»t  deck  die  ungetitkniitke  verbrai^uig.  au  der  der  laM- 

mg  uneere»  afriAteort».  tkarmkhriatittk  iat  Uar,  data 
gerade  da.  w»  der  deutaeken  mimiung  lateiniacka  parattalen 
aur  aeite  aMken.  Miu«rr  a^jeeÜwa  meiat  /iklen. 

«))  «0  tritt  gut  ßür  aanus  ein,  dessen  bedeut^»ng  hier 
nur  atUen  gewürdigt  wird  (mit  geaati  und  worten  heilt 

392» 


6251       GEWISSEN  IV  (2,6  (m  Sprichwort) 

man  die  gewissen.  S.  Franck  [iMl]  2,30»),  vgl.:  murus 
aheneus  sana  conscientia.  es  ist  nicht  über  em  gut  ge- 
wissen. S.  Franck  (1541)  1,  54".  auch  für  rectus,  das  dabei 
mehrmals  in  anderer  syntaktischer  Verbindung  steht,  wird 
gut  als  aUribut  eingeführt:  ein  gut  gewissen  lest  sich 
durch  verleumden  nicht  verwunden,  conscia  mens  recti 
famae  mendacia  ridet.  Lehman  312;  ein  gutes  gewissen 
störet  sich  an  nichts,  caret  metu  recta  conscientia.  Alek 
1,939»;  desgl.  (conscientia  rectae  voluntatis)  giO»;  dazu 
vgl.:  ein  gutes  gewissen  soll  den  tod  weder  fürchten, 
weder  wünschen,  nee  timeat  mortem  bona  conscientia  nee 
optat.  1,  941" 


GEWISSEN  IV  (2,  c  fortnen) 


6252 


«)) 


ein  gut  rein  gewissen, 

ist  in  aller  frewd  der  best  bissen. 

Lehman  312  u.  a. 


(vgl. :  gott  geh  ein  gut  gewissen  und  ein  täglichen  bissen. 
Henisch  1606); 

au  ff  erden  ist  kein  besser  haab, 
dann  das  man  gut  gewissen  hab. 

Henisch  1605;  vgl.  auch  1606;  vgl.  Petri  2, 
Aa  2»  und  2,  V  5» ; 
ein  gewissen  gut,  und  rein, 
ist  über  gold,  und  edelgestein. 

Aleb  1,  940»;  «.  OMCA  oben  S.  Franck; 

vgl.  dazu:  über  ein  gut  gewissen  geht  nichts  als  die  haut. 
Bottenburg.  Sprichwort,  s.  Wander  l,  1672. 

ß))  ein  gutes  gewissen  ist  ein  frei-stadt  in  aller  noht. 
Riemer  560;  ein  gut  gewissen  ist  ein  stahlen  mauer. 
Petri  2,  V5»;  ebenso  Henisch  1605;  s.  auch  Wander 
1,1670;  Frischeier^  432;  (zeughaus  voller  tugendwaffen) 
WiNCKLER  8,  51;  —  ist  eine  schildwache,  die  nichts  anders 
ruft  als:  gut  freund.  Abr.  a  S.Clara  s.  Wander  a.  a.  o.; 
ein  gut  gewissen  ist  ein  sanftes  hauptküssen,  conscientia 
bene  aciue  vitae  jucundissima  est.  Steinbach  2, 1060;  vgl. 
Abr.  a  S.  Clara  bei  Wander,  vgl.  auch  die  Wendungen 
in  y))\  ein  gut  gew.  ist  ein  stetiges  wolleben.  Petri  2, 
V5»;  ebenso  Henisch,  Schottel  u.a.;  ein  gut  gew. 
ist  frewd  über  alle  frewd.  Petri  a.a.O.,  Henisch;  ein 
gut  frölich  gew.  ist  ein  halb  paradisz  und  himmelreich. 
Henisch  1605;  ein  gut  gew.  ist  ein  kalender,  worin  nichts 
steht  als  gutes  weiter;  ist  ein  hochzeit,  worauf  das  herz 
vor  freude  tanzt.  Abr.  a  S.  Clara  *.  Wander. 

/))  ist  aber  der  mensch  frölich  einer  guten  gwüszne. 
S.  Franck  2  (1545),  86»;  ein  gut  gewissen  macht  ein  frölich 
gesiebt.  Lehman  312  u.  a.;  wer  ein  gut  gewissen  hat,  der 
furcht  kein  Unglück.  Petri  2,  Ppp6»;  Henisch  1668  u.  1606; 
Schottel  1125»;  —  ist  ohne  sorgen.  Lehman  311;  vgl. 
auch  Petri  2,  V4»;  Henisch  1605.  I6O6; 

wer  bei  sich  gut  gewissen  tregt, 
zu  nacht  sich  frölich  schlaffen  legt. 

Petri  2,  Eee  3» ;  genau  «0  Henisch  1606 ; 

es  schläft  einer  sanffter  in  guten  gewissen,  als  in  gantzer 
haut.  Lehman  311;  Opel  u.  Cohn  30 jähr,  krieg  378  (in 
eim  ganzen  unverletzten  gew.);  on  dort  bien  avec  une 
conscience  nette.  Wander  1, 1665;  wer  kei  rouigs  g'wisse 
hat,  schlaft  nüt  im  besste  federbett  (Schweiz).  1,  1672; 
de  gut  gewissen  schläft  ruhig  ufen  kissen.  Gurtze  volka- 
überlief  aus  Waldek  363. 

o))  ein  gut  gewissen,  und  armer  herd, 

ist  golds  und  aller  ehren  werth. 

Petri  2,  V5»;  Henisch  1605;  Schottel 
1144»  u.  a.; 
besser  wenig  mit  gutem  gewissen, 
denn  durch  schalckheit  viel  zu  sich  gerissen. 

Petri  2,  K  7» ;  genau  so  Henisch  1605 ; 

besser  mit  gutem  gewissen  in  fahr  und  ungnad,  denn 
mit  bösem  gewissen  in  fried  und  gnad  leben.  Petri  2, 
K?»;  genauso  Henisch  1605;  besser  mit  gott  und  gutem 
gewissen  ein  armer  hawer  oder  haspelzieher,  denn  mit 
dem  teuffei  und  bösem  gewissen  ein  gewaltiger  fund- 
grübner.  Petri  2,  Ke». 

b))  wo  die  Sprichwörter,  die  ein  böses  gewissen  kenn- 
zeichnen, an  eine  lateinische  wendung  anknüpfen,  ist  dort 
das  attribut  entweder  an  ein  anderes  subst.  gebunden  oder 
es  fehlt  überhaupt:  ein  bösz  gewissen  hat  wolffzän,  es 
frist  sich  selbst,  conscientia  est  Tnala  bestia,  facit  hominem 
Stare  contra  ae  ipsum.  Lehman;  wer  ein  böses  gewissen 
hat,  der  meint  es  rede  jedermann  von  ihm.  Kirchhofer 
Schweiz,  sprichw.  154  (consdus  ipse  sibi  de  se  putat  emnia 
dici) ;  die  einzelnen  Wendungen  bieten  hier  vielfach  die  kehr- 


Seite  der  bilder,  die  das  gute  gewissen  entwickelte,  oft  findet 
das  Sprichwort  dafür  auch  neue  züge. 

«))  ein  bösz  gewissen  und  reicher  herd, 

alles  Unglücks  ist  allzeit  gewerth. 

Petri  2,  T  1»;  Henisch  1605; 

es  entgeht  einer  offt  der  straff,  aber  dem  bösen  gewissen 
nicht.  Lehman  311;  wenn  man  an  ein  bösz  gewissen 
gleich  ein  stübichen  weins  geust,  so  find  sichs  doch 
wider.  Petri  2,  Ccc6»;  Henisch  1605;  gottes  geist  und 
ein  bösz  gewissen,  wohnen  nicht  beisammen.  Henisch 
1605;  ebenso  1692;  ein  bösz  gewissen  ist  nimmer  eins. 
Petri  2,  Tl»;  Henisch  1605;  macht  das  creutz  schwerer. 
Petri  1,  B7»;  Henisch  622;  recht  sünde  fühlen,  und  für 
bösem  gewissen  verzagen,  ist  ein  marter  über  alle  marter. 
Henisch  I605;  räch  macht  allzeit  ein  unruhig  bösz  ge- 
wissen, ebenda;  ein  alt  hausz  ist  des  rauchs  gewohnt, 
also  ein  bösz  gewissen  böser  hendel.  Lehman  313. 
ß))  ein  bösz  gewissen  ein  böser  gast, 

dem  hertzen  lest  kein  ruh  noch  rast. 

Petri  2,  S8»;   Henisch  1605; 
Lehman  312  u.  a.; 

ein  böses  gewissen  ist  ein  wurm,  der  allezeit  nagt;  ist 
ein  hund,  der  allezeit  bellt.  Abr.  a  S.  Clara  s.  Wander 
1, 1668;  ein  böses  gewissen  ist  desz  hertzen  ruthe.  Lehman 
(1630)  311;  ist  die  grössest  marter,  quäl  und  strafTe.  Petri 
2,  S  8» ;  Henisch  I605 ;  ist  ein  trawrigkeit  über  alle  trawrig- 
keit.  Petri  2,  S8»;  Henisch  1605;  ist  die  helle  selbst, 
oder  ein  helleangst.  ebenda;  ist  die  höll,  ein  gut  gewissen 
das  himmelreich.  Lehman  312. 

y))  ein  bösz  gewissen  ist  furchtsam  und  flüchtig.  Petri 
2,  Tl»;  Henisch  1605;  furcht  sich  vor  allen  creaturen. 
Petmi2,  S8»:  (fleucht)  Henisch;  fleucht  für  dem  licht, 
wie  der  teuffei  für  dem  creutz.  Petri  2,  S8»;  flöhe  wol 
durch  einen  eisernen  berg,  wo  es  müglich  were.  ebenda; 
desgl.  Henisch;  ein  bösz  gewissen  entrückt  auch  für 
einem  rauschenden  blad.  Petri  2,  S8»: 

welch  mensch  ein  bösz  gewissen  hat, 

der  furcht  sich  auch  fürm  rauschenden  blat. 

Henisch  1605; 

wer  ein  böses  gewissen  hat,  zittert  stets  wie  ein  espen- 
laub,  auch  wenn  er  nur  eine  maus  hört  rauschen;  fällt 
zusammen  wie  kalter  eierschmalz.  Abr.  a  S.  Clara 
a.  Wander  1,1672;  ein  bösz  gewissen  verreth  sich  selber. 
Petri  2,  Tl»;  genau  so  Henisch  1605;  klagt  sich  selber 
an,  poenitet  flagitij.  ebenda;  böses  gewissen  verrathen 
die  äugen  (aus  Abr.  a  S.  Clara).  Wander  l,  I666;  ebenso 
Körte  2152;  Simrock  3630;  die  vögel  verrahten  ein  bösz 
gewissen,  wie  denen  geschach,  die  den  Ibycum  hatten 
ermordet.  Henisch  1605;  ein  böses  gewissen  denkt,  alle 
glocken  läuten  seine  sünde  (schände)  aus.  Winckler 
12,89;  vgl.  auch  Wander  1,1667;  böse  äugen  und  bösz 
gewissen  können  das  liecht  nit  leiden.  Henisch  1605;  ein 
bösz  gewissen  darff  weder  hinder  sich  noch  für  sich  gehen. 
Petri  2,  Tl»;  Henisch  1605; 

was  man  mit  schew  und  bösem  gewissen, 

allhie  hat  niemand  lassen  wissen, 

das  wirdt  dort  nicht  verborgen  sein, 

es  sei  die  sünd  grosz  oder  klein.    Henisch  1605. 
c)  formen. 

a)  für  die  lautverhältnisse  ist  beim  neutrum.  das  ja 
gerade  in  der  Schriftsprache  gegen  das  fem.  vordringt,  nur 
wenig  zu  bemerken,  in  den  ivörterbückern  folgen  zivar 
Cholinus-Frisius  und  Maaler  auch  hier  ihrer  neigung 
für  gerundeten  vocal:  gewüssen,  als  neutr.  (gegen  das  fem. 
gewüszne);  aber  in  den  vocabularien schon  (s.  Diefenbach 
a.  a.  0.),  ebenso  bei  DasypodiüS,  erscheint  die  form  ge- 
wissen, die  für  die  buchungen,  wie  für  die  meisten  be- 
lege, als  norm  gut.  abweichungen  in  der  Schreibung  der 
doppelspirans  sind  aus  nachschriften  von  Luthers  i?re 
digten  belegt  (gewisszen  9,  646  Weimar) ,  anders  gewiszen 
bei  Kirchhof  wendunmuth  2,327,  das  der  neue  heraus- 
geber  eingeführt  hat.  bei  Herder  wechseln  die  formen 
gewiszen  (7,447;  11,203)  mit  gewissen  (16,367.152.366); 
vgl.  gewiszen.  Stieler.  für  mundartliche  quellen  und  ent- 
sprechende buchungen  gelten  ebenfalls  abweichungen,  ab- 
gesehen von  dem  dental  der  niederdeutschen  form :  gewetten 
oder  gewiten  Echterling  Lipp.mda.  (deutsche  mda.  6,493); 
piweeten  Johannsen  nordfries. apr.  130  (vgl.  geweten  hoUan 
dism.  friesch  woordenb.  1,455);  gewMen  TEN  Doornkaat 
KoOLMAN  1,  624»;  gewietcn  Woeste  weatfäl.  mda.  79*;  für 


6253       GEWISSEN  IV  (i.c  pluralgebrauch) 

die  länge,  die  dort  vorherraeht,  teugen  auch  andere  mund- 
arten:  kwese  und  kewcit«  Maiitin  m.  Likniiakt  »,«70*; 
gewiessen  A.  Sciiudaht  d.  aieman  Es*;  vgl.  auch  gewiaen, 
neben  gewesBon.  M.  F.  Poixmann  vb.  d.  deutteh  lolhring. 
T/u/«.  204*;  vgl.  gewesen  hr.iutHKH  Oronenberger  mda.  4^; 
gegen  gewÖHsen  wb.  d.  Luxemburger  mäa.  I4A*;  gewiise 
bei  Martin  u.  Likniiaici.  für  die  eynkope  beim  jtrH/ij^ 
(gwÜBBen  bei  Frisiuh  neben  gewUisen)  liegen  nur  teenige 
teugniaae  vor,  ao  in  var.  t.  Lutiirr  8,  «77;  dant  in  einer 
aalire  v.  16M  bei  Oi'ki.  u.  Cohn  SM;  dmgt.  N.  Hf.rman 
aonntagaevangel.  16S  u.  a. 

ft)  besonderer  belraehtung  Itedarf  der  gebrtnttk  4t»  plural. 
wie  aehon  oben  («.  ap.fSa»)  bemerkt .  itt  «  mkkt  immer 
möglich ,  den  plural  vom  frmininum  mbtufrenaen.  au» 
inneren  gründen  laaaen  xirJt  dem  letaleren  fwri  belege  aua 
Luthers  achriften  auuriaen,  für  deren  genu»  jedoch  nicht 
der  verfaaaer,  aondern  die  überli^erung  verantvorllieh 
iat:  die  Variante  gaist  «einer  gwisaen  gegen:  geist  seiner 
lippen.  {eine  treue  vermahnung)  8,  877;  ebenao:  in  disem 
capitel  Wirt  gehnndelt  von  der  freihait  der  g«witten.  . . . 
wann  die  gennd  . . .  geprediget  wird,  so  fallent  alle  werok 
ab,  80  vil  sie  die  gewiszne  betrefTcnt.  {pred.  über  apoatel- 
geach.  16)  i&,  878  (var  •  froihelt  des  gewissens  ...  so  fern 
es  das  gewissen  betrifTt,  de  libertate  conarientiae  . . .  eon 
acientia);  fraglich  bleibt: 

recht  Christen  han  kein  zweifTel 

sie  werden  mit  beatan 

für  tod  Blind  und  dem  teufTel, 

mag  ihm  nicht  schaden  Ihan 

das  aol  man  icar  wol  mercken 

inn  dieser  letzten  zeit, 

die  Mwissen  daraulT  stercken: 

ao  aind  wir  wol  bereit. 

hergrei/ien  (1)  Johu  Meier  $.  6. 

andera  iat  der  folgende  beleg  aua  Zeskn  au  erklären,  daa 
neben  dem  aubstantiv  atehende  partieip  iat  nicht  attribut, 
.londem  für  den  atthjectiven  genetiv  anzutrprechen :  die  Obrig- 
keit mus  der  irrenden  gewissen  nicht  allein  keine  wunden 
zufügen,  indem  man  sie  mit  gewalt  zu  zwingen  trachtet. 
gewiaaenaxu-ang  in  glaubenaaachen  (1886)  außragaachrift  6*. 

1))  selbstverständlich  und  allgemein  durcJigeführt  iat  der 
plural  da ,  wo  am  subatantiv  eineraeita  in  beaug  at^f  daa 
aubject  eine  mehrxahl  featgeaiellt  iat,  andereraeita  aua  der 
qualität  des  aubst.  unterschiede  hervorgelien .  die  einaelne 
indixfidualitäten  innerhalb  der  gruppe  aeheidem,  oder  die 
gruppe  als  solche  gegen  andere  gruppen  abgrenaen. 

a))  daa  individuelle  in  der  qualität  de»  gewissens  bildet 
ja  den  angeljninkt  der  reformation ;  »ehon  au»  dieeem 
gründe  iat  es  rerstündlich,  dast  Luther,  Mki-anchtiion, 
Matthksius  den  plural  bevorzugen,  und  daaa  er  auch 
später  überall  wiederkehrt,  tco  nur  gewissensfreiheit  ge- 
fordert wird:  wen  unser  gewissen  uff  unsem  wercken 
stehen,  nulla  est  securitas.  Luther  {pred.  i&si)  84  I,  «.  867; 
gestellet,  die  gewissen  zA  verknüpITen  und  Christus  blAt 
mit  ffiessen  zA  tretten,  auiT  daa  im  der  beichtpfennig  nit 
entgehe,  {aendbrief  an  d.  gemeinde  v.  Eaxlingen)  ]>,  1A7; 
menschen  lere,  die  solche  freiheit  und  gleichcit  des 
glaubens  zu  nicht  machen  und  spannen  die  gewissen  enge. 
(7.  cap.  Corinth.)  U,  180 ;  (die  —  verwirren)  ii»ehr.  aw^Auri- 
faber;  (auff  die  —  gebot  zu  schlahen.  apoaielgeach.  18)  8, 864 
Jena;  (nicht  allein  die  —  zu  erforschen,  sondern  auch 
zu  zwingen,  über  herzog  Georgen)  8,  ft"»  {'jgl.  zumahlen  mir 
deren  geheimnissen  ihrer  gewissen  bekannt.  Gkiumkls- 
HAiiSF.N  tciedererstand.  Simpl.  8  [l718],]i4«);  damit,  das  jr 
mit  untroglichcn,  unzcligcn  gesetzen,  die  christlichen  ge- 
wissen fahet,  unnd  bindet,  schrecket  unnd  tödtet,  in  essen, 
trincken,  kleidern,  steten,  tagen,  und  dergleichen  easser- 
liohen  dingen,  die  Christus  frei  geboten,  {wider  Hmm» 
VVotaf)  7,412'»;  die  aber  massigen  sich  an,  das  des  herm 
ist,  die  die  gewissen  binden,  das  euangelion  löset  nur 
und  macht  frei  die  gewissen.  Melanchthon  erateepiatel . . 
an  die  Corinther  Cc*" ;  vgl.  atich  (sind  die  gewissen  in  grosse 
fahr  und  strick  gefallen)  corptss  doctrin.  chriatian.  xiii*; 
(die  gewissen  damit  nicht  bestricket)  Matthesius  Luther 
13,19«:  (die  gewissen  plagen)  Opitz  geiatl.  poem.  199:  zn 
könig  Heinrichen  dem  8.  . .  .  sagte  der  keiser  Maximilan 
mit  lachendem  munde:  die  könig  l>eherrschen  der  unter> 
thanon  leiber.  und  nicht  die  gewissen:  die  jenigen  aber 
so  sich  unterstehen  auch  die  gewissen  zu  meistern,  fallen 
gott  dem  herrn  in  sein  ampt  Zinkgrep  apophthegm.  (1640) 


«ihWl^r5EN  IV  {i.e  plurnlgebraueh)      ß-ifi-l 

i.iil;  ähnlieh  \\t;  gott  unnd  der  keiter  haben  eiafeiheiltr- 
kfiaerlhumb,  denn  gott  hat  den  himel  ond  dl«  fewiKM-n 
seinem  geliebten  »on  untergeben,  aber  den  a)ens«'iiL<ii 
kindem  hat  er  die  erden,  land  annd  leul  befolb«a.  Mai- 
TiiKMiUH  {huldiffungapreä.  für  Fird.  I.)  t.UI; 

dann  weil  die  (wümmb  gpttes  aela, 
■o  soll  man  ihm  bH  grMfHi  ste 
ia  aein  foUliekee  legiiBenl, 
weil  er  alMn  wgiert  dad  wandt 

wer  gewiaesH  swingt,  'der  macht  viel  eehaMi«. 

«rc«  Mff.  Comeordta  «.  DIteardta  *.  MM 
MOml«.  Co««  IM: 

Unterdrückung  d<>r  bekenner,  vergossen  Mut,  vergewaitigle 
recht,  niedergetretene  gewissen.  K.  v.  HA^(l»Kl.  Maz/rtti 
Jeaae  u.  Maria  (6)  1,76;  niMsmi  dMMaselt>en  and  ihren 
gewissen  kein  zwang  anzulegen,  aoeh  ihnen  die  frei- 
heit zu  lassen  ist,  die  kirchengetchlfte,  n««h  biahenger 
obaervantx ,  ...  bei  denen  geistlichen  ihrer  religion  xu 
suchen.  Dreadenerurk.  v.  tttt  bei  KunontH  4orf  u.  fcsMW  «• 
reichte  3,717; 

noch  irren  in  dw  erst««  laslanises« 
der  vOlksr  viel  «ad  seh«  die  eoaae  «ieM: 
doch  freier  aeiad  aach  da  sehen  die  gewiass« 
and  fürchten  weniger  daa  licht! 

i.  A.  CRAMsa  l.xOher,  eine  od«  U  PrtMtr, 
(ieb  die  gewiaaen  frei  ia  deinea  reich««, 
wenn  du  in  deinen  kettaa  gebet 

SniiURa  (dMt  Korio».  drawu  geä.  ft,  lO) 
6.  11,  «  44t; 

es  haben  viel  so  weite  gewissen,  dass  man  junge  band  da- 
durch beuteln  könnte.  Oriio  {evang.  krunk«>Uro»t  1671)  nt; 
die  gewissen  der  menschen  sind  so  wie  ihr«  leiber,  nicht 
allein  nicht  gleich  zart,  sondern  auch  bei  einem  mensoben 
zart,  wo  sie  beim  andern  schweinsledennlaiife  dkk« 
haben.  6.  Chr.  Liciitenbbro  {aphvr.  F  100)  S,  IM  Leittm.; 
gewissen  sind  ja  von  verschiedener  qualität.  Bismakck 
{im  reichatage  4.  8.  18B1)  8,  868. 

b))  die  abgrenaung  einer  gruppe  gegen  eine  andere  geht 
in  Luthers  lebhafter  »prache  meiat  hand  in  hand  mit 
einer  per»on\fiaierung  de»  »ub»iuntiva.  einige  entapreehende 
belege  »ind  auch  anderen  Vertretern  der  r^ormmiiomalitte- 
ratur  au  entnehmen;  nur  wenige  gehOren  der  neueren  seit 
an:  denn  mit  der  lere  greifft  er  die  gewissen  an,  die 
Christus  mit  seint  blut  erworben  hat,  ond  tAdtet  die 
Seelen  mit  gepotten  und  sünden.  Luther  {wider  d.  kiml. 
proph.  i)  18,114;  können  die  gewi8!>en  ganz  keinen  trost 
haben,  {bedenken)  br.  4.  S81;  (Leo  A'.)  hat  den  gewisien 
auffdringen  wollen,  das  jcderman  gleuben  solte  LaUieri 
lehr  were  gotslesterlich.  Daniel  Schaller  heroU  {xißö) 
G8'>;  o  wie  ist  doch  das  so  hertzlich  und  freundlieh  gr- 
redt.  für  die  armen  betrübten  sQnder  und  elenden,  er- 
schrocken gewissen.  Luther  (in  pa.  auagel.)  i.nt^Jena; 
(die  armen  gefangen  gewissen)  Sbr.  Lotxbr  (muaUg.  ron 
Matth.  n)  76;  (den  armen  gewissen,  dkristf.  mmdhr%tf) »; 
darumb  ists  jnen  alles  schrecklich  «ras  sie  sehen  oder 
hören,  wie  der  blöden  gewissen  art  ist,  das  sie  jmer 
meinen,  der  himel  falle  und  gott  stehe  mit  der  keule 
hinter  jnen.  Luther  {%. tmp.  Zachurja)  i,tm  Jen»;  (von 
den  verzagten  plöden  gewissen,  jircd.  14.  6.  1M8)  is.  On« 
Weimar:  (der  vertzagten  gewissen,  v.  miehrmidk  d.  heirht) 
8.  488;  (allen  erschrockenen  gewissen)  BtrrscHKY  reec« 
thal  881 ;  das  diszer  heuchler  und  brantvortzeichente  ge- 
wissen weniger  wurdenn  die  der  bapst  unnd  die  seinen 
mit  den  teufTells  leren  teglich  mehren.  Lithrr  {grumd 
u.  uraaeh  . . .)  7.  858;  (die  rechten  verbranten  gavrinen) 
Sbb.  Lotzbr  {beaekirmhueUem)  «8  (die  gefangen  gewissen. 
Luther  [pred.  i&si]  S4.  I.  ttn);  bfts«  saohen  srhiichten. 
jrrige  gewissen  entrichten,  {dm»  «mm  kiatder  t.  aehuiem  . . .) 
5,176  Jena;  die  friimmen  hertzen  und  gewissen  jrtig 
unnd  zweiffelhafftig  zA  machen.  Seb.  Lotzbr  (tsaefctnpt- 
büehlein)  60;  liel>er  geist.  heraosgrben  will  ich  deine 
handschrift  recht  gern;  ob  ich  gleich  wohl  merke.  da«z 
die  Sache  nicht  ohne  gefahr  i.ol.  und  man  mir  vorweKen 
wird,  dasz  ich  die  schwachen  gewissen  nur  damit  ärgern 
wollen.  Lbssino  (Anti  Goete  10)  is'.  806; 

wer  nicht  ist  mit  mir,  der  ist  wider  mich, 
die  Ttrllirhen  geariaaen!    wenn  sie  nicht 
dnnh  eine  binterthttr,  durch  eine  klaosel  .  .  . 
.  .  .  sich  aalviren  kJ^nneo. 

äcRiLuta  (PiecoL  4,  7)  18. 178 


6255      GEWISSEN  IV  (2,c  pluralgebrauch) 


GEWISSEN  IV  (3,  Verbindungen  des  neutrums)     6256 


2))  fremder  berührt  uns  der  plural  da,  wo  zwar  eine 
mehrheif  von  subjecten  vorliegt  —  wo  aber  das,  was  vom 
gewissen  ausgesagt  tcird,  für  jeden  in  gleicher  weise  gilt. 
Luther  zeigt  hier  den  singular  atif fallend  selten:  das  ge- 
wissen wollen  und  sollen  wir  frei  haben  in  allen  wercken, 
die  nicht  zum  glauben  oder  der  liebe  des  nehsten  dienen. 
(sendörief  an  . . .  Eszlingen)  12,  157 ;  denn  Christus  kan 
inn  dem  gewissen  nicht  bleiben,  das  mit  frembder 
lere  . . .  hüret.  {loider  d.  himl.  proph.  l)  18,  114 ;  für  den 
plural  dagegen  vgl. .-  man  fast  es  dann  nicht  in  brief  und 
sigel . . .  man  gab  es  zu  der  czeit  inen  heim  in  Ire  ge- 
wissen, (pred.  1520)  9,  525;  ich  weis  wol,  wie  böse  gewissen 
thun,  wenn  sie  oich  mit  feigen  blettern  beginnen  zu 
schürtzen.  (dasz  diese  tcort  Christi)  23,  89;  das  die  selbigen 
ihre  gewissen  möchten  inn  solchem  fall  unterrichten. 
(sendbr. . . .  wider  die  bauern)  18,  400 ;  vor  allem  fällt  das  ein- 
dringen dieses  plurals  in  feste  Verbindungen  auf:  das  macht 
frolich  und  gutte  gewissen,  {pred.  I55i)  34, 1  s.  329;  machten 
inen  enge  gewissen  in  geringen  stücken,  aber  die  grossen 
stücke  im  gesetze  ubergicngen  sie  on  alle  gewissen,  {pred. 
über  Joh.  18,  28)  28,  293;  genau  so  (böse  gewissen,  hochzeits- 
pred.  über  Ebr.  13)  5,  342»  {vgl.  aber :  das  sie  kein  gewissen 
davon  sollen  machen.  18,  400) ;  auszerhalb  des  Sprach- 
gebrauchs Luthers  ist  der  plural  in  diesem  falle  weniger 
beliebt,  vereinzelt  reicht  er  aber  noch  in  die  neueste  spräche 
herein:  sunder  auch,  des  wir  zum  hechsten  bedincken, 
unserer  gewissen  und  seelen  schaden  erwachsen  wurde. 
Clemens  Sender  Augsb. chron.,  s. dtsch.  städtechron. 23, 352 ; 
also  die  gewissen  die  seele  durchnagen  und  mit  inner- 
licher pein  engsten.  Horscbt  geheimnisse  d.  natur  1,11^ ; 

denn  er  thut  jn  schencken 
jnn  den  sacramenten 
sich  selbest  zur  speise, 
sein  lieb  zu  beweisen, 
das  sie  seiner  gniessen 
in  jren  gewissen. 

JOH.  HoRN  gottes  sahn  ist  kommen  3,  350» 
Wackemagel ; 

dann  es  ist  unmüglich,  dasz  böse  gewissen  nit  sollen  feig 
und  zag  machen.  Mosch erosch  gesichtePhil.  {soldatenleben 
2.  gesicht)  4,  581 ;  dasz  sie  den  willen  gottes  verkündigen, 
dasz  sie  wort  und  rath  gottes  von  unsrer  glückseligkeit 
menschlichen  herzen  und  gewissen  darlegen.  Herder 
{br.  d.  stud.  d.  theol.  betr.  4,  40)  11, 17;  ihr  behaltet  die  ge- 
bundenheit  der  gewissen,  die  gelübde,  die  Unfreiheit  des 
menschlichen  willens.  K.  Gutzkow  zauberer  v.  Rom  (7, 10) 
8,366;  ...  beer  der  bravi,  welches  man  gegen  wider- 
spenstige schickte  und  durch  eine  unzahl  von  amnestie- 
dekreten  selbst  von  der  strafe  ihrer  eigenen  gewissen 
entband.  P.  Heyse  {ital.  nov.  l:  Andrea  Delfin)  II,  i  s.  131. 
3))  ganz  vereinzelt  ist  aber  der  plural  auch  da  belegt, 
wo  der  Zusammenhang  eher  auf  einen  einzelnen,  als  auf 
eine  mehrheit  von  subjecten  loeist:  ich  entpfinde  teglich 
bei  mir,  wie  gar  schwer  es  ist,  langwerige  gewissen,  und 
mit  menschlichen  Satzungen  gefangen,  ab  tzulegen.  o  wie 
mit  viel  grösser  mühe  und  arbeit,  auch  durch  gegründte 
heilige  schrillt,  hab  ich  mein  eigen  gewissen  kaum  können 
rechtfertigen,  das  ich,  einer  allein,  widder  den  bapst  habe 
dürften  auff  tretten.  Luther  {v.  miszbrauch  der  messen) 
8, 482 ;  desgl.  in :  briefe  2, 107  {an  d.  Augustiner  zu  Wittenberg) ; 

ochsen  spannt  man  nicht  an  faden;   denn  er  würde  stracks 

zerrissen : 

80  auch  lest  sich  schwerlich  binden,  wer  gewalt   hat,   an 

gewissen. 
LOGAU  sinnged.  3,  3,  29  Eitner  f.  481 ;  vgl.  oben  sp.  6249. 

8)  an  den  alten  Verbindungen  hält  auch  das  neutrum  fest, 
nur  die  mit  objectivem  genetiv  stirbt  früh  ab,  vgl.  sp.  6245. 

o)  die  Zusammenstellung  mit  bedentungsverwandten. 

a)  es  entspricht  dem  entwicklungsgange,  der  oben  für  das 
Substantiv  dargelegt  wurde,  dasz  der  engere  ethische  begriff 
nun  90  oft  und  so  gern  wieder  die  Verbindung  mit  Sub- 
stantiven sucht,  die  die  zurückgedrängte  grundbedeutung 
eines  allgemeineren  intellectuellen  begriffes  zum  ausdruck 
bringen,  meist  ergänzt  der  engere  begriff  den  allgemeinen, 
seltener,   dasz  er  .lich  in  ausgesprocheilen  gegensatz  stellt. 

1))  iudicato,  nach  ernst  und  eignem  urtel  und  gwüssen. 
Chomnus-Frisius;  Frisius;  wer  ...  mit  gutem  wol- 
bedachtem  sinn  und  gewissen  sich  in  ein  krieg  oder  streit 
begibt.  L.  Fronsperger  geistl.  kriegsordnung  7  Schneider; 
ich  beziehe  mich  diszfalls  auff  eins  jeden  rechtschaffenen 


Patrioten  selbst  eigenes  gewissen  und  wohlbewuszt.  Tho- 
MASius  kl.  teutsche  Schriften  (l70l)  461 ;  alle  gelerte  priester, 
die  ein  rechten  gewiszen  oder  verstaut  haben,  laufen  alle 
ausz  den  clöstern.  gespr.  zw.  einem  edelmann,  s.  Schade 
sat.  u.  pasqu.  3*,  102;  vgl.  auch  (seinem  gesunden  verstände 
und  ausleger  gewiszen)  Herder  {erlüut.  zum  neuen  test.) 
7,445;  dergleichen  mehr  guter  ermahnungen  beides  von 
der  gesunden  vernunfft  und  seinem  gewissen.  Grimmels- 
HAUSEN  Simpl.  495  neudr.;  von  aller  weit  verlassen, 
war  es  umsonst,  dasz  er  sich  auf  gewissen,  Vernunft, 
rechtschaffenheit  berief.  Herder  {zerstreute  bl.  5)  16,  152; 
der  . .  .  gewiszen  und  klare  Überzeugung  aufheben  will. 
{br.  an  Theophron  6)  11,  203;  mit  Überlegung  und  gewissen. 
{zerstreute  blätter  6)  16,  367;  u.  a.  vgl,  auch:  nur  in  der 
feineren  Organisation  des  menschen  übt  sie  feinere  kräfte, 
Vernunft ,  Überlegung ,  gedächtnisz ,  und  aus  ihrer  zu- 
sammenwirkung die  edelste  kraft  gewissen.  365.  als  ver- 
einzelte belege  für  ausgesprochene  contrastverbindung  vgl. : 
so  wie  die  weit  geht,  musz  man  sein  mitleiden  zarück- 
halten  lernen;  denn  klugheit  geht  über  gewissen.  Wie- 
land übers,  v.  Shakespeare  {Timon  3,  3)  3,  228;  zu  schwach 
und  zu  verzagt,  der  kühneren  leitung  seines  eigenen  Ver- 
standes zu  folgen,  vertraute  er  sich  lieber  dem  bequemeren 
pfad  des  gewissens  an ;  eine  sache  war  gerecht,  so  bald 
sie  ihm  pflicht  war.  Schiller  {abfall  d.  Niederlande) 
2.  buch)  7, 137 ; 

wer  dieser  weit  wil  recht  genissen, 
der  brauche  tück  und  kein  gewissen; 

LOGAU  sinnged.  3,  7,  5  {gewinn)  Eitner  s.  546. 

2))  als  beliebteste  formel  enttoickelt  sich  aus  diesem  Zu- 
sammenhang die  Verbindung  wissen  und  gewissen,  in  der 
das  zweite  Substantiv  neben  der  bedeutungsverengerung  auch 
die  function  der  Steigerung  ausübt,  der  in  solcher  iveise 
gebundenen  reihenfolge  entziehen  sich  nur  wenig  belege: 
dasz  sie  . .  .  von  ihrem  eigenen  gewissen  und  wissen  ihr 
vorhalten  lassen  müste.  Grimmelshausen  wiedererst. 
Simpl.  3  (1713),  313;  wann  er  ihme  die  klage  nicht  allein 
ins  gewissen,  sondern  auch  in  sein  Wissenschaft  und  wol- 
bewust  stellet.  Diether-Fritsch  continuatio  thes.  pract. 
(1679)  238** ;  dagegen  vgl.  die  reihenfolge  im  sachverständigen- 
eid:  dasz  sie  die  ...  nach  ihrem  besten  wissen  und  ge- 
wissen mit  allem  fleisze  . . .  anstellen,  gerichtsord.  f.  d. 
preusz.  Staaten  (1795)  1, 10  §  152;  nach  bestem  wissen  und 
gewissen,  sfrafprozeszordnung  v.  1877  buch  1  §  79  u.  a.  das 
gleiche  nun  auch  im  litt,  gebrauch:  so  da  eines  schlechten 
leibs  gewesen,  und  gleichwol  im  wissen  und  gewissen  die 
berühmteste  waren.  Abr.  a  S.Clara  Judas  der  ertz-schelm 
(1687)  74;  daz  er  seie  ein  schul  desz  Wissens  und  gewissens, 
warin  die  heiligkeit  mit  der  doctrin  nicht  ohne  grossen 
nutzen  der  christlichen  kirchen  vermählet  ist.  mercks 
Wienn  (l680)47;  so  lasset  uns  unsrem  wissen,  und  ge- 
wissen folgen,  so  werden  wir  nicht  irren.  Harsdöhfker 
frauenzimmer  gesprächspiele  7  (1647) ,  anhang  59 ;  bei  dem 
unvollkommenen  recht  aber  hängt  noch  ein  theil,  nämlich 
der  nicht  gegebenen  bedingungen ,  vom  wissen  und  ge- 
wissen des  pflichtträgers  ab.  Hamann  {Golgatha  l)  7,  28 
Eoth;  die  euch  .  . .  umb  schaaf  und  schlaff,  umb  kuhe 
und  ruhe,  umb  wisen  [I]  und  gewissen  gebracht.  Abr.  a 
S.  Clara  mercks  Wienn  72;  dasz  er  . . .  wieder  sein  besser 
wissen  und  gewissen,  aus  geben  dürffen,  dasz...  Joh. 
MusÄus  ableinung  .  .  .  (1674)  11;  ebenso  Aler  1,940'>  u.  a.; 
so  bilden  wir  uns  denn,  wider  besser  wissen  und  gewissen, 
immer  ein,  es  werde  noch  kommen.  Wieland  an  Merck 
(1778)  149  Wagner;  dasz  ihr  . . .  menschen  wider  euer  wissen 
und  gewissen  mit  euren  arzneien  ins  grab  gebracht. 
Pestalozzi  (Lienhard  2, 61)  2'',  217;  wobei  uns  besonders 
angenehm  sein  soll  zu  ew.  hochwohlgeb.  beruhigung,  nach 
unserm  besten  wissen  und  gewissen,  das  mögliche  beizu- 
tragen. Göthe  {an  Mannlich  6.  8. 1808)  briefe  17, 184  Weimur; 

.  .  .  dasz  nach  wissen  und  gewissen, 

ob  der  grosze  schritt  zu  wagen, 

sie  mit  la  und  nein  entschieden. 

Fr.  RCckert  {liehesfriihl.  2.  gtravsz:  87)  1,  427; 

und  mehr  als  einer  unter  ihnen  war  geneigt,  wenn  er 
heute  wieder  verkehrte  befehle  erhielte,  dieselben  nach 
eigenem  wissen  und  gewissen  zum  besten  des  Vaterlandes 
zu  corrigiren.  Sybel  begründung  des  deutschen  reiches  5*,  174. 
ß)  in  der  neuen  richtung  des  engeren  begriffs  liegen 
aber  wieder  andere  Zusammenstellungen :  auf  dem  boden  der 


6257     GEWISSEN  IV  (n.a  glaube  und  gowianen) 


GEWISSEN  IV  (t.a  gtMts  and  fewtoMo)    6258 


religion  und  der  tnoral  rückt  der  glaub«  und  da»  gefUhl 
näher;  und  nl»  ititx  de»  netten  vermögen»  wird  nicht  der 
veratiind.  noniUrn  dun  herz  und  die  »ed*  gehen meichnet. 
1))  nu  iHt  du  kein  Kluwh,  kein  gat  gewisMii  esu  goU. 
LUTHKK  {handeehr.  d.  »ermon»  v.  guten  twrJwii)  9,  tao;  dM 
nie  . . .  endlich  selig  können  werden,  wenn  sie  bei  ihrer 
i.'tii(T  bicihnn  . . .  und  . . .  iren  glauben  und  gut  gewissen 
liuwaren.  MA'n'iiK.niUfi  (Luther)  3.  iw;  eben»o  8,  IM; 

tiiir,  daaz  ich  liota  «orlAlUf  Mi, 
den  fiaubsn  su  tHihalUn, 
•in  ^l  («wiwMn  auch  dabei. 

DsNicKi  (?)  'o  tfoMsMoA»,  herrJmt  CkrtM' 
(FreyUnghmmm  44S*); 

vgl.  dageyeit  pös  gewi»Hen,  unftlniiben.  H.  Sacmh /«A.  m. 
«cAw.  S,  47;  sie  halten  gieichtani  kein  arg.  in  dem,  was 
sie  auf  treuen  glauben  und  gut  gewissen  erzAhlten. 
Hf.HI>RI<  (brieff  d.  atud.  d.  throl.  betr.  »,  H)  lo.  161;  religion, 
Vernunft,  olTünharung,  Hcligniachonder  glaube,  gewissen. 
{br.  g.  bef.  d.  hum.  26)  17.  Ml; 

Vormünder  t»erauben 

den  kindaa-tbeil. 

gewissen  und  flaubea 

und  alles  ist  feil. 

LiNoo  (e^n  aUergericht$»aal)  pect. 
•  (iMo),  84 ; 

den   groszen   Urheber  in  sich,   sich  in   andre  hinein  xu 
lieben  und  denn  dit>.scm  sichern  zugo  zu  folgen:  das  ist 
moralisches  gcfUhl,   das  ist  gewissen.   Hf.kukr  (vom  er- 
kennen u.  empfinden  1778)  8,  800;    vgl.  auch  oben  »p.  tUl; 
bist  undankbar,  so  hast  nicht  recht, 
bist  du  rtankl>ar,  so  freht  dir's  echjecht: 
den  ruchteii  weg  wimt  nie  vermissen, 
handle  nur  nacn  gefUhl  und  gewissen. 

GöTHB  (tahme  xenien  7)  6, 164  Weimar: 

nach  gefUhl  und  gewissen  des  augenblicks  schwieg  ich. 
{ioahlvn-tü.  8,17)  17,393;  ich  sehe  nicht  ab,  warum  ein 
mädchen  nicht  lesen  . . .  kann,  was  ...  sie  will,  solange 
sich  alles  dies  mit  ihrem  gewissen  und  ihrem  gefUhl 
reimt.  J.  C.  Fohsteii  briefio.  i.  ao8. 

8))  die  blöd  hertzen  haben,  die  erschrocken  gewissen 
tra({eii.  Lutiik.h  (.»mwi.  r.,!Kirr.)2,746;  vgl.at*ch{».o.»p.taU): 
(ier  menschen  gewissen,  niut  und  herz  (Ohki.  h.Cokn  864); 
menschlichen  herzen  und  gewissen  (Hkrukm);  gewissen 
und  Seelen  (Skndr«);  ruhig  hertz  und  rein  gewissen 
(,J.  C.  Güntiikh),  .«.  u.  sp.  6871 ;  so  soll  die  liebe  obrigkeit 
auch  gott  das  hertz  und  gewissen  der  unterthanen.  und 
sein  ewiges  und  sehgmachendcs  wort,  billich  auch  frei 
und  ungehindert  lasseh.  MATTUKsit.s  (huldigungspred.  für 
Ferd.  /.)  »,  848;  will  ich  jetziger  zeit  jungen  gesellen  in  jr 
eigen  hertz  und  gewissen  zuhedencken  heimgcstelt  haben. 
MuscULUb  hoeenteufel  n  0»b.  (nrfrf.  über».:  conscientien  bei 
Osborn  «.  .xix);  ein  bösz  gewissen,  arges  hertx,  loci  com- 
mune» prov.(itü2)w,  wes  glaubens  und  nachdenckens,  wes 
hertzens  und  gewissen»  war  doch  Abraham  der  vater  aller 
gläubigen?  Ahn. Mkm-.ki<ini<  TofriVi.v  ro;i,«ci>>thWt4«(i638)83; 
ob  ew.  Ibd.  mcinung  hertz  und  gewissen  mit  selbiger 
dero  handsohrifTt  in  allen)  übereinkommbt.  Kahi.  Lrowio 
V.  D.  I'KAt.z  *.  hrie/e  der  kinder  den  tcinterküniga  88  Hauek; 

hab  ich  denn  nun  auch  gegen  dir 
gchorsams  mich  beflissen? 
ach !  nein,  ein  anders  saget  mir 
mein  hertz  und  mein  gewissen: 
darin  ist  leider!  nichts  gesund. 

LtlSK  HKNRtKrrK  V.  BRANr>KNBUIIO    'ick    %eiü 

V.  meiner  mintethat'  (Freylimtftniuen  408>); 
vgl.  auch  (friede  dem  herzen,  friede  dem  gewissen)  M.  A. 
V.  LöwKNSTKRN  *.  1,342  Fi.ocher  u.  Tthnpel;  o  ir  lieben 
freund,  der  Luther  ist  ein  kefzer,  die  lere  ist  ungerecht, 
aufT  mein  seel  und  gewissen  .  .  .  also  schwur  der  wolll 
auff  sein  seel,  do  er  umb  des  schaffhirtenn  ampt  bath. 
Eberi.in  V.  GfiN/nuRO  (an  den  rath  r.  lUm)  3,88;  die 
seel  inn  die  kist  pfrenpen,  und  das  gewissen  über  die 
oberthUr  an  nagel  hengen.  Fischakt  Oaryantua  (87)  9oa; 

gesunden  leib  gib  mir 

und  dasz  in  solchem  leib 

ein  unverletzte  seel 

und  rein  (rewisscn  bleib. 

J.  Hkbrmann  o  gott,  du  fromwter  gett  htt 
Fiecher  u.  TümpA  1,  808»; 

vgl.  auch  (seel  und  gewissen  dringet.  P.  Gkrharkt)  8,  880; 
und  verliert  gewissen  und  seele  und  geht  als  Schlacht- 
vieh   in    sklavenstrioken.    Hkrdkk    {jdufar  a9a)  9, 848; 

I  <//.    auch    AUK.  A  S.  (.'.I.AHA    s.  u. 


gemi 
Mit 


das  billifkait  b«liaM.  dM  iwMm  I 
solch  oplsr  brtaf»  rttr:  «id  «k  da 
winit  du  daa  gMtarn  s«ia  tkt  ma§t 
JOACif.  RArHKt  tat.  m 


•  cawiMMi, 


ged.  (*mn  gebet  IST)  t»; 
(vgl.!  ein  luter  gewissen  und  steten  hohen  mAt.  Hbinii. 
SkuSB  Ml  BiUmeger); 

■leb  dlaeia  gunsi.  «hr«,  MMht,  gewecifc  wd  feto  Mmm 
die  aUrakeD  ihm  {dem  rtHtgaHm)  dae  Um.  AeM  afcw  dM 


LooAO  ttm^td.  I.  •.  7»  C«VWO  Mmt  ».  itS: 
Kgmont  beeaes  mehr  geerlaaen  all  grandsttie.  8<:iiit.i.EK 
(mb/all  dmr  Nitiarimnd»  I.  buek)  7,  88):  gehört  fremden 
meinungen  unser  geschmack  und  verstand,  unser  wlUe 
und  gewissen?  llKai»»:!!  {br.  t.  bff  d.  hum.  a)  18, M:  naefi 
dieser  ertilTnung  hatte  der  altert  ilmler  freilich  einen  harten 
kämpf  zwischen  seinem  antiquarischen  gewissen  und 
seiner  antiquarischen  begierde  zu  k&mpfen.  iMMeitMANj« 
(Af^inrAAaMesii  t.  S)  1. 177  Jlayiie. 

y)  au»  der  vortttUung  «i$ur  §imtM§tttnden  tkäüglmi 
cnoOektt  MMMrrai  neutrwm  di*  htrOkrung  mtt  anderen  ȟb- 
»tmnHvtn.  di»  den  M«neeA/«dkm  miUn  mn  »ine  AMerr  norm 
binden. 

t))  wider  sein  gewisMO.  aid  Md  ptiekt 

gehandelt  bat. 

B.  Waluim  itrcttged.  g»p*n  Helmr. «  Bretamdm. 
».  t  maUameecg; 

die  penonen  seiner  stAnde  würden  nie  etwas  anders  thun. 
als  was  sie  nach  pflicht  und  gewissen  thun  mOszten. 
LnsiNO  {Harn,  dramen  i,  86)  10*.  IfiO;  der  ehemalige  tigrr 
im  menschengeschlecht  ist  jetzt  ein  wirklicher  tiger. 
ohne  pflicht  und  gewissen,  die  ihn  einst  zuweilen  doch 
quälten.  Hrmiif.r  (terttr.  btätter  b)  16.84»;  pflichten  und 
gewissen  scheinen  für  den  rechthabenden  ganz  entl>ehr- 
liehe  begriffe.  Hamann  {Golgatha)  7.88. 

8))  nebst  deme  schwöret  der  herr  bei  seiner  seel.  bei 
eid  und  gewissen,  dasz  .. .  Ann.  a  S.  Cij^ka  gehab  dich 
tcohl!  (7)  188:  eine  neue  regierungsformel ...  die  sich  Staats- 
raison  nenne;  der  stehe  es  frei,  göttliche  und  mensch- 
liche rechte  zu  brechen,  weder  auf  eid.  noch  »chaam. 
noch  gewissen  rücksicht  zu  nehmen,  wenn  nur  der  staat. 
dem  sie  dienen  solle,  oonsniidirt  werde.  Hkhdkr  (ttrttr 
bl.  5)  16, 146. 

3))  bed»ut»am  »ind  di»  untertMtdt  im  d*r  »tuammem- 
»tellunf  von  gesetx  und  gewissen,  j»  nach  dem  tueammten- 
hang,  je  nach  der  teitetrömung  oder  nach  der  leben»- 
auffannung  tcerden  »ie  in  ihrer  inneren  berOhrung  oder  in 
ihrer  eontrn»tirirkung  er/anxt:  got  . .  .  hat  in  (seinen  son) 
zum  versAn  opITer  und  zaigelt  daf&r  gemacht,  und  die 
handtschrifTt  des  gesel.Tes  und  un<<ers  gewissens,  durch 
sein  blut  auszgestrichen  und  getilget  .Mai-tiikshs  Uichen 
reden)  1,114;  also  ist  in  dieüem  betracht  kein  streit  zwischen 
natur  und  sohrift,  zwischen  gesetzbuch  und  gewissen. 
Hkrhrh  {br.  d.  »tud.  d.  theol.  betr.  8. 87)  10.  SM;  bemterken» 
teert  ist.  wie  um  die  mitte  de»  19.  jahrh.  ein  anspruch  der 
badijicken  liberalen  au/ die  gUieheeteung  der  beiden  begriffe 
(das  geselz  ist  das  OfTentliche  gewissen  und  das  privat- 
gewissen darf  deszhalb  dem  gesetze  nicht  widersprechen. 
L^MKY  in  der  ersten  badieeken  kammer  17.8. 18W)  um  der 
katholiechen  gegeniteite  mit  ebem  dem  M|/t)l  MAnr^  Mltr^ 
die  einst  die  reformation  ^escA/^/^  hatte-  dieses  votaoi 
einiger  menschen  ...  ist.  wenn  es  sich  als  majorität  in 
der  kanimersitzung  irgend  . . .  geltend  gemacht  hat.  das 
gesetz  ...  der  eigentliche  gOtze  . .  .  dM  «Ufeineine  ge 
wissen,  und  diesem  allgemeinen  gewiaera  gegenOber  darf 
man  keine  privatgewissen  mehr  haben.  W.  E.  y.  Krttbi.kr 
ist  das  geseta  da»  öffientlieh»  femasm  (1888)  ».  it:  das  ge- 
wissen des  menschen  darf  sich  nur  dem  unterwerfen, 
was  es  seihst  als  gut  und  recht  anerkennt;  es  hat  aber 
sugleich  ein  unerbittliches  gesetz  in  sich,  das  ihm  be- 
fiehlt, das  gute  zu  erwKhIen  .  . .  das  ihn  mit  götllieher 
autorität  nöthigt  jeder  menschlichen  antoril&t  zu  wider 
sprechen  ...  die  dieser  innerlichen  stimme  des  eigenen 
gewissens  widerspricht,  s.  9. 

t)  auch  tustände  und  eigenscha/ten .  enrf  die  dm»  »üb- 
»tantir  in  der  neuen  hedeutung  tieit.  werden  gern  mit  ihm 
nisammentfeittellt .  vorwiegend  in  /ormetn.  £»  twn  «mm 
günstigen  ergebnisse  attsgehen- 

1))  fide  bona  dieer«,  in  gAten  treflwen.  antf  sein  ge- 
wQszne.  on  liegen  und  on  falsch.  Fkisits  aas^  {bei  Albm. 


6259     GEWISSEN  IV  (3,  a  tugend  und  gewissen)  GEWISSEN  IV  (8,  b  gewissen  der  menschen)     6260 

durch  den  commentar  dertradition  allmählig  aufgeblättert, 
erläutert,  erkläret.  Herder  {theologiebriefe  27)  10,  295;  das 
sie  inn  schuldiger  dienstbarkeit,  nvit  gutem  gewissen  und 
Vorsatz  .  . .  richtig  für  sich  wandlen.  Matthesius  (leicheii 
reden)  1,118;  also  dz  ich  lieber  will  nur  ein  stuck  brod 
mit  frieden  und  mit  gutem  gewissen  essen.  MoscmEROscii 
insomnis  cxira  parentum  (8)  54  Pariser;  es  gibt  leute,  die 
werden  mit  einem  bösen  gewissen  geboren  —  mit  einem 
rothen  strich  um  den  hals.  Lichtenberg  (beob.  üb.  d. 
menschen)  1  (1844),  158. 

T]))  andere  Zusammenstellungen  beruhen  nur  auf  vorüber 
gehender  berührung  : 

erforschend,  ob  mein  reines  herze 
den  fliessenden  cristallen  gleicht; 
glückseelig,  wenn  es  keine  schwärze 
dem  aug  und  dem  gewissen  zeigt. 

Gi.EiM  im  Göttinger  mugenalm.  v.  1771 
Redlich  s.  78. 
vor  allem  ist  es   der  Satiriker,    der  mit  solchen   Verbin- 
dungen komische  Wirkungen  erzielt:  w^em  der  blick  eines 
mädchens,  das  gewissen,  ein  verdammtes  hühner  äuge 
oder  eine  vergessene  schnupftabacks  dose  zurufft:  hoc  age. 
G.  Chr.  Lichtenberg  {apkorismen  C124)  2,58  Leitzmann. 
b)  Verbindungen,  die  den  träger  des  begriffs  kennzeichnen, 
a)  wo  ein  Substantiv  im  subjectiven  genetiv  diesen  dienst 
leistet,  weist  es  tneist  auf  eine  m^hrheit  von  trägem,  auch 
da,  wo  es  einen  typus  im  singular  einführt,    der  himoeis 
auf  eine  einzelne  bestiminte  person  wird  vorzugsweise  durch 
das  Possessivpronomen  {s.  ß)  vertreten: 

1))  himoeis  auf  eine  mehrheit  von  trägem: 

a))  die   gewissen   der  menschen.   Lichtenberg   s.  0.; 

damit  weckte  gott  das  gewiszen  der  menschen.  Herder 

(v.  geist  der  ebr.  poesie  l)  10,  385 ;  die  kunst  ist  das  gewissen 

der  menschheit.    Hebbel  (tageb.  20.  2.  1842)  2,152  Werner; 

das  morgenrot  spielt  zum  erbarmen 
um  die  junge  erschossene  frau, 
die  mit  weit  ausgebreiteten  armen 
vorm  altar  liegt  im  dämmergrau, 
die  myrte  ist  inr  vom  haupt  gerissen, 
um  ihre  stim  knittert  ein  kränz  von  streb. 
gibt  es  ein  grosses  weltgewissen? 
gibt  es  ein  vöglein,  heiszt  nirgendwo? 

Detl.  V.  LiLiENCRON  die  näcMl.  trauung; 

vgl.  gesammtgewissen  Sanders  erg.wb.  645";  vgl.  volks- 
gewissen erg.-bd.  645;  da  ging  es  ihm  durchs  herz,  wie 
wenn  er  allein  schuld  wäre  und  das  gewissen  des  landes 
in  sich  tragen  müszte.  G.Keller  6,293;  herz  und  ge- 
wissen der  unterthanen.  Matthesius  s.  0.;  der  predi- 
canten  gewissen  lig  in  der  niderwad.  Luc.  Osiander  . . . 
frater  Johann  Nasz  (l570)  s.  28;  der  'Rheinische  Mercur' 
war  das  gewissen  jener  zeit.  Immermann  (Düsseldorfer 
anfange)  20, 317 ;  nach  gefühl  und  gewissen  des  augen- 
blicks.  Göthe  a.  0. 

b))  das  gewissen  des  menschen  ist  das  grosse  buch, 
darinn  alles,  was  der  mensch  thut,  redt,  und  dencket, 
auffgeschriben  ist.  M.  Zeiller  episteln  . . .  v.  polit.  . . . 
materien  (l575)  6, 603 ;  das  gewissen  des  menschen  ist  . . . 
so  er  was  lasterhafftes  ihme  bewust,  auch  seine  höUe. 
Butschky  500  sin7i  . . .  reiclie  reden  109;  in  seiner  an 
Weisung,  das  gewissen  eines  königes  zu  leiten,  giebt  er 
(Fenelon)  rathschläge,  die,  wenn  sie  befolgt  würden,  jeder 
revolution  zuvorkämen.  Herder  {br.  z.  bef  d.  hum.  10) 
18,293;  eines  jeden  patrioten  ...  gewissen  und  wohl- 
bewusst.  Thomasius  s.  0.;  was  bedeutet  diese  Verant- 
wortung? wer  weisz  es!  es  kommt  auf  das  gewissen 
dessen  an,  welcher  handelt,  und  es  kommt  auf  den 
Charakter  der  zeitepoche  an,  in  welche  so  zuversicht- 
liche handlungen  fallen.  H.  Laube  (das  bxirgtheater  38) 
6, 267  Houben;  verstand  und  auslegergewiszen.  Herder 
s.  o.;  autorgewissen  's.  Sanders  erg.-wb.  645;  das  gewissen 
der  tugend  ist  das  ruhige  gute  gewissen,  weil  es  die 
entzweiung  zwischen  pflicht  und  neigung  im  allgemeinen 
in  sich  überwunden  weiss.  E.  v.  Hartmann  2^  (d.  sittliche 
bevnisstsein)  259 ;  das  gewissen  der  tugend.  ebenda. 

2))  als  seltene  belege  für  die  einzahl  vgl. :  mag  nimer 
mehr  kein  gewissen  sicher  sein  . . .  weis  für  war,  das  auch 
D.  Carlstads  gewissen  selbst  hie  zappelt  und  ungewis  ist. 
Luther  (wider  d.  himl.  proph.  2)  18,  I6I;  ew.  liebden  ii  ei- 
nung, hertz  und  gewissen.  C.  Ludwig  v.  d.  Pfalz  s.  0.;  er 
werde  eine  schwere  last  auf  seines  herrn  und  freundes  ge- 
wissen wälzen.  Ad.  Stahr  bilder  a.  d.  alterthume  (Tiberius) 


Matthiae  u.  a.  ohne  synonymen);  dann  bei  ihnen  (den 
bauern)  ist  gemeiniglich  weder  gewissen,  noch  treu,  noch 
verstand,  sondern  lauter  list,  betrug,  falschheit  und  bosz- 
beit.  Grimmelshavsen  tciederer stand.  Simpl.  3  (1713),  2; 
gottesfurcht,  frömmigkeit  und  gut  gewissen  sind  eines  ehr- 
lichen mannes  seine  leib-schützen.  Jon.  Riemer  323;  ich 
will  ihnen  . . .  nichts  als  eine  elende  zeigen,  die  geschlecht, 
ansehen,  tugend  und  gewissen  für  sie  aufgeopfert  hat. 
Lkssing  (inisz  Sara  Sa7npson  2,  3)  2^,  288; 

ihr  selbst  erklärtet  sonst  den  Schotten  Kurl 
für  einen  mann  von  tugend  und  gewissen. 

Schiller  {Maria  Stuart  1,  7)  12,  436; 
etlich'  kämpfe  —  tugend  und  gewissen  — 
nur  noch  schwach  bewegen  sie  das  herz. 

Hölderlin  ged.  (nachlese)  Hempd. 
gold.  kl.-hihl.  s.  243 ; 

sehet  für  allen,  dasz  ihr  ein  gutes  gewissen  und  ehrlichen 
nahmen  behaltet.  Schoch  s.  95;  unter  dessen  getröstet 
euch  eures  guten  namens,  und  gewissens.  M.  Zeilleh 
episteln  ..  .v.  polit.  . . .  materien  (444)  5,  289;  zu  seiner  ruhe 
und  nach  seinem  gewiszen.  Herder  {an  prediger)  l,l9i; 
weder  im  gerichtshof  der  ehre  noch  des  gewissens  können 
sie  {die  angeführten  loorte)  so  ausgelegt  werden.  Göthe 
(an  Carol.  Herder)  10,320;  vgl.  auch  (gegen  ihrlichkeit  un 
gewissen)  Fritz  Reuter  stromtid  2  cap.  29; 

den  mord  allein,  die  heimlich  blut'ge  that, 
verbietet  mir  mein  stolz  und  mein  gewissen. 

Schiller  {Maria  Stuart  i ,  7)  12,  439. 

2))  denn  on  alle  gottes  furcht,  on  alles  gewissen,  und 
one  bescheidenheit  faren  sie  zu  . . .  Eberlin  v.  GOnzburg 
[wie  sich  ein  diener  gottes  worts  . . .  halten  soll)  3,  209  Enders; 
nim  von  uns  die  schwere  last  aller  sunde  unnd  gewissen, 
auff  das  wir  mit  leichten  frölichen  hertzen  . . .  leben. 
Luther  {ein  kurze  form,,  das  paternoster  zu  verstehen) 
6, 17 ;  vgl.  auch  (s.  o.)  sundt  und  bosze  gewissen.  9,  646 ; 
vgl.:  das  sie  sunde  und  gewissen  machen,  da  keins  ist. 
{wider  d.  himl.  proph.  l)  18,  73;  ebenso  18,  22;  begehen  also 
heimlich  zween  rechte  morde,  nämlich  die  Jungfrau 
stecken  sie  in  schände,  und  den  gesellen  ins  gewissen. 
br.  3,  292 ;  immerwaehrende  angst  und  nagendes  gewissen 
werden  dein  gesiebt  und  deine  geberde  bezeichnen,  dasz  . . . 
S.  Gessner  {tod  Abels  i)  l  (i762),  173;  ein  qualvolles  leben, 
ein  fortnagendes  gewissen,  rächt  den  unverletzbaren  nur 
zu  schrecklich  an  dem  verbrechen  ihrer  gewalt.  Thümmel 
{reisen  ...  3)  3  (1853),  85. 

f)  dem  durch  die  gevnssenaregungen  erzielten  wandel 
des  inneren  lebens  werden  einigemal  auch  die  umstände  des 
äuszeren  lebens  zur  seite  gestellt,  auch  hier  bald  im  zu- 
sammemcirken,  bald  in  ihrem  Widerspruch. 

i))  so  gar  hart  hangen  solch  lere,  leben  und  gewissen 
an  der  speise  und  eusserlichen  dingen.  Luther  {serm. 
V.  dreierlei  gutem  leben)  7,  796; 

dann  wilder  hasz  und  neid,  darmit  man  gantz  nichts  thut 
als  dasz  verlohren  wird  gewissen,  gelt  und  blut. 

Opitz  {poet.  wälder  1)  welü.  poem.  2  (1645),  10. 
2))  dieselbe  (die  geistlichen)  nun  sind  gemeiniglich  alle  . . . 
arm  an  haab  und  geld,   reich  an  gewissen.   Grimmels- 
hausen  Simpl.  42  neudr.; 

die  sonsten  nimmer  nie  zusammen  gerne  kamen, 
gewissen  und  gewien,  besitzen  einen  namen. 

Logau  sinnged.  3, 1,  31  JEitner  s.  460; 
denn  weder  sein  leerer  magen  noch  volles  gewissen 
plagt  ihn  mit  drücken  und  peinlichen  bissen. 

koRTUM  Jobsiade  (3, 12)  831. 
ö  mit  manchen  Substantiven  tritt  das  unserige  dadurch 
in  beziehung,  dasz  es  die  eine  oder  andere  feste  Verbindung 
mit  ihnen  theilt.  hier  ist  es  also  weniger  der  bedeutungs- 
gehalt,  als  der  syntaktische  gebrauch,  der  die  Zusammen- 
stellung begünstigt:  das  kriegen  nicht  recht  ist ...  es  sei 
denn,  das  es  solchen  titel  und  gewissen  habe,  das  da 
könne  sagen:  mein  nachbar  zwingt  ...  mich.  Luther 
{ob  kriegsleute)  19,  647;  er  mache  kein  nott  noch  gewissen 
draus,  (das  7.  cap.  z.  d.  Korinth.)  12, 128;  dem  guten  gesellen 
ein  unüberwindlich  gewissen  und  schrecken  machen. 
briefe  3,  292;  vgl.  auch:  un  wat  he  glöv  un  wat  em  sin  ge- 
weten  un  wat  sin  oberst  em  nu  kummandeer.  (J,  H.  Lehrs 
rötoerhauptmann  Schill,  im  plattd.husfr.  3, 23.)  Berghaus 
1,  566*;  ein  enges  gewissen  und  weitläufftiger  fleisz  machen 
einen  ehrlichen  mann  reich  und  seelig.  Riemer  (235)  82; 
das  bnch   der  heiligen   natur   und   des  gewissens  ward 


6261     GEWISSEN  IV  (8,6  mUi  gcwiMen  schlAfft) 

1,188;  weiHZ  jemand,  daaz  det  (rafen  Cz«rnin  gewiaaen 
liii;rdurob  beunruhigt  worden  sei?  H.  Lauuk  {das  bürg- 
(heater  88)  6,  MW. 

/i)  da»  potseaaivpronomtn,  das  vom  fem.  (sp.tUt)  fast  un- 
gertrennlich  erschien,  büsst  tmm  neutrum  von  srintm  bs- 
sitxHtand  einigts  ein;  übsrdies  mehrtm  sieh  nun  dis  vtr- 
l/inUungen.  die  des  pronomens  tuMMr  trwutngtltsn,  fewiM«n 
nittchen,  haben  u.  a. 

1))  während  beim  ftm.  gsrad»  da»  im  fmttHv  angeglimlmrU 
subst.  das  pronomm  ansog,  tritt  disttt  M«  nmtirum  hier 
mriick.  vgl.  («. o.):  lelnea  wiM«na  and  gewlMMM.  Hamann  ; 
handsotirifTt  doi  getetzes  und  unseres  ftwitMns.  Mat- 
TIIESIU8;  eure»  guten  namens  und  gewiasens.  Zbillbh; 
doMu  vgl.  (s.  u.)  erfortichung  seine«  eigenen  gewlasens. 
RuTSciiKY  ronenthul  457;  die  stimme  unseres  gewitsena. 
iKssiNO  li^  842;  vgl.  auch:  lob  trdste  mich  meines  ge- 
wisHons,  eonnolor  me  mea  eonseisntia,  Cai.v|8|L'8  888*; 
ebenso  Stiki.rh  üSflti;  ähnlich  Hkyiikr  1, 1866;  den  mühen, 
die  reohnung  seines  gewissens  abcusohliesxen.  W.  Raabs 
uns.  herrgotUi  kantlei  (7/  140.    s.  dogsgm  sp.  vnhf. 

>))  im  vollen  umfang  bleibt  dir  goUungsbereich  des 
posaessifpronotnens  in  den  vendungsn  bewahrt,  die  das 
Substantiv  al.i  mtbject  beherrscht;  sie  nshmen  im  neueren 
sjnachgebrauch  sogar  mu  und  lassen  einidnen  festen  formen 
eine  reihe  netter  Variationen  tur  seife  treten,  selbst  mit 
dem  stammveneandien  verbum  wissen  tritt  das  subst.  hier 
alu  subjeet  in  Verbindung:  wenn  es  gleich  kein  mensch 
auf  der  gantzen  weit  weis,  so  weis  es  doch  dein  gewissen, 
welches  ein  gewisser  unverwerdicher  zeuge  ist,  mit  dem 
man  nichts  mit  bestand  vcrieiiizncn  kan.  BltsciikyPu^A«». 
(1677)  848;  wenn  uns  jemand  das  uns  selbst  verborgene  ent- 
räthselt?  wenn  uns  enthüllung  dessen  wird,  was  unser 
gewiszen  kaum  weisz?  HEi<iiEH(JoAanne«  offenbarung)9,l0. 

a))  für  das  fem.  vHir  die  gruppe  von  Beendungen  am 
spätesten  bezeugt,  in  denen  das  eigene  gewissen  drückt,  beistt, 
nagt,  sie  ist  diejenige,  die  nun  die  mannigfaltigste  entv/ick- 
lung  erfährt:  aufT  disze  unnd  der  gleichcnn  spruch  mastu 
mit  ganntzem  wag  dich  vorlassen,  szo  vil  mehr,  azo 
lierter  dich  deinn  gewissen  martert.  Luther  (serm.  v.  d. 
Mr.  d.  hl.  leidetis  Christi)  s,  140;  quUet  ihn  sein  gewissen. 
BuTsciiKY  rosenthalw»; 

wer  mercket  auch,  wie  olTl  er  fehlt, 
biss  sein  irewisseo  jhn  dninim  qu&hlt? 

Dav.  Dkmckb  «.  Fixcher  u.  Tümpel  8,  481^; 
Jr  («wissen  thut  sie  drOcken. 

Luther  (v.  d.  neeen  wterierem  Christfi  8,  871» ; 

ebenso  Fischaht  ßöhats  1666  neudr.;  Ghimmki.8iiai;sen 
tSitnpl.  S7&  neudr.;  sein  gewissen  schlägt  ihm.  Albh  {vgl. 
LuTHKn:  das  hertz  schlägt  mir); 

Bchl&gt  dir  gamicht  dein  rewissen? 

LoKiiBN  (dl«  eifertüehUge  »ch&fertn) 
gtd,  7»  PUsin; 
/um  andern  sein  leute,  die  ihr  gewissen  naget,  umb  irer 
Sünde  willen,  und  in  ihn  wirckt  das  gesetze  sein  rechts 
iimpl ;  denn  das  heizt  gesetze,  das  das  gewissen  schrecket 
Mklanciitiion  auslegung  der  epiateln  St.  Patds  ».  tOO; 
mein  sUnd  mich  werden  krencken  sehr, 
mein  gwissen  wird  mich  na^en. 

Nicoi..  Hbrman  'wenn  mein  itündlein  vor- 
handen  i*t'  8.1811  iVackemagel: 
eftftiM  Brrth.  Bingwalu  4,  1088^  W.;   Rist  himl.  lieder 
{\(&i)  151;    Gryphius  {öden  8,  il)  lyr.  ged.  Vi;   vgl.  auch 
tfutach  engl.  wb.  8,775  (Jlg  in  hia  face); 

wen  nu  sein  frwissen  beist  und  naft, 
die  sUnd  quelt.  dos  er  schier  versagt, 
der  halt  sich  zu  dem  gnaden  thron. 

N.  Hbkman  tomdags-eeangdia  Stt; 

und  sein  gewissen  in  krimmen  und  beissen  ward.  üben. 
des  dekamerone  (4, 8l  80"  (1519);  (beiszen  u.  strafen)  Luther 
br.  5,  t>13;  welchen  sein  cewissen 

auf  dem  unrun-kissen 

unaufhörlich  beiszt. 

Jon.  Chr.  GOnthsr  (bmsatied)  ged.^  71; 

ebenso  nathlese  n ;  Rachel  Mihr.^ed.  184;  K.  Nkumeihtkr 
'Jeatta  nimmt  dir  aünder  an';  vgl.  auch  AnEi.UNti  u.  m.; 

verstockter  bOsewirht.  fuhr  ihn  der  pater  an. 

weisr.t  du,  vor  wem  du  stehst? dass  ich  dich  twiugen 

kann? 
geh !  dein  i^wissen  soll  dich  brennen ! 

Lbssino  (da*  geheimnisa)  1>,  IHl; 

vgl.  auch  (dem  sein  gwissen  kein  ruh  wil  lan)  N.  Hbrman 
i^onntiigaevwig.  153;  wolan,  der  bist  dar&mb  nicht  gerecht, 
IV. 


GEWISSEN  IV  (8,6  sdn  gtmham  erUnbt)    6261 

das  dlob  Mn  itwlssen  nicht  straffet.  Mblamcmthoh 
*ur  epistel  a»  iia  Bümer  s.  »*•,  vgl.  m  «rsehrMikt  «la  tät- 
lichen sein  eigen  (wüssen(lrrrvn/).CiiOUMV«'FiiMlosiM^: 
sein  gew.  ersohreokt  ihn.  Fhimius  «. «.;  4mi  mAb  bös— 
fewiss«D  plaget,  tptem  Mmteiemäa  wiml^eiorum  tÜmmM. 
Stbinbacii  8. 1060 ;  tu  äimem  mmmmtHkmmft  ww^ta  mm»- 
mehr  mannigfaAe  vm'iimdtHigm  mtmirkaU,  äi»  Ht  htmaif- 
lichkeit  de»  ftmUtem»  hmtmmiakmtm,  t»§m  Mte  tsyJMW 
zappelt  ailweg  für  fott  Ebbrum  Y.OCNZBüno  8.  M7  9§Lt 
über  das  wachte  mir  mein  gewissen  aoch  auf.  ühimmbls- 
MAUMKN  Simpl.  880  neudr.;  (mein  gewissen  ist  erwaebat) 
Pktkh  Sackmann  I».  Freylimglmuteaer  §»»am§UtA  IM*; 
ähnlieh  Jbh.  QorrHBLr  {baimn»p.  t)  t.  tt  V»ä»r;  (aoob  iai 
mein  gewissen  wach)  BOrokh  {eUgie  aU  Mellp)  M  Sauer; 
dasz  sein  gewissen  sieh  nicht  im  mindesten  regte.  Göthb 
(lehrj.t.ii)  18,  M:  ahnlich  Platbn  (an  Oardami»)  t.4M 
Bedlieh;  endlich  noUficirete  er  mir  . . .  daas  Um  aate 
gewissen  treibe  die  griechische  raligkm  aiwonahmaa. 
QR1MMBI.8HAUSKN  Simfi.  446:  da  s«tn  gawlaai«  Ihn  trlab, 
die  fehler  seiner  zeit  za  rflgen.  Hrhdbr  (jmrttr.  UMUtrti 

16,  168. 

b))  Verbindungen  mit  dem  verbum  dieendi  warM  aatew 
d»t  feakMteitutttn§  ietfien.  ensaehaem.  di»  germät  hier  mir 
»ekwer  gegen  den  »Aieehem  begriff  »hfugrenst  emrdaa  koiuUe. 
at^f  dem  gleichen  hoden  »nimekttt  mueh  der  engere  begriff 
die  mannigfaltigete»  neuem  Wendungen:  das  laast  euch  «wer 
gewissen  and  eigens  hertz  sagen.  Luther  (wider  Hon» 
Warst)  7, 480* ;  das  gleiche  («.  sp.  6857)  L.  Hbnr.  t.  BkaNDBN- 
BURG:  unser  wille  und  gew.  Herder  18,  fi;  vgL:  meio 
gewissen  sagt  fast  ja  dazu.  Hkroel  br.  i,M7  Wemar; 
vgl. :  sin  gewAten  s«gt  hum.  tbn  Doornkaat  Koolmam  ; 

und  mein  gewissen  bilH,  dso  aflrdar  sa  viIsbibw, 
der  hier  in  neiaar  brast  s^eo  aaf  dar  foHsr  Hegt 

JoH.  Chr.  OOnthbb  (Theodoeias  b,  4)  gedJ*  1041 ; 


wann  nein  bOs  mwii 

and  sair  mit  TerdaoiBUiiax  drtaat 

'Jeen  der  dn  woOm  bisse»'  (fieifUngkmiten 

(1741]  imß'); 

ja,  wem  spricht  nicht,  mehr  als  alles  hierftber  sein  ga- 
wissen.  Herder  (^eologiebr.  ii)  10,888;  and  doch  geht's 
nicht  anders,  raunte  mein  gewissen.  H.  Laube  (< 
1, 18)  8, 181 : 

weiss  ich  keinsn  trost  aaf  ardaa. 


klagt  mich  meia  n« 

Jon.  JOB  "prange,  weH,  adt  deinem  wissen' 
{Fre^ingkarnttn  S40»): 

«•Ich  andrer  schuld  verklagt  dieh  Mb  gawiassaf 

ikTHiLLBR  (Jrar«a  akmt  6. 7)  It,  8«; 

(welcher  aftade  seiht  dich  dein  gew.)  SM; 
mein  gewissen  machte  mir  jetzt  die  bittersten  vonribfa. 
J.  C.  BRANDBa  mein»  Menegeetk.  l.  ao4:  sandige  nicht :  dan 
gott  siebet  es,  die  angel  saind  darbei,  dar  teufel  wird 
dich  anklagen,  dein  gewissen  wird  seoga  sdn.  ond  die 
hölle  deine  strafe.  Zbsen  Aseenmt  (167«)  480:  zeuge  seinar 
Unschuld  ist  sein  gewissen.  Herder  (wrsAr.  M.  s)  la.  lao; 
mein  gewissen  giebt  mir  zeugnisz.  dasz  ich  nichts  so  sehr, 
als  den  ton  der  controTersbekehrer . . .  hasse,  (tkeotogi»' 
bri^e  18)  10,  807 :  er  mag  sein  wer  er  will,  so  weiss  k^ 
dasz  ihn  sein  gewissen  eher  verdammet  hat,  als  dia  ahr- 
bare  weit  davon  hat  artheilen  können.  Weibe  die  drei 
ärgsten  ersnarren  (rorr.)  4  neudr.;  wenn  dich  dain  ga- 
wissen  frei  spricht,  so  will  ich  es  dir  gönnen  maln  sohiB. 
W.  Baabe  aU»  naeter  s,  eap.  •: 


aoU  dich  lehr»  Mb 
wo  dier  dieeelb  alt 
das  BiaD  jung  pftrde 

Ad.  bcHf  BART  der  titman,  €.  t  wtder  de» 
hmehngüKtf^i 

vgl.  (s.o.):  mein  stolz  und  mala  feviBBsai  Tarbietet  mir. 
Schiller  is. 4»:  vgl.:  so  weit  wia  aotegawlaarn  es  ihm 
immer  erlaubt.  Bismarck  rMfen  8,88*;  ikntieh  D.  v.  LlUBR- 
CRON  8,835:  mein  gewissen  erlaubt  aa  nicht.  Sere. 

e))  netMinrr  entwiddung  gekti  e»  emek  die  ssriMMiMWfsii 
mit  verbis  an.  die  den  msWwdia  oder  der  h»»ck^gknktit 
des  gewitoen» gelten,  beim  fet».  beeekrdnkl»  »iek  di»»e grwppe 
a^f  die  Verbindung  mit  dem  verbumt  »ubatmmtivtnn. 

a))  auch  innerhalb  dieser  gruppe  »ietd  neseentmgan  tu 
verteichnen.    «m  die  äUeren  isswrfiiwfiw  knSgJkm  em: 


JOetnaektepUe  «8, 80  KeBer; 
383 


6263     GEWISSEN  IV  (3,  b  frei  ist  mein  gewissen)         GEWISSEN  IV  (3,  b  sein  gewissen  beschweren)     6264 


wolan,  büchlein,  du  must  es  wagen, 
zeuch  hinausz  mit  getrostem  muht: 
weil  unser  gewissen  gantz  gut, 
so  gilt  es  gleich  was  man  wirt  sagen. 

Weckheri.in  {an  mein  buch)  1,  88  Fischer; 

mein  gewissen  war  bereits  so  weit,  dasz  ein  grosser  heu- 
wagen hindurch  hätte  fahren  können.  Grimmelshausen 
Simpl.  348;  je  nach  unserer  anläge,  erziehung  und  lebens- 
führung  ist  unser  gewissen  stark  oder  schwach,  eng  oder 
weit,  zart  oder  stumpf.  Kirchner-Michaelis  jpÄii.w&.'aii; 

ist  mein  gewissen  gegen  diesen  staat 
gebunden?   hab'  ich  pflichten  gegen  England? 

Schiller  {Maria  StuaH  1,  7)  12,438; 
doch  frei  ist  mein  gewissen,  ich  bekenne, 
dasz  sie  die  Wahrheit  schreibt  1    (4,  6)  12,  528 ; 

dagegen  vgl.:  igh  gab  hinab  ins  thal; 

wie  mein  gewissen  düster  war's ! 

Z.  Werner  der  24.  febr.  (3.  auftr.). 

ebenso  leitet  zu  neuen  fügungen  über:  das  sol  auch  sein 
gewissen  sein,  darauff  er  sich  verlasse.  Luther  {ob  kriegs- 
leute)  19,  648;  'wo  ist  dein  gewissen  nun?'  'im  beutel  des 
herzogs  von  Gloster'.  Schlegel  Shakespeare  (RicJiard III. 
1,4)  8,168;  sie  wurde  allmählich  sein  gewissen  in  diesen 
dingen;  er  konnte  ihrer  bestätigung  kaum  noch  entbehren. 
Th.  Storm  (im  schlosz)  l,  162. 

ß))  neu  ist  auch  die  reihe  sinnkräftiger  verba ,  die  in 
diesen  Zusammenhang  eingeführt  werden;  ihnen  schlieszen 
sich  sogar  einige  verba  der  bewegung  an:  regenten  stand 
(ist)  mit  gottes  wort  herrlich  gezieret,  und  jr  gewissen 
fein  seligklich  berichtet.  Matthesius  {Luther)  3,  180; 
dass  ihr  gewissen  bestricket  ward.  Herder  17,35;  mein 
gewissen  gilt  bei  mir  mehr  . .  .  m,ea  conscientia  pluris  est, 
quam  omnium  sermo.  Aler  l,  939*  (bringt  mer  bei  dann 
aller  wält  red.  Frisius  303»;  vgl.  auch  Reyher  3,  483); 
dann  wie  ihr  gewisszen  gegen  gott  stehet  und  glawbt. 
Luther  (fiandschr.  d.  sermons  v.  guten  werken)  9,230;  ebenso 
34  I,  367; 

er  kante  keinen  geitz,  auff  gott  stund  sein  vertrawen 
drümb  macht'  ihn  weder  weit,  noch  tod,  noch  teüffel  grawen 
denn  sein  gewissen  stund  als  eine  maur  von  stahl. 

Rist  neuer  tezUscher  Pamass  (1652)  764; 
denn  sein  gewissen  liegt  im  blute. 

J.W.  Brodtkorb  JRingwalts  teiUsche  warheit  218; 

die  bedenckenn  das  leiden  Christi  recht,  die  ihn  alszo 
ansehn,  das  sie  hertzlich  darfur  erschrecken  und  ihr 
gewissen  gleich  sincket  in  ein  vorzagen.  Luther  (heil, 
leiden  Christi)  2, 137 ; 

fUrsten  wollen  keinen  diener,   der  da  will,  dasz  ihr  gewissen 
sich  von  allem  arg  beginnen  kehren  soll  zu  ernstem  büssen. 
LoGAu  sinnged.  1,  9,  75  {hofe-regd)  Eitner  s.  200; 

wenn  er  also  sein  beutel  aufmacht,  uns  den  lohn 
zu  zahlen,  so  fliegt  dein  gewissen  heraus  (conscience). 
Schlegel  {Richard  III.  1,4)  3,168. 

3))  wo  das  Substantiv  als  accusaüvohject  untergeordnet 
tvird  {das  dativobject  ist  hier  selten  vom  pronomen  begleitet: 
die  gott  aus  gnaden  tröstet,  und  schaffet  ihrem  gewissen 
rüge.  Melanghthon  ausleg.  der  episteln  S.  Pauls  lOO*»; 
unserm  wissen  und  gewissen  folgen.  Harsdörffek  «.  o.; 
seinem  ..  verstände  und  gewissen  folgen.  Herder),  streifen 
einzelne  reflexive  Wendungen  das  pronomen  ab.  ebenso 
lassen  die  immer  häufigeren  Verbindungen,  die  sttbject  und 
object  verschiedenen  personen  entnehmen,  das  pronomen  da 
und  dort  zurücktreten,  s.  unter  e). 

a))  das  wir  unser  gewisszen  auff  Christum  bauetten  und 
sunst  auf  nimant.  Luther  {pred.  am  23.  3.  I52l)  9,  624; 
ebenso  (24.  6. 1522)  10,  III,  202;  und  doch  ihr  böses  gewissen 
damit  nirgend  können  decken  noch  wermen.  (das  diese 
wort . . .)  23,  207;  soll  sie  ihr  gewissen  .  . .  ihrer  gesammten 
societaet  in  Verwahrung  geben,  weil  diese  zubrechliche 
waare  nirgends  besser,  als  in  der  geistlichen  garderobbe 
der  löblichen  Jesuiter-gesellschafft  auffgehoben  werden 
kan.  (H.  A.  v.  Ziegler)  des  träumenden  Pasquini  kluge 
staaisphantasien  (1699)  319;  sie  {die  Jesuiten)  müssen  von 
anfang  wenn  sie  sich  dem  orden  widmen  wollen  ihr 
gantzes  gewissen  offenbaren ,  dieses  wird  alle  6  wochen 
wiederholt.  Lichtenberg  aphor.  2,95  Leitzmann;  vgl.  eim 
unsere  gwüszne  offenbaren.  Frisius  303"  u.a.;  sondern 
wo  er  sein  gewissen  also  verletzet,  dasz  zwahr  die  gnade 
noch  nicht  gantz  verlohren,  iedoch  das  gewissen  ziem- 
lich versehret  wird.   Spener  erste  epistel  Johunnis  434; 


o  kahle  räche  . . .  dadurch  man  sein  eigen  gewissen  be 
flecket.  Grimmelshausen  Simpl.  66;  sein  gewissen  be- 
flecken. Rädlein  1,384*";  sein  gew.  rein  erhalten.  Campe 
2,  366'" ;  auff  das  ir  mir  für  gottes  gericht  des  solt  zeugen 
sein,  damit  ich  mein  gewissen  erledige.  Luther  {pred. 
2.8.1523)12,649;  Und  weiset  si  unter  andern  dingen  das 
si  des  ersten  räumte  ir  gewissen  mit  einer  ganczen  lauter 
peicht.  JoH.  Meier  vorrede  zu  Elsbet  StagelG  Vetter;  damit 
rainigst  das  gewissen  dein.   H.  Sachs  fab.  u.  schiv.  i,iT, 

mit  keuffen  würtzt  sie  ihren  tranck, 
durch  keuffen  leert  sie  ihr  gewissen, 
und  keuffen  ist  ihr  lob-gesang. 

JoACH.  Rachel  satir.  ged.  {verkehrtes 
weiber-lob)  145; 

vgl.  sin  gwüssen  ringeren.  Cholinus- Frisius;  ringert 
dadurch  ewer  eigenes  gewissen.  Abr.  a  S.  Clara  mercks 
Wienn  (l680)  135;  sein  conscientz  oder  gwüszne  entladen. 
Frisius  1137»;  sein  gew.  entladen.  Rädlein  i,  384'>  w.  a.; 
damit  ich  nun  aber  mein  gewissen  auch  erleichtern  müge. 
Gottsched  Reineke  fuchs  (i,  17)  34  (dat  min  sele  krige 
quiteren.  Reinke  de  vos;  anders  Göthe);  sein  gewissen 
beschweren,  devincere  se  scelere  conscientiae.  Calvisius  330'' 
u.  a.;  will  geschweigen  des  mehrmahligen  betrugs  und 
unbilligen  gewinns,  mit  deme  gar  viel  ihr  gewissen  be 
schwehren.  Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle  {der  kauffmann) 

^>   ^'  ein  mund  der  warheit  liebet, 

der  sein  gewissen  nicht  mit  falschheit  gern  betrübet, 

bedarf  des  schwerens  nicht.    Rachel  satir.  ged.  90; 

ist  jemand  weltgelart,  der  rechten  wie  geflissen, 

in  ränkken  abgeführt  und  traget  sein  gewissen 

umb  geld  und  gaben  feil,  hat  nichts  als  vortheil  lieb  ...  72; 

sein  gewiszen  nicht  achten,  contemnere,  negligere  con- 
scientiam.  Stieler  2568  u.  a.;  also  hänget  mancher  sein 
gewissen  an  den  zäun.  M.  Möller  erklär,  d.  evang.  (l729) 
528»;  sein  gewissen  an  einen  nagel  hencken,  conscientiam 
negligere  . . .  Aler  l,  giO** ;  ebenso  (an  den  nagel)  Rondeau, 
Schwan  {zur  abstreifung  des  pronomens  vgl.:  hat  das  ge- 
wissen an  nagel  gehängt.  Kirchhofer  154  s.  auch  unten); 
he  hat  sin  gewieten  vor  der  dühr  liggen,  wenn  he  ut  geiht 
{Lippe).  Wander  i,  1674;  das  ist  einer  von  den  puncten, 
worinn  Weibsbilder  immer  ihr  gewissen  lügen  heissen. 
WiELAND  Shakespeare  {tcie  es  euch  gefällt  3,8)  2,92; 

ich  sollte  mein  gewissen  in  mir  schweigen, 
die  laute  stimme,  die  mich  buhlin  nennt? 

TiECK  {Oenoveva)  2, 149 ; 

der  herr  wird  hiemit  als  ein  gewissenhaffter  rechtsgelehrter 
mann  zum  schiede-richter ,  zwischen  mir  und  meiner 
tochter  erwehlet,  bei  seinem  ausspruch  soll  es  bleiben, 
und  also  wird  der  herr  sein  gewissen  bedencken.  Stra- 
n  itzky  ollapatrida  . . .  Fuchsmundi  10  ( Wiener  neudr.  10, 65) ; 

du  bist  nicht  ohne  ehrgeiz,  möchtest  gerne 
grosz  sein,  doch  dein  gewissen  auch  bewahren. 

Schiller  {Macbeth  1,  9)  13,  27; 
du  warst  mir  immer  gnädig,  —  so  vergönne, 
dasz  sich  dein  rath  bewahre  sein  gewissen ! 
Friedrich  der  zweite  kann  die  Wahrheit  tragen, 
drum  ohne  umschweif :  herr,  du  beugst  sie  nicht, 
du  wirst  sie  nie  besiegen,  diese  kirche. 

K.  Immermann  {kaiser  Friedrich  der  zweite  2,  9) 
17,  205. 

b))  häufig  begleitet  das  pronomen  auch  Wendungen,  deren 
subject  auf  eine  andere  person  weist  als  das  object,  sie 
bleiben  aber  hinter  den  refleociven  doch  zurück:  obligare 
religione,  vel  obstringere,  eim  sein  gwüssen  beschwären, 
eim  ein  gottsforcht  einstossen.  Cholinus-Frisius  750»; 
ebenso  Frisius,  Maaler  {von  Calvisius  ab  jedoch  reflexiv 
gpfaszt,  s.  0.);  zaigen  uns  den  gwalt  an  ausz  der  balligen 
geschrifft,  das  si  uns  beim  bann  und  einer  todsünd  unser 
gewissen  also  mügen  beschweren!  Seb.  Lotzer  {ermah- 
nung  an  die  einwohner  zu  Horb)  28  Goetze ;  ebenso  {christl. 
sendbr.)  89;  dasz  ihr  unser  gewissen  nicht  beschweren 
mögt,  und  uns  eine  sache,  die  wir  nie  sahen,  nie  hörten, 
bekennen  laszt.  Tieck  übers,  des  don  Quixote  (l,  4)  l*,  22; 
eim  sein  gwüszne  beladen.  Frisius  1137»;  und  dürfen  sie 
sein  gewissen  nicht  belasten.  Schopenhauer  {grundlage 
der  moral  9)  3,  551  Orisebach;  exolvere  religione,  eim  sein 
gwüssen  ringeren,  einer  gottsforcht  entledigen.  Cholinus- 
Frisius  750»  (einem  von  seiner  gwüszne  entledigen,  der 
gwüszne  räumen.  Frisius  1137»;  eöenso  Maaler  202»);  das 
gleiche  ist  von  Reyher  ab  r^lexiv,  a.  o.  *p.  6247; 


62(55    GEWISSEN  IV  %  b  ihn  fcowiMon  untorricbtciO 


GEWISSEN  IV  (1.6  wider 


>)    6266 


wann  mir  omIm  tfliMl«  will 
macbtn  bdM  dl«  liAII«. 
Jan,  BMin  gawliw  mlL 

SioM.  BtMKm  'Jmm,  Mm  , 

(#>«fNii0AM(Mii)  li»^: 

titenao  Rist  himmL  litder  («,  •)  nt;  w«r  na  durah  dlMn 
lurtiokel  lein  gewissen  verbinden  lesset,  der  TerleOfnel 
aberniul  ChriHtum  und  sein  blAt.  Lutiikii  (tnuUtritf  »m 
die  gemeinde  v.  Ettlingen)  i»,  157 ;  vgl.  sein  . .  .  gewissen 
zwingen  {alienju»).  br.  d.  u.  litt,  t«,  s»7:  heth  goth  wollen 
haben,  das  ein  tnensoli  sult  untzor  gewissen  rottten,  heth 
er  woll  laszen  S.  Potor  auffsitxen.  Lutiikm  (prtd.  am 
u.  nUirt  lASi)  »,  6M;  da«  grosse  feine  leule  . . .  mein  ge- 
wissen ersenffUsn  {auff  d.  kOmif»  v. BmgUmd  ...)  ».  U ; 


dann  wer  dich  liebt,  d< 

schalbt  Minem  hertsea  Med  oadnih, 

«rfreweat  ««in  t«wiaa«n. 

Jnii.  HaiRMANN  0  Jttu,  /••«, 
1.  wa*  Fither  u. 
sprich  heilandt  nur  ein  wortt,  bald  wird,  wu  iUt  miob  nagt, 
waa  mein  gewiMvii  lirankt,  waa  maina  aaal'  anklaft. 
nnd  aller  teufet  niarht,  Im  aunnbUek  ?anobwin4«n. 

ÜKuiiti  H  »oniäagmmttm  (IS)  rWM  «.  18; 

dieser  so  groMr.er  hnufT  bfiit^uckwirdiger  . .  .  uraacben  .  . . 
ziehen  mein  gewiHzen  zurück,  dass  ich  ewerm  aURzapruch 
{todeaitrthril  i»i<^  d.  ani/rUagten)  nicht  beifallcn  .  .  .  kan. 
KlKclliioK  urnduninuth  (3.60)  8,  SS7;  da  frngt  euren  bcicht- 
Tatler,  er  hat  euer  gewissen,  und  nicht  ich  zuverwalten, 
ich  bin  nur  euer  Sachwalter,  er  aber  euer  seet-verwahrer. 
AucLK  küTuU.  unordn.  (i.  i.l)  t.  ist;  c/oxi«  vgl.  auch  («.  o.) 
ihre  gewissen  unterrichten.  Lutiikh  I8.  400;  auffällig  i»t 
itn  folgenden  der  transitive  gebrauch  der  Verbindung  mit 
schlagen,  der  da»  »ubatantiv  awnutkmtweiM  in  die  »teile 
de»  objtfts  (tum  »ubject,  ».  »p.  6S61)  sieht:  groszvaters  waren 
auch  still  und  mürrisch ;  wahrscheinlich  schlug  das  be- 
gangene unrc(;hl  ihr  gewissen.  Jbr.  Uoituelp  (bauern- 
»piegel  2)  1, 38  Vetter. 

4))  mit  be»onderer  tähigkeit  hält  »ich  da»  po»»u»ivfnh 
nomen  in  den  präpotitional  Verbindungen ;  immerhin  laut 
»ich  auch  hier  beobachten,  da»»  einzelne  der»elb»n  da»  fny 
nomen  mehr  und  mehr  abatre\fen. 

a))  dt«  präpoaitionahei-bindungen,  dertn  prtnomen  »ich 
•H/*  da»  »ubject  de»  satse»  bezieht ,  überwia^em  in  beiden 
richtungen:  eonscientia  eonvinei.  in  seinem  gewissen 
überzeuget  werden.  Rkyher  i,  1866  {vgl.  im  gewissen 
überzeugt.  GAinii -KüNUt  1S6*):  habe  mitleiden  mit  mir, 
sagte  der  zitternde  csel  . .  .  wahrhaftig,  du  lauerst  mich; 
versetzte  der  wolf.  und  ich  Ünde  mich  in  meinem  ge- 
wissen verbunden,  dich  von  diesen  sohmerxen  tu  be- 
freien. Lkssino  (fabeln  i,  W)  l',  106;  die  ibtisin  sah 
der  Sache  lange  nach;  endlich  hielt  sie  sich  doch  in 
ihrem  gewissen  verbunden ,  die  fromme  tilndelei  dem 
beichtvater  zu  entdecken.  Immkkmann  (rpigonen  7.5)  4.96 
Maync;  bei  denen,  welche  brandmahlc.  in  ihrem  ge- 
wissen haben.  Butsciiky  roarnthal  160;  milszet  ihr  nicht, 
wider  euren  willen,  gott  in  eurem  gewiszen  l&stern. 
Hekuek  (Johanne»  offenhttrung)  9,  &»;  vgl.  {».  o.)  in  iren 
gewissen.  .1.  Hokn;  tliucts  ainer  nit,  sondern  gedenckt  an 
sein  gewissen.  FKitniNAM»  11.  v.  Tikol  »pec.  viL  hum.{l)  16 
Minor;  geh  in  dein  gewissen.  Hrinr.  MObLsn  geitÜ.  «r- 
quiek»t.  188;  n:ichdeme  sie  nun  in  ihr  gewissen  gangen, 
gott  und  dem  h.  Antonio  ihren  fehler  bekennet.  Fr.  Caccia 
hl.  Antoniu»  v.  Padua  |tß93)  161 ;  in  sein  gewissen  gehen, 
in  sich  selbst  gehen,  in  sein  eigen  gewissen  greiffcn.  pmarr 
ou  aonger  ä  aa  cofuscirnce,  mettrr  la  main  »ur  »a  eon- 
»cience.  entrer  en  aoi  me.<tine.  drarendre  rn  »on  ettfir,  battrt 
»a  poitrine,  frapper  »ur  .tu  j>oitrine,  in  aeipaum  inquirer«, 
animum  suum  explorare.  ÜLKZ  (1664)  löö*";  .\l.KR  l,MO*(iM 
»eip9xnn  de.icendere,  conacientiam  auam  ejrcutere);  dagtgen 
vgl.  den  ab/all  dea  pronomena  in  drrmundart,  «.Sr.liMBLI.KR 
a*.  1036:  der  wohlmeinende  autor  bezeuget  mit  seinem 
gewissen,  daz  er . . .  keinen  menschen  habe  wollen  ftrgem. 
vom  achnackiarhen  Katzen-Veit  vorr.;  mus  ich  mit  meinem 
guten  gewi.«;sen  bekennen.  Stranitzky  ollapatr.  6  (H'iaier 
fi«udr.  10,41  vgl.  ap.ent;  (Philto:)  kann  ich  . .  .  erfahren, 
worinn  das  verbrechen  besieht,  das  man  mir  schuld  giebt? 
(Saleiitio:)  so?  sie  müssen  mit  ihrem  gewissen  schon  vor 
trelTlich  zu  rande  sein,  dasz  es  ihnen  nicht  seihst  glei'^h 
bei^lt.  Lgssino  (der  achatz  s)  2',  ISS;  vgl.  auch  {».  o.  ge- 
wissen  und  gefühl)   J.  G.  Forstkr  brieftc.  l,  808;    er  war 


etwas  bei 

#14'/   petto, 

s<-l. 

ein  -.  n.iii 


mit  MliMm  fvwiiSM  Im  raiaMi.  oIum  w«Mmb  lUUen 
gesells«hafl«r  «rsidi  •!•  bMiddahMraidit  ftSdUfeh  fOhlte. 
G.  KK1.1.KN  (fsMfc 9. Mäwylm,  4.  m/Urma latlm^  h.m: 

kk  «all,  mmm  peta  *Mkl  H  aete  psiiasiii 

la  katsa  Mwt 

H  KArwa  (Ar  gnT^rtM  nmiä}  /s».  m.  »ekm 

•laMi  gKmkmt»  b<Uiwnni.  rtutni  la  mmo 
mMw  U  matt^  mtr  U  nrnrnrnua  iUuuilK 
hiert.  bin  ich  von  OMiaam  ^ßmSman  hart  f»- 
i-n.  lMMriiMA5(.<<  {»pi§»mm 4, t7) ». Mi Jüsyac.- 
nm  pastor  und  amtmana  daiübf  wflrd«  d«B 
richter  nicht  bewegen,  der  «och  nach  MfaMB  f  wlaawi 
zum  galgcn  verdammt  hfttte.  Lichtknbbiio  spIsWwi.  1. 1 
LtitiwuMn;  «6nwo  (*.  »p.  mu)  von  IhrHB  iigiMi  t><rto6Wi 
ao4  wlsMn.GRiMMi:iJtiiAt'MBX  iiiW»iw<iiarf.  9im§t :  aaob 
onserm  besten  wissen  and  gawlsaan.  QdTiiR  u.a.:  n 
seiner  ruhe  und  nach  seinem  ftwiaMO.  Hkrdkr:  aaeh 
seinem  gewissen  handeln,  to  disekarge  pomr  tteueitmm, 
».  gewissenhaft  handeln  te*U»eh  enfLlar.  t.  77»;  tüudiek 
KuNhKAL'.  Ai>Ki.u!(o.  Campk;  naeh  mikaam  baatcB  (»• 
wissen.  Vtimtv.  (Reineke  fueh»  ti)  40.tm:  ftül  |iiwrin  itk 
za  leben  nach  meinem  gewissen  aoeh  nfiber  1 
willen.  G.  Freytao  («Am«»  s.  ts)  io.ao7: 


n  rOawsU; 


acb  welcher  oNoseh  daril  wol  aoff  asfai 
aa  habe  actoeas  siaa  aar  akosals  UU 
ÜAirmt  Orm  JikgUi 


ebento  (ich  sag  es  euch  auf  mein  §tmkmtm)  Gbluirt 
fab.  u.  »TM.  -  der  held  u.  d.  rnlkneeht;  9§L  mttk  AoRLUXU. 
Camps :  sich  auff  sein  gutes  gewissen  berufen.  ZKas» 
A»»eHat  461:  ich  verslchera  euch  aaf  mein  gewlMan. 
/  a»»ur»  you  upom  my  amaeiamaa.  tamlwh  engl.  ler.  t.  775: 
aaf  sein  gewiszen  hinnehmen,  aamaeitmtinm  »uam  onerarr 
quadam  rt.  Stirlkr  MM:  ähnlith  Albr  i.»«o*:  Schwan 
1,747^;  fast  alle  hat  der  alaat  aaf  sein  gewiascn.  die 
ersteren  durch  druck,  die  letzteren  dureh  sohwftch«.  Jaiik 
{deut»eh»»  voUuthum  9.*)  l.Mt  Euter,  dam  IMilie  frau 
eines  armen  menschen  leben  aaf  ihr  gawiaaMi  lüde. 
J.  H.  B.  Lenz  pamdäwtaa.  Genaan.  ».  »  E.  Schmidt;  noch 
mehr  aber  lad  loh  aaf  mein  gewissen.  P.  Hbtsb  aaSiuk 
V.  Montaudon)  II.  5.  ttt :  abama»  {damam  Liaaarda)  11.  815: 
ehmals.  wenn  man  ein  sehladitaii  booh  aehrteh.  ao  hatte 
man  es  auf  seinem  gewisaaa.  wann  JamamI  TeHWutodar 
angeführt  wurde.  Lir.iiTBNBKRO  a|iAaräaas.t,lA&:  darTalar 
hat's  auf  sainam  gawiaaaa.  dar  ao  aiaam  Lappllwiar  eine 
von  seinen  flbariayan  aUallAehtani  gibt  Amt.  Wau.  (Cmh. 
Hkynr)  aar  aftimifcaiiBS  (t)  ftt;  vad  leb  waida  aa  aadlich 
über  mein  gewinaB  briafaa  kaanatt,  aiaam  wuBJMlirihaa 
vater  die  stima  so  biatan.  Lotaama  (dar  aisa^iy  1, «) 
S*.  14;  das  machet,  man  prediget  allenthalben  oaKm  diät. 
si  predigen  wider  ir  gewissen,  das  man  nur  garan  bflnC 
Seb.  Ix>tzbr  (trauJinunf  an  dia  eimmohmfr  sn  Harh)  M: 
wer  wider  sein  gewissen  t«dt  aebweri  and  that.  Lrhmaii 
818;  ach  Jungfer  Lieszgan.  sia  rede  aiabt  vider  ihr  ga- 
wissen.  Weise  artuarra»  (18)  7t  wsiidr.;  ogL  auch  (».  •.) 
wider  sein  wisaaa  and  fawissea; 


JoACM.  RaanmaaMr. 

aitst  ehaa  ai^ 


Mjjt  dar  barr  ja.     Sfaidit  ar  iU 


ed-< 

IM)« 


lUt  aryic»  dNl,  mLHoftmaiir  teteUthaJU 

las  sein,  das  da  fQr  deinen  fswissaa  faracbt/baUig. 
starck  seist.  MRi.AN-«:iiTiioMi  «y./^wii.fitdmJWaMia«.M*; 
and  solche  andeatung  woUtaat  da  vor  daiawn  fawisseo 
vertreten?  F.  Rkitbr  (atramtid  3.85)  8,  MS;  aa  galt  für 
besonders  hoffnungsvoll,  dass  kleine  prie«ter  der  kirrhe 
durch  ihr  gewissen  zum  aostrttt  (edrftngt  waren.  G.  Frey 
tag  (Karl  Mathy)  88. 185;  mossta  es  ein  sacTament 
heisaen.  nicht  das  dirs  deines  gewissens  halben  not  sei. 
sondern  das  es  not  ist,  die  christliche  freiheit  sa  be 
kennen.  LiriiER  [trider  d.  himtL  profkataa)  S,M*;  der  alte 
herr  halte  lange  über  dic.<en  entaebiMB  mit  aaiiien  zart- 
sinne gefochten;  endlich  aber  war  er  dooh  so  dem  re- 
sultate  gediehen,   dasz  er  ihn   anbeschadet   seines  ge- 

3»3* 


6267     GEWISSEN  IV  (3,  b  ich  stelle  es  auf  dein  gew.)      GEWISSEN  IV  (3,  c  kleines,  groszes  gewissen)     6268 


Wissens  ausführen  dürfe.  Immermann  (Münchhatisen  6,  i) 
2, 127  Maync. 

h))  dem  gegenüber  treten  die  präpositionalverbindungen 
nun  zurück,  in  denen  das  Possessivpronomen  nicht  auf 
das  subject  des  satzes  weist:  wie  an  seinem  gewiszen,  so 
nagt  der  wurm  auch  an  seinen  gebeinen.  Herder  (u-ie 
die  alten  den  tod  11)  15,480;  in  dem  ersten  abschnitte 
Jerusalems  wird  die  frage  religiöser  eide  nicht  blos  be- 
rührt, sondern  vornehmlich  der  episcopalkirche  in  Grosz- 
brittanien  zum  nachtheil  alles,  was  zu  den  alten  gesagt 
ist  ventiliert,  und  in  ihr  gewissen,  wie  in  einen  glühenden 
backofen  geschoben.  Hamann  (fliegender  brief  an  nie- 
mand den  kundbaren)  7,120  Roth;  wohl,  ich  dringe  nicht 
weiter  in  sie.  aber  die  zukunft  der  beiden  schiebe  ich  in 
ihr  gewissen.  Immermann  {Münchhaxcsen  8.  buch,  letztes 
cap.)  2,407  Maync;  vgl.  auch  (s.  0.)  in  ire  gewissen  heim 
geben.  Luther  9,  525 ;  einen  bei  seinem  gewissen  erinnern, 
adhibere  conscientiam  alicujua.  Calvisius  333*;   genau  so 

Stieler  2568; 

o  Jesu  voller  gnad,  .  .  . 
las  du  auf!'  mein  gewissen 
ein  gnaden  tröpfilein  fliessen. 

JoH.  Hebrmann  wo  sd  ich  fliehen  hin 
1,  268»  Fischer  u.  Tümpel; 

wer  einen  rechtschaffenen  rector  in  der  schule  hat,  der 
soll  ihm  die  lectiones  samt  der  Jugend  auf  sein  gewissen 
binden.  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren  (14)  neudr.  s.  86; 
das  ist  mir  auf  mein  gewissen  gebunden,  hoc  fidei  meae 
commissum  est.  Steinbach  2,  1060;  ebenso  Rondeau, 
Schwan  ;  darumb  sei  das  eim  iglichen  auff  sein  gewissen 
gestellet,  wir  mugen  sein  hertz  nicht  richten.  Luther 
{der  prophet  Jona)  19,212;  ich  stelle  es  auf  dein  gewissen, 
je  rem^ts  tout  sur  ta  conscience.  Duez  199'';  wollen  sie 
{die  sacramentirer)  nicht  zulassen,  das  haben  wir  auff  jr 
gewissen  geschoben,  denn  wir  haben  gottes  wort  und 
den  text  für  uns,  den  sie  nicht  haben.  Luther  {pred. 
über  5.  Mos.  7)  28,669;  einem  etwas  auff  sein  gewissen 
geben,  alicujus  conscientiam  religione  astringere.  Aler 
1,940*;  ebenso  Steinbach,  Frisch,  Adelung; 

sagt  könig  Ottokar  .  .  . 

das  ganze  legt'  ich  ihm  auf  sein  gewissen, 

was  er  entscheide,  das  sei  mir  genehm. 

Grillparzer  {könig  Ottokar  1)  65,  24 ; 

und  so  möcht'  ich  wohl  Ulriken,  das  sanfte  ruhige  kind,  auf 
ihr  gewissen  fragen:  ob  ihr  nicht  irgend  etwas  zu  meinem 
vortheil  aufgegangen  sei.  Göthe  {an  frau  v.  Levetzow) 
br.  38,  274;  ich  frage  sie  auf  ihr  gewissen.  Thümmel 
{reise  ...  4)  4,  23. 

v)  attributive  adjectiva  übernehmen  die  kennzeichnung 
des  trägers  des  begriffes  erst  spät,  beim,  fem.  tcar  solches 
attribut  überhaupt  nicht  beobachtet,  und  beim  neutrum  zeigt 
die  bibelüber Setzung  noch  kein  beispiel,  auch  ein  ent- 
sprechender beleg  aus  Luthers  freiem  stil  bleibt  lange 
vereinzelt:  denn  auch  fast  alle,  die  von  Rom  wider  komen, 
bringen  mit  sich  ein  bepstlich  gewissen,  das  ist  einen 
epicurischen  glauben,  {ivider  d.  bapsttum)  8, 214* ;  ein  richter 
. . .  müsze  hierin  sein  privat  menschlich  gewiszen  nicht 
zu  rhat  ziehen.  Lehman  .314;  und  so  erscheint  uns  denn 
heute  der  staat  ...  als  der  allgemeine  Schulmeister  und 
kindererzieher  ...  als  das  öffentliche  gewissen.  Kempel 
göttliches  sittengesetz  und  netizeitl.  erwerbsieben  (l902)  145 ; 
vgl.  schon  W.  E.  v.  Ketteler;  ist  das  gesetz  das  öffent- 
liche gewissen?,  vgl.  allgemeines,  privatgewissen,  ebenda 
8.  11;  freilich  sind  wir  in  Sachsen  hier  durch  den  ver- 
fluchten vertrag  in  die  unbequeme  läge  gekommen,  dasz 
wir  das  officielle  gewissen  haben  und  unsere  gegner  das 
böse.  Fbeytag  an  Treifschke  (6.11.1866)  brief w.  126;  herr 
Thomas  risz  den  procesz  vor  den  könig;  dieser  aber  wollte 
nichts  von  gnade  hören,  sondern  sagte  majestätisch: 
'kanzler,  ich  bin  das  christliche  gewissen  von  Engelland, 
ich  kann  nicht!'  C.F.Meyer  der  heilige  (4)55,  vgl.  auch 
sein  geistliches  gewissen.  P.  Heyse  {ital.  nov.  2)  II,  2,  280; 
'nein',  rief  der  alte  baron,  'was  andere  sich  erlauben,  das 
ist  mir  unverboten  I  ich  habe  in  solchen  dingen  gar  kein 
privat-,  sondern  nur  ein  standesgewissen.  Immermann 
{Münchhaiisen  3,  8)  l,  331  Maync,  a.  auch  theil  10,  2,  sp.  753; 
eben  so  stand  auch  seinem  bürgerlichen  gewissen  ein 
harter  kämpf  bevor,  indem  bei  bestimmter  austheilung 
der  rollen  die  damen  ausdrücklich  darauf  bestanden,  dasz 


er  mitspielen  müsse.  Göthe  {lehrj.  3, 6)  18, 273;  die  motive, 
von  denen  er  sich  sagen  muszte,  dasz  sie  vor  dem  strengen 
forum  seines  edelmännischen  gewissens  nicht  stand  zu 
halten  vermochten.  Stilgebauer  börsenkönig  (5)  173. 

S)  mit  den  trägem  des  begriffes  ist  auch  der  geltunga- 
bereich  gekennzeichnet,  und  gerade  in  den  letzten  belegen 
ist  die  bedeutung  des  Substantivs  hiedxorch  eigenartig  diffe- 
renziert, in  dieser  richtung  bewegen  sich  im  neueren  stil 
auch  Verbindungen  mit  adjectiven  und  Substantiven,  die  eine 
beziehung  auf  den  träger  ganz  abstreifen;  vgl.  oben  sjp.  6226. 

1))  das  bewusztsein,  die  aufmerksamkeit,  die  abstraction, 
und  selbst  das  moralische  gewissen  scheinen  grösztentheils 
energien  unserer  freiheit  zu  sein.  Hamann  {philol.  einfalle) 
4, 43  Roth ;  die  achtung  der  erwachsenen  ist  sein  {des  kindes) 
äuszeres  gewissen.  Immermann  {memorab.  i:  Fichte)  5,  399 
Maync;  dasz  es  eben  so  unbillig  sein  würde  sein  ästhe- 
tisch gewissen  zu  zwingen,  als  einen  Israeliten  lüstern 
zu  machen  —  zu  pommerschen  schincken.  briefe  die 
neueste  litter.  betr.  12  (l762),  207  (l92.  brief);  (sein  aesthet. 
gew.)  Immermann  {epigonen  6,7)  3,409;  wir  haben  der- 
gleichen Schönheiten  auch  im  Hermann  entdecket;  und 
der  Verfasser  hat  uns  versprechen  müssen,  sie  nach 
seinem  dichterischen  gewissen  zu  beurtheilen.  Schönaich 
die  ganze  ästhetik  ...  267  Köster;  man  könnte  das  gewissen 
unserer  empfindsamen  ein  poetisches  gewissen  nennen, 
conscientiam  poeticam.  G.  Chr.  Lichtenberg  {aphorism. 
F  604)  3,  232  Leitzm. ;  um  so  etwas  zu  machen  musz  man 
alles  poetische  gewissen,  alle  poetische  schäm  nach  dem 
edlen  beispiel  der  Italiäner  ablegen.  Göthe  briefe  18,  il; 
das  gleiche  {lehrj.  B,(i)  18,273;  ebenso  Immermann  {Düssel- 
dorfer anfange)  20,  166;  leichter  hätte  ich  die  mannig- 
faltigen steine  und  felstrümmer  der  bäche,  in  reicher 
Unordnung  über  einander  geworfen,  beherrschen  können, 
wenn  nicht  mein  künstlerisches  gewissen  verdunkelt  ge- 
wesen wäre.  G.  Keller  {grüner  Heinrich  2,  6)  1^',  278; 
'freilich  hast  du  geschafft  und  gemehrt!'  rief  in  mir  die 
stimme  des  politischen  gewissens.  (4,5)  3,82;  zu  anderer 
zeit  und  in  anderer  gesellschaft  hätte  sein  archäologisches 
gewissen  sich  nicht  so  schnell  mit  den  denkwürdigen 
trümmern  abgefunden.  P.  Heyse  {gesch.  aus  Italien:  villa 
Falconieri)  2,11  s.  44;  antiquarisches  gewissen.  Immer- 
mann 1,177;  A.VoEGTLiN,  das  neue  gewissen;  Leipzig  1889. 

2))  über  disz  hab  ein  mensch  der  im  ampt  ist  ein 
ampts  gewissen,  als  ein  richter  der  müsse  nach  seines 
ampts  gewissen  das  und  anders  thun.  Lehman  314;  Pünkt- 
lichkeit, strammheit,  akkuratesse  und  dienstgewissen 
gingen  ihm  über  alles.  P.  Heyse  {Meraner  nov. .-  der  kinder 
Sünde  der  väter  fluch)  II,  12, 163;  wahrheits-,  sprach-,  reise- 
gewissen s.  Sanders  erg.-wb.  645°. 

c)  die  attributiven  Verbindungen,  die  uns  der  neuere  sÜl 
schon  bei  den  eben  besprochenen  gruppen  nahegebracht  hatte, 
zeigen  nun  auch  auf  ihrem,  eigentlichen  gebiete  in  allen 
richtungen  neben  der  bewahrung  alten  bestandes  die  spuren 
neuerer  entuncklung ,  vgl.  z.  b.  die  Zusammenstellung:  ge- 
wissen, beiwört.  das  redliche,  reine,  bestörtzte.  rasende, 
unbefleckte,  gute,  siegende,  behertzte.  unverletzte,  fröliche. 
folternde,  marternde,  zagende,  verwundete,  eiter-volle. 
beulen-volle.  geheilte,  mit  blut  bespritzte,  besudelte, 
tobende.  Hamann  poetisches  lexikon  (1737)  471. 

a)  für  den  grad  der  empfänglichkeit  ist  der  gegensatz 
von  grosz  und  klein  noch  einigemal  belegt: 

do  hat  man  drab  gewissen  klein, 

isszt  visch  und  fleisch  (in  der  fastenzeit)  alls  in  gemein. 

Ulr.  v.  Hütten  (klag  u.  vermahnung  608) 
3,  496  Böcking; 

der  massen  thun  wir  alle,  wen  wir  die  gepoten  fasten 
unnd  feier  halten  ader  brechen,  so  lang  bisz  das  durch 
übersehen  unnd  schlaffen  der  prediger  dahin  mit  uns 
kummen  ist,  das  man  ein  grosser  gewissen  macht,  so 
iemant  ein  stuck  brot  auff  ein  fast  abent  esse,  den  ob 
er  sich  vol  trüncke  oder  fluchet.  Luther  {v.  dreierlei 
gutem  leben)  7,  796;  dazu  vgl. :  für  weltleute  ist  der  spiegel 
noch  das  einzige  gewissen,  das  ihnen  ihre  fehler  vorhält 
und  das  man  wie  das  gehirn,  ins  grosze  und  kleine  ein- 
theilen  musz,  das  grosze  gewissen  sind  wand-  und  pfeiler- 
spiegel,  das  kleine  steckt  in  etuis  und  wird  als  taschen- 
spiegel  herausgezogen.  J.  Paul  {unsichtb.  löge  20.  sektor) 
t,  192. 


6269     GEWISSRN  IV  (s,  e  engt»,  weitM  gewiaMo) 


OEWISSRN  IV  (1.0 


•)     6270 


0)  vor  allein  aber  ist  m  der  gtgtnmiia  tm»ek*n  weit  %Mä 
eng,  der  gepfirgt  und  in  imwmr  fMiMM  h04»m  wiaderkcU 
wird:  fib  una  sunt  berrao  ja  kda  Und, 

nicht  rath,  di«  weita  f  wiaaene  «ad. 

Nie.  HKt.NifxnR  ckritU.  ptalimtm  (UWT)  itO; 

weit  gewiasen,  raani  gewitien,  dUmlm»m  temteünUim.  Hr* 
NrNcii  16M;  (huren-  nve  weitea  fawIgMB)  Stiruw  tB«: 
(«in  weiten  gewiMen  haben,  mmMMUM  Urgm)  RAduiin 
1,  SM";  HoNDKAi).  AnKi.iiNn.  Camp«:  «Mltr«  Schwan 
(sich  über  nichtH  ein  gewianen  maohen,  Mmr  U  eenaeiame» 
large)  1,748*:  welcher  ein  simlioh  weitea  gewiaaen  bat. 
untrrredutiff  einea /ümehwtm  Ungarn  {H$4)  C  t^ ;  Ich  laohta 
noch  und  Ragte,  wir  advolcalen  bitten  ein  weiter««  ge- 
wJMHon,  wir  schrieben  eine  halb«  seit«  mit  sogenannten 
Ictirialior)  voll,  bei  denen  noch  ni«  ein  m«nsoh  etwas 
gefühlt  liabo.  P.  Heyrr  (neue  monU.  nov.:  §Hrtu  bi»  im 
den  tod)  II,  4  ».  SS: 

das  «r  aich  hn^t  vor  ondaaeltparMi  Mttn; 
wan  allo  iru«tli«it  iat  aa  ia  Tarfcme. 
sie  ntent  in  d«r  boohataa  uMgwit  praogvr 
und  haben  r«r  ain  l0clMI«l  gtwIsseB. 

H.  Saciim  /ab.  u.  tekm.  I,«:  •.  omcA  <f>.  «71 ; 
nnd  wenn  «irh  roa'  und  arbn««  Ia  Tollaai  kaaaa  VUkt, 
bekam'  Burh  Sorratea  «in  acblOpffrifM  giwlasi. 

JoH.  Chr.  QOnthbr  (amJ dU  mHehttmg  wM  Mintr 
PkyUis)  otd.*  «07; 

«in  schwere  eng«  and  b«trubt  gowi88«n.  das  nimmer 
kein  rüge  hatt.  Lutiikh  atuUg.dartp.  u.  evang.  da»  advmi$ 
(!&»>)  Ns**:  angatgcwiRzen,  «tve  enges  gewissen,  eotMcim- 
Harn  (I)  timidti.  metu  aturia.  StiblER  tB68  {vgl.  religio. 
«ng«  gwUszne.  Choi.inuhFririus  780*);  er  bat  ein  so 
enges  gewissen,  dasz  ein  wagen  heu  kRnne  darduroh 
fahren,  fide  eonaeientiae  non  eommovetur.  Ai.kh  1.  Wl*: 
ein  enges  gewissen  haben,  mu»  funkt  vor  gewi»aen»biM$en 
nichtg  bäte»  oder  teenig  bOee»  tu  thun  wtgen.  Campk  s,  8M^: 
doMu  vgl,  auch:  es  ist  sibenderlai  gewissen,  die  «rst  baiss«t 
ain  ze  gewisse  gewi88«n,  die  ander  baisset  ain  ze  weilte 
gewissen.  Münchner  handachr.  v.  t4&6,  t.  Sciimf.i.i.rr  8*,10M. 
8))  unter  dieten  beiden  conlnuibagriffen  ertehlient  nur 
das  enge  gewissen  einen  vetteren  kreit  von  neuen  attributen. 
tthon  LuTiiBR  variiert  et  mit  blöd«  und  schwach,  der 
neuere  atil  führt  zart,  leise,  streng  «in:  do  siheatu 
was  ein  scheuicht,  forchts/am  gewisszen  thutt,  wie  gar 
ein  «rsobrocken  und  feig  limtt  esz  ist.  (pred.  übert.  Mot.) 
14,175;  wenn  iemand  ...  ein  blAde,  sohwaoh  gewissen 
hat.  autleg.  ...  r.  d.  hl.  dreik9nige  fett  (tUS)  ei*:  vgl. 
auch  dat  17.  eap.  Joh.  (iMO)  G  s*;  ein  schwach  blöd  ge- 
wissen. Hf.mrch  1604:  alazo  musz  auch  hie  ein  blOde, 
l(loin  mUtig  gewi.ssen  wider  seine  gedancken  aulT  das 
tcstament  Christi  pochen.  LtriiKit  (ein  termon  v.  d.  neuen 
teat.)  6,  sea:  Tycho  suchte  doch  für  sein  od«r  für  andrer 
schwaches  gewissen  ein  drittes  system,  wobei  die  erde 
stünde.  Hkrdbr  (irof>0mtAu«)»,611:  die  begierden  («<rt7<^) 
mit  ihrem  zarten  gewissen.  GniMMEi.siiAiisKN  wieder 
erstand.  Simpl.  3  (1713).  405;  dagegen  kannf  ich  manchen 
wackern,  frommen  mann  mit  zartem  gewi.ssen.  Bräkf.r 
d.  «rme  mann  im  Tockenbttrg  i  Bülow;  ein  zart  gewissen, 
«  tender  eontdence  . . .  teuttehengl.  lese.  »,  775;  detgl.  Ai.rr 
1,989*  t«.  a..-  ich  empfand  aoch  nicht  die  geringste  in- 
comodität  darauf,  und  mein  gewissen  —  das  war  so  rahig 
und  stille  wie  ein  mäuschcn  . . .  wenn  es  eine  sOnd«  ge- 
wesen wäre,  hätte  es  mir  mein  zartes  gewissen  schon 
iKngst  gesagt,  dat  eatino  (Oräts  179»)  *.  8:  es  zeagt  von 
einem  zu  zarten  g«wis8en,  welches  da«  aigen«  moralische 
selbst  80  hoch  schätzt,  dasz  es  ihm  nichts  Terreihen  will, 
ein  solches  gewissen  macht  hypochondrische  menschen! 
GöTHK  getpr.  (mit  Eckennann  89.  6. 1881)  8.  50  Biedermann; 

die  gaben 
(wie  ihr  anch  simpert)  finden  doch  wohl  ranm 
in  eurem  sarHap-z&rtlirhcn  mwiaaen, 
wenn  ihrs  nur  dehnen  wolltet I  (your  $(ifl  cheverü  eon- 

Hienee). 
ScHLKGKL  (Heinr.  VIII.  i,  8)  8,  836  Bmndl; 

and  ob  wohl  denen  verbitterten  baaren  ein  zärtliches 
gewissen  und  gründliche  Überlegung  oder  einsieht  derer 
wider  sie  vorhandenen  umstände  am  allerwenigsten  za- 
getrauet.  Kmnoner  dorf-  u.  baurenrechte  8,323;  dagegen 
musz  ihn  ein  zarter  halt  in  seinem  innem.  ein  leise« 
gewissen  in  seiner  brüst  schützen.  Immf.rmann  (Düatel- 
dorfer  anfange)  20,  166;  wenn  ihr  strenges  gewissen  es 
erlaubt.  Dktl.  v.  Lilirncron  (attt  marach  und geett)  »,  88». 


%))  «MW«  0mi  kimr  mar  mtmim  mitrihiit,  äi»  m^f  dm 
grad  der  tmgßmtUäkkttt  tUmt,  IwfciaHrfy  Aw  «b  «in  an 
•rachroekM  fiwiw  BBd  «fai  froMah  barti  balMB.  Lothkk 
idi*  mnätr  tfUtd  8.  Prtri  u.  «im  ff.  Juds»)  U.  t»;  «attber- 
windli«hM  tßwium.  f.  «•:  und  so  gaBiMM  da*  fMek. 
einer  raUfw  NwibrilBkiiin.  6m  batfaU  ««ms  lM41eli- 
tlgen  gewlf—,  OAm«  {CUnßifo  «)  M.  IM:  «git  mmk  ttm 
(«p.  tm)  dM  MlbgtlaJif  ftwlMM:  oad  m  «M  »aa  mÜ 
baalocbenam  «tfMM»  nwlaawi  tor  fott  «ad  aiMHwlna 
ein  «itJar  sehefnbaOliw  popaai.  HsaaM  (U.  aebfV*"*) 
18,  IM;  II    tiit  iiaaiiiiii  pEliiu 

will  «tacsarfMIirt  «sta. 
Wirlaho  iFmmki «)  u.  IM .  rfi  mM  tp.mn* 

ß)  unter  imn  «ü^hua  4t§mmtütk»r  und  phäoeophiaeker 
mr^rltnanfm  ttird  im  mtf  4i»  fmmäiimm  4aa  amhU.  ntUmäe 

M^m/mmmmSm  a^mt^f^^t^  ^I^^^^^^^—  ^^m^  ^^^^^^^^^^^  «Kjkfc^^^^B  «^la^ 
ff^^^^^mmmm   w^PVmma^n^  •■■MVvVIPV  WWW  INVWBMVwOTViip    F«am|pOTM  VMV 

irrtmltm  gtwiamm  mtfäUut:  aia  ikher  gewiss«a«  daa  dar 
aach«o  gcwis  ist.  fltsalt  ond  falsalt  nicht  alao.  aa  aagta 
dürr«  ond  frlscb  araas.  wie  ••  aa  ibm  selb«  ist  LtnuRR 
(data  diete  ttort  Christi)  n.W:  raebt  gaw.  uad  Terstand 
haben,  tat.  u.  patfu.  («.  •.):  waaa  diwaa  orlbail  wabr 
Ist.  so  h«is8«t  e«  «In  riehtifäa  fawfaaae:  M  aa  abar  falaeb. 
«in  irrif«s  g«wiss«n.  Cnn.  WotJ^r  jadL  v.  4.  mmtttkm  9mm 
u.  tatttn  §7«  (17*0)46: 

aad  alaamer  hat  «in  maao  vosa  fkkttgwa  giwisiia 
Mr  «ialraebt  «to«i  ttmai  wclodtt,  aihUbal.  saülwi 

Haoboob»  («M/twadMi^  l(l77l).«t: 
f«wiss«n.  ...  wfard  eingethHH  ta  eoaadaaMaai  raoUai. 
«rroneam,  scrapalosam  etc.  Jon.  HObneii  natur-  lwaa*> . . 
laae.  (1776)  978:  aber  «•  sind  wort,  da  mit  si«  ibr  onsiebatB 
gewissen  gerne  bergen.  Lltiirr  (daat  djas«  «ser^i  a.  fli: 
mein  gemacht  gewiasen.  (m^  d.  k§mif  «.  Jhff )  ».  8i; 
ein  zweifelhaftes  gewissen.  ww«iisies  awayMliius.  RoN- 
DEAU  t,  ITas/.;  da«  irrende  lawtoaaB«  Aobl«mo  t,  M»; 
Calixt  nimmt  auch  ein  probable«,  irraadea  uad  Bwrifal- 
haftes  gewiasen  an.  STÄi-hi.ix  ^eae*.  d.  lehre  «.  d.  fr 
geteitten  88;  igl.  aueh  a.  84:  ea  ist  durch  die  so  eben  ge 
geb«n«  deduction  auf  immer  aofgehoben  und  Temichtel. 
die  nach  den  meisten  moraisystemea  noob  statt  findende 
ausflucht  eines  irrenden  gawiaaaaa.  daa  piTJaanB  int  aia. 
und  kann  nicht  irren :  denn  ea  ist  daa  onmittalbBra  ba- 
wusztsein  ansers  reinen  uraprflnglichen  ich,  fll>er  welebea 
kein  anderes  bewasztsein  hinausgeht.  Kichtb  si'fhafdbn 
(1798)  888;  demgemias  gab  ea  ein  xweifelndes.  ein  mcinaa 
des.  ein  irrendea  gewi««ea.  A.  ScRoncNHAOBR  (frundlmpi 
d.  moral  18)  8.  BM  Qriaehath. 

y)  mit  den  Utttm  mUrihUen  herUkrtn  tieh  am  näekttm 
die  atiribute.  die  den  tuaiand  dm  «Mla<aw<li«a  bmaaneliMB; 
nu  ist  alle  zeit  ein  gut,  sieher,  ftWeh  fawiaaMi.  bei 
denen ,  die  unrecht  leiden  . . .  daramb  briaft  aaaebtUflg 
leiden,  natürlich  mit  sich  ansehald.  gat.  sicher  and  ri^if 
gewissen  ...  und  kSnnen  nicht  so  ein  fein.  stUI.  reia 
gewissen  haben,  als  die.  so  onrecht  laidaa.  LtrraBR  («sr» 
anhrort.  der  auffrur)  «.  lO^  Jena: 

Wirt  auch  mit  aorno  nit  guilaasB  (lUt  ekHkhe  arwtmt), 
hat  ain  aicher  und  ruet  gewiassa. 

H  Sacii!«  (/BM  e.  4L  kama-  «.  /tidatmma) 
jab.  u.  aekw.  t,  14; 
freude  aber  alle  freude.  iat  «in  gnt  sieber  gewissen,  und 
leid  über  alles  leid  ist  daa  bertzleid.  dai  ist.  ein  liSaa 
gewissen,  denn  ein  bSee  fewissen.  Ist  die  helle  selb«,  oad 
ein  gat  g«wi««en,  iat  das  paradi«  and  bimelreich.  LiTiirn 
(«eraniirerl  im  mt^fHir) «.  lo^  Jena;  tnihrenä  daafrmu  drm 
ttgtmtmtt  «an  rein  und  anreia  (bascbwart  und  laicbt) 
»Uhrkm  pfUfti.  liegt  beim  wmirtiai  dsr  ««ftii/aiO«  em^f 
dsa»  gegentata  von  gat  wiid  bSea.  dm  im  mt^mtiimUekm 
mannigj'altigkeit  auageataltH  erteheimt.  wgL  amth  tp.  MM. 
«850,1.  der  ne%4ere  rontraathtgr^f  tu  gat,  da*  im  hmtipim 
ncangloaen  ttü  «e  MisMs  mUrOmt  aeblecbt,  igt  liUiamritik 
verhältniamitrig  «asnaf  httimdUet: 

l))  war  «fai  laatoc  (wm.  knlan)  gewi 

dar  farchtt  daa  tod  all  Mb  aad 
AUHL  DOBBm  (4. 1 

■srllaai  M. 
aib«  das  d«tn  fnirnuvt  sei  raki 
aand  gagen  den  ann«a  lala  alaia. 

R<V9Ctl   V.  GBROUVONAr^KK  Wl 

/V#rA«al<r,- 

Termittelst  eine«  reinen  gewissen«.  Abo.  ALBBRTiKoa 
iMMlaMrter  Oaiaiaw  817;  daa  ficadk  GRiMMBLanAoasK 
Zrsbn  Atmmmt  («)  M8; 


■.«.toif) 


6271      GEWISSEN  IV  (s.c  gutes  gewissen) 


GEWISSEN  IV  (3,  e  höses  gewissen)      6272 


ein  ruhig  hertz  und  rein  gewissen, 
wird  doch  von  aussen  nicht  verstöhrt. 

JoH.  Che.  Günther  {als  er  sich  über  nichts 
betrüben  wollte)  gedß  89 ; 

vgl.  auch  J.  Heerman  1,308»  Fischer  u.  Tümpel;  consdentiae 
Jide  non  commoveri,  ein  unverruckt  unverseert  gewüssen 
haben.  Gholinus-Frisius  204*';  ebenso  Frisius  und 
Maalkr  ;  die  da  ihre  anvertraute  ämbter  mit  unver- 
sehrtem gewissen  verrichten.  Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle 
(der  beambte)  1,  48; 

Oj  er  hat  ein  weiches  kissen : 
ein  noch  unentweiht  gewissen. 

Grillparzer  (ahnfraul)  3*,  85; 

dann  gemeinklich  alle,  so  gein  Rom  ziehen,  bringen 
dreierlei  wider  mit  jn  herausz  . . .  ein  vorlipt  gewissen, 
einen  bösen  magen,  und  leren  seckel  {depravatam  con- 
scieniiam).  Hütten  {Vadiscus)  4,169; 

und  sein  verwund  gewissen  heil; 
lasz  sie  am  himmel  haben  theil. 

JoH.  Heerman  o  Jesu  Christe,  wahre»  Hecht 
bei  Fischer  u.  Tümpel  1,  307*; 

die  exempel  derer,  welchen  das  verletzte  und  beschw^erte 
gewissen  grosse  hertzens-angst  verursachet  hat,  können 
davon  zeugen.  Scriver  seelenschatz  (1,8  §19)  1,105'';  er 
hat  ein  gwissn  man  beutelt  jung  hund  dardurch,  dz  ist, 
ein  args  zerrissens  gmüt  oder  gwissen,  das  nichts  be- 
kümmert, gott  geb  wes  argen  es  sich  schuldig  waisz. 
Simon  Roth  De*;  vgl.  sp.  6269  (löcheret  gewissen);  ein  ver- 
letzt gewissen  haben,  to  have  a  sorely  wounded  conscience. 
teutsch-engl.  lex.  2, 775;  wundes  gewiszen,  conscientia  saucia. 
Stieler  1389;  und  allda  in  der  kühlen  grotta  bei  dem 
klaren  wasser  trübes  gewissen,  darvon  tragen.  Abr.  a 
S.  Clara  mercks  Wienn  (1680)  72 ; 

doch,  wo  die  westfälischen  edeln  müssen 
sich  sauber  brennen  ihr  rostig  gewissen, 
das  wissen  wir  alle,  das  ward  uns  kund. 

Annette  v.  Droste  (das  fegefeuer  des  westfäl. 
adels)  2,  445  Kreiten. 

2))  der  gegensatz  von  gut  und  böse,  vgl. .-  das  gewissen 
der  Unschuld  ist  sonach  weder  ein  'gutes'  noch  ein  'böses' 
gewissen  im  actuellen  sinne,  sondern  nur  die  schlum- 
mernde möglichkeit.  E.  v.  Hartmann  (rf.  sittliche  beumszt- 
sein)  2^,  259;  ein  erschröcklicher  und  armseliger  handel 
ist  es,  wann  der  mensche  ein  böses  gewissen  hat  . . .  ein 
böses  gewissen,  ist  eine  schwere  last  .  .  .  viel  elender  aber 
ist  der  jenige,  der  gar  kein  gewissen  hat;  und  ob  er  schon 
alles  ubels  thut,  es  doch  im  gewissen  nicht  empfindet .  .  . 
ein  gutes  gewissen,  ist  der  zucker,  so  alles  süsse  machet: 
ein  böses  gewissen,  ist  der  essig,  welcher  alles  leben  ver- 
säuert. Rutsch KY  rosenthal  (i679)  150;  vgl.  auch  oben 
sp.  6246. 

a))  fides,  est  qtiod  vulgo  conscientiam  dicimu^,  ein  gut 
gwüssen.  Cholinus -Frisius  3G8'';  (bona,  salva)  Deci- 
mator  Z5*;  öÄnZtcÄCALVisius,  Sghönsleder,  Henisch, 
Stieler,  Aler,  Steinbach,  Frisch;  vgl.  auch  Ade- 
lung, Campe;  mens  sibi  consda  recti,  ein  gmüt  eins 
guten  gwüssens.  Cholinus-Frisius  204'';  eftewso  Frisius, 
Maaler  ;  conscientiae  tranquillitas,  der  friede  eines  guten 
gewissons.  Corvinus  689;  belohnung  eines  guten  ge- 
wissens.  Herder  (über  d.  einßusz  des  schönen)  9,  294; 
lächeln  des  guten  gewissens.  Schubart  2,  290;  sich  seines 
guten  gewissens  . . .  trösten  (sc  sustentare).  Reyher  i,  1865 
(tröste  mich  meines  gewissens.  Calvisius  333*);  ebenso 
Stieler  2568;  der  gleichen  eusserlich  werck  geübt,  und 
ist  kein  gut  rüwig  gewissen  da  gewesen.  Seb.  Lotzer 
(chrlstl.  sendbrief)  38  Goetze;  das  gewissen  der  tugend  ist 
das  ruhige  gute  gewissen.  E.  v.  Hartmann  2^,  259;  wo  die 
hoffnung  nicht  ist,  da  ist  ein  gut  gewissen.  Paracelsus 
(spittalbuch,  vorrede)  chirurg.  bilcher  u.  sehr.  (1618)  309 ;  der 
acht  tischgenosz  redete  von  der  materi  desz  gewissens, 
unnd  sprach:  das  allerbeste,  welches  ich  under  den 
menschlichen  dingen  finde,  ist  ein  gutes  gewissen.  Aeg. 
Albertinus  landstörtzer  Gusman  (39)  316;  ein  gut  ge- 
wissen is  doch  'ne  schöne  sach'  in  ollen  dagen.  F.  Reuter 
{stromiid  3,  3l)  3,13;  vgl.  SCHOPENHAUER  (die  weit  als 
vnlle  ...  4, 66)  1,  479;  ein  gut  gewissen  uberwigt  unnd  ver- 
tregt  vil  calumnien  und  verwente  reden.  Matthesius 
(Lu<Aer)  8, 145;  das  gute  gewissen  ertheilet  den  besten 
nachruhm.  Harsdörpfer  frauenzimmer  gesprechspiele 
6(1646),  277; 


ohne  leben  lebt  der  weit, 
wer  nicht  gut  gewissen  hält; 
gut  gewissen  in  der  zeit 
hebt  schon  an  die  ewigkeit. 
gut  gewissen  traut  auff  gott  .  .  . 

LoGAU  sinnged.  (zugäbe  zum  3.  tausend  99) 
Eitner  627|8 ; 

vgl.  dagegen  -.  die  einen  meinten  nun,  das  beste  für  jene  weit 
sei  zweifelsohne  ein  gutes  gewissen,  nur  tauge  es  darum 
noch  nicht  sonderlich  viel  für  diese  weit.  Eighendorff 
übers,  v.  don  Juan  Manuel's  graf  Lucanor  (cap.  49)  175; 

und  thetn  darzue  niemandts  unrecht, 
hetn  also  ain  guets  gewissen. 

Rösch  v.  Geroldshausen  wunschspruch  105 ; 

und  wie  from  auch  die  sind,  und  was  guts  gewissen  sie 
zu  gott  haben.  Luther  {vorr.  auff  d.  widerleg,  d. .  . .  Valen- 
tinianer.)  6,  SlS**;  ebenso  (ein  gutes  gewissen  haben)  Faber 
u.  a. ;  desgleichen  Rinckhart Eisleb.  christl.  ritterdS neudr. ; 
Harsdörpfer  frauenzim,mer  gesprechspiele  2  (1657),  266; 
Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle  (der  soldat)  i,  67;  G.  Keller 
{leute  V.  Seldioyla,  Dietegen)  5,189;  F.  Reuter  (stromtid 
2,  20)  2,  .S27 ;  disz  taug  nicht  für  christenleut,  die  jmmer 
neben  dem  glauben  ein  gut  gewissen  bewaren  müssen. 
Matthesius  (hochzeitspredigten)  2,  110;  ebenso  (glauben 
unnd  gut  gew.)  3, 154  (Luther) ; 

ich  wolt  ein  gut  gewissen 

fort  bei  des  glaubens  Zuversicht 

zu  halten  sein  beflissen. 

JoH.  Bornschürer  (?)  '0  gott,  da  ich  gar 
keinen  rath'  Freylinghausen  832''; 
ein  hertz,  das  allezeit  und  sorglich  ist  geflissen, 
zu  tragen  für  der  weit  und  got  ein  gut  gewissen. 

JoACH.  Rachel  satir.  ged.  {freundt  670)  83 
Drescher  ; 

WO  ein  gut  gewissen  zu  kriegen,  da  ist  auch  ein  keckes 
oder  mannliches  hertz  zu  streiten  wider  die  feind. 
L.  Fronsperger  geistliche  kriegszordnung  s.  7  Schneider; 
in  diesem  bewusztsein  fand  sie  (die  partei)  das  gute  ge- 
wissen für  ihre  bewegung.  Sybel  begründ.  d.  d.  reiches 
3*,  17;  religiöse  testimonium  dicere,  treuwlich  und  mit 
gutem  gwüssen,  oder  gottsförchtigklich.  Cholinus-Fri- 
sius 750*';  ähnlich  Frisius,  Stielek,  Rädlein,  Aler, 
Matthiae,  Serz;  mit  einem  guten  gewissen  etwas  thun, 
bona  mente,  omnino,  voluntate  aliquid  facere.  Henisch  1603; 
ebenso  Stieler,  (das  kann  man  m.  g.  gew.  thun)  teutsch- 
engl.  lex..  Steinbach,  Rondeau,  Schwan,  Serz;  vgl. 
attcÄ  Adelung;  und  dasz  ein  bergkman  des  bergkwercks 
mitt  güttem  gewüssen  gebrauchen  könne.  Georg  Agri- 
COLA  vom  bergkwerck  deutsch  v.  Beghius  (vorr.)  (1557)  aS»; 
ebenso  (raten)  Grimmelshausen  wiedererstand.  Simpl. 
3, 394  u.  a.,  s.  unten  (/) ;  dazu  vgl.  auch  nach  unserm  besten 
wissen  und  gewissen  u.  a.,  s.  o.  sp.  6256;  praeclara  con- 
scientia sustentor,  notor,  ich  lasz  mich  auff  mein  gut  ge- 
w^issen.  Sghönsledeh  V6*;  ich  verlasse  mich  auf!  mein 
gut  gewissen ,  consolor  me  mea  conscientia  . . .  nitor  con- 
scientia mea  .  . .  Calvisius  333*;  das  gleiche  Aler  1,  939*; 
es  sei  besser  sich  auf  sein  guhtes  gewissen,  als  auf  eine 
ungewisse  bedekkung  seiner  sünden,  zu  verlassen.  Zesen 
Assenat  (1679)461;  meine  theure,  gegen  ein  so  gutes  ge- 
wissen richtet  man  kaum  durch  Impertinenz  irgend  etwas 
aus.  W.  Raabe  schildderump  191. 

b))  bösz  gewissen,  mala  conscientia,  conscientia  sceleris, 
mens  sibi  male  conscia.  Henisch  1604;  böses  gewiszen, 
mens  male  sibi  conscia,  conscientia^  vulnus,  et  sollidtudo, 
mala,  infelix  conscientia.  Stieler  2568;  ein  bösz  gewissen, 
mens  male  sibi  conscia,  irrequieta.  Calvisius  333»;  bösz 
gewissen,  conscientia  infelix,  impedita  .scelere  conscientia, 
malae  cogitationis,  con.scientiaeque  atiiini  terrent.  Schöns- 
leder V  6»;  cauteriata  conscientia,  ein  böses  gewissen, 
brand-mahl  im  gewissen.  Reyher  l,  946;  labes  conscientiae, 
ein  böses  gewissen.  2,  3916;  cotiscientia  mala.  Garth- 
KÖNIG  136»;  conscientia  scelerata.  Steinbach  2,1060;  ein 
bösz  und  versehrt  gewissen ,  tme  conscience  cauteriste, 
conscientia  laesa.  Duez  (1664)  199'';  ein  böses  gewissen, 
conscientia  infelix,  mula,  rea,  scelerata,  digna  supplicio, 
impedita  et  oppressa  mens  scelerum  conscientia.  Aler  1,  dS9^ ; 
ein  böses  gewissen  ist  wie  die  höll,  nihil  est  miserius, 
quam  animus  male  conscius.  1,941»;  ich  hab  auch  hundt, 
die  mich  treiben,  das  ist  die  sundt  und  böse  gewisszen, 
das  mich  drucket.  Luther  (pred.  am  28.  märz  l,52l)  9,  646 
Weimar;  ebenso  Abr.  a  S.  Clara  auff,  auff  ihr  Christen 


6273     GEWISSEN  IV  (s.  e  lehleefatw  ««wteaii) 


GEWISSEN  IV  (t.<r  nafcod«  gawiiMB)    6274 


'  Wienerneudr.  1,107);  dann  dM  Mm  g«wiH«n  ist  «in 
liuas,  es  fnrcht  bald  dinz.  ei  fOreht  bald  da«.  gtluA  dUk 
irohlf  (7)  lOH;  da«z  ein  Mt«a  gewlM«n  d«m  hahn  Patri 
^'iin/.lich  gleiche ...  ist  dem  menschen  eine  iiiuiiprwKhrend« 
follerbank  ...  ist  ein  zang.  die  allzeit  swiekel  ...  es  iat 
ein  wurm  der  allzeit  nagt,  huy  u.  j^fuy  der  tettt  {der  lUJm) 
(1707)  166;  es  mag  der  schönste  tag  sein,  so  donnert  do«h 
das  bSse  gewissen;  er  mag  ganti  mlusel  still  sein,  lo 
schreit  doch  das  Mse  gewissen:  das  bOse  gewissen  Ift 
ein  band,  der  allzeit  bellt,  es  ist  ein  hahn,  der  alli«it 
krHhet,  es  ist  ein  glorkeii,  die  allsoit  klingt,  etwa»  f.  aU« 
{der  uhrtnarhrr)  1,M7;  <Ik  hat  ihn  das  bOse  gewissen  also 
gcgolszlct.  Auy  M.  p/uy  (/«>r  \ctU  {der  hahn)  IM;  r  ««««A  oAm 

»p.  6859 ;  ^  sflhsust  daa  btae  gewisMo 

Hellt  und  lag,  ••  scheate  dar  taebs  die  venMunaeHan  kenea. 
CNVtn«  (KHmk«  /¥dka  i)  40,  ft 

(de  quad  deit,  de  aohawet  gern  dat  licht.  Bnnka  d*vo»i,l 
V.  >6  Prien;  f6<-nM>  GoTTHCiiRn);  allein,  mein  vater  seel. 
wolt«  es  durchauH  nicht  leiden,  sondern  sagte:  aus  Italien 
bringe  nmii  nichts,  als  ein  t>össes  gewissen,  einen  an- 
gesunden loib,  und  einen  ledigen  beutet.  Schupp  /r«und 
in  der  not  ii  Braune: 

was  Irftunil  ihr  nur  von  truppeu  atets, 

die  anderwftrta  nAtltic  uml  nirgend«  in  miasea  t 

der  ewige  fOrst  Windtacbgrftz 

Ui  nichts  als  euer  t>Aaes  gewissen. 

GKiLLPAazaa  (a.  d.  ntuklam)  tß,  166; 

man  kann  sich  leicht  denken,  dass  diese  stadt  keine 
widorw!lrti|feron  nachbam  haben  konnte,  als  die  leute 
von  SvIHwjla:  auch  saszen  sie  diesen  hinter  dem  wald« 
IUI  iiaclien,  wie  daa  bOse  gewissen,  (i.  Kei.i.kk  (le%U€ 
I .  Seldwyla,  Diettgen)  5,  189;  fürobien  kan  man  Jnen 
iiit  verboten,  iat  ain  zaichen  ainea  bOaen  gwiasMu. 
.SKit.  l.iOT'/.KR  {entaehuldürung  der  gewmmd«  tu  Memmimfftn) 
iS  GoetMt;  ein  böses  gewissen  haben.  Ai.f.h  u.a. ■  einer 
soll  lieber  schaden,  dann  bAsz  gewissen  begeren,  ursach 
die  schand  betrübt  einmal,  aber  daa  bOsz  gewissen  macht 
ein  nagends  gewissen.  Hkmkch  ieo6;  ebenao  1800;  wellicber 
jliiii  ausz  bösem  gewissen  selbs  den  todt  angethon,  wirdt 
nicht  geklagt,  qui  «celeria  eonaeieHtio  tibi  wutHam  eon- 
urivit,  fwn  lugrtur.  1604;  adieu  weit  . . .  bei  dir  iat . . .  kein 
gut  ohn  bösz  gewissen.  Uhimmklühausbn  Sia^fl.  467 
neudr.;  wenn  Isegrimm  {F.  A.  Wolf)  seine  absorditlt gegen 
mich  immer  erziihlt,  so  deutet  das  auf  ein  böses  ge- 
wissen. GÖTiiK  {an  Zelter)  br.  >7, SM;  ala  ich  . .  .  aber  . . . 
verlegen  and  mit  bösem  gewissen  die  ebenbolzinstrumente 
mit  einer  unzahl  silberner  schlflssel,  die  groszen  noten- 
blätter  sah  .  . .  G.  Kki.i.kr  {ffrilner  Heinrich  9,8)  1,SM. 

e))  da»  sohlechte  gewissen  iet  suertt  bei  Pischart 
beobachtet  in  einem  für  lange  teit  vereintelten  belege:  dasz 
er  {KaMaia"\  ein  doctor  der  artzenei  gewesen,  und  desz- 
halben  jm  ein  schlecht  gewissen  gemacht,  etwan  von 
natürlichen  sachon  natürlicher  zu  reden.  Gargantuti  {vor- 
rede)! Alahhen;  dam  vgl.:  'das  macht  dn»  schlechte  ge- 
wissen.' 'was  du  dir  denkst!  wir  modernen  menschen 
haben  kein  gewissen.'  Rud.  Hucii  krankheU  (1906)  ».  107. 

i\)  nicht  in  dem  un\/'<ing  des  gegentutmt  von  gat  «imI 
böse,  aber  doch  in  tahl reichen  und  nummgfkdttm  heiegtn 
hat  dae  netttrutn  noch  loeitert  eontrastbegriffe  für  die  kenn- 
teichnuny  des  x,  ^standet  entwiekeU: 

a))  also  muste  der  prophet  Jona  mitten  im  walfische 
beten  und  rulTcn,  unter  dem  schweren,  antreglichen  ge- 
wissen seiner  sünde.  Luthkh  (16.  cap.  Joh.  gepred.)  7,  «08*; 

wer  dann  iri  gottps  namm  nit  wil, 
der  mftss  zA  Tetat  in  teufels  xil 
mit  scbwerem  gwissen  lenden. 

OaORO  GRüaNWM.u  (,?)  koeM  hat  an  wttr 
(8,  IS»*"  Waekemagit) ; 

mit  schwerem  gewissen  beginne  ich  heute  einen  brief, 
zu  dem  ich  mich  schon  mindestens  zehnmal  nieder- 
gesetzt. Thkitschkr  an  Freytag  hrieftr.  171;  »o  konnte 
ich  besagten  revers  mit  desto  leichterm  gowis.sen  unter- 
zeichnen. HRitiv.{geständniM»)i,a  Elster;  deshalb  könnte 
man  sich  wohl  über  den  mangel  echter  komödienform 
mit  leichtem  gewissen  entschuldigen  wie  mit  etwas  'an- 
germanischem', was  eben  nur  bei  den  romanischen 
Völkern  zu  suchen  sei.  aber  dies  gewissen  ist  leicht, 
diese  entsohuldigung  ist  nicht  viel  wert  H.  Laube  {einL 
«4  Gottsched  u.  Geliert)  8,  896  Houben;  'das  ist  auch  eiiM 


üraiapNoboDf  I'  4a«bU  ich  oad  «rhob  mleh  Mit  «Meh 
ttrton  faviaMS,  iodoäk  mH  «iaar  krsoMa  tmtftniumg. 
O.  Kki.lkm  (yrainr  JWwr.  b,9)  »,i». 

b))  onnd  kalB8W  ■anaaha«  aiOfHeb  fcwaacwi  lit,  dar 
Bniidf  diaMr  fttaM^dMM  ^lir  aArwnMallt)  bacriSBMi. 
dM  ar  Mit  Mmi  |8TiMMi  iMi  bab  mSfan  girtrfftfctn  ifl 

Mwh  Mfar  ataMi 


Omt  ItvUthe  peemol»  tU  nevdr.i 

daa  sie  ganM  ftrowa  ehilalaa  ond  ihrer  sood«  loa  wmwi, 
und  fröliob  ftwiaatn  bab8»  wollen  Lutnkii  deteiatk 
oUaAimmut  ftvtekitt  (UM)  P?^; 

4er  wird  sa  wohl  featsMaa, 
4saa  er  dareb  geltes  pmi  erlaagt 
ein  raklgM  fswiaasa. 

'im  jttut  ttn  Ott  Av^svaar  i8astai* 

biatta  leb  aar 

ahi  rahigea  gawlaaaa: 
ae  lal  IK  aCib,  warn  . 
Blrhia  srhrsnknobaa  la 
Qaixaar  4, 

daofleiehe  (mit  an  ungeheaar  ruhigen  gavtaaan)  P.  fUomi 
{»tromtid  8,  tt)  8,  4H:  vgl.  atich  («p.  am)  daa  foto  rsMfa 
gawisaen:  alao  gehet  dieser  taxt  alleine  anff  die.  so  dareh 
geaetz  und  sande  ihr  gefengnis  fulen  inn  elendem  ge- 
wissen und  aaff  gnade  hoffen  durch  Christas  blot.  Lcthkii 
{der  proph.  Saeharja)  H,  817;  dar  gleieben  fabeln  ...  ab 
vom  Tondalo .  der  mit  einer  aebweraa  bOrda«  atf  aiM 
aabmalan  waga  gabat,  badent  daa  arm  gawlMan  Mit  aaada« 
baaebwart.  RnAaMoa  ALBKRoa  /atahi  {vorr.)  Brmum»  a. »: 


ba^acket  iat  saate  araiaaaiaaaa, 
HaaaMAN  karr  Jam  Omiti,  malm  fttraam 

Ott    ratChtr    M*    7mH0CI    SVrnMMMB    m*  aPS^ 


grewiicb  ba^acket  iat  aaate  arai 
Jon  HaaaMAN  karr  Jam  C 

{vor.  aür  iat  befleckt  aehr  grawUch awia  gaarlaaaa»; 

dardurch   ao  vieler  tanaenden  unschuldiger  Christen  blot 
ersparen:  land  and  leute  in  esse  erhalten;  und  daa  arme 
gewisaen  unbeaehwehrt  hätte  laaaen  können.  GaiMMBLa- 
HAUSKN   iTMderaraiatM/.  Simpl.  8  (i7U).  115. 
e))  aa  aatapriagt  der  balisa  saatb 


aiemabk  wahre  rah 
Jon.  Cna.  GCmmi 


imau  vgl.  (dat  ihrliche  gewisaan)  P.  RairrBR  {ßtroaeüd  t.a) 
8,88;  welche  anmuthige  gedancken  maaebaM  daa  bäfte 
also  siubem.  daas  er  anter  dam  riaaman  bamiaeb  ai» 
guldenea  gewisaen  tragt.  Ann.  a  S.  Clara  tmreka  Wimm 
(law)  148;  genau  ao  muff  auff  ihr  Christen  (  Wtrnrr  met* 
drucke  1)  H;  ein  laekei  gewest.  dar  auch  unter  der  blauen 
liberea  ein  himmelfarbs  gawiaaaa  fattafaB-  M; 

lirft  to  •tili  im 

fHHIich  wie 

kitsam  V. 


■o  fHHIich  wie  ala  booMa  aewlsaaa. 

Dacora  (MMtMMr.-  dar  \ 


4))  pariieipiale  attribute  haut  adkam  daa  fem.  nteiaud 
belegen  laaaen.  beim  neutrum  wabanw  aia  imumar  wtehr  tu. 
tneial  von  vtrbis.  die  auch  aonal  garm  dma  aubaL  bagUUait  : 
wie  wol  ihr  bald  darauff  dareb  daa  nafaoda  gawfaaaa  tfa 
gebOaaate  luat  ziemliehan  varaaltiaa  aroHa.  J.  B.  Carpbow 
taiJ^adigttn  (laM)n:  naganda  gawfaaaB,  mm§tr  nmatim 

eontraetiumeulma  euümi,  Sr.MA!*8LKDBR  Yi^;  ila«  fbtdbi 
Alrr.  KiRtca,  Pribcii  diet.  d. pmaaaa^  Rokdkaü  (*.«aial 
gewisaanablM),  Schwan.  Adklono.  Campb;  binfefan  dar 
warm  ainaa  nagend«i  fawiaaans.  dar  baiaat  nd  raiaal 
immer,  der  bellt  ond  qollt  immer,  der  sehaaidt  ond 
schreit  immer.  Her  plagt  und  nagt  immer.  Ann.  a  S.  Clara 
gahah  dich  wohl/  (7)  I08:  (aafrt  bmI  nafandaa  gawiaaaa) 
S.  6B88NBR  1, 17*  («.  •.):  (<|«ahrollaa  labaä.  aia  fiiflBapia 
des  gewisaan)  Thümmrl  8,  M;  «fi.  «asalk  (a.  «i.)  P.  t.  Saar 
Heinrichs  tod  88; 

daia  ac^tar  dfirstet  ai^t  aaeh  ftssaiia  blatvetgiaaaao. 
aad  alao  Miart  di<-h  kein  beOaadaa  gawiaaaa. 


P»Mt- 
loH.  Chr  GCxTsaa  ( 


1.1)0od.a8a4 


vgl.   raaendaa   gawiaven    (Chr.  GRTPHioa).  a.  Hamamn 
jwsl  bar.  481;  erwacliendea  gawiaaaa  a.  o.  {ßp.  tno); 


(3275     GEWISSEN  IV  (s,  d  ruhe  des  gewissens) 

par  mancher  ist  der  Weisheit  nicht  beflissen, 
der  wahrlich  anders  würde  sein,  verstund'  er 
den  ernst  der  tat  im  strafenden  gewissen 

Cii AMISSO  Sonette  u.  terzinen :  ein  baal  tescnuba; 
könntest,  reine,  du  es  wissen, 
was  ein  blutendes  gewissen, 
o,  du  würdest  milder  sein. 

Grillparzer  {ahnfrau  5)  4»,  121; 

J.  ein  in  blüthe  stehendes  gewissen  duftet  gleichsam 
die  elektrische  wärme  der  Wahrhaftigkeit  aus.  Bettina 
V  Aknim  nius  Famphilius  l'^282;  das  urtheil,  welches 
von  einer  handlung  gefället  wird,  ehe  sie  vollbracht  oder 
unterlassen  wird,  heisset  das  vorhergehende  gewissen: 
hingegen  dasjenige,  welches  man  fället,  wenn  sie  ent- 
weder vollbracht  oder  unterlassen  ist,  das  nachfolgende 
gewissen.  Chr.  Wolff  ged.  v.  d.  menschen  thun  u.  lassen 
§  77  (1720)  46;  das  gleiche  bei  Adelung,  Campe;  das  prac- 
tische  gewissen  wird  ferner  eingetheilet  in  das  über- 
legende, und  in  das  richtende.  Zedler  10,1391;  diese 
affecte,  insofern  sie  der  handlung  vorausgehen  oder  sie 
mindestens  begleiten  müssen  . . .  pflegt  man  das  gesetz- 
gebende und  das  antreibende  gewissen  zu  nennen,  und 
beiden  das  gewissen  nach  der  that  als  das  richtende 
gegenüberzustellen.  W.  Wundt  ethik^  485;  die  anerkennung 
der  Verbindlichkeit  ist  die  formelle  seite  des  sittlichen 
bewusstseins  auf  der  stufe  der  bewussten  moralität, 
oder  kürzer;  die  formelle  seite  des  actuellen  gewissens. 
E.V.  Hartmann  2^  (d.  sittliche  bewusstsein)  260;   *.  auch 

S.  259. 

d)  die  unterordmmg  des  Substantivs  unter  andere  notrnna 
ist  noch  immer  dem  objectiven  genetiv  vorbehalten,  der 
dutiv  ist  hier  ganz  vereinzelt,  vgl.  (sp.  6257)  friede  dem  gew. 
M.  A.  V.  Loewenstern;  vgl.  allen  gew.  köstlicher  spruch. 
ßuTSCHKY  rosenthal  831;  azich  die  Unterordnung  im  ob- 
jectiven genetiv  steht  vortoiegend  unter  dem  einflusz  der 
formelhaften  Verbindungen,  in  denen  sich  das  Substantiv 
eben  gezeigt  hatte,  meist  sind  eigenschaften  oder  Wirkungen 
des  gewissens  im  regierenden  Substantiv  verkörpert. 

a)  für  die  Schilderung  des  zustandes  des  gewissens  sind 
vor  allem  Wendungen  zu  belegen,  die  auf  attributive  Ver- 
bindungen zurückführen :  und  bleibt  das  zappeln  und  un- 
ruge  des  gewissens  nach  dem  sacrament  wie  vor.  Luther 
(sermon  v.  d.  sakr.  der  busze)  2,  270 ;  die  unruhe  eines  bösen 
gewissens  ist  derjenigen  bewegung  ähnUch,  die  wir  schäm 
und  furcht  nennen.  Hamann  (bibl.  betr.)  l,  67;  das  suchen 
nach  religiöser  Wahrheit,  das  aus  der  moralischen  unruhe 
des  gewissens  . .  .  entspringt.  W.  v.  Humboldt  Latium 
u.  Hellas  (litt,  denkm.  58)  134;  empfinden  des  gemüts  be- 
schwerung  und  angst  des  gewissens.  Horscht  geheim- 
nisse  d.  natur  1,  71»;  ein  forcht  desz  gewissens,  religionem. 

Henisch  1603; 

sprich  mir  von  allen  schrecken  des  gewissens, 
von  meinem  vater  sprich  mir  nicht. 

Schiller  (don  Karlos,  dram.  ged.  1,  2)  5,  II,  «.  156 ; 

{ebenso  dorn  Karlos  5, 1,  s.  28)  (s.  auch  oben) ;  pein  des 
nagenden  gewissens.  F.  v.  Saar  Heinrichs  tod  82;  die 
schäm  des  bösen  gewissens.  Hamann  (fiibl.  betr.)  1,66; 
last  aller  sünde  und  gew.  Luther  6,17;  wofern  ich  aber 
in  einzigerlei  wege  ihrer  zaarischen  majestät  ohn  be- 
schwerung  meines  gewissens  würde  dienen  können. 
Grimmelshausen  Simpl.  448  neudr.;  ebenso  wiedererstand. 
Simpl.  8,17 ;  gebundenheit  der  gewissen.  Gutzkow  zauberer 
V.  Rom  8, 866;  freiheit  des  gewissens.  Herder  11,  203  (s.  o.); 
bei  der  reformation  war  grösztentheils  von  blos  geistigen 
gutem,  von  freiheit  des  gewissens  und  denkens,  von 
glaubensartikeln  und  religion  die  rede,  {briefe  z.  bef.  d. 
hutnanität  11)  17,82;  darum  wollen  wir  die  unbedingte 
freiheit  des  gewissens  nach  allen  selten.  G.Keller  {grüner 
Heim:  i,  12)  8,188;  vgl.  auch  gewissensfreiheit  {s.d.); 
und  kehrt  in  dörfor  ein,  wo  des  gewissens  enge 
den  handschlag  sichrer  macht. 

Hagedorn  {die  glückseligkeit)  1  (1771),  23 ; 
weil  die  kranckheit  deiner  glieder,  so  die  nacht  zu  hülffe  nahm, 
von  dem  aufruhr  des  gewissens  nahrung  und  entsatz  bekam. 
JOH.  Chr.  Günther  {hei  dem  grabe  v.  Agneta  Phil. 
Rüdiger)  ged.^  872 ; 

vgl.  stürm  des  gewissens.  Luther  8,  483 ;  des  gewissens 
Striemen.  'Jesu,  der  du  wolle  büssen';  strafe  des  gewissens. 
P.  Heyse  n,  2,  131;  einschläferung  des  gewissens.  Chr. 
Wolff  ged.  v.  d.  menachen  thun  u.  lassen  (§126)  71 ;  der 
sohlafT  des  gewissens.  (§  116)  68;   eine  solche  ki-afTt  und 


GEWISSEN  IV  (3,  d  rechnung  des  gewissens)     6276 

würckung  hatten  auch  die  schrifften  und  heilsamen  pre- 
digen des  h.  Antonii,  die  viel  tausend  von  der  fäulle  des 
gewissens  erhalten.  Fr.  Cacgia  hl.  Antonius  v.  Padua 
(1692)  387;  'für  die  flecken  des  gewissens  ist  keine  lauge 
und  seife.'  Herder  {zerstr.  blätter  5)  16,  140;  gut  wäre 
es,  wann  sie  alle  auf  die  weisse  des  gewissens  so  genau 
thäten  gehen,  wie  auf  die  weisse  des  pappiers.  Abr. 
a  S.  Clara  etwas  f.  alle  {der  pappierer)  l,  318/9;  gewissen- 
losigkeit  ist  nicht  mangel  des  gewissens,  sondern  hang, 
sich  aii  dessen  urtheil  nicht  zu  kehren.  Kant  {metaphys. 
der  Sitten  2.  einl.  12^)  5,  227. 

ß)  die  nomina  acüonis,  die  der  kennzeichnung  der  Wirk- 
samkeit des  Substantivs  dienen,  entspringen  meist  den  be- 
kannten Verbalverbindungen  des  Substantivs:  handschrift 
des  . . .  gewissens.  Matthesius  l,  114;  das  zeugnüsz  des 
gewiszens,  testimonium,  vel  signum  conscientiae.  Stieler 
2568;  die  ehre  ist  nicht  die  stimme  unsers  gewissens, 
nicht  das  zeugnisz  weniger  rechtschalTenen.  Lessing 
{Minna  v.  B.  4,6)  2^  242  {handschr.  1767:  gewissen);  es 
kann  aber  auch  sein,  dass  der  beichtvater  des  comman- 
danten  ihm  die  stimme  des  gewissens  verdollmetscht. 
G.  Forster  br.  u.  tagebücher  183;  das  gleiche  G.  Keller 
3,  82 ;  W.  V.  Kettele R  ist  das  gesetz  das  öffentliche  gewissenT 
s.  9;  die  spräche  des  guten  gewissens  im  tode.  Schuuart 
{überschr.  eines  gedicktes)  1,283;  anregung  und  Warnung 
ist  im  staatsieben  nötig  wie  die  spräche  des  gewissens  im 
moralischen  leben.  H.  Laube  {erinner.  2, 14)  9,U2Houben; 
aber  ich  . . .  ging  in  mich  selber ,  nicht  zwar  ausz  gott- 
seeligkeit  oder  trieb  meines  gewissens.  Grimmelshausen 
Simpl.  307 ;  ich  bin  gelehrt,  dass  man  bei  solcher  erfüllung 
niemals  an  den  beifall  der  menschen  denken  soll,  nur 
darauf,  dass  man  der  mahnung  des  eigenen  gewissens 
und  vernünftiger  erwägung  folge.  G.  Freytag  {aus  einer 
kl.  Stadt  G)  13,114;  die  einbildung  desz  gewissens  ist  ein 
wichtig  ding,  bei  den  menschen,  aber  an  muth  ist  viel 
mehr  gelegen,  das  gewissen  sollen  die  pfaffen  einbilden, 
unnd  laiten:  ehr  unnd  muth  aber  die  obersten  unnd  befehls- 
leute.  ScHWENDi  bestellung  d.  ganz,  kriegswesens  (1605)25; 
in  diesem  wirt  angezeigt,  was  die  weiber  gewöhnlich  für 
ein  beissen  desz  gewissens  haben,  es  ward  ein  alter  er- 
fahrner beichtvatter  gefragt,  was  gewöhnlich  die  weiber 
für  ein  nagen  im  gewissen  betten?  Bebel  facetiae  dt^ch. 

(2)  137»"  (1589); 

warum,  du  gerechtes  wesen, 
noch  mit  des  gewissens  fluch 
deinen  harten  fluch  verschärfen? 

Grillparzer  {ahnjrau  i)  4»,  87; 

vgl.  {s.  0.):  die  vorwürfe  deines  gewissens  sind  ein  ganz 
gesundes  brot  für  dich,  und  daran  sollst  du  dein  leben- 
lang kauen,  ohne  dasz  ich  dir  die  butter  der  Verzeihung 
darauf  streiche !  G.  Keller  {grünen Heinrich  3,  6)  2,  67;  im 
lächeln  des  guten  gew.  Sghubart  2,290;  beifall  eines 
bedächtigen  gew.  Göthe  10, 104. 

/)  vereinzelt  werden  dem  subst.  concreta  übergeordnet,  als 
träger  seiner  Wirkungen,  die  mehrmals  auch  an  örtlichkeiten 
gebunden,  in  abstractis  verkörpert  werden ;  schaam  ...  ist  be- 
wusztsein  der  schuld,  pfeil  des  gewissens,  stral  gottes  des 
allmächtigen  auf  frischer  that.  Herder  {älteste  urk.  lY) 
7,  90;  o,  bringen  sie  sie  ihren  ktinft'gen  reichen, 

und  fühlen  sie,  statt  deichen  des  gewissens 
die  wollust,  gott  zu  sein. 

Schiller  (don  Karlos,  dram.  ged.  1,  5) 
5,  II,  182  Ooedeke 
{dorn  Karlos :  statt  donnern  des  gewissens.  5, 1,  46) ;  wann 
an  jenem  gestrengen  jüngsten  tag,  die  bücher  unsers 
gewissens  auffgethan  .. .  werden.  Aeg.  Albertinus  land- 
störtzer  Qusman  (39)  317;  genau  so  Abr.  a  S.  Clara  gehab 
dich  wohll  (7)  127;  vgl.  buch  der  heil,  natur  und  des  ge- 
wissens. Herder  10,  295;  wi  werden  si  bestehen,  wann 
si  ihres  gewissens  rechnung,  gegen  dem  unfehlbahren 
register,  des  strengen  haus-vaters  und  richters,  stellen 
müssen ?  Butschky  500  sinnen  . . .  reiche  reden  {no.  807)  204; 
schule  des  Wissens  und  gew.  Abr.  a  S.  Clara; 

gabst  Jahrhunderte  frist,  und  klopftest  mit  warnender  stimme 
an  die  thür  des  gewissens,  und  bat'st  dir  die  thüre  zu  oönen. 
BODMER  Noachide  (6)  152; 

vgl.  auch  {a.  o.)  gerichtshof  der  ehre  ...  des  gew.  Göthe 
br.  (30.10.95)  10,320;  forum  seines  edelmänn.  gew.  Stil 
(jebauer  börsenkönig  173;  einsamkeit  in  der  offnen  natur, 
das  ist  der  prüfstein  des  gewissens.  H.  v.  Kleist  [an  seine 


0277     GEWISSEN  IV  (».d  beaker,  wunii  «loa  gow.)         GEWISSEN  IV  (ß,e  (das  gew.  wadit,  MfalUt}    6278 


brau()i,  t07  MinäeFouet;  vgl.  («p.  ttlt)  xelohen  ein«»  böten 
gew.  8.  LoTZKR  U; 

all«in  di«  lOfen  in  v«nwbi«4n«B  liMd 

die  hUllnn  unnrer  •cbluchtbail  an''''- 

und  itellen  ticb  reM-htriir  vor,  ' 

d«r  menacb  beacbaut  In  ora  nu . 

ÜHII.I.I-AIUIIR  (ifCA  (imi.   (IT  lut/i.    >>  "',11: 

jene  furcht,  jenes  tcliKuem  Ut  ja  eben  der  «bffrunil 
unfleres  gewisiens  und  vemAlmt  nulelst  so  gedoppelter 
gute  Stikikh  (»hid.l:  der  hoehteald)  t.twSautr;  der  bealts 
der  kniaerkrone  .  .  .  kr>iit>fi.-  .im  tiiii>.r.,li;«r  Kerdinundi  I. 
an  den  pähMtlicIn-n  a  war  dteeMO 

Htuhl  una  Krlindrn  <i>  triohtitc  ergeben 

SciiM.i.F.ii  \fiiajiihr.  krtry  \.  bxtch)  e,  »;  nr  xeigt  durchweg 
durinn  einen  fricdf«-rti((cri  . . .  ton,  der  an  einem  angehen- 
don  aohriftateller  . . .  rocht  gut  ist:  ohne  dasz  er  als  eine 
aacho  des  gewlszena  afTcktirt  werden  darf  HKiiitKN  (tiier 
G.  Schlegel  gntnd».  der  wtliwnah.)  A,  415;  «Aeiuro  ao,  174;  das 
spielerische  ...  in  uns  bleibt  in  allem  elende  und  unter 
allen  gestalten  lelicndig,  bis  wir  zerbrochen  sind.  Tiel 
leicht  iat  es  ein  teil  des  gewisscns;  denn  wie  das  Uer 
nicht  lacht,  so  spielt  der  ganz  gewiaaenloao  nicht,  ee 
sei  denn  um  gewinn  (i.  Kki.lbr  {grihttt  Hrinr.  8,  tft)  i.  ISO. 

i")  selten  teerden  mMantiut  Mtrfe<trdnet,  die  ein«  Uxunert 
tinmrtntng  auf  da»  geteisttn  kennieiehnen  [ep.  6V76  teile  81.  86 
iat  in  der  Verbindung  objectiver  gonetiv  das  objectiv  tu 
atreichen]:  ry/.  einachläferung  des  gewisacns  Cm«.  Woi.kk 
71;  zu  gemeinem  .  .  .  aller  gow.  LuTiitn  8,708;  belohnung 
eines  guten  gew.  HKiiiiKit  o,  »4;  sie  (die  Krinnyett)  strafen 
die  Terbrooher  durch  unglückliche  soliicksale  und  durch 
erweidcung  des  gewissens  StaOdi.in  ycwcA.  d.  Uhr*  vom 
fevi.  7. 

e)  pereötUiehe  träger  aoleher  einunrkung  »ind  bei  dem 
vom  pron.  begleiteten  ȟbst,  beobaehiet.  vgl.  den  henoker 
ihres  bösen  gew.  Ako.  Alhkhtinus  Guem.  S18;  der  direc- 
torcn  eures  gewissens  kfinnet  ihr  nie  entbehren  Hr.nnKit 
{ehrietl.  sehr.  6)  90,  t5S,  a.  auch  unter  gewiasensrat ;  andere 
{beim  aulj.  gen.):  der  wurm  eines  nagenden  gew.  Aui:. 
A  S.  Ci.Ai(A  gehab  dich  u-oAZ  108;  mit  welchem  (dem  troef) 
sie  dir  die  äugen  verblenden ,  und  den  warm  des  ge- 
wissens bedecken  GHiMMKLSiiAL'SEN  mederereiand.  Siwtfl. 
8  (1718),  684.    vgl.  gewiasenswurm  a.  d. 

e)  in  den  Verbindungen  mit  verbi.'^  iat  da»  aubatmUiv  im 
icetientliehen  noch  immer  auf  die  function  de»  »ubjtd»  oder 
fiir  daa  object  auf  den  aeeuaativ  beaehränkt.  der  di^v  dringt 
trott  der  hät\figkeit  der  pereonifieation  m  gebrauch  de» 
»ubat  nur  in  einadnfn  Wendungen  vor:  neben  den  belegen 
mit  poaaeaaivpronomen  (ihren  gew.  swang  anlegen  »p.  «85«; 
ihrem  gew.  ruhe  achaffen,  unserem  gew.  folgen  »p.  tau) 
vgl.:  dem  gew.  anzeigen  S.  Lotzbk  ss;  dem  aug  and  gew. 
zeigen  Qöttinger  muaenalmanaeh  (1771)  78;  menschlichen 
herzen  und  gew.  darlegen  Hckdeh  11.17;  den  gew.  auff- 
dringen  D.  Sciialler  Eeroldt  G  8^;  dies  . . .  gehört . . .  dem 
gewissen  zu  Hkhdbr  (ret.)  80,870;  warum  wird  ao  groaxer 
werth  auf  das  bekanntwerden  'draaszen  im  lande'  gelegt? 
wenn  s.  k.  h.  nach  pflichtmäsziger  Überzeugung  im  oon- 
seil  seine  meinung  sagt,  so  ist  dem  gewissen  genüge  ge- 
schehn  Bismarck  ged.  u.  erinn.  (16)  1,818.  der  gttuHii 
aber  ist  auster  einigen  belegen  für  den  ^alitmHwen  ferntti* 
(werts  gewissens  sein  N.  Sf.i.nf.ccrr  paalm  190;  herUena 
nnd  gewissens  sein  A.  Mf.noerino  Tobia»  tonae.  88}  a^f 
^retiige  Wendungen  beschränkt:  nur  der  jenig  hat  ein  gute« 
lob  . . .  welcher  sich  eines  guten  gewissens  befleisl  Abo. 
Ai.iiERTiNus  landstörtier  Quaman  »84;  getröste  mich  aber. 
in  diesem  fall,  eines  guten  gewissens  Joach.  Raciibl 
satyr.  ged.  (vorrede)  8;  da»  gleiche  (wüt  po»am»i»prtm.) 
Grimmrlshausen  Simpl.K*;  guten  namens  and  gewisatM 
sich  getrosten  M.  Zrillbr  ep.  &,289  *.  oben  »p.  9K». 

a)  die  Verbindungen,  die  daa  subetantiv  al»  »%Uff»et  !•> 
herrscht,  halten  am  poaseaaivpronomen  (a.  ap.  6Ml)  nihtjktt, 
immerhin  sind  auch  hier  tahlreiche  «endungen  betegt,  die 
desselben  entl>ehren  können. 

1))  die  verbindungeti,  die  daa  aulfject  ala  handelnd  «M- 
filhren,  fielen  ja  nicht  immer  at^f  einen  beatiwtmhn  träfer 
des  begriffe»;  tco  »ie  einen  »olehen  aber  in»  «uft  Jktum, 
übernimmt  vielfach  ein  dativ  oder  accusativ  die  kenn»eiek- 
mtng  der  persönlichen  betiehung:  mUste  man  lang  gesets 
leren  und  predigen ,  ehe  sichs  das  gewissen  anneme, 
es  mus  es  auch  bei  sich  sclLs  also  finden  und  fülen 
IV. 


LitTHBR  (wid»r  d.  kimL  pnpktten)  8.  4«*:  eon»ei«nHa  ob 
»trepante.  da  sich  4m  gewiascn  «idersetst  8cMÖiiai>.i»KH 
V«*:  ALrfil.88»*';  üknlidk  BRYMBn  l.  MM;  4i<i  sftnd  und 
tcxlt  unnd  da«  bAae  fewteew,  Inat  stet«  an  aas  wie  ein 
nagender  wurm  MatthUIO«  QäAtmrtdrn)  l.  lli;  lyl. 
oben  (von  einem  b0a«n  gew.  tanaft  so  werden)  LicHTSit- 
BBRO  mpher.  t,  W; 

•efcweie ' 
die 
ewgfcieeliet  BM  Je 

0.  iJBBBWWjw  deMMrt  «alr, 

mitton  unter  der  nahlsBM.  wann  aad««  aai  IwMgrtwi 
seind.  wird  das  gewIssMi  tadMrIJeh  bsisssB  oad  mupam 
machen,  also  zwickt  das  jewlsssn  noeb  msüShSB  ta 
wollcben  Ann.  a  S.  CiJkitA  »tma»/.  alt»  (dar  MmmkmimQ 
8, 18:  weil  ihm  das  böse  gewissso  etltts  IroekBi  m^.  mag 
ihr  ehriaten  ( Wiener  neudr.  l)  t07;  (*.  oh»m)  LOTasil  t.M; 
das  gewissen  Iringt .  trackt  . . .  »timulat.  mmAw  mbbbI 
SciiÖNai.F.t>KH  Vs*:  ähnlieh  Hkyiikh  i,  i8S7:  drfloktoBatoli 
das  gewissen,  ond  ich  sagte  ihm.  was  ich  geihan  hab« 
Stiftbr  btmt»  «Mn«*  uo; 

«las  aaals  IJkal  ir  das  gwlsss«  w« 
■nd  Iren  «pfBehpalebtaa  Ihsl 

H.  Sacna  /ab.  «.  «eK 

vgl.  (durch  böses  fwflssan  gaplacat)  Cholinu»  Futaita 
806*  u.  a. ;  das  böse  fawtssen  Unt  «iMa  nieht  schlafen 
Stein UACH  t.  loao; 

so  ainekat  ihr  «rsrechwtblsB  güedarl  («ss  grak) 

acblsft  Aaioaeas  hartse  waMil 

so  aiaekt  oad  schlagt  ihr  daa  «awiaaaB. 

J.  C  OOimna  fsd.*  SM; 

piyeii.- sein  gewissen  schlagt  ihm. /Wm^«s  saf . . .  eonteientit 
Ai.cR  1,  «aa^:  •6ffii«o  Serz  sft*  (ayl  schlug  Ihn  säte  herz 
Luther  i  &is».f4.6):  Adbluno  t. «70:  rielMcht  sehlift 
ihm  das  gewissen  Sciiillbr  (rf«rii«^««lsMilBa(l,l4)  U.ue: 
wenn  ihm  das  gewissen  schlfige  Varriiaobii  tageiOtkar 
1, 888  («1^. :  em  slog  dat  gewissen  F.  Rbotbr  [»ItawUiä 
t,tft]  8.878):  nach  einigen  wochen  aber  schlag  mir  das 
gewissen  Hrru.  Hkssr  litter  Kmammnä  8S.  HO:  zuerat 
schlug  mich  das  gewissen  etwas  (vor.  schlug  mir)  Immer 
MANN  (epigontn  8, 8)  8,  lOO  ilayne: 

nnd  daa  gswiaacn  wacht,  dtin  xchm,  daia  Tarrtthar, 
hilff  (Ott,  was  hSrt  man  da !  da  Mal  aia  ahaitbaiar. 

HorrMAintswALOAO  #sd.  t  (MB7).  ■•; 

wenn  ihm  das  gewissen  auffgewaehet  PrXtoriub  ^fidb- 
topf  604 ;  das  gewissen  . . .  wacht  naehgehends  dennoch  aaf 
BuTHciiKY  Pathtnoaf,  das  gewissen  wacht  aaf  Chr. 
Woi.KK  ged.  V.  d.  mentthen  thun  u.  laaaen  (|  US)  70;  die 
matter  ist  ein  alt'  weib  und  bei  Tielen  wacht  das  ge- 
wissen auf,  wenn  der  Terstand  einschlAft  Ansbkorcbrr 
{dor/gänge  1)  8*.  117  (vgl.  oben  ap.  esas  Terstand  and  gew.); 
das  gewissen  schlaffe  Cur.  Wotry  ged.  m.  d,  atenadmt 
Mttti«.  fassen  (§11«)  67:  das  gewissen  schllACAMn  8.1«^: 


sanft  trieb  des  lehasM  -,.-—,  ..  v...^ 
driaaaif  wie  ein  neagefcotMs^iad. 

GaiLLPARsaa  («a  0«M)  8*.  88: 


das  gewissen  rührt  sieh  Campb  8.888^;  »bento  F.  Rkdtbr 
(»troattiä  8,86)  8.878  (tfL  ob»»  »f.  U88  fancbtzt  ihm  daa 
gew.  Wibdbmar):  da  regt  sich  deaa  aoch  in  mir  das 
gewissen  Hbbbbl  6r.  ft,  818  Wantr;  das  fewiszen  bJÜt  mir 
mein  voriges  leben  für.  jiraaftn'hs  miaiümm  mim»»  fteoata 
rmnordant  Stiblbr  8668;  je  ernster  daa  gswiaasa  warnt« 
G.  Kbulbr  (friiner  Heinrieh  4.«)  8. «7; 

sehwei«.  da  arm  anlach  aa  gaaiciht.  aeharalg  attil. 
da  leraatiachaa  gewiasaal 

HopMAmtamiAt.  geraMlaa  W«it»M§  PH  8t; 
das  gewissca  legt  sieh,  eiasciswüa  aswWasicil  Snauui  8888; 
ist  daa  handgeM  aB%eBihlt. 
aiauBt  gewiassai  das  CwaangeM. 

QanxrABzaa  (farfteMa  am»  4tm  «caAlaart 
s*,tiO: 

das  gedlohtnis  Terlisst  ans  im  alter,  nicht  aber  daa  fa- 
wisaaa  H.  Laiibb  («tmui,  1,97)8. 888 flsütaa;  efi.  F.  Rbotbr 
(alraaUid  9,8»)  8.  SM  (afliaBdea  kaman): 

so  ■Mchl  gawiasea  Maa  aao  «h  aOaa; 
der  angaboraaa  IBihe  dar  aatachHaaaaac 
wird  das  gedaakaas  Misa«  SMekigahsg. 

ScaLBOBL  AaBsMars  («mM  8. 1)  4^  188  ^ 
(oiairtam);  c8sRse  HBaoBa  s,  9B8l 

394 


6279      GEWISSEN  IV  (3,  e  das  gewissen  ist  frei) 

2))  wird  das  subject  als  zuständlich  oder  leidend  ein- 
geführt, findet  der  ausdruck  persönlicher  beziehungen  iveniger 
Spielraum:  bedeut,  das  nach  gethaner  sünde,  das  gewissen 
angst  leidet  Luther  glosse  zu  i  Mos.  3,8;  ein  gut  ge- 
wissen darff  sich  nicht  förchten  Creidis  nuptialia  (Augsb. 
c.  1652);  wann  nu  das  gewissen  dermassen  verwundet 
worden  Gretter  erkl.  d.  ep.  Pauli  an  die  Römer  722;  ebenso 
(verstöhrt)  Günther  ged.'^  89;  (verdunkelt)  G.  Keller 
l",  278;  das  gewissen  vermag  viel,  magna  vis  est  con- 
scientiae  Faber  125^;  Reyher  l,  1364;  Aler  1,939»;  das 
gewissen  hat  grosse  kraft  Calvisiüs  333*;  vgl.  auch  Faber 

a.a.O.;  Aler  1,  940*; 

das  gewissen  frei, 

rein  nertz  dabei, 

wird  kein  creatur  dir  geben. 

o  herre  gott,   dein  göUlichs  ward, 
Wackernagel  Järcherüied  3, 123. 

wenn  nur  der  alte  mensch  stirbt  durch  die  gnade,  so 
wird  das  gewissen  frei  von  sünden  Melanchthon  aus- 
legung  d.  ep.  S.  Pauls  101»;  dagegen  vgl.  -.  von  Frantzösisch 
gar  war  ihr  gewissen  völlig  frei  Th.  Storm  (königskinder) 
5, 249 ;  weil  das  gewissen  nicht  gebunden  sein  musz  unter 
wahren  freunden  Hamann  3,  72  Roth; 

die  Zwerge  lockt's  des  riesen  spur  zu  treten, 
war  klein  die  kraft,  war  das  gewissen  weit. 

Grillparzer  (Buszland)  2*,  97 ; 
sagt  das  fleisch  gleich  immer  nein, 
lasz  dein  wort  gewissen  sein ! 

JoACH.  Neander  'komm,  o  komm,  du  geist  de» 
lebens'  {^Freylinghausen  [1741]  210»); 

aber  was  ist  gewissen?  wieder  ein  abgezogener  begriff 
aller  menschlichen  seelenkräfte ,  sofern  sie  moralisch 
würken  Herder  {an  prediger  Ih)  7,  270;  vgl.  (s.  o.  gewissen 
und  glauben  ist  feil)  Lingg  2,84;  (das  ist  gew.)  Herder 
8,  200;  (es  war  . . .  das  wort  gew.)  17,  231;  (bei  ihnen  ist 
gew.)  Grimmelshausen  vnedererstand.  Simpl.  3,  21. 

ß)  innerhalb  der  objectverbindungen  bevorzugt  der  neuere 
Stil  gerade  solche,  die  das  Possessivpronomen  an  sich  fern- 
halten,  wie  gewissen  machen  und  gewissen  haben,  von 
denen  das  letztere  wieder  den  ausgangspunkt  zu  neuen 
Verbindungen  bildet,  um  denen  mit  nehmen,  bekommen, 
pflegen,  verlieren. 

l))  das  im  kirchlichen  latein  vorgebildete,  in  der  bibel- 
Übersetzung  aber  von  Luther  gegen  die  vorläge  (vgl.  sp.  6243) 
eingeführte  gewissen  machen  unterscheidet  sich  von  den 
anderen  eines  Possessivpronomens  entbehrenden  Wendungen 
dadurch,  dasz  es  mit  subject  und  object  nicht  immer  auf 
die  gleiche  person  weist. 

o))  die  Wendungen,  deren  object  auf  eine  andere  person 
weist  als  die  des  subjects ,  zeigen  weit  gröszere  mannig- 
faltigkeit  in  der  art  ihrer  fügung  als  die  andern,  die  für 
subject  und  object  die  gleiche  person  voraussetzen,  gerade 
die  lockerste  fügung  ist  bis  in  die  heutige  zeit  belegt,  vgl.  .- 
das  gesetz  macht  ein  blöde  gewissen,  Christus  ein  frölichs 
eehgs  gewissen  Luther  {pred.  24.  6. 1522)  10,  HI,  207;  ebenso 
(weit,  geraum  gewissen  macht)  7,798;  (ferlich  und  sched- 
lich  gewissen  macht)  7,  795  u.  a.    s.  auch  oben  sp.  6255 ; 

das  macht  ir  das  gewisen  schwer. 

H.  Sachs  fab.  u.  schw.  4,  76; 

wie  man  geschmeidig  das  gewissen  macht, 

dasz  es  die  läst'ge  fessel  des  Versprechens 

glatt  von  sich  streife. 

Wildenbruch  die  Karolinger  I,  3. 

da»  gegenstück  dazu  bilden  die  belege,  in  denen  das  gefüge 
immer  mehr  glieder  ausscheidet,  bis  es  in  der  engsten 
formel  erstarrt:  da  er  spricht  zu  den  Collossern  . . .  'last 
niemand  euch  urteilen  odder  gewissen  machen  über 
speise  oder  über  tranck  Luther  (das  papstthum)  19,  41 ; 
vgl.  auch  oben  Coloss.  2, 16  u.  a.,  vgl.  einem  ein  gewissen 
machen,  terrere  Calvisiüs  333»;  (religionem  alicui  injicere) 
Reyher  3,  io60,  desgl.  Stieler,  Alkr,  Adelung;  vgl. 
auch  oben  sp.  6246;  ähnlich  (a.  «p- 6259)  Luther  br.  3,292; 
(sp.  6273)  Fisch  ART  Qargantua  7;  ebenso  P.  Heyse  (das 
lied  der  mutter)  11,7,66  (ein  moralist,  der  ihnen  ein  ge- 
wissen daraus  machte);  auffs  erst  machen  ettliche  kein 
gewissen  davon,  das  sie  ihr  wahr  auff  borgen  und  zeit 
theurer  verkeuffen  Luther  (v.  kauffshandlung)  15,  305; 
ebenso  23,  634;  das  man  eine  braut  zimlich  schmückt, 
gehet  hin,  isset  und  trincket,  auch  das  man  schön  tantzet, 
man  mus  darüber  kein  gewissen  machen  (i  Mos.  24 
gepr.  1627)  24,418  W.;  ebenso  {haec  res  religioni  erat)  Aler 


GEWISSEN  IV  (3,  e  sich  ein  gewissen  machen)    6280 

1,  940»;     eitern  .  .,   die  .  . .  aus  einem  kus  ihren  töchtern 
ein  s^ewissen  machen  (Hermes)  Sophiens  reise  6.  theil  s.  23 
[SclMffhausen  1778);    und    gleich   wie    sie  kein  gewissen 
machen  über  der  falschen  lere  Luther  (prophet  Sacharja) 
23,  634;    ebenso    (widerruff  . . .  vom  fegfeioer)  5,  170*  Jena; 
vgl.   auch   3,  40»;    das    sie    kein    gewissen    dauon    sollen 
machen  3, 149* ;  was  gelt  betrifft,  müsz  man  kain  gewissen 
machen   Agricola  sprichio.  (nr.  304)  2,  16*;    das  sie  alle 
so   ein   gewissen  machen:    thue  ichs  nicht,   so  bin  ich 
verdampt  Luther   (predigt  über  apostelgesch.  15)  15,588; 
das  heissen  wir  uff  deuczsch  gewissen  machen  . . .  quando 
sentimus  peccatum  et  non  videmus  remissionem  pecca- 
torum  (pred.  1631)  34,1,324;    ein   gewissen   machen,    con- 
scientiae  metum  incutere,  obstringere  religione  Dasypodiu? 
Ft  4"=;  desgl.  Ff  5«;  ähnlich  Sghönsleder  V  6»;  HuLSIU^ 
(1569)  G  2*   (faire  conscience) ;    vgl.  auch .-  wer  seinen  hei 
ligsten  schwur  leichtsinnig  gebrochen  hat,  dem  kann  es 
wohl  nicht  viel  gewissen  machen,  ein  schurke  zu  sein,  wo 
es  vorteil  bringt!  Jahn  (deutsches  volksthum  9,5)1,364  Euler. 
l])  dem  gegenüber  setzen  die  Wendungen,  die  für  subject 
und   object  den  gleichen    träger  fordern,    von   vornherein 
formelhaft  ein.    attribute  sind  neben  dem  Substantiv  kaum 
belegt,  neben  dem  verbum  aber  wird  die  identität  der  per- 
sonen  durch  den  reflexiven  dativ  besonders  hervorgehoben, 
für  die  kennzeichnung  des  Sachverhaltes,  auf  den  sich  die 
Verbalhandlung  bezieht,  bilden  sich  zwei  formen  allmählich 
heraus:    infinitivsatz    und    präpositionalverbindung .      in 
beiden  richtungen  ist  die  wendung  auch  dem,  heutigen  stile 
nocli  geläufig,    in  der  zweiten  gruppe  wird  die  Verbindung 
sich  ein  gewissen  über  etwas  machen   neuerdings  durch 
aus  etwas  verdrängt:  und  machen  vielleicht  bei  sich  ein 
solch  gewissen,  das  sie  beisset  Luther  (dasz  diese  wort . .) 
23,  81 ;  vgl.  im  selbs  ein  gwüssen  machen,  habere  religioni 
Cholinus-Frisius  750»;  desgl.  Reyher,  Hulsius,  Duez, 
RÄDLEIN  u.  a.;    das   ich    mir  nit   ein  gewissen   drumb 
mache  für  gott,  ob  ich  menschen  lere  ubirtrette  Luther 
(von   beider  gesfalt  des  sacram.)   10,  2,  16;    dasz   ich   mir 
ein   gewissen  machte ,   weil  ich  so  viel  leute  .  . .  betröge 
Grimmelshausen  Simpl.  iii;    (wenn  ich)  Stranitzky 
ollapatrida 48  (Wiener  neudr.  10, 286) ;  (dass  ich)  Grimmels- 
hausen Simpl.  I9i;   Stranitzky  7  (lO,  47);   weil  er  sich 
ein  gewissen  machte,   auf  einer  so  heiligen  reise   von 
demjenigen  geld  zuzehren,  das  mit  morden  und  rauben 
erobert  worden  Grimmelshausen  StOTpi.  373;  ebenso  375; 
desgl.   toiedererstand.  Simpl.   3  (1713),  248;    in    beiden    ge- 
mählden   hat  Polygnotus   sich  bald  an  diesen,   bald  an 
jenen  dichter  und  geschichtschreiber  gehalten ;  ohne  sich 
ein  gewissen  zu  machen,  auch  dinge  von  seiner  eignen 
erfindung  mit  einzumischen  Lessing  (antiqu.  br.  2)  lo',  237 ; 
dazu  vgl. :  man  musz  sich  ein  gewissen  machen  dieses 
zu  thun,  il  y  a  de  la  conscience  ä  faire  cela  Rondeau  2, 
üu  3/.;    Schwan  1,748»;   vgl.  auch  Adelung  2,  670;   die 
sich  doch  sonst,  wie  die  erfahrung  lehret,  eben  kein  ge- 
wissen  machen,    die  Vernunft  ...  in  ihrem  leben   und 
wandel  aufs  gröbste  zu  verletzen  Liskow  (scribenten)  sat. 
u.  ernsth.  sehr.  490;    Butschky  Pathmos  526;    Lessing 
(misogyn  1,6)  2^  18; 

und  närrinnen,  wie  er  sagte,  die  man  ein  wenig  zu  necken 
sich  kein  gewissen  macht. 

Wieland  (der  neue  Amadis  11, 11)  4,  220 ; 

sonst  machte  man  sich  kein  gewiszen,  den  schönsten 
keim  zu  boden  zu  treten,  der  irgendwo  aufsproszte  Herder 
(ideen,  Zusätze)  14,  531 ;  und  so  machte  er  sich  kein  ge- 
wlR-^en,  seine  Wächter  und  aufseher  in  diesem  wichtigen 
puncte  wenigstens  zu  umgehen  Göthe  (lehrj.  8,  i)  20, 143; 
und  wo  sie  uns  Christen  heimlich  fluchen,  gifften  oder 
schaden  thun  können,  des  machen  sie  jnen  kein  gwissen 
Luther  (v.  d.  Juden  . . .)  8, 199*  Jena;  desgl.  (derenthalben) 
Abr.  a  S.  Clara  ettoasf.  alle  (der  koch)  1,610;  (einer  Sachen) 
Henisch  1603;  (wegen  keiner  missethat)  Albertinus 
Lucifers  königreich  351 ;  (wegen  der  ausgaben)  Göthe  (an 
Christiane)  br.  16,  257;  (um  deszwillen)  Thümmel  (reise  . .  3) 
3,  2i;  (darum)  Cholinus-Frisius  750»  u.  a.;  Abr.  a 
S.  Clara  etwas  f.  alle  (der  koch)  1,  610;  und  was  der 
nerrischen  gesetze  mehr  sind  darüber  jnen  die  papisten 
mehr  gewissen  gemacht  haben  denn  über  jre  hurerei  und 
gotteslesttrung  Luther  (predigt  am  13.  3.  1522)  10,  3,  41 ; 
das  si  in  darüber  ein  gewissen  machen,  do  keines  ist 


6281      GEWISSEN  IV  (s.«  (ein  gewiMCO  haben) 


GEWISSEN  nr  (».«  ehi  gew. 


tn««)    6283 


9,6M:  detyl.  (religioni  habere)  Garth-Könio  CM*;  RCYMBit 
2,  WM;  vyl.  auch  Hknihcm  1608;  Ghiiimiuihauskn  rntthr- 
eratand.  üiinjjl.  s  (i7ia),  4ta.  im;  »loh  elo  gewU««n  worfib«r 
maohon,  tu  make  conneit.nee  or  »cntfU  ttf  a  tking  ttutteh- 
tngl.  lex.  -i.nb;  ähnlich  Schwan,  Ronukau  m.  o..-  der 
kinder  gottuM,  die  hioIi  über  mitteldinge  kein  gewiMcn 
machen  dUrfTvn  Si'knkh  kl.  geüiüicht  »tknftnt,¥n;  ihm 
ein  gowlHHon  machen,  ob  etwas ,  etmstrinffi,  tangi  nti- 
gione  Alkm  l,uao^ 

er  maclit  ilim  kein  gewissen  daraus«,  rüigio  ti  ncm  mi 
I.MO*:  daraus  mache  ich  mir  kern  gewissw,  toodcra 
ein  paar  hosen,  sagte  der  sohneider.  S.  Hktzkl  fhrMMO- 
logie  d.  volkst.  apraeht.  tbenaü  (#.  ».)  Maktin  u.  Liknhaht 
S.  8700;  ]}ci  der  evangelischen  krystallhellen  enJÜtlung 
macht  man  sich  dnrAUn  kein  gewissen  und  paraphrasirt 
in  die  liubo  mullursprucüe  HeidtKii  (6r.  d.  »lud.  d.  UuU. 
betr.  K,  it!)  10.  tM:  mache  dir  doch  ein  gewissen  daraus, 
mir  zu  sciircilxMi  che  du  nach  Italien  abreisest  Cu  BnKN' 
TANO  {an  »einen  bntder  VhritHan  ItO»)  9, «  Chr.  brenlano; 
und  die  schuchoror  iiiuchton  sich  kein  gewisit^rl  daraus, 
ehrlichen  landUmten  und  armen  rentier«  nodt  ihren  wirk- 
lichen werth  nbzuknnppen  E.  M.  Ahnot  rtweii  (bruchtt, 
e.  reine  durch  FrankreitA  8)  ft.  SM;  da«!  loh  mir  ein  ge- 
wissen daraus  mache,  den  ring,  ein  geschenk  meiner 
Schwester,  in  Ems  weggegeben  zu  haben  Immrhmann 
(der  carnevul  u.  die  aomnambuU)  8,  186  Hemfri;  tbento 
K.  GUT'/.KOW  tauberer  v.  Som  (6. 13)  6, 10. 

a))  die  Verbindung  mit  haben,  die  etnM  «igenen  aus- 
druckttinittela  für  die  ihr  tu  gninde  liegmuU  idtntHät  der 
träger  dea  otjecta  und  dea  subject»  leicht  tniMui.  iat,  wie 
achon  itn  biaherigen  erkennbar  icar,  vorntgtweiat  von  attri- 
b\tten  begleitet,  vgl.  oben  klein,  weites,  blöde,  schwach, 
lOohcrct,  rein,  frohhrhcs,  gutes,  böse«,  rechtes,  offizielles 
gewisücn  haben,  dazu  vgl.  auch  die  budmugen.  die  die  Ver- 
bindung gutes,  bftses  gewissen  haben  für  äi«  verachieden- 
artigsten  tcendungen  einftUiren:  optimae  mentis  eonteientia 
eonaolari  ae.  sich  des  tröslon,  das  man  ein  gut  gewissen 
habe  Faiiku  7S5'';  {cum  bona  conaeientia  vivtrt)  Qarth- 
KöNHi  186»;  t^^  auch  Hkyiikr  i,  i8«7;  Alkr  i,W9*:  er 
hat  kein  gutes  gewissen,  il  na  pat  l'awu  nettt  l^otlDUAV  t, 
Uu  8/.,-  Schwan  i,  ui";  vgl.  auch  oben  ap.  e>7x:  ein  böses 
gewissen  haben,  furia  agi  Alkr  l.  999\  SMO**.  941*;  vgl. 
Stein  BACH  2,1060;  MArrniAK  a.  ist";  Kirsch  t.isa*.  der 
älteren  apraehe  gehören  tcendungen  an,  die  die  beaekaffenheit 
dea  aubat.  durch  erläuternde  aätze  kennteichnen :  und  ob 
ihr  gleich  ein  gewissen  hättet,  dasr.  ihr  ursach  dazu  geben 
hättet,  sollt  ihr  drumb  nicht  zagen  Luther  (an  drei  ver- 
triebene hofjungj'rauen  1523)  ftrir/i»  2, 34« ;  denen,  die  ein  ge- 
wissen haben,  als  sei  mein  lere  recht  {unterve.  d.  heiekt 
kinder)  7,  Wl ;       hast  du  nicht 

ein  («wissen,  das  dich  sticht? 

J.  C.  GOirriiBR  naehittt  (t74f)  99; 

wie  einer  ein  gewissen  hat.  also  ist  ihm  zu  muth,  eonaeia 
mena  ut  cuique  a\m  eat,  ita  eoneipit  intra  pectora,  pro 
meritia  apemque.  metumqu*  auia  Aler  1,940^;  daau  vgl. 
a%teh  die  vergleickaaätae  dea  apriekworta»  ap,  fltM.  dmr  «m* 
fang  dea  begriffea  wird  dabei  in  der  apraehe  Luthers 
durch  präpoaitional Verbindungen  eingeengt:  inconscienlia. 
wenn  einem  von  eim  dingo  nichts  hewust  ist,  oddor  hat 
des  kein  gewissen  (aujtlegung  d.  Hubae.)  19.  4S4 ;  so  hat 
es  kein  gewissen  drüber,  sondern  meinet,  es  thue  recht 
(non  habet  conacientiam,  pred.  über  5  Moa.  9)  SR,  64«;  also 
haben  sie  auch  kein  gewissen  über  solchem  hantieren 
(prophet  Sacharja)  26,  634 ;  andera  dagegen  •  tribe  also  kloater 
iebung  . . .  wie  ain  drcscher  sein  arbait,  hab  kein  gewissen 
vor  got,  so  si  unterlaszt  etwas  Ebkhlin  v.  GOnzbdro 
(«rtder  d.  falachen  geiatl.)  3,87;  dasz  menschen,  die  sonst 
zuverlässig  sind,  gcgx^n  jemand,  der  eine  stelle  zu  vergeben 
hat,  gar  kein  gewissen  haben  UOthk  (an  Kirma  19.  9. 1798) 
bri^e  13,  87. 

der  neueren  apraehe  iat  die  Verbindung  nur  in  ihrer 
kiirxeaten  form  geläufig,  in  der  aie  all  dieaea  beiwerk  ab- 
geatreiß  hat.  bei  der  frage,  ob  die^a  oder  jenea  indi 
viäuutn  an  dem  begriffe  theil  hat  oder  nicht,  iat  dar  um- 
fang dea  begriffea  ao  weit  gesogen,  tcie  nirgenda  in  den 
bislterigen  bdegen:  item  auff  die  kauffmanschafft  und 
vrachcr  legen,  und  durchansz  kein  gewissen  haben, 
sonder  tag  und  nacht  nur  dahin  dichten,   trachten  und 


arbeiten,  ds  ■!•  mit  und  obM  recht,  ril  gelt  und  goto 
soaAmmm 9ohaiT«i möfan  Aio.  Aihkrtimcs  tmmitJMmr 
Ouawmm  (M)  «•;  «r  hat  gMnainUeh  so  gar  «ad  kate  f»- 
wissen  GHiMMKiJiHAOaKM  witimrwttnd.  ft'ayf.t (!>«<.»; 
kein  gewissen  halMO ,  n'mwtir  ftimi  d'asM  4»  mmatimm 
FRiaca  Mtt,  4at  ptm.  t,t80:  abtmm  Schwan  1.747*: 
HiLrsiiTt.t.  «.Mi^  pitha»no  nmaeimt^t  laote,  die  ain 
«•niff  odtr  gar  kaia  nwt888n  habaa,  wirdaa  aneh  allsa 

prlcbtlg  TantfliMi«,  thnaa  aoeh  aa  mahr  tettMttalMr 
Stella  den  Sachverhalt  klar  zu  machan  W.  Raami  l«Mb 
aua  dam  mmMs*  ».  IM:  abar  o  ihr  ohristaa  wfa  gIBdkMilf 
seid  ihr,  dan  iah  ain  gawiMao  haha  Wsiaa  äit  4ni 
ärgatan  trimmitm  it)  mamdr,  c  »; 

Ja.  das  Ist  wabri  BMa  hat  aaob  «la  fnsIsMa. 

»<-Mitx8a  (Walltmtlatim  M  ft.  1)  tt.  M: 

nur  das  bitte  ich  ra  glaohan.  daai  Iah  «is 
meinarseils  auch  hat>e,  and  dan  ich  deo  eharaktar 
ehranmannea  für  mich  auch  in  ansprach  nahma  Bia* 
MARCK  (ia»  prmta.  Immdtaga  9,  i.  lam)  •.  tm  KtlU.  dmm 
vgl.  dia  ßragäatatlumg  bai  Carrino  a.  o.  (ßp.  MM). 

s))  dia  an  gewissen  haben  baUgt»  aniniddamg  IMka 
aiteA  andara  mandungen,  dia  dam  gUiekan  hadaaikmgtkrmm 
mUaprattga»,  ohma  dia  glaieka  vartnUumg  und  dmmr  tm 
airaitikttt.    ameh  Atcr  i;t  4ma  «mImI  Md  ««•  aWi  rtnlfmi 

okma  jeda  bagtaUimg  dam  *arlmm  «» .•  eine  pfaffaa  kaUarin, 
die  jhr,  nach  dem  sia  gabora  halt,  als  fewiaMa  mub,  ia 
die  kirchcn  zu  gehen  rardmJMkmmg  9tm  Bammv»  fimtim 
(ism)  187*^;  so  ainer  ain  Mmmo  flala^  aa  aiaam  fraHag 
sOlt  essen,  er  nem  im  grösaar  gewiMan  danimh.  dann 
so  er  ainen  umb  er  und  gat  halfif  oder  bedrOg  H.  Sacaa 
(gaapreek  einaa  evang.  ehriat.)  ti.  74  Obtte:  nimbt  jhm  aoch 
kein  gewissen  wann  er  darch  irrosaen  wueeher  seiaca 
gelte  sich  noch  mehr  hereichet  Krrdinand  II.  t.  TinOL 
apee.  vitae  kumanae  (1)  Minor  a.  so;  ein  gewissen  nehmaa  . . 
t»  r^igionem  fwtd  trahera.  rdigioni  kmbara  ScRÖNtLCDBR 
V  t^i  raligio  wuki  eat,  ich  nimm  mir  ein  gawiaean  Qartb- 
KöNio  640^;  vgl.  auch  kandsehafl  and  gewissen  aofnemen 
daterr.  teeiath.  &.  96;  und  die  pfarrherr  sollen  solcher  froher 
leuta  bosheit  Affentlieh  aaflis  aller  schendlichst  aus- 
streichen, auff  das  sie  ein  (»wissen  dauon  kriegen, 
and  . . .  doch  ffir  den  mensehan  lieh  Schemen  Lothbr 
{von  eheaarhen  1590)  ft,iBS^:  9gL  {a.  o.)  gewiMca 
GOntheu  2.  687;  gewisaen  erlangen  hanmam. 
V.  1848;  ein  (gut)  gewissen  tragen  1.  Rachbl 
AuR.  A  S.  C.t^RA  auff.  OMff  ikr ekriaian;  wsir^s  IFmiuiTI 
gegen  •  unselig  ist  der.  der  . . .  lieh  frvm  dOncIrt,  nit  fa- 
wiszen  tregt  Lcthkr  (t  buatpaalmtam  1M7)  1.187; 
and  tragen  gewissen ,  ei  ntoht  ao  giatoh  . . .  dakan  ta 
lassen  Maler  MOujir  Jhsia«»  Mm  I77t  (Ut  iamkm.  8, 7) 
gewissen  besitxen  (a.a.)  Qbllbrt  gaiatL  edm;  ScaiLuta 
7.  M;  vgl.  (a.  0.)  gat  gewlnen  behalten  Scaocs  ft.0 
(halten)  J.  BoRNScnORSR;  glauben  . . .  gevinea  bahaltaa 
ÜBNICKB  'o  gotiea  soAn';  ein  gat  gew.  hawana  MATTttc 
8108  9.  ito;  (rein  gew.)  F.  Rbutcr  (täramlH  I.M)  ^44; 
tagend  und  gewissen  aafopfera  LB8aiMat*,a8;  gewtoaei 
und  seele  verlieren  HBRDBft  t^SM;  gawiaiau  Tarüaiai 
Opitx  wetü.  jweM.  1. 10;  fowiaaea  ahlefra  OÄraa  t*.  ■§ 
wiaien  gU>t  gewissen,  oad  gewiiien  gibt  kraft  aad  mat 
Arndt  fragmenta  III  a.  «8  (/Vefewnir  aber  irwsrtsaWdiii^ 
1819);  tyl.  astcA-  unter  der  geiszel  der  foriaa,  daaa  aa  eia 
gewiaaea  flhe  Hrrobr  {ekriatL  ekriaten  A)  M.Mi. 

«))  wawalt  iiiriiwdawfsw  laaas»  «mA  mit  und  aluaa  pn»> 
noMcn  tselac*iia.  ta§m  aaia  gewiaeen  an  den  nagal  iiiB(ea 
{ap.  8904)  vgiLi  das  ihr  . . .  daa  gewlascn  ...  an  naitei  hengea 
FiacHART  Omrganiua  m;  ein  kaaffmann  kan  allerlei . . . 
verkauffen.  wann  er  nor  alao  handlet,  dan  er  daa  (a- 
wiasen  nicht  an  den  nagel  hlagi  Aaa.  a  &  Clara  iftsai 
/.  alle  {dar  kat/^fmaan)  1. 188;  ala  anlllah  die  haoiwi  aated 
sa  weilen  hOaa  laoren,  welche  oft  naih  dea  gutet  aia 
saun  fühiaa,  oad  aber  das  gewiieea  oCia  laaaaa  a«||^. 
auff  ikr  dWiaten  (Wiamar  ntudr.  1, 97).  dma  gUiAa  gOi /Ur 
dia  eontt  attaarbirndtimg : 

iie  wir  doaka&w  eekakUc  sind.   aMrktwobll 
«enehaea  wir  ia  cImt  ctgaea  klaaiil 


Srmnaa  (i^teeoL  8,  f)  19, 198 
SM* 


6283      GEWISSEN  IV  (a,  e  das  gewissen  binden)  GEWISSEN  IV  (3,  /'  mit  gutem,  freiem  gew.)     6284 


ebenso  vgl.:  da  haben  wir  gefastet  und  uns  gepeitschet 
und  sind  münch  und  nonnen  worden  . .  .  und  haben  ge- 
meinet, wir  wollten  das  gewissen  stillen  und  zu  friden 
machen  gegen  gott  Luther  (pred.  am  l.  li.  1523)  12,670; 
vgl.  das  gewissen  sti^rken  Logau  1,5,75; 

weil  oft  ich  {Alektryo)  zu  früh  das  gewissen  erweckt, 
ward  mit  dem  gewissen  in  sack  ich  gesteckt. 

Gl.  Brentano  (Qockel,  Hinkel  u.  Gockeleia)  5,  81 
Chr.  Brentano; 
saget  die  warheit,  bedenkt  das  gewissen,  entladet  die  seele ! 
GöTHE  {Reineke  fuchs  4)  40,  71  (anders  in 
der  vorläge). 

5))  wo  das  object  auf  eine  andere  person  weist,  als  das 
aubject, 

a))  ist  das  Possessivpronomen  schon  in  den  zahlreichen 
Wendungen  ausgeschlossen,  die  sich  nicht  auf  eine  bestimmte 
person  beziehen,  dies  gilt  vor  allem  für  die  oben  {sp.  6253/.) 
besprochenen  pluralbelege,  vgl.  auch:  das  gesetz  beschwert 
die  gewissen  und  gibt  die  sunde  Luther  (pred.  am 
24.  6.  1522)  10,  III,  207 ;  die  gewissen  zwingen,  gener  les  con- 
sciences  Rondeau  2,  Uu3/.;  natürlich  fehlt  das  pronomen 
auch  da,  wo  für  den  plural  der  singular  eintritt:  das  ge- 
wissen binden  aber,  heist  ins  gemein  ein  solches  gesatz 
fürschreiben,  deren  ubertrettung  die  innwendige  empfin- 
dung  desz  hertzens  verletzet  M.  Zeiller  episteln  . . .  von 
polit.  . .  .  materien  (342)  4,  296;  wann  du  ja  hassen  willst, 
so  hasse  die  katholiken  vor  allen  andern ,  weil  sie  das 
gewissen  binden,  uns  alle  freiheit  im  denken  rauben 
Lessing  (rettung  des  inepti  religiosi)  5^,  339.  in  gleicher 
weise  fehlen  bestimmte  hinweise  in  den  folgenden  belegen: 

es  wirt  die  sund  durchs  gesetz  erkant 
und  schlegt  das  gwissen  nider. 

Paulus  Speratus  es  ist  das  heil  uns  kommen 
her,  Wackemagel  kircherdied  3,  32» ; 

und  dasz  man  ein  gewissen,  so  lange  es  spricht,  respec- 
tiren  müsse  Göthe  {lehrj.  l,  8)  20,  97;  {die  beichte  zielet 
darauf)  blos,  das  gewissen  zu  erleichtern  Butschky  rosen- 
fhal  (1679)487;  ein  leichter  katholizismus ,  welcher  das 
gewissen  immer  wieder  leicht  beruhigt,  erzieht  nicht  für 
die  tragödie  H.  Laube  {das  burgtheater  35)  5,217;  das  ver- 
gangene wäre  gleichgültig,  als  blosze  erscheinung,  und 
könnte  nicht  das  gewissen  beängstigen  A.  Schopenhauer 
{die  weit  als  wüle  u.  Vorstellung  4,  65)  1,  472  Orisebach;  nur 
sie  belasten  das  gewissen  3,551;  so  sprach  ich  in  jungen, 
ungläubigen  jähren  —  das  heiszt:  eigentlich  sprach  nur 
die  eine  seele  so ,  die  andere  . .  .  höhnte  schon  damals 
ihre  kollegin  an  und  meinte,  es  sei  die  zeit  wohl  nahe, 
wo  man  das  gewissen  chemisch  darstelle  Timm  Kroger 
eine  stille  weit  s.  163. 

in  diesen  Zusammenhang  weisen  auch  einzelne  buchungen, 
die  gegen  die  Überlieferung  das  pronomen  unterdrücken: 
das  gewissen  erforschen,  sua  dicta,  facta  .  . .  recognoscere 
Schönsleder  Ve"  (sein  gewissen  erforschen  Aler  1,940*); 
das  gewissen  entladen  ebenda  (sein  gewüszne  entladen 
Maaler  180*  u.  a.);  consdentiam  delictorum  .  .  .  permovere, 
das  gewissen  rühren  Reyher  l,  1365.  noch  auffälliger  sind 
die  folgenden  belege:  das  wer  das  gewisszen  auff  ein  andere 
weisz  füret,  dan  im  evangelio  steht  und  wie  Christus 
und  Paulus  gelert  hatt,  der  furfurth  alls  bald  und  soll 
darumb  formaledeit  sein,  darumb  das  er  zu  reisszet  die 
ennikeit  Luther  {pred.  23.  3.  I52i)  9,626; 

Ajjollo  schrieb  nechst  ausz,  dasz  ieder  solte  müssen 
bei  ihm  sich  stellen  ein,  zu  mustern  das  gewissen, 
als  disz  gebot  ergieng,  wie  rein  hat  manche  band 
gewissen  vor  geputzt  mit  lauge,  stroh  und  sand! 

Logau  sinnged.  3,  3,  31  {das  gewissen)  Ettner  «.  481. 

6))  wo  es  sich  um  besti^nmte  personen  handelt,  wird  die 
richtung  der  verbalthätigkeit  meist  durch  einen  persönlichen 
dativ  gekennzeichnet,  so  dasz  es  eines  weiteren  ausdrucks- 
mittels  nicht  mehr  bedarf:  kleinen  wächerlin,  sagt  er.am 
tische,  so  auff  der  obrigkeit  nachlassung,  fünff  oder  sechs 
nemen,  wird  mein  buch  das  gewissen  rflren  Matthesius 
Luther  (1570)  (i2)  133»;  ob  aber  der  ehemalige  erb-  oder 
nieder-gerich  ts-herr  auch  dem  landes-fürstlichen  beamten 
. . .  über  die  zur  Verjährung  der  obergerichtsbarkeit  er- 
forderte umstände,  das  gewissen  rühren  und  dadurch 
zugleich  den  obliegenden  beweisz  sich  erleichtern  .  .  . 
könne?  Klinüner  dorf-  u.  bauernrechte  3,  56;  diese  Spar- 
samkeit ist  aber  mehr  ein  zeichen  des  neueren  stUa,  in 
dem  innerhalb  der  Schriftsprache  diese  Wendungen  mehr  und 


mehr  zunehmen:  und  als  ein  wahrer  musterneffe  meinem 
leichtsinnigen  vetter  vielleicht  das  gewissen  zu  rühren 
P.  Heyse  {die  tochter  der  exzellenz)  2, 9  s.  168;  ebenso  II,  5, 229 ; 
nun  verfolgt  mich  dein  Steckbrief  hierher  der  mir  schon 
durch  Siegel  und  innschrifft  das  gewissen  schärffte  Göthe 
{an  F.  H.  Jacobi  9.  6. 1785)  briefe  7,  63,  ebenso  {lehrjahre  7, 8) 
werke  20,  97;  Schiller  an  Humboldt  (7.  9. 1795)  Leitzmann^ 
117;  Humboldt  an  Schiller  (2.  10.  1795)  150. 

f)  die  präpositionalverbindungen  hatten  sich  oben  {siehe 
sp.  B265ff.)  als  zähe  träger  des  Possessivpronomens  erwiesen, 
aber  auch  unter  ihnen  macht  die  abstreifung  des  pronomens 
mehr  und  mehr  fortschritte.  die  betreffenden  Wendungen 
sind  viel  häufiger  beobachtet,  als  andere,  die  eines  pro- 
nomens  von  hause  aus  entbehren. 

a)  unter  den  Wendungen ,  die  für  die  präyositionalver- 
bindung  die  gleiche  person  fordern  wie  für  das  subject  des 
Satzes,  nehmen 

1))  die  Verbindungen  mit  in  und  mit  eine  bevorzugte  stelle 
hier  ein:       ^jg  mann  aber  auff  Christum  sich 

verlassen  sol,  wans  ernst  sol  sein, 

und  fülest  im  gewissen  pein, 

das  such  im  euangelio, 

dauon  wirt  dein  gewissen  fro. 

Erasmus  Alberus  praecepta  vitae  (1548)  74»; 

(spinnest  im  gewissen  pein)  Opitz  {Trqjane^-innen  3)  2, 128; 
(schämt  sich  im  gewissen)  J.  C.  Günther)  ged.-  727;  (ruh 
zu  haben  im  gewissen)  Butschky  rosenihal  {nr.  89)  151; 
(wenig  im  gewissen  haben)  Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle 
{der  apotheker)  l,  114;  (from  sein  im  gewissen)  Tscherning 
dtsch.  ged.  frühling  42;  (im  gewissen  .  . .  die  aller  gott- 
loseste leute)  Abb.  a  S.  Clara  huy  und  pfuy  der  weit  153; 
massen  er  nicht  weisz,  was  er  wissen  soll,  ist  demnach 
im  gewissen  verpflicht,  ehe  und  bevor  er  ein  action 
führet,  dasz  er  vorhero  dieselbe  wolsinnig  entörtere,  ob 
sie  recht  oder  unrecht  seie  Fr.  Caccia  hl.  Antonius  v. 
Padua  (1692)  273.  ebenso  im  gewissen  verbunden  sein,  etre 
oblige  en  conscience  Rondeau  2,  Uu3/.  ,•  Schwan  1,748»; 
ebenso  (im  gew.  schuldig)  Abr.  a  S.  Clara  Abrahamische 
lauberhütt  1, 115;  heilsames  gemisch  masch  374.  neben  der 
Präposition  mit  ist  zwar  das  pronomen  viel  belegt  {s.  0. 
sp.  6265_^.),  gelegentlich  sogar  neben  attributen,  ivie  in  mit 
meinem  guten  gewissen  {ebenda);  im  allgemeinen  gehört 
aber  gerade  die  beliebte  formet  mit  gutem  gewissen  {s.  0. 
sp.  6272)  zu  den  Wendungen,  die  das  pronomen  fernhalten, 
vgl.:  wir  können  mit  gutem  gewissen,  aus  unserm  beruff 
nicht  treffen,  bis  so  lange  wir  mit  gewalt  davon  gedrungen 
. . .  werden  Luther  {vermanung  zum  gebet)  7,  435";  ebenso 
(m.  g.  gew.  ziehen)  Herder  {zerstr.  bl.  5)  16,151;  (etwas  ver- 
trinken) Weise  erznarrenU;  (abhalten)  161 ;  (thun)  Grim- 
melshausen  Simpl.  264;  (zur  beichte  lassen)  Schnabel 
insel  Felsenburg  i,  208  Ullrich;  (annehmen)  G.  Freytag 
{soll  u.  haben  2)  4, 168;  (sagen)  Göthe  {an  Zelter)  br.  19,126; 
(nennen)  Grimmelshausen  Simpl.  283;  Kuhnau  musical. 
Quacksalber  (21)  82  Benndorf;  (loben)  P.  Heyse  {im  para- 
diese  1,  8)  1,3,69;  (empfehlen)  Thümmel3,  69;  (raten) 
Grimmelshausen  wiedererstand.  Simpl.  3  (i7l3)394;  dazu 
sp.  6269  mit  zartem  gewissen;  sp.  6271.  73  mit  unversehrtem, 
leichtem,  freiem  gewissen;  mit  bösem,  schwerem  ge- 
wissen, vgl. : 

es  ist  so  elend  betteln  zu  müssen, 
und  noch  dazu  mit  bösem  gewissen ! 

Göthe  {Faust  I)  12,  244; 

das  sie  mit  geringer  gewissen  ein  rosz  stelen  an  einem 
sontag,  weder  das  sie  am  freitag  milch  oder  butter  essen 
Verdeutschung  von  Bebels  facetien  (1589)  76»  {saniori  con- 
scientia) ;  dazu  vgl.  die  vereinzelte  eiriführung  von  pronomi- 
nalformen: und  doch  assen  sie  mit  einem  gewissen,  das 
ist,  sie  hielten  solchs  essen  für  sünd  und  unrecht  Gretter 
erkl.  d.  ep.  Pauli  a.  d.' Römer  (1566)806;  der  erste  aber 
vielleicht,  der  mit  etwas  gewissen  an  der  stelle,  Ursprung 
des  irrthums  zeigt  Herder  {älteste  urk.  II,  4)  6,  879;  (mit 
was  gewissen)  Abb.  a  S.  Clara  auff,  auff  ihr  Christen 
{Wiener  neudrucke  l,4l).  auch  die  kürzeste  form  mit  ge- 
wissen {zu  mit  Überlegung  und  gewissen  s.  sp.  6256)  ist 
in  der  älteren  spräche  einigemal  belegt:  dennoch  hat  gott 
durch  trewe  und  christliche  rethe  und  secretarien,  so 
an  den  wüsten  höfen,  mit  gewissen  gelebet,  recht,  ge- 
rechtigkeit,  unnd  ruhe  im  reich  erhalten  Matthesius 
{hnldigungspred.  für  Ferdinand  I.)  4,  341  Loesche; 


Ö2yrj     '•*'  ^^  l>>>KN  lY  (.3.  /  mcnwh  von  gewiiieo) 


GEWISSEN  IV  (s.  /  in«  g^wimm  aehieb«)    6286 


Ko  iri''l'  fraund, 

iJ«r  ull<  .owlMtn. 

mit  mir,   a.»    iUr,  IMioL 

lim  vgl.  (mit  gewiMon  bejahen)  BvrtcnKV kcekä.  kanaUi 

1,9)  4,  17. 
■a))  während   die    verhinduni/rn    mit   b«l    im  iJmttr  tmJia 

'ImI  f/am  fehlen  (wuruiiih  Mrib  irti  nicht  btiin  |Sw1m«i 
I.HASMtm  St.\\VM\i%  /uMhü,  Hruuiu),  wind  «oM«  «•<  ton, 
ohne,  naoh,  wider,  »uf  kotier  oknt 


0  pfui  I  wie  lug  «M  mit  ItlcbUn  elaa 

dahin,  dabin, 
von  keinem  ftwiaaaa  beifihlmet, 

BCaoiR  {da»  UM  v.  d.  fr«M)  | 

•olch  aandenvolk.  dio  leicht  »ihier  «on  (ewiaeea, 
im  hersen  Khlatr,  von  sinnKn  itumpf. 

FaiapHicn  Scm.auai.  <m  dit  DtitUefttm 
(lUrraturdenkwKtU  »l/tO«,  tW); 

Hon  lioldcn  diesea  buohea  . .  .  ala  menaohen  von  (ewiaaen 
tind  rhr^-t'fiihl  rehabilitirt  za  haben  K.  v.  Hoi.tki  (der 
letzte  kom<jdiant  6)  86,  987;  vgl.  aucA  («p.  asM)  mann  Ton 
lügend  und  gowisaan;  (ap.  6t70)  mann  von  richtigem  ge- 
wissun;  vgl.  atvitrtrmta :  reiche  ohne  gewiaaen  HsHDiin 
(teratr. blatten)  ia,U7;  ein  menachohne  gewiaaen  Adki.unu 
ü,  ri70;  ueorte)  welcher  aller  man  sich  sicher  and  ohn 
einigea  gewisaen  gebrauchen  mag  J.  Ki^aj  at^eratthung 
Jesu  Chriati  anm.  48  {vgl.  ap.  WA  on  alle  gewiaaen ;  ap.  6M8 
ohne  pflicht  und  gewiesen) ;  in  seinen  geschtnen  ohne 
gewisaen  (sein)  Butsciiky  ninnenrnehe  mlen  (nr.  loi)  M; 
'männer,  dio  jeder  fUr  sich  der  Unschuld  nichts  anzu- 
haben wagen,  können,  wenn  sie  im  collegium  oder  sonst 
mit  andern  vereint  sind,  ohne  gewissen  ihr  schimpf  und 
schände  anthun'   HKnoKit  (teratr.  blätter  h)  16,  tA6: 

und  was  fWt  «chimpflicha  reden 
habt  ihr  ohne  gewiaaen  vor  meinen  kindem  gaaprocbeoT 

GÖTiiR  {RttneU  Jwha  8)  40,  41  (oofesebent 

OOTTHriiat)  t4  B.  ,*  de  (i  en  seden  opeobar 

Reinka  d»  voa  \,n  v.  Iia»  Prlen); 

aber  dem  ich  doch  damit  einig  and  allein,  nach  bestem 
uwtszen  räum  mache,  bin  wahrlich  nicht  ich,  aondem 
ort  gottcs!    HKitnKH  {an  predigtr  im)  7,  ttS;   vgl,  mvdk 

{np.  8S66)    nach    unserem    besten   wiaaen   and  gewisaen ; 

(«p.  6S&7)  nach  gefUhl  und  gewisaen  u.a.; 

dmmb  kiest  er  mftnner  aoas  die  nach  tewiaeea  haodala, 
die  aufT  der  tui;end  bahn,  atas  er,  («bODrlich  wandeln, 
so  mehruni:  «eines  reifh«. 

T.sriiKKMNn  deutneher  getUhtt  friäimg  44; 

von  den  folgenden  sinnschriftcn,  welche  wir  zur  probe 
anfUhrcit  wollen,  können  wir  versichern,  dasz  wir  sie  nach 
gewissen  gewählt  haben  LessiNO  [Voaa.  aeit.  1754)  &',  4S6: 

die  weit 
(laabt  nicht  an  die  (crechtirkeit  dea  watbea, 
sobald  ein  weib  das  opfer  wird,    «maoiiat, 
dasx  wir,  die  richter,  nach  (cwissea  spiMkenl 

SCHHII.I.RR  (Maria  Stuari  l,  8)  19,  44t; 

behüte  gott!  ein  gemachter  horr  sein?  und  doch  im 
hcrtzcM  und  vor  gott  ein  verräther  werden  deax  vatter- 
lands?  und  wider  gewissen  dienen?  wie  viel  tliun  MoscHC- 
;:o8cii  inftomnia  eura  parantttm  {S)  M  Füriaar ;  vgl.  wider 
!  usser  wissen  und  gewisaen  (jp.  066);  wider  aein  gewiaaen 
i«p.  6866);  sich  auffs  gewissen  beruffen,  imptormrt  aan- 
acientiam  et  ßdem  aitam  Ai.Kit  1,940;  vgl.  jede  belitbige 
berufung  auf  das  gewissen  W.  V..  v.  Krttri.rr  Ai* 
öffentl.  gewis,sen  7;  vgl.  {ap.6a.Mf.)  sich  berufen  auf  ge 
wissen,  Vernunft  u.  a.;  auf  treuen,  glauben  und  gut  f»- 
wissen ; 

ich  hab'  euch  stets  als  biedermann  «rfundea, 

beweist  es  jetao.    saxt  mir  auf  aewiaeeo, 

ist's  nicht  so  ?   yiebt  a  kein  solch  naetz  in  England  T 

S(  iitLi.aR  {Maria  Stwoft  t,  7)  lt.  4*7; 

nun.  herr  phtlosoph',  die  band  aufs  gewissen,  redlich 
gesprochen:  es  war  eine  zeit,  wo  ihr  nicht  so  gefQttert 
wart  wie  jetzt  Götiie  {Rameaun  nejft)  36,  38;  ab«r 
ich  will's  net  aufs  gewissen  nehmen,  dass  da  dein 
bissei  geld  bei  mir  sitzen  laszt  ANZKNonutiRR  {pfmmr 
V.  Kirehfeld  l,  4)  «',  29;  das  habe  ich  nicht  auf  dem  ge- 
wissen, my  ronffcirnce  ia  aeq%Htted  Hli.rKRT  II,  1,465«;  einen 
auf  dem  gewissen  haben  Fanny  Lkwai.i>  Adele  (1888)81 
a.  Sanders  8, 1639*;  kein  anderer  als  sie  selbst  hat  nUoh 
auf  dem  gewissen  P.  Hkyse  {moral.  nov. .-  ar^fang  u.  emd«) 
II,  3,  343 ;  die  beiden  sonderbiaren  Schwärmer,  von  denen 


d«r  ein«  den  erzMaebof  tob  Paris  oad 
fBrstor  OplU  auf  dem  tßwiatm  tuM»  Tn.  ForrAUB  IfuUt 
«ap.  »)  1, 6,  ti4:  mit  «iMOi  rahboek  »of  dam  g/vmimm 
SouTAlRK  {W.  NUnUtrgmr)  tn.  M  mmtkt  l*. 

t))  m  diaam  »ruffm  ktdm  imk  twai  /anam  dtr  prM- 
poaitwmatvtrbimiung.  dtam  «tm  poattMitprumtmtm  Mmr- 
haupi  miOt  gtUnfig  iMi  fawtaaaaa  halba«  und  ai»  fa- 
wiaaan:  da«  darinnen  . . .  crgeriiehs  lab«  and  dariwi 
groaaa  gefar  leib«  und  lebena.  auch  faviaaana  balban. 
dar  aaalan  aatifkait  ▼•rluat  tu  baOttdas  Wunwnunu  IL 
V.  Tirol  apm.  vU.  Imta,  (t)  Mim^  ».  »:  tawiaaana  halbaa 
niebt  Ihon  dOrffan ,  «Mt  atiad  nHfimam  aUfnid  fattn 
CALViaiua  «••;  gana  thnliek  Rrtnkn  S.  UU:  8.  IM«.  «: 
Stiklkr  asas:  Stkinbach  t.  mm:  vgl.  amtk  Aobloho. 
Camp«  {hat  dam  Ultianm  muA  ora  daa  (awiaaaoa  willaa); 
die  alt«  punlaeba  kriafallst.  dtireb  «in  hAbarne«  pfard 
der  lolerani  di«  enfa  pfort«  ta  «rwHtem.  am  daa  letxt« 
Palladium  der  manaobHahen  natar  cu  holen,  damit  wir 
dea  gawiasens  baU>ar  aUa  kamele  T«raehiaek«n  Hamanh 
{fragmanta  aimar  apokryph,  aibglla)  6, 18  Rolk: 

folt  iat'a>  «er  wetaaetl  cmM« 
wen  »an  sie  i«dU«b  aaebt  oad  Maaiirisna  Hai«.     _ 
tiRi.i.BRT  faMl  adaa  «.  Mdrr;  nmwaimnng  dt$ 

ein  wander  von  aolchar  nnaadHeban  mba.  dia  fott  daa 
nichts  gleich  macht,  daai  man  sdn  daaain  aoa  fewiaaas 
leugnen  oder  ein  vieh  sein  mosx  Hamann  (maaAafim  im 
Huea)  f,  176  Roth;  man  beachtete  nfther  daa  aaltanan  fall, 
der  sich  hier  hervortat .  leidenachafl  aus  gewiaaan  GOtmb 
{Maiatera  fe<ander)aMra  8. 14)  SS.  «16;  er  batt«  aieb  darttbar 
Skrupel  gemacht,  daaz  er  so  im  auf-  oad  abaoblaicbaa  tfa 
obwol  lauten  meiuungen  des  edeln  jftiuHnfl  haiiaHab  vag- 
horch«: daher  lehnt'  er  sich  aua  gewinaa  aa  aiaao  baam 
J.  Paul  {ßagrijahra  i,  17)  98,  I&7:  Plinioa  dar  Jtafara aaairt 
«8  «««lengröax«.  nicht«  aua  gmazthaerd,  aondem  all««  aas 
g«wi88«n  10  than  Stäithmn  gaatk.  d.  takra  r.  d. 
(1884)  17. 

ß)  auch   wo  dia  prdp  mitiamatvw%im4H  mg  «im 
«t^l«ct  fordarl  als  daa  dam  «arlwi  tuHmmtndt, 
Ha  wamimmgam.  dia  da»  ptatataivfnnoaun  «mAt  umd  aaakr 
ahatrwt/am,  tsi  vaadat fft a aar, 

l))  wo  ala  trigar  dt«  gtmitatm»  «im»  laatimmt*  paraam 
trkmnbar  tat.  trird  daa  ^raataiia  nmMAtt  m  ««Itkam 
«arMadiMfta  umterdrüekt,  dia  aiak  marfiatm  wamdumg  am- 
aawmmamadUiaaaen.  ao  in  dam  isiiiarfawfia,  iKc aaelb «la» ^ 
Mdm  fonmdn  ins  gawissea  acblabaa,  ias  gawiaaaa  ladaa 
gruppiaran,  abenao  koatamam  di«  mamdmngam  aab  fawiaaaa 
fragen,  geben  im  MradUL  ««matift  9mrUmitm0«m  Maitam 
hier  rtrrimelt: 

und  in  mtr  Iwb  d«r  »MW  viel 

di«  im  gewiaesa  eba«  ai«i 

oaicli  anD«a  sSadar  drOcken. 

Baktm.  RtitowAi.o  karr  /kamt  CViriL 

cai  M6M«s  «Ml,  WacHmagit  l^analisrf 

4,108»»: 

ob  die  weltlichen  geatzz«  aoob  jamaadaa  im  gewiaaaa 
bUnden?  Butsciiky  AocAd.  JbriMjtiM B. IM :  ach!  wie  fabr 
daa  der  frau  Hinckel  aad  der  kMaaa  Gackeleia  diireb 
daa  gewisssen.  als  ala  btelaa,  daai  der  bahn  •wien 
konnte :  sie  zitterten,  daas  aar  allaa  fawias  barsMakoiaiaan 
würde  Ci..  Brbntano  (^««M.  AiaW  u.  OariWwa)  S^  i» 
Chr.  Brentano. 

a))  SO  ist  ««  nicht  mOcIich.  wo  menachen  f««««s  las 
gewissen  geraten,  daa  ea  anverrtickt  bleibe  Lorttaa 
(t  Moa.  84,  gepnd.  1588)  84.8a4:  so  fsiiag  aaeb  dar  ladal 
immer  war ...  er  ging  mir  iaa  lawisaaa  LiCHTBaamio 
{von  ein  paar  alian  dautodk«m  draaisa)  4. 4:  aber  leb  balta. 
der  prophet  greifle  dem  kOaii«  and  den  sciaaa  Im  -^ 
wissen  Lutiirr  {ptapAtt  HakmhUt)  ia,4ii: 

da«  raekt.  daa  dl«  aalar  «ad  g«tt 
oa«  grtU  la  daa  fswiewa. 

QRTPMtt'ii  (MreU^kyarf.)  «» 

der  lach«  blita  •chI8(t  ias  nwiaN«. 

die  «aadsB  abafdeeino  asiea. 

J.  C.  OOirraaa  fed  •  M; 
dem  da  «iaanl  webl  gelbaa.  ia«k«ldB  «aba  aal  ia*8  gawiaam. 
tko'  ihai  J«tst  aocb  wmam  aal  webl.  aad  di«  i    * 


WiLa.  MOLLaa  {«ptgr.  ifsirwiii^ii  B«  HatßaU: 
einem  eine  Idsfo  ins  gewissan  schieben,  cmnaam  aUeuJiw 
aonacientiaa  eomauUtra,  jurmatantman  dtftrra  «Imsu  SnaLcn 


6287 


GEWISSEND 


GEWISSENER 


6288 


2568;  einem  etwas  ins  gewissen  schieben,  conscientiae  all- 
cujus  committere  Frisch  2, 454*;  ebenso  Adelung,  Campe; 
Dalton  setzt .  .  .  einen  unmäszigen  preis  drauf ,  den  er 
nicht  auszusprechen  wagt,  und  den  er  doch  gern  der 
hoheit  ins  gewissen  schieben  und  aus  ihrer  casse  er- 
heben möchte  Göthe  (an  Meyer  28.  9.  1809)  briefe  21,  90; 

dacht'  ichs  doch!    wissen  sie  nichts  vernünftiges  mehr  zu 

erwiedern, 
schieben  sies  einem  geschwind  in  das  gewissen  hinein. 

Schiller  (xenien)  11, 148 ; 

ebenso  A.  Stahr  lieder  aus  dem  alterthum  1, 132;  P.  Heyse 
(nme  moral.  nov. :  Jorinde)  II,  4,  21 ;  ich  schiebe  es  ihnen 
ins  gewissen,  keinen  gegenzug  zu  thun  Roon  an  Bismarck 
s.  dessen  ged.  u.  erinn.  1,  253;  vgl.  auch  RooNS  denkwürdig- 
keiten  II*,  93  jf.; 

und  ob  sein  urtheil  selbst  ihm  ins  gewissen  spricht, 
so  schweigt  er  mit  gedult,  beseuftzt  die  b6sen  thaten, 
so  kan  die  warheit  ihm  zum  höchsten  heil  gerathen. 

Rachel  (poet  484)  satir.  gedickte  124  Drescher; 

sitzt  ein  edler  ritterlicher  vater  und  scheint  seiner  vor 
ihm  stehenden  tochter  in's  gewissen  zu  reden  Göthe 
(wahlverto.  2, 5)  17, 254;  ebenso  Klinger  (Giafarb,  6)  5,  379; 
J.  WiGGERS  44  monate  tmtersuchungshaft  (l86l)  79;  Fr. 
Reuter  {strointid\,Z)  2,62;  Anzengruber  7^  60;  R.Haym 
aus  meinem  leben  110;  Treitschke  (an  Freytag)  briefw. 120; 
Th.  Fontane  {unwiderbringlich  cap.30)  I,  7,  266;  Ricgarda 
HuGH  aus  der  triumphgasse^  158;  G.  v.  Ompieda  der  zere- 
monienmeister^  194:  vgl.  dagegen  die  scherzhafte  Zuspitzung 
in  der  mundart  (sp.  6248)  für  ein  trinkgeld  fordern. 

b))  seht,  wie  mich  der  kerle  auf  das  gewissen  treibt; 
da  soll  ich  ihm  flugs  meinen  geburtsbrief  weisen,  ob  ich 
ein  holzschläger  dingen  kann  Chr.  Weise  böse  Catharine 
(2,  9)  Kürschners  nat.-lit.  39, 153 ;  ich  geh'  es  ihnen  recht 
auf's  gewissen,  theurer  freund,  denken  sie  nach  wie  wir 
diesem  unangenehmen  prozesse  ein  ende  machen  Göthe 
{die  aufgeregten  3,1)  15,45;  einen  auffs  gewissen  fragen, 
animum  alicujus  inducta,  mota,  injecta,  incussa  religione 
explorare;  acrioribus  stimulis  excutere;  latebras  conscien- 
tiae alicujus  investigare  Aler  1,  940*  {vgl.  sp.  6267  belege 
mit  pronomen);  na,  und  wer  ist  schlieszlich  der  dumme 
von  uns  zweien  gewesen?  wer?  frag'  ich  dich  nur  aufs 
gewissen  A.  Schnitzler  der  einsame  weg  (2,3)^68; 

letzt  aber  frag'  ich  aufs  gewissen  dich. 

Klein  Ottegeb !  .  .  . 

wie  nannt'  ich  dich  in  jener  frühen  zeit? 

G.  Hauptmann  armer  Heinrich  (1,  7)  28. 

2))  Wendungen,  die  auf  eine  allgemeine,  bestim,mter  per- 
sonen  ermayigelnde  Situation  zielen:  durch  den  glauben,  der 
allezeit  in  einem  guten  gewissen  vorher  leuchten  musz 
Matthesius  Sarepta  (7)  (i562)  103'';  darum  lasten  längst  ge- 
schehene dinge  immer  noch  auf  dem  gewissen  A.  Schopen- 
hauer {die  loelt  als  loille  u.  Vorstellung  4,  65)  1,  472  Grise- 
bach;  es  wird  also  gar  nicht  einmal  vor  das  moralische 
forum,  vor  das  gewissen,  kommen,  sondern  schon  in  einer 
früheren  instanz  fallen  Schiller  {nutzen  ästhet.  sitten) 
10,  421 ;  gleichwohl  aber  ist  das  wissen  gar  offt  wieder  das 
gewissen  Abr.  a  S.  Clara  ivohl  angefüllter  Weinkeller  183; 
so  sage  ich:  gewissen  gegen  gewissen,  wenn  ihr  nicht  so 
thut  wie  ich,  so  lege  ich  mein  mandat  nieder  Bismarck 
{im  landtage  6.  2.  1868)  3,  464  Kohl:  vgl.  {s.  o.)  gegen  ein 
gutes  gewissen  etwas  ausrichten;  vgl.  klugheit  geht 
übers  gewissen  Wieland  3,228;  es  ist  ein  grausam  ding 
üms  gewiszen ,  magna  vis,  grave  pondus  conscientiae  est 
Stieler  2568. 

GEWISSEND,  vereinzelt  belegte  nebenform  zu  gewissen  III 
(gewi^7,en  s.  sp.  6216/.),  während  am  Substantiv  gewiggende 
(».  sp.  6233)  aus  Schwab,  denkmälern  mehrmals  das  jüngere 
SS  überliefert  ist  s.  Fischer,  schwäb.  wb.  3,  632. 

1)  neben  dem  part.  praet.  in  activer  bedeutung  (die  ge- 
wissenen)  ist  in  der  oben  {sp.  6218)  aus  Agricola  belegten 
stelle  auch  die  form  gewissend  in  gleicher  bedeutung  be- 
legt: wa  die  gewissend  seind  züsamenkommen.  vermtit- 
lich  liegt  auxih  dieser  zweiten  form  das  part.  des  praeteritum^ 
zu  gründe,  nur  steht  sie  zugleich  unter  dem  einflusz  der 
bedeutu7igaverwandteti  praesensform^n.  vgl.:  item  in  dem 
jar  ward  gefangen  der  Kraezagel,  der  soldner  hie  was, 
von  den  wiszetten,  die  auch  diener  hie  waren;  und  sie 
hiengen  in  und  sein  knecht  ...  an  die  bäumen  dtsch. 
städtechron.  1,  iOb;  vgl.  auch  5,  iH;  der  jenen  die  wissende 


sint,  rat'genommen  in  den  heimelichen  sachen  briefv.  1419 
s.  zeitschr.  f.  d.  gesch.  d.  Oberrheins  7,394;  vgl.  auch  393; 
wullent  mir  mins  gn.  h.  v.  Collen  brief  mit  dem  selben 
wiszenden  auch  widder  schicken  7,  39;  gewissener  .  .  .  des 
freien  gerichts  wissende  Frisch  2,454'';  ein  ztveiter  beleg 
für  gewissend,  der  allgemeinere  bedeutung  des  activen  parti- 
cips  verrät,  scheint  andererseits  ganz  unter  dem,  einflusz 
des  subsf.  gewissen  IV  zu  stehen:  gewissender  mensch, 
conscentiosus.  voc.  incip.  teut.  i  7*. 

2)  dagegen  ist  die  passive  bedeutung  einem  Augsburger 
belege  von  1363  {s.  o.  sp.  6218)  zu  entnehmen:  wer  . .  .  dar- 
wider  rate . .  .  daz  gewizzent  were ;  in  gleicher  bedeutung 
und  Verbindung  also  ivie  gewissenlich  (s.  d.).  hieraus  läszt 
sich  auch  die  wendung  einem  wissend  oder  unwissend 
sein  erklären,  in  der  mit  passiver  bedeutung  nur  schei7ibar 
das  praesens  des  part.  verknüpft  ist.  die  sonst  für  solches 
passives  praesens  zuständige  erklärung  (J.  Grimm  deutsche 
gramm.  4,  63/.)  trifft  nur  attributive  participia. 

GEWISSENER,  m.,  mit  zwei  bedeutungsrichtungen,  die 
auf  getrennte  ausgangspunkte  zurückführen. 

l)  bei  gewissend  war  eben  auf  die  partidpialform,  ge- 
wissen bezug  genommen,  für  die  oben  {sp.  6217/8)  festgestellt 
wurde,  dasz  sie  in  engerer  bedeutung  per  sonen  bezeichnet, 
welche  durch  ihre  kenntnis  von  dem  thatbestande  im  ge- 
richtsverfahren  bedeutung  getoannen.  auch  der  engere 
rahmen  der  auf  die  fehmgerichte  bezüglichen  litteratur  war 
dort  schon  zu  tage  getreten,  an  diese  bedetitungsverengerung 
knüpft  sich  nun  auch  eine  formelle  entsprechung.  das 
dem  participialen  adjectiv  in  der  sog.  starken  form  des 
nom.  sing,  zustehende  flexionssuffix  wird  für  diese  besondere 
bedeutung  atuih  in  die  übrigen  casus  übergeführt,  wo  es 
nach  analogie  des  hauptsuffixes  der  nomina  agentis  als 
mittel  der  Substantivierung  aufgefaszt  ivurde.  so  hält  es  sich 
dann  auch  in  den  verschiedenen  nebenformen,  diederkürzung 
unterliegen :  dieser  (der  freigrafe)  hatte  seine  feimern, 
gerichts-assessores  und  freischöppen,  welche  musten  . . . 
herumbziehen ,  in  verschlagener  kundschafft  die  male- 
ficanten  ausspioniren ,  und  nachdem  sie  dieselbe  dem 
fehm-gerichte  denunciret,  und  sie  verurtheilet  waren,  da 
musten  die  feimers  folglich  die  malefitz-personen  .  . .  auf- 
hencken.  ich  glaube  eben  diese  executores  . . .  sind  die 
also  genandte  wissers,  gewissers,  gewisners  und  witzers 
gewesen,  als  des  freien  heimlichen  gerichts  wissende, 
wie  der  alte  Stylus  lautete  ...  es  kam  ferner  auf  dieser 
leute  wissen  und  gewissen  nebst  dero  denunciation  haupt- 
sächlich an  Casp.  Calvör  altes  heidnisches  u.  christl. 
Nieder- Sachsen  (l714)  169";  vgl.  auch  170».  auf  Calvörs 
angaben  fuszen  Chomel  4, 1062;  Zedler  10,139. 

2)  dagegen  führt  auf  das  Substantiv  gewissen  {s.  o. 
sp.  6219/.)  eine  spätere  Verwendung  unserer  form  zurück, 
die  im  ausgang  des  17.  jahrh.  der  lenennung  einer  secte 
diente:  unter  den  Lutheranern  war  um  das  jähr  1673  viel 
redens  in  Sachsen  von  einer  secte  der  so  genanten  ge- 
wissener, welche  durch  etliche  scartequen,  sonderlich 
auff  denen  Universitäten  Jehna  und  Altorff  bekant  worden 
Arnold  ketzerhist.  (3, 18)  2  (i700),  190;  die  notiz  fuszt  auf 
der  1674  zu  Jena  veröffentlichten  abivehr  des  Johann i:s 
MusÄus:  'ableinung  der  ausgesprengten  abscheulichen 
verleumbdung,  ob  wäre  in  der  fürstl.  sächsischen  resi- 
dentz  und  gesambten  Universität  Jena  eine  neue  secte 
der  so  genanten  gewissener  entstanden';  der  gleiche 
nennt  auch  die  persönlichkeit,  der  man  die  schuld  an  der 
bewegung  zumasz,  und  geht  ebenso  auf  eine  erklärung  des 
namens  ein  ...  dasz  einer,  namens  Matthias  Knutzen, 
aus  Eiderstedt  in  Hollstein ,  . .  .  zum  urheber  und  an- 
fänger  der  vermeinten  gewissener  secte  angegeben  wird 
ableinung  10;  es  soll  dieselbe  den  namen  führen  vom 
wissen  natürlicher  Vernunft, ...  und  vom  gewissen,  welches 
mit  dem  wissen  müsse  vereiniget  sein,  und  sollen  sich 
deszwegen  also  nennen ,  weil  sie  keine  andere  bibel  .  .  . 
keine  andere  richtschnur  ihrer  so  genannten  religion, 
thuns  und  lassens  erkennen ,  als  besagtes  wissen  der 
vernunfft  und  ihr  gewissen  ebenda  17 ;  dieser  etymologischen 
deutung  entsprechen  auch  die  verschiedenen  von  MusÄus 
verwendeten  Zusammenstellungen  gewissenlose  gewissener 
s.  32;  wissener  und  gewissener  .  . .  die  gewisz  gehen  s.  34; 
auch  die  neueren  nehmen  von  dieser  secte  noch  kenntnis, 
vgl.:   conscientiarii   oder  gewissener   waren   atheistische 


G289     GEWISSENKIIFI     GEWISSENHAFT 

frvidenkcr  unter  den  prüte»(«nten  des  17.  Jaiirhtiiiderif. 
Malthiaa  von  Knutzen  . . .  verbreitete  dann  xwoi  golliüne 
Schriften  (im  nianuttcript).  worin  er  da«  daaein  gotUi, 
die  auctoritäl  der  l)il^l  . . .  lEugnote  und  . . .  nur  die 
eigene  Vernunft  und  das  eigene  gewissen  als  die  norm 
seines  donIcenH  und  lobens  anerkennen  wollte  Wktzbii 
u.  Wki/ik  8,  U5A;  von  tAvnkVH  itl  m  dem  worU  muth  §lm 
eomposilum  gebildet  worden:  obrigkril  und  predigcr  Mbl 
nichts  nüt/c  ...  ist  demnach  der  vierde  articul  dM  f*- 
wisKnorKcliwarniB  abltinung  M. 

tiKWlSSl'.Nl-'RKI.  *   Bi;wi»»i«.nnfrel. 

(iEWISSKNHAFT,  udj.  ii.  udv.,  ubUUunf  tu  gewisaen  IV 
(.*.  (/.),  die  tu  bei/iiiu  de»  l'.jahrh.  tutrat  btUffl  i*t.  »J>^iter 
ula  gowissetiltaftii!  («.  (i.).  vom  älttrtn  a^eetiv  ^itwuhtäX^ 
dtm  auf  dun  vtibum  wissen  tM-üekifl^hrt,  untet  theidet  aiek 
daa  unarige  nicht  UoM  durth  ktrkutjt  und  bedtutung, 
aondem  auch  durch  dit  gebrauthtürt.  wissenhaft,  da0 
paaaive  bedeutung  tum  au.iHniek  bringt,  btrieht  tiek  vor- 
wiegend auf  aächlichr  begrijfr .  ein  wiggenhaft  ding  wtkd. 
tri.  S, 71M)'> ;  /.uü  einer  wij2>'nthnften  Urkunde  u.a.  Lbxbn 
8,968;  damit .. .  meniglioh  obhoittimmto  tax  wissonhaft  sei 
SciiMRi.i.Kii  >*,  1086  gegen  zwi^no  wij^irenliafte  bürgere  «lA«^. 
«0^.  a.  a.  0.  {igt.  auch  wisiienhnftig).  gewissenhaft  duftgtn 
itt  aufiaehlieaslich  auf  peraonen  oder  deren  handlungtn 
belogen,  an  denen  ea  eine  active  tiedeutung  tum  auadruek 
bringt:  tcetiiger  mit  einem  gewissen  behaftet  alt  sein 
gewissen  bethUtigond.  rime  autnakwut  hitrftgen  bildtt  nur 
eine  buehung,  die  Si  tKi.KH  unttr  MMbrm  vorbringt,  und 
der  litterarisehe  beUg«  nicltt  tur  ttUt  tttktn :  gewisxen- 
hnftc  suchen,  ntgotia  eonteitnUam  »itiitgtniia  SS69. 

l)  dei-  äUettt  beleg  teigt  dat  adjteHv  teho»  in  tintr  «er- 
bindung,  die  auch  aonat  tu  tten  hattptformtn  ttinm  ft- 
bratichea  gehört:  in  der  yrädiea^funetiofh  neben  dtm  vtrbum 
ttibatantivum.  hier  itt  et  tunAchat  auch  mit  dtr  vtrttär- 
kenden  Partikel  zu  vtrbunden.  die  namentlich  bei  GniMMBI^- 
HAUSEN  beliebt  itt,  apäter  aber  mtlir  turOekgtdringt  wird 
{t.  ap.  eam):  gar  zu  gewissenhaft  sein,  nümm.  aumma 
magna  religio  Cai.visius  884». 

<i)  dieaem  belege  treten  at*t  dem  gleichen  jahrkunjut 
noch  einige  bxuhungeti  tur  teite :  gewissenhaft,  reUgiotut, 
timplieet  ae  religioti  homintt,  homo  reetut,  Komo  txtrm 
eulpam  vixtna  SchÖnslkubr  V6*;  vgl.  auch  SCHOTTBL 
848<>;  Stiei.eh  a.a.O..-  achon  kOt^figtr  umd  ltNU^/itr  itt  äktr 
die  Verwendung  in  der  litteratur  dtr  gUitikm  mit.  dit  ht- 
lege  xceinen  auf  vtrachiedene  landaehi\jfttn .  doch  übtrwitgt 
dat  oatmittrf'teutaehe:  als  wir  hierüber  den  gläabigen 
Abraham  und  frommen  gewissenhaften  Tobiam  absonder- 
lich zu  hi^rcn  haben  A.  Mkmikiunu  TofrüwcMwcMn/ieMMlB; 
wo  bleibet  die  rcligion  und  Torsorge  fOr  die  arme  po- 
steritot?  was  kan  dieses  alles  einem  gewissenhaften 
mann  für  trosts  geben  in  seinem  leben  Mosciibroscii 
inaomnia  cura  par.  (8)  &S  Pariaer;  inmassen  dann  solch« 
testanientarii  . . .  gehalten  sein  sollen,  richtige  reohnonge 
zu  fuhren  . . .  auch  dahin  gewissenhafft  zu  sehen,  damit 
von  solchen  (reldern  nichts  verwendet . . .  werde  Fritsch 
tylloge  var.  traet.  267;  daru  vgl.  aut  der  tcMttitchtn  ur- 
kuntientpraehe  det  i'.jalirh.:  zum  a&ten  die  hege  weide 
zu  rechter  zeit,  jedoch  nicht  bald  auf  einmal  hinter  den 
pferden  aufgebraaciiet,  sondern  nach  der  gerichte  gewissen 
haften,  und  auf  die  hübe  abgetheilten  repartition  und 
einriohtung  aufgegeben  drei-dingt  articul  vor  dit  gttntindt 
in  Domalau  (n.jahrh.)  bei  Mritzbn  1S9;  dit  rriehttt  vtr- 
wtndung  findet  dat  a4j.  aber  bald  darauf  ^  GrimmblS- 
HAUSEN  und  Abr.  a  S.  Clara,  a.  u. 

b)  für  die  bedetitung  hatte  »ich  achon  in  dem  aehlttitektm 
beleg  eine  eiste  tpur  det  übergangt  vom  engeren  rtUgütttn 
begriffe  tum  weitertn  tthitchen  geteigi. 

a)  detttlicher  werden  ditte  unttrtekiedt  in  den  buchungtn, 
die  sich  tum  theil  a%^f  die  anknüpfung  an  religio,  oon- 
seien tia  bttchränken,  tum  theil  aber  auch  achon  MVÜtre 
bedeutttngen  antiehen,  me  oben  ScHÖNSLKnKR  [neben  re- 
ligiosus  atich  rectus). 

1))  gewiszenhaft  et  gewiszenhaftig,  rdigioaut.  et  rttigittt. 
conaeientia  praeditua,  vulgo  conacientiotut  Stiklbr  MM; 
piut,  religiotxta.  aanctua  Stein bach  3, 1061;  jrawjr.  nligiotua 
Frisch  8,464^;  religioatit.  r^igioae  Matthiak  8,  181*: 
Kirsch  8,168*;  er  ist  ein  gewissenhafller  mensch,  ett 
homo  reliffioaiatxmut.  magna  ett.  et  antiqtta  religione  Alkr 


GEWISSENMAPT 


6290 


1.  Ml*:  gewIssenhaRle  leoth.  ktwtimm tirngtim», mt  religioti. 
hominea  pii.  ae  aanet*  1.  MI*;  vgiL  mmA  ttmütk  imgt.  t*x. 
t,nt>;  ein  gawiaaenbafter  majni.  vitr  pmt  Strimiuch 
>,  iMi:  gewisMabaft  haadda.  amtett  pitgmt  fmtmt  «Ml: 
fHig^ot  »gtro,  magnm  ommeMak  ommim  gortro,  futmfut 
rtUftom  kmaimm  AuM  1,  Mt*:  «MfM  mim«M»ti  oamia 
gmrort,  fMMnM  trttelmrt  Mattmiab  t.  Ml*:  KiaacN  i.  UT; 
i*wlM«aham,  od«r  aaoh  Miacm  gawiatM  h»mMm,  to  mtt 

engl.  /rar.  t.  775.  iiiaU  in  Mm  fHUtn  freiliek  itt  dm»  rt- 
tigiUae  momuni  durA  dU  pmrmllelt  mit  retigio,  nligiogut 
in  vollem  uw^kmg  tttktrgttttttt.  in  dtn  umimmgtm.  dit 
•%^f  dit  rtekitaprmtkt.  noek  mthr  mif  dm  gitoktfflmlit 
•eriM».  litgt  teko«  dit  mAglidüunt  einor  tmmttgtmtinmmng. 
M  «SMHi  ^rsiNBACii  (t,  lOM)  neben  dar  imtiif  ila  f»- 
wtoMahaftar  riehtar,  imdtm  amnetu*  et  rtUfUmi*.  dit 
mllarom  wandmmgam  JUmm  Uaat  gewi«s«aluift  saatM, 
raUgttt»  taMnaniiMa  dtattoi  teviasMihaA  la  abalattaag 

_t_^^     — ^^^_— a^^^^_        ^--     ^^^^mI^Ua    ^^^^£mmt^^^£im    •MltMtt^M^tA  *    ^^^u 

vgLi  Mintn  «M  gawleaanhalt  h«lt«a.  sissi-sii  Im  rtUgioit 
du  »erment  S<:h\vak  1,7M*:  ein  ▼«•praebca  gewissenhaft 
halten,  lo  obaervt  a  promitt  retigiomtlg  HlLPKRT  f.  1  t.  MI; 
er  ist  nicht  sehr  gawiwnhaft  im  woribaltcn ,  kt  ia  not 
m  vtry  rtligioua  olaii  wi  ^  kit  promitt  tbanda. 

t))  firiik  frtte»  tudem  ntbttt  dtr  pmrMdt  mii  raUgimm* 
und  okn»  diaaa  oueh  buehungam  mt^,  dit  di»  varmUgeatfättt' 

rdtgioatt»,  grmvi»  intagtr  SriBLsn  MM;  noek  damUiakirt 
uafBiriBunhnftBr  meaaeh,  Aotno  auUaatatßdai,  tttimJmua, 
intntio,  vtitto  lavior  okandMt  väU  mmA  CMriMsileMta  ot  ton- 
aeiamtioout)  Rbyhbr  i,t»7;  gtwiaMahaft.  eamattmlimiM, 
komtmt  dt  eonaeitne».  ratigitux.  aeni/mlmix:  eewscfw» 
mtnt,  «n  «ofucMner.  tort^uUuatmamt.  raligituatwmä  Row» 
DBAU  t,  Ua  »f.:  dknUA  Schwak  i.  7M*:  Fniacu  äiet.  daa 
poM.  8,  aeo;  eonteientiaut.  eontcionablt.  nligioua.  aerupu- 
laut  Arnold*  487*:  vgl.  auch:  er  handelt  so  gewisaca* 
halft,  als  ie  ein  kaafftoiann  tbun  kan.  of  a  wttrtkmmi,  ke 
it  ett  eonteitntiout  oa  kt  ean.  teuttck-tngL  lax.  8,  TK;  mit 
der  gewiasenbaflen  genanlgkeit,  wHk  Aa  atoat  aarugmlout 
exmetiludt  Hilpert  tl.  i  t.  «aap;  «in  gevtascahaftaa  be- 
tragen AoBi.CNO  8,670;  Campb  t,  at7«;  <a  der  gtaitkem 
riMung  kalt  tiek  ouek  dia  kagr^iaatimatmmg  der  fkBt 
topkem,  dit  dat  religiltat  moatant  mua  diaaar  amntaiat  Mi^ 
»duUien,  vgl.:  wer  nach  «inam  freien  gawiaaea  baadalt, 
und  also  den  sinnen  und  affeeten.  das  ist  der  eebiTatel 
nicht  räum  giebet,  der  ist  gewisscnhafTl  Chr.  WoLTTfarf. 
V.  d,  wuntektn  tkun  u,  Utate»  (§  w)  M;  vgl,  dtum  gawlwaa 
loa,  t.  u.,-  gewissenhafll  baial  daiiaalfa,  walohat  alak  ba> 
mBhet.  nichts  wider  aein  gewissen,  oder  wfdar  daa  aaa- 
sprach  der  Ternunffl  Ton  der  mormlitlt  eiaar  baadhng 
zu  tun  J.  G.  Walch  pkilot.  tax.  i'.ist«;  gewiaaeabafi  baiast 
derjenige,  der  bei  aeinen  handlangen  atraag  aainem  ga- 
wisaen  folgt  KiRciiNBR-MicnABUS  pkO,  wi.*  t.  M»;  ga- 
wiaaanbafl  pflegen  wir  nnn  aonst  denjenigen  zu  nennaa, 
waleber  in  der  aoaübong  daa  ftbernommonen  bcrofes  aar 
auf  das  hinsieht,  was  dieser  l>«raf  ihm  auferlegt:  Ton 
allen,  aus  anderweitigen  Terh&ltnisaen  herObennnehmen 
den .  nebenrttdcaiebten  aber  aieb  frei  arbilt;  wer  dieaa 
nicht  thnt.  daa  aaaaaa  wir  gawiaaealoa  D.  Pa.  dnucas 
ttrtittekriften  (iMl)  17«. 

/f)  /iir  dtn  litterarischm  gakrmmek  Idtat  tiek  die  iada» 
tumgainttiieklung  am  beatt»  am»  dm  wi  liadm^sii  msl 
ladsahii^aariaawrfhii  «4>ee<ii«sn  «rMlsn,-  aia  tidm  ßut 
alias afcfi'sasffrt  m^f  dtn  wtiiarm  eAiatkm  kmrif:  tmm 
tngeran  rdigi9ten  Hrrdbr  8«,  l»(«p.  im):  tfs..-  die 
freuen  . . .  waren  so  aerupoloa.  ond  gewiaaudiaft. 
sie  ihnen  nit  getränt  am  aabath  die  salben  and  speoe- 
reien  zu  kauften  Abr.  a  S.  Clara  Judma  dtr  trittektim 
f  (168«),  foa.  dm  etkiatkm  higrig  ktgUaitm  tamiagmd  var- 
wandet  «4^«fiiva;  caalraall^fr^  aead  asMm;  Iah  halte 
gewiss  darror.  daaa  aia  Jadar  fawiaaaahafll  and  aidrt 
gewissenlos  seie  aaa  a^flisfcs  «asa^sMUAatia  (1710  U; 
dajsi  vgl.  die  tueammtauddUmg  mit  asnsm  tnkatmntiv: 

hür'.  Acmn.  kartxIkJi  was  de  Msl 
«char^innif .  dock  «io  geter  ckriit; 
•in  Staatsmann,  dock  g«wisneka>l, 
■od  sittsaiii  bei  tM  wi—osckalt 

CUfa.  VtmKsncnmn^:  am  Aeram)  at» 


6291 


GEWISSENHAFT 


GEWISSENHAFT 


6292 


die  parallel  gehenden  adjective  heben  zumeist  einen  zug  aus 
dem  iedeutungsinhMlt  des  iegriffes  rühmend  hervor,  zu7n 
gegentlieil  vgl. :  einmahl  macht  sie  ihm  verblümter  weise 
hoffnung  zu  der  verlangten  letzten  gunst,  ein  andermahl 
aber  stellet  sie  sich  wieder  gewiszenhafft  und  rappel- 
köpffisch ,  dasz  der  von  W.  theils  vor  liebe ,  theils  vor 
verdrusz  hätte  bersten  mögen  der  im  irr-garten  der  liebe 
herum  taumelnde  cavalier  (1738)  480;  bemerkenswert  ist  es, 
dasz  die  Parallelverbindungen  sich  fast  nur  auf  persönliche 
träger  beziehen  {zu  den  nomina  actionis  vgl.  Göthe  br. 
20,360;  G.  Kellek  1*'',  34-3  s.  u.)  und  dasz  diefunction  des 
adverbs  hier  nur  in  der  neueren  spräche  berührt  wird. 

l))  desz  getreuen  Eckarths  anhang,  vorstellende  einen 
rechtschaffenen  und  gewissenhafften  medicum  . . .  {anhang 
zu)  Ettneks  unu'ürd.  doctor  (l697);  im  übrigen  seind  unter 
diesen  leuthen  die  meiste  sehr  wackere  und  gewissen- 
haffte  leuth  Abr.  a  S.  Clara  etwas  f.  alle  {der  fleisch- 
hacket-)  1,  594;  nichts  haszte  der  mann  mehr,  als  die  ge- 
wissenhafte redliche  forschung  und  die  entdeckungen  der 
Wissenschaft  Keller  {grüner Heinrich  2,  il)  i^'',  343;  werdet 
ihr  meinen  lehren  folgen,  welche  ich  als  ein  ehrlicher 
und  gewissenhaffter  mann  eröffne,  so  werdet  ihr  euer 
glück  nach  wünsch  machen  Stranitzky  ollapatrida  . . . 
ikichsmundi  54  {Wiener  neudr.  lo)  325;  die  erwägung  der 
frage,  ob  eine  entschlieszung  richtig  sei,  und  ob  das  fest- 
halten und  durchführen  des  auf  grund  schwacher  prä- 
missen  für  richtig  erkannten  richtig  sei,  hat  für  jeden 
gewissenhaften  und  ehrliebenden  menschen  etwas  auf- 
reibendes BiSMARCK  ged.  u.  erinn.  (53)  2, 158;  dem  bedäch- 
tigen, gewiszenhaften,  wir  wollen  nicht  sagen,  langsamen 
und  trägen  Charakter  der  Deutschen  geschähe  gewisz  kein 
gefalle,  wenn  er  zu  behandlung  gerichtlicher  oder  poli- 
tischer geschäfte  nach  neuer  französischer  art  und  kunst 
gezwungen  . .  .  würde  Herder  {briefe  z.  bef.  d.  humanität: 
anhang)  18,315;  es  wurde  dieser  beiden  personen  wegen 
raht  gehalten  und  ihrenthalben  auch  unterschiedliche 
stimmen  gesammlet,  die  auffrichtigste  und  gewissen- 
haffteste  sagten,  man  sei  schuldig,  sie  wiederum  ohne 
allen  engelt  (!)  ans  land  zu  setzen  Grimmelshausen 
wiedererstand.  Simpl.  3  (1713),  319;  jeder  möchte  das  Uni- 
versum vorstellen  und  aus  sich  darstellen  . .  .  thut  er  es 
nicht  mit  bewusztsein ,  so  wird  es  ihm  unbewuszt  be- 
gegnen ;  empfängt  er  es  nicht  offenbar  und  gewissenhaft, 
so  mag  er  es  heimlich  und  gewissenlos  ergreifen  Göthe 
{gesch.  d.  farbenlehre  1.  abth.)  53,  30. 

2))  vornehme,  hochverständige  und  gewissenhaffte  räth 
seind  ein  grundfest  eines  lands  Abr.  a  S.  Clara  etwas 
f.  alle  {der  rath)  1,45;  die  verständige  und  gewissenhaffte 
Hapsa  überlegte  und  erwöge  indessen  der  Sachen  umb- 
stände  und  beschaffenheit  Grimmelshausen  wiedererstan- 
dener Simpl.  3,425;  er  ist  eine  sehr  gute  art  menschen, 
verständig  und  gewiszenhaft  Göthe  briefe  b,2\.i;  Delius, 
der  gewissenhafte  und  geistreiche  editor  F.  Hebbel 
(Shakespeares zeifgenossens)  12, 290  Werner;  vgl.  auch  {s.c,ß: 
gewissenhaft...  klug)  Lessing  1^404;  vgl.-,  das  erfuhr 
neulich  ein  junger  mann  von  feinem  verstände,  von  un- 
tadelhaften  sitten,  ein  gewissenhafter,  bescheidener  Jüng- 
ling Herder  {zerstr.  blätter  5.  samml.)  16, 151;  grose  männer 
solten  ihren  beifall  öffentlich  nicht  blosz  dem  beiden 
geben,  . . .  sondern  auch  dem  gerechten  und  gestrengen 
richter,  dem  gelehrten  und  gewissenhafften  advokaten, 
dem  sinnreichen  und  emsigen  handwerker.  fürchtet  nicht 
dasz  eure  geschichtbücher  mit  nahmen  überschwemmt 
werden  würden  G.  Chr.  Lichtenberg  aphorismen  2,  90 
Leitzmann;  ihre  art  das  von  Schriftstellern  uns  gewisz 
überlieferte  erst  zum  gründe  zu  legen  ...  ist  so  gewissen- 
haft als  geistreich,  sie  überzeugt  und  überredet  Göthe 
briefe  20, 360. 

8))  eine  schrift,  die  von  religion  handelt,  soll  mit  religion, 
d.  i.  gewissenhaft  geschrieben  seyn  Herder  {christl.  Schrif- 
ten 5)  20, 135  (s.  0.);  sollten  sie  über  brüderliche  vergehungen 
menschlich  d.  i.  gewissenhaft  urtheilen  {christl.  schriften  5) 
20, 262;  trage  jeder  hiezu  bei,  was?  und  auf  die  würdigste, 
reinste,  gewissenhafteste  weise,  wie  ers  thun  kann  {briefe 
d.  stud.  d.  theol.  betr.  1,12)  10,150;  mit  ihren  kindern  be- 
schäftigte sie  sich  treu  und  unablässig  und  war  gewissen. 
haft  bemüht ,  nichts  zu  versäumen  W.  v.  Kügelgen 
jugenderinn.  (i,4)  82  Nathtisiua; 


erworbne  Unschuld,  dem  erhitzten  blut 
durch  list  und  schwere  kämpfe  abgerungen, 
dem  himmel,  der  sie  fordert  und  bezahlt, 
gewissenhaft  sorgfältig  angeschrieben. 

Schiller  (don  Karlos  2, 15)  5-,  268; 
thut  nicht  ein  braver  mann  genug, 
die  kunst,  die  man  ihm  übertrug, 
gewissenhaft  und  pünktlich  auszuüben? 

Göthe  (Faust  I ;  vor  dem  thor)  12,  58; 

diese  gelegenheit  hielten  die  beiden  für  geeignet,  sich 
durch  einen  langen  und  fröhlichen  blick  von  ihrem  gegen- 
seitigen Vorhandensein  in  dieser  schönen  frühlingswelt 
genau  und  gewissenhaft  zu  überzeugen  Georg  Hermann 
Jettchen  Oebert^  227;  so  lange  Wilhelm  eingetreten  war, 
dachte  ich  freier  athem  zu  schöpfen,  er  arbeitet  sehr 
hübsch  und  gewissenhaft  J.  Grimm  (an  Oervinus  1859) 
briefw.  i,  135  Ippel;  Salomon  verhielt  sich  bei  seiner  arbeit 
so  ernsthaft  und  unverdrossen,  er  führte  das  geschäft  so 
geschickt  und  gewissenhaft  durch  .  .  .  G.  Keller  (landvogt 
V.  Greifensee)  6,159  (vgl.  ungeschickt  und  gewissenlos,  s.d.); 
und  doch,  wenn  nun  eine  schöne  natur  sich  allzu  zart, 
sich  allzu  gewissenhaft  bildet,  ja,  wenn  man  will,  sich 
überbildet,  für  diese  scheint  keine  duldung,  keine  nach- 
sieht in  der  weit  zu  sein   Göthe  (lehrj.  8, 3)  20, 164. 

c)  formen. 

a)  zu  den  lautverhältnissen,  resp.  zur  schreibutig  bietet 
unsere,  der  Schriftsprache  erwachsene  bildung  wenig  be- 
merkenswertes, sie  ist  von  anfang  an  mit  dem  doppel-s 
beobachtet  {ge-wissenha.fi  Calvisius  u.a.),  dastvenig  xariiert 
ivird,  vgl.  gewiszenhaft  Stieler  2569;  Herder  18, 315  (neben 
gewissenhaft  3, 273) ;  Serz  55» u.  a. ;  zur  doppelschreibung  des 
labialen  Spiranten  vgl.  gewiszenhafft  der  im  irrgarteii  .  . . 
umhertaumelnde  cavalier  480;  gewissenhafft  Grimmels- 
hausen tviedererstandener  Simpl.  3,  482.  414;  Butschky 
Pafhmos  893;  Chr.  Wolfe  54;  Walgh  i'',  315.  für  den 
stammvocal  kommen  mundartliche  Schwankungen  kaum  in 
betracht,  da  das  adjectiv  für  solchen  gebrauch  nur  wenig 
verzeichnet  ist;  zuerst  führt  es  Serz  unter  seinen  idiotismen 
und  volksausdrücken  auf:  gewiszenhaft,  justus,  numinis 
metuens,  nil  acturus  quod  iniquum  55*;  von  dialekttvörter- 
büchern  vgl.  gewössenhaft ,  gewissenhaft  wb.  d.  Luxe^n- 
burger  mda.  145*". 

ß)  groszer  beliebtheit  erfreuen  sich  bei  unserem  adjectiv 
als  einem  lobenden  epitheton  die  Steigerungsmittel,  zuerst 
sind  steigernde  partikeln  beobachtet,  die  ein  übermasz  kenn- 
zeichnen, das  auch  im  tadelnden  sinne  hervorgehoben  wird : 
dieser  zanck  war  kaum  vorbei,  da  geriethen  wir  schon  in 
einen  andern,  dan  Hertzbruder  war  gar  zu  gewissenhafft; 
er  wolte  kaum  zugeben,  dasz  ich  einen  pasz  vom  comman- 
danten  nam,  der  nach  meinem  regiment  lautete  Grimmels- 
•HAUSEN  Simpl.  (5, 1)  373;  das  gleiche  Calvisius  334»  s.  o.; 
weil  der  hauszvater  diszfalls  gar  gewissenhaft  war  Simpl. 
285;  ich  aber  war  damals  noch  viel  zu  gewissenhaft,  thät 
als  wann  ichs  nit  merckte  168;  man  ist  zu  gewissen- 
haft, wenn  man  auf  eine  ängstliche  art  gewissenhaft  ist 
Adelung  2,  670  (vgl.  allzu  gewissenhafft,  scrifpnZosawien-^e, 
scrupuleusement  Rädlein  l,  384'');  nova  nunc  religio  in  te 
isthaec  incessit,  wie  bist  du  nun  so  gewissenhafft  worden, 
bist  du  nun  so  fromm  worden?  Reyher  3,  1060  (u.  a. 
s.  sp.  6293) ;  ich  nennte  sie  gerne  grazien,  wenn  ich  nicht 
historisch  zu  gewissenhaft  wäre  Seume  {Spaziergang  l) 
2,  59:  dasz  ich  ihn  auch  sonst  über  einem  nicht  allzu- 
gewissenhaften  wenigstens  nicht  allzuklugen  griffe, 

ertappt  habe  Lessing  (die  Juden  \B)  i'^ ,  404;  allzu  gewissen- 
haft (.9.  0.)  Göthe  20,  164;  sie  schien  es  fast  in  der  Ordnung 
zu  finden,  dasz  ein  schlauer  schurke  mit  einem  mädel 
nicht  sehr  gewissenhaft  umging,  das  eine  so  einfältige 
gans  war,  ihm  zu  trauen  P.  Heyse  {das  ding  an  sich)  2,  9 
s.  141.  die  Steigerungsformen  setzen  später  ein  und  fast 
ausschlieszlich  am  oMribtitiven  und  adverbialen  adjectiv; 
zur  prädicativen  function  vgl. :  denn  er  wolte  gewissen- 
haffter sein,  als  ein  solches  schelmstück  vorzunehmen 
Grimmelshausen  wiedererstand.  Simpl.  3, 4I4.  bei  den 
attributiven  functionen  tritt  der  comparativ  natürlich  hinter 
dem  Superlativ  zurück:  seine  träume  . . .  von  einer  grösseren 
nutzbarkeit  des  geistlichen  Standes,  von  einer  gewissen- 
hafteren pflege  der  menschheit  Herder  (br.  z.  beförd.  d. 
humanität  57)  17,  276 ;  diesem  manne  .  .  .  war  es  .  . .  nicht 
zu  beschwerlich,  viele  bögen  wörtlich  mit  der  gewissen- 
haftesten genauigkeit  auswendig  zu  behalten  J.  v.  Sonnen- 


6293 


GEWISSENHAFT 


GEWISSENHAFT 


6294 


i'Rl.H  br.  übtr  d.  Wiener  urhaulnihne  (  Wiener  ntudr.  7.  Mt); 
mochten  sie  ihren  Homer  mit  der  gewlsMnhaftMtaa 
treue  gelt^rnt  haben  ...  die  leiohtigkeit  de»  versea  und 
der  erzUhlunn  MslbHt  lud  zu  Veränderungen  ein  Hkhukh 
(kl.  arhrißen)  18,  4U;  zur  gewiaaenbafteaten  »nwendung 
aller  kuIx-u  (chri4ftl.  »ehrißen  5)  M),  SM;  die  lokalität  der 
huuptücciien  mit  der  gewianenhafteaten  treue  anzuordnen 
V.  Mattikhon  erinnerungen  (ll)  v,  «Ml;  deato  weniger 
Icunnte  er  den  niannea  entrathen,  der,  telbitt  auf  Un- 
kosten dea  landen,  mit  der  gewiaaenhaftmlen  ergehenbelt 
und  treue  seinen  nutzen  beMorgt«  Sciiii.i.kii  (»yiel  de» 
eehickäulii)  fl,  ttu.  datu  vyl.  aurM  oben  (ii<iMM».i.NiiAt'aBli 
mederettitand .  Simpl.  i,  Sli»  (die  gowimenhafteaten).  im 
den  advetbialen  J'unctionen  halten  »ich  die  beiden  formtn 
mehr  die  trugt:  wenn  sie  es  nicht  mit  der  klinge  be- 
haupten, so  hangen  sie  ihm  desto  gewissenhafter  an 
Hkmdkk  (br.  f.  b^ßrd.  d.  humanilüt)  17,  aos;  vgl.  (wioh* 
tlger  und  gewissenhafter  machen)  8.  V/S;  erfüll  in  jeder 
deiner  bestimmutigcn  deine  Jedesmalige  pflicht  aufs  aller 
gewissenhnftestc  (ükkmkh)  Sophien*  reite  (177«)  s,  eoo;  und 
suchte  nun  auf»  gewissenhafteste  die  lehren  in  ausUbung 
XU  bringen  Moiuiv.  Anton  Heiter  {t)  \i9  Oeiyer;  vgl.  (auf- 
richtigste und  gewisitenhafteste)  Ghimmki^iiauskn  wieder' 
erstand.  Simpl.  8,  319. 
8)  die  Verbindungen. 

a)  neben  dem  verbum  »itbetantivum  iet  uns  da»  adjeeiiv 
sfhon  obett  in  derfunetion  dt»  prädieate  Mahtreieh  entgegen- 
getreten: in  Verbindung  mit  betirtttitugever^eandten  a^jec' 
tirm  bei  AiiH.  A  S.  Ci.aka  Judua  der  erlvKkdmt,Wl»;  GÖTHF. 
br.  6,  »17  ;  80,3«»;  noch  häufiger  durch  eine  »teigemde  pur- 
tikel  veratiirkt  (.tp.  eavä);  dazu  vgl.,  wer  ist  heutiges  täges 
yo  gewisHenhiilTt,  der  ihm  nicht  selbst  einen  sahlungsan- 
oder  stillstand  mnche  (iiUMMBi.KiiAUHKN  teiedertratand. 
Simpl.  (3,  9)  8, 601 :  die  juri.sten  und  recht.sgelehrten  seind 
dunnoch  so  gewisseiiliafTt ,  dasz  sie  einen  geringen  ge- 
winn vor  zulässig  eruchton  Ami.  a  S.  Cij^ha  aatriactu 
AustHactta  (I6h4)  lü;  ach  dasz  ich  so  verliebt,  ach,  dat>z 
ich  so  gewissenhaft  in  der  freundschaft  bin!  Lkssinu 
(Dämon  9)  3\  18V;  ebenao  (diejudtn  Ul  l'.  897;  der  kUnsUer 
soll  nicht  so  wnhr,  so  gewissenhaft  gegen  die  natur,  er 
soll  gewissenhaft  gegen  die  kunst  sein  GAiii>:  (Diderot» 
^<ei-a.  über  d.  mulerei  1)  36,  S4ö;  wer  sich  von  grossen  sUnden 
rein  halten  wil,  der  inus  in  »llen  dingen  gcwissenschalTt  (!) 
sein  ßuTsciiKY  Vuthmoa  Sta  (vgl.  auch:  so  wirst  du  auch 
bei  deinen  complimenten  gewissenhaft  bleiben  CS.  llLitKi« 
gemaaenaapiegtl  [l7&&|  407);  gcwisscnhafU  sein,  to  be  eon- 
acientioua,  conacionable  or  tet%der  conacienced  tetttarh  engl, 
lej-.i^nh;  vgl.  auch  Hii.HKin  S,  l  «.  466*;  dazu  vgl.  daa 
vrtrintelte unpersönliche  aubject  in:  da  Römer  durch  steine 
und  hiiuine  tu  sehen  schien  und  Jedem  striche  anmerkte, 
ob  derselbe  gewissenhaft  sei  oder  nicht  Kki.i.ki«  [grüner 
Heinrich  ^,3)  2,  a»);  denn  ist  das  gewissenhaft  seinen  ein- 
ftiltigiMi  nächsten  ums  geld  betrU;!en  Ui.ukh  94. 

b)  die  attributiven  Verbindungen  nehmen  hier  noch  brei- 
tetrn  räum  ein  ata  oben  {»p.  6991),  da  »ich  in  ihnen  der 
kreia  der  trüger  des  begriffe»  ertceitert. 

a)  mit  beziehung  auf  pei-aonen :  womit  wUrde  sich  der 
sophist  entschuldigen  können,  wenn  ein  gewissenhafter 
lieido  so  zu  ihm  spräche?  HnaDKlt  (chriaÜ.  aehrtften  5) 
20,  148;  Arnold  Mathy  lehrte  noch  etwa  neun  Jahr  am 
lyceum,  dünn  liesz  er  sich  wegen  kriinklichkeil  in  ruho- 
sland  vorsetzen;  vielleicht  auch  deshalb,  weil  dem  ge- 
wissenhaften mann  die  neue  lehrweise  und  der  syste- 
matische Unterricht  eines  jüngeren  geschlcchts  unbequem 
war  (i.  Fkkytao  (Karl  Mathy)  M,  18;  eAeiiso  (gew.  mann) 
SiKANiT/KT  oUapatrida  bi;  (gew.  leot)  Abh.  A  S.  Ci.aka 
etira.if.  alle  1,594;  (mensch)  Rismauck  gett.  u.  erinn.  8,158; 
(Jüngling)  HKnoEH  16,151;  der  herr  wird  hiemit  als  ein 
gewissenhaffter  reohtsgelehrter  mann  zum  schiede-riohtcr, 
zwischen  mir  und  meiner  tochter  erwehlel  Sthanitzky 
ollapiitrida  10  (Wiener  neudr.  10,  65);  ebettao  (advokat) 
LicnTEMtF.R(i  aphoriamen  2,90,-  (r&te)  Ann.  a  S.  Claha 
etwa»  f.  alle  i,4l>,  als  der  gewissenhafte  kaufmann,  der 
er  war  H.  Sudkkmann  das  hohe  lied  (8,  3)  998:  gleichwie 
nun  aber  die  gewisscnhafTte  bediente  ihre  bände  in  des 
unschuldigen  blut  ungern  waschen  . . .  noch  . . .  ihre  ge- 
wissen beschweren  wolten  GnixiMKi.SHArsKN  #M>rf*r- 
eratiind.  Simpl.  3,  4x'<ä;  damit  es  sie  zugleich  in  den  stand 
IV. 


MB  ftwtoMÜMfl«»  W. . . .  4v  ibi«  MhvMtor  nicht 
vetiaMMB  Mag,  daa  banahifeada  töehllfa  aatwort  zu 
geben  Schillsh  br.  I.IM:  eben»»  »ehöm  UumUMlMUAVmm 
wiedtrtratmmd.  Simpl.  i,  MS;  abar  ein  feiner  köpf,  ain  adJaa. 
sartalnDifaa  famOt,  ein  gewissenliaflar  baobaablar  P.Hbysk 
[die  »tlnrnra»  Jakobe)  II,  •  a.  M»;  deuu  tfl.  M$  tulmtmm 
tivierung  in:  {Angela  )  du  reitaat  vorauf.  raUa  4o«h. 
reite!  und  kehre  dich  an  ntcbU!  (fier*:)  pfaamarmabr! 
{Angdo:)  wla?  iob  glaub«  gar.  du  villst  den  gewiasanbaflen 
apialan  Lmmino  {Kmü%u  (iatott\  t.  s)  >'.  m». 

/9)  hier  wtrdtn  vor  ulUtn  abatrarta  tum  troger  mUriAtthter 
vtrhimdtmffm,  in»t^fam  einaetn»  rerba.  mit  denem  »iek  4t» 
aAmt-b  aafai'  MrMiiiitl  (».  t.),  i^amina  meüomi»  m  äi«  frMjyt 
d»r  »ubthmlimt  iAarführtm  umä  dawüi  amek  awrfai'a  mt 
»pTttt^tmtu  at^otiNf sMi^fN  tteM^tf»n  .* 

0)  gawiuanhalRer  krief  (aterteM/t)  Looao  timmgaä. 
1. 4, 4*.  Kitntr  a.  tn ;  gewisaanbafflar  piff  Lmsiro  i*.  4M: 
ich  sehe  gar  nicht  ab,  warum  wir  oaa  aiaar  ao  | 
haflten  gnauigkeil  in  unsem  wrrckan 
uns  so  sehr  um  daa  mehr  oder  waniftr  ia 
bekümmern  J.  Clin.  l.iciiTF.NnicMo  mph»ri»mmt  t, M  LtUt' 
mann;  eine  gesrliirhte  der  meinungen,  dar  praktiaeliaa 
grandaätxe  der  Völker  ...  in  gewiMenhafler-  prüfung  dar 
thalsachen  und  zeugen  geachriebrn;  w&r«  eigentlich  dar 
Schlüssel  xur  thatcngeaohicbte  Hkhukh  ^6r.  a.  k^fUrd.  d. 
humanität  50)  17.881 ;  daa  gleich»:  P.  Hkyhr  (/f4MitM<««  anfaf) 
II,  8  a.  155:  (fonchung  a.  o.)  ü.  Kbi.i.rr  l".  aM:  akmliek 
(Sektion)  F.  Hruuki.  (Aaitespearw  $eHg»Mo»aen  t)  lt.  K*; 
warten  sie,  unterbrach  sich  mein  mann  in  einer  »ehr  ge- 
wissenhaften Wegweisung,  da  kommt  mein  Heinrich  eben 
aus  der  schule  und  soll  sie  begleiten  V.  Hkvhk  .drr  krri»- 
riehter  9,  8)  a.  6;  indessen  ich  mit  liebe  die  Zeichnung  nach 
meiner  einsieht  ver\'ollkomnmele  und  überall  ein  blaitoder 
einen  stiel  ausbesserte  und  einen  schallen  vcrslkrkte.  die 
ncigung  für  das  mädchen  lehrte  mich  dies  gewissenhaft« 
fertigmachen  und  durchgehen  der  arbeit  G.  KKi.LBH(yrAiMr 
Heinrich  i,  9)  1,948:  seine  Instruction  wird  er  von  Barlin 
erhalten:  wenn  graf  SchlielTen  decement  fBr  deataeba 
Sachen  bleibt,  so  werden  die  instructionengut  »ain:  aa  ibra 
gewissenhafte  ausfühning  glaube  ich  bei  U.  nicht  Rismarck 
ged.  u.  erinn.  (9) '1.808;  dieser  offenbare  nachtheil  wird 
aber  hier  so  ziemlich  ausgeglichen,  durch  musterhaAeia 
anordnung,  genilligeni  plan  and  gewissenhaHara  pflaga 
MA'nHi.s.S(>N  erinnerungen  5(1816),  49;  in  gewinanhallaa 
gesinnungen  Hf.mukk  (chrietl.  aehriften  5)  8n.  839:  religion 
ist  gewissenhafte  Verpflichtung  80,  8io:  'Pflichterfüllung' 
sagt  schon  so  viel,  dass  'gewissenhafte  Pflichterfüllung' 
nicht  mehr  sagen  kann,  sondern  nur  als  eine  tautologie 
bezeichnet  werden  kann  E.  v.  Hahtmann  8*  (da»  »tUUeke 
bewttaataein)  ito. 

8))  da  wir  unmöglich  alles  merkwürdige  mitnebnea 
können,  so  der  hochwUrd.  hr.  Verfasser,  der  oherkeit  hier 
auf  eine  gewissculiafte  art  anbefiehlt.  ...  GorracilBU 
neuest,  a.  d.  anm.  gelekra.  8.  770;  «ff.  muek  gew.  eha* 
racler  Hkrubh  18,81&:  ich  hoffte  auf  «in«  oautladUeha 
authentische  nachhcht.  die  ich  nun  Bbaiaeliiokaa  kaaa. 
sie  hat  mich  so  offl  innig  gerührt  ala  iah  aia  las.  aad 
das  gewissenhafftc  detail  der  erz&hlung  nimmt  ganz  hin 
GOtiik  (an  Sophie  r.  La  Noch»)  br.  8.57:  wir  wollen  zu- 
sammen wohnen,  ohne  das  hfttt'  ich  de«  guten  menschen 
gewissenhafte  hkuslicbkeit  seither  sobOB  gam  «in  bi»chrn 
ausgeweitet;  als  seh  wager  wird's  seboa  gehen  (die  ge- 
schteister)  7. 188;  sondern  versprachen  unser  gaaiaa  ktaf> 
tigea  leben  auszuwechseln,  d.  h.  ana  gegenseitige  g«wiaaaa 
hafte  tagebOcher  zu  senden  Stiftkh  ystud.  i:  JM- 
blumen  8)  1.50  Sauer,-  mit  einem  wald  measer.  frest.  frest. 
hieb  er  ganze  Kate  ab  .  .  .  wenn  er  die  band  zweimal 
umkehrte,  so  war  schon  ein  büschel  fertig:  aber  das 
waren  büschel,  gewissenbafle  bflscbal  ...  es  waren 
grosze  büschel,  fest  gebnaden«  bOaeh«!,  wol  gerattclle 
büschel  Jobbt  Sackmamk  prtd*  (isss)  8». 

c)  die  mitnriialan  funetionen. 

a)  wenn  sie  ihr  werk  gewissenhaA  Ibun.  üben  sie  re 
ligion  Hkrdek  (ehristi.  aekr^flm  t>)  K,  948:  eben»o  M»:  tut 
dessen  wohl  sich  der  edl«  gewinenbafl  hingab  ao,  258: 
ihr  kommt  gewissenhaft  auf  eure  stunde  («loa^  careftMg) 
Scui.naKV  Shaketpeart  (Hatnlet  i.i>4.  tss  Brand/.-  ich  kam 
dieser  Weisung  gewissenhaft  nach  klöRiKK(^-«rA<ti:z)s,a6 

S»& 


6295 


GEWISSENHAFTIG 


GEWISSENHAFTIGKEIT 


6296 


Krausz;  dasz  sie  nicht  immer  gar  zu  gewissenhaft  mit 
dem  ihnen  anvertrauten  umgingen,  auch  davon  könnte 
ich  gerüchte  aus  der  historie  anführen  Hkrder  {br.  über 
tempelkerrn  . .  .)  15,  117;  genau  so  Pestalozzi  Lienhard 
(2, 62)  2^,  215;  ebenso  P.  Heyse  2,  9, 141 ; 

nichts  unversucht  läszt  dieser  wackre  mann, 
gewissenhaft,  als  lag'  ich  selber  hier, 
wird  er  um  deine  tochter  sich  bemühen. 

GÖTHE  {not.  tochter  1,  4)  9,  259; 

das  gleiche  W.  v.  Kvqki.gk-ü  jugenderinn.i,  32;  vgl.  {sp.  6292) 
gew.  arbeiten  J.Grimm;  und  der  könig  verhiesz  seiner- 
seits, wenn  in  diesem  sinne  gewissenhaft  verfahren  würde, 
seinen  ganzen  einflusz  . .  .  einzusetzen  Sybel  begründung 
d.  d.  reiches  3*,  55;  vgl.  (gew.  durchführen)  ü.  Keller  6, 1.59; 
und  wenn  sie  eine  woche  die  büclaer  gewissenhaft  ge- 
führt hatte,  kamen  einige  tage,  wo  die  sonne  lustig 
schien  G.  Freytag  {soll  «.  haben  4,  3)  5,  60;  vgl.  (gew.  aus- 
üben) GÖTHE  12,  58; 

was  er  dort  sah,  soll  nicht  verborgen  bleiben, 
ich  will  es  euch  gewissenhaft  beschreiben. 

GÖTHE  1  {die  geheimnisse)  13,  18s ; 

vgl.  (gewissenhaft  anschreiben)  Schiller  5'^  268;  und 
herr  Pix  liesz  gewissenhaft  die  sendung  sich  selbst  zur 
last  schreiben  G.  Freytag  {soU  u.  haben  4,5)  5,  98;  ge- 
wissenhaft erklären  Herder  (christl.  schriften  6)  20,251; 
ermahnen  20,  249;  gewissenhaft  erzählen  Göthe  (Werther) 
16,143;  vgl.  (gewissenhaft  überzeugen)  G.  Hermann  Jettchen 
Oebert  227;  die  wir  gewohnt  sind  . . .  die  gesetze  dieses 
landes  .  . .  auch  dann  gewissenhaft  zu  beobachten,  wenn 
sie  uns  nicht  gefallen  Bismarck  (in  der  2.  kammer  5. 2. 1850) 
1, 198  Kohl;  es  war,  als  trüge  sie  einen  Schrittzähler  bei 
sich,  der  jede  Verkürzung  dieses  ganges  gewissenhaft 
berechnete  und  festhielt  H.  Sudermann  das  hohe  lied 
(2,  22)  629. 

ß)  freilich  aber,  um  jeden  kubikfusz  erde,  den  die  kultur 
mit  unrecht  vernachläszigte ,  zu  nützenden  oder  ver- 
schönernden pflanizungen  gewissenhaft  in  ansprach  zu 
nehmen,  .  . .  Fr.  Matthisson  erinnerungen  (ll:  acht  tage 
in  den  Alpen)  2,  283;  vgl.  (gewissenhaft  empfangen)  Göthe 
53,36;  (gewissenhaft  bilden)  20,  164;  sie  legte  eine  art  von 
Verpflichtung,  jedes  gefühl,  das  ihr  entgegengebracht  wurde, 
gewissenhaft  zu  erwidern  H.  Sudermann  das  hohe  lied 
(1,3)22;  doch  hielt  ich  jeden  gedanken,  mich  ihr  hinzu- 
geben, für  eine  Chimäre,  und  nahm  eines  nachdenklichen 
abends  herz  und  köpf  gewissenhaft  zwischen  die  bände, 
mir  einen  vers  auf  die  ganze  sache  zu  machen  P.  Heyse 
(Maria  Franziska)  II,  7  s.  207;  gewissenhaft  benutzten 
wir  die  kurze  frist  ...  zu  mancherlei  kunstwallfahrten 
Matthisson  erinnerungen  5  (1816),  61 ;  warum  muszten  von 
unserm  Hagedorn  .  .  .  die  ersten  schlechtsten  lehrling- 
stücke, die  er  so  gewissenhaft  verhehlte  und  verwarf,  her- 
vorgezogen (icerden)?  Herder  (recens.  im  Wandsbecker 
boten)  5,  421;  mein  herz  war  ungerührt  und  unbeschäftigt: 
ich  vermied  gewissenhaft  alles  nähere  verhältnisz  zu 
frauenzimmern    Göthe  (dicht,  u.  wahrh.  12)  26,119. 

GEWISSENHAFTIG,  adjectiv,  (vereinzelt)  adverb,  ist 
früher  als  das  einfache  gewissenhaft  beobachtet,  stirbt 
aber,  ohne  grosze  Verbreitung  gewonnen  zu  haben,  im  18. 
Jahrhundert  vneder  ab,  wahrend  das  auf  ihm  beruhende 
Substantiv  (s.  gewissenhaftigkeit)  ^erarfe  wm  diese  zeit  in  die 
litteratursprache  eindringt,  anders  als  gewissenhaft  (s.  sp. 
6289)  aber  ebenso  scharf  hebt  sich  unser  adjektiv  gegen  das  aus 
dem  verbalstamm  unm,ittelbar  abgeleitete  ab ;  vgl.-,  wo  man 
denn  findet  erbare,  zuchtige,  gewissenhafftige  menschen, 
welche  ob  diesem  freuel  erschrecken  Joh.  Eberlin  (me 
sich  ein  diener  gottes  wortes)  3,  210 ;  gegen  •  und  erweiten  den 
selben  Adolphum  von  Nassaw  zu  einem  kaiser  . .  als  einen 
geübten  und  wiszenthaftigen  manumb  alle  sache  des  reichs 
Meisterlins  chronik  v.  Nürnberg  s.  dtsch.  städtechron. 
3,  114  (expertum).  die  erste  btichung  ist  aus  1664:  ge- 
wiszenhaftig,  consciencieux,  religiosus  DuEZ  199'*;  ebenso 
(gewissenhafftig,  conscien^iostt«)  Sei delius  182;  König 258"; 
spätere  buchen  unsere  bildung  als  nebenform  zu  gewissen- 
haft :  er  ist  sehr  gewiszenhaftig,  religionis  nimiae,  su7nmae. 
inaximae  est  Stieler  2569;  Rädlein  l,  384'>;  vgl.  auch 
Stein  BACH  2569;  von  da  ab  fehlt  in  den  icörterbüchern 
jede  erwähnung  und  ein  vereinzeltes  niederdeutsches  zeugnisz 
(gewi^enhafdig,    adj.  gewiszenhaft  Sciiamb.\cii  64")   läszt 


schon  an  der  form  erkeyinen,  dasz  es  sich  um  beeinßussung 
durch  die  Schriftsprache  handelt,  für  den  litterarischen 
gebrauch  hören  die  belege  noch  früher  auf  als  in  den  Wörter 
büchern,  sie  reichen  nur  in  den  beginn  des  18.  jaJtrh.  die 
meisten  stammeii  aus  Grimmelshausen  :  also  seind  sie 
viel  zu  gewissenhafftig  sich  .  .  .  mit  losen  Weibsbildern  zu 
schleppen  wiedererstandener  Si?nplicissimus  B,  137;  denn 
ich  fing  an  so  gewissenhafftig  zu  werden,  dasz  ich 
durchaus  keinen  Christen  bestehlen  wolte  Vogelnest  l,  13 
(3, 427)  Keller ;  desgl.  (waren  so  fromm  und  gewissenliaiftig) 
loieder  er  stand.  Sivipl.  3,364;  ach  wie  ist  mancher  vater  so 
gewissenhafftig,  ehe  er  sein  kind  auf  eine  hochzeit  gehen 
last  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren  (33)  neudr.  s.  161; 
wenn  nicht  noch  der  gerichts-verwalter  ein  klein  wenig 
gewissenhafftiger,  und  mit  dieser  freundlichen  vermah- 
nung hinter  dem  edehnanne  hergewesen  wäre  Kuhnau 
musical.  quack-salber  (29)  116  Benndorf;  Gelanor  sperrte 
äugen  und  obren  auf,  und  verliebte  sich  fast  in  den  ge- 
wissenhafftigen  richter  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren (32) 
neudr.  *.  153;  ja  indem  er  sich  stelte  ein  Krist  zu  sein, 
war  er  unkristlicher  als  ein  gewissenhaftiger  beide  Zesen 
verschmühete,  doch  tvieder  erhöhrte  inajesttht  217; 

Thrax  spricht,  wenn  ich  ihn  unerwacht 
bei  seiner  schönen  Thais  finde ; 
sein  ambt  hab'  ihn  hieher  gebracht, 
um  sie  von  ihrer  schnöden  sünde 
durch  seinen  treuen  Unterricht 
gewissenhafftig  abzuschrecken:  .  .  . 

Chr.  Wernicke  epigr.  (7,  21):  382  Peehel. 

GEWISSENHAFTIGKEIT,  /.,  Substantivableitung  zum 
vorhergehenden  adjectiv,  mit  dessen  aussterben  ihr  erster 
gebra%ich  zusammenfällt,  den  ersten  litterarischen  belegen 
gehen  schon  buchungen  voraus,  die  von  1716  ab  eine  fast 
ununterbrochene  Überlieferung  darbieten :  gewissenhaftig- 
keit,  conscientiousness  or  conscionableness.  teutsch-engl.  lex. 
2,  775;  gewissenhaftigkeit ,  sanctitas,  religiositas ,  religio, 
conscientiae  religio  Aler  1,941";  ebenso  (ohne  die  beiden 
letzten  parallelen)  Steinbach  2,1061;  Matthiae  2,181"; 
Kirsch  2,152";  dazit  vgl.  gewissenhaftigkeit,  religion, 
probite  scrupuleuse  (exacte)  Rondeau  2,  Üu3/.,-  la  con- 
science,  delicatesse  de  conscience.  religion,  scrupule,  probitS 
exacte,  scrupuleiise  Schwan  1,748";  conscientiousness,  scru- 
pulousness  Hilpert  II,  1  *.  466»;  die  gewissenhaftigkeit, 
plur.  CMr.  die  fertigkeit,  seine  handlungen  nach  der  Vor- 
schrift des  gewissens  einzurichten  Adelung  2,  670;  Campe 
2,367';  litterarisch  ist  das  femininum  zuerst  bei  Lessino 
belegt:  Merope  muszte  nicht  die  gemahlinn  des  Poly- 
phon tes  sein;  denn  es  schien  dem  dichter  mit  der  ge- 
wissenhaftigkeit einer  so  frommen  mutter  zu  streiten, 
sich  den  Umarmungen  eines  zweiten  mannes  überlassen 
zu  haben,  in  dem  sie  den  mörder  ihres  ersten  kannte 
(Hamburg,  dramaturgie  1,  40)  9*,  353 ;  daran  schlieszen  sich 
einige  belege  aus  Hamann,  mehrere  aus  Herder,  ver- 
einzelte aus  Moritz,  La  vater,  Göthe,  Schiller;  viel 
häufiger  tvird  der  gebrauch  im  19.  jahrh.,  vgl.  vor  allem 
die  belege  aus  G.  Freytag  und  Bismarck.  auch  aus  ein- 
zelnen  mundarten  ist  das  Substantiv  bezeugt,  und  im 
gegensatze  zum  adjektiv  sogar  mit  eigenen  formen ;  vgl.  .■ 
kurjos  waor,  dat  de  aolle  besmoor  Röwesaot  in  nöre 
gewietenhaftigkeit  sick  gans  genau  an  de  beteeknung 
holl,  well  in  't  Mönsterland  füör  den  twedden  gevadder 
anwendet  wädd  Franz  Giese  Frans  Essink  (3)  (1875)"-'  18; 
gewössenhaftechket,  /.  gewissenhaftigkeit  wb.  d.  luxemb. 
mda.  145'' ;  zum  formengebrauch  ist  nur  anzumerken,  dasz 
der  plural,  wie  schon  Adelung  feststellt,  nicht  belegt  ist. 

l)  unverhaltnismäszig  häufig  ist  das  Substantiv  enger 
an  andere  gebunden,  —  rneist  an  bedeutungsverwandte  — 
loährend  eine  gegenüberstellung  von  contr astbegriffen  wieder 
die  ausnähme  bildet,  vgl.  -.  das  christenthum  setzt  den  werth 
des  menschen  in  seine  innere  gewissenhaftigkeit,  das  beiden  - 
thum  in  seine  äuszere  .  . .  gesetzmässigkeit  W.  E.  v.  Kette- 
LER  ist  d.  gesetz  d.  öffentl.  geunssen*  10.  gegen:  gewissen- 
haftigkeit und  einsieht,  was  fordern  diese  von  einem  mann, 
der  ein  mitglied  des  Hamburger  ministerii  ist?  untersuchet 
von  M.B.. Brandenburgms;  religion  ist  ein  römisches  wort, 
das  man  hier  nicht  gebrauchen  sollte,  im  reinsten  ver 
stände  bedeutet  es  gewiszenhaftigkeit,  scheu  vor  gott,  treue 
in  haltung  seines  worts  Herder  (christl.  Schriften  b)  19,  235; 
ganz  ebenso  20, 'ii»;  20,264;  meine  religion,  meine  innerste 


6297 


GEWISSKNMAFTIGKEIT 


GEWISSENH  AFTIQK  KIT 


6M8 


gowiRHonhafligkeit,  mein  Klnuhe.  meine  «iehenite  guvar 
■ioht  so,  166;  religio!)  war  alao  ...  die  toriitamfte  gewlMen- 
haftigkeit  seine«  innern  bewuiatMin« ,  der  alUr  Mine« 
gemiltheH  no,  141;  die  regel  der  Wahrheit  und  einsigen 
tugend,  lior  menscheiigUte  und  gewiatenhaftiiikeit  to,  «a; 
vffl.  auch  iio,  S8D;  waa  die  gewiMenhaftigkrit  und  treue 
seiner  Übersetzung  beirift  .  . .  S«:Mn.l.v:n  (rortr.  n»r  'ter- 
atnruHff  r.  Troja")  fl.M*;  er  verwjt"-«-  i'--/  Rmt  mit  dar 
grÖH7.lcn  t!<>wiMii(>rihaftigkeit  lind  I  i<  hknt  Mohitx 

Anttm  Utiart  (ü)  liniieiffrt;  tlmyl  i  iin|iMrthrtlirh- 

keit  und  gew.)  Imvaikii  uunitirlittn  tn  die etrtgkrtt  3,  xttl; 
er  war  der  träger  den  ernste«  und  der  gowittsenhaftigkeit 
H.  Laijiik  {hurgthfutrr  ■stA  &,  84S  Houhen;  so  (Uhllen  sie 
doch  HJIo,  dass  er  di«>Hi<  krirccrischcn  pflirhten  nur  aus 
gcwiHHtMih'aftigkoit  nhne  frtMidc  erfüllte  H.  v.  TiiRlTaciiKK 
(leutirhr  geach.  5, 11;  das  ist  doch  eine  art,  mich  in  der 
ttfrenilichon  nieinimi;  herunter  tu  drücken,  in  meinem 
fleisz,  in  mriiior  gpwinHrnhnrii^tkrit ,  mit  der  ich  mich 
auf  nmdiche  Huehvn  vorbereite  Mimmahck  (im  reirhttagt 
«.5.187»)  H,  41  Kohl;  ^i^•  ki'nnen  die  arbeit,  die  gewissen 
haftigkeit ,  die  sparitniiikeil ,  aber  nie  wissen  nicht ,  wie 
die  runde  sumnic,  welche  sie  als  lohn  erhalten,  im  wind 
und  welter  der  konkurrenz  r.usammenpekommen  ist 
(i.  Kkllkr  {grüner  Ihinrieh  >,  15)  1,  8Hit.  ander«  t%t*tnntnen- 
gtellungtn  teerden  durch  den  bedeutungitgfhalt  vorbereitet, 
den  unaer  mtbalantiv  durch  zutritt  eine»  attrifutte»  geteinnt: 
es  mUszte  selbst  für  !<avater  eine  schwere  aufgäbe  werden, 
in  dieser  kraftvollen  und  entschlossenen  physingnomie 
(l'hilipi>ii  dea  groa:miitif)cn)  (Ion  ver/agten  kicinmuth  und 
die  demuthsvollo  gewi!>.scnhnrii|!keit  zu  entdcokon.  womit 
dieser  fürst,  wegen  seiner  iiebenehe.  in  dem  bekannten 
schreiben  an  Luther  und  Melanchthon,  seine  seele  zu 
retten  suchte  Fn.  M.m tiiishon  erinnerungen  (5:  rnter- 
Uindüiche  besuche)  1  (iHtn),  s.'W;  weil  nachdenken  und  geistige 
gewissenhafUgkcil  im  refectortum  nicht  gekannt  waren 
G.Kki.i.kh  (^riincr  Heinrich  t,!ii)  I.S73;  andern:  bei  unserer 
Vielseitigkeit  und  gewisscnhaftigkeit  im  denken  Hkink 
{Lutezia  l,  3»)  B,  2H0  Khfrr;  rorütjcrgehenden  brdingungen 
des  zustitnmenhangea  enrachsrn  ■  und  sie  {die  ajwkrgphen) 
von  ihren  verfoipcrn  .  .  .  aus  der  weit  geschallt,  oder  sind 
sie  aus  nrid  und  gewissenhnftigkeit  .  . .  der  nachweit  ent- 
zogen und  in  den  ruinen.der  tempel  mitbegraben  ..? 
Hamann  (fragmente  einer  apokrgphiachen  »ibytle  ■..)<.  10 
Jioth:  und  es  ist  charakteristisch  für  den  nnabhUngig- 
keitssinn  des  Volkes,  dasz  diese  gaben  {an  den  hituptting) 
als  geschenke  behandelt  werden  .  .  .  und  für  die  gewissen- 
haftigkeit  des  voIkes,  dasz  sie  mit  regelmHszigkeit  ge- 
gegeben wurden  G.  Fhkytai*  bUder  a.  d.  dtach.  Vergangen- 
heit l",  75. 

d)  einachränkungen  de»  bedetifuttgaun\fangea  aind  bei 
unterem  atihatantiv  verhiiltni»mda:ig  aelten  und  teerden,  iro 
aie  »ich  neuerdings  mehren,  mit  netten  mittein  durehg^Uhrt. 
ao  läsit  »ich  in  dem  hinicti»  at^  beatimmte  träger  Ütr  im 
gegenaatzc  zu  den  beobnchtungtn  an  gewissen  {ap.  OW.  CMO) 
nur  auaiuihmaireiae  ein  auagangapttnkt  de»  btd«uiunga 
tmndela  fcatutellen  vgl.:  'gewissenhaft!'  —  ich  sage  ihm, 
die  gewissenhiifti^keit  der  herrcn  advokaten  gleicht  der 
tilgend  alter  Jungfern:  sie  steht  fest,  so  lang  —  sie  nie- 
mand angreift'  Moh renfei» .. .  ein  »chau»jnel  (iTWi  a.  17; 
gegen:  wer  darf  über  seine  gewissenhnfligkeit  den  stab 
brechen?  Hamann  (Golgatha  l)  7,  W;  vgl.  auch  {a.  o.) 
W.  E.  V.  KBvrRi.KK  lü;  Bi8Mak<:k  8.  4I;  da  seine  (J/eniM*- 
aohn»)  gewissenhaftipkeit  in  Jeder  beziehung  im  anfange 
gerader.u  an  ängstlichkeit  streift  Danzbl  Laaaing  t.  SM; 
alle  aber  haben  eine  lendenz,  gegenseitige  gewissen- 
huftigkeit  in  einer  gemischten  Volksgesellschaft  als  heilig 
zu  bejtründen  Hkiu>kh  {chri»(l.  achri/ten  i,)  iO.Xit.  ich 
bat  also  mein  hausfrKuIcin  .  .  .  Julien  zum  kalTee  ein- 
zuh'.ilon.  sie  hat  das  itcthnn.  aber  in  ihrer  gewisaen- 
hafti^keit  nicht  ohne  vuter  und  nuitter  in  kenntnis  ta 
setzen  C.aui.  Hask  {Jugenderinnerungen)  11. 1,  laft.  ttmti$tr 
achränktmg  de»  begriffe»  auf  ein  engere»  gebiet  dar  baOtt- 
tigung  kommt  hier  mehr  zur  gtltung,  aber  in  der  rciAe 
der  attribute  hat  auch  »ie  tcenig  rt<  bedettten:  solche 
regeln  wie  die  obigen,  wodurch  man  mit  einem  an<*tand 
von  philosophischer  gewissenhafHigkeit  alle  wege  ver- 
dächtig zu  machen  sucht . . .  G.  Clin.  Lir.in  f.nbfro  apho- 
rkvmrn  2,  187  Leitzmann;    seine    schwächen    sind    ferner 


slflhthar  in  mancher  komiMhen  roll«,  die  er  Obartreibt. 
da  er  andere  fein  komische  rollM  eluM  llfMid  •!»•  Ilbw- 
treibung  spielt,  so  ist  Jen«  ttlMrtTCihwig  «ia  ■■■gel  •» 
|d«U|*r  tawliMiilMinigkeit  H.  Laum  (hrnrnthmtm  tt) 
».190:  «fl.MM*elm  MAmiiasoM  t.M:  W.  E.v.KrrTS- 
um  Ml  iatttm  iti  a»  /Mr  4i»  mmmt  mtmitMmmg  Ammi- 


atitkitHtd,  äiat  hti  4ar  vidttitUkiit  9tUktr 
»unmthr  wtiHlh^fl§mra  prMpmiämakmrUmliiimtm 

«U  waidieii  wohluiwtileii  eis 


kuhhirt  ...  ich  Imdtete 
wiaaenhafligkeit  nicht  miazuhStea  aoeb  biar  leb  «In 
R.  M.  Amnit  artnmarun§en  tt:  er  war  der  tffftr  4aa 
Worte«  ...  der  gewiaaenliaflifkeit  ftir  aion  and  pUi  dae 
ernsten  stUrkes  H.  Lavbk  (6«*rfiUUaifr  it)  ft.MS:  «ll 
am  burgtheatrr  mitfflieder  der  älteres  |a«traUBa. 
an  gewissenhafllgkeit  des  mamoherena  iiioBtergüitif  waren 
(11)  &,  ta»;  bei  dem  majorltltsvotum  . . .  geht  das  gefühl 
persftnlirher  Verantwortlichkeit,  in  welcher  die  waseol- 
liche  bQrgtchaft  für  die  gewisaasbafUfkatt  dar  aalaabä 
düng  liegt,  sofort  verloren,  wana  dleM  doieb  aiiea|»s 
majorllilen  erfolgt  RiaMAHCK  fed.  h.  «riaa.  (1)1.  IS;  ich 
würde  es  mit  der  gewissenhaftigkeit  in  erfOllung  meines 
kAniglichen  berufe«  nicht  vereinbar  Indan  mmtmvrt  kdmif 
Wilhelm»  auf  die  adre»»e  da»  atfiei  dmttmhmmma  (IMi) 
a.  Bismahck  t.ra  Kohl;  nachdaai  lab  daifaaUH  dvwb 
perapcciiven  und  parallelen  dam  tüidglw  laaar  abMtt 
begriir  von  der  gewisaaohafliffcait  baibnobla.  walaba  ■■■ 
autoren  l>eseelt  Arzbnonobbii  (jt»rf§§m§t  1)  •*,  a;  eba» 
hatten  wir  die  gefOhlaralaaife  aaarfcaiuniac  dar  varbtod- 
lichkeit  als  Pflichtgefühl  bezeichnet;  die  pMebtoiAssig' 
keit  des  prakiisrhen  Verhaltens,  welches  ans  demselben 
folgt,  stimmt  überein  mit  der  gewissenhaftigkeit.  weleb« 
in  der  durchgehenden  anwendung  des  artuellen  gewisseas. 
namentlich  nach  seiner  formeUaii  saile,  bastabt  E.  v.  Hart- 
man n  f}  (d.  atttliehe  betenaahtaim)  ttb',  aia  aofgte  für  mich 
fast  miitterlich,  mit  einer  gewiäsenhafllgkeit,  als  ob  ich 
ein  kostbares  gefMsz  wäre  I'.  Hr.vsK  {die  here  roM  Jwrs«) 
II.  s  a.  aa. 

t)  baim  MiMtNfssdkrtfHMm  btfri£t,  a^flrnn  ar  «Ml  ämnk 
auammmtanataUungen  mit  mnämre»  mbthmtimm  §miUbi  iti 
(«.  o.).  atehl  da»  attbatantie  nur  »tUmt  akma  hajUUtr:  dte 
aegyptische  zwar  steife,  aber  grandfoaa,  and  In  dm 
Verhältnissen  bis  zur  gewissenhaftigkeit  genaue  konst 
W.  V.  Hf  MiioLin  Latium  u.  HeUa»  a.  Utt  denkmtaUi»)  itl; 
wenn  ich  auch  so  eine  menge  zeit  vrrliere.  »o  mag  ich 
doch  aus  gewissenhaftigkeit  das  malieug  nicht  hervor 
kramen,  so  lange  eine  verakkordierte  arbeit  nicht  fertig 
ist  Q.  KatlJiH  (mm  ilari«  r.  Friaek  ikt«)  s,  4»  B§ak»tH. 
meiat  detgafem  t^gt  «tcA  äma  aubaümtiv  im  der  IsyMUiiif 
vom  aUribHtwam  iutimtmumgan,  äiannieaUiamHktm  dienen, 
emheadar  faasm  aia  arkammam,  wie  dir  radmdt  die  eaien« 
dMNf  dm  bafriffe»  im  betomdarem  auaammaamktttf  bewartat. 
odar  »ia  diamem  gana  allfamtaim  dar  a4ai§armmf.  ««mA  im 
dieaam  falle  kämm  wia  bri  dem  me^jektir  Üb  adar  tmdd  dm- 
durth  aftagedrüekt  teerden .-  warum  will  sie  ans  daaa 
eine  unreife  gewiaaeohaftigkeit .  warum  soll  sie  oas 
ein  frommer  eiganabm  verbieten,  wenn  wir  sie  würdig 
brauchen  kftnnen  ?  Hbrdkr  {über  Jk.  JMt»  »ehr.)  g.  «S; 
endlich  beknnimen  dieee  ersählanfea  ate  mwi  Bllidltaa 
gewicht  noch  dadurch,  das«  sie  als  ei»  gStlMebar  atammaa 
vorsug  dieser  nation  beinah  mit  abergttabtoebar  gawiaM«- 
haftigkeit  Jahrtausende  lang  erhalten  . . .  siad  (idsm  I.  It) 
14.  SB;  aber  auf  der  Universität  schon  am  glauben  irr« 
geworden .  hatte  er  in  ehrenwerlher  gevissenhafUgkeit 
kein  geistliches  amt  begehrt  W.  v.  KOoBLOBH  jaf  iadiiim» 
(«,  8)  8«4  Satkuaiu»;  beiüpiele  der  biltliaebaa  gaaabiebte  . . 
sind  es  gar  Übungen,  die  von  wahrer  gevrissenhafligkeit 
gerade  abführen .  ach.  so  galaagt  man  gewi»  nicht  zum 
siel  Hannrn  (rhri»tt.  seAr^Km  s)  w.  sta:  hpnnen  aof  sie 
oder  auf  irgend  einige  naiurgegenslände  kaaa  dtaaa  poaaia 
nicht  haben;  das  wäre  ahgOtterei.  und  sie  winaa.  arit 
welcher  gawiasenhafti^eit  sie  dies«  vermeiden  mosste 
{r.faiatd.  abr.  foeaiat)  It.  tn.-  ist  denn  dieses  volck  (da* 
jiidiaeke)  so  wichtig  und  so  genievoll,  so  fruchtbar  für  uns. 
dass  wir  es  mit  solcher  gewis<enhaiTtigkeit  hegen  sollen' 
LioiiTENBRKr.  apkor.  s.  lOS:  denn  obgleich  der  prinz  die 
ersten  Vorstellungen  von  anfange  bis  sn  ende  auf  seinem 

SM* 


6299 


GEWISSENHEIT 


GEWISSENLICH 


6300 


sessel  sitzend,  mit  der  gröszten  gewissenhaftigkeit  ab- 
wartete, so  schien  er  sich  doch  nach  und  nach  auf  eine 
gute  weise  davon  zu  dispensiren  Göthe  [lehrj.  3, 8) 
18,283;  vgl.  er  beobachtet  die  gröszte  gewissenhaftigkeit 
.'.  the  greatest  conscientiousness  Hilpert  1,1,466»;  vgl. 
auch  mit  grote  gewissenhaftigkeit  F.  Reuter  {stromtid 
2,  22)  2,  348;  vgl.  {sp.  6298)  sorgsame  gew.  E.  M.  Arndt  er 
innerungen^  12;  dasz  sich  Olga  der  ihr  gewordenen  doppel- 
aufgabe:  das  kind  ruhig  und  das  wasser  im  kochen  zu 
erhalten,  mit  einer  durch  furcht  und  hoffnung  gleichmäszig 
geschärften  gewissenhaftigkeit  unterzogen  hatte  Tu.  Fon- 
tane {SHnecap.6)  1,5  s.  29;  welche...  münz,  tili  und 
kümmel  mit  mathematischer  gewissenhaftigkeit  verzehn- 
tetenHAMAJ^N  (Golgatha,  u.  ScheMimini.')  1,  (,'6  Roth,  viel- 
leicht hielten  es  auch  einige  aus  übertriebener  gewissen- 
haftigkeit für  unverzeihliches  verbrechen,  von  einem 
bundsgenossen  des  teufeis  zu  schreiben  J.  F.  Köhler 
dr.  Joh.  Faust  (l79i)  49;  was  sie  selber  schlimmes  wirk- 
lich gethan  .  .  .  sich  zurückzurufen  .  .  .  und  mit  un- 
barmherziger gewissenhaftigkeit  zug  um  zug  0.  Ludv^ig 
(Heiterethei)  2, 139  Stern;  dasz  gerade  dieser  hohe  herr  in 
seiner  peinlichen  gewissenhaftigkeit  jede  mittheilung  in 
die  fremde  vermieden  hat  G.  Freytag  der  kronprinz  u.  d. 
deutsche  kaiserkronedQ;  desgl.  Fontane  {v.  d. stürm)  i,  1,193. 
GEWISSENHEIT,/.,  .substantivbildung  zu  dem  parti- 
cipialen  adjectiv  gewissen  III  {s.  sp.  6216/.),  dessen  active 
bedeutung  es  Jiatiptsächlich  übernimmt,  in  der  mittelhoch- 
deutschen Periode  am  meisten  verbreitet  (vgl.  gewijgenheit 
mhd.  wb.  3,  791*;  Lexer  l,  996),  reicht  es  mit  ausläufern  noch 
in  das  16.  jahrh.  herein,  von  gewissen  IV,  mit  dem  es  sich 
in  seiner  hauptverwendung  am  nächsten  berührt,  grenzt 
sich  un-ier  fem.  mehr  stilistisch  und  zeitlich  ab.  vielleicht 
dasz  es  axich  am  grundbegriff  der  scientia  länger  festhält, 
der  ja  in  der  negierten  bildung  Unwissenheit  {vgl.  unge- 
wissenheit  mhd.  wb.  3,  792";  vgl.  auch  Variante  zu  Luther 
2,  •; is)  fortlebt,  der  bedeutungsübergang  in  der  richtung  auf 
conscientia  i.9t  in  den  frühesten  ivie  in  den  spätesten  Zeug- 
nissen belegt,  toenn  auch  nicht  immer  zu  entscheiden  ist, 
wie  weit  dabei  der  religiöse  begriff  durchschlügt,  auf  die 
passive  bedeutung  des  zu  gründe  liegenden  particips  führt 
vielleicht  die  Zusammenstellung  des  fem.  mit  gewissheit 
zurück,  mit  dem  e.s  auch  oft  in  der  handschriftlichen  Über- 
lieferung variiert,  vgl.  (s.  auch  unter  gewissheit)  Freiberger 
stadtrecht  23 {  Freidank  b,  21;  U.  v.  Richental  1.52;  Bam- 
berger halsgerichtsordnung  66;  Karolina  2,  31,  im  gegensatz 
zu  den  Varianten  mit  gewizheit  zeitschr.  f.  d.  a.  7,  330; 
(weishaite)  K.  v.  Würzburg  Partonop.  16887.  formell  ist 
festzustellen,  dasz  der  für  die  prämnsformen  des  particips 
zuständige  dental  nur  bei  Freidank  5,  21  beobachtet  i.st: 
gewissentheit  in  Variante  mit  gewissenheit.  die  doppel- 
spirans  geht  auch  hier  in  der  Schreibung  späterer  belege 
von  zz  zu  SS  über: 

l)  das  Substantiv  bringt  die  am  particij)  entwickelte 
grundbedeutung  zum  ausdruck .-  gewissenheit,  scientia,  pru- 
dentia :  ^^^  gjg{g  ßjgit.  gj  milte  diu  vor  gote  ie  schein 

ob  aller  tugent  schön  rehl  als  ein  edel  stein. 

da;  ander  si  gewisjenheit  mit  staete 

das  dritte  wärheit  unde  schäm. 

Kolmarer  fianäxchr.  (124,  42)  Bartsch  t.  491 ; 

schoene  mit  richeit, 

dar  üf  sint  si  vil  gemeit. 

si  seiden  merken  schcene  jugent, 

gewijgenheit  und  ganze  tugent  {var.  gewigheit) 

an  emem  ieglichem  man. 

flnk  u.  nachtigall  zeiUchr.  f.  d.  alt.  7,  330 ; 
da  wären  undr  in  beiden, 
als  si  künden  underscheiden 
ir  iegliches  gewijgenheit : 
wan  beidenthalben  wart  geseit, 
die  wile  sie  da  lägen, 
nach  iegeliches  vrägen 
TOn  lande  und  von  mägen. 

H.  v.  D.  TÜRi.ii»  kröne  17556; 
ich,  der  mit  miner  hant 
hän  überwunden  elliu  lant, 
mUeste  ntt  gevaneen  sin 
von  der  gewizgenheite  min, 
wttrb  ich  anders  danne  mir 
nü  riete  mtnes  herzen  gir. 

KoNRAi)  v.  WiiRZBURO  Süveücr  1147 

daz%i  vgl.  (der  gewissenheit  sigen  wir  bar)  W.  v.  Rh  ein  au 
Marienlehen  117,  42;  (ist  ane  gewijgenheit)  zeitschr.  f.  d.  alt. 


7,  330;  desgl.  altd.  blätter  l,  109;  (mit  gewijjenheite)  Konr. 
V.  Würzburg  Partonopier  16887.  auch  bedeutung s Verenge- 
rungen erwachse7i  einzelnen  zusammenhängen : 

und  dag  sie  einegen  trit  dar  ahe 

deheinen  wis  wollen  komen, 

Sit  sie  bäten  genomen 

Gäwein  ze  einem  wissere, 

swie  er  ungewis  wsere : 

wan  eg  nach  wäne  was  geschehen, 

dag  sie  in  bäten  ersehen 

ze  alsolher  gewigjenheit. 

H.  V.  D.  TÜRi.iN  kröne  28278; 

won!  dem  weine  der  do  wechsit  an  dem  weinstocke. 
wen  man  den  lesen  sal.  von  den  zeichen  der  reifkeit. 
i  von  der  gewissenheit  die  man  sal  habin  beide  in  der 
pressen  und  auch  in  dem  kellir  md.  weinbuch  {Wiener 
handschr.)  s.  Wiener  sitzxmgsber .  71,  553  Haupt. 

2)  der  Übergang  zuin  ersatz  des  lat.  conscientia;  vgl.  ge- 
wissenheit conscientia.  voc.  variloquus  {ib.  jahrh.)  Diefen- 
BAGH-WÜLCKER  620;  vgl.  conscicntia,  gewissenheit,  erkant- 
nisz,  quod  se  quis  noscit  et  iudicat  peccatorem  vel  non. 
Melber  voc.  prädic.  F  3*'.  scrupulus  .  .  remorsus  con- 
scientie.  pinlich  unrüwe  der  gewissenheit  b4, 3";  auch 
hier  ist  der  engere  religiöse  begriff  gelegentlich  durch  ange- 
schlossenen  objectiven  genetiv  gekennzeichnet;  vgl.: 

ich  wil  eu  sagen  mere 
von  deme  ugjeren  altare 
da  man  daj  vihe  zu  treip 

dag  ist  den  sunden  gewiggenheit  (J.  Guimm:  der). 
bücher  Mosit  {Vormier  handschr.)  bei  Biemer 
dexdsche  ged.  61,  6 


gegen .-  vil  gros  wirt  unser  smerze 

die  wurme  eggent  uns  dag  herze 
dag  ist  uns  gewiggenheit 
diu  tut  uns  also  michel  leit. 
jüngste.<f  gericht  bei  Diemer  deutsche  ged.  200,  11; 
swer  niht  gebeten  künne, 
•  der  versuoche  des  meres  wünne. 

mennegeliches    gewiggenheit    {var.    gewissenheit, 

gewissentheit,  gewisseheit,  witzekeit) 
vor  gote  sine  schulde  seit. 

Freidank  5,  21   W.  Grimm; 
die  not  ich  dir  niht  wil  verheln: 
dag  ist  min  gewiggenheit, 
die  mir  an  das  herze  gneit. 

Ebernanu  v.  Erfurt  Ileinr.  u.  Kximgunde 
3107  Bechstein; 

ich  wil  euch  aber  in  dieser  faulen  höben  belonung  nit 
haben,  sonder  euch  bei  meiner  gewissenheit,  und  nach 
ewer  arbeit  belonen  Aimon  (153.5)  F2»;  aber  bei  meiner 
gewissenheit,  hat  er  mir  sölichs,  oder  sunst  einich  ver- 
driesz  gethan,  so  überziehe  ich  jnen  mit  hunderttausent 
mannen  ebenda  b  3*;  schweren  einen  eidt  zu  gott  .  .  .  o1) 
jhr  das  in  ewer  gewissenheit  thun  mögent,  dasz  .  .  . 
kammergerichtsordn.  v.  1555  bei  Bergmann  corp.  iur.  iud. 
civ.  germ.  acad.  174;  des  mir  dem  statschreiber  wider  mein 
consciens  und  gewissenheit  gewesen  Zapf  reformations- 
Urkunden  v.  Aalen  23  (1575). 

3)  zur  berührung  mit  gewissheit  vgl. :  und  batt  die  von 
Ulm ,  das  si  der  schuld  uff  inn  kemind ,  so  wölt  er  si 
erlichen  zalen  in  kurtzer  zit  und  wölt  inn  gewissenhait 
{var.  gewiszhait)  gnüg  darumb  tun  Ulr.  v.  Richental 
Constanzer  concil  152  Bück; 

möcht  hiemit  gern  ein  gewissenheit  habn, 

tu  ich  euch  mit  warheit  sagn : 

mein  zeug  steht  hier  in  groszer  gefar. 

Oberujerer  Christigeburtspil  105  Schrocr. 

eben  so  gwissz  müsz  der  inner  mensch  . .  .  des  seinen  sein, 
das  warheit  und  kein  gespenst  . . ,  sunder  ein  plerophonia 
unnd  gewissenheit  des  Innern  menschens,  jha  vil  ge- 
wisser dann  der  eüsser  mensch  des  seinen  ist  Franck 
iveltbuch  a  5".  dazu  vgl.  die  oben  angeführten  Varianten. 
GEWISSENLICH,  GEWISSENTLICH,  adj.  und  adv. 
1)  verstärkte  form  zu  wissenlich,  {vgl.  wij^en,  wissent- 
lich Lexer  3,  962) : 

von  diu  solt  uns  sin  wihe  sin  gewizzenlich, 
s6  waere  sin  ampt  nicht  ungewislich. 

Heinr.  v.  Melk,  priesterleben  412  Heinzel. 
daz  alliche  niht  gev/izzenlich  ist  den  smahvolchen 

himmelreich  126  (zsch.  d.  a.  8, 148) ; 

das  gleiche  (daz  ist  gewizzenlich)  Ortnit  (IV)  342,  2; 
wir  lernen  ouch  die  gewizzenliche  minne,  daz  wir  virsten 
sin  gotelichen  wundir  Trudperter  {Hohenburger)  hohes 
lied  29,  13  J.  Haupt;    der   gotlichen  warheit   gantzes   ge 


6301  GEWISSENURBEND- GEWISSENLOS 


GEWISSENLOS 


6302 


wiHiienlioheii    iirkiin<ie     Jon.  v.  Nki'Maiikt    Uhe»   d.    h. 
Hifronymua)    186    Hfnediet  (t»rhtm    iuilitium   tt    veriiaHs 
i-j1)friini-ntum);  man  Rol  mich   keinem   manne  lein  i«ip 
nrlor  sein  gut  verteilen,  er  «ei  dan  fegenwertig  o<ler  Ime 
nein  Kcwiiisenlich  tag  beiichiden  tedinge«  tu  warten  Kutten 
hergfr  zuaülte  iur  9.  rtdaet.  de»  detttarken  Iglautr  brrgrfthta 
(§  SS*)  Zyeka  a.  tt:   vgl.  auch    wai    in  wlMurnilrich  wer« 
iimmc  Hah  ßorxagnuiae  . . .  If/Untmr  oUrk^wHtadmäum§  bti 
Zychn.  421»  (iftwimtcnlli'icii   TvmaMhtA  ».  «): 
(ir  {Ji>tr],h)  hiez  im  mitwlcben  den  U«t  werliobii 
daz  nioiiinn  dn  wuxre  der  saehe  eine  geMMre, 
•0  «i  ■ich  «in  uiiilir  tx^chanten  and  gewiuallelMii  maaeteo. 
MiimatT  tittMttt  W.  IM  nitmar  (odferh  /aJUt  tu  der 
Wimtr  handaekr.) ; 

a)  unter,  dem  einßuat  dra  auhatantiva  gewlMcn  ateht. 
gewiRKonlirher  oder  gotforcliliger,  ro>wrim/i(Mni<i.  iik.  theuf. 
m  ft*;  dann  vgl.:  gewisNenlich,  advetb,  eomacimtioat.  we. 
incip.  teut.  i  7». 

GKWISSKNLIKHKNl).  partinpiale  tutammenaeimmf : 
zeige  mir  der  Herr  l.ilirnfe Id.  wni«  fHr  fug  ein  redlicher  and 
gewisKcn  liehiMidcr  politlctiM  linhen  Itann.  diesrn  faulen 
krebs,  diesen  itchHdlirhen  aullioren  {Maehiavelli)  hohen 
gemUtern  in  die  hand  su  gehen  Kh.  Phancisci  tuatige 
»ehauhükne  (t,  t)  s,  M5. 

GKWISSENI.OS,  adj.  und  adv. 

t)  tuerat  im  urkrrmann  aua  Böhwta»  Megt  nmd  demn 
wieder  bei  Em.Hi.ifi  v.  (iON/.liriut  beobachtet,  wird  e»  doch 
erat  im  X'.jahih.  reicher  rerwendrt,  ala  eontr€Uitbegr{ff  tu 
gewiBsenhaft,  tni'^  dem  ta  midk  Ufft  auaammungutaUt  tat 
vgl.  irp.  6190,  6WI).  wie  di$$e»  i»t  t»  bei  Arr.  a  S.  Clara 
t«»i//   (iiiiMMRi.sHAUSKN    bewfnugi. 

a)  der  hedeutung ,  die  in  dem  gleiehteitigen  wi^enlot 
{vgl.  von  Til  wi]^;;en  wir^i^elAs  und  von  vil  willen  willelAa 
myatiker  S,  691.14  ».  mhd.  wb.  S,  TtW**)  tu  tmgt  tritt,  atekt 
unser  adjectiv  rtnn  traten  belege  nn  fem,  «t  wird  ihr  trat 
in  netterer  vericendung  vorübergehend  nahegebracht:  kann 
ein  gewisxenloses  vich  sich  denken,  da«z  alle  die  grossen, 
iinterdritckenden  masHcn.  regieninyen  und  bleiklumpen 
in  der  zeit  bleiben,  oder  sich  in  nichts  auflösen  werden? 
liKKDKH  {Joh.  offenb.)  9,  88  genau  «o  9,  Hl ;  t^.  auch  die 
belege  in  y. 

a)  im  gegenaatte  datu  ateht  .«rAoii  der  erate  beleg,  der 
deutlieh  an  daa  »ub.it.  gewissen  anknüpft:  Jurist,  der  ge- 
wissenlosr.  orist  hilfet  do  nit  mit  rechts  und  Unrechts 
vnrsprerliung  und  mit  seinen  krummen  urteilen  aekermann 
au.t  Bühmen  41, 18;  achon  hier  ist  mit  der  negierung  tu 
gleich  ein  tadel  und  makel  verknüpft,  der  namentlich  auch 
in  den  bttchungen  tum  atuniruek  kommt:  gcwiüzenlos, 
cotutrientiam  negligena,  contrmnena,  eine  conacientia  SriKi.Kn 
117U  {untri-  los):  Mattiiiak  ü,  ihi'':  Kikkcm  v.  läü*;  hotno 
partim  religioau»,  aincerua,  ntilliua  ronarientiae  homo 
Aleu  1,941*:  ein  gewissenloser  mensch,  un  komme  aana 
ame  Schwan  1.74«*;  «i  man  of  no  cun.wenee,  an  ttnprin- 
eipled  man  Hii.hkht«.  1  j».  4«5':  gewissenlos,  heist  der- 
jenige, der  nicht  nur  aus  einer  sclnverei  der  unvemOnff- 
tigon  neigungen  und  nfTcctcn  wider  das  gewissen  handelt, 
sondern  sich  auch  iiltcr  seine  Nise  thnten  kein  gewissen 
machet  J.  G.  Wai.cii  philoa.  Itx.t*,  1816;  daher  ein  weites 
gewissen  jemandem  zuzusohreiben  so  viel  heiszt ,  als  •  ihn 
gewissenlos  nennen  Kant  {metaphya.  d.  aitten  8.  §  is)  5, 874. 

ß)  im  lifteninarhen  gebrauche  sind  r.n  namentlich  par- 
aUdtterbindtingen  mit  anderen  adjertiven,  die  dieaea 
momtnt  dea  tadela  hervorheben:  können  auch  gefKhrlichere. 
and  gewissenlosere  nnschlllge  gegeben  wenlen  ungetriaaen 
hufter  gewiaaenarat  Itn89)  43:  entgegen  aber  seind  auch 
einige,  die  sehr  gewissenlose  und  ungeschickt;  gewissen- 
losr  darum,  weilen  sie  ofTt  wegen  eines  nadelstich  und 
geringen  schaden  grosses  geld  erpressen  Ann.  a  S.  Cij^ha 
eticaaf.  aUe  {der  trt^ndartt)  1, 188;  das/,  erden  lasterhafllen 
und  gewissenlosen  sUnder  niemahlen  weder  ruh  noch 
rast  iKs^et  gehab  dich  icohll  [1)  106;  als  sein  die  kriegs- 
leiitli  .ihres  sträfTliohen  und  gewissenlosen«  wandel  halber 
den  thiercn  nicht  ungleich  mereka  Wien  I4&;dasz  er  gantz 
ehrlosz,  gewissenlosz,  gottlosz  seinen  herrn  und  heiland 
verrathen  Judaa  der  ertsachetm  i,  WO.  doch  von  wegen  darf 
ich  mit  meinen  landsleuten  nicht  sprechen ;  die  sind  wol 
selten  in  einem  andern  lande  schlimmer  und  gevrissen- 
loser  vernachlässigt  als  bei  uns  in  Sachsen  SKt;MK(<plner' 
^njr  l)  8,110  Hempel;   um   das    masz  der  gewissen-loeen 


llbertlniMhen  Hattinuif  foUznouiehen 
gewiaaenarat  19:  er  k0mM  lltroaeh  aiabt  gJMtwa 
ich  so  fewisaenlMz  und  MdltftrUc  §»wmtn  ttt, 
grob«  sAnd  ...  10  begehen  GniMiir.r«MAOtsii  (s 
*.  16)  4.  «0  KalUr;  so  war  er  jetet  nach  voOblMlltor  IlMrt 
'der  bluthoehtiti)  wwter  Ifltebteiaaif  sedi  nwtoeenloe  f»- 
nug,  der  tnnem  rflge  darMibM . . .  n  MilfMMii  Schilmtr 
igamek,  d,  fimmt.  umrukm)  9,  tm:  «ta  0«hr  ttDfitil«BlMifW 
nad  fewtaeenkNwr  Uhfer  0.  Wnurrho  («all  m.  kmtm  f.  fi 
4.  Mi;  10  kW«  Itol« . . .  dl« . . .  nad«!«  fai  felklir  d«r  «wigjwi 
TerdünamB«  vonelsMalMr  wM 
•tar<8«a  dSrfl«a  GniMiiKiiinAceKM 
•.  *I8;  du  machst  sie  erstlich  gewissenlou,  hernach  foreht- 
•am,  und  endlich  grausam  i.  4M;  ihr  seid  gewissenloe 
und  ••IlMlaOehllg  wie  alle  minm»  P.  Hktbk  {.Ammimm)  II.  I 
a.  tmi         so  sind  sie  aiU,  all«     wenn  sie  Itfsn. 

eo  fdwslMa  sie  eUk  kh^  verrM  JeTärfchwIirit. 
die  Mrte  iMlcMl.   geSieiselus 
«od  laak  MtoM  der  «UMrhlisil  U^wvf 
ihr  greaeer  sinn,  der  kleinee  aieM  keaaMaL 

OutxrABm  lAAir  i|  i».  MB 

wk  Mhr  d»M«e  wttment  dea  tmdtUi  am  lmimtktm§t§ikaU 
bmünfhmi  hat.  ttigt  «M  mr  Mtm  ämtim.  4mm  im» 
m4jadim  mmiefcr  Mfmr  m  ekm  dmt  mtttImuMr  guttat 
wtrden  konnta,  dm»  «•  tufitrtt  and  «ha«  iMobacht  und 
betnfftigung  deines  fewiaaenkNMa  nwis««iM  durch  aller 
band  vorthell.  list  and  b«lrt«f«r«i«nebl«b«niGitiMMRiJ»- 
MAUMEN  tmerfertretend.  Sim^  (t.t  rmtkattUd  Hutoni»  t«) 
S(171S),  166;  eiieesrdsi  9gL  fwfcw— |««  ato  ttkimqifwart  tti 
L.  V.  Panrnbr  tUttk,  tMmiifith.  a^;  «yCf  •«  w§n  «r  Ja 
der  pOsMst«  fib«HlriU«r,  d«r  aof  ewige  leMen  Irin  ft- 
wiss«nlo««  tniflur  vor  fott  za  gerechten  machte  Hrnobh 
(cAmtf.  aehriftem  5)  80. ««. 

;)  erat  in  jüngerer  entwieklung  iat  da*  m^iteÜm  mikffktk 
auch  ohne  beimiaehung  einea  tadeU  biUgt,  emttputkntd  itr 
leandlung  im  bereieh»  da»  »uhttmntir»  (ty{.  e&äi  »f.  MM  «w 
HKunKi.  und  W.  Kaabb):  cf<.  der  handelnde  ist  Imitg« 
wissenlos ,-  es  hat  niemand  gewissen  als  der  btftnftlitwdt 
GÖTHR  marimen  m.  r^flex.  nr.  841 :  kann  ein  fewiaMSl«««« 
Vieh  sich  denken  das  die  .  .  .  verderbang  dieser  weit  aheo 
bleiben  .  .  .  werde  Hkiidkk  »,  s;  ehenao  '.».  o)  9.19:  nur  der 
paradiesisch  naive,  der  beschrinkte  and  der  gevisaenloae 
mensch  lebt  leicht,  dem  tiefer geli«adaaMüBaMnidl«palM. 
wenn  er  bedenkt,  welch  ein  fOrdrt«fMeh««  «OhtartemP«rit 
das  leben  ist  Fa.  Tu.  Vihciikii  ««mA  cmmt  (MM)  47». 
den  Ituehungen  aind  nur  wenige,  4i» »iek Mf^  i 
beaehränken.  und  auch  bei  ihnen  iat  fitr  4i»  dtuhmf 
voraieht  geboten .-   ungewissenhafft  od«r  ^«wlwenlo«  ««to. 

eeweneiwiMf  .-«eAtwii«  esnssisiiM . . .  Intink  «nft.lmr.t.iau: 
MnM  eoNJcwara  («kmmiX  |>rtfl«  diesi 
iUDUtiN  1.  S»4^;  aam»  eewaeiwut  Rohdbao  t.  Uat/. 
Schwan  i,  748*;  gewissenlos,  ohne  febraoeli  d««  { 
handelnd,  fertigkeit  besitzend.  ohnegebraoebdasfewlMMM 
zu  handeln  Ai>Ki.t'>«u  8. 670;  ähmlieh  Camps  t,M3*. 

b)  atar  form  i»t  dm»  jnrwimaaU»  «i'wdn'wfe»  ds» 
»itiamtaaitktm»  Au'iisi'mA«>m  ?  daai 
drucker  and  buchhKndler  gefunden  werden .  weldn  riak 
so  viel  mehr  dieser  siinden  theilhalTtig  marhea,  eo  vM 
mehr  sie  die  schand-poeaen  anler  die  kate  bringwi  Watss 
die  drei  difeHiw  si'iw«M  nm  (i  srrsds.  4  aendr.);  ifi.  andk  f»- 
wissenslos  {im  d»r  auagat»  v.  Uta  f<f">  fawiwMdM  MW) 
Auii.  A  S.  Ci.AnA«Mrefe»inMi»n;dlaMiaieMa«ka««i. 
einer  so  gewisseas-loeen  mmIm  4m  rlkk«i  n  haÜMi,  aad 
mit  ihrer  feiler  so  schQtien  BrTaciiKT  AilAaia»(iir.Mi)Mt. 
einmutl  iat  dm»  wort  ala  emmpoa.  tu  loee  atttt  tu  kw 
idaft  {VfL  mmA  unten  th.  $  ap.  iiat  jf.)-  wer  wieder  das 
fiberwiefend«  gewissen  handelt  bloss  deswegen,  weil 
es  gehindert  wird,  den  nennet  man  tswtwilcss  Chr. 
Woi.rF  ged.  r.  d.  menM-hen  /Ahm  n.  Imtttm  ^  t^  ».  U. 

«sie  An  gewissenhaft  jniad  ««mA  M  fnrtaMalM  wm kMU 
itimt»ämifkati^f»tet9erun0apm»1ikiimmmd»l$i§»nimf^fk§  iia 
itthttHal:  ieh  wil  auch  aH  H«ta  ...«!•  fw  MtgfclUf 
gewissenloei  de  {di»  mtmtkt)  seint  Ebsri.ir  r.  OORxaoan 
(rerwtmhnum§  «t  den  rmt  v.  ITIai)  8,  M;  iteai  lalad  wohl 
einige  anzutreffen,  die  ganli  gewiseealoe  die  aitiaaei  sa 
theuer  geben  Abr.  a  S.  Cuara  etwm»  f.  mit»  (dsrapeAscAtr) 
1, 116:  aber  Toa  aaderea  leatben  blat  leben,  ist  gantz  ge- 
wissenk«  (der  etlww'dir)  l.  411;  rgl.  {ap.  690t)  sehr  gewissen 


6303 


GEWISSENLOS 


GEWISSENLOSIGKEIT 


6304 


losz  und  ungeschickt  (der  immdarzt)  l,  12s ;  in  werken 
und  tahten  (ist mancher)  aber  wohl  viel  gewissenloser  als 
jene  Butschky  Pathmos  (nr.  569)  816;  also  schied  er  mit 
schwerem  herzen  von  da,  wo  ihm,  wenn  er  sich  gewissen- 
loser betragen,  wohl  jede  erwünschte  gunst  geblüht  hätte 
P.  Heyse  (der  verkaufte  gesang)  11,5  s.  99;  es  geht  mir 
recht  nahe,  sprach  er  (der  toolf),  dasz  ich  unter  euch 
Schäfern  als  das  grausamste,  gewissenloseste  thier  ver- 
schrieen bin  Lessing  (fab.  3, 18)  i^  225. 

2)  unter  den  Verbindungen  des  adjectivs  überwiegen  die 
attributiven,  während  die  mit  dem  verbum  mehr  auf 
einzelne  gebrauchsformen  beschränkt  sind. 

a)  er  musz  in  sich  selbst  gewisz  sein,  auszerdem  wäre 
er  gewissenlos,  wenn  er  nach  seiner  Überzeugung  zu 
handeln  . .  .  und  auch  andere  zu  einem  handeln  ...  zu 
bringen  suchte  Fichte  Sittenlehre  (1798)313;  dazu  vgl.  (sp. 
6290)  gewissenhaft  und  nicht  gewissenlos  sein ;  (vgl.  sp.  6302) 
Grimmelshausen  4,  630  Keller;  Grillparzer  8^  242; 
Ann.  A  S.  Clara  etwas  f.  alle  l,  492;  desgl.  Schiller  9,  385; 
GÖTHE  max.  u.  reß.  nr.  241;  P.  Heyse  II,  1,  288;  als  man 
befürchten  muszte  .  .  .  wenn  man  die  richtigkeit  der 
Kantischen  darstellung  (des  gewissens)  leugnete,  für  ge- 
wissenlos zu  gelten  A.  Schopenhauer  (grundlage  der 
morald)  3,552  Orisebach;  vgl.  (sp.  6290)  den  nennen  wir 
gewissenlos  D.  Fr.  Strausz  Streitschriften  176;  vgl.  ge- 
wissenlos machen  Grimmelshausen  wiedererstand. 
Simpl.  3,  483. 

b)  der  gewissenlose  mensch  hätte  tausend  thaler  ge- 
winst  genommen,  und  einen  unschuldigen  zum  tode  ver- 
dammen helffen  polit.  Stockfisch  (1681)  31;  das  gleiche 
F.  Th.  Vischer  auch  einer  i7 5;  sonst  ward  ich  in  diesen 
frommen  jähren  des  garnhandels  bald  überdrüszig,  weil 
ich  dabei,  wie  ich  wähnte,  mit  zu  viel  rohen  und  ge- 
wissenlosen menschen  umzugehen  hätte  Bräker  der 
arme  mann  im  Tockenburg  (6)  188 ;  weil  die  Engländer  ge- 
wissenlose leute  sind  Sophie  v.  La  Roche  frl.  v.  Stern- 
heim (2)  247 ;  dasz  ihr  ein  gewissenloser  mann  seid  Pesta- 
lozzi Lienhard  u.  Gertrud  (2,  62)  2^,  215;  gew.  männer) 
KoTZEBUE  (der  rehbock  3,  9)  neue  scliaxcsp.  19, 136;  dasz  die 
gewissenlose  weit  so  wol  o  allmächtiges  gold,  als  0  all- 
mächtiger gott  seufftzen  pfleget  Arr.  a  S.  Clara  mercks 
Wienn  (1680)77;  (gew.  lotters-gesind)  ettoasf.  alle  (der  beWer) 
1,  708;  (gew.  geitzwänste)  Butschky  Pathmos  (nr.  266)  352; 
(gew.  reiche)  Mosch erosch  insomnis  cura parent.  (29)  113; 
einer,  der  unter  die  gewissenlose  ungerechte  advocaten 
geräth  Fr.  Caccia  hl.  Antonius  v.  Padua  (1692)  275;  vgl. 
auch  (sp.  6301)  gew.  krist  ackermann  aus  Böhmen;  sünder 
Abr.  a  S.  Clara  gehab  dich  wohll  108;  (grundschelme) 
Grimmelshausen  tviederer stand.  Simpl.  3,  2i0;  (betrüger) 
Stranitzky  ollapatrida  Phichsmundi  50  (Wie^ier  neudr. 
10,  298;  (Verleumder)  Bismarck  ged.  u.  erinn.  (25)  2,  155; 
(volksverführer)  Sudrismann  sturmgeselle  Sokrates  10,30; 
—  waren  fünff  grausame  mörder,  die  . .  .  alles  umbrachten, 
was  in  ihre  gewissenlose  band  geriehte  Grimmelshausen 
xoiederer stand.  Simpl.  3,299;  einen  der  durch  gewissenlose 
reden  ist  verschwätzt  worden  Abr.  a  S.  Clara  etivas  f. 
alle  (der  advokat)  l  61;  (gewissenlose  Servitut)  Mosche- 
rosch  gesichte  Phil,  (l,  7)  412;  (gewissenlosen  wandel) 
Abr.  a  S.  Clara  mercks  Wienn  145;  dieses  ist  in  Wahrheit 
eine  lästerliche  Vorkehrung  und  ein  gewissenloser  misz- 
brauch  der  göttlichen  lehre  d.  ungewissenhafte  gewissens- 
rat  .54;  ebenso  (sp.  6301)  anschlage  42;  flattierung  19;  bei  der 
gewissenlosen  tournüre,  die  in  Weimar  überhand  nehmen 
will,  musz  man  niemanden  mehr  trauen  Göthe  (an 
Xirwis  2.  4. 1799)  Jrie/e  14,  65;  ein  gewissenloses  betragen 
Adelung  2,  670;  (an  unconscionable  behavioxir)  Hilpert 
2,1,465"';  80  hat  herr  Langhans  auch  den  nahmen  gottes 
unverantwortlich,  und  gewissenloser  weise  miszbrauchet 
d.  ungewissenliafte  gewissensrat  14;  du  mit  zween  land- 
fahren, gewissenloser  weisz,  seiest  nach  Rom  geloffen 
franz.  kriegsSimpl.  1  (1683),  185;  desgl.  Grimmelshausen 
wiedfrerstand.  Simpl.  ^,m\  und  dasz  sich  die  geschicke 
eines  Staates  von  zwanzig  millionen  weder  in  gewissen 
loser  noch  anders  als  in  der  weise  eines  ehrenmannes 
lenken  lassen  Bismarck  (im  landiage  6.  2. 1868)  3,  ieaKohl. 

die  .Substantivierung    zweigt    nur  vereinzelt  vom    aftri 
butiveu  gebrauch  ab  und  ist  in  diesen  ersten  ansätzen  auf 
die  peisonifieation   beschränkt,   während  für   das   nomen 


actionis  eine  eigene  substantivbildung  (s.  gewisseiilosigkeit) 
entwickelt  loird:  was  wunderst  dann  dich  so  mächti;j;, 
dasz  unter  den  geistlichen  auch  einige  gewissenlose  an 
zutreffen  seind  Abr.  a  S.  Clar.\.  etwas  f.  alle  (die  geist- 
liche) 1,  5;  gewissen,  ein  miszbrauchter,  von  vielen  sogar 
verachteter,  name,  und  dennoch  der  einzige  wahre  tempel 
einer  menschenreligion :  denn  dem  gewissenlosen  bleibi 
nichts  übrig,  als  leere  andacht,  meinungen  und  gebrauche 
Herder  (christl.  schriften  5)  20, 160. 

c)  ganz  spärlich  sind  die  adverbialen  functionen  ent- 
wickelt: gewissenlos  handeln  Campe  2,367*  (nicht  bei  Ade- 
lung); (vgl.  sp.  6291)  gewissenlos  ergreifen  Göthe  53,  30; 
vgl.  (sp.  6301)  gewissenlos  verrathen  Abb.  a  S.  Clara  Judas 
der  er zschelm  2,  200;  die  heiligste  religionshandlung  kann 
irreligiös,  d.i.  gewissenlos  verrichtet  werden  Herder 
(christl.  Schriften  5)  20,  249;  neuerdings  mehren  sich  hier 
die  belege  für  abschwächende  Verallgemeinerung .-  liier  kam 
ich  bei  den  berühmten  quellen  des  Clitumnus  vorbei,  die 
jetzt  von  den  eseltreibern  und  Waschweibern  gewissenlos 
entweiht  werden  Seume  (Spaziergang  l)  2,  102  Hempel; 
uns  wird  meistens  der  schöne  reis  gewissenlos  zu  einer 
art  kleister  verkocht,  welcher  nach  gar  nichts  schmeckt 
Herm.  Hesse  Peter  Kamenzind  (7)^*  195. 

GEWISSENLOSIGKEIT,  /.,  substantivbildung  zum  vor- 
hergehenden, wie  dieses  einigemal  auch  mit  dem  compo- 
sitions-s  belegt:  gewissenslosigkeit  Hermes  6,  229;  Wilh. 
Raabe  alte  nester  kap.  5.  die  belege  für  das  Substantiv 
setzen  erst  zu  ende  des  18.  jahrh.  ein  und  reichen  bis  in  die 
neueste  zeit,  die  buchungen  suchen  die  bedeutung  des  Sub- 
stantivs in  der  bloszen  Verneinung:  die  gewissenlosigkeit 
(plur.  car.)  die  fertigkeit  ohne  gebrauch  des  gewissens 
zu  handeln  Adelung  2,  670;  Campe  2,  367*;  le  peu,  ou  point 
deconscience  Schwan  1,748*;  want  of  principle,  unscru- 
plousness  Hilpert  2,  l  s.  466».  der  litterarische  gebrauch 
tritt  nur  selten  in  diese  grenzen  ztt,rück:  was  geht 
in  der  menschheit  betragen  über  diese  ganze  volle  ge- 
wissenslosigkeit des  märchens  oder  noch  besser  der 
Jugendzeit?  —  die  'ewige  Seligkeit',  denn  die  wird  frei- 
lich in  einem  noch  etwas  höheren  grade  gewissenslos 
sein  W.  Raabe  alte  nester  kap.  5;  dazu  vgl.  E.  M.  Arndt 
sehr.  f.  s.  l.  Deutschen  1,  .506;  sonst  kommt  das  beim  adjektiv 
beobachtete  moment  des  tadeis  beim  Substantiv  fast  noch 
stärker  zum  ausdrxick:  gewissenslosigkeit  ist  nicht  mangel 
des  gewissens,  sondern  hang  sich  an  dessen  urtheil  nicht 
zu  kehren  Kant  (metaphy.sik  d.  sitten  2  einl)  1,6,  401; 
vgl.  auch  Stäudlin  gesch.  d.  lehre  von  d.  geid.s.sen  s.  84, 
s.  unter  gewissensbiss.  das  Substantiv  ist  gern  mit  anderen 
Substantiven  zusammengestellt,  die  das  vorwxirfsvolle  am 
unserigen  herausarbeiten,  das  ist  vor  allem  da  der  fall, 
100  ein  träger  des  begriffes  gekennzeichnet  ist: 

1)  denn,  was  entschlossenheit  den  männem  heiszt  des  Staats, 
ist  meisten  falls  gewissenlosigkeit, 

hochmuth  und  leichtsinn  .  .  . 

Grillparzer  («n  bruderzioist  3)  9^,  82 ; 

die  form,  in  welcher  die  gemeinheit,  die  gewissenslosig- 
keit und  der  profansinn  bei  ihm  auftritt  Bog.  Goltz 
ein  jttgendleben  2^  201 ;  er  dachte  auf  keine  flucht,  sondern 
fuhr  fort,  die  thorheit  der  Athenienser  und  die  gewissen- 
losigkeit des  tyrannen  heftig  zu  tadeln  Schiller  (SoIoji) 
9,181;  herr  Ribezal  aber  dringt  ins  innre  der  familien, 
straft  ...  die  Unverträglichkeit  der  ehegatten  .  .  .  den 
aufwand,  die  Unwissenheit,  die  gewissenslosigkeit  der 
herrschaften  gegen  das  gesinde  Hermes  Sophiens  reise 
6(1778),  229;  ich  wurde  mir  über  die  Unwissenheit  und 
gewissenlosigkeit  meines  artztes  klar  .  .  .  Bismarck  ged. 
u.  erinn.  (lO)  1,  235;  anders:  aber  das  ungeheuer  war  sieg- 
reich durch  die  kühnheit  seiner  entwürfe,  durch  die 
leichtigkeit  und  gewissenlosigkeit  alle  hülfsmittel  an  sich 
zu  reiszen  E.M.Arndt,  (England  u.  Frankreich)  sehr.  f. 
s.  l.  Deutschen  1,  506; 

2)  er  begriff  nicht,  wie  man  die  gewissenlosigkeit  so  weit 
hatte  treiben  können,  ihnen  die  kranke  und  sie  sich  selber 
zu  überlassen  Immermann  (epigonen  1,  lo)  3,  61  Maync; 
dasz  sie  blind  wider  ihr  urtheil  und  gewissen  für  den- 
jenigen stimmen,  der  in  dem  ersten  scrutinium  die  rela- 
tive majorität  gehabt  hat.  es  heiszt  dies  bei  den  wahl- 
männern  von  Glatz  eine  gewissenlosigkeit  bei  der  wähl 
der    abgeordneten    voraussetzen,    welche  .  .  .  Bismarck 


6305  OKWISSENRIIHIO  ~  GEWISSENSANGST 


GEWISSENSANGST 


6306 


I1H&1)  1,884  KolU;  «N  i»t  hoillo«,  mit  welcher  gewiMeri' 
loHigkeit  ROKeriunnte  volkiliebhaber  und  repuhilkniier  mit 
tlciii  vollce  amgehen  Jkii.  GoT'riiKi.K  {Käthi,  äit  grou- 
inttttfr  S)  10,  74  VttUr. 

«iKWIssKNKlJHKt,  *.  fewlsMowttb«. 

<ii  wi>M..\KniIHl.lCH.  adjMim  m  dm-  otm  af.  UM 
,iuy  ält,r>n  ttmhnälem  bdtgtan  wortmrbindumg  («fil.  mmA 
(/(<•  form  mit  dem  eomjxmHons  $.  gewiaMnsrOhrig  %tnUr 
i;ewiR8enHrUlirung):  auagearhUttete,  hers-  ehr  und  ge» 
wissenritlirliche    lästerungen    Bdtvciiky   kotkd.    kanslti 

(S,  ISO)  8,  HO. 

GEWISSKNSANhKCJITnN«/,  ly/.  richtet  er  »ioh  in 
•oloher  seiner  g«wiHH(>nManfeohlung  und  genilit»  Ver- 
wirrung ohnvorNebeni  im  bett  auf  und  »ohrielte  .  . . 
(iiiiMMKi.siiAi'sKN  midtrtntundmttr  Simpi.  3,466. 

ÜKWISSKNSANORLKOKNHEIT/.  rgt.  die  «prmehe  der 
inandato  und  cüirl«  liann  tx'i  «olrhen  gewiavcnaange' 
iKgenheiten  unmöglich  durchnu»  beittimmt  lein  Lir.iiTKN 
iiKKO  aphoriinnrH  4.  10  L.  vgl.  gewiaMnaMOb«. 

GKWISSKN.SAN(iST,/.  in  d*r  ntmimmtntmtmnf  frUlm 
Itf zeugt  ul»  in  der  loatrtH  form  dtr  ttorlvm^miunf,  9gL 
den  Inichtitel:  gnwiMenaangst  einea  fUmabman  oatbo- 
lisohon  pulitioi,  welclier  lM>i  diiem  wandalbaraD  glOok 
fast  lutherisclt  worden  will  (1681)  fgtn  an|it  daa  ge* 
Wissens  »p.  6876:  vgl.  auch  troiMe.  remord»  de  eonweümet, 
dfchiremrnt  de  ronir  KoNKKAt!  «,  Uu  S  f :  ähnlich  SciiwaN 
1.74«»;  anguish  of  eomteienee  Hii.I'KKT  >,  1,  4«5*.  gleich 
im  n.  Jahrhundert  itt  da*  fom;*wr»7iiin  viel  beobachtet,  bei 
UHtTZ,  Hammkh,  RiMt'  und  Scmivkh.  einen  hOhepunkt  der 
verteendung  erreicht  e»  im  gegenaats  tu  GÖTHB.  dem  wur 
ein  beUg  entnommen  ist,  in  der  »praeht  ScHILLRRt.  von 
der  verhreitiotg.  dir  daa  fem.  dort  und  mnd»mt0  errtieht, 
sticht  die  spUrliehkrit  der  belege  für  da»  bed«%Uumff*v«rmtHäta 
gewisseiisfurchl  ab:  die  gewissensfurcht  ÜAMPKt, sa?*:  ge- 
wisscnsfiircht,  fear  of  remorae  or  conaeienee  Hii.I'KHT  »11. 
AK,':  eine  art  natürlicher  pietit  oder  gewisaensfurobt 
hielt  mich  ab.  das  tinbrqueme  wesen  {Zwiehmn»  aehadal) 
unterwegs  auf  gute  weiüc  wegzuwerfen  oder  lurOok  tu 
lassen  Kellrh  {griiner  Heinr.  S.  10)  i.  185.  dattt  vgl. 
gewissenssorge:  die  tiefe  Überzeugung  von  unserer  nn- 
vertilgbarkeit  durch  den  tod,  welche,  wie  auch  die  an- 
Husbleibliclien  gewissenssorgen  bei  ann&horung  desselben 
l)e/.eugen,  jeder  im  gründe  seines  hcrxens  trttgt  Sr.iioPKN- 
II AUF.»,  tcelt  als  teilte  («,  eap.  41)  «.  667. 

1)  bei  gewissensangst  unterliegt  die  bedeutung  mtek  «m 
Wechsel  der  tttaammerihänge  kaum  irgend  »reichen  aehiran- 
kungen. 

a)  tu  detn  oben  angegebenen  eraten  belege  atimmen 
auch  die  buchuugrn  durchaua,  die  mit  Stiki.KH  «ii- 
»etten.  aber  nur  lückenhaß  treiterfÜkrtH:  fewiasana, 
aive  seolenangst.  moraua,  vulnua  conaettHÜmt,  Striata 
SriKi.En  380  {unter  angat);  angor.  crttciatua  eonaeientima 
Mattiiiak  a.  181*  Kihsch  «,  16«*:  vgl.  auch  KnAMKRt.*;* 
die  gewissensangst.  plur.  ear..  die  angst,  d.  i.  hoher  grad 
der  Unlust,  aus  Vorstellung  der  unrechtmissigkeit  einer 
handlung  oder  seines  zustandes  Ahki.i'No  9.  «70:  ganz 
ähnlieh  Campk  3,  8«7*  (hRchster  grad  der  Unlust,  die  ain 
böses  gewissen  hervorbringt),  nur  daa  deutsch  ■  emgl. 
lericon  icill  die  Unterscheidung  atnaekan  naie^olfandam  und 
vttrhergehendem  gewiaaen  {vgl.  ap.  CM,  «76  o6tn)  mmA  tn^ 
die  tusammenaetntng  übertragen:  gawiaaena-anflt  l)  ab« 
man  WAS  thnt,  ein  gewissens  scrupel.  aerupla.  acmpMfxi'Hr. 
aei'upuloti.tne.is  or  doubt  qf  conaeienee.  t)  nachdem  man 
etwas  bö.tes  gcthan;  die  gewissensnagung.  marter.  fniter 
oder  quäl :  der  wurm  des  nagenden  gewissens.  the  ating, 
remorae  or  eheeck  of  pottr  conscience  s.  775, 

b)  frie  wenig  dieae  Mite  eintheilung  dem  aaekverhaUa 
entspricht,  dun  zeigen  schon  die  tusamtnenstellungen  mit 
anderen  Substantiven ;  trenn  unter  diesen  »rohl  auch  furcht 
und  absieht  attflreten,  ao  gilt  dock  der  in  ihnen  Hagende 
hinweia  auf  die  tukut^ft  nicht  der  handlung,  mn  dia  dia 
gettriaaensregung  anknUpft,  aondam  deren  folgen:  wla 
gehts  denn  zu.  dasz  ihr  . .  .  eure  seele  fQr  der  gewisacna- 
angst,  für  schrecken  und  furobt  .  .  .  mannigmal  nicht 
bewahren  könnt  Sc.rivkr  aeeUnaehata  (4,  is,  §  7«)  «.  *at^: 
furcht,  unruh,  gewissensangst,  Verzweiflung  wirken 
nicht  viel  weniger  als  die  hizigsten  lieber  St:Hii.i.BB 
{itr.\uch  über  den  ztiaammenhang  §  15)  1.  161 ;  doch  «icbl 


die»e»  Inhalts  aliein:  iIHliebkaM.  r«M.  pwtMaewwfrt. 
Unterwerfung,  nehmen  ibr  tball  daran  Umhuo  (JBmmImrf. 
drmmmktrfi«  I.  f7)  »*  IM:  wie  daa  i«li  tal  JllilB  lafMi 
M  dMi  J«tBifaa  bflaati  zustand  unatr  mÜm«  to  ttaM 
Mbwcra  MfiebtaDta  und  gawlaaanc  aapt  Mb  pMIm 
§m0UtmMH§ti  itaa»  ßknttkmam  «rtML  jmWW  A  l*:  tum 
wMwi  ohM  KanVM  «Iim  «HliMhuic  dm  4kMm,  ««Mm 
die  straf«  dm  bBaan  ond  die  gewimanianpt  ta  tebaa 
digen  und  panOnHeban  MIdern  daratallM  wf^tm  thekvif 
MM  gaaeh.  d.  takre  v.  d.  geieiaaan  T,  aanar  d«Bl  baaebria 
benen  ...  ist  Ihr  nun  aber  noeb  «in«  dnYWi  fua  var 
•ohiedana  und  beaondara  pate  bdfaaalH.  wddM  bat 
jeder  bOaan  bandlung  fttbOiar  . . .  «M  nd.  Mtdk  dm 
linfa  Ibrar  daoar,   tawimnablsi  odar  fawtoMMnpl 

ll^nt  A.  SCMOPKNNAtlRfl  (dw  weit  als  wntla  u.  wmthttmmg 

4.  CK)  1.  4«»  OriaaUek:  janaa  gatübl.  daa  dl«  mmMmat 
des  unrechte  and  daa  bSaaa  ><ti«H«t.  «dar  dl«  |««iMWia 
angst  (4.  at)  I.  488:  in  Jenar  doÖM  t«WlhM— .  abar  troat 
loaan  qoaal,  dia  man  gawiaaanaaafrt  Baanl  weit  »U 
wiO«  (i,  4)  t,  48f :  sterilen  war  als  a^an.  bf  nur  aoeb 
dar  nabanbuhler  tot.  gewiaaaaaMitst.  daa  drobaad«  jan- 
aeita,  alias  war  ertriglich.  aar  ainaa  «lebt:  tk»  In  aatnan 
«man  so  wiaaen  O.  i^t-uwio  (tw.  hiaunal  u,mdt)  t,  •!• 
8tam;  die  tUmmung  einer  wie  von  fartoa  Tcrfolgtai 
und  wie  dar  Mhtbaten  gewissenaanfst  kam  Sbar  di«  tai 
sich  hallloa«  «ad  ao  tief  ehrgeizige  s««l«  K.  OOTSKOW 
d.  tauber  von  Bom  (6.  16)  8.  74:  ...  einer  geqoAlten.  «afrt- 
vollen  seele.  bei  ihren  radlichen  alMichten  and  fawiaMN»- 
ingsten,  (Zufriedenheit  .  .  .  za  geben  H»  kiikr  (BAadUsda- 
pretl.  1780)  81. 18&. 

e)  Adelunu.  dar  dem  gntndteorl  {mtpat)  dmplmvmiwm- 
kiitigt.  teilt  ihn  doek  ßkr  diu  eompoaUum  akahaitau, 
daagl.  Campr.  aber  adum  GniMM».i»MAL-aBii  giakt  aim 
beiapiel  auek  für  dieaea-  mir  geflele  vielmehr  an  meincM 
mann,  dasz  er  vonirhtig  handelte,  und  .  der  gewöhn- 
lichen wcihlirhen  leirhtsinnigliait .  .  .  Itaizaiten  vorbaoal«. 
und  sie  mit  betrohenlichen  fawtoaaatsfrtaa  «nadiraekt« 
trieder  erat.  Simtpi.  8,  8«S:  daisi  9fL; 


leb  Uagt'  oa  kaad§a,  dia  v 
der  geimar  tai  giwleseaslat 
statt  trso  ra  siebsM  aa  der 


Immrrmani«  {TtUtmat  t 


U,mkBtmißäi 


ioh  habe  ihnen  fafcaAbar  «JMhiwI«  aa«  aMtaMa  kMaaa 
gewissens&ngstaa  kaia  tah«lawri«|«ai8«lit  H.  ^oaniiaa» 
daa  koke  lied  (S.  14)  fttft. 

t)  agntaktiaeke  verbindungam  §akt  dm»  aukatmmtir  ata 
IMatfra  in  der  biflaiiung  ainaa  mttrikuHean  m^jatÜma. 
aettaner  einar  poaaamMaaHwHnMng.  ein.  mnder^fmüa  aekaint 
ea  beim  aukakmÜr  aim  kadürfkiaa.  mnleknumg  mn  pmrmUata 
attbatantira  tu  atiekan,  wia  aia  akan  katagt  trurdan.  rgt.  tue 
funetion  daa  aukjekita  LiCMINn  «*  WH;  ScMIl.l.KR  1.  Mt: 
SciiopKNiiAVRR  1,  am:  O.  Lt-im m  t.  n«:  d«f«fm  tyl.  nur: 

gewiseeneaagst  «rar  iluMa 
erstickt  war  nie  die  i«Üm 
Srümr  fied. 

aum  aigaaiamet,  vgl.  STXrrtt.tN  7;  Schophrmacbr  1.  88Bi 
gagan  aimima  kuehungen.  die  ikra  ms  MsiHl^p««  afmakga' 
kaamak  miAtfiktanda  iatUitungmkfaalrai^ftk^an  .•  taartaaaa»- 
aa|8t  babaa.  tn  dilsdi»  «sardsri  aamaaiantia  Aum  i,  4ai*: 
fawiaaenaaafat  aoaataban.  ta  at^jl^  Aa  paa^  af  aam- 
acianea  Hilpert  t.  t,  4M*:  Mknliakaa  giti  ßka  ganaHu  — 
«nd  pr^poaiÜonmlrarkimdumgam  afL  (a.  t.  l)60T»unr  t,  1 


«yi.  ScRtVKR  t.  ««if*:  Hsrokr  si.  t8»  «itd  dia  ilif—  ka^ 
laga  (t.a)  «ata  luMKRatAHit  «ad  SvvumAmn  gagiat: 

die  lisgea  taaü  aacb.  da  Ja«  bahar  «aL 

«ad  mL  beMbtoe  brad  ndl  IbaHbl  ■riAara  aaa. 

bioaa  aaaa  gawiaaaas  aafal,  aaa  «iagtl  dar  tiiBaaia. 

die  «raUieb  gala  laal*,  baniacb  atda  aalbai  mbaaaia 

Oem  (r«*w<aa)  «al«.  patat  i  (taw).  t7; 

endlich  aber  wachete  daa  bdleada  bOadiain  an  dar 
lincken  brüst  aalf.  daaa  ar  niebt  woat  vor  gawiaaaaa 
angst  was  er  tbon  soH«  Matt«.  Hammkr  Atadar.  raeia 
gmrtem  (tmp.  sa)  (I8M)  4aft. 


6307  GEWISSENSÄNGSTIG— GEWISSENSBAND 

a)  die  attribute  sind  weniger  quantitativer,  als  quali- 
tativer urt: 

a)  und  darum  aus  lauterer  gewissens-angst  sein  leben 
abgekürzet  Abr.  a.  S.  Clara  huy  u.  jjfiaj  der  weit  (der 
liahn  1707)  156:  als  er  eben  im  begriffe  war,  von  unauf- 
hörlicher gewissensangst  getrieben,  den  meineid  .  .  . 
wieder  gut  zu  machen  Moritz,  Anton  Reiser  (3)  307; 

ß)  dasz  alle  diese  .  .  .  weltliche  ubungen  .  .  .  dennoch 
in  der  erschrecklichen  gewissens-angst,  sonderlich  aber 
in  der  letzten  stunde  des  todes  .  .  ,  einem  menschen 
nicht  das  allergeringste  nützen  Rist  himml.  lieder  {dedicat. 
zur  3.  zehn)  (1643)  A.  3»  {nicht  in  der  ausgäbe  von  1652); 
vgl.  {s.  0.)  (betrohenliche  gew.)  Gkimmelshausen  wieder 
erstand.  Simpl.  3,  382;  die  bängste  gewissensangst  bemäch- 
tigte sich  meiner  A.  G.  Meiszner  (mordbrenner  .  .  .)  bei 
Ihirst  ätsch,  erz.  69 ; 

man  raunt  sich  grauenvolles 

in  die  obren,  unnatürlich  ungeheure 

verbrechen  wecken  unnatürliche 

gewissensangst,  und  die  beladene  seele  beichtet 

dem  tauben  kissen  ihre  schuld. 

Schiller  (Macbeth  5,1)  13,  135; 

Gellerts  .  .  .  den  ich  .  .  .  mit  solchen  wunderlichen  fragen 
nicht  belästigen  wollte,  um  so  weniger,  als  ich  mich 
derselben  in  heiteren  stunden  selbst  schämte  und  zuletzt 
diese  seltsame  gewissensangst  mit  kirche  und  altar 
völlig  hinter  mir  liesz  Göthe  {dicht,  u.  wahrh.  2,  7)  25, 126; 
wie  heimliclie  gewissensangst  war  es,  wie  ein  verlangen 
nach  sühne,  wie  ein  niemals  schweigender  vorwarf 
H.  Sudermann  das  hohe  lied  (2,  19)  587;  erschauernd  in 
grundloser  gewissensangst  (l,  16)  192. 

b)  zu  den  possessivbestimmungen  vgl.  gewissens  angst 
eines  fürnehmen  catholischen  politici,  welcher  bei  diesem 
wandelbaren  glück  fast  lutherisch  werden  wil.  entdecket 
einem  fürnehmen  catholischen  geistlichen  zu  Stade 
(Halberstadt  I63l);  die  gewissensangst  eines  Verbrechers, 
welche  durcli  die  Furien  versinnlicht  wird  Schiller 
{zerstreute  betracht.  ü.  versch.  ästhet.  gegenstände)  10,  185; 
vgl.  dazu  {sp.  6306)  gewissensangst  eines  politici;  die  eil- 
fertigkeit  meiner  flucht  hatte  meine  gewissensangst  zer- 
streut, aber  sie  kam  schrecklicher  zurück,  wie  meine 
kräfte  mehr  und  mehr  ermatteten  Schiller  {Verbrecher 
aus  verlorener  ehre)  i,  73. 

c)  zu  anderen  bestimmungenvgl.:  gewissensangst  über  das 
begangene  ist  nichts  weniger  als  reue,  sondern  .  .  .  erkennt- 
nisz  seiner  selbst  Schopenhauer  weit  als  wille  i,  350. 

GEWISSENSANGSTIG,  adjectivableitung  zum  vorigen, 
nur  in  adverbialer  Stellung  belegt:  weil  diese  .  .  .  eine 
Verschleierung  der  Unterlassungssünden  sind,  die  so  schwer 
und  gewissensängstig  auf  mir  ruhen  Bogum.  Goltz,  ein 
jugendleben  2,  212;  dazu  vgl.  je  gewissensbanger  er  an 
seine  unwiderruflichen  gelübde  dachte  K.  Gutzkow  d. 
zatiberer  v.  Rom  (5,  ll)  5,  350. 

GEWISSENSÄNGSTLICHKEIT,  /.;  ist  das  nicht  eine 
beschreibung  des  gewissens  und  der  kranken  gewissens- 
ängstlichkeit?  Stäudlin  gesch.  d.  lehre  v.  d.  gewissen  51. 

GEWISSENSANLAGE/.;  die  einen  (z.  b.  Alexander  von 
Haies,  der  hl.  Thomas)  verstehen  unter  synteresis  die 
von  natur  im  menschen  vorhandene  gewissensanlage 
(habitus  conscientiae),  unter  conscientia  die  einzelne  be 
thätigung  derselben  (actus  conscientiae)  Wetzer  u. 
Welte  5,  568. 

GEWISSENSARM,  adj. :  gewissensarm.  maZe  sibi  conscius 
SriEi.KR  55  {unter  arm). 

(JKWISSENSRAND,  n. 

\)  gott,  der  du  der  menschen  hertz  und  sinn, 

allein  trugst  in  der  band, 
du  hast  in  uns  gemacht  von  anbegin 
ein  stark  gewissensband, 
das  zeuget  uns  von  beiden, 
es  kennet  bösz  und  guht  .  .  . 

Rist  himml.  lieder  (4,  4)  (1652)  234. 

2)  in  der  gleichen  bedeutung  concurrieren  noch  andere 
Zusammensetzungen ; 

a)  gewissensstrick,  laqueus  conscientiae  Siieler  219G; 
und,  durch  gewissens  strick,  das  feuer  zu  legen  in  die 
gemüther  M.  Zeiller  episteln  u.  v.  polit.  tnatei-ien  (471) 
6,461. 

h)  durch  hülfe  des  selbstgrübelns  und  des  fleissigen 
lesens  in  den  werken  der  kirchenväler  halle  er  sich  ail- 


GEWISSENSBESCHWICHTIGUNG 


6308 


mälig  seiner  gewissensfesseln  so  wedt  erledigt,  dass  er 
nach  und  nach  anfing,  ohne  skrupel  protestantische 
schritten  zu  rathe  zu  ziehen  und  die  Unfehlbarkeit  der 
kirche  zu  bezweifeln  F.  C.  Laukard.s  leben  2  (i792)  372. 

GEWISSENSBANGE  s.  gewissensängstig. 

GEWISSENSBEDENKEN,  n.,  neuere  zusarnfnensetzung, 
die  sich  in  ihren  Verwendungen  mit  solchen  des  viel  früher 
und  häufiger  belegten  gewissensscrupel  deckt,  vgl.  dieses 
und  vgl.  gewissenszweifel.  die  Zusammensetzung  mit  dem 
subst.  bedenken  ist  an  sich  schon  früh  vorbereitet  vgl. 
Spkners  theologische  bedenken,  die  ja  ebenfalls  gewissens- 
scrupel, -fragen,  -fälle  betreffen,  sie  ist  aber  trotzdem  erst 
.^pät  bezeugt,  aus  reden  Bismarcks,  dem  vorerst  auch 
allein  der  singulargebrauch  nachzuweisen  war,  vgl. :  damit 
.  .  .  jede  möglichkeit  abgeschnitten  werde,  ein  gewissens- 
bedenken  für  eine  Zustimmung  zu  der  Verfassung  aus 
einem  formalen  gründe  zu  entnehmen  (im  landtage 
10.  5.  1867)  3,  302;  gegen:  ich  lasse  unentschieden,  ob 
an  der  halbheit  und  Schüchternheit  der  damals  den 
ernsten  gefahren  gegenüber  ergrifTenen  maszregeln  nur 
finanzielle  minister-ängstlichkeiten  oder  dynastiche  ge- 
wissensbedenken  und  unentschlossenheit  an  höchster 
stelle  schuld  waren  ged.  u.  erinn.  (3)  i,  64;  .  .  .  trat  er 
.  .  .  zum  Protestantismus  über,  er  wählte  die  refor- 
mierte kirche,  weil  es  die  kirche  des  hofes  war.  ge- 
wissensbedenken  waren  der  zeit  der  aufklärung  fremd 
Th.  Fontane  {vor  dem  stürm  cap.  39)  I,  l  s.  399;  dort 
die  düstere  askese  des  mönch-königs,  hier  die  heitere, 
von  religiösen  gewissensbedenken  nicht  angekränkelte 
ausgelassenheit  des  'guten  und.groszen'  königs  S.  Samosch 
provenz.  tage  ..  .134;  von  einem  im  buchhandel  tätigen 
theologen,  der  seine  examina  mit  gutem  erfolge  be- 
standen hatte,  aber  .  .  .  aus  gewissensbedenken  davor 
zurückscheute  auf  die  Kanzel  zu  treten  A.  Schulze 
centralblatt  für  bibliothekswesen  27,  31.  dazu.  vgl.  auch  die 
erweiterte  bildung  in:  Granvella,  welcher  als  diplomat 
über  alle  gewissensbedenklichkeiten  weit  erhaben  war 
Schlosser,  iveltgesch.  12  (i85i)  224. 

GEWISSENSBEDENKLICHKEIT  «.  das  vorhergehende. 

GEWISSENSBEKENNTNISS,y:,  früh,  aber  nur  vorüber- 
gehend belegt:  disz  alles  aber  verräth  der  principal  käufl'er 
eigne  hertzen  aussage  und  gewissens-bekehtnüsg,  dasg 
sie  nicht  gern  den  namen  haben  wollen,  dasg  sie  land- 
raub an  sich  gezogen  und  gekaulTt  Arn.  Menüerino 
Tobias  conscientiosus  (1638)  38. 

GEWISSENSBEDRÄNGNISS ,  /.,  vgl. :  zuletzt  war  es 
seine  mutter,  die  in  ihrer  steten  gewissensbedrängnisz 
.  .  .  von  selbst  darauf  kam  .  .  .  K.  Gutzkow  d.  zauberer 
von  Rom  (6,  3)  7.  63. 

GEWISSENSBERATHUNG,  /.,  vgl.:  der  kurfürst  will 
diesen  abend  {in  der  beichte)  eine  gewissensberalhung 
über  die  jüngste  wichtige  mittheilung  aus  dem  Berliner 
kabinet  haben  H.  König  die  clubisten  in  Mainz  (2,  8) 
1,  219;  so  wandte  man  sich  in  schwierigen  fällen  vielfach 
mit  der  bitte  um  belehrung  .  .  .  namentlich  an  die  refor- 
matoren.  so  sind  die  gesammelten  briefe  Luthers  und 
Calvins  wie  die  gutachten  Melanchthons  ...  zu  einer 
reichen  beispielsammlung  evangelischer  gewissensbe- 
ratung  geworden  Herzog's  realencykl.  f.  protest.  theol. 
10^,119;  jesuitische  gewissensberathung  10^231; 

GEWISSENSBERUHIGUNG,/.,  Überschrift  bei  Küstner 

für:  ein  doctor  haifeinem  gefälligen  kinde 

jüngst  von  der  natürlichen  folge  der  sünde ; 

er  hat  es  verschworen,  erinnert  er  sich, 

ja,  dacht  er,  für  andre,  nicht  gelbsten  für  mich. 

(sinnfjed.)  1,  13. 

dazu  vgl.  als  bedeutungsverwandte  bildung:  die  besten 
halten  das  lieber  zu  ihrer  eigenen  gewissensbeschwich- 
tigung  für  überschwenglichkeit,  für  poeten-phantasterei 
B()(i.  Goltz  d.  mensch  u.  d.  leute  i  (1858),  17;  in  dieser  Ver- 
legenheit beschlosz  er  endlich,  Eccelius  zu  rate  zu  ziehen 
und  diesem  die  halbe  Wahrheit  zu  sagen,  und  wenn  nicht 
die  halbe,  so  doch  wenigstens  so  viel  wie  zu  seiner  ge- 
wissensbeschwichtigung  gerade  nötig  war  Th.  Fontane 
{unterm  birnbaum,  cap.  16)  I,  6.  *.  403. 

GEWISSENSBESCHWERDE,  s.  gewissenslast. 

GEWISSENSBESCHWICHTIGUNG,  ».  gewissensbe- 
ruliigung. 


6309      GEWISSKNSHKIJhE-OKWISSENSBlSS 


GEWlSsENSBISSrOKElT 


6310 


QKWISSKNKHKIILK.  /..  $u  d»m  älUai*n  tumtmwun. 
$ttMunyen  f/ehörmä-  wie  »iiiiil  einer  auf  den  iinr|t-rn,  wie 
gellen  iliiicn  die  lieinilichnn  >irrzge»«iliwUre  und  gcwi»»f ri» 
beulen  auf!  Vai..  tlKiiiiKiuaji  mtng.  heri  postilU  n«* 
Hurhmunn :  vgl.  gewimtenNWuiide. 

(iKWISSKNSHISS.  m..  nach  lateimi$ek*r  vorlag  gtMdtt 
und  in  fmchuti,/fn  Stiki.kh)  friÜmr  dU  IM  Uttumvittktn 
gebruuch  Mnjt.  n-rrtcht  eint  rntktn  *trkrtUHm§  mrtt  im 
der  netteirn  teit  (in.  juhrlt.).  wo  mtgpnAtndt  Ukütittht 
Wendungen  im  deutschen  msdtrgtgthtn  imnbm.  war  «ii- 
fangt  dun  verfnun  nHgen  in  der  vettnndung  mit  newiaMli 
bevorzugt,  .10  dun*  m  aurh  für  tut  nionier«  »intrut.  vfl. 
noch  nagende  itcwimien  .  .  .  morm*»  8<:iiAnni.ki>»:i«  «.  •. 
»p.  tuni,  vgl.  tiiuin  K«wiHiien  wird  mich  n«{trn  «f>.  MM. 
suerat  ist  hei  Lutiikii  (Hiob  17.  «  «.  »p.  «Ml)  äi»  tmuhmg 
mein  gpwixfion  lioiNHet  mu  heUgem,  mmI  in  dmr  Mr- 
deutaehung  von  Hkiiki.n  faeetin»  (t5iw)  /(mM  tiek  mJM» 
dem  nagen  im  gewi««en  «cAon  aurh  ein  bciuen  d««  ga- 
wisHons  a.  oben  ap.  IIS76:  die  lalriniaek«  Verbindung,  an 
die  nunmehr  »Hfer  mmgeknUpfl  taurde,  iat  vor  allem  in  4mr 
philnuujih tacken  ttmrinolofie  de»  \'.  jahrh.  belieH,  ao  M 
1)ks<:ai( iKS  {vgl.  Eiri.kh  wA.  d.  phUoaophiaekem  be§riM9  tW) 
und  bei  Simnoxa,  auf  den  der  erate  hlterariatka  hdtf  de» 
deutschen  eompo»Huwu  untmtiilbmr  mriki^fliM:  eona- 
oientiai'  iiionat  Ml  tristilia  ooBoomltaat«  idea  rel  pr««* 
tcritae.  qua«  praeter  tpem  evenit  Spinoxa  eth.  III.  4f- 
aß.  XVII;  daau  vergleiche:  die  Unruhe  und  daa  miszver 
gnUgen,  welche  das  nachfolgende  gewinnen  machet, werden 
gewiHHenB-bisBe  genennet  Clin.  Vfourr  ged.  v.  d.  tnenachen 
Ihun   u.    laaaen  ^  109  (l72«i)  SS. 

1)  lea-ikaliach  iat  da»  eompotitum  jtittk  mAmi  iwr  lUwta» 
tu  belegen,  im  anaMu»»  an  «mm  mmdert  t»ortf»lff$  4m 
Iat.  fügung  :  gewissenabin.  mor»u»  eonaeienHae  Stiki.rr 
187  {unter  hin),  die  »piUeren  b^tdtungen  »ind  nur  lücken- 
haft, vgl.  das  nagen  des  gewissens,  gewissensbisse.  remord» 
de  eonaeienee  Ronukau  f.  Uu  »f.;  deagl.  .S4:ii\van  1,747*; 
gewissensbisM,  le»  rtmorda  de  eonaeienee,  le  v«r  4»  Im 
eonscienee.  le  v»r  rongeur  i.  748*;  lanrinanH»  eon»«i»miime 
fttrii.s  agitari  SEHZfift* :  qualm or  ating  of  eonaeienee,  remarae 
Hii.t>KH'r  8,  1  a.  4A.r ;  der  Kcwisncnitbisx,  unnihe  und  miaa- 
vergnügen  aus  dein  hewusztsein  begangener  unrecht- 
mässiger Handlungen;  ehedem  auch  die  gewissensrUge 
AnKi.UM)  8,0);  ähnlieht,9K7*;  vgl.  auch  dergleichen  wUrck 
liehe  Überführungen  {daaz  unaere  btfmmgene  tkaten  unrecht 
aind)  und  die  dnmit  verbundenen  rcgangan  der  reue,  fareht, 
vcrzweifTelung  und  s.  w.  gewisitensbisse  heisxen  Zrolkr 
lu,  ISVI.  gewisaensbtsse,  nennt  man  die  unruhe  und  daa 
miszTergnUgen  des  gemUths.  welche  aus  der  anklage  dea 
gewissena  wegen  einer  vollbrachten  bös«n  oder  unler> 
lassenen  guten  that  entstehen  J.  G.  Walcii  philo».  Uae. 
J'.  1817. 

in  dietten  bttehungen  aehon  deuten  »ieh  Hnl»r»eki«de  4m 
gebraurhea  an:  die  begriffabeatimmung  führt  dma  aub- 
atuntiv  im  »ingular  ein  und  »teilt  ihm  auch  die  tat.  parallel» 
im  »ingular  gegenüber ;  •«>  die  fntehung  jedoch  mit  fran- 
tö»iacheu  parallelen  arbeitet,  oder  iro  sie  rf<i.»  »rort  ala  glied 
einer  icortrei/nndnng  anführt,  gebraucht  »i»  den  plurnl. 
und  in  der  that  int  dieser  numeru»  4»r  itvmrtugte.  der 
aingulargehauch  iat  nur  wenig  beobmdktH:  die  erw&hnung 
des  Wortes  gericht.itag  hat  eine  art  gewiMeMbiea  ia 
mir  erregt  (a  kind  of  remoree)  SciiLKasi.  8k»k»»ftm%* 
{Richard  III  i,  4)  s.  187  Hrandl;  denn  wie  ein  gewinena- 
hisz  .  .  .  lag  dies  stück  des  deiches  ihm  vor  aofrn 
Tu.  Stohm  {d.  .idtimmelreiter)  7,  iM;  dem  unreohtaaa- 
übenden  .  .  .  stellt  .ticli,  sage  ich.  diese  erkennlniss  äugen 
blicklich,  nicht  in  abstracto,  sondern  als  ein  dunkles  gefUhl 
dar;  und  dieses  nennt  man  jtowissensbisz.  oder,  näher  för 
diesen  fall,  gefUhl  des  ausgeübten  unrecht.«  A.  S^iiioPKrt- 
KADER  {die  ictlt  ala  uille  u.  roratrllung  4.  M)  1.  AMi;  ich 
wollte  wol  einer  hKszIichen  ohne  allen  gewissensbisa  die 
schöne  taille  ins  gesiebt  sagen,  und  loben,  um  die  arme 
damit  bekannt  und  darauf  stolz  zu  machen  Jkan  Paii. 
{ßegeljahre  t,  88)  87,  47;  cienjo  (ohne  allen  juri»U«chen 
gewissensbisz"!  1,  16)86.  137:  es  wundert  mich  freilich  heute 
noch,  wie  viel  abenteuer  der  mensch  erleben  musx.  ohne 
das/,  er  etwas  dazu  thut.  manchmal  ist  das  gar  mein 
kuminer  und  gewissensbisz  so  zu  sagen:  dann  fühle  ich  ee, 
wie  als  ob  ich  eine  stelle  in  mir  hätte,  wo  ich  im  grdeaten 
IV. 


tumult  wie  «ifi  elOeJi  tioU  vcfd«,  vihrend  die  ao4*rB 
sich  welter  »Mngrt—  W.  Haam  tUti  mttkr  M,  tuf.  •:  li« 
liazi  mleh  seit  «ia«r  baJlkMi  etaarfe  nit  %\m%m  aabe- 
kannten  Jungen  herm  die  w^wlleintwi  MipriUb« 
fuhren,  ohne  dam  der  grrioflto  ftVlMMMhHI  IkiHI 
Schlummer  beunruhigt  1'.  Hktm  (MiewfMeAav«  wtH») 
t.xo.a.  lei. 

1)  «M  d»r  bevortuifunf  ä»»  flttr^mkrmmlt»»  »timmU  4»mm 

htatkmtmmftm.  mirnk  4»m  enM.  »im4  kirn 
n*tr  im  JUjmätM  mttrthul»  heobmehlet:  wenn  er  Hjflennf 
an  aeiaem  foete  ftihlte.  umher  tprang  oder  lief,  ae  fBhIto 
er  darfllier  die  heftigsten  gewtaMnaMw«  Monm  Arnim 
Uiümr  (I)  i«  da  ieh  mir  Mtlnr»  fewlMMMMM*  aMakte 
P.  Hnvaa  {geteilt»»  hen)  1. 1. ».  M:  dfe  narben  der  klateaa 
gewiwMubim  braanten  ihn  noch  ein  wenig  Jbam  Paol 
(ßtgttjmkn  t.  10  li.  i;  in  der  tiefen  etUle.  die  ...  41« 
nie  ruhende  9»w\mmMM%  ikt,  4tr  nBrderin  threa  gntlaa, 
ihrec  aohnee  toai  badBrfalaa«  BHMklaa  Km.  Halm  (ftasie 
an  ifer  Fiinnali  Utk»)  11.  IM.  atiaA  »tummtmtmttMimfam  mU 

wo  der  meaaeh  vor  seinen  handlungen  auf  da«,  waa  Ver- 
nunft und  fesals  tabiatal,  nicht  arhl«)  und  naeli  linaliBf 
einer  stinde  keine  gewiweaeW— «  and  kein«  ffarakl  trar 
dem  göttlichen  geriakia  «apiaM  Btkooun  gamL  4. 
lehre  r.  d.  grtei»»em  M;  «Ia  ftallwllfar  t«dta«lil»ger.  der. 
von  reue  und  fewlaa«isMH«a  Hftriaeht.  ekh  angiebt 
Immkmmann  ( ifflaaUaiiam  7.  a)  a.  •■•  JCejm«.  wt«  ti«! 
ruhiger  lebten  wir  in  der  weit,  wenn  wir  ans 
immer  aus  unseren  •ehicks«!  un««re  reoe  und 
gawie— ntbi«««  saraebtaebnitten  W    KaAn«  mit» 

umt»r  4n»  jyniaWifaalw  rerhin4ungen  lU*rwi»fam  «wn 
formen  •  die  /WnAtfen  4»»  »^f»tt»  nalen  ««rM*  und  iK»  frä- 
po»itioHalterbin4ttmf.  4«m  fifuiühn  iat  4i»  fkimkUmm  4»m 
»ttbjekt»  teenifer  betegt.  nur  im  4»m  keidem 
mu»  Jkan  Paui.  und  Hai.m:  dbuw  tfL: 
der  aehlirnnsten  art.  .  .  .  nlmlteb  die 
achäfligten  aelbatfaaOfiMUDea  Inddwia.  41« 
dem  bewaestaein  kommt,  vi«  w«aic  «af 
sie  zum  guten,  wirklichen  und  wahrea  «oiparieblal 
wird  W.  Raahk  alte  neater  I.  eap.  \t.  dagegem  «fl. 
glauben  sie  denn,  das«  ea  einmal  einer  ehrtichen 
keine  gewissensbisae  verursachen  musx.  wenn  sie  ibre 
berrsobaft  für  null  und  niebt«  betrofaa  bat?  Laaaiao 
{4»r  junge  gelehrte  s.  it)  !*.«&:  gevtaauuMaa«  mKfttuimt, 
heilen  ADr.i.tMft;  hab  ich  jemab  fwiMimWaa«  fH». 
so  i!«t  es  bei  der  erinnerung  an  aMria  b«tf«fa  fcf««  ^eb 
auf  unserer  reise  II.  t.  Ki.rimr  hr.  t,  mm  Jfiarfr  AtMtf; 
der  rothhaarige  setzte  sich  mit  einem  giftigen 
einen  schemel  im  flur.  nicht  weit  von  der  krankea 
d«ren  quälen  ihm  durchaus  keine  ge«is««a«biaa« 
rafen schienen  Immkhmamk  ^ilündkhMuae»l,t)t,tU 
soll  ich.  um  ihm  die  gewiaacasbia««  in 
mich  selbst  mit  dem  mord  beladaa  ÜBaaSL  (rfcr 
4.  t)  I.  ••&  Werner,  ich  redete  adr  ala.  4ma»  leb  mir 
in  keiner  welaa  fevlaaaasMaaa  aa  aiaeben  bAtte 
[)irrK  V.  LlLlKNClioit  (•«•  «mtmA  m.  #•■<)  8.  tat;  die 
runftif  pfaaalfe  aber,  die  er  daai  bhianaaJ dubia  ftr 
die  ro««  gab.  bereiteten  ihr  lawlaaaaaMaaa  R.  ScMca* 
MANN  4m»  k»h»  U»4  (I.  t«)  IM.  M  4m  fr^t»ili$mmliu 
MmfMnfoi  ayf..-  dj««  Ist  |«nHl«  ab«r  doeb  d«r  faU  b«< 
gewissensMaeen.  wo  das  leb  «tai  fn«aet«ad  4«r  kattaab- 
tung  wird  Hkhurn  («Act  He\ntkvkti§»  Uttn  «sir  t  A««wir) 
&,  4«i;  und  so  meinna  sl«  daa  THgalfea  d««  ail«ait> 
ganfs  and  das  vergalfaB  dar  alaia  oIum  feerfaaaabiaaa 
und  ohne  ander«  schlimme  folfen  ta  genleeaen  Xicolai 
brache.  ein»r  rna«  I.  111.  und  man  konnte  den  finger  ohne 
alle  gewiseeaabiase  ablecken .  denn  nach  wenigen  mlaatcn 
hatte  sich  der  sirapspiefel  wieder  gcflAttet  O.  KansT 
Äamu»  Sefnper»  jugendtmnd  tt».  er  ist  jähre  lang  Ton  f«- 
wissenabissen  gvquftlt  worden  PcSTALOtSl  Lienhmrdt'.tPt: 
später  rang  er  mit  gewtsseaibiieea  STirran  »tud.  {d.  alte 
»ieftt)i,mb:  ..es  ist  ein  koetbate«  t««ebiak".  warf  der 
lieatenant  mit  gewimnsbteeea  «Ia  6.  PacTTAn  i»»U  m. 
hmhm  a.  Kk*  I)  4»  taa. 

de»  trwnfmr  aaeb  aoch  in  andrer  baaiebaag  ist  die  betclil« 
hier  so  nütalieb:  die  sOndcrin  bebilt  tbr  fmcbIbM««  g«- 

3W 


031 1  GEWISSENSBLÄTTER -GEWISSENSDRANG 

heimnis  nicht  lange  lastend  im  köpfe,  .  .  .  besser  ...  als 
dasz  sie  in  die  gefahr  geraten,  plötzlich  in  übewallender 
Zärtlichkeit  oder  schwatzsucht  oder  gewissensbissigkeit 
dem  armen  gatten  die  fatalen  geständnisse  zu  machen 
Hkink  {geständnisse)  6,  64  Elster. 
GEWISSENSBLÄTTER,  s.  gewissensbuch. 
GEWISSENSBUCH,  n.,  zu  der  ölen  sp.  6276  belegten  Ver- 
bindung buch  des  gewissens  ist  hier  früh  auch  die  Zu- 
sammensetzung beobachtet,  deren  belege  aber  nur  dem  älteren 
Stil  angehören;  Fr.  Spee,  gewissensbuch:  von  prozessen 
gegen  die  hexen  {cautio  criminalis)  deutsch  v.  Jon. 
Skii'eht  1647; 

und  sehe  den  gericht-tag  schon, 
der  mir  auch  wird  ein  urtheil  lallen ; 
hier  weiset  mein  gewissens-buch 
da  aber  des  gesetzes  fluch 
mich  sünden-kind  hinab  zur  hellen. 
J.  Dach  (todes-erinnertmg)  201  Österley  (7jo72); 

wirst  du,  so  oft  du  zu  sündigen  lust  hast,  fleissig  an 
dieses  gewissensbuch  gedenken  Butschky,  Pathmos 
(no  180)  24.S  {vgl.  das  alle  meine  werke  in  das  buch  meines 
gewissens  geschrieben  werden  3.53  s.  480);  vgl.  auch  ge- 
wissensbuch bei  Hamann  poetisches  lex.  471  a«s  Wentzel; 
der  gleichen  vorstelhmg  entspringt  auch  das  compositum 
gewissensblätter : 

mein  helffer,  mein  erretter, 
schreib'  eitel  gnaden  gab' 
in  die  gewissensblätter 
welch'  ich  zerrissen  hab'. 

Rist  {himml.  lieder  14,  4)  236 
GEWISSENSBUND,  m.  vgl.  .- 

baue  deinen  seelen  grund 
nicht  auf  zweiffelhallte  schrauben, 
lasse  den  gewissens  bund, 
so  geschlossen  in  der  tauff, 
gott  nicht  wieder  sagen  auff. 

Benj.  Prätorius  (sei  getreu  bisz  an  d.  ende) 
Fischer  u.  Tümpel  i,  53». 

ÜEWISSENSBÜRDE,  s.  gewissenslast. 

GEWISSENSCHAFT,  GEWISSENTSCHAFT,  /.  während 
wizzentschaft  {mhd.  wb.  3,  791»)  wizzenschaft  (Lexer  3,  Ge."?) 
den  einen  begriff  der  aus  der  mitioissenschaft  erivachsenen 
Zustimmung  belegen  lassen,  kommt  in  unserer  forvi  eine 
andere  richtung  der  oben  bei  gewissen  IV  besprochenen 
rechtshedeutung  zu  geltung :  die  aus  der  kenntnis  von  einer 
handlung  sich  ergebende  Stellungnahme  im  beweisverfahren. 
einigemal  ist  auch  der  rechtsbegriff  der  gewissheit  in  unserer 
form  verkörpert,  der  in  einem  andern  beispiel  durch  die 
form  gewissschaft  {s.  d.)  vertreten  loird. 

1)  si  zin  sich  des  an  Friderichs  eigene  gewissenschafft 
Zeitz,  copialb.  {hd.^chr,  i5.jhd.)  s.  86'^;  desgl.  1.35»;  198»;  dag 
si  nimanden  gehelffm  mogin  mit  irer  gewissenschaft  Sachs, 
weichbildrecht  mit  glosse  200,  2  Daniels  u.  Gruben;  und 
warte  ouch  gar  eben,  da2  er  schribe  nach  der  sohepphen 
gewissintschaft,  so  daj  er  is  mit  den  schepphen  vol- 
komen  möge,  ob  is  em  not  wurde  246;  und  was  brief 
mit  urtail  oder  von  gewissenschaft  (var.  gewissenheit) 
zue  get,  da  schol  man  im  (dem  richter)  von  iegleichem 
ain  pfunt  perner  geben  zu  erung.  das  er  si  versigelt 
weisth.  V.    Vüanders  {ende  des  15.  jhd.)  österr.  weisth.  5,  254. 

2)  certitudo,  Sicherheit,  gewissenschafft  Dasypodiu.sFs»; 
vgl.:  es  sie  dann,  das  er  im  sölich  gewisschaft  darumb 
tue,  das  er  des  sichör  sie  das  rote  buch  von  Rottweü 
(49)  127  Greiner;  dazu  vgl.:  du  schalt  weten  dath  de  ghe- 
witschap  scholen  van  rechte  alle  varmunder  don  Sachsen- 
spiegel mit  glosse  (i488)  lib.  3,  art.  11,  s.  gewissschaft. 

GEWISSENSCHLÜSSEL,  n.:  es  heissen  nit  hertzen 
Schlüssel  oder  gewissen  schlussel,  sondern  himel  schlussel. 
Christus  sprach  nit  zu  Petro:  „ich  wil  dir  geben  die 
schlussel  der  hertzen  oder  gewissen"  .  .  .  sondern  also 
sagt  er:  „ich  wil  dir  geben  die  schlussel  des  himel  reichs" 
Luther  (v.  d.  beicht.  .  .  .  i52i)  8,  161  Weimar. 
GEWISSENSDIREKTOR,  s.  gewissensrat. 
GEWISSENSDRANG,  m.,  nur  in  fester  präpositional- 
verbindung  bezeugt. 

1)  wie  einst  den  könig  Salomo, 

die  narrenpossen  auch  gereuten, 
daher  er  aus  ^ewissensdrang 
die  männer  semer  weiber  zwang, 
ihm  eine  kirche  zu  bereiten, 
um  da  durch  predigt  und  gesang 
80  lieb'  als  wein,  die  eitelkeiten ! 
ohn  roth  zu  werden,  zu  bestreiten. 
GOBKINUK  (ep.  an  frau  Holzniann)  ged.  l  (1780)  71  • 


GEWISSENSENTSCHEIDUNG 


6312 


dazu  vgl.:  Sophiens  gefährliche  entdeckung  aus  gewissens- 
drang  Klinger  {Sahir  4,  2  Überschrift)  lo,  156. 

2)  in  der  gleichen  präpositionalverbindung  ist  auch  das 
bedeutungsvertcandte  gewissenstrieb  zuerst  belegt:  da  die 
alte  dienstmagd  .  .  .  aus  eigenem  gewissenstriebe ,  der 
Obrigkeit  angezeigt  hatte  wie  .  .  .  Schnabel  insel  Felsen- 
burg 1,  311  Ulrich;  ebenso  F.  G.  Lüi^TKE  über  toleranz 
(1774)  s.  380;  desgl.  Campe  2,  .367'';  hier  sind  aber  auch  noch 
andere  formen  der  präpositionalverbindung  beobachtet:  die 
zu  einem  heilsamen  gewissenstriebe  nöthigen  Überlegungen 
Zedler  10,  1391;  durch  schamhaftigkeit,  ehrliebe,  ge- 
wissenstrieb H.  H.  Clouius  hildung  d.  ndd.  bauern  44; 
anders  gewissensempfmdung  {s.  rf.)  und  gewissensregung 
iß.  d.). 

GEWISSENSDRUCK,  m. :  die  Zwangsvorrichtungen  des 
gewissensdruckes  C.  Boruttau  gedanken  über  gewissens- 
freiheit  {1861)  i'7 ;  gewissensdruck  und  Unsicherheit  des 
geistes  B.  Werer  234;  vgl.  auch  gewissens-pressur-zwang. 

GEWISSENSEHE,/.,  eine  der  jüngsten  Verdeutschungen 
für  die  in  den  Verbindungen  'matrimonium  con.wAentiae' , 
'mafr.-clandestinum',  'mariage,  de  conscience'  vorliegenden 
begriffe,  als  ältere  ersatzworte  vgl.  des  hailigen  triden- 
tinischen  concilij  Satzungen,  von  den  haimlichen  oder 
winckelheiraten  Dillingen  1565;  solche  geheime  ee  und 
heirathen  ebenda  A3»;  haimlichen  eben  und  heirathenAs'; 
gewissensheirath  Schwan  i,  748»;  Hilpert  2,  i,  465'=. 

unsere  bildung  begegnet  bei  Jon.  Nie.  Hertiu.s  {näml. 
Sam.  Gottlieb  Hoffmann)  de  matrimonio  instaurato  et 
conscientiae.  von  der  wiedererneuerten,  und  gewissensehe 
diss.  V.  Wittenberg  (1702,  recusa  1740);  später  ist  sie  von 
Campe  in  sein  verdeutscMmgstvörterbuch  aufgenommen  tmd 
hat  sich  sowohl  in  der  juristischen  Utteratur,  als  vor 
allem  in  der  allgemeineren  spräche  durchgesetzt,  teilweise 
mit  änderung  des  begriff'es  insofei-n  die  den  grundbegriff 
überwuchernde  Vorstellung  des  heimlichen  neuerdings  wieder 
mehr  zu  gunsten  der  ursprünglichen  bedeutung,  der  ver- 
pflirhtung  auf  das  gewissen  {s.  gewissenspflicht),  zurück- 
gedrängt ivird,  vor  allem  bei  P.  Heyse,  der  dem  compositum 
am.  meisten  Spielraum  giebt .-  mariage  de  conscience  .  .  .  ge- 
wissensehe das  ist  eine  solche,  bei  der  die  gesetzliche  form 
nicht  beobachtet  wird  Campe  Verdeutschung swb.  (2)  457»; 
dazu  vgl.  die  gewissensehe  .  .  .  auch  die  gewissensheirat, 
mariage  de  conscience  lob.  2,  367»;  mit  dieser  {der  morga- 
natischen) ehe  darf  man  die  sogenannte  gewissensehe 
nicht  verwechseln,  man  versteht  darunter  'eine  gesell- 
schaft  zweier  personen  verschiedenen  geschlechts,  welche 
für  ein  ausschlieszendes  eheliches  beisammensein  auf 
lebenszeit,  ohne  beobachtung  kirchlicher  ehefeierlich- 
keiten,  blos  durch  gegenseitige  erklärung  des  ehecon- 
senses  errichtet  wird'  Weiske  rechtslex.  3,  .567;  ehe,  heim- 
liche kann  sein  l.  eine  formlose  ehe  (matrimonium  clan- 
destinum),  auch  winkelehe  oder  gewissensehe  (matri- 
monium conscientiae)  genannt  Wetzer  u.  Welte  4,  165: 
ich  sagte  ihm,  wir  würden  eine  gewissensehe  schlieszen. 
er  müsse  mir  vor  gott  und  seinem  gewissen  geloben, 
mir  treue  zu  halten  bis  an  den  tod,  das  gleiche 
würde  ich  ihm  geloben  P.  Heyse  (gesch.  aus  Italien. 
Fedja)  II,  11  s.  1.56;  erst  von  ihm  hab  ich  das  wort  'ge- 
wissensehe' gehört;  meine  ganze  religion  tritt  dawider, 
dann  war  ein  stolz  in  mir,  der  lehnte  sich  auf  gegen 
das  heimliche,  wenn  zwei  es  wert  sind,  sich  anzuge- 
hören, und  ihr  gewissen  zum  zeugen  nehmen  dürfen, 
sollen  sie  es  vor  den  menschen  verbergen,  wie  eine 
Sünde?  {im  grafenschlosz)  II,  7,  162. 

GEWISSENSEMPFINDUNG,  /.,  wenn  sie  .  .  .  den  all- 
gemeinen menschlichen  gewissensempfindungen,  dem 
naturgesetz  zuwider  §ind  F.  G.  Lüdtke  über  toleranz 
und  gewissen sfreiheit  {im)  s.  135;  wenn  man  den  grund- 
begrif  der  ganzen  ästhetik,  die  Schönheit,  in  ein  ich  weisz 
nicht  was?  des  geschmacks  verwandelt:  und  die  grund- 
lage  der  moral  in  ein  gefühl,  oder  gewissensempfmdung, 
oder  gar  in  einen  angebohrnen  gehorsamstrieb  sezzet . .  . 
Herder  {fragm.  über  d.  n.  d.  lit.  3)  l,  415;  der  vergleich 
der  gewissensempfindung  mit  der  Wahrnehmung  einer 
unser  gehör  treffenden  stimme  G.  Boruttau  gedanken 
über  gewissens  freiheit  3. 

GEWISSENSENTSCHEIDUNG  /..  vgl. :  die  Schriften, 
welche  zur  darstellung  dieser  vermeintlichen  Wissenschaft 


6313       GKWISSKNSENTSCHULDIOUNG 


nRWISSRNSFE8SBL~GBWf88ENSFRAGE6:it4 


dienten,  waren  die  soKenAnnUn  sunimen  von  gewiMrn»- 
fällon  (hiiiiuiihc  cumiuin  ooniK'ienUse),  suMinmeii- 
blvlIunKL-n  von  fällen  beaondera  »chwleriger  fewianrns- 
cniKchuidunK  auf  dem  iiebietc  den  tiUliob  erlKUblcn  und 
untTluuhton,  aber  Mtich  mit  vielem  kifOhwiwchtlicben 
iiiIihU  Hy.H/.noH  reuUneyktofkutt»  f.  pmttti,  Amt.  io',  IIB. 

(iKWlSSKNSKi\TSC:mJIJ)l(ilINü.  /.  fewlMcn»  enl- 
DcliuldiiiunK.  man  pflegt  ofTt  zu  ffti.  iimt  «inen  da* 
liowiMiion  cntncliulde  .  .  .  diene  enl»c'huldi|iunf  {ht»t»ki) 
darinnen,   dn«/.   dun    fnl|{cndv  |tewi»»en  mit    dem  vorher* 

isciienden    iil..r..ii>Kiii i      .  .    j,  (j.  WAl^iM  pkilot.  /«r. 

i'\  «817  :   17//  ild. 

(iKWlS.M  li'NG/..  *.  fewiMcnaprüfunf. 

(iKWlSSKNSKiiNM  .  m..  wir  halten  dem  tapferen 
mimne,  deoHon  gewiaiennerntt ,  deeaen  ebrlicbe  Über 
/.eiii;iingiitreuo  über  allei  lob  erhaben  war,  bisher  treu- 
lich zur  Koite  goHtanden  K.  Haym  au»  mtinem  Itbtn  1C6. 

GKWISSI'.NSt'ALL,  m..  vwnvitgtnd  im plMtml 
i^t  wie  i.'«>\vivM'ii«<rbe.  orforachung  u.  «.  äi« 
einet  lat.  Urmintm  dar  thmtlopiteÄm  »pnteMt,  die  miek 
in  den  Mgtmexnereu  eprmik§tirenuk  üherdnnyt.  aus  dem 
lettieren  »ind  einige  temige  »infftitar/ormen  Megt. 

1)  in  der  mehruM  der  belege  ist  da»  latrinieek»  «orNM 
(rajtt««  ronnrieutiae)  dem  deuUehen  teerte  vor-  oder  mmeh- 
geeetxt:  worniifT  sich  angeregter  herr  Adam  Rurgbofw 
in  Keinem  nnoh  vor  ix  Jahren  in  olTenIlirh  druck  da- 
xunial  in  duodc/  aungegangon  büchl,  von  gewi>»eniifMhlen 
(eeniuriae  »rlrrtontm  eaeuum  eonimienttae  Fnburg  laM) 
.  .  .  bcrurfen  Amkik  kiinetl.  unordn.  (\,  \h)  i,  tt»;  da 
haben  hie  (bi-cegnelo  herr  Khrcnhold)  Moxen  und  die 
Propheten,  und  ihre  (-aku»  cumtcionliac,  oder  gewiaaena- 
fülle,  darinn  sie  bcBher  linden,  waa  grossen  herren  SU  ant- 
worten sei,  weder  im  Tacilo  Kit.  Fi«am'.|8ci  luet.  eeJum- 
biikne  (S,  a)  x  (1A71).  AM);  genau  10  Hiihciiky  l'athmoe  (no 
988)  01&;  gewiHHonsfall,  ea»o  di  ronerienta,  ea»  deconeeienre 
Kädi.kin  1,  3)U*>:  a  eaee  qf  eotieetence,  teutarMemgl.  lex. 
8,77b;  scrupel,  caittte  eoneeientiae  . . .  Ai.kh  l.iMl*;  gcwissena- 
fHlle,  eaitun  ronanrntiae  Fi«lH«;ii  s.  454^:  eo«  de  eonecienee 
dict.  lies  punn.  »,  üw);  ...  gowisitenssache.  eeia  de  eemteienee 
KoMiKAt'2,  Uu.h/..-  . . .  gcwisHcnitfrage,  leeaede eonteienee. 
poini  de  religion  Soiiwan  I,  74H*:  cuee  t^f  eemteienee 
llii.vv.Hi  i.  \,  .1.  Uib";  casuintik  und  ascetik,  unnütze  enl- 
scheiduni:  kiinstlich  ausgedachter  isewisseniifklle,  und  an- 
Weisung  7.u  ehen  ho  unnützen  geistlichen  andachlsUbungen, 
machte  den  grKs/ten  theil  der  scholaslisehen  moral  aus 
(raituietri/  aml  an  ancetir  morulitjf  wutde  up,  im  moet  eajte, 
the  greater  part  0/  the  tnoral  pkiloeophg  qf  tke  eehoole) 
fiAKVK  iibera.  v.  Adum  Smith»  naHonmlreieMtkum  (6,1  »übt. 
s.  haupt»t.)  4  (iTw;),  14«:  einer  der  in  gewissensf&llen 
Unterricht  gicbet,  a.  ea»ui»t.  teut»rhengl.  lex.  S,  77A:  der 
sich  auf  die  gewissenrfMlle  versteht,  ett»ui»te.  Fhisch 
dict.  de»  jHi»».  i,  im;  lehrer  der  gewissonsflUle,  ea»ui»te 
KoNtiKAi'  2,  Uu  **;  einen  gcwi^densfall  auflAsen,  reeoudre 
un  r<M  de  coitM-irnre  s,  l'u  3/.,-  endlich  bildete  sich  eine 
casuistik,  in  welcher  man  die  lehre  vom  gewissen  aus- 
führlich und  genau  untersuchte  und  eine  menge  von 
gewissensfHllon  auflöste  äTAiüu.iN  fe»dt.  d.  lehre  v.  d. 
ge%ri»»eti  8; 

a)  so  gebe  loh  einen  jeglichen  der  seine  seele  von 
solchem  satanischen  reich  und  beherrschang  der  gewiasen 
erretten  wil,  folgende  gewissensfKlle  auf  sein  fewilMa 
(Ai«K.  V.  Fl<AN<:KKNliKn<i)  etnige  getriaeensgrunde  .  .  ,  (iMi) 
».  !>:  oder  hei  der  so  sehr  herrschenden  ungewiasMl- 
haftigkcit,  wäre  sie  ein  spiel,  das  unter  gewissenaflUl« 
gar  nicht  zu  rechnen  wäre  (Hkhuks)  itvphien»  reiee  nm€ik 
Saehfteti  3  (177h)6&7;  ich  ging  in  gegcnwart  der  schweettr 
Agathe  mit  einem  meiner  anverwandten  zu  ralh;  er  war 
in  gewissens-  und  siindenfällen  sehr  bewandert  und  wuszte 
auf  ein  haar,  was  vcrdammlich  und  nicht  vcrdaamUeh 
sei  Kl  IN«. KR  (Fau»txlehm  8,  lo)  3.  104:  gewisMBsfUle 
sind  lagen  des  menschen,  in  denen  er  handeln  matBt, 
ohne  über  die  morulität  der  handlung  zur  klarheit 
zu  kommen  Ki>u'.hnkh  Mi«:iiaki.i.s  ;>Ai7.  i(V>.*  848:  diesen 
.  .  .  grundsatz  nun  .  .  .  setzt  Cicero,  wie  ich  schon 
gesagt  habe,  ins  licht,  wendet  ihn  sogar  auf  einen  f»> 
wissensfall  an...  Gakvk.  anm.  m  Oiceto»  de  o/JfiV. 3(111*3), 41 ; 
und  alles  was  man  von  dem  Norrmann  dafür  verlangte, 
war,  das«  er  ein  christ  werden  sollte.     Kollo  rief  seine 


korsMMI  inanwiM.  und  Uberlleu  den  gewuacnsfall 
ihrer  baorÜMilung  KciU1.UIN  (ulereteAt  d.  mterkte  »taatm 
begebenk.  tu  d.  teitem  ¥rieäriA»  t.i  *.  Mi.  der  fwu*en* 
fall  ...  ein  fall,  weleber  das  gawtaaeo.  d.  l.  da«  urtheii 
Über  die  fCihlmlMJgfcait  dkw  MWChlmlwiglteU  einer 
handlung  batrifll;  dar  gßwiwnnmuktA  Amili  xu  a.  cd; 
»bm»9  CAMffc  8.  Ml*.  tUm  mm4  i»  fgviMMiafrage,  ge 
gewisaenspunkt.  gewtaaMMndM,  frfrkMMMrttp«!. 

1)  tmna  mrukergekmd  ttigt  äer  tmmlt  etm^mikwmttkttl 
Amt  die  verwtärJOe  /mmt  dann  andi  djeeaa  tiliBwt  nalar 
die  poUUaclM  (clMimlaM  daa  naftaltlHUMt  dMS  ii9 
rathaa,  man  mSsI«  In  itytiaiMiifllllw  oim  tai  mm- 
leguoff  hall,  •ebrin  dt«  gaaanda  tataaall  baiaaii« 
»eisen,  und  einig  und  allein,  oder  do«b  TOf— hwHch  Min 
vertrauen  auff  die  aulortlM  der  kifehan  aatxaa  Cnn. 
TiiuuAaiua  («.  d,  kehetk»)  auimHmtnt  nkr.  t  (m«^  Mi^ 

(iKWlSSKKSFISSKL.  «.  fatriaa«uband. 

(iKWISSOSFOI.TKK.  «.  1 

(iKWI.S.sK.\SFF>T,  adieoLt 


SeAaSoSha  ara«  wta  gell  aa  hakssi  wiL    ' 

Orm  (yesl  «iMsrS)  wm.  peel  f  (I44ft).  II. 

QIWlSSESiSFRAGE.  /..  /mM  fUiekteiiig  m,t  dem  eben 
imprpekemem  «mmc.  gawiaaenafall  belegt,  m  dcaera  badem- 
tungmtw^mng  dm»  /em.  in  nmaämm  gebrmmtlk»ridkhimgem 
rimgrei/t. 

1)  /Ür  den  iUertn  gebrmuek  deekt  tunäektt  die  abgrtn- 
aung  der  btiiem  büäungen  gegen  einamder  cmcA  unter 
»ekiede  ien  gebrmvek  dar  asiim  auf.  die  »%eh  erM  bet 
»pätertr  mmndktrumg  4m  /am.  em  da»  tnaet.  wieder  rar 
«nadUw.  dnm  dm»  aiaae.  tat  nm  kmuae  mua  mteMr  at^dm 
flural,  unaer /am.  melden  etngutar  tmgaaekmUfrn. 

m)  Tobiaa  eonadantioaus.  das  ist :  tbaolofiacber  bencht 
und  anlwort.  auff  die  .  .  .  hochnOUfa  tawiae^na  frage. 
waa  zu  halten  und  zu  gewarten  acl.  wann  atear  »tjMit 
einwohncr.  dem  auff  dem  lande  .  ..  gcaamlclaa  raub, 
von  Soldaten  .  .  .  kauffen  und  parttaran?  .  .  .  durch 
AuNui.iii'M  Mkki.khim.  .  .  .  Altenburgk  IM»;  tkaolociaelM 
gewissens  frage,  von  der  abeolution  und  oonuniuik«  dar 
feinde  des  Vaterlandes  I&44:  gewisacns  und  friedrna-frafa : 
ob  ein  zuhArer.  der  ein  glied  der  rrfonnirten  kircban 
ist.  und  sich  zu  ihrem  glauben  bekennet  und  gehallcn. 
nunmehr  aber  in  lulberiscbem  lande  und  Wrffht  MffMlIt. 
ohn  Verletzung  seines  gewissens  zur  liilhiiibiiMa  iln  han 
treten  .  .  .  kAnne  ita?:  hoohanfale(ana  and  MaalMio  tM- 
fkitig  bestrittene  gewiaaana  (rage,  nawHah;  ob  jcnuuid 
seines  verstort>enen  weihe*  Schwester  ...  in  wiadcrtioller 
che  zu  heuraten  berechtiget?  t)rumcJtfurt  u.  Leiftig  i*a. 

b)  die  »ituation,  «t^  die  aiak  der  »meHe  «M^fwai/ton*- 
tkril  mit  »einer  beaemderen  ledmtU9§  «MML  mrUamt  mekr 
unm  menr  ost  mar  fteemugemamai^tmg  sas  geeermtmteameeeme 
und  «•  aeUt  mii  di'eseai  mmA  dia  mnmShtmng  an  A  Min»- 
tung  ran  geuiateiuffmUaim:  allkba  noUiwandiga  gawkatna 
fragen,  so  stratiolen  und  andern,  dia  Ton  jhnen  dapan- 
diren.  n<ler  mit  jhnen  fonTorairan,  Totanhallen. 
die  Soldaten  wenig  nach  dem  gewtaaan  fii^an  . 
erscheineis  die  notdurffl  zu  sein.  atlklM 
special  fragen  der  heutigen  soidateaca  in  jhre  gawiaaaa 
ao  schieben  A.  Mknokkiko  krieg»  Mial.  der  »atdatm- 
ie*^ei  aea;  in  anschung  dessen  hat  ein  gottaaaUfW 
nofdiaekar  pradlfw  .  .  .  niht  umbbin  grkAnnt.  diaaata|w> 
wirlifan  gaVriaaana  frat***  ***  puhlicuan  <A.  \ .  FNAMcncit- 
BKRo)  ciaift  fomimmafrttmi»  mmd  ßrm§m.  die  man  lAai 
»etbet  und  mndtt  a  tarlagem  kimma  iÄmuleTdam  lan)  ».  s. 
Michael  Freund,  gewissensfragen  oder  berieht  Ton  zauberet 
and  sauberem  fVItft.  m.  Af.  l<;i;  nur  dleaea  kan  mit 
stillschweigen  nicht  ttbarphan.  daas  dia  in  diisim  nOts- 
lichen  buche  Torgeatallta  gawiaaensfiaga«  md  mftU« 
ao  sinnreich  ausgefOhret  and  so  stattlich  erkttrel, 
daas  kein  zweifei.  es  werde  hieraus  ein  im  gewiaatn 
geAngatigtea  herz  sich  .  .  .  erbaoan  tardauleeihing  sau 
W.  Punaiwa  getii»»in»piag»l  (HrfauMdf  MM)  tarvadr,-  fi- 
wisacnafragan.  Tennehrt,  arttrtatf  nun  nataan  darCkrMan 
Bmmburg  1771. 

c)  in  den  bueiiungam  «m  asuyang  dsa  iS.  Jmkrhundarta 
mrd  die  kedtu tu ngagemeineekn/t  beider  esayseilis  briU  durtik 
die  btgr^ßhitatimmmng  keiiaigikebtn,  teä»  durtk  die  rar 

3M* 


6315 


GEWISSENSFRAGE 


Wissensfrage  erscheint,  clasz  das  fem.  hier  noch  immer  meist 
im  Singular  angeführt  uird,  ist  nicht  auffallend,  weil  es  dem 
natürlichen  zusammenhange  der  rede  entrissen  ist.  wie  die 
gleichen  huchtmgen  auch  das  masc.  gevvissensfall  vor- 
iviegend  im  Singular  einfüliren ,  vgl.:  die  gewissensfrage,  ein 
gewissensfall,  sofern  er  als  eine  frage  betrachtet  wird 
Adelung  2,  670;  gewissensfrage  v.  gewissensfall  Rondeau 
2  Uu*";  question  or  case  of  con.fcience  Hilpert  2,  1,  465<=; 
eine  gewissensfrage  auflösen,  resondere  un  cas  de  conscience 
Schwan  1, 848;  -lösen,  to  resolve  a  case  of  conscience 
Hilpert  2,  l,  465" ;  dagegen  vgl. :  einer,  der  gewissensfragen 
löst,  a  casuist,  ebenda. 

2)  der  neuere  gebrauch  lüszt  diese  bedeutungsgemein- 
schaft  von  gewissensfrage  und  gewissensfall  nicht  ganz 
schwinden,  und  bietet  hierbei  auch  einige  belege  für  den 
plural.  den  Schwerpunkt  aber  legt  er  auf  Verwendungen, 
die  die  besonderheit  des  zweiten  compositionstheils  zur 
geltung  bringen,  wobei  die  heutigen  Verbindungen  einer 
neueren  bedeutung.irichtiing  folgen,  die  sich  von  dem  begriff 
gewissensfall  ganz  entfernt. 

a)  casuistik  .  .  .  diejenige  behandlungsweise  der 
moraltheologie  oder  vielmehr  des  präceptiven  theiles 
derselben,  welche  dahin  zielt,  die  allgemeinen  sitten- 
gesetze  auf  concrete  praktische  fälle  anzuwenden  und 
die  lösung  der  in  letzteren  sich  ergebenden  gewissens- 
fragen herbeizuführen  Wetzer  u.  Welte  2^,  2035 ;  die 
neuere  evangel.  theologie  hat  auch  vermöge  ihrer  ein- 
sieht in  die  Individualisierung  des  Sittengesetzes  die  Un- 
möglichkeit erkannt,  für  alle  gleichmäszig  gültige  auf- 
lösungen  von  gewissensfragen  zu  geben,  und  die  li{asuistik) 
daher  allgemein  beseitigt  Herzog's  realencykl.  f.  protest. 
theol.  10^,  121 ;  „was  teufel  gehen  dich  meine  Verhältnisse 
an?  ich  bin  bisher  noch  immer  ohne  beichtvater  fertig 
geworden  und  habe  meine  handlungen  vor  mir  selbst 
vertreten"  .  .  .  (Leonhard:)  ,,ich  bin  sonst  der  letzte,  der 
sich  in  gewissensfragen  mischt"  P.  Heyse  (neue  m.oral. 
nov.:  ein  abenteuer)  H,  4,  s.  250;  die  Situation  war  nicht 
so  klar  in  allen  rechts-  und  gewissensfragen  wie  anfangs 
märz  1848  BiSMARCK  ged.  u.  erinn.  (3)  l,  61;  jedenfalls  ist 
diese  Voraussetzung  eine  gewissensfrage,  über  die  sich 
nichts  entscheiden  läszt  K.  Gutzkow  briefe  aus  Paris 
1,  118;  dabei  kann  man  nicht  einmal  sagen,  dasz  die 
verschiedenen  wege  der  fractionen  auf  dem  politischen 
kampfplatz  durch  Verschiedenheit  der  politischen  grund- 
sätze  und  Überzeugungen  in  jedem  einzelnen  zu  einer 
gewissensfrage  und  nothwendigkeit  wurden  Bismargk 
ged.  u.  erinn.  (25)  2,  159. 

b)  Gregor  der  grosze  .  .  .  sandte  ihn  dahin,  entschied 
seine  gewissensfragen,  und  machte  ihn  zum  ersten  erz- 
bischof  dieser  glücklichen  insel  Hefider  (ideen  4,  18), 
14,373;  aus  mangel  an  hinlänglicher  bekanntschaft  mit 
der  hiesigen  clerisei  nehme  ich  mir,  mein  weltlicher  freund, 
die  freiheit,  ihnen  eine  gewissensfrage  vorzulegen,  die 
eigentlich  für  oder  vor  jene  gehörte  G.  Chr.  Lichten- 
berg br.  2,  286  Leitzm.  Schüdd. :  von  gelehrsamkeit  und 
erfahrung  .  .  brauchte  ich  dermalen  nur  einen  sehr  kleinen 
theil  .  .  .  um  die  einzige  noch  übrige  gewissensfrage  des 
frommen  kindes  zu  beantworten  Thümmel  (reise  ...  2) 
2  (18.53),  164 ;  ähnlich  2,  166;  dazu  vgl.  die  Übertragung: 
dank  ihnen,  lieber  freund,  für  das  Interesse,  mit  dem 
sie  meine  aesthetische  gewissensfrage  mir  beantwortet 
haben  Schiller  (an  Htunholdt)  briefe  i,  29^;  vgl.:  ge- 
wissensfrage, eine  frage  auf  das  gewissen,  die  man  nach 
seinem  gewissen  beantworten  soll  Campe  2,  367»; 

jjewissensfrage : 
machte  der  künstler  ein  bild,  und  wüszte,  es  dauere  ewig, 
aber  ein  einziger  zu?,  tief,  wie  kein  andrer,  versteckt 
werde  von  keinem  erkannt  der  jetz'gen  und  künftigen  menschen, 
bis  an's  ende  der  zeit,  glaubt  ihr,  er  liesze  ihn  weg? 

Hebbel  (gedickte)  6,  346; 

c)  aus  solcher  betonung  der  fragestellung  in  angelegen- 
heiten,  die  der  befragte  in  innerem  kämpfe  mit  sich 
selbst  erledigt,  erwächst  die  neuere  engere  bedeutung  einer 
geicayten  —  unter  umständen  unziemlichen  —  frage,  wobei 
der  einflnsz  des  ersten  compositiotistheils  auf  die  bedeutung 
des  ganzen  mehr  und  mehr  abgelenkt  wird. 

«)  und  nun  musz  ich  eine  gewissensfrage  an  sie  thun, 
liebster  freund,  hat  ihnen  Merck  gesagt,  dasz  ich  nicht 
mehr  so  offen  gegen   ihn   bin,   wie  sonst,  weil  sie  mich 


GEWISSENSFREI  — GEWISSENSFREIHEIT  6316 

so  und  gefällig  schmeichelnd  baten,  es  gegen  ihn  zu 
sein?  brauchen  sie  wieder  list,  böser,  und  sagen  mir 
die  Wahrheit  nicht?  Caroline  an  Herder(\ii2)  s.  aus 
Herders  nachlasz  3,  215;  sind  denn  die  gesänge  schlecht? 
wer  wird  gleich  solche  gewissensfragen  thun!  Göthe 
(an  Friederike  Oeser  13,  2,  1769)  briefe  1,  196;  haben  sie 
niemals  daran  gedacht,  sich  wieder  zu  verheiraten? 
.  .  .  nun  warhaftig,  sagte  er,  du  tu.st  seltsame  gewissens- 
fragen P.  Heyse  (im  grafenschlosz)  II,  7,  s.  170;  eine  ge- 
wissensfrage wollt'  ich  an  sie  richten  .  .  .  lieben  sie 
meinen  bruder?  Kotzerue  (der  vielwisser  3,  4)36,250; 
sie  glauben  doch  nicht  mehr  an  teufel  und  engel, 
fräulein  .  .  .  das  mädchen,  aus  ihrer  harmlosigkeit  auf- 
geschreckt, hatte  nicht  gleich  eine  antwort  auf  diese 
gewissensfrage  P.  Heyse  (Judith  Stern)  II,  9,  s.  61 ;  und 
fragte:  was  ich  eigentlich  studierte,  eigentlich!  ich 
weisz  nicht,  wie  es  kam,  dasz  mir  dieses  harmlose  wort 
aus  diesem  munde  wie  eine  gewissensfrage  klang  P.  Heyse 
(das  ding  an  sich)  II,  9,  s.  118. 

ß)  nun  noch  eine  gewissensfrage.  was  rathet  ihr  mir? 
soll  ich  mich  unter  die  freimaurer  aufnehmen  lassen? 
GoECKiNGK  (an  Bürger)  bei  Strodtmann  2,  81;  aber 
Felix,  nun  noch  eine  gewissensfrage  über  Isidoren 
Clemens  Brentano  Valeria  (literaturdenkmale  105/107, 19); 
'und  wenn  ich  ihnen  damals  gesagt  hätte,  was  vorgestern 
abend  .  .  .  aus  mir  herausbrach,  was  hätten  sie  geant 
wortet,  Eugenie'?  'das  ist  eine  gewissensfrage,  mein 
freund',  versetzte  sie  mit  leichtem  ton  P.  Heyse  (moral. 
nov.:  anfang  u.  ende)  II,  3,  s.  239;  'und  hast  mich  doch 
noch  lieb  wie  sonst  —  lieber  als  alle  menschen  —  nicht, 
Schwesterchen?'  sie  stand  rasch  auf,  ihr  gesiebt  war 
plötzlich  von  dunkler  röte  übergössen,  'solche  gewissens- 
fragen, bruder'  — !  sagte  sie  (gesch.  aus  Italien:  donna 
Lionarda)  II,  il,  s.  189. 

GEWISSENSFREI,  GEWISSENFREI,  adjectiv,  gleich- 
zeitig mit  dem  viel  gebraxichten  Substantiv  (s.  gewissens- 
freiheit)  bezeugt  und  im,  gegensatz  zu  diesem  nur  selten 
beobachtet,  die  verioendungen,  die  in  den  entscheidenden 
punkten  von  diesem  abweichen,  stimmen  dafür  m,it  den 
lockeren  formen  der  Verbindung  des  adjectivs  eng  überein. 

1)  die  beziehung  auf  eine  übergeordnete  instanz,  die  beim 
gebrauch  des  Substantivs  zunächst  wesentlich  ist,  ßndet 
beim  adjectiv  wenig  Spielraum,  höchstens  mündet  dessen 
vereinzelte  Verknüpfung  mit  einem  unpersönlichen  stibstantiv 
hierein:  gewissensfreie  kirchensachen,  adiaphora  Stieler 
558;  vgl.  dazu  Luther  l  Corr.  10,  29  s.  oben  sp.  6274. 

2)  dagegen  wurzelt  im  adjectivgebrauche  eine  auffassung, 
die  beim  Substantiv  erst  in  der  neueren  entwicklung  durch- 
bricht, der  himveis  auf  die  innere  Veranlagung  des  geivissens- 
trägers:  gewissensfrei,  securus  in  conscientia  Stieler 
5.58;  ebenso  Matthiae  2,  181 '•;  Kirsch  2,  152»:  war  dagegen 
auch  nur  einer  der  parten  'antiduellant'.  oder  gewissens- 
freier, so  durfte  nur  auf  eine  mündliche  ehrenerklärung 
erkannt  werden  M.  Boehm  Dorpater  studentendeutsch  s. 
z.  d.  allg.  dtsch.  Sprachvereins  19,  69;  vgl.  ein  frei  gewissen 
(Opitz)  *25.  6274;  ins  gefühl,  in  der  bürgerlichen  weit  nur 
in  einer  ganz  ehrlichen  und  gewissenfreien  ehe  glücklich 
sein  zu  können  G.  Keller  (letite  v.  Seldicyla  l)  4,  150;  vgl. 
ein   frei    gewizzen    und    ein    rein    sei    (meister  Eckart) 

5.  sp.  6237. 

GEWISSENSFREIHEIT/.,  ivie  das  adjectiv  erst  zu  ende 
des  il.jahrh.  beilegt,  doch  in  bildung  und  entwicklung  von 
diesem  nicht  beeinfluszt.  vielmehr  weist  es  auf  fremd- 
sprachliches Vorbild,  den  ersten  anhaltspunkt  gehen  die 
edicte  Heinrichs  IV  von  Frankreich,  die  den  religions- 
kämpfen  in  diesem  lande  ein  ende  machten :  les  supplications 
&  remonstrances,  qui  nous  ont  estö  faites  par  nos  sujets 
.  .  .  sur  ce  qu'ils  de'sireroyent  .  .  .  pour  l'exercice  de 
leurdite  religion,  la  libertö  de  leurs  consciences  et  la 
seuret6  de  leurs  personnes  edict  v.  april  1598  vorr.  (recueil 
des  ediets  de  pacißcation  .  .  .  1626)  272.  noch  näher  führt 
der  vertrag  des  herzogs  v.  Rohan  mit  dem  könig  Philipp 
IV.  V.  Spanien,  der  für  einen  etivaigen  sieg  der  Huge- 
notten die  sicher.^tellung  der  französischen  katholiken  be 
zweckte:  promet  en  outre  ledit  sieur  de  Rohan  de  maintenir 

6.  donner  pleine  et  entiöre  libertö  de  conscience  (Mercure 
de  France  15,  455).  in  beiden  fällen  baut  sich  der  begriff 
des  compositum^  auf  dem   äuszeren   Verhältnisse   auf,    in 


6317 


GKWISSKNSFHRIHRIT 


GEWISSKNSFHKIHKIT 


6318 


dem  der  yetri»»fnjtträger  an  eine  miirhliyr«  tf 
bunden  int.  in  der  deuttthen  rrJ'ormationab0mtgun§  mtr 
dieaa  ätt^tere  mommt  hinter  der  innerliehJuit  dm  gtwJSMH»- 
drangen  ganz  zurückgetreten,  e»  knm  trat  im  dtn  aUtat»- 
rechtlichen  umirillzungen  um  die  mitta  4a»  \%,  jtkrkundmia 
zum  durehfinich.  ohne  ein  genugemäaa  aprmMJakaa  mtta 
druekmittel  zu  ßnden:  lo  aullciii  die  IlAyMrI.  m»^.,  »Ir, 
auch  ohurfümten,  fUniten  und  ■Und«  des  b.  reiobs. 
küinon  rIiiikI  den  reich«,  von  wedtsn  der  aofMOfflMbwi 
oonfeflHion,  iiikI  denielbiiten  lehr,  relifion,  mM  llmbwn 
halt),  mit  der  that  gewHillsrnr  wein  ObMltebWI,  b« 
Bchiiiligon,  veniewaltiKcn ,  oder  in  aador*  wef«  wider 
sein  oonsnientz,  wiiaen  und  willen,  von  dtoMr  «Ufa- 
durgisohen  oonfeHiioni  retigiun.  glauben,  kifohenge- 
brauchen,  Ordnungen  und  oeremonien  .  .  •  bringen  .  . . 
sondern  hei  «nlrlier  roligion.  glauben.  kirrhengchriiucbMl 
.  .  .  auch  ihren  haab,  gUtern  .  .  .  ruhlglich  und  (riedlleh 
bleiben  lassen  rttd^atagtühaehieä  v.  ia&&  §  tft.  «on  Amt  mm 
tr<ir  eine  tuaamman$aia»m§  mit  rvligion  rorhanitai.  und 
in  der  tat  ernchian  SM  klfinn  dea  I7.  jahrhundaH»  ntitn 
loseren  vrrbindungan  ma  freisteliung  der  wahren  rtllglon, 
frrihcil  der  rcligion  ai««A  daa  eompoaitum,  daa  Aswls  m'srfsr 
f/oden  gateinnt:  die  asseouration  der  religion«IMb«it 
relation  von  Böhmiarhen  aaeMen  (law)  a.  IS.  atanäelkat 
wurde  dieae  entunektung  jedoch  untarbundan  in  den  inatru- 
mettttn  dea  Wtatpküliackan  friedana  tritt  gleiehzeitig  mit 
der  lateiniae/ten  formal  {aolva  ibidam  e%\fu»q%M  aonaeianHaa 
lHjartate  art.  7^1)  au«A  unaara  naua  präfung  «n  taf*.  6md«» 
tcohl  nicht  ohne  franiöaiehan  ei>\ftuaa.  nahen :  soll  auch 
keinem  theil,  des  anderen  an  seiner  religions  ubung  .  . . 
zu  deturbircn  erlaubet  sein,  sondern  die  bUrger  sollen 
.  .  .  freier  genies/.iiiig  ihrer  rviigion  vnd  gUteren  .  .  .  sich 
gebrauchen  abtiruck  dea  inatrumentum  pacta  16M  X.  no  11 ; 
vgl.:  dasz  was  rechtens,  oder  brneficii  .  .  .  den  anderen 
.  .  .  reiolis  ständen  gönnen  .  .  .  solches  den  jenen  ständen 
gegönnet  .  .  .  sei,  welche  reforniirte  genennet  werden, 
doch  allzeit  mit  salvirung  der  ständen,  die  man  Pro- 
testanten nennet  .  .  .  auch  mit  erhaltung  eines  jederen 
gowissens  froiheit  VII.  nieJit  alao  ein  innartr  auatand 
dea  ifeieinsena,  irie  er  in  den  Verbindungen  daa  M(^/ir« 
(«.  freies  gewissen,  a.  gewissensfrei)  gekennaaidtnat  leird. 
aoll  mit  dieser  gewissensfreiheit  arfaaU  aamrdun,  Mndam 
dir  yeltendmuchung  von  getrinarnartektm  nuck  MtMMI,  und 
zwar  zunäcJtat  im  verkältniaa  der  raicMaatänä»  umitr  mm- 
ander  und  gegenüber  dam  reiehaoherhuupta.  m  dan  Vorbe- 
dingungen daa  dautaehan  eony^oaihima  iat  diaaar  bedautunga- 
geholt  trenig  rorltereitet,  im  gebrouek  dar  wenig  belegten 
lateinischen  formet  liberUu  eonaeiantiaa  ebet^'alla  nieJU.  die 
in  der  philosophischen  ajn-aehe  dea  BoKTlilUS  (vy{.  oban 
ap.  ASSa)  mit  der  hexiehung  attf  den  inneren  atand  daa  ge- 
wiaaena  gebrattcht  mrd,  aber  für  daa  dautaeka  gawiaMn 
hatte  aieh  oben  («.  ap.  6S44)  tu  Sttartm  ^lld^^ll^Wl^  dock 
angate  beriihrftng  mit  dem  tat.  religio  Uftbam,  4mm  kommt, 
dasx  der  eontrastbegriff  :u  unaeram  tomifoaihkm  im  ge 
wissenszwHHg  (,«.  d.)  schon  tu  begiamda»  iH.jaJkrh.  aprach 
liehen  ausdruek  gefunden  haÜa  und  daaa  vaat  diaaam 
aua  durch  die  kraft  des  geganaataaa  athan  dia  habet  fltr 
eine  entsprechende  wortachüpfung  bereit  lagen,  eha  der 
franzim.irhe  eit\/iust  sich  geltend  machte. 

1)  seitdem  hat  aidt  die  bildung  raaeh  eingabilrgart  und 
bei  ihrer  beachränkting  attf  das  äuaxere  cerhältnia  dea  ge 
wis.tenstrügers  ztt  einer  üliergrord arten  inatani.  von  der 
er  (oleran:  fordet,  erweitert  sie  mehr  und  mehr  den  kreia 
drr  bevorrechteten.  :uniichat  sind  es  staat.rrerhtliehe  cor 
porationen,  vor  allem  die  reirh,^.^tände,  dia  mit  dieser  frei- 
heit  begabt  sind,  allmählich  aber  treten  —  almrk  unter 
dem  eit\flus.^  englischer  anschauungen  und  daa  von  LocRK 
geformten  begriffe»  der  toleranz  —  die  eimttnen  unter 
thaiirn,  tritt  der  menach  ala  individuum  an  die  atelte. 

a)  .ja  vir  {könig  Karl)  werden  es  an  unserm  teile,  unser« 
bewilliitunjc  /u  dieser  zulas/ung  der  gewissens-freiheit  oder 
dergleichen  Verordnung  der  reichsglieder  so  geb«n  .  .  . 
nienuilils  ermangeln  laszen  Zgsrn  rerachmtlhefe ,  doch 
triedrr  erhiihete  majestäht  24A;  wenn  man  zusage  der  ge- 
Wissensfreiheit  gethan.  werden  andere  landgegenden  ihnen 
zufallen  PnAKnimi's  zodiaata  ytercurialis  lo*;  wiewol  er 
{Cromicel)  seine  list  meisterlich,  unter  dem  fUrwand  der 
gcwissensfreiheit ,    zu  verstecken  wissen   Er.  Francisci 


tuatite  aelunttükm  (t.  »M.  Mt:  on<l  woher  ial  da*  kMn« 
llolliind.  f«  «tear  m  woadtrvOrdigen  naelit  frinaft. 
nia  v«U  m  allan  Y6ilMai  dar  weit  dt«  iiM«liiti>nr>  §•• 
wlaa«M(MlMU  «rlMibaif  OonrraciiKM  (».  4,  9mHlmrtUtkm 
raligiamm^)  fw.  rtim  (I94t)  M?;  all«  mahla,  walek«  dar 
laUlar« {/dar  me\mtM$lvi^ Uudetfha  11)  daa 
bewillift«.  kamen  nur  den  sUnden,  niebt 
Ihanen  tu  gat«,  und  bioes  für  die  untertba— 
lieber  linder  halte  man  eine  sebwankrnd« 
freibeit  aasbedungen  Scmii.i.kn  {dreut  jähr  kria§  1)1^0: 
den  Protestanten  aber  ward  vftilige  gewiiswuliwllnit 
zugesiebert  8Toi.nKNO  (rt^tn  DeutMchtmnd  .  . .  IH  IrtfO 
6,  no. 

*)  g»wtoa— ■  fcaibiH,  Ist  dmm  fawbMMiazwang  entgegen 
laaalat.  und  baatahat  darlmtan.  daas  aiiia  wvliUcb«  obrig 
kalt  einem  leden  sein  gewtiaana  taeht.  daa  tot  In  gawlaeeni 
aaoben  naoh  seinem  gewtoaa«  *a  bandato.  OBfakrtnekl 
laase  J.  U.  Waixh  philaa.  tarn.  i*.  lata;  abamao  HOanan  r,* 
dmau  vgl.  aehon  ■  mutenomüm  relifionia.  fratotallang  der 
religion.  fawtoaaoa  freibeit  derer  ontartbanen.  die  durrh 
den  religkNUfriadan  und  andere  lalehssatzungen  etnge 
führte  frelsteliong  der  rellgkMia»  aad  gevueeasfreihnt 
Zkih.rh  t,  »71:  die  tawtoaaaafMbaH  wladar  baiiaalellt . . 
Hkhdkm  imnirittaprad.  iM7)ti. «:  aarinawt  «far  alnd  in 
einem  lande  geboren  und  erzogen,  wo  vollkoauBaa« 
gewissensfreiheil  bemcbt  GAthr  {Philipp  Hmthaet:  kar- 
dinal Fallavieini)  SJ.  IM;  er  {dar  a.  mrt  dar  emnatitu 
tion)  verheiszt  jedem  bewohner  Helvetiena  die  anein 
gesobrinkteete  gewiasensfreibeit  proUmwuztton  r.  iTaa.  a. 
aktan  d.  halvat.  republ.  t,  Ui :  die  gewissensfreibelt  ist  an 
eiBfeeebrtnkt  {Ut  libarU  da  eonaeianaa  aat  iüimMai  var 
fkajumg  v.  17M  abdm  i,  aaa:  recbtmieei^eU  ...  dar  tolaraas 
und  gewissensfreibeit  (buekiHal)  Bmmkurg  ITM:  aber  §»• 
Wissensfreiheit  und  toleraas  (kuaktUat)  MHtmatar  MM; 
dulde  jeden  menscbea  neben  dir  in  seinem  giaabe«  . . . 
und  Terstatte  ihm  die  gewissensfreibeit.  die  da  für  dieb 
selbst  verlangst  F.  Q.  LOmike  über  totermna  und  ge 
tviaaenafrriheit  {Bariin  1774)  rorr.  a.  17  ebenae  a.  |>:  jMem 
einwohner  im  Staate  musz  eine  vollkommene  glaubrns 
and  gewissensfreibeit  gestattet  werden,  niemand  ist 
schuldig,  über  seine  privalmeinungen  in  religionaaarhtn 
Vorschriften  vom  ataal«  ansonebmen;  altgem.  prtufi 
landrecht  II.  11  §  t.  ein  gioaear  Vorzug  der  neuerrn 
•laatsverfassungea  tat  di«  MfontUcbe  aa«rkennung  des 
persönlichen  glanbeaa  md  taeriaaaBif>alha<t  M.  AacMsn- 
BHKN N KU  l&sung  d.  midtntrmi»  dm  paHi»  kii lAsi^aaliwi. 
mit  der  glaubensfraümi  {Dmtmatmit  nm)  a.  9;  Uemarh 
versteht  man  unter  gewiaaaaalMheit  OMtelaaa  ...  das 
recht  der  freien  Affentlieban  raHgioiM&bang ...  ala  sa- 
nächst  nicht  eine  innerUeba  vottkoaimenbeit  dea  ge- 
wiaaena  aelbat,  sondern  eia  laaiaree  .  .  .  ii  i  hIeiaililHato 
.  . .  (ifit)  Ton  Staate  gewtbile  aaarkennang  oder  iHÜm^ 
einea  raligiflaaD  bakenntaieaa«  H.Tm.  Simah  dSarfnrtem 
und  dia  gamaaan^freikait  (l«M)  a.  U;  gewissensfreibeit  and 
tolerant  tind  erat  rodgjHeb  geworden,  nachdem  der  pro 
taetantismus  .  .  .  dam  pibetUeben  ab«olatismos  fOr  einen 
teil  Europas  ein  ende  gemacht  halte  Pniatm.  Lazid« 
dar  tdarümahegriff  Lorkm  und  Pa^derjk  (l«oa)  s^tdieii  «. 
feecA.  d.  ttcof.  m.  kirtha  a,  a.  t. 

a)  «m(/SmA  IdaM  dar  namare  gakammik  dam  aptnder  dar  ga- 
^ataaem^^retmatt  mmaar  uatm  vrmgar  mmmttan  turucktrttan. 
»eia  aieh  auch  im  dam  IttdUiafm  andniM^  dia  die  pmamUala 
mit  der  tolermzu  gmr  nMI  Ammm;  lawtoaiifiianiril, 
libertaa  rtligiomia  Jhriat.Rn  MI  {umiar  frHbeit):  eknmo 
Mattiiiar  t.  lai^;  Kirsch  t.  IM*:  gew.-  oder  religiöse- 
frviheit.  beisst  bei  den  Juristen  autonomia  FniacH 
t.  «M^:  tiie  tiiartif  «•  de  «*a<  an«  isaae.  kmhtktmgl. 
lex.  s.  775;  freibeit  dee  gaviaaeaa.  Mntt  da  mmaeiimn 
RoNDKAC  1.  Uu  ♦•:  ScHWAW  I.  7«a»:  Hilpcrt  1. 1  ».  «a*». 
die  gewissensfreibeit.  plur.  tmr..  die  freibeit.  narb  dem 
voriiergebaadea  geviaaaa  aa  bandala,  beaonders  in  sachrn. 
waldia  dia  laUtiaa  batraffM,  dia  religion.«freiheit 
AnRi.rwoa,  fMsi.  a.  «aa  diisaa 
mit  rttigiam  vdar  ean/kwiaa  «ssrd  dte 
den  littrrmriaakm  heügam  amkdUmimanäaaig 
die  tmtadehliche  entKuklumg  dm  getrmuehm /Uial  miar  dach 
dmrUker  hiztmua.  mia  nmmamtick  die  hagviß^kaadmmmngin 
und  AneksMiMa  a(i/*jiAi(eeeaAseeAcr  atsfe  acMni  a.  w.  fS). 


6319 


GEWISSENSFREIHEIT 


a)  ob  die  religion.  und  gewissensfreiheit,  mit  dem 
Schwert  zu  verfechten,  oder  nicht  M.  Zeili.kr  episieln 
.  .  .V.  polit.  .  .  .  materien  (471)  5,  457;  ohne  aus  staat, 
religion  und  gewissensfreiheit  drei  moralische  wesen  oder 
Personen  zu  dichten  .  .  .  sind  staat,  religion  und  ge- 
wissensfreiheit zuvörderst  drei  Wörter  .  .  .  Hamann  (Gol- 
f/atha  u.  Rhabl.)  7,  21 ;  ich  würde  für  die  denk-,  press- 
"und  gewissensfreiheit  mein  ganzes  vermögen  hingeben 
akten  der  helvet.  republ.  2,  22  (1798);  zwölf  bisthümer  sollten 
in  den  burgundischen  landen  eingerichtet  werden,  damit 
er  (Philipp)  das  ganze  besser  zügelte  .  .  .  alles  dies  sollte 
auf  kosten  der  ständischen  Verfassung  und  der  gewissens- 
freiheit durchgesetzt  und  eingerichtet  werden  E.  M.Arndt 
ansicMen  und  aussichten  der  teutschen  gesch.  305;  bleibt 
eingedenk  der  guter,  die  .  .  .  unsere  vorfahren  blutig 
erkämpften:  gewissensfreiheit,  ehre,  Unabhängigkeit, 
handel,  kunstfleisz  und  Wissenschaft  aufruf  Friedrich 
WilhelmsIII  'an  mein  volk'  (17.  3. 1813)  Schles.  priv.  zeitung 
20.3.1813;  jeder  Deutsche  hat  volle  glaubens- und  gewissens- 
freiheit art.  3  §  11  der  grundrechte  s.  berichte  d.  Frankfurter 
nö<. -i^ers.  (3)  1632;  und  zugleich  neben  der  berechtigten 
Selbständigkeit  der  kirchen-  und  religionsgemeinschaften 
die  glaubens-  und  gewissensfreiheit  der  einzelnen  zu 
schützen    Bismarck   {im    landtage   27.   11.  I87l)  5,  218/,- 

b)  das  auch  satanisch  fein  —  die  geister  uns 
bestrickend  —  uns  das  höchste  aller  guter, 
gewissensfreiheit  auch  uns  rauben  will ! 

Z.  Werner  Luther  (4, 1)  226 ; 

innere  gewissensfeiheit  .  .  ist  denkfreiheit;  angewandt  auf 
religiöse  gesetze,  wenn  die  anordnungen  über  die  ge- 
wissensfreiheit treffen,  {müssen  ivir)  darunter  eine  äuszere 
gewissensfreiheit  verstehen  G.  Th.  ß.  v.  Lindk  staats- 
kirche,  gewissensfreiheit  {Mainz  1845)  s.  1 ;  es  ist  die  Vor- 
stellung vollkommener  gewissensfreiheit  .  .  der  freiheit 
des  gewissens  von  jedem  subjektiven  wie  objektiven 
zwange  C.  Boruttau  gedanken  über  geicissensfreiheit  (1867) 
8.  16 ;  so  wendet  Lockk  .  .  nur  den  eine?i  gedanken  der 
persönlichen  gewissensfreiheit  hin  und  her,  die  andere 
Seite  der  frage,  das  recht  des  Staates  berührt  er  ebenso 
wenig  wie  Bayle.  Trkitsguke  {Samuel  Pufendorf)  hist. 
polit.  aufsätze  4,  283.  ich  nahm  für  mich  selbst  die  volle 
gewissensfreiheit  in  anspruch,  die  ich  auch  meiner  braut 
gewähren  wollte,  was  die  kinder  betraf,  so  sollte  die 
mutter  darüber  entscheiden,  bis  sie  selbst  in  der  frage 
über  ihr  Seelenheil  eine  stimme  haben  würden  P.  Heysk 
{ital.  nov.  i:  Beatrice)  11,1.5.329;  lasset  jedem  die  ge- 
wissensfreiheit, welche  die  philosophische  duldung  des 
Jahrhunderts  und  besonders  die  Constitution  der  .  .  . 
republik  allen  bürgern  zusagt  akten  der  helvet.  republ. 
2,  233  (1798) ;  die  gewissensfreiheit  soll  nicht  nur  unge- 
kränkt bleiben,  sondern  die  religion  und  die  gottesdienste 
unserer  välcr  geschützt  und  geehrt  werden  Schweizer 
Proklamation  v.  1800  s.  akten  der  helvet.  republ.  6,  44  (im,  frz. 
text:  la  liberte  de  conscience). 

c)  in  Zusammenhang  damit  steht,  dasz  für  das  Ver- 
hältnis des  gewissenstrügers  zu  den  äuszeren  gewalten  mehr 
und  m.ehr  concurrenzforme7i  in  gebrauch  kommen :  glaubens- 
und  gewissensfreiheit  F.  G.  Lüutke  236  u.  a.,  freiheit  in 
glaubenssachen  ».226;  gedanken  über  die  toleranz,  d.i. 
über  glaubens-  und  gewissenfreiheit.  Verdeutschung  von 
LocKKS  episfola  de  tolerantia  (1827)  21  (de  mutuo  inter 
Christianos  tolerantia) ;  nur  von  gewissensfreiheit,  nicht 
von  glaubensfreiheit  war  die  rede  C.  Bohuttau  gedanken 
übe}-  gewisseji.ifreiheit  s.  62 ;  zur  religionsfreiheit  (s.  o)  vgl.  : 
über  religions-  und  kirchenfreiheit  von  J.  H.  M.  Ernesti 
(buchtitel)  1817;  religionsfreiheit  F.  P.  Stahl  über  christl. 
toleranz  (1855)  a.  173;  in  den  reichstagsverhandlungen  der 
Session  I909'l0  unirde  bei  der  debatte  über  den  sogenannten 
tolernnzantrag  des  centrums  mit  Vorliebe  das  tcort  religions- 
freiheit gebraucht,  gewissenfreiheit  mir  vereinzelt. 

3)  diese  begünstigung  der  concurrenzformen  hat  auch 
darin  seinen  grund,  dasz  das  wort  geicissensfreiheit  immer 
mehr  von  dem  religiösen  gebiet  auf  das  allgemein  sittliche 
gebiet  hinübergreift,  so  dasz  es  den  alten  engeren  begriff  nicht 
mehr  für  jedes  bedürfnis  deckt:  wer  denk-,  gewissens- 
und  religionsfreiheit  dem  menschen  raubt  Ernksti  ,9.15; 
in  der  forderung  der  'gewissensfreiheit'  ist  die  negation 
jeder  heteronomie  betont,  also  indircct  die  selbstgesetz- 


GEWISSENSFREUDE-GEWISSENSGERICHT  6320 

gebung  ausgesprochen  .  .  .  der  ausdruck  'freies  gewissen' 
hat  .  .  .  für  die  bestimmung  der  sittlichen  principien 
einen  bloss  begrenzenden ,  falsches  ausschliessenden, 
d.  h.  negativen  werth  E.  v.  Hartmann  2-  (das  sittliche  be- 
tvtcsstsein)  9b;  gewissensfreiheit  ist  das  recht  des  men- 
schen, in  seinen  reden  und  handlungcn  seiner  eigenen 
Überzeugung  zu  folgen  Kircunek-Michaelis  phil.  wb.^- 
242.  auf  diesem  rein  sittlichen  gebiete  loird  die  schwer  er- 
kämpfte errungenschaft  neuerdings  am  meisten  auch  tvieder 
bestritten:  preszfreiheit ,  redefreiheit,  gewissensfreiheit, 
alles  unsinn ,  alles  ballast,  von  dem  wir  eher  zu  viel 
als  zu  wenig  haben  Fontane  {Cecile  20)  I,  4  s.  .397.  von 
allen  möglichen  Standpunkten,  oft  in  buntem  durchein- 
ander, redet  und  schreibt  man  heute  über  die  gewissens- 
freiheit, vom  Standpunkte  des  glaubens  und  des  Un- 
glaubens, vom  Standpunkte  der  kirche  und  des  Staates 
.  .  .  von  gewissensfreiheit  reden  selbst  diejenigen,  und 
vielleicht  am  dreistesten,  welche  nicht  an  gott  und  das 
gewissen  glauben  H.  Tu.  Simar  das  getvissen  und  die 
gewlisensfreiheit ;  dazu  vgl.  denkfieiheit,  gedankenfreiheit. 
GEWISSENSFREUDE,/.,  vgl.  gewissensfreude,  gaudium 
bonae  conscientiae  Stiei.er  552  (bei  freude); 

dann  hierinn  wirst  du  finden, 
ein  abschcu  gegen  die  Sünden, 
und  in  traurigkeit, 
eine  gewissens- freud. 
Abr.  a  S.  Clara  ijehab  dich  wohl  (1729)  titelblatt; 

vgl.  gewissensfriede. 

GEWISSENSFREUND,  ».  gewissensrat. 

GEWISSENSFRIEDE,  m.,  vgl.  gewissensfreude:  das 
{L'öm.  5,  ])  ist  der  innerliche  gewissensfriede,  der  nur  ein 
vorschmack  himmlischen  friedens  giebet  J.  B.  Carpzow 
leichenpredigten  (1698)  78;  ja,  der  euserliche  kirchen-fride, 
flöst  sich  allgemach  gar  dem  innerlichen  gewissens-fride 
ein,  und  verkehret  di  arbeit  der  jenigen,  so  streit- 
schrifften  machen  und  lesen,  in  eitele  andacht  und  buss- 
werke BuTSCiiKY  500  sinnen  reiche  reden  no.  306;  vgl. 
A.  Hevekosz,  gewissensfriede  Leipzig  1907. 

GEWISSENSFÜHRER,  *.  gewissensrat. 

GEWISSENSFURCHT,/,  s.  gewissensangst. 

GEWISSENSGEISEL,/.:  viele  jähre  hernach,  als  Jacob 
.  .  .  den  weg  aller  weit  gegangen  war,  wurde  die  ge- 
wissens-geissel,  bei  ihnen  aufs  neue  rege;  dann,  sie 
fürchteten  sich,  und  sprachen:  Joseph  möchte  uns  gram 
sein,  und  vergelten  alle  bosheit,  die  wir  an  ihm  gethan 
haben  Butschky  rosenthal  1096;  vgl.  ja,  es  hat  manchem 
die   geissei,    seines  gewissens  .  .  .  mitgespielet  1097. 

GEWISSENSGEMAHLIN, /.,  r^ri.  gewissensehe:  madame 
de  Maintenon  mit  ihrer  gewöhnlichen  gravit6,  welche 
einen  königlichen  epouse  de  conscience  oder  gewissens- 
gemahlin,  wie  man  concubinen  von  condition  nach  heu- 
tigem stylo  nennet,  sehr  wohl  anstünde  des  träumenden 
Pasquini  staats-phantasien  (1907). 

GEWISSENSGERICHT,  n.,  mit  verschiedenartigen  be- 
ziehungen  beobachtet: 

1)  ganz  allgemein  gehalten  sind  Verwendungen,  wie  das 
Stichwort  gewissensgericht  im  register  zu  Roi.i.enhagens 
froschm£useUr  (1627)  für  die  stelle  .- 

so  setzt  mens  der  vernunfft  sein  Hecht, 

darnach  sie  die  abmessung  rieht. 

lehret  was  gott  und  tugend  sei  .  .  . 

wie  auch  Untugend  tausentf'acht 

gestraffet  wird  durch  gottes  macht     Ff.  3»>; 

in  der  gleichen  richtung  bewegen  sich  die  Verdeutschungen 
des  lateinischen  Vorbildes:  so  lehret  jedoch  der  weltbe- 
rühmte rechisgelehrte  Bartholus,  dasz  dieses  gesatz  in 
dem  gewissensgericht,  oder  in  foro  conscientiae  nicht  statt 
oder  platz  habe  Abele  künstl.  unordn.  (3,  40)  3  (i67l),  274; 
gewissensgericht,  forum  conscientiae,  sive  chori  Stielek 
1557;  gewissensgericht,  das  aus  trieb  des  gewissens,  der 
billigkeit  wegen  niedergesetzt  und  gehalten  wird  Campe 
2,  367*. 

2)  auf  bestimmte  fremdländische  {russische,  englische) 
behörden  weisen  einige  andere  belege;  gewissensgericht,  das, 
ist  in  jeder  Statthalterschaft  der  richterstuhl  wo  Streitig- 
keiten gütlich  vergliclicn,  auch  verbrechen  der  unmün- 
digen, wahnwitzigen  u.  d.  g.,  abgeurtheilt  werden  (Aug. 
WiLH.  Whvva)  idiot.  d.  deutschoi  spräche  in  Lief-  u.  Est- 
land 1»;    dazu  vgl.  schon:  das  gewissensgericht,   oder  das 


6a21  GKWISSKNSOKWICHT-GEWISSKN.SKAIil»F 


GEWISSENSKRANK  -  GEWISSENSMANN    68t3 


frerioht  der  hilligkeit,  itt  eine  behArde,  welche  man  In 
iiidern  reichen  nicht  findet  »taatmurf.  d.  ru*m»ekm  reieM» 

iTVt)  478;  nur  da«  oanzlrigericht  (rourt  of  chnncery) 
^M'lcliCB  oin  gewittern-  cnlor  hilligkeitagwiebl  iat,  nahm 
IS  xiicmt  Über  itich,  den  bekUitten  stt  tttur  fenaueren 
licfülgung  der  im  vertrage  Tertprochwua  sache  aiuu- 
halten  ithe  cwirt  of  ehanetry,  a»  •  MfiH  tf  m»mimta . . .) 
Gahvk  tibert.  V.  Adam  &mith'a  natitmalniilUkiim  (ß,  t,  •) 
4,64;  gewimiBenitgcricbt ,  ecuri  ^  tomttimtM  HilMUT 
2,  1,  4<»". 

8)  dan  numrn  ageuti»  hirrru,  das  frilk  Mrgt  itt,  ftkt 
nicht  über  die  allgemnntrm  trrtrrndiingeH  h*natui :  bat 
er  endlich  einen  kloMtcr  geiitllchen  gefunden  der  in 
sein  begehren  gewilliget  .  .  .  dieser  gewiMene  richter  wäre 
lioni  Wucher  sehr  angenehm  Ann.  a  S.  Ci^ma  fframmatiem 
irli(/iona  oder  geiatl.  fugend  »ehul.  (.lAtW)  Mt ;  ohne  <lir«r« 
wcr<len  sie  in  kurzer  zeit  iirbkdlicher  all  nUtzlirh,  bilden 
borrscher,  aklaven,  heucbler,  aeklen,  aektirer,  klein 
i;ei8ter,  gewiBnensricbter,  aobarfrichler,  allfromme  .  .  . 
l^VAi'KH  (über  yrivaivtritamwU.  tur  «rbmuutt§)  •myn». 
»ehr.  1,  !MW  Orelli. 

UFAVISSKNS(iKWICHT.  ».  gewiMenalaat. 

(iEWlSSKNSCiLAUBK.  m.:  Ich  iterbe  aber  mit  dem  ge- 
gewiKscns  glauben,  bis  an  meinen  tod  keinen  der  mir 
gleichgeHinnten  verlaasen  lu  haben  A.  v.  Humiioi.dt 
an  Vamhiigen  (1M«~!*  in». 

<n'.W18SKNS(;Hi:M).  m..  tmr  im  flural  UobmdUtt, 
tunüchjtt  an  die  Itrdeti tu ng»gtwuim»Amff  mit  gewisaena- 
frage  geknüpft,  trpäter  »tlbaländigtr :  einige  gewisaeni- 
gründe  und  fragen,  die  man  ihm  selbat  und  andern  vo^ 
legen  könne  {buchtittl)  ».  oben  »p.  CSU*,  ao  viele  peraAn- 
liehe  auITurderungen ,  durch  die  wichtigaten  ataala-  und 
gewissenngründe  untentützt,  und  venit&rkt  durch  lUe 
dringendsten  einladuiigen  aus  Deutschland,  muteten  auf 
das  geniüth  eines  fUrsten  {Q%utav  Adolf»)  eindruck 
machen  Sciiii.i.kk  [Mjähr.  krieg,  i.  htich)  H,  1441. 

UKWISSKNSHAHN.  m..  gelegenhnttbüdung :  du  den- 
ckest,  wenn  der  tück  bewiesen  ist,  et  werd  kein  bahn 
darnach  krähen,  womit  wiltu  aber  den  gewissens  hahn 
beschwichtigen,  der  in  dir  krftheti*  Hkinh.  MOi.Lbr  ftiatl. 
erguickttunden  (199)  897. 

GKWISSKNSH AMMER,  m. .' gewiszenahammer,  aHmuiuM 
eonatientiae  Stiki.kh  759  Matthiak  t,  IM*;  Kihhcii  a,iB«*. 

(iKWISStlNSHElLUNU, /.;  gewiszensheilung ,  atdatio. 
jdaeatio  conaeientiae,  v^tlgo  tranquiUaHomentiaÜi  iKt.nnm; 
Matthiak  'J.  itfs*;    Kikrcii  a,  I6)i*;    tfgl.   gewissenskrank. 

(iKWIS.SblNSIIKIKATH. «.  gewiaaenaehe. 

GEWISS i<:^'SHI<lMKER,«». .-  gewlaaanahenker  gebrauchen 
einige  neuere  für  gewissens  swinfer;  es  ist  aber  un 
schicklich  und  zweideutig  zugleich,  wie  leicht  kfinnte 
man  unter  gewisssensbenker  den  veralebn,  der  daa  ge- 
wissen an  den  nagel  hängt  Hkynatzs,  57;  datu  vfL 
Campk,  der  gewissensTOgt  voraehlägt:  der  henker  tfidtet, 
der  vogt  zwingt  i,  s«7*, 

GEWISSINSURRRSCHAFT,  *.  gewisaenazwang. 

(tEWISSENSHÖLLK /.  von  der  gewieaena  hßllen  .  .  . 
dein  eigen  gewissen  ist  deine  bAile.  scbiftfft  daa  ge- 
wissen,  so  dünckt  dich,  da.^z  du  im  himmel  seist;  warbt 
das  gewissen  aufT.  so  merckstu  orstlirb,  daaz  du  in  der 
bHllen  seist  Hkink.  MOllrr  tr^ickatundtn  (M)  14&. 

GEWISSENSHUNI),  «.: 
der  Speer  durchbohrt  ihm  (,Je*v$)  »eine  broal  and  seile, 
SU  stilin  in  unser  den  gewi Mens- band. 

LoHBNNTaiN  fitUlUcktgtdamktm'n. 

GEWISSRNSKAMPF,  m..    im  17.  jakrk.   vtnimuU    lr> 

teugtea,  eint  neurrding."  gebtiiuchlirherr»  ritmpoiritiim.  da» 
meint  im  jtlural  er.<ichrint:  wodurch  er  den  »on.il  gotles 
fürchtipen  und  löblichen  eburfUn:ten  in  seiner  anfecblung 
und  gcwissenskämpfe  nur  zu  confundiren  getrachtet 
der  ungetris.'fenhafte  geiriasenarath  i-orr. 

i)  jede  neue  forschung  in  der  schrifl.  jede  wichtig« 
predigt  über  eine  neue  glaubensfrage  warf  ihn  (I^ther) 
wieder  in  gcwissenskämpfe  G.  Frk"VTA«i  (M/«/er  a.  d. 
derttfchen  Vergangenheit  (i,  i)  19.  184;  der  heilige  Antonius 
stand  nun  wie  angewurzelt  still,  bald  das  junge  weib. 
bald  den  korb  mit  guten  dingen  betrachtend.  ofTenbar 
in  heftigen  gewi^scnskämpfen.  wol>ei  er  sich  verlegen 
hinterm    ohr    kratzte    P.  Hkysk    (Hrtie  «or.:    da»  »thSma 


■fflltmBi4Mi 


IrfM/- 


JCltteAM)  II.  •,  Itt:  daai  dto  «raUa  Xjtktkm 
d««  JaiifMi  ■■Mlinrirtwi 
oder  kfl»hifHgin  lielwlw  . 
den  gewIaaenaklMpiM  MM 

romantik)  II,  I«  •.  M{    4m    HMfMI    WM   4Mi    frtH  HM 

die  n>fchtwüth9iHi>iWMMHMpfi4— wlidwUtorfsfte» 
•lad  te  4w  Mirtip«  Meae  . .  .  «it  etMr  wshrbeit 
oad  vfldea  peeei«  pwelilliltH.  0.  FiirrrAii  (l»Amik  dm 
dvmmm»  t.  tl  14.  tl4. 

t)  und  In  wQalem  ttederttdMB  aufzof  achlea  ii«  hämm 
gewiasenakampf  zu  klmpfen  W.  v.  KOoiuiBti  Jm§tmä 
«TIMM.  (4.  i>  »4«  Natkutiu»;  «•  war  dereelbe  §$wiä$tM 
kämpf,  dieselbe  fehde 
lige  prirstermarht. 
der  kircbe  getrieben  hatte .  .  .  O.  PüKTTAa  (IM  Jfafty) 
n .  n6.     daru  vfi.  • 

gewiisenakonflikt:  ob  der  kranke  eieh  aieM  vei 
rate,  wer  wisa«.  wie   der   andre   artt.   de«  Erik   nkdit 
kannte,   im  gewiaaenakonflikt  aieb  enteehe^dw  werdef 
Fr.  Tu.  VianiKN  ««mA  mmt  (ttM)aft. 

GEWI.S.SK.NSKRANK.  «</..•  aeelenknuik.  emunmüaa 
»timuli»  agttat%t».  diritur  0timm  fewiaaenakrank  SnaiJCN 
loift:  dasz  auf  schloaz  Neohof  die  rellgion  aar  in  dea 
Wirtschaftsgebäuden  und  dea  Matern  wohnanfcn  ver 
treten  sei,  den  kammerberra  MMfenommen.  der  noch 
immer  mit  dem  schwermBthtfen  and  gewlaaeoakrankea 
grafea  Zeeeea  in  brtefwecbtei  stand  K.  GirRKOW  aar 
«NtAervT  «0«  Som  (l.  18)  l,  IM. 

GEWISSENSKÜMMFJt.  ».     gewiswnspein. 

GEWISSENSLAST,  {m.  und)  f..  attaa  eompaaUum.  um 
da»  »ich  nn4»rlKn§»  «fo  §an»tr  knia  «en  ledmfciwfiwrr 
windtm  biUnrnftm  »Miami: 

i)  volgesto  aber  desz  reichen  befirden?  o  waa  aeoff- 
zena  der  armen'  über  dich  annd  deine  kinder'  aiuid 
wirst  warhninig  nnder  solchem  gewissen»  last  nimmer- 
mehr weder  grünen  noch  ge<leien  kAnnen  }A*inr\mxctmc.n 
insitmniM  rttra  parentum  («)  44  Furiaer:  der  zweck  wli* 
erfüllt  und  ich  von  einer  gmszen  gewiaaenalaat  befreK 
GAtiik  {an  Stembrrg  IRW)  br.  U,*:  ihm  fiel  die  araM 
schwache  in  die  krallen,  als  sie  sich  mit  ibrvn  ertrtom- 
ten  ge Wissenslasten  im  atillen  plaft«  Immkmmaw»  (ept 
gonen  «)  4,  IAO  jtfeync. 

S)  dam  tfl.  nun  dia  Jümfmtm  mmeunvnthüdmmftn  t 
denn  der  leiaeate  anschein  einer  erbecbiricherei  .  . .  maat 
eine  herabwOrdigung  and  lebcnaltnglirbe  gewtaMsdM- 
scbwerde  aein  Bon.  Goltz  tim  JHfndlthtm  %*,  nt:  nie- 
mand geh  Aren  de  (die  10  eoo  goldgnlden).  daa  Ist  eben 
meine  gewisaenabOrde.  denn  ich  bitte  cie  anterttdafen 
aollen  G.  Kri.i.rr  (lni«r  v.  SMwjfU  l)«.  «i; 
denn  wedsr 


Blait  tha  ayt  «Mekn  «ad  MteUekan  Mm 
aäaa  kein  haaff»  neeh  iiwlMaM  natekt 
diaekte  asiaeB«Blaririk  a«ek  kaaf  aiehl 

KoRTVM  Jammda  (B,  m  W 

GEWISSRN8LKHRE  /..  townitdit,  « 
Campk  rrrde*tt»ekungmirh.  t.  tt4:  di« 
darstellung  der  gewissenslebre  Wmuta  «.  WSLTS  t.  Mi: 
datH  rft.  g«wi— eualehrer:  mamiat:  oMfß  wBHwbtdlir. 
z.  b.  daa  SdMMItaMdM.  kab««  y wteewJekiar  4aÜr.  «afl 
der  eaaaiet  riflk  ■■■■■!.  tt«r  ge«rfeeenelVate«  n  ent- 
odar  t«aiMwa  gwiifel  zu  lAeen.  Calel  hin- 
bat leertmaillieer  4aftr  anfeavUt  rhmda;  fe- 
wieeenslehric.  tmamatittk,  ti^tmim;  mgL  mmth  fewkaeadkll* 
frage  u,  a. 

1)  fniar  gtfami  iat  dia  amm  im— lew  nmtium§  gc>- 
wiaeenalheorie:  rff.  .  .  .  die««  anffaasang.  di«  als  ein« 
philoaopbiscbe  Umformung  der  aiythotagieekea  gcviaaeaa- 
theorie  lu  betrachten  ist  .  . .  W.  WUROT  ( 

GEWiSSKNSLEJOKN.  ».  gewiweaipili 

GKWI.>v<KNSlA)S.  *.  gewieeeake. 

GRW1SSKNI.(VSER  ».  gewiaaenalebr«. 

GKWISSKNSMANN.  eu.  m  nni  Uagm JmlatiM.  di» 
da»  rtTkititnui  dfr  hridtn 
reraekitdenartig  ht»Hmum»nj 

Mars  ist  wa  , 

4m-  aidi  atanat  tat 

acÜlgler 


6323  GEWISSENSMARTER  -  GEWISSENSPEIN 

unser  Matz  .  .  .  bestellte  den  abbate  um  zwei  stunden  zu 
bald  .  .  .  gegen  drei  uhr  nachts  .  .  .  senkte  der  stehens- 
satte gewissensrath  seinen  rümpf  endlich  in  den  mit 
favorltarien  ausgepolsterten  sorgenstuhl  und  weckte  mit 
seinen  hosen  die  grenze  traucrmusik  ...  der  ehegemahl 
ging  endlich  .  .  .  nach,  und  zog  den  mitten  im  contra- 
punct  und  in  pralltrillern  seszhaften  gewissensmann  aus 
seinem  orgelstuhl  Jean  Paui.  (Hespems  l,  5)  7,  82;   s.  ge- 

GEWISSENSMARTER /. ;  *.  gewissenspein. 

GEWISSENSNARBE,/,   {vgl.  gewissenswunde): 
dis  kommet,  tirannen,  euch  billich  zustatten ;     ,    ,     .     , 
dasz  euch  ein  espen-laub,  ein  rauch,  ein  raschelnd  strou, 
ein  schleichendes  gespenst',  ein  irrend  licht  erschrecket, 
und  mit  plut-rothen  purpur-farben 
euch  abmahlt  die  gewissens-narben 

Lohenstein,  Cleopatra  \ll  aM .  w*  iio. 

GEWISSENSNOT,  /.,  {vgl.  auch  gewissenspein)  ältere,  von 
den  neueren  gern  %vieder  gebrauchte  Zusammensetzung: 

wie  ängstigt  sie  (die  seele)  sich  doch,  wan  nach  den  sonnen- 

stralen, 
so  ihr  die  wollust  pflegt  falscb-färbig  für-zumahlen, 
ein  schnäller  stürm  einbricht,  da  stracks  gewissens-noth 
durch  deines  grimmes  plitz  sie  schröckt. 

RoMPi.ER  er.iteg  gebüsch  der  reimgedicfite  /3. 

die  theologie  der  reformatoren,  deren  Wortführer  das 
recht  der  freiheit  und  die  gewissensnoth  als  .  .  .  waffe 
zum  kämpfe  gegen  die  katholische  kirche  gebrauchten, 
entnahm  die  wissenschaftliche  darstellung  der  gewissens- 
lehre  unbefangen  den  meistern  der  alten  kirche  Wetzkr 
u.  Wei.tk  5,  568;  Marianne  wuszte  jetzt,  dasz  der,  den 
sie  verschmäht  hatte,  sie  noch  immer  liebte,  aber 
würde  das  ihr  wirklich  gewissensnot  bereiten?  Wilhelm 
Hegeler  pastor Klinghammer'*  222; 

seine  sündige  seele  foltern  reue  und  gewissensnot. 

Carl  Spitteler  balladen'^  61  {der  Cid  u.  die  /ee). 

GEWISSENSPEIN,  /.,    auf  die    ivirkungen    des    bösen 
gewissens   zielend,  erschlieszt  diese   bildung  einen  groszen 
kreis  von  konkurrenzformen,  für  die  Stieler  m^ist  nur  ein 
und  dasselbe  lateinische  synonymon  bereit  hat:  gewissens- 
kummer,  conscientiae  Stimulus  vel  tormenta  925;  gewiszens- 
quaal,  Stimulus  conscientiae  1843.  gewiszensplage  morsus, 
Stimuli    conscientiae    1485;    gewiszenspein,     morsus     con- 
scientiae 1423;    dazu  vgl.  noch   die   bei  Stieler   nicht  ge 
buchten  gewissensschmerz,  -leiden,  -marter,  -folter. 
1)        zur  rechten  band  der  schuld  und  laster  grosse  zahl, 
zur  linken  die  gespenst  und  geister  allzumal,  .  .  . 
hier  desz  gewissensqual  und  da  der  erden  glut, 
dem  frommen  werden  auch  entfallen  hertz  und  muht  .  .  . 
Opitz  (trostged.  in  widerwärtigk.  d.  kriegs  4) 
geistl.  poem.  318; 
da  wolle  mir  für  angst  der  beine  mark  verseigen, 
durch  die  gewissensqual  entgieng  mir  meine  kraft, 
von  deiner  schweren  band  verlor  ich  allen  saft. 

Paul  Fleming  (poet.  wälder  1:  32  psalm)  1,  5 
Lappenberg ; 

so  kann  auch  allein  der  grosze  abstand  ausgefüllt  werden, 
der  sich  zwischen  dem  frieden  einer  schuldlosen  seele 
und  den  gewissensqualen  eines  Verbrechers  .  .  .  findet 
Schiller  {über  die  tragische  kunst)  10,  36;  denn  man 
darf  wohl  zu  zeiten,  ohne  grosze  gewissensqual,  diese 
färben  brechen,  Tieck  (aufruhr  in  den  Cevennen)  26,  131; 
wie  er  in  heimweh  und  gewissensqualen  sich  verzehren 
würde  Ricarda  Huch  aus  der  triutnpfgasse^  143;  dazu 
vgl.  den  von  H.  Fischer  {schtcäb.  %ob.  3,  635)  als  nicht 
mundartlich  {aus  Riedlingen)  beigebrachten  reim:  ge- 
wissensqual, böses  mahl. 

2)  sie  erweisen  ja  mit  vielen  beispielen,  wie  .  .  . 
selbe  endlich  nach  langer  gewissensplage  mit  schand  und 
spott  am  tag,  ihre  nachfolgere  in  eusserstes  verderben 
stürtzen  Harsdörfer  frauenzimmer  gesprechspiele  l 
243  {no.  47);  so  werdet  ihr  mit  euren  leben  in  das 
heiseste  feuer  der  teufel  vollen  höllen  unfehlbar  hinein 
rennen,  und  statt  itziger  vermeinter  wollust  zur  strafe 
ewig-  und  unaufhörlichen  schmertzen,  unbeschreibliche 
quaal  u.  unausdenkliche  gewissensplagen  zugewarten 
haben  der  grosse  Klunkermutz  (l67l)  105. 

8)  eine  Jungfer  die  sich  flink 

an  die  jungen  kerle  hieng, 
die  sie  uro  das  kränzchen  brachten, 
schrie  in  der  gewissenspein  : 
möcht  ich  wieder  Jungfer  sein 
wollt  ich  keinen  keri  mehr  achten  ! 

Lkthwkr  fabeln*''  (die  gefangene  drossel)  126. 


GEWISSENSPFLICHT  -  GEWISSENSPLAGE  6324 

das  gegentheil  der  gewissenspein  ...  ist  das  gute  ge- 
wissen, die  befriedigung,  welche  wir  nach  jeder  uneigen- 
nützigen that  verspijren  A.  Schopenhauer  {diexoeltals 
wille  u.  Vorstellung  4,66)  1,479  Griesebach;  in  dem  zu- 
stande, in  dem  Apollonius*  sich  jetzt  befand,  konnte  ihm 
der  tod  eher  erwünscht  sein,  als  schrecklich;  dann  hatte 
aller  kämpf,  alle  gewissenspein,  alle  sorge  ein  ende 
0.  Ludwig  zw.  himmel  u.  erde.abschn.  18. 
4)  wer  empfindt 

seine  sünd 

und  gewiszensschmertzen 
sei  getrost. 

K.  Gerhardt  fröhlich  !>oll  mein  hertze 
Fischer  u.   Tümpel  3,  330»; 
geist  der  gnade !  lasz  mein  herz 
stets  bei  fehlem  schlagen ; 
doch  lasz  im  gewiszensscbmerz 
es  auch  nicht  verzagen. 
Herder  (die  aussgiessung  des  hl.  gcistes)  1,65; 

5)  in  allen  diesen  spanischen  und  italienischen  vor- 
wegnahmen der  durch  die  liebe  heraufbeschworenen  ge- 
wissensleiden ist  jener  wahren  empfindung  wenig  rech- 
nung  getragen,  die  aus  den  reinsten  tiefen  des  herzens 
stammt  K.  Gutzkow  der  zauberer  von  Rom  (4,  5)  4,  139. 

6)  der  einen  Seneca  jeden  tropfen  seines  dahin  rinnen- 
den lebens  ruhig  zählen  läszt,  wenn  gewissensmartern 
den  tyrannen  bis  unter  die  hülle  des  purpurs  verfolgen 
Schiller  über  die  folgen  der  tugend  1780  [säk.  ausg.  11, 17); 
beiden  höchsten  graden  der  gewissensfolter  G.  Boruttau 
gedanken  über  geivissensfreiheit  (l867)  4. 

7)  nomina  agentis  sind  bei  Stieler  für  das  erste  und 
dritte  compositum  gebucht:  gewissensquäler  tortor  con- 
scientiae 1487;  gewissenspeiniger,  stimtilus.  aculeus  con- 
scientiae  1423. 

GEWISSENSPFLICHT,/.  .•  gewissenspflicht,  einebildung, 
die  mit  ihrer  besonderen  bedeutung  die  Voraussetzung  für 
viehrere  der  bisher  besprochenen  Zusammensetzungen  bildet, 
vgl.  gewissensehe  freund,  -gemahlin,  -mann  u.  a.  diese 
bedeutungsrichtung  ist  schon  bei  Adelung  richtig  getroffen  .■ 
gewissenspflicht  in  dem  rechte  der  natur  eine  pflicht, 
welche  man  bloss  dem  gew.  des  andern  überlassen  muss 
im  gegensatze  der  zwangspflichten  2,  671;  ühnl.  Campe; 
—  le  devoir  de  conscience  Schwan  1.  748";  a  duty  imposed 
by  the  conscience  Hilpert  2,1,46.5";  ich  habe  natürlich 
der  gräfin  versprochen,  stillschweigen  darüber  zu  halten, 
und  hätte  ichs  auch  nicht,  so  wäre  das  er.ste  mannes-, 
freundes-,  pastor-,  gewissenspfliclit  Herder  an  Caroline 
{aus  Herders  nachlass  3,  474);  gerechtigkeit  und  wohl- 
wollen, Zwangs  und  gewissenspflichten,  naturrecht  und 
moral  J.  C.  Lichtenberg  aphorismen  4,  {dfsch.  litt, 
denkm.  140)  71 ;  er  setzt  sein  gröstes  gut  in  die  liebe  des 
nächsten;  th eilet  hierauf  alle  pflichten,  nach  der  ge- 
wöhnlichen mode,  in  zwangs-  und  gewissenspflichten, 
und  baut  auf  jene  das  recht  der  natur,  auf  diese  die 
moral  im  engeren  verstände.  Frankfurter  gelehrte  an- 
zeigen V.  j.  1772  {dtsch.  litt,  denkm.  l)  234;  wie  weit  die 
verderbliche  friedensverachtung,  welche  man  seit  dem 
beginne  des  krieges  als  eine  art  von  heiliger  gewissens- 
pflicht zu  betrachten  scheint  ...  gehe  ...  Fr.  Matthisson 
erinnerungen  (5:  vaterländische  besucJie)  l  (1810),  211;  bei 
dieser  gelegenheit  macht  sich  alles  .  .  .  eine  art  von  ge- 
wissenspflicht daraus,  die  schimmerndsten  und  buntesten 
federn  .  .  .  mit  pomp  oder  armseligkeit  auszubreiten 
{erinnerungen  1 ;  darst.  aus  Frankreich,  Lyon)  2,  254  (1825) ; 
so  erinnern  sie  sich  denn  beide,  dasz  sie  mir  zugaben, 
diese  grosse  sache  sei  eine  vaterpflicht  —  folglich  ist  sie 
ebenso  eine  gewissenspflichteinesjeden,derän  vatersstelle 
tritt  (Hermes)  Sophiens  reise  6.  th.  a.  621;  Soltikov  erklärt 
sich  für  ihn,  rein  aus.  gewissenspflicht  Schiller  {Deme- 
trius:)  15,  2,  549;  noch  eine  andere  gewissenspflicht  drückte 
ihn  P.  heyse  {buch  der  freundscliaft :  David  und  J.)  II.  6, 
103;  über  gewissenspflichten  kann  man  nicht  hinaus,  und 
soll  es  auch  nicht  {marienkind)  II,  16,  172;  weil  ich  ... 
es  als  gewissenspflicht  ansah,  wenn  er  stürbe,  seinem 
nachfolger  die  dienste  .  .  .  nicht  gegen  seinen  willen  zu 
versagen  Bismarck  ged.  u.  erinn.  (26)  2,  187;  ihre  (der 
fürsten)  autorität  gilt  fortan  als  gottes  anordnung,  und 
der  bürgerliche  gehorsam  als  eine  gewissenspflicht  Simar 
gewi.ssen  und  ge\rissensfreiheit  101. 

GEWISSENSPLAGE  s.  gewissenspein. 


6325tiE:WISSENSI>KKl)IUT-GEWISSKNSFK0KUNO         0BW18SEN8PUNKT-0EWISSEN8RAT      6326 


aKWIHSKNSFKKUIÜT.  /. .  aber  di«  «dl«  prinMMin 
bflitundo  wie  daa  gerechte  gold  im  feuer  und  waatc  ihn 
•ntlloh  mit  hitteri  und  tleheri,  endlich  mit  einer  »oharfen 
gewitiienpredigt,  lil&gliohem  weinen  .  .  .  also  xu  b«gHn«n, 
dMX  er  «ich  Ul>erwunden  gab  Uhimmbuihauskn  wladar 
entandt^ner  Simpl.  s,  bm; 

(iKWlSSi-.Nl'HlüSSUH.  /..•  ...  daai  wir  unter  glauben«- 
verwatidtn  aus  den  uii/iemlichendrangtalenundgewiaMoa- 
prcsHuren  der  pH|ii!tlon  mit  göttlicher  hülfe  «u  rctton 
gemeinot  .  .  .  der  nang.  mrulanim  in  8eKU»un  ßrag' 
ttüeke  (KiSK)  bei  ÜI'ki.  u   i^dh.n  MW;  vgl.  gewiiaenuwang. 

(tKWISSKNSP«()ZK.S.S.  m.  ein  aolcher  (kamnf)  lieft 
jenem  gewisseniprucona  zugrunde,  dan  man  den  eonfliot 
der  pllicliten  nonnt  W.  Wuni>t  ttkik*  4M; 

(iEWIS.SKNäi>KÜFlIN(i.  /.  iUttr*  vwfUutackufk§  4ta  Imt, 
Urm.  examen  conscientiae ,  tUr  in  jüngtrtn  AMcAmifm 
und  belegen  auch  durch  gewiuenterfortchunf  wititr- 
gegeben  wird:  gewiisentprUfung,  exam»H  eonaeiemütu 
Stiklbr  IMS;  MArriiiAK  >,  IHS*;  Kinacii  t,  lU*.  l'eixmwun 
de  la  eonscienee;  Schwan  1,  7M*;  ejcamittmtion  nf  amm 
eonseience  Mii.ffcKT  »,  l,  M&*;  die  gewiatenaprUfnilf. 
die  Prüfung  aeinea  gewiaaena,  d.  i.  der  rechlmkaiiigkeit 
oder  unrochtmäasigkeit  aeiner  begangenen  handlungen 
AiiKi.UNti  8,  <7i:  die  prüfung  aeinea  gewiasena,  in  an- 
aehung  dea  urteila,  vrelohea  daaaelbe  über  die  ganze 
handlungaweiae  flUlt  (Iamhk  l,  a67\  daftgen  «yrgewiaaena- 
foraohung ,  eon*ei»ntiiu  «eraiMii,  diaaumo  Ai.kh  l.  9M*, 
examen  de  la  eonseienee  Ron f »kau  t  Da  «\  gewiaaena- 
unterauchung.  examen  conscientiae  Stiki.kh  ttsa; 

i)  die  wohl  zeit  ihrea  lebena  nieht  eine  atunde  auff 
die  Prüfung  ihrea  gewiaaena  verwandt  haben  S<:hivrr, 
tedenachatx  l,  149*;  die  OfTtere  gewiaaenaprüfung  iai  ein 
heilaamea  mittel  die  wahr«  huüNC  und  bekehrung  zu  be- 
fördern 1,  196'';  daa  man  das  erkcnntnis  der  aUndcn,  mit 
genauer  gewiaaenaprüffung  anateilen  .  .  .  mua  Buthciiky 
M.  kamrllei  s,  86S  (no  888)  von  der  gewiaaena  prüfung  . .  . 
ach  wie  manchen  abend  bin  ich  ins  bett  gealiegen.  und  bin 
nicht  zuvor  hinab  gestiegen  in  die  tiefte  meinea  hertzena, 
dasz  ich  mein  wesen  durchforschet  und  mich  gründlich 
geprUfet  hätte  Hkinh.  MOi.i.kh  geieti.  erfuieketunden 
(88)  36;  gowisaensprUfung  .ist  eigentlich  der  gebrauch 
dea  gewisaena,  daaz  man  wirklich  seine  handlungen, 
aio  mfigon  geachehen  aein,  oder  nicht,  nach  dem  gewiaaen 
prüfTet,  um  deren  moralitKt  zu  erkennen  J.  ü.  Wai.cii 
philoa.  lex.  1*,  laiH;  tgl.  auch  isift;  die  tägliche  gewiaaena- 
prUfunK  ist  eine  von  den  wichtigsten  pflichten  unaeroa 
Christentums,  dic.ie  .  .  .  besteht  eigentlich  in  einer  atelen 
wache  und  tichtgehung  auf  uns  selbst  und  unser«  aeele 
.  .  .  wie  ein  kluger  kaufmann  alle  abend  aeinan  ttber 
achlag  macht  Brnjamin  Scmmolkk  (tägliehe  gttciaten*- 
jnUfungen)  nndachten  «.  8H«:  in  den  klftatem  tat  aaazer 
der  erforschung  über  die  während  dea  lagea  begangenen 
Bünden  im  allgemeinen  (examen  generale)  noch  eine  be- 
sondere gewissensprüfung  über  einen  einseinen  abxa- 
legenden  fehler,  beziehungsweise  die  aiisübung  der  ent- 
gegengesetzten tufcend  gebräuchlich  (examen  particular«) 
Wktzek  u.  Wki.tk  5.  .S74;  was  die  in  deni  xettel  beaatoh- 
nete  tngciid  hcIrifTt,  xo  .  .  .  prüfe  (man)  sieh  dftert,  be- 
sonders bei  der  gewissenüprüfung  am  abend,  (d>  auui 
in  derselben  zugenommen  A.  M.  Trapp  tekr-  m.  rtgtthuek 
f.  d.  briider  .  .  .  dra  dritten  ordena  .  .  .  dea  D9minik%** 
(1904)«.  188;  sie  hatte  von  ihrem  glauben  und  nichtglaaben 
angefangen  ...  in  diese  theologische  gewiaaenaprüfung 
vertieften  sie  sich  so  angelegentlich  ...  1*.  Hkysk  (nm 
gefangene)  II,  »  *.  877. 

ä)  gewissensforschung  (examen  conscientiae),  daa  ernat- 
liehe  nachdenken  über  aeine  sUnden  zu  dem  iweck.  aie 
recht  zu  erkennen  und  zu  bereuen  Wkt/.ri<  u.  Wbltb 
5,  573;  partikular-examen  oder  die  besonder«  gewiaaens- 
forsohung  n.  d.  heil.  Ignatius  v.  Loyola  {bttrhtitJ^;  BOBBLKA. 
gewissenserforschung  und  sUndenbekenntnisa  'Ort  xtKi; 
B.  Philipp,  besondere  gewissenserforschung  für  ordans- 
laute  Dülmen  1897;  vgl.  at*ch  %  il  von  der  gewiaaena- 
erforschung  in  A.  M.  Trapps  lehr-  m.  regelhuch;  ieh  häJ 
gewissenserforschung ,  aagte  jener  fischer  (« 
frau,  \ctnn  er  sie  priigelte,  jeteeile  seine 
icarf).  als  ihn  sein  nachbar  fragte,  warum  immer  ao 
ein  mordsgeschrei  in  seinem  hause  sei,  ehe  er  zur  b«icht« 
IV. 


g«b«  Wamubh  i.  un:  weldMr  ■!■<■  mUmd  sie  tieb? . . . 
..aller" !  ao  Mtinell  aber  kaai  «e,  ao  «ciliekt,  ao  eMiaeU- 
lieh  aufriehUf  Ar  aala  ehr.  daai  er  cl«e  «eitere  f»- 
wiaaensforBelmag  nicht  rnabr  anxoknfipfea  va«t«  K-'iCTX- 
Kow  d.  mnkmrw  9.  htrm  (4.  4)  4,  loa.  unrecht,  ja  wol 
frtguf  aOsde  ~~  dea  gtft^f  fH  aie  f^i*h  infb  Ijuisct,  aors 
rälUfw  HBFleee^mleneliMBi  ww  ee  fiettJeli  pwMWi. 
daae  eie  tthoti  IMM  in  erMle  ■■  eine  venlMlieiMUi(  Mit 
daehto  P.  M.  fmuat»  r«M  ts.  mrm  (sit  ri; 
(aloh  (Br  —  verbereitend)  SM  (w|;  Ja.  wann 
dein  Idehtainnlfer  junge  «in«  ..nJMiff*  fewia««n8prAftuig^ 
▼orfenommcn  und  aich  gefragt  hätte  ..baat  da  BMh 
deine  pttebten  fefea  (renade  ood  wohlUUer  in  ebnebt 
lenooiinea  T"  . . .  dem  MUteet  da  tftaae 
V.  T.  ScilBrrBL  an  SahrnrndB  {um)  ».  U; 
langer  gewlaeeaserfonebaai,  aaeb  ao  Mtteier  rene  Bber 
meine  ▼ergaagcnbeit . . .  belebtete  ieb  dea>  ■arerHealfilea 
. . .  beichtvater  mir  aellwr  —  aad  bekam  Iteln«  aiwolalloa 
H.  Bbhtni-.h  biUerbtftm  atw  «MMMm  Mm  ».  MB. 

I)  die  UMm  Mtgt  ßkr  fnriaaeaaforMbaag  *elm  dma 
tmgtrt  rdi§iA»e  §^rSfi  akf$$tn^  wnd  fet§m  4mr  «m  g« 
wiaaea  «bm  htmerldm  «nttUmmg  in'»  mUgemmm  mMieke. 
äimtr  Uitrganf  iM  mm  Mmrm  eomturrtnsttort  mmek  ei»- 


{wie  bei  Gdttrow  aAm  im  g«wiaa«naiiifäfiebaa|i);  BM^e 
«uch  denn  der  kukuk  dank  wiaaan.  daax  Ibr  fMade  Jetet 
in  Hildab[eimischel  reiaen  wollet,  und  mir  ao  die  feixte 
freude  .  .  .  xu  waaaer  macht,  denkt  al>«r  nur  nicht,  daax 
ihr  ohn«  g«wi8a«n8pr0fung  ao  dor«iikomm«a  aoll«! 
Uok<:kinok  «»  B«eftr  M  Shmilmmmm  »,tm. 

4)  etn  NOMM  MgmltB  ttt  awf  $t$  mm  eraoM  «ee^peatniM 
gebucht-    der   g«wiaaenaprflf«r,    le   aertUmtemr    4e 
St:HWAN  I,  74a*. 

GEWISSICNSPFNKT  «.  get 

GF.WISSKXSgitAL  «. 

ÜEWISSENSRAT.  ai..  «iHBaiBiwirtiBaf.  üaitmaimUm 

du  unmnm  imMumH*  nmr  mummimtimim  entmgm  wird. 

t)  mit  iknr  imtkmtg  mtif  ftnomtm  wetat  unsere  tu 
»ammenmlnm§  vwwitgeni  m^  da«  hettimmtie  geiatlieh» 
ami  dea  beichtvater».  dma  namwnHiek  im  im  m»^ 
liaehem  boden  teurtelnden  lUteratur  naf aafeNfaa  M; 
gawiaiena-  mm  geiattteber  raht.  aaaes 
naafiet  StiblbnUI?:  «fl.  eme  grutiirhe  | 
xu  hebung  der  gewlaaenaawaif«!.  und  aar  leüaaf  dea  §•- 
wisaena  bestimmt  ixt,  iMBoaders  ia 
AuKLUNo  8.  S7t;  ahntitk  Camps  f.  W>^:  emt»eia»r.  i 
de  eoaacMNM.  emtuitti  RoROBAt*  t.  Uo  4* :  ähmtiek  Schwak 
I.  741^:  btqMT  ^  tt«  teaaciwiw.  «ptrtiMol  /mtker,  «i^eaar 
Hilpert  1. 1  «.  *»; 

m)  dieaea  mmtt  dm  ieitklemitra  iat  mmmentlitk  mmdk  i» 
fatmittivmrhimäungem  mit  mppeUmtirmt  hermefakatmt,  dar 
aafliaii'  anak  andere  aettm  dta  eompamhemm  MaHcMm- 

«)  dar  ongewissenhaffte  gewisaena^mtb,  «orgeeteüet  ia 
ein«r  theologischen  faculiät  zu  Heidelberg  badeaakea 
Ober  etxUclM  brieSe  Job.  Lada«.  LrfMicIuuiaefia.  TorauilB 
bei  dea  tewtoBbeaea  obasltnlea  lea  Pfaliz  durrhi.  ge 
weeteaa  beiebtvatera  gelMiakka-  aad  gavUsenarath«  i«»: 
o  w«h«  ala  dann  auch  d«n  a«cl«n:  aad  geviaaaae- 
räth«n.  und  hirten.  den  b«icbtTättem  .  .  .  M.  Zbillbk 
epiattin  .  .  .  r.  pUit  .  .  .  mmter%en  (M»)  4.  40«;  daai  d«r 
pr«diger  ala  gwwisaenaralh  und  b«irhlpr«difer  vtele  frei 
hcit  hatte  Jrak  FaUI.  (omm  m»^fenthalt  im 
kirche)  34.  xti:  yOaraweiiar)  ward  unseres  I 
vater  und  gewisaensratb  vieler  angaeebeaer  Auailien 
H.  KöMti  die  duhttten  im  Maima  (1.  i)  l.  tO;  .  .  .  br 
aprachungen  mit  dem  pfiarrer  von  Santa  Mari«  Zoiwnigo. 
ibr«m  beichtvater  aad  tWrtBBeaiiath  abhielt  Pr.  Haui 
Ihrnua  an  der  l'cranalrAaft^  «» ÜB:  gleichwol  Masit*  er 
einmal  eiaea  ebbate  aad  gewfaeeaiimth  in  ein  kabinrt 
der8«lb«a  (dar  «larAVtnaMAvw)  beetallca  Jsan  Pai  l 
(HcqMfwa  I, »)  7,  «  «ft.  «i«a 

ßi  ...  eiaea  aa  leib  aad 
eine«  Fontaine,  aus  dem  acin«  pflegertn,  gcachvdge  aaia 
letster  g«wi».«ensrath.  machen  konnte,  waa  er  «oHe? 
Hbkdbr  {kril.  wilder  8)  3.  87«;  «r  war  alles  waa  nwa 
woUte,  geheimer  and  gvwiaaeaarath.  acbicdariebter  aod 

397 


6327 


GEWISSENSRAT 


anwald.  Benzel-Stkrnau  lei  Campe  l,  367'' ;  die  übrige 
geistlichkeit  .  .  .  lieferte  im  stillen  die  mateiialien  zu 
jener  Verfolgung,  die  sich  zum  stürz  der  auch  von  ihnen 
gehaszten  mächtigen  Staatenlenker  und  gewissensräthe 
(der  Jesuiten)  verschworen  hatte  K.  Gutzkow  d.  zauberen- 
von  Rom  [i,  10)  4,  296;  ...  als  eines  tages  der  pfarrherr 
von  Santa  Maria  Zobenigo,  der  bewährte  freund  der 
eitern  und  der  gewissensrat  ihres  verwaisten  kindes,  in 
Ambrosias  stübchen  trat  Fr.  Halm  {haus  an  der  Verona- 
firücke)  4,  79  ebenso  (s.  u.)  P.  Heyse  II,  14,  103. 

b)  loie  schon  aus  dem  bisherigen  ersichtlich,  übertciegen 
hier  possessive  genitive.  wo  das  subst.  ohne  solchen  zu 
beobachten  war,  hatte  es  anlehnung  an  ein  anderes  appellativ 
gefunden,  sonstige  fälle  sind  selten  .- 

nun  liesz  sie  den  gewissensrat 

zu  sich  ans  bette  kommen. 

A.  Blumauer  Virgils  Aenein  4  v.  1513. 

ähnlich  (sich  einen  gew.  halten)  A.  Schopenhauer  (Grund- 
lage der  moral  13)  3,  574;  eine  .  .  .  Übertretung  .  ,  .  einem 
willkürlich  sprechenden  gewissensrath  überlassen  Kant 
{metaph.  d.  sitt.  2  §  13)  5,  274;  einige  millionen  blättern 
thun  mehr  zum  Seelenheil  einer  dame,  als  der  häsz- 
lichste  gewissensrath  Jean  Paul  {aus  d.  teufeis  papieren  2) 
16,  31;  das  .  .  .  hing  von  einer  entscheidung  der  römischen 
gewissensräthe  ab  K.  Gutzkow^  d.  zauberer  v.  Rom  (5,  21) 
6,  252 ;  in  der  Verbindung  mit  possessivbestimmungen  liegt 
andererseits  die  möglichkeit  der  bedeutungsverschiebung 
{s.  imter  ß). 

a)  ich  machte  der  mademoiselle  H.  meine  reverenz, 
und  wollte  in  die  küche  gehen,  als  eben  ein  geistlicher 
ins  Zimmer  trat,  es  war  der  gewöhnliche  gewissensrath 
dieser  damen:  ich  sage  der  gewöhnliche,  weil  sie  noch 
mit  vielen  andern  geistlichen  bekannt  waren  .  .  .  und 
.  .  .  von  allerlei  gewissenssachen  sprachen,  dieser  aber 
hatte  die  Oberaufsicht  und  war  der  commendant  ihres 
lebens,  Verdeutschung  von  Marivaux  2^^^^^^^  parvenu 
{Frankf.  1752)  78  (2.  ftjtc/t;  le  directeur  ordinaire  des  ces 
davies  .  .  .  l'usage  de  donner  sa  conscience  ä  gouverner 
ä  ce  qu'on  appelle  des  directeurs);  sie  {die frommen  Christen 
des  hofs)  behaupteten  einstimmig,  man  müsse  den  pilger 
mit  samt  seinem  spiegel  verbrennen  .  .  .  der  könig  sah, 
dasz  die  sache  eine  ernsthafte  Wendung  nahm  —  denn 
schon  hatte  man  ihm  seinen  gewissensrat  auf  den  hals 
geschickt  G.  Schatz  Verdeutschung  der  erzühlungen  des 
Cazott  (1789)  s.  329; 

als  sie  einsmahls,  mit  dieser  keuschheitswache, 

bei  ihrem  herrn  gewissensrath 

in  seiner  fernen  meszkapelle 

gewesen  war. 

Langbkin  {das  noth-  u.  hülfs-biicMein)  ged.  2,  243. 
wenn  nicht  domine  Ter-Breidelen,  ihr  lutherischer  ge- 
wissensrath, ihr  die  nichterfüllung  dieses  teils  der  ehe- 
pakten,  so  oft  zu  einer  gewissensaclie  gemacht  .  .  .  hätte 
Nicolai  Sebald.  Nothanker  (7,  2)3,  16;  ich  als  bloszer 
gewissensrath  sr  durchlaucht  H.  König  die  clubisten  in 
Mainz  (i,  6)  1,  75  desgl.  {s.  o.)  l,  lO;  der  geistliche  des 
st.  Annen  Sprengeis  !  ...  er  ist  der  gewissensrat  der  frau 
präsidentinn,  und  gehört  zu  der  geheimen  zunft  von  auf- 
klärern,  die  an  keinen  sprenge!  gebunden  sind  Gotter 
{Marianne  l,  6)  3,  23;  nur  geschieht  es  seitdem  nie 
anders,  als  unter  begleitung  ihres  zeitigen  gewissensraths, 
deren  sie  drei  .  .  .  vorher  gehabt  hat,  ehe  das  glück  ihr 
unsern  herrn  propst  zuführte  Thümmei.  {reise  2...) 
2,  71;  desgl.  122;  dabei  waren  ihm  hauptsächlich  zwei 
Personen  im  wege,  die  tugendhafte  königin  und  ihr 
nicht  minder  tugendhafter  gewissensrath  Herman  Schmio 
{erzstiifen :  Mohrenfranzel  1)  3,6;  dasz  es  auch  mit  seiner 
angeblichen  freigeisterei  lange  so  gefährlich  nicht  war, 
als  seine  engherzigen  gewissensräte  ihn  glauben  machten 
Strausz  Schubarts  leben  i,  VII. 

ß)  den  augustiner  Denis  von  Robertis,  der  in  einem 
freien  verstände  des  Worts,  Petrarka's  gewissensrath  war 
Herder  {kl.  sehr.)  18,360;  ihn,  den  alten  freund  und  ge- 
wissensrat des  hauses  {den  arzt)  habe  sie  nicht  einweihen 
dürfen  P.  Heyse  {himml.  u.  irdische  liebe)  II,  14  a.  103 
tbenao  {s.  o.)  F.  Halm  {haus  an  der  Veronabrücke)  4  79- 
ich  werde,  obwohl  ich  mir  selbst  keiner  belletristischen 
Sünde  bewuszt  bin,  zum  gewissensrat  lyrischer  back 
ÜHche  erkoren  P.  Hkyse  {himml.  u.  irdische  liebe)  II,   14 


GEWISSENSRATSCHLAG- -REGUNG    6328 

.9.  22;  ich...  war  der  gewissensrat  verliebter  junger 
mädchen  und  unglücklicher  junger  frauen  {frau  v.  F.) 
II,  7,  23; 

c)  Weiterbildungen  und  concurrenzformen  setzen  zumeist 
an  der  bedeutungserweiterung  und  —  Verschiebung  ein: 
.  .  .  hatte  mich,  als  ich  den  brief  meiner  gewissensrätin 
las,  eine  gelinde  gänsehaut  überlaufen  P.  Heyse  {Emerenz) 
II,  18,  s.  154;  er  hat  darin  ebenso  als  treues  kind  seines 
Vaterlandes,  wie  als  treuer  christlicher  lehrer  und  ge- 
wissensrathgeber  gehandelt  J.KöSTLiN  luthers  leben^  471; 
in  diesem  fall  würd'  ich  ihr  gewissensfreund  bleiben, 
würde  ihr  Wächter  scheinen  dürfen  und  könnte  ganz 
so  fortleben,  wie  bisher  K.  Guuzkow  zauberer  v.  Rom 
(8,  5),  9,  166.  enger  zugespitzt  erscheint  dagegen:  pater 
superior  . . .  verabschiedete  mich  mit  den  werten:  'wählen 
sie  sich  einen  gewissensführer  und  vertrauten  aus. 
morgen  früh  erwarte  ich  sie  wieder'  E.  Smigelski  atis 
dem  tagebuch  eines  römischen  priesters  150;  dazu  vgl.  die 
aus  dem  französischen  übernommene  bildung  gewissens- 
direktor  bei  Matthisson  3  (1812)  6. 

2)  nur  vereinzelt  verdichtet  sich  diese  persönliche  be- 
Ziehung  in  dem  collectivbegriff  {vgl.  sp.  6326): 

vor  dem  gewissensrath  will  ich  ganz  wahr  erscheinen,  — 
nicht  wahr,  ich  darf's?  denn  rein  ist  alles  ja  den  reinen. 
K.  Immermann  {die  schule  der  frommen  I,  4)  14,  303  Hempel. 
ä)  die  unpersönliche,   abstracte,   bedeutung  ist  ebenfalls 
selten;  im  nächsten  belege  ist  zudem  auch  die  persönliche 
beziehung  nicht  aiisgeschlossen ; 

sprach  der  gelehrte  pavian: 

war  ich  beim  pater  guardian, 

ich  wüszte  gleich  den  fall  zu  schlichten. 

...  0,  wehe  dem,  versetzt  der  pudel, 

der  schulwitz  und  gewissensrath 

zu  guten  thaten  nöthig  hat, 

und  risz  den  knaben  aus  dem  Strudel, 

Pfeffel  der  pavian  u.  d.  pudel. 
wer  ungemeines  beginnen  will  und  zur  that  sich  an- 
schickt —  braucht  in  seinem  gewissensräte  nie  zu  fragen: 
hat  schon  irgend  jemand  ähnliches  gewollt,  gleiches  an- 
gefangen oder  dasselbe  vollführt?  Jahn  {detitsche  turn- 
kunst.  Vorbericht)  2,  1  s.  12  Euler;  mehrere  personen,  die 
theils  um  geldunterstützung,  theils  um  gewissensrath  nach- 
suchten Matthisson  {erinnerungeii)  3,  99;/w^  den  plural- 
gebrauch  tritt  dagegen  folgende  erweiterung  ein : 

GEWISSENSRATSCHLAG,  m.:  ja  die  protestantischen 
glieder  des  reiches  insgemein  durch  seine  gewichtigen 
gewissensrathschläge  zu  leiten  J.  Köstlin  Ltdhers 
leben'*  458;  und  dessen  (Luthers)  gewissensrathschläge 
namentlich  bei  kurfürst  Friedrieh  so  einfluszreich  waren. 
491. 

GEWISSENSRAUB,  m. .-  gewiszensraub,  furtum  con- 
scientiae  Stieler  1.527. 

GEWISSENSRECHT,  71.  {vgl.  gewissensfreiheit) ; 

stosz  den  eigennutz  hinaus,  lieb  das  allgemeine, 
nimm  die  waare  gottesfurcht,  nicht  als  zier  zum  scheine, 
glaubens  und  gewissensrechte,  nechst  der  freiheit  rühm, 
giünd'  in  deinem  vaterlande,  wie  dein  eigenthum. 

G.  Neumark  d.  neusprossende  teutsche  palmbaum  23; 

in  jene  zog  man  das  volk;  nicht  ohne  anscheinende  Ur- 
sache, weil  es  auf  dessen  gewiszensrechte,  und  eigne 
Überlegung  in  Sachen  seines  ewigen  wohls  ankommen 
sollte  Herder  {br.  z.  bef.  d.  hum.  anfang)  18,  331;  gewalt- 
same eingriffe  in  die  unantastbaren  gewissensrechte  der 
Staatsbewohner  v.  Linde  staatskirche.  s.  69. 

GEWISSENSREGEL,/.:  (David-)  aber  —  aber  Jean, 
mich  däucht  du  bestiehlst  mich  gar.  (Jean .)  dummer 
Schwabe!  .  .  .  aus  bloszer  freundschaft  für  dich,  theile 
ich  deine  an  dem  Franzosen  begangene  sünde  mit 
dir.  das  ist  so  unsre  gcM'issens-regel,  {David :)  gewissens- 
regel?  (Jean:)  gewisserisregel,  und  jemehr  ich  davon 
nehme,  jemehr  nehm'  ich  von  deiner  schweren  sünde 
Klinger  (der  falsche  spieler  l,  6)  l  115. 

GEWISSENSREGER,  m.:  gewissensreger,  conscientiae 
concus.ior  Stieler  1567;  dazu  vgl.  das  neuere  nomen 
actionis: 

GEWISSENSREGUNG,  /.  • 

doch  du  gabst  mir  in  dem  Unstern  stände 

das  gefühl,  was  gut  und  böse  sei; 

legtest  die  natur  in  ihre  bände, 

aber  lieszest  meinen  willen  frei. 

wo  gewissensregungen  mich  ziehen,  (what  conscience 
dictaies  to  be  done) 


6329GE;WISSRNSRRINI01JNG  ^QEWISSRN^^niniF        GEWISSENSROHR1G~OBWI88IH8SACHR  6330 


oder  wo  der  wamer  mir  verbaut, 

laitz  mii;h  die««*  m»hr  aJ«  hßlla  fliebM, 

Jene»  «uchen  mehr  alu  Mll(kel( 

Hkumk  ptd.  {attgtm.  g^btlf 

der   schluBC   {Hu  hritift»)    cuinal    becfibwlohtigta    »eine 
letzten    gewUtentrsgungen    I'.   Hkvsr  (M*lu»int)  II.  ts 

$.  293. 

(jKWIS8KNRRKINI()UNa.  /.  {vgl.:  reinM  |ewi«Mn 
»p.wrjo):  der  herzog  der  wie  bel^nnnt  ein  groter  freund 
von  gewiaaenitreiiiiKungen  iat.  Hut  mir  vor  aeiner  ahreiae 
noch  eine  brNolduniiayiilag«  von  100  rth.  gemacht  (iöimr 
(«4M  frau  V.  Sti-in  »■*.  h.  h6)  hr.  7,  fl6. 

UKWISSKNSHICtiTKK  «.  gewiaaenagerioht. 

GEWiSSKNSUlICK.  m.  dieae  echt  ynnkeriache  |>olitik. 
die  unH  bloaz  mit  einem  leichten  gewiaacnarucke  xu 
unerschilpDich  reichen  ackern  .  .  .  verhelfen  •ollt«  Cll. 
yKAi.sFiKi.ii  (e(\jxHeHbuck  i)  u,  80. 

nKWISSKNSKUK.  m..  gewiasenaruf,  »atUu».  tttHmo- 
nium  eonaeientiat  Stiki.kk  IflSü. 

GHWISSKiNSKOGE./..  in  bueMuHtfn  »pHl  batugt.  U 
eimeluen  Meyrn  in  da»  nte  Jahrhundert  tunirkrtieKemd! 
gewiaaenarug  und  anfechtung  aind  auch  unter  den  dingtll, 
die  denen,  ao  gott  lieben,  mUaaen  cum  beaten  dienm 
Clin.  ScHivKH  (iottholda »itch  und  titgabitit  3«7:  ein  jeder 
kirciigUnger  und  zuharer  aollto  billirh  auch  zugleich  ein 
genauer  kirchrnrilgcr  mit  aoin  —  ea  iat  recht,  daaz  man 
andere:  aber  nicht  unrecht,  das/,  man  »ich  aclhnt  urthcile 
und  rüge.  Je  üchärfcr  aeineni  eigenen  gewiitacn.  je  aulT- 
richtiger  gegen  gott  ...  die  gewisacnaruge  iat  elnea 
chriaten  einiger  nöthiger  .  .  .  dts  nrttnhätttiytn  bauten- 
atandea  laalaryrob«  {IM*)  a.  M;  die  buehungtn  mhtm  trat 
in  der  mitte  dea  tsten  jahrhunderta  ein ;  in  iknan,  tat«  m  dan 
icenigen  litterariadtt»  baUgatt  iat  dar  bedautumgagahalt  dea 
atibatantiva  vonaiagand  attbjaeÜv  geriehtat,  die  bathütigung 
erfolgt  meiat  von  innen  haraua 

l)  unbeatimmt  bleibt:  gemiBMMrugt  forum  eonaäentiae 
Frisch  2,  4M»;  bei  C.amhk  anderer aeita  »ehe inen  beide  rieh- 
tungen  getroffrn  ;ii  sein .  gewiaaenartige.  eine  rüge,  welche 
dii8  gewissen  trilTt,  wobei  man  aich  getroffen  fUhlt;  die 
rüge  des  gewissen»,  der  gewiatenabias  t,  SS?^;  <fa|f«f«M  iat 
daa  objective  tnoment  aiehergeatellt,  die  bathdtigung  arfotgt 
von  auaaen  in:  die  mittelbar«  gewiaaensrUge  traf  ritter 
Dankwarten  auf  den  lebendigen  ileck  RKNr.F.LSTKHNAtt 
bei  Campk  s,  907*;  .  .  .  ao  gewissenhaft  war  aie  in  abaicht 
der  Vorrechte  dea  himmela  .  .  .  der  arme  Theodor  muaxle 
aeine  leichtsinnigen  reden  mit  einer  nachdrücklichen  ge- 
wissensrügebüszen  .  . .  MusÄUS  phgaiogn.  reisen  3(|7(«),  16; 

t)  dt«  aulfjectiva  riehtitng,  in  der  airh  »rlioit  dia  ältaatan 
beleg*  bataagitK  mrd  auch  durch  die  con  (Lampb  oban 
als  laiata  mitgaaogena  parallele  mit  gewiszrnsbias  fdbnui- 
zeichnet,  vgl.  die  gewiaaenarUge  a.  gewiaaenabiaz  AuRi.UNO 
8,67«:  desgl.  Schwan  i,74h*.  remorae  Hii.pkht  «.  I  a.  *»*: 
der  schlechte  thut  ea  nicht  ohne  hesonnenheit,  nicht 
ohne  gcwissensrUge:  das  sittliche  gcfUhl  thut  noch  ver- 
suche, ilin  eines  bessern  zu  belehren  I^avatfu  auageta. 
achr.  1,  321  Oretli;  rs  war  alao  kein  wunder,  das«  graf 
Gombald,  der  sitte  und  der  drnkungxart  seinea  seitaller* 
peniilsiz,  eine  schwere  gewisscnsrüso  über  die  zu  nahe 
Verwandtschaft  mit  seiner  gemahlin  empfand  MtaAus 
volk»mörchen  3,  .M  Hrmpel;   vgl.  auch  >,  llt. 

GKWI8SKNSRUHK./.,  im  gaganaatae  au  der  ttrbimdttttf 
Unruhe  des  gewissens  («.  ap.  tnt)  «p«W.  suerat  ti»  Mi*> 
gitng  dea  n  teu  jahrhunderta  baobiuhtet  und  mm  dar 
litteratur  dea  \»ten  wie  dea  19 ten  jahrhunderta  mehrtratnala 
bfitttgt;  vgl.  religionsruhe  (heil  8.  ap.  sw. 

1)  (C'.HiMSTopii  FüKKK  VON  Haimkmh>hi')  geiailiche  ge- 
wissensruho  oder  antwort  auf  die  frage:  ob  und  wie 
einer  hei  der  evangelischen  religinn  ruhig  und  sicher 
sterben  könne  1889:  dann,  unter  allen  schKtzen.  welche  ein 
mensch,  in  diesem  let>en,  besitzen  kan,  ist  der  fUmehm- 
stcn  einer,  die  gewissensruhe  Bttsciikv  rwienthal  (no.  37*; 
das  lifhutaame  gewissen)  »\i;  kehre  um  o  Lympida?  lege 
einen  eiferigen  fleisz,  einen  standhafften  ernst  an.  her- 
wieder  zubringen  die  vcrachertzte  gewisaenanihe:  de* 
hertzens  Zufriedenheit  .  .  .  Gi(Immf:i.sHausrn  teiederer- 
standener  Sitnpl.  3,  «)l;  gewiszensruhe.  eonacimtiae  tran- 
quillitaa  Stiki.kk  1635;  Alkr  l.  940*;  Maithiak  8  I8l*; 
KiKScii  ü,  158*;    la  bonne  conaciente,  paix   da  eonacienta 


ScNWAM  I.  MT:  f*M»  ^f  nutrimm  Hit^suT  1. 1 «.  4M*: 
ili«  fNiaMMralM.  ^  nk»  dm  pirfaiWM.  4.  L  di«  Ob«^ 
■•Ofaac  voa  dt  Ob««lMllm«mff  mImt  baadlaafM 
und  aeine*  ganzen  *u*Ufi4«*  mit  dem  gStUiehen  fMilii 

AlJKl.t'N<i  f.  C7l: 

wmi  ««Ml  Uhi  mafäd^tttmda  droki. 

Jon  Cmm.  OOnTHaaldM  AwMr  «m*  piiam 
gmNhMW)  «ai^.  fl : 

welcher  zualand  4m  |Wdthw  dl«  frtodifkait  d««  g« 
wiaaena.  oder  die  ftvIlMM-ralM  .  .  .  §M*nMi  wird 
ZKhl.KH  10.  twi: 

Im»,  itaai  oirU*  aaMf  Maebl  ala  die  gawkama-nk, 
■nd  daaa  t«  «MaMifMck  dir  alaanBd  MM  ab  d«. 


■  cMck 
Haujui  («m  am 


denn  dafOr  kann  M  ntlat«  barm  k«ia  OMBseii  acliwS- 
r«n.  der  aeine  gewla*«n*rabe  lieb  bat  Mattiiia«  CiJiV- 
UIL*  «K  Härder  (I77i)  atu  Hardera  nuehtmaa  1,  Mi: 

bweblMl  «iK  er  bla. 
n  aataer  •MafsTuMi  MM  wieder  ibewea  biü*. 
hl  der  dl*  Uta*  n  ■!■»«■. 


wobaL 

AuiiKosa  {.ihahm  I.  «1) «.  so. 


ffttkf«p 


berm 
brung 
•umal 
hrung 


tu  verlieren  habe  ich  nichts,  ala  t*wiMMM«kt.  dia  teb 
nicht  verlieren  mAchte  Irn-AWt»  (diatlgißitkt  b,  •)  f.  Ui; 
frevel  am  eigenihum  und  an  der  gewt**ennttba  anMr 
.  .  .  mcnachen  K.  K.  Fiianzon  aim  kmmpf  um»  tmkt  U) 
1*.  118. 

8)  dasu  vgl.  die  adjeeltrbitdung  okma  eowtfmiUmmtitkms 
man  giebl  sich  ein  leichte* ,  gewt**«iirvbi0M  UMalMB. 
trftllert.  apricht  vom  dinar  K.  Gotxkow  ««m  diar  kmatban 
tait  SM. 

S)  dar  e»mirmtttafe\f  im  dar  nagiartan  fanm.  dar  im  der 
Uaam  war hwii'wdiiwf  früh  bäagt  iH  (*.  ap.  M»).  eiaehaimt  m 
dar  eompaaitiom  adtemer  dam  bqftwi»hrtar  tisaa  lab  diaaa 
gawi*aen*unruhe  nicht  sa  KAaniBii  4.  Ui;  dama  9fL 
gewisenaunruhe  bei  (.lAumc  t.  m^:  howil*  d$  tanmiamta 
Hii.i'KHT  8.  1,  lac. 

GEWISSKNSROHKIG  «.  deu  falgtmda. 

OEWlSSKMSROliRUNG./.  (tgl.  da* 
ap.  ans).   «IM  der  reehlaaptmba  /Ur  dia 
eidea  belegt  •  da*s  derflekbaa . 
und  de**en  t>eainl*  .  .  ..  ontanioaii 
nicht    alalt    flnd«  Ki.iKnjvKii  s.  M:    mtU 
aein  geeicht  keinerlei  zerknirachung  und 
verriet  P    Hkyhk  \,da»  freifruuUtn)  II.  I7, 
dia  m^f'etirbUduHg-   ich   leugne  ea  nicht, 
an   meine   mutier   mit    billerkeit  gewOnI  vrar;   dar  ■■ 
Herrnumn  \»-argewi«»rnf  rtlhrig  Hii'l>»  i  Jebm*l4tt^at)t,ild: 

GEWISSK.N.SSACHK./.  mtf  gewiaaenafaJl  \,a.ap.mu),  mia 
aekam  bamerkt,  im  dar  eerdetUaekumg  da»  tmt.  »am»»  rea 
«denÜa«  tuaammaamtregemd,  taiüutmd  »m  fawtoaaafraf« 
(•.  »p,  M14)  mttr  aiiWrflar  »»rbimdungatimwn  fOÜtrtm. 

I)  dia  mSdiata»  barMkrtutfam  mit  gewt«acn»fail  eraeJdteast 
dar  an  aacA  airAI  ao  hJk^ßga  pluralgrbrmuek,  der  mttr  im 
ätfertm  aaugmiaaem  belegt  iat.  die  ajfm^ktiaeAem 
mmmgattt  mt»  aa»r  aatmam  am^^a»tmt»  gawtet  na0  wk  atmete 
aaia  aiidii*ii  dmttUummtl,  St»  mmaartm  allnm 

•)  md  aoUan  (kwA^fr)  deali  ao  mancbe  laa  «ad  laaa 
•aalaa  raglafan.  darxu  in  fiiaülafcaa  wii  hMkartobligen 
tavriMiMiieban.  darauf  aia  alak  doeb  ao  araaif  ver- 
alaban  Chr.  Anuhkar  fi andii'liy  bmmfa»ammt  (MM)  K  S: 
(ekurfikrat  Ftiadriek  III  k»t  »mf  din»  rwcAagaf  tm  Aug»- 
bürg)  die*«  dcnkwArdige  wort  vorgrbraebl'  Ich  erkenn« 
in  gewiaaena  und  glaubenaaacben  mehr  nicht  ala  einen 
herm.  den  kAnig  aller  ktelg«  .  .  .  Zinkohap  apopktkag 
matm  I.  I0&:  »hmtteJt  F.  0.  LCdtkk  «Aer  toUmmt  a.  U3; 

«u  bM  leb :  wM  aOr  «ia*  Ihal 

laui  aaAfBl. 

ilMt 


Jon.  Caa.  Oewnia»  «a«.*M 

daax  di^enigen.  die  mit  g«vris»«a*-*acb«a  n  Ibm  babc«. 
ein«  fertigkeil  im  demonatrirea  arlaoftaai  Cmr.  Wolft 
ged.  r.  d.  mtamaeham  thun  u.  laaaem  01  M)  M;  daagL  (voo  f»- 
wissenaaachen  aprechen)  rerdautarbttmg  mm  Marivaox 
pagaam  parrenu  7»  [ß.  »bem  gewiaaensrat). 

597  • 


6331 


GEWISSENSSACHE 


es  sind  gewissens-sachen, 
gottes  guter  schmaler  machen. 

PETRI2,  CcG"; 

ein  testament  verständlich  machen, 
'  ist  eine  von  gewissens-sachen. 

Grimmelshausen  wiedererst.  Simpl.  33» 
{inhaltmngabe  ron  2,  6) ; 

ich  glaube  gar,  wenn  sie  (deine  mutier)  noch  lebte,  du 
schämtest  dich  ihrer  .  .  .  doch  das  sind  gewissens  Sachen, 
die  dir  dein  beichtvater  einschärfen  soll,  wenn  ich  sehe, 
dasz  du  in  deinen  verderblichen  irrthümern  verharrest 
Lessing    {der  junge   gelehrte  1,  3  ausgäbe  v.  1754)  l^,  290. 

2)  im  singulargebrauch  entfernt  sich  unser  Substantiv 
von  seinen  nächstvericandten  am  iveitesten.  freilich  läszt 
sich  dies  auch  hier  nicht  aus  den  buchungen  nachweisen, 
die  zicar  früh  einsetzen,  aber  dann  sehr  lückenhaft  fort- 
geführt iverden.  so  tritt  bei  einigen  das  bedeutungsver- 
wandte gewissenspunkt  in  die  lücke,  das  mir  in  buchungen 
belegt  ist;  vgl.  gewissenspunkt,  res  conscientiae  Stielek 
1486;  ebenso  Fkiscii  2,  74^;  gegen:  gewissenssache,  un 
cas  de  conscience,  casus  conscientiae  Duez  (1664)  199''; 
a matter  of  conscience.  teutschengl.  icb.  2,  115;  ebenso  Hil- 
pert 2,  1  s.  465";  le  cas  de  conscience  Schwan  1,  748";  eine 
jede  Sache,  welche  das  gewissen  betrifft;  eine  sache, 
wozu  man  des  gewissenswegen  verbunden  ist  Aoelung 
2,  671;  ähnlich  Campe  2,  367'';  obwohl  Adeluno  2,  671 
eboiso  wie  Ronoeau  2,  Uu  4»,  Schwan  l,  748,  desgl. 
Campe  2,  867'';  Hilpert  2,  l,  465"  auf  gewissensfall  ver- 
weisen, sind  gerade  bei  Adelung  und  Campe  die  charak- 
teristischen Verbindungen  gebucht,  in  denen  sich  gewissens- 
sache von  gewissensfall  abhebt:  es  ist  eine  gewissensache 
für  mich  Campe;  sich  etwas  zur  gewissenssache  machen 
Adelung,  Campe;  vgl.  auch  Sertz  55*  s.  u. 

a)  unter  den  präpostionalverbindungen  tritt  beim  singular 
die  mit  in  zier iick,'  sie  ist  hier  mir  mit  collectivbedeutung 
belegt,  die  sich  mit  den  obigen  pluralen  aufs  engste  berührt : 

nit  gestatten,  dasz  man  neue  lehr 
einführe,  noch  das  reich  beschwer 
mit  neuerung  in  gewissens  sach. 
kämpf-  u.  Hreitl.  v.  1620  bei  Opel  u.  Cohn  362; 

eine  ausnähme  bildet  sonst  nur  die  philo.mphische  dar- 
legung  in:  in  einer  gewissenssache  {causa  conscientiam 
tangens)  denkt  sich  der  mensch  ein  warnendes  gewissen 
(pruemonens)  vor  der  entschlieszung ;  wobei  die  äuszerste 
bedenklichkeit  (scrupulositas)  ...  in  fällen,  darüber  das 
gewissen  der  alleinige  richter  ist  (casibus  conscientiae), 
nicht  für  kleinigkeitskrämerei  .  .  .  beurtheilt  werden 
kann  Kant  {metaphysik  d.  sitten  2,  §  13)  5,  274.  dagegen 
.sind  m.it  dem  singular  neue  Verbindungen  verknüpft: 
wolte  deszwegen  auch  nicht  zu  einer  gasterei  gehen, 
darzu  er  geladen  worden,  weil  es  aber  doch  für  ein 
gewissenssache  zu  halten,  seinem  nachbarn  nicht 
vorzuspannen,  wann  es  an  die  freszarbeit  gehet,  hat  er 
sich  dennoch  eingestellet  Grimmelshausen  wiedererst. 
Simpl.  3, 56i;  ich  halte  es  für  eine  gewissenssache,  rei 
religio  me  tenet,  in  religionem,  verto  Se  11/55";  wollten  es 
für  eine  gewissenssache  halten  Götuk  {detäsche  sp7-ache) 
45,  135:  und  endlich  machte  man  es  sich  überhaupt 
in  den  klöstern  zu  einer  pflicht  und  gewissenssache, 
die  werke  des  altertums  zu  erhalten  Fr.  Schlegel 
{(fesch,  d.  alten  ti.  neuen  lit.  l) ;  sein  beichtvater  machte 
es  ihm  zur  gewissenssache  die  weihe  zu  nehmen  Götiie 
{Philipp  Neri;  gewissens  sache  s.  Weimarer  ausg.  .S2,  4ll) 
20,  195;  seid  ohne  sorgen,  freund  Sancho,  sagte  der 
barbier,  denn  wir  wollen  euern  herrn  bitten  und  ihm 
noch  dazu  den  rath  geben,  ja  es  ihm  zur  gewissensache 
machen,  kaiser  und  nicht  erzbischof  zu  werden  Tieck 
übers,  des  Don  Quiqote  (3,  12)  i*,  213;  das  gleiche  auch 
Nicolai  Sebald.  Nothanker  3,  16; 

b)  aus  dem  letzten  gebrauch  enttvickeln  sich  vereinzelte  ob- 
jectfunctionen  des  Substantivs,  dem  solche  verbi7ulungen 
sonst  freund  .sind :  man  wollte  eine  staats  und  gewissens- 
sache daraus  machen  Götiie  {an  frau  v.  Stein  2.  11  1779) 
fi»ie/e4,  119;  dazu  vgl.  auch :  der  kurfürst  betrachtet  aber 
die  geschäfte  auch  als  gewissenssache  H.  König  die 
clubisten  in  Mainz  (1,6)  l,  75;  vgl.  religionssache  th.  8, 
j»p.  802. 

c)  die  meist  belegte  Verwendung  trifft  die  subjectfunction, 
rorwieyend  in  der  Verbindung  mit  dem  verb^tm  subatan- 


GEWISSENSSCHANZE- -SCHRIFT      6332 

tiru7n,  toie  sie  ja  auch  beim  pluralgebrauch  mehrmals  be- 
obachtet loar. 

a)  {ich  toiirde)  es  für  Christenpflicht  halten  durch  meine 
enthaltsamkeit  zu  zeigen,  die  sache  sei  mir  gewissens- 
sache (Hermes)  Sophiens  reise  (1776)3,563;  die  republik 
ist  für  uns  eine  gewissenssache,  eine  religiöse  angelegen- 
heit  Herweghs  progr.  der  süddeutschen  partei  bei  Sybel 
begründ.  d.  d.  7-eiches  1*,  1.54;  nur  freilich  in  der  ersten 
freude  meiner  geistigen  erneuung  war  es  mir  eine 
dringende  gewissensache  .  .  .  für  meine  eigenen  reformen 
heftige  und  tumultuarische  Propaganda  zu  machen  Ger- 
viNUS  selb.9tbiogr.  131. 

ß)  es  ist  eine  gewissenssache,  mit  der  wir  zusammen 
wirken  müssen  Göthe  briefe  28,  110;  religion  ist  ge- 
wissenssache; wer  sie  zwingt,  zerstört  sie  Lavater 
(duldung)  ausgew.  sehr.  1,  275  Orelli;  ist  es  auch  erlaubt, 
im  namen  der  bauern  eurer  getreuen  gemeinde  Bonnal 
etwas  anzubringen,  das  eine  gewissensache  ist?  Pesta- 
lozzi Lienhard  (1,  90)  l-*,  297;  (dasz  es  gewissenssache 
war)  D.  F.  Strausz  (leben  .Tesu)  3,  s.  XV;  sie  wollten 
sich  die  mühe  nicht  geben,  ihm  seinen  irrthum  zu 
benehmen,  da  es  ihnen  schien,  dasz  es  keine  gewissen- 
sache sei,  wenn  sie  ihn  darin  lieszen  Tieck  übers, 
d.  Don  Quixote  (3,  121)  l*,  213;  das  ist  eine  gewissen- 
sache, für  holländ.  daar  zon  ist  eene  gewetenszaak 
van  maken  Wander  l,  1675;  muszt  .  .  .  mir  auch  nit 
bös  sein,  dasz  ich  dir  nit  klar  machen  kann,  was  mich 
da  verpflicht't  und  bind't;  aber  es  is  ein'  g'wissens- 
sach',  wohl  ein  g'wissenssach',  dasz  ich  mein'  andern 
kindern  ihretwegen  nix  entziehen  darf  Anzengrurer 
{der  Schandfleck  2i)  2^,  290;  'um  Jesu  willen!'  rief  die 
Schwester:  'das  darf  nicht  sein  —  wo  soll  sie  bleiben 
in  der  nacht?  ich  gehe  ihr  nach  und  rufe  sie  zurück: 
es  ist  gewissensache  —  nicht  wahr  papa,  so  darf  man 
sie  nicht  lassen?'  Mörike  (maier  Nolten  l)  4,  228  Krau.sz; 
'das  wort  sie  sollen  lassen  stahn',  das  ist  recht  und  Ord- 
nung; dafür  bin  ich  da,  das  ist  gewissenssache.  für 
alles  andre  aber  haben  wir  die  Vernunft  Fontane 
(Cecile  is)  I,  4  s.  324;  dazu  vgl.:  aber  von  Vinckc  mich  los- 
zusagen, den  trotz  allem  hochverehrten  führer  zu  ver- 
lassen, das  ging  mir  nahe  wie  eine  gewissenssache 
R.  Haym  aus  meinem  leben  300. 

GEWISSENSSCHANZE,  /.  .• 

so  bleibt  dir  doch  an  diesem  tantze 
die  glaubens-  und  gewissens-schantze 
gantz  unverletzt,  und  kannst  ertragen, 
was  gott  zuschickt  an  schmertz  und  plagen. 

J.  W.  Brodtkorb  Ringwalds  tenUche  warheit  194. 

GEWISSENSSCHÄRFER  -  SCHÄRFUNG,  aus  Immer- 
mann belegte  compo.iita  zu  der  Verbindung  das  gewissen 
schärfen  (s.  sp.  6284) :  die  herzogin  konnte  dem  gewissens- 
schärfer doch  nicht  auf  sein  dörflein  folgen;  er  muszte  sich 
also  damit  begnügen,  eine  ausgearbeitete  heilsordnung  zu 
hinterlassen  (epigonen  »)  i,16i  Magnc;  jetzt  wandte  sich 
der  polizeicommissarius  um  und  wollte  mit  noch  höherer 
würde    diese   gewissensschärfung  vornehmen  (5,  6)3,371; 

GEWISSENSSCHEU,  adjectiv:  Benno grüszte  einfach  und 
schüttelte  dem  gewissensscheuen,  im  laternenschimmer 
vollends  geisterbleichen  Thiebold  die  band  K.  Gutzkow 
d.  Zauberer  v.  Rom  (5,  5)  5,  123;  vgl.  gewissensängstig. 

GEWISSENSSCHLAF,  m.  {vgl.  schlaf  des  gewissens 
sp.  6276);  gewissens  schlaff,  ist  derjenige  z<ustand  des 
gemüths,  da  die  vernunfft  den  affecten  des  willens  der- 
massen  unterworffen  ist,  dasz  sie  die  anklage  unvcr- 
nünfftiger  thaten,  welche  wider  die  regeln  des  gesetzcs 
streiten,  eine  Zeitlang  unterlasset  J.  G.  W.m.cii  philos.  lex. 
1*,  1319;  vgl.  der  ge Wissensschlaf  .  .  .  fortdauernder  mangel 
der  beurtbeilung  seiner  handlungen  nach  dem  gesetze 
Adelung  2,  671;  l'endorm,issement  de  la  conscience  Schwan 
1,  748*;  vgl.  auch  Campe  2,  367'';  Hilpert  2,  1,  465°. 

GEWISSENSSCHMERZ  s.  gewissenspein. 
'  GEWISSENSSCHRIFT,  /. .-  (vgl.  handschrift  des  gew. 
sp.  6276) :  das  gewissen  .  .  .  führt  lauter  unerkäntliche 
buchstaben  von  den  menschlichen  handlungen:  solange 
die  Sünder  hier  in  dieser  weit  leben:  kompt  aber  diese 
gcwissensschrifft  vor  den  brennenden  zorn  gottes,  so  wird 
sie  allzu  leserlich  Jon.  Riemer  apophthegm.  vormund 
(1305)  505 


6333    üEWISSENSSCHRUNDB  -  SCRIJPEL 

GEWISSKNSSCHRUNDE,  «.  gewiMviuverlttUunf. 

OEWISSKiNSSCHULD. /..  die  gewitiwiwehoki .  der 
•ohmerz  um  meine  that  auf  dem  hoepis,  dl«  ftwlnbeit. 
Hnttz  au«  meinem  geglaubten  und  beatitigten  tod«  b«r«Us 
ein  ncuei  leben  .  .  .  erblUlit  war  K.  Gutzkow  d.  muhtnr 
V.  Harn  (H,  U)9,  47t. 

(tKWISSKNSSCHWARMKK.  m..  m«n  könnt«  Ihn 
{Knntten),  einen  revolutionären  g«wt«««nMehwirmT 
nennen  Stäudi-in  ge»eh.  ä.  Uhr*  r.  rf.  fMftetn lüL 

(JKWISSENSSCHWKIIT.  n.  gott  verhSt«  in  gnaden. 
(itiMX,  bei  unirer  verderhtPn  leit.  da.  bei  ao  lillgliobem 
/ii^tiitido  andrer  ohriatliohen  l&nder.  die  mit  dem  krleg»< 
Iiiiiii:cr8-  und  peatilentx-  oder  auch  mit  dem  gewiM«!»' 
Htrltwurt,  MO  tiWitlich  geaohlagen  und  verwundet  werden. 
dennoch  die  cnmedien  ...  so  bAufflg  einr«ia«en  Eii. 
KiiANClsci  hm.  iVo/eiM  (1090)  «18. 

(iKWISSK.NSSC.KlIPKL.  m..  fHÜmt  btUfit 
»ftxxtny  im  kreiM  der  tnit  gewlaacntbedenken, 
r.wcifol  getheitten  betleutungtgtwmtu^t^ft.  in  di 
nrt  itirh  unaer  »ub»lantir  MnnM  dtutk  di*  hät^flfktU  (hr 
veriifndung  al»  mteh  durek  dit  «igtnart  mümt  aondtri»- 
drtttuny  mt»,  die  —  n«dk  dm  bttfkMngm  —  nuth  mit  g«- 
wissniMfiill  und  deaatn  v^rtmtuUtH,  ja  aMH  mit  g«> 
wi.sseii.ianiERt  henihntHgtm  mrmMiuti. 

t)  auch  hitr  tind  di»  trtim  btUg*  «m  dtm  plurotf^rmmek 
gfhunden.  der  tbm$o  m  dm  »pähnm  mufni»$9m  immar 
wieder  vorschlägt. 

a)  .  .  .  nenilicli  entweder  liebea-gedaneken  oder  daher 
entstandene  ^ewiasennBorupel.  wodurch  sie  die  lieb«  b«- 
siroiton  wollen  der  ungeuitaenh^fft»  gemmtiurmA  (IM«)  tl: 
Christian  Samuel  Ulhers  evangelischer  Wegweiser  In  er 
klRrunK  einiger  wichtigen  gewisaeniarrupel  welche  den 
glauben  und  die  gottHeeliitkeit  oincs  Christen  betroffen 
Liegnitz  1765;  zu  dem  allfiUtigon  lehrte  Uhristus  beton: 
'vergieb  mir  meine  Bünden,  wio  ich  andern  vergeh«'  und 
setzte  hiermit  von  gottco  wegen  allen  gewissensorupeln 
ein  unhostechbarcs .  menschenfreundlich  moralisches 
prtifegesotz  entgegen  HKiiOKn  {ehrüttl.  ackr.  5)  MS;  der  heid 
ist.  wio  bekannt,  ein  kftnig  von  Sparta,  der  sieh  wegen 
allerlei  gewissenssorupel  aolt)st  entleibt  ßÖTiiR(ttei.  rtuet) 
i)7,  939;  .  .  .  dasz  die  urhcber  dieses  zustandes  das  volk 
von  aller  furcht  vor  dem  himmel  und  vor  den  riohter 
Stühlen,  von  httuslichon  ptlichtcn  und  von  gewissens« 
scrupcln  befreit  haben  Fit.  (iKNr/.  {ilbera.  r.  MaUtt  du 
l'an:  iitier  die  frz.  rei-ol.  ITM)  78;  mit  der  'Stimmung' 
aber  war  es  völlig  aus.  wenn  ich  in  dieses  behftbig«, 
von  gowisson^skrupeln  sicherlich  niemals  angekriUikelte 
gesteht  blickte  Samosch  proreiu  tage  •«.  »pan.  näehte  (1M8) 
Itn;  .  .  .  als  dasz  die  grälin  nur  aus  furcht  vor  Uir«in 
gemahl  uiul  vielleicht  auch  aus  den  alten  g«wi«9«ii«- 
Skrupeln  sich  ihm  entziehe  .  .  .  P.  Hk.yhk  {trouitUlmir 
Nor.  •  der  möHch  v.  Montaudon)  II.  i  ».  SM;  .  .  .  da<S  ««Ibat 
ein  zu  trugschlüssen  und  Spiegelfechtereien  mind«r  g«- 
neititor  Charakter  als  der  seine  veranlassung  gehabt 
hätte,  sich  Über  gowissensskrupel  einigermasion  hinweg» 
setzen  Tu.  FoN  lANK  {quitt  cap.  t»  I,  •  ».  99;  auf  der  an- 
(lern  scite:  hasz  der  l'ohlen.  furcht  vor  Boris,  gewi— «m- 
scrupcl  Sciili.i.KK  {Demetritu :.  9.  auft.)  15.  f.  5*7. 

b)  einem  seine  gewissenssorupel  )>enehmen,  ejnlrtrt 
rcligioneSKUZ  a^;  wenn  der  gegentheil,  nach  der  ihm« 
rechtlich  mstehendcn  freihcit,  solche  nachttaren  aus 
selbiger  erwehlct,  von  denen  er  sich  versprechen  kann. 
dasz  sie  sich  darüber  die  meisten  g«»ia««lUMru|>el 
machen,  und  der  eidesleistung  entbr«eh«n  w«rden 
Ki.iNiiNKn  darf-  u.  bauren  rechte  9,  8>S;  am  mir  nicht. 
wie  mancher  pietist..  die  verbrechen  ans  den  Ungern  so 
saupcn.  und  um  nichts  und  wieder  nichts  gewinenasonip«! 
zu  machen  Tik.ck  (die  i-erlobung)  17.  169;  di«  iMIlOgia  WW 
nichrero  tage  hindurch  für  niemand  als  fQr  ihren  g«Biahl 
siclilhar  .  .  .  unter  den  vertrauten  ging  die  red«,  ri« 
mache  sich  über  das  fest  gewissensscnipcl  Immkrhanm 
^^rpigonen  4.  14)  3,  394  Magnc:  aber  sie  ist  von  so  onerhOft 
harter  komplexion  —  manchmal  mache  ich  mir  gewissens- 
sorupel, dasz  wir  noch  dazu  beitragen,  ihre  nerven  durch 
unsere  Sitzungen  zu  serrUtton  P.  Hkysk  (•*•/.  mov.  9: 
Jiomtiltutenkel)  II,  9,  a.  163;  die  gleiche  vtrbindumf  —  btim 
Singular  —  zeigt  schon  Kant  s.  u. 


QEWISSENSSORQE-  GEWISSENSSTIMMK  0334 

9)  der  timfutmrfdirmnk  witr4  mutk  hitr  witiwttm  dmnk 
di*  uh&trmttt  d«i  s<rflwfiiMf<t  dbr  IimIimmm  ht§ 
di*  titk  mn^  äimmt  tmmtnu  iMtii^wJwi.  im  ätm  < 
/kUJtdadk  MV  da«M«MMlf«  im  imm  mtmmmtmkam0  rtf 
f0Urt  wird,  im  ätm  m  ItU,  mmhtimt  m  mmtk  im  ftmrai 
Ib.  9.  tu  Sims);  dififw  9§t.t 

•)  g«wl«««a««anip«l  t.  §ßwtmmt'MW9UM  BlMMn 
I.  M4*:  tttmto  (tomteitmtimt  «en^fnlM  Autn  1.  «M^:  «. 
gewiaMMMifst  tmiteksrntL  tit.  t.  77t:  mtu»  e»m- 
ttintims  MATTniAK t.  UT :  KlM«cii  t.  IM*  ttruftU*  Fiiiim:m 
diei.  dtt  ftaa.  9.  M«:  ttn^mU  dt  tmutJtmtt  Rommau  9. 
Un  «•:  Is  eat  dt  eonteitmta  Scnwam  t.  74i^:  temflt  o/ 
««MeiMes.  HiLfriir  9.  i  «.  47»*:  «in  t«ntp«l.  d.  L  fw«|fel. 
Bb«r  di«  r«chlml««igketl  oder  anrechtnil««ifl>«it  «in«r 
handlung  Atir.i.i  ku  t.  671:  «in  gnind.  omb  d«i««a 
willen  man  betorget.  n  mAchl«  vMMdit  «In«  kandkmf. 
di«  wir  entweder  vcdlbniebt«  od«r  vorn«llW«n  «oD««. 
bO««  sein,  wird  «ta  t**^M»MWup9l  fMMUMt  Cnn. 
Woi.i.r  ftd.  r.  d.  wmmku*  9mm  «.  latttm  ||  M)  M;  fe- 
wissens-sorapel .  wtl«lMr  MMh  «In  t9W|M«B9fall.  und 
im  lateinischen  e««aa  «OMd—U—  f«««MMl  wird,  ist 
ein  sweiffel.  den  man  wegen  d«r  v«ffnatt(lMlMlfk«il.  od«r 
moralität  einer  handlang,  dl«  nuui  •nlw«d«r  ToUbnMkt; 
oder  vornehmen  soll,  hat.  daas  man  nicht  gewiss  walM, 
ob  was  recht;  oder  unrecht  sei  i.  G.  Wam:ii  phdo».  Uat. 
I*.  1890;  gewisaensscrupel .  ctmut  mmmianHmt,  iai  «hl 
sweifel  Ober  dl«  moralität  und  biUifktit  «ia«r  iMMlhnf. 
da  man  nämlich  ungawias  ist,  ob  «oleh«  hnadlnnj  iwM 
oder  anrecht  sei  HOnMBn  fTl: 

b)  seltener  sind  die  liüermritAtm  htUftflkr  dem  eimfmimr, 
und  »it  entetmmmrn  üUrdim  mmm  Hrntt  dtr  tfrmeke  der 
phHoeapkit  und  künstlicher  wmietUmm§: 

a)  also  damit  den  gewi«««M  ««wp«!  d«r  wolptnMlnlMl 
ehrlichen  Teutschen  und  «lf«r«r  vor  da«  Vaterland  . . . 
gäntzlich  aufheben  G.  W.  Uubwitx  wic«ryrf^/lMA«  f»> 
danken  (M)  48  {autfaht  von  UMt);  di«  andaren  T«rf«ekl«r 
der  lebendigen  kräfte.  die  sieb  ein«n  t«wiM9BMB9«f«l 
daraus  machten,  anders  in  artheilen  als  harr  Ten  LgttBJIi 
Kant  {g^.  v.  d.  wahren  seAätt.  d.  M.  kr.  i. 
g  199)  1.  tu  akadeaue:  f«wia«««Merap«l : 

gerne  4i«a  Icli  den  ftvandan,  deck  Iba«  iah  ea  Wdar  arfl 

and  so  wurait  «•  ndr  «11,  4ase  ieh  akkl 
Xemlen  m  (XL  IMkmM  a. 

ß)  wir  saften  da:  monaiarCbrlctian:  und  ons  erwicbst 
ein  gewia«ens«onip«l.  ob  wir  nicht  hätten  herr  Christian 

sagen  mOssan?  J.  0.  MOi.I.KH    Siegfr.   r.    Lindmherf  (m) 

8,  7«:  kein  pri««t«r  ist  i«eht  aasgeweihl.  kein  kind  richtig 
getauft,  keine  eb«  gütig  8ing«9iigii«t  .  . .  glaubet  Ihr.  daai 
das  «in  kleiner  g«wl888nMetnp«l  ist,  wenn  man  i^l 
«Inmal  weist,  ob  man  tob  gott««  and  reehle 
samni«ng«h0rt?  Hbrmamn  Schmid  (JVinW  «. 

9.  9)  9t.  »4:  ««  g«r«MM  ako  data  htlllgM  Mb  mb  «ad 
niemandam  lam  g«nli««ne  Miu|>«i  J.  6.  Schrab«!.  inarf 
IWwnIwry  (x.  tk.)  litt,  denkm.  loa/,  s.  8M:  d«r  BkertrIU 
la  «in«m  andern  glauben  als  wir  gewohnt  sind.  M  wie 
ein  apasiargang  in  n«a«n  «ehalian,  si« 
•o  Mag«  br«Bn«n  and  drMmi.  bis  wir  si«  «o 
habra.  alt  die  IltarM . . .  wenn  aieli  «o  «twas. 
g«wi«a«na«crap«l  UumH.  anHttng«B  will  ThOiimbl 
(rsu*  . . .  t)  t.  It«. 

GKWISSENSSORGB  «.  gtwtwefi^t 

GEWISSK.NSSPARBOCHSB,  /..•  «r  . . .  woUl«  nMinen 
inn«m  ■«nach«n  rfikfvn.  om  mein«  boMnlpftanlg«  oder 
dukatan  aoa  der  gewi«««ns  eparbOcb«« 
K-  Oo-nutOWrMtr  *.  fns«r  Ct.  t)  t*.  Mt. 

QBWISSmSSPIlQKU  «..-  W.  Pttkins 
BeUmMH  Mtt.    lydiMhetwiig   «ei»  dm 

QBWIS^SISSTACHIL.  as., 
wnewwfi'as  8riBLBM  tut:  tfL  «tak 

OIWISSKIlSSnilliK./..  ttfL 
tp.  MM):  die  legang  der  waraeadea  oder 
wissensstlmme  C  Bi^ntrrAD 
frriheit  e.  9.  deefL  8:  e«  hilft  so  wenig,  orakel  4«r  ge- 
wissensstimme  tu  provociren.  als  in  die  biiiter  der 
bibel  sa  st«di«n  B.  t.  Uartmakh  8*  {da»  eiUliek»  he 
»)  tk 


6335  GEWISSENSSTRICK  -  -VERLETZUNG 

GEWISSENSSTRICK,  «.  gewissensband. 
GEWISSENSSÜNDE,  /.,  mi  der  büdnng  mit  gewissens- 
pflicht  am  nächsten  sich  berührend: 

der  auii-richtig  redlich  lebt; 
.  .  .  zäumt  die  bösen  lust-gedankeü, 
wan  das  fleisch  im  widerstrebt ; 
hühtt  sich  for  gewissens-sünden ; 
nimt  die  straf  gut-willig  an. 

RoMPLER  erstes  gebüsch  der  reimgedichte  86. 

GEWISSENSTAPFERKEIT,  /. :  gewiszenstapferkeit,  con- 
ßdentia  mentis,  quae  etiam  gemütstapferkeit  animi  forti- 
tudo  dicitur  Stieler  2355;  vgl.  gewissensscheu. 

GEWISSENSTEUFEL,  m.:Henric  US  Decimator,  ge- 
wissensteuffel.  das  ist;  einfältiger  und  gründlicher  berichtet 
von  dem  aller  erschrecklichsten,  grewlichsten,  und  grossen 
tculTel,  des  gewissens  teuffel  und  desselbigen  grewel,  wie 
er  die  menschen  verblende,  und  listiger  weise  in  allerlei 
sünde  und  schände  führe  .  .  .  Magdeburg  1604;  die  täu- 
schung  zu  vollenden,  stand  ein  kerl  hinter  mir,  von 
welchem  der  gewissensteufel  Margarethens  im  notfall 
hätte  die  larve  borgen  können  Matthisson  erinnerungen 
{fragmenfe  aus  tageb.  u.  briefen  l)  3  (1812),  881. 

GEWISSENSTHEORIE  s.  gewissenslehre. 

GEWISSENSTRAÜM,  m..-  ähnliche  Szenen  waren  ihm 
oft  in  bangen  gewissensträumen  vorübergegangen  P.  Heyse 
(himmel  u.  irdische  liebe)  II,  14  *.  91. 

GEWISSENSTREU,  GEWISSENSTREUE,  composita.  die, 
so  nahe  sie  an  xmd  für  sich  lagen,  doch  wenig  belegt  sind  ■ 

1)  wir  fordern  deine  berührte  gewissenstreue  auf 
(o  tiia  religione  et  pastorali  zelo  expectamics)  dasz  du  mit 
gröszter  Sorgfalt.  .  .  .  {Verdeutschung  des  erlasses  des 
pabstes  Plus  IX.  an  den  erzbischof  von  Köln  von  25.  7.  18*7. 
nach  der  Karlsruher  zeitung  1847  s.  1678); 

2)  zwar  hat  das  haus  der  abgeordneten  mit  recht 
jeden  zweifei  an  meinem  ernsten  und  gewissenstreuen 
willen,  die  Verfassung  des  landes  aufrecht  zu  erhalten, 
ausgeschlossen  .  .  .  Bismarck  {erlass  1863)  2,  99  Kohl. 

GEWISSENSTRIEB  s.  gewissensdrang. 

GEWISSENSTROST,  m. .-  sollen  wir  aber  ja  in  unsrer 
Unschuld  fälschlich  beschuldiget  werden,  so  tröstet  uns 
unser  gutes  gewissen  .  .  .  {am  rande:)  gewissenstrost 
Harsdörffer  frauenzimmer  gesprächspiele  7;   anhang  69. 

GEWISSENSTYRANNEI  s.  gewissenszwang. 

GEWISSENSÜBUNG,/,  erst  spät  und  nur  aus  buchungen 
bezeugt:  die  gewissensübung,  die  Übung  seines  gewissens, 
d.  i.  die  genaue  Untersuchung  seines  zustandes  gegen  das 
göttliche  gesetz,  als  eine  Übung  betrachtet  Adelung 
2,  671;  die  Übung  des  gewissens,  damit  es  immer  schneller 
und  richtiger  über  die  Sittlichkeit  der  handlangen  urteilen 
könne  Campe  2,  367';  la  pratique  de  devoirs  de  conscience 
Schwan  l,  748'';  exercise  of  conscience,  examination  of 
the  conscience  Hilpert  2,  i  s.  466". 

GEWISSENSUNGEZIEFER,  n.:  seit  ihr  hier  wandeltet, 
herr  ritter,  ist  in  den  alten  ein  böser  geist  gefahren, 
es  musz  allerhand  gewissens-ungeziefer  auf  seinem  kopf- 
kissen  umherkriechen;  denn  bei  nacht  juckt  es  ihn 
K.  Immermann  {die  verschollene)  17,  377  Hempel. 

GEWISSENSUNRUHE  s.  gewissensruhe. 

GEWISSENSUNTERSUCHUNG  s.  gcwissensprüfung. 

GEWISSENSVERFOLGER,  m. .-  Filip  von  Zcsen,  des 
geistlichen  Standes  urteile  .  .  .  den  gewissensverfolgern, 
und   glaubensklüglern   zum   lehrspiegel  Amsterdam  1665. 

GEWISSENSVERLETZUNG,  /.  .- 

1)  wo  das  compositum  gebraucht  loird,  läszt  es  ein 
nomen  actionis  durchfühlen:  vor  mangel  sichert  ihn 
mein  hingespendetes  geld  .  .  .  seh'  er  zu,  wie  er  seine 
umstände  damit  ohne  gewissensverletzung  verbessern 
kann  J.  C.  Bock  geschwind,  eh  es  jem.  erfährt  (3,  8)  126 
(1777);  ohne  reue  und  ohne  gewissensverletzung  geht  sie 
{die  grossherzogin)  durch  das  leben  Götiie  (i823)  gespr. 
4,  228  Biedermann. 

2)  xco  dagegen  mehr  das  ergebniss  der  thätigkeit  betont 
ist.  treten  concurrenzformen  an  die  stelle :  gemütswunden, 
siehe  herzens-  und  gewiszenswunden,  vulnera  mentis,  con- 
actentiae  criiciatus,  cordis  afflictiones  Stieler  1389; 

ach!   mache  die  gewissens  wunden  rein, 
sie  thun  mir  heftig  weh'. 

RisjT  himml.  lieder  (4,  4)  235. 
und    das  pflasler,   so  man    mit    füssen   tratte,   erinnerte 


GEWISSENSVERTRETUNG— WERK    6336 

alle,   dasz   sie   ein  pflaster   über  jhre   gewissens-wunden 
unverweilig    suchen    sollen    Abr.    a.   S.    Clara    mercks 
Wienn   (1680)  30;    die   nachreu    eines   Orosmans,    die  ge- 
wissenswunden eines  Meilefonts,  würden  ihre  brüst  nur 
schwach    zu    beklemmen    scheinen    M.    MENOELssoax 
{über  die  empfindungen  13)  philos.  sehr,  l  104;  dazu  vgl.: 
es  wird  das  böse  hündelein 
genannt  von  alters  reuelein, 
mit  beissenden  gewissens-schrunden 
ihn  hart  bisz  auff  den  todt  verwunden. 

JoH.  WiLH.  Brodtkorb  Hingtvalts  teutsche 
ivarheü  (1700)  337 ; 
vgl.  auch  gewissensnarbe. 

GEWISSENSVERTRETUNG,  /.,    zu  der  rechtsbedexdung 
I    von   gewissen   im  sinne  von  scientia  gehörend,   vgl. .-  mit- 
I    hin   beklagten    durch    die   unternommene   gewissensver- 
j    tretung  klägers  Intention   zulänglich  elidiret,    weswegen 
i    derselbe   von    der   wider  ihn  angestellten   klage  zu  ent- 
binden,  gutachten   der   Leipz.  jur.-fak.  1744   bei  Klingner 
'    do7f-  u.  baurenrechte  1,551;  gewissensvertretung:  der,  dem 
I    ein  haupteid  zugeschoben  wird,  ist  endlich  auch  berechtigt 
j    zu  erklären,  er  wolle  die  Unwahrheit  des  beweis-satzes, 
I    welche  er  beschwören  soll,  durch  andere  beweismittel  dar- 
;   thun,  d.h.  sein  gewissen  mit  beweis  vertreten  Ciih.  Martin 
lehri.  d.  teutsch.  gem.  bürgert,  processes  (§  217)  -  (1805)  300 ; 
j    übrigens  findet  auch  gegenbeweis,  wider  die  gewissensvcr- 
I    tretung  statt  ebenda;   die   gewissensvertretung  ist  ein  in 
1    den  ländern  sächsischen  rechtes  entstandenes  Institut;  sie 
j   kommt  im  lübischen  processe  bereits  im  15.  Jahrhundert 
vor  ...  die  gewissensvertretung,  welche  gegen  die  säch- 
j    sische   eidesdelation   (zu   eideshand  legen,  stellen)  statt- 
I    findet,   ist  eine  modification  der  grundlage   dieser  eides- 
delation,   nämlich   des    principes,    dasz    man    bekennen 
I   oder  schwören  musz,  zu  gunsten  dessen,  der  nach  altem 
I    rechte  das  recht  und  die  pflicht   zur  ableistung  des  ab- 
I   leugnungs-  oder  reinigungseides  hatte,    indem  ihm  ver- 
j    stattet  wird,  sich  durch  anderen  beweis  dessen,  was  er 
I    beschwören    sollte,    von    der    eidesleistung    zu    befreien 
j    Weiske    rechtslex.  li,  694;    gewissensvertretung,    im   ge- 
I    meinen  civilprocesz  die  beweisführung,    bei  welcher  ein 
!    streitender  theil  die  Wahrheit  dessen,    worüber  ihm  der 
I    eid  angetragen    worden  ist,   durch   andere  .beweismittel 
j    als  den  eid  zu  erhärten  sucht  Thiel  4,430''. 
I       GEWISSENSVERWAHRUNG,  /. .-    nur  138  abgeordnete 
unterzeichneten  .  .  .  der  einmuth  also,   der   solchen   ge- 
wissensverwahrungen  doch  allein  nachdruck  giebt,  fehlte 
gänzlich  Treitschke  dtsch.  gesch.  (5,  8)  5,  624. 
GEWISSENSVOGT  s.  gewissenshenker. 
GEWISSENSVORWURF,  m.:  eine   masz  wein  machte 
mich  lustig,   sodasz   ich   abends  trotz   der  groszen  kälte 
und  ohne  sonderliche  gewissensvorwürfe  recht  vergnügt 
nach    hause   kam   Bräker  der   arme  mann  im  Tocken- 
bürg  251   Bülow;    aber    die   wünsche   selbst!   wenn   kein 
äusseres  hindernis  mehr  ihrer  erfüllung  im  wege  stand, 
muszte    ihre   gewalt  da   nicht  wachsen?  die   gewissens- 
vorwürfe  mit  ihnen?   0.  Ludwig    {zic.  himmel  u.   erde) 
1,  333  Stern;    im  bewusztsein,    dasz  ihn   liebe  des  Vater- 
landes   hierhergebracht,    ohne    einen    gewissensvorwurf 
gegenüber  menschen  und   göttern ,    leidet    er  (Laokoon) 
.  .  .  den  qualvollsten  tod  Jusri     Winkelmann  l-,  407. 

GEWISSENSWAGE ,  /. ;  von  den  frauenzimmern  .  .  . 
von  den  leichten,  deren  fünfzig  auf  der  subtilsten  ge- 
wissenswage  kaum  ein  lot  aufwiegen  Wagner  kinder- 
mörderin  (s)  35  E.  Schmidt. 

GEWISSENSWANDLUNG,/.;  wenn  der  ausruf  der 
mörder  {des  Ibykus)  ihr  bewegtes  gewissen  verraten  hat, 
ist  das  gedieht  zu  ende  .  .  .  wie  die  gewissenswandlung 
sich  vollzieht,  also  die  einführung  des  Äschylei'schen 
Chores;  dies  ist  eine  erfindung  Schillers  H.  v.  Stein 
beitr.  z.  ästhet.  der  dtschen  klassiker  73. 

GEWISSENSWERK,  n.  :  wann  ein  Schulmeister  oder 
priester  ins  exilium  getrieben  wird,  so  meint  er,  es  sei 
kein  ander  mittel  sich  zu  erwehren,  als  betteln,  wann 
er  solle  einem  brauer  helffen  hier  brauen,  oder  einem 
maurmann  handreichung  thun,  das  hält  er  vor  ein  ge- 
wissens-werck,  und  meint,  das  heisse  die  hand  vom  pflüg 
abziehen  und  zurück  sehen  Schupp  {Salomol)  Schriften  60; 
ähnl.  der  teutsche  lesemeister  s.  Wackeunagel  lese- 
buch  8,  768. 


()337  OKWISSENSWUNDE-  GEWISSKa^VVlh.M        «.  k  W  ISS  rNSZAHTH  KIT -GEWISSEMSZWANG  6338 


UKWISSKNSWIINDK  :  gewi«senif«ri«Uunf. 

GEWISSKiNSWlIKM,  m.  Mitbtt  mmmmumlaumg  dtr 
älUntn  nyraehe.  dit  ah»r  ituth  MOcA  im  nmtrm  »Hl 
fortlebt. 

t)  der  ältette  brltg  »ehon  itigt  H»  v«rbiit4unf  mii  d0m 
potmminvyronomtH  (vgl.:  ir  warm  wird  nicht  »t«rb«li 
i^iriiiKH  Je»aia  06,  M),  di»  bu>  in  di»  Hrttml«  »prmek« 
immer  wieder  a%ifgtnommen  wird :  denn  wenn  aie  ein  ver- 
worrenen leben  nefUhrt  haben,  werden  «ie  einen  Ter- 
worrvncn  luhn  ciiiiifunKen;  ihr  fewIiMnswann  wird  nielit 
■tcriien  Vai..  Ht:HMKt«u»:ii  rwwiy. h$ra ptttUh 

üviii  fewiiiMvns-wurni  erwkcbt. 
und  lll«ill  l>ca('hiiii(iltra  bild  flbl  ellli 
duhiiiKtii  ilu  kitiinit  (tviiie  iMier  lefcwiB 
(Ur  ütiieii  dir  lixt  «altwl  mun  gre— i. 

I.OHKMH-1BIN   CtHJHOa  (D(lM|f),«. 

wmz  Bb«ir,  du«  deiu  l»id 
nliht  welirt  nor  kortie  aeit, 
o  itpiii,  der  ilammea  etwoi 
und  dein  fowiHWlM-warBi 
■tirbt  nicbl  in  «wlflieit. 

8.  Daiui  SU  ÖHtrln  (»•  f): 
al»  du  und  leb,  iween  knabea  wilder  art, 
»•>  brudcriith  anaunmea  anInwBdMen. 
al»  nifln  gi'wiaacnswttmi  keiB  andrer  war, 
al«  niicb  von  dir  beavhBmt  au  aehn. 

8<  iiit.i.KR  (iKm  CarUim  I,  S)  5,  I.  tS  {tpätmr 
fftämlert  in: 

kein  schmerz  mich  drückte,  ala  von  deinem  Reiste  so 
sehr  verdunkelt  mich  vti  sehn  6.  II,  lOa):  und  dein 
g'wissenswunn,  wrnt  dcsztweRen  in  deiner  hrust  war. 
tind't  nix  mehr  t'  nnf'n  und  r.'  I>ciii/rn  und  verstirbt 
dir  elendig  ANXKNOiiUHRn  {der  g'ieu»e$t»wurm  t.  1)  7'.  »; 

s)  uuaxer  dem  po$mittivprtHowun  i»t  t»  Htm  tngmm  bt- 
niehung  auf  das  nagmde  getristen,  mit  der  «luere  tueamtmen- 
»ettung  früh  tnoöachtet  und  vor  allem  bei  AniiAliAM  A  S. 
Ci.AXA  viel  belegt  ist:  das  nii|ien  des  gewinsens.  der 
wurm  cifs  gewisKcns.  der  gewiHsenswurm .  U  remor» 
de  contcience.  conscientiae  eerttytäue,  rel  »ttmulu*  Üuei 
(uvu)  iw^;  solche  thaten  lassen  dem  gewissen  achwer 
lieh  ruhe  .  .  .  sondern  treiln^n  ea  .  .  .  sonderNoh  sor 
stetigen  sHufTerei:  gleich  aU  ob  durch  so  nasse  unruhe 
.  .  .  der  nagende  gewisscMN  wurm  in  hier  und  wein  i 
ersäulTI,  und  nicht  vielniehr  nur  wenig  cingeschläffert  | 
.  .  .  wUrtio  Eh.  Fhancisci  holt.  I^ofeus  (41.  der  gt 
rührte  Epicurer)  403;  als  er  oinsmal  ohne  schlagende  hala 
uhrdesz  nagenden  gewiaaena-wurm  in  tielTen  »chlalT  wäre, 
seind  ihnie  etliche  i^eelen  erschienen  aus  dem  (cgfeuer 
Am«.  A.  S.  C.i.AiiA  li>»eh  W'ieitn  (iM»)  M;  also  mag  ein 
böses  gewiaaen  immer  hinlliehen,  wo  ea  will,  so  trftgt 
es  mit  sich  diesen  aohwehren  stein,  den  gewisaens  wurm 
etir.  f.  alle  (der  ahUn  eckmied)  9.  IS  genau  «o  veokl  mng^fiiUter 
Mmnkeller  (der  »tumme  teer  da  t)  4<l :  ebenso  (erdulden) 
gehab  dich  wohl  (7)  ist:  (ertragen)  Jntdaa  der  entekilm 
ä.  105;  (vgl.  dem  nagenden  wurm  deines  bAsrn  gewissena 
.  .  .  entrinnen  trohlgefülUer  teeinkeller  V>'^:  der  nafCIlle 
gewU.s.sens  wurm  Kiitinokk  a.  Fihciicii  ßrhtrtlb.  teh.  s.  Oft: 
uher  den  gt^wissenswunn,  der  mir  am  herzen  nagt,  au 
ersticken,  hab  ich  noch  nicht  gelernt I  Waonrh  kinder- 
mörderin  (4)  61; 

8)  andere  attribtite  aind  bei  diewem  eompoeitum  mUm, 
wie  auch  der  isolierte  gebrauek  nur  trenig  beobachtet  i»t; 

a)  also  finden  sich  auch,  bei  den  meisten  gotUoMO, 
vor  ihrem  ende,  die  aufwachxenden  gewissenswOnn«, 
welche  sie,  bis/  auf  den  tod,  martern  und  quUoi 
BiTSciiKY  rttaenthal  (no  Mi)  1006;  man  wird  auch  nicht 
ohne  entse/cn  in  die  innere  wirthschaft  des  lasters 
blicke  werfen,  und  wahrnehmen,  wie  alle  Vergoldungen 
des  glucks  den  innorn  gewissenswumi  (var.  wurm)  nicht 
tödten  -  -  und  schrecken,  angst,  reue,  venweiilung  hart 
hinter  seinen  fersen  sind  Sciiillbh  (mJiÜnäiftm§  der 
rüuber)  »,  837  ; 

b)  (Louiae:)  ich  bin  darum  doch  nicht  einsam,  wenna 
so  rocht  schwarz  wird  um  mich  herum,  hab  ich  meine 
besten  besuche.  (Miller:)  gott  bewahre  dich!  nur  der 
i:cwissenswurm  schwärmt  mit  der  eule.  sUnden  und  böse 
feister  scheuen  das  licht  Sciiillku  (kabale  5.  t)  3.474: 
lion's  schon  lang  vergessen  g'habt  —  hitzt  aber  hat 
sa  sich  aufg 'riegelt,  hitzt  sitzt's  da,  und  gibt  kein'  ruh' 
mehr,  der  gewissenswumi  is's  An/kmuhuukk  der  ge- 
tcisaensuntrm  s.  li. 


GKWIxsK.\.SZAKTHKIT.  /.: 
wiaaeiunariheit.  die  kleinst«  vanebaldwig  b«MM«  ite 
bis  lar  kninkhett  Cl.  Umchtsmo  ^Ummmmteim  4.  4imm 
Kalk.  iCmwteriek)  f,  «t;  4i»  »Ir  «iM  etwa«  tiiMIM 
melnnof  von  d«r  ffrartoiMMmtlMit  4m  gateo  ndilcn 
beibraablM  C«.  9tuuMn*ut  (ßtjfMmkmtk  t)  tu. 

OIWBHRXBZIiQIIADftU/./  v«  m^m«n  aber  «oIcIm 
mapMliMlM  abwaMinfM  4m  pwlw— ■nijuailal  mm 
«iftritilM  md  immrttanmimt  rieb  ul§n,  ak  tbar  4mk 
bUolMrdrad^ .  . .  Jrah  Paul  (^tmMUmmima  s;  7  mmkmtHi 
*».  tu. 

ttlWUBDBZIRROTnnr.  aar«.  •</.  f  4mi  MmmmMm. 
ftwlw BMWimtItii  maaa  IL  GtrrtKOW  4.  mmbmw  «. 
Mtm  (7. «)  •,  M. 

0EW188III82IUGB.  m.  ~  GlWt88Iil8ZIUen8.  «./ 
dM  tßwimmk^  Ist  tin  wwnahwi  mU  fott  BonctiKT 
floe  »iimm  .  .  .  niok»  raiM  (ß».  w.  §Kwkmmmmttß)  m: 
mmdera.  im  dar  ridUmmg  wmt  §nrUmmtftkiA  iti  4m  mt- 
kättmiu  4er  nmpmMomtOtriU  tefmu»  im :  fMrlMMMMaiVla 
eioM  duellantm  g*fMi  daa  dMÜ  voa  ahiw  8«Mw1t- 
HoUteinia«b«ii  kanpCgtsoMMi  itM— M  9hMm, 

UEWISSENSZCSTAXD.  «..•  doch  aeU  mm  Ml  (M^w 
fewitaemeerforeekung)  wie  vor  obwilBiiHBlÜtdt,  M  aodl 
vor  diMr  solchen  übertri«b«a«a  oorffilt  oad  "tf***^- 
keit  boten,  welche  vielmehr  onklarboit  tm  dar  «riMUrt' 
nisz  des  gewisaeniustandea  bewirkt  Wktxkm  o.  Wkctk 
6.  kh;  dann  spraeb  leb  noeb  mit  Uv  tom  naiaMB  watw 
kirchengang  und  aoeb  To«  mtinmm  Jtttltaa  ti»tMH«a 
ausländ  Ci..  Bhrntajio  (an»  dem  tmgeintek  der  aki^frmu) 
4,  M  Chr.  Hrenktm»!  Um  letzte  felonie  in  meiner  manu 
akript  liehen  lebanapSiebl  kann  ich  in  keiner  weiac  eot 
schuldigen,  da  sie  dorchau«  schuldhalter  aatar  ist .  . . 
einstweilen  helfe  ich  mir  Aber  di«  gawlaNMnMlIada 
hinweg  durch  die  lektbrv  ihre«  intetaaaaata»  lafcmiahaa 
und  anmutigen  aufaatzea  U.  Kki.i.kh  {ßm  M$4m%mf§  MM) 
s.  4«7  BmeekMd, 

QKWISSKNSZWANG.  «•.,  A«W  Mif«  •<•  da«  fegm 
•ättlieke  gewiaaaaafiraibalt  («.  4.).  at^f  daaam  «r««i  «M^ 
leieklung  e»  vM  mrntk  tb^fkuM  mutfeUit  kmt:  tyf. :  «•  «AU« 
gott  im  hohen  hlnm«!  ein  «inaehen  ab«r  «ia  inlobi 
tirannei  unnd  gewisacnaxwanf  haben  Jon.  UacOMAlioa 
dialogue  (Ittl)  t. 

1)  die  buektni§em  m^m  tfUmr  «sa.  die  adcMm  «•- 
kmltwfunkte  giM.  «««  dna  leiairAi  da«  tfwiiAwmtf 
religion,  gewissena  zwang.  w«r  di«  g«wis««fi  sviafao 
.  .  .  will  .  .  .  Jon.  RiKUKH  mf9fklkefmmt  ranmtad (4«;)  t«i: 
4a§egem  vgl,:  tawiaaaas-swaaf.  ai^  inemriem  di  emuemum. 
ekmrft  4e  raaaw'taw  RiOUIIN  l.  «•*;  Aefoerimg  ^fpnpU'e 
eanmitmtm,  tkt  wayfliwi  tkem  tm  do  tekai  tkeg  «mw« 
aalat^ilf.  twitldl  laff.  lar.  s.  77S:  gine,  tmtrmtml  de  tvm 
aeiemee.  imMtemmM  RONIMUU  t.  V»  «•;  Scmwam  i.  74«^: 
rtetraint  ^  gwwiWW,  wMemte  dorne  tm  tke  eemeeimee 
Hii.p>:nT  1. 1  a.  MT:  dar  awaag  de«  gewiasoaa,  d.  *.  dar 
zwang  widar  lala  gawlwwo  zu  handeln  Amiloimi  t.  ci : 
der  twang  valebar  daai  gewissen,  d.  b  dar  fauMm  Ibw- 
laogang,  dar  daakfreiheii  angvibaa  wtid  t.  an*:  «yL 
mmkt  gewtaaoM-twang.  Ui  die  aoabbttnf  dar  bartaabafi 
fibar  daa  gewissen  des  menacbaa.  da  Maa 
saine  Ireiheit  l>entmml.  and 
fawalt  zu  regieren  sucht  .  .  . 
wisacns  berrurhart  nennen  i.  O.  Walch  jdnf««.  Um.  t*.  läl: 
««Mn  lettterem  pgL  muek  CAUrm  *.  IB*: 

WM  beim  cawUraailyil»  fiWtwraäfiaibaH.  ««  ied  mmek 
bei  ummnm  rsifiaita«  natr  fnu  «amnarfl  <m  «««alt 
aw  luawbia  mr  rerimnertiekung  dta  befrige»,  bei  4er 
4er  mmtfmmttfunkt  der  Wirkungen  im  dm»  gemmem  mUmt 
gelegt  wird,  nnd  gewiMcnaswaaf  mut  fewiaaaaodniaf  «mA 
leniArf.  Octavian  war  ber^t .  .  .  aoff  daaa  rifblphili.  ab 
Lob«!  ant«r  dem  voik  hcrrordfiaffct.  d«ai  aafbrtdllai 
«ascbreiet.  «r  aolt«  .  . .  Jhafi«  anstatt  die»««  nnirbaldlp» 
entbaabten  .  .  .  ea  halte  nan  Labal  aalcba  bridMi  Ibal 
ausa  einem  gewi5*en<xwang  |itbaa.  adar  awB  ditagMdar 
frcondachaft.  ao  ist  er  doch  labaM  arattb  HAWKitarrBit 
ukmuflmtt  lutt  u.  lekrr.  fmA,  |n)  t.  ■*:  aia  wlida  aalbat 
aus  d«iB  judenlhoBi  baraai.  aas  dar  laUfioa  dca  ga 
aetaca,  kaum  l>«friffen  haben,  wie  vln  feotatb.  hiltia  aa 
auch  noch  ao  sehr  im  steloi  gcwisscanwaag,  «o  dacb 


6339 


GEWISSENSZWANG 


über  Sonnenstrahlen  fallen,  so  über  spinnenfäden  strau- 
cheln konnte  K.  Gutzkow  d.  zatiberer  v.  Rom  (6,  12)  7,  353. 
2)  in  den  gebrauchsformen  zeigt  sich  die  ausschhesz- 
liche  beschränkung  auf  den  singtdar,  die  das  Substantiv 
auch  in  der  Verbindung  mit  phiralen  festhalt. 

a)  es  solte  auch  unser  betrübtes  vatterland  von  gott 
bald  erhöret,  in  seine  gehörige  rechte  und  freiheit  ge- 
setzet, von  leibes-  und  gewissens-zwang  unangetastet, 
und  in  solchem  standt  sein,  wie  alle  trewe  patrioten 
wüntschen  und  hoffen  Opitz  {Judith,  widmung)  geistl. 
poem.  (iGib)  Gl ;  hatte  ich  .  .  .  einen  auszug  unterschied- 
licher urteile  wider  den  gewissens-  und  glaubenszwang, 
zusammengetragen  Zesen  gewissenszwang  in  glaubens- 
suchen  (1665)  aiiftragsschriftT-;  das  gleiche  3.  H.  M.  Ernesti 
s.  10;  und  was  richtet  ihr  mit  solchem  eurem  noht-  und 
gewissenszwange  doch  aus,  indem  ihr  die  armen  men- 
schen, die  . . .  ihr  freies  gewissen  behalten  .  .  .  wollen  .  .  . 
so  straks  verdammet  vm-r.  4»;  freimüthigkeit  ist  in  unsrer 
kirehe,  wo  man  von  keiner  hierarchie  und  keinem  ge- 
wissenszwang weisz,  keine  ketzerei  Frankfurter  gelehrte 
anzeigen  1772  {dtsch.  litt,  denkm.  8,  503);  und  soviel  können 
die  innerliche,  und  religionskriege,  und  gewissenszwang, 
auszrichten  M.  Zeilles  episteln  .  .  .  v.  polit.  .  .  .  materien 
(558)6,476;  die  Stellung  der  kirehe  .  .  .  zum  religions- 
und    gewissenszwange    J.   Buhmann    unfreie    und  freie 

kirehe  1873  (vorr.)  VI. 

du  schwörest  allem  unterganjr 
was  ja  dich  hemmt  in  deinem  frieden, 
verfluchest  den  gewissenszwang 
und  jeden  geistesdruck  hienieden. 

Hoffmann  v.  Fallersleben  {die  liberalen 
modegecken)  i,  63. 

b)  verhältniszmä^zig  selten  ist  das  Substantiv  mit  näheren 
bestimmungen  verbunden,  einigemale  mit  dem  possessiv- 
2)ronomen,  das  subjectivem  genitiv  entspricht:  müste  man 
durch  die  geistlichkeit  sie  gewinnen,  welche  durch  ihren 
gewissenszwang  die  härtesten  gemüther  zu  entsteinern 
wüsten  Lohenstein  Arminius  (3.  buch)  2,  521*;  vgl.  auch 
{oben)  Zesen  vorr.  4»;  so  fällt  denn  dort  ...  ihr  gewissens- 
zwang, welchem  zufolge  sie  sich  und  mir  die  ander- 
weitige heirath  nur  in  einem  einzigen  fall  erlauben,  weg 
(Hekmes)  Sophiens  reise  (1776)  3,  565;  die  hervorhebung  des 
Zielpunktes  ist  selten,  meist  ist  er  mit  dem  ersten  kom- 
positionstheil  schon  gegeben,  vgl.  Zesen  des  geistlichen 
Standes  urteile  wider  den  gewissenszwang  in  glaubens- 
sachenl665;  gegen:  erlösung  von  dem  gewissenszwange 
auf  dem  gebiete  der  liebe  C.  Boruttau  s.  46;  auch 
attribute  sind  wetiig  beobachtet,  quantitative  wie  qualitative, 
vgl.:  gründlicher  erweisz,  dass  aller  gewissenszwang 
unbefugt  . .  .  seie  {buchütel)  Frankf.  u.  Leipzig  1720;  steter 
gewissenszwang  K.  Gutzkow  {s.  0.)  gegen:  und  solche 
gedancken  haben  bishero  auch  vil  vornehme  leute  in 
Frankreich  von  dem  grausamen  gewissenszwang,  welchen 
man  gebraucht,  gehabt,  die  verständigsten  haben  solchen 
improbiret  P.T.Speri.ing  Nieodemus  quaerens  (1719)  2,  106; 
Holland  hat  seinem  handel  zum  besten  den  tyrannischen 
gewissenszwang  abgeschafft,  und  die  so  vernünftige  als 
wohlthätige  glaubensfreiheit  unter  seine  grundgesetze 
aufgenommen  Hamann  (beilage  zu  Dangeuil's  anmerk.) 
l,ib  Roth;  dieses  gegenbild  der  gesetzlichen  gewissens- 
freiheit,  den  staatlichen  gewissenszwang  linden  wir  aufs 
vollst&ndigste  verwirklicht  in  dem  altheidnischen  Staats- 
wesen SiMAR  gewissen  u.  gewissensfreiheit  s.  95. 

c)  häufiger  dagegen  ist  das  Substantiv  ohne  nähere  be- 
stimmungen bezeugt,  nicht  nur  in  den  beliebten  präposi- 
tionalverbindungen,  sondern  auch  in  den  functionen  des 
subjects  oder  des  objects  neben  dem  verbum: 

<*)  .     ;  ■  ■  ^'^  ™'^  gewissenszwang 

.denkfreiheit,  mit  gewalt,  gesetz  und  Ordnung  rang. 

Manso  über  d.  Verleumdung  der  ^idssensch.  ; 
das  gleiche  {s.  0.)  Zesen  4»;  vgl.  auch  {s.  0.)  von  ...  ge- 
wissenszwang Opitz  67;  diese  ward  ihnen  als  strafe 
aufgelegt,  als  sie  sich  mit  heftigkeit  der  reformation 
widersetzten,  es  würde,  dünket  mich,  der  weisen  re- 
gierung  von  Bern  würdig  sein,  mit  erlassung  dieser 
kleinen  abgäbe  das  andenken  an  gewissenszwang  zu 
tilgen  Stoi.beug  {reise  in  deutschl.  ...  17.  hief)  6,  179, 
vgl.  [a.  0.)  wider  den  gewissenszwang  Zesen  7». 

fi)  nun  aber  hat  er  (Christus)  ja  den  gewissenszwang 
nicht  befohlen,  sondern  vielmehr  verboten  P.  T.  SpKKi.iNii 


GEWISSENSZWEIFEL— GEWISSERMASZEN  6340 

Nieodemus  quaerens  2,  106;  inquisitionsdiener  schleichen 
herum  und  passen  auf;  mancher  ehrliche  mann  ist 
schon  unglücklich  geworden,  der  gewissenszwang  fehlte 
noch  GÖTHE  {Egmont  l)  8,  176;  die  geistlichen  obern 
sind  nicht  berechtigt,  unter  dem  verwände  des  abgelegten 
gelübdes,  irgend  jemanden  einen  gewissenszwang  anzu- 
legen allgem.  preusz.  landrecht  2, 11,  §  1179;  eine  art  heim- 
licher gerichte  aufzustellen,  die  einen  gewissenszwang 
herbeiführen  würden  urk.  v.  1800  s.  aktsn  d.  helvet.  republ. 
5,  812. 

3)  auch  das  nomen  agentis  ist  zu,  dieser  verbalhandlung 
belegt:  seind  die  .  .  .  ersten  gewissenszwinger,  Verfolger, 
und  lärmenbläser  in  der  kirehe,  ja  eure  lehrer,  und  Vor- 
gänger gewesen  Zesen  geioissenszwang  in  glaubenssachen 
(1665)  vorr.  6'';  dazu  vgl.  auch  gewissenszwinger  bei  Campe 
2,  367*'. 

4)  dem  nomen  actionis  sind  auch  concurrenzformen 
erstanden;  vgl.  gewissenspressur  {s.  0.);  vgl.  glaubens- 
und  gewissenstyranney  J.  H.  M.  Ehnesti  relig.  auf- 
klärung  (1819)  s.  15;  v^Z.  J.  Buhmann,  unfreie  und  freie 
kirehe  .  .  .  glaubens    und   gewissenstyranei  Breslau  1873. 

GEWISSENSZWEIFEL,  m.,  vgl.  gewissensskrupel,  vgl.: 
gewissens-zweiffel,  gewissens-scrupel,  scrupulo  diconscienza, 
scrupule  de  co7iscience  Rädlein  l,  384*';  scrupulus  con- 
scientiae  Garth-König  674*';  ein  zweifei  über  die  recht- 
mäszigkeit  oder  unrechtmäszigkeit  einer  handlung  (ge- 
wissensscrupel)  Campe  2,  367'';  scrupel  .  .  .  der  zweifei, 
die  bedenklichkeit,  und  zwar  vornehmlich  in  gewissens 
Sachen,  also  ein  gewissenszweifel  verdeutsch,  wh.  2,  604"; 
doubt  of  conscience,  scruple  Hilpert  2,  l  s.  466»;  ge- 
wissenszweifel machen,  erregen,  to  raise  scruples.  ebda, 
die  litterarischen  belege  setzen  erst  spät  ein  und  betreffen 
meist  den  pluralgebrauch,  dabei  ist  es  charakteristisch, 
dasz  das  compositum  vorwiegend  bei  solchen  Stilisten  belegt 
ist,  denen  das  synonyme  gewissensskrupel  nicht  nachzu- 
weisen war : 

1)  die  einfalt  .  .  .  schildert  sich  .  .  .  besonders  in  den 
gewissenszweifeln,  die  er  sich  wegen  eines  schwures 
macht  Ramler  Batteux  einl.  in  d.  schönen  wiss.  l*,  399; 
nun  gab  es  wunderliche  gewissenszweifel,  mancherlei 
Skrupel  stiegen  bei  mir  auf  Göthe  {wanderj.  3,  2)  23,  19; 
und  da  ich  ihre  gewissenszweifel  ihnen  nicht  zu  danke 
beantworten  kann  Tiiümmel  {reise  ...  2),  153;  nun  fahren 
mir  aber  da  drüben  Skrupel  in  den  sinn  .  .  .  errege  meinen 
erben  beschwer  und  gewissenszweifel  —  was  kommt  dabei 
heraus  Immermann  {MilnchJuiusen  i)  i,  i32  May nc;  denn 
jenes  Verhältnis  war  nach  so  vielen  gewissenszweifeln, 
büszungen  und  gebeten  dennoch  schon  bei  lebzeiten  des 
herzogs  eingeschritten  {epigonens)  4,172;  und  er,  derauf 
der  Wartburg  wegen  der  ehelosigkeit  dej  mönche  in  ge 
Wissenszweifeln  gerungen  hatte  G.  Freitag  {bilder  v.  d. 
dtsch.  Vergangenheit  2,  4)  19,  124. 

2)  so  ward  es  mir  immer  wahrscheinlicher,  dasz  eine 
noch  nähere  Ursache,  als  ein  gewissenszweifel  da  sein 
müsse,  die  das  gute  kind  nöthigen  konnte,  hartnäckig 
auf  ihrer  bedenkzeit  stehen  zu  bleiben  Thümmel  (reise 
...  2)  2,  132;  ähnlich  2,  167;  {Iphigenie),  die  in  dem 
bruder  nur  den  unglücklichen  .  .  .  sieht  und  dann  um 
eines  sehr  zarten  gewiszenszweifels  willen  das  leben  des 
bruders  und  des  freundes  auf  das  spiel  setzt  Immermann 
brief  über  d.  falschen  wanderjahre  Wilh.  Meisters  s.  30. 
GEWISSER: 

1)  nebenform  zu  gewässer  s.  sp.  5369. 

2)  nebenform  zu  gewissener  s.  sp.  6288. 
GEWISSERMASZEN,   viel  gebrauchte  Zusammensetzung 

des  7ieueren  stils.  in  adverbialen  functionen  aus  der  Ver- 
bindung des  zum  pronomen  entudckelten  adj.  gewiss  {s.  d.) 
mit  dem  fem.  masze  (vgl.  theil  6  sp.  1732/.)  erwachsen. 

1)  Wortverbindung  und  compositum. 

a)  Verbindungen  mit  dem  fem.  masze,  die  zu  adverbialen 
Verbindungen  führen  konnten,  sind  oben  sp.  6195  für  gewiss 
beigebracht  worden,  wobei  das  subst.  bald  starke,  bald 
schioache  form  zeigte:  in  gewisser  mas  Rutsch ky  604;  in 
gewisser  maszen  Wieland  1,  37. 

a)  für  die  älteren  belege  ist  ausschlieszlich  die  starke 
flexion  des  subst.  bezeugt:  dardurch  wir  nun  denen  buch- 
bindern  das  handeln  mit  den  büchern  mit  gewieszer 
mas,   wie  obgedacht,    gantz  abgeschnitten   urk.  v.  1642  .s. 


6341 


ÜEWISSKRMASZKN 


GBWfSSERlUSZEN 


6342 


archiv  f.  (/euch.  d.  dttch.  Buchhandels  19,  Kt;  dM  SO  Wieb- 
tigen  oollogii  (Ich  oborooiuiiitürii  .  .  .  Tun  deit«elben  diroO' 
lion  der  wohlMland  der  Chuniiloh»ichen  kirohen,  und 
al80  8u  vieler  «eeleii  heil  in  gowister  mMX  dependirel 
Si'tCNKH  wutm.  z.  H.  theol,  tmlenktn;  ttberdioaz  werden  die 
Hchriften  oinm  mannet  doeb  in  gewln/rr  masz  beaaer 
vefHtHrxIon  .  .  .  wenn  man  Minen  persAnliohnn  charaliter 
.  .  .  woix/.  C.  F.  Wkih/.k  Rabtmert  Inrit/»  XVIII:  dtugUieh« 
(».  theil  e  ttp.  1734)  Kant  s,  a6;  Winkri.mann  «.  i».  4i» 
gleiche  fwrm  triytn  auch  ttthlrnehe  btlegt  Hkhi>KN«.  4tr 
die  Verbindung  advtrbiul  ohne  präpontion  angtimtni- 
synomon,  beiwrtrtor.  inaolitwOrter,  poriphraaen  ...  in 
in  denen  gowinaor  inaiuM  »Um  wAKliobe  der  beredaam- 
küit  liogt  (ülter  Lindner'»  lUttheHk)  5,  KS;  dm»  gUüM 
6,  76,  üM;  8,  MS;  ^ttnao  (gewiuer  oimmm)  6.  M;  7.  M;  8. 75. 
ß)  die  achvMuhe  form  tat  ja  m  d«n  »onttigtm  atheriuUfH 
Verbindungen  de«  etthatantive  und  ebento  in  deeeen  ieotirtem 
adverbialen  gebrauch  bevoraugi,  vgl.  allemnaaxen  M.  l, 
ep.  886;  belcannterinaaxen  th.  l,  »p.  14U;  demiauen  tk, 
t,ep.  loäu;  obncrmaazon  M.  8.  «p.  t»;  «tllobennaazen  lA.  f, 
ap.  1170;  folgendermaazen  ep.  1880  {vgL  auch  wm  mauen. 
solcher  iiiaazon  m.  a.);  vgl.  rouMn  tik.  8.  «p.  1787.  in 
unaere  Verbindung  aber  dringt  dieae  form  verhälhtiaamäatig 
apüt  ein:  gowiHser  mn88cn,  aliquatmua  Ahn  gramm.  lex. 
(l7äH)693;  wenn  «r  «ie  beide  unter  einem  gleichen  Uttd 
gewisser  maasen  verknUpft  fände:  vorrede  dea  deutaehen 
nberimtzera  von  Uamikns  neuem  Gulliver  (1781)  8*  (vgl. 
auf  gewisae  masse  7'*);  die  handiung  dea  zweiten  spiUt 
aioh,  wenn  ich  ao  sagen  darf,  auf  den  tod  Hermanna 
und  gewisser  masscn  auf  die  bitte  zu.  die  der  aterbende 
herzog  an  die  deutschen  fUr^ten  thut  J.  v.  Sonnknkrls 
/«•.  ti.  d.  Witneri.fchr  .sehuuhühne  ( W.  netidrueke  7)  46 
(«.  63:  gewissemiaHscn):  dazu  vgl.:  gewisMf  maHen 
SciiNAiiEi.  inael  Fehenburg,  vorrtd,  3,  10;  weil  sie  dieM 
gestalt  gowlHer  niMsen  zu  ihrer  eigenen  gemacht  haben 
WiRi.ANi)  (Peregtinua  Protetiai)  87,  14«;  antenieasen  ge- 
traue ich  mir  zu  behaupten,  dasz  die  lesung  solcher 
Schriften  auch  gewisser  maszen  ihren  nutzen  habe 
der    Göttinger  »t^tdent  auf  der  IHeeae  8,  4»  [rorberieht). 

b)  die  coinim.*ition  berttht  im  tceaentliehen  at^f  dieaer 
aehwaehen  form,  in  der  aie  tum  ersten  male  bei  Lkssino 
beobachtet  iat:  aber  da  alle  artige  franenzimmer  einander 
gewissermaassen  ähnlich  sind,  so  unterhalte  ich  die 
Zärtlichkeit,  die  ich  gegen  sie  habe,  ohne  unterschied 
Lkssinc  {theatr.  bibl.  4)  e^  8Ö0;  doau  vgl. :  gewiHermassen 
neben  gewisser  massen  M  Sonnrnpei.s;  und  tfiwimt- 
maszen  in  der  tteeiten  auagabe  von  Wirlands  Horaa  (tflOl) 
gegen  gewisser  maaszen  der  eraten  (l.  87)  vgl.  unten  th.  6 
.*p.  1783;  gewisser  maszen  [gewiasermaszen],  in  a  certain 
inanner.  in  »ome  mea.ture  Hii.pbrt  II.  1  *.  486*  u.  iM^; 
auffällig  ist  die  prfiposition  neben  dem  compoaiittm:  in 
gewissennassen  HKnnKK  (antrittapredigt  1787)  81.  89. 

die  atarke  form  iat  in  der  eompo.iition  nur  bri  Hkiiuer 
beobachtet,  der  überhaupt  bei  aeinem  maaaenhßften  geörmuek 
alle  .tpielarten,  auch  dea  eon^poaihtma,  aeigt  (tur  wortver- 
fiindung  a.  o.):  gewissermaMse  6,  487;  7.  108;  8.  479; 
11,  80.  871.  469:  18.  U ;  18.  868.  888;  14,  17.  808.  881.  648; 
16.  78.  884.  406.  461.  604;  gewissermaasze  6,  484.  488;  8. 187; 
9,171.480;  10,41;  11,86.  81;  18.  6;  14.08.116.180.466:18.640: 
16,  877;  gewissermasze  6,  866.  —  aber  auch  die  aehwaehe  form 
lä.<nt  .vich  aua  Hkrdf.r  hier  zahlreich  belegen,  bei  den 
andern  luit  aie  eich  um  diese  zeit  für  immer  fulfeaettt. 
die  doppehchreibung  für  den  Inngen  atammvoeal  de»  »uh' 
atantiva,  die  schon  in  den  obigen  belegen  Hkkdrrs  faiiem»- 
aehliesalich  geJterrscht  hatte,  teilt  er  hier  mit  Lrssino, 
Heinsb  und  Pichte,  nur  selten  tritt  der  eit^fach»  mn 
die  stelle,  der  sieh  beim  jungen  Götiik  und  bei  QÖTHBS 
Schreibern,  tcie  bei  den  schriß^tellern  im  Übergang  tum 
19.  jalirh.  durehgesetat  hat:  vgl.  gewissermaassen  Herder 
7,  178;  9,  819;  10,  877;  18,  840;  14,  148;  16.  186.  188.  887.  807. 
58«;  17,  876;  19,119;  Lessino  6',  856;  F1CHTB6.88;  (ge- 
wissermaaszcn)  Herder  11,68;  14,  I8I.  86I;  17. 17S;  18,10; 
Hkinse  6,  84;  gewissermassen  Herdkr  11,  96;    18,  87«.  881 ; 

J.  T.  SONNENPEt.S.     LlCIlTENRERO  (8,  18.  104))    SCHILLRR 

S,  11;  (löTtiE  br.  8.  104;  Franf^\  gel.  ans.:  gewlMermanen 
Herder  6,  809;  lO,  8.  lO:  15,  810;  19.64;  31,9»;  Göthb 
14,  8S4;  4A,  146:  br.  18,  387;  19,  896  deagl.  bei  Moritz.  W.  t. 

IV. 


HuMiiOLirr,   Arnim.    Möhikk.    Hrihk.    Immrruann. 
W.  Raabk,  G.  KB1.I.RN.  F.  C  Mkvrn,  Bihmahck  o.  a. 

«)  die  «Am  gefehemem  /mtataUHUgen  laaeen  erkennen,  me 
rmttk  dm»  admrbimm,  »okmU  ämt  UM»  »ekrUt  «m  ä»r 
fmtmm  wi-Ww^iRf  mem  »»m^eaUum  f eflUm  «M  «fafMf 
mtOu^fk.  ämm»  vgL:  ieb  w«iM  nlebk.  «eleb  ein«  ab 
Mifanf  berr  BUÄety)  fafMi  das  woit  'vertrag'  bnbea 
mag;  er  windet  liob  doreb  tßoam  aattea,  am  ihai  «o» 
zuweiohon.  bis  er  endUeb.  e.  M,  doeb  Boeh  8<n|neteli8B 
muu,  dass  gewiteermaaMaa  dl«  bttiferlteb«  fwUeBhaft 
als  eine  freiwillige  aaMMtetkm  M  betmditwi  s^.  ich 
bekenne,  dau  leb  die  'gAvteeermaaes««'  «mI  Um«  ganM 
familie  nlebt  lieb«,  wcbwt  da  etwa«  grftMOIeh««.  «nd 
willst  du  M  ons  eagen.  so  rede  beetinnt,  and  Rl«b« 
statt  deinM  'gewieseraiaaeeen'  eine  eebarfe  freaxe  Ficiitr 
(fra.  revoUtÜom  1. 1)  8.  M.  wgL  mmdki  m  war  ela«  zeit,  wo  er 
{fSekte)  dem  Worte:  gewtearmaaMa  tfnaa  befligen  krte« 
machte  Götiir  (dtaek.  lULt  «*  Miwwdiwifi  rtdfHMrtmi 
46. 146.  tUum  die  umlmlimmthtit,  4k»  imtk  4m»  mäverb  im 
timaiimm  vonkOmmm  mti  «meyii  ftiaifiwiiw|wii  tsM. 
tunä^ai  4mr  iwl/ei'wsyMew  «Maftl  4m  4mnmlmm  m6- 
spricht,  wird  einifemmle  4urdk  »UhUen»m§»m  tmtUigl: 
{grt^f;)  dioMr  ring  sagt  mir.  dan  da  i««laaenaa«8«n 
wahr  redMt,  {Lm  Flmmn)  tevieeormaeRen  ?  (^ra/ )  Ja. 
dae  heint:  eo  ferne  da  m  eelbet  wieeen  kannst,  ich  bin 
nicht  allwisMnd;  aber  dieMr  ring  sagt  mir  immer:  ob 
die  menschen  IQgen.  oder  ob  sie  sich  irren  GOtmb  (der 
groaaeophta)  6.  i)  14.  884  6;  die  laftrObre  mit  ibrem  kebl- 
köpf  ist  gewissermaaMn,  nlmlich  was  b4be  and  tiefe 
betrift.  Orgelpfeife  HcinaR  (HiUtfmntv.  HeAenttol)  6.  M 
8ek4l44ek»gf.  mm4er»r»eH»  §re^  4i»  iiajmelnlidM  amkl 
von  keUfem.  die  mu»  URnnana  frmek»  /br  «mmt«  HUumf 
entnomm»*n  *»t,  über  4ie  «fmHieft«  h»4ü$:fi»i»^imt»  Ammae. 
e»  »eift  »ieh.  4m»»  er  »i»  im  »pätenr  4mr9ldhm§  mm  fmMem 
einaehiebt.  wo  er  aie  frUlm  miekt  /Ür  notkt»em4it  fdUffcsi 
A«M>  •  ein  stummer  meneeb  .  . .  der  aoeb  nlebt  In  tttner 
SMie  Worte  denken  kflnnte.  wäre  dae  traoriple  . . .  ge 
sohOpf  der  schOpfung:  und  der  grOeuel«  widec^neb 
mit  sich  selbet  Hkhurh  «rsgNrtMiif  dar  »frmA»  t)  6.  Mi 
(nach  der  t.  mmagmbe  vom  177t:  «•  der  f.  fcii  itkliftm  wn 
1788.  und  gewteeermaaaie  dar  grOaste). 

8)  die  gekvmeeek^'mtim  4m  wtmmfiimlen  hii4mmf. 

a)  in  baaek»i4tmm  frewesw  hmUm  »iek  4i»  mmämmgem, 
bei  denen  4i»  mdmrhimtM4mn§  me^  d^m  leftgaiin  eisft,  mi» 
habendem  gebrm»iikmidd4i»\uHnnt»4»  riik^mt^ f ^iiliii .• 

nl  die  lehnrerfaMung  eelbet  ging  gewiaecrmaaM  in  dl« 
kirche  Über  Hrrdrr  (idem  6. 18)  t«.  au;  dhifl.  tt,  6.  «•; 
9.  17:  8.  4«7:  jedem,  aaeb  dem  lesterballMtea  iet  ga- 
wissermasaen  der  sismpel  dM  gOtUiebaa  ebenNlile  aof- 
gedrückt  S<:iiitLBR  {r4mher.  atkmufid  %.  eerr.)  t.  tl;  leb 
nrhmo  micn  dieeer  fragen  an.  da  gewiMemuMM  Laaaiag 
achon  das  problem  . . .  fQr  iweifelbaH  Mfcttrt  bat  Hanoan 
[br.  a.  bea.  d.  kum.  enA.)  18.  889:  4»»ft.  6.  ••:  10.  41 :  lt.  11; 
16.  804:  19.  119;  dc*^  («.  e.)  PicRT«.  •.  •;  iob  bab«  aie 
(die  pkitoe^kie)  gewiMerniMeen  nar  aeibel  mÜtellMiH 
Pribdr.  ScHLROBi.M»AAM«Mmt,M;  el«  (JE  8111  Hfl /Mehl) 
waren  gewieeermaaeen  .  .  .  aeboa  Im  frantWeiMben  da 
QRRSTRNaBRO  *.  KM.  4enkm.  8».  IM;  deagL  RoLTBl  «rMAt. 
ecAr.  1,8. 

/d)  gern  i»i  in  4i»»tm  JM  4i»  adwi  liefkldwei 


ge&teiU,  eimeßl§tm§,  in  der  sie  zuerst  heltgt  i»e  mm4  die  Is» 
tl»  die  waiiere  mii  fwiekt-  grwiMermaaeea  eind  bicr  di«i 
dtuationen  TOifloeblen :  jede  penon  awieiibin  den  swoea 
andern  geetellt  i.  r.  SoniiBitniLa  (ITmMr  newlr.)  1)mi 
gewieaermaaana  aber  erMMl  aaa  aehoa  di«  gaaeUebte 
dieM  erg(Mi«ttde  laabe  dM  geapiieba  a 
den  TerstAnd^en  and  reeblaebnibnen  a»  TJaler 
Herdrr  {ideen  8.  I5t  14.  861;  daifl.  tt.  81;  16.  «r.  WK;  ata 
gleiches  ist«  mit  der  spcaebe  dM  baneaa:  el«  kann 
wenig  aa«en  nnd  doch  sagt  sie  genug,  ja  gewieeermaaaM 
ist  un»re  menschliche  sprarhe  mehr  fttr  dae  herz,  aie 
fQr  die  Temunfl  gcecbagen  (tdae»  9.  8)  tt,  tm; 
14.68.  808;  16.  tto: 

kerii 


«rketmieh 
gewteMtoMeaMi  hat  er 


Hnmi  (AmCmML  Qt.  441  Mkt»i 
396 


6343 


GEWISSERMASZEN 


GEWISSERMASZEN 


6344 


gewissermaszen  ging   das  wort,    wie  wir  ja    wissen,    in    i 
erfüUung;  doch  eben  nur  infolge  der  vorhersagung  selbst 
iMÖKiKK  i7naler  Nolten  l)  i,  253  Krmisz;  gewissermaszen    \ 
habe  ich  ihm  sogar,   wie    es  scheint,    gefallen,    aber  er    | 
hielt    mich    jedenfalls   für   einen   gröszeren  kapitalisten, 
als    ich    bin    W.    Raabe    alte  ncster  1.   cap.   16;    ebenso 
W.  POLENZ  der  Grahenhäger  1,  103. 

h)  in  den  meisten  belegen  ist  die  adverbialbildung  enger 
an  einen  einzelnen  satztheil  angelehnt. 

a)  bei  der  anlehnung  an  substantiva  erscheint  als 
bevorzugte  füg^mg  die  verbindtmg  mit  dem  verbum  stib- 
stantivum  und  ähnlichen  verbis. 

l))  das  adverbiuvi  vermittelt  hier  meist  gleichstellnngen, 
die  etwas  neues  oder  gewagtes  haben,  seltener  dasz  sie  eine 
an  sich  gegebene  parallele  einschränken,  wie  in:  in  einer 
andern  spräche  und  denkart  gebildet  war  Spinoza  ge- 
wissennasze  ein  fremdling  des  idioms,  in  welchem  er 
schrieb  Herder  (gott)  16,  406. 

«))  die  Schlacht  bei  Rivol  ist  gewissermassen  eine 
Schlacht  bei  Aktium  zu  nennen,  so  wie  diese  einen 
grossen  theil  der  weit  der  alleinherrschaft  unterwarf,  so  . .  . 
jene  Italien  der  republicanischen  Weltherrschaft  Lichten- 
BERO  aphor.  5.  n ;  seine  philosophie  ist  gewissermaasze 
nur  belebte  geschichte  Herder  (theologiebriefe)  41)  11,  31; 
ebenso  (s.o.)  5, 103;  desgl.  13,  240;  14, 17. 143;  15, 135,  526;  16,  78. 
seitdem  die  mutter  todt  ist,  ist  er  gewissermaszen  die 
hausfrau  oder  der  haushofmeister ,  wie  sie  wollen 
R.  Benedix  {der  vetter  l,  l)  4,  168;  das  examen  ist  ge- 
wissermaszen die  pforte,  durch  die  man  zu  jeder  bessern 
lebens  Stellung  eingeht  H.  Sudermann  das  hohe  lied 
(1,8)75;  dazic  vgl.  (mit  Verschleierung  der  prädicatfunc- 
tion):  dem  verständigen  ...  ist  gewissermaszen  das  zur 
last,  was  aus  einer  idee  kommt  Göthe  (zur  morphologie) 
2,  6,  6.  Weimar;  die  gewalt  ...  ist  gewissermassen  stell- 
vertretender art  MOMMSEN  röm.  geschichte  1,  57; 

b))  ihnen  war  die  poesie,  insonderheit  der  lyrische  ge- 
sang  gewiszermaszen  immer  eine  fremde  kunst  geblieben 
Herder  {br.  z.  bes.  d.  hum.  7)  18,  10;  die  Phönicier  waren, 
oder  wurden,  so  verwandt  sie  den  Aegyptern  waren, 
gewiszermaasze,  ihre  gegenseite  von  bildung  (auch  eine 
Philosophie  der  geschichte)  5,  492;  desgl.  9,  139;  seitdem  .  .  . 
sind  die  produkte  des  witzes  der  leute  gewissermassen 
der  maasstab  geworden,  nach  welchem  man  ihren  wert 
als  mensch  überhaupt  bestimmt  Lichtenberg  aphoris 
Mie»2, 18;  jeder  einst  sich  selbst  gelassene  haushälter 
ward  jetzt  gewissermaasze  selbst  kaufmann  Herder 
(ideen  4,  455)  14,  4.55;  ähnl.  15, 166;  17,  276;  dazii  vgl.  nach 
dem  nun,  was  eine  stadt  baut  und  ziert,  vorangegangen, 
trat  gewiszermaszen  die  stadt  selbst  auf  G.  Keller 
[grüner  Reinr.  3,  13)  2,  182. 

2))  wenn  es  sich  in  solchen  Wendungen  um  mehrere  sub- 
stantiva handelt,  ztvischen  die  das  adverbium  tritt,  so  ge- 
winnt es  leicht  satzverbindende  kraft:  Adam,  der  alle  das 
.  .  .  erlebt  hatte!  Stammvater  und  gewissermaassen  in- 
begrif  des  ganzen  geschlechts  Herder  (an  prediger  viiz) 
7,  178;  auf  welchem  jetzt  nicht  nur  das  gebäude  der  ge- 
Ichrsamkeit,  sondern  gewissermaasze  unsre  ganze  welt- 
regierung  ruhet  (ideen  3.  13)  14,  130;  obgleich  der  Synkre- 
tismus der  Philosophie,  ja  gewissermaszen  schon  der 
Pythagor&ismus  darauf  ausging  (christl.  sehr.  1794)  19,  54; 
das  gleiche  (im  casus  obliquus)  14, 121  (ideen  3,  13);  Deutsch- 
land .  .  .  wurde  als  das  reich,  gewissermaszen  als  die 
hauptsache  angesehen  K.  F.  Eichhorn  dtsch.  staats-  u. 
rechtsgesch.  2',  48 ;  diese  (die  moralischen  theorien)  kommen 
erst  dem  manne  von  erfahrung  zu,  gewissermaszen  als 
eine  cntschädigung  für  das,  was  nicht  mehr  zu  ändern 
ist  Keller  (grüner  Heinrich)  2, 15)  l ",  365 ;  zuweilen  zeigte 
sich  eine  neue  manier,  gewissermaszen  eine  neue  epoche 
der  arbeit  (s,  15)  2,  263. 

8|)  an  substantiva,  die  in  anderen  functionen  im,  satze 
stehn,  scfdieszt  sich   die  Verbindung  seltener  an: 

a))  einigemale  tritt  sie  zu  Substantiven,  die  das  object 
eines  verbums  bilden:  es  gibt  also  nicht  blos  sehr  viele 
und  feine  data  der  Schönheit,  sondern  gewisser  maatse 
auch  eine  Schönheitsregel  für  die  andern  sinne  und  lilr 
die  Schönheit  überhaupt  Herder  (die  plastik  1770)  8,  124 
Üuphan;  jedes  erhabne  musz  gewissermaasze  unendlich- 
Weit  gew&hren  8,  75;   sie  beschrieb  mir  ihre   leiden  und 


den  sitz  derselben,  die  milz,  mit  einer  solchen  deutlich- 
keit,  dasz  ich  daraus  schlieszen  muszte,  sie  sehe  gewisser- 
maszen das  organ  und  seinen  zustand  Immermann 
(epigonen  2, 17)  3,  166  Maync;  dasz  alle  Jahrhunderte,  von 
denen  wir  gewissermassen  nachrichten  haben  nie  ohne 
irgend  eine  Offenbarung  gewesen  sind  Frankfurier  gelehrte 
anzeigen  vomj.  1772  (d.  lit.  denkin.  8,  375);  bei  uns  herrscht 
doch  eine  gröszere  ruhe,  ja  man  hat  gewissermaszen 
lange  weile,  weil  zur  arbeit  keine  Sammlung  und  Stimmung 
Göthe  (an  Knebel  l.  n.  isoe)  b riefe  19,  225;  weil  sie  (die 
Morgenländer)  allem  gewisscrmaasse  ein  leben  zu- 
schrieben, alles  SO  gern  personificirten  .  .  .  Herder  (v. 
geist.  d.  ebr.  poesie  l)  11,  271;  dann  kann  man  ihn  gewisser- 
massen den  gesetzgeber  des  landes  nennen  H.  Steffens 
was  ich  erlebte  1,  208;  desgl.  Ritter  erdkunde  1,  20. 

b))  die  wenigsten  belege  bieten  die  präpositionalverbindungen, 
die  den  zu.sanunenhang  mit  dem  verbum  nicht  gern  lockern : 
der  hörer  würde  dadurch  gewissermaaszen  in  die  römische 
weit  oder  wenigsten  in  die  zeiien  seiner  Jugend  versetzt, 
in  welchen  er  Horaz  zuerst  lieben  lernte  (br.  z.  beförder. 
d.  humanität S5)n,  173;  ..  .  und  ihre  ansprüche  gewisser- 
maasze zu  gesetzen  der  religion  machte  14,  115;  da  ich 
fühlte,  dasz  ich  durch  das,  was  ich  sagen  werde,  einigen 
nicht  ganz  schmeichelhaften  äuszerungen  gestriger  redner 
gewissermaszen  in  den  wurf  laufe  Bismarck  (im  landtage 
15.  6.  1847)  1,  22  Kohl;  sie  erinnerte  ihn  gewissermaszen 
an  seine  jung  verstorbene  selige  frau  G.  F.  Meyer 
.fürg  Jenatsch  (2,  6)  154;  indesz  sich  meine  äugen,  gewisser- 
maszen auf  ihre  eigene  band,  am  tageslichtc  und  an  den 
wölken    freuten  Wim.  v.  Burosdorff   briefe  152  Cohn. 

ß)  auch  zu  den  adjectiven  tritt  die  Verbindung  in  ähn- 
licher form,  ivie  sie  beim  Substantiv  überwog. 

l))  am  engsten  damit  berühren  sich  natürlich  die  fälle 
des  substantivirten  adjectivs:  theologie  ist  gewisser- 
maassen die  liberalste  von  allen  (Wissenschaften)  Herder 
[br.  das  stud.  d.  theol.  betr.  3,  25)  10,  277;  die  bibel  ist 
hicrinn  gewissermaszen  das  menschlichste  von  allen 
büchern  (l,l)lo,  8;  die  alte  nordische  mythologie,  die 
gewissermassen  auch  die  alte  deutsche  ist  Gersten berg 
s.  dtsch.  litt,  denkin.  128, 122;  ähnl.  A.  v.  Droste-Hülshofi' 
2.  352 ;  häufiger  sind  die  prädicativen  adjecüva :  ein  kind 
zweifelt  niemals,  dasz  die  ebendigen  geschöpfe,  mit 
denen  es  umgeht,  gewisseimaasze  seines  gleichen  sind 
Herder  (über  hild  dichtung  u.  fabel)  15,  .540;  die  arabische 
spräche  aber  blieb  durch  ihre  sehr  alte  denkmale  und 
den  koran  gewiszermaasse  unveränderlich  und  unver- 
gänglich (irfeen,  zttsäfee)  14,  548 ;  meiner  Lotte!  das  schrieb 
ich  so  recht  in  gedancken.  und  doch  ist  sie  gewisser 
massen  mein  Göthe  (an  Kestner  15.  9.  1773)  briefe  2,  104; 
ich  war  gewissermassen  böse,  dasz  br.  28,  26;  dasz  sie 
nur  denjenigen  zum  gegenstände  ihres  spottes  machen, 
der  gewissermaszen  unempfindlich  dagegen  ist  Moritz 
Anton  Reiser  (2)  173  Geiger,  auch  hier  zeigen  sich  ansätze 
zu  satzverbindenden  fimctionen :  da  ist  sonst  gemeiniglich 
das  äuge  ermattet,  wenn  es  dahin  reicht,  und  hier  ge- 
wissermaasze frisch  Herder  (über  Denina  stuatsveränd. 
V.  Italien)  5,  i^i;  ganz  ähnl.  8,  478;  wie  wenige  priester 
stellten  sich  auch  in  einem  volk,  wo  sie  der  lehrende, 
der  richtende,  der  die  gesetze  der  nation  bewahrende, 
gewiszermaasse  der  königliche  stand  waren,  dem  ver- 
derben entgegen?  Herder  (v.  geist  d.  ebr.  poesie  l)  11,  459; 
vgl.  auch  16,  10 ;  zu  erwarten  ist  also  nicht  eine  immer 
fortschreitende  vervollkommung  in  dem  Stückwerk  von 
zeit,  räum  und  dasein,  das  wir  übersehen,  nicht  die  ge- 
priesene, verheiszene,  gewissermaszen  nur  von  unserem 
fleisze  abhängende  der  civilisation  W.  v.  Humboldt  be- 
tracht.  üb.  d.  weltgesch.  (litt,  denken  58,  59) ;  wir  haben  es 
hier  nicht  zu  thun  mit  der  alten  gewissermaszen  un- 
schuldigen  feldsclaverei  Mommsen  röm.  gesch.  2,  76. 

2))  in  objectfunctionen  ist  das  adjectiv  noch  seltener, 
von  der  adverhialverbindung  begleitet  als  das  Substantiv: 
hr.  Eschenburg  hat  sich  dieses  buch  gewissermaszen 
eigen  gemacht  Herder  (über  Webbs  betracht.)  5,  309;  dazu 
vgl.,  etwas,  das  gewiszer  inaasse  alle  geniesse  (älteste 
urk.  d.  msnschengeschl.  I,  2,  6)  6,  248;  ob  leute  dieser  art 
die  gewissermaaszen  schwerste  arbeit  .  .  .  übernehmen 
können  (v.  geist  d.  ebr.  poesie  i)  ii,  68. 

3))  verhält niszmäszig   häufig    ist  die    Verbindung  neben 


6345     ÜEWISSKRN- GEWISSGROSCHEN 


GEWISSHEIT 


6346 


adverbiaUin  »((jeetiv  und  ähnliehtH  Wendungen  beUgf  tu 
muiz  doch  uuch  dieito  »pitze  .  .  .  gewiMeniiAiizfl  aicliil<«r 
rnil  dorn  (riiii/cii  niniiiti'hlichen  herxen  tuvaminenliKitReii 
HkmIjEIi  [lihrr  KlupatorkK  JJavid)  8,  SM;  vyl.  auek  1«,  lU  und 
B'ü;  andrih:  Aa  \M\\\c\,  «iirnsiipt  und  TnrIilUhet:  |«vllMr> 
muassc  iibi-rtill  uixl  zu  allen  rviitn  nich  gleich  (ältttttfurh.) 
7,  10»;  tK-itii  crittcn  aufiriu  war  tt  ein  nieimuid  und  tat 
gcwiBHerinnait/uzcUlobcnitcin  nienmnd geblieben  {vnratmtU 
hliitter  &)  IH,  S77 ;  weil  Nie  Mich  auch  nrbrn  diener  neuen 
ItypotheHe  gewimtcrinaHKe  noch  inimar  vertlii*idi|trn  konnte 
diolt)  \i6,  MW  ;  diett  niu«z,  iii  !  niiaanze  auf  einmal, 

iiherschen    werden     koniin  i   n,   ;n;     im   gefolge 

de»»uu,  ol>|i!l('ich  KcwiHNi>rin.i-<-< n  ijriHch  di<^  xwiichen 
glieder  Uhtritpriiigend.  widcrrnth»  dvn  vomclilitg  (iAitiK 
br.  81,  7h;  licrrn  von  (ilUhv,  erwiderte  der  .  .  .  dichter, 
schätze  ich  {{i*wiHit«rma>t/.cn  l&nKxi,  ungeachtet  seiner  »o 
7.ti  tagen  gcninlischcn  fehler  Akmm  Uollin'a  liehrMtben  th 
Mxntrr:  in  Dculdchinnd  darf  ich  sie  nur  an  Tauler  und 
liv  diMitschc  theoh)Kiii  t-rinnem;  .  .  .  auch  I.uthcr  liebte 
ie  und  gicng  ßPwJB/crmaAxon  von  ihnen  au»  ilKiuiKn 
'niffe  an  Theojthron  i)  i\,  tK:  der  zuhArer  hat  den  vor 
tlicii,  i\n»r.  er  inini*>r  nur  bihel,  für  itich  belebte  bibel 
hlln't.  jii  (jewidst'rniau.KM«  vor  und  um  nich  liehet  {hriefi 
d.  theol.  Mr.  4.  40)  II,  ]>o. 

;-)  einige  mute  igt  die  bildung  unmittiliar  «n  V0rba 
angelehnt;  mu  gar  sich  selbst  weissagte  Adam  gewisser 
inaasze,  und  zergliederte  nicht  Hkmdkk  {älte»te  urk.  IV) 
7,  M;  das  lebcnsende  drs  Achilles  mit  seinen  Umgebungen 
licHze  eine  epische  hchnndlunK  zu  und  forderte  sie  ge- 
wissermaszcn,  wegen  der  breite  den  zu  bearbeitenden  Stoffes 
(iöTllK  {an  S«;iiiLi.KH)  brit/e  1>.  stC;  gane  ahnt,  ivttu- 
Srii.MNo  8.  63;  Lenz  (hofmeiater  5.  9)  l.  71  Tieek;  darf  ich 
.  .  .  von  mir  etwas  melden  und  dadurch  unsere  letzten 
gesprHche  gowistsermn.sHcn  fortsetzen  (»öthk  {an  Herd«r) 
br.  41,  100;  OS  ist  uniäuichnr,  dasz  wir  mittelst  sUszer  hoff- 
nungen  das  leben  hindurch  gelockt  und  gewissemtaasse 
getüiischt  werden  Hkudku  {temtr.  btätter  «)  16,  884;  der 
gegenständ  musz  hinzu  kommen,  sie  berühren  und  mit 
ihnen  gewissermaasze  selbst  eins  werden  (r.  erkennen  u. 
empfinden)  8,  iti7 ;  fUr  die  Körner  .  .  .  war  die  lag«  .  . . 
insofern  bedenklich,  als  sie  die  nord-  und  ostgrenxe  gt- 
wissermussen  preis  gab  M(tMMHBN  rtfm.  peteA.  t,  tl. 

GEWISSKHN,  verb%tm,  von  Stkiniiacii  («,  lOM)/t«re«r- 
tiorein  J'acera  angeeetät.  aber  nur  mit  beUgtn  /Ur  verge- 
wissern {i'gl.  vergewissen.  vergewissem  6^  lt.  ap.  4»/.) 
gentiitit.  dagegen  kannten  luei  ander«  aettgnijMte  hier  an- 
gelogen icerden:  damit  sie  der  todten  aufferatehung 
möchten  gewissert  sei  (!)  J.  B^imi:  <  priucipien  göttt. 
iceaen  {eap.  vj)  {'.fitvi)  •HO;  da  jedoch  die  »tKnde  dieser 
provinz  sich  für  grwisscrt  halten,  das  sämmtliche  kgl. 
Staaten  ein  gleichem  bedUrfnis  fUhlon  aua  dem  ataatmtrekiv 
iu  Könu/.9berg  {nach  MMt)  hei  RoHHSCiiKiOT,  vom  aui^- 
ztcange  l»7«.  der  letzte  beteg  acheint  a%nf  den  ereten  bliek 
die  ttraprünglirhen  lerhättniaae  futauhalten  umä  die  Ver- 
bindung de«  einfachen  gewisiert  iNt<  der  präpotitiom  /br 
at\f tuteigen ,  ehe  die»e  tieh  tum  pr^lflm  mtmAoA.  aul 
dei%  älteren  teugniaaen,  die  theil  it  ap,  410  för  Terge- 
wissern  angeführt  sind,  täutt  »ich  diem  etuffiutumf  «W 
nicht  so  t  ei  cht  in  eiitktang  Itringen,  rMuMAr  inrd  in 
unserem  doch  sehr  jungen  beleg  eher  eine  recht»itmrhliehe 
umdetttiiug  und  zerdehnung  tu  erblitken  »ein.  damit  fallt 
auch  ein  Stützpunkt  für  das  erste  teugniat.  daa  tt«hl  nur 
als  kiirrung  auf:ufasseti  ist. 

GEWI8SERWKI.se  adi:  vereintelt  in  neuerer  aeit  awA  ata 
tuaammenaetaung  gebraucht  {zur  rerbindum§  ».  o.  ap.  €t9b): 
da  sie  sich  aber  noch  nicht  so  rasch  von  den  bunten 
träumen  erholen  konnte,  da  sie  also  gewisserweite  nooh 
mit  liönigsmantel  und  roten  schellenschuhen  ins  wiik- 
liche  leben  hineinging  .  .  .  Fiiknsskn  Jörn  TA/ (I7)"  814 ; 

GEWISSGHOSCHEN,  m.:  wenn  etwa  in  gesellschafl 
bei  wahrendem  trunck  unter  denen  handwerrksgCMlIen 
ein  unvermutheter  streit  entstehet,  und  dem  einen  an 
künftigen  zeugnisz  gelegen  ist.  pfleget  er  um  mehrerer 
aufnierksamkeit  willen  einen  groüclien  auf  den  tisch  ta 
werfTen,  und  dem  andern  eine  ohrfeige  zu  geben,  welchen 
die  beisitzenden  zur  zeche  annehmen,  den  gewissgroe^hen 
hcisscn,  und  sich  gleichsam  zum  Zeugnisse  verbinden 
Zeui.er  10,  1393;  genau  so  J.  H.  Hkhmann  allgem.  ttutatk 


für.  Uaeie.  9,  8M:  Cnombl  «,  tflti. 
ein  ffmm  äktUiehea  eompeeitum  im  tftm  «M»  dräkmtämt 
Jahr»  äUmrm  handsehnftt  noHa  akk§itßkrit  iah  itaf  «11 
em  vor  41«  nadiebür . . .  o.  lin  «m  nteb  ftvoabcH  4«« 
dorffM  •olelMi  gQUr  «ff  gabta  o.  tdahwi  ■.  gsp  dM 
na«k«barMi  Ir  gewlM  gelt  lo  vo«  «Im  Mbogke  diie 
pf«nnig*  JW<Mr  «apialbttOk  8M^:  äm§t.  «7*. 

GBWlStUnUT./'  äM  0/(tl0nieka«e  nrnttr  dem  auhaim 
HembtaUufi0m  «wi  gtwtM  {ß.  ä.),  die  nmmentlieh  dma  ttkn 
fem.  gewiMc  (f.  4.),  4m»  mkum  M  (Hrmi»  beUgt  vti,  wm- 
rtieJmMmgt. 

1)  dt«  amifmisM  /br  ututr  mikttmmlir  rtidttm  niekt 
taaiter  mU  M»  Notkkh  iwrtfak:  mm»  mmm  tmht»  htm«  4w- 
putmätmi»  ttmatitenl  »ndulilmtm  ßät,  Umm  dl«  hm  iMibo 
wortenen  qoeslionea  tr  xm  gaisMii«  chowwi  iln  B»Hkim» 
(8.  fi4^  Haitemer);  obe  man  dar  «an  nlvelot.  Us  ist 
nuzze,  wanda  sA  ehomet  «i  8«  guisheite  katettörien  (ß,ltl^ 
syilogismiM  greee.  IntiBe  didtur  m-  teotooke 

autem  poestuna«  di«erer  gewftr  rat'  •!  plaribm 

Tcrbis:   einis   •>>  '     hni  undc  gwi«hrii  (une  aodertn 

von    den    renn-  n  (8,  Ml*),    doiu    rgl.:    tax    In 

ungoisheite  und«  ir»  mrite  wesen  mag  s.  a«*).  in  altem 
vier  belagen  ist  mtiaaeklieatliek  die  »%tf  d*»  realität  tillende 
kaiam  tu  mgariekimmg    dm   mJ^feeHtei   sm»  antkttmmtie    tAer- 

aetiee  kömmt»  dagegen  im  fetfamdam  pamedU  manlem  i  ptiff 
quadam  fiducia  eompeitmum  ipam  eidtm  mmffmemtm  ^eärmi 
acandendum  catlum.  also  sl  solta.  sl  Was  tto  iro  bnldo 
föne  guisheite  gewtxegAt  habeta  dia  himelfart  Hart 
eapella  (8. 840^1.  die  prmuem  ainä  jedoch  nicht  le%eht  aua- 
einander  tu  halten,  weil  aidk  im  der  lttiakmm§  mmf  per- 
aonen  bei  dem  ai^jectiv  aekam  ükattrmftma  emrmemdmmmm 
emtwiekalt  kakem,  die  einer  fartapumg  im  ditatr  himaeakt 
ntdtriwtken,  dieat  tttrwtm  emtm  man/  dem  dUertm  pnrmeiA 
dem  avAat  tmrütk  und  ma  g««i«  tnU  giwim—  (DI)  im 
ihrer  vanaamdmmf  in  eimmmdar  gra^km,  am  mmak  gewIaJuH 
und  gewisaenhcil.  dia  k§t^fi§  im  kmmdaakr{fUn  mtitaimamdar 
coneurriren  («.  m.).  auek  dia  aetatStkk  farm  tu  «taheit. 
die  in  einaatnen  wautdmrtam  adtam  ImuHiA  nmka  kmm»,  ka 
rUhrt  »ieh  in  ihren  gebrmueki(fan 
dmaa  wie  gelegentlich  nur  durch  at^ftUKpe 
punkte  aiekargeateUt  taardam  kmmm: 

«1  M  aber  die  gMriaboR 
•wer  in  in  1^  atanes  mit 
das  her  die  aale  das  ttaies  asle. 
HBrNai<:ii  Htsum  8|n>elwsi  nmkBtka  (rer. 
wtishail.  tat  aapttmUm): 


auch  im  folgendem  tmaaen  aiek  beide  ma^!/maamm§em  raakt' 
fertigem: 

gewiabeH  Isl  an  aOan  diafsa  gel: 

wie  suBse  wendm  «mm  mm 


tkär.  iptd  9.  d.  Mjmmfrmam»  m,  Actete«.  l». 
fSMW  aa  Al^Uar  paaataniapM  mm,  OeHna.UL 

jnT  dam  gaarmtatm  dar  alaarem  aprmana  im  aMtgemetmem  Jmuem 
diaaa  tmtinailttn  »amdumgem  taemig  imagtmidkt.  aa  menig  ttie 
die  mmkmApfkmg  an  dia  kadtmlumg  «mi  gewaere.  die  bei 
gewiss  IM  der  mttrikutieeerkimdea^  wUt  aukatanliren  ao 
reich  entmckelt  iat  und  die  «•»  antemwliv  mir  im  der 
negirtem  kildumg  und  nur  rtreimteit  tu  tage  tritt-  et 
{der  karr)  sali  in  {den  kneckt,  der  mit  dem  amtartrmuten 
gaU  duetkgiu^)  newer  nacb  dem  gelt  ansprechen,  «an 
•r  In  dar  nnsh  geaant  bat  and  hnlgget  «in  angewie* 
halt  and  maa  er.  {der  knatki)  im  {dem  Aanm)  adiai  gut 
wider  geben  .  .  .  and  dem  riehtcr  fftr  de«  nngiwrfhalt 
seebltig  and  drea  plant  igekam)  rseAWiitA  RrmacMT«  v. 
Frkisiro  ( Weaitnrieder  7)  171.  /Hr  dm  mllgimtaimm  ga 
krmuek  daa  aukatmntita  im  dar  iiteren  pe$-iadt  »*md  mker  ssa 
msrwrticJUii  dls«  hrfnihiaf««  ansMaif^.  rfie  die*  «(jccAV 
M  der  latktaeprmtka  emtwaekett  kai. 

m)  im  dem  terkimdmmgam  dm  awlehiaiim  leiwoi  asidb  die 
für  die   ratktaagreteke  mh^ndi 

Iknim».  die  die  aanalige  tititrmimr  aamm  amtdrmik  krimgt- 


BN  wtmwimmat 
io  An  gew 
Rin>oi.rvoii 


IM' 


6347         GEWISSHEIT  (i,  rechtsbegnff) 

und  wände  er  aber  gewisheit 

ir  willen  niht  enhete, 

in  welher  wis  sig  tele  .  .  . 

Gottfried  Tristan  826  Marold  ; 

Verbindungen  mit  objectivem  genetiv  ivie  im  zweiten  bei- 
spiel  scheint  dieses  nicht  angeregt  zu  haben,  andere  gene- 
tivverbindungen  gehören  späterer  entwicklung  an  xmd 
tragen  das  gepräge  des  suhjeetiven  genetivs,  der  von  hier 
aus  ivieder  auf  die  rechtssprache  zurückwirkt:  diser 
apostele  (Thomas)  ist  zu  lobene  umme  vil  sache.  dag 
erste  ume  dl  gewisheit  sines  glouben,  wan  her  wolde 
niht  glouben,  wan  dag  her  sach  und  greif  .  .  .  do  mag 
sante  Thomas  di  breite  des  spers  und  di  groge  der 
nagele,  und  hir  üg  sprach  he  dise  wort  zu  einer  gewis- 
heit unses  glouben  Herm.  v.  Fritzlar  s.  myst.  l,  23;  vgl. 
auch  die  belege  aus  Luther  sp.  6349;  so  vill  zu  gewissheit 
der  warheitt  diennstlich  Karolina  (54)  l,  35  ebenso  {Bamb. 
halsgerichtsordn.)  2,  31 ;  um  so  deutlicher  führen  andere 
gebrmichsformen  der  älteren  zeit  auf  die  rechtssprache  zu- 
rück, so  vor  allem : 

a)  die  ztisamtnenstellungen  mit  anderen  Substantiven. 

1))  di  kindere  . .  .  mugen  gewisheit  heischen  oder  bürgen 
von  demeselben  Vormunden  mit  rechte,  daz  he  so  getan 
erbe  unde  gut  der  kinder  icht  verkoufe  Freiherger  stadt- 
recht (l,  4t)  23  Ermisch:  so  mag  her  den  schuldigen  vor  dem 
gelde  tage  nicht  uf  bürgen  noch  uf  andir  gewisheit  ge- 
dringen Kulm.-recht  (l,  22)  Leman  20;  der  sol  auch  auf 
recht,  bürgen,  gewiszhait,  mit  willen  und  wissen  desz 
richters  oder  amptmans  auszgelassen  werden  Knebel 
chron.  v.  Kaisheim  288  Hüttner;  so  mus  her  bürgen  adir 
ander  gewisheit  setzen  deme  cleger  ab  her  is  nicht  en- 
peren  wil  Kulm,  recht  i,  22  Leman  s.  20;  und  ab  si  der 
burgeschafft  und  gewiszheit  miteinander  nicht  einig 
werden  mochten  (könig  Ruprechts  landfr.)  Schannat  samml. 
alter  hist.  sehr,  l,  65;  auf  redlich  gewiszheit  oder  burg- 
schaft (1449)  dtsch.  städtechron.  2,  166; 

er  sprach :  inin  triu  und  min  ere 

hän  ich  in  für  iu 

versetzet  unibe  diu 

ze  gewisheit  und  ze  phande, 

dag  man  si  von  dem  lande 

an  alles  beswärn 

sol  heim  lägen  varn    Ottokar  84627; 

mir  werde  Sicherheit  getan, 

dag  ich  genese,  ich  läge  iuch  leben: 

wirt  mir  gewisheit  niht  gegeben 

umb'  den  IJp,  est  iuwer  t6t. 

KoNR.  V.  Würzburg  Otto  mit  dem  harte  334 
bei  Lambel  s.  255 ; 

der  fünft  stain  ist  gewisshait  und  sicherhait  dag  du  von 
dem  minneklichen  got  und  von  dem  himelschen  gesinde 
niemer  solt  geschaiden  werden  St.  Georgener  prediger 
(24)  62  Fieder;  unnd  dann  dieselbig  persone  desshalb  kein 
notturlTtig  caution,  gewissheit  oder  Sicherheit  machen 
khundte,  sollichen  kunfftigen  unrechtlichen  schaden  unnd 
ubell  zu  furkomen  Carolina  176  Kohler  u.  Scheel  1,  93; 
{ähnlich  Bamberger  halsgerichtsordn.  202  ebda  2, 87) ; 

2))  fride  und  gewisheit 

wart  da  bedersit  getan. 
Herbert  v.  Fritzlar  troj.  krieg  15282  Frommann; 

swaz  er  an  bezzerunge  und  an  gewisheit  ze  rat  wert, 
daz  daz  geschech  .  .  .  urk.  v.  1293  s.  Mon.  Wittelsbac. 
(no.  187)23;  wer  aber  auch  daz  von  sulcher  phandung 
imand  gefangen  wirde  dieselben  gefangen  sol  man  auch 
alle  uffs  daz  recht  und  gewiszheit  uzgeben,  wider  für 
den  heutman  zukomen  (könig  Ruprechts  landfrieden) 
Schannat  1,  65;  ganz  ebenso  64;  dannoch  sol  in  der  richter 
auf  gewisheit  auszgeben  mit  leib  und  mit  gut  auf  daz 
recht  Mühldorfer  stadtrecht  s.  dtsch.  städtechron.  \h,  Wi; 
daz  der  glubnisz  und  gewiszheit  thu,  dem  rechten  hie 
umb  die  sache  genug  zu  thun  oherrhein.  stadtrechte  1,  85 
anm.  4  Schröder;  daz  ir  demselben  maister  Uolrichen  die 
vorgenannten  vierhundert  pfund  pfening  geheizzet  ze 
geben  uf  die  vorgeschriben  vrist  und  in  der  sicher  machet 
und  inern  brieten  und  gewizheit  urk.  Ludw.  d.  Bayern 
1886  6«  "Weech  a.  74;  dasz  der  herczog  von  Oesterreich 
uns  geben  sol  zwei  tausend  marck  .  .  .  auf  die  irist 
und  auf  die  gewisheit  als  hernach  geschriben  steht 
Passauer  urk.  v.  i298  (urk.buch  d.  l.  ob.  d.  Bnna  4,  277). 

ff)  aus  der  Verbindung  mit  verbia  erwacliaen  einzelne 
feste  rtcittuformeln. 


GEWISSHEIT  (1,  a  gewissheit  tun        6348 

Ij)  schon  bei  den  obigen  parallelverbindungen  wurden 
Verbalformeln  beobachtet,  die  mehrmals  auch  sonst  belegt 
sind:  swelich  gewisheit  auch  er  darüber  setzet,  daz  ez 
volfürt  wird  urk.  v.  1293  s.  monum.  Wittelsb.  (no.  187)  2,  2; 
das  gleiche  (s.  o.)  Kulm,  recht  1,22;  so  er  die  gewisheit 
bringet  (var.:  diu  warzeichen  geseit),  Schwabenspiegel 
landr.  §  282   Wack.    dazu   vgl. 

des  bringet  uns  gewisheit 
von  Sträzburo  meister  Gottfrit: 

Konrad  v.  Würzburg  herzmaere  8  Lambel. 

dazu  vgl.:  gewisheit  geben  Otte  334  (s.  o.);  gewisheit 
geruochen  das  'heisze  eisen'  (zsch.  d.  a.  8,  90);  swelich  man 
vor  gerichte  gelobet  eine  gewisheit  umbe  eine  sache 
Schwabensch.  §  262  W.;  gewisheit  heischen  (s.  o.)  Frei- 
berg er  stadtr.  1,  4;  vgl.  auch  gewisheit  heischen,  cautionem 
exigere  Sgherz-Oberlin  i,  549;   desgl.  Haltaus  715. 

2))  am  häufigsten  aber  sind  die  Verbindungen  mit  tun, 
nemen  und  haben  beobachtet: 

«))  einen  boten  als  er  bat 

gaben  sie  in  in  die  stadt .  .  . 
.  .  .  und  taten  im  des  gewisheit 
des  er  uf  in  bette  geleit. 

Herbert  v.  Fritzlar  froj.  krieg  15341 
Frommann; 

vgl.  auch  (s.  o.)  15282 ;  dagegen  vgl. :  ez  suln  auch  di  go- 
vangen  dehein  ander  gewisheit  tun,  wan  daz  si  sweren 
suln,  daz  si  auf  den  tag  chomen,  den  .  .  .  taidigung  v. 
1293  monum.  Wittelsbacensia  (no.  188)  2,  4;  desgl.  österr. 
weisth.  5,242;  oberrh.  stadtr.  l,Sb;  gewisheit,  die  si  iu, 
oder  iwern  gemeineren  getan  habent  monum.  Zoll.  3, 109; 
genau  so  österr.  iveisth.  5.  96/98;  der  sol  meiner  frawen 
im  ring  gewiszhait  tun,  der  sie  wol  benügt  Öffnung  von 
Anget  s.  österr.  weisth.  2,  66;  genau  so  2,  4;  desgl.  Grimm 
weisth.  3,  674;  (tuet  der  gewishait  zu  dem  rechten)  österr, 
weisth.  5,  252;  mag  er  ime  dann  guete  gewisshait  thuen, 
damit  in  benüeg  ordn.  v.  Latzfons  u.  Verdings  s.  österr. 
weisth.  5  367;     gewisheit     machen  Carolina  176(5.0.). 

b))  da  sol  der  vogt  unde  die  burger  gewisheit  von 
dem  herren  naemen,  daz  si  in  mit  im  lazzen  varn  uf  daz 
gut  da  er  ufe  saz  Augsb.  stadtb.  59  Meyer;  dag  ir  von 
den  armen  liuten  gewisheit  nemet  und  in  dar  üf  lihet 
Berth.  V.  Regensburg  l,  28i  Pfeiffer;  desgl.  sol  der  vogt 
ie  wederthalp  gewisheit  naemen,  utramque  partem  cavere 
iubere  stadtb.  v.  Augsburg  98 ;  unde  sol  guote  gewisheit 
(var.  gewisseheit)  von  im  nemen  Schtcabensp.  landr.  §  277 
Wackernagel ;  so  sol  ein  amptman  sin  gewisheit  darumb 
von  im  nehmen  oberrh.  stadtr.  l,  85  Schröder;  (umb  Un- 
zucht gewiszheit  nemen  .  .  .  gewiszhait  zum  rechten  von 
im  nemen)  österr.  weisth.  5,  305; 

dag  si  darüber  naemen 
gewisheit  mit  hantvesten. 

Ottokar  österr.  reimchron.  2415  Seemüller; 

c))  und  her  wart  an  ein  cruzce  gehangin 

und  an  deme  seibin  tage  begrabin. 
si  woldin  des  eine  gewisheid  habin, 
also  (her)  en  vor  hatte  voriehin, 
her  wolde  von  deme  tode  irstehin. 

JoH.  RoTHE  passion  1091  Heinrich; 

vgl.  auch  (des  habet  uch  eine  gewisheit)  altes  passional 
236,  5  Hahn.;  desgl.  (s.  sp.  6347)  Gottfried,  Tristan  826;  die 
rechtssprachliche  grundlage  dieser  Wendungen  erschlieszt 
sich  atis  spätere?i  belegen,  vgl. :  wann  ain  lediger  knecht 
gefangen  wirdt  umb  erber  sach,  hat  er  gewiszhait  zu 
ainem  rechten,  so  sol  in  ain  richter  ausgeben  gerichts- 
buch  v.  Niedervintl  (l474)  s.  österr.  weisth.  5,  444;  genau, 
so  5,  305.  221 ;  anders :  darumb  wollen  die  von  Pairn  gut 
gewishait  haben  von  dem  kaiser;  gehiesz  der  kaiser 
den  von  Pairn  ein  ze  setzen  Werd,  Nördlingen  .  .  . 
(Augsb.  chron.)  dtsch.  städtechron.  4,  36;  die  gleiche  stelle 
(Zink)  5,  8. 

v)  ivie  mehrere  der  zuerst  angeführten  belege  zeigten, 
nehmen  auch  die  präpositionalverbindungen  bei  diesen 
älteren,  in  rechtsformeln  wurzebiden,  loendungen  eine  bevor- 
zugte stelle  ein. 

1))  ez  ensol  kain  Jude  lihen  uf  kain  messegewant  noh 
uf  kainen  kelch  noh  uf  nihtiu  des  daz  zu  der  kirchen 
hoeret  wan  mit  gewisheit  stndtbuch  v.  Augsburg  (l9,  7) 
56  Meyer  • 


6349         GRWISSMKIT  (t.  b  in  der  bihet) 


aEWISSHEIT  (1.  e 


6850 


d«x  wll  ich  dir  m  diacr  Mai 
varburren  mll  •«ih««  hnrrnn 
'. .  .  .  dio  riMt.    ' 
d«8  lob  die  fU> 
•war  »6  mirb  ilu..-  :  .^ ..  . 
dAvoii  H««  KarluU  niuol 
•In  tnil  lirtruobet  wart, 
d«|(  »In  lA  («r«  vArt 
dir  (fAve  mit  dar  («wialMlt. 
f>ni>KAIi  ötterr. 


■int  dnm  tnole  diir.  Iicr  im  an  dem  Uf«  TOr  dem  ■cb«ppwi 
«dir  yor  den  ratmnnnon  ane  gewieheil  (Mir.  one  gtwlMM) 
bot  louon  geiigi-ri  Kulmiarhri»  ttieht  (t.ta)  lt»mmmt9', 
■IM  rituik  ai  nAch  wAn«, 
und  docb  d«r  («wbbaU  An«. 

Hartman  Kne  TU»  Hanpl; 
I))  .  .  .  nfl  WM  onch  dio  xft  kooMa, 

alt  ir  A  wol  bnbt  vfimommi, 
flf  die  (ewlabeit, 
daji  bl  alnam  «it 
blscboir  Uolrich  lolde  wera  .  .  . 

OrroKAR  M«rr.  rtimehnm.  MM  SttmUler,- 

äan*  vgl.  («.  o.)  af  bargen  nooh  gewltheit  Kulm.  r«eA<  i.  n: 
(gewiszheit  oder  borgaohaft)  dlteh.  ttädttthron.t,  l«;  auf 
gewUhcit  ...  auf  daz  recht  dttck.  atädtethron.  15.  «04: 
Ruprecht»  lani^firüdtn  M,  66;  aaf  die  frist  und  »af  die 
gewisheit  PuHnttr  urk.  v.  ine:  (U$gt.  ze  gewisheit  und 
se  phande  Ottokar  846>7:  m  gewiMheit  der  warheitt 
Karolina  ft4. 

8))  item  wer  ainen  grausen  gen  dem  anndernn  hat, 
der  mag  wol  Rprechcn:  herr  richter.  nempt  mich  und 
den  in  »in  gcwiahait,  dag  wir  an  recht  mit  einander  nicht 
sa  schaffen  sulln  haben  Öffnung  tu  Stumm  {ti.  jahrh.  hti 
Ghimm  toeüth.  s,  780;  da» gUieh« ötierr.  imatk.  -i.  i4a:  elento 
mon.  fcitteUb.  t,  «88). 

•o  wirt  in  dan  laMn  irloat 
dag  haracb  fMlacnle  Jnda, 
■o  Wirt  larmhel  dar  oa 
wonenda  oudi  in  dar  gawiaheit, 
als  laaiaa  dar  a«it, 
und  wirt  die  achrin  innilt  aint 
(a  dar  Israbale  leint 

HiiNR.  V.  Hk.>«(«i.br  opotaiypM  19781  Htim; 

vgl.  datit  (*.  0.)  umme  die  gewisheit  sine«  glouben  H.  v. 
FRiTzi.Ait  {my$t.  1,  88):  ander»  an  gewisheit  mon.  WitttU- 
l>aeensia  8,  8 ; 

b)  gang  vtmochlä»»igt  isi  da»  tubttantiv  in  der  MM- 
übtTMiaung;  nur  einmal  —  und  gegen  O»  vorläge  wm 
die  Vorgänger  —  mrd  ta  von  LoTHRR  eing^ßtkrt,  der  e» 
o&er  in  »einen  eigeneti  athri/fen  nicht  beftinetigt:  das 
unser  evangelium  ist  bei  rurh  gewesen,  nicht  allein  im 
wort,  sondern  beide  in  der  krafTt  und  in  dem  heiii',[cn 
geist,  und  in  grosser  gewisheit  (rnr. :  inn  grosser  fülle  .  . . 
und  gantz  gewis)  t  The»».  1.5  (und  in  maniger  erfüllung 
Mrntel  u.  die  übrigen:  Zuversicht  Weizsäcicer;  tn  pUni- 
tudine  multa);  datu  vgl.:  also  nit  meine  gebet«  wirdickeit, 
sundern  deiner  warheit  gewiszheit  macht  mich,  das  iohs 
festlich  giewb  Luther  {aueleg.  dt»eM.  d.  vaterun»er»)  8.  187 
Weimar;  das  ist  jr  warzeichen,  damit  sie  jra  glaobens 
gewisheit  und  jrer  liebe  brnnst  beweisan  (vermnbeort.  der 
üMffgelegten  auffrhür.  .  .  .  1538)  7, 19*  Jen». 

e)  die  h1^ekHngen  la»»en  von  mttfang  •»  dio  siiijcifcriii 
ktmg  auf  solche  »üge  erkennen»  ^  der  nmeen  ifvmtkg» 
brauch  (».  i)  eineeiiig  bevortugt.  vor  rnUem  frefcn  die 
rechtsapraehlichtm  trendungen  ntriiek,  denen  nur  die  äOrnr- 
älteeten  tind  die  neueren,  ax^f  dem  »iudium  der  fuetlen 
beruhenden,  ftateteUungen  gerecht  teerden:  sMOritM,  |e- 
wiszheit  handech.  voc.  lat.  germ.  Dirphnbacr  8M*  (im  •»■ 
dem  focab.:  Sicherheit):  (/<uii  vgl.  gewiszheit.  emutio 
Mcuritati»  SchbrzObrki.in  i.  549:  wegen  einer  saohe 
gewiszheit  geben  d.  i.  ein  sicheres  Unterpfand  AoBi.UNO 
8,  671:  df9ffl.  Camhr:  vgl.  auch  Hii.PRRT  8,  1.  «6.  nnder» 
»u  beurtheilen  sind  die  gldchungen  gewisxheit  einer  tu- 
sage,  eines  Versprechens,  einer  bMoldong  bei  Aokluno  u.a. 

ettea»  reichlicher  »inä  andere  Wendungen  beeHdcti^Hgt. 
die  da»  »ubstantiv  in  dem  ilberblidt  über  dem  äUeren  ge- 
brauch hatte  icrmi»een  tu»»en,  die  aber  mit  der  neukoA- 
iteutschen  periode  vom  »((jecHv  her  einoeteem,  um  hn 
neuesten  gebrauch  wieder  abtusterben:  die übertrmfung  at^ 
körperliche  bethätigung.  die  buchungen  hinkm  hier  aber 
.9tark  hinter  dem  tftatsäehlichen  gebrauche  nach:  die  |ewias- 
heit  der  band,  des  pinseis,  des  grabsticliels,  des  |uifM 
Adelung,  (Iampk  u.a.;  la  fermete  de  la  touche  Schwan 


aas*  «^  the  kmtd  Mvr%Kx  8.  i.  mt:  mtt 
ItvtelMn  («MT»  umted  \ 


'  BtelMfflMH)  vebm.  te  wallt  wilk 
etmdinem)  ebendmi  dmtu  o§Lt  pwtoluH  .  .  .  wird  .  .  . 
sowohl  ?on  aoMfar  tkwurtni— ;  •!•  iiMW>ni  «Ulkfif' 
üobM  TOTrteblwiiMi  tdbwiiMhl  i.  0  Waui«  jkA.  Im. 

euteiteni  dta  ftwtaxheil  in  EDMBOBf  dm  mmuidkHthm 
Torrichiungen  badob«!  dkh  «of  4«i  UuurHdi— 
dM  willens,  WM»  ridi  lalMtwwefM  f8wls8«r  I 
grftod«  sa  wa«  doUrmlalNl,  väldM*  ab»  Boob  Mm 
nolbwendigkidt.  daas  m«Ii  fhsrtwn  Mhhm  <H«  Iwmt- 
Hohe  bandliuif  noUiwtndig  tfoltw»  ■&■••.  wumm  wir 
gar  offt  dMMolbM  latftm,  «mI  asit  dar  vwtMilMS  mOM( 
sarfiok  hallM  kdwiMi  tu. 

•)  der  AoiMMMfid^  der  den  nkd.  MftfWMA  helterroAi 
und  von  dem  mm&  die  iuel^nnoen  /Inet  mioteUieeoUeik  t^ 
tragen  »ind,  trefft  dm»  «srAi/lm*  der  erkemntnioetk  Ul§käl 
»ur  realitat  und  nenr  in  beiden /memenfen,  dm  mdivm  med 

»Heen.    dmhei  iei  die  erete  tm  dm  ms«»»  in  den  mn§e- 
fBikrtm  wortmrbindwn§m  und  tum  <MI  muek  in  dm  bo- 


•))  «mIc  buekunmn  k 


einm  etfnonmnone,  bei  dmßmmdtfrmMItkm  mü  etrtftado. 
<M  deuteeken  tnit  sieheratK.  in  keldm  flUmk  ioi  ein 
fefenenta  eteieeht^n  ntbjertirer  und  e^eeHvm  feeourng  nitkt 
mngedeutet:  ccrtitudo,  grwitzbsit  kdmk.  me.  rm.  und  ImL 
ndd.  vm.  (wlsbeit  hdeeh.  roe.  lat.  germ.)  DlBntMBACH  118^: 
KiuiAN  147*  (fbewisheidX;  Hrnisch  i«n:  Coryiiios  M»: 
Gahth  KdNio87*:  Ot'cz  (i«M)  189*  (mttjlude,  oerUtudo); 
PiiiscH  diet.  dm  pom.  8, 990:  eattitado.  fowtekdt.  sielMr- 
heit  Rbyhcr  1. 997:  gowish«!!»  fswiaMt  safeirMl  Krambii 
8, 9t*:  Sicherheit,  i.  a.  fewtabitt,  tekirktil,gtul»btU  1. 199*. 

6))  wo  in  den  butkmngem  eine  frlsssrs  mmnkl  freend- 
»prachliehm  «ywoiiyw  «wf^rti  i  iat,  aind  nekm  dem 
»ub»tontiven,  die  die  mkemmtnieeHmifkeit  bemmtiJkmin 
ytumee^^/e  jueoungj  moim  meen  eotene  vomreme»  wee  ntren 
tinennite  bettmkitn  (ekfeetiim  ftteeuem):  s>aliih<lt.  dio, 
eerti^ido,  veritne,  eertum,  explornimn,  eoi^^mmn  SnutMH 
S998S  osi^MM)  eerin  m  ratio,  escfmmtn  vmidoot  emtHmlo 
Stbinbacii  9.  tOBO:  Alrr  t.  999*  (Jfagt  kineu:  esrte.  cms- 
pertm,  exfloratn  mgmitio);  Prioch  8, 4M*:  Matthiak 9. 188*: 
Kirsch  9,  U9*:  gowinbott,  m-item,  ü  emto.  eieurHi. 
certitudine,  eertHude,  aeeürmnm  Rlouitlt  t«  894*:  fke  «er» 
taintff,  siirsusso  ieuteek  tngl.  lern,  t,  799;  siriliMdi.  < 
it,  »eienm  eiL  veriti  Rondkav  9,  Da«*;  i 
kentnisx.  wfawonsohafl.  das  |>wls9<lii.  Im 
midenm  Scbwan  i.  74«*:  gowtebdt  dowtehoH).  la  em 
tittule,  r  ^f^rmi»»ement,  aastira an*  «Ma.;  fewisslioH. /.. 
eremtion  from  doubt.  mrtmintif  Hll.rr.RT  8.  1.  «M*: 
exrmtion  from  j'ailure,  etUhd  etalr.  rtguloritjf  ekdm. 

o))  die  JmtotMmi^m  '  dm  fi 
gegemnlm  inmerknlb  dm  kede»dien§mm^^ti§m 
ektnüm^rnk  feretUt  fm  dar  gowehnüdw  nrtaaHMwthall 
des  stnnas  «ad  TkidwiHileit  des  wortoa  Md9«lal  «a  taM 
die  klarbeil  (otM«d^  dos  bewnsxtoaiM  ta  ■■toraaUeds 
daaselben  vom  sein  an  lieb.  dio  8«iJa<iHf  a  pwfailiaH,  bald 
die  Idarheit  (sTident)  daa  aalaa  w  sieh,  die  ek^iMtn 
gowlssheit,  bald  aber  baidaa  dwohslnaadsr.  od  als 
dleaea  bald  das  gemahwolMiWIalia  voai 
wisiheit  überhaupt,  die  formale,  bald  4te 
identitftt  von  beiden,  die  abooloto  fowiasbolt  aaok  bo 
deutet  dieMo  »ort  bald  die  wttkUalikstt,  boM  «a  aolb 
weadlffceit,  bald  die  wmbrboH,  bald  dtaaaa  allea  dorrb 
elnandor,  and  swar  bald  dos  bawuaKlaato».  bald  daa  soias 
an  sieh,  bald  beidee  datebelaandar  C  U  RainnoLO 
frü$M.   einm  »gfnomjfmuk  .  .  .  in  dm  fkitm.  iiisumri. 

(1918)  180: 

fnofsii  der  ffcifsssjiWsrtiii  «peisaia  «Md  aisttadte  samsr 
•«Bjui.-  tewisxheit,  iat  etgoalttteh  di^}oaita  atkannlaiaB, 
da  ons  kein  zwetM  Obrif  bMM.  sie  ist  abo  dar  wahr 
srbeinlichkeit  enlfatan  §mdUt ...  da  naa  aber  aOos 
unser  wissen  entweder  onntttolbar  "■■K«k  oder  abalmet 
ist,   so  gidbt  e«  entweder  oiao 


6351 


GEWISSHEIT  (1,  c  buchungen) 


GEWISSHEIT  (1,  d  formen) 


6352 


gewiszheit  .  .  .  man    pflegt    aber    auch,    wiewohl    un- 
eigentlich, von  einer  historischen   und   moralischen   ge- 
wiszheit zu  reden  Zedler  lO,  1393;  ähnlich  Chomel  4, 1062; 
gewissheit    (certitudo)    ist    das    bewusstsein  der  warheit 
eines  Urteils,     ursprünglich  erscheint  jedes  urteil  als  ge- 
wiss, d.  h.  als  wissen,  insofern  noch  nicht  gezweifelt  wird.    ; 
im    engeren    sinne    ist  gewissheit   das   (stark  gefühlsbe-    I 
tonte)   wissen   um    die   gültigkeit  eines   Urteils,   hervor-    j 
gegangen  aus  der  einsieht  in  die  (relative  oder  absolute)    | 
Unmöglichkeit  eines  gegenurteils  Eisler  u'b.  der  phil.  be-    \ 
finffe  294.     die   objective  fassung    dagegen    verliert    ihren 
hoden,    wo  dem  ergebnisz  der    erkenntniszthätigkeit   keine 
realitüt  mehr  zugebilligt  wird,  darum  erscheint  sie,  ivie  sie 
in  den  philosophischen   Schriften  mehr  und  mehr  zurück- 
tritt (s.  u.).    auch  in  entsprechenden   buchungen   nur  ge- 
legentlich: ein  niederer  grad  der  gewiszheit  ist  die  Wahr- 
scheinlichkeit Kirchner-Michaelis  i?7ii?.  wi.^  241;    evi- 
dentz    (evidentia)    augenscheinlichkeit,    unmittelbare    ge- 
wissheit und   Sicherheit  einer   erkenntnis  Eisler  wb.  d. 
philos.  begr.  234. 

2))  mannigfaltiger  lassen  sich  die  gebuchten  tvortver- 
bindungen  abgrenzen. 

a))  die  subjective  (active)  richtung  der  erkenntniszthätig- 
keit macht  sich  geltend  in .-  mit  nechster  post  (in  kurtzen) 
wird  man  hiervon  mehrere  gewiszheit  (eigentlichere  nach- 
richt)  erhalten,  colle  prossime  (frä  breve)  sene  aspetteranno 
mMgion  covfirmazioni,  .  . .  (dans  peu)  ou  en  attendra  (aura) 
un  plus  grund  eclaircissement  Räulein  1,  384*';  man  hat 
gewiszheit  bekommen,  dubitatio  sublata  est  Steinbach 
2, 1058;  es  gibt  viele  dinge,  von  welchen  sich  keine  ge- 
wiszheit erlangen  läszt  Adelung  2,  671;  man  hat  noch 
keine  gewiszheit  darvon,  on  n  en  a  encor  xwint  de  cer- 
titude,  ou  point  de  certaines  nouvelles,  nulla  adhuc  habetur 
certitudo  de  illa  re  Duez  (1664)  199*';  von  einem  eine 
gewiszheit  haben,  certiora  ex  aliquo  cognoscere  Stein- 
bach 2,  1058;  habere  quod  liqueat  ebda. ;  genau  so  Matthiae 
2,  182";  Kirsch  2,  152*;  ähnlich  Aler  l,  939*  (g.  h.  von 
einer  sach);  dazu  vgl.  «mcä  Adelung,  Campe,  Hilpert; 
mit  gewiszheit  reden  parier  avec  certitude,  asstirance 
RoNDEAU  2,  Uu  4'*;  mit  gewiszheit  sprechen,  erkennen, 
wissen  Adelung,  Campe  w.a.,-  die  Wahrheiten  müssen 
in  uns  zu  gewiszheiten  werden  Adelung  2,671;  Campe 
2,  367*';  die  moralische  gewiszheit,  derjenige  zustand  der 
erkenntnisz,  da  man  keine  vernünftige  Ursachen  hat,  das 
gegentheil  für  wahr  zu  halten  Adelung  2,  671;  dagegen 
vgl.  die  gegensätze  in:  die  anschauende  or  anschauliche 
gewiszheit,  evidence  Hilpert  2,  7  s.  466*; 

b))  auf  die  objective  (passive)  richtung  iceisen:  gewisz 
heit,  certa  ratio,  explicatu  et  explorata  ratio  salutis  gewisz- 
heit desz  lebens  Schönsleder  V  5*;  ebenso  Aler  i,  9.39* 
(g.  des  lebens,  des  heils);  die  gewiszheit  einer  sache,  la 
certitude  d'  une  chose  Schwan  l,  747^;  die  gewiszheit  einer 
Wahrheit,  einer  nachricht  Adeluno  2,  671;  Campe  2,  367^; 
die  gewiszheit,  dasz  etwas  geschehen,  the  certainty  of 
a  fact.  teutschengl.  lex.  2,  775;  die  gewiszheit,  dasz  einer 
gestorben,  the  certainty  of  onc's  death  ebda. ;  die  gewiszheit 
des  todes  Adelung,  Campe,  Hilpert;  wo  eine  gewiszheit 
da  ist,  st  quid  certi  est  Steinbach  2,  1058;  vgl.  dazu:  es 
ist  eine  ungewiszheit,  anceps  conjectura  est.  Stieler  2568; 
was  eine  unfehlbare  gewiszheit  hat,  infäillible  Rondeau 
2,  Uu  4*;  die  untrügliche  gewiszheit,  l'  infaillibilite 
Schwan  l,  748**;  die  mathematische  oder  geometrische 
gewiszheit,  wenn  das  gegentheil  als  eine  Unmöglichkeit 
erkannt  wird  Adelung  2,  671;  eine  unumstöszliche,  hand- 
greifliche gewiszheit  (mathematische  gewiszheit)  Campe 
2.%7'';  etwas  zur  gewiszheit  bringen  Adelung  2,  671. 

ß)  für  mundartlichen  gebrauch  zeugen  vor  allem  nieder- 
deutsche oder  aus  der  nördlichen  grenze  des  mitteldeutschen 
.stammende  belege:  gewisheid ,  gewissigheit,  gewissheit 
TKN  ÜOORNKAAT  KooLMAN  1,  625»;  'wishäit  /.  geivissheit 
Roger  Schicalenbergische  mundart  s.  ndd.  jahrb.  32,  151»; 
gewösshet,  getmszheit.  tob.  d.  luxemb.  m.  a.  Ub^ ;  vgl.  auch 
(«.  14.)  FOLLMANN  804«;  Vgl.  auch  gewissigkeit  *.  u.;  für 
oherdent.tchen  gebrauch  zeugt  H.  Fischer  3,  685. 
d)  formen, 
n)  Stammsilbe. 

1))  (hr  lautgesetzlichen  kilrzung  des  sehlieszenden  Spiran- 
ten tritt  unter  dem  einßusse  der  formeh  des  adjectivs  früh 


die   doppelung   entgegen,    die  sich   in   den  bucMmgen  von 
anfang  an  durchgeführt  zeigt. 

a))  guisheit  Notker  s.  Hattemer  3,  214*';  3,  429*;  gewis- 
heit  Herbort  15282;  Rud.  v.  Ems  gut.  Qerh.  6089;  Otto- 
kar 84627;  Bair.  urk.  v.  1293;  Freiberger  stadtr.  1,  4;  ge- 
wizheit  7irk.  Ludioigs  d.  Bayern  aus  1336;  dazu  vgl.  (mit 
Varianten  für  doppelspirans  s.  u.) :  gewisheit  Schwabensp. 
landr.  §  277  W.;  Oberrh.  stadtrechte  l,  85;  noch  Luther 
bietet  neben  ei7imaliger  doppelspirans  zwei  belege  für  gewisheit 
1  Thess.  1,  5;  desgl.  T,  19*  Jena;  dazu  vgl.  noch  gewisheit 
Chr.  Wolff  163. 

b))  gewisseheit  Schwabensp.  (var.) ;  gewissheit  (gewiszh.) 
Oberrh.  stadtrechte  a.  a.  o. ;  St.  Georgener  pred.  62 ;  König 
Buprechts  landfr.,  Diefenbach-Wülcker  620;  öst.  weisth. 
5,  98,  221;  Karolina  176;  Knebel  chron.  288;  dtsch.  städte- 
chron.2, 166;  öst.  weisth.  5,  98.  305.  444  tc.  a.  Luther  2,  127 
Weimar;  und  von  da  ab  durchiceg  doppelspirans. 

2))  der  vokal  unterliegt  auch  beim  Substantiv  den  mund- 
artliclien  differenzirungen,  die  heim  adj.  beobachtet  sind, 
vgl.  gewesshat  Follmann  wb.  d.  deutsch-lofhring._  mda. 
204^;  vor  allem  ist  die  längung  viel  beobachtet:  gewishaet 
Fischer  schioäb.  wb.  3,  635;  gewiessheit  var.  neben  ge- 
wissheit Carolina  2,  87;  geweiszheit  Jon.  v.  Sciiwarzen- 
berg  trostpr.  46  {im  teutschen  Cicero  gewissheit);  vgl. 
auch  oben  (sp.  6346)  zu  der  berührting  mit  der  ableitting 
von  wise. 

ß}  das  präßx  ist  in  den  belegen  dem  einßusz  der 
syncope  nur  wenig  unterworfen  (vgl.  oben  guisheit);  für 
die  ableitungssilbe  ist  die  bair.  alem.  Schreibung  beobachtet: 
gewisshait  St.  Georgener  prediger  62:  Knebel  c7^ro?^.  288; 
öst.  iveisth  5,  96  u.  a.  dazu  vgl.  aus  anderen  mda.  ge- 
wisshät,  gewesshat  bei  Follmann  204*. 

y)  unter  den  concurrenzbildungen  ist  oben  schon  auj 
gewissenheit  aufmerksam  gemacht  worden  {s.  d.),  das  im 
Variantenapparat  vielfach  mit  gewisheit  abwechselt  und  vom. 
Freiberger  stadtrecht  bis  zur  Bamberger  halsgerichtsord- 
nung  beobachtet  ist.  landschaftlich  begrenzt  ist  eine  andere 
nebenform:  gewissigheit,  gewiszkeit,  certitudo,  mittel 
deutscher  vocab.lat.germ.(lbjahrh.)DiEFENBACH-WvLCKRR 
620;  gewissicheit  christl.  bedebökelin  (Rostock  1548)  26*'; 
dazu  vgl.  gewissigheit  ten  Doornkaat  Koolman  1,  625*. 

S)  der  bedeutung  nach  ist  der  plural  an  sich  hier  aus- 
geschlossen; er  icird  nur  in  einigen  wenigen  fällen  durch 
die  besonderen  bedingiingen  des  Zusammenhangs  veran- 
laszt:  ein  Schriftsteller,  der  so  genaue  Urkunden  vor 
sich  hat,  musz  die  kleinen  züge  aufsammeln,  und  wie 
ein  portraitmaler  die  drücker,  welche  die  gewiszheiten 
andeuten,  ohne  seine  Schilderung  mit  kleinigkeiten  zu 
überladen,  dahinbringen,  wo  sie  die  richtigste  Wirkung 
machen  J.  v.  Sonnenfels  briefe  über  d.  tvienerische 
Schaubühne  (Wiener  neudr.  7)  226;  es  ist  ein  groszartiges, 
tiefempfundenes  seelengemälde  ...  es  entschleiert  uns 
das  .  .  .  verhältnisz  zweier  herzen  zu  einander;  es  löst 
das  geheimniszvolle  ahnen  in  zärtliche  gewiszheiten  auf 
A.  V.  Winterfeld  der  stille  winkel  (3,  l)  3  (1865)  10;  Pro- 
bleme als  gewiszheiten  hinstellen  nat.  zeitung  30,  4.52; 
Sanders  erg.  wb.  646*;  hält  man  Schleiermachers  'reden 
über  die  religion'  mit  seinen  'monologen'  zusammen,  so 
stöszt  man  auf  einen  ähnlichen  unterschied:  dort  werden 
ihm  seine  beglückenden  gewiszheiten  vorwiegend  von 
der  tiefe  religiösen  Unendlichkeitsgefühls,  hier  vorwiegend 
von  einem  individualistisch  genialen  Sittlichkeitsbedürfnis 
eingegeben  J.  Volkelt  quellen  d.  menschl.  gewissheit  s.  131. 

2)  der  überblick  über  die  Verbindungen  und  gebrauchs- 
formen  im  nhd.  bestätigt  und  ergänzt  das  bild,  das  die 
buchungen  schon  erkennen  lieszen. 

a)  die  älteren  bedeutungsrichtungen  iverden  zu  gunsten 
der  kennzeichnung  des  Verhältnisses  zwischen  erkenntnisz 
und  realität  zurückgedrängt. 

a)  das  gilt  vor  allem  für  die  formen  des  rechtsbegriffes : 

l))  und  wo  er  besorgt,  das  ein  oder  mehr  angezeigt 
Personen  flüchtig  werden,  so  mag  er  die  mit  borgschafft, 
oder  sonst  in  gewiszheit,  annemen  lassen  Tengler  laien- 
spiegel  106*;  .  .  .  und  dorum  zu  gewiszheit  und  Unterpfand 
mein  behausung  .  .  .  einsetzen  und  verpfänden  will  Albr. 
Dürer  (an  die  studt  Nürnberg  1519)  nachlasz  62;  dazu 
vgl.  noch:  etliche  erboten  dem  patron  das  geld  vor  2 
zu  zahlen,   .  .  .  das  er  denn   auch   bald   zu    frieden  war, 


6353        GEWISSHEIT  (t  natfrer  gebrauch) 

ein  hiifrt  i/ield  um  der  gewisxheit  Bniiahm  TVtMmA«  ragmml 

(la)  IS«. 

»))  aolrhr  irrndungtrH,  Hi«  dia  enger«  betiehumg  auf  ä*m 
reehhgebruiich  ubymtreiß  haben,  bttühren  nth  n-ietler  mit 
jüuffrreti  ßU/unyrn.  in  lUnrn  ilig  nehtung  auf  rtnif  tu»ag«, 
dir  biirymhu/t  J'ür  riit  in »prrrlten,  von  ri$t»m  fMU«W  au» 
ganyspunkte  her  erreieht  tnrd.  tgl.: 

„„,)  .1.,.  ...  _  .1 i.i.  . .,.,  jj„  »mt, 

rt:'  •    wort, 

d.  i  :,  %tori. 


w>n  Ir  mmftßgMitW  f>n  M 

IMOMMAm  CVctfro;  fawiMkatl .  ■ -JV*! 


[Mt) 


Jon.  V.  8riiWAliXBl(««li4j  Iretibmtk  (I 
dH  haupl  Joiieaala  pndigt 
•o  («r  iiut'li  Uli«  il«ni  mM, 
wtt«  vor  •  iiiA  vertraoa 

•in  lreu<  .4be. 

Jon   I  I  m  (itw  loa«  4tr  mAamptmmp 

JuhannU)  pM  *  40 

gegen:  don  Antonio  .  .  .  «m«!«  »ie  ^«/m »teU»)  ihm  mit  aller 
gewiMühvit  zu  Klinuku  (Kaphael)  4.  M. 

8))  auch  rintelne  ictndungen.  di«  «n  dü  tmrhinduHg  ft" 
wiüAiu  iiiucro  aitkntip/en,  la*aen  aiek  unhr  dumm  ftmdU»- 
ptmetfteui  teilen,  tumu! i m a HMUuMtan tntajtneMmuU/nmd 
itpriirhlicJie ftignngen  :  ich  wurde  dadurch  mintnuisch  ge- 
macht, und  um  der  aaohon  gewiiizlieit  zu  erfahren,  ■teilte 
loh  mich  aU  wenn  ich  nach  Ancona  verreisen  wolle 
0.i.ANhKti  d.  vtrliebte  fhtdente  (nu)  i\9:  sobald  er  einige 
gewiszhoit  wegen  des  reinendcn  frauenzimmeni  erhalten. 
woUn  er  «einen  zuntand  glückseliger  machen  Chh.  Wriük 
dii-  iliei  kliiqxtrn  Imt«  (>,  &)  (1675)  IM;  danz  sie  mir  SOfleich 
an  der  gewisolieit  thoii  ireben  (iüriiK  brie/e  i$,  90; 

h«rr,  uiitcrwura  rilt  ich  an  ihm  vori>«i, 

•r  iat  mit  niohr  ^«wiaxheit  nictit  v«n«l)«n  (leith  im» 

eertalnUe$), 

•I«  WM  or  etwa  mir  kann  nacheraUtlen. 

ScHLiüKi.  (Shattepearu  itetur.  IV.t.l, 1)9,9 Brandt. 

ß)  die  aiM»  der  betiehung  at^  kürperlieht  bttMHfunf 
entacAstne  betieuhing»riehtung  wird  längtr  fmtftkMm. 
ait  ist  auch  von  buchungen  dm  i»  tm  jtihvkmmimiM 
berüektiehtigt  (a.  o.)  und  wird  ~  in  einer  ftirmueharidkiumg 
foenigaUns,  die  von  hier  atui  abtteeigt  —  vom  OÖTHR  teiedtr 
aufg^riatht:  dnrftir  soll  cr^in.  uns  warnen  und  alles  das 
thfin,  das  unser  kranckhcit  vorhfiten  und  unser  gesond- 
heit  gefurdern  nmg  zA  allen  zeitcn,  alles  nafh  ainer 
besten  vcrstinHnis  und  gt'wiszhrii  betfailungturk.  fOr 
den  Uxbarxt  de»  pfaltgr.  l'htltpp  (14»)  MtaeAr.  f.  §t»tk.  4, 
Oberrh.  s,  974;  aber  io  du  wol  messen  hast  gelernt,  and 
den  vorstand  mittiamnit  dorn  brauch  uherkummen.  aUo 
daaz  du  ein  ding  aus  frrier  gwiszheit  kannst  machen 
und  weiszt  einem  Jedlichrn  ding  recht  zu  thon,  alsdann 
ist  nit  allweg  not,  ein  jedlich  ding  allwcg  messen 
Ai.iiH.  DOhkh  (r.  menaelil.  proporHon)  naekian  no;  dor> 
durch  er  die  linien  der  geslalt  eines  menschen  durch 
ein  gebrauch  und  gewiszheit  der  band  dem  leben  gem&xz 
wcisz  zu  ziehen  347;  aus  solchem  wächst  mit  der  zeit 
die  gewisrheit  der  knnst  und  des  grbrauchs  sao:  wie  er 
nun  die  gowissheit  dieser  natürlichen  kunst  geaehen. 
wolto  er  kurtziim  auch  wiüürn ,  durch  was  mittel  ein 
mensch  sich  vor  den  buchten  kiijtien  versichern  kdnte 
Gkimmki.siiaiskn  Siinpl.  :)U  nendr..  die  bombe  mit  ge 
wiszheit  zu  werfen  A.  (J.  Ka.sinkh  l  ^175Ä>  a»;  sie  nehmen 
geschlagene  goldblätter  und  schneiden  selbige  in  unge- 
meiner hurtigkeit  und  gewiszheit  AuR.  A.  S.  Clara  Hw. 
/.  alle  8,  881  <i/ii.<>  gold.tpinnen);  die  verstOmlung  ...  der 
Wörter,  ist  durch.ius  zu  meiden,  denn  dadurch  mun  die 
gewiszheit  und  liebliches  wesen  der  gefügten  rede  fiber 
einen  häufen  polteren  SciHvriKi.  7»l:  rfrt.t«  rgl.  umn.- 
und  hier  erkennen  wir  sein  unsterbliches  verdienst  am 
die  deutsche  rhytlmiik,  die.  er.  aus  so  manchen  schwan 
kenden  versuchen,  einer  für  den  künstler  so  erwünschten 
gewiszheit  und  festigkeit  entgegen  hebt  (iöTiis  (in  d.  Jen. 
litt.-:eit.  über  Voss)  33,  i(ts;  die  zeit  vergeht  and  daa 
wenige  was  uns  übrig  bleibt,  wollen  wir  durch  Ordnung, 
bestimmtheit  und  gewissheit  in  sich  selbst  Termehrea 
(an  Lavater  1780)  4.  199; 

b)  die  Verbindungen,  die  der  beziehung  der  erktnmtnim 
auf  die  rtaiität  enniehaen.  detiten  je  nach  dem  nummmtem- 
hange  enttceder  at^f  die  actit-e  oder  die  J'aa.mng  dm  b»- 
grijffea.    auf  die  subjectii-e  oder  objeetive  geirwkeii:    «in- 


OEWISSHEIT  (ß.h.m  «m^Mm  tmtfmMi^    «854 

•iehl  bedealct  «Im  «tn«  olijd^v«.  nvacridit  «taM  mh- 
jeklive  gewiazheit  W.  T.  K M vn  JStmdmmenImIfAiL  (IM^  «•: 
die  wei«<>.  wi«  wir  daa  rormelle  weeen  empflndea,  lit 
die  .    '  ■  »elbet    sar  fterlHlieit  des  waWwi  bedarf 

es  •  \tm  letoheai,  ab  da«  naa  tia«  «rahr« 

Idee  naiie;  und  was  dl«  bMuda  lawInlMit  tei,  kaaa 
nur  der  wImm.  dar  dia  TolleHwdlfe  Idaa  «teer  Mobe 
hat ;  gevitzhett  und  daa  dijaethrf  waiaa  «laaa  dlafea  afad 
eins  II».iii>»:m  igoff)  M.  IM:  beida  CAtifutlim  umd  iMa 
Ckrir,  \,ai,ri,  niit  Mfliilar  mtlhe  von  im  arfaviasbelt 
de«  "eleadaeelns  aus  die  gewtuheit  der  aocum- 

weit  rtt  fBartasaa  gewusst  J.  Hrmmkk  mmmtv  fe- 

wsmA«u  »f.  d.  mmmemmät  0.  um.  a./  daai  die  wmh  ia 
der  gewiszheit  ihree  rigenen  eeiae  laiaMr  die  fewiMbalt 
dar  autzenwelt  zugleich  mit  babaa  mttaee  a.  4«:  wi»  im 
dimtn  fätten  ao  läati  auek  aomai  dar  t%immmwmkmm§  dit 
riehhimf  wmal  Uiekt  erkmtmem,  im  dia  dm  kagriff  tUU 
(».  u.)i  aähmm  rimd  dit  Myt.  di»  »im»  ttUk$  jUtdmmaj 
»radtwaren  oder  fmn»  mmmMimaam  r  and  ohne  die  fp«rhiehte 
der  waltwelsbeil  In«  baeaadere.  wrirhe  nichts  ala  die 
geeobiebte  dee  irrtbaoM  aad  der  wahrhett  tat.  wird  maa 
die  stärke  des  mensohlichen  Verstandes  aüaaieriebr 
seb&lzen  lernen;  man  wird  ewig  ein  «ufgeMasäer  sopbMa 
bleiben,  der,  in  seine  grillen  verUrbi.  der  tßmiuhail  im 
•eboese  sa  sitaen  glaubt  LmsmI!«»  i  \'o*a.  »aH.  nu)  4*  ua. 
{An§tlo:)  und  wenn  er  ider  grmf)  noch  lebendig  wrOek 
in  die  kutsche  kam:  so  steh'  ich  dafür,  dass  er  aieiil 
lebendig  wie<ier  heraus  kBmmt  {Htuinelli-S  vcan  das 
nur  gewisz  ist,  Angelo .  .  .  was  gib'  ich  am  die  gewist 
heit  {Kmüia  Gmlotti  s.  t)  s*  4U: 

ihr  ebSt«  siofft  Ibr  seboe  dsa  MsUkbsa  gesawL 

^  Äi."21?*!fLf?*Ä*!-T?f  '■l'''''iP"  thag. 

gewfctsbeU  «faMsa  Bsasa  besisT 

OOraa  dtsaH.  srrfar  KMI)  tt  (t 
im  gaasan  —  ballsA  «odi  aa  wortel 
dann  gehl  ihr  «iarrh  die  sirhrs  pfort* 
svm  lemp«!  der  gawuslMil  «ia     it.  9> : 
sebwiBft  skk  BMia  hart  aaa  dsai  gsMel  der  Mfsa 
ssai  tsaipsl  der  gewtwhsM  Iria. 

Tntummi.  {.ralaa  ...f)t(uaa).  t«. 

weil  zum  didaktischen  vertrag  gewtedMU  verlangt  «tri 
indem  der  sehUler  nichts  unsicheres  ftbariiefcrt  htA^u 
will,  so  darf  der  lebrer  kein  probte«  rtsbaa  lassen  (iOrita 
wkArimen  u.  rtffmt,  ne.  tat  (scAr.  d.  OMI^pSBSIIsek^  tl,  IM): 
daas  die  menschen,  wenigstens  orspHInglieb .  n«  das 
sinnen  allein  alle  gewlssheii  abhAngig  machen:  daas  Ar 
sie  das  nur  ist  was  sinnlicli  ist;  bestätigt  feraardtafe- 
sebichte  Li'uwio  FauaftiiACU  (Itrit  Ummk.  s.  d.  frwmd 
aätaam  der  philmoiAia)  t.  SSO;  aaeb  Uua  (Loeke)  berahl 
eine  fUr  die  praxis  ausreiebsade  gawlssbsH  der  eristaa« 
von  aussendingen  auf  folgeadaa  Tier  griladea  W.  DiLTMav 
aiU.ber.  d.  Uerliner  sbsdwir  1«»(S)  «.  MM.  im  rnttga' 
«MtiMN  täatt  die  apemeki  dm  fkitampki»  mamerdim§a  tMssr 
attbat.  mekr  tHrüektnttm,  fUr  dia  sa^yseÜss  famimkaii  ie- 
vonugt  aia  bewasstssia.  für  die  a^mHm  «itkUehkait. 

«)  die  mt^fathm  mmtakmli  das  ntwakibaltas  Ist 
Bbaciiaapt  Toa  nrefnebar  a<t:  aia  gswlsass  adsr  ala 
OBgewisses.  das  gewlssa  fttrvaiulMlIaa  adsr  dia  fswlsa- 
heit  ist  mit  dem  bewasidssla  dar  aothwsadiikait  vet^ 
bunden:  das  ungewisse  dafsfea  oder  die  nafswlsibsit 
mit  dem  bavasitaela  der  soAUifkeit  oder  dar  ai<tUeb> 
keit  dee  gsfentbells  Kamt  iUfik)  t.  »1  JjbrSwuina; 
keiner  kann  von  einer  sacbe  gewisz  sria.  waaa  aleht 
gegengrUnde  rege  gemacht  werden,  wodnreb  basllaiait 
werden  kann,  wie  weit  auui  noch  von  der  gewinheil 
entfernt,  oder  wie  aaka  aMB  d<>rM>lb«n  »ei  1.  414.  denn 
irir  alle  nenaaa  vatttaall,  waa  uns  in  uns  seittat  gewux 
macht  . .  .  ohne  gawisalMil,  kalaa  TaraaafI:  ohae  var- 
nanft  keine  gewIsibeU  P.  H.  jACOai  (raa  dsa  gtltlidktn 
dimgen)  3.  315;  alle  gewlssbeit  flieest  ihnen  sebBaathnll  aas 
der  erfahrung  J.  Volxblt  §mU»m  d,  metuelU.  eifaknii^9.t: 

ßriiiksrt  —  seMasr  waba  dsa 
d  wiedar  wM  dsr  aHs  swsMM 


biaees  wlssl  da 
O.  Saim 


geieyentlteh  teird  dieae»  anbjeetim 
beaomdert    mtttei   tum   mHadrmek  fihrmtlil 
art  l&sst  sieb  sobjective  gewissbsH,  als 
mflts  erkitrea.    das  gefühl  der 


mm  Jwm^mt0  a.  flV7. 

M-,    *  -      •  ^    /,     li 
•^  aefryjfw  awreN 

nur  auf  dtoee 

sastaad  des  ge- 

aber  isl  stc^s 


6355     GEWISSHEIT  (2,  b.  a  vermuthung  wird  gew.)  GEWISSHEIT  (2,  b,  a  gew.  des  gefühls)       6356 


eine  unmittelbare  Übereinstimmung  unsers  bewusztseins 
mit  unserm  ursprünglichen  ich  .  .  .  nur  in  wiefern  ich 
ein  moralisches  wesen  bin,  ist  gewiszheit  für  mich  mög- 
lich Fichte  Sittenlehre  (1798)  220;  subjektive  gewissheit 
C.  L.  Reinhold,  W.  T.  Krug  s.  0.;  die  subjektive  ge- 
wiszheit darf  an  dem  objekt  keine  schranke  behalten, 
sie  musz  wahrhafte  Objektivität  bekommen  Hegel  {philo- 
Sophie  des  geistes  l)  7,  2,  255. 

1))  an  unserem  Substantiv  wird  der  begriff  der  reahtät 
gern  durch  das  mittel  des  gegensatzes  gesteigert,  dabei 
kommt  das  subjective  mom^nt  besonders  zur  geltung :  die 
zielsichere  erkenntniszthäiigkeit  toird  hier  in  gegensatz  ge- 
stellt zu  anderen  weniger  bündigen  formen  des  vorstellungs- 
vermögens. 

a))  diese  vermuthung  muszte  zur  gewiszheit  werden; 
und  wenn  der  zuhörer  diese  gewiszheit  nur  von  auszen 
erhalten  konnte  .  .  .  Lessing  {Hamburg.  Dram.  1,  49)  9^, 
392;  ganz  ähnlich  K.  v.  Holtei  {der  letzte  komödiant  2) 
35,  137;  dagegen  giebt  es  in  der  naturkunde  eine  Un- 
endlichkeit von  vermufchungen,  in  ansehung  deren  nie- 
mals gewiszheit  erwartet  werden  kann  Kant  (krit.  d.  rein, 
vern.:  v.  d.  transsc.  aufg.  d.  r.  ■y.)3,332  akademie;  gewiszheit 
hebt  den  glauben,  wie  gesetz  gnade  auf  Hamann  (an 
Lavater  1778)  5,  277  Both) ;  hat  es  nicht  thoren  gegeben, 
die  .  .  .  über  den  hoffenden  glauben  hinausschritten  und 
eine  philosophisch-demonstrirte  gewiszheit  dieser  lehre 
zu  haben  vorgaben  Herder  {zerstr.  blättert)  16,  380;  die 
Induktion  als  iiiductio  incompleta  gibt  nur  Wahrschein- 
lichkeit, das  experiment  gibt  gewiszheit  oder  annähernd 
gewiszheit  H.  Pichler  über  die  erkennbarkeit  der  gegen- 
stände s.  92;  was  unsern  glauben,  dasz  die  benennungen 
'purist'  u.  s.  0.  keine  beschimpfende,  sondern  vielmehr 
eine  schmeichelhafte  bedeutung  haben  müsse,  bis  zur 
gowissheit  erhöht,  ist  die  beinerkung,  dasz  der  herr  ge- 
hoimrat  von  Göthe  oft  selbst  kühn  und  glücklich  dem 
geschäfte  der  Verdeutschung  obliegt  Campe  s.  Engel, 
Goethe  s.  574;  vgl.  auch  die  der  Steigerung  dienenden  attri- 
Ind?.:  alles  dieses  war  keine  phfintasie,  keine  Spekulation, 
sondern  eine  fast  sinnliche  gewiszheit  Immermann 
{epiyonen  8)  4,  170  Maync  {s.  auch  unten);  geschichtliche 
epoclien  entstehen  darum  nur  da,  wo,  was  früher  nur  ein 
gedachtes,  vermitteltes  war,  objekt  unmittelbarer,  sinn- 
licher gewissheit,  also  Wahrheit  wird,  was  früher  nur 
gedanke  war  Ludwig  Feuerbagh  {grundsätze  der  Philo- 
sophie 38)  2,  301. 

vereinzelt  dienen  solche  Zusammenstellungen  mit  sub- 
staniiven  auch  der  abschioächung  statt  der  Steigerung: 
denn  durch  einwürfe  wird  die  gewiszheit  zur  deutlich- 
keit  und  Vollständigkeit  gebracht  Kant  (logik)  l,  414; 
oder  die  gewiszheit  aus  der  ersten  hand,  die  wir  .  .  . 
glaube  nennen,  in  eine  gewiszheit  nur  aus  der  zweiten, 
(verwandeln)  die  unbedingte  Überzeugung  in  eine  bedingte 
F.  H.  Jacobi  {von  göttlichen  dingen)  3,  441 ;  namentlich 
gilt  dies  für  die  Verbindung  Wahrheit  und  gewissheit; 
gegen  .•  das  volle  gefühl  der  Wahrheit  und  gewiszheit,  das 
die  sinnlichen  anschauungen  begleitet  Jacobi  {von 
göttlichen  dingen,  beilage  A)  3,  454;  vgl.  nunmehr:  die 
Philosophie  dagegen  musz  den  begriff  der  Wahrheit 
wesentlich  von  der  blossen  gewissheit  unterscheiden; 
denn  die  gewissheit,  welche  auf  dem  Standpunkt  des 
blossen  bewusztseins  der  gelst  von  sich  selber  hat,  ist 
noch  etwas  unwahres  Hegel  (philosophie  Ses  geistes  l) 
7.  2.  255;  er  (Wolff)  unterscheidet  die  Wahrheit,  die  nach 
der  nominaldefinition  im  consensus  judicii  cum  objecto 
besteht,  von  der  gewissheit  H.  Pichler  über  die  erkenn- 
barkeit der  gegenstände  s.  92  {s.  auch  unter  ß). 

h))  erlauben  sie  mir  .  .  .  dasz  ich  von  dieser  maske 
wegsehe  und  mich  noch  mit  einem  blick  an  den  beszern 
hoffnangen  freue,  die  uns  das  christenthum  zur  gewisz- 
heit gemacht  hat  Herder  (xcie  d.  alten  d.  tod  geb.  12) 
15,  484;  ganz  ähnl.  {zerstr.  blütfer  i)  16,  87:  ich  habe  .  .  . 
die  Sache  von  allen  selten  überdacht,  um  das  was  ich 
unternehme  nicht  mit  hoffnung,  sondern  mit  gewiszheit 
des  erfolgs  anzufangen  Götiie  {an  Schiller  12.  2.  I802) 
hr.  16,  81 ;  die  hoffnung,  ja  gewiszheit,  in  wenigen  tagen 
von  einem  schätze  geheimer  glücksgüter  besitz  zu  nehmen 
Keller  {grüner  Heinrich  4,  6)  8,  »4;  und  von  argwöhn  zur 
gowissheit  war  der  weg  nicht  mehr  weit  J.  E.  Schlegel 


3,  501 ;  ich  habe  gefürchtet  du  möchtest  krank  sein  und 
der  brief  giebt  mir  die  traurige  gewissheit  Göthe  {an 
Charlotte  V.  Stein)  Br.  6,  SOi;  die  aufschlüsse,  welche  er 
und  Piccolomini  gaben,  verwandelten  die  besorgnisse  des 
hofs  auf  einmal  in  die  schrecklichste  gewiszheit  Schiller 
{30 jähr,  krieg  4  buch)  8,  341. 

2))  auszer  den  eben  besprochenen  sind  die  Verbindungen 
mit  Substantiven  hier  wenig  entvnckelt,  vgl.:  weil  aber 
niemand  sich  solches  trosts  und  freudigkeit  anmassen 
kan,  als  der  eine  gewiszheit  und  Versicherung  seiner 
Seligkeit  in  seinem  hertzen  hat  Sgriver  seelenschatz 
(3,  8  §  19)  1,  536*>;  in  der  erkenntnisz  der  eigen- 
schaften  der  elektrischen  materie  ...  zu  gröszerer  deut- 
lichkeit  und  gewiszheit  zu  gelangen  J.  H.  Winkler 
eigensch.  d.  electr.  materie  (1745)  L  2^* ;  da  vom  lehrer  auf 
seine  schüler,  vom  freunde  auf  seine  freunde,  Weisheit, 
thätigkeit,  gewiszheit,  freude,  muth  und  entschlusz  über- 
gieng  Herder  {christl.  sehr,  i)  20,28;  nur  wenigen  .  .  . 
ists  gegeben,  .  .  .  vorurtheil  und  gewiszheit  ...  strenge 
zu  unterscheiden  {br.  ziir  befärd.  d.  humanität  i6)  17 ,  227 ; 
dazu  vgl.:  die  frage,  wie  denn  gewiszheit  zu  erlangen, 
wie  urtheile  zu  begründen  seien,  worin  das  wissen  und 
die  Wissenschaft  bestehe  A.  Schopenhauer  (die  weit  als 
tville  u.  Vorstellung  1,  lO)  1,  90  Grisebach;  dasz  er  hiermit 
auch  für  uns  den  grad  des  lichts  und  der  dämmerung, 
der  neugierde  in  fragen  und  zweifeln  und  der  gewiszheit 
in  gesinnungen  undthaten  habe  bestimmen  wollen  Herder 
(theologiebriefe  i^3)  \\,  iZ\  der  fürchterliche  zweifei  greift 
mit  geierklauen  an,  und  die  gewissheit  ist  von  mir  ge- 
flohen Schiller  {Demetrius)lb,  2,  Vi9;  ob  es  nicht  mög- 
lich sei,  zu  meinem  neuen  zweck  oder  wenigstens  zur 
gewiszheit  zu  kommen,  dasz  es  einen  solchen  gebe  (gott) 
16,  425;  einen  gröszeren  räum,  nehmen  diese  Verbindungen 
bei  der  objectiven  fassung  ein. 

3))  die  Unterordnung  eines  anderen  Substantivs  unter 
das  unsere  vollzieht  sich  in  diesem  zusamm,enhang  vorioiegend 
in  der  form  des  objectiven  genetivs,  dem  gegenüber  der 
subjective  hier  stark  zurücktritt;  zum,  letzteren  vgl. .-  er  kün- 
digte ihn  {den  Zeitpunkt)  mit  der  gewissheit  eines  profeten, 
der  das  künftige  schon  gegenwärtig  sieht,  an  Wieland 
(Peregrinus  Proteus  1,  4)  27,  282;  wobei  Jqhannes  nicht 
unterläszt,  die  gewiszheit  der  jünger  zu  bemerken,  dasz 
sie  mit  Christo  sprächen  Herder  (christl.  sehr.)  19,  345; 
möge  deine  seele  sich  erweitern,  und  die  gewiszheit  des 
groszen  gefühls  über  dich  kommen  .  .  .  Göthe  (Clavigo  i) 
10,  104;  .  .  .  und  mir  selbst  diese  frage  mit  der  gewiszheit 
des  innigsten  gefühls  beantwortete  Wieland  {Pereg. 
Proteus)  1,  2)  27,  169;  vgl.  auch  {s.  u.)  P.  Heyse  2,  10  s.  7 ; 
die  eine  gewiszheitsquelle  ist  die  selbstgewiszheit  des 
bewusztseins  ...  die  andere  ...  ist  die  denknotwendig- 
keit,  die  gewiszheit  des  logischen  zwanges  J.  Volkelt 
quellen  d.  menschl.  gewissheitS;  unmittelbar  gewisz,  meinte 
er  {Augustinus)  ist  mir  nur  das  eigene  seelendasein ; 
und  von  diesem  boden  der  selbstgewiszheit  einer  selbst- 
herrlichen seele  aus  wurde  es  ihm  möglich,  den  zweifei 
an  .  .  .  einer  auszenwelt  auszusprechen  J.  Rehmke  unsere 
gewiszheit  v.  d.  auszenwelt  s.  10;  diese  rettende  macht 
kann  nur  in  der  gewiszheit  des  denkens  liegen  J.  Volkelt 
24;  hier  (im,  deutschen  stürm  und  drang)  hören  wir  aus 
den  lebensbetrachtungen  gar  oft  kundgebungen  heraus, 
die  in  der  gewiszheit  heiligen,  gesunden,  schäumenden, 
und  überschäumenden  lebensdranges  wurzeln  132;  dazu 
vgl.  die  entsprechenden  präpositionalverbindungen :  die  ge- 
wiszheit auf  grund  des  bewusstseins  sachlicher  not- 
wendigkeit  25 ;  auch  in  Richard  Wagners  Schriften  bildet 
die  gewiszheit  aus  lebenskraft  und  lebensgefühl  heraus 
einen  bedeutsamen  einschlag  132;  vgl.  andererseits  die 
composita  glaubensgewiszheit  124;  gefühlsgewiszheit  125; 
erinnerungsgewiszheit  14. 

a))  mit  dem  objectiven  genetiv  coneurriren  auch  präpo- 
sitionalverbindungen; noch  häufiger  ist  der  vorstellungs- 
inhalt  in  einem  satze  eingeschlossen:  derowegen  billig,  nach 
dem  mehr  gewiszheit  von  beschaffenheit  der  sachen  in 
America  einkommen,  solch  buch,  darinn  der  gantzon 
spanischen  nation  unrecht  gethan  wird,  zu  lesen  ver- 
boten worden  lerTnenblasen  u.  Ursache  des  .  .  .  kriegs 
zw.  kath.  u.  kalv.  bei  Londorp  1,  317»;  woher  sol  man  dan 
eine  gewisheit  in  verfaszung  der  Sprachlehre  ergründen  ? 


6357       GEWISSilEIT  (t.  b,  a  i^ew.  d«r  MHKkdt) 


GCWISSHEIT  (t.  fr.  m  ToU«,  aidiM«  gew.)      635S 


flAMHD/^iii'PKH  an  Ou4int$  w*  M  Krwmftutktb.  fmtUatk. 
SM;  äknl.  frouttuiimmtrpmprädupitU  7,  tw:  qomm  i^ 
krnntniMii  knnnen  iliih«r  Ref«nitAn4e  der  «rfahninf  b** 
tr.tTin  und  die  itcwin/hril  dnvon  kann  doch  empirlseb 
und  rulional  zugleich  teirt  Kant  {lof;ik)t.«30:  daagL^ktU, 
d.  reiuen  i'*m.)  s,  Btt;  die  gewltshelt  ««Ibet  TOS  dm 
dftiein  anderer  dinge  ausier  mir  iit  fOr  ntieh  Ttrmlttolt 
durch  die  fewiuheit  Ton  dem  dasein  eine«  andern 
iiionHohen  aatter  mir.  wa*  ich  allein  sehe,  danui 
tweifie  ich,  wa«  df<r  />•  i  r,  «|eht,  da«  ertt  Ist  g» 

wiit   Lunwin  pKtt^m  U.  ä.  phil  4i)t,  ao«:  ta 

der  unmittclhnr«*ii  k<'^«>  '>>''i'  von  der  Wirklichkeit  .  .  . 
de«  «eolendAMrliiü  J  (Ummkk  un*.  g^ttünkeit  r.  ä.  mtmm' 
imU  9.  16;  die  frage  uautt  d«o  gründen  un««r«r  fßwimh 
heil  von  der  wiridtelMil  MHMaweit  «.  lo;  Mf  Wdobw 
wegen  die«  geaoheban  ward«  —  welche  phlloeephl«  der 
erde  w&re  e«,  die  hierüber  gewiasheil  gebe?  HRnnRH 
{idetn  6)  ts,  iM ;  ward  nie  nieiater  Ober  «ich  «elbet.  ge- 
nieezt  also  auch  nie  die  edeiite  gewiexheit.  «ich  Mlbat 
gebieten  zu  kOnnen  (klrint  »ehri/trH)  fo,  m ;  die  tedeo- 
vollsten  und  gei«treichiiten  weiber  haben  eine  eigne 
weise  und  gewixzhoit,  den  tiefsten  weUwei«en  zu  Ter 
liehen,  sie  flnden  nftmlich  nll<<«  leicht.  Qberall  Ihre  eignen 
gedaoken,  d  h  gefQhle  Jran  Paul  (I,«miimi  t.  M)87,  «; 
ähnl.  («.  t«)  TmOmmri.  8.71;  mir  mangelt  ...  die  gewls»- 
heit.  ob  Ignatzens  Tater  wirklich  frau  Susis  brader  war 
Hoi.TKl  «rf**/.  #fAr.  1.78;  in  der  gewiszhelt.  dasz  er 
den  rlohtcr  bei  diener  Streitigkeit  für  sich  haben  werde, 
sagt  er  zu  den  Nnmitor  Lrhaind  (aM»H4g  au*  Virfimia) 
«'.  101;  (/an*  ähnlieh  (a.  tt.)  GuiZKOw  rititr  r.  gtüta  b.  ff 
kap.  11;  die  gewiszheit  .  .  .,  dasz  der  tyrann  ...  sie  doch 
nicht  tiber  eine  knrze  spanne  zeit  aosxadehnen  Termag 
TiiOmmki.  (rtise  . .  .  s)  8.  17;  dann  Tergasi  sie  die  angst 
Ober  der  gewiszheit,  daas  er  noch  lebte  0.  Lcnwttt 
(ffw.  himmel  u.  erd«)  1,  81»  Sttm:  so  dachte  ohne  Zweifel 
Epaminondas,  als  er  den  pfeil  nicht  eher  aas  seiner 
wunde  ziehen  wollte,  bis  er  die  gewissheit  erhalten, 
dasz  Theben  gesiegt  hütte  Thoma«  Aiirt  (r.  M«  /Ur« 
Vaterland  $)  9,  7i:  gewiszheit.  daai  Ihr  freund  sie  ruft, 
gegenwart  der  gotthcit  hob  sie,  flammte  sie  an  Hrrorh 
{ehruH.  »ehr.  4)  so.  107;  desto 'mehr  griff  in  unserer  seele 
die  gewiszheit  platz,  dasz  er  seine  .  .  .  gohcimninzTollslen 
«bentener  nicht  in  Aegypten  . . .  «riebt«  W.  Raabb  Ahu 
3W/an  1.  eap. 

b))  tcfnänngen  mit  ebjtetivtm  §mtH9: 

n)}  Ton  der  gewiszheit  der  s«Uck«it .  .  .  wie  ein  menxoh 
. .  .  seiner  Seligkeit  gewiss  and  Tvrtiehert  sein  kfinne 
gneitttnnpiegd  (ytrdeuttch.  d.  Pbnkin«)!«:  nach  dem 
de  die  gewiazheit  Ihres  erhaltenen  slega  Temommen 
0RmMKi.8HAU8KN  teMtrerttandtnor  Simpl.  B  (t71B).  r»; 
doxM  vgl.  •  da  «ah  man  die  defeefewisshdt  0.  Lodwio 
{Htittrathei)  t,  W»; 

dl«  gewinbeit  deinor  fy«ii<l«. 
lÜbAm  endlich !  tttrckt  der.  mMi . . . 

JoM.  Cna.  OÜTmaa  (poalmta) 
adUMll  «otwiokeit  «m«  nela« 
die  bakanato  tnth  «aadagalnd: 
ah)««  schAn«!  thags  gewkabut 
rat  ieb  eocb  emiialaind  «•> 

OOrm  jPmtorm) «.  «W; 
ihr  wttascht  heute  («wksbelt  ««na  asyehMls^ 
Mwiazbeit  brinct  »arh  Miae  barrtiekkaH. 
Milord  von  Bnrlei(h,  traft  sie  mit  erftboar. 

Sritu.i.Ra  (ifona  Itmarl  1.  7)  tt.  4M; 

1':^/  «im  gewissheit  eines  fUrchteriiohrn  »ohicksal«  KuitOBN 
{RaphaeC)  «.  8>;  and  nun,  wie  der  geist  venohwiaden 
ist.   und   Hamelt  dasteht,    die  brast  toU 


\gmt.*Mti 


Torher  nur  geebneten ,  wie  finden  wir  fba?  H.  ?o«s 
an  Jrnn  ¥a%d  60*  Tom;'  wiederholte«  Terspreehen.  dM  llv 
die  gewiszheit  aller  hofThungpn  Tersiegelt  Göthr  (Mdsn 
d.  jungen  Werther)  16,  70;  geruhpn  gnKdigst  der  hohen  t«U> 
nnhine,  deren  gewissheit  mich  einzig  glücklich  naeht, 
auch  in  der  folge  mir  schmeicheln  zu  dUrfen  («i»fr«w 
henogin  Luise)  br.  38,  S;  der  rath  .  .  .  fragte  in  gewiäiheit 
der  antwort  .  .  .  ob  . . .  Arnim  HoUin*  WsJieMsm»  IKn«r,- 
er  hat  unsere  gesinnung  and  die  gewiasheit  der  Iren« 
bis  auf  den  letzten  blutstropfen  Th.  Fontahb  (die 
FttggenpuhU  eap.  8)  I,  8,  *.  «57; 

ß))  o  so  verfr&nglioh  ist   der   mensch,   dass  er  aadi 
da,    wo   er    seines    daseins    eigentliche   gewiashdt  .  . . 
IV. 


Jacobi 


In  d«r  «««l«  Mner  H«b«a . . .  fwldsubwi.  T«i«ebwtnd>n 
»IMI    O0TNB   (Md>n   d.  /    WtHkmt)  t«. 
(dKt    «wniin/T)     fit 
fOtt,    nd    steht  I 
walk«  dar  natur. 

wUabaH  da«  dgamii  daaaiw  Ar  b«Ma 
(v.  4.  §9UL  Mm§m)  i.  MI:  wir  haben 
annahm«  .  .  .  Ton  einer  anmittelbarea 
reallttt  dar  ausaenwell  faJseb  tat . .  .  dla  babaoptaf 
Ton  der  unmittelbaffcaK  dleaar  arfduvaf  aaleprtoft  aar 
den  mangel  grtedlteber  payelMletlsahar  aaaljee  W. 
Dii.TiirY  «Or.Acr.  Btrl.  akmätm.  tu»  m  lau;  dl«  onnitt«!- 
bar«  gewiad^n  d««  riaabaa«  J.  Voijiklt  fwaUns  d. 
mtmmM.  mmiimkrit  M»;  m  aOam  ampAadea  buMwolnaada 
pwlaihaH  dir  MWwaH  ah  waprai^dteba  I« wwrtadw 
mnaHeii ».  m-,  swiaabau  dnn  feflU  gawahakaüMBladfar 
erwartung.  und  ad  aa  aaeh  aa  fBda%Mt,  «ad  dar  fa- 
wiszhdt  «achllebar  oder  lafbahar  Botvaadl|kall  Miit 
«In«  w«il«  kloftTt;  yLmtMkm-  nicht  nor  dl«  wwl*^ 
bar«  gewitxhdt  de«  «fHaagaeatisa  war  ihm  aofipapafiB. 
er  fohlte  auch  anmittdbara  pawladMlt  im  deaka«  «ad  ha 
schaffen,  and  er  nannte  dtaa  gafUü.  daa  dla  aalvtakteac 
m«n«eh«n  b«gi8Hal,  daa  ilwbtiiinmdHil  0.  larar. 
itr  J^KfUiif  0.  mi  4mwUtM^m  dlaaaa  aadarn 
seist  aa  Ar  ddi  dlaaalba  ala  aatea  wahrMt.  t«r 
Blebtot  daa  ialbellndlf  ppartaad  «ad  gibt  «leb  da^ 
dttrd)  die  fawinbalt  «efaiar  aelbal.  ab  wahre  gawlarikdt 
Haoti  (rkOmommuJcfi«  d.  ftittn)  t.  IB«:  dm»  gMÖ»  {fkOa- 
»opki*  d.  fawAai  i)  7.  t.  Biff:  ander»;  aber  so^eldi  ad  Um 
auch  die  selbatgewiasheit  der  Jogend  abhanden  gekomaMa 
P.  Hcrat  (XZ««fNBAn«)  t.  10  *.  7:  die  reinen  erfahrvap- 
artelle  sind  keine  Totlen  and  eehtaa  dankakta.  twhftfffifh 
bemhen  sie  aof  der  «eRMtgewisdialt  dee  bewaadadas:  aar 
In  formder  hindeht  dehen  «le  aof  der  «lafe  daa 
J.  Voi.KKLT  vMaUeii  d.  mmsdU.  gmittkiU  «.  H  «.  a. 

y))  don»  «d.  d<s  t wndiMafai  («.  San  osaa  t.'itM^ 

s«lbdgewlsshdt,  erfahranfi-,  Babaa  . 
(«ry.M».  MT)  erfolga-,  beDufavtaBbait 

4))  dt«    uttrihuHmm    ««rMadlMfm 
wMffNd  di»  »uhjtetim  /kaaurngs 

al)  ja  da  er  aa«  deaaelbaa  aahralbaa  Tdlüfa 
hdt  schöpfet«,  «rfreoel«  «r  «Iah  ^roa  hertaea  fdiL 
fi»eh  (tan)  80;  wie  will  er  aa  da  so  TdUifw  w 
bringen?  GorraciiKO  wdidawjf  (1788)  iit:  faai 
Kart  (Arst  d.  rstiMa  xmnmu^  %.  8M  «badiaifs;  Sfl.  «Mh 
(ddi  bis  aar  dMliiea  fewteheH  •banaacan)  Wiauuro 
i^fkar  Jfoiiss— 11«  mrtfr,  ttiatmmd  d.  wweiWa)  14. 18»  (/Hr; 
bis  zur  demonstralion):  ehe  ich  rahig  oad  mltdcrTollan 
gewiszheit  zo  bette  gehen  darf  ThCmmbl  {rna»  .  . .  B)I,TI: 
zur  höchsten  gewiszheit  wird  awa  ia  dlagaa  der  ait  aS« 
kommen  Hkrdrh  (r.  geist  d.  «JHHmkmt  pmti»  i)  ii.  MB; 
niemand,  dar  eine  wahre  Idee  hat,  id  darlber  anwtoaaad. 
daas  efaM  wahre  Idee  aaah  die  grBeaaata  gewIaBbelt  «la- 
adiHaan  (fotti  it.  •»:  aitlabl  dah.  daaa  dar  swaak  dar 
wiaaaaadufl  nieht  gdtaai«  tealwfcdl  M  A.  Scaom- 
HAvai«  (d.  we»  alt  w&U  1. 1«)  I.  «n  dl  ImtaJk,  ddyC  a.  m. 

{»f.  6880). 

fr))  daran«  dann  dn  ieder  nach  daa  adkefl  aelaia 
nriaaaaa  mit  «witar  aalbhlbaiar  fBwtahall 
kaa  PalToaioa  «aiaifrefA«  nTiriaiänffui  m-, 
wir  meaaehaa,  die  wfarla  daa  waarifdcn  dingen  ta  daar 
matheamHaohea  gaalBthBtl  kaauaaa  kOnn«n  Ltcimui- 
berg  (ISflMrw)  1. 1»;  voa  #»  Maaaaa  bahaaptvm.  daas 
ala  da  «lad.  kaaa  maa  daeh  arahl  aaf  deraa  daaala  aaah 
flieht  mit  apodlktisebar  laalBihdl  88h»88iaa  Vmcu 
in  der  dr^tUthen  iM/.-rsra.  a.  «Aaiayr.  frar.  I, 
nach  hatte  das  tmombOd  baaltaaada  stf 
endlich  «ich  jeder  swdfd  aad  amehta  dar 
gewissheit  raam  ImiBRiiAMR  fliaadUUM««  B.  t)  l,ai 
Ifayae.  hatte  ich  nicht  dl«  dehai«  gaalBibdl  Ia  mir. 
da  kttnsUer  so  sein  P  Rcraa  (d.  .^«^MalO  11. 17.  OB. 

«0  daa  Arwahrlidten  aas  einem  erkenntni«agi«ada, 
der  aowohl  altfectiT.  ds  sabjectir  «arvichend  ist, 
dla  gewisxhelt  ist  entwHer  empirlaeh  oder  ratiaaai 
die  rationale  gewtssheit  i»t  hin 
malische  oder  philosophiadi«  laadaBhill  Kart  (hfsfr) 
1,  BB»:  «a  war  nicht  «ehwlimaBil.  "  ~ 
lewlaihelt  war«,  was  Iah  ia  dar  hi 

399 


6359       GEWISSHEIT  (2,  b,  «  menschliche  gew.) 

der  zeit  vor  mir  liegen  sah  Schiller  br.  1,249;  vgl. 
(historische  gewiszheit)  Kant  {logik)i,  aoo;  die  weit  der 
zufalle  ...  ist  ein  groszer  loostopf,  wer  kann  .  .  .  diesen 
oder  jenen  fall  mit  prophetischer  gewiszheit  weissagen? 
Herder  {br.  über  d.  ältest.  urk.)  6,  183;  es  war,  da  die 
Römer  nur  fernan  rückten,  allgemein  angenommene 
christengewiszheit  Herder  {Johannesoffenbarung)  9,  49; 
Nathusius,  über  wissenschaftliche  und  religiöse  gewiss- 
heit (Stuttgart)  1902;  A.  Schwarz,  neue  grundlegung  der 
lehre  von  der  christlichen  gewissheit  {Göttingen)  1902  u.  a.; 
so  kann  dies  naturgemäsz  nur  so  geschehen,  dasz  ich 
zugleich  die  ganze  grundlegende  frage  der  erkenntnis- 
theorie,  die  frage  nach  den  quellen  der  menschlichen 
gewiszheit,  mit  zur  darstellung  bringe  J.  Volkelt  quellen 
d.  menschl.  gewiszheit  s.  2;  logische,  rationale  gewiszheit  74. 

d))  die  empirische  gewiszheit  ist  eine  ursprüngliche, 
sofern  ich  von  etwas  aus  eigener  erfahrung,  und  eine 
abgeleitete,  sofern  ich  durch  fremde  erfahrung  wovon 
gewisz  werde  Kant  (logik)  1,  400;  weil  er  {Luther)  durch  die 
heil,  schrift  und  die  directe  einwirkung  des  heil,  geistes 
eine  erfahrungsmäszige  gewiszheit  von  Christus  und 
seinem  heil  erhalten  hatte  Dorner  in  Jahrbücher  f.  dtsche 
theol.  6  (186I),  405;  schaffe  der  Jugend  erst  .  .  .sinnliche 
gewissheit;  die  deutlichkeit  gelehrter  begriffe  wird  aus 
ihnen,  wie  frucht  aus  der  blüthe,  werden  Herder  {einßusz 
d.  schönen)  9,  302;  ebenso  Immermann  4,  170;  der  höchste 
grad  der  Wahrscheinlichkeit,  wenn  durch  deren  umständen 
das  gemüth  in  einer  bewegung  gesetzt  wird,  pflegt  certitudo 
moralis,  oder  die  moralische  gewiszheit  genennet  zu 
werden  J.  G.  Walgh  philos.  lex.  l^,  1310;  wenn  ich  in 
meinem  bewusztsein  Umschau  halte,  so  entdecke  ich  fünf 
arten  intuitiver  gewiszheit  .  .  .  die  moralische  gewiszheit, 
die  religiöse  . . .  ästhetische  . . .  vitalistische  . . .  naiv  reali- 
stische gewiszheit  J.  Volkelt  quellen  d.  menschl.  gewisz- 
heit lUff.;  je  mehr  umgekehrt  die  gefühls-  und  glaubens- 
mäszige  gewiszheit  die  wissenschaftliche  erkenntnissweise 
zurückdrängt,  um  so  näher  steht  diese  lebensphilosophie 
dem  reinen  glauben  123;  unmittelbare  gewissheit  W.  DiL- 
THEY,  0.  Ernst  s.  0.  {sp.  6358);  mit  standhafter  gewiszheit 
antwortete  er  also  dem  hohepriester  Herder  19,  190;  der 
anmaaslich  mit  gott  vereinigte  sieht  auf  seine  minder 
vollkommenen  halbbrüder  mit  stolzer  gewiszheit  hinab 
20,  70;  innere  gewiszheit  war  das  Siegel,  das  die  gott- 
heit  ihm  in  sein  herz  gedruckt  hatte  {christl.  sehr.)  19,  353; 
man  will  sich  nicht  damit  begnügen,  einfach  nur  auf 
grund  innerer  gewiszheit  zu  glauben  J.  Volkelt  quellen 
d.  menschl.  gewissheit  s.  124;  auch  das  geistige  leben  eines 
menschen  gewähret  eine  solche  stille  gewiszheit  Herder 
(zerstr.  bl.  6)  16,  .386;  wir  .  .  .  fühlen  unser  dasein  mit  so 
inniger  gewiszheit,  mit  so  sanfter  liebe  und  freude 
{gott)  16,  536 ;  ins  sichere  willst  du  dich  betten  I 
ich  liebe  mir  inneren  streit: 
denn,  wenn  wir  zweifei  nicht  hätten, 
wo  v/äre  denn  frohe  gewiszheit? 

GöTHE  zahme  xenien  1  {jub.-aueg.  i,  41); 
'wissen  sie,  was  ihnen  dann  fehlt?'  .  .  .  'der  glaube  an 
den  humbug'  antwortete  ich  mit  fröhlicher  gewiszheit. 
aber  da  kam  ich  gut  an  R.  Presber  von  leutchen,  die 
ich  liebgewonnen  174;  der  schrei  ihrer  angst  erstickte  in 
der  schaudernden  gewiszheit,  dasz  sich  der  vater  vielleicht 
ein  leids  angethan  hätte  K.  Gutzkow  ritter  v.  geiste 
(9,  11)  9^,  418. 

e))  dazu  vgl.  attch  die  pronominalformen,  die  eine  nähere 
bestimmung  vertreten:  so  verdriest  mich  doch,  dasz  ich 
euch  höre  mit  solcher  gewiszheit  von  euerm  aberglauben 
reden  Sgriver  seelenschatz  4,  12  §  78;  dasz  uns  das  licht 
des  hellgläntzenden  evangelii  beschienen,  und  solche 
gewiszheit  unsz  zugewendet  hat  Weise  die  3  ärgsten  erz- 
narren (27)  neudr.  a.  134;  gott  .  .  .  kan  ihren  mann 
bessern,  dasz  er  es  will,  sei  ihnen  über  allen  zweifei 
gewis;  und  sobald  sie  diese  gewisheit  fahren  Messen, 
würden  sie  verzweifeln  (Hermes)  Sophiena  reise  (1776) 
3,  586;  Adolfine  erzählte  jedoch  so  viele  schlimme  ge- 
sohichten  von  den  Franzosen  .  .  .  und  erzählte  sie  mit 
einer  gewiszheit,  als  wenn  sie  selbst  dabei  gewesen 
wäre  0.  Ernst  Asmua  Sempera  jugendland  181. 

6))  die  Verbindungen  mit  verbis,  die  hier  überhaupt 
lurilcktreten ,  haben  kaum  feste  formen  entwickelt,  zu 
den  aubjectverbindungen  vgl.   {a.   0.)   daa  aubstantiv  neben 


GEWISSHEIT  (2,  b,  a  mit  gewissheit)      6360 

der  copula:  Herder  9,  49;  19,  353;  Kant  l,  399;  1,  400; 
GüTHE  {jub.-ausg.)  4,  41;  Schiller  br.  1,  249;  wenn  also 
über  irgend  einen  streitigen  punct  der  alten  kunstge- 
schichte  gewiszheit  erwartet  werden  kann,  so  ists  über 
diesen,  und  diese  gewiszheit  beut  sich  uns  sehr  ange- 
nehm dar  Herder  {zerstr.  bl.  2)  15,332;  zu  den  objectver- 
bindungen  vgl.  {s.  o.):  gewiszheit  schöpfen  polit.  Stock- 
fisch; —  einschliessen  Herder  16,  575;  —  haben  P.  Heyse 
II,  17,  123;  Dorner  jahrb.  f.  d.  theol.  e,  405;  die  gewiss- 
heit erhalten  Thom.  Abbt  verm.  werke  6,  2,  74;  schafft 
mir  nur  die  gewissheit,  hat  sie  theil  am  verrath  oder 
nicht  Iffland  {A.  v.  Thurneisen  2,  9)  1,  48;  vgl.:  gewiss- 
heit schaffen  Herder  9,  302;  gewähren  16,  .386 ; 

man  gab  mir  die  gewiszheit, 

mein  streben  sei  verkannt 

und  ich  ein  armer  fremdling 

in  meinem  vaterland. 

Grillparzer  {Weihnachten)  2*,  58 ; 

so  muszt  du  es  mir  endlich  verzeihen  und  mir  die  ge- 
wiszheit geben,  dasz  ich  deswegen  nicht  hassenswert 
und  garstig  aussehe  Keller  {grüner  Heinrich)  3,  6)  2,  67; 
vgl.  auch:  gewiszheit  bringen  Fr.  Reuter  (s^rom^  2,  26) 
2,  403 ;  er  schien  eine  gewiszheit  zu  fühlen,  dasz  er  und 
sein  Asmus  so  früh  nicht  von  einander  getrennt  würden 
0.  Ernst  Asmu^  Sempers  jugendland  s.  lOl;  im.  dativ  ist 
das  object  nur  selten  hier  beobachtet;  vgl.  {s.  0.):  der  ge- 
wissheit räum  machen  Immermann  {Münchh.  3,  2)  l,  281; 

6))  in  mehreren  der  bis  jetzt  behandelten  gruppen  haben 
die  präpositionalverbindungen  überwogen;  sie  bieten  daa 
aubstantiv  auch  ohne  nähere  beatimmung  oder  ergänzung 
vielfach  dar: 

a))  wir  können,  wo  wir  uns  redlich  vor  gott  prüfen, 
zu  einer  gewiszheit  kommen,  ob  wir  noch  nach  dem 
fleische  oder  nach  dem  geiste  gesinnet  sein  Spener 
kl.  geistl.  sehr.  2  (1742)  1452;  ganz  genau  so  {a.  sp.  6358) 
Herder  11,  448;  Lichtenberg  3,  90;  dazu  vgl.  (bringen) 
Gottsched  redekunatns;  Kant  3,  333;  (überzeugen  bis — ) 
Wieland  14, 190. 

b))  es  ist  deshalb  eine  zwar  gangbare,  aber  verkehrte 
meinung,  dasz  wissenschaftlichkeit  der  erkenntnisz  in 
der  gröszern  gewiszheit  bestehe  A.  Schopenhauer  {d.  weit 
als  vnlle  u.  vorst.  1,  14)  1,  107  Qr.;  ebenso  {s.  sp.  6359) 
Gutzkow  ritter  v.  geiste  b.  9,  kap.  11 ;  ich  habe  keine  worte 
für  die  fülle  der  Seligkeit,  die  in  dieser  gewissheit  lag 
H.  Steffens  tvas  ich  erlebte  l,  151;  in  der  gewissheit,  wie 
sehr  er  den  bruder  überglänzen  müsse  0.  Ludwig  ges. 
sehr.  1,  182. 

c))  der  hauptantheiZ  fällt  auf  die  präposition  mit  vgl. 
{a.  ap.  6358)  Prätorius  cat.  muh.  86;  Scriver  2,  427»; 
Herder  6,  183;  16,  536;  19,  190;  20,  70;  Thümmel  3,  71; 
Vincke  deutsche  nat.  vera.  s.  stenogr.  ber.  2,  2103»;  Presber 
V.  leutchen,  die  ich  liebgewann  174 ;  dazu  vgl. .-  dasz  wenig- 
st ens  die  Unmöglichkeit  solcher  auflösung  mit  gewiszheit 
erkannt  werden  könne  Kant  ikrit.  d.  rein,  vern.)  3,  332 
akademie;  soviel  zu  wissen,  als  man  mit  gewiszheit 
wissen  kann  Herder  {kl.  sehr.)  15,  68;  die  gleiche  Ver- 
bindung: Bürger  1,  196;  Wilh.  v.  Burgsdorff  br.  155 
Cohn;  Fr.  Reuter  {stromtid  2,  18)  2,  288  Seelm.;  zwischen 
einem  ungereimten  satze,  und  einem,  den  wir  mit  ge- 
wiszheit erkennen  F.  H.  Jacobi  {von  göttl.  dingen)  3,  316; 
wie  man  von  längst  vergangenem  sich  mit  gewissheit 
überzeugen  will  Göthe  {an  Zelter)  br.  38,  92;  dasz  sie  mit 
gewiszheit  sagen  können:  'das  ists  und  das  ists  nicht I' 
Herder  {christl.  sehr.)  19,  137;  ebenso  Göthe  br.  30,  133; 
davon  lasset  sich  nichts  mit  gewisheit  sagen  Chr.  Starke 
Synopsis  bibl.  exeget.  3  (1737),  1416;  die  gleiche  Verbindung 
Thümmel  {reise  ...  2)  2,  I60;  über  die  zeit,  in  welcher  das 
Saguntinische  theater  erbaut  ist,  läszt  sich  nichts  mit 
gewiszheit  bestimmen  W.  v.  Humboldt  lif.-denkm.  68, 106; 
das  gleiche  W.  v.  Burgsdorff  br.  155;  mit  —  behaupten 
A.  V.  Heydebreck  über  die  gewissheit  des  allgemeinen  (1893) 
a.  17;  wenn  ich  nicht  aus  allen  anzeichen  ersähe,  dasz 
Bernstorff  garnicht  daran  denkt  auszuscheiden,  so  würde 
ich  mit  gewiszheit  erwarten,  dasz  ich  in  wenig  tagen 
Paris  verliesze  Bismarck  {an  Roon)  ged.  u.  er.  l,  254. 

ß)  nicht  so  reich  belegt  wie  die  subjective  fa^sung ,  aber 
doch  häufig  und  mit  mannigfachen  gegensätzendes  gebrauchea 
beobachtet  ist  die  objective  gewiszheit:  hat  ein  so  guter 
kenner  das  wahrscheinliche  als  eine  münze  gebraucht .  .  . 


6361       GEWISSHEIT  (t,  b.  ß  objecüvt  gew.) 

es  Ist  «ine  nothmUnze  ...  die  gewissheit  ist  «in  icMt  fold 
A.  Hai.i.kh  (lorr.  nt  Buffon)  kl.  tehr.  t*.  M;  die  subjecthr« 
zal&nglictilccit  lieiazt  Überzeugung  (für  mich  selbst),  4U 
objective  itewiiizheit  (fUr  jedermann)  Kant  (krit.  ä.  rtinmt 
vem.)  8,  !>'M  ukad.;  weil  nur  in  ihnen,  wegen  ihrer  ganz» 
Hohen  apriorität,  ununiHUiMzIiche  gewiiizheit  der  erkennt- 
niHZ  ist  A.  SciiopKNllAt'Kii  (die  %eell  alt  will»  und  vor- 
atellung  1,  H)  t,  im;  leb  wohl  du  liebe  gewlszheit.  da 
liebster  träum  meine«  leh<ins  fiÖTiiü  (an /rau  «.  AMm 
6.  4. 17R>)  kri^e  ft,  8üi ;  aht^r  eben  von  diesen  ist  es.  to««!! 
hier  überhaupt  von  gewissheit  die  rede  sein  kann,  voll- 
kommen  ^owlss  Mummskn  Hhn.  gtfh,  i,  m  anm. ;  {ilerlofH) 
Wahrheiten  bilden  die  theorio  der  gewissheit  der  0rliftont> 
iiiss  A.  HiKHL  .kttlhtr  dtr  ttfMtmrf  tMlmbt  TI«.«. 

1))  die  eontrasherhindw^/t»,  (Ha  ätr  «MjfsriM^  itr 
rralitat  dimuH,  treten  kür  auffkUtnd  mrüek,  daftgtn  itt 
hier  tine  ändert  Verbindung  bevomigt,  üt  bei  der  tulde^ 
tiven  faaeung  gane  vereintelt  iet; 

a))  wolte  gott,  dasz  das  gerAohte  des«  ankommenden 
vielerhoiTeten  friedens  .  .  .  gewissheit  mit  sich  brAebte 
J.  Rist  dae  fried^audkMende  Ttutethland  (tfl68)  4»  (l,  «); 
ich  empfinde  sehr  wohl,  wie  viel  dieser  wahrsrheinlirhkeit 
zur  hifltoriKchen  gowiszheit  mangelt  Lr.nHiNu  {Laokoonb) 
9',  89;  deren  caloul  {die  dogmata  v.  *eaÄr»eheinlichkri() 
wol  niemand  ...  zur  gewiszheit  gebracht  hat  Hsrdeh 
{theologiebr.  18)  10, 166:  aber  auch  nicht  einmal  das  kann 
zur  gewiszheit  erhoben  werden  R.  Richter  der  ekepti- 
eiemtte  in  der  philotophie  l,nft; 

doch  bis  fcwissbeit  Jeden  wabn  bestreitet 

Plj^TBN  (»onette  48)  1,  17ft  R; 

die  bloszo  Vorstellung  unterscheidet  nicht  zwischen  ge- 
wriszheit  und  wnhrhcit.  was  ihr  gewiss  ist .  .  .  das  nennt 
sie  wahr  Hkoki.  {pliiloaopkie  dee  geietee  l)  7,  >,  aU;  vgl. 
dagegen:  aus  ihm  fliessen  Wahrheit  und  gewiszheit  auf 
(las  zu  beweisende  erst  herab,  es  trtgt  seine  realitlt  von 
ihm  zu  lehen  F.  H.  Jacob!  {v.  d.  göttl.  dingen)  8,  867;  vgL: 
warum  sprechen  wir  von  gewissheit?  warum  von  Wahr- 
heit? ist  es  berechtigt,  von  abstufungen  der  Sicherheit 
unserer  urtheile  zu  reden?  E.  DOnn  über  die  greneen  der 
gewiasheit  e.  tt. 

b))  doch  stellt  er  sie  {die  beteeiee)  allezeit  «af  der 
stärksten  seite  dar,  und  'bemüht  sich  ihnen  einen 
solchen  grad  der  gewiszheit  zu  geben,  dasz  .  .  .  Gott- 
sched redekunet  (i'M)  119;  ich  selbst,  wäre  ich  ein  lehrer 
der  dogmatik,  wUrds  mir  zum  hauptzwecke  machen  die 
grade  der  gewiszheit  in  abstraktion  meiner  wiszenschaft 
aus  der  bibcl  sorgfltltig  zu  bemerken  Herder  [an  pre- 
diget- la)  7,  SU;  deegl.  (die  grade  ihrer  gewiszheit  und 
ihre  zeiten  ideen  10)  18,  418;  sind  denn  alle  Wissenschaften 
schon  zu  dem  hohen  grade  der  gewiszheit  gekommen, 
dasz  ihre  lehrsätzc  ganz  unumstfiszlich  erwiesen  werden 
können?  Gottsciikd  redekitnet  (1786)  119;  die  angewandte 
mathematik  musz  erst  durch  versuche  berichtigt  und  zu 
einem  grudo  der  gewiszheit  erhoben  werden  Gbrstbk» 
»KKti  recmaionen  lit.  denkm.  188,  l&l;  (vgl.  doMH,  mit  eu^ 
fecHver  faeeung:  mit  eben  dem  grade  von  gewiszheit. 
mit  dem  wir  überzeugt  sind,  dasz  etwas  in  ans  vorgeht 
LtciiTKNiiERu  aphor.  5, 1S8  L.):  eben  dieser  hohe  gmd  der 
gewissheit  JunoStillino  8,7. 

>))  tahlreieh  belegt  .nnd  auek  kier  parallel  Verbindungen. 

o))  ob  etwas  grundt  und  gewiszheit  dart)ei  sei:  oder 
ob  es  vreitläufTtige  misziiche  fürgeben  seien  Sc.hwbndi 
liesteU.  d.  ganzen  krieg.<nrtj>m.<>  U<K>B)  >&:  <Ici'  wahn  ...  ge- 
fällt sich  so  gern  in  gosellschaft;  in  ihr  erquicJcet  er  sich. 
(1)1  er  für  sich  selbst  ohne  grund  und  gewiszheit  w&r« 
Hkruek  (br.  t.  b^.  d.  hum.  46)  17, 180;  und  lehret  allllglich 
.  .  .  wie  80  gar  geringe  gewiszheit  und  bestand  auf  das 
embsige  wünschen  uhd  witzige  bemUhung  der  weit  sei 
zu  setzen  Scuottki.  friedeneeinn  ».  K. ;  dasz,  wenn  er 
jetzt,  den  weg  zu  gehen,  diese  und  jene  materie  absa- 
handeln  hätte,  er  sie  mit  mehrerer  gewiszheit  und  deher- 
heit  wUrde  abgehandelt  .  .  .  haben  Herder  (br.  d.  atud, 
d.  theol.  8  th.  vorb.  a.  8.  at*egabe)  lO,  878;  ohngeaohtet  ich 
nun  zwar  nicht  gesonnen  bin  mich  zum  garant  über  die 
gcwisz-  oder  ungewiszheit  derer  in  diesem  Iract&tgen  na» 
geführten  begebenheiten  darzustellen  der  Göttinger  »tud. 
at{fder  Meaae  1,  a  8*  (forr.). 

b))  was  man  mich  für  ein  Wahrheit  ausz  dem  lasareUi 


OBWISSHEIT.  (t.  b.  ß  %iim.  dar  luuar)    6362 

barieht  bjU.  onnd  ee  die  . . .  fBr  «Im  fewtebaK  bekannt 
Ann.  A  8.  Ctj^HA  wmka  Wimm  (MM)  W;  Wahrheit  and 
few.  Jacohi  («.  «.):  waa  kann  iah  dafür,  dasz  man 
neuerer  z<-ii  ii(<i/<>nbewalea  so  ataar  gaviazbeit  und  avi- 
denz  erh<  i.  dia  da  aablaeblaidbiti  aiabt  luiban 

kflnnen?  i  ouftanate)  tt*.  Mt;   wada  «bar  äad 

nor  selehoit!  •vidaat  und  gawlaibaH  «oai  alaa  In  das 
Sachen  liegen,  oder  ata  UafI  ntrfanda  Htnosn  (lUMii 
wrk.  I.  4) «.  iTo:  die  maiwchHaha  aaala  wlO  tavtabalt. 
sie  dOratet  nach  faelia  {kr.  d.  etmd.  4.  AaaL  h$lr.  f.  14) 
10. 170;  von  dem  zareldiMdan  gmada  ud  dar  fawlaf 
hett  dee  cbriatlichen  glaubens  P.  Pavlmum  die  ftmimkäl 
der  ekrietL  mdlaneek»uumg  im  modermm  gtitmmm  a.  i: 

e))  nor  aia  {dk  wakrkeit)  kanns  sato.  dia  aaall  te  noa- 
lefonf  dieses  boaha  eine  gewisabatt  od  aiatiaabl 
^ebt,  die  alten  partbalfalst  tbarwlndat  HafHMN  (««f«r 
«9«)  t.  883;  «/«sy/.  (sar  ataUiait  oad  favtasbait  brfafea 
Mfarn  t)  18.  4«:  was  (isO  eiaa  wbeanaabafl  obaa  fawiaa- 
helt  und  strengen  amrinr  (sM|/fMaf.  d.  eektmtm)  t,  WH; 
ihre  begriffe  von  der  gewiszheit  nnd  baechtfaabaH  daa 
kOnftigen  sustandes  {br.  d.  tiuä.  d.  tkeet.  betr.  S.  »)  !•,■•: 
trAdclkrmm  von  melnungen  ohne  kraft  ond  gavtaibalt 
{aurh  eine  pkil.)  ft,  617:  vgl.  ai«eA  tl.  8M  («.  u.);  lt.  «M: 
mithin  bürgt  ihre  simple  armotb  fBr  ihr  alter  and  Ibra 
gewissheit  (i,  4)  lo.  44:  wie  daiüta  Iah  dir  eftaa  Lotta  fttr 
deine  liebe  und  fuhr  Ihre  gevtaahait  OAtmk  (an  frma  w. 
Stein  17841  br.  *.  ¥».  ' 

8»  in  der  angliederung  eets  twatinmufeimkalkm,  mt^ die 
eich  dae  eubeimmÜm  beeMt,  weidkl  die  abJeHire  faeeumg 
eharakterietiedk  ro»  der  eubjeetiten  mb.  «•  /«Uem  dem  eub- 
atanti»  die  eubitettätm.  die  eham  »»/  es  ist  fawiaa  «fafsMM 
Werdern  jai  f^fsnaate  tu  der  eubjethven  tnmdtu^  mt  iah 
will  sterben!  —  ee  ist  nicht  Tereweiflanf.  ea  tet  fa- 
wiszheit,  dass  ich  aasgetragen  habe  GOnrns  QriJhn 
d.  j.  Wertktrt)  U.  lei).  bei  der  unterordmumf  wm  mb- 
eiuMeeit  iet  mue  GArnr.'s  Fauet  («.  ep.  MM)  der  mmlieikt 
deM»  SM  belegen:  gewiizheit  einen  neaen  baadatt,M; 
eenet  kerreeht  die  rnnglitdtntmg  im  gemetie  ear.  der  hier 
naturgemaat  niekt  als  tljteÜwtr  wie  abem  («.  ep.mtoX  mm- 
dem  ale  atü/jeetiver  tretbeimt.  datbei  kebem  aitk  die  msiswis 
gebrauckaformen  deuUitb  ean  dsn  dtfersti  iA,  egL .-  and  la« 
also  zAbetrachten  dia  faviadiait  daa  toda,  ond  dia  nfa» 
wiszhait  seines  komme  MerhtmaOu»  (ils^.  IM^  Ol*: 
v^.  auek  tkeil  tt  ep.  an:  die  aflcarvng  daa  tafM  daa  ham 
ist  also  kein  einwand  gefan  die  tawiatbeH  daaaattaa 
Herder  (ma^ar  difa)  9.  M6:  gegen:  eo  moas  leb  daoh  an* 
zeigen,  woher  die  gewisheit  der  erfahrungen  kommet  Chr. 
VfoLvr  ged.  r.  gott  ($SSO)  1«S:  weil  wir  jetzt  nor  von  der 
gewiszheit  der  urtheile  in  anschung  dar  leganetlnda  and 
nicht  in  ansehnng  des  Ursprungs  unaarer  batillli  aaibat 
handeln  Kant  {knt.  d.  reinen  eem.)  *,  Mi  abed  ;  aof 
weisse  mUste  nunmehr  die  gawiaEbeit  dt 
Wissenschaften  unteraucht  wwdan  LacMTBKMUio 
4.  n  Leitantann:  die  gawiaabaH  der  wlaaaneebaWHeban 
eritenntniss  B.  DOrr  l»ber  die  fremeem  dm  femmkeil  *.  4: 
dem  ^aaban  gefenüber  stellen  wir  dia  pavicdMlt  daa 
wisaena  tt:  mein  vater  hatte  mir  svo  enchen  aabr 
eingeprilgt.  nehmlich  die  geviasbait  daa  wiedarter- 
geltungsreehts  und  den  Ichrsatx  dar  wobllblllfkait 
unsere  beispiels  Sophif.  von  la  Roche  >H.  r.  ahm 
krim  (0  46;  nicht  alles  was  ieb  v^en  kann.  Ist  neki, 
aber  da.  wo  gar  kein  widaispiueb  In  meiner  aaala 
ist.  da  ist  das  rechte,  da  Mb  leb  aalbat  «ad  dia 
beilige  gewiszheit  der  nator  AotanAca  mim»  Man  S,  Ma; 
eine  tote  hieroglyphe.  sehr  oft  gar  ohaa  aabllnaal  md 
gewiszheit  ihrer  bedeutong  Hbrdbm  (eaos  fsM  dar  ebrd, 
poeeie  t)  11.  m:  da  beida  (umiiAmsai)  mit  BfcatHeher 
autoniftt  geliefert  werdaa.  eo  bftrget  diaaa  fbr  Ihre  f^ 
wiszheit  (kL  eekr.)  16. 8t ;  die  kategorien  sind  wahre  dmk' 
mittel,  da  wir  ohne  sie  die  aosaenweit  nicht  bepeifaa 
könnten,  ihre  gevriasheit  barabt  abaa  aaf  disssm  am- 
Stande,  der  wiederam  adt  dam  arapraata  dar  katagoriaa 
aaa  dam  eigeneB  Iah  laaammenhingt  R.  Iiauw  dmt 
liHiistfiiia  ditr  «siaaaaMtt  a.  41 :  wenn  ich  die  gewfaabalt 
daa  allgemeinen  aaf  die  gewissbait  des  eetbatbawaart- 
ealns  im  einzrlakte  dea  denkeaa  . . .  grtoda  A.  v.  Hbtdk- 
BRBCK  gereieektii  dm  effyfisiwsw  a.  S4. 

4))  «wcA  ßbt  die  nrbjndumt  mit  aJhiliiliw  aei§t  tieb 

SM* 


6363       GEWISSHEIT  (2,  b.  ß  gew.  geben) 

ein  unterschied  gegen  die  subjective  fassung,  da  die  objecfive 
auch  hier  spärlicher  bedacht  ist.  nur  die  zwei  ersten  der  oben 
abgegrenzten  gruppen  schneiden  hier  günstiger  ab,  während 
die  drei  letzten  hier  fast  ohne  entsprechung  sind : 

a))  ihnen  waren  ihre  aussprüche  von  der  gröszesten 
gewiszheit  Herder  (v.  geist  d.  ebr.poesie  2)  12,  43;  es  wäre 
gut,  wenn  künftige  reisende  dies  symbol  in  völlige  ge- 
wiszheit.  setzten  (Persepolis)  15,  581;  weil  diese  dinge  ohne 
genügsame  Untersuchung,  zu  keiner  völligen  gewiszheit 
zu  bringen  Leibnitz  unvorgreijßiche  gedanken  (l83l)  s.  27; 

hier  stehe  nun  still  und  wende  die  blicke 

rückwärts,  prüfe,  vergleiche,  und  nimm  vom  munde  der 

muse 
dasz  du  schauest,  nicht  schwärmst,  die  liebliche  volle 

gewiszheit 
GÖTHE  {metamorphote  der  tiere)  3,  99. 

b))  den  andern  tag  aber  wolte  es  wieder  vom  Türeken 
einfall  übel  lauten,  man  wartete  aber  noch  richtiger  ge- 
wiszheit ;  endlich  um  mitternacht  kam  mehr  als  gewisz 
ein  gerüchte  Ungarischer  Simplicissimus  (1683)  133;  dadurch 
bekommt  ihre  behauptung  einen  werth  der  bestimmten 
gewiszheit,  ja  einer  allgemeinen  anwendung  Herder 
(gott)  16,  470;  dasz  man  in  der  geometrie  gleichfalls  den 
beweis  auf  solche  Schlüsse  hinausführet,  darinnen  die 
fördersätzevon  ungezweiffelter  gewisheit  sind  Chr.  Wolff 
ged.  V.  gott  (§9)  i;  manches,  was  ich  bei  uns  nur  ver- 
muthete  und  mit  dem  mikroscop  suchte,  seh  ich  hier 
mit  biegen  äugen  als  eine  zweifellose  gewiszheit  Göthe 
{aus  Rom)  br.  8,  251;  dieses  ist  so  wenig  wahr  als  des- 
wegen alle  mathematische  gewiszheit  wegfällt  wenn 
sich  ein  geschickter  mann  verrechnet  G.  Chr.  Lichten- 
berg aphorismen  2  (lit.-denkm.  131)  46;  was  sich  zur 
mathematischen  gewiszheit  und  auf  einen  politischen 
calcul  bringen  läszt  Herder  ideen  (15)  3  (l787)  321;  wenn 
das  zweite  buch  der  Makkabäer  in  allem  historische 
gewiszheit  hätte  {christl.  sehr.)  19,  70 ;  ebenso  (an  prediger  15) 
7,  240;  vgl.  auch  {s.  o.)  Lessing  9^,  39;  man  heftete  eine 
dogmatische  gewiszheit  an  geschöpfe,  die  solche  nicht 
hatten  (toie  die  alten  den  tod?  3)  15,  438. 

c))  in  dem  berühmten  streite  . . .  machte  eigentlich  Jacobi 
.  .  .  nur  die  sehr  gegründete  einwendung,  dasz  doch  durch 
alle  logischen  Weitläufigkeiten  nie  eine  unmittelbare  ge- 
wissheit erhalten  werden  könne  J.  F.  Fries  loissen,  glaube 
und  ahndung  s.  27  neudr.;  diese  mittelbare  gewissheit  der 
urteile  s.  2,1  \  die  absolute  unmittelbare  gewissheit  der 
einzelvorstellung  A.  v.  Heydebreck  gevnssheit  des  allge- 
meinen s.  5;  theorie  von  der  bloss  moralischen  gewiss- 
heit der  ethisch-religiösen  annahmen  E.  Dürr  grenzen 
der  geioiszheit  10 ;  eine  parabel  macht  wahrscheinlich ;  aber 
auch  ihr  fehlt  der  punkt  der  inneren  gewiszheit,  der  hier 
entscheidet  Herder  {über  bild,  dichtung  u.  fabel)  15,  557; 
indesz  lasse  ich  aller  gewiszheit  wegen  .  .  .  das  stück  bis 
auf  ihre  antwort  . .  .  zurück  W.  Humboldt  an  Schiller 
(2.  10.  95)  Leitzmann^  152. 

5))  vde  die  objective  fassung  bei  der  angliederung  des  Sub- 
stantivs an  andere  sich  gegen  die  subjective  abhebt  (vgl.  oben 
sp.  6362),  so  prägt  sie  auch  in  der  Verbindung  mit  verbis 
manche  andere  züge  aus  als  die  subjective. 

<*))  /"»■  die  subjectfunction  ergiebt  die  Verbindung  mit 
der  copula  (vgl.  oben  zu  Haller,  Schopenhauer,  Auer- 
bach) wenig  unterschiede,  wohl  aber  zeigen  sich  solche 
neben  entsprechenden  verbis.  vgl.  gewissheit  neben  heissen, 
kommen  (Kant)  liegen  (Herder)  wegfallen  (Schopen- 
hauer);       dass  er  weggeschleppt  den  Abbassiden, 

schien  gewiszheit  Platen  (Abassiden  7)  2,  510  R. 
der  vocativ  jedenfalls  in  dem  obigen  belege  aus  Göthe 
ist  nur  bei  der  objectiven  fassung  möglich,  dieser  gehören 
auch  mehrere  der  Verbindungen  mit  dem  acc.  im  besonderen 
an,  80  neben  gew.  geben  (Herder  9,  233); 
weil  du  gewiszheit  vorgabst 

Grii.lparzer  (könig  Ottokar  1)  6*.  17 ; 
dofu  vgl.  (a.  o)  gew.  wollen  (Herder  10,  170);  setzen 
(Schotte lO  heften  (Herder  15,  438);  einprägen  (S.  v.  La 
Roche);  schauen  (Göthe  8,  99);  sehen  (Göthe  an 
Knebel);  betrachten  (Fortunatu^s) ;  untersuchen (Lichten- 
BERo);  vgl.  mittwoch  abend  erfahren  sie  die  gewiszheit 
Göthe  (aus  Schiller  ih.b.  nQ9)br.  14,47;  um  jedem  all- 
gemeinen satzo  als  solchem  die  gewiszheit  abzusprechen 
A.  V.  HEvnKiinF.cK  die  getoisaheit  des  aU.gemeinen  16;  wenn 


GEWISSHEITSANTRIEB  —  -WEISE      6364 

der  satz  seine  gewissheit  nur  haben  soll  als  ausdruck 
eines  ,  .  .  denkaktes  12;  das  gleiche  Herder  19,  70. 

b))  bemerkenswerte  gegensätze  zeigen  die  präpositional- 
Verbindungen,  die  auch  hier  reich  belegt  sind,  unter 
ihnen  tritt  das  oben  so  viel  beobachtete  mit  gaiiz  zurück: 
aus  Worten  und  redarten  freier  erzählung  läszt  sich  eine 
solche  ungeschriebene  Urschrift  (y^a^rj  ayQa.<poe)  mit  ge- 
wiszheit nie  ausfinden  Herder  {christl.  sehr.)  19,  417;  vgl. 
auch  10,  273;  mit  absoluter  gewissheit  allgemeine  erkennt- 
nisse  zu  gewinnen  Heydebreck  7;  dagegen  treten  andere 
Verbindungen  vor,  so  zur  gew.  (Lessing  9',  39;  13^109; 
Herder  in,  i65;  13,46);  von  gew.  (Chr.  Wolff;  Herder 
10,  399;  12,  43);  ohne  gew.  (Herder  5,  517;  9,  274;  11,  226; 
17,  130);  über  (Oöttinger  student);  für  (Abr.  a.  S.  Clara; 
Herder  10,  44;  15,  31;  Göthe  br.  6,  406);  gegen  (Herder 
9,  265);  in  (Herder  15,  58i);  dazu  vgl.  die  sceptische 
methode  geht  auf  gewiszheit  Kant  (krit.  der  reinen  vern.) 
3,  292  ak.;  nun  sind  wir  zu  dem  resultat  gekommen, 
dass  der  antirealismus  .  .  .  einen  verhältnissmässig  un- 
bedeutenden Zuwachs  an  gewissheit  gegenüber  dem  realis- 
mus  gewinnt  Dürr  grenzen  der  gewissheit  s.  120. 

3)  unter  den  Zusammensetzungen,  die  meist  nur  verein- 
zelte  geltung  haben,  zielen  diejenigen,  die  der  spraclve  der 
Philosophie  entstammten,  vorwiegend  auf  die  subjective 
fassung  des  subst.  im  gegensätze  zu  solchen,  die  der  spräche 
des  lebens  angehören. 

GEWISSHEITSANTRIEB:  gibt  es  einen  gewiszheitsan- 
trieb,  der  mich  gewisse  Vorstellungen  über  das  uner- 
fahrene mit  transsubjektiver  notwendigkeit  anzuerkennen 
einleuchtend  und  unwiderstehlich  nötigt  J.  Volkelt 
quellen  d.  menschl.  gewissheit  s.  23. 

GEWISSHEITSART:  so  liegt  denn  in  der  selbstgewisz- 
heit  meines  bewusztseins  eine  gewiszheitsart  vor,  an  der 
das  denken  in  keiner  weise  beteiligt  ist  Volkelt  13; 
in  manchen  Wissenschaften  .  .  .  kann  sich  hier  und  da 
die  läge  ergeben,  dasz  andere  gewiszheitsarten  zur  pfad- 
findung,  zur  beleuchtung  .  .  .  herangezogen  werden  113; 
u.  a.  vgl.  gewissheitsweise,  gewissheitsform. 

GEWISSHEITSBEDÜRFNISS:  an  die  Philosophie  als 
Wissenschaft  schliesst  sich,  indem  sich  mit  ihr  die 
intuitiven  gewiszheitsbedürfnisse  verbinden,  die  Philo- 
sophie als  lebensmacht,  die  lebensphilosophie  Volkelt 
s.  123. 

GEWISSHEITSBRIEF:  aus  niederdeutscher  quelle  aus- 
gehoben: id  sij  up  gelowen  mit  bürgen  off  ain  bürgen, 
up  pende,  up  erve,  gewisheitbrieve  Kölner  margensprache 
(1424)  Stein  akten  1,  290. 

GEWISSHEITSFORM :  es  gibt  noch  andere  gewiszheits- 
quellen.  ich  habe  die  gewiszheitsformen  intuitiver  art 
im  äuge  Volkelt  s.  4. 

GEWISSHEITSGRAD:  vgl.  oben  grad  der  gewissheit; 
vgl.  bevor  man  über  den  erkenntniswert,  über  die  gültig- 
keit  und  den  gewiszheitsgrad  einer  tatsache  urteilt 
R.  Eisler  das  bewusstsein  der  auszenwelt  s.  2. 

GEWISSHEITSGRUNDLAGE:  gehört  die  erinnerungs- 
gewiszheit  .  .  ,  zu  der  gewiszheitsart:  die  sich  mir  als 
selbstgewiszheit  meines  bewusztseins  zu  erkennen  gibt? 
.  .  .  mit  der  erinnerungsgewiszheit  ist  keine  neue  gewisz- 
heitsgrundlage  eingeführt  Volkelt  15;  vielmehr  gebe 
es  unter  absehen  vom  denken  überhaupt  keine  gewisz- 
heitsgrundlage  10 ;  u.  a.  vgl.  auch  das  folgende. 

GEWISSHEITSQUELLE:  das  denken  gilt  ihnen  (Plato, 
Spinoza  u.  a.)  als  einige  wahrhafte  gewiszheitsquelle 
Volkelt  2;  aus  ungeheuer  erregtem  lebenswillen  und 
machtverlangen  heraus  .  .  .  wird  hier  leben  und  mensch- 
heit  gedeutet,  zugleich  aber  sind  bei  Nietzsche  das 
moralische,  das  ästhetische  und  auch  das  religiöse 
sehnen  und  fordern  als  intuitive  gewiszheitsquellen  tätig 
182  u.  a. 

GEWISSHEITSVOLL: 

hartlautend  ist  der  satz,  doch  mir  gewiszheitsvoll ; 
wer,  was  er  will,  auch  darf,  will  selten,  was  er  soll. 
Hagedorn  {moral.  ged  :  schreiben  an  einen  freund)  1,  35. 

GEWISSHEITSWEISE:  fragt  man  nun,  worauf  die  ge 
wiszheit  unseres  erkennens  beruht,  so  stöszt  man  auf 
zwei  Ursprünge,  auf  zwei  gewiszheitsquellen.  mag  auch 
ein  noch  so  inniges  zusammenwirken  beider  gewiszheits 
weisen  nötig  sein,  wenn  erkenntniss  entstehen   soll,    so 


6365        ÜKWISSIGHEIT-QEWISSUCH 


0BW18SUCH  (I.  a  äUtnt  ttkmttk)     6366 


ist  ea  doch  anmögUoh.  die  eine  saf  die  «iider«  sarttdi* 
zufiüircn  Voi.KKi.T  ;  S;  vfl.  aueh  fOwlHÜMiUtypiM  ».  1; 
gewiit/hoitflprincip«.  i. 

OEWiSKIUilKIT.  ÜKWlSaiCHJUT,/..  »ahm\form  tu  f*. 
wiiHheit  9.  «p.  iMAa:  vgl.  mmtk  gtwiadf,  mmmtu  Hkmimjn 

lAOS. 

GKWISSKIINST./;  gewUzkuntl  h»t  l^bnlla  fDr  maUte- 
iiiatik  vorgOMclilRgcii,  wofUr  grÖMionUbre  b«u«r  Ul.  nnter 
KewiBKkuiiHt  kiinnte  man  eh«r  di*  tlrcngere  rerooiiA- 
lehre,  insofern  sie  der  vornunfUehr«  des  walinohtlBlielMa 
entgegenfMetzt  Ut,  verstehen  Hkynatx  t,  M;  dm»  flmek» 
bei  Camp«  a.  867^ 

QKWI8SLICH.  adv..  MmUtrhUthmg  m  fewiti  (•.  d).  4k 
dtcMM  a4jtetiv  jedoch  mtr  in  dem  »deeehinltn  /knetiemem 
oi*  vereiärkte  form  eoßemmu  «mcM  umd  die  im  der 
neueren  epftoehe  wieder  eurueeertei* 

l)  v>äkrend  äae  mngeUdeMeeke  die  eniepretkemde  ferm 
gewia(i)Iioe  nukrmalM  lüt§en  täeet  (Bosworth  Tolijui), 
reieken  die  deutarhen  belege  nur  bi»  Notkbr  »urHek,  van 
dm  ab  beeettgen  ei*  aber  ei$»en  eleti§  eiek  mehvemdtn  gekrmuA. 

a)  bei  NoTKsn  iet  die  mdeerbim^/^etimt  muA  itteeeilJA 
neeh  eiehergeeieUt;  in  ikrem  gebrmueh  aeigi  eie  dme  od- 
verbium  noch  kä^^er  an  dme  verbuen  gebunden,  ale  vem 
verbum  gelM,  vgl.  me  inäubitaio  eemere.  ih  giho  ohad 
ib.  tb«s  ih  kuislicho  nu  bechenno:  Hoethiue  {,Hattemer 
8)  t«7^;  flirmiler  haeienua  expedita,  nob  kttieliobo  ge- 
rechet  fonc  iwer  deheinemo  ns^;  venun  eeee,  lA  ist  lo 
guislicho  war  leatn/orMm  (8)  484*;  gegen  nn  diatn  getkilMt 
iftguisHoho.  neeeeemriumeonÜngitUt^:  daau  vgl.  eweieeug- 
nieae  der  Windberger  peahnen  (0n^tM)  /br  faieMobe  mi 
»teile  eine*  tat.  uHque.  dae  NoTKIR  mi  beiden  ßUUn  un- 
tibereettt  lieet,  \eäkrend  die  Trierer  pemUnen  dme  einemml 
cewore,  dae  ander«  mal  geirisse  eeteten:  obe  waeriieben 
guisliche  das  recht  ir  redet;  ob  gnisUohe  ist  der  waoeher 
deine  rehten,  guisliche  got  irteilinter  sie  an  der  erde. 

a)  itn  ültergattg  zur  milMhi>cMeut»ek»n  eeit  ging  die 
abgrenaung  der  adverbialeH  function  gegen  di*  frddiemiiee 
auf  UeutUehetn  wege  verloren. 

1 ))  Amt  eetet  der  vereueh  eimer  kenneeiehnung  dmrek  mndtn 
ftexiviecfte  mittel  ein,  er  trefft  oter  voneiagtmd  dme  vom 
verbt*m  loegdbete  adverbium,  und  we  er  eeendumgem  etretft. 
die  dem  ainne  nach   engrren  '  rueammenbang  ferdem,  iet 
meiet  durch  die  tcortatellunf/  ei}%e.  trrnnung  veUeogen: 
■wer  aber  ir  rwisltcben 
se  rehte  künde  («phlegea, 
den  lieze  al  nith  under  wenn, 

im  war  der  Iftn  ron  ir  berell.  

HAaTMANN  Mree  tut  Sf 

SBwialiobin  han  iclt  erfunden  dag, 
a;  her  goüa  «on  was. 
der  mich  scu  desdn  standiB 
von  niinir  eache  bat  «nfmiMlfai. 

Jon.  ROTHB  paetton  ItTO  HehiHeh: 

er  wil  dag  vii  gewisllchon.   sl    er  ein  Jir  gewesen,   da|{ 
er  nie  stich  gesach.  er  werde  gesehent  artneibttek  (Wiener 
aitt.ber.  48,  189);  wil  dO  den   harenstein  vil  gewisUoben 
brechen,  st^  mercke  dise  ersenle  IM; 
aie  ist  gewiweltchen  tAt. 

HiiNR.  V.  n.  TOaiJa  feroM  18091  MUO; 
ich  bin  dAher  Of  einen  strlt 
gewisllcben  komen. 

OrroKAR  4188 ; 

dagegen  vgl.  (e.  ap.  8886)  196  und  epee.  eettee. 

%))  attdereraeita  aitui  im  der  älteren  epraeke  gmne  «sr> 
eimelt  aiuh  übergriffe  in  daa  gebiet  prädieativer  und 
attributiver  Verwendung  tu  belegen,  die  deuHiA  unter 
eit\flua*  der  oben  bei  gewissenlicb  (ßp.  8800) 
fiigungen  eteken: 

dag  maog  dir  gewialich  weeea, 

(vor.  desi  soUu  von  mir  gewiaee  weaaa ;  des  soita 
gewiss  wesea) 

dft  soH  den  gewissen  tOt  hkn, 

das  enmahtO  mir  nibt  engtn. 

der  Strickkr  Danid  808818  Moeenkmgen: 

euch  muost  da  dar  zuo  rfben 

beide  kinsrhcit  undc  schäme: 

dennoch  i«t  oin  kr^ttes  name 

gewisllcbiu  raanheit. 

HARTMANN  VON  AuB  «Tstet  bückUi»  1817  Houpt; 

bis  man  von  ime  vemaaBS 

gewisISrhin  maere 

wie  es  im  ergangen  waere.' 

GoTTKRiB»  rrMlaa  7881 M. ; 


verbindmmg  (war.t  wmeimem  wef)  Komrao  v. 
WORsamM  im.  kriig  tatm,  88Mb 

M)  der  mäveriimU  gekrmtk  aelgt  bei  ummm  tiHmg  ii 
tteteitäiebm  die  ^eiakm  tiutdtrjnbungm*  denen  dm»  «•»> 
/Uh*  t8Wl888  (ß.  ep.mtß.)  iek  dar  mHtdk»tkdmttm%m 

in  enger  mmlekmung  mn  dm»  emium  ebene»  beUgi,  lei»  in 
freier  »teUung.  emteiildtnd  iet  ei»  dagegen  nur  eüunml 
beobmektelt  »6  dm»  »k»dbm  ■Il8«tlli88  4a«  boabei  wirfet 
bin  d4  die  fllMe  lifeo.  fewiaüdM  dm  fUdaeü  nibl  mrt 

1»  für  die  engere  ewlBtwiiBf  mn  dm»  verbum  »eigen  di» 

fidker  ed»  mit  eelekm  der  mmhmelmemgt 
ümemwenm  fewiriHbe  (« 
d  newslf  h»  alMMr  fi 

■         '       48r/.  admUtr: 


OrroKAR  teterr.  retetekrtm.  198  MremSHer; 
swag  wort  die  wwfcsR^^^  baa  ick 
Bco  gar  SRaotsR  gawMMk 

6Ndk  der  Maambbei  8888  Hdtm, 
ar  ist  a4  rscbte  Uiawavar 
das  ich  fvwIaMehe  weis 
das  er  sM  vtbtdkm  aleMMB. 

Komuo  VOM  WraxMnM  A| 
Beugt  n.  Jeeipk. 
leb  wU  gsaiwiHiibi  aalM  (« 


wag  te  «esi  geashe  af 
der- 


SnurKB«  lXiRMM84 

8))  muek  die  bei  Noi  kkk  scAo«  M^ 
prädiemtive  wabr  kehrt  hier  wieder,  wie  eie  ebene»  in  dar 
neukoekd.  periode  wiederholt  wird:  ex  iat  aaeh  gevMaleh 
wir.  dai  elleicb  tauben  die  ari  babent.  die  nfioiaMr  (•- 
Togelt  werdent  und  ktuscb  beleibent  Korr.  v.  Mbobr- 
BERO  buch  d.  natur  181.  80. 

8))  die  freie  »tetlung  im  erntet: 

das  ir  mich  hie  gawisasHeb 

minnen  wotdel  

Uta.  V.  lArHTMnmmxn  /rmaendlemtWbl,  t 


■araeb  bar  DleMcb. 
jMbM  bann  ein 
die  gsfiebe  IcmtiI 


U  MwislloB. 
mSttnldbe 

ebene»  (ich  wil  tewieooBoha  tot . . .  UfnO 
AiMtct  1888:  (lo  ist  er  gewisUelMr  aiiö 
(11.  UO)  L«i<r«Mina  15*; 


duerjewWicbe 
g^opa  dnaSra. 
HABTMAim  rede 

ebene»  (es  waere  gewislicb   unser  tAt) 

baeten  alle  den  tAt  ril  gewiseelieh 

▼tt  sieherUoh]  erttten)  art: 

d«  BiM  leaMTweMaaell 

eb  was  si  gswieasb. 

der  aaaksls  eibe  aAeb  los. 


9.  808i); 

Strickbr 


V.  d. 


Daniel 

(rar..  Ttl 


OrroBABi 


888«:  (wir 


das  sidi  tosieg  ir  arMerl 
aO  laafetBdaa  taata^ 
als  er  Balle  sorslaflB 

Sl  gewiBQca  wMstaaHMs. 


Nie.  V.  jBao»cHti«  IMAI 
leeAaeUiiafM» 


\)   emd  w»   di» 
für  fowiaeUak 


fltsrsetowwfsR  epdim  nur  die  Augeburger  dm  Ptlajis* 
MAHN,  die  iknlieke  weg»  gebt,  indem  eie  fewisatteh  eü^ 
ßikH:  gavisBUeh  das  laieh  gpU  ToOuunpt  ia  «oeb  La». 
lt.  90  (fiii/krti gegm etasIBak,  Moalal  m.  «.  je,  j«  Latbar. 
Weiasslekor.  Torvar  Qaaelal):  dm  gimeke  JM».  14.  so 
(fMMiMa.  dann  *s«  dm  Augebmrgem,  swar  Lcthrr):  dissff. 
1  Kor.  11.  7;  U.  18:  iknt.  1  iloe.  11.  19:  Job.  tS,  98;  üi 
SMti  fbUan,    die  eiek  aber   dadmtk  unbtreekeidm , 


6367         GEWISSLICH  (i,  6  in  der  bibel) 

sie  zugleich  eine  anlehnung  an  das  verbum  des  eingelei- 
teten Satzes  erstreben,  macht  auch  Beheims  Übersetzung 
von  unserer  bildung  gebrauch,  führt  sie  aber  in  der  er- 
weiterten adverbialform  ein:  vorwar  und  gewisHchen  sage 
ich  üch  Matth.  13,  17  {amen,  quippe,  ernstlich  gewerlich 
Mentelm.  a.;  gewishch  Pfianzmann,  furwar  Koburger, 
warlich  Luther);  gewislichen  vorwär  sage  ich  üch  Matth. 
5,  18;  dazu  vgl.  sicherlichen  vorwär  sage  ich  üch  Matth. 
17,  19;  zu  dem  einmaligen  gewislich  {profecto)  bei  Luther 

a.  u. 

ß)  in  anderen  Verwendungen  bevorzugt  Luther  unsere 
bildung,  wobei  er  m^ist  im  gegensatz  zu  den  übrigen  Über- 
setzern steht. 

1))  während  die  engere  anlehnung  an  das  verbum  nicht 
zu  belegen  ist  {vgl.  z.  b.  das  soltu  wissen  l.  Mos.  15,  13 
Luther  gegen  gewüsslich  soltu  wüssenn  Züricher  bibel), 
vnrd  die  Verbindung  mit  dem  prädicativen  wahr  viel 
wiederholt:  das  ist  je  gewislich  war.  so  jemand  ein 
bischoffs  ampt  begert,  der  begert  ein  kösthch  werk 
Luther  l  Tim.  3,  l  {mards  d  Xöyos,  fidelis  sermo,  getreuw 
ist  daz  wort  Mentel  und  die  übrigen,  das  ist  ein  ge- 
wisz  wort  Dietenberger,  bewährt  ist  das  wort  Weiz- 
säcker), genau  so  2  Tim  2,  11;  Tit.  3,  8;  l  Tim.  1,  15; 
1  Km.  4,  9;  und  man  erkand,  das  seine  Weissagung  ge- 
wislich war  wurden  Syrach  46, 18  {cognitus  est  in  verbis 
suis  fidelis,  ist  derkant  getrew  Mentel  m.  a.;  war  er 
auch  bewährt  als  seher  Kautzsch). 

2))  in  loser  Zugehörigkeit  zum  satze  führt  Luther  die 
adverbiale  form  meist  mit  beziehung  auf  zukünftige  er- 
eignisse  an. 

a))  er  macht  dabei  von  ihr  oft  gebrauch,  ohne  in  der 
vorläge  einen  anhaltspunkt  zu  haben,  so  dasz  in  der 
älteren  bibelübersetzung  eine  entsprechung  fehlt:  das  aber 
dem  Pharao  zum  andern  mal  getreumet  hab,  bedeut, 
das  solchs  gott  gewislich  und  eilend  thun  wird  Luther 
{nicht  in  allen  ausgaben)  1  Mos.  41,  32  {deo  ita  facere 
omnino  [utique]  in  animo  est;  ein  entsprechendes  adverb 
fehlt  bei  Mentel  und  den  andern);  thu  dem  fromen  guts, 
so  wird  dirs  reichlich  vergolten,  wo  nicht  von  jm,  so 
geschiehts  gewislich  vom  herrn  Syrach  12,  4  {in  der  vul- 
gata  und  der  älteren  Übersetzung  anders,  seker  Quentel, 
sicherlich  Dietenberger),  ganz  ähnlich  Daniel  10,  21 ; 
ob  sie  aber  verzeucht,  so  harre  ir,  sie  wird  gewislich 
komen,  und  nicht  verziehen  Habac.  2.  3  {veniens  veniet, 
gewisz  Dietenberger,  Kautzsch;  die  ganze  stelle  in 
Luthers  Wortlaut  übernommen  von  Herder  9,  64);  dazu 
vgl. :  und  jr  gott  wird  sie  dir  gewislich  in  die  hende 
geben  Judith  5,  22 ;  das  künd  jr  hie  lernen,  denn  jr  seid 
gewislich  seer  dürstig  Syrach  51,  32  {animae  veatrae  aitiunt 
vehementer). 

b))  wo  auch  die  lat.  vorläge  anhaltspunkte  bietet,  ist  es 
doch  nur  selten,  dasz  schon  eine  der  altern  Übersetzungen 
mit  gewiszlich  vorangeht,  vgl.:  sandt  er  kundschaffter 
aus,  und  erfur  das  Saul  gewislich  komen  were  Luther 
1  Sam.  26, 4  (certissime,  sicherlich  Mentel  u.  a.  gewiszlich 
Zainer  u.  a.  desgl.  später  Dietenberger);  und  wird  ein 
schrecken  unter  jnen  sein,  gleich  wie  es  Egypten  gieng. 
da  jre  zeit  kam,  denn  sihe,  es  kompt  gewislich  Hesek.  30, 9; 
quia  absque  dubio  venit,  on  zweifei  Mentel  u.  a. ;  desgl. 
Dietenberger;  fürwar  Kautzsch);  das  gleiche  {an  der 
spitze  des  aatzes):  da  nu  Jacob  von  seinem  schlaff  auff- 
wachte,  sprach  er,  gewislich  ist  der  herr  an  diesem  orte, 
und  ich  wüst  nichts  l  Mos.  28,  16  {vere,  gewerlich  Mentel 
u.a.;  wahrlich  Kautzsch,  gewiszlich  Dietenberger); 
einmal  hat  Luther  das  adverbium  auch  satzbildend 
verwendet:  gewislich  hie  hab  ich  gesehen  den,  der  mich 
hernach  angesehen  hat  i  Mos.  16,  13  {profecto,  on  zweifei 
Mentel  u.a.;  wirklich  Kautzsch;  gewiszlich  Dieten- 
berger). 

c)  in  den  buchungen  nimmt  die  adverbialbildung  bis 
gegen  das  n.jahrh.  einen  bevorzugten  platz  ein,  während 
sie  von  da  ab  in  einer  weise  zurücktritt,  die  dem  thatsäch- 
liehen  gebrauche  noch  nicht  entspricht. 

a)  der  grosze  kreis  der  bedeutungsverwandten  wird  von 
den  lateinisch-deutschen  Wörterbüchern  in  ziemlicher  Über- 
einstimmung mit  den  detttach- fremdsprachlichen  Wörter- 
bilchem  gezogen. 

1))  etrtt,  gewiszlich  handachr.  voc.  lat.  germ.  Diefen- 


GEWISSLICH  (i,  c  in  buchungen)        6368 

BACH  115*;  gewüszlich,  gwüszlich  Cholinus-Frisius  154*; 
gewüszlich,  on  zweifei  fürwar  {certo)  ebda;  certe,  certo, 
'gewislich,  das  ist  gewis  das'  Aventin  {rudimenta gramma- 
ticae)  1,  444;  gewiszlich,  ohn  zweivel,  warlich,  sicherlich 
Emmel  Silva  quinqueling.  Qq  4*^;  gewiszlich,  warlich  CoR- 
viNUS  169;  gewiszlich,  ja,  fürwahr  Reyheri,  998;  indu- 
bitateetindubitanter,  gewiszlichen  ?iaud  dubie,  sine  dubio 
.  .  .  Dasypodius  K  5*;  sine  dubio  {proctil  dubio),  one 
zweifei,  gewüszlich  Cholinus-Frisius  300*;  700*;  Frisius 
1064*;  449''  (gew.);  nee  dubie,  on  zweifei,  gwüszlich, 
sicherlich  Frisius  450*;  indubitate,  on  zweifei,  ge- 
wüszlich Frisius  684''.  explorate,  gwüszlich,  sicher- 
lich, nach  wolerfarnen  sachen  kundtlich  Cholinus- 
Frisius  345'';  Frisius  518'';  {fügt  hinzu:  eigentlich).  — 
plane,  gewüszlich,  eben  Cholinus-Frisius  665*;  ge- 
wüszlich, für  gantz  gewüsz,  on  fäl  Frisius  lOlO*.  nae, 
idem  quod  certe,  eigentlich,  gewislich  Faber  535"; 
quidem,  certe,  gewiszlich,  zwar  Reyher  3,  928;  sane, 
gewüszlich,  warlich  Cholinus  Frisius  775'';  Frisius 
1178'';  (gew.);  non  sane  gewüszlich  ni^.  Cholinus-Frisius 
775'';  Frisius  1179''.  —  quippe,  sicher-  vel  gewiszlich; 
gemma  gemmarum  Diefenbach  480'';  dann  gewiszlich 
Dasypodius  Ff  1";  denn  gewiszlich,  sintemal  Reyher 
3,  939.  enimvero,  gwüszlich  Frisius  473'';  gewiszlich 
Garth-König  226*;  König  395''.  equidem,  gewiszlich, 
warlich  Dasypodius  L  5*;  warlich,  fürwar,  gwüszlich, 
zwar  Frisius.  —  profecto,  sicherlich,  gewiszlich 
hdschr.  voc.  lat.  germ.  Diefenbach  468*;  gwüszlich,  waar- 
lich  Cholinus-Frisius  701'';  fürwar,  gewüszlich,  warlich, 
on  fäl,  es  ist  also  Frisius  1066''.  utique,  gwüszlich, 
zwar,  on  zwifel,  nämlich,  warlich  Cholinus-Frisius 
914*;  Frisius  1417»;  pro  igitur  et  omnino,  ja  freilich,  ge- 
wiszlich Reyher  3,  2301.  —  scilicet,  adverb.  affirmandi, 
gewiszlich  Dasypodius  GgS"*;  scilicet  ita  res  est,  fürwar, 
gewüszlich,  im  ist  also  Frisius  1186'';  —  videlicet.  adv. 
confirmandi,  gewiszlich,  ja  Dasypodius  Nn  8*;  on  zwifel, 
gwüszlich,  sicher  Cholinus-Frisius  895*;  Frisius  1377''; 
—  affirmate,  gewiszlich,  eigentlich  und  sicherlich 
Dasypodius  M  7*;  Frisius  so*  (gwüszlich);  Reyher 
1,  198;  gwüszlich,  sicherlich  Cholinus-Frisius  45''. 
assertim.  gewiszlich  handschr.  voc.  ex  quo,  gewislich,  mit. 
hochd.  böhm.  wb.  von  1470  Diefenbach  55^.  —  asseve- 
ranter,  vestigklich,  gewüszlich  Cholinus-Frisius  98^; 
Frisius  128*. 

2))  gewiszlich  oder  sovil,  adeon  i.  adeone,  vocab.  theut 
{Nürnberg  1482)  M  5 ;  gewiszlich,  porro,  ebenda ;  gewiszlich 
oder  furwar,  profecto.  desgl.,  gewislich  adv.,  certe,  asser- 
tive,  certitudialiter,  pro  certo.  vocab.  incip.  teut.  i  6*'; 
gewislich,  utique,  videlicet  Dasypodius  Tt  4";  dazu  vgl. 
die  umfangreichen  lateinischen  parallelen  bei  Frisius 
dictionarium  (1556)  108*;  Maaler  180«  und  202*;  vgl.  ghe 
wisselick,  certe,  certo,  procul  dubio,  utique,  sane  Ki  Li  an  147*; 
ähnlich  (gewiszlich)  Alberus  17*;  Schönsleder  V  5*; 
Calvisius  744'';  gewiszlich,  aigentlich,  wahrlich,  fürwahr, 
ohn  allen  zweiffei,  also  helffe  mir  gott,  certe.  certo,  pro- 
fecto, vere,  procul  dubio,  utique,  sane,  omnino,  ita  mihi 
deos  omnes  propitios  esse  velim,  ita,  particula  jurantis, 
equidem,  revera  Henisch  1603;  gewiszlich,  certainement, 
vrayement  Hulsius  (1596)  G2'';  pro  certo,  in  veritä,  alla 
fü.  (l605)  63* ;  pour  certain,  certainement,  pour  seur,  asseu- 
rement,  certes,  per  certo,  certamente  (1616)  138'';  das  gleiclie 
DuEZ  199'';  gewiszlich,  certe,  omnino,  revera,  maxime, 
enimvero,  scilicet,  equidem,  sine  controversia  Stieler  2568 
{siehe  auch  ttnten);  nimirum,  sine  dubio,  certe,  nempe, 
nemblich,  ohne  zweiffei,  gewiszlich  Reyher  2,  4760;  pro- 
fecto, certe,  nae  Steinbach  2,  1058;  Matthiae  2,  182*; 
Kirsch  2,  152*;  profecto,  certe  Frisch  2,  454*;  gewiszlich 
in  Wahrheit,  heist  nae  S.  J.  Apin  grammat.  lex.  (1728) 
s.  593;  Sans  doute,  certainement,  assurement,  certes  Frisch 
dict.  des  pass.  2,  280;  certainement,  assurhnent  Schwan 
1,  748''  (gewislich);  certainly ,  sure,  surely ,  assuredly 
teutschengl.  lex.  2,  775;  ähnlich  Hilpert  2,  l  s.  466*;  ge- 
wiszlich, adv.,  welches  im  gemeinen  leben  für  das  ver- 
sichernde nebenwort  gewisz  üblich  ist,  und  noch  mehr- 
mahls  in  der  deutschen  bibel  vorkommt  Adelung  2,  672; 
soviel  als  gewisz  Campe  2,  368*;  gewisz  Heyn  atz  hand- 
buch  283''. 

/3)  der  gebrauch  findet  in  den  buchungen  weniger  berück- 


6369 


GBWISSLICH  (1.  d  fi 


0KWI88UCH  (1. 4  formm) 


6370 


nehtigung,  nur  »UlUn  tit  durehgängig  fiH.  iata  Ha 
büdung  aävtrbüU  vtnmndtt  wird,  dar  timaig*,  dar  autk 
at^tcHviaehan  gtbratteh  offm  läati,  tat  Stiilih:  gewiixlirh 
a^jeei.  et  fraquantiua  ada.  MW. 

l))  verhältniaimäaaig  atMraldk  aind  dia  ttattdangan  ga- 
bucht,  die  daa  adv.  in  angatar  anialtnumß  an  daa  varbun 
teiytn:  ita  parauaattm  omnibtia.  tin  iM«r  flaobla  iwttu 
lieh  Fkisiub  9M^;  etwa«  g«wOMlleb  wOmch.  ctrtum 
kabare  alitfuid  Maalbh  k»*;  (ich  w«Usg«iriailiob)STiiLRN 
1068,  invenire  eertum.  «off  den  grund  kommen,  dl«  «er 
helt  gwUssIloh  Hnden  Fmivius  ti«*;  loh  tohrclb  dir  er- 
faren  ding,  dM  ich  gwOszlloh  erkundiget  und  erfaren  hab 
618^;  »tabile  tat  me  patri  aurum  reddare.  leb  hab  mir 
gwUszlich-  fttrgenommen  CiiuLiNua-FRitiua  au*;  mihi 
eertum  ett.  loh  bin  eigenllloh  deat  tinna.  loh  habe 
gewUulioh  fUrgesetzt  Fiiimiu«  ii«*:  etert  at  tarium  lafwi. 
die  warheit  heiter  unnd  gewOazIich  tagen  Pniaiua 
>U*;  Maai.kh  \ttf\  ita  dieo,  loh  Mg  gewUulich  daa  et 
alio  iat  Fhisius  787*:  4{ffirmo.  loh  tag  dir  gewUtzllch 
daa  Frisium  m^;  gwUztlich  lohweeren  {bai  ÜHOtiNua 
FH181U8  gwttts  und  aicherlich)  Fitiaiüs  774^;  gewQtzllcb 
Terheitten,  «ov#o  Maalkr  mm*:  gawlatlloh  tutagen,  pro 
atrta.tuaavtrantar.etria  poUieari,  prowütiart  DtciUAroH  Xl^ 
pramettr«  J^rmement,  affiar,  promettar«  farmamanta,  dar 
aaria  aparanaa  Hulbivs  (1816)  188^:  praanaUra pou/r  aartain, 
farmamant,  aur  aa  fag;  pro  ctrto  poUieeri  DuKZ  IN^. 

f))  nur  für  dia  loaart  augak9rigk^  lum  aataa  liegm  auch 
jüngara  bttchungan  vor;  vgl.  earta  ia  eat.  er  lata  gewQtz- 
Höh  Fririus  tu**;  diuglaiche  Maalkr180*:  /aeti  earta fide* 
aat,  et  ist  gewÜRzIloh  aito  getchehen,  ea  Itt  eigentlich 
alto  ergangen,  die  taoh  bat  tlob  warllcb  alto  Terlauffen 
Fhisiuh  ais*;  Maalbr  180*:  daa  eine  kan  gewltslieh 
geschehen,  dat  andere  aber  nicht,  fiari  altarum  pn^eeto 
poteat,  alterum  certe  non  poteat  Stein  dach  t,  1088;  et 
wird  gewiszlioh  nicht  geschehen  Camps  t,  868*:  conaciua 
mihi  aum  a  me  eulpaat  eaae  hana  proeul,  ich  bin  mir  be- 
wuszt,  loh  bin  gewlszlich  unschuldig,  ich  weias  miob 
unschuldig  Ai.ukrus  sio*;  plane  kertle  Kac  fuidem  eat, 
es  Ist  gwüszlich  also  Ciioi.inu8-Fri8I08  888^;  pro- 
feeto  aie  eat.  es  ist  warlich  also,  gewfitxUch  KRI8IU8 
1068^;  es  verhält  sich  gewlszlich  so  Camps  s,  888*:  ea  ist 
gewiszlioh  wahr  Adbluno  t,  67S;  Hilpsrti,  l,  «68*  {un- 
doubtelg  trtte);  sie  irren  gewiszlich  sehr,  nae  Uli  vehe- 
menter errant  Steinbach  a,  lOM  die  erde  Ist  gewiszlioh 
ein  theil  der  weit,  terra  profaeto  para  eat  m%*ndit,  1068; 
beüum  aana  diJficiUimum  geaait.  hat  gewOsziich  ein  gar 
aohwiren  krieg  geffirt  Cholinos-Fribius  77&^:  Frisivb 
1178^  (gw.);  ich  bin  gewiszlioh  da  gewesen,  prt^eeto  ibi 
fui  Stbinhach  S,  1068;  er  wird  gewiszlioh  kommen 
Adbluno  >,  678;  er  soll  gewiszlich  so  leicht  nicht  ent^ 
wischen,  tZ  eourra  bian,  ai  Von  na  l'attrappe  Schwam 
1.  748*. 

y)  tum  geltungabereich  liegen  mundartliche  btiehungan 
nur  aua  dem  niederdeutachen  vor:  gewislig,  gewias,  {•• 
wislig  haal  I . .  gewisz  oder  mich  hohle  der  teufel  SchOtsb 
Holatainiachea  idiot.  i,  88. 

d)  dia  formen. 

o)  im  ersten  eompoaitionathail  kommt  vor  etUam  dia 
achreibttng  des  apiranten  in  betraahi.  vtrainatlt  iai  dar  aah 
lautende  labial  in  drr  bayrischen  $aknihm$  da»  »tnehlum 
lautea  beieugt :  gcbissieich  Brennara  »fvathluA  Wl*.  daa 
atammvokal  unterliegt  \rie  bai  gewist  t»  SehtaaiaariaAan 
Denkmälern  der  rundung:  gewüsxlich  bei  Cmolinos- 
Frisius  und  Frisius  («.  o):  deagl.  bei  Zwinoli  v./VeiA. 
d.  »paiean  ».  9,  10,  u.  a. ;  doch  vgl.  auch  gewaasliob  bei 
Bbchius  verdautaek.  d.  AoRicoLAds*. 

l))  die  lautgeaetilieke  kiimtng  dea  apirantm  vor  dar 
liqttida  iat  durchatta  nicht  attj'  dia  alit  aprad»  ltie>riii*#, 
$ie  hält  »ich  in  einselnen  denkmätam  —  mwtiltfldfc  MsMrf 
detttacher  und  niederdeutaeher  herku^/t  —  übar  da»  U.jakt' 
hundert  hinaus. 

a))  gewisliche  kaiatrehnmik  4887;  Hartman  «.  ftotiitis 
8160;  Hartmann  v.  Aus  l.  büekl.  1817:  Gottfribd  TViaAm 
7S61;  —  apee.  eed.  887;  Konr.  t.  WOrzburo,  A^ftt- 
hard  eis;  tioj.  krieg  »475,  16869;  —  Melkar  kandaehr.  !*•: 
rabenachlacht  90i;  Ottokar  196.  88«:  Nie.  T.  JSROSCHIN 
19484;  buch  d.  Maeeabäar  Wi»;  Konr.  t.  Mboenbbro  181,80: 
Augaburger  bibd  daa  i;/Umamann  l.  Cor.  ll.  7.  14;   Uta». 


ntttitim 


14. »:  Jak.  t»,  88  (abar  §»wtaaikhtm  i  Mm.  u.  tt):  ifcmstdkir 
wrk.  9.  UfM  (».  Simatkmr  «,  «ttX 

•))  weit  dam  f.  iahak.  tratm  dia  tlndtmtwakm  kdaf» 
lurHek-  gewialich  DAarPooiUB;  FiscHA8rr  g/UkM.  »ak^ 
8tl:  AvKNTiN  6.  488;  4,  «•;  dt»  kürwumg  Uli  »»»k  Jabi 
teeaenttiek  nach  m  mUttldamiaaham  dtnkmilmn  fSViälWl 
dtaek.  attidlatkram,  M,  Mt;  f8wl8tteb  (mabam  fMHsdtoh) 
Hamm  Sacn«  /kk.  m.  «aW.  «.  «8;  b,  Mi;  LoTiiM  t.  Ut^i 
8,  818*  Jena:  0,M  Wtkmmr;  und  tdtnaia§amd  im  dar  biitt- 
übara.  (in  d.  Zuhakt  btbaL  gewiailteb):  P.  FiioB«T  8«: 
gewisUeb  datnkmat  ^  ^  kvatuuva,  Scmbo«  (Mallawa). 
und  bai  fk»9.n  m^.  Ut  da»  fiaieka  fdbiat  rakkm  mtak 
noek  apättr»  bttaga/Or  gewitllcb  au*  P.  GsnMAniyT  {Miatkar 
u.  Tümpal  8.  4tl*  gegen  gcwitaiicb  84*^;  GRIMMSts- 
HAVSSN  0.  88  Kaüor  gagan  gawtaaUeb  Simfl  m  «.  •); 
Bu-ncNRT  ftlhMM  887  (fWM  ftwiaaltoli  ^ 

ß))  naak  lämgar  kätt  aidk  dar  ainfadka  apiamml  im  dam 
nitdtrdmtaakim   wnundartan:   gewlilick  jüa§ar» 
Bainka  da  vaa  (ß,  1)  18«:     ftwiallf    ScmOtbs 
idiot  t,  88. 

b))  in  obardautaekan  dankmtäim  m  iat  daa  »pirmmt  mrttkar' 
gekand  patatatiairt :  gawitebl  «fa  «ar.  nakam  gewialiob 
tr<(f.  krieg  84748;  daa  gtaieha  in  aat  u.  paagu.  8*.  188 
Sekada:  daau  vgL  gawitkUeb  kiatariamhibil  m»  Maradtef. 

8))  in  dam  Mtfen.  dia  die  doppttapiamit»  »mmwt  kmattgam, 

ßuaaa  «ms  g8wi88«dteh  («.  d.)  ankam:  p^JasaMafc  imr. 
gewistlleh)  Olk.  v.  LicaTSMvnu«  ßmmmdiamat  mt,  • 
Lacken. .-  gewlaadiflli«  (««r.  §»wimükk,§»wtamndkii8kiak»r» 
Daniel  1888;  daa  glaUkt  MM;  fawlaaltoh  («ar.  tiwt888» 
lieh)  J.  V.  Nrumarkt  8«  (tf(.  amak  188):  ftviaatteh  §aimmm 
gammarum  DlsPBNBACM  488*;  Ms  dar  form  tawtsxlieb  iat 
dia  doppelung  daa  apiammtam  »akon  im  dam  voaabuianan  dea 
\h.  jakrk.  vorkarraekaatd  uatd  aitat  eich  im  dam  itJiiiitflrtiiii 
daa  16.  jakrk.  mit  gmm»  geringen  auanahmam  /tat  (DaST- 
PODiUB,  Fabkr).  vor  " 
gntpkan  Fhisiir,  IIaalbr  9armmg»gmi§am,  dia 
dia  aiknibunß  ihrar  tMcksAMar  AtSMiiliiMf  kmkaitt  iat  dam 
littmrmnaakm  damkmätar*  daiatgd  ti»  aam  Okaadaadaakimmd 
aua  ««r;  |«wia8Uoh  Augalurgar  dntak  9.  Orapaa»  dim- 
logan,  Zainar»  bibatübar».;  StbikhAwsl,  Äaaap  88;  SsB. 
Frank  pmradoota  188*:  Aso.  Albbiitiros  Ouaamn  84; 
bat  teaiatk.  8.  858;  Emdimgm  judmapid  t.  a.  887;  Ebbrur 
T.  O0NZBSRO8.  it.tai:  6.  Wickram  8, 808:  Fsroiraro 
T.  Tirol  «fee.  AiiwaBa<  aala«  M;  Strsmo  Iliaa  I8^: 
FiBCHART  Oai'faatiMi  HO  (rfatii  ogL  •.  |8Vialloh):  Walom 
atraitged.    88;    Pr.    CaocIA    IBI.    888. 

bai  Probbt  (iBwlnlieh  B,  UbX  Harb  Sachb  it.  in  Ooetae. 
thaU»  «Am  »aitkai  wia  bai  HomR  (fBwissltcb  4.  rs) ;  buch 
d^UabatU^;  Tu.  Zwbipbl  (Aatiaiaiiti  an.  88^;  H.  Hbrman 
aammtagaaa.  «,  8;  i.  ▼.  ScawARiBRRBRe  «i.  iRftiBtta  «8  t».«. 
ama  dmat  inneaem  geüata  mittaUaaataaldamd»  iat  diadafpab- 
apürama  auaaar  im  bdUgam  Lotmbrs  (ßarbaibar  kandatkr.  am 
1  8mm.  88.  «;  BMasiidtai  kr.  l.  888;  tsari»  8.  tr  IT.  8.  «88; 
7.  878 :  it.  «8 ;  8«.  I.  8U  a. «. ; ««  fawhtteb  «.  •-),  bai  MAmiB- 
8I0B  faatauatMam  (l,  «8  «t.  a.)  dmglL  Wi  B.  Rinowalot 
«.8««*:  Hatmbociob  lyWeas  8, 8  •.  tat;  umd  in  Kirch- 
HOPFS  wandumam.  8, 177 ;  aam  17.  jakrkundart  ab  iat  »ia 
durtkg^fUkrt  bei  Opitz.  WsiSB.  GOrthbr  «.  «.  bsmA 
aua  P.  GsRHARDT  (8.  846*}  und  ScaOPP  («dkr.  188) 
dam  bel^tm  ßkr  |8«laUeb  «•!<*«  >ttr  gawlaBtteh  j 

ßi  mm  ataaitam  aamtpaaiiimuAail  iat 

1» 


IBwiailBieh  Kor  RAD  t.  Mbobr- 

BBRO  IBI.  80;  gCblssMah  J8>8RR8I8   ^iiarillnd  MI*:  fBViB- 

laieh  knntschafl  ffiiiaitiar  ImMimb  «a»  MM  (b.  m.).  m* 

fBWiaUek,  |B***Uf  ü»  dar  §la»»»  b.  Jaiidh  da  «a»  mmd  bai 
ScbOtbb.  aur  »gmapt  da»  pattfkta»  »§L  talaiBilb  mabam 
|BwflB8Ueh  bai  Frisics;   gwiaiUak  aalaR  gawiaBUeh   mi 

8))  diaßaxiaiaahaanaaUmntmg  iß.  a.  ap.  tm)  iat  aaiakaam 
18.  liw  IB.  jakHL  natk  mttkrwtal»  beUgt:  da  koa  daa  barran 
Ton  Narmbaat  potaebAH.  wie  man  Sriiart  Maraebalk  fewis- 
lichen  pfBht  und  nahet  da  wer  buch  dar  tUba  884P;  (Sürw 


6371        GEWISSLICH  (2  neuerer  gebrauch) 

berger  Jahrb.  des  i&.jahrh.)  dtsch.  städte-chron.  10,  332;  ge- 
wiszlichen  Thomas  Zweifel  485  Baumann;  Dasypodius 
K  5*;  Ferdinand  v.  Tirol  spec.  vit.  hum.  54;  Gretter 
erkl.  d.  ep.  an  die  Eömer  502  ;  F.  Gaggia  164;  Stranitzky 
oUapatrida2T.  öst.  weisth.  6,  26;  Grimmelshausen  loieder- 
erst.  Simpl.  3,  578. 

y)  übergriffe  in  prädicative  oder  attributive  functionen 
sind  gelegentlich  auch  aus  neuerer  zeit  zu  belegen,  sie  gehen 
wohl  von  zweifelhaften  fällen  aus,  wie :  dasz  er  noch  wie 
vor  sein  treuen  fleis  tun  welle  und  uns  noch  gewisleich 
kuntschaft  zuschicken,  wie  und  wo  sich  die  Türgken  er- 
heben werden  urk.  v.  1478  bei  Sinnacher  beitr.  z.  gesch. 
d.  kirche  Sähen  u.  Brixen  6,  612;  do  mitt  das  euch  ewer 
weczallung  dester  gewiszlicher  auff  Basel  gemacht  und 
rerordentt  bürd  A.  Koberger  (i500)  bei  Hase  ^  XXXI ; 
dazu  vgl. ;  sollen  eur  lieb  in  ganzen  warheit  gelauben, 
so  wir  desz  ein  gewislichs  wissen  betten  brief  Margaretas 
V.Brandenburg  (1478)  Steinhausen  1,190;  sich  des  gewis- 
lichen  ersten  und  zweiten  (aufgebofs)  entbinden  zu 
können  internat.  revue  1,  270  s.  Sanders  erg.  wb.  646*. 

2)  die  neuhochdeutschen  Verbindungen  halten  nicht  blos 
an  den  beiden  gruppen  fest,  die  sich  in  der  älteren  spräche 
je  nach  dem  engeren  oder  loseren  anschlusz  des  adverbiums 
an  das  verbum  gebildet  haben:  eine  dritte  gruppe,  die  in 
der  bibelübersetzung  und  in  den  buchungen  noch  wenig 
hervortritt,  entioickelt  der  litterarische  gebrauch  aus  der 
satzbildenden  function. 

a)  im  engeren  anschlusz  an  das  verbum.  sind 

a)  nur  vorübergehend  die  oben  bei  gewiss  besprochenen 
formen  der  körperlichen  bethätigung  auch  hier  vertreten: 
dann  bettest  du  zur  selbigen  zeit  nit  geirret,  darumb  du 
in  den  Päd  geworffen,  und  also  dich  ernewert,  wisstest 
du  noch  uff  disen  tag  der  sonnen  wagen  nit  gewisszlich 
zÄ  regieren  (haitd  iam  solis  currum  perite  gubernare  scires) 
ÜLR.  V.  Hütten  {die  anschauenden)  4,  275  Böcking  ; 
inn  seiner  hand  fürt  er  ein  spiesz, 
damit  er  gewiszlich  schosz  und  stiesz. 

JÖRG  Wickram  {AlhrecMs  Ovid  14.  cap.  4  v.  374)  8,  208  Bolte; 

in  vierzehen  tagen  den  nechsten  gewiszlichen  in  irer 
stat  on  allen  .  .  .  schaden  antwurten  Thom.  Zweifel  485 
Bau7nann;  vermeinen,  es  sei  umb  den  glauben  zu  thün, 
als  umb  .  .  .  ein  .  .  .  zeitlichen  handel,  darinn  man  ge 
wiszlich  thüt,  so  man  volgt  dem  vertrag,  der  durch  ge- 
mein oder  oberkeit  beschieht  Eberlin  v.  Günzburg  {auf 
S  fragen)  2,  166.  hierher  liesze  sich  auch  die  Verbindung 
von  gewislich  mit  haben  auf  grund  der  sinnlichen  be- 
deutung  des  verbums  ziehen:  ich  lebe  alszo,  das  meine 
gerechtigkeit  stehet  allein  in  der  hoffnung,  ich  habs  sie 
gewiszlich  hvruER  {pred.  I53i)  Bii,  s.  ill.  im  folgenden 
hängen  adverb  und  verbum  nur  lose  zusammen:  spricht 
er:  die  leut  haben  gewiszlich  den  rechten  gott  Matthe- 
sius  (leichenreden)  l,  165  Loesche;  vgl.  auch  sat.  u.  pasqu. 
3*,  103  Schade. 

ß)  die  verbader  mittheilung  fallen  in  dieser  gruppe  fast 
ganz  aus,  dagegen  reichen  die  belege  für  die  aus  der  toahr- 
nehmung  entwickelten  Wendungen  bis  in   die  neueste  zeit: 

1))  nuon  siehst  du  gewisslich,  daz  dich  din  wib  nit, 
sonder  das  hündlin  recht  lieb  habe  Steinhöm^el  Aesop. 
neudr.  68 ;  denn  wo  nit  gewiszlich  mit  der  schrifft  mag 
erweisset  werden,  das  Sant  Peter  zu  Rom  gesessen  hab 
Luther  {auf .  .  .  Bocks  Emsers  ant.)  7,  673;  .  .  .  in  ain 
besunder  puech  grüntlich  aufgeschriben  und  gewislich 
aufgezaichent  Aventin  {bair.  chron.  2,  20)  4,  629  Lexer; 
wiewol  wir  solichs  nit  gewiszlich  oder  warhaftig  anzu- 
zeigen vrissen  Thom.  Zweifel  Rotenburg  im  bauernkrieg 
629  Baumann;  darneben  schickt  der  hawf  lewt  umbher 
und  lassen  viel  andere  schlosz  ausprennen  und  zer- 
prechen,  die  wie  ietz  nit  alle  gewiszlich  könden  be- 
stimmen 877;  .  .  .  derowegen  und  wan  sich  dergleichen 
mer  zuetreget  und  begibt,  so  solle  gewiszlichen  dieszesz 
urtl  gefeit  sein  banntaiding  v.  Bürg  (16.  jahrh.)  s.  österr. 
iceiath.  6,  26;  ...  got  mag  das  nit  leiden,  er  hat  uns  ain 
laiblioh  ding  fürgesetzt,  dabei  wir  gewiszlich  got  finden, 
das  ist  Christus  Jon.  Eberlin  {roider  d.  Schänder  der 
creaturen  gottes)  2,  18  Endera;  darumb  ein  ieder  ausz 
onoh  nach  der  höhe  seines  Stands  .  .  .  hilff,  trost  und 
belonung  gewiszlich  Unden  wirt  Joh.  v.  Schwarzenberg 
6m««.  V.  Mutrinken  48  Scheel:   doch   ist   die  gröst   danck- 


GEWISSLIGH  (2,  a  gew.  wissen)        6372 

sagung  gwüszlich  erkennen  von  jmall  unser  notturfft, 
uns  geben  werden  Zwingli  v.  freiheit  d.  speisen  9  Vfalther; 
und  wir  wissen  doch  gewiszlich  als  die  geschrift  das 
bezaiget,  das  der  prophet  Abakuk  ward  ausz  dem  In- 
dischen land  auf  gehaben  Gregors  dialoge  II  cap.  23  {Augs 
bürg  1473);  ich  waiss  gebissleich,  daz  Brenners  sprach 
buch  107'*',  8; 

derselb  (gott)  euch  wider  geben  kan 

das  alls,  weil  ir  nicht  gwisziich  wist, 

villeicht  ewr  gmahl  entrunnen  ist, 

etwann  noch  frisch  und  gsund  im  leben. 

H.  Sachs  {die  edelfraw  Beriiola  2  ad)  16,  111  Ooetze; 

wais  ich  auch  gwisziich  kein  auf  ert, 

der  mir  für  in  thet  bas  gefallen. 

Petkr  Probst  (fastnachtuspiel  v.  zweierlei 
eitern  150)  62  Kreisler; 
herbei,  wer  will  sein  glück  zuvor  gewiszlich  wissen. 

Grimmelshausen  wiedererst.  Simpl.  (3, 14)  3,  695; 
der  in  dem  stillen  dunkeln  fasz 
viel  jähre  lang  gedacht, 
er  weisz  gewiszlich  dies  und  das, 
was  uns  auch  weiser  macht. 
Wilh.  Müller  {Alexander  u.  Diogenes)  88  Ratfleld 

2))  und  so  du  das  gwüszlich  gloubst,  ist  es  gwüszlich 
also,  dann  sine  wort  mögend  nit  betriegen  Zwingli  von 
freiheit  der  speisen  10  Walther;  ihr  sollts  aber  gewiszlich 
glauben,  dasz  d.  Garlstadt  und  Philipps  aufs  beste  eins 
sein  Luther  {an  Laz.  Spengler  1520)  briefe  l,  525  de  Wette; 
vgl.  dagegen  S.  Frangk  paradoxa  133'*  {s.  u.);  aber  die 
andern  meinten  gewisslich,  das  .  .  Carbach  Verdeutschung 
des  Livius  2i5°;  das  ichs  gewisslich  darfflr  halte  Mus- 
GULUS  hosenteuffel  neiidr.  9;  das  meinet  S.  Peter  hie  auch, 
und  will  also  sagen:  wir  wartten  gewiszlich  des  lebens, 
wie  wol  wir  noch  hie  auff  erden  sind  Luther  {ep.  S.  Petri 
gepredigt  u.  ausgelegt  ib2B)  12,268  Weimar:  daran  wollen 
wir  uns  gewisslich  und  unzweifenlich  verlassen  Thom. 
Zweifel  .566  Baumann;  auff  dasz  wir  in  dem  leiden 
ursach  haben  zuhoffen,  und  durch  die  hoffnung  der 
künfftigen  erlösung  gewiszlichen  warten  Gretter  erkl. 
d.  ep.  a.  d.  Rainer  (1566)  502;  dasz  wir  uns  ganz  gewischlich 
versahen,  der  sig  und  triumph  solt  in  zwei  oder  drei 
jaren  unser  sein  Beelzebub  an  d.  hl.  bepstl.  kirche  (1537) 
bei  Schade  sat.  u.  pasqu.  2^,  103;  ,du  kannst  gewiszlich 
versichert  sein'  antwortete  Don  Quixote,  ,dasz  .  .  .  Tiegk 
übers,  d.  Don  Quixote  (3,  3)  1*,  108. 

3))  die  in  der  älteren  spräche  beobachtete,  aus  Luthers 
bibelübersetzung  und  aus  den  buchungen  m,ehrfach  be- 
zeugte anlehnung  an  das  prädicative  wahr  scheint  in  den 
neueren  Sprachgebrauch  nicht  mehr  weit  überzugreifen: 
'ein  narr  ists,  der  ein  weib  nimpt',  spricht  die  wellt,  und 
ist  auch  gewiszlich  war  Luther  {das  7.  kap.  S.  Pauli  zu 
den  Gorinthern  1523)  12,  93; 

amen,  das  ist  gewislich  war, 

das  bekennt  aller  engel  schar. 

all  ehr  u.  lob  soll  gottes  sein  bei  Wackernagel, 
kircherdied  3,  227b; 

doch  müst  jhr,  ist  gewislich  war, 

der  heiligen  zeugnis  bringen  dar. 
Martin  Hayneccius  Hans  Pfriem  (3,  2  v.  1232) 
Raehse  s.  44. 

es  ist  gewisslich  wahr  G.  Reuter  Schlampamp.,  krankh. 
(3,  5)  a.  123 ; 

b)  für  die  zahlreichen  belege  loser  Zugehörigkeit  zum  ver- 
bum ist  kennzeichnend,  dasz  unsere  bildung  im.  gegensatze 
zum  adverb  gewiss  mir  selten  noch  eine  steigernde  partikel 
oder  ein  entsprechendes  verbum.  verlangt:  so  mus  gewis- 
lich Franciscus  seer  hoch  sitzen  Er.  Alberus  Eulen- 
spiegel A  4*;  wie  sollt'  ich  nicht  jetzo 

gegen  den  bösewicht  stehen?    ich  hoff*  ihn  gewiszlich  zu 

schänden, 
ihn  und  sein  ganzes,  gescblecht  und  ehre  den  meinen  zu 

bringen. 
Göthe  {Reineke  Fuchs  12)  40,  214  (anders  bei  Gottsched 
und  dem  original). 
es  soll  dir 
gewiszlich  nit  hingehn  von  mir. 

Spreng  Iltas  (1610)  18«; 

das  gleiche  schon  Wickram  l,  ll*»  Bolte;  ebenso  {s.  u.) 
N.  Herman  3;  macht  und  recht,  so  wir  gar  gewislich  über 
euch  haben  sat.  u.  pasqu.  2^,  103  ScJiade; 

ich  mag  gewiszlich  wol  von  gutem  glücke  sagen, 
ich  bin  durch  ihren  mund  zu  letzte  noch  erfreut. 

Opitz  (sonnet  uff  einen  kusz)  teutsche  poemata  103 
Witkowski. 


6373      UEWISSUCH  (t,  b  •!•  lOgflo  gew.) 


UEWISSUCH  (9.6  UM  wtfd 


I)  6374 


daran*  laut  aieh  wM  »Mittum,  iau  di»  mrtttUm'ta  form 
im  grundt  dnmUm  btd4iirji»iam  ikmt,  iam  bti  («wIm 
di«  »tngerung»miHtl  ttUftftnktmmfm. 

a)  da»  adverbium  *vn»t  axif  dia  ftgntwmrlt 
D)  dartiinb  bUs  gewUs,  wenn  da  alawi  tiliMt,  d«r 
allen  nlluntimlb  glaubt,  da«  der  gewliixlieb  niehU  glaubt, 
und  ein  unglaubin  man  Ut  S.  Fmantk  pmraiioara  in* 
ob  eH  aber  ii<^wiizltcb  alizo,  weis  ich  nicht  H.  v.  o. 
Fi.ANiry.  ^\6M)  117:  weil  da«  anfittck  gcwinlleh  fBr 
der  hnnde  lit  MATTHKniUR  iUiehanrtda)  1.  l»t  Lomektt 
alsdann  gewiilich  ein  niixlnut  dar  geiundhett,  In  d«r 
mentchl.  oonsUtulton  nbhandrn  ist  Buthciiky  i'a/AmMMV. 
a))  darum  itleube  nur  niemand  ihrem  .  .  .  rhOmen,  •!• 
Hegen  gewiMich  Lutmkh  {doM  dia«  teorf)  n,  m;  ■!• 
täuachen  Hioh  gewiMlioh  iKfi.ANO  {vtrbr.  aua  «Ar».  6.  ^ 
1,187;  hierin  irren  sie  gewiimlicb  OoTTKn.  Kkli.rii«.>M; 
aber  das  gronüiül  ungluck  deataober  nation  iet  gewiaxlleh 
der  zin»  kaulT  Lutiirr  (an  d«n  ehristl.  adef)  «.  MM;  •• 
ist  gewiszlich  ein  geilt,  der  sioh  Temtelt  hat  al«  Cbrietai 
rred.  tut)  M  I  ».  SIS: 

M  l»t  nwialich  ela  provehl, 
der  mir  meine  auffen  aaff  tbet. 

P.  Probet  (MMR.  r.  AMM|0«ter.  18«)  »  Kr.: 

das  also  da  evangelium  .  .  .  lol  sein  and  ist  gewiHzHch 
ein  kratrt  gottes  zur  Seligkeit  allen  die  daran  glruben 
N.  Hkhman  aontagarfangtlia  {rorrtde)  i  Wolkait;  es  filhret 
gewiszlirh  diese  herrliche  kunst  ihre  studiosos  in  rinen 
solchen  nbgrund  aller  ruriositäten  .  .  .  Kuiihau  muaikal. 
qnaek  »alber  6  Benndorf; 

darpei  ««wislich  iporel  man 
dar  Weisheit  hohe  gab«. 
Han»  SACiin  (Aetop  m.  d.  pfO.)  /ab.  «.  lekw.  A.  106; 

also  hat  es  gewiszlichen  auch  seine  gelegenhoit  mit  den 
bildern  der  menschlichen  sinnen  Ghimmeijüiai  skn 
itieder  trat.  Simpl.  n,  578:  der  ist  ane  got,  und  domit  ist 
er  auch  ttcwisslicli  in  der  helle  Jon.  v.  Nbumarkt  leb. 
den  heil.  Hieronymua  M  Benedict  (in  in/emo  «a():  dan 
wer  seinen  willen  hat  und  thut,  der  ist  gewiaslich  widder 
gotlis  willen  Lutiikr  {auMeg.  dtaeh.  d«a  vateruHuera  1519) 
V),  101 ;  Ir  darffl  euch  fwislich  fttrrhten  nicht 

PiTBR  PROB-MT  (r   einem  müUtrWH)  Vi  Kr.; 

«•  ist  fawiaxlioh  an  der  seit 

daa  fottae  aon  wird  kommeo 

In  aelnar  groaaen  barrligkait, 

zn  richten  btes  ood  IraiamaB. 

R.  Rinuwai.dt,  W'aritamayal  Hrtkemilad  4.  S44*; 


so  snlirn  wir  auch  betten,  und  wer  also  bettet,  der  wird 
Itt-wisszlich  erhurett  LuTiiKn  {pred.  am  w.  Jan.  latt)*.  «86; 

ich  theile  gewisslicb  mit  denen,  die  dnua  wiaea«, 
daa  stechende,  beiaxenda.  bOee  tawiaaea. 

Ci.   Brintano  (OoM.  BtDkk  m.  OmI.)  ft,  m  Chr.  Br. 
0  gott,  die  schald  ist  dodi  gewiasll^  iMlal 
A.  V.  l)R08TK-HCLauopv  (fm&Q  McA  S  MMM 1, 71  Tr 


SF)  daa  adverbium  xreiat  a\\f  di»  »ukut^/t. 

t))  das  er  uns  gcwisleich  kuntschaf  zuschickt  (».  o.) 
.SiNNACiiF.H  «,  ßia:  an  welche  porten  deas  mean  wollen 
wir  uns  denn  wagen,  da  wir  nicht  gewiuUoh  «wen  bradcn 
vnlrk  finden  werden  buch  d.  lieb«  {OabriaUo  87)  96t^; 

da  verzog  ich  in  meinen  einen 
gwialich  ein  clainat  sw  gawinea. 
wOrt  ich  änderet  nit  kftnig  gar. 

H.  Sachs  (dar  naaemtani)  /ab.  u.  «cAtt.  «.  SN; 

.  .  .  dieselbe  übers  jar  gewisslicb  nit  anstellen  .  . .  bmim- 
taiding  v.  P/annberg  (16.  jabrh.)  ».  üater.  mvü/A.  4,  Hi; 
BD  lagen  auch  zween  ungeheure  grosse  hunde  im  bof, 
welche,  wie  ich  sorgte,  bei  nacht  gewisslicb  nicht  schlaffen 
würden  Gkimmki.shai-skn  Sim^d.  l»i:  t-gl.  aueA  de  hillig« 
Augustinus  secht,  dat  einem  cebr^ker  under  veer  werit 
liken  schänden  gewislick  eine  wedderfare,  er  he  Tan  daM«r 
werlt  scheidet  jünger«  gloaae  tu  Seink«  da  Fot  (S,  7)  IM 
Brande»; 

>))  fhurt  auff  aeia  troat  an  disem  ort: 

lebt  anaer  aael  gewiaslich  dort? 
er  saft;  von  disem  sweifel  nairf 
natarhch  gleicbnoss  ich  dir  sai(. 

JoH.  V.  ScHWARZBNBBRo  kummertrval  v.  SM} 

rgl.  tiostaprueh  a.  18  (war.)  SeMe«l: 

dann  so  gehts  gewiasUch  alle  denen, 
die  sich  wOUa  wider  gotl  aatneDca. 
B.  Waldis  atraUgad.  aegem  Heimr.  ». 
t.  SSaoMnrey,- 

IV. 


Ml  innft'  •!■  «Maea  mMcm 
OOtim  J%MMMa» 


M   Mpa   tiwlMlIgli   iwwHelw   flnfM    MATTMttiua 
Msrapto  (tfn)t^: 

4ae  If««  a««CBAe  4aa  heni 

äaaft.  RourtMn  I.  fiMwt  «.  M: 

TiaUeklil  ankai  er  Ow  aMl  da*  «tre  mk  »itiriiwliir 

«i4VT«i  ■OrAiird^a  ittnaMtf»  /mmm#  «a«  nm  «.  M 
«.  06u.aHls 

.wer  wiil  dieli  foppen?  leb  gawlnltok  ntebtr  warf  dar 
ander«  b«aeb«id«n  «in  G.  Kbluir  (Mmrtim  SalaMiTar  «)t,7a: 


tl». 


der  hOrt  dir  gaaJBrifct  di«  akral 


Wb  «ntapM 

iB«a«  iiMgeL 

omoa  tat  p^rta  Mbv  an  a.  «aar. 


lob 

kkr« 

Bam.  PniTomoa 

wo  aoleb  gutta  taf  niebt  Bein  kSnnaa.  daa 
B«i   willig  und   lustig,   da  wirf   gewiaalldl 
und  hurerei  Boin  Lutiikr  (7  Corinfk)  a,  Wb;  aa 
wislicb  an  hinaus  gehrn.  wie  der  paalm  «agt  (ßmdaf. 
triatl.  q^rüeM«)  *,  M*  Jamm;  gami  »kmL  (MI  ftüm\  a.  i 


>iwnpfir(i. "  aw)  iia 


aeataWiib  fMai 
Ka  AtoiKaL-« 


da«  wer  di«««in  wort  gleube.  und  getauffi 
wiszlich  B«lif  w«rd«n  N.  Hkrma?«  «mlaf« 
•  Wolkmt  «gl.  aatdk  «Aan  »p.  mn: 

WO  fOCUO  MHBt  H*«  wft  MC  Mflff! 

w«  ilaaBr  um,  da  wtfd  das  kilat 
gewiaaUcb  wol  aMaafca. 

P.  Oaaaaairr  gaH  «atar, 


aal  |a> 

ia(nwr.) 


nwMr«.  ntav*ia,Ma»: 


der  y«sa»)  wfcd  diab  gealaMab 


dise  wird  Bndinna  g««riB«Ueb  «neb  oad«r  die  taul 
■chleehl  rechnen,   weil  er  d«r  aaf«nbl«ad«r  unnd  ««r- 
gaacklerkein  gnad  will  haben  Fi«cwa WT Oat fawhwi (t7)gw; 

ao  wird ...  im  laropel  graaisr  iMlden 
gewiaatteb  obaa  aa  VaKtt  data  hOdalaB  ataba. 
H.  V.  HomaaiiKawatnao  a.  a. . .  gaiMMi  1,  MA. 
lhUtbia,ibr 


aad  aMaal  «aeb  «alH  ««cb  aad  aaäd. 
ttrwäN&adr  «BahiHiib  wtedar 
■U  a«Mr  Uarbäk  nfwaaadll 

Joa.  Caa.  OOwnna  f«dL*  lt. 

wa«  on««m  landacbaiUieban  fr«aai  balrill»  ao 
sie  sich  aua  eignem  antrieb  |««iadlah 
annehmen  (iOiriir,  («ta  .V<y«r  iai0  M^  fli,  Hl. 
/)  da*  a^MrAMta»  tmat  im  äia 

1))  deta  «eaett  .  . . 

««a  aa«  gewiaelieaaa  eravct     

•raAaraaf  FliaoniaiR»  r.  Ttnl,  m 
I i».Ma<w<r. 

daa«  jbr  fraw   rarmeint«.  dan  «la  da«  kWnad 

lieh  bai  mir    Tsriohren    Abo.  Auunmiiv« 

Onaaiaa  (it)  M:  da  Et« die  aehSna. Müfa.  ratM,  llriwi. 

gUUibii«,  fottafttrehtlf«.  walaa,  vanllBdi|a  ftn«  (wia  da 

dann  fBr  daa  fall  gavteilieb  lawaaMi)  da>|Mak«a  falkaa 

bat?  ScnoiT  {Mmata  ti)  ««AfVlra  t»;  datwab  lak  mM 

dl«««r  vorrada  bab  ««affniB  wnllen  fabi 

Heb    also   tat  fapradlgt   und  |«cl««bl  ■•«aaM  in 

weit  LtJTHBn  laiiada  am  In.  Atasnoa  ftifra^ps'yf  t: 

wie  denn  aoch  der  ««pftafw  bnmar   ti^Mr  lal,  daaa 

Jener    sicJi    das    ding   favtariieb   nicht  tob 

ris««n   hat,    aondara   «albar  nkbt   tabraadw 

W.  T.  KOoatiOEWjiifiadBriaa.  01^4 19: 


A.  T.  Dttovra-BeuBiiorv  {4L  taktLS^dtt- 


6375      GEWISSLIGH  (2,  c  gew.  ist  der  herr) 

2))  mainet  nit  anders,  er  war  gewislich  künftiger  künig 
AvENTiN  (bair.  chron.  8,  2)5,  438;  über  das  so  ist  gewüsz- 
llch  Zarpath  ...  ein  bergkstatt  gewäsen  Bechius  Ver- 
deutschung des  Ägricola  vorr.  dS";  wenn  Franciscus  die 
funff  wunden  empfangen  bette,  so  were  es  gewislich 
ein  teuffelsgespenst  gewest  vorrede  zu  Alberus  Eulen- 
apiegel 4»;  so  ist  .  .  .  doch  gewiszlich  dem  höllischen 
feur  nicht  entgangen,  dass  .  .  .  Albertinus  Luzifers 
königreich  und  narrenhatz  229;  szondern  sie  haben  ge- 
wiszlich die  schrifft  für  das  hewbt  liecht  und  aller  klerist 
und  gewissist  gehalten  Luther  (auf  .  .  .  Bocks  Emsers 
antwort)  7,  640; 

ich  hab  von  meinem  blut  gewislich  nichts  verspart, 
nur  blos  für  Pumphia  hab  ich  noch  was  verwahrt. 
Joseph  Kurz  prinzeszin  Pumphia  (2, 1)  Wien,  neudr.  2, 28 ; 
seid  ihr  ein  abt?  es  hat  der  bader  gewiszlich, 
der  die  platte  euch  schor,  nach  euren  ehren  geschnappet. 

GÖTHE  {Reineke  Fuchs  2)  40,  31 

(hat  euch  gewisz  nach  den  obren  gesehnappet  Gott- 
sched [1,  10]  19  Bieling;  he  heft  iw  seker  na  den  oren 
ghesnabbet  Reinke  de  Vos  1,  10  v.  854  Prien); 

sie  wurden  nicht  satt,   und  hätten  gewiszlich  ein 
halb  dutzend  verzehrt,  wofern  sie  zu  haben  gewesen. 

GÖTHE  {Reineke  Fuchs  7)  40, 122  (wol,  Reinke  de  vos  2,  4, 
fehlt  Gottsched); 
das  ist  nicht  Blankflors  grab ; 
es  würde  sonst  gewisslich  sich  heblumen. 

Fr.   RÜCKERT3,  173; 

ja  dir  ist  gefallen  .  . 

solch  ein  loos  gewisslich, 

das  du  selbst  musst  loben.    2,  74. 

c)  der  satzbildenden  function  idrd  das  adverbium  schon 
durch  die  Stellung  an  der  spitze  des  satzes  nahe  gebracht  .- 

manicher  ist  so  betrübet, 
dasz  er  selbst  die  gfahren  liebet, 
gwiszlich  müste  gehn  zu  grund, 
wann  der  himmel  nit  beistund. 

Fr.  Caccia  hl.  Antonius  v.  Padua  (1692)  295. 

o)  verhältniszmäszig  selten  ist  es,  dasz  das  adverbium 
auch  in  diesem  falle  noch  durch  die  tcortstellung  (inversion) 
einen  einßusz  auf  das  nachfolgende  ausübt  und  seine  Zuge- 
hörigkeit zu  dem  satze,  den  es  einleitet,  kennzeichnet .-  da  nun 
Jacob  von  seinem  schlaff  auffwachte,  sprach  er:  gewisz- 
lich ist  der  herr  an  diesem  ort,  und  ich  wusts  nicht 
Matthesius  leichenreden  l,  42; 

dan  gwislich  ist  unfreuntlichkait 
ain  stück  der  unglückseligkait. 
Fischard  das  glückhafte  schiff  858  Baesecke  s.  25 ;. 
kan  nur  Jer  wolff  erlangen, 
dasz  jhm  der  riede  wird  zum  ersten  weggethan, 
gewiszlich  musz  das  schaf  hernachmals  auch  daran. 

Opitz  (frostged.  in  vriderwertigk.  d.  kriegs  4) 
geistl.  poem.  312; 

denn  gewiszlichen  wirdt  der  ritter  nichts  vor  jhm 
verbergen  buch  der  liebe  (Qabriotto  u.  Beinhart  53)  254»; 
gewisslich  wird  man  sie  {die  Schmeichler)  für  des  armen 
mannes  thüre  nicht  sehen  Butsghky  Pa^Awios  6;  ge- 
wiszlich geht  kein  engel  gleichgültig  einen  grabhügel 
vorbei !  und  der  ist  doch  eigentlich  über  die  grabhügel 
weg  M.  Claudius  {über  ein  Sprichwort)  l,  217. 

ß)  gelockert  ist  schon  der  Zusammenhang,  wo  sich  neben 
Sätze  zivischen  das  adverbium  und  den  eingeleiteten  satz 
schieben:  gewiszlich,  wie  diejenigen,  so  in  groszen  engsten 
und  todsnöthen  stehen  .  .  .  wiszen  beide  vielmal  nicht, 
was  sie  reden  Kirchhof  wendunmuth  (2,  177)  2,  229;  und 
gewiszlich,  wenn  der  kühhirte  ihm  wäre  in  den  wurff 
kommen,  er  hätte  sich  an  ihm  vergriffen  Weise  die  drei 
ärgsten  erznarren  (8)  neudruck  s.  53 ;  gewiszlich,  wann  ich 
einmal  verliebt  werden  solte,  so  wolte  ich  mich  unter- 
stehen zu  Vertreibung  der  melancholiä  in  solchen  Sachen 
eine  freud  zu  suchen,  darinnen  ich  doch  keine  zu  finden 
allbereit  zuvor  versichert  wäre  Grimmelshausen  wieder- 
erstandener Simpl.  3  (1718)  159; 

jrewisziich  hätten  nur  die  kinder  den  verstand, 
ihr  weinen  würde  bald  in  lachen  umbgewand. 

Opitz  {trostged.  in  widerwertigk.  des  krieg»  4) 
geisü,.  poem.  817. 

y)  daran  echlieszen  sich  die  Wendungen,  in  denen  das 
adverbium  auch  auf  die  ivortstellung  im  unmittelbar  fol 
genden  hauptsatze  keinen  einßusz  mehr  ausübt:  non  est  opus 
valentibus  medicus,  sed  male  habentibus;  gewiszlichen 
die  gesunden,  und  die  wol  auf  sein,  haben  keines  artz- 


GEWISSSCHAFT—  GEWITTER 


6376 


neidoctors  vonnöthen  Fr.  Caccia  hl.  Antonius  v.  Padua 
164  (s.o);  gewiszlich  für  einen,  der  zum  ersten  nach 
Paris  kommt,  habt  ihr  schon  sehr  viel  denckwürdige 
Sachen  gesehen  Stranitzky  ollapatrida  ■  Fuchsmundi  27 
{Wiener  neudr.  10,  166):  das  gleiche  (gewiszlichen)  ebenda 
10,  163; 

S)  zur  letzten  stufe  der  enttvicklung  vgl. .-  gewisslich, 
durchlauchtigste  königin,  ich  halte  dieses  für  ein  sonder- 
bares werk  gottes  Risr  friedejauchzende  Teutschland  188; 
gewiszlich  gnädige  frau,  antwort  Basilia,  ich  kenne  sie 
besser  Grimmelshausen  wiedererstandener  Simpl.  3 
(1713),  371;  und  gewislich,  mein  freund,  es  sei  versichert 
{Springinsfeld)  werke  2,  25  Keller; 

sei  ganz  ruhig. 
ich  will  nichts  damit  angedeutet  haben, 
gewiszlich  nicht ! 
Schiller  {Don  Karlos  dram.  ged.  4,  5)  5,  iL  s.  340 

{im  Dom  Karlos  1787 :  ich  will  nichts  damit  angedeutet 
haben,  wahrlich  nichts!  5,  11.  s.  84). 

GEWISSSGHAFT,  /.,  substantivbildung  zu  gewiss,  von 
dem  es  zweierlei  bedeutungen  übernimm,t. 

1)  die  rechtliche,  gewissschaft  mit  dem  rechtsbegriff  der 
securitas :  das  er  im  sölich  gewissschaft  darumb  tue,  das 
er  des  sicher  sie  Rw.  Rb.  127;  *.  Fischer  schwäb.  wb.  2,  635. 

2)  im  allgemeinen  gebrauch  die  active  bedeutung  der 
subjectiven  gewiszheit  {vgl.  oben  gewissenschaft):  damit  ich 
der  zukunfft  meines  herren  und  heilands  .  .  .  mit  guter 
gewiszschaft  .  .  .  erwarten  möge  betbüchlein  1636  Nürn- 
berg s.  Luther  10*471;  in  der  gewiszschafft  des  waren 
glaubens474;  für  die  gewiszschafft  gegen  zweyffel  ebenda; 
dazu  vgl.  der  glaub  ist  des  inneren  menschens  gesicht 
und  gewiszschafft,  das  er  gewiser  waisz,  dann  das  vor 
sein  leiblichen  äugen  stehet  S.  Franck  paradoxa  133''; 
{vgl.  es  ist  aber  der  glaube,  eine  gewisse  Zuversicht 
Luther  Ebreer  11,1\  vgl.  Fischer  a.  a.  0);  es  ist  in 
seiner  {gottes)  lere  ein  gantz  lieblich  klare  einfalt,  ein 
sichere  gewiszschaft  des  hertzens  V.  Ickelsamer  ein 
ernstlich  u.  wunderl.  gesprech  zweier  kinder  {Nürnberg  1525) 
S.  Sc  HOTT  EL  380^. 

GEWISSSEIN,  n.,  in  die  philosophische  spräche  als  compo- 
situm zu  der  oben  {sp.  6176)  besprochenen  ivori Verbindung  ein- 
geführt und  da  gebraucht,  wo  dem  bedürfnisse  nach  einer 
substantivbildung  das  im  allgemeinen  verkehr  laufende 
gewissheit  nicht  genügte:  es  ist  eine  ähnliche  Verschieden- 
heit . .  .  zwischen  dem  gewiszsein  und  einem  blosen  nicht 
zweifeln  F.  H.  Jacobi  {von  d.  göttl.  dingen)  3,  417;  es  wäre 
miszbräuchlich,  jegliche  art  unmittelbaren  gewiszseins  als 
glauben  zu  bezeichnen  J.  Volkelt  die  quellen  d.  menschl. 
gewissheit  s.  73;  in  den  verschiedenen  weisen  des  gewisz- 
seins s.  5;  so  liegt  hierin  gleichfalls  etwas  vor,  was  nicht 
unmittelbar  aus  dem  selbstgewiszsein  als  solchem  stammt 
s.  11;  dazu  vgl.  die  ebenso  früh  belegte  analoge  bildung 
mit  werden:  dieses  unerhörte  gewisswerden  einer  noch 
grösseren  abscheulichkeit  Lenz  ges.  sehr.  3,  193  Tieck; 
das  gewiszwerden  der  reinen  erfahrung  auf  denken  zu 
gründen,  wäre  ein  erkenntnistheoretischer  luxus  Volkelt 
s.  31. 

GE WISSUNG,  /.,  alte  substantivbildung  für  das  nomen 
actionis,  die  durch  vergewisserung  später  nur  theilweiae 
ersetzt  wurde: 

Aaron  do  saget  in 
alle  die  lere  die  got  Rfoysene 
dem  heiligen  man  chunt  hete  getan, 
och  er  offenote  allir  der  diete 
zeichen  vil  schone  die  er  von  got  vrone 
habete  gewunen  ze  der  gewissunge. 

Milstäter  exodits  131,  25  Diemer. 

affirmatio,  bestätung,  vergwüszung  Cholinus-Frisius 
45'';  bestätung,  Versicherung,  vergewüssung  Frisius  60*. 

GEWISSWERDEN,  s.  gewisssein. 

GEWISZT,  s.  gewusst;  vgl.  es  musz  nicht  wol  gewiszt 
sein,  sonder  wol  gethon  sein  Henisch  1608. 

GEWIT,  s.  quitt. 

GEWITTER,  n.,  collectivbildung  zu  wetter  {s.  d.),  von 
dem  es  weitere  und  engere  bedeutungen  übernahm,  alt- 
hochdeutsch vereinzelt  schon  belegt,  doch  bis  zur  neuhoch- 
deutscJien  periode  nur  wenig  entwickelt,  hat  sich  unsere 
bildung  erst  in  der  neueren  zeit  —  namentlich  in  der 
Schriftsprache  —  eingebürgert,  tvobei  sich  zugleich  eine  ein- 
schränkung  des  gebrauches  auf  die  bedeutung  eines  elektrisch 


6377  GEWITTER  (i,  abtiammtmg) 

tieh  entladendttt  umtMÜm't  volhog.  4»r  gUiak$  ntpmrt  it- 
griff  i»t  in  landmihaßlUkm  ffrtiutm  mttk  «M  frumämmit 
Wetter  noch  lebendig,  wtktmtd  tr  Mm  9emeufrirtnäam 
rnllntnum  UD^ewilter  —  und  «toMO  JM 
-  (Unwetter)  —  durxk  dit  d 
!•  halten  iturd«. 

1)  tinter  dm  vtntamdim  dimitetmt,  4t»  9U$  4a§  fnmä 
wort  iMatugm,  itt  doch  dit  tottteHwhiUumg  mtr  im 
ungelaüehtitehtn  beobachtet:  g«wld«r  BoSWONTR-TotLBR 
M7*;  vgl.  auch  gewederen  466.  äitttt  MÜtäim  d^tmt  im 
angtUäehtitehm  nur  aolehtn  Mtiihw^w.  Ha  untmtm 
eoUeetiv  im  gtgtnaaia  mm  grundttori  hmtt»  wtrUrv^  §»> 
gangtn  tind.  dem  o^mimimii  btfri,f  dm  un»»tttr»  und 
dmn  noeh  aUfmmntrtn  dm  wUttrunf,  vgl.  donn«  wimi 
■tyrel)  1&|>  gewidra  Btmmlf  nM;  gtgm  forgefe  «tnyl- 
thelloo  gewidra  [fair  lemther)  Cockaynr  the  »ehrine  7«.  11 
M.  o.  in  ähnlicher  riehtung  vtrhalien  »teh  auch  »pättr  noek 
die  mittelni«d«rlandit«h«n  bUdungtn  g«w«der  und  !•• 
wcderte  iVerwus  und  Vbrdam  t,  lB7t),  vom  denm  da» 
erat«  yebräuehliehar«  t6»nfaU»  aunädkat  mehr  dia  ailga- 
meinale  hedeutxtng  dar  wittarung  »ur  gdtung  braehU, 

a)  daa  ffntndKort  waiat  immA  mrhraittmg  und  gabrmuek 
auf  eine  braita  baaia.  im  goH»»k»m  fwar  «Ml  taimgt,  iat 
ea  doch  im  altnordiaehan  au  balagan  (redr,  «Mtttr,  wind) 
und  hat  im  alaviachrn  entaprtchungan  dia  (ß.  KluOB 
ttymol.  \cb.  \  491)  für  jada  der  baidan  hauptbadautungan 
anhalt/tpunkte  gawähran,  «o  daian  man  mit  glaiehar  bantA- 
tigung  den  indiffaranten  begriff  dar  wiUarun%  (vgl.  gut  weiter) 
fM  grunda  lagen  kann,  via  dia  amgam  bagriff>t  dm  windM 
und  Sturmes,  dia  deutachan  balaga  apraehan  tunädkai  fOr 
dia  erate  annähme,  aber  aia  aind  in  eben  diaaa»  AUtftel 
aattgnias^i  doch  tcieder  tu  lüekenha^/t  und  apärlieh,  um 
eine  entachaidung  tu  ermögliehan.  auch  aua  dam  varkäU- 
niam  au  entajtreehenden  antiken  prOgytngen  iat  M  diatar 
aippa  wenig  tu  ersehen,  aineraeita  fiut  tu  dar  teMlUMJkeil 
Sprache  eine  collecHibildung  teanigatam»  fUr  di»  al»kki»eh$m 
entladungen  aua,  die  durth\eeg  in  ihran  ainaaUradwimumfam 
grfaatt  werden,  als  fulgur  (blekczunga  Tat.  C7.  4  m.  a.  blif 
NoTKRR  paalm  IM.  7)  und  tonitruum  (thonar  Tat  IW,  1 
u.a.  vgl.  auch  ionMxvLti.,  tonernusseSTBiNMKTBA-SlBVBRS 
4,  108).  andereraeita  geben  unter  den  aekriftan  dar  biial 
nur  dia  daa  alten  teatamenta,  'die  in  dar  althoehd. 
weniger  barückaiehtigt  aind,  gelegenheit.  dia 
richtung  dea  aturma  hervortreten  tu  laaaen.  \m  neuen 
testament  aind  dieae  anhaltspunkte  wesentlich  auf  dia 
erzählung  von  Petrus  eingeschränkt,  dar  dam  ataaturm  at^f 
dem  maart  erlebt.  a%uh  in  dar  miHtUaoAdtuttthtn  iJAhmg 
iat  auaaar  der  brunnanaage  im  Iwain.  di*  ikraraaila  ««^ 
elektriaeha  entladungen  weiat.  nur  wenig  apielroum  fir 
unaere  aippa.  ea  iat  im  teesentliehen  die  Uhrkafte  und  «m 
theil  der  geistlichen  dichtitng,  die  sie  hantnaiaU,  m»  iltr 
apik  aind  ea  die  partien,  die  den  chronikanatü  roriem'Am. 

a)  das  grundtoort  tritt  uns  suerat  bei  Ottrid  atUfagam, 

in  verirtndungen.    die  durchieeg  auf  niM»   biagmwun  b^ 

griff  seht  testen  lassen,    wo  die  bedeutung  dea  eturmes  durd^ 

bricht,  stüttt  sie  .rieh  at^f  baaemdare  ausdnichtmittet.  rgL: 

{her  wint  thaz  acif  taar  jafonti  thie  undon  bluenti 

was  in  tbrato  lierti  thas  wi>lar  in  tberu  rrrti. 

8,  8,  14  (erat  min  cmtrartii*  im/H«  Jfatth.  14,  M); 
gegen:  tho  ward  in  . .  .  that  wetar  aio  sUlli  8,  8,  48. 
rfatt«  v^^.  turbine.  tnagan wetar,  thonar  codex  Jun.  Wb 
\9  jahrh.)  STEiNMKYRR-SiKVKns  4,  ts;  vgL  weteres  aiife> 
hiureseorodufiu,  as;  starkes  weter  Lamprbcht,  Alaammdar 
184;  grAzes  weter  diaek,  atädteehron.  4.  67  m.  «.;  «f(.  dia 
mittelhoefideutachen  eompoaiia  slAi- weter;  etnnn  •  wint* 
wolken-weter. 

das  alleinstehende  grundtirort  bringt  bei  Otprid  nur  im 
der  pluralfot'm  die  gMehe  bedeutung  tum  muadruak: 

80  sie  in  thax  adf  fifiannui,  sie  wetar  aar  biBaagaa, 
joh  feritun  sie  giwaro       in  then  andon  Bin  raaie     t,  tU. 

datu  vgl.  den  gebrauch  bei  einigen  apMeram:  parmmit 
vineaa  eor^tm.  unde  das  weter  slodg  wtne  garÜa  mad» 
figepoume  Notkbr  paalm  104,  88  {im  anaehlum  Ml;  iro 
regena  machota  er  ze  hagele);  anders: 

gedillet  und  getrftmet  diu  schif  man  dO  vant 
gCn  wetere  and  (to  strfte.    Gudrun  W9.  t ; 

ähnlieh  U.  v.  Lichtknstbin  ii7S,  6;  datu  vgL  Dmmialtt^', 
paaaional  880, 18.  in  denen  ein  bedetUungawaimdal 


GEWITTER  (1.  a  weter.  ooffiiritirf)       6378 


dmemkimUki  (ß. «.). 
ummiHkH  i»t  gtirmd»  da»  »ntimtiAmia  arntttamtia  mt- 

AMAMMHjMrf*  rtnl  i^  aimma  dar  mttan  wittmuma  ^Mtff 
■a«botB  das  oai^vttai«  i«  «»iare,  »tmtuU  fre fläffai  m 
BSimi  NoTKBll  MBfae  MB.  M  (stillet  daa  OttfBVittBr,  dBB 
die  welieo  siah  kitlea  Lotmbii):  eff.  datu: 
dB  dta  vntse  ssr^aae 
aad  ea  se  wetare  |e»fa"  /«Mto  B74 
vgl.  amm,  watar,  ritmm  m  Oragera  kam.  Stbibiibtbr- 
SiBVBM  t,  17»:  fffl  aar  bIIsm  dm  tkuakkritäa^m  kaiaf 
im  F»ntml{lto,  •);  mbI  hät^ßfanmiüaUdkwtr4ia»md»t 
im  diaaar  badautung  durah  amhgyaakmiaaMHkaiiaJ^tgdttlt 
na  ist  diu  scarfe  unte  das  ongawflaaa  daro  iBldalHaHa 
vare.  wante  aol  iastttla«  na  sklaat  . . .  tai  daiM  aaöM* 
wetere.  so  sUit  no  gawabsaa  ierea  ulttolB«  jiarafJjwaai 
d.  hohm  Uadm  m.  B  SaaaaüUart  vgl,  auA  (fäot  vater) 
KoNRAO  V.  WCnzBURü  traj.  kriag  nxu;  WliaakaA  mk; 
ApoUoniua  ums .  Hbinrich,  TVutoa  7S0.  •  m.  a. 

erat  spät  amdararaaU»  —  di»  IwaimataUa  bäaM  dm  »rakm 
»nimm  —  irattm  M  dm  Udmatamg  dm  »kämm  dt»  dUt- 

mnmmdumgm  «wi  watlar  eftavwAMH-Miaaft  »iaadt 

do  srtaeeli  iBa  eaaaa  dte  •  l 
aaa  sifgieae  aer  vaMMHM^ 
als  eia  swars  welsr  nsaae  . . 
dar  BBeh  slaee  also  dicka 
eia  alsB  kiellsffsr  deaieslae 
das  idi  Bf  d«  erda  gelae 
•ich  hoop  ein  bsfel  oad  eia 

datu  VgL  au»  dar  akrmükmUtteratur  •  darnach  aa  sant 
Lorentseo  tag  slog  das  weiter  in  sant  LorentBan  kirch 
so  Narembcrg  and  xarslog  den  taufsteln  dIadL  aHdtmkimk. 
8,  801 :  da  kom  etn  froas  weter  vor  der  Tespar  oad  tlog 
so  den  predigem  durch  ein  lampenloch  in  den  kor  li.  BTt; 
do  schlug  das  weiter  xA  Werd  in  die  pfarkirehen  4. 75  «.  a. 
ß)  dia  arata  dar  abam  am  grumdwart  beaptorhenam  ba- 
dauiungam  wird  —  wia  »akam  bawwikt  —  btretta  in  dar 
tUiarm  aprmdw  gam  durah  «hm  aigam»  bitduma  ntai  tn»a 
druak  gÄradU.  durek  daa  wät  dm  aifnewwa  parÜMal 
an  itratdrkia  ecUeeÜvum: 

•r  Ibo  tlteo  JDiifecea  gtbol,  Ikas  sie  iWria  wtdevect  . 

sie  ottb  Um  ao  iatoa.  Job  sacaeti  eie  raartaa ; 

Biliil  ongiwiUri      was  ia  harte  widari   Otfbio  8.  B.  l«; 

paraaqurria  iUoa  in  tampaatat»  Hm  at  im  irm  lua  lurbabt» 
am,  Bhteat  dfi  iro  an  deme  anfewittere  aoda  aa  dtaaro 
tbolfi  traohast  dO  si«  NoTxr.n  psalm  st.  lA;  (Tarfolfa  aia 
mit  deinem  weiter,  und  erschrecke  sie  mit  daiacm  oa- 
gewitter  Ldthkr)  a.  Battaaam  t,  «B*;  lisass  paidm  m,  * 
(t.  MB^)  lOB,  B«  (f.  IBI*).  daa  aimd  asnwarfmysa.  «sm  aia 
dam  aü^faeham  weter  im  apätarar  aaii  (bat  Notsbr  umd  im 
dar  miUathoekd.  pariada)  auek  wttglitk  wardat»,  m  dam  dia 
negirtt  eoUeetiviildumg  WMwaisfcr  fiysa  da»  gmmdmart 
nicht  mehr  in  allam  daaaem  tarmamdmmgam  aigagraimt  «ardin 
kann,  at^f  dia  uraprOnglieka  /^mtiiam  «wasrsr  ealterti«- 
kitdumg  warfkm  dia  bat  Grapv  (i,  Bio)  baigaktaaktm  gluam 
si'aifss  liekt:  ongiwtUri  wird  kiar  mit  dam  plurat  voati, 
tampaslataa.  und  müt  dem  eaUatti*b*gi\f  hiems  t«  ba- 
»iakmmg  gaattat. 

im  dm  waittalktikitutnkm  fsn'sds  ataigart  aieh  dar  ga- 
irmuek  mmaara$  ealtaetiaumaj». wtkd. wk. B. BlB» ;  LcxsRt.iBMX 
dat» lumtamtlieh  in  der  fsisC  «mmI  dm  didaktiatka»  litlmmtm, 
ainigamaU  auch  im  dar  maäkhmdin  au  balagam  iati 

MammImvükMmak, 

dam  ein 

bsMe  leaea  aa 

treib  da  dar  < 
dia  glaiaka  aarkimdumg  mU  fid«  IB.  4B: 
r:  Stare  ongawitar  LonBRoniK  4BB:  (i 
rniBD  V.  Braorbcrwbio  uam:  dia  vtaoli  hakäat  dia  art, 
waan  ein  angewiter  koma«  sakol  s6  apttafo«!  si  a«f 
dem  waiter  .  .  und  4k  pai  artSMaat  dia  BBJianiat 
kItefUg*  ongewiter  Kokr.  ▼.  llaasRasRoaB,aB:  akamm 

BOB,  14;  807.  18  M.  «. 

aehon  frlih  aber  watkaaU  mit  dar  aaUm  Wrfwy  diaga- 
MrsBi  «*.•  OBwiter.  an  weter  rgL  Lcxbr  S,  IBBB,  IHB: 
Bes  aaweten  BhwkiaH 
fctaatm  aMagea  ttttor . 
aa  bageade  Uadaa 
der  sdiarfli  laft  aad  atflln 

RaotFRiBO  V.  Baauwm  w wase  tHH  Mmmh 
(welsr  BB0g)> 


1*IsIT«Mb.* 

Jbroscnir 
i)  Rbir- 


6379      GEWITTER  (i,  b,  a  scSnez  gewidere) 

v)  eine  andere  concurrenz  bleibt  auf  die  ältere  spräche 
beschränkt:  wäzgewitere,  das  sturmwetter;  vgl.  wäz,  stürm 
Lexer  3,707;  vgl.  denkmäler  2*,  194;  vgl.  unde  in  deme 
umbechere  sime  ist  ein  waz  gewidero  starkes,  et  in 
circuito  ejus  tempestas  valida.  psalm  49,  4  Trier,  handschr. 
Qraff  s.  223  (ungewitere  Windberger  psalm;  starch  wint 
Notker;  groz  ungewetir  Tre&mfeer  jjsaimen ;  gros  wetter 
Luther;  var.  ungewitter);  wazgewittere ,  wint  regen, 
hagel  sne  unde  frost  Mainauer  naturlehre  \z  Wackernagel ; 

von  dem  lufti  heizit  er  komin  daz  viur, 

die  durrin  boume  blugin, 

diu  wazer  tobin  und  Tugin, 

mit  wäzgewitere 

regine  bittere.  .  .  .     Entherist  s.  fundgr.  2,  114; 

do  wart  ain  groz   sturmweter   und   ein  grozez   gewazge- 
witer  Grieshaber  ^rerf.  l,  64. 

S)  ganz  vereinzelt  steht  dem  gegenüber  die  auf  das 
wasser  eingegrenzte  bildung  wäcgewitere: 

fr6z  wart  daz  wäcgewitere ; 
iu  vinster  wart  vil  dicke; 
donerslege  unt  blicke 
vil  ofte  nider  sluogen 
die  ünde  diu  schef  truogen. 

oherd.  Servatius  3238  Haupt  {z.  f.  d.  a.  5, 173). 

b)  ohne  die  negationspartikel  ist  die  collectivbildung,  die 
nach  dem  bisherigen  ebensogut  die  indifferente  bedeutung 
des  grundwortes  vrie  dessen  Zuspitzung  in  der  richtung  auf 
wind  und  stürm  übernehmen  konnte,  erst  zu,  ausgang  der 
althochdeutschen  periode  bezeugt  und  greift  von  da  aus 
auch  in  die  mittelhochdeutsche  periode  nur  mit  ganz  ver- 
einzelten belegen  über,  in  betracht  kommen  die  hand- 
schriften  des  11.  jahrh.  für  die  Prudentiusglossen,  die 
gleichaltrige  Leidener  für  Williram,  die  Straszburger  für 
Lamprechts  Alexander,  das  passional  und  einige  spät- 
mittelhochdeutsche Zeugnisse. 

a)  die  älteren  belege  stellen  die  indifferente  bedeutung 
sicher:  temperies,  giwitiri  glosse  zu  Prud.  Steinmeyer- 
Sievers  2,  473;  tempestatis,  giwiteris  {aut  tempestatis 
dementia)  2,  62i;  in  demo  sconen  wetere  {Leidener  hdschr. 
gewidere)  Williram  (39,  S)  li  Seemüller;  dazu  vgl.  noch: 
die  Sternen  stant  an  den  himel  und  verwandlent  ir  stat 
niemer  durch  dehain  gwitter  St.  Oeorgener  prediger  (78) 
327  Bieder,  wo  die  unbilden  der  Witterung  in  dem  begriffe 
ausschlaggebend  werden,  treten  entsprechende  attribute  zu 
dem  Substantiv:  gelida  grandine,  fonna  chuolemo  giwitira 
glosse  zu  Prudentius  s.  Steinmeyer-Sievers  2,  418; 

wände  si  liden  manigen  stürm  hart 
von  starken  gewidere. 
daz  treib  si  dicke  widere 
in  ir  ungewalt. 
Lamprecht  Alexander  {Straszb.  hdschr.)  6705  Kinzd; 

dazu  vgl.  den  vereinzelten  beleg  für  die  begleiterscheinung 
der  elektrischen  entladung: 

secht  wie  do  ein  gewitere  quam 
vil  ungevuge  unde  groz 
dar  inne  manich  slach  erdoz 
von  dunre  unde  von  winde. 

dag  alte  passional  330,  5  Hahn; 

ß)  ohne  attribut  ist  das  collectiv  litterarisch  nur  selten 
belegt:  in  anlehnung  an  ein  bedeutungsverwandtes  subst. 
und  in  übertragener  Verwendung :  söUicher  Zuversicht  sei 
och  die  gaistlichen  obentürer  und  die  gottes  minerin 
trösten  und  stercken  in  allen  winden  und  gewitter  der 
bekorung  Schürebrand  (46)  32,  l  {var.)  Strauch;  dazu  vgl. 
die  in  anderer  richtung  übertragene  Verwendung  des  com- 
posittims:  unde  wilt  ouch  zuo  dem  tanze  . .  .  unde  wilt 
da  vil  gerüemen  unde  gelachen  unde  geweter  blitzen  unde 
gezwieren  mit  den  ougen  Berthold  v.  Regensburg 
1,  481;  (vgl.  den  paum  leidigt  der  donr  und  daz  weter- 
plitzen  nict  Konr.  v.  Meoenberg  327). 

c)  Statistik. 

a)  für  die  bihelübersetzung  war  —  wenigstens  was  die 
älteren  Übersetzer  betrifft  —  von  vornherein  (s.  o.)  wenig 
für  unser  Substantiv  zu  erwarten  aber  auch  Luther 
xveicht  in  den  loenigen  fällen,  die  eine  collectivbildung  nahe 
legen,  meist  zu  gunsten  der  concurrenzformen  ab:  daz  er 
dem  regen  ein  ziel  machete,  und  dem  blitzen  und  donner 
den  weg  Hieb  28,  26  {windspreul  Zainrr);  ganz'  ähnl. 
87.  2;  vgl.  auch  psalm  18,  14;  77,  19;  135,  7;  Jeremia  10, 13; 
Syrach  43,  14;    1  Samuel  7,  10;    und   der   herr   antwortet 


GEWITTER  (1,  c,  ß  in  buchungen)        6380 

Hiob  aus  einem  wetter  Hiob  38,  l  (windspreul  Zainer); 
vgl.  auch  37,9  (ungewiter  Zainer);  denn  du  wirst  vom 
herrn  Zebaoth  heimgesucht  werden  mit  wetter  und  erd- 
beben  und  grossem  donner  mit  windwürbel  und  unge- 
witter Jesaia  29,  6;  vgl.  dazu  Ebr.  12,  18;  Matth.  16,  3; 
apostelgesch.  27,  18;  Jon.  1,  4,  12;  vgl.  vor  allem  die  über- 
tragenen Verwendungen  von  ungewitter  in  psalm  85,  16; 
Jesaia  25,  4;  29,6;  Jeremia  23,  \9;  (stürm wind  und  unge- 
witer Zainer);  Hosea  8,  7  (turmlung  oder  windspreul 
Zainer)  ;  Tobias  3,23;  Hiob  27,  20.  nur  ganz  vereinzelt 
findet  sich  bei  Luther  das  einfache  collectiv,  das  er 
auch  in  seinen  sonstigen  Schriften  durchaus  meidet,  hier: 
wer  hat  dem  platzregen  seinen  laufft  ausgeteilet?  und 
den  weg  dem  blitzen  und  donner  Hiob  28,  26  {Berliner 
hdschr.:  und  dem  (gewitter)  donner  und  blitzen  den 
weg),  sonst  zeigt  das  subst.,  wo  es  Luther  gebraucht, 
durchweg  den  indifferenten  begriff:  des  himels  Wirkung 
ist,  das  er  regen,  taw,  schnee,  frost  .  .  .  gibt,  das  melecheth 
wol  möcht  heissen  wetter  oder  gewitter  des  himels  .  .  . 
auff  das  die  fruchte  vom  donner,  hagel  .  .  .  und  andern 
ungewettern  unversehret,  durch  gut  wetter,  reichlich 
wüchsen  glosse  zu  Jerem.  44,  17;  ehr  gibt  auch  so  viel 
holtz  und  stein,  allerlei  gewitter  und  creaturen,  auff  das 
du  dich  und  deinen  leib  pflegen  mögest  {Joh.  7  ausgelegt) 
33,320;  anders  dagegen:  qui  volunt  esse  Christiani  die  er- 
wegen  sich  des  gewitters  {pred.  153i)  34,  i,  135. 

ß)  auch  die  buchungen  sind  unserer  bildung  gegenüber 
zurückhaltend,  namentlich  in  der  älteren  zeit  sind  sie 
lückenhaft  und  führen  das  subst.  vielfach  nur  im  fremd- 
sprachlich deutschen,  nicht  aber  im  deutsch -fremdsprach- 
lichen theile  auf. 

l))  mit  einer  gewissen  Zähigkeit  bringen  sie  den  in- 
differenten begriff  zur  geltung:  temperies,  senffmutig  ge- 
witter mit.  hchd.  böhm.  wb.  v.  1470  bei  Diefenbach  576"= 
{in  andern  vocdb.  weder,  wetter);  tempestas,  ungewitter 
und  ungestümme  des  luffts  .  .  .  aliquando  {idem,  quod 
tempus)  significat  gewitter,  Witterung  Dasypodius  LI  4^ 
(im  deiitsch-lateinischen  theile  fehlt  unser  Substantiv,  ivie  es 
auch  bei  Gholinus-Frisius,  Frisius  m.  a.  fehlt,  die 
nur  tempestas,  ungewitter  iwcÄen) ;  gewitter  des  himels, 
Status  aeris  Henisch;  gewitter,  zeit,  tempus  ipsum  ebenda; 
gewitter,  schöne  zeit,  tempestas,  tranquillum  et  serenum 
tempus  .  .  .  ungewitter,  trübe  zeit  ebenda^  in  unkraut 
verkehrt  getraid  ausz  bösem  gewitter,  frugum  cerealium 
vitia,  morbi  1587;  tempestas,  temperies  et  coeli  varietas, 
gute  und  böse  zeit,  gutes  und  böses  gewitter  Corvinus 
805;  bona  tempestas,  gut  gewitter.  mala  tempestas,  bös 
gewitter  Praschius  (I686)l6;  Witterung,  die,  das  wittern, 
et  gewitter,  tempestas  Stieler  2463  (vgl.  gegengewitter, 
tempestas  adversa  ebenda;  ungewitter,  intempestas,  intem- 
peries);  regelat,  es  ist  tau-gewitter  S.  Meyer  nomenclat. 
tat.  germ.^,W,  gewitter,  rechtmäsziges  gewitter,  temperatio 
coeli  Kirsch  2,  152»;  desgl.  Matthiae  2,  182»;  nach  alle- 
dem ist  auch  die  buchung  gewitter  tempestas  bei  Sghöns- 
leder  6*>;  Stein  BACH  2,  987  {gegen  ungewitter  intempestas); 
Aler  1,  941";  Frisch  2,  445»;  Hederich  i,  1427;  Wächter 
588  (ungewitter,  intempestas)  für  den  indifferenten  begriff 
in  anspruch  zu  nehmen,  sichergestellt  ist  dieser  noch  bei 
RoNDEAU:  gewitter,  tems,  saison,  temperature  de  l'air; 
unbeständiges,  fruchtbares  .  .  .  gewitter,  tems  variable, 
fecond  2,  Uu  4».  doch  der  gleiche  begriff  wird  schon  von 
Adelung  dem  lebendigen  .Sprachgebrauch  aberkannt,  icobei 
mit  übergehung  des  allgemeineren  begriffs  des  sturms  die 
engere  bedeutung  des  donnertoetters  als  alleingültig  be- 
zeichnet wird :  das  gewitter  .  .  .  i)  überhaupt,  das  wetter, 
die  Witterung,  der  zustand  des  dunstkreises  und  dessen 
Veränderungen,  in  welcher  bedeutung  es  nur  noch  in 
dem  Worte  ungewitter  üblich,  auszer  dem  aber  veraltet 
ist.  2)  in  engerer  und  gewöhnlicherer  bedeutung,  der 
ausbruch  einer  mit  schwefeldünsten  oder  elektrischer 
materie  angefüllten  wölke,  ihre  auflösung  in  blitz  und 
donner;  im  gemeinen  leben  ein  wetter,  donnerwetter, 
im  oberd.  auch  ein  hochgewitter  ...  2,  667;  ähnl.  Campe; 
dazu  vgl.  gewitter,  das,  ist  ein  donnerwetter  (für  Witterung 
ist  es  veraltet);  das  ungewitter,  ein  groszer  stürm,  er 
mag  mit  donner  begleitet  sein ,  oder  nicht  Heynatz 
handbuch  283*". 

2))  der  allgcTneine    begriff  des  sturmwetters   toird  mehr 


6381    GEWITTER  o 


;,.„•;, 


il   hr.1fMtung»ver$tk ) 


in  den  älteren   huvhn  ■•'Jk  noch  in  «oh- 

eurrent  mit  den  rnyo^riHs. 

a))  yrocella.   u  ^'.  voeab.  ungewlUer 

vor.  prardicat.  Uu.it.NUAuii  nuv.  glou  SOt*;  i»mp»»taM, 
■tormo  wint,  wox  geulttert  häaehr.  voe.  DiKrKNBAOH  nem. 
glosn.  H(U>'':    trmf  /iwitt«r   Phithciik  Ci^hknbi« 

lat.  ileiiturhrn    im  Mtter    temptaUu    Htaehlat.    voe, 

a.  z.  /.  f/each.  ä.  OU,,,„,„.i  w,  487;  iemjHrataa,  ungewitt«r, 
ungewidor,  gewitter,  gewidder  in  häaehr.  voe.  M  DlErsM- 
iiAt:ii  57r;  gowitter  üder  urigi^wittor  Bkntziu*  (tfl06)  U; 
wcticr,  ungewitler,  gewitter,  temputat.  vi»  tmipMtafM. 
jmturbatione.i  tempeatuhtm  maritimn»,  ootUaU» CaltiSIOS 
(lßl6)  86*. 

b))  temyeataa  .  .  .  gewitter,  ungeslQmin  KöNio  IIM^; 
vgl.  auch  619''  (hiema);  grwitter,  tempeat«.  oragt  HULMIt'N 
(1614)  IM'':  trmpeate.  oraijf,  lempeata ,  fotgor«  HULHIirfi 
(1616)  IHH'';  gowitter  oder  w«tter,  n.,  Mti«  ttmptrta,  un 
orage,  tine  bourf^fqtte.  procella,  iempttia»,  advtna  ttmftataa 
Du  KZ  (1664)  199*>;  hagelHclilachtlges  gewitter  Schottkl 
860'>;  gewitter,  ungewitter,  iturm  wetter,  on-weitr,  on* 
vdnr,  atorm  Khamkh  V,  97'*:  gewitter,  wetter,  Unrnpotta, 
temporale,  procella,  tempo.  templte,  orage,  teme  RAdlein 
1, 884**;  gewitter,  wetter,  tempUe,  orage  Frisch  nouv. 
dict.  dea  paaaag,  i,  880;  gewitter,  orage,  tonnere,  Umpite 
BoNDKAU  8  Uu  4';  gewitter  (das),  das  wetter,  ungewitter, 
la  tempite,  l'oriige,  le  tonnirre  Sr.nwAN  1,74«''. 

8))  die  elektriachett  entladungen  kommen  in  den  tUtealen 
buehungen  in  tuaatzbeatimmungen  tum  auadruck;  gewitter 
und  tonder  das  man  meinet  der  himmel  wfille  abhin 
fallen,  eoeli  ruina  Maaleh  179*;  später  iat  umgekArt  das 
deutsche  aubetantiv  an  »iek  »ekon  geeignet,  breitere  latei- 
nieehe  umaehreibungen  tu  eraetaen  :  aohweer  gewitter  pro- 
funda, fragoaa  {tempestaa)  Sri  euer  9468;  ea  ist  ein  groatea 
gewitter,  fragoribua  erebria  omnia  quaiiuntur  et  ignee 
hinc  atque  illinc  micant  Stkinbach  8,  967.  innerkalb  der 
buehungen,  die  dem  begriff  dea  unteettera  dienen,  »ind 
die  elektriachen  entladungen  nur  vereineelt  mit  eneäknt 
worden,  vgl.  Hut.sius,  Rondeau.  Schwan,  vgl.  auch 
Kramer  teutschital.  diW.  9  (t7oa),  1389»;  dagegen  machen 
»ie  sieh  in  späteren  Imchuugen  imtner  auaschlieatlieher 
breit:  gewitter  (das)  ein  starck  wetter  von  wind,  liagel, 
donner,  blitz,  a  tempeat  or  atorm;  a  tempeatuoua,  foul, 
boisteroua  or  bluetering  ifeather;  hailing.  thundering. 
lightning.  teuLwhengl.  lex.  776;  gewitter,  a  tempeat,  atorm, 
thunder  Arnold*  487'»;  thunderatorm .  tempeat,  atorm; 
lightning  Hilpert  9,  1,  466* ;  gewitter  nennt  man  ge- 
meiniglich den  donner,  nebst  dem  bei  demselben  sich  ge- 
meiniglich ereignenden  stürme,  und  platzregen;  im  engern 
verstände  wird  es  von  donner  und  blitz  allein  genommen 
HüMNKK  natur ,  kunat  .  .  .  lea-,  (1776)  978;  gewitter, 
ungewitter,  donnerwetter,  tempeataa  fulminant;  orage 
accompagni  d'dclaira  et  de  tonnhre  .  .  man  versteht 
darunter  jenes  ergreifende,  nicht  selten  schreckliche 
luftereignisz  der  entladung  der  wölken  unter  blitz  und 
donner  in  regen,  hagel  und  schnee,  und  diese  wölken 
selbst  nennt  man  gewitterwolken  Uehler  phi/.^ikal.  teb. 
4,  1581;  gewitter  sind  ein  eigentümlicher  zustand  der 
atmosphäre,  infolgedessen  eine  sogenannte  Spannung  der 
luft  elektricität  eintritt,  wol>ei  sich  oft  —  aber  nicht 
meistens  —  die  positive  und  negative  elektricit&t  unter 
den  erscheinungen  von  blitz  und  donner  compensiren. 
weil  diese  letztgenannten  vorglin^c  das  dabei  wahrnehm- 
bare sind,  so  ist  es  vulgärer  sprnchgebrnuch  unter  blitz 
und  donner  ein  gewitter  zu  verstehen  (in  Norddeutsch 
land  auch  ungewitter  und  in  Silddeotschland  donner 
wetter  genannt,  oder  schlechtweg  wetter)  St.  Behlbn 
8,  436;  gewitter,  elektrische,  mit  wolkenbildung  und  nieder 
schlagen  verbundene  erscheinungen  in  der  die  erde  um- 
gebenden atmosphär«  .  .  .  Thiel  4,  480*;  gewitter,  unter 
blitz  und  donner  vor  sich  gehende  entladung  der  in  der 
luft  angesammelten  elektrizität,  gewöhnlich  mit  st.irkem 
regen  und  böen.  zuweilen  auch  mit  hagel  verbunden 
Stenzei.  147'':   1'^/.  auch  gewitterböe. 

4))  solcher  Verschiebung  der  bedeutung  entsprechen  »tteh 
die,  Verbindungen,  die  tda  kentueichnend  für  da»  »ub»tatMv 
gebucht  werden ;  »ie  lassen  die  für  deu  indifferenten  6«fr(y 
der  idtterung  ntständigen  ganz  vermL^.stn. 

a)l  einige    Verbindungen,    die    an  sich    auch   dem  aUge- 


GEWITTER  (1,  e,  X  tu  mmdariem)       6382 

mtiiurm  ktfriffe  da»  unwHUr»  »mt»pr»ek»m.  »pit»»n  aieh 
doch  in  der  riehtung  de»  dcmmm'tMhm'»  M;  M  ftobt  dB 
gewitter  am  bimmel.  dutium  »tt  tt  iwtftmdm»  eoelum 
Stiblcr  94«;  da»  gMdk»  (Mtai  M  f«b«t  «lo  wvtter  an 
himmel)  Kramkr  H»mt»»k41ml.  üeL  t.  tat*:  {»hm»  «m- 
eurrem)  Adblvno  . . .  t,  flu:  CAMPCt.a«^:  {üymum  orm§e 
m  VmLr)  RoNOBAO  t  Da«*;  Schwan  i.  7«*:  («»  »MU 
hare  a  thunder  atorm)  Hil  insnT  t,  l,  ««T;  M  xtobt  «in 
gewitter  auf,  tempeataa  oritur  SniRBACM  t.  M7:  «Ul  §»• 
Witter  kommt  herauf  AoKi  iN0  9.Mi:  m  steift  «In  fawitiir 
herauf  Camck  9,  a«*;  es  steift  ein  fswitter  sof,  •  tttwUw- 
»torm  i»t  galhering  HltPCRT  9,  1.  m^;  M  risbst  sieb  sio 
gewittsr  suBsmmen  AuBLi'No  9.  Ml:  Camp«  i,  NT:  Stosch 
gleiehbedeutende  wMer  i,  897;  da»u  vgl.  die  ttterhrnfung:  m 
ziehet  sieh  Ober  seinem  hsupt«  sin  schrecklirhss  fswitlsr 
zusammen  Campk9,8SR':  Hilpert  9.1, 4fls*:  das  fswittsr 
gehet  vorbei  Ai>RLt;NO  9.  SM;  das  gewitter  thellet  sieh, 
gehet  vorbei  Campe  9.  sn^;  das  gewitter  ist  vorbei,  hat 
aiifgehSrt,  tfte  »torm  ha»  »ub»id»d.  i»  essr;  das  fewitter 
vorUlMsrlassen,  to  Ui  tki  »t»irm  atOtiä»  Hf  lpbrt  1. 1. 4flS». 

b))  die  veränderumf»»  htii^fkm  rntuk  ü»  mtk tkutt.  an 
»teile  dea  grossen  gewftters  («fl.  ste»  mafan  weiter. 
miohel  gewitter:  vgl.  noch  frosses  fewitter  MStbimbach) 
tritt  mehr  und  mehr  da»  schwere  gewitter  («.  otea  Ist 
Stieler):  vgl.:  ein  schweres  fewitter  am  himmel  («im 
tempeata)  Krämer  9, 1889*;  man  nennt  ein  fewitter  sehwer, 
wenn  die  atmosphlrischen  ersoheinoofen  dabei  beeooders 
hoch  steigen  and  lanfe  dauern  Beulen  s,  49$;  dm»u  v§t. 
wir   hatten   heute  drei   hefUfe  fewitter  Adeluro  9,  MB. 

e))  am  kennaeiehnendeten  sind  einige  neuere  certe/twrMii- 
dungen.  vgl:  das  fewitter  schllgt  ein  Adblvho  9.  MB: 
das  fewitter  bat  einfeschlsfen  Campe  9.  98B*:  Stobch 
gUidtbedeutende  wlhier  i,  987;  U  tonnere  eat  tomü  fuetfue 
port.  Rondbau  9  l}a4';  Schwak  1.740*  {la  tonnhrt,  la 
foudre  . .  .);  das  fewitter  hat  in  den  kirchthurm  etafe- 
schlagen,  the  lightning  ha»  fallen  upon,  haa  atrutk  As 
ehurchatetple  Hilpert  9, 1. 4M*:  vom  gewitter  erschlafen 
werden  Adkllno  9.  MS;  Campb  9.  9M:  to  be  »truek  bff 
lightning  HILPERTS,  1.  4«*. 

•/)  in  den  mundarten ,  trie  überhaupt  in  der  volk» 
apraehe  hat  eich  der  gebrauch  dea  »ubatmntie»  »ehr  aua 
gebreitet,  doch  Uueen  manche  einaelheiten  —  «sr  mtlem  die 
formen  —  darattf  »ehlieaten.  dm»t  ea  »iA  um  »ine  ein- 
bürgerung  aua  der  aehriflapraehe  handelt,  an  dieter  %»t 
im  weaentlichen  nur  die  engere  beaiehung  at^f  eMctriedm 
entladungen  betheiligt,  andere  vtrteendmmfen,  die  »ich  mit 
denen  von  wetter  berühren,  »ind  hier  pim»  mreinzelt.  tgl. 

wie  da«  welter  ist  an  40  ritter. 

also  bMbt  40  UfB  das  r«witt«r    «.  a.  ,- 

a.  F18CHBR  «cAtsM.  wb.  9.  M6;  tfgl.  muA  Lbxer  KärnL 
«06.  989.  übertraftm»  vermmiuttg  de»  tmfenn  befrig^  tfas 
donnerwetier»  »ind  beim  t\olk$m9$iit«n  gebrmtteh*  im  all- 
gemeinen auageaehlo»»en  {su  F.  Rbutbr  s.  «.). 

1))  die  btichungen  fiArem  wm»t  die  »thf^/tf«mtmi  fmrm 
de»  aubstantiv.*  innerhalb  dtr  v»r»dntd»»»t»a  lamitrkn/tim 
a%^f. 

a)\  für  da»  bayri»che  gieht  ScHMELLBR  (9*.  IO6O).  f^ 
das  athteäbiaehe  auch  F18CHBR  (B,  M6)  an,  da»»  da»  eeOse- 
tiv  nicht  ao  pttpulär  «ri  mm  di»  §mm4form  (wetter);  MHNSr- 
hin  bringt  FisciiKR  h»r*ii»  eiat»  fiMe  von  hejegta  ist. 
daiu  vgl.  giwitter  Lkxer  9W:  fwiter,  gewitter  Grriiardt 
Nürnberg.  mda.  9tt;  gewitter  Lenz  Handaehuhaheimter 
dialekt  98*;  vgL  vor  altem  gewitter  bei  Martin  m.  Lien 
HART  9,  8M*  MO  nawtentlieh  ßue^ormeln  beigebracht  sind 
e  gewitter  noh  emol,  sind  ihr  jets  bald  still !  huej,  was 
do  kirschen  henken,  c  gewitter!  e  kreis  gewitter!  e  fe 
wittcr  in  den  bal  masque! 

b))  auch  in  den  niederdeutschen  mundarten  territh  »ich 
un»er  »ubatimiiv  vieifadt  »ekon  durch  die  form  al»  am» 
der  »tkriftapraei^  siRfsiflrfsi-f:  mit  'n  gewitter  (fott's 
weeder)  mat  et  sik  ansteeken.  mit  dem  gewitter  am»»  4»r 
regen  Aemwen.  bei  kalten  wetter  und  dürre,  w»  daek  dar 
hiHwnd  wtlkigt  SchCtze  holst.  idioL  4.  IM;  vgl.  gewitter 
WoKRTK  79*;  gcwiter,  gewitter  Leihrner,  Kronenberger 
wb.  46*;  di  sal  dah  floks  en  gewiter  rin  slan  Bauer 
Coi.i.iTZ  40*:  dat  gewitter  sleiht  (bi  wen)  in ;  brekt  (&wer 
wen)  ut  C  F.  MCller  der  Meekienburger  voUtsmund  in 


6383       GEWITTER  (i,  c,  y  im  Sprichwort) 

F.  Reuters  schriften  37 ;  vgl.  dagegen  gewedder,  gewitter 
HÖNIG  tcb.  d.  Kölner  mda.  65». 

2))  so  begegnet  die  schriftform  auch  im  rahmen  mund- 
artlicher erzählung:  doch  was  de  himmel  in  de  midde 
noch  so'n  beeten  blag,  awerst  an  de  siden,  daar  toog 
dat  so  recht  rood  up  as  een  swaar  gewitter  Grimm 
märchen  {v.  d.  fischer  un  siine  fru)  1,  75.  ebenso  iv.  d. 
machandelbaum)  1,  214; 

ik  bün  ni  bang,  doch  kann  ik  ok  ni  hebbn 
wenn  bi'n  gewitter  lacht  un  schrachelt  ward. 

Klaus  Groth  qriickbom  {dat  gewitter); 

dazu  vgl.  oben  zu  Fritz  Reuter;  vgl.  auch  dor  sünd 
drei  west,  de  en  het  üramer  eten  bi'n  gewitter,  de  en  het 
slapen  un  de  drüdd  het  sik  süss  nie  an  gottswort  kihrt, 
blos  bi'n  gewitter  het  he  in  de  bibel  lest  Wossidlo  das 
naturleben  im  munde  des  Mecklenburger  volkes  (zeitschr. 
d.  ver.  f.  volksk.  5,325);  dat  gewitter  stünns  pall  över 
uns  324  u.  a. 

3))  eine  ungewöhnliche  rolle  spielt  das  Substantiv  in  sage 
und  Sprichwort. 

a))  dahin  gehören  die  Wetterregeln,  die  sich  über  das  auf- 
kommen der  geioitter  aussprechen ; 
viel  gewitter  im  mai 
singt  der  bauer  juchhei. 

bair.  hauskalender  s.  Wander  1, 1676; 

die  gleiche  beobachtung  R.  W.  Th.  Petri  des  landwirths 
Orakel  49;  gewitter,  die  vor  Johannistag  kommen,  fehlen 
nach  demselben  H.  Fischer  schwäb.  wb.  a.  a.  o.;  so 
viel  nebel  im  märz,  so  viel  gewitter  im  sommer  (in 
100  tagen),  ebenda;  an  Laurentius  gehen  die  gewitter 
heim,  ebenda;  im  September  gewitter,  im  märz  schnee. 
ebenda;  gewitter  im  Oktober  sagen  beständig, 

der  künftige  winter  sei  sehr  wetterwendig. 

bair.  hauskalender  Wander  1,  1675; 
gewitter  nach  Sanct-Bartholomä' 
Bringen  wenig  nutzen,  schaden  meh'    ebenda; 

gewitter  um  Weihnachten  deuten  auf  ein  regnerisches 
frühjahr  Fischer;  am  d(onnerstag)  sind  die  meisten 
gewitter,  da  .geht  unser  herrgott  über  land'.  A.  Wuttke 
d.  dtsche  volksaberglaube  (70)^  60  wenn  am  gründonners- 
tag  gewaschen  wird,  ziehen  den  sommer  alle  gewitter 
von  der  gegend  weg  K.  Bartsch  sagen  .  .  .  aus  Mecklen- 
burg 2,  257 ; 

bei  rotem  mond  und  hellem  steme 

sind  gewitter  nicht  gar  ferne. 

bauemregel  Lipperheide  306»; 

wenn  im  sommer  zwischen  10  und  12  uhr  kein  Wölkchen 
steht,  so  gibts  binnen  24  stunden  ein  gewitter  H.  Fischer; 
geht  der  schnee  durch  die  sonne,  so  sind  viele  und 
schwere  gewitter  zu  erwarten  ebenda ;  wenn  die  schwalben 
fischen,   kommt   ein   gewitter  bauemregel    Lipperheide 

806';  merkt,  dass  heran  gewitter  zieh', 

schnappt  auf  der  weid'  nach  luft  das  vieh. 

bair.  hauskalender  Wander  1,  1676; 
wenn  die  kuh  das  maul  nach  oben  hält  im  lauf, 
so  ziehen  gewitter  herauf. 

bauemregel  Lipperheide  306»; 

wenn  es  am  morgen  ein  gewitter  hat,  so  gibt  es  auf 
den  abend  wieder  eins  ebenda;  dazu  vgl.  mehrere  gleiche 
regeln  bei  H.  Fischer. 

b))  mannigfaltig  sind  die  rathschläge,  wie  man  sich  vor 
wetterschl-ag  schützen  soll;  ein  gewitter  mit  hagel  kann 
man  vertreiben,  wenn  man  beide  bände  quer  und  dann 
aufrecht  zum  fenster  hinaushält  und  die  3  göttl.  namen 
ausspricht  H. Fischer;  wenn  man'n  dunnerpilbi't gewitter 
vört  finster  stellt,  sall't  nich  inslaten  Wossidlo  s.  zschr. 
ver.  Volkskunde  5,  324;  wenn  man  bald  genug  zum  gewitter 
läutet,  gibt's  keinen  hagel  H.  Fischer  ;  vgl.  auch  dieSchwä- 
bischen  reime  auf  glockennamen  S.  Anna  treib's  gewitter 
von  dannen,  S.  Veit  treibs  gewitter  weit  u.  a.  ebenda; 
bei  (gewitter  darf  man  nicht  essen,  denn  der  donner  ruft 
im  Hildesheimischen  und  Braunschweigischen:  .  .  .  den 
fresser  schlag  tot!  Um  Rheine  in  Westfalen  schützt  der 
geweihte  palmstock  hinter  dem  spiegel,  von  dem  etwas 
ins  herdfeuer  geworfen  wird,  vor  gewitter  .  .  .  E.  H.  Meyer 
dtsche  Volkskunde  201;  wer  bei  einem  gewitter  ein  ge- 
weihtes scheit  anzündet,  dem  schlägt  der  blitz  nicht  ins 
haus  H.  Fischer  a.a.  o.;  ganz  ähnl.  Kvnvi  ti.ScHWAHT?. 
nordd.  sagen  454;  der  christbrand  wird  nur  ein  wenig 
angebrannt  und   beim  gewitter  wieder  ins  feuer  gelegt, 


GEWITTER  (1,  c,  d  formen) 


6384 


weil  dann  der  blitz  nicht  einschlagen  soll  W.  Mann- 
hardt  bazimkultus  229  {dagegen  vgl.  von  ne  eik,  wo  dat 
gewitter  inslahn  het,  .  .  .  wenn  man  so'n  holt  verbrennt, 
denn  sleiht  dat  ihrste  gewitter,  wat  nah  küm't,  in  dat  hus 
ein  Wossidlo  s.  zsch.  ver.  Volkskunde  5,  325);  jeder  haus- 
vater  kauft  eine  geweihte  kerze  ...  die  kerze  wird  nur  bei 
schweren  gewittern  angezündet  A.  Wuttke  d.  dtsche  volks 
aberglaube  (195)^  142 ;  im  katholischen  Süddeutschi,  werden 
am  himmelfahrtstage  die  kräuter  geweiht,  die  als  schütz 
gegen  gewitter  das  ganze  jähr  über  aufbewahrt  werden 
A.  Wuttke  d.  dtsch.  volksaberglauben  (2i)^  23 ;  nesseln, 
daher  ,donnernesseln'  genannt,  schützen  vor  gewitter 
(85)^  73;  auch  .  .  der  mauerpfeffer  .  .  .  denn  er  heiszt 
donnerzäpflein,  donnerkraut  (32)^  103 ;  in  der  Eifel  wirft 
man  johanniskränze  auf  die  dächer,  die  gegen  brand  und 
gewitter  schützen  (92)^  79;  {vgl.  dagegen  die  sehweiffedern 
des  pfauen  ziehen  das  gewitter  an  119);  beim  gewitter  muss 
das  kleinste  kind  in  der  wiege  sein,  dann  schlägt  der  blitz 
nicht  ins  haus  Fischer  schwäb.  wb. ;  das  jüngste  und 
älteste  dürfen  während  des  gewitters  im  bett  bleiben  ebda. 
c))  andere  beobachtungen  beziehen  sich  auf  die  richtung, 
in  der  die  gewitter  heranziehen,  und  auf  sonstige  erfah- 
rungen  und  meinungen:  gewitter  aus  süd  bei  vollmond 
sind  die  gefährlichsten  H.  Fischer; 

wie  das  erste  gewitter  zieht, 
so  man  die  andern  folgen  sieht. 
Westfalen :  Arensberg.    s.  Boebel  hav^-  u.  feld- 
Weisheit  des  landwirths  104; 

das  gleiche  H.  Fischer  a.  a.  o.  A.  Wuttke  197;  dagegen 
vgl.  in  der  richtung,  wo  sie  {die  hexe)  fällt,  sollen  das 
ganze  jähr  die  gewitter  ihren  zug  nehmen  und  nicht 
schlagen  A.  Birlinger  volksthüml.  a.  Schwaben  2,  67; 
wenn  die  schwalben  vor  dem  gewitter  hoch  fliegen,  komt 
nicht  viel  regen  H.  Fischer;  gewitter  ohne  regen  ist 
ohne  segen  Lipperheide  305*;  wenn  das  gewitter  in  die 
küche  schlägt,  ist  der  ganze  bauernhof  verhagelt  H. 
Fischer;  während  eines  gewitters  zeigt  sich  der  meiste 
spuk  Kühn  u.  Schwartz  nordd.  sagen  454;  in  der  Pfalz 
sagt  man  vom  gewitter:  ,die  hexen  schieszen  purzel- 
bäume'  A.  Wuttke  d.  dtsche  volksaberglaube  {i"?)^  U;  da 
zog  ein  schwer  gewitter  herauf  ...  da  holte  der  herr  des 
gutes,  ein  gar  gottloser  mann,  seine  flinte  und  sehosz 
grade  in's  gewitter  hinein,  aber  in  demselben  augenblick 
kam  ein  gewaltiger  blitz,  der  zerschmetterte  ihm  einen 
arm  und  einen  fusz  Kuhn  u.  Schwarz  144;  die  meisten 
eigenschaften  des  teufeis  aber  sind  von  Donar  über- 
nommen, er  haust  im  gewitter  und  Wirbelwind  A.  Wuttke 
d.  dtsche  volksaberglauben  (4l)^  37;  dazu  vgl.  auch  Zedler 
*,  166;  Volksbuch  von  Dr.  Faust  {s.  u.)  sp.  6387;  vom  gewitter 
darf  man  nur  in  lobenden  ausdrücken  sprechen,  wie: 
,das  liebe  gewitter'  A.  Wuttke  (li)^i4;  dazu  vgl.:  leiw 
weder  18;  vgl.  liebes  gewitter  Wossidlo,-  ebenso  in  sächs. 
mundart.  nach  mitt.  von  C.  Müller-Fraureuth. 

8)  zu  den  formen  ist  aus  den  oben  angeführten  gründen 
nur  wenig  anzumerken:  ivie  die  schriftform  in  den  ober- 
deutschen denkmälern  vorherrscht,  so  auch  in  den  nieder- 
deutschen, ausnahmen  sind  selten,  vgl.  der  somer  war  gar 
wonderlich  von  groszem  .  .  .  geweder  Limburger  chron, 
89,  22. 

mit  dem  vordringen  des  engeren  auf  die  elektrischen 
entladungen  zielenden  begriffes  wird  auch  der  plural- 
gebrauch enttoickelt,  der  ohnediesz  aus  den  beobach- 
tungen und  der  erfahrung  begünstigt  wird,  ja  es  scheint 
fast,  als  ob  in  den  m,undarten,  die  ja  zum  (heil  auch  am 
grundtoorte  festhalten,  unser  collectiv  vor  allem  da  ge- 
hraucht wird,  wo  der  Zusammenhang  statt  des  Singulars  den 
plural  fordert. 

2)  gebrauch  und  Verbindungen  des  substanüva  in  der 
neueren  Schriftsprache. 

a)  wie  schon  die  buchungen  erkennen  lieszen,  sind  zwei 
bedeutungsrichtungen,  der  indifferente  begriff  der  loitterung 
und  noch  mehr  der  allgemeinere  des  Unwetters,  im  rückzuge 
gegen  die  vordringende  alleinherr schuft  der  einschränkung 
auf  die  kennzeichnung  elektrischer  entladungen. 

d)  am  zähesten  icehrt  sich  gegen  dieses  vordringen  der 
indifferente  begriff,  so  dasz  unser  collectiv  oft  in  einem  tind 
demselben  zusammenhange  mit  zwei  entgegengesetzten  be- 
deutungen  angezogen  ist. 


Ö385 


GEWITTEK  (I  netterer  gehnrnh) 


GRWITTER  (s.  a  abtUrb.  begr.  wfttenn«)     6396 


l))  noch  immer  eind  ta  noMrliek  eknadm  aUr^uk,  die 
ditae  btdetitungm-irhtung  tiekem.  tu  den  oben  htlegten  alten 
tvendungeii  trtten  neue:  und  liuond«rh«il  In  der  fwiten 
zur  puKMioti  ...  für  und  imob  mltUf  gen  KnM  in  futeot 
oder  uufrt'urullichein  gewitter  herunter  gefogen  Anton 
HTKiNKircK  leiehpieä.  aiifd.  graftn  v.  Weldeek  (UM)  M  l^ 

Hunt  JOrc,  du  «dl«r  rittar, 

rottniuiatar  «oKu  Min, 

b«ech«r  nos  rftt  («wltter,  (vor.  MhAo  ftwIlUr) 

tA  UM  dein  biir*  •ohfllnl 

ScillNKBNiiACM  bei  VMamd  rotktlUder  1,  M5; 

vgl.  (wegen  desz  gaten  gewilten)  Opitz  Ubmre.  v.  H«rela^e 
Argenia  (1,  i.  10)  1,  >M;  (Ton  dem  foten  gew.  1. 1,  17)  l,  aW; 
(hatten  gutes  gew.  i,  s,  f)  l.  SM;  (i,  t.  18)  i,  an.-  da  erhub 
aioh  oino  winds-braut  .  . .  nach  angefihr  40  standen  eritab 
■ich  besser  gewitter  türtkiedter  vofant  (c)  BO;  (nach  er- 
haltenem bessern  gewitter  tt)  17».  toll  man  sich  inn  wol- 
geschicktem  gewitter  gewlases  geeandts  versehen  {in  hono 
iemptetatum  habitu  eertior  etdetitdo  tet)  KtlOrrNKR  übera. 
d.  Crlsus  dt  medieino  (a,  1)7*;  weil  selbige  gegenden 
warm,  und  unter  einem  wolgewogenen  gewitter  gelegen 
HoiiBERQ  aäel.  land-  u. /etdltben  1,  «85^:  so  war  ich  uns 
gnädiges  gewitter  wUnsche  (lur  te^ahrt)  Opitz  übert. 
V.  Barelayi  Argenia  (a,  i,  i)a,  t\  du  wollest  anser  land 
segnen,  and  ein  gnädiges  fruchtbares  gewitter  geben 
geiatliehtt  ra%u}^att  ,  .  .  tur  teit  dtt  ungemtttrt,  ankang 
ZH  B.  SciiMOi.CKK«)  andaehten  a.  4a;  des  landes  gut,  welches 
du  uns  mit  fruc-htbarom  gewitter  so  gnädig  bisz  dahero 
Kozoigt  und  erhaltuii  hast  geiatliehtt  voetterglöcklein  {Stratt 
bürg  1788)  a.  84;  welche  (tteme)  ans  aber  schön  und  hall 
gewitter  anzeigen,  die  bedeuten  alles  guts,  glUckseligkeit 
(quae  vero  aertixitatia  .  .  aunt  eattta)  Rtpp  traumbuek 
Artemidori  (8,  86)  114*';  (.lauteres  gewitter)  Opitz  tibera.  d. 
Argenia  (1,  8,  17)  1,  886;  denn  gleichwie  aosser  zweiffei 
ist,  dasz  der  höchste  dos  wetter  regieret,  und  bald  lieb- 
lichen Sonnenschein,  und  angenehmes  gewitter  schaffet, 
bald  aber  regen,  stürm,  donner,  und  anders  angewltter 
kommen  last  .  .  .  Clin.  Scriv-rh  aeeUnaehatt  (4.  6); 
hJirst  du  boi  rubiircm  («witter 
der  nhen  KrÜMzIichcn  i^eaiuir, 
denk,  es  sind  d«ine  leichen-oittar .  .  . 

Ued  a*^f  Jud  Sut*  (1787)  bH  Sriirr  688^ ; 

daiu  vgl.  mit  plttral:  ich  trage  hohe  ledern  schein  .  . 
disse  sin  gewiss  and  sichef  vor  alle  gewitter  zu  tragen 
buek  Weintberg  8,  877 ;  die  steten  gewitter.  sie  seien  heizs 
oder  kalt,  seind  die  besten,  welche  sich  aber  vast  ändern, 
seind  die  ärgsten  KhOppnbh  übera.  d.  Cblsus  dt  mtdieinn 
(8,  l)  7*  («X  tempeetatibua  vero  optimae  aequalee  euniy. 

»))  aittter  den  tben  btlegten  attribuien  tind  tt  kaupt 
täehliek  aubalantive,  die  den  indifftrenien  begriff  eieker- 
atellen,  ob  tie  unterem  tttbat.  nun  Hbtrgeerdnet,  bei-  oder 
untergeordnet  teerden  (vgl.  oben  die  belege  aua  Luthkhs 
gloaten  eitr  bibelübert.) ;  amb  Jagens  willen  sollen  die 
bawren  und  ackerleut  nicht  am  ackerbaw  gehindert  .  .  . 
werden,  sonderlich  zu  der  zeit,  wenn  es  die  gelegen- 
heit  des  gewittere  des  jars,  and  sonst  andere  omb- 
stende  erfordern,  den  aoker  mit  pflügen,  sehen,  wan- 
den .  .  .  zubestellen  C.  Spanükniieho  jagteuffd  (1560) 
E  4i>,  daa  gleiche  Srbiz  feldbau  Ml ;  (des  gewitter«  be- 
schaffenheit)  Hoiibeho  odel.  Und  u.  /etdltben  l.  Üb* ; 
aber  zu  mancherlei  verendrung  de«  gewitter«  .  .  .  das 
gewicht  des  luffts  zu  erfaren  Kypp  wmg  und  gewiekt  CG  1^ 
dae  gleiche  Colekus  prodromut  188*;  (änderang  des  ge- 
wittere) Butschky  Pathmoa  iti;  gleichwie  nun  Inder.. 
weit  State  abwechselungen  desz  gewittere  zu  erfahren 
der  abentkeuerliehe  .Jan  Rebhu  8;  dieweil  nicht  ein  jede 
zeit  und  gewitter  den  ritter  exeroitien  bequem  ordn.  d. 
neuen  coUegiuma  tu  Tübingen  1608  t.  Satti.f.r  ^escA.  d. 
herzogth.  WUrtenberg  6,  beilage  88;  es  ist  im  gross.  fOrsten- 
thumb  die  lufft,  gewitter  und  landesart,  wegen  der 
vielen  .  .  in  unterschiedlichen  climatibus  gelegenen  pro- 
Tinoicn,  nicht  einerlei  Olearil'S  pert.  reiae-btaehreibung 
(8,  8)  70*:  deatil.  (die  natur  und  das  gewitter)  88C*  (6,  88); 
bei  eintretendem  warmen  frUhlings-gewilter  lieszen  «ich 
die  frösche  gegen  den  abend  weidlich  hören  Scrivbr, 
Ootthold  soo;  vom  gewitter  eines  jeden  Viertels,  eines 
jeden  mondens  .  .  .  das  erste  viertel  ist  warm  und  feucht 
CoLER  hau3bt*ch  1,  183*;  teUener  werden  ganst  Ȋtte  heran- 
getogen:    beschreibung   de«  gewitters,    wie    solches   im 


Jahr«  1700  lu  Halle  .  .  .  von  Ug  so  lag«  dorobs  gantz« 
jähr  obMTTlrtt  Beriin  :  J^  imatüdkm  «ojhnnam  wattar- 
caland«r  oder  bweliwibwn  ms  fnvitten...  Whii§§ 
barg  (IWt). 

ß)  die  wtannitfiäHikeit  der  »meänttktmimi ,  die  dm 
ind^ffm^nkm  begriff  M  dem  eHam  Mtgtn  in  der  riehktnf 
e^f  die  fumtt  dtr  witttrun§  amm§mttUt  heben,  wieder- 
hMi  ekk  meek  in  der  enltef0Ȥemkkm  nektumg,  dnbti 
tatttn  lieh  drei  mtmUmIcm  terween  der  entnieUune  ette- 
einander  kalten: 

1))  Wat/boA  nimmt  etear  dae  tmta§anae  die  riektmim  maf 
unaüaatiäm  wiUar,  dae  eubet.  ttlbet  ahtr  teilt  in  mteem 

thiar  daraA  klOM,  m  wma  dl«  Mtt  daa  %iMmM  grab, 
dann  m  ward«  dar  Mb  tob  dar  aooaa«  oad  dem  f»- 
wittar  Tenaart  0.  Frölicii  Jek.  Btebdi  aekaejffUmmIgt 
epHldie  (IUI)  MS:  bost-  ond  b&ttgaMOf  bat  UMBu\U§m 
nässe  und  betrtlbtem  gewitter  P.  GaiiHAnoT  titd  einm 
liedea  bei  KiaCMCN  M.  TOMrKL  •.  4M; 


die  brader  HelsMa  \me  gWebfri«  gMeküefc  leaehlsa, 
dasa  ketejgOTHtter  aMg  dssa  taadae  liasl  belMablaa. 

0ms  ttbert.  *.  a«i'et«|is  Argemit  0. 1. 18|  t,8M. 

daeu  «fL.  (sonnensobaia  oder  feoebte«  gawittar)  i,  at» 
(i,  8, 17):  und  laroata  dla  unbaquemigkelt  daaa  fvwlttars 
nach  desz  jahraa  gekfanheit  zu  sesner  fMaadbatt  ver- 
tragen (1.  4.  U)  1,  TM. 

eeieknerngdienm:  also  baban  wir  ti|^ieb  nafsatttnunigkeit 
des  gewitters  erlittas  (adasraa  Jn^aadslt  «mi  nMsiM«)  V. 
Boltx  verdeiitaehung  dea  Tirent  {ßereifra  S.  4)  17f*;  da 
worden  sie  durch  ungest&m  gewittar  hin  ond  widar  fa- 
worffen  Jon.  H»:roi.i>  hegdenveUt:  Dioderue  SiemlueWbb, 
ongeatame«  and  regnirhte«  gewitter  Ettubm  aisd.  aiasrf 
Uffimb;  so  masz  auch  auf  einen  wolgalafM««  «tt  fS- 
sehen  werden,  da  es  vor  dem  winde  ond 
am  sUllesten  sein  mag.  da  dia  kOeban . . . 
werden  H.  v.  Schwein  ich  EH  merkbuek  f  Wk 
halben  sollen  wir  aaeb  an  bOeem  laffl  and  gawittar 
nicht  verzagen  Sebiz  vom  /ttdbau  >:  (dar  tabaak)  Mas 
den  schleim,  praeeervira  vor  bSsas  anfstaifsodas  fswittar 
Ettnkh  «Md.  maul^fft  91. 

s))  dteeen  etanaftmee  aswissscnaaf  aiisa  dar  fdeeeaein  dea 
atibat.  ohne  aelekt  baeHmeaemgm:  da  ate  sebilbaBeb  la- 
schach  in  dem  mer  gaaant  Ifaiun  ein  iSebterlein.  waidu 
im  Schiffbruch  usz  sobwam.  TiUlebt  gewitters  halb  Ttmu 
deutath  {1*99)  10*  [argument  tur  Andria);  aoas  allan  ga- 
wittar macht  der  nordwind  am  meisten  hAataaiKHOmiBli 
übera.  d.  CBi.avs  de  wmlieina  (a,  i)  7*  {at  eae  HmtputatHut 
aquilo  tuaaim  movet^;  letxlich  verkehrte  das  angewltter 
den  gantzen  anschlag  der  schiSIeote  . . .  «äff  den  andern 
morgen  legata  sieb  zwar  das  gewitter . . .  Opitx  übut.  *. 
Bare^y'a  ^rfsni»  (I.  4.  17)  l,  786; 


(■raisiiry)  11M)4S; 


b)  die  tbtn  in  eimatlnm  tmtmMungaak^fim 
riektung  a^f  den  begriff  d*a  «tMsallsrs  kai  m  dar  attga' 

entwiekiU,  dtt  bald  witdrr  aimaekrmngifitt  mtd  im  dar 
wanii-ew  scAr^/tojwnatAs  faa«  mmaeierbem.  daifegen  tat 
dem  tubeiantie  dmetk  dtt  bedaedmmgaaeraafarmag  in  der 
riektung  mtf  eklttriaike  entlUnlaetaen  ein  gebiet  aracklaaeeitt 
dae  dtn  mtutrtn  gibrmmtk  gmna  wad  gar  ma^fimii  dia 
ersebeinangen .  deren  inbapiff  man  mit  dam  namcn 
eine«  gewitters  bezeiclinet.  cind:  donner  and  blitz, 
wässerig«  niederschläga  ond  lanbawagoageo.  aadliab  «ine 
namhafta  tamparatarrarmiiidaraic  A.  ▼.  BaoaiOAimiBii 
über  gewitter  (1807)  e.  8:  am  afaM  ataktrlseba  staabaJanag 
als  «in  gewitter  so  bezeichnen,  ist  aa  aMblf,  dasa 
wenigstens  «in  donner  sicher  wahiganommsn  waida  «i- 
leitung  (d.  jpretut.  mitierettg.  inetitutej  tue  beetatktwag 
ren  gtwittwu scAsiwMafsw  (ttm)  e.  8;  sa  ist  aUfaBMiB  ba- 
kannt.  dass  das  gewitter  eine  elektrische  ersebeinang 
ist.  charact«risiert  durch  blitz  and  donner  Klimpert 
tntetakung  dar  gewittur  (UOi)  «.  88;  rgL  auek  die  tinAawfni 


6387      GEWITTER  (2,  b,  a  abgrenz,  geg.  werter) 

der  Schriftsprache  aus,  wie  sich  oben  zeigte,  auch  in  die 
mundarten  über,  in  denen  sie  freilich  meist  durch  die  form, 
in  vielen  landschaften  auch  durch  den  loiderstand,  den 
das  grundwort  weiter  {s.  u.)  ihr  entgegensetzt,  als  ein- 
dringling  gekennzeichnet  toird.  noch  spröder  erweist  sich 
das  gebiet  des  poetischen  stils,  icenigstens  für  die  eigentliche 
bedeutung,  während  die  übertragenen  vericendungen  des 
subst.  (s.  c.)  gerade  hier  sehr  begünstigt  werden,  für  die 
spärlichkeit,  mit  der  die  sinnliche  bedeutung  zur  Verwen- 
dung des  subst.  hier  führt,  ist  ein  beleg  ans  Hebbel 
charakteristisch,  der  hier  das  Substantiv  nur  als  Stichwort 
für  eine  mit  anderen  Sprachmitteln  ausgeführte  anschau- 
liche Schilderung  zuläszt: 

bei  einem  gewitter: 

erst  trübe  stille,  ein  bedenken 

der  überflutenden  natur: 

soll  ich  zurück  ins  bett  mich  senken? 

enteil'  ich  kühn  der  alten  spur? 

doch  dann  des  ersten  donners  grollen, 
ein  riesenruf  der  leidenschaft, 
und  nun  ergiesst  sie  sich  im  vollen 
empörten  ström  die  wilde  kraft, 
toddürstig  flammt  der  blitz  hernieder 
der  trunkne  donner  jauchzt :  triumph. 

Hebbel  7,  125; 

rt)  wie  schon  im  vorhergehenden  an  manchen  punkten  zu 
erkennen  ivar,  hat  sich  diese  entwicklung  unseres  Substan- 
tivs nur  in  lebhaftem  kämpfe  mit  den  älteren  concurrenz- 
bildungen  vollzogen. 

1))  den  zähesten  widerstand  leistete  das  grundwort,  das 
sich  namentlich  axich  auf  Zusammensetzungen  stützen 
konnte,  die  wie  wetterbüchlein,  wettergebete,  wetterglocke 
{vgl.  auch  die  verschiedenen  wetterpflanzen  und  wetter- 
thiere)Mnrfdas  abgeleitete  wetterleuchten  in  der  Volkssprache 
wurzelten  und  die  sich  meist  bis  heute  erhalten  haben,  je 
nach  landschaftlichen  oder  stilistischen  bedingungen  zeigt 
das  Verhältnis  des  collectivs  zum  grundwort  mehrfache 
Schwankungen,  so  erscheint  das  collectiv  zum  beispiel  schon 
im  Volksbuch  v.  Dr.  Faust  weit  vorgeschritten:  im  augst- 
monat  war  zu  Wittenberg  abends  ein  grosses  wetter  ent- 
standen, dasz  es  kisselte  und  sehr  wetterleuchtet  und 
Doctor  Faustus  bei  andern  medicis  stunde  .  . .  denen  gab 
er  antwort . .  .  wann  ein  wetter  einfallen  wil,  so  wird  es 
zuvor  windig,  aber  letzlich,  wenn  es  ein  weil  gewittert 
hat,  erheben  sich  grosse  platzregen  .  . .  darnach  wenn  das 
gewitter  sich  erhebt,  mischen  sich  die  geister  darunter 
und  fechten  mit  den  vier  orten  desz  himmels  .  . .  darnach 
merckt  an  welchem  end  sich  der  wind  erwecket,  der 
treibet  das  gewitter,  also  dasz  offt  von  dem  mittag  ein  ge- 
witter daher  kompt,  je  im  auffgang,  nidergang  und  mitter- 
nacht  73  Braune;  dazu  vgl. :  ward  allhie  ein  ungewöhnlich, 
schrecklich,  und  mit  plitzen,  donner  und  hagel  ein  uber- 
ausg  ungestüm  wetter.  am  rande:  grosg  gewitter  Welser- 
Werlichius  Augsb.  chron.  3,  25  (1.595)  vgl.  auch  (gewitter 
.  . .  wetter)  Scriver  2,  255  u.  a. ;  dagegen  lassen  die  wetter- 
büchlein unser  collectiv  {zu  ungewitter  sp.  6888)  nur  langsam 
vordringen:  hab  ich  vor  guth  und  nötig  angesehen,  das 
man  dis  greuliche  schreckliche  wetter,  so  alhie  zu  Frey- 
berg .  .  .  gewesen  lies  durch  den  druck  ausgehen  H. 
Wellert  vninderliche  geschieht  (1559)  vorrede  {ebenso 
grosses  wetter  A  4'»  s.  atich  unten)  u.  a. ;  auch  in  B. 
Stöltzlins  donner-  und  ivetterbüchldn  {\6h%)  fehlt  gewitter 
gänzlich  {dagegen  vgl.  als  ein  grosz  wetter  kommen  .  .  . 
seie  das  pferd  erschlagen  worden  s.  25  vgl.  desgl.  s.  24 
u.a.,  zu  ungewitter  s.  unten);  in  J.  Kiszlings  geist- 
reichem wetterbüchlein  (1673),  wo  durchaus  wetter  und  un- 
gewitter bevorzugt  ist,  erscheint  es  nur  ziveimal :  verschone 
unser  in  disem  grossen  wetter  ,  .  .  du  wollest  dieses  vor- 
stehend schwere  und  sorgliche  gewitter  mit  deiner 
starcken  band  gnädiglich  trennen  s.  123;  ebenso  s.  201  ; 
bei  J.  Cass.  Posern  curieuse  gespräche  bei  gelegenheit  des. . 
Cambnrgischen  donnerwetters  {Jena  1701)  ist  zwar  der 
plural  unseres  collectivs  mehrmals  gebraucht:  welche  ich 
offt  vor  denen  gewittern  in  den  tiefsten  keller  kriechen 
sehe  C  2 ;  desgl.  C  S" ;  D  2,  0  2»;  ebenso  im  zweiten  theile 
A  t*»,  B  1,  dagegen  wird  der  singular  von  gewitter  mir  ein- 
mal eingeführt:  so  hat  auch  gott .  .  .  kein  gerings  wunder 
bei  dem  gewitter  gethan  C  3  (zweiten  theils).  sonst  herrscht 
für  den  singular  durchaus  das  grundwort  vor:  hat  das 
wetter  dem  einen  jungen  den  rock  zerrissen  B  3,  C  2  und 


GEWITTER  (2,  6,  a  geg.  ungewitter)      6388 

vielmals  {vgl.  au^h  von  einigen  wettern  2.  gespräch  B  4) ;  zu- 
rückhaltender ist  das  Straszburger  geistliche  wetterglöcklein 
von  1732,  das  unser  collectiv  nur  für  den  indifferenten  begriff 
{s.  sp.  6385)  und  für  die  allgemeine  bedeutung  des  Unwetters 
gebraucht  {s.  sp.  6386);  für  die  elektrischen  entladungen  aber 
am  grundworte  festhält:  der  du  mit  deinem  knecht  Job 
selber  aus  einem  wetter  geredet«.  46;  wetterstrahl  s.  65; 
entzündung  des  wetters  s.  43;  bei  späteren  Stilisten  steht 
mehr  das  verstärkte  donnerwetter  im  Wettbewerb  mit  dem 
schriftsprachlich  vordringenden  collectiv,  vgl. :  da  im  gegen- 
theil  ein  sehr  zarter  körper  . .  merken  .  .  kan,  dasz  man  ein 
donnerwetter  zu  vermuthen  habe,  von  dieser  vor  dem 
gewitter  vorhergehenden  angst  reden  wir  allhier  gar 
nicht  P.  Ahlwardt  betrachtungen  über  den  blitz  und 
donner  (1745)  380,  desgl.  338;  vgl.  auch  donnerwetter  neben 
gewitter  in  J.  F.  Hartmanns  anmerkungen  über  geioitter- 
elektricität  (1764)  s.  21,  26;  desgl.  bei  L.  v.  Unterberger 
von  den  Wirkungen  der  electricifät  (l8ll)  s.  18  {gegen  ge- 
witter s.  20  M.  a.);  in  Grönland  hat  Giesecke  in  6  jähren 
nur  ein  donnerwetter  erlebt  A.  v.  Baumgartner  über  ge- 
witter  (1859)  s.  7.  anders  dagegen:  geht  der  erkaltungs- 
process  so  weit  über  den  eispunkt  hinaus  ...  so  nimmt 
das  gewitter  den  Charakter  eines  hagelwetters  an;  wird 
aber  die  genannte  grenze  nicht  überschritten,  so  bleibt 
das  gewitter  ein  einfaches  donnerwetter  oder  gibt  sich 
gar  nur  als  platzregen  oder  als  wetterleuchten  kund,  es 
ist  darum  ein  hagelwettervon  einem  gewöhnlichen  donner- 
wetter nicht  specifisch  verschieden  s.  4;  loie  in  der  spräche 
einzelner  landschaften,  so  vertheidigt  das  grundwort  seine 
Stellung  auch  in  der  spräche  der  pocsie  {s.  auch  sp.  6387) : 

aber  schwarg  und  schwarzer  immer 
zieht  das  wetter  sich  herauf. 

C.  BoiE  im  Göttinger  musenalmanach  (1773) 
s.  225  u.  a. ; 

andererseits  vgl.  das  gefährlichste  der  wetter  zog  seinen 
gewohnten  weg,  obenein ;  da  kam  von  dorther  ein  ander 
gewitter  rasch  ihm  entgegen  . . .  wie  zwei  ringer  . . .  rangen 
die  gewitter  am  himmel  J.  Gotthelf  (Uli  der  pächter 
19)  6,  345  Vetter  . 

2))  anders  verläuft  die  abgrenzung  gegen  das  compositum 
ungewitter :  die  bedeutungsgemeinschuft ,  die  eine  Ver- 
mischung der  formen  begünstigen  konnte,  verlor  ihren  ein- 
flusz,  je  mehr  der  allgemeine  begriff  des  Unwetters  im 
Verwendungskreise  von  gewitter  zurücktrat. 

a))  ungewitter  in  der  ihm  eigenen  bedeutung :  des  waszer 
ungewiter  Jon.  v.  Neumakkt  übers,  d.  soliloquien  (35)  96 
Sattler  {tempestas);  der  christliche  bilger  der  do  sicherlichen 
wandeln  wil  durch  das  ungewitter,  hagel,  donder,  sehne  und 
blix  Geiler  von  Kaisersbebg  bilger  58";  vor  Ungewitter, 
donnerstral,  Zauberei  Jon.  Kiszling  wetterbüchlein  7; 
ähnl.  106;  u.  a. 

b))  auch  in  anderen  fällen,  too  entsprechende  anhaltspunkte 
fehlen,  toird  an  den  allgemeineren  begriff  zu  denken  sein: 
wann  ein  ungewitter  ist  am  himel,  sollen  sich  die 
Christen  fürchten  vor  gottes  zorn  Jon.  Eberlin  v.  Güne- 
BURG  2,  9;  es  wer  dann,  dasz  grosz  ungewitter  oder  grosz 
schnee  kern  östr.  weisthümer  5,  25;  5,  150«.  a.;  dieses  {die 
fliegenden  fische)  deuten  die  schiff-leuthe  auf  regen  und 
ungewitter  Türkischer  vagant  (8)  66  ähnl.  (20)  164.  vereinzelt 
wechseln  bei  diesem  allgemeineren  begriffe  innerhalb  eines 
und  desselben  Zusammenhanges  beide  collective  7nit  einander 
ab:  lasz  uns  ja  nicht  .  .  .  durch  dieses  schreckliche  ge- 
witter gerichtet  werden  .  .  .  stille  doch  dieses  grausame 
ungewitter  Benjamin  Schmolgkes  andachten  (1746)  an- 
hang :  geistliches  rauchfasz  zur  zeit  des  ungewitters  s.  13/l4 ; 
da  hat  ihnen  das  ungewitter  den  gibel  sammt  dem  dache 
vom  hause  hinweg  gerissen  . . .  auch  hat  er  in  solchem 
gewitter  am  himel  so  •  ein  schrecklich  gesiebt  gesehen 
JOH.  Kiszling  s.  201;  vgl.  auch  Behlen  s.  0.  (sp.  638i). 

c))  mit  der  engeren  beziehung  auf  elektrische  entladungen 
ist  das  compositum  aber  doch  selten  zzc  beobachten:  und 
herwiderum  ein  grosz  ungewitter  mit  blitz,  donner  und 
grossen  platzregen  Kiszling  s.  197;  vgl.  auch  keine 
blitze  leuchten  mehr  trostreich  lied  nach  glücklich  für- 
über  gegangenem  ungewitter  (M.  J.  G.  Arnschwang) 
ebenda  s.  I81;  ungewitter  (neben  wetter  s.  0.)  bei  H. 
Wellert  vmnderliche  geschieht  A  4'';  Stölzlin  23; 
Posern  A  2  «.  o.,  J.  F.  Hartmann  14,  20,  26;  vgl.  auch 


6389     (iRWriTRK  (a,  b,  ß  für  olektr.  «oÜsduiHO 


GEWITTRR  (t.  b.  ß  eiMebfamen.  morrm  des  few.i  6390 


den  übertragenen  yeltratteh  in :  e«  pflefet  tleh  ofltamuüt 
ein  grosz  uiigewitter,  donner,  plitz  nnd  hafel  der  wider 
wertiglceitnn  iinnd  trUbseliglcfiiten  /.uerheben  Ako.  Albrii- 
TINUH  lanäMOrUer  (ituttnan  (>)  (l«t6)  a06;  datu  vgl.  den 
Wechsel  von  unK«witter  und  gewitter  in  S<:iiii.i.KliS  TiU 
(uierke  u,  978.  m«):  vgl.  die  varianU  ungewitter  (im  PIMu») 
gegen  gewitter  bei  H.  v.  Ki.kimt  {KälMehtn  f.  6)  t.  tl«. 
aoleher  verUnuehuHg  dir  beidtn  hiUmnftm  mrkt  «mA  dtr 
logiaehi  ntg  de»  nmtenm  »prad^i{fUiU  mtgtgm,  dm»  ühtr 
den  gegen»at»  der  bildum§»w»i»»  nieM  »o  Mekl  wmkr  himübtr- 
kommt,  und  «mihi  ouA  die  viutiutkuft,  dertm  »frmek 
gebfttueh  bei  dieaem  uiortt  i$»emdmt  fdh»nf  ftmiimt, 
die  inmeren  ttttammenhäng»  dtr  «on  dem  teüim  wofiHt 
düngen  gekennseiehneten  ertekeimungem  immer  demHiektr 
herauearbeitet.  «o  tielt  doek  gerade  auch  ne  auf  da»  d^f^rem- 
tiren  und  aueeinanderhalten :  man  h»t  brmerict,  dM>  JMie 
gewitter  gerne  in  hagei  auiarten  A..  v  BAUMaARTNKR 
über  gewitter  e.  17;  wenn  diesei  getohieht.  hat  ein  graapel 
fall  mehrere  Charaktere  einei  gewittert  an  sich  «.  >5:  da 
•ie  (dt«  Hagelwetter) .  .  die  gewiiiermaaien  am  höchsten 
gesteigerten  gewitter  nind  «.  17. 

ß)  uneer  eoUeetiv  hebt  rieh  in  dieeer  engerem  bedeutwtg, 
die  den  neueren  gebratteh  trägt,  ^mrakterietmk  vem  anderen 
ntbstantiven  ab.  die  attribute,  wie  die  verbm.  mit  denen  e» 
eirh  verbindet,  »inä  at^f  eituelne  bettimmie  kreiee  beaekränkt 
und  haben  die  neigung,  mit  dem  »tibetantiv  feet  tu  ver- 
leaehaen.  faet  gans  fällt  naturgemäet  die  Verbindung  mit 
einem  po»»e»eivpronomen  au»,  »ie  tat  da  gegeben,  wo  die 
gottheit  unmittelbar  eum  gewitter  in  beaiimmg  geeettt  iat 
{rill,  auch  wp.  6996/7).-  (die  berge),  von  denen  eein  gewitter 
daher  rollt  PESTAi.o7.zr  {lAenhard  t,  S9)  >',  1S4:  ander»  die 
übertragene  und  zugleich  aatirieehe  ttendung: 

gleich  dem  •chaffeoden  geiat  konnat  du  bhtxen  and  donnani 

und  refiMn; 
aber  erquicket,  wie  aein'a,  auch  dein  («witter  die  Hur? 

Urii.li'AR7.>r  (der  ver/.  d.  ahn/rau)  t^,  90. 

l))  parallelverbindungen     entspringen    faet     nur     dem 
pluralgebrauehe .    ne  halten    jrirA    überdieez   bei  der  nnn 
liehen  vericendung  in  engen  grenzen,     nur  die   ältere  zeit 
scheint  das  bedürfnist  tu   haben,  einee  der  beiden  merk 
male  des  engeren  begriffe»  durch  ein  angeecklo»eene»  »üb-   j 
stantiv   hervcrtuhebin :    der    aomer    was   gar  wonderliob    j 
von  grossem  doner  ande  geweder  Limburger  ekron.  89,  ts;   | 
andere  schrecket  er  mit  seinen  gerichten  . .  .  andere  mit   ; 
schweren  gewittern  und  harten  donnerstrcicben  St.hivrh 
»edenschatt    (4,  18  §  79)  ü,  Wl";    dagegen    vgl..-   dasz   sie 
bei  gewittern  und  feuersbrUnsten   in   einen   zustand  ge- 
rathe,  der  sie  zwKnge,  sich  in  den  dunkelsten  winkel  zu 
llUchlen  K.  Gutzkow  (tauberer  v.   Rom  &,  18)  6,  199:  am 
hät\fig»ten  ist  die  Verbindung  mit  wind  oder  stürm,  einige- 
male  auch  mit  regen  und  wölken  beobachtet : 

wind  und  watter,  meer  und  wallen 
ihm  fttr  augan  mahltena  dar, 
ledtea  viel  von  unrefillen, 
von  gawittar  nnd  ra^ahr. 
.achwaigat,  schwaiyat  von  gawittar, 
ach,  von  winden  ach  weiset  atillV 

Fa.  Spib  truttnachttffoU  76  Balte,- 
wird  auch  der  wanderpr  xu  mancher  zeit 
von  stOrroen  und  rewittcm  AN^rfallrn, 
die  sonne  klirt  aioh  atats  ihm  wieder  aaf. 

P1.ATI1«  (moraen-  u.   abemdbilntMmm0n : 
Frettag)    1,  60«  JtedKe*  eteiMo  Bkockbm 
rAoMWOM/oAraseaNsn  466; 
da  sieben  finstre  wölken  aaf 
mit  Sturm  und  mit  gewitter. 
die  blitxe  zucken  au«  der  nacht, 
die  mäste  sprintr^n  in  splittpr 

Ulll.ANt)  {der  koniffMohn  <)  1,  80t  Jt  ScheUdt; 
mit  frrwitter  und  stunn  aua  femaa  aaar  — 
mein  mädel,  bin  dir  nah' ! 

U.  Wau.nsr  (der  ßiepende  keUämder  1. 1) 
1*853; 
nur  wann  sie  (di>  nohtr)  will  serstAran  oad  arachOttem, 
erbraust  sie  in  orkanen  und  gewittern. 

UiiLAM)  (an  K.  M.)  1, 113  K.  Sckmtdi; 

in  dem  haum  war  eine  höhle,  darin  sasz  es  bei  regen 
und  gewitter.  und  schlief  es  in  der  nacht  Orimm»  wtärtken 
(Marienkind)  i  (1818)  11 :  wenn  nicht  gewitter,  regen  oder 
Bohnee  in  der  nähe  sind  L.  Soiinckr  ursprttng  der  ge- 
witterdektrieifät  50 ;  Störungen  durch  gewitter  oder  regen- 
giisse  61 ;  (tcald),  an  dem  die  gewitter  und  wolkenbrürhc 
hinabziehen  STiriKR  bunte  steine  (granit)*,  19;  wer  hohe 
IV. 


klarbeit  hat,  darf  tiefes  dunkel  halMll.  «r  M  gMdl  <Im 
gestimen.  wölken  und  gewilt>-r  wmadttm  darOber,  aber 
immer  findet  man  ihren  liohtfifad  wtedar  E.  M.  Aiimut 
yeist  der  »tii  (|«M)  t.  oo;  klare  tage,  hllte.  tßmittmr  babea 
wir  abweehaeliMi  erlebt  Göritu  hr.  m,  ue;  memtm  leelteeftM 

UeheiitmrMen  nd  der  ttofcUge«  elif  mweH  der  d— pf- 
eebUte  epreaheade  I^m  tor  Oirtbrnann  K.  Ootskow 
(ßmmherer  «.  Am  f.  M)  S.  IM. 
f))  eigemmrHg  »imd  die  /orwtem  der   unter-  »der  titer 

m))  wetenHiek  mmfdar  mmlaknesmg  mn  »im 

w%m  WIM  99  m999Hr  9m$    f9999tm  v^^MMvUN^Vw  TwMt^  \B 
^999^99^9  w9^  4W9V0^MWN    99^9999 ^    w§9  99t9KU9999   ^^**  *     V^V 

anterraebuaf  der  fewlUer  aaf  leogniphleeli  -  ■eteei» 
loffeeher  gnändlate  R.  A««mamh  di»  §mUlm  im  MBtkt- 
demheUmmd  (1886) «. ».  syi.  am»k  fewitterbeotaeMmf.  dm- 
gegen  vgl.  •  Ist  die  lofl  mliit.  oad  eine  eelehe  tegilweHtt 
▼oneOglieb  die  blldung  der  gewitter  Okhuir  pkgsikml.  wb. 
4.  1M9:  zur  zeit  der  ausbildang  einee  fevitten  i.  F. 
Hartmann  atuntrkmmgem  Mer  gemUirtUUriaUn  e.  i«. 
de»^.  i&:  vgl.  lewttlerbUdaat.  ee  wnde  M  der  ent 
itehung  einee  gewiltera  in  allen  pfarrkifohe« . . .  geWalel 

A.  BiKi.iNUKR  volkslhamU.  aus  Sehwaben  t.  U»;  entalekag 
einee  gew.  A.  ▼.  Baumoartmkr  über  gemtttr  i»;  (eot- 
stehen)  18;  entstehung  von  gewittern  L.  SoHtiOKS  tt*. 
dasu  vgl.  den  buehtitel .-  entstehanf  ttnd  eatlndaaf  der 
gewitter  v.  R.  Ki.impkrt  (i9ob);  wMhvead  dem  fnetfiite 
and  der  zunähme  des  gewittera,  jirefrese  mnd  tmmrmu» 
of  the  storm  KrOnitz  116:  bei  der  ann&herung  rinee  ge 
witters,  appreaeh  of  thunder  819:  bei  annAherung  einee 
rewitters  Hartmann  6i:  bei  herannahung  etnee  gew.  lo: 
beim  herannahen  der  gewitter  KtinfKRT  89;  beün  anzog 
eines  gewittere  H.  Könio  dt«  dubistm  in  Mmim»  (6, 1) 
t,  174;  den  zog  der  gewitter,  so  wie  vorhin  za  beobeehte» 
CiltnEN  rorberieht;  nach  fironao  ist  gleichfalls  bei  Berlin 
der  zog  der  gewitter  am  gewcihnlichsten  aus  SW.  CtKiiuKR 
4,  1991 :  die  liauplidee  war  irgend  eine  gesetamtszite  be- 
Ziehung  des  zogs  der  gewitter  auf  gewiaee  fBthlNBleee 
unsere  erdkörpert  aossamitteln  Gkhlsr  4,  U8i:  aaeb 
meilcnweitem  zage  des  gewittere  RciMARt'R  STB:  ver- 
muthlich  beobachten  sie  den  zog  dee  gewittere .  das 
dieeen  vormittag  im  westen  aabüef?  Kotxkboc  (dtr 
vielwi»»er  4. 4)  ae.  170;  wodareh  . .  boefc wichtige  aobdilBaee 
Ober  die  zogstraeeen  der  gevritter  .  .  fevoiuien  werdea 
R.  Assmann  die  gewitter  in  Mitteidirnttiklamd  «.  6:  Ter 
dem  auabroohe  dee  gewittere  Rkimarus  eees  MümW; 
atubmeh  einee  gewittere  L.  Sohnckb  wiepiaf  dtr  pe- 
tn«tr«UUrieiM<  ».  t.  deegL  8:  10;  dasgteiek»  R.  KUMPSKT 
».  91  vgl.  gewitterausbraeh:  vor  hereiabrecbea  eiaea 
gewittere  Sohnckk  s.  u:  das  einschlagen  derer  geeritter 
MOnnicm  retatio  pKgsito  wediee,  w»rber.;  Wirkung  der  gew. 
KuiMPKRT  16;  unter  dem  gemormel  eines  entfernten 
gewittere  am   horizont   H.  t.  Klsist  {KeMbma»)  s.  i7i 

B.  Schmidt;  aoszer  dem  fernen  morren  dee  gevrittcn 
BoNAVRNTORA  naektwmekm  (81  lg  Jürifcsl 

ß))  audk  »eii-  mnd  •rtektetimmmmgem  «erdsa  ftme  Alar- 
geordttet:  veceacbe,  welehe  wum  aar  zeit  einee  gewittere 
mit  den  eieenMB  etangea  fsnaoht  hat  Pii.  P.  GtrnsN  t?: 
wo  man  sidi  aber  aoeh  rar  aalt  eines  gewittere  befinden 
mag  TRTBNaat:  aar  aeit  einee  gewittere  Rcimarcsui: 
da»  gteiek»  Hartmamk  e.  a;  RaDMOARrNKR  s.  iS;  beim 
daeelB  einee  fewittere  Hartmann  «.4:  die  karaa  daaer 
einee  gewittere  nnd  seine  geringe  streekang  folfea  oa- 
mittelbar  aas  der  beschränkten  aoedehnang  der  gewitter 
wölken  und  ihrt>m  fortrücken  in  der  lafl  R.MMiiARTXKit 
e.  16;  das  ende  eines  gewittere  ...  ist  dae  gewitter  an  ende 
miüeUmmfen  s.  le»^  d.  femiltm'ereth.  {um)  «.  7;  bioflgkeit 
der  gewitter  KLiMnmr  la:  aahl  der  gew.  sl«Mde;  ayl. 
gewttterhiafigkeit  u.  a.  anderereeil»  ayL:  wie  die  stille  der 
berggipfel,  wo  in  herrlich  einsamer  bOhe.  hoch  Ober  dem 
raame  der  gewitter.  nar  die  göttliche  loft  noch  in  den 
loeken  des  kühnen  «randercre  raascht  Hölorrun 
{Hffperion  8,  18>  8,  t»  Litztnann;  das  Gange^dclta  in  Ost- 
indien mit  seinem  kaum  Ober  die  grOeste  flathbShe  ge- 

401 


6391      GEWITTER  (2,  h.  ß  vorbote  des  gewittere) 

hobenen  boden  ist  die  eigentliche  heimath  der  gewitter 
A.  V.  Baumoartner  über  gewitter  s.  6;  so  dass  der  be- 
obachtungsort  wirklich  gleichsam  als  die  brutstätte  des 
gewitters  angesehen  werden  konnte  ztschr.  d.  Oesterr. 
gesellsch.  f.  meteorol.  2,  465 ;  die  zeit  der  stärksten  elek- 
trischen er  scheinungen  entspricht  in  den  meisten  fällen 
der  gröszten  nähe  des  gewitters  s.  7 ;  anleitungen  z.  be- 
obachtung  der  gemtte^-erscheinungen  s.  7  (1888);  gerade  jetzt 
in  seiner  persönlichen  gefährdung  war  Eugen  um  so 
eifriger,  als  gälte  es  die  garben  einzuthun  im  angesicht 
des  drohenden  gewitters  B.  Auerbach  neues  leben  (5,  5) 
3,214;  dazu  vgl. :  ob  ein  so  kleiner  see,  etwas  zum  stoffe 
des  gewitters  beitrage  Ph.  P.  Guden  86. 

v))  unter  den  Verbindungen  mit  einem  nomen  agentis  ist 
eine  besonders  bevorzugt:  Loki,  der  vom  sturmgott  ge- 
sendete böte  des  aufziehenden  gewitters,  das  wetter- 
leuchten, raubt  dieses  halsband,  und  im  losgebrochnen 
gewitter  rast  nun  stets  sich  erneuernd  der  kämpf  der 
wettermächte  E.  H.  Meyer  germ.  mythol  271;  verboten 
des  nahenden  gewitters  Gotthelf  10,  19;  man  sieht  es 
allgemein  als  einen  verboten  eines  gewitters  an,  wenn 
die  luft  ungewöhnlich  warm  und  drückend  schwül  ist 
A.  V.  Baumgartner  über  gewitter  s.  5.  dazu  vgl. .-  die  alten 
Hertrurier  fleiszige  beobachter  der  gewitter  Guden  34; 
man  sähe  die  gewitter  vorüberziehen  und  auf  ihnen  den 
herrn  der  gewitter  Herder  {v.  geist  d.  Ebr.  poesie)  an- 
hang  12,  313. 

b))  für  die  Überordnung  des  Substantivs  sind  zu  der 
sinnlichen  bedeutung  nur  toenige  und  Ic^e  Verbindungen 
belegt  (zur  übertragenen  s.  «.),  die  zudem  alle  den  phiral 
zeigen:  es  giebt  einige  (bienen),  denen  durchs  loos  die 
wache  bei  den  fluglöchern  ist  gefallen,  und  die  eins 
um  andere  acht  geben  auf  die  wäszer  (regen),  und  die 
gewitter  des  himmels,  oder  welche  die  last  der  ankom- 
menden empfangen  Jon.  Grüwel  Brandenbiirg .  bienen- 
kunst  {Xldi)  10;  vgl.  gewitter  gottes  Herder  (v.  geist  d. 
Ebr.  poesie  2)  12,  50;  von  den  gewittern  des  aufsteigenden 
luftstromes  ist  es  allbekannt,  dass  sie  im  gebirge  oft 
mehrere  tage  hintereinander  ganz  örtlich  beschränkt 
entstehen  ztschr.  d.  Oesterr.  gesellsch.  f.  meteorol.  2,  405. 
um  so  häufiger  sind  hier  dagegen  die  festen  formen  der 
composition : 

gleich  dem  donner-gewitter,  das  lüfte  reinigt,  und  seegen 
über  die  felder  ergieszt,  die  unter  dem  donner  erzittern! 

La  VATER  aussichten  in  die  euigkeit  (23)  3,  278; 

dazu  vgl.  sturmgewitter ,  wind  gewitter ,  regengewitter 
Sanders  8,  1641'';  vgl.  frostgewitter  oben  sp.2b8;  schnee- 
gewitter  unten  th.  9,  sp.  1234;  auf  das  unheimliche  winter- 
gewitter  war  ein  stiller  kalter  tag  gefolgt  P.  Heyse 
(Doris  Sengeberg)  2,27,  6d;  Wintergewitter  Baumgartner 
8.  6,  7;  ztschr.  d.  Oesterr.  gesellsch.  f.  meteorol.  2,  404; 
herbst-  und  wintergewitter  L.  Sohncke«.  34; 

der  himmel  mit  den  lenzgewittem 

der  erde  wohl  zum  herzen  drang. 

liENAu  C^avonarola)  4,  7  Hempel; 
das  gleiche  Strachwitz  (Heinrich  d.  Finkler)  ged.  8,  296; 
ebenso  (frühlings  gewitter)  P.  Heyse  (geteiltes  herz)  2,  9 
».  8;  W.  Mknüiiardt  baumkultus  iSi;  die  sommergewitter 
unterscheiden  sich  aber  dadurch  von  den  wintergewittern, 
dasz  die  gewitterwolken  nicht  von  westen,  sondern 
meistens  von  S..  SO.,  und  NO.  kommen  Gehler  physikal. 
wb.  i,  1586;  anleitungen  z.  beobacht.  d.  gewitter  s.  5;  vgl. 
sommerungsgewitter  unten  th.  10,  1.  sp.  1563; 

und  den  aus  nachtgewittern 

der  Sünder  donnern  hört. 

Chr.  f.  D.  Schubart  {vater  unser)  241  Hauff; 
das  gleiche  St HKCH-wnz  (Anastasites  Grün)  ged.^.  327;  vgl. 
abendgewitter  Sanders  3,  1641»;  der  weisze ,  einsame 
Obelisk  zeichnete  sich  gegen  die  dunkelblaue  wand  des 
oslgewitters .  das  indesz  langsam  heraufgezogen  war 
Stiktkr  (stud.  1:  feldblumen  12)  1,  iso  Sauer;  vgl.  ein 
gewitter,  welches  an  heftigkeit  dem  furchtbarsten  alpen- 
gewitter  nichts  nachgab  Matthisson  erinnerungen  2,  iS; 
vgl.  auch  gebirgsgewitter  Sanders  erg.  wb.  646»» •  erdee- 
witter  «6.  8, 1641»:  ' 

steigt  ein  creutz-gewitter  auff, 
haltet  iro  gebeht  zuhaufT. 

S.  Dach  494  Oesterlcy ; 
man  musz   zwei    classen  von    gewittern    unterscheiden, 


GEWITTER  (2,  h,  ß  starkes  schweres  gew.)      6392 

nämlich  gewitter  von  localer  natur,  und  solche,  die 
einem  allgemeinen  wetterumschlag  vorangehen  oder  ihn 
begleiten,  beide  werden  wohl  auch  als  wärmegewitter 
und  Wirbelgewitter  unterschieden,  die  localen  gewitter, 
zu  denen  die  meisten  sommergewitter  gehören,  sind  ver- 
hältnismässig am  genauesten  studirt  L.  Sohncke  Ur- 
sprung der  geivitter-elektricität  s.  27 ;  die  gewitter,  welche 
durch  den  aufsteigenden  luftstrom  entstehen  und  im 
gegensatze  zu  den  wirbelgewittern  wärmegewitter  genannt 
werden  R.  Klimpert  s.  92;  einbruchsgewitter  B.  Ass- 
mann s.  9;  ein  prachtgewitter.    wie  hat  mirs  wohlgetan 

F.  Th.  Vischer  auch  einer  380;  vgl.  auch:  o  vergib  den 
voreilenden  schmerz ,  in  diesem  leben,  dem  Wechsel 
zwischen  strichgewittern  und  sonnenblicken,  ist  er  wol 
erlaubt  Jean  Paul  (Titan  4,  114)  24,  174. 

3))  der  kreis  der  attribute,  die  das  Substantiv  begleiten, 
wird  von  der  neueren  etitivicklung  natürlich  ausgedehnt 
und  mannigfach  belebt,  aber  über  den  gegebenen  rahmen 
greift  er  doch  nicht  toeit  hinaus. 

a))  einen  breiten  räum  nehmen  noch  immer  die  attribute 
ein,  die  die  richtung  kennzeichnen,  in  der  das  gewitter 
sich  am  engsten  mit  dem  unwetter  berührt,  neuerdings 
treten  hier  mehr  und  mehr  attribute  vor,  die  den  empßn- 
düngen  des  beobachtenden  ausdruck  geben,  hier  entfernt  sich 
die  neuere  auffassung  am  ehesten  von  der  älteren,  besonders 
da  sie  auch  empfindungen  äuszert,  die  auf  die  bewunderung 
der  naturerscheinung  zielen,  nicht  zu  verivechseln  damit 
sind  attribute  wie  lieb  und  heilig,  die  der  volksmund  an 
das  Substantiv  knüpft,  sie  entspringen  vielmehr  dem  gefühl 
der  Ohnmacht  und  der  gebundenheit,  mit  der  der  natur- 
mensch  der  höheren  macht  gegenüber  tritt,  die  er  für  sich 
zu  gewinnen  sucht,  vgl.  oben  sp.  6384. 

a))  dann  nach  solchen  grossen  regen,  ungestümmen  ge- 
wittern, folget  alsbald  schön,  klar  und  hell  wetter  (post 
magnas  tempestates)  Ryff  traumbuch  Artemidori  (2,  8)  81»; 
dasz  kein  änderung  der  jahrzeiten  ohne  grosz  gewitter, 
und  kein  änderung  des  regiments  ohne  grosze  Zerrüttung 
und  confusion  vorgehe  Opel  u.  Gohn  aojähr.  krieg.  381 
(v.J.  1621);  nachmit.  geschwülle;  umb  5  uhr  ein  grosses 
gewitter  Prätori us  zodiacus  merkurialis  IS;  das  gleiche 
J.  F.  Hartmann  s.  43;  dasz  man  vil  rauherer  wind,  auff 
hohen  bergen  als  im  thal  find,  im  hohen  mör  gebs  grösser 
gewitter,  als  im  rein  .  .  .  Fischart  Gargantua  (cap.  as) 
337 ;  als  eben  ein  starckes  gewitter,  mit  donner,  blitz  und 
regen  aufkam  Scriver  seelenschatz  (4,  12  §  81)  2,  429»; 
einige  tage  vorher  stund  gegen  norden  ein  starkes  ge- 
witter C.  Mylius  s.  Hamburgisches  magazin  4,  269;  ebenso 
Heinse  {Hildegard  2)  b.  197;  Guden  64;  Gehi^en  physikal. 
tvb.  i,  1595 ;  da  wir  im  frühjahre  die  zwei  ersten  und  stärksten 
gewitter  hatten  Franklin  (an  Collinson  1753)  übers,  v. 
Wenzel  l,  176  (during  two  of  the  greafest  thunder-storms 
tce  had  early  in  the  spring);  ebenso  Guden  28;  desgl. 
Krünitz  übers,  v.  Priestley  219  (in  violent  thunderstorms) ; 
J.  G.  Hartmann  a.  44;  Baumgartner  s.  4;  Klimpert 
*.  159;  dagegen  vgl.  bei  den  schwächsten  gewittern  216 
(i?»  the  most  simple  thunder  storms);  das  gleiche  (vom 
wintergewitter)  Reimarus  32;  ebenso  Ph.  P.  Guden  131. 

zuförderst  werden  etliche   durch  schweres   gewitter  in 

unüberwindliche  .  .  .  angst  und  furcht  gesetzet  Scriver 

(4,  9  §  22)  seelenschatz  2,  255»; 

denn  sieh'    es  rückt  das  schwere  gewitter  herüber, 

wetterleuchtend  und  bald  verschlingend  den  lieblichen  voUmona. 

GöTHE  [Hermann  u.  Doroth..-.  Melpomene)  40,  319 ; 

die  braut  von  Messina  ist  gestern  gegeben  worden  .  .  . 
dabei  erlebte  ich  den  eigenen  zufall,  dasz  während  der 
comödie  ein  schweres  gewitter  ausbrach,  wobei  die  donner- 
schläge  und  besonders  .der  regen  so  heftig  schallten,  dasz 
eine  stunde  lang  man  fast  kein  wort  der  Schauspieler  ver- 
stand Schiller  br.(aus  Lauchsfädt)7.i9Jonas;  das  gleiche 
(ziehtherauf)  K.  Gerok  palmblätter  25,  20;  ebetiso  (bei  dem 
schw.  gew.)  Reimarus  v.  blitze  28;  (vor  einem  schw.  gew.) 

G.  Freytag  (soll  und  haben  3,  1)  4,  371 ;  desgl.  (schwer 
gew.)  J.  F.  Hartmann  45;  Klimpert  6;  20,  91;  dieses 
alles  schreibe  ich  dir  unter  einem  bedeutenden  ge- 
witter GöTHE  br.  29,  221:  gewaltiges  gew.  Klimpert  159; 
bei  dem,  am  vergangenen  3.  sept.  a.  c.  plötzlich  entstan- 
denen heftigen  gewitter  J.  A.  Mvnnich  relatio  physico  med. 
(1732)  3;    heftige    gewitter    mit    stürm    begleitet  Gehler 


6393  GEWITTER  (s.  b.  ß  icbrecIcHcbM,  Ueb«s  i^ew.)      GEWITTER  (i.  6.  y9  da»  «ew.  rieht  ut  bar.  hin)  6994 


phynkal.  tob.  *,  iae6;  dttfl.  Baumoahtnkr  7;  •:  M;  «todkr. 
d.  Otfterr.  geaeU$eh^ft  für  meteorol.  t.  406;  Kl.tMPKliT  IM: 
von  dem  beiondera  in  Saallhale  heftig  einiefallencn 
gewitter  Göthr  hr.  80,  IM;  es  war  regneritch;  niteh  hef- 
tigen gewittern  nau  und  kühl  geblieben  D.  v.  Lii.llN- 
cnoN  (ati«  marteh  u.  gttaf)  t*,  to?. 

/9))  den  ernten  tag  Augnati.  entatund«  M  OM  n««b 
langwiriger  achiiner  luatigor  seit,  ein  Mhreeklleb  gewitter. 
mit  einem  groaaen  regen,  umb  den  abendt,  ond  hatte 
der  donneratraal  an  dreien  urlhen  der  atalt  eingeschlagen 
Wki-rkk  Wkrlicmidn  Augnb.  ehroi%.  8,  II»;  sehen  sie, 
Tlioophron,  die  erquicicnnde  stunde,  die  nach  dem  sohreok- 
liehen  gewitter  folget  Hp.nuKn  (foti  t.  atug.)  IC,  «li;  dass 
ein  furchtbares  gewitter  im  aufzuge  war  J.  ▼.  Eichkn- 
DORKP  {vid  lärmen  um  nichla)  4*,  170:  an  der  westkOst« 
.  .  .  gehen  vom  april  bis  Juni  selten  swel  tage  ohn«  di« 
furchtbarsten  gewitter  vorüber  A.  v.  Baumoahtnkh  41ter 
gewitter  a.  T,  'kommt  ein  fUrohterlichea  gewitter'  denkt 
sich  dein  urgroazvater  T.  HoHRütiKit  wtldkeimat  1,  88; 
das  gUidte  A.  v.  Bauhuahtnkh  ».  T,  Ahnmann  in  ,d*» 
tcetter'  1,  (188ft)  84:  aas  (iras  wird  ein  verheerendes  ge- 
witter gemeldet  $t»thr.  d.  Detterr.  gea.  f.  mtteorol.  8,  407. 

•/))  wie  flammen,  verloren  sich  in  meinem  sinne  die 
thaten  aller  Zeiten  ineinander,  und  wie  in  ein  froh- 
lockend gewitter  die  riesenbildcr,  die  wölken  des  himmels 
sich  vereinen  .  .  .  Höluriu.in  {Hyperion  i,  6)  8,  77;  es  war 
als  ob  bei  einem  majestätischen  gewitter  blitze  lam  dn- 
schlHgen  am  himmel  flammten  Hui h hu  {Hüd^gard  »)  »,t»; 
ein  majestätisches  gewitter  zog  durch  das  thal  G.  Kki.i.kr 
(yrtiner  Heinrich  1. 17)  l",  178;  das  prächtig  einherxichende 
gewitter  Stipteii  bunte  ateine*,9. 

S))  es  lässt  sich  kein  generelles  unterscheidungsmerk 
mal  aufstellen  zwischen  einem  gewitter  und  einem  ge- 
wöhnlichen Platzregen,  den  der  volksmund  so  bezeich- 
nend ein  stilles  gewitter  nennt  J.  Hanns  über  den  urapr. 
der  gewitter  {itachr.  d.  Oatarr.  geatUaeh.  f.  «Mtoorol.  t.  408); 
das  liebe  gewitter  in  mundarttm  {a.  ap.  6884)  ihenaü  (nach 
mittheil.  v.  C.  MOLLF.K-FKAitnetTii  s' heilige  u'gewitter; 
heiliges  gewitter!  rief  er  plötzlich  und  reckte  sich  in  den 
gliedern  .  .  .  P.  Hr-vsr  (ium  not.  ;  die  p/a^findarin)  t,  8 
a.  111. 

b))  Mahlreich  aind  die  porticipialan  attribute.  die  at^f  die 
beliebten  aubjecixtrbindungen  («.  ap.  6884)  turiiel^ikhren  -  da- 
hero  ist  es  sehr  gut  bei  entstehenden  gewittern  wachsam 
zu  sein  Zkdi.rr  4.  nar  daa  gleiche  Ciiombl  S,  8M:  die  gleiche 
Verbindung  G(;uRN  80;   Rrimarus  865;  bei  aufsteigenden 
gewittern  CnoMEL8,  406;  deagl.Qvvmn  118.86;  KrOnitx 
übera.  d.  PrieatUy  116;    bei  einem  herankommenden  ge- 
witter Rrimarus  80  m.  a.,-  (ankommenden  gew.)  186  u.  «.,• 
drohendes  gewitter  B.  Aoerbacii  newa  leben  8,  tl4;   bei 
herannahendem  gew.  Zrdi.rr  4, 178;  Hartmann  a.%;  1»,U: 
wann  sich,  bei  nahenden  gawittem 
die  flur  enträrbt,  die  halne  zittern : 
so  fliebn  •nohrnckin  lens  und  tag. 

J.  F.  ('.tiRoisKOK  {Oden  und  Utder  l)8,lQt; 

die  Vorboten  des  nalienden  gewittere  brausten  heran 
J.  GoTTiiEi.F  (Käthi  1)  10,  1»;  gemurmel  eines  entfernten 
gowitters  H.  v.  Ki-Risr  3,  171 ;  daau  vgl.:  ein  fernes  ge- 
witter stieg  fernher  auf  Sal.  Gsssnrr  8,  70;  die  naehti- 
gallen  .  .  .  verstummten  heut*  in  einer  kühlen  nacht, 
welche  von  fernen  gewittern  zu  uns  herwehte  C.  Bren- 
tano (Geaeh.  v.  brattn  Jvo.v/htO  4,  171 ;  bei  entstandenem 
schweren  gewitter  Gt'nEN  M;  Reimarus  856;  blitze  vom 
donner  gefolgt,  verkUndeton  das  entstandene  gew.  itaekr.  d. 
Oeaterr.  geaellaeh.  f.  meteorUogie  8,  40»;  ein  am  Vorabend 
eingetretenes  gew.  ebenda;  ein  gemeldetes  gew.  Sohnckb 
uraprt*ng  der  geunttei>elektricität  a.  16;  wurden  durch  den 
donner  auf  ein  über  Charlotlenburg  stehendes  gew.  auf- 
merksam a.  68;  als  ein  zeichen  eines  abnemenden  oder 
sich  zerteilenden  gewitters  Rrimarus  78;  eines  schon 
zerteilten  gewittere  582;  in  der  ferne  donnerte  es  leise 
von  abziehenden  gewittern  P.  Heysk  {da«  aeetceib)  U. 
3,3^6;  hinweggezogene  gewitter  Griii.er  phffaikaUiaeka» 
tcb.  4,  1.TO1 : 

die  erde  ringa  beirinnt  an  zittern. 

der  himmel  beugt  sich  tief  und  schwara  heiab, 

nnd  brauset  dumpf  in  rollenden  gewittern. 

J.  MosKN  {ritter  H'aA»84»  8, 14t. 

e))  andere  attribute  gelten  der  a*HbeaHmunMm§:  ein   oa- 


reifee  gewitter,  dessen  in  seltlg  ent«a«dtte  dSaste  den 
blnmel  furchtbar  erieoebtoB  lUrrRM  {mHid,  rmkt 
tugenäk^fl  f«  mrim  I74ti  •  (iMi)  IM:  ein  frübBSltlps 
gewitter,  das  daa  fassen  tag  gedrohet  hatte,  gtaf  sMr* 
misch  an  den  b4Vfsa  irfsder  it(>^uv.  ( U'.  Uetster  7.  i)  as.  S; 
sobon  fand  die  oft  voa  laadJeulen  aufgestellte  refsl:  daai 
spilei«  tswtttar  die  rlebtof  «inbaH—,  wtldM  Mb$n 
gewllter  etafssebbifsn  babea.  bsatlHgt  QtmtMH  phgaOml 
M>6.  4.  isss;  aber  kelae  swebsia— g  to  dar  aator  kann 
mir  eine  so  webmBtblfa  frsads  abfewtauMB.  als  ein 
gewitter  am  morgen ...  Im  weeten  stand  das  nIehUlalis 
gewitter  and  wOtbete  H.  y.  Ki.Klirr  (ee  a.  brmut  ttm)  •,  M9 
MituU-PMut. 

attribute:  dass  also  ein  oMnnaMaabsa  lawltter  Ibar  üa 
ganze  erde  gebt,  dass  die  gaasa  srdobsiüeba  iMahaaM 
ein  magnetisebee  sehaoem  easpSndet  Snrrsii  IimI» 
sMiM*  iverr.)  8;  daher  kan  w  {daa  lieht)  nicht  bei  jeder 
Torfibanlbenden  Wetterwolke,  and  hingegen  manehaBal 
auch  one  eigentliches  gewitter  . . .  entstehen  RaiMAROaM; 
mögliche  gewitter  K.  Gutzkow  8.  8M. 

wie  die  poaaeativprvmowün»  (a.ap.ttm).  ao  aimd  mttek  maitrt 
pronominaifitrwtan  nur  gmna  rereinaeU  betagt  t  wlbrsad 
iiesselben  gewitters  Wrnzrl  sii  dtutmkmmg  9tmiMim§ 
1.  175  (during  ihe  aama  guat):  vgl,  mmekt 

vesec>ea  ose  aber  gnidigUeh 
laas  tim  gewitter  legen  aidi. 

i/Rter  «sMt.  paeL  aekr. 9.Ui 


die  gleiche  vartimitimg  («.  «.)  Opitx 

</))  ntr  ybres  dicr  eampttiHm  tmd  eea  Mm  äimm  mt' 
bindungen  nur  tevnige  vorgaämmgm,  m  vgLs  das  spal* 
gewitter.  dem  fiberall  das  gemetne  Tolk  wIebtifcrB  etalh 
flusz  in  den  winter  —  als  In  den  Sommermonaten  zaeignet 
THCMMRL(rrM«5)  5,  148;  fDr  die  beobachtung  trennt  man 
die  gewittler  in  nah-  und  femgewitter  mmt^tvingem  (da» 
preuat.  meteorol.  inatituta)  i.  beohachlumg  «eis  gmmtlar- 
araeheinungen  (1888)  a.  6;  mm  ao  kkt^ger  tat  äit  ammmtmmr- 
aetsHng  hochgewitter  betagt,  au  4mr  mme  Uekaro  mnki/k  dar 
MrNfidMii^  nicht  naehgamaaen  itt  {vgL  HM  4,  fl,  9.  Mi^; 
wassergttss  and  deifMcben  sebIdUebea  beebfevtttar. 
reifen  und  sehnee  öalarr.  taaiafk.  8,  sa»;  ekenaa  8.  845:  waa 
mir  ain  hochgewiter  anfallen  Ihuet  s.  885:  abwendung  der 
hochgewitter  8.  864 ;  and  nach  gewohnheit  der  alten  daa 
gebet  bei  einem  hochgewitter  aafseblafen  PasTAU»» 
(Lienhard)  8*.  886:  und  als  das  hocbfewilter  vorbei  war 
ond  die  sonne  wieder  sobien  E.  t.  HANDBL-MASSlTTt 
Jeaae  u.  Marim  (i>)  l.  815. 

4))  ekmrmkteriatiaek  aimd  Ha  wtihimäumgam  mit  eerM» 
anttaiduit. 

•))  «er  aOsm  rsscA  auagaatmttat  iat  Ha  »u^mt^ntäam, 
in  der  dma  auhatmnOv  ungemtimlidk  l^^^i^  arwekeini. 

a))  ainnbrUftiga  varhm  uerden  angutgau,  «e  der  Nsdk 
at^f  die  btn^umgim  mm  kimmul  gerichtet  iat.  die  dma  ga- 
teitter  einteita»  (sfi.  much  unter  gewitterwolke): 
'  BSgsa.  ead  es  kaa  Im  atanae 

LoassM  {BeUaäaeu  tm  aantarlem)  TS 


«AeneeO.  Kkli  kr  i>\  17S;  vgl.  muek  das  gew.  gebtSTtmtR 
bunte  ateina  *.  s ;  man  sehe  die  t>vlUer  TorOber  siebea 
Hkrdbr  (v.  geift  der  Sbraimkam  fsaaes.  «aA«Mf)U.na: 
sehen  slef  dort  hinten  ziebt  sieb  eta  gewitter  an?  MlLUW 
Siegumrt  8*.  870;  und  dann  an  gotles  himmel  sich  ein 
gewitter  aufzieht  PasTALOsai  (Lienhmrd  s.  8S)  8*.  IS4;  das 
gewitter  vom  s.  Juli,  welebee  an>  S  ahr  nadue.  im  oetca 
von  Magdeburg  aufzog  ^lae  weMBr*  1.  (§8«)  1.  iit:  tof  ein 
gewitter  aas  weaten  auf  Rrimarus  84:  der  köpf  stehet 
mir  wie  eine  Wetterfahne,  wenn  ein  gewitter  heraufziehet 
GöTHR  br.  1.  ita;  unter  solcben  geeprächen  war  ein  ge- 
witter heraofgesofen.  und  liaaa  aiab  von  weitem  mamilid 
vernehmen  H.  König  dss  eliiIMni  tu  ilmina  >,*.  1)  i;  tS: 
ebenao  Grrok  pnlwM,  88a:  ein  starkes  gewitter  kan 
herangezogen  Hfinsb  {HUdagmrd  8)  5.  t87:  dhnliek  aekam 
P.  Ph.  Gddbn  177: 

aa  lag  so  achwai  «ad  schwer  ia  dar  hdt, 

«ea  Mtae  aeg  ein  gewitter  bcr. 

P.  BooBweraoT  MUi'aSckafir  (1851)  168; 

gefMiden.  über  die  ein  gew.  nicht  hinzieht  Bacmoartmbji 
.«.9;  ein  gew.  lieht  vorfiber  Klimpbrt  «.  tt: 

aai* 


6395  GEWITTER(2,  h,  ß  —  steigt  auf,  schwebt,  steht)  GEWITTER  (2,  h,  ß  -  leuchtet,  schlägt  ein)    6396 


die  fische  springen,  und  das  Wasserhuhn 
taucht  unter,  ein  gewitter  ist  im  anzug. 

Schiller  {Teil  1,  1)  14,  273; 

das  gleiche  Eighendorff  i^,  170;  wie  der  landmann  gerade 
im  besten  arbeiten  begriffen  ist,  und  auf  einmal  steigt 
ein  gewitter  auf  Moritz,  Anton  Reiser  (2)  195  Geiger; 
ebenso  Gl'den  128;  J.  Tietz  die  erßndung  des  blifzableiters 
s.  3;  doch  oft  am  abend  noch  des  klaren  tags, 

des  wolkenlosen,  steigt  gewitter  auf 

mit  aller  elemente  wildem  kämpf. 

Uhland  {herzog  Ernst  1,  2)  2,  IG  Fischer; 

da^  gleiche  Gottfr.  Kinkel  {Roma's  erwachen)  ged.ii^; 
dasz  an  den  Westküsten  von  Frankreich  die  gewitter 
vom  meere  aufsteigen  ztschr.  d.  Oesterr.  gesellsch.  f.  meteo- 
rologie  2,  404;  ein  gewitter  stieg  auf  Klimpert  s.  37.  (tritt 
auf)  SoiiNGKE  s.  15.  dazu  vgl.  das  gew.  rückt  herüber 
GÖTHE40,  319;  (verbreitet  sich)  Gehler  4,  1596;  richtung 
einhalten,  einschlagen)  4,  1592;  einem  gewitter,  welches, 
von  abend  herüber,  gerade  auf  meine  fenster  strebt 
GöTHE  ör.  29,  221;  nach  der  seite  wo  das  gewitter  her- 
gekommen, als  wo  es  hingezogen  ist  Gehler  physikal. 
wo.  4,  1591;  ein  gewitter  kam  auf  Scriver  seelenschatz 
2,429";  (kommt)  Rosegger  rcaldheimat  1,23;  wo  das  ge- 
witter hergekommen  Guden  128;  Reimarus  165;  Behlen 
3,436;  ein  gewitter  kam  aus  süden  herauf  Guden  115; 
ein  gewitter  schien  heraufzukommen  Th.  Storm  (doppel 
ganger)  5*,  2ii;  am  folgenden  tag  kamen  gewitter  über 
uns  hin.  wie  von  allen  selten  stieg  dunkles  gewölk  auf 
G.  Frenssen  Peter  Moors  fahrt  nach  Südwest  (16)  184; 
wenn  das  gewitter  näher  käme  J.  F.  Hartmann  über 
geicitterelektricität  s.  101 ;  kaum  hatte  sich  das  gewitter 
genähert«.  16;  das  gewitter  muszte  auf  seinem  zuge  diesen 
thurm  zuerst  begegnen  Ph.  P.  Guden  134;  wenn  aber 
2  gewitter  gegen  einander  stossen  82. 

ß))  verblaszter  sind  die  verba,  tco  im  berichte  nur  das 
thatsächliche  des  auftretens  am  geioitter  erfaszt  wird: 
ein  gewitter  entsteht  Welser -Werlichius  3,  139  {s. 
oben  a);  aus  welcher  gestalt  die  mehrsten  gewitter 
entstehen  Münnich  vorber.;  ein  —  ist  entstanden 
Klimpert  13;  —  findet  statt  Sohncke  «.  15;  fand  statt 
Klimpert  88;  doch  ereignen  sich  solche  gewitter  in  der 
regel  nur  in  der  wärmsten  Jahres-  und  tageszeit  Baum- 
gartner  s.  4;  die  luft  war  schwül,  im  westen  stieg 
schwarzes  gewölk  auf.  ,es  wird  gewitter',  sagte  Elisa 
beth.  Th.  Storm  {Immensee)  l'",  35;  in  den  gebürgen  sind 
die  gewitter  häuffiger  ...  als  in  der  ebene  H.  F.  v.  Fleming 
vollkom.  teutsche  Jäger  2,  10'^ ;  ähnl.  Herder  12,  312;  dasz 
deswegen  die  gewitter  im  winter  so  seltsam  sind  Zedler 
4,  169;  Chomel  2,  255;  es  waren  den  ganzen  sommer  über 
in  London  nur  zwei  gewitter  gewesen  Krünitz  übers, 
voji  Priestley's  geschickte  der  elektricität  2tO  (two  thunder- 
storms  had  happened);  in  unserer  gemässigten  zone  ge- 
hören die  irewitter  in  der  regel  dem  sommer  an  Gehlen 
physikal.  tob.  4,  1583;  die  gew.  sind  zwar  in  heissen  län- 
dern  in  der  regel  häufiger  Baumgartner  6;  ähnl.  7; 
in  kalten  ländern  sind  gew.  in  dem  masse  seltener  7 
(eine  Seltenheit)  6;  dasz  solche  gewitter  nur  an  den  küsten 
vorkommen  s.  7 ;  sähe,  dasz  das  gewitter  .  .  noch  sehr 
weit  weg  sein  müsse  Hartmann  *.  10;  die  gewitter  haben 
an  häufigkeit  zugenommen  Klimpert  s.  1. 

■/))  anschaulich  wird  der  augenblick  der  ruhe  vor  dem 
ausbruch  des  gewitters  gekennzeichnet;  hier  liegt  auch  für 
die  übertragenen  Verwendungen  ein  beliebter  anknüpfungs- 
punkt:  dasz  ein  gewitter  in  der  luft  war  Krünitz  übers. 
V.  Priestleg  llfi  {wJien  a  storm  of  thunder  was  perceived 
to  be  Coming  on);  (in  der  luft  vorhanden  sind)  Guden 
56;  (in  der  luft  sich  sehen  lässt)  33;  wenn  ein  gewitter 
am  himmel  ist  J.  N.  Tetens  51  de.<igl.  Kuhn  u.  Schwartz 
nordd.  sagen  454;  als  ein  .  .  gewitter  .  .  über  besagter  stadt 
schwebete  Hartman n  j?.  44;  wenn  das  gewitter  über  dem 
haupte  schwebt  Guden  18;  dazu  vgl.  die  in  Übertragungen 
80  beliebte  formel  {s.  c.),-  das  gewitter  schwebt  über  einem 
Reimarus  ».  8;  207;  (über  einem  sein)  Tetens  42;  das  ge- 
witter war  endlich  über  unserem  haupte  Stifter  bunte 
»tetne*.  69;  dabei  stand  ein  gewitter,  dunkelschwarz,  mit 
vergoldeten  rändern,  im  hintergrunde  des  baus;  dasselbe 
bnUe  schon  über  die  gegend  von  Aachen  ausgedonnerf 
H.  V.  Kleist  {die  hl.  Ciicüie)  3,  387  E.  Schmidt,  desgl. 
6,147;  GuuEN  12;    zeiget  an,   dasz   ein  solches  gewitter 


nicht  hoch,  sondern  der  erde  nahe  stehe  J,  A.  Münnich 
relatio  physico  medica  9; 

dumpf  liegt  auf  dem  meer  das  gewitter. 

H.  Heine  {nordsee2,2)  l,  181  Elster; 

neben  dem  felsgebirge  lag  ein  gewitter  Rosegger  Schriften 
des  waldschulTneisters  6;  ein  gewitter  drohte  Göthe  20,  3; 
wie  lange   das  gewitter    säumte    J.  Gotthelf  (Käthi  1) 

10,  14; 

S))  den  ausbruch  des  gewitters  kennzeichnen,  wie  schon 
bei  den  buchungen  hervorzuheben  war,  vor  allem  solche 
verba,  die  den  neueren  engen  begriff  des  Substantivs  sicher 
stellen .-  wann  ein  gewitter  anfallen  wollt,  von  stund  an 
hinauf  gehen  und  die  kehren  öffnen. . .  österr.  wei.9th.  4,  266 
{Latsch);  gegen  abend  überfiel  uns  .  .  .  ein  gewitter  F.  v. 
Matthisson  erinnerungen  2  (I8IO),  43;  in  der  braut  v. 
Messina  fiel  ein  gewitter  mit  regen  ein  Schiller  (aus 
Lauchstädt)  br.  7,  53;  (brach  aus)  7,  49;  ein  gew.  geht  nieder 
Göthe  br.  20,  3;  weil  das  gewitter  ausbrechen  wird 
Stifter  bunte  steine  '•',  65  u.  a.;  durch  die  wipfel  aber 
leuchtete  ein  gewitter  J.  v.  Eichendorff  {dichter  u.  ihre 
gesellen  7)  2^,  54;  oder  soll  ich  diesen  maitag  verlieren, 
weil  ein  gewitter  ihn  verfinstern  kann  Schiller  {der 
Spaziergang  unter  den  linden)  2,  Zb%; 

denn  drauszen  stürzt  ein  wilder  regen ; 
gewitter  tobt;  es  heult  der  wind. 

Lenau  {Savonarola)  ^,  6  Hempel; 

wo  das  gewitter  eingeschlagen  H.  F.  v.  Fleming  d. 
vollkommene  teutsche  Jäger  2,  IG*»,  desgl.  Guden  59,  71; 
J.  N.  Tetens  12;  ei,  so  musz  ein  solches  unglück,  ein 
solches  gewitter  einschlagen,  und  unser  stilles  hauswesen 
in  grund  und  boden  donnern  Tiegk  {der  gelehrte)  22,  28; 
wenn  das  gewitter  in  die  erde  schlägt  Guden  81;  (in 
gebäude)  102;  Gehler  1,  1004;  (in  eine  scheune)  J.  N. 
Tetens  13;  dasz  das  gewitter  ..  mit  einem  entsetzlichen 
schlage  in  diesen  bäum  schlug  J.  A.  Münnigh  3;  desgl. 
18;  die  gewitter  entladen  sich  durch  den  blitz  wenigstens 
auf  100  ruthen  weit  Guden  150;  die  luftsäule,  durch 
welche  sich  ein  gewitter  entladet  A.  v.  Baumgartner  4; 
sobald  das  gewitter  ausbricht  9;  auch  hier  fehlen  nickt 
einzelne  Verbindungen,  die  der  erscheinung  die  günstige 
Seite  abgewinnen: 

bedencke,  wenn  es  kracht, 

dasz  ein  gewitter  ofl't  die  saaten  fruchtbar  macht. 
J.  Chr.  Günther  {bei  dem  hintritt  des  herrn  N.  N.)  2 
680; 

gewitter  reinigt  und  bricht,  was  zerbrechlich. 

LoEBEN  {abschied)  36 ; 

da  das  gewitter  den  heitersten  frischen  herbstmorgen 
heraufgeführt   hatte    G.  Hase    {erinnerungen  an  Italien) 

11,  1  zioeite  abt.  s.  51. 

f))  mannigfaltig  zwar,  aber  in  färbe  und  beioegung  ge- 
dämpfter sind  die  verba,  die  den  abschlusz  der  erscheinung 
kennzeichnen: 

als  disz  gewitter  nun  sehr  langsam  sich  geleget. 

OPITZ  {Antigene)  poemata  183; 

das  gleiche  J.  RisT  geistl.  poet.  Schriften  2,  64;  wird  also 
das  gewitter  durch  eine  unbekannte  Veränderung  der 
luft . . .  aufgelöszt  und  zertheilet  Guden  85;  desgl.  Rei- 
marus 615;  Gehler  4,  1592;  die  fenster  standen  offen, 
das  gewitter  hatte  sich  verzogen  Th.  Storm  {Angelika) 
1'",  292;  ähnl.  Beulen  3,  4,38;  bis  das  gewitter  vorüber 
ist  H.  v.  Kleist  {Käthchen)2,  .5)  2,  218;  das  gleiche  Behlen 
3,  436;  wohl,  der  blitzstrahl  hat  geschlagen, 

das  gewitter  ist  vorbei; 

Grillparzer  {ahnfrau  3)  45,  74; 
wenn  das  gewitter  vorüber  ist,    stellt  sich  meistens  ein 
wind  ein,  der  von  dem  vor  dem  gewitter  in  der  richtung 
abweicht  A.  v.  Baumgartner  über  geioitter  s.  8; 
ausgezürnet  hatte  das  gewitter. 

Tiedge  {Ahälard  an  Heloise)  2*,  114 ; 
und  die  gewitter  entfliehen,  es  säuselt  und  duftet  maier 
Müller  1,  111 ;  das  gewitter  hatte  sich  allmählich  ver- 
flüchtigt Rosegger  wildl.  327. 

b))  weit  bescheidener  ist  der  Spielraum  für  die  object- 
function. 

n))  am  ehesten  sind  hier  noch  die  loendungen  entwickelt, 
die  das  entstehen  oder  vergehen  des  gewitters  auf  ein  sub- 
ject  zurückführen;  sie  gehören,  soiveit  .sie  nicht  ganz  in 
die  übertragene  Verwendung  übergreifen  {s.  u.),  vorwiegend 


6397  GEWITTER  (t.  b,  ß  gewittor  braaeo,  abhalten)  GEWITTER  (a.  b.  ß  ia.  mtor  das  f«ir.)    6898 


der  tage,  dem  aberglmtben.  n*M  fkeil  mu«k  der  prakÜeekem 
Wetterkunde    an :     die     iohwefeliobt«n     ausdilnttungMl, 
wolohe  ein  gewitter  veruniaohen  Zkoukh  4.  170; 
(«wittar  droht  die  •chwQle  luushi. 

Lbixav  (MnrMMfwfa)  4,  d  Bem^et: 

denn  h«nt« 
iMtrniUt  er,  ü«r  bsrr  der  irit,  sur  f»i«r, 
tum  «eichen  ein  gewitter  mit  und  »ich. 

HAlurmun  (Emf€doUee  tm/  dem  AOma  44f) 

a,  aH; 
HO  erinnert  er  sich,  dnw  Zeus  «ewitter  geredet  babe 
ilKnOER  {in  der  Könignbergeehen  teil.  1764)  1.  71;  da«  war 
<tle  sohwnrKo  Mary,  die  in  einem  dorfe  unfern  von  Lon- 
don ihr  wesen  trieb,  RcwUinr  braute,  seuohen  auigehen 
liebz  . . ,  C.  F.  Mkvk.h  der  heilige  (♦)*•  U;  wenn  er  (LimO 
T.  b.  daniala  auf  dem  pianoforte  ein  gewitter  spielt«, 
naiien  wir  die  blitze  Über  sein  eigenes  geaioht  dahin- 
/.uclion.  wie  von  «turmwind  schlotterten  seine  glieder .  . . 
Hkink  (Lutetia  i.  ss)  a,  MO;  dass  der  vollmond  ein  ge- 
wittor nicht  zum  ausbnioh  kommen  lasse,  und  wenn 
ein  solches  auch  solion  am  himmel  stehe,  der  vollmond. 
so  wie  er  vom  hohzonte  in  die  höhe  steigt,  es  auflAse  and 
zerstreue  Gi;iii.rr  phgeikal.  wft.  4.  l&M:  das  mond viertel 
war  heraufgekommen  und  drtickte  die  gewitter  hinab; 
das  Wetter  leuchtete  nur  zuweilen  vom  jenseitigen  ge- 
Stade  her  C.  Hask  {erinneruHgen  an  Italien)  l\,  l  tteettr 
altt.  ».  16;  dasz  der  regen  überhaupt  die  gewitter  sertbeile 
Kkimarus  101; 

sertheila  die  gewiltsr, 

die  ans  noch  ringeum  drka'n. 

HOFFMAWN  V.  FAi.i.BR.si.inaN  (/tühUnifiUed) 
1,  ao  Oeniemberg.; 

der  oft  gehörte  satx  .der  wald  hKit  das  gewitter  auf 
Ki.iMPEHT  enietehung  der  gewitter  e.  18;  so  soll  man 
vor  dem  donner  und  blitz  völlig  gesichert  sein  und 
Huf  oben  die  art  das  gewitter  von  uns  abhalten  P.  Am.- 
wAnoT  betraclttungen  Über  den  Uite  (174A)  880;  weil  die 
einsame  spitzen  ein  gewitter  nicht  entkräften  Pii.  P. 
(iui>F.N  lAi;  wenn  irgend  eine  stange  vermögend  ist,  ge- 
witter zu  entkräften  Güdkn  71  (verhütete  oder  schwächte) 
66;  da  nun  die  glocken  geweiht  waren,  so  hatten  vile 
den  glauben,  dasz  das  läuten  derselben  das  gewitter 
unsohKdlich  mache  A.  Rini.iNORH  volk.tthüml.  atu  Sehica- 
ben  8.  448,  dazu  vgl.  auch  Grhi.kr  physikal.  wb.  4,  1M7. 

ß))  aonei  werden  vteiet  nur  verUaette  verba  —  vor  allem 
hil/everba  in  die  o^jeetverbindung  getogen.  gibts  gewitter 
(.f.  o.)  PiscHART  Oargantua  887;  der  wMgeplagte  prieeter 
91;  aber  es  gibt  auch  in  den  abendstnnden  oder  des 
nachts  gewitter  Baumoartnrr  ».*;  ...  in  gebirgen  . . ., 
wo  man  oft  die  gewitter  unter  sich  hat  and  wo  die 
blitze  von  unten  nach  oben  schlagen  Göthb  {tu  Ecker- 
mann)  bei  Biedermann  K,i;  (die  ersten  gewitter  haben) 
Wf.n/.kl  liier«,  d.  Franklin  t.  i't;  diese  nacht  hatten 
wir  ein  gewitter  und  den  ersten  regen  Moi.tkr  (an  $. 
bruder)  6,  81 ;  eine  ungewöhnliche  tempcratur  scheint  aber 
/owitter   nur   mittelbar   zu   begünstigen   Baumoartnrr 

6;  dagegen  vgl.:  eine  erfahrung  . . .  welche  jedermann 
iiuben  wird,  wenn  er  die  gewitter.  welche  des  abends 
seitwärts  stehen,    genau   beobachtet  Pii.   P.  Gudkn  ss. 

A))  gam  selten  beobachtet  ist  der  unmittelbar  an  det» 
verbum  angelehnte  dativ:  die  eiruelnen  phänomene,  waleba 
einem  gewitter  vorhergehen  A.  v.  Baumoartnrr  Mer 
gewitter  ».  18;  ähnl.  a.  10;  sind  darum  auch  gewittern 
stark  ausgesetzt  .«.6.  desgl.  ts:  um  so  hälftiger  eind  die 
präpoftHioual Verbindungen  Megt,  ohne  jedoch  eine  groem 
mauiti<ifaltigkeit  der  Spielarten  entwickelt  tu  haben,  ne 
entfallen  meist  auf  einige  tcenige  um  «o  belie64ere  formen 
der  Verbindung.  benxerkeMwerth  ist  dabei,  dlUB  dtr  plurml 
vorwiegt  und  dasi  die  belege  unverhältttieamäaeif  BtUnitk 
der  gebt*ndefien  »pnteke  su  entnehmen  waren,  die  ftrmä» 
hierin  einen  bequemen  reim,  namentlich  at{f  ii^/lmiHm 
(zittern,  splittern  u.  a.)  ßndet. 

(())  auf  was  art  die  von  gewittern  getOdtete  m— aalw 
desselben  {lebens)  ber.iubet  worden  J.  A.  MOnnicii  relmtio  ' 
physicomedica  .  .  nebst  einigen  kt*rtten  . .  r^flejtionibue  com    | 
gewittern   (1738)  vorher.,  alle  von  gewittern  gerührte  per- 
sonen  s.  7 ;  alles,  was  wir  bemercken  und  mit  einem  wort 
bezeichnen,  war  schon  da  ehe  es  zu  dem  grad  kam,  den   , 
wir  bemerckten.     das   beispiel  vom   gewitter,   dasi  jede  I 


woloke  eins  i«l.  and  d«si  aia  Moa  dam  grad«  sadb  oatar- 
aehladm  sala  kaa  LicHraNaaRO  [eudeUmtk  m.;  i40 
mpkaeimmm  l,  tSO  Ltittmmnn:  aonat  mfiaxtaa  dia  alidta. 
wo  alab  daiflalalMa  BMlaJ  ta  pooaaar  maaasa  oba«  an 
gabtodan  todaC,  vwsOfÜab  «mi  •awUtani  bataiisaMbt 
wardaa  RiiMAiioa  wi:  want  aum  .  .  .  oatarwafsna  vm 
alnaai  sehwaraa  gawUU»  BbarfallaB  wird  i.  M.  Trraiia 
a4:  RaiMAKoa  «s:  etena»  C.  HAaa  it.  i.  nt;  vom  fswittar 
•rschlagan  wordaa  Tarana  19;  KrOmits  ühtrw.  dm  Primi 
leg  SSO  (iU  wm  «Intalt  dmd  im  m  «üsrat  ^fiktmätr):  voas 
gewitter  gelOdtat  voidaB  (MM  ly  U^ktidm§)  m;  OoD«« 
181 :  vom  gawitttr  vanrtoaai  Zaouuia,  ni: 

afai  aaweil  U*fr«r  kala  swibalM  vaa  aavHlara. 

M  bald  der  ««rhwartM  daatpfr  aai  b«f  and  i^W  aWM. 

iom.  CMa.  Oihrniaa  #•«.•, aa«; 


als  rfcihtariwmit  er  iad  ak  bäM. 

OflmB  MBCR/WM  Jmm  CkrUU  {j^A.-mug.  t. SS«; 
daanlb  MhUagadooMr  rellM 
dareh  die  lafl,  echwars  ven  gswMwa. 

F   Faatt.inaAT«  tßekmmthnmiknknn  t.aS: 

datu  vgl.  (s.  o.  «p.  8888/4)  P.  HcTaa  II.  a,  sai;  K.  Gdtskow 
I,  SM;  C  Brrntano  4,  I7l: 

fem  verhaüea  aekea  die  deoaer 
■ad  dto  etgßkkin  sJawa. 
blaaaa  ImBm  sieh.  «iSkllaaM 
sind  eifthuhat  vom  gvwiUer. 

UiiLAMD  dar  «aiMMte  rMira; 

and  ihre  (der  «dk«)  blittar  Irtufein  Ton  faviUar  daa 
tags  Hölderlin  {Hgperian)  4.  t)  1. 17»  LUtmum; 

oad  an«  gewittern  ladel  «r  (gelt). 

Cur.  P.  D.  BcnvaArr  (•••  AI.  pßmffi^aU)  tn 
Bamjf: 
weaa  ttr  taeh  aelbat  gott  sprida  aas  4em  gewiUsi». 
Fa.  ReeaaRT  jgtUmluUn  mmem  46)  t.  SS; 

»))  die 

•UM  ihna  MhhiaiHiar  alehl:  daa 
das  sie  astt  aatatgaag  badiew,  ■■!,■.  ...  mm,m,  m 
•o  lachslad  achhoRHMita.  fauaftlaa  voajnwfttatB. 
der  soho  des  maRaeban  aiaal  aaT  daaa  Ttkartas. 

W.  PaauuaATH  (eekunemti  l,  laa 


deegl.  mitten  im  gewitter  J.  v.  Eiciir.NrK)Rrr  (4 
1810)11.888;  von  der  furchtbaren  herrhchkeit  föttaa  im 
gewitter  SeUeme.  liittrmlurbri^  XII  «.  litt  denkm.  m.  98; 

wec-w«ieeod  ela  erfaaMMs  labaa  aaf. 
wie  eise  gottbeH  ta  gewHtotn. 

TiBDoa  (Vrmmta  i)  |S.  i<7; 

gan*  ähnlich  F.icilBRDORrp  (muthmung)  i*.  tH: 
du  aber,  o  ap««rkainpniun4if«.  die 
durch  dk  aeklaehtaR  daher  aaf  gewillaiR  kraael 
■ad  die  vOlkw  vaitflgl  aad  die  vdlkar  aeUnal . . . 
aTRACHwm  («Mr  fMHrt)  fad.  ••  WHukM: 


•Hat  aar  «waHa  Uh 
ao  iMfvemaaaaa^Ma  ar  to  fa^nMam 

"^Baat  Qawftnlfaiar;  dte/aRfr~aad)fiL  ••: 


■it  aaa  geviUena. 

Rtvaaar  {rrwUUet)  i.im: 

daas  die  groszan  herm  sich  den  nftn  noch  nicht  etgvn- 
gamaeht  haben  iat  ein  glQck,  mit  den  gewittacn  kOntea 
sia  aa  thon  G.  Chr.  LtovraiiBBlia  afkaeiamtn  s,  a? 
Ir«tCraum»;  er  merket  vataahladana  das  lagan  ohne  ga- 
witter  begleitende  ooiatlada  aa,  waMw  ea  aeiir  wahr- 
scheinlich machen,  daas  dataalba  dmck  abaa  dcrgletrhen 
uniarhe.  als  wenn  «r  mit  alMaa  gawIMai  bereite«  Ist. 
henrorgehracht  werde  KrOriTB  Mar»,  r.  Prieetleg  888 
(wifhout  lightminf  .  . .  «Ac»  it  i»  aecaaipaaMif  with  ligkt. 
ning):  das  «id«  daa  alaui  (OraaaiwWa)  unter  dem  fa- 
Witter  ebenao  ruhig  anxaaabaoaa,  ala  daa  hiatntt  daa 
amiara.  dem  die  nator  aMit  aattal  aa  paka  Iftatala  Ta. 
Abbt  «arM.  *eerke  1. 1»;  te  daa  feflUnUAataa  omsttadaa 
batadct  sieh  oatar  aiaaaa  fawttlar  te  Imiam  falda  aia 
laotar  RsiMARoa  v.  Ilüar  IB,  daafl.  (a.  a.)  Odrna  Ir. 
SS.  sst :  anter  einem  befüfen  grwitter  kamen  wir  gcfaa 
abend  in  Ferrara  an  C  Ha^k  {frinnermngtn  m»  ffafäni) 
II.  1.  neeite  mit.  SO:  dmiu  vgl,  Wbrxri.  nlaraatt.  d.  Femmk- 
lin  I.  17&:  die  dorrh  gewitter  veraalaaalsa 
Klimpkrt  e.  8;  (durch  schwerea  gav.)  Scritkr 
adfcate  s.  866^;  («thrend  desselbaa  gaw.)  «Uuaakl 


6399 


GEWITTER  (2,  h,  ß  bei,  vor,  nach  d.  gew.) 


gewitters  Sohnckes.  li;  ztschr.  d.  Oestr.  ges.  f.  meteorol. 
2,405;  der  leidende  Werther  könte  als  eine  alegorie  im 
p'arakletor  betrachtet  werden  .  .  .  dasz  er  die  Lotte  bei 
einem  gewitter  kennen  gelernt  könte  gut  gebraucht  werden 
Lichtenberg  {sudelhuch  no.  487)  aphorismen  3,  212;  (bei 
einem  gewitter)  Hartmann  15,  Baumgartner4;  Sohncke 
11;  dasz  tiefe  brunnen  bei  gewittern  geschwinder  gefüllt 
worden  {in  thunder  storms)  Krünitz  ubers.  des  Priesi- 
ley  219;  (bei  gewittern)  Hartmann  14;  desgl.  15;  21  u7id 
oft;  Baumgartner  14;  desgl.  27;  ztschr.  d.  Oestr.  ges.  f. 
meteorol.  2,  405  u.  a.  Klimpert  s.  91;  und  wenn  er  bei  ge- 
wittern in  den  himmel  blicke,  teile  die  wölke  sich  und 
hervor  schimmre  der  heitere  tag  Hölderlin  {tod  des 
Empedokles  l)  2,  234  Litzmann  ; 

der  armen  schiffleut  seelen  bitter 
erschrecken  hat  vor  dem  gewitter. 

Spreng  Ilias  (1610)  213»  XV ; 
und  auch  vor  den  gewittern,  davor  mir  nie  ward  leid, 
begann  ich  jetzt  zu  zittern  für's  zitternde  getreid. 

Fr.  Rückert  1,  193. 

c))  von  dieser  vor  dem  gewitter  vorhergehenden  angst 
reden  wir  allhier  gar  nicht  P.  Ahlwardt  befrachtungen 
über  den  blitz  3S0;  dasz  allemal  wind  vor  dem  gewitter 
vorhanden  Zedler  4,  169;  vor  dem  gewitter  erhebt  sich 
zum  letztenmale  der  staub  gewaltsam,  der  nun  bald  für 
lange  getilgt  sein  soll  Göthe  max.  u.  refl.  (85)  sehr.  d. 
göthegesellsch.  21,  17;  vgl.  auch  (vor  schwerem  gew.)  G. 
Freytag  4,  371;  es  bedarf  nicht  der  beihilfe  einer  leb- 
haften einbildungskraft,  um  an  dem,  was  vor  und  nach 
einem  gewitter  und  während  eines  solchen  in  der  luft 
vorgeht,  das  bild  eines  heftigen  streites  zu  erkennen  A. 
V.  BA.VMG\mT<iEYi  über  geicitter  s.  5;  vor  einem  gewitter 
herrscht  gewöhnlich  unten  grosse  windstille  und  man 
sieht  diese  als  einen  ebenso  sicheren  verboten  eines 
donner-  und  gar  hagelwetters  an,  wie  drückende  schwüle 
*.  9.  desgl.  s.  7.  8.  vgl.  Sohncke  s.  15;  ztschr.  d.  Oestr. 
geseUseh.  f.  meteorol.  2,  405  u.  a.  ; 

wenn  vor  dem  gewitter 
todesstille  den  wald  beherrscht. 

Klopstock  {Messias  15,  352)  3, 164  Boxherger; 

diese  luftsäule  musz  sich  am  folgenden  tage  nach  dem 
gewitter  noch  abgekühlt  finden,  vorzüglich  in  der  höhe, 
wo  die  gewitterwolken  hingen  Gehler  physikal.  wb. 
4,1594;  vgl.  auch  (nach  schrecklichem  gew.)  Herder 
16,412;  Sohncke  11.  Baumgartner  s.  4.  v.  Liliencron 

2*,  207. 

rf))  viel  halten  die  blossen  corallen   bei  sich  getragen 
oder  wohin  nur  geleget,  gut  wider  die  gewitter  und  wetter- 
strahl Ettner  m^d.  maulaffe  {nw)  672; 
es  geht  die  sage  bei  den  leuten, 
man  soll  nicht  ins  gewitter  deuten 
mit  seinem  linger;  denn  der  blitz 
fahr'  nach  des  deutefingers  spitz ! 

K.  Immermann  {Tristan  und-  Isolde  I)  13, 106 
Hempel ; 

d4izu  vgl.  (in  ein  frolockend  gewitter)  Hölderlin  2,77; 
J.  Mosen  2,  143;  F.  Matthisson  ged.  174;  dasz  dernieder- 
schlag  sich  dort  nicht  zum  gewitter  steigert  ztschr.  d. 
Oestr.  gesellsch.  f.  meteorol.  2,  406;  zu  den  gewittern  in 
beziehung  stehen  Klimpert  s.  l. 

c)  ungewöhnlich  entwickelt  sind  die  übertragenen  Ver- 
wendungen des  Substantivs,  die  zunächst  sich  darbietende 
Übertragung  auf  andere  naturerscheinungen  ist  verhälhiisz- 
mäszig  spät  belegt  und  auch  wenig  enttvickelt : 

ihr  felsen  scheint .  .  ihr  wölken  tiefer  mich  zu  drücken 

im  Temen  schoose  des  abgrundes 

dumpfe  gewitter  tosend  sich  zu  erzeugen, 

GüTfiE  {Miimpf  der  empfindsamkeit)  14,  49. 

oft  reissen  hoch  aus  der  umwölkungen  schosz 
mit  donnergetöse  die  blocke  sich  los, 
dasz  rings  in  langen  gewittern 
die  gipfel  erzittern. 

Fr.  v.  Matthisson  (alpenreise)  ged.  174; 

big  es  zuletzt  wie  ein  gewitter  durch  den  leeren  . .  saal 
hallte  G.  Keller  (^rtiner  JffetnricÄ  l,  ll)  l",  115;  dann 
einen  pistolenschusz  und  das  darauf  folgend  gewitter  des 
echo  Stifter  {feldblumen  15)  i,  142  Satter. 

früher  bezettgt  und  weit  fruchtbarer  ist  die  Übertragung 
axrf  erteheinungeti,  am  und  im  mensdien-.  und  inn 
solchem  grossem  krachen  wird  der  tag  da  her  reissen  und 
platzen,  wie  ein  gros  gewitter  das  inn  einem  augenblick 


GEWITTER  (2,  c  Übertragungen)  64(j0 

alles  mus  verzert  werden  Luther  (2.  ep.  Petri  gepred.  u. 
ausgel.  1523)  14,  71  Weimar. 

a)  schon  zum  eigentlichen  vergleiche  sind  hier  die  mannig- 
fachsten berührungspimkte  aufgespürt: 

l))  die  Du  Menil  hab'  ich  auch  gesehen,  welche  sonst 
aufzog,  wie  die  stralenlose  nacht,  und  fürchterliche  blize 
schleuderte,  jetzt  wetterleuchtet  sie  nur  noch;  es  ist 
ein  verzogenes  gewitter,  und  ihre  talente  sind  erschöpft 
H.  P.  Sturz  schriften  l,  95;  Napoleon  war  ein  gewitter, 
welches  die  schwülen  Südländer  erfrischte  Börne  frag- 
mente  u.  aphor.  (2.54)  3^,  433 ;  die  Armida  abbandonata  von 
Jomelli  ist  die  schönste  rhapsodie  aus  dem  befreiten 
Jerusalem  des  Tasso,  und  macht  ein  groszes  reiches 
ganze  für  die  lyrische  bühne.  es  gleicht  einem  gewitter 
in  schönen  frühlingstagen,  das  mit  fürchterlichen  blitzen 
und  Wetterschlägen  schnell  vorüber  rollt  Heinsc  [Hilde- 
gard l)  5,  119. 

2))  und  deutsche  fürsten  sollten  in  der  haft 

der  kettenschmach  vor  einem  gaukler  zittern? 
brecht  stürmend  auf,  gleich  brausenden  gewittern  I 

TiEDGE  (071  die  Deutschen.  1809)  3^,  40 ; 

dasgleiche  {ohne  attribut)  Brogkes  Thornsons  Jahreszeiten 
189;  menschen  dieses  schlags  .  .  würden  . .  als  eine  pest, 
ein  erdbeben  oder  gewitter  unter  das  volk  fahren  Bona- 
ventura nachtivachen  (7)  60  Michel; 

so  ziehen  die  kriegsgenossen 
streng,  schweigend  und  ungeschraückt, 
wie  gottes  dunkler  wille 
wie  ein  gewitter  schwer! 

J.  V.  EiCHENDORFF  {soldotenlied)  1',  137; 
doch  ists  nicht  meine  sache,  hin  und  her 
zu  reiten  in  'nem  kleinen  engen  zirk, 
das  musz  wie  gott's  gewitter  durch  die  wälder 
thalnieder,  berghinauf  mit  schnaufen  gohn. 

TiECK  (Oenovefa)  2,  241 ; 
seit  jenem  tage 

grollt  über  dieser  ehne  unverrückt 
die  Schlacht,  mit  immer  reger  wut,  wie  ein 
gewitter,  zwischen  waldgekrönten  felsen  gipfeln 
geklemmt. 
H.  V.  Kleist  {Penthesilea  1)  2,  26  E.  Schmidt; 
das  war  ein  ritter  noch  mit  fug, 
der  wie  ein  heisz  gewitter 
die  knechte  vor  sich  niederschlug.  — 

G.  herwegh  ged.  eines  lebendigen  1  {der 
frciheit  eine  gasse); 
ein  dunst  umzog  die  kämpfer,  wie 
gewitter,  das  sich  reich  entleert. 

W.  Leuthold  gedickte^,  342; 
mir  war's  wie  ein  gewitter,  das  verzog, 
als  er  so  langsam  um  die  ecke  bog. 

A.  V.  Droste-Hülshoff  2,  104; 

was  bliebe  ihnen  noch  zu  fürchten,  wenn  Holofernes  an 
ihnen  vorüber  zöge,    wie   ein   gewitter,    das    nicht  zum 
ausbrach  kommt!  Hebbel  {Judith  i)  \,  bi  Werner;    . 
die  fluthen  des  Rheines 
schützen  uns  zwar;  doch  ach!  was  sind  nun  fluthen  und 

berge 
jenem  schrecklichen  volke,   das  wie  ein  gewitter  daher- 

zieht. 
Göthe  {Hermann  u.  Dorothea)  40,  268 ; 
ich  will  dieses  land  durchflammen 
wie  ein  reinigend  gewitter, 
niederschmettern  seine  stamme  .  .  . 

Grillparzer  {der  träum  ein  leben  4) ; 

ich  bin  das  dürre  land  und  du  kommst,  wie  ein  glück- 
lich gewitter  —  o  es  ist  herrlich,  dasz  du  da  bist! 
Hölderlin  {Hyperion  3,  ll)  2,  156; 

schnell  wirft  der  eine  ritter 
den  handschuh  unter's  volk ; 
das  murrt,  wie,  vom  gewitter 
erregt,  ein  meereskolk. 
F.  Freiligrath  {Barbarossas  erstes  envachen)  1,  58; 
die  luft  war  schwül  —  wie  vor  gewittern  lag 
ein  dumpfes  schweigen  rings  auf  allen  platzen.     . 
■J.  V.  EiCHENiJORFF  {EzcHn  3 ,  i)  3'\  260 ; 
wie  getroffen  vom  gewitter 
steht  er  hinter  einem  gitter, 
o,  wer  hätte  das  geglaubt? 
em  gerippe  sonder  haupt. 

J.  L.  Stolberg  {die  büssende)  1,  169; 

doch  war  alles  an  ihr  wie  von  einem  inneren  gewitter 
bewegt,  jede  faser  zitterte,  die  härchen  in  ihrem  nacken 
schauerten  P.  Heyse  (ital.  nov.  2:  Beppo  der  sternseher) 
n,  2*.  102;  das  alles  und  mehr,  ihr  ganzes  himmlisches 
wesen,  ging  wieder  auf  mir,  wie  der  bogen  des  friedens 
nach  gewittern  Hölderlin  {Hyperion,  i.  fassuiig)  2,  04 
Litzrnann. 


6401     GEWrnBK  (t.  e  -  d«r  weit,  de«  lebcns) 


GBWirrEH  (t.  0 


fMT.)    6409 


ß)  den  hauptgebratteh  büdttjtdoeh  die  ein/aeha  trepiätkt 
Verwendung,  die  »ieh  tumtiet  dureh  </•«  ayntakti*ehin  Mr 
bindungen  alt  »oUha  «MMMW/. 

1))  vrie  »ekoH  ap.  M»i  tmgtänM.  ist  im  disttr  tmmäumg 
zum  tropiechen  bei  uneermim  mtUtuM*  nammHitk  tut  Itttr 
Ordnung  über  ein  anderm  tuMtmHe  btUft,  ttArmtd  die 
unteturdnung  unter  »cUkt  hier  lemtig  brnmuMM  i»t; 

wonn«,  dann  volIfwiMM 
kein  IvraoniiobM  verbot 
hinlarner  mit  ie«l«aoot 
oder  «tunn  and  naeüftuae 
•trafpixier  tt^eiUm  droht 

BCuuBR  (d.  hok$  Ited  9.  d.  Umtgm.  *mrtmMi 
4ta  Samer: 
dann  aah  and  hörte  er  mit  itarrtot  itaunen  den  cvolo- 
tionoii  des  enohreckliohen  gewittert  (liM  eehnupfeiu)  ra 
Fh.  Th.  Visciikii  uueA  einer  U. 

bei  der  Überordnung  »teken  auch  hier  den  lockeren /»rmem 
der  Verbindung  taktreiek«  tuearnnteneettungen  §t§m(Atr> 

o)  denn  wilder  noch  mnas,  wu  aertrftmmert, 

in  einander  ■ptittem, 
verbrauaen  daa  fewitter  der  seit. 

LoiBBN  (ateciM«f)a8  neetmt 

das  gleiche  K.  Qkiuki.  (isiw)  1,  IM; 

drum  auf,  ee  lebe  daa  JaMO, 
die*  etete  fewitter  der  weltl 

H.  Lhvm  iagdheewUr  \9^'. 

?1eicb  dem  mOdaa  ecbnitter, 
riomt,  wie  durch  den  llnetem  wald 
eurer  taM,  daa  fewitter 
dieaoe  lebräa  aantt  verhallt. 

TiBbOB  {da  fügert  naektUed)  I*  81 ; 

<lie  sterbenden  haben  trockne  äugen,  daa  (ewitter  des 
lebena  endigt  mit  kalter  IuUJkan  Paui.  (n/an  «.  M)M.  M: 
ebeneo  (die  gcwitter  und  erdbeben  des  lebena)  Hteptrue 
(>,  18)8,  107;  die  gcwitter  meines  lebens  ziehen  beim,  m 
wird  schon  kühl  um  meine  seele  (>,  ti)  8,  175:  ein  MhflBM 
buch  ist  immer  ein  blitzableiter  in  den  gewittan  dM 
eigenen  lebens  Pktkh  Cornki.ius  (an  mim«  aeAtMaAtr) 
a.  eüdd.  monatekeße  II,  81; 

fernher   hArt'  ich  schon  lanfe  die  dumpta  fewitter  der 

räche. 
Franz  t.  Sonnbnbbro  da»  vctltrndt  i\)  1.  3; 

daa  gleicke  J.  M.  K.  Lknz  {landplagen  l)  ged.  n   Weinkold; 

nie  wieder  dir  zu  nahn 

gelobt'  ich  im  gewitter  deine«  soma. 

Chr.  Stolbkro  (AnUgene)  14,  tJ ; 
so  mnssl  du  (mutik)  in  fewittem 
der  harmoni«  die  aeelen  tief  vnH'hattem. 

A.  W.  Srni.auBt.  {bund  d.  tireke  mit  d.  kümatm) 
1,M; 

da  schläft  er,  und  die  gewitter  der  schlaobt  tunxieben 
uns,  als  wären  es  seine  träume  Grabbb  {Napoteam  4,  •) 
8,  184  Qriaebaek:  ich  meine  nicht  die  dem  aonnenaebein 
und  gewitter  der  Wissenschaft  unmittelbar  und  rasch  zur 
Seite  stehende  praxis,  sondern  die  wie  ein  anhaltender 
liindregen  nachschleppende  J.  Ghimm  {daa  teort  de»  be- 
aitaea)  kl.  ackr.  i.  ii«;  seele  und  leib  dem  wirbelnden  ge 
witter  der  erinnerung  hingeben  H.  Lauiik  daa  junge  Kuropa 
1,  7)  1,  34  Houbrn; 

b))  ...  auf  einiiml  bricht  sich  daa  gewfllke,  daa  krieg»- 
gewitter  verschwindet  aus  Franken,  um  sich  in  Sachsens 
ebenen  desto  schrecklicher  zu  entladen  ScHit.t.BR  {tojäkr. 
krieg  8)  8,808;  das  kriegsgewilter  von  1806  übereilte  mich 
in  meinen  arbeiten  Jahn  derttarkea  volkatum  t,  IM;  (wettet- 
gebete  gegen  das  krieggewitter)  Jean  PavlS4,  l»;  (die 
kriegagewitter)  Hbrdkr  i>,  ibs; 

wie  beherzt  im  kampfgewilter 
spornen  mag  «ein  roas  ein  rilter  .  .  . 

Fr.  RCckkrt  («irr  hahMenkamfif)9.ni 
das  gleieke  Strachwitz  ged.  •  110; 

und  darf  die  lieb'  es  (<faj  Ued\  nicht  la  roecn  hftlleo, 
so  soll  es  starren  denn  von  schwert  und  lanie 
und  schlachtfewittcr  soll  es  mftchtif  brüllen 

{gfpaHsert*  ttmtlte  1)  818 ; 

desgl.  {leidenarkt^ft)  H :  a.  auek  tk.  9,  ap.  «7: 

wftizte  der  söhn  des  Verderbens  sein  hundertmeilif««  beer» 


eilig««  I 

voUt. 

dos  Oib 


laute  waflenfowitter  umflammten  den  fipfsl  dos  Olbergs. 
Fkan/  V.  SoNNENBBRo  do*  tctUendt  (9)  1.  M; 

eöeii^o  {Ryno  u.  Alina)  ged.  188  Oruber;  %gl.  blutgewitter 
Sanhkrs  3,  1641*;  pulvergewitter  erg.  tcb.  6M*;  revolutions- 
gewitter  tcb.  s,  1641  *>;    stxafge witter  8, 1641^ ;    verfolganga- 


|ew.  arf.  wt.  84«*:  ala  die  letete«  doaaer  daa 
vöUMf|*wiltii«  In  Paris  verhallten  Immkruanm  (aptg.  t) 
4.  14*  JCi|fM;  wellgewiltrr  .SA<<r>>;Na  trg.  tah.  tt^;  m 
atieg  «ia  wlrtittfae  aorncawUter  «wiaeiie«  SM  eaf  G. 
Kblum  (gai^Hmr  Baimritk  9, 9)  l*\  «i:  «iMfavltter  Sah- 
biM  arp.  if*.Mi^:  aela  liMdaiif  lllw  ktklU  atoh  ab 
anm  heitern  himmel  Jkam  Paol  (Batpam»  S4)  t.  «i:  dia« 
glaieka  P.  llavaa  s.  a.  ai  (Ma  fifk^^dtaim):  daai  ate  bat- 
fallafewlttar  iocbnush.  walaliaa  daa  atann  der  mostk 
weit  Obartteta  IDmaid  u.  JmaA»m)  1. 1,  um ;  appUua 
gew.  San  DIN«  «ry.  w6.  tii^:  ond  bald  Baabbar  aqrif 
der  tanor  Ihrer  klacatiniiia  maüi  todtbaafaa  baas.  •! 
daas  leb  Jetat  vennSehte.  dir  daa  teelencewltter  in  teiiiar 
gansen  sohrecklieben  wahrhHt  zu  schildern  ThCmmki. 
(reiaa  •)  8.  •; 

aad  aef  Ptadar*  ktaAffMrHtafs 
aotUast  da  gea  bimmel  ■ckwebaa. 

STBACWwmt  (e*  flalama  atktaam)  gad.  >  IB. 

t))  mtak  to  dar  am^hulung  aUt  aWbrtwfca  wakkt  üe 
tnpiaAa  sarwwdiwf  dauttiek  aaat  dar  aimmtiakam  mit 

*//  a*"  aaUm  Maran  Mar  Mt  aim  maaafttnjkrwaiik  wttdlar; 
ist  er  ein  hitaiger  mann  . .  will  nieM  allea  Wdaa.  aa  aa- 
rathen  winter  und  sommer  in  einander,  und  da  i 
kälte  and  hiize  ea  die  schwentea  gewitter  dmt  i 
priaater  M ;  waa  ial  wahrachaioliabar.  alt  daaa  Jäkobäa, 
der  eiferer,  der  beter.  zurleleb  dar  brndar  ieaa.  voa  daaa 
ihm  zubereiteten,  jetzt  nahendaa  favtUar  (Jkamiifumjj) 
mit  am  frtihesten  wüste?  Hkrobr  tfrrf|jt  siiieaii  Iradn 
Jaaü)  7.  488;  diesen  tag  sollte  daa  drohende  fswiltar  obaa 
aaabrueh  Aber  mir  dahingehen  0.  Lcdwio  (dii  paaih.  s. 
d.  dr.  W.)  t.  44t:  doai»  «ff.  («.  m.)  sebwan  ftw.  PtjtTSii 
1.407;  brütende  gew.  Qrili.pahzkr  'ai§mätkam' t*.  t7. 


b))  maneke  nauam/Ügungam  Uaaam  «sah  «isl  aar  wpt  tatß 
lieken  bedeuttanf  daa  auhai.  iiiwif  limi  im  aimkUmg  trimgami 
melB  valsriaad.  daaa  bald  der  kfauBel  Maae. 
o  iftehl«  mir  aoa  rinfvaden  fewittara! 
SraACiiwm  lprt)iog  sm  dem  .mamen  gad.')  gad.  ■  U4: 

die  eine  hier  hatte  nimlicb  früher  den  andern  ztun 
schätz  und  die  andere  diesen  Jetzigen;  dann  haben  sie 
alle  Tier . . .  gewecbaelt . . .  aber  alle  fronfaalaa  gibia  afai 
jammerroUee  gewitter,  daaz  beinah'  die 
G.  Kei.l.BR  (grüne  Heinr.  4.  fti  8.  89. 

e»  die  meiaten  attrtbute  wtiaam  9kmr 
die  von  der  bidautung  daa  ambaiamHaa 
kinaua:  alaa  daa  Malige  gewitter 

aai  Kiaea  sieb  arbab. 

Brnr  ktmml.  Hadar  Q. Uti; 
oad  w«Hi  daa  aaterirdlacba  gsalMai.  (d 
jettt  faalHeb  aafcrwaebt.  aaai  irtniiasll 
d««  nah  varwaadtaa  denen  •legi 

HOu>aauM  (ftspidsilss  aafd,  Aalam  U»  t.  g»; 

einen  ao  frommen  liebhaber  der  Wahrheit  tu  ihrer  er 
kenntnisz  zu  bewegen,  habe  ich  weder  ein  olympisebee 
gewitter  noch  aeberontiaeba  tberschwemmunf  in  proaa 
nOlhif  Hamann  (fwas  wakmißain  a.  nettesten  ditfken  litL) 
•,88;  ...  hatte  sor  folge,  dast  das  ruf«i*che  gewitter  vaa 
Oetgalizien  sich  nach  dem  Balkan  hin  \enog  Hi<tMAiicS 
fsd.  M.  erinn.  (88)  >.  814;  während  das  ihm  zu  häaplaa 
stabende  Napoleonische  gewitter  ihn  treffen  .  .  .  kann 
PONTANK  (eer  dsm  aturm)  I.  t.  878:  ao  wie  daa  folfeade 
ein  wabree  ganiea  tragisches  gewitter.  laater  reiaa  attrita 
und  gewalt  ohne  Oberladung  HniNaK  (//ifdifärd  l)  MM; 
dar  tfiiaanda  mann  ragt  wenigatasM  adt  daai  köpfe  Aber 
dIa  wölken  aeinee  tomcs  hinana,  daa  abatteba  fewitier 
fioUt  nor  anter  seinen  fUszca . . .  BOmiBCMar  A  «tAeMOrM 
d.  M«tVr)  8^  »tt:  kam  eine  balkaoadata  Qmiar  iamiiiv  in 
groaier  anzahl  nach  Hainatettea  Mnaos  ond  quartierle 
aieb  aof  eine  woehe  eebr  zwanglos  und  tomallaansch 
ein  . . .  als  daa  gastliche  gewitter  onn  endlich  abgezogen 
war  P.  HKTa«(iiiiiii'fsS8iBri  «er*)  t.  le.  tiA:  liebe,  raserei. 


die  hAchste  atedfkait,  dar  btttarsto  schmerz,  alles  aof 
einmal,  äuazeree  oad  laaerea  gewitter.  aiilder  refea  aad 
linde  thränen!  Hebbkl  («n  E.  Lenaimg  1944)  ke^fkt^m, 
data  gUitka  (inaerliebee  gew.)  «c*e«  QoaDuao  m  . 


asiaariat.  rtdt«  *  ut. 


wgL  mU  ial^  ßir  äa» 


(«.  ap.  8888)  dM  .«Mialse>e  ledsadhu^ 
nicht  eher  kalt  als  bia  er  blliit  wi 
seinem  einacblafenden  gewitter 


6403  GEWITTER  (2,  c  im  herzen,  üb.  d.  haupt) 

freundlichkeit  vorkam:  so  unangenehm  kalt  war  ihr  nach 
demselben  sein  gewölke  Jean  Paul  (unsichtbare  löge  i,  14) 

1  114 

'  3))  unqewöhnlich  häußg  wird  das  übergreifen  über  die 
grenzen  der  sinnlichen  bedetdung  durch  präposihonal- 
Verbindungen  zum  ausdruck  gebracht:  die  fortsetzung 
des  geistersehers  . . .  sende  ich  ihnen  hier,  und  auf  den 
nächsten  donnerstag  droht  ihnen  noch  ein  groszes  ge- 
witter  von  manuscript  Schiller  brufe  2.  208; 

wenn,  ein  gewitter,  von  des  redners  stuhle 
der  heil'ge  eifer  zürnend  sich  ergosz.  >  o-i  ^«. 

Geibel  {juniuslieder:  fruMingshymnus)  2^,46, 

beide  freunde  verschwiegen  der  freudigen  jungen  frau 
den  ersten  schlag  des  gewitters,  das  über  ihre  ehe  auf- 
zog Jean  Paul  (Siebenkäs  l,  2)  11,  54;  mehr  als  ein  gewitter 
donnert  hinein  in  den  lebenstraum  von  uns  andern 
[Hesperus  2,  18)  8,  107; 

verteile  dich,  du  schwarz  gewitter, 

das  mir  im  herzen  stürmt  und  flammt ... 

Platen  1,  407  Redlich; 

ich  habe  das  gewitter,  welches  mir  dröwet,  wol  sehen 
auffziehen  .  .  .  Opitz  übers,  v.  Barclays  Argenis  (2,  4,  7) 
2,  233; 

bei  Sankt  Georg,  warum  ihr  diesz  gewitter 

mir  auf  den  nacken  schickt,  ist  zu  errathen  schwer. 

ich  war  ja  stets  mit  herzlichem  vergnügen 

bereit  . .  . 

dem  holden  fräulein  beizuliegen.  ,  .^  ,.  „.   „„^ 

Wieland  (Klelia  u.  Stmbald  5)  21,  285; 

genau  so  (über  den  hals)  20,  86  {AbderitenA,  9);  sie  könnten 
leicht  das  gewitter  voraussehen,  welches  herrn  Dahl- 
heim  über  dem  haupte  schwebte  Jung  Stilling  jung- 
lingsjahre  76;  das  ganze  wurde  unter  dem  tiefsten  ge- 
heimnisz  . .  .  verhandelt,  dasz  G***  auch  nicht  einmal 
von  ferne  das  gewitter  merkte,  das  über  seinem  haupte 
sich  zusammenzog  Schillek  {spiel  des  Schicksals)  e,nO; 
genau  so  H.  v.  Kleist  {Kohlhaas)  s,  206;  H.  Sghmid 
{das  Schwalberl)  4^,  138,  Th.  Fontane  {vor  dem  stürm  19) 

1,1,  165; 

Pervonten  wird  zuletzt  diesz  leben  unerträglich. 
. .  .  frau  Vastola  bemerkt  es  nur  zu  wohl 
dasz  ein  gewitter  sich  um  seine  stirne  ziehet; 
und  eh'  die  wölke  platzt  und  blitze  sprühet, 
wär's    däucht  ihr,  klüger  ihm  den  antrag  selbst  zu  thun. 
Wieland  (Pervonte  3)  18, 190. 
ihrer  rede  mildes  wehn 
war  in  mir  zu  sturmestoben, 
sie,  der  schöne  maientag, 
in  mir  zum  gewitter  worden, 
unaufhaltbar  brach  ich  los, 
sieghaft  alles  niederdonnernd. 

Uhland  {der  sieger)  1, 189  E.  Schmidt. 

ach,  sie  war  trotz  dem  gewitter.  das  aus  ihr  blitzte,  in 
diesem  augenblick  wunderschön  G.  Freytag  {verlorene 
handschr.  2,  5)  6,  307;  seine  stirn  hatte  sich  zusammen- 
gezogen, und  aus  seinen  äugen  wollte  sich  ein  gewitter 
befreien  D.  v.  Liliencron  {Breide  Hummelsbüttel  1)6,  23. 
4))  nur  in  wenigen  fällen  ist  die  Übertragung  erst  aus 
dem  weiteren  zusammenhange  zu  erkennen-,  so  musz  ein 
solches  Unglück,  ein  solches  gewitter  einschlagen,  und 
unser  stilles  hauswesen  in  grund  und  boden  donnern 
TiECK  {der  gelehrte)  22,  28;  in  jenen  tagen  herrschte  Sonnen- 
schein im  hause  Buddenbrook  . .  .  und  manchmal  gab  es 
ein  gewitter,  ein  kleines  Unglück  wie  dieses  . . .  Th.  Mann 
{Buddenbrooks  2,  3)  1,  90; 

nur,  ergreif  ich  meine  zither, 
wird  das  herz  mir  weit  und  grosz, 
und  das  brütende  gewitter 
bricht  in  hundert  strahlen  los. 

GuiLLPARZER  (ntändchev)  2^,  17; 
und  wenn  unheil  droht  dem  hause, 
sich  gewitter  thürmen  auf, 
steigt  sie  aus  der  dunkeln  klause 
an  die  oberweit  herauf    {ahnjrav,  1)  45,  30 ; 

und  sie  würden  mich  . . .  der  freiheit  beraubt  haben,  wenn 
nicht . . .  nachbarn  mich  gewarnt,  und,  so  lange  das  ge- 
witter anhielt .  .  .  verborgen  hätten  Pfeffel  pros.  vers. 
5,  88;  die  frau  Schwägerin  mögen  doch  schuldiger  sein, 
als  ich  selbst  gedacht  habe;  das  gewitter  hielte  sonst 
nicht  so  lange  an  Iffland  {hausfrieden  5,  l)  4,  298;  .meinst 
du,  ob  er  poltern  wird,  oder  — '  ,i  nu,  gestrenge,  das 
kommt  darauf  an  . . .  ich  fühl's  immer  gleich  am  ersten 
schlag,  ob  er  nur  verdrieszlich  ist,  oder  ein  gewitter 
losgeht  .  .  .'   W.  Alexis   {hosen   d.    herrn    v.    Bredow  7) 


GEWITTERABEND  —  -ABLEITER       6404 

vaterl.  rem.  3,  67;  fluchte  wie  ein  preuszischer  Wacht- 
meister, und  wenn  ihr  miszfallen  erregt  wurde,  so  gab 
es  ein  so  gewaltiges  gewitter,  dasz  alles  auseinander- 
floh GoTTFR.  Keller  {landvogt  v.  Qreifensee)  6,  151; 
dieser,  ein  leidenschaftlicher  schnupfer,  benutzte  die 
gelegenheit,  um  aus  der  stehengebliebenen  tabatiere  der 
gräfin  zu  naschen,  nicht  ungestraft,  ehe  er  noch  die 
schwelle  des  saales  überschritten  hatte,  war  schon  das 
gewitter  herauf,  alles  lachte  und  Bamme  rief;  ,ertappt!' 
Th.  Fontane  {vor  dem  stürm,  2l)  I,  l,  194. 

GEWITTER  ABEND,  m.  -.  sie  hat  mir  heute  einen  geld- 
beutel  geschenkt.  .  .  zwei  tauben,  die  sich  schnäbeln, 
sind  darauf  gestickt  und  ringsherum  eine  einfassung  von 
zweigen,  unten  aber  sprühende  blitze,  deutest  du  auf 
jenen  unseligen gewitterabend?  Immermann  {papierfenster 
eines  eremiten)  9,  67  Hempel;  er  hielt  sich  für  überzeugt, 
Gertrud  habe  an  jenem  gewitterabendc  sein  unvollendetes 
bekenntnisz  verstanden  H.  König  die  clubisten  in  Mainz 
(5,  4)  2,  184. 

GEWITTERABLEITER ,  m.,  bei  der  einbürgerung  der 
neuen  erfindung  vor  anderen  Wortbildungen,  vor  allem 
dem  heilte  herrschenden  blitzableiter,  bevorzugt. 

1)  im  zweiten  compositionstheil  treffen  schon  die  ältesten 
bezeichnungen  der  einschlägigen  lifteratur  zusammen,  vgl.  : 
kurze  anzeige  von  dem  nutzen  der   stralableiter  . . .  von 
herrn  prof.  Saussure  aus  dem  Französischen  1772,  die  in 
den  Frankf.  gelehrten  anzeigen  {dtsch.  litt,   denkm.  7,  325) 
mit  den  worten   begrüszt   werden :    wir  sind    nun   einmal 
drinne,  die  natur  nach  unsern  ideen   leiten   zu  wollen; 
möge  es  denen   herren    in  gottes   namen  gelingen,    den 
donner  über  ihren  köpfen,  an  dräten  herunter  in  die  erde 
zu  complimentiren.  in  der  ersten  zeit  sind  allgemeinste  be- 
zeichnungen beliebt:  aus  welchen  gründen  man  wisse,  dasz 
bedeckungen   und  ableiter  bei    den   gewittern  dasjenige 
leisten,  was  man  ihnen  zuschreibet  J.  N.  Teten s  Sicherung 
seiner  person  bei  einem  gewitter  (1774)  35 ;  das  gleiche  gilt 
für  Reimarus,  der  \Ti&  in  seiner  ablmndlung  vom  blitze 
für  das  franz.  barre  mötallique  {vgl.   sur  les   verges  ou 
barres  metalliques,  destin^es  ä  garantir  les  6difices  des 
elfets  de  la  foudre  . .   memoires  de   l'academie  d.  sc.  1770 
p.  63)  ebenfalls  allgemeinere  bezeichnungen  loie  auffangungs- 
(stange),  -ableitung,  -ableiter  vorzieht  und  nur  vereinzelt 
blitz  -  ableitung,    -leitung,    einmal  (383)   auch   blitzableiter 
gebraucht,     beide    bildungen    loecliseln    im  folgenden    ab: 
oder  ob  man  den  nutzen  der   gewitterableiter  noch  auf 
andere  art  deutlicher  und  einleuchtender  beweisen  könne . . 
Kirchhof  beschreibung  einer  zurüstung,  welche  die  an- 
ziehende kraft  der  erde  gegen  die  gewitterwolke  u.  d.  nütz- 
lichkeit  der  blitzableiter  sinnlich  beweiset  (1781)  19.     der 
bayrische  Schwabe  3.  F.  Lutz  schreibt  zwar  1784  ein  buch 
von  ,den  blitz-  oder  wetterableitern',  beschränkt  sich  aber 
im  texte  durchaus  auf  die  bezeichnung  wetterableiter,  nicht 
nur  für  die  ersten  süddeutschen  beispiele  aus  Schwetzinger 
und  Nymphenburg   {vgl.  conductoribus  enim   in   palatio, 
quod  diximus,   Schwezingen,  tum  in  aliis  publicis  aedi- 
ficiis  electoralibus  tam  Heidelbergae   quam   Mannheimii 
ephemerides  societ.  meteorol.  Palat.  1781),  sondern  auch  für 
das  erste  deutsche  auf  dem  Jacobikirchthurm  in  Hamburg, 
die  nächstfolgende  fachlitteratur  kennt  die  verschiedensten 
bezeichnungen,    giebt  aber  unserer  bildung  doch  eine  Vor- 
zugsstellung selbst  vor  dem  blitzableiter:  gewitterableiter, 
blitzableiter,  wetterableiter,  ist  eine  spitzige,  oben  stark 
vergoldete,  einen  halben  bis   drei  viertel  zoll  dicke  me- 
tallene Stange,  die  über  einem  hause  errichtet,  und  an 
demselben  herab  in  die  erde  oder  in  ein  wasser  geleitet 
wird  .  .  .  welche  den  nutzen  schafft,  dasz  sie  den  blitz  .  .  . 
auffängt  ,  .  .  und  in. die  erde  leitet  Jagobsson  5,  671»;  im 
jähre  1752,  welches  man  für  den  Zeitpunkt  annimmt,  in 
welchem  die  gewitterableiter  erfunden  werden  5,  671" ;  von 
dem  ersten  Zeitpunkt  der  errichtung  der  gewitterableiter 
Gehlen  physikal.  wb.  l,  1047;   dasz  man  die  spitzen  der 
gewitterableiter  während  eines  gewitters  leuchtend  sehen 
müszte  1, 1050,  desgl.  4,  I6OO  {an  anderer  stelle  auch  blitz- 
ableiter, wetterableiter,  wetterstange).     noch   1811   ist  in 
dem  bliche  .von  den  toirkungen  der  electricität'  des  Oester- 
reicliers  Leop.    v.   Unterberger    der    gewitterableiter, 
(*.  4.  5.  15.  16.  31.  35)  vor  dem  blitzableiter  {s.  4.  24.  29)  be- 
vorzugt,   vgl.   der  Verfasser  .  .  und   der  bekannte    doktor 


6405       GRWITTKRALB  -  GEWITTERARTIG 


GEWITTERATMOSPHARE  -  BIKDUNG     6406 


P. . .  erhielten  von  .  .  kalter  Jofepb  den  «uflrt«.  pulvcr 
magHzinc  und  andere  ölTentliohe  gebäude . .  darob  blitz 
abloiter  gegen  da«  ein>clilagen  de«  gewlttam  tu  Ter 
wahren  .  .  .  der  verfaulter  hnttu  dadurob  felefenbeit  wobl 
zwei  hi»  dreihundert  derlei  gewilterableiter  tlieiU  «eUwt 
zo  errichion.  tholU  nur  anzuordnen  «.  4  vgl.  atuh  fß- 
wiücral)li'itHtange  ».  80. 

im  Uttiitiritehen gebrauekt  ist unttnform namentlUh  au* 
LiciiTiNiiKKt),  au«  Jkan  Paul  und  Götiik  Ae%l,  «Im  aU 
heiiU  auch  über  Itagen  venemdta  (t.u.):  der  mana,  d«r  IhMn 
Kerathcn  hat,  gar  keine  gewilterableiter  auf  niedrige  puhrw< 
thUrme  .  .  zu  legen,  hat  gewisz  mit  teinnm  bona  MU 
mehr  gothan  als  hundert  aanoti  electrophori  LichtkM' 
UKRO  (an  Hamberg  178»  6r.  I,  u  (t,  t  ableiter);  daa  gut- 
achten  wegen  der  gewitterableiter  zu  MandeUlob  ist  etwa 
8  Wochen  naoher . .  von  mir  verlangt  worden  (an  F.  F. 
Wolfh)  br.  >,  79;  seine  gewitterableiter  wuite  er  (Ber 
■ohUtz  ana  Wien)  der  kriega  canizley  zu  Hannover  »ehr 
reitzend  vorzuMtellon  {an  Iteimarui)  %,  7;  einen  zuge- 
spitzten isolirten  drat  mit  einem  gebogenen  drate,  einen 
Franklinbulieit  gewitterableiter  zu  machen,  ein  knöpf- 
oben,  auf  diesen  ableiter  zu  stecken,  am  einen  Noilet- 
sehen  gewitterableiter  vorzustellen  Ntcoijvi  heachr.  einer 
reite  l,  91/98;  der  gewitterableiter  ou  wetterableiter,  le 
eonductrttr,  In  barre  ileetrique  Schwan  1,  718*';  dagegen 
vgl.  der  gewitterableiter  ».  blitzableiter  CIampk  t,  88H*; 
ebenso  Hii.PKur:  ich  wUrde  von  meinen  eigenen  ver 
suchen  in  einem  beschränkten  fache  sprechen  dürfen, 
so  wie  diejenigen  nicht  zu  vergessen  wären,  die  gewisse 
teile,  besonders  die  elektrizitKt  bearbeitet  haben,  so  wie 
in  Risennch  ein  junger  mann  wegen  der  gewitterableiter 
bekannt  int  (tötiik  biographiaehe  eititelheiten  (jiti6.  ax*»g. 
M,  8(7);  und  mein  blick  fiel  auf  die  yoldzinne  eines  anter 
(lern  monde  schillernden  gewitterableiter«  Jban  Pavi. 
{bioyr.  bei.)  17,  s«:  lächerlich  genug  scho««  er  {der  feind) 
einen  gewitterableiter  entzwei  {ax^fenth.  «.  d.  Nepomuk- 
kirclit)  84,  181. 

8)  der  übertragene  gebrauch:  ihre  fUrstliohe  gegenwart 
zieht,  wie  ein  gewitterableiter,  alle  elekiricitftt  zärtlicher 
herzen  an  sich,  dasz  wir  andern  vor'm  einsoblagen  ganz 
gesichert  sind  üütiik  {triumph  der  emnfindtawUttU  8) 
14,89;  ob  man  neutralitilt  und  wafTcnntillstand  darch 
Preuszen  vermitteln  wird?  Überhaupt  welche  art  von 
gewitterableiter  man  brauclien  kann  und  will?  musz  sich 
in  kurzem  aufklären  (an  Schiller  ao.  7.  1796)  bri^e  ii,  144; 
so  weit  über  das  gowOlke  des  leben«  hinauszudringen, 
dasz  man  die  ganze  äuszere  weit  mit  ihren  wolfgraben, 
beiiihäusern  und  gewitterableitern  von  weitem  unt«r 
seinen  fUszen  nur  wie  ein  eingeschrumpfte«  kindergftrt- 
chen  liegen  sieht  Jkan  Paui.  (billet  an  meine  freunde) 
4,  VII;  revolutions  gewitterableiter,  die  den  blitz  in  eine 
urosze  sandbUchse  abführen  Böknb  {frt.  kunetfleiu) 
ö',  178. 

s)  vereinzelt  ist  auch  das  noMMH  aeÜowit  bdegt:  dasz 
Kichmuiin  keine  ableitung  des  blittes  habe  anlegen 
wollen,  und  es  ist  also  widersinnig,  seinen  tod  als  ein 
beispiel  einer  mislungencn  gewitter-ableitung  anzuführen 
Reimaiius  V.  blitMe  (1778)  U7. 

GEWITTERALB,  m..-  auch  hier  bedingen  die  drei 
mythenbildendcn  hauptgcwalten  der  luft,  das  gewitter, 
der  wind  und  die  welke,  drei  luflelhenklassen.  die  über- 
wiegend männlichen  zwei  der  i)  itewitter-  und  8)  der 
windelben  und  die  iiber\%'iegend  weiblirhe  der  s)  woiken- 
elbinnen  E.  H.  Mkykh  germ.  mgthol.  117:  der  verwandte 
mythus  von  der  eriösang  der  eibin  durch  einen  gewitter- 
alb  tnpfelt  in  der  sage  der  erlOsung  der  wei««en  fraa, 
der  Wolkengöttin  185;- v^f.  aucA  gewittergott. 

GEWIITKRANMELDUNG,  a.  gewittermcldung. 

GEWITTERANZUQ,  *.  gewitterzug. 

GEWITTERARTIG,  al^jeeHv: 

l)  daher  sehen  wir  an  starkwindigen,  übrigens  sonst 
heiszen,  tagen  keine  gewitter  entstehen.  selt>st  dann 
nicht,  wenn  gewitterarUge  stürme  über  uns  wegrauachen 
Gkhi.kn  physikalisches  teb.  4.  158S;  die  lu  uns  her  nach 
Osten  ziehenden  wölken  waren  nicht  gewitterarlig  schwer, 
sie  strebten  leicht  vor  Gütiik  br.  31, 888;  windstSan 
fahren  daher,  schwül,  gewitterartig  H.  v.  Stbin  Oöthe 
u.  Schiller,  beitr.  eur  äaOuL  d.  dtaehen  klaasiker  71  B/tcUtm; 
IV. 


slunn  und  gewitterartifar  Nfaa  wmntklw  dir  Ayi<i<ynifA<> 
a.  71A,  vgl.  fewiUamfm. 

t)  dam  «fl.;  an4  saf»  da«  lab  waU  Na.  obiabaa 
geatara  favIUamilnlg  dofaNütvaiatit  baim  raUaa  BiS' 
MAKCK  um  $.  fnm  (ii.  b.  taaa)  4». 

I)  iai  AUmbwger  diatäd  mkd  wm  «n»  mmdfrm  imk- 

m^mtkmUritmtkj  f$bttdtti  ftvMiaMMMi,  laalltaillinlliiti 
0.  A.  FRoanr  tkmtOt  twn  Ottknktt^g  (ftti^  t.  ai. 

0EW1THRATII06PHARI,  ».  fMÜtariofL 

QKWnTERAUFZEICHNnffO.  a.  jaiHimhaohaohtmn 

QKWtTTKRAUSBRUCH.  o».,  rgl.  aaabmali  4aa  fMdUaia 
(»I».IMD):  ifL  <Ua  bdra  gewlttaraoabraab  thitilahHiii 
vorhandena  bafUfa  bawafoaf  van  ais  nad  waataHbaOeba« 
L.  .Still  NCRK  ttrapr.  d.  gettUttnUkirieim  a.  4i.  dmfl.  $.  Vb. 

GKWITTERBACH.  ».  gevitterguaz. 

OKWITTKRBAD.  a.  die  jungen  baUan  im  fUaada  f»- 
badet  und  mich  daza  veriaitat  ata  forebtbaiaa  fawittar 
steigt  auf  and  schüttet  alaafl  itiOmaodaa  lafta  aof 
uns  ...  der  bandet  wird  (n*  kmum)  onlarsucht.  die  nlaea 
und  das  Strand-  und  gawittarbad  aaldaekt.  die  wafla  dar 
Züchtigung  hinter  dam  wgkngA  barfoifbott  B.  M.  Annot 
tekr.  a.  a.  l,  deutwcktn  S,  4Mi 

GEWITTERBANG,  a.  fawlttaiMbwfiL 

GKWITTERBEOBACHTUNQ.  /.: 

1)  die  baobaebtoBfan  Seboen's  über  daa  gawiltanof 
im  Würzbarfischen  und  ScbBbler'«  Abar  dai^anifaa  ia 
WUrtemberf . .  .  der  aus  mehreren  Jabrett  tob  Mika  var- 
•chiedenen  puncion  diaeaa  laadaa  fawiUarbaabaabtaaflMB 
gesammelt  hat  Gr.iiLBRjAyatfcal.  wt.  4,  ifiO.  J.  LoDKWio 
gowitterbeobaohtungen  im  raiabrtaiafrapbaoftblala  eUk- 
trotethnische  teilschr,  man  MM  «.  ttt;  A.  ▼.  ObCRMATBR 
gewitterbeobachtungaa  OBd  gavitlarbAoS^dt  an  «iBigaa 
Stationen  der  alpen  itoa.  Brahn«  ia  Leipiif.  walebar  dar 
Organisation  eina«  gawittarb«obaebtaBC«diaaalaa  im  k8«%- 
raich  Sachaen  («tcA  widmete)  R.  As«mann  di»  §mmllm  M 
Mitteldeutaehland  ».  6;  seit  dem  jähre  18«  ist  dar  fa- 
witterbeobachlnngsdienatgansarbeblich  erweitert  worden 
•  :  die  anstellung  von  gewittarbeoi>achtunfen  erheiacht 
die  «ffOllonff  folgender  TorbadiafaaffHi  aaMJuaf  (4. 
prttfi.  mektnL  inti,)  nur  tmtitkimif  mm  gamHtt' 
er$eheinunfem  «.  4 :  in  Deatsehlaad  WBffda  soarsl  in  Bareni 
(1879)  darob  t.  Bezold  die  «TftamaHtaba  baabaabtaag 
der  gewitter  eingeleitet:  das  dardi  Assmaans  private 
thätigkeit  in  Mitteldeutschland  faabaüsaa  fswUterbe 
obacbtungsnetz  .  .  .  K.  Phohaska  IsbhiA.  ak$r§mmtter  . . 
(t8a4)  8;  datu  rgl.  das  ntmmn  tftmKa:  ain  ia«ahB«bB8b 
für  gewitterbeobachter  awto'lwaf  s.  btob.  d.  fteiUlmrtrtA. 
naektrag. 

t)  in  dermtbm  riehtung  häU  mek:  A.  RimiNBAcn 
rasoltate  aus  tsjährigm  gawittaraofiniduaBgBa  AasslMi. 

8)  kenmrtchnend  da§tfem  ßbr  «UM  ß'üktn  atU  iti  die 
Mncaadte  bildung:  gtwiitatbatlBebhumB,  fsbala  «Mi 
danksagUBg  HtUimm  tiaa, 

QRWnTEBBSRO,  m..  («gl.  fsvittar  af.  OM/i:  baiamt 
der  gaw.)  vgl. .-  anterhalb  dar  .  .  sandstain-klippaa  disasa 
gnwitterberge«  Rittbr  trdkmmd»  (tsn)  1.  79b;  wg/U  |a- 
witterecke. 

GEWITTRRBERICHT  -  -BERICHTERSTATTER:  dia 
nachstehende  abhandlong  bat  den  «weck,  durch  sa- 
aammenstcllung  einiger  allgemeinen,  tbeila  aaa  directen 
eigenen  beobachtungrn.  thaib  ans  den  mrldoafsa  dar 
gewitter  berichterstatlcr  tIssBMiden  ergebnims  itaMB 
kleinen  beitrag  zo  den  btslMtlgaB  rssoltataa  dar  gasrlUar' 
forschiing  zu  liafani  K.  Pbohabka  Umwk.  itsr  §tuAUu .. «. 

GKWiTTKKBETRACHTÜNG.  a.  gavriUsrbaabaabtai^ 

GEWnTKlUULDUXG.  /. 

1)  die  theorie  der  gewittcrbildaag  hingt  mit  der  tliaoria 
de«  rtfens  aufa  innigste  soaammaa  Gkmlbr  pk^tikmt. 
mb.  I.  8(*,  deagt.  4,  s«;  SlMrbaapt  alMr  gibt  ••  dii^  am 
bof,  herr  baron.  dia  alamab  tot  den  fftrstan  gehören, 
aondem  unter  ihm  »otgabSB.  «1«  die  gewitterbildang 
unter  dem  gipfel  das  g^iffs  IL  KöNto  die  eittbitten  in 
Mains  (t,  u)  1. 8BS;  dia  badaotaBg  aafawSbaBebar  feachiig 
keit  fQr  gawitterbildang  aigibt  aidi  aas  dar  arCslinuig 
A.  T.  Baomoart.nkr  über  gmiltu  a.  «,  laeahrarüiliaina, 
die  rasche  tamperatunrerliidaraafaB  bsgfinstigeB,  ba- 
fördem  aaob  gawitterbildang  7  vgL  (bildaagsprocsas  dsr 

402 


6407  GEWITTERBLITZ  -  -DÜNKEL 

gew.)  28:  da  .  .  heftige  Verdichtung  des  wasserdampfs 
am  abend  und  hiermit  gewitterbildung  eintreten  kann 
R.  Klimpert  entstehung  der  geicitter  s.  91;  desgl.  s.  81; 
dass  die  bedeutung  des  labialen  gleichgewichts-zustandes 
für  die  gewitterbildung  überschätzt  wird  K.  Prohaska 
bemerk,  über  geivitter  ...  21. 

2)  anders  gewitterzubereitung ,  zu  dieser  a.  unter  ge- 
wittermaschine. 

GEWITTERBLITZ,  m.  {vgl.  wetterblitz  Stieler  198  u.  a.. 
vgl.  donnerblitz  theil  2,  sp.  12«); 

1)  wenn  auf  fernem  pfad  gewitterblitze 
abends  mich  verfolgten,  edles  pferd, 

wenn,  verirrt,  ich  keines  kirchthurms  spitze 
mehr 'gesehn,  und  keine  uhr  gehört  .  .  . 
ja!  dann  hast  du  redlich  ausgegriffen 
und  gesund  mich  in  den  hof  gebracht. 

F.  W.  A.  Schmidt  an  mein  reüpferd  {Ber- 
liner neudrucke  4,  s.  47) ; 
gleich   wie    wenn  im   doppelsturm   ein   see  erglänzt  zu- 
gleich  vom    Sonnenschein    und    von    gewitterblitzen    C. 
Spitteleh  Prometheus  und  Epimetheus  ^  256. 

2)  dazu  vgl. .-  gewitterflamme,  -funke  (s.  d.). 

GEWITTERBLUME,    BLÜMERL,  s.  gewitterkerze. 

GEWITTERBOGK,  m.,  vgl.:  gewitterböcke,  //ott.  Thors- 
böcke für  schwarzes  wettergewölk  E.  H.  Meyer  germ. 
my thologie  iOO;  anders  gewittergeisz  s.  d. 

GEWITTERBÖ,  s.  gewittersturm. 

GEWITTERBRODEM,  m. .-  ihr  guten  menschen!  worin 
mag  jetzt  in  dieser  minute  euer  busen  auf-  und  nieder- 
gehen, im  weichen  dünnen  äther  der  freude,  oder  im 
gewitter-brodem  der  angst  Jean  Paul  {Hesperus  4,  44 
nachtr.)  10,  163. 

GEWITTERBUCH,    -BÜCHLEIN:    D.    E.    Faustmann, 
kleines  gewitterbüchlein    Wilrzburg  1890;    J.    Sauren,  ge- 
witterbüchlein  Salzburg  1903;  vgl.  geistliches  donner  und 
Wetterbüchlein  Straszburg  1659  u.  a. 
GEWITTERDÄMON,  s.  gewittergott. 
GEWITTERDOM,  m.: 

doch  ach,  die  liebe  zeit !  mit  wortposaunen 
bläst  sie  dein  bild  des  griechenlebens  an, 
und  bleckt  bei  dem  gewitterdom  den  zahn, 
wahrhaftig  schön,  altdeutsch,  recht  zum  erstaunen ! 
Gl.  Brentano  {victoria  u.  ihre  geschuider; 
Widmung  an  Schinkel)  7,  287  ; 

vgl.  gewitterhimmel,  s.  d. 

GEWITTERDRÄUEN,  s.  gewitterdrohen. 
GEWITTERDROHEN,  -DROHEND 

1)  der  substantivirte  Infinitiv -. 

erwägend  eur  verdienst  und  dieser  zeit 
gewitterdräun,  da  an  dem  rand  des  meeres 
Sturmzeichen  gleich,  in  immer  dichtrer  schaar 
sich  Genuesersegel  heben. 

F.  KuGLER  Doge  und  Dogarensa  21 ; 

gewitterdrohen  lag  in  der  luft  H.  Sudermann  das  hohe 
lied  (2,  18)  567. 

2)  das  partieipiale  adjectiv: 

also  gingen  die  zwei  entgegen  der  sinkenden  sonne, 
die  in  wölken  sich  tief,  gewitterdrohend,  verhüllte. 

GÖTHE  (Hermann  u.  Doroth. :  Melpomene)  40,  .816. 

GEWITTERDRUCK,  m. .-  so  wurd'  er  über  Juliennens 
kaltsinn  .  .  und  über  einen  gewissen  sittlichen  gewitter- 
druck —  den  lüstlinge  bei  weibern  empfinden,  wo  alles 
rauhe,  die  Selbstsucht,  die  anmaszung  als  miszton 
schreiet  —  ...  so  verdrüszlich  und  verstimmt  Jean  Paul 
{Titan  5.125)25,44; 

mir  wärs,  als  lastet  ein  gewitterdruck 
jedwede  luft  beklemmend  über'm  saal. 

E.  Geibel  (Brunhild)  6,  5. 

GEWITTERDUNKEL.  Substantiv  und  adjectiv. 

1)  das  siibsfnntiv : 

a)  das  gewitterdunkcl,  die  dunkelheit  bei  einem  ge- 
witter  Campe  2.  ses*".  wenn  es  nach  gewitterdunkel  tagt 
Brnzel  Sternau  ebenda;  vgl.  auch  unter  gewitterhaft  s.  d. 

b)  als  bedeutungsverwandtes  subst.  vgl. .-  dasz  wir  die 
Häuser  in  dem  grauen  gewitterzwielicht  kaum  noch  unter- 
scheiden konnten  P.  Heyse  {geteiltes  Jierz)  2,  9  s.  34.  vgl. 
auch  gewilternacht. 

2)  da»  adjectiv: 

wie  der  zorfloszne  rosenglanz  ihm  (dem  AcMlle»)  steht! 
wie  sein  gewitterdunkles  antlitz  schimmert! 

H.  V.  Klei.st  (I'enthcKitea  16)  2, 105  E.  Schmidt  ; 
im  offenen  teil  der  manuskripte  flnden  sich   der  stellen 


GEWITTERECKE  -  -ELEKTRICITÄT      6408 

nicht  wenige,    die  sich   auf  den   gewitterdunkeln  Inhalt 
jener  blätter  beziehen  .  .  .   und   man   sieht  in  einen  Zu- 
sammenhang, der  sich  weiterhin  durch  das  ganze  dieses 
schwergeprüften    lebens   als    nächtliche    Stimmung    aus- 
breitet Fr.  Th.  Vischer  auch  einer  32i;  dazu  vgl.: 
fernab  am  horizont,  auf  felsenriffen, 
liegt  der  gewitterschwarze  krieg  getürmt, 
die  blitze  zucken  schon,  die  ungewissen, 
der  Wandrer  sucht  das  laubdach,  das  ihn  schirmt. 
H.  V.  Kleist  (dos  letzte  lied)  4,  38  E.  Schmidt; 

vgl.  auch  schwarzes  gewitter  sp.  6403. 

GEWITTERECKE,/.;  und  aschgraue  wolkenungetüme 
rückten  gegen  den  Hohenhagen,  die  schlimmste  ,gewitter- 
ecke'  Hilgenthals  H.  Sohnrey  im  grünen  klee  {die  sünde)*' 
63;  vgl.  gewitterberg. 

GEWITTEREILE,  -EILUNG,  /.  .- 

weiten  kreisten  vorüber,  es  flammten  und  rauschten  die 

winde 
schnelle  gewittereil',  und  Uriel  stand  auf  der  erd'  itzt. 

Franz  v.  Sonnenberg  das  weltende  (4)  1,  72; 

jetzt  sprang  von  Südwesten  die  gewittereilung  auf  und 
begann  die  bisher  völlig  regungslosen  krönen  der  alten 
linden  rauschend  zu  schütteln  W.  Jordan  zicei  iviegen 
(1,  2)  1,  45. 

GEWITTERELEKTRICITÄT,  f.:  für  die  Übertragung  des 
begriffes  der  elektricität  auf  die  atmosphärischen  erschei- 
ntmgen,  die  den  bedeutung sgehalt  des  ersten  compositions- 
theils  neuerdings  bestimmen  {vgl.  gewitterkraft),  war  der 
ausgangspunkt  in  den  versuchen  gegeben,  die  seit  dem, 
17.  jahrh.  vom  bernstein  {TjXf>tT()o%')  zu  neuen  trägem 
der  gleichen  kraft  vordrangen,  die  ersten  bestimmten 
Schlüsse  auf  die  elektrische  natur  des  blitzes  zog  J.  H. 
Winkler:  ob  schlag  und  funken  der  verstärkten  elek- 
tricität für  eine  art  des  donners  und  blitzes  zu  halten 
sind  Leipzig  1746;  innerhalb  der  versuche,  die  mit  diesen 
entdeckungen  in  Zusammenhang  standen  und  die  durch 
Franklins  erfindung  belebt  wurden,  brach  sich  auch  das 
neue  compositum  rasch  bahn: 

1)  man  hatte  schon  einige  jähre  vorhero  .  .  gemuth- 
masset,  dasz  die  gewitter  eine  sehr  grosze  ähnlichkeit 
und  Verwandschaft  mit  der  electricität  hätten  J.  F. 
Hartmann  anmerkungen  über.  .  gewitterelectricität  (ll6i) 
8;  es  war  nemlich  herr  professor  Richmann  . .  beschäftigt, 
die  gewitter-electricität  bei  herannahung  eines  von  norden 

■  kommenden  gewitters,  an  einer  .  .  .  stange  zu  beobachten 
St.  Petersburger  bericht  über  den  tod  Eichmanns  (1753) 
wiedergegeben  bei  Hartmann  s.  8;  wäre  nun  eine  solche 
stange  vermögend,  die  gewitter  elektricität  zu  vermin- 
dern und  heraus  zu  ziehen  Ph.  P.  Guden  65,  desgl.  163; 
.  .  .  brachte  herrn  Franklin  zuerst  auf  die  erfindung 
mittelst  hochgestellter  zugespitzter  stangen  die  gewitter- 
elektrizität  aufzufangen  Reimarus  637.  desgl.  537;  am 
10.  mai  selbigen  jahres  äuszerten  sich  schon  die  ersten 
Wirkungen  der  gewitterelectricität  an  dieser  stange.  in- 
dem elektrische  funken  aus  derselben  hervor  brachen, 
wenn  man  sich  ihr  mit  der  flachen  band  zur  gewitter- 
zeit  nähert  Jagobsson  5,  672»;  seine  anstalt  für  die  ge- 
witter elektricität  soll  ausserordentlich  sein  G.  C.Lichten- 
berg br.  2,  217;  ich  habe  nachher  offt  und  noch  neuer- 
lich in  England  öffters  physiognomische  beobachtungen 
ja  versuche  angestellt,  die  so  gefährlich  waren  als  die 
mit  der  gewitter  elecktricität  {sudelbuch  no.  796)  aphoris- 
men  3,  267;  dass  die  reibung  von  eis  und  wassertheilchen 
in  der  höhe  die  wahre  quelle  der  gewitter- elektricität 
ist  L.  SoHNCKE  Ursprung  der  geivitter-elektricität  s.  2;  den 
bisher  gebräuchlichen  blitzableitern  gegenüber,  welche  .  . 
ohne  allen  einflusz  auf  die  entwicklung  der  gewitter- 
elektrizität  und  die  daraus  entstehenden  gewitterschäden 
sind  R.  Klimpert  entstehung  der  gewitter  s.  136;  dasz 
die  gewitter-elektrizität  als  solche  einen  einfluss  auf  die 
galvanischen  apparate  und  deren  leitungen  ausüben 
könnte  Assmann  die  gewitter  in  Mitteldeutschland  13; 
vgl.  auch  s.  74  {s.  das  folgende). 

2)  vor  der  entdeckung  der  elektrischen  natur  des  blitzes 
wurde  die  wahrgenommene  er  seh  einung  durch  eine  allge- 
m,einere  Zusammensetzung  bezeichnet,  die  auch  später  sich 
noch  lange  im  gehrauche  hält:  ob  in  der  lufft  von  der  ge- 
witter materie  ein  stein  {donnerkeil)  generirt  werde,  oder 
ob  derselbe  erstlich    in  der  erde  entstehe  H.  F.  v.  Fle- 


6409     GEW1TTER£NSEN  -  ERSCHEINUNG 


GEWITTERFEUER  -  FURCHT        6410 


MINO  d.  vollkommtn*  UutHÜu  jäfftr  (19M)  t.  10^;  i»r  nttitt 
eomponfioMthfil  ial  hier  mit  d*m  jüngtrtH  M^iltiHhn  Ar 
griff  einer  dorn  körper  innewohnenden  elgenMufl.  tfttiM 
einer  flUaaigIceit  («.  tkeil  6  rp.  I7U)  tfmut  und  Übtrtlm§mt 
der  eigentliche  floM  der  dichten  «leetiisohen  ftwitUr 
materie  J.  N.  Tktrnb  »iehtrung  »tintr  fr$aH  An  tin»m  f*> 
vritter  (1774)  a.  \t:  daas  diene«  licht . .  nur  durch  den  zufluu 
der  in  der  luft  zerstreuten  gewillermaterie  entatehe  Rki 
MAHU8  vom  blitze  (t77S)  17«;  aie  {dit  hededturnftm)  bestehen 
nuB  electriachon  cArpem,  welche  die  gewltt«nnftt«rle  gar 
nicht  oder  doch  schwerlich  durchUaaen  J.  N.  TmtN«  ».  i; 
hohe  aufgerichtet»  metallene  .  .  mit  apitien  veraehene 
■langen  aollen  die  gewittermaterie  alm&hlig  aua  den 
wölken  an  sich  ziehen  und  nach  der  erde  binleiten  17: 
daaz  aioh  auch  gewittermaterie  aua  der  luft  .  .  .  auffangen 
lieaso  Hkimaruh  («l  u.  a.,  eine  metallene  atange  die  .  .  . 
den  blitz  und  die  gewittermaterie  anffftngt  oder  in  aich 
■aagt  Jacoiihhon  5,  67t*:  vom  anlocken  der  materie  durch 
metalle  RKiMAitun  M;  die  ableitung  der  gewittermaterie 
aa  und  öfter,  cflrper  .  .  in  welche  nämlich  die  gewitter- 
materie am  leichteaten  hineinfahren  .  .  kann  Trtkns  91 ; 
deegl.  (aich  aamle)  Rsimarus  81  u.  a. ;  aolche  dtinste  befnr- 
dern  den  auabruch  der  gewittermaterie  aua  der  wölke  gegen 
die  erde  Tktsnb  80:  die  glQokliohe  entdeckung  der  voll- 
kommensten Terwandtsohaft  oder  vielmehr  Kicichatellung 
der  80  genannten  eleotriiohen  und  der  gewittermaterie 
Lrop.  V.  UNTRHRBROBn  tf»ii  den  Wirkungen  der  eleetrieität 
und  der  ge%eittermaleri*  (1811)  e.  4  u.  «. 

8)  doMu  vgl.  auch  dae  vereimelte  rein  deutetke  eeiten- 
»iüek: 

wie  gewitUratoir  von  der  kreisandaa  aoheilM  iee  iltieee, 

praaaelnd,   durch  «aogendee  maeeingfohr  tinsIrAmt  in  dar 

fla«che 

dnnkelon  schoo«*,  und  ein  mann,   die  leitende  kett'  in  der 

linken, 

reichet  dem  nacbbar  die  recht',   und  dieaer  dem  naclibar, 

bnd  alao 

hunderte  triOt  eracbOtternder  gchUf  urplAtslich  .  .  . ! 

J.  L.  PvRKRa  TunMat  (4,887)i8>: 

hatte  sich  nun  der  gewitterstoif  des  himmels  durch  den 
unerhörten  Schneefall  so  gespannt  .  .  .  Stifirr  bunte 
eteine  {bergkrietaW)  *  818.  daeu  vgl.  blitzstoff  theil  >,  ep.  188. 

4)  auf  Reimarcs  bf»chn1nkt  »c/teint  die  tueammen- 
»fttitng  mit  einem  andern  allgemeinen  begriff,  der  unserer 
at^f/a.vn*ng  von  der  rr.sr/ieinung  aber  näher  kommt:  dass 
die  gewitterkraft  nichts  anders  sei  als  was  man  im  kleinen 
an  der  elektrizität  beobachtet  hatte,  dasz  die  gewitter 
luft  alle  wUrknngen  elektrisirtcr  kflrper  .  .  .  zeige  Rri- 
MARU8  vom  blitee  6a»;  da  es  nuninehro  doch  ausgemacht 
ist  dasz  elektrizität  und  gewitterkraft  einerlei  sei  («tn- 
leitung)  e.  X;  vgl.  auch  ».  8t:  886. 

6)  eine  teeiterbitdung  ist  tum  ereten  eompoeiium  be- 
obachtet: das  bei  gelcgenhctt  einer  gewitter -eleetrieität- 
forschung  vorgefallene  unglUck  Richmanns,  eines  Affent- 
liehen  lehrers  in  Petersburg,  ist,  was  mir  gelegenheit 
gegeben,  auf  solche  mittel  zu  denken,  welche  bei  er- 
forschung  der  gewitter-elektricität  nOUiig  sind  J.  P.  Hart- 
mann anmerk.  ü.  d.  nOt.  oehtaamkeit  bei  er/orech.  d.  ge- 
wittei-eleetrirität  (vorber.)  a.  i. 

GEWrrTF.UKNSEN.  a.  gewitterartig. 

GEWITTKHEKFORSCHUNG./..  dasi  mit  derSohncke 
sehen  theorie  über  den  Ursprung  der  gewitter  elektrizität 
ein  fruchtbarer  und  vielversprechender  gedanke  in  die 
pewittererfnrschung  geworfen  ist  R.  Assmann  a.  74;  vgl. 
auch  K.  Prohaska  8  a.  oben  unter  gewitterbericht. 

GEWITTER  ERSCHEINUNG,  f.: 

\)  um  uns  mit  diesem  kleinen  apparat  einige  dreisxif 
rloktrische  versuche,  welche  gewittererscheinungen  be- 
treffen, zu  machen  Nicolai  beaehr.  einer  mM  i,  89;  die 
bereits  erwähnten  gewittererscheinungen  A.  t.  Bavm 
OARTNER  a.  16.  deagl.  16  (die  erscheinungen  bei  gewittern 
a.  87);  die  l>eziehung  des  springenden  und  «tossenden 
bocks  ...  zu  den  gewitterscheinungen  .  .  .  erhellt  aus 
den  namen  der  donnergottsbOcke  Tanngrisnir.  gnjöstr 
E.  H.  Mrykr  germ.  mythol.  100;  fälle  von  kurzen  dmck- 
schwankungen  des  barometers  in  beziehung  zu  bringen 
mit  den  gleichzeitigen  gewittererscheinungen  R.  Ass- 
mann s.  11;  anleitung  zur  beobachtung  und  meidung 
der  gewittererscheinungen  (hrsg.  v.  königl.  preuss.  meteo- 
rolog.  institat)  Berlin  1888;  die  in  dieser  Zeitschrift  jtUifal 


erfolgt«  bMprvobaoc  dM  Don  Umt  Prmnluwidi  mm 
IMpaimtaD  dMiton  bgobiahtiBpnatiBi  fBr  ftwtttar 
•»«iMlmiaiMi  iigilr.  4.  9atf.  f  rffwt  /.  atttmrtl. 
f.  401:  ia  l8lt8ii<8B  8011  aiekl  «Im  ««Oitla^t»  UmoH« 
•Um  tßmiüm-mMiMnnntm  iitßtm  wmdm  L.  touweu* 
uraprung  der  fiwWii  tltkhiiiiH a.f.k^  Knbwi  baHflfS 
zur  kenntnls  . .  der  gawHUrtffteheinangen  .  .  in  Hamborg 
Stuttgart  las»;  «in  b— oodfs  augrnmerk  ward«  d«r 
gewilterbildung,  aowi«  Qb«rhaapt  d«in  «tudium  d«r  «itaat- 
liehen  natur  d«r  g«wllt«r  •nK!h«lnangrn  xoftiräadt 
K  Pmuiiamka  hemfark.  Uher  gamitter  ...  8;  dasx  «in  faaifBr 
Zusammenhang  itrlsebcii  dar  .  .  I«mp«nitur  und  dar  sähl 
der  g8wikt«r«radMtaiaaiBa  sUltiiid«t  «.  m;  dam»  «yC 
das  var$iimlt$  tifnmifmtm  favUtorrotglaffa  R.  Ammaiim 
a.  8t. 

t)  die  faeUiUeratur.  auf  die  aAm  dk  Utkwifm  kdaft 
MM  *eeaenÜieken  beaekränkt  blieben,  beditmi  mtk  mtkimaU 
auek  de»  frtmdworite :  soll .  .  erst  naabdaw  . .  la  dar  ba- 
traohtnng  der  gewitterphänomene  ««Matiegaafaa  wardaa 
A.  r.  BAirMOARTNKR  über  getcitier  a.  18.  dtäjft,  17;  dto 
Verfolgung  der  gewitterphänoman«  in  MmaldaotaaMand 
R.  Ahkmann  a.  10:  daeu  vgl.  auek:  ar  (dar  am Umtt  ttelktm 
Vorhang)  ist  ebenfalls  ein«  folf  arachalaong  daa  fawtttar 
proce««esK.  Pmomaska  beaterk.  Mar  tmaUkr  «.  ■. 

GEWITTERFEUER.  a.  fawlttarifauBOM. 

GEWITTERKLAIIMK,  /•  vgl.  dnnnatiawm«  dM  t 
ap.  iM. 

t)  die  gewittartamm«.  die  flamm«  im  ftwitler.  der 
blitx  Camps  t,  M8^:  tiUarariaek  iat  da»  tompoaUum  nur  im 
übertragener  Verwendung  betagt  (tgl.  auek  in  goldaen 
flammen  blitzen  S<:nii.tRN  t,  104): 

nod  hob  mit  der  recht« 

«ine  reibe  gewillertlaiiw«  wl«  «ebwert  i»  41»  wellna. 

Soammaaa  M  Camm  «.  «.  «.; 

wenn  er  (Mirabeau)  sprach,  so  bBrt«  man  nicht  di« 
runden,  eleganten,  geleckten  perioden  eines  Cicero,  man 
hOrie  den  donner  «in««  D«mo«thenes.  daher  «praeb 
ni«  von  ■«in«n  reden  —  «cbfinf  —  vortrafUakf 
ward  getroffen  tob  der  gewitterflamme  sataiar  rada  aad 
eilte  zur  that  C  P.  D.  Schubart  (aa*  dar  »atirttmd»- 
ckron.  17*1)  8,  88». 

8)  gewitterfonke  vgl.  blitifank«  Hkn/  8,  »p.  IM;  vgL 
g«witterblitx  oben  ap.  6407: 

o  dan  ein  «cblarcnder  lewittertaalMa, 
vom  rinlluiz  Khwanfer  aller  kralttsetim«. 
eocb  Utie.  die  ihr  kraftJoa  «eid  v«nMakaa. 

pR.  RCi-KsaT  (actenaMMs  aamimT)  I.  m. 

8)  gewitt«rfea«r  vgL  donn«rf«a«r  dWi/  8.  ap.  iMt:  der  In 
ganz  D«atschland  bekannte  feurige  dracbe  .  .  ..  der  noch 
wie  jener  {dar  kobold)  da«  gcpräge  de«  g«witt«rf«n«rs  hat 
A.  WiTTKR  d.  deutadke  vaUtaahergtaub«  (48) '46. 

GEWITTERFUEQB.  /• 

1)  die  gewitterfliec«.  la  wtauH^  dt  tamftia  Scnwam  t.  TM^. 

t)  datu  vgL  di*  emnem^ruukitdunf:  dt«  g«w|tt«rmaelta 
(«MMca  meteoriea)  sieht  «baa  ao  aas  .  .  .  «i«  w«rd«a.  be- 
sonders im  juni.  vor  einem  favUlar  menschen  Jod  rieh, 
in  f«ldem  und  wäldem.  ««hr  ilattf  Osaa  altg.  aal* 
geaeh.  6.  798. 

GEWITTER FLOT.  a.  fewitt«rtaaB. 

GEWITTERPREI.  «<;..•  vgL  doeaeKrei  tkeü  i.  ap.  tarn; 
das«  diese  tage  .  .  .  trots  dam  vollkommen  («witlerfrd . . . 
ja  zumeist  wotkenio«  verliefen  K.  PaoMAaaA  l«i«it.  «iar 
gewitter  ...  91.  weniger  ^4h^  maekiint  gewitlarloa; 
gebänden  giebt  man  zur  gewittarleaaa  aaH  wetterableiter 
f5r  mSgliche  gefahren  Jahn  (raamiHWii )  i.  4ts  Euler. 
vgl.  gewittertag. 

GEWITTEHFREQIENZ.  a.  gewiHerhäafigkeH. 

GEWiTTKHKHEt  PIG.  FltEUÜIGKKiT:  Ditha  halte 
ihre  gewittrrfrrudigkcit  STirrcn  atrnd,  {Äidiae)  t.  888. 
vgl.  donnerfroh  tkeU  9.  ap.  1848:  vgL  da§agem  gevritter- 
fureht. 

GEWITTERFRONT.  /.-  am  «  ahr  Tertief  die  fewitfer- 
front  fast  rein  nord-sttdUeh  AaanAMR  ia  'da»  wUtm'  ttU; 
igt.  gcwitterrog. 

GEWITTEHFI'NKK.  a.  gewitterilamme. 

GKWITTFR  FURCHT. /..  vgl.  die  grossen  andreichen. 
<Yie  sich  vor  dem  gewitter  furchten  Lichtrnokro  über 
^eieitktjkmtkl  mmd  bUtaahteitumg  {verm,  aekr.  6)  88;  «o  rid 

401« 


641 1         GEWITTERGEDANKE  -  -GUSZ 

von  gewitterfurcht  für  den  menschen,  der  seiner  Vernunft 
noch  mächtig  ist  77.  desgl.  78. 

GEWITTERGEDANKE,  m.,  vgl.  gewittergrimm ; 

ha,  er  ist  voll  entsetzens,   der  schwarze  gewittergedanke, 
dasz  ich  sterben  musz. 

Klop.stock  {Messias  16, 163)  4, 11  Boxherger; 

gewittergedanke,  ein  gedanke  gleich  einem  gewitter  .  .  . 
niederschmetternd  Campe  2,  368"  vgl.  donnergedanke  oben 
theü  2,  sp.  124-3. 

GEWITTER-,  GEWITTERSGEFAHR,  /.,  vgl.  die  mitt- 
lere gefährlichkeit  der  gewitter  für  das  leben  und  für  die 
gesundheit  der  menschen  J.  N.  Tetens  45;  die  gefahr  .  . 
bei  einem  gewitter  44;  die  grosse  der  gewittersgefahr  42 ; 
dasz  in  groszen  volkreichen  städten  die  gewittergefahr 
geringer  ist  R.  Klimpeht  s.  94. 

GEWITTERGEISZ,  /. :  ein  meteor,  in  dem  die  blitze 
büschelweise  erscheinen,  nennen  wir  gewittergeisz  Roch- 
holz Schweizersagen  aus  dem  Aargati  2,  XLI;  vgl.  gewitter- 
stein; anders  gewittervogel  -bock  (s.  d.).  dazu  vgl.:  der 
gewittertiere  ältestes  und  ausgebildetstes  ist  der  die  Wetter- 
wolke und  ähnliche  feurige  lufterscheinungen  darstellende 
drache  95  E.  H.  Meyer  germ.  mythologie  100;  die  maus  ist 
ein  gewittertier  wie  der  eher  A.  Wuttke  volksaberglaube 
(168)^124. 

GEWITTERGEWÖLK,  n.:  wenn  ein  körper  von  ent- 
gegengesetzter elektricität  sich  dem  gewitter -gewölke 
nähert  Ph.  P.  Guden  41; 

wälzeten  dort  gewittergewölk  die  himmel  herunter  : 

Franz  v.  Sonnenberg  Donatoa  (3)  1, 1.  «.  168; 

vgl.  auch  gewittergewölk  Campe  2,  868*. 

GEWITTERGLAS,  n.,  vgl.  das  glasz  mit  den  kugeln 
ist  gewisz  ein  so  genanntes  gewitter  glas,  es  sind  kugeln, 
wie  cartesianische  teufel,  man  giebt  ihnen  so  vielschweere, 
dasz  sie  bei  der  kälte  sincken,  wird  es  warm,  so  treiben 
sie  das  wasser  aus  und  steigen  H.  Chr.  Lichtenrerg 
briefe  2,  224  (Leitzmann-Schüddekopf). 

GEWITTERGLUT,  s.  gewittergrimm. 

GEWITTERGOTT,  -GOTTHEIT: 

1)  oder  vom  rednerstuhle,  wie  der  gewittergott,  regen 
und  Sonnenschein  und  blitze  sende  und  goldene  wölken 
HÖLDERLIN  {Hyperion  2,  19)  2,  138  Litzmann;  .  .  .  die  rote 
färbe  seiner  {des  teufeis)  kleidung,  die  rote  hahnenfeder 
auf  dem  hut  u.  dgl.  weisen  auf  den  gewittergott  {Donar) 
A.  Wuttke  d.  dtsche  volksaberglaube  (41)^37;  des  ge- 
wittergottes  liebe  zur  wolkenfrau  ist  nicht  im  Thors-, 
sondern  im  Freysmythus  entwickelt  E.  H.  Mever  germ. 
mythol.  203 ;  eine  gruppe  von  gewittergöttern  201 ;  Freys 
eine  nebenform  der  gewittergottheit  ebenda. 

2)  dazu  vgl.  die  bedeutungsverwandten  bildungen .-  ge- 
witterdämonen  E.  H.  Meyer  141;  gewittermächte  A. 
Wuttke  400;  während  Thor-Donar  vorzugsweise  die  wilde, 
kampflustige  kraftnatur  der  gewitterriesen  in  idealer  form 
darstellt,  ist  Freyr  ein  veredelter  alf  d.  h.  vane  des  sanf- 
teren nachgewitters  E.  H.  Meyer  germ.  mythol.  201,  vgl. 
auch  s.  148;  vgl.  oben  gewitteralb. 

GEWITTERGRIMM,  m..- 

1)  hoch  über  seinem  haupt  herab 
ruft  furchtbar,  mit  gewittergrimme, 
dies  urtel  eine  donnerstimme. 

Bürger  (der  wilde  Jäger)  236  Sauer. 

2)  dazu  vgl. : 

doch  wird  der  räche  tag  sich  düster  bläuen, 
geladen  mit  des  zorns  gewittergluth, 
wie  spreu  im  winde  wirst  du  dann  zerstreuen 
die  eitlen  Wälschen,  heil'ge  deutsche  wuth. 
E.  M.  Arndt  {klage  um  liehe  u.  freiheit)  ged.  (1840)  44 ; 

vgl.  auch  gewitterzorn  sp.  6436. 

GEWITTERGUSZ,  m.,  eine  Zusammensetzung,  die  in 
einen  groszen  kreis  von  bedeutungsverwandten  führt: 

1)  gewittergusz  Campe  2,  368». 

a)  in  der  eigentlichen  bedeutung:  der  gröszte  theil  seiner 
angst  war  von  diesen  werten  zu  boden  geschlagen,  wie 
sommerstaub  vom  ersten  frischen  gewittergusz  Heinse 
{Hildegard  2)  6,  182;  als  ich  .  .  .  zurückkam,  brach  ein 
rascher  gewittergusz  über  die  schwüle  stadt  herein 
F.  Hkyse  {ital.  nov.  i:  Beatrice)  II,  i.  s.  303.  ebenso  (als 
der  gew.  .  .  .  nachliesz)  II,  7,  56  {d.  bild  der  mutter);  will 
sehn,  wie  rasch  die  kleine  flotte  den  bach  hinunter 
schwimmt,  nachdem  ihn  der  gewittergusz  gefüllt  hat 
W.  Jordan    zuxi  toiegen  (l,  «)  i,  140;    eingeschleppt  war 


GEWITTERGUSZ  {und  Synonyma) 


6412 


die  {cholera)  aus  dem  schlechtbeköstiglen  heerlager  .  .  . 
dem  von  gewittergüssen  durchweichten  acker  und  aus 
den  überfüllten  lazaretten  C.  Viebig  die  wacht  am  Rhein 
(3,  19)  31G. 

b)  in  übertragener  verwendxmg:  der  grosze  frühling  hing 
über  der  weit  wie  ein  breites  mit  licht  und  gluth  und  nasz 
gefülltes  gewitter,  und  gosz  seine  leuchtenden  lebenstropfen 
in  einer  unübersehlichen  katarakte  nieder  —  und  aus 
allen  pulsadern  und  saftröhren  sprang  der  gewittergusz 
wieder  in  fontainen  auf  Jean  Paul  (?no</r.  belege  \)  vi,  2ö; 
und  schlosz  mit  einigem  verfluchen.  Liane  hörte  ihn 
ruhig  und  an  solche,  wie  am  gleicher  täglich  wieder- 
kehrende gewittergüsse  schon  gewöhnt,  ohne  andere  be- 
wegung  an  .  .  .  Jean  Paul  Titan  (3,  74)  23,  70. 

2)  einigemale  ist  als  concurrenzform,  auch  gewitterflut 
beobachtet,  vgl.  donnerflut  theil  2,  sp.  1242.  vgl. .-  ihre  (der 
'hohen  menschen')  seele  ist  keine  gieszkanne,  die  eine  ge- 
liebte nelke  erfrischt,  sondern  eine  gewitterfluth,  die  weite 
f eider  und  hohe  eichbäume  tränkt  Börne  (fragmente  it. 
aphor.  232)  3^,  419 ;  ich  aber  glaubte  ihm  nicht  und  berief 
mich  auf  die  gewitterfluth  der  reue,  wann  ich  meine  sünde 
vollbracht  hatte  C.  F.  Meyer  der  heilige  (3)  26;  dazu  vgl. 
die  sinnliche  Verwendung  in:  feuer  und  wasser,  stürm, 
hagel  und  schnee,  gewitterfluth  und  sonnengluth  waren 
im  bündnisz  gewesen  .  .  .  Solitaire  (W.  Nürnberger) 
erz.  bei  nacht  {die  hungermühle)  21. 

3)  nur  in  übertragener  verwendtmg  sind  zicei  andere  Zu- 
sammensetzungen belegt  .- 

a)  während  alle  dem  ergosz  sich  perlend  ein  gewitter- 
bach  von  tränen  über  ihr  vom  glück  bestrahltes  sonnen- 
helles antlitz  C.  Spitteler  Prometheus  ttnd  Epimetheus 
■■*,  98 ,  anders  gewitterbad  s.  d. 

b)  und  wie  ein  reiszender  gewitterstrom 
durchbrach  er  {Macdonald)  würgend  unsre  reihen. 

Schiller  (Macbeth  1,  2)  13,  7 ; 

vgl.  dazu  Campe  2,  368'';  in  seinem  stadtpalaste  im  fackel- 
schein  der  halle  fiel  sein  ftiick  auf  seinen  von  den  ver- 
wüsteten äugen  des  bruders  befleckten  purpur,  den  die 
gewitterströme  nicht  hatten  rein  waschen  können  C.  F. 
Meyer  Angela  Borgia  131. 

i)  auf  die  sinnliche  vertvendung  toiederum  scheint  der 
gewittersturz  beschränkt,  vgl.  donnersturz  <Äeti2,  sp.  1255; 
vgl. :  schon  arbeiteten  die  Schnitter  im  felde,  um  vor  den 
drohenden  gewitterstürzen  einer  längeren  regenzeit  die 
ernte  in  Sicherheit  zu  bringen  Gutzkow  ritter  v.  geist  i,  85. 

5)  in  beiden  richtungen  ist  dagegen  gewitterschauer  gern 
verwendet,  in  einem  der  ältesten  belege  mit  sächlichem  ge- 
schlecht: das  gewitterschauer  Reimarus  574;  vgl.  schauer 
theil  8,  sp.  2321;  dagegen  vgl.  der  gewitterschauer  bei  Campe. 

a)  das  gewitterschauer  hörte  ohngefähr  in  20  minuten 

auf  Reimarus  574; 

trittst  du  in  eines  landmanns  hütte, 
wenn  ein  gewitterschauer  droht, 
er  bietet  dir,  auch  ohne  bitte, 
sein  leztes  salz  und  brod. 

GoECKiNGK  {an  Maria)  ged.  3, 125; 

der  gewitterschauer  .  .  gewitterregen  Campe  2,  368*",  ebenso 
Hilpert;  gewitterschauer  zogen  am  mittag  in  groszer 
entfernung  von  westen  nach  osten  annalen  der  hydro- 
graphie  2,  612;  im  erblühen  und  verwelken  der  blumen,  im 
Sturmwind  und  gewitterschauer  hatte  drauszen  in  der 
freien  natur  der  Eine  zu  ihm  geredet,  der  da  war  von 
anbeginn  der  weit  Stilgebauer  börsenkönig  {\)  \1 ;  dazu 
vgl.  gewedderschor  Hoenig  wb.  d.  Kölner  mda.  65». 

b)  gefühl  und  Sehnsucht,  alle  die  sprachlosen 
empfindungen,  die  gleich  gewitterschauem  uns 
durchbeben. 

Grabbk  {Don  .Juan  u.  Faust  2,  1)  2,  47  Grisehach; 

fehden  und  kriege  wie  gewitterschauer  plötzlich  heran- 
zogen Schlosser  Weltgeschichte  7,  445;  das  rührte  hin- 
wieder die  witwc,  dasz  auch  sie  anfing  {zu  weinen)  .  .  . 
aber  auch  bei  der  frau  war  der  gewitterschauer  wie  bei 
kindern  rasch  zu  ende  G.  Keller  {grüner  Heinr.  3,  15) 
2,  255. 

6)  gegen  die  bisherigen  composita  grenzt  sich  als  allge- 
meinere bezeichnung  rfer  gewitterregen  ab,  auf  den  die  meisten 
belege  und  buchungen  hiniceisen:  gewitterregen,  der  mit 
einem  gewitter  gewöhnlich  verbundene  starke  regen;  ein 
gewitterschauer,   wenn  er  nur  kurze   zeit  anhält  Campe 


6413       GRWITTERGUSZ  (md  lynonyMa) 

»ü,  eH*>;  vgl.  aehon  AtiKLUNO  t,  (1775)  «M;  ff(.  ftwittcrrCfMI 
/a  pluie  d'orage  Schwan  1,  74«'':  thuniür ■  »komtr  Hli.PRRT 
11,1,  46«{*;  vffl.  auek  Maiitin-Likniiaht  t,  a«l^:  Fikchkii 
Hchuüh.  wb.  a.  a.  o. ;  gewitlerregen  vrrnlgt  oft  olm«  bliU  und 
(lotinnr  tiitK  den  wolkon,  wril  er  die  eloktricll&l  «ui  der 
lufl  nbicitot  und  di«  »(lannung  verliindeK;  er  iil  »in 
xtillcH  guwittor  und  erachelnt  meUteni  als  plaUregen  St. 
Hkiii.kn  s,  44o;  gewitterregen  . .  tlnd  gewöhnlich  von  land 
regen  sehr  vemohieden  und  beurkunden  nicht  weaifvr. 
al»  die  bereits  erwähnten  gewitterertoheinungen  d«n  aas« 
nahmsweiaen  znDtnnd  der  «tmoipbtre  xur  mH  tliMi  f»- 
witters  A.  t.  Baumoartnir  üibtr  §nntht  ».  lA;  man  blll 
fast  allgemein  jeden  .  .  sogenuinUn  pUlsNffni.  (Br  «In«! 
gewitterregen  und  der  landmann  beseiohnet  einen  solchen 
in  mehreren  gegenden  charakteristisch  mit  dem  naroen 
eines  stillen  gvwilters  ».  4. 

a)  Verwendungen  in  der  tinnliehen  beäeutnnf  - 
a)  bedeutende  gewitterregen  und  hageUttirme,  die  auch 
meist  von  der  Westseite  heranziehen,  erregten  entschiedene 
Hufmerksamkoit  (iAtiik  {meteorologi*)  &t,  nt;  der  kalte 
wind  und  der  knlte  gewitterrefen  gaben  ein  bestätigendes 
zeugnisz  U.  Fönst  kr  ansiekten  v.  Niederrhein  8, 177:  denn 
es  galt,  die  iheu)  ladung  noch  Tor  dem  ausbruche  des 
gowitterregens  unter  dach  zu  bringen  H.  S4;iiMit>  {dae 
athwalberl  8)  4,  71 : 

ß)  unter  den  attributen  kehren  einige  wieder,  die  auek 
bei  gewitter  heobaektet  waren:  ein  starker  gewitterregen 
rauschte  and  brauste  in  die  gassen  Korns  herab  P.  Hrysb 
(bück  der  frettndeckuft :  gute  komrraden)  II,  «,  819;  das 
geräosch  eines  stark  hemiederprasselnden  gewitterregens 
(aufrretanden)  II,  9,  69;  eines  tags  war  er  während  eines 
heftigen  gowitterregens  in  ein  Juweliergeschäft  getretea 
RtcAiiDA   Hri:ii  aua  der  tritimphgaeae  ^,  »\. 

(loch  blOliender  enKheint  die  erde  nie, 
als  nacli  dem  •lOrmiecben  gewitterregen. 

FiJiTBN  (morgen-  u.  lütenäbttraehtmi/en :  k'reUag) 
1,506  RedUeh; 

daau  vgl.  bedeutende  gewitterregen  bei  GöTliB  51,  Mt 
(e.  0.)  vgl.  nah  en  ordentlichen  gewitterregen  P.  Rkutsr 
{atromtid  i,  18)  8,  888  S. ;  vgl.  den  ecmtreutbegriff:  bei  dem  ge- 
ringsten gewitterregen  Nkmn  ich  fMpshirt  «iiMr  reiee  l,  187. 
andere  beiicorte.  die  an  'unterem  eOMpostfu«»  tu  be- 
obiiekten  »ind,  leerden  mehr  durck  den  tweiten  eompoeitione- 
tkeil  bedingt:  es  fing  an  zu  regnen,  ein  kühler  gewitter- 
nachregen  wars  C.  Visbio  dt«  w«ukt  am  Rhein  (l,  8)  16; 
vgl.  der  kalte  gewitterregen  6.  FoRSTBR  S,  177:  vgl.  auek 
{».  u.  b.)  erfrischender  gewitterregen  MArikb  S.  188;  ty{. 
WHrmcr  gew.  Jkan  Paui.  M.  lo;  H.  LaubrI,  SB. 

v)  mannigfaltig  eind  otuh  hier  die  verb^^,  die  da»  mib- 
atantiv  in  die  aubjee^function  tieken,  aeltener  verbUuete 
formen,  wie:  an  allen  diesen  orten  erfolgte  bei  oder  naob 
dem  stosse  gewitterregen  annalen  der  kgdrograpkie  8,  71«: 
dagegen  vgl.  die  einnkräftigen  verha  in:  die  luftsäale, 
durch  welche  ein  gewitterregen  herabsteigt  Obiilbr 
physikal.  wb.  4,  1593:  blitze  durchzuckten  die  luft,  ein  ge- 
witterregen prasselte  hernieder  B.  At'RniiAcii  »ekata- 
kästlrin  2,  178  vgl.  (prasselnder  gewitterregen)  P.  Hbtsb  II, 
1,  59  (*.  o.);  der  gewitterregen  gosz  auf  ihn  G.  FRKtTAO 
(Karl  Mnthy)  28,  34;  der  gew.  reg.  rauscht  und  braust  (s.  o.) 
P.  Hkysk  II,  6,  818;  denn  von  drausren  schlug  der  ge- 
witterregen wie  in  strömen  gegen  die  fenster  Th.  Storm 
(Bbtjer  Baack)  7'',  46;  ander»: 

heile  mich,  gewilterrrrrn, 
lasz  mich,  dass  es  rrunelt,  riecbsal 
GÖTHS  (wfM-onUicher  dtran   frucA  das  eimgere)  ft,  M. 

S)  ft*  den  präpositionalferbindungen  vgL  -  dasz  der  mit 
dem  gewitterregen  gctrknkte  boden  .  .  .  der  Über  ihn 
stehenden  luftsKule  mehr  dünste  zaführeGr.Hi.BR^y«tihi^ 
wb.  4, 1594;  Warzen  .  .  wurden  geheilt .  .  durch  wasaer  von 
gewitterregen  A.  Wuttkü  d.  diachr  volkaabergUuib»  (AU)* 
.iu:  von  dein  gewitterregen  rauschen  wasserflathen  in 
allen  thRlern  Ji'Ng-Stillinu  s,  539  Grollmann;  denn  das 
wnsscr  bei  gewitterregen,  welches  die  straszcn  fegt  und 
die  nicht  wohlbcwahrten  düngbaufen  umspült,  ist  für 
einen  rechten  Wasserbauer  oder  vielmehr  seine  wieeea 
das  beste  labsal  J.  Gotthelk  {Uli  der  packter  18)  8,  MI 
Vettet;  dfsgl.  {a.  o.)  (bei  gew.)  Nrmmch  tagrbuek  t,  tK ; 
(während  eines  gew.)  Ricaroa  Hcch  a.  d.  triutmpk/m»»e 
4,  81;  (nach)  Fr.  Rbutbr  8,  888. 


GEWITTERHAFT 


'  «wrfMakc/brMM  4lerr 


6414 

kier  wuamnig- 


«) 

wie  der  g««ii , . 

trtber  4ert,  wo  ee  rmw  äA  *<Xkt|*«*  dfie 

Klomtoc«  (MBate  i«,  aB>  «.  • 

nach  mancherlei  ftwaltMBien  r«Tolationen ,  dto  wto 
blutige  gewitteMBfMi  vofÄbBfflnfeo.  gelang  ea  eben  d«r 
friedsamitan.  der  stillsten  ravolotlon  eine  neoe  wirksam 
keit  811  erregen  Hr.Hiikn  (aarefranAt  hläUer  i)  le.  i8:  and 
hatte  ihm  gleichsam  in  einem  wannen  tawitterrefea  ihre« 
hemens  alle  thrtncn  and  blitxe  geceift  iBAH  Paul  (Pr. 
Katzenberger»  baäereiae  l)  6t,  10:  and  eo  wirkte  der  vor 
trag,  xum  mindesten  anf  die  fünatiggeelnnlen.  wie  ein 
erfrischender  gewitterregen  MArikb  (eiaiar  li»Um)^,im 
Krau*»; 

(r^raorrra  )  ihr  weioi ' 

lOof«)  iba'  ich  »7  dann  iai'e  daa  enle  aiaL 

nnd  wie  gmwtitiiT-nttm,  dar  fumimd 
dM  buu,  uaukalBiUiwd.  aaM«Haek«i  eacM. 
Fa.  Hbbbbi.  (OaMavM)  t. «)  t.  IIA  ITerMr; 


dann  aber  braeh«  wl«  eis  fewtttBRBfM  aoa  iknm 
0.  LuDwio  (HeUanOtO  *.  tm  Sbm;  das  wmmi  dl»  i 
der  ailte.    sie  bSrtan  aoeh  aof  wl«  ste  tßwtUmntßm 
P.  HlLLB  (die  Haseet^urg)  4.  148. 

fi)  ich  sah  an  nichts  mehr,  dasi  er  noch  gaflIhJ  ond 
leben  iiatt«,  als  am  gewitterregen  seiner  aofsa  IbaM  Paok 
(uHtiektb.  löge  8. 887)  8.  80;  der  warme  gewittamfSB  BBtSBto 
mein  hen  befniebtet  haben,  das  sonst  ohne  grfta  aad 
blätter  nar  ktthle  worte  su  sprechen  pflege  H.  Laobb 
(du»  jung»  Rmrtfm  1. 7)  1.  8B  Hm»m»l  und  Hambem;  Jetxt 
Mn  ich  seboQ  wieder  bei  wege.  ein  fswittarrecan  schadet 
nicht,  der  ist  wia  ete  sebwafalbad  Holtsi  mraML  äitM. 
1, 145;  der  alt«  b«ir  feki  nabcn  ibr  (dar  kabaekmäam^ 
er  aieht  das  luiOepeben  seb#«ll«n  ond  f5brt  «s  in  dla 
sonne  spasieren.  nnd  meint,  «r  sei  der  gewitterregen. 
der  es  habe  wachsen  machen  G.  BCchrrr  {Dmnlonatadt) 
M  Draneo»;  beide  gegner  in  dem  rachlosen  streit 
wie  in  den  erdhoden  Tersunken.  ihre  blatige  spor 
gewitterregen  hinweggespult,  ihre  namen  ond  bstknaifl 
nirgends  so  erforsolien  P.  Hrtbb  (diar  awlsKiaa  ssA«) 
8.  s.8n:  soll  ich  aaoh  noch  die  senttmentalitit  Uebea. 
diese  krOcke  der  sebwäehe.  den  regcnschirm  beiai  fa> 
witterregen  . .  .  H.  Laubb  {da»  junge  Eurofa  i,  ai)  i,  SM> 

7)  da»  B/ffssiiiwsii»    ^T^  brirngm  im  dassa 
tung^hrm»»  di»  comf»aHm  fsvitiarvasaer  wad 
niedersoblag  »um  mtsdniek. 

•)  dm»  «rtter»  gtUrt  aadkr  4»r  iUtnm  Htkimhu  Mir 
aach  am  wasser,  wclebes  aas  den  gewitterwolken  ra«nete. 
and  er  in  güsemea  t«ilB8BB  aafflcng.  hat  er  die  elek 
triciiät  bemerkt  ...  ich  fieng  das  gewitter  waaser  in 
porcellainene  schalen  auf.  fand  keine  elektrische  wQr 
konfsn  daran  Ph.  P.  Gtt>F.!«  77;  der  grAsite  thetl  des 
WBSSBTB  ist  SO  diesem  hehuf  weit  über  der  stadt  in  einen 
grabsü  tefasst:  das  Übrige  wasaer.  im  ordentlichen  beUs, 
so  wie  di«  gewittanrassor.  laofsa  aeeb  «Im  «aitoi 
Ms  Bi«  sieb  mit  dem  Nsokar  Y«r«laitoa  OAras  (i 
reist  t.  j.  17*7)48. 181. 

b)  da»  »weite  enitprirngt  der  memerem  fktkeptmikt:  am 
ein  bild  Ton  der  hiafigkeit  and  inlensiUt  derartiger 
gewittemiedersehllge  fQr  unser  gebiet  la  geben,  stellen 
wir  in  der  naeblolteadea  tabelle  alle  diejenigen  gewitter 
regen  su!*amm«B,  walab«  eine  regenmenge  von  mehr  als 
40  mm  ergaben  AmniAfifi  «.  «8  m.  «. 

GKWITTKKHAFT.   a^jtdim,   mm  dar  /rgl mbUx 

tungen  vom  »ubHmntiv.  iirtrawd  g«witt«rfc  («emasafi  ge- 
wittariseb)  «HMir  liiimf  is«  tuid  i«  der  a«kn/hpimJk 
wawi^ai'  aer*ri»hinfyhnd;gewitt«rban.<Mi|iai»iasiM  Stki» 
BACH  8.  897  vff.  mmtk  Cxurv.  8.  BM^:  {pragmatlitmhmf  m 
Ouutderttmrm)  H11.FBRT  8.  1.  4«B^. 

1)  im  der  »igenäirim  t»dmtmm§  {f§L  fewIMcrarlif): 

«)  es  enlaUb«!  ai«dSMl . .  .  doeb  wtaifrtaaB  «in  kleiner 
wind  fast  jedesmal,  wenn  die  hift  gewltlcrfian  wud 
Ph.  f.  600BII  17:  86  ai.  •..  das  wetter  ist  gewitterhaft 
QOrum  (m  Atigtut)  Ar.  88.  ms. 

*)  di»  «IftniAarfieaii  sarkiidMayaii  nsMBtria'lsa  mir  «attm 
aiacn  btgr^.  fir  dem  mcM  aaidk  «m  iwsiirilBrAsi  mät  ft^ 
Witter  AMMMis^fasaMas  raa^ttUmm  mrltge  .eiel  kae^lgtr 


6415 


GEWITTERHÄUFIGKEIT 


treten  sie  mit  solchen  compositis  in  concurrenz,  wobei  sie 
dem  ersten  compositionstJieil  eine  lebendigere  eimoirkung 
auf  die  gesamtbedeutung  sichern:  in  der  gewitterhaften 
luft  GuDEN  62;  das  gleiche  Campe  a.  a.  o.;  bei  gewitter- 
hafter luft  steigen  aus  orangenlilien,  goldblumen  .  .  .  kleine 
flammen  Jean  Paul  {Titan  i,  23)  21,  147.  s.  gewitterluft ; 
wenn  nach  schwülen  und  gewitterhaften  tagen  die  abende 
etwas  kühl  werdon  St.  Behlen  3,  439;  s.  gewittertag;  der 
gewitterhafte  dampf  und  dunstkreis  des  abends  Jean 
Paul  (s.  oben  th.  l^  sp.  1565);  am  gewitterhaften  himmel 
J.  Gotthelf  Uli  der  pächter  347;  vgl.  gewitterhimmel 
(».  d.);  wie  in  gewitterhaften  zelten  das  ergiebigste 
fischen  ist  der  Schuldenbauer  332,  vgl.  gewitterzeit  {s.  d.) ; 
dann  wird  die  temperaturverteilung  bei  gewitterhafter 
Wetterlage  behandelt  L.  Sohncke  Ursprung  der  gewitter- 
elektncität  s.  1 ;  die  wölken  hatten  sich  immer  dichter 
zusammengezogen,  gewitterhaftes  dunkel  lastete  über  der 
erschlafften  natur  Hassert  reise  durch  Montenegro  183 
vgl.  gewitterdunkel  {s.  d.). 

c)  mit  diesem  namen  (nimbus)  wird  der  fall  bezeichnet, 
wenn  sich  im  sommer,  gewitterhaft,  über  grosze  landes- 
breiten eine  düstere  wölke  heranwälzt  und  unten  schon 
abregnet,  indessen  ihr  oberer  säum  noch  von  der  sonne 
beschienen  wird  Göthe  (meteorologie)  51,  207;  die  sonne 
brannte  gewitterhaft  heisz  H.  Laube   Paris  (1847)  87  (8). 

2)  übertragene  Verwendungen: 

a)  dasz  der  mensch  nicht  zu  weit  vorausdenken,  und 
wenn  nur  seine  näcliste  aussieht  nicht  trübe  und  ge- 
witterhaft sei,  sich  beruhigen  müsse  J.  J.  Engel  Qierr 
Lorenz  Stark  lO)  12,  91;  wenn  das  vergangene  jähr 
heisz,  gewitterhaft,  niederdrückend  gewesen  ist  .  .  . 
H.  KÖNIG  die  clubisten  in  Mainz  (3,  10)  1,  351;  deutest  du 
auf  jenen  unseligen  gewitterabend  ?  ach,  arme  Christel, 
auch  jetzt  ist  unsere  luft  wieder  gewitterhaft,  und  welcher 
schlag  wird  dich,  mich,  uns  alle  von  der  schwüle  be- 
freien? Immermann  (papierfenster  eines  eremiten)  9,  67 
Hempel. 

b)  nachdem  Schoppe,  durch  die  gewitterhafte  luft  von 
punsch  und  liebe  feuriger,  ziemlich  lange  den  blitzfunken 
seines  humors  hatte  im  Zickzack  und  verkalkend  durch 
das  weltgebäude  schieszen  lassen  Jean  Paul  {Titan  4,  94) 
24,  10;  im  lager  ist's  mir,  wie  in  gewitterhafter  luft 
Hölderlin  {Hyperion  3,  18)  2,  165  Litzmann;  alle  lieben- 
den empfindungen  gehen ,  wie  gewächse ,  bei  gewitter- 
hafter luft  des  lebens  schneller  in  die  höhe  Jean  Paul 
{Titan  1,  22)  21,  140;  hatt'  er  weniger  Zerstreuung  —  mehr 
zeit  —  mehr  geduld  —  oder  eine  herrschende  kraft,  so 
stand  ihm  für  alles  gewitterhafte  feuer  ein  herrlicher 
ableitet  bereit  —  die  schreibfeder  {biogr.  bei.  3)  17,  43, 
vgl.  gewitterfeuer  {s.  d.);  die  Wahrheit  in  der  sache  ist, 
dasz  die  litteratur  zwar  ihrem  begriffe  nach  der  aus- 
druck  des  Volkes  und  der  zeit  ist,  dasz  diese  aber  bis- 
weilen eine  reihe  von  jahrzehnden,  ja  Jahrhunderten 
hindurch  in  krankhafter  Spannung  und  schmerzlicher 
geburtsarbeit  der  ihnen  gemäszen  litteratur  entbehren 
müssen,  bis  endlich  die  gewitterhafte  schwüle  sich  selbst 
aufhebt .  .  .  Th.  W.  Danzel  Lessing  l,  305,  vgl.  gewitter- 
schwüle (».  d.);  nur  werden  sie  nicht  verhindern  können, 
dasz  gewitterhafte  erscheinungen  immer  eine  Veränderung 
in  der  atmosphäre  bewirken  K.  Gutzkow  skizzenbuch 
{die  literar.  elfen)  342  vgl.  gewittererscheinung  (s.  d.);  ich 
habe  allerdings  einen  sehr  thatenreichen  politisch  ge- 
witterhaften Winter  in  Paris  verbracht  C.  Bertuch  an 
Bötäger  (s.  Geiger,  aus  Alt-  Weimar  s.  155) ; 

'"^  wie  konnte  ich  alle  gefahren  ahnen,  die  sich  über 
meiiu-in  hause  gewitterhaft  zusammen  gezogen  hatten! 
A.  V.  Ar?.;m  {Verkleidungen  des  frz.  hojm^isters)  2,  139. 

GEWIITEKHÄUFIGKEIT,  /..-    vgl.   gewitterreich  s.  u. 

i)  zur  zeit  d^  r,  gröszten  gewitterhäufigkeit  treten  nicht 
selten  an  einem  tage  mehrere  gewitter  .  .  .  kurz  nach 
einander  auf  anleitung  z.  beobachtung  d.  gevntterersch. 
».  7;  die  gewitterhäufigkeit  in  Mitteldeutschland  folgt  dem 
gange  der  lufttemperatur  in  der  weise,  dasz  einerseits 
das  Verhältnis  der  letzteren  zur  normale  der  maszgebende 
faktor  ist,  andererseits  die  gewitterhäufigkeit  eine  Ver- 
spätung erleidet  R.  Assmann  die  gewitter  in  Mitteldeutsch- 
land ».  48;  die  gewitterhäufigkeit  nimmt  im  allgemeinen 
ab  mit  der  zunähme  der  geographischen  breite  R.  Klim- 


GEWITTERHAUS  -  GEWITTERIG      6416 

PERT  entstehung  der  gexoitter  102 ;  vgl.  das  maximum  der 
häufigkeit  der  gewitter  s.  56. 

2)  weniger  Verbreitung  haben  in  der  fachsprache  Zu- 
sammensetzungen mit  entsprechenden  fremdworten  gewonnen : 

a)  dass  das  nächtliche  gewittermaximum  vorwiegend 
durch  solche  gewitter  zustande  kommt  .  .  .  K.  Prohaska 
bemerk,  über  gewitter  22. 

b)  hiemit  stehen  die  beobachtungen  über  die  gewitter- 
frequenz  im  einklang  Klimpert  s.  77.  s.  gewitterzahl. 

GEWITTERHAUS,  s.  gewittermaschine. 
GEWITTERHEERZUG,  m.: 

also  rief  er,  die  chöre  der  todescherubim  rauschten, 
wie  ein  düstrer  gewitterheerzug  über  den  himmel 
sturmgewälzet  .  .  . 

Franz  v.  Sonnenberg  da.-!  weltende  (2)  1,  36; 

vgl.  gewitter  oben  sp.  6400;  anders  gewitterzug  ä.  d. 

GEWITTERHERD,  m.,  vgl.  heerd  der  gewitterbildung 
L.  Sohncke  Ursprung  der  gewitterelektricität  «.47;  unter 
welcher  die  cumulusmassen  den  gewitterheerd  bilden 
s.  33;  solche  gewitterherde  sind  z.  b.  die  sumpfigen  nie- 
derungen  zwischen  den  gröszeren  seen  und  den  Alpen  s.  100. 
vgl.  gewitter  oben  sp.  6390/1. 

GEWITTERHIMMEL,  m.,  vgl.  oben  gewitterhafter 
himmel. 

1)  in  der  eigentlichen  bedeutung : 

und  um  ihn  her  ward  alles  wie  rose,  und  über  der  rose 
blau  der  gewitterhimmel. 

Franz  v.  Sonnenberg  Donatoa  (2)  I,  1.  s.  86; 

und  an  den  armen  des  gekreuzigten  schweben  zwei  enget 
in  einem  gewitterhimmel  voll  dunkelheit  und  feuergewölk 
Heinse  {Ardinghello  4)  4*,  175  Schüddekopf;  ein  gewitter- 
himmel aber  am  2.  august  war  so  merkwürdig,  als 
schwer  zu  beschreiben  Göthe  br.  35,  48; 

kein  Sternbild  ist  zu  sehn !  der  matte  schein  dort, 
der  einzelne,  ist  aus  der  Kassiopeja, 
und  dahin  steht  der  Jupiter  —  doch  jetzt 
deckt  ihn  die  schwärze  des  gewitterhimmels ! 

Schiller  {Wallensteins  Tod  5,  3)  12,  374; 

vgl.  auch  Campe  2,  365»;  über  all  die  dome  und  paläste 
und  thürme  breitet  sich  stumm  und  elektrisch  der  ge- 
witterhimmel und  brütet  fruchtbarkeit  Stifter  {studien 
ij:  feldblumen  5)  1,  63  Sonder;  für  mich  wenigstens  hat  so 
ein  naiver  gewitterhimmel  in  seiner  brutalen  majestät 
gerade  so  viel  intimen  reiz,  wie  ein  blödsinniges  bauern- 
kind  in  einem  schmutzigen  hemde  P.  Heyse  {marien- 
kind)  II,  16  s.  98. 

2)  gern  wird  das  compositum  zu  vergleichen  herange- 
zogen, und  auch  die  ausgesprochene  Übertragung  ist  hier 
früh  bezeugt. 

a)  als  ich  Jüngling  noch  war,  da  braust'  ich  immer  vor 

thatlust ; 
still  ist  das  höhere,  stürmts  wie  gewitterhimmel  auch 

in  mir. 
Fkanz  v.  Sonnbnbbrg  Donatoa  (i)  1, 1.  s.  124; 

wie  sie  ihren  brautschleier  der  mutter  gottes  von  Krakau 
schenkte,  musz  ihr  das  leben  anfangs  wie  unter  einem 
schwarzen  gewitterhimmel  dahingezogen  sein!  dann  aber 
umsäumte  es  sich  rosig  K.  Gutzkow  {der  zauberer  v. 
Born  5,  12)  5,  366 ;  aus  dem  ergreifenden  gemälde  dieser  . . . 
angezettelten  intrigue  erhob  sich  der  protest  Attilio's 
Bandiera,  wie  die  taube  weisz  und  rein  am  dunkeln 
gewitterhimmel  aufsteigt  K.  Gutzkow  {zauberer  v.  Rom 
7,  10)  8,  374. 

b)  und  bejammere  doch  unverschämt  den  langen  Un- 
geheuern schmerz,  den  ein  eroberer  aus  seinem  gewitter- 
himmel schickt  Jean  Paul  {frieden predigt  l)  3i,  i- 

GEWITTERJAHR,  n.:  ich  setze  nur  dieses  eintzige 
hinzu,  dasz  ich  mich  in  diesem  fruchtbaren  gewitterjahre 
sehr,  sehr  viel  leidlicher  befinde  G.  C.  Lichtenberg 
br.  3,  124;  es  g'witterjohr  isch  es  guet's  johr  F.  J.  Schild 
der  groszätti  aus  dem  Leberberg  {Solothurn)  (1864)  110.  vgl. 
auch  gewittertag,  gewitterzeit. 

GEWITTERIG,  GEWITTERISCH,  adjectiv,  vgl.  gewitter- 
haft; vgl.  blitzig  th.  2,  sp.  134. 

l)  in  fächelnder  luft  des  schwülen  gewitterigen  abends 
H.  König  die  clubisten  in  Mainz  (4,  14)  2,  125;  man  hat 
in  der  that  gefunden,  dass  in  gewittriger  luft  die  tem- 
peratur  oft  schon  in  40—60  klaft.  höhe  um  ein  grad 
Celsius  falle  A.  v.  Baumgartner  *.  8;  gewitterig  dünkte 
sie  der  himmel,   sie  sah   eine  gefährliche  wölke  überm 


6417 


GEWITTEKKAKTE  -  LUFT 


Lyaa  Oöra  geballt   Gl.   Vibbio  da*  tehU^femä»  kmr  (if) 
402.  dazu  vgl.  die  Übertragung  in-  all  er  hinter  den  faden 
kam  und  nlch  der  lluhwand  nkherte,  wurde  tein  geeieht 
flnsler  und  gewitterig  K.  Zahn  kerrgoU»f»den  *,  «M. 
a)  vereinxtU  Megt  iat  gewitleritch: 

dlsMr  kouiche  achiiM  der  au 

nfthrt  nicht  «cblanMii  der  beiliAmiv, 

dieie*  «tillo  hinimeublail 

nicht  rewittritch«  •mpOrBBff. 

Kr.  RCvHnKrJyrhUerteben  l)  f.  hab. 

GEWITTERKARTE./.,  wenn  wir  aber  auf  den  gewitter 
karten  sehen,  daiit  .  .  .  K.  Fiiomamka,  bemmrk.  iU>.  §*• 
witter  17.  andere  gewittermeldekarte  «.  d. 

UKWITTERKATKCHISMUS.  m.  gewitterkateohUmiM. 
wler  Unterricht  über  blitz  und  donner  Augeb.  u.  WUm 
1700  u.  u.    vgl.  gowittcrbüchlein  («.  </.). 

GKWlTTKHKKlL,tn..  gewitterkail,  donnerkeil  WoMTm 
.<j':   vgl.  donnerkeil  theü  v.  ep.  1M4,  blitzkeil  ep.  IM. 

GEWirrKHKERZE.  /.  gewltteriterte.  wollkrau»,  ttr- 
baectitn  Kisciikh  Sehteäb.  tob.  8,  «86.  vgl.  wetterkente 
[liaiein).  ierbiiitenm  FrUTZRi.  u.  JmsKN  480.  dit  bm* 
hitngtn  >tir  pjlanzenuelt  nnd  eonet  im  gegenmta  tu  d«r 
reiehliehen  Verknüpfung  mit  der  thiencdt  {vgl.  gewittar- 
fliege  -vogel  u.  a.)  bei  uneertm  »ttbatantiv  »pärliek.  vgl. 
das  gewitterblümol  (rhrenpreii)  G.  KllWflLiNO  blieiu  in 
d.  mda.  d.  eüdl.  Oberlaueits  40 ;  gewitterkömer,  Cydonian 

Hol.PRRT-AnKNUS  *,  80». 

(iKWlTTERKOPF.  KOPP.  m.  •  bilden  sich  dicke  wölken 
am  horizont,  so  sagt  man  zu  Lorup:  .di  stit  en  grum* 
melkopp';  auf  Norderney:  en  gewittorkopp  Kuhn  m. 
.SciiwAitT/.  nordd.  eagen  4U',  Mims  haupt  könnte  ursprüng- 
lich den  bei  aufziehendem  gewitter  grnllenden  wölken- 
köpf,  ndrd.  gewitter  grummelkopp  bezeichnet  haben  K.  H. 
Mk.YKK  gi-nn.  mi/thol.  iBa. 

üEWirrKHKH.AFT.  #.  gewittcrelektrioltit. 

GEWITTEHKURVK.  /..  faehauadruek  de»  meteorolog. 
beobachhtngitdieusiea  ■ 

1)  die  deutliche  Übereinstimmung  der  gewitterkunren 
tnit  dem  .  .  .  gange  der  temperatur  R.  Klimprht  t.  K. 
ile.igl.   10». 

8)  der  gleichen  quelle  entspringen  noch  andere  nette  com- 
lioaita:  eine  kurve  .  .  deren  Schwankung  mit  einem  plötz- 
lichen steigen  des  barometers  begonnen  hat,  gefolgt  von 
einem  schnellen  fallen,  wird  gelegentlich  alt  gewitter- 
nasen  bezeichnet  R.  Assmann  ».  16;  die  bezeichnung 
gewittersicke ,  wie  sie  für  diese  zungenförmigen  aus- 
bnohtungen  der  Isobaren  an  der  deutschen  seewarte 
iihlich  ist  9.  81. 

GEWITTERLÄUTEN,  n.,  verkürattng  und  nuammen- 
tiehung  der  viel  gebrauchten  freien  teortverbindung.  vgl. 
zum ,  beim  gewitter  iKuten  ap.  6383  u.  a.  vgl.  auch 
weterliuton  miMhochd.  teb.  1,  lOM^;  weil  die  kirchtUrme 
hohe  spitzen  tragen  und  viel  eisenwerk  im  Innern,  ge- 
schieht es  oft,  dasz  der  blitz  sie  trilTt.  und  weil  daher 
schon  mancher  arme  mensch  beim  jtcwittcriÄulen  er- 
schlagen worden  ist,  hat  die  hohe  obrigkcit  das  unnUtie 
und  aberglKubigc  läuten  verboten  J.  H.  ZscHOKKE  da» 
goldmacherdorf  eap.  17:  gewitlerleuten  in  Konstanz  A.BiR- 
i.inobr  volkatiimliehea  aua  Schteaben  i,  443:  die  kirchen- 
glocken  schützen  geläutet  vor  dem  blitz  (allg.),  wohl, 
weil  sie  selbst  ein  Sinnbild  des  donnera  sind:  natürlich 
lautet  die  christliche  deutung  des  gewitterläutens  anders 
A.  WuiTKE  d.  detitache  volk.taUrglaube  (tti)*,  l*». 

GEWITTERLOS,  *.   gewitterfrei. 

GEWITTERLUFT./.: 

1)  friih  gebildete  xtiaammen.ieftung.  mit  der  in  der  achOn»n 
litteratur  später  die  Verbindung  gewitterhafle  lufl  erfolg 
reich  concurrirt,  a.  d. 

(i)  man  holet  dadurch  aus  der  gewitterluft  eben  die 
•lectricilät ,  die  man  sonst  durch  kunsl  erreget  J.  F. 
Hartmann  anmerkxtngen  über  .  .  .  getcitter  eleetricität  «.8; 
deagl.  a.U;  gegenden,  wo  dergleichen  phosphorisohes  licht 
an  den  obersten  spitzen  der  cörper,  ...  bei  einer  gewitter- 
luft gesehen  wird  J.  N.  Tbtkns  aidierung  «eiiMr  peraon 
bei  einem  getcitter  88;  da» gleiche  Reimarus  voMMtlstSl. 
ebenso  (bei  einer  gewitterluft  mit  starkem  winde)  7t; 
wenn  zur  iibendzeit  gewitterluft  ist  453:  die  braut  von 
Messina  ist  gestern  gegeben  worden  bei  sehr  vielen  lu- 
schauern,  aber  es  war  eine  drückende  gewitterluft  and 


GEW1TTF3MASCHINB  -  QEWITTRRN     6418 

ieh  Hab«  mich  wait  htnii8W8yaii8<iht  8cHii.t.Kn  br.  (»u» 
Lauek»t4di)  7,  4«.  datu  wgL  dl«  ftwUUrittft,  dto  sehwai«, 
sehware  ioft.  wi«  ...  vor  oad  M  «ioMi  tßwMmt . . . 
Campk  8.  gawitlarlaft  l'UeetrieUd  d»  l'mimtaapUraEeuwAn 
I,  748^:  henvg.  »ultry  air  prognoatieaHmg  a  eUetrie  fluid 
HII.PCHT  8,  I,  4M*:  b«i  aehwOler  fvwittariuft  A.  f.  Hhvu- 
OAHTNKN  üUr  ftwiUtr  ».  •:   dm»  gUUU  SoMHCBS  $.  M: 


in  Mar  aarvs  war  sa  •ptria 
dMM^NMaia  fvwManaft. 

V.  DMMTB'mtaiolV  {6il  MWI 


napi 


•)S.l 


J«M  a«s 
■i«bl  das 


»•■w«fk  von  nra. 
F.  I(l<  Hsar  {Mtmenm  a.  KWImi  Y.M*- 

*)  ükmkm§umf§mt  und  es  »chwabte  dalMr  In  d«n  «talM 
sommMmomiiM  «Ine  gewiti«riaft  Ob«r  dtr  oaivwiHlt, 
die  fralUeh  ttM  jonge  laute  wMlf  aagrUr  Immbumaihi 
(MMioraMUM)  8. 886  Mayme :  dar  konto  wohl  41«  brfttMd« 
still«  dar  |«wilt«riuft.  wo  nnr  das  «in«  wort  d««  tyruuMa 
gilt,  als  den  heitern  himmel  der  rahe  und  glOekscHfkdt 
der  weit  verkündigen  K.  M.  Ahniit  geist  der  teit^.m; 
frciheitssinn  und  mäszigung  wehten  von  hier  lanfa  als 
ein  erquickender  wind  auf  die  nachbariändor  ond  lo  S» 
sohwQla  gewitterluft  der  •bn«n  dw  dcapotismas  b«cmb 
1.  880.  da»jft.  8*.  8«. 

»)  wUt  dmr  ttarken  vsrbreitun§  Umtr  UUmmg  »mf  m 
s\t»ammsnklm§m,  dost  ihr  neu«f4im09  ttamimr  ttiliattm 
msdtr  au»  £m  ttege  gehen  und  Utbmr  $m  abum  fremd- 
worU  greifen  •  eine  gewitlaratnuwphir«  oohl««  fib«r  d«« 
proaxeniom  zu  schweben.  Jedea  wort.  Jod«  f«bird«  mK 
▼erhaltenem  feuer  sa  tränken  P.  Hktbk  («rJumiM  diek 
»»U»t)  II,  4.  ».  IM. 

GEWlTTERMASCUnfE.  /,  da»  mä  amdtrtm  kitnmitr 
vereinigten  bildungen  dmr  mr»ttm  teit  dar  rertudu  OAsr  di» 
gtwitterelektrieUat  tnithmmt:  dl«  alxa  nali«  entfemunc 
Ton  den  eleetriaeh«!!  towltt«anaaokiB«n  ...  ist  also  . . . 
gänslicb  zu  vermeidon  J.  P.  HahtmaN!«  ammtekttmatm 
über  gemttrreleelrieität ».  8«.  daau  vgl.  die  bisher  IwIrnilM— 
eleotrischen  gewittenubereitungen  a.  87;  in  «iaifar  «■!• 
fernung  von  dem  gewitterhaus«  od«r  d«n  alaolrlaeii«« 
maschinen  ».  87.  deagl.  40.  41;  wie  d«rf«lb«  («IMiw)  fal 
die  erde  geführt,  gar  nicht  mit  der  gowiltorwaat«,  dfa» 
Richmannen  erschlug,  und  an  welehor  d«r  «MktriaAoa 
materie  aller  aasflusx  sorfflUUf  Torsagt  vrv,  ra  vor- 
gleichen sei  Frani^fSiritr  §d»kHa  «assifrw  I77t  (dlscA. 
liH.  denkmmU  7)  886. 

GKWITTBRMASZIG.  ».  {«witterartif. 

GEWITTKRMATERIE.  ».  gewitterelektridtlt 

GEWITTER.MAXI.\ll'M.  ».  gewitlorhäaBgkeiL 

GEWITTKRMELOUNG.  /• 

1)  Vorschriften  für  die  •faia«adaiic  tob  towItlBWi «I 
düngen  naehtrag  tu  der  mnltihamg  f.  d.  IsslaitMiiaf  (hmI 
meidung  d.  geteittti  w adWiwiiaf«w  U8i:  wi«  die  gevitter 
meidungen  bezeugen  Prohaska  kemtsrk.  üher  d.  gtmttir 
83;  anzahl  der  gewittermeldungen  8t. 

S)  für  die  absendung  der  gewitter^meldekartan  falten 
folgende  Vorschriften:  Ut>«r  j«d«ai«klfiaeb««rseheinanf  tet 
eine  nieldung  mittelst  einer  |«wltt«rpo«lkait«  tu  »chicken 
anleitumg  aur  beob.  u.  mteldunf  dtr  fsisiMwi  scA.  ».  14;  in- 
dem Sie  fOnf  gewitteranmeldanfaa  Ton  laaaaiitaB  taifl« 
notiert  R.  Assmanm  di»  gataiHtr  tu  MithldmhMamd H. 

GEWITTER.MUCKE,  ».  cewitterflieg«. 

GEWITTERN,  tert..  aüt  twr»  wr»c*ied»ii«i  «MSfai^f»- 
punktan  .- 

I)  ßir  «im»  viratärktx  form  tu  dem  mmmiJkltmr  vmt 
Wetter  abgeUOtttm  vtrhum  wittoni  («ff.  ez  wilerel.  das 
der  an  mir  wlttl«  mkd.  «st.  8^.  «M,  «yl-  «'itrren  witem 
Lrxrr  8.  85t)  «prtcAc»  timif  mmig 
d*m  t«.  Jahrhundert^  di$  amak  d*m  imii*«Im 
begrigt»  der  witterang  air*iiaOrf?m.- 
gleich  wittert,  alszdann  seind  die  hellen  llf  an  f». 
snndasten  Cblscs  de  werfsciaa  (8.  t)  «Aer».  v.  KHOmtui 
(1581)  7*  (uki  aequeUHa»  ««Im»  «sA  ••<..- 

i«ts  kalt  er  (mM  ia  ait  raekl  gMkaa, 
<Ua  er  «aa  kkrkatt  lefsa  toa. 
J«la  Ms  si  wara.  daiiMB  st  kaU. 
«sid  radaa  gott  ia  saia  gawalt. 
vir  kaadt  sjs  gteesa  aMsaff  an 
wie  ea  aal  gawitliai  wetdss 
wie  41«  saa  aad  ea^  dar  i 
aoek  uBiisa  «Uka  seOsa  goa. 
Ta.  MuaMBn  irttiainiaij^  ^  I«  « 


6419 


GEWITTERN 


GEWITTERN 


6420 


ich  bin  offt  daussen  in  dem  halt 
so  ubl  erfroren  und  erkaltj 
dasz  mirs  hertz  offt  im  leib  hat  zittert. 
wie  offt  hat  es  auch  nasz  gewittert, 
dasz  wir  anbhieltn  kein  drocken  fasen. 
H.  Sacks  (das  wildbad)  fastnachtspiele  3,  15  Goetze; 

dazu  vgl.  die  Übertragung  in  dem  einzigen   beleg  für  das 
präfix  atiszerhalb  der  participialform : 

das  ain  wirt  lachen,  das  ander  wirt  kittern, 
und  sol  euch  fürpasz  niht  mar  pittem, 
eur  frau  wirt  sich  also  vergittern, 
wie  mag  euch  dan  pasz  gewittern?  (var.  geritten) 
fastnachtspiele  1,  328  Keller  (das  korgencht). 
2)  die  hauptverwendung  aber,   die  einzige,   die  für  die 
neuere  spräche  in  betracht  kommt,   gilt  der  engereren  be- 
deuttmg  der  elektrischen  entladungen.  in  diesem  gebrauch 
wird  das  verbum  unmittelbar   vom  Substantiv   beeinfluszt 
sein,    mit    dem    es    auch    das   Sprachgefühl   zunächst  %n 
Zusammenhang    bringt,      wenn    das    einfache   verbum    ge- 
legentlich auch  mit  dem  engeren  begriffe  zu  beobachten  ist, 
so  darf  man  doch  dieser  vereinzelten  —    und    lool  secun- 
dären   —   erscheinung   nicht    zu    viel  gewicht  in  der   be- 
urtheilung    des  allgemeinen  ganges    der    entwicklung   ein- 
räumen, vgl.: 

nimm  es  (das  zauberbuch)  und  lies :  die  weit  wird  zittern, 
der  abgrund  fliehn,  der  himmel  wittern. 

LiciiTvvER  fab.  (3, 1 :  die  zaubennn); 

vgl,  's  widrd,    es   gibt  (ein)   gewitter  Gerbet  mda.    des 
Vogtlandes  133. 

a)  bei  der  eigentlichen  (sinnlichen)  Verwendung  ist  das 
verbum  hier  im  gegensatze  zu  dem  vielseitigen  gebrauch  von 
wittern  auf  wenige  gebrauchsformen  beschränkt;  es  er- 
scheint nur  in  der  unpersönlichen  construction,  vorzugs- 
weise natürlich  im  Präteritum,  doch  auch  mehrfach  im 
präsens,  und  sogar  im  futurum,  die  nominalformen  des 
particips  sind  im  wesentlichen  auf  die  hilfsstellung  in 
der  Umschreibung  dieser  tempora  eingeengt. 

a)  die  unpersönliche  construction  in  den  verschiedenen 
Zeitformen. 

1))  aber  letzlich  wenn  es  ein  weil  gewittert  hat,  er- 
heben sich  grosse  platzregen  Volksbuch  v.  Dr.  Faust  (32) 
73  Bratme;  dasz  bei  uns  in  Preussen  .  .  .  grosse  thewrung 
und  unerhörte  pestilentz  regieret,  da  denn  auch  zu 
Winterszeit  zuvor  soll  gewittert  haben,  als  Wenceslaus 
und  Lorcteus  .  .  .  einander  überzogen,  wurden  im  winter 
donnerwetter  gehöret  J.  Praetorius  saturnalia  (1663)  30; 
es  hat  starck  (hart)  gewittert  diese  nacht,  egli  ha  tem- 
pestato  ö  fatlo  gran  tempesta  questa  notte  Kramer  teutsch.- 
ital.  dict.  2,  1339"=;  es  hat  diese  nacht  starck  gewittert 
oder  gewettert,  es  hat  starck  gedonnert  und  geblitzet, 
it  did  mightily  thunder  and  lighten  last  night,  teutsch- 
engl.  lex.  775; 

er  kam,  nachdem  es  ausgewittert, 
und  fand  die  eiche  halb  zersplittert. 

LicHTWER  fab.  (2,  6  der  hänfling). 
frag'  den  grashalm,  der  der  sonne  regenschwer  entgegen- 
zittert, 
ob  er  wünschen  möchte,  dasz  es  gestern  nicht  gewittert? 
W.  Müller  {epigravimat.  Spaziergänge)  312  Hatfleld; 

ich  musz  euch  noch  sagen,  dasz  es  vorige  sonnabend- 
nacht  stark  gewittert  hatte  J.  Mosen  (bilder  im  moose: 
judica)  7,  304;  es  hatte  gewittert  B.  Auerbach  {Ino  der 
Hajrle)  dorfgesch.  1,  228;  es  hatte  in  der  vergangenen 
nacht  gewittert  E.  Zahn  herrgottsfäden  5  s.  62;  es  soll 
furchtbar  gewittert  . .  .  haben,  als  man  mich  zur  taufe 
trug  J.  GoTTHELi"  {bauern-spiegel  l)  1,  12   Vetter; 

wie  feierlich  hat  es  gewittert 

auf  Pfingsten  so  früh  schon  am  tag 

K.  Gerok  palmblätter  (pfingstgewitter)^^  iSS; 

zwei  tage  und  zwei  nachte  gewitterte  es  mit  nur  kurzen 
Unterbrechungen  fort  und  fort  im  thale  und  auf  der 
hochebene  B.  Auerbach  Landolin  v.  Reutershöfen  {cap.^i) 
(1878)  278;  es  gewitterte,  regnete  und  donnerte  K.  Gutz 
Kow  Blasedow  (l,  16)  1,  465. 

2))  s'  regnet  was  vom  himmel  mag, 

s'  gewittert  wie  zum  jüngsten  tag 
pudelnasz  die  hosen! 

Schiller  (hauemständchen)  1,  349 

so  eben  gewittert  es  hier  Matt h.  Claudius  {an  Herder) 
.V.  Herders  nachlasz  i,  411;  auch  gewittert  es  wieder  Bis- 
MARCK  an  seine  frau  668;  es  ist  eine  so  schwere,  warme 
luft,  dasz  es  alle  abend  gewittert  C.  v.  Ci.ausewitz  (an 


s.  braut  1808)  s.  K.  Schm'^artz  leben  ...  1,  306;  ,wenn 
nur  nicht  heute  nacht  ein  gewitter  kommt',  sagte  er. 
,der  mond  steht  nicht  am  himmel,  er  geht  erst  spät  auf, 
und  da  gewittert's  gern'  B.  Auerbach  atcf  der  höhe 
(8,  14)  2^,  359;  wenn  er  jetzt  auch  das  stärkste  donnerwetter 
spielt,  so  ragt  er  doch  selber  darüber  empor  wie  der 
reisende,  der  auf  der  spitze  einer  alpe  steht,  während  es 
im  thal  gewittert  Heine  (Lutezia  l,  33)  6,  260  (über  Liszt); 
3))  es  gewittert,  es  droht  ein  gewitter,  es  steigt  ein 
gewitter  auf,  es  ist  ein  gewitter  Campe  2,  368";  g' wittere, 
unpers.  verb,  haben,  ein  gewitter  geben  Seiler  Basler 
mda.ibl^;  ich  glaube,  es  wird  gewittern  die  nacht  Lenz 
(Soldaten  1,  6)  l,  271  Tieck; 

Banquo :  es  wird  heut  nacht  gewittern. 
Mörder :  es  schlägt  ein. 

Schiller  {Macbeth  3,  7)  13,  80  (bei  Shakespeare  : 
it  will  be  rain). 
mir  ist,  als  woll'  es  über  uns  gewittern. 
A.  V.  Droste-Hülshoff  (der  nachtwandler)  3,  385. 

ß)  wie  wenig  Spielraum  die  verbalnomina  auszerhulb  der 
tempusumschreibung  haben,  das  zeigen  gerade  die  verein- 
zelten belege,  so  das  frühe  aber  unnatürlich  scheinende 
zeugnisz  für  den  infinitiv :  die  sonne  ziehet  daselbst  (in 
der  ebene)  mehr  ausdünstungen,  die  zum  gewittern  tüchtig 
sind,  in  die  höhe  H.  F.  v.  Fleming  d.  vollkommene 
teutsche  Jäger  2,  lO*»;  vgl.  das  gewittern  Campe  2,  368»; 
zumparticip  vgl. :  und  schlich  dann  hinaus  mit  klopfendem 
herzen  in  die  gewitternde  frühlingsnacht  P.  Heyse 
(Meraner  nov. .-  der  loeinhüter)  2,  12  s.  250. 

b)  freier  in  den  gebrauchsformen  ist  natürlich  die  über- 
tragene verioendung,  sie  läszt  nominale  subjecte  zu  dem 
verbum  treten  und  entwickelt  namentlich  die  participial- 
form,  die  sogar  zu  attributiven  Verbindungen  vorschreitet, 
a)  unten  schien  es  zu  gewittern,  ein  schlag  oder  klang 
war's,  der  die  aufmerksamkeit  der  hausfrau  in  anspruch 
nahm  W.  Alexis  (hosen  des  herrn  v.  Bredoio  7)  vaterl. 
rom.  3,  67. 

ß)  dass  das  gantz  Hägäw  erzittert  und  gewittert  hat 
(vom  donner  des  geschützes)  hdschr.  d.  Stuttgarter  landes- 
bibl.  (1622)  s.  Fischer  schwäb.  wb.  3,  636; 

der  nähme,  welcher  sonst  dem  donner  gleich  gewittert, 
.  .  ist  mir  ein  angenehmer  klang. 
H.  V.  Hoffmannöwaldau  gedichte  (Neukirch)  1697/.  2,  202. 
nun  zieht  das  schwert  und  laszt's  gewittern, 
und  auf  die  helme  hämmert  los  ! 

Strachwitz  (ohnmächtige  träume)  ged.  '  198  Weinhold; 
o  reiner  schmerz,  der  von  der  höh'n  gewittert, 
du  heil'ges  weh,  das  durch  die  tiefen  zittert, 
ihr  schlieszt  auch  mir  die  äugen  auf! 

G.  Keller  (wettemacht)  9,  29 ; 

als  er  in  den  schloszhof  ritt  und  vom  pferde  stieg,  hörte 
er  sie  eben  in  der  küche  gewittern,  weil  die  hunde  im 
stall  heulten  und  eine  magd  versäumt  hatte,  denselben 
das  abendfutter  abzubrühen  G.  Keller  (Züricher  nov.: 
der  landvogt  v.  Greifensee)  6,  153. 

/)  du  an  den  zu  denken  mir  leises  gewittern  im  herzen 
erregt,  wo's  gleich  elektrisch  schauert  durch  den  geist . , 
Bettina  v.  Arnim  tagebuch  2io; 

die  wildgezackten  blätter  zittern 

vor  ungeduldiger  bewegung, 

es  brauset  wie  ein  dumpf  gewittern 

durch  deiner  äste  abenaregung. 

K.  Immermann  (Merlin :  der  Gral)  i,  362  Maync; 

zorngewitternd  seine  seele  gährt, 

strafend  zuckt  die  rechte  an  das  schwert. 

A.  Grün  (ein  feenmärchen)  2,244  Frankl; 

vom  liebesblitz  so  nachgewitternd, 

entzückt,  verzweifelnd    muthig,  zitternd  .  . 

sinkt,  hingeschmiegt  die  weichen  glieder, 

am  bett  die  kranke  ärztin  nieder. 

Immermann  (Tristan  u.  Isolde  1)  13,  48  Hcmpcl ; 

sein  äuge  sprüht,  seine  wange  glüht, 

seine  bände  ballt  er  zitternd ; 

sein  blut  es  kocht,  und  sein  herz  es  pocht, 

seine  stirne  droht  gewitternd. 

F.  Freiligrath  (mit  unkraut)  2  (1877),  160; 

rolle  deine  gevvitternden  äugen  nicht!  lache  nicht  über 
mich  K.  Gutzkow  (zauberer  v.  Rom  4,  8)  4,  252. 

das  particip  des  Präteritums  in  attributiver  fügung 
gehört  zum  einfachen  verbum,  wittern,  in  dessen  heutiger 
engerer  bedeutung,  die  sich  in  der  Jägersprache  entwickelt 
hat:  schon  im  zweiten  monat  des  neuen  jahres  kommt 
die  von  ihm  gewitterte  bewegung  in  Paris  zum  ausbruch 
C.  Erdensohn  Fritz  u.  Fritzchen,   kleinstaatliclier  parla- 


0421      GEWITTEIINACHREGEN  -  NACHT 


OEWITTERND  -  GEW ITTEBSCH ADEN     64M 


vutnttroman  l,  |tM(7)  IM;  ändert  ((«wittert,  gewihdort 
t.  oben  np.  6799;  vyl.  auch  gewiltertoh. 

GKWITTKKNACHREtiRN.  t.  gewUtcrKuu. 

GKWITTKKNACHT,  /..  vgl.  geirttlemMht.  VobteuriU 
eauii^e  j>ar  unr  UnmpiU  Schwam  1.  7«^:  gewitUmaoht  .  . 
t.)  eine  nacht,  in  welcher  ein  gewitl«r  lieb  «nUedift: 
8.)  die  dunlielbeit  wftbrend  eine«  «Urken  fcwHtMt  und 
die  aohwarzen  gewitterwolken  telbet  Campk  t,  IM*;  • 
$tormy  night .  .  äarhuB»  eauttd  by  m  timndtr  Hilpickt 
»,  1,  *m*. 

i)  die  ivotite  vrvmmimnf  iM  /Mh»r  htUgi,  »i$  tUht  im 
dientia  dtr  potHtekm  »tUmitUl  und  i»t  ittertt  in  übtr 
tragungen  btobaekttt,  vgl.  auch  obm  unttr  gewitterdunkel. 

a)  die  tinnlieMe  Bedeutung:  in  tiefer  gewlttemftcht 
horcht  der  bär,  ihm  gr»ait  vor  leinem  (dea  ttrom$t)  ge- 
waltigem ganfte  maier  MUller  {\»l\)  l,  i; 

der  Kanio  hinimel  Bt:heint 
im  Wolkenbruch  lierabMHoMeii, 
durch  die  serriauen  lafl«  kracht 
mein  donaer,  oad  gewiltamacht 
treant  tob  dem  Arrteopaar  die  Biekaaden  geooaMa. 

ScMiLUia  Dtdo. 

(tveite  /a*9ung  von  1808  vgl.  aäculormugab«  10,  888;  in  dtr 
traten  fattung:  undurohaiohtige  naeht  8,  880  OoMftiM). 

dunkle  fewiltemaobt 
hnm  Obaddon, 

HAlty  (der  «mIIimMn««)  87  Halm; 

die  erde  rinp,  die  bunt«,  blttbeade, 
in  acbwlrse  der  fewittamacht  («bttlU 

H.  V.  Kt.gi8T  [Penlhrtilea  7)  S,  flfl  K.  Schmidt; 
dorn,  der  in  (ewittamacbt. 
bald  der  arnb«  (leich,  anidrobt  von  wogea, 
l>ald  in  stiller  opforpracbt 
eiüh  erhebt  .  .  . 

Cl.  Brintano  (tuetanung  dtr  betraeht.  ü.  0,  ttUtm 
Chriett)  1,  IM ; 
wenn  wind'  und  wenn  ach  waren  kämpf  gakinpft, 
die  rurchtbaru  gewitlernacht  entlanf, 
und  leuchtond  nun  der  (Ott  dea  lafea  ateigt  .  .  . 

UiUJiM>  (an  Albert  Sehotl)  1,4M  K.  Schmidt; 

sofort  wurde  das  geeicht  dea  rothaarigen  Hnater.  wie  eine 
Wildnis  in  gewitternacht  RosROOSR  der  hOUbart  «.  88. 

b)  Übertragungen: 

wenn  nun  deiner  entaetzen  gawittamicbl'  auf  daa  waltalla 
trUmniom  unterfehn  ... 

Franz  v.  Sonnknbiro  da$  veltende  (4)  1,  75; 

wibrend  blitx  und  acbloaian 

aua  ibrea  aobwarsen  auf'a  (ewittemtcbtao  acboeaen. 
KosioARTaN  bei  CampiS,  888^; 

es  fragt  den  geis  nach  ibr  (der  gtüektetlgkrit)  im  weiten, 

wQaten  me«r«, 
•nd  bfirt  die  wamung  nicht  aua  der  gawittemacbt. 

TiBuuK  {Uramian)  1*. 6»; 

wenn  ich  geahnt  hätte,  das«  ans  solche  gewitternacht 
bevorstünde  P.  Hkysk  {LtuiU)  >,  17,  898. 

8)  ändert  die  vertrendung,  die  die  naeht,  in  der  tieh  ge- 
vntter  entladen,  kennteichnet.  ihr  teohnt  nicht  der  gleiche 
stimmungageJuilt  bei;  tie  ist  mehr  in  der  prota  beobachtet, 
in  ei-ziihlungen  und  in  einjachen  berichten  dtr  faehlittera- 
tur:  glücklicherweise  fiel  ihm  soeben  ein  seltsames  aben- 
teuer  ein,  das  ihm  früher  einmal  in  einer  solchen  ge- 
witternacht begegnet  J.  v.  EiciiBNi>OHFF  (viel  lärwten  um 
nicht»)  4',  170;  doch  die  letzte  gewitternacht  gab  allen 
einen  gesunden  schlaf  J.  Gotthki.p  (batitm  tpiegel  tl) 
1, 196  Vetter;  .  .  .  auf  der  hölxemen  bank,  auf  welcher  er 
mir  in  der  gewitternacht . .  ein  bett  gemacht  hatte  STirran 
btmte  steine  {kalkatein)  '88;  da  bist  es  gewesen,  der 
da  in  der  gewitternacht  ...  bei  der  alten  fraa  einge- 
kehrt ist  G.  Frensskn  Hilligenlei  (p)  Uft;  Flammarion 
beobachtete  in  der  gewitternacht  des  u.  juli  1868  .  .  einen 
mondhof  L.  Sohnckr  Ursprung  der  geteittertiektrieität 
».  S4;  at*3  dictem  rahmen  fällt  höchttens  liat  folgende  her- 
aus: um  den  hauch  der  gewitternacht  in  das  dampfe 
Zimmer  zu  lassen  P.  Heyse  (</.  verlorene  tohm)  8,  8,  838. 

8)  in  beiden  richtungen  »ind  teeiterbUdungen  dtt  eewps- 
tiitims  belegt: 

a)  unfern  davon  steht  ein  sweiter  verdorrter  bäum  .  .  . 
die  dürren  arme  zum  gewitternächtigen  himmel  empor- 
streckend J.  MosBN  {atud.  s.  kunst  d.  maierei  ■  Ruitdael) 
8,  111. 

b)  da  man  ein  gewitter  voraussah,  was  alles  in  den 
kleidern    geblieben,    die   rata   und    bezirksgewittemacht- 

IV. 


.  waim  8elM»  adt  stoad«  b8i8«B8inwi  O.  Lmo- 
wio  itmtaiktm  kimmd  u.  artU)  u  M*  Btmm. 

OEWnTKRXD.  «.  gewittern. 

GKWirTKIt.\A}<K.  «   gewittarkoiTc. 

UKWlTrtUUHUUiiUUiCULAO,  «.  fewUlCBfMi. 

eiWITTSBOBKAH.  «.  fMrtttantaf«. 

QlwnrrePKBIOPB.  «.  •BwUtomU. 

OBWITTERPfllL,  «..  aim  gigaHsMtk  au  dam  tk.t,  ^. 
1848  imfrukamm  dOMMrpftU  ittimäar  aekr{fUprmak$  mma 
umaarmm  kraiaa  aidU  hataft.  da§f§m  vfL  Ha  mundmHUakam 
formami  wadctpU.  fewlttafpUer.  doMMrpU.  doBOMtpitor 
heisst  dar  doMwaitail  Womidlo  ttatkr.  4.  mr,  f.  mU»- 
kumdai,mL 

OKWITTERPFORTK.  /.  dltan  und  rrretnadta  < 
gebAren,  dOnckt  mich,  die  ablnltcr  nur  a^  für  holM< 
oder  an  der  haopt  gewitter  pforte  der  stadt 
biude  J.  C  LICHTBNMIIO  kr.  8.  888. 

aKWITTERPHANOMEN.  a.  gMriUOTwaebeiaoBf. 

OKWITTBRPROCSSS.  a.  dmaaattt. 

OEWITTERRAUSCHEN.  n..  vgL  tkaU  ;  ap.  8li  aum 
rauaehen  dea  donmtra.  vgl.: 

im  (HkkUnfswind  wie  la  gewiltamaeabea 
daa  wandeln  deiaer  Asm  8«  balaaaelMa. 

K   GaaoK  pataMmar  tmiga  Jugamd) ««  847. 

GEWITTERREGEN,  a.  ftwfltotto«!. 

GEWITTERRKICH.  a4}eeHv;  vgL  bUtxrvldi  tktAt, 
ap.  186:  vgl.  aham  gewitterhtaflgkeit:  in  der  gBBS8a  §•• 
mtssigten  sone  sind  der  Julias  und  augost  aladtobtldM 
heisieeten  monate  auch  die  gcwitterreicbataa  Qmuni 
phpaikal.  «06.  «,  ifi«7  (vgl,  dasx  in  der  nfal  der  julliM  dar 
an  gewittern  raiohste  monal  des  Jakiae  ist  abmim);  ga- 
witterreioh.  raioh  aa  gawittara  CaMra  8,  888^;  aia  fewitter- 
reicher  sommar  atamda;  bal  ans  sind  aadb  Pllfraffl  .  . 
nicht   die  baisaan.    sondern  die   faoahlan  semmer  die 

gewitterralabstMl  A.  T.  BavMOARTNBR  Mar  grvttter  et; 

flache  gegendaa  in  der  nllia  hobar  oder  steiler  gehiffs 
sind  darum  in  dar  rsfal  tawUlanaish  a.  7. 

GEW1TTERRIB8E.  a.  fswUtarfott 

GEWITTHRROIXBN.  n.  (donnerrollen  oben  tt.  8,  laia 
nicht  at{f'gtftihrt.  vgl,  theü  s.  jp.  1146  tum  roUam  daa 
donnert)  vgl.: 

der  dftat're  lod  trieb  an  das  rosa 


gewittorroUaQ,  kraaeaadeai  aakaei 
dar  sttroM  (tag  die  ledt«Malüt  hl 


J.  Moaaa  (rtMv  Wahn)  1. 144. 

GEWITTKRSACK.  a.  gawittatkarra. 

GKWITTKItSAGB.  /..-  Tolkstttmliehar  sind  dia  bald 
heissee  waaser,  bald  hagal  aasstrtmenden  kesselbrnnnen. 
.kakbom*.  In  Pommern  aad  BSbmen.  deren  sagen  ge- 
wittersagen  sind  E.  H.  Mrraa  forea.  mptkat.  87;  vgL  mmA 
Mnier  gewitteralb,  gewitterfott 

GEWITTERSAUSEN.  n..  vgl.  donaaraMBassd  Onl  8. 
tp.  i960:  vgl. : 

aatcafaawebl  ibai  kailas  graasaa, 

BCauBR  ^dar  «Mtifpsr)  888  Srnm. 

GEWITTERSCENE,  «CF^VERIE. /. 

1)  was  hat  ...  in  Lear  das  amhendehen  mit  dea 
rititem,  das  vertreilMa  von  der  tbttr,  dia  gawittaraasaa 
im  walde  ...  all  diaaa  «laHads  «ad  aasM«,  «akha 
loealwürkang  haben  aial  Hanoan  (BaaKaanuaa  t.  sata.) 
6,  848;  mit  wie  farchtbaraa  ttaen  radet  Lear  ia  dar  fa- 
witterscene !  Jon.  Hkinr.  Voaa  tarr.  amr  fllei's.  das  Ottsfle 
a.  bri^e  a.  Heinr.   i'ott  s,  a>.  Abrmkma»  Fass. 

t)  da  der  regenbogen  sar  gewittersasasria  gaMM  S.  H. 
Ubtrr  ftra».  wtgthol.  SOI :  diesem  mTthna  liegt  die  (iarben- 
reicha  gawittaraoenerie  tu  gründe  m. 

QBWnTERSCH.  mmmdmrüiakt  mtbm^m  imm  pmrH 
e^itUm  a^fjeetiv  gewettert  •.  af>  mto  («sa  fswittart  send 

■lartM);  en  taraottsits»  bon  (lalsX  aaisftr  gaalUaiaali. 
•ar  Schmidt  taaahtwgU,  Hiai.  887:  aa  gowRasaliaa  klial 

8BWITTSRSCHADKN.  wt.  •  ein  geb&ude  and  seine  tlieÜ« 
sind  noch  nicht  g&nilich  vor  allem  gewitter  schaden 
gesichert,  wenn  sie  gleich  nicht  anmittelbar  von  dem 
wettersehlage  getroffen  «erden  J.  N.  Tmas  aiehenatf 
aeiner  peraam  bat  timam  gtmtttr  U;  da»  ficitAc  «.  84; 
VfL  muek  fafvittarschadoi  AoaLono  8  (tTTSX  «i;  Cavra 

403 


6423         GEWITTERSCHALL  -  -SCHUTZ 

2,  368'' ;  es  haben  sich  in  diesem  monathe  viel  gewitter- 
schäden  ereignet  Adelung  a.  a.  o.  gewitterschaden,  le 
dommage  cause  par  tme  Umpete  Schwan  1,  TiS**;  damage 
caused  by  a  thunderstorm  Hilpert  2,  l,  466";  böse  wird 
ein  gewitter  genannt,  wenn  donner  und  blitz  sehr  heftig 
sind  und  oft  schaden  —  gewitterschaden  —  entsteht 
Behlen  3,  436;  vgl.  Barthold  über  gewitterschaden 
Leipzig  1892;  einen  aufsatz  .  .  in  welchem  erörtert  wurde, 
,wie  man  sich  mit  einfachen  mittein  vor  allem  blitz  und 
gewitterschaden  schützen  kann'  R.  Klimpert  entstehung 
der  getoitter.  vorio.  V ;  desgl.  s.  21 ;  schwere  gewitter  zogen 
schon  am  morgen  auf  und  gingen  gegen  mittag  nieder, 
aber  sie  brachten  keine  kühlung  .  .  .  allerorten  gab's 
gewitterschaden  G.  Viebig  die  wacht  am  Rhein  (3,  24)  395. 

GEWITTERSCHALL,  m.,  vgl.  (wetter-  und)  donnerschall 
theil  2,  sp.  1250;  vgl.:  da  hatte  ja  das  mönchlein  im  ge- 
witterschall ein  ding  genannt  (mit  donnerstimme)  Benzel- 
Sternau  hei  Campe  2,  368''. 

GEWITTERSCHAUER,  s.  gewittergusz. 

GEWITTERSCHEIN,  m.: 

da  naht  es  schnell  mit  gewitterschein, 
und  wirft  sich  mit  rüst'gen  armen  hinein. 

Th.  Körner  (LützowK  wilde  jagd)  1, 105  Stern 
(var.  was  naht  aber  dort  im  gewitterschein) ; 

so  kniet'  ich  letzte  nacht  im  haine, 
unibraus't  vom  wilden  donnerflug, 
gebadet  im  gewitterscheine. 

Lenau  (Savonarola)  i,  10  Hempel. 

GEWITTERSCHICHT,  /..•  sie  sah  unverwandt  nach 
dem  hellen  streifen  am  horizont,  wo  weit  hinter  der 
gewitterschicht  die  schneegipfel  des  Oberlandes  auf- 
tauchten P.  Heyse  {der  verlorene  söhn)  2,  8.  276. 

GEWITTERSCHILDERUNG,  /. .-  es  (das  gedieht)  leitet 
sich  mit  einer  gewitterschilderung  ein  Th.  Fontane 
(graf  Petöfy  4)  I,  4,  25. 

GEWITTERSCHLAG,  m.,  vgl.  blitzeschlag  theil  2,  sp.  133 ; 
blitzschlag  135 ;  donnerschlag  sp.  1250. 

1)  in  der  sinnlichen  bedeutung:  dasz  eine  feile  vom 
blitze  magnetisch  geworden  ist;  und  ein  ander  mahl 
schiffscompasse  durch  gewitterschläge  in  ihrer  richtung 
geändert  worden  sind  J.  F.  Hartmann  über  geuntter- 
electricität  (1764)  s.  2 ;  ich  war  im  begriff  ihnen  noch  eine 
nachricht  von  einem  merckwürdigen  gewitterschlag  zu 
geben  J.  C.  Lichtenberg  (an  Reimarus)  br.  3,  133:  ab 
mit  dem  ganzen  kriegstrosz  unter  heftigen  gewitter- 
schlägen,  bühnenanweisung  bei  H.  v.  Kleist  (Penthesilea 
20)  2,  135  E.  Schmidt;  aber  ein  paar  gewitterschläge 
brachten  so  unglaubliche  regengüsse  A.  v.  Arnim  (kronen- 
wächter  3,  4)  3,  408;  der  donnerkeil  ist  ein  schütz  gegen 
jeden  gewitterschlag .  .  .  A.  Wuttke  d.  dtsche  volksaber- 
glaube  (in)  ^  91;  vgl.  auch  gewitterschlag  bei  Wossidlo 
in  ztschr.  d.  ver.  f.  Volkskunde  5,  325. 

2)  in  übertragener  Verwendung. 

a)  Übertragung  auf  andere  get'öse-. 

und  mit  donnergewalt,  und  wiederhallkrachend  getöse 
sttirzf  er  herab,  wie  gewitterschläg'  erscholl  er  im  stürze 
mond  und  gestirn  vorbei. 

Franz  v.  Sonnenberg  das  weitende  (6)  l,  140; 

während  der  belagerung  von  Mantua  .  .  .  versammelten 
sich  auf  dieser  höhe  .  .  .  einwohner  von  Verona,  um  das 
aufsteigen  der  bomben  zu  sehen,  und  ihre  gewitterschläge 
zu  zählen  Matthisson  erinnerungen  (l4)  5  (1816),  112. 

b)  Übertragung  auf  kraftäuszerungen  des  menschlichen 
temperamenta :  nach  der  letzten  stanze,  welche  die  dekla- 
mation  mit  pomp  und  würde,  stark  wie  ein  gewitterschlag, 
endigte  .  .  .  Matthisson  erinnerungen  5,  58;  diese  Über- 
zeugung, die  wie  ein  gewitterschlag  über  sie  gekommen, 
hat  auch  blitzartig  auf  die  gemüther  gewirkt  W.  Alexis 
{Isegrimm  20)  vaferl.  rom.  8,  210;  er  war  recht  nahe  daran, 
sein  wie  von  einem  gewitterschlag  auf  einmal  in  die  höhe 
brennendes  wesen  auch  so  zu  zeigen  Jean  Paul  (Titan 
3, 69)  28,  24;  ich  glaube  aber  aus  einzelnen  gewitterschlägen 
ihres  wesens  schlieszen  zu  können,  dasz  sie  der  tiefsten 
leidenschaft  föhig  ist  H.  Laube  {das  junge  Europa  1. 18) 
1,  108  Hänel  u.  Houben.  t-     >     ^ 

GEWITTERSCHUTZ,  m. .-  dann  bringt  man  den  grünen 
busch  über  dem  kopfkissen,  oder  unter  dem  kruzifix  des 
familienzimmers  an,  wo  er  als  gewitterschutz  bis  zum 
nächsten  jähre  verbleibt  W.  Mannhardt  baumkultua  286; 


GEWITTERSCHWANGER  -  -SCHWERE     6424 

der  haselnuszstrauch  schützt  natürlich  vor  gewitter  (allg.), 
in  ihn  u.  in  seine  nächste  Umgebung  schlägt  nie  der 
blitz  ein  (Bay.,  Frk.),  nach  katholischer  legende,  weil 
Maria  auf  der  flucht  nach  Ägypten  unter  einem  solchen 
Strauche  schütz  vor  gewitter  fand  (Bay.);  man  pflanzt 
ihn  daher  als  gewitterschutz  in  Obstgärten  (Obpf.)  Wuttke 
d.  deutsche  Volksaberglaube  (142)  ^,109;  desgl.  (8l)71;  da 
beitrage  zur  frage  des  gewitterschutzes  nicht  ausschliess- 
lich in  naturwissenschaftlichen,  sondern  auch  in  blättern 
gemeinnützigen  Inhalts  vorkommen  R.  Klimpert  ent- 
stehung und  entladung  der  gew.  vorr.  s.  VI;  dazu  vgl.: 
für . .  mitteilungen  über  gewittererscheinungen  und  ge- 
witterschutzmittel  werde  ich  .  .  .  dankbar  sein  ebenda. 

GEWITTERSCHWANGER,  adj.,  vgl.  donnerschwanger 
theil  2,  sp.  1251 ;  vgl.  auch  gewitterschwer,  -schwül ;  unser 
adjectiv  ist  meist  in   übertragener  Verwendung  beobachtet: 

1)  es  war,  bei  einer  gewitterschwangern  luft,  todtstill, 
und  zwei  entgegengesezte  gewitter  .  .  .  drohten  Niebuh r 
(circularbriefe   aus  Holland  v.  1808)    nachgelass.  sehr.  256. 

2)  sie  (die  biirger)   ahnen's  nicht,    das  fürchterlich  der 

blitz, 
der  all  den  schönen  friedenstraum  zerschmettert, 
schon  in  gewitterschwang'rer  wölke  bebt, 
die  band  erwartend,  die  ihn  niederschleudert.  — 
Theodor  Körner  (Zriny  3,  8)  2'^,  178  Streckfusz; 
ein  allgemeines   phantom,  eine  nebelgestalt,  die  aus  den 
gräbern  der  aufgeopferten  Wirklichkeit  eurer  einzelnheit 
verpestend  emporwallt,   und  oft  zur  gewitterschwangern 
wölke  zusammengethürmt  euch  eure  freuden  in  der  Ver- 
heerung des  blitzes  und  dem  brüllen  des  donners  zurück- 
sendet Gl.  Brentano  Oodui  43  Eunst;  denn  vom  ersten 
tage  an  war  in  allen  theilen  der  Versammlung  die  mei- 
nung  verbreitet,  dasz   bei  der  gewitterschwangeren  läge 
Europas  nichts    dringlicher  sei    als   die    Schaffung  einer 
provisorischen    centralgewalt    H.   y.   Sybel   begründ.   d. 
deut.ichen  reiches  l*,  173. 

3)  als  concurrenzbildungen  vgl. :  im  angesicht  Nürnbergs 
lagern  sich,  zwei  gewitter  tragende  wölken,  beide  käm- 
pfende armeen  drohend  gegen  einander  Schiller  (sojähr. 
krieg  3)  8,  203; 

da  spiang  aus  dunkler  hütt'  herfür 
schön  Blanscheflur  in  ihrer  zier, 
wie  aus  der  nacht,  gewitterträcntig, 
der  junge  morgen  springet  mächtig. 
K.  Immermann  {Tristan  u.  Isolde  i)  13,  47  Hempel. 

GEWITTERSCHWARZ,  s.  gewitterdunkel. 
GEWITTERSCHWER,    adj.,    f.   donnerschwer    theil  2, 
sp.  1251 ;  vgl.  gewitterschwanger,  -schwül. 

1)  in  sinnlicher  bedeutung:  gewitterschwer,  von  der 
luft,  schwer,  mit  dünsten  erfüllt,  wie  vor  einem  gewitter; 
oder  auch  von  der  wölke  .  .  .  Campe  2,  368'';  gewitter- 
schwere luft,  air  or  atmosphere  impregnated  idth  electri- 
dty  Hilpert  2,  i,  466"; 

und  es  sauszt  und  dröhnt  von  ferne, 
finster  kräuszelt  sich  das  meer, 
und  es  löscht  das  licht  der  sterne, 
und  es  naht  gewitterschwer. 

Schiller  {Hero  und  Leander)  11,  342; 
denn  dort  seh'  ich  gewitterschwer 
von  mittag  kommen,  und  mich  deucht,  es  donnert  schon. 
Mörike  (erbauliche  betrachtung)  2,  142  Krausz. 

2)  die  übertragene  Verwendung  zielt  vor  allem  auf  die 
gewitterstirn  (vgl.  sp.  6426;  vgl.  sp.  6420;  6403): 

rauscht  mir  um  meine  Schulter  nicht 

der  Sternenmantel  her, 

erkennst  du  nicht  mein  angesicht 

und  die  stirne  gewitterschwer? 

J.  Mosen  (könig  Mark  u.  Isolde)  1,  134; 

vernimm  denn,  was  gewitterschwer 
^  die  stirne  mir  umspinnt  .  .  . 
Strachwitz  (böses  gewissen)  ged.  5  200  Weinhold; 

der  gottbegnadete  phantasiemensch  mit  dem  kainszeichen 
genialer  unrast  auf  der  gewitterschweren  stirn  H.  Suder- 
mann  das  hohe  lied  (l,  2)  15;  anders:  und  dasz  er  jene 
heitern  anmuthigen  spiele  der  kunst  in  den  gewitter- 
schweren dunstkreis  der  politik  und  des  lebens  mit  aller 
gewalt  herabnöthigen  wollte  J.  Falk  Oöthe  147.  dazu 
vgl.  das  Substantiv: 

GEWITTERSCHWERE,  /.  .• 
gleich  einem  meere 

wogt  ungestüm  des  Volkes  dunkle  flut, 
darauf  mit  dräuender  gewitterschwere 
des  Opferrauches  breite  wölke  ruht. 

KoRFiz  Holm  die  könige  s.  84. 


6425     GEWITTERSCHWÜL  -  SCHWÜLE 


GEWITTER8E0E1I  -  STOPP 


6426 


GEWITTKKSCHWOL,  »dftelh,  9fl.  lewitlenohwer. 
•Bohwnngür,  vgl.  tchrecknoh,  donk«Iroth  und  •chwUl  von 
gewittern  wird  er  {der  morgen  d*r  vtrgtltung)  J«  kummen 
Gbhstrniiehu  {Ugolino  k)  dltch.  nationaLtiit.  M,  M7; 

l)  d«r  ainnliehe  gebrotieh  herraeht  hier  $on$t  vor:  ge- 
witterschwül, lohwOl  wie  ei  vor  einem  gewilter  .  .  tu 
sein  pflegt  Campk  t,  a«S^:  es  ist  heut  sehr  gewitter- 
schwül ebenda:  gewitterschwüle  luft  Camps  •.  «.  o. 
gcwittersobwüler  abend  Simkmiaukn  prMtmmt  UMhtren 
1,  188;  da  es  schon  naclit  grwurden,  «In«  iternlos  ge- 
witterschwüle nacht  K.  Halm  (kaus  •»  d»r  Vtromm- 
brüeke)  4,  tu  Sehloeear;  da»  gleiche  (sehr  ge witterseh wOle 
nacht)  Stikikh  »tud.{Abdiaa)t,W>\  an  einem  gewitler 
schwülen  tag  Tu.  Fontane  (i/uitt  top.  16)  t,  6,  lll;  es 
war  ein  hciHzor,  grwittorschwUler  JoUtag  D.  t.  Lii.irn- 
CRON  {ava  maraeh  und  geeet)  >',  SM.  ämau  vgl.  durch  die 
dankelsohwüle.  gewittorbange  julinacht  log  laut  und 
klangvoll  das  lied  von  der  .wacht  am  Rhein'  C.  Virhio 
(dt«  toaeht  am  Rhein  »,  94)  89B;  andere:  die  nacht,  weil  es 
sehr  stille  und  gewitterwarm  war  SrirrKH  etudien  {dae 
alte  eiegel)  a,  ao». 

a)  nur  sul  es  ist  Oberhaupt  sehr  dumpf,  drückend, 
sehr  gewitterschwül  hier,  mir  ist,  als  hält'  ich  ganz 
hinten  am  horiconte  schon  ein  blitzohen  bemerkt  Olasz- 

BRBNNKR  Oll  HOPKMANN  V.  FaLLKRSLEBBN  1846  («.  dtuen 
„leben"  4,  848);       g«witt«rachwQles  banno 
umAnft  den  erdenbsli. 

LiNoo  (mainaeU)  t  (1M8),  laa. 

dagegen  erscheint  unsere  heutige  Jugend  aus  dem  nach- 
mittagsschlunimer  der  eitern  hervorgegangen  und  eine 
gewitterschwüle  schwere  und  dumpfbeit  der  dämmerer 
empf&ngnissUnde  zu  beurkunden  Jahn  (fUathea  volkttum) 
1,  Sft8  Euler;  weil  er  au8  dem  tonstüeke  erinnerungen 
zurückrief,  die  sich  eben  jetxt  an  mein  gewitterschwüles 
herz,  wie  engelsflUgel,  legten  SiiPTKn  {atuä.l:  feld- 
blutnen  7)  1,  86  Sauer. 

GEWITTERSCHWOLE.  /..  beim  attbatanHv  iti  im  gagen- 
aata  attm  vorhergehenden  a4jeeiiv  der  ainnliehe  gebrauch 
adtener  belegt  als  der  übertragen«. 

i)  die  gewitterschwtile  Campr  a,  868^:  .ja",  sagte  er. 
..diese  gewitterschwüle  ist  ein  bedeutungsvolles  bild  der 
gegenwart  J.  v.  Eichendorfp  (dichter  u.  ihr«  geaellen  to) 
a\  74;  ,das  ist  ein  welsl  hat  dich  die  gevritterscbwQle 
heranfgelookt,  alter  Seeräuber?'  Ph.  Th.  Vischer  auch 
einer  8Ö8:  die  gewitterschwüle  macht  mich  kaputt!  dazu 
das  rabengekreisch I  Wii.iiklm  Heobi.kk  paator  Kling- 
hammer* 840;  nun  auselt  nach  mwitterscbwOle 
gar  eine  mortanfruche  kttble. 
HorrMANN  V.  FAU.iRSi.iBaN  1,  886  0«r$tamb«rg; 

nervOsen  seelen  wurde  so  merkwürdig  angst  bei  der  ge> 
witterschwüle  C.  Vibbio  dt«  teocAi  am  Bhein  (8.  84)  886. 
8)  ein  allgemeines  Unbehagen  verbreitet  sich,  wie  ge- 
witterschwüle vor  einem  wetter,  und  dies  wetter  heiszt 
empörung  .  .  H.  KÖNIO  dt«  dubiaten  in  Maina{t,  16)  a.  140; 

godränce  gftbreoder  f«(tthlt, 

geweckt  von  deinem  liebeablick, 

wie  ahnende  gewitteracbwQle 

vor  bAchatem  nabeodea  geschick. 
Fr.  ROckbrt  {lM««/inihU»0  4:  «nVr«md«t  19)  1.  S6t ; 
die  ruh'  in  Heinrichs  lager  lagstift  mich 
wie  drOcliende  MwitterschwOle  lastend, 
kann  jotst  und  jetzt  sie  fan^htbar  »ich  «ntladai 
and  mich  vernichten. 

F.  V.  Saab  {BOdebrand  4  «)  IM; 

.  .  .  war  ihm  zu  mute  wie  einem  wanderer.  der  in 
dumpfer  gewitterschwüle  über  die  endlose  beide  zieht 
K.  E.  Franzos  ein  kämpf  uma  recht  (6)  l^,  117;  das  gerücht 
von  der  bevorstehenden  Verlobung  verbreitete  sich  . . .  nur 
ihm,  den  es  am  meisten  anging,  verbarg  man  es.  abtf 
er  atmete  in  gewitterschwüle  Timm  Khöoer  «in«  aiiU« 
irelt  a.  75. 

so  hat  sich  die  tumgemeinde  in  der  dumpfen  gewitter- 
schwüle des  Valand  für  das  Vaterland  gest&hlet,  garfisttt, 
t:ewappnet.  ermutiget  und  ermannt  Jahn  (d.  dtath«  tmm- 
kunat)  8  I,  183;  sie  (die  It^ft  in  Franken)  hatte  auch  Gre- 
gor angeweht,  hob  seine  grosien  anlagen  frühzeitig  za 
'  iner  ungewöhnlichen  dichtheit  und  bedeutung.  legte 
aber  auch  die  gewitterschwüle  eines  heiszen  frühlings- 
tiiges  über  stirn  und  äuge  H.  Lauhr  N«t4<  reiaenorellen 
8  (1837),  348 ;    wenn   sie    die  gewitterschwüle   empfunden 


httteo,  welebe  aof  dem  feeebAfl  bf.  bevor  ee  tel 
G.  Prrttao  iaoU  umä  katm  t.  8)  «.  87»;  ee  Uf  UMnIl 
eine  drilokeode  tewtUanebvtle  über  den  meoeelien: 
einen  mümb  MMbroeh  erwartete  alle  «reit  U.  ▼.  Stbbl 
begrUnduHf.  4,  jmtttkm  fwUkm  %*,  ttt. 
OEWITTEBSIOIII.  m..9fLt 

•kb  die  eealaa  •ehwedeM  it 


IM8)t.l 


wann 
•icbibär 
wana 

die  ihr  ia  slaioiid  easgesIrseH 
ÜNLAjrD  (eai  18. 

GEWITTERSGEFAHR.  a.  gewiltergefalir. 

OEWITTERSONNE./    gegen  mitlag.  aU  eine  i 
gewittersonne  die  siraeie  vor  Joriodens  garten  Ode  ■ftskt« 
P.  HkvNK    neue  mormL  nov.:  Jorinde)  11,4.  a.  18. 

OKWlTTKHSr'ANNUNG.  /•   mit 


nung  zur  krystallisaiign  kann  maa  Um  gewtHetyyj 
in  der  luft  vergleichen  . .  .  Gbhlbh  pkftSkat  wh.  4, 1888. 

GEWITTERSPITZF.,  /..  in  aOehaiaehen  mund»rten  nsek 
mittheilung  von  C  MOllbh  KHAt'HKt'Tll/lir  regen»ckirm 
varwandet. 

GEWnrSRSPÜR,  /. .  wir  trofen  den  frObJahnrefatt- 
schmutz,  jefllehe  gewilterepor . .  BberaU  bin.  wo  etae  thSr 
offen  war  W.  Raabe  alt«  nmtmrm. 

GEWITTERSTANGE.  /..  ceeyse^fciei.  da«  wm  fevitter 
ableiter  («.  d.)  der  erfindung  P1UIIKLIN8  und  d«rm  1 
«n/i«teiUuit^  at^f  deutathem  hodan  armtA»: 

1)  im  September  175«  richtete  ich  etoe 
auf.  den  blitz  in  mein  haus  herunter  so  Mten  Phaiik* 
LIM  (an  Cotlinaon  1758)  übera.  v.  WsKZSl.  1  (1780).  178  (/ 
erected  an  iron  rodod  to  draw  tka  lightnimg  down  in  te  aiy 
Aoiwe);  sabe  er  von  osten  her  eine  groen  schwarze  wölke 
herauftreiben,  die  durch  ihr  eleotrisebee  aaxiehen.  welche 
kraft  er  an  seiner  gewittetetanfe  ealMi  bemerkt«,  ak 
die  noch  . .  entfernet  geweeea.  das  < 
verursache  J.  F.  Hartmann 
«UetrieHdt  (1764)  a.  86;  d«$gL  88;  IdeffMe  nahm  miFrimk- 
Un)  den  grund  zu  seinen  gewitterstaiifea  Ph.  P.  Goosn  87: 
und  da  die  meisten  vomemen  berren  gewitteretangea  aa 
iren  häusem  haben  Rrimarus  «.  btita«  880  (nac*  Ben- 
HABT  travaUt'.  «UeiriaU  roda);  die  gewitterstaage.  t* 
barr«  Maetrifu«  Schwan  1.  748^;  «i»  biitaabUitar  GuiPS 
8.868^;  ähnl.  H11.PRHT. 

a)  in  Viktors  wunden  griff  Jetzt  der  donner  mit  seinem 
ersten  schlag  —  den  Östlichen  horiioat  deekte  ete  aer- 
ilieszender  blitz  und  die  flamme  lief  iber  die  Alpea- 
gebirge  —  die  gewitterstaage  aaf  de«  patvortharm 
•ohimmerte  Jean  Paul  (fliayenie«,  88)  M,a:  govarat  vor 
dem  herannahenden  ongevritter.  wire  ee  meaeehHeli  f» 
Wesen,  von  einem  wehrloeen  weih«  die  Offeatliehe  krte> 
kung  abzuwenden,  aber  finansschlau  wie  sie  Ist,  eah  sie 
an  der  gewilterstange  nur  die  vergoldele  spitze  —  Ihr 
herz  war  leer,  und  das  baos  ward  voU  L.  Börmk  (J 
SM«  Franltfitrt  4.  1.  1881)  6*,  888. 

GEWITTERSTATION./.  (9gL  gewltterbeobaehtaag): 
in  den  letzten  Jahrzehnten 
netze  von  gewitterstationen  iae  kboB  lialaa  K.  Pao- 
HA8KA  bewterk.  tib«r  gettitter ...  8:  berkfcte  der  gewttter- 
staUonen  ttachr.  d.  Oaatr.  gtoMaeh.  /.  m$lmnL  a.  714. 

GEWITTERSTATISTIK.  /.  die  allgemelao  regelmAesIge 
gewitterstatistik  wird  erst  seit  e.  16  Jahrea  faUoaeU  ge- 
pflegt R.  Kt.lMPBRT  enMehung  und  emiUdtmg  d.fn».».t. 

GEWITTERSTEIN.  «..  gewittarslela.  TWsteiaeHer  eee- 
igel  ndd.  korreap.  blatt  81.  88  (Sbrmera  ja  AM.  HthMm); 
vgl.  donnerstein  theil  8.  ap.  1868;   «fl.  muek  gewittcrgeiss 

GEWITTKRSTiyME.  /..  tgL  donnentimm«  Aeü  8. 
ap.  1864;  vgL: 

waaa  die  ■etfcllss  aselM  dar  Mein  Adaas 


Pbakz  V.  flomnDoaaa  (0oa  dmi  «HiMeMer)  fed.  888. 

GEWITTERSTIRN.  /,  «ft  eloa  gewittemde.  gewittere 
schwere  stime.  vgl. :  deaa  seia  geeicht  wurde  vom  nord- 
schein de«  grimm»  überzogen,  aos  den  engen  flogen  mir 
gelbe  Wespen  zu.  gerade  linien  fuhren  auf  seiner  gewitter- 
stirn  wie  elektrische  spiesze  aof,  besonders  zwei  steil- 
rechte unglücklinien  Jbak  Pacl  Titan  6.  186)  a»,  188; 
/fnau    r«l.  Campe  8.  886*. 

CEW'lTTKRSTOFF,  a.  gewitUrvlektrieitIt 

408* 


6427         GEWITTERSTRAHL  -  STURM 

GEWITTERSTRAHL,  m.,  vgl.  blitzstrahl  theil  2,  sp.  135; 
donnerstral  theil  2,  sp.  1254;  vgl. : 

seines  (des  todesengels)  Schwertes   gewitterstrahlen 

verloderten  düster 
in  die  tief. 
Fbanz  V.  Sonnenberg  {das  weitende)  (i)  1,  89; 

wie  der  stürm,  war  dein  arm;  dein  schwert,  wie  ge- 
witterstrahl Bürger  {Ossian)  278''  Bohtz. 

GEWITTERSTRASZE,  s.  gewitterzug. 

GEWITTERSTREIFEN,  m.,  entsprechend  kann  ein  ge- 
witterstreifen in  mehrere  zerfallen  oder  aus  mehreren 
bestehen  Klimpert  entstehung  der  gemtter  s.  104. 

GEWITTERSTROM,  a.  gewittergusz. 

GEWITTERSTUBE,  m. .-  man  überziehe  es  {das  zimmer) 
inwendig  ganz  und  gar  .  .  mit  decken  und  tapeten  von 
seide,  und  lasse  alles  metall  herausnehmen  .  .  .  disz  wäre 
eine  einrichtung  einer  gewitterstube  in  einem  sommer- 
pallais  eines  grossen  herrn  J.  N.  Tetens  Sicherung  seiner 
person  bei  einem  getvitter  (1774)  60;  dazu  vgl.  in  einem 
einzurichtenden  gewitter-zimmer  63. 

GEWITTERSTURM,  m.,  eine  Zusammensetzung,  die  wie 
gewittergusz  u.  a.  einen  weiten  kreis  von  bedeutungsver- 
ivandten  erschlieszt. 

l)  gewittersturm ,  vgl.  donnersturm  theil  2,  sp.  1255; 
vgl.:  bei  einem  heftigen  gewittersturm  {saeva  tempesfate 
adorta)  Reimarus  77;  wir  würden  hier  schütz  gegen  den 
gewittersturm  gesucht  haben,  wenn  er  uns  überrascht 
hätte  G.  Forster  ansichten  v.  Niederrhein  3,  167;  ge- 
wittersturm .  .  .  der  stürm,  der  sich  beim  aufsteigen 
eines  gewitters  zu  erheben  pflegt,  dann  auch,  ein  schreck- 
licher, fürchterlicher  mit  gewitter  begleiteter  stürm 
Campe  2,  368'' ;  ein  von  blitz  und  donner  begleiteter,  meist 
plötzlich,  kurz  vor  dem  regen  ausbrechender  und  nur 
kurz  dauernder  stürm  Stenzel  seemänn.  wb.  147'';  unsere 
bildung  ist  die  einzige  unter  den  verwandten,  die  sowohl 
in  sinnlicher,  als  auch  in  übertragener  bedeutung  viel 
beobachtet  ist,  wie  sie  auch  im  gebrauch  der  numeri  am 
rcenigsten  eingeschränkt  erscheint  (vgl.  dagegen  gewitter- 
wind). 

a)  in  sinnlicher  bedetitung. 

a)  sondern  ich  dachte,  das  (gute  u.  traurige)  müsse 
eben  auch  so  wechseln,  wie  das  helle  und  trübe  wetter, 
wie  nacht  und  tag,  gewittersturm  und  frühlingswärme 
Tieck  {dichterleben)  18,  92; 

willkommen  denn,  des  Jägers  lust, 
gewittersturm  und  regen ! 

MÖRiKE  [der  Jäger)  2,  25  Krause; 

10  minuten  danach  brach  der  gewittersturm  und  regen 
los  L.  SoHNCKE  Ursprung  der  gewitterelektricität  s.  63; 
da  in  der  nacht  ein  gewittersturm  gewütet  hatte  P. 
Heyse  {troubadournov. :  die  räche  der  vizgräßn)  II,  5,  s.  85; 
tritt  der  gewittersturm  ein,  während  das  gewitter  selbst 
noch  ziemlich  tief  am  horizonte  steht  ztschr.  d.  Oestr. 
gesellsch.  f.  meteorologie  2,  407 ;  während  der  gewittersturm 
entgegen  der  sonne  fortschreitet  2,  737,  vgl.  auch  2,  404, 
vgl.  Sturm  gewitter  2,  404: 

von  mucken  bis  aufs  blut  zernagt 
und  vom  gewittersturm  umtobet 
kam  er  zuletzt  der  Ohnmacht  nah  . 

Pfekkel  {zaioberschlosz  poet.  vers.  3,  102; 
er  berief  sich  auf  das  mehrtägige  stechende  brennen  der 
sonne  und  verschiedene  anzeichen  .  .  .  woraus  er  mit 
Sicherheit  auf  einen  nahe  bevorstehenden  gewittersturm 
schlosz  V.  V.  Strausz  lebensführungen  1,  246. 

ß)  gewitterstürme  entstehen,  wenn  gewitterwolken  an 
den  gebirgen  sich  anhäufen  und  concentriren,  sich  dann 
gegen  das  flache  land  verbreiten  und  mit  kalten  winden  .  . 
mit  Orkanen  und  Wirbelwinden  oft  begleitet  sind  St. 
Beulen  3,  440; 

wie  des  kleinen  baches  silberwellen 
lloBz  mein  leben  hin  in  stillem  lauf! 
wenn  sie  von  gewitterstUrmen  schwellen, 
hellt  ein  sonnentag  sie  wieder  auf. 

Seume  (rückerinneruny)  ged.  2  23 ; 
80  dnsz,  wenn  man  die  kämme  gegen  das  licht  hält, 
man  die  herrlichsten  sonnenauf-  und  niedergänge  zu 
sehen  glaubte,  rote  schäfchenhimmel,  gewitterstürme  und 
andere  gesprenkelte  naturerscheinungen  G.  Keller  (die 
a  gerecht,  kummmncher)  4,  216.  ÜjebelAbou-cheger;  d.  h. 
der  berg  der  gewitterstürme  Ritter  erdkundei  (1822),  709; 


GEWITTERSTURM  {und  Synonyma)    6428 

die  furchtbaren  gewitterstürme  des  nordwestmonsums 
Ratzel  Völkerkunde  2  (1885 jf.)  8. 

b)  zur  Übertragung  führen  wieder  vergleiche  über-. 

o,  es  wird  helle,  hell  vor  meinem  blick, 
und  wie  die  sonne  nach  gewittersturm, 
strahlt  aus  der  gegenwart  entladnen  wölken 
im  alten  glänze  die  Vergangenheit. 

Grillparzer  {Sappho  5,  3)  4  5,  215. 

wie  ein  gewittersturm  über  die  flur,  so  fuhr  die  Schnei- 
derin tagtäglich  über  die  armen  Schneider  her  H.  Hans- 
jakob schneeballen  v.  Bodensee  220; 

du  hast  in  einem  kämpf 
wetteifernder  geschwindigkeit  bestanden, 
Neridensohn,  wie  losgelassene 
gewitterstürm',  am  himmelsplane  brausend  .  . 
H.  V.  Kleist  {Penthenlea  4)  2,  43  E.  Schmidt, 
a)  schwaches,  stolzes,  leichtbetrognes  weib! 

fressendes  feuer  seine  schmachtenden  blicke, 
seine  küsse  zermalmung,  gewittersturm 
seine  umarmung  dir! 

Schiller  (Semele  1)  1,  330; 

mcister  Fintlein  .  .  zeigte  jene   schreckliche   ruhe,    die 
einem    gewittersturm    voranzugehen    pflegt    0.  Ludwig 
ges.  sehr.  2,  428 ;    so  und    ähnlich  sprudelte    frau  Karline 
einen  gewittersturm  von  werten  über   den  kranken   hin 
E.  Zahn  {Lentin)  schattenhalb  221;  ein  staat,  der  sich  von 
einer  bürokratie,  wie  die  unsere,  nicht  durch  einen  heil- 
samen gewittersturm  losreiszen  kann,  ist  und  bleibt  dem 
untergange  geweiht  Bismarck  (30.  6.  1850)  br.  94  Kohl, 
ß)    {Qallia .-)  früh  waren  schlachten,  früh  schon  mein  Wiegen- 
lied, 
die  alte  Rom  durchglühte  den  busen  mir, 
da  stand  ich  auf,  und  meine  thaten 
wurden,  du  sehst  es,  gewitterstürme. 
Franz  v.  Sonnenberg  {Frankr.  u.  Teutschl.) 
ged.  47; 
wankt  er,  wenn  sich  wölken  türmen 
einsam  in  gewitterstürmen, 
ohne  leiter,  ohne  stab. 
Hölderlin  (lied  der  freundschaft)  1,96  Litzm. 

das  ist  die  weltordnung,  das  ist  der  Ständeunterschied; 
wie  die  groszen  waldbäume  das  Unterholz  vor  dem  stürm, 
so  schützen  wir  die  leute,  wie  er  ist,  vor  den  bösen  ge- 
witterstürmen der  neuzeit!  Anzengruber  {pfarrer  v. 
Kirchfeld  1,  l)  6^,  10. 

2)  nur  in  Übertragungen  ist  gewitterorkan  belegt: 

(Seraph  Asphaniel)  liesz  dabinbrausen  die  dumpfen  ge- 
witterorkane  der  flügel. 
Franz  v.  Sonnenberg  das  weltende  (2)  1,  33, 
gegen  ihr  über  schrie,  gleich  dunklem  gewitter-orkane, 
Ares  hoch  von  den  zinnen  der  bürg  .  .  .    {i^sfivQ    iMiXani 

lade). 
Bürger  (Ilias  20,  51)  230ti  Bohtz. 

3)  andere  bildungen  sclieinen  auf  die  sinnliche  Verwen- 
dung beschränkt. 

a)  vor  allem,  gilt  dies  für  den  vnssenschaftlichen  ter- 
minus  der  gewitterböe,  gewitterbö :  hatten  wir  ein  ziem- 
lich starkes  gewitter  mit  heftigem  regen  und  einer  harten 
böe  aus  s.  s.  w.  annalen  der  hydrographie  2  (1882)  613; 
hier  war  auch  das  in  Vegesack  .  .  kurz  vor  der  gewitter- 
böe beobachtete  gewitter  ziemlich  stark;  in  der  böe 
kamen  wind  und  wolkenbruchartiger  regen  hier  fast  zu 
gleicher  zeit  601;  desgl.  916;  am  13.  mai  wurde  die  gegend 
zwischen  dem  Thüringer  wald  und  der  unteren  Oder  von 
einer  gewitterbö  durchzogen  Assmann  im  ,wetter'  i  (1885), 
17 ;  das  heraufkommen  ...  ist  häufig  mit  dem  auftreten 
eines  stürmischen  windes  —  der  gewitterböe  —  ver- 
bunden, welcher  grosse  staubmassen  vor  sich  hertreibt 
anleitung  {des  preusz.  meteorol.  inst.)  zur  beobachtung  der 
geioitter  er  scheinungen  s.  5;  gewitterbö  Stanzel  seemän- 
nisches tvb.  744''. 

b)  aber  auch  die  neutralste  bildung,  gewitterwind,  ist 
iti  den  beobachteten  Verwendungen  auf  die  sinnliche  be- 
deutung beschränkt,  vgl.  Campe  2,  368'';  {tempestuous  wind) 
Hilpert  2,  l,  466°.  die  belege  tveiseti  meist  den  singular- 
gebrauch auf,  der  plural  ist  nur  in  den  zwei  ältesten  be- 
zeugt: 

und  die  gewitterwinde?  sie  tragen  den  donner! 

wie  sie  rauschen !  wie  sie  die  wälder  durchrauschen  I 

und  nun  schweifen  sie. 

Klopstock  (die  Jrühlingsfeier)  öden  37 ; 
so  scholl  oft,  von  gewitterwinden  getragen,  zum  erdball 
seine  stimme  herab. 

Franz  v.  Sonnenberg  das  weitende  (1)  1,  21. 


6429 


GEWITTERSTÜRMER  -  TROPFE 


a)  in  bttondtnr  wumnig/klÜfknt  und  atuehatäielUmt 
der  vtrbindungen  ist  dit  »ubjer^funeHoH  tntwickelt:  denn 
der  gewitterwind  wühlte  schon  in  den  flammen  der 
fnokein  J.  v.  KiciiKNUOHfr  (dichter  u.  ikrt  gtaell*n  7) 
a',  66;  der  heftige  gew.  blies  an  den  felsennasen  um  steh 
her  {viel  lärmen  um  nirhta)  ♦',  176;  gmnM  öhnliek  Wll. 
IIKI.M  Waiiii.inokh  die  Hritten  in  Rom  $.4»;  die  wipfel 
dRH  berywaldos  durcbkraoht«  gewilterwind  ScilRrrRl. 
(Junipertm)  H.  47;  da«x  man  drauM«n  im  garten  dl« 
Wipfel  ruuMctton  hJlrte.  die  ein  heranslehender  gewitter- 
wind sohUttelle  P.  IIkymk  (Melusine)  II.  is  t.  M7:  in 
koboldartiger  Wildheit  raste  der  gewitterwind  sich  auf 
H.  HoiiNMV.Y  im  grünen  klee  (dit  Münde)*  U;  brause  nur 
iinnior  fort,  und  rase  durch  die  wipfel  der  sohwankenden 
piippeln,  du  stürmischer  gewitterwind  t  ich  acht«  deiner 
wut  nicht  Kaiioi.ink  Pichlkr  gUiehmmt:  der  Hurm- 
ttind  (KUritehner  187  #.  168);  ein  gewilterwind  ging  um 
das  haus,  unfreundlich  und  stossweiee  K.  Zahn  (J>nhii) 
»chtittenhalb  14t). 

/f)  andere  ity nliikt%atl%e  functionen  timd  kitr  nur  tatnig 
belegt;  ...  die  enden  der  weiten,  faltigen  mintel  in  dem 
gewittorwinde  wild  umherilatterten  J.  v.  KiciiKNDonrr 
{viel  lärmen  t<m  niehta)  «',  174:  endlich  kam  der  erste  stou 
des  gewitttTwinde«  SrirrKii   bunte  ttein«  (kaUcHtin)*  68. 

ÜEWITTKHSTÜH.MEK,  m.,  nomen  a§tnti»,  niekt  tum 
vwhergekenden .  aondtnm  n*  d*m  tferbüm  stQrmen ,  da» 
»mnat  t»  hetttg  auf  die  fnttrmddung  gtbrauekt  wird,  bei 
Jban  Paul  jedoek  auek  a%\f  die  gemttermeldung  über- 
tragen ist:  die  gewitterstange  auf  dem  pulverthurm 
schimmerte,  seine  gewitterstUrmer  erklangen  .  .  die  ge- 
wittcrstUrmer  läuteten  heftiger  {Hesperu»  A,w)  to,  tt; 
gewitterstUrmer  und  glockengeläute  {biogr.  bei.  l)  17.  S5: 
die  täglich  wiederkommende  Stockung  seines  herz-  and 
pulssohlages  schien  ihm  jenes  stillestehen  und  ver 
stummen  des  gewitterstUrmers  in  der  brüst  lo  sein,  das 
ein  nahes  ausdonnern  und  zerrinnen  der  gewitterwolke 
des  lebens  ansagt  {Siebenkäs  i.  9)  18.  89. 

GEWITTKRSTIIRZ.  a.  gewittergusz. 

GEWITTEHSY.MPHONIK./..  die  gewittersymphonic  mit 
dein  bald  einfallenden  rhor  der  pricsterinnen  {in  (Uueks 
Iphigenia  in  Tauria),  unter  anfUhrung  der  Iphigenia,  ist 
ganz  in  einem  gusz.  originell,  pittoresk,  besonders  in 
dem  KUg  der  wölken  .  .  .  Hkinkr  {Hildegard  i)»,S. 

GEWiTTKKT,  partieipiaUs  at{feetiv  tu  wittern: 

t)  vgl.  gewittersch. 

«)  vgl.  gewittern  »p.  6480/1. 

GEWITTEHTAG.  m..  meist  im  plural  beobaekift! 

1)  man  bemerkte  .  .  seit  dem  tage,  an  welchem  der 
blitz  in  ihr  zimmer  geschlagen  .  .  dasz  sie  an  gewitter- 
tagen  oder  auch  nur  an  solchen,  wo  gewitter  drohten. 
.  .  .  ganz  besonders  lebhaft  sei  Stiptrr  stud.  (Abdias) 
s.  260;  man  liest,  es  seien  z.  b.  in  Magdeburg  im  jähre 
I8»i  81  gewittertage...  gezählt  worrlen  R.  Arrmann  die 
geicitier  in  MitteUetitaehland  a.  51 ;  desgl.  48;  nebel  sind 
nicht  häuflg . . .  gewittertage  sählt  man  in  Krakau  SS.  4 
ttachr.  d.  Otatr.  ge».  f.  m«t»arol.  8.  881 ;  das  gtsieke  Pro* 
haska  bemerk,  über  gew.  Sl ;  «s  stellt  sich  heraus,  dasx 
die  temperatar  an  gewittertagen  fast  immer  schneller 
nach  oben  hin  abnimmt  als  sonst  L.  Sohnckk  ursprttng 
der  geiritterelektrieität  ».  8  u.  a..  vgl.  aurk  gewitterxeit. 

8)  in  allerjüngster  zeit  sind  zumilig  zwei  lustfahrten 
an  einem  und  demselben  gewittertage  ausgeführt  worden 
SOIINCKF.  a.  68. 

GEWITTERTIER,  .♦.  gewiltergeisa. 

GEWITTERTON,  m.,  vgl.  donnerton  tkeü  S,  »p.  186«. 

sie  senfkte:  Unschuld  —  ach  wi«  klang 
diss  wort  so  lieblich,  wpnn  in  mittem&cht'fcr  Munde 
an  meinem  haupt'  es  mir  mein  vngt)  sanf. 
Jetst  rauscht's  wie  ein  gewitterton  TorQber. 
sie  rief's. 

GoBTiiE  triumph  der  (i<s/^<i  8  (jtil>.-«uag.  t,  Itft). 

vgl.  oben  gcwitterstintmc. 

GEWITTERTRÄCHTIG  —  -TRAGEND.  •.  gewittei^ 
seil  wftnffcr 

GEWITTERTROPFE,  m..  dieselbe  thr&ne  hingt  wie 
thau  an  der  freude,  wie  gewittertropfe  am  schmerze. 
wie  giftschweisztropfe  am  zorn.  wie  Weihwasser  an  der 
bcwunderung  Jf.an  Paul  {wn-aekuU  der  aeatkeükt,  90) 41,  IM 
i;^.  at*eh  gewittergusz. 


OEWITTERTBUNKEN  -  WINTERNACHT  «430 

GEWITTERTHÜNKKN,  paHie. 
dflA  liniisilto  da  ^^H 


ein  Wanderer  aar 


(ß.  4.)  mpm§§  #*<Nf>*  «M^' 


A.  MsiMtJMuMTnMMsnm^  §»d.  (IMft)  tM. 

OEWITTERUNti./.  tantitrim  /Wm  m  wttlwnt  (fc  dL) 
und  in    den 
auek  gewitter  {ß. 

1)  ta»  neuirmUik . 
seind  die«  dl«  anbesUadif»  fMriilwvaf  Am  wiUlmk,  «M- 
windige  oonstitutlon.  QberhlufBge  regm  Ann.  n  &  Claka 
msreks   Wisnm  (l«90)  u. 

femer  T«|lidMB.  wann  fOUUeMn  «ttlM  mA  «taifB 
gewilteroag  odar  msnwttar  ^nfnlteo  sotHe,  dau  aus 
solchen  snflUliiM fnrltUraafirfall  sie  dl«  sUad  zusammen 
sorackan  mflgen  and  maeht  haben  soUeii  im^ftimtklu»» 

imr  9kMWkmg\r    barrtmaeker   U«&)  bet  ScHStOLLSlI  tU. 

OBWITTBRVEKäüCH.  wl.  vgl  sammlnifsa  tweeMs 
dener  elektrisehar  TtmelM  bei  gewittan  M^mmlffi  «*. 
Leipeig  1758;  vgL  dl«  doreb  Franklin  veraalasttaa,  so  f»* 
nannten  gewitlerrersaelMfabflvsB  m  den  interessantesten 
«Kperiroenten.  mit  dwNBi  ileb  Ungars  seit  alle  phystker 
dar  altan  und  imomi  wait  besehlftigt  haben  J.  Tirrz 
esfiaimmgim  UHamUtiUi»  ».  is. 

GEWITTERVERTEILER.  «..  tgl.  di»  mimäarHiek»  M- 
düng  in:  gewittenrerdäler.  breitkriaapifsr  bat  Airrat«- 
Hl  KT II  pßllTiaekes  idiotik.  58. 

GKWrrTKKVoriKL.  m  .  mU  mtm  ttnekiedenen  htdeu 
tungen.Je  natkdem  dit  naturtt»haekhta§  {»aUuAikmL  bmAw- 
rologiä)  oder  die  lyOefsfiscAs  dmttmm§  dta»  uumMmg  fa*. 

1)  der  gewittenrogel.  »naitiitna.  mrfumta.  emrUm.  dbst- 
scher  brachrogel.  eorlin%t  J.  8.  Hai.i.b  naturgetek.  d. 
tkiere  8  (1760).  50  A ;  feldmäher.  regenvogel.  gewittenrogel .  . 
welcher  daher  so  genannt  wird,  weil  man  glaubet,  er 
lasse  sich  viel  hOher  hftren.  wenn  ein  ungewitter  kommen 
wolle  JABLonaKi  (17C7)  i,  «46^  (fektt  ftn):  gewitterrogal. 
l'oiteau  de  tempUt,  pihrml^  braehvogal  Schwam  i.  Ma^: 
petrtl  ar  »torm-bied.  HiLPBRT  t,  I.  4M*:  «es<efMX  aignaHa 
Nr.MNicii  198:  r^.  «smA  Popowitsch  14S;  egl.  brach- 
voüd  tkeil  8.  »p.  wr/. 

81  zu  den  gewitterrfigeln  gehArt  der  storch,  da  s«in 
scharfer  roter  schnabel  als  bHts  aufgefasst  wurde,  ein 
blitzTOgel  ist  femer  der  spcoht  .  .  der  berühmteste  ge- 
wittenrogel in  Deutschland  aber  warde  der  . .  bahn  E.  H. 
Mkybr  germ  mytkol.  MO.  tgt.  auek  iii,  als  roter  oder 
sohwamr  bahn,  ein  dem  Donar  gehfirtger  gewtttenrogai 
A.  WtrrrRR  d,  dtaek.  tttkeaifrgtumh  *  it«:  ilaam  wgL  am» 
der  antiken  ■uraa/ipst  d«n  adlar  ala  dnnaertPial  Aaüt. 

»p    1S56. 

GKWITTERVOLL.  a^j. .  ein  ge  wittervoller  bianaiel 
Ca  M  PK  8.  868^:  fft,  donnerroU  tkeü  s.  sp.  tssa. 

(i KW  ITTER VORGANG.  ».  gewittererscheinai« 

(iEWITTKRWAGE,  ».  g«wittenDaM>hine. 

GEWITTERWAND./ 

1)  als  ich  auf  diese  stelle  kam.  stand  hinter  mir  «ine 
schwane  gewittarwaad.  Ober  walobar  dl«  aaaaa  strahlMld 
thronte  (der  I>taUm»m)  mtrftmU.  /.  (ftkiUkk  Imar  n. JMsy. 
a.  1950:  das  gewitter  .  .  .  stand  als  donkl«  maoer  an  dem 
himmel.  nach  einer  weile  entstanden  auf  4er  gleict 
mäszigen  dunkelfarbigen  gewitterwand  weisse  laufende 
nebel  bTirrsR  bunt»  »km»  (hUkstrim)  *  «7. 

8)  mit  einer  miene.  dl«  «o  tastar  war.  wi«  ein«  acbwa«*« 
gewitterwand  Spiri.haorm  probirmtat,  maitirm  8**.  514: 
hinler  diesem  kleinen,  Targnfiglichen  wirrsal  stand  ihr 
«igen««  gifiek  boob  md  dmhend  wie  eine  gewittenraad 

H.  St^DBRMAJIM  da»  koke  hed  (2.  141  MS 

GEWITTER  WARM  ».  gewilten«chwül. 

6KWITTKHWASSER.  *.  gewittcrgusa 

GEWITTER  WENDE.  /.  vgL:  ieb  bin  (ibr  demOthiger 
Robinson  Kruso«  auf  der  wIMaai  laaal  t«rad«  unter  de.- 
gewitterwende)  so  äbel  aolgeriiual. .  .  .  dass  leb  so  pUMz- 
lich  scbljeaae  Hrrdrr  am  Karvtine  Ptaekstamd  (1770)  l.  VH, 

GEWITTER  WIND,  ».  gewilterstarm. 

GEWITTKRWINTKRNACHT.  /..  tgl  den  tag  nach  der 
gewitterwintemacht  hatte  er  dem  alten  bauherm  seine 
ganze  innat«  geschiehte  mitgeteilt  0.  Loowio  (s 
t)  1,  aa»  Sttm. 


6431 


GEWITTERWOLKE 


GEWITTERWOLKE 


6432 


GEWITTERWOLKE,  /.,  eine  der  beliebtesten  unter  den 
Zusammensetzungen  mit  gewitter.  ihre  bildungsweise  hat 
sie  mit  bedeutungsverwandten  compositis  gemein,  die 
zum  theil  früher  beobachtet  sind :  dasz  noch  eine  oder  die 
andere  donnerwolke  übrig  geblieben  J.  G.  Posern  vom 
Camburgischen  donnerwetter  (l70l)  ziveites  gespräch  D  2  ; 
vgl.  auch  donnerwolke  theil  2,  sp.  1257;  vgl.  die  wetter- 
ableiter  führen  aus  den  Wetterwolken  die  electrische 
materie  ab  J.  Lutz  vom  blitze  (1784)  s.  6.  die  ersten  Zeug- 
nisse für  unsere  bildung  bietet  3.  F.  Hartmann  anmerk. 
über  gewifterelectricität  (1764):  wenn  die  entladung  einer 
gewitterwolke  gäh  und  stark  erfolget  s.  27,  desgl.  (s.  u.) 
s.  2.  9;  dazu  vgl.:  gewitterwolke,  eine  mit  schwefel- 
dünsten oder  elektrischer  materie  angefüllte  wölke,  welche 
unter  gewissen  umständen  sich  in  blitz  und  donner  auflöset, 
ein  gewitter,  eine  Wetterwolke,  donnerwolke  Adelung 
2,668;  ebenso  Campe  2,368'';  la  nue  orageuse.  Schwan 
1,  748'';  thunder-cloud.  Hilpert  2,  l,  466";  gewitterwolken 
sind  solche,  welche  eine  elektrische  entladung  enthalten, 
ohne  diese  gerade  sichtbar  zu  entladen  St.  Behlen  3,  440; 
gew.  wölke,  dunkle,  oft  den  himmel  ganz  bedeckende 
nimbus-wolke  Stenzbl  seemänn.  wb.  147*'.  we?in  im  ge- 
brauche auch  die  sinnliche  bedeutung  durchaus  überioiegt, 
so  sind  doch  auch  Übertragungen  nicht  selten,  eines  be- 
sonderen augenmerks  bedarf  udedertim  das  verhältnisz 
zwischen  singular-  und  phiralgebrauch. 

l)  die  sinnliche  bedeutung. 

a)  unter  den  verbindimgen  mit  nominibus  tritt  die  bei- 
Ordnung  an  andere  Substantive  ganz  zurück:  zwar  wird 
man  an  groszen  regen-  und  gewitterwolken  auch  nicht 
selten  wahrnehmen,  dasz  .  .  .  Ph.  P.  Guden  v.  d.  Sicher- 
heit leider  d.  donnerstralen  (1774)  7. 

a)  um  so  häufiger  ist  die  Unterordnung  unseres  Substan- 
tivs unter  ein  anderes  zu  belegen: 

i))  da  eine  eiserne  stange  durch  die  electrische  kraft 
der  gewitterwolken  magnetisch  wird  J.  F.  Hartmann 
anm.  üb.  gewiiterelektr.  2.;  diese  beobachtung  in  ansehung 
der  unterschiedenen  elektricitat  der  gewitterwolken  .  .  . 
{on  the  different  electricity  of  the  clouds)  Krünitz  übers, 
v.  Priestley  gesch.  d.  elektricitat  (1772)  210 ;  sehr  interessant 
ist  Franklins  vierter  brief,  weil  er  in  demselben  nicht  nur 
die  elektrische  natur  der  gewitterwolken  behauptet,  son- 
dern dieselbe  auch  umständlich  zu  erklären  versucht 
J.  Tietz  erfindung  des  blitzableiters  s.  6;  die  elektrizität 
einer  gew.-w.  Klimpert  «.39  u.;  wasserreichthum  einer 
gewitterwolke  A.  v.  Baumgartner  *.  15;  der  äussern  er- 
sch einungen  der  gewitterwolken  Krünitz  übers,  v.  Priest- 
ley 214  {of  thunder  clouds);  das  aussehen  der  gewitter- 
wolken {s.  u.)  Sohncke  27;  zu  den  äuszeren  kennzeichen 
der  gewitterwolken  gehört  zunächst  ein  eigenthümliches 
gähren,  eine  bewegung,  welche  der  englische  meteorologe 
Forster  mit  derjenigen  vergleicht  .  .  an  der  Oberfläche 
eines  von  maden  wimmelnden  käses  R.  Klimpert  ent- 
stehung  der  gewitter  s.  99;  der  dichter  denkt  sich  gott 
in  das  dunkel  der  gewitterwolke  Jung-Stilling  3,581 
Grollm/mn. 

2))  wer  weisz  ob  .  .  (nicht)  .  .  der  zug  einer  gewitter- 
wolke ganze  länder  abschwefeln  wird,  wie  wir  jetzt  die 
raupen  Lichtenberg  (an  Reimarus  1794)  verm.  sehr. 
8,  198;  und  stelle  sich  an  der  seite  hin,  die  von  dem  zug 
der  gewitterwolken  abstehet  J.  N.  Tetens65;  bei  jeder 
annäherung  einer  gewitterwolke  Krünitz  übers,  v.  Priest- 
ley 216  (upon  every  approach  of  a  thunder  cloud);  an- 
kunft  einer  gewitterwolke  Reimarus  201;  entladung  einer 
gew.  8.  0.;  bei  der  bildung  von  gewitterwolken  A.  v. 
Baumgartner  *.  13;  den  Vorgang  bei  der  Verdichtung 
von  gew.  *.  11. 

ß)  bei  der  Verbindung  mit  attributiven  adjectiven  stimmt 
das  compositum  in  einigen  richtungen  mit  dem  grund- 
wort  überein.  so  in  bezug  auf  die  quantitative  Steigerung 
und  ebenso  in  dem,  was  läge  und  bewegung  betrifft,  in 
anderen  geht  es  seine  eigenen  wege,  es  bevorzugt  die  heraus- 
arbeitung des  malerischen  eindrucks  (färbe)  und  der  Wir- 
kungen (akustik). 

1))  wenn  eine  groosse  und  stark  geladene  gewitterwolke 
ire  ganze  kraft  zugleich  auf  eine  stelle  ausschüttete 
Reimarus  92  dazu:  einzelne  kleine  gewitterwolken  zogen 
am    heitern    himmel    herüber    Eckermann    gespr.    mit 


Goethe  (l822)  bei  Biedermann  5,  51;  der  lokomotivführer 
des  Zuges  .  .  hatte  .  .  von  Blankenese  an  die  schweren 
gewitterwolken  im  nordosten  gesehen  annalen  d.  hydro- 
graphie  2,  607,  desgl.  s.  611;  näherte  sich  eine  tief 
gehende  gewitterwolke  Reimarus  118;  in  einer  vorüber- 
gehenden gewitterwolke  5;  jeder  kennt  von  schwülen 
Sommerabenden  her  das  aussehn  entfernter  gewitter- 
wolken L.  Sohncke  Ursprung  der  gewitter  -  elektricitat 
s.  27  u.  a.:  dazu  vgl.  an  seitwärts  stehenden  gewitter- 
wolken Reimarus  s.  245. 

2))  während  dieser  erzählung  .  .  .  hatte  sich  am  öst- 
lichen himmel  eine  schwarze  gewitterwolke  heraufge- 
zogen, die  in  schauerlicher  stille  unserm  Scheitelpunkt 
immer  näher  kam  Wieland  (Agathodämon  5,  6)  32,  283; 
weil  schwarze  gewitterwolken  sich  zusammenzogen 
Matthisson  erinnerungen  (fragm.)  3  (1812),  123;  die  abend- 
sonne  warf  unter  der  schwarzen  gewitterwolke  einen 
dunkelroten  glänz  über  die  ganze  gegend  J.  v.  Eichen- 
DORFF  (dichter  u.  ihre  gesellen  7)  2^,  54;  aus  der  düstersten 
gewitterwolke  Göthe  br.  35,  202;  als  der  kaiser  im  be- 
griff war,  das  mittagsmahl  einzunehmen,  rauschte  plötz- 
lich eine  dunkle  gewitterwolke  in  den  Speisesaal  über 
die  tafel  hin  J.  F.  Köhler  Dr.  Joh.  Faust  (1791)  121; 
es  war  ein  schwüler  nachmittag  im  mai.  über  den 
Wäldern  hingen  dunkle  gewitterwolken  G.  Freytag  (soll 
u.  haben 5,  3);  nachdem  die  grosze  dunkle  gewitterwolke 
die  gröszere  hälfte  des  himmels  bedeckte  Klimpert 
entstehung  der  geivitter  91. 

3))  von  jener  höhe  wirft  kein  Zeus  mehr  seinen  blitz 

aus  einer  rollenden  gewitterwolke 
herab  auf  seinen  eignen  sitz. 

TiEDGE  (casa  tonda)  2^,148; 

,kobold  schieszen'  für  purzelbaum  schieszen;  das  deutet 
auf  die  sich  drehenden  und  polternden  gewitterwolken 
A.  WuTTKE  d.  dtsch.  Volksaberglaube  (il)^,  U. 

4))  eine  regnende  gewitterwolke  Reimarus  4;  eine  mit 
positiver  elektrizität  geladene  gewitterwolke  Klimpert 
s.  131;  elektrische  gewitterwolke  117. 

b)  die  Verbindung  mit  verbis  bevorzugt  auch  hier  die 
subjectfunction  vgl.  gewitter  sp.  6394^. 

a)  bei  der  subjectfunction  überwiegen  sinnkräftige  verba. 

x))  gegen:  wenn  gewitterwolken  in  der  luft  sind  Tetens 
21;  vgl.:  dasz  die  gewitterwolken  nicht  so  hoch  in 
der  luft  schwimmen,  als  es  wohl  scheint  Pn.  P.  Guden 
87;  (über  uns  schwebt)  Reimarus  4;  sobald  eine  ge- 
witterwolke ihnen  sich  nähert  Guden  34  u.  oft.;  desgl. 
Reimarus  1I8  (s.  0.);  je  näher  die  gew  . . .  en  herauf  ge- 
kommen Guden  54;  woher  die  gew.  kommt  Tetens  18; 
ganz  ähnl.  Reimarus  236;  einem  starken,  herrschenden 
wind  kann  eine  gewitterwolke  so  wenig  entgegen  ziehen, 
als  eine  pflaumfeder  Lichtenberg  (einige  gemeine  irr- 
thümer)  verm.  sehr.  6,  456;  es  können  sich  auch  zu  gleicher 
zeit  mehrere  gewitterwolken  samlen  und  nach  einem  ort 
hinziehen  Reimarus  33;  als  eine  gewitterwolke  über  das 
zenith  dieser  stange  hinzog  Klimpert  *.  39;  vgl.  (s.  0.) 
gewitterwolken  ziehen  Egkermann  bei  Biedermann  6,  61; 
—  ziehen  sich  zusammen  Matthisson  3,  123;  die  — e 
zieht  herauf  Wieland  32,  283;  obendrein  zogen  von  allen 
Seiten  am  himmel  gew — en  auf  0.  Ludwig  (Heiterethei) 
2,  100;  nach  der  seite  zu,  wo  die  gew— e  hergezogen  ist 
Tetens  10;  dasz  eine  gew — e  .  .  .  über  sie  herziehen 
könnte  18;  gewitterwolken,  die  über  diese  ableiter  in  . . . 
grosser  entfernung  .  .  .  vorüberzogen  L.  v.  Unterberger 
über  die  wirk.  d.  electr.  5;  und  die  — e  langsam  fortzog 
Krünitz  übers,  v.  Priestley  216  (progresz  of  the  thunder 
cloud) ;  dasz  einige  gewitterwolken  über  dem  horizonte 
aufstiegen  (sowie  storm.y  clouds  rising  above  the  horizon.) ; 
es  thürmten  sich  gegen  abend  gewitterwolken  auf,  und 
ein  heftiger  platzregen  durchnäszte  ihn  bis  auf  die  haut 
MusÄus  Volksmärchen  (stumme  liebe)  4,  59;  nichts  ist  zu 
sehen  als  der  Wasserspiegel  und  das  blau  und  grau 
schattirte  himmelsgezelt,  auf  dem  sich  einzelne  gewitter- 
wolken, von  lichten  punkten  umgeben,  hingelagert  haben 
Gh.  Sealsfield  (der  virey.  einleit.)  4,  7;  die  gew — en 
hängen  G.  Freytag  5,  197;  wenn  gewitterwolken  sich  in 
den  dichtbestandenen  waldbergen  und  an  den  zackigen 
felsen  verfangen  haben,  so  finden  sie  keinen  ausweg 
mehr,    sie  wogen   hin,    sie   wogen   her,    zerreiszen  und 


6433 


GEWITTERWOLKE 


GEWITTERWOLKE 


6484 


■»mmeln  iloh  wieder.  ••  blitsl  und  donnert,  ee  elHiint 
and  hagelt,  bii  alles  lioh  entladen  bat  B.  Aububach 
Landelin  v.  Reuttrahif/en  {eap.  61)  178. 

>))  die  gewitterwolke,  die  uniem  natürliohen  antheil 
von  elektricitäl  zurUokdrUokt ,  tchligt  dooh  wirklich 
■ohon  ein  J.  Cii.  LicinKNiiiHfl  br.  s,  ISI  Ltilam.-Sehüdd.; 
da  also  die  gowittur  wölke  in  den  thurm  nicht  mehr  ein- 
schlagen kann  Pii.  I'.  (itihKN  «7S:  in  di«e«m  Ml|«nbltoka 
flammte  ein  heftiger  blitz,  mit  dem  sieh  dl«  ftwitttr 
wölke  völlig  entlud  Bonavrntuha  nadttmttkm  (t)  1* 
Michel;  entladet  sich  also  eine  gew— •  auf  loo  mthen 
GiiuKN  \tA;  die  gew— e  orgoas  sich  in  regen  RKiMAnus 
857;  —  schüttet  ihre  kraft  aus»;  eine  gewitterwolke 
qualmt  und  quirlt  glühend  weiss  dort  vorüber  J.  Mosrn 
(ttud.  f.  kunat  d.  malerti:  Jiembrandt)  ».  9t ;  —  rauscht 
j.  F.  Köiii.KR  Fttiut  iit;  das«  gewitterwolken  nur  in  der 
mitte  hagol  herabsenden,  am  rande  aber  regen  t.  Baum- 

OAHTNRR   t.  t>. 

8))  es  befinden  sich  diesem  zufolge  die  gewitterwolken 
gemeiniglich,  in  Tergleicliun^  mit  unserer  erde,  in  einem 
negativen  zustande  von  elektrizit&t  Franklin  (an  CoUin- 
«m  1758)  tibn-9.  V.  Wenatl  l,  18A  {thunder-eloud»);  wenn 
eine  gewitterwolke  im  ausbUden  begriffen  ist  Dri.ur 
neue  ideen  über  mtt»«r«totie  t.to»;  fangen  sich  gew— en 
zu  bilden  an  Qrhlrr  phyrikal.  v6.  «,  1688;  gewitter- 
wolken zeichnen  sich  schon  durch  ein  so  eigentbUm- 
liohes  Kussere  vor  gewöhnlichem  gowölke  aas,  das«  sie 
Jodermann  leicht  als  solche  erkennt,  ihre  dunkle, 
gelbliche  oder  ancligraue,  häufig  sogar  völlig  schwarze 
färbe,  ihr  aufgodtinsenes  zerzaustes  wesen  sind  auf- 
fallend genug  .  .  ihre  ausbildung  erfolgt  rascher  als 
die  anderer  wölken;  sie  unterliegen  fortwährend  Ver- 
änderungen an  grosse,  form  und  dichte  und  8chwet>en 
in  der  regel  tief,  eine  gewitterwolke  ist  nur  auf  einen 
verhältnissmässig  kleinen  platz  am  himmel  beschränkt, 
and  wenn  auch  das  ganze  firmament  bei  einem  gewitter 
überwölkt  ist,  so  unterscheidet  man  doch  leicht  den 
speciellen  ort,  wo  die  gewaltige  macht  ihren  sitz  auf- 
geschlagen hat  A.  v.   Baumuartnrr  üUr  gtwiUer  ».  9. 

ß)  ganM  eingeschränkt  erteheint  dem  gegenüber  wieder 
die  objectfunetion :  eine  gewitterwolke  doroh  eine 
in  diselbe  geschossene  kpgel  .  .  .  entladen  zu  wollen 
ReiMARUS  88;  ein  sonst  von  aberglauben  begünstigtes 
mittel  .  .  .  war  das  lauten  mit  glocken  .  .  .  um  die  ge- 
witterwolke zu  zerstreuen  Gkhi.er  phytikaU  w6.  «,  lfi«7; 
die  abloitungen,  besonders  mit  hoben  stangen,  würden 
die  gewitterwolke  herbei  zihen  Rbimaru8  897;  da  ftkhrte 
plötzlich  der  Sturmwind  hoch  oben  in  den  lüften  die 
gewitterwolke  wie  ein  nächtliches  schreckbild  herüber 
Bonavkntuha  nacA^irarAen  (8)  18  Michel;  wenn  wir  eine 
gew — e  ankommen  sehen  Reimarub  ft;  er  hatte  gew— en 
gesehen  annalen  der  hydr.  s,  607  u.  ». 

e)  die  präpo^itionalverbindungen  bevortttgen  den  eingu- 
largebraueh;  unmittelbar  mit  dem  verbum  iet  du»  »übet, 
selten  verbunden :  als  der  drache  {Franklins)  der  gewitter 
wölke  nahe  kam,  saugte  er  die  gewittermaterie  ein 
Jacodsson  6,  67a*. 

a)  man  verdankt  diesem  unermüdeten  forscher  {Kirtk- 
hof)  die  erfindung  einer  Vorrichtung,  die  den  sats  der 
anziehenden  kraft  der  erde  gegen  die  gewitterwolke  sinn- 
lich beweist  MATTHissoN  erinner.  6  {vüterl.  bes%uM)  1 
(1810)801;  vgl.  (deute  auf  die  gew— e)  Wuttre  '  M; 

morgenluft,  so  r«in  und  kOhl, 
labsal,  thauend  allem  volke, 
wirst  du  dich  am  at>«nd  tcItwQl 
thflrmen  zur  ^witterwolke? 

Umland  (morgen»)  1,  47S  JE.  Sckmttdt. 

ß)  aber  selbst  wenn  tropfbares  wasser  bei  einem  ge- 
witter herabfällt,  steht  seine  temperatur  tief  unter  jener, 
die  nach  dem  normalen  gesetze  der  wärmeabnahme  von 
unten  nach  oben  in  der  gewitterwolke  statIHnden  müsste 
A.  V.  Baumoahtnkr  über  gewitter  s.  4;  die  raschheit, 
mit  der  die  elektricitäl  in  der  gew— e  sich  entwickelt 
9.  18;  die  schnelle  spannungszunahme  in  gewitterwolken 
Assmann  s.zi;  unter  der  gew — e  Eiciirndorpf  >',  m 
(».  o.);  gott  selbst  rechtfertigt  sie  vor  ihren  feinden,  und 
(in  der  prophetischen  spräche  aus  Elias  leben,  zumal  da 
das  schreckliche  ungewitter  die  Ursache  ihres  tode«  war). 


er  nahm  sie  empor  auf  der  gewitterwolk«  Herden  (UA- 
PAN  A0A)  9  m. 

y)  der  wattersirahl  aua  einer  gewitterwolke  Hartman  M 
#.  M:  4is  §teiBk»  vmrbimättmg  (ß.  •.)  OAthb  *r.  ».i8t; 
TiEOOK  a*.  u§:  lmn«r  flBekUeli.  wenn  tto  {ikmrä*)  too 
taulropfen  sieh  nähr«.  od«r  voa  frsritlanrolkea  HALORn 
i.iN  {Hyperion  8,  4)  8,  ttO  LUmmmi  so  gewahrt  man  da 
selbet  dooh  «iiMO  von  im  f  w™«  amitheiMiMi  kJÜt«o 

Wiod  A.  V.  BAOMOAltniMI  «. «. 

q)  vergUicAe; 

m)  er  verdient  also  den  baas  . . .  Tbeophron.  di«  f»- 
witterwotke  indessen  verdient«  ihn  nieht.  mit  der  ei« 
ihn  eben  verglichen  haben  Herder  (foM)  M.  418:  oft  iat 
gleichsam  alles  episode,  M  TWMunmeln  sich  gewitter- 
wolken aus  allen  enden  d«i  himmels,  bis  plAttUcb  dar 
schlaf  «rfolft  Herder  (ßhaimfmre  l.  i  emhemw/)  b.  Üb; 

das  eben  lal  dar  Haha  nakvaaeM. 
daes  ata  veredelt.  wM  Ihr  haaeh  berthit, 
tftr  Mnn«  ibaUea,  dasea  geMnvr  ttralil 
(•witurwolkra  seihet  fai  jm4  t«r»aA<l«lt 

URiiXfAazea  Oltßpbat.Si; 

im  hintergninde  starrte  die  riaaantaatalt  daa  Brokans, 
gleich  einer  schwartaan  ni«htU«b«i  fawitUrwolka  i.  v. 
EiciiF.NhohKP  (tafaMdkar  UM)  ii.  lU  JCaaaft  u.  8mm: 
diese  runzel.  die  glaieh  «iaar  faw— «  aidi  lytoab—  dt« 
brauen  hingelagert  C.  SRAi.ai'iRi.D  [der  wiswf.  «uf.  9b) 
6,  4«;  und  wenn  er  ja  einmal  in  aeinem  alitl«!  kamiar 
und  heimlichen  miszmuth  lächelte,  so  war  aa,  ala  fiele 
ein  abendstrahl  in  eine  gewitterwolke,  die  davon  nor 
desto  schwäner  erscheint  H.  König  die  kttMietsit  im 
Mains  (4,  It)  8,  8«. 


fl)  »Uab  aaTqula 

und,  wi«  der  eUts 

H.  V.  Kleibt  (AaaasOaa  t)  t,  H  r 

das  alte,  flnstara  s«hkws  Im  hintergnind  mit  seinen 
dichtgesehloaaanen  Jaloaalaen  stand  wie  eine  gewitter- 
wolke über  einem  freandlichen  nebengebäude  J.t.Eicbbii- 
noRFF  {dichter  u.  ihre  gesetlen  s)  8*,  18;  sog  von  afidan  bar 
eine  scliwere.  donkle  wölke  (ktmetktwktn)  beraaf  wie  eine 
gewitterwolke  G.  Prrnseen  AAir  Ifaer« /aAr<  (lA)  laa; 
wie  dunkle,  schwere  gewitterwolken  wälzen  sich 
bilder  anfänglich  an  seinem  {des  tntbe»)  aoge  v< 
J.  GorTiiEt.K  {Uli  der  päektsr  W)  «.  8W  FeMar; 
aug  braunen  sollen  Qbar  Midi  h8rtiE«|8a  wl«  f»- 
Witter- wölken  Schiller  (rfwfar.  ae>anaj>ief  t.  8)  t.  TT; 
und  in  der  ecke  des  wagens  sass  noch  ein  junges  fräa- 
lein  von  Buttler.  von  der  ich  den  tag  über  nieht  viel 
gesehen  hatte,  weil  ihr  gesiebt  von  einem  dreifodrigen 
lockenpaar  wie  von  swei  gewitterwolken  bedeckt  war 
WiLii.  Ghimm  an  Meusebath  bei  Wemdeter  |04:  beaonders 
das  nachtgespräch  mit  der  nattar.  da  entladet  er  sich, 
wie  eine  schwere  gewitterwolke  Jon.  Hei  NR.  Voss  («n 
Jean  Paul  1818)  bri^.  1.  «8;  nnaora  hcohklopfasdlaa 
herzen  arbeiteten  wi«  g«witt«rwolk«l  ThOmmbl  (raiae») 
5, 176;  jetzt  wofta  swiaebao  b«id«B  klflipfani  dar  all«!!, 
wie  zwei  Sturmwinde  einander  hefefnan.  wl«  svrai  pr 
Witterwolken,  ihre  blitM  einander  zusendend ,  steh 
treffen  .  .  H.  v.  Kleist  (der  nmitoMi»/^  8. 4iolP. 

wie  sick  antgegen  twei  gewittarwelkaa  wettsra, 
mit  bUts  «ad  gageahiits  etoaader  t«  isrsthisMem 
so  elaadsn  lelsi  vom  kaanf  Ae  beMen  ah 
W.  KOanmr 


b)  flisi'ftf  mifsw. 

a)  sie  sind  nicht  der  schlagende  donner  dar  od«;  «on- 
dem  von  fem  her  dumpf  murmelnde  gewittervolkta  — 
aber  doch  nicht  elegien  Hrrdrr  [üb.  d.  neu.  dtsch,  UU,) 
1.  481:  aber  in  dieser  aus  schmen  und  wonne  zusammen- 
gemischten wehmutb.  die  bald  kraftlos  gegen  die  tiefen 
gewitterwolken  der  leiden,  wie  gegen  di«  phrsi*ch«n. 
kein  mittel  auf  dem  lebenawac«  k«nnt  als  .  .  .  Jran  Paul 
ijubeisenior)  SO,  197 ;  PhtlolMH,  El«  haben  die  Witterung 
nicht  gaiu  wahr  gelobet:  dl«  ahfMVfnetan  spinoristiachan 
gewitterwolken  haben  uns  eine  kälte  venusäebl,  dl«  omo 
nach  ihrem  gleichnisz  nicht  vermuthen  sollt«  Herder 
(^0  16.481;  höchst  merkwürdig  preisen  wir  die  voll 
kommen  poetische  gewitterwolke,  die  den  retler  heran- 
bringt GöTiiK  6r.  3&,808:  die  lehrer  sprachen  viel  von 
den  sonderbaren  gewitterwolken  am  weatUchen  politischen 


6435 


GEWITTERWONNE  -  -ZEIT 


himmel,  die  gerade  damals  heraufzusteigen  begannen 
Immermann  {der  neue  Pygmalion)  8.  29  Hempel;  man 
denke  sich  hundert  menschen  in  eine  enge  dorfwirts- 
itube  zusammengepreszt,  die  scheitel  in  die  schweren 
gewitterwolken  aus  lampen-  und  tabaksrauch  und  dem 
ungstschweisz  nasser  kleidungsstücke  getaucht  0.  Lud- 
wig (Heiterethei)  2,  15. 

ß)  in  Viktor  stieg  über  diese  unerklärliche  entweichung 
eines  treuen  glücklichen  dieners,  wenn  nicht  eine  ge- 
witterwolke,  doch  ein  nebel  auf  Jean  Paul  (Hesperus  4,  ii 
nachtr.)  10,  163;  wir  können  uns  glück  wünschen,  dasz  die 
schweren  gewitterwolken  dieszmal  noch  so  ziemlich 
gnädig  über  uns  hingegangen  sind  Göthe  {an  Reichard 
20.  7.  1809)  briefe  21,  4;  noch  war  nicht  erschienen,  auf 
wessen  haupt  die  verderbliche  gewitterwolke  (Napoleons 
heer)  ihre  schwarze  last  von  unheil  entladen  würde 
E.  M.  Arndt  geist  der  zeit  (1813)  3,  45;  desgl.  (gew — en, 
die  .  .  über  unsern  köpfen  hingen  hoffnungsrede  v.  jähre 
1810)  Schriften  f.  d.  deutschen  4,  3 ;  als  sie  {die  zeitung) 
nun  . . .  anfang  november  zur  schärfsten  beurtheilung  der 
Manteuffelschen  politik  überging,  da  zogen  sich  die  ge- 
witterwolken über  ihrem  haupte  immer  drohender  zu- 
sammen R.  Hayne  aus  meinem  leben  208. 

y)  herr  Charon  sass  in  seinem  kahn, 

wo  er  ein  pfeifchen  schmauchte,  — 
das  .  .  gewitterwolken  von  sich  hauchte. 

Pfeffel  poet.  versuche  10,  145; 

ich  sah,  dasz  meines  herrn  gesicht  sich  bei  diesen  Worten 
etwas  verzuckte  und  gewitterwolken  sammelte  und  sagte 
in  mir:  dummer  teufel,  wie  bist  du  drein  getölpeltl 
E.  M.  Arndt  Wanderungen  u.  icandelungen  ^  96;  in  der 
musik  .  .  (war)  herr  Cleauth  . .  ein  Aeolus,  er  hatte  rauhe 
und  sanfte  winde  zugleich,  er  konnte  sich  in  furchtbar 
dunkle  gewitterwolken  hüllen,  oft  aber  auch  sanft  und 
milde  wie  eitel  Sonnenschein  aufgehen  K.  Gutzkow  aus 
der  knabenzeit  245. 

S)  ich  fordre  nicht  von  dir,  dasz  du  mir  den  kummer 
verheimlichst .  . .  aber  lasz  uns  beide  uns  bemühen,  so 
ruhig  und  heiter  unter  der  gewitterwolke  zu  stehen,  als  es 
nur  immer  möglich  ist  H.  v  Kleist  (an  seine  braut  14.  4. 
1801)  5,  217  Minde-Fouet;  des  tyrannischen  gatten,  der 
noch  immer  sprach-  und  bewegungslos,  eine  furchtbare 
gewitterwolke,  an  dem  horizonte  stand,  dessen  sonne  er 
oben  noch  gewesen  0.  Ludwig  ges.  sehr.  2,  444. 

3)  zu  den  Weiterbildungen  des  Substantivs  vgl. .-  man  kann 
die  gewitterwolkenbildung  nicht  wohl  durch  gewöhnliche 
abkühlung  von  solchen  dünsten,  die  durch  das  hygro- 
meter  angezeigt  werden,  erklären  Gehler  physikal.  wb. 
1,  990; 

aufschauert  leis  die  esche; 
fernab  das  pochen  einer  eisenwäsche ! 
vorüber  jagt  gewitterwolkenflucht, 
und  schwarz  und  schwärzer  wird  die  felsenschlucht. 

F.  Freihgrath  (Roland)  1.  32. 

GEWITTERWONNE, /.;  ' 

gegen  morgen,  gegen  morgen 

schau'  ich  trotzig  in  die  sonne; 

wie  erglänzt  sie  wild  und  feurig, 

lächelnd  in  gev/itterwonne ! 

kühn  gewappnet  um  die  heldin 

sich  die  Wetterwolken  scharen  .  .  . 

G.  Keller  {scheiden  u.  meiden)  9,  96. 

GEWITTERZACKEN,  m.,  vgl.  gewitterzacken,  ein  zak- 

kiger  blitz  . . .  eine  zackige  gewitterwolke  Campe  2,  386»>; 

die  warme  sanfte  sonne  glimmt  nicht  mehr  weit  von  den 

gewitterzacken  Jean  Paul  s.  Campe  a.  a.  o. 

GEWITTERZAHL,  /. .-  da  im  sommer  . .  .  dem  vollmond, 
bei  welchem  die  gewitter  am  häufigsten  eintreffen,  eine 
grosse,  dem  neumond,  der  die  geringste  gewitterzahl  auf- 
weist, eine  kleine  zenithdistanz  zugehört  R.  Klimpert 
entstehung  der  geioitter  a.  77  (vgl.  zahl  der  gewitter  56)-  val 
«e  Witterhäufigkeit. 
GEWITTERZEIT,/.; 

1)  zu  Plauzat  in  Auvergne  hatte  man  schon  seit  langen 
weiten  an  dem  eisernen  kreuze  des  glockenturms,  zur  ge- 
witterszeit,  ein  licht  bemerkt,  und  der  blitz  hatte  in  der 
dortigen  gegend  sehr  selten  eingeschlagen  Jacobsson 
6,  671»',  die  gleiche  präpositionalverbindung  671» ;  672* ; . .  beim 
-.vasser,  das  im  frühjahr  und  in  gewitterzeit  mit  hundert 
armen  an  die  ufcr  hinauflangte  E.  Zahn  (Lentin)  schatten- 
nalb  185;  obgleich  allerdings   die  zeit  der   wintersonnen- 


GEWITTERZERRISSEN  -  GEWITZEL  6436 

wende  gewöhnlich  keine  gewitterzeit  ist  A.  Wuttke 
d.  dtsche  Volksaberglaube  (i6)  ^  19.  dazu  vgl.  die  übertragene 
Verwendung  in:  das  war  damals  eine  gewitterzeit  zu  Fruth- 
nellen,  wie  sie  manchmal  über  landstriche,  über  eine 
Stadt .  .  ein  einzelnes  haus  kommt,  da  . .  schlag  auf  schlag 
die  blitze  des  Schicksals  niederfahren  E.  Zahn  herrgotts- 
fäden  *,  181. 

2)  die  fachsprache  ist  auch  hier  zzi  einer  mischbildung 
übergegangen:  trat  der  für  gewitterperioden  seltene  fall 
ein,  dass  .  .  .  K.  Prohaska  bemerk,  über  geivitter  .  .  . 
19;  tägliche  gewitterperiode  Stenzel  seemännisches  wb. 
147*';  vgl.  dagegen  gewittertag. 

GEWITTERZERRISSEN,  parUcipiales  adjectiv:  da  er  .  . 
spät  in  der  nacht  unter  einem  gewitterzerrissenen  himmel 
nach  hause  ging  Stifter  stud.  (das  alte  siegel)  2  (1876),  309. 

GEWITTERZERSTREUUNG,  /. .-  als  .  .  .  wieder  zu- 
schritten einliefen,  aus  denen  sich  ein  neu  erwachtes 
Interesse  für  die  frage  der  gewitterzerstreuung  erkennen 
liesz  R.  Klimpert  entstehung  der  gewitter,  vorr.  VI. 

GEWITTERZIMMER  s.  gewitterstube. 

GEWITTERZONE,  /. .-  die  beiden,  wie  es  scheint,  ge- 
trennt in  den  Weserbergen  und  im  Thüringerwalde  ent- 
standenen gewitter  scheinen  um  drei  uhr  zu  einer  zusam- 
menhängenden gewitterzone  zusammengetreten  zu  sein 
'das  tvetter'  1  (1885)  23. 

GEWITTERZORN,  m.,  (gewitter  sp.  6403;  vgl.  auch  ge- 
wittergrimm sp.  6411):  ihre  äugen  blitzten  gewitterzorn, 
und  der  donner  des  furchtbarsten  einschlagens  rollte  vor 
seinen  obren,  er  muszte  sie  loslassen  Heinse  (Hildegard 
u.  Hohenthal  l)  5,  134  Schüddekopf; 

es  wölkt  sich  mit  gewitterzorn 
das  finstre  aug'  der  zeit. 

Strachwitz  (ein  dutzend  liebesUeder  1) 
ged.  5  115  Weinhold. 

GEWITTERZUREREITÜNG,  s.  geivittermaschine. 
GEWITTERZUG,  m..- 

1)  gewitterzug  ist  die  richtung,  welche  die  gewitter- 
wolken nehmen,  bald  regelmäszig,  bald  unregelmäszig 
Beulen  3,  440;  dazu  vgl.  die  .  .  in  der  richtung  des  vor- 
herrschenden gewitteranzuges  vorliegenden  höhen  R.  Ass- 
mann s.  40;  das  auftreten  eines  sturmartigen,  plötzlich 
hereinbrechenden  windes  läszt  sich  durchaus  nicht  über 
all  im  ganzen  Verbreitungsgebiet  des  gewitterzugs  con- 
statiren  'das  iwetor' l  (1885)  23 ;  verbreiten  sich  gewitter- 
züge  über  gegenden  von  sehr  ungleicher  temperatur,  so 
werden  sie  unterwegs  am  häufigsten  zu  einzelentladungen 
gebracht,  wo  . . .  St.  beulen  3,  440;  als  es  die  mittlere 
geschwindigkeit  der  gewitterzüge  erfordert  K.  Prohaska 
bemerk,  über  gewitter  ...  22. 

2)  dazu  vgl.:  nach  den  erfahrungen  der  meteorologen 
sind  die  gebirge  die  ausgangspunkte  aller  gewitterstraszen 
R.  Klimpert  entstehung  der  gewitter  s.  13. 

GEWITTERZWIELICHT,  s.  gewitterdunkel. 
GEWITZ,  n.: 

1)  vom  alten  collectiv  zu  witz  (vgl.  althochd.  giwizzi, 
kewizze,  mens,  conscientia  s.  Graff  1,  1101;  altsächs.  ge- 
witti,  verstand  Wadstein  kl.  alth.  sprachdenkm.  187''; 
mhd.  gewitze  mhd.  wb.  3,  793*)  liegen  nur  ältere  belege  vor; 

vgl. :  alsus  was  her  Elenus 

und  sin  bruder  Deiphebus. 
dirre  was  ir  iegelich 
dem  andSrn  also  glich 
an  libe  und  an  antlitze 
doch  schit  sie  daz  gewitze 
ambet  alder  unde  sin. 
Herbort  v.  Fritslar  trqj.  krieg  SiSO  Frommann; 

dazu  vgl. .-  gewitticheit  unde  consciencie  dat  is  ein  mede- 
wetent  der  dinge  summa  Johannis  f.  78»  (Schiller  u. 
Lübben  2,  106*). 

2)  ganz  anderer  herkunft  ist  die  schtveizerische  neben- 
form  gewitz,  die  als  onomatopoetische  bildung  unter  den 
Varianten  des  vogelnamens  kibitz  erscheint:  gibiz,  gifix, 
giwix  (influrnamen)  gewitz  Schweizerisches  idiotikon  2,  130 
vgl.  dazu  Suolahti  die  dtschen  vogelnamen  268. 

GEWITZEL,  n.,  Verbalsubstantiv  zu  witzeln  s.  d. 
das  fade  zeug  des  grafen  deUchtet  ihr, 
troz  dem  geschmack  am  Mollier',  nicht  fade, 
der  ahnenstolz  nichts  weniger  als  stolz 
und  hölzernes  gewizel  nicht  von  holz. 

GÖCKINGK  Adlerkant  bei  Bürger  briefw.  2, 157; 

(die   beiden   letzten  verae   wurden  1779  im   dtsch.  museum 


6437 


GEWITZIGT 


GEWITZIGT 


648» 


I,  906  [vgl.  auch  gtd.  I,  IWj  äurth  mmUrt  «rttUt};  vf(.  ein 
faden  gewitzvl  Campr  t,  SM^;  gewiUel,  a /atm  dut]fimp  ^ 
wit,  tciUicutm  Hii.pkht  t,  1,  4M^; 

.  .  .  und  raaeiid  wirft  er  tieh  (der  knabe) 
an  eine  fnile  l>ru»t,  wo  (eiat  und  Mk  Minatltt. 
■o  bellt  er,  rlinr  croi«  bU  in«nn, 
mit  fret'hnr  llipiiiaa  mityriiK  hem  (•will«! 
der  edlen  lielMt  freuden  an 

und  bilÜKt  nirlita  an  ihr,  al«  nur  den  (Uederkllnl. 
Al.MNURH  (IkmUn  4,  «7)  a,  M; 

Schiller  nennt  an  irgend  einem  ort«:  'Rlumauera  dreh- 
iiiitHe  {traveatiiunften't  —  gewlUel,  woran  »ich  nur  waoht- 
atuben  orgötxen  kllnncn'  Jahn  {merkt  i.  iltMrh.  rotlutk.)t, 

II,  681  Euler;  foltvrftPwitKel,  daa  hohnapicl  eine«  ruder- 
alilavon,  der  wohlgcfkllig  mit  »einen  ketten  klirrt  (^• 
wagen  f.  dr.  Heinr.  Leo)  t,  II,  Ha&;  wäre  er  in  dem  alten 
fraoke  mit  den  iichwaihonNchwänr.cn  und  der  blank  ge- 
putzten kupfernen  mcdailln  pnirhienon,  ea  wlirdo  an  hohn- 
vollem gowitzel  niciit  gefehlt  haben.  Jetzt  in  neuer  feiner 
traoht  sah  Jeder  ihn  wohlgefKllig  an  Tit.  MCuuk  {alte  u. 
nette  teelt  St  8.  6,  816. 

(tiCWITZKiT.  parüe^pMea  atljectu-  tu  wittigen  («.  d.\ 
deaeen  gebrauch  —  »oteni  «r  mit  kochdeuUeken  teuffnuuen 
tu  belegen  itt  —  von  at\fang  an  mvif  ii»  partieipialform 
de»  prät.  beechränkt  eraehnnt.  vgl.  aber  gewittigen  in 
niederdtaeh.  xtrkunde  in  Wiuand's  arekiv  t,  SM. 

1)  unatr  fartitivum  fant  da»  adjeet.  wixxic,  witzec  in 
der  vMen  bedeutuny  t-on  gnarus,  aatutua,  dU  »idi  im 
heuHgen  witzig  «o  nehr  verengert  kat.  die  äUmten  bdege 
fallen  in  da»  la.jakrk.     vgl.  mkd.  tcb.  8.  796*;  i^. : 

der  (dfr  fifaffle)  waa  der  kfiniginn« 

meiater  unde  geainde 

und  haet«  «1  von  kinde 

gewitziget  «tre 

an  manegor  guoten  \tn, 

mit  manegvni  frenipdem  liste, 

den  sl  von  ime  wiitto. 

(lOTTKaiD  Trtttan  771&. 

die  Verbindung  mit  dem  kilftverbum  haben  ist  die 
weniger  entwickelte  unter  denfügungen  de»  partieip»,  wenn 
»ie  auch  bin  in  die  tteuert  »eit  tu  b«l«g»m  i»t.  lini  haupt- 
antheil  dagegen  trägt  die  prädicatfunetion  neben  dem  vtrbum 
Hubtitantivurn  und  nrljen  worden,  nie  allein  i»t  in  den 
huchungen  gekennzeichnet,  und  mit  ihr  t-erknüpfl  »ieh  auek 
ein  bedeutunggtrandel.  in  dem  die  ttesiekung  at\f  etiiMt- 
heiten   tnehr  und  mehr  abgestreift  wird; 

a)  Verbindungen  mit  haben :  aber  das  concili  zu  Costentx 
hat  mich  gewitzget,  das  ich  mich  hinder  daa  concili  zu 
Basel  nitt  lassen  will  S.  Fischkr  ekron.  r.  Ulm  19» 
reeaeniw^yer , 

derhalb  ein  junior  man  «irh  »nl 
vor  loaer  p>.«<<l»t-haft  hiirttm  wnl, 
vor  aus  dio  in  mit  wnrt  und  tbat 
vorhin  ain  mal  gewiesigt  hat, 
daa  im  kain  unglueck  daraua  wachs. 
H.  SAriis  {zurei  gr$rHrn  mit  dem  baren)  /ab.  %.  eckte,  t,  79; 

vgl.  auch:  sein  tempcramcnt  ging  beim  spielen  mit  ihm 
durch,  und  das  lehrgeld,  das  er  in  der  Jagend  gezahlt 
hatte,  hatte  ihn  gewitzigt,  orte  zu  meiden,  wo  karten 
fielen  und  geld  rollte  Groru  Hrrmann  Jetttktn  0»bert* 
90.  gegen:  was  kann  dio  Verwaltung  mit  minnem  be- 
ginnen, die  selbst  das  unglUck  nicht  gewitzigt  hat? 
K.  Gutzkow  {die  trellenbraut  ♦)  11,  8M. 

6)  die  Verbindung  mit  dem  rerbum  mtbei.  i»t  tnertt  mu»^ 
Seusk  belegt:  wan  hortin  dis  cllü  dt'i  menschen,  da  ir 
schAnen  tag  noch  so  torlich  vertrihent,  daj  sü  gewitziget 
wuerdin  und  ir  leben  bessertin  Hkinr.  Skusr  ^biichl.  d. 
etc.  tcei«h.  cap.  it)  m>  Bihltneyer  u.  a.;  dis  schribe  ich  dir 
dar  umbc,  daj;  du  mit  fremdem  schaden  gewitxigot  werdest 
{grosse»  brie^buch:  16:  6ri</)  4U  (v«r.  witxi|}:  f»H«M  M 
(an  Tr.  seh.  gewitzget  bilchl.  d.  tvrigen  mvmA.  mp.  81)  H7; 
bist  du  nit  gnäg  gewizget?  dunket  dich  nit.  daz  dir  foi 
gni"ig  hab  vertragen  {britfbilehl.  4.  br.)  MB:  genau  «o  (ge- 
witziget grosse»  bri</b.  17)  468. 

c)  tcährend  die  bibelilbertettung  vereintelt  ein  LuTHKR- 
sehe»  ieugnisi  für  unsere  bildung  at{/'wei»t,  nehmten  die 
buchungett  erst  vom  n.jahrh.  ab  von  thr  kenntnist;  dmmm 
aber  folgt  eine  reichhaltige  und  fast  lückettloae  überli^erung. 

a)  da  ich  bekeret  ward,  thet  ich  busse.  denn  nach 
dem  ich  gewitzigt  bin,  stehe  ^icA)  schamrot  Luthbr 
Jerem.  31,  19  {postquam  oatendiati  mihi,  domach  du  min 

IV. 


xalgteat  Mkntkl  m.  m.,  Da«iid«tn  ich  xiu  9iMlnht  pelangt 
bin  Kautssch). 

ß)  fewittift,  fiM  •  mptvuwi  tt  mepmimmuti  pmlpm  dUat 
•MO  Md  itmmag»,  titeht»  ai  agptHii»  «mm  äaama  Don 
(i«M)  m^;  mmtM»,  aeetri»,  •  taggia  «U  aua  dmmma,  gmi  a 
^prauwd  tt  a§ri»  am»  »am  iammag»  RAoudM  1.  »4*:  ■•■ 
wttsliet.  fnrttslft  . . .  eaulo  Kramir  t  (im)  tn^;  §»> 
witslgl,  iattu»,  »iaetu»  Ai.km  i.  mi*:  miteki»  Stbiiibac« 
I,  M09  (|»wttilt«l):  Mkobrich  i.  14«7:  guia  i^'amai,  c» 
ptriattnU.  gut  a  appri»  ä  «*  iimmi  RorukaU  t,  0«  ^^. 
»btnao  Schwär  i.  Mi^  (mM  Mm«;  gut  a  Mi  Umrri); 
taugkt  ttisdom  bg  arp»ri»ne»  IIit.r«RT  II.  1. 4M^,  wgL  mmtk 
Campb  8.  tmf'. 

0)  doeiu»  ealawülah,  pea  tdtehi».  fvwttiifei  nH 
den  CoRviHoa  (mn)  ut;  adl  atkmian  ftwHiliit ' 
dmmn»  doetri;  4»»gL  Frirch  I.  «64*:  dordi 
tewUstfet.  t»Uamilat»  iaetm»  Strirrach  i,  mn',  tßwVüA^ 
mit  ichRden.  talamikti»  äaahia  . . .  damtmo  »m»  iaahi»  Almm 
1,  »4i*;  äkidieh  Matthiar  t,  MT;  Kirsch  t,  UT:  Hrmi- 
RicH  I,  1487:  gewitziget  werden,  durch  »ekadta  ldm§ 
werden  Aur.UL'Nti  t*r»uek  ...  4,  na^. 

8))  ich  bin    M   wohl  gewitzigt   worden,  j»  tai  kiam 

DuRx  (IM«)  19»^:  gewltslfet  wasrioa.  . . .  <isiR|wRRRrW. 
ich  biR  gewitziget  worden,  te  »am»  »tat»  dimmgannrnto. 
ataorto,  «n  »ono  »lati  aptrÜ  gli  eeoW  Kramrh  8  t^iTOi). 
I87r:  er  ist  gewitzigt  worden,  il  »»t  <>pirii  tagt  ä  »»» 
ddptn».  il  fait  ee  quem  raut  l'aum»  SchwaN  I.  Ml^;  lek 
bin  tewitsigt  worden.  /  am  bumt  ekOd.  I  km»  baugkt 
or  learmt  wit  Arnold*  417^. 

8))  Riff  attributire  verbindumgta.  4ia  mutk  4»m  UUarari- 
«ehe»  gtbraueh  nur  wenig  gelä^ßg  aiad  (ß.  «.).  gtki  nur 
Campr  «in :  ein  gewitzigter  meMoh  *,  $g^. 

e)  in  formdUr  htaidkmag  i»t  mir  a^f  äi»  «HsMMb» 
»ilben  de»  abUih*ng»atifflapm  itmi  aar  rerbaUmdmmg  kkmm- 
wmmh;  gewitzigot.  gewUiiflel.  dm  mcA  sM*  Mtl.  mrnä 
gewitzigt,  in  der  »tamwmlh»  »dkal  »imd  kaim  eAmitkmmgm 
tu  belegen,  namientliek  i»t  4»r  h»deutumg»ntmwmmtkamg, 
der  von  gewitzigt  in  mtamtkm  Utgen  mit  wlicfM  (ba- 
strafen .  peinigen  wgL  atki,  «e*. «,  KB»)  RRfi*n*Rl  «sM. 
oAiie  jede  lautlieh»  mathwirkumg  giUitham.  4ag»gm  a»hai»d 
mundartlieh  eine  berlüwumg  mÜ  jawlehat  (•.  4.)  aÜk  aM- 
»ogen  tu  haben;  gewifriz  klag  («■  favHalf T)  Obrrrt 
gramwi,  der  mundari  dm  VagÜmäm  «. 

8)  gtbraueh^f^nmm  mtd  «aMwantaMliMf  am 
eaütwn  «u^ftetiv»»  im  dar  RenAadUMMw 

a)  ^  pi  äditatfkimetion. 

«)  dar  weis  glanU  kiiei 

er  M  aewHzigt  wena 
aaa  eil  gaeetosC  ea. 


Hah*  fUcaa  ßih.  u. 
man  halt  mir«  dOrre  Mtreackal  eia, 
Irh  bin  gewilsigt  worden 
mit  achada  hat  man  mich  klag  f 

M.  HAViiact-n-<  Haiu  Fpfmwam  JRMRa«  «. 

wer  mit  schaden  gewitsigel  und  klag  will,  dar  kaa  i 
hernach  hAten.  unnd  den  schaden  (liehea  AORICOL* 
»prüdtw.  (1687)  84a*:    Galaction   wardt   gewitzifct. 
demnach    er   wüste   das  . . .  Opitx    üher».  r.  Bartlag'» 
Ärgeni»  (8,  1,  9)  8,  88; 

'•ekweritalMa  lek  ia  («Iw  «Hl)  IRdk 

■H 

wen  «r  aa 


Hawk  Sack»  /s*.  «.  «e*»  h.  8R7: 
ich  hab  so  wohl  als  ihr  desa  Tomas  glaobcn  waa  die 
weltliche  bandet  betrift.  dan  ich  darin  oft  gnug  und  noch 
tätlich  gewitzigt  werdt  Frikdr.  V.  r.  dL  Pfmt»  mn  H.  it. 
r.  Thum  lO«  «.  arch.f.  kund»  batirr.  gtmAitktaqm,  St,  400; 
und  nahmen  uns  beaaer  in  acht  als  ta  Roctock,  wall 
wir  arme  tropffen  daaelbct  gewücigat  wtinics  SmgU- 
dänischer  Hoffwl- Mannst  ,ia«4'  «6:  ich  traue  keiner  parthei. 
ich  bin  allbemt  gewitxiget  worden  Abslk  kUnetl.  umordn, 
^1.  16^  1  181:  etwas  gewitöflot  warda  iek  indes  dadaiali 
fQr  die  zukunft  Skimr  .lyasMrfaRf  1)  I:  M  Bamfd;  m 
ist  unglaublich  aber  wahr.  da«i  fEraf  t.  Beost  dardi  ariaa 
bisherigen  niederlagen  noch  nicht  gewitzigt  worden  tat, 
sondern  fortflUut,  mit  dem  feoer  zu  spielen  Moltkr  (an 
».  bruder  87.  10.  MSO)  4,  886/«;  da  kOnnte  der  mensch  end- 

4M 


6439 


GEWITZIGT 


GEWITZT 


6440 


lieh  doch  gewitzigt  werden ,  dasz  er  weisz  .  .  .  P.  Ro- 
SEGGER  icildlinge  {in  der  finster)^  1^. 

ß)  sicut  mater  non  habuit  regnum  nisi  ubi  venisset 
in  templum,  et  dicitur  'serTavit  haec  in  corde',  sie  ist 
gewitziget  Luther  {pred.  1526)  20,  235  Weimar;  weil  wir 
nun  solchs  gesehen  . .  .  sollen  wir  ja  gewitzigt  sein  32, 
526 ;  aber  die  kinder  waren  undanckbar  ...  da  verschlosz 
sich  der  alte,  als  ein  gescheider  mann,  der  nun  gewitziget 
war  . .  .  tischreden  (v.  d.  schöpffung)  (1568)  48";  gewitzget 
sein  randbemerkung  hei  S.  Frank  sprichw.  1  (1545)  122"; 
du  affengesicht !  wir  wollen  sehen,  wer  ihr  beisteht!  und 
wenn  sie  einmal  gewitzigt  ist,  wird  sie  nicht  mehr  lust 
haben,  so  allein  sich  auszusetzen  Göthe  {Jeri/  u.  Bätely) 
11,  18;  'die  wird  nach  ihnen  nicht  viel  mehr  fragen, 
junger  herr',  versetzte  der  alte,  sie  ist  gewitziget  Immer- 
mann (Münchhausen  7,  6)  2,  297  Maync;  auch  hier  liebt 
es  der  neuere  gebrauch,  den  hinweis  auf  bestimmte  einzel- 
heiten,  der  sich  in  der  gebrauchsentivicklung  abgestreift 
hatte,  neuerdings  wieder  aufzufrischen: 

ob  sie  mit  hurtigem  daum  umschwang  die  gerundete  spindel ; 

ob  mit  der  nadel  sie  stickte:  gewiziget  schien  sie  von  Pallas. 
Voss  Ovid  (Arachne)  1,  311  {scires  a  Pallade  doctam); 

wir  sind  eben  durch  die  beispiele  unserer  nachbarn  ge- 
witzigt Lenz  ges.  sehr.  2,  319  Tieck;  aber  dazu  war  ich 
bei  aller  meiner  indolenten  gutherzigkeit  denn  doch  schon 
zu  sehr  gewitziget,  dankte  und  verbat  seine  mühwaltung 
Seume  {Spaziergang  2)  3,  52;  aber  der  herr  oberamtmann 
ist  darauf  gewitzigt,  o,  der  hört  das  gras  wachsen  Immer- 
mann {Münehhausen  8,  6)  2,  385  Maync;  wenn  ein  auf- 
geweckter knabe  in  London  oder  Paris  frühzeitig  einen 
blick  in  die  bunten  Verhältnisse  werfen  mag  und  in 
jungen  jähren  in  dieser  hinsieht  schon  gewitzigt  erscheint 
H.  Steffens  ivas  ich  erlebte  l,  68. 

h)  gebraucJisformen,  die  von  der  prädicatfunction  ab- 
zweigen. 

a.)  früh  belegt  und  noch  heute  belieht  ist  die  ellipti- 
sche verivendung  als  apposition,  vgl. :  wenn  er  nicht 
an  seinem  schaden  gewitziget  aus  der  möncherei  ge- 
tretten  Luther  32,  534;  ...  das  jn  {den  Phäaken)  dar- 
durch  alles  auszschawen  genummen  wurde,  damit  si 
hinfür  gewitzigt,  mit  gelaiten  und  haimfürung  nit  so  für- 
witzig weren  Sghaidenreisser  Odyssee  66'^ ;  das  er  wisz 
alle  handelung,  vornemen  oder  all  vorschleg  der  feihant, 
dardurch  gewitziget,  sein  sach  weiszlich  anschlagen  . . . 
Reinh.  Lorichius  tvie  iunge  fürsten  . .  .  neudr.  142; 

darumb  gewitziget  hab  ich 

mit  thränen  gantz  deemühtiglich 

mein  läger  tag  und  nacht  befeuchtet. 

G.  R.  Weckherlin  {ps.  32,  9)  2,  120  Fischer; 

die  brüder  {Abraham  u.  Lot)  kommen  zurück;  allein  ge- 
witzigt durch  die  ausgestandne  noth,  fassen  sie  den  ent- 
schlusz,  sich  von  einander  zu  trennen  Göthe  {dicht,  u. 
wahrh.  4)  24,  207; 

Junker  Zeisig  kam  durch  leiden 

gewitzigt  . .  .  zur  wonne  der  mama  nach  haus. 

Pi-Ei-PEL  poet.  vers.  8,  73 ; 
darum  soll,  gewitzigt  durch  die  erfahrung  früherer  zeit, 
der  bund  zwischentreten,   um   der  weit   die  Wiederkehr 
jenes    blutigen    Versuches    zu   ersparen    Görres  die  hl. 
allianz  ...  (i822)  73;  nunmehr  durch  römische  beglückung 
gewitzigt,  strebten  sie  zu  werden,  was  sie  immer  hätten 
bleiben   sollen  —  Italier   3 ahh  {dtsches  volksthum)  l,  200; 
Tristan  gewitzigt  allerwegen, 
nahm  gleich  den  degen,  schleudert'  ihn 
weit  in  das  meer. 
Immermann  {Tristan  1.  der  spliäer)  13,  140  Hempel; 
dazu  vgl.: 

und  allraählig  gewitzigter 

sprosz'  ein  neues  geschlecht  edlerer  menschlichkeit. 
Voss  bei  Campe  2,  368''. 
ß)  weniger  beliebt  scheint  hier  die  attributive  Verbindung, 
die  in  bezug  auf  personen  verhüUniszmäszig  spät  belegt  ist. 
1))  ...  nachmittag  aber  gern  ausspatziern,  allein  seine 
durch     unterschiedliche     unglücksfähl     gewitzigte     füsz 
wollten  nicht  darein  willigen,   sondern  verlangten  viel- 
mehr Selbsten  getragen  zu  zwerden  Abele  kü7istl.  tinord- 
nung  8,  3;  der  eben  genannte  zweite  schritt  ist  sceptisch 
und    zeugt  von   Vorsichtigkeit  der    durch   erfahrung   ge- 
witzigten urtheilskraft  Kant  {krit.  d.  rein,  vern.,  2.  atiß.: 


methodenlehre  1,  2)  3,  497  academie;  in  der  ganzen  pflanze, 
in  ihren  blättern  .  .  .  entdeckt  man,  wenn  man  ihre  be- 
scheidene arbeit  belauscht,  manche  spuren  eines  ge- 
witzigten und  lebendigen  Verstandes  F.  v.  Oppeln- 
Bron  I  KOWSKi  übers,  v.  Maeterlincks  intelligenz  der  blumen  8. 

2))  kein  ander  lob  davon,  als  dasz  ich  eine  sehr  ge- 
witzigte metze  und  gute  rednerin  sei  Schnabel  insel 
felsenbtirgl,S08  Ullrich;  darum  haben  die  leicht  gewitzigten 
Juden  an  den  freiheitsbewegungen  .  .  .  nur  geringen  an- 
theil  genommen  L.  Börne  Menzel  d.  franzosenfresser^ 
117;  die  geschäftlich  gewitzigten  genossen  (CrwteiJergrs)  .. . 
haben  .  .  .  den  kunststandpunkt  bald  verlassen  und  sich 
mit  dem  .  .  .  einfachen  linnenpapier  begnügt  0.  Hase 
die  Koherger^  62;  diese  {auf  der  sitzbank  vermüffte  ge- 
schöpfe)  warten  denn  auch  ruhig  die  ungerechte  Züchti- 
gung ab,  während  meine  gewitzigten,  frühpraktischen 
gesellen,  rasch  wie  die  hirsche  zu  entrinnen  wissen 
Immermann  {epig.  3,  8)  3,  220  Maync,  ähnl.  (ein  rühriges, 
anstelliges,  gewitzigtes  volk)  20,  126  Hempel  {mem.  Düsseid. 
anf. ) ;  sie  war  bei  der  rückkehr  eine  ganz  ordentlich  ge- 
schulte und  gewitzigte  dame  und  machte  keine  schulden 
mehr  G.  Keller  {Züricher  nov.:  landvogt  v.  Greifensee) 
6"^^,  206;  als  mich  die  gewitzigteren  altersgenossen  mit 
unsaubern  andeutungen  zum  erstenmal  über  gewisse 
geheimnisse  verständigten,  von  denen  meine  Unschuld 
bisher  nichts  geahnt  hatte  R.  Haym  aus  meinem  leben  9. 

y)  keine  entivicklimg  scheint  die  frühbelegte  Substanti- 
vierung erfahren  zu  haben :  die  vermanen  disen  gewitzigten, 
er  sol  mit,  aber  er  sagt,  ziehet  jmmer  hin,  ich  bin  da 
gewesen  ich  komme  nicht  hinwider  Agricola  750  sj)rüchw. 
(1537)   249". 

GEWITZT,  participiales  adj..  in  dem  ganz  vereinzelten 
ältesten  belege  zu  dem  abgeleiteten  verbum  witzen  (Lexer 
3,  956)  gehörig: 

der  sust  die  sterne  ist  sehende, 

er  wirt  an  richer  kunst  vil  wol  gewitzet. 

jüngerer  Titurel  hi:l  Hahn  1,  54 

sonst  ist  die  form  erst  v.  17.  jahrh.  ab  belegt  und  liesze 
hier  auch  auf  spätere  kürzung  aus  gewitzigt  schlieszen. 

1)  nun  werd  ich  recht  mit  höhn  von  dir  gewitzet, 
dasz  eitel  vnbeständigkeit 

in  hertzen  alles  frawen-voickes  sitzet. 
Andreas  Adersbach  in  H.  Alberts  arien,  neudruck  s.  132  ; 

wie  hoch  gewitzt  sie  sonst  auch  sind, 
hie  sind  sie  ungeschickt  und  blind. 

S.  Dach  928  Osterley; 

nicht  die  handvoU  wahrer  und  gründlicher  gelehrten, 
die  unsre  Universitäten  bewohnen,  machen  die  weit  ge- 
scheid, und  die  ganze  nation  gewitzt,  und  wohlgesittet: 
sondern  grösztentheils  die  so  genannten  ungelehrten 
Gottsched  handlexicon  .  .  .  d.  schönen  ivissensch.  (1760) 
vorr.;  dazu  vgl.  Heynatz  2,  58;  aber  der  königliche 
fürst  war  schon  genug  gewitzet  Zesen  verschmähete  . . . 
majestäht  54; 

seid  ihr  denn  ganz  des  teufeis? 
seid  ihr  noch  nicht  gewizt  genug 
durch  so  viel  noth  und  übel  .  .  . 
traut  kinder,  traut  den  Griechen  nicht, 
die  haben's  hinter'n  obren. 

almanach  d.  dtschen  musen  {Lpzg.  1779)  209; 

es  gab  nie  keinen  vertrag  mit  ihnen  recht,  denn  sie 
konnten  es  mir  nicht  verzeihen,  dasz  ich  klüger  war  als 
sie  und  gewitzter  Immermann  {Münehhausen  7,  3)  2,  277 
Maync;  unversehens  indesz  ging  einmal  ein  kleines  teuer 
in  der  seele  des  knaben  auf,  aus  dem,  wenn  ich  gewitzter 
und  minder  blöde  gewesen  wäre,  wohl  ein  abenteuer 
hätte  werden  mögen  R.  Haym  aus  meinem  leben  16; 

machen  die  herren  ein  klug  gesiebt, 
sagen,  sie  glaubten  kein  wort  ihm  nicht, 
sei'n  gar  gewitzt  und  viel  gereis't, 
und  forcht'ten  sich  vor  keinem  geist ! 
Geibel  {juniuslieder :  der  geist  v.  Würzburg)  2',  139; 

ob  sie  freundlich  und  entgegenkommend  sind  oder  zu- 
rückhaltend, offen  oder  verschlagen,  gewitzt  oder  aber- 
gläubisch, mit  einem  wort:  gut  oder  böse  Th.  Fontane 
{graf  Petöfy  15)  I,  4,  114;  passt  mir  auf  . .  .  ihr  seid  ge- 
witzt E.  Wickert  im  dienst  der  pflicht  s.  8. 

2)  attributive  Verbindungen  werden  neuerdings  in  der  he- 
Ziehung  auf  personen  gepflegt,  hier  wird  gewitzt  nunmehr 
vor  gewitzigt  bevorzugt: 


6441 


GEWOBEN 


GEWOGB 


6442 


o)  Oflrg-  Dnd  PriMirieh  Wilhelm  h«b«i 

ibran  lindarn  bOclwt  genDUt, 
und  tio  mkcbtig  Mbr  cwcbnixt 
durvh  («wlUUr  •innen  gsbcn. 
H.  DAni  {ehur-hratulmhurfftieke  roM  . . ,)  5M  AiUHt^; 
nein!  nein!  ea  (««ht  riiiht  irut.  und  inrin  ceMrlUler  >inn 
•chreibt  nun  an  Jede  waml  din  liluge  recM  bin 
wiil  jemnnd,  daax  »«in  rulim  nicht  (iDcC  und  at»m  T«rll«r*, 
■o  kebr'  er  dorli  nur  iitota  vnr  «einer  ei(Ma  UiBra  I 

Jdii.  Ciiit.  firNTiiKH  um  rintn  gutem  freund  \  '(179111  <M. 

0)  waa  bab'  irh  denn  voran«  vor  ao  viel    • 
gewitzten,  kObnen  und  vendAnd'fen  iii" 

Immkhmann  (tmmertp  in  Tirot  I,  10)  17.  tu  llrmi>et; 

•  In  weiMKt  wohl  nicht,  war  drin  gewitzter  Junge  noch  am 
letzten  abend  hit-r  gptrit>lM«n  hat  Tu.  Stomm  ifianm  m. 
Hrinx  Kirch)  «,  W:  datt/.  dif  aiiitfühning  aolchiT  befehle 
den  gcwit/.li>n  hiiohhtlndlcrn  gcgrnUhi<r  oft  rrgrbnialmi 
war  GoLDPHIKDKicil  firm-h.  d.  dtaehen  burhhanilrUt.  197; 
mancher  gpwit7.tc  llanrur  tauchte  neben  ihr  auf  If.  St'ORn- 
MANN  dtu  hohe  lietl  (>,  6)  UM;  wo  aollte  lie  da  da*  «elbst- 
bcwuHztMcin  hernehmen,  das  den  gewitzten  alten  frauen- 
kenner  zum  kapitulieren  zwang?  (t.  19)  Ml. 

(tKWOHKM,  participiale»  a^jtetiv  tu  weben  (#.  rf.).  ffft- 
oben  gewebcn  »p.  ftSm;  gewebt  «p.  5aM.  in  utumrer  den 
jüngeren  t-erbalformen  den  praet.  (er  wob,  sie  woben  gtgen 
da»  ältere  wab ,  w&bon')  entafnehendeH  form  (vyl.  uueh 
gewogen  #.  u.)  itt  da»  partieip  er§t  »ttt  dem  H6ergang 
tum  IB.  jahrh.  btUgt  und  mAmiU  dabei  mit  den  mMrUtUivem 
verwemhmgtH  und  deren  weUerentiricklung  verknt^^  tu 
»ein.  die  letrieriüdter.  die  bi»  tum  ende  dm  IS.  jäkrh. 
den  wideretand  de»  »tarken  in  den  oberdeuUelten  mund- 
arten  vmrtelnden  geweben  gegen  det»  verdringende  ge- 
webt vtrteieknen,  nehmen  von  gewoben  erat  »pät  kennt- 
ni»t:  weben  .  .  .  wob  .  . .  gewoben  . .  .  Adelung  meinte, 
einige  neuere  schriftHtclIer  hätten  dieites  veraltete  wort 
in  die  witzige  Hchreibart  wieder  einzuführen  gesucht . . . 
allein  es  ist  weder  veraltet,  noch  unedel  Campe  ft,  SM^. 

1)  die  »innlirhe  verteendung  i»t  im  gegeneate  tu  den 
älteren  belegen  für  geweben  (an  (inemo  bizueche  Oger 
fäwcn  federon  gewebenemn  und  geföhtemo,  intertesttae 
octdataeque  Notkkr  Mart.  Capella  [Hattemer  sj  tW^;  de« 
.  .  .  vieisches  cleit,  daz  got  ub^r  die  gotheit  tooh  als  einen 
gewebenen  rok  Hrinhicii  v.  Hbslbr  ttpokal^pee  188S 
Helm)  und  dem  jüngeren  gebmueh  von  gewebt  an  der 
form  gewoben  a  ueh  für  da»  attribtUiv  nur  teettig  beiAaektet : 

knOpften  aia  Aber  den  boten  die  «artnwobenen  •chlaier. 
KosEOAKTBN  (Jukunde  8)  •*.  116; 

datu  vgl.  die  »ubetaniivierung  in:  nahm  sieb  .  .  .  Marie 
Salander  der  aussteuer  ihrer  töchter  um  so  sorgfltltiger 
und  freigebiger  an.  nicht  nur  alles  gewobene,  sondern 
so  ziemlich  die  ganze  hauslittlterixche  einrichtung  .  .  . 
sollten  sie  mitbringen  U.  Keller  (Martin Salander  11)8.  IM. 
s)  dagegen  »eigen  »ich  bei  der  übertragenen  Verwendung, 
die  weder  in  der  form  geweben  noch  an  gewebt  (ir  beider 
tot,  ir  beider  leben,  diu  waren  alse  in  ein  geweben 
GoTTFRiKt)  Tristan  IMW:  lop  den  in  gemden  jungen 
wiri  gewehet  und  gedrungen  M.  8.  H.  t,  168^)  gro»»e  ver- 
breitung  belegen  läett,  vmter  gebende  fbrtaebriUe: 

a)      o  nimm  die  msen  auf,  und  um  den  beelMr  schlingt, 
daaz  duftig  sei  der  trank,  gewobae  rosanringet 

Tlatkn  {ffoaeten)  l.tflRedUek.- 

der  Wanderer  ging  .  .  .  auf  der  weissen  strasze  auf  die 
schönen,  ebenen  gefilde  hinaus,  die  mit  herbst frtichten 
besetzt  und  mit  obstbKumen  bepflanzt  waren,  und  die  er 
von  oben  als  duftiges,  gewobenes  band  erblickt  halte 
Stifter  {der  iraldgänger  i :  am  tialdtnueer)  crt.  8,7  Aprent, 

(Kilian:)  was  eüsen  die  gflttpr?  {Doetor:)  nektar  nnd aabrosia. 
(yKüian:)  auch  ohne  roagen?      {livctor:)  ohne  magen,  sebiOr- 
fend    nur    mit   rosiger   llppe   luflgewobenwi,  sftsnn 
sihaura  R .  K.  Fritz  poUt.  weckenatmbe (1) 8. 

o)  der  engel  flog, 

ibm  nach  ein  wolkenschleier  sog. 
sewoben  aus  der  Preussen  thrtntn, 
die,  acb  umsonst  l  noch  rettung  wtansa. 
G.  Kinkel  (mytkot)  ged.  (18M)  M; 
gant  ähnliek: 

tbrftnenscbleier,  gewoben  von  des  acbeidens  graas  W ; 
verstöre  die  aus  duft  gewobenen  vergänglichen  gestal- 
ten (des  trauma)  C.  Spittkler  Prometheu»  u.  Epitneibeu»' 
863;  aber  die  nacht,  die  stets  rätselhafte,  die  ewig  brätende, 
sendet  neue  geräusche  aus.  flüsternde,  tappende,  aus  mond- 


sobein  und  ncbel  gAwoben«,  die  fBr  das  grobe  mU  daiae« 
Tarataadee  ra  M»  riad  Timm  KiiAoRn  Hein  Wktdfi,  m. 
OKWOOE,  M..  jnmgmt  und  «Ap«  umlaui  mtlttgimt  «*• 
teUumg,  ßbr  die  im  gegenmla  tu  den  rrrfutltubtiauUeen, 
tu  den»n  eie  naeh  ihrer  bMmti§m»»im  tu  gekirem  »tktimU 
mehr  da»  »uUtmmUv  (ß.  woge)  at»  da»  seriwi  (ß.  woftn) 
lutlämdig  tat,  da»  iHmd»  umgmim/akri  mt^^otm  imütk, 

maaet  »nigtgtiJttmmtnd»  ftrm  fbr  wofe  ef^lArf i 
porpwbraMi  ■■slawil  das  ffswege  sie  gMck  4ma  «Mms 

{fegen  die  er»t»  auegabe  van  vmi :  wie  ein  berg  die  pafparae 
woge).  ^ommmatMimdmueem Vimabfilgawden %kenämm$»a 
einen  lehbeJUm  gebrauek  von  der  nmeta  bitdmttg,  die  «r 
aber  in  eimigm  jßUtn   bei  nei^tarbetbmigem 

tkeHm  da»  eral  geeeltt»  woft  »gdter  m  |iWOti  §mdtet. 
aueh  bei  andern  eekr^fUteUem  der  übergaußettU  tum 
19.  jahrh.  fand  die  netMtdung  betfatt,  die  eben»»  in  dar 
neueren  litteraturepraek»  ittUer  gigfitgt  wird.  aHrndimg» 
unter  der  bevortugung  übrnhagtaer  vermeudungtm 
die  at^fang»  vorberrtekend»  ssaiMiafc«.  vgL  daa  giwote 
das  wogen  eilsr  wognMwhlngui  . . .  nneiMBtliflh  tos  dor 
bewegung,  welche  . . .  leidensebaften  herrorbringen.  dann 
die  wogen  selbst  Campe  i,  im*. 

1}  tu  der  einnlieben  grunäbedeuhtng  wird  vor  altem  die 
t^^d^a^te  »m»'^ae^^t^  ^^^^up^u^i  ^^^e  a^^Ms^M  ^M^tf  d^^  ^e^^^BMa 
snveM  getragen,  für  ms  »anfwrta  beaiefung^ormen  ~~ 
nawtentliek  auek  der  Ueinerm  gemäetar — .  die  dir  gibrautk 
bei  Voss  nocA  wn^Msi.  JIndei  da»  »ub»L  wemiger  be^aU; 

•)    wie  zwesa  winde  4es  iisw  iselMlasMlads  lalaa  anefsa 
. . .  and  soglaieli  nan  daakles  fewoge 
hoch  tkA  erhsM.  Tees  ivas  (ff.  f)  1  (17M)  tl« 

(xtfuar  mimvtbf,  daaUe  waUeng  IMi), 

deegt.  (tS.  Iff)  t,  •  (Mixufca,  gewoge  ITM;  woge  UOi)  amdtr» 
Ilia»  u,  1«  e.  u. 

•tarmt  in  dis  secsl  di«  wot  de«  gewalligen  Eerss 
alleegewog'  um  den  Strand  der  Jowtsrhan  wa—sr  CT  lestem. 

Vtrgä  (taadkea  fl.  t«)  1. 17ff  (IT«««.  ISM); 
des  binstBiMadaa  stron» :  der  trog  seit  raselisi  gewog  iln 
durch  umsthligenJi  wirbel  sar  gat  des  »wIKsIsn  aMSiea. 
BMsd  (Oi/rus  der  Argammei  MM)  Wb  <1W«: 
bis  den  dampfenden  slaab  das 

Fn.  V.  SoNwanaaRo  das 


. . .  daa«  hoch  Ober  dem  masts  sieb  bog 
. . .  fanden  sie  neben  dsa  kalu.  tier  akgawesCsn  «em  gäM 
Jenes  gswogs.  ■aftanclwnd  im  sehaarn,  «h  eine  der  rader. 
J.  BAOomM  {.Panmmte  %,  Hg)  l.  It; 
vom  strande  komm'  ich  wo  wir  erat  gslandst  sind, 
noch  immer  trunken  Ten  des  gewegm  lenmaMm 
gescbaukel.  OOma  {ßämetXl.  t)  «I.  IT» 

(in  der  Helenadiektung  von  IMO  «dand  nocA .-  von  der 
schaultelndem  bewegea).    daeu  vgl. 

wann  bei  fenem  donnertiall 

bsrwtitt  der  etnimwind  wolkenaehwall. 


«  (IMS).  II 


•ad  aar  des  si 

▼ooa( 

(«adsr«  im  engl,  original); 

dana  es  terftass  allmihlicb  das 
jeae  venlsiaerten,  die  du 


aas  dem  gewog  vontrecktest.  Im  sdlwall 

Platsn  (Ayfla  a.  d.  nl$mdi)  1.  tTi 

ftbsre  eenersnna,  daa  ea  Herwegs 
la  das  aeweg*  hlaeii 


Bem|Sn|Sa3, 

•asraMdBeaer 


iliiHteisliiidg  la 
beev'  ick  mMi. 
»TRAcnwtT«  (ssAnsaeM  aas*  mMUt  ged»  IM  WHmkeU; 

weaa  der  seldflte  kelaad  baant  dsa  bmmI, 

den  der  nordstonn  ktadMieVog, 

dann  fahren  mit  vollar  segsHaal 

die  geieter  dnrrhs  guweg.         (fllMliStiy)  |gl ; 

wo  am  tackigua  fsls  das  gswug  sich  hiandand  emaorManM, 
ssnirtea  die  Tieande  bei  nacht  heimHeli  ThamMsUee'  Isft 
ia  hstmaWehea  gfaad 
OataaL  (grab  dee  rtaaMsM»)  I*.  IM; 
dasM  vgL: 

stoU  nibit  da«  meer  (wsr  lAschst  ie  ssia  lalaeaegT) 
viel  rilbcrgMchea  parpura  neu  aafschlamenasn 
glanx  unerschApfl. 

W   r   HrMnOurr  iAtkrim»  Aoemtmmei^  S  (IMg),  M 
(eis  m  nw  wmtmohoti). 

vgL  aueb  scbaamgewoge.  anlnewuge.  starmgewofe  San- 
DBR8  erf.  erb.  M7*. 


6443 


GEWOGE 


b)     wie  wenn  dunkel  sich  hebt  das  meer  mit  stummem  gewoge 
Voss  Ilias  U,  16  {xvuati  xtutpiS,  gewoge  1793  und  1802) ; 

ebenso  (blaues  gewog' ...  zu  durchwallen)  Hesiod  {elegie 
1,  5)  1,  56; 

0  dasz,  während  du  unter  Sikaniens  fluten  daherrinnst, 
nicht  die  bittere  Doris  dir  einmisch'  ihres  gewoges ! 

Virgil  {buc.  10,  5)  2,  491  {intermisceat  undam). 
allwärts  fesselt  die  blicke  der  rauchende  berg  und  der  purpur 
deines  gewogs  allwärts,  segelbevölkerter  golf ! 

Platen  (Floridiana)  1,303  Redlich; 

und  Moses  schlug  mit  dem  stab  in  den  schwall, 
da  thürmte  der  herr  die  flut  zum  wall, 
und  das  volk  des  herrn  durch  die  gasse  zog, 
und  auf  beiden  selten  stand  das  gewog'. 

Strachwitz  (Pharao)  gedß  272; 
durch  der  schlachten  gewühl  bist  du  stets  sicher  gewandelt, 
aus  Skamanders  gewog  tratst  du  gerettet  hervor. 

ÜHLAND  (Achill)  1,  89  E.  Schmidt; 
mich  freut's,  im  forst  am  erlenteiche 
zu  lauschen,  wenn  der  hirsch  sich  kühlt, 
wenn  klatschend  an  die  binsensträuche 
das  grünliche  gewoge  spült. 

Strachwitz  (mich  fretd's)  ged.*  168; 

ein  fluszbad  nehmen  und  nun  bald  gerade 
dadurch  gestärkt,  das  eisigkalte 

gewog  des  Stroms  durchschwammen,  dasz  es  schallte. 
H.  LiNGG  ged.  (die  Mosel)  3,  312 
(mox  amnem  refotos  plaudenti  gelidum  flumen  pepulisse  natatu.) 
die  grünen  rebenhügel  fern  und  nah, 
und  lieblichen  gewogs  darunten  hin 
der  Mosel  murmelnd  still  vorüberziehen ! 

292  (amoena  fluenta); 

(in  dem  klaren  gewog  der  Mosel,  subter  vada  lanta  Mo- 
sellae)  296;  desgl.  (ins  gewog  des  stroms,  concavus  amnis) 
301;  dazu  vgl.  flutgewog  Rückert  17  (*.  oben  th.  3  sp.  1862); 
doch  als  der  letzte  ton  verklungen  war,  rauschte  plötz- 
lich der  flusz  dicht  neben  dem  schiffe  gewaltig  auf;  der 
Sänger  auf  dem  verdeck  war  verschwunden,  er  tauchte 
aus  dem  strudelnden  gewoge  zur  seite  des  kahns  einen 
augenblick  auf  .  .  .  Paul  Heyse  {siechentrost)  II,  6  s.  265; 
bei  jedem  zuge  .  .  .  schlug  das  schwache  gewoge  .  .  .  mit 
hohlem  geräusch  an  den  schiffsboden  H.  Hesse  dies- 
seits s.  258. 

2)  Übertragung: 

aber  meine  verse  rinnen 

wie  gewog  im  silbersee. 
Platen  (träume,  die  behende  fliegen)  1,  364; 

a)  auf  naturerscheinungen : 

sieh,  es  woget  am  himmel  ein  meer  von  wettergewölken ; 
lauter  und  lauter  entrollt  dem  wolkengewoge  der  donner. 
Bürger  (Dido  181)  246^  Bohtz; 
des  ährenfelds  gewoge 
rauscht  leis'  am  hügelpfad. 
Matthisson  (abendgemälde)  ged.  (1821)  137; 

der  ähren  blau  gewoge  und  güldenes  nicken  F.  L.  Jahn 
werke  2,  l,  429;  vgl.  ährenmeer  oben  theil  l,  sp.  199; 

|drauszen  im  dunkelen  schatten  der  zwo  breitblättrigen  linden,' 
in  des  gewaltigen  korns  braunwogigem  ährengewoge, 
ruht'  ich  und  dachte  an  hunger  dabei  und  hungerte  denkend. 
K.  Immermann  die  prinzen  von  Syrakus  1.  aufz. 
(werke  14,  s.  27); 
vgl.  auch  halmgewoge  Sanders  erg.  wb.  647«; 
und  ins  wipfelgewog  (des parke)  lauscht'  ich  dazwischen  hinaus. 
Geibel  (elegien  10)  5',  99; 
die  birke  mit  ihrem  schleierartigen  blättergewoge  nat.  z. 
1'7,  285  5.  Sanders  3,  1646'^;    so   begannen   beide   leise   in 
die  bände  zu  klopfen;  und  alsbald  entstand  ein  gewoge 
und  geschiebe,  die  nebelgebilde  drängten  sich  nach  den 
Öffnungen  und  schwammen,  eins  nach  dem  andern,  ins 
freie  hinaus  Th.  Storm  (die liegentrude)  2,  243;  vgl.  dunst-, 
dftmmer-,  strahlengewoge  Sanders  erg.  wb.  647«.  dazu  vgl. 
haar-,  locken-,  glockengewoge  ebenda;  häuser-,  trümmer- 
gewoge  desgl. 

b)  bei  der  Übertragung  auf  den  menschen  bilden  die 
massenansammlungen  den  hauptanknüpfujigsjmnkt,  wobei 
die  bewegung,  gelegentlich  auch  das  geräusch,  das  sie 
begleitet,  unter  dem  bilde  des  hin-  und  herßuthens  er- 
fasxt  wird,  schon  hieraus  ertoachsen  berührungen  mit 
gewimmel,  getümmel,  gewirr,  die  vielfach  zu  gewoge  in 
parallelverbindungen  treten,  das  gleiche  wiederholt  sich 
bei  abstracten.  ico  die  menschliclieii  Stimmungen  und  leiden- 
achaften  in  ihrer  regeüoaigkeii  und  ihrem  raschen  Wechsel 
gekennzeichnet  werden. 


GEWOGE  6444 

cc)  die  ansammlung  von  menschen. 

l))  den  anknüpf ungspunkt  bildet  die  bewegung: 

dorten  aus  der  marktkapelle, 
im  gewimmel  und  gewoge, 
strömt  des  Volkes  bunte  menge. 

H.  Heine  (Don  Ramiro)  1,  43  Elster; 

es  war  ringsum  ein  wogendes  meer  von  menschen,  pfer- 
den,  wagen  und  sich  bewegenden  lasten  aller  art.  wenn 
ich  mich  allein  durch  solches  gewoge  und  gewirre  ge- 
drängt P.  Rosegger  mein  tceltleben  96;  ...  menschen  von 
allen  indischen  rassen,  jedem  alter,  jedem  stand,  in  den 
verschiedensten  trachten,  wer  könnte  es  unternehmen, 
dieses  gewirre  und  gewoge  im  einzelnen  zu  schildern, 
das  hier  ununterbrochen  von  tagesanbruch  bis  in  die 
nacht  hinein  herrscht  E.  v.  Hesse- Wartegg  Indien  und 
seine  fürstenhöfe  167;  wiederum  ein  gewoge  ineinander- 
verbissener  kämpfer,  städter  .  .  .  W.  Raabe  unseres  herr- 
gotts  kanzlei  (8)*  258;  in  diesem  gewoge  tapferer  begeisterter 
männer  kein  einziger  staatsmännischer  köpf  Treitschke 
deutsche  geschickte  IV  s.  .59;  ein  wirres  volksgewoge  macht 
so  wenig  ein  Volksfest,  als  die  blosze  menge  einen  Jahr- 
markt F.  L.  Jahn  werke  2,  l,  lO;  geheimler  warfen  in  das 
gewoge  der  gesellschaft  ihren  blinkenden  hamen  und 
köderten  mit  bruderliebe  und  freundschaft  2,  2,  501;  auf 
dem  korso  wallte  ein  muntres  gewoge  von  sorglosen 
menschen  P.  Heyse  (am  Tiberufer)  II,  1  s.  75. 

a))  bevorzugt  ist  bei  diesem,  gebrauche  eine  Situation, 
die  den  berichterstatter  selbst  auszerhalb  des  bewegten 
kreises  zeigt: 

da  zuckte  Goethe's  ehern  bild, 

aufthat  es  seinen  mund : 

'ich  steh'  so  grosz,  ich  steh'  so  hoch, 

ein  Zeus  Kronion  schier, 

und  doch  —  welch  kleinliches  gewog 

zu  meinen  füszen  hier!' 

F.  Freiligrath  (leiern  u.  bilgel)  2  (1877),  198; 

miszmuthig  erhob  der  Roland  über  diesem  heillosen  wesen 
(der  meuterer)  das  schwert,  schmerzlich  schien  der  kaiser 
Otto  von  seinem  rosz  auf  das  gewoge  herabzublicken 
W.  Raabe  unseres  Herrgotts  kanzlei  (17)''  872;  sie  blickte 
hilfesuchend  über  das  gewoge  von  köpfen,  als  ihr  äuge 
an  dem  tiefschwarzen  scheitel  einer  malerin  hängen 
blieb  G.  Reicke  das  grüne  huhn  (3,  2)  201;  sie  hob  jetzt 
den  köpf  und  musterte  mit  einem  stolzen  blick  das 
menschengewoge  droben  auf  der  piazetta  Paul  Heyse 
(Andrea  Delfin)  2,  l,  156;  und  in  den  straszen  spaziert 
um  die  dämmerung  eine  lustig  zusammengewürfelte  menge 
von  allen  ständen  und  zonen  .  .  .  die  äugen  des  jungen 
mannes  .  .  .  leuchteten  wieder  hell  auf,  als  sie  dies  fremd- 
artige gewoge  überblickten  {ztvei  gefangene)  2,  9, 283 ;  ...  das 
volk  strömte  wieder  schwarz  in  den  saal  .  .  .  Veldern- 
dorffer  .  .  .  starrte  wirren  blickes  auf  das  gewoge  E.  v. 
Handel-Mazzetti  Jesse  u.  Maria  (21)  2,  81;  immer  sehe 
ich  dann  die  paläste  und  türme,  pyramiden  und  tempel 
dieser  merkwürdigen  stadt  vor  mir  und  das  malerische 
gewoge  E.  v.  Hesse-Wartegg  Indien  u.  s.  fürstenhöfe  158. 
b))  seltener,  dasz  auch  der  berichterstatter  von  der  be- 
u-egung  ergriffen  tcird: 

vergebens  drängten  wir  dem  fluchtgewog' 
entgegen  uns :  in  wilder  Überschwemmung 
reiszt's  uns  vom  kampfplatz  strudelnd  mit  sich  fort. 
H.  V.  Kleist  (Penthesilea  2)  2,  30  E.  Schmidt; 

wir  kamen  in  die  schwüle  dämmerung  der  strasze  hinab 
und  sogleich  ergriff  uns  das  gewoge,  diesmal  von  keinem 
gegenstrome  gebrochen,  und  trug  uns  mit  sich  fort,  dem 
flusse  zu  P.  Heyse  (erkenne  dich  selbst)  II,  4  s.  145;  denn 
es  sammelte  sich  an  dem  festgesetzten  tage  in  aller 
frühe  ein  groszes  volk  in  und  vor  dem  gerichtshause  .  .  . 
inmitten  des  unruhigen  gewoges  saszen  sie  auf  der  an- 
klagebank  wie  auf  einer  insel  im  meere  G.  Keller 
(Martin  Salander  18)  8,  318. 

2))  die  geräuschivirkung  tmrd  hervorgehoben':  alle  diese 
manipulationen  waren  für  den  armen  Pariser  um  so 
peinlicher,  als  sie  von  einem  wilden  durcheinander 
aus  tausend  kehlen  begleitet  wurden,  er  verstand  kein 
wort  von  diesem  sprachgewoge  K.  Gutzkow  (der  prinz 
V.  Madagaskar)  11,  67;  aber  diese  verstockten  wurden 
überflutet  vom  stimmengewoge  der  jauchzenden  menge 
Fr.  Th.  Vischer  auch  einer  220;    während   um   ihn   ein 


6445 


GEWOGE 


oiwoenr 


Ol  10 


gewoge  rauher   sUmmen  war    R.  t.  Handil-Mazkrtti 
J«a»e  M.  Maria  (9)  1,  15S. 

ß)  Übertragung  at^  d*n  tMekml  mtm$thUtktr  §timmu»ttn 

untl  leideixMkßften ,  vgl.: 


iiirh'rer  il7.t  ordn'  ich  de«  plana  Ubirint,  Mk  JafUebm  ^■^»■■w, 
welchen  ich  nicht  vor  dnr  unnib  wlMam  f«WM  •rkaiüito. 
F.  «.  HuNNiNNMO  Dtmatoa  (8)  1.  «.  M7. 


1))  vor  allem  üt  m  da»  Uhtn  mlbtt,  aU  mUf»wmmtr 
begr^f  wie  in  brxug  auj  den  einatltmt;  beiä« 
iteeem  Mde  er/aeit.  auck  hier  wuteM  VoM 
nähme,  iftdem  er  im  gegentatt  tu  andern  «n  gcwofa  meht 
die  regeUcee,  eondem  die  rhylhmxeth  gelmmdmtt  htteegtutf 
hervorhebt,   vgl.: 

ila  floax  in  b«ltabHl4MI  mUmMBW 
sanft  mein  leben  dabin;  mir  war,  ala  waO«to  rlafMMl 
purpurgewotf',  einwiMMtd  dan  gaUt  in  meMiechcin  ionfall. 
J.  H.  Vom  (dto  wem  eämU.  gtd  s  (li«5).  IS: 
gegen : 

untcUnalif  treibt'« 
auf  dem  Mitnteer.  ringa  unisauat,  ein  oAcbtlicbar  kahn  Im 

Platbn  {dem  tpru/en  Fr.  Fuggtr)  1,  M6  MedUek; 
harr,  in  dieser  leit  («wof, 
da  die  stOnne  raatlo«  echnauban 
wabr',  o  wahr*  mir  den  (lauben  . . . 

GaiaaL  (JuniueUeder.  gebet)  t*.  M; 

ao  aank  nain  leben  im  cawoca  niadar. 
vnd  Obarm  •cbanm  mit  M:brUlaiidan>  taklaga 
ala  weilte  mAven  echieesen  maina  liadar. 
Strai-iiwitz  (der  eturm  iet  loe)  ged*  SM  Wetnketd: 

über  allem  trüben  gowoge  des  lebens  dieser  stem  . .  .  leuch- 
tend Varniiaorn  V.  Knsk  denkte,  i,  M;  pilgern  .  .  .  eine 
heilige  arbeit,  um  drückende  gefühle  los  zu  werden, 
leiden  zu  vergossen  und  das  sturmbewegte  lebenagewofe 
in  einen  ruhhafcn  zu  retten  F.  L.  Jahn  t,  1,  MS;  vgl. 
lebensgewUhl. 

>))  und  aus  dem  gewUhl  und  gewoge  aller  gefOhl« 
tauchte  nur  eines  in  voller  klarheit  auf  . .  .  P.  Hbtbk 
Mehuine  II,  18,  >A0;  ein  solches  gewoge  skeptisoher 
meinungen  Joh.  S<:hkhr  Blücher  1  iw;  mit  dem  reich- 
sten lebens-  und  lustgewoge  Gartenlaube  t>,  TOH^,  e.  San- 
ders 8,  lft46<>;  das  närrische  aber  doch  glftnzende  wellen- 
spiel ihrer  phantasie  hatte  sich  augenblicklich  in  ein 
bleigraues  gewoge  Terwandelt  W.  Raabs  der  »ehiUiderump* 
».  69. 

GEWOGEN,  partieipiales  adjecUt.  da»  wohl  eher  tu  wegen 
(*.  auch  wägen)  aU  zum  trrAiimgewefen  («p.68M/6)  tu  »teilen 
iet.  in  der  hauptrichtung  »einer  a^j^etiviachen  enttritk- 
lung  mit  der  bedeutung  von  zagethan,  geneigt  entfernt 
e»  »ich  %eeit  von  beiden  verbi». 

1)  ab»tammung  und  überga»g»i>unkie  in  der  enttrieklung. 

a)  die  abetammungnfrage  iet  im  Wörterbuch  »chon  mehr- 
fach und  nicht  immer  Hberein»timmend  geetreyft.  theil  1. 
»p.  i7ß8/9  läext  Jacob  Grimm  bei  bewogen  «m«i  ai^tcA- 
ketten  für  die  enttricklung  der  abgetogenen  bedeutung 
benevolus  offen:  die  icagi/rhaU,  die  »ich  einem  zuneigt, 
oder  allgemeiner  die  beireguug,  die  »ich  einem  zuwendet. 
für  da»  trritere  trird  auf'  gewogen  verwieeen.  oben  »p.  6886 
xrarfUrden  darateller  de»  folgenden  anla»i  gegeben  für  da» 
particip  gewogen  die  »innlirhen  und  die  übertragenen  rer- 
%cendungen  tu»ammeniu.Htellen,  die  »chon  an  die»em  laut- 
ge»et»lich  zunächst  berechtigten  Vorläufer  von  gewogen  fit 
beobachten  »ind.  vora»*»9etiung  für  dieeen  artiktl  laer  die 
tugehörigkeit  von  gewogen  tu  dem  verbum,  det»  «mA  im 
heutigen  wägen  Jortaetat. 

a)  dem  entgegen  wird  theil  13  »p.  498  für  gewogen  im 
»inne  von  geneigt  ein  andere»,  abgeleitete»  und  »ekwmtkm 
wegen  1«  anepruch  genommen,  da»  althochdeut»^  (#.  wefon 
Grakf  1.  661)  und  mhd^.  i^wegon  mhd.  trb.  8,  9¥f)  WflÄI*. 
im  neuhochdeut»chen  aber  au»»tarb  und  für  da»  mit  um- 
belegten starken  ("erbalformen  gerechnet  trerden  muas,  um 
die  entgegenstehenden  fäUe  »ehwaeher  formen  tu  eui- 
kräßen;  vgl.: 

nu  fergomes  thia  thiamnn  selbun  sancta  Marina 
tbas  si  uns  allo  worolti  ai  si  ira  sune  wagonti. 

Qtfrid  1,  7.  88  m.  a. 

weg«  uns  an  dem  Itbe 
unt  an  der  sAle. 
kaieerehronik  16953  E.  Sekroeder  «.  «. 

nicht  zu  guneten  dieser  ann4ihme  wird  theil  18  {»p.  485) 
der  lauticandel   von    gewogen   zu   gewogen,    der  bieimmg 


mu»  dtr   bmjt^mmtmg  der  pmrMeifiaf/lirmtm  äurek  rfw 

tu  WB0  WOfM  m  WOf  WOfM)  8nBMfV  WllfWt  {ßm  08VObMI|t 


weeha.  woü  mm  wala  m^mfimi,  im  mm^MiH  mmf  H$ 

erkl§mm§  daa  Jfü»  miflreiam  dum  toittt  nur  muf  tlltnm 

auf  dma  pmrütip  tiwif  M  §t§mtmii 

formen.    MjijpiM  mifjmltam  wurt  mmt  i 

dt»  Smutunfen  dm  purtitepa  mimkl  m$  Jwrwtm  f*Ms  w^ 

gen  a*  bewet»a  aU  it»  vam  w§n  "aa  ImMm  tr^/k. 

ff)  tff  iti|pV  w90t  Mttt^  MfMj^Cntftr  0t^^ltt&  WW»  0t^990  MI 

ekmr  m  iiiliiWiiwf^ttffiii  tlfft.  «it  ti»  dm  T«b«fli 

der  beteegung  mU  $tkmr  kmUimeg  mir  waif»  immkOi, 

»innltrhe   und  atfmtfim  mnmnämumm  <•  4t$mr  «*fM 

au»einander  tu  hamu  und  emfmnmLdme»  tmriprM§uii§m 

tu   mrtheitem.     wtmn  brmuehi  nur  ein  paar  bei»piel»  mua 

dotn  oereiene  der  emnpmtm 

nernuatugrewent  uuw  »u  erntmmut 

»enon  nu»  ner    »9^w^9vnmeng  ^»u^r  ^^mhvs^mv  j» 

tummmenhang  die  voreMungen  dtr  ptntd  und  uupmai 

trfeien,  die  un»ere  »pmeh»  jm  wii  fktd  damadkam  titda 

durtk  tu-  und  nbnaigung  muadritdd,  und  mif  dia  dia  ML 

apradi«  mit  propennis  tu  propMMlw  uud  <e<lhMiffc>  (ifC. 

autk  animos  adrennM)  an 

lieh  eingauirkt  hat. 

gtgtn :  dar  Maada  aehiafa  dek  Wwifil 

•wer  alle  all  nlannw  vtifBl. 

yjddtU  07.  M  r. 
(vor. ;  daa  fkaandta  aaa  eUk  $m  foM  vanätgt  «.  «.) 

sa  hmgaat  aaa  dak  aia  «rwac. 

ia  dar  iiaaawitaa  aat 

Hea  nan  Tb  ligen  rar  var  tot 
paialemat  Ito.  90  k'öpke  m.  a.  wtkd.  «6.  8.  M 
vgLt  tu  nim  nam  d  »Uk  aUaa  aa 

ala  iaaaollalM  aaaaa  adle, 
Ms  das  afa  aa  taa  ^äHm  tfMe 
dar  Büaae  acaleh.  di  ar  4  Mak. 
aad  ia  aaa  Ir  kar  wtdar  adck. 
das  ar  aiek  aber  dar  bawae 
aad  aber  dA  waa  aakt  aada  lae. 

Oornratao  TVMa»  tMfS  Beeheleim  m 
I.  wUUt.  ut.  8.  «St», 
kilciksata  dein  Ixaw«  aa  ir 
kdi  rirbex  immer  aa  dir: 
das  chan  dir  nieaun  fewaCHl 
da  aolt  mir  anck  aüaas  nlsra 
die  toekter  m.  d.  kmnd  v.  I»  (• 


deriummt 


andere  berilhrungapunkia  kietei  a$i 
geleitete  bedeutung  dm  wlfeat: 

Abel  daa  vtt  tagaada  rti^aa 
daaM  ata  epfar  arardadkkaa 
wae  dA  fkr  daa  galaa  aara. 
WAt-niiR  ISO.  78  Latiaiaw.  a.  •J«(-  L8aaat,1M: 

Y)  die  partieipialfhrman.  dia  «aa  dmm  mr%ia  a^fmU 
riadte  tanrandungen  uhztteigrn.  an^fiaitam  aiek  damü  na- 
iürtidk  uailar  ran  dar  grmeimeaatam  §rmnilag».  akar  aank 
dabei  fehlen  die  anhatlapunkte  nieki,  dia  at^fdiem 

und«  w«ni  da  M  dock 
rittra  vrack  aa  alür  all 
aad  irwagia  gar  %t  tUlL 

jMMoaoun 


dar  was  aia  aaaaarwaMar 
aia  kalt  daa  Mbaa  wal  «..    _ 
Hantaica  v.  NaoaraDT  j^udankm  iTItl 
.  Tarwagaaar  aiaot  FaAcaHtoa  877. 1  Ma 
ai  waren  iwtaa  dagaa 
in  strnp  vil  bewagaa 

diunm  tettttnn  parUeip  Ud  dia  dapfda 


Mkaiimuig 


«Ma  MaaaMMalaaAaekM.- daadia  btMer  Ir  bawofett  L 
nis  halten  Luthkr  8. 188;  and  sie  mir  eoastan  mit  allen 
gnaden  bewogen  war  Hahb  v.  Schwvirichbn  s.  896  «a. 
a.  «gi<,  theil  I.  ap.  ITt».  «ea  nath  mehrttt  atugniam  ftr 
bewogen  emgaaaarkl  aind.  aua  Atrer.  Opitx  und  LooaO. 

»fL  aaie*  .- 

waica  araia  aaa  tm  aawegHi. 
walcb  UMTM^hrockea  waik  daa  iiiiilaai  akkk  kÜMl, 
aal  aacklkaa.  waa  ibr  aakt 

LouBKsrat:*  f^p>aaf«>r  (l«t)  18;  a.  a. 


6447 


GEWOGEN 


GEWOGEN 


6448 


(T)  unter  gewegen  waren  ölen  sp.  5395  Verwendungen  be- 
legt,  die  sich  zunächst  mit  irwegen,  verwegen,  bewegen 
in  den  eben  angeführten  stellen  eng  berühren:  vünf  hundert 
riter   gewegen  Mai  und  Beaflor  113,  9  u.  a.;    vgl.  auch: 
hie  ritet  hin  gewegenlich 
herzöge  Wildhelm  von  Österrich. 
Jon.  V.  Würzburg,   Wilh.  v.  Ost.  11678  Regel. 

diese  bedeutung  des  particips  wird  nicht  so  sehr  einer  der 
beliebten  Übertragungen  von  der  wage  her  entsprungen  sein 
{vgl.  meintend  Joseph  war  nit  so  ein  hoch  gewogener 
mann,  das  man  im  glauben  solt  Geiler;  wer  uns  sein 
freundtschafft  gewegen  und  angnäm  S.  Frank  s.  oben 
sp.  5395.  5396),  vielmehr  liegt  eben  jene  bedeutung  einer  be- 
wegung  zu  gründe,  die  sich  in  der  Verbindung  des  verbums 
mit  bestimmten  Zielpunkten  differenzirte  und  die  ihre 
so  geivonnene  bedeutung  weiter  entwickelte,  nachdem  die 
beziehung  auf  den  einzelfall  abgestreift  war  {vgl.  auch 
verwegen). 

umgekehrt  bleibt  solch  ein  bestimmtes  ziel  —  und  zwar 
die  beziehung  auf  eine  person,  der  sich  das  subject  zu- 
wendet —  ausschlaggebend  für  die  bedeutung,  die  wir 
heute  mit  gewogen  verbinden,  und  die  an  gewegen  schon 
in  Roth  ES  thüringischer  chronik  beobachtet  ist  (der  om  ge- 
wegen was  unde  on  ssere  schützte  267  s.  o.).  es  liegt  also 
keine  nothwendigkeit  vor,  hier  auf  das  abgeleitete  verbum, 
gewegon  zurückzugreifen,  zu  dem  doch  starke  verbalformsn 
nicht  mit  Sicherheit  zu  stellen  sind  und  dessen  synonymon 
helfen  die  participialformen  beholfen,  geholfen  sehr  küm- 
merlich und  in  anderer  richtung  entwickelt  hat. 

die  oben  für  den  roman  von  den  Haimonskindern,  für 
Geiler,  Hans  Sachs,  S.  Frank,  Spalatin  angeführten 
Zeugnisse  zu  gewegen  beschränken  sich  zunächst  auf  die 
gegenüberstellung  von  personen,  genau  so  tcie  in  den  fol- 
genden nachzutragenden  belegen: 

und  mit  einem  gschenckh  sie  {die  richter)  schmieren 
das  sie  mir  mein  sach  aussführen 
dann  sie  mir  auch  sonst  gewegen 
drumb  ichs  leichtlich  wil  erregen 
das  sie  es  nicht  lassen  feilen. 

P.  Rebhun  {Susanna  2,  1)  19  Palm; 

und  als  sie  ein  kindlein  bracht  das  ein  knäblein  was, 
ist  jr  der  mann  dest  gewegener  worden  Hedio  ver- 
deutschung  des  Josephus  (von  alten  gesch.  1.)  18*  (1556; 
bei  Spreng  [l.580]  geneigter;  bei  Lautenbagh:  freund- 
licher zu  ir  thate). 

während  die  Verdrängung  des  persönlichen  subjects  durch 
ein  abstractes  nur  m,it  einem  zeugnisz  belegt  ist,  das  der  be- 
deutung nach  strittig  scheint  (S.  Frank  weltb.  61*),  lie- 
gen für  die  einbürgerung  des  abstracten  objects  auch  schon 
ältere  belege  vor,  so  neben  einer  stelle  aus  dem  Dictys  des 
Herold  (*.  0.)  in;  sein  almacht  ist  biszher  gegen  seiner 
kirchen  also  gesinnet  gewesen,  auch  mit  solcher  gütig- 
keit unnd  fürsehung  gewegen,  dasz  man  sich  nit  zu 
förchten,  dasz  er  der  aller  gütigste  gott  die  seinigen  ver- 
lassen werde  J.  B.  Figkler  übers,  v.  Putherbeys  tract.  v. 
verbot,  büchern  (1581)  154'';  auffallend  und  vereinzelt  ist 
die  wohl  von  dem  bedeutungsverwandten  geneigt  {s.  unter  2) 
beeinßuszte  Verbindung  mit  einer  präpositionalbestimmung : 
wie  sie  (k.  maj.)  zu  erhaltung  der  Teutschen  und  des 
hei.reichs  hocheit,  libertet  und  aufnemen  zum  höchsten 
gewegen  und  dieselbige  helfen  zu  schützen  geneigt  {gut- 
achten  v.  1554)  s.  Christoph  v.  Wirtemberg  briefw.  3, 
24  Ernst;  vgl.  auch  Fischer  schwäb.  wb.  3,  614.  wenn 
sich  die  form  gewegen  für  die  sinnliche  bedeutung  bis  in 
das  17.  jahrh.  noch  belegen  läszt  {vgl.  theil  13,  sp.  425,  tvo 
für  das  16.  jahrh.  die  vorlierrschaft  in  Oberdeutschland  fest- 
gestellt wird  und  für  das  17.  ihre  Zähigkeit  gegenüber  den 
forderungen  der  grammatiker,  die  für  gewogen  eintrateii), 
so  hält  sie  sich  für  die  übertragene  bedeutung  anscheinend 
noch  länger:  bei  Hulsius  ist  sie  noch  1616  allein  gebucht. 
Henisch  verweist  zuerst  att/ gewogen,  aber  noch  Rädlein 
nimmt  von  gewegen  kenntnisz,  und  Neubauer  stellt  diese 
form  noch  aus  der  Egerländer  md.  fest. 

b)  die  form  gewogen  in  übertragener  bedeutung  ist 
zuerst  im  16.  jahrh.  beobachtet,  in  Götzens  lebensbeschr., 
in  KiRCHHOFFS  wendunmuth,  bei  Heinr.  Jul.  v.  Braun- 
8CHWEI0,  sie  findet  sich  dann  bei  Opitz,  Fleming. 
S.  Dach,  P.  Gerhardt,  Zesen,  Grimmelshausen  u.  a. 
entsprechende     ^orm^en    im    niederländischen,    friesischen 


(OuDEMANS  2,  668)  und  dänischen  {vgl.  bevaagen  theil  1, 
sp.  1768)  sind  entlehnungen.  aus  den  ältesten  belegen  {s.  u.) 
läszt  sich  für  die  rangordnung  im  verhältnisz  zwischen 
der  person  des  subjects  und  der  des  objects  icenig  ge- 
icinnen.  mehrfach  toird  der  niederstehende  als  gewogen 
gegenüber  dem  höherstehenden  bezeichnet,  doch  ist  auch 
die  uns  heute  geläufigere  entgegengesetzte  auffassung  gleich 
oft  vertreten,  auch  für  das  verhältnisz  der  beiden  ge- 
schlechter zu  ei7iander  liegen  früh  belege  vor ,  namentlich 
ist  es  die  frau  die  dem,  munne  gewogen  erscheint,  das 
vordrängen  von  abstracten  in  den  kreis  des  objects  oder 
des  subjects  scheint  sich  erst  vorzubereiten. 

c)  die  buchungen  lassen  zicischen  sinnlicher  und  ab- 
gezogener bedetitung  in  bezug  auf  den  gebrauch  von  ge- 
wegen oder  gewogen  kaum  unterschiede  erkennen,  doch 
scheint  gewogen  für  die  sinnliche  bedeutung  früher  ein- 
gebürgert. 

cc)  begriffsbestimmung . 

l))  für  die  sinnliche  bedeutung:  gewogen,  gewagen, 
libratus  Henisch  1606;  gewegen,  pensus,  expensus, 
appensus  1596;  appensus,  gewogen,  angehengt  König  94''; 
pensus,  gewogen,  erwogen  839";  repensus,  vergolten, 
gewogen  1004*;  dazu  vgl.:  gewogen,  ö  gewägt,  pesato, 
ponderato  Kramer  2  (1702),  1233*;  gewogen  haben  oder 
sein,  to  have  or  been  iveighed.  teutsch-engl.  lex.  IIb;  ge- 
wogen, pensus  Steinbach  2,  1013;  libratus,  pensus  Aler 
1,  941'';  gewogen,  als  mit  der  wage,  s.  wage  Frisch  2,  455*'; 
gewogen,  m,it  der  tvaage,  pensus,  libratus  Kirsch  2, 152»; 
Matthiae  2,  182*;  Hederich  1, 1428  {fehlt:  libratus);  ge- 
wogen, pese  Schwan  i,  748'';  dazu  vgl.:  g'wog'n  und 
gmäszn  it  ball  g'fräszn,  das  zugewogene  und  zuge- 
messene, also  gekaufte,  im  gegensatz  zum  selbsterzeugten 
und  darum  reichlicher  vorhanden,  ist  bald  verzehrt. 
sprichicort  aus  Franken  s.  Frommann  d.  dtschen.  mda. 
6,  327. 

2))  für  die  übertragene  bedeutung. 

a))  verweist  Hulsius  (1614)  bei  gewogen  auj  gewegen 
(164*),  bucht  aber  schon  1605  gewogen,  affettuoso,  primo 
d'affetto  63*  gegenüber  von:  gewegen,  hold,  favorisant, 
bening,  bien  vuellant,  portant  une  bonne  affection, 
favorevole,  beningno,  amorevole  (1616)  137''';  Henisch  um- 
gekehrt verweist  bei  gewegen  auf  gewogen:  gewegen, 
gewägen,  geneigt  {oben  auch  huld)  s.  gewogen  1595,  dazu 
vgl.:  gewogen,  genaigt,  wol  gewölt  sein,  propensus, 
affectus,  benevolus,  optime  animatus  1607;  amicus,  gewo- 
gen, freundlich  König 71*;  benevolens,  gewogen  137*;  bene- 
volus, geneigt,  gewogen  138*;  benevole,  gewogen  77*;  das 
gleiche  Hederich  l,  1428;  bei  Stieler  begegnet  der  erste 
versuch,  den  übertragenen  begriff  auf  die  sinnliche  bedeutung 
zurückzuführen,  die  tvir  noch  heute  zu  gründe  legen:  ge- 
wägen in  usu  non  est,  sed  gewogen,  adj.  quod  metaphor. 
notat  propendens ,  inclinans  voluntate,  benevolus ,  favens, 
cupidus  Studiosus  alicui,  et  adverb.  benevole,  studiose  2523 ; 
in  gleicher  richtung,  —  nur  unter  einfügung  der  deutschen 
parallelen  geneigt  und  günstig  — folgen  Aler  l,  941* — 941*; 
Steinbach  2,  1013;  Frisch  2,  455*;  Kirsch  2,  152»;  Mat- 
thiae 2,  182;  Hederich  a.  a.  o.  in  den  Wörterbüchern,  die 
auf  neuere  fremd.sprachen  bezug  nehmen,  ist  unter  den  deut- 
schen parallelen  neben  geneigt  meist  auch  dasjenige  adjectiv 
angeführt,  dessen  bedeutungswandel  zeitlich  mit  der  ein- 
bürgerung von  gewogen  übereinstimmt,  hold,  die  be- 
ziehung auf  persönliche  Verhältnisse,  die  hold  im  17.  jahrh. 
{s.  theil  4,  2,  sp.  1735)  mit  absoluten  Wendungen  vertauscht, 
übernimmt  ja  unser  adjectiv  zur  selben  zeit  in  gröszerer 
ausdehnung.  dazu  vgl.:  gewogen,  geneigt,  hold,  enclin, 
affectionne,  favorable,  qui  porte  bonne  affection,  et  porti  ä 
quelque  chose,  benevolus,  bene  affectus,  et  propensus,  incli- 
natus  DuEZ  199*;  hold,  favorevole,  benevole,  affezzionato, 
favorable,  portant  une  bonne  affection,  affectionne  Räd- 
lein 1,  382*;  vgl.  auch  l,  384*;  hold,  favorable,  portant 
affection,  affectionni  Frisch  dict.  d.  pass.  2,  280;  adj., 
favorable,  affectionnA  Rondeau  2,  Z7n  4»;  adj.  et  adv.,  gün- 
stig, geneigt,  favorable,  ami,  qui  favorise,  affectionne,  qui 
veut  du  bien  ä,  qui  a  de  l'inclination  pour,  portunt 
affection  Schwan  l,  748*. 

b))  die  etymologischen deutungen  {zu  Stielers.  o.)  knüpfen 
im  18.  jahrh.  vielfach  an  die  wage  an:  gewogen,  adj.,  dal 
verbo   wägen,  propendere,  quasi  propendente,  ö  propenso. 


6449 


OEWOGEM 


OIWOOEH 


6460 


favorevole.  ineliitato,  i^ffMUonato  Kmamrii  1  (I70f),  ut*;  g«- 
wogen  kommt  von  wifen,  Ton  wak,  libr»,  da  »ich  ein  Iheil 
und  Hchalo  wegen  dei  gröszern  gowichU  auf  die  «eite  neigt, 
daher  iit  geneigt  traviel,  alt  gewomen,  propenauM  Fhimch 
S,  46&<>;  Jemand  gewogen  sein,  ist  eine  redenaart.  welche 
Ton  dem  wftgen  mit  einer  wage  hergenommen  iai,  da 
■ich  die  eine  schale,  wegen  de«  grfleaeren  gewicht«,  auf 
die  Heite  neiget,  ea  scheinet  also,  den  begriff  eine«  Tor- 
7.ugN  mit  iiioli  zuführen,  welchen  man  Jemand  Tor  andern 
Kio))t,  nachdem  man  ihre  gute  eigennohaften  erkannt, 
und  gloichaam  gegen  rinandur  abgewogen  hat  Stobcm 
ifliichbedeut.  irörtfr  n,  519;  Adki.unü  Uknt ditat trklärung 
ab  und  hält  tfirh  an  dir  allgemtiner»  btdnttumg  von 
wegen,  gelegen:  'welches  llgUrlioh  auch  Ton  der  nei- 
gong  oder  bewegung  lies  gemlithes  zu  einer  peraon,  be- 
•ondera  Ton  der  Heb«,  neigung  und  dem  mitleidM)  {•• 
braucht  wurde'  »,  am.  als  Meg  führt  tr  n'n  äU^m 
Meugnüit  für  daa  ahtn  bmpneknm  abgtlnttk  wegen  0«. 
bei  dem  tr  nicht  erkfnntH  täMi,  ntlekm  vtrhiHmu  er  ihm 
ffu  gewegcn  iutreist.  datu  vgl. :  gewogen,  from  wegen  or 
wiegen —neigen,  to  bund .  to  inrlinn,  adj.  and  adv.. 
favourable,  friemlly,  kind  HlLPKHT  S,  I,  4M1. 

c^)  mit  Adklunu  aetatH  osieA  tu  dm  buehungen  die 
vereuche  ein,  gewogen  in  den  gegenaata  einaubeaiehan,  der 
für  die  beiieutttngeverKxtndten  geneigt  und  hold  uraprüng- 
lieh  gtltung  hat,  der  aber  aehon  bei  dieaen  bald  veneiaeht 
und  verblaatt.  geneigt  aielt  von  hauae  aua  auf  ein  »ubjeet. 
ilaa  dam  paraünliehen  objeet  übergeordnet .  hold  auf  ein 
aoUhaa,  döa  ihm  untergeordnet  tat.  kiar  aoU  aiek  gewogen 
gana  «n  geneigt  atutehUaamn  («.  deuu  jedoch  ap.  9Ua): 
in  engerer  bedeutung  wird  diese«  . . .  nar  Ton  der  nei- 
gung höhorer  gegen  geringere  gebraucht,  allein  in  ge- 
sellschaftlichem umgange  sind  sie  aus  hnflichlceit  auch 
unter  personen  gleichen  standen  sehr  Üblich  Aoki.unu 
i,  668.  —  wohlwollen,  liebe  gegen  jemand  empiindend  und 
äuszernd;  gewöhnlich  von  angesehenen  gegen  geringere 
gebraucht,  oder  von  einer  geliebten  person  Campe  «,  >•••; 
niehrenthcils  wird  das  wort  gewogen,  nur  von  den  höheren 
gegen  geringere  gebraucht  Stoscii  i.  Ml. 

(i)  die»e  auffusaung  trird  allerdings  durch  den  ttiaam- 
menhang.  in  dem  die  belirbteeten  unter  den  ayntaktiaehen 
Verbindungen  des  adjectiva  rortugairriae  erscheinen ,  sehr 
begünstigt,  vgl.:  einem  gewogen  sein,  favoriser  aurun 
Hm.sius  (,1614)  i6s*>;  II.  a.  man  muai  den  bedürflligen 
gewogen  sein,  propenaior  voluntaa  eaaa  dabat  •»  talmmiioaoa 
Ai.KR  1,  Ml'>;  wir  bleiben  euch  in  gnaden  gewogen  Aenda; 
vgl.  vor  allem  die  Beendungen  einem  gewogen  bleiben, 
•ich  einen  gewogen  machen  u.  a.  diaae  Verbindungen 
aind  meiat  früh  und  aorgföUig  gabtiekt 

1))  auf  die  ältere  aaii  baaekränkt  aradteint  die  Verbindung 
mit  den  adverb  wol,  daa  die  im  pr^fijr  achon  gegebene 
hauptrichtung  dar  badauhing  noch  einmal  tum  auadruek 
bringt;  einige  vMerbüeher,  die  i-om  einfachen  partieip 
keine  kenntnist  nehmen,  buchen  es  in  diaaar  Jbrm:  er  ist 
dir  vor  allen  anderen  wol  gewogen,  nemo  ülo  eat  nd  ta 
amandum  propenaior,  singularis  illius  est  in  ta  benavo- 
lentia  Hf.msch  1606;  einem  wol  gewogen  sein,  eatr*  bian 
affeetionne  ä  quelqu'un,  le  fmvoriaer,  Ittg  t*oM/oiV  du  bien, 
lug  porter  de  l'affection  ou  una  aütgutiare  qffection.  farere 
alicui,  hene  affectum  eaaa  arga  aligmm,  amort  ipsum 
prosequi  Uvf.z  {16M)  199*;  ht^ara  tUifuam  in  amoribus. 
einem  sehr  wol  gewogen  sein  Rryiikr  l,  SN);  wol  ge- 
wogen, sehr,  trcflich  wol  gewogen,  o/fr/h'ofMihjMiiiioKRAMRR 
1  vt"t>2\  521":  wohlgewogen,  benevolus.  atnana  Stkinbach 
s.  lOU;  gewogen,  bene  vel  male  affectus,  wolgewogen  pro- 
pensus,  übelgewogen,  male  affectus  Wächter  6«8;  fmvo- 
rable,  gUnstig.  angenclim.  wol  gewogen,  hold,  gut  Spe- 
randek  ä  la  mode  sprach  S68*,  einem  gewogen  oder  wohl- 
gewogen  sein,  ihm  geneigt  und  günstig  sein,  to  fte  a^j^dtio- 
nate  or  tcrllaffected  to  one  . . .  einem  nicht  gewogen  MÜi,  to 
be  diaqffeetionate  to  one.  tetttseh-engl.  lex. »,776;  einem  nicht 
gewogen,  nicht  wol  gewogen  sein,  non  eaaar  a^fiattionato . . . 
Kramer  i,&si<>(i70>).  angewogen,  inviatta.odioaua  Stieler 
25äS;  malevoltts.  mtUevolena  Steinbach  j.  lou;  Frisch 
2,465'';  mir{/iro  esse  afttdio  et  qfßcio,  einem  sehr  gewogen 
sein  Reyher  s.  itso;  einem  sehr  und  trefflich  gewogen 
sein,  praestanti  benevolentia  et  dieino  studio  in  aliquem 
exiatere  Stibler  8683;  einem  sehr  gewogen  sein,  a'attaeher 


tF^gkeUom  ä  ffM»  Schwan  i.  iv^.  vgl.  mudk  SroacH  ».ttt; 
ieh  kman  dir  alebt  gewogner  sein,  als  ieli  dir  sleta  §k- 
weaen,  haimmiamUor  tibi  eaaa  aen  foamam,  qamm  mmftr 
fui  Stkinbach  t,  lois;  FmecH  i.4M^  ^ewqfenw);  elsM» 
llKDKfiicii  1.  IMS;  da  best  ni— imden,  der  dir  tewega er 
ist,  h4thena  neminem  lui  mmaHätawm  StBINBACN  %  WU; 
Hkokrich  I,  IM»  (fewoflener). 

I))  schon  bei  dtttm  wtiiimdmmgam 
jeetivs  hat  aiek 

er  Ist  ihm  fewofeB,  Uai  paHm  le»  a^fmimta  Hüunos 
(1606)  61* :  eisen  t^vofeo  s^  fmvoriaar  mtaetm,  (MM)  MF; 
einem  gewofen  eein,  in  aUfuam  aaaa  pnptmm  haaunalanttm 
llBNiecH  1607;  diafMSfl.  RAdlkin  LMT;  Alcr  l.Ml^  8t«ih- 
OACu  1.1018;  Frisch a,«M*:  Hsdknich  t.  ims;  RoNOKAUt. 
Uu  «•:  Frisch  diet.  d.  pmaamg.  t.  M):  Schwan  l.  7«^; 
vorübargAamd  wMl  mn  atMa  da»  faraMmliabtm  dmtim  prdf^ 
»iHtnmlaarttmämmt  mmgamaHä:  fefea  etaMm  iswegea  seia. 
MMMR  in  sWfMwi  utmm  tantmlmtiam  STmiNMACH  t,  leu; 
gewogen  ist  er  gegen  ans  haU»,  mmmma  aat  ÜU  utrimafm 
noatrtim  Hr.orMicii  i.  it«;  mamr  wantmmU  aträtkkm  äia 
buehungen  at^f  die  kennaaitkmttmg  dat  alffaelmt  bmtamU 
amimo  aaaa,  fewofsn  sein  CtARTH-KANio  (MM)  71*;  fs- 
wogen  sein,  fmaan,  bamigno  animto  in  aliquam  aaaa.  harn*- 
volantia  aliquem  eompleeti,  inelinmtiona  valumtaii»  ff- 
pendere  in  aliquem  KiHSCH  t,  UT;  MATTHIAS  t,  Mi*: 
to  ba  mfltetionmta,  ha  wall  ^glaatad  to  ene.  to  fetvomr  oma 
Arnold*  ist*:  aögirmd  nur  /hadat  Ma  armHarumg  data  tb- 
jeeta  (sAetosctoi)  sserleMNHif ;  eiaer  saebe,  person  fs- 
wofen  sein,  tbra  agbdUmmA  k  um  a^gkiea,  «me  ^rrswiiM 

RONDKAU  «.«.0. 

gewogen  bleiben,  die*  kt  dar  amamgalaaem  apeuaka  <rs- 
NweA«  färbung  mnwimami,  aabrd  apät,  mbar  kiar  glaitk  üi 
der  atUform.  dar  aa  aniairnttmi,  gabuekt:  wir  l»leibea 
euch  in  gnaden  fewofea,  «et  maaura  ye«  ^f  tmr  da- 
wteneg,  merctfulnaaa,  reysl  n^brtisii.  fimamr.  tontosik^iifl. 
lax.  t,  77ft:  aknl.  Albr  1.  Ml*:  ngfL  iek  fstMsibs  eaeh 
in  gnaden  gewogen,  rsato  «^^WÜensto  ««etoe  Kaamkb 
(170«)  l.Mi«:  äknliek  AosLONo:  Camps  m.«.;  dmam  wgfL 
bleiben  sie  mir  gewogen  Aosluno  t.  eai:  8ToscBt,ati: 
bleiben  sie  mir  alüteit  gewogen  SttMCH  t.  ast ;  ieii  hitls 
sie,  mir  femer  gewogen  so  bleuten,  /  dseirs  yet»  to 
Continus  me  gow  faa«ur  HlLPBRT  S.  1,  Mi^:  bleiben  sie 
mir  gewogen,  er  kann  mir  gewogen  bleiben  Ai.anacT 
Lptger  mdm,  itt*;  bleiben  se  mir  Jewopal  d.  u  lassen 
sie  mick  in  ruhe  H.  MsTBR  d.  ritktita  Bariimar*  M*. 

rl  die  bei  hold  kät^/lger  au  ts«>st*teiidb  serto'wdwf  db» 
prädicativa»  m^ffaeUm  waii  autehea  tat  mueh  für  tswofsn 
mehrfach  mmgtmarkt,  gmma  im  gagimamlt  tu  dem  stand  diar 
belege  {a.  u.).  aia  «Mrd  im  twei  Jarman  aaraeitknat,  nsAsa.* 
sich  einen  gewogen  machen,  fmaara  aibi  mlifuem  Aenesa- 
lum.  benntlanümm  mlietgua  aibi  eswn'iiaw  UaiNtnica 
1, 1488:  jenaandea  sieb  fswogan  msebsn  Aobloho  t,sas: 
Jemand  sieh  gewogen  maehon  Campb  t.  an»;  sieb  Jemand 
gewogen  maehen.  to  gmitt  map  aua'a  fiwaua  er  fäsd  w8f 
Hilpert  8.  i.  «se*:  ieb  habe  die  lente  mb  fewofsn  fs- 
madit.  studiosos  mei  iUaa  kmbaa  Stbirbach  8.  lois:  steh 
die  Soldaten  mit  geecbeakea  gewogm  machen.  forf»> 
holt«  militum  rolunlata»  radimt ii  Hederich  i.  ims:  rgL 
auch  die  auffallende ßt§um§i  sich  einem  gewofen  machen. 
fmaare  aibi  mtifuam  bmaaolum  Stkinbach  8.  lois:  bamaao- 
fewh'ssi  mliat^ua  aibi  eameüiarr  Frihch  8.  4a6*:  sieb  dea 
Soldaten  mit  heeohenknngen  gewogen  mscbea,  larysMene 
militum  nelwatotos  rsdiaisrs  SnianAca  ^  Mtt;  sieh  bsi 
der  bürgersebafl  fewofea  maeben.  toMsotsaliam  ewenm 
eoiOroAer«  StbinBACH  8.  101«. 

st)  mtiribuHve  warbindumgam  aimd 
wogene   leute   habe  ieh  an  ihnen. 


anassserM;  as* 
Maaatudiaaaa 


«M«  Hederich  i.  I4SB:  dafrfe»  uird  die  kauta 
rUcmtretenda  aubatsmtwarunp  makryiaak  varaaiakiuat:  fe* 
wogener.  der,  Jkutar,  gewofeae,  die.  /mmbrix  SnaLSii 
8&88;  der  gewogene  ...  ein  freand.  gOaner  Campb  l;aa. 

«T)  formen^ 

1))  aauudmrüitkam  aekaammkuufa»  watarUtgt  umaara/arm 
nur  wamig,  dm  ma  aiA  arwt  ^§i  gagau  gawsten  diweb 

nmt   in   der  ftrmd   bleiben    sie    mir  gewofMi  W9m  im 


6451 


GEWOGEN 


GEWOGEN 


6452 


ztcangslosen  spräche  erfaszt  wird,  vgl.  (s.  o.)  jewogen, 
vgl.  jewüge  E.  L.  Fischer  mda.  in  preusz.  Samlande  108; 
Lenz  Eandschuhsheim  mda.  28*  merkt  gewogen  als  un- 
gewöhnlich an  {dafür  hold,  grün),  zu  den  theil  13.  sp.  426 
besprochenen  participialformen  mit  a  gehört  auch  gewagen 
in  der  niederdeutschen  fassung  von  Kantzows  chronik; 
das  gleiche  darf  auch  im  Hede  aus  dem  venusgärtlein  (s.  u.) 
aus  dem  reim  sagen  .  .  .  gewogen  für  die  ursprüngliche 
fassung  erschlossen  werden. 

2))  Steigerungspartikeln,  auf  die  schon  die  buchungen 
hinwiesen,  und  die  eigentliche  steigerungsform  sind  am 
adjectiv  viel  beobachtet: 

a))  {die  Maroniten)  seind  den  Christen  gar  gewogen, 
dargegen  aber  den  Türken  und  Juden  sehr  feind  Türckischer 
vagant  (14)  (1683)  125;  ich  bin  den  dichtem  sehr  gewogen, 
die  mit  der  exposition  haushalten,  mich  immer  nicht 
mehr  davon  wissen  lassen,  als  zum  verstände  des  folgen- 
den auftritts  erfodert  wird  J.  v.  Sonnenfels  br.  üb.  die 
Wiener  Schaubühne  {Wiener  neudr.  7)  46; 

dort  hinten  kommen  zwei, 
sie  sind  gar  niedlich  angezogen, 
's  ist  meine  nachbarin  dabei ; 
ich  bin  dem  mädchen  sehr  gewogen. 

GÖTHE  (Faust  I)  12,  50; 

dann  träum  ich  mir,  du  wärst  mir  recht  gewogen ! 
auch  wüsstest  du,  wie  mir  die  pulse  flogen, 
wie  du  mich  freund  und  lieber  freund  genannt. 
Theodor  KÖRNER  {nachtgedanken)  2,53  Hempel; 

die  ehelichen  kinder  sind  natürlichen  nie  recht  gewogen 
Arnim  5,  41;  vgl.  schlecht  gewogen  Günther  2,  192; 

wie  doch  verfielst  du, 
du  guter  knabe, 
.  dem  alle  mädchen 

so  wohlgewogen, 
der  ihnen  allen  .  .  . 
das  herz  entrückt, 
.  .  .  auf  mich. 

G.  Fr.  Daumer  Hafls  (1846)  258 ; 

ähnlich  (so  gewogen)  venusgärtlein  163;  P.  Fleming  1,  192; 
dagegen  vgl.:  wer  heiszt  den  herrn  Klopstock  philo- 
sophiren?  so  gewogen  bin  ich  ihm  freilich  nicht,  dasz 
ich  ihn  gern  philosophiren  hörte  Lessing  {br.  die  neueste 
litt.  betr.  lll  br.)  S^,  262;  dazu  vgl.  den  gegensatz  von  un- 
gewogen {s.  0.)  und  nicht  gewogen  {vgl.  Opitz  Arkadiah20; 
A.  G.  Kästner  1,  208);  da  sie  dem  heimischen  bewerber 
nicht  gewogen  war  P.  Heyse  {die  talentvolle  mutter) 
II,  4,  s.  103; 

den  kaiser,  der  vorhin  uns  nie  gewogen  war, 
erbittert  sie  gewisz  im  höchsten  grade. 

Wieland  (Oberon  9)  23,  129. 

6))  er  lasse  sich  auf  die  sache  ein,  und  schweige  von 
den  Personen,  welcher  von  diesen  der  kunstrichter  ge- 
wogener ist  . .  .  verlangt  kein  mensch  von  ihm  zu  wissen 
Lessing  {wie  die  alten)  li^,  4; 

nein,  sagt'  ich  einst  zu  einem  spielgesellen, 
dem  ich  gewogner  war,  beredet  mich  nur  nicht, 

Wieland  (Idris  u.  Zenide  3,  9)  17,  131 ; 

der  Superlativ  ist  anscheinend  ganz  an  die  adverbiale 
function  geknüpft:  ich  habe  einst  in  Deutschland  das 
gelübde  gethan,  wenn  ich  mit  den  Siegern  nach  Paris 
käme,  den  siegesbogen  zu  besteigen,  und  bitte  jetzt,  dasz 
sie  mir  gewogenst  die  erfüllung  meines  gelübdes  ge- 
statten F.L.Jahn  1,492;  unter  seinen  geheimen  räthen 
zeigte  er  sich  denen  am  gewogensten,  die  am  eifrigsten 
katholisch  waren  L.  v.  Ranke  d.  röm.  päpste2  (1836),  49; 
dazu  vgl.  gewogentlichst  s.  u. 

2)  der  neuere  adjectivische  gebrauch  der  form  gewogen 
beruht  ganz  auf  der  übertragenen  bedeutung,  adjectivische 
icendungen  in  der  sinnlichen  bedeutung  sind  ganz  selten 
und  zumeist  jüngeren  Ursprungs:  wann  man  hundert 
pfund  erden  in  ein  irrdin  geschirr  thete,  und  pflantzte 
zuvor  gewogene  samen  oder  kräuter  darein,  so  offt  nach 
einander,  bisz  man  hundert  pund  (!)  kraut  darausz  ge- 
wachsen bekomme,  und  wiege  die  erden  wider,  so  . .  . 
N.  CUSANUS  dialog  v.  waag  u.  gewicht  (1617)  31; 

ich  gebe  dir  beides,  silber  und  gold 

wohl  fünfzehn  gewogene  pfunde. 

Heine  {elementargeister)  4,  400  Elster 
{das  gleiche  schon  W.  Grimm   altdän.  heldenlieder :   fünf- 
zehn gewogene  pfund).    in  übertragenem  sinne  könnte  das 


sonst  nach  der  bedeutung  geneigt  tveisende  folgende  auch 
hierher  gestellt  iverden: 

und  schmücket  euch  zu  dieser  zeit 
im  hertzen  mit  dem  hochzeit-kleid, 
das  in  der  tauffe  huld  gewogen 
eur  Jesus  euch  hat  angezogen. 
J.  W.  Brodtkorb  Ringwalts  teutsche  Wahrheit  110. 

deim  an  die  Vorstellung  der  wage  knüpfen  eigene  Über- 
tragungen an,  die  iviederum  dem  particip  im  besondern 
gelten : 

und  nun  nach  manchen  Jahres  Zwischenräumen, 
zum  mann  gereift,  gewogen  und  erkannt, 
find'  ich  mich  wieder  unter  diesen  bäumen. 

Grillparzer  (jugenderinn.  im  grünen) ; 

dieser  prophetenblick ,  dieses  durchschauende  ehrfurcht 
erregende  staunen! . . .  dieses  stille,  kräftige  geben  weniger, 
gewogener  goldworte  Herder  {in  Lavafers  physiognom. 
fragm.)  9,  472;  so  lange  dies  einfache  grosze  gesetz  aller 
gegen  einander  gewogenen  und  abgezählten  kräfte  dauert, 
stehet  der  weltbau  fest  {ideen  15,  2)  14,  214; 

a)  für  die  rangordnung  zwischen  den  am  Verhältnisse 
betheiligten  personen  giebt  der  litterarische  gebrauch  zu 
den  in  den  buchungen  oben  besprochenen  festsetzungen  be- 
m^rkenstcerthe  ergänzungen  und  abweichungen. 

cc)  in  der  Stellung  der  personen  ist  eine  rangabstufung 
erkennbar. 

l))  der  fall,  dasz  die  untergeordnete  persönlichkeit  mit 
dem  particip  gekennzeichnet  xcird,  ist  zwar  selten,  aber  für 
die  ältere  zeit  doch  nicht  eigentlich  eine  ausnähme,  ver- 
hältniszmäszig  häufig  trifft  dieser  gebrauch  ein  collectivum: 
sein  weih  .  .  .  möchte  uns  sonstet  allen  handel  verderben, 
die  landtschafft  ist  ihr  wol  gewogen,  und  möchte  sich 
zu  ihr  schlagen  Heinr.  Jul.  v.  Braunschweig  {ungeratn. 
söhn  4,  3)  361  Holland;  dahär  dan  das  gemeine  folk  dem 
adel  sehr  gewogen  ist  und  mit  aller  ehr-erbietung  be- 
gegnet, die  ädelen  auch  erzeugen  sich  widerüm  gegen 
das  folk  sehr  glimpflich.  Zesen  adriatische  Rosemund  180 
neudr. 

unser  regiment  und  die  andern  vier  .  .  . 

sind  ihm  ergeben  und  gewogen, 

hat  er  uns  selbst  doch  herangezogen. 

alle  hauptleut  setzt'  er  ein, 

sind  alle  mit  leib  und  leben  sein. , 

Schiller  {Wallensteins  lager)  12,  17; 

vgl.  auch  sich  an  die  spitze  des  Volkes  stellen,  das  ja,  wie 
Laertes  beispiel  gezeigt,  dem  könige  so  ungewogen  und  so 
leicht  zu  lenken  ist  L.  Börne  {dramaturg.  blätter:  Hamlet) 
1  (1840),  392 ;  vgl.  dagegen :  denn  er  Fritz  von  Littwach  mir 
allwegen  gewogen  und  dienstlich  gewesen  ist  Götz  v. 
Beruchingen  lebensbeschr.  n2  Bieling;  von  dem  gesellen, 
der  ihm  {dem  söhne  des  herrn)  nicht  gewogen  war  0.  Lud- 
wig {zw.  himmel  u.  erde)  1,  228. 

2))  die  hauptzahl  der  belege  freilich  läszt  die  geicogen- 
heit  von  einem  höhergestellten  subject  ausgehen,  wie  na- 
mentlich auch  die  festen  Verbindungen  erkennen  lassen: 
wie  allergnädigst  ihre  kay.  may.  gegen  den  ständen  ge- 
wogen bericht  von  böhmischen  sachen  (1609)  s.  9;  hertz. 
Otto  ist  den  geistlichen  personen  wol  gewogen  gewesen 
Bünting  Braunschw.  chronik  407;  e  gn.  unterthänigst 
bittend  dieselbe  geruhen  diese  offerierung  mit  gnädigen 
äugen  anzuschawn,  und  fürters  mir  und  den  meinigen 
mit  gnaden  gewogen  zu  sein  J.  H.  Weidner,  widm.  z. 
3.  theil  von  Zinckgreffs  apopht.  (1665) ;  das  hauszgesind  .  .  . 
wolte  mir  wohl,  weil  sie  sahen,  wie  mir  mein  herr  ge- 
wogen war  Grimmelshausen  Simpl.  133  neudr.; 

ich  irrte  —  nein!  Segest  ist  mir  umsonst  gewogen. 

J.  E.  Schlegel  (Hermann  3,  2)  1,  350; 

weil  ihm  ohnehin  der  könig  wegen  der  rebhüner,  die 
er  meinte  von  ihm ' empfangen  zu  haben,  gewogen  war 
br.  Grimm  märchen  {der  gestiefelte  kater)  1,  152;  das  gleiche 
Wieland  23, 129;  ebenso  {s.  sp.  6458  gewogen  bleiben)  22,  42; 
Friedrich  der  Grosze  bei  Ortloff  U;  C.  F.  Meyer 
Angela  Borgia  169;  der  präsident  ist  mir  gewogen  Schil- 
ler {kabale  u.  liebe  1,  2)  3,  363;  besonders  häufig  wird  das 
adjectiv  vom  verhältnisz  der  gottheit  zum  menschen  ge- 
braucht : 

ich  habe  Jesum  angezogen 
schon  längst  in  meiner  heiigen  tauf; 
du  bist  mir  auch  daher  gewogen, 
hast  mich  zum  kind  genommen  auf. 

'wer  weisz,  wie  nahe  mir  mein  ende'  (1686) ; 


6453 


GEWOGEN 


GKV. « . 


6464 


du  baut  mich  ]•  und  Ja  geliebt 
und  auch  nach  dir  gttngtn, 
•h  ich  niH'h  rtwan  (uU  («Obt, 
want  du  mir  M-hon  («womii. 

l'.  (iKHiiAMitr  (o  Jm  CkrUti  KbMng  $.  tW; 

desgl.  («.  u)  'trhtring  dich  auf:  vgl.  Joi.  Joacii.  Mollkr; 
vgl.  auch  HiHT  J'arn.  C.  s'*;  Venua  und  da  .  .  .  CapMo, 
der  jr  mir  bisz  anlif  m  «llrzeit  aondrrlirh  mit  «wr  gn»d 
und  gunat,  gewogen  athatupieU  engl.  eomM.  (tragUmimddU 
I.  »)  196  Creitenarh:  o  fortun«  wie  wol  biatii  deivienigen 
gewogen,  die  du  emehreat  nhn  die  hoffbiai(lein  KM;  weil 
ich  {Jupiter)  aber  dem  menachliohen  geachleoht  mit 
sonderbarer  gunat  gewogen  bin,  und  ohn  daa  allexeit 
lieber  die  gute,  al»  eine  atrenge  Terfalining  brauche. 
CtRiMMELSirAUMKN  Simpl.  im  tuudr. :  ihr  hingegen  findet 
an  una  (an  Apollo  u.  dtn  «mimm)  lauter  erleuchtet«  und 
unbeatochene  rirhter,  und  find  euch  beideraeila  im  Üb- 
rigen in  allen  gnaden  gewofen.  J.  Kuhnau  «iiMrtAr.  ^tiaek- 
aatber  eap.  45  «.  litt.  dnJcwi.  M,  tot ; 

allein  der  kriegM-r>tt  war  nnaerm  feiad  gvwogm, 
■o  tapfer  ala  ich  auch  die  achlacht  von  weitaa  aab, 
■o  half  d<K*h  allea  niclita,  der  Untergang  war  da. 
JoNBPii  Ki'RZ  pHnxtntn  PumpMia  (U'ien.  nendr.  t,  «.  tt); 

vgl.  auch 

zttme  nicht  mehr,  aei  gntea  nvtlia,  und  aei  mir  gewogen ! 
Cur.  t.  BTOLRaau  (Ayamiu  am  iHmrier)  16.  157  ; 
and  Apoll  belebt  die  atillr 
eeiner  th&ler,  aeiner  hAben. 
aOase  laue  Ittfte  webaa. 
alle,  denen  er  gewogen, 
werden  mächtig  anguogen 
und  ein  edler  folgt  dem  andern. 

GAtiik  (dtuttcKer  Pnman)  1. 1«; 

zwo  aind  hier  Menelao«  der  gAltinnen  Jeso  gewogen, 

Voaa  llia$  4.  6  (17M,  iflT^tH  »M; 

gewogen  achon  BOrokr  *1>^;  Ui  Vom  ItOt  §9ämd«ri:  will- 
fahren dem  hcld  Menelaoa\ 

/O  fraglich  ist,  irie  ttrit  die  betitkum§m  MnacAen  beiden 
gesehieehtem  auf  eine  «o/rA«  rangordnung  hi$uUuten. 

1))  die  vortuganteUung.  die  hier  im  bereiekt  d*a  aubjet' 
tea  daa  imMtdke  ftteUeeht  einnimmt,  läaxt  darm^ teUimatn, 
daa*  ea  —  teenifftttn»  in  beatimmten  teit-  und  ■  ttäfrtnaen 
ala  der  höher  atehende  theil  erfaait  iat. 

a))  hertxgeliebter  vätter,  Ihr  wiaaet,  dasa  ich  bin  ein 
einig  kind  meiner  eitern,  dcrhalben  ich  euch  zum 
höchsten,  nicht  allein  mit  gutem  willen  gewogen,  aon- 
dcrn  auch  allezeit  .  .  .  gäte  fUrderonf  er*»igen  kao. 
Kirchhop  \cendunmut  (s,  sa6)  >,  5is  Qwiirtoy; 

t>edenck,  ich  war  dir  an  gewogen, 
ala  keiner  int  und  wenlen  kan, 
ich  zeifTte  dir  durch  wahre  treu, 
waa  leben  und  was  lieben  aei. 

J.  Chr.  (iCNTiiRR  KPkmm  «a  Mtodm, 
alt  He  ihm  untre*  wurde)*  U6; 

du  liebst  mich  nicht,  docb  bin  ich  dir  gewogen. 

TiBCK  (Oemot^/a  [tu  SietffMed])  t,  M&. 

b))      von  mir  «ag  dem  allerschAntiten  hertzen, 

eitel  frewd  und  wonn  nhn  allen  lu-bmertzen, 
thuc  ihr  vor  der  preseniz  (dem  ftratent)  groaa  daack  aagea, 
frAhlich  bin  ich,  weil  ei«  mir  ist  gewogen. 
'aehwing  dich  nuff  fretm  mmtkUgaV  in  drei  «aeML  ««w« 
Ueder  (1639)  ».  vennagäriMn  163  WaUherg: 
Albine  war  mir  schlecht  gewogen 
and  hiesz  der  anfang  meiner  aaaa]. 
J.  Chr.  OCntiirr  (er  erinnert  Hch  der  rorigm  seilen)*  IM; 

wie  oin  hat  in  der  zeit  die  holTnung  mich  belntgen. 
die  heute  mich  verscbm&ht,  schien  gestern  mir  gewogen. 
Vr.  (rieg  dm  tirtxrgoltr*  V  t8S  Samer; 
und  leicht  gewogen  hier  am  ort 
aind  mir  die  ros'gen  schAnen, 
denn  jede  hArt  ein  lieheswott 
zur  aither  gern  ertAnen. 

Gkirki.  (srAB«^rrl/ng)  1*,  17: 

die  geistreiche  gräfin  . . .  schien  mir  gewogen  H.  Stefpens 
in»  tcA  erlebte  5,  8 ; 

kannst  du  mir  gewogen  sein? 
möi-hlest  du  mich  nicht  vcrschmlhen? 
o  dann  wOrd  ich  in  der  Treude 
alMrscelig  untergehen. 

TiKCK  (hii'ser  Oktarian)  1.  S9: 

ebenao  (».  u.)  Götue  br.  &,  85S;  Th.  Körner  s.  &8; 

ich  bin  so  glücklich  schon,  dasz  sie  mir  ist  gewogen 
und  gut,  fttal  ich  mich  zu  ihr  ^  raftchtig  hingezogen. 
Armoij>  fi/tttfetmontag  81 ; 

IV. 


MiadM«  fVrwakr  U(  g«t.  und  war  dir  Iwir 
nenUeii  fh«la  ato  norb  aarb  dir. 

OOtue  iBtrmamn  m.  ItpnOm;  Uiftltäm^  M.IM: 

WM  BOMMii  mein  gnldiplM  MUiWa  Umm  nicht  allein 
vor  «inam  aadcni  wohl  tavolM.  MMMiara  ao  gar  mehr 
ala  ienuuiden  gewogen  gawaaM  ätr  mttmtItmitH.  Jmm 
Rabhu  ttb; 

«Bd  aarack  ick  Um.  «ad  aeMMl  idi  Ik     _ 

■o  aUM  **'*J^  ii""  **■>  yifc«fl  ■■; 

aaaa  eineea  anaeca  weiM  les  iMlna  nelgwig. 
PtATB»  (OerueOtea  tttmUma  1,  i)  draaiar.  aaeiM.  «I 

eine  frao  Ton  Niethelm  hatte  sich  ihm  Ton  J< 
wogen  gexeigt  K.  M^'irikk  wutUr  Soltam  (t, 
hmndbibl.):  daagt.  I'.HkymkII.«.!«:  O.F.DaCUBII  EMtWM, 
%))  Ma  mtsfOkrumg  det  wȊmidiAam  /amtkittkhm  im  im 
htnitk  im  »m^f$etm»  tama  «m  aueh  früh  btamgl  ist.  triU 
itm  §a§tmükw  dMb  aktrk  rurUek  und  Ubarteiegt  mmr  im 
sprmÄttbrmutka  OOBTHK«:  mein  liab,  dar  Ml  wnkh 
EO  elfen  glabt(l).  tnuM«  mir  und  tHMat  mmIi.  Mi  Ma  < 
mit  liebe  gewogen  adUüiy.  mgL  waMtf.  tm;  ao  waia  ich 
doch,  daaz  lie  mir  daawagan  Ibra  gStifkatt  aieht  «atxiehen 
werden;  aondmi  dam  i»  mdr  VMmehr  gewogen  genug 
aind.  um  mir  mal—  falüar  *m  «aMacken  C  C  Lictt  «  an 
OdUrt  br.  s.  tt  Ehrt  (afC.  Miafc  dit  mhUtithm  baitf  für 

Martha:  aad  «Mar  plrahM? 

mvtliwitlif«  wemmifm^^l  

MWthit ;  #P  MSMM  Hot  MWOfMI. 

MrpktM.:  aad  ate  ikai  aack.    daa  Iat  dar  laaf  dar  weH. 
(Mma  WttmMX)  lt.  l«7; 


kielt: 


ckiffer  Ma 
■iadwMkkt'  Ick. 


dar  geraiklaa  kaai 

Mick-  ick  wieder  In  die  kflk, 
and  da  seh'  ich  abermala 
mein«  Icttem  fein  gezogen 
bleibe!  bteilM  mir  gewofea' 
QÖTH8  (rfiron     ii^filM  sn  Jlalem)  6.  17» ; 

wenn  du  d'lle  Maaa  liehat.  ao  erinnere  aie  freandlich 
an  diese  geachichten  ...  ich  war  ihr  nlmlirh  «ehr  ge- 
wogen wegen  ihrer  groaien  ruhe  und  alleriiebeten  klaren 
recitation  (an  ZiUer)  br.  tt.  6:  pgL  mmek  Ar.  l.  tM;  wart« 
it,  50;  t^.  Wieland  tt,  1*4:  G.  Keller  Ar.  a,  4U. 

Y)  fir  di$  frlaarra  a«M  dirr  betege.  dit  im  twhättmiaa 
ron  ftr$t»tm  dm  ^mtkm  §mtUaeMim  aime  rmmgardmmmf 
nidkt  tigenÜiek  irkammam  Immim,  §01  datk  dit  ran  Ade- 
i.UMa  MA«n  gtbutkt»  lw>«elht«f.  dmm  im  §mdUek^/t- 
liehen  verkehr  die  h^iehkeit^formen  «iiM  «aldk«  «an  fmU 
tu  fall  heraietlen. 

1»  d*«  mmatwm  belegt  aind  für  die  ytiiaguilkmt,  dia  rana 
AdAeitw  fwfl»  wiMfarni  fuhrt,  im  anapruek  fM  naftaM«.* 
gtfmi    Htemtar  {muberkünaüer  :    die    gMtar   b««l«<tifea 

ewren  guten  Toraatx  . . .  sein  euch  aonat  TaTorabel. 

ich    rerbleib«   nocbmals  mit  meiner  andarht  ewer 

schuldiger  freund. 
StulUnua:  dergleichen  hin  ieh  «aeh  mit  meinen  dien* 

sten  gewogen. 

•y-  

braat  «ad  btSalgaai«  aei«  gawacsat 


fast  oka  aatkaa 

S.  Dach  (tutisa  itiira)  «it 

grilasca  sie  herr  M.  ond  sich  aelkat.  and  wm  mir  ge 
WOfea  iat  Tmom.  Abrt  verm,  w<erkt  S.  (1770  ttt:  wn^for 
erlaoban  sie  den  glOckwanaok  aÜMa  wahren  hauafreunde* 
sie  waren  mir  bisher  gewogaa  —  wenn  ich  es  verdiene 
ao  halten  aie  femer  etwa«  aaf  aiich  IrruAXD  ^rr*i«  rer 
«lkN<  i.  10^  theatr.  wmrke  t,  Itt:  leben  sie  wohl  and  thitif 
aad  mir  gewogen  Göthe  kr.  i«.  t».  d«rw  vgl,  (.«.  ge- 
wo(«a  ««ia)  nirefe.a«faa<lt6:  Sonnen psl«  (tTtmcriiMMfr. 
7)  M:  Lbssino  «*,  Itt:  ii*.  4;  Arnim  &.4i:  Scdbrmanr 
hohe»  lied  400:  .gewogen  bleiben)  J.  C  GCnthsr*  toi; 
GorracHKD;  Herder  lt.  Sit;  Göthe  Ar.  ao.  n :  RCckert 
11.  489;  F.  G.  KChneSM. 
t))  andere  rencendurnftm  greifen  OAer  die  eeremmmUen 

405 


6455 


GEWOGEN 


GEWOGEN 


6456 


der  die  höchste  Steigerung  bei  Fluten  (*.  ii.)  erreicht:   ich 
gebe  keinen   poeten,   antwortet'  er,    bin   auch   der  ver- 
lobten   Personen    bekanter   nicht,     doch,    weil  ich  höre, 
dasz  ihr  ihnen  so  gewogen  seid,  so  will  ich  an  meinem 
theile    meine    glückwündschung    nicht    hindan    setzen 
P.  Fleming  {poet.  icälder  3)  l,  92  Lappenberg;    dazu  vgl.: 
nach   diesem   schickte  er   hin,    und   liesz   den  Philanax 
holen,   welchem  er  nie  gewogen   gewesen   Opitz  übers. 
V.  Sidneys  Arkadia  (3)  520  (whom  he  had  .  .  .  long  hated) ; 
im  hertzen  war  Despreaux  dem  Chapellain  gewogen, 
an  dem  er  doch  mit  recht  das  reimen  durchgezogen. 
J.  C.  Günther  =  462; 

denn  was  wir  auch  von  leuten  hören, 
die  dichtem  nicht  gewogen  sind. 

A.  G.  KÄSTNER  verm.  sehr.  1,  208; 
nach  Corinthus  von  Athen  gezogen 
kam  ein  Jüngling,  dort  noch  unbekannt, 
einen  bürger  hofft'  er  sich  gewogen; 
beide  väter  waren  gastverwandt. 

GÖTHE  {braut  von  Corinth)  1,  242; 
ist  ein  betrüger,  wer  andern  zu  leicht  gewogen? 
nein,  sondern  er  ist  leicht  betrogen. 

F.  RCCKERT  (26.  makame)  11,  428; 

dieser  liebte  die  musik  mit  leidenschaft  .  .  .  und  war 
dem  jungen  Lockmann  von  herzen  gewogen  Heinse 
(Hildegard  l)  5,  16;  viele  halten  mich  für  einen  flücht- 
ling  und  sind  mir  deshalb  gewogen  Rosegger  irald- 
schulin.  108;  und  (sie)  nahm  gleichmütig  die  geständ- 
nisse  der  damen  entgegen,  die  ihr  alle  gewogen  waren 
H.  Sudermann  das  hohe  lied  (2,  lo)  400;  beim  ersten 
blicke  war  ich  dir  gewogen  Platen  (a7i  einen  freund  1816) 
1,  513  Redlich; 

so  werde  mir,  so  zeige  dich  gewogen, 

denn  du  nur  fehlst  dem  herzen,  theures  wesen ! 

ich  liebte  manchen  freund  und  ward  betrogen, 
doch  mag  die  weit  in  diesen  blättern  lesen, 
dasz  ich  dich  allen  andern  vorgezogen. 

(sonette  i5)  1,  174. 

b)  Steuerungen  im  bereiclie  des  objectes  und  subjectes. 

a)  in  das  object  dringen  sächliche  begriffe  vor:  während 
das  ältere  niederdeutsche  für  diesen  fall  präpositionalver- 
bindungen  verwendet  (hertoch  Barnim  heft  so  deger  up 
de  closter  gewagen  geweset  Kantzow  niederdeutsche 
fassung  der  chronik  v.  Pommern  76  Böhmer;  und . . .  mer  tho 
verwideringe  des  nigestifteden  christendomes  wen  tho 
krige  gewagen  67),  gliedern  die  neuhochdeutschen  belege 
auch  hier  im  einfachen  dativ  an: 

l))    wer  war  den  künsten  mehr  als  dein  August  gewogen? 
J.  U.  V.  König  gedickte  (1745)  121 ; 

hiesz  mit  namen  Barthel  Regenbogen, 
hat  die  kunst  lieb,  war  ihr  gewogen. 
Wagenseil  (v.  d.  meister-singer  holdseligen  kunst) 
de  civitate  Noriherg.  506; 

im  wirthshaus  sassen  etliche  vornehme  buchhändler, 
denen  hörete  ich  eine  weile  zu,  als  deren  handthierung 
ich  sonderlich  gewogen  Grimmelshausen  loiedererst. 
Simpl.  3,  618. 

2))  'o  I  schreit  der  Wanderer,  zog  sich  ein  weiter  auf ! 

0  hemmten  blitz  und  schlag  mir  pein  und  lebenslauf !' 
schnell  zeigt  der  donnergott  dem  wünsche  sich  gewogen. 
Lessing  (der  wünsch  zu  sterben)  1',  185 ; 
0  lieber  Amor,  sei  meiner  liebe  gewogen. 

S.  Gessner  (1778)  2,  38; 
diesembund,  den  wir  vollzogen, 
heiige  Jungfrau,  sei  gewogen. 

Geibel  (Loreley)  6, 134. 
8))  'was  ist  der  geist  der  zeiten?'  ...  die  flüchtige 
mode  ist  seine  unächte  Schwester;  er  ist  ihr  nicht  ge- 
wogen, lernt  aber  auch  von  ihr,  und  hat  mit  ihr  zu- 
weilen lehrreichen  umgang  Herder  (br.  z.  bef.  d.  hum.  15) 
17,  78;  der  logik,  als  einer  denk-  und  Vernunftkunst  ist 
der  philolog.  der  die  grammatik  selbst  so  einschränkte, 
nicht  gewogen  (kleine  sehr.)  9,  432; 

pusten,  grobes  deutsches  wort! 
niemand,  wohl  erzogen, 
wird  am  reinanständigen  ort 
solchem  wort  gewogen. 
GÖTHE  invektiven:  Oöthe  und  Pustkuchen 
{Jub.  ausgäbe  4,  60) ; 
du  bist  allein  der  engen  pflicht  gewogen, 
getreu  dem  lebenschalTenden  gedanken  .  .  . 

Platkn  (prolog  an  Oöthe)  1,  66  Redlich. 


ß)  im  bereiche  des  subjects  ist  der  eigentliche  unpersön- 
liche begriff  von  dem  nur  verdeckten  persönlichen  zu 
scheiden,  xvie  er  vorliegt  in: 

sein  raht  sprang  offt  mit  aller  treu 
dem  lieben  vaterlande  bei, 
hat  unser  häupt  an  sich  gezogen, 
das  ihm  gar  gnädigst  war  gewogen. 
S.  Dach  (auf  Hans  v.  Kalckstein)  921  Oesterley ; 
er  war  verzagt  und  ungezogen, 
doch  ob  er  gleich  zu  unzeit  bellt  und  schrie : 
80  blieb  ihm  doch  das  ganze  haus  gewogen. 

Gellert  (fab.  u.  erz.  1 :  die  beiden  hunde) ; 

die  meisten  belege  für  den  eigentlichen  unpersönlichen  be- 

9>'^ff  führen  atif  poetische  Übertragung  und  personification 

zurück,  die  aber  nur  selten  noch  rein  zum  ausdruck  kommt: 

o  liebe!  sag  es  frei,  du  bist  mir  nicht  gewogen, 

und  hast  die  trawrigkeit  der  freude  vorgezogen. 

J.  E.  Schlegel  (ged.  a.  d.  2.  eheverbindung 
eines  witticers)  4,  147 ; 

voriciegend  ist  diese  grundauffassung   durch   die  Wieder- 
holung in  festen  Verbindungen  abgeschwächt. 

1))  am  durchsichtigsten  ist  dieser  thatbestand  bei  der 
meist  verbreiteten  formet  vom  glück: 

ist  dir  das  blinde  glück  geneiget  und  gewogen, 
will  jeder  bei  dir  sein  an  freundschaft  vorgezogen. 
Opitz  teutsche  poemata  77  neudr.  ,• 
die  brüst  war  zärtlich  und  getreu,  das  glücke  schien  mir 
auch  gewogen. 
J.  Chr.  Günther  (das  . .  .  vertheidigte  frauenzimmer) '',  43.^; 
das  glück  ist  stets 
dem  fleisz  gewogen. 
Knebel  übs.  v.  Dodsleys  Chiron  im  Tiefurter  Journal 
(sehr.  d.  Oöthegesellsch.  7,  292); 
sieh'st  du,  o  alter  held, 
das  glück  ist  dir  gewogen ; 
du  bist  nicht  ausgezogen, 
und  stehst  nun  doch  im  feld. 

Rückert  (prinz  Koburg)  1,  91 ; 
dasz  dem  das  glück  zumeist  gewogen, 
der  es  am  mindesten  gehetzt. 

A.  V.  Droste-Hülshoff  1,  254  Schücking ; 
dazu   vgl.  die  vereinzelte    beziehung   auf  die  formen,    in 
denen  sich  die  gunst  des  Schicksals  zuwendet: 

mir  ist's,  da  der  stürm  vorüber, 
wie  dem  schiffersmann  zu  muth, 
der  sich  vom  orkan  gerettet, 
wenn  die  see  sich  wieder  glättet, 
und  gewogen  wird  die  fluth. 
Platen  (die  tochter  Kadmvs  3,  6)  dramat. 
nachlasz  97  Petzet; 
fremd  bin  ich  eingezogen, 
fremd  zieh'  ich  wieder  aus. 
der  mai  war  mir  gewogen 
mit  manchem  blumenstrausz. 
W.  Müller  (die  winterreise :  gute  nacht)  111  Hatfield. 

2))  auch  herz  und  gemüth ,  als  brennpunkte  der  em- 
pfindungstcelt,  die  in  einigen  der  oben  abgegrenzten  gruppen 
zum  ausdruck  kommt,  werden  viel  in  die  function  des 
subjects  gezogen: 

ach  wie  untreu  und  verlogen 
ist  die  liebe  dieser  weit : 
ist  sie  iemand  wol  gewogen, 
währts  nicht  länger  als  sein  geld. 

P.  Gerhardt  (Jesu,  allerliebster  bnider) 
Fischer  und  Tümpel  3,  419*; 

alle  gemüther  waren  ihm  (Josef)  gewogen  Zesen  Asse- 
nat  (1672)  193; 

ich  zweifelte,  da  ich  gespielt  den  kalten, 
ob  ein  gemüt  mir  noch  gewogen  werde? 

Platen  (.<7ase?en  38)  1,  136  Redlich; 
ich  bin  ein  söhn 
desz,  der  den  thron 
desz  himmels  aufgezogen. 
ob  er  gleich  schlägt 
und  creutz  auflegt, 
bleibt  doch  sein  hertz  gewogen. 
P.  Gerhardt  (ich  hab  in  gottes  hertz  und  sinn) 
Fischer  u.   Tümpel  3,  314«'; 
du  kleiner  ort,  wo  ich  das  erste  licht  gesogen  .  .  . 
sei  immerhin  unscheinbar,  unbekannt, 
mein  hertz  bleibt  ewig  doch  vor  allen  dir  gewogen, 
Wieland  (Oberon  4,  22)  22,  155; 
seht  mir  nur  ab,  wie  man  vor  leute  tritt, 
ich  komme  lustig  angezogen, 
so  ist  mir  jedes  herz  gewogen, 
ich  lache,  jeder  lacht  mit  mir. 

GÖTHE  (paralip.  z.  schülerscene  im  Faust) 
14,  289  Weimar; 


6457 


GEWOGEN 


GEWOGEN 


6406 


prinz  Kart,  du  (heurar  h«lil, 
mein  henc  Ut  lilr  («wut«!): 
siehnt  du  ni*-ht  mabr  tu  f«l4, 
wie  da  XU  feld  (•«•(•n? 

HCCNKKT  (pHiu  Jr«rl)t,M: 

iliiiu   vgl.   die  gam  mrtiHttlttH  /älU.  in  d*H»m  äMitka 
ufwtrarta  beobaehiet  aindi 

nun  bin  iih  fmi.  In  da»  1^  «Mit  OMkr  frti, 
ini  fall  mir  nur  dein  maad  gwwoftii  Mi. 

H.  V.  HurrMANNMWAi.OAU  «.  SmtUrtk»  mwmä. 
r.  9eH.  t,  %\»; 

ab«r  (las  worl  tufpnil.  «ulohea  ich  etlichemal  «UMpraeh, 
war  die  betchwHrutig,  durch  welche  ich  ihren  tarn  be- 
•Unfligte,  und  ihr  nllo  aufmrrknauikeil  gah.  die  ich 
nOthig  hatte,  um  mir  ihre  eitelkeit  gewogen  zu  machen 
S.  V.  La  Rociik  frl.  v.  Sternhrim  (t)  I«  Riddrrhqff. 
gütu  vereintdt  eraeheint  diu  /olgendt  : 

viele  lieb'  hab'  ich  «riebet. 
wenn  ich  heb«loa  geetrel>et: 
und  verdrieezliohea  erworben, 
wenn  ich  faat  fBr  lieb'  geelorbea. 
■u  du  ee  saaaamMngeMceii, 
bleibet  saldo  dir  gawogea. 

UÖTiii  (»prttkwörVkk  06.-a«t«g.  «,  tf). 

c)  bevonugtt  formen  tyntmkÜMktr  vtrbindmn§tn: 
«)  rharakterüitütrh  trtUn  mek,  jt  nmek  itr  rmm§ordmung 
:iri.schrn  den  triit/rin  dm  au^jtd»  un4  O^^Mte,  di$  9yn- 
■  I' tischen  verbimiuntjen  «Mi  hMU%thm§t\m-wmndhn  jwfeii- 
i"-r:  iftgen  («.  o.)  gewogen  und  dienatUch  «ein  GÖTX 
Bkhi.iciiinukn  leben*be»fkr.  b»\  ergeben  und  gewogen 
Min  Sciiii.i.KH  K.  17;  vgl.:  denen  du  zu  deiner  zeit  mit 
kiiiMerlichen  gnaden  ho  wohl  gewogen  und  so  geneigt 
gewest  bist,  dasz  .  .  .  Ghimmeuhiiauibn  {vtrktkrit  tcdt  t) 
irieiiereratand.  Simpl.  8.  IM.  ind^artni  t»  äimmr  riektung 
erackein^n:  die  wahrhalTtige  galanteri«  bestehe  ...  in 
einer  absonderlichen  cDUverxntinn  de  l'air  galant,  aU 
wenn  es  eine  verborgene  natürliche  eigenschain  wäre, 
durch  welche  nian  . .  ge/.wungen  würde,  einem  mennchen 
piinstig  und  gewogen  zu  sein  Ciia.  Tiiomasiuk  v.  nach- 
(I Innung  d.  Front.  11   Sauer; 

dasz  itirh  Almansari* 
der  acb&nen  Schwimmerin  gar  freundlich  und  gewogen 
iMwieaen  hat,  und  ihr  vi<-l  «chOnea  vorgelogen. 

WiKij^ND  ((Mtertm  10,  M)  13,  IM. 

ul.s  contrtutverbindung  vgl.: 

o  wie  so  selig  lebt  der  mensch  zur  Jeden  frist, 
dem  gott  gewogen  u.  dem  sathan  neidig  ist. 

Rl*»  parm.  68*; 

/9)  ungttc6hnlirh  brtU  enttciekelt  ül  die  yrädieatiee 
fttneUon  dea  adjrcliva,  und  in  ihr  nimmt 

t))  die  Verbindung  mit  dem  verbum  aubatantivum  treit- 
iiiia  den  meisten  räum  ein,  tcie  »ich  »rhon  im  bisherigen 
zeigte: 

a))  tibenriegend  wird  daa  adjeetiv  attf  eine  dritte  peraon 
be:ofjri>.  doch  sind  auch  für  die  redenden  und  für  die 
a Hl/Hl ilil,  /H'r.Hon  xahlreidte  —  »Min  theil  bemerkeneurrtk« 
J'vinun  auaijebildet. 

schreie,  tolle  weit,  m  aei 
mir  gott  nicht  gewogen, 
ea  ist  lauter  lAuncherei 
und  im  erunii  rrl<>Ken. 
w&re  irntt  mir  gram  und  feind 
wUrd  Pf  moine  f«b«<n. 
die  «ein  piir<<n  wonien  »eind. 
wohl  behalten  bat>en. 
[>.  (iEHiiAHi>T  (aehwimg  dteM  0«^)  SbtUmg  $.  IM 

,l>ei  Jon.  Joacii.  Moi.i.rr:  es  sei  gott  den  mensehen 
nicht  gewogen);  die  gleiche  ßlgung  {a.  o.)  OPITX  Arkadim 
.'>s:  deutaehe  poem.  7»;  Götz  v.  Bkrlichinokn  lebena- 
l>r.iehr.  M;  venuagürtiei»  163;  J.  L.  Wkionkr  *m  Zinekgr^; 
Hkinr.  JuL.  V.  BRAUN8CiiWEio96l:  BCntino  Bruunaehtr. 
chron.vyi;  Kantzow  76;  7.KSF.S  adriat.  Roa.iw;  AsSRNAT 
isw;  Rist  pamaas.:  Hoffmannswai-daü  «.  M8:  Jan 
Rebhu  135;  GRlMMKt.8iiAUSKN  tciedererat.  Simpl.  i,  198; 
Thomasius  U;  Waoknseii.  fl06;  J.  C.  GCnthrrV  IW:  MI: 
J.  V.  KüNloiSt;  Jos.  Kl'RZ  i^M'iener  neudr.i>  «3;  Th.  Abbt 
r..  3,  18;  J.  E.  ScHLECKL  l.  3ftO;  Uz  «8»;  Kästner  1.  M»: 
Mkinse  6,  16;  Wieland  28.  1S9:  Herder  9.  4S>:  i>.  78; 
Voss  Iliaa  ♦,  6;  Göthe  18.  80;  «,  S6&;  —  14.  888  ir«»Mir. 
."^CHILLBR  8,  863;  18,  17;  briider  Grimm  märt^en,  1,  IM; 
.\hhoi.t\  Pfingstmontag  Si;  BÖRNE  1.399:  RCcKERX  1,  88: 
1,  91;  11,  428;  W.  MCller  iii;  H.  Steffens  ö,  8;  0.  Lud- 


will  I,  tm:  MAüiKKtM:  Dacmkii  H^flemM;  Obibbl  i*.  i7: 

1*.  Hktrc  9,  «.  108;  ROMIUIOBII  temldaehtdm.  108;  H.  SuDBR 
MANN   hohes  lud  «00. 

h))  saf  mir,  wie  du  dich  befindest,  und  daas  du  mir 
f8«0f8a  bist  OAthb  *r.  *.  8M:  die  gieieha  fugung  in  der 
mnnie  M.  89:  demgl.  rnhon  pAUt  PLaniNo  t.  m;  8.  Dach 
818;  PaUI.  UbRHAIIOT  80»;  Inrehentied  'teer  wrieg';  Mktm- 
ap.  en§t.  emtM.  808;  (fNiMilKi,«HAt'kKN  ü^ies^.  881;  OtM* 
NBR   9.  88;   J.  K.  8cltl.K<)Bt.  «.  UT,   C  V.  »TOL«8lia  M,  W?: 

lrri.AND  8.  188;  Th.  Körnbh  t,  AB;  Tibck  i.  ai:   Pi^^tsn 

1.  88;  GbiBBL«,  im. 

e))  tur  fOgumg  im  der  I.  ptrmm  tff.;  KincHHOf  «mm^ 
unmut  8.  M8:  eekmuap.  emgl.  etmti.  tOB.  888;  Orimmblu- 
HAUBBN  Simpl.  80B;  Tibck  t.  tat:  Pi-atcn  i.  ms. 

9))  nur  MmfU(/<  n'iMf  mriaHmm»  wie  einem  fewofra 
werden  (Platbn  i.  iib:  «ff.  mmek  urnlm  Wiruu  «,  «■  IT. 
u.  a.)  «biMB  |0wo(en  schda«!  (QCimiBll*  «M:  Götmb, 
Faust:  Platbn  nmeht.  4t)  htohtuAteL  rfafy  iti  He  eer- 
bimdung  gewofen  bleiben  rielfmA  kemugi,  deren  mit 
teieUung  im  der  nrnrnfeltetm  efrmtke  eehon  hei  dem 
NNfm  geetrtift  wmrde  (*.  •.):  §ytm:  die  wir.  In 
erwariung  wie  auch  sonsten  Jea«r  seit  «Mb  od 
guten  atadt  mit  kAniglicher  hold»  « 
gewogen  verbleiben  Prirdnicm  ier  Ormm  «n  Omlmr 
178ft  bei  Ortioff  84;  rgt.  anderrraeiie:  .  . .  stieas  mit  dem 
fusze  aus,  ala  sucht'  er  ihn  bo  treffen,  ond  «en- 
dete sieb  kurrend  abaeita.  'lompenhoad !  kann  mir  drei 
mal  —  gewogen  bleiben!  laast  den  kerl  laufen!  ond 
die  donna  auchl  . . .'  F.  G.  KOhnb  d.  fnimmmrer  (8.  11) 
(I8U)  8M;  er  kann  mir  gewogen  bleiben,  aoeh:  er  kann 
mir  geaand  bleiben  FniK«:HBIKR  preuex.  epriehte.*  a.  80 
(no.  1885);  'du  kannat  mir  gewogen  bleiben',  ironiaekfür 
'du  hast  meinem  vertrauen  Bteht  «ntsproehMi' :  hmt  mttek 
den  ainn  von  'kOaz  mir  dea  BllBabegBa'  WaMDBR  1. 1877. 
die  anred^orwt,  von  der  dimt  eiUtnddmti^  mhemift,  ühtr- 
teiegt  auek  tw  UMrrBrieekeii  g^rmmdk: 

•))  eil'  da  aofa  baar  iiiHnigan, 

was  leb  dir  hier  vnn  wnrt  tn  wnrt  gvMt, 
iat  Mae  wiederkanft  uninilMbarvc  lod! 


wir  bleibe«  •kfifsw  ia  gaadm  dir  mwi>aa 
der  kaiaer  apraci's  wmi  ednrleg.  auaia  wie  eaB 
s«  aatbo  war,  ist  aolUoa  m  iaarbraftan. 


ela  Jeder  aab.  daae  so  gswagan  bMk 
nidit  baaaar  ala  ala  laiaaartBall  aal. 

WiBLANt»  (Olerea  l.  88)  89.  «; 

dieser  (MImI8NMI8)  bapalR  nicht;  indessen  war  er  ein 
billiger  mann,  and  blieb  Christo  von  diesem  gesprtcb  an 
gewogen  Herder  (ekriatt.  aehr.^  i».  sia:  auch  die  regen- 
Un  . . .  l>lieb  ihm  aus  klugheit  und  unbewuaster  arhiong 
einer  Tervandten  anläge  gleieberweiae  gewogen  C  F.  Mbtbr 
Anfale  Bergim  189. 

h))  dein  mhm  baat  dir  elHe»^ofaB. 

bleib  nar  aasen»  weaaak  ftaMfaB. 

J.  Clin.  GC>-Ttiia  (e^/«a8|^.  Pleihtif  mii 

lebe  wohl,  geneigter  leser.  und  bleibe  aeiMB  (dae  ear^ 
fmeeera)  bemObungen  femer  gewogen  CtorracHBO  emr. 
tue  netM»  eif/t.  der  rem.  tmdl.  ,17»':  werfen  sie  sie 
(Nseine  lieder)  ina  feoer.  und  aeben  aie  die  gedruckten 
gar  niobt  an:  nur  bleiben  sie  mir  gewogen  (*<VriiK  laa 
Friederike  (kmer  1789^  kr.  i.  901 :  empfehlen  aie  mich  dem 
herm  bruder  aufa  beate  und  bleiben  sie  mir  in  freund- 
lichkeit  gewogen  an.  lo:  leben  aie  recht  froh  und  ge- 
sund . . .  und  bleiben  sie  stets  gewogen  ihrem  Keller 
Gottfried  Kri.i.er  (an  M.  r.  PrieA  mm)  t.  «u  Bäekteld. 

leb  Ma  hier  t\t  bau* 
agal  vsaiss.  «n  da  «illcl  lüaaaa: 
■iaai  di«  aniwort  in  ba«sch  «ad  bagea 
and  bleib  nur  gewegaa! 
F.  Rr<  Ksar  (38.  wataair)  11.  «•  egf.  0<yniB  8. 181. 

s     der  ptreHmlitk*  datir.  der  hei  der  rerhimdmmg  mal 
rerhia  immmtmUmmg  iat,  wird  rerrimmU  mhfmtrei/t: 

draai  sind  wir  n  ■  aaaa. 

TicktM  vaier-laad ! 
Chr.  r.f  vntBa  (e^^  gkkmetdmUfWS. 

die  gleiche  ftigumg  («.  e.'k  $.  Dach  BU;  P.  Obrharot  e. 
Fieeher  m.  Tütmpel  8.  814*;  dasff.: 


0<iTM8  (der 


9  >hf  >■  iHpeaar  gth.  r.  mum)  4,  48. 
406« 


6459 


GEWOGEN 


GEWOGEN-GEWOGENHEIT 


6460 


4))  Wendungen,   die   dus  subject  der  Zuneigung  im  be- 
treffenden satze  als  object  einführen,  sind  nicht  selten: 
.  .  .  und  sprach  so  adelich, 
und  schien  so  ganz  der  mann, 
der  helfen  kann, 

dasz  sie  beim  ersten  anblick  sich 
ihm  gleich  gewogen  fand. 

Wieland  (des  mauUhiers  zäum)  18,  324; 

dazu  vgl.  (s.  o.)  sich  als  gewogen  beweisen  Wieland  23, 
194;  —  zeigen  Lessing  1^  185;  Mörike  (s.ti.  «p.  6454)  u.a., 

behalte  mir  dein  herz  gewogen. 
GöTHE,  mitschuldige 

(einactige  fassitng  von  1769  verg  128)  Doli  232 ; 

vgl.  einen  einem  gewogen  machen  Grimmelshausen 
Simpl.  sehr.  4,  56;  S.  v.  La  Roche  Frl.  v.  Sternheim  162; 
einen   gewogen   wollen    Grillparzer  8*,  32;    —  hoffen 

GÖTHE  1,  242. 

y)  die  attributiven  verbindtmgen  haben  sich  erst  im 
netieren  gebrauch  entwickelt,  meist  im  anschlusz  an  die  oben 
belegten  prädicativen  Verbindungen,  nur  im  poetischen  stil 
greifen  sie  über  diesen  rahmen  hinaus. 

«)  am  engsten  bleiben  in  diesen  grenzen  die  Verbin- 
dungen mit  persönlichem  Substantiv: 

l))      der  überwundne  fiel,  zu  stets  erneutem  spott, 

der  Sieger,  wie  er  prangt,  preis't  den  gewognen  gott. 
GÖTiiE  {Famt  II,  4)  41,  288; 

und  wenn  ihr  an  den  hof  kommt,  so  seid  doch  mein 
gewogner  herr  mit  einem  günstigen  bericht  {good  lord) 
Schlegel  Shakespeare  {Heinrich  IV.  2,  4,  3)  2,  82  Brandl; 

der  Schäfer  trug  die  post  .  .  . 

zu  seiner  ihm  gewognen  Schäferin. 

J.  V.  König  gedickte  (1745)  44; 

bei  später  abendzeit  .  .  .  ward  ich  bei  diesem,  mir  früher 
nicht  ungewogenen,  bedeutenden  manne  (dem  marquis 
Luchesini)  eingelassen  Göthe  {campagne  in  Frkrch.)  30, 
175;  ich  bleibe  nach  wie  vor  sein  vielgewogner  freund 
Spindler  der  vogelhändler  von  Imst  3,  327;  der  gewogene 
leser  Butschky  Pathmos {167"/)  i*'  (einführung);  ich  möchte 
den  meisterwerken  unserer  dichtung  gewogene  leser  ver- 
schaffen Gervinus  gesch.  d.  dtschen  dichtung  i*,  13;  dasz 
der  nicht  sonderlich  gewogene  kritiker  zu  ehren  unseres 
dichters  dennoch  günstige  Zeugnisse  abzulegen  genöthigt 
ist  Göthe  (neueste  ital.  lit.:  graf  Carmugnola  noch  ein- 
mal) 38,  286. 

2))     dasz  euch  im  träum  ein  wohlgewogner  geist 
die  künft'ge  königin  von  euerm  herzen  weist, 
das  hat  er  gut  gemacht. 

Wieland  (Oberen  4,  13)  22,  149 ; 

dazu  vgl.  den  geist,  den  neuerung  gewogenen  Lohman 
3,  290  s.  Sanders  erg.  wb.  599». 

ß)  weitere  kreise  ziehen  die  Verbindungen  mit  unpersön- 
lichen trägem. 

1))  gegen:  aber  wenn  der  himmel,  der  mir  jetzt  hoff- 
nung  und  vertrauen  zulächelt,  mich  jemahls  wieder  zu 
meinem  gemahl  bringt,  und  ein  gewogneres  geschick 
über  uns  aufgehen  heiszt.  Wieland  (Araspes  u.  Panthea 
2,  4)  16,  270; 

unter  die  menge  greift  er  mit  eigenwillen,  und  welches 
haupt  ihm  gefället,  um  das  flicht  er  mit  liebender  band 
letzt  den  lorbeer  und  jetzt  die  herrschaftgebende  binde. 
Krönte  doch  selber  den  gott  nur  das  gewogene  glück. 

Schiller  (das  glück)  11,  270; 
vgl.  schon: 

die  rege  freude  nahm  so  gleich  ihr  zitterndes  geäder  ein, 
und  ihre  späten  abend-stunden  erleuchtet  ein  gewogner 
schein  (one  bright  gleam). 
Brockes  Thomsons  Jahreszeiten  313 ; 
ihn  laden  überall  gewogne  schatten  ein; 
hier  binden  zefym  ihn  mit  einer  rosenkette  .  .  . 

Wieland  (Idris  u.  Zenide  5,  12)  17,  247 ; 
indessen  weht 
gewogner  wind  vom  land  ins  meer.    die  schaar 
beginnt,  geordnet,  itzt  die  reis'. 

Ewald  v.  Kleist  (der  kranich)  125; 
ich  will  es  alles  kund  thun  und  verspreche 
euch  stille  see,  gewognen  wind  und  segel 
so  rasch,  dasz  ihr  die  königliche  flotte 
weit  weg  erreichen  sollt. 

ScHi.EOEL  Shakespeare  (stürm  5,  1)  10,  377  Brandl 
(ausapicious  gales,  glückliche  winde  Wieland)  ; 
indesz  verfolgt  mit  stets  gewognem  winde 
der  treue  Scherasmin  den  aiibefohlnen  lauf. 

Wieland  (Oberon  9,  6)  23,  128. 


vgl.  geneigte  w^inde  s.  o.,  vgl.  bei  favorablem  winde 
Schnabel  insel  Fehenburg  l,  252; 

daher  nach  gepflogener  berathschlagung 

und  auf  buchaufschlagung 

und  gewogner  zeichen-befragung, 

nahm  ich  zu  meinem  reisegefährten  ein  herz  ohne  gram. 
RüCKERT  (makamen  25)  11,  413; 

ein  stetes  hoffen  und  ein  süsz  erinnern, 

von  qualm  und  sorgen  freigemachte  stirne, 

gewognes  leuchten  oberer  gestirne, 

gott  über  dir  und  gott  in  deinem  Innern : 

willst  du  noch  mehr?    willst  du  noch  vollere  garben? 

Immermann  gedichte  VI  (uerke  11  s.  251). 

2))  versichere  ich  denselben  meines  iderzeit  gewogenen 
willens  S.  v.  Butschky  ericeit.  hochdeutsche  kanzellei  2,361. 

a))  kein  volck  ist  so  wild,  das  die  kunst  nicht  mit 
gewogener  Verwunderung  angaffe,  wenn  es  gleich  die- 
selbe nicht  allerdings  versteht  S.  v.  Butschky  Path- 
mos  96;  fürstl.  gn.  sothanem  vorhaben  gnädig  gewogene 
meinung  Sghottel  widmung  zur  zweiten  auß.  seiner 
Sprachkunst  (an  den  herzog  v.  Braunschw.)  1651 ;  ich  kann 
nicht  beschreiben,  mit  welchem  freudigen  stolze  ich  auf 
das  zeichen  des  gewogenen  andenkens  von  einem  der 
vortrefflichsten  unseres  Volkes  hinblicke  Bürger  an 
F.  L.  V.  Stolberg  bei  Strodtman  3,  176;  das  thätige  zeugnisz 
ihres  fortwährenden  gewogenen  andenkens  .  .  .  bestätigt 
auch  glauben  und  hoffnung  für  die  zukunft  Göthe  (an 
Schreibers)  br.  36,  268;  ew.  hochwohlgeboren  an  mich  er- 
lasznes  gewogenes  schreiben  kam  eben  zur  zeit  an  br. 
15,  221;  nunmehr  erhalt  ich  durch  die  aufführung  von 
Faust  und  die  demselben  vorgeschickten  gewogenen  worte 
die  angenehmste  Versicherung  (an  Tieck)  br.  46,  81. 

b))  die  handlung  der  gewognen  triebe 

trassiert  auf  Gott.  Stoppe  Parnasz  351 ; 

aber  ich  selbst  will  ehr'  und  gewogene  liebe  der  menschen 
vorziehn  allem  gewühle  der  ross'  und  der  trabenden  mäuler. 
J.  H.  Voss  Theokrit  (16,  66)  153  (x«i  äv&ijdiTtwv 
(püötrjta  TtuXlwv  ijuiorwv). 

bald  auch  schmeichelt'  er  einer  vom  schwärm  der 

dienenden  mägde, 
um  gewogene  huld  mit  ängstlicher  stimme  sie  bittend. 
übers,  d.  Ovid  (Pomona)  2,  364  (nee  sibi  dura  foret) ; 

so  sizen  wir  dann  noch  einmal  hier,  noch  einmal  ge- 
krönt, und  wie  ich  hoffe,  mit  gewogenen  äugen  an- 
gesehen Wieland  (könig  Johann  4,  2)  3,  409  (tvith  cheer- 
ful  eyes,  mit  freud'gen  äugen  Schlegel);  und  musterte 
den  blonden  begleiter  ihrer  herrin  mit  einem  nicht 
allzu  gewogenen  blick  ihrer  kleinen  kalmückischen  äugen 
P.  Heyse  (das  glück  v.  Rothenburg)  2,  10,  116;  der  her- 
zog, angenehmer  berührt  durch  die  hinreiszende  wärme 
des  redenden  als  durch  die  stark  aufgetragene  Schmei- 
chelei, die  der  herzogin  ein  gewogenes  lächeln  entlockt 
hatte  C.  F.  Meyer  Jürg  Jenatsch  121 ; 

nun  gute  nacht !    das  spiel  zu  enden, 
begrüszt  uns  mit  gewognen  bänden,  (give 
me  your  hands,  if  we  he  friends). 
A.  W.  Schlegel  Shakespeare  (sommern achtstraum  5,  1) 
7,  346  Brandl; 
vgl.  geneigte  band,  obren  u.  a. 

6)  wenig  belegt  ist  die  substantivirung  des  adjectivs, 
doch  lassen  die  spärlichen  Zeugnisse  —  in  Übereinstim- 
mung mit  den  buchungen  —  einen  thatsächlich  verbrei- 
teteren  gebrauch  erschlieszen,  der  der  iieuesten  spräche  aller- 
dings abgestorben  ist:  bringe  alles  schönstens  zur  Ordnung, 
besuche  August  in  Heidelberg,  dancke  seinen  freunden 
und  gewogenen  und  kehre  über  Würzburg  und  Bamberg 
zurück  Göthe  (an  Christiane  1808)  br.  20,  188; 

hinweg  hebt  alle  das  antlitz, 
wer  ein  gewogener  ist !  und  das  haupt  der  Gorgo  entblöszt'  er. 
Voss  übers,  v.  Ovid  verwandl.  (Perseus  854, 
vultas  avertite  vestros,  siqtiis  amicus  adest!) 

GEWOGENHEIT,'/.,  vom  vorhergehenden  adjectiv  als 
nomen  actionis  abgeleitet  und  nur  mit  dem  jüngeren  vocal 
bezeugt  (keine  belege  für  gewegenheit). 

l)  Statistik. 

a)  das  älteste  zeugnisz  entstammt  der  kanzleisprache, 
führt  aber  das  fem.  in  einer  Verwendung  ein,  die  das 
subst.  vom  adjectiv  sonst  sticht  übernom,men  hat,  nämlich 
mit  abstractem  object  (s.  u.) :  angesehen  wir  unserer  herr- 
schaften  und  oberen  .  .  .  meinung  verhoffentlich  derge- 
stalt dargethan,  dasz  e.  k.  m.  in  derselben  gewogenheit 
zu  den  gemeinen  Sachen  und  beförderung  dieses  reichs- 


6461 


GEWOGENHEIT 


GEWOGENHEIT 


tagen  keinen  zweiffei  zu  »etzen  eingabt  der  etmngei.  wiändt 
KefffHuhitr/j  ifltS  «.  Londorp  l,  iw*  (tMI).  den  näfktUm 
anhaltjfpunkt  tjiehl  drei  jähre  epäter  eint  bnekung  i  gewogen- 
heit,  /uiu'ittunK  IfKNiMcii  i«ie.  der  rtftrt  f^Mtutk  de» 
Jnn.  scheint  aber  erat  mit  dem  tireiten  drittel  de»  17.  jahrh. 
einitmetzen ,  %eo  ea  dem  reremoniellen  tuge  dt»  adjeetir» 
namentlich  in  den  tridmungaaehr\fUn  bei  AluCHT,  S<:iI0T- 
TKi.,  MoMciiKHOMCii  14.  a.  rtcknunf  träft,  mber  muek  theo» 
von  dem  emufindungagehalt  verräik,  itr  dm»  mi^ßtetiv  belebt. 
der  Höhepunkt  de»  gebrtmdi»»  /MU  in  dm»  O.  Jahrb..  teäk- 
rend  da»  iO..  da»  dem  ud^teHv  mt  »crf$mtm»  J^tf»  widmet, 
da»  «nbatantiv  ijant  vtirkümimem  lä»tt.  btm»rk»$i»te»Hk  i»t, 
mit  irelrher  Zähigkeit  GAthk  durdk  mlU  ittmätungtn  »eine» 
hriefatila  hindurch  um  fem.  feathäU.  trähmd  t»  ScHII.I.KH 
nach  anßinijlirher  Itevortugung  auch  in  den  briefen  raatk 
abatreift. 

b)  die  buchungen,  die  eine  riemlieh  liickenloae  Überlie- 
ferung feathalten,  laeeen  namentlich  die  bedeututtgtrer- 
wandten  hervortreten,  die  beim  »mbtlamtiv  »ateohl  in  der 
deuteehen  irie  in  den  fremd»n  »pmeh»n  noeh  grb»a»rt 
mannigfiUUgkeit  neigen  al»  beim  adjeetir. 

ä)  gewogenheit  ntbtn  geneigtheit  unter  d»n  derivat- 
nomin^u»  bei  Sciiottki.  hauptatilek  Mb. 

1))  gewogenheit,  favor,  gratia,  bentfolentia .  »tudium. 
i'olunta»  Stiklkr  t6t8;  benevolentia ,  gratia,  atudium 
Strinbacm  s,  1014:  gratia,  b»n»»ol»ntia  Kirsch  «.  ias*: 
Mattiiiak  »,  IHK*;  gratia,  atudium  Hkubrich  1.  UV: 
benet-olentia  GaktiiK<^nio  77'';   Fhimch  «.  465^ 

a))  favor.  voluntaa.  »tttdium,  gunit,  gewogenheit,  ge- 
neigter Wille  Hkyiikr  >,  a&M;  benevolentia .  gunat,  ge- 
wogenheit KöNii)  is7'>;  Hkdbrich  l.  US«;  gewogenheit, 
favor.  benevolentia.  gratia,  ».  gunat  Ai.kr  l.  Ml*:  favor. 
benevoltntia,  novo,  aed  legitime  facta  a  motu  animi  Wäch- 
ter  688. 

8))  gewogenheit,  t^fftetion.  inelination,  bienvueiUanee. 
favtiir.  affectua,  inclinatio,  propeneio,  et  benevolentia  DURZ 
Isgi^Cteei);  inelinatione,  affettione,  affetio,  fmoore,  benevo- 
lenia  Khamkr  i^itoü':  i,  mi<;  propention» ,  ufeatione  ... 
KÄni.KiN  1,  SHM;  afeetion,  inelination,  fmveur,  bienveil- 
lanee.  bonnea  gracea  Konueau  S.  Ua  4*;  die  gnnst,  la 
favettr.  bieni'eillanre.  lea  bonne»  graet»,  Ve^ffeetion,  ineli- 
nation. amitii  Schwan  1,>748^:  affttUon,  inelination. 
der  obern  gegen  geringere,  biettv^llanee ,  favtur,  graee 
Frisch  diet.  d.  pa»».  s,  aso;  gewogenheit,  wohlgewogen- 
heit,  gunst,  gnade,  affeetion.  merrtfulneaa.  eltmemtf,  fmvour. 
friendly  inelination.  good  will,  humanitg.  kindne»»,  teut»eh- 
engl.  lex.  >,  775  f.  äknlieh  {mit  einaehränkung  der  agnongma) 
ArnoliA  4»7'>;  Hli.PKRT<.  1.  4M*>;  datu  vgl.  gewogenheit, 
gewegentheit,  toogenegenhcit  Kramkr  S  (1719)  »7^ 

4))  die  gpwogenheit.  plur.  inuait.  (vgl.  dazu  »p.  MM\ 
die  liebe  zu  einer  pcr«on  um  ihres  guten  verhalten« 
willen,  und  in  weiterer  bcdeutung  jede  liebe  zu  einem 
geringeren  Ai>Ki.t'Ni)  s,  668;  die  gewogenheit,  die  empfin- 
dung  und  Kuszerung  des  Wohlwollens  and  der  liebe 
gegen  andere  CAMPKt,  989*. 

ß)  unter  den  Verbindungen  tetrden  haupt»tehli€h  »oUhe 
mit  ^'erhis  gebucM.  die  das  fem.  im  objeet  ttigen,  trie  die» 
auch  im  litterar.  gebrauch  hervortritt,  weniger  atimmeu 
mit  dictem  die  vereinzelten  lej-ikographen  Hberrin.  die  Ver- 
bindungen mit  notninibii.H  anmerken: 

1))  eine  sonderbare  pewojtcnheit,  aingtdari»  benevo- 
lentia Steinuach  2,  tou:  Hkorrich  i,  14W;  gute  ge- 
wogenheit, bona  benevolentia  Hkdkrich  1,  14S8;  treue 
(^(/c/ia),  beständige,  feste [Ji>-mia»ima^  ebenda;  tiett {perpe 
iua),  beharrliche  \;«rmj>i7erNa)  —  u»:  angenehme  (fr«to\ 
wunderbare  (mirabili»),  ausnehmende  {prmoetmn»),  an- 
glaubliche, sehr  grosze  gegen  einen  {inrredibili»)  —  I4n: 
gröszte  {nuKrima),  htSohstc  {atimma)  14W:  missige  (tnWi- 
ocri»),  gleiche  {par^  1488;  Tollkommen  erkannte  gewogen- 
heit {per»peetia»ima)  14W;  dazu  vgl.  die  compoaitioMen  mit 
»ttbetantiven.  pronominibua  und  pra^/ixrn  bei  Stirlkr: 
liebesgewogenheit,  amor.  amorLs  affectua  S&S8:  ungewogen- 
heit,  odium  . .  .  misgowogenheit  ebenda .  selbstgewogenheil. 
philautia,  rtWM>r*i*i,  ebenda:  dagegen  vgl.  gewogenheit  gegen 
einander,  benevolentia  mutua  Hkdkricii  i.  tiäs,  u.o.».u. 

>))  unter  den  angemerkten  t-erbal Verbindungen  Hbertriegt 
die  form,  die  für  daa  nomen  actionia  ein  andere»  »ubjeet 
fordert  ala  für  da»  aatzgan»». 


a))  ich  empfehle  mleh  eurer  gewofMiheit,  io  mi  rme- 
eommando  nella  {atla)  mm  Ammm  grmiia  . ...  je  au  reeomt- 
mande  ä  90»  AeniMt  fraes».  i  votn  ^JfMiom  RAolsim 
t.  Ml*:  di§  gltitk»  Jkvmd  Adcluiio;  leb  ««pMito  al«h 
ihrer  ferneren  fevofealMU  und  fr— deehRlt  SroacH 
t,  tax :  ich  bitte  am  Ihre  feraer*  fevofHÜMll,  »mmn»$- 
moi  Ihonneur  d»  90»  htnnt»  grmtm  ftmwAlf  I,  V0;  idi 
bitte  um  ihre  fewofMbett  Ciuirs  t,  Mi*:  ecbeakMi 
sie  mir  ihre  tewofenhdt  tbtntlm:  ä»»fL  HiiMiitT  t,  i. 
4«s*;  seine  hofhanf  auf  einee  fewotwüidt  ftfM  lidi 
setzen,  hah»r»  »p»m  in  aliet^fu»  fmr»p»eH»»imm  WMSie> 
Untim  »rgm  »»  Hrukhicm  l.  14M;  dah  gewogenheit  er- 
werben, bommeoUntiom  »ibi  umoBimr»  Stkinhach  t.  IM«: 
•taMt  lewofMibelt  erwerben,  wiiaflto'e  mUettim  isiiwe 
IsniJMn  Frisch  t.  tul^i  p>wopiiihelt  dob  mmMms,  n 
wefe  brtafm.  erwerben,  ad  i$n»Ml»mUam  mimmm  alt 
rnju»  aMimo,  mmoUiart  Hrobrich  f.  UM;  fevofenhnt 
zu  wege  brlBfen  Prisch  t.  *U^;  fewofMÜieK  ta  erUogen 
soeben.  b»nt^ol»ittiam  amtupari  ftniiNBACR  t,  MM:  4siff. 
Hrorrich  1,  I4M:  lewoffeiÜMK  errefen,  TerfrSnem 
ebenda ;  elnee  gew.  erkennen,  daagt.  gewogenbeH  erhalten. 
beneroUntiam  oaüiger»  Strinbarh  t.  tM4:  dnreh  wohl- 
t baten  gewogenheit  erhalten,  benefieii»  benooolentiam 
eapere  Stkinbach  t,  1014;  Hedkrich  1.  I4M  (erlnafen): 
Campr  t.  am$:  gewogenheit  erfahren,  beneroünüam  er- 
periri  Hkdrrich  1. 14M. 

b))  gewogenheit  einem  beweisen.  b»m»»ol»ntiam  alirui 
praealare  Frisch  t.  4U*:  gewogeiÜMtt  feflen  einen  be- 
zeugen. beneroUntiam  alieiii  deetmrmr»  HbobhicU  1. 149 ; 
gewogenheit  tragen,  benerotentiam  hab»r»,  praattmi  aNemi 
tbtnda;  gewogenheit  gegen  einen  fahren  lew.  Isttir« 
d»»gl.;  die  im  \S.  jahrh.  am  meisten  rerlmMs  /tratet 
die  gewogenheit  haben  i»t  fa»t  nur  in  —nrfimfiii  am- 
gemerkt,  die  »ieh  litt»rari»eh  nicht  beUgen  fasere,  vgl. 
wegen  der  gewogenheil,  so  ich  zu  dir  hab,  pro  eolmmtate. 
aniwto.  »tudio  in  te  «mo  Urmisch  IMt;  gewogenheit 
gegen  jemanden  haben,  empfinden  Adrlumo  %  §m  f»g»n: 
wollten  sie  nicht  die  gewogenheit  haben,  mir  za  sagen. 
icould  not  you  hare  the  kindne»»  to  tetl  mte  HiLPRRT  II,  I 
a.  466*>. 

S)  die  Verwendungen  und  Verbindungen  de»  litterariothen 
gebrauche»  halten  »ich  tum  teil  in  den  tinirn.  die  reii 
den  buehunftm  fsssfsii  »ittd.  vor  allem  behält  die  bei 
Adki-uwo  f^/brdert»  autothlimtung  deeplural»  that»äehlieh 
at*ch  im  gebrauch  recht,  ein»  atunakat»  i»t  nttr  am»  der 
ülteaten  zeit  beobachtet: 


Vsoas  holder  bUck 
des  JepMacs  gewugeiiksileii. 
dis  de  schon  Uapt  vefdleot. 
C.  Gavriiive 


potLwmdtr  t.SM. 


•Ml  gegrnaatt  tu  den  btiAunfen,  die  mt^f  di»  »kllmmf  da» 
aubatanttva  zum  adjtttim.  omt  dtok  et  rtjefwirf  igt,  miekl 
näher  eingingen,  teird  di»»»  ßbr  wiesr«  dmrokOtiaf  dem 

in  betraeht,  di»  »iek  mi»  dar  »or»eki»d»nh»it  der 
tieehen  kategori»  srfete»  iiad  rfiV  auch  durch  die  in  den 
wärterbtichern  anfimtrkhu  rerbitulungen  kemmtiieh  werden. 
beachtenaicrrt  i*t  an  der  jüngeren  entwieiklmmf  dt»  »uk- 
.itantiv»    in    mancher   rithtumg  eine  griri»»»  f»bmmd»mh»U 


mkL 


•>  da»  »Hi»tttntir  nimmt  ttnsn 
entwiektunf  de»  adjerttva  zum  mm»fam§l/n 

a)  am  i»t  da»  aubatantir  reu 
der  kermbla*»ung  dem  Mkerm  mos  nMem» 

d*m  siifcsMiih'esiifs|wee>iiiifiii  tu  geneigt  „geneigtheit. 
neigonf.  RoneigaBg)  da»  rM  äUere  gnade  vdie  sonne 
geht  xa  gnaden  =  neigt  sicth\  /Ur  d»m  hi§rif  der  ti'feix 
heit  de»  niederen  gegen  den  hthtrtn  ioi  da»  /bei.  nsdhl 
beobaehM. 

l))  »Ut  dem  begr^fe  der  ktvaUamung  de»  hiktvtn  »mm 
niederen  i»t  das  fem. 

a^>  in  den  tr»dmung*»thri/trn  achon  de»  l'.  Jahrhundert» 
reichlich  vertreten:  mit  freundlicher  bitte,  solche  meine 
arbeit  groezgOnstig  anff-  und  an-zanehmen.  und  mich 
in  bisshero  TerspQrter  hohen  gewogenheit  zu  behalten 
Hbinr.  Albbrt  Widmung  de»  b.  tkeä»  der  arien  «n  die» 


6463 


GEWOGENHEIT 


GEWOGENHEIT 


6464 


edlen . .  herrn  S.  Scharff  (1642)  neudruck  s.  146;  e.  f.  durchl. 
.  .  .  haben  dero  gewogenheit,  beförderung  und  geneigte 
handbietung  .  .  .  dieser  herrlichen  spräche  dargebohten 
ScHOTTEL  eml.  z.  arbeit  v.  d.  teutschen  haubtsprache  b2; 
dazu  vgl.  (s.  u.)  friedenssieg  (1642)  neudruck  s.  7 ;  vgl.  auch 
C.  KORMART  tvidtn.  d.  Polyeucte;  in  gehorsamlicher  Zu- 
versicht, e.  g.  sich  dieses  alles  wohl  belieben  lassen, 
und  mich  zu  bestendiger  gewogenheit  so  fürterhin  genä- 
dig  werden  empfohlen  haben  Moscherosch  vorr.  zu 
Wimpfeling's  Teutschland  (1648) ;  desgl.  (*.  ti.)  br.  an  den 
fürsten  von  Anhalt  (1646);  vgl.  auch  (s.  tt.)  Münnich 
relatio  physica  med.;  Butsghky  ertv.  hochd.  kanzelley 
2,  360;  und  diese  churfürstliche  biszhero  gepflogene  hohe 
genad  und  vätterliche  gewogenheit  ...  gegen  uns  fort- 
zusetzen J.  W.  Weidner  {der  söhn)  toidmtmg  z.  4  — 5  theil 
V.  Zinckgreffs  apophtegm.  (1665) ;  und  auch  hier  gaben  diesel- 
ben (etv.  hochivohlgeb.  excell.)  fast  tägliche  proben,  sowohl 
von  dero  zu  groszen  dingen  gebohrnem  geiste,  als  von 
dero  dauerhafter  gewogenheit  gegen  ihren  diener  Gott- 
sched handlexicon  .  .  .  (1760)  Zuschrift;  dazu  vgl.  aus 
dem  briefstil  der  classischen  zeit:  behalten  mir  ew.  ex- 
cellenz dero  gewogenheit  Göthe  {an  Dalberg)  br.  4,47; 
desgl.  4,1.52;  2,223;  {s.  u)  14,158;  32,183;  u.  a.  {vgl.  die 
bi-iefe  an  gleichgestellte);  hören  sie  nicht  auf,  theuriste 
frau  pathin!  mir  und  denen  meinigen  fernerhin  dero 
gewogenheit  zu  schenken  Schiller  {an  frau  Stall  21.  4. 
1772)  br.  1,  1;  desgl.  1, 15;  1,  56. 

b))  andere  entsprechende  Zeugnisse,  die  über  diesen  engsten 
bereich  der  beziehungen  eines  höhergestellten  adressaten 
zum  niedergestellten  brief sehr  eiber  hinausgreifen,  führen 
weiter  in  das  19.  jahrh.  hinein :  und  sonsten  bei  allen  be- 
gebenheiten  dero  {des  herzogs)  gnädige  gewogenheit  gegen 
e.  gestrengen  jederzeit  .  .  verspüren  lassen  Tscherning 
widm.  an  M.  A.  v.  Löwenstern  (1642);  es  sind  bereits 
etliche  .  .  jähre  verflossen,  als  ich  zum  erstenmal  die 
sonderbare  gewogenheit,  womit  mein  hochgeehrter  herr 
meiner  wenigen  person  für  vielen  anderen  sich  zuge- 
than  erwiesen,  klärlich  verspühret  J.  Rist  friedejauch- 
zende  Teutschland  {Nürnberg  1673)  vorrede;  der  hofmann 
suchet  seine  ehre  in  seines  fürsten  gnad  und  gewogen- 
heit Harsdoerffer  frauenzimmer-gesprächspiele  7,  410; 
vgl.  auch  {s.  u.)  Gellert  an  G.  C.  Lucius  s.  187;  er 
muszte  sich  seiner  {des  vaters)  gewogenheit  versichern 
Lessing  {der  misogyn  l,  7)  23,  19;  nimm  noch  dazu  die 
geheimen  hoffnungen,  die  mit  der  gewogenheit  der  groszen 
verbunden  sind  Wieland  {ge,9pr.  im  Elysium  2)  25,  291 ; 
vgl.  {s.  u.)  H.  V.  Kleist  3,  157;  nun  hielt  es  aber  nicht 
schwer,  ihn  der  gewogenheit  eines  so  argwöhnischen 
und  misztrauischen  mannes,  wie  B.  .  .  war,  zu  berauben 
Moritz  Anton  Reiser  51  {neudruck);  ebenso  {s.u.)  v.  Chro- 
NEGK  1,  154;  wo  die  vielen  freunde  und  gönner  meiner 
arbeit  in  den  fall  gesetzt  werden,  mir  ihre  gewogenheit 
werktätig  beweisen  und  mir  zur  grundlegung  eines  kleinen 
spargutes  behilflich  sein  zu  können  Grillparzer  {an  die 
hoftheater-direktion  2.  11.  1820)  briefe  56.  dazu  vgl.  die  gegen- 
Sätze  in  den  formen  des  mündlichen  Verkehrs:  in  gnaden 
und  huld  sind  wir  vorgelassen  worden,  viel  glück  und 
Segen  und  langes  leben  bringen  wir  im  wünsche  .  .  .  und 
wir  bitten  um  die  gewogenheit  noch  ferner,  und  diese 
leute,  welche  nicht  mehr  unterthanen  des  Schlosses 
sind,  bleiben  doch  unterthanen  des  herzens  unserer  er- 
habenen frau  A.  Stifter  {der  fromme  spruch)  erz.  2,  129 
Aprent.  gegen:  gnädigster  herr  baron,  haben  sie  die  ge- 
wogenheit zu  verzeihen,  dasz  ich  mit  einem  geschäft 
zu  ihnen  komme  G.  Freytag  {soll  und  haben  8,  4) 
4,  479. 

2))  für  die  fälle,  in  denen  die  rangordnung  iveniger  in 
den  thatsächlichen  Verhältnissen  als  in  der  Mflichkeit  des 
redenden  begründet  ist,  stellt  namentlich  Göthe  belege,  vgl. 
{s.  u.)  annalen  1816;  br.  41,  112;  80,  24;  vgl.  auch:  die  ode 
.  .  .  welche  .  .  .  auch  in  dieser  gestalt,  ihrer  und  anderer 
kenner  Verbesserungen  höchst  bedürftig  wäre,  wenn  alles 
mein  bitten  mir  diese  gewogenheit  noch  hätte  erhalten 
können  Uz  {an  Oleim  über  den  'lobgesang  des  frühlings') 
s.  litt,  denkm.  .98,  8. 

ß)  für  die  belebung  des  empfindungsgehaltes  in  der  be- 
Ziehung  auf  den  verkehr  zwischen  beiden  geschlechtern 
liegen  zahlreiche  belege  vor,   die  auch   dus  männliche  ge- 


schlecht   im    subject  des  nomen  actionis  vielfach   treffen, 
doch  überwiegt  das  weibliche,  namentlich  für  die  ältere  zeit: 

l))  lasset  sie  jhre  gewogenheit  mercken, 

fället  der  ancker  der  hoffnung  ein, 
steiffer  und  fäster  mich  drinnen  zu  stärcken: 
ihre  gunst  lasz  ich  den  mast-baum  sein, 
bleibet  sie  günstig  und  wohl  gewillt  .  .  . 
von  der  Venus-schiffart  s.  venusgärüein  15  Waldberg; 

Palladium :  ich  bitte  um  Verzeihung,  höchstverehrteste 
Jungfrau,    dasz    ich    dieselbe    in    ihren  gedancken 
verstöret;   und   befehle  mich  in  dero  stetsblühende 
gewogenheit. 
Coelestina:    er  eile  doch  nicht  so  hefftigl     befehlet  er 
sich  in  meine  gunst,    und  wil  mir  seine  gegenwart 
nicht  einen  augenblick  vergönnen. 
A.  Gryphius  Horribilicribrifax  21  neudr.;  desgl.  22; 
diesemnach  er  .  .  durch  ersinnlichste  aufwartungen  ihre 
(der  Dido)  gewogenheit  zu  erwerben  bemüht   war   D.  C. 
V.  Lohenstein  Arminius  u.   Thusznelda  (4.  buch)  l,  466» 
(1689);    denn   man   einer  damen   gewogenheit  und  gunst 
durch   kein   mittel   leichter   und   eher   erlangen   und  er- 
obern  kan    ScHOCH    komödie    v.   studentenleben  84;    und 
wurde  von  ihr  bisz  an  die  steige  begleitet,  auch  zur  Ver- 
sicherung  ihrer   gewogenheit   mit   einem  küsse  erlassen 
Gelander   d.  verliebte  studente  2  (1714),  32;    und  erwarb 
sich  .  .  .   die   gewogenheit   seiner  treflichen    gemahlinn 
Pfeffel  pros.   vers.  5,  181;    jezo    fühle   ich    zum    aller- 
erstenmale  das  glück,  das  eine  wahre  liebe  macht;  ich 
habe  die  gewogenheit  meines  mädchens  nicht  denen  elenden 
kleinen  trakasserien  des  liebhabers  zu  danken,  nur  durch 
meinen  Charakter,  nur  durch  mein  herz  habe  ich  sie  er- 
langt Göthe  br.  l,  60;  ein  mädchen,  das  einem  manne 
entsagt,  dem  sie  ihre  gewogenheit  nicht  verläugnet  {dicht, 
u.   wahrh.  11)  26,   81. 

2))  das  männliche  geschlecht  im  subject  ist  nur  später, 
dann  aber  mehrfach  und  bis  in  die  neueste  spräche  bezeugt: 
zwei  vornehme  und  gar  schöne  Jungfern  verliebten  sich 
hefftig  in  eine  junge  mannsperson,  und  weilen  er  der 
einen  mehr  gewogenheit  erzeigete  wie  der  andern,  als 
wurde  j  ene . .  eiffersüchtig  der  kurziceil.  polyhistor  (1719)  236 ; 
ebenso  {s.  u.)  demoiselle  Lucius  an  Gellert  (1760)  br.  3, 
desgl.  s.  8  und  auch  sonst  so  oft,  dasz  Gellert  a7i  einer 
stelle,  ivo  er  die  schreiberin  selbst  reden  läszt,  eben  diese 
redewendung  einführt:  aber,  werden  sie  sagen,  könnten 
sie  mir  nicht  gleich  einen  neuen  beweis  ihrer  gewogen- 
heit und  dankbarkeit  oder  wie  sie's  nennen  wollen,  da- 
durch geben  Gellert  an  C.  C.  Lucius  br.  s.  230  so  will 
ich  dich  doch  auf  alle  art  mit  der  reinesten  inbrünstig- 
keit einer  unvergleichlichen  gewogenheit,  die  so  gar 
auch  keine  gegengunst  verlanget,  wieder  zu  lieben  wiszen 
der  im  irr-garrten  der  liehe  herumtaumelnde  cavalier{ild&)6; 
der  einfall,  den  sie  hatten,  sich  in  der  Verkleidung  einer 
mannsperson,  unter  dem  namen  ihres  bruders,  seine  ge- 
wogenheit vorher  zu  erwerben,  war  der  sinnreichste  von 
der  weit  Lessing  {der  misogyn)  2^,  12;  meine  Vorgänge- 
rinnen hatten  sich  beeilt,  seine  gewogenheit  sich  zu 
erkaufen  P.  Heyse  {zivei  seelen)  II,  17,  265. 

y)  für  die  freundschaft  zwisclien  gleichgestellten  personen 
des  gleichen  geschlechtes  ist  hier  nur  aus  Mendelssohns 
bibelübersetzung  ein  beleg  beigebracht:  wollt  ihr  nun  ge- 
wogenheit und  treue  gegen  meinen  herren  zeigen,  so 
sagt  es  mir  1.  Mos.  24,  49  (seid  ihr  nun  die,  so  an  meinem 
herrn  freundschafft  und  treue  beweisen  wolt  Luther). 
b)  die  Verbindungen  des  Substantivs  im  gegensatz  zum 
adjectiv. 

a)  schon  für  die  Zusammenstellung  mit  bedeutungsver- 
wandten, bei  der  das  adjectiv  als  ziemlich  spröde  sich 
erivies,  ist  beim  Substantiv  eine  mannigfaltige  enttcicklung 
zu  beobachten. 

l))  Jiauptsächlich  handelt  es  sich  um  Substantive,  die 
ebenfalls  eine  herablassung  des  subjects  zum  object  zum 
ausdruck  bringen. 

a))  weniger  oft  sind  dabei  die  beiden  substantiva  bezeugt, 
die  von  der  gleichen  sinnlichen  grundbedeutung  au^  in 
diese  richtung  münden:  ich  empfehle  mich  in  e.  e. 
fernere  gnade  und  gewogenheit,  und  habe  die  ehre  mit 
vollkommenster  hochachtung  zu  verharren  Schiller 
(an  Dalberg  1782)  br.  1,  56;  dazu  vgl.  schon  Harsdoerffer 


«466 


GEWOGENHEIT 


geMprächspid«  7.  410;  J.  W.  Wkiunkh  tu  Mn«k§r^g»  «p*- 
phthegm.  («.  o.);  ven»-«hreii  «le  MkommMldM  ex«inpUr 
zu  meinem  andencken  und  i<rh«lten  mir  neigung  und  g«' 
wogenheit  Wnur.  In:  i»,  n;  vgl.  muh  Butnciikv  Vatkwuta 
«.  178. 

b))  um  «o  häufiger  ist  da*,  auch  dnrth  di*  frtmdsprmtk- 
liehen  paralleUn  (f»Tor.  fareur)  mähe  gtU§t$,  |OmI  «h< 
uuMrrem  fem.  vtrbmukn :  lo  wirst  du  dir  «IIot  —MdWB 
gowngnnliuit  und  gunst  erwerbrn  und  verdienMl  (/kmrtm 
et  benevolttniiam)  Am.  (Uimkniün  janua  MM«)  IM;  dit 
gleiche  ttrlnnduiu)  auch  bei  Zkmkn  ÄMäfnat  •;  dmnt  «ff. 
die  xuMimmmMtrllungen  (ß  o.)  im  v^nutfärtUtH  ».  tft;  bri 
(iRYPHiUH  [Horrib.  87\  S<:iiocil  M.  !•;  rf/.  gunirt  od»r 
gewogenhoit  ist,  wenn  man  dem  andern  wohl  will  Zkdi.eii 
tt,  1406;  wie  wollten  Hie  contcntement,  plaiiir.  civilit^, 
faveur  und  tausend  andre  solche  wArter,  deutsch  ex- 
primiren.  ich  wUrde  an  ihrer  statt  vergnitgen.  briustigung. 
höfliohkeit.  gewogenheit,  gesagt  haben  (iorracuBD  rtm. 
tadl.  U7Sft,  »1.  ttüdt)  1  (17W),  in; 

.  .  .  ehr',  hannonie,  gtwofsahalt. 
gUMt.  lieb«,  wahrhsit.  redfiflklNit. 

nRiicKKM  Tkornnme  ^Jmtmittmt  (17M)  Ifft: 

porsKnliche  erncucrung  früherer  gunst  und  gewogenheit 
sollto  mich  auch  dicites  jähr  öfter  beglücken,  die  frau 
erbprinzcHsin  von  Hoüsen  wuszto  mich  niemals  in  ihrer 
nähe,  ohne  .  .  .  mich  ihrer  fortdauernden  gnade  ...  zu 
vrrMJchern  (jöriiK  \,ta4j    und  jahre^ut  1S17)  SV,  las. 

«-))  in  dienen  ttutammenhang  fühnn  »ueh:  diesen  mann 
hiosz  er  aus  gutem  hertzcn  und  gewogenheit  willkom- 
men Oleahius  ilbem.  dt»  per»,  baumgmrtm  (t.  S)  S7^; 
cw.  fürstliche  gnaden  undt  dcro  hochlftbliehsten  gesell- 
schuft  geniidigüten  willen  und  gewogenheit  hab  von  dem 
edelen  spielenden  ich  . . .  wohl  vernommen  Mosciirhosch 
an  den  fiiraten  Ludirig  r.  Anhalt  (iMfl)  #.  d.  fruchtbar. 
geteUach.  .  .  ertuchrtin  60  Krauae;  dasz  .  .  .  mich  billich 
das  andencken  vieler  wohlthaten  und  grossen  gewogen- 
heit angetrieben  .  .  .  mich  so  wohl  den  danok  in  tieffster 
Schuldigkeit  abzustatten,  als  mich  noch  ferner  dero 
m&chtigen  Schutzes  zu  versichern  Ciihimtoi'H  Kohmart 
yridmttng  seiner  über»,  von  ComeilU»  Poljfmeit  (IM»)  an 
Leipziger  notab.  (166»)  A4^:  eAeiwe  («.  o.)  SCHOTTBL  eiml.. 
datu  vgl.  die  %-erMgemeinerung.und  vrrblasntng  bei  Immbh- 
MANN  8,  116  («.  u.  von  der  gew.  sein>. 

a))  andere  parallelen  zielen  aUijrmeiner  a*{f  die  bethätigung 
freundach4\ftlicher  geainnung:  derentwegen  ihr  denn  auch 
solche  saufrieden  oder  saufreunde  seid,  in  dem  ihr  ihnen 
nichts  thut,  welches  ein  zeichen  der  gewogenheit  und 
freundschafft  ist  Prätohii.s  »aturnalia  187;  fahren  sie 
fort  mir  ihre  freundschafTt  und  gewogenheit  zu  schenken 
GöTiiK  br."!.  Hl;  ganz  ähnlich  (freundschaftl.  gcsinnungen 
und  gew.t  4.  158;  ich  empfehle  mich  ihnen  und  ihrem 
ganzen  hause  in  ewige  gewogenheit  und  freundochaft 
Schiller  [fln  hauptmann  r.  Hoi-en  l~m)  br.  1,  15;  ganz 
ähnl.  («.  u.)  C.  C.  Liciua  an  Geliert  ».  «l»,  Wl ;  er  hat 
mir  so  viel  von  ihrer  nachsieht,  von  ihrer  gewogenheit 
und  unverdienten  gütigen  meinung  von  mir  erz&hlt 
C.  C.  Lucius  an  Geliert  *.  183;  denn  freilich  ist  ihre 
gewogenheit  und  ihr  hcifall  etwas  so  sehr  schmeichel- 
haftes ».  ü;  wenn  sie  liebste  Lucius,  den  beifall  und  die 
gewogenheit  der  grätin  und  ihrer  tochter  haben  (tKLLRRT 
an  C.  C.  Lucius  {ebenda)  ».  187;  (gewogenheit  und  dank- 
barkeit)  stSO  {».  o.);  dasz  diejenigen,  die  uns  früher  antheil 
und  gewogenheit  gegönnt,  solche  gesinnungen  viele  jähre 
erhalten  .  .  .  haben  Oötiik  br.  4i.  HS:  dasz  sie  sich  da- 
durch ihres  unschätzbaren  Vertrauens  und  der  gewogen- 
heit verlustig  und  unwürdig  machen  würde,  aas  welcher 
sie  ihr  auftragen  ...  CG.  Lucius  an  Geliert  a.  IM;  weil 
er  mich  bis  an  sein  ende  seines  Vertrauens  und  seiner 
gewogenheit  würdigte  H.  P.  Sturz  {(trinn.  au*  dem  Uhen 
Bematorfa)  8,  M. 

S))    zttaamtnenatellung    mit    tontraatbegr^ffeH    tat  «rsnif 
bezeugt  .- 

dies  ist  August  Wilhelm,  der  vater  dieses  lande«  . . 
der  sein  getreues  volok  so  wonig  iinterdrOckel, 
dasz  ieder  vielmehr  nur  in  ihm  allein 
auch  seinen  vomiund  hier  erblicket, 
ein  held  mehr  durt-h  gewogenheit. 
als  andere  durch  strengigkeit. 
gedieht  »  Äug.  Wilh.  v.  Bro*n»ehweig*  rrg.  antritt  (I7M) 
bei  Seuttrch  7.  20t ; 


GEWOGENHEIT  6466 

4le  aekt  Mut  MMiiMM  wMiu 
M  mUm  mküa  Mm'  «i  aAmäk  dU 
BoM  dringt  »hm  ««r  «e  wMwd^aU. 
•wi  die  gew'ikniMH  wM  nleUt  fewoffMkail. 
Clin.  Wawrt'Ma  umffmkm  mmhIM«)  pak.  tenaek (I7M)  ».  Ifl; 

naek  mUenar  ist  dia  tummmtnakUumt  mit  «ntfigwnm 
ba§rMmi  li«  {flia  wtttMtiamfn»)  und  m  pttndlieh  and  mm- 
fBbriiob.  all  sieh  von  ihrer  ooMioM,  pdacUidilwM  and 
gewogenheit  nurerwarten  lieM  QOrmuißmW0Mm)kr.U,*a. 
ß)  umtar  dem  attriAttkm  aimd  »akm  immt,  ü»  im  skifa 
rumg  daa  btfriflm  Mtmu,  MMMtfM  «nfll  MfdU.  dfa  M 
atMung  daa  atäffaeta  mm  ^faet  im  irm  «Im  tamrkiuitm 
ritktungan  hemmmekMam. 

t))  und  befehle  demnaeh  e.  gn.  meÜM  wetüfkeit  ta 
heharlich  genldiger  gewogenheit  ti.v.Btmc.nKr  anrtitaHa 
hoehdtache.  kamatltai  t.  MO.  daa  gUieka  («.  •.)  TscHBliKIMo: 
rgl.  auch  (hohen  gew.)  Ai.nRRT  nauJr.  a.  IM;  aleo  v«d« 
auch  gleichfalls  e.  f.  f.  du  werklein  Mlbet  .  .  .  «faM 
wolgeneigten  anblikkM  wttnHfen  und  mit  gnldig  wiltlg «n 
bänden  in  fürstlicher  ftwofmheit  hiemit  anzunehmen 
genihen  J  0.  S<:iH)TTfl.  fritdamtaieg  a.  7.  n»%tdr..  rltter 
liehe  gewogenheit  J.  W.  WkipNKH  («.  •):  «faM  bflchst  löb- 
liche neigung  des  gemOths  ist,  wenn  tie  feaen  «..tt  mit 
einem  demQthi|en  befti«.  gegen  den  nich^'  :d«r- 

lieber   gewogenheit  gtfiebtet   wird    H';tm.  Amm 

a.  176;  dasz  lord  Oglebf  seine  verlieMe  gewogeniteit  in 
Titerlicbe  groszmuth  verwandelte  (iRHffTKXBKRO  rverM.Tg 
Fiarher;  solte  ich  mich  wegen  eines  menschen  so  hefliig 
kräncken.  dem  ich  unwerth.  oder  der  nicht  so  viel  Ter 
stand  bei  sich  hat,  als  nöthig.  eine  keuscbe  (twofenbcit 
zu  erkennen?  A.  GRTPnif»  Horrib.  {t)  0  tmiämik. 

t))  von  dem  {ante)  redete  ein  gewisser  frembdlinf  «off 
diese  weise:  ich  habe  lange  zeit  grosse  gewogenheit  zu 
ihm  getragen,  so  dasz  ich  auch  nie  meine  eigene  ge- 
simdheit  gewOnsebet  ausz  furcht,  ich  möchte  di«  fafm* 
wart  diesei  artzte«  entratben  müssen  Olrarios  üitn. 
dea  peraianiaehen  baMWtgarinu  (t,  tt)  H*:  a6a$U0  (gr06ie 
gew.)  Chr.  Kormart;  Lrmiko  <^.  M;  Immbrhakr  «.  tis 
(«.  0.):  Geländer  d.  itrliatlt  ahtiUntt  i.  »4  («.  n.'  :  da- 
gegen vgl. :  wenn  sie  Jemals  etldfe  gewogenheit  für  mich 
gehabt  haben;  so  sein  sie  mit  dem.  was  ich  jetzo  anter 
nehme,  zufrieden  v.  Chronbok  {der  miatrautache  i,lti 
1,  1&7;  andereraeita  rgl.:  absonderliche  gew.  Thomasic« 
kl.aehr.a»;  sonderbare  gew.  J.  Rist  friedej.  TtutaeU.; 
unvergleichliche  d.  im  irrg.  taumtet.  taraiier  6;  darii 
vgl.:  ew.  wohlgeb.  haben  durch  rerscbiedene  mar- 
quen  dero  hohe  gütigkeit  und  anschltxbare  gewogenheit 
gegen  meine  Wenigkeit  sattsam  za  erkennen  gegeben 
J.  A.  MCSNICH  retatio  ph^aicomtfd.  tridmung,  u.  a.  ich 
danke  ihnen  dafür;  er  ist  ein  zeichen  ihrer  unscbltz- 
baren  gewogenheit  gegen  mich  CHRunriAXE  C.  Lfcif« 
an  Geliert  br.  8.  deagl.  174.  176;  dasz  meine  abwesenbeit 
.  .  .  mich  in  ihrer  schätzbaren  gewogenheit  nicht  wird 
zurückgesetzt  haben  Lbssino  (der  aehl^ftmmk  t.  5'  S*.  4S4: 
Scgarinr^  meine  ewig»  fevofenheit!  Liartta:>  o  geben 
nie  mit  dem  bettel  LRantKO  (teeiiar  aimd  wriber  i. «'  S*.  M4; 
die  gantze  gesellschafn  nahm  dMOwefMl  mit  den  Ter 
bindlichsten  Worten  vor  die  Tiel«  gmoMene  hAflichkeil 
von  dem  gütigen  wirth  abschied,  und  empfohlen  eich 
anbei  seiner  beharrlichen  gewogenheit  Happbl  «cad. 
roiiMiN.  (1741)  M;  dazt*  rgL  («.  •.)  ttelabliUieiide  gew. 
G  H  YPH I  US  Horr.  17;  (beständige)  MoscHBRoacH;  (daoeröde) 
OOthr  br.  17.  IM:  (alte^  br.  t.  nL 

i^^  rtrtimzelt  trird  auch  die  frage  der  tHkUigmng  mijf- 
getrorfen :  man  durflte  auch  den  Polen  und  FNlnen  nichf 
recht  trauen  .  .  .  von  den  Holländern  hatte  man  nichts 
zu  hoffen  als  eine  anfrachtbar«  gewogenheit  rerdetit- 
aekung  von  P^fiimitifb  $ekmi.  «.  dUtA.  tnayiyisri.  (t«a> 
1,  7S*  yB.  bwh:  prmakr  HarOam  finorem):  darrb  berm 
V.  Kotzebtie.  der  ihre  tbätige  gewogenheit  nicht  genug 
rühmen  konnte,  habe  ich  die  nachricht  von  ihrem  wobl- 
befinden,  mit  besonderm  vergnügen,  erbalten  QdTHB  br. 

14.  158. 

/)  dia  kentueichmumg  dea  aubftda  mtd  a^jedia  daa  immc« 
aeÜmtia  leigt  einen  eiemlieh  fmkn  am  lesfiMMlr  kofiN- 
gtingen  gemindenen  gebrwiian. 

Vf)  die  kennatidinHng  daa  »mbffeta  fSlU  im  aUfemeinen 
det  \t*g.  tra  diaam  out  dam  »til^  dea  aataaa  Hentiatk  iat 
(«.  M.).  «NMdbM»  «ind  nur  adten.  rgl.  seine  gewogenheit 


6467 


GEWOGENHEIT 


GEWOGENHEIT 


6468 


zu  erkennen  geben,  jemanden  seiner  gewogenheit  ver- 
sichern, vgl.:  lassen  sie  mich  hoffen,  dass  sie  mir  ihre 
gewogenheit  auch  in  fernen  landen  erhalten,  und  bei 
einer  glücklichen  rückkunft  sie  wieder  unversehrt  mit- 
bringen werden  Göthe  («ji  C.  v.  Diede)  hr.  30,  24;  vgl. 
auch  die  ungetcöhidiche  form  der  anrede: 

eure  gewogenheit  wolle  verleihn  mir  die  gnädige  nachsieht ! 
F.  V.  Sonnenberg  Donatoa  (6)  I,  2  s.  575; 

ICO  das  subject  des  nomen  actionis  mit  dem  des  satzes  nicht 
übereinstimmt,  bedarf  es  natürlich  eines  eigenen  ausdrucks- 
mittels:  mademoiselle,  ich  wäre  glücklich  genung,  wenn 
ich  nur  den  geringsten  theil  eurer  beider  gewogenheit 
wieder  erlangen  könte,  und  euch  zum  wenigsten  als 
ein  freund  oder  bruder  lieben  dürffte  J.  G.  Schnabel 
insel  Felsenburg  240  neudr.;  dasz  ich  sie  keiner  andern 
Ursache,  als  der  gewogenheit  des  verehrungswürdigen 
mannes  zuzuschreiben  habe  C.  C.  Lucius  an  Geliert  184; 
ich  empfehle  mich  hierbei  dero  gewogenheit  u.  der  des 
he.  rath  Krause.  J.  H.  Merck  an  Bertuch,  GötJiejahrbuch 
31,  42;  eine  aufnähme  bilden  einerseits  Beendungen,  die 
das  subject  des  nomen  actionis  unbestimmt  lassen:  so 
lange  wir  leben,  sind  wir  dem  neid  unserer  nebenbuhler 
ausgesetzt:  nur  der,  welcher  schon  im  grabe  liegt,  und 
niemand  mehr  im  wege  steht,  darf  sich  auf  eine  ge- 
wogenheit rechnung  machen,  die  durch  den  neid  nicht 
weiter  geschwächt  wird  Th.  Abbt  {v.  tode  fürs  Vater- 
land 7)  2  (1770),  86 ;  andererseits  nehmen  präpositionalverbin- 
düngen  auch  sonst  gerne  den  formelhaften  Charakter  an, 
der  entsprechende  bestimmungen  fern  hält,  vgl.  erlauben 
sie  dasz  ich  den  heutigen  tag  mit  einer  kleinen  gäbe 
feire,  von  geringem  aber  wunderbaren  stoff,  und  mich 
zu  dauernder  gewogenheit  empfehle  Göthe  br.  17,  136; 
vereinzelt  zielt  das  fem.  auf  vergegenständlichung,  in 
diesem  falle  ändert  sich  auch  die  kennzeichnung  des  subjects: 
bis  ich  mich  rühmen  kann,  eine  gewogenheit  von  ihnen 
erhalten  zu  haben  C.  C.  Lucius  an  Geliert  br.  3. 

2))  der  zielpu7ikt  wird  verhältniszmäszig  selten  gekenn- 
zeichnet, dann  aber  durchweg  mit  der  präposition  gegen 
angeknüpft:  es  ist  mir  sehr  angenehm  gleich  mit  dem 
anfange  des  neueniahrs  gelegenheit  zu  finden  sie  an 
ihre  alte  gewogenheit  gegen  mich  zu  erinnern  Göthe 
br.  2,  223;  desgl.  Lessing  6^,  63;  C.  C.  Lucius  an  Geliert 
br.  8;  vgl.  auch  Hederich  l,  1428,  1429;  anders  zu  beur- 
theilen  sind  die  persönlichen  bestimmungen,  die  von  der 
Wortverbindung  als  einem  ganzen  abhängen  (gewog.  für 
einen  haben,  zu  einem  tragen  u.  a.,  s.  u.). 

6)  die  syntaktische  gliederutig  der  Verbindungen  des 
Substantivs : 

l))  die  anlehnung  an  nominalformen  beschränkt  sich 
hauptsächlich  auf  den  objectiven  genitiv  neben  Verbalsub- 
stantiven, die  zumeist  einer  bestimmten  gruppe  angehören: 

a))  aus  einer  indifferenten  höfligkeit  .  .  .  die  entweder 
alle  anwesende  gleichdurch  tractiret,  oder  doch  zum 
wenigsten,  nach  unterschied  des  Standes,  ohne  bezeigung 
einer  absonderlichen  gewogenheit  geschiehet  Chr.  Tho- 
MASius  {warliaffte  liebe  ztc.  eheleuten)  kl.  sehr.  (1707)  333; 
hr.  Pope  gab  bei  dieser  gelegenheit  einen  sehr  merk- 
lichen beweis  seiner  grossen  gewogenheit  gegen  den  hrn 
Thomson  Lessing  {leben  d.  herrn  J.  Thomson)  (?,  63; 
Kohlhaas,  lebhaft  erfreut,  dankte  dem  stadthauptmann, 
für  diesen  neuen  beweis  seiner  gewogenheit,  aufs  herz- 
lichste H.  V.  Kleist  {Kohlhaas)  8,  157  E.  Schmidt;  die 
witwe  bat  jetzt  monsieur  Schlicht,  seinem  herrn  prin- 
cipal  ihre  innige  Verehrung,  ihre  tiefe  rührung  über  den 
unverdienten  beweis  seiner  gewogenheit  zu  versichern 
J.  J.  Engel  {Lorenz  Stark  30)  12,  328;  daztc  vgl.  (zeichen 
ihrer  gew.)  C.  G.  Lucius  an  Geliert  8;  möchte  ...  ich 
für  die  ehre,  ihrer  mir  in  diesem  jähre  beibehaltenen 
unschätzbaren  gewogenheit  dankbar  sein  können  176; 
diese  edle  glieder  {d.  äugen)  sein  dem  liebesgötzen  ge- 
widmet ,  .  .  weil  sie  gleichsam  die  tühre  aller  gewogen- 
heit BuTSCHKY  Pathmos  s.  417;  dazu  vgl.  (teil  der  gew.) 
Schnabel  insel  Felsenburg  240. 

b))  dasz  ich  .  .  meine  gröszte  ehre  darein  setze,  ihrer 
gewogenheit  werth  zu  sein  .  .  .,  und  durch  .  .  .  meine  auf- 
führung  zu  beweisen,  wie  vorzüglich  ich  das  glück  schätze, 
dasz  sie  antheil  an  mir  nehmen  C.  G.  Lucius  an  Geliert 
hr.  8.  228. 


2))  bei  der  Verbindung  mit  verbalformen  ist 

a))  die  suhjectfunction  ganz  unenttvickelt:  diejenigen, 
so  er  liebte,  musten  es  sich  gefallen  lassen,  dasz  nach 
wenigen  stunden  alle  gewogenheit  erkaltet  war,  ja  sie 
durfften  nicht  böse  darüber  werden,  dasz  er  mitten  unter 
den  allerverpflichtesten  caressen  seine  leib-arie  sunge 
Geländer  d.  verliebte  studente  1  (1714)  208;  sie  be- 
urtheilten  sie  {die  menschen)  nach  allgemeinen  begriffen, 
die  nur  die  gewogenheit  unter  euch  veranlaszt  hatte 
Schleswig,  litbr.  s.  lit.  denkm.  30,  288;  zweifeln  sie  nie- 
mals an  den  dankbarsten  gesinnungen,  die  ihre  gewogen- 
heit gegen  uns  uns  einzuflöszen  berechtigt  ist  C.  G.  Lu- 
cius an  Geliert  s.  148;  vgl.  auch  oben  zu  F.  v.  Sonnen- 
berg. 

b))  um  so  mxinnigf altiger  ist  die  objectfunction  bezeugt: 

a))  dasz  wenn  sein  held  einmal  unsere  gewogenheit 
gewonnen,  uns  dessen  edlere  eigenschaften  entweder  so 
beschäftigen,  dasz  .  .  .  Lessing  {Laokoon  l,  4)  9^,  22;  eigen- 
schaften, die  mir  ihre  unschätzbare  gewogenheit  ehe- 
mals haben  erlangen  helfen  G.  C.  Lucius  an  Geliert 
s.  174;  desgleichen  Schoch  34,  19;  (wieder  erl.)  Schnabel 
insel  Fels.  240;  (erwerben)  Lohenstein  Arminius  i,  466*; 
Lessing  2^,  ll;  Pfeffel^oc^.  vers.  5,  181;  (sich  erkauffen) 
P.  Heyse  2,  17,  265;  willst  du  des  andern  gewogenheit 
erhalten,  so  warte  ihm  fleiszig  auf  Zedler  ll,  407;  vgl. 
(sich  seiner  gew.  versichern)  Lessing  2^  19;  mylord,  ich 
werde  mich  bestreben  euere  gewogenheit  zu  verdienen 
Wieland  {Shakespeare:  Lear  1,  l)  II,  l,  91  {anders  Schle- 
gel); das  gleiche  C.  C.  Lucius  an  Geliert  in;  gleichwie 
ich  .  .  .  allein  suche,  deroselben  mir  innigst  hochgeachtete 
und  unschätzbare  gewogenheit  fernerhin  gantz  gehor- 
samst auszubitten  J.  A.  Münnich  relutio  physico-med. ; 
(um  die  gew.  bitten)  A.  Stifter  2,  129  Aprent;  (die  gew. 
zu  danken  haben)  Göthe  br.  l,  60;  (einen  der  gew.  be- 
rauben) Moritz  Anton  Reiser  hl;  (die  gew.  erkennen) 
A.  Gryphius  Horr.  22;  (rühmen)  Göthe  br.  14,  158;  (un- 
verändert antreffen)  4,  152. 

ß))  ich  habe  lange  zeit  grosze  gewogenheit  zu  ihm 
getragen  Olearius  übers,  des  pers.  baumgartens  3,  12; 
denn  ob  sie  wol  bei  dem  ersten  anblick  des  Tranio  eine 
grosze  gewogenheit  auf  ihm  geworffen  Gelander  d.  ver- 
liebte studente  1  (1714)  334;  dazu  vgl.  (gew.  verspüren 
lassen)  Tscherning  vorr.;  (erzeigen)  kurzw.  polyhistor 
216;  (zeigen)  Rückert  2,  14;  (beweisen)  Grillparzer 
br.  56;  (schenken)  Göthe  br.  7,  217;  (gönnen)  br.  41,  112; 
(erhalten)  30,  24;  19,  23;  (behalten)  4,  4;  (nicht  verleugnen) 
26,  81;  (erwiedern)  Butschky  hochd.  kanzelley  s.  18;  (zu 
erkennen  geben)  j.  A.  Münnich;  (einen  seiner  gew.  wür- 
digen) H.  P.  Sturz  2,  94.  die  meiste  Verbreitung  fand  hier 
die  Verbindung  mit  haben,  die  namentlich  nach  abstreifung 
der  bezeichnungen  für  das  persönliche  object  zur  formel 
wird,  die  den  neueren  gebrauch  fast  allein  noch  trägt: 
auch  der  herr  oberpost-commissär  hat  die  gewogenheit 
für  mich  gehabt,  mich  hiervon  zu  versichern  G.  G.  Lu- 
cius an  Geliert  s.  136;  genau  so  224;  desgl.  v.  Ghronegk 
1,  157;  hätten  sie  wohl  die  gewogenheit,  meine  frau  mit 
sich  zu  nehmen?  Lessing  {Emilia  Galotti  4,  8)  2^,  438; 
genau  so  G.  G.  Lucius  an  Geliert  13l;  ich  danke  ihnen 
für  ihre  dienste  und  für  die  aufmunterungen,  die  sie 
meinem  landsmann  zu  geben  die  gewogenheit  gehabt 
haben  Franklin  {an  Batuloin  1752)  übers,  v.  Wenzel  1,  255 
{you  have  so  kindly  afforded  my  fellow-citizen) ;  ob  er 
die  gewogenheit  haben  wolle,  ohne  weitere  Vorbereitung, 
seine  beichte  zu  empfangen  ...  H.  v.  Kleist  {Kohlhaas) 
3,  186  E.  Schmidt;  desgl.  Auerbach  landJmus  am  Rhein 
1,  112;  G.  Freytag  4,  479;  hättet  ihr  wohl  die  gewogen- 
heit, kapitän,  mir  zu  sagen,  welche  strafe  ihr  mir  dann 
diktieren  würdet  P.  Heyse  {der  türm  v.  Nanza)  II,  11 
s.  274;  der  übrigens  die  gewogenheit  gehabt  hat,  im  frack 
und  nicht  in  seiner  kürassieruniform  sich  zu  zeigen 
D.  V.  Liliencron    {Breide  Huminelsbüttel  l)   &^,    7;     so 

haben  sie  vielleicht  die  gewogenheit H.  Sudermann 

das  hohe  lied  (2,  4)  306. 

c))  auch  im,  dativ,  bei  freier  atüehnung  an  das  ver- 
bum,  und  in  präpositionalverbindungen  ist  das  fem.  be- 
obachtet. 

«))  hat  er  .  .  mir  aufgetragen,  ihn  ihrer  gewogenheit 
und  freundschaft  zu  empfehlen  G.  G.  Lucius  an  Geliert 


6469      GEWOGENHEIT-GEWOGENLICH 


GEWOGNIS-GEWOHN  I.  1. 


6470 


».  819;  daa  gUithe  (lich  empfehlen)  Happold  aead.rommn 
83;  Sciiiia.KH  br.  1,  Ift.  66;  danu  vgl.  (lieh  in  die  gew. 
empfehlen)  üryphiuh  Horr.  tJ;  (su  der  gew.  empf.) 
BUTSCilKY  erteeit.  kochd.  kantelUy  >.  SM;  Mobciibhokch. 
GÖTHK  frr.  17,  IM;  demien  .  .  gUtigkeit  ich  ihrer  gewogen- 
heit  .  .  .  BchuldiR  hin  C.  C.  I.ihmuii  mi;  äknliek  IM. 

ß))  ein  durch  knochenauftchwellunf  merliwUrdig  mon- 
■troner  sohädel  liam  in  gipMÜifOMMl  Toa  Oarmstadt  durch 
die  gewogenhoit  dei  herm  SohlatonnMhw  OAthk  (an- 
iialen  iRie)  jub.  ausg.  80,  SM;  äktU.  mAon  HorrMANNS* 
WAi.DAU  7,  aoi ;  (aus  gew.)  OUoriua  ftr».  haum§mritm  f,  t; 
da  sie  alles  vermögen,  herr  doctur,  so  seien  sie  doch  von 
der  groszen  gUte  und  gewogenheit.  den  pfropfen  mir  aus 
dieser  flasche  zu  schaffen  Immkhmann  (<f«r  tamtvtJL  u. 
d.  itomHamlr.)  8,  IIb. 

r)  die  tUMimmeuMtsungen  dt»  adJMtiva  ktkrtn  meiat 
otteh  beim  »tiftatantiv  meder: 

tt)  wohlgewogcnhcit  Sr.HnTTr.i.,mdmuHgd.i.at^/l.tiner 
»praehktinat  i,l(Ul):  vgl.  auek:  dasz  er  si  nuhr  auf  solche 
weise  zu  seiner  gunitt  und  wohl-gewogenheit  noch  mehr 
/.u  vorpflUchlen,  und  ihm  wohl  zu  tuhn,  mit  solcher 
liöhflichen  ahrtigkcit,  gleichsam  zu  zwUngen  wUsste 
Ph.  V.  Zkhkn  €utriat.  Roaemund  {»)  lie  JelliHek,  weil  denn 
aus  der  wolgewogcnhcit,  so  der  herr  vettcr  zu  unserer 
libHten  frau  mutter  .  .  .  getragen  . . .  Buthciiky  enreilerU 
hovhdeuiitcke  kamellei  4,  6;  Wohlgewogenheit.  beHet<oUnHa 
SiKiNiiAcii  <,  tou:  wegen  deiner  wohlgewogenheit  Jan 
UfbhtA,  vorr.;  der  wciho  prinz  ersache  was  mehrers  an 
uiiKcrem  Thoma,  so  ihno  seiner  hochschfttzung  und 
auMzerordentliehen,  gantz  ungemeinen  wohlgewogenheit 
würdig  machte  UbenabtaekrtibuHg  tweier  laienbrildern 
BotMtn  1766  «.  Sin. NACH  ER  h,  470;  wenn  dagegen  die  all- 
gemeine wohlgewogenheit  gegen  das  menschliche  ge- 
schlecht in  euch  zum  grundsatze  geworden  ist  .  .  . 
die  allgemeine  wohlgewogenheit  ist  ein  grund  der  theil- 
nehmung  an  seinem  {dra  notkleidenden)  Übel  .  .  .  Kant 
(beobackt.  üb.  daa  g^ilkl  d.  ackön.  u.  erkab.)  S,  >16  oica- 
demie;  alle  bedankten  sich  fUr  die  wohlgewogenheit  ihres 
hcrrn.  }(kin8K  ^hrgeb.  d.  iukolp.  T  t,  lao  Sckftddek.;  der 
ich  mich  zu  fernerer  wohlgewogenheit  und  wissenschafl- 
lichor  theilnahme  bestens  und  freundlichst  empfohlen 
haben  will  Gc^tiie  (18»)  br..*e.  181;  daa  gUicke  {dickt,  u. 
inihrk.  18)  48,  98;  diese  briefe,  welche  von  wohlgewogen- 
heit UberfloHHen  Schii.i.kk  {ab/all  d.  Nifdfrlandei)  7.  S61; 
ich  gebärdete  mich  so  fretmdlich  als  möglich  und  gewann 
glücklich  des  kindes  wohlgewogenheit  J.  GoTTiiRUP(/eMlen 
u.  freuden  einea  ackul meiatera  1,  11)  »,  1«7  VetUr;  dagegen 
vgl.:  ungewogenheit,  odinm,  aimtdtaa.  animiu  it^estua. 
et  inimieua.  haubt  ~  sive  grausame  angewogenheit,  capitale, 
et  inexpiabile  odium,  aetniilatio  it\fen»i»»iiita,  et  imtarora- 
bili.H.  ditituret  misgcwogenheit  Stiklkr  S5S8;  ungewogen- 
heit.  maUfolentia,  mala  gratia  Steinbach  t,  lOU;  inale- 
volentia  Frisch  8,  *&&*'. 

ß)  gunst  —  gewogenheit  Simpl.  i.  su.  s.  Sanders  erg. 
teb.  689*;  liebesgewogenheit.  amor.  amoria  aßeetu*  Stiei.kr 
252.S;  selb8t|;ewogenheit,  pkilautia.  amor  aui  UM;  der  kOnig 
hatte  zwei  leibeigene,  so  schön  als  die  sonne  ...  und 
der  neuling  .  . .  fieng  sie  auch  an  zu  lieben  .  .  .,  als  der 
abgesetzte  rath  die  gegcngewogenheit  zwischen  gemeldten 
persohnen  sähe,  hinterbrachte  er  es  dem  könige  Olra- 
iut'8  pera.  baumgarten  \fi)  (1898)  b^  (ein  menschliches  ge- 
fühl  der  neigung  fasst  auch  ihn  ROckbrt  {Saadi'a  Boaiian 
sr  vgl.  oben  »p.  8840;  vgl.  auck  (ap.  SMl)  daa  ^  Mcfte 
gepcngunst. 

GEWOGENLICH.  neurrdinga  GKWOGENTLICH.  a^j. 
und  adverb,  fortaetzung  dea  vereintet  beUftan  ge wegen- 
lich;  t^^.- 

sie  komen  dar  gewegenlich 

un  taten  im  nu  helfe  «ii-herlirh. 

Ulrich  v.  n.  TCri.in  WiUekidm  XXXIV, 
7—88  var.  Singer*.  48; 

gewogentlich  heiszt  nicht  mehr  als  gewogen  oder  gütig. 
und  braucht  also  die  anzahl  der  Wörter  auf  tlich  nicht 
zu  vermehren  Hkvnatz  2.  58. 

i)  mit  angelegentlichster  bitte,  ihre  gewogentliche  bei- 

hilfe    und    mitwirkung   auch   künftig   uns   gcnieszen   zu 

lassen  Göthk  br.  31,  iii;  ew.  exccllenz  haben  mich  durch 

ihre  dieselbe  (die  mittheilung)  enthaltende  gewofenUich« 

IV. 


Zuschrift  Dicht  minder  erfreut,  als  geehrt  K.  E.  A.  v.  Hopp 
(IM  Udtka  a.  UMIm'»  nmtuneisa.  eorrt^mubtu  1.  ■■. 

t)  . . .  tßb  tu  dem  n>ehg<>ln«d«i  ««fairti»  wUt§m- 
heit.  weleher  «neh  oim  so»  frilnuMlM  Ar  «Mtr  Jwmwl 
gewogentlieh  mitgetheilt  worden  ftiiUmkm  Jtmrmal  (/Ur.) 
17H4  a.  HS;  ich  kann  es  nicht  Ober  nieh  tevtaaen  den 
anlang  meiaee  Manuskripte  wefneenden,  ohne  sie  an- 
toiehe«,  ein—  kriWedien  Ul«k  daraof  so  werfen  . . . 
lesen  sie  fewofsnUlehst  die  rede  A.  v.  Hvunoutn  •« 
Varnkttgen  (tSM)  br.*  a.  »;  jßtUMan  ew.  majettlt  nur. 
den  herzlichsten  dank  entfefen  so  bringen  für  den  freoad- 
liehen  beeaeli.  dea  ew.  nuv)estlt  mir  heute  gswotsalHsli 
abetatten  Mmkäft-mtk  kaimr  WUketmta  11.  ei^  dsa  ktmlf 
ütor§  «e»  flsdbe»  «e»  lt.  t.  itM. 

0EW0GNI8.  0EW0GNU8.  /..  tOitn  mitlamU^MHumt 
iu  gewogen:  wir  aber  uns  dero  gnedlfea  tewpias,  die 
wir  pestens  ansuchen.  langwUhrig  erfreiea  BlfMI  krißfv. 
law  a.  Sinnacher  s,  ss;  das  c.  fa,  eia  eehr  pisiesff' 
difs  affeelion  saaeifaBg  aad  gewegaas  InfM  sa  reekl* 
sehaffener  erkantnoas  goltee  «.  laneaftaif  Uutfarim.  mar. 

GEWO(>T,  partieip,  pmiu  imrtiiuaH: 

...  sie  stand  vor  des  waldweibs  haas. 
da  kam  es  gewogt  datch  die  •tili«  laft. 
die  glock«o  lüaafsa  so  Uef. 

Gkihki.  {jmmimaHadtr:  karr  WmUlm)  I*.  17t. 

GEWOHN.  GEWÖHNE  I.  m4jeeHr.  nattkttkäitittdka  — 
•ktr  wtiiiiimV^jakfk.  mti»  dar  ikrijüfrmtlm  «erdrlnfis  — 
«n<sfM«eft«Mf  yttr  dw  mU$  §nm4f<orm  m  disr  «enIsersMdflm 
axpip«,  die  in  den  Mdungen  gewohnen,  gewohnt,  gewohn- 
heit,  gewöhnlich  und  —  mit  abtaut  —  gewenen  (•.  ge- 
wöhnen, gewöhnt;  för  den  deutaeken  teortaekatt  so  be- 
deutaam  irurde. 

l)  abatammung  und  entteiektung,  Hatiatik,  /si'wsw. 

a)  die  traten  ankaltapunkte  «vüe»  ma^  JrtmtdgfrmA- 
liehen  eit\flu»t,  von  dem  die  eteüisa  fUtitr  4tr  aKfpe 
immur  wimUr  fttragem  teerdtn.  /ormtm  wi»  äma  Imt  äieU- 
bat.  setifM*  estf  (cmMm),  se>si'ii»w  Is»  dta  favmamiaekin 
iltersctesni  ttittUthtr  tutt,  eer  uUtwk  dse  assisa  gsiia» 
wumie»,  swnddM  Jatas  jeliaiie>slii<iis  latojuseftawj  «er- 
gtfunden  tu  haben,  die  aeyngfaefsa  sajfse  esas  «seri- 
Verbindung  an  aielle  dea  /midsfi'aeWiefcsn  seiiweM,  «ad 

eae  dem  aswinefsa  tes<swdlsil  disr  waiiesi^iadai^  sia 
germmniaehm  »mhaUmÜft  trat  lAftltikt.  da»  §SU  /llr  171- 
filaa  ebento  pU  wi»  /ttr  die  eWsefcdssilsefciw  Msraeter 

gant  und  gar  reraehieden  iat.  daa  beide  gruppen  in  den 
dienet  atellen:  and  dul^i  ^ui  hvarjoh  biuhts  was  sa 
kindins  fraletan  ainana  Ulpiijis  Matih.  87.  16  (Mttxi  öi 
kofT^V  fitu^U  d  fiyffiwv,  eonauerat  dimittere  populo.  was 
giwon  ther  grauo  je  forlagjanne  einen  themo  folke 
Tatian  19»,  1  [iin  ahd.  MaUkätummnget.  lüeke.  die  aber 
iihnlieh  tu  ergänten  iat.  ang^säehaiaeh  vgl.  gewuna  waee 
se  graefa.  BoawoRTH-Toi.i.ER  471]:  der  richter  hat  ge- 
wonheit  Mkntbl;  hatte  der  landpfleger  gewonet  LuTHaa): 
i|>  ist  biuhti  iswis  ei  ainana  i^wis  fraletau  in 
Ülpilas  Johannea  IS,  SB  {itrrir  6h  ot^9fttt,  tai 
tudo,  ist  mit  iu  giwona  thar  ih  iu  einen  forla^e  TiMam 
199.  8;  es  ist  gewonheit  .Mentkl;  ir  habt  aber  eine  ge- 
wonheit  Luther)  m.  e. 

a)  für  daa  gotiaehe  biuhts  wie  für  die  watgenmamiath* 
aii^  von  giwon  pflegt  man  gleielmrlife  iedtmlungtenttiiek- 
lung  antunrkmen ,  bei  dem  gttiathtm  nhte  ttird  m»^  all- 
indiaeh  ücyati  ^findet  gefallen  an  etwas,  ist  gewohat), 
6kas  (behagen,  gefallen.  wohnstAtte)  Aiwfsirisssw  ».  Uauui- 
BBCa*.  n.  bei  gewon  apringen  necÄ  keaOe  gtlMt^lfe 
deutaehe  formen  ina  äuge:  wohnen,  wohnung.  wohnstAtte: 
rfl.  Buttmann  Utrüetu»  l.  91;  rgl.  liaehr.  f.  rtrgL 
aprad^fanekung  18.  loa. 

et  /reff  aieh  eineraeita.  e4  dte  bedeutunfaunttraehiede. 
die  «nV  heute  mit  wohnen  und  gewohnt  sein  verbimdem, 
die  atufenfoig«  der  entnicUung  für  gewon  kennatithne». 
K.  WiNuiscH  (indoferm.  farathmmftm  S,  77)  hat  am  dtssee» 
Imieittungaüber/amg  em»  dem  atCtr«seksa  shmI  fri'sefci'esfcsa, 
.Mkhrinorr  (ebenda  1«,  Itt) 
alMen  beigebracht,  nmm  iat  abtr 
wohnen  bereue  einen  aeeundär  «srenfertMi  befrif  daewttUt, 
itiid  da*t  die  bindung  am  beaÜmmte  rämmtichkeitan,  die 

4ßß 


6471 


GEWOHN  I,  1. 


GEWOHN  I,  1. 


6472 


für  diesen  hegriff  entscheidend  ist.  der  grimdbedeutung 
noch  ferner  lag.  darauf  deuten  die  formell  des  altern  ge- 
brauchs  von  wonen,  die  bei  der  abgrenzimg  von  gewohnen 
ausführlicher  besprochen  sind  (s.  u.).  darnach  brauchen 
wendmigen  xoie  die  folgenden  nicht  aus  Übertragung  des 
wohnbegriffes  gedeutet  zu  tcerden,  sie  können  unmittelbar 
von  älterem  gebrauche  abziveigen:  ob  ir  min  bibot  haltet, 
thanne  wonet  ir  in  minern  minnu  sosih  mines  fater 
bibot  behielt  inti  wonen  in  sineru  minnu  Tatian  167,  9 
(manebitis,  maneo  Johannes  ib,  10;  sijul) . .  .  wisaULFiLAs; 
so  bleibet  ir  in  meiner  liebe,  gleich  wie  ich  .  .  .  bleibe 
in  seiner  Luther);  u.  a.;  auch  die  vom  heutigen  Sprach- 
gebrauch ganz  an  den  icohnbegriff  angelehnte  folgende 
stelle  erhalt  so  eine  andere  beleuchtung:  noh  in  huse  ni 
giwoneta,  ouh  in  grebirun  Tatian  53,  3  (neque  in  domo 
manebat  Lucas  s,2'7;  ni  gawas,  ovx  £(xev£v  Ulfilas; 
bleib  in  meinem  hause  Luther). 

andererseits  ist  iceder  mit  der  priorität  von  manere 
noch  mit  der  von  habitare  die  grimdbedeutung  von  wohnen 
selbst  erschlossen,  die  ältere  auffassung  sucht  diese  in 
der  Vorstellung  des  behagens,  die  ja  auch  dem  gothischen 
biuhts  nicht  fremd  ist  und  die  zu  einem,  vertraut  sein 
und  verharren  ebensogut  überleiten  komite,  tvie  zu  der 
engeren  und  bestimmteren  bedeutung  des  wohnens.  ein 
besonderer  Stützpunkt  dieser  erklärting  liegt  in  dem  gothi- 
schen belege,  der  als  einziger  aus  der  spräche  des  Ulfilas 
für  unsere  sippe  erhalten  ist:  unte  gairnjands  was  allaige 
igwara  jah  unwunands  {sTtino&cäv  rjv  xal  aSrjfxovöiv) 
Philipper  2,  26  (er  begert  euch  all:  und  was  traurig 
Mentel;  und  war  hoch  bekümert  Luther);  dazu  vgl. 
das  adjectiv  wonodsam  im  Heliand: 

thea  mötun  thär  an  Abrahämes  endi  an  Isaäkes  s6  seif  .  .  . 

barmun  restian  endi  bediu  getholöian, 

welon  endi  willeon,  endi  wonodsam  lif, 

göd  Höht  mid  gode.  2137  Heyne; 

vgl.  auch  1098. 

auch  die  allitterirende  formel  wonon  an  willeon  (1936 
u.  a.)  weist  in  den  gleichen  Zusammenhang,  der  überdiesz 
durch  unsere  bildungen  wonne  und  wünsch  noch  heute 
erhellt  ivird.  dazu  vgl.  das  ältere,  unserem  gewöhnen 
(wenen)  nach  der  ablautstufe  näherstehende  wini,  das  mit 
dem  lateinischen  Venus  auch  begrifflich  übereinstimmt, 
vgl.  altind.  v&nah,  verlangen,  lieblichkeit;  avest.  vanaiti 
.  .  .  wünscht,  erfleht,  s.  Kluge'',  498,  9;  Uhlenbeck, 
Faist  u.  a.,   vgl.  auch  Walde^,  818. 

eine  andere  auffassung  vertritt  Mehringer,  der  {ztschr. 
f.  vgl.  Sprachforschung  40,  232;  indogerm.  forsch.  16, 179)  an 
einer  solchen  grimdbedeutung  die  sinnliche  bestimmtheit 
vermiszt,  die  er  den  wurzeln  gern  zu  gründe  legt,  er  knüpft 
bei  der  würzet  wen  an  ein  entsprechend  benanntes  spitzes 
Werkzeug  an,  mit  dem  die  erde  aufgebrochen  wurde,  und 
kommt  so  zu  einer  bedeutung,  die  sich  ebenso  gut  in  der 
richtung  des  kampfes  und  des  begehrens  {vgl.  auch  ge- 
winnen), enticickelte ,  wie  sie  andererseits  auf  rein  sinn- 
lichem gebiet  von  der  Vorstellung  des  ackerns  aus  zu  der 
des  wohnens,  der  seszhaftmachung  beim  landbau  vorschritte, 
eine  bestechende  deutung,  die  aber  unter  andern  Schwierig- 
keiten auch  mit  der  thatsache  zu  kämpfen  hat,  dasz  eben 
dieser  begriff  der  seszhaftigkeit  in  die  ältesten  belege  für 
wohnen  mehr  erst  durch  uns  hineingetragen  erscheint  {das 
nähere  siehe  bei  gewohnen). 

ß)  das  adjectiv,  das  aus  den  althochdeutschen  denk- 
mälern  in  den  formen  kiwon  {Junische  glossen),  chiwon 
(Isidor),  giwon  (Tatian,  Otfrid),  gewon  {und  quon  Notker) 
überliefert  ist,  hat  im  skand.  tmd  in  den  westgerman. 
sprachen  directe  entsprechungen :  altisl.  vanr,  altsächsisch 
mit  schwacher  flexion  gewono  und  enger  an  das  gothische 
verbum  sich  anlehnend  gewuno  {vgl.  van  Helten,  indogerm. 
forsch.  5,  186);  angels.  gewuna  {s.  o.);  auszergermxmisch 
vgl.  dazu  das  altirische  fonn  *.  Stokes  in  Kuhns  Zeit- 
schrift 41,  SSbff.  zu  der  Substantivableitung  giwona  {alts. 
gewono)  gewone,  die  durch  das  compositum  gewohnheit 
rasch  verdrängt  wird  s.  gewohn  IL  —  während  das 
mittelniederl.  sowohl  für  das  adjectiv  {vgl.  gewone  sin 
im  sinne  von  wohnhaftig  sein  und  von  beiwohnen  Ver- 
wijs  M.  Verdam  2,  1924.  1925)  ude  auch  für  das  subst. 
(gewone  =  Umgang  2,  1926)  allgemeinere  und  ältere  ver- 
wendtmgen    neben    der    von    solitus,    consuetudo    belegen 


läszt,  haben  sich  diese  im  deutschen  am  verbum  erhalten, 
sind  aber  auch  hier  jetzt  auf  die  einfache  form  des- 
selben beschränkt  {zur  bedeutung  von  habitare  bei  ge- 
wonen  s.  sp.  648,s). 

1))  die  eigentliche  gebrauchsform  des  adjectivs  liegt  für 
die  althochdeutsche  periode  in  der  prädicativen  Verbindung 
mit  dem  verbum  substantivum: 

a))  der  lateinischen  Verbindung  von  solere  mit  einem 
infinitiv  entsprechend  überwiegen  hierbei  constructionen 
mit  einfachem  infinitiv,  .später  dem  inf.  mit  zu:  dher 
chiwon  was  fona  dheru  chiriihhum  nama  ardhinsan,  qui 
solebat  ab  ea  rapere  praedam  Isidor  cap.  9  §  8  Hench 
s.  42  genau  so  (§  10)  s.  43;  dher  .  .  .  chiwon  ist  fona  himile 
nidharquheman,  descendere  solitus  est  {cap.  3  §  6)  *.  10 ; 
thar  westa  selbo  Judas  thag  druhtin  thes  giwon  was 
thag  er  ofto  tharain  giwon  was  gangan  mit  in. 

Otfrid  4,  16, 10  vgl.  auch  (s.  w.)  1, 17,  43; 
thuo  hie  im  an  thena  höhan  giwet 
Oliveti-berg.     thär  was  hie  up  giwuno 
gangan  mid  is  jungron;  that  wissa  Judas  wel 
balo-hüdig  man,   hwand  hie  was  oft  an  them  berege  mid  im. 

Heliand  4721  Heyne; 

hie  quondam  Über  assuetus  aperto  caelo  ire  in  aethe- 
rios  meatus,  tiser  was  kewon  dencken  an  die  himel-ferte 
Notker  Boeth.  s.  Hattemer  3,  20*;  aber  in  demo  Jovis 
statahüs,  ih  meino  in  sinemo  forziehe,  dar  die  liute  guon 
sint  ze-stänne  Mart.  Cap.  {Hatt.  3,  298»;  desgl.  3,  278»;  272^; 
3,  333'' ;   334»)   u.  a. 

b))  in  den  poetischen  denkmälern  wird  die  fügung 
nach  Tnancherlei  richtungen  um-  und  weitergebildet: 

«))  für  Otfrid  bot  das  adjectiv  ein  bequemes  reim- 
wort  sowohl  in  der  eigenen  lautgestalt  als  auch  in  den 
verbalformen,  die  es  begleiten  (sibbon  .  .  .  giwon  3,  15,  15; 
3,  10,  7  u.  a.;  thaj  .  .  .  giwon  was  2,  12,  51;  3,  8,  32;  fer- 
gon  .  .  .  giwon  an  Hartm.  149  u.  a.).  die  zahlreichen  belege, 
die  ihm  entnommen  sind,  lassen  neben  dem  ersten  zeiig- 
nisz  für  unpersönliches  subject  (so  ther  sterro  giwon  was 
queman  1,  17,  43)  namentlich  ganze  sätze  an  die  stelle  des 
infinitivs  treten,  auf  die  dann  im  hauptsatze  gern  durch 
pronominalformen  {im,  genetiv)  oder  vergleichungspartikeln 
bezug  genommen  wird: 

nu  ir  birut  thes  giwon,  ir  fruma  gebet  kindon 

2,22,37; 
si  buent  mit  giziugon    (ioh  warun  io  thes  giwon) 
in  quatemo  lante  1,  1,  65;  ähnl.  5,  23,  121; 

an  Hartmut  163 ;  vgl.  auch  4,  16,  9 ; 

zen  wihin  zitin  fuarun,  so  siu  giwon  warun 

1,  22,  5;  desgl.  3,  10,  7;   3,  15,  15  m.  a. 


ß))  im  Heliand  andererseits  leitet  diese  satzerweitericng 
des  objectes  schon  zu  Vorgängen  weiter,  die  nicht  in  der 
Willenssphäre  des  subjectes  ihren  Ursprung  haben: 

thö  bigunnun  an  irö  hugi  wundron 
megin-folk  mikil ;  gehördun  mahtiges  godes 
liobh'ka  lera.     ne  warun  an  themu  lande  gewuno, 
that  sie  eo  fan  sulikun  er  seggean  gehördin 
wordun  efdo  werkun.  Heliand  1829  Heyne; 

2))  auszerhalb  dieser  Verbindung  mit  dem  verbum  sub- 
stantivum ist  das  adjectiv,  abgesehen  von  den  glossen 
{solito,  kiwonemu  Steinmeyer-Sievers  l,  291,  solitus, 
gewoner  4,  160),  einmal  aus  dem  Heliand  belegt,  in  appo- 
sitioneller  Stellung,  und  mit  bezug  auf  ein  concretes  object: 

that  is  mera  thing, 
than  man  hir  an  erdu  5dag  libbea, 
werold— skattes  gewono.  1643; 

ebenso    {mit  abhängigem  inf.   bei  subjectiver  bethätigung) 
Notker  {Mart.  Capella)  3,  334»  Hattemer. 

die  attributive  anlehnung  an  substantiva  ist  erst  aus 
der  letzten  zeit  der  althochd.  periode,  aus  Notker,  be- 
legt und  scheint  hier  noch  ausschlieszlicher  als  jetzt  im 
träger  des  attributes  das  object  des  zu  gründe  liegenden 
Vorgangs  zu  treffen:  unde  doh  sie  föne  gewon§n  siegen 
iro  meister  furchtSn,  soliti  pati  verbera  Notker  {Boeth.) 
3,  102;  dag  si  ioh  etewag  iro  guonun  hartOn  intlägeniu 
den  lichamen  erscutta  {Marc.  Capella)  3,  282*'.  u.  a. ;  frag- 
licher könnte  erscheinen:  sament  Apolline  sindota  diu 
gewona  manigi  dero  Musarum  285»,  doch  liegt  auch  dieser 
stelle  die  anlehnung  an  das  object  zu  gründe,  mit  dern 
subject  des  gewohnheitsbegriffes  verbindet  Notker  dasparti- 
cipiale  adjectiv  zu  gewenen  {s.  gewöhnt  unter  gewöhnen): 
iro  geweneten  ougen  dero  finstri  3,  185''. 


«'w3 


GEWOHN  1.  1. 


GEWOHN  I.  1. 


6474 


h)  mit  lUr  ijUivhrn  tceuduiuj  f/ff/en  das  ohjeet  ist  mutk 
ilun  »uhütantii'irte  udjrrtiv  {äagetjen  §.  gewohn  II)  MT- 
einielt  bei  NoTKKR  beUffi:  toh  keakihet  etewenne  <Ui( 
KcItK&ner«,  alio  ungrAwl  iit  In  alteroo  und«  wlK  je 
Iriho  das  kewona,  lo  diu  griwl  Ut  In  altemo  Notkkn 
de  interpreiatünu  {Halt.  B,  4(m*). 

4))  die  beiden  b»iteutuHg»riehtu»§tm,  die  »iek  Je  natk 
der  er/aeeung  d*t  mthjeeUi  oder  t^edt  im  dtttttekm  wie 
im  lateinietJteH  erftbeit,  trete»  ei«k  a*Mk  t»  Notkern  be 
li-ifn  für  da»  negiert»  ailfeeUp  ft§nAk»r,  da»  er  ebitt\fulU 
(tttributiv  ffebratmkt;  vgl.  wand»  t  KtMU  t6  UOfowoQ 
jMt.  omni*  adrrrififttttM  iiutuUne  (Boetkiu»)  1,  M^,  Hottemmr 
tjnjrn:  erchani  Hill  lA  der  driu  hoobet  habento  torowait. 
RUH  ungewpnoH  nangea,  HleHua  mm«  earmine  lA«*. 

y)  die  atisäUe,  die  in  den  obigen  belegen  auf  abieei- 
ehiingen  vom  normaUgpu»  und  auf  loekrrunff  dee/remd- 
ttpiaMiehen  eieiflu»»»»  ttieeen,  haben  aieh  in  der  mittel- 
hM-hdeutechen  dieklung  nadt  den  ver»ehied»n»ten  riehtungen 
irriter  entwickelt  [tu  den  formMen  untertckiedtn  e,  u.  b.  y). 
dir  fiUie  von  belegen,  die  namentlich  in  der  reimbindung 
von  gewon  {ebeneo  känfitj  von  ungcwon)  mit  von  tu  tage 
tritt,  iet  »ehon  von  C  Khal'8  {abkandl.  i.  germ.  pkil.  161; 
17//.  aurk  ZwiKK/.iNA  {xtjickr.f.  d.  a.  44,  &)  at^f  den  eii\flu»t 
Maiitmans  Murilckgt/iihrt  und  dabei  auf  den  gegeneatt 
tu  Wolfram  veneieeen  teorden,  der  unter  a^eetiv  nicht 
belegen  UUut  {tum  »übet.  ».  gewon  II). 

l^i)  faet  gant  verdrängt  ist  hier  die  ältette  gebrauch»- 
form,  die  Verbindung  mit  it\flnitiven  —  um  »o  bemerken»- 
trerther,  \eeü  im  Übergang  tur  neuhoehdeute^en  period» 
;«.  t4.)  dt«  proea  dieee  fOgttng  im  vollen  uw\fang  wieder 
erateken  läett. 

a))  der  eintige  ii\finitivbeleg  dieeer  aeU  teeiet  in  die 
prima:  c:;  sie  umbe  eigin  oder  umbe  erbe.. .  oder  ambe 
swelhretiHnde  ding  der  rat  zA  Straubarg  gewon  ist  zA 
rihtcnde  Augaburger  ratkebeachlu»»  v.  Itas  «.  dtsch.  »tädte- 
ekron.  9,  8S1. 

b))  »ubatantivaütxe  —  mit  und  ohne  pronomineden  Ver- 
treter im  hauptaatze  —  sind  an  der  stelle  des  objeets 
zttmeiat  aus  dem  ausgange  der  mittelhochd.  seit  belegt: 

(t))  ich  han  den  sit  und  bin  gewon, 

dai!  ich  der  besten  aht .  . 
Johann  v.  W'CRZBt'Hd  tt'ithelm  r.  Oeeterrelck  Mit  Reget; 

ähnl.  6188;  Nicoi.AUS  T.  JER08CH1N  «IM;  VfL  atiek  meieter 
Stephan  »ckaekbtich  v.  lu»  Schlüter. 

P))    awA  daz  awtn  vant  eine  worx, 
ai  war«  lanc  oder  kurz, 

dA  iagete  er  es  balde  von  (der  lohn  de»  reUken  aMiiiu) 
nno  at  al.  de«  waa  er  gewon, 
das  er  der  apta«  nerte  «ich. 

RcooLP  V.  Ems  Bariaam  107,  U  Pfeiffer; 

ganz  ilknliek:  guter  Gerkart  9K  Haupt; 

und  wollet  laxen  nicht  davon. 

de«  aelben  warrn  ouch  gewon 

uwer  vetere  bi  ir  tagen, 

daz  ir  billirh  eoldet  klagen. 

Propheten  und  wiasagen 

die  haben  ai  mit  leide  eralagen. 

paaeional  89,  70  ICipte ; 

von  den  werden  Swaben 
wart  ritlerlifh  K'vohten, 
in  wapen  oi  wol  mohten 
wem,  des  eint  ai  gewon. 
Johann  v.  WOrzburo,  WUhdm  r.  Oeaterretck  17ft69  Regel; 
deagt.  pred.  t,  llS  Sckönttaeh; 

Jctro  «prach  niinnichlichen 
wie  sie  so  schiere  chomen 
dea  ai  gewon  nine  waeren? 

MOatöter  endma  194, 10  Dlemer: 

.  . .  das  man  zc  fuosscn  mit  in  vechten  scholt,  det  dt 
Franci  niht  gcwan  waren  Andreas  v.  Ueoensburo 
yckron.  v.  d.  füraten  xu  Bayern)  613  I^eidinger  {inaolitum); 
giengen  diczwcn  (Rudolf  tvn  Hababurg  und  «ein  begleiter) 
lierren  ze  fuosz.  des  ai  nit  gewon  warendt  Ziirieker  cAron. 
^  (8S)  ».  88  IHerauer. 
c))  vergUiekaaätie : 

du  blutest  im  den  bechaer« 
so  du  e  gewon  waer«. 
yfiUtäter  geneaia  91,  9  Diemer;  ebeneo  ISS,  15; 

ich  diene  iu  gerne  dtvon 
als  ich  uns  her  bin  gewon. 

der  Stricker  Daniel  8384  Roaenkagen; 


tmm  thHliek  JtuU  m  Uahm;  Ottokaji  «Ml  Brnmullrr. 
pattimtal  M.  t  KMpk»;  dmmt  vgl.  HMmdtmt§tk$  paealUUm 
bei  ScHILLBR  LCrrkn  8.  lOg; 

Mala  Ist  dw  dfttle  laeli 
Att  leb  leiM  I 

äLtrr 

rnumer  »»»da»  tSt.  M  tMewur; 


er  begaa  In  ißtmea  araeO  ai*«  arbellMi 
nnd  fa  sfn  Ubea  leHea 
andvn,  daoae  er  waem  mmem. 

Hlouu'  «.  Ems  Bmnmm  IM.  17  PiM§m. 

%))  \n  9»U»/ta  %f»nm9ang»n  taeg»»  w»m  a^j»e$  wtti»»  va^ 
gänge  m  grumd».  di»  t»  d»r  »fkMr»  4$»  m^feei»  mmrmim. 
«mmmAmm  »imd  hier  eette»  amd  tumäekai  au»  Waltmbii 
belegt: 


di  arbaldal  al  Ha 

sA  M  ein  tanbl«  aA  ■•««• 

das  Ir  ein  Utaaber  voigal  «Uta. 

M,  t7  Lmtkmama ; 
bi 


ab  er  vom  RAae  waa  gewoa.  75. 

andere  pflegen  in  dimem  faU»  di»  peraom  nähar  tu  kenn- 
teicknen,  an  der  die  ereeheintang  widkrgemmaimtm 

dar  ander  sin  wir  gewoa 
an  wlbea  die  aUt  «•■  le 


das 


dia  aiaaa  gaotea 

al  der  aaiani  bafee  tU. 


»a  Maat  bil. 


Ha«tmaw»i  t.  WrtllKa  TM  Hon 


lamft; 
NiooL.  V.  Jssoacn»  Alit: 
sA  waa  icb  des  aa  dir  gewoa, 
das  da  aalr  belfaat  wol  di  von. 

avtetan  eis  wtonen  SSM  ^avi; 
deagt.  HatnatcN  von  NatnrraiyT  Apau   ims; 
wen  das  man  in  imren  aaeb 
.  . .  dikk«  und  dikker  hie  von 
daaae  lenuu  wir«  an  in  gewon. 
RuDOLT  V.  Kmb  WtUekalm  4184  (som  aee.  vgL  omek  «IM). 

von  dieeen  autnahmen  atfssafcsw  mrd  dm»  •lff»tt,  dm»  van 
ausxen  ker  an  den  trOger  dar  Htwilf  kmwatriHt  M  dmr 
form  des  »ubstantira  in  den  »ai»  f»»»§am  vamd  dann  »iatd 
aolcke  persönliche  präpotitionalverbitidmmftm  »eltener; 

si  waren  aiges  aa  las  gewoa 
do  schiel  aoe  ia  da  voo 
ein  onrehl  aad  aia  bocbvait. 

Wmirr  W^galo^  SSM  Acneete; 
.  .  .  waa  wierrel  dir 
das  dn  ao  Imreclkbe  lebest  . . . 
. . .  wir  waraal  frovde  aa  dicb  geerea 
wer  bot  geechaidea  dicb  da  v«a> 

Rudolf  t.  Ems  Watekatm  41M. 

heim  subetantirobjeet»  h»rr»ekt  fast  unbeschrankt  d»r 
ffcnetiv,  erat  im  auegmng  dir  period«  triU  vereixuelte  prä- 
potitionalverbindung  ein: 

and  aebt  awor  bmder  9jma» 
dea  weis  icb  einen  man  gewoa 
vom  gataa  rate  den  er  hat 

bnek  der  MtftaUw  MM  ITsiei. 

a))  dau  Substantiv  fcrawasiebas*  eanflrato  »imr  vorginge, 
die  dat»  »ubject  an  aiirfsm  laelMMil; 

dea  kerksaice  aaa  af  bradi, 

daila  eebeia  4A  der  lac 

ecbire  kaai  Ia  das  lie<-ht. 

dee  aewlita  sie  gewone  niechl. 

timig  Ratker  t4M  (BaMrr); 

wan  icb  dea  berges  aibt  easibe. 

dea  ich  Ott  lange  waa  gewoa. 

w«  llt  der  bAbe  PAIIoaT 
KoNRAD  V.  Weazavao  tref.  krieg  94179  jriOcr; 

waa  ai  wardsa  tob  dsm  weia 

als  Uat  aad  tocWa. 

das  kaai  aDee  da  voa: 

aie  waren  weiaee  aicbt  gewaaa. 
HiiNaKH  V.  Nbv«taot  .4^slsaMe  gl9l  atager; 

rgl.  auch  >.  M.)  B«W4Mimi  107.  M;  deum  «fL  MsitrAarfbcbt 
Miye  Act  ScH  I  llbr-LCbbbm  a.  «.a..*  (ipiM)  £M.  cAren.  8, 71 ; 
funeken)  Tunnic  no.  987: 

sine  etat  der  aatworte  nicht  gewone. 
die  da  lAs  ■eaigaii  boten  Tora. 


): 


du  mag»!  wol  nr 

wie  komet  daar    oder  wa  von? 

ich  pein  sein  an  dir  Bikt  gewaa. 

Heinrich  v.  NsvrrAOT  ^IpoOonta«  1908: 

406* 


6475 


GEWOHN  I,  1. 


GEWOHN  I,  1. 


6476 


daz  ros  stiez  er  dämite 

s6  sere  an  die  siten, 

daz  ez  sich  in  kurzen  ziten 

überwarf  wol  drt  stunt. 

Daniel  was  ungesunt 

vil  nach  worden  davon. 

er  was  der  stürze  niht  gewon. 

der  Stricker  Daniel  2836  RosenMgen; 

nü  Sit  ir  schaden  wol  gewon 

maere  v.  feldbauer  264  Pfeiffer. 

b))  wo  das  Substantiv  Vorgänge  kennzeichnet,  die  inner- 
halb des  subjectes  sich  wiederholen,  liegt  doch  ihr  at(s- 
gangspunkt  meist  atiszerhalb: 

du  müszt  lidens  werden  so  gewon, 
das  du  nit  gaebist  ain  ainig  bon 
ab  ainem  an  das  ander. 
Christus  u.  d.  minnende  aeele  823  Bans  s.  300 ; 

nu  was  ein  sein  nachgebur 
wol  den  ersamen  gelich, 
der  vor  des  was  gewesen  rieh 
und  gutes  lebenes  gewon. 

passional  7,  91  Köpke; 

du  bist  der  pfafheit  gewon: 
nü  enziuch  dich  niht  da  von. 

HARTMA>fN  Greg.  1463  Paul  ; 

der  ir  iewederz  nie  gewan, 

rehte  liep  noch  herzeleit, 

dem  ist  der  munt  niht  so  gereit 

rehte  ze  sprechenne  da  von, 

so  dem  der  ir  ist  gewon.  794; 

desgl.  (liebes)  soge7i.  2.  büchlein  61  Haupt;  {friuntschefte) 
KONR.  V.  Würzburg  troj.  krieg  17728;  (saelden)  Silvester 
26;  (hochzit)  Stricker  Daniel  6373;  (froüde)  Rudolf 
V.  Ems  Willehalm  4189;  (kumbers)  Hartman  Itrein7798; 
(leides)  Konrad  troj.  h-ieg  11927;  (derarmuot)  Hartmann 
Iicein  6312;  (dirre  not)  Kon r\d  Engelhard  6S86;  timständ- 
lich  und  schwerfällig: 

sie  schuofen  daz  vil  manic  man 
toetlicher  swaere  wart  gewon. 

troj.  krieg  33789. 

c))  seltener  liegt  auch  der  ausgangspunkt  im  bereiche 
des  subjects: 

daz  er  iender  unvrö 

gegen  eime  häre  wurde  dervon : 

wan  er  was  lasters  wol  gewon. 

Iwein  2642 ; 

(der  valscheit)  Konrad  v.  Würzburg,  Engelhard  173; 
(tagende)  troj.  krieg  12079;  (der  true)  altes  passional  370, 
20;  (dienstes)  173,  96;  (der  mildicheit)  meister  Stephan 
achachbuch  2378  Schlüter; 

sin  leben  begunde  swachen 
von  rehtem  herzelachen: 
des  er  da  vor  was  wol  gewon 
da  zoch  er  sich  mit  alle  von. 

Gottfried  Tristan  949  Beckstein; 

ganz  ähnlich  Heinr.  v.  d.  Türlin  crone  22523;  altes  pas- 
sional 391,  42. 

4))  die  einbürgerimg  unpersönlicher  subjecte  {vgl.  Itcein 
3031.  5789  bei  ungewon)  macht  f ortschritte : 

s6  gewinnet  Baierlant 

hinnen  vur  niemer  mere 

die  tugent  unt  die  ere 

unt  {var.  alse)  iz  bi  mir  gewon  was. 

kaiserchronik  7014  E.  Schrader; 

ia,  iiu  bekenne  ich  harte  wol, 
daz  ich  bin  leider  sunden  vol, 
der  gewon  min  leben  ist. 

passional  404,  9  Köpke; 

der  sezzel  der  was  des  gewon 
von  sines  maisters  listen,  .  .  . 
...  an  degenhait  ain  mannes  helt, 
der  maister  was  in  eren  schäl, 
80  der  gesezzen  uf  den  stül  ... 
.  .  .  do  gieng  er  über  sich  enbor 
durch  die  linden  este. 
Johann  v.  Würzburo  Wilhelm  v.  Österreich  4976  Pegel; 

als  ist  ez  umb  den  diep  gewan. 

Boner  lü,  28  (.var.  getan); 

euch  gab  er  inie  Akaron 
mit  allen  deme  daz  gewon 
was  umme  und  umme  die  stat, 
unde  swaz  ir  zugehört  hat. 

buch  der  Maccabäer  5136  Helm. 

andererseits  werden  ebendort  in  das  object  personen  ein- 
geführt: 


den  dritten  nande  man  ouch  do 

Judas  Machabeus  also, 

des  vierden  was  man  sus  gewon 

ouch  Eleazar  Abaron 

der  vumfte  was  genennet  sus 

Jonathan  ouch  darzu  Aphus.  1703. 

5))  die  attributiven  Vierbindungen  dagegen,  obwohl  sie  bei 
NOTKER  schon  angebahnt  sind,  werden  in  der  mittel- 
hochdeutschen dichtung  icenig  gepflegt,  die  spärlichen  be- 
lege entstammen  einem  einzigen  denkmal,  und  die  Varianten, 
die  mit  unserer  form  in  Wettbewerb  treten,  zeugen  dafür, 
dasz  der  gebrauch  nicht  allgemein  eingebürgert  ist: 

Keil  sprach  dar  under 

mit  spote  nach  gewonem  sit. 

Heinrich  V.  d.  Türlin  crone  23451  Scholl; 

dirre  ritter,  der  dar  kam 
kam  niht  gar  nach  ritters  art 
und  nach  gewoner  ritters  vart. 
einen  steinberc  der  ritter  reit. 

24733  (var. :  gewonten  s.  u.) 

und  uobten  gewonez  ritters  spil 

29159  (var. :  gewönlichen). 

diese  belege  beschränken  sich  sämmtlich  auf  die  anlehnung 
an  das  object. 

b)  im  Übergang  zur  neuhochdeutschen  periode  gewinnt 
die  participialform  gewont  (s.  gewohnt  unter  gewohnen) 
an  boden,  die  schon  in  Varianten  zu  mittelhochdeutschen 
texten  auftritt  und  durch  die  unser  adjectiv  aus  der 
Schriftsprache  später  verdrängt  tvird: 

dö  der  künec  Matür  des  landes  pflac, 
dö  häte  er  höchzit  allen  tac; 

von  diu  sint  sie  höchzit  wol  gewon  (var.  gewonet). 
der  Stricker  Daniel  6373  Rosenhagen ; 

dazu  vgl.  gewonten  neben  gewoner  ritters  vart  crone 
24733;  gewont  neften  gewan,  gewon  in  Tristrant  u.  I.mlde 
45;  162;  gewohnet  {in  der  neuauflage  von  1660)  für  ge- 
won {im  original  v.  1563)  C.  Forer  Verdeutschung  von 
G.  Geszners  thierbuch  43*;  42". 

«)  so  ist  die  bibelübersetzung  schon  vor  Luther  zur 
neuen  form,  übergegangen,  ivährend  das  sprichicort  noch 
einige  der  gangbaren  icendungen  in  unserer  form  über- 
mittelt hat:  .  .  .  dasz  man  den  anfengen  widersteh,  da- 
mit man  nichts  args  gewone,  dann  jung  gewon,  alt 
thon  S.  Franck  sprichw.  2  (1541)  70*;  das  gleiche  83*;  vgl. 
auch  1,  148'' ;  dazu  vgl. :  smedes  kinder  sint  der  funcken 
wael  gewoen  Tunnic,  nr.937  (Schiller-Lübben  a.  a.  o.); 
gegen  Schmidt  haben  der  funcken  gewohnt  Lehman  (i630) 
316;  schmids-chind  sind  der  funke  gwont  {scMceiz.)  Reins- 
berg-Düringsfeld  2,  180. 

ß)  die  Wörterbücher  setzen  sclwn  bei  Dasypodius  mit 
der  form  gewont  ein,  unser  adjectiv  findet  sich  nur  noch 
ganz  vereinzelt:  hoc  illud  his  usu  venire  solet,  ist  gwon 
denen  ze  beschehen  Cholinus-Frisius  1128";  gewon  sein, 
pflagen,  solere,  suere  Maaler  179";  wie  er  gewon  ist, 
ut  solet  ebenda;  gwon  sein,  in  der  gewonheit  oder  im 
brauch  haben,  solere  201". 

y)  dagegen  lassen  die  buchungen  die  thatsache  hervor- 
treten, dasz  die  alte  form,,  wo  sie  sich  in  der  neueren 
spräche  doch  erhält,  immer  mehr  mitndartlichen  Charakter 
gewinnt,  und  da  von  den  niederdeutschen  mu7idarten  aus 
der  zäheste  widerstand  geleistet  wird,  so  dringt  von  da 
aus  auch  die  schicache  form  auf  kosten  der  starken  immer 
weiter  vor.  dagegen  fallen  andere  differenzen  der  äuszern 
form,  weniger  ins  gewicht. 

l))  der  gegensatz  der  schwachen  gegen  die  starke  form: 

a))  die  starke  form  gewon  herrscht  für  die  alt-  und 
mittelhochdeutsche  periode  vor  und  hält  sich  im,  Übergang 
zum  neuhochdeutschen,  am  längsten  in  oberdeutschen  denk- 
mälern.  dann  kommt  sie  aber  auch  den  betreffenden  mundarten 
abhanden  und  tcird  dort  nur  in  dem  isolirten  gebrauch  des 
negirten  ungewohn  (s.  Martin  wnrf  Lienhart  2, 832;  vgl. 
unkwä  Winteler  Kerenzer  vnda.  55)  festgehalten,  nieder- 
deutsche texte  (gewoen  Tunnic.  nr.  937)  und  btichungen 
(ghewoon,  consuetus  Kilian  146'^)  zeigen  nur  vereinzelt 
starke  form,,  vgl. ^ewon  ten  Doornkaat  Koolman  1,  625; 
i'gl.  die  spärlichen  belege  für  gewon  bei  Verwms  u.  Ver- 
dam  a.  a.  0.  für's  mittelniederl.  bei  dem  mitteldeutschen 
Lessing  sind  später  beide  formen,  gewohne  und  gewohn, 
zu  beobachten,  was  jedenfalls  nicht  zu  gunsten  der  starken 
form  zu  deuten  ist. 


6477 


GEWÖHN  1.  1.  2. 


GEWÖHN  I.  2. 


6478 


b))  die  aekteaeke  form .  du  aehon  »tu  d«m  Hetimnä  U- 
Ugt  ist.  erteheinl  auek  im  UM§  Bt4ktr  14M:  im  koktn 
tttd»  Brunm  V.  ScHONRBKCK  MW?  Futhsr:  dstgUidmn  in 
den  belegen  bei  Sciili.i.RRLOnBKN  {vgl,  hier  auch  die 
formen  gewftnen,  gewohnen  bei  Kantzow).  datu  »timml 
auch  die  kaum  hearkränkte  vorh»rr$elun/l  der  form  gewone 
bei  Vkhwijn  u.  Vkhuam  9,  1914;  v^.  »%tek  gewone  OviiK- 
M  A  N  H  >,  6M.  ina  ndere»  gebiet  tceüten :  gewone  mltä.  predigten 
1,  113  Sehönbaek  und  die  Variante  der  Heidelberger  hmnd- 
aekriß  (A)  >u  Itrein  Ott  (vone  .  .  .  gewone) ;  auek  das  vor- 
kommen in  elaäatiaektn  Jenkmälem  aeigt  daa  vordringen 
naek  eHden: 

X»  vil  geflAhet  du  enfOcet  kviiMin  man 
an  dem  man  i«t  lewnn«  dai  er  singen  kao. 

k'olmarer  kdaekr.  LVII.  t  Bortaek  a.  S48: 

gw<ne  Haltkr  mundart  v.  Hugenau  U6:  «la  mitteldeut- 
ackern  und  niederdtaek.  gebiet  der  neueren  apraeke  vgl. 
gewöhne  in  der  kandaekrifl  tur  Minna  v.  Banikelm  r.  1767 
a.  Lrhsino  «*,  IM;  gewohne  neben  gewohnt  und  gewöhnt 
(ich  bin  ea  gewohne)  KtantiCHT  Leipaiger  mundart  tu*; 
ich  bin  gewohne  Thachskl  BerUnar  ttihrtar  19;  Jewohne, 
auek  jewohnde  H.  Mkykr  der  rithtige  Bariiner^  U^;  Je- 
wone,  gewohnt  Jkcht  Maun4ffelder  ntda.  4t*.  aiuiereraeita 
buekt  BAUKR-C(>i.t.tTZ  für  HWrf«rA  nur  formen,  die  au 
gewohnt  atimmen.  deagl.  Ml  für  Mecklenburg  uiul  Pom- 
mern, dagl.  dan  Bremiacke  trörterbuek;  vgL  auch  Gkrbkt 
für  daa  Vogtlündiaeke. 

>))  der  ataminvocal  iat  neben  dem  gebräucklirken  o 
mekrmala  auck  ah  a  überli^ert  und  aiear  aus  entgegen- 
geaetaten  landackuften .  trie  auek  die  uraaeke  veraekie- 
den  iat  («.  auek  bei  gewohnen),  aua  niederdeutaekem  ge- 
biet gewanen  Kantzow  in  d.  niederdeuiack.  faaaung  d. 
ekronik  lOH  yryen  gewöhnen  in  d.  koekd.  im  andereraeita 
vgl,:  gowan  Andreas  v.  Kr.oKNsnuRO  eis;  gewann  Hein- 
MICH  V.  Neustaut  Apolloniua  luos.  867«;  deagl,  gewan  in 
var,  Bdnkk  lO,  40;    Trintrant  und  laalde  46. 

andere  differentirungen  stehen  mit  der  qtMntität  des 
vocala  in  beiiehung:  gewann  Apolloniua  a.  a,  o. .  gewonnen 
Zimmeriacke  ekronik  8,  SM;  gewonn  1,  418.  die  neuere 
längebeaeieknung  iat  zuerat  in  der  koekdeutacken  faaaung 
von  Kantzows  ekronik  v.  Pommern  belegt:  straxsenr&uber, 
welche  .  .  .  gewohnen  wcrcn  alswo  zuzugreifen  a,  196; 
daiu  vgl.  gewohn  Spse  loS;  vgl.  gewohn(e)  bei  Lkssino. 

9)  die  neukoekdeutaeke  periode  aetat  im  \i.jakrk.  noek 
mit  eittem  lebkaften  verbraurk  unaerea  adjeetiv  ein ,  aber 
bald  trird  ea  in  der  arkr\fl»praeke  mehr  und  mekr  durek 
gewohnt  («.  d.)  verdrängt,     sur  mundart  a.  o. 

a)  die  Verbindung  mit  dem  verbum  aubat.  atekt  nock 
immer  im  Vordergründe,  mit  ikr  treten  auck  entapreekende 
andere  kilfaverba  kaum  in  uttibawerb,  nur  werden  iat 
einigetnal  beaeugt: 

'was  fehlt  dir.  lielw  braut? 
mit  weinen  kanst  nit  fraade  scbatTen. 
es  ist  nit  so  f«hrlich  su  schlaffen 
einr  Jungen  di«m  bei  einem  man 
du  wirst  dpKüelben  baldt  gewon.' 

n.  Wai.dm  £*opM(4.  16)  9,  48  A'Mrs; 

die  ellipae  dea  rerbuma  aubat.,  die  bei  gewohnt  apäter  un- 
getcöknlick  beliebt  iat,  lä.<txt  aiek  bei  gcwon  nur  aua  apriek- 
irörtliehen   icendungen  belegen: 

es  iigt  vil  dran,  wie  gewon 

was  der  jung  lert,  das  tbikt  der  alt. 

S.  Frank  wprickxe.  (IMI)  I4«'>; 

jung  gewon.  alt  gelhon  (1546)  185\  a.  u. 

a)  die  »atxenceiterung  dea  objeetoa  gekört  nock  immer 
den  Vorgängen  an.  die  aua  dem  bertieka  daa  au^foetaa  kar- 
vorgehen, atijtnakmen  »ind  aelten:  daron  Amelia  entlieh 
erschrack;  dann  ie  nit  gcwon  was,  das  sie  iemants  so 
fril  UbcrlaufTon  solt  Wickram  (r.  guten  und  b&aen  nack- 
bam  9»)  9,  199  Bolte; 

dasx  ich  mich  nebren 
mnszt  gar  in  einem  kleinen  spalt 
sonst  hettens  mich  ^fangen  baldt, 
dessen  ich  vor  nit  war  gewon 
da  ich  in  stallen  umb  Ibet  gon. 

FisciiART  ßäkatt  116  {nendr.  6,  7); 

deagl.  ».  o. .-  B.  Wai.dis  Eaopua  i,  16:  dos  morgens  aber. 
als  alles  volck  im  haiisz  aufTgestandcn  ist.  hat  weder 
meister  noch  frau  ausz  der  kammern  gewöllen  gan.  dasz 


man  dooh  vor  nie  aua  inn  beiden  fewoa  pwee«  Wick« 
RAM  iraUtaagambttdU.  emp.  H)  a,  M  Balia  (ßtam  oeetiaaH* 
a.  u.y, 

■■d  an  asta  aifeeM  videt  ^eac, 
■ad  weeelMl  wie  er  «er  bei  |£m 
•ad  die  iMt  war»  aa  Jai  gewoa. 

D.  Walo»  ftsf  (4.  m  t.  tl7  Kmrt. 


allan  autdaawH  /Ulan  liagt  ttMttlbta  btlkSÜguitg  $u  i 

D)  äabd  ml  MW  äia  ii^mwutlimidtuim,  gfgm  äit 
Ma  mitktkntkämiltak»  pariaäa  gmtt  aprtU»  war,  im  mm- 

dem  unteracktaa  a^etseaaa  dar  apraeaa  aar  praaa  wata 
dar  dar  pam»  btmid,  uad  iimtr  amg  dar ^rlAmmikaikimt 
adun  wo^aia  ^UkrAa  aaimaraaila  m^dar  amf  ta^aimiaalkaai  ata^ 
fluaa  ttirlttkfukrma ,  damit  Sit  wnttgait  paaüatikait  balaga 
dieaar  waU  maittammmm  dam  ti^artalammgam  mm»  dam  tmtabat 
und  die  Pranioaen  sonderHeh  gewon  eala,  t<m  einer 
mugken  wegen  alngesohrai  anzufahen  Ziaa»»ari»akackrvm. 
s*.  in;  und  qft  a.  H.  FiacilKR  ackteäb.  wb.%.  mt;  die 
obren,  die  Jr  daa  IMasla  bAbao.  epUlaat—  aad  aehalciis 
narren  gewon  aeit  danraiwkaa  8.  Fraiik  «mt.  ane.  i*; 
gani  Oknliek  tealibuek  (tM4)  1^: 

was  da  gewoa  si  aelMlIaa  Mal 
tbA  nit  daa  selb  t«  heiaM^  Met 
8aBA<(T.  BaAirr  ttrdmmek.  4.  CM»  I.  ITtf. : 

Zarnckc  a,  itt;  deagl,  (za  rerapoCtan)  WiCKRA«  (41- 
breekta  Orid  14.  eap.  M.  «M)  8.  tU;  (m  eaeaa  Bllldl) 
Frie«  apiegel  der  artaneg  H*:  daa  rtariaeh  TOlck  wer  ge- 
won den  Qberwondenen  . .  .  naeh  aeta  aalbat  willen  lu 
gebieten  Rinoman  übara.  da»  Cäaarta^:  ».  C  Schmidt 
ElaHaa.  teb.; 

winllch  iifar  er  alte  fauidl 


alUtt 


die  riad  fwon  ti  haa 

was  maa  dür  oder  wolfailf  gilt. 

San.  Brant  rerdemlaek.  d    Morehu  r   166: 

Zarnckb  a.  148;  die  jungen  seind  gewon  wiUif  ihre  iltara 
zA  emören  S.  Frank  teelibuck  (UM)  r;  Ire  «aikar  ao  ii 
hochzeit  haben,  seind  gewon  allen  kommenden  . . .  eiaaa 
ieden  willen  zA  thAn  6*  u.a.,  hat  ai  ain  andern  weia- 
sen  schlair  .  .  bei  beiden  oren  herabgehengkt  tragen,  wie 
ain  abbtissin  zA  sant  Stephan  gewon  ist  ze  gan  C  SuiDUt 
a.  dtaek.  atOdteekron.  98.  174:  deagl.  (als  er  zA  thAn  gewoa 
was)  Utmer  rerdeutaek.  dea  deeamteron  et;  und  am  die  zeit, 
so  man  gen  mittag  gewon  ist  zA  essen,  hat  in  ain  rat 
der  gefencknus  ledig  zeit  Sender  'dtark.  atadteekron.  n) 
544:  der  papagei  .  .  .  fantasien.  damit  er  tlglich  gewon 
was  umbzAgon  .  .  fQr  sich  treiben  thet  Wickkam  v(j«- 
briolto  eap.  9t)  1.  844  BtUa;  dam»  dla  aadfak  da«  aomam 
nit  wider  Ton  ir  «erffe,  walehaa  sl  fwoa  ti  UiAa  iai 
FORBR  tkierbuek  (16«)  4t*  (ia  dtm  tkail  dar 
noek  V.  Herold  atammt;  1880:  ge wohnet  iat). 

8))   unter  dem  aitaim,   in  die  aiek  da»  o^fael 
traten  die  aubakmiiaaälaa  i 
vargleiekaaütae  noek  immer  grp/lagt  teardam: 

»))  bemelter  pfaff  war  auch  gawoa.  da  ba  aeiaa  aehnld- 
ner  za  seim  altar  kamen  and  opferten,  das  er  ta  leiten 
Ton  inen  die  schuldt  anfordern  dorfl  Zimwtariaeka  tkran, 
4*.  «8; 

aUe  berren  sind!  4aaR  gawaa. 
daa  si  ir  oreo  melkaa  m 
•ad  koraadt,  was  4o  Ist  siiiigw, 
das  ai  aiK  willea  wsrdsa  litiüai, 
Tit.  MvaNaa  aebelmamamt^fi  (Ifl,  f)  asadr.  «.  M 
(sma  aeeasaUfe  s.  ■.).- 

die  aHaa  warsa  dta  gewoa. 

wo  ••  in  wott  gaala  abel  giia, 

delent  sje  an  sin««  sack 

und  tmrten  maocke  alaad  aad  dag. 

iadtn^lrt  4.  •  MaiUm; 


darzA  was  adb  PifieHaa 
an  diseea  bildt  gar  alt  gei 


WtotRAM  (JUreeMi  Ottd  18  top.  8  r.  467)  8.  67. 

A))  unier  den  mngWdUaAlBn»  Inim  die  ejrripirtmdam 
gana  eurUdt,  rgl. .-  iedoek  ao  wordaa  si  beide  ollt  bMeh 
and  rot,  hei.iz  und  kalt,  and  worden  dick  rerwandeleC 
all  ir  geberde,  weder  si  vor  gewan  warent  Triatrmnt  u, 
laalde  46  l^fil^  {rar.  gewont':  gegen:  and  dienet  ir 
fleisaiglieh,  als  er  dann  vormals  gewon  was  1C9 :  da  kam 
der  dieb.   als  er  gewon  was.    und  staig   auf  den  zaon 


6479 


GEWOHN  I,  2. 


GEWOHN  n  {subst.) 


6480 


Gregors  dialoge  {Augsburg  U73)  \.  cap.  7;  du  schimpfest 
kaiser  (als  du  gewon  bist)  mit  mir  Niclas  von  Wyle 
translationenih  Keller;  das  doctor  Hanns  Rellinger  .  .  . 
ein  fürnemer  jureconsultus  .  .  .  auch  ein  herliche  person 
gewesen,  mit  ainem  groszen  har,  als  dann  die  alten  ge- 
wonn  gewesen  Zimmerische  chron.l^,  423;  u.  a.  s.  Fischer 
schtväb.  wb.  a.  a.  o. 

Eneas  als  man  wer  gewon 

liesz  mit  der  trummen  ruffen  schon. 

Murner   Virgüii  Aen.  bücher  (1543) 
C  i^'  s.  Ch.  Schmidt  Eis.  ivb.  145"; 
so  hör  nun  was  dir  weiter  zimpt 
so  man  die  wüste  deller  nimpt. 
wie  man  gemeinklich  ist  gewon, 
so  man  ein  new  gericht  will  hon. 

C.  ScHEiDT  übers,  v.  Dedekinds  Grobianus 
t).  2943  neudr.  34,  89; 

dazu  vgl.  die  gerade  hier  ergiebigen  belege  für  unpersön- 
liches subj.  (s.  u.)  aus  S.  Brant  s.  Zarncke  s.  154*;  Eber- 
LiN  V.  Günzburg  1, 138;  N.  Thoman  Weiszenhorner  histo- 
rien  {Baumann  1,  208);  Forer  fischbuch. 

ß)  für  die  einwirkungen  von  auszen  herrscht  noch  immer 
die  kategorie  des  Substantivs  vor;  als  ausnähme  vgl. 
sobald  sie  {die  kinder)  spilens  seind  gewon 
fahen  sie  an  liegen  und  stelen. 

Wickram  (d.  treue  Eckart  U  v.  1056)  5,  101 ; 

der  objective  genetiv  wird  dabei,  neuhochdeutscher  un- 
empfindlichkeit  gegen  die  casus  entsprechend,  vereinzelt 
durch  den  acc.  verdrängt. 

1))  die  angliederung  im  genetiv:  und  bin  des  Irrens  und 
fälgreiffens  an  allen  menschen  so  gewon  S.  Frank 
chronica  (l53l)  vorr.  a  y* ;  als  wenig  die  weit  deiner  sitten 
gwon  ist,  so  wenig  wiirt  dir  der  weit  weise  gfallen 
Eberlin  V.  Günzburg  {ivider  den  .  .  .  auszganng  viler 
der  klosterleut)  2,  131  Enders;  si  doch  mit  der  zit  so 
zam  worden  und  gewon  des  evangelischen  saltzes 
Zwingli  freih.  d.  speisen  3  neudr.;  allein  trinckt  er 
gern  an  den  trenckinen  deren  er  gewon  C.  Forer 
thierbuch  nach  C.  Geszner  {Zürich  1563)  43»  {in  dem  theil 
der  übers.,  der  v.  Herold  stammt;  in  d.  ausg.  v.  1660  ge- 
wohnet); das  verwünschte  dorf!  ich  kanns  unmöglich 
wieder  gewohnt  {hdschr.  1767:  gewohne)  werden  Lessing 
{Minna  v.  Barnhelm  1,  12)  2*,  186   ebenso  (gewohn)  3^,  312. 

2))  es  hatten  auch  erstlich  die  seue 

für  seim  bellen  besonder  scheue, 
bis  das  sie  das  wurden  gewon, 
da  achten  sies  nicht  um  ein  hon. 
G.  ROLLENPiAGEN  froschmeuscler  (2,  2, 12)  1,  284  Goedeke; 

ebenso  {s.  o.)  Wickram  rollwagenbüchlein  cap.  55;  vgl. 
auch  Th.  Murner  scJielmenzunft  12,  9;  dazu  vgl.  ik  bün 
dat  net  gewon  ten  Doornkaat  Koolman  l,  625». 

y)  in  steigendem  grade  sind  unpersönliche  subjecte  hier 
bevorzugt; 

l))  weniger  häufig  handelt  es  sich  um  abstracte  Sub- 
stantive, die  zum  theil  durch  Personifikation  in  die  stelle 
des  subjects  rücken: 

bisz  (das)  sie  kam  .  .  . 
.  .  .  ann  das  vil  hoch  gbirg  Caucason, 
doselbs  der  hunger  was  gewon 
zu  hausen  inn  eim  kalten  loch. 
Wickram  {Albrechts  Ovid  8,  cap.  12  v.  1188)  7,  383; 

nit  hat  er  sich  bewegen  Ion 

als  das  ror  von  dem  wind  ist  gewon. 

Sebastian  Brant  {auf  Geilers  tod) 
s.  narrenschijf  Ibi^  Zarncke; 

vgl.  auch  {Moretus  483)  s.  146  {s.  u.)  anders  {s.  b) ;  in  alleme 
gewerbe  sol  uns  Jhesus  namme  sin  gewon  brief  buch  v. 
NicoL.  V.  Laufen  {abschr.  der  briefe  des  gottesfreundes) 
s.  Gh.  Schmidt  Els.wb.  145". 

2))  die  meisten  belege  entfallen  auf  einfache  unpersön- 
liche construction,  die  vielleiclit  auch  {mit  acc.  c.  inf)  vor- 
liegt in: 

eim  ungebruchten  ist  gewon 
dick  schad  usz  seinem  kriegen  gon. 
Seb.  Brant  verdeutsch,  d.  Moretus  483  «.  Zarncke  146; 

sicher  hierJier  gehören:  wann  es  was  sunst  nit  gewon, 
das  die  andern  übeltätter  die  crütz  trägen  .  .  .  aber  zu 
ainer  besondern  schmach  thetten  si  das  dem  herrn,  das 
er  das  crütz  selbs  mäst  tragen  Geiler  v.  Keisersberg 
achiff  d.  penitenz  93« ;  desgl.  Murner  gauchmatt  (1519)  C  3* ; 
Capito  antwort  (1524)  K  l"  s.  Gh.  Schmidt  145»; 


sust  ists  nit  gwon  in  diser  kuchen, 
das  man  allzit  so  gnög  mög  han. 

Georg  Binder  Acolastus  (3,  4) 
bei  Baechtold  Schweiz,  schausp.  1,  229; 

vor  dem  trinken  wische  man  den  mund  ab  .  .  .  dann  es 
gewon  ob  disch  ist,  und  ouch  recht  gethon  S.  Brant 
de  moribus  .  .  mensae  (l490)  65*;  was  gewon  ist,  acht  man 
destminder  Zell  christl.  verantiv.  (1523)  C,  4»;  s.  Schmidt 
a.  a.  0.;  nu  was  irs  vaters  huse  voll  edler  und  unedler 
in  mSssen  dann  an  der  grossen  fursten  höfen  gewon  ist 
Niclas  v.  Wyle  translat.  80  Keller;  auch  wollen  wir 
ein  Wesen  der  wald  prüder  wie  im  land  Wirtenberg  ge- 
won ist  nit  ab  triben  Eberlin  v.  Günzburg  (12.  bunds- 
genosz)  1,  138  Enders;  darnach  am  30  tag  decembris  ward 
sein  30  begangen  mit  mer  briestern,  dan  hie  sent,  mit 
vigil,  selampt,  wie  zymlich  und  gwon  ist,  wart  aber 
iedem  4  batzen  geben  und  ain  spent  N.  Thoman  Weiszen- 
horner historie  s.  Baumann  quellen  1,208;  desgl.  iceisth. 
u.  a.  s.  Fischer  schtcäb.  lob.  a.  a.  o.;  das  gesaltzen  fleisch, 
so  neuwlich  gsaltzen  worden,  ist  nit  arg  .  .  .  das  veraltet 
aber  ist  ser  schädlich,  als  in  allen  andern  sultzen  ge- 
won ist  Forer  fischbuch  35*  (1563);  vgl.  gewohnt  und 
gewöhnlich. 

b)  auszerhalb  der  Verbindung  mit  dem  verbum  substan- 
tivum  und  dessen  concurrenzformen  ist  das  adjectiv  für 
die  neuhochd.  periode  ganz  verkümmert,  der  attributive 
gebrauch  ist  für  die  Schriftsprache  überJiaupt  nicht  mehr 
belegt  {vgl.  dagegen  gewone  lue,  gewöhnliche  leute  TEN 
Doornkaat  Koolman  l,  625»),  ist  aber  für  die  erklä- 
rung  einzelner  der  oben  bei  unpersönlicliem  Substantiv  be- 
legten tcendungen  wohl  vorauszusetzen  vgl.:  in  unsern  landen 
kein  grösserer  miszbruch  gewon  ist  dann  baden  Fries 
Spiegel  der  artzney  (1518)  56*;  desgl.  briefbuch  des  Nicol. 
V.  Laufen  *.  o. 

GEWOHN,  GEWOHNE,  H  /.,  alte  Substantivableitung 
zum  vorhergehenden,  in  der  älteren  spräche  vor  allem  aus 
oberdeutschen  denkmälern  belegt,  während  ein  mit  dem 
dentalsuffix  abgeleitetes  fem.  (gewohnde)  im  niederdeut- 
schen gebiet  bevorzugt  erscheint,  in  der  neueren  spräche 
sind  beide  bildungen  durch  gewohnheit  aus  der  schrift- 
form verdrängt  tvorden. 

die  älteste  periode  läszt  die  ganze  mannigfaltigkeit  der 
formen  auch  auf  oberdeutschem  boden  nebe^i  einander  er- 
scheinen, in  der  ableitung  mit  thematiscliein  vocal  treten 
zweierlei  bildungen  auf:  einerseits  giwona  (kiwona  Graff 
1,  870),  das  auch  dem  mittelhochdeutschen  gewone,  gewon 
{mhd.  wb.  3,  803»;  Lexer  1,  983)  tmd  den  meisten  späteren 
oberdeutschen  belegen  zu  gründe  liegt;  vgl.  auch  mittel- 
7iiederl.  gewone  neben  gewoonteVERWus  w.Verdam2,  1926; 
andererseits,  mit  wenig  anhaltspunkten  giwoni  (Graff  1, 
871),  das  auszer  einer  glossenstelle  nur  durch  die  negirte 
bildung  ungewoni  gestützt  wird,  unbezeugt  ist  ober-  und 
mitteldeutsch  das  schwache  masc,  das  im  Heliand  (giwono 
5203  an  beanstandeter  stelle),  im  angels.  (gewuna,  m.,  ctistom, 
wont,  manner,  use,  rite  Bosworth-Toller  47l),  und  im 
altnord.  (vani  Falk  u.  Torf  1350)  beobachtet  wurde,  da- 
gegen findet  sich  —  mit  anderem  ablautsverliMtnisz  {s.  ge- 
wöhnen) —  noch  ein  älteres  neutrum: 

eine  messe  sine  tage 
von  einer  vrouwen  die  sanc  er 
die  treip  er  hin  die  treip  er  her 
diu  hebt  sich  rechte  des  gewens 

salve  samte  parens. 
der  andern  was  er  gar  ein  gast.  ■" — 

Mariengrüsze  545  Pfeiffer,  s.  Lexer  1,  982; 

dazu  vgl.  böse  wenenheit  vel  gewene  md.  voc.  ex  quo  Uli. 
die  ableitung  mit  dem  dentalsuffix  ist  im  St.  Galler  und 
Pariser  codex  der  Keron.  glossen  neben  der  mit  themat. 
vocal  belegt:  abusive,  ion&  kiwonun,  ab  usu  tra{c)tum, 
(fona  kiwandu)  fona  kiwondu  Steinmeyer-Sievers  i,  45. 
später  beschränken  sich  die  anhaltspunkte  auf  niederd. 
quellen:  gewoente,  gewonte,  nieder rh.  gemma  {Köln  1507) 
s.  Diefenbach-Wülcker  620;  ghewoente  .  .  .  abusus, 
insolentia  ebenda;  ghewente  i.  ghewonte,  consuetudo 
KiLiAN  (1591)  146*;  dazu  vgl.  Schiller-Lübben  2,  106; 
gewoonde,  {häufiger  gewoonte)  Verwijs  u.  Verdam  2, 
1928.  1929;  vgl.  Oudemans  2,  668;  Winkler  friesch 
woordenboek  1,  455;    gewonde,    gewohnheit    Bauer-Col- 

LITZ    145. 


6481 


GEWOHN  II.  1. 


GEWÖHNBAR-GEWOHNEN 


6482 


l)  die  althoehd.  u.  mhd.  teii. 

o)  die  Verwendungen  halten  »ieh  wteist  im  rahmen  de» 
begriffe»  eine»  beim  einulnen  oder  bei  makrtr$M  kerreeken- 
den  brauche»;  mos,  sidu,  wii«,  eon»mh»4»  edho  teiaa, 
kiwona  St.  Galler  (und  Karleruher)  ecdex  der  Keronieeken 
gloeeen  StkinmkykhSikvkhh  l,  ttl;  de»ffi.  eoneuetudinem. 
kiwona  1,  >41.  in  ayntaktitther  beaiehung  itt  bemerken»- 
trerth,  da»t  hier  von  anfang  nn  präpoeitionale  Verbindungen 
überwiegen,  während  die  funetion  de»  »ubj.  oder  ob)eet»  nur 
gant  »elten  emrheint. 

tt)  aie  nuAdun  thA  that  «le  ni  mAatin  mannA  nlfAnumu 
an  tliea  hdagon  tid        ii>  haud-bation  werdan 
mit  wapnun  an  (livmu  wthdac«;  hwand  U  Iro  (iwnno  ni  wtri. 
lleUanil  M03  (Cotton.); 

.der  lea  tfii  atlbM  niht  rergta. 
•r  «neiel«  fAbM  aln  gewan  (^amUrhr.  f«woD) 
als  er  vur  ofle  hei  (eUn  (kamdeekr.  getan) 
dem  roeee  «arte  er  einen  buoo 
dA  hete  er  atn  befrifen  yunoc. 
Fl.  V.  Stokfki.  (laurifl  $.  H'arkrmaffcl,  leteb.  M7. 

ß)  für  die  präpo*itionalverbindung  treten  tu  dem  irrigen 
gloaeenbelege  (Stkinmkykr-Sibvkrs  1.  4ft)  »ektm  in  der 
Taiianübereeitung  ttJUreiehe  teugni»»»:  inti  ingien«  after 
sinero  giwonu  in  lambastag  in  thie  Hainanunga  Tatian 
18.  1  (aeeundum  eon»t*etudittem  »uam  Lue.  4,  18,  xatet  fd 
fifubog  tvirip  bi  biuhtja  seinamma  ULfiLAs,  nach  (einer 
gewonheit  I..utiiki<\  deegl.  IM,  &  {Luea»  n,  W);  äknl.  >,  S: 
7,  5;    ta,  8; 

dar  umb  ao  oham  der  irpauren  achimpf 

nach  ir  Kewon  ze  unKelimph. 
II.  V.  WiT-iKNWRii.BR  Hng  (S»*,  4«)  ».  17S  BtchHeSn; 

vgl.  na  sino  gowono  Oudrmans  >,  669;  vgl.  auch  die  ent- 
»prechende  venrendnng  de»  aon»t  nur  mit  der  bedeutung 
fon  Wohnung  belegten  grundvwiea  in  Wolframs  WiUe- 
halm : 

»wenn  ich  wa«  hl  werdecllcber  won 
d&  alaoc  man  mich  mit  ataben  von. 

S87,  W;  de$gt.  (awache  won)  tM,  t7. 

die  ableittmg  mit  dental»nffix  i»t  hier  faet  nur  für  den 
engeren  recktebegryff  (».  b)  beteugt;  allgemeinere  veneen- 
düngen  »ind  »elten  {der  beleg  au»  Athi»  u.  Propk.  ».  mkd. 
tcb.  3,  4»H»  gehört  nicht  hierher),  vgl.  lio  hadde  in  gewonten 
{Dial.  Greg.  iM*)  Sciiti.i.KRLCiiitEN  a.a.O.:  van  ghew- 
oent  hcbben  Oudrmans  8,  9e9. 

b)  für  dte  tmleuiungax'ereitgtrung  auf  dem  gebiet»  der 
rechteepraehe  »ind  einige  trtndungen  de»  Tatianüher»et»er» 
noch  nicht  in  an»iyruch  xu  Uehtnen,  obtrokl  »ie  in  der  ab- 
»tre\fung  der  individuellen  tiige  vom  träger  der  trieder- 
holung  tntd  de»  brauche»  den  boden  vorbereiten  konntet», 
»ie  stehen  zudem  ganz  unter  lat.  eityfluet:  aflcr  giwonu 
thes  biscofhciles  TVi^ian  8,  S  {»ecundum  coti»uetudinetn 
»acerdoti»  Luca»  1,9;  nach  gewonheit  des  priesterthums 
Luthkr);  de»gl.  U,  8.  iro  die  lat.  vorläge  den  hintcei» 
auf  die  rechtliche  »eite  de»  geveohnheitehegriffci  durch  be- 
»onderen  genitiv  unt»r»lreiekt  (legis),  folgt  ihr  auch  der 
ältere  Hbereetur,  teährend  Luther  die  ganze  teortverbin- 
düng  mit  einem  au»drt$ek,  —  allerding»  hier  niekt  mit 
gewohnheit  deckt:  thaz  sie  tatin  after  giwonu  ewu  Taiian 
7.  6  (t4^  facerent  aeeundum  conettetudinem  legi»  Luc.  8,  87, 
nach  dem  gesetz  Luthkr).  dagegen  kommt  der  reckt»- 
begriff  schon  in  mittelkochdeuttek.  vmtdungen  zur  geltung: 

mit  wiu  sol  pr  si  twiniten? 

niwan  mit  rehton  dingen, 

mit  rehtir  gemebelen  .  .  . 

er  ist  charl  d&,  ai  ist  cbone, 

das  ist  ein  vil  altiu  gewone. 

i-om  rechte  899  H'aoijp; 
vgl.  auch  n&ch  der  alten  wone  Ulrich  v.  d.  TOrlin 
WilleJutlm  106»;  nach  heidenischer  wone  86*;  detgl.  99*. 
».  Lexrr  S,  975.  in  dieeer  be<leutung»richtung  i»t  aueA  die 
ableitung  mit  dem  dentalauffix  mehrfach  bezeugt:  dat  der 
durchluchtigc  Wenczesslaw  . .  .  dem  obgenanten  ertjt- 
bisschoevc  und  sime  stifte  (r.  Köln)  . . .  von  nuwes  geben 
sal  alle  privilcgia  hantfesten  rechte  vriheide  und  gfide 
gewoende ,  die  sie  von  uns  .  .  .  gehabt  haint  Urkunde 
Karl»  IV.  (1376)  *.  reickatageacten  1,  86  Weis»ädcer;  dazu 
vgl. :  ind  haint  alda  sementlichen  . . .  apgedain  ind  ertzalt 
dat  aide  herkommen,  recht  ind  gewoende  desselben  landz 
also  as  yre  furfaren  ind  aldern  ain  si  bracht  haind.  redtte 
de»  lande»  Blankenberg  ^nake  der  Sieg'\  1«7  ».  tceietk.  8,  17; 
vgl.  auch:  n&  rechten  ind  gewöenten  der  stat.    aekicktung 


tu  a»ee  (16.  jakrk.)  bei  Loereek  u.  Sekroeder  l*,  fM;  M 
alder  gtwonde  und  rcohi  UUo  u. «..  ».  S4:hili.krL0bbbm 
a.a.O.;  vgl.  van  ghewoMil«ii  dat  bahocrt  OuoKMAM>t,6«. 
t)  die  neukoekdeutttkt  periad»  UUtt  mlU  äiem  /«rwmt 
vor  dem  eimtm  btwrtttgtm  |9WolmlMU  (ß.  d.)  $mi»tkmieken. 
in  der  übmfauf$ärit  tttuktm  UM*  timim  mmtkaägltr  auek 
in  litt  denkmätrm  •«/.  tw  «00M  /Vr  fvwehnd«,  dm» 
»ekon  in  den  oUftm  Wifm  äit  fTum  Utm»tkiithn  hmtU 
und  da»  in  der  niadardeutadkam  MW  nttk  mm  Mtm  «ie* 
kalt.  MV  die  Vorlutkeriecke  übereettumg  UrngH  |6W0ludMit 
eing^iikrt  katie:  unde  daer  uth  quam  d«  lUde  flMWOod« 
up  in  larahal.  un  de  fhewonde  wart  gbeholden  riekier 
11.  89  Armdu  (davon  wAchs  ein  titte  in  ttnwl  und 
die  gewonheit  ward  behalüen  MRNTtL);  na  der  gewonde 
t.  lanige  11.  «  (nach  dem  aitten  Mkntkl  m.  «.  wie  es  ge- 
wonheit war  LuTHtR):  vgl.mmek  (bewonte  Vr^UE  177 
Joete».  zu  gewon.  gewon«  vgl.  di»  fidgenden.  dem  reAUh 
begriff  gant  fematektmdtm  mm§mim»t 

widenle  iem  wUen  deto 
in  detaer  Jaftal.  die  weO  m  mmg  faseia. 
wann  pringaata  as  in  die  aHaa  fswea, 
ao  machia  nlromer  laeeen  davon. 
Hanm  V|!«ti.rr  plMsiai  d.  tugemt  v.  tOM  MImgerU: 

die  nalnr  etlich  handea  feit, 
das  sie  aosa  gwon  bellSB  alnsit. 

S.  BRAirr  ameremaeh.  g»; 

wan  da  mich  dBnclisst  eis  selehes  thoa 
widsr  dein  altsr  ohn  gewon. 

FaisciiUN  Smaanma  ».  ttt. 

für  da»  fortleben  in  dam  mumdartem  aind  emtapreekende 
buekungen  nickt  immtr  kmmtkrt^/Kg,  weil  m  »iek  z  tk. 
auf  ältere  demkmäUr  »HU$em.  rgl.  gewöhn  UnobrIÜIULL 
SM*;  gewonde  Bauer-Collit/  lU. 

GEWÖHNBAR.  vereintelte  und  jüngere  m^jaetivmlUUMmg. 
nt  gewöhnen  (».  d.)  gedacht:  keiner  unserer  sinne  .  .  . 
ist  so  eigensinnig  und  verinderlich,  keiner  aber  auch  so 
gewOhnbar  und  verwAhnbar.  als  dieser  {der  getehmmek) 
Herder  (Kalligone  8)  88,  8im. 

GKWOHNÜE  ».  gewohn  U. 

GRWOHNKN.  »ekteaeke»  verb  mit  »pältr  entmeUung. 
die  aber  in  der  neukoekdeutecken  periode  bald  trieder 
unterbunden  ieied.  in  den  zu»tiiniligrii  brlrgen  \Mt  einer- 
»eit»  die  verttärkt»  form  de»  ebet\faU»  abgeleiteten  und 
viel  früker  entmekeUen  »itmptex  tu  »rkmmmn,  tgl.  alt- 
koekd.  wonftn  Graff  l,  87t:  tUtaOck».  wonte,  wÄd.  wonen 
».  mkd.  teb.  8,  804*.  anderereeit»  mu»t  mUt  dem  mmmtittal 
baren  eit\fliutz  de»  <Aen  beaproekenen  adjeetiv»  gewon,  ge- 
wohn gerechnet  trerden.  da»  einem  groezen  tkeile  der  be- 
lege für  die  partieipialform  gewont,  gewohnt  rt«  gründe 
liegt,  wie  dieee  form  auf  die  ganze  entwicklung  und  au»- 
geetaltung  de»  verbum»  gewonen  einwirkte,  wird  »ick  unten 
zeigen,  »o  da»z  e»  keiner  reck^fertigung  bedmrf,  teenn  auek 
gewont,  gewohnt  in  diesem  xuaammenkemg  mAm  mit- 
bekandelt  trird. 

1)  abgrenaung  von  wonen  und  gewonen,  »tatiatik  für 
gewonen  und  gewont,  formen. 

a)  wonen  und  gewonen. 

a)  f^r  die  ältere  »pracke  bedeutete  der  gegenoe^ta  twiaeken 
grundwori  und  compoeitum  durcltau»  nickt  die  begrifflicken 
untersckiede,  die  »päterer  gehrauek  mit  der  gegenüber- 
»teilung  von  wohnen  und  gewohnen  verintiipß.  wie  oben 
»ckon  bei  gewohn  angedeutet,  mu»t  die  ältere  und  mltge 
tneinere  bedetitung  von  wohnen  durck  die  loaUeung  vom  dtr 
örtUckkeit  getconnen  tcerden,  an  die  unser  kemÜgmr  »frmek- 
gebrauck  sie  eiriseitig  bindet  und  die  wir  um»  kiUen  wtümaen 
in  die  zahlreichen  althochdeiitscken  parallelen  von  won^n 
mit  dem  lat.  manere  erat  hinein  zu  tragen,  vgl.: 

ther  ainan  willon  uabit. 
joh  themo  ist  io  gimaati        ther  wonet  in  ther  gvati. 

Ot/rid  8.10,154: 

*80  iat  das  min  bealer  rat 
das  wir  si  .  .  .  haben  an  eioen  aaL' 
dem  rate  wonten  si  do  vaat 
alle  do  der  volge  oüt: 
aa  sehant  da  ward  ein  wid 
geaflchpt  und  fundea. 
Jon.  V.  WCajtBiRu.  nv/Aetai  *.  OoterrrM  «681  Reod. 

am  täkeeten  kalt  »ick  dieae  unbeeit\fiuaite  bedeutung 
in  Wendungen,  die  auf  peraönlieke  besiekungen  tielen: 
wanta    her   mit    iu   wonet  inti  in  iu  ist   Tatian  164,  8 


6483       GEWOHNEN  1  (gew.  und  wohnen) 


GEWOHNEN  1  {äUeste  belege) 


6484 


(Joh.  1,  17  aptul  vos  manebii  et  in  vobis  erit,    denn   er 
bleibet  bei  euch  und  wird  in  euch  sein  Luther);  u.  a. 
habda  jungron  mid  im 
thia  is  säligon  gisldös        thia  im  simlon  mid  im 
willion  wonödun.  Heliand  3960. 

dazu  vgl.  das  noch  Mute  beliebte  verbum  beiwohnen,  dem 
im  mittelhochd.  zahlreiche  lockere  vertcendungen  vorher- 
gehen (vgl.  auch  angels.  gewunian  Bosworth-Toller471) 

vgl.: 

lät  si  des  geniezen        daz  si  iwer  swester  si: 
durch  aller  fürsten  tugende        wont  ir  mit  triwen  bi. 
Nibelungen  938,  2  u.  a.  s.  mhd.  wb.  3,  804''. 

bis  zu  welchem  grade  der  Verallgemeinerung  so  die  ältere 
vertvendung  von  wonen  führen  konnte,  zeigt  ein  beispiel 
Otfrids: 

so  was  io  worl  wonanti        er  allen  ziten  worolti. 

2, 1,  5  {in  principio  erat  verbum  Joh.  1,  1); 

duzu  vgl.: 

also  wonete  der  strit 
vil  manege  wile  unde  zit. 
kaiserchronik  7250  E.  Schroeder;  ebenso  10026. 

unter  dem  eindruck  dieser  munnigfachen  enttcicklung  und 
im  hinblick  auf  die  bei  gewohn  schoti  gekennzeichnete  be- 
deutungsfolge  wird  es  nicht  überrasche^i ,  icenn  nicht  nur 
lat.  manere,  sondern  auch  solere  m,it  dem,  einfachen 
won6n  wiedergegeben  ist.  die  belege  sind  allerdings  zu- 
nächst spärlich,  ebenso  wie  für  gewonen  in  dieser  be- 
deutung,  aber  sie  reichen  weit  zurück:  solent  tabule, 
wonent  tavalun  Reichenauer  glossen  z.  bibel  s.  Stein- 
meyer-Sievers 1,  iöS*»;  dazu  vgl.:  discunt,  wonent  Ein- 
siedeler  und  Züricher  ha,ndschr.  d.  11.  jahrh.  zu  den  Pru- 
dentiusglossen  s.  Steinmeyer-Sievers  2,  315; 

also  du  e  wonetest. 
Wiener  genesis  {fundgruben  s.  58,  vgl.  gewon  waere 
Milstätter  genesis  s.  o.); 
einen  vanen 
der  kurzewile  mit  mir  sol  wonen. 

Diemer  221,  18; 
schade  unde  schände  ich  armiu 
ze  allen  ziten  wone.  Erec  3885 ; 

da  muose  schumpfentiure  wonen 
der  sölher  not  niht  was  gewent. 

Wolfram  Parzival  265, 18. 

ähnl.  (er  solt  ab  niht  ir  minne  wonen)  494,  20;  vgl.  auch 
{mit  unpers.  subject)  216,  12; 

die  kömen  in  einen  gr6zen  walt. 

dennoch  muoser  gens  wonen. 

er  z6ch  dez  pfärt  zuo  zeime  ronen. 

Parz.  534,  13.    vgl.  auch  161,  14; 
sine  Site  sult  ir  niuwen, 
und  minnt  von  herzen  iwer  konen. 
slner  site  sult  ir  wonen.  Parz.  474,  20; 

da  löse  uns  vone 
daz  wir  des  iht  dürfen  wone 
des  wir  noch  ungewone  sint. 
Heinr.  V.  Krolewitz  vaterunser  2613.    desgl.  840. 
als  jene  di  jo  wonten 
und  so  doran  bedonten 
daz  si  oueh  daz  beschriben 
und  dor  an  stete  bliben. 
TiLO  V.  Kulm  von  sieben  ingesigeln  5805  Kochendoerffer  ; 
vgl.    auch  wonen  =  gewennen  (s.  gewöhnen)  Oudemans 
7,  974. 

wrt€  weit  endlich  die  belege  für  die  participialform  ge- 
wont  (*  u.)  dem  einfachen  oder  dem  zusammengesetzten 
verbum  zugehören,  läszt  sich  nicht  immer  sicherstellen. 

ß)  andererseits  sind  auch  auszerhalb  des  particips  ver- 
balformen mit  praefix  noch  lange  in  der  bedeutung  der 
aeazhaftigkeit  an  einem  orte  belegt,  neben  der  an  der 
grenze  stehenden  wendung:  inti  mit  giwatu  ni  giwatita 
sih  noh  in  huse  ni  giwoneta,  ouh  in  grebirun  Tatian  53,  3 
{Lucas  8,  27  neque  in  domo  manebat,  sed  in  monumentis, 
noch  bleib  in  dem  haus  wann  in  den  grebern  ältere 
bibel  8.  Kurrelmeyer;  desgl.  Luther  vgl.  angels.  gewunian 
Bosworth-Toller  471)  vgl.: 

«i  wonten  da  allen  einen  tach  (var.  gewoneten). 

KoNRAD  Rolandslied  72,  13  W.  Grimm; 
daz  sein  gaeist  maechle 
in  der  menschen  geslaechte 
gewonen  nicht  mere. 
in  gerou  vil  sere 
daz  er  siu  hete  gischaffen. 

{Anegenge)  dtsch.  ged.  Hahn  22,  82 ; 


das  kloster  in  dem  selbigen  jare 
wurde  angehaben  nach  der  meister  lare 
kirche,  koer  und  creutzgang 
robenter  schlafhaws  kortz  und  lang 
also  lang  das  es  darzu  tuchte 
das  man  dar  inne  gewonen  mochte. 

RoTHE  Elisabeth  2,  2062  Mencken; 
durch  daz  sie  so  reine  und  so  kusche  würden,  daz  unser 
herre  Jhesus  Christus  in  irme  herzen  gewonen  mochte 
und  nimmer  von  in  queme  pred.  bei  Schönbach  l,  169; 
wäri  ez  och  enge,  so  gez&me  aim  grossen  fürsten  aber 
drinne  nit  ze  wonende,  won  er  möhti  mit  sim  lieben 
gesinde  nit  drinne  bliben  {var.  gewonen)  St.  Qeorgener 
Prediger  {Berthold  v.  Regensburg)  244  Ried; 

daz  ich  in  dem  herzen  bin 
dar  sich  reiniget  der  sin, 
und  daz  ich  nimmer  dar  gewone 
dort  do  man  mich  tribet  vone. 
H.  V.  Hesler  apokalypse  {Danziger  hdschr.)  7371  Helm; 
Ottnit:  sagt,  ob  ihr  traut  zu  gewonen. 
Rosilla:  o  ich  will  gern  allhie  wohnen. 

Jac.  Ayrer  kais.  Ottnit  s.  214». 
y)  in  der  engeren  bedeutung  eines  geübten  brauches  ist 
gewonen  für  die  älteste  zeit  nur  aus  glossen  tmd  einmal 
im  Heliand  belegt:  suescat,  kiwone.  Junische  glossen  d. 
9.  jahrh.  {zu  Syrach  23,9;  gewehne  deinen  mund  nicht 
zum  schweren  Luther)  s.  Steinmeyer-Sievers  l,  687; 
vgl.  auch  kiwonet,  solet  {Reichenauer  glossen  d.  gleichen 
jahrh.)  s.  Graff  o.  a.  o. 

deda  thär  s6  hie  giwonöda,  drohtin  selbo 
lerda  thia  liudi.  Heliand  3961; 

giwonan  Tegernseer  glossen  d.  n.  jahrh.  zu  Vergils  Georgica 
(2,  272:  in  teneris  consuescere  multumst,  das  citat  dient 
auch  den  icörterbücliern  später  zur  anknüpf ung:  von  Jugend 
auf  gewonen,  assuescere  a  teneris  Maaler  179";  desgl. 
A.  Reyher  544  lt.  a.)  Steinmeyer-Sievers  2,  633;  assue- 
sceret,  gewoneti,  kewoniti  Einsiedeier  u.  Züricher  glossen 
d.  11.  jahrh.  zu  Prudentius  {Apoth.  i6i)  Steinmeyer-Sie- 
vers 2,  512;  dazu  vgl.  das  angels.  gewunian  (Bosworth- 
Toller  471/2),  das  mit  infinitiv  oder  objectsätzen  verbun- 
den ist,  Substantiv  -  objecte  aber  nicht  im  genetiv,  sondern 
im  dativ  angliedert. 

die  m,ittelhochdeutsche  dichtung  verhält  sich  gegen  das 
zusammengesetzte  verbum,  in  unserem  sinne  völlig  spröde, 
Wolfram  und  die  seinen  bevorzugen  das  einfache  verbum 
{s.o.),  Hartmann  und  die  von  ihm  beeinfluszteii  dichter  Ver- 
bindungen des  adjectivs  {s.  gewohn),  so  bleiben  nur  einige 
ivenige  belege,  die  vorwiegend  in  den  ausgang  der  mittel- 
hochd. periode  weisen: 

die  wisen  lern  den  tumben, 
biz  er  manlicher  tat  gewon ! 
Ulrich  v.  d.  Tlrlin  Willehalm  CCCXXVI,  29  Singer  s.  377; 
ich  wil  an  miner  maze  donen 
unz  ich  geweichen  und  gewonen 
in  dutischer  zungen  vor  baz : 
si  ist  min  noch  al  ze  laz. 

Pilatus  58  s.  Maszmann  s.  146; 

(gewonen  in  Verbindung  mit  geweichen  iceist  auf  den 
vergleich  mit  dem,  fallenden  tropfen  \vgl.  Weinhold  ztschr. 
dtsch.  phil.  8,  259] ,  dessen  wirktmg  auf  den  stein  gerade 
für  den  gewohnheitsbegriff  viel  angezogen  tvird,  vgl.  sp.  6485). 
mehrfach  ist  das  verbum  aus  den  predigten  Bertholds 
belegt,  einmal  im,  Zusammenhang  mit  arideren  bildungen 
aus  der  gleichen  sippe ,  der  einerseits  den  gegensatz  des 
medial  erfaszten  gewonen  gegen  das  factitive  wenen  {ge- 
wöhnen)  beleuchtet,  anderseits  zeigt,  wie  auch  Verbindungen 
mit  dem,  Substantiv  in  den  dienst  des  medialen  begriffa 
gestellt  werden:  swes  man  diu  kint  des  ersten  wenet, 
dem  habent  sie  iemer  mßr  hant  an  .  .  .  leret  .  . .  zuht 
und  6re,  daz  sie  sin  in  gewonheit  komen:  wan  'swes 
daz  kint  gewont,  daz  selbe  im  nach  dont'  daz  ist  ein 
alt  gesprochen  wort  und  ist  auch  war  Berthold  v. 
Regensburg  1,  34;  dazu  vgl.  mit  präpositionalverbindung 
statt  des  genetiva  (der  da  ze  helle  gewont)  l,  386  im  sinne 
von  assueßeri; 

nun  gwant  vil  manger  pei  dem  tisch 
wilpret,  pheffer,  guter  visch. 
Suchenwirt  {die  Verlegenheit  175)  Primisser  102'' ; 
wiltu  (diu  meit)  den  mannen  volgen,  so  muostu  werden  ein  wip. 
gewonst  du  sfn  ein  wile,  die  naht  unz  an  den  tac: 
ez  mac  dir  als6  lieben,  daz  dirz  niemen  erleiden  mac. 

Ortnit  59,  3  EttmiUler; 


6486  GEWOHNEN  1.  b  {ülteate  jxtrtieipialfurmeH) 


GEWÖHNEN  1.  c  <m  dtr  bibdi         6486 


ahnlieh  Jon.  UoTHK  Dür.  cknm.  («H)  in  Lilwnen»  (dct 
gewoneten); 

da/,  «rbe  oder  eifen,  pfrOsmi«  otUr  pfui« 
in  wIn«  machent.  tiiw  «ibt  aMM  ■tMwi: 
■wer  draben«  gewunl,  den  mM  mHmi. 
wb,.(et  du(  bo«M  gewniiheit 
aller  annden  banier  Irrit. 

Hi'iio  V.  THiMiiKiiii  renner  ti444  IOMmmim; 

'//«•HM  (der  ungariMchen  reine  gewonen)  Ottokaii  miti 
^MtemttZZ«r,  (gewont  er  aine«  aiKen'  Suchknwirt  (IU)  loi*; 
ganM  vereinzelt  üt  die  firtitJuiHtf  auf  thürt  («.  daff»§tn 
gewöhnen):  ciaH  der  valok  dnnlurch  gewon«  der  hand 
MYMtlNOER  IH,  ilaiH  vgl.  aueh  die  UMperadnlieh«  trenJung: 

d\%  wert  bi',  an  den  lag, 
du/,  iliti  kl)nii;iniie  «ich  wol  venluont 
nAi'li  kriitti'ii  »rden.     al»e  n<H-|i  Itiont 
vil  ed»'l  trouwen.  <*  ir  M*ham  gewon 
bi  niuwen  wirten.    hie  lAten  wir  von  .  . . 
Ulrich  v.  n.  TOri.in   Wütehalm  CCCXXI.  IS  atHftr  ».  S7I. 

b)  neben  ditatn  »pArliehen  belegen  fAr  aUmm  lewonen 
I»  der  bedeuiung  von  »olero  bedürfen  äi»  ekMUwMrtUkmn 
truijmuM  ßlr  di«  form  gewont  •««  äUermr  mi  imonden 
Mraehtuiig.  mmn  ut  geneigt,  in  «Ar  «terA««y<  Mim  par- 
Heipialform.  eondem  mir  ein*  ttmter  dem  eii^mme  von 
gewUhnl  xtt  gcwfthncn  begOmtUgte  euMrgtniadm  trtmttvmng 
von  gowon  zu  sehen. 

a)  dem  widereprieht  «eAon  der  —  aüerdinga  »rhtnerige 
—  älteete  beleg:  inolita  ettH.  ungewonetiu  dera  huti  Reiche- 
iiauer  gloaeen  tu  8.  Moe.  18,  II  (ao  isU  fewia  ein  alter  auaaatx 
IU  der  haut  Luthkr)  Stkinmrybr-Sikvkrs  1,858  (^Tegem- 
teer  gloeeen  [l.S47]  anHgewHhxan).  teie  man  aueh  den  wider- 
etreit  der  yriifiat  in  der  intraUele  ton  inoiitus  und  un- 
gewohnt (/««^W  vinoliliid.  inxolitus?),  jedet^faU*  »priM  die 
(jloaae  dafür,  datiz  pr wohnt  ah  pnrtieipiml/orm  eingeeettt 
war.  ah  lerbum  kann  mit  gUiehor  btreekügung  dtu  ein- 
fache trie  dati  :u.summen;ireetste,  wonen  ««•  ftwoncn,  in 
un»prurh  genommen  werden,  für  den  verbalcharukter 
spricht  auch  die  Verbindung  gewont  haben,  eine  in  der 
imperfectiven  bedeutung  des  verbume  begründete  fügung, 
ilie  früh  bezeugt  ij<t .  in  der  klaeaiecken  MÜk  d»  mkd. 
(lichtung  alter  verstummt  und  erat  unter  den  »päUren  weug- 
nieaen  vnederkehrt : 

das  «r  eich  badete 
ala  er  gewonet  hahete. 

ilfuUehe  gedickte  6S.  7  Diemer: 

den  Site,  ein  man  unnanft«  lAt 
den  er  von  Jugent  gewonet  btt. 

Frefdaitk  lOR.  18  H*.  Ortmm: 

f/anz  ähnlich  (er  hett  sein  gewonet  wol)  Hkinrich  v. 
Nkustadt  Apolloniua  67»«  Singer:  dasu  vgl.  die  tuaam- 
menetellung  von  gewont  mit  gewonheit  in  umfangreicherem 
zusammenhange,  der  auch  den  attributiven  gebrauch  von 
gewont  ^*.  u.)  belegen  läsit: 

der  tn>uf  der  gut  «in  hu»  erwert  .  .  . 

du^  iül  die  boHO  gewonheit. 

un«  ixt  da^  lange  vor  gi>i«eit 

dai{  der  tntuf  vollet  durch  den  i<tein  .     . 

da  bei  wil  got  da^  man  merke 

der  gewonheit  memterschaft. 

die  hat  stunden  »olche  kraft : 

ein  dein  ounde  wirt  eo  gnt% 

da;  si  ist  der  grAsten  geno^. 

ewen  mon  ir  «o  gewonet  hat 

da>t  man  si  nimmer  verlat, 

die  gcwonton  »unden  trieffent  la 

tair  und  naht,  spat  un<i  fni, 

untz  ir  stete  got  vertribet. 
beiepifl  faloiiHt*.  irr»  tiT  IT.  (mhd.  enäht.  S,  nr.  108) 
Rotenhaffcn  t.  akadcmietrxte  17.  »I  n.  a.  $.  $p.  UM. 

,f)  dagegen  %ceiet  die  Verbindung  gewohnt  «ein  aJlerding» 
unmitfeibar  auf  den  gebrauch  von  gewon  turiirk.  während 
bei  der  att>-ibutiven  verirendung  {,».  o.)  die  frage  qffen  bleibt: 
dino  d&  er  an  gewonet  ist  mgat  S,  178; 

dt  grAje  stat  zu  Helleapont, 
di  dt  Putsi'hin  sint  gewont 
zu  nennen  i>ente  Jürgen  arm. 

NlcoiJMs  V.  jKKOsnitN  21783; 

vgl.  aueh  ghewocnt  siin.  woonachtig  »in  0ci>kmaN8  S,  MB 
mit  pewone  siin  Vkrwijs  m.  Vrruam  ».  IM4  5. 

r^  .vfatistik  für  gcwonen  und  gewont, 

«"i  die  bibelübersefzung,  die  sich  gegen  gewon  so  sprbde 
erwies,  läszt  soirohl  gewonen  %cie  verbal  Verbindungen  mit 
gewont  belegen,   daran  ist  nicht  nur  Luther  betheiligt,  der 

IV. 


mn  wwdUi' MA% mrtmmUl,  w EAAeraii uiednum  ymmitd. 

1))  ia§  yiHtro  4tt  mm  AmI  dm  dtt  fmU.  w  Ltttm 
einer  tutiaeem  mt^ffkmtmg  /Ugi  oämr  ämo  kettimwttt  /ir- 
bung  tum  auedruek  bringt:  do  ptiwt  ■•»  «ad  UMlltor 
und  gewonai  ir  nlt  Mrmtbi.  (JCm-urfiyr  b,  m)  t.  Mm. 
«I.  41  (non  frueria.  von  ZaIHKR  «5  (14"^) 
Lutiirr:  winrtu  nieht  bab«»):  von  all 
di«  den  leuthen  gawonciil  m  wMarfakmi  Mrütkl 
{Kurrttm.  4.  IM)  t  Moo.  i.  •  («M  dlir  Augob.  MM  IM9  «*/ 
fewonlirh  widerfarvnt ;  Luthrr:  rand«  < 
hat);  in  beiden  fällem  roll  rieht  sieh  die 
vor  Luther. 

m)f  WO  Littnor  MM  gtm^m^tonO  90^  ppWOBaB  gtgfM  ettmO 
vorgnnger  omememit  ttnn  mmm  oeroenmMttgtm  wto  jßmt^tmgfo 
betÜeäigt.  andere  formen  dea  verbwmo  iMten  hier  nvotmmllt 
ward  er  ein  Jaitfer  lewe  der  gewonet  aoeh  dl«  l«rt« 
nureiaaen  and  fraaaan  Luthbr  Heeek.  la.«  (diäieU  pmtäam 
omftn.  lernt  dUare  MM):  fhr  dm»  pmrtieip  kemmi  Lmtkor 
in  der  bibel  nur  die  vorbindmng  mit  dem  terbum  aiiMba- 
MvtMi,  er  führt  eie  gegen  äUert»  gewont  haben  o<<«r  gegen 
oerbindtingen  wtU  fewonheit  etn  —  iriBdami  eui  mtg, 
»n  4mm  Leittmo  gebrauch  mit  dorn  dm  imiw«"iii  oAiryfb- 

a^i)  er  begand  sarwiAeben  ob  er  mAchl  gen  gewepent 
wann  er  het  arin  nH  fawont.  und  Uauid  sprach  za  Saul. 
ich  ermag  nit  geen  alao.  wann  ich  bab  Min  bH  gawoat 
Mkntri.  1.  kbnig.  (l.  Samuel.^  17.  89  (na«  Mna»  hmhehmi 
coneuetudinem  .  .  .  non  ueum  habeo;  denn  er  bata  nie 
Teraucht  ,  .  .  denn  ich  bina  nicht  gewonet  Luthkr ;  ver- 
sucht KAUTzacii):  dmtu  vgl.:  ao  liSnnet  jr  auch  guta 
Ihun,  weil  jr  dea  bOaen  gewonet  seid  Lothrr  Jerrmia 
18,  S8  {cum  didimrUie.  hebbet  ghelert  niederdtech.  bibel  . 
vgl.  auch  Hemk,  n.  48. 

b))  da  sich  abor  der  kOnif  faaatxt  halte  an  seinen  ort. 
wie  er  vorhin  fawonet  war  aa  dar  wand  .  . .  i.  Sam  so. 
85  Luther  (waa  geaeaaen  auf  aaim  stAI  nach  der  gewon- 
heit IIkntbi.  u.a.  'Kurrrlm.^  eeeundum  nuiiaissilidiaaai 
saax  der  kSnig  auf  seinem  gewAhnlirhen  sitz  KAtrrxacR); 
nach  dem  nu  Paulus  gewonet  war.  gieng  er  zu  jnen 
hin  ein,  und  redet  mit  jnen  . . .  op.-geeeh.  17.  t  (gieng  ein  zA 
in  nach  der  gewonheit  Mbntkl  «.  m.  zmxA  4k  TO  tim96Q, 
eeeundum  coneuetudinem;  naeh  seiner  gawobahaK  Wbis- 
bAckbr). 

e))  tu  der  Zttrieher  bibel  iet  gewonen  in  einrM  ni- 
«omMenAaNf  belegt,  der  überrintÜmmmtd  weit  dm  flir^gaw 
bibelübereetxung  die  bedeutung  oom  haMtef«  mmmmäBl, 
der  in  diesem  einen  falle  aber  fluaft  4iljmi§e  «•«  aoMa 
tuläett:  wenn  ir  nun  kinder  gaMraad  ...  an  daai  laadaa 
gewonend  6.  .Vo*.  4.  86  (eatwaK  ia  dam  laada  Mkxt«. 
(JTtirrWa».  4,  14a)  wonet  Ton  PrtJ^NUf  arr  ab.  m  emek  bei 
Luthkr). 

ß)  die  buehungen  veerden  der  thmtamthe  tiewJieh  gereehl, 
dmet  unter  den  formten  deo  rerbume  dete  pmrtictp  (gewohnt) 
mehr  und  mehr  das  Schwergewicht  dm  gtbimmthm  te^^gL 
im  IM,  jahrh.  wird  mit  weitgehender  MmoimtUmmmmg ßi$^ 
geattllt.  dost  gewohnen  €d*  vtrbmm  awaHN»  SM 
mtrterbiicher  trotzdem  die  gmttm  ßamtm  «araMrii 
4im  die  einen  aus  hie^imher  MmmAtit,  4i» 
grmwmmmlikalischer  jr  ii  itaiafc^/l^iiart,  «swil  eie  die  imumer 
mehr  $ieh  itibrrittnde  form  fawokat  daek  tn  ein  ttheum 
brtngen  woUmn» 

l))  die  ältmkn  bttehungen  umgeMkrt  wefcaieii  M  g»> 
wohnen  ilrriN<>  orfer  nur  4Qißig$  naüt  *aa  favokat 

m^:>  gewonen   ««»Meseer«,   aaswf^baar«  (ß 
gewöhnen'^  roeab.  ine.  traf.  h.  7:  oeiwsteri 
emeiue  e*tm  Avkrtir  {rudim,  grmmm.)  l.  481 
iimwis,  aeeneaerre  DARYPoniua  Ft*: 
wobaen,  in  gawobnheit  kommaa.   «'« 
de  eaiM<iii«  Houbius  to*  (imo):  4eogL  (gevobnen)  ««Mr- 
fala  w«a  UM  tind  iai4;  gewöhnen, 
JRimacsrs  aftcM«  rei.   mmurfmeere  m  m4  «laffsnd 
S.  CALViaioa.  thm.  ImL  »erm  (i«H)  4M». 

6))  ««leA  bei  mmdtrn.  die  der  form  gewont  soiidtrieac> 
tung  schenken,  füllt  4m»  »thwtrgimtki  noth  ««/  gewonen 
und  »eine  formen,  tigtnarüg  mrhätt  aM  hier  Maalkr. 
der  dem  inhmlt  nexh  ton  Frisios  aiitwj<  mcM  ober  im 

407 


gewonen  ton- 
gewohn«! 

•■  «*- 

mroir 


6487         GEWÖHNEN  1,  c  (in  buchungen) 

der  gliederung,  wo  er  bemerkenswerthe  anhaltspunkte  giebt. 
an  der  hauptstelle  179"=/.  {vgl.  auch  201  <=)  steht  gewonen  im 
Vordergrund  der  betrachtung ,  sotcohl  für  die  begriffs- 
bestirrimung  als  für  die  phraseologie:  gewonen,  sich  ge- 
wennen,  assuescere,  consuescere,  consuetudinem  adhibere  .  . 
capere  .  . .  adducere  se  in  consuetudinem,  morem  facere  sibi, 
suere,  assuefacere.  dagegen  vgl.:  gewonet,  der  gewonet 
hat,  assuetus  consuetus  179«  und  ^.  auch  die  phraseologie 
läszt  gewont  durchweg  als  participialform  in  den  geleisen 
des  verbums  marschieren:  gewonen  zu  regieren  (des  leidens, 
kriegens  gew.);  desz  wassers  (eines  dinges)  gew.,  (mit  per- 
sönlichem object)  einsi  gewonen,  consuescere  alcui.  dazu 
vgl.:  wie  man  im  krieg  ze  thun  gewonet  hat,  de  more 
assueto  belli  179'^  desz  liegens  (der  arbeit)  gew.  haben 
u.  a.,  durchweg  Verbindungen  des  particips  mit  haben, 
während  auf  das  verbum  subst.  nur  man  gewonet  si 
(assuescitur)  weist,  andererseits  wird  hinter  gewonheit, 
gewonlich  bei  Maaler  noch  einmal  die  form  gewont 
angemerkt  (180")  und  diesmal  mit  icendungen ,  die  zum 
gröszeren  theil  den  adjectivischen  functionen  dienen :  gegen 
lenger  dann  si  gewont  habend  {longius  assueto)  vgl.  ge- 
wont und  gebraucht  etwas  ze  thün  (insuef actus) ;  guter 
dingen  nit  gewont  .  .  .  bonis  inexpertus;  gewonte  liebe, 
consuetus  amor;  gewonter,  breuchlicher  sit,  mos  solitus. 

c))  andere  loörterbücher  nach  Maaler  stehen  diesen  ad- 
jectivischen functionen  von  gewohnt  icieder  spröder  gegen- 
über: gewonen,  in  die  gewonheit  kommen,  verhärten  in 
einem  ding,  assuescere,  consuescere  .  .  .  gewonet,  assue- 
tus, consuetus  Emmel  sylva^  vocab.  Qq7*;  callum  obducere 
(tnet.  pro)  assuescere  al.  rei,  eines  dinges  gewohnen,  dick- 
häutig werden  A.  Reyher  lex.  tat.  germ.  316  vgl.  auch 
sp.  544  (s.  oben  zur  Vergilstelle) ;  dazu  vgl.  scelerum  exer- 
citatione  as suef actus ,  der  Übels  zu  thun  gewohnet  .  .  . 
assuesco  .  .  .  gewohnen  .  .  .  assueti,  leute,  die  der  .  .  .  arbeit 
gewohnet  sp.  215. 

2))  eben  mit  dem  17.  jahrh.  wächst  allgemein  die  berück- 
sichtigung  der  form  gewohnt,  deren  Verbindungen  mit  dem 
verbum  subst.  allmählich  ganz  über  die  ältere  fügung  mit 
haben  obsiegen:  gewohnen,  lehrnen,  inn  ubung  bringen, 
assuescere,  consuescere,  assuefieri,  addiscere,  in  usum  trahere 
Henisch  1607  (der  arbeit  gewohnen,  eines  dings  gew.: 
was  man  von  jugent  an  gewohnt  .  .  .  gewohnt  sein  solere 
.  .  .  desz  dings,  so  man  gewohnt  ist  u.  a.  dazu  vgl.  [für 
elliptisches  gewohnt?]:  der  hund,  so  der  kuchen  gewohnt, 
ist  bösz  wieder  herausz,  ein  der  das  bettlen  gewohnt,  der 
höret  nicht  auf  zu  betlen;  die  lieb  und  freundtschafft, 
die  sie  gewohnet  amor  consuetus) ;  ich  hab  sein  gewohnt 
.  .  .  wir  seind  alle,  wie  wir  gewohnt  haben  oder  gewohnt 
seind  ebenda;  gewohnen  .  .  .  desz  lesens  gewohnt,  ali- 
cujus  Sermone  adsuefactus  .  .  .  dasz  man  ihr  gewohne 
Schönsleder  prompt.  V6*;  gewonen,  gewonet,  assue- 
fieri, assuescere  Stieler  2495;  (einer  sache,  der  schlage 
gewonen;  man  gewont  endlich  alles;  er  ist  der  arbeit 
gewonet,  bin  des  Unglücks  gewonet);  gewont,  assuetus, 
assuef actus,  consuetus  (zum  wasser  gewonet,  innutritus 
aquae;  jung  gewont  .  .  .)  ebenda. 

im  teutsch-engl.  wb.  von  1716  erreicht  das  vordrängen  der 
participialform  mit  ihren  Verbindungen  schon  einen  höhe- 
punkt,  von  dem  die  deutsch-lateinischen  Wörterbücher  dieser 
zeit  noch  lange  weit  abstehen,  vgl. :  gewonen  oder  gewohnen 
(eines  dings  oder  ein  ding)  dessen  gewohnt  werden,  sich 
darzu  gewöhnen,  to  grow  wont,  accustomed  or  used  to  a 
thing,  to  apply,  accustom  776  (ich  bin  nicht  gewohnt,  so  zu 
handeln  ...  er  hats  gewohnt .  .  .  wir  sinds  an  ihm  nicht 
gewohnt  ebenda)  gegen  gewohne  nur  eines  dings  Aler 
1,943»;  an  etwas  (an  dem  wasser)  sich  gewohnen  942»; 
er  gewohnet  gerne  zu  versprechen  .  .  .  Wollüste  zu  über- 
winden .  .  .  andern  zu  gehorchen  .  .  .  das  licht  zu  leiden; 
des  Schmerzes  des  krieges  gewohnen  ebenda;  {daneben) 
ich  bin  dessen  gewohnt  .  .  .,  was  man  gewohnt  ist  .  . '. 
täglicher  arbeit,  des  liegens,  lesens  gewohnt  ...  ich  habe, 
bin  es  gewohnt);  in  ähnlichem  rahmen  lüte  Aler  buchen 
auch  Steinbach  u.  a.,  ebenso  Frisch,  der  einerseits  den 
geschichtlichen  hintergrund  mehr  vertieft,  andererseits  den 
neuerungen  mehr  rechnung  trägt:  gewohnen  wird  mit  dem 
genitivo  der  sache  gesetzt,  die  man  gewohnt  ist,  oder 
auch  mit  dem  accusativo  ...  des  sohmertzens  gewohnt .  .  . 
das  ist  er  gewohnt  2,  «S«. 


GEWOHNEN  1,  c  {im  Sprichwort)        6488 

Adelung  stellt  die  zurückdrängung  der  formen  von 
gewohnen  durch  die  Verbindungen  von  gewohnt  zuerst 
mit  beicusztsein  fest:  indessen  ist  statt  dieses  Zeitwortes 
das  mittelwort  mit  den  Zeitwörtern  sein  und  werden 
im  hochdeutschen  üblicher  2,  669;  von  gewohnen /üÄri  er 
noch  ehiige  veraltende  Wendungen,  namentlich  aus  Geliert 
an  {dazu  vgl.  noch  Schwan  :  böse  dinge  gewohnen,  con- 
tracter  des  mauvaises  habitudes  .  .  .  des  krieges,  der  arbeit 
gewohnen,  accoutximer  le  corps,  d'exercer  ä  la  guerre  au 
travail  1,  748  [1783]  gegen:  er  ist  gewohnt  früh  aufzu- 
stehen .  .  .  ich  bin  dessen  nicht  gewohnt  ebenda;  etwas 
gewohnt  werden  s'accoutuiner  .  .  .  gewohnt  sein,  avoir 
coutume  .  .  .  das  ist  er  nicht  gewohnt  749).  die  Verbin- 
dung gewohnt  haben  scheint  Adelung  nicht  mehr  bekannt 
{vgl.  auch  gewohnen  to  grow  icont,  gewohnt  sein  to  be 
wont  Arnold*  427^),  für  gewohnt  sein  ist  ihm  die  an- 
gliederung  eines  infinitivobjects  besonders  geläufig,  sub- 
stantivobjecte  fügen  sich  im  accusativ,  doch  kennt  er  auch 
noch  den  genitiv :  das  bin  ich  an  ihm  schon  gewohnt  .  .  . 
des  Unglücks,  der  arbeit  gewohnt  sein  ebenda,  bemerkens- 
werth  in  der  eben  besprochenen  richtung  sind  die  beiden 
feststellungen  bei  Heyn  atz:  ge  wohnen,  ist  ein  neutrum 
mit  haben  und  hat  den  accusativ,  wird  aber  ziemlich 
ungebräuchlich  handbuch  (1773)  339;  gewohnen  für  ge- 
wohnt werden  ist  bei  hochdeutschen  Schriftstellern  nicht 
mehr  üblich  Antibarbarus  (1796)  2,  58. 

3))  wo  gewohnen  später  noch  als  geltend  gebucht  urird, 
ist  die  form  gelegentlich  wohl  mit  rücksicht  auf  das  ge- 
bräuchliche gewohnt  angesetzt:  gewänen,  gewohnt  werden; 
hä  es  te  broe  gewänt  =  er  wird  schon  wieder  kommen 
Woeste  wb.  d.  westfälischen  mda.  78;  jedenfalls  weisen 
solche  buchungen  auf  die  mundart,  und  hier  beruhen  sie 
z.  th.  auch  darauf,  dasz  sich  die  grenzen  von  gewohnen 
U7id  gewöhnen  {s.  d.)  verschoben  haben. 

a))  gewonen  aus  dem  neueren  schwäb.  Sprachgebrauch 
bezeugt  H.  Fischer:  es  gewohnet's  nit  u.  a.  {s.  u.);  dazu 
vgl.  wers  henken  einmal  gewohnt  hat;  vgl.  auch  das  in 
schriftdeutscher  prägung  umlaufende  jung  gewohnt  alt 
gethan  ebenda. 

b))  zum  zweiten  fall  vgl.  schon:  gewohnen  oder  gewöh- 
nen, accoütumer  Frisch  nouveau  dict.  des  passag.  (l730) 
2,  262;  dazu  vgl.  g'wane,  gewöhnen,  ob.  Basel,  sonst  g'wenne 
Seiler  Basler  mda.  157»;  gewo^'ne",  gewö'^ne",  gewöh- 
nen, einem  zur  gewohnheit  machen  Martin  u.  Lien- 
hart  2,  831^. 

y)  das  Sprichwort  hält  sich  wesentlich  in  dem  geleise, 
das  schon  durch  die  wendung  jung  gewohnt,  alt  gethan 
{s.  unten;  vgl.  Wander  l,  1677)  gekennzeichnet  ist.  auf 
deutschem  boden  wird  diese  auffassung  einerseits  verall- 
gemeinert: gewohn's,  so  koint  dir's  nicht  hart  an  Wan- 
der 1,  1677;  s'ist  alles  nur,  bis  man's  gewohnt  ist  {Nür- 
tingen) ebenda,  andererseits  wird  diese  lebensioeisheit  mit 
allerlei  drastischen  vergleichen  und  schnurren  verknüpft: 
hei  is't  gewunt  es  der  schmid  de  funken  {Soest)  Wan- 
der 1,  1678;  äs  de  isel  't  sack  dregen  ebenda;  gewohn's, 
mudel  {mietze),  gewohn's  hat  der  back  g'sagt,  hat  mit  der 
katz  den  ofen  ausgekehrt  Hoefer  293  u.  a.  s.  Wander 
1,  1677.  vgl.  auch  bei  gewöhnen,  bemerkenswerth  ist  die 
einseitigkeit ,  mit  der  das  sprichicort  bestimmte  formen 
bevorzugt.  -^ 

l))  das  verbum,  wird  fast  nur  in  der  imperativform 
angezogen,  die  in  dem  oben  erwähnten  Sprichwort  schon  früh 
entgegentritt:  gewons,  so  kompt's  dich  nit  hart  an 
S.  Frank  (l54l)  31»;  vgl.  auch  H.  Fischer  schwäb.  wb.  3, 
638;  dazu  vgl.:  gewohn's  Bumal  {österreichisch)  Wander 
1,  1678;  gewohn's  mudel  (*.  o.)  u.  a. 

2))  sonst  sind  die  Wendungen  von  der  participialform  ge- 
tragen: schmids  habend  der  fhürfunken  gewont  S.  Frank 
Sprichwörter  (1545)  2,  37»,  u.  a.  vgl.  sp.  6476;  ich  hab  sin 
gewonet,  es  gadt  mir  eben  so  mer  übel  als  wol  2,  86''; 
wer  gewohnt  ist  im  finstern  zu  leben,  der  fragt  nicht  viel 
mehr  nach  der  sonn,  consuetudo  est  natura  adventicia 
Lehman  320;  dazu  vgl.  nun  auch  die  meist  verbreitete 
formet,  die  auch  in  Wörterbüchern  viel  angezogen  ist: 
jung  gewohnt,  alt  getahn,  a  teneris  assuescere  multum 
est  Stieler  2495;  vgl.  Aler  teutsch-engl.  lex.  u.  a.;  jung 
gewont,  alt  gethan  Mathesius  2,  69  Loesche;  vgl.  jung 
gewohnt,    alt  gethan   Harsdoerffer  frauenzimmer  ge 


6480 


GEWOHNEN  1.  d  (formm) 


GEWOHNEN  2  (i 


§Armtk)      6490 


apreehuyieU  h,  M;  (gethan)  ABRAHAM  A  8.  Qlkhk  tkM» 
f.  alle  s,  104 ;  hier  länt  tidk  muhwtitut,  iat$  gawohnt  a^/ 
gewori  znrückj'uhrt.  in  mtUktr  fvrm  i»a  m^rieMteort  am 
friiheaUn  tu  M«gtn  vor  {$.  $p.  MW);  inkulUtk  «m$i  «• 
auf  die  bei  Stiklir  angemerkte  VerfiUletU  turütk,  H» 
»c/ion  von  den  gloeaen  ab  die  leeeiköfrapliem  ^etek^fllfL 
in  dem  (»p.  S4M)  für  Bentmolo  von  Regeneburg  (l,  M) 
beigebrachten  beleg  liegt  eine  andere  äUere  frägung  dea 
gleichen  ttpriehtcorte  vor. 

d)  formen. 

I))  den  munnigfalligeten  eehteankungen  unterliegt  der 
etammvocal  in  der  form  gcwont  die  älterem  denkmtler 
feigen  bei  mundartlicher färbung  vie{faeh »,nidUnurnieder' 
deuteche  qurlltn  (gewant  Schillru-LObbbn  a.  «.  «.)#  MM- 
dem  auch  obmrdeuteehe.  vgl.  attek  ftwan  ep.  M77  und  |*> 
wMiheit  («.  M.).  ob  die  eMmulatt^  die  für  gewannra.  ga- 
wenen  (gewanjan)  eretkleteem  iei,  hier  tu  tage  triU,  eeheint 
au«  alternffrilnden fraglieh ;  Aer  dürfte  ee »ich  um eeeundäre 
erttcheinungen  in  aueepradke  und  eehreibung  handeln,  vgL: 
8o  gewant  er  aines  nitten  Suchknwirt  iot*>;  deegL  lOB*; 
bei  (Ionen  malla  nicht  gewannt  ist  M.  veisth.  e,  ato,  dasu 
vgl.  gewanet,  eoneuetue,  aeetietue  . . .  voetib.  theuL  (Nürn- 
berg 14M)  M.  6. 

M  ist  ein  gross  schand; 
wann  wsich  mensch  dess  liegsns  gswanl. 

Hai«n  Sacii«  /ab.  m.  •rAw.  S,  ft70  OMte. 

PontuB  Itunde  licinis  frölichon  worts  von  ir  bekomen  als 
er  vormals  gewant  waa  Pontue  u.  Sidonia  d  8*.  atie 
neuerer  mundart  vgl.  gewXnd.  gewohnt  Gerbet  {Vogt- 
land) ».  >15;  deagl.  tM;  datu  vgl.  (aua  niederdteeh.  gegend) 
die  Verdunklung  vor  naeal:  gewOnt.  gewohnt  Bauer- 
CoLLiTz  «o*;  hei  ist  gewunnt,  gewfint  {Soeet)  Wandbr  i. 
i^l»  und  in  entgegengeteteier  richtung :  gewihnt  Foui.mann 
{Lothring.)  aOB*;  deuuvgl.:  die  kreutung  mit  gewfihnt:  ge- 
wennt  Danneil  94«*;  gewend.  gewohnt  Brem.  vrb.  b,  nb; 
gewennt,  gewohnt  Mi  {Mecklenb..  Vorpommern)  M^,  da- 
gegen  gl.  gewont.  gewohnt  Hüniu  {Cbln)*  «6*,  tu  jewohnde 
a.  oben  bei  gewohn. 

8')')  andere  Varianten  stehen  mit  der  quantiiät  du  etamm- 
vocal« in  betiehung,  dabei  ergeben  »iek  bemirktmeteitthe 
unterechiede  gegen  andere  bildungen  unterer  tippe,  im 
gegeneate  tu  gewenen.  dae  seiner  bUdungeweiee  entepreehend 
lange  doppelten  naeal  bevortugt,  herreeht  bei  gewonen  durch- 
aus einfacher  nasal  vor.  bei  Maaler  begegnet  einmal: 
gewönne  oder  sich  daran  gewennc  179*;  datu  vgl.:  ge- 
wonnen Zimmersche  chronik  >',  586;  gewonnten  l',  &;  ge- 
wönnet 8*,  86;  gewannt  öst.  tceietk.  6,  t60;  ghi  moten  des 
gewonnen  Soester  Daniel  s.  ScHILLBR  •  LObbrn  >,  106; 
gewonnen  neben  gewöhnen  Schupp,  andererseits  ist  die 
längebeteiehnung  durch  nachgeaetxite  b,  die  heute  in  der 
ganten  tippe  durchg^'iihrt  tVt^  verhäUmittmättig  früh  an 
unterem  verbum  tu  beobachten,  teenigtttnt  in  den  formen 
mit  offener  ailbe. 

a)  bis  tum  ende  det  16.  jahrh.  meiden  die  denkmÜer 
auch  hier  da«  längeteichen :  gewonen  bei  TwiNOBR  v. 
KÖNiosHOPEN,  Ariüo.  Strinhöwkl,  Wylb,  Avrntin, 
Geiler,  S.  Frank,  Ebehi.in,  Luther,  Mrlanchthon. 
auch  Hans  Sachs  und  den  ältesten  vocabularien. 

b))  der  gegensati  twi«chen  formen  mit  offener  und  ge- 
schlossener »iltie  macht  «ich  aber  im  buch  der  lieb«  be- 
merklich: gewohnen,  gewont;  das  gleiche  Fisch aht  Oar- 
gantua  ios  gegen  844;  vgl.  auch  gewohnen,  gewonheit  bei 
Dasypodius,  ja  sogar  noch  bei  Henisch,  ebenso  ist  ge- 
wont atuter  bei  Schwarzenrero.  Cochläus,  Probst 
u.a.  auch  inK\ncHHO¥FS  tcendunmut,  in  Sprbnos  Iliat 
(1616)  und  in  Wimpkelinos  Teutschland  (16481  belegt 
at^ffaUend.  da.tt  Stiej.br  gegen  «eine  Vorgänger  noch  bucht: 
gewont,  gewonen,  gewonet;  vgl.  datu  gewonen  oder  ge- 
wohnen teiit«chengl.  lex.  776. 

c))  gewolincn  ist  abgesehen  von  Pauli  merst  bei  Dast- 
ponius  belegt,  dem  die  tcörierbiicher  hierin  nicht  gleich 
folgen,  dagegen  .stimmen  iiberein:  Tappius  {tcaidtrerk  I&4S). 
Herold  (l.'S64),  Spanoenbero  i,i5«9\  desgl.  Fronspkrokr. 
Seu TER  14.  a.  auch  die  Sammlung  von  Luthers  Oschrtden 
setst  sich  mit  gewohnen  in  gegeneate  gegen  Luthere  ge- 
brauch; da»  gleiche  schreibt  die  Nürnberger  folioausgabe 
des  Hans  Sachs  t-on  1571.  in  Colers  hatisbtich  ßndet 
sich  gewonen,  im  calender  gewohnen ;  datu  vgl.  die  ände- 


rung  im  der  auagatt  v«»  MM  vom  Bittb  /matütm  (f»» 
wohBBt)  §ifm  ttwB— t  (IM^:  tBwoha—  tk.  i»  Otammt 

mpmommijmO,  «* ämJmÜtr 4t» ll.jakrh. 
üimmktäkmwimd  itwohnen  und  ak§tmkm  mm  dm 

MWirtwin  mtek  gewohnt  a^f,  tmltk  Uttkrm 
M»  iCiaArA.  immti  M  lauiuuMKn  tu  hdtgtm  iti. 

Uekem  fUrhung  det  temttt.  a.  (tgl.  ibwobm  M  IL  Fibchbr): 
dmtu  VfL  gwoBMl  mektm  ftwoMB  UAAlMmtU*  ftftn  iTT; 

nmtalt)  für  gewonen   Waldib  Mttpm»  (f.  it)  l.  ffll  Kurt, 

t)  gewöhnen  nimmt  in  dtr  mtmktthätuitehen  pmodt  mm»- 
srhlieatlieh  die  rtthtumf  »t^f  dem  ^trif  mm  brmmtk  mtd 
Übung.  IN  der  iirfiirfiilif  «M  luibH«f«  JiWll  MMMT  timtmt 
alteren  beleg  für  Tavlbr  (di«  erwitwi  bwHBrt  dl«  tlat 
gottM  In  im«,  also  daa  got  nols  4» 
wlirken  «noiag  prtdifltm  ».  tWf  Vtätr) 
buehung  in  tlhiulU 

nicht  abgemttttm  «Mnfm  hmm:  »r  kaa  la  ( 
nicht  gewonen.  hat  aedet  imetimt  mtedmm 
Stielbr  t4M.  andere  dat  f tigernde,  u»  »ht 
tutamwtentrefftn  die  beiden 
von  solere  in  ei$ter  und  dtrteUem  wnttmdumg  dt»  i 
vereinigt:  wa  sie  an  ein  ort  gewoBMl.  mB^Kn  ri«  nit 
bald  von  danne  getrieben  oder  aanflBrott«(  wardaa  Rrrr 
thierbueh  F.  t^  vgl.  auch  sp.  M»s.  in  der  hreehritdhmg  m»f 
den  begriff  de»  braurhe«  hält  eich  ge  wohnen  dtirdhMW  M 
den  grenten  einet  ihtrantitiven  verbumu  und  btmArt  dem 
gegentmt»  gegen  dmtfmetHiat  ptmUtatm.  »mtmmkmten  tind 
tdien.  vgL  veeab.  ine.  teuL  h.  7;  vgL:  da«  bear  aaali  daliia 
abzurichten  and  zn  gewöhnen  L.  t.  Sciiwkkdi  kriegt' 
ditcurt  «.59;  so  man  sie  .  .  .  so  .  .  .  scbneUeni  laoff 
gewont  A6^;  derworte;  blies  ihm  ins  angaiiolil,  Bttaaao 
wir  uns  gewohnen,  sagt  I^ther  Herder  (ittMs  ttriE.  d. 
mensehengetehl.  4)  7.  it;  vgl.  dat  mmndarÜitkt  '»  gawoluii 
sich  alles  {Martin  u.  Lienhart  t.  Ml)  und  ändert  Tffffrrf 
formen,  mit  gewöhnaa  werden  die  /oratas  «•«  pwohaa« 
{mit  ausnähme  «0»  gawohnt  s4>in  mdU  fem  tmammmmt' 
gestellt,  wohl  aber  »ut  gewobAheit  vgl.  eien  tu  Bnrr- 
HOLn;  vgl.  der  söhn  mOelito  Ton  der  weit  selinSdaa 
Sitten  verführet,  und  ihra  gawonheit  an  sieh  namäa 
und  derer,  weil  die  jugent  one  da«  wla  ein  zondar 
leichtlich  fahet.  gewohnen;  darumb  er  ihn  auch  so  lang 
daheim  enthalten,  bis«  er  vent&ndiger  würde,  die  lastar 
und  böse  gewonheit  desto  leichter  zu  fliehen  KiRCBHor 
vrendunmuth  (t,  IS«),  t.  17t  OttttrUg  u.  m. 

a)  gewohnen    un 
dtMMrsa»  erleben. 

U)  die  mannigfaltigstem  Jܧ»m§tn   treffen 
die  Vorgänge,  die  ihren  autgmmgtpumkt  im  tulfftttt  hmttm. 

l))  hier  ist  namentlieh  der  ti|/Mliv  nacft bit itt»tM.j»ML 
beteugt : 

a))  und  wenne  ein  menscha  ■iaaata.  ao  f&r  dia  aaia 
von  ime  und  waa  dot.  davon  gavraaa  bmb  sA  ■praeJuadi  ao 
(ieman)  nieset:  'got  helfe  dir!'  oueh  zA  der  ulbaa  lit, 
wenne  ein  mensche  gewete.  so  viel  er  nidar  nad  waa  dat. 
dovon  kam  die  gewonheit.  das  men  ain  eriksa  Ar  den 
munt  machet  so  men  gewet  Tik  inobr  v.  KöNioaBonui 
s.  dteehe  ttädbtehrtn.  9.  77t :  also  das  ii  mit  lichter  lere 
gewonet  daa  mans  begirden  lafolfaB  Niclas  v.  Wti.r 
translationen  186  Keller:  daa  sie  mitt  rat  irvr  obren, 
und  andrer  weisen  und  gotvfOrchtigen  mann  rat  handirn 
wider  ire  Rcnipul  und  inüdelikeit.  autT  das  sie  also  ge- 
wonend  sich  nitt  zA  fQrrhten  Grilrr  v.  Kbiskrsbero 
7  tractat  i^irrig  teh^f)  G  &*;  daher  kämmen  sxo  viel  betler. 
die  durch  solch  wallen  vntzeblich  buberei  treyben.  die 
betteln  on  not  leren  vnd  gewonenn  Luther  an  den 
chrittl.  adel  s.  *a  neudrwk.  demnach  sollen  wir  auch 
lernen  und  gewonen.  also  zu  dencken  dat  15.  «a^.  d,  l. 
epistel  t.  Pa%tli  am  die  Otrimther  (I5sr  C  4^;  dmtu  wfL  dia 
bogenschQtxe  mOsaen  wisaen  und  gewöhnaa,  dia  pfaüa 
aus«  dem  kOcher  za  ziehen,  mit  den  seenen  den  bofca 
zn  apaaaaa  . .  .  Am.  Comrkius  jmmua  hm*^  ttn  'mmmI 
aifMC  eeasMssMiii) :  dadoreh  sie  gewonten.  recht  vnnd 
vnrecht  vorkeufTenn.  wie  sie  itzt  zu  Rom  müssen  thun 
LUTHRR  an  den  adel  s.  84;  die  leute  gewonen  gar  leicht 
sich  von  Christo  zu  wenden  (tendhr.  r.  dolmetttiem)  80i, 
8.  644  Weimar;  (gutt  zu  thun  predigten)  9,  «47; 

407» 


6491  GEWOHNEN  2,  a  (zu  reden,  befehlen  u.  a.) 

wen  man  in  {d.  kindern)  den  zäum  zu  lang, 
das  sie  gwonen  stelen  und  lugen, 
so  komens  zum  grosen  vom  kleinen.        ..,.„,,. 
H  Sachs  (d.  gestohlene  büchlein)  fabeln  u.  schwanke  i,  255 , 
desgl.  (umbzugehen  .  .  .  gewohnen)  Fischakt  Gargantua 
mneudr.;  (zu  reden  gewone)   Würtemberg.  urk.  ^;.  1559  s 
H  Fischer  a.  a.  o.  (meineid  zu  tun)  Wimpfeling  Tutsch- 
landBi^-  daher  gewohnten  sie  zwar  zu  befehlen,  blieben 
doch  von 'der  tyrannei  weit  entfernet  Opitz  Verdeutschung 
von  Sidneys  Arcadia  296  (2.  buch); 

auch  muntert  ich  den  leib  zu  allen  künsten  auf, 
sprang  auf  ein  hurtig  pferd,  begab  mich  m  den  lauH, 
begriif  das  lauten-spiel,  gewohnte  frisch  zu  singen, 
bewegte  mich  im  tantz  ... 

Gryphius  {Cardenio  1)  trauersp.  273  Palm; 

desgl  (gew.  gehör  zu  geben  s.  u.)  Opitz  Argenis  2,  127; 
wolte  ich  mich  ein  tag  oder  acht  bei  ihm  auffhalten, 
zusehen,  ob  ich  solche  art  zu  leben  gewohnen  könte 
Grimmelshausen  Simpl.  341  7ieudr.;  hr  Eysenbarth  aus 
Magdeburg  .  .  .  gewohnet,  durch  die  gnade  gottes  viele 
euren  zu  verrichten  curieuser  extract  derer  neuesten  Zei- 
tungen (1721)  Kohfeld;  worauf  ich  die  freie  lufft  wiederum 
zu  vertragen  gewohnete  J.  G.  Schnabel  insel  Felsenburg 
(1.  th.  s.  litt,  denkm.  lOS/.)  s.  120;  desgl.  (gew.  zu  lieben 
s.  u.)  Wieland  Hermann  (litt,  denkm.  6,  13); 

der  mond  schminkt  sich  und  stehlt  der  sonne  stralen 

thut  auf  gestohlen  brod  sich  wunderviel  zu  gut. 

auch  sie  {/rau  Ramlerin)  gewohnt  ihr  nachtgesicht  zu  malen 

und  kokettirt  mit  einer  büchse  blut. 

Schiller  {Mrgletchung)  1,  244. 

6))  so  halte  man  den  wind  {windhund)  bisz  er  gewohne 
ohn  strick  zu  lauffen  Tappius  waidwerk  (1542)  cap.  64; 
aber  der  papegei  gewohnet  deutliche  Wörter  auszzusprechen 
Am.  Comenius  janua  (1644)48  {formare  suescit);  es  währt 
lange,  ehe  die  Isüffelkuh  gewohnet  sich  ruhig  melken  zu 
lassen  Stolberg  7,  316. 

2))  satzartige  erweiterungen  sind  meist  im  Hauptsätze 
durch  ein  pronomen  vertreten,  ohne  solches  sind  sie  selten 
geworden,  wie  auch  die  Vergleichssätze  absterben: 

a))  alszo  mustu  gewhonen,  das  du  dich  nicht  an 
disem  ergernisz  stossest  Luther  34,  II,  542  Weimar;  da 
die  lautbuchstab  vorn  stumben  stehen,  damit  ist  wol 
zu  gewonen,  das  man  die  buchstaben  fein  rein  auff  ein 
ander  rencken  und  ziehen  lerne  Ickelsamer  die  rechte 
weis  a.  k.  l.  z.  l.  herausg.  v.  H.  Feehner  B  1.  a. 

b))  bist  du  von  art  oder  gewonheit  karg,  ein  zucher 
und  hebig,  so  thün  dir  gewalt  an,  gib  almäsen  bisz 
rilich  (reichlich,  freigebig),  so  gewonst  du  sein,  und  würt 
dir  leicht  Geiler  v.  Keisersberg  irrig  schaf  0  2»;  ge- 
nau  so  (geistliche  Spinnerin)  im  granatapfel  L  4*=  (1516) ; 
sihe,  auff  dise  weise  leren  wir  vom  creutz,  und  ir  solts 
auch  gewonen,  das  jr  fleissig  unterscheidet  das  leiden 
Christi  von  allen  andern  leiden  Luther  5,  3i5'>  Jena; 
das  etliche  leute  ire  kinder  ...  ehe  sie  die  zu  bethe 
fertigen,  lassen  nackend  und  blosz  ...  in  der  stuben 
umblauffen  .  .  .  gewohnens  also  die  kinder  in  der  Jugend, 
das  sie  gar  nicht  züchtig  noch  schamhafftig  werden 
Spangenberg  ehespiegel  132". 

3))  beim  substantivobject,  das  für  lange  im  genitiv  an- 
gegliedert loird  und  erst  allmählich  dem  accusativ  verfällt, 
bilden  sich  einzelne  bedeutungsgruppen  heraus,  die  unserer 
fügung  vor  anderen  zuneigen,  in  bezug  auf  das  subject 
sind  hier  die  grenzen  noch  enger  gezogen,  für  die  thier- 
tcelt  vgl.  (s.  u.)  Brentano  5,  463;  vgl.: 

ob  schon  niemants  würff  zfi  ir,  {der  geisz) 
noch  dannocht  feit  si  nider  dir; 
ob  sie  schon  niemans  flehtet  an, 
dannocht  wil  si  nicht  uffrecht  stan. 
ich  förcht,  si  gewon  des  fals  zft  vil, 
das  si  einmal  blibt  ligen  still  .  .  . 

Tn.  Murner  narrenbeschw.  (7)  31  Spanier. 

o))  und  den  friden  ervolgen  durch  den  unfriden  und 
der  tugende  gewonen  durch  vil  anevehtunge  der  un- 
tugende  Schürebrand  45,  13  Strauch;  wenn  du  des  bösen, 
der  laster  gewonst  Geiler  v.  Keisersberg  brösaml.  2, 
66«>;  desgl.  (böses  gew.)  2,  77'';  (der  laster  gew.)  Pauli 
achimpf  u.  ernst  65*;  Rollen haoen  froschmsuseler  II, 
8,  7  (G  <7  6«) ;  du  gedenckst,  gott  achte  der  kinder  so 
wenig,  als  die  böse  wellt  thut,  die  jre  kinder,  wie 
die  wilden  thier  böser  art  lest  gewonen,  und  acht  jr 
gar  nichts  V.  Ickelsamer  die  rechte  weis  auffs  kurtzist 


GEWOHNEN  2,  a  (des  erwerbs,  der  kunst)  6492 

lesen  zu  lernen  E  3*> ;  (die  landsknechf)  geben  sich  mut- 
williglich  in  geferlichkeit  irer  seien,  und  in  verderbnisz 
angeborner  erberkeit,  und  guter  landssitten,  so  sie  lernen 
und  gewonen  aller  untzucht  Eberlin  v.  Güntzburg 
(mich  wundert,  dasz  kein  geld  im  land  ist)  3,  150  neudr.; 
der  schamhafftigkeit  vergessen  und  der  untzucht  ge- 
wonnen B.  Schupp  schriften  (and.  red.  v.  d.  Gorinth.)  510. 
b))  das  er  diser  abbruch  des  vastens  und  wachens 
gewon,  und  in  einen  teglichen  bruch  bring  Geiler  v. 
Keisersberg  7  traktat  (hallisch  low)  c3*; 

zum  ersten  schiltknab  er  sein  sol 
do  mit  dem  adel  dienen  wol 
das  er  der  hertikeit  gewon 
will  er  in  rüter  orden  gon. 
S.  Br-A-nt  Moretus  verteutscht  v.  147,  Zarncke  s.  143; 

desgl.  (die  Zärtlichkeit  gew.  endlich  der  härte)  Lohen- 
stein Armi7i  2,  751;  gewonten  die  kinder  von  jugent  auf 
der  rais  krieg  arbait  Aventin  (chron.  l,  161)  4,  355;  weiter 
sindt  die  Ligier,  deren  land  .  .  .  rauhe  von  steinen  und 
felsen,  vast  starck  und  wehrhaftig,  dann  sie  gewohnen 
der  harten  arbeit  Fronsperger  kriegshuch  2,  30^;  das 
gleiche  (handwerker  d.  harten  arbeit  gew.)  Butschky 
rosenthal  (no.  526)  s.  1099 ;  (der  arbeit  und  fasten  händel) 
Opitz  Arcadia  (5)  935;  sie  haben  des  müssigen  lebens 
gewohnet  Agricola  spr.  69";  n^c  otio  adsuescat,  redit  ad 
negotia,  dasz  sie  nit  des  müssiggangs  gewohne,  keret  sie 
wider  zu  den  geschafften  Am.  Comenius  orbis  pictus 
(111)  231;  das  gleiche  J.  B.  Schupp  s.  340  (sieb.  l.  O.);  wie 
aber  hernach  solliche  leut  gerathen,  die  in  dergleichen 
hoffart  und  übermuet  uferzogen  und  dero  gewonnen,  das 
gibt  die  erfarnus  .  .  .  Zimmerische  chron.  2*,  585;  so  gar 
nemen  sie  jre  kinder,  söhn  und  töchter  gemeinglich  mit 
sich,  damit  sie  desz  schlemmens  bei  zeiten  gewonen 
und  nit  ausz  der  art  schlagen  Aeg.  Albertinus  land- 
^tortzer  Gusman  (l,  57)  475;  damit  sie  nit  der  lugen  bei 
im  gewoneten  Wigkram  2,  124  BolU;  ebenso  (desz  liegens) 
Hans  Sachs  fab.  u.  schw.2,  570  Goetze;  dagegen  vgl.  des 
nachdenkens  gew.,  des  fleisses  . . .  eigenen  geschältes  gew. 
beiü.  Fischer  schw-äb.wb. a.a.O.;  ohngefähr  um  diese  zeit 
nahm  ihre  hoheit,  da  mit  sie  der  reichs-geschäfte  alge- 
mach gewohnen  möchte,  ihren  sitz  unter  den  herren  des 
Oberhauses  Zesen  gekrÖ7ite  majestät  (l66i)  22 ;  dann  stättig 
solches  erwerbs  gewohnen  hat  geringen  unterscheit  und 
vortheil  vom  betteln  Kirchhof  milit.  discipl.  215;  dazu 
vgl.  mit  accusativ  des  objectes:  besser  wirds  mir  sein,  ich 
gewohne  im  niedrigen  stände  ein  hartes  leben  Grimmels- 
hausen (Proximus  u.  Lympida  3,  2)  wiedererst.  Simpl. 
3,  394;  vgl.  auch  den  fleiss  (neben  des  fleiszes)  gew. 
H.  Fischer  a.  a.  o.;  aber  mit  auffrischung  des  genetivs: 
die  aus  dem  himmel  vertriebenen  thiere  konnten  des 
irdischen  lebens  nicht  mehr  gewohnen  C.  Brentano 
ges.  sehr.  5,  463. 

c))  do  ir  nu  uwer  weichertzigkeit   gerwe  überwindent 
und    der   innikeit  wol    gewonent  .  .  .  Schürebrand  29,  10 
Strauch;   das   mercken  die  so  bald,    die  auff  dise  weiss 
nach  der  rechten  kunst  lernen  lesen,  und  dieweil  sie  in 
aber  unbekandt  sein,  müssen  sie  jr  auch  etwa  von  eim 
anderen  .  .  .  also  gewonen   lernen   Ickelsamer  graa»m. 
Cl''  Feehner;   do   nun   die  Römer    mit  gewalt  mit  fride 
Sassen   und   müssig   warn,    da    gewoneten    si    derselben 
Übung  MÜGLIN  übersetz,  des  Val.  Max.  (1488)  27«;    dieser 
(der  vocale)  lerne  man  wol  gewonen ,  das  mans  so  bald 
in  eim  ieden  wort  höre  und  vermercke  V.  Ickelsamer 
die  rechte  weis  auffs  kurtzist  lesen  zu  lernen  A  5» ;  bis  sie 
(die  schulknaben)  des  figuralgesangs  gewonen  Joh.  Rhau 
geisä.  gesangb.  (Frankf.  a.  M.  1589)  vorrede; 
vermengten  sich  mit  jn 
geriethen  in  ein  bösen  sin, 
der  abgöttrei  gewonten. 
BuRKARD  Waldis  psaltcr  (1553)  192"  (psalm  106); 

wer  in  ein  geistlich  hausz  kömt,  der  musz  auch  der 
geistlichen  manier  gewohnen,  und  musz  sich  dergestalt 
in  die  armen  der  christlichen  liebe  schliessen  lassen 
Chr.  Weise  Masaniello  (l,  20)  35  Petsch;  dazu  vgl.  mit 
accusativ  des  obj.: 

Charmant  gehört  zu  denen  manspersonen, 

die  man  die  süszen  herren  nennt. 

und  die  das  denken  nie  gewohnen. 

ein  sUszer  herr  kriegt  nie  verstand. 

Gellert  (das  orakel  2,  6)  3,  138. 


Ö493  GEWÖHNEN  2,  a  (in  dem  dienst  gew.) 


GEWÖHNEN  8.  a  (der  luft  der  kpeiMt     ß404 


(f)  für  da»  olgect,  da»  von  aunen  ktr  dtm  nUgtet  «nl- 

ffff/en  tritt,  beaehränktn  rieh  die  fü§ungtn  mAr  tt^f  no- 
minu. 

1))  uiährtnd  der  inftnitiv  gatu  autf«»ehloMtm  i»t.  aind 
Mattartig»  »rvmterungtn  mekr/aeh  au»  Lutktr,  »dt»n»r  mu» 

andern  alyli»ttn  Megt: 

an  und  liio  mu«  iiiao  gcwonen,  dM  die  Mhrift  heiiuiet 
'ein  hnu!«'.  du  wir  'weih  und  kind'  iiigrn  Luthkk  {pr»d. 
übtr  1.  MoM.  7)  S4,  iU  {'ditmtun  in  ttcripturi»  inteUig» 
'Hj-orem  et  lihero»'),  ähul.  W.  SM;  denn  du  niiuitt  gcwonen, 
wenn  du  dn»  wort  niünr))  liQreiit,  da«  cm  gleich  so  Tiel 
Hi>i,  aU  IWircHlu  da»  wort,  vcrtougneler  cliriat  d,  n*  Jinwi : 
17//.  auch  lü,  iiiH;  :n,  i.  7h.  üin  Weimar ;  Ja  da»  muas  einer 
l>ui  meiner  frau  lecwohnen.  eine  hatipl  wirtliin  ist  lie, 
das  ist  wahr,  nhcr  manchmal  kriegt  sie  den  kotier 
J.  HObnkh  chrint  rtnnlidia  1,  8  (litt,  denkm.  Ht,  7): 

ein  solcher  linn  («wohnt,  daaz  ehre  dran»  «oll  knamea. 
LuiiAi'  (AmadUJuna/rm)  ttangtd.  (t,  S,  M)  Itt  Bthttr. 

b))  diu  t&t  WC.  MO  cit  gegenwUrtig  i«! :  nwigcn  und  unred 
enpfahen  und  «ich  hi  nuti.  weder  an  werten  noch  an 
werken,  rechen ;  di«  wunden  gant  tiefer  denne  awerUlege  an 
der  eroti .  o  da/,  man  es  gewonet  Srusk  (ffro»se»  bri^- 
buch  i)  iti  ßihlmryer:  es  sind  ir  Uherall  vil  die  es  Ter 
achton  und  verfolgen,  die  muMr.  man  gehen  lassen,  und 
mu87.  des  gewoncn  Liitiikk  {pmtigten)  t>,  am  Weimar; 
do  halt  min  frow  gut  laben,  das  si  muszt  im  «trow 
ligon,  dessen  si  nit  gewont  Thomas  Flattku  ei  Fechten 
vgl.  {mit  uiuficherem  casit»):  das  gott  also  mit  uns  umhgehe, 
aber  wir  mUnsens  powoncn  Lutiif.r  16,  87;  ähnl.  6,  S5l^ 
Jena;  wir  müssen  os  gewohnen,  es  hillTt  nichts  dafür 
SciiocH  komödie  v.  »tudentenleben  J.  8; 

e*  klagen  so  viel  nationen 
als  starb  in  ihr  sugleich  dahin 
all  dieser  vfilcker  kAnifin: 
doch  musx  ihr  wittwer  es  gewöhnen. 
NiUKlHrii  $aml.  dtieh.  gtdtehU  (XWI g.)  t,  177; 

aber  auch  aehon  der  au»g«»protk»>t»  oee.  de»  pronomen» 
igt  hier  frilh  belegt:  qui  vtUt  SM«  im  ekn»tianilate .  der 
muRZ  das  gcwonen,  ut  nemo  ait  »uperbu»  uteunque 
tl(>rti.i.>tiinu.i  LtmiF.n  85,  ii ;  ci  wir  müssen  das  gewohnen 
tinchreden  3tW. 

>))  Iteim  i»ub»tantivobj«et  oder  dsMeii  pronominalen  Ver- 
tretern »itui  die  formen  d»r  angliederung  hier  mannig- 
faltiffer  als  in  der  vork«rg»h*nden  fjruppe:  neben  den  takl- 
reicheren  belegen  für  d«H  aeeu»ativ  »ind  hier  auch  prä- 
poyitional Verbindungen  beobachtet,  teie  »ie  aonat  für  |e- 
wfthncn  :u.st<indig  »indt  der  ritter  lugt  täglich,  wo  er 
zum  vogol  kommen  möeht,  da^  er  mit  zucker  gerttst 
war;  dasz  nu  der  papagei  an  jm  gewohnet  buch  der 
liebe  888.  8;  dann  weil  wir  durch  vermittelung  der  zeit 
daran  gewohnen  Oimt?.  verd»tii»ekung  von  Barclay»  Ar- 
geni»  (l,  16  tempore  ii»  pUuemur)  1,  ISO;  dtuu  vgl.  (*. 
»p.  &190)  Rykp  thierbuth  Fl*;  mnder»  und  den  fUgungen 
von  gewöhnen  i,«.  rf.)  entgegen;  daas  ...  die  frÄwen  .  .  . 
hie  ze  Ulme  mit  zimlichem.  erberm  gewande  und  gezierde 
gewonen  mUgen.  so  ist  ainer  ieden  .  .  .  erlopt  xe  tragen 
ain  erber  gÜrtel  da»  rote  buch  der  »tadt  Ulm  ort.  MO 
Mollico;  'dasz  sie  .  .  .  mir  meinen  abschied  geben  mQste*. 
ich  war  hierüber  sehr  traurig,  und  sagte  zu  ihr.  'sie 
solle  mich  in  dem  dienst  gewohnen  lassen'  »implieio- 
nischer  Jan  Perus  (IBTS")  t.v».  bei  der  angliederung  im 
genetiv  {accusafiv)  lassen  sich  auch  hier  einxrlne  yruppen 
als  beeonders  bei'omigt  herai*sheben ,  mgi»t  mit  unpereön- 
lichem  object.  doch  ist  auch  persönliche»  «Mtser  d«m  »bi§»n 
ersten  belege  mehrmals  hexeutjt.  die,  thiertnli  im  »ttijeett, 
die  ebeiyftM»  oben  anzumerken  irar.  ist  aucJk  sonst  vertreUn. 
vgl.  (*.  M.)  Seutrr  rosMartnei.  Skbiz.  Hoiibkro.  vgt.  auek: 
lug.  dasz  er  {der  habicht)  der  hunden  gewone,  jnen 
nachfliege  und  si  nit  scheuche  Hrusi.in  Oe»ner»  voget- 
bueh  (l.'iST'*  l«<». 

a))  aber  graf  Albrecht  lag  bemeltcm  herr  Oswalden 
noch  etliche  wochen  zu  gefallen  am  hof  still,  bis  der 
seihig  widerumb  erstarket  und  des  lufts  gewönnet  Zim- 
mensche  chron.  S*.  36.  genau  so  Hoiikkrü  8,  483*; 

und  dürft'  ich  wohl  den  schuldthunn  ftbetgehw. 
wo  jene  seltne  Sammlung  ist  xu  sehen?  .  .  . 
den  Sammler  aber  fand  ich  tief{:el>en|rt 
(er  konnte  nicht  der  dumpfen  lufl  (rewnhnen). 

Uni.AND  Forinnat  umi  »eine  »ökne : 


imnt  {mit  mte.  da»  9kjtBl»)i 
ick 


weil  Ml  Ü«  Mfiea-Iafll  aishl  leekt  asarnhaw 
J.  Oia.  OCirrMBa  (anf  J.  B.  Hakm)  gä.'  Mt  dbtma»  TM; 

man  soll  .  .  .  mir  da«  fenstsr  vidsr  laassn  aafisehs«. 
klnde  Ich  das  tag lieehtt  allfsansdi  wMsr  fsvoDsn  DuiiCB 
KnAPrr  reiten  ».  lat; 

rslas.  tkonnr  Or^phiMl 


rsMS.  ISmrvr  iJrTpbti 
VMträg  da«  alt«  lirht. 

i.  Vmh  (ir  «THsa  ißitfCkr.  tUtg)  g»d.*  TU. 

b))  Ich  merek  wol,  da*  unser  schantlichs  leben  so 
langwirig  und  rerliarret  Ist  im  voick.  das  man  der 
ergemisz  nit  mer  aohtet.  als  der  stallkneeht  des  misls 
gewonet  Kmkhi.I!«  v.  UCmnvna  aekrtfUn  t,m  iMiMlr.; 
wilta  aber  einen  oebaea  basendaw  zaoi  and  geMhIacht 
machen,  «o  «oll  du  Jni  som  ofllsnnal  ...  die  Jorh  und 
sufriemen  aaff  die  hSrnsr  lagsa.  daadt  er  also  dsrseUwn 
allgemach  gewone  Siaix  «mi  ftUttui  t»;  ihr  Joeb  ist 
sanft  und  ihre  last  Ist  Ideht,  vsaa  auui  dswalbsa  «ia- 
mal  gewohnet  HKHl>r.i<  ig»H)  IS,  SM; 

der  haofer  Ibat  in  tefUeli  weeksa. 
die  edudlsa  bm<fi«  wil  sar  rH  Marina 
ein  lag,  sr  miisat  danm  (•woaea 

H.Sacas  (tf.  «AAs4> /uaiaaMip.  s,  Si; 
data  vgl.:  iedoeh,  nschdsm  sis  Ia  flaUaai  kaaisa.  oad 
der  speis,  auch  andern  «oUasts  fswoaats»  giBiiä-isals 
cAron.  1*,  &  Barack,  der  apsls  fSW.  PaONamilsa  w.  m. 
bei  H.  PiscHBR  »ektfMb.  wb.;  das  wsias  §bmäm:  oad  auff 
einmal  (den  roMen)  wsaig  gebea.  Ms  ala  das  babem 
wol  wider  gewohnen  Srl-tmrr  rtitmrmti  (iMt)  tS; 
und  will  nicht  achoMckea  ibisa  snfM. 

Pars  CkHtUamm»  M  ••. 
dasu    vgl.   wUt    oetHsmtiv:    brachten    dss    aMMfsas    ge- 
schleck .  .  .  diaen  soblaok  begonten  dia  fMaa  fsallan  lA 
gewonen.  namen  auch  die  sA  grosssni  daaefc  an  Wicr- 
RAM  (v.  guten  u.  Adern  muMmm  4S)  t,  SU; 

frabtraskea  aad  sMleaeaa 
■ilr  aanwobal,  gewebasa 
leratMä  sie  UUU  gaaac. 

RecRRKT  («M  Miiiir)  t.  ttl: 
die  aeacQ  «hran,  die  ika  «ubiSaki,  aiad 

wie  frsfnd«  kleMer.  «e  aaa  atabt  tsebt  p 

bU  wir  durch  SAets  tfagea  ris  jMsrabasa. 

Scmtxsa  IMutkiBk  t.  0  IS.  tl ; 

(«lese«  no<  to  tkeir  mould,  but  mtk  Ik»  mid  ^  wsr.  bis 
wir  sie  durch  Öfteres  tragen  gewAhnt  sind  Wibuuid. 
RSCUBNBURO  ».  «.}. 

c))  si  sogens  tob  kindhdt  aof  bert  and  arbcitsaai. 
auf  das  si  der  bM  gewoneten  und  wol  erstarkten  Avrn- 
TiN  (ßeut»dt»  tknm.)  l.  S4S;  jr  alter  mOst  meinr  straff 
gewonen  H.Sachs  s.  i.  loi*;  da  aiaebt  sie  zu  beiden  theiln 
der  durst  unsinnig,  dasz  der  asasstduiit  ward  zum  blut- 
durst:  hier  aaai  gawonten  sia  des  krieg*  Fischart 
Oarg.  (88)  80S  AUebem;  gewoatstt  aller  hertikail.  tiij  oad 
kelten  Avkxti!«  {bmgr.  ekron.  i.  isi)  4,  886;  die  BMasehen 
lernen  Ton  Jugend  auf.  fmst  und  bitsa  «itiaflsa:  ge- 
wohnen auch  des  Unglücks  BcTSCaKT  Asttesa«  «&s 
».  888 :  naobfebaads  gewohnte  alt  dieser  mhhiieligkriien 
SiMROCK  I.  407;  da«{  je  linfar  der  mensch  auf  der 
weit  ist.  je  mehr  gewohnet  er  derasibaa  die  mU  mrnkr- 
keit  (1881)  Opbi.  m.  Cohn  SO^dAr.  krifftTt; 

wo  Jr  wall  Meilwn  lanf  ta  Rom. 
•■k  carh  nit  »teilen  all  t«  tivm 
oad  awer  ehr  m  sehr  ait  eebaaea 
Ir  aiSsst  ass  isaass  weis  gswabaea  . 

B.  WaUMi  As|MS  («.  ••)  8.  77  JTart.- 


vgl.  »tkon     seiner  weise   gewoaea,    and   gedAlUt  "/"O 
Luther  s.  ts«*  Jemm. 

d))  «ir  müssen  der  8<hrifn  gewonenn.  die  do  nennet 
'geschlecbte'  die  folge  der  natürlichen  Lziciitang  odder 
gepurt  Li'THKR  (das  wmfmififmt  i&si  T.  sr;  iTnMar.  aaa. 
ee  wir  hinein  .in  ilas  mnrngtliMm  kommen,  so  mttssea 
wir  der  sprach  gewonen.  als  nimlich  des  worls  marn- 
mon.  des  worts  haben  die  Juden  gewonet  ausz  der 
hebräischen  sprach,  das  müssen  wir  auch  gewonen. 
gleich  wie  der  wort .  alleloia.  amen  .  .  .  [jrreäitl  iMS) 
10,  8  ».  tn-,  genmu  so  18, 88?;  Mi,  88:  (der  spracbe)  IS,  m: 


6495       GEWOHNEN  2,  b  (ihr  gewohnt  es) 

(dieser  worl)  2i,  66;  das  sind  tieffe  und  rechte  Paulische 
■wort .  .  .  darumb  müssen  wir  sie  etwas  ausstreichen, 
das  mans  ein  wenig  verstehe  und  seiner  rede  gewone 
6,  35^  Jena;  das  sie  des  lateinischen  gewoneten  unterr. 
d.  visitatoren  (1554)  K^  a;  das  sie  der  Sprüche  der  schrifft 
gewonen  und  beten  lernen  Melanchthon  apolog.  Augsb. 
conf.  160  (corp.  doctrinae  Christianae) ;  dieses  worts  müssen 
wir  bei  diesem  gebot  gewohnen  J.  B.  Schupp  Schriften 
191  (gedenck  dran);  wir  Christen  müssen  solches  trosts 
gewonen  Luther  5,  528*  Jena; 

drum  wer  heimlich  dut  naschen, 

musz  gewonen  gespotes  vil 

und  sich  lassen  auszwaschen. 

Hans  Sachs  fab.  u.  schw.  i,  495 ; 

wer  geruhig,  still  vnd  wol 

leben  soll, 
musz  des  gäückel-wercks  gewohnen. 
Robert  Robertin  in  H.  Alberts  arien.  neudruck  s.  161 ; 
dazu  vgl.  mit  aecusativ  (s.  das  pronominale  neutrum  bei 
Luther  lO,  3,  273):   dasz   der  papagei  die   red  gewohnet 
buch  d.  liebe  238,  2;    damit  sie  gute  sitten,  die  sprachen 
und  hoffzucht  gewohnen  Fronsperger  kriegsb.  3,  148''; 

mein  kind,  wird  sie  der  frau  mutter  lere  bald  gewohnen? 
Chr.  Weise  baur.  Machiavellus  63; 

(viel  gew.)  komödie  v.  d.  bösen  Catherina  149; 
er  lernt  gefahr  und  müh  vertragen, 
gewohnt  der  bösen  mäuler  höhn. 

Günther  ged.  174; 

wie  selten  kennt  die  ehrbegierde, 

das  glück,  das  sie  zu  wünschen  pflegt ! 

das  reutzeug,  die  gewünschte  zierde, 

wird  diesem  füllen  aufgelegt. 

man  führt  es  streichelnd  hin  und  wieder, 

dasz  es  den  zwang  gewohnen  soll. 

Gellert  {das  füllen)  1, 13; 

steig'  glücklich  auf  die  thronen, 
du  wirst  des  thrones  glück  doch  fühllos  bald  gewohnen 
und  sehn,  dasz  jener  dort,  den  eine  hütt'  umschlieszt, 
der  wenig  hat  und  braucht,  drum  noch  nicht  elend  ist. 

{moralische  gedickte:  reichthum  und  ehre)  2,  24; 
vielleicht  —  noch  ehe  du  dein  glücke  wirst  gewohnen, 
noch  ehe  du  es  durchempfunden  hast  — 
flieht  einer  von  uns  nach  in  die  verklärten  zonen, 
für  dich  ein  alter  freund,  und  dort  ein  neuer  gast. 

Lessing  {öden:  der  tod  eines  freundes)  1',  142. 

e))  welche  wann  sie  einen  landtpfleger  bekommen,  so 
thun  sie  jhm  stracks  alle  ehre,  gewohnen  seiner  und 
glauben  so  gewisz  dasz  er  fürgesetzter,  als  dasz  jhr 
könig  seidt  Opitz  übers,  v.  Barclay's  Argenis  (l,  3,  6) 
1,  455.  vgl.  (meins  volcks  gew.)  Frisghlin  bei  H.  Fischer 
a.  a.  0.; 

du  must  getultiglich  desz  gastes  {Cupido)  nur  gewohnen : 
wiewol  er  seinen  wirth  thut  zimlich  schlecht  belohnen : 
das  hertze  zündt  er  an,  die  äugen  macht  er  plindt .  .  . 

Opitz  teutsche  poemata  68  neudruck; 

wie  kan  ein  gesinde  seiner  herrschafft  und  hinwiderumb 
die  herrschafft  jhres  gesindes  in  so  kurtzer  zeit  {bei 
vierteljähriger  kündigung)  gewohnen?  Colerus  119*»; 
dazu  vgl.  mit  unsicherem  casus:  also  das  sie  {Griechen 
u.  Sicilier)  zu  beiden  teilen  in  kuntschafften  kamen, 
einander  gewohnten  Herold  Diodorus  (1554)  238. 

6)  unpersönliches  subject  ist  bei  gewohnen  wenig  be- 
obachtet {zur  mundart  s.  o.) : 

er  nahm  ihn 
zu  sich  in  einsame  wälder,  und  führt  ihn  der  Weisheit  entgegen, 
hier  gewohnte  sein  unverfälscht  herz,  den  höfischen  lästern 
unzugänglich,  die  rauhe  tugend  und  arbeit  zu  lieben. 

Wiei.and  Hermann  1,  v.  68  {s.  dtsch.  litt,  denkm.  6,  13); 

diese  wort  waren  bei  der  Argenis  nicht  übel  angeleget, 
unnd  jhr  gewohnete  solchem  weisen  gespräche  desz 
Anervest  gehör  zu  geben  Opitz  übers,  v.  Barclay's  Ar- 
genis  (2,  3,  4)  2,  172. 

c)  stärker  breitet  sich  der  absolute  gebrauch  aus,  theil- 
weise  vorbereitet  durch  Ortsbestimmungen  an  stelle  des  ob- 
jects  oder  durch  engere  Verwendungen  von  gewöhnen  {s.  d.)  in 
bezug  auf  die  thiertcelt  nahe  gelegt,  doch  kommt  auch  aus- 
gesprochen absoluter  gebrauch  mit  bezug  auf  personen  vor. 
*f)  ich  mein  sie  soll  wider  her  gwohnen 

und  mit  der  zeit  selbst  bei  uns  bleiben. 

Jacob  Ayrer  {schöne  Melusine)  2,  340»; 
nachdem  wir  erst  den  ofen  haben  verschmieren  lassen, 
der  gestern  abend  über  die  maszen  rauchte,  wird    nun 
unser  zimmer   ganz   freundlich   werden    und    ich    hoffe 


GEWOHNEN  3,  a  (gewohnt  haben)       6496 

einzugewöhnen  und  auch  etwas  zu  arbeiten  Göthe  briefe 
11,  253;  dazu  vgl.  ein-  an-  zu  .  .  .  gewohnen  bei  Sanders 
3,  1651». 

ß)  darnach  treiben  sie  {die  ferkel)  mit  der  sau  zu  ij 
felde,  so  gewonen  sie  desto  besser  Colerus  hausb.  331 ;  ' 
so  mag  man  auch  in  diesem  monat  bienen  kaufen,  und 
an  ihre  gewisse  stelle  setzen,  dasz  sie  gewohnen  und 
den  flug  lernen  calend.  ll;  dazu  vgl.:  die  fenster  {der 
tcarmhäuser,  in  denen  man  fremde  geu-ächse  übertcintert) 
läszt  man  erstlich  eine  Zeitlang  offen,  dasz  sie  {die  ge- 
wächse)  allgemach  gewohnen  Hohberg  l,  622». 

y)  ob  es  wol  gewont  mit  zücht  und  sinn 

wurt  man  nach  langer  zeit  wol  inn. 
Sebst.  Brant  übers,  d.  Moretus  v.  75.  Zarneke  s.  143; 
ihr  müst  euch  eine  weil  gedulden 
bisz  ir  ein  wenig  gwohnen  thut. 

Jac.  Ayrer  (griech.  kayser)  178*>; 

wir  meinen,  ihr  solt  gewohnen  schier. 

{Mahumet)  161*'; 

man  soll  den  schwachen  dienen  so  lang  bisz  sie  ge- 
wonen und  lernen  (Melanchthon),  annotat.  z.  d.  Römern, 
verdeutschet  s.  64;  sein  verhalten  heist  behalten  .  .  .  sein 
wachs  heist  Wechsel,  sein  gewohnen  heist  gewinnen 
Abraham  a  S.  Clara  Judas  d.  erzschelm  2,  203; 

mit  goldnem  kämm  der  herrin  haar  zu  schlichten 
begann  romantik,  tadelnd  sein  gewohnen 
sich  widersträubend  in  die  höh'  zu  richten. 

Loeben  {reise  zum  Parnasz)  125  Pissin. 

3)  der  Wettbewerb  zwischen  den  Verbindungen  gewohnt 
haben  und  gewohnt  sein. 

a)  die  Verbindung  gewohnt  haben  ist  schon  aus  der 
mittelhochdeutschen  periode  mehrfach  belegt  {s.  sp.  6485): 

got  habete  sin  gechose 
mit  deme  guten  Moysese 
er  big  in  daj  er  sich  badete, 
als  er  gewonet  habete. 

bücher  Mosis  52,  7  Diemer; 

si  mugen  niht  gephlegen 
tozelns  mit  uns  Swäben, 
als  si  gewont  haben 
mit  den  an  dem  gemerke : 
wir  phlegen  solher  sterke, 
daj  si  daran  sint  betört. 
Ottokar  österr.  reimchron.  25357  SeemüUer; 

und  spfs,  alse  ein  fürste  hat 
gewont:  die  gab  man  tougen  im. 
Ulrich  v.  d.  Türlin  Willehalm  LXIII,  13  Singer  s.  84; 

desgl.  {s.  u.)  CCCXXI,  21  {s.  372);  nu  sach  der  priester, 
das  er  siech  was  und  und  erkante,  das  er  hate  wirth- 
schefte  gewont  und  sante  im,  des  er  von  der  kircheu 
haben  mochte  der  veter  buoch  69  Palm; 

da  von  ich  minen  alten  site 
ungeme  wil  vermiden : 
ich  muog  echt  aber  liden 
den  kumber  des  ich  hän  gewont. 
Konrad  v.  Würzburg  troj.  krieg  215  {var. .-  gewent) ; 

ähnl.  (den  site)  Freidank  108,  17;  (der  kost)  Renner 
237.53;  (dag)  4661 ;  (anders)  Seifr.  Helbing  2,  .56  s.  Zarncke 
z.  narrenschiff  Sil**,  der  höhepunkt  der  Verbreitung  fäJlt 
in  die  ältere  zeit  der  neuhochdeutschen  periode,  in  deren 
weiterem  verlauf  die  Verbindung  vor  dem  nachdrängenden 
gewohnt  sein  zurückweicht,  auch  wo  sie  sich  anfangs  noch 
behauptet,  ist  sie  nicht  mehr  entwicklungsfähig  und  halt 
sich  in  den  gezogenen  grenzen,  so  greift  sie  kaum  in  das 
gebiet  von  gewöhnen  über,  mit  dem  sich  gewohnt  sein  häu- 
figer kreuzt,  als  eine  ausnähme  vgl.:  die  erträglichkeit 
scheinet  im  anfang  so  bitter  als  gifft  zu  sein,  wenn  man 
sich  aber  darzu  gewohnet  hat,  so  wird  sie  honig-süss 
Olearius  verdeutsch,  d.  pers.  baumgartens  i.  buch  10.  cap.; 
dazu  vgl.  die  mundartliche  Verschiebung  bei  Gotthelf  in 
der  ersten  ausgäbe  von  Uli  der  knecht,  die  in  der  späteren 
redaction  getilgt  wurde:  wie  man  sich  gewohnt  hätte,  zu 
rüsten  und  .  .  .  die  wäre  gewohnt  wäre  zu  geschänden  {be- 
schädigen) 178  Vetter  {cap.  13;  wie  man  sich  gewöhnt  hätte 
ausgäbe  von  1850).  auxh  für  die  unpersönlichen  fügungen 
finden  sich  kaum  ansätze:  ist  ein  kleine  arbeit  so  sie 
haben,  alle  tag  ein  stunde  lesen  —  so  hats  auch  die 
zunge  gewohnt  Paracelsus  {Straszburg  1616)  l,  371*. 

«)  gewohnt  haben  mit  der  richtung  auf  subjective  be- 
thätigung: 

l))  m,it  infinitiven  und  objectsätzen. 


6497      GEWOHNEN  8,  a  (gewohnt  haben) 


GEWOHNEN  %  •  (f«wobot  haben)      6406 


a))  in  ganzen  brflderliohen  Iritwen  .  .  .  wie  dann  die 
fromcti  eiHKnoMHen  iewellen  geln  einandern  te  tAnde  ge- 
wont  hund  Dikdol»  S(:iiii.i.inu  B*m»r  ekromik  i.  tt 
{xwßff.)  Tobler;  es  aint  ottUohe,  die  gewont  haben  nach 
wolluHt  (ton  tIeiMoh  ntil  unkeuwoheit  su  leben  M.  v.  Kkm- 
NAT  Chronik  Friedriek»  I,  IIS;  die  kunokel  ist  ...  dm% 
creUt/  JeHu  ...  die  kunckel  an  ir  selbs,  der  steck  dar  an 
man  den  ilaohs  bindt,  icli  woisz  nit  wie  im  nennen. 
icti  hab  nit  vil  kunokoln  zu  npinnan  gewonet  ürilbh 
V.  Kki8KRSBER(J  {geüiU.  »pinuerin)  grmnatapfri  (151«)  La^; 
der  hett  gewonet  ulT  dem  lotterbet  su  liegen  ekrisU. 
bilgeratk.  (löia)  Ca«  m.  a..  da«  die  xeitte  Yor  über  was, 
in  welcher  .  sie  gowonrt  het  aulT  zA  stehn  Wahbkck 
»ehüm  Magelone  {eap.  \U)  so  bollt;  (*r)  lange  ze  fasten 
nit  gewonet  het  Ariuu  vtrdtuUtk.  da»  deeameron»  a.  M; 
wann  sein  volok,  das  Tormals  .  .  .  frost.  hunger  und  alle 
not  zA  leiden  gewonet  hott  CAHnAcii  verdeuUekung  dm 
lAriita  iü';  er  bot  von  jugent  auf  gewont  und  gelernt 
mit  andern  louton  zu  schaffen  Avk.ntin  (Aaycr.  ekron. 
•  ,  148)  ö,  Ml;  es  liabcn  gewonet  die  römischen  binchotT. 
unsere  vorfaron,  auif  dis/es  fest  zu  üben  die  waffen  der 
geroohtickoit  Lutiikh  (httlla  eoanae  domini  eap.  i)  8.  «M 
H''. ;  ebenao  8,  6X1 ;  wolclior  ir  {der  tUpkanten)  zu  reuten 
nit  gowont  hat,  dem  ist  es  ein  unangenehmes  thier 
S.  Frank  urltbuck  iuh*;  welcher  gern  leuget,  der  hat 
aucli  gewohnt,  falsch  zu  sweren  Kuthciiky  katul.  «M; 
er  hatt'  es  nicht  gewohnt,  vor  irgend  einem  tode  so  ta 
erschrocken,  wie  vor  dieaem.  Jkam  Paul  Titan  8,  7;  ich 
habe  es  vielleicht  nicht  gewohnt,  zu  lieben  4.  174. 

b))  ein  alter  nar  ninr  sei  nit  schont 

sw&r  JBt  recht  tliAn,  der«  nit  hat  gewont. 
S.  Brant  narrmurh.  (!>,  34)  8^  Zarndte;  rgl.  amek  :  81t^: 

die  jungen  rotznascn  habens  gewont,  wann  man  sie 
bitt,  dasz  sie  sich  verwent  machen,  meinen,  man  mOge 
niht  on  sie  sein  buch  d.  lieb«  S15,  8;  das  sie  nicht 
fleisch  essen  sollten  und  der  gleichen?  hatten  sie  es 
doch  im  gesetz  Mosi  wol  gewonet,  da  sie  viel  solcher 
eusserlioher  gesetz  muston  halten,  und  waren  ihr  lebtag 
darinne  erzogen  predigten  Luthers  «.  vtrka  U,  5&1  Weimar; 
gans  ähnlich  Gf.ii.kk  iriinden  de*  mund»  4^  («.  gewohn- 
hoit);  essoi  .  .  .  ein  sect  der  Juden,  die  sich  von  weit>em, 
wein  und  fleisch  enthielten,  haben  allzeit  vil  gefast, 
und  desselben  so  gar  gewont.  aU  betten  sie  es  von 
natur  Simon  Rot  F.  e**:  hirrumh  .  .  .  freundlich  gebeten, 
sich  solcher  weiss  abzuthun.  war  sein  aotwort,  er  bette 
es  nun  gewöhnet,  vcriniicht  es  nimmer  lasaen,  er  mOtt« 
voll  sein  Kirchiiok  urt%dunmutk  «,3,  110),  t,  488  OeaierU^: 

wi  mag  icli  gAtea  Ober  sl. 
den  ich  bab  vor  gewonet  ni 

Schwartzknbbro  114,  1; 

den  sie  müde  was  und  gewachet  hett  die  gantzen  nacht, 
des  sie  nicht  gewonet  was  Warbbck  d.  »ekönt  MogaUmt 
(eap.  18)  4«  Bolte;  thunt  als  sie  gewont  haben  Giilbr 
ekrisH.  bilgrraek.  CS*;  so  man  bisher  gewonet  hat  LuTiiKR 
8,  854*  Jena ;  ging  ...  in  sein  herberge,  doch  frolicher,  wan 
er  gewonet  was  Warrkck  die  »eköna  Magetona  {cof.  11)  M; 

ich  wil  mit  nein  (en  MOnichen  laolTea, 
di«  und  niohr  g«tolne  wahr  verkauffen 
am  wnchonmarckt.  wie  icha  hab  fwant. 
Hans  Sachs  v<<rr  rotsdieb)  17,  104  KeUer  m.  OHaa; 

wir  sein  also,  wie  wir  gewont  haben  Pacli  aekimpf  und 
ernst  SM;  ebenso  Wakheck  acköne  Magelone  {eap.  tl)  65; 
in  dem  .  .  .  zechte  mein  camerad  im  palmwein  immer- 
hin täglich  fort,  wie  er's  angefangen:  und  nunmehr  ge- 
wohnt hatte,  bisz  er  endlich,  lung  und  leber  entzündete 
Grimmrlshausbn  Stmpl.  im  neudr.;  Oknl.  (welches  ich 
.  .  .  nicht  gewöhnen  konte)  875. 

2))  ium  attbstantivobject  fökran  a%tbatmHtipiria  it^miHra 
über,  die  hier  beaondera  uMreiek  belegt  sind:  betten  nun 
mCr  des  fliehens  dan  des  8t6ns  und  fochtens  gewont 
AvENTlN  {bayer.  ekron.  8,  18)  5,  87;  haben  auch  nur  de« 
nemens  gewont  (i,  >18)  4.  518; 

bei  scheiden«  ich  nit  fwoat  so  vil  .  .  . 
G.  Förster  /n>cAe  teutaeka  Madtetn  (8,  14)  las  Marrtaga; 

dazu  vier  lund,  hfibech  jang  knaben, 
die  werchens  onch  nit  gewooel  haben. 

N.  Manuel  (com»  p<qMl  «.  «.  prtaatanek^ 
^BsdMcMqiMe  (18M)  18; 


dM«  kriegens  leb  gawohnat  bab  J.  Smaita  lUma  (C) «.  M^; 
dann  ich  hatte  de*  gutzlooa  and  betteln«  wohl  gewohnt 

TllOMAM    l'tJiTIKn   «I. 

«•))  deaaelben  wein  kaaflen  dann  die  üthtm  md  wani 
laut,  MMb  geranl  leut.  die  in  nit  ■hpreahen  wetten  mai 
die  dar  ful  gewont  hetao  Enn.  SÖiOneTAB  «. 
aUtdlaekron  t.  851 :  es  sint  «tUieb.  die  bdMa  fawont  i 
wollebens  und  babea  da«  Ir«  boalieb  veriMit  mit 
und  drincken  M.  v.  Ksmnat  ekrwmUt  Ft  imkitka  1.  «.  ui; 
darumb  iMlib  du  in  dinem  leben,  daa  do  gawooat  baat 
.StrinnAwbi,  Aaaop  188  (MaUrlag.  arl>aitt«Q  mag  iah  Bitl. 
bettlen  Mbam  ich  mieh,  gAtM  laben«  bab  icb  gawonl 
Ebbrlin  V.  GCnzburu  f.  78  mmtdr.:  dmnt  9fL  waU  m- 
euaaiim:  iwei  Jahre  ungafllhr  hatt«  ich  xogebrBebt  and 
da«  hart«  aremitiseh  l«b«n  kaum  i^wobaat  Gbimmblb- 
HAU88N  (Simifl.  1.  1.  It)  1.  88  KatUr; 


mtb  «ad  arMl  bat  er  giwiait  (aar.  laD. 
H.  Sacim  (ßpr.  tUam,  aap.  U)  If,  tM  ItaBar  a.  Oaataa: 

die  gut  frauw  (dwaialer»)  aber  hat  der  maierei  gar  Bit 
gewonet,  blib  aulT  irem  alten  (hmmarm)  gebrauch  Wickbam 
iroUwagenbüeMeiH  eap.  91)  S,  11«  JMUii;  leb  hab  unglüeks 
gewont  S.  Frank  apr.  t,  st;  aüt  mec.  der  glOc 
welche  ich  vor  disem  in  fridszeiten  in  dem  liaoas 
liebsten  vatters  gewohnt  tiabe  B.  ScHurr  ifunui  rtiA  $. 
•r.)  aekrißen  771;  i«gl.  sie  hatte  lanffewette  eebon  gewohnt 
Jkan  Paui.  ^inIm«  FucUin  ».  80; 
doch  ward  er  ofll  mit 


blieb  ia  der  lag  b«h8Et«e 
atäli  fkMMi 


daraaeh  dar  ka«eht 
weil  «r  dar  Mg  aew«««!  hat 
H.  Sacaa  (4.  wartugana  kaoMi  M- 

vgl.  (der  sünd  gew.)  M.  Fihchrr  sritwil.  wk.;  die  band 
sich  all  sttsamen  verpunden  and  der  iBaberai  nnd  der 

bUeberei  gewonet  dtaek.  aiOdtt.  ekrom.  t  {ÄmgaÄg.),  117; 

fBr  stallboben  ood  renteraluiabea. 
die  raab  aad  mord  tswoael  habm, 
kaaa  ataaaad  gaefsam  bMsa  «leb. 
G.  RoixBNHAoaM  ftaadmtmaakr  (f.  t.  7)  1,  tei  OeedsBr; 

wann  die  seel  aiBaseo  voa  in  Ibaa 
nnd  als  veriaaaen.  waa  sto  baa, 
aaff  da«  if«  ait  daa  «ehUI  beaehaaru. 


H.  Sack«  (CBtmi)  7.  S  KaOar. 
ß)  erlebmima,  4ie  «en  «m«s»n  am  da»  tm^faei  knmmkwkn, 
werden  kier  nur  luwA  im  auhatantir/orm  amgagliaäari,  aU 
attanakmte  aua  dar  älterem  apraeka  vgL: 


ULRirii  V. 


auch  hei  Alraa  aB  dia  aMÜ 
(•woni.  dat  il  waa  ganm  dt. 
o.  TOau?«  n'oisAalai  OGCXXI.  tt 


Magu  a.  87t: 


(/«Uli  vgl.  darumb.  das  ain  schauff  gewonet  bat.  dag  ee 
iec;  gemolken  wArt,  i«eg  gaecbom.  so  leai  aa  «ieb  fem 
ziehen  Stein höwbl  Amof  18;  do  gieng  ee  nrier  etei 
Ubell ;  wen  ich  do  onb  brol  «eng.  hatt  man  deeeen  nit 
gwont  Th.  Plattbr  »  Feektar. 

\))  äugen,  di  gewont  haben  der  Tiiutemoss.  di  mögen 
niht  ang«««b«n  das  hht  drr  hohsten  warheit  Jon.  v.  Nbo* 
WARBT yamde  Aaguaüm.  aolüoq.  .S4'  ao  SattUr  jaettii  »aattati 
tamakria);  donoch  als  die  criaten  der  spi»ea  and  de«  lalle« 
in  der  heidenschafl  nAt  gewonet  bettent  Twinobr  v. 
KöNloaHorBN  a.  dtaeka.  sMdht*i«w.  a»  57»: 

das  foMt  iai  kau 
aad  Wirt  des 
daao  ei  der 
Th.  Mi-a.<«Ba  aarreataMfew.  (»O  lU 

daaa  ich  vea  ir  hab  «ia  got  wlaMn. 
aas  si  gwaot  aal  aar  galaa  piaaaa. 

J.  Paoan-  (aam  umatartal  «Mwa)  87  iTMMtr; 


(gAter  schleckl>iMlein  gew.)  Cocrlabob  traf.  Jak. 
Hmattm  ».  «8  meudr. .  vde*  brotea)  Schwabtkbbbbro  NB.  1; 
(gatter  apiaa)  Elsbrt  Staobi.  Man  d.  «lAailua  «w  7V«« 
18  Vamr:  (gnter  tranck  and  «ysjas)  Hajib  Sachs  i,  aae 

(MtnOerf  1878); 

«a  ist  histbar  ait  fsia  oda  «M. 
das  ich  bab  «»fcAer  «pisa  gsaiail. 

Wagtm*  Jakmmäa  (UM)  M  \*; 

die  v&glein  dieses  »amens  in  ihren  landen  gewohnt 
hal>en  Tabernarm.  Ut:  die  keiserin.  welche  hart  ge- 
fangen lag,  thet  nicht«  andres,   dann  «clihen  .  .  .  denn 


6499        GEWOHNEN  3,  b  (gewohnt  sein) 


GEWOHNEN  3,  b  (gewohnt  sein)         6500 


sie  hatte  desz  lägers  nicht  gewohnt  buch  der  liebe  2,  i; 
ähnlich  Grimmelshausen  Simpl.  146. 

2))  du  solt  auch  wissen,  die  gros  gesuntheit  lit  an  den 
dingen,  der  man  gewont  hat  Ortolf  arzneibuch  (1477)  4"; 
du  hast  der  kunkel  nit  gewonet,  du  hast  sie  nie  in  die 
hend  genomen  Geiler  v.  Keisersberg  (spinnerin)  granat- 
apfel  L  3'! ;  ...  und  du  im  kloster  nit  getriben  wurdest 
wider  got  zä  thon,  magst  du  auch  bleiben  im  kloster- 
standt,  des  du  gewonet  hast  Eberlin  v.  Günzburg  {aus- 
gang  vieler  Jclosterleute)  2,  130  Enders,  vgl.  auch  2,  16 ;  ver- 
schonet der  unwissenden  und  schwachen  gewissen,  wann 
sie  haben  des  worts  gottes  nit  gewont  Hans  Sachs  vier 
dialoge  71  Köhler;  ähnl.  (derselbigen  evangelien)  N.  Her- 
MAN  sonntagsev.  9  Wolkan;  (der  bibel)  klag  v.  Luther  u. 
babst  s.  Schade  3^,  139; 

mancher  der  sitten  wenig  schont! 

das  schafft,  er  hatt  sin  nit  gewont 

und  ist  gezogen  nit  dar  zu 

des  hatt  geberd  er,  wie  ein  kä. 

S.  Brant  varrensch.  (9,  22)  12*>  ZarncJce; 

dazu  vgl.  {mit  acc.)  er  hat  schon  von  seines  gleichen 
her  keinen  andern  ton  gewohnt  als  den  geselligsten 
freih.  büchl.  131;  das  haben  nun  die  grossen  gewohnt 
Jean  Paul  unsichtb.  löge  3,  79. 

3))  er  {kaiser  Karl)  sagt,  er  möcht  ir  {der  töchter)  nit 
geratten  und  von  im  tuen,  het  ir  gewont,  würd  im  die 
weil  nach  inen  lang  werden  Aventin  {bayer.  chron.  4,  34) 
5, 149  {var.  wer  ir  gewohnet),  ebenso  (2,  12)  4,  607 ;  hoc  turbat 
discipulos,  die  sein  {Christi)  nun  gewont  hatten  Luther's 
predigten  s.  28,  53  Weimar. 

b)  die  Verbindung  von  gewohnt  mit  dem  verbum  sub- 
stantivum,  in  der  die  entsprechenden  Verwendungen  von 
gewohn  {s.  o.)  iceiterleben,  steht  im  mittelpunkt  des  leben- 
digen Sprachgebrauches,  icie  das  die  buchungen  schon  er- 
kennen lieszen  {vgl.  auch  dictirn,  sagen,  ains  sagen,  ge- 
wont sein  zu  sagen  Simon  Rot  E  7''),  zeigt  sich  das  gleiche 
auch  in  den  mundartlichen  Wendungen,  ivo  solche  an- 
geführt iverden:  ich  bis  amol  sus  gewand  Gerbet  310; 
ich  sin  gewihnt,  ich  bin  gewohnt  Follmann  {Lothr.)  203*; 
ik  seit  son  gewünt  Bauer-Collitz  40»;  ich  kannt  nicht 
erst  gewennt  warn,  ich  kann  mich  noch  nicht  daran 
gewöhnen  Danneil  246»;  det  bin  ick  schonst  jewohnde 
H.  Meyer  der  richtige  Berliner  5,  53»;  vgl.  auch  ghewoent 
sin   OUDEMAN   2,  668. 

bei  dieser  Verbindung  ist  auch  am  häufigsten  die  Zu- 
sammenstellung mit  gewöhnen  beobachtet,  unter  dessen 
einflusz  sie  mannigfach  steht  {s.  sp.  6501  jf.)  und  in  dessen 
gebiet  sie  auch  vielfach  übergreift: 

darnach  man  mirs  für  setzet  gut, 
die  gennsz  vil  bas  dann  haidel  prei, 
wie  wol  ich  bin  gwont  allerlei, 
dann  mein  maul  mus  ich  also  gwenen, 
das  offt  übel  frist  mit  guten  zenen, 
es  wais  wol  von  deurung  zu  sagn. 

P.  Probst  {v.  einem,  freihirten)  731  Kreisler; 
eins  unser  Sprichwörter  sagt :  'er  ist  zum  brot  gewöhnt, 
er  kommt  wieder',    mit  demselben  rechte  kann  es  auch 
heiszen:    'er    ist    briete    gewohnt,    er    geht    nicht    weg' 

F.  L.  Jahn  l,  129;  vgl.  auch  Woeste  {s.  o.  sp.  6488); 

(Maxi)  o!    fühlten  sie, 

wie  mir  zu  muthe  ist !  —  seitdem  wir  hier  sind  — 

so  an  mich  halten,  wort'  und  blicke  wägen! 

das  bin  ich  nicht  gewohnt!     {Gräfin:)  sie  werden  sich 

an  manches  noch  gewöhnen,  schöner  freund ! 

Schiller  {Picc.  3,  3)  12,  133/. ; 
ebenso  Göthe  ('was  wir  bringen'  3)  li,  275;  dagegen  vgl.: 
er  ist  sich  gewohnt  hier,  ein  neuer  (.')  musz  man  erst 
wieder  b'richten  Gotthelf  Uli  der  knecht  {c.  16)  *.  234 
Vetter;  wie  man  sich  gewohnt,  so  sei  man  sich's  ge- 
wohnt geld  und  geist  346;  dazu  vgl.  auch:  die  scharen 
der  gemeinen,  welche  keine  wähl  hatten,  mehr  oder 
weniger  aufmerksam  zu  lernen,  und  nur  durch  eine 
eiserne    disziplin    in    den    sattel    gewohnt    wurden  .  .  . 

G.  Keller  {grüner  Heinr.  4,  2)  3,  21;  ich  bin  es  gewöhnt, 
dasz  man  mich  schön  findet  .  .  .  aber  ich  war  auch 
immer  gewohnt,  dasz  .  .  .  P.Heyse  {Judith  Stern)  II,  9  s.  79. 

ß)  der  gegensatz  zwischen  subjectiver  bethätigung  und 
objedivem  erleiden  prägt  sich  bei  dieser  fügung  am  sicht- 
barsten aus. 

1))  im  ersten  fall  tritt  die  substantivform  des  objecfs 
ganz  hinter  dem  Infinitiv  zurück,   der  hier  noch  häufiger 


belegt  ist  als  bei  gewohnt  haben  und  der  auch  an  object- 
sätzen  kaum,  eine  concurrenz  findet. 

wenn  ich  die  sklavenbande  nicht  zerreisse, 
so  ist  es  nur,  .  .  .  um  jene  .  .  .  heimatlosen' 
nicht  vor  der  zeit  dem  aug'  der  lehrerin, 
der  mutter  zarter  Sorgfalt  zu  entziehn. 
so  war  ich's  stets  gewohnt. 

Grillparzer  {Sappho  2,  6)  4*,  170. 
a))  die   angliederung   des   objects  im  infinitiv  läszt  der 
nettere  stil,  der  in  dieser  Verbindung  eine  bevorzugte  form 
gewonnen  hat,  vor  allem  für  die  bethätigung  auf  geistigem 
gebiete  eintreten: 

«))  da   der  zu  fusze  gen  nit  gewonet  war  Arigo  ver- 
deutsch, des  decamerone  130  Keller  {s.  oben  gewon);    vgl.: 
wenn  du  gewohnt  gewesen,  liebe  Schwester, 
auf  meereswogen  schaukelnd  dich  zu  wiegen  .  .  . 
RüCKERT  {edelstein  u.  perle)  3,  128; 
Abraham  .  .  .  der  .  .  .  nicht   gewohnt  war  zu  essen,   es 
kehrte  denn  ein  fremder   bei  ihm  ein   Olearius  übers, 
des  pers.  baumgartens  (2,  2)  27^^. 

ß))  wenn  sie  etwas  von  einem  frembden  sehen  und 
hören,  sie  immer  solches  vor  besser  und  schöner  halten, 
als  was  ein  bekandter  und  einheimischer  zu  thun  ge- 
whonet ist  J.  Kuhnau  music.  quack-salber  c.  2.  s.  litt. 
denkm.  83,  13;  (ists  gew.  am  wehsten  ihm  zu  thun)  Bür- 
ger 1,  167  Bohtz;  höflichkeiten,  die  man  einander  im 
gemeinen  leben  zu  bezeigen  gewohnt  ist  Gottsched 
vern.  tadl.  (1725.  2.  stück)  l  (1738)  10;  (gew.  liebe  zu  bezeigen) 
J.  Gotthelf  {bauernspiegel  l)  l,  14  Vetter;  sie  war  es  ge- 
wohnt, alle  leute  .  .  .  von  oben  herab  zu  behandeln  l,  26; 
wir  sind  gewohnt  dem  feinde  den  sieg  zu  entreiszen 
Lessing  {aus  'moeu^'s  et  coutumes  des  Francois'  s.  Ber- 
liner priv.  Zeitung  4.  l.  1755)  7^,  2; 

du  gehst  mit  vollen  segeln !  scheint  es  doch 
du  bist  gewohnt  zu  siegen,  überall 
die  wege  breit,  die  pforten  weit  zu  finden. 
Göthe  {Tasso  2,  3)  9,  154;  ebenso  Grillparzer  6*,  89; 

länder,  womit  du  zu  spielen  gewohnt  bist,  kann  ich  dir 
nicht  geben  Grabbe  {Napoleon  4,  2)3,  102  Grisebach;  archi- 
tekt  und  gärtner  verstehen  ihr  handwerk  und  sind  ge- 
wohnt mit  freiem  sinn  zu  arbeiten  Göthe  br.  33,  10;  sie 
verschloszen  die  seelen  der  menschen,  die  in  beiden 
geschlechtern  nur  thätig  und  wirksam  zu  leben  gewohnt 
waren,  bei  lebendigem  leibe  unter  knechts-  und  kloster- 
disciplin  in  öde  kerker  Herder  {ideen.  zusätze)  14,  526; 
das  gleiche  {Kalligone  2)  22,  139 ;  {ideen  10,  6)  13,  435 ;  weil 
es  .  .  .  schwer  ist,  grundsätze  .  .  .  umzustossen,  nach 
denen  man  seine  handlungen  einzurichten  gewohnt  ist 
Th.  Abbt  verm.  werke  6,  2,  27; 

noch  nicht  bin  ich  gewohnt,  vom  fremden  die  gäbe  zu  heischen, 
die  er  oft  ungern  giebt  .  .  . 

Göthe  (Hermann  u.  Doroth. .-  Terpsichore)  40,  245 ; 

daneben  ist  man  denn  freilich  in  Deutschland  die  Zeich- 
nungen so  hoch  zu  bezahlen  nicht  gewohnt  briefeii,  208; 
auch  war  sie  schon  gewohnt,  dem  heftigen  mann  in  vielem 
nachzugeben  H.  Steffens  was  ich  erlebte  l,  aoj^esgl.  (zu 
folgen)  Storm  l,  19  (i899);  überall  war  sie  aber  auch 
gewohnt,  unumschränkt  zu  gebieten  Wilhelm  v.  Polenz 
d.  Grabenhäger  1,  92;  es  wird  gewisz  ein  ehrbares  cafTee- 
kränzchen  sein,  welches  bei  dem  Überflusse  müsziger 
stunden  gewohnt  ist,  alles  zu  beurtheilen  und  durchzu- 
hecheln Gottsched  vernünft.  tadl.  (1725.  l.  stück)  l  (1738),  l. 
(zu  verspotten)  Pfeffel  j;ros.  vers.  5,  25;  (mit  einem 
achselzucken  zu  begleiten)  Herder  {br.  z.  bef.  d.  hum.  27) 
17,  137;  ich  bin,  wie  es  überhaupt  gebräuchlich  ist,  alle- 
mal gewohnt,  die  Schönheiten  meiner  schritten  zuerst 
anzumerken  Rabener  i,  149; 

es  gehen  beinah  in  dieser  stunde 
Souffleur  und  confident  zu  gründe, 
die  man  als  heilige  personen 
von  je  gewohnt  war  zu  verschonen. 

GÖTHE  (neueste  v.  Plundersweilen)  13,56; 

sind  gewohnt,  den  unschuldigsten  dingen  schuld  beizu- 
meszen  Herder  {kl.  sehr.)  18,  410;  man  ist  gewohnt,  die 
nationen  der  erde  in  Jäger,  fischer,  hirten  und  ackerleute 
abzutheilen  {ideen  ...  8,  3)  13,  310;  (zu  betrachten)  16, 118; 
(zum  gründe  zu  legen)  14,  398;  (zu  denken)  17,  299;  das  . . . 
darum  übernatürlich  scheint,  weil  es  ausser  dem  engen 
kreis  unsrer  sinnenweit  liegt,  den  man  irrig  mit  der 
natur    selbst    zu    verwechseln    gewohnt    ist    Wieland 


6601       GEWOHNEN  8.  b  (gewohnt  sein) 


GEWOHNEN  3,  b  (ftwohnt  wm)       6608 


(Agathodämon  4,  i)  M,  188;  der  beauch  von  Berliner  frem- 
den .  .  .  blieb  mir,  wie  die  frommen  sich  »uazudrUoken 
gewohnt  sind,  nicht  ohne  icgen  Qöthr  {Ug-  u.  jmkrt»- 
h^  1817)  8>,  isft;  sein  tafebooh  flel  ihm  in  die  «ugen, 
welches  er  aontt  lehr  ordentlich  eu  führen  (ewohnt  war 
iMMSnMANN  5,  IM;  inii|iemein  aind  di«  rednrr  und  poeten 
gewohnt,  mit  den  blumcn  Uhermäaaigea  lobea  und  zier- 
licher rcdona-ahrten  ihre  acliriftrn  zu  veranaohaulichen 
tchUniKhe  fürttenkrone  &77  (tflM);  (ihre  liebe  ...  zu  achil- 
dem)  Hrrdbr  u,  an;  (su  Terfleichen)  17,  l<7;  wir  aind 
gewohnt,  unsem  leacm  von  der  auafQhrung  einra  ge- 
dichtet Jedesmal  rine  o<lrr  zwo  proben  zu  geben 
Grrstrnbrro  a.  dtarh.  litt,  denkm.  1«.  ttS;  man  iat  ge- 
wohnt, der  seele  eine  menge  unterkrftfte  la  geben  Hrudrr 
(vom  erkennen)  8,  IM;  genau  ao  18,  100;  (lozoaobreiben) 
U,  470;  (zu  schieben)  15,  480;  (zu  achreiben)  17,  MB;  (zu 
stellen)  80,  M0;  (zu  bezeichnen)  w,  117;  zeiten  ...,  die 
man  die  Icindheit  der  TBiker  zu  nennen  gewohnt  iat 
{ehristl.  9chrift*tt)  19,  l.V):  genau  $oi7,  8S7,  805;  18,  118.  4SI. 
y))  ich  hOrete  dieaen  aententx  mit  groaser  ungedult. 
weil  ich  dergleichen  zu  vernehmen  nicht  gewohnt  war 
GRIMMRI.8IIAU8KN  Simpl .  MT  ueudr . ,  weil  wir  l)ei  Wirkung 
immer  nur  auf  atArke  des  eindrucka  zu  sehen  gewohnt 
sind  ÜEHDER  {ob  maUrei  .  .  .)  15,  S89;  die  minner  zeigten 
Kich  meist,  wie  iob  aie  bei  meiner  tante  zu  aehen  ge- 
wohnt war  GAtiir  (Meüter»  Uhrjahre  4,  18)  IV,  98;  jene  aind 
mehr  gewohnt,  der  gleichen  zu  hören,  als  wir  zu  aagen 
liameatM  ntfft)  45,  7d   Weimar; 

(könig :)  warum  verl&ufnaten  «ie  mir?  (kintgin:)  weil  ich 

es  nicht  eewohnt  bin,  sir«,  in  (efenwairt 

der  honinge,  auf  detinquenten-welw 

verhören  mich  zu  lannen. 

SoHiLitR  {d<m  CaHoe  4,  t)  6, 11,  848; 
nur  macht  es  mich  .  .  .  traurig,  da  ich  gewohnt  bin, 
alles  gute  in  deiner  geaellschaft  ...  zu  genieaaen  Göthr 
br.  8,  54;  dasz  ich  schon  gewohnt  bin,  um  meiner  freunde 
willen  zu  leiden  l,  IHI;  dasz  aie  den  grammatikem  un- 
begreiflich sein  mliste,  wenn  grammatiker  zu  begreifen 
gewohnt  wären   Hkhokr  5,  13. 

rf))  auch  unpemönliehe  aubjecte  sind  hier  wuhrfaeh  be- 
zeugt, meist  mit  peraonißcattQn  oder  bei  eoUeetivbegriffen: 
dieweil  .  .  .  seine  gifftige  zunge  und  feder  nur  hohe 
haubter  und  grosse  leute  zu  stechen  ist  gewohnet  Rist 
rf.  friedewilnaehende  TeutatMand  a.  17; 

ja,  ich  RchwCr'  e«,  das  erstemal  int's,  dass  frei  mir  ein  solches 
wort  die  zunge  verl&axt,   die  nicht  la  achwatsen  gewohnt  ist. 
GöTiiB  (Hermann  u.  Vorotk.:  Melpowtene)  40,817; 

die  fread,  die  si  {die  liebe)  gewonet  le  gebenn  ist 
(«  MM/oto  di  porgere)  .^Rtno  übera.  dea  «tooimrow«  t.  l; 
die  aohtung,  welche  ihr  nähme  zu  erwecken  gewohnt 
war  .  .  .  ScHiLi.RH  {^ach.  d.  frans,  unruhen)  9,  807;  daist 
nun  morgenland  gewohnt  zu  malen;  er  ruft  die  sonne 
und  schafft  den  mond,  das  jähr  darnach  zu  theilen 
Herder  {älteaie  urk.  n,  t,  4)  «,  M4;  «.  muek  oben  («p.  <aoo) 

(lOTTSCHED. 

b))  bei  der  angliederung  nominaler  objeete  tritt  tu  dem 
icettbeteerb  fon  genetiv  und  accuaaiiv  hier  auch  noch  die 
präpoaitionalverbinduHff  himu,  die  hier  meiat  den  ßigungen 
von  gewöhnen  entspricht: 

a))  die  angliederung  im  genetiv  trifft  trie  bei  gew.  haben 
gern  »ubatantivirten  i>[/iHitiv:  fluchens  seit  ir  gewont  aeker- 
itutnu  aus  Böhmen  s.  18;  dasz  sich  die  leute  verwan- 
derten, wan  .  .  .  ich  stets  über  den  bUchem  saai  wie 
ein  Student,  da  ich  doch  raubcns  und  blutvergiesaena 
gewohnt  gewesen  Grimmklshausbn  £K«i|rf.  ISO  neudr.; 
die  Jugend  ist  ohn  disz  des  sitzens  and  der  arbeit  nicht 
viel  gewohnt  Weise  <fie  drei  ärgaten  ertnarren.  neuäruek 
s.  36;  (des  Schweigens)  Stranitxky  ollapatrida  .  .  .  Fueka- 
mundi  {Wiener  neudrtteke  lo)  *.M;  (des  wandems)  Herdbr 
14,  886;  ^des  tragena)  Grillparzbr  7^  118  u.«.  vfL  Jtp.MOt: 

der  (hund)  war  gewont  der  grfwiicheit 
und  bisz  dem  kind  mt  Hecken  breit. 

FlsciiAHT  ßöhhat^  lt4A  ncudmck  5,  S4; 

solche  leute,  welche  von  vielen  zeiten  her  nicht  unter 
einem  scepter,  sondern  unter  einem  krummen  atab 
gelebet  haJ[>en,  sind  der  freiheit  gewohnet  Schupp 
schrifften  a.  3H4;  vgl.  auch  Butschkt  roaenthat  («o.  SM) 
a.  1098;  ich  hielt  mich  etliche  tage  bei  ihnen  aulT,  damit 
ich   dem   einen,    so   wegen  der  fernen  raise,   deren  er 

IV. 


niebt  gewohnt  war.  etwaa  iwplazJieb  worden,  aoaz- 
wartet«  GrimmbuiuaUUN  Simßl.  tn  mmtdr.;  (MUmt 
arbeit  gew.)  811;  lodam  tim  ahm  MldMr  bsfMMnfM 
gewohnt  waron  Hbromi  (iämm  4b  M)  Si.  «•;  ••  tfn^ 
kiMiBClMn  . . .  booUlMito  . . .  TorlMMlHi  IkrM  Mid.  and 
««MB  mtt  Bo  TiBl  whrtnr  4ff«lBH|Mt.  bIb  Smm  volk 
die  itBbbbbIb  fMb«n  gewont  wbt  Hbilmanm  var^tutaek. 
d.  TkuepSUm  lU»  (l7«o). 

ß))  doreh  arbeit,  ob  er  aie  gieieh  nieht  gewohnt  wnr 
E.  V.  Klribt  t,  14*;  in  jenem  hoben  ton  4ee  lobee  .  . . 
den  man  in  allen  beechreibangen  dieaer  TMkar  to« 
ihren  kAnlgen  and  beiden  gewohnt  ist  Hbiio«II  {iittm  •, 
it),  14.  51 : 

bte 


>te  Mwehnt  ms  ine  cahen, 
a  nSft  in  Jeder  wa*  i«m  ilel 
W.  liOixsn  (dBi  IrrKdM)  i 


tSOir«OWd; 

davon  za  aehleppen.  was  Um  alt«a  iadBM  ««f  dl«  bbMb 
praklizirten;  daa  war  nuw  n  got  tBwohal,  aJa  man 
noch  in  vorigen  diensten  etand  4ar  katukmlt  (Wiener 
neudruek  8)  a.  10;  aUna»  Q6mm  kr.  U,  «B;  wgl.  «mcA 
{Hamemua  neffe)  4».  »  IFaMinr; 


dann  neken  dteaeo  nAIden 
gab  die  natnr  «ae  aaek  die  Inet  an  verfarien  hn  aMan. 
•sd  aleh  daaaen  n  Area,  wae  jeder  Itmwt  favehnl  M. 
{Berm.  m.  DanOLt  MJlAfMliB)  4«.  t77: 

und  «r  versammlet«  der  edlen 

die  fludUarikk.  gewohnt  amn 

•nd  dieaaa  kaaMaa  wtrdic  wai 

HaoBoonn  t,  IM: 
wer.  der  Ober  aolcbe  materien  an  dl«  l«eUu« 
beaten  aelbatdenkenden  k&pfe  .  .  .  gewohnt  iat,  kann  hier 
leaen  Herder  (raeniMonm)  5.  tl8;  der  aQntliehia  dinc  lljet 
mit  atAte,  dk  er  an  fewonet  iat  tneiaier  Eckhart  at.  a. 
wt^atiker  t.  178; 

man  sieht,  da  Mat  nicht  aa  verlaat  fawohat. 

OdTiiB  {IpUgeml*  4.  4)  t.  75; 
(an  daa  befehlen  gew.)  br.  i.  f ;  (an  atrenge  ordnonf)  M^ 
151 ;  (an  jenea  leben)  lo,  n«;    dam  tyC    müt   ttmp$i9§m- 
liekem  aubjeet: 

an  aiHlrM  spiel  ist  ihre  haad  eewehal: 

den  drachen  saac  sie  saabriadi  la  daa  aehlaf. 

und  daa  klang  andera  als  data  raiaaa  Med. 

Gaii-t^Aazca  (Jltdm  4)  B*.  l«7. 

y))  tintMd  iat  Amt  «mcA  dia  betiakmmf  am  a^farfiaa 
ai{f  da»  objeet  der  uieJerholung  beleft  (rfl.  obm  OPtTB 
Argenia  8,  178  tu  gewobnen\  jene  freiheit,  die  den  «ttK- 
btMven  gebrauch  ao  atmrk  beherracht:  ihm  iat  alles  ao  ge- 
wohnt von  vater  and   matter  her  mtaUr  MOller  i.  M. 

8))  «ro  die  oöjaeia  an  daa  aubjett  een  mmaaen  kermit- 
treten,  iat  tnedmia»  die  mt^form  fffm  die  nomümmlform 
bedeutend  im  nmektkeiL 

d))  ao  gar  aind  die  groeaen  berm  gewonet.  daa  man 
ihn  heuchle  and  aohmeichle  Ll'thkr  {antmtrl  deutack 
«h/*  könig  Heinrieka  bück.  15*8)  iO,  II.  OB;  aber  die  leot 
warens  nu  gewonet.  daa  er  sich  ao  laiag  mit  ihm  blewete 
{predigt  über  i.  Maa.  7)  84,  188; 


ich  bin  ea  nicht  gewohat.  daa«  mich  der  salhll 
bUad  walteod,  Rnater  herrschend  mit  sich  ftkr« 

8CHIU.aa  {Waaemaleint  tod  t.  S)  18.  814: 
man  ist  gaashal,  das*  an  den  hflclwtaa  t^aa 
tum  henseherthna  aich  alle     •Ihirirhanaa 
nach  «igaar  weiae  s«Y<>r«irhtlirh  wagea. 

OOriia  ((  8  /rAr   1884)  4.88; 
weil  man  gewohnt  war.  daax  ich  omherathcb  AR}(orTl.l8; 
ich  war  gewohnt,  daaz  man  beim  «SBeo  aonat  nicht  viel 
sprach  J.  Gottiielp  {bmurmapiagd  tX  1.  81  <*cmm  Paci. 
Hktsr  II,  8.  78; 

leftat  im  veOn:  aal  gawahal. 
kaiaer  Je  dae  aadarn  aehoat 
GATHa 
ich  bin  Mwohnt.  wcmi  ich 
ao  (Uta  den  köpf,  wcasi  Jemand  afttcha  'aaia'  f 

Gaiia^Aaasn  «MMar  f)  «^.  88; 

item  eo  bdaa  leut  and  sonst  iemaata  von  dennen  manna 
nicht  gewant  wehr  bei  nkchtlicher  weil  sich  im  markt 
herum  straifenten  taterr.  ueiatk.  «,  880  m.  «. .  einen,  der  von 
antlitz.  lAnge  und  geberden  eine  feine  person.  auch  mehr 
ansichtig,  denn  man  an  einem  bawren  gewont  were; .  . . 
KiRCHHOP  wendunwutik  (s,  uX  a.  887  Qaafcifey.  mit  einem 
aprange  war  aie  drauasen  and  befrtaste  den  baron.  wie 

4M 


ijak 


•.8); 


6503        GEWOHNEN  3,  b  (gewohnt  sein) 

er's  von  ihr  gewohnt  war,  durch  einen  treuherzigen 
handschlag  Immermann  {der  neue  Pygmalion)  8,  20; 

und  strafe  trifft,  wo  noch  kein  urteil  traf, 
das  sind  wir  nicht  gewohnt  in  Schwaben  und  beim  Rhein. 
Grillpabzbr  {Ottokar  2)  6*,  67 ; 

sie  kannte  das  nicht  anders,  sie  war  es  so  gewohnt  von 
Jugend  auf  L.  Ganghofer  {Dschapei)  almer  u.  jäger- 
letit'  *  113. 

b))  die  nominalform. 

a))  und  sonn,  regen,  hitz  und  frost  bereits  besser  ge- 
wohnet gewesen,  als  die  weichhng  in  städt.  Grimmels- 
HAUSEN  {satyr.  pilgram  4)  iciedererst.  Simpl.  3,  17;  die 
ackerbau  treiben  und  der  see  nicht  gewohnt  sein  Heil- 
mann Thucydides  166;  dort  konnten  die  ersten  ge- 
schlechter .  .  .  allmähhch  .  .  .  härterer  gegenden  gewohnt 
werden  Herder  {ideen  l,  6)  13,  42;  die  erretteten  muszten 
eines  himmelsstrichs  gewohnt  sein,  wo  ihnen  der  regen 
fremde  gewesen  (10,  7)  480; 

fühle 
in  ihrem  dufte,  sauersüssem  dufte, 
mich  so  betäubt ;  so  schwindelnd !  —  dein  gehirn 
ist  dessen  mehr  gewohnt. 

Lessing  {Nathan  3,  1)  3',  75; 

noch  bin  ich  des  dampfes  .  .  .  der  hölle  nicht  ganz  ge- 
wohnt Klinger  {Fatists  leben)  3,  39;  weil  ich  keiner 
solchen  Phänomene  .  .  .  gewohntbinSEVME  {spaziet-gaiig  l) 
2,  50  Hempel ;  dazu  vgl. :  dasz  diese  pflanzen  in  ihrem 
vaterlande  auch  an  einen  viel  heiszeren  sommer  und 
wärmeren  herbst  gewohnt  waren  Herder  {ideen,  zusätze) 
14,  587;  doch  da  sie  .  .  .  einen  milderen  himmel  gewohnt 
war  A.  W.  Schlegel  im  Athenäum  l,  12;  der  stürm,  der 
den  donner  der  brechenden  eiche  gewohnt  ist  Th.  Kör- 
ner 1,  111  Hempel. 

p))      derselbigen  {der  p/erde)  ich  hab  verschont, 
weil  sie  der  gutthat  seind  gewont, 
könden  nit  wol  das  futter  meiden. 

J.  Spreng  Ilias  s.  So* ; 

ich  wolte  dan  wieder  wurtzeln  und  kräuter  essen,  deren 
ich  nicht  mehr  gewohnt  war  Grimmelshausen  Simpl. 
140;  niemand,  der  des  alten  weins  gewohnt  ist,  verlangt 
nach  jungen  weinen  Herder  {christl.  Schriften)  19,  175; 
dazu  vergl.: 

man  sah  die  armen  knaben  drauf  in  die  wälder  gehn 
nach  wilden  wurzeln  graben,  das  war  hart  anzusehn. 
ich  könnt  es  wohl  ermessen,  sie  waren  brot  gewohnt. 

RüCKERT  {emtevögelein  nach  den  theuern  jähren)  1,  192. 

Y))  dann  in  krieg  komb  ich  nit,  bin  dessen  nit  ge- 
wont, schlecht  mich  ainer  krumb  und  lamb,  so  kan  ich 
nimmer  schreiben  Ferdinand  H.  v.  Tirol,  spec.  vit.  hum. 
79,  7  neudr.;  ähnlieh  Fisch art  Oargantua  244;  ich  bin 
von  meiner  Jugend  an  des  bluts  gewohnet  Stranitzky 
ollapatrida  Fuchsmundi  {Wiener  neudr.  10)  47; 

ich  bin  nur  eine  Jungfrau,  eine  Schäferin 

gebohren,  nicht  des  schwerts  gewohnt  ist  diese  band, 

die  den  unschuldig  frommen  hirtenstab  geführt. 

Schiller  {jungfr.  v.  Orleans  2,  7)  13,  243 ; 
leih  ihm  deine  kappe  zum  hirndrücken,  die  ist  von  je 
eines  verbrochenen  schädels  gewohnt  maler  Müller 
{Fausts  leben)  s.  litt,  denltm.  3, 15;  ihr  seid  allbereit  etlich 
hundert  jähr  der  eisernen  schuch  und  stiffel  gewohnt 
Abele  künstl.  Mworrfn.  3,  327 ;  die  Syrakuser  waren  des  j ochs 
schon  zu  gewohnt,  um  einen  versuch  zu  machen,  es  nach 
dem  tode  des  alten  Dionysius  abzuschüttein  Wieland 
{Agathon  10,  2)  2,  253;  eine  nation,  die  einmal  dieses  jochs 
gewohnt  ward  Herder  {ideen  9,4)  13,  457;  ebenso  {ideen, 
Zusätze)  14,  532 ;  dazu  vgl. :  unsern  gasten  würde  es  bei 
uns  nicht  wohler  sein,  sie  sind  nun  einmal  das  alte 
gebäude  gewohnt  Göthe  {dicht,  u.  loahrh.  11.  buch)  26,  17; 
ich  war  gleich  wieder  zu  hause  gewohnt,  als  wenn  ich 
gar  nicht  weg  gewesen  wäre  br.  4,  200. 

(J))  got  ist  der  sund  wol  gewond  Luther  11,  220  Wei- 
mar; ich  bin  der  schlechten  stückgen  bei  meinen  discipuln 
wohl  gewohnt  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren  s.  202; 
(der  thorheiten)  Grimmelshausen  Simpl.  259 ;  ohne  zweifei 
bin  ich  seiner  art  schon  allzugewohnt,  als  dasz  ich  so 
etwas  bemerken  könnte  Lessing  {misz  Sara  Sampson  4,  8) 
2',  827;  lügen  .  .  .  über  die  man  ...  zu  erstaunen  auf- 
hört, weil  man  des  lügens  über  gute  leute  nur  zu  ge- 
wohnt wird  Herder  {recensionen)  9,  470;  er  ist  der  hinder- 
nisse  gewohnt,  die  Unverstand  und  böser  wille  .  .  .  ent- 


GEWOHNEN  3,  b  (gewohnt  sein)        6504 

gegensetzen   Gotter  3,  74;    desgl.   (ähnlichen  empfangs) 

1,  168;  weil  sie  .  .  .  der  groszen  weit  schon  gewohnt  war 
Heinse  {Hildegard  3)  6,  46; 

sie  sind  auch  der  ehr  noch  nicht  gewohnt, 
weil  sie  der  vater  sonst  verschont. 

M.  RiNCKHART  Eissieb.  Htter  (1,  l)  s.  53  neudr.; 

gewohnt  der  bösen  mäuler  höhn. 

Günther  174; 
sie  mochten  nun  von  Stockfisch  .  .  .  reden,  so  bildete  ich 
mir  kräfftig  ein,  es  gelte  mir,  so  sehr  ward  ich  allerlei 
gebenden  namen  gewohnet  Simpl.  Haspel-Hannsz  s.  9; 
ich  war  solcher  reden  nicht  mehr  gewohnt  Grimmels- 
hausen Simpl.  191;  {Ernst:)  du  drückst  dich  gleichwohl 
so  zweifelhaft  aus?  —  ich  glaube  einer  zu  sein!  {Falk:) 
dieses  ausdrucks  bin  ich  nun  so  gewohnt  Lessing  {Ernst 
u.  Falk  1)  13^,  344;  an  unsern  dichtem  bin  ich  der  pro- 
saischen spräche  freilich  ganz  gewohnt  J.  v.  Sonnen- 
fels br.  üb.  d.  wiener.  Schaubühne  {Wiener  neudr.  7)  37; 
(dieser  niedrigen  spr.)  Gersten berg  s.  litt,  denkm.  128,  78; 
(dieser  kleinen  streiche)  s.  99;  weil  das  der  polytonie  ge- 
wohnt ist  Bürger  i,  178  Bohtz;  man  war  der  sache  halt 
nicht  gewohnt  Gotthelf  Uli  der  knecht  {cap.  18)  264  Vettsr 
{nach  d.  origiiialausgabe ;  1850:  gewöhnt);  war  man  .  .  . 
in  Makedonien  der  königsherrschaft  zu  sehr  gewohnt 
Mommsen  röm.  geschichte  2,  40;  dazu  vergl.: 

ich  glaub,  ir  seit  ettwo  unguettig 
oder  secht  ir  sunst  so  klain  muettig, 
ich  bin  nit  gwont  an  euch  die  weis. 
P.  Probst  {von  2  männern  sammt  ihren  weiberri) 
116  Kreisler; 

der  prinz  ist  galant,  du  bist  die  unbedeutende  spräche 
der  galanterie  zu  wenig  gewohnt  Lessing  {Emilia  Galotti 

2,  6)  2',  402;  in  der  klagenden  demuth,  die  man  schon 
an  dem  stände  gewohnt  ist  Herder  {an  Prediger)  7,  215; 
ich  habe  das  wort  posaune  beibehalten,  weil  man  es 
aus  unserer  deutschen  Übersetzung  gewohnt  ...  ist  Jung- 
Stilling  3,  30  Grollmann;  ebenso  (es)  Göthe  br.  15,  61; 
(nichts  anders)  Lenz  {hofmeister  2,  l)  1,  17  Tieck;  meine 
gegner  irren  mich  nicht,  wer  müsste  diess  nicht  ...  in 
Deutschland  gewohnt  werden  Göthe  35,  284;  ebenso  (von 
dem,  was  sie  .  .  .  gewohnt  war)  Wilh.  v.  Polenz  Graben- 
häger  1,  16;  doch  in  der  folge  wurd'  ich  die  darstellung 
eines  so  kreiselhaften  treibens  mehr  gtewohnt  Göthe 
{tag-  u.  Jahreshefte  1819)  32, 151 ;  er  war  solche  reden  gewohnt 
0.  Ludwig  2,  364;  eure  obren  sind  noch  nicht  Strabo's 
gang  gewohnt,  ihn  in  der  ferne  zu  unterscheiden  F.  M. 
Klinger  {scenen  aus  Pyrrhus  l)  neues  theater  l,  253. 

zu  den  präpositionalverbindungen  vgl.  verstendig  leut, 
die  in  der  schrifft  gewont  sind  Luther  12,  449  gegen: 
der  Schriftsteller  an  seinem  pulte  ist  oft  zusehr  an  den 
Wohlklang  gewohnt;  er  hat  nur  für  den  oratorischen 
numerus  ein  ohr  J.  v.  Sonnenfels  {br.  üb.  d.  toiener. 
Schaubühne  {Wiener  neudr.  7)  293;  weil  .  .  . -4as  ohr  des 
morgenländers  überhaupt  an  ungebundne  einzelne  sen 
tenzen,  parallelismen  und  Wiederholungen  gewohnt  ist 
Herder  {v.  geist  d.  ebräischen  poesie  2.anh.)  12,  338;  zunft- 
genossen, die  an  unsere  spräche  .  .  .  gewohnt  sind 
Herder  {Lessing)  15,  509;  ebenso  {recensionen)  9,  468;  es 
hat  mich  sehr  beunruhigt,  ich  bin  daran  noch  nicht  ge- 
wohnt Göthe  br.  9,  206. 

£))  viel  Imufiger  als  bei  gewohnt  haben  begegnen  hier 
Personen  im  objecte,  das  neben  dem  genetiv  {selten  acc.) 
in  verschiedenen  formen  der  präpositionalverbindung  an- 
gegliedert ist,  bis  das  bei  gewöhnen  beliebte  an  auch 
hier  durchdringt:  du  hast  viel  lerer  .  .  .,  die  viel  pre- 
digen und  dich  mit  sunden  beladen,  der  selbigen  bistu 
gewonet  und  weissest  nichts  anders  Luther  {Sacharja 
ausgel.  cap.  9)  23,  618;  ich  will  dich  lieber  haben,  als 
des  ich  nun  gewonet  bin  Bebel  {facetien,  deutsch  1558) 
A6*;  (als  der  ich  nun  deiner  gewohnet  bin  [i606]  s.  il); 
ähnlich  Arigo  Verdeutschung  des  decamerone  s.  111/  nisten 
die  habicht  in  Massilien  an  der  erde,  und  sind  der  leut 
so  gewont,  dasz  sie  nur  bei  menschen  auszbrüten  wol- 
len Heyden  Plinius  (1565)  *.  414;  mein  seind  gewohnet 
nicht  die  pferd  J.  Spreng  Ilias  s.  56*»;  wir  werden  der 
engel  gewohnt  oder  sie  hindern  uns  im  gange  der  er- 
zählung  Herder  {theologiebriefe  19)  10,  221 ;  zumahl,  wenn 
man  den  umgang  liebt  und  guter  gesellschaft  gewohnt 
ist  Wieland  {don  Sylvio  th.  2,  buch  6,  cap.  2)  12,  249;  ganz 


6505      GEWOHNEN  8,  b  (gewohnt  eUipHaek) 


(iRWUHNEN  a  b  (gewohnt) 


6606 


fbenao  {Daniathmend  eap.  M)  n,  MI ;  ich  fleng  entlieh  von 
weitläutrtigen  lachen  «n  zu  reden,  und  ged««hle,  >ie  wtirde 
mit  mir  gewohnt  werden,  dMS  ich  lie  umb  WM  utd*n 
deKto  kühner  aniipreclien  dQrffte  Wkiük  dit  drti  ärgattn 
ertnarren,  neudrurk  t.  4A;  dotu  vgl.  (bei  welcher)  «.  M; 
Petrus  aber  und  Johannes,  sween  der  romehmtten  apoitel, 
die  besonden  an  einander  gewohnt  waren  Stahnk  »ynop&i» 
t  (17U),  76;  wir  lind  bald  in  die  leute  gewohnt,  lie  bald 
in  uns  GOTHIC  br.  s,  IM;  ich  teb«  nur  UAfarn  «Inen 
BohauKpiclur  abgehen,  der  siob  «InlfannaaMB  gtUldet 
und  .  .  .  den  man  gewohnt  worden  lit  tl.  fM.:  tff.  auek 
Ikpland  ft,  1,  71  «.  Sandkh«  8,  IMO*. 

c))  unper9önliche  »ubjteU  mmd  garmä»  bti  ditttr  vtnttn- 
(lang  von  gewohnt  aein  »tkr  MmM.  haUim  titk  »her 
ilurehweg  in  dm  üUU^tn  grtnatn  dtr  übtrtrofung  und 
l>er»on\fleation:  vgl.  (gehim)  LusiNO  «.  o.;  (obren)  Fian- 
i>KH,  Klinobr;  (mappe)  «uiler  IIOllrr;  (pflanzen)  H  kr - 
dkh;  (Nturm)  Tu.  Körnsr.  aueh  hier  üt  dia  betkkung 
atif  da.H  object  der  vntdmrholung  nur  einmal  {vgl.  auth 
»p.  woa)  belegt:  so  wAllen  wir  vor  fam.  dann  ona  der 
weg  ganz  gewont  und  wiMzen  ist  umdamd  ät 
u.  eardintUn  e.  Sciiadk  tat.  u.  fMg.  S*.  90. 

•))  ätr  mbaolute  gebrauch  fMU  tmttr  itm  mt\ßm$t  der 
bertihruHg  mit  gewöhnen,  ntnädui  mit  dar  bmdkränkung 
at\f  da»  sähmen  der  thiere:  nam  meines  wirths  beide 
starcke  baurenhunde  (.die  den  katzen  ohn  das  ziemlich 
grämisch),  t)ei  mir  aber  wol  gewohnt  waren  Grimmklm- 
HAUSEN  Simpl.  867  neudr.;  ich  gesteh  es,  dasz  mich 
keine  curiosität  so  sehr  affloirt,  als  wenn  ich  solche 
thiere  zahm  und  gewohnet  sehe,  die  sonsten  wild  und 
furchtsam  sein  Wkisk  die  drei  ärgsten  ertnarren,  nett- 
druck  $.  167.  auf  eine  aügemeinert  grundlagt  %en*t  ein 
vereintelter  älterer  beleg:  uff  sontag  damoch  wart  Stoltzen- 
burg  .  .  .  crstigcn  und  darinn  hetrcttcn  newn  knecht,  rei- 
sige, und  fussknecht  .  .  .  wurden  hart  gewont  und  ge- 
fangen M.  V.  Kbmnat  ehronik  Frietlriek*  I.  66. 

ß)  einer  besonderen  beliebtkeit  er/reut  eich  da»  partieip 
im  neueren  »til  aunerhalb  der  Verbindung  mit  dem  verbum. 

1))  mannigfach  belegt,  aber  für  die  entu^klung  des 
selbständigen  partieips  doch  nü^t  eigentlich  entscheidend 
sind  die  elliptischen  formen,  die  von  der  Verbindung  ge- 
wohnt sein  uuagrhen.  in  ihnen  übenciegt  durchaus  die 
subjective  beihätigung  {als  ausnähme  s.  unten  die  belege 
aus  J.  Ayrkh,  (iKiMMKi.siiArsKN  und  NuvALls):  jung 
gewont,  alt  gethon  MATiiF.sitrs  hochseHtprtäigten  {mus- 
gev.  werke  8)  68;  u.  a.  {s.  o.).  vgl.  audi  dia  muUalrkeini- 
sehen,  thüringisAsn,  »ekteaimriaehtn.  nitdsrrkeinisehen  und 
nisdersäehsischen  entspreekungen  bei  Rkinsbrro-DOrinos- 
FELD  4fi7;  gewohnt  getan  GAthk  (A^ertcAr.)  t,  l>7; 

recht  gastfrei  sein,  und  detz  gewöhnet, 
wird  mit  der  seit  gar  hoch  Iwlohnel. 
GKiMMKUsnAii»«KN  wiedcrertUindener  Shmpt.  x,  S*; 

die  kctzer  und  kirchenspaltcr,  als  die  der  weit  gelust. 
und  eines  freien,  strainosen,  aigenwilligcn  lebens  ge- 
wonct,  kombt  hart  an,  widerumb  in  die  alte  schuch 
zuschlieffen  J.  B  Ficklkr  Putherbegs  traet.  r.  verbot, 
bilchern  (.is«!")  159»;  wo  der  könig  .  .  .  zugegen  war,  in 
meinung,  einen  guten  nahmen  nach  sich  zu  lassen,  als 
woll  gewohnet,  aus  demuth  umb  die  armen  zu  sein 
Olearius  übers,  d.  persianischen  baumgortens  (t,  6)  &*; 
ich  (als  dosz  hungerlcidcns  und  fechtens  gewohnter)  war 
lustig  simplieianischer  Haspel- Mannst  (16M)  M;  viele  .  .  . 
befanden  sich  weit  übler  als  gewohnt  Pestalozzi  (L»ew- 
hard  8,  11)8*,  87;  und  erwachte  erst  am  andern  morgen 
wieder,  als  die  groszmutter  .  .  .  mich  aufweckte,  und  ich 
wie  gewohnt  zum  groszvater  ins  bett  konnte  J.  Gott- 
1IF.I.K  {bauenutpiegel  >).l,  88; 

es  bleiben  alle  lieder 

den  chriet-gemeinden  wie  gewohnt  erbaulich. 

GöTHB  «.  181 ; 

in  manchen  nebensätsen  bleibt  es  /raglich,  ob  überhaupt 
{ellipt.)  partieip  und  nicht  die  dritte  person  des  ind.  vor- 
liegt: und  Luoifer  der  es  am  Belial  wol  gewohnet,  wann  er 
gute  Sachen  gen  hSlI  bracht,  dasz  er  allezeit  viel  stOltzer 
wahr  J.  Ayrkr  historischer  processus  juris  8.  buch  cop.  II; 
ein  welt-mensch,  welcher  aller  Untugenden  und  thor- 
heiten  gewohnt,  und  selbsten  mit  machet  Grimmels- 
HAUSEN   Simpl.  73;  dagegen  vgl.: 


l)t.ff: 


•in  h*rs,  das 

Ist  swar  >•  gl»~  «^»x •-"•  >■■■- 
J.  W.  V,  Cuonau  U 

wOttt  IM  *i  Mi  halt.  rmMdItn«  4« 
4iaMH  btauBala  fawohal. 

NovAMi  (der  /rtwutUng)  I.  SM  Heahaem. 

t))  dafagam  M  dia  /rata  ataUumg  dar  mppoaitiam  /flr  da» 
nauaran  gabnuttk  daa  atltaiMudi§ait  wuatioi^  kaiiuttitk' 

a))  an  wMch—  wid  raUrffug  gnrölnA,  tai  < ' 

den  klima  faat  anter  freiem  himmel  baaaead. 
sich    die     menschen    vom    druck    der    lu(t 
schweret  lieRUKH   'tarstrtute  Uätier  6;  t«.  »t: 

.  .  .  von  jogwod  a«f  aa  kitek«» 

sa  gelui  fewubal. 


gani  ui  maAwimi  ÜaT  «r  n  dkm  «Man 
M  tag  «a  Mdkt  als  hola  *mh  4m  haio 


oad  so  gewohnt  flr  andi«  wmt  n  labM. 
•chiea  nob«  nur  iha  frShlldÜMit  m  gmam. 

n^rnm  (die  gehalmmtaat)  18, 18» ; 

in  Zeiten,  wenn  ans  eine  wichtige,  auf  unser  leben  «fal- 
fluszreiche  person  verUUzt.  pflegen  wir  auf  anacr 
selbst  zurückzukehren,  gewohnt,  nur  da^Jaoif« 
lieh  zu  empfinden,  waa  wir  persDnlicb  fBr  dl«  folg«  ta 
entbehren  haben  (•»  Mn^  Ludteig  r.  Bayam)  tr.  H,  tM; 
Amor,  nicht  das  Üad, 
sah  Im  OlyaipM  ateb 


der  ianglin«.  der  PayAan  'serlttrte. 
b  WB|  flecB  VM  was  slaga  mwobm. 
(Ar  MM  Awrnnt,  U9: 


sie  filU  die  bebe  atodl.  asH  ^ 
(•wohnt  so  berrscbea  oad  m  sisgin. 

ScHiujin  (MTstfmmr  TV^^X,  8M: 
der  knechtackaft  gawohMt. 
fohlt  ihr  die  ksttM  akht  Mehr,  o  PialicbiB? 

J.  P.  V.  CnomuiR  («laMaMtai f)  t.  70; 
vtt.  (an  IMMt  gew.)  Hamoaa  1«.  18«: 
gewohnt,  su  mifea  ait  dar  slanen  haad 
in's  stille  reich  geordneter  gedankaa. 
GiULLPAazan  {des  wuerti  und  der  Ueba  Mfffi)  7*,  M; 
daas  du  gewohnt,  nicht  widerstand  sa  achlM, 
aufbietend  deiaaa  beere*  ungewitter 

Fa.  KCrKsaT  l.fO. 
und  still  iai'a  tlamnn.  nur  die  frtthliBgswinde, 
gewohnt  aslt  boldcn  bluoMa  soMt  sa  baasa. 

QmuaL  i,m. 

b))  vielleicht  würde  der  Zuschauer,  an  poaaenipiato 
von  jeher  gewohnt,  anfanp  gegen  die  neuerung  mmt- 
ren:  die  gewohnhelt  aber,  aeine  abendstnnden  in  4aa 
Schauspiele  hinzubriagMI,  vttrde  bei  einer  schauMUuM 
immer  leute  genug  TCfMinneln.  die  untcmehmnng  n 
entschidigen.  nach  and  naeh  wttrd«  man  dM  bcMCN« 
gewöhnter  werden  J.  v.  Soi«MKi«PSLs(1i'im«'  neudr.  7)  W; 

awacbaa,  welcbaa  zwar  galebrsaai  sttOa  slaad. 

der  aseistarfaMt  gewobaL 

d.  herm  v.  Korkio  gedMUttO»  (174ft): 

der  lieblichen    thierchen    gewohnt,    achtet's   mein    bAf- 
lieber  widder  nicht  mutier  MCi.t.eR  i.  I8i:    wo  aber  ein 
Volk,    brei    und   nahrhafter  speise,    nordischen    geraten- 
Iranks  und   branntweins  gewohnt,   nun  die  cremes.    U- 
queurs  und  confiturea,  nnaili«  als  brel  and  branntwein 
Herder  {gefundene  UiMtr)  b,  8M: 
aad  ob  er  aacb  .  .  . 
. . .  deiaer  tflne  aicbt  gewobat. 
•ein  obr  n  OalttaM  acbwtaM  aägt 

RAMun  Ir-  jiif'»"  '  IM: 
etenao  ^alexandhner  gew.)  MthrR.  »  iuk.-m»t»g.: 
hinab  di«  »Ullen 
and  dunkeln  stafen  eines  gaags 
aisigen  die  fkasaa  beid' ;  ee  sMttst 
dar  «MarbaU.  (ewobal  daa  klaafs 
seboa  lange  aidit  ia  gaag.  varroM 


daagl. 


lange  aicbt  iai  gaag.  v« 
mit  bohleas  aehalla  aaeb  lom  tritt 
und  ibat.  als  glagM  vMa  aüt. 
K.  Immer\i.\xm  YVMai»  «ad  beide  I  (««r*r  18.  «.  1889: 
willst  du  nur  bArea,  was  du  schon  gebArt? 
dich  flt&re  nichts,  wie  es  auch  water  klince. 
scboa  ttngst  gewebat  dar  waadsfbawtsw  diag«. 

OOniR  (#aai(  11)  4t,  78; 
dir  bHakee  dslM  dracban  mit  ktagaa  aagM  tu, 
aller  pfade  gewohnt  trAgan  üa  deiBen  iMiker. 

(trimmpk  der  rmpßmdtamktit  ^)  14,  46: 

(gefabr  gewohnt''  i.  i«i 

wiM  ist  er  wie  der  wald.  der  ihn  enog, 
er  bSrt,  ans  rauhe  jagdwerk  nur  rswoMt, 
reaaa. 


zum  erstcnmale  jetxt  von  Ucbe 
S  Hit-Laa  ( ■ 


8, 1)  15, 
406* 


6507  "  GEWOHNEN  4  (mit  gewohnter  band) 

bis  endlich  die  zunge,  gewohnt  den  zwang, 
sich  schon  recht  artig  im  munde  schwang. 

Baggesen  (scheerenschleifer-epopoe)  2,  224; 

4)  der  attributive  gebrauch  führt  das  particip  in  der 
richtung  auf  adjectivische  entivicklung  tveit  über  die  grenz- 
linien  hinaus,  die  dem  vorbildlichen  gewohn  gezogen  waren; 
auffallend  ist  dabei,  dasz  die  dem  adjectiv  eigenen  steige- 
rungsformen  diese  entivicklung  anscheinend  kaum  begleiten, 
sie  sind  häxifiger  in  andern  functionen  belegt  ah  beim 
attribut:  du  bist  doch  mit  deiner  frau  und  deinem  söhne 
noch  gesund  und  wohl?  und  ihr  seid  Breslau  doch  nun 
wohl  gewohnter?  Lessing  (an  K.  Lessing  1779)  l8^  328; 
musik  im  besten  sinne  bedarf  weniger  der  neuheit  .  .  . 
je  gewohnter  man  sie  ist,  desto  mehr  wirkt  sie  Göthe 
(max.  u.  refl.  1.  abt)  49,  28;  ebenso  vgl.:  alle  benach- 
barten leute,  der  arbeit  gewohnter,  mit  leuten  besser 
versehen,  kamen  dem  vater  vor  J.  Gotthelf  {bauern- 
spiegel  3)  1,  37;  je  gewohnter  und  ausschlieszhcher  der 
bHck  nach  innen  das  christliche  denken  mit  Inhalt  er- 
füllte J.  Rehmke  unsere  geiciszheit  v.  d.  auszemcelt  s.  9; 
dagegen  vgl.:  in  Orient  und  in  allen  sprachen  der  weit, 
ist  himmel  und  erde,  das  sichtbare  und  unsichtbare  die 
klarste  gewohnteste  benennung  des  weitaus  Herder 
{erläuterung  z.  neuen  testam^nt)  7,  364. 

a)  der  gegensatz  ztvischen  der  activen  und  passiven 
actionsart  des  attributiven  adjectivs. 

a)  während  die  ältere  spräche,  die  das  particip  an  ge- 
wohnen  wenig  enticickelt,  {s.  sp.  6485),  da  wo  sie  im  träger 
des  attributes  auf  das  subject  des  geübten  brauches  zielt, 
passivfügungen  von  gewöhnen  (s.  sp.  6512)  heranzieht,  dringt 
später  auch  gewohnt  hier  neben  einzelnen  concreten  und 
Personen  ein. 

l))  Agesilaus  .  .  .  wie  er  etliche  Persier  gefangen,  deren 
rüstung  .  .  .  viel  scheuhens  machet,  liesz  dieselbigen 
nackend  seine  knechte  sehen,  damit  sie  solcher  feindt 
bleiche  und  des  Schattens  gewohnte  cörper  verachten 
solten  L.  Fronsperger  kriegsbuch  3,  240''  (Frontin  an- 
schlage 1,  11  Corpora  umbratica); 

ein  tanzbär  war  der  kett'  entrissen, 

kam  wieder  in  den  wald  zurück, 

und  tanzte  seiner  schaar  ein  meisterstück 

auf  den  gewohnten  hinterfüszen. 
Lessing  {fab.  u.  erz. :  der  tanzbär)  1',  158 ; 

er  hätte  aber  lange  rufen  können,  wenn  ihm  nicht  sein 
alter  ungeratener  freund,  Franz  von  Sickingen,  ein  mann, 
dessen  name  Deutschland  zu  den  edelsten  Römern 
stellen  kann,  wenn  der  ihm  nicht  mit  gewohnter  band 
schütz  und  freistadt  gegeben  hätte  Herder  (zerstreute 
blätterb)  16,  284; 

mein  saitenspiel  vergasz  der  schönen, 
und  meine  scherzgewohnte  band 
verirrte  sich  zu  trauervollen  tönen. 
Uz  fröhliche  dichtkimH  3,  16  s.  litt,  denkm.  33,  82; 
seht  ihr  den  geist  der  freiheit  schreiten 
auf  blumensohlen  durch  das  land? 
zum  stillen  segen  liebend  breiten 
die  schwertgewohnte  götterhand? 
G.  Herwegh  ged.  eines  lebendigen  1  {Gutenbergslied); 
wo  ist  der  muth  des  schwertgewohnten  arms, 
der  gegen  meinen  söhn  zum  fluch  sich  streckte? 

F.  V.  Saar  Heinrichs  tod  (3,  3)  75 ; 
so  hab'  ich  wirklich  dich  verloren, 
bist  du,  0  schöne,  mir  entflohn? 
noch  klingt  in  den  gewohnten  obren 
ein  jedes  wort,  ein  jeder  ton. 

GÖTiiE  {an  die  enijernte)  1,  67; 

unter  den  groszen  selbst  mordgewohnte,  truggewohnte 
lippen,  naturwidrige  empörende  laster  Schiller  (gesch. 
d.  frz.  Unruhen)  9,  320. 

2))  beziehung  auf  personen. 

o))  bisz  die  der  grausamkeit  gewohnte  menschen  .  .  . 
auch  zu  den  frommen  lämmern  .  .  .  kommen  sind 
D.  C.  v.  Lohenstein  Arminius  u.  Thusznelda  (4.  br.) 
1,  462;  es  bekam  an  ihnen  harte  und  rauher  gegenden 
gewohnte,  nicht  aber  auch  die  gebildetsten  Völker  unsrer 
erde  Herder  {ideen,  zusätze)  14,  582;  wie  die  Preuszen 
es  wagen  durften,  sich  mit  krieggewohnten  beeren  zu 
messen,  neulinge  gegen  Veteranen  F.  L.  Jahn  1,  4;  die 
mordgewohnten  banden  Schiller  13,  202  s.  unten  theil  6, 
»p.  2546;  ein  liebegewohntes  kind  (Franzos)  Sanders 
erg.  wb.  649»;  so  war  doch  die  allzu  unruhige  Philine 
mehreren  an  ruhe  und  sitte  gewohnten  frauenzimmern, 


GEWOHNEN  4  (im  gewohnten  geleis)    6508 

besonders  aber  der  edlen  Angela  beschwerlich  Göthe 
{Meisters  wanderjahre  3,  14)  23,  212.  dazu  vgl.  mit  Über- 
tragung auf  thierwelt: 

wenn  ihr  zur  bettelei  gewohntes  dichterpferd, 
mit  karren  voller  lob  zum  futter-kasten  fährt. 
J.  ChR.  Günther  {auf  Ad.  Chr.  Thebesius)  ged.^  394; 
und  wie  der  eulen  nachtgewohnte  brut 
von  der  zerstörten  brandstatt  .  .  . 
auffliegt  in  düsterm  schwärm. 

Schiller  {braut  von  Messina)  14,  62. 

b))  gern  sind  solche  persönlichen  beziehungen  auch  in 
collectivbegriffen  verdichtet  oder  an  örtlichkeiten  gebunden : 

schau,  rief  satan,  auf  meine  triumph,  ha,  kannst  du  sie  zählen? 
hat  ein  triumphgewohnter  Olymp  für  sie  spräche  genug  wol? 
F.  V.  Sonnenberg  Donatoa  (9)  II,  1  «.  211 ; 
der  Waldung  und  gefilde 
wie  seinen  stall  gekannt,  und  bei  der  jungen  schaar 
des  jagdgewohnten  hofs  ein  rechter  liebling  war. 

Hagedorn  {moral.  ged.  freundschaß)  1,  41; 
die  wilde  Zwietracht  und  den  klang  der  waffen 
rufst  du  in  dieses  friedgewohnte  thal. 

Schiller  {Teil  1,  2)  14,  286; 

auf  dieser  festen  liebgewohnten  erde  (Franzos)  Sanders 
erg.  ivb.  649*. 

ß^  das  Schwergewicht  des  attributiven  gebrauches  ruht 
auf  der  früh  bezeugten  passiven  actionsart,  die  auf  das 
object  des  geübten  brauches  zielt;  hier  überwiegen  gegen 
concrete  und  persönliche  träger  des  attributes  durchaus 
die  abstracten  substantiva. 

l))  das  befilhet  Giassemen  auch  der  Giulla,  durch 
die  gewohnte  strass  (einen  unterirdischen  gang)  zuthun 
J.  Wetzel   reise  d.  söhne  Oiaffers   (litter.  ver.  208)  s.  15*; 

ob  auf  gewohnten  bahnen 
den  lauf  ihr  zauberfuhrwerk  nimmt, 
ob  durch  die  luft,  ob's  rollet  oder  schwimmt, 
.  .  .  sanft  oder  hart,  mit  oder  ohne  fahr, 
sie  werden  nichts  von  allem  dem  gewahr. 

Wieland  {Oberen  h,  82)  22,  234; 

(die  gew.  bahn)  Grillparzer  (Medea  4)  5^  217;  (gerieth 
wieder  in  das  gew.  geleise)  W.  Raabe  alte  nester  222; 
aus'm   gewohnten   gleis,   posse  von  Anzengruber  1880; 

blick'  auf  aus  deinem  jammer!  schau  die  röthe  dort! 
verfehlet  Eos  wohlgewohnten  pfades  heut? 

Göthe  {Pandora)  40,  413; 

(igew.  pfade)  Hölderlin  (tod  des  Empedokles)  2,  277  Litzm.; 

(vom  langgew.  ehrenpfade)  Schiller  (Pice.  4,  4)  la,  161; 

(auf  dem  gew.  wiesenpfade)  Mörike  (maier  Nolten)  4,  53 

Krausz ; 

schön  Suschen  schreitet  gewohnten  steg, 
umströmt  auch  gleitet  sie  nicht  vom  weg. 

Göthe  {Johanna  Sebus)  2,  38 ; 

(ging  die  gew.  wege)  Körner  l,  63  Hempel;  so  gehts 
dem  astronomen,  wenn  an  dem  gewohnten  und  meist 
unbedeutenden  Sternhimmel,  sich  gott  sei  danck,  end- 
lich einmal  ein  komet  sehen  lässt  Göthe  br.  i,  32t; 

und  von  neuem  ungestSret 

ihr  gewohntes  nest  bezieht. 

J.  E.  Schlegel  4,  265; 

(die  damhirsche  ...  in  ihre  gew.  dickungen)  Heppe  jagd- 
liist  168;  (gewonte  ort)  Forer  thierbuch  99^ ; 

so  eilt  die  satte  schaar,  von  überflusz  geschwängert, 
mit  schwärmendem  geblöck  gewohnten  stallen  zu. 

Haller  {alpenl^i)  28  Hirzel; 

das  gleiche  Schiller  (glocke)  11,  314;   ähnlich  Brogkes 
Thomsons  jahresz.  (tconted  stalls,  teinter  v.  86)  441 ; 
ewig  umsonst  gedeiht  mir  die  reiche  besitzung 
dann  vor  äugen;  umsonst  sind  künftige  jähre  mir  fruchtbar, 
ja  das  gewohnte  haus  und  der  garten  ist  mir  zuwider. 

Göthe  {Hermann  u.  Dorothea  4)  40,  274; 

(gew.  Sommeraufenthalt)  Matthisson  erinner.  2  (1810)  41; 
(gew.  ecke)  G.  Reicke  grüne  huhn  (3,  16)  336; 

meinen  mittagschlaf  im  garten, 
unter  dem  gewohnten  bäum 
wie  im  sommer  abzuwarten  .  .  . 

RÜCKERT  {herbstlieder)  2,  562; 

ein  befreundeter  aus  der  fremde  bringt  festgerichte  auf 
den  gewohnten  alltagstisch  und  eine  gewisse  feiertägliche 
Stimmung  in  die  seele  B.  Auerbach  neues  leben  (5,  9) 
3,  264;  kein  anderer  wein  will  mir  schmecken  und  ich 
bin  verdrieszlich  wenn  mir  mein  gewohnter  lieblings- 
tranck  abgeht  Göthe  br.  19,  134;  tranken  noch  von 
unserm  gewohnten  wein  21,  .304;  so  humpelte  der  bauer 


6509     GEWOHNEN  4  (mit  gewohnter  gttto) 


GEWÖHNEN  4  (rar 


)  6610 


. . .  irgend  einem  wirtahause  zu,  seinen  gewohnten  eehop- 

pen  zu  trinoken  J.  OoTTiiKi.r  {btnttmtpitgd  •)  1.  M; 

der  herr  iprlcht  mit  («wohntor  ■Ulla:  Meriet 
(>.  Ukhiiakut  (fiun  JntU  <ncA>  iUtitm  «ad  Tikm^ä  t,  Ml*i 
ihr  haar  aohmtekt  itett  4ee  fcendei 
ein  foldblecb,  krietflMh 
ümM«  Taadee 


den  trauen  di 
(ewi>hnte  ii<hltfenKi«r. 

F.  Frrii.iuiiath  (<toe  ffvMiMaeeM)  I,  71 ; 

■eine  gew.  xöpfe  0.  Kkllrii  (fHliMr  Heinriek  t,  If)  l,  M7. 

>))  aA«fra«ie  träger  da»  atiributa. 

a))  ntit  diaem  gewont«n  breuoh  der  burger  erhielt 
er  forthin  aein  reich  Skii.  Fkank  rhronie.  Germ.  (lBaR)M: 
deaaleirh.  Ickki.hamkr  gram.  Dia,  fQr  lioh  und  andere 
aualAnder  ihren  gewohnten  gottesdlenat  Ql>en  doHHen 
LOIIKN8TEIN  Arminius{i.  b.>  1,  M6:  treibt  sein  gewohnte« 
apiel  g«die\t4Mmmlung  t>on  Nau KIRCH  t,  IW;  QAthb  mit- 
MthtUdige  {rinaetige  /a»»Hng  von  17W)  v.  tOO  iMM;  (gew. 
beiapiel)  TiiOmmki.  (rvtM  4)  4,  tl; 

e*  ist  »o  mein  f«wohnl«r  nag 

Pkbkfbi.  poff.  MfraeAc  t,  IM; 

(nach  d.  gew.  gange)  Hkrdkr  {ideen  8,  IS)  14,  144;  (im 
gew.  gange  erhalten)  Sydri.  begr.  d.  dUtk.  reirke  5*,  M; 
(gew.  runde)  W.  MOli.rr  (d.  bäuwu)  lae;  (gew.  tagewerk) 
TRRtTSciiKK  dt»fh.  gtark.  t,  MI;  anstatt  die  ron  cypri- 
achom  weine  aprudelnden  becher  der  gewohnten  athe- 
niachen  gaatmählcr  zu  vermissen,  dluehte  ihm,  dasz  er 
niomahls  angenehmer  getrunken  habe  ^ \v.\j^n\i  {AgaÜutn 
1,  1)  1,  W;  Kduard  I  konnte  sich  von  den  gewohnten 
maehtUbungen  nicht  losreiszen  Rankk  14*  M;  (gew. 
Unterdrückungen)    Hkrukh  {teratr.  bl.  4)  18,  7M; 

•o  daex  di«  schwermuth  eich  entfernt 
Iwi  dem  seither  gewohnten  lachen. 

Stoppi  i^iPiuiM  *.  8; 

(gew.  elend)  ThOmmkl  (mvüi  S)  s,  »4;  man  macht  sohol- 
den,  und  fuhrt  mit  entlehntem  gelde  den  gewohnten 
aufwand  fort  S.  v.  La  Rociik  /W.  r.  Stemkeim  (l)  144 
Rüiderkoff;  durch  mehrere  woohen  unterlieszen  sie  den 
gewohnten  verkehr  Ganoiiokrr  doppelte  wtkrkeit  4; 
80  musz  ich  hinzufügen,  dasz  mir  bei  hohen  jähren 
nicht  mehr  möglich  sei,  den  gewohnten  antheil  an 
gleichzeitigen  .  .  .  literarischen  bemUhungen  zu  nehmen 
GÖTHR  (1889)  br.  4«,  104;  ungeachtet  ich  immer  das  gc- 
wehr  streckte  und  ihnen  mit  dem  hut  den  gewohnten 
wink  gab  Ulr.  Bräker  d^er  artne  mmnn  im  Toekenbnrg 
».  G.  Frei/tag  »1,  >16. 

b))  wenn  ihr  drei  tage  könnet  ohn  eure  gewohnte 
Sünde  hinbringen  Scrivrr  »eeUnaekaU  488'  (von  eurer 
angewöhnten  aünde  ebenda);  .  .  .  wie  den  bOsen  kindem. 
den  man  auch  etwas  jror  gewonten  boszheit  pflegt  sA 
lassen  V.  Ickri.samkr  rin  inttitche  grenmnmtiim  L)  4*; 
(unsrer  gew.  täglichen  haiblUge)  Hkhukr  (XetiMf)  lA.610: 
(aus  gew.  vermessenheit)  is,  ssi  yideen  8,  ft);  (gew.  be- 
fchlshahergcist)  18,  4is  {kl.  arhrijtru  ;  seine  gewohnte 
leutseligkcit  Lohknstrin  Armiuius  (4.  b.)  1.  466 >>;  (mit 
gew.  frcundlichkeitt  (ioKKiNUK  gni.  s,  8;  nehmen  ew. 
exzellenz  beiliegende  Sammlung  von  radierton  blittem 
mit  gewohnter  gUte  und  nachsieht  auf  Wii.iiklu  Grimm 
an  Göthe  (iKSa)  Gothejakrbuch  9,  St;  allein  er  griff  zu. 
schüttelte  mit  seiner  gewohnten  eigelichkeit  das  futter 
durcheinander  Gottiiki.k  Vti  der  knetkt  {cap.  18)  a.  IT» 
Vetter. 

c))  bildcr,  die  Christus  .  .  .  nach  gewohnten  begriffen 
seiner  zeit  ...  in  gleichniszreden  gebrauchte  Herdbr 
(cAnX^.  athr.)  19,  104;  (gew.  ideenverhindung)  18,  848  (r. 
geüit  d.  ebr.  pkil.  8);  (aus  gew.  vorurthcilen)  1«.  19ft  {br. 
1.  bff.  d.  kum.) ;  der  .  enge  kreis  unsrer  gewohnten  vor- 
stellungsarten  {ejremplare  d.  tneitechkeif^  I&.  IS7;  ^imm  so 
{ckrieti.  9ckr\/ten)  19.  168;  i^gew.  vorstcllungs-  und  erzAh- 
lungsart)  »),  186;  die  fehlende  gewohnte  tiesch&ftigung 
MoLTKK  (&»•.")  fichr.  5,  78;  jene  t  hat  frische,  die  den  aus- 
Wanderer  auf  seinem  neubruchc  erfüllt,  wollte  er  auf  das 
gewohnte  leben  übertragen  Aurrbach  neties  leben  8,  858; 
er  setzte  seine  gewöhnlichen  reisen  und  übrigens  seine 
gewohnte  lehensart  fort  Göthr  {der  »ammler  u.  d.  aei- 
nigen ä)  47,  1S4  Weimar;  auf  ausdrückliche  anordnung 
und  befehl  erscheint  jedermann  in  seiner  gewohnten 
tracht  br.  81,  888;  da»  gleitke  Herder  \exrmpUtre  d. 
menaekk.)  1&,  138;   den  gewohnten  Vergnügungen,  der  ge- 


wohnten lebeoavelae  fsb  atoh  Leoa  von  Pttype«  wt»<8r 
mit  froeter  eaeigl«  küi  W.  Raami  ttmta  mm  äam  ««Mg* 
(80.  fli|f>.)  I8S:  ImiU,  dto  wm  Uum  tßwttuOm  tfMeia«- 
kieisMi  ateoMki  ftoMi  bück  wwf8M  Mrf  4m,  vm 
IhaM  MIttl  md  Mdat  OtrrBcow  «.  Wibmsaim 
rmma  w  Drmtkf  4m  patttaultt— U8  aber 
taoeend  Ummn  fai  tfaai  t8wofcBlwi  iMle 
begr.  d.  dtatk.  nioki  S'.  4M:  di*  iPWf  aoairi 
leaU gewohnte  hOrgerlichpaeUliehe fctot Kamt i wilieldti i 
(I9ie)  a.  tae;  Ung>l  hatu  «r  fvwftaecbl.  dl«  frtte  •!•• 
mal  Mtae«r  der  gewohnt««  tafaaMtt  i«  aalMa  Mökikb 
{mtaUr  NalUm)  *.  48  Kremm: 


wenn  4m  aiekt  •• 
kmtu  wtederfMbiei 

iranr«  «Mtl.  4a«a  dir  

d«liM  sAltM  saeiMa  dcla«i  mIui  aaf. 

PLA-rm»  dM  A^kumtdtm  l.  gaa.: 

abanae  (sor  gew.  itnnd«)  OAMOMomn  mlmtar  u»dja§m4mit* 
181;   itpfaUt  tmkrkaii  48; 

di«  aadera jrtf  m  «lljiwiikBti 
MB«  tkf«  pWciM  M  l8feewetk. 


4a  er  ifli  gnton.  aeliliaim«« 
•rtragvn  moM. 

K.  IMMBRMA!«» 


Cwertr  It,  •  898). 
d))  Ja  zeigt  man  aeine  meinaat  B^t  in  dem  ge- 
wohnten Sprichwort  an:  'ee  wirken  foU  oAd  dl«  aatur 
nie  was  vergebens'  Brocke«  «,  810;  dM  b«8U  oritt«! 
wider  dieae  trftumende  g«wohnheit  (unmrnJäaUigaa  Man) 
ist:  nleht  allezeit  die  gewohnten  worte  behalt«»  BirrscH- 
KT  Patkmoa  818;  dem  gewohnten  ausdrock  nach  war 
die  Terfaasung  dee  ebrtlschen  volka  durch  den  geist 
gottes  gemacht  geweeaa  Herder  {ekriati.  aeknßen  4) 
80,  84;  dia  gUieka  vattimimif  tf.  188;  (die  gew.  bildaus- 
drücke)  80, 8M:  (gew.  MJektaepraehe)  l^  ft»  (Peraepolia); 
(gew.  gebehrden)  17.  t»  (Jkr.  g.  hf.  4,  Am«».):  (few.  liehee 
zeichen)  Stoppe  AwiMMt  88;  in  onarer  fBWokataa 
aprache  zu  reden  Herder  (fotQ  tc  •4«:  4tu ^titkam,tl 
{ekriati.  aekr.):  (gew.  hebraismna)  7,  8K  {Jakammaa);  (föw. 
griechische  allegorie)  8,  to;  die  biiefe  der  aposUl  Uean 
aie  al«  briefe.  vergessen  aie  kapitel.  verse.  gewohnte 
epiateln.  und  lesen,  wie  wenn  sie  ein  Christ  dee  ersten 
Jahrhunderts  wären  {tkeotogiebr.  88)  10.  888; 


waf««l««ksr  ««ii 
iflei  Mal  die  gl 


w«a«  si«  k««l«  vtrtlistit.  g«wa«4  «ad  gvi. 
•chtimoMr  als  J«  llir  aireaiMr  (hat, 
das  sind  gewohoU  ti*>-hirbten 

OÖTH«  (der  mütterin  ferne)  l.tlf: 

dieser  name  {'Junker  rmler")  war  noch  zu  der  teit  ( 
ahnherrn  .  .  .  der  gewohnte  name.  den  das  volk 
edeln  im  land  gab  Pestalozzi  (LiemkmrtI  8,  77)  S*  M»; 
es  sind  so  viele  begriffe  der  philoMphie  .  .  .  sa  «lanai 
so  vesten  gewohnten  besitz  wordea  Hbrdhi  (Ir.  f.  1^. 
d.  kutnaniiat.   ankmng^  tu.  818: 

_^^         .  fahl*  1^  deck. 

wslea  aageaeaiee  aagiaek  dn  ksteiflt, 
dar  aaiaaa  ti^  gewohalae  gal  vermiMt 

GOtmb  (die  «nfiHiais  8MMar  8.  8)  »,  888: 

dasz  ein  Christ  es  dahin  kos 

Sünde  eine  gewohnt«  aaeh«  ist  Scriver 

herr  bruder.   eia  so  laag  fewohnte«  hübaelMa 

aia  mir  bis  dahin  eingertamt  war.  gibt  man  nlakt  «tea 

weiteres  auf  M«^rikk  ,w*aier  Sollen'^  4.  >>  Krmmm. 

ey)  eo  bald  sie  nun  soliche  redlicheit,  stsreka  aad 
trutzlicheit  l>ei  jm  t>efunden.  habent  sie  jn  auch  ge- 
woneter  weiss  angefangen  (rar..-  gewonter'  Hütten  («fW 
die  bipai)  &.  87« ;  aftaaha  ist  die  denkart  eia«s  T«lks 
nach  gewohnter  weise  Ton  alten  seilen  Herder  (ekeistf. 
aekr.  17*4)  19.  4:  nach  dunkeln  befriffen  .  .  .  und  t»> 
wohnter  lel>ensw«iae  (eom  ei$\/lmaa  der  regirmmg)  8.  488; 
nach  gewohnter  weise  G<Sthb  br.  41.  88:  wenn  dt«  1 
Tertranten  lAume  von  draussen  in  gewohnter 
dazu  in  die  fenster  sehen  Wit.ii.  Raabs  etUa  neaiar  tag; 
als  er  seine  freundin  Aurelie  gewohnte!  weis«  sa  ba- 
suchen  ging  Gi>thr  iileiater»  lekrj.  4,  18)  t«.  188:  «in 
kammachergesch&fl.  dessen  inhaber  gewohnterwetse  alle 
fünf  bis  sechs  Jahre  wechselt«  Gottpribd  Keller  4,818; 


6511  GEWOHNEN  (das  gewohnte) 

nun  wird  sie  bald  nach  haus  gelangen 
und  auf  gewohnte  weise  ruhn. 

GÖTHE  {angebinde  zur  rückkehr)  2,  172; 

das  gleiche  (an  Christiane  1808)  br.  20.  199;  die  erste  bricht 
das  gewohnte  maas  und  giebt  ein  neues  Herder  (Kalli- 
gone  3)  22,  272;  ritt  oder  fuhr  die  elegante  weit  der 
residenz  gewohntermaszen  in  den  schattigen  alleen 
MÖRiKE  (maler  Nolten)  4,  23. 

3))  mit  Personen  verbindet  sich  das  adjectiv  in  passiver 
actionsart  naturgemäsz  seltener:  und  wie  er  ausz  der 
schul  wider  heim  kam  und  hin  lief!  zu  seinen  gewonten 
gesellen  mit  inen  zö  spilen  Verdeutschung  von  Bebeis 
facetien  (1558)  Hia;  der  gewohnte  busenfreund  Herder 
{christl.  sehr.  5)  20,  226;  die  lehren  eines  lange  bekannten 
und  gewohnten  vorgesetzten  Göthe  br.  19,  300; 

selbst  führe  du  .  .  .  dein  gespann ! 
denn  unter  des  gewohnten  führers  band 
wird's  leichter  den  .  .  .  wagen  ziehn. 

Bürger  1,  161; 

(den  gew.  vermittler)  Mommsen  röm.  gesch.  l,  227;  (gew. 
Umgebung)  Göthe  {dicht,  u.  wahrh.  Il)  26,  35; 

wie  manche  dicke  magd  .  .  . 

mit  schmeichelnd  sanfter  band  den  vollen  eiter  strich, 

als  die  gewohnte  kuh  nicht  aus  der  stelle  wich. 

V.  KÖNIGS  gedickte  s.  207. 

b)  die  stibstantivirung  betrifft  zumeist  das  genus  des 
neutrums;  gegen: 

fasset  den  donner,  ihr  vormals  des  donners  gewohnte, 

verderbet 

ihm  ins  antlitz,  ihm  an  der  band  das  träumer  geschöpf 

dann. 
F.  V.  Sonnenberg  Donatoa  (3)  I,  1  8.  181; 

vgl. :  selten  giebt  es  einen  Friederich,  der  sich  über  das 
gewohnte  seiner  zeit  früh  und  doch  mit  Weisheit  hinaus- 
setzt Herder  {br.  z.  bef.  d.  hum.  21)  17,  95;  der  einheimische 
wird  sich  an  dem  gewohnten  erfreuen  Göthe  {dicht,  u. 
wahrh.  ll)  26, 10;  (ein  schritt  aus  dem  gewohnten)  Grill- 
parzer  (Libussa)  8*,  130;  niemand  mag  lesen  als  das, 
woran  er  schon  einigermaszen  gewöhnt  ist;  das  be- 
kannte, das  gewohnte  verlangt  er  unter  veränderter 
form  Göthe  muxim.  u.  reflex.  no.  891  {sehr.  d.  Götheges. 
21,  193); 

dort  mögen  sie  mit  ihrer  jungfraun  schar 
in  unnahbarer  abgetrenntheit  weilen 
und  das  gewohnte,  weil  es  doch  bequem, 
starr,  wie  sie  selbst,  für  ew'ge  zeit  bewahren, 
wir  wollen  weiter,  weiter  in  der  bahn. 

Grillparzer  {Lihussa)  8*,  207; 

(hergebracht  gewohntes)  2^  143  {der  reichstag);  (des  ge- 
wohnten altes  band)  131  {Vorzeichen) ;  auch  das  wachsame 
tier  wird  nicht  stutzig,  scheint  längst  gewohntes  zu  ver- 
nehmen Fr.  Th.  Vischer  auch  einer  103. 

GEWOHNEN,  schwaches  verbum  m,it  der  jüngeren  run- 
dung  des  stammvocals,  die  in  der  neueren  Schriftsprache 
das  ursprüngliche  ablautsverhältnisz  von  gewenen  gege7i 
gewon,  gewonen  {s.  gewohn,  gewohnen)  verdeckt,  vgl.  alt- 
hochd.  gawenian  (gawanian)  Graff  i,  868/.,  mittelhochd.  ge- 
wenen, wenen  s.  mhd.  wb.  3,  805*» ;  neuhochdeutsch  gewenen, 
gewennen.  ursprünglich  grenzte  sich  wenen,  gewenen  durch 
seine  factitive  bedeutung  gegen  die  intransitiven  gebrauchs- 
f armen  von  gewon,  gewonen  deutlich  ab,  vgl.  noch:  die 
Griechen,  wenn  sie  jre  pferd  wolten  gew&nen,  dasz  sie 
zukünfftig  des  wesens  und  getümmels  inn  kriegen  wem 
gewont,  so  schallten  und  lütten  sie  inen  mit  grossen 
cimbaln  und  glocken  für  den  orn  .  .  .  heut  gew&nt  man 
die  pferd  mit  dem  geschütz  Fischart  Gargantua  244 
neudr.  —  ein  gegensatz  ztcischen  beiden  verbis,  der  sich 
noch  dadurch  verschärfte,  dasz  wenen,  gewenen  in  eben 
dieser  factitiven  bedeutung  auf  einen  engern  kreis  von  ob- 
jecten  gelenkt  tcurde,  innerhalb  dessen  auch  die  bedeutung 
des  verbums  sich  wandelte:  vgl.  ein  hündlein  und  ein 
kindlein  kann  man  gewähnen  wie  man  will  *.  Fischer 
Schwab,  wb.  3,  688  {atis  Baiersbronn) ;  vgl.  auch  wie  man 
die  weiber  gewöhnt,  so  hat  man  sie.  ebenda,  die  entwick- 
lung  unseres  verbums  hat  diese  ursprünglich  lebhaft  wirk- 
samen Züge  immer  mehr  abgeschwächt  und  die  grenzlinien 
gegen  gewohnt,  gewohnen  iheils  vertcischt,  theils  ver- 
.ichoben.  auf  der  einen  seite  war  die  ausbildung  eitles 
f^fiexxien  gebrauches  geeignet,   die  factitive  eigenart  von 


GEWOHNEN  1. 


6512 


gewöhnen  zu  verschleiern  und  mit  der  von  der  neueren 
spräche  bevorzugten  Verbindung  sich  gewöhnen  sogar  das 
ältere  gewohnen  ganz  zu  verdrängen  {s.  o.).  so  stehen  sich 
heute  eigentlich  nur  noch  sich  gewöhnen  und  gewohnt 
sein  {aus  gewon  sein)  gegenüber,  die  mehr  einen  gegen- 
satz der  actionsart  zum  ausdruck  bringen:  anfang  und 
ergebnisz  der  handlung:  sie  ist  in  ihres  vaters  haus  ruhig, 
die  lebensart  da  von  Jugend  auf  gewohnt,  und  ich  will, 
dasz  sie  meine  unruhe  mit  mir  theilen,  und  sich  an 
meine  lebensart  gewöhnen  soll?  C.  G.  Klemm  der  auf 
den  Parnasz  versetzte  grüne  hut  {Wiener  neudr ucke  4)  25. 
um  die  bedeutung  von  gewöhnen  durch  eine  Verbindung 
von  gewohnt  genau  zu  treffen,  bedarf  es  des  inchoativen 
hülfsverbs  an  stelle  des  verbum  substantivums :  eines 
dings  .  .  .  gewohnt  werden,  sich  darzu  gewöhnen  teutsch. 
engl.  tvb.  (1716)  776;  vgl.:  vater:  dafür  baue  ich  dir  eine 
eigne  küche,  in  der  du  wieder  dreissig  jähre  kochen 
kannst,  mutier:  das  werde  ich  nie  gewohnt  werden. 
vater:  zur  bequemlichkeit  gewöhnt  man  sich  doch  auch, 
aber  dass  mir  durch  das  alte,  morsche  dach  schnee  und 
regen  auf  der  nase  tanzen  soll,  daran  kann  ich  mich 
nicht  gewöhnen  Göthe  {was  tvir  bringen  3)  li,  275. 

wie  im  reflexiven  gebrauch,  so  liegt  auch  in  der  parti- 
cipialform  gewöhnt  der  keim  der  abschwächung  des  facti- 
tiven Zuges, ■  in  den  participialformen  tauschen  die  beiden 
verba  am  häufigsten  und  leichtesten  miteitiander ,  wie 
namentlich  jene  stelle  aus  Jahn  {s.  o.  sp.  6499)  zeigt,  wo 
der  unterschied  der  formen  —  sei  es  nun  beim,  Verfasser 
selbst  oder  bei  der  drucklegung  - —  ungewürdigt  blieb:  'er 
ist  zum  brote  gewöhnt,  er  kommt  wieder'  .  .  .  'er  ist 
briefe  gewohnt,  er  geht  nicht  weg'  werke  1,  129;  dazu  vgl. 
die  unempfindlichkeit  einzelner  mundarten  s.  H.  Fischer 
a.  a.  0.  zur  schwäb.  mda. 

l)  älteste  belege,  Statistik,  formen. 

a)  für  die  älteste  zeit  sind  die  belege  dürftig,  bieten 
aber  doch  anhaltspunkte,  um  einen  bedeutung sumfang,  wie 
er  etwa  durch  unsere  begriffe  gewöhnen,  entwöhnen  ab- 
zumessen ist,  in  frühe  zeit  zurückzulegen,  dazu  stimmt 
auch  das  angelsächsische,  vgl.:  gewenian  l)  to  accustom 
any  one  to  himself,  assuefacere  2)  to  wean,  to  separate, 
ablactare,  a  lacte  depellere  Bosworth-Toller  465. 

«)  die  deutschen  belege  zeigen  zuerst  fast  nur  im,  par- 
ticip  des  praet.  formen  mit  präfix;  es  ist  deshalb  zu- 
nächst vom  einfachen  wenian,  wenien  aMSZM^reAen,  für 
das  der  Heliand  als  einziger  unter  den  älteren  denkmälern 
zeugiiisz  ablegt: 

imu  was  6k  willeo  s6  samo, 
sunie  drohtines,  that  he  sulik  gesldö  folk 
an  that  Hobt  godes  ladöian  mosti, 
wennian  mid  willeon. 

Heliand  2818;  desgl.  2832; 

lerda  after  themu  lande,  habda  imu  therö  liudiö  so  filu 

giwenid  mid  ir  wordun,  that  imu  werod  mikil, 

folk  folgöda.  2369. 

l))  in  beiden  fällen  ist  der  factitive  zug  allgemeiner  ge- 
faszt,  ine  ihn  das  heutige  gewöhnen  noch  festhält,  im 
rahmen  dieses  begriffes,  aber  nach  der  seite  des  objects  über 
die  im,  Heliand  beobachteten  grenzen  hinausgehend,  .stellen 
sich  belege  aus  Notkers  Boethius  zur  seite:  er  siu  {die 
rosse)  weneta  ze  ezzenne  humMnas  carnes  Graff  a.  a.  o., 
beachtung  verdienen  bei  ihm,  die  für  lange  zeit  vereinzelten 
attributiven  fügungen:  diu  iro  geweneten  ougen  dero 
finstri,  oculos  assuetos  tenebris  {Hattemer  3,  185*');  tise 
geweneten  hüorra  ze  theatro  (3,  IS*»).  die  mittelhoch- 
deutsche dichtung  stellt  in  der  ersten  richtung  weitere 
belege,  die  die  beziehung  auf  den  menschen  bevorzugen,  sie 
läszt  aber  auch  die  andere  seite  des  gebrauchs  von  ge- 
wöhnen, die  an  den  Zusammenhang  von  erziehen  und 
aufziehen  rührt,  beleuchten,  vgl.: 

si  begund  in  spenen 
und  unrehtes  wenen. 

Genesis  s.  fundgruben  56,  23  u.  o.; 

iedoch  s6  man  mich  sere 

unz  her  ze  den  buochen  twanc, 

s6  tumierte  min  gedanc. 

s6  man  mich  der  buoche  wente, 

wie  sich  mfn  herze  sente 

und  mfn  gedanc  spilte 

gegen  einem  schilte. 

Hartmann  Gregoriu«  1585  «.  a. 


6513   GKWÖHNEN  1  a  (er  wente  stnen  üp) 


GEWÖHREH  L  a  (dM  lote  te 


•)  6»t4 


gegen: 

der  !•«•  •pnuto  Utk»  mi  itm  fMl. 
durch  di«  RAMH  muMftn  pfaAit 
tat  ar  mit  plaekandaa  Mnm. 
wolt  man  la  «nlhitr  aplia  wmmm 
da«  er  fuot«  liuta  ga«M. 
uncern  ich  pI  im  mmu. 
Wut. KRAM  ^*ratf»arA7t,  S;  «.  ancA 

]t))  in  die  mittelhoeMeHtaek»  $nt/Ukri  muek  4*r  r^ßtaiim 
gtbraueh  turiick.  der  nametUlieM  atteh  im  umutekrMmtdtm 
formen  vorbereitet  trird; 

Erau  «ania  alba«  llp 

frAjea  (machaa.  Krm  MM; 

d«»gl.  (sin  herzet  Ulhich  v.  LiKciiTKNitTRlN  410,  «  u.  «.. 

al  niln  unfelQck«  wil  ich  achalTan  Janan 
dia  aioh  has^aa  unde  nldaa  gama  wanao. 

Walthbr  61,  I  l,oeAflMMa  «.  a. 

ß)  du  pmrüeijnalform  goMt  eiek  in 
deutttlten  gebroueh  uurh  «irri  rteHiinfftm, 
die  verbale,  deren  andere  wuhr  die  a4ftetinimlm  f^etutitm 
aueprägt: 

1))  in  der  ereiem  ridkiunf  iH  medmr  »mtehm»  rnuagt 
»proehen  faetitivem  gebrauch  und  atimmr  mhMkwäeheng  m 
r^fieopiven  fügungen  tu  unterecßteidem: 

a))  ein  ieglirh  kint  «irh  dA  nlrh  Miit. 

aU  0f  diu  muuter  hat  («wenl. 

»rKiant  100.  IS   H'.  Urtmm; 
dea  h4nt  una  gaata  niht  gawent 
dea  hAt  mfn  harte  eich  gaaenl 

Woi.KRAM  ParHval  IW,  tl  u  a.: 
dem  mar  haatu  ein  sil  gewenet. 
den  himmel  dommme  gadanel .  .  . 
H.  V.  IIbhi.bh  apokaijfpet,  Danetger  kdeehr.  77  Httm. 
b))  awer  sich  ahar  aorga  hAt  gawaaat, 

es  fewirret  niht  ob  er  aich  aaoat. 
Morie  von  Craon  477  E.  SehrMer.  äkntleh  OrrOKAli  7nt7: 

Snt  fftrchten  unde  minnen, 
es  hat  er  sich  Tun  iugenl 
gewent  mit  maniger  tngent. 
SuriiKNWtRT  {von  hrrm  l'uppli  rem  FUmmek, 

er$te  rtde  «)  hrimiuer  tl*' , 
was  sich  die  jugent  hat  gewent, 
das  alter  sich  darnach  versent 
und  Wirt  gar  hart  verklent. 
Oswald  vom  WolkUnhtki?«  1SI,M  Settate  SOt. 

i"^)  die  a^ectiviethe  enttrieklung  ist  auch  hier  tunächet 
an  den  prädieaüven  gebrauch  gebunden,  den  mUribmtiven  he- 
legen  für  NoTKBlt  treten  eret  epät  «emitr«  uugniam  tureeUe: 

a))  dA  muoae  schuropfenUara  woaan 

der  snihcr  nAt  nint  waa  gawaBt. 

VVi>t.KRAM  Partieallm,  1».  ebene»  M».  15; 

•'/7^  auch  Ottokar  wsm: 

maister  ubar  aller  land. 

die  SU  solhem  werk  gewAnt 

wemd :  die  komen  dar 

und  heraiten  sneliichlich  gar .  .  . 

die  pruk,  und  schelT  vil. 

der  groete  Alexander  1M8  0\tOk; 
er  wart  auch  tugent  vil  gawaat 
Johann  v.  W<  R/Hi:Rii   wHMm%.  *»— *— 


»71  Reget: 
hernt,  des  wir  niht  gatoon; 
die  Tiutschan  eint  dea  niht  fl«w«Bt^ 

OrroKAR  b^ttrr.  retmtatntn.  MM  SeemüUer. 

hier  iet  auch  die  besiehung  auf  die  Ihieneeli  mit  ihrer  be- 

sonderen  bedeutungaenticicklung  früh  betettgi: 

aie  aAhen  thaj  thie  adalArea  oah 
khar  Buo  gewenat  wArao, 
thaz  aie  scate  pAran. 

Konrad  Rotandehtd  AM  Bariedk; 
ein  lamer  vogel  oder  ein  tier 
vamimt  dea  menschen  wort  tu  echier, 
nit  dan  as  vor  ist  xun  gawent. 

Hcoo  T.°  Trimbrro  renntr  80979  BhrieeMnm; 
aufT  dem  selben  plan  uberal, 
snch  man  do  wilder  thier  fast  Til 
die  triben  mit  einander  spil 
sie  waren  getemet  aufT  den  plan 
man  sach  sie  bei  den  herrm  gmn 
die  thier  waren  gewenht  darsu. 

i:,aMrfR  1«M/.  9elkade. 
ft))  dA  hant  im  nf  das  herse  slaif 

Ton  gew&nten  sitten  gar, 
won  al  sin  kumber  im  da  war. 
Rt'Doi.F  V.  Ems   WMtkalm  r.  Ortene  M83  Jmmk, 

die  gleiche  x'crbindung  (nach  gew.  siten)  pa»m»nal  18*,  M 
Köpke,  ebenso  iH.  93. 


Y)  muemrkM  am  parheigm  prtt,  »imd  4m  »wttn  fm. 
md  pr^fkBJm^ 4m9.  wd  mjdb*,  Iwiiifi  4i»km4» 

IwMMslMiM  Oiurr  m.  m.  •.:  mI. 

iMMMMMt  (ßA  kfmtm  m  m&rUa  «•«■»  4ma  aaUMa  taiHit. 
mtrknt  ükm  mgäiitm  «il  rtMn  4mmitmm9i  PnooniTiia 
ktrm  »)  StkimmbtbiI'Ribvbiis  a,  Mk  MH  MH  Mi.  ••• 
der»:  enens  tnatdeaemt,  wtlo^wWMift  Wmr4meir  IhmäentuiM 
glemmn  bei  Waimtrin  100.    MüomHmIo  ttltg»  onwrAjiw 


D)  äiea  mift  tiek  deutiiek  mi  erwtm  /ktMUvm  Uagts 

«Mb  half  In  s*ra  4*4  dhi  Mal 
0*  Hkla  sa  gawa 

UAaTMAim  vfiN  Afi 
vgl.  dmeu  vonoft  /mm«  W, 

WM  M9  9f  VMI  19  WVfVS 

wmi  OHMi  4«a  Ia4aa  tai  fw 

KoMuu»  V.  WOuaooo  tr^.  hieg  MM. 

vgl.  «MC*  gewoaaoB  o«k  on  poMU  hanloo  fratoo  vedon 

8cilit.L>nL0BBSN   I,  tOB. 

I))  tuen  r^pemeen  gebeweult  mmI  mmmi  waHSt^fwnt  vgiL,  t 

tmee  aaana  pawanat  ao  avaaM  wg 
das  ar  Ar  tta  vU  talaaa  vrtg, 
Ar  alla  ftaada.  aüanat  jaU. 
wee  aol  oani  nawaM  waaan  lalt  • .  • 
MiM.  V.  LlCNTSMmnn  /Wtalfi  M6.  M  laHmmwm: 

die  vakaaek  Ina  Hb 
üben  aa4  fMMMB. 
HaiMRirii  T.  HweuUi  «pabalppaB 
iDaimtger  kanderkr.)  taoTt  Uelm;  (irra  imbati  «al  gem.)  UIW. 

ieh  «aera  vil  aa  aaahtaa 
aad  dar  BMvfl  0ir  la  to— e 

dax  taMMar  aana  wtn  (mhb 
(d  lawar  iMilar  aUm  (Owomm. 

Ko^iRAO  V.  WOmuma«  Bigilkaßd  MM 

b)  im  Übergang  tur  meukoehdemt»Aen  ptrttät  Mtera  eieh 
die  formen  mit  pr^fi*  dAarall  durch,  «e  diaat  <la«  einfarh» 
wenen.  w&nen  awilr  «mf  aiafcr  in  aiMadartficAcn  geikiaurh 
turOekgedrangt  teird.  vgt.  «Min'  gawAhnen  Danubil  {Alt- 
mmrk)  SM*;  wOnen  Kiscmir  eehteob.  irA.  t,  OM. 

«>  imnerhatb  der  biboHHerwetimmg  iet  äma  vae4Hmffm  4m 
vervume  gttnt  an  am  giae'ifeettt  M^tttBte9 1 
WN^iMafffM  dim  rw/m,  diriai  t 
dda  «orMd  Luthere 

1))  nter  in  teenigen  4tr  belege  »eiei  mmA  die  gUeee  titel- 
ühtimtaumg  mnttr  wtrtmm  edier  ein  amderm  aue  der  eippr 
en^f:  gewöhn«  dofaMB  mand  nieht  mm  achvrrea  and 
gottes  namen  tu  fftr«n  .  .  .  gevehne  deinen 
lu  leichtfertigem  achveren.  dann  ea  kompt 
ftimamen  . .  .  das  da  nicht  gevoneat  der  narrlMit.  and 
ra  letst  «olteat,  da  vereat  nie  gebom.  and  TejJaclieal 
den  Ulf«  daliMr  gebart,  «er  sich  ge«ehnet  la  sobmehen 
der  b«a««rt  oleh  eein  lebtage  nicht  Litiikr  S^rarh  ss 
a— ao;  (jMi'aliawi  na«  «amtaaoal  aa  htna»  . . .  indiariirfiaali 
loquetae  ntm  «OMMOoal  00  iMMai  .  .  .  et  «oiiiMMMr  um 
ie/atuatue  impeofmrimm  jMÜnrw,  Aaaia  «aaaMtfMa  im  «arM« 
iM^rofierii.  dein  mand  gewon  alt  d«o  oehwcfan*  . . .  data 
mund  gewon  nit  der  ungetogea  red  .  .  .  and  da  latJaal 
das  it«1si  ao  da  «ir«t  betört  .  .  .  der  mensch  der  do  tat 
emsaig  in  den  «orten  dea  itwisa  der  «tri  nitt  gelerl  alle 
die  tat  **ti^  labena  Bggtatign.  dine  mont  en  «vae 
fliek  Billt  to  «werva  .  .  .  t.  «MdrrdCae*.  b*het  dasu  tgi 
mtmtat.  ki«one  /nnMokt  gltmem  tm4iemratiUe  ».  Stsi^ 
MKTRR  J^iKVKRR  I.  AM:  VfL  tmtk  fOVOlnl  ««oll  nicht  an 
daa  Oucban  uad  aehwerea  ScNOcn  AooiMia  «. 

I)}  viel  häv^lt**'  ^'^  ge«ebnea  vom  tidior 
mm§tf9krt,  «•  die  amderm  uberwttmt  4tr  ved§tlkt  fktgmd 
—■  nieht   eimmtal    immter  larfbMtoiifaaanaaadAr    — 
«Am.    dmrmm  iet  der  /ketMve  erie  4tr  r^ßmrire 

•)^  aad  gebot  dl«  leale  la  ge«enen  ta  allen  gre«eln. 
das  aie  gott««  gaoats  and  recht  rergeaaen  Li*TtiKR  t.  Jfnrr. 
I.  AI:  (ua'afMi'nari  «niina«  earMas 
das  ^  ^  o«l«a  termeiligten  mit  all«r  i 
STOTI«;  sieh  belecken  KAcrrscn  ;  dm(.(a 
Sitten^  1.  Ifaee.  «^  M  (ad  «mh/cw  rüMoi  ftwaa^^re,  li 
fliren  tA  der  gewoahelt  der  beiden  loanrnmi; 


6515     GEWÖHNEN  1,  b  {in  der  bibeläbers.) 

griechische  sitten  ein  Kautzsch);  denn  du  hast  sie  so 
gewehnet  wider  dich  Jerem.  13,  21  {docuisti  eos  adversum 
te,  du  hast  si  gelert  Eggesteyn  ;  heffst  se  gheleirt  nieder- 
dtsch.  hibel);  wie  man  einen  knaben  gewehnet,  so  lesst 
er  nicht  davon,  wenn  er  alt  wird  spr.  Salom.  22,  6  («6er- 
nommen  von  Moscherosch  inscmn.  cur.  par.  17  neudruck 
108 ;  bei  Luther  var. :  unterweiset  man  den  knaben  seinen 
weg  vgl.  adolescens  juxta  viam  suam,  etiam  cum  senuerit, 
non  recedet  ab  ea,  der  Jüngling  ist  machen  zu  seim  weg 
Eggesteyn  ;  so  wat  weghe  een  ionck  man  2.  niederdtsch. 
bibel;  erziehe  den  knaben  gemäsz  dem  wege  Kautzsch). 

b))  derselbigen  eines  zog  sie  auff  und  ward  ein  junger 
lew  draus,  der  gewehnete  sich  die  leute  zereissen 
und  fressen  Hesekiel  19,  3  Luther  (didicit  capere  prae- 
dam,  lerde  ok  rouen  2.  niederdtsch.  bibel;  Kautzsch: 
lernte  beute  machen);  dazu  vgl.  («.  o.)  Syrach  23,  20; 
gewehne  dich  nicht  an  die  lügen  Syrach  7,  14  {noli 
velle  mentiri  en  wil  de  logen  nicht  leff  hebben  2.  nieder- 
dtsch. bibel;  wolle  nie  irgend  eine  lüge  sagen  Kautzsch); 
der  sich  zum  lügen  gewöhnet  Syrach  20,  27  (viri  mendacis 
.  .  .  logenhafftigen  mannes  niederdtsch.  bibel,  der  immer- 
während lügt  Kautzsch);  gewehne  dich  nicht  zum 
schlemmen  Syr.  18,  32  (assidua  est  commissio  eorum  .  .  . 
erfreue  dich  nicht  an  öfterem  Wohlleben  Kautzsch)  ; 
gewene  dich  nicht  zu  der  singerin,  das  sie  dich  nicht 
fahe  mit  jrem  reitzen  Syr.  9,  i  {cum  saltatrice  non  assi- 
duus  sie,  nit  bisz  emssig  mit  der  Springerin  Eggesteyn  ; 
enwese  nicht  stedelik  mit  ener  dantz  schersen  nieder- 
dtsch. bib.;  ähnl.  Kautzsch). 

c))  auszerhalb  der  Verbindung  m,it  dem,  verbum  gebraucht 
Luther  das  particip  in  der  engeren  beziehung  auf  thiere 
.  .  .  ein  kalb  gewenet,  das  es  gern  drisschet  Hosea  lO,  11 
{var.:  das  sich  füren  lesst;  vitula  docta  diligere  trituram, 
ein  gelert  kalb  Eggesteyn;  das  wohl  angelernt  ist 
Kautzsch;  elephanten,  zum  krieg  gewehnet  l.  Macc.  6,  30 
{docti  ad  proelium,  gelert  zu  dem  streit  Eggesteyn;  de 
gheleird  wem  niederdtsch.  bib.;  abgerichtete  elephanten 
Kautzsch). 

ß)  in  den  Wörterbüchern  ist  das  unterscheidende  von  ge- 
wöhnen gegen  gewohnen  von  anfang  an  zum,  ausdruck  ge- 
bracht, sei  es  durch  die  begriffsbesUmmung  selbst  oder  durch 
die  gebuchten  Verbindungen,  vgl.  ein  gewonheit  oder  Übung 
an  sich  nemmen,  oder  sich  gewennen  oder  üben  Frisius 
(1.566)  184*"  u.  a.  {s.  u.) ;  ghewennen,  ghewoon  maecken  assue- 
facere  . . .  assusfieri  Kilian  (1599)  li%^\  dasz  er  sie  zur  zucht 
und  gehorsam  gewöhnet .  .  .  dasz  man  ir  gewohne  Schöns- 
leder V6»;  gewöhnen,  accostumare,  anvezzare,  accoütu- 
mer;  gewohnen,  accostumarsi ,  anvezzarsi,  s'accoütumer 
Rädlein  (I713)  385;  gewöhnen,  das  verbum  activum  des 
hier  vorhergehenden  neutri  gewohnen,  ich  gewohne,  das 
thue  ich  selbst;  ich  gewöhne,  da  mache  ich  dass  es 
ein  anderer  thut,  adsuefacio,  consuesco  Frisch  2,  456*; 
ähnlich  Adelung  u.  a.  im  allgemeinen  halten  sich  die 
tvörterbücher  bei  gewöhnen  im  gegensatz  zu  gewohnen 
{oder  gar  gewohnheit)  zurück,  nur  die  mundartlichen 
buchungen  nehmen  in  seltener  Übereinstimmung  zum  verbum 
Stellung,  die  schriftsprachlichen  belege  gelten  meist  den  beiden 
gebrauchsrichtungen,  der  factitiven  und  der  reflexiven,  die 
schon  bei  M aaler  vereinigt  erscheinen:  gewännen,  assue- 
scere,  in  ein  gewonheit  bringen,  insuescere,  consuescere, 
consuefacere .  adducere  aliquem  ad  consuetudinem ;  sich 
gewännen,  sich  in  ein  gewonheit  oder  brauch  bringen 
ns*' ;  im  16.  und  17.  jahrh.  wird  sonst  einseitig  der  facti- 
tive  gebrauch  angemerkt  {nur  bei  Duez  U7id  Stieler 
auch  refleocive  Wendungen),  erst  im  18.  jahrh.  wird  auf  beide 
fügungen  gleichmäszig  rücksicht  genommen  vgl.  Kramer, 
Aler,  Steinbach,  Bayer,  Frisch,  Adelung,  Hederich,  Schwan 
u.  a.  dagegen  bieten  sich  für  die  participialform  des  part. 
praet.  hier  wenig  anhaltspunkte:  neben  gewöhnt,  assue- 
factua  Aler  (gewöhnt  zu  dienen,  zu  rauben)  vgl.:  ghe- 
went,  suetus  Kilian,  gewehnet,  suetus  Calvisius.  als 
Verbindungen  mit  verbis  sind  angemerkt:  ich  hab  meinen 
söhn  darzu  gewöhnet,  consuefaci  füium  Aler,  das  gleiche 
Steinbach,  Frisch  u.a.;  assuefio,  gewehnet  werden 
Reyher;  er  ist  so  von  Jugend  an  darzu  gewenet,  insuetus 
est  Stikler;  vgl.  auch  Kramer,  Adelung;  als  aüribu- 
tive  Wendungen  vgl.:  wilde  thier  gezähmt  und  gewöhnt 
beUuae  domttae  et  condocefactae  Aler;    ein  zum  gewehp 


GEWÖHNEN  1,  b  {in  wörterhikhern)     6516 

gewöhnter  arm  Schwan,  erst  spät  wird  auch  auf 
substantivirte  formen  {des  inf)  vervnesen:  das  gewöhnen, 
adsuefactio  Frisch  2,456";  das  gew.,  l'accoutumance,  l'action 
d'accoutumer  Schwan  l,  749  (1783)  vgl.  auch  Campe  2,  369». 

l))  zum  factitiven  und  reflexiven  gebrauch. 

a))  am  ersteren  wird  nebeii  den  allgemeineren  Wendungen 
auch  die  engere  beziehung  auf  kinder  U7id  thiere  viel  be- 
merkt; sie  tritt  hier  mehr  hervor,  als  tji  den  litterarischen 
Zeugnissen;  und  zwar  nicht  nur  in  mundartlichen  auf- 
zeichnungen,  sondern  ebenso  in  Wörterbüchern  der  gemein- 
sprache,  die  sich  hier  vielfach  auf  lateinische  Wendungen 
stützen. 

a))  gewönen,  assuefacere,  consuefacere  Emmel  sylva 
vocab.  (1592)  Q9,  7";  gewehnen,  auff  ein  andere  weise 
bringen,  accoustumer,  duire  Hulsius  (1614)  163'^;  im  glei- 
chen sinne  (l640)  70»;  gewehnen,  consuefacere  aliquem 
Calvisius  410**;  accoustumer  gevfehnen,  assuefacere  Duez 
(1664)  8'';  einen  an  ein  ding  gewehnen  Reyher  214;  zur 
zucht  gewenen,  erudire  aliquem,  ad  m.odestiam  Stieler 
2494;  einen  gewöhnen  willen,  der  sich  nicht  mehr  läszt 
gewöhnen,  aliquem  in  mortario  tundere  Aler  942»;  einen 
zum  bösen  gewöhnen,  imbuere  aliquem  vitiis,  ebenda; 
einen  zur  arbeit  gewöhnen  Steinbach  2,  1027;  ebenso 
Frisch  2,  456»;  gewöhnen  .  .  .  gewohnen  machen  Ade- 
lung 2,  673;  die  Völker  .  .  .  den  Soldaten  .  .  .  gewöhnen 
Hederich  1427;  gewöhnen  .  .  .  faire  prendre  une  coutume 
Schwan  l,  749;  einen  nach  seinem  köpfe  gewöhnen, 
fagonner  quelc.  ä  son  humeur  ebenda. 

ß))  einen  jungen  nach  seiner  band  gewehnen,  een 
jongen  riaar  zyn  hand  stellen,  wennen  Kramer  (1719) 
2,  97»;  wie  einer  sein  kind  gewöhnt,  so  hat  er's,  ut 
quisque  suum  vult  esse,  ita  est  Frisch  2,  456»;  vgl.  auch 
Adelung;  Fischer  schwäb.  wb.;  im  engsten  sinne  vgl.: 
gewehnen  oder  entwehnen  oder  ablactare  heisset  die 
säugenden  kinder  nicht  weiter  fort  stillen,  sondern  nun- 
mehro  zu  anderem  geträncke  gewöhnen  frauenzimvier- 
lexikon  668;  vgl.  Zedler  l,  144;  Zink  (1780)  l,  1077;  ein 
kind  von  der  brüst  (oder  zu  anderm  getränke  als  der 
muttermilch)  gewöhnen,  welches  auch  oft  nur  schlecht- 
hin ein  kind  gewöhnen,  besser  aber  entwöhnen,  genannt 
wird  Adelung  2,  673;  gewöhnen  (geweri)  ein  kind  von 
der  mutterbrust  entwöhnen,  auch  vom  (rind)vieh  üblich 
Spiesz  {Henneberg)  78;  jew§nen,  entwöhnen,  von  der 
brüst  absetzen  (kinder),  von  tieren  sagt  man  absetzen 
Jecht  Mannsfelder  mda.  42». 

y))  das  vieh  an  das  wasser  gewöhnen,  pecus  aqua  in- 
suescere Steinbach  2,  1027,  desgl.  Hederich;  die  pferde 
an  den  wagen  gewöhnen  Steinbagh,  Frisch,  Adelung; 
den  ochsen  an  den  pflüg  gew.  Steinbach,  Hederich; 
den  falken  gewöhnen,  abrichten,  affaiter  l'oiseau;  ein 
pferd  zum  schuss  gew.  assurer  un  cheval;  ein  pferd  ans 
gebiss  gew.,  zum  trabe  gew.  Schwan;  's  vieh  nus  ge- 
wehnen, das  vieh  zur  herde  gewöhnen  Follmann 
{Lothring.)  203»;  vgl.  auch  Danneil  {Altmark)  246». 

b))  zum  reflexiven  gebrauch  vgl. :  dass  er  desse  gewönne 
oder  sich  daran  gewenne,  in  hoc  assuescat  Maaler  179", 
und  ähnlich  noch  zweimal;  s'accoustutner,  gewöhnen,  an- 
gewöhnen, sich  gewöhnen  Duez  (1664)  8";  sich  zur  arbeit 
gewenen,  operi  insuescere  Stieler  2494;  sich  gewehnen 
Kramer  (1719)  2,  97;  sich  an  etwas  .  .  .  sich  zu  den 
Waffen  gewöhnen,  assuefacere  .  .  .  armis  Aler  1,  941'*; 
ebenso  Steinbagh  (an  die  w.  g.  dort  auch:  sich  an  alle 
rechte  gew.,  den  leib  gew.)  2,  1027;  Frisch  2,  456»;  Hede- 
rich 1427;  sich  an  einen  gewöhnen,  deduci  ad  alicujus 
consuetudinem  Frisch  ;  gewSn  di  drö  Gebhardt  Nürn- 
berger mdu.  292;  wei.  6  sech  gewint,  so'n  huet  €  sech 
wb.  d.  Luxemburger  mda.  145»; 

o  du  liwi  Lene 

mus'  dich  dran  gewel'ne", 

dran  gewehne"  mus*  du  dich, 

alli  buwe"  schmutze"  dich ! 

Martin  «.  Lienhart  2,  832»  m.  a.  s.  u. 

2))  der  iceiten  Verbreitung  des  verbums  in  den  mund- 
arten  entspricht  eine  grosze  mannigfaltigkeit  der  formen  in 
den  betreffenden  buchungen:  gewöhnen,  jewänne  G.  L. 
Fischer  meUi.  im  preusz.  Samland  141;  gewenne,  ge- 
wöhnen HöNiG  (Cöin)^  65*";  gewenen,  refl.,  sich  gewöhnen 
Leihener  (Cronenfter^)  46»;  gewaen^,  gewöhnen  Gerbet 


6517 


GEWÖHNEN  1.  c  (formm) 


GEWÖlimUI  •  im  mattrem  gebrmtk)    6518 


{Vogtland)  m  u.a.,  gewennt  Wroblkr  (CobUtu)  M:  ge- 
winnen teb.  d.  Lux»mbmr§«r  m^  146^;  gewchnen,  f«' 
wenen,  gcwine  Follmanm  (Lolhrim§tn)  m*;  gawine 
GrdhahI)  {Nürnberg)  M  u.  «.;  kewein«  Lknk  (H»mä' 
tehu/ukeim)  SM*;  gwliie  Fimciikh  »ektiäb.  teh.  I,  an:  gwtne, 
gwCnt  HAI.TKH  alemanniMcM«  mäa.  v.  Hmgttmu,  tHrma^urg 
165;  kwCne  Mahtin  m.  Liknhaht  %  att^;  (g'wan«) 
g'wenne  Sbilkr  (BomI)  t&7*;  u,  m,  nur  4i»  km^ffimk 
litktrtUkiHkm  mundatUn  «dMiMM  unmnm  JkMUnmm 
fnrditr  §tftnübtr  tu  aMtm.  to  wttrkt  t.  k.  Schmbllkr 
r.  ns  für  gewOnen  und  wAnen  nur  vtrtitutUt  u»d  äUmr» 
beleg«  an. 

ßir  den  tffbrauek  finden  akk  ttnift  mnkmUtpumkti,  «e 
»chrütUct  ihn  Lkihknkh  für  Ormmit$r§  m4  r^ßmiae 
Wendungen  ein;  ander*  bi$ttn  dit  fHn^im  WMMliiMfim 
und  führen  tpriehteOrUr  an:  OMT  fewduit  doh  MI 
alles,  Mogar  ans  hinke  Martin  «.  Libmmart;  die 
«inds  gogcwöhnt(l)  von  jungem  ebenda:  we  mr  Moh  ge- 
wicnt,  8o  hoit  een  Rech  .  .  .  ihabitude  davitni  «nm  mtande 
tutture  (lANoi.KH  lex.  d.  Luxemburger  umgam§$»fr.  ITV; 
dis  bin  ich  an  ihm  gewAhnt;  die  gewAhRen'i  J«(st  sehoR 
{ilben  sieh  darin) ;  dien  Aohsle  ia  licht  xa  gew.  u.  m.  Mar- 
tin u.  LlRNilART.  ttraehiebungen  der  fr*$u$  gtfftn  ge- 
wohnen sind  au»  mundartliehen  buekungtn  «mAi^SkA  tu 
belegen,  ao  in  der  reimaMle  mittelrkeinüi^er  wr*t; 

wat  di  baiMr  gewennl. 
frisit  datjMMnd. 

WauKLBR  CMemer  wula.  M ; 

vor  allem  aber  in  den  niederdeuUehen  fkmungen  dtr  oben 
bei  gewohnt  ang^ilkrten  epriehteMer:  wenn't  man  int  ge- 
wennt bUst,  B&r  de  btcker  Wandkr  l.  IVW:  wenn  man 
gewennct  öss,  denn  Asu  ok  An  e  hell  gut  FRiaciiniKR*, 
1868;  vgl.  aurh  jung  gcwchnet,  alt  gethan  Wanukh  1. 1677; 
die  {».  oben)  von  Jahn  als  apriek%tort  gekenmeicknete  tren- 
dung  er  ist  zum  hmte  gewAhnt  {vgl.  »p.  MW  tu  gewohnt) 
kehrt  in  litterari.sth«n  teugniteen  mekrfaek  wieder. 

c)  formen. 

a)  die  atammeilbe  bevortugt  bei  gewAhnen  im  gegentmtu 
tu  gewohnen  von  hauee  au»  doppelnaettl.  kUrtungen  de» 
natala  ateken  tkeihcrtM  unier  dem  eii^uaa  nm  gewohnen. 
at^f  dieaen  trtiat  aiick  die  rundung  dea  geaeUoaaenen  voeala, 
die  »iek  in  der  atkr\ftapraeke  —  trol  in  anleknung  an  ge- 
wohnen {vgl.  auek  E.  Schrobdbr  ant.f.  d.  alt  [jakrg. «]  Si) 
—  dur^jgeaetat  kat.  für  di«  g«aproek«n«  iat  aue  buehungen 
und  mundarüiektn  leugnieeen  neben  dem  geeddoaaenen  e 
auek  der  qfene  veetU  tu  «reeUieamn:  gewaehna  G.  Schulz 
Everkartieeke  aMer  {Herriga  arekiv  tO,  480^);  gewInet 
Gbilkr;  gewänen  Fi»ciiart,  Wimpfrlino,  Rompi.br; 
gewftnt  Petrarca;  gewinnen  Forrr,  Malbr.  in  der 
entgegengeeetaten  ri^tung  entwidtelt  eiek  der  gteeUaeeene 
voeal  weiter;  geweint  {Cöln)  dtaek.  ttäitiebnm.  14,  ST?.-  ge- 
wicnen  Luxemburger  umgangapraeke. 

i))  doppelter  und  eityfacker  naaal. 

(i))  Verdoppelung  det  naaala. 

tt))  im  falle  der  ebenen  atmmmaUbe:  gewennen  SRCas, 
Taui.kr,  Zimmeriaeke  ekronik,  CHOi.iNue-FRisira  imV 
Krämer  {neben  gewehnen);  gewinnen  Mai.f.k.  Forf.h: 
gewönnen  Ryfp  {a.  u.);  datu  vgl.  die  niederdeutaeken 
formen:  gewennen  Schillbr-LOrrkn  i,  lo«;  ghewennen 
KiLiAN  M.  a.,  vgl.  auek  jewinne  Fischrr  mda.  im  preuet. 
Samlande  Ul. 

ß)  in  geiKkloaaener  ailbe:  gewenn  deinen  mnnd  nit  la 
schweren  Zürieker  bibel  (l&St)  im  Sgraek;  dese  lOtten 
leiden  an  de  em  sine  Regina  von  anfang  an  all  gewennt 
hadd  Fr.  Reuter  {atromtid  l,  4)  i,  74  u.  a. 

b))  eit\faeker  naaal. 

tt))  in  geaekloaaener  ailbe:  gewent  Suchrnwirt.  Taiikr. 
Elsbktii  Staokl,  Baaler  ckron.  4.  440;  faatnarktap.  «M.  »l ; 
öat.  weiaik.  6.  441;  Rbuchi.in,  Ehrrlin.  Sciiwarzendkro, 
Pauli;  verdeutaek.  dea  Petrarca  (gewint);  (ghewent  neben 
ghewennet)  Kilian;  gewen  Grilrr,  Prorbt. 

6))  IM  offener  ailbe:  gewenen  Geiler.  Luther.  Mat- 
thesius  (.*.  auek  II.),  Hans  Sachs.  Fischart.  Forrr. 
WiMPiiELiNO,  Lehman,  tuletxt  noek  Stielrr;  gewenet 
Tauler  übera.  d.  Petrarra;  vgl.  auek  S.  Frank,  Emmgl. 
Ryff  (*.  II.). 

8))  dt«  längebeieieknung :  gewehnen  neben  gewenen 
kerraekt  bei  Luther  und  Mathbsius  vor;  ebeneo  ialeie 

IV. 


M  Eiuraua  Auhmos.  Am».  AuiBuriMos  m.  •.  temugl, 

dme  mdi  iiiii^gi«  mmtakmtm  (flewfaM  Immbl.  Brpr,  §ß- 
wIbbI  S.  Fiumk,  PthmnmMere.)  »nr  mit 

fl))  dtu  uHgtrundel«  c  Ieia4et  naek  teM 
tewehaoiKfiiCMMorr,  Olbakiob.  lUnisocioB.  HuLaioa, 
MOllbr.  !f.  Hbrmam.  Rkymcr,  8.  Dach,  Ahoblub 
SiLRaiua.  (iRiMMRi.aHAt'ikKM,  CK«:HRiifT.  Chrimtiam 
Wbimb,  WRaRMioK  iiTes).  KRAMkH;  gewehnel  Calvibob, 
Kanuruii.  Opitb.  Schupp.  Kunhau,  Racübl,  Nbajimui, 
Prabtoriub,  Grimmblsnaubbn:  pewekal  Paol  0«ii> 
harut.  die  mumdmrtm  wideetbmbem  4m  mhrifitfgmk- 
lieken  runitmg  uaek  iemte,  VfL  die  butkungem,  vj/L  mutkt 
is  etwan.  das  b  das  Beeeebenie  »liBhr  fBwehat  tat 
G.  Hauptmanm  waAer  (t.  met)  e.  m. 

b))  di«   rundum§  iet  n^rOkeei  bei  8.  Pramk  beeia^x 

im  der  nbmnaBkermte.  vtm  UM   (fewtaet  §t§em 

in  der  vem  1110):   damt  vgjL  fBwAhoen  in  dem 

von  LuTHBRB  ÜMkfViM,  M  AüOrLia  .SlLBSlOB 

ra«  FoNBiM  tkimbmA  fkr 
wOhnen  nebe»  fewanl  Mirr.  «Mufk.  C  Ml :  gewSaea.  (•• 
wömieil  Rtpp  tkierbudt  AB*  neben  gewesen  Bl*:  ge- 
wöhnet neben  gewebnt  bei  GniMMBUiHAUeBii.  mtkrmmle 
aind  eoleke  dvffdfeemxn  an  einem  umbereekied 
tung  geknufft:  gewehnen  fUr  dme  fmetUbemmt, 
fUr  dae  in^krie  bei  Durz;  entwehn«*  (nlMag«Bnr) 
■WfiBHiiiiBi  gBWflhnen  iw  fraueneimmirlmnktm.  die* 
apiete  der  «mgL  «emidimntem .  Oimrhiob. 
durekweg  gew5hB—  hi«§tn  und  ant  Albr. 
Nur  necA  alt  adiektmH  hmuekt,  tat  gawJluw  mmk  in 
d«N  »ii'tii'iaaiBi'n  Aw«lf0Nbrl 

ß)  die  parümfiml/^rm  aeift.iat  äetmdaiken  metmdmrtem 
deppeliee  pr4{/l3c:  die  alnd't  gefewOhnt  Martin  m.  Libn- 
hart  t,  m*.  fUr  die  i^)etiirietke  emhtiekimmg  bieten  eiek 
nur  wenige  formelle  ankalUpunkte .  vgl.  die  atngerunge- 
form  in:  die  liga  Oifue  war  dem  berm  grafcn  in  ge- 
mein, da  ee  nna  gewohnter  klingt)  Grabbb  im  tmwmer- 
manne  wmmermküitn  {werke  I9.  4t). 

•)  im  wimiew  gikrmuek  käU  aiek  für  gambkaem,  w» 
ae  meki  rffJeaeiv  vermemdet  iet  oder  in  der  pmUmfial(/^rm 
dee  prmeL  bmI  dem  iPiiiBi  wite<Bafi 
(gewöluil  BBte,  0md$e»  aber  giBWlIlinl 
wodanX  metk  immer  di 
freiliek  niekt  okne  wwbrfeeke  überfriiffe  in  da*  tnlrmmeitin 
gebiet:  dag  •oicbe  huod  gewOoea  sa  echmeichlcn  Rtpp 
tkierbuek  181*; 


die  bUMe  BUMcbbeil  em  «mIib— ,  Me 
ile  heOsni  wakriMMatag  gewttae. 

LBMaao  UMtan«.  4)  a*.  t«: 

dort  Ivmat  da  rnttr*  Hehl  geeAaaa, 
•ria  rmtb  wiH  Mlifkall  Ar  dkh. 

ILaixbb  ilr««creilt  mnf  Meetam^  Mi  Rkvd; 

das  lieht  that  den  Bwaeeh—  web«,  wbmi  er  sw  wtK 
kommt  ...  er  moBB  es  «fst  gewöhnen  Arzbk(irobcr 
arkandflerk  8)  t,  IB;  d^fl.  (M)  t.  W.;  welrhe  ernte  wird 
im  s  und  4len  theile  (so  gron  wird  da«  werk  werden) 
fOr  dich  und  in  dir  «elbef,  in  deinem  blicke,  dea  dm  so 
lange  stille  gewohnt  hast,  aufgvhn  Hkri^kr  {vaeemeiamtm) 
f.  448;  ich  habe  mich  de»haJb  hier  auf  die  halui  g» 
macht.  Toriiuflg  einmal  die  wege  eintttlemen  nwl  dba 
Strapazen  einer  solchen  reise,  banger  und  darst  In  etwas 
XU  gewAhnen  Kn.  Mörikr  ^der  aekati";  8,  87  Krame«, 

a)  gewöhnen  ale  /• 
pereöntiekee  e^jeet  (m  dm  HbeHemgamfem  9.  m.) 
MiijwregwIicAe  aMttatÜaMMny  «snMie.  ßbr  der«» 
rumg  der  nsnsps  8Bi»  €b8  ftfmeabee  tw  gswolUMM 


a%t«emmmVervemmumgem  eeveetm^^^ 
beliebU  Verbindung  mit  aa  erst  saAr  apat  gegen  andere 
farmem  durtkgeeetat  fUr  dia  liMeaHmmmng  werden  gamt 
aelten  auek  ptravmen  aitgieefem:  aof  einem  laodgutbe  .  .  . 
dessen  beaitxer  .  .  .  4ta  grteeten  herren  der  polnischen 
republick  ...  an  sich  gewOhnt  hatte,  war  oft  eine  starke 
ge.ocilschaft  verüammelt  J.  E.  Schlrorl  &.  488;  rgl.  auek 
i,a.  u.>  Herder  it.  t^.  bei  esiieAf  tiiyai'ni  tvrwoirfwsfns 
wird  die  nelheaftmmu$tg  akfeebttift:  SS  UniSB  isk  dem- 
selbigea  allerfaandt  poBSsa.  dnHi  Sllieks  Hsbb  iek 

4» 


6519      GEWÖHNEN  2,  a  (einen  gewöhnen) 


GEWÖHNEN  2,  a  (kinder  gew.)  6520 


tranck  sitzen,  unnd  gewehnte  sie  wie  die  dürre  me- 
lonen:  andern  gab  ich  nur  gar  wenig  zu  trincken  Aeg. 
Albertinus  landstortzer  Gusman  (l,  19)  138;  also  soll 
ich  bald  von  Jugend  auff  ein  kind  gewehnen,  das  ich 
zu  ihm  sage:  liebes  kind,  du  hast  einen  eigenen  engel 
Luther  34,  2,  274;  vgl.  auch  dtsch.  städtechron.  14,  877; 
wie  du  ein  jede  art  der  hund  recht  auffziehen,  speisen, 
unterrichten  und  gewönen  solt  Ryff  thierbuch  Ae*»; 
vgl.:  Armatim  ward  so  bald  vergessen,  wie  die  brüst 
der  ammen,  wenn  sie  die  kinder  gewöhnen  politischer 
Stockfisch  336;  vgl.:  gewöhnen  für  entwöhnen,  die  Unter- 
drückung des  objects  andererseits  gehört  mehr  der  Schrift- 
sprache an  und  findet  sich  besonders  häufig  bei  Herder  : 
wenn  diese  lehre  also  einmal  festgestellet  war,  so 
konnte  sie  vielleicht  von  manchen  lästern  abziehen,  zu 
manchen  tugenden  gewöhnen  Herder  (über  seelenican- 
derung)  15,  298;  ebenso  1,  288;  11,  58.  13,  108.  20,  159.  247;  ein 
schreckhch  gespenst  ist  dieser  formularglaube  auch  schon 
dadurch,  dasz  er  an  wortschälle  gewöhnt  {christliche 
Schriften  5)  20,  226;  die  heftigen  bewegungen  der  parthei- 
kämpfe  .  .  .  gewöhnten  an  einen  schnellen  Wechsel  der 
herrschaft  Eichhorn  deutsche  Staats-  und  rechtsgesch. 
3",  46. 

ß)  allgemeine  und  besondere  formen  der  factitiven  be- 
deutung. 

l))  für  den  allgemeineren  begriff  kommen  namentlich  die 
Übertragungen  beim  objecte  in  betracht. 

«))  got  der  hat  in  des  gewennet:  wenn  im  ein  liden 
ab  gie,  so  wag  geswind  ein  anders  da  bereit  Seuse  {leben 
cap.  28)  82  Bihlmeyer ;  won  unser  her  hat  si  so  lieblich 
gewent  mit  sinem  zarten  trost,  das  ir  fremder  trost  ruch 
und  hert  was  Elsbet  Stagel  leben  der  Schwestern  zu 
Tösz  42  Vetter; 

darumb  so  gwen  du  dinen  man 
zum  ersten,  wie  du  in  will  han, 
wurdstu  dich  nit  im  anfang  weren, 
dar  nach  wurdt  er  dich  ewig  nerren. 
Murner  gäuchmatt  4:1  {der  adelichst  gouch)  9i  UM; 

man  könne  alte  leute  nicht  anders  gewöhnen  Jeremias 
GOTTHELF  Uli  der  knecht  {cap.  ll),  Vetter  s.  150;  'ja,  Jun- 
ker, ich  habs  der  ursach  gethon  {die  schweine  auf  die 
giftige  weide  geführt),  euch  hiemit  zu  gewennen,  mir 
keine  schwein  mehr  hüeten  zu  lassen'  2jimmerische  chron. 
2*,  347  Barock;  ich  wolt  auch  niht  davon  predigen, 
wenn  ich's  nicht  darümb  thete,  das  ich  euch  gewehnete, 
recht  die  allegorien  zu  füren  Luther  16,  69;  man  meint 
müszige  Vorübungen,  die  uns  gewöhnen  sollen,  religion 
einmal  zu  üben  Herder  {christl.  Schriften  5)  20,  248;  der 
pabst  hat  die  seinigen  einmahl  und  von  langer  zeit  her 
zum  geruche  der  eusserlichen  schalen  gewehnet  Prä- 
TORius  saturnalia  60 ;  und  indem  er  fortfuhr  sich  ihm 
als  den  mächtigsten  von  allen  zu  bezeugen  —  welches 
doch  nur  einer  sein  kann  —  gewöhnte  er  es  allmählich 
zu  dem  begriffe  des  einzigen  Lessing  {erzieh,  d.  men- 
schengeschl.  §18)  13^,  418;  und  gewöhnten  den  feldherren 
sowohl  als  den  senat,  die  ritter  und  das  volk  zu  triumph- 
aufzügen  über  beraubte  Völker  Herder  {ideen  3,  14)  14, 
158;  ebenso  (zur  einkehr  in  sich  selbst)  14,  483;  (zum  glau- 
ben) 7,  419;  (zu  thätigkeit)  13, 107;  18.  467;  (zum  schein  der 
menschlichkeit)  9,  388;  (zu  härteren  zuständen)  9,  319; 
(zum  ackerbau)  5,  426;  so  gewöhnte  er  ihn  mit  ernst 
zum  gehorsam  Jeremias  Gotthelf  Uli  der  knecht  {cap.  13) 
*.  187.  die  heute  geläufigere  präpositionalverbindung  ist 
erst  später  bezeugt:  de  em  ...  an  all  gewennt  hadd  Fr. 
Reuter  (atromtid  i,  4)  2,  74. 

b))  unpersönliche  begriffe  in  der  stelle  des  objects  scMieszen 
»ich  meist  den  formen  an,  in  denen  schon  mittelhoch- 
deutsch der  refleocive  gebrauch  sich  anbahnte  und  ver- 
schleierte. 

«))  cJmracteristisch  heben  sich  hier  die  neueren  formen 
gegen  die  zierlichen  Wendungen  höfischen  stils  ab:  also 
dettent  die  heiigen  das  sü  ires  lichamens  also  gewaltig 
worent,  und  hettent  in  ouch  also  gewenet:  wenne  der 
geist  wolle,  so  sprang  der  lichame  für,  als  ob  er 
spreche:  'ich  wil  hie  sin  e  du"  Tavi^er predigten  s.  425,  8; 
wer  den  leib  ...  zu  übertragen  gewehnet  Schupp  {kunst 
mc/*  2.  w.)  768;  hüt  dich  vor  unluterem  tasten,  gewen 
sie  {die  hand)  zu  wircken  gute  werk   Geiler   bilgersch. 


133»;  wer  das  gesesz  zu  fartzen  gewehnet,  der  fartzet 
wenn  er  nicht  will  Lehman  320;  und  er  hatte  sie  {die 
glieder)  durch  seinen  fleisz  zu  solchen  geschickten  be- 
wegungen gewöhnt  Gottsched  vern.  tadler.  i  (1738)  19; 
an  ungewohnheit  des  ohrs,  glaubt  er,  könne  es  nicht 
liegen,  weil  er  ohr  und  zunge  schon  ganz  zu  diesen  ge- 
dichten  gewöhnet  Herder  (recensionen)  5,  360;  wird  man 
nicht  eher  gegen  den  gott  erbittert,  der,  weil  man  die 
äugen  nicht  recht  gebraucht  hat,  sie  uns  nun  raubet, 
und  weil  man  sein  herz  nicht  zu  rechten  empfindungen 
gewöhnt  hat,  es  in  der  gestalt  des  unglücklichen  und 
lasterhaften  verhärtet?  {über  die  Seelenwanderung)  15,  299; 
genau  so  14,  il;  (dies  gefühl)  8,  102;  nachdem  er  den  löb- 
lichsten anfang  gemacht,  seine  wachsende  neigung  in 
die  schranken  einer  schönen  freundschaft  zu  gewöhnen 
MÖRIKE  {maier  Nolten)  3,  73. 

ß))  ICO   das   object  sich   nicht  auf  das  subject  zurück- 
bezieht, sind  unpersönliche  begriffe  seltener: 
der  groszmama  .  .  .  betrübtes  scheiden 
gewöhnt  den  leib  an  boy  und  flor 
und  giebt  der  traurigkeit  ein  neues  pensum  vor. 

Stoppe  Parnasz  381 ; 
so  wie  es  ihn  auch  bei  der  liebe  zur  freiheit  erhält  und 
sein  ohr  zu  der  scheuen  sorgsamkeit  gewöhnet,  die  wir 
bei  mehrern  Völkern  dieses  zustandes  bemerken  werden 
Herder  {ideen  6)  13,  212; 

ieglicher  messer  der  wunden 
hatte  die  lippen  an  blut  gewöhnt. 

Denis  Ueder  Sineds  75 ; 
wenn  er  mich  auch  gleich  würft  ins  meer 
so  wil  er  mich  nur  üben 
und  mein  gemüth 
in  seiner  gut 
gewehnen  vest  zu  stehen. 

Paul  Gerhardt  «.  Fischer  u.  Tümpel  3,  314; 

deszwegen  sind  die  taubgebornen  auch  um  so  vieles 
trauriger  und  unglücklicher,  als  die  blinden,  weil  sie 
den  hauptsinn  des  Verstandes,  der  die  andern  zur  rich- 
tigkeit  gewöhnt,  nicht  haben  Heinse  {Hildegard  l)  5,  55. 
2))  die  engere  bedeutung  des  erziehens  und  abrichtens 
bei  der  beziehung  auf  kinder  und  thiere. 

a))  gleich  wie  man  die  kindlin  gewenet,  das  sie  fasten 
und  beten  Luther  der  li.  psalm  (1.532)  Bi'';  ebenso  (leren 
und  gewenen)  vdder  den  wucher  (1540)  J  3* ;  er  {der  vater) 
underweisz  und  gewen  si  {die  tochter)  dahin,  dasz  ir 
mund  gern  von  Christo  .  .  .  rede  Fickler  übers,  v.  Pu- 
therbey  verbot  deren  bücher  (1581)  44'';  kinder  soll  man 
gewehnen,  das  sie  mit  willen  und  nicht  mit  forcht  ge- 
horsam sein  Lehmann  192;  drumb  ist  es  am  besten,  dasz 
man  die  kinder  in  zelten  gewehne  alles  zu  vertragen 
Christian  Weise  die  drei  klügsten  leute  der  weit  (1675) 
28;  {vgl.  dat  gi  etlike  .  .  .  kinder  gewennet  hebben,  et- 
like  psalmen  to  singende  Stephan  Kempe  bei  Lappen- 
berg 503) ; 

und  nimmer  zu  ruhn 
gewöhnt  sie  die  tochter. 

GöTHE  4,  239  Weimar  ; 
drumb  wölt  ir  kinder  haben  eer, 
bei  zeit  gewent  sie  gütter  ler. 

ScHWARZENBERG  {memorial  der  tugent) 
teutsch  Cicero  127"; 

denn  die  alten  ertzväter  .  .  .  Hessen  jre  töchterlein  nicht 
mfissig  gehen,  sondern  geweneten  sie  zur  arbeit  und 
hauszhaltung  Mathesius  {hochzeitspredigten)  2,  54  Loesche; 
wiewol  sie  {die  tochter)  rieh  oder  edel  sint,  sollen  sie 
{die  eitern)  sie  doch  zum  werk  der  hend  gewänen,  da- 
mit sie  die  geilheit  und  böse  anvechtung  überwinden 
mögen  Wimpfeling  Tütschland  K  i^ ;  christliche  haus- 
veter  .  .  .  werden  ...  jre  kinder  und  gesind  mit  ernst 
zu  den  geistlichen  gesengen  gewehnen  N.  Herman  sonn- 
tagsevangelia  6  Wolkan;  als  man  die  jungen  kind  gewent 
zu  der  beicht  Pauli  schimpf  281;  auch  haben  mich 
meine  ersten  lehrmeister  darzu  gewänet,  und  gesagt,  das 
frustficken  unnd  die  morgenzechelin  gute  gedächtnusz 
machen  Fischart  Gar^aniwa  252  neudr.;  frühe  gewöhnt 
der  vater  den  söhn  zu  seiner  lebensweise  Herder  {ideen 
8,  4)  13,  330;  den  Jüngling  zu  rauherer  kost  zu  gewöhnen 
{älteste  urk.  i)  1,  116;  (die  Jugend  zu  .  .  .  tugend)  17,  369; 
ähnl.  18,  467. 

b))  so  du  aber  ein  hundt  dermassen  gewenen  wilt, 
dasz  er  bei  der  nacht  das  hausz  vor  einfallenden  dieben 


6521      GEWÖHNEN  2,  a  (gewöhnt  weiden) 


OEWÖHllBll  1  b  («cb 


beware  Kykp  thierbtteh  {Franltf.  IMft)  Itt*;  matii^fktimta 
eolumbam,  ut  ex  aure  tua  mtam  ptttnt,  IndciB  er  ge- 
wöhnte eine  taube,  daiz  lie  mm  Mtocm  (riur  »«Im  ho- 
lete  Am.  Comrniu«  orbis  pietu»  (tM)  Mt;  dit  ^ddU  vtr- 
hindung  0.  V.  Dkmbrinorn  übtr».  d.  J.  v.  McmitvUU  IIA; 
als  sie  {die  vög«C)  etwan  drei  monat  waren  «It  wontoa,  da 
gewehnete  ich  sie,  das«  »ie  inuaten  etnea  bOadel  tra|»B 
Grimmblshauskn  {dw  fliegend*  uMndertmann)  intdtnrtt. 
Sümpl.  S,  Üb;  leren  und  gewftnen  deahalben  jre  gial  auf 
die  knig  niderxufallcn  Fihciiaxt  ehet.  ,dUck.  nationalUL 
IH,  s)  «.  ISl;  HchUnccn,  <l<-rrn  ii-itklicher  hauuTatter  eine 
in  «ein  liauiz  gwUncl  S.  Fhank  tcrlthurh  (A^;  und  welcher 
pauer  oder .  keUschlvr  «ein«  Schwein  nicht  zum  halter 
von  anfang  treibt  und  zur  hert  gewent,  dardurch  sonsten 
die  Schwein  sich  ins  feit  gewOhnen  . . .  baUrr.  Mn«<4.  CMi : 
im  dritten  jar  facht  man  erst  an  sie  sft  gewinnen 
darzA  und  man  sie  brauchen  wil  Furbh  tkierbuek  4t*; 
dammb  man  sie  (c/i«  Kunde)  zu  mancherlei  gaockel- 
spiel  gewönen  mag  KYKf  tkierbuck  A  e*;  (zum  weidwerk) 
As^;  trAgt  man  ihn  .  .  .  I4  tag  auff  der  band  bei  den 
leuten  .  .  ,  dasx  er  {jier  kabiekt)  nur  der  leut  gewohnet, 
unterdesz  exeroieret  und  übet  in  auch  und  richtet  ihn 
in  dem  gemaoh  ab  .  .  .  nimb  eine  taube  .  .  .  oder  einen 
andern  vogel,  dazu  man  jn  gcwOhncn  wil  jägerkunat 
(lail)  {Hümberg)  Ps»;  dann  zu  Paris  etliche  leut  funden 
werden,  welche  grosze  und  kleine  hUndlein  auffzieben, 
zu  allen  kUnsten  und  w&idwerck  gewehnen  und  ab 
richten  Kirciiiiok  wendunmutk  (S,  19«)  >,  t48  ötttrUy, 
■eben  wir  denn  nicht  selbst  an  manchen  thieren.  daaz 
die  altern  ihre  Jungen  zu  ihrer  lebensart  gewOhnen? 
Herder  (v.  geist  d.  ebräitrJt.  poeaie  >)  lt.  tt;  er  gewOhnte 
thiere  an  menschen,  und  gebot  sanfte  empitndungen 
gegen  die  thiere  tbmda. 

ß)  auck  in  der  Verbindung  des  partieipa  mit  werden 
»chwäeht  »ick  die»e  faeMit'e  bedeutung  nickt  ab,  »ie  teird 
nur  unter  dem  eiryfiust  von  gewohnt  sein  gelegentliek  Murüek- 
gedrängt:  oder  werden  wir  gar  gcwfihnt,  falsch  zu  con- 
figurieren;  staunen  wir  Schattenbilder  an?  IIkrder  {kl. 
»€hr\flen)  18,  4M;  'nicht  alle  sind  so  arg'  trOstete  der 
Professor  'du  wirst  sie  bald  gewfihnt  werden'  G.  Prbt- 
TAO  (verlorene  kandaekr.  >,  i)'e,  tSS.     vfL  «mcA; 

merck  gota  genad  di  ist  gemafn 
und  auch  an  kainem  ort  alMa 
doch  recht«  walfart  oageaobeDt 
allein  miszpriach  waren  gewent. 
SciiWARZRNBiRo  (memoriat  d.  tmgtiC)  letätek  Cicero  Itt*; 

1))  dag  der  stle  ouge  niht  gellden  enmShte,  eg  en< 
werde  gestCtiget  und  Qf  getragen  hl  materie  unde  bl 
glichntiMe  unde  werde  alsA  geleitet  unde  gewenet  in 
dag  gOUIohe  lieht  mm»tor  Kckhart  «.  mgat.  1. 170  Tfngan 

und  ander  atnd,  seid,  haas  und  loren 
und  waa  er  ist  gewahnet  woran. 

Hans  Sachs  («van«««««!)  Ift,  Mt  OoatM; 

jr  wciber  werden  auch  zA  kriegen  gewönet  S.  Frank 
yodihuth  (,1&84)  «*>;  zwar  ist  er  durch  eine  gewisse  mittel- 
gattung  von  dramen  gewöhnt  worden,  das  heitere  neben 
dem  tristen  zu  sehen  Göthr  {tkeater  und  ackauapiel- 
kttnat)  40,  88  Weiptar:  eine  art  feineren  sinnes.  zu  wel- 
chem die  Juden  bei  ihrer  öfteren  Zerstreuung  unter 
andere  Völker  gewöhnt  wurden  Hkrdf.r  {ideen  4, 17)  14,  ns; 
glücklich  die  mcnschheit,  die  an  .  .  .  gegenständen  dieser 
art  freude  zu  haben,  frühe  gewöhnt  ward  {KmUifome  t) 
88,  188;  wenn  er  einmal  an  eine  christliche  seelenpflege 
gewöhnt  ward  {ideen  4,  19)  14,  404. 

8))  weil  ich  erzogen  und  gewehnet  worden,  die  gegen- 
wart  gottes  allezeit  vor  äugen  zu  haben  (tRiMMKt.8- 
hausen  Simpl.  66;  zu  einer  guten  sohrift  gewehnet 
werden  Mich.  Neandbr  bedenken  17*;  da  wird  den 
k nahen  zuerst  die  zunge  gelösct  und  sie  etwa  zu  die 
sprachen  gewöhnt  Herder  {xeratrrttte  bl.  ft)  It,  U!7;  äkml. 
5,  98;  lA,  689;  wenn  jemand  so  unglücklich  gewesen  wäre. 
dass  er  in  der  Jugend  an  irgend  eines  von  jenen  lautem 
gewöhnt  worden  Juno  Stillino  8,  4oe  Orolmuinn. 

3))  so  aber  der  habicht  gczemet.  und  zA  dem  feder 
spil  gewehnet  wirt  Hkyden  t-erdeutarkung  dta  PtinituHU; 
ja  so  gar  auch  anstat  der  zein  mit  standen  und  orlen 
liederliche  hög  aufgericht  haben,  wardurch  allerhant 
Tich  in  die  velder  leichtlich  komben  mUgen,   und  also 


tom  tinprSeliMi 

V.  ITMnf  (MI«  #.  ftivr.  witik.  •,  lif?. 

k^mmm^^^^^M    ^^^^tf^    m^^^^^mM   ^^^Äg^^L  ^^^^^^mm    lj|k  U» 

fvwotot,  dMB  ■••  nb  M  YorradeC  «ad  Iuüm 
wShat,  ee  nnehi— pwdiM  J.  S.  liimiAiiii  üktr 
kaUtn  ...».*.  im  »tttitmiimm  «Aar  ukmitkt  tttk  4k 
anarfia  4im»r  hadeutung  ab.  umm  4a»  miliimt  4k  mk4tr 
kolmmg  aimtr  kmndluni)  mekt  am  ' 
aalkd  mUaiaM;  wir  aollten  uns  i 

das  wir  kaad—  teita  Mtaa 

lett  nnser  araMa  aalar  LOTUm  M,  IM  Wdmmrt 
kiar,  in  der  rejlactkm  /Wfiiiy.  dk  d»m  wenerwi  fatamiak 
dam    rarbumta   bakmrwtkt,    wmtkrt    dar 
narar   umd   kammkrar  fanmm  jßita 


MWHMS« 
MMlUI«IÜIt 


^Slm,  im  pke  damjSSSm 


M,  far  dia  gtkdanmg  mmaatgabend,  tff . ;  Rem  erstea  fei 

dis    etwas    hert,   das   stete   war   nemen  ...  sin    »«Ibra. 

aber  dar  nach   als  sich  der  mensche  dfla  (eweat,  so 

ist  es  im  gar  licht  TAOLsa  pra4i§km  a.  Wb  fadkr.   aaarnt 

an   welche  gerüche  t.  h. 

fewAhaca?  S.  O.  v.  Voou. 

haikm  (ttM)  *.  8:  dk  tmHirfi atkum§  4$r  aklkatkmmam§ 

iai  auek  hier  atilem  belegt:  ich  nehme  mit  ...  et 

diese  correction  an.  und  werden  uns  kOnflig 

wohnen  *ie<rV*'»'  tr*tdtrwmd  t,  1  {ßakmaaf.  mgL  aiwirf. 

t«8):  'io  llafl  aaa  allee ...  hei  aa»  daiahiiBaaderr . . . 

'ihr  hal>t  euch  noch  immer  nicht  gewohnt?  ••  lat  ( 

schon    lange    her'     Hennr.i.    Agmea  Bemmuer 

16.  jceiu.-  lange  vor  dea  Saraceaen  sind  raina  la  , 

faweMa,  aMoaaaiMi  vor  odw 

dam  rieh  das  ohr  aiaas  volkas  fewihat  hatta  aad  i 

spräche  ee  ertrag  Hbrdbr  («^.  jwssm  l)  ll.  tM; 

die  iprarhe  bifibt  ein  raiaer  hIaHMUMach. 
empfunden  nur  von  etillM  MdMeAaM; 
fest  lieft  der  rniod.  baf  aa  Ist  dir  asfcfaaBh. 
aod  wo  man  wohnt,  da  BaaB  aaa  sieh  gewttaaa. 
Mraa  ft.  «7  Walma 


die  gehurt  en  des   auslände  gawWuwa  rieh  unter 
liehen    himmeln    Sciiillbr   (ntMaaaMaAaaf  der 

auek  hier  von  dar  nesMrea  tfrmilm  ma  kßaidikwiUgai  tamf 
tugt.  tcitkrend  4k  4aumtkt  4tm  Mm»  abü  aiyribftva. 
für  die  angliadarumf  ve»  naaiMalleriiaMaiiafBM  «lerd  4k 
Verbindung  mit  zu  allmikliek  dmrek  an  alfelM  mW 
verdrangt: 

l))  autfs  erste  sol  sich  ein  iglicher  gewenen.  das  er 
die  wort  nicht  andersachte,  denn  als  weren  sie  gestern 
lasehriehen  Lt'TiiBR  (prad,  über  i.  itoa.  i.  ut?)  u,  t»; 
danehan  soll  er  sich  hei^  Balten  dahin  gewenen.  das  er 
den  oheretaa  eraatshaira  Jasam  Christom  .  .  .  keanea 
lerne  MATOBaioa  t,  tgft  Lsesdtt;  derwegen  gftnilich  in 
angehender  eh  von  nAten  thut  .  .  .  dahin  »ich  inge- 
w&nen  und  anzuxihen.  das  kain  thail  dem  anderen 
zu  etwas  Unwillens  .  .  .  gelefcnhait  gebe  Fiscuart 
ekattieklbürklein  18»;  ein  bakf  ««•  Herder  ßtkai  ma^  4k 
aprmeka  Li'TiirRa  nrüek:  danua  eoUea  wir  aas  fevSk* 
aaa.  daas  wir  bei  dem  gaaaadaa  und  klaren  tcxl  hMbaa 
(l>eafcfi<*nVe  m)  ll.  I«; 


t)) 


ipaacher.  dar  sieh 
Toa  «ia  ta 


UMI9M^: 


ein  christlich  kind  gewent  sich  alle  diaf  aaa  Chtialo 
zu  Sachen    Ererlir  v.  GCrbbcro  (eia 
8,  106  naudntck: 


ick  vil  aUt 


■ad  auch  Bdt 
s«  tkra  daia 
Amobut« 

äknliek  ts;  meia  ehtfti  gavaluM  dich  nicht  sa  thaa, 
wag  dich  felQstet,  sondern  was  wider  deinen  wiUca  ist 
H.  MOia^xn  ar^tnekatmmdan  t»; 

400* 


6523  GEWÖHNEN  2,  b  (zu  lügen  sich  gew.) 

wie  böse  verrächte  buben  thun, 
die  schlegefaul  gewehnen  sich, 
all  puffe  und  streiche  verechtiglich, 
zufangen  auff  ihre  haut,  so  hart, 
als  etwa  ein  holtz  oder  eisen  wart. 

Mart.  Hayneccius  Hans  Pfriem  513, 
neudrucke  36,  25 ; 

du  solt  dich  auch  darzfi  gewehnen 
die  nüsz  auffbeissen  mit  den  zenen 
so  brichstu  nicht  das  messer  ab. 

C  ScHEiDT  übers,  des  Orobianus  v.  8642, 
neudr.  34,  103; 

geräth  er  ins  ludern,  und  gewehnte  sich,  in  der  schencke 
mit  den  bauern  zu  zechen  Xi.  Wesen igk  böse  spiel-sieben 
141 ;  vgl.  auch  (zu  liegen  \lügen\  a.  19) : 

die  aber  welche  sich  zu  lästern  gewähnen, 
vernagen  alle  ding  mit  ihren  schwartzen  zahnen. 

ROMPLER  V.  LÖWENHALL  (1.  gebüsch)  ».  237; 

wenn  mein  geblüt  entbrennt, 
so  hab  ich  mich  gewehnt, 
vor  deinen  stuel  zu  träten. 
Paul  Gerhardt  s.  Fischer  u.  Tümpel  3,  316; 

Doris,  sprach  er,  voller  thränen: 
gehst  du  diesen  abschied  ein? 
Tirsis  kann  sich  nicht  gewehnen, 
jemals  ohne  dich  zu  sein. 

V.  Besser  (galante  ged.)  744  (1732) ; 

der  junge  Springer  lernte  und  gewöhnte  sich  doch  .  .  . 
die  gefahr  zu  verachten,  und  ...  die  äugen  wohl  offen 
...  zu  halten  J.  Moser  ü.  d.  national.-erzieh.  f.  litt.denkm. 
122,  27;  man  gewöhnet  sich  glück  und  unglück,  reichthum 
und  armuth,  verdienst  und  trägheit  natürlich  anzusehen 
Herder  (br.  z.  bef.  d.  hum.  3)  17,  12;  das  gleiche  schon 
Th.  Abbt  verm.  icerke  6,  2,  13;  die  landesherren  werden 
ohne  Schmeichelei  ...  die  stimme  der  Wahrheit  .  .  .  hören 
und  sich  gewöhnen  sie  hören  zu  mögen  Herder  {kl. 
Schriften)  16,  610;  (zu  unterscheiden)  15,  552;  (gedanken 
zu  verbinden)  5,  19;  (den  sinn  zu  brauchen)  8,  187;  (kunst 
zu  betreiben)  14,  480; 

wer  frühe  sich  gewöhnt  das  wahre  gut  zu  lieben, 
wird  nicht  um  jeden  tand  sich  lächerlich  betrüben. 

Uz  {kunst  fröhlich  zu  sein)  251  (litt,  denkm.  33) ; 

die  empfindung  des  lächerlichen  grotesken,  an  welcher 
er  sich  zu  ergötzen  gewöhnt  hat  M.  Mendelssohn  bei 
Oöcking,  leben  Nicolais  s.  195  {vgl.:  nach  welchem  man 
sich  .  .  .  am  freien  und  anständigen  zu  ergötzen,  geübt 
*.  196);  und  so  hab  ich  mich  bis  an  den  heutigen  tag 
gewöhnt,  nur  vorzuarbeiten,  unbesorgt  wie  und  wo  das 
wirken  käme  Göthe  br.  33,  lOl. 

3))  glaubt  mir,  ich  stick  holt  wie  ein  sau, 

mich  kheit  dohaim  die  mait  und  frau, 
wie  ich  mich  eines  neuen  gwen 
und  ir  ol  nacht  das  pet  beklen, 
die  leilach,  polster  und  die  kusz. 
P.  Probst  (von  kranken  bauern)  96  Kreisler; 

damit  auch  ihre  kinder  desz  bettelns  sich  nit  gewehnen 
möchten  Witzenbürger  grillenvertreiber  3,  50;  wer  da 
in  den  krieg  zu  gehn  begehret,  der  musz  der  tapferkeit 
sich  gewehnen,  durch  ringen,  nach  dem  ziel  zu  schiessen, 
durch  jagen  und  ballen  spielen  Olearius  der persianische 
baumgarten  {Hamburg  1696)  s.  24'>;  das  sollen  gottseliger 
und  glaubiger  eheleut  gedanken  sein,  darzu  sie  sich  auch 
bei  Zeiten  und  zuuor  gewehnen  sollen  Mathesius  {hoch- 
zeitspred.)  2,  168;  ähnlich  Herder  10,  183;  20,  377;  ge- 
wöhnet euch  bei  Zeiten  zu  nützlicher  arbeit  Mathesius 
{leichenpredigten)  1,  78;  ich  gewöhne  mich  nur  erst  nach 
und  nach  wieder  zur  arbeit  Göthe  br  82,  159; 

kinder  zu  haben,  wie  man  sie  wünscht,  und  die  zum 

gewerbe 
bald  sich  gewöhnen,  den  eitern  zu  helfen. 

{Reineke  Fuchs  7)  40,  123; 

(die  bald  nach  dem  erwerbe  streben  Gottsched;  de 
stia  mede  »int  na  gheinnne   Reinke  de  vos); 

(Taxis:)  eilen  sie. 

es  leidet  keinen  aufschub.    (Alba:)  lieber  Taxis, 

gewöhnen  sie  sich  zur  geduld. 

Schiller  {don  Karlos  4,  22)  5,  II,  393; 

das  gleiche  »chon  Mathesius  {Luther  5)  8,  88; 

'gerne  wollt"  ich  das  thun ;  ich  kann  nicht,    leider 

ich  habe 
zu  sottisen  mich  schon  und  pöbeleien  gewöhnt.' 

Chr.  Fulda  antixenien  41  Grimm; 


GEWÖHNEN  2,  b  (an's  reiten  sich  gew.)  6524 

dir  Achilles,  dasz  du  anfängst,  dich  zu  mord  und  ver- 
derben zu  gewöhnen  {ad  avvezarti  . . .  alle  stragi)  Heinse 
{Hildegard  3)  6,  71; 

da  gewöhnt  sich  leicht  der  bürger  zu  schmutziger  saumsal. 
GÖTHE  {H.  u.  Dorothea)  40,  259 ; 

hier  gewöhnt  man  sich  zu  einer  einheit  des  blicks  bei 
der  gröszten  abwechselung  des  ganges  .  .  .  Herder 
{theologiebriefe  41)  11,  27;  (zum  kritischen  blick)  11,  165 
{br.  an  Theophron  2);  man  läszt  ihnen  {den  kindern) 
keine  zeit,  sich  selbst  zum  urtheilen  zu  gewöhnen 
Heinse  {Hildegard  l)  5,  154. 

4))  ein  mensche  solte  sich  an  getruwange  gewennen 
als  an  ander  tugende:  das  hülfe  im  an  sinem  ende 
Tauler  predigten  s.  325  Vetter;  diser  bub  hat  sich  an 
das  übel  unnd  böse  wäntschen  gewehnet  .  .  .  dasz  er 
seinem  eigenen  priester  .  .  .  ubels  wäntschen  solte  Sand- 
rub  poetische  kurzweil  25  neudr.;  wir  gewöhnen  uns  an 
den  betrug  so  gar  bald,  dasz  er  uns  .  .  .  zur  zweiten 
natur  wird  Herder  {zerstreute  bl.)  16,  145;  er  gewehnetet 
sich  ferner  an  das  wachen,  massig  essen  Opitz  übers. 
V.  Barclay' s  Argenis  (114,  14)  1,  726;  so  gewöhnt  sich  jeder 
auch  an  die  .  .  .  härteste  lebensart  Herder  {ideen)  13,  26; 
sich  an's  reiten  zu  gewöhnen  Göthe  br.  41,  85; 

mein  man,  so  thfte  dich  wider  dran  gewenen 
und  thfie  das  leder  strecken  mit  den  zenen. 
Hans  Sachs  (der  Schumacher)  5,  365  Oötze  u.  Drescher; 

man  gewöhnt  sich  an  jedes  handwerk  Herder  {br.  z. 
bef.  d.  hum.  9)  18,  205;  und  daher  bin  ich  doch  fest  ent- 
schlossen, mich  an  eine  gröszere  aufmerksamkeit  auf 
das  geld  zu  gewöhnen  H.  v.  Kleist  {an  s.  braut)  5,  136 
Minde-Pount;  gewöhne  dich  an's  freie  anschauen  der 
natur  Göthe  {der  sammler)  47,  189;  'woher  anscheinend 
einfältige  Völker  sich  an  dergleichen  kühne  sprünge  und 
Wendungen  haben  gewöhnen  können?'  gewöhnen  wäre 
immer  das  leichteste  zu  erklären :  denn  wozu  kann  man 
sich  nicht  gewöhnen,  wenn  man  nichts  anders  hat  und 
kennet?  Herder  {briefw.  über  Ossian)  5,  196;  weil  sie 
sich  in  der  mathematik  an  genauigkeit  der  begriffe  und 
des  ausdrucks  gewöhnt  haben  und  keine  menschliche 
wiszenschaft  verachten  {br.  z.  bef.  d.  hum.S)  18,  126; 

und  lange  könnt'  ich  gar  nicht  mich  gewöhnen 
an  den  gedanken.  Rückert  3,  122  (1867/.); 

man  liesz  die  bürgerschaft  sich  an  den  gefährlichen 
gedanken  gewöhnen ,  dasz  sie  .  .  .  von  der  entrichtung 
dieser  abgaben  .  .  .  befreit  sei  Mommsen  römische  ge- 
schichte  2,  73;  er  gewöhnte  sich,  wenn  er  von  diesen 
sprach,  an  pomphafte  ausdrücke  H.  Steffens  %cas  ich 
erlebte  i,  181;  ich  hab  dich  lieb,  rechtschaffen  lieb,  aber 
ich  musz  mich  an  den  andern  namen  gewöhnen  Auer- 
bach neues  leben  3,  306. 

ß)  für  das  objective  erleiden  sind  die  Verbindungen 
in  ziemlich  gleicher  stärke  verbreitet,  die  formen  der  Ver- 
knüpfung aber  sind  iveniger  mannigfaltig,  die  neuere 
spraclie  bevorzugt  hier  präpositionen : 

i))  so  gewehne  dich  nu  der  rede,  das  viel  ein  ander 
ding  ist,  des  gesetzes  werck  thun,  und  das  gesetz  er- 
füllen,    vorr.  zu  den  Rom.     Luther  {Bindseil  7,  434); 

Ven&s  die  lacht  von  herczen, 

sprach:  'wer  das  hSnig  sftes 

der  lieb  sich  thfiet  gewenen 

in  freuden  imer  zu, 

der  selbig  mües  den  schmerczen 

auch  leiden,  das  er  pfies.' 

Hans  Sachs  fab.  u.  schw.  4,  42 ; 

du  nur  wollest  dieses  wesen 
meiner  treuen  einfalt  lesen 
frölich,  gnädigst,  ohn  verdrusz, 
nach  den  Niederländer-schwänen 
dich  nun  einer  gansz  gewehnen, 
die  in  Preussen  schnattern  musz.     „ 

S.  Dach  636  Osterley; 

und  wenn  sie  dann  erst  recht 
ihn  sehn,  des  immerfremden  mannes  sich 
gewöhnen  möchten,  ehe  sie's  gewahren, 
ist  er  hinweg. 
Hölderlin  {tod  des  Empedokles)  2,  235  Litzmann. 

2))  präpoaitionalverbindungen : 

a))  do  mit  ist  in  wol  und  dar  in  gewennent  si  sich 
mütwillichen  und  frilichen  und  suchent  do  an  den  lust 
und   die   genägde   die  in  werden  mag  Tauler  predigten 


6Ö25  GEWÖHNEN  2.  b  (zum  Uback  sich  f«ir.) 


«.  1S6  Vetter;  du  •olUt  ■ehen,  (U«x  sieh  main«  »ot*n 
»ach  in  die  näh«  gewtthnen  OAthr  br.  s,  tM;  dmau  tfl.r 

in  unsrea  Ubcna  oft  MtrQbton  Uif*n 
■ab  ona  «iaptt  »ntm  Ar  tll«  iMafM, 

den  fonnaaMMar^  UifMid  «ad  dM  mMm. 

OöTHi  ^N  da»  itammbuek  vra  .  .  .  {JMb.<iug.  t,  119); 

wer  alcb  nach  allem  gMehlMk  gtviat, 
Min  harti  oad  jmftt  naeli  «MMa  aladt. 
verdmiM/k.  V.  Ftlrare»$  Intlbadurn  (l.  eap.  t«)  1«*. 

6))  eyl  der  herr  gruf  wird  Ja  nlohl.  wt«  die  musque 
tierer,  tobacli  ntuchon.  loh  wUate  nicht,  wi«  lob  mich 
darxa  gewtthnen  aollte  STRANiTZKt  Mmpatrida  Fwka- 
mundi  {Wiener  neudruck«  10)  S7t: 

welch  kind  nwehnet  eich  hernach  svm  »ftaea  kraat, 
daa  niuhU  ala  Nekkerwein  und  wildmbrawaa  ackaat 

J.  ItAiriiit.  »atyr.  gtd.  (ktndemdtt)  41  Dreeektr; 

ihre  zahne  und  nftgel  Helen  aus,  da  aie  tioh  lo  UBMro 
■peisen  gewöhnen  aollte  Hkhukr  (ideen)  ts,  lit;  (tum 
clima)  14,  587;  la,  57;  grosze  laaten,  unter  deren  wuoht 
man  Iceuoht.  aoll  er  ala  tumer  nicht  achleppen.  wohl 
aber  sich  zu  einer  m&ssigen  beilast  gewöhnen  F.  L.  Jahn 
t,  1,  80;  da  ich  jung  war,  gewohnt  ich  mich  zur  biblia 
LUTHBR  tiechreden  1,  7«;  eigenthUmliohe  schOnheiten  der 
wilschen  spräche  .  .  .  wozu  man  freilich  .  .  .  Ton  Jagend 
auf  seine  äugen  gewohnt  haben  musz  J.  v.  SoNNRNrsLS 
bri^e  {Wiener  nettdruek»  7)  s.  IS;  dem  ist  dieses,  einem 
andern  das  aufs  innigste  anstOszig;  zu  diesem  ausdrucke 
kann  er  sich  nicht  gewöhnen,  von  jener  früh  erfaszten 
Torstellungsart  auf  keine  weise  sondern  Herdrr  {br.  t. 
b^.  d.  hum.  fi6)  17,  t7S;  darumb  soitu  dich  in  diner  jagent 
zu  allem  guten  gewenen.  so  kanstu  es  in  dinem  alter 
Qf.ii.rr  bügereeh.  (151t)  C  8*;  gant  ähnlitk  C  r  u.  «.. 

will  einer  aich  gewöhnen, 

ao  aei'a  sum  gnten,  sum  ecb&nen. 

man  tue  nur  daa  rechte, 

am  ende  duckt,  am  ende  dient  der  achlechla. 

GÖTiiK  (Mkme  seniem  ft)  4,  «53; 

gam  ähnliek  {an  die  grü^n  v.  Bmpp)  lt.  170;  (zam 
dauernden,  epilog  lur  gloeke)  47,  191 ;  (zur  ewigkeit)  Hrr- 
DKR  9,  M;  damit  si  teils  von  den  kindischen  dingen 
ablahssen  und  sich  zu  ernifthaftern,  der  gemeinen  Wohl- 
fahrt zum  b&sten,  Ton  Jugend  auf  gewöhnen  möchten 
Ze8KN  adriatiefhe  Roeemutid  180  neudr.;  ich  hatte  mich 
seit  so  Tiel  Jahren  zu  gesch&flen.  meinen  f&higkeiten 
angemessen,  gewöhnt  Göthr  {kampagne  in  Prmnkrtiek) 
jub.-auag.  88,  199;  da  sie  einem  nichts  gates  wttnsohen, 
der  sich  zum  bösen  gewAnet  hat  vtrdeutetk.  v.  Prtrmrem» 
troatetiUken  (1061)  8ft*;  wie  sehr  sich  die  biegsame  mensoh- 
liehe  natur  ...  in  wenigen  Jahren  zu  der  niedrigen  thier- 
art  gewöhnen  konnte,  unter  die  sie  ein  unglücklicher 
zufull  setzte  Hekdkr  (üietn)  18.  lit; 

zur  aclaverei  («wOhnt  der  menach  aich  rut 
und  lernet  leit'ht  tfehoroben,  wenn  man  ihn 
der  freiheit  ganat  beraubt. 

GdTiiR  Uphtfftnit  5.  1)  9.  81 : 

man  woisz,  wie  alles  aus  dem  menschen  zu  machen  ist, 
wie  er  sich  zu  allem  gewöhnen  kann  E.  M.  Arndt  rsürn 
5,  916;  durch  das  spielen  gewöhnet  man  sieb  zu  Tielen 
TertrKulichkeiten ,  die  unter  dem  dcckmantel  des  Spiels 
mit  durchpasaircn  .Sthanitzky  ollapatrida  Pwkemundi 
«.  849;  ich  musz  mich  erst  wieder  zu  ihm  und  seinem 
kreise  gewöhnen  und  meine  ungedald  an  seiner  sanft- 
mutb  bezähmen  lernen  Göthk  br.  18.  870. 

c))  sondern  auch  das  Junge  gesindlein,  knaben  und 
mägdlein,  die  etwa  sauber  arbeit,  als  mit  neen,  sticken 
und  anderm  subtilen  dingen  umbgehen,  sich  auch  gar 
zeitlich  an  die  brillen  gewehnen  und  derer  gebrauchen 
Kirchhop  irendunmuth  (9,  18«)  a.  178  örter^cy, 

art>oitten  ist  ihr  «lotter  aitt. 

aie  hatt  aicb  an  kein  puloter  gewebat, 

all  faulkeitt  hatt  sie  von  ihr  felent. 

Frischli.v  (Rttth  3,  I)  107  SMtmet: 

man  sieht  selten  recht,  wenn  man  sich  zu  sehr  an  das 
vielfarbigte  licht  der  theorie  gewöhnt  hat  Orrstrnrrro 
in  SchlfSfc.  litbr.  {lit.  denkm.  90.  899);  fröliche  bilder  .  .  . 
an  die  sich  .  .  .  das  äuge  dieser  nationen  gewöhnt  hatte 
Hkrdrr  (in>  die  alten  9)  18,  488;  wie  die  zange,  dies 
kleine  glied.  sich  anders  beweget  und  das  obr  sich  an 
andre  töne  gewöhnt  {br.  t.  btf.  d.  kuwi.  8}  18.  is&:    ik»L 


0.  funr- 


üEWOHNEN  t  e  (fnHIkat) 


10.  tat:   (an  moalk)  it,  9: 
•iehtOT.  seibat  ao  dl« 

TAO  {ßtU  M.  kmkem  «.  i)  ä.  M»;  MW  4m  IfM« 
gematli  tanlMMl  »ein  ala  at«M  muiIImi  akar 
ftthrera.  Indaw  ea  ateh  an  seiMW  Maaala«  wtak 
Hrrdrr  (ekriaü.  eekr.  ft)  ao.  1«;  (aa  4aa  artäw  wott. 
mlne.  bliak.  ausdrack)  ta.  87:  dl«  aafcwarlJBBliaB  attto« 
woran  st«  sieh  . . .  batta  taarBli»a«  ■•aaaa  Ajusot  1. 17: 
erkläre  dieh  . . .  INI.  «la  da  aa  kMat  mmi  vltd  alak 
an  deine  weise  gewSbsaa  alaaaa  PkATBII  Qtktmar9fäm  M) 
481^;  hat  man  sieh  an  da«  ladlaaifWMll  aalMT 
erst  einmal  gewöhnet  aad  kill  Uw  ttr  balaaai; 
folget  man  f«m.  dl«  Um  «laM 
{ekristl.  aekr.  4)  80.  88:  vm  alah . . , 
troaa  to«  kagMIani.  vatfeaatnifi 
aeUada«  und  MflMikaltoa  m  favMuMi  (MkM  %,  n) 
14, 8;  danm  wird  arfr  laekl  aakvar.  aalak  wiiiir  alWMl 
und  wieder  fanakllali  ••  das  faMItaa  dwaUtrala  dar 
Freiburger  Infi  ao  fawdluMa  TficiTacHKK  aa  fNifiaf 
(in8&)  bri^.  TD:  ala  wida«  Udomt  ...  za  den 
runtaa  aaah  Barila  aad  Wlaa  gaaeklckt ,  um  dia 

ans  klaiaUelM.  miwaaaatHalia.  daa  Maaa  zur  parad« 
zu  gewöhnen  Hrin8R  {EJtiimrd  t)  h,  lO;  TortbeUa  daa 
last«rs.  an  die  sieb  ihr  ainnitahaa  leb  gewöhnt  hat  Baa- 
ORR  (eArutf.  aekr.)  19.  871;  daaz  sie  sUtt  langar  W- 
rauschender  romane  sieb  naeb  and  nach  an  karsa  ar* 
Zählungen,  an  stille  and  wahre  seenen  der  natar  fa- 
wöbnen  {U.  atkr.)  80.  818;  ooeb  kann  ich  mich  nicM 
an  diesen  namaa  fawiMaaa  Prsrrsi.  ^raa.  «ar».  t,  9t: 
lesen  sie  die  fadiakU  aalkat  oad  lawBkaaa  alak  aa  dIa 
muodart  dieaaa  aaUaltars  Herdir  (terwtr.  W.  »)  t»,  tU; 
man  fawSkat  alak  an  diese,  endlich  an  alle  oaHaa 
{^ckriM.  Mkr.  «)  89,  4:  (an  allea)  la.  ii4;  biar  aikat  Ikr 
euch  dran  t8w8kaaa  MOllner  {m./eknimr  c.  aeew)  dnaa». 
irerJpf  i,  49:  «Atiwa  G.  Frrttao  {aoll  u.  katm  9,  9):  4^  »t : 

kk  habe 
la  laglaad  auch  aa  tW  tiiHkan  lenMa. 
ich  kmm  aaeb  das  Tersskäasiaw. 

HntiJja  (MMk  mmrt  i.  9)  tt.  4a9: 
er  wird  sieh  aaisiaisikl  «■  aahr  aa  sie  gswghasa. 

J.  T.  Cnao?>ROR  (Ukrftd.  m  attk  «MiO  9. «: 

je  mehr  der  mensch  eine  tbiergattaac  kaaaaa  laral  aad 
mit  ihr  rertraulich  umgebt,  deato  mehr  gewOkaaa  alak 
beide  an  einander  Herder  (WM.  diekt.  m.  /aW)  11^149: 

sollt  irb  mich  dam  sc  gaaa  aa  sie  (ewikaeaT 
das  wtr«  mir  taMal  deck  lataM  ptaae. 
OdTHR  (kmrs  Mid  faf)  9.  9  Wetmart  Uml  8r.  41.  149. 

e)  äit  rerki»dtim§  dst  pitrt  pratt,  mit  dam  mlasa  ttA- 
»Umtintm  dient  jm  ntadeksl  ik$i^kUa  der  faetitirm  le- 
deMtHng.  die  »ie  i'aa  ftmim  mmmM:  darrh  a^ine  aMara 
war  er  an  ordnoaf  aad  lafafaaiaalfen  fleiss  (avfkal 
G.  PacrrAO  (aall  «s.  iaisa  i.  9)  4^  99  h.  «.  MaisalKak  füt 
die»  JUr  die  «wfsrs  lediiiliiaf  dsa  trtiikema  ttmd  alrieiblma.* 
als  ein  bunt :  kämet  er  do  er  fkl  lalaak  Tint  er  «afetar 
es  nät  an  rdren  und  Bdebt ;  aba  isl  er  mit  berten  slefen 
gewennet  Taui-rr  predigten  a.  804  TcMsr.  and  achwaakeet 
also  dar  afller  gleich  als  ein  toreebter  Jagtbaad.  dar 
nit  wol  gewiaet  ist  Geiler  t.  Kiiaaaaaaa«  (fsMNdk 
apinnerin)  grmmmh^ffet  L^; 

taetai 

eia  welffi 

fswvhat  war.  das  er  ledäa  kaad. 
KaASMV»  Ai.aaatni  /Meto  Aapf  (19)  aiadtaits  194.  89: 

ich  denke  abo  ist  ar  sa  kradt  fewrhnet.  ar  «M  alak 
doch  ohne  daa  «ol  ■hiaiaaik  «inaiellen  (anafOaaiaür  9l  0 
»tkmtup.  amgL  rew9di'awfcw  994.  ii :  «y .  der  pacta  tsl  naek 
ktala  lawOknt.  der  kftmm't  wieHer  Lka^imo  t.  wa:  das 
laraaa  Ja  die  kinder  in  der  schule,  wenn  sie  gewöhnt 
aiad  UTiecK  Am  yiarfts»  1.488  (tact:  entwöhnt  iTW 
(9.  499)  spoppala):  aAer  «ekaa  im  reneemdmmgm  Taclsr'« 
tritt  lai  der  f»§mm§  4m  amttBmtUAi  m  mr.  daaa  dir 
kmndleutg.  ede  duem  ergttmlm  m  iiaikii».  faar  mslaaekM 
bteikt:  wanne  ir  gmnt  ist  fewrnnet  aad  wissaalicka 
Terstricket   mit   rreatariirheit  predigten  197;  en^ 

mit  gewokaaa  «md  tawakal  aala.  dir  «s  am 
dem  kUUfmmkt  errtitkt,  tgL  dte 


6527         GEWÖHNEN  2,  c  (gewöhnt  sein) 


GEWÖHNEN  2,  c  (gewöhnt  elliptisch)     6528 


gewohnt  bei  Gotthelf  (s.  o.);  vgl.  ich  bin  es  gewohne 
oder  gewöhnt  Albrecht  zur  Leipziger  mda.  122'';  ich 
bins  gewohnt,  gewöhnt  Martin  u.  Lienhart  2,  831;  vgl. 
auch  H.  Fischer  schwäb.  wb.  u.  a.  eine  grenzlinie  tritt 
aber  auch  aus  den  Zeugnissen  für  die  Vermischung  bei- 
der fügungen  immer  wieder  vor:  gewöhnt  sein  ist  für 
die  angliederung  der  Zielbestimmungen  auf  präpositional- 
verbindungen  atigetoiesen:  vgl.  auch  daran  bin  ich  ge- 
wöhnt, aber  nicht  daran  bin  ich  gewohnt  (gewohne)  *. 
Albrecht  a.  a.  o. ;  aufnahmen  sind  selten  (s.  o.),  und  so  sind 
namentlich  die  infinitive  und  die  im  genitiv  oder  accusativ 
angeschlossenen  nomina  hier  durchaus  jünger:  wir  sind 
lange  schon  durch  Leibnitz  gewöhnt,  auch  schwache  seiten 
seiner  philosophie  zu  finden  Herder  (kl.  sehr.)  15,  180; 
der  knecht  Christi  ist  gewöhnt,  zu  laien  oder  zu  unter- 
gebenen zu  sprechen  (ideen  i,  19)  14,  406;  jetzt  ists  an  der 
zeitdasz  ich  zu  dir  zu  gehn  gewöhnt  bin  Göthe  br.  5, 157; 
das  theaterpubUcum  ist  gewöhnt  .  .  .  etwas  neues  zu 
sehen  br.  «,  124; 

diesz  herz  ist  wohl  gewöhnt  zu  leiden. 

{Satyros  5,  365)  13,98; 
dasz  er  thue,  dasz  er  leide, 
was  er  nicht  gewöhnet  war. 

Clemens  Brentano  ges.  sehr.  1,43; 
das  bin  ich  nicht  gewöhnt,  ich  kann  mich  nicht  bequemen, 
den  spaten  in  die  hand  zu  nehmen. 

Göthe  (Faust  1.  hexenküche)  12,  121 ; 

bis  wir  sie  (die  kleider)  durch  öftres  tragen  gewöhnt  sind 
Wieland  Macbethl,6  (an  sie  gewöhnt  sind  Eschenburg, 
sie  gewohnen  [s.  o.]  Schiller);  'äwer,  Bräsig,  wo  kunnst 
du  woll  in  gegenwart  von  den  sahn  so  von  de  ollen 
reden!'  —  das  is  er  gewennt,  Korl!  F.  Reüter  (stromtid 
1,  2)  2,  47;  bin  ich's  denn  anders  g'wöhnt  L.  Ganghofer 
(Falkenfranz)  almer  u.  jägerleut*  351;  bald  war  man  mich 
herunten  im  ort  und  meinen  bruder  oben  auf  dem  an- 
wesen  gewöhnt  Anzengruber  (eine  begegnung)  4,  261. 

«)  subjective  bethätigung. 

i))  es  ist  gar  übel,  wenn  man  alles  aus  Überlegung 
thun  musz  und  zu  nichts  früh  gewöhnt  ist  G.  L.  Lichten- 
berg aphorismen  3.  buch  s.  179  Leitzmunn;  der  Orient  liebt 
sie,  trägt  sie  aber  auch  wärmer  vor;  geist  und  spräche 
sind  in  ihm  einmal  dazu  gewöhnt  Herder  (theologie- 
briefe  30)  10,  326. 

2))  da  sie  (die  geistlichen)  vielmehr  selbst  an  strenge 
Subordination  gewöhnt  waren  und  zu  solcher  auch  andre 
gewöhnten  Herder  (ideeii.  zusätze)  14,  526;  an  die  Ver- 
ehrung des  namens  Rom  waren  die  Völker  seit  Jahr- 
hunderten gewöhnt  14,  337;  (an  allerlei  vorstellungsarten) 
15,  181;  (an  tugend)  18,  196;  die  landwirtschaft  sieht  sich 
für  jemand,  der  an  geistige  thätigkeit  gewöhnt  ist,  bei 
jähre  langer  probe  anders  an  als  bei  monatelanger  Bis- 
MARCK  (an  Gerlach  1855)  briefe^  Kohl. 

ß)  objectives  erleiden. 

1))  recht  als  ein  feur  dem  stroe  nach  kreucht, 

als  sich  der  magnet  nach  stahel  sent, 
also  sein  sie  zusamen  gewent. 

fastnachtsspiele  226,  21  Keller; 
da  satzte  es  schmale  biszlein,  so  meinem  magen,  der 
nunmehr  zu  den  westphälischen  tractamenten  gewöhnet 
war,  gantz  spanisch  vorkam  Grimmelshausen  Simpl. 
285  netidr. ;  leser  ...  die  vielleicht  zu  etwas  noch  weit 
schlechterem  gewöhnt  sind,  als  zu  den  sons  Gothiques 
Gerstenberg  in  Schleswig,  litteraturbr.  (litt,  denkm.  SO)  238. 

2))  ich  hätte  lieber  50  rthl.  als  dieses  schöne  stücke 
verliehren  wollen,  ich  war  einmahl  dran  gewehnet 
J.  Kuhnau  mus.  Quacksalber  cap.  13  s.  litt,  denkm.  83,  55; 
reime  an  welche  damals  ...  das  ohr  gewöhnt  war  Her- 
der (br.  z.  bef.  d.  hum.  l)  18,  37;  ähnl.  8,  394;  16,  589;  ihr 
äuge  war  an  nordische  hüllen  gewöhnt  (plastik)  8,  136; 
ähnl.  16,  20;  sind  an  den  duft  gewöhnt  (zerstr.  bl.  4)  16, 114; 
den  Römern,  die  nur  an  eine  politische  religion  gewöhnt 
waren  (ideen  4,  17)  14,  832;  (an  entscheidungen)  14,  522- 
(an  willkühr)  17,  18«;  indeszen  ists  eben  so  gewisz,  dasz 
die  kunst  im  alterthum  eine  art  von  vestgesetzter  bilder- 
sprache  gehabt  habe,  die  nur  uns,  die  wir  nicht  daran 
gewöhnt  smd,  fremde  dünket  (wie  die  alten  den  tod  ge- 
Inldet  9)  15,  470;  ähnl.  5,  676;  es  wird  ihr  alles  zu  trocken . . . 
vorkonimen,  da  sie  an  lauter  bücher  gewöhnt  ist,  die 
mehr  fürs  herz  geschrieben  sind  C.  C.  Lucius  an  Geliert 


s.  124;  das  arme  vieh,  das  an  weichere  freundHche  bände 
gewöhnt  war  0.  Ludwig  2,  3.56;  an  den  Pix  war  ich  ge- 
wöhnt, wie  an  wenig  andere,  es  kommt  mir  hart  an, 
ihn  zu  missen  G.  Freytag  (soll  und  haben  4,  6)  5,  loo. 

y)  die  ellipse  des  verbum,s  ist  hier  toeniger  oft  beobachtet 
als  bei  gewohnt: 

o  süszes  äuge,  holder  körper, 

den  ich  zu  sehen  nimmermehr  gewöhnt ! 

Herder  (christliche  Schriften)  19,  125; 

ist  der  rohe 
schwere  thyrsus  keine  bürde 
für  die  hand,  auf  zarten  saiten 
nur  gewöhnet  hinzugleiten. 

Göthe  2,  28  Weimar; 
des  kieles, 
so  wie  der  klinge,  gewöhnt 
Michael  Denis  (im  Oöttinger  musenalmanach  auf  1770: 
literaturdenkmale  49/50,  92) ; 

der  Zirkelschmidt  des  Schimpfes  und  der  schände  gewöhnt 
Hebel  (seines  gleichen)  s.  457; 

dir  darf  dies  blatt  ein  kettchen  bringen, 
das,  ganz  zur  biegsamkeit  gewöhnt, 
sich  mit  viel  hundert  kleinen  schlingen 
um  deinen  hals  zu  schmiegen  sehnt. 
Göthe  (mit  einem  goldenen  halskettchen)  jub.-ausg.  1,  48; 

an  eine  harte  lebensart  und  geringe  kleidung  gewöhnt, 
hielten  sie  ihr  rosz,  ihr  schwert  und  die  ehre  ihres  ge- 
schlechts  über  alles  theuer  Herder  (ideen  4,  20)  14,  459; 
(an  triumphe)  14,  399;  (an  opfergebräuche)  20,  199;  (an  die 
trauerklage)  17,  180;  (an  einen  besseren  geschmack)  18, 
128;  aber,  noch  an  die  italiänischen  sitten  gewöhnt,  war 
er  besorgt,  dasz  der  rohe  ihm  auflauern  lassen  möchte 
Heinse  (Hildegard  2)  5,  300;  schon  lange  gewöhnt  an 
Cains  raues  anfahren,  gewöhnt  des  brausenden  winter- 
sturms,  ging  jetzt  Melboe  maier  Müller  l,  68;  das 
konnten  diese  dörfler  nicht  leiden,  männer,  an  die 
mächtigsten  gefahren  und  gelegentlich  auch  an  pulver 
und  biet  gewöhnt  Arndt  (erinn.)  l,  31; 

besorgt  für  meine  rosse,  wollt  ich  nicht, 
dasz  sie,  an  reiche  kost  gewöhnt,  allhier 
ringsum  vom  feind'  umschränkt,  verkümmerten. 

Bürger  (Utas  5.  rapsodie  254)  161 ; 
der  sein  habe  halb  verloren  .  .  - 
und  nun  mit  der  reichen  hälfte, 
lang  an  überflusz  gewöhnet 
sich  für  einen  bettler  hält. 

Grillparzer  (ahnfrau  1)  4,  20 ; 
zwar  manche,  gewöhnt  an  den  zierlichen  schmuck 
der  stirne,  empfand  jetzt  den  ehernen  druck, 
und  minder  bequem 
erscheint  ihr  der  heim,  als  das  golddiadem. 

Leuthold  ged.*  279. 

auffällig  ist  die  schon  von  de7i  ersten  lesern  (s.  brief- 
tvechsel  von  Gentz  mit  Adam  Müller  *.  95)  gerügte präpo- 
sitiondlverbindung  mit  nachfolgendem,  dativ  statt  des  accu- 
sativs: 

kann  dein  gefühl,  an  seinem  nest  gewöhnt, 
zu  solchem  fluge  wohl  die  schwingen  wagen? 

H.  v.  Kleist  (Amphitryon  2,  5)  1,  267. 

die  Ortsbestimmung  erscheint  hier  nicht  mehr  als  ziel, 
sondern  als  durchgangspunkt  der  Wiederholung,  tcahr- 
scheinlich  ist  hier  jedoch  nicht  ein  innerer  Wechsel  der 
auffassung ,  sondern  vielmehr  der  äv^zere  einflusz  von 
gewohnt,  eingewohnt  toirksam. 

d)  die  nominale  entwicklung  der  verbalformen. 

a)  das  att/ributive  adjectiv  zweigt  am  ungezwungensten 
vom  absoluten  gebrauch  in  den  oben  besprochenen  engeren 
beziehungen  auf  thiere  und  kinder  ab.  andere  formen  des 
absoluten  gebrauches  beruhen  auf  Vermischung  mit  ge- 
wohnt, dagegen  liebt  es  die  neuere  spräche,  das  particip 
auch  mit  der  präpositionalverbindung  in  das  attribut 
überzuführen. 

l))  und  welicher  do  das  beste  tut,  den  küsset  do  die 
schönisti  frowe  an  sinen  munt  und  git  im  zu  einer 
obenture  ein  gewenten  sittekust  in  einer  guldinen  keffigin 
Basler  chron.  4,  440;  si  setzen  dise  ihre  kind  auff  der 
gewönten  vögel  ruck  S.  Frank  weltbuch  (1524)  235";  ein 
gewönte   zung   ist   ein   seltzam  vogel  Sprichwörter  162"; 

kaum  ist  ein  halbes  jähr,  kaum  halb  so  viel  verflossen, 
die  schSn  ist  nicht  mehr  schön,    es  ist  der  mann  verdrossen, 
wil  nichts  als  herr  nur  sein,  das  ungewehnte  weib 
sucht  irgend  anderswo  ein  besser  Zeitvertreib. 

Rachel  satir.  gedichte  (freundt)  101  Drescher; 


6529       GEWÖHNEN  S.  d  (dai  gewfihnen) 

•in  «hrlioh  weibMbild.  «In  frornrnnwahnlM  Und 
wird  nlmmennahr  abo,  wi«  tappbo  Nfai  twiwt.      119; 
>))    wer  war  m  grora  Tom  fUi,  ah  wmm  lakr  M, 
wenn  sein  s«w0hBtM  aag  nUtnO»  mAtmm  alwl? 

Lrmino  1*,  t70; 
und  doch,  IroU  dar  («fahr. 
bleib'  ich  der  delnife,  die  »chon  nwAhato  kctt* 
trag'  ich  mein  leben  lang,  nie  fabele  «aMbriaeb  nie. 
AiAiKiiaa  (M  Umtm)  7.  fOf; 
aber  da«  teittim 
verfolget  den  gewohnten  tauf,  und  lawchtot. 

{über,,  tiiua  g»d.  *.  Oa«M)  •.  IM 
(r  t'cutro  $itffue  tt  eono  mmI»); 

HO  wird  besorglioh  dAimoch.  (ach  jammerl)  tun  urtc 
oomploxion,  ouor  knnigilrltgewOhnte  natur,  und  ach! 
euer  biUhondo  juKend  lulohe  IrlibiteUg«  befegniaaen  niobt 
aiiBtauern  kOnneii  (>himmkl8Iiau«kn  (,Dietumtt  u.  Amu- 
linde  t,  &)  medcrrrW.  Simfl.  S.  IM; 

muu  sie  den  t&rtlich  wiichMwObBlen  fbas 
nicht  auf  gemeinen  rauhen  boden  aataan? 

Sriiii.LBR  (JTaWa  M»aH  1,  I)  If,  401; 
dann,  lieber  vom  throne, 
peitacht  er  auf«  trIggewAhnete  volk  mit  eieamer  rate. 
F.  V.  äONNaNRRRo  Donatoa  (5)  I,  t  «.  867; 

was  an  anders  oultivirten  und  anders  gewohnten  personen 
gleichgültig  vorUbergeht,  ist  bei  mir  im  höchsten  grade 
wirksam  Eckkrmann  gtapr.  mit  Oöthe  t  Biedermann  ft,  70. 

st)  das  durch  die  dreiszigjthrigen  siege  seines  ersten  be- 
herrNchera  zum  raube  gewohnte  Rom  glaubte  auch  seinen 
Jupiter  nicht  besser  ehren  zu  kOnnen,  als  wenn  es  ihm 
beute  brächte  Hkrurr  {ideen  a.  i«)  u,  iso;  doch  plagte 
es  {d€u  gerätuth)  mein  an  die  lAndliche  ruhe  gewohntes 
ohr.  die  ersten  tage  aber  gar  sehr  S.  t.  La  Roche  frt. 
V.  Stemheim  (t)  (M  Ridderhoff;  die  an  Strapazen  u.  s.  w. 
gewöhnte  fremdenlegion  brirfe  von  und  an  Hervegh  a.  tlS; 
um  sie  nicht  zu  betrüben,  die  liebevolle,  nur  an  glänz 
gewohnte  frau  (iuTZKow  (Kiehard  Sav€ige  1,  f)  l.  lo  dramot. 
icerke;  eine  mahlzcit,  bei  der  jeden  an  aaserlesene  lebens- 
auffassung  gewohnten  ein  grauen  anwandeln  mQss« 
H.  SUDERMANN  do»  hohe  lied  (1.  7)  <S. 

ß)  der  ittßnitiv  tcird  tbetyfalla  meiat  mit  allen  beatim- 
mungett,  die  dem  verbum  xukommen,  in  die  kategorie  der 
auhatantive  überführt:  so"  erhielt  das  ganze  derselben 
eine  so  groteske  gestalt,  dasz  ein  grosses  gewöhnen  der 
sinne  und  eine  tiefe  resignation  dazu  gehOrt,  um  nicht 
manche  derselben  kindisch  oder  Ärgernd  zu  finden  Hbr- 
DKR  {ehriatl.  achr.  *)  so.  7«:  bei  den  pflanzen  .  .  .  ihre 
oft  widorsinnigo  art  und  ihr  langsames  gewOhnen  an  ein 
fremdps  zumal  antipodisches  clima  {idetn  t,  »)  18,  6S;  die 
tnuhstiimmhcit  durch  allmähliges  gewOhnen  der  obren 
zum  Mrcn  zu  behandrln  S.  (}.  v.  VocKL  bemerk,  u.  erfahr. 
vom  eii\fluai  d.  gewohnheit  (i8S5)  a.  6;  dass  die  dressur  der 
thiere,  das  aoclimatisieren  der  pflanzen  ein  sie  gewOhnen 
ist,  giebt  jeder  zu  J.  E.  Eromann  über  gevroknkeiten  a.  4. 
mit  dem  abaoluten  pefrrsweA  iat  der  aitbatantirirte  it\f. 
mehr  nur  in  der  poetie  belegt: 

leer  gebet,  vergebne  thrftnen, 
eingekettet  nneer  sehnen, 
unsrer  herrtichkeit  verhöhnen 
der  erniedrigung  gewAhnen. 
ÜOtiik  {Kpimenidet  ericacMen  1, 14)  18.888; 
ungewöhnlich  7  das  wohl  nicht 
aber  schmerzlich  drum  nicht  minder  .  .  . 
fOr  den  mut  gibts  ein  gewöhnen, 
at>er  fOr  die  »orge  nicht. 

GRn.i.pAR7.RR  (träum  ein  leben)  7*.  184; 
das  mftdchen  zu  den  ihren  heimgekommen, 
wird  im  gewöhnen  wild  und  arg  wie  jene. 

(«f<A  dem,  der  lügt)  8*.  98 ; 

mag  noch  ein  lied  in  dieser  seit  •rtOncn, 
die  Qbertreibt  all.  was  sie  spricht  and  denkt, 
so  das*  ihr  ohr,  vorsichtig  durch  gewöhnen, 
das  wahre  selbst  erst  mindert  und  beMhrtnkt. 
GRI1.1.PAR/RR  {klag«)  1*.  18S. 

für  die  proaa  deckt  die  ent^tprechenden  bedürfkim«  frtuten- 
theila  das  verbalauhstantiv  ge  Wohnung  *.  <f . 

e)  betnerkenaicerth  »ind  die  taUreichen  tuaammten- 
aettungeti  mit  präpoaitionen.  in  denen  die  rrraehiedenen 
oben  beaproehenen  tcendungen  aelbatändige  ableger  getrieben 
haben,  x-or  allem  enttrickflt  iat  die  gruppe,  die  aieA  mm 
angewöhnen  {factitiv  und  r^eu-iv  a.  tMeil  l,  ap.  868.  «yi. 
auch  angewöhnung  im  gegeiuatte  tu  gewohnheit  a.  •.) 


QE  WOHNHAFT -UKWÜHNHEIT        6680 

w»eli:  einfowBhaoo  tMml  »,  tp.  IM:  •■■pocywdim—  Sah- 
DRRs  8.  idir;  li89pwtliB8«.  UMtafawfhaM 
gewOhnen.  8n88iiiiH8t8wBhB<B  atamim  «fl.f 

wo  ata  mU  lUk  «•  karW  H"!-!*!  i 

da  pSaam  alo  vor  Mokr  48« 

airnnfttlUtt  im  'uaanUaaaa  gaäUktt  %,  99. 

mnifar  vkUaiUf  iaiHa  mm  •bftwMUMi  iJktUM*  mmd 
r^^amtm  :  IkaU  i.  jf.  M)  «M  tammätiit  fn^fv.  ».  fsct- 
tßwtkmm  Sawpkw mrg.  wt.  tm^;  wu§ak9imtkmm»,im^', 
ancMrShBW  («imifa);  9fL  mmdk  f8gt8wth— i  (Torfmr.) 
tbtnim. 

OEWOHlfHAFT.  a^ttUaindmmt,  4i»  im  ä, 

deutaeken  ptriada  kaima  mirwd  fmMlat  ßir  dan ,.  ^ 

blieben  formam  «Am  prl^^  kmfrtm§t;  /ttr  Ha  hadamtmmm 
von  solitus  wmram  a^Mis«  mrhmmdam  (ß.  •).  «•  aimd  äta 
beleg«  gans  peraimaalt  tmd  m^fäiaättumaprmaka  kaadtrMmktt 

t)  tu:  vo( 

la 


äta  «Ib  MAgl  I 
dag  «r  laiMi 
MdMUalMi  wos 


woakaA. 

KoNKAD  V.  WOazBoaa  Wiinsrir  »887.  detgl.  U80: 

(u.  a.  a.  mkd.  wi.  8.  80*^;  da  ai«  iana  wonbaft  stnt  aektm- 
bansfiafal  18,  11 :  rar.  w.  «.  *.  LsXKil  8»  998;;  varglaidkat 

•olde  dia  ksIdSMnbaft 

woraa  d8  gowoakafl  (rar.  woahafl) 

aa  dar  alat  beiligvn 

QrroKAR  ötterr.  rrtateknm. 


9)  die  andern  die  got  Til  frAwer  machent  .  .  .  da^  sint 
die  dt  guoter  dinge  gewonhafl  werdent  und  in  gotaa 
dienst«  bllbent  Bkrthold  v.  RsasMaBt'iio  1. 188;  ämmt 
vgl.  Lkxkr  1.  997. 

QEWÖHNRR.  m..  nur  mua  dam  w»,tai*mdk  taUfta» 
noman  mgamtia  au  gewOhnen:  wanar.  dar.  gaw«»ai  mmi 
angewener.  moderater.  raettr,  maam^eiana  Stibum  81Mb 
ungleich  ergiebiger  iat  dia  aaa/flf  kildung  tu  wombu. 
wohnen  in  der  badeutumg  vmt  habHare.  vgl.  wonar  LaB« 
noehtr.  404;  vgL  bawohnar.  aawobner  m.  m. 

aua  einer  neiamform  tum  rndjeeÜv  gewohn  aafasiaaili 
entapringt  daa  mundartliehe  gewehnerhand  d'  kinnar  HB 
de  narre  sa'n  gewehner-hand  de  Wahrheit  FoLLMAim 
{Lotkring.)  If». 

GEWOHNHEIT,  fem,,  (im  dar  Manm  apemeka  iiiiiimn 
aucA)  n..  ableitung  ron  gewohn  II  («.  ap.  um\  dia  ßtr  dam 
begriff  der  conauetudo  die  dort  tsqiraeAiasa  ««Maislia- 
bildungen  alle  luriUkgadtdmgt  kmt,  akma  dm»  tOd,  dmt  «M 
atta  diesen  ge%nnmam  iMmt,  «sasanÜMA  M»  faraaMalM. 
durch  die  ungeirCkmHeka  mrhrtitmmg.  dim  tawnliBliail  «a» 
deutschem  qNnadkfaIrsMidk  arlaaffe.  «imI  4Jt  «IbhImii  f%a 
*eohl  baUH,  arfdmM  umd  muaga^kkri  wordam,  mkar  «tiMia. 
nähme  dar  iadamtung.  die  dem  begriff  der  gewahmheit  im 
der  aprmAa  dar  pkiloaophie  tukowumt  (v.  II.  s.).  aimd  dt* 
hmuptthatamehen  de»  ge^rmuekaa  adtom  mm  dem  äUaram  kiU 
düngen  vorgeaeiehneL 

I.   gabrmueha-    mmd    kadtmik»m§mm$m 


1)  gebrauch»'  und  ttdamtmmgaamimiaMmttg. 

m)  für  die  t    ■\iamdmm0am  dm  »siisiaafiw 
aUem  eine  unteracheidumg  m  MrwH  dia  fUr  dm» 
wie  für  da»  odjtettv  untraaamUiakmairt  dmmm»tatmmdim,ftil» 
e»  nicht  ron  einem  träger  daa  bagri^  ttkarkmmpi 
hiert.    teeiat  entweder  m^f  »im  imdividumm  »dar  ma^f 
gruppe,    einen   be»timm*en   tgpu»  ml»  a«4^  d»r 
holung:  vgl.  ingieng  afler  sinero  giwona  TWiiaa  u,  i 
after  giwonu  ewu  7.8;  tgl.: 

der  aksa  ohfAirrht  •inr*wa(-h>n4>n  trieb 
■ad  daa  gahawain«  h«tlig*  gvwnhnh^t 
soll  Uk  vsrtHsa  Unoa  detne«  nsiaoaT 

ScatLLBa  (ITaaswartw  lad 8. 1)  U,  M*. 


4i«  tabig.  rinbif 

diola  vaiilbrt  gsbifllgli  basHa, 
ia  dar  aewob^sit  lii^niliilH  tabt. 
die  aa  dar  vSOtar  fkaaMMM  UadHtla 

mit 


tt)  die  trendumgen,   > 


(1.  4)  19.  818. 
Kr  aim  imdiridutmm  ml»  träper  da» 


6531  GEWOHNHEIT  (I,  1,  a  subst.  gegen  verbum)  GEWOHNHEIT  (I,  1,  a  bedeutungsentwicklung)  6532 


l))  vor  allem  gilt  dies  für  einzelne  Handlungen  oder 
Unterlassungen,  deren  vdederholung  an  einem  und  demselben 
individuum  beobachtet  wird. 

ein  Schneider  die  gewohnheit  het: 
wen  er  ein  gwant  wolt  schneiden 
sprach  er  almal :  'das  walt  gelück!' 

Hans  Sachs  Job.  u.  schwanke  5,  352 ; 

u.  a.  hier  berühren  sich  Verbindungen  des  Substantivs  am 
engsten  mit  gebrauchsformen  des  verbum^,  und  es  liegt  oft 
mehr  in  neigungen  des  subjectiven  stils,  wenn  die  eine  oder 
andere  Wendung  sich  vordrängt,  vgl.  z.  b.  {s.  u.)  zur  bibel- 
übersetzung  im  gegensatze  zu  Wendungen,  die  das  Substantiv 
aus  gründen  des  objectiven  stils  begünstigen:  Guilielmus 
Canterus  ein  philologus  hat  nie  pflegen  zu  nacht  zu  essen, 
unnd  als  ihm  etliche  riethen  sich  auch  darzu  zu  ge- 
wehnen,  geantwortet:  ein  ding  sei  nicht  einem  jeden 
gut.  er  befinde  sich  bei  dieser  gewohnheit  besser  .  .  . 
derohalben  er  ohne  gefahr  diese  seine  alte  angenom- 
mene gewohnheit  nicht  zu  endern  getrawte  Zinkgräf 
dtsch.  apophthegmata  1,  238. 

2))  am  einzelfall  bleibt  der  blick  aber  nicht  immer 
haften;  gerade  der  gebrauch  des  Substantivs  wurzelt  in 
dem  bedürfnisz,  daüber  hinaus  zu  gehen. 

a))  als  gegenständ  der  Wiederholung  tritt  vielfach  nicht 
so  sehr  eine  einzelne  handlung  als  eine  ganze  gruppe  von 
solchen  in  die  erscheinung.  dann  mucht  die  heutige  spräche 
vom  Substantiv  in  der  pluralform  gebrauch,  die  ihr  in 
einer  besonderen  stilart  der  rechtssprache  ausgebildet  wurde 
{vgl. :  nä  rechten  und  gewoenten  der  stat  sp.  6481 ;  *.  auch 
unten) : 

viel  gewohnheiten  darfst  du  haben, 

aber  keine  gewohnheit! 

dies  wort,  unter  des  dichters  gaben, 

halte  nicht  für  torheit ! 

GÖTHE  {sprichwörtlich)  2,  260. 

ist  aber  dieses  .  .  .  das  wesen  der  gewohnheiten,  so  ist 
es  nicht  richtig  zu  sagen,  dasz  wir  sie  haben  .  .  .  viel- 
mehr haben  sie  uns  Erdmann  *.  6;  darum  sind  wir,  je 
mehr  gewohnheiten  wir  haben,  um  so  unselbständiger 
ebenda. 

b))  noch  fruchtbarer  für  den  gebrauch  des  Substantivs  ist 
die  entgegengesetzte  neigung,  für  die  einzelnen  beobachtungen 
einen  höheren  Zusammenhang  zu  finden:  wo  dieser  Zusammen- 
hang im  bereiche  des  individuums  gesucht  u4rd,  tritt  das 
Substantiv  in  bedeutungsverwandtschaft  mit  den  begriffen 
der  beschaffenheit,  der  art  und  weise  ein:  zweitens  liegt 
gewohnheit  und  wesen  oder  ich  des  menschen  gar  nicht 
so  weit  auseinander,  wie  manche  meinen,  es  ist  nicht 
ohne  grund,  wenn  man  von  dem  complex  seiner  gewohn- 
heiten zu  sagen  pflegt,  so  oder  so  bin  ich  einmal  J.  E.  Erd- 
mann über  gewohnheiten  s.  20;  dazu  vgl.  auch:  eben  darum 
geben  wir  ...  zu ,  dasz  in  dem  begriff  der  gewohnheit 
entgegengesetztes  vereinigt  ist.  das  aber  hat  der  gesunde 
menschenverstand  längst  gewuszt  und  demgemäsz  die 
gewohnheit  eine  zweite  oder  andere  natur  genannt, 
'natur',  weil  sie  eine  beschaffenheit  ist,  von  der  wir 
uns  nicht  losmachen  können,  'andere'  oder  'zweite', 
weil  sie  eine  hervorgebrachte,  künstliche  ist  s.  16;  vgl. 
schon:  consuetudo  quasi  altera  natura  Cicero  defin.  5,  25, 
74;  vgl.  die  mannigfachen  mittelhochdeutschen  beispiele  für 
die  Zusammenstellung  von  natur  und  gewohnheit  (*.  u.), 
die  früh  auch  zu  einer  vergleichung  des  machtverhalt- 
niases  der  beiden  führen: 

gewanheit  ist  noch  richer  danne  nature. 
daj  merkent  die  gehoften.    baj  danne  von  rehter  art 

ein  viltz  gebüre. 
jüngerer  TüurelitUi;  Hahn  u.  a.  s.  u. 

ß)  wenn  schon  in  dieser  auffassung  die  geicohnheit  als 
eine  selbständige  kraft  erscheint,  die  über  den  bereich  des 
einzelnen  trägers  hinübergreift,  so  ist  das  letztere  noch 
mehr  der  fall  beim  begrifflichen  erfassen  des  Substantivs, 
das  von  einem  träger  der  gewohnheit  überhaupt  zu  abstra- 
hieren pflegt:  die  gewohnheit  ist  ohnstreitig  eine  der 
mächtigsten  und  ausgebreitetsten  potenzen  in  der  natur 
S.  G.  y.  Vogel  bemerkungen  und  erfahrungen  von  dem 
■mächtigen  einflusse  der  gewohnheit  auf  das  wohl  und  weh 
der  menschen  s.  8.  von  da  zur  eigentlichen  personification 
ist  nur  ein  kleiner  achritt,  den  schon  die  mittelhochdeutsche 


dichtung  in  eigenartigen  Wendungen  gegangen  ist  (die  ge- 
wohnheit lehrt,  bezwingt  den  menschen  s.  u.);  dazu  vgl.: 

das  ewig  gestrige, 
was  immer  war  und  immer  wiederkehrt, 
und  morgen  gilt,  weil's  heute  hat  gegolten ! 
denn  aus  gemeinem  ist  der  mensch  gemacht, 
und  die  gewohnheit  nennt  er  seine  amme. 

Schiller  {Wallensteins  tod  1,  4)  12.  217. 

y)  den  entgegengesetzten  weg  nimmt  die  bedeutungsent- 
wicklung da,  wo  eine  mehr  oder  weniger  bestimmte  gruppe 
von  Personen  als  träger  des  brauches  vorausgesetzt  wird, 
sie  führt  nicht  zur  personification,  sondern  zar  sach- 
bedeutung. 

l))  dem,  verbum  und  participialen  adj.  bleiben  hier  nur 
einige  gebrauchsformen  des  Substantivs  nahe: 

Leon:     ich  nahe  denn,  um  Urlaub  zu  begehren. 
Gregor:  Urlaub  warum?    Leon:  das  reisen  wird  gewohnheit. 
Grillparzer  {weh  dem,  der  lügt!  7,  5)  8',  101; 

es  war  in  der  grünen  Fichtau  gewohnheit  früh  schlafen 
zu  gehen  Stifter  l,  35  Aprent  (Procopus);  indem  hier 
eigene  gedanken  durch  längsterfundene  mittel  nach  der 
gewohnheit  des  volks,  dem  die  spräche  eigen  ist,  leicht 
und  schnell  mitgetheilt  werden  sollen  Herder  (christ- 
liche Schriften  1794)  19,  4. 

2))  anders  dagegen:  davon  wuchs  ein  sitte  in  Israel 
und  die  gewonheit  ward  behaltten  Mentel  richter  11,  39 
(und  ward  eine  gewonheit  in  Israel  Luther,  vgl.  ghe- 
wonde  obeii  sp.  6482) ;  gang  nun  hin  du  thorechte  lai  und 
gib  dein  galt  usz  zu  fülle  der  tempel  knecht .  .  .  darausz 
dir  neut  entspringt,  dann  das  man  dich  zeit  unter  denen 
die  gewonheit  halten  Eberlin  v.  Günsberg  (7.  bunds- 
genosz)  1,  75  Enders;  und  dis  lat  man  und  lidet  es  .  .  . 
und  ist  leider  in  eine  gewonheit  komen  Tauler  pre- 
digten 231  Vetter;  ist  die  priesterschafft  durch  gewonheit 
auff  kummen  und  blieben,  szo  kan  man  sie  durch 
menschlich  gewallt  und  wilkür  widder  durch  einn  ander 
gewonheit  auff  heben  und  abethun,  wie  allen  gewon- 
heitten  geschehen  kan,  szo  folget  gewiszlich,  das  sie  nit 
ausz  gottlicher  Ordnung  ist,  denn  gottlich  Ordnung 
hanget  in  keiner  wankenden  gewonheit,  lesszit  sich  nit 
durch  menschen  endern  Luther  {auf  über thristl.  ...buch 
Bocks  Emsers  antwort  1527)  7,  635  Weimar ;  und  stellt  ihr 
vor,  dasz  sie,  wenn  sie  wider  die  gewohnheit  (der  Rö- 
merinnen) dem  feste  nicht  beiwohne,  selbst  zu  dem  ver- 
dachte .  .  .  gelegenheit  geben  .  .  .  würde  Lessing  {aus- 
zug  a.  d.  trauerspiel  Virgina)  6^,  73. 

3))  in  diesem  zusammenhange  ist  der  rechtsbegriff  der 
gewohnheit  zu  erfassen,  der  die  Verbreitung  unseres  Sub- 
stantivs im  besondern  begüiistigt  (s.  u.) :  wie  die  meisten 
der  Verwendungen  unter  dem  einfiusz  des  lateinischen  consue- 
tudo stehend,  geht  er  durch  eine  reihe  von  übergangspuncten 
bis  zur  Sachbedeutung  vor:  das  wir  unsers  Urbeisthales  .  .  . 
alte  gebruch,  harkomen,  gewonheiten  und  Übungen  uf 
irer  der  geschworenen  angeben  und  anzeig  herneuert, 
confirmiert,  ordeniert  und  statuirt  haben  (1536)  weisth.  5, 347 ; 
(vgl.  das  lat.  statuta  et  consuetudines) ;  das . . .  geschriben  und 
vermerckht  stondt  desselben  dinckhofs  zu  Ballschweiler 
Site,  recht,  herkomen  und  gewonheit  (1413)  4,  52;  dasz  ist 
der  gemeine  zu  Utzelsheim  .  .  .  weiszthumb  und  ein  alt 
herkomen,  gebrauch,  gewohnheit  und  recht  5,  712 ;  7ioch 
weiter  geht  diese  entwickiung  bei  der  an  consuetudo  scharf 
ausgeprägten,  an  gewohnheit  nicht  mit  solcher  ergiebigkeit 
zu  belegenden  bedeutung  von  abgäbe,  Steuer: 

welcher  versaumbt  auf  gseczte  stund 
oder  gar  nit  köm,  der  mues  dargegen 
ein  gwanheit  in  die  puechsen  legen, 
das  ist  als  vil  als  zehen  pfening. 
Hans  Sachs  der  heßelmacher-gesellen  Ordnung  und 
gewonheit  Keller-Götze  23,  65,  ebenso  66; 

pei  straff  zwaier  gwonheit  66,  ebenso  67  *.  u. ;  eine  ähn- 
liche vergegenständlichung  vollzieht  sich  auch  in  anderer 
richtung:  da  .  .  .  zum  gesellen  gesprochen  worden,  dem 
dann  ein  schein  darüber  ertheilet  .  .  .  damit  er  sich  auf 
seiner  Wanderschaft  dadurch  legitimiren  könne;  man 
nennet  auch  ermeldeten  zeddel  nur  schlechthin  hand- 
wercks-gewohnheit  J.  N.  Hermann  allgem.  teutach.  jur. 
lex.  2,  596. 

b)  die  obigen  belege  aus  der  rechtssprache  zeigen  das 
Substantiv  im.  kreiae  von  bedeutungsverwandten  und  legen 


()r):i3     GKWOHNIiEIT  (I.  1,  b  abgrmm^m) 

die  fratje  nach  dem  gtgttutitigtH  vtHMimüt  noA«.  vfl. 
auch  Hhik  gttcohnAeittrtdU  t.titß.  wi»  im  tattinuthen 
eröffnet  »ich  attek  in  dismr  riekttim§  m»  §tttmmU  ndadum 
dem  »ufjtitantiv  etN«r*mte,  d*m  vtrkum  ttnd  al^iteth  mmdtnr- 
aeiüi:  dan  ertUrt  btrükrt  »ieh  wtit  mUrtiditm  bmlnitum§0 
verwandten,  die  mndtrtn  ttenigtr,  4o€h  tmtllMm  0ueh  ikmtn 
apäUr  au»  eintdntn  »iftumywun  dm  mMtmÜM  atltÜnnffn 
adjecUviaeher  und  vtrhuUr  »ri  tu. 

er)  tton  bedtutungantmandl»  tkkm  dtm  iuManUv 
»ehon  vom  *r«teH  an/tnien  an  ntr  »dl$,  ti»  aimi  im  dar 
oben  («p.  6«tt)  angeifiJuriui  tlo$$t  rnTtimifi  (mos.  tldo. 
wiHu,  eontutütdo  «dho  wIm,  kiwona)  mtd  imtim  mifd»n 
fieijentata  ({er  lattinitehm  frägunftn  MM  und  oonilM- 
tu(l<).  von  keinem  dut  Mden  nnd  ■^/wK>  tdtr  vtrhal- 
ablritttngen  in  unteren  hedeutungtkreia  üktrf^Ukri:  dit 
adjeetiva  gesiltot  und  •itUioh  leifftn  vitimtkr  ftvmdt  die 
richtung  an.  in  der  tick  die  litte  am  wtHttttn  vom  der 
gowohnbeit  entfernt  dat  früh  Megtt  vtrhmn,  das  aueh 
ander«  viege  einteklägt  Qk)  sida  )»oi  ÜLriLAS  l.  Timuttk. 
i,  15,  xttittt  fitXittt,  tolob«!  warte  Lutiikr)  vtrkiimmtert 
tekon  in  der  altkoekdeuttcken  teit.  vgl.  sitAn,  muukinari. 
faeere,  agert  Grapp  1,  1«. 

l))  die  beriikrung  mii  dem  tekon  aUkodtdeuteek  in 
jtriipoeitionolverbindungen  (Orapp  1.  107S)  «rtUurenden 
wlsa  tritt  nickt  dm  tuerti  a^f,  wo  ti*  irwrtot  werden 
konnte,  für  die  betdU^fftnkeit  oder  dat  wtttm  tUtttlner. 
einen  begriff",  der  («.  oben  tp.  UM)  aut  der  gewokttkeit 
tidi  entteiekeln  konnte  und  tpäter  autk  «n  Ar  bdtgt  itt: 
dag  ist  ein  vo{[«l  auj  der  gewonheit  and  auj  der  weia 
anderr  vogel  Konrad  v.  Meyenbbro  tlt,  4.  neben  ver- 
ieendungen,  die  attf  die  entwieklumg  det  tubttontivt  im 
dientte  de»  Hede»  und  der  mutik,  wie  tie  Jtkr  den  miUel- 
hochdeutschen  gebrauch  kennzeichnend  i»t,  ihr  lieht  werfen 
(da/  ir  «icro  Runi  birtit,  dcro  dca  forasagun  tloofan; 
enti  irfullet  iuwarero  fatcro  wiaun  althoehd.  MattkAut- 
evangel.  u,  88,  Henek  e.  S9  [impUie  ttonotermm,  erfüllet 
auch  ir  das  mas  ewer  veter  Luthbr]),  he§ognen  vor- 
tugt^veite  »olche,  die  alt  träger  der  wiedtrholumg  be- 
tÜmnUer  handlungen  eine  bettimoUe  grupp»  von  pertonen 
in»  äuge  fassen:  buntun  inan  mit  sabonon  .  .  .  toso  wisa 
ist  Judon  zi  bigrabanno  Tatian  tlt,  7  (Johanne»  19,  M 
tieut  mos  est  Judaei»,  vgl.  gewonhcit  im  alten  paseio- 
nal  180,  16,  Hahn;  vgl.  alj  es  gewonhait  ist  zu  begraben 
di  Juden  ältere  bibel.  wie  die  JAdcn  pflegen  Luther). 
gern  v^binden  »ich  dabei  die  »ubutantive:  jhr  weise  und 
Sitten  sindt  mancherlei,  and  ieglicbs  land  hat  besonder 
gewonheit  Ottmo  v.  Dkmbrinobn  über»,  det  J.  d.  Hon- 
tevilla  ».  803;  doch  haben  sie  die  weise  and  gewonheit 
an  inen,  dasz  sie  allweg  die  kindcr  geben  alleine  den 
männern  t3&;  vgl.  die  tueammmetellungen  »p.  667^.;  die 
buchungen  »p.  66fi6;  vgl.  tur  bibel  (»p.  «M),  «so  notnent- 
lieh  die  Züricher  bibel  («.  Bylandt  a.  a,  o.)  mit  gewon- 
heit gegen  Luther»  Vorliebe  für  weise  mbtUeht:  also  das 
es  Sara  nicht  mehr  gienf  nach  der  weiber  weis«  (in 
predigten:  art)  Luther  1.  Mot.  18,  U  {SSürieker  6tM 
V.  1531:  gewonheit);  das  sol  eine  ewige  weise  sein  jm 
und  seinem  samon  t.  Mot.  SO,  tl  {SSüridwr  bibel  ewige 
gewonheit,  ältere  bibel  ewig  ee),  dttgL  t.  Mot.  lt. «  (M 
Luther  var.:  brauch)  14,  43;  dat*  berikrungen  auek  tontt 
nicht  fern  liegen,  teigen  manche  vendungm,  in  denen 
da»  Substantiv  mit  Verbindungen  de»  participa  gewohnt 
nt»amw%entrifft  («.  o.)  und  die  aueh  a%\f  eintelne  träger 
des  begriff»  ne/en:  ich  bin  nit  gwont  an  euch  die 
weis  Probst  ii6;  sie  ist  meine  art  und  weise  gewohnt 
Bbnbdix  8,  ist;  gewehncn.  aufT  ein  andere  weise  bringen 
HuLsius  i6a*>. 

8))  viel  tiefer  und  toeiter  greift  da»  sweite  der  beiden 
»ubstantitHi  in  die  kreise  von  gewobnheit  über,  sitte.  da» 
»chon  im  gothischen  einige  mal  belegt  itt,  vgL  riurjand  sidu 
godana  gawaurdja  ubila  i.  Kor.  1&,  88  (^17  /(»toto,  die 
guten  siten  cod.  Tepl.  8,  10,  detgL  Luther)  :  ähnl.  t.  7\'mo<*. 
8,  10  {ifothLtcher  tusatt);  gegen  was  sidus  Skeirrint  8  »tüek. 
die  abgrenxung  von  sitte  und  gewohnheit  lA»*t  »ick  bei 
solehen  denkmälem,  die  unter  dem  eit\Jtu»t  einer  laL  vor- 
läge oder  unter  der  abhängigkeit  von  laL  Wendungen 
ste/ien.  an  deren  gebrauch  von  mos  und  consuetudo  aa- 
lehnen.  in  det^  glatten  (s.  Grafp  6,  160)  tritt  sitte  durch- 
weg für  mos  ein  (einigemal  auek  für  ritus,  habitus  «.  «.), 

IV. 


GEWOHNHEIT  (U  1.  b 


Htie)      6684 


in  eimämt  mal  fikr  ao—stoiio  mmd  wmmr  mjmmm 


w<fdrf)  NonuM 
Im  tkUtm,  wo  in 
und  ftwoo 


nur 

oben    tttaipr 

»ehi^ffrnhftt    dag  abH  ChriaUw  «s 

inflrmitati«    ^foM   itmo   tüo 

tu  poalm  U,  4  (JEbMmmt  i;  IM*),    am 

der  MtlüberttUmmf  odtt  im  rotkd^ftrwtdm  \ 

belt  je  nmek  dam  ünwdum  iltfhliii  mit , 

liegt  für  ttUo  mäat  am  tatämUtkm 

fond  dar  ßkanimtäamemd*  gtkramdk  da  pkr  gßmmMX 

tmtttlwidttm  wo  ooMMMlsdo  varlaa  Coal.  n**^  4mttaoit  im 

Itrmtl  *i  aomawäwdo  tervata  est   riektrr  lt.  «). 

aber  auek  dia  lattinietken  »uUtanUr« 

todo)  M  iktom  otrwendungat  durtknnandar  grtffbm 

dm  der  doutaekt  aobeuutk  amdatotaoito  boi  dtm  1 

dit  tr  wam  iaittimiotkom  warkOdorm  aaat^maaam 

punktt  gtauikt  wtrdtm» 

einen  witkUgtm  maiaatab  geu-inmem  mV  au»  jener  t 
düng  in  wtadmgtm,  dit  ein  indivuiuum.   und  toUkt, 
eine  6w<i'iiimit  graßpt  ala  trtgtr  dm  btgr^t  < 

den  drititm).  Mardimgt  nitkt  im  dtm  aimne.  den  Pccnra 
alt  mattgtbend  oraektds  dtU  oad  (nrohnhnl  kommen 
darin  mit  dnandar  ftberda.  daas  doteb  dies«  prftdikale 
der  charaktar  «iaar  handlung  ■ourfrJdrt  Wird,  wonach 
sie  wegen  dnar  ihr  so  gntnda  UBgiBilsn  oad  twar  In* 
neren  und  stillschvtitawiaa  baaUmmnnf  d«a  wUImm 
anter  gleichen  omaliiidm  wiederkehren  ward«,  der 
unterschied  beidar  akar  kaateht  darin,  dasz  gewohnheit 
anter  jener  voraanalBVaf  die  handlang  eine«  einzelnen 
als  solchen  genannt  wird  .  .  .  sitte  hingegen  ist  eine 
handlang,  sofern  jene  stillscbweigendc  willenebesliai» 
mung.  die  sie  hervorbringt  .  .  .  nicht  in  dem  einzelnen 
als  solchen  ihren  gruod,  sondern  in  einer  ihm  mit  an- 
dern temeinsaman  .  .  .  ttberzcuguof  G.  F.  Plxhta  deu 
gtwt\otkmhimtkt  %  kwA  t,  ft)  a.  Utt.  wM  akm  kaamd  dia 
in  dem  a^eeüvtm  elkiaeli  {ßu  |9oc)>  mtymlitdi  (ms  morea). 
»itÜick  (tM  Sitte)  tu  tagt  htttnd*  art  der  bturtkedung. 
die  an  gewohnheit  «teric  «svMtaMneri,  urmm  auek  muJU 
autgetcktotten  tat  (tyi.  «mim  ^  M«  laster  und  fewohn* 
heiten  m.  «.).  im  eo$mmertmawaH 
mit  der  riektumg  aa^  «Mm  ind*md\%d\tn 
griff»  der  plttrotgdkraawk  varkm^gß  iat,  vgL  ein 
Ton  üblen  eilten,  gegom:  die  meisten  gelehilea  aiad 
gl&abisober  als  sie  . .  .  aeUwt  glauben,  auui  kna 
gewohnheiten  nicht  so  leicht  ganlz  loewerdea  G.  C 
Lichten brru  aphonen^en  8.  to&  Lextewmmm:  ao  l«i  es 
auch  mit  jenen  moralischen  nachbildem.  an  denen  ssan 
seine  Sitten  and  neigungen,  seine  gewehnkeHen  und 
eJgenheiten.  wie  im  scbattenrisz,  erkennt  QOras  {dtekL 
u.  wakrk.  11)  88,  88;  man  entiatBcIl  den  Termammtcn  an 
gang,  stimme,  atemholen  and  gewohnheiten  KuinoBn 
FOutt  III.  8.  für  »oteken  gokemmik  mh  sitte  tat 
»duede  ton  gewohnheit  giit  dia  kitmt 
kalttpunkti: 

•r  wa«  ia  sitia  fhwisr         Jak  k«fi^  lali  «sslir. 
OtfHd  I. «.  M:  dMfl.  «. ».  M  «'  ) 

VgL  Ulpilas  1.  Kor.  tk,  m;  vgL: 

wvut  Ol  nie  gsrtkm. .. 

swens  iRw  ^siisit 

■0  gar  in  wnmelM«  gewaK 

Martmani«  tweln  WI8  •.  «.  «fl.  mM. 

daa  fasMi  kinswei'iki  itt  dia  am  Sitte  kier  frdk 

progeniti  si  momm  proMtate  el  idei  plMiladine  kakeash 
tur  idonei  lejc  rimfetkeme»  XU.  t,  li  a.  eiemiat.  farss. 
legt»  1.  1.  418).  der  W  |ewoknkeii  9kaikamgt  orwt  opdt 
und  daan  muMdksC  ßltr  dit  wemdumgtm  tmkaiekdt  wird, 
die  «UM  gruppt  ala  trtgtr  dm  iy^iks  asraaMHCatii. 

ia  ditmm  ftUe,  wa  tima  geuppt  ma  trdgar  dm  ktgri^a 
trtdwinU  kat  die  iiefclsuprscli  der  fewoknkeH  vor  der 
sitte  M  tekr  den  vortmg  gegeben,  dem  diem  im  keuUgtm 

autgtteklaoten  werden,  tgL:  die  Sitten  sind  eigentlich 
weder  gesktie  noch  rechte,  allein  sie  können  dennoch 
dann  anlasx  geben  J.  G.  Esroa  ttutttkt  retklegtlakrlkiil » 
(17S7)  t.  8:  die  gewonheiteo  and  ritna  sind  1 

410 


•a.t.t.sas/. 


6535       GEWOHNHEIT  (I,  1,  b  gegen  sitte) 


GEWOHNHEIT  (I,  1,  b  gegen  pflege)      6536 


einander  unterschiden,  jene  haben  einen  usum  juridicum, 
allein  die  letztere  nicht  s.  lO;  vgl.:  aehnliche  gefühle 
(bedenken  gegen  gesellschaftliche  oder  nationale  gegensätze 
bei  heirathen)  herrschen  auch  heute  noch  in  weiten 
kreisen,  sie  haben  aber  —  mit  wenigen  ausnahmen  — 
mit  recht  gar  nichts  mehr  zu  tun  ...  sie  sind  bloss 
sitte  Ehrlich  tatsachen  des  geu-ohnheitsrechtes  s.  9.  dem 
entsprechend  loird  selbst  bei  Verbindungen,  die  in  der 
rechtsspracJie  an  gewohnheit  sich  ausgebildet  haben,  für 
die  fälle,  denen  eine  rechtsbeziehung  fehlt,  sitte  vorgezogen : 
die  art  der  Italiäner  die  uhr  zu  zählen  .  .  .  eine  eigen- 
thümliche  landessitte,  eine  ererbte  vorstellungsart,  und 
eine  höchst  schickliche  gewohnheit  Göthe  (fragmente 
über  Italien)  38,  170.  auffallend  aber:  um  mich  ferner  in 
einem  wichtigen  puncte  der  landesgewohnheit  gleich  zu 
stellen,  habe  ich  mir  ein  hilfsmittel  erdacht,  wie  ich  ihre 
Stundenrechnung  mir  leichter  zu  eigen  machte  {italien. 
reise)  27,  71. 

die  ältere  spräche  aber  zeigt  hier  andere  gebrauchs- 
formen,  die  z.  theil  unter  dem  einflusz  lat.  Wendungen 
stehen,  als  rechtswort  spielt  auch  sitte  hier  seine  rolle:  wo 
der  gegensatz  ztvischen  Christen  und  nichtchristen  ins  spiel 
kommt  und  rechtliche  folgen  zeitigt,  verwenden  die  latei- 
nischen aufzeichnungen  germanischer  rechte  mos  im  gegen- 
sätze zur  consuetudo,  die  für  nationale  rechtsunterschiede 
eintritt:  aliter  id  faciat,  quam  honestae  Christiani  moris 
est  consuetudinis  lex  Visigoth.  XII,  3,  7  (monum.  germ. 
leges  I,  1,  435  ähnl.  443);  si  quis  Judeorum  servus,  et 
servitudini  eorum  implicatus  et  moribus  12,  13,  18  {s.  448) 
u.  a.;  dazu  vgl.: 

ze  hiun  er  mo  quenun  las,  so  thar  in  lante  situ  was. 

Otfrid  1,  4,  3; 
tho  scoltun  siu  mit  willen        then  wizod  irfullen 
tben  situ  ouh,  then  io  thie  alten  fordoru  irvultun. 

Otfrid  1,  14,  3; 

vgl.  auch:  der  heiden  Sitten  bei  Luther  2.  Macc.  4,  10 
gegen  gewonheit  der  heiden  in  der  älteren  bibel  {s.  u.). 
in  der  überaus  beliebten  ablativform  (more)  greift  mos 
über  diese  grenzlinie  noch  hinaus:  more  patriae mancipium 
venditum  lex  Burg,  const.  extraord.  21,  3  {monum.  germ. 
leges  I,  1,  2,  s.  120)  u.  a.;  vgl.  die  spätere  formel  more  civili 
{urk.  V.  1300)  pommerisches  urkundenbuch  3,  427,  428  u.  a.; 
vgl.  auch  Notker  zu  psalm  70,  13  {Hattemer  2,  245") ;  vgl. : 
virgines  eorum  non  sunt  lamentate,  iungiü  wib  keno- 
meniü  ne  w6inota  ni6man  näh  site  psalm  11,  63  {Hattemer 
2,  280'';  after  heidenemo  site  2,  171*'  u.  a. 

bis  über  die  mittelhochdeutsche  zeit  hinaus,  die  einen  höhe- 
punkt  des  gebrauches  von  sitte  darstellt,  läszt  sich  sowohl  in 
allgem^neren  wie  in  ausgesprochen  rechtlichen  Verwendungen 
dieses  Substantivs  hier  die  bevorzugung  einzelner  syntak- 
tischen Verbindungen  beobachten,  so  bei  der  Verbindung 
mit  dem,  verbum  substantivum  die  form  des  hauptsatzes 
gegenüber  von  den  Vergleichssätzen  bei  gewohnheit  und 
consuetudo  (sicut  est  consuetudinis  s.  u.),  vgl. :  ze  R6mo 
was  situ,  das  die  forderen  hiSgen  in  tabulis  (wahstablon) 
al  gescriben.  daj  sie  ben6imdon  iro  afterchomon  Notker 
zu  psalm  24,  10  {Hattemer  2,  86»); 

des  antwurte  Hagne         'uns  hat  niemen  niht  getan. 
eg  ist  site  mlner  herren        daj  si  gewäfent  gän 
ze  allen  höchgeziten.' 

Nibelungen  1801,  2  u.  a.  vgl.  mhd.  wb.  2,  2,  322''  und  323». 

tn  der  function   des  objectes  ist  anfangs   die  Verbindung 

eines  sites  pflegen  ganz,  diejenige  mit  haben  (einen  site 

haben)  vorzugsweise,  für  dieses  concurrenzwort  vorbehalten: 

nach  siten  der  si  pflägen  und  man  durch  reht  begie, 

Günther  unde  Prünhilt  niht  langer  daj  verlie, 

si  giengen  zuo  dem  münster,  da  man  die  messe  sanc. 

Nibelungen  594,  1  w.  a.  s.  mhd.  wb.  2,  501»  und  497/. ; 
daj  er  den  site  da  vermeit 
des  er  da  vor  gepflegen  hete. 

KoNRAD  V.  WÜRZBURG  troj.  krieg  15097. 
vgl.  (Site  .  .  .  gewent)  212,  vgl.  sp.  6545  zu  gewonheit. 

andere  anhaltspunkte  ergeben  sich  aus  landschaftlichen 
neigungen.  für  den  besonderen  gebrauch  der  rechtasprache, 
wo  Sitte  gegen  gewohnheit  stark  im  rückstand  bleibt,  hat 
es  in  niederdeutschen  quellen  {zum  friesischen  vgl.  Richt- 
HOFEN)  für  lange  die  führung:  sede,  wonheit,  vriheit, 
privilegia  Bremer  urk.  s.  Schili.er-Lübben  5,767;  item 
sette  wi,  dat  ein  wonlik  sede  eines  landes  ofte  ener  stad 


to  holdende  is  inde  to  bewarende  geliik  einem  bescreuen 
rechte  .  .  .  want  ein  landsede  lange  tiid  geholden  is  in 
dessen  landen  .  .  .  dat  der  rat  von  Lübeck  gegen  den  her- 
zog v.  Lauenburg  s.  Lübeckisches  urkb.  6,  74.  axis  anderen 
gegenden  ist  dieses  Substantiv  hier  mehr  nur  in  der  parallel- 
Verbindung  mit  gewohnheit  zu  belegen:  als  sitt  und  ge- 
wonheit ist  in  dem  bof  weisthum  v.  Holderbank  (14.  jahrh.) 
.5,  71;  wie  es  im  fürstenthum  Osterreich  sitte  und  ge- 
wonheit ist  (1494)  Ost.  weisth.  9,  181;  und  diesiu  gewant 
diu  sin  von  swachem  und  geistlichem  tuche.  beidiu  an 
coste  und  an  varwe  nach  der  gewonheit  und  den  siten 
Regensburger  klarissenregel  5  Schönbach  {Wiener  sitz.-ber. 
160) ;  als  es  von  alter  har  komen  ist  noch  des  antwerkes 
sitte  und  gewonheit  Straszburger  weberart.  v.  1400  bei 
Schmoller  18  u.  a. 

ß)  in  der  mittelhochdeutschen  zeit,  ^venn  auch  nicht  in 
der  classischen  dichtung,  sondern  in  der  didaktischen  und 
geistlichen  poesie,  zweigt  sich  von  dem  verbum  pflegen, 
dessen  Verbindungen  mit  sitte  eben  erioähnt  wurden,  ein 
Substantiv  ab,  das  mit  gewonheit  in  concurrenz  tritt,  es 
ist  aber  nur  da  beobachtet,  wo  bestimmte  gruppen  als 
träger  des  begriffes  vorausgesetzt  iverden,  nicht  bei  indi- 
vidueller fassung: 

da;  ist  ouch  der  esel  pflege 

dt  entwichent  niemen  üj  dem  wege. 

Freidank  2333; 
do  wolde  nach  der  heiden  pflege 
Maximianus  opfer  geben.      passional  487,  18; 
doch  habin  si  ein  undirscheit 
von  uns  an  einre  gewonheit, 
di  uns  vorterbit  sundir  wän. 
den  sittin  si  zu  pflege  hän, 
dax  si  ftf  des  nachtis  stän 
und  zusamin  alle  gän 
in  ir  bethüs  .  .  . 
und  des  intün  wir  nicht. 

NicoL.  V.  Jeroschin  9862. 

von  hieraus  dringt  das  Substantiv  auch  in  die  rechtssprache 
über,  anscheinend  aber  mit  beschränkung  auf  norddeut- 
sches gebiet,  vgl.  det  is  sid  end  plegha  Richthofen  248,  5; 
tins  oder  plege  sal  he  dar  af  geven  jenen,  uppe  den 
it  gut  irstirft  Sachsenspiegel  3,  76,  3  Homeyer;  ebenso  2, 
58,  2;  dazu  vgl.  na  wonheit  und  plechlikem  sede  Schil- 
ler-Lübben  4,  162''. 

y)  im  Übergang  zur  neuhochdeutschen  periode  tvachsen 
von  den  verschiedensten  tcurzeln  her  neue  bildungen  in 
unseren  kreis  herein,  vgl.  wie  es  in  diesem  gericht  brauch, 
ubung,  gewonheit  undt  recht  ist  Behrbacher  iveisthum  von 
1497  S.  iveisth.  2,  144. 

l)  Übung,  das  unmittelbar  auf  ein  verbum  zurückführt, 
welches  mit  gewohnen,  gewohnheit  mannigfach  sich  kreuzt, 
hat  auch  ein  adjectiv  neben  sich,  das  später  manche  be- 
deutungen  aufrecht  erhält,  die  dem  adjectiv  zu  gewohnen, 
der  Weiterbildung  zu  gewon  {s.  gewöhnlich),  verloren  gelien. 
das  verbum,  dessen  grundbedeutung  aus  Wendungen  wie 
gottes  willen  buatta  joh  thionost  sinaz  uabta  Otfrid 
1,  16,  12  {s.  auch  Graff  i,  70)  und  hirs  und  ruobe  uoben, 
die  erden  üeben  (Lexer  2,  1686)  zu  erschlieszen  ist,  kommt 
den  bedeutungen  von  exercere  und  usitare  früh  nahe; 
vgl.  noch  aus  .späterer  zeit:  nach  welchem  man  sich  .  .  . 
am  freien  und  anständigen  zu  ergötzen,  geübt  neben  zu 
ergötzen  gewöhnt  hat  Mendelssohn  {s.  oben  sp.  e52'A). 
vereinzelt  tritt  dem  schon  mittelhochdeutsch  ein  Verbal- 
substantiv zur  Seite: 

schäm  ist  ob  siten  ein  geübet  uop. 

Wolfram  Parzival  319,  11. 

die  bildung  auf  ung  dagegen  ist  erst  aus  dem  ausgang 
der  mhd.  zeit  belegt:  ich  hän  kainen  pcesern  noch 
scherpfern  menschen  gesehen  von  nätür  wann  dich  und 
hän  kainen  pejgern  gesehen  von  üebung  der  tugend  und 
von  gewonhait  guoter  siten  wann  dich  Konr.  v.  Megen- 
BERG  buch  der  natur  29  Pfeiffer; 

und  alle  daj  gerete, 
das  gote  was  gewtet 
und  in  sfn  dfnst  gevliet, 
nam  der  ungeneme 
und  in  ungezeme 
ftbunge  sl  vorspente. 

Nie.  V.  Jeroschin  19926. 

in  den  allgemeineren  bedeutungen  kreuzt  sich  Übung  bis 
heute  mit  gewohnheit,    noch  mehr  mit  gewöhnung,  vgl.: 


6537     (iEWOHNHEIT  (I,  1.  b  gegm  Qbun«) 


GEWdHNHblT    i.  1.  b  </ 


-.ig 


ein  gewüiihcit  oder  Übung  an  tiob  nemm«)  Fnisius  tu*: 
MO  beruht  ja  alle«  auf  der  Obanf  und  gawebnunf  unMn 
willena  Lutiuh  ton  der  notvitndigktit  d»r  anfCMwAnww^ 
(Jena  iHOi)  «.  ii;  bin  er  es  durch  Übung  and  gewohnbdt 
dahin  bringt  Ai'KKUAcii  netu»  leben  .f.  7}  l.tM;  woüu  tbier« 
durch  gewühnhcil  und  Übung  angelernt  und  eingeübt 
werden  kiSnncn  K.  (>.  v.  VotiKi.  ».  18;  die  glelchniAMdge 
Übung,  aUo  die  gewohnhcit  11.  Biiunnkh  dtsrh.  reekUmaA. 
l",  406;  vyl.  auch:  seine  geübte,  d.  h.  gewöhnte  band  oder 
stimme  vollbringt  alles  von  selbst  J.  E.  Kkumann  iHtr  f$- 
teoknluUen  t.  4.  dagegt»  ist  in  der  reekUttpraekt  «im  wr- 
teendung  trieder  zurUckgetretm,  die  vom  is.jahrk.  ab  in  den 
krei«  von  gcwohnlicil  eimjrdmngrn  urar  und  die  auf  der 
aMteiJung  der  vrrbatkruft  dm  ȟbst,  berukt,  tgl.  wir  .  .  . 
thun  kuni  .  .  .  cIum  wir  .  .  .  l>efundon  haben,  wie  bissbero 
an  den  hulNcvrichlen  .  .  .  unsers  stiffts  .  .  mancherlei 
ubung,  nÜMsbrauch  und  gcwohnbeit  eingewachsen  «in- 
leitung  zur  nürnberger  kahgeriekUordnung,  ^  t  ,«.  t,  1 
Kokler  und  Sckeel);  gegen  nachdem  aus  langer  gemeiner 
ubung  dieses  lands  die  balsgericht  nit  anders  dan  mit 
gemeinen  persunen  .  .  .  beseczt  werden  ^  a  «.i,  4,  vgl.  fe- 
meiner  gcwonhcit  nach  [tji  Ui\  a,  M);  nach  altar  oboilf 
und  gcwonhcit  tceittk.  xu  Tal/ant{UiOti)  wn*tk.  l,  tM;  nach 
altem  hcrkoMicn  und  ubungh  vmttk.  6.  476.  auf  dieten 
leUUren  atandpunkt  dea  verbalmbtimUim  bttekrämkt  tiek 
di»  neuere  apracke.  irenigntena  im  lebmdigtm  »praekgtörmuek . 
wer  aber  wirkliche  Ubung  im  leben,  reobtspreobong  und 
gesetzgebung  nufmerksam  verfolgt  Ehrlich  taUadten  dn 
getcoknkeiUrrrhte*  «.  >l. 

a))  dem  gegenüber  kat  tick  bniuob  (gebraacb)  germdt 
inder  an  Ubung  zuriicktreteHtUn  b«d«titm$tg  Ha  keute  Ubendig 
erktUUn.  auek  kier  atekt  dem  aubaiantiv  ein  lebenakHtf- 
Hgee  verbum  und  ein  adjeetiv  tur  aeiie,  doek  iat  nur  äma 
letalere  in  eine  eigentlicke  eoncurretts  wnt  den  ableitungen 
MU  gewon  getreten,  da»  verbum,  rfMMM  grundbedeiitung 
in  dem  luutent»preckenden  frui  tu  tmg»  tritt,  kat  die  be- 
deittung  exercero  kaum  in  der  rielUimg  90m  gewohnen 
enUeiekelt.  vgl.:  sich  auch  gar  zcitliob  an  die  brillen  ge- 
wehnon  und  derer  gebrauchen  Kirchhop  tcendunmutk 
{vgl.  oben  ap.  6S86).  dae  aubatantio  iat  ot^f  deutaekem  boden 
(vgl.  dagegen  altnord.  bmk  s=  uaua.  moe)  wtH  eümr  «m- 
aigeit  auettakme  bei  iNoTKkR  {a.  Grapp  8,  tu.)  argt  e^ 
bezeugt  und  bringt  xunäekat  die  am  äie  vmrtimämmf  tmi 
einem  eoncreten  objeet  geknüpfte  altert  ierf>iiiimf  äa»  ge- 
nieatena  tum  atudruek,  die  an  gebrauch  nie  auaatirH: 
stirbt  aber  ein  mensch,  das  in  den  hof  gehört  und  des 
erbe«  im  gebrauch  wtiatk.  i.  4«1.  vgl.  auek  brauch  tkeil  t, 
ap.  SlS/lA;  gebrauch  eteti  ap.  Uao—t».  der  bedrutunga- 
%eandel,  der  aiek  aua  der  bäiekung  at^f  kandtungen  und 
leiatungen  ergiebt  und  der  deuÜiek  von  dem  lateiniaekem 
vorbilde  usus  beeii\/ii4*tt  iat,  teürde  naek  den  a.  a.  o.  am- 
g^ükriem  belegen  bei  brauch  früker  eingeaetat  kabem  ala 
bei  der  iuaammengeaetaten  form  gebrauch,  dt«  atugniaae 
aber,  die  aua  den  tceiatkilmern  tu  gewinnen  aind.  fükren 
nickt  at{f  aolcken  unteraekied:  nacb  hofrichtes  rechte  und 
nach  gewonheit  und  gebruke  dises  stiftes  \^Mümater) 
leeiatk.  3,  127;  nach  hobsrecht  und  gebrauch  a.  as;  äknl. 
i,  9ö;  item  ist  hofTsbrauch  8.  7S  u.  a.  vgl.  aurk:  gewöhn- 
heit  und  gebrauch  im  KeuKaratkatta  a.  Köm. kr  sritaekr. 
f.  dtsck.  pkil.  80,  494;  wie  dann  zu  Rattenberg  und  Kuef- 
stain  der  gebrauch  und  gcwonhait  ist  teeiatk.  r.  Kittbiikei 
a.  öaterr.  treiatk.  i,  7&,  gam  äknl.  h,  789;  vgl.  auek  acta 
Tiroleneia  8,  1.  9. 

bei  dieaem,  tcie  dem  unten  folgenden  agnomjfWt»m  {ap.§Uli/.) 
iat  es  beaondera  aekwer,  dem  gtttumtabertieH  gtfen  dem 
von  gewohnhcit  abtugrenaen:  des  Ist  nit  allain  des  goU- 
haws  Kempten  sonderliche  gewonhait.  sondern  anderer 
vil  umbligcnder  obcrkaiten  und  henchaflen  gemainer 
prauch  und  alts  herkommen  a.  Baumann  akten  M.  be- 
griffsbeatiminungen  ventprecken  uenig  erfolg:  was  der 
gröstc  theil  der  menschen  thut,  oder  was  vom  grfiaten 
theil,  in  einem  gewissen  stände  beobachtet  wird,  ist 
ein  gebrauch,  was  von  vielen  jähren  her  geschehen 
ist,  oder  was  jemand  schon  seit  langer  zeit  gelhan  hat. 
ist  eine  gewohnhcit.  was  nur  an  gewissen  orten,  und 
bei  gewissen  leuten,  von  ihren  vorfahren  her  in  ge- 
brauch gewesen,  wird  ein  herkommen  genannt  Stosch 
gleickbedeutende  tcörter  i,  87.    eker  bietem  die  agntmktiaekem 


/braWa     rnrnktUttfUmkle.        m     Wt     dm»     riM      umwwrmrmmä>^r, 

daa$  kettimmit  tamtämmgm  äk  kd  pnrohnbeit  sstf  »HJtrm 
eomtttrrwm,  JUr  bfMMb  mmadUa§§tktmi  Umkem;  aitmr' 
aeitt  äi$  ttrkimimmf  mit  tn^mUm  gaanäie.  4»r  dbw  ftflM 
kemmaeitkmd.  wo  mr  krmmA  fili,  UHJivmtmU  äie  pettg»- 
aHionmtverbimäumg.  äi»  itm  mittimiitt»  Ha  werbmtkr^fl  am 
naekkalHgatem  mJtrtt  wt«  im  RomisdMa  rskb  .  .  .  alltcai 
gepreucb  und  bwioRini  na«b  dl«  ■i<iti«  p«iHll<b>ii 
geriebt  mit  ptnonta  die  . . .  r«obU  all  filiiBt  oder 
ubong  baben  bssstst  wardan  ■sri'sdh  siir  OmrtUmm  «. 
KoHutnScHUL  1.  I  {wg/Lt  temelasr  fswoabclt  MMb 
I.  81';  die  gewonheit  ist  ein  solcher  tyrann.  dasx  ai« 
viel  unt>illicbe  »achen  in  denen  rrpul»Uken  durch  all' 
hergebraobtan  febraaeb  rechtfertigt  tlousaiia 
Und  umdftm$tm  U  Ukj  din|«aii—.  SO  nv  «Im 
und  itir  btsdiah—  «balleh  fiaptiilian  dorah  daä  SfiBal- 
lieben  kirchgang  gewöhnlichem  gel>raoch  nach  bestliti 
gen  lassen  altea  badtaekea  ImmdreeAt  (1778)  1.  &  «.  la.  tur 
kennaeiekmung  dea  geiiungUanitkm  pgLt  dī  klafi  aof 
zttrQcbnabme  einer  waare  wafsa  fohtoni  man  ancb 
bescbaffenheit  dieser  mAngel  and  nach  febmadi  das 
orts.  wo  der  kauf  geschah  .  .  .  angestellet  waadaa  kmH- 
aeke»  Immäreekt  (csdl«  Napoleon,  vom  um  %  IMt;  syl.  dlaM 
dl«  aUgemdmtn  (mmtaerrerkUirke)  mrmwitmg  mm  oria- 
gebraacb  (Ossi  7.  sp.  uaa,  bei  Immb«majiii  («ctifswobo- 
heit  [tbemäm]  bei  G.  FüBTrAO);  «yi.  hol|pllf  «ih  Wld  hof- 
Sitte;  tgl.:  obwohl  bei  arbfUlea  anlar  «ha-laaiaa  Mshaiv 
eine  dorf-gewohnbeit.  das«  ein«  von  dem  andern  die  bclflta 
erl>en  solte,  angegel>en  .  .  .  wurdrn  artätai  ron  UM*»  \.%mit) 
a.  Klimunkr  I.  Asa;  die  ftbitacba  aml  gwrobnbaM— 
besagten  dorfes  in  gewiss«  affUcol  varfasssa  itemä 
vgl.  landesbrauoh  tkeil  t,  ap.  Uft:  Undbraoch  »p. 
landcsart  ap.  107;  landesfawohabeit  «j».  lo«; 
ap.  III. 

ea  iat  unverkennbar,  dam  gebrauch  «urA  da.  «• 
die  einriektung  ala  der*»  mmaükumg  i»  Mrwaftf 
immermekr  gegm  fBWelUÜMtt  sarÜw'afJr 
recht  nach  ihrem  basten  TaraHmfaiaas  «ri«  aöek 
lands-  hof-  gerichts-  und  andern  Ordnungen,  desgl.  recht- 
mlssigen  gewohnheiten  und  gebrafichcn  oder  auch  ga> 
meinen  rechten  gemäss  la  sprechen  altem  baäiaeke»  Immä- 
reekt {auagabe  r.  180.  a.  88)  II.  8,  «4;  daher  werden  sie 
auch  altes  herbringen,  allgemeine  gebrauche,  allgeaaaiaa 
durchgehende  gewohnheiten  genennet  J.  K.  v.  Bsoar 
tractatua  de  jure  venandi  (.1744  *.  SIS;  rgl.  amek  tti,  mm 
gebriuche  im  tejrte.  gewohnheiten  im  baglettemdm  siidk- 
tt9rt  geaettt  iat;  egl.  von  den  »ittan,  bfftaobca  aari  ■«- 
wonheiten  J.  0.  EaroK  Uutaeke  f  rkh§tMrilkät  t.  •  (j  b): 
dasz  eine  zu  rechte  beständige  gewobahaH,  seastsa  aaah 
gebrauch  oder  altes  hcrkommaa  genant,  eben  dieselbe 
krafft  und  Wirkung  habe,  die  rinem  beschnebenea  und 
ausdrOeklidi  publirierten  . . .  gesetze  beigrleget  ScSLOtbk 
IracMtfeiN  r.  gew. .  i»4  S;  kömmt  ihm  darauf  an.  iiialltmi| 
keit  der  gebrauche  unAeehte  ta  hindern  ^Joh.  Sochui) 
fr^M  und  tkmtem  dea  ker^ekÜftem  O.  Herkomtema.  amek 
Obaeremmkma  gmmmnt  ITB«''  a.  «7;  gewohnheiten  werde« 
hier  fswlsaa  batg  gebrauche  genennel.  im>  »ich  an  einem 
orte  nach  and  nach  eingefltbret . . .  oad  «adUch  gar  m 
einem  ge»etz  und  berg-afdaag  lawardaa;  «ia  aekkar 
gebrauch  musz  über  rechte  verwehrte  teil  ubeeurliet  oad 
incontradictoriojudicio  erhalten  «ein  MiKKRoriiiLoe  88«: 
bemerkenawertk  iat  auek.  dmat  brauch  teie  recht  wiid  sitte 
«VN«  cea^|MSMISll^^eces  neoem  «sca  aai»  wi«  aa«  etmtaeme  ynmer- 
»fiel  dem  higi'i^  tum  aiwdmdk  brimgt:  oüsabrauch.  oa- 
recht.  Unsitte,  bei  gewohnhcit  feklt  amUk*  Wdmy  (*ar- 
eimtelte  muanetkmtem .-  ungewonheit  EaTOR  9,  lä, 
heit.  iiw<rf«ii(ia  DuKx  (i««»)  i^:  cyf.  «neb  ap.  mm), 
liek  mag  reu  kier  ««•  das 
de»  «ri«. 

9)  im  dem  ItosMi  atMyssi  arsM  itna  da«  jttatgmta  tma  fete 
die  heutige  mprmekt  ee/algttitiak  uittmr  dam  mgmaaiffamm 
amtgegem :  herkommen,  daa  im  eode  Smfmimtm  Jttr  Badern 
(180«)  dma  *ltere  gewohnheit  fmat  gmma  widiiwf*  Hai- 
der rehend  besug  erhält  »eine  be»timmung  in  jeder  orts- 
gemarkung  durch  verträfe  und  herkommen  $  710  c  a. : 
das  herkommen  kann  .  .  .  weder  rechte  »cbaflcii  aoch 
abechaffen  e*nleitu»g  a.  4.  vgl,  muek  die  rrgiak.»  btmui  kumg 
gewohnheit  a.  herkommen  .aiuiiaAsif;  lanilsywnbabeil 

410* 


6539  GEWOHNHEIT  (I,  1,  b  gegen  herkommen) 

§  1390) ;  das  gleiche  in  den  ergänzungen  und  erläuterungen 
späterer  zeit  s.  Justizgesetze  für  Baden  1  (1879).  die  er- 
klärung  dieses  subst.  als  eines  substanüvirten  inßnitivs 
(s.  theil  4,  2,  sp.  1109)  mag  wohl  für  einige  allgemeinere  Ver- 
wendungen gelten  (vgl.  auch  die  gewanheit  und  dag  über 
ein  komen  dienstmannenrecht  v.  Basel  %  2  Wackernagel  s.  17), 
für  den  engeren  terminus  der  rechtssprache  ist  —  jeden- 
falls in  mehreren  fällen  —  das  substantivirte  particip 
praet.  (gelegentlich  auch  des  praesens)  zuständig:  das  ist 
ein  alt  herkomen  recht  weisth.  v.  Seligenstadt  (1390)  s. 
weisth.  1,  505;  vgl.  es  ist  auch  von  einer  gewonheit  dar 
chomen,  dag  (1326)  3,  66;  vgl.  8,  658;  als  gewonheit  und 
von  alder  herkomen  ist  (1485)  3,  455 ;  ebenso  (1482)  2,  207  u.  a. 
zu  den  bevorzugten  gebrauchsformen  des  subst.  gehören 
Verbindungen  %cie  vom  herkommen  abweichen  Socher 
leben  und  thaten  des  herkommens  s.  56 ;  dass  es  so  herkom- 
mens  sei  s.  63;  vgl.  auch  sp.  6545. 

s)  andere  bedeutungsverwandte  kommen  in  anderem,  zu- 
sammenhange zur  besprechung,  so  die  Zusammenstellung 
mit  recht,  gesetz  und  ähnlichen  terminis  im  rahmen  der 
rechtssprache,  ivährend  die  neueren  —  zum  theil  auch  mehr 
vorübergehenden  —  berührungen  des  Substantivs  mit  an- 
deren, denen  es  sich  beiordnet,  im  überblick  über  die  ge- 
brauchsformen (s.  II)  erledigt  sind. 

c)  das  Substantiv  in  der  älteren  spräche,  wie  bei 
andern  bildungen  gleichen  Stammes  ist  auch  bei  gewohn- 
heit  der  gegensatz  zwischen  präfixlosen  und  präßgirten 
formen  zunächst  nicht  an  einen  unterschied  der  bedeutung 
geknüpft,  das  einfache  wonheit  ist  für  den  begriff  der 
consuetudo  aus  der  älteren  spräche  mehrfach  belegt:  wona- 
heite,  consuetudine  benediktinerregel  s.  Graff  1,  871 ;  dise 
heiligen  wonheit  haldet  noch  menich  munich  und  och 
bruder  big  an  disen  hutigen  dac  die  heilige  regel  s.  85 
Priebsch  (akademie-texte  16) ; 

spate,  e  er  zu  huse  quam, 
wajjer  er  vor  dem  kloster  nam  .  .  . 
daj  in  dikein  durst  me  twanc. 
.  .  .  dag  nieman 
sich  mochte  ergern  dar  an, 
ob  er  zuvil  icht  trunke 
und  ug  der  raage  hunke. 
dij  schuf  sin  wonheit  zu  pflege. 
passional  364,  23  Köpkc;  desgl.  (in  var.)  Iwein  893 ; 

ebenso  s.  Germania  4,  246;  ztsch.  dtsch.  a.  11,  495.  die  älte- 
ren niederdeutschen  quellen  iveisen  mit  dem  präfix  fast 
nur  die  form  gewohnde  auf  (s.  d.) ;  die  bildung  mit  heit 
entbehrt  meist  despräfixes:  als  ein  alt  wontheit  was  Unnaer 
freibr.  (v.  1346)  art.  12  s.  ScHiLLER-LÜBBEN  5,  767;  her- 
komen wontheiden  (Göttinger  urk.);  na  wontliker  won- 
heit des   closters   (kloster  Meding  1410)  u.  a.   ebenda. 

der  begriff  der  habitatio  andererseits,  der  sich  beim  prä- 
fixlosen Substantiv  nicht  an  Zusammensetzungen  mit  heit, 
sondern  an  das  Verbalsubstantiv  auf  ung  geheftet  hat  (s. 
Wohnung  gegen  gewöhnung)  ist  aus  mittel-  und  oberdeut- 
schen mundarten  auch  an  gewohnheit  belegt:  werdin  muge 
di  gewonheit  ir  wüste  unde  in  den  pallasten  ir  nicht  in- 
si  der  do  wone  Trebnitzer  ps.  68,  26  Pietsch  s.  54  (habitatio 
entwelung  Mentel,  wonung  von  Zainer  ab;  ir  wonunge 
müsse  wüste  werden  Luther);  lustige  gewohnheit,  an- 
genehme Wohnung  Tobler  Appenzeller  Sprachschatz  248» ; 
vgl.  andererseits:  hast  mich  allzeit  gelernet,  wie  ich  soll 
mein  wonung  und  gewonheit  haben  mit  frommen  und 
geistlichen  leuten  Verdeutschung  von  Bebeis  facetien  L  2». 

a)  in  den  ältesten  belegen  bis  weit  mi  die  mittelhoch- 
deutsche zeit  weist  die  form  unseres  Substantivs  auf  die, 
Zusammensetzung  mit  gewona,  gewone  hin:  giwonaheiti 
Steinmeyer-Sievers  2,271.273.166;  kewoneheiti  1,734; 
kewoneheite  Notker  s.  Hattemer  3,  57»;  dazu  vgl.  gewone- 
haid  (var.)  Rolandslied  4456;  gewonnehait  himml.  Jerusa- 
lem, gewoneheit  in  Veldekes  Servatius  und  bei  Konr. 
V.  Fusserbrunnen,  .70  auch  im  Nibel.  lied  1242,3  und 
Gottfrieds  Tristan  1974.  —  synkope  des  unbetonten  vocals 
zeigen  ztierst  die  Freisinger  glossen  d.  11.  jahrh. :  giwon- 
heit  Steinmeyer -SiEVERS  4,527;  sie  überinegt  in  der 
mittelhochdeutschen  dichtung,  ivofern  ihr  das  versmMSz  nicht 
xriderstrebt. 

die  frühesten  Zeugnisse  stehen  sämmÜich  unter  lateinischem 
emflusz,  wenn  sie  auch  nicht  immer  an  fremdes  Vorbild 
unmittelbar  anknüpfen,     die  germanische  dichtung.  die  im 


GEWOHNHEIT  (I,  1,  c  äUeste  belege)      6540 

icortschatz  selbständiger  dasteht,  läszt  ein  bedürfnisz  nach 
entsprechenden  Substantiven  nur  selten  durchfühlen,  einige- 
male  zeigt  sich  das  wort  sitte,  das  auch  der  Heliand  be 
legen  läszt,  tvährend  dessen  einziges  zeugnisz  für  gewono 
problematisch  ist.  bemerkenswerth  ist,  dasz  die  Tatianüber- 
setzung,  die  lat.  consuetudo  durchweg  mit  giwona  deckte, 
gegenüber  von  gewonheit  versagt,  während  dieses  bei 
Otfrid  und  Notker  herrscht. 

1))  unmittelbar  auf  l-at.  prägungen  führen  loendungen 
zurück,  die  als  träger  des  begriffes  eine  gruppe  in  an- 
spruch  nehmen,  anfangs  tritt  unser  subst.  hier  auch  noch 
häufiger  für  lat.  usus  ein,  dem  später  die  jüngere  bildung 
(ge)brauch  dient,  sonst  bietet  hauptsächlich  die  consue- 
tudo den  ausgangspunkt:  usu,  giwonaheiti  glosse  zu  Gre- 
gors homilien  Steinmeyer-Sievers  2,271;  in  usum  in 
giwonaheit  278 ;  usus  giwonheit  4,  527 ;  usus  publicus,  diu 
frona  giwonaheit  (zu  Prudentius)  2,  431,  conspersionibus 
giwonaheitin  (gl.  zw  Gregors  cura)  2,166;  ßuxa  conszie- 
tudo,  unstatigu  kiwoneheit  2,  202 ;  consuetudinem  kewone- 
heiti 1,  734  (zu  Luc.  2,  27;  vgl.  wie  man  pfleget  nach  dem 
gesetz  Luther;  dag  si  teten  nach  der  gewonheit  der  ee 
ältere  Bibel);  endi  thanana  so  warth  gewonohed  that 
man  hodigo  .  .  .  beged  thia  gehugd  allero  godes  heligono 
(Beda:  ex  hac  ergo  consuetudine  decretum  est)  alts.  bruch- 
stück  einer  homilie  Bedas  18  Wadstein; 

ja  ist  iu  in  thesa  ziti  zi  giwonaheiti 

ih  ugar  themo  wije  iu  einan  haft  firlage. 

Otfrid  4,  22,  9 

(est  autem  consuetudo  vobis,  Johannis  18,  89  wan  es  ist 
gewonheit  ältere  bibel) ;  dazu  vgl. :  negotiale  ist  ter  strit, 
ter  umbe  dag  kewoneheite  geskihet,  also  choufliute  stri- 
tent,  tag  ter  chouf  sule  wesen  stäte,  der  ze  iar-mercate  ge- 
tan wirdet,  er  si  reht  aide  unreht,  wanda  ig  iro  ge- 
woneheite  ist  Notker  Boethius  (Hattemer  3,  57»);  vgl.  auch 
als  einzigen  beleg  für  die  beziehung  auf  ein  Individuum: 
habe  in  gewoneheite,  unser  heilig  sang  zelobenne ,  su;esce 
probare  sacros  cantus  Notker  (Martianus  Capella)  Hattemer 
3,  333» ;  vgl.  auch  ungewoneheite,  insolentia  (Boethius)  86''. 
2))  auszerhalb  der  anknüpfung  an  unmittelbares  latei- 
nisches Vorbild  überuriegt  andererseits  die  beziehung  auf 
individuelle  träger;  gegen:  insolenter  prolaita  sunt,  id  est 
wider  gewoneheite,  quae  per  derivationem  aut  interpreta- 
tionem  novantur  Notker  v.  d.  redekunst(Hatt. 3, 580») ;  vgl. : 
hiar  manot  unsih  druhtin  Krist  so  sin  giwonaheit  ist ; 
hiar  lerit  unsih  dat  sin        thag  wir  thultige  sin. 

Otfrid  3, 19,  1; 
Gregorius  ther  guato        er  spunota  ig  gimuato 
joh  filu  scono  in  war  min        so  ist  giwonaheit  sin. 

5,14,26; 

kieng  ter  mäno  üf  mit  sinemo  gesternöten  bridele,  dag 
chit  an  des  pridele  guoneheite  ist  sternen  zemalenne  .  .  . 
Notker  Mart.  Cap.  (Hatt.  3,  317''). 

ß)  die  mittelhochdeutsche  zeit  förderte  sichtlich  die  Ver- 
breitung des  Substantivs,  vor  andern  wird  es  von  Hart- 
mann gepflegt. 

1))  während  die  verbindtmgen  mit  verbis  besonders  ent- 
idckelt  werden  (s.  u.),  bleiben  hier  die  mit  nominibus  im 
rückstand. 

a))  so  ist  die  Zusammenstellung  mit  anderen  Substantiven 
erst  in  den  anfangen  (vgl.  dagegen  unten  zur  rechtssprache) 
namentlich  soweit  bedeutungsverwandte  in  betracht  kommen : 

t())  nu  wil  der  site  niuwe 

und  diu  gewonheit  werden 
dag  diu  manne  üf  erden 
sint  getriuwer  dann  diu  wip. 
Konrad  von  Würzburg  Partonopier  14975; 
vgl.  auch  oben  (zu  sitte  und  zu  Übung): 
die  swuör  herzog  Albrecht 
nach  der  e  gewonheit  und  reht 
ze  konen  ze  nemen. 

Ottokar  österr.  reimchron.  13936  Seemüller, 

vgl.  at4eh  unten  zu  gewohnh.  und  recht;  so  dag  der 
pristere  halde  die  forma  und  die  gewonheit  die  gegeben 
ist  von  dem  beilegen  geiste,  wanne  die  herschaft  geschiht 
niht  von  der  wirdicheit  des  pristers,  sunder  von  den 
Worten  und  der  gewalt  unsers  herren  Jesum  Christum. 
pred.  bei  Schönbach  l,  8; 

ß))  dagegen  führte  die  auf  antikes  vorbild  zurückgehende 
gegenüberstellung  von  natur  tmd  gewohnheit  (s.  sp.  6531) 
zu  bestimmteti  syntaktischen  formen: 


6541        GEWOHNHKIT  (1. 1.  e  pte  |ew.) 


GEWOHNHEIT  (1.  1.  c  nieh  gew.)       6642 


Sewonhail  ist  diu  ander  natftra 
ar  Teredolt,  d«r  iat  ein  (ebfirt. 
KoNKAD  T.  Haiii.au  jünnUnff  litt;  «.  tUth.  d.  a  • 

bringeflt  du  din  kint  in  die  gewonheit  der  rehten  mA^je. 
eg  ist  iemer  desto  maegiger  an  esgen  und  an  trinken  .  .  . 
wan  gewonheit  ist  etewanne  rloher  danne  diu  natAre 
Bkrtiiolu  t.  Krornsbuno  I,  86:  vgl.  auek  tcg.  8t,  Om>r- 
gentr  prtdiger  M4,  18  RMn.  dtuu  vgl,  StyfHtd  HMling 
8,  t:  Freidank  \m.  7;  jüngerer  Titurd  8844  («.  o.). 

Y))  die  untrrordmtng  de»  euAetantie»  unter  ein  änderte 
ist  erel  epät  btMetigt- 

der  cewunheil  meiatarschaft 

die  Bat  «uniien  Milche  kraft. 

behpiel  SaUmot  I0&  •.  mkd.  en.  81 

6))  attribtUii'e  Verbindungen,  die  epäter 
de»  eubetantiva  beleben,  »ind  noek  «wmf  beUgt,  ai»  inf^ 
die  alte  und  die  boese  gew.,  um  die  tkh  mnlf$  »mitn 
kenneeiehnungen  »cUieaeen: 

■ach  aldir  (ewonheit 
alraet  man  darin  treip 
welch  noj  man  opkir  wolde. 
HiLwio  Mdrft.  M.  kreuM  648  Be^etanm. 
dae  gteteke  et,  Qeargener  prtdiger  tu ; 
voa  goto  rf  verwAgM 
diu  aofnadlM  ataade 
an  der  aich  Irste  begnnde 
diu  vil  ewBre  gewonheit 
da^  aA  grAj(  hersenleit 
von  herzeliebe  geachiht. 
(Hartmann)  S.  buehlein  9  Haupt,  ebenso  Ortgorimt  463; 

es  iat,  dar  ctaüche  lute 
nemin  sich  mit  einander  an 
ein  sunderlichei(  leben  han 
unde  vil  vremder  (ewonheit, 
die  niht  mit  der  ceroeine  treit. 

buch  der  Maeeabäer  IIM?  Helm: 

der  trouf  der  got  ein  hna  erwert. 

da;;  er  durch  not  dar  u%  vert. 

da;  iat  die  boae  gewonheit .  .  . 

beiepta  aaUmot  (rntttelhoehd  enäht.  IM.  W) 
«.  akademie-texte  17, 91 ;  vgl.  FrHdank  100. 7 : 
Huoo  V.  Trimbbro  remnerWHS  Ehrttwtann ; 

und  pAse  werch  die  sein  so  verch 

das  aeu  pringen  ain  pAe  gewon 

und  p0s  gewonhait  geit  pAaen  Ion. 
Vintlrr  pluemen  dir  tugent  v.  7481  J.  Zingerte, 

auch  anhalt^punkte  über  dae,  tMW  gewihnkeUtwUtatig  teieder- 
holt  unrd,  bietet  dae  adjectiv  einigemal  dar: 

e%  het  der  kttnec  Artfia 
xe  KaridOl  in  atn  hOa 
seinen  pfingeaten  geleit 
nAch  richer  gewonheit 
ein  alaA  achoene  hocbstt. 

Hartmann  Iteein  S4  (var. .-  ritlere,  atner) 
vgl.  dagegen  gew.  diu  iat  riebe  («.  0.); 
na  das  stn  toofaM« 
ailea  eine«  dinge«  waa  bereit. 
nAch  toufllcber  gewoneheit. 

GoTTFRlBD  TWataM  1874; 

für  den  gegeixMta  twiaehen  der  individueUan  und  der  tg- 
pi^tchen  entiricklung  dea  «MAftenütw  werden  paaaeaaivheativu- 
mungen  aller  arl  angesogen,  teelehe  bedeutmtg  dieae  na- 
tnentlich  J'ilr  die  letitere  gnrinnen  könrten.  teigi  KONRAi> 
VON  Meoknbeko:  wrr  in  clistiert  mit  rautenwajger.  86 
pringt  er  den  frawcn  ir  gewonhait,  diu  mcnstruum  haigt 
buch  der  natur  370;  eg  .  .  .  pringt  dag  harnt wagger  Tast 
und  den  frawen  ir  gewonhait  oder  ir  haimlichait  886. 
tceitere  belege  atui  der  älteren  mediein  .t.  ep.  «670. 

>))  auch  für  die  rerhindting  mit  ferbis  teigen  eich  unter- 
schiede im  gebrauch  dee  eubetantive  Je  nack  der  individma- 
lietiüchen  oder  der  tgpiadian  aidridkitma:  die  eratue  ka- 
günstigt  die  function  dea  olgeete,  die  atiatie  die  daa  an^jaela 
neben  dem  verbum.  weniger  fällt  der  gleieke  gtgemaata  M 
der  angliederung  durth  präpoeitionen  ina  gemekL 

a))  bei  der  richtung  attf  tgpen  ata  träger  daa  he§rijfe 
übericiegt 

a))  die  aubjee^function  vgl. 

dch  niiSje  wir  alleaament  dolen 
alae  wir  her  stn  komen 
awi^  einem  gschtt  xe  leide 
das  >s^  onser  gwonheit  dA  heime. 

Cre»centia  80  atkade,' 
der  haiden  gewonhait 
was  das  sie  alle  ir  weiathait 
legten  an  die  ratt  liett. 
HsiNRicii  VON  Nkustadt  itpoUowftia  887  Sttgtt . 


ig  WRR  RH  ■MRRHMII 

am  al  ü«  jr^IsrImH. 
Hrlwio  I 

r^.  auek  ig  WM  fRWoolMH  In  dRT  rMr«  ta  , . .  das  #**- 
dtgten  t,  84  AMuImA;  alita  paaaiamml  Mb,  n  JUU, 

RR  «TRR  4a  4i  fRRPRakRM, 
wer  4am  R«yilinMk  Rf  Oma 


aa  hatte  her  IIb  Ra4  gRi  VRflafla. 

Jon.  RoniR  «rrs^rr  ItRR  BetmrteA. 


na  SRilolt  Ir  trc— !■  waaafai  dfai  |RBf«li8H  tHnkm, 

•wIr  vU  mam  «or  rrr  M*  d 


RRRar  Mwi 

Sl  RIR  RRM  OtMr  gRRi; 

WRi  ia.  dar  4«t  kasÄe  IrrI 
Hooo  V.  Ti 


ß))  unter  den  prdmaaiUamharttmdmifat 
der  lateinieeken /oram  t 
nachgeHldete: 


dig  wifcRRi  n 

■agaMR  dRR  RSdRCR  RRkllR  giR 

tämm  RiRk  gRRwkaii 
MaaTMaini  vo«  Aor  armer  Batarieh  AU. 

vgl,  («.  «.)  Iteein  84:   GoTTmiD   Trialmn  t»M:  vgl,  attae 
paaaiamal  888,  li;  (nmeh  dar  tarn,)  tm.  tl; 

«  MRgRMR  al  keMR      rWr  rr  rImr  tfaw 

ia  vroriMbaai  moto      ir  rrmmr  alRsat 

sfweeaagen  i8ri,R2  rAmsr  9iR»l2 

1610,1;  vgl.  («.  •.)  nmeli  aldir  fRw..- 

d«m  bAbal  ar  Rieh  (ear.  rAcIi  dar)  gRasRkait  aarRRc. 
OrroKam  " " 


ORogR  ig  BeMtaadR  rrHm  Ma  piihbrr 

8«  ImIrr  si  daa  fSRlaa  M  gRtta  vfl  HUr  laii. 
MftRkHMHR  tMi.t  Laekm» 


tienao  Hartman  NR  8.  bütUtim  $U  Bamf»:  Jadd  tm.  7 
Hahn:  (nach  der  kanige  |rw.)  Lvowim  krem^fiJtH  SM: 
(nach  der  minren  bntder  gew.) 
ragd  7  8eh»nkadk: 


UtaRRllRMM 

aMlgel  Rrft 
Johann  v.  weRZRva« 


IR.  MMRRMR  tttn 

IteRt  saht  and  tee,  da;  rIr  ata  In  pwoaliRtt 
Bbrthold  t.  Rbobnrburo  1.  »4: 
der  nakiRt 

RRkalRR  «R 


887.81. 


.  .  .  WRj  BRR  ia  RRlde 

aa  ir  gewoalwH  Rad  ir 
benera  ri  '  " 


tl))  WR  ila«  RMA«<flnf«r  «t^  einem  indiaidmdtem 
dea  hegr^  aieU,  aeitigt  die  wtÜkUatkdamteek 
eine  für  den  fMadkriU  dar  tadamkmfamiamdtlmig 
teriatiadie  iiiRdMi^.  kei  dar  dar  *%Rr  daa  gmaa 


tHtger 


dmak- 


ar  aalt  ia  «s  fetrikaa  liAa 
ala  ifli  v«r  waa  getta. 

ÜARTMASnc  A«c  8Ni 

di«  kar  aial  ksaisa 
Rad  fiter  wAraa  ala  ir, 
diRkRkaalRl 


RvAaa  iiBaa  Rie  aiat  iaa: 

daaa  ist  dahaia  ala  gaat  «HAa 

«ra«  RiRae«  al  kaatta.  /«eta 


6543  GEWOHNHEIT  (I,  1,  c  er  het  ein  gew.) 


GEWOHNHEIT  (I,  1,  d  in  d.  rechtssprache)  6544 


dazu   vgl.  {mit  einer  mehrheit  von  trägem  des  begriffe«) : 

si  habent  ir  sorege 
geworfen  zerucge  .  .  . 
si  sulen  unsih  laiten 
ug  tisen  arbaiten  .  .  . 
übe  wir  wellen  begen 
di  gewonnehait  di  si  habend. 
himmlisches  Jerusalem  s.  Diemer  deutsch,  gedichte  368,14; 

anders: 

Socrates  spricht:  'du  wilt  dich  lassen  den  zoren 

überwinden,  nein,  tue  das  voren, 

das  dein  gewonhait  den  zom  überwint'' 

ViNTLER  pluemen  der  tugent  1478  (var. :  manheit) ; 

«))  zur  unmittelbaren  Verbindung  mit  verbis   vgl.   hier 
die  spärliche  enticicklung  der  subjectfunction : 

eg  wag  ie  ie  gewonheit. 

DER  Stricker  Daniel  933  Rosenhagen; 

{vgl.  doe  was  sine  gewoneheit  Veldeke  Servatius  1013); 
gegen  eg  ist  site  miner  herren  Nibel.  1801,  2.  anders  zu 
beurtheilen  sind  die  folgenden  Wendungen,  die  der  personi- 
fication  sich  nähern: 

er  hete  in  kurzen  stunden 
den  heim  üf  gebunden 
und  was  viel  schiere  gereit: 
dag  lert  in  diu  gewonheit. 

Hartmann  Iicein  4976; 

genau  so  6998;  {ähnlich,  als  in  d.  g.  I§rte)  5329;  vgl.  die 
rechtsformel  quum  consuetudo  dictat  weisthümer  5,  1; 

so  irret  mich  diu  gwoneheit. 
Konrad  v.  Fussesbrunnen  kindheit  Jesu  75 ; 

als  in  die  gewonheit  betwanc  altes passional  166,  80  Hahn; 
dagegen  vgl.  die  reiche  enticicklung  der  objectfunction : 

eg  bedarf  vil  wol  gewonheit 
swer  guot  ritter  wesen  sol. 

Hartmann  Gregorius  1564; 

David  was  vil  lutzeUr  gescaft. 
got  selbe  gap  ime  die  craft  .  .  . 
got  hat  inoch  di  selben  gewonhait 
eg  wirdet  dir  huite  vil  lait, 
dag  du  wider  gote  hie  stast. 

Rolandslied  4456; 

Patricius  het  ein  gwonheit: 
swä  er  für  ode  reit .  .  . 

Patricius  bei  Kraus  s.  35; 

ebenso  Rudolf  v.  Ems  Barlaam  v.  1743;  desgl.  die  milde 
königin  v.  4  *.  kleinere  mhd.  erz.  154  Rosenhagen ;  (der  hunt 
eine  gew.  hat)  Heinrich  v.  Hesler  apokahjpse  {Dan- 
ziger  kdschr.)  22976  Helm; 

kniete  er  drie  stunt  vorwar 
viehende  in  andacht  gar 
gotis  groge  mildekeit, 
als  er  da  vor  gewonheit 
hatte. 
poet.  hearb.  d.  buchs  Daniel  5330  Hübner  (akademie-texte  19) ; 

das  gleiche  leben  d.  heil.  Elisabeth  9790  Rieger; 

nu  hete  der  künec  die  gewonheit 
dag  er  nimmer  keinen  eit 
bl  slnes  vater  sele  swuor 
wan  des  er  benamen  volvuor. 

Hartmann  Iwein  893  (wonhet  A.); 

das  gleiche  s.  kleinere   mhd.  erzählungen  197  Rosenhagen; 

swa  ich  sin  zeichen  vinde, 

dag  ich  zuhant  erwinde 

und  mug  entwichen  ugen  wege, 

wand  ich  der  gewonheit  pflege 

alle  zit  gewonlich. 

passional  347,  68  Köpke; 

an  disem  ungewinne, 

erzeigte  oueh  vrou  Minne 

ir  swaere  gewonheit. 

Hartmann  Gregorius  453; 

do  sprach  der  böte  frone 

du  handelst  mich  nu  schone 

dein  gewonheit  du  brichest 

herre  unt  vater  du  sprichest. 

Tnugdalus  s.  Hahn  46,  49; 
desgl.  Leein  204;  mhd.  erzähl.  174,  122;  an  dem  hat  diu 
nätOr  ir  gewonhait  verändert  Konrad  v.  Megenberg  122. 
ß))  unter  den  präpositionalvtrbindungen  ist  auch  hier 
die  mit  nach  bevorzugt,  sie  ist  mit  dem  Possessivpronomen 
verbunden,  dessen  sie  aber  entbehrt,  wenn  der  einzelne  einem 
brauche  folgt,  der  allgemeiner  gilt;  vgl: 


Gäwein  tet  eg  des  tages  da 
guot  als  ouch  anderswä 
und  nach  siner  gwonheit. 
diu  was,  s6  man  seit, 
dag  nie  dehein  man  gesach  .  .  . 
Hartmann  Erec  2722,  ebenso  Daniel  7502  {akademie-texte  19) ; 

mit  plural  H.  v.  Hesler  apokalypse  13552;  gegen: 

s6  hin  zu  dem  turneie 
wolt  er  in  einen  ztten 
nach  gewonheit  riten. 

Marienlegenden  4,  14  Pfeiffer; 

mit  sinem  lüder  winkt  er  dar 
dem  valken  nach  gewonhait. 
Johann  v.  Würzburg  Wilhelm  v.  Österreich  7521  Regel; 

dazu  vgl.  die  belege  aus  dem  Übergang  zur  neuhochd.  zeit, 
in  der  gleichen  richtung  halten  sich  auch  Verbindungen 
mit  anderen  präpositionen,  bei  denen  das  pronomen  eben- 
falls fehlt: 

dar  nach  dö  mit  gewonheit 

Josaphät  ze  velde  reit, 

dag  er  mit  willen  selten  lie  .  .  . 

Rudolf  v.  Ems  Barlaam  32,  7  Pfeiffer; 

vgl.  auch  urstende  s.  Hahn  103,  39; 

der  künec  Artus  beleip  da, 

dag  tet  er  durch  gewonheit :  (durch  die  gew.) 

swer  einen  volcwic  dö  streit  .  .  . 

DER  Stricker  Daniel  5881  Rosenhagen. 

d)  in  die  Micken,  die  der  gebratich  der  mittelhochdeut- 
schen dichtung  noch  offen  liesz,  fügen  sich  mannigfach  Ver- 
wendungen der  rechtssprache  ein .  für  diese  toar  der  lateinische 
—  noch  m^hr  der  spätlateinische  —  gebrauch  der  consuetudo 
in  vielem  ein  vorbild,  in  manchem  hat  die  deutsche  rechts- 
sprache an  gewohnheit  auch  neue  gebrauchsformen  ent- 
ivickelt,  icie  sie  andererseits  auch  gegen  einzelne  richtungen 
spröder  tvar,  so  läszt  sich  z.  b.  die  bedeutung  von  Steuer, 
abgäbe  zivar  aus  zahlreichen  allgemeineren  vencendungen 
erschlieszen ,  in  sicherer  ausprägung  ist  sie  dagegen  nur 
selten  festzuhalten,  vgl. : 

der  —  gleich  wo  ein  gsel  an  dem  ent 
sein  aigen  hantwerek  da  verpfent 
vor  den  gselen  bei  schelmen  —  schelten, 
mus  zwo  gwonheit  in  puechsen  gelten, 
so  oft  und  er  das  —  selbig  det. 

Hans  Sachs  heftelmacher-gesellenordnung  23,  67, 
desgl.  s.  65,  66  s.  sp.  6532. 

im  ganzen  empfiehlt  es  sich,  auf  bestim,mte  lateinische 
formein  der  volksrechte  und  Urkunden  zu  achten,  die  mit 
überraschender  treue  nicht  nur  in  der  deutschen  rechts- 
sprache wiederkehren,  sondern  die  auch  den  allgemeineren 
gebrauch  viel  beeinflussen,  icie  die  Vergleichssätze  {sicut 
consuetudo   est.  lex  Visig.  III,  4,  2   [monum.  germ.  s.  147], 

VIII,  5,  1  [*.  346]),  die  präpositioimlverbindungen  {secundum 
consuetudinem,  civitatis  I,  2,  4  [s.  4l],  juxta  consuetudinem 

IX,  2,  6  [*.  369],  pro  consuettuline  XII,  2,  17  [*.  426]),  vor  allem 
aber  auf  die  zahlreichen  abhängigen  genetive,  die  den  gel- 
tungsbereich  kennzeichnen,  —  eine  auf  politischer  grund- 
lage  ruhende  stilistische  neigung,  auf  die  schon  Montes- 
quieu aufmerksam,  machte:  on  voit  par  plusieurs  monu- 
mens,  qu'il  y  {im  langobardischen  recht)  avoit  d6ja  des 
coütumes  locales  dans  la  premiere  e  la  seconde  race, 
on  y  parle  de  la  coutume  du  Heu  .  .  .  esprit  des  loix  (1758) 
3,  112  (28,  10);  dazu  vgl.  die  älteste  deutsche  Übersetzung 
von  1753  mit  ihrer  bemerkensicerthen  wiedergäbe  der  ein- 
zelnen termini:  man  siebet  aus  verschiedenen  alten 
denkmalen,  dass  es  schon  unter  dem  ersten  und  zweiten 
königsstamme  gewohnheiten  dieses  oder  jenes  bestimmten 
ortes  gegeben,  man  redet  darinnen  von  der  gewohnheit 
des  orts,  des  alten  herkommen  {de  l'usage  ancien),  von 
den  gesetzen,  von  den  gewohnheiten  {des  coütumes) 
(28,  12)  3,  880.  bemerkenswerth  ist,  wie  spärlich  in  den 
älteren  dahin  gehörenden  vertcendungen  von  consuetudo 
der  plural  vertreten  ist,  der  auch  noch  im  13.  jahrh.  zurück- 
■iteht,  vgl.  abrenunciamus  omni  juri  canonico  et  civili, 
civitatensi  et  municipali,  consuetudini  Scripte  vel  non 
Scripte  (1276)  Basler  urkundenbuch  2,  105,  ebenso  125.  215. 
296;  omni  juri  consuetudinive  (1294)  Pominersclies  urkb. 
3,  215,  vgl.:  secundum  leges  patriae  vel  loci  consue- 
tudinem (1294)  Pommersches  urkb.  3,  212.  dagegen  vgl.  den 
.späteren  gebrauch  von  consuetudo  und  von  gewohnheit,  wo 
der  plural,  namentlich  in  Verbindung  mit  der  häufung  von 
synonymen  ein  hauptkennzeichen  der  rechtssprache   bildet. 


6545  URWOHNIIKIT  (1. 1.  d  käMfimg  n.  pktralgebr.) 


GEWOHNHEIT  (I.  t.  d  gew.  «.  recht)     0640 


tt)  da  auch  die  vertetndumg  btHimwüer  mttribute  der 
rteht«»praeke  aehon  bat  dem  gabrmueh  mm  eonaaeludo  mftn, 
$0  gewinnen  vir  aU  kannttUktn  iimmr  tttU^rm  M»  ha- 
»andere  nfltffa  dar  verbindunfftm  wM  ttomintAiia.  Ha  bat 
ilrm  potÜaehen  gebrauch  daa  »ubttamtivt  aUkrk  ft§*m  dia 
rerbindunge»  mit  verbia  im  rOeMmtd  araektam. 

1))  dia  »uaammanatatlung  mit  aynompmam,  m^f  dia  aeh^m 
bei  der  abgratuung  dea  »ututanHva  gagatt  hadatdungavar- 
teandte  (»p.  tlMff.)  tu  achten  icar.  entspringt  bei  dar  raAUh 
apraehe  tunächul  aita  dem  bedih/niai.  die  abat4uhumgam 
gegen  alle  etteaige  lüelun  dicht  und  hallbar  tu  maekan.  «e 
aekteellen  auch  die  für  coniiurtiiiin  aH»grhHdrten  lat./6rmaln 
immer  mehr  an.  vgl.  prrdirta  Jura,  lit>rrt«li>ii,  proprteUle«. 
posseMioncM,  grntinK.  (tonntioncft,  approbataa  ooniueta- 
dinoR  «tque  ointtiiitatcH,  quibu»  voa  .  .  .  prediti  ac  munitl 
Brandenburg,  urk.  f.  Orabota  (lan)  Maeklamtttrgar  urk. 
linch  7.  179  u.  a.  gaataigart  wird  diaaaa  baahabam  durch 
litte rariaeke  neigungen,  dia  Mtn  diaaa  aait  auch  in  die 
sitrache  der  kanaltien  eindringen  und  dia  noch  italieni- 
srhrm  (lateiniechem)  muater  auch  at^f  deutaeham  beden  die 
i'-ortpaare  häufen. 

0^)  dieser  hät^fung  der  aynongmen  geht,  taie  bemerkt, 
'ine  begUnatiffttng  dea  pl u ratgabrmudka»  iur  »aHa;  allrr 
itrr  rechten,  rechtungen,  si  aien  fetohriben  oder  unge 
ftrhrihen  .  .  .  stottreeht,  landrecht,  ges&^den,  (tewohn 
holten  der  hcrrrn  und  de«  landen  Hababurger  Urkunde 
ron  1863«.  Herrgotts,  714;  mit  allen  dienaten,  TOftreohten 
und  gewohnheiten  uriath.  5,  ist;  ebenao  Üb.  M7;  daagl. 
..V.  o.)  8,  IMu.  a.;  bei  allen  iren  rechten  freiheidten  und 
Kutten  gewonheiten  zclasnende  (1888)  teeieth.  4,  191;  ...  Ire 
hrivilegia,  briefT.  gnnd  ...  die  sie  ..  .  auf  alle  und  iegliche 
guter,  recht  und  gcwonhait  herpracht  haben,  te  bestAtigen 
urk.  V.  1415  a.  Anukf.as  v.  ReornsbURO  178  Leidinger  u.  a. 
9.  oben  1,  a,  ß;  und  .sniliche  ire  iitattuten  iren  hergebrach- 
ten rechten,  gueten  alten  breuchen  und  gewonhaiten  ge- 
inKss  reformieren  etat.  v.  Thurn  a.  6aterr.  weiath.  h,  8t6; 
lanttcding,  freihalten,  recht,  alt  herkomen  und  gwon- 
haiten,  so  in  demselben  Clausner  gericht  .  .  .  von  alter 
her  ie  und  alhcgcn  in  iebung  gewest  .  .  .  teeiath.  r.  Lienter 
elauae  a.  öaterr.  treiath.  5,  618;  zu  iren  landtedingen,  iren 
freihalten,  recht,  alt  herkomen  und  gewonhaiten  ebenda  619. 
t'^^  aiirAs,  809;  8,56.  57;  nach  innhallt  unnser  loblichen 
statutUn,  auch  guetten  allten  aprobierten  gebrauch  unnd 
gcwonhait  unnsers  gerichts  zu  (^Itham  urk.  r.  Kaltem 
(1519)  9.  acta  Tirolen*ia  8,  1  «.  9  m.  a.  {aiehe  die  plural- 
formett  np.  6561);  alle  gebrHuoh,  herkommen,  gefreiete 
Ordnungen  und  gewonheiten  des  Komischen  reich«  poli 
ceiordnung  zu  wider  sind  abgethan  rrichaabachied  tu 
Augaburg  1548  a.  Wbhner  obaervat.  Über  (i6W)  a.  184  u.  a.; 
{die  reiehahqfräthe  aollen)  die  wahl-capitulation,  reicha- 
abschiede  ...  die  privilegia,  gute  Ordnungen  und  gewon- 
heiten .  .  .  observationes  und  gebrauch  in  acht  nehmen 
und  nach  denselben  ihre  decrota  .  .  .  richten  Ix)NDORP 
acta  publica  (1668)  i,  80«;  nach  denen  darüber  vorhandenen 
vertragen,  abschieden  und  gewonheiten  Ki.iN(>nrr4.  Sti.a. 
gegen:  so  ist  es  allewege  ein  gewonheit.  herkommen  und 
recht  gewest  tcei9thum  tu  Stt^dn  (1519),  Keiath.  t,  SM; 
ebenao  5,  7ia  (vermehrt  durch  weisstum,  gebrauch):  4.  IM 
{vermehrt  durch  frihcifi;  daa  gleiche  1.  845  (/oUa  hier  nieht 
plural  mrliegt) ;  alsdann  ain  alte  löbliche  gewonhait  und 
alts  herkomen  pi;  her  gewesen  ist  bat.  ueiath.  8,  8S1; 
ebenao  6,  819;  die  gerechtigkeit.  alts  herkomen  und  gaete 
gcwonhait  3,  353;  und  darwider  keine  posseas,  Verjährung 
oder  gcwohnheit  zu  allegieren  Klinonsr  8.  887;  nach 
Ordnung  des  gerichts  und  gewonhait  (1474)  M.  teeiath.  5. 441; 
es  wird  hierbei  ein  merckwUrdiger  unterschied  der  ge- 
wohnheif  und  observantz  gemacht .  dass  letztere  bloss 
eintzelnc  personen.  erstere  aber  gantze  gemeinden  an- 
gehe Klinonrr  4.  10. 

b))  der  beaonderen  pritfung  bei  dicten  zuMtmmettateHungen 
bedarf  das  t'erhältni.'n  von  recht  und  gewohnhelt.  tm^e^m- 
satt  zu  den  Verbindungen  mit  sitte,  brauch,  Obung  oder 
der  beliebtesten  mit  herkommen  (rjrf.  t.  b.  HeiaÜL  1, 9n. 
ßS6;  8,  80.  807.  453.  483;  3,  18.  807.  SM.  404.  453  U.  «.),  die  — 
innerhalb  der  reehtsformel n  —  identische  begriffe  hälfen 
yvgl.:  iu.ria  morem  et  constuiudinem  Keiath.  6,  4M  «nm.). 
bilden  recht  und  gewohnhcit  eher  contrastbegr}ffe,  die  aiefk 
ergänzen,     nicht  immer  freilich  tritt  dies  ao  deutlich   tu 


tage  wie  imt  d«^  Mic«n  wir  nSt.  das  «(  i«bl  ü,  e%  yt 
ein  gewonheit  »tkmmhenapiegal  Immdramt  91  («yl.  H.  FiMum 
aehvAb.  teb.  8.  Mt) ;  «oeh  hftfi  «ie  gewieeet  i«  «iaar  m- 
wonheit,  and  nit  tain  reeht«.  daM  dl«  taodaledel  «M 
atlfn«  .  .  .  eim  hemt  von  Umbatfk  tkn  waa  foll  holtoM 
•ollen  ffthren  utiatkum  tu  Maktdmdi  (lM8i  uetatk.  t.  MI: 
gitma  »hntiek  (mit  gewahnde)  l,  4M :  ilem  da«  haap(re«ht 
wiat  man  nIeht  vor  ein  re«hl.  den  vor  ein  herkommeo 
und  gewonheit  (OmmMm)  t.  M :  wamigu'  Miai/.  ater  melei 
iflMnev  noeh  aeinnol  tawlett  mbI  wie  waff^ffm  eea  Mir  9at* 
bindung  durch  odM  §9§taiBker  (fiMM  dejmee  ael  mmemetmdima 
fuerant  (1875)  Bmitr  mrkiamdemtmtk  9,  W  dmat.  M;  gmu  Jt» 
lieh  f.  w  IM;  daegL  [MM]  MtMamtmgn  uri  b  :  tao  u  a  V 
wen  wettet  ie  daa  rtbtar  mMk  itaMM  rrhie  oder  narh  g^trr 
gewonheit  achtamhen^riegal  f  IM  hmatberg.  gmma  *k«liek  Zü- 
richer urk.  r.  IM«  a.  w. :  wer  auch  saeh.  dam  dm  «WfMMaait 
annaer  herr ...  an  andern  dingen  . . .  raebl  beMaa  odM  mM 
der  gewohnlMMt  herhrachl  hettea  JftNiefar  |8M  a.  »eialk 
4.  IM :  ...  esQ  feboningen.  die  TO«  imM«  adir  von  gewon- 
heit CSU  demeelben  lialbea  dorfe  galiwen  oad  filiotwi 
mogin  . .  .  urk.  v.  am  bei  MeUmm  mrk.  eeUm.  Mt/ki  M:  all* 
die  recht,  sie  talB  fMChribm  odar  nieht  geeehriben.  eie 
habena  mit  dem  imMmi  odM  orit  gewonhail.  von  aller 
her  auf  diae  zeit  bracht  Fraiainger  urk  ron  IS79  a  Mai- 
chelb.  8.  IM;  die  frohnen  und  dientle.  »o  viel  deren,  reekta 
oder  gewohnheita  wegen,  von  eocb  gefordert  wetdaa  «. 
KuwoitKw  dtif  mad  laiii<wrM>l  4, 7.  im  die  i 
durek  die  pmrltkä  md  etekmdifl  eittd  («ff. 
Jos  et  eonaaetndinera  [iMt]  Jfectfanlmfn-  uHu-kmek  7.  Mt: 
Jaa  . . .  et  eonaoetodo  wtieA.  t,  l  «. «.).  wird  der  gaganrnh 
natürlich  neek  miekt  mi^/j/ik»bin :  ein  form  ond  weiae  zn 
handeln  ...  die  den  ketoerlteben  rechten  and  guter  ge 
wonheit  nach  bestendig  aein  mochte  Benmherger  kmtagt 
riehtaordnung  in  t  a  Köhler  u.  Scheel  9.4;  mhar  der  gtftn- 
aata  teird  hier  doch  gemildert  und  riet  fach  reraekteieri : 
etwa  ist  reht  und  gewonheit  da^  man  vogriea  dinr  ge- 
blutet driatunt  in  dem  iare  .  .  .  so  t«t  etwa  aitle  Hair  man 
burgraven  hat,  der  aol  ribten.  aber  unrehte  meütrn  achtem 
benapiagal  tmndr.  9  1.  «.  5  Laaitny.  als  gewonheit  und  recht 
ist  in  dem  Uinkgau  teeiath.  4.578;  4.  6M;  ef  ist  auch  von 
alter  her  recht  u.  gewonhait,  da^  ain  iecUch  achuithai^e 
aweren  aol  (ISOO)  Nürnberger  pelitriordnungen  7  Baader: 
•1.  «..  ala  daa  vor  langen  Zeilen  recht  und  gewonbdt  ist 
gewest  ««M<*.  tu  Kirburg  \m  ».  ttriath.  i.$m  datfL  metelk, 
3.65«.  6U.  6M.  MI.  781  M  «.  RkTHCMKR  aflllll  IlMllIf . 
»tatutarrtehta  a.  47  m.  «.;  desselben  hofs  gewenhcH  und 
rechtung  l^u$tg  r.  Winket  ,I4I7^  •  tteiaih.  t.  M;  deagt.  i.  »; 
nach  de«  pargräfen  ampt,  rechten  und  gewonhaiten  ist 
«mMA.  B.  im;  ÜMM  kUtb;  %  tu:  t.  »«:  daa  recht  zu 
■prcehen  nodi  dM  bofea  raekt  Bsd  gewonheit  zA  Specb 
bach  4.  84.  48;  ähnl.  4.  878:  i.  M  (nach  reehtong  and  gew.\ 
von  recht«  und  gewonheit  wegen  *.  I8l  m.  a. .  dtta  glaiAt 
(iRlMMiL«liAU8KN  Simpt.  IM:  nach  recht  und  gew.  Ma- 
THKaius  Sartpla  (iftTi)  n^:  alles  nach  ihrrm  luat  md 
gefallen,  hindangeaetst  der  recht  and  alter«  gevronheiten 
adminiatrim.  lermenklmaan  utid  uraaehem  diae  .  .  .  krteg» 
ne.  d.  eatholiaehen  u.  catriniaten  (t«t6^  a.  Lands i^  1.  aM* 
(1MB) :  daau  irrten  tmtere  momumte.  die  die  ktgr^  nAar 
bringen,  irte  der  pturalgebrauth .  rff.  die  reHita  m  dar 
obigen  Frrtsinger  Urkunde,  rgl.  alle  ihre  genrht  und 
guten  gewonheiten.  ao  *i  nnizhar  gebrurht  band,  und 
auch  nOrlich  geordnet  haben,  si  aigend  letz  u(f  ir  slalt 
buch  geachriben.  oder  werdent  noch  daraff  geachrilten 
Züricher  Urkunde  ron  t8M  a.  TaCHCDI  I,  Mt;  «fl. 
die  negirung:  aoliche  unbillicbe  gewonMI 
6c»  Hkrroott  jiWMfafii  dipl.  Habeb.  s.7n:  daas  galt«- 
heuaer  und  d«at«r  dkk  von  gezwungen  dienaten  nnd 
von  ungerechtem  gwalt.  htmx  gwonhait  und  onbilHch 
recht  wach!«end  und  grossen  »rhaden  bringen  J  Kkrrri  . 
Chronik  r.  Kaiaheim  IT:  ^tiSi)  Hüttmer;  noch  tteiler /iükrtm 
die  tomptetUmt^f^  mm  e.  m. 

ata  eeewtathe  aee  wetaMeimeeeaetM^ftn  ataa  aeeuta  eeai^^T  in 

ao  eeattereeea  anaita,  te  meaie  ete  aaa  aea  maeatMtteta  aaag 

anteurs  ont  cm.  que  ce  qu'on  nommoit  des  eootamee, 
^toient  dea  loix  des  peuples  barhares  et   que  c«  qu'on 


6547     GEWOHNHEIT  (I,  1,  d  gew.  u.  recht) 

appelloit  la  loi,  6toit  le  droit  Romain,  je  prouve  que 
cela  ne  peut  etre.  Montesquieu  esprit  des  loix  (28,  lo) 
3, 113;  dazu  vgl.  die  bei  gewohnheitsrecht  (ß.  d.)  angezogene 
litteratur.  frühzeitig  wird  mit  einem  negativen  bestim- 
mungsmerkmal  optrirt,  dem  gegensatz  gegen  das  geschrie- 
bene recht:  nach  rechtem  lantrechte  uH  nach  geschri- 
benem  rechte,  sicut  ordo  juris  et  consuetudinis  exigebat 
deutsche  und  lat.  fassung  {in  umgekehrter  reihenfolge) 
einer  Klingenthaler  Urkunde  von  1276  s.  Basler  urkunden- 
buch  2, 118;  vgl.  gewohnheiten  und  dann  die  geschriebene 
recht  altes  badisches  landrecht  (1622)  II,  4  §2  u.  a.  aber 
dieses  merkmal  versagte  gegenüber  der  späteren  aufzeich- 
nung  der  gewohnheiten  in  den  u-eisthümern,  vgl.  z.  b.  ge- 
wonheit  consuetudo.  tacito  consensu  introducta.  jus  non 
scriptum  . . .  paulatim  tarnen  etiam  multae  consuetudines 
memoriae  causa,  in  scripturam  redactae  sunt  Haltaus  706; 
daher  wurde  schon  früher  ein  weiteres  negatives  merkmal 
mit  gewohnheit  verknüpft:  gewohnheit . .  .  wird  sonst  dem 
geschriebenen  recht  entgegengesetzt,  nicht  als  ob  sie  nicht 
in  schrifften  könnte  gebracht  werden,  sondern  weil  sie  ohne 
Promulgation  des  oberherrn  in  einem  lande  durch  langen 
gebrauch  als  ein  recht  eingeführet  wird  J.  E.  v.  Beust 
tract.  de  jure  venandi  (1744)  610 ;  in  der  Verbindung  durch 
langen  gebrauch  als  ein  recht  eingeführet  liegt  überdies 
ein  positives  bestimmungsmerkmal,  das  sowohl  aus  der  be- 
deutungsentwicklung  des  Substantivs  gerechtfertigt  ist  als 
auch  mit  den  vom  römischen  recht  entlehnten  positiven 
inhaltsangaben  für  die  consuetudo,  die  den  gebrauch 
unseres  Substantivs  vielfach  beeivßuszt  haben,  überein- 
stimmt, vgl.:  consuetudo  igitur  &  observantia  .  .  .  sunt 
actiones  plures  uniformes  hominum  in  una  societate 
civili  famiha  majore  viventium  P.  Herff  [(praeside)  C. 
Thomasio],  dissertatio  inauguralis  .  .  .  de  jure  consuetu- 
dinis et  observantie  {Halae  1699)  *.  7;  zu  einer  zu  rechte 
beständigen  gewohnheit  wird  erfordert,  l)  dasz  sie  der 
gesunden  vernunfft  gemäsz  sei;  2)  dasz  die  actus,  oder 
geschichte,  wodurch  eine  gewohnheit  wil  eingeführet 
werden,  zum  öffteren  vorgefallen;  3)  dasz  dieselbe  actus 
zur  Wissenschaft  majoris  partus  populi  .  .  .  gekommen, 
worausz  tacitus  populi  consensus  ...  zu  mutmassen; 
4)  dasz  die  gewohnheit  alt  sei,  und  von  vielen  jähren 
hero  im  schwänge  gangen  Schlüter  s.  3  {ähnliche  defini- 
tionen  für  englisches  custom  und  franz.  coutume  ebenda) 
u.  a.,  vgl.  solchem  nach  wird  die  gewonheit  betrachtet: 
als  ein  recht,  welches  vermittels  der  stillschweigenden 
einwilligung  des  oberherrn  durch  die  widerholeten  gleich- 
förmigen, schicklichen,  auch  unverrückten  handelungen 
der  Untertanen  binnen  einer  rechtmässigen  zeit  einge- 
füret  wird  Estor  3,  54.  die  Teutsche  sahen  ungemein 
auf  ire  brauche  und  gewonheiten.  dise  machen  eben- 
falls einen  teil  der  rechte  aus,  im  falle  sie  ire  behörige 
erfordernisse  haben  und  erweiszlich  zu  machen  sind 
ebenda. 

unter  bestimmten  bedingungen  kommen  gewohnheit  und 
recht  also  in  ihrer  bedeutung  eng  zusamm,en,  wobei  die 
form^ln  gern  bald  das  eine,  bald  das  andere  wort  auch 
sprachlich  näher  bringen,  zur  gewohnheit  treten  attribute: 
gute,  rechte,  zu  rechte,  beständige  gew.,  das  recht  imrd 
durch  ableitungen  vde  gerechtigkeit  ersetzt:  nach  uralt 
hergebrachter  gew.  und  gerechtigkeit  (1494)  öst.  weisth. 
9,  186;  hie  ist  vermerkt  die  gewonhait  und  gerechtigkait 
der  nachpaurn  ze  Stumb  gegen  ein  ander  ie  und  ie  ge- 
halten habent  von  etzung  und  besuch  wegen  weisth.  v. 
Stumm  s.  österr.  weisth.  2,  145;  vermerkt  der  stat  Brau- 
negk  gerechtigkait,  gewonhait  und  altz  herchomen,  die 
man  haltet  5,  467;  ebenso  2,  139;  6,  S  u.  a. 

solche  sprachliche  differencirung  der  Substantive  dient 
aber  nicht  nur  dazu,  sie  einander  begrifflich  näher  zu 
bringen,  sie  tritt  auch  da  ein,  wo  die  gegensätze  hervor- 
gehoben werden,  namentlich  machen  sich  in  Verbindungen 
von  recht  die  merkmale  geltend,  die  der  gewohnheit  ab- 
gehen: wenngleich  eine  gew.  wieder  ein  beschriebenes 
recht  liefTe,  so  müste  dennoch,  wenn  alle  zur  gewohn- 
heit erforderte  umstände  vorhanden,  und  die  gewohn- 
heit nach  publication  oder  kundmachung  des  beschrie- 
benen rechtes  aufkommen,  sothane  gewohnheit  von  sol- 
chen würden  geachtet  werden,  dasz  ein  richter  .  .  .  nach 
der  gewohnheit  urtheilen  müste  Schlüter  s.  2.  gewohnheit 


GEWOHNHEIT  (I,  1,  d  gew.  u.  gesetz)     6548 

erscheint  also  als  eine  rechtsquelle,  und  den  contrastbegriff 
bildet  das  kundgemachte  oder  publicirte  recht,  das  wr  jetzt 
als  gesetz  bezeichnen  und  dessen  hauptmerkmal  darin  besteht, 
dasz  es  nicht  durch  langen  gebrauch  wie  die  gewohnheit, 
sondern  durch  den  act  der  festsetzung  {und  Veröffent- 
lichung) unmittelbar  eingeführt  wird:  das  recht  wird  ab- 
getheilet  in  .  .  .  die  gesetze;  und  das  ungeschriebene 
so  in  den  gewonheiten  bestehet  Butschky  rosenthal 
{cap.  526)  *.  1097,  *.  auch  1007 ;  hält  es  vor  billiger,  dass 
hierunter  ins  künfftige  den  landesconstitutionen ,  ge- 
setzen,  gewonheiten  und  allgemeinen  rechtes  nachge- 
gangen werde  (1749)  Klingner  darf-  und  baurenrechte  l, 
600,  desgl.  3,  20;  sobald  gewohnheiten  oder  gesetze  über 
Privatgeschäfte  der  unterthanen  entstehen  J.  S.  Pütter 
jur.  encyclopäd.  s.  45,  desgl.  34;  vgl.  auch  J.  H.  Hermann 
teutsches  systema  jur.  civ.  s.  24  u.  a. ;  seine  gesetze  waren 
lange  von  ihm  selbst  bewilligte  gewohnheiten,  über  die  er 
nur  als  ein  freimann  von  seinesgleichen  konnte  gerichtet 
werden  Herder  {wie  d.  dtsch.  bischöfe)  5,  680;  ihre  alten  ge- 
setze und  gew.  14,  522;  so  lebt  dies  volk  noch  jetzt  in  ge- 
wohnheiten, die  eigentlich  nur  aus  seiner  asche  zu  gesetzen 
gesammlet  wurden  {ideen  i,  i8)  14,360;  die  gewohnheit 
hat  sich  in  ein  gesetz  verwandlet  Abraham  a  S.  Clara 
lauberhütt  2,  59;  wie  .  .  .  uralte  gewohnheit  zum  förm- 
lichen gesetz,  wie  häusliche  sitte  zur  bürgerlichen  pflicht 
(sich  verhält)  Herder  {archäologie  des  morgenlandes)  6, 
68;  gesetz  und  gewohnheit  habe  mit  der  ehe  gar  strenge 
fesseln  vereinigt,  und  nicht  selten  folge  nach  einem 
kurzen  Zeitraum  die  bitterste  reue  Heinze  {Hildegard  3) 
6,  141.  auf  einen  solchen  gegensatz  scheint  schon  die  lat. 
formel  omni  juri,  statuto  seu  consuetudini  (1277)  Basier 
urkundenbuch  2,  125  {vgl.  auch  2,  223.  296)  zu  deuten;  wie 
weit  die  deutschen  entsprechungen  sich  anschlieszen ,  ent- 
zieht sich  unserer  beurtheilung :  Statut  und  gew.  öst.  weisth. 
6,  8;  Ordnungen,  Statuten  und  gewonheiten  P.  M.  Weh  n er 
observat.  über  (1608)  181 ;  Ordnungen  .  .  .  gebrauch  und  ...  ge- 
wonheiten ebenda;  dazu  vgl.  gewonheit  und  gesezede  u.  a.: 
ich  verzihe  mich  och  alles  schirmes  gaischeliches  und 
welteliches  gerihtes  .  .  .  aller  gewonhait  und  aller  gesezede 
der  lande  und  der  stette,  und  aller  briefe  des  bapstes  Ur- 
kunde von  1313  s.  ztschr.  f.  gesch.  des  Oberrheins  12,  229 ;  und 
ensol  och  uns  .  .  .  hievor  nit  schirmen  .  .  .  enkein  frieheit 
satzunge  noch  gewonheit  der  herren,  der  stetten  noch  des 
landes  Schuldverschreibung  au^  Solothurn  (1392),  s.  urk.  z. 
Schweizer  gesch.  2,  266;  die  nach  den  selben  geseczen  und 
vernichtigen  gewonhaiten  richten  und  urtailen  urk.  v.  1415, 
s.  Andreas  v.  Regensburg  179  Leidinger;  alte  gew.  und 
gesatzt  .  .  .  des  gerichts  Schlanders  öst.  weisth.  3,  167;  alte 
gewonheit  ablegen,  compact  und  vereinung  ufflöszen,  die 
gesätz  verschlagen  . . .  {consuetudine  abolita)  Ulr.  v.  Hüt- 
ten {Vadiscus)  4,  208  Böcking;  was  ain  gesatzt  und  gew. 
hie  dtsch.  städtechron.  5,  73;  dazu  vgl.  auch:  hant  wir  inen 
bestetiget  alle  iriu  recht  friheit  und  gute  gewonheit  und 
die  gesetzde  die  man  da  nennt  zünfte  hantfeste  von  bischof 
Johann  1337,  s.  urkundenbuch  v.  Basel  4, 125;  nach  jres  hei- 
hgen  Ordens  ghwonheit  und  gesätzen  stiftsbriefe  für  das 
kloster  zu  Abensberg  (1485),  s.  Hund  metropolis  Salisb.  2,  227; 
nach  gesatz  und  wohnheit  227. 

in  der  neueren  gegenüberstellung  der  gewohnheit  gegen 
ihren  contrastbegriff  geht  sie  Zusammensetzungen  mit  recht 
ein,  vgl.  rechtsgewohnheit /ür  die  einzelne  erscheinung,  ge- 
wohnheitsrecht für  das  gleiche  und  für  den  begriff  als 
ganzes;  vgl.:  von  dem  tag  an  .  .  .  ist  .  .  .  die  kraft  aller 
land-  und  stadtrechte  und  aller  rechtsgewohnheiten  auf- 
gehoben einführungsedict  zum  bad.  landrecht  von  1809,  §  17 
{s.  Justizgesetze  f.  Baden  1,  560) ;  nach  gemeinem  .  .  .  römi- 
schen rechte  sollte  die  gewohnheit  in  der  that  rechts- 
gewohnheit sein,  d.  h.  sie  muszte  gegenständlich  auf  rechts- 
verhältnisse  sich  beziehen  Wetzer  u.  Welte5,  575;  gegen: 
wir  verordnen  noch  ausdrücklich,  dass  die  andern  ge- 
meinen rechte  .  .  .  auch  nicht  einmal  als  gewohnheits- 
recht, welches  wir  überhaupt  .  .  .  aufheben,  geltend  ge- 
macht werden  sollen  2.  einführungsedict  §  3  {ebenda  l,  564). 
der  tiefstand  in  der  werthschätzung  des  gewohnheitsrechts, 
der  hier  zum,  axisdruck  kommt,  hängt  mit  der  allgemeinen 
Überschätzung  zusammen,  die  jene  zeit  der  gewaltsamen 
durchführung  einer  auf  vernunftgründen  beruhenden,  für 
alle  geltenden  norm  entgegenbrachte,     über  die  gegenströ- 


0549    GEWOHNHEIT  (I,  1.  d  rechte,  gute  gew.) 

mungtn  ijrgtn  dit$«  auffa»$uitg  vgl.  bei  gewohnheitarecht. 
hier  vgl.  noch:  ein  recht ifrblade,  weichet  swar  aas  der 
fremde  .  .  .  hergeholt  war,  aher  durch  ...  die  nOchteme. 
klare  und  genaue  auffattung  der  rechte  und  pUlchten 
die  Hinnt)ildlichen  handlungcn  und  hundert  unverallndig 
geworden«  gcwohnheiten  in  den  hintergrund  drftngte 
0.  Fhkyi'ao  {Mder  a.  d.  dtath.  verganfenhtit  t.  5)  tf,  IM. 
i})  attribuit  trettn  tum  tubtianhv  vor  mllrm  4m,  iro 
ta  »ich  dm  rimrlnen  formen  der  xerwirklichung  nivtndet, 
nicht  da,  vo  et  den  begriff  alt  gante»  tum  muadruek 
bringt,  »ie  »ithn  auf  4i»  xrrbindHehkrit  und  gUltigktit 
tinnlner  brauche  und  gektn  nimmst  ro»  d«n  «Im»  be- 
»freehenen  normen  au»,  trobei  m»  vi»{/mrk  l*ieimi»ekem 
vorbilde  folgen. 

a))  auch  hier  kehrt  tunäehst  der  begriff  de»  rechts 
wieder,  dietmal  in  der  kategori»  de»  ae(jetHv»,  in  der  r» 
ein»  der  beliehleeten  beivorie  der  ätteren  »prach«  wird. 
über  den  engeren  rahmen  der  reehtaepraeh»  freiet  diete» 
beivort  höchsten»  in  der  negirten  form  hinaua:  ate  den 
Icgcden  na  rechter  gewonheit  gift,  die  hevet  ene  wol 
gegcven  tach»en»piegel  II,  48  §  10;  ebenao  (na  rehter  won- 
heit)  I,  68  §  4  u.  o. ;  nach  rehter  warheit  «o  hat  sich  eigen- 
■chaft  von  twancual  und  von  vancnusse  erhaben,  und 
von  ntanegem  unrehten  gewalte,  den  die  herren  von 
alter  her  in  unrehtc  gcwanhrit  gezogen  hint  »chuabrn- 
»piegel  SM,  7  [die  »teile  »chon  im  »ach»en»piegel  III,  «>,  6 
unrechte  wonheit);  daz  der  kciscr  nit  en  hat  so  sere 
virboten,  so  unrecht  gewonheit,  die  die  lute  machen, 
wan  unrecht  gewonheit  die  phlanzet  wit  und  verleitet 
die  lute  ...  wo  man  die  findet,  die  unrecht  gewonheit 
halden,  daz  man  die  zu  gerechter  gewonheit  brenge 
kaiserrecht  II,  eap.  47  Endemann. 

b))  dagegen  greift  der  gegenaata  von  gut  und  bAse  über 
die  rtehtasprache  hinau»  {».  m.).  in  der  er  »chon  in  den  älteaten 
belegen  an  die  ernte  unter  den  forderungen  anknüpft,  die 
für  eine  zu  rechte  beständige  gew.  al»  unerläatlich  an- 
gesehen icerden.  ea  läatt  »ich  nicht  leicht  fe»tateUen ,  ho 
in  jedem  einzelnen  falle  die  ethische  bedeutung  von  gut 
vorwiegt  und  wo  die  mehr  geachäfhmä»tige  deutung  »tatt 
hat,  die  ax{f  nicht»  andere»  hinauslät^ft  ah  rechte  gew. 
er))  von  gAter  gewonheit  siiln  wir  hie  sprechen  .  .  .  swa 
gflt  gewonheit  ist  die  ist  gät  .  .  .  und  reht  .  . .  wan  diu 
da  reht  ist  diu  ist  och  gut  .  .  .  daz  ist  gAt  gewonheit .  .  . 
und  rehliu  gewonheit  .  .  .  diu  wider  geistlichem  reht  niht 
ist  .  .  .  und  diu  wider  den  menschelichen  zuhten  niht 
ist  .  .  .  noch  wider  der  Keiicheit  nit  ist  der  eren  .  .  .  und 
der  sele  .  .  .  diniu  gewonheit  hei^^et  stete  und  rehte  ge- 
wonheit .  .  .  und  des  landes  gAtiu  gewonheit  .  .  .  gAtin 
gewonheit  ist  als  gAt  als  gescriben  reht  .  .  .  daj  b«- 
wäret  disiu  srift  (de  jure  »eripto)  »thwabenapiegel  Imnd- 
recht  (§  44),  ».  14/.  Laetberg;  als  im  danne  gesetzet  ist 
nach  gAter  gewonheit  (§  ttl)  ».  W  {vgl.:  »eeundum  jua  et 
bonam  eonauetudinem  [ir74]  Baaler  urk.  b.  t,  81  m.  w.);  ton 
recht  oder  von  guoter  gcwohnheit  tuon  Urkunde  von  1884. 
Züricher  urk.  b.  I,  IV7  Holt;  gant  ähnlich  Bamberger  A«/«- 
gerichisord.  %  t  Köhler-Scheel ,  dazu  vgl.  weiath.  4, 197;  &.t88: 
1, 99 :  Ost.  weiath.  \  4SI ;  60S/. ,  S.  üos ;  mit  sambt  iren  alten  her- 
liiiumen  und  guten  gewonheitcn  die  sie  redlich  erworben 
Karls  V.  besiätigung  für  Alpirabaeh  {ibao),  a.  Reyaeker  it; 
vgl.  auch  schon  weiath.  4,  191 ;  guter  gewonheit  wegen,  als 
die  dio  gepurschaft  und  da^  dorf  von  alter  her  praht 
hand  reehte  tu  Langenerringen  (1878)  weiath.  8,  $tt:  wie 
an  jedem  ort  mit  guter  gewonheit  herkomen  ist  dar»- 
lina  %  80,  a.  Kohler-Scheel  1,  45;  dtum  rgt.  {».  m.)  alte  gut« 
gew.;  gute  redliche  gew.  öat.  iceiath.  9,  4M:  |tite  gew.  8, 
866;  6,  819; 

aufT  bAax  gewonheit  urteil  c«b«n 

die  dem  rechten  wider  «treben 

ist  di»er  plinden  narren  Irben. 
holxechnttt  der  Bamberger  hate^^ericktaeedmmmf: 

s.  Kohler-Scheel  8,  ein/,  a.  41 ;  r^.  athon  boM  gewonheit 
sal  man  abtun,  daz  ir  die  lute  icht  geergert  werden 
kaiserrecht  II,  cap.  47;  vgl.  de  mala  conauetudine.  c«n«M«- 
tudines  injuatae,  detestabilea ,  pernicioaae  a.  Kmdimmnn 
a.  a.  0.    vgl.  auch  unten  ap.  6680. 

/?))  weniger  i-erbreitet  »ind  einmtn»  beteieknungen  äkn- 
lidter  richtung.  die  enger  an  lateiniache  formetn  aieh  an- 
lehnen (^iuxta  . .  .  approbatam  nostre  consuetudinem  civi- 

IV. 


GEWOHNHEIT  (I.  1.  d  »He 


.) 


6660 


tatit  Jtealtr  «rft.  *,  f.  «  (UM):  aewd»»  ■pgyoUttw 
et . . .  eoainMUa  conmMl.  BmU.  cML  (tfM)  %  n:  ämgl. 
itn»)  P$mmmmkm  urk.  b.  s.  tM;  mntmimm  terre  w— sn 
tudittsm  «jMretola«  {.in*)  femika  eer.  Amair.  11.  U,  ■? 
u.  «..  [um]  MtMtmkmrger  urk.  b.  7.  t99: 
usoa  et  app.  eo«a.)  Haltais  :i9;  »let»i»lm  et 
Imudabtlea  MteUmtb.  mrk.  b.  9,m  ItWl]:  et  eonauetudinem 
rmttonmbUem  et  prmmeHpt»m  (t8n{  7.  4M:  io&ta  antiquam 
laudabilem  eoMoet  §alimt  bmU»  i«e  Zruwttr  emp.  i, 
M.  «  )•  dl«  t— toell—  pmmMkWk  tAnd  bald  vtirrlel.  t««U 
allgeneliM,  UUg  >888«dBf8.  UM  iBMiBhe  mmI  gst«.  baM 
bflaa,  KQnh  liHftftuftf.  M  wokl  ki||aJMa4>  •!•  mmIi  ver* 
neinend«  I«TOiia.M:  gato  nde  lobeÜBha  gevaslMÜMi  n 
mehren  .  . .  oBgMUleb«  OBbllllt»  btiadM  aJbnn«M«i  9. 
Haltau*:  loballelM  gaw.  (um)  tbmadm:  pel  alter  «ad  lab- 
lieber  gebonal  and  gerackUkai  «mMA.  r.  Friedberg  (tt.Jmkrk.) 
».  baterr.  weiath.  8,  SO:  loblkb«  ge«.  1. 881 ;  8  v.  a. .  «ff.  «mA 
lAbltche  gewohnheiteD  oitd  dann  dla  gaaebriebaMeB  taehl 
altea  badtaehea  landmkt  (MM)  II.  «.  §  fl;  aolaba  —WIMdia 
gewonheit  und  unraaki  d^pdaai  AMf  MuprmklB  ».  u.; 
nach  den  .  .  .  Iinilgglliaiigia  gawoabaUaa  (MM)  «stf. 
weiath.  7,  9r8:  da  alwaga  al  abanneo  gewonbaHaa  ...  de« 
gotzhus  Ittingrn  jibrtteh  artfnet   wcrdeat  (HM)  tteuih 

6,  ICH;  redliche,  ehrbare,  vanHialUge  gawebabeWen  *m 
Hamburger  »tatut  ».  SchlOtb«  8l  4;  «a  aaO  dsa  gala 
und  vembnfftige  gewimbaü  eate  a.  BBaoLD-Dtcmm  «aw- 
tin%Mtionea  (Kurnberg  187*)  a.  SM;  onTcrsbaftiga  bSe«  gc- 
wohnheiten (illaudabiles  eons.)  Wkhnbii  «latraal.  bb*r 
(taoH)  181;  was  dergleichen  hergebrachter  und  bewetsa- 
licher  gewohnheiten  mehr  sein  mAchten  Klixomkh  8.84«: 
rgt.  auch  heilsame  Ordnungen,  gute  erbar  gsbrtaeb.  aad 
wolhergebrachte  getible  gewonheitcn  F.  M.  WaaUBli  a.Mi: 
wohlhergebraclita  gawobabaMaa  wn^fciaiypafiiif  t.  all- 
geen.  preuM.  laadredU  (tMl):  laaMabavftbsla  «mI  erwiesene 
gewohnheiten  C  W.  QlOck  erl.  d.  pmndekten  I.  4ia:  die  ge 
wohnheit  wird  «tal0sllMUet  in  allgemeine  durchgehende 
gew.  und  locallseb«  «dar  Undiscbe  gew.  J.  H.  Hkuma!«» 
teutatkea  ayatemm  jur.  ei9.  (17M)  «.  M;  algemetne  gewon- 
heiten  H.  C.  v.  .Sknkrkbkro  reelittftldkram mkett  (i7«4)  87: 
algemein  gebilligte  gewobabeUea  L.  FcNDr-RLiH  terauek 
einea  auatuga  d.  rbm.  gemlaa  (tIM)  I.  ts:  parttkalar«  g»- 
wohnhei*en  hat>en  nicht  die  kratt.  reichsreeht  ta  [ 
ob  allgemeine  deutsche  gewohnheiten  im 
reichsgeaatsa  eafsababao,  iat  oflan«  (rag*  H.  DaaiiaORO 
lehrb.  d.  pnmm.  ji-faairssifs  (i  M)  %\  «t. 

c))  aa  etil  ändert»  peanMRMn^eaieraaiaft»  #aa  t 
ala  widitigttea  tmpfumdrn  uurde,  km^t/ifi( 
viel  beobachteter  attnbute  an:  dma 
formet  der  consuetado  longa  torgebttdet.  die  aber  fur  dma 
deutaeke  nicht  ao  ergiebig  wl  .  .  .  waaa  lange  gewonheit. 
di  bewert  ist  mit  vorhenknosaa  aad  Bbange.  di  volget 
pilleich  nach  dem  rechten  {dtainrwi  aiam^  Igtmuee  jua 
rtgmle  mont.  (I.  5  {i  S)  M  Mgtkm ;  kier  wird  wwAr  mtt  der 
consuetado  aotiqaa  oferirt,  tgl.  et  convealas  secaadam 
consactudiaaM  aatiqvam  fiat  lex.  Almm.  m  a.  ■MnwM.frrwk 
leg.  1,  ».  1  a.  M    da»  fIftrAe    ilerklemburger   urk.  b.  (IMt) 

7.  aoi;  rgt.:  aetundum  retrrem  evnauetudinrm  in  ua^fruetm 
ticrnt  poaaidere  . .  .  lege»  Burg.  {lex.  Bemmma  M.  S  •  147  «t.  «..- 
und  wer  diu  te  reht  hat  von  alter  gewonhail  urk.  r. 
ina  ».  mon.  germ.  leg.  «,  8  a.  <19:  aas  aldcr  gewonheit 
weiatk.  8,  846:  do  leb  .  .  .  ta  dorfrecbt  aaa  an  der  gassra 
zu  Partachina  nach  aller  gewonbait.  da  traft  icb  . . . 
(18.  jaArA.)  a.  baterr.  we%ath.  6.  M;  nach  alter  gew.  wrndL 
6.  871  Orimm:  4.  ««4.  7M:  6w  817:  4.  «M:  &,  SM  SM;  «et 
weiatk.  6.  8t.  Si,  M;  tgt,  muek  Hcm  8  flrd.  elm«  botca  aaM 
unser«  bofmeifters  briefe  dem  kuninge  xvm  Falaa  ga> 
sandl.  das  her  noch  alHer  gewonheit  dea  lag  l 
mit  aime  ratbe  halden  wellen  ifa^waAsMar 
buek  (isse— 14»)  814  Jomcktm.  . . .  alwag  oau  n 
damit  «a  bleib  bei  alter  gwonheit  finis 
(1884)  *.  «slrrr.  irmlA.  8^  IM.  tgl.  muek  «.  na:  eine  alte 
gcwohabeit.  wie  e«  jeder  zeit  gehalten  worden,  ist 
st&rcker.  dann  brief  und  siege!  K.  kisuacR  a.  BK«ot.D- 
DlBTMER  C9iih«it«hewc*  (ifSe)  *.  SM:  tgl.  treiatk.  I.  «M; 
1.  8M:  8.  8M  (*.  «.):  alte  gute  «bare  redliche  gewoba- 
heiten  HALTAUa  718  w.  a..  e«  wftrv  daan.  dasz  daaall 
beständig  hergebrachte  gevrohnheit  in  einem  lande  der 
schlusz  von  der  .  .  .  gerichtbarfceit  aof  die  jagd  vor  gtiltig 

411 


6551     GEWOHNHEIT  (I,  1,  d  gew.  des  landes) 

erkennet  würde  J.  E.  v.  Beust  tractatus  de  jure  venandi 
(1744)«.  59;  die  unterthanen  hätten  dieses  lehngeld  jeder- 
zeit bezahlet,  folglich  wäre  ihnen  dessen  Schuldigkeit  be- 
kannt gewesen,  die  beständige  gewohnheit  müsse  den 
titulum  abgeben  Klingner  4,  170;  ebenso  4,  1017  {mis  1659) 
dazu  vgl.  Matth.  Schlüter,  rechtsbegründetes  tractäte- 
lein  von  einer  zu  rechte  beständigen  gewohnheit  Ham- 
burg 1694;  vgl.  auch  J.  E.  v.  Beust  tract.  de  jure  venandi 
610;  tief  eingewurzelte  gewohnheiten  Pütter  leitr.  z. 
teutschen  Staats-  und  fürstenrecht  2, 18;  neu  aufkommende 
gew.  2,  19;  eingeführte  J.  H.  Hermann  teutsches  sysieina 
jur.  civ.  51;  eine  geübte  gew.  ebenda;  desgl.  Wehner  181 
(s.  0.);  dass  es  eine  geübte  gew.  sei  Beust  de  jur. 
venandi  612. 

3))  die  bedeutung,  die  den  possessivbestimmungen  gerade 
im  rechtssprachlichen  gebrauch  des  Substantivs  zukommt, 
ist  schon  mehrfach  gestreift  ivorden,  vgl.  den^beleg  aus 
Montesquieu  sp.  6544/  vgl.  die  entsprechende  erschei- 
nung  bei  synonymen  wie  brauch  s.  sp.  6538.  auch  hier 
stimmen  die  deutschen  formein  mit  lateinischen  über 
ein,  doch  begegnen  auch  abweichungen ,  z.  b.  scheinen  ad- 
jectivische  bestimmungen  {vgl.  aut  Romanam  consuetu- 
dinem  aut  barbaricam  esse  servandam  leges  Burgund. 
liber  constitut.  60  s.  92;  u.  a.  consuetudinem  Rostoccensem 
Mecklenb.  tirk.  b.  7,  462)  in  der  älteren  deutschen  spräche 
gemieden  und  dringen  erst  viel  später  ein :  teutsche  rechte 
und  gewohnheiten  werden  mit  stillschweigen  übergangen 
J.  S.  PÜTTER  entivurf  einer  jur.  encyclopädie  (1757)  s.  24; 
wenn  ja  noch  was  von  teutschen  gewohnheiten  und 
rechten,  als  chur-mede,  landsiedele,  erb-pacht,  eisern- 
vieh,  meyer,  laszschilling  und  erbzins-güthern,  abzugsgelde, 
morgengabe,  weergeld,  gerade,  hergewette  .  .  .  erlernet 
wird,  so  musz  die  natur  und  wesen  derselben  ausz  denen 
frembden  rechten  gezeiget  .  .  .  werden  *.  25;  vgl.  auch 
Dernburg  (s.  0.)  1,  41  u.  a.  die  ältere  spräche  bevorzugt 
für  ähnliche  fälle  Ortsbestimmungen:  die  offnung  des 
herkomen  und  der  gewonheit  zue  Küssenberg  (1497) 
weisth.  5,  219;  wie  sichs  gebühret  und  im  Jochemthal 
gewohnheit  und  recht  ist  urk.  v.  1532  s.  cod.  dipl.  Siles. 
21,  21;  doch  ist  gewonhait  in  dem  land,  daj  ainer  be- 
stetigt  selb  dritter  Steiermark,  landrecht  {art.  216)  162 
Bischoff;  auch  dem  Possessivpronomen  kommt  hier  keine 
besondere  bedeutung  zu:  und  wollen  der  nicht  haben  (als 
Steiger),  di  vor  diser  saczunge  arme  leute  mit  irer  ge- 
wonheit {var.  ungewonheit)  gedruckt  und  vorleitet  haben 
{quorum  abusus)  Iglauerju^  reg.  tnont.  (l,  9  §  l)  93  Zycha  u.  a. , 
überwiegend  erscheinen  subjective  genetive,  und  diese  sind 
zumeist  bei  dem  in  präpositionalverbindung  stehenden  Sub- 
stantiv beobachtet,  vor  allem  gehört  hierher  die  deutsche 
entsprechung  zu  der  oft  wiederholten  lateinischen  formel: 
secundum  terrae  consuetud.;  vgl.:  secundum  consuetu- 
dinem civitatis,  leges  Visigoth.  I,  2,  4  u.  a.  secundum  loco- 
rum  consuetudinem.  leges  Burg,  lex  Romuna  22,  4  u.  a. 
secundum  consuetudinem  terrae.  Basler  urkundenbuch  232, 
19;  216,1  M.a.,-  secundum  terre  consuetudhiem  (1303)  Mecklen- 
burger urk.  b.  5,  111  desgl.  5,  174;  secundum  consuetudinem 
generalem  terrae  (1308)  5,  412  u.  a.;  fontes  rer.  Austr.  II, 
31,  337  u.  a.  (Juxta  Marchiae  consuetudinem  II,  31,  159.  204). 
dazu  vgl.  nun:  ein  iegelich  fürste  hat  nach  sines  landes 
gewonheit  bägge  .  .  .  und  ouch  di  richter  nach  ir  gewon- 
heit Schwabenspiegel  landr.  %  139  Laszberg  s.  67 ;  dat  demc 
clegere  gerithet  werde  na  des  landes  gewonheit  urk. 
könig  Rudolfs  (1281)  s.  monum.  germ.  leg.  4,  3  s.  283 ;  eben- 
so s.  277;  (gewisheit  tun  nach  d.  1.  gew.)  279  ähnlich 
schicahenspiegel  landr.  §  44 ;  (des  1.  wonheit)  Sachsenspiegel  III, 
78,  3;  nach  landsgew.  weisth.  i,  615;  in  dem  Intale  ist 
lantgewonhait  öst.  xveisth.  5,  15;  als  lands  und  thals  ge- 
wonhait ist  5,  96  u.  a. ;  wie  landes  gew.  und  recht  ist 
612;  wider  lantsgewonheit  2,  8;  vordingt  sich  noch  der 
zent  gewonheit  und  wist  und  sprach  zu  recht  (1457) 
weisth.  1,  44«;  nach  gew.  und  recht  des  dorfs  (1518)  weisth. 
1,  244;  noch  der  stette  gew.  toeisth.  5,  368;  si  sullen  sich 
auch  halden  noch  guter  stete  gewonheit  (ad  bonarum 
consuetudinem  civitatum)  Iglauer  jus  reg.  mont.  (l,  5  §  16) 
69  Zijcha;  dieselben  pfamd  er  verrechten  sol  nach  dess 
egenanten  huses  gewonheit  (X'm  joImnnitUrhaus  Bubicon) 
weisth.  i,  67;  laut  unsers  gotzhaus  privilegi,  freihält  und 
gewonhait  6,  179;    dasz    die    gesetzlichen  bestimmungen 


GEWOHNHEIT  (I,  1,  d  als  gew.  ist)      6552 

nur  für  den  fall  gegeben  worden,  wenn  über  den  gegen- 
ständ durch  wohlhergebrachte  gewohnheiten  eines  orts 
oder  distriks  nicht  ein  anderes  eingeführt  wäre  einfüh- 
rungspatent V.  1794  zum  allgem.  preusz.  landrecht,  gegen- 
über dieser  bevorzugung  des  subjectiven  genitivs  innerhalb 
der  präpositionalverbindungen  von  gewonheit  stehen  andere 
formen  ganz  vereinzelt  da,  wie  z.  b.  die  verbindtingen  mit 
dem  Substantiv,  das  unmittelbar  neben  verbis  steht:  landts 
gewonheit,  wie  man  erbet  und  enterbet,  das  vernemet 
weisth.  1,  244;  ist  des  hofs  gew.  weisth.  3,  460;  die  ge- 
wonheiten  der  fürstenthumben ,  herrschafften  und  ge- 
richten,  so  redlich,  erbar,  sind  in  acht  zunehmen  Ru- 
DINGER  observationes  (l6ll)  s.  207;  so  entstehen  aus  ge- 
brauchen einzelner  familien  gewohnheiten  ganzer  ge- 
meinheiten,  städte,  länder  oder  auch  ganzer  stände 
J.  S.  PÜTTER  beitrage  z.  teutschen  Staats-  ^md  fürstenrecht 
2,  13;  am  ende  dieser  periode  werden  die  gewohnheiten 
der  deutschen  Völkerstämme  gesammelt  und  nieder- 
geschrieben Eichhorn  dtsch.  staats-  n.  rechtsgesch.  l*,  4. 

4))  objective  genetive  oder  entsprechende  infinitivfüg ungen 
tüiderstreben  dem  stil  der  rechtssprache ,  der  den  inhalt 
der  gewohnheiten  breiter  in  Sätzen  entladet;  als  ausnähme 
vgl. :  die  bisherige  gewohnheit ,  welche  als  gefälligkeits- 
leistung  bekannt  ist,  von  fremden  gemeinden  das  vieh 
oder  ziefer  zur  sümmerung  aufzunehmen,  wird  gänzlich 
hiemit  abgeschafft  dorfordn.  v.  Flirsch  (1818)  s.  österr. 
weisth.  3,  245. 

ß)  für  die  Verbindung  des  Substantivs  mit  verbis  ist 
die  rechtssprache  nicht  so  ergiebig  ivie  für  die  mit  nomi- 
nibus. 

l))  die  subjectfunction  zeigt  in  der  Verbindung  mit  dem 
verbum  substantivum  (ältere)  formen,  die  beim  einzelnen 
recht^fall  auf  den  gesammtbegriff  der  gewohnheit  in  einem 
Vergleichssatze  bezug  nehmen,  und  (^jüngere)  wendttngen,  die 
einzelerscheinungen  aU  eine  gewohnheit  kennzeichnen,  also 
auch  hiebei  treten  sich  die  beiden  richttingen  in  der  entwick- 
lung  des  rechtsbegriff  es  gegenüber,  die  ersteren  schlieszen  sich 
enger  an  IM.  formein  an:  .sicut  consuetudo  est,  lex  Visi- 
goth. III,  4,  2  (monum.  germ.  leges  I,  1,  147);  VIII,  5,  1  (346); 
lex  Burgund.  57  (I,  2,  l,  s.  91  consuettidinis) ;  sicut  juris 
est  et  consuetudinis  terrae  (1283)  Basler  urkundenbuch  2, 
232;  prout  generaliter  est  consuetudinis  hitjus  terrae  (1324) 
Mecklenburger  urk.  b.  7,  223;  dazu  vgl.  nun:  als  des  landes 
reht  und  gewonheit  ist  (1358)  weisth.  3,  697;  als  dan  das  vor 
langen  zelten  recht  und  gewonheit  ist  gewest  (l46l)  weisth, 

1,  640;  ganz  ähnlich  2,  207;  3,  455;  und  man  das  mit  der 
Stadt  insiegel  siegeln  solle  als  dan  biszher  gewohnheit  ist 
Frankfurter  Statut  v.  1531  s.  erläuterungen  z.  Frankfurter  ref. 
(1752)  s.  8;  dagegen  vgl.:  si  sprechen  das  gewonheit  sie  — 
das  .  .  .  (1388)  iveisth.  3,  401 ;  das  von  alter  her  bi  unsern  vor- 
dem .  .  .  ein  gut  gewonheit  gewesen  ist  .  .  .  wer  die  guter 
inne  hett  in  dem  selben  dorff  .  .  .  der  mag  wol  hofstett 
da  A'on  verlihen  weisth.  l,  91;  ebenso  6,  484;  ein  lantgerichte 
im  Cleggaü  .  .  .  daran  soliche  gewonhaid  si :  wan  das 
geschehe,  das  zwene  .  .  .  mit  einander  zu  rechten  haben, 
welcher  teil  dan  mer  lute  dahin  bringe  .  .  .  das  derselbe 
dan  das  rechte  wider  den  andern  behalte  diplom  könig 
Ruprechts  (1410)  s.  Herrgott  dipl.  Habsb.  3,  791 ;  zum  ersten 
ist  ein  gewohnheit  und  alt  herkommen  weisth.  z.  Lauter- 
bach (1589)  3,  369;  ähnl.  1,  623;  3,  460;  SO  ist  es  allewege 
ein  gewonheit,  herkommen  und  recht  gewest  (1519)  tceisth. 

2,  .586;  ähnl.  2,  413;  1,  689;  3,  659;  und  von  alters  her  war 
gewohnheit,  dass  einer  mocht  nemen  4  huber  an  sinen 
rathe  (Lörrach  1492)  weisth.  1,  328;  es  ist  auch  von  alter 
her  gewonhait  und  der  gebrauch  gewesen,  das  ...  es  ist 
auch  ie  und  ie  von  alter  her  für  und  für  gewonhait  ge- 
west .  .  .  toeisth.  v.  Schenna  s.  österr.  weisth.  5,  769;  ebenso 
2,  75;  andere  formen  kommen  kaum  in  betracht:  was  dem- 
selbigen  schultheissen  dagegen  gebühret  weiss  er  selbst 
und  bringt  die  gewohnheit  mit  sich  weisthum  v.  Pommern 
(1606)  iveisth.  2,  447;  doch  soll  wol  in  acht  genomben 
werden,  damit  nicht  ander  gewonhait  dan  ier  altes  her- 
komen vermag  ehrwagsen  weisth.  v.  Vorau  (1603)  s.  österr. 
weisth.  6,  115. 

2))  für  die  objectfunction  überwiegt  beim  Substantiv  die 
beziehung  auf  einzelerscheinungen,  in  denen  der  begriff  der 
gewohnheit  erfaszt  wird,  hier  nimmt  die  im  geineinen 
Sprachgebrauch  so  verbreitete  Verbindung  mit  haben  beson- 


6553       GEWOHNHEIT  J.  1  d  gew.  halten) 


GEWOHNHEIT  a  t 


000* 


(Irre  btäetUung  an,  n>  aekeint  aith  mekl  an  tine  tat.  formal 
untulehnm  landera:  habuerunt  et  hoc  in  coniuetudin« 
Irf/ea  rf  atatuta  famitiat  St.  Pttri.  tttiath.  1,  MM; :  wai( 
rcchtiH  und  g»wonhei(i  unier  herre  Ton  Veldentze  h«ll«> 
in  Kimr  hove  treiath.  !>,  UM:  itrni  «ie  h«b«n  die  gewonhelt 
4,810:  iern  alten  recht  und  gewonhait,  die  li  ie  und  ie 
(Echaht  habend  Ott,  uriatk.  s,  ane  u.  nft,  wann  die  perf- 
iiieiKter  mit  andern  atnptleuten  haben  Hn  gewonheit 
.  i'habi,  dBM  .  .  .  {(NmmtitrtrunV)  igfauerjti»  rt§,  mont.  (l,  7 
:  m)  n7  Zytha;  der  rttht^aproeha  aU  »oMttr  «Ntopn'nfnt 
niäere  trtnduuqm.  Hir  tum  tkeil  at\f  lat.  formtln  tur^tk- 
likren:  unrcclit  gewonheit  halden  kaiarrrrtkt  II  top.  V) 
ifl.  couauetititiurm  trneamua.  leff.  Viaigotk.  XII,  >,  17  [a. 
'>));  alKo  hat  mein  hrrr  von  Slamba  un/.  beer  gen 
<  lieh  aucli  Mohrh  gewonhait  gehalten  *rnatk.  r.  Slonna 
Itl.  jahrh.)  a.  öatrrr.  irnath.  H,  M;  deaijl.  »,  198;  7.  «M.  &W. 
N,  iH  II.  a.  rijl.  diPNelbig  gewonheit  anl  auch  gehallten 
wi>r<lt>n  Carolina  %  Hft;  boHr  gewonheit  noI  man  abthun 
kai.irrrrrkt  II.  rap.  47;  da>  furbait  Holiche  unbilliche  gewon- 
heit imd  unrecht  abgetan  werden  iliplom  könig  Huprtekia 
lUo")  Herrgott  «,  7111;  ahnrmcn  >1S3I)  a.  Hai.taus  'IM;  die 
und  dergleichen  gewonheiten.  wollen  wir,  da«  ein  jede  ober 
keit  abHchalTen,  und  daran  «ein  hoII,  dann  sie  hinfUrter  nit 
^'cübt.  gehraucht  mier  gehalten  werden  vgl.  HUDINORR  ob- 
yfrvationra (i«ii"  »m;  in  allen  dienen  fKlIen  aber  die  gewohn- 
heiten  in  acht  genommen  und  die  rechtMprUrhe  darnach 
abgefaHüt  a.  Ki.lNtiNF.n  4.  ha;  daa  glriehe  4,  Sifl;  hain  wir 
KchefTen  dexHelben  gerichts  UH/gcMprochen  ein  alt  gewonheit 
und  hercknmen  (I4U>  irriath.  6.  847;  und  hieiis  nie  weisen 
der  Marg  alt  herkomen.  gewanheit  und  recht  treiatkum  tu 
Altenatadt  {Wetterau)  [l48ft  Ubem.  1M>]  8,  4ft8;  öat.  tetiatk. 
A,  003,-  erweisen  v.  Brust  traet.  de  jure  venandi  «5;  Of- 
Den  öat.  irriatk.  i,  186;  erfragen  ft.  608;  dasz  auf  denen 
kindtaufen  vor  dasjenige  geld,  so  die  geTattem  .  .  .  auf- 
geieget,  jederzeit  in  der  schenckc  hier  geholet,  und  also 
eine  beständige  gewohnhcit  dadurch  eingefUhret  worden 
»haekifd  in  (irünroila  (1659)*.  Ki.inonrr  4,  1017;  einführen 
V.  Beust  filft;  bcstäten  und  erneuwcn  Hat.  trriatk.  5,91; 
»5;  8,  8«i;  verleihen  öat.  tcriath.  5,  95;  intcrrumpieren 
V.  Brdrt  ein.  wellicher  gesessen  aber  ist,  der  sunst  ain 
frevel  begieng  ausserhalben  fridpots,  derselb  soll  gerichts 
gewonhait,  ob  der  darumb  gcnuegsamblich  verpurgt,  ge 
niessen  und  nicht  in  gf&nknUss  gelegt  werden  treiatk.  r. 
Seklandera  (.1490)  a.  öaterr.  teriatk.  8,  178;  hier  kann  aller- 
dings eine  art  von  gesetzgebung  eintreten,  welche  der 
gewohnheit  r.ii  hülfe  kommt,  jene  zweifei  .  .  .  entfernt, 
und  so  das  wirkliche  recht,  den  eigentlichen  willen  des 
Volks,  zu  tage  fftrdert  Savicnv  vom  ben^f  unaertr  aeit  i7. 
y)  die  vrrhrritiing  der  präpoaitioHolvtrbindungen  im 
reektaaprafhlirhen  geörauek  dta  mtbaUinti»»  iät  im  Uakeri- 
gen  mekrfach  hemorftbrtkn.  m»  tti§tn  mmai  dtm  eaUoetir' 
begriff,  der  neben  gukfotUvtm  ftnHiv  {».  o.)  «in«  einaekrän- 
kung  erfäkrt,  okne  damit  tum  tkrilbegriff  aiek  tu  ttrtngen. 
auck  kier  liegen  in  latriniaeken  formein  Vorbilder  vor:  «r- 
cundum  eonauetudinem,  Ug««  B*ürf.:  Ur  Komanorum  16,  *; 
W,  4;  Über  eonat.  60,  8;  —  Ug«»  Vitifotik.  I,  a,  4;  lex  Älam. 
S6  u.  a.  desgl.  (It74)  Baalrr  urk.  b.  t,  TS.  61,  m.  •..-  (1876^ /on 
te»  rar.  Auatr.  II,  31,  l&O;  (iws)  Pommt«r»tlm  «rk,  b.  8.  I6i. 
.'18;  8,88«;  juxta  conauetudinrm ,  Uft»  Vi»i§otk.  IX,  >,  6; 
IM8)  fontea  rer.  Auatr.  II,  31.  159.  W»,  4»;  B«uler  urk.  b. 
ü,  fil ;  pro  conauettidine,  legea  Viaigotk.  XII,  1,  17;  im  deut- 
aeken  iibertriegt  die  Verbindung  mit  nach. 

1))  si  wettenl  dem  [Hckter)  drie  Schillinge  oder  me  ie 
nach  gewonheit  »chtrabenapiegel  landrevkt  $166  Lm»tk«rf 
a.  91 ;  die  sullen  im  da  von  dienen  i\ach  der  gvwmnheit 
{Lutern)  irewfA.  4,  3«7:  als  dann  ieglicher  herr  nach  ge- 
wonhait zu  minstcn  ainest  im  jar  mit  den  seinen  pante- 
ding  halt  öat.  treiatk.  3,5«;  ebenao  6.18;  nach  alter  ge- 
wanheit tceiatk.  8,894.880;  nach  der  alden  gew.  8.mi; 
nach  altem  herkomen  und  gewonheit  irn#IA.  8,  W;  rfe*y/. 
8,  483;  äknl.  1,  62«;  3.  45«;  .s,  404.  49«  M.  o.  wasz  darumb  recht 
sei  nach  gewonheit  der  dingstatt  4,  875  u.  a. .  vgl.  die  Ar- 
Uge  .<tp.  6551 ;  die  all  ausgenommen  werden  nach  gewon- 
heit der  grafschaft  Tyrol  öat.  tceiatk.  8,  8. 

8))  auck  die  Verbindung  mit  von  \dv  consuetudine)  ia4 
viel  beobacktet,  trenn  .«mV  auek  kierin  dem  vorkergekend«n 
nickt  gleickkommt:  so  einem  herm  von  Kilchzarten  von 
recht  oder  von  gewonheit  zugebörendt  dingrodet  r.  Kilek- 


tmrU»  (MM)  tmItA.  t.  «1;  mm  äkmtiek  M.  6»;  mtt  allen 
Worten  |6>6H6«  «ad  feUt«»  von  raeht  ald  fnronbeit 
Hertiu  M  bwi>ll6«d6  Mtlirilif  Aßfrmailltr  urkmmäa  (14«) 
Mlmoftr  II,  I,  IM;  «u  nach  ordnong  der  raeM  mmi 
•Mk  dem  brurh  der  lannd,  rinrm  jedrn 
wtrt  . . .  oad  tAt  Minst  alles  d«a  mit  wortca  aad 
»n  appelha 
mppetlatimt  ä«t  «M«  *.  Jfffrtleil  (MM) 
a.  Rrtmchrn  aiknirtamb.  »tmhämrr«ikl«  17;  waaa  ee  TOS 
gewonheit  alao  her  Ist  kommen  wmstk.  4.  616;  datff.  9,tl$i 
von  older  9m.)  8,  SM;  ist  von  alter  foeler  loM.  gew. 
herkomben  «•#.  m«m<A.  ft.  614;  (von  alter  (ew.)  t.  66;  6.  ti4. 

*))  amdtrt  iwifadmifiii;  ob  dae  voa  alter  mit  recht 
and  fewonhaU  hmkmmm  tä  (um)  tMM(A  t.ma:  daagl. 
8.661;  äknl.  8.  «71;  tat  mit  gM«cr  alter  gew  also  her 
kernen  bai.  ttoiatk.  ft.  Ma;  äkiä.  «6;  ft.  7t7;  8.  foe  jduml  : 
8,  896;  die  8«  fereebter  §tw.  braofe  kaimrrwckl  U.  mp  47; 
was  nun  bei  beffwdMi  te  itee  eolek«  fmrateriMit  nicht 
gebracht  and  aMdifteUlell  iiädltil  UL  deeeelbe  wiH 
naeb  der  billlgkeit  and  deaen  femeinen  rechten  geoilM 
eatedrieden  MmKnopNiUM  ttt;  In  allen  rechten  aad 
gewonhailen  KNKBBt.  iknmJk  e.  Kmakäu  tM;  «ad  te» 
in  ir  freiheit.  reebt  md  ftwaabelt  alebt  peMm  «rftmdie 
AefMf  Fn«äriek«  ron  ÖHtrfmtk  (1406)  RsiiluiOTr  fmeel. 
kmUimrfiem  a.  806;  abe  ir  die  etat  von  Bopait  M  allem 
rechte  und  gewonheit  wullent  laissen  assidiMMtlsNn  tu 
hoppard<  tili)  tceiatk.  8,  774;  h.  a.  bat.  trnaik.%,m;%,9ki  u.a. 
bei  allen  freihaiten  und  guten  gew.  baitaa  M.  «erieA.  fttll*: 
halten  bei  alter  guter  gew.  8,  88*;  wto  8iak 
redlicher  gewonheit  gehUrt  und  reeM  iai 
Kiklb  1.1580)  a.  batrrr.  uoiatk.  9.  461 ;  rgt.  'gemlsa)  <«f  wtriatk. 
5,686;  das  niemant  ander  den  fremden  hie  innen  im 
Winkel  nenung  maebea  wider  eoUch  gcwanbaU  die  tob 
alter  im  Winkel  heritoiea  ist  mtiMk.  r.  AMtaersteA 
.15.  jakrk.)  a.  öaterr.  Mw'eO.  1^  M, 

d)  neben  den  hiakiriftm  —  mumtklimaUek  «•■•  rabUe- 
6«yr^  der  fewobnlieit  ftii'mgimtm — Mrimidisafa»  aMÜ  dse 

IWlWv«     enSCMMMv^BCNw     wUm    wwWw>    vflNH    VW   fllBMB   flHMHHSv* 

nemi  btdeutunftm  ris((tfft  an.*  die  gewohnheH  kommt 
nicht  nur  als  redrtafMOe  in  belracht.  vielmehr  erhalten 
gewohnheiten  niebt  aeltcn  dadurch  bedrutung,  das*  *\e 
zur  näheren  bestlmmung  von  solchen  pnvatrechtsge»chAf- 
ten  dienen,  welche  auf  dieselben  bezug  nehmen  oder  mit 
rUcksicht  auf  diesellwn  ins  leben  traten,  in  dieser  funk- 
tion  sind  gewohnheiten  von  Wichtigkeit  zur  ergftnzung 
der  IQcken  und  als  mittel  zur  interpretation  der  rechls- 
geschlfte  H.  Dkrnbi'RO  lekrb.  de«  prtu*t.  prirairtrkla 
(Ü  tl)  1*.  U.     lue  atrufretkdteka  Httmutm   iti  «a  eiidiiii 

neu«  riMutt§  §itH,  ittämm  tia  äUmm§«m  iiiwadiiiifea. 
die  ron  tinmm  tHI§ar  itr  §mmimkm  «itakrakirm  <«.  II.  s  . 
kereintiekl,  trfL  da  daa  etrafreelit  ee  aar . . .  mit  gavohn 
heiten  zu  thun  hat,  deren  entstehongi p roaeee  Toa  innen 
nach  aussen  .  . .  verlaufen  ist  v.  Lilikktnal  Mfr.  t.  lekre 
von  den  kollektirdelikten  a.  81 ;  gewohnheit  ist  mithin  der 
durch  wiederholte  begehung  einer  bestimmten  handlung 
herrorgerufene  hang  zu  deren  weiterer  begehung  v.  LiasT 
lekrb.  d  dtaek.  atn^/reekta^*  $  5«)  «.  844.  r^  •■% 
gewohnheitiimiaatf  «ad  gewohnheitsverbrerher. 

8^  atahatik. 

«)  die    iilifniaaiiiai^    Umt   kimr   dm 
LtrraBaa 

«)  rM(/Wk 
fiftii  di«  äUere  MArf  ein,    tkeiU   durek 
«im   tes^recfcewfw  eyaouyia  erfrr  AerfeweMafeeeraaadha. 
tkeüa  durek  wtmmaämif  eea  eerlat/Wmea  •»  eirfle  eiaal' 

M#l^  IVrfrtlNNMj^flS  wtm  #VVPSBIMHV»  MMR  #I^HSR  ^'9**  VHS  ^M  JBi 

den  l>echer  in  die  liand  gebest,  nach  der  vorigen  vciee. 
da  du  sein  schenck  wärest  Lithcr  t.  ileme  ta,  18  .nach 
deinem  ampt  als  du  vor  best  gewonheit  re  thon  Ea- 
tiSSTKTN.  aicttt  faeert  eoitauerema  :  gewcnete  er  also  bald 
seine  leute  auff  der  bddca  aittea  t.  ifaeee*.  t.  lO  (za  der 
gewonheit  der  heidea  laaMiaiw.  ad  fasMoa  rstaai, 
griechische  sitten  KAtmaca):  dem  9§L  ««Mft  dae  sarftailM 
der  Büritker  bitelm,  diefUr  weiae  (i.  Mm.  M.U:  t.  Mw.  «. 
n :  18.  4.  48)  ait  (1.  Jfise.  la;  ii)  umd  braaeb  (t.  Jim.  it,  «) 
in  LOTHBR  tArrrsetI»  gewonlieit  «iwsstoia  («.  e.).  tu  der 
tsierwsfMaf  reu  rrria^erMra  en  aCrftc  iwn  saJefteahi  in 

411» 


6555       GEWOHNHEIT  (I,  2,  a  in  d.  hihel) 

bindungen  vgl. :  auff  das  feste  aber  hatte  der  landpfleger 
gewoaet  dem  volck  einen  gefangen  los  zu  geben  Lu- 
ther Matth.2l,  15  (hat  gewonheit  Mentel  u.  a.;  auch 
Beheim,  ei(ü9-si,  consueverat,  pflegte  Weizsäcker);  ebenso 
{s.  0.  sp.  eise)  1.  Samuel.  20,  25;  apostelgesch.  17,  2  (gewont 
sein  gegen  nach  der  gewonheit,  secundum  consuetudinem) ; 
wie  man  pfleget  nach  dem  gesetz  Luther  Luc.  2,  27 
(nach  der  gewonheit  nach  der  ee  Mentel  u.  a.  secun- 
dum  consuetudinem  legis);  zur  zeit  wenn  die  könige 
pflegen  aus  zu  ziehen  Luther  2.  Samuel.  11,  l  (in  dem 
die  künig  betten  gewonheit  furzegen  Eggesteyn,  quo 
solent  reges  ad  bella  procedere);  dazu  vgl.  auch  wie  man 
Schüssel  ausschüttet,  und  wil  sie  umbstürtzen  Luther 
2.  könige  21,  13  (als  si  habent  gewonheit  zu  vertilgen  die 
tafeln  Mentel,  solent  tabula). 

ß)  umgekehrt  führt  Luther  einigemal  gewonheit  ein, 
wo  die  ältere  bibel  mit  der  lat.  bibel  bedeutungsverwandte 
zeigt:  es  war  aber  von  alters  her  eine  solche  gewon- 
heit in  Israel  Luther  Ruth  i,  7  (ditz  waj  ein  alter  sit 
Mentel  u.a.,  hie  autem  mos  erat,  brauch  Kautzsgh); 
sihe,  da  stund  der  könig  an  der  seulen,  wie  es  gewonheit 
war  2.  kön.  11,  li  Luther  (nach  dem  sitten  Mentel  u.  a. 
ju^ta  morem;  dem  brauche  gemäsz  Kautzsgh);  und 
ward  eine  gewonheit  in  Israel,  das  die  töchter  Israel 
jerHch  hingehen,  zu  klagen  die  tochter  Jephthah  des 
Gileaditers  des  jars  vier  tage  richter  11,  39  Luther  (do- 
von  wuchs  ein  sitte  in  Israel  und  die  gewonheit  ward 
behaltten  Mentel  u.  a.,  mos  increbuit,  vgl.  oben  sp.  6482, 
Sitte  Kautzsgh);  und  machten  eine  gewonheit  daraus 
in  Israel  Luther  2.  chron.  35,  25  (und  si  behüten  si  als 
ein  ee  in  Israhel  Mentel,  et  quasi  lex  obtinuit);  vgl. 
vgl.  auch:  kam  die  Susanna  mit  den  zwo  megden,  wie 
jre  gewonheit  war  in  dem  garten  sich  zu  wasschen 
Luther  Susanna  15  (als  gestern  und  ehegestern  Egge- 
steyn, wie  sie . . .  zu  thun  pflegte  Kautzsgh)  ;  bemerkens- 
wert ist,  wie  Luther  die  präpositionalverbindung  nach 
der  gewonheit,  der  er  gegen  die  Vorgänger  so  oft  ausweicht, 
gelegentlich  gegen  sie  und  ihre  vorläge  selbst  einfügt:  und 
nam  zu  mir  den  versiegelten  kauff  brief,  nach  dem  recht  und 
gewonheit,  und  ein  offen  abschrifft  Luther  Jerem.  32,  11 
{et  stipulationes  et  rata,  gewontlike  geloffte  der  vorkopers 
niederdeutsche  bibel,  Satzungen  Kautzsgh);  er  musste 
jnen  einen  nach  gewonheit  des  festes  los  geben  Luther 
Lucas  23,  17;  er  hett  in  durfft  ein  zelassen  Mentel  u.  a.. 
per  diem  festum)  und  sie  giengen  mit  einander  hin  aus, 
nach  jrer  gewonheit,  als  wollen  sie  beten  gehen  Luther 
Judith  13,  11  (als  se  plegen  niederdeutsche  bibel,  secundum 
consuetudinem  suam);  dazu  vgl.  auch  und  wie  seine  ge- 
wonheit war,  leret  er  sie  abermal  Luther  Marc.  10,  l 
{ähnl.  schon  Beheim :  alse  her  gewonheit  hatte;  gegen: 
als  er  hett  gewont   Mentel  u.  a.,  sicut  consueverat). 

Y)  die  fälle,  in  denen  Luther  mit  den  Vorgängern 
übereiristimmt  im  gebrauch  des  Substantivs,  betreffen  fast 
alle  die  präpositionalverbindung  nach  der  gewohnheit: 
und  es  begab  sich,  da  er  priestersampt  pfleget  für  gott, 
zur  zeit  seiner  Ordnung,  nach  gewonheit  des  priester- 
thums  Luther  Luc.  i,  9  (nach  der  gewonheit  der  pfaff- 
heit  Mentel  u.  a.  secundum  consuetudinem;  nach  dem 
brauche  der  priesterschaft  Weizsäcker,  vgl.  auch  oben 
sp.  6481);  und  da  er  zwelff  jar  alt  war,  giengen  sie  hin 
auf!  gen  Jerusalem,  nach  gewonheit  des  festes  Luther 
Luc.  2,  42  (nach  der  gewonheit  des  messtags  Mentel 
«.  o.  /  secundum  consuetudinem,  nach  der  sitte  des  festes 
Weizsäcker);  und  gieng  in  die  schule  nach  seiner  ge- 
wonheit am  sabbath  tage  Luther  Luc.  4,  16  {ebenso 
Mentel  u.  a.,  desgl.  Weizsäcker;  vgl.  auch  oben  sp.  6481) ; 
desgl.  Lucas  22,  39,  Judith  13,  11 ;  bei  einer  andern  präpo- 
sitionalverbindung weicht  Luther  gegen  die  Vorgänger  ab: 
den  volkomen  aber  gehört  starcke  speise,  die  durch  ge- 
wonheit haben  geübete  sinnen  Ebr.  5,  14  (umb  die  ge- 
wonheit Mentel  u.a.;  pro  consuetudine ,  durch  Übung 
geschulte  sinne  Weizsäcker);  das  gleiche  trifft  auch  eine 
Verbalverbindung:  ir  habt  aber  eine  gewonheit,  das  ich 
euch  einen  auf!  ostern  loa  gebe  Joh.  18,  39  Luther  (wann 
es  ist  gewonheit  das.  Mentel  u.  a.,  auch  Weizsäcker, 
est  autem  consuetudo). 

h)  die  wörterbilcher  werden  der  eigenart  des  Substantivs 
tm  gegenaatz   zu  adjectiv  und  verbum  gleiclien  Stammes 


GEWOHNHEIT  (I,  2,  b  hmhungen)       6556 

ziemlich  gerecht,  bei  der  begriffsbestimmung  sind  die  be- 
deutungsverwandten reichlich  herangezogen,  unter  den  Ver- 
bindungen die  charakteristischen  vertreten. 

a)  die  begriffsbestimmung  wird  frühzeitig  neben  latei- 
nischen parallelen  auch  durch  deutsche  gedeckt,  mannig- 
faltig wie  die  lateinisch-deutschen  zeigen  sich  später  auch 
die  buchungen  aus  neueren  fremdsprachen:  gewonheit, 
Übung,  brauch,  sitt,  weisz,  consuetudo,  mos,  consuetus, 
usus.  .  .  .  assuetudo ,  institutum,  assuefactio  .  .  .  custom, 
purpose,  .  .  .  maniere,  coustume,  maniere  du  faire  Henisgh 
1607;  accoustumance ,  eine  gewonheit,  das  angewöhnen 
consuetudo,  assuetudo,  mos,  usus  Duez  (l6G4)  8". 

l))  die  deutschen  parallelen  stehen  zum  theil  mit  der  oben 
{sp.  6ö$3ff.)  versuchten  abgrenzung  des  Substantivs  im  ein- 
klang:  zu  einer  älteren  Schicht  gehört  die  einfügung  von 
weise  in  den  kreis  der  Synonyma:  ritus,  ein  gewonheit 
oder  weisz  Ghohnus-Frisius  (i54i)  768''  {vgl.  mos,  sitt 
oder  weisz  562'') ;  vgl.  auch  {s.  u.)  gil*» ;  ein  neuwe  weisz 
oder  gewonheit  an  sich  nemmen,  gestum  vultumque  tio- 
vum  capere  136'';  gewonheit,  fürnemmen  unnd  weis  et- 
was zethün  .  .  .  Maaler  179'*;  gewonheit,  weise,  gebrauch 
S.  Galvisius  thes.  lat.  serm.  1653;  nach  meiner  weise 
und  gewonheit,  meo  more  Henisgh  1608;  humor,  ange- 
bohrne  art,  gewohnheit,  natur,  weise  curiöses  bauern 
lexicon  (1728)  *.  87 ;  verhältniszmäszig  wenig  ist  das  nächste 
concurrenzwort  sitte  berücksichtigt:  more  fit,  ist  sitt  und 
gwon  Cholinus-Frisius  563»  gewonheit,  brauch,  sitte  .  .  . 
Emmel  sylvae  vocab.  Qq7*;  desgl.  Henisgh;  noch  mehr 
gilt  dies  für  Übung  (gewonheit  oder  Übung  an  sich 
nemmen  Frisius  [l556]  184'')  und  herkommen,  um  so 
häufiger  ist  brauch  (gebrauch)  gebucht;  namentlich  unter 
den  Verbindungen,  vgl.  Galvisius,  Henisgh  a.  a.  o.,  vgl. 
gewohnheit .  .  .  brauch,  gebruik  Kramer  königl.  dict.  (1719) 
2,  97;  vgl.:  mihi  sie  est  usus  .  .  .  ich  hab  die  weisz,  ge- 
wonheit oder  brauch  Cholinus-Frisius  (i541)  gii**;  die 
gew.  oder  den  brauch  behalten;  etwas  in  —  bringen; 
wider  bürgerliche  —  handeln  Maaler  179*;  das  ist  mein 
gew.  und  brauch  ebenda;  sunder  gewonheiten  und  breuch 
einer  ieden  statt  municipale  jus  201";  es  ist  der  gebrauch, 
man  pflegt,  es  ist  ein  gewonheit  Galvisius,410'';  vollkom- 
mener veralter  brauch  und  gewonheit  Emmel  a.  a.  o. 

2))  unter  den  lateinischen  parallelen  ist  neben  consue- 
tudo auf  die  zahlreichen  belege  für  mos  zu  achten,  das 
in  der  litteratur  vorwiegend  durch  sitte  wiedergegeben  ist 
{s.  o.),  in  bestimm,ten  vei'bindungen  aber  bei  den  lexiko- 
graphen  gern  durch  gewonheit  ersetzt  wird,  in  zweiter 
linie  steht  usus,  als  dessen  ersatzivort  zunächst  brauch 
zuständig  ist.  dann  kommt  ritus  {die  parallele  für  weise), 
vereinzelt  auch  stilus  u.  a. 

a))  gewanheit,  consuetudo,  mos,  ritus,  usus  vocab. 
theut.  {Nürnberg  1482)  M.  5;  u.  a.  gewonheit,  consuetudo, 
assuetudo,  mos  Dasypodius  (1592)  Fe'';  gewohnheit,  con- 
suetudo, m,os ,  institutio,  usus,  adsuetudo,  institutum 
Schönsleder  V.  6'';  ähnlich  Henisgh  1667;  gewonheit, 
mos,  consuetudo,  observantia,  ritus,  usus  Stieler  2495; 
gewohnheit,  consuetudo,  mos,  institutum,  solemne,  usus 
Steinbagh  2,  1026;  unter  den  Verbindungen  stehen  die  mit 
Präpositionen  voran:  ausz  gewonheit,  more  Gholinus- 
Frisius  563*;  {de  more)  Maaler  201°;  est  hoc  in  more 
positum,  die  gewonheit  .  .  .  haltet  so  in  Gholinus-Fri- 
sius  563»;  Aler  1,  943»  (es  ist  ein  gew.);  {in  more  ha- 
bere) Dasypodius;  more  majorxim,  durch  alte  gew.  Cho- 
linus-Frisius 5639;  inducere  aliquid  in  morem,  in  ein 
gew.  bringen  565  {recipere ,  in  gew.  lassen  kommen) 
Schönsleder  a.  a.  o.  andere  Verbindungen  sind  seltener: 
morem  inducere,  ein  gewonheit  annemen  Dasypodius; 
{referre,  aufbringen)  Cholinus-Frisius;  habeo  hunc  mo- 
dern, disz  ist  mein  gew.  Schönsleder.  dazu  vgl.  die 
attributiven  Verbindungen  bei  Stieler  {vereinzelt  auch 
bei)  Cholinus-Frisius  und  Steinbach. 

b))  gewonheit,  usus  Twinger  162»;  abusum,  ungewon- 
heit,  abusio,  bösz  gewonhait  162''.  vgl.  auch  vocab.  theut. 
{Nürnberg)  u.  a.;  vgl.  usurpatio  .  .  .  gebruchung  mit  un- 
recht .  .  .  gewonheit  Diefenbach  631'';  gewonheit  .  .  . 
consuetudo,  mos,  usus  Emmel  Qq  7»;  gewonheit,  consue- 
tudo, institutum,  mos,  ritus,  usus  Galvisius  thes.  lat. 
serm.  (1653)  409'';  es  ist  ein  gewohnheit  draus  worden, 
exiit  hoc  in  ttsws  communis  callositatem  Aler  1,  943''. 


1 


66Ö7       ÜEWÜHNHEIT  (I.  2.  b 


1QBW0HMUEIT  (I.  t  h 


>)     6668 


e))  in  den  apäkrtn  ttirUrkIkktrn  tekrumf^ftn  dit  Uttti- 
ni»ch€n  paralltUn  Mutammtn.  n$Ug$  h$$tkränk0H  »iek  gmiu 
a^f  oonHUotuilo  ttnd  aeine  /ormvmrtMUliltm:  ge«rohnh«it. 
amuetuito,  eon»uetudo  Ai.Kn  1,  MS*;  gewohnheit,  «mmm- 
tudo  KuiH<:ii  8,  iM";  vgl.:  gewohnheit,  tat.  eonamtmi», 
budmitet  Überhaupt  alle  handlangen,  welche  durch  0ffler« 
wiederhohiung  um  gelKufllg  werden  Zkolbn  10.  IIW. 

»i)  tu  den  ntuapraeJkliehen  paralisUn  (:  o.)  »gl.  HlNISCH ; 
vgl.:  tewoUnUed,  eoutlttine./ofon  dt/airt  Hui.Nlua  (UI4) 
t6t*>;  eonJtHetu'io.  gewohnheit,  eouatume,  »eeotutumunut. 
eon»i*elitdine,  tuo.  pratiea  (IMo)  70*;  gewohnheil,  e0*lfMiM. 
anveixamento,  nuanaa.  eoututne,  fa^n  dt  fuin  RAOLBIN 
885*;  gewohnheit  .  .  .  la  couluma.  l'ua«f«,  pratit/u*.  la 
mod«.  et  ihabitude  Schwan  (ITM)  7M:  gewonheit  oder 
gewohnheit.  the  wont.  u»e.  eurtom.  pljf,  kmbU,  knmek,  wmy. 
manner.  Kaunt.  atUe.  /tuhion.  praetitt  UntUtek-rnjl,  m4.  (I7tt) 
775;  gewohnheit,  euetom,  uee  kabU.  frmeHee  AllMOt.D\  417*. 

(i)  bei  der  beMttfnmkwt»  «h/*  /•*<•  vtr^inäunfm  det  m«A< 
»tantive  la$»«n  die  buehungtn  den  von  «iw  wtehr/mek  be- 
»proehmntn  tvettbewerb  mit  vtrbalftrmen  deutliek  erkennen : 
a—u^aaer«,  gewonhait  tuon  Twinobr  is':  eoleo.  »olitue, 
ptlogen,  in  gewonheit  sein  Avbntin  {rudiwtenta  framm.) 
I,  480;  vgl.  auch  1,  48a;  gwon  sein,  in  der  gewonheit  oder 
im  brauch  haben,  »olere  Maal.br  aoi*:  vgl.  auek  l7f*  und 
vgl.  oben  {ap.  M8S/7);  ein«  gewonheit  aein,  eetre  eotutu»^ 
Hu  LSI  US  (1096)  Q  8*;  eoneueeeo,  gewohnen,  in  gewohnheit 
kommen  (lS4o)  70*;  da»  gleiche  »ehon  Emmbi.  Ca  97*;  ge- 
wohnheit drausz  machen,  adetteeeere  Schönslbdbr  Va*. 

1))  di«  Verbindungen  mit  nominibue  nnd  verkäUniet- 
mäatig  »pät  reichlicher  angemerkt. 

a))  von  genitiven  sind  einwelne  »ubjeetive  eehon  bei 
Cholinus-Khisius  (comtuetudo  mtyorum,  gewonheit  der 
Torfaren  818*)  und  Maauer  (nach  kriegs  gew.)  gebucht, 
die  erste  grosze  liate  giebt  Stibi.kr:  landes-,  kirchen-, 
kriegs-,  handwerker-,  gerichts-,  stals-,  stadt-gewonheit  84M, 
v^^  auch  unten  (II,  8).  objectiver  genitiv  iat  nur  bei 
Reyher  verzeichnet:  durch  gewohnheit  der  wollUste,  me- 
auetudine  voluptatum  815. 

b))  für  attributive  adjeetive  ur<  »ehon  Hk.nisch  mitiheil- 
»amer,  deaaen  Vorgänger  ni«r  eintelnes  gebucht  hatten: 
eonauetudo  ttaitata.  gebrauchte  und  angenommene  gew. 
Chomnus-Frisius  91oi>;  die  alt  gewonheit  wider  an  sich 
nämmen  {redire  in  conauet.  prialinam)  813*;  vgl.  MaauBR 
179'  (alt  eingewurtzlete  gew.);  Hbnisch  1906;  alte  gew., 
consuetudo  auperior,  vetttata,  priaca,  inveterata  StiblbR; 
alte  gew.  Calvisius,  Schönslbobr,  Albr;  alte  gew. 
geht  der  natur  gleich  Hedrricii  1480;  die  hergebrachte 
gew.  Schwan  7(9;  veralter  brauch  und  gew.  Emmbi. 
(«.  0.);  gewonheit  durch  lange  zeit  zertrent ,  .  .  inter- 
rupta  eonauetudo  Maalbh  801";  bestAndige  Stbinbach 
a.  a.  o. ;  vgl.  datu  oben  ap.  6550/.  griechische,  bürgerliche 
Maaler  179^;  bOse  gew.  ebenda;  deagl.  Schönslbobr; 
gottlose,  böse  gew.  Calvisius;  Stiblbr;  er  hat  eine 
böse  gew.  an  sich,  Ae  haa  an  itl  way  or  manner  teilh 
him.  teutaeh-engl.  lex.;  eine  Üble  angenommene  gew. 
Schwan;  gute  .  .  .  bOsz  gewonheit  Hrnisch  i60«;  gute 
gew.,  eonauetttdo  bona  Aler  t.  948^;  böae  gew.,  eon- 
suetitdo  mala  ebenda ;  vgl.  dazu  oben  ap.  6549.  nach  jlhr- 
lichor  löblicher  gewohnheit.  aolemniter  Rkyhrr  (lAMj 
^34.1;  abgcle){te  gew.,  das  Tcrlchrnon.  dejtueiudo  Hkmhcm  : 
gewonheiten,  heilsame  Ordnung,  gute  erbarc  gebrauch, 
redliche  wolhcrgcbraohte  geUbte  gewonheiten.  atatuta  et 
eotutuetudinea  locorum  ebenda;  gute,  feine  und  löbliche 
gew.,  eonauetudo  elegana,  ineorrupta  Calvisius;  dmfl. 
Stiblbr;  närrische  .  .  .  t&gliche  .  .  .  gemeine  Stiblkr 
(tf.  zu  mos);  lUderliche  (diaaoluta),  gotUoee  (impim).  ver- 
derbte {eorrupta)  Strinbach;  dasu  «f(.  die  lange  a^f^ 
Mählutig  bei  Hederich,  der  au  den  eben  ang^/Ukrten  at- 
tributen  noch  grausame  und  barbarische,  grobe,  unan- 
ständige, angenehme.  Üppige,  freie,  beschwerliche,  wun- 
dersame, neue,  gefährliche,  stete,  kleine,  lasterhafte, 
königliche  beifügt,  itp.  1489/. 

8))   unter  den  Verbindungen  dea  verbuma  ist 

a))  die  function  de.i  aubjecta  rtichlieker  gebttckt.  die 
Verbindung  mit  dem  verbum  aiibatantivum  tatrd  <.  b.  gern 
entsprechenden  tat.  fiigungen  mit  mos  («yt.  »p.  MSS)  «m(- 
gegengeaetat:  das  ist  meine  gewonheit;  es  ist  lüt  mein 
gew.  bei  Maaler,   Dasvpodius,  SchOnslbdbr.  Albr. 


Stbinbaon.  AoBkOHO  ftkr  ia  mor*  ImImm«.  habsw  ■•• 
rem,  in  OMM  foalUm  Mt:  «yf.  4m§i§m  41a  mdikmtmg  am 
verbimdurngm  fw»  MWMlado  im  i»m  /tnmäm  ätr  rmkäh 
mprmtki  a.  •.  {ßf.  MM).  mnnni§f9iU§  M  4m  timtnkm  mmd 
me^ktmm  im  antkdmmmgm  m/kmtt  4U  gw.  «rwialMl 
^DABTroDitia):  —  brlebt  «to  (Maauni):  —  Nbii  «ia 
ScmOnülbdbr.  FaiacM.  Hbihmicn.  ScMWAit):  —  graift 
um  sieh  (flBurKicH;  ~  kAmpt  aaf .  . .  ab  (C*Lviaioa. 
.Stiblbr);  -  Ueh  la  (Maalbr);  —  oberbaadt 

(Calvisius.  if>  «Imm  »fl. ;  dl«  alt  g*w.  Ist  atvaa 

veraadert  Maalum  r.y.  ausz  obung  wird  fewohabaM, 
»g  aaernimtiong  mmattetudo  9%gnitmr  Albr  i.  Mi^:  ••  wird 
eine  gewohaliaH  daraus  Krimcm  t.  täte,  mtkifatk  iti 
die  wrwdMM  gtkttekt:  die  gew.  bringt  «s  wM  tUk  (Cal- 
visiUH);  vi«  a«  d.  g.  ailt  siob  brla«t  (HsomiCH).  4iam 
fagung.  die  ».  k.  4tr  fmkUapvtkt  wi'sj»'iaflis>  frmmi  M» 


wonbatt  Ist  dla  aadaw  aatar  (MamacM.  Aum.  Sckwa«. 
tff.  titen  ap.  «tt);  —  ist  «la  groeeer  g«walt  (HsMiacM): 
-  hat  leicht«  bOrd«  (Hbmiscn):  was  that  twoabaM 
nicht  ?  MiAal  ia  not  cuatom  a  pewtrf^d  tffrmU. 
teb..  daa  gleieke  ALtn,  Aoblomo;  vgl. 
macht  seine  gew.  gross  Hbnisch. 
*))  aM<A  für  daa  objeet  flUU  in  dem 

allem  in»  gmiitkt.  4ia  mrkm  9fmä  kiar  jtä$tk  mitkt  m 
anaekauliak,  mmd  dia  pertanjflmilitn  gtkt  Imr  mmar  dl« 
gew.  behallaa  (Maalbr.  Hbobricm):  saia«  gew.  halt«a 
(Rbthbr).  vgL  «Ata  »p.  tum.  ida«  |«w.  baobaehten  ;.Stib- 
lbr);  /Ur  diu  frük  und  eid  sii  iiaadsii  haben  falUm  dte 
zeufniaae  apäi  und  »pärliek.  di«  fswobabeit  haben  sl«  vor 
Zeiten  schon  gehabt  Hbobrich  14»;  «ia«  gs«.  aa  aiab 
haben  Adelung,  fur  die  ttrandtrmmgtm  vgLt  rtdin  im 
conauetudinem  priatinam.  die  alt  gewonhait  widar  aa  ilah 
nimen  Choi.inum-Frisius  8tx^;  eine  gew.  aa  sieb  Mass 
(Maalbr.  Üubz.  Albr.  Aublumo):  —  aaasaisa  (Dmmt' 
poDius).  —  aufbringen  (CHOLiNua-Paiaiua.  ScaAü» 
LBOBR.  Albr):  —abbringen  (Albr);  g«w.  «iaflbraa 
(Stbinbach.  Hbdbrich.  Adblumo);  —  aMafStt  (AiHl- 
LUNo);  eine  gew.  aas  etwas  maebea  (iiafsc*  wiff.  mk. 
Albr);  bOe«  gew.  tad«ni  (Calvibius.  SriaLaa):  leb 
will  euch  dies«  gewoabalt  wl«d«r  abgawebnea  I  vlU  break 
fou  of  this  haunt  tftttaek  engl.  tab. ,  datu  vgl.:  «la  alt 
eingewurtzlete  gewonheit  kan  man  beagrn.  ab«r  nicht 
brechen  Hbnibch  isoa. 

8))  die  präpmiHamml Verbindungen. 

«))  etwas  ia  ein  g«woah«it  brtafsa  ^Maalbr.  i.MOt.1* 
N US-Fr isiua.  Albr):  —  laaeea  keaiwis«  (ScaöMSLawni. 
Stbinbach);  lor  g««.  oaaebaa  (Schwan):  sar  g««.  wer- 
den ^ÜASYPouius.  Stbinbach.  Fribch):  aaf  die  gew. 
kommen  (.IIkdkrich):  von  seiner  gew  abetehea  ^Cal- 
visius.  Hbdbrich);  —  abgehen  ^Stbinbach);  —  ab- 
bringen  (Schwan);  aas  der  gew.  kommen  i,«atwoa«a) 
Emmbu  SchAhslbobr  inifatl  >i^,  Um.:  b«i  ssiBw  gew. 
bl«iben  (Stiblbr.  Albr.  8c«waii>:  aK  fsbat  Ar  alle 
gew.  Hbnisch. 

b))  nach  gewonbell  (Maalbr.  Emmbl>:  m«laer  §nr. 
nach,  pro  meo  mt»rt  DuBB  9^:  nach  seiner  gew.,  prv 
consuetudime  ^ua  Friach  8.  tA6*.  vgl.  autk  trmt»tk..emgl . 
trb..  Schwan;  vnaeh  der  gew.)  Calvisics:  aoss  gewaa- 
heit.  de  mor«  Maalbr  sei«:  (bhn«)  CHOLiNus-PRtaioa 
50*:  aasz  gew.  wirdt  talstal  raebt  HaatacH  laM:  leb 
tho«  es  ans  g«w.  I  am  woat  da  sa  teutatk-*»gt.  wb. .  aas 
der  gew.  Räolbin:  wtdar  gew.  (Maalbr.  Stiblbr): 
wider  die  g«w.  (Fribcn.  Hbdbrich^;  wider  gew.  taa 
(Stiblbr.  Calvibiob):  Ober  gew  Stiblbr  :  Ober  dl« 
gew..  SLtto ae»  dimary  {trutatk-^ngl .  wb."t. 

/)  mmgtwökniiek  imktrriek  aimd  d*e  mmmdmriliektm  i 
gen:  jewanheit  Fischbr  «ida.  im 
gewKned  ükrbkt  reftfaad  17«:  gwwtabeil  Baobr-Col- 
LiTX(o*r  kwuunet Mbibiwobr (iftt^ysaaM) BT:  fevanecht 
trb.  d.  Luj-r^mhmrger  nda.  I4ft*:  gewniaecht  Gaxolkr  iw> 
kewaunel  Lrnx  Hmmimkmhtkeitmr  dialekl  I9w>:  gewehn 
heit.  gewenichet.  gewonhet.  g«w«tning.  gewunheit.  gp 
winecht  Follmann  {Lvlkr."^  MB*:  gewingH.  gewinche< 
Autbnribth  i^fMarrwb.^  58;  gwobnat  (tojrriKA  >  Zaophbr 
a.  SO;  («Am  M«fr'  Schmbllbr  9*.  9*8:  gw8net  H.  Fischbr 


6559       GEWOHNHEIT  (I,  2,  c  im  Sprichwort) 

Schwab,  wb.  3,  689;  gwanet,  gwonig  Tobler  247  {vgl.  auch 
oben  sp.  6539);  gewaanhiit  mundart  v.  Habkern  {Schweiz 
.V.  ztsch.  d.  tnda.  1907,  67);  kwonet,  kwünet,  kwgnet  u.  a. 
Martin  u.  Lienhart  2,  832».  dort  sind  für  das  Elsüs- 
sische  auch  einzelne  icendungen  (in  der  gew.  haben,  in 
seiner  gew.  sein,  ein  zur  gew.  werden)  angemerkt,  vgl. 
auch:  er  het  eso-n-e  g'spässigi  gw.:  wenn  ^r  mit  eim 
red«t,  se  luejt  T  allewil  uf  d  ander  lüt;  s  suffe"  un«* 
s  flueche"  sin"*  laster  un*  ke'n  g^woi^nheite" .  vgl.  auch: 
eny  iwel  gewoinecht,  une  mauvaise  habitude  Gangler 
180;  i  hau's  scho  in  der  gw. ;  es  ist  bei  ihm  so  e  gw. ; 
's  ist  schau  so  sei  gwohnet  H.  Fischer;  er  het's  in 
der  g'woned  Seiler  Basier  mda.  154^;  dasz  die  mund- 
art trotz  allem  aber  im  gebrauch  des  Substantivs  gegen 
die  Schriftsprache  zurückbleibt,  zeigt  sich  z.  b.  bei  Jere- 
MIAS  GOTTHELF,  bei  dem  eine  stelle  tvie:  sie  seien  in 
ihrer  gewohnheit  fortgefahren  und  hätten  gelächelt  in 
den  maulecken  {Uli  der  knecht,  11.  cap.)  im  original 
lautete:  sie  seien  in  ihrem  trapp  fortgefahren  *.  141  Vetter, 
aus  niederdeutschen  mundarten  wird  noch  heute  die  alte 
concurrenzform  mit  dem  dentalsuffix  {s.  sp.  6482)  bezeugt: 
gewdnde  Leichener  {Cronenberg)  46»;  gewende  Honig 
{Köln)^  65»;  vgl.  auch:  gewönheid  . . .  gewonte  ten  Doorn- 
KAAT  KoOLMAN  1,  625».  ZU  den  formen  ohne  präfix  vgl. 
oben. 

c)  auch  im  Sprichwort  ist  das  Substantiv  ungewöhnlich 
bevorzugt  gegenüber  dem  adjectiv  und  verbum.  einzelne  Wen- 
dungen beicegen  sich  zwar  in  den  gleichen  gedankengängen : 
was  doch  die  gewohnheit  nicht  thut,  sprach  der  Schneider 
und  warf  läppen  vom  eigenen  tuch  in  die  hölle  Hetzel 
ivie  der  deutsche  spricht  s.  114;  vgl.  Wander  1,  1683;  es 
ist  alles  eine  gewohnheit,  nur's  hängen  nicht  (sögar's 
hängen)  1680;  es  kommt  alles  auf  die  gewohnheit  an, 
sagt  die  köchin  und  zieht  dem  aal  die  haut  ab  Frisch- 
bier preusz.  sprichw.^  90.  in  den  meisten  fällen  geht  das 
Substantiv  jedoch  eigene  wege  und  zieht  kraft  der  personi- 
fication,  die  ihm  im  sprichtcort  vor  allem  zukommt  {vgl.  auch 
II,  3),  Tnannigfache  vergleiche  und  bilder  an  sich,  vgl. :  wer 
in  der  gewonheit  erwärmet,  der  lest  im  den  peltz  nicht 
gern  nemen  Lehman  316;  gewohnheit  wächst  mit  den 
Jahren  Wander  l,  1681  u.  a. 

a)  dieser  auffassung  dient  vor  allem  die  zu8am,men- 
stellung  mit  anderen  Substantiven,  so  das  oben  besprochene 
gewonheit  ist  die  andere  natur  S.  Frank  sprichw.  l 
(1541)  Si*»;  (ein  gewonheit  wirt  in  die  natur  verwandlet, 
das  sehen  wir  an  unseren  jungen  wol  Geiler  v.  Keisers- 
berg  narrenschiff  100^) ;  das  gleiche  bei  Luther,  Henisch, 
Petri,  Eyering  u.  a.  s.  Wander  i,  1681;  Reinsberg- 
Düringsfeld  1,  309;  vgl.  auch:  wie  wol  man  sagen  wil, 
das  die  gewonhait  die  ander  natur  sei  Ferdinand  v. 
Tirol  spec.  vitae  hum.  {neudr.  79,  60),  ebenso  Gretter 
erkl.  d.  ep.  Pauli  a.  d.  Römer  SU;  Chomel  4,  1064;  gew. 
wird  zur  andren  natur  H.  Fischer  3,  639;  ist  e  halbe 
natur  ebenda,  dagegen  vgl.:  die  gewonheit  ist  der  natur 
meister  Lehman  318  {regina  rerum  omnium  est  consue- 
tudo);  gewonheit  ist  der  könig  über  den  verstand,  Ver- 
nunft ist  der  gewohnheit  knecht  Lehman  318;  gravissi- 
mum  imperium,  consuetudinis ,  gewonheit  ist  ein  grosz 
gewalt  S.  Fr  AN  CK  sprichiv.  l  (l54l),  69».  den  Wendungen 
von  an-  und  ablegen  der  geicohnheiten  entsprechen  die  ver- 
gleiche mit  kleidungsstücken: 

auch  spricht  man:   gewonheit  frembd 
ist  ein  steheles  hembd. 

Hans  Sachs  1,  SOI''. 
das  gleiche  Petri  2,  F/4»',  Henisch  1608;  es  ist  mir  leid, 
ich   hab  halt   eine  solche  gewonheit  an  mir,    ich  kans 
nicht  lassen,    ecce!  ...  so  thut  gleichsam   die   gewon- 
heit dem  freien  willen  einen  arrest  an!  haist  das  nicht, 
die  gewonheit  ist  ein  eisern  pfaidt?  Abraham  a  S.  Clara 
Jxtdas  der  ertzachelm  (1686)  l,  235;  desgl.  384.  395.  416; 
ßwonet  is  en  eisene  pfaed, 
wer  s'  auszuihht,  thuet  si'  laed. 

SCHMELLER   1",  444. 

daa  gleiclie  schon  Zadpser  vers.  eines  bair.  idiot.  60;  vgl. 
auch  Fromman  6,  38;  Reinsberg-Düringsfeld  l,  310; 
Graf  u.  Diether  ii.  Wander  i,  1686; 

gewohnheit  ist  ein  eisern  kleid. 
J.  Chr.  GOnther  {ah  er  gott  um  bettändigkeii  .  .  . 
anflehte)  ged.^  70. 


GEWOHNHEIT  (I,  3  formen) 


6560 


dazu  vgl.:  man  kan  nicht  so  bald  andere  sitten  und 
gewonheit  annehmen  als  ein  new  kleid  Lehman  317; 
alte  gewohnheiten  legt  man  nicht  so  leicht  ab  W.  Raabe 
alte  nester  s.  154.  andererseits  vgl.:  gew.  ist  ein  eisern 
band  Wander  l,  1680;  ein  rost  ebenda;  u.  a.  dagegen 
vgl.:  gewonheit  ist  ein  leichte  bürde  Lehman  314  (hat 
leichte  bürde  Henisch  1608);  gewonheit  ist  ein  recht  das 
im  land  gebohren,  erzogen  und  erwachsen  ist  ebenda; 
missbrauch  ist  keine  gewohnheit  Pistorius  (4,  89)  283. 
ß)  nicht  die  gleiche  Verbreitung  haben  die  Sprichwörter 
gewonnen,  die  von  dieser  persönlichen  auffassung  aus  das 
mit  dem,  subst.  verbundene  verbum,  beleben: 

nimmt  die  gewonheit  uberhandt, 
so  geht  sie  durch  ein  gantzes  landt. 

S.  Frank  sprichw.  2  (1541),  70»; 

das  gleiche  Petri  2,  500;  Henisch  1608;  *.  Wander  l, 
1683;  gew.  billicht  alle  ding,  aber  nicht  allezeit  mit  recht 
Petri  2,Ff.i^;  macht  schwer  ding  leicht  ebenda;  ge- 
wonheit lindert  alle  ding  S.  Frank  l,  31»;  das  gleiche 
Henisch  1,  1681;  gew.  kann  den  schwersten  stein  leich- 
ten federn  gleich  machen  Stoppe  Parnasz  441 ;  wer  sein 
gewonheit  bricht,  der  beleidigt  sein  gesundheit,  intermissa 
consuetudo  animum  et  corpus  incommodat  Lehman  314; 
gewohn  bricht  eid  und  eisen  ■S18  s.  Wander  l,  1681. 

y)  mehrere  der  ebe7i  belegten  icendungen  bevorzugen  im 
besonderen  den  zutritt  von  attributen,  die  ihrerseits  die 
entwicklung  nach  der  seite  der  personification  zurück- 
halten: böse  gewonheit  ist  ein  eisernes  pfaidt,  ein 
rost  u.  a.  Wander  i,  1679;  grauissimum  est  imperium 
consuetudinis.  ein  b6sz  gewonheit  läszt  sich  nicht  (wie 
mann  dan  an  den  heuchlern  sieht)  bald  abstelln  Albe- 
RUS  praecepta  vitae  (1548)  120».  der  gegensatz  von  gut  und 
böse  hat  namentlich  in  rechtsformeln  hier  eigenes  leben 
getrieben  {vgl.  Graf  und  Diether  s.  12—14),  von  dem  aber 
nur  tceniges  allgemeinere  bedeutung  hat:  gute  gew.  gut 
recht  {s.  schon  kulmisches  recht  V,  53) ;  böse  gewohnheiten 
machen  kein  recht  (Estor  l,  20  §  49).  dazu  vgl.:  böse 
gew.  macht  kein  ding  gut  Agricola  135.  das  gleiche  gilt 
für  die  alte  {nur  selten  lange)  gewohnheit  [vgl.  oben  sp. 
eb50f.):  alte  gewohnheit  ist  stärker  als  brief  und  siege! 
Graf  u.  Diether  12;  eine  alte  gewohnheit  soll  man 
nicht  brechen,  antiqua  consuetudo  non  est  violanda  Pi- 
storius (4,  89)  282;  vgl.  auch  Wander  l,  1680;  vgl.  auch: 
alte  gewonheit  und  alte  fass  wollen  von  jhrem  ge- 
schmack  nicht  lassen  Eyering  i,  46  s.  Wander  i,  1679. 
vgl.  die  wendung  aus  W.  Raabe  oben. 

3)  formen. 

a)  die  Stammsilbe  {vgl.  auch  sp.  6558/9). 

tt)  die  für  den  stammvocal  {s.  sp.  6477.  6489)  besprochene 
Schreibung  mit  a  findet  sich  hier  vor  allem,  in  oberdeut- 
schen {schtceiz.-bagr.)  denkmälern,  die  Zeugnisse  fallen  früh : 
gewanhait  var.  z.  Iwein  204;  jung.  Titurel  5344;  bischofs 
und  dienstmannenrecht  v.  Basel  %  2;  iceisth.  4,  367  {Luzern); 
3,  656  {Bayern) ;  urkundenbuch  v.  Goldenkron  (1363)  fontes 
rer.  Austr.  II,  37*.  137;  äst.  weisth.  {i&.jahrh.)  6, 18;  {le.jahrh.) 
9,  612;  vgl.  gewaanheit  W.  Hopf  wb.  d.  mundart  v.  Hab- 
kern s.  67.  zum  niederdeutschen  vgl.  gewanheit  jüngere 
glosse  z.  Reincke  de  voss  {Brandes  s.  17);  andererseits  vgl. 
die  niederdeutsche  Variante  gewenheit  neben  gewonheit 
(1281)  monum.  germ.-leg.  4,  3  s.  283;  die  gleiche  form  ist 
aber  auch  aus  dem  Südwesten  belegt:  und  sol  sie  auch 
daselbs  nach  der  selben  geriht  rehte  und  gewonheit 
genügen  und  sich  damid  genfigen  laszen  rathsbuch  zu 
Landau  (1432)  s.  z.  f.  gesch.  des  Oberrheins  18,  13. 

ß)  die  Schreibung  mit  h,  die  an  formen  von  gewonen 
und  gewon  zunächst  der  längebezeichnung  in  offener  silbe 
galt  und  von  da  auch  auf  die  übrigen  formen  überdrang, 
toird  —  allerdings  sehr  spät  —  auch  auf  unser  Substantiv 
übertragen:  HuLSius  schreibt  1614  gewohnheit  gegen  ge- 
wonheit in  der  ausgäbe  von  1596;  Henisch  hält  noch 
an  gewonheit  fest,  Duez  (1664)  hat  gewonheit  neben  un- 
gewohnheit  ttnci  gewohnt;  Reyher  (1686),  Schönsleder, 
Rädlein  bieten  übereinstimmend  gewohnheit,  das  seit- 
dem lexikographisch  gesichert  ist  {ausnahmen  Stieler 
s.  0.,  vgl.  auch  gewonheit  oder  gewohnheit  teutschengl. 
lex.),  ähnlich,  nur  noch  conservativer  verhalten  sich  die 
denkmäler.  bei  Lehman  (l630)  ist  zwar  gewohnheit  be- 
zeugt {s.  320),  ebenso  Rist  friedewünsch.  Teutschland  (1648) 


6561       UKWUHNHEIT  (I.  8,  b  pLtralforwm) 


ueWUHNHKIT  (I.  a  k 


I)    66M 


6«;  doch  vgl.  gewonheit  fii-.Horrtn.  /rü<Un»»iäg  (iMS)  «.  ti: 
C.  Wkimk  ertnorren  (t67S)  «.  t»;  OHIMMRtaHAUilBN 
W;  dtu  gleiche  durehatta  bei  Rt'TMciiKV  h$U 
bei  Abraham  a  ä.  Clara,  nur  vgl.:  fcwobni« 
f.  alU  t  (17U)  180.  unUr  dm  mialkUwmit  kmmm  mttek 
die  »püteeien  ntsdertekiifUn  ktmm  dm  h  (mtumakm$  f*- 
wohnheit  M.  tetieih.  9.  IM);  Ht  MtefMfMlMt  «n 
ntuig.  der  dvpipelnmmd ,  ist  §dt§tmli*tk  im  4m  ML 
thümern  bmurkt  g«wonnheit  •,  «t. 

b)  die  ßeseiotufformeH. 

a)  in  de»  gtiuti»  emg.  dringt  bei  tusmmmmmtmmfm 
»päter  daa  dem  «Mwe.  nutekende  V  ein.  §e§m:  dMS  tl 
.  .  .  kainerlai  ■»ohen  von  kiiin«rlai  recht,  bniaeh  oder 
gewonheit  wogen  nichtit  schuUiig  leln  KNKbKi.  eknmik 
V.  Kaieheim  \n  HiUtnrr.  von  roolita  und  gewonheit  we(en 
äet.  veieth.  V,  iHt :  von  rrcht»  und  gewonheit  wegHI  hÜto 
der  hauptinann  .  .  .  pferd  und  gewehr  .  .  .  erben  eollMi 
Grimmrlshaumkn  Simpl.iM  netuir.;  vgl.:  ao  viel  deren 
rechts  oder  gewohnheit»  wegen,  von  euch  gefordert  wer- 
den KtlNONSH  dorf-  u.  baurenrechte  4.  7;  von  natur  and 
gewohnheita  wegen  Wiki.anü  h.  sai. 

ß)  der  plnral  ist  in  zahlreichen  Mieren  belegen  noch  wtit 
der  alten  etarken  form  dee  fem.  btteugt:  hiemaoh  aten 
geschriben  Molche  stigke  und  gewonheide  all  die  itat 
Falda  .  .  .  Iiabon  »oi  i,t87ii)  «.  Kndemann,  kaiaerreeht  e.  IN 
(einZ.);  da«  furbao  soliche  unbilliche  gewonheit  und  un 
recht  abgetan  werden  (uio)  «.  Herrgott  8,  7«t :  das  aind 
unnser  alte  recht  und  gowonhait  weieth.  8,  78t;  8.  <M: 
all  löblich  gewonhait,  die  man  biiizher  auf  dem  aigen 
gehalten  hat  7,  SSV  u.  a.  i^gewonheiten  7,  47t,  5,  96  ii.  «.): 
so  gweni  das  künigroich  in  grosK  armüt,  dann  alle  bOse 
gewonheit  wurden  da  inne  ufTcrhaben  Elihabkth  v. 
Nassau  Hnge  Scheppel  Vb  Vrtel :  öfneten  der  hersch. 
alten  recht,  froihcit  und  gewanhait  ^liU)  bet.  teeieth. »,  186; 
altiu  recht  und  gewonhait  die  sie  ie  .  .  .  gehabt  s,  ao9: 
ebetteo  8,  St4:  ö,  9l  h.  a.  bei  dem  verengen  der  anhält* 
punkte,  die  die  ßejcionn/'orm  bieten  kann,  iet  ee  freUieh 
eehwer,  von  der  bedeutung  atte  zu  urtheilen,  da  dae  eub- 
»taniiv  ale  collectivbegriff  hier  oft  eehr  vkH  gAt:  aller 
iror  {der  achönen  fiatt)  gewonheit  gar  wol  Unterricht  wa« 
Arioo  ventent/ichung  den  deramerone  146  Keller  u.  a.:  die 
zeit  machet  einige  gewonheit  bei  uns  daraus  Butschky 
roeenthal  {no.  800)  e.  4SI;  rgl.  vil  gewonheit  Ortolk  v. 
Bayrland  4»''  {a.  lt.):  nach  den  gotshus  alten  rechten  und 
gewonhait  iirAr.  t-.  186H  e.  acta  Tiroleneia  l,  >7t);  ganx  ebenjio 
bet.  teeiath.  5,  480  (rar.  gewonhaiten) ;  >,  144;  alle  die  guten 
Sitten  und  gewonheit  Ponttte  u.  Sidonia  (1488)  l8^;  Wvt.K 
186;  Knkhki.  Chronik  i:  Kaiaheim  186;  ein  rechter  Spiegel 
der  weit  sitten  und  gewonheit  Schottki.  friedeneeieg  it : 
di  obgemolt  alte  herkomen  und  gewonheit  sollen  hin- 
fUr  .  .  .  gehalten  werden  bat.  wewiA.  8,  866;  dasz  man  die 
leut  von  der  schlimmen  bösen  gewohnheit  und  von  denen 
lästern  abgehalten  Abraham  a  S.  (h.ARA  lauberhutt  i.  66. 

die  ereten  belege  fiir  den  pl uralgebrauch  überhaupt  waren 
oben  {ep.  6644/6)  atta  der  rtdUeepraehe  naehgtmme»  werden. 
iro  aiieA  gewohnde  (a.  ep.  MM)  im  plural  btmugt  ieL  «ttr 
neueren  echtvachen  form  vgl.:  gewonheiten  (1889)  weieth. 
4,  191;  deagl.  6.  151;  885;  847;  8.  566  ii.  a..-  rgl.  auch  i,aue 
186S)  Herrgott  s,  714  u.  a..  rechte  ...  die  sich  .  .  .  auf  her- 
kommen und  gewohnheiten  gründen  J.  S.  PCttrr  jiMr. 
encyclopäd.  (.1767)  a.  10;  wenn  daher  in  Deutschland  durch 
Verjährung  und  gewohnheiten  rechte  .  .  .  entstanden  sind 
A.  F.  J.  Thibaut  jiir.  enegelopäd.  (1797)  e.  80»  m.  «.  för 
den  literariachen  gebrauch  bietet  Hkslrr  deut  erete  eemgmim 
im  reim  at^f  leiten: 

die  wolde  her  lu  rrsi  vorleiten 
noch  sinen  itewonhciten, 
«war  im  state  des  ir«lai\ 
H.  V.  Hbsi.kr  apotal]ftt$f  tktmiger  hd»chr.  18668  HHm. 

der  plural  ist  hier  um  .«o  at\fjallender.  ala  e*  rieh  nicht 
nur  um  eine  inzelnea  individuum  ala  träger  dea  hegriffm. 
sondern  bei  diesem  auch  um  eine  einzelne  riehtung,  nicht 
um  eine  ganze  »pielari  rem  eigenheiten  handelt,  in  beiden 
beziehungen  ist  daa  fblgtmde  eeugniaz  einleuchtender:  als 
er  nun  in  die  herberg  käme,  befraget  er  sich  der  gewon- 
heitten  des  königlichen  hofTes  und  Iwgeret  .  .  .  Unterricht 
zä  werden,  ob  auch  frembde  namhafftige  ritter  am  hoff 
wcrcn   Warukck  die  aehOne  Mmgelcne  cap.  3.  7.  4.     in) 


dteee  beUen  flfllM  ewvtefat  tbaim  itt 

für  den  pitifalgtkemmak,  aar  im  aar  \ 

aOelUiek   tUk  mtkdtkdt  umi  im  4mr  lywvdU    Hbhimm 

breitm  rmem  tiimimmt.    kti  aar  kmÜeemm  marf  tltb  ttm- 

rml  eim  bmmämm  fMmm§,  Ha  m  ätidUtk  mm  pitarmt 
•ItUa  «MsM.  m  4k  tHtger  im  ttgr^flm  mitealmmd 
bttiben.  usjil  miätmmeUt  4m  eiimulm'  bittbmtitit  im  4m 

ßmtimkt  dl«  8W>l«ilMp«  Md  Iftok«  dw  ■8«8ali9«  ifaid 
allenthalbM  dm  wmUmwAb,  worinn  sie  Uttm  «ad  llM«r 
organiaalkM  fHal»;  •Uaathalbrn  alter  w«d«a  lU  voa 
meiaiuifUI  ud  t<NI  Am  fBwobnhnt  regieret  HMom 
\idem  «.  4)  U.  tt«.  mn4nmmiU  eg/U  diearr  gegensatx 

la  dcf  mmUmImII  fOTi8i 
welfllie  b(M  §9vaslMlt  abnMlallMk  md 
gute  gewoalMit  «r  «tflöoflUum  für  rahtsam  acht«?  Hau»- 
uöRrntn  ßmmmmmmer  geofreehspteU  i.  4. 

I))  der  pitarmL  bei  der  beeUhung  «h/*  *ndi9i4emt  mis 
eelehat  Ihre  tOTenleht ...  bat  mir  den  mutb  ftfakMI  la 
ein  dasein  eianrtfWlM,  von  dem  mich  taasead  gßmekm- 
heiten  und  rlnHIlllllan  abhalten  wollten  AosaaM» 
mtam  leben  t,  SM:  gewohnbeilen  and  eigenheiten  Oöthb 
M.  M;  gang,  aUmme  .  .  .  und  gewohnheiten  Klimobr 
Fa%ui  III,  8  («.  •.);  die  laater  und  bfle«  gewohnheiten.  die 
ihn  unglücklich  machen  IUrobr  \br.  g.  Uf.  4,  kwm.  !•) 
18,  800;  dae  gleiche  achon  Abraham  a  S.  CLara  Immtm' 
küU  (l7tl)  t.  7«;  entaeholdict  eaeb  auch  nicht  mit  «vw 
bteen  gewohnheiten  Scrivbr  eeeltneehmle  tmr-.  htm  f»- 
wohnheiten  Hrrdbr  16.  609;  17,  «ii;  (niedrife  triebe... 
abscheuliche  gewohnheiten  idara  4.  4)  U.  147;  (•Me 
gew.)  16.  686;  meine  reinstaa  «apliidanffen  and  §** 
wohnheiten  hat  sie  nir  antebUdBt  (W.  ecAr.  \79%g.)  M, 
478;  (.ideen.  gew.  hnadlnnfiw»i«9a)  m,  Mt  {fkriatL  mkeff- 
ten  6) :  dieae  gewohalMUMi  war««  dar  kliriwH  aad  fB- 
nauigkeit  aeiaer  tdMa  flMafftteh  GAntr.  («lere.  *.  /. 
r.  MüUer  rede  ae^  F^rii4ntk  4.  §rmaen\  4*.  199;  daaB  6ia 
oberster  damnter  war.  ein  aoaderbarer  mann,  von  daai 
Ohiuf  in  der  folge  allerlei  gewohnheiten  angenommaa 
hat ,  z.  e.  einen  heroieehen  blick ,  eine  seltsame  art  ra 
sprechen  Qbrstbnbbro  (dküs*  ntei  Ugpmk»m4aieikm)  499 
Fiacker;  tu  gewohnheiten  haben  e.  QOtmb  t,  tm.  vgL 
eben  ep.  6681. 

9))  «Im  beeiehnng  ««^  mim  f  Wwwfsilai^  alfqgraaats 
gruppe  von  fc'ifii'w  4m  begr^^lm,  4m  jm  4m  gimmijfAeemak 
aer  recMmfeeama  emetfeemgem  tm^  mwgß  meeeetk  #sMn  ^v^  ase 
aUgtmmineren  liHarmeiatken  Wendungen:  ir  stlllent  aoeli 
wissen,  das  trunkne  leut  vil  gewonheit  haben  nach  ir 
natürlichen  art.  die  sanguinei  lachent  und  lauiTent  umb 
und  umb  .  .  .  und  rolerin  riallent  vtl  und  werdent  leicht 
xomig  und  erwegt.  die  negmatiri  schlaffent  gern  ond  ia 
träumet  gern  schwer  träum  und  ererhreckent 
melancolici  traarent  gern  ond  wainen  gern  ir 
ORTOLr  V.  Bayrij^nd  49^:  die  tu  selbigen  ersten 
gettbte  gebrftuch  und  gewonheiten  des  königretch«  Pgr- 
tagal  tlA<:(:iA  heil.  Äntomima  r.  Pndua  i:  und  so  vieler 
vAlker  tracht  und  »itten.  anstellungen  und  ge«etxe.  lebca. 
gewonheiten  und  spraotkoa  iiaihennst  erlemaa  Scm ur* 
pii!M  aehri/Um  679  '  ron  d8r  kmitb  rtitk  tm  «erdea):  «ia 
hoher  aufschwang,  ein«  Blf«ll«e«  Hecai  lag  wadar  ia 
der  gemUlhsart.  noch  in  den  gewohnheiten  alttaa  taad 
geaetaen  der  Deutschen  Hbrdrr  .aerMr.  bL  9)  IC  ■§; 
(ihre  alten  geaetxe  und  gew.  beibeliallen'  u.  aar  .ideni, 
tHeOlsr);  unter  der  bedingang.  dass  ihnen  ...  die  f«- 
rechten  gewohnheiten  and  frMheiten  des  reiche«  gesicbcft 
würden  v.  Ran  kr  u*.  S4:  ihre  »itten  ond  gewohnheitca 
Tefftndem  sich  unaufhörlich  S.  G.  v.  Voici.  a.  7;  ikr 
Koran  lebte  im  herkommen,  in  gewohnheiten  and  Vor- 
zügen, die  sehr  misjtleitel  werden  konnten  HBROSa 
^ideen.  znaätte^  14.  M«;  den  ionisch  südlichen  geist.  der 
alles  durchbrennt  und  durchBammt.  und  von  keinen  ver- 
hlltniasen  oder  gewohnheiten  sich  binden  Unt  Hbimsb 
{Hildegard  81  6.  I6i:  aber  sehen  sie  das  volk  hier  aa 
.  .  .  das  liebt  seinen  sthckbealel .  den  kupferkessel.  ia 
dem  die  matter  wurste  gekocht  hat.  es  liebt  eine  zer- 
brochene pfeife  .  .  .  ebenso  alle  miaBktftaeke,  die  zehn- 
tausend verrotteten  getrohnheiten  •ate9a  labens  G.  Frrv- 


6563      GEWOHNHEIT  (I,  3,  b  pluralformen) 


GEWOHNHEIT  (II  neuerer  gebrauch)       6564 


TAG  (soll  u.  haben  2,  7)  4,  307;  vgl.  (Übeln  gew.  und  miss- 
bräuche)  Heinse  {Hildegard  2)  5,  314;  (trägheit  und  böse 
gewohnheiten  der  menschen)  Herder  {briefe  z.  beförder. 
d.  hum.  10)  18,  242;  auch  sind  die  vorurtheile,  die  leiden- 
schaften  und  gewohnheiten,  worauf  sich  das  reich  dieser 
geister  stützt,  so  verbündet,  und  in  einander  geschlungen, 
dasz  keine  schlänge  berührt  wird,  ohne  dasz  sich  alle 
in  einander  gewundene  regen  (christl.  sehr.  1797)  19,  373; 
auch  wir  gestrengen  haben  eine  menge  von  gew.  und 
grundsätzen  angenommen,  welche  in  früheren  Jahr- 
hunderten geächtet  waren  Heinrich  Laube  ausgew. 
werke  7,  53;  meistens  kommen  in  schwachen  stunden 
die  irrthümer  und  fehler,  die  bösen  eindrücke  und  ge- 
wohnheiten unsrer  jugend  als  feinde  über  uns  Herder 
{kl.  Schriften  1791  jf.)  18,  367;  er  versenkte  sich  sogleich  in 
die  Vorbereitungen,  suchte  sich  über  betrieb  und  ge- 
wohnheiten des  Verlagshandels  bei  bekannten  und  durch 
bücher  zu  unterrichten  Freytag  {Karl  Maihy)  22,  214; 
es  ist  ja  auch  richtig,  dass  stil  und  gewohnheiten  der 
theater  verschieden  sind  Heinr.  Laube  7,  156;  dasz  sie 
mit  der  zeit  so  wenig  die  gewohnheiten  der  kirchen 
achten  Abrah.  a  S.  Clara  lauberhütt  2,  53;  so  ists  mit 
allen  gewohnheiten  der  vielgestaltigen  menschlichen  form, 
ja  mit  allen  erscheinungen  auf  unsrer  runden  erde  Her- 
der {ideen  3,  ll)  14,  38;  nun  ist .  .  .  Tacitus  ...  zu  loben, 
dasz  er  .  .  .  Staatssachen  in  sich  begreiffet  von  .  .  . 
gewohnheiten  fürstlicher  personen  Butschky  Paihmos 
s.  80;  sie  erwachsen  ganz  aus  den  gewohnheiten  ihrer 
zeit  H.  Laube  5,  13;  in  denselben  zween  Libien  sind 
.  .  .  mancherlei  leute  .  .  .  mit  mancherlei  weise,  mit 
seltzamen  gewonheiten  und  glauben  Ottho  v.  Deme- 
RINGEN  übers,  des  J.  de  Monteville  s.  208,  desgl.  285; 
vgl.  auch  203,  *.  oben;  die  allgemeine  Stimmung  der 
Stadt  war  gegen  den  Türken,  bei  den  männern  wegen 
seiner  grausamkeit  und  bei  den  frauen  wegen  seiner 
schlechten  häuslichen  gewohnheiten  G.  Freytag  {schlusz 
der  ahnen)  13,  247;  ich  habe  meinen  verdrusz  über  der- 
gleichen abgeschmackte  gewohnheiten  {beim  glückuün- 
schen)  bei  verschiedener  gelegenheit  spüren  lassen  Gott- 
sched vern.  tadl.  (1725,  2.  «/ücA:)  1  (1738),  15;  ich  fürchte, 
dasz  jeder  die  armseligen  gewohnheiten  des  winkeis,  in 
dem  er  gebohren  worden,  für  die  eigentlichen  sitten  des 
gemeinschaftlichen  Vaterlandes  halten  dürfte  Lessing 
{hav\h.  dramat.  22)  9^,  274;  viele  bigotte  gewohnheiten 
F.  Nicolai  reise  durch  Deutschland  5,  57;  rohe  grausame 
gew.  Herder  {ideen  6,  4)  13,  283.  schönere  gew.  (6,  3)  223; 
es  ist  ein  unlöbliches  wesen  bei  vielen  leuten,  welche 
über  dem  alterthum  so  strenge  halten,  dasz  sie  auch 
die  alten  bösen  gewohnheiten  nicht  wollen  abschaffen 
lassen  Jon.  Riemer  apophthegm.  vormund  (978)  387;  es 
herrschen  in  Altdorf,  so  wie  in  Nürnberg,  sehr  viele  alte 
gewohnheiten,  wovon  herr  D.  Semler  in  seiner  eignen 
lebensbeschreibung  manches  erzähltNicoLAi  beschreibung 
einer  reise  (1783)331;  ja  wenn  wir  bedenken,  dasz  nur 
wenige  nationen  in  diesem  conflict  der  geistesthätigkeit 
waren,  indesz  der  gröszeste  theil  der  andern  über  alten 
gewohnheiten  schlummerte  Herder  {ideen  3,  15)  14,  240; 
am  meisten  halten  noch  an  ihren  alten  gewohnheiten 
die  bewohner  der  .  .  .  bergigen  gegenden  S.  G.  v.  Vogel 
s.  7;  und  sie  verfallen  endlich  auch  dem  bann  des  all- 
täglichen lebens,  der  rechtgläubigkeit  an  geheiligte  ge- 
wohnheiten H.  König  die  clubisten  in  Mainz  (4,  8)  2,  72; 
Verstimmungen,  wie  sie  unvermeidlich  sind,  wenn  men- 
schen mit  verschiedenen  gewohnheiten  sich  zu  gemein- 
samem leben  verbinden  G.  Freytag  {soll  u.haben  4,  3)  5,  59. 
3))  der  plural  bei  der  abstraction  von  einem  träger  des 
begriffes:  die  laster  und  böse  gewohnheiten  sein  rechte 
ketten  Butschky  rosenthal  {nr.  209)  s.  432;  von  gewohn- 
heiten im  gegensatz  zu  angewohnheiten  spricht  man  da,  wo 
gewisse  leidcntliche  zustände ...  ein  bedürfniss  werden,  so 
dass  ihre  abwesenheit  unangenehm  auffällt  J.  E.  Erdmann 
über  gewohnheiten  a.  6;  dem  todten  buchstaben  des  ge- 
setzes  sowohl,  als  dem  kriechenden  gange  nach  alten 
gewohnheiten  und  lüsten  stand  sein  lichtvoller  geist,  der 
geistvolle  aufgerichtete  mensch  entgegen  Herder  {christl. 
athrijten  4)  20,  67;  dass  die  natur  alte  gewohnheiten  bis 
auf  einen  gewissen  punkt  fortpflanze  S.  G.  v.  Vogel  *  7- 
alte  gewohnheiten    überflügeln   endlich   die    ganze   Con- 


stitution s.  10;  a.  g.  können  langsam  abgelegt  werden 
ebenda;  jene  täglichen  gewohnheiten  Herder  {idten, 
Zusätze)  14,  604;  dasz  er  sich  nicht  von  denen  gemeinen 
gewonheiten  befreiet  zu  sein  achte  Butschky  rosenthal 
(409)  s.  870;  ohne  besondere  und  erhebliche  ursach  sol 
man  übliche  gewonheiten  nicht  änderen  Harsdörffer 
frauenzimnier  gesprechspiele  i,  SQ9;  wen  die  böse  gewohn- 
heiten einmal  ertappen  .  .  .  den  lassen  sie  so  leicht  nicht 
aus  Abraham  a  S.  Clara  etwas  f.  alle  3  (l7li)  189;  und 
solche  böse  gewonheiten  lassen  nicht  leichtlich  nach, 
sondern  werden  offt  täglich  nur  ärger  M.  Zeiller  epistdn 
(123)  2,  141;  auch  hinter  dem  schleier  böser  gewohnheiten 
wird  jener  ursprünglich  gute,  aber  miszgebrauchte  grund- 
sätze  bemerken  Herder  {Iriefe  z.  bef.  d.  hum.  10)  18,  251 ; 
gewohnheiten  sind  gewonnene  feste  formen  unsrer  Übung 
{Kalligone)  2,  119;  gewohnheiten  kommen  durch  öftere 
Wiederholung  derselben  handlung  zu  stände,  wodurch 
eine  grössere  fertigkeit,  sie  zu  erneuern  entsteht  S.  G. 
V.  Vogel  bemerkungen  und  erfahrungen  s.  4;  unser  leben 
wird  zur  gröszeren  hälfte  von  gewohnheiten  und  nur 
zur  kleineren  von  freiheit  und  entschlusz  genährt,  ge- 
wohnheiten aber  sind  meistens  die  polster,  welche  die 
schwachen  selten  unsrer  natur  sich  unterlegen  Immer- 
mann 5,  113;  es  lassen  sich  gewohnheiten,  die  eingewur- 
zelt sind,  nicht  so  rasch  beseitigen;  man  wird  jähre 
lang  noch  das  bedürfnisz  haben,  nach  thalern  zu  rechnen 
BiSMARCK  {im  reichstag  17.  11.  1871)  5,  177. 

H.  überblick  über  die  neueren  gebrauchsformen  und 
Verbindungen  des  Substantivs. 

1)  das  individuell  btlebte  Substantiv. 

a)  bestimmungen  die  den  inhalt  des  begriffes,  das  object 
der  zu  gründe  liegenden  handlung,  kennzeichnen. 

a)  selten  dient  diesem  zweck  ein  Substantiv:  welcher 
allgemach  sich  wird  herausz  wicklen  {aus  seinen  schul- 
den), der  macht  ein  gewonheit  der  häuszligkeit  J.  Schupp 
{kunst  reich  z.  w.)  739;  die  Opposition  .  .  .  war  beständig 
im  Widerspruch  mit  sich  selber  und  opponierte  hier, 
wie  gewöhnlich,  aus  blöder  gewohnheit  des  oppositions- 
metiers  Heine  {franz.  zustände:  gefängniszreform)  10,  245; 
die  vielen  fäden  der  Wissenschaften,  küpste  und  ge- 
schäfte,  die  ich  in  meinen  frühern  zelten  angeknüpft 
habe,  laufen  nun  immer  enger  zusammen,  kreuzen  und 
drängen  sich,  so  dasz  es  meiner  ganzen  ordnungsgewohn- 
heit  bedarf,  damit  kein  gewirre  entstehe  Göthe  br.  15,  8; 
vorstellungsgewohnheit  Volkelt  quellen  d.  menschl.  ge- 
wissheit 26;  auch  substantivsätze  spielen  keine  grosze  rolle: 
das  ist  allzeit  deine  gewonheit,  du  denckest  ehe  an  das 
spiel  als  an  die  schule  M.  Meister  colloquia  scholastica 
(1621)  B  l**  ebenso  {s.  u.)  Götz  von  Berlichingen  lebensleschr. 
103;  M.  V.  Kemnat  chronik  Friedrichs  l.  s.  ."jG;  wir  haben 
zwahr  die  gewohnheit  nicht,  dass  wir  unsere  eigenen 
thaten  selber  rühmen  J.  Rist  friedtwünsch.  Teutschland 
(1,  4)  66;  ein  anderer  hatte  die  gewonheit,  dasz  .  .  . 
Abraham  a  S.  Clara  Judas  der  ertzschelm  1,  402;  es  ist 
einmal  meine  üble  gewohnheit,  dass  ich  gleich  ins  feuer 
gerathe  Lenz  {Hofmeister  2,  i)  1,  18  Tieck;  Herder  8,  123; 
die  harmlosen  'dienstboten'  zurückgewiesen?  ja.  und 
zwar  aus  .  .  .  dem  gedanken  oder  doch  der  gewohnheit, 
dass  ein  hoftheater  im  gründe  nur  für  ein  exklusives 
Publikum  vorhanden  sei  H.  Laube  5,  214. 

ß)  das  bevorzugte  anknüpfungsmittel  des  neueren  stdls  ist 
wie  bei  gewohnt  sein  und  gewohnen  der  inßnitiv  mit  zu :  sein 
gewonheit  nicht  was  so  lang  ze  schlaffen  Vlmer  decameron- 
Übersetzung  s.  114;  desgl.  {s.  u.)  22,  s.  60;  Grimmelshausen 
Simpl.  177;  die  gewohnheit  aber,  seine  abendstunden  in 
dem  Schauspiele  hinzubringen  J.  v.  Sonnenfels  br.  üb. 
d.  Wienerische  Schaubühne  {Wiener  neudr.  1)  321;  vgl. 
G.  Freytag  4,  217;  Göthe  {Bameaus  neffe)  45,  3  Weimar;  J 
u.  a.  s.  u.  die  gewohnheit  und  das  vergnügen  dir  zu  ^ 
dienen,  zerstreuen  alle  bedenklichkeiten  Lessing  {Vir- 
ginia 4, 1)  6**,  98;  auf  der  schule  hatte  er  schon  die  üble 
gewohnheit  an  sich  den  porträten  der  gelehrten  härte  zu 
machen  und  nun  machte  er  recensiones  famosas  Lich- 
tenberg aphorismen  2  {litt,  denkm.  31,  loo);  vgl.  Abraham 
A  S.  Clara;  G.  Freytag  4,  287  u.  a.  s.  sp.  6567/.,-  als 
wenn  man  einen  hauptstern  am  himmel  vermisste,  den 
man  nächtlich  wiederzusehen  die  erfreuliche  gewohnheit 
hatte  Göthe  br.  34,  150 ;  es  ist  so  ziemlich  die  gewohnheit 


6565     GEWOHNHEIT  (H.  1  gew.  einzelner) 


GEWOHNHEIT  (II.  1  tnaaUkb»  few.)  6666 


cid  herrn  v.  V(olUire)  sieh  »uf  ceogen  su  berufen,  dir 
nicht  mehr  unter  den  iterbUdien  eind  Wikuanu  (mtm. 
Hchriften  V,  8  Voltain)  M,  1«  MUftt  v.  MM;  die  fewohn- 
heit  nach  leinem  eigenen  erBMMMa  so  h«nd«ln  0.  Luo 
wio  twÜKhen  kimmel  und  tr4$  taf.t',  di«  tawebnhell  des 
einen  zu  bestimmter  stunde  Minen  }uJi—  so  haben 
J.  K.  KnuMANN  ilAtr  gnechnhtitn  ».  •.  unfmihfäitk  dm" 
fffgen  und  dem  gdthrUn  »lil  angehörig  »iid  kitr  fvnmn 
dea  »ubttantivirten  infinitir»  wie:  die  vertheilung  von 
gewohnheit  den  haben«  und  gewohntem  thun  KnttMANN 
11.  ändert  it\/inHive,  die  gant  in  die  kategorie  de»  aub- 
ttontiv»  übergetreten  »ind:  ho  lange  ich  atme,  will  ich 
von  dieser -aUsirn  gewohnheit  de«  dsseios  nicht  Imssen 
W.  Alkxib  ruhe  iat  die  erata  bürftrjußUki  tl«;  «fl.  mAon 
(iAthe  6,  SM  «.  u.;  ein  gothiaehe«  baowerk  .  .  .  wendet 
<lio  irdische  inasze  und  schttnheit  nur  auf,  um  den 
MirnMchcn  vom  irdiachen  leben  wegzusiehn,  die  grio 
riii.scho  iiunst  bindet  ihn  mit  blumenketten  feat  an  dea 
leixMiH  freundliche  gewohnheit  C.  Mahb  {erinner%*ngen  an 
Italien)  11,  1,  ttratfe  abtk.  a.  lO. 

b)  poaaaaaivhaatimmungen  kommen  beim  individuell  er- 
faaaten  aubatanHv  natürliek  tu  besonderem  redU»  und  avnr 
in  der  form  dea  poaaeaaivpronofnrnii.  gegen  da»  rnndar*  aua- 
<lrueh{formen  gana  turiicktreten :  du  soll  auch  wissen 
die  grosz  geaunthcit  leit  an  den  dingen  der  man  ge- 
wonet  bat  .  .  .  wann  die  gewonheit  verändert  die  na- 
tur  ...  wann  hat  ein  man  vil  gearbeit  und  Obel 
geeasen  .  .  .  und  wirt  darnach  gemeiten  geen  und  wol 
esaen  und  trincken  so  wirt  er  siech  .  .  .  wann  er  hat 
seiner  gewonheit  nit  Ortolfp  v.  Batrlanot  arUnei- 
buch  4*  u.  a.  {a.  u.);  n«  den  demonatrativ/ormen  im  dienate 
der  individuellen  riektung  dea  aubet.  tgl.:  ein  von  natur 
zu  den  lästern  geneigter  mensch  . . .  wird  durch  gewohnte 
wcrkstellung  dieser  laster  ohn  Wunderwerk  nicht  darvon 
lassen,  weil  die  gewohnheit  die  natur  bestärket:  wann 
aber  solche  gewonheit  der  natürlichen  neigung  und 
fähigkeit  zuwiderlauft  ...  da  kan  keine  gewonheit  die 
natur  ändern  Butsciikv  roaentkal  {no.  ÖS6)  1089;  diese 
gew.   Pfkfkki,  pro«,  tereueke  4,  57  u.  a. 

c)  ayntaetische  Verbindung^. 

a)  unter  den  Verbindungen  dea  aubaiantiva  mit  nomini- 
bua  iat  die  Unterordnung  unter  ein  aubatantiv  kier  nur 
trenig  entwickelt  {a.  dagegen  S):  mögen  es  eindrücke  meiner 
kindheit  sein  oder  ein  träum  der  gewohnheit,  die  frappan- 
testen stellen  in  der  bibel  dünken  mir  von  der  höchsten 
.  .  .  natur  zu  sein  Mkrukk  (brir/e  an  Tkeopkron  8)  11,  167; 
IT  sammlet  sich,  ruft  das  urlheil  der  gewohnheit  zu  hülfe, 
und  nun  siebet  er  wieder,  wie  er  durch  eine  lange  ge- 
wohnheit der  äugen  sehen  lernte  {die  'plaatik'  von  1770) 
8,  119;  wenn  er  kam  bot  er  den  sUszen  reiz  der  gewohn- 
heit Gutzkow  rittet  v.  gtiat  s,  IM. 

1))  bei  der  tuaammenaiMun§  mU  affnonffwun  oder  badau- 
fungavertcandten  getrinnt  die  pOMttaivieatimmung,  nament- 
lich dea  pronomena  utnig  bodan,  vgl.:  der  einsidel  musste 
wider  seinen  willen  und  gewonheit  lachen  Urimmkls- 
IIAU8KN  Simplic.  W,  wio  jedem  apostel  noch  sein  ge- 
sichtspunkt,  sein  körper,  seine  gai>en,  seine  gesohick- 
lichkeit,  Übung  und  gewohnheit  bheben.  alle  aber  gelia- 
tert,  lichtrein,  angcflammt  erscheinen  aufs  gute  Hrrdrr 
{brirfe  Mtceener  briider  Jeau)  7,  4«9.  datu  vgl.:  darnach 
ist  si  in  sölichen  jungen  jaron  glich  waichcm  wachse, 
das  schnell  des  maus  sitten  und  gewonhait  mit  in 
truckung  .  .  .  empfangen  hat  Nici.as  von  Wylk  trmna- 
lationen  {aua  Poggio)  186.  andereraeita  vgl.:  bist  du  von 
art  oder  gewonheit  karg,  ein  zucher  und  hebig.  so  thAn 
dir  gcwalt  an,  gib  almAsen  bisz  rylich  so  gewonst  du 
sein,  und  wUrt  dir  leicht  Geiler  v.  Kaisbrsbrro  irrig 
acht^f  {Straaxburg  Sekiirer)  C>*:  das  Atabeok.  der  Sady 
söhn  solch  eine  gewohnheit  und  natur  hat . . .  Olkarivs 
der  peraianiseke  baum-garten  {Hamburg  16M)  a.  10*;  die 
gleiche  Verbindung  {a.  u.)  WlKt.ANO  8t,  tU;  ZU  besagten 
gewohnheiten  und  sitten  Butsciiky  Pathw*oa  ißU)  MO: 
wie  sehr  man  mit  einer  kunst  in  verhältnisz.  Obang 
und  gewohnheit  bleiben  musz,  wenn  man  ihre  produc- 
tionen  einigermaszcn  gemessen  und  etwa  gar  beurtheilen 
will  GöTHE  br.  U,  110;  aus  nachsieht,  gewohnheit  oder 
gutmüthigkeit  so,  98;  ein  solches  leben  .  .  .  eine  gewohn- 
heit dieser  art  Herder  18,  169;  und  ich  war  daran  durch 

IV. 


onigang  und  gevohabaU  fritantel  6At«b  mtkL  u.  tmkrk. 
II)  M,  7;    da«  allM  MÜm  tU  fBr  ihn  ein. 
wohnheit.   dia  !«■•«•  Mn  von  der  weit 
anganoaunanaa  TMhlMaiHa.  da«  ihrig«  battnifMi  (iNt 

aas  feweanBeit  noana,  eae  trt^Mn  taasaaaan» 

J.  F.  V.  Cnnonutiu  (0lmmmä.  Si  gm.)  t,  M: 

aas  trlgheit  und  böeer  gew.  Hbhomi  Iti  Wtt;  aoa  f»w. 
ond  Soeht  der  langeweile  I9.  M;  fofahl  maä  fnr.  Arm  im 
IHM.  tbuamtkeH  9  M^g:  gew.  ond  VMpAfM  Lmwioo 
•*, «;  fodankM  om  g^m.  Laom  i^  ti4  «.  «. 

g»  dtkUkmlk  kigMim  mm*  kitr  frfiyiatffa*  dat  $ttk- 
atmiMv,  Mwrtfm  aber  bei  im  fwifafdiirffm  wfkmmwg  »iekt 
garmät  bawartugt.    innerkalk  im  «Um  gnmtm  (Wtoa.  alte 

mker  Jbtiat  im  mamra  M  mmim  im  awwyiif  Oöt«m 
für  di*  er/irat$lkMa  aaita  mmmitgflmki  miainatk^fbrmm  der 
emfiflndumg. 

«))  dann  wort  on  werek  s«haSMi  M  «oob  alMa  der 
alten,  guten  gewonheit  nach  kurfUni  AuifllCMT  v. 
Brakdrüburo  «a  karaagin  Annm  v.  Brmmmliimi§  (tIT«) 
a.  flIfisiiiJlaiiiw  1. 117:  do  «r  8««lapaOBt  Mtmm  gMan  ge- 
wonhaK  galiOet  hat  üttmm  Mer».  im  iatmmmmm  ».  m 
{eomendmto  gumtm  M««aM);  die«  MW«  antugenda  ...  die 
ime  von  langer  gewonheit  sint  in  dem  gründe  btlftMi  toa 
der  bAaen  gawoobait  Taolbr  pradigten  $.  Wb  VlUm:  in 
böser  gewoohaH  laben  Abraham  a  S.  Clara  Jmim  im 
enaekelm  (iM)  t.  417:  aos  trIgfaeK  ond  baaBrfiw.  Hbrowi 
19,  «71 :  dasz  diaer  ungasehliffen«  ttnunal  ate  ■aModHelie 
gewonheit  an  im  hab  Abraham  a  8.  Clara  /«diBa  im 
enaekelm  1.  401 ;  vgl.  Qble  gew.  Lbrs  I.  IS  (a.  a.)  sHchta 
gew.  Fr.  Rrutrr  S,  tt. 

b))  owe  herr.  eo  isl  mAlieh  alt  gewonheit  se  lasaenne 
Srusb  {bMd.  i.  tmigan  imiak.  emp.  S)  ISl  BiUmteger;  wissen 
aber  nitt,  was  wir  sagen,  habaaa  aas  langer  gewon- 
heit Luther  m.  II,  7i  Weimutr.  («fi.  d^gafw  durch  eine 
lange  gew.  der  äugen  IIrrdkr  a,  Itt  a.  «.):  welcher  .  .  . 
nachmala  wider  zu  alter  gewonheit  keret  Ambacm  aaa» 
tuaauffen  B  9*;  finde  ieh  «ueh  aber  nach  der  alten  ge- 
wonheit mit  dem  slarckaa  bindern,  der  voller  groben 
were  Albrecht  v.  Brandkmburo  an  Anna  r.  Braun- 
aekweig  ».  Sttitümumm,  ftiamHii^fk  1,  I17:  nach  der  alten 
gew.  Ulamr  mrimiUtk,  im  iammmam  «.  isi:  de  olle  gew. 
Fr.  Rbutkr  t,  45S;  darvir  (ror  i.  ManmWd)  kattsi  ar 
nach  seiner  alten  gewonhait,  ipradl  seia  gepat  aad  faag 
an.  innigclich  zo  wainen  J.  Kmkbrl  ekeomik  r.  Kmiaktim 
itt  HüHner:  meiner  vorigen  gewonheit  nach  Grimmblo- 
haosbn  Atayrf.  mb  mtmir.;  {fäg/litkm)  n; 

aad  wa  ee  biagsht.  sadbead  selaaa  slan 
aad  IMbefcr  gswebabeit  aH«  sOUIe. 
dott  tialsl  eia. 

OaaiMBtBB  {Ubmam  S)  •*.  MI ; 

bereits  war  es  lor  stehenden  gewohnheit  Noileas  ge- 
worden .  .  .  »einen  abeodspaiiergang  nach  ZaHins  be- 
sitsoBf  sa  riobteo  Mörirb  (lafsr  Solian)  4,  4«  Krauma. 

e))  alaa  basoadare  gevrobabeU  aoU  der  mann  an  sirb 
gehabt  babaa  Lbbbiru  (i.  jmmg»  gätkria  i.  »)  l*,  ss»;  dia 
groes«  nAchtUeba  still«  hier  aoasaa  im  gartaa  bat  aaeb 
viel  reis  .  .  .,  ond  ea  dtrfla  ataig«  gewohnheit  dam  kom- 
men, an  könnte  ieb  INHiSMen  in  die  gr»ell»chan  der 
würdigen  locifagen  aafgeaomaien  zu  werden  Gwtmb  britfe 
14,  ist;  Oberhaupt  aber  bin  ich  auf  einer  ide«  to 
aosfQhrung  mir  nur  noch  ein  wenig  gewohnheit 
{an  S^ilUr  1717)  br.  IS,  S»:  »ie  gab.  ge«rn  alle 
heil,  ihnen  . .  .  einen  prächtigen  schmaus  Hkimss  (HSU^ 
gard  S)  «,  I4S;  das  verkennt  der  ob«iMÜtaha  toschaoer 
leicht,  dessen  glaube nsbekenatalBB  dto  bloase  gewohn- 
heit U.  Laubb  •»  Wb. 

d))  sOsse«  lebsal  sebdae  freundliche  gewohnheit  daa 
daseins  ond  alibaasl  voa  dir  soU  iob  «ebaidca  GOmw 
\,Bgmmmt  ft)  %  Mi;  «fl..*  sisaa  fsw.  daa  daaslaa  «.  a.; 


aaeb  aad  aach  i« 


die  befriedigong  seiner  wfinsche  ward  «ine  reizende  ge- 
wohnheit (JfsMfrrs  lekrjakre  1,  9)  la,  44;  herzofin  Amalia 

412 


6567  GEWOHNHEIT  (H,  1  das  ist  meine  gew.) 

hatte  die  gnädige  gewohnheit  eingeführt,  dasz  sie  allen 
personen  ihres  nächsten  kreises  zu  Weihnachten  einen 
heiligen  Christ  bescheren  lieszen  {das  neueste  von  Plun- 
dersweileyi)  13,  43;  die  erfreuliche  gew.  haben  br.  34,  150; 
(die  üble)  Lichtenberg  *.  o.;  sie  verfluchte  die  schlep- 
pende, träumerische  gewohnheit,  durch  die  ihr  ein  so 
unbedeutender  bräutigam  hatte  werden  können  Göthe 
{die  wunderlichen  nachbarskinder)  17,  328. 

ß)  die  Verbindungen  mit  verbis  lassen  dem  Possessiv- 
pronomen hier  mehr  Spielraum. 

l))  vor  allem  gilt  dies  für  die  subjectfunction,  natnent- 
lich  in  der  Verbindung  mit  dem  verbum  substantivum, 
die  des  pronomens  kaum  entbehrt,  hier  ist  neben  der  alten 
form  des  nebensatzes  nun  auch  die  des  hauptsatzes  voll 
entwickelt,  die  dann  meist  einen  infinitiv,  seltener  einen 
ganzen  satz  abhängen  läszt,  vgl.  oben  sp.  6564.    vgl.  : 

d))  sie  den  wege  wider  zu  dem  schifflein  nam  ...  als 
dann  ir  gewonheit  was  ze  thon  ZJlmer  decameroneübers. 
91 ;  ebenso  60 ;  nach  euerem  befelch  will  ich  .  .  .  mich 
tapfrer  halten  weder  mein  gewohnheit  ist  Albrecht 
DÜRER  {an  Pirkheimer)  32  nachlasz;  ich  wil  einen  menschen 
bei  nacht,  der  nur  so  laut  redet  als  seine  gewonheit  ist, 
an  der  stimme  durch  ein  solches  instrument  erkennen 
Grimmelshausen  Simpl.  200  neudr. ;  wie  meine  gewonheit 
in  dergleichen  begebenheiten  war  35;  {vgl.  auch  die  erde, 
deren  gewonheit  ist  177);  mein  gewonheit  ist  zu  dem 
minsten  die  wochen  ein  fart  ze  peichten  ülmer  decamerone- 
übers. 22  {la  mia  usanza  suole  essere  di)  114;  vgl.  M.  Meister 
s.  0. ;  dann  mein  gewonheit  war,  wann  ein  fast-tag  war,  so 
asz  ich  einen  ganzen  tag  nichts  bisz  nachts  Götz  von 
Berlichingen  leben  103  Bieling;  es  war  seine  gewohn- 
heit, den  eigenen  geburtstag  so  feierlich  als  möglich  zu 
begehen  G.  Freytag  {soll  u.  haben  2,  3)  4,  217;  es  mag 
schön  oder  hässlich  weiter  sein,  meine  gewohnheit  bleibt 
auf  jeden  fall  um  fünf  .  .  .  spazieren  zu  gehen  Göthe 
{Rameaus  neffe)  45,  3  Weimar; 

,  du  wilt  dich  lassen  den  zoren 

überwinden,  nain  tue  das  voren, 
das  dein  gewonhait  den  zorn  überwint. 
Hans  Vintler  pZMemen  der  tugent  v.  1478  Zingerle; 

deine  gewohnheit  betrog  dich,  dasz  du  glaubtest,  körper, 
als  körper  sehen  zu  können,  weil,  was  du  sehr  oft  ge- 
sehen hattest,  körper  war  Herder  {plastik)  8,  123. 

b))  da  doch  beiderseits  kein  ziel  zu  einer  verehligung, 
sondern  bloss  ein  gewonheit  scheinte  Abraham  a  S. 
Clara  Judas  d.  erzschelm  l,  241 ;  vgl.  {s.  o.)  die  gew.  be- 
thätigt  (Arnim),  trägt  bei  (Göthe),  zerstreut  (Lessing), 
entspriesst  (Göthe);  vgl.  auch:  äwer  de  olle  gewohnheit 
drew  em  nah  Gürlitz  tau  F.  Reuter  {stromtid  2,  30)  2,  453. 

2))  für  die  objectfunction  ist  das  pronomen  nur  ganz 
selten  beobachtet:  ich  gebe  euch  diesen  guten  rath  eure 
böse  gewohnheit  zu  überwinden  Scriver  seelenschatz  432^; 

eins  nur  bitt'  ich  zuletzt,  du  lässiger,  dass  du  mir  diesmal 

deine  gewohnheit  änderst.  Fr.  Rückert  2,  125 ; 

vgl.  auch  {s.  o.):  meiner  gew.  bedarf  es  Göthe;  vgl. 
andererseits  die  possessivbestimmungen  in:  die  sol  .  .  .  in 
ir  eine  gewonheit  machen  Tauler  predigten  12  Vetter; 
er  ist  mehr  landjunker  als  diplomat  und  hat  die  gewohn- 
heit dieser  art  von  Engländern  sein  mittagsmahl  im  magen 
stets  2  zoll  unter  portwein  zu  setzen  Bismarck  {an 
L.  v.  Oerlach  1855)  br.  1897  s.  130;    vgl.  F.  Reuter  (*.  u.). 

a))  die  meisten  belege  entfallen  auf  die  Verbindung  die 
(eine)  gewohnheit  haben,  die  schon  in  der  älteren  bibel  so 
oft  gegen  lat.  consuescere  eingeführt  ist  {s.  sp.  6555) ;  vgl.  du 
weisst . . .  dass  mein  seliger  herr  vater  die  gewonheit  hatte 
bestrafter  brudermord  1,  6;  *.  engl,  comöd.  157,  20  Creizenach; 
vgl.  oben  {sp.  6531)  zu  Hans  Sachs  5,  352;  vgl.  Olearius, 
Rist,  Göthe;  vgl.  ein  anderer  hatte  die  gewonheit,  dass 
er  zu  allen  Sachen  hinzusetzte  .  .  .  recht  also  Abraham 
A  S.  Clara  Judas  d.  erzsclielm  i,  234;  un  wil  dat  ick  de 
Süchte  gewohnheit  an  mi  heww,  mi  in  den  slap  tau 
roken  F.  Reuter  {stromtid  1.  vorcapitel)  2,  22;  ebenso  {s.  o.) 
Lessing,  Lichtenberg;  dazu  vgl.:  denn  ich  habe  in 
gewohnheit  die  leute,  wo  möglich,  warten  zu  lassen 
J.  E.  Schlegel  8,  4i6;  «.  a. 

b))  dan  pfaltzgrave  Friederich  hielt  die  gewonheit, 
welcher  sein  leibeigen  und  sein  feint  worden  was,  den 
liess  er  doten,    er  hett  den  gros   forderer  oder  ursach 


GEWOHNHEIT  (II,  1  nach  seiner  gew.)  6568 

eins  alten  diensts  M.  v.  Kemnat  chronik  Friedrichs  I. 
56;  wie  die  form  ist,  so  giesset  man,  und  wie  man  die 
gewonheit  gemacht  hat,  dabei  verbleibet  man  Abraham 
a  S.  Clara  etwas  für  alle  3  (l7ll)  190;  nun  aber  daraus 
eine  gewohnheit  zu  machen  Herder  {christl.  sehr.  I79i) 
19,  42;  vgl.  auch  {s.  o.)  Schupp;  wer  in  seiner  diät  eine 
gewonheit  angenommen  und  sich  wol  dabei  befindet 
Hohberg  1,  165;  hat  die  gew.  nicht  mehr  lassen  können 
Abraham  a  S.  Clara  Judas  d.  erzschelm  i,  417;  das  gleiche 
schon  Seuse;  (ablassen)  Merswin;  (ablegen)  Pfeffel; 
vgl.:  ein  gezähmtes  thier  wird  herrenlos,  wenn  es  die 
gewohnheit  ablegt,  an  den  ihm  bestimmten  ort  zurück- 
zukehren bürgerl.  gesetzb.  §  960;  so  würde  sie  bald  die 
gewohnheit  verlieren,  die  glückseligkeit  und  unglück- 
seligkeit  eines  menschen  nach  der  beschaffenheit  seines 
aüszerlichen  zustandes  zu  entscheiden  demoiselle  {C.  C.) 
Lucius  an  Geliert  s.  136. 

y)  die  präpositionalverbindungen  begünstigen  nur  in  ein- 
zelnen formen  das  pronomen  oder  andere  ähnliche  bestim- 
mungen. 

l))  die  alte  Verbindung  mit  nach  msidet  anfangs  das 
pronomen,  läszt  es  dann  aber  bald  nicht  mehr  fehlen: 
pflag  er  nach  gewonheit  alle  tage  sein  knie  zu  beugen 
Johann  v.  Neumarkt  leben  d.  hl.  Hieronymus  209  {var. 
gewönlichen) ;  das  gleiche  il&;  eins  tages  schickt  er  nach 
der  gewonheit  Verdeutschung  der  dialoge  Gregors  (1473) 
n,  20; 

lass  nach  gewonheit  mich  die  freuden-rosen  lesen. 

Neukirchs  gedichtsamml.  1,  46 ; 

vgl.  auch  oben  {sp.  6566) :  nach  alter  gew.  dagegen  vgl.  ntm : 
ich  waisz,  das  Metz  mein  auch  warten  wirdett  nach  irer 
gewonhait  Albr.  v.  Eyb  {Philogenia)  2,  123  Herrmann; 
als  der  nach  siner  gewonhait  ietz  hin  dann  her  spa- 
cirende.  Niclas  v.  Wyle  translationen  27;  ebenso  Stein- 
HÖWEL  Äsop  s.  38 ;  Ulmer  decameroneübers.  23,  Wickram  1,5; 
die  fflr  nun  zö  der  hertzogin  und  macht  ir  vor  zu 
Augspurg  nach  ir  gewonhait  in  ain  trichlin  kostlich 
confect  ein  Sender  s.  dtsch.  städtechron.  23,  117;  ich 
wollte,  dasz  diese  kleine  schrift  des  Naudö,  die  nach 
seiner  gewohnheit  voll  gelehrsamkeit  ist,,  übersetzt  .  .  . 
erschiene  Herder  {br.  z.  bef.  d.  hum.  58)  17,  324;  ebenso 
Auerbach  neues  leben  3,  357;  ich  gieng  am  Sonnabend 
abend  nach  meiner  gewohnheit  zu  ihm,  um  mich  ra- 
sieren zu  lassen  Hebbel  {barbier  Zitterlein i)  9,  Gl  Krumm; 
ich  sehe  noch  unseren  seligen  herrn  grafen  da  sitzen 
und  nach  seiner  gewohnheit  seine  Schnupftabaksdose 
auf  dem  tische  hin  und  her  drehen  W.  Raabe  alte  nester 
s.  220;  dazu  vgl.:  hat  er  Ulissens  nit  gegenwertig  gefun- 
den, dann  er  seiner  gewonhait  nach  bei  dem  mör  sasz 
ScHAiDENREisSER  Odyssec  (5.  buch,  Calypso,  Mercur) 
(15.37)  20^;  dass  ich  meiner  gewohnheit  nach  im  schlaff 
jählen  möchte  Grimmelshausen  {vogelnest)  2,  333  Keller; 
Windheim  hats  übersetzt,  und  seiner  gewohnheit  nach, 
mit  langen,  aber  schlechten  noten  vermehret  Herder 
{theologi-ebriefe  8)  10,  91;  ebenso  {ideen  i,  16)  14,  262;  vgl. 
auch:  der  name  {Dietegen)  steht  noch  im  gegenwärtigen 
Züricher  kalender,  obwohl  kaum  noch  jemand  darauf 
taufen  läszt.  ich  habe  ihn  meiner  gewohnheit  gemäsz 
dort  hervorgesucht  G.  Keller  {an  W.  Petersen  1876)  3,  233 
Bächtold.  das  gleiche  gilt  für  die  gegentheiligen  Verbin- 
dungen, die  aber  weniger  verbreitet  sind,  vgl.:  weil  man 
das  ampt  im  chor  hat  gesungen  .  .  .  hat  si  wider  ir  ge- 
wonhait die  äugen  imerzü  laussen  umschweiffen  und 
uns  angesechen  Sender  dtsch.  städtechron.  23,  144;  da 
Reinhard  wider  seine  gewohnheit  nicht  antwortete  Storm 
1,  20;  gab  ich  es  meinen  jüngeren  freunden  zu  lesen, 
auf  die  es  eine  desto  gröszere  Wirkung  that,  als  ich, 
gegen  meine  gewohnheit,  vorher  niemanden  davon  er- 
zählt .  .  .  hatte  Göthe  {dicht,  u.  wahrh.  13)  26,  227;  ebenso 
W.  v.  Polenz  Grabenhäger  1,  2;  A.  v.  Arnim  l,  9  {Grimm), 
vgl.  dagegen  {s.  o.)  gegen  alle  gew.  Heinse. 

2))  bei  anderen  Verbindungen  ist  das  pronomen  ganz 
vereinzelt: 

a))  weil  sie  aber  ja  verstockt  auff  ihrer  gewonheit 
beharren  Luther  {tröstung  an  die  Christen  zu  Halle  1927) 
23,   415. 

b))  .  .  .  wer  manig  mensch  nit  hin  zu  gangen,  der 
also  ausz  forcht,  schäm  und  gebot  der  weit  mit  Unwillen, 


6569  GEWOHNHEIT  (U,  2  gew.  be$tmwUer  knM> 


GEWOHNHEIT    II,  8  gtw.der  franca)    6070 


nur  auiiz  (t'-'wonhait  on  brfird  dartzA  fanngcn  li(  8bii. 
I^TZRR  (brMehirmbüehUin)  «7  QotUt;  doer  iit  gewtst, 
der  zum  flfTtcm  in  «einen  r«d«l  diM  wort,  aoaa  gewon- 
licit,  eingciniMcht,  wie  ihr  daofMeben  Abraham  a  8. 
Claha  Judaa  d.  erueMm  t  (ICM)  401;  dai  (bun  was  man 
Rewohnt  ist  und  aua  gewonheit  gern  Ihnt  Hohmriio  i, 
166;  vgl.  auch  Zedlbr  10,  itm,  vgl,  («.  o.)  Ciimonbok, 
(iCnuK,  ilKHOKit;  wie  man  aaa  gewohnbeit  nach  einer 
abgelaufenen  uhr  hinsieht,  aU  wenn  «ie  noeh  fiBti,  ao 
blickt  man  auch  wohl  einer  nchflnen  in'f  fMriaht,  als 
wenn  iic  noch  liebt«  (iiVrilR  maj-.  u.  rtß.  nr.  tM; 
»tkr.  d.  (t'orthrtjf»flhekn/t  tl,  ii;  ich  halte  au«  gewohn- 
beit noch  ein  kleineK  niedliche«  maHonnenbildchen  an 
einer  seidenen  schnür  am  hnliie  hangen  Ski^mr  {tpatier- 
gongt)i,w  Hempel ,  der  all«  herr  hftngt  nlmlirh  an 
dem  obcrsanit&tsratb,  nicht  aus  lieb«,  sondern  aus  ge- 
wohnbeit, wie  an  einem  alten  stUck  m&bel  iMMsnMANN 
u,  17«;  doch  mehr  aus  gewohnbeit.  als  aas  luit  Holtki 
erz.  sehr,  l,  6  (vom  hunde). 

e))  weil  mich  nolche«  verleckem :  und  ron  meiner  ge- 
wohnbeit hart  zuleben,  abziehen  mOgte  (iRIMMKI.hiiav- 
8EN,  SimpL  bsa  neudr,  dagegen  vgl.:  odder  da  einer 
frfi  ist  von  gewonheit  wegen,  and  er  mag  der  rechten 
zeit  nit  erwarten  Gkilrr  v.  Krikrrsbrro  tündtn  de* 
munde***';  von  natur  und  geaundheits  wegen  Wibuano 
>4.  981:    vgl.  auch  {».  o.)  Grii.kr,  Abraham  a  S.  Clara. 

d))  die  traurikait  und  betrtibnusz,  die  ist  mir  durch 
die  gewonhait  iecz  zemalt  alt  vtrdeuUehung  der  dialoge 
Gregor»  (U78)  I,  cap.  i;  man  lieset  von  einer  Jungfer, 
die  von  Jugend  aulT  das  gifltige  kraat  Napellam  zu  essen 
gewohnet  war,  und  durch  solche  gewohnbeit  so  viel 
zuwege  gebracht  hatte,  dasz  es  ihr  nichts  schadete 
SPERI.INO  Nicotirmiiii  quaertn*  1  (1718)  1896;  wähle  dir 
irgend  eine  gute  lebensart;  angenehm  wird  sie  dir  wer- 
den durch  gewohnbeit  Hkhorr  {terttr.  Uätier  h)  ii,  17t; 
deagl.  ipl<utik)  8,  7;  vgl.  auch  GöTHE  M,  7. 

r))  wann  am  dritten  tag  kert  er  wider  zA  seiner  ge- 
wonhait und  begund  zA  der  zeit  des  gebettes  unstAt  sein 
Qrtgw»  dialoge  II,  eap.  4.  dagegen  vgl.:  bei  erleichterter 
Gelegenheit  seine  werke  zu  finden  (Jord  Byron»)  und  zu 
besitzen,  ward  es  auch  mir  zur  gewohnbeit  mich  mit 
ihm  zu  beschäftigen  Göthr  {iag-  und  jahrt»-k^fU  1817) 
M,  \-iß,  vgl.  auch  {».  o.)  tu  Ambach,  Butschkt,  Platin, 

MURIKE. 

/))  and  hab  so  manchen  (oarh  n»x  («nOmen, 

das  ich  sin  bin  in  (cwonbcit  kummen. 

3,71  MvRKSR  paitcAsian  3,  71  VU.; 

lässesta  die  sOnde  erst  in  die  gewonheit  kommen,  so 
machstu  dir  hernach  die  busz  selbst  schwer  H.  MCi.lrr 
griatl.  erquiehttundeii  (1667)  ».111  (nr.  6»);  «o  man  aber 
der  masz  recht  Unterricht  ist  und  die  in  gewohnbeit  bringt, 
kann  nachfolgend  dest  leichter  auch  ohn  die  masz  ein 
iglich  bild  gemacht  werden  A.  DCiibr  (von  mrnsthl.  pro- 
portion^  809  nachlasx;  und  hat  in  gewonhait  gebept. 
wann  er  mit  seiner  eefraocn  die  eelicben  werck  bat 
wellen  pflegen  .  .  .  hat  er  vor  den  segen  than  Srndrr 
chronik  v.  Augafturg,  ».  dttck.  ttädieekr.  88,  810;  andere 
habens  in  gewonhoile,  daas  sie  nach  dem  morgenessen 
zu  bade  gehn  Ryfp  tra%imb%tdk  Arttmnden»  58*  1,  U.  daagl, 
Wickram  8, 2.\  Heii.mann  TAMe.Ml,J.E.ScHLRaBL 8,418; 
vgl.  in  Übung  und  gew.  bleiben  (G<iTHR),  in  bOser  gew. 
leben  Abraham  a  S.  Clara;  dagegen  vgl.:  und  das  tier 
fuhr,  wie  es  in  seiner  gewohnbeit  lag,  auf  den  fremden 
los  Anzsnoruber  (dorfgänge)  8,  188. 

9)  da»  aubatantiv,  da»  ein«  grtippe  von  Mlgtrm  dm  bt- 
griffe»  vorauaaeUt,  iat  muf  bmtimmungrn.  die  die»»  grupp» 
abgrenzen,  alao  auf  potmtnm  formen,  von  kau»»  au»  an- 
gevrieaen. 

•)  formen  der  abgrentung  der  gruppe. 

o)  posaeaaivbeatimmungen  und  entaprrckend«  mittel,  rgl. 
Tur  rechLi.oprache  .tp.  6561,  vgl.:  US  gewonheit  deren  men- 
schen kunipt  es,  das  da  was  ich  Übels  überkommen  bah. 
vor  bettest  erfaren  Tkrbnz  (1499)  85*;  die  gewonheit  der 
menschen,  wie  auch  ihre  complexion  bilflfl  viel  dazu, 
und  gefeit  manchem  die  sackpfeitTe  weit  besser  als  ein 
schönes  lautenspiel  Heinrich  Albert  vorrrd«  t.  8.  thtil 
.meiner  arien,  (1640)  neudr.  a.  68;  welches  in  die  gew.  der 
menschen  übergegangen  ist  Laube  5,  163;    beschreibang 


frembder  oertber  und  länder.  an4  immlbtm  l 

naior,  lebm.  aitUa.  lelat',  wett*  mmi  hl«ril8li8i  fUsd 

HtaibtmU  $,  AOAM.  Ouuuiios  MJtttiBtkr.  jBmmkmt  itm  : 

als  die  li8naeli8Bd8»  tMimu^m,  rittan  mmI  fewobn- 

beiten  OMiea  leilaMata  HsniNm  (Ir.  $,  krf.4.  htm.  n) 

17.  M:  (faw.  . . .  «Miaa  fiaelileelila)  n,  m.  aadi  «rMaa* 

liebem  braaeb  oi  favanbait  J.  Kaasai.  »krwmik  ».  JEaü» 

Ann  sao:   beidadaak«  fabrauebe   oad  fNr.  EasKLiH  v. 

GOmiburo  8.  M«;   dar  wall  aK.  gßmmMk 

LoTNBN  88,  aaa;   aaah  da«  hiaJMli  u 

well  Abraham  a  K.  Claiu  tmtAmküU  %  •;    (i 

,  .  gew.)  n.  51«  ÜNiMMBUMAOasii  ■JidManif.  BmgL  t, 
»';  kam  bA  auwfam  daa  walda  tt  aiafca«  od  s* 
foraaba«  dia  |iwa«liail  daa  laada  Poimi«  mmd  Siooku 
ti4sa)  i  *»:  tb»um  (faw.  «ad  aifaaMakall daa  laada)  Waii- 
bbck  d.  mA.  Jfaprfwit  (W,  M,  n)  r^x  (dca  laadaa  aalsoac 
ond  gew.)  Orm  Adasf*  AnmUm  1.  7»;  kein  laada  fa» 
wonbeit  Hi'TTRN  {Vadiaeum)  4.  flA;  so  bett  er  Im  dee 
landa  gewonbeilt  far  bin  sagen  sollen  Lutmbr  •,  Ml; 
der  Markhold  gesIgaaU  aia,  nabcb  laadaa  fawofcäbait. 
mit  einem  küsse  Fa.  v.  ZaaaM  adriat.  Bmmmmd  (1)  IM 
JeUinek.  ebenso  SbL'MB  8. 47;  nach  landca  gew  llAT«ntO« 
(leiekpredigten)  4,  »;  er  machte  ihn  sogar,  aiaifa  Jakra 
daraof.  gefen  die  gewohnbeit  des  Uüdee, 
seiner  beMaktUakea  besitzung  H.  v.  Ktmuft  (a 
in  8L  Datmimga)  »,9a  E.  Schmult.  aoaa  nwtwaadifar  fßm. 
dieae«  lands  Hboio  Joaepku»  17*;  Jeder  aber  apraali  vM 
leiser,  als  ee  aooat  doK  die  gewohnbeit  dea  arlaa  lal 
W.  Raabr  alt»  nealrr  880; 

was  tAgml  der  verstorben  beito 
aaeb  gswsabsit  dar  welscbte  »idto. 
II Ana  Sacaa  (4.  ««sr  «War«)  /a5.  m.  «rAMwS,  nt; 

die  poesie  ist  ein  Proteus  onler  den  vAlkera;  aia  Tar> 
wandelt  ihre  geslalt  nach  spräche,  silten.  gewokabaMaa. 
nach  dem  temperament  and  klima.  «ogar  naeb  den 
accent  der  vOlker  Hrrorr  (br.  t.  Uf.  d.  kum.  s  la,  U4: 
vgl.  18,  481;  da  godaobt  Dis  Mancbalk  aa  treCeo  den 
kam/f  mt  IsfiaaaaX  '«Bf  aaaii  laalaalMr  gawaakait  den 
leisen  an  sa  atagea  Wilwolt  t.  Scmaomb.  at;  «ad  zwar 
mit  der  allertcblecbtsten  speise,  welches  wie  man  safet, 
wider  aller  teataeben  art  and  gewonheit  laaSl  Grim- 
MBL8HAUaaii  SimfLiM  ntudr.;  »%  ist  der  Deaecea  ge- 
bonhait  bmgriatka»  »ffAhutk  loa*  Bmntr;  gew.  der  vor- 
deren Taulbr  41;  gew.  aaaarar  dlaalL  laadaiaala  8bom« 
8,  188;  volksgewohnheiteaa.SainNnMery.aii.Mr;  aaCi» 
naigewohnbeiten  SoNNBNrcLa  (IWaaar  «asidraak  i)  laa; 
lokalgewobnheiten  loa;  sta inaiaatawaliafcaM  Lkwalo  ». 
Sanderr  8. 1868*:  ao  hat  aia  «IIa  allaa.  aitaalar  tot- 
wunderlichen  gewohafcaUaa  «ad  taafcta  daa  hasMa  k»> 
stehen  lassen  A.  v.  DaoaTB-HOLaaorr  t,  «8fiaaf):  aahal 
ihr  nicht  vielmehr,  erbaoliche  aosleger.  dau  «tiea  'ge- 
denke' nichts  als  bexiebnng  auf  ein  altes  bekannlea,  aof 
eine  väterfawobabaH  ad  Hrrdrr  (dlissAi  mrk,  8)  a.  iv: 
es  ist  die  MbHaba  fawobnbeit  meiaor  batdar  Rabckrn 
I,  188;  gew.  der  liebbalwr  HBRnoi  U^  *<•:  aJa  ionger 
Icat  gewonbeit  wer«  l7eMrdbeaaiaranaMrrs.  s*;  da;  selbi« 
thflt  auch  die  nessell . . .  wenn  ein  fraw*  einer  mattersatz 
macht  mit  nesseln  and  mit  rautrn  bnngt  >i  ir  gewon- 
heit and  Offbet  ter  mAter  t&r  aa*  Ortolf  v.  BamHmnä^ 

Pin  J.WBTBB. 


diaa  dOT  aebwaafara  waibaia  fawonbeH  sei 
nrüe  der  «Mae  (Ni||br»  ai  (KM.  a.  faa);  gew.  dar 
I7eMr  d»wiireai<iiara.  MB:  Ihraa  paabiubta  tmjuio Mi: 


aacb  gwoabaH  dar  i 
wii4  aacb  alhnU 


(U»)M 


(tmlia  eria.  gualem  aorium  tibi  fstarria):  Jagcad.  jaag- 
gesellen  gewohnbeit  n.  «.  SAKoana  8,  taBT;  daa  aint  die 
gdstlichen  die  sich  fOr  gut  hant  and  .  .  .  baManl  ire 
gewonheit  für  alle  ding  and  wellent  in  den  geacbtet  ata 
Taci.kr  prtdiglm  ;•  41  Vrttrr  m,  «.,-  wanimb  macht  nit 
auch  vielerlei  priesterschain  sso  Ttelarlei  weisz  and  ge- 
wonheit der  stilTlkirrhenn  and  kldalOT.  da  knnis  mit 
dem  andemn  concordirt  Lithkr  7.  «SS  IT.;  (d 
nach  ir  gewonheit  im  vipl  gesangen  C*laM 
fliu'a.  Wt,u,m,{ß,  pHtfmititntn'' :  der  kämg  and  di«  marg- 
gralBa  . . .  aa  Idreha  aasacn  and  nach  k&niglicher  ge- 
wonheit . . .  mit  groaaar  atiHa  aad  saebt  . . .  gediehet 
waren  llmter  deeammmmUmm,  4a:   da  ai   aacb   (ttrsten- 

412* 


6571     GEWOHNHEIT  (H,  2  peurische  gew.) 

lieber  gewonhait  beten  ir  churzweil  Andreas  v.  Regens- 
BüRG  653  Leidinger  (more  principum) ;  und  wo  die  selbigen 
sollen  auch  knechte  bei  sich  haben,  nach  gebür  und 
gewonheit  ires  Stands  Goch  laus  tragedia  Johannis  Bus- 
sen s.  4  neudr. ;  eine  so  schändliche  that  wider  alle 
billichkeit  und  löblicher  Soldaten  gewonheit  und  her- 
kommen Grimmelshausen  Sivipl.  222;  handwerksge- 
wohnheit  *.  oben;  asso  des  hantwergs  gewonheit  und 
recht  ist  Straszburger  zimftbuch  der  kürsehner  (l5.jahrh.) 
s.  z.f.  gesch.  des  Oberrheins  17,  53;  nach  hantwerckhs  ge- 
wohnheit  Zunftordnung  der  müller  von  Crummen  (mitth. 
d.  ver.  f.  gesch.  d.  Dtschth.  in  Böhmen)  86  Mörath;  und 
dann  schauet  ins  bürgerleben!  da  hat  jedes  gewerk,  oft 
das  leichteste  seine  jahrelange  lehrzeit,  seine  fest  und 
tief  gewurzelte  gewohnheit  nöthig  Gutsmuths  turnbuch 
XVII;  auff  ein  zeit  war  er  {ein  leinenweber  Jacob  Plack) 
mit  andern  seines  handwercks  meistern,  ihr  leinen  tuch 
zu  verkauffen,  gen  Franckfurt  in  die  mess,  nach  ihrer 
gewonheit,  gezogen  Kirchhof  ivendunmuth  (2,  133)  *.  182 
Oesterley;  bergleuftiger  gew.  nach  cod.  dipl.  Silesiae  21, 
14;  bedenckt  der  artzt  einfalt,  jre  gewonheit,  jhr  gelt 
suchen  Paracelsus  vom  aderlassen  (werke  5,  appendix) 
s.  89 ;  der  kaufleut  gew.  Ulmer  decameroneüb.  25,  29 ;  item 
als  der  keisser  hin  wolt,  kamen  die  koch  an  mich  von 
der  eusseren  newgepauten  pretterten  kuchen  wegen  und 
wollen,  ich  soll  die  kuchen  von  in  lossen,  sie  wer  ir, 
oder  sie  woltens  anzunten,  das  wer  ir  recht  und  gewon- 
heit Endr.  Tücher  bauTneisterbuch  303  Weech  u.  Lexer; 
eben  sie  wars,  die  jene  knechts-gewohnheil  einer  sün- 
denbüszung  vor  priestern  durch  die  Substitution  eines 
fremden  völlig  entfernen  sollte  Herder  (christl.  sehr.  .5) 
20,  262;  die  .  .  .  nach  peurischer  gewonheit  geredt  worden 
sind  Gregors  dialoge  (1473)  1,  cap.  2;  hirlengewohnheilen 
s.  Sanders  3,  1653";  wider  die  gewohnheit  dieser  leute 
Schnabel  insel  Felsenburg  ii;  sü  sigent  darnieder  vil 
schiere  und  stürtzen  uf  ir  alle  gewonheit  und  uf  lust 
der  naturen  Tauler  predigten  82  Vetter;  in  diser  zeite 
die  drei  .  .  .  ir  alte  gewonheit  nicht  abgingen  Ulmer  deca- 
meroneüb. 67.  ebenso  Rulman  Merswin  ;  als  dann  der  pösen 
und  falschen  gewonheit  ist  Ulmer  decameroneübers.  100  u. 
oft;  der  verzweifelten  74;  der  kranken  22;  der  kranken  und 
belruplen  Warbeck  Magelone  99»;  der  geitigen  Ulmer 
decameroneübers.  74  u.  a.;  dasz  derhalben  der  tugendl 
brauch  vnd  gewonheit  desto  sichtbarer  bei  jhnen  be- 
grieffen  werden  auserlesene  fragstücke  .  .  .  s.  Ai-istotehs 
Problem.  (1589)  164;  als  geistlicher  recht  gew.  ist  Ulmer 
decameroneübers.  68;  nichts  ist  stärker  und  ewiger,  und 
schneller,  und  feiner,  als  gewohnheit  des  ohrsi  einmal 
tief  gefaszt,  wie  lange  behält  dasselbe!  Herder  (firief- 
uechsel  über  Ossian)  5,  165;  gewohnheit  der  äugen  «.  o. 
ß)  verMltniszmäszig  häufig  liegt  das  abgrenzungsmerkmal 
in  orts-  oder  Zeitbestimmungen,  namentlich  gilt  dies  für  ein- 
zelne Verbindungen  des  Substantivs  mit  dem  verbum  subst.  .- 
wie  werden  jetziger  zeit  die  kinder  erzogen?  .  .  .  wie  es  die 
mit  einem  scilicel  verpetschierle  schöne  consuetudo  oder 
die  gewohnheit  nach  dem  jetzigen  weltbrauch  erfordert 
Abraham  a  S.  Clara  lauberhütt  2,  52;  das  solichs  noch 
vor  sechshundert  jaren  die  gewonnhait  gewesen,  als 
dann  zu  Maurkirchen  im  land  zu  Bayrn  soUichs  befunden 
wart  Zimmerische  chronik  l,  6; 

also  danne  ein  böse  gew.  was. 

Windecke  238; 
als  dennoch  die  gew.  was. 

Hans  Sach.s  fab.  v.  schw.  4,  18; 

als  dann  desselben  mals  sitt  und  gewonheit  was  dtsche. 
atädtechron.  5, 200,  7;  Zimmeri^che  chron.  2,  8,  32;  1,  448  u.  a. 
s.  unten  theil  10,  1,  sp.  1241 ;  wie  denn  in  denselbigen  län- 
dern  knecht  und  mägd  zukauffen  und  zu  verkauffen 
gewonheit  ist  Erasmus  Alberus  fabeln  s.  8  neudr.;  wie 
in  etlichen  stellen  sitt  und  gewonheit  ist  Luther  16,  518 
1».  a.  (in  den  grossen  schiffen  gew.  ist)  Ulm^r  decameroneüb. 
106;  dasz  er  seine  mehrslen  sachen,  nach  der  in  Italien 
eingeführten  Übeln  gewohnheit,  äuszerst  geschwind  habe 
schreiben  müssen  Heinse  {Hildegard  2)  5,  273;  nun  vi&T, 
an  des  abtes  hoffe  ein  söliche  gewonheit  Ulm^r  decame- 
roneübera.  45;  dann  da  ist  die  gewonheit  da?  man  die 
kindcr  nach  der  töffe  in  daj  bierhusz  treyt  Till  Eulen- 
apiegel  5  nendr. ;  daselbst  war  ein  gewohnheit,  wie  auch 


GEWOHNHEIT  (II,  2  hergebrachte  gew.)   6572 

sonst  an  vielen  orten,  dasz  ein  nachbaur  den  andern, 
wann  er  ein  schwein  abgethan,  zu  lüde  Kirchhof  wend- 
unmuth  (l,  181)  221  Oesterley  u.  a.  (S.  Franck,  Demerin- 
gen)  vgl.  sp.  6577;  wann  er  an  ohrtlen,  do  zütrincken  ge- 
wonheit, sein  werde,  oder  wann  er  gest  habe,  das  jhiu 
dann  zü-trincken  erlaubt  sei  J.  v.  Schwarzenberg  das 
büchlein  v.  zutrinken  26  Scheel; 

es  ist  ain  gwonhait  unden  an  dem  Rheine, 
das  man  ain  künig  welen  thfiet 
am  oberst  abent  spat. 

Hans  Sachs  (d.  künig  drinckt)  fabeln  u. 
schwanke  4,  108  neudr. ; 

wie  solche  gewohnheit  von  unsern  vätern,  als  ein  löb- 
liches gebrechen  auf  uns  ererbet  Harsdörffer  frauen- 
zimmer  gesprechspiele  1,  4;  Ordnung,  sitte  und  form,  welche 
in  seiner  heimat  als  tausendjährige  gewohnheit  von  ge- 
schlecht zu  geschlecht  vererbt  sind  G.  Freytag  {soll  und 
haben  4,  2)  5,  19. 

Y)  in  dem  attribut  liegen  hier  besonders  häufig  ab- 
grenzungsmerkmale  und  zwar  nicht  nur  in  den  oben  schon 
belegten  adjectiven,  die  einen  stand  oder  eine  andre  gruppe 
kennzeichnen:  wider  die  weltliche  gesetz,  Ordnungen  und 
gewohnheit  Grimmelshausen  {Proximus  u.  Lympida  3,  i) 
wiedererst.  Simpl.  3,  387  u.  a.  (christliche,  heidnische,  kö- 
nigliche, fürstliche,  knechtische  gew.  u.  a.).  vielmehr 
dienen  auch  attribute  loie  alt,  eingewurzelt  u.  a.  dem  glei- 
chen ziel,  indein  sie  mittelbar  auf  den  kreis  weisen,  inner- 
halb dessen  die  betreffende  eigenschaft  gilt:  eile  zu  sulcher 
sugger  wirtschafte,  dorinne  dir  niht  ochsen  oder  bockes 
fleisch  nach  alter  gewonheit  zu  tische  getragen  wirdet, 
sunder  du  wirdest  do  vinden  den  warhaftigen  leichnamen 
deines  gottes  Johann  v.  Neumarkt  leben  d.  hl.  Hierony- 
mus  86  Benedict  u.  a.  s.  sp.  6576,- 

herkömmliche  gewohnheit,  altes  recht, 
man  kann  auf  gar  nichts  mehr  vertrauen. 

GÖTHE  {Faust  2,  5)  41,  323; 

und  doch  kam  ihm  dies  alles,  der  ehrwürdigen  gestalt 
seines  oheims  gegenüber,  wie  durch  alterthum  und  lang- 
jährige gewohnheit  geheiligt  vor  Hauff  {das  bild  des  kai- 
sers  3)  2,  20  {s.  u.) ;  was  würde  ihm  solche  hergebrachte 
gewonheit  helffen  Weise  erzruirren  22  neudr.;  solche  ein- 
gerissene gewonheit  {franz.  z^i  reden)  auszutilgen  stehet 
bei  keiner  privat-person  Chr.  Thomasius  (r.  nachahm. 
der  Franz.)  19  Sauer,  dazu  vgl.  auch  demonstrative  und 
andere  pronomina,  die  eines  weiteren  attributs  entbehren: 
die  gewonheit  Tat.  Alpinus  74»^  u.  a.  s.  o. ,•  hie  saget  der 
meisler  ein  ander  gewonheit  und  spricht:  in  deg  sechsten 
jar  .  .  .  do  wurden  gesecjt  die  ratemanen  zürn  kaisertüm 
Muglein  Val.  Max.  26"  {vgl.  von  einer  andern  gew.  der 
pflagen  die  Römer  27"^). 

())  vielfach  liegt  das  abgrenzungsmerkmal  im  subject 
oder  object  des  satzes  ohne  dasz  ein  pronoTnen  neben  dem 
Substantiv  darauf  zurückwiese. 

1))  wir  reden  nach  den  lehrsätzen  und  leben  nach  der  ge- 
wonheit Hohberg  la7id  undfeldhben  l,  165.  ebenso  Ulmer 
decameroneübers.  60.  Grimmelshausen  Simpl.  47;  Abra- 
ham A  S.  Clara  Judas  der  erzschelm  1,  243 ;  sich  überall 
durch  mode,  gewohnheit,  ansehen  und  Interesse  leiten 
(lassen)  G.  C.  Lichtenberg  aphorismen  3.  buch  s.  264  Leitz- 
mann;  vgl.  auch  Herder  13,  312  (durch  erbliche  gew.); 
14,  131;  und  es  scheint,  dasz  die  verschiedenen  Cha- 
rakter der  grundtöne  durch  gewohnheit  und  erziehung 
endlich  nach  und  nach  auch  in  die  obren  der  sänger, 
geiger  und  in  die  blasenden  Instrumente  wären  verpflanzt 
worden  Heinse  {Hildegard  i)  5, 61 ;  vgl.  auch  Herder  18,  408 ; 
20,  5.  fraglicher  ist  es,  ob  in  unsere  gruppe  noch  Wen- 
dungen gehören,  die  den  träger  erst  aus  einer  vom  Sub- 
stantiv abhängigen  bestimmung  erkennen  lassen,  nament- 
lich roenn  dieser  nicht  genannt  ist,  sondern  erst  erschlossen 
werden  musz:  wann  ist  die  gewohnheit  aufgekommen,  dass 
diejenigen,  welche  das  bild  bezahlten  .  .  .  sich  zugleich 
darauf  mit  mahlen  Hessen?  Göthe  {ältere  gemählde)  47,  214 
Weimar;  aus  dem  einförmigen  verfahren  nach  diesen  grund- 
sätzen  wird  eine  gewohnheit,  schnell  nach  ihnen  zu  handeln 
Gerstenberg  *.  litt,  denkm.  128, 171;  die  gewohnheit  des 
zahlens  in  den  Wirtshäusern  Harsdörffer /rattenzimmcr 
gesprechaspiele  1,  6;  von  gewonheit  lalinischer  lesunge 
Beheim  erste  vorr.  v.  Hieron.  2  Bechstein;  die  süsze  ge- 


(;r)73  GEWOHNliKlT  (II.  2  gewonheit  ist.  (Um) 


GEWOHNHEIT  (11.  2  iiuUUil  der  fnr.)  6674 


woiilxtit  einer  (iaurenden  Yorlmuliehkeit  und  fr«undMh«ll 
ÜKKDKK  {kl.  Kehr,  \n\ff.)  IH,  411  f.  unUn  (S). 

■j  weil  wir  von  Jugend  auf  xeratreol  und  TenlHelt 
l(;tH-ii,  indem  uns  zu  «nliAltflnden  ■ohwercn  Qbunfen  an- 
iuH/,  rogei,  nriinutig.  Hitto,  Uglichegowohnhelt  undatreilfM 
'.'«'bot  fehlen  IIkhukh  (iertlr.  bl.  6)  t«,  805;  vgl.  atuk  II.  IM; 
.  7;  GöTilK  II.  H.  a«  Weimar;  Ki.lNORR  4.  M:  die  Uuiend- 
iiiohen  bezieliungen,  mit  welchen  die  eigenlhUmlichkeit 
der  ittammeaentwioklung,  gewohnheit  und  beaondere  ein 
rieht ungcn  unit  alle  an  die  engere  heimat  feueln,  darin 
liegt  kein  hindonuM  der  einigung  Brckkhath  im  rf#r 
Frankfurter  nationalven.  17.  5.  tSM  (•(.  6.  «.  IM*); 

-  und  wu»  i(  )i         >        hwer  betraohl. 
bat  mir  g>-  ht  gemacbl. 

Jon.  %    >  •niao  tntUftrmek  7  Sehnt; 

UKiM\ii:t.HiiAU>«R!«  t.  t8  H.  a.; 

haltet  80  lang  darmit  inne.  blas  euch  unaer  thun  beaaer  ge* 
fallen,  und  die  gewonheit  euch  unser  übermässige  kiel- 
düng  gemeiner  gemacht  haben  wirt.  wir  kommen  euch 
an  jetzo  gautz  frembd  fUr.  und  ihr  haltet  ewor  gewon- 
heit ...  fUr  die  beate  .  .  .  hernach  wie  mir  dieae  durch 
gewonheit  angenehm  worden  üpitx  verdeuUekunf  von 
liarday»  Argenis  (l,  eap.  16)  7,  119  (eontuttudo  . . .  mitigabit 
.  .  .  cotuuetudinetn  .  .  .  cum  probaatem);  wann  ea  gewonheit 
ist,  daaz  man  vor  den  herren  zu  fUessen  muaz  lauffen,  woe 
er  hin  zeucht  Schilti'Kkokr  reittb.  9  Langmantel,  wie 
sollte  wachen,  dem  der  bauch  gott.  aein  wille  geaetz, 
ehrsucht  die  fUhrerin,  Verwegenheit  kunat,  gewohnheit 
die  regel  ...  ist  Hkhukk  {terair.  bl.  6)  16,  178. 

f)  aeltener  liegt  daa  abgrenzungamerkmal  andertteo  im 
Mttae  oder  mtuM  erat  au*  dem  weiteren  tueammenhang  er- 
»ehlosten  werden: 

er  mftsz  onch  do  varhaisaen  in. 
dos  er  es  laaz  gon  im  alten  sin 
wie  die  gewonheit  das  herbrinct. 
Th.  Murnbr  narrenbeachipörung  19,  66  {neHdruek  119  «.  7S) ; 

sobald  das  ohristcnthum  aohlaffe  gewohnheit,  ererbtes  gut. 
oder  gar  fürchterliches  und  doch  mUsziges  landesgesetz, 
kurz  leibes-  und  seelenzwang  ward;  bliebs  kein  Christen- 
thum  mehr  Hkhukk  {theologiehriefe  14)  10,  178;  einen  leloh- 
nam.  den  ahcrglaubcn  und  tbörichte  gewohnheit  wünsch- 
ten verfaulen  zu  lassen  A.  G.  Karstnbr  verm.  achr.  l,  SS; 
aber  uns  zerriss  der  faden  der  gunst,  den  furcht  vor 
Veränderung  und  gewohnheit  bisher  noch  hielten  Klinorr 
4.  984.  r^^  Gkiubl  5,  9;  war  indessen  das  opfer  des  ge- 
winnes  werth.  sobald  jenes  auch  nur  durch  die  schweigende 
gewohnheit  ein  zwingendes  gesetz  wurde?  HRRnRR  {ideen 
8,  11)   14,  31;   dejtgl.  16.  587. 

b)  der  inhalt  dea  begriffe»  tat  in  dieatr  grnppe  aehon 
nicht  ao  oft  wie  bei  der  beaiahung  auf  individuelle  träger 
dea  begriffe»  («.  o.)  dureh  eigene  au»druek»mitiei  gekenm- 
teiehnei: 

es  sind  ir  etlich  gar  behand. 

die  waschen  vor  allieit  die  nend, 

eh  sie  sich  an  die  taffel  setzen  .  .  . 

die  gwonheit  gfelt  mir  glat  nicht  wol. 

C.  ScniiDT  üben.  r.  ItedtUndt  QnManma 
V.  S6S0  nendr.  84,  St. 

ebenso  Tat.  Ai.pinus  ilbera.  d.  Vergiliu»  74*;  wann  es 
was  gewonhait  wer  ain  wib  nam  der  claidt  vatter  und 
mAter  hiatorienbibel  337  Mertdorf;    vgl.  Lutiirr  ts.  Ml; 

es  ist  ein  ewonhpit  saf  ich  dir 

der  sich  dick  brucht  daa  weibech  gesier 

lang  kloider  aol  in  iungen  tagen 

das  kintlich  alter  niemer  tragen. 

Skb.  Dravt  Moretn»  W7  Zamekt  «144: 

also  danne  ein  böse  gewonheit  waa,  das  einer  dem 
andern  zu  dinst  reit  uf  sine  vigonde  unwiderseit  Ebrrii. 
Winoeckr  denkic.  ts»  Altmann;  es  ist  eine  gflte  gewon- 
heit zA  Kollo  das  man  gerne  das  heilige  aacramenle 
enpfohet  Taui.kr  predigten  itt  Vetter; 

darnach  maehtcns  ein  gwonheit  seini, 
dos  ider  preAtgam  mucs  ein  f&der  TAren 
ortrichs  auf  diesen  prAnnrn. 

Han!«  Sacii!«  (Finßitg*^  ■*•  d.  fcraAe) 
fab.  N.  $ek¥t.  8,84«; 

e6eiM0  4, 106;  Kirciiop  teendunm.  ssi;  TM  KmUntpfegtl  6; 
Steinhöwri.  Ae»op  198;  so  ist  an  tem  samstag  gern  der 
frawen  gewonheit  ire  heubter  zu  waschen  Ulmer  decame- 
roneiibera.  168;  ebenso  106;  E.  ÄLBKRUs/aMn  8;  «AMdUcui 
E4*;  die  liebe  gewohnheit  ihres  geschlechtes.  nie  mit  d«iB 


putz  fertig  au  werden  IrrLANO  (mrimkam  mm»  tknietki 
4.  6)  1,  tic;  M  ist  nicht  4k  UMidM  nwohalMH  OMMvr 
deutaoben  UuuIsImU.  mit  4mi  bvaMM  ■■■kUm  «tVM 
unfein  neokarti  so  tndbM  SsoMS  (qMnivyMf  H  »,tm 
Hmmjpd:  8.  0.  ▼.  VooiL  «.  t:  fMOhNi  der 
warn  also  was  dl«  •«•Isttkftft«  «rtwl«fc«H 
der  empflndungen,  da«  ihnw  dl«  |«weliBll«H 
ideen  mit  willkuhrlielMi  nl«h«B  ra  Tcrktedca  Hmunm 
{urapr.  d.  »prmek»)  A.  1«:  irgL  mmtk  Q.  Kaovmamm  gmak.  d. 
dt»ek.  MNtr.  t.  4««:  und  dl«««  Mdif«  §twomMi  «ImH«! 
geatalt  (ifw  mbemdwuM»)  hat  keinen  f««ise«i 
LuTHRR  ff.  4iA;  diese  hatten  voraoa  In  der  ewiffs  i 
freiheit-  and  ^u«f«woiuüi«li  d«r  natloo.  las  ftdlMitnlBi 
und  mund«  der  aiatt«r,  and  Im  tf««kr«l  d««  votk«  gelrbt. 
und  war«a  MUf  Hmom  («Mir  d.  diMft.  IimM^)  iw  eB4. 
aieli  also  aar  okeiilekUek  fai  de»  leelM ; 
der  trappankBrper,  die  gewhelieH  dee 
horsams  und  die  delMriMlt  d«r  ■IIHIH««^«» 
eingelebt  hatte  T.  SresL  k»frümämmg  d.  dli«l.  reiekm  S*.  C: 
ich  finde  dl«  fsvohnheit  mit  d«a  pr«>«rell«n  aller  orten 
iusiarst  OBfMelaU  und  «id«ff8laalg  J.  r.  Bon nr."«  rat.« 
(IKmimt  n«mdr.  9)  M;  «ff.  foraaalaifMroknlMtl  Hbrdrr 
f«,  ffA;  r«ehU>  handab-  kii«t>-  WMd«r  Toctrafi(«w. 
Sanobrs  «rf.  wi.  Uf:  baptSi-  d«ali-  ffisUe-  fitwltfc«Hs- 
lesangs-  «es-  and  trink-  l«h«>«twwlinh«il  1,  MN». 

0)  untarmrdmimmg  mmkr  «m  »uh»l.:  dl«  ankleblieheit 
der  alten  gewonheit:  die  aol  man  ab  achem  mit  d«m 
acharphen  acharsach  einea  heiligen  fliasea  Tahlrh  fre 
digten  a.  ttt  Vetter;  . . .  nioha  soll  fodem  od« 
vil  minder  mit  gewalt  wellen  haben  undar 
alter  gewonhait  J.  K.hrrru  ekronik  r.  Kaiakeimt im UMtmm; 
was  thun  vernünftigere  reisenden,  die  iffand  in  «tee 
grosze  Stadt  kommen,  am  aieii  niehi  daräli  Uwe  kW* 
düng  vor  dem  ganzen  volk«  aoanaalelUMaT  i 
geben  sie  den  landQbltchen  tnsehnHt.  ihrem! 
haupt  die  Wendung  der  lokalgewohnheiten  J.  ▼.  SOMlIBIl* 
KKi.M  (br.  U.  d.  Wiener,  aekaubokme.  Witmmr  naaidr.  1)  Mt: 
nach  der  verachiedenheit  der  nalleaalpiwnlwInH««  W: 
gang  der  alten  gew.  Hrrdrr  I«.  «t«;  aaek  eiaer  kl«ia«a 
zeit  der  gew.  &.  uo:  im  lauf  der  fraekeUm  gew.  it.  US: 
lassen  sie  mich  iedee  band  der  lieb«  h«aadscikail  . . . 
leidenachairt  und  gewohnheit  mich  l&gliek  ÜMler  aa  eie 
binden  Oötiir  br.  6.  7i;  ea  gibt  vorstellangaa  ven 
zuaamnengehftrigkeit.  dasa  ich.  sobald  dl«  «ia« 
iat.  die  ander«  dareh  d«n  twaag  . .  .  «lB«e  g«wobak«lt . 
mit  ihr  rerfcnttpfen  masz  J.  Vnt.RRLT  qmilten  d. 
geteiaakeit  «.85;  ».  gewobnheitszwang;  mit  der  zeit 
aua  ursprQnglioh  reinen  trieben  dea  herzena  ein  ii 
der  gewohnheit  Hrrdrr  {ideen  «.  A)  la,  4W:  ««Ha«  t»> 
legenheiten  der  gew.  lA.  fif ;  re«t«a  d«r  t«w.  t«,  i«: 

Msld««m 

■ad  tilfat  die  kroae.  «eaa  4« 

OanxrAaaBa  (JUkmtta  4)  f^.  Itl; 

in  einer  parabal  dSrfen  nicht  taa««ad  sktie  gefOgt 
den;  ein  haaplaata  muaz  in  ihr  liaflsa.  da»<  »le  ala 
gesohiohte.  gleiehsam  als  eia  arikkrak««  U<lieh«r  g«- 
wohnheit,  fortllnft.  giebt  ihr  «laea  l«ksndifen.  reirhen. 
fniohtbam  gang  UanoKR  {tkt$lm§Ukn^  M)  tx  tat:  weg 
mit  dem  einfSmdfea  fertfaf»,  dar  da«  kind  unarer 
Schwachheit  aad  aawifak«!!.  eder  Bamra  etgeasinn« 
und  einer  starren  gewohnheit.  nicht  ak«r  d«r  wakrk«H 
und  dea  göttlichen  Verstandes  ist :  Hrrdrr  {Iknlofitkri^* 
m)  11.  7. 

dieser  frmfft  feac  MeMMW  f^gatflt  aemaallMa  m  cur 
riekttmf  m/  4it  tti$mlmma»mnmmtdtm,  fqpn»  di*  dm» 
»uket.  mkm  «liigi  vtä  isjul.  epc  ( 

•))  ««  haltmit  Ir 
ir  gewonheit  für  di«  |BtU«k«  maaaati  TaOLKa  4t:  daaa 
in  dem  behüten  sie  ir«  waiat  aad  t«wak«it  (dt  «im 
inatittii»  kmmd  fuitqumm  mmtmkmmfi  HcTTRii  ( Vmdietm») 
4.  188;  darnach  fraget  sie  .  .  .  von  der  gevoniMit  aad 
eigenschaSl  dea  iands.  and  ob  fremde  leote  mochten 
sichern    wandern    Warbrck    Moftlmnt  (e«p.  »\  M.  st; 


6575   GEWOHNHEIT  (II,  2  glaube  und  gew.) 

77»>;  art  und  gew.  Grimmelshausen  Simpl.bSi;  sitt  und 
gewonhait  a.  unten  theil  10,  1,  1241 ;  alle  die  guten  Sitten 
und  gewonheit  die  man  erdencken  mocht  Pontus  u.  Si- 
donia  lei»;  durchs  schwerd  aber  verstehe  ich  alles  was 
zum  weltlichen  regiment  gehört,  als  weltliche  rechte 
und  gesetze,  sitten  und  gewonheite,  geberden,  stende  .  .  . 
Luther  (Sacharja  ausgel.  cap.  1. 1527)  23,  514;  ebeTiso  28,  593; 
vgl.  auch  Herder  28,  593;  das  inventarium,  conserration 
und  custodie  bliebe  dem  bibliothekpersonal  anheimgestellt, 
indem  theils  stark  genug,  theils  ohnehin  in  Übung  und 
gewohnheit  ist,  fremden  etwas  vorzuzeigen  Göthe  briefe 
21  «.  7;  in  üssern  gebruchen  un  gewonheiten  ein  benügen 
nemen  Judas  Nazarei  vom  alten  und  neuen  gott  (neudr.) 
52;  die  gleiche  Verbindung  Eberlin  v.  Günzburg  3,  216. 
228;  oder  ein  thörichtes  hangen  an  gebrauchen,  formein, 
vorurtheilen  und  gewohnheiten,  die  man  mit  wut  ver- 
theidiget  und  festhält  Herder  (christliche  Schriften  i)  20, 45 ; 
(brauch  und  gew.)  J.  Knebel  chronik  v.  Kaisheim  260; 
gew.  .  .  .  gemeiner  prauch  und  alte  herkommen  Bau- 
mann acten  58;  aberglaube,  thorheit,  laster,  persönliche 
und  nationalvorurtheile,  böses  herkommen,  verderbliche 
gewohnheiten  Herder  (chrisü.  sehr.  1796)  19,  242;  mit 
diesem  gedinge,  dasz  ihr  desz  landes  Satzung  und  gewon- 
heiten nicht  endern,  und  dann  die  jährliche  steuer  und 
Schätzungen  . . .  ohne  Weigerung  auszrichten  woltet  Opitz 
Sidneys  Arcadia  1,  79  u.  a.  s.  o. ;  darüber  schmälte  der 
groszvater  niemals ;  er  ging  nicht  aus  seinem  gelde,  und 
er  hielt  es  für  gewohnheit  und  recht,  dasz  bei  solchen 
gelegenheiten  jeder  so  viel  zu  sich  nehme,  als  er  ver- 
möge J.  GoTTHELF  1,  3  (bauernspiegel)  u.  a.  s.  o.;  sollen 
sie  uns  und  unsern  nochkommen  solchen  zehenden  und 
orber  der  gebür  und  bergleuftiger  gewonheit  und  rechten 
noch  in  unser  kammer  zu  geben  und  zu  entrichten  schul- 
dig sein  urk.  v.  1530  s.  cod.  dipl.  Silesiae  21,  14;  vgl.  auch 
nach  gebür  und  gew.  Cochläus  s.  o. 

b))  es  ist  auch  in  Ethiopia  .  .  .  durchausz  nit  ein  glaub, 
brauch,  regiment  und  gwonheit  S.  Frank  weltbuch  (1534)  6*> ; 
sie  haben  in  Persia  ein  sondere  sprach  und  gwonheit 
0.  V.  Demeringen  übers,  des  Monteville  135;  aberglaube 
und  thörichte  gew.  A.  G.  Kästner  l,  32;  regel  und  gew. 
Herder  16,  178.  895;  neues  leben,  munterkeit  zum  guten, 
Vernunft,  bescheidenheit,  billigkeit,  Wahrheit,  eine  beszre 
erziehung,  beszre  gewohnheiten  Herder  (br.  z.  bef.  d. 
hum.  10)  18,  297;  ebenso  Heinse  5,  61;  umgang  und  gew. 
Herder  (ü.  d.  urspr.  d.  spräche)  5,  7 ;  trägheit,  vermessen- 
heit, stolz,  irrthum,  hartsinn,  leichtsinn,  vorurtheile, 
böse  erziehung,  böse  gewohnheit  (br.  z.  bef.  d.  hum.  lo) 
18,  296;  trägheit  .  .  .  gew.  18,  408;  furcht  vor  Veränderung 
und  gew.  Klinger  4,  224;  sie  geen  ouch  zur  kirchen 
und  hören  das  gots  wort,  das  alles  beschicht  also  äuszer- 
lichen,  on  all  göttliche  liebe,  nur  aus  einer  gewonheit 
KEiSERSBERG^red.  5'';  unsre  früherworbne  gewohnheiten, 
und  neigungen  auf  wahn  gegründet  Herder  (br.  z.  bef. 
d.  hum.  46)  17,  226;  den  empfindungen  und  gewohnheiten 
der  bevölkerung  gewalt  anzuthun  Bisa auck  reden  6,  45; 
gewohnheit,  partheilichkeit,  eigennutz,  eigensucht,  eitle 
ehre,  wohllust  und  trägheit  machen  uns  zu  sklaven  jedes 
Unrechts  Herder  (chrisü.  sehr.  1797)  19,  324;  ähnl.  Verbin- 
dungen a.  Paracelsus  vom  aderlassen  (a.  o.)\  Lichten- 
berg 8,  204. 

3))  unier  den  attributen  aind  diejenigen,  die  die  gruppe 
gegen  andere  abgrenzen,  schon  oben  besprochen,  neben  den 
adjectiven,  die  sich  um  die  alten  begriffe  gut  und  böse 
oder  alt  sammeln  lassen,  sind  hier  nur  wenig  neue  ent- 
wickelt. 

o))  warumbe  sine  jungern  nüt  enthieltent  die  guten 
gewonheit  der  vorderen  Tauler  predigten  41;  125;  vgl. 
die  belege  der  rechtssprache  (ap.  5649);  bessere  gew.  Her- 
der 18,  297;  löbliche  gew.  Rabener  l.  153;  Seume  3,  159; 
dennoch  .  .  .  bleibt  die  erspriesslichste  und  wohlthätigste 
gewohnheit  .  .  .  sich  an  nichts  zu  gewöhnen,  wovon  man 
ohne  irgend  einen  nachtheil  nicht  einmal  abweichen 
konnte,  eine  gewohnheit  muss  gleichsam  die  andre  im 
zäume  halten  Vogel  a.  12;  so  wollen  wir  dodi,  der  lieben 
gewohnheit  gemäsz,  noch  einige  züge  hieher  setzen,  die 
das  ganze  des  dichtcrs  betreffen,  und  alsdenn  noch  ein 
wort  von  seinen  prosaischen  aufsätzen  Herder  (recen- 
aionen)  6,  soi;  böse  gewonheit  E.  Alberus  ehebüchl.  E4«; 


GEWOHNHEIT  (II,  2  allgemeine  gew.)    6576 

Hans  Folz  126;  Abraham  a  S.  Clara  erzschelm  i,  243; 
Herder  18,  296;  eine  lasterhaffte  gewohnheit  schleichet 
gemach  .  .  .  ein  Am.  Comenius  janua  (1644)  258  (con- 
suetudo  vitiosa  sensim  irrepit);  verderbliche  gew.  Her- 
der 19,  242;  sinnlose  18,  408;  thörichte  Kaestner  s.o.; 
die  rohen  gemüther  derer,  die  bei  ihrer  ungebundenheit, 
nach  einer  Verwilderung  von  Jugend  an,  im  lauf  der 
frechsten  gewohnheit  für  alle  feinere  grundsätze  hart 
und  fühllos  worden  sind  Herder  (chrisü.  sehr.  1794)  19, 123. 
b))  das  ist  die  genögklicheit  die  ime  (dem  menschen) 
von  langer  gewonheit  sint  .  .  .  beliben  von  der  bösen  ge- 
wonheit Tauler  predigten  235  Vetter;  wie  tat  es  üch 
so  we,  dag  ir  üwer  alte  gewonheit  abe  losen  mösent 
Rulmann  Merswin  buch  v.  d.  2  mannen  5  Lauchert; 

ein  osterspil 
hat  man  heint  nach  der  metten 
nach  alter  gwonheit. 
Hans  Sachs  (Eulenspiegels  osterspiel)  fab.  u.  schw.  3,  223; 

desgl.  dtsch.  städtechron.  23,  72. 155 ;  Ulmer  decameronübers. 
60;  ihr  wollt  alles,  durch  nebenbegriffe,  durch  frühe  und 
alte  oder  neue  gewohnheit  gewinnen  Herder  (plastik) 
8,  .85;  spräche,  gesetze,  Wissenschaften,  künste  bleiben 
Jahrtausende  dieselbe:  sie  können  und  wollen  nicht  fort: 
sie  sind  eingemauert  und  einbalsamirt  in  —  alte  gewohn- 
heit (vom,  einflusz  d.  regierung)  9,  323 ;  die  uralte  gewohn- 
heit wirkt  jeder  neuen  triebfeder  entgegen  (ideen  3,  ii) 
14,  37;  die  späteren  gesetze  sezen  die  uralte  gewohnheit 
ausser  zweifei  Eichhorn  dtsch.  Staats-  u.  rechtsgeach.  l,  64; 
hätten  die  bauren  durch  lang-hergebrachte  löbliche  ge- 
wonheit die  kriegs-  und  andere  aemter  in  possession, 
wie  der  adel  Grimmelshausen  Simpl.  il  jjewcZr. ;  her- 
gebrachte gew.  Weise  erznarren  22;  Herder  16,  587; 
wann  dann  ihr  ausz  eingewurtzleter  schlimmer  gewon- 
heit stäts  thut  fluechen  vnd  schweren  Abraham  a  S.  Clara 
auff  auff  (Wiener  neitdr.  l)  91;  es  lässt  sich  hernach  eine 
solche  eingewurzelte  gewohnheit  nicht  so  leicht  weg- 
kämpfen Jung-Stilling  3,  408;  tausendjährige  gew.  G. 
Freytag  5,  19;  stettige  gew.  Luther  7,  633;  und  leben 
in  ihrer  erzwungenen  thätigkeit  durch  erbliche  gewohn- 
heit glücklich  Herder  (trfeen  8,  3)  13,  312;  die  frühe  ge- 
wohnheit hatte  alle  furcht  verdrängt  H.  Steffens  tcas 
ich  erlebte  1,  33;  was  will  also  die  eingeführte  gewohn- 
heit (daa  duell)  sagen?  Heinse  (Hildegard  l)  5, 157;  eben- 
so 5,  273. 

c))  ein  gemein  feil,  wilcher  nicht  allein  unter  den 
kauffleutten  sondern  auch  ien  aller  weit  ein  leuffige  ge- 
wonheit ist  Luther  15,  298;  öffentliche  gew.  7,  633;  zu 
murmeln  widder  gemeine  gebreuch  und  gewonheitten 
Eberlin  v.  Günzburg  3,  228;  mehrere  dichter  spielen 
auf  die  allgemeine  gewohnheit  der  liebhaber  an,  den 
namen  ihrer  schöne  auf  blätter  und  bäume  zu  schreiben 
Herder  (zeratr.  bl.  l,  2)  15,  216. 

d))  da  sihe  zu,  wie  die  bepstliche  kirche,  eine  schwe- 
bende gewonheit,  die  niemand  weis,  woher,  von  wem, 
vnd  wenn  sie  ist  komen,  thar  für  ein  recht  bestetigen 
Luther  6,  820"  Jena;  weil  durch  einen  glücklichen  trieb 
der  natur  und  durch  eine  geschmackvolle  sichre  gewohn- 
heit dichter  und  künstler  selbst  eine  philosophie  des 
schönen  ausübten,  ehe  der  zergliedrer  ihre  regeln  auf- 
nahm Herder  (ideen  3,  13)  14,  13l ;  indem  ihre  (der  thiere) 
dressur  eine  erzwungene  gewohnheit  ist  Schopenhauer 
(parerga  2,  §  307)  5,  617  Qriaebach;  der  mensch  ist  aber 
wohl  manchmal  im  falle,  vorübergehend  eine  ihm  durch- 
aus nicht  natürliche  gewohnheit  anzunehmen,  um  sich 
damit  in  eine  andere  person  hineinzutäuschen  Mörike 
(maier  Nolten)  4,  48;  jede  nachahmung  miszlinget  leicht; 
und  wenn  sie  ein  unglücklicher  zwang,  gar  eine  kalte 
gewohnheit  wird,  ist  sie  an  sich  schon  langweilig  und 
verächtlich  Herder  (chriatl.  sehr.  1794)  19,  42;  die  hand- 
lungen,  welche  wir  aus  bloszer  gewohnheit  vollziehn 
Schopenhauer  (parerga  2,  §  807)  5,  616  Grisebach. 

ß)  Verbindungen  mit  verbis. 

l))  für  die  aubjectfunction 

a))  ist  auch  hier  —  und  zwar  in  ganz  ungeicöhnlicher 
auadehnung  (vgl.  zur  rechtssprache)  —  die  Verbindung  mit 
dem  verbum  aubstantivum  belegt:  es  ist  je  nitt  gewonheit, 
das  solche  herrn  .  . .  sollen  allein  geen  tragedia  Johannis 
Müssen  a.  4  neudr.  u.  a. ;  es  ist  gewonhait  in  der  weit,  dag 


8577  GEWOHNHEIT  (II.  2  die  g«w.  erfordert 


GEWOHNHEIT  (1l.>  nach  ihnr  ftw.)   6678 


rlie  menachon  Ubela  umb  guoti  («ben  .  .  .  Stbinhöwcl 
Äaop  itM  ÖnterUy:  in  deniMlblgen  land  tat  gewonbtil, 
wenn  ein  man  stirbt,  mo  bogrebt  man  sein  «reib  l«b«ndig 
(1  V.  ÜKMBRINUKN  üb»ra.  ä.  Johann  v.  MonUviUa  140  h.  «. 
/liehe  oben  «p.  ttTt; 

und  •!■  man  b«t  pvgraben  Iran  doltaa  Mb, 
am  antlrvn  lag  dw  man  daa  np(*r  babaa. 
all  dernocli  dia  gawonbail  war 
jQrvhaQii  Im  ■aninn  t«nU«h«n  land«  .  .  .  gar. 
Hanm  Haciih  (da»  opffer  petf)  /ab.  m.  lekm.  4,  18; 

i>s  Mollvn  die  aohuealer  garrchl  tohueob  auf  dem  markt 
pringen  ala  Tor  gewonhait  iitt,  o<l«r  ai  aind  dea  wandet« 
verfiillcn  d»m  geriobt  TS  ^  datemitkUth»  tetisthümar  7,  ft; 
und  aber  die  untrewen  Walhon  Im  tIfUoh«  untrew,  wie 
ir  gowonnhait,  orzaigtcn  Ximmarmh»  cAroniA  I*.  no  Bm- 
raek:  als  gern  der  kaufleul  gewonheil  ial  (een  «Mne 
fanno  i  mereütori)  Vlmer  ttteawuroneUbtr».  ift;  umi  m 
tiberaiu  q/l  ebendort; 

und  wenn  mein  fuM  ihm  folgt,  und  wenn  mein  Mb 
ihm  noch  gehoraamt,  iit'e  gewohnheil  nur. 

GainaL  (taes)  6.  9. 

b))  80  du  die  («c.  menarhliehe  ireührit)  lernest  and 
Abest,  kompt  dir  ein  gewonhcit,  die  gcwonhoit  gebiK 
ein  z&Teraioht  Judas  Nazahei  vom  alten  u.  neuen  gotl 
M.  84  neudr.;  vgl.  aiteh  Lutiikr  ts.  4t5;  vgl.  die  gew.  bleibt 
LUTHBR  7,  6SS;  Bohleicht  ein  Comkniub  tSS;  reiaat  ein 
Wkihb  ergnarren  M;  und  doch  musa  die  gew.  ihren  laufT 
behalten  151;  wie  die  gew.  das  herbringt  Murnrr  mar- 
rtnbetchw.  19,  66. 

f))  was  daa  land  heisch  das  man  thAn  sAI 

was  noch  gebmch  die  gewonheit  w6l. 

Sie.  Brant  MoreUHM,  Zamekt  $.  IM; 

doch  soll  er  tbfln  die  ding  al  sand 
als  sich  die  gwonheit  heischt  im  landt. 

9S8:  «.  144: 
die  gew.  wUnaoht  (KAstnkr);  orfordert  (Abraham  a  S. 
Clara);  weil  ihnen  mitzugehen  die  gewonheit  Terbott« 
Grimmklshausbn  {SpringinafAd)  II,  W;  al>or  doch  die 
gewonheit  dio  macht  ein  wolstand  t>ei  in  darauss  S. 
Frank  vrltbuch  7^;  dio  gew.  hilft  Huttkn  4.  »15:  Wbisb 
ennarrrn  Si;  fesselt  Beckkrath,  wirkt  Hrrukr  14,  87; 
wohl  fUhIo  ich,  dass  die  gewohnheit  mein  gofUhl  ai>- 
stumpfen  muss  Klinorr  {Raphael  i(f  Aqu.)i.e»:  wenn 
uns  nicht  dio  gewohnheit  die  foblorhafte  methode  e^ 
trttglich  gemacht  hfttte  Oöthb  {tttr  morphologü)  II.  i,  M 
Weimar. 

»))  in  der  objec{/'uneHon  haben 

«))  die  für  die  individuelle  er/asntng  daa  mih&l.  (e.  o.) 
noeA  «0  viel  beobachteten  Verbindungen  mit  haben  und 
machen  in  diaaer  grupp«  nur  venig  betleutung:  aber, 
08  seind  zwo  weisen,  dio  gewonheit  zu  machen,  zu 
exerciron  und  7.u>;urirhten,  eine  hebt  von  leichterem  an. 
und  fAhret  allgemach  zu  hAheren,  die  andere  heliblet 
.  .  .  anfangs  hArtere  sachen.  und  treibt  nie.  damit,  nach 
erhultung  dieser,  einer  die  leichtere  lieblicher  verrichten 
könne  Schupp  aehr^flen  Bis  (kunat  reich  tu  werden)  (1684); 
vgl.  auch  LUTHRR  7.  633;  solche,  die  schon  apati  in 
Jahren  ein  üble  gewonheit  haben  Abraham  a  S.  Clara 
Judaa  d.  eriachelm  1  (1686).  416;  ao  haben  aie  die  gewohn- 
heit, ihr  gesicht  sehr  bestimmt  zu  punctiren  Rittbr 
erdkunde  1,  865. 

6))  dagegen  ist  das  (.».  o.)  in  der  rechlju^rmehe  ia—nfis 
verbum  halten  auch  im  allgemeinerrn  gebrmmck  Amt  *W 
6eo6acA/e(.-  daj  sinl  dio  pharisei  .  . .  haltont  ire  gewonheit 
fUr  alle  ding  und  wellont  in  den  geachtet  sin  Taulrr 
predigten  *.  41  Vetter;  auch  hillte  i*aulus  viel  heidnischer 
gebrauche  und  gewonheitten,  wenn  er  l>et  den  beiden 
was  Ebrrlin  v.  GOnzburo  aehriften  8,  ti6  netulr.: 

wie  jr  dann  halt  solch  gwonheit  siarck, 
also,  daa  jr  aulTni  grempelmarckt 
die  weiber,  so  ir  kram  anbieten 
und  über  jron  häfen  brOten 
aiuftpITen  wie  alt  .«ie  auch  seien 
und  ab  dem  grawen  haar  nit  schowen. 

Fisch  AKT  ßöhatt  1S67  H'en<Mer; 

wann  man  nun  dise  (tewonheit  bhaltl  N.  Manubl  (r. 
papst  u.  a.  priestersch^l)  35  Bächtold:  deia  gUicka  Luthbr 
7,633;  enthalten  Taulkr  4t;  die  alte  gewohnheit  ward 
also  treulich  beibehalten,  auch  in  Zeiten  und  an  Ortern. 
wo  es  vielleicht  wenig  wichtiges  mehr  zu  berathaohl«- 


gen  gab;  warum  aolll«  ei«  aber 


HSK- 


(Mb 


ttun  (Ar.  OAtr  JiiyafAsi  i  m)  U,  ISi. 

e))  dasM  v§L  mam  m»4tn  swrA«.  4ia  4»r  waMw/iwaAs  mmU 
fremd  ainä;  tbeatrum   . .  mag  aulT  f  ' 

fdas  ist!  aln  aehaw»pilhau«/  haus«a. 
Caaaiodorua  aus  aioef  •piaial  bBseafl)  iat 
ürlaebM  btr  aniBMewiB«  wnidw  Tat.  ALrtNoa  fw 
deulaekung  daa  PUffdanu  VerftUma  (IM«)  V^  (ßtmtmittdk): 
gew.  an  nehmen  Mörikb  4. 
gewonheit  wSllen  wir.  daax  «in  Jed«  obarlMtt 
und  daran  sein  soll,  damit  sie  hinfSrter  nicht  gvQbl, 
gebraucht  oder  gehalten  warden.  alsz  wir  daan  aoaz 
kaiBBrilebar  macht  dieealbta  blamit  aalThebMi  aarenl' 
NWiif  ton  itn  a.  Anulbrn  mep.9omatU,  %mper.  lU;  §tw. 
ablasMHi  (RouBAN  Jfrrwm);  abfahan  JaiBg«  (Ulmar 
rfsBBBurimai.);  «■tfanM«  UaiioBR  Wk  Mi;  hmUkm  lamm 
A.  V.  DnoerS'ROLaHorr  t.  mb;  wei^mpfen  JDii«4hib> 
LIMO  t,  MB;  daa  Bahlan.  liefam  und  steuem  hal  Blak 
Im  kriefa  bo  aintabOrgart.  daa«  man  die  gewotohatt  faa 
friedan  nicht  Iob  watdaa  luuw  0.  rnBTTA«  (mib  aimtr 
Ueinm  aktit  7)  m  itt. 

y)  die  fr^fOtUimtäUmrkmiammm, 

0)  und  diB  Iat  num  «ad  Udal  aa  ala  aa  aia  BfQ  ai 
und  ist  leider  in  ein  gewonheit  kernen  TAOLan  p\'äii§tau 
SSI  leKer.  das  es  gleich  zu  einer  gewonlMtt  kooM«  iat 
TccHBR  baummaterbuek  m.  4;  dma  glaitka  Ulmar  dat»- 
meroneObera.  6;  wann  sie  aber  zur  few.  koi— la«  AaiUH. 
A  S.  Clara  «<waB  /tor  mUa  B.  iti :  daa 
llBBifa  waa«i.  daa  daa  fahranden  bandwa 
Meht  aar  gawoluilMit  wird  O.  Luowio  (bml  kkmmd  m, 
erde)  t.i»;  9§L  Haiwaa  (Wifdif  rd  i)  i,  MB;  dia  laiall- 
tarn  mensohaa,  die  da*  labao  aar  Bpialaaw  IriUi  aiMa 
mflasltan  spielea  loaar  varbaad:  dar  faaptelachall  bei 
Baouaansein  altert  sar  fBwobnbait  P.  ll  Jahn  t.  nb. 

»))  als  NenoB  faalarban  waa.  kaa  abr  aBr  fot  Baal 
in  bruch  vnd  gewonheit  Jodab  ICaiarbi  «ms  alten  •, 
neuem,  gott  A;  wie  wol  adehaa  in  oiaa  fawaabait  \ 
jungen  gUarn  tum  Beindm  de  mm  (III.  Ui  a.  Mt) 
dea  a.  178;  nor  Terstaad  and  bBBnh^fH^«n^.  Mb  wir  mit 
der  gehörigen  art  oBaara  niagangB  ta  VBVohBMt  kom 
men  Hbinsb  (HiUagmrd  t)  B.  171:  mi  aa  wai«  wol  aeta. 
wenn  mans  künde  in  die  gewonheil  bciafBa,  daa  mum 
zur  predigt  gehen  alao  nennet«,  daa  aa  hiaBaa  s«  toHaa 
dienst  gehen  Luthbr  b.  bb*  Jem:  dia  aaah  ia  ate  fBw. 
gebracht  PARACBLaua  mm  wdeHmmm  W  (ßfftmdim  a. 
AmcA  6):  e«  iat  in  ainar  fawoabail  («ar.  aia  fawoabaN). 
das  mann  beote  |»radifai  Yoa  dar  aciadaBf  daa  bailifBa 
creutzes  LuTHBR  {peii.  Uat)  la.  S  a.  tu  IVWaaar.  in  f*- 
breucben  und  gew.  ein  baailfen  naaaaa  Jooab  Xaxarbi 
a.  a.  o..  in  bOser  gew.  leben  Abraham  a  S.  Clara  Jmdm 
1.  S48;  in  Übung  und  gew.  sein  GOtiib. 

8))  dise  red  hertxiget  Hannibalia  volek  aad  haar  aa 
ser.  daaa  aia  aaah  JrBr.fBWoahaH  dia  laalsaa  aad  waar 
erMUiAltao  CARBAca  OAera.  di»  LsesW  IIB;  daqd>  ülmmt 
deeameroneübera.  100;  Hbrobr  (aArsstf.  atA>i/lBS  I1W)  m, 
S4S  M.  a.;  daselbstcn  ginfaa  Bwaan  von  maiaaa  batraa 
.  .  .  mit  Schalmeien  an  die  fUmemst«  oartar  dar  aUA, 
und  schrien  ihrer  gewonheit  nach  GniMMaLaHAOaSM 
Siatft.  M»;  deegL  •«•:  m.  a.  a.  «c 

daa  valsallsl 


vaisai  HB  wasea. 

aw  WBiBBr  laa  wirteaaaa. 


Ädto  waibar  las  wlrtahaaa, 

H,näam{aatmngUtd9mdi§mm/tiM^  m. 
asAMlaAsA.  tat  OmBw  •.  Usailir.- 


der  aaar  aar  wiMaa  ti 
beit  seine  taBBÜBB  bin  aad  bar  UalBa  M.  v.  Ksurat 
eArpNiA  JVi'sitn'eAe  /.  (fwsllsis  t.  Aasr.  «.  dsastadk.  feaeA. 
s,  10) :  das  weret  bis  man  den  nawaa  baw  tot  dar  Maa- 
zer  pforten  gemacht;  da  trage  man  daa  heilifa  aaerm- 
ment  wieder  heraoBB  aaeb  der  jawoabait  B.  RoaRRAca 
liber  gmiorum  a.  ftuttam  s.  JVaay.  faaeA.  l.  tU:  dar  fe- 
wohnheit  nach  beM'hiltifaa  Bläh  dieaa  am  Uabalaa  aaü 
kleinen  Zügen  aus  der  prlvalfaaebiehte  ihrea  haMaa 
Hbrobr  yichrieüith»  aeke^/km  IUI)  la.  aaa. 

4))  alle  dteaa  aaaaahWBÜltkaiten  . . .  koaiaian  aaa  dar 
ablen  gawobabaii  dar  Jafäad  Abraham  a  S.  Clara 
lauberküU  t,  M;    vgL  dafi§m:  aaa   dar  gaw.  koauaaa 

EraSM.  ALBBRUB  <A«A.; 


6579  GEWOHNHEIT  (11.  3  gew.  ah  reiner  begriff) 


GEWOHNHEIT  (II,  3  macht  der  gew.)    6580 


vil  dick  ausz  poser  gewonheit  entspringet, 

die  man  so  oflt  verpringet, 

das  .  .  .  Hans  Folz  (32, 1)  126  A.  L.  Mayer; 

wer  aus  gewohnheit  verbrechen  begeht  A.  Feuerbach  revi- 
sion  der  grunds.  d.peinl.  rechts  2, 415  u.  o.  (vgl.  gewohnheits- 
verbrechcn  u.  a.);  wir  vergnügen  uns  daran  aus  gewohn- 
heit Heinse  (Hildegard  2)  5,  240;  aus  gew.  Göthe  br.  l,  156. 

5))  fragen  von  gew.  Warbeck  Magelone  u.  a.  s.  o. ;  von 
gew.  gezeugt  Herder  18,  408;  was  ursprünglich  einer 
alten  gewohnheit  wegen  noch  einigen  localsinn  gehabt 
hatte,  verlohr  denselben  in  fremden  gegenden  und  Zeiten 
(ideen  4,  17)  14,  302;  der  gemeine  pöfel  leuft  umb  gewon- 
heit willen  zum  sacrament  Luther  unterr.  d.  visit.,  s. 
DiETZ  a.  a.  0. 

6))  da  doch  diser  arglistige  böszwicht  einige  traid- 
körnl  darein  verborgen,  welche  durch  gewohnheit  die 
hungerige  tauben  herausz  gesucht  Abraham  a  S.  Clara 
atif.  auff  (Wiener  neudr.  l)  13;  ebenso  Grimmelshausen 
Simpl.  47;  Herder  8,  35;  14,  131;  16,  587;  aus  engein 
können  teufel  werden  durch  gew.  S.  G.  v.  Vogel  lo. 

7))  du  müst  wider  alt  gewonheit  gefangen  und  ge- 
bunden werden  der  ewigen  wiszheit  betbüchlein  (Basel  1518) 
VI»;  ebenso  Grimmelshausen  s.  o.;  hauptveränderungen 
sind  keine  gemachet  worden,  selbst  die  recensenten  ver- 
anlaszten  mich  nicht  dazu;  sie  gingen  wider  ihre  ge- 
wohnheit über  verdienen  mild  und  schonend  mit  mir 
um  J.  Gotthelf  1,  XIII  (bauernspiegel). 

3)  die  Seiten,  die  sich  beim  vorhergehenden  in  besonderer 
manig faltigkeit  erschlossen,  zeigen  sich  bei  dem  Substantiv, 
das  von  einem  träger  des  begriffesgam  abstrahirt,  auffallend 
verkümmert,  während  es  in  anderen  richtungen  vielseitiger 
sich  entwickelt,  wie  für  das  vorhergehende  die  rechtssprache, 
so  ist  für  diese  fassung  des  Substantivs  die  spräche  der 
dichtung  und  noch  mehr  die  der  philosophie  zuständig, 
zum  anteil  der  strafrechtlichen  litteratur  an  dieser  form, 
des  begriffes  s.  o.  sp.  6554. 

a)  die  spräche  der  philosophie  fällt  mit  ihrem,  antheil 
ganz  in  die  neuere  periode,  und  ihre  werthung  des  Sub- 
stantivs gabelt  sich  in  zwei  richtungen,  eine  praktisch- 
ethische  und  eine  erkenntnisztheoretische.  beide  mal  führt 
sie  auf  englisches  Vorbild,  also  auf  gebrauchsformen  von 
custom  zurück. 

a)  die  praktische  richtung  knüpft  an  Hume  an:  but 
nothing  has  a  greater  effect  both  to  encrease  and  dimi- 
nith  our  passions,  to  couvert  pleasure  into  pain,  and 
pain  into  pleasure,  than  custom  and  repetition.  custom 
has  two  original  effects  upon  the  mind,  in  bestowing  a 
facility  in  the  Performance  of  any  action  or  the  con- 
ception  of  any  object;  and  afterwards  a  tendency  or  in- 
clination  towards  it;  and  from  these  we  may  account 
for  all  its  other  effects,  howewer  extraordinary  Hume 
treatise  of  humMn  nature  b.  II,  sect.  5;  gewohnheit,  be- 
deutet erstlich  eine  durch  öfftere  Wiederholung  gewisser 
bewegungen  entstandene  beschaffenheit  der  natürlichen 
kräfften,  dasz  sie  zu  diesem  oder  jenem  gerichtet  und 
geschickt  gemacht  werden  . . .  J.  G.  Walch  philosoph.  lex. 
I^  1324;  wenn  also  die  seele  irgend  eine  thätigkeit  zu 
ihrer  Zufriedenheit  mehrmals  vollbracht  hat;  so  prägt 
sich  ihr  der  habitus  derselben  als  gewohnheit  ein,  mit 
welcher  sie  auf  einer  gewissen  bildungsstufe  festen  fusz 
fasst,  um  weiter  fortschreiten  zu  können  K.  W.  Ideler 
grundrisz  der  Seelenheilkunde  7  *.  528;  die  gewohnheit  als 
gesetz  der  Stetigkeit  des  geistigen  wirkens  und  als  be- 
dingung  seiner  im  organischen  zusammenhange  fort- 
schreitenden entwickelung  giebt  dadurch  seine  ausser- 
ordentliche Wichtigkeit  deutlich  zu  erkennen  s.  528;  wenn 
der  Organismus  durch  zufall  oder  willen  d.  h.  durch 
fremde  oder  eigene  bestimmung  in  bestimmten  Zeiträumen 
öfter  in  einem  gewissen  zustande  gewesen  ist,  so  entsteht 
bei  ihm  die  neigung  und  das  bedürfnisz,  bei  rückkehr  sol- 
cher weltzeit  wieder  in  jenen  zustand  zu  treten,  oder  die  ge- 
wohnheit Burdach  die physiologie  als  erfahr ungswiasensch. 
8,443;  gewohnheit  (lat.  consuetudo)  ist  die  durch  öftere 
Wiederholung  desselben  vorstellens  und  tuns  entstandene 
neigung  und  fertigkeit,  unter  gleicher  veranlassung  das- 
selbe vorzustellen  und  zu  tun.  jene  Wiederholung  heiszt 
gewöhnnng  und  kann  willkürlich  oder  unwillkürlich  sein, 
auf  der  durch  gewöhnung  erworbenen  gewohnheit,  welche 


die  willkürlichen  bewegungen  in  unwillkürHche,  die  ent- 
schlieszungen  in  triebe  umwandelt,  und  die  uns  zur 
zweiten  natur  wird,  beruhen  alle  leiblichen  und  geistigen 
geschicklichkeiten  Kirchner-Michaelis  phil.  wb.^  242/43. 

ß)  die  erkenntnisztheoretische  geltung  führt  auf  Locke 
zurück,  der  zu  der  lehre  von  der  ideenassociation  die 
fruchtbare  Scheidung  von  vorübergehender  (zufälliger)  und 
gewohnheitsmäsziger  Verknüpfung  vornimmt:  besides  this 
there  is  another  connexion  of  ideas  wholly  owing  to 
Chance  or  custom  an  essay  concerning  human  under- 
standing  II  cap.  33,  §  5;  associations  of  them  made  by 
custom  in  the  mind  of  most  men  §  7;  vgl.  dazu:  er 
selbst  (Locke)  erklärt  .  .  .  etliche  von  unsern  ideen  haben 
unter  sich  eine  genaue  Übereinstimmung  und  verbünd- 
nisz  ...  es  giebt  noch  eine  andere  verbündnisz  der  ideen, 
welches  von  etwas  ohngefährers  oder  von  der  gewohn- 
heit dependiret  Leibnitz  (essai  philosophike  de  Locke 
par  M.  P.  Coste)  2,  315  Guhrauer;  dasz  dergleichen  Ver- 
gesellschaftungen der  ideen  seien,  welche  die  gewohn- 
heit in  dem  esprit  der  meisten  menschen  gezeuget  2,  316; 
zum  neueren  ausbau  des  associationsgesetzes  s.  unter  ge- 
wöhnung. andererseits  vgl.:  gewohnheit  ist  die  durch 
öftere  Wiederholung  .  .  .  entstandene  bereitschaft  zu  hand- 
lungen,  die  tendenz  zum  gleichen,  bekannten,  geübten, 
infolge  der  leichtigkeit  und  Sicherheit  der  gewohnten 
tätigkeit.  die  gewöhnung  besteht  in  einer  anpassung 
des  Organs  an  die  function,  der  function  an  den  aus- 
lösenden reiz,  auf  einer  'mechanisierung'  .  .  .  von  willens- 
handlungen  zu  triebartigen  oder  auch  unbewuszten,  reflex- 
mäszigen  Vorgängen,  auf  gewohnheit  beruhen  associa- 
tion . . .,  reproduction,  fertigkeiten,  sitten  u.  s.  w^.  R.  Eisler 
wb.  d.  philos.  begr.  1^,  390. 

b)  unter  den  gebrauchsformen  und  Verbindungen  fallen 
natürlich  possessive  bestimmungen  aller  art  ganz  weg. 
auch  Sätze  oder  nomina,  die  den  inhalt  des  begriffes  näher 
kennzeichnen,  haben  hier  keinen  räum,  weil  sie  im  allge- 
meinen zugleich  auf  träger  des  begriffes  weisen,  als  aus- 
nähme vgl.:  das  meiste  aber,  so  dieses  laster  (der  un- 
sauberkeit)  vergrössert,  ist  diss,  dass  dero  gewohnheit 
fast  ein  halbender  zwang  Abraham  a  S.  Clara  gemisch- 
gemasch  (1704)  20;  die  festigkeit  der  gesurtdheit  ist  die 
gewohnheit  gesund  zu  sein,  bei  welchen  ein  harmo- 
nisches zusammenwirken  der  lebenskräfte  habituell  ist 
C.  F.  Burdach  3,  443. 

a)  Verbindung  mit  nominibus. 

l))  die  unterordming  unter  ein  Substantiv  ist  hier  ziem- 
lich entwickelt  und  führt  zu  einigen  stehenden  Wendungen. 
er  treibt  das  vorurtheil  des  alterthums  und  der  gewohn- 
heit aus  durch  vorurtheile  der  eigenliebe,  neuheit  oder 
der  eignen  erfindung  Hamann  (zwei  scherßein  z.  neuest, 
dtschen  lit.)  6,  40  (dtat  a.  d.  allgem,.  dtsch.  bibl.  39,  263); 
missbräuche  der  gew.  Herder  16,  38;  wenn  in  einer  gut 
eingespielten  violine  oder  einer  verblasenen  flöte  die 
ersten  spuren  guter  und  schlechter  gewohnheit  gesehen 
würden  J.  E.  Erdmann  über  gewohnheiten  s.  4;  wie  hart 
stehet  derjenige  auf,  den  die  last  und  die  bürde  der 
bösen  gewohnheit  druket  Abraham  a  S.  Clara  lauber- 
hütt  1,  74;  gar  manches,  was  der  macht  der  gewohnheit 
zugeschrieben  wird,  beruht  vielmehr  auf  der  konstanz 
und  unveränderhchkeit  des  ursprünglichen  und  angebo- 
renen Charakters,  ...  die  wirkliche  macht  der  gewohnheit 
hingegen  beruht  eigenthch  auf  der  trägheit  .  .  .  Schopen- 
hauer (parerga, psychol.  bemerk.  §307)  5,  616  Grisebach;  die 
macht  aller  gewohnheiten  brechen  Ideler  Seelenheilkunde 
1,529;  die  Verstimmung  war  ja  nur  eine  von  den  vielen,  die 
an  der  macht  des  alltags  und  der  gewohnheit  sich  auf- 
lösen Immermann  (der  carneval  it.  d.  somnambule)  8,  141; 
alle  Zeremonien  der  karwoche,  an  sich  rührend  und  er- 
haben, haben  durch  die  länge  der  zeit  und  die  abstump- 
fende macht  gewohnheit  von  seite  der  mitwirkenden 
Personen  .  .  .  allen  geist  verloren  Grillparzer  (tagebuch 
a.  d.  reise  nach  Italien)  19*,  220;  die  abstumpfende  macht 
der  gew.  J.  E.  Erdmann  über  gewohnheiten  s.  81;  die  be- 
freiende macht  der  gew.  ebenda;  das  ganze  gebiet  der 
gew.  s.i;  sich  vom  gängelbande  der  gewohnheit  losreiszen 
Ideler  i,  528. 

.  .  .  und  werde  deinen  langen  ströern  spiesz  der  ge- 
wonheit und  dein  kurtzen  wechsern  degen  nit  achtenn 


6681   GEWOHNHEIT  (U.  8  geschftpf  der  gew.) 


GEWOHNHEIT  (II.  S  §m,  wird  Mlur)    6662 


Luther  (atif . . .  Bodm  Etmttrt  ontte.)  7,  Mi:  welchen  <irr 
schwere  atein  der  bAMn  gewonhett  fUr  gewillzet  Ut  Ahna- 
HAU  A  8.  Clara  ttva»  f.  alle  S  (|7U)  IW;  der  Atyplor  krie- 
chend, »klaTiach,  ein  herdethier,  «bcrfltubUch  und  (raori|t. 
hart  gegen  fremde,  ein  gfdankenloMt  getohöpf  der  ge- 
wolinheil  Hkrukr  (aueh  ritte  pkiUt.  d.  ftttk.)  A,  B07; 
Sklaven  der  gew.  i».  ntft;  ein  »ohn  der  tradition  und 
gew.  (m/mh  18,  810)  8,  8;  die  «itte  der  geurlluchaft  und 
die  mächtige  gftttin  der  gewohnheit  {ßmdr*  Uaari:  gAttin 
gfwohnhcit)  wcnirn  bald  nach  gtberden  und  anatand 
dicHO  cigrnheilcn  und  jco«  Temehiedenhelten  einführen 
{üb.  d.  ur»pr.  d.  »praehe)  h,  itt ;  hier  atreilet  Herculea  mit 
dem  jungen  lAwen  der  bfiaen  gewonheit  HARMUöRrraH 
frauenrimmer  ge»prech*pieU  &,  et;  dieaea  giflkraut  (dtr 
tabak),  daa  aicher  xum  verderben  der  menachen  gehört. 
beweiKt  vielleicht  mehr  ala  irgend  ein  anderea  beiapiel, 
dnHZ  der  menach  ein  thier  der  gewohnheit  iat  Srümr 
(tpatiergang  >)  8,  lft7  Hempel  a.  gewohnheitathier;  gegen 
das  tolle  anhangen  an  gebriuchfii .  wortformrln.  und 
leeren  gcwohnheiten  iat  daa  chrtRlenthum  nicht  nur  ge- 
stiftet, Hondern  hat  auch  aeine  macht  erwiesen  IIkrdrr 
{chrisÜ.  sehr,  i)  >o,  4A;  die  liebe  zur  gewohnheit,  die  an» 
hänglichkeit  an  ehre,  zwang  (kl.  »ehr.  im  ff.)  18,  MV. 

>))  bei  der  iu$ammenalellung  mit  anderen  »ubttantiven 
treten  die  aynonyma  und  bedetitungareneandten  hier  »ehr 
turilek.  einige  der  alten  aynonyma  tind  in  tcmdungen 
IM  beobachten,  deren  tugehörigkeit  tu  unserer  gruppe  atrit- 
tig  iat: 

mwonheit  und  gebrauch  xwingt  ofll  vnd  aehr  daa  recht, 
hier  ist  d«r  mann  ein  herr  dea  weibaa,  dort  *ia  kiMcht. 

I.ooAU  {ainnged.  1,  t,  M)  M  JRttMr; 

daa  gedächlnUs  wird  durch  die  gewonheit  and  Obung 
erhalten  Bl'tschky  roaenthal  {iat)  lOM; 

aitte  ward  aaa  gewohnheit. 

Voss  OHd  1,81: 

alles  flicszt  durch  und  in  einander,  geaetz«  and  sitten. 
Wissenschaften  und  gewohnheit  Hkrdkr  (v.  eiiyfluat  der 
regirung)  9,  407. 

a))  natur  und  gewohnheit  xeerden  hier  einander  bald  enl- 
gegengeeteüt  bald  mitrinander  verglichen  («.  /9):  die  nator 
reitzet  zu  guten,  die  gewonheit  zum  bOaen  HARRDÖRrPER 
frauenzimmer  geaprechej/iele  l.  4;  nator,  gewohnheit  und 
nothwendigkoit  onfschcidon  hier  alles  TiiOM.  Abbt  verm. 
werke  6,  1,  IM;  auf  allen  fall  ist  eine  grenze,  eine  scheide 
wand  zwischen  natur  und  gewohnheit  S.  G.  v.VooEL  bemerk, 
u. erfahr.*;  der  nicht  hie  und  da  auf  der  erde  als  nator  oder 
als  krankhcit,  kunst  und  gewohnheit  in  allen  achattirungen 
stattfände  Hkhokr  {ideen,  tueätee)  U,  tot.  LvT u r.H  atrllt 
daa  teort  gottea  und  die  tcahrhrit  der  gew.  entgegen:  wenn 
gotts  wort  und  gewonheit  widdemander  dnd,  welehs 
doch  billich  solle  dem  andern  rowmen  odder  weichen, 
ob  gott  solle  der  gewonheit,  odder  ob  gewonheit  solle 
gottc  weichen?  ...  sie  mugen  ja  nicht  leucken,  da«  hie 
gotts  wort  sei  widdcr  die  gewonheit  {trüatung  an  die 
Christen  xu  Halle)  28,  414;  Christus  hat  nit  gesagt  .  .  .  'ich 
bin  gewonheit  und  brauch'  .  .  .  sondern  also  hat  er  ge- 
sagt 'ich  bin  die  warheit'  ...  wo  gewonheit  gnogsam 
werc,  hctten  die  beiden  die  aller  besten  entschuldigung. 
die  mehr  den  viertausent  jar  gewonet  sein  abgott  ant- 
zubetten.  du  soitist  zuvor  beweiszen.  daa  die  gewonheit 
recht  und  husz  gott  were.  so  mein.otu.  e«  sei  gnag.  daa 
gewonheit  heisso  {at^/' .  .  .  Bocke  Emeer»  mnhe.)  7.  MI: 
'wenn  die  warheit  ofTenbar  wird,  sol  die  gewonheit  wei- 
chen', item  'niemand  sol  der  warheit  die  gewonheit  für 
zihen'  88,  4i5. 

i))  in  geveiaaen  punkten  berühren  »ich  die  begriffe  bei  der 
nteammenatellung  des  aubat.  mit  zeit,  eniehang.  vonirtheil. 
mode :  haben  etliche . . .  eine  gleichmtaaige  aoazlegung  von 
diesem  träume  (t-«m  baden)  gemacht  .  .  .  dasz  sie  nit  mit 
fleissigcm  nachtrachten  und  der  crfahrung  die  zeit  und  ge- 
wonheit unterschieden  Rvff  traumbueh  .irtemidori  58^(1, 
61);  zuvörderst  sind  nur  in  Deutschland  die  eben  mfiglidi. 
welche  man  heilige  nennen  darf,  unter  diesen  verstehe 
ich  solche,  in  welchen  die  liebe  bis  zur  auflösung  durch 
den  tod  dieselbe  bleibt,  mag  auch  gewohnheit,  krank- 
heit,  alter  allen  Sinnenreiz  zerstört  haben  K.  Immermann 
^tnemorabilien)  18,  *.  76;  und  thut  ofll  die  erziehung  und 
gewonheit  so  viel  als  die  nator  Harsdörppsr  »ehauplat» 

IV, 


tust  u.  lArrtUm  §mA.  (MH)  Ib  W7:  «ll»  Mehto  4m  m- 
fahrung,  erfln^BafMi,  mtlM.  fBaas.  pilnwtMi  ädl  to 
dissem  naturgartM  fort;  Bldlt  4»«ll  «pMVlatio«.  MM 
der  sie  nicht  enlapfow—  waiMi,  atmtlmn  tereh  biJlrf 
nin.  MiteliaBg.  frtroluüMM,  gtaalM»  «ad  tfeag  Hbkomi 
ilAHtm.  mkt.  •)  IM»:  M  kOMiii  duM  m  vM  Mf 
htHtoMlMlrieh,  kleidangsart,  spiele.  Mb«  fMwfcahiH 
ODd  Mlkkong  an  pl4uhk)  a.  ti ;  durch  eriallWII,  W»** 
and  ftvobnheit  AllnlUcb  enrorbeacr  «uUM  ißktr  HU, 
äiekL  «.  /«M)  Uk  M«:  M  viel  koMMl  Mf  fMMhaMt 
ond  ▼ornrlbeU  !•  dM  «wik  ui  HsiiiM  (BMdagmd  t) 
A,  H:  aklaven  der  t/mam  and  vomrf heile,  der  gew.  4m 
heuehelei  IIkrpkii  (tktitH.  »ehr.  fm)  t*.  M*:  der 
und  der  gew.  la,  WL 

e))  ander»  tu»mmm»emeUUmti0m  aiektm  41» 
vetl  heran:  billifung  odM  MliWIUgnin.  dU  nidil  Mhms 
entsteht,  beruhe  auf  irliwririatloa.  pewoliBluH,  Mmi' 
sem  ph^aiacben  gefallea  oad  MliiiUMi  d«e  tewp8>BMMd8 
ti.  C.  l.ii:iiTKW»wo  afktri»m»m  ».tmdk,  ».tm  (mmekfMamm 
im  dtech.  mueeum  t.  aUUk);  im  pltk,  iiaMAl 
einmal  der  zarten  ud  w  fMlMi  bMid«  Im 
durch  sinne,  triebe.  «elgiingeB.  piiehl  oad 
an  diesen  kleinen  kreis  der  aichtharkeit  knOpften:  weldM 
irrdiacho  macht  könnte  ihn  festhalten?  Hehubk  (Mar 
d.  »eelentranderunf)  lA.  871:  dareb  ftw.  oad  Mdeaaebafl 
W.  V.  Humboldt  ».  dtech.  liU.  dmJhn.  t»,  m-,  alte  gew. 
neid  und  kabele  Hrrdkr  A.  WU;  aai  «ad«  Mall  •■  aaf 
eins  hinaus,  ganz  von  einer  noUiweadltMi  fewoluüMtt. 
oder  ganx  von  der  wilikOrlichsten  nilUUgkait  «btahanfia 
GÖTHB  (MidUfenraji<^A<^i»  t.  lo)  I7.  mt; 
wMtbmi 


t4  BswiketsM 

mdt  ese  dem  kreise  wnkler  flapM  toelead, 
sein  eigner  i r btef ir  seidUMaSeii  sein  lee, 

"^'SnnxrAwna  VuCm  f)  a^.  IM: 

ihnen  iat  zwar  waffenfertigkeit  beizubringen,  aber  dl* 
kriegerische  anstelligkeit  und  aasricbtigkeit  ist  gevoba* 
heit  und  gäbe  F.  L.  Jahn  l.  aMw 

8))  die  aUributiren  terbindungem  »ind  hier  ueidf  emt- 
teicMt:  das  auch  die  Qbungen  des  genütbea  and  dee 
Verstandes  durch  gutte  gewohnheit  angcf&bret;  za  einer 
andern  natur  gleichsam  gemacht  werden  Butschkt 
J'athmoa  (658)  MB;  es  iat  keine  bOse  gewohnheit,  welche 
nicht  durch  die  kraIR  Jesa  Christi  kOnte  ftberwvadea 
werden  .^rRivER  »eelenedmU  MT;  was  geetall  dl«  Mm 
gewonheit  die  alte  und  betagte  geboadca  iMnunfSbre 
Abraham  a  8.  Clara  sheee  /.  aOe  t  (1711)  t«:  wo  nicht 
durch  grosse  gewonheit  ein  natflrUeber  bräaeb  aon 
embsigem  «eeea  aad  trincken  gemacht  ScaciT  OraMnmet 
neudr.;   tyt.  BOtwMMUge  gew.  Gürmt,  17.  Mti 

ß)  trafcr  dm  «erMiMlMiifm  müt  rerti»  iet 

0)  dM/WacÜea  im  »ufyei»  durch  die  neifmm§m  »mr 
jwfwen^^ewMM  Meeaacrv  f^forderi. 

•))  i^  mr^miumfwui  iem  verbum  »%Aetamtirum  diemi 
hier  weetnttitk  iem  serflndkc;  die  gewonheit  ist  ein  eiserne 
pfaidt,  die  gewonheit  iat  sebon  in  der  natur.  and  die 
natur  ist  in  der  gew.   Abraham  a  S.  Clara  Jmim»  d. 

rrterhrlm   t.  tSO;   m.  «.  ».  »p.  «W;    dann  dl«  |«WaBlMK  M 

docit  die  ander«  nator  HARSDÖRrrsR 
aprtthtfette  1,  v^ 

gewohnlMit  wird  nelar. 

Fnirvmt.  peei,  Mrs.  7.  M: 

and  gewonheit  iat  nicht  allwegen  warheit  Aco.  LsRca- 
EIMER  chriefl.  bedmekm  r.  tauberri  115  Bint;  dl«  fewoha* 
heit  ist  ein  eigen  ding  Gerstendero  «.  litt.  diw>i.  n,  Mi; 

•r  geht)  -  noch  —  mIbI  —  ach.  Ae  tawahabsW 
iai  eia  Uatig  dh«.  asOal  aa  urbairtii  «mhII  sie. 

Onniraaiaa  tHipi  1 1|  1^.  IM: 

durch  die  gewohnheit  etwas  tu  erkULren  —  die  gewohn- 
heit ist  ein  zasammengeaetjrt  ding,  da*  aos  monaden 
besteht,  die  gewohnheit  heint  die  andere  natur.  ond 
iat  in  ihren  phaenomenia  eben  »o  rilhsclhaft.  als  die 
natar  selbst,  die  sie  nachahmt  IIaman?c  t.  448;  diaem- 
nach  wird  die  gewonheit  des  menachen  lehrmeisterin 
genennet  Bi-tsckkt   rveenth^  (nr.  aM)  IM«; 

f«wonI>«it  i*t  die  grOctc  f^an,  behecracbat  alle  weh; 
gar  wenig  gilt,  gar  wenig  taai(.  waa  aie  aiebt  aeMs  haR. 
LooAC  S, «, »  mmr  a.  Mi; 

4iS 


6583  GEWOHNHEIT  (H,  3  ist  ein  starker  ström) 

es  ist  ein  eintziges  thierlein,  das  hat  vier  füsz,  nemb- 
lich  i  Silben,  von  diesem  thierlein  rühret  alles  übel  her, 
solches  thierlein  heisst:  consuetudo,  die  gewohnheit 
Abraham  a  S.  Clara  lauberhütt  2,  51;  die  gewonheit 
ist  ein  starcker  ström,  dem  ein  schlechter  bäum  nicht 
widerstehen  kann  Weise  die  drei  ärgsten  erznarren, 
neudruck  s.  22; 

gewohnheit  ist  dem  narrenfuss  ein  trockener  wassersteg, 
dem  weisen  aber  sperrt  er  oft  des  Stromes  segelweg. 

Wilhelm  Müller  361  Hatfleld. 

b))  auch  die  Verbindung  mit  anderen  verbis  führt  von 
allgemeinen  verblaszten  Wendungen  zti  lebendiger  anschaii- 
lichkeit  weiter:  darinn  wirdt  erzehlet  was  die  gewonheit 
vermag  Verdeutschung  von  Bebei.s  facetien  (1600)  s.  455; 
eime  wol  geübeten  menschen  als  nüt  ist,  dag  duncket 
einem  ungeübeten  menschen  sin  zümole  unmügelich, 
wan  gewonheit  machet  kunst  Tauler  predigten  12  Vetter; 

die  gewohnheit  macht  zu  dieser  frist, 
dasz  jetzt  die  weit  voll  laster  ist. 

Abraham  a  S.  Clara  Abrahamische  lauberhütt 
(die  böse  gewohnheit)  2  (1722)  s.  51 ; 

die  gewonheit,  macht  die  Übung  aller  dinge  angenehm 
und  leicht  Butschky  rosenthal  (405)  s.  874; 

gewohnheit  macht  die  noth  erträglich, 
jedoch  nicht  mir,  sie  ist  stets  neu. 
J.  Chr.  Günther  (er  erinnert  sich  der  vorigen  Zeiten)  "191 ; 

die  gewonheit  hat  eine  solche  kraft  über  die  einbildung 
Butschky  rosenthal  (nr.  526)  1098;  das  Elsass  hat  .  .  . 
volle  zweihundert  jähre  und  darüber  zu  Frankreich  ge- 
hört, und  die  gewohnheit  hat  über  den  menschen  eine 
ausserordentliche  macht  Bismargk  (1874)  6,  168;  die  ge- 
wonheit ändert  offtmals  die  natur  Butschky  rosenthal 
(26)  44;  die  gewohnheit  überwältigt  .  .  .  ohne  angemessene 
gegenwehr  alle  moralischen  kräfte  S.  G.  v.  Vogel  s.  11; 
die  gew.  wagt  es  selbst  die  moralität  der  handlungen 
zu  compromittieren  10;  wo  alle  sitten  gleich  und  alle 
gleich  eben,  recht,  gut  sind  —  was  brauchts  mühe !  ge- 
wohnheit erzieht  und  tugend  verliert  sich  in  blosze  ge- 
wohnheit Herder  (auch  eine  philosophie)  5,  572; 
neigung  besiegen  ist  schwer;  gesellet  sich  aber  gewohnheit, 
wurzelnd,  allmählich  zu  ihr,  unüberwindlich  ist  sie. 

Göthe  (vier  Jahreszeiten  25)  1,  396; 

wenn  alte  gewohnheit,  neid  und  kabale  sich  mit  schwefel- 
fackeln in  der  band  vereinigen,  auch  die  guten  laszet 
sich  vereinigen!  Herder  (üb.  d.  Ursache  des ges.  geschmacks) 
5,  654;  die  paradoxe  behauptung,  dasz  jede  gewohnheit 
sich  abnutze  Ideler  seelenheilkunde  1,  529. 

2))  fast  ganz  verkümmert  ist  hier  die  function  des  ob- 
jectes,  namentlich  im  acc. :  man  könte  die  gewohnheit  eine 
moralische  fricktion  nennen,  etwas  das  den  geist  nicht 
leicht  über  die  dinge  hinstreichen  läszt  sondern  ihn  damit 
verbindet,  so  dasz  es  ihm  schwer  wird  sich  davon  losz  zu 
machen  G.  C.  Lichtenberg  aphorismen  i.  buch  s.  12  Leitz- 
mann;  vgl.  oben  (die  gew.  nennt  er  seine  amme)  Schiller  ; 
die  gewohnheit,  die  der  verständige  so  gut  zu  nutzen 
weiss  Klinger  neues  theater  2,  .58  (Damokles  2);  mehr  da- 
gegen ist  hier  natur gemäsz  der  persönliche  dativ  begünstigt: 
der  anfang  hat  der  gewohnheit  die  thür  eröffnet  Abra- 
ham A  S.  Clara  lauberhütt  2,  59;  doch  dasz  er  mehr 
der  gesunden  vernunfft,  als  der  blossen  gewonheit  folge 
Höh  BERG  1,  165;  endlich  müszen  sie  der  gewohnheit 
nachgeben  und  sprachen  sowohl  als  dichtem  erlauben, 
sich  auf  ihre  art  zu  vergnügen  Herder  (br.  z.  bef.  d. 
hum.  7)  18,  44;  überhaupt  wird  es  bei  dem  geist  des 
Widerspruchs,  der  gewohnheit  zum  richtern,  der  lieb- 
habcrei  zum  krittel,  dem  gefallen  an  spottsucht  —  nie- 
mals an  freiwilligen  widerlegern  fehlen  F.  L.  Jahn  2,  l,  293. 

y)  auch  die  präpositionalverbindungen  fanden  hier  wenig 
»pielraum:  die  auff  dise  weisz  nach  der  rechten  kunst 
ernen  lesen  ...  den  andern  die  nach  der  gewonheit 
lernen  lesen,  gilt  es  gleich  Ickelsamer  ^mmw.  Gl" 
J^echner;  so  befand  ich,  dasz  fressen  und  sauffen  auch 
eine  kranckheit  ist.  und  dasz  solche  ausz  der  gewonheit. 
und  nicht  ausz  dem  uberflusz  herkomt  Grimmelshau- 
8EN  Stmpi.  283  neudr.; 

die  in  verjährt  geheiligtem  besitz 

in  der  gewohnheit  fest  gegründet  ruht. 

Schiller  Wallensteins  tod  1,  4; 


GEWOHNHEITARTIG-GEWOHNHEITLIGH  6584 

blosz  die  ersten  exemplare  jeder  zur  gewohnheit  ge- 
wordenen handlung  haben  ein  motiv  gehabt,  dessen 
sekundäre  nachwirkung  die  jetzige  gewohnheit  ist  .  .  . 
Schopenhauer  (parerga2  §307)  5,616/.;  eine  zur  ge- 
wohnheit gewordene  form  des  denkens  Ideler  seelen- 
heilkunde 1,  528;  wo  ein  thun  zur  gewohnheit  geworden 
ist,  da  erfolgt  die  einzelne  bethätigung  unwillkührlich, 
wie  das  athemholen,  als  folge  einer  körperlichen  be- 
schaffenheit  J.  E.  Erdmann  von  geicohnheiten  s.  22;  ein 
grosser  theil  der  erziehungskunde  beruht  auf  gewohn- 
heit S.  G.  v.  Vogel  s.  3;  durch  gewohnheit  W.  v.  Hum- 
boldt *.  0.;  es  ist  in  vielen  dingen  eine  schlimme  sache 
um  die  gewohnheit,  sie  macht,  dasz  man  unrecht  für 
recht,  und  irrthum  für  Wahrheit  hält  G.  C.  Lichten- 
berg aphorismen  5,  103  Leitzmann;  bald  höreten  wir 
über  gewohnheit  ein  starckes  gemürmel,  und  das  zim- 
lich  laut  und  starck  geredet  und  gegangen  wardt  Opitz 
übers,  v.  Barclay s  Argenis  (l,  3,  10)  i,  490;  so  giebt  es  für 
die  gewohnheit  kein  anderes  gegenmittel  als  eine  neue 
gewohnheit  Ideler  i,  529. 

GEWOHNHEITARTIG  s.  gewohnheitlich. 

GEWOHNHEITFREUNDSGHAFT  s.  gewohnheitsfreund- 
schaft. 

GEWOHNHEITLICH,  adjectiv,  ableitung  vom  vorher- 
gehenden Substantiv,  tritt  in  die  lilcke  ein,  die  die  neuere 
entwicklung  von  gewöhnlich  (*.  d.)  mehr  und  mehr  blosz- 
legt,  wird  aber  durch  die  erfolgreichere  bildung  gewohn- 
heitsmäszig  (s.  2)  hier  wieder  zurückgedrängt,  noch  weniger 
erfolg  hatte  gewohnheitsartig  (s.  3). 

1)  für  gewohnheitlich  hat  Sanders  3,  1653»  eine  reihe 
von  belegen  aus  den  romanen  H.  Königs,  einen  auch  aus 
A.  Stahr  beigebracht:  er  fand  kein  rechtes  —  nicht  ein- 
mal ein  leeres,  gewohnheitliches  wort,  sondern  nur  ein 
erzwungenes  lächeln  H.  König  die  clubisten  in  Mainz 
(4,  16)  2,  151 ;  es  war  ein  gewohnheitlicher  ausruf  der  Ver- 
wunderung dtsch.  familien  1,  339;  der  mensch  als  natur- 
wesen,  als  zuständlicher,  mit  seinem  alltäglichen  be- 
haben,  seinem  gewohnheitlichen  thun,  seinen  bedürfnissen 
und  seiner  arbeit,  seinen  verschiedenen  kulturformen, 
Sitten  und  brauchen  A.  Stahr  nach  fünf  jähren  2,  168; 
im  hause  wurde  das  katholische  kirchenjahr  .  .  .  nur 
gewohnheitlich  befolgt  H.König  von  Saalfeld — Aspern  1,7. 

2)  gewohnheitsmässig  zuerst  bei  Jahn  belegt,  erscheint 
viel  in  wissenschaftlicher  darstellung ,  während  das  ver- 
wandte gewohnheitsgemäsz  keinen  erfolg  hatte,  vgl.:  der 
thäter  musz  sich  als  ein  gefährlicher  dem  betrüge  ge- 
wohnheitsgemäsz ergebener  Verbrecher  darstellen  Steng- 
lein zeitschr.  f.  gesetzgebzmg  und  rechtspflege  des  königr. 
Bayern  4  (1858)  563;  gegen:  eine  besondere  bestimmung 
findet  sich  noch  über  die  hehlerei,  welche  gewohnheits- 
mässig betrieben  wird  (§  239).  in  dem  entwurf  von  1843 
war  für  die  bestimmung  noch  eine  andere  fassung  ge- 
wählt .  .  .  gewerbmässiger  hehler  .  .  .  später  wurde  be- 
schlossen, um  sich  dem  rheinischen  rechte  anzunähern 
.  .  .  statt  'gewerbmässig'  den  ausdruck  gewohnheitsmässig 
zu  gebrauchen  G.  Beseler  kommentar  über  d.  Strafgesetz- 
buch f.  d.  preusz.  Staaten  (l85l)  454  (vgl.  auch  den  entiourf 
von  1836  für  d.  preusz.  Strafgesetzbuch  §  565);  vgl.:  wer 
gewohnheitsmässig  oder  aus  eigennutz  durch  seine  ver- 
mittelung  oder  durch  gewährung  oder  Verschaffung  von 
gelegenheit  der  unzucht  Vorschub  leistet  Strafgesetzbuch 
für  d.  deutsche  reich  §  180;  wer  die  hehlerei  gewerbs- 
oder  gewohnheitsmässig  betreibt  §  260;  vgl.  auch  §  150; 
'gewohnheitsmässig'  bezeichnet  öfteres  handeln  mit  der 
neigung  der  Wiederholung  Rüdorff-Stenglein  Strafgesetz- 
buch f.  d.  deutsche  reich- (iSSi)  s.  385;  ähnlich  Olshausen 
zu  §  150;  vgl.  'gewohnheitsmässig'  ist  diejenige  eigen- 
schaft  eines  menschen,  kraft  welcher  er  unter  gleichen 
Verhältnissen  in  gleicher  weise  handelt  Rubo  zu  §  150. 
toie  die  belege  zum  Strafgesetzbuch  schon  zeigen,  sind 
hier  auch  die  adverbialen  Verwendungen  mehr  entwickelt; 
auszerdem  wird  auch  die  Substantivableitung  hier  viel  ge- 
braucht. 

a)  die  blosse  Wiederholung  desselben  Verbrechens  oder 
Vergehens  macht  aber  auch  noch  nicht  das  wesen  der 
gewerbs-  oder  gewohnheitsmässigen  verübung  aus,  wenn 
sie  auch  zunächst  ...  oft  das  einzig  sichere  kennzeichen 
derselben  ist  .  .  .  die  Wiederholung  ...  in  einer  gewissen 


6585 


GEWOHNHEITLICH 


GEWOiiJlilEITSGErOlfL 


OOBD 


regelmtifiikeil ...  die  Verknüpfung  denclben  mit  dem 
ganzen  leben  und  treiben  de«  thfttem  iit  «!■  da«  WMMit' 
liehe  merkinal  einer  «olchen  TerUbung  tu  betciellBMl 
Bkhei.kk  «.  4&4;  die  lehre  Ton  den  gewerbe-  und  f** 
wohnheitumÜMigen  Terhrechen  i>t  bie  Jetzt  noch  wenig 
ix'iirbeitet  worden  A.  DocHow  tur  Ukrt  «•»  dtm  §$wtrki 
und  ge%eohnheit»mä»ngtn  vtrhnAtm  (um)  «.  |««MialMiU- 
verbrechen;  die  gewohnheitamlmlge  Handlung  iit  kein 
mrchaniHrher  Vorgang  wie  Ha«  thun  de«  dreaairrtrn 
thieren;  auch  di(>  g<-wi>linbettinnKMige  baadlunf  lat  eiae 
gewollte,  die  willrtiNririitiing  iit  aber  dv«b  dHUWÜnd 
de«  «elbKtgefühlM  bcnniluizt  A.  BoBJ  hMiwtfif^m§  im 
gttroh n heiUverbrtektn»  (IMM)«.  tff;  da«  gewohnheilimlDnige 
verbrcclien.  ea  liegt  vor,  wenn  infolge  wlmlerhüller  be- 
gebung  die  (riebkraft  de«  TerbreeheriaebMl  r^MS  ▼•?• 
stärkt,  die  widrrxtandikraft  getebmlleH  ist  ▼.  LllST 
({lach,  ttri^frrcht**  ^  M;  anklage  und  bewei«  mu>«te  da- 
bei stet«  auf  qualillzirte  landarbftdlicbkeit  gerirhtet  «ein. 
(I.  h.  auf  die  gewohnheit»niH«*igr  rertlbung  «o  irhwerer 
.  .  .  vcrbrerhen  Heilen«  de«  hekiafttm,  da««  die  ver- 
li&ngung  der  todesatrafe  begründet  schien  Cr  v.  Zal- 
LlNOBR  da*  r^fakrm  gegen  die  landsekäälitJktm  Uutt 
».  tu;  freilich  meldete  der  milillrattachA  in  ■eichen 
briefen  alle«,  wa«  der  ru««iHche  kai»er  in  dem  gewohnheit«- 
mäazigcn  vertraulichen  verkehre  am  hofe  mit  ihm  ge- 
»prochen  hatte  Bismarck  ged.  u.  trimm,  (an,  t)  t.  tlt/8; 
dieser  name  (aittenbild)  iai  allerdings  insofern  bezeichnen- 
der, als  darin  das  gewohnheilsml«sige  und  zuRtindliche 
'  ausgedrückt  ist,  welches  im  genrebild  die  wesentlirhe 
gmndlage  bildet,  der  name  genre  und  genrebild  be- 
zeichnet dagegen  wieder  beaner  das  gattanfimlMifC.  all- 
gemeine, menschlichen  dasein«  Ai>.  Stahr  mmek  fiimf 
Jahren  >,  IM;  eine  offene  frage,  die  bei  der  Jugend  der 
reichsgesetzgebung  noch  kein  praktisches  Interesse  bat; 
gewohnheitsmäBsige  fortbildung  der  Institutionen  dea 
reichs  iindet  Jedoch  unverkennbar  statt  II.  I)F.RNRt'RO 
lehrbueh  d.  preiuti.  privatrerhU  (ti  tl)  1*  41;  aber  selbat 
da,  wo  sich  die  sohOffenverfassung  noeh  erhielt,  er- 
schienen die  ungelehrten  urteiler  gegenüber  dem  reehta- 
kundigen  richter  .  .  .  nur  noch  als  gewohnheitumlaaifea 
beiwerk  ohne  selbständige  bedeulung  K.  8<:iiROKDRR 
dtsrh.  rechtugfarh.^,  Hll. 

6)  unmiSglich  kann  es  doch  nunmehr  noeh  einen 
solchen  zitterling  und  solche  bebende  espenaeele  geben, 
die  sich  immer  in  einem  fort  gewohnheitamäszig  nach- 
fUrchten  F.  L.  Jahn  t.  l,  M4;  in  einer  gewohnheitsmäaaig 
ausgeprägten  form  Mommrkn  rihm.  getrk.  i*,  16;  frondear 
ist  doch  immer  nur  der  gewohnheitsmäszig  unzufriedene 
Th.  Fontank  (der  Sterhlin  IS")  1,  lo  *.  f.f.  nicht  minder  ver- 
schieden sind  die  fUr  die  gewerba-  und  gewohnbeitamlaaig 
begangenen  verbrechen  festgesetzten  strafen  A.  DoniowtJw 

c)  in  einigen  Strafgesetzbüchern  Iindet  sich  nur  der 
eine  von  den  beiden  ausdrücken,  entweder  nur  die  ge- 
werbsmässipkeit  oder  nur  die  gewohnheitsmässigkeit  «.  1; 
l)ei  der  criminellen  verw^erthung  der  t>egnir«  |lW«to> 
geschäfts-  und  gewohnheitsmässig  wUrde  also  OMMftbMld 
sein:  der  in  dem  verhalten  dea  verbrMlMn  la  tage 
tretende  bOse,  d.  h.  gesetzwidrige  wille.  wddMr  ri«h  bei 
der  gewerbsmässigkeit  in  der  gewinnsüchtigen  absieht, 
verbunden  mit  der  der  Wiederholung,  bei  der  geschlfle- 
mäasigkeit  in  der  absieht  und  bei  der  gewohnheita- 
mäaaigkeit  in  der  ncigung  zeigt,  die  verbotene  Ihätigkeit 
zu  emeaem  v.  Lilirntmai.  lehre  rom  dem  emthkUvMiktin 
9.  44;  daau  vgl.  auch  OPPRNIIOFP  da»  »h^/)fmtMmt^^  f. 
d.  dtseh.  reich '*,  868  w.o. 

s)  bei  Herder  taucht  vrüUrftkmi  mmA  gewohnheit»- 
artig  und  im  gleichen  mtamwttnkanf»  gewohnheitartig 
auf:  jene  natürliche  nthigkcit,  das  achOne  zu  empfinden. 
Jenes  genie,  das  durch  Übung  zur  zweiten  natur  gewor- 
den, wie  wUrkts?  in  den  gränzen  des  gewohnheitartigen, 
in  verworrenen,  aber  deato  lebhaftem  ideen.  kurz  als 
eine  fertigkeit  des  schOnen  ...  die  künstliche  aesthelik 
oder  die  Wissenschaft  des  schönen  setzt  die  vorige  vor- 
aus; aber  gar  nicht  auf  demselben  wege  fort;  Ja  sie  hat 
gar  das  gegentheil  zum  geschäfle.  eben  das  gewohn- 
hoitsartige,  was  dort  schöne  natur  war.  lOeet  sie.  so 
viel  an  ihr  ist,  auf,  und  zerstSrts  gleichsam  in  dem- 
selben  augenblick   Herder  {kriti»ch*  itMätr  4,  4)  4,  as. 


GBWOHNHKITBBIDOBiinn.  m^wfLtimt 
ieh  aber  imaMT  In  fs« 
•o  fsb«  ish  ra  Biinisr, 
loebtsr  4ss  grafea  Mtaslsr.  kmn  m 
ieh  ein  mal  recht  laafs  foHasto—,  Ml  »MM«  Mr  fH» 
ein  mal  etwas  anfewMHMI.  m»  fMNlnlMlIibailnMai 
marhen  W.  v.  Ri  Nikaoomv  (ßm  Mtkd  mf)«, 
denkm.    las.  81. 

(iKWOHXHUlMlTBOO.  «a..  sff. 
wer  wegen  nliiwlnilsa  batiMa«  sM 
tnrhstiHsr isigl  ili ^/hwiiiliial/.<.Hiiff nifil BMiinOgii» 
1.  OL  mrHkti  m;  «•  WMfsrsi  4as  hnNlnsllsaiiliMiii 
jmhrbaeher  /.  faasApal. «.  mdkitpßrgt  im  Buptrm  t  («Hp  m  i 
doMu   rffl.  dls  Mncflts  4ec<nn  ober  4sn 
betrag    hst    eine    regel   al«   anomstAMltrhsn 
angenommen,  kann  «Ich  aber  In  den  daran* 
den  folgsmnfsn  nicht  elalgsn  Brcnotain  Mi 

OEWOHRHEITSDICimR.  «a^  tyl./  bs< 
gswohnhelts«tirhter.  der  nur  To«  4ar 
was   ihn    gerade    beM-bäftlgt  odsr  «I 
gsbraeht  and  ObUch  l«t  Fn.  SeiiUMWt.  {fmk  «l«r  «» 

OEWOHmODTSDilB.  m»  «im  ätr^Umt 
dem  tnt*fntktm4tn  $mtmmmimmlmm0m  (ß. 
sSnds):  tfl.f  dass  dt«  gansahswIsäglaH  all 
sei.  die  man  nnr  einmal  «ich  dsnksa 
wenn  das  geeetz  denjenigen  fOr  diM 
erklärt,  der  wenigsten«  dre«msl  geetohün  hat.  ss  anf 
mathematischer  gewiashelt  berahe.  ilaae  Cajns. 
dreimal  gestohlen  hat.  dreimal  ein  dieb. 
mal  ein  gewohnheiladirb  aei  jahriüeh^  f. 
umd  rtehtMjnflegt  in  Bm^rm  I  iini»  •  it«  w« 
kranke  stehlen  um  lu  stehlen  und  (telleii 
digter  atehlbegterde  das  entwendete  lurOrk.  was  4«l  pS* 
wotakiMadlabaB  «kw  nicht  nachgerithmt  wM  Wasb* 
nnno  Marr.  fsrMMaariltraf  !•  (tsss  isi  als  fsnmlMlMlIn' 
dieb  im  sinne  des  %  iT  des  flsterr.  strafgesalihMlMa  lil 
derjenige  zu  betrachten,  der  dareh  oft 
stehlen  «iacn  soleban  foctdaaemden  an 
hang  mI|I,  4a«  «r  ^MatAble  bei  jeder 
verQbt  Docnow  «.  «;  dsa  hsfrtff  ds« 
ijur  tpmsmttiM.  raiiiiiitfnifnar^ni,  /kaMsaw)  a.  tl:  sfL 
•HcA  V.  LiLiKKTHAL  a.  W;  T.  ZALLiaaan  am 
geftm  iia  ImmdaMMUkm  ItmU  ».  tan. 

OEWOHWHEITSDUBWAMU  ai..  fwl 
hat  das  Hstcrr  slrafgeatldiMli  aakati  a 
heitsdiebstahl  and  z 
nano 

rütiuiekt  «s/  dm  faisaMWiMliaisiBM  (IM. 
I« :  tft.  mttek  V.  LlUaMTMAI.  «.  «•■ 

QEWOH.NHKITSnSIII.  •..  «fl..-  «•  aa 
tmrhsess  and  trag  stNcb«  gemein»  gvwatalMlInHM 
auf,  als:  MMkaspsItsten.  anrrrhtabfaten  .  . .  Ok  Bum* 
TANO  (if»e  fahiiO  4t  SM. 

eEWOIINHKITSnVaML  /.  r^  rtellHcht  wtr  aUa 
Uallaa  die  band«,  4te  Om  bUI  Flamin  vera^hlaiif*«.  Mr 
dtMM  waaJfs  Ibsm  oder  aaempfindllrhe  gevohnhe4l»> 
flaahasai:  «a  ttad  abar  valche  nerven  and  («lete  maihala 
daa  Matfwark  Ihrer  saria«  Jba»  Paci.  Hispsias  «.  Ii^ 
Mm  IM. 

QRWOHXHKITSFORMCL.  /..  eyf. 
das  glelehgfiltlge  wiederhohlen  einer  i 
fonaiel   darunter  \mmier  dm»  flantm^ 
Fn.  ScHi.itnri.  ijMaa.  dm  Mass  i^  ir. 

GKWOHXlirJlSFHimiHMIUMAFT.  A  «fl.:  «a  fdafta» 
niseh«  lieb«  ist  sicher  |ar  «la  MitaMr mfri «MilanMr 
besetzt  eine  schlechtct«  o4w  ttflSsanilAa  fawalMlMll' 
freundsrhafl  oder  hattchMI  Ihr*  iclilaa  «MI«  Jbak 
Paul  •««»***<  •  d,  ttt^fit»  ptfimm  %  tM. 

QKWOHHHUiaiRIVLBR .     a» 


m 


GEWOHAHKriMSlifCHL.   m. 
einer    neuen    naiur-enideckang 
selten    mitten    darrhschncidaaid 
und  heiligen  sewohnheü 
erbte  haosgrfühl  von  dm 
treffen   beide,   das  aH* 
und  die  neae 


418* 


6587 


GEWOHNHEITSGLAUBE 


GEWOHNHEITSRECHT 


6588 


der  freundlich  zusammen  Fr.  Schlegel  (philos.  des 
lebens  4)  12,  95. 

GEWOHNHEITSGLAUBE,  m.,  vgl.:  der  todte  gewohn- 
heitsglauben  der  ganz  gedankenlosen  Fr.  Schlegel 
(gesch.  d.  alten  u.  neuen  lit.  14)  2,  157. 

GEWOHNHEITSGESETZ,  vgl.  gewohnheitsrecht. 

GEWOHNHEITSLEBEN,  n..  vgl.:  da  aber  der  mensch 
ein  thier  der  geselligkeit  ist  .  .  .  weil  er  eines  andern 
nicht  zum  schütz,  zur  hülfe,  zur  zeugung,  zum  gewohn- 
heitsieben (wie  einige  thierarten)  sondern  deshalb  be- 
darf, weil  er  sich  zum  bewusztsein  des  Ichs  erhebt 
W.  V.  Humboldt  ietr.  ü.  d.  toeltgesch.  {disch.  litt,  denkm. 
58)  61;  und  das  lumpenleben  .  .  .  war  eigentlich  zum 
gewohnheitsieben  des  dorfs  geworden  Pestalozzi  {Lien- 
hard  4,  90)  4^  388;  die  rüstzeit  von  1813  rüttelte  sehr  am 
althergebrachten  gewohnheitsieben   F.  L.  Jahn  2,  II,  901. 

GEWOHNHEITSLIEBE,  /.,  vgl. :  überdem  erzeugt  die 
unglückliche  zerteilung  durch  den  blinden  zufall  (welche 
träge  gewohnheitsliebe  fortdauern  lasset  und  miszver- 
standene  rechtlichkeit  beibehält)  unter  den  unrichtig 
gesonderten  teilen  eine  allem  wahren  gemeingeist  wider- 
streitende engherzigkeit  Jahn  1,  270;  durch  religiöse 
pflichten  die  gewohnheitsliebe  ...  zu  spornen  Schlosser 
weltgesch.  3,  143. 

GEWOHNHEITSLIEBHABEREI,  /.,  vgl.:  dagegen  ist 
das  erstere  durch  den  drang  der  umstände,  gelegentliche 
hinzufügung,  allmählich  einherrschendes  herkommen  so 
geworden  und  aus  leidiger  gewohnheitsliebhaberei,  aus 
bequemlichkeitssucht  so  verblieben  F.  L.  Jahn  1,  213. 

GEWOHNHEITSMÄSSIG  s.  gewohnheitlich. 

GEWOHNHEITSMENSCH,  m. 

1)  der  müsziggänger,  wenn  er  munterkeit  und  einigen 
ideenvorrat  besitzt,  kann  ungleich  unterhaltender  sein,  als 
dieser  kalte  alltags-  und  gewohnheitsmensch  J.  G.  Forster 
ansichten  v.  Niederrh.  1,  255;  seit  fast  zwanzig  jähren 
hatte  er  hier  gehaust,  und  war,  in  allen  dingen  gewohn- 
heitsmensch, nicht  zu  bewegen,  Melanies  bitten  um  eine 
moderne  wohnung  nachzugeben  Gutzkow  ritter  vom 
geist  2,  24;  dasz  die  menschen  in  die  zwei  arten  der  ge- 
wohnheitsmenschen  oder  männer  und  angewohnheitsmen- 
schen  oder  trauen  zerfallen  J.  E.  Erdmann  über  gewohn- 
heilen  oder  angeioohnheiten  «.12;  vgl.  gewohnheitswesen; 
vgl.  gewohnheitsdichter,  -redner,  -betrüger,  -dieb,  -ruhe- 
störer,  -sünder,  -Verbrecher  u.  a. 

2)  in  prädicativer  beziehung  auf  den  menschen  ist  hier 
die  bildung   gewohnheitsthier  verbreiteter   {vgl.  sp.  6581): 

a)  der  mensch  ist,  wie  irgend  ein  alter  sagt,  ein  gewohn- 
heits -thier  europäisclie  annalen  1796  1,  27,  s.  ztsch.  dtsch. 
U'Ortf.  10,  236;  wer  immer  die  menschennatur  nur  als  eine 
thierische  natur  und  unser  geschlecht  nur  als  ein  thie- 
risches  geschlecht  ansieht,  hat  ganz  recht,  wenn  er  sagt,  der 
mensch  ist  ein  gewohnheitsthier  und  von  einem  solchen 
thier  darf  man  in  rücksicht  auf  seine  eingewurzelten 
gewohnheiten  sich  auch  dahin  äussern  .  .  .  Pestalozzi 
{Lienhard  i,  90)  4^,  389;  der  mensch  ist  übrigens  unter 
der  heissen  wie  unter  der  kalten  zone  ein  gewohn- 
heitsthier ZscHOKKE  {pflanzer  in  Kuba)  7, 243;  der  mensch 
ist  ein  gewohnheitstier  S.  Hetzel  toie  der  Dtsche.  spricht 
(1816)  s.  114;  im  anfange  will  dieser  stofF  nicht  munden, 
doch  der  mensch  ist  ein  gewohnheitsthier  und  gewohn- 
heit  die  andere  natur!  bald,  oft  nur  zu  bald,  gewöhnen 
sich  fremde  an  den  WöUnitzer  nektar  und  gewinnen 
ihn  lieb  Felix  Schnabels  universitätsjahre  (12)  (1835)  99; 
so  sehr  ist  der  mensch  gewohnheits-thier!  wenn  ich 
hier  auf  der  strasze  deutsch  sprechen  höre,  so  wun- 
dert's mich  nicht .  ,  .  Hebbel  {tageb.  30. 1.  1844)  2,  2,  374 
Werner. 

b)  der  leser  ist  ein  gewohnheitsthier  E.  v.  Hartmann 
9,  33;  Joost  ist  ein  gewohnheitstier  und  geht  immer  die 
grosse  strasze  Th.  Fontane  {ellernklipp  10)  i,  2  *.  522;  wir 
sind  gewohnheitsthiere  trotz  unseres  triebes,  das  fremde 
uns  anzueignen  W.  Alexis  haus  Düsterweg  i,  327. 

GEWOHNHEITSPOSSE,  /. 
Psyche.  0  wie  beschwert  mich  schon  mein  kleid! 
Satyros.  was  not  I  gewohnheitsposse  nur, 

fernt  euch  von  Wahrheit  und  natur, 
drin  doch  alleine  Seligkeit 
besteht  und  lebens-liebens-freud'. 

GÖTUE  (Satyros)  13,  90. 


GEWOHNHEITSRECHT,  n.,  jüngere  Zusammensetzung, 
die  für  die  beiden  richtungen,  in  denen  der  rechtsbegriff 
der  gewohnheit  erfaszt  wird  {vgl.  sp.  6548),  zur  Verwendung 
kommt. 

l)  schon  die  lateinische  spräche  deckt  ähnliche  bedürf-: 
nisse  mit  Verbindungen  von  consuetudo:  consuetudinis 
autem  jus  esse  putatur  id,  quod  voluntate  omnium  sine 
lege  vetustas  comprobarit  Cicero  de  invent,  2,  22  {vgl. 
G.  F.  PucHTA  das  gewohnheitsrecht  i,  50) ;  vgl.  Christianus 
Thomasius  de  jure  consuetudinis  et  observantiae  Halae 
1690.  vor  allem  geläufig  ist  die  Verbindung  jus  consuetudi- 
narium.  deutsche  entsprechungen  ivurden  tvenig  begünstigt, 
da  die  lateinische  spraclie  auch  im  18.  jahrh.  innerhalb 
der  rechtswissenschaft  noch  vorherrscht,  vgl.:  dasz  ich  in 
teutscher  spräche  geschrieben  .  .  .  haben  sich  verschie- 
dene darüber  aufgehalten,  und  lassen  sich  treumen,  auf 
solche  art  würden  die  bürger  und  bauren  anfangen  zu 
advociren  J.  H.  Hermann  teutsches  systema  jur.  civ.  (1735) 
vorrede  z.  1.  atifl.  gegen:  mein  vorhaben  war,  diese  aus- 
gäbe, so  wie  die  erste,  in  lateinischer  spräche  abzu- 
fassen; aber  die  leidige  lateinscheue,  womit  die  meisten 
der  jungen  rechtsgelehrten  heuer  geplagt  sein  sollen, 
entschied  mich  für  die  teutsche  spräche  J.  N.  C.  Guil- 
LEAUME  abhandlung  der  rechtslehre  von  der  geioohnheit 
2.  aufl.  (1801)  vorrede. 

entgegen  den  attributiven  Verbindungen  {vgl.  auch  gewon- 
liches  recht  *.  taiter  gewöhnlich)  und  den  Zusammenstel- 
lungen der  substantiva  {s.  o.)  hat  sich  das  compositum  end- 
gültig durchgesetzt,  die  erste  anwendung  scheint  auf  Pvtter 
zurückzuführen  und  zwar  zunächst  im  plural,  m,it  dem 
es  auf  die  einzelerscheinungen  weist:  billig  wird  daher 
als  ein  grundsatz  .  .  .  festgesetzt:  dasz,  so  lange  etwas 
.  .  .  aus  gesetzen  oder  damit  gleichgültigen  gewohnheits- 
oder  observanzrechten  erörtert  werden  kann,  solche  nie- 
mahls  hindangesetzt  werden  sollen  Jon.  Steph.  Pötter 
entwurf  einer  jur.  encyclopädie  (1757)  s.  38 ;  dazu  vgl. : 
denen  geschriebenen  gesetzen  sind  entgegengesetzt,  die 
ungeschriebenen  gesetze,  welche  auch  ungeschriebenen 
rechte,  gcwohnheitsrechte,  gewohnheiten  schlechtweg  ge- 
nennet werden  J.  B.  C.  Eighmann  erklärungen  d.  bürgert, 
rechts  1,  (1779)  367;  desgl.  370;  alte  gcwohnheitsrechte  sind 
als  ein  stillschweigender  vertrag  der  nation  unter  sich 
anzusehen  (H.  Fenderlin)  versuch  eines  auszugs  a.  röm. 
gesetz.  (1783)  1,  18;  bei  der  entwerfung  der  provinzial- 
gesetzbücher  ist  zwar  auch  auf  die  gcwohnheitsrechte 
und  Observanzen,  welche  in  dieser  oder  jener  provinz 
oder  an  einzelnen  orten  bisher  statt  gefunden  haben, 
die  erforderliche  rücksicht  zu  nehmen;  dergestalt,  dasz 
dieselben  ebenfalls  gesammelt;  in  wie  fern  ihnen  nach 
allgemeinen  rechtlichen  grundsätzen  die  eigenschaft  einer 
rechtsgültigen  observantz  wirklich  zukomme,  sorgfältig 
erwogen  .  .  .  und  diejenigen,  deren  beibehaltung  not- 
wendig gefunden  wird,  in  das  provinzialgesetzbuch  ge- 
hörigen orts  eingerückt  werden  publikationspatent  von 
1794  zum  allgem.  preusz.  lundrecht;  Verbindungen,  .  .  . 
die  ohne  .  .  .  überwiegende  geisteskultur,  ohne  einfluss 
auf  religiöse  oder  politische  meinungen,  ihre  verjährten 
Statuten,  mit  eigenmächtigen  Satzungen  und  gewohn- 
heitsrechten  zweifelhaften  Ursprungs  vermischt  .  .  .  gegen 
die  öffentliche  meinung  mit  starrem  trotz  und  nicht 
selten  .  .  .  mit  offnem  aufrühre  behaupten  (Hofmann) 
das  interesse  des  menschen  und  bürgers  bei  deii  bestehen- 
den Zunftverfassungen  (1803)  s.  1 ;  eine  Übersicht  der  rechts- 
wissenschaft und  ihres  ganzen  fachwerks  hatte  ich  mir 
so  ziemlich  verschafft,  einzelne  rechtliche  gegenstände 
interessierten  mich  hinlänglich  ...  es  zeigten  sich  grosse 
bewegungen  in  der  Jurisprudenz;  es  sollte  mehr  nach 
billigkeit  geurtheilt  werden;  alle  gewohnheitsrechte  sah 
man  täglich  gefährdet  Göthe  {dicht,  u.  wahrh.  il.  buch) 
26,  40. 

atich  die  ersten  belege  für  den  singular  zielen  noch 
auf  die  einzelerscheinung :  und  in  den  meisten  fällen 
gehört  noch  weit  mehr  historische  Wissenschaft  dazu, 
wenn  man  selbst  dem  Ursprünge  und  fortgange,  und 
der  wahren  ersten  quelle  eines  gewohnheitsrechts  nach- 
spühren  will,  wie  es  fast  unumgänglich  nöthig  ist, 
wenn  man  mit  der  gehörigen  gründlichkeit  und  bestim- 
mung  von    gewohnheitsrechten    gebrauch    machen   will 


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6591 


GEWOHNHEITSRECHTLICH 


GEWOHNHEITSTHIER 


6592 


inhalt  bilden  aber  sehr  ins  einzelne  gehende  bestim- 
mungen  über  bussen  für  untaten  und  die  Schilderung 
des  Verfahrens  vor  gericht .  .  .  endlich  kommen  auch  noch 
familien-  und  vermögensrechtliche  bestimmungen  vor, 
deren  ärmlichkeit  und  lückenhaftigkeit  von  der  reichen 
ausbildung  des  strafrechts  und  des  streitverfahrens  merk- 
würdig absticht  Ehrlich  s.  26;  den  Römern  war  ihr 
gewohnheitsrecht  gleichbedeutend  mit  der  römischen 
rechtswissenschaft  s.  31. 

2)  beziehung  auf  einzelne  erscheinungsformen. 

a)  gebrauch  des  Singulars:  ein  richter,  der  auf  ein 
locales  gewohnheitsrecht  sprechen  will  L.  Fenderlin 
a.  a.  0.  8.  19;  die  neueren  Juristen  stellen  nämlich  die 
höchst  singulare  behauptung  auf,  das  gewohnheits- 
recht müsse  von  den  parteien,  welche  sich  darauf 
berufen,  bewiesen  werden,  und  diese  meinung  ist  so 
allgemein,  dass  sich  kaum  ein  pandektenhandbuch 
finden  wird,  wo  nicht  'der  beweis  des  gewohnheits- 
rechts'  eine  eigene  rubrik  bildete  Puchta  das  gewohn- 
heitsrecht (1,  9)  107;  aber  wenn  der  richter  wirklich 
richter  sein,  wenn  er  recht  sprechen  soll,  so  musz  er 
hier  dessenungeachtet  eben  so  selbstthätig  und  ex  officio 
die  kenntniss  von  dem  in  frage  stehenden  gewohnheits- 
rechte  sich  zu  verschaffen  suchen,  als  wenn  er  auf  ein 
gesetz  aufmerksam  gemacht  wird,  welches  ausser  acht 
zu  lassen  er  in  gefahr  war  l,  107;  die  erblichkeit  der 
lehen  war  seit  dem  li.  Jahrhundert  zu  einem  allgemein 
anerkannten  gewohnheitsrecht  geworden  R.  Schroeder 
dfsch.  rechtsgesch.^  421 ;  bis  unter  Rudolf  I.  das  ausschliess- 
liche zustimmungsrecht  der  sämtlichen  kurfürsten,  und 
zwar  als  altes  gewohnheitsrecht,  reichsgesetzlich  aner- 
kannt wurde  s.  524.  dazu  vgl.  die  übertragene  Verwendung: 
wie  überall,  wo  sich  Deutsche  im  mittelalter  zusammen- 
fanden, so  bildete  sich  auch  unter  diesen  schülern  ein 
gewohnheitsrecht  aus,  ein  pennalismus,  der  eine  menge 
von  brauchen  und  unsittlichen  gesetzen  hatte,  dem  aber 
jeder  einzelne  verfiel  G.  Freytag  (bilder  a.  d.  dtsch.  Ver- 
gangenheit 211)  19,  12;  Speisekarte  existiert  nicht,  oder 
vielmehr  sie  ist  gewohnheitsrecht  hier,  du  kannst  wäh- 
len: beefsteak,  filet  oder  Chateaubriand;  anderes  giebt's 
nicht  G.  Reiche  das  grüne  huhn  (4,  8)  .870. 

b)  der  pluralgebrauch,  vgl.  oben  zu  Göthe  u.  a.,  vgl.: 
gewohnheitsrechte  und  Observanzen,  welche  in  den  Pro- 
vinzen und  einzelnen  gemeinheiten  gesetzliche  kraft 
haben  sollen,  müssen  den  provinzial- landrechten  ein- 
verleibt sein,  in  so  fern  aber  durch  Observanzen  etwas 
bestimmt  wird,  was  die  gesetze  unentschieden  gelassen 
haben,  hat  es,  bis  zum  erfolge  einer  gesetzlichen  be- 
stimmung  dabei  sein  bewenden  allgem.  preusz.  landrecht 
einleitung  %3li;  erst  im  anfange  des  fünften  Jahrhunderts 
fiengen  mehrere  Völkerschaften  an,  ihre  gewohnheitsrechte 
schriftlich  aufzeichnen  zu  lassen  Thibwt  jur.  encyclopä- 
die  150 ;  irrthum  über  gewohnheitsrechte  und  Observanzen, 
desgleichen  über  fremde  gesetze  ist  dagegen  nicht  noth- 
wendig  unentschuldbar  H.  Dernburg  lehrbuch  d.  preusz. 
privatrechts  (§  20)  l^  39;  um  eine  reihe  von  stadtgesetzen 
aufzustellen,  welche  sie  unabhängig  von  der  einwilligung 
des  erzbischofs  als  gewohnheitsrechte  in  Cöln  eingeführt 
sehen  wollte  Th.  Mundt  gesch.  d.  dtschen.  stände  (1854)  315 
{nach  einer  urk.  v.  1258 :  et  statutum  tale  volunt  pro  speziali 
consuetudine  servari  et  jure);  auszer  den  gerechtsamen 
.  .  .  bestanden  noch  viele  alte  gewohnheitsrechte  Allmers 
marschenbuch  191;  das  in  einem  andern  Staate  geltende 
recht,  die  gewohnheitsrechte  und  Statuten  bedürfen  des 
beweises  nur  insofern,  als  sie  dem  gerichte  unbekannt 
sind  dtsch.  civilproceszordnung  §  265  (II.  R.  l.  A.). 

8)  zum  plural  vgl.  auch  das  bedeutungsverwandte:  ge- 
wohnheitsgesetz :  doch  behielten  die  ungeschriebenen  ge- 
wohnheitsgesetzc  auch  später  noch  lange  zeit  den  Vor- 
rang vor  den  geschriebenen  Schlosser  u-elf gesch.  5,  334 

GEWOHNHEITSRECHTLICH,  adjectiv,  ableitung  zum 
vorhergehenden,  die  bestimmten  stilistischen  bedürfnissen 
der  rechtsxoissenschaftlichen  spräche  dient  und  in  attri- 
butiven und  adverbialen  Verwendungen  beobachtet  ist: 

1)  aus  einem  gewohnheitsrechtlichen  niederschlag  der 
eheverträge  hatte  sich  eine  frauliche  gerechtigkeit  (iustitia) 
gebildet,  kraft  deren  die  überlebende  frau  ...  als  gesetz- 
hche    miteigentümerin    an  dem   vermögen   des   mannes 


galt  R.  Schroeder  dtsch.  rechtsgesch.'^  S2i;  das  berg  und 
salzregal  .  .  .  wurde  noch  im  lauf  des  mittelalters  in  folge 
gewohnheitsrechtlicher  entwicklung  gemeingut  sämtlicher 
reichsfürsten  609;  mit  grosser  Pünktlichkeit  stellen  sich 
solche  erfordernisse  des  gewohnheitsrechtes  ein,  sobald 
es  sich  nicht  um  gewohnheitsrechtliche  rechtsbildung 
sondern  um  gewohnheitsrechtliches  particularrecht  oder 
um  lokale  gewohnheiten  und  gebrauche  handelt  Ehrlich 
tat^dchen  des  gewohnheitsrechts  s.  34. 

2)  übten  die  .  .  .  Vertreter  des  adels  und  der  städte  ge- 
wohnheitsrechtlich auf  gewisse  zweige  des  Staatslebens 
bestimmenden  einfluss  Prvtz  preu,9zische  gesch.  l,  84;  rein 
gewohnheitsrechtlich,  ohne  besonderen  erhebungsakt,  er- 
folgte im  14.  Jahrhundert  die  aufnähme  der  markgrafen 
von  Raden  ...  in  den  reichsfürstenstand  R.  Schroeder 
dtsch.  rechtsgesch.^  506;  ähnlich  324;  wxnn  wir  ausschliess- 
lich das  gewohnheitsrechtlich  entstandene  eigentum  an 
grund  und  boden  betrachten  Ehrlich  s.  14;  die  consue- 
tudo  der  Justinianischen  rechtsbücher  ist  .  .  .  zumeist  ge- 
wohnheitsrechtlich in  geltung  s.  33. 

GEWOHNHEITSREDNER,  m..  vgl.:  ...  die  leute,  die 
das  lesen  und  denen  das  mit  der  autorität  der  gewohn- 
heitsredner,  deren  reden  durch  die  presse  in  besonderen 
kleinen  abdrücken  verbreitet  werden,  beigebracht  wird 
RiSMARCK  (im  reichstag  10.  2.  1885)  10,  472. 

GEWOHNHEITSRUHESTÖRER,  m..  vgl.:  in  der  Lon- 
doner  polizeistatistik  von  1851  figuriren  217  hauseinbrecher, 
38  strassenräuber  .  .  .  2768  gewohnheitsruhestörer  Ave- 
Lallemand  gaunerthum  2,  3  a7\m.  vgl.  gewohnheitsver- 
brecher. 

GEWOHNHEITSSACHE,  /..  vgl. :  doch  ist  alles  dieses 
eine  eingeführte  gewohnheitssache,  worüber  der  eine 
nichts  klagt,  und  der  andre  nicht  stutzig  wird  Sophie 
VON  La  Roche  gesch.  d.  fräul.  v.  Sternheim  (dtsch.  litt, 
denkm.  138)  57;  auch  treue  ist  ja  eine  gewohnheitssache 
P.  Heyse  (erkenne  dich  selbst)  II,  4  s.  158. 

GEWOHNHEITSSÄUFER,  m.,  vgl.:  der  gewohnheits- 
säufer  z.  b.  trinkt  jedesmal  mit  bewusstem  willen;  dasz 
ihm  am  ende  der  trank  zur  gewohnheit,  zum  bedürfnis 
werde,  liegt  in  seiner  bewussten  absieht  gewiss  nicht 
v.  Lilienthal  beitr.  z.  lehre  von  den  collectivdelicten  s.  31, 

GEWOHNHEITSSCHLAMM,  m.,  vgl.: 

deinen  winter-aufenthalt 
wo  alles  schlackig,  wiedrig,  kalt, 
bedeckt  mit  dämmrung  bald,  bald  dicker  finsternisz, 
wo  alles  unstet,  ungewiss, 

wo  der  gewohnheit  schlämm  die  äugen  uns  verdeckt, 
und  der  geschöpfe  pracht  für  uns  versteckt. 
B.  H.  Brockes  (der  frosch)  ird.  vergnügen  in  gott  4,  89; 

dazu  vgl.: 

kurz  sich  zu  bemüh'n 
dem  stolz,  dem  strudel  alles  Unglücks,  sich,  durch  die  demuth, 

zu  entziehn, 
dabei  uns  vom  gewohnheitsschlamm  und  undanks-laster 

zu  entfernen. 
(nachtheil  der  eigen-liebe)  6,  546. 

GEWOHNHEITSÜNDE,  /.  die  gewohnheitssünde,  eine 
Sünde,  welche  aus  gewohnheit  begangen  wird,  oder  zur 
gewohnheit  geworden  ist  Adelung  2,  674;  desgl.  Campe 
2,369'';  die  gewohnheitssünde,  lepeched'habitiideScHWAtt 
(1783)  749. 

'o  ihr  Sünder,  unbussfertig, 
wandelnd  auf  des  irrsals  wegen  .  .  . 
meidet  die  gewohnheitssünden 
kirschen,  hanfkom,  weizenähren, 
lasst  euch  nicht  von  lust  entzünden 
zu  wachholders  schnöden  beeren!' 

Anastasius  Grün  (der  gimpel)  ged.^'  258, 

GEWOHNHEITSSÜNDER,  m.  l)  wie  gegen  gewohn- 
heitssünder  zu  verfahren  sei  G.  A.  Kleinschrod  grund- 
begr.  u.  grundwahrh.  despeinl.  rechts  1  (1794)  254;  desgl.  255; 
gewohnheitssünder  heiszt  derjenige,  welcher  zu  einer 
bestimmten  sünde  (art  oder  gattung)  durch  wiederholte 
begehung  in  hohem  grade  disponirt  ist  und  deszwegen 
leicht  und  oft  in  selbe  zurückfällt  Wetzer  u.  Welte 
5,  577;  vgl.  gewöhnliche  sünder. 

2)  dazu  vergl.:  gewohnheitsfrevler  ist  nach  diesem  ge- 
setze derjenige,  welcher,  bereits  dreimal  zur  arreststrafe 
verurtheilt,  eines  neuen  freveis  sich  schuldig  macht 
DOCHOW  *.  50. 

GEWOHNHEITSTHIER  s.  gewohnheitsniensch. 


6593        GRWOHNUeiTSVERBRECHRN 


GBWOllNUEITSZWAKO-GEWÖUMIQUCU  6604 


GKWOHNHKITSVERBRKCHEII.  n.  «ff.  «•wohnhait» 
sUnde,  vgl.  wer  auf  gewobnhelt  Terbreobsn  b«febt.  der 
handelt  gleloliiiAm  «u«  inatinot,  uod  »eine  befierde  lu 
befriedigen,  iat  ihm  siir  Md«ni  nattir  gawordMi  P.  J.  A. 
Krukhbacii  nvUion  der  fnmdtMm  dtt  pmUimm  pti»' 
liehen  reehU  t  (IMO)  «i&;  dM  fawohnhaitMnlMii»  T«r 
brechen,  eine  bedeutend  |art«itwU  nuMbI  4m  bflMS 
und  eine  gleiobm&Hiiige  acbald  iit  dl«  ToraoMetiunf, 
wenn  i\%»  bflse  zur  gewohnheil  geworden  !•(.  i»(  m 
nhcr  nicht  daa  Kewohiih«it»niäMige  bOa«,  d«a  Uuter  an 
Hielt,  Hondcrit  nur  die  Tcrbrt<cheri«ehe  gewobnbeit,  welobe 
eine  atrnrriM  tillicho  b«<leutung  bat  .  .  .  HAuuiHMKli  Am 
jtrettMS.  utra/rrcht  s,  417  (IHM):  iob  vertrete  die  ansieht,  dan 
(ItiR  gcwuhnhcitsverbreoben  eine  eigenartige  claw  der 
vorbreohon  bilde  .  .  .  mithin  ein»  bMondar»  beluUMlIang 
in  der  Htrafanatalt  und  bei  der  «ntlasMUlf  4m  fvwohn- 
heitsTerbroohers  erfordere  Waiiubkro  inUekr.  /.  ^ftmtt. 
u.  irrivatreekt  6,  4M  (IST»):  die  fundamentalen  untertoblede 
des  Tcrhreohcrthams  in  gowobnheita  und  gelegenbeita- 
vorbrochon  47t;  A.  Bozi  b«k&mpfung  des  gewobnbeita- 
vorbrechenH  Herlin  IMft.    vgl.  auek  v.  LiLIKNTUAL  U. 

ÜEWOHNilKITSVERBRKCHER.  m..  vgl.  gewohnMU- 
aUnder-  frevler ;  vgl.  daas  der  Terbreober  aus  gawohiÜMlt 
ausser  atande  zu  schaden  müsse  gesetzt  werden  G.  A. 
Ki.ElN8CHH0i>  grundbegr.  d.  peitU.  rtekt»  t  (ITM);  es  ist 
ein  ernatea  ding  um  die  «timme  des  gewissens  and  selbst 
der  gewohnheitaverbrecher  muas  sie  dann  und  wann  Ter- 
nehmen  H.  v.  Valkntini  dtu  rtrbnehertkuM  im  prtust. 
alaat  (iMW)  «.  14&:  desgl.  tS7  i«.  a.;  die  ersoheinungen  des 
regelmftsaigcn  unverbosHerlichen  gewohnheitaTerbreeher* 
Wahusrho  a.  a.  o.  a.  44iH:  nicht  aelten  nennt 
verbrecherklaase  {die  foi-twäkrand  im  kawtgf/' 
einriektungen  atehen  und  mrirttk»H  btn^amäuig  ver- 
üben) gewohnheitaverbrecber  and  stellt  ihnen  die  ge- 
legenbeitsTerbrecher  gegenüber  DocHow  a.  t;   vgl.  auek 

V.    LiLIRNTIIAI.    aS.       vgl.    R.    SCMROEUKR    dUck.    fvAU- 

geaek.*  796;  'ach&dliche  leute'  nannte  man  eigentlich 
und  insbesondere  diejenigen,  welche  nicht  blos  durch 
eine  bestimmte  that  schädlich  geworden,  sondern  ge- 
fährlich, schadcnbringepd  waren  ihrer  art  nach,  durch 
einen  Terhrcchcrisohen  lehenawandel,  durch  geti&afte, 
fortlaufende  bc^ichung  von  Ubelthaten:  die  gewerbs- 
mässigen, berufsmässigen,  die  gowobnbeitsTerbreeher 
0.  V.  Zallinorr  'dos  vtr/akrt»  fifs»  äit  tanättkäd- 
lieken  leute'  (iHMT  a.  I;  der  besondere  kämpf  der  Sffenl- 
Hohen  gewalt  gegen  das  gewohnbeitsverbrecbertbum 
begann  schon  in  der  fränkischen  seit  mit  jenen  könig- 
lichen Verordnungen,  durch  welche  eigene  massregeln  zur 
Verfolgung  .  .  .  der  rauher  und  diebe  getroffen  werden 
a.  15.  vgl.  tM;  hervorgegangen  scheint  mir  dasselbe  aus 
dem  bestreben,  dem  seit  dem  is.  jahrh.  besonders  in 
den  Städten  immer  mehr  sich  beraasl>ildenden  gewöhn- 
heitsverbrecherthum  schärfer  entgefen  zu  treten  R.  lA- 
NINO   der  reinigungaeid   bei   ungeriekiaklagem  (IMO)  «.  70. 

GEW0HNHEIT8 WEISE,  /.  daraus  erklärt  aldl  UMh 
die  thatsache,  warum  ein  mann,  der  den  tod  ■■!■>> 
gattin  aufrichtig  mit  tiefsten  sehmerze  betrauert,  der 
meint,  er  könne  nun  gar  nicht  mehr  leben,  doch  Mhr 
bald  darauf  wieder  eine  neue  Verbindung  scblieazt.  weil 
er  seine  eigene  bisherige  gewobnbeitsweiae  nicht  aufgeben 
kann,  und  eine  neue  ehe  das  leichteste  mittel  ist,  das 
alte  wenigstens  annähernd  wieder  herzustellen  A.  Stiptick 
(der  icaldgdnfffr  3:  am  tmldkaHge"^  era.  >,  tOd  Äprtnt. 

GEWOHMIKITSWKSKX,  n.  der  selbstdenker  sinkt 
zum  niitmcincr;  der  biedere  wird  ein  gewobnheitawescn 
F.  L.  Jahn  ü,  II.  &«x).    vgl.  oben  gewohnheitsmensch. 

GEWOHNHEITSWORT.  «..  vgl.:  nun  aber  die  art  von 
heteuerungsflUchen  niAcht  ich  vom  theater  ganz  ver> 
bannen,  im  gemeinen  leben  sind  sie  schon  lästig  and 
zeugen  von  einer  leeren  seele.  wie  alle  gewohnheite- 
Worte  GöTHK  br.  i.  67.      • 

GEWOHNHEITSWUCHER,  m  .  i^  oben  gewohnheHe- 
mässig.  vgl.:  ...  bei  dem  handelsmann  Naphlali  Weil 
von  Lambsheim.  der  ebenfalls  beschuldigt  ist.  gewöhn- 
heitswuchor  getrieben  zu  haben,  wurde  baossuchanf 
gethan  Leipi.  stg.  x  aug.  I8&S. 

GEWOHNHEITS  ZETTEL,  m.,  gewohnheits  zeCtel  e. 
bandwerks    gewohnheit    Chombi.  4,  lOM:     gewohnheite- 


4le  kMi4weMkM  leldMi 
nicht  lierHa 

dann  eto  9tMm  4nrftbM  ertMlal.  Wi4 
der  die  sollemniUt  vecrMMel.  4afMf 

er  stell  auf  sei»M 
mtauk  kawM: 

Zbmjhi  m  MM:  t»- 
bandwertsgewelwiluH , 
au»gp|prnlrr  aicli  mH  4i 
sehnft  nbfefkwlM  habe  iMMtumun  ä.  tu».    9§L  mmk 
HunmAmm  Jm,  Um. 

OBWOHMlUCmZWAira. «..  41« 
I««fea4.   Mb  kk  aieM  bi  »bfi; 
beilMwaag  sa  mlMiweliMi  eile  Haimo6iup»mi 
naMier  tatgmk^ßitti  t,  t;   lietitt  iiek  Wl  4i9  YMBteOMM 


geftthl  TOB  nbiolBt  ootwea^fw 

den 

leiebt  aas  aseoeiativem  gewohnheiteiwaac.   1* 

dasein,  sa  erklären  R.  RicMTin  akepheiMmms  imdtrfki' 

Itavpkia  I,  t7l. 

GSWAHNKi  a.  dma  /sffwds 

OSWOH.NIGLiai  (ßiiättiv  tm^  adser*.  ihIii^ibi  m 
gewOhniieb  a.  d. 

1)  fUr  die  arUärmm§  «#fi4s  4m  adaAeiM  miakaAffumgß- 
punkt  diu  »4i$Hi9  mmd  mhmt  favehnlf  biatm.  dma 
UnorrKhuli.  im  ttdHttkm  $fmtkadk»ti  a.  Mi  mmßAH. 
doek  aUki  diam  /bra»  ammäikat  maek  am  iaalii't  4a.  itai 
ron  ikr  aima  in  laadei'lia  M  Met'l  ««rivesM*  /tarm  •«»■ 
fanan  SM  laaesn«  ms  aMneaisi  aai^asaaa  Mi^peR  \favvB^ 
uch)  life  M  iM>a.  mmr  —  utntkidmng  Mr  wHItaiammmMa 
daa  nmmla  tu  denkam,  imkMBm  i 
ikman  geken  altert  vtamn»,  mit  fftOt 
mndararaetta  tat 
nttnf  bei  dam  badmiimmftmnammdlam  gemeiniglich 


er;/^  mUifta  mmd  dem  mttek  ein  mmmm^fiUU^/tm  «uMMilJr 
(feMetaielMH)  tmr  aeile  atekt  vgl.  akam  ipi  mm.  M  M  iBM 
tt^fiaU.  daaa  gewOhniglich  kdt^/lfar  in  dMhMMam  ssi  !•• 
obaekten  tat,  dia  mttrk  für  gemeiniglich  kaUfa  atattam,  vgL 
gemeineUdi  Kmbbrl  tkromJt  r.  Juna/hssas  «.  lt.  Ml  Jmi> 
nsr;  4m  §laieka  Laaants  Schwen4i  Jhrt^padteii»*  a.  M; 
4mm  fff.  MteA  dia  verbindmmgin  taaaafaM  ■■4  favtalMM 
vollmacht  Frmn^tuiar  i'^^raiaÜeil  t,  ÜB  «. «.;  «f!.« 


(mma9.  v.  MM:  i 
4m  ii#  aUmm  ttlv9 


B.  WauMB  Em^ma  <«.  IT>  ff.  M  r*». 
bei  einem  Ikait  dar  kaUfa  fiir  fewAhniglich  ^rird  am  mtk 

temeinitliffh . 


le  Malaie  4ms  miakMmma  vmm 
wm  tßimtkmlUk  immäah 


4i»mamtm 


in  der  nagirUn  form  beabmektet  iat:  ich  ai^  da  wabem  BiH 
mineme  boninge.  daf  was  da  ungvwonneclich  z'csxeMW.  ig 
bMeieliaBot  aiaa  BwUBda,  41a  was  siner  gotehrber  eknila 
ShBMlMif  ■  II  Uli  111^   ee»   Wdtermmu  k^ken   tiada  U,  M 

kilag  mma  4s«  aaifai^  4ar  awMrfkesMtMlMAM  aaif.  dem 
wiadtrtum  aim  atamtm  mmm  4mt  hgimm  dar  mamknkiambaakim 
periöda  /^l§tt 


ia  dl  pbsrtM  sr  weMsai 
HaLWM  aiBr«  v.  »L  »amia  Mi 


Pttale  bsne.  Mar  alaMi 
dMB  dhasr  hat  M  siaM 


idk  attt  m/i 
wonrifcli  geediiefit«  aase  resi^nare  iiai 
wurd  da  wol  »chein.    dan    am   mittwc 
diser   bapst    Johann«    durch    hilf    henraf 
OrtarNieh  baimlich  darroa  KiCKBKt.  rkrenät  r. 
IM  BBUmer:  so  mosten  die  weiber  inn  den  TeriaialaBfi 


6595 


GEWÖHNIGLICH 


GEWÖHNIGLICH 


6596 


auch  besonders  stehen,  wie  die  Juden  noch  gewöniglich 
thun  Luther  (Sacharja  ausgel.  cap.  12)  23.  649  (var.  ge- 
wönlich,  gewonlich);  das  kalb  gereth  gewönigklich  nach 
der  küe  J.  Mathesiüs  Sarepta  (l57l)  9". 

dasz  gewönglich  ein  jedes  weib 

wer  stoltz  und  hoffertig  von  leib 

het  ser  grossen  lust  und  begir 

zu  kleidung  und  zu  leibes  zir. 

Hans  Sachs  {vier  natur  einer  frauen) 
fab.  u.  schw.  2,  634; 

dreier  ding  halb  nun  merck  desz  bescheid, 
der  jedes  doch  gewönglich  geschieht, 
doch  besser  wer,  es  geschech  keins  niht. 

{st.  Nidas  bild)  2,  313; 

ehetiso  (der  artzet  m.  s.  stieffmutter)  20,  364  Keller-Götze; 
desgl.  368.  381;  dazu  vgl.  die  adverbialform  gwoncklichn 
{s.  darüber  bei  gewöhnlich)  Sterzinger  spiele  {Wie^ier  neudr. 
li)  149;  die  grossen  königreich  und  regiment  pflegen  ge- 
meiniglich mit  jhren  underthanen,  und  sonderlich  der 
ritterschaft  zu  kriegen  ...  an  dem  ligt  das  meist;  dasz 
die  underthanen  in  ein  kriegsordung  .  .  .  gebracht  werden 
.  .  .  dann  gewöhniglich  kommen  sie  nicht  gern  von  hausz 
ins  feld,  können  hitze,  kälte  und  mangel  übel  ertragen 
Lazarus  Schwendi  kriegsdiscurs  (1605)  *.  29;  da  es 
aber  nicht  gute  wirckung  hat,  so  sein  auch  die  stürm 
gewöniglich  vergebens  und  gehen   mit  grossem  schaden 


ab  115;  die  eheleuth  pflegen  gewöhniglich  aus  habender 
lieb  einander  schätz  zu  heissen  Abraham  a  S.  Clara 
lösch  Wien  24;  als  auf  eine  zeit  einer  dieser  gesellen  ge- 
wöhniglich zum  saltz  tragen  gebraucht  wohl  angefüllter 
Weinkeller  (1710)  46. 

8)  in  der  neueren  zeit  tritt  die  form  ganz  in  die  zwang- 
lose spräche  und  die  mundarten  zurück,  aus  der  Schrift- 
sprache ist  nur  das  folgende  beobachtet,  doch  dürften  sich 
bei  eingehender  nachforschung  tcohl  auch  sonst  noch  einzelne 
Spätlinge  belegen  lassen: 

a)  gewöniglich  wird  eine  elektrische  batterie  durch 
unmittelbares  anrüren  .  .  .  abgefeuert  Reimarus  vovi 
blitze  .561. 

b)  gewöhniglich,  eine  ärgerliche  dehnung  für  gewöhn- 
lich, die  zum  glück  im  sehreiben  so  leicht  nicht,  im 
sprechen  einiger  Märker  und  Niedersachsen  aber  desto 
häufiger  vorkommt  Heynatz  2,  58;  vgl.  jewenklij,  ge- 
wöhnlich Jecht  Mannsfelder  mda.  42";  gewöhnichlich, 
gewöhnlich  H.  Meyer  der  richtige  Berliner",  53»;  ge- 
wineklix  Follmann  dtsch.  lothring.  mda.  20B;  geweinek- 
lieh,  gewineklech  wb.  d.  luxemburger  m.  a.  144*';  145»;  ge- 
wöhnlich, gewöhniglich  Martin-Lienhart  2,  832*>.  dem 
schicäbischen  scheint  nach  Fischer  a.  a.  o.  die  nebenform 
zu  fehlen;  doch  ist  sie  dem  darsteller  dieses  aus  der  Ulmer 
Umgangssprache  nicht  fremd. 


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QriHi,  Jakob  Ludwig  Karl 
Deutsches  Wörterbuch 


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